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Zweiter Banö
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THEODOR NÖLDEKE
ZUM SIEBZIGSTEN GEBURTSTAG
(2. MÄRZ 1906)
GEWIDMET VX3N FREUNDEN UND SCHÜLERN
UND IN IHREM AUFTRAG HERAUSGEGEBEN
VON
CARL BEZOLD
MIT DEM BILDNIS TH. NÖLDEKE 'S
EINER TAFEL UND ZWÖLF ABBILDUNGEN
Zweiter Ißanö
VERLAG VON ALFRED TÖPELMANN
(VORMALS J. RICKER) * GIESZEN =!c 1906
Alle Rechte vorbehalten
Dnick von W. Drugulin in Leipzig.
Randglossen zum hebräischen Ben Sira.
Von
Louis Ginzberg.
n einigen iMonaten wird es ein Jahrzehnt sein, seitdem
S. ScHECHTER das erste Blatt vom wiedergefundenen Texte
des beinah achthundert Jahre verschollenen Originals von
Ben Sira veröffentlicht hat. Die Erwartungen und Hoff-
nungen, die sich an diese höchst interessante Entdeckung knüpften,
wurden bei weitem übertroffen, und wir besitzen jetzt von der Hand
Schechter's, Neubauer's und anderer verdienstvoller D"'0'ni •'i*''pO
den größeren Teil des hebräischen Ben Sira.
Das fünf Seiten umfassende Literaturverzeichnis in Peters' Der
jüngst wiederaitf gefundene hebräiscJie Text des Buches Ecclesiasticus
(Freiburg i. B. 1902) legt ein beredtes Zeugnis ab für das Interesse,
welches in vielen Kreisen dem neugefundenen Texte entgegen ge-
bracht wird. Zugleich aber wird man aus diesem Literaturverzeichnis
ersehen, wie schwer es ist, alles, was über diesen Gegenstand ge-
schrieben worden ist, aus Autopsie zu kennen. Ich möchte daher
meinen folgenden Notizen die Bemerkung vorausschicken, daß ich sie
kurz nach Veröffentlichung der einzelnen Fragmente geschrieben habe^
dann aber alle Notizen, welche ich in Peters' oben erwähntem Buche
fand, gestrichen habe.
III, 12. „Sei eifrig in der deinem Vater gebührenden Ehre", das
I Meine Bemerkungen zu den von Cowley-Neubauer edierten Texten gedenke
ich an einer andern Stelle zu veröffentlichen
Nöldeke-Festschrift. •ig
6lO Louis Ginzberg [2
heilk, lasse dir die Ehre deines Vaters angelegen sein; dieser Aus-
druck findet sich auch im Midrasch Mischle XVI, 34 (ed. BUBER Seite 83) :
'VZkS 1)222 pinnil „er — Joseph — war eifrig, seinem Vater die ihm
zukommende Ehre zu er\veisen'-, indem er für dessen Unterhalt ni^^ü
npl':i sorgte. — Die Übersetzung des Gr. dvnXaßoü ev yripa verdankt
ihr Dasein der Ähnlichkeit der Buchstaben "I und 1; Gr. las 1232
und erklärte es nach Hiob XV, 10 D*»'' T:2D im Sinne von „hochbetagt."
III. 13. Eine weitverbreitete Anekdote erzählt von einem Heiden
namens Dama, der so pietätsvoll war, dalJ er von seiner „schwach-
sinnigen Mutter'" ÜVT mon einen Schlag in's Gesicht sich gefallen liefj,
ohne ein beleidigendes Wort nC'Vm N^l zu äufJern (Kidduschin 31^;
ib. Jeruschalmi I, 61^; Jeruschalmi Peah I, 15=; Deuter. Rabba I, 15;
Pesikta Rab. XXIII, ed. Friedmann S. 1231^). Die Übereinstimmung
in der Form wie im Inhalt zwischen den rabbinischen Quellen und Ben
Sira legt die Vermutung nahe, daß die Anekdote von Dama als eine
Illustration zu unserem Verse galt.
III, 14. „Für" im Sinne von „loco" ist auch im Neuhebräischen
nur nnn und nicht nilön oder "llön^, die nur Preis und Wert eines
Gegenstandes bezeichnen und daher ausschließlich „für" = „pro"
bedeuten. Ferner ist zu bemerken, daß man im Hebräischen J?"lt in
Verbindung mit nb^V (Prov. XXII, 8) oder Tlpl^i (ib. XI, 18) gebraucht,
aber nicht Vt3i. Man lese daher: ]ri3n, das dem J?nin des T. ebenso nahe
kommt als J^tOin und übersetze demgemäß: „Die Wohltat, erwiesen
dem Vater, wird nicht ausgetilgt; und als ein Sühnopfer wird sie
gegeben." Eine Variante zu ]nin lautete Hini, und diese lag Gr.
vor, der aber irrtümlich Hi^i las und mit 7Tpo(7avoiKOÖOjuiri6ricr£Tai (Toi
übersetzte. — Sachliche Parallelen zu diesem Verse bieten Ben Sira
in Vers 30 dieses Kapitels, in der rabbinischen Literatur die Be-
merkung Rabban Johanan ben Zakkai's (Abot R. Nathan IV ed.
' v;n lesen ed. Constantinop. und Bahya ben Ascher in seinem JiTad Hak-Kemah
ed. princeps Const. 1515 folio 38«! (unter 1133), während ed. Neap. und Jalkiit z. St.
vnx haben
2 NöLDEKE in Zeitschrift f. alttest. Wiss. XX, 85 möchte an den beiden Stellen
IIDn in mion ändern; es ist jedoch zu bemerken, dali in der späteren Sprache mion
als ein „terminus technicus" für eine gewisse Opfergattung steht, wonach sogar ein
Tractat der Mischnah und des Talmuds benannt ist, und daher die neue Bildung lion
gebraucht wurde, um Mißverständnissen vorzubeugen, besonders in einem Falle wie
in unserem Verse, wo riKDn TrXiT\ wirklich irreführend wäre. Ähnlich in IV, 10, wo
h'SZ n~icn den Leser unwillkürlich an micn hvi. erinnert hätte, das aber mit Rücksicht
auf die Bedeutung dieser Phrase (vgl. Nedarim 20^^) der Verfasser vermeiden wollte
3] Randglossen zum hebräischen Ben Sira. 6ll
SCHECHTER 2i) und die seiner Zeitgenossen (Baba Batra lo^;
Pesikta, Schekalim 12^)).
III, 15. Der im vorigen Verse gegebene Gedanke von der
„sühnenden Kraft der guten Taten" wird hier fortgesetzt in den
Worten rm-5D = "1123 bj; D"]3 „wie das auf das miDD gesprengte
Blut", das nach Lev. XVI, 16 „alle Sünden Israels wegwischt." Ab-
kürzungen wie IIDD für miDD waren sicher schon sehr früh im Gebrauch^;
die Verwechselung von 1 mit n hat ihren Grund in der Ähnlichkeit
dieser Buchstaben in der althebräischen Schrift in der 1 a und n q
schwer zu unterscheiden sind.
III, 23. Alle bisherigen Übersetzungen dieses Verses gehen auf
lon, „rechthaberisch sein, streiten" zurück und geben absolut keinen
Sinn, da weder von ,, streiten" noch von „rebellieren" in diesem Verse
die Rede sein kann. Ich lese Höri = "Töt^ri „vermuten, spekulieren";
Ben Sira gibt den Rat, „sich in keine Spekulationen über Dinge
einzulassen, die über unser Verstandsvermögen hinausgehen." "IDS
,, schätzen, vermuten" wird in der midraschisch-talmudischen Literatur
sehr häufig gebraucht und kommt in einem Spruche Rabban Gama-
liel's I (ca. 30 a. Chr. — 50 P-) vor (Abot I, 16) sowie in einer sehr
alten Mischna (Sanhednn IV, 5; vgl. HoFFMANN: Erste Mischna S. 24).
III, 31. Genesis XLII, 38 ITin ]1D« "inNIpl und Deut, XXV, 18
^IIS "J"1p sind gute Zeugen für T., während opuioJL» des Syr. absolut
nichts gegen VOITD beweist; denn im Syrischen wie im Jüdisch-Ara-
mäischen gibt es für hebräisch "^ll „Weg" gar keine andere Über-
setzung als «miS, was Peters merkwürdigerweise übersehen hat.
Gr. verstand TlT im Sinne von ]^"lt<n ^D 1 I. Könige II, 2 und über-
setzte daher ei^ rd luexd laüia.
IV, 2. Wenn die Voraussetzung richtig wäre, daß Hin Schreib-
fehler für mi ist, dann läge es am nächsten, HH zum vorhergehenden
Verse zu ziehen und m"i lö an Stelle von tJ^Si D zu lesen, da Ben Sira
in Vers 6 dieses Kapitels gleichfalls Hl"! ö hat. Ich glaube jedoch
nicht, daß je ein Schreiber so unwissend war, T\Y\ mit zwei 1 zu
schreiben und es dann noch mit einem Segol zu versehen. Die An-
nahme, wonach nil" zu lesen ist als Variante zu m''Dn ist gleichfalls
nicht sehr einleuchtend. Das Wort bedarf keiner Emendationen: miT
„Raum, Zwischenraum, Pause" ist eine Bemerkung, die ein sorgfältiger
I Vgl. unten S. 620 f. die Bemerkung zu XII, 10
6l2 Louis Ginzberg [4
Schreiber am Rande notierte, indem er seine Zunftgenossen aufmerk-
sam machte, zwischen tl'Si am Ende des vorhergehenden Verses undtJ'Di
am Anfange des neuen Verses „Raum" zu lassen, um kein Homoiote-
leuton zu veranlassen, Q^p5"in ]''2 nVT ist ein Ausdruck, dessen sich
schon der Talmud (Berakot 15^ unten) bedient. — Die Redensart
nisn . . t^•£i ist schon von den alten Übersetzern mißverstanden worden,
und nicht allein an dieser Stelle, sondern auch Jer. XV, 9; Hiob XI, 20;
ib. XXXI, 39, wo ähnliche Ausdrücke vorkommen. 'ti'Si "'HB ist im
Talmud eine stehende Phrase für „enttäuscht", wonach Hiob XI, 20 von
den Gottlosen sagt: „Und ihre Hoffnung wird ihnen zur Enttäuschung",
und ebenso wird in unserem Verse davor gewarnt, „den Armen zu
enttäuschen", 'i HS ist nämlich der Gegensatz zu HSTD i „volle Seele" *
(Ps. CVII, 9; Kohelet VI, 7), womit man im Hebräischen die Befrie-
digung eines Wunsches ausdrückt, während ,,der Enttäuschte" seine
ÜZI aufbläst, aber sie nicht füllt. Zu trennen davon sind die in der
rabbinischen Literatur häufig vorkommenden Flüche «Tnil n^^Pi „möge
seine Seele verhauchen" und "ITlIÖ^y Tl „mögen seine Knochen
geschwollen werden" (Kidduschin 29!^; Sanh. 97 b liest Midrasch
Hag-Gadol 608: ]nj;n man). — Die Emendation nn •'^nDlD ist über-
flüssig und unrichtig, denn wie aus Jeruschalmi Hagigah II, yy^ zu
ersehen ist, verstand man unter ^ÜQi bü HDnDI etwas ganz anderes
als rrn IT; es ist nicht der Demütige, sondern der Leidende, dessen
Seele dem Zerbrechen nahe ist.
IV, 6. Gr. hat zwei haggadische Auslegungen zu diesem Verse,
die sich auch in der rabbinischen Literatur finden. In Übereinstimmung
mit Mekilta (Schirah VIII; ed Friedmann 42 a) hat Gr. TTOiricra«; für
IIS, und entsprechend der in Sifre Deut. XXVI (ed. Friedmann 70'*)
gegebenen Erklärung für npj;s übersetzte er es mit öerjcreoig.
IV, 8. Rabbinische Parallelen zu diesem Verse: Berakot ö'-»
unten; Berakot 17a und Abot IV, 15.
1 Lew s. V. liest 'ns, Jastrow "'HB, während es regelrechtes Particip. von niS
und daher "na zu lesen ist; der Plural ist von der Präposition 3 bedingt. Lehr-
reich ist auch der Ausdruck D'D HE = D'3 y.ün in Si/re Ztitla, zitiert im handschrift-
lichen Midrasch Hag-Gadul zu Num. XXVIII, 2
2 Ob ü£: mit , .Seele" zu übersetzen ist in den Fällen, wo von „essen", „trinken",
„dürsten", „sättigen" u. dgl. m. der »Bi die Rede ist, bleibt fraglich; in tannaitischen
Quellen bedeutet »Bi „Magen" (vgl. A7ick ed. KoHUT II, 76), und die5e Bedeutung
liegt wohl in den erwähnten biblischen Ausdrücken vor
3 Von Lew in seinem Wörterbuch s. v. gänzlich miüverstanden
5] Randglossen zum hebräischen Ben Sira. 613
IV, II. Die Schwierigkeiten verschwinden, wenn man das rabbi-
nische 1J^ „geistig rege, aufgeweckt" heranzieht und TJ?ni liest: „Die
Weisheit,- sagt Ben Sira, unterrichtet ihre Kinder und macht alle
diejenigen aufgeweckt, welche sich ihrer befleiliigen". nj; im Rabbi-
nisclien entspricht genau dem Deutschen „aufgeweckter Kopf", wozu
Tyn das Verbum ist.
IV, 14. SHM NDn in'?«i n^mtro u;ip ^nitrc.
Es ist bis jetzt nicht bemerkt worden, dali Gr. und .Syr. den-
selben Konsonantenbestand hatten; Gr. las: T\'']^_^ DHIS ^Sl und über-
setzte (T'ISD ,,die sie lieben", während Syr. ^''^^^l? las und es von der
im Aramäischen und Arabischen weitverbreiteten Wurzel MS (vgl.
NöLDEKE, ]\Ia)idäiscJic Graniniatik S. 136) „wohnen" ableitete und
demgemäl) mit „Wohnstätte" wiedergab^. In T. ist S nach h
ausgefallen und am Rande nachgetragen worden, von wo aus es dann
an's Ende des Satzes geriet. Die regelrechte Form HINO bedarf
keiner Belege; es sei hier jedoch erwähnt, daß in der ,,b\'zantinischen"
wie ,,sephardischen" Liturgie beim Zurückbringen der Torahrollen zur
Arche der folgende Vers zitiert wird: I^SO n^ün ]1Dti'1 "|:'iytt'? n21jy.
Der Parallelismus zeigt, dal) '|''1t>D "1 „Ruhestätte" bedeutet wie auch
arabisch ^^ gesagt wird. ^
IV, 23. Im Talmud steht «»"^VT ^^^» „praktische Dinge", „Rat-
schläge für das praktische Leben" im Gegensatz zu fc<"'OJl*T ^^""O „religiöse
Lehren" (Pesahim 113-'^; Ketubot 105^^), und denselben Gegensatz drückt
Ben Sira hebräisch aus in den Worten D^1j;n "Ql = ^th^^ "h^ri und
•]nD2n = «^Ot^T ^"r^O. Ben Sira's Spruch ist: .,Halte mit deiner prak-
tischen Erfahrung nicht zurück; und verbirg deine Weis-
heit nicht".
IV, 29. Targumisch D'DI ..Kastrat" gehört zu hebräisch D"'D"I
., Trümmer" und arabisch J^j »si'"^ durch Trümmer verschütteter
Brunnen", und „zerbrechen" ist die Grundbedeutung dieser Wurzel.
l^'t^l in unserem Verse kann demnach nichts mit dieser Wurzel zu
tun haben, ti'"! „schlagen, stoßen", wozu wahrscheinlich auch t^l
„der Arme" gehört (vgl. die Etx^mologie in Midrasch Mischle XXII;
ed. BüBER S. 93), gibt an unserer Stelle keinen Sinn, ty'tyi gehört
zu arab. <lf) „abnutzen", und tr'B'T ist „abgenutzt, matt, schlaff" und
daher ein Synonym von "'S"». Höchst wahrscheinlich gehört auch heb.
I Vgl. Berakot 8^ .... D-'J-'i:»'!:.-! D^St? " 2n*,X 2 Vgl. besonders Schabbat 30'-
6l4 Louis Ginzberg [6
CCT (Jcr. \'. 17» und lilTtri (Rlalach. I, 4) zu dieser Wurzel und nicht
zu lyT „zerbrechen".
IV. 30. ScheCHTER's Vermutung, wonach [t*]''?'?? die Ursprung«
liehe Lesart war, findet eine Stütze in den Redensarten ']'? sm2t< ''IS
(Baba Mezia loS^^) und y^^lT «in «ns (Schebuot 22^), die im Talmud
gebraucht werden, um eine furchteinflöl'iende Person oder Sache zu
bezeichnen.
IV, 31. Bei der großen Vorliebe Ben Sira's, sich biblischer Aus-
drücke zu bedienen, ist mit Rücksicht auf Deut. XV, 8 nniriD (A) dem
von C gebotenen nüC'IO vorzuziehen. In VII, 32 gebraucht Ben Sira
t2^n vom ..Geber" und nicht vom ,, Nehmer". — Die Änderung von
rrAtp in nsiSp oder ni'löp ist überflüssig; denn sowohl in den Tar-
gumim als im Syrischen hat ISip die Bedeutung von „zusammenziehen",
und wie ^mtp Jes. XXXVIII. 12 und iBp zeigen, war dieses Wort
auch dem Hebräischen nicht fremd.
V. 7. Nach diesem "l^ynn „verschieben" ist auch das rabbinische
1i2V in Verbindung mit Hiti' und ^Tn als „die Verschiebung des Neu-
jahres" oder J.Neumondes" zu übersetzen.
V. 10. Die rabbinischen Ausdrücke Timn lü^V (Baba Mezia 43=*),
]m~0 by "C'V (Megilla 28^) zeigen, daß hier nicht von „Verharren
bei der Meinung" die Rede ist, — wir würden dann löiy erwarten, —
sondern von „Selbstvertrauen", wie auch im Talmud (Gittin 19a oben)
rbv "i^üüb.
V, 1 1. Ein guter Schüler ist j;iöti6 THö (Abot V, 12), und anderseits
ist es der Tölpel nb^i, der ^^tiTI^ Vn2i ist (ib. V, 7 ; Derek Erez Zutta II).
V, 14. Die Übersetzung „schlimme Schmach" für das angebliche
"V*! n kommt dem Original sehr nah, da jene beinah ebenso
schlechtes Deutsch ist wie dieses Hebräisch. Will man nicht HDin
als eine Variante zu W2 ausscheiden, so bleibt nichts übrig, als
n£"in '2 in dem Sinne von HDim '2 zu nehmen, wie sich auch Jes. XXX, 5
rh D31 nuzb findet. In der zweiten Hälfte des Verses hat Gr.
rlyn = mj;"] mißverstanden, obwohl der Spruch ganz verständlich ist:
„Für den Dieb ist Schande [und Schmach] erschaffen; sein — des
Diebes — Genosse ist der Doppelzüngige". Vgl. übrigens Jerem. II, 26
m nyi2, das gleichfalls gegen HDin spricht.
V, 15. Kohelet VII, 17 diente wohl diesem Verse als Vorlage,
und daher ist nntrn = J?ir-in die richtige Leseart und nicht naBTl,
das Gr. gelesen zu haben scheint.
y] Randglossen zum hebräisclien Ben Sira. 615
VI, 5 m'?ti' i'?s'iiy ]n "nijtrv
Das Verbum (n2T) gehört, wie so häufig in der Poesie, zu den
beiden Ilalbversen wonach man 'h^^llf lesen muß; „Anmutige Lippen —
erwerben viele — die Grülie entbieten" ist ein passender Parallelismus
zu „SülJer Gaumen erwirbt viele l'reunde". — Auf einen I lörfehler
geht JjU im Syr. zurück, indem er ]n Anmut mit ]3 „gerecht' ver-
wechselte.
VI, 8. Ein etwas ungenaues Zitat aus VI, 8 und VI, i i ist der
Spruch im Midrasch Tanhuma (ed. BlT.KK I. 186) Sinti' DIS -^ ü^
"lyiv li'N "i^'SD nii'j? rro i^ r^T^n nmnn iTsn ^m«, wozu die Variante
(Biber, Einleitung 129) im« 2n\s' mnn smc» ]ct "^d ims )b tr disii'd
liCQ pmnfj mi* nyai hat. Die überstrichenen Worte stimmen beinah
wörtlich mit den erwähnten Versen Ben Sira's überein, und der Rest ent-
hält nur erklärende Zusätze. Das etwas schwierige ny "SD — vgl. San-
hedrin 76b oben 1311 'zb — wird mit nvil SIHÜ' ;0T bj erklärt, in-
dem es als Wy 'SD aufgefalit wurde — vgl. rfiTJ^^ Megillah i6'»
Mitte — , während ny^ für ÜV2 eine alte Variante zu sein scheint, da
sie auch S)-r. vorlag, pnino für niin* in Vers 1 1 stimmt gleichfalls
mit Syr. überein.
VI, 14. Gr. gehet mit seinem CTKeTtri Kparaid nicht auf ein 'n ]1D0
zurück, sondern nahm 'l'pn in der Bedeutung, die ihm in den Tar-
gumim und im Syrischen zukommt, wo es = heb. "IIJIO und ttJ-'D.
Vielleicht aber ist »"llpri ein Adjektiv wie bM^, ]lDn u. v. a.
VI. 16. Anstatt ÜTÜ"^ ist zweifelsohne ^Tü'' zu lesen, wie auch
Syr. in seiner Verlage hatte, der freilich den Irrtum beging, liB'' für
Mül zu lesen und es daher mit a.00, übersetzte.
VI, 19. Exod. XXXIV, 21 legt die X^ermutung sehr nahe, daß
Ti'pzi ü'^inz zu lesen ist. „Im Frühjahr und im Spätjahr nähere dich
der Weisheit" gibt einen viel befriedigenderen Sinn als die bisherige
Fassung dieses Verses.
VI, 22. Das Wortspiel ist 1D10 „Zucht" — IDO „ergeben". Die
Weisheit kann man nur dann erwerben, wenn man sich derselben
ganz ..hingibt". In Midrasch Mischle I (ed. BUBER 42 — 43) wird der
Gleichklang der beiden erwähnten Worte für mehr als ein Wortspiel
verwandt.' — nm3i hat in diesem Verse wie in XI, 21 dieselbe Be-
deutung wie syrisch 1ja>^jj „sanft, bequem, leicht".
1 Ebenso von Maimonides in Ermahnnugsschrcihen, ed. STEINSCHNEIDER, Berlin
1852. S. 17, Z. 17
6i6 Louis Ginzberg [8
VI, 2~. In aramäischer Übersetzung findet sich der Spruch 731 ti'pi
auch im Midrasch Abba Gorion (Seite 19 in BüBER's Sifrc d-Ägadtä),
wälirend 'nsi'öl TiVi"" (Megilla 6b) zu Ben Sira II, 27 gehört.
VI. 29. Neben ^3n gibt es auch n^''3n in den Midraschim, das
zwar weder Jastrow noch Levi anführen, wohl aber Nathan ben Jechiel
in seinem Aruk s, v. ; H^m'^^nn^ in Vers 25 geht gleichfalls auf
n^ni'?2n2 zurück.
VI. 30. In diesem Verse haben wir wieder ein Wortspiel, näm-
lich hvf „Joch" und ^'pj? = n^^y (Mischnah Baba Kama I, 4) ..das
Beste". Vielleicht aber ist ^"pj? = ^i^y „Wert" und ITW y „Goldes werf.
VI. 37. Das 1 in mm ist Dittographie von im:{?2m, und es ist n:n
zu lesen. Wahrscheinlich ist auch pnnn das Richtige, während das 1
ursprünglich eine Randglosse zu ''S^DD im vorhergehenden Verse war.
VII, 3. Syr. scheint gelesen zu haben: ^j; ]S b)); ^tmn yim *?«
. . "imi'pn nns und aus der Abkürzung n« = nn« entstand n« bV-
Die Redensart DTiy^tJ' nnt< h)f entspricht der im Mischnah-Hebräisch
sehr häufig vorkommenden Phrase HöDI HOD '8 y.
VII, 7. Dieser Vers ist schon von den alten Übersetzern gründ-
lich mifiverstanden worden, in deren Bann die neueren Erklärer sich
befinden. Liest man n'^iyü2 ^N mj^, so fallen alle sprachlichen w^ie
sachlichen Schwierigkeiten hinweg. Ben Sira warnt vor Herrscher-
gelüsten, „damit die Gemeinde Gottes dich nicht in foro für schuldig
erkläre". Natürlich hat auch im zweiten Halbverse "J^^sn nichts mit
7£i „fallen" zu tun, sondern ist Hiphil von bbz „richten", b^7^ „zur
Rechenschaft ziehen", und der zweite Halbvers ist vorzüglicher Parallelis-
mus zu Stichos I. Es sei nebenbei hier bemerkt, daß H^'^Vd „Argu-
ment" in den Ausgaben des Talmud und der Midraschim mehrfach
in n^"''?V korrumpiert ist, während die richtige Form nur im Midrasch
Hag-Gadol (vgl. z. B. I, 113) sich erhalten hat.
VII, 15. Man lese . . . mmy •j'?0 Nni'O f\S'n ^K „Entziehe dich
nicht dem Dienste des Königs; es ist eine Arbeit die von Gott
erschaften ist".
VII, 10. Zu diesem Verse ist zu vergleichen Mekilta Wa-Jassa
(ed. Friedmann 45 b) über den p:jp, der ^«lö ^nv nspo war.
VII, 13. „Eine Lüge durch eine zweite gut machen" ist was
Ben Sira mit den Worten I^nD bj? ^b ausdrücken wollte, wozu der
Gebrauch von b]! in III, 27 zu vergleichen ist.
VII, 14. Wenn nbzn in diesem Verse „Gebet" bedeutet, dann
9] Randglossen zum hebräischen Ben Sira. 617
entspricht er sachlich genau den Worten Simon's (circa 40 — 120)
)}2p 'jn'p'Dn n*^'Vn bi^ lAbot II, 13). Wahrscheinlicher ist es jedoch,
daß n^sn hier zu bbz „richten" gehört und etwa so viel als das
rabbinische nb^'bz „Argument. Verteidigungsrede" ist.
VII, 18. Von einer sehr hervorragenden Person oder äußerst wert-
vollen Sache wird im Aramäischen des babylonischen Talmud ^D'^D
[nb] r\'b «"^n gesagt (Erubin 96 1>; Ketubot 8it>), das genau dem
von Ben Sira gebrauchten Ausdrucke entspricht. Gr. las D^'pn «, wie
NüLDEKE {ZcitscJirift f. alttcst. ]\'iss. XX, 85) unwiderleglich nach-
gewiesen hat; dies jedoch zeigt nur, daß Gr. seine Vorlage « ITWa "hj) K
nicht verstanden hat. ThT\ hat nämlich in diesem Verse wie in der er-
wähnten talmudischen Redensart die Bedeutung '„emporschnellen", d. h.
in das der einen Wagschale sich befindende Gewicht läßt die andere
Seite „aufschnellen" und in der Luft hängen n^n. Demnach ist ^l^n =
b\'pXj und 1T\\1 "^l^n S „ein Bruder, der mit Ophirgold gewogen wird", ein
dem biblischen T£2 D'S'?1D0 genau entsprechender Ausdruck, wonach
T. die Konstruktion mit 1 vorzieht.
VIT, 20. Dieser Vers ist teilweise vom vorhergehenden beein-
flußt, in welchem \"on der Frau die Rede ist, und daher redet Ben
Sira nunmehr von der Magd und nicht vom „Knecht"; man lese
daher [njl^lj? HttSi Vin ^«. — Das biblische It^Ei n« «trii (Deut.
XXIV, 15) ist hier erklärt als Iti'Si ]nii .,der sein Leben auf's Spiel
setzt" und genau so in Sifre Deut. 278 — 279 (ed. Friedmann 123. b)
und Talmud (Baba Mezia 112^ oben).
VII. 26. „Eine Frau, die mit einem Manne in illegitimer Ehe
lebt", ist eine Dipon ""iS^ HSIity, in welchem Sinne die tannaitische
Tradition auch das biblische HSIiti* Deut. XXI, 15 versteht (Sifre
Deut. 215; folio 113'').
VII, 23. Dmvin D'ü^: cn*? «tri.
Sachliche Parallelen zu diesem Verse: Tosefta Kidduschin I, ii;
Jebamot 62^ unten und Ekah Rabbati I, i Ende.
VII, "i^l. „Die letzte Ehre erweisen" ist im Aramäischen des
Jerusalemischen Talmud ^^^D^ ^lOiO (Peah I, 15'') und ebenso in
der Schulsprache des babylonischen Talmud lon m^''OII (Sotah 14^).*
' Die Übersetzung „umhängen" hat zwar ihre Stütze im syrischen Sprachgebrauch,
vgl. Thesaurus s. v., ist jedoch, wie aus Ben Sira hervorgeht, nicht richtig. Zum Ge-
brauche von nbn in der späteren rabbinischen Literatur vgl. Luzzatto's hebräische
Briefe, S. 1295, dem die Talmudstelle Pes. 68'^ entgangen zu sein scheint
^ Vgl. Berliner, Mag. f. d. IViss. d. Judentutiis VII, 53 f.
6lS Louis Ginzberg [lO
VII. 36. Akabia ben Mahallers Spruch ist: D^m HC^'pti'n '^snon
"I^in nns )s^ . . . rn ni^ay n^"? sn nn« ]\si (Abot III, i vgl. auch
II, II. und demnach bedeutet n^ins „das Ende des Menschen".
Möglicherweise jedoch ist n^ins ..Ende, Folge" der Handlung, wofür
man später n^li sagte. Vgl. l'^l^n ns nsnn DDn int\S (Tamid 32^
= Abot 11, 9).
VIII. 4. Im Neuhebräischen b^^lT) „freundlich und häufig mit
einer Person verkehren", wonach dieser Vers 7a\ übersetzen ist: ,, Ver-
kehre nicht mit dem Narren, daß es nicht die Vornehmen anekele".
Syr. las l"? "IIU^ ]2, was vielleicht die richtige Lesart, obwohl die
unpersönliche Konstruktion von tU zulässig ist.
VIII, 6. Gr. las wohl D"'i|?|'? 13« üi, "'D, und dementsprechend ist
der korrumpierte Text in T. zu emendieren, aber nicht in liDtt DU,
das kein Hebräisch ist.
VIII, 13. 7»ö -in^ nnyn ba.
Mit der Auffassung dieses Verses bei Gr. stimmt der folgende
Ausspruch in Derek Erez Zutta III überein übüb n^ü bv nmj? nniy D«.
VIII, 16. In der späteren Schulsprache sind Ausdrücke wie
ilbp mSO oder T\bp HTny sehr häufig, und ebenso wird die Rede-
wendung Vrya bp gebraucht (Megilla 15^; Berakot 7^ u. a. m.).
IX, I. „Ein Ehemann", bemerkt ein Tanna am Anfang des
zweiten Jahrhunderts, „zeigt sich nur dann eifersüchtig, wenn er von
einem unreinen Geiste besessen wird." (Sota 3^^ gegen die Mitte.)
IX, 2. Die Ausleger haben verkannt, daß in diesem Verse ein
Wortspiel vorliegt; man lese i^ipi? = nijpr», „verkaufe dich nicht einer
Frau", während im vorigen Verse HiJ^n „zeige dich nicht eifersüchtig"
gebraucht wurde. In der ersten sehr alten Mischnah des Traktates
Kidduschin wird von der Frau der Ausdruck n"'ipi nti'i^n' angewandt,
und im Gegensatz dazu wird der Mann gewarnt, sich nicht zu ver-
kaufen; vgl. auch XXXVI, 29.
IX, 3. Im Jüdisch- Aramäischen ist "JÖT nur „schlafen", weswegen
wohl hier Tiyon zu lesen sein dürfte, wie auch die Vorlage von Syr.
gelautet hat, der freilich infolge eines Hörfehlers so übersetzte, als
hätte er TDD. — vgl. VII, 14 — vor sich. Dagegen ist yj-soJ^ inner-
syrisches Verderbnis für ^^jboL = •jID'U'n, wofür T. •]1D"lty\
IX, 5. .Syr. las ri'iB'ps, das er in Anlehnung an Deut. XXII, 29
* Nur an dieser Stelle; sonst riBnpne, vgl. EcJujot IV, 7 urd die Gemara, Anfang
Kidduschin
I l] Randglossen zum hebräischen IJen Sira. 619
— und Lev. XXVII, 4? — in einer eigentümlichen Weise zu erklaren
suchte; es braucht natürlich nicht besonders hervorgehoben zu werden,
daü T. die richtige Leseart bietet.
IX, 7. Die Buchstaben nb in ^2irn^ gehören zum vorhergehenden
Verse, wo zu lesen ist nV . . . . 2'Dn ]t wie Num. XXXVI, 7 — 9.
Mit T gegen Gr. liest Syr. 'PiJn, das daher nicht ohne weiteres nach
Gr. emendiert werden darf. Zur Sache vgl. Berakot 3^ unten: ]"{<
IX, 8. T. versteht unter li\S2 .,das Höllenfeuer", in Übereinstimmung
mit der Ansicht des Talmud (Kidduschin 40^ oben) ^Ei Sn Tiyi
Nnz, und auf diese Auffassung dürfte Malach. IJI, 19 nicht ohne Ein-
fluß gewesen sein.
IX. 10. Gr. wie Syr. las liDl^', wie aucli in T. gelesen
werden muli.
IX, 13. Gr. las irrtümlicherweise ri'ltj^, das er als Plural von llü'
„Mauer, Festung" auffalJte und demgemäli übersetzte.
IX. 14. Gr. verwechselte yy, ..genau untersuchen", ein im Neu-
hebräischen sehr häufig gebrauchtes Verbum, mit HiJ? „antworten".
IX, 17. Der ursprüngliche Text lautete wahrscheinlich: "Crn^
1B?^ idy yi, woraus infolge der Dittographie von ^ am kLnde des
ersten Wortes yT entstand, das dann in W^T „verbessert" worden ist.
S}r. hatte im großen und ganzen noch den korrekten Text vor sich,
nur las er "l^y anstatt 1^^ — wohl infolge des vorhergehenden Itl'!
— Dagegen las Gr. na^2 DDH lOj; b\y)^) 7^ÜV^ ^ti'^r Ü'T *»Dn2. In
Wirklichkeit aber ist 110^3 Variante zu Sti'01 im folgenden Verse.
X, 5. ..Wenn man einen König sieht, da spreche man die
Benediktion rnrin'? 111220 ]r\y^ in2" (Berakot 58 a; vgl. Rabbinovicz'
Variae Lectiones z. St.).
X. 6. ..Der Mann, wie ihn die Zeit erfordert" ist hebräisch ^''ii
r\)!b „ein Mann für die Zeit"; Syr. und Gr. haben keinen anderen Text
gehabt, sondern diese hebräische Redensart sinnentsprechend übersetzt.
X, 7. Im späteren Sprachgebrauch bedeute pDJ^ „Handel" und
wird auch von Ben Sira in dieser Bedeutung gebraucht (XXXVIII, 24
pDj; lom = Mischnah Abot II. 5 minD2 .1210); ptTV ist wie in XI. 10
nur die alte Orthographie und pt^y "pyo ist „Unredlichkeit im Handel".
— Zur Form des Spruches vgl. Pesahim 113IJ D«2Vur ,12 pn nti'^tJ*.
X. 13. „Plagen (cyji) sind eine Strafe, die Gott über die Stolzen
schickt" (Lev. R. XVH, 3: Tanhuma ed. BuBER II, 49 unten).
620 Louis Ginzberg [l2
X. 22. Gr. las un d: niTK Di, während Syr. in vokalisierte und
es nach Prov. XXI. 8 erklärte.
Xr. 2. Sciion die Propheten gebrauchen *isn. eigentlich „Form".
im Sinne von „schöne Form", und daher verlangt der Parallelismus
das Adjektiv 1V12D 7A\m neutralen Begritite ilXIO. Zur Sache ver-
gleiche Taanit 20^ oben über den 1^120 ms.
XI. 3. Die Biene galt für ein häßliches Insekt, so dafi sogar
dem Eigennamen ni'm .,Deborah" etwas Verächtliches anhing (Megillah
14*' gegen unten).
XI. 4. Die Vorlage des Gr. war nur unwesentlich verschieden
von T. ; sie lautete : . . . mnn ■ . . '?'?nn bs* llkS ntsyö. „Mantel" ist
zwar gewöhnhch rmii, jedoch findet sich auch "ns' Mi. 11, 8; "nn
,,Ehre" ist sowohl biblisch wie neuhebräisch. Syr. hatte denselben
Text wie T., und -otoiAj« ist innersyrisches Verderbnis für wom^A...
XI, 5. Der Parallelismus der Verse 5 — 6 läßt keine andere
Übersetzung von Vers 5 zu als: „Viele, die verächtlich waren, bestiegen
den Tron", und nicht, wie PETERS hat, „viele sind niedergetreten, die
auf dem Trone saßen''. Für b2T\ sind Gr. wie Syr. Zeugen, denn
€bdqpou5 ist nichts anders als eine falsche Übersetzung für 72r\ 'D,
indem Gr. bm = y^ii^ auffaßte, und Syr. übersetzte es ganz richtig
mit Ilaali»; UxDia-3, 2^7 b)} ist = 2^J^ „demütig", synonym zu i^^lX
wonach der Singular nt3J^ gelesen werden muß, wenn nicht '27J^ eine
Abkürzung für C^^^b'J ist.
XI, 7. ^büD steht wahrscheinlich für bü^n „etwas für unbrauchbar
erklären, tadeln", das im Rabbinischen äußerst häufig gebraucht wird.
XI, 31. In der geonäischen Literatur ist HICH = „Sohn", vgl. ZuNZ,
Synagogale Poesie p. 427, und SCHECHTER, Saadyana p. 55.
XI, 34. Eine Form V2l von T\'2\ halte ich für ausgeschlossen; es
ist vielmehr ?"'1J zu lesen, eine in den Text geratene Doublette von "IMt.
XII, 3. Die Ähnlichkeit der Buchstaben ^ und 2 ist wohl schuld
an der falschen Auffassung des Gr.: "1 Xyyd'} „der Schlechtes her-
vorquellen läßt" anstatt n^3»^ „Ruhe verschafft" oder miß'? „beschenkt".
XII 5. In der tannaitischen Schulsprache p*! ^"JD (Tosefta Aboda Zara
II, 4), das auch zugleich eine sachliche Parallele zu diesem Verse bildet.
XII, 10. Die ursprüngliche Leseart war T''?n"' „ewig dauern",
wozu K^^n^ eine erklärende Variante war, indem es nach dem ara-
mäischen rni'jn „Rost" und T^nn „rosten" erklärte. — Die Übersetzung
des Syr. ist eine weitere Bestätigung der Annahme, daß die Femin.-
13] Randglossen zum hebräischen Ben Sira. 62 I
Endung n häufig abgekürzt gesclirieben war, weswegen er crii =
nirm mit C'n: verwechselte; vgl. oben zu III, 15; VII, 3; VII, 20.
XII, II. Wie in VII, ^6 bedeutet nnns , .Folge'", und der Spruch
lautet; „Sei eingedenk der Folgen des Neides."
XII, 14. Von der Frau ist in diesem Verse nicht die Rede, da
sogar T. vniivn und nicht n\n21j;2 hat; man lese daher t n^^ „das
Feuer des Bösewichtes". Gr. und S\r. hatten in ihren X'^orlagen
ü^S = n'kT«, das sie aber ty\S lasen.
XII. 18. Es ist nicht nötig, eine neue Form ri2M = Dil anzu-
nehmen, sondern man lese lynSn 211^1 „Und gar viel Gezischel".
XIII, 4. Im Hebräischen lälit sich sonst die ursprüngliche Be-
deutung von ^cn ,, tragen" nicht mehr nachweisen; da aber diese
Bedeutung sich im Arabischen wie im Aramäischen erhalten hat, so
ist man wohl berechtigt, b^r\ in diesem Verse in dem alten Sinne zu
nehmen. „Wenn du vom Nutzen bist, so bedient er sich deiner;
wenn du aber — unter deiner Last — stürzest, so legt er dir noch
Bürden auf."
XIII, 7. Die alten Übersetzer suchten '1T"^y'' nach dem Gebrauch
des Wortes in Biblisch-Hebräischen zu erklären, während es hier genau
dieselbe Bedeutung hat wie das ihm lautlich entsprechende aramäische
yiy „trefi'en. besuchen". Ben Sira sagt: „Zwei, drei Mal wird er dich
besuchen; dann aber, auch wenn er dich sieht, geht er an dir vorüber."
XIII. 10. Zu vergleichen ist Akiba's Spruch: 1}^ ']C"lpCO pni
nhv i^ ncs^:r. und ähnlich Hillel: 'r\n2^n n'n ^n^strn (Lev. R. I, 5).
XIII, 24. Mit diesem "'S ^V ist der in der talmudischen Termino-
logie so häufig vorkommende Schulausdruck ^2'?3 „entsprechend" zu
vergleichen, der gewöhnlich als "'Eyi'pD erklärt wird, jedoch auch =
*S by2 sein kann, wofür ^S bv in diesem Verse spricht.
XIV, 14. In der althebräischen Schrift ist K schwer von p zu
unterscheiden, su dali riN einfach Dittographie von np in np"?n21 sein
kann. Man hat als den ursprünglichen Text anzunehmen np7 n2t<1
"12J?n ^^< .,und seine — des Tages — Frucht nimm und säume nicht".
Zu vergleichen ist die rabbinische Vorschrift, wonach ein jeder ver-
pflichtet ist, „die neuen Früchte in der Saison" mindestens einmal zu
kosten (Jeruschalmi Kidduschin Ende'; Erubin 40^ Mitte), wonach
I Abba Arika, der (Erubin 54^; die Verse 11 — 12 zitiert, ist auch der Urheber
dieser Lehre !
622 Louis Ginzberg [14
DV n^lO mit „das Gute, das die Saison bringt" zu übersetzen ist.
Gr. las gleichfalls n^N, das er aber von HDS „wünschen'' ableitete.
XIV, 16. Wie in Vers 14, so liegt auch hier eine Verwechselung
zwischen t< und p vor, indem Tipb, wie Gr. und Syr. lasen, zu Hi^p
geworden ist.
XIV, 21. Gegenüber biblisch )2b b)} Du sagte man später (Derek
Erez Zutta III, ed. Tawrogi 20) n^ Dtr.
XV, 8. Gr. las D'i'nti'G, neuhebräisch „stolze Leute", während
S\-r. VI nnm anstatt ::TD ^tyi«! in seiner Vorlage hatte.
XV, II. Zu diesem, für die Theologie Ben Sira's wichtigen Aus-
spruche vgl. die Behauptung in Talmud (Sukka 52 1j Mitte) nj?31t?
yin niJ^ . . DSl^iy iT3pn ]n'hv t:nnno, wonach die Existenz der Sünde
doch auf Gott zurückgeführt wird.
XV, 14. In der Glosse wird nach talmudischem Vorgang der
Satan ynn i:J^ mit dem „Engel des Todes" mOH "l«^0 (Baba Batra
i6^ Mitte) identifiziert und daher ^S^iTi „Hinwegraffer" genannt. Vgl.
Targum zu Hiob IX, 12; Ps. XCI, 5.
XV, 15. Gr. nilOfc^l paßt ebensowenig in den Zusammenhang wie
nil^ni; die beiden Lesearten gehen auf nsiTl und die Variante fSril
zurück, woraus sowohl Gr. wie T. zu erklären ist.
XV, 20. Gr. übersetzt diesen Vers ganz richtig; denn W'bJln
bedeutet „Vollmacht geben" von übn „stark, kräftig sein", einem ganz
gewöhnlichen Verbum im Aramäischen. In der späteren juristischen
Terminologie sagte man n^in „Vollmacht verleihen" von TW'\ „mäch-
tig sein."
XVI, 3. Gr. las Dmn213 von n331 „Vielheit".
XVI, 6. Gr. las n^*S nm nni':, und dies nüü. erscheint in T.
als *1ty« im folgenden Verse und gehört demnach zum ursprünglichen
Texte; eine Nebenform mi zu m"' hat absolut nichts Auffälliges.
XVI, 7. Syr. las wohl D^sVbn, vielleicht beeinflulJt von dem
folgenden Dbiy, indem in seiner Vorlage das Wort phonetisch d"?».!
geschrieben war.
XVI, II. In Talmud und Midrasch wird das aramäische Nnons
(Inf. Aphel) oder das hebräische .TGrü sehr häufig gebraucht und
bedeutet „es wäre wunderbar". Manchmal wird auch die volle Phrase
■jCSj; by ncn oder "'iiTOn gebraucht, und auch in diesem Verse wäre
non = 10'ij; bv n aufzufassen und zu übersetzen: „Es wäre wunderbar,
wenn er der Strafe entginge".
15I Randglossen zum hebräischen Ben Sira. 62j
XVI, II, c. Wenn nicht rfi eine Nebenform für /T'J ist, so ist
einfach WT zu lesen; Gr. las T^ „ausgießen".
XVI, 14. Die Mischnah Rosch Hasch-Schanah I, 2 bemerkt,
dal5 am Neujahrstage Vis"? ^12)]! d'^IJ; "'S2 b^, und in diesem Sinne
gebraucht Ben Sira hier ViC*? Si*^ ,,vor ihm Revue passieren."
XVI, 22. Die einfachste Emendation wäre pin iT,pS „auf das
Ende warten" für pin pISS, das jeder Erklärung spottet.
XXV, 8. Zu den von ScHECHTER {Jcwish Quart. Rev. XII, 464)
angeführten Parallelen \gl. nach Jebamot 4^ oben.
XXV, 17. In babylonischen wie palästinensischen Talmud wird
die Redensart gebraucht m"'np "'^IwD V2S T^t^^'^, wenn gesprochen wird
von den Spuren, die Leiden und Entsagungen zurücklassen (Megilla i i-i;
Jeruschalmi Hagiga II, "j"]^ gegen die Mitte). Diese Redensart liegt
auch in diesem Verse vor. wo IHD „wie ein Kochtopf" gelesen werden
muli anstatt des sinnlosen 2nD. Die Übersetzung des Syr. geht auf
die Variante [njinp 'h^X}2 zurück, womit HHD erklärt wurde, das S\t.
aber mißverstand, indem er es von biblisch b"\^ „Schleppe eines
Kleides" und "ll'p „Trauernder' ableitete. Vgl. auch die alten Über-
setzer zu inSS Jo. II, 6; Nah. II, li.
XXX, 15. Auch im Aramäischen des babylonischen Talmud wird
SyiU^ = heb. "Ity in bezug auf die Körperbeschaffenheit des Menschen
gebraucht, vgl. Schabbat 145 k — Für nm las Gr. T\\l oder TV\^
„Körper"'.
XXX, 16. Zu vergleichen ist R. Eliezer's Sentenz in Abot II, 9.
XXX, 25. S}T. las niity „mehrere, verschiedene", das er als ein
Adjektiv zu n*?3J?t30 — Prov. XXIII, 3 auch moj?t30 — auffaßte.
XXXI, 3. Im Neuhebräischen wird der Ausdruck l'^IID"' ^3p sehr
häufig gebraucht.
XXXI, 16. Nach Gr. ist T. zu emendieren: niDi ItTS „was
aufgetragen worden ist", von m? ,, Gastmahl",
XXXI, 24. Die Ähnlichkeit der Buchstaben Jl — i und 1 — \ hat
wohl dies U^^ aus liT von \V\ (im Neuhebräischen „über Jemanden
sich ungünstig äußern") verursacht.
XXXI, 25. Wenn jemand übermäßig trinkt, dann sagt man im
Aramäischen des Talmud «"ICH niiS Sanhedrin 38'\
XXXI, 26. T. hat die richtige Leseart. aber nii'Q^ bedeutet
..erproben" wie im Neuhebräischen Menahot iS^^.
XXXII, 4. Dieser Vers war in zwei Versionen überliefert: i. DIpßZ
624 Louis Ginzberg [16
'ly "jrJTl bü ]5i und 2. 'ü ^IStsri na niSfO mpöS, woraus dann die jetzige
verworrene Form des Spruches entstand.
XXXII, 7. Genau dieselbe Anstandsregel in Berakot 34a wonach
unsere Stelle zu übersetzen ist: „Wenn sie zwei oder drei Mal dringend
pmn dich ersuchen". Vgl. auch 'ÜY ISp"? ed. FREIMANN I, 38 pnnD
übü) D^oyS 12 „Er ersuchte ihn dringend zwei oder drei Mal".
XXXII, 8. Zu vergleichen ist der rabbinische Ausdruck p'^triö tsyiö
nSTlttn (Genesis R. V, 7), wonach zu übersetzen ist: „Und fasse vieles
in wenige Worte".
XXXV, 20. „Die gnadenwirkende Bitterkeit" wäre kaum in
einem christlichen Buche verständlich; sicher hat es nicht Ben Sira
mit seinem ]1in nn^n ausdrücken wollen. Man lese : nniH ]!i:JT n"in)2ri
„ihr bitteres Leiden bringt ihr rasch Erlösung".
XXXVI, I — 17. Dieses Kapitel ist für die Geschichte der jü-
dischen Liturgie von außerordentlicher Bedeutung, da es später als
Muster galt für mehrere Gebete. Der erste Teil des Kapitels liegt
im Gebete für das Neujahr "Jins ]n p21 verarbeitet^ vor, während
die Verse 12 — 14 im ]1TDn HDI^ stark benutzt worden sind. Alle uns
bekannten Riten haben die folgenden Verse in 'DH nD"i3, die dem-
nach aus der ältesten Zeit der jüdischen Liturgie stammen:
bv) ^nnD ptTö ]vi} bv^ 1^7 n''bü^^^^ b^) 'jdj; ^«nti>^ bv '^^ Dm
.v'?V -jßty «ipiti' trnpni b)im n^nn
Israel, Jerusalem, Zion und der Tempel bilden die Gegenstände, für
die gebetet wird, und zwar genau in derselben Ordnung wie bei Ben Sira.
XXXVII, 4. VIÖ = VI HD „wie schlecht".
XXXVII, 6. Syr. las mit T. in^t^^, das er aber als das Ver-
bum mtyn zu 21TV „Herr" auffaßte.
XXXVII, 7. B. bietet nur eine unwesentliche Variante zu D.;
man lese: [n]«"l n^i^^ = nm 10«\
XXXVII, 10. Im Neuhebräischen ist Dn „Schwiegervater" der
Frau wie des Mannes,' vgl. Mekilta, Amalek (Jithro) I (ed. Friedmann
57 b); Midrasch TehiUim VIII, 4. Zur Sache vgl. Gen. R. 74, 10.
XXXVII, II. In B. ist -noi einfach Schreibfehler für "Jl D^l.
XXXVII, 29. Dieser Vers ist wohl zu lesen: b^ bv T]n bii
I Ich sehe nachträglich, daß schon Perles auf die Verwandtschaft zwischen
Ben Sira und diesem liturgischen Stücke aufmerksam gemacht hat {Orientalische
Liieratur-Zeitting V, 493 — 494)
Ij] Randglossen zum hebräischen Ben Sira. 625
. . pSb'n 7i<1 iliyn „Sei nicht zügellos in allen Genüssen, und versuche
nicht, dich im Übermalie den Leckerbissen hinzugeben".
XXXVIII, II. Anstatt des unverständlichen ^£iD3 ist wohl ^SD
„gemäfV zu lesen ; das 2 war eine Randglosse, die den Schreiber auf-
merksam machte, zwei Mal (3) das D zu schreiben, nämlich ''D3 "Jliy.
XXXVIII, 12. Gr. hat eine doppelte Übersetzung für Dipö; die
eine: ,,Ort, Gelegenheit" und die andere, gemäß dem neuhebräischen
Sprachgebrauch: ,,Gott".
XXXVIII, 17. Den eigentümlichen Ausdruck n s:{VD erkläre ich
von &<''iJin in Verbindung mit '"JOD oder mj?0 ,,(jeld ausgeben, den
Preis bezahlen", daher die Redensart U t?SVD „etwas das denselben
Wert hat, wie der andere Gegenstand".
XXXVIII, 17. Zu diesem Verse vgl. die Baraita: hü ISpin b
'32 {^/t^ "lys '?28 und die Begründung derselben im Midrasch Genes.
R. c, 7. — nyDi ist = ny nm, vgl. LI, 2.
XXXVIII, 18. .,Herzleid" ist kaum 22b V"l, das eine ganz andere
Bedeutung hat; man lese is'? "tj^T von "pyi „beben".
XXXVIII, 23. Vgl. den folgenden Ausspruch Abba Arika's, der
auch sonst Ben Sira zitiert: Ü'lü in«'? «^« 2^1 p n^nt^Ö non ]^N
lymn lüV (Berakot 58b).
L, 17 — 22. Ben Sira kennt zwei nVinnüTI während des Tempel-
dienstes, die eine in Verbindung mit dem Priestergesang, so auch
die Mischnah Tamid VI, 3, die andere im Augenblicke, wo das Tetra-
grammaton ausgesprochen wurde, IHDnn "'^ ÜÜ2), was später nur am
Versöhnungstage geschah; dann aber war die n^inntyn gleichfalls
vorgeschrieben, vgl. Jeruschalmi Joma 40*^ gegen unten.
L, 26. Zu dem Ausdruck '?2i ''i:! „Torenvolk" für die Sama-
ritaner vgl. Sanhedrin 21 b g. u.: "«niD — mtsvnn, an welcher Stelle mtDVin
wohl die ursprüngliche Bedeutung von „Toren" behalten hat.
LI, 13. Gr. las 'nö« „so oft" anstatt nn?2«a.
LI, 28. Man lese: DD^nn^in ^mo'? ^V^p W'Z^ „O junge Leute,
höret meine Lehren, so lange ihr noch jung seid". Zu D''2n „junge
Leute" vgl. Mischnah Tamid I, 2 ]''m"im.
LI, 29. Die Änderung von "'nn'ti'^2 in "^n^^pZ ist überflüssig; es
entspricht '''^110 JT'Z^ in Vers 23 und bedeutet dasselbe wie so häufig
in der rabbinischen Literatur.
Nöldeke-Festschrift. 40
Die poetische Forni von Ps. 40.
Von
B. Stade.
as Verständnis dieses in sehr schlechtem Texte überlieferten
Liedes aus der Zeit der Religionsnot hat seit ÜLSHAUSEN's
Erklärung nur geringe Fortschritte gemacht. Noch immer
gehen die Meinungen der Ausleger weit auseinander. ÜLS-
HAUSEN's Deutung des Liedes auf die Angelegenheiten der Gemeinde
findet ebenso noch Widerspruch, wie seine Beweisführung für die ur-
sprüngliche Einheit des Liedes. In beiden Punkten stehen sich nocli
die beiden neuesten deutschen Kommentare zum Psalter gegenüber.
Dagegen /x-igt sich eine gewisse Übereinstimmung in der Be-
urteilung der poetischen Form des Liedes. Als „Vierzeiler zu ab-
wechselnd drei und zwei Hebungen'' wird das Lied von DuilM
charakterisiert. B.AETHGEN aber, der in der dritten Auflage seines
Kommentars dem Systeme von li. SlKVERS sich angeschlossen hat,
schreibt: „Metrum: Fünfer, aber v. y^ — 13 nur zum Teil erkennbar."
Beide Urteile geben richtige Beobachtungen wieder, charakterisieren
aber den Tatbestand nicht erschöpfend. Dies geschieht jedoch völlig
durch die neuerdings mehrfach beanstandete Bezeichnung des Liedes
als eines Liedes im Kinarhythmus. Verse wie
V. 3 ]vn Ü'tsp
V. 4 b n^^n'z ^ncn
»^ T - I I •!
V. 5 b 2?D ^üiyi
]M^^ 1120 ^:byn.
^i<i"i D^2i ^«n^
40*
62S B. Stade [2
lassen keinen Zweifel darüber, daß hier jener eigentümliche, mit der
Totenklage entstandene Rh}'thmus vorliegt, bei dem ein zweites
paralleles kürzeres Glied nachhallartig" das erste längere wiederholt.
Der Ausdruck: „Fünfer" ignoriert, dali es sich um zwei Stichen mit
dazwischenliegender Cäsur handelt, so gut, wie dal-J diese sich von
Rechtswegen im Parallelismus membrorum entsprechen. Auch bei
Dlum's Charakteristik kommt das nicht zum Ausdruck. Nur hat
DUHM die richtige und für die Rekonstruktion des Textes wichtige
Beobachtung gemacht, dalj im Licde je zwei dieser Kinaverse zu-
sammengehören. Ich ziehe es daher vor, bei dem alten Sprach-
gebrauche zu bleiben, und will im Folgenden zu zeigen versuchen,
dafj sich von den durch ihn bezeichneten Anschauungen aus vielleicht
einigen Schwierigkeiten des Liedes beikommen läßt. Ich bin natür-
lich nicht so unwissend, zu ignorieren, dali man in den Zeiten, in
denen man Psalmen wie Ps. 35. 40. 10 1. Jes. 38, 9 ff. Mi. 7, 14 ff.
Jon. 2, 3 ff. im Kinarhythmus dichtete, diesen Rhythmus nicht mehr
als den des Totenklageliedes empfand. Ebenso wenig übersehe ich,
daß ein Vers, wie v. 5 a:
als Fünfer charakterisiert werden kann. Aber doch nur, wenn man
ihn aus dem Zusammenhang mit dem übrigen Gedicht löst. Solche
unvollkommen gebaute Verse dürfen nicht zur Charakterisierung der
Erscheinung benutzt werden. Sie stellen eine Ausartung vor. Darin,
den alten, auf BuDDE's glückliche Entdeckung zurückgehenden, Sprach-
gebrauch fe.stzuhalten, kann mich auch der Widerspruch von E. SiEVERS
nicht beirren. Wenn E. SiEVERS, Meti-isclie Studien I, S. 78 f.
{ASGW\ phil. Cl., XXI, Nr. i) energisch verlangt, daß man die Be-
griffe: Poesie d. h. Literatur gesteigerter Empfindung und des höheren
Stils" und: "Poesie, d. h. metrisch geformte Literatur" streng aus-
einanderhalte, so ist dem entgegenzuhalten, daß alle und jede Poesie
aus der Inspiration fließt. Nicht nur der Parallelismus und die Wahl
besonderer Worte, sondern ebenso Rhythmus und Metrum sind aus
ihr geboren. Auch die metrisch geformte Literatur ist eine Literatur
„gesteigerter Empfindung". Wenn wir Parallelismus und gehobene
Rede im Alten Testamente überall da treffen, wo ein Gottesmann
oder ein Dichter spricht, so sind das eben für uns die sicheren
Charakteristica der Poesie. Freilich ist möglich, daß sich schließlich
3] Die poetische Form von Ps. 40. 629
herausstellt, dali aiilicrdcin bestimmte Rh\-thmen, vielleicht auch be-
stimmte Metra, der poetischen Rede eignen. Und ich zweifele nicht,
dali die Versuche von SlKVERS unsere Vorstellungen klären werden,
sei es auch nur, wenn sie uns endgültig von der Vorstellung befreien
werden, dali an ciuantitierendc Metren zu denken sei, wovor ja freilich
auch die grammatische Betrachtung der hebräischen Sprache warnt.
Dali aber von alter Zeit her nebeneinander eine Poesie mit Parallelis-
mus und gehobener Sprache, sei es mit oder ohne Rhythmus und
Metrum, und eine solche ohne diese Eigentümlichkeiten und nur mit
Rhythmus und Metrum im Volke Israel existiert haben soll, ist so
unwahrscheinlich wie möglich. Wer das Vorhandensein von Rhythmus
und Metrum im Alten Testament nachweisen will, hat den Nachweis
schon deshalb an Literaturstücken zu führen, die im Stil die sicheren
Charakteristica der Poesie an sich tragen. Ich kann es daher nicht für
einen Fortschritt in der Betrachtung halten, wenn neuerdings E. SlEVERS
auch in Erzählungen, die den stilistischen Charakter der Prosa tragen,
Metra findet, ja von hier aus Kritik an poetischen Stücken übt. So
hält er es z. B. Metrische Studien II, 247fr., Mh. K. S. G. d. U'.,
phil. Cl., XXIII. 2. 1905, für möglich, dal-j Gn. 4, 23a die Worte Hlj;
n'v'SI eine Glosse seien. Ich meine, dal-) man umgekehrt schliel-ien
müsse, da(.) eine metrische Hypothese, die dazu anleitet, durch sichere
Kennzeichen des poetischen Stiles geschützte Worte zu athetieren,
unmöglich das Richtige treffen könne.
Gehn wir von der Voraussetzung aus, dafi der von uns in v. 3. 5
beobachtete Rhythmus auch in v. 2, dem ersten des Liedes, sich
finden werde, so stol-jen wir in ihm sofort auf eine Textverderbnis.
Denn er hat einen doppelten Abgesang. Die Ausdrücke: „Aufgesang"
und ..Abgesang" will ich in dem Folgenden der Kürze halber für die
beiden Stichen eines Kinaverses gebrauchen. Er lautet jetzt:
Zwei Möglichkeiten liegen vor. Ivs kann ein Abgesang zuviel sein,
der ursprüngliche Vers kann erweitert worden sein. Oder der jetzt
vorliegende Text kann aus zwei Versen zusammengeflossen sein, eine
Ergänzung wird dann Heilung bringen. Die erste Möglichkeit erwägt
Baethgen. Er hält die Worte ^nV,P V^^'l weil sie über das Metrum
überschössen, für Zusatz. Umgekehrt nimmt DuHM an, es sei am
Schiuli des Verses ein "'i^'^-l infolge seiner Ähnlichkeit mit "2V?n v. 3
630 B. Stade [4
ausc^ofallen. Bei DUHM's Rekonstruktion wären Aufgesang wie Ab-
«Tesan«'- des zweiten Verses von ungewöhnlicher Kürze. Baethgen
aber übersieht, daß durch das Lied hindurch je zwei Verse denselben
Gedanken variieren, wie man gleich an v. 3 besonders deutlich sieht,
aber ebenso deutlich an v. 5, v. 14 — 18. Wir haben daher anzu-
nehmen, daß der jetzige Vers 2 durch Ausfall eines Stichos seine
jetzige Gestalt erhalten hat. Soweit ist DUHM im Recht. Näher als
sein Vorschlag liegt es jedoch, zu vermuten, daß vor ''OJ^l^ V^^^}
ein Aufgesang ausgefallen ist. Etwa ^n"'?N"'?SI ^r\V,^P V.^^- Die folgende
Er^vägung muß jedoch hindern, eine solche Vermutung zu zuversicht-
lich auszusprechen. Wir bekämen dann freilich zwei normale Kina-
verse, aber diese beiden Verse ständen zu einander nur in einem
mangelhaften Parallelismus des Sinns. Freilich könnte man sich für
die ^Meinung, das sei bedeutungslos, auf den gleichfalls im Kinarhyth-
mus gedichteten und in Verspaar zerfallenden Psalm Jon. 2, 3 ff. be-
rufen, der mit den Versen;
... — -- Tl t1 • TT* • TIT
beginnt, die einen ähnlichen Bau zeigen. Jedenfalls wird man aber
mit der Möglichkeit zu rechnen haben, daß der jetzige Wortlaut von
V. 2 dadurch entstanden ist, daß der Abgesang des ersten der beiden
Kinaverse verloren ging. Der erste der beiden Abgesänge, die wir
jetzt in V. 2 lesen, wäre dann ein verstümmelter Aufgesang. Da der
Verf. von Ps. 40 ein wenig origineller Dichter ist, so Vv'ird man mit
einiger Wahrscheinlichkeit das von ihm Geschriebene an anderen
Stellen des Psalters wiederfinden. Nach Ps. 130, 5 nn^lp nVr]] ''n"'1.p
^rbrAT] nmbi ^trs: schlage ich vor ^Phr\m n^nb als Abgesang zu rÄp
^)'^\ T^'^p zu ergänzen. Natürlich übersehe ich nicht, daß auch andere Ver-
mutungen möglich sind. So nach Ps. 30, 3. 88, 14 ""^V.^p vV« (so Cheyne),
oder nach 31, 25. 33, 22. 69, 4. ^Phn\ V^«, oder nach 119, 74. 81. 114.
147 ^nbrt' ll?""?, oder endlich nach 33, 18 ^FÖB] linnb. Phrasen mit
Tiürh oder 1l2n'? liegen aber am nächsten, und unter diesen die er-
gänzte, da Ps. 130, 5 die ähnlichste Psalmenstelle ist. Das folgende
''bs tS'l ist durch Ergänzung von niiT'^ oder \'l'PN zu einem Aufgesang
aufzufüllen. Möglich ist freilich auch tSM zu lesen und mit Cheyne
li^yt zu ergänzen.
Daß vv. 3. 4b. 5 ganz genau im Kinarhythmus stehen, ist bereits
bemerkt worden. Zu v. 4a kann man die Frage aufwerfen, ob der
5J Die poetische Form von Ps. 40. 63 1
Aufgesan«^ U'in Tü^ ^D2 ]r\'1 nicht 7a\ lan^ sei. li^"in könnte nach ],2, 3.
96, I. 98, I. 144.9. '49' I zugesetzt sein. Andererseits wird man sich
scheuen, eine so häufige Phrase zu imdern. So wird zu erwägen
sein, da!) "]r\M proklitisch an "DZ angelehnt sein könnte, wie dal) wir
in V. ga ^mcn 'rihi<, ^iib'-i ^\^t'vh und in \-. 17 n^n^ biy Tcn nox^ je
-^ *ITl-Vtl|l —. - ' »1-1- • J I J
einen Aufgesang von ahnlicher Länge finden. In v. 5 wird die Aus-
sprache der LXX (Cp nicht Du) durch den Rhythmus widerlegt. ]n*1
zieht die Korrektur WlXLHAUSEN's 'IN'J für ^«T nach sich, der nur
durch die Annahme auszuweichen ist. daß der Zweck angegeben
werde, den Jahve befolgte, als er 11*111 yü 'Z2 ]r\\].
In V. 6 hat die auffällige Phrase ri'ti'J? ni3"!, die im Zusammen-
hang nur ein Surrogat für H'linn sein kann, schon die Aufmerksamkeit
HuPFELD's auf sich gezogen. Der Stichos \1'^N np] nris npV. Hill
^^rii^VEi ist als Aufgesang viel zu groLi. Unwillkürlich ist man ge-
neigt, durch Streichung von nS"l^_ nns ri''ti'J^ einen grammatisch und
metrisch korrekten Aufgesang ^Tis'jDi ^ribi^ nl21 herzustellen. Ahn-
lieh ist DuHiM vorgegangen indem er nn« r\^'^)l gestrichen hat. Hier-
gegen ist aber ein doppeltes Bedenken geltend zu machen. Einmal
begreift man nicht, woher nriS n^'b'j; stammen soll. Dann wird sich
zeigen, daß 'H'bs Hin"; ni^^ wahrscheinlicii aus zwei von ihren Stellen
verschlagenen Abgesängen zusammengeflossen ist. Man wird sich
daher doch mit 1)^^)1 abzufinden, oder auf anderem Wege zu helfen
haben, ^i'^bs ^''ri2^*nai ist ein regelrechter Abgesang.
Der Rest von v. 6 von "^^S? ]'{;> an bleibt fiü- den andern Vers
des mit ni21 beginnenden Verspaares übrig. Dafür enthält er jetzt
zu viel Worte. Zwar lEDC Itt^iy bildet einen korrekten Abgesang,
aber das Vorausgehende enthält mindestens ein Wort zu viel. Ge-
rade hier zeigt sich nun der Nutzen einer Benutzung der poetischen
Form. Nach unseren bisherigen Beobachtungen müssen wir erwarten,
einen Gedanken ausgedrückt zu fmden, der dem mit niSl beginnen-
den Satze parallel läuft. Unter Berücksichtigung von 12Dp 1?3^V wäre
das etwa der Gedanke, dal-i die Wundertaten und I feilspläne nicht
dargelegt werden können, weil das ihre große Zahl unmöglich
macht. Dazu stimmt aber der Satz ^"'^S "^IV )\s nicht, den man
nach 89, 7. Jes. 40, 18 nur übersetzen kann: „nichts ist dir zu ver-
gleichen". Zum Wechsel zwischen "pS und b vgl. v. 18. Der Um-
stand, den Form und Inhalt bieten, führt darauf "^"^b^ zu streichen.
Es ist eine durch Mißverständnis des Satzes veranlaßte Glosse, y^
6^2 I'^- Stade [6
lehnt sich proklitisch an "IX? an. Um des Rhythmus willen sagt der
Dichter nicht '^'^vh Drx. Wer sich aber mit der Streichung- von '^l'h^
nicht befreunden kann, wird dem Vers nur helfen können, indem er
-ISDO ^O^y streicht und HIIISI. HT^S | ?]^bs ^hs? ]\si skandiert. Man
versteht aber nicht, weshalb lEDO ^öläy hinzugefügt worden sein soll.
Der viel besprochene Vers 7 enthält neben dem tadellosen ersten
Verse noch den Aufgesang des zweiten Verses des zusammengehörigen
Verspaares. Zum Bau von i nns D^it« vgl. '^ 2ür\: Tip] v. 18. 'h
lehnt sich hier wie dort enklitisch an. Ein Bedenken bietet nur noch die
Form nstpn. Gegenüber den Ausführungen Jacob's in ZATIT. 1897,
279 hat Matthks '\nZAT]\'. 1902, 740". kurz und bündig nachgewiesen,
daü mit nsani nbiy wie mit nnittl nnt nur je zwei Opferarten
bezeichnet sein können. Wer daher die Form HiJ^n beanstandet,
wird sich zu der Emendation P.Sün entschließen müssen. Mit dem
Q^re nSün Ezra 6, 17 wird wohl Hijitsri gemeint sein. Die Form HK^n
mag demselben Bedenken ihren Ursprung verdanken, das Jacob zu
seiner Deutung des Verses veranlaßt hat. Um das Verspaar voll zu
machen, fehlt also in v. 7 ein Abgesang.
Diesen aus dem folgenden Verse, dem schlimmsten Teil des
Liedes, zu gewinnen, will mir so wenig gelingen, wie es bisher jemand
gelungen ist, den für sich völlig durchsichtigen Worten des Verses
einen vernünftigen Sinn abzugewinnen. ^r^"l??t> T{< „damals sagte ich".
Aber wann? Etwa als Jahve an Opfern kein Wohlgefallen hatte?
"riNS T\^T\. Aber wohin und wozu? Die folgenden Worte "iDp n^302
*/j; 2^n3 spotten erst recht jeder Erklärung. Sie können nach dem
Wortv^erstand nur heilJen: „in der Rolle eines Buches ist mir vor-
geschrieben", oder: „in der Rolle eines Buches, das mir vorgeschrieben
ist". Man begreift aber weder, weshalb es in der „Rolle" und nicht
in dem Buche vorgeschrieben ist, noch ist dieses so unbestimmt ge-
lassene Buch zu deuten. Die Deutung auf den Pentateuch und die
Annahme, daß "I2D artikellos stehe, weil es wie ein Eigenname ge-
braucht werde, hat gegen sich, daß D'^IDDH für das zeitgenössische
Judentum die prophetischen Schriften sind, Dan. 9, 2. Die Deutung
von GrätZ: „Gemäß der niedergeschriebenen Buchrolle von den
Opfern" scheitert daran, daß diese doch nie in einer besonderen
Buchrolle niedergeschrieben worden sind. Auch ist sie grammatisch
unmöglich. Sie hängt mit der vollständigen Umdichtung der Verse 7
und 8 bei Gr.\tz zusammen. Er schlägt vor:
"] Die poetische Form von Ps. 40. 633
t I - I « I ■ - V
• i-t II-. - t ^
^nKzn Hin 'mos t«
- - - • • t - f T
Es ist das ein verzweifelter I landstreich, der sclion wegen der Xicht-
beachtuny; des Rhythmus milolingen niulite. Dennoch ist vielleicht
etwas Beachtenswertes darin. Nämlich der Vorschlag ''ri«^ nil fiir
aus 'rissn n^n verdorben anzusehen. Dann läge eine Berufung
darauf vor, dal) die niciit verlangten d. h. jetzt nicht möglichen Opfer
früher gebracht worden sind. Auch soll nicht verschwiegen werden,
dalj die Annahme, die Phrase "''?V 2^r\'2 1DD n'?J03 sei infolfje Ein-
dringens einer Glosse 1DD n^iD2 aus ''bj; 3=103? entstanden, einen
regelrechten Kinavers ergeben würde. Es wird das aber ein neckendes
Irrlicht sein. Denn was dazu veranlalit haben sollte, zu dem durch-
aus verständlichen 'h'il 2^7)^2 ein "IDD n'?3D2 an den Rand zu setzen,
wäre schwer zu sagen. Auch könnte der so gewonnene Satz trotz
des Rhythmus kaum für das Lied in Anspruch genommen werden.
Denn wozu soll man sich darauf berufen, dalj man Opfer gebracht
hat. wenn Jalne sie jetzt überhaupt nicht verlangt r
Dali V. 8 nicht mehr zu deuten ist, hindert nicht nur die Rekon-
struktion von V. 7, sondern ebenso die von v. 9. Nach unseren bis-
herigen Erfahrungen müssen wir erwarten, auch in v. 9 ein aus zwei
Kinaversen bestehendes Verspaar zu finden. Es scheint dem in v. 7
bis auf den .Abgesang des zweiten Verses erhaltenen Verspaare ent-
sprochen zu haben. Sprach jenes aus, was in der jetzigen traurigen
Lage Jahve von seinem N'olke nicht verlangt, so wird dieses aus-
gesprochen haben, was Jahves Volk zu leisten bemüht ist. r>eilich
ist der in den gesetzlich vorgeschriebenen Opfern bestehende Gottes-
dienst zur Zeit unmöglich. Dafür dient es seinem Gotte durch treue
Erfüllung seiner ethischen Gebote. Schon hieraus ergibt sich, dal!»
wir die beiden Stichen, trotzdem sie einander im Parallelismus mcm-
brorum zu entsprechen scheinen, nicht für einen Vers nehmen dürfen.
Denn aus v. 10 lälJt sich ein dazu gehörender zweiter Vers nicht
gewinnen. Auch wäre ^J^O "^ins iri"]ini für einen Abgesang zu grotj,
wenigstens an den übrigen Versen des Liedes gemessen. Wir werden
vielmehr zu vermuten haben, dafi von dem v. 9 zu suchenden Vers-
634 ^- ^tade [8
paar nur die beiden Aufgesänge erhalten sind. In dem ersten der
beiden wäre n^t'vh als proklitisch angelehnt anzusehn. Die Möglich-
keit soll jedoch nicht verschwiegen werden, dali die in Verlust ge-
ratenen Abgesänge, oder wenigstens einer von ihnen, in v. 8 des
jetzigen Textes mit steckt. Auch konnte v. 9a durch eine geringe
Einschaltung zu einem vollständigen Kinaverse ergänzt werden. Die
Versuchung liegt zum Beispiel sehr nahe, herzustellen:
^n^sn ]3 I 'Tib^ ?i:iiJ"i nitry"?
'b]i nins? I ^j;» ^ins "^ny.n]
Doch enthalte ich mich solcher, mehr oder minder subjektiv gefärbter
Versuche. Die Leichtigkeit, mit der sie sich darbieten, wird vielmehr
dazu mahnen müssen, bei solchen, von der Form eines Liedes aus-
gehenden Verbesserungsversuchen recht vorsichtig zu sein.
In V. 10 bilden die Worte: üh'D^ «b ^riDti^ mn deutlich den Auf-
gesang eines Verses, während der übrige Inhalt Bedenken erregt.
Am meisten der Eingang 21 bT\p'2 pliJ "'HltS^S. Daß man etwas bereits
getan hat, kann nicht w^ohl ohne eine Bezugnahme vor dem Aner-
bieten ausgesprochen werden, es tun zu wollen. Der Satz '151 nJin
duldet also nicht vor sich, was wir jetzt im Texte vor ihm lesen.
Aber auch was auf i^b"?^ iih "»riDb^ Hin jetzt folgt, ist an seiner Stelle
formell und materiell nicht am Platze. Formell nicht, denn wir er-
warten einen Abgesang, wofür riJ^T nriN nin"| um ein Wort zu lang
ist. Aber auch materiell nicht, denn man wird Jahve mit diesen
Worten nicht für etwas zum Zeugen anrufen, was man tun will. So
ruft man jemand zum Zeugen für etwas an, was man getan hat.
Damit ist zugleich ausgeschlossen, daß man den Satz durch Streichung
von n^n^ auf das Maß eines normalen Abgesangs reduziert. Der Satz
r\J?T nri« wird vielmehr hier an falscher Stelle eingedrungen sein.
Das Gleiche wird für 3"l hnp^i pl'i ''pr\\if2 zu vermuten sein. Gehört
dieser Satz dem Gedichte ursprünglich an, so kann er nur hinter
'liT TiEiy Hin gestanden haben. Er erweckt aber auch noch dadurch
Bedenken , daß er einen Kinavers mit unvollständigem Aufgesang
vorstellt. Vorerst ist also der mit dem Aufgesang i^^DS i<b ^r\^^ Hin
beginnende Vers durch einen Abgesang zu vervollständigen. Hierfür
kommt, wie bereits gezeigt, aus dem Folgenden I^yCV nriN nicht in
Betracht. Wohl aber wird HliT durch ''Tibi^ zu vervollständigen sein.
Die beiden Worte rij^l^ nri« bilden einen zweiten, an unrechte Stelle
9] Die poetische Form von Ps. 40. 635
verschlagenen Abgesang. Im Fulgcndeii wird sicli zeigen, wuhin
dieser gehört.
Die Vermutunir, daß die Worte 21 bnp^ pii* *n-b'2 nicht in
Ordnung sind, wird weiter durch die Beobachtung bestätigt, dalJ ein
jedes derselben im folgenden v. 1 1 seinen Doppelganger hat. Näm-
lich ^nib'? an 'n"!?:«. pns an inp^-is, nn "rnpa an zr\ 'jnpV. Es ist nicht
anzunehmen, dal-i ein Dichter sich so wiederholen werde. Weit wahr-
scheinlicher ist vielmehr von \ornherein die andere Annahme, dal)
vom Rande her Varianten in den Text gedrungen sind. Gegen p"]^
und für 'inp^'i^' sprechen ^i?V^tI'n=l "^^^OS und "nCiSi T]r|pn. Die Ent-
scheidung über "^np^ und '^nj^'p hängt davon ab, ob man 'nit^S oder
^r\")D8 für ursprünglich hält. Denn von "'Hins kann, wie wir noch
sehen werden, 21 '?ni^'? nicht regiert werden. Zwischen ''riltys und
""nicyi ist es nun allerdings nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen.
Denn daPj "ION auch sonst in der hier vorkommenden Bedeutung ltc-
braucht worden ist, das zeigen 145,6. 11. Indessen ist vielleicht zu
bedenken, dal) in diesen Stellen die Synon)-ma des Aussprechens,
Verkündens nahezu erschöpft w^erden, was hier bei weitem nicht der
Fall ist. TilIJ'^ mag in einem Exemplare zu ^niOS verschrieben ge-
wesen sein, was die Korrektur von hx\:^1 zu ^TX^h nach sich zog. Am
Rande w^urde es wieder zu "Tllty^ verbessert, und dieses dann später
durch Hinzufügung von il ^7(^1 pi:i zu einem Satze vervollständigt,
der an verkehrter Stelle in den Text drang. Wir bekommen dann
den tadellosen Vers:
ni hT\r)'L I 'nib'3 ^iny^ü-'n!! ?:n:^os
Er wird durch die Parallelstelle ^r^'^}t\ DVb D-i'ö nb3 96, 2 sehr
empfohlen. Selbstverständlich ist zuzugeben, dal-i der \^ers ursprüng-
lich auch:
31 ^r\T)':L I 'nie« ?Tnyityn>, ?inJ^ON
gelautet haben und das ungewöhnliche TllON am Rand durch 'niC'2
erklärt worden sein kann.
Den bei dieser Annahme um seinen Abgesang gekommenen Auf-
gesang inON^ "ipn 'n~np"N'*? v. 1 1 könnte man nun versucht sein,
für identisch mit "r^CSI ^~pn v. 12b zu halten. Allein es spielt
sbDn-N'b V. 12 deutlich auf «"^DS «■*? 'nsty H^n v. 1 1 an und erbittet
T I • t I T - T ; - •
so ein dem Verhalten der Gemeinde entsprechendes Verhalten Gottes.
6^6 B. Stade [lO
Es ist daher zu vermuten, dalj die Worte 'I^^P^51 ^"IDÖ in v. 12 Rest
eines Satzes sind, der sich gleichfalls in ähnlicher Weise auf einen
Satz zurückbezieht, in dem vom Verhalten der Gemeinde ähnliche
Worte gebraucht waren. Als ein solcher bietet sich ungezwungen
der Satz IHÖSI ^"Hpn "'niriD'iS''? dar. Es wird also dem Gedichte ur-
sprünglich angehört haben. Er stellt auch der Form nach einen
tadellosen Aufgesang vor. h^reilich ist dieser um seinen Abgesang
gekommen. Denn über 2"] ^^p^ i-^t bereits verfügt worden, indem es
mit nn h7\\>2 identifiziert und an ^r\nb'2 ^nyityni ^iniilttN als Abgesang
angeschlossen wurde. Dali aber überhaupt n^J 'rnj^'p nicht der zu
~*!^Pi?l ^"Hpn ^i^inp'X'b gehörende Abgesang sein kann, lehrt zudem
der Sprachgebrauch. Denn "ins konstruiert sich, was die Ausleger
bisher übersehen haben, niemals mit b, sondern immer mit ]p der
Person, vgl. Gn. 47, 18. Jos. 7, 14. i Sam. 3, 17. 2 Sam. 14, 18. Jen
38, 14. 25. Es kommt aulJer an diesen Stellen nur noch Jes. S> 9-
Jer. 50, 2 vor, steht an diesen aber absolut. Trg. Ki"l i<Slp3 über-
setzt freilich, als stünde wie v. 10 bnp2 da, und man könnte versucht
sein, aus LXX ouk €Kpv\\ia .... üittö cruvaYUJTn? TToXXfiq, Pe.s. )Jo
lh>Siy ll^ ^ . . . . ^iL^ zu schlielJen, dafi diese ^nj5ö gelesen hätten.
Da jedoch schlechterdings nicht zu sagen ist, was eine Verschreibung
von bnpQ zu br\pb veranlalJt haben könnte, so werden die alten Über-
setzer wohl keinen anderen Text vor sich gehabt haben und nur
übersetzt haben, was nach ihrem sprachlichen Empfinden hätte da
stehen sollen, was ja auch neueren Exegeten des öfteren begegnet.
Den hinter ^riOfc?! 1'^pÖ ''ninp"*?'? fehlenden Abgesang haben wir
nun aber in dem am Schlüsse von lob überschießenden Worten nrifc<
r\>'"l" zur Stelle. Es wird aus diesem Sachverhalt aber weiter zu
schlielJen sein, daß der Satz ')^) "'^1^p"^?"'? von seiner ursprünglichen
Stelle verschlagen worden ist. Pyi' HFiS markiert die Stelle des Ge-
dichtes, an der es ursprünglich stand. Es dient das zur Bestätigung
unserer Vermutung, daß 31 bnpb v. 11 von seinen ursprünglichen
Zusammenhängen losgerissen worden ist. Die beiden Verse
' rt Ttl t:v -t: "•
bilden das zusammengehörende Verspaar, und auf dieses folgte das
Verspaar
T TIti I •!-• 'irr l llfT 71
1 1] Die poetische Form \on l's. 40, Cy'i^'j
Freilich will ich den Umstaiul nicht verschweigen, dali das zweite '
Verspaar das erste von v. 12 in auffallender Weise trennt. Auch lüge
die Möglichkeit vor, dal) rij^"]' HPS v. 10 aus v. 9 an seine jetzige
Stelle verschlagen wäre, l^s könnte einer der d jrt fehlenden Auf-
gesänge sein.
V. I2a ergibt ohne weiteres einen Kinavers, dessen Cäsur hinter
sbzn'K''? liegt. \. 12 b dagegen ist versehrt. Da die Cäsur nur vor
TOn liegen kann, so hat der Aufgesang ^not<j ^"on ein Wort zu
wenig. Ich wage nach Ps. 43, 3 am .Anfang xh^ zu ergänzen. Vers
12 enthält dann ein normales Verspaar.
hl V. 13 sondern sich sofort
und
' ■% \-\ ••11 ■ — . - • I rr
als regelrechte Kinaverse aus. Die dazwischenstehenden Worte
niSI*? 'nbb; N^l ^niiS? 'ili'tS'n weisen sich durch Form und Inhalt als
Eindringlinge aus. ICs hilft nichts, sie umzustellen, um sie wenigstens
in die Form eines Kinaverses zu bringen:
- - . . . I . . -IT I
denn S7l schlösse sich dann schlecht an. Auch müssen wir nach
unseren bisherigen Erfahrungen erwarten, dali ein Vers auf ISSN ^3
Ö O ' I IT •
U1 folgt, der eine Aussage über die ni>n enthält, von denen die Ge-
meinde betroffen worden ist. Eine solche enthält lil ^O^y. Sein
I n
Subjekt ist niyn nicht \n:'is?. Der Satz niNi"? ^nbi'-K^T \-i:iy ^ili'tyn.
der in der Personifikation der "Tli'iy freilich sich mit ^i^l^"* T^T\ \. 1.2
berührt, ist eine wenig geschickte Erweiterung, vielleicht einem anderen
Liede entlehnt. Man mülJte denn annehmen, dalj ein Vers ausge-
fallen sei, der mit den gestrichenen Worten ein Verspaar bildete.
Diese Vermutung empfiehlt sich jedoch wenig, denn v. 14 findet
einen glatten AnschlulJ nur, wenn vorher \on den niyi gesprochen
war, an denen die Gemeinde leidet.
DalJ in v. 14 das zweite "iWTV rhythmisch überschießt und daher
zu tilgen ist, haben bereits B.\ETHGi:N und Dlhm richtig erkannt.
Der Vers enthält einen Kinavers, dessen Cäsur nach 'ib'lin'? liegt.
Mit ihm bildet \^1\ bis ^K'Ei in v. 15 ein Verspaar. Die Cäsur liegt
hinter "in^, das in Ps. 70 mit Unrecht weggelassen worden ist. Dafür
658 B- Stade [l2
'ö
enthält der Wortlaut von Ps. 40 mit nnlDOb eine in Ps. 70 fehlende
Glosse.
V. 15 von lyo"; an ergibt einen Kinavers, dessen Cäsur hinter
"lübs'l liecrt. Zu ihm (jehört als paralleler Vers v. 16. In diesem
bilden DPw? ^'PX''^V. ^JSb'; den Aufgesang. Der dazu gehörende Ab-
gesang wird durch Streichung des "''?, das in Ps. 70 fehlt, und des
zweiten nsn zu gewinnen sein.
Die Verse 17 und 18 enthalten je zwei, sich zu einem Paar zu-
sammenschlieliende Verse. Die Cäsaren liegen hinter 12. T^p], ]V'2^,
nns.
T -
\'. 18, ist, wie das D'n'^S Ps. 70, 6 beweist, das in das K'^thib
eingedrungene Q'^re für nin\ TW^^n Ps. 70, 6 ist schlechter als das
'2'^'r\'_ von Ps. 40, denn 2ün'_ spielt an ^''rii^nöl v. 6 an, und Htt^m ist
V. 17 schon verbraucht worden.
Der üble Zustand, in dem jetzt das Lied Ps. 40 vorliegt, dürfte
sich daraus erklären, dali der Text aus einem Exemplar mit schad-
hafter linker Seite und mit Glossen und Ergänzungen am rechten
Rande unter Nichtbeachtung der rhythmischen Gliederung abge-
schrieben wurde.
Der Übersicht halber setze ich den rekonstruierten Text an den
Schlufj meiner Ausführungen. Ergänztes ist durch [ ], Ausgeschaltetes
durch < > kenntlich gemacht worden.
]rri li-'tsp I ]i«ti^ n"i3J? ^:hvi\ 3
mann nin'' I niy nii^« nnan nti^N 5
- - I V i I - I I V I I ■ T • nr
1BDD ^D^j? I ,-n2n«i m^a« o^nv i"««
--• irri T---1- T»- Inl"
13]
Die poetische Form von l's. 40.
639
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Brief studies in Psalm criticisiii.
i;y
T. Witton Davies.
hough so many commentaries on the Psalms have appeared
during the last Century we seem as far off as ever from
finality as to text or Interpretation. Indecd it is no
exaggeration to say that a Century ago, before Ewald,
Hitzig or Hupfeld had wrltten, there was greater satisfaction with
the results then reached than there is with the results attained at
the psesent time. This is largely because with each decade new light
has come from philolog\-, grammar, archa^ology and history, and this
new light has shown that the problems are much more complex than
was supposed. Moreover the critic of the Psalms as of every other
part of the Old Testament has greater freedom than used to be
allowed, and he has the immense advantage of seeing the methods
of literary and textual criticism applied on a large scale to non-
biblical ancient writing. WellhauSEN's contribution to Psalms criticism
in the S/>0'J\ series lacks that brilliance and originality by which
his volume on Samuel was marked. He is too dependent on what
others have said, especiall}- upon the brilliant JusTUS OlshauüEN,
whose exchange of a professorship for a high Government appointment
involved such a loss to scholarship as the elevation of Professors
LiGHTFOOT and Westcotf to the Bishop's bench. W'ELLHAUSEN's
additional notes on the Psalms in Skiaccn und I 'orarbcittm vol. 5
contain several important suggestions, but he has not added much
that is really valuable to what had been already written on the Psalms.
Nöldeke-Feslschrift. «j
542 T. ^^'itton Davies [2
DlHM's Comnientary is. as he complains, far too short owing to
tlie narrow liniits allowed b}- the series to which bis book belongs.
B'Jt lie shows extraordinary insight and freshness on every page,
and a courage bordering on recklessness. He is too fond of changing
the text. of ditiering from every one eise, and of forcing the exegesis
into aereement with verv late dates for the Psalms. In the new — the
third edition of his careful and solid exposition of the Psalms
Baethgen accepts, in a large measure, SiEVERS' view as to Hebrew
metre, and makes many textual emendations for metrical reasons
alone or chiefly. The large number of textual changes put forth
by DUHM and Baethgen in their recent books show how far
the text of the Psalter is from being finally settled. Notwithstanding the
scathing criticism to which BEER submitted the new Commentary
of Ehrlich' I wish to say that, in a recent special study of the
Psalms during my preparation of vol. 2 on that book in the Century
Bible Series, I found in EHRLICH some textual emendations and several
exegetical hints, which to me were new and preferable to any
suggestions put forth in other Commentaries^.
Canon Cheyne has, by his learning, penetration and courage, laid
Old Testament students under such deep obligations that one regrets
to have to acknovvledge that his latest work on the Psalms is more
bewildering than helpful. Starting with certain assumptions, historical
and literary, which have no support in the OT. or out of it, the
worthy Canon changes the text so completely as to make a new
Psalter. Take the first two verses of PS XC as amended and translated
by Cheyne as a specimen:
"O Lord! thou wast our stronghold,
Our God age after age,
Before thou didst exalt Jerahmeel,
And didst magnify Missur and Ishmael.
Mayest thou put Ishmael to flight,
And say, be disappointed, ye sons of Edom !
For the Jerahmeelites tread thy people down,
The Ishmaelites, the Arabians, and the Mizrites".
Ex wio omne.
1 Theologische Lilo-ndnzeiiung 1905, 4. März, Sp. 131 f.
2 See on Pss. LXXXIX. 20 and CIL 3
3] IJrief studies in Psalm criticism. 643
In the following nettes little, and sonietimes nothing^, is said cjf
the opinions of otliors: these opinions can bc g^athcred from Standard
Commentaries.
XVII, 15. If the MT is retainetl I uould icndcr thus: "I, being
righteous" (lit. "in a State of righteousness"). shall gazc upon th)' face"
(='Thee'): "I shall have all I wish whcn thy form (= Thou Thyself)
appears (lit. "wakes") to me". Hut this rendering is strained, and indecd
no tolerable sense can be got out of the MT. It appears to nie that
^''pni is a dittograph of p"]"^^; fir.st of all repeated by a copyist's
blundcr; then slightly corrupted, and finally brought to its present
form as being by itsclf a real Ilcbrevv exprcssion. Then translate:
"I being righteous shall gaze upon th\- face (= Thee):
I shall be satistied with thy form" (i. e. Thee).
The two verbs ntnx and nysb'S are i^arallel, and so are the
nouns ^'iS and ^riilDn, both Standing for God as knoun. It is ciuite
possible that in V'pn!! therc is to be restored a noun parallel to pTi:
perhaps y^T) "'delight", "pleasure". "I — in a State of joyous pleasure
shall have mv lill, shall be satisfied with thv form". But an ethical
term corresponding to p'TS would be more in place. V?'^? iriay
mean — "in a state of dclighting in thee".
Psalm LVII is said, in the title, to have been composed by
David "when he fled from Saul in the cave". Commentators discuss
whether the cave referred to is that of AduUam (see iSam. XXII, i),
or that of Engedi (see i Sam. XXIX, 3). Now criticism has shown
that für mV'2 WC should read m^SO fortress: see i Sam. XXII, 4 and
2Sam. V, 7. 17, Psalm XVIII, 3. Thus VVelLHAUSEN, Budde, Nowack,
LöHR S:c. The versions foUow the MT, showing that the corruption
is a very old one. Unless the corruption of "fortress" to "cave"
is older than the title of the present Psalm we must understand by
cave in this title that of Engedi, and the same remarks appl}^ to the
title of Psalm CXLII. It is an interesting confirmation of the con-
clusion thus reached that most Commentators, on quite other grounds,
argue that the cave of Engedi is the only one that can be meant.
For HTj;« in LMI, 9 ü CVIII, 3 I would read HTü^«. "I will sing
at the dawn" gives far better sense than "I will awaken the dawn"
or '"I will rouse myself" (Inner Hiph.) "at dawn".
LXXIII. ■Jiinii'S. In all the recognised English translations and
in most other translations this is rendered: "Early will I seek thee".
41*
544 ^ • ^^ '^'°" Davies [4
In the R.Vns. for "early" the word "earnestly" is proposed. The verb
inc^ occurs in the Pi'el alone except in Prov. XI, 27 where the Oal is
found. That it means to ''seek earlf or to "seek eaniestif rests upon
the assumption that it is a denominative from "ini!^ "dawn". But if
this assumption of the etymology of the word were correct, the
idea of seeking would not be in it. Judging from the meaning
of denominatives in Arabic where they are \'cry numerous (chiefly
in the fourth form of the verb) and in Hebrew (mainly in the Hiph'il;
but cL bT\^) we should expect "Wllfi', if a denominative. to have some
such meaning as "to be up early", "to be about in the morning". If
however this derivation of the word must be pressed, the verb will
mean to "seek in the morning of the day" and not "to seek early in
life'' nor "to seek diligently" or "earnestly".
Rashi (on Prov. VIII, 17) gives ti^iJS as the equivalent of "1)112^.
The LXX translate sometimes by ZinTeuj, at other times by öpGpiZiuu,
and there are similar divergences in the Peshitta, Targum, Vulgate
and Arabic (Saadias). It is however best to assume a distinct verb
root, and in all cases where the verb meets us to translate "to seek".
And it is of the utmost importance that the same Hebrew word
should be rendered in one way in all translations, unless there are
urgent reasons for taking a different course. Modern translators
have made a quite opposite mistake through translating the Hebrew
n^3, ^3\1 and the Greek iepöv and vaö? by the one word "temple",
though the two Hebrew words often, and the two Greek words always,
have different meanings.
CIV, 4. I wish to call attention to the latter part of the versa,
that giving the Contents of Yahwe's oath,
If we Interpret p']S"'3'pi3 as a proper name, the only possible
rendering of the MT is this: "Thou art a priest for ever on account
of (or "because of") Melkizedeq". ''T\')'y^, bj; cannot possibly mean
"after the order of" as in the LXX and in Hebrews VII, 17, nor
"after the likeness of" as in Hebrews VII, 15. The use of the
phrase in Qoheleth (III, 13 sq.), the only O.T. book in which it is
found besides here, and the sense of the corresponding phrases
I^T ^V-, '"!)?" W show that here we must explain ^nn^l bv. in the
same way.
The final "Yod" of the word represents however the abbreviated
form of nirr' which has, in other instances, been attached to the
;] Brief siudics in I'salm criticism. 645
foregoing word by cop\'ists, though thc abbreviation was itself originally
due to an earlier copyist. I construc p'3i*"'"3'70 as vocative, thc Vod
at the end of ^sbö as Vucih-contpaginis. Thc wholc verse ma)- thcn
be translated: "Valuve has sworn and Hc will not rcpcnt: Tiiou art a
priest for ever on account of" (i. c. tlirough) '"Wahwc, O righteous king".
Instead of "on account of \'ahwe" wc maj' read: "on account
of nie", taking the final \'üdh of ^r^^Il"! to be that of thc suffix first
person singular, A king of Salem Melkizcdeij is assunicd in Gen.
XIV (P) to have existed, but there is no evidence outside this chapter
of the actual existence of such a king. Pcrhaps as ClIEYNK holds
the text in Gen. XIV, iS. has to be correctcd also, and thc proper
namc got rid of. In that casc thc allusions in Ilcbrews VII to
"Melkizedeq" would be based on copyists' blunders, though the
argument is unaffected.
CXXXV. 14. This verse is takcn verbatim from Deut. XXXII, 16.
In thc original place the "'S with which thc verse opens means
"Because", and can havc no other mcaning. In the prescnt verse the
sanie particle can niean only "surel\". unless we are to forbear
forcing into "3 an\' of its usual meanings, its i)rescncc being due
to the fact that it is a part of the verse quoted.
XXII. i: XXXV, 20: LH, 6: LXV, 4: CV, 28: CXXXVII, 2:
CXLV, 5.
In thc above passages ''"!2"1, thc construct plur. of 12" is
employed, generali}' before abstract nouns, with the sense — "instances
of", "concrete acts of". In XXII, i "'O^Kü' ''"!»"l means groanings", or
"acts of groaning". Thc prcfixing of ^IZll has often a partitive
force as in Deut. XVII, 8 ni2n nn"n (.some) "controversies" : "conten-
tions". A similar use of ^11" is met with in the following places. in
addition to those named above: Exod. V, 9 IJJK^ "'l^'H: "cases of false-
hood"; so also in Isai. LIX, 13 = Jer. VII, 4.
In Deut. XXIII. 15 and XXIV, i 12- nnj; should probably be
read HJIj; 12"1 and translated "an act of impurity": "a levvd act".
In Esther IX, 31 : niDl^n nsi = "acts of fastings", i. e. "fastings".
In Jer. VII, 22 nzn rhv^ ''IST^K should be rendered: "Concerning
whole burnt offerings and sacrifices": what is meant is separate
offerings of the twofold kind indicated,
There arc, no doubt, many other examples of this idiomaic use
of "»121 (or 121). Thc Targ. and Pesh. {uiillin and pethganiin), thc
646
T. Witton Davies
[6
Greek (Xötoi and piijuara) and the Latin {vcröa) versions generally
translate quite literarl}' „words", all thcse versions missing the true
sense, though petJigai)i, by which the Pesh. and Targ. sometimes re-
present "12"^ has, like the Heb. word, the meaning "thing" as well as "vvord".
The "Pilgrim" Psalms (CXX to CXXXIV). The proper translation
of r\l'?yj2n Tp* is "songs of the ascents": There is no need to read
with Ewald, ni'?y?2n '^'^Xi, in order to obtain the plural "songs". The
plural of the second word extends to the whole expression as in Ps.
LXXVIII. 51 : "the firstlings of manly strength": lit. "the firstling of
manly strengths" : and Ps. CLI, i : "violent men" : lit. "the man of
violences". So ninS n^2 "fathers' houses" Ex. VI, 14: Num. I, 2, 4 &c.
See A. B. Davidson Heb. Syntax, S 1 5 ■• Ges.-Kautzsch, § 1 24, p.
It is as if we rendered in English "song-of-the-going-ups". These
words form the title of a hymn book which contained the principal
hymns sung on the journey to Jerusalem to attend the three
great feasts. Each of these 15 songs was taken from that hymn
book, or they might together have constituted the hymn book, though
Ps. CXXXII Stands apart from the rest of the group, both in its
Contents and in its poetical character, and it has no right to its
present place or to its title.
CXXXVIII, 3. In the English R.V. ^inTO is rendered "Thou
didst encourage me", and this translation represents the current inter-
pretation. But the Heb. cannot mean that. If the verb is a denomin-
ative, as is commonly taken for granted, the only possible rendering
is: "Thou makest me proud" or "haughtx'": or (Inner Hiph'il) ''Thou
actest proudly" or "haughtily towards me" (the objective verbal suffix
represents often an indirect object).
The LXX Pesh. Targ. read here as the MT does in Ps. XVIII,
36 (35) — ''i?"|ri: "Thou madest me great". It is however far better to
read with Aq. (TiXaiivei?) and Jer. {dilatabis) ''i?n"lPl = "'i^'^rnn "Thou
enlargest me". For the use of this and similar verbs in the sense:
"to put into a condition of comfort", "to deliver", see p. 648 sq. In
Ps, XC, 10 a similar change has to be made, for DSm ("their whole
extent" — of the days) must have been the original reading and not D^rTI
("their pride").
CXXXIX, 20. "For they rebel against thee, (though) in a scheming
way: thy enemies hate (thee), (though) to no purpose".
The above rendering represents a slightly altered text. For =110'',
7] Brief studies in Psalm cnticism. 647
supposed to be a contracti(jn of ^lOS', read, with most moderns,
1112': for Nnb'i which is unhebrew, I suggest 1^<iV'^ which could easily
be corriipted b\- copyists into Sll^i. The Perfect of the Stative verb
Sib' might well stand in parallelism with the Imperfect 1"lß^ in
describing contemperaneous actions. In sense the verb Xib' makes a
good parallel to ^<10^ (the restored verb).
^"IV, is of course Aramaic for ^^1^: perhaps indeed the latter
Word should be read: V and i> could easily be confounded.
CXLI, II. The //a/>. leg. word nilbrio has been explained in various
ways and also variously read. The sense "waterx' pits" is based upon the
Arabic verb jlC^ "to pour forth". But the sense "water pits" is not
easily obtained from a verb = "to pour forth", and a Heb. etymology
is preferable, if one can be obtained. DUHM is wrong when he says
that the above derivation and meaning have support in Aramaic, for
neither verb nor noun is used in Aramaic. The occurrence of this
noun in tiie above sense in the Talmud (see the Lexicons of Levy
and Jastrow) proves nothing, since the usage of the Talmud depends
on the present passage alone.
Let a noun nibno be assumed, as denominatived noun from lon
"asphalt", "bitiimen": so = "a place" where asphalt or bitumen is found:
then "a pit" or "well of bitumen" &c.' Slime or bitumenous pits
abounded in the neighbourhood of the Dead Sea in Bible times,
though there are none now. See ¥..Kov>WäO'ü, Biölical Researches II,
p. 6o3f. ; J. W. Davidson, "Modern Science in Biblc Lands", p. 475 ff.
nibriQ would be of the form niaqtulaJi-. cf. iSt^i^S^-. Xf«Jüc. See BARTH,
'' Xojninalöildiing" , p. 252. In Heb. inaqhdak would become maqtolah.
In the earlier part of the present verse there is an obvious
reference to the fate of Sodom and Gomorrha. If we read nllbno
as proposed above, changing H to n, there will be an allusion to
this catastrophe in both parts of tiie verse — a fact which favours the
change suggested.
Notes of a more general kind.
I?. ^i?.
IMost translators go wrong in the rendering of these words with
a followinsf Genitive. D"S ■'i2 = "men", L. homines ti'"« "'iS = "men",
L. viri. The word "sons" should not be represented in the translation
I See Gen. XIV, 10
648 T. Witton Davies [8
as it is not implied in the Heb. b^'p'. 'iS = "Israelites", not "sons"
"or chiidren of Israel".
In Ps. XMII, 45 f. 122 •'iil is rightl\- translated ''strangers" in the
English Versions, D^y ^i2 (Ps. CXLVII, 9) are "ravens" not "\-oung
ravens". though the ancient versions adopt the latter rendering,
D'bs ^23 in Ps. XXIX, I, are "gods", not "sons of gods" and still
less ''sons of mighty ones". The word h^ is never applied to human
beings.
Distress and Delivcraiice conceived as Stj'aitncss and Broadncss.
In more than half the passages in the OT. in which the English
versions have "trouble" the Hebrew word is either ITl^' or "1^ ("IS),
the literal meaning of both which is "narrowness".
The Arabic s^, identical with the Heb. rri^, is also used to
denote "distress".
The Heb. verb pIS in the Hiph. means "to reduce to straits",
"to bring into trouble". The Oal is used in Post-biblical Hebrew with
the sense: "to be in straits", "to be in distress". The Arabic 3^
has exactly the same meaning as the Heb. pIS and the Aramaic plj;.
Thus ^-^ ^'-^ = 17 IS = "he is in straits". The same figure for distress
i. e. "narrowness", presents itself in many other languages: as in the Latin
ango, anxins, angnstiac, the Greek CTTeivo), the Sanscrlt am/ms, the
Persian .iSLo = "narrow": "distressed", and the Welsh cyfyngder.
In Ps. CXIX, 143 1^* and pISO occur together, each meaning
"distress": lit. "straitness": similarlv in Ps. XXV. 17 miJ and npi:}» come
together and have the same sense.
In Ps. CXLII, 8 *13p)3 does not mean a literal "prison", but a
prisonlike condition, a hemmed in State of the soul or seif, from which
the Psalmist prays to be "set at large".
On the other hand in Semitic as in other languages deliverance
from straitness or distress is conceived of as a setting in a large
place, as an enlargement. ^*rnn is emplo}'ed in this sense in Ps. IV, 2
("When I was in distress" (lit. "straitness"), "Thou^ didst set me in a
bröad place"), Ps. CXVIII, 5, Is. LX, 5 and often. See Gen. XXII, 26:
Prov. XVIII, 18. The Heb. J^'Ü^in has the same primary meaning as
3'nin, as the Arabic ^^oj ("to be wide", "spacious") shows. T\^WX\
usually rendered "salvation", less frequentl}- "deliverance", "help",
"safety", means strictl}' enlargement, a being set in a roomy place
g] Brief stiidies in Psalm criticism. 649
where tlicre is no rcstrains, no straitness. So yii'in ineans literalh'
"to set in a largc place": "to set free froni restraiiits": so "to set
free" : "to deliver", aiid the proper namcs Josluia, Jesus, mean literally
"one who sets in a large place".
With this usage nia\' be conipared the Arabic greeting: JX^ l^^^,
lit.: "a broad place to n'du", the response to wliich is ^.>j;lL'ji "two
*''*-' "'^^j^
broad places (to >'Ou)" followed in tiirns b\- U^^ ^.^^^ "tuo broad
places and a half" and H^'^^^ üL^^ ^v^X,^^: "tuo broad places
and a half and a fifth". I gi\-e the above as I heard them during
my sta>' in Palcstine, for I have never secn them in books: C[). the
Arabic ^ ^U,-^^ U^,^ '-A wide space and casc to \-ou".
The verb HIT "to be wide" has the sanie metaphorical sensc in
I Sam. XV, 23 and Job XXXII, 20 and so has the cognate noun
nn in Esther IV, 14 ("enlargemcnt", "relief").
The verb V\Y\ has the same meaning as 211^, and it nia\- be that
we have in both the same original root: for 1 and 1 do interchange
(cp. ^^ and '^^) and there are in Heb. man}- examples of methasesis.
Thus mi — n^l — 3m. Arabic has two separate verbs t^^ and J^ä-^.
2"'n"in is represented in the Greek vcrsions b\' TiXaiivo) and in
Latin b\' dilato-. but in the classical languages these words do not
seem to be used in the secondary sense — "to set at large", "to set
free". In Sanscrit however varivas = "a broad place" and the verb
varivasy = "to make room", then "to give ease". So Persian r-^»^ ==
"wide": "at ease''.
Note the use of the English word "enlargemcnt" in the Knglish
law of A.D. 1540: "After his enlargemcnt and conim\'ng out of prison".
See Act 32, Henry VIII, C 2, j; 9.
IVon/s for man.
Scholars are agreed as to the distinction in usage between DHK
(dv9puuTT0<;, /loiiio) and B'"*« (dvnp, vir). But there is still much
divergence of view as to the etymology and exact meaning of B^liN.
Leaving out of sight the etymology it is, I think, a safe conclusion
to draw from usage in the O.T. that C^liS is a synon\-m *>{ ir^'S,
dififering in no other respect than that it is preferred in poetry, for
this longer word is used almost exclusivclx* in poetr\-, mostl\- in
Psalms and Job. We are probably justified in assuming that U'"'« is
ÖCO T. Witten Davies, Brief studies in Psalm criticism. [lO
for an original C*:S (cp. the plural Ü^p^i^), and that ü^ti« is thc older
form, and for tliat reason preferred by poets. The root of both
iri:s and i:'\S would then be that of Jif\ "to be sociable", "friendly",
thousrh NÖLDEKE holds that this verb is a denominative^ The root
w'ii^ is found also in Assyrian in the same sense, "to be sociable" &c.
This common den\'ation for t^'1i^5 and IJ'\S is defended by \VETZSTEIN^
LaGARDEj and Zimmern +. No root ti''« or tr^'i« "to be weak", occurs
in either Heb. or its cognates.
'kTliX has been generally derived from the root in ö.i l "to be soft,
weak": and so the noun has been made to mean "man in his vveak-
ness". This is supposed to be proved b\' such passages as Ps. VIII, 5
where man (in his weakness?) is contrasted with God. But the
contrast in this verse, if it proves that tl^liS means "man in his weak-
ness" proves the same thing of D^tj!"]! (i. e. DI^J) with which it is
parallel. Indeed parallelism in this verse shows that tJ'liS means no
mcre than man as such, though of rourse the nature of man as such
carries with it that of weakness: the idea of weakness is not, however,
in the word, but in the idea of human nature.
triiiS Stands in parallelism to Ül^']^ also in Ps. XC, 3 (D-JS ^i3)
and in Job XXVI. In Ps. CXLIV, 3 Dn« and tyiiS-|2 are in parallelism:
i.e. lyiiN and Dns : in Job IV, 17 tl'liS is paralleled by "inS which
means "man in his mightiness", though here it is employed in poetry
for "man" simpl}'. There is no word in any language with which I am
acquainted for "man in his weakness" as distinct from "man" as such.
I ZDMG XL, p. 739 2 Appendix to Delitzsch on Psalms
3 Bildung der Nornina, p. 68 4 Busspsalmen, p. 20
Zur Geschichte der liberiensischen X'okalisation.
Von
Karl Budde.
ie die verschiedenen hebräischen Vokalisationssvsteme ent-
standen sind, in welchem Abhängigkeitsverhältnis sie unter
sich und nach aulien hin stehn, darüber fehlt uns jegliche
Überlieferung, und was an Vermutungen und Schlüssen
bisher vorgetragen ist, darf entfernt noch nicht als abschlieüend gelten,
hat auch keineswegs zu einem Einverständnis geführt. Vielleicht ver-
mag eine Untersuchung eines der Systeme, des tiberiensischen, ganx
von innen heraus, die Frage der Lösung um einen Schritt näher zu
bringen. Dazu wäre freilich wenig Aussicht, wenn dieses System, wie
Praetorius meint', durchgängig von dem babylonischen, und durch
dieses hindurch weiterhin von dem s)Tischen abhängig wäre. Aber
die Zuversichtlichkeit, mit der I'RAETuRIUS die Zeichen für l:lirek,
Sere, Holem, die das tiberiensische System mit dem syrischen völlig
gemein hat, über die abweichende Verwertung im babylonischen hin-
weg wieder zu ihrer ursprünglichen Form und Stelle zurückgekehrt
sein lälJt-, vermag weder die fehlenden Gründe zu ersetzen, noch über
die grolJe Unwahrscheinlichkeit solchen Kreislaufs zu täuschen. Es
dürfte also vorderhand dem Versuche, die Wurzeln des Verlaufs in
dem tiberiensischen System zu suchen, noch keine ausschlieiiende Be-
obachtung entgegenstehn.
Die ersten Ansätze zu einer Bezeichnung der Vokale gehn be-
kanntlich im Hebräischen so gut wie im Syrischen und Arabischen
I ZDMG LIII, 1S99, S. 1S3
2 A. a. O. S. 185, 187, 190
652 Karl Budde [2
über die beigesetzten Punkte in die Konsonantenschrift zurück, es sind
die sogenannten inatres Icctionis, im Hebräischen auloer 1 und ", für
die in Formen wie Cn2ti>in (Hophal) und nnt^lH (Hiph'ilj, p:^^ und
np3^D der organische Ursprung noch klar ersichtlich ist, noch das den
auslautenden Vokal bezeichnende H. Zum S}'stem iiat sich diese
Bezeichnung nicht durchgebildet; schon die Heiligsprechung einer
bestimmten Gestalt des Konsonantentextes im 2. Jahrh. n. Chr. stand
dem im Wege, wenn sich auch die Abschreiber in diesem Punkte am
ersten Freiheit oder Ungenauigkeit gestatteten. Aber immerhin war
doch durch die gegebenen Anfänge die Richtung gewiesen; denn fast
überall handelt es sich um lange Vokale, die Bezeichnung kurzer
durch einen Vokalbuchstaben wird als Ausnahme empfunden und ver-
merkt. Eben dahin weist die systematische Durchführung dieses
^Mittels im Arabischen; bezeichnet werden außer den Diphthongen, für
die der Vokalbuchstabe schon gegeben ist, nur die drei langen Vokale
d, i, u, und mit nur drei beigeschriebenen Zeichen für die drei Grund-
vokale a, 2, 2c behilft sich auch die arabische Punktation. Dafj die
hebräischen Vokalsysteme, insbesondere das tiberiensische, nicht nach
einheitlichen Grundsätzen auf einmal geschaffen, sondern in verwickel-
tem ProzelJ allmählich entstanden sind, muß man von vornherein
voraussetzen. Wir haben also allen Grund, sowohl was die Zeichen,
als was die Bezeichnung angeht, nach den einfachsten Anfängen zu
fragen und das Vorhandene danach zu durchsuchen. Als das Mindest-
maß der Vokalbezeichnung ergibt sich die der drei ursprünglich langen
Vokale a, i, u. Das einfachste unter den verwendeten Zeichen aber
ist der einzelne Punkt, der ja auch sonst überall als der „diakritische"
zu allen möglichen Zwecken benutzt wird'. Der aber findet sich in
dem tiberiensischen System als Vokalzeichen genau in dreifacher Ver-
wendung, als Holem über, als Hirek unter dem Buchstaben, als
Surek in dem Vokalbuchstaben 1. Diese drei Zeichen zusammen-
zunehmen und in ihnen ein besonderes System zu erkennen, wird
auch dadurch nahegelegt, daß I^olem und Surek die einzigen Zeichen
über und in dem Buchstaben sind, alle übrigen sich zu l.lirek unter
dem Buchstaben gesellen. Das alte System durchkreuzt dann in ver-
tikaler Linie die ausschließlich horizontale und infralineare Reihe der
I In welch umfassendem Mat-tstabe der einzelne Punkt im lyrischen zur Unter-
scheidung verschiedener Aussprache derselben Konsonantengruppe verwendet wurde,
ehe es zu einer eigentlichen Vokalbezeichnung kam, braucht nur angedeutet zu werden
3] Zur Geschichte der tiberiensischen Vokalisalion. 653
neuen Zeichen, (^anz von selbst nun kommt diese dreifache Ver-
wendung des gleichen Zeichens jenem dreifachen Bedürfnis entgegen.
Von I.Iirek und Surek braucht vorläufig nichts gesagt zu werden.
Holem aber bezeichnet neben vielem andren auch fast die ganze
Summe der ursprünglich langen d. Nichts hindert die Annahme, dal)
es anfangs ausschliclili^h zu deren Bezeichnung verwendet wurde, und
umgekehrt, da i.iolem als A-Laut nur die ursprüngliche Länge be-
zeichnet, so wird auch für die Anfänge von I.Iirek und Surek das
Gleiche zu schlielöen sein. Alle Annahmen, mit denen hier gearbeitet
ist, finden eine starke Stütze an dem ältesten eigentlichen Vokalsystem
des Syrischen, dem der Nestorianer. Zunächst wird durch dieses der
Punkt als das ursprünglichste ^^ttel zur Vokalbezeichnung bestätigt;
denn alle sieben Vokalzeichen bestehen nur aus dem einfachen oder
doppelten Punkte. Sodann bezeichnet dort der einfache Punkt unter
dem Buchstaben (stets mit dem Vokalbuchstaben vereinigt) nur das
lan^e /. kindlich findet der Punkt über dem Buchstaben ohne bei-
gesetzten Vokalbuchstaben hier nur für den A-Laut Verwendung,
wenn auch im voll ausgebildeten System zwei verschiedene Zeichen, für
langes und kurzes (7, daraus entwickelt worden sind. Und findet er sich
daneben noch für o über dem Vokalbuchstaben 1, so wird auch das der
Bezeichnung des a gegenüber auf nachträglicher Scheidung beruhen.
Dieses einfachste Vokalsystem, Bezeichnung nur der drei ursprüng-
lich langen Vokale, leistete ohne Zweifel schon ganz erhebliche Dienste.
Es ermöglichte zunächst die verschiedene Bedeutung der Vokalbuch-
staben richtig zu unterscheiden. Wurde beim "^ das / bezeichnet, so
blieb für die unbezeichneten Fälle die Lesung als diphthongisches r
übrig (vgl. nur ^?^D mit o'?0 als st. c. pl.); ebenso bei 1, wenn // und
(7 bezeichnet waren, der Diphthong a/(, dessen 0-Laut recht wohl zu
dieser Zeit noch mag von dem Laute des ursprünglich langen (7 unter-
schieden worden sein. Dazu kamen aber die zahlreichen Fälle defektiver
Schreibung, in denen sich nach der Annahme dieser drei Zeichen ^?T
von i\y=jt7n-, ^üp von h^p = kat(7/ deutlich unterschied.
Dem U-Laute allein kam dies nicht zu gute — oder es bereitete
doch Schwierigkeiten — , wenn damals der Punkt im Buchstaben
bereits für die Schärfung des Konsonanten und die Aufhebung der
Aspiration benutzt wurde. Auch darüber fehlt uns jede Überlieferung.
Leichter vorstellbar ist die Wahl der drei zu Gebote stehenden Stellen
für die dreifache Bedeutung des Vokalpunkts, wenn alle drei noch
654 I'^^^'l Budde [4
unbesetzt waren. Dann wäre anzunehmen, daß der U-Punkt anfangs
nicht nur in den Vokalbuchstaben \ sondern in jeden beliebigen Kon-
sonanten gesetzt wurde, z. B. lOp^ = jakuiiiu. Erst die Einführung
des Dages hätte dann den burek-Punkt aus den übrigen Konsonanten
vertrieben und auf den Vokalbuchstaben allein beschränkt. Indessen
macht es für das Verständnis des Hergangs an sich wenig Unter-
schied, ob dies Bedürfnis sich früher oder später einstellte; jedenfalls
entstand dadurch, daß diese eine Stelle doppelt in Anspruch genommen
wurde, für den U-laut eine Schwierigkeit, die sich für A und I nicht
geltend machte. Nur so wird es begreiflich, daß für den U-Laut, und
nur für diesen, ein zweites Zeichen eingeführt ist, das I^ibbus, das sich
doch in der Bedeutung in keiner Weise vom Surek unterscheidet.
Wegen dieser einzigartigen Stellung darf für das Kibbus ohne weiteres
eine besondere Stufe in Anspruch genommen werden; ihre Zeitlage
wird sich danach bestimmen, wann das Dages seinen Anspruch auf
die Stelle im Innern des Buchstaben geltend machte. Täuscht nicht
alles, so ist auch in der Gestalt des I^ibbus die bloße Stellvertretung
für Surek deutlich ausgedrückt. Sein Zeichen bilden drei Punkte in
einer Linie. Blieb man bei dem Punkte als dem einzigen Mittel für
die Bezeichnung der Vokale, so ließ sich der Punkt inmitten des
Buchstaben nicht sparsamer andeuten, als indem man den Vokalpunkt
zwischen zwei andere nahm. Diese bezeichnen dann entweder geradezu
den oberen und unteren Vokalpunkt (A und I), oder wahrscheinlicher
das obere und untere Ende des Buchstaben, vielleicht durch ihre
schiefe Stellung geradezu die Endpunkte der Diagonale des von dem
Buchstaben eingenommenen Raumes. Ein Mißverständnis war, da nur
der mittlere Punkt zu seiner Bestimmung zweier Hilfspunkte bedarf,
jedenfalls so lange unmöglich, als es sich von selbst verstand, daß die
Vokalbezeichnung in einem einzigen Punkte ausgedrückt war. Das
dürfte dafür sprechen, daß dem Kibbus unter den Vokalzeichen der
Zeit nach die vierte Stelle zukommt.
Wir arbeiten bisher immer noch mit der Annahme, daß nur die
ursprünglich langen Vokale eine Bezeichnung erhielten. Sie wider-
spricht der zweifellos richtigen, neuerdings immer allgemeiner an-
erkannten Beobachtung, daß unser hebräisches Vokalsystem nur die
Qualität, nicht die Quantität der Vokale unterscheidet'. In der Tat
1 Von den Halbvokalen wird hier abgesehen, weil zu ihrer Bezeichnung die
fertigen Vokale benutzt sind
5] Zur Geschichte der tiberiensischcn \'okalisalion. 655
bezeichnen die sieben in der Bedeutunfj verschiedenen liebräischen
Vokalzeichen i,fenau die sieben Grundvokale, die unsere heutige wissen-
schaftliche Lautlehre zu unterscheitlcn pHct^t, // (^ und -7-), o (-^),
a (-r)' '■^ (^- )' '^ (~r)» ^' C"^)» ^ i-r-Y' ^I^i'i darf darin keinen geringen
Beweis für die scharfe Beobachtungsgabe der Schöpfer des S)'stems
erblicken. Wenn l.Ioleni und Scre nur lange Vokale ausdrücken, so
liegt das eben daran, dalJ zur Zeit (und am Orte) der Einführung
unserer X'okalzeichen das geschlossene 0 und c im Hebräischen nur
für Längen Verwendung fanden. Genau dasselbe gilt, für den gröliten
Teil unseres Vaterlandes und für die maligebende Aussprache auf der
Bühne, von der heutigen deutschen Sprache. Und nicht minder be-
zeichnet Patah nur deshalb bloli kurzes a, weil der reine A-Laut nur
in der kurzen Silbe erhalten geblieben, überall sonst zu andren Lauten
getrübt war^ Steht es nun so, dali die sieben hebräischen Vokale
jetzt nur Qualitäten bezeichnen, während gewichtige Gründe für die
Annahme sprechen, dali anfangs nur die ursprünglichen Längen eine
Bezeichnung erhielten, so hat sich eben im Laufe der weiteren Ent-
wickelung der Vokalbezeichnung ein Systemwechsel vollzogen, der
jene Linie durchkreuzt. Dieser Annahme aber wird man angesichts
eines so verwickelten Systems auch ohnedies nicht entgehn. Es kam
eben einmal eine Zeit, wo man sich mit der Bezeichnung eines Teiles
der Vokale nicht mehr begnügen mochte. Ob zunehmende Unsicher-
heit der Überlieferung, ob Ängstlichkeit, insbesondere vom liturgischen
Standpunkte aus, dabei im Spiele war, ob andererseits etwa das in-
zwischen voll ausgestaltete sj'rische System die Anregung bot, oder
ob einfach die begonnene Arbeit von selbst auf die Dauer auf ihren
Abschluß hindrängte — das ist schwer zu sagen und mag hier völlig
ununtersucht bleiben. Jedenfalls war die Bezeichnung der Vokallaute
als solcher, ohne Unterscheidung ihres Ursprungs wie ihrer Quantität,
das nächstliegende, handwerkmälJigste Verfahren, zugleich auch das
einfachste, da es sich mit der geringsten Zahl von Zeichen durch-
" Mit a und ä werden, da unser Alphabet dafür keine besonderen Vokalzeichen
aufweist, das offene o und e bezeichnet, mit o und c die geschlossenen Vokale
2 Dal.> auch S'^gol stets einen kurzen Vokallaut bezeichne, ist ein weitverbreiteter
Irrtum, der gegenüber den klar vorliegenden Tatsachen fast unbegreiflich ist. Mit
grölUer Gewissenhaftigkeit bemühen sich viele unserer Schüler, Jahwe , ze , jigle zu
lesen, in offenem Widerspruch gegen das unverbrüchliche Gesetz fir die offene Silbe,
und selbst Fälle wie 'I'ia'n und nj'Sari machen sie kaim stutzig. Der Schade, der
damit gestiftet wird, ist schwer gut zu machen
656 Karl Budde [6
führen ließ. Zunächst erhielten die drei oder vier vorhandenen Zeichen
eine viel umfassendere Bedeutung; sie liehen sich nun für Längen und
Kürzen, auch für denselben Laut bei verschiedenster Herkunft. Selbst-
verständlich muliten dabei feinere Schattierungen, wie sie etwa zwischen
dem diphthongischen 0, dem aus ursprünglich langem a und dem aus
kurzem // entstandenen dem scharfen Ohr noch unterscheidbar sein
mochten, unberücksichtigt bleiben. Die neuen Vokalzeichen finden
sich alle unter dem Buchstaben. Vielleicht hatte schon das Kibbus
dieser Stelle das Übergewicht verschafft; jedenfalls aber wurde es
durch die organische Entwickelung zweier neuen Zeichen aus dem
Hirek auch ohne dies herbeigeführt. Daß das Sere durch Verdoppe-
lung des Hirek-Punktes gebildet wurde, ergab sich fast mit Notwendig-
keit, wenn man etwa ktttel mit herek, oder 'ziinno mit ^e?n verglich.
Leicht ergab sich dann die Unterscheidung des offenen E-Lautes, des
S*gol, durch Hinzufügung eines dritten Punktes unter dem Bilde des
Sere.
Ganz neu, bisher bei dem ausgesprochenen O-Klang des ursprüng-
lich langen a gar nicht vertreten, kam der A-Laut hinzu: daß dafür
in dem wagrechten Strich auch ein ganz neues Zeichen eingeführt
wurde, statt einer neuen Zusammenstellung von Punkten, dazu mag
noch ein besonderer Umstand mitgewirkt haben. Es kann nicht über-
sehen werden, daß das Kames- Zeichen — sich zu dem Patah-
Zeichen -7- genau so verhält, wie das S^gol -7- zu dem Sere -7—
Schwerlich ist das Zufall; vielmehr wird man bei der Bezeichnung
des rt-Lautes die Bedeutung als gedehntes, offenes a zuerst ins Auge
gefaßt und richtig beobachtet haben, daß sich dessen Laut zu dem
des Patah ähnlich verhielt wie S^gol zu Sere. Darum wird man sich
bemüht haben, das Zeichen ebenso von dem des Patah abzuleiten,
wie das des S^gol von Sere, und das gelang durch Verbindung der
beiden Punkte des Sere und durch senkrechte Verbindung des unter-
gesetzten Punktes mit dem so entstandenen wagrechten Patah-Striche
auf die einfachste Weise. Die andere Bedeutung des Kames-Zeichens,
als offenes, dem Vorkommen nach stets kurzes 0, gesellte sich dann,
da man dabei den gleichen Vokallaut hörte, von selbst dazu. Jeden-
falls liegt auch für dieses letzte Zeichen gar kein Grund vor, an irgend
welche Entlehnung zu denken, etwa an Ableitung aus dem Kon-
sonanten «, wie man dies für die babylonische Punktation vorge-
schlagen hat.
1
/] Zur Geschichte der liberiensischcn X'okalisation. 657
Das letzte Zeichen, den senkrechten Doppelpunkt des S*=w<i, lasse
ich am liebsten ganz aulJer Betracht. Es stellt, in seiner mehrfachen
Bedeutung und in seinem Zusammenschlul) mit X'ertretern aller drei
Vokalklasscn, für sich eine besondere grolie Gruppe dar, für die frei-
lich die Annahme spätester Entstehung am nächsten liegt.
Worauf ich den Nachdruck legen möchte, das ist die Beobach-
tung, dali dem durchgearbeiteten S}'stem ein älteres, viel ursprüng-
licheres zugrunde liegt, und dal) sich von diesem aus die weiteren
Schritte zur Vervollständigung \erstehn lassen, ohne da(') es der An-
nahme irgend welcher äulJeren Anleihe bedarf. In der Tat scheint
mir tlas empfundene Bedürfnis allein — natürlich kommt dazu die
Bekanntschaft mit dem griechischen und römischen ^Mphabet — aus-
zureichen, um alle ICrscheiungen, die die tiberiensische Vokalisation
darbietet, zu erklären.
Nöldeke-Festschrift. ^2
Metrum und Textkritik.
Von
W. Nowack.
;ie Frage, ob die hebräische Literatur ein Metrum kennt und
welcher Art dasselbe gewesen sein mufi, hat Jahrzehnte
lang die Geister lebhaft beschäftigt. Bis vor wenig Jahren
haben die meisten Gelehrten dieser Frage ablehnend gegen-
übergestanden. In der letzten Zeit hat sich unter dem Einflul) der
Arbeiten von Lev, Bickell u. a., namentlich aber durch die Unter-
suchungen von Sie VERS' ein erheblicher Umschwung vollzogen: die
meisten Exegeten geben heute zu, dalJ die Israeliten zwar nicht ein
quantitierendes Metrum wie die Griechen und Römer, wohl aber ein
akzentuierendes kennen ähnlich wie die altdeutsche Poesie, deren
Reimvers ebenfalls akzentuierend ist und „dessen Fortsetzungen im
Volksliede z, T. bis auf den heutigen Tag fortleben und der durch
zweierlei sofort sichtbare Merkmale ausgezeichnet war, durch seinen
akzentuierenden Charakter und durch die Unregelmäliigkeit seiner
Fulibildung". Dali dem Orient diese akzentuierende Metrik nicht fremd
ist, beweist nicht nur die von GOLDZIHER mitgeteilte StralJenpoesie
aus Kairo ^ und E. Sachal's Ara/nsi/w Volksliedei' aus Mesopotaniien'>,
sondern auch die von G. H. Dalman gesammelten arabischen Volks-
lieder aus Palästina*, in denen wir Verszeilen mit zwei bis fünf be-
» Metrische Studien. I und U (Abhandl. der philobg.-histor. Klasse der Königl.
Sächsischen Gesellschaß der U'issenscha/ten. Bd. XXT. I. II. 1901 ; Bd. XXIII. I. IL
1904—5) 2 Vgl. ZDMG XXXIII, S. 608 ff.
j Herausgeg. 1SS9 \ Palästinensischer Diian 190 1
42*
66o ^^"• Nowack [2
tonten Hebungen haben, zwischen welche ein bis drei bezw. vier un-
betonte Silben eingeschaltet w^erden können.
An Widerspruch bis in die letzte Zeit hat es freilich nicht gefehlt
und kein geringerer als WELLHAUSEN ist es gewesen, der alle derartige
Versuche als aussichtslos hinstellte. Wir wissen, wie er bemerkt, über
die Aussprache des Hebräischen in den verschiedenen Stadien seiner
Entwicklung nichts, denn unsere Texte, alte wie junge, sind nach den
gleichen sprachlichen Gesichtspunkten vokalisiert, wie sei also eine
Metrik denkbar, die in gleicher Weise für das Deboralied wie für die
makkabäischen Psalmen gelte?' Demgegenüber ist von Baethgen ^
nicht mit Unrecht darauf hingewiesen, dalJ dieser Einwand mehr die
silbenzählende als die akzentuierende Metrik trifft, er erinnert auch
an Lev's Wort, daß in allen uns bekannten Sprachen die Akzentuation
weit weniger wandelbar und veränderlich erscheint als die Vokalisation,
so daß selbst bei Abschleifung von Silben und Abstumpfung von
\'okalen die Tonsilbe sich fest erhält, ähnlich werde es wohl auch im
Hebräischen gewesen sein^.
Das Entscheidende wird der Versuch der Durchführung einer
metrischen Lesung nach dem oben angegebenen Hauptgesichtspunkt
sein. DaC) die Urteile über die metrische Lesung eines Liedes bezw.
eines prophetischen Stückes oft außerordentlich schwanken werden,
kann den nicht wundern, der sich daran erinnert, dafi auch über die
Metra vieler Chöre der griechischen Tragödie keineswegs immer Ein-
helligkeit herrscht, und der vollends sich vergegenwärtigt, welche
starken Veränderungen der alttestamentliche Text seit seiner Ent-
stehung bis zur massorethischen Feststellung durchgemacht hat: man
braucht nur die im Alten Testament in mehrfacher Rezension vor-
handenen Texte zu vergleichen oder sich der Differenzen unseres MT
mit LXX z. B. am Schiuli des Exodus oder in i Sam. 17 oder im
Buche Jen zu erinnern, um sich über die Schwierigkeiten in der Auf-
findung des verloren gegangenen Metrums und über die Notwendig-
keit der mancherlei tastenden Versuche klar zu werden. Durch die
nicht genügende Beachtung des eben geltend gemachten Momentes
sind die Hauptbedenken gegen so manche der von SlEVERS gegebenen
metrischen Lösungen hervorgerufen: ohne da und dort vorzunehmende
I Texte ti. Unters. VI 2 Psalmen 3, Aufl. S. XXXII
5 ZATWy.yji\, S. 2 16 f.
3] Metrum und Textkritik. 66 1
Eingriffe ist in sehr vielen Fällen die gestellte Aufgabe nicht zu lösen.
Dann und wann wird der Metriker durch die alten Übersetzungen
unterstützt, in den meisten Fällen wird er von ihnen im Stich gelassen,
weil unser Text meist schon in die Zeit vor LXX zurückreicht; dann
wird er lediglich auf die Vermutung nach inncrn Gründen gewiesen,
nicht selten wird er nach wesentlich subjektiven Momenten die Ent-
scheidung treffen müssen. Damit ist freilich der sichere Boden
wissenschaftlicher Arbeit verlassen, aber man vergesse doch nicht,
dali der Kritiker damit nichts anderes tut, als was der Historiker in
ähnlicher Weise oftmals tun mul^j, und wer wollte bestreiten, dali
unendlich viele Fortschritte wissenschaftlicher Erkenntnis zunächst auf
diesem Wege zustande gekommen sind? — Es bedarf keiner langen
Ausführung, welche Bedeutung die Metrik für die Herstellung des ur-
sprünglichen Textes haben kann. Man mag noch so skeptisch den
metrischen Versuchen gegenüberstehen, niemand, der die Psalmen auf-
merksam liest, kann den Nutzen bestreiten, den eine besonnen durch-
geführte Metrik der Feststellung des Textes zu leisten vermag. Nicht
anders ist es bei der prophetischen Literatur, wie das in der letzten
Zeit immer mehr zur Anerkennung gekommen ist. Vor mir liegen
vier metrische Versuche zu Jeremja von CORNILL ', DUHM^ W. Erbt 3
und GlESEBRECHT*; der Skeptiker wird mit Vergnügen auf diese Ver-
suche rekurrieren, denn jeder unterscheidet sich, und oft recht erheb-
lich, vom andern. W^er das oben Dargelegte erwägt, wird sich dar-
über nicht wundern, er wird vielmehr dankbar erkennen, daß trotz-
alledem diese Arbeiten uns gefördert haben, und v^'ir dem Ziele näher
gekommen sind. Wir greifen 7, i — 20 heraus, zum Beweis des Ge-
sagten. Es ist heute von allen Seiten zugestanden, daß weder c. 7—10
(abgesehen von 10, i— 16 bezw. 9, 22 — 10, 16), wie man früher an-
nahm s, noch auch c. 7 eine einzige Rede bilden, vielmehr sind hier
verschiedene, ursprünglich nicht zusammengehörige Stücke vereinigt.
Zunächst tritt uns entgegen 7, i — 15 Jer.'s Rede über die Zerstörung
des Tempels, die er dem am Tempel versammelten Volk gehalten
hat. Aus der Vergleichung von 7, if mit 26, i f . und 7, 12 ff. mit
1 Die tnetriscken Stücke des Buches yeremja rekonstruiert. Leipzig, J. C. Hinrichs 1901
2 Das Blich yeremia erklärt. Tübingen, J. C. B. Mohr 1901
3 yeremia tind seilte Zeit. Göttingen 1902
4 yeremias Metrik am Texte dargestellt. Göttingen I905
5 Vgl. K. H. Graf, Kommentar ziitn yer., S. 169 ff.
662 ^^ • Nowack [4
26, 6 ergibt sich, daß wir in 7, i ff. jene im Anfang der Regierung-
Jojakim's gehaltene Rede vor uns haben, die Jeremja in Todesgefahr
brachte.
Während Erbt in v. 2 b — 7 Verse mit 4 bezw. 5 und in v. 8fif.
Verse mit 6 (3 + 3) Hebungen sieht, behauptet GlESEBRECHT, daß
wir die Oinastrophe, d. h. Verse mit 5 (3 + 2) Hebungen vor uns
liaben. Wer hat Recht?
Beide sehen die von LXX in v. i. 2 nicht gelesenen Worte mit
Recht nicht als ursprünglichen Text an, behalten demnach von v. 2
nur bi^^ü'' b'D mn' im ))^^ü, mit dem sie die Rede beginnen lassen.
In v. 3 hat LXX m«2i' nicht gelesen. GlESEBRECHT tilgt aber nicht
nur dies, sondern überhaupt das Einleitende ^SIJJ'"' Tl'?« m.T 10K HD,
so daß gleich sein erster Vers zu dem sonst von ihm angenommenen
Metrum nicht stimmt und er Überarbeitung annimmt. Erbt dagegen
behält den von LXX gelesenen Text von 3aa bei und gewinnt so
zwei Verse mit je vier Hebungen, eine Lösung, die jedenfalls dann
den Vorzug verdienen würde, wenn sis in den folgenden Versen eine
Stütze fände; zudem hätte ja auch der so gewonnene Text bei Jer.
seine Parallelen an Stellen wie 2, 4; 22, 2f ; 29 u. a. — Die Mahnung
in V. 3 von 1i"'l3\T bis ntil sehen E. wie G. als sekundär an, mit Recht,
denn diese Worte nehmen hier unnötig voraus, was hernach v. 5 an
richtiger Stelle bringt: wie v. i. 2 mit Hilfe von c. 26, if. aufgefüllt
sind, so ist diese Mahnung und Verheißung aus v. 5 genommen. In
v. 4 hat LXX nur zweimal "' byn, ebenso scheint mir zweifelhaft, ob
ihr eaiiv die Übers, von nisn ist, vgl. Syr.; von "^^^?':' haben sie öiöti
TÖ TTapdrrav ouk ujqpeXujiiö'GucTiv ujuäg, doch steht es mit diesem plus
nicht anders wie mit dem am Schluß von v. 9 gebotenen toO kokux^
elvai v}MV: es sind Erweiterungen des ursprünglichen Textes, von
denen der MT verschont geblieben ist, nur in v, 6fin. und v. 8fin. ist
diese Erweiterung Ü^b J^l'? bezw. b^)^)n ''Db^b auch in den MT ein-
gedrungen. Sieht man von diesen Erweiterungen in v. 4 ab, so er-
geben sich ohne Schwierigkeit zwei vierhebige Verse, denn das störende
"IDK^ ist hier wie an andern Stellen offenbar erst später eingefügt.
Ohne Zweifel verdient diese Lösung den Vorzug vor der G.'s, der
fünfhebige Verse nur dadurch gewinnt, daß er "' ^D\T zuerst als zwei-
hebig und hernach als einhebig faßt, auch das prosaische IttS^ als
innerhalb des Metrums stehend ansehen muß. — In v. 5 sind often-
bar beide DU, vgl. v. 3, zu beseitigen, vielleicht aber auch die beiden
5] Metrum und Textkritik. 66
0
Inff. abs., dann ergeben sich auch hier zwei vierhebige Verse. Da
aber LXX die Inff. schon gelesen, so scheint mir diese Operation
doch zu gewaltsam. Dann wird man freilich zugestehen müssen, daI5
hier in v. 5 zwei fünfhebige Verse vorliegen, ein Wechsel, der ja auch
sonst nicht ohne Analogie ist. Jedenfalls darf uns v. 5 nicht verführen,
die andern Verse gewaltsam zu fünfhebigen zu machen. G. will
übrigens inj?"l^ lesen, weil er Bedenken trägt, "inj?T];21 als einhebig
gelten zu lassen. In v. 6 ist zwischen beiden «^ sehr auffallend bi^,
nicht minder aber T\\T] Ü)p'02; da der Satz sich wörtlich ebenso in
22, 3 findet, so liegt die Vermutung nahe, daß er von dort hierhin
eingeschoben ist. G. behält ihn bei und ändert b^ in t^*?. Jeden-
falls ergibt 6a a einen vierhebigen, nicht aber einen fünfhebigen
Vers, wie G. will, der i<b hier als selbständige Hebung fassen will,
während er gleich hernach D^H i<b zusammen als eine Hebung an-
sieht. Auch 6a ß gibt ohne Schwierigkeit einen gleichartigen Vers,
während 6 b auch von G. als überfüllt angesehen wird, er streicht Ü^h
als überflüssig. Streiche vielmehr Ü^b ^'b, vgl. zu v. 4, so haben wir
auch in 6b denselben Vers. V. 7 mulJ G. dem von ihm angenom-
menen Schema zu liebe völlig umgestalten: er eliminiert Hin Dlpö^
und den Relativs. D^TlUt?'? ''nni "it^N, jenes ist um so verwunderlicher,
als G. als echten Text in v. 6 ntn Dipön IDSti'n «*? ^pi Ü1) behalten
hat und er v. 3b als doch offenbar aus v. 7 geflossenen Zusatz an-
sieht, der in der v. 3 b und ya gebotenen Form als acht auch aus
der Erwägung erwiesen wird, daß es sich in dieser ganzen Rede
durchaus um den Tempel und den von diesem ausgehenden Schutz
für die Besucher des Tempels handelt. Demnach wird es vielmehr
das Richtige sein, 7 a in seiner durch 3 b und den Zusammenhang ge-
schützten Form als ursprünglich anzusehen und 7b als späteren Zusatz,
dessen Entstehung ja leicht begreiflich ist, zu streichen. — In v. 8
tilgt G. DD"? und ^^j;n '^r\b2b am Schluß, letzteres wohl mit Recht,
vgl. zu V. 4. Behielte man es bei, erhielte man auch hier zwei vier-
hebige Verse, ohne dasselbe dagegen einen sechshebigen, der uns
auch in den folgenden Versen entgegentritt. — Aus v. g gewinnt G.
zwei fünfhebige Verse dadurch, daß er ^V^'? Itapi als unpassend und
D"'"ins als überflüssig beseitigt. Warum jenes unpassend sein soll, ist
nicht zu sehen, jedenfalls ist 1^1 ']br[) kein vollgültiger Beweis dafür,
weil die Vermutung Erbt's nicht von der Hand zu weisen ist, daß
wir in diesen Worten eine aus v. 6 geflossene, das vorhergehende
664 ^^'- Nowack [6
byzb "ItSp kommentierende Glosse haben; ja selbst beide Sätze neben-
einander sind nicht undenkbar. ERBT hat zugleich darauf hingewiesen,
dalj LXX im Beginn des Verses eine andere Reihenfolge der Verba
hatten, sie beginnen mit q)OveueTe, was die Vermutung nahe legt, dalJ
das asyndetische m:J1 eine aus Hos. 4, 2 in den Text eingedrungene
Auffüllung ist, dort haben wir dieselben drei Verben wie hier neben-
einander. Trifft das zu, so haben wir bis '?J?3'? einen sechshebigen
(2 -f 2 -t- 2) Vers, zu dem ev. 9b sich als zweiter gesellen würde. — In
V. 10 beseitigt G., um zwei fünfhebige Verse zu gewinnen, den Schlulö
rt'?sn mayinn bj ns r\)üV ]V^b, aber ihre spätere Hinzufügung scheint
mir wenig wahrscheinlich, weil diese Worte in dieser Verbindung nicht
leicht und durchaus eigenartig sind. Völlig intakt kann der Vers
freilich kaum sein, weil er in seinem Bau durchaus aus dem Rahmen
der vorhergehenden und folgenden herausfiele. Erbt sieht deshalb
Vbv ^J2ty «"Ip: ID'K als Auffüllung an, wie das G. für v. ii ebenfalls
tut und wie das bei einer so häufig gebrauchten Formel begreiflich
ist, vgl. V. 14. 30. 14, 9. 15, 16. 25, 29. 32, 34. 34, 15. 44, 26. Von hier
aus gewinnt E. zwei sechshebige Verse, der zweite mit li^Si beginnend,
das übrigens die Massorethen richtig vokalisiert haben, denn die Bitte
=!ib^i (Ewald, Cornill, Duhm) paßt gar nicht in den Zusammenhang:
der Prophet bekämpft die Torheit, daß sie durch den Tempel vor
jedem Verderben geschützt sind und Jeremja mit seiner Gerichts-
drohung ein Phantast bezw. ein Frevler ist. 1)11 ]J?G^ ist wohl von
dem ganzen v. 10 abhängig und hebt heraus, worauf ihr ganzer
Gottesdienst hinausläuft (G.). — In v. ir beseitigen E. wie G. den
Relativs. vbv ^Dtr «ipi "^üi^, G. liest aber zugleich mit LXX Tl^a statt
nin iT2n, während E. den sonstigen Text, abgesehen von dem Relativ-
satz, unverändert lälJt und so zwei sechshebige Verse gewinnt, da
TiN d:i ein- wie zweihebig sein können. — In v. 12 will G. r]r\)}) statt
^3 lesen, er behauptet, daß durch ein Versehen der Anfang von v. 12
mit dem von v. 13 vertauscht sei, aber v/eder die Verse noch der
Inhalt sprechen für diese Vermutung: nnyi ist v. 13 durchaus an seiner
Stelle, während "'D dort kaum einen erträglichen Sinn ergebe, hier
V. 12 begründet es den zwar nicht ausgesprochenen, aber im Zu-
sammenhang liegenden Gedanken, daß Jahve ein solches Haus, das
auch nach seiner Meinung eine Räuberhöhle ist, so wenig jetzt schützen
kann, wie er Silo ehedem geschützt hat. Auch hier haben offenbar
metrische Gründe G. bestimmt, um aus den Worten bis ^b^ü2 einen
7] .Metrum und Textkritik. 665
Fünfer zu gewinnen, der zweite soll bis INI, der dritte bis "'öy reichen;
im zweiten transponiert er ÜU hinter 'iti'fr^, im dritten tilgt er das frei-
lich überflüssige DS und ^Nlli"', das aber die sämtlichen Verss. bieten.
Auch hier scheint mir die Lösung E.'s den Vorzug zu verdienen: er
beseitigt bedeutungslose Worte, die sich als Auffüllung leicht erklären:
ntrs vor )b^ü2, n^ hinter ^Ö^i', vgl. Gen. 35, 13, Lev. 7, 2 u. o., und
n^s \gl. zu V. 5 : der erste Sechser geht bis HiltJ'i^lD, der zweite bis
zum SchluC) des Verses. In v. 13 haben LXX mn^ DSi und Ü^ÜT]
")3ni nicht gelesen, diese Worte werden Auffüllung sein, vgl. zu den
letzteren 35, 14, wo auch LXX diese W^orte gelesen haben. Während
nun E. ganz v. 13 mit Ausnahme von iinj^l beseitigt und mit ''n"'tyj?
V. 14 fortfährt, was schon wegen des Perf. nicht ganz ohne Bedenken
ist, will G. v. 13 lesen: niiT DSi || nb^ b^ n.s n^mjyj; ]j;^ (^D). Aber
schon die l^eibehaltung des "^ D^i, das LXX nicht gelesen, und die
Streichung des D'ti'J/ön scheint mir ziemlich willkürlich. M. E. läht
.sich mit weniger Gewaltsamkeit durchkommen: der erste Sechser
reicht bis n'PSH, der zweite lautet: DDriH N1p«1 Dnyöjy üb) DD^^« 121H)
DJT'iy i>b). Möglich bleibt freilich, dal-i dieser zweite Sechser Auffüllung
ist. Jedenfalls liegt in v. 14 eine Auffüllung vor: dahin gehören m. E.
die Relativsätze zu IV2b, wahrscheinlich aber auch alles von DIpöTI
bis DDTnns'?'!. Unzweifelhaft echter Bestandteil ist der SchlulJsatz
"l^'ty^ ''ITÜ)} "it^i^D, von dem man am besten bei der Feststellung des
ursprünglichen Textes ausgehen wird. Diese Worte geben sich auf
den ersten Blick als dreihebigen Vers. Da auch G. die Unentbehrlich-
keit des im letzten Glied ausgesprochenen Gedankens nicht verkennen
kann, andererseits aber von seiner Annahme hier vorliegender Fünfer
aus hier nicht einen derartigen dreihebigen Vers bezw. Halbvers ge-
brauchen kann, so gestaltet er dies letzte Glied so um lb''ty^ Tlb'VD,
ebenso transponiert er 13 hinter Iti^fr? und tilgt den auch von mir aus-
geschiedenen Satz DOTllibS'?! DD^ Tin^ "iti'h* DIpö'^X er gewinnt so zwei
Fünfer: V^V ^OSJ> || «Ipi Iti^.S ^n^D*? ^n'ü^)
.&\yb ^rx^v^ \\ ü^n^n an« (in) ntr«
Aber weder ist diese Versetzung des 13 wahrscheinlich, nocli ist die
Veränderung des letzten Satzes in "l'?"'t:'^ Tl^'J^D empfehlenswert, mag
letztere Art des Ausdrucks sich grammatisch rechtfertigen lassen, un-
hebräisch ist sie trotzdem, und ein Gewaltakt bleibt sie. E. nimmt,
wie gesagt, von v. 13 nur das erste Wort und gewinnt so mit Hilfe
desselben aus v. 14 einen Sechser und abschlielJenden Dreier, also:
666 ^^^ Nowack [8
nrn Dipe^i ntn n^n^ ^n^ti'j; nnj;i
.^b^üb 'n^^v x\s'D
Schon vorher habe ich gegen den Anfang meine Bedenken ausge-
sprochen; ebensowenig halte ich Htn Dlptt^l neben nin IV^b für wahr-
scheinlich, liegt doch auf diesem Wort der ganze Nachdruck, deswegen
scheint mir der zu dem schließenden Dreier gehörige erste Dreier:
V. 15 ist vielleicht Auffüllung, aber durchaus notwendig ist diese
Annahme nicht. LXX haben b^ vor DDTIN nicht gelesen, tilgt man
dies sowie die völlig überflüssige Apposition D"'15&< V"lt b^ HS, so haben
wir auch hier einen glatten Sechser, der auch dem Sinne nach gut
als Abschluß der Rede paßt: er weist auf die Folge der Tempel-
zerstörung, ihre Exilierung. Damit ist diese Rede des Propheten an
das Volk zu ihrem Abschluß gekommen. Als wahrscheinlicher Text
ergibt sich also folgender:
büiü^ ^n^« mn^ nos-ns hdt]^ b^ mn^"i2T lyeti'
niiT ^3\i nin-« byn ^p^r: nm-'p.s dd"? intann-^.s
iD^n «^ nnn« n^^^^^* nn.si ip'jyn i^b niö^si niiTi 1:1
ntn Dipttn n^ns ^ni^ti^i
Vyn^ "itapi ipti''? J?nt^•m '>s':i nsxn)
n'?sn nnyinn ^d n^? mti'j; ]vr^b u'ji'i
m,T D«i ^n\sn mn ^^is d:i
i'p^tj^^ ^n^tyj; ntrsD ntn n^n'? ^n'tryi
(DD^ns-n« ^nD^ti'n itr^^D ^:d bv^ n^n« ^iD'pti'm)
DuHM hat in seinem Kommentar die Behauptung vertreten, daß der
Grundgedanke dieser Rede jeremjanisch, dagegen die Ausführung
einem Midraschisten zufällt, da sie „sehr schwach" sei. Aber die von
DUHM im Verlaufe der Exegese gegebene Begründung seines Urteils
g] Metrum und Textkritik. 66y
trifft durchaus die sekundären Bestandteile oder beruht auf unrichtiger
Beurteilung. Dahin gehört DUHM's Einschätzung von v. 9: „Die Epi-
gonen lieben die Übertreibung, die Tempelbesucher sollen die ge-
meinsten Verbrechen begangen haben." Man braucht nur an Hos, 4, 2
wie überhaupt an den ganzen Gegensatz zwischen der Religion eines
Arnos, Hosea und Jesaja einerseits und ihrer Zeitgenossen anderer-
seits zu denken, um das Unberechtigte jenes Urteils zu erkennen.
Richtig ist, daß bei dem MT eine gewisse Unklarheit darüber besteht,
ob der Tempel oder Jerusalem oder das ganze Land Juda gemeint
sei, aber diese Unklarheit ist erst durch die Überarbeitung, vgl. zu
V. 7, geschaffen. Was D. zu DD^ J?"l^ über den Nützlichkeitsstandpunkt
der späteren Schriftsteller sagt, trifft ebenfalls nicht den ursprünglichen
Text, vgl. zu V. 6. Völlig verfehlt scheinen mir D.'s Darlegungen zu
V. 12 ff.: die hier vertretene Anschauung passe jedenfalls nicht in die
vordeuteronomischc Zeit und vielleicht auch nicht in die des Jeremja,
stimme aber genau mit der von Ps. 78 überein. Wo steht denn auch
nur ein W^ort davon, daß Jahvc damals nur einen Wohnsitz und zwar
den in Silo gehabt habe, daß also der Verf. die Zentralisation des
Kultus in diese alte Zeit zurückverlege? Tatsache ist, daß in Silo
die Lade stand, also Silo vor den übrigen Heiligtümern hervorragte,
wie das die dort einst vorhanden gewesenen größeren Gebäulichkeiten
und der Dienst des alten Priestergeschlechts der Eliden beweisen;
Tatsache ist, daß diese Lade in dem Philisterkrieg verloren ging, und
ihr Verlust einen Ungeheuern Eindruck in Israel hervorrief, nicht minder
ist es unzweifelhaft, daß infolge dieses unglücklichen Kampfes das
mittlere Gebirgsland den Philistern in die Hände fiel, und daß Silo
wahrscheinlich, da die Eliden bald darauf in Nob sich befinden, bei
dieser Gelegenheit durch die Philister zerstört wurde. Nichts ist be-
greiflicher, als daß diese Ereignisse als Gottes Gericht empfunden und
für Jahrhunderte sich dem Volksgemüt eingeprägt haben. Wie hätte
drum der Prophet nicht so, wie das hier geschehen ist, das Geschick
Silo's dem kommenden Geschick Jerusalem's gegenüberstellen können?
Erst dadurch, daß DUHM in diese Worte den Gedanken einträgt, daß
Silo der einzige Ort gewesen sei, wo Jahve seinen Namen in alter
Zeit wohnen ließ, schafft er diese Schwierigkeiten. Nach alledem
liegt kein Grund vor, die Abfassung des bereinigten Textes unserm
Propheten abzusprechen.
V. 16 — 20 können nicht gerade Fortsetzung von v. 15 sein, denn
668 W. Nowack [lO
die Situation ist hier eine völlig andere wie dort: der Prophet steht
offenbar nicht mehr am Tempjlvorhof vor dem versammelten Volk,
sondern irgend wo anders, und es ergeht an ihn ein Wort Jahve's,
das sich freilich auf Jeremja's Verhalten dem Volke gegenüber bezieht.
Das Metrum des Stückes ist nicht sofort klar, nur über v. i8
kann kaum ein Zweifel sein: hier haben wir im wesentlichen Sechser
(2 + 7,), vgl. nachher. Wie aber steht es mit v. i6f? G. sieht hier
2 Doppelvierer, die er dadurch gewinnt, daß er nii'in^l nillT' "'IJ/*^
nyti'IT als Zusatz ausscheidet. Die sonst hier in v. i6 von G. ver-
tretene Textgestaltung ist m. E. nicht ohne Anstoü, insofern G. nicht
nur das in v. 17 und LXX und in der Parallelstelle ii, 14 nicht ge-
lesene iriS' beibehält, sondern auch in v. 16 nn^l mit in Rechnung
setzt, das der gröljten Wahrscheinlichkeit nach auf die Hand dessen
zurückgeht, der v. i6ff. mit i— 15 verbunden hat, und der dadurch
den Hiatus zwischen v. i — 15 und v. i6ff. verdecken wollte. E. läßt
in V. 16 nVöDl, das nach "j^srin überflüssig ist, aber freilich auch von
der Parallele 11, 14 geboten wird, außer Betracht und gewinnt so
auch hier in v. 16. 17 Sechser. Der erste Sechser (3 + 3) bis Hil,
der zweite (2 -l- 2 -1- 2) bis HsS"! "j^^n und der dritte (2 + 2 -t- 2) bis
D'?li'Tl\ Gegen diese Lesung E.'s habe ich nicht nur das Bedenken
der Beseitigung von H^Sn, das wie gesagt auch die Parallele ii, 14
bietet, sondern auch das der Beibehaltung von 17b: ist v. 20 b^ {?)})
ntn Ü)pi2n echt, dann wird man wohl 17b mit G. streichen müssen.
Da V. i6aa auch ohne das zweifelhafte nnxi als Vierer gelesen werden
kann, und ebenso "jn^? im i6fin. für die von G. angenommene Lesung
durchaus entbehrlich ist, da ferner, wie sich zeigen wird, v. 19. 20
ebenfalls wahrscheinlich Vierer enthalten, so scheint mir der Versuch
G.'s größere Wahrscheinlichkeit zu haben als der E.'s. Li v. 18 sind
die drei ersten Dreier auf den ersten Blick zu erkennen. Die Schwierig-
keit beginnt erst bei mti'J?^: von diesem Wort bis D"'DDi liest E. einen
Sechser (2 -f 2 + 2), zu dem er 'iD''j;Dn ]V^b Winii, DM^S^ als späteren
Zusatz streicht, so daß wir also einen Sechser (3 + 3), einen Dreier
und abermals einen Sechser (2 -h 2 -f 2) hätten. Anders G., der zu
dem in der Mitte isoliert stehenden Dreier durch Streichung von
mtJ^j;'? und Änderung von D"';nD in D''i1D'? einen zweiten Dreier schafft,
auf den ebenfalls ein in "]Dm bis ''iD''j;2n vorliegender Sechser folgt.
Diese Lesung hat auf den ersten Blick etwas Ansprechendes, aber
bei genauerer Überlegung kann ich sie doch nicht für zutreffend halten.
Il] Metrum und Textkritik. 669
V. 18 bezieht sich auf einen ganz bestimmten Kultus, der namentlich
von den Weibern stark gepflegt wurde und der wahrscheinlich in jener
Zeit vom Osten her importiert war, was soll daneben das ganz farb-
lose -«iD^Dn ]Vüb Dnn« □\n'?K'?? Es kommt dazu, dal) auch 44, 17, ^\o
ebenfalls von der Verehrung der D'^ötJ'n HD^O die Rede ist, Libationen
erwähnt, die ihr, nicht aber andern Göttern, dargebracht werden.
Anders liegt die Sache in 32, 29, wo neben dem b'^2b "'itap das yüTl
D''"!ns D''^b^^^ durchaus an seiner Stelle ist, dort findet sich auch unser
''JD"'yDn ]yt2b in derselben Verbindung wie hier. M. E. werden daher
die Worte ^JD^ysn ]V^b D^H« D^^'?«'? als ursprünglicher Text nicht
anzusehen sein, sie sind eine unter Einfluß von 32, 29 entstandene
Auffüllung unseres Textes, die um so näher lag, als in v. 19 dasselbe
Verbum hervortritt, mit dem v. 18 schließt, dort ist es freilich mehr
„kränken", hier „zum Zorn reizen", auch ein Moment, das es wahr-
scheinlich macht, daß v. iSfin, von anderer Hand herrührt als v. 19.
Scheidet man aber diese vier letzten Worte aus und schließt v. 18
mit D"'DDi, so haben wir von !V,^yb bis zum Schluß einen Sechser
(2 4-2 + 2).
In V. ig sieht G. zwei Doppelvierer, ebenso in v. 20, in dem er
mit Recht die Worte von D1«n bv bis n^li^n als spätere Auffüllung
streicht, ebenso beurteilt er den Anfang niH^ ^i"I« "l?2K n3 pb, dessen ^iH«
auch LXX noch nicht hatten: tatsächlich ist dieser einleitende Satz
zum Verständnis entbehrlich. Statt ^X ist, wie auch das Folgende
zeigt, b]} zu lesen. E. sieht beide Vv^ als spätere Auffüllungen an.
„Sie sind das den Kommentatoren notwendige Strafurteil Jahve's gegen
die sich so vergehenden Judäer. Ursprünglich ist dieser Gedanke
unserm Stücke fremd." Ich sehe die Notwendigkeit dieses Urteils
nicht ein: das Verbot an Jeremja für das Volk zu bitten, begründet
V. 18 mit dem offenbar eben importierten Kultus der Himmelskönigin,
damit bereiten sie weniger Jahve als vielmehr sich selbst Unmut, Jahve's
Zorn wird sich über diesen Ort ergießen und ihn vernichten. Das ist
ein in sich geschlossener Zusammenhang.
Für V. 16 — 20 würde also sich folgender Text ergeben:
n^2m Hin niv^ «ti*n "^wSi nm oyn nya ^^^nn bi^
n'ti7 HÖH nj3 iikS-i ■Ji'^?^ v^ü ^:i\^ ^d ^2 y:iDn bn^
670 W. Nowack, Metrum und Textkritik. [i2
Dn^i£ nt^'2 ]j?ttV cnx N^n mn^ ns: d^d^vdo nn ^msn
Leider verbietet der Raum einen weiteren metrischen Versuch,
Man mag den Arbeiten auf diesem Gebiet auch noch so skeptisch
gegenüberstehen, mit einer vornehmen Handbewegung lassen sie sich
nicht mehr abtun, vielmehr wird auch der zurückhaltendste und skep-
tischste Exeget sich mit dem jetzt stärker als je hervorgetretenen
Problem auseinandersetzen müssen und schlieljlich die Hilfe zur Her-
stellung des ursprünglichen Textes nicht von der Hand weisen können,
welche mit Besonnenheit unternommene metrische Versuche ihm bieten.
Das Mazzoth-Fest.
Von
B. D. Eerdmans.
ie Thora schreibt vor, im Frühjahr während sieben Tagen
ungesäuerte Brote zu essen. Gewöhnlich wird dieses Fest
zu den Erntefesten gerechnet. Eine andre Erklärung ver-
bindet es mit Pesach. Neuerdings ist HOLZINGER {Exodus
S. 41 f.) wieder für diese letztere Erklärung eingetreten. Auch H. OORT
behauptet {TJieol. TijdscJir. 1904 S. 498), daß kein Brauch des Mazzoth-
Festes auf die Ernte hinweise.
Die bis jetzt gegebenen Erklärungen haben m. E. das Richtige
nicht getroffen, da sie den verschiedenen Bestimmungen, welche auf
das Fest Bezug haben, nicht gerecht werden. Man hat ausschliefJlich
das Essen der ungesäuerten Brote zu erklären versucht und nicht
beachtet, dali andre Bräuche auf diese Weise nicht erklärt werden.
Der Übersichtlichkeit wegen stelle ich der Untersuchung drei
Thesen voran.
1. Das Mazzoth-Fest ist, was seinen Ursprung anbetrifft, vollkommen
unabhängig von Pesach.
2. Die bis jetzt gegebenen Erklärungen sind ungenügend.
3. Das Fest ist zu verstehen aus den primitiven animistischen
Vorstellungen über Wachstum und Ernte.
I.
Das Mazzoth-Fest ist ursprünglich unabhängig von Pesach.
Die ältesten Bestimmungen der Thora kennen das Mazzoth-Fest
als ein selbständiges Fest.
Das Bundesbuch erwähnt Pesach sogar
6/2 B. D. Eerdmans [2
nicht. Exod. 23, 15 sagt: „Das Fest der ungesäuerten Brote sollst
du beobachten. Sieben Tage sollst du ungesäuerte Brote essen, wie
ich dir befohlen habe, zur bestimmten Zeit im Ahrenmonat, denn in
ihm bist du aus Ägypten gezogen, und \-or meinem Angesichte soll
man nicht mit leeren Händen erscheinen." Exod. 34, 18 ff. sagt dasselbe,
setzt aber vor die Schiuliworte: „und vor meinem Angesichte etc."
das Gebot, alle Erstgeburt Jahwe zu geben.
Das Gesetz Exod. 13, 6. 7, welches jedenfalls der vorexilischen
Zeit angehört, sagt: „Sieben Tage sollst du ungesäuerte Brote essen,
am siebenten Tage aber soll für Jahwe ein Fest stattfinden. Unge-
säuerte Brote sollen diese sieben Tage lang gegessen werden und
nichts Gesäuertes soll sich bei dir vorfinden, kein Sauerteig soll sich
bei dir vorfinden, in deinem ganzen Gebiete".
Es fällt auf, dafj hier eine genauere Umschreibung vorliegt als
in Exod. 23 und Exod. 34. Auch Deut. 16 schreibt vor, alles Ge-
säuerte hinweg zu tun. Die jüngere Gesetzgebung Exod. 12, 15. 18
befiehlt ebenfalls: „gleich am ersten Tage sollt ihr den Sauerteig aus
euren Häusern schaffen".
Noch genaueres erfahren wir Exod. 12, 19. Jedermann muß Un-
gesäuertes essen, er sei ein Fremdling oder ein Landeseingesessener.
Deut. 16 hat versucht, dieses Fest mit Pesach zu verknüpfen.
:\Ian muli zum Pesachopfer ungesäuerte Brote essen und das Mazzoth-
essen wird vorgestellt als eine Erweiterung des Pesachopfermahls.
DalJ diese Sachlage nicht die ursprüngliche ist, geht schon daraus
hervor, dalö die Dauer des Festes von Deuteronomium eigentlich auf
einen Tag beschränkt wird. Das Pesachopfer soll in Jerusalem ge-
gessen werden am Abend, und am nächsten Morgen sollen die Pilger
wieder zurückreisen. Während eines Festes geht man aber nicht auf
die Reise, welche einen mit vielen Gefahren (Unreinheit) bedroht.
Pesach ist dem Deuteronomist Hauptsache. Mazzoth wird nur an-
gehängt.
Diese Verknüpfung ist nicht gelungen. Das jüngere Gesetz redet
in auffällig selbständiger Weise über das Alazzoth-Fest. Exod. 12, 15—20,
Lev. 23, 6 erwähnen Mazzoth als ein unabhängiges Fest, welches am
13. Xisan anfängt. Dasselbe tut Num. 28, 17.
Wo ältere und jüngere Schichten in so auffallender W^eise über-
emstimmen, unterliegt es wohl keinem Zweifel, dalj der Deuteronomist
eine Reform versucht hat, wenn er Mazzoth als eine Erweiterung
3] Das Mazzoth-Fest. 673
des Pesachopfermahls darstellte. Gegen seine Darstellung spricht,
daß die Teilnehmer am Pesach von den Teilnehmern an Mazzoth
verschieden sind. Kein Fremder darf vom Pesachopfer essen, auch
dem „Beisassen" und dem „Tagelöhner" ist der Genuli untersagt. Der
Sklave darf nur mitessen, wenn er beschnitten ist (Exod. 12, 43),
Pesach ist also ein Familienfest. Mazzoth dagegen ist ein allgemeines
Fest, an dem sich sogar der Fremde beteiligen soll.
Das Mazzoth-Fest wird immer als ein alljährliches P'est genannt.
Die ältesten Schichten der Thora (Exod, 23, 34 und 13) kennen
Pesach nicht als solches.
Exod. 13, 6 ist der siebente Tag des Mazzothfestes ein „Fest für
Jahwe". Der erste und letzte Tag des Festes sind Lev. 23, 7 und
Exod. 12, 16 Feiertage, an denen eine heilige Festversammlung ge-
halten wird. Exod. 12, 18 zählt als ersten Tag den 14. Nisan, Lev.
23, 6 den 15. Nisan. Auch dieser Unterschied beweist, dafj Pesach
und Mazzoth ursprünglich nicht zusammengehören, sondern erst später
verbunden worden sind. Exod. 12 vertritt die deuteronomistische
Auffassung, Lev. 23 zeigt aber deutlich eine andere Tradition, welche
nicht hätte entstehen können, wenn Pesach mit Mazzoth von Anfan<>'
an verbunden war und Mazzoth nur einen Unterteil des Pesach-Festes
bildete.
Bekanntlich hat die nachexilische Praxis die Feste für sehr ens
verbunden gehalten und tatsächlich als ein einziges Fest betrachtet,
wie aus dem Traktat Pesachim hervorgeht. Das erklärt sich aber
aus den Bestimmungen des Deuteronomiums, welche durch die Thora-
gläubigen nicht umgangen werden konnten.
Die Untersuchung über den Ursprung des Mazzoth-F'estes braucht
sich also nicht mit dem Ursprünge des Pesach-Festes zu beschäftigen.
II.
Es erhellt aus dem oben Gesagten, dalJ die Erklärung HoLZiNGER's
und Robertson SxMITH' (Re/. of the San. 203) , welche sich auf ein
einheitliches Pesach-Mazzoth-Fest stützt, das Richtige nicht getroffen
haben kann. Sie vermuten, daß Pesach-Mazzoth ein altes Frühlines-
fest der Beduinen sei.
Die Meinung HoLZlKGER's, das Mazzenessen beim Frühlingsfest
sei eine Reminiszenz aus der Nomadenzeit des Volkes, ist schon an
und für sich wenig wahrscheinlich. Er meint zwar, die Mazzen seien
Nöldeke-Festschrift. ,^
674 ß- ^- Eerdmans [4
das spezifische Brot der Wüste: die Aschenkuchen, wie sie die Beduinen
noch heute bereiten; es ist aber keinesfalls erwiesen, dalj die alten
Beduinen nicht gerade so gut wie die alten Babylonier und Ägypter
gesäuertes Brot gekannt haben. Auch jetzt ist der burgJiul, der von
gesäuertem Mehl bereitet wird,, eine sehr gewöhnliche Speise. Wir
haben keine Beweise, dalJ man die ungesäuerten Brote wie altertüm-
liches Backwerk betrachtet hat.
Dazu kommt, dafi schon die älteste Gesetzgebung das Mazzoth-
Fest im Monat Abib, dem Ährenmonat, feiern läfk. Daraus folgt,
daß es wenigstens sehr wahrscheinlich ist, dalj das Fest etwas mit
der Ernte oder dem Wachstum zu tun hat. Auch wird nicht er-
klärt, warum nichts Gesäuertes vorgefunden werden darf.
Die gewöhnliche Erklärung, wie sie von WellhaüSEN, Pj'oleg.^
S. 'S?,, NOWACK {Archäologie II 145), Benzinger {Arch. S. 467),
BaentscH {Exodus S. 98) u. a. gegeben wird, begegnet aber eben-
falls großen Schwierigkeiten. Nach ihr soll das Mazzoth-Fest das Fest
der Gerstenernte sein. Die Mazzoth waren Brote aus eben gewonnener
Gerste. ]\Ian fand keine Zeit, die Gerste säuern zu lassen, da man
so schnell als möglich der Gottheit ihren Anteil geben wollte. Ver-
mischung mit dem Sauerteig der alten Ernte würde den Mazzoth den
Charakter der Erstlinge genommen haben.
Auch hier wird nicht erklärt, warum im ganzen Gebiete nichts Ge-
säuertes vorgefunden werden darf und warum jedermann in diesem
Gebiete nur Ungesäuertes genießen soll. Die Mazzoth, welche am
Feste gegessen werden, werden übrigens niemals Erstlinge genannt.
Wo von der Darbringung der Erstlinge die Rede ist, wird vorge-
schrieben, eine Garbe zum Priester zu bringen (Lev. 23, 10). Sie
werden auch nicht immer von Gerste gebacken. Die nachexilische
Praxis schreibt sogar vor, daß sie vom Mehl der alten Ernte ange-
fertigt werden sollen. Es war nämlich nicht erlaubt, von der neuen
Ernte zu essen vor der Darbringung der Erstlingsgarbe (Lev. 23, 14).
Dies geschah am 16. Nisan. Man feierte aber am 15. Nisan den
ersten Festtag des Mazzoth-Festes und aß schon Mazzoth am Abend
des 14. Nisan zu dem Pesachopfer. Pesachim nennt fünf Kornarten
aus denen die Mazzoth zubereitet werden konnten. Vorzugsweise
buk man sie, wenigstens in der späteren Zeit, aus Weizen {ScludcJian
Anich, I 433). Die Opferkuchen waren zwar meistens ungesäuert;
daraus folgt aber nicht, daß alle ungesäuerten Brote Opferkuchen
5] Das Mazzoth-Fest. 675
waren. Die Mazzoth, welche Gen. 19, 3 und i Sam. 28, 24 genannt
werden, sind gewöhnliche profane Speise. Aus dem Namen lälöt
sich also kein Beweis für den Charakter als Erstlinge entnehmen.
Es lälJt sich auch nicht einsehen, warum man sieben Tage lang nur
ungesäuerte Brote al5, wenn man schon in grölJter Eile bei dem
Anfang der Ernte der Gottheit ihren Anteil gegeben hatte. Die
Schwierigkeiten, welchen die gewöhnliche Erklärung begegnet, sind
also sehr erheblich.
Auch die traditionelle Erklärung kann nicht die richtige sein.
Sämtliche Stellen der Thora verbinden das Fest mit dem Auszuge
aus Ägypten. Die israelitische Tradition hat sich allmählich alle alten
Feste aus geschichtlichen Ergebnissen erklärt. Mit Recht hat man
gegen die historische Deutung den Einwand erhoben, da(i sie in
Widerspruch mit sich selbst steht. Deut. 16 erklärt mit Exod. 12, 34
die ungesäuerten Brote aus der grolien Eile, in der man ausziehen
mulite. Man hatte keine Zeit, den Teig säuern zu lassen. Dem wider-
spricht aber, daß Exod. 12, 15 die ungesäuerten Brote schon vorge-
schrieben waren. Nach dem Zusammenhange mul-i die Verordnung
dem Auszug vorangegangen sein. Es fällt auf, daß Exod. 12 selbst
das alljährliche Mazzothessen nicht aus der Eile, in der man auszog,
erklärt.
Bei dieser geschichtlichen Deutung ist es aber erst recht un-
erklärlich, warum auch der Fremde sich an dem Feste beteiligen soll,
da er doch der ganzen Sache fern steht.
Auch die traditionelle Deutung muli also als ungenügend ab-
gewiesen werden.
III.
Die Vorstellungen, welche der Naturmensch sich über das Leben
gebildet hat, sind bekanntlich sehr einfach gewesen. Man hat sich das
Leben gedacht, wie man es äußerlich wahrnahm. Der Mensch lebte
durch das Atmen, durch eine Seele, welche in seinem Körper wohnte.
Also war für ihn alles, was lebte, im Besitze einer Seele. Der Mensch
vermehrte sich durch Begattung. Er dachte sich daher die Ver-
mehrung und das Entstehen neuen Lebens bei allem, was lebte, in
derselben Weise. Die Pflanze lebte; sie hatte also eine Seele. Aus
der Saat entstand neues Gewächs. Sie konnte sich also durch Be-
gattung vermehren. Die verschiedensten Sitten und Gewohnheiten
43*
6j6 B- D- Eerdmans [6
crehen auf diesen primitiven Gedankenkreis zurück und leben bekannt-
lich in den sonderbarsten Verstümmelungen fort, sogar mitten in der
modernen Kultur.
Auch die Semiten haben sich die Pflanze als ein beseeltes Wesen
gedacht. Die assyrisch-babylonischen hischriften schreiben Getreide
{nirlm) und Palmfrucht {sisiiimi) mit einer Kombination verschiedener
Zeichen, in welcher das Zeichen „Gott" beweist, dali man sich das
Getreide als eine lebendige Seele gedacht hat. Das Getreide lebt für
die Bab}'lonier gerade so, wie der Fluß für sie lebt, welcher //// Näru
geschrieben wird, oder das Feuer {isatu), das Eisen {parzillii) und der
Boden [scnt), welche ebenfalls mit dem Zeichen „ilu" geschrieben
werden. Die Ägypter haben sich gleichartige Vorstellungen gebildet.
Die kleinen Altäre, welche manchmal neben der Tenne zwischen den
Kornhaufen errichtet wurden, und die Schale, welche ein anderes Mal
auf dem Getreidehaufen steht (Erman, Ägypten S. 575), sind gewiß
Opfer für die Getreide-Seele. Vielleicht dienen die Kapellen und
Altäre auf den Speicherhöfen einem ähnlichen Zweck. Diese können
allerdings auch anderen Schutzgeistern und Göttern gewidmet sein. Die
Opfer während der Ernte sind aber, wo sie vorkommen, der Pflanzen-
Seele gewidmet, wie aus den zahlreichen Parallelen bei den Natur-
völkern hervorgeht.
Bei der Ernte, wenn das Getreide geschnitten wird, flüchtet die
Pflanzen-Seele, bis sie endlich nicht weiter flüchten kann und in der
letzten Garbe sich zurückzieht. Da heißt es aufzupassen, daß man
die Seele durch Opfer und Versorgung festhält, damit die Ernte
im nächsten Jahre gelingen wird. Die Samen, welche dieser Garbe
angehören, werden im nächsten Jahre mit der Aussaat vermischt und
ausgesät. Wer Mannhardt's Wald- und Feldkidte liest, sieht, wie
verschieden die Sitten sind, welche auf diesen Gedankenkreis zurück-
gehen. Diese Verschiedenheit läßt sich leicht verstehen, da die
jetzigen Sitten schon Jahrhunderte, meistens unverstanden, fortgelebt
haben, und zwar unter einer christlichen Bevölkerung. Dem ursprüng-
lichen Gedankenkreis treten wir näher, wenn wir die Bewohner der
Niederländisch -Ostindischen Kolonien in das Auge fassen. Manche
Züge, welche in Europa schon ganz verschwunden sind, sind dort noch
bewahrt Bei der Erklärung des europäischen Folklores hat Mann-
HARDT nicht immer das Richtige treffen können, weil ihm diese
Sitten unbekannt waren. In Indien ist hauptsächlich der Reis die
7] Das Mazzoth-Fest. 6'J'J
gewöhnliche Nahrung, Die Sitten der Reiskultur sind daher als Paral-
lelen der Sitten bei der Getreidekultur in westlichen Ländern zu be-
trachten.
Wichtige Zeitpunkte sind die Blütezeit, die Zeit, in der die Ähren
sich füllen, und die Erntezeit. In der Blütezeit opfern die Bataks
auf Sumatra der „Seele des Reises", damit sie nicht nur leere
Ähren ernten (G. A. WiLKEN, Het atiiniisme bij de volken van den
Jndischen Archipel. Amsterdam 1884. I 32. A. C. Kruyt, De
Rijstmoeder in den Indischen Archipel. Verslagen en Meded. d. Kon.
Acad. V. Wetensch. te Amsterdam. Afd. Letterkunde 4^^^ Reeks.
Deel. V 363).
Wenn die Reisähren sich füllen, wenn der Reis also schwanger
ist, wird er mit sauerschmeckenden Früchten bespritzt, weil die
schwangere Frau sauere Speisen liebt (A. C. Kruyt 1. c. 364).
Man glaubt, daß die Reisseele sich entfernen kann und daß sie
durch „sympathischen" Zauber sogar fortgeführt werden kann, oder daß
sie flüchtet, wenn sie in irgend einer Weise erschreckt wird. Daher
dürfen Fremde oft den Acker nicht betreten. Man schließt ganze
Dörfer in der Erntezeit ab und die Schnitter benehmen sich ernsthaft,
wie Leute, welche durch ihre Berührung mit der Reisseele gewisser-
maßen geheiligt sind (Kruyt 368). Darum „bindet" man in der
Erntezeit den Garten durch religiöse Symbole und Handlungen, da-
mit die Reisseele sich nicht entfernen kann (Kruyt 389). Es ist
eine allgemein verbreitete Sitte in Indien, den Speicher, in dem der
Reis aufbewahrt wird, nur anständig gekleidet zu betreten und in der
Gegenwart des Reises keine ungeziehmende Worte zu sprechen. Denn
eine solche Geringschätzung könnte die Ursache werden, daß die Reis-
seele sich entferne (Kruyt 371). Keinesfalls darf man dem Reis zeigen,
was sein Schicksal nach der Ernte sein wird. Man darf auf dem Acker
keinen Reis kochen (Kruyt 372). Manchmal ist es auch verboten, in
der Zeit, da der Reis heimgebracht wird, in der gewöhnlichen Küche
zu kochen, weil dort der neue Reis aufbewahrt wird (Kruyt 368).
Zu diesen Sitten gehören auch Speiseverbote, und diese sind für
die Erklärung des Mazzoth-Festes von großer Wichtigkeit (Kruyt 365).
Der Genuß von wasserreichen Früchten, wie Gurken, ist den Bataks in
der Erntezeit untersagt. Anderswo darf man keine schleimigen Ge-
müse essen. Die Glattheit derselben könnte die Reisseele fortführen.
678 B. D. Eerdmans [8
Wasser ist überhaupt eine gefährliche Sache in dieser Zeit, weil die
Reisseele dadurch fortgespült werden könnte.
Diese animistischen Vorstellungen erklären die drei charakte-
ristischen Punkte, welche bei dem Mazzoth-Fest auffallen — die Ver-
pflichtung, nur Ungesäuertes zu essen, das Wegtun von allem Gesäuer-
ten und das Gebot, daß jedermann, sei er auch ein Fremder, sich des
Gesäuerten zu enthalten hat.
Die Gärung ist eine Art von Verderben. Die Getreideseele kann
also durch Berührung mit dem Gegärten erschreckt werden und fort-
gehen. Die peinliche Genauigkeit, mit der von dem Juden das Haus,
der Boden, die Schubladen usw. durchgesucht werden, ob etwa auch
nur ein wenig Gesäuertes irgendwo versteckt sei, beweist, daß die Misna
(Pesachim) und die lebendige Tradition das Hinwegschaffen des Ge-
säuerten als etwas sehr Wesentliches betrachtet haben.
So erklärt es sich auch, daß niemand Gesäuertes genießen darf.
Die Fremden, welche bei der Ernte behilflich waren, könnten die
nächste Ernte gerade so gut gefährden als die Israeliten.
Die sieben Tage des Festes sind bei dem Mazzoth-Fest die Dauer
der Erntezeit, wie diese Periode auch bei der Weinernte die normale
geworden ist.
Die Eröffnung der Ernte ist eine religiöse Handlung. Die eigent-
liche Erntefeier findet immer am Schluß statt. Daher sind der erste
und der letzte Tag des Festes Feiertage. Die ältere Thora kennt
den ersten Tag nicht als Ruhetag; sie steht also der lebendigen Sitte
noch näher als die spätere Gesetzgebung, welche es verbietet, an diesem
Tage zu arbeiten. Der Israelit dankt Jahwe oder irgend einem Baal
für die Ernte, wie der Indier Allah oder andern Göttern dankt. Die
animistischen Zeremonien und Gedanken sind mit einer höheren
Religion verknüpft. Man muß daher für die Erklärung des Festes das
Unlogische, das in einer derartigen Verknüpfung liegt, mit in Betracht
ziehen. Man opfert natürlich einen Teil der Ernte an Jahwe. So will
es der Priester. Mit leeren Händen darf man nicht vor Jahwe er-
scheinen. Zu gleicher Zeit aber behält man die alten animistischen
Sitten bei. Am Ende werden diese gar nicht mehr verstanden. Als-
dann sind sie aber Teile der höheren religiösen Sitte geworden und
leben unverstanden fort.
Es gibt mehrere Gebräuche im AT., welche auf diesen Gedanken-
kreis zurückgehen. Die Ecke des Ackers, welche nicht abgemäht
9] Das Mazzoth-Fest. 679
werden darf, die letzte Garbe, welche auf dem Felde hinterlassen wird,
und das Verbot, den Acker mit zweierlei Saat zu besäen (Lev. 19, 9.
Deut. 24, 19. Lev. 19, 19. Deut. 22, 9), haben m. E. einen animistischen
Hintergrund. Meine Erklärung des Mazzoth-Festes ist zwar ziemlich
weit hergeholt, steht aber nicht ohne Analogie da, wenn auch viel-
leicht die Analogie bei den eben genannten Gebräuchen erst zu be-
weisen ist. Dies kann hier nicht geschehen und wird anderswo von
mir versucht werden.
Die Ereionisse
der letzten Zeit nach dem Alten Testament.
Eine Skizze.
\'on
Karl Marti.
as goldene Zeitalter liegt für die Israeliten nicht in längst
entschwundener grauer Vorzeit, sondern wird von ihnen
von der Zukunft erwartet. Wohl war unter ihnen die Er-
zählung von dem verlorenen Paradiese, in dem einst die
ersten Menschen lebten, verbreitet, aber sie hat auf ihr Denken keinen
bestimmenden EinfluI5 geübt und unter ihnen bei weitem nicht die
Rolle gespielt, wie nachmals unter den christlichen Theologen, die
lange Zeit meinten, in dieser Erzählung den alles beherrschenden Aus-
gangspunkt für die Darstellung der Glaubenslehre gefunden zu haben.
Wohl fehlt es natürlich nicht an Beispielen, dali auch unter den
Israeliten in den schlimmen Verhältnissen der Gegenwart wehmütige
Erinnerungen an die schönen Tage einer glänzenden Vergangenheit
auftauchten. Als die Israeliten ihre staatliche Selbständigkeit verloren
hatten, als die davidische Dynastie entthront und von dem stolzen
Baum, dessen königliche Sprossen über 400 Jahre die Spitze des
Staates gebildet hatten, nur noch der Stumpf und die Wurzel übrig
gelassen waren, da dachten die Israeliten zurück an jene Glanzzeit, da
David ein Weltreich geschaffen hatte und da der Name Israel's vom
Bache Ägyptens bis an den Euphrat geachtet und gefürchtet war.
Und als man seufzte unter dem Joche fremder Herrscher und unter
6S2 Karl Marti [2
den Wirren im Innern des Gemeinwesens nicht wo aus und ein wufite,
da rief man sich die mosaische Wunderzeit ins Gedächtnis, da die
Vorfahren das Joch der ag)-ptischen Knechtschaft abschüttelten, zu
ihrer Freiheit gelangten und in der Folgezeit nach langem, aber sieg-
reichem Kampfe sich den Besitz des Landes Kanaan erstritten. Aber
es war auch mit diesen Erinnerungen nicht die Klage über ein nun
endgültig entschwundenes Glück, das nimmermehr wiederkehren könne,
verbunden, sondern es drückte sich darin vielmehr die Wehmut aus,
dali das erwartete noch viel herrlichere zukünftige Glück immer noch
nicht gekommen und die wunderbare Heilszeit noch nicht angebrochen
sei. Darüber ist ihr Schmerz so groli, dal5, wo sie sich fast die Augen
ausgesehen haben nach dem kommenden Heil, sie wie Blinde in der
Finsternis herumtappen müssen und sie noch nichts von dem Lichte,
noch kein Morgenrot des kommenden Tages entdecken können. Denn
niemals waren die Israeliten die in Weltschmerz verzweifelnden und in
Griesgram versunkenen Lobredner der guten alten Zeiten, sondern
stets die von glühender Hoffnung erfüllten Evangelisten einer neuen
herrlichen Zeit. Der Mittelpunkt ihrer Gedanken lag nicht in der
Vergangenheit, sondern in der Zukunft; nicht das Alte zu erhalten
oder wiederherzustellen, war ihr Streben und Verlangen, sondern mit
allen Mitteln die neue \iel bessere und schönere Zeit der Zukunft her-
beizuführen.
Weil so ihre Gedanken in der Zukunft lebten, hat sich bei ihnen
auch eine Lehre darüber ausgebildet, wie die letzte Zeit d. h. die
neue Ordnung der Dinge, die dann im Gegensatz zu den jetzigen
wechselnden Verhältnissen eine beständige bleiben solle, sein werde,
und vor allem auch wußten sie von den Ereignissen zu reden, die
der letzten Zeit vorangehen und die neue glückliche Zeit herbeiführen
würden.
Diese Lehre von den Ereignissen der letzten Zeit ist
nicht an einem Tage entstanden, sie hat auch er.st in den späteren
Perioden der jüdischen Geschichte die Zukunftserwartungen in ein
Gesamtgemälde zusammengefaßt. Will man die Bedeutung dieser
Lehre verstehen, so genügt es nicht, dieses Gesamtgemälde einfach
wiederzugeben, sondern man muß die einzelnen Bestandteile desselben
betrachten und der allmählichen Entstehung der Lehre von den letzten
Dingen nachgehen.
Dabei hat man im achten Jahrhundert vor Christus einzusetzen,
i
j] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 683
in dem Jahrhundert, wo jene grolien Männer auftreten, die mit ihrem
mächtigen Wort in die Geschichte der Religionen eingegriften haben,
in dem Jahrhundert, in welchem die assyrische Weltmacht ihre kräftige
Hand auch die palästinischen Staaten fühlen lälJt und dem nördlichen
israelitischen Reiche schlielJlich das Ende bereitet.
Das Volk im allgemeinen hoffte damals, da(5 am Entscheidungs-
tage Gott, den man eifrig mit Opfern und Gottesdienst verehrte, auf
Seiten seines Volkes stehen und sich in herrlichster Weise als Helfer
erweisen werde, wie an den Schlachttagen der Vergangenheit. So
war man auch wieder einmal um 750 v. Chr. zum feierlichen Opfer-
feste in Bethel, wo ein königliches Heiligtum stand, versammelt, und
die Wogen des Festes gingen schon hoch; da tönte mit einemmal
in den Jubel der Opfergäste hinein der schrille Laut der Totenklage,
wie er sonst etwa plötzlich beim Eintritt eines Todesfalls aus einem
Hause vernommen wurde. Der Jubel hielt inne, man horchte, wem
die Totenklage gelte; da vernahm man die merkwürdigen Worte
(Amos 5, 2J:
Gefallen ist und steht nicht mehr auf — die Jungfrau Israel,
Hingestreckt ist sie auf die eigene Flur, — keiner richtet sie auf.
Alle schauten nach dem seltsamen Mann, der der Jungfrau Israel die
Totenklage anstimmte und das Grablied sang. Es war der Prophet
Amos, der aus Thekoa im Südreich herübergekommen war, um
den Israeliten den Gottesspruch zu verkündigen, und der, damit man
ihn recht verstehe, nun hinzufügte, dafj das Königshaus gestürzt und
dem Nordreich ein Ende bereitet werde, da Jahwe selber als Feldherr
die feindlichen Heere leite gegen sein Volk, das nur in Opfern, aber
nicht in Recht und Sittlichkeit sich zu ihm bekenne. Der königliche
Oberpriester von Bethel hat den unerschrockenen Propheten als Ver-
schwörer und Schwarzseher von Bethel weg in seine Heimat ver-
wiesen; aber den Festgästen tönte es fort in ihren Ohren:
Gefallen ist und steht nicht mehr auf — die Jungfrau Israel,
Hingestreckt ist sie auf die eigene Flur, — keiner richtet sie auf.
Nicht anders lautete das prophetische Urteil über das Südreich
Juda. Dort hat wenige Jahre hernach, was Amos in Bethel, Jesaja
in Jerusalem verkündet. Es ist vielleicht sein ältestes, noch aus dem
Jahre 740 stammendes Wort, wenn er den drohenden Gerichtstag
Jahwe's schildert als einen gewaltigen von Nordosten heransausenden
und mit Erdbeben verbundenen Sturm, dessen Brausen und Tosen in
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den Zedern des Libanons und in den Eichen von Basan man bereits
hört und der alles Hohe und Erhabene wegfegend daherjagt, jenes
Wort, da er die Judäer auffordert:
Verkriecht euch in die Höhlen der Felsen
Und in die Löcher der Erde
Vor Schrecken über das Erscheinen Jahwe's
Und aus Entsetzen vor seiner Majestät!
und das Ergebnis 7.usammenfassend spricht:
Dann wird niedrig sein der Stolz der Menschen
Und erniedrigt der Hochmut der Männer;
Jahwe allein wird hoch erhaben sein,
Und die Xichtse — samt und sonders sind sie zu nichte.
Derselbe Gerichtstag stand dem Propheten am Ende seiner Lauf-
bahn fast vierzig Jahre hernach noch vor der Seele, als Jerusalem im
Jahre 701 sich frohem Jubel hingab, weil der Assyrerkönig Sanherib
die Belagerung von Jerusalem aufhob und infolge der in der Heimat
ausgebrochenen Wirren schleunigst abzog. In die freudig erregte
Menge hinein ruft Jesaja die Klage über den Untergang Jerusalem's,
wo die Mauern zusammenkrachen und vom Lärm des Zusammen-
bruches Berge und Täler widerhallen. Er sieht den Tod hinein-
grinsen in das leichtfertige Treiben der Jerusalemer, die in ihrer Ver-
blendung nicht merken, welche Stunde geschlagen hat, und die
Galgenfrist dafür verwenden, ein Freudenfest zu feiern (Jes. 22^ i ff.).
Der Unglückstag war im 8. Jahrhundert nur für das Nordreich
gekommen; die Unheilsverkündigungen für das Südreich setzten sich
im 7. Jahrhundert fort, selbst dann, als man gegen das Ende des
Jahrhunderts den Versuch gemacht hatte, durch eine Reform des
Gottesdienstes die Lage zu bessern. Damals hat zunächst Jeremia
nichts anderes in Aussicht gestellt als die völlige Zerstörung des
Staatswesens durch einen Feind aus dem Norden wie die Skythen,
deren Reiterscharen eben noch gnädig an Judäa vorübergezogen
waren. Es war im Jahre 608, da strömte die Menge nach dem Un-
glückstag von Megiddo, wo der hochgesinnte König Josia in der
Schlacht gegen den Pharao Necho gefallen war, im Tempel zu Jeru-
salem zusammen, um Schonung und Rettung von Jahwe zu erflehen.
Jeremia stellt sich den Judäern entgegen mit der harten Drohung:
Der Tempel, an dessen Bestand ihr euch klammert, wird fallen ; geht
hin nach Silo, dort sind die Trümmer des Gotteshauses Eli's und
Samuel's. Eine ähnliche Ruinenstätte wird bald den Zion bedecken.
5] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 685
Und als zwanzig Jahre hernach der ., Feind aus dem Norden": die
Chaldäer unter Nebukadnezzar Jerusalem umschlossen hatten und beim
Heranzug eines ägyptischen Entsatzheeres die Ik^lagerung für kurze
Zeit aufhoben, meinten die Jerusalemer wieder, wie zu Jesaja's Zeit,
gerettet zu sein, Jeremia aber erklärte ihnen als unzweifelhaft, dali,
wenn auch nur ein paar Verwundete vom Heere der Chaldäer übrig
blieben, diese aufstehen würden, da Jerusalem fallen und seine Be-
wohnerschaft in die Gefangenschaft wandern müsse.
Nur Unheil und Unglück, den Zusammenbruch der israelitischen
Staaten, haben die Propheten des 8. und 7. Jahrhunderts vor dem
Falle Jerusalem's im Jahre 586 verkündet. Und doch würden wir ihre
ganze Art und die Meinung ihrer Worte nicht verstehen, wenn wir
in ihnen nur die Schwarzseher und die Sturmvögel, die dem Unglück
voraneilen, erblicken wollten. Sie haben nicht in kluger politischer
Berechnung die größere Macht Assur's und Babel's erkannt; sie sind
die Vertreter einer Macht, die Geltung hat, auch wenn Assur und
Babel verschwunden sind, die Verkündiger einer höheren Ordnung,
eines Reiches des Geistes, das sich durchsetzen muß gegenüber den
zerbrechlichen Mitteln der irdischen Reiche. Für sie ist Gott Geist
und sein Reich ein Reich des Geistes und des Guten; dieses Reich
behauptet sich gerade, wenn das Volk, welches das Gute nicht will,
zusammenbricht. Als die Macht dieses geistigen Prinzips kennen die
Propheten Gott, er braucht nur seine Hand auszustrecken, so liegen
die sarkischen Reiter am Boden. Von den Formen dieses Reiches
haben die alten Propheten nicht gesprochen; es ist ja für sie auch
nicht ein Reich, das nur in der Form von den Reichen auf Erden,
wie sie damals existierten, unterschieden w-ar. Sie haben die Kraft
desselben gekannt und waren sicher, daß diese Kraft auf Erden unter
den Menschen den Sieg behalten müsse; sie sahen diese Kraft auch
wirksam und daher die Keime der neuen Ordnung und der neuen
Zeit in den Einzelnen schon v^orhanden, welche wie sie selber die
überwältigende und überragende Macht des Geistes und des Guten
erfahren hatten. Das gab jenen großen ersten Propheten, die nur
Droh- und Strafreden zu halten und den Untergang des Staates und
des Tempels zu verkünden hatten, ihre uns unheimlich vorkommende
Höhe, mitten im Untergang einer Welt nicht von Verzweiflung er-
griffen zu werden und die Gewißheit der neuen höheren Ordnung zu
besitzen. W'ohl erfüllte es sie mit Schmerz, daß ihr Volk von dem.
686 Karl Marti [6
was ihm Hilfe brächte, vom Vertrauen auf die siegreiche Macht des
Guten nichts wissen wollte, wohl weinten sie über die Trümmer Jeru-
salem's; aber vor ihrem Blick stand ein neues Jerusalem, dem ein
bleibender Bestand gesichert sein sollte. So hofften sie von der
Zukunft.
Diese Hofthung trat in den Vordergrund, als das Gericht daran
war, sich zu vollziehen, und als es sich vollzogen hatte. Da wendeten
sich auch die Gedanken der Frage zu, wie sich diese Zukunft gestalte.
Jeremia, der den Fall Jerusalem's 586 und die Zerstörung des judä-
ischen Staates erlebte, hat schon vorher Andeutungen darüber ge-
geben: mitten in den Schreckenstagen der Belagerung sah er in dem
Anerbieten, das ihm gemacht wurde, einen Acker in Anatot, seinem
in der Nähe von Jerusalem gelegenen Heimatsorte, zu kaufen, einen
göttlichen Wink, daCJ einst wieder in diesem Lande neues fröhliches
Leben und ein neu aufblühendes Geschlecht sein werde. Ja, er hat
die Art der glücklichen Zukunft in tiefster Weise gezeichnet; sie ist
ihm nicht an eine besondere Staatsform, nicht an einen besonderen
Tempeldienst, auch nicht an ein besonderes Gesetz gebunden, sondern
der neue Bund ist ein Verhältnis Gottes zu dem einzelnen Menschen,
dem im Herzen Gottes Kraft in der Weise offenbar ist, dafi er nicht
nur weiß, was Gottes Willen ist, sondern zugleich den Antrieb empfangen
hat, dieser göttlichen Kundgebung von dem, was gut und recht ist,
im Leben Folge zu leisten. Das Reich, das kommen wird, ist somit
kein israelitisches Reich, kein Reich, das an äußeren Geberden er-
kenntlich ist, sondern ein Reich der Menschen, die den Willen Gottes
tun, der sich in ihrem Innern kundgegeben hat. Natürlich ist es dazu
kein Widerspruch, wenn sich auch Jeremia die einstige Zukunft nicht
anders hat denken können, als daß wieder ein Reich mit einem Davi-
diden an der Spitze entstehen werde; Gewicht wird in keinem Fall
vom Propheten hierauf gelegt.
Einen viel größeren Raum nimmt die Schilderung der glücklichen
Zukunft bei den beiden andern Propheten ein, die die Wegführung
des Volkes von Juda erlebten und deren Tätigkeit innerhalb der Jahre
fällt, da es kein judäisches Gemeinwesen mehr gab, bei Hesekiel und
dem großen Ungenannten, dem sog. Deuterojesaja. Hesekiel war
selber mit den oberen Zehntausend bei der ersten Wegführung 597
durch Nebukadnezzar deportiert, seine Wirksamkeit fällt daher in
den Anfang der Zeit des Exils bis ca. 560. Deuterojesaja dagegen
y] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 6Sy
hat seine Trostschrift, die Kapp. 40 — 55 im Buche Jesaja, am Ende
dieses Exils geschrieben, als bereits Cyrus der Perserkönig gegen das
babylonische Reich zog und sich anschickte, der babylonischen Herr-
schaft ein Ende zu machen. So nahe Hesekiel und Deuterojesaja
einander zeitlich stehen, so gänzlich verschieden ist ihre Art, so ver-
schieden, daß man Hesekiel den „Vater des Judentums" und Deutero-
jesaja den „Evangelisten des Alten Bundes" genannt hat. Die \'er-
schiedenheit ihrer Geistesrichtung zeigt sich auch in ihren Darstellungen
der Zukunft.
Hesekiel, der unter den Deportierten in Babylonien lebte, hatte
am Anfang, bevor Jerusalem fiel, auch noch den sicheren Untergang
der Hauptstadt und des judäischen Staatswesens seinen halsstarrigen
Mitdeportierten zu verkündigen. Als aber das diesen unglaublich Er-
schienene eingetroffen war, da war seine Aufgabe eine andere ge-
worden: Jetzt hatte er das künftige Heil zu verkündigen. Diese Ver-
kündigung beginnt bei ihm nun merkwürdigerweise damit, daß er die
Vernichtung einer Reihe von Völkern in Aussicht stellt. Damit einst
die Israeliten in ihrem Lande, wohin sie zurückgeführt werden, vor
den bösen näheren und ferneren Nachbarn Ruhe haben, und damit
diese von ihrer Verachtung der Israeliten lassen, nicht weiterhin von
dem Unglück Israel's auf die Ohnmacht des Gottes, dem Israel diente,
schließen, sondern dessen Überlegenheit und Macht erkennen, soll zur
Vorbereitung der Heilszeit Amnion, Moab, Edom, Philistäa, Tyrus,
Sidon und Ägypten das Gericht treffen, soll Vernichtung oder Ent-
völkerung über diese Staaten hereinbrechen.
Ist dieses Gericht ergangen, so wird Gott, wie ein Hirte nach
dem Gewittersturme die zersprengte Herde, die Zerstreuten sammeln
und als der rechte Hirte sie in die Heimat geleiten. Die Heimat aber,
das israelitische Bergland, wird von den unrechtmäßigen Besitzern
gesäubert und in eine außerordentlich fruchtbare Gegend verwandelt
werden, in der die Trümmer und Ruinen wieder aufgebaut werden.
Für eine reiche Bevölkerung wird auf wunderbare Weise gesorgt
werden. Auf weitem Felde sind jetzt die Totengebeine zerstreut und
das ganze Volk der Israeliten scheint in's Grab gesunken, ist es ja
doch dazu, um es untergehen zu lassen, von seiner Heimat entfernt
und in die Fremde gebannt. Aber es kommt die Zeit, da der Lebens-
geist unter diese Totengebeine fährt, da sie sich mit Fleisch und Bein
überziehen und neues Leben in ihnen erweckt wird; das in der Fremde
688 Karl Marti [8
vermeintlich im Grabe liegende Volk wird auferstehen und dann werden
die Israeliten auch wieder ein Reich bilden, Norden und Süden nicht
wieder getrennt sein, sondern unter einem Herrscher wie David in
der Heimat vereinigt sein und dort sich des ewigen Friedensbundes
mit ihrem Gotte freuen, der in dem das ganze Land überragenden
Heiligtum Wohnung nehmen wird.
Ist aber Israel wieder im Lande, so wird noch in einem eigen-
tümlichen Ereignis der letzten Zeit vor aller Welt, vor Heiden und
Israeliten, sich Gottes Macht kundtun und seine Ehre festgestellt
werden. Es sollen nicht nur die Nachbarn, sondern alle Heiden zu
der Überzeugung von der grandiosen Übermacht des Gottes Israel's
gebracht werden. Es wird nämlich der von den früheren Propheten,
besonders von Jeremia, geweissagte Feind aus dem fernen Norden
nicht ausbleiben. Wie in der Jugendzeit des Propheten einst die
Skythen den Westen Asiens durchzogen und bis an die Grenze Ägyp-
tens gelangten, so kommt Gog aus dem Lande Magog mit einem
gewaltigen Heer gegen Jerusalem, um hier seine Beute zu machen.
Aber an den Mauern Jerusalem's zerschellt dieser Völkersturm, und die
Krieger fallen auf den Bergen Israel's. Mit Schwert und Erdbeben,
mit Pest und Blutvergießen, mit Feuer- und Schwefelregen wird Gott
gegen diesen Feind aus dem Norden einschreiten; die Toten liegen
dort als ein Raub der Tiere des Feldes und der Vögel der Luft, und
die Waffen derselben dienen den Bewohnern des Landes zur Feuerung
für sieben Jahre. Mit solcher Überwindung hat aber Gott seine Über-
macht vor allen Menschen glänzend bewiesen, und dann beginnt die
glückliche herrliche Zeit in vollstem Mafie, wo der Tempel zu Jeru-
salem herrlich gebaut und das Land Palästina unter die israelitischen
Stämme verteilt ist, wo der Kultus in richtiger Weise zu Jerusalem
geübt wird und vom Tempel eine Quelle ausgeht, die auch die un-
fruchtbare Wüste, selbst die Gegend des toten Meeres, auf das Herr-
lichste umgestaltet, sodalö die Bäume am Ufer der Quelle das ganze
Jahr Früchte tragen und das tote Meer einen Reichtum an Fischen
aufweist und alles davon zeugt, dalJ Gott Wohnung genommen hat
im Tempel seines Volkes.
Diese Darstellung Hesekiel's ist in mehr denn einer Hinsicht von
hohem Interesse. Er redet einmal nicht blol) von der nächsten Zu-
kunft, wie die früheren Propheten, sondern unterscheidet zwischen den
Ereignissen der nächsten Zeit, dem Gericht über die Nachbarn und
9] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 689
der Ansiedlung im Lande, und den Ereignissen der letzten Zeit, der
wunderbaren Besiegung des Völkersturmes aus dem Norden und der
hierauf folgenden definitiven Grundlegung der bleibenden herrlichen
Zukunft. Dann zeigt sich bei ihm, wie die Weissagungen der früheren
Propheten, die nur für ihre Zeitgenossen und die nächste Zukunft ge-
meint waren, auf die fernste Zukunft gedeutet wurden, sodaü man
also von jetzt an darauf kommen konnte, in den Schriften
der Propheten die Zukunft zu lesen, handlich aber offenbart sich
in seiner Schilderung sein Charakter als der des Vaters des Juden-
tums: Das wichtigste ist ihm Gottes Ehre, die Ehre des alle Welt
überragenden Gottes, den Israel verehrt, und damit hängt ihm die
Herrlichkeit von Israel's Zukunft zusammen. An dem Heil haben nur
die Israeliten Anteil, sie sind der helle Lichtpunkt in dem Gemälde
der Zukunft, die Heiden bilden den dunkeln Hintergrund und Rahmen,
auf dem sich das Heil Israel's um so besser abhebt, und sie müssen
selber die Herrlichkeit Israel's anerkennen.
Ganz anders redet, noch bevor das Exil zu Ende geht, der große
Ungenannte in Jes. 40 — 55. Er lebte nicht unter den Deportierten
am Euphrat, sondern wahrscheinlich war er mit jenen Resten im
Gefolge Jeremia's, als dessen Geistesverwandter er hervortritt, nach
Ägypten geflohen. Dort in Ägypten hört er um 540 von den großen
Erfolgen, die der Perser Cyrus in raschem Siegeszuge über die nörd-
lichen Staaten in Kleinasien davongetragen hat, und erkennt in ihm
das Werkzeug Gottes, das bestimmt ist, die neue Zeit für Israel herauf-
zuführen; diese hat aber nach den Darstellungen dieses großen Un-
genannten, der den Ertrag der prophetischen Verkündigung von Amos
bis Jeremia zusammenfaßt, ein ganz anderes Aussehen als bei Hesekiel.
Er sieht, wie sich jetzt die Wahrheit der prophetischen Worte von
der ewigen Geltung der höheren göttlichen Ordnung erweisen und
wie die Religion der Propheten von dem geistigen Gott sich allen
Völkern als die wahre darstellen wird. Schon sieht er, wie in den
Ereignissen der Gegenwart sich die neue Zeit vorbereitet, und jubelnd
ruft er seinen Zeitgenossen zu:
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott,
Redet Jerusalem zu Herzen und rufet ihr zu,
Dali vollendet ist ihr Frondienst, bezahlt ihre Schuld,
DalJ sie empfangen hat Doppeltes für all ihre Sünden!
Und die Gewißheit von der Ewigkeit des Heils spricht er aus in
den erhabenen Worten :
Nöldeke-Festschrift. aa
690 l^arl Marti [lO
Hebt gen Himmel eure Augen und schaut auf die Erde;
Denn die Himmel sind zerfetzt wie Rauch und die Erde wie ein Kleid,
Zerfallen wird die Welt und ihre Bewohner wie Mücken sterben,
Doch meine Rettung wird auf ewig sein und mein Heil nicht aufhören.
Das erste, was geschieht, ist die Niederwerfung der chaldäischen
Macht durch Cyrus, den Gesalbten und Freund Gottes, und darauf
wird die frohe Rückkehr der Deportierten in die alte Heimat erfolgen.
Alle Schwierigkeiten, die den Heimzug hindern könnten, werden aus
dem Wege geräumt und alle Gefahren, die auf dem Rückweg zu
fürchten wären, zum voraus beseitigt. Angst sollen die in die Fremde
Weeseführten keine mehr haben, ihre Sünden und Schulden sind
vergeben.
Dann aber sollen Land und Stadt, wohin sie heimkehren, neu
aufblühen und reich bevölkert sein. Zion kann frohlocken über das
Glück, das ihm bevorsteht und auch den übrigen Städten Palästina's
zuteil wird. Die Mauern Jerusalem's werden neu gebaut, und die Ver-
ödung des Landes hat ein Ende, so daß es aussehen wird, wie ein
Gottesgarten. Das neue Jerusalem wird im schönsten Glänze strahlen,
und die darin wohnen werden, wie Jeremia verheizen, den Willen Gottes
im Herzen tragen. Und dieses Heil soll ewig bestehen und nicht mehr
in's Wanken geraten; niemand ist mächtig genug, um die Verwirk-
lichung des Heils rückgängig zu machen, und keine Waffe wird mehr
etwas gegen Jerusalem ausrichten können.
Endlich ist in dieses Heil, das für das Volk Israel nahe bevor-
steht, jedoch noch viel Höheres eingeschlossen. Alle Völker erkennen
das Heil und die Herrlichkeit des Gottes Israel's. Der Götzendienst
fällt und die wahre Religion wird auf Erden gegründet, die bis an die
Enden der Welt getragen wird und auf die schon lange die Heiden-
völker harren. Und zwar wird dieses hohe Ziel des Heiles aller W^elt
eben durch das merkwürdige Schicksal Israel's erreicht. Israel, der
Knecht Gottes, ist der Missionar Gottes an die Heiden, er bringt
ihnen die wahre Religion und das heilvolle Licht. Jetzt ist er fern
von seiner Heimat scheinbar als der größte Übeltäter unter den
Menschen begraben, aber sein Gott hat einen andern Plan bei dem
Leiden seines Volkes, als es zu zerschlagen und zu verderben, nämlich
den Völkern eine herrliche und gewaltige Unterweisung zu geben.
Gott führt einen Wendepunkt in dem Geschicke seines Volkes herbei,
er erweckt es aus dem Grabe des Exils zu neuem herrlichen Leben
in Jerusalem und Judäa. Da erkennen alle Völker, daß allein in dem
Il] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 69 1
Volke Israel der wahre Gott sich kundgetan hat und daß die Religion
Israel's die allein wahre ist. Er hat im Untergang nicht alle ver-
zweifeln lassen; die auf ihn harren, schwingen sich empor über die
Fragen und Sorgen dieser Welt im Glauben an Gottes ewigen Plan,
den er durchführt und der das Heil will. Die Auferstehung des dem
Tode geweihten Volkes zu neuem herrlichem glücklichem Leben tut
den Völkern die Kraft und die Wahrheit, die Lebensmacht der israeli-
tischen Religion, wie sie die Propheten verstanden, kund, sodafi sich
schließlich aller Kniee vor Gott beugen und sich alle Zungen zu ihm
bekennen. — So verwirklichen sich die Gedanken Gottes, die höher
sind als der Menschen Gedanken; so wandeln sich die Gnaden David's
in die Gnaden des Volkes Israel, daß dieses nun seine Bedeutung in
der Menschenwelt erhält und zum Heile der Welt da ist.
Das ist die hohe und großartige Darlegung der Zukunft bei
Deuterojesaja. Das Auffallendste an ihr ist, daß im geraden Gegen-
satze zu dem Bilde Hesekiel's das Gericht über die Völkerwelt keinen
Raum hat, ja das Ziel der Wege Gottes nicht das Heil Israel's, sondern
aller Menschen ist. Die ganze Größe des Idealismus, der sich hier
kundgibt, kann man erst recht ermessen, wenn man bedenkt, daß der
Vertreter desselben ein Angehöriger des zu seiner Zeit zerschlagenen
und in alle Welt zerstreuten kleinen Völkchens Israel ist, dem die
Kolosse der Weltreiche nicht geneigt waren, die geringste Beachtung
zu schenken. Und von dem hohen Universalismus leet es Zeue-
nis ab, daß vor ihm die Schranken der Völker fallen, die prophetische
Religion des Glaubens an die Macht der Wahrheit und den Sieg des
Guten, das in dem Gott Israels sich kundgetan hat, zur Weltreligion
wird und die Prärogative Israel's in das Privileg zusammensinkt, zum
Heile aller Völker zu leiden. Hier ist eine Theodicee gegeben, die
das Leiden verständlich macht, weil es unter den Gesichtspunkt der
Liebe zum Heile anderer gestellt wird.
Beide, Hesekiel und Deuterojesaja, sind durchdrungen von Gottes
Erhabenheit und Macht, aber der erstere zwängt den ewigen und un-
endlichen Gott ein in die Schranken der partikularistischen Bevor-
zugung des einen Volkes, der andere dagegen faßt die Auswahl
Israel's als einen Durchgangspunkt, der einst der allgemeinen An-
erkennung Gottes weichen muß, als eine geschichtliche Etappe zu dem
Ziele einer Verbindung Gottes mit der ganzen Welt.
Diese beiden Propheten bilden mit Jeremia die Spitzen der
44*
6o2 Karl Marti [l2
prophetischen Entwicklung: bei Jeremia die sichere Verkündigung,
daß für das Reich des Geistes nur die innere Umgestaltung des
INIenschen in Wahrheit das Heil bringen werde, bei Deuterojesaja die
universale Zusammenfassung des Planes Gottes zum Heile der ganzen
Welt und der hohe Idealismus, daf5 die Macht des geistigen Gottes
auch in der Völkerwelt den Sieg davontragen müsse, und bei Hesekiel
die Einschränkung des Heils auf das auserwählte Volk, das in ge-
treuer Erfüllung des gesetzlichen Kultes einer herrlichen Zukunft sich
freuen dürfe.
Damit ist für die Folgezeit das Material in der Hauptsache
gegeben, aus dem sich die nach der Rückkehr 538 in Jerusalem neu-
gegründete Gemeinde ihr Bild von den Ereignissen der letzten Zeit
gestaltete. Zur Benutzung dieses IMaterials hat Hesekiel ja schon mit
der Deutung der Weissagung der früheren Propheten vom Feind aus
dem Norden auf den Völkersturm unter Führung Gog's die Anleitung
gegeben. Natürlich trat dabei die Zurückführung aus dem Exil, die
sich ja teilweise 538 verwirklichte, hinter dem andern zurück und ihre
Stelle nahm die Weissagung der Heimkehr der immer noch in aller
Welt übrig bleibenden Diaspora nach Palästina ein. Im übrigen
kommt es weit mehr auf Ausschmückung dieses Gemäldes als auf
eigentlich neue originale Gedanken an, auf Ausschmückung teils in
Erinnerung an die alte Geschichte und die Erzählungen über die Vor-
zeit und Urzeit, teils durch Übernahme auch mancher fremder Ele-
mente oder durch eigenartige Umdeutung überlieferter Züge. Vor
allem aber galt es, eine Verbindung der beiden auseinandergehenden
Darstellungen Hesekiel's und Deuterojesaja's zu gewinnen, bei der
jedoch in der Regel Deuterojesaja zu kurz gekommen ist.
Ein durchaus einheitliches Bild haben die Schriftgelehrten und
die Epigonen der großen Propheten in der jüdischen Gemeinde nicht
entworfen; aber es lassen sich doch die Grundzüge der Anschauung
zusammenstellen und daneben die Punkte hervorheben, an welchen
besonders die Ausschmückung ansetzte und einzelne Akte des großen
Dramas des kommenden Weltgerichts in verschiedener Weise aus-
führte. Auch an einzelnen selbständigen Geistern fehlt es nicht ganz,
die neue und wichtige Gedanken über die Zukunft beibringen.
Versuchen wir zunächst, die Grundzüge des eschatologischen Ge-
mäldes, die allen Schilderungen mehr oder weniger gemeinsam sind,
zusammenzustellen, so ist das Hervorstechendste in dem ganzen Bilde
13] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 693
die Erwartung des Weltgerichts. Auffallend ist diese Erwartung,
weil man sich denken sollte, da Deuterojesaja von einem solchen
überhaupt nicht spricht, und da ja das Volk wieder im Lande wohnt,
dalj ein solches ja im Exil schon ergangen sei. Aber es halfen hier
sehr verschiedene Gründe mit, diese Erwartung fortbestehen 7.11 lassen.
Einmal war Hesekiel's Darstellung weit mehr maßgebend als diejenige
Deuterojesaja's, dann redeten die Schriften der alten Propheten von
dem Gerichte in Ausdrücken, die man nicht im vergangenen Gerichte
erfüllt finden konnte, und endlich waren vor allem die Zeiten nach
der Rückkehr nicht da7Ai angetan, das Gericht als vergangen und die
Heilszeit als begonnen anzusehen. Die Heiden waren ja noch mächtig
und herrschten auf Erden, und im Innern der Gemeinde war das
Glück in keiner Weise angebrochen, da die Gottlosen die Frommen
bedrängten und bedrückten. So erwartete man immer das Welt-
gericht als den großen Wendepunkt, der endlich der schlimmen Gegen-
wart ein Ziel setzen und die glückliche goldene Zeit des Heils einleiten
werde. Dem Weltgericht, somit auch der darauffolgenden glücklichen
Zeit gehen als die sog. Wehen dieser messianischen Zeit große und
schwere Ereignisse voran, wie sie die Schriftgelehrten aus den Büchern
der früheren Propheten erschlossen. Solche Vorzeichen der großen
Revolution sind schwere Bedrängnis, zunehmende Not und Verderbnis
auf Erden; es treten ein: Krieg, Hunger und Pest, und auch in der
Natur zeigen sich allerlei Schrecken erregende Erscheinungen: Sonnen-
und Mondfinsternis, die Sterne fallen vom Himmel und die Erde er-
bebt; zudem sieht man allerhand Zeichen am Himmel: Schwerter
werden sichtbar und Züge von Fufivolk und Reiterei erscheinen in
den Wolken. Das Hauptereignis aber ist der Heranzug eines großen
Heeres gegen Palästina, zu dem eine Menge von Völkerschaften auf-
geboten ist. Sie rücken der Hauptstadt Jerusalem immer näher und
glauben sich bereits ihrer Sache sicher und Zion zerstören zu können.
Aber da ergeht nun in der Nähe Jerusalem's das Gericht über die
Völker, das Gott allein mit seinen himinlischen Heerscharen oder etwa
einmal auch unter Ahthilfe der Israeliten vollzieht und zwar in so
gründlicher Weise, daß jetzt der Widerstand der Welt gegen Israel
gebrochen und Gottes Herrlichkeit und Macht bis an die Enden der
Erde anerkannt sind.
Das Weltgericht schafft eine ganz neue Ordnung auf Erden, in
welcher endlich das Glück in herrlichstem Maße den Israeliten zuteil
694 Karl Marti [14
wird. Die bisher V'On der Welt bedrückten Juden werden die Herren
der ganzen Erde, die Herren ihrer einstigen Bedrücker und Peinigt.
Von allen Enden strömen die Völker herbei und bringen die unter
ihnen weilenden Juden in zärtlichster Sorgfalt zurück nach der heiligen
Stadt. Jerusalem ist der Mittelpunkt und Wallfahrtsort der ganzen
Erde. Wie Tauben in ihren Schlag fliegen über das Mittelmeer die
Schifte daher, die die Schätze der meerbefahrenden Nationen samt
den zerstreuten Israeliten nach Jerusalem bringen, und von Osten und
Süden kommen ganze Karawanen, beladen mit dem Reichtum Arabiens
und Saba's, um in Jerusalem zu huldigen; die Völker ziehen herbei,
von ihren Königen geführt, und anerkennen die Oberhoheit der
jüdischen Herrschaft. Jerusalem selber strahlt in unbeschreiblichem
Glänze: statt des Erzes wird Gold und statt des Eisens Silber ver-
wendet, und im Vergleich zu der übrigen Welt steht Jerusalem immer
da wie eine von den Strahlen der aufgehenden Sonne prächtig be-
schienene Stadt inmitten der Dunkelheit, die sonst überall die Erde
bedeckt. Sonne und Mond braucht Jerusalem nicht mehr, Gott, der
in sichtbarer Glorie sich in dem neuen Jerusalem niederläßt, ist sein
ewiges Licht, das nimmermehr untergeht. Diesem äußeren Glänze
entspricht die Wohlfahrt im Innern und im ganzen Lande: von Ge-
walttat und Bedrückung ist keine Rede mehr, die bösen Zeiten sind
für immer vergessen. Frieden und W^ohlstand herrschen, eine wunder-
bare Fruchtbarkeit zeichnet das heilige Land aus. Die Ernte ist da,
ehe man kaum das Feld bestellt, und zu den natürlichen Gaben des
Landes kommen noch besondere Gaben, die Gott in wunderbarer
Weise sprossen läßt. Die Menschen in dieser herrlichen Zukunft er-
reichen ein patriarchalisches Alter; Kinder sterben keine mehr dahin
und der Hundertjährige hat noch die Lebenskraft eines Jünglings.
Und bei alledem soll dieser neue Zustand kein Ende nehmen.
Daß besonders einzelne Züge aus diesem Gesamtgemälde gerne
näher ausgeführt wurden, versteht sich von selber, und daß darunter
besonders die Schilderung des Gerichts und die Ausmalung der glück-
lichen Endzeit beliebt waren, läßt sich nicht anders erwarten. Da
wird einmal das Gericht verglichen mit dem Keltern der Trauben:
Gott selber ist der große Winzer, der vor Jerusalem die Feinde zer-
tritt und als Sieger in Gewändern einzieht, die röter sind als die eines
Keltertreters. Oder die Vernichtung der Feinde gleicht dem Gericht
über die Ägypter und die der Exekution zusehenden Juden begleiten
15] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 695
die göttlichen Schläge mit Jubelgesang und Saiten- und Paukenspiel.
Oder Gott fährt darein wie einst in der Urzeit, da er die Ungeheuer
des Chaos zerschmetterte, oder er erscheint in furchtbarem Gewitter-
sturm und donnert die bereits sich als Sieger dünkenden Feinde mit
Blitz und Hagel zusammen. Ein andermal aber sind es die Israeliten
selber, die, von Gott wunderbar gestärkt, die Feinde zusammentreten
und besiegen. Öfters liegt es den Darstellern dieses Endgerichts be-
sonders daran, den Untergang der abtrünnigen Juden als vom Gericht
herbeigeführt hervorzuheben; so wird z. B. geschildert, wie die Leichen
der Abtrünnigen liegen bleiben im Tale vor Jerusalem, wo ihr Wurm
nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlischt, und wie die frommen
Tempelbesucher sich nach dem Gottesdienst am Anblick der in Pein
und Qual unbegraben daliegenden, also in sichtbarer Hölle geplagten
Leichen der Gottlosen weiden werden.
Noch viel mannigfaltiger ausgeschmückt ist die Schilderung der
Heilszeit. Wir hören, dal5 dann an der Spitze des Volkes wieder ein
König aus davidischem Geschlecht, ein Messias, wie man später sagte,
stehen wird, der ein weises und gerechtes Regiment des Friedens
führen soll; wir vernehmen davon, dal5 dann Gott seinen Geist aus-
gießen wird über sein Volk, ja wie auch die Natur der Tiere sich
umgestaltet und die alten Erbfeinde unter denselben friedlich neben-
einander von Pflanzenkost sich nähren: Wolf und Lamm, Löwe und
Rind werden nebeneinander weiden und ein kleiner Knabe sie mit-
einander leiten. Es wird uns geschildert, wie alle Völker sich auf-
machen nach dem Berge des Tempels, der dann alle Berge der Erde
überragt, und nach Jerusalem ziehen, um dort sich über die Weisungen
Gottes belehren zu lassen, weil von Jerusalem das Gesetz ausgeht
und die Lehre vom Tempel auf Zion. Es wird uns gesagt, wie Gott
in sichtbarer Glorie sich in Jerusalem niederlälJt, um dort im Tempel
bleibend zu wohnen, und wie von allen Seiten die zerstreuten Juden
zu dem Heile in Jerusalem zurückkehren. Ja einmal wird gehofft, dali
auch die im Kampf für den väterlichen Glauben gefallenen Blutzeugen
auferweckt werden sollen zur Teilnahme an dem neuen glücklichen
Gottesreiche auf Erden. — Das alles ist dann in späteren Schriften
jüdischen und christlichen Ursprungs noch weiter ausgeschmückt
worden, so dalü man z. B. nach dem Sieg über den Feind aus dem
Norden, nach dem Völkergericht zunächst eine Vorstufe der Heilszeit
annahm, während welcher der Messias herrscht und für welche nur
696 Karl Marti [16
die Frommen auferweckt werden, indes dann erst nach diesem tausend-
jährigen Reiche die allgemeine Auferstehung und das endgültige
Gericht über alle Menschen erwartet werden. Das alles sind nur
weitere Ausbildungen der bereits im Alten Testament in den Grund-
zügen festgestellten offiziellen jüdischen Lehre von den Ereignissen
der letzten Zeit, die wir daher nicht weiter verfolgen. Uns inter-
essieren vielmehr zum Schlüsse noch einige wenige Darlegungen, die
der Geistesrichtung nach mit Deuterojesaja und nicht mit Hesekiel
verwandt sind.
Die offizielle Lehre hat sich um das Heil der Heiden nicht ge-
kümmert; sie mögen, wenn sie das Heil wollen, sehen, wie sie Prose-
lyten und damit Angehörige der jüdischen Religion werden. Aber
nicht alle hat der Heidenhaß erfüllt, es finden sich in den Propheten-
schriften manche beiläufige Bemerkungen und Einfügungen, die von
Heidenfreundlichkeit zeugen, wie denn dieses Urteil auch bei dem
Verfasser des Buches Jona und dem Propheten Maleachi nicht zu
übersehen ist. Es sei in dieser Richtung aber nur mit einigen Worten
noch auf zwei Stimmen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. aufmerksam
gemacht.
Die eine derselben (im 19. Kap. Jesaja's) erwartet, daß nach dem
Gerichte auch Ägypten und Syrien die Wahrheit der israelitischen
Religion anerkennen und miteinander dem Gott, den Israel verehrte,
dienen werden; ja sie redet von einer großen friedlichen Allianz, die
Syrien, Palästina und Ägypten verbinden wird, von einem Dreibund
dieser Länder zum Segen der Erde.
Die andere Stimme, die in den Kapp. 24 — 27 des Jesajabuches
sich vernehmen läßt, vertritt noch einmal den Universalismus des
Heils. Gott richtet wohl die ganze Welt, und zwar sowohl die
Mächte des Heeres der Sterne in der Höhe als auch die Könige auf
Erden, und verbringt diese Herrscher bis zur schließlichen Aburteilung
in ein Gefängnis unter der Erde; er zerschlägt die Macht der Syrer,
Parther und Ägypter, aber den Völkern, nicht nur den Israeliten, be-
reitet er ein herrliches Gottesmahl auf Zion, läßt also auch sie am
Gottesreiche teilhaben, wenn schon den Israeliten der Vorzug bleibt,
daß ihnen dann wieder das Gebiet zwischen Euphrat und Ägypten
zufällt. Bemerkenswert ist einerseits der humane Geist, der sich hier
darin ausspricht, daß er im Gegensatz zu den Regenten den Völkern
das göttliche Mitleid zuteil werden läßt, und andererseits die tiefe
I 7] Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. 697
Erkenntnis der Bedeutung des Ethischen, die die Erde über dem
BlutvergieiJen in Zuckungen geraten läfit, dafj sie beinahe zerfährt;
auch ist zu beachten, dafj sich liier schon die später öfter vor-
kommende Unterscheidung eines vorläufigen und eines definitiven Ge-
richtes findet und daß zwischen beiden die gröfJten Übeltäter, das
Heer der Sterne und die Regenten auf Erden im Gefängnis ver-
wahrt werden.
Daß in der Not der Zeit man besonders sehnsuchtsvoll nach dem
Kommen des Heiles ausschaute, ist begreiflich, und daß man sich
fragte, ob nicht die Zeichen seines Anbruches vorliegen, ja daß man,
wie der Verfasser des Buches Daniel, die Zeit zu berechnen suchte,
ist nicht zu verwundern. Aber ebenso läßt sich verstehen, daß sich
die Stimmung der Angst und des Schreckens der Gemüter bemäch-
tigte, wenn die Vorboten des Gerichtes sich zu zeigen schienen, wie
aus Joel zu ersehen ist. Der Weg zum Lichte führte eben durch
tiefes Dunkel, der Weg zum Glück durch schwere Drangsal und Not,
und das Ziel konnte nur erreichen, wer in Not und Drangsal aushielt
und festblieb, nicht nur vor dem Gerichte bebte, sondern an dessen
Kehrseite, die herrliche glückliche Endzeit, glaubte. Darum wurden
auch die Wünsche lebendig, Gott möchte die Tage des Gerichtes
verkürzen und das Kommen des Heiles beschleunigen.
Solche hohe Erwartungen hegte die israelitische Gemeinde, die
nach dem Exil in Jerusalem sich gegründet hatte; ihr stand fort-
während die goldene Zukunft vor der Seele und sie hat ausgeschaut
nach den Ereignissen der letzten Zeit, die sie herbeiführen sollten,
Sie hat manche schwere Not und Drangsal durchgemacht und sie
als Wehen der goldenen Zeit gedeutet, aber das Kommen derselben,
die Erfüllung ihrer Hoffnungen, nicht gesehen. Warum? Weil sie
sich an die Ausgestaltung der Verkündigung der alten Propheten
durch die Schriftgelehrten, an das spätere Gemälde hielt und dieses
Gedankengebilde in der Wirklichkeit sehen wollte und weil sie darob
vergaß, was dieses Gemälde darstellte und was dem Gedankengebilde
zugrunde lag, jene hohe und gewisse Überzeugung der alten Pro-
pheten von dem Siege der ewigen unvergänglichen Macht des geistigen
un.d sittlichen Prinzips, welche in ihrem Gott sich kundgetan hatte.
Wer darauf schaut und dafür ein Verständnis hat, der wird jenen
alten Propheten recht geben: sie haben recht gesehen, wenn sie in
und über der vergänglichen Welt etwas Ewiges, das siegen muß.
ÖqS Karl Marti, Die Ereignisse der letzten Zeit nach dem Alten Testament. [l8
das Heil der Religion, erkannt haben, und vor allem haben sie recht,
daß das goldene Zeitalter anbricht, ja schon angebrochen ist, wenn
in den Herzen der Menschen die Erkenntnis dieser geistigen sitt-
lichen Macht Gottes in voller Klarheit aufgegangen ist und diese
oöttliche Kraft von innen heraus den Willen des Menschen lenkt.
Das israelitische Ephod.
Von
E. Seliin.
s gibt wenige Probleme in der biblischen Archäologie,
bezüglich derer die Ansichten der Forscher so sehr diver-
gieren wie bezüglich des altisraelitischen Ephod. Das ist
um so verwunderlicher, da es sich nicht um ein Objekt
handelt, welches vielleicht zufällig einmal erwähnt würde, sondern
welches uns im Buche Exodus eingehend beschrieben wird, welches
im Kultus der Richter- und ältesten Königszeit eine große Rolle
gespielt hat, wovon seine etwa zwölfmalige Erwähnung Zeugnis ablegt.
Die Schwierigkeit der Erklärung ist aber dadurch herbeigeführt, daß
es zunächst den Anschein hat, als handle es sich gar nicht um ein
und dasselbe Objekt, dal) vielmehr dasselbe Wort drei ganz verschie-
dene Gegenstände zu bezeichnen scheint, nämlich in der nachexilischen
Priesterschrift einen Teil des hohenpriesterlichen Amtskleides, in der
Zusammensetzung mit *T3 ein leinenes Priesterkleid schlechthin und an
allen sonstigen Stellen ein (mit Metall überzogenes) Gottesbild. Diese
Ansicht, die gegenwärtig als die herrschende bezeichnet werden muß,
hat aber bis auf den heutigen Tag immer noch Widerspruch gefunden.
Ja, neuerdings sind zwei gründliche Abhandlungen, die sich mit dem
Problem beschäftigt haben, nämlich von LOTZ (Artikel „Ephod" in
der Realencyklopädie f. prot. Theol. 21. Kirche) und FoOTE (im Journal
of Biblical Literatnre vol. XXI, Part I, 1902) zu einer entschiedenen
Ablehnung gelangt.
700 E. Sellin [2
Vielleicht gelingt es, durch das Hervorkehren einiger neuer Ge-
sichtspunkte diesen doch geradezu ungereimt erscheinenden W'iderstreit
der Meinungen zu heben. Wollen wir zu einem zuverlässigen Resul-
tate gelangen, so kann der einzige Weg der Untersuchung nur der
sein, daß wir von den eingehenden jüngeren Nachrichten rückwärts
gehn zu den kürzeren älteren. Dabei haben wir natürlich stets im
Auge zu behalten, daß ein Rückschluß nur mit größter Vorsicht zu
vollziehn ist, da auch innerhalb derselben Religion bei kultischen Li-
stitutionen sich nicht nur die Ausdeutung, sondern auch die Form
im Laufe der Jahrhunderte ändert. Aber andrerseits bestätigt die
Kultgeschichte aller Völker, daß gerade auf dem Gebiete, um das es
sich hier handelt, auf dem der kultischen Trachten, neben allen mit
der Mode wechselnden Änderungen und neben allen Umdeutungen
sich altertümliche Gewohnheiten halten durch die Jahrtausende hin-
durch (man vergl. daraufhin die ägyptische, die römisch-, die griechisch-
katholische Priestertracht usw.). Allerdings wird sich uns ergeben,
daß gerade das bis jetzt für sicher gehaltene auch noch der Nach-
prüfung bedarf, daß aber, nachdem dieselbe vollzogen ist, auch das
zuvor Unsichere sich zu klären beginnt.
I. Das hohepriesterliche Ephod.
Exod. 28, 4 werden die 6 Stücke genannt, die die hohepriester-
liche Kleidung ausmachen: Brustschild, Ephod, Obergewand, Unter-
gewand aus gewürfeltem Stoff, Kopfbund und Gürtel. Das wichtigste
unter diesen ist offenbar das Ephod, mit dem daher in v. 6 im Unter-
schiede von V. 4 die Einzelschilderung beginnt. Es besteht aus 3
Stücken, dem eigentlichen Ephod Cv. 6), den beiden Schulterstücken
(v. 7) und der Binde (v. 8). So allgemein das jetzt anerkannt ist im
Gegensatze zu der früheren sich an die LXX anlehnenden Auffassung,
wonach das Ephod die Schulterstücke selbst waren, während in v. 7,
25 und 27 beides doch deutlich unterschieden wird, so sehr herrscht
Unklarheit darüber, was nun das eigentliche Ephod war. Die herr-
schende Anschauung ist die, daß an eine die Brust (und den Rücken?)
bedeckende Weste oder Panzer zu denken sei, die unten durch den
Gürtel abgeschlossen und zusammengehalten wurde. Aber schon
manche Ausleger, insbesondere FooTE S. 37 f. empfanden, daß damit
28, 28 f kollidierten, und suchten sich etwa zu helfen, indem sie die
3] Das israelitische Ephod. 701
Binde höher hinauf schoben, so dali dieselbe nicht um die Taille,
sondern um die Brust herum lief.
Indes den einzig richtigen Weg hat HOLZINGER im Kitr.'^en Hand-
Cojninentar s. a. T. z. St. gewiesen: das eigentliche Ephod war kein
Brustpanzer, sondern ein Lendenschurz. Ich führe die Argumente
auf, wie sie sich mir noch über seine Beweisführung hinaus ergeben
haben : a) das für die Anlegung gebrauchte Verbum neben dem verb.
denom. HSS ist "l^n vgl. Lev. 8, 7, das von der Umgürtung der Hüften
mit dem Gürtel, dem Sack, dem Schurz gebraucht wird vgl. II a.
b) Das Ephod wird nach 28, 8; 29, 5 mittels einer Binde oder eines
Gürtels, der mit dem Ephod zusammengewoben ist, umgelegt. So
natürlich das ist bei einem von den Hüften herunterhängenden Schurze,
so widersinnig wäre es bei einer nach oben gehenden Weste, die
dann doch noch wieder durch Haken oder Schnüre vor dem Ausein-
anderfallen auf dem Rücken hätte geschützt werden müssen, c) Die
untere Seite des Brustschildes, an die die beiden unteren Ringe gesetzt
werden sollen, wird in v. 26 im Unterschiede von der oberen (v. 23)
bezeichnet als llSJSSn inj;"bs d. i. die dem Ephod zugekehrt ist. Ge-
wöhnlich deutet man die Worte in dem Sinne „die innere Seite",
aber das besagt ja erst das HH";?, welches in diesem Falle überflüssig
wäre. Ist jenes richtig, so kann das Ephod nicht die Brust, sondern
nur die Hüften umschließen, d) Die Ringe, die mit diesen beiden korre-
spondieren, sollen nach v. 27 sitzen „auf den beiden Schulterstücken
des Ephods, unten, auf seiner Vorderseite, bei seiner (des Ephods)
Verbindungsstelle (mit den Schulterstücken) oberhalb der Binde des
Ephods". Diesen Vers hat noch keiner befriedigend erklären können,
der in dem Ephod eine Brustbedeckung sah. Denn wenn die Ringe,
die denen an der unteren Seite des Brustschildes entsprechen, auch
noch auf den Schulterstücken sitzen, nicht auf dem eigentlichen
Ephod, und zwar gerade da, wo jene mit dem Gürtel des Ephod
zusammenstoßen, so muß das Ephod selbst doch erst von der Taille
abwärts laufen, die Schulterstücke aber zwei auf dem Rücken zusammen-
genähte Gurten sein, die nach vorne über die Schultern laufen und
beim Hüftgürtel das eigentliche Ephod berühren, d. h. an dasselbe
genäht sind (vgl. v. 7b, wo nach LXX 1'>3n"*_ zu lesen ist und v. 27b).
e) Als Zweck der Befestigung mit den Ringen wird in v. 28 b be-
zeichnet, daß das Brustschild , über dem Gürtel des Ephod sei und
nicht von über dem Ephod verrückt werden soll". Daß hier das '?j;
702 E. Sellin [4
SO zu übersetzen ist und nicht, wie meistens geschieht, „auf", zeigt
V-. 27 evident. Danach sitzen die beiden unteren Ringe „auf den
beiden Schulterstücken", aber „oberhalb des Gürtels". Also kann das
)w'n beim besten Willen nicht auf dem Gürtel sitzen. Und geradeso
steht es mit dem Vj^O. Bei der gewöhnlichen Übersetzung „von auf"'
deutet man das auf eine seitliche Verrückung, aber, wäre das Ephod
ein Brustpanzer, so bliebe das Brustschild bei einer solchen doch
immer noch über dem Ephod hängen. Das Brustschild berührt viel-
mehr gerade den oberen Rand des Gürtels, einer Verrückung nach
oben hin und damit einer Trennung vom Ephod soll vorgebeugt
werden ^ f) Auch das 13"? b)l in 28, 29 kommt bei unserer Deutung
noch besser zu seinem Rechte; sonst säße das Brustschild auf dem
Ephod. g) Die Analogie von v. 42 f. erfordert, daß auch die hohe-
priesterliche Tracht eine spezielle Bedeckung der Schamteile in sich
schloß, vgl. Ez. 44, 18. h) Schon hier mag daraufhingewiesen werden,
daß die eigentliche Priestertracht in Ägypten der Lendenschurz war.
Näheres in II e.
Nach alledem kann kaum ein Zweifel sein, daß das wichtigste
Stück am nachexilischen hohenpriesterlichen Ephod ein aus Goldfäden,
Purpur, Karmesin und Byssus zusammengewirktes Lendentuch war,
das mittels eines aus gleichem Stoffe, aber vielleicht mit anderem
Muster darum oder besser darauf gewobenen Gürtels um die Hüften
gegürtet und an das vorne ebenfalls aus jenen Stoffen zwei Gurten
genäht waren, die über die Schultern liefen und sich auf dem Rücken
trafen. Über den Zweck dieser läßt sich mit Sicherheit nur sagen,
daß sie in erster Linie das Brustschild tragen und in enger Verbindung
mit dem Ephod halten sollten. Außerdem tragen sie nach v. 9 f.
zwei Schohamsteine. Das Abzeichen der Würde auf der Schulter zu
tragen, ist alte Sitte, vgl. Jes. 9, 5 ; 22, 22 ; aber ob dasselbe gerade
von jeher so aussah, ist fraglich, jedenfalls stoßen sich die beiden
Steine etwas mit denen auf dem Brustschild.
Dieses |C''n (vgl. ]^n) erscheint als eine viereckige Tasche, zur
Aufnahme der Urim und Tummim bestimmt. Dieser praktische Zweck
I HoLZiNGER sieht wegen des Pluralis IDSV im Gegensatz zu der sonst meistens
gebrauchten 2. Person den Vers als eingeschoben an, doch vgl. v. 4 — 6. Freilich
ist möglich, dal.'i er erst aus 39, 21 hierher gekommen ist. Aber beweiskräftig bleibt
er auch dann. „Ringe des Ephod" wird hier gesagt im Sinne von v. 4 im Gegen-
satz zu denen des ]^T\
5] Das israelitische Ephod. 703
ist natürlich das älteste, die darauf<^esetzten Steine sind eine spätere
dekorative Zutat, aus welcher Zeit, das wissen wir nicht, jedenfalls
erst aus einer solchen, da ein Priester als Repräsentant des ganzen
Volkes galt'. Der Umstand, da(j die Tasche aus demselben Stoffe
wie das Ephod gewirkt ist, zeigt, da(i sie, obwohl ein selbständiges
Objekt, seit alters engstens mit diesem zusammenhängt, vgl. bes.
28, 28. Auch das ^''J^ö aus blauem Purpur wird durch die Bezeichnung
als niöfriin '?''J?0 in engere Beziehung zu dem Ephod gesetzt als die
übrigen Stücke der hohenpriesterlichen Kleidung, die uns hier nicht
weiter interessieren. Doch schon allein darin, dafo der Lendenschurz
über dem Me'il getragen wird vgl. Lev. 8, 7, also nicht mehr seiner
ursprünglichen Bestimmung entsprechend, zeigt, dalj er das Altere ist,
dali er durch das Aufkommen der späteren Tracht des Me'll, die
ihn eigentlich unnötig machte, zu einem dekorativen Stücke verblaßt
ist. In Ägypten findet man ähnlich die Schurze ganz verschiedener
Zeiten übereinander getragen, ja, der König trägt hier genau so die
spätere Amtstracht vielfach unter dem Lendenschurze (vgl. Erman,
Ägypten usw. S. 94, 286 f.).
Wie, so haben wir nun zu fragen, lassen sich bei der neu ge-
wonnenen Deutung des hohenpriesterlichen Ephod Verbindungslinien
zu dem altisraelitischen aufweisen?
IL Das a 1 1 i s r a e 1 i t i s c h e Ephod b a d.
Bezüglich des H? Tlöt? herrscht wenigstens insofern Überein-
stimmung, als von allen Seiten zugegeben wird, dali dies in altisrae-
litischer Zeit ein Stück der Tracht oder die Tracht des amtierenden
Priesters gewesen sei. Im allgemeinen denkt man an ein leinenes
Gewand. Aber, daß das nicht stichhatlig ist, hat FooTE (a. a. O.
S. II — 13) bewiesen, auch hier handelt es sich um einen Lenden-
schurz. Ich erlaube mir, die von ihm gebrachten Argumente noch
etwas zu ergänzen.
a) Auch zu dem Ephod bad wird als Prädikat nicht ti^^^, sondern
150 gebraucht, vgl. i Sam. 2, 18. 2 Sam. 6, 14. Nun wird zwar dies
auch bei Kleidern angewendet, aber nie in bezug auf das Anlegen,
I Der Halsschmuck des Hohenpriesters aus Memphis, auf den besonders
HOMMEL, Die altisraeliüsche Überlieferung usw. S. 282 f. verwiesen hat, kann als inter-
essante Parallele zu dem Schema der Dekoration der Tasche dienen; mit ihrem
eigentlichen und ursprünglichen Zwecke hat er keinerlei Berührung
704
E. Sellin [6
sondern nur das Aufschürzen der bereits angelegten, vgl. 2 Reg. 4, 29;
9, I; Ex. 12, II; Prov. 31, 17. Objekt ist dann stets D"l50'?> ^^^ das
Gewand; an der einzigen Stelle, wo das scheinbar der Fall ist 2Sam.
20, 8, ist der Text sicher verderbt; Objekte sind sonst vor allem p"^
(etwa 15 mal), nnn (4 mal), nonbl? ^bs C3 mal), tain« (3 mal), b) Dem
Samuel macht die Mutter nach i Sam. 2, ig im Unterschied vom
Ephod bad „ein kleines Obergewand". Da jenes also kein Me'il war
und ebensowenig ein Unterkleid friil^S) sein kann, scheint es sich 2, 18
überhaupt um kein Gewand, sondern um einen solchen Lendenschurz
zu handeln, der beim Amtieren getragen wurde. In dem 1? kann
der Gegensatz nicht beruhen, da die Mutter natürlich ein leinenes
Gewand gerade so gut hätte anfertigen können wie ein aus einem
andern Stoffe bestehendes, c) Das Wort der Michal 2 Sam. 6, 20
erklärt sich nur, wenn der mit dem Ephod bad gegürtete David
dadurch als ein Entblößter erschien, also kein Gewand trug, i Chron.
15, 27 hat diesen Vorwurf von ihm abzuwenden gesucht und ihm
einen Me'il dazu gegeben, d) Auch sonst finden sich Spuren, dali
gerade die, die sich dem Dienste Gottes widmeten, in alter Zeit nur
mit einem solchen Schurze bekleidet waren, vgl. 2 Reg. i, 8. Jes. 20, 2,
auch i Sam. 19, 24; Gen. 3, 7. e) Endlich soll hier besonders darauf
hingewiesen werden, dali in Ägypten, vor allem im Neuen Reiche
„kein Priester ein Obergewand oder ein doppeltes Kleid anlegte, dali
sie vielmehr den einfachen, glatten Schurz trugen, wie man ihn in
längst vergangenen Jahrhunderten getragen hatte. Während alle
andern Stände zu moderneren Trachten übergingen, behielten sie den
einfachen Schurz bei" (vgl. Erman, a. a. O. S. 401, 287, auch Perrot
et Chipiez, Histoire de Part dans Vantiqiiitc I S. 253). Ebenso aber
müssen die arabischen Pilger, sobald sie das Gebiet von Mekka
betreten, den Schurz anlegen, vgl. NiEBUHR, Beschreibung- von Arabien
S. 364, auch Wellhausen, Skizzen u. Vorarbeiten III S. 117, Smith,
Religion der Semiten S. 334 Anm. 75 7 f.
Die Nachrichten über das altisraelitische Ephod bad flielJen
freilich nur sehr spärlich; aulJer den beiden schon genannten Stellen
(vgl. auch I Chron. 15, 27, zu dem "tj; vgl. Ex. 28,43) findet es sich
nur noch i Sam. 22, 18. Aber einmal ist hier auffallend, daß als
Prädikat dabei «^:, nicht "l^:n steht, und zum andern haben LXX B
das 12 nicht. Es ist dies daher wahrscheinlich zu streichen und von
dem unter III zu behandelnden Ephod die Rede, welches mehrfach
y] Das israelitische Ephod. 705
mit {<U^i verbunden ist. Auf Grund jener beiden Stellen werden wir
also nur sagen können, dalJ die Priester im Heiligtume und, wie das
Beispiel David's zeigt, auch bei amtlichen Handlungen außerhalb des-
selben, bei Prozessionen usw. nur den leinenen Lendenschurz trugen.
Ob sie ihn auch außerhalb des Dienstes trugen oder nicht, wissen
wir nicht; nur das zeigt i Sam. 2, 19, daß sie in ersterem Falle jeden-
falls auch ein anderes Gewand darüber oder darunter anlegten.
Pline Bestätigung, die das bisher Gesagte über allen Zweifel
erhöbe, w^äre nun noch gegeben, wenn die Vermutung, die FoOTE in
Anlehnung an Haupt vorgetragen hat, zuträfe, daß nämlich 12 über-
haupt nicht „Leinen", sondern „das männliche Glied" bedeute (a. a. O.
S. 3 u. 47). Es läßt sich nicht leugnen, daß zwei Argumente für
diese Auffassung zu sprechen scheinen, nämlich i. Exod. 39, 28 vgl.
28,42; 2. die LXX hat vielfach tatsächlich mit dem "13 nichts anzu-
fangen gewußt, bezw. es zu umgehn gesucht. Aber, um seine Deutung
durchzuführen, muß FoOTE doch mehrere andere Stellen vergewaltigen.
a) Besonders Lev. 6, 3; 16, 4, 23, 32 muß er in ganz unstatthafter
Weise das HS überall als später eingedrungene Glosse ansehn, sobald
es zu der priesterlichen Kleidung im allgemeinen gesetzt ist. b) Die
Annahme, das D^"nn Ez. 9, 2, 3, 1 1 ; 10, 2, 6f.; Dan. 10, 5; 12, 6f. sei
ein nur in Anlehnung an das U\inü gebildeter Plural, ist schon des-
wegen zu kühn, weil dies gar nicht immer daneben steht, z. B. Dan.
12, 6; Ez. 10, 2; außerdem ist ^^b als Ausdruck der Verhüllung der
Schamteile sonst nicht belegbar, auch kaum denkbar. Da nun Ez,
44, 18 tatsächlich den Priestern das leinene Gewand vorgeschrieben
wird, wir dasselbe auch bei den Ägyptern und Babyloniern (vgl.
Zimmern, Arc/ik' f. Religionswissejischaft 1898, S. 297) finden, so
werden wir allen Grund haben, der, wennschon schwankenden, Tra-
dition auch in bezug auf das "13 Glauben zu schenken und aus Exod.
39, 28 einfach zu lernen, daß dasselbe unter '^^ subsumiert wurde,
welches „Weißzeug" bedeutet und als solches Wolle, Baumwolle und
Linnen unter sich begreifen konnte (vgl. DiLLMANN zu Exod. 25, 4 u.
28, 42).
Obwohl wir also auf die Übersetzung „Ephod des Gliedes" ver-
zichten und bei der alten „leinenes Ephod" verbleiben, stimmen wir
in der sachlichen Erklärung, der Beziehung auf das Lendentuch durch-
aus mit FoOTE überein. Dieselbe bedarf nach dem oben Ausgeführten
dieser Stütze nicht, sie steht auch ohne dieselbe fest.
Nöldeke-Festschrift. 4-
706 E. Sellin [8
III. Das altisraelitische Ephod.
Die eigentliche Schwierigkeit des Problems beruht nun darin, daß
neben diesem nur 2 bezw. 3 mal im alten Testamente erwähnten
Mphod bad häufiger, rund 10 mal, in den altisraelitischen Quellen ein
Ephod erscheint, welches diese Determination nicht hat wie das von
Exod. 28 und 29 und dennoch auch mit diesem nicht ohne weiteres
identisch sein kann. Denn, um ganz davon zu schweigen, dafi für
diese Zeit die Würde des Hohenpriesters im Sinne der Priester-
schrift noch nicht nachweisbar ist, womit das Reservatrecht
desselben, eine solche Tracht zu tragen, hinfällt, wie wir denn auch
jenes mindestens in Ophra, Nob und Dan finden, es wird nicht ein
einziges Mal gesagt, dafi es sich überhaupt um das Amtskleid eines
Priesters handle. Jud. 17, 5 ist das Ephod vielmehr da, ehe ein Priester
da ist. I Sam. 21, 5 trägt es der Priester in Nob nicht, sondern es
befindet sich im Heiligtume, wie es auch in dem zu Ophra einen
festen Platz hat, vgl. Jud. 8, 27; i Sam. 23, 6 trägt Ebjathar es in seiner
Hand; er wie zuvor Achijja müssen es herbeibringen i Sam. 14, 18;
23, 9, sind also nicht damit bekleidet. Das sonstige Prädikat zum
Ephod ist K^i, vgl. I Sam. 2, 22; 14,3, 18 (lies nach LXX TiDS);
22, 18; I Reg. 2, 26 (lies HlSN statt ]1"li<), welches ebenfalls von der
Kleidung nicht gebraucht wird. Das alles macht die Deutung auf
ein priesterliches Gewand geradezu unmöglich.
Nachdem das fast allgemein anerkannt war, ist es nicht zu ver-
wundern, dalj man auf die Vermutung kam, es handle sich um ein
Gottesbild. Welches sind die positiven Gründe, die man dafür er-
brachte? I. Das direkteste Argument war der Hinweis auf Jes. 30, 22:
„Und verunreinigen werdet ihr den Überzug eurer silbernen Schnitz-
bilder und die n"£fc< deines goldenen Gußbildes". Der Parallelismus
scheint darauf zu führen, daß «TIB« hier einen metallenen, nämlich
goldenen Überzug des Götterbildes bedeute. Nun wäre aber 2nj JIDDO
eigentlich ein aus Gold gegossenes Bild, das dann natürlich nicht
noch wieder einen goldenen Überzug haben kann. Oder, wenn man
n2D0 n"?fc< verbinden will, so wäre das nach Ex. 32, 4, 8; 34, 17;
Deut. 9, 16; Num. 33, 52 „die gegossene rrnBi^" zu übersetzen, was
wiederum kein Überzug sein kann, da dieselben nicht gegossen,
sondern geschlagen wurden. Danach muß mit der Möglichkeit ge-
rechnet werden, dafi die rriEK nicht ein ganzer Überzug, sondern ein
9] f^as israelitische Ephod. 707
besonderer, aus Gold gegossener Teil des Götterbildes war, nach I
und II etwa der Lendenschurz, der als besonders heilig angesehn
wurde (MSS dann etwa die Kopfbedeckung). Andrerseits kann aller-
dings auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dafi nur
eine schiefe Ausdrucksweise vorliegt, riDDO schon in dem Sinne von
Bild schlechthin gebraucht wird, und der Verfasser die ganz mit
Edelmetall überzogenen Bilder im Auge hat, vgl. Deut. 7, 25 usw.
Aber von da aus darauf zurückzuschließen, dafi Altisrael ein derartiges
Jahwebild als TIDN bezeichnet habe, geht nicht an, weil dieser Ab-
schnitt in die nachexilische Zeit gehört (vgl. DuHM, Cheyne, Marti
z. St.), d. h. in eine Zeit, in der von dem Anlegen, dem Überziehen
des hohenpriesterlichen Ephod her der Ausdruck rriDS im Sinne
„das Überziehen" gang und gäbe war, vgl. Ex. 28, 8. 39, 5. Daraus
konnte er dann natürlich leicht einmal terminus für den Überzug
werden.
2. Man beruft sich auf die Kostbarkeit des Ephod von Jud. 8.
Zu demselben wurden 1700 Goldsekel verwendet. Aber mit dieser
Summe kommt man bei einem mit Metall überzogenen Gottesbilde
geradeso ins Gedränge. 27 Kilo breitgeschlagenen Goldes ergäben
ein kolossales, sicher nicht auf den Armen transportables Gottesbild.
Neuerdings streichen denn auch die Anhänger der Hypothese das
1000 und lassen nur das 700 über, und tatsächlich hat in v. 26b ein
Späterer erweitert und aufgebauscht. Die Zahl 700 als runde und
heilige ist dann freilich erst recht bedenklich. Aber wenn schließlich
auch sicher als Kern bestehn bleibt, daß eine schwere Menge Goldes
für das Ephod verwendet ist, so kann daraus auf ein Bild mit keinerlei
Sicherheit geschlossen werden, denn einen guten Teil kostete natürlich
auch die Herstellung, die Anstellung des Priesters usw. Und, um von
der Kostbarkeit des Ephod von Exod. 28 ganz zu schweigen, jeder
der 200 Schilde aus Gold, die Salomo schlagen ließ, soll 600 Sekel
gekostet haben, vgl. i Reg. 10, 16. Wenn es sich also um nichts
weiter handelte als um einen kunstvoll aus Gold hergestellten Lenden-
schurz, derselbe könnte allein schon den Wert von 700 Sekeln gehabt
haben, die Schlußfolgerung auf ein Gottesbild ist eine ganz vage.
3. Das i^^l Jud. 8, 27 wird mit „er stellte auf" übersetzt und soll
auf ein Gottesbild führen. Aber diese Übersetzung ist einfach falsch.
„Er stellte auf" würde D^pH heißen, vgl. Jud. 18,30 usw. Hier ist nur
eine Übersetzung am Platze: er deponierte. Die Sache ist die: i''^T\
45*
708 E. Sellin [lO
heifit unmittelbar nie „hinstellen", die Grundbedeutung ist das nieder-
legen, niedersetzen, niederstellen, so daij etwas einen festen Platz
hat (vgl. auch pT hingießen). Handelt es sich also um einen schon
an sich aufrecht stehenden Gegenstand, so kann es auch die Bedeu-
tung „aufstellen" gewinnen, vgl. Gen. 43, 9 mit 47, 7, aber in dem i''!Sn
an sich liegt es nicht. Dies wird z. B. gebraucht vom Hinlegen des
Felles Jud. 6, ^y, von dem des neugeborenen Kindes Hos. 2, 5, vom
Hinwerfen des gesprungenen, unbrauchbaren Gefäßes Jer. 51, 34 (zur
Sache vgl. Hos. 8, 8), vom Zurücklassen des Viehs Ex. 10, 24, vom
Überlassen von Truppen Gen. 33, 15, vom Niedersetzen der Lade
I Sam. 5, 2; 2 Sam. 6, 17; i Chron. 16, i (es wechselt mit H'^Iiri 1 Sam.
6, 18, welches Ezechiel 44, 19 vom Deponieren der heiligen Kleider
im Heiligtume braucht!), vom Niedersetzen des Fußes Deut. 28, 56.
Die Bedeutung ist also auch hier, so lange wir nicht wissen, was das
Ephod ist, lediglich: ihm einen bestimmten Platz geben.
4. Aus dem V"int|l )1V] Jud. 8, 27 b folgert man, daß es sich um
die von der späteren Zeit als abgöttischer Kult perhorreszierte Ver-
ehrung eines Bildes handle. Nun wird dieser Ausdruck zwar von der
Verehrung anderer Götter vielfach gebraucht, nie aber sonst \'on der
eines Jahwebildes. Wohl aber findet er sich Lev. 20, 6 in bezug auf
die Befragung der Totenbeschwörer; und aus Hos. 4, 12 können wir
mit Bestimmtheit erschließen, daß er in prophetischen Kreisen auch
von der Befragung des Staborakels gebraucht wurde.
5. Man verweist darauf, daß das Ephod Jud. 17 und 18 in
Parallele zum büZ und riDDO gesetzt werde. Aber handelte es sich
hier um eine Quelle, so würde zunächst nur daraus folgen, daß das
Ephod weder ein Schnitz- noch ein Gußbild war, und ebensowenig
wie die zugleich mit jenen genannten Teraphim, vgl Gen. 31, 30ff.,
braucht es deswegen ein Jahwebild gewesen zu sein. Da nun aber
sicher in diesen Kapiteln zwei verschiedene Quellen verarbeitet sind, von
denen die eine Ephod und Teraphim, die andre Schnitzbild und Guß-
bild hat, so ist es überhaupt unberechtigt, eine Gleichung herzustellen,
und aus der Zusammenstellung nichts weiter zu folgern, als daß es
sich um Objekte handelt, die je nach der Auft'assung des betreffenden
Verfassers zu einem Heiligtume gehören \ Wenn man dann aber auf
' Die zweite Quelle, die boB usw. bietet, dürfte sogar eine tendenziöse Um-
gestaltung aus der Zeit nach Jerobeam sein, vgl. bes. 18, 17 mit 20, auch 17, 2 mit
I l] Das israelitische Ephod. 709
die Zusammenstellung von Ephod und Teraphim in derselben Quelle
verweist, die sich auch noch Hos. 3, 4 finde, so gibt uns ja das Alte
Testament selbst den Fingerzeig, wie sich diese Zusammenstellung
erklärt. Ez. 21, 26 nämlich hören wir, dali die Teraphim zur Einholung
von Orakeln verwendet wurden, ebenso wie Pfeile und Leber, vgl.
auch Sach. 10,2. Und so wenig man aus dieser ' Stelle schliefen
darf, daß die Teraphim etwa eine Leber gewesen wären, so wenig
aus jenen, daß das Ephod deswegen ein Gottesbild gewesen sei. Nur
das eine ist zu folgern, dalJ auch jenes zur Einholung von Orakeln
verwendet wurde.
6. Endlich hat man auch noch darauf x'erwiesen, daß nach i Sam.
21, 10 das Schwert Goliath's in Nob „eingehüllt war in ein Gewand
hinter dem Ephod". Handelte es sich aber um ein Bild, so würde
man ein b)l od. dergl. erwarten, denn Weihgeschenke wurden tat-
sächlich an den Götterbildern aufgehängt. Zum mindesten gestattet
der Text ebenso, bei dem Ephod an ein Gewand, eine Waffe oder
ein Gerät zu denken, das mit dem Schwerte Goliath's an ein und
demselben großen Pflock (vgl. z. B. Jes. 22, 23 f.) im Heiligtum auf-
gehängt war.
Man sieht, so mancherlei Argumente auch dafür erbracht sind,
daß das Ephod ein Gottesbild gewesen sei, so ist doch kein einziges
darunter, welches wirklich stringent wäre. Wohl aber gibt es eine
ganze Reihe von Momenten, die diese Annahme einfach ausschließen.
a) Es ist von vornherein bedenklich, in bezug auf eine Reihe
unsicherer Stellen eine solche Bedeutung eines Wortes zu statuieren,
die sich in sicheren Stellen nie findet — und wie oft handeln besonders
die Propheten von Gottesbildern! — , für die vielmehr die Sprache
genügend andere Bezeichnungen hat. Vergoldete oder versilberte
Gottesbilder heißen sonst einfach ÜHl NH^S oder »"jDD "t^ Exod. 20, 23 ;
32, 31. Wird ausdrücklich von dem Überziehn des Bildes geredet,
so handelt es sich um ein bOD Jes. 40, 19; 44, lO; Jen 51, 17. b) Nie
wird erzählt, daÜ vor dem Ephod geopfert, nie vor allem, daß es ange-
betet worden sei. c) Die P2rscheinung, daß dasselbe Wort ein Stück der
Priestertracht und das Gottesbild bezeichnete, stände einzigartig da.
Man sagt freilich, eben der Unterscheidung wegen wäre jenes 11 'ii
benannt, dies wäre ein 1T\\ '« oder »"JD^ gewesen. Aber abgesehn davon,
5 und iS, 31. Wenn in Dan schon seit alters ein Stierbild aus Edelmetall gewesen
wäre, so hätte Jerobeam dort sicher kein neues aufgestellt, vgl. I Reg. 12, 28
jlO E. Sellin [l2
dal-i ein solcher Ausdruck sich nie findet, das Ungereimte bliebe doch
bestehn. indem das Primäre das Ephod ohne Determination, also das
Gottesbild gewesen sein mülite, und man danach nicht die Priester-
tracht, sondern den Priester selbst hätte zum Unterschied als Ephod
bad bezeichnen müssen'. WkllhauseN {Israelitische Geschichte ^^ S. 95)
hat, um dieser Sthwierigkeit zu entgehn, vorgeschlagen, für das Gottes-
bild "i^£S zu lesen und eine spätere Konfusion anzunehmen. Indes
eine solche Annahme ist doch immer erst berechtigt, wenn kein
sonstiger Ausweg existiert, um so mehr, da tatsächlich in einer spateren
Periode das einfache TiSiS! sich auch als Bezeichnung eines Stückes
der Priestertracht findet. Außerdem bleibt es aber höchst prekär,
eine Sprache um ein Nomen zu bereichern, das von einem Verbum
abgeleitet ist, welches diese Sprache in der betreffenden Periode über-
haupt nicht besitzt, sondern welches erst in einer späteren als verbum
denominativum auftaucht, vgl. IV. d) Ebenfalls ungünstig der Annahme
eines Gottesbildes ist der Umstand, daß das Prädikat, welches wir am
häufigsten bei diesem Ephod finden, i<^i ist i Sam. 2, 28; 14, 3, 18; 22, 18;
1 Reg. 2, 26, daneben ^^'^T\ i Sam. 14, 18; 23, 9. Gewiß wurden auch
die Gottesbilder hie und da einmal getragen. Aber erstens waren
dieselben jedenfalls so groß und schwer, besonders, wenn wir uns das
Ephod nach Jud. 8 vorstellen sollen, daß ein einzelner sie gar nicht in
den Schlachten usw. tragen konnte, nach i Sam, 23, 6 sogar in einer
Hand. Zum andern ist kaum glaublich, daß, wenn wirklich ein solches
Gottesbild den Saul auf seinen Kriegszügen, den David auf seinen
Beutezügen begleitete, demselben ein so geringer Respekt erwiesen
wurde, daß jedesmal der Gott einfach herbeigeholt wird, nicht aber
der Fürst sich zu ihm begiebt. Zu Gott geht der König i Sam. 14,36b;
2 Sam. 12, 16 vgl. Exod. 21,6, das Ephod wird zu ihm geholt. Drittens
hören wir, abgesehn von diesem hypothetisch konstruierten Ephod-
Gottesbilde, nie etwas von dem Herumtragen von Jahwebildern in
Israel, Prozessionen u. dergl. haben in diesem Volke jedenfalls nicht
die Rolle gespieh wie in Ägypten und Babylon, i Sam. 2, 28; 14, 3;
22, 18 wird aber das „Ephodtragen" geradezu als das Wichtigste in
den Amtsfunktionen der Priester aniresehn. Dann ist es doch höchst
auffällig, daß in den sonstigen kurzen Angaben dieser in der alten
' Wie z. B. in Athen die mit der Ägis bekleidete Priesterin selbst im Scherze
aifiq genannt wurde, vgl. Bach, De caerimoniis, in quibus homines deorinn vice funge-
bantitr p. 7
13] Das israelitische Ephod. 7^1
Zeit das Tragen des Gottesbildes überhaupt nicht erwähnt wird, vgl.
bes. Deut. 33, 8 — 1 1. Geradezu ausgeschlossen aber wird diese Deutung
endlich durch das ''iD'? i Sam. 2, 28: der Priester trägt das Ephod
vor Gott d. i. im Dienste Gottes, trägt also nicht den Gott selbst.
Freilich, das Wort fehlt in der LXX, aber es wird durch das b^'p'. ^^th
14,3 und nn ''is'? iReg. 2, 26 gestützt; und i Sam. 21,9; 23,6; 30,8;
Hos. 3, 4 usw. zeigen, wie aucli die LXX beim Auftauchen des alt-
israelitischen Ephod willkürlich geändert oder Worte fortgelassen hat.
Wir sehn, dali wohl etwas mehr als ein Zweifel an der Gottes-
bildhypothese berechtigt ist, obwohl dieselbe nachgerade in Kommen-
taren und Lehrbüchern schon als selbstverständlich vorgeführt wird.
Was war aber dann dies Ephod, wenn es weder ein priesterliches
Gewand noch ein Gottesbild im alten Israel war?
Wir haben auszugehn von der Frage, wozu es diente. Darauf
kann die Antwort nur lauten: nie zur Adoration, ausschlielJlich zur
Orakeleinholung bezw. -erteilung. Bezüglich des Ephod von Ophra
ist es durch die Parallele von Jud. 8, 27b zu Hos. 4, 12 wenigstens
wahrscheinlich; von dem Ephod Micha's wird es Jud. 18, 5 gesagt;
betreffs i Sam. 2, 28 wird es durch die Parallele von Deut. t,t„ 8, 10
bewiesen; i Sam. 14, 18, 41 (nach LXX) wird es uns ausführlich be-
schrieben; bezüglich des Ephod zu Nob i Sam. 21, 10 wird es 22, 13
von Doeg ausgesagt — der Priester hatte offenbar das Ephod vom
Pflock heruntergenommen, um David das dahinter hängende Schwert
zu geben — und 22, 15 von Achimelek bestätigt; desgleichen wird
von David das Ephod, nachdem Ebjathar es ihm gebracht, fortwährend
benutzt, um Orakel einzuholen 23, 6, 9; 30, 7; i Reg. 2, 26. Nie und
nirgends dient es einem andern Zwecke. Ist es da, so sind die Urim
und Tummim auch zugleich da, nie werden die erst gesondert herbei-
geholt.
Als was haben wir uns dann das Ephod vorzustellen? Da es
weiter nie beschrieben wird, mülJten wir uns mit der einfachen Er-
klärung eines Gerätes zur Einholung von Orakeln begnügen, ohne
Näheres angeben zu können, wenn uns nicht durch I und II ein
bestimmter Weg gewiesen würde. W'ir fanden, dalj das Ephod bad
ein leinener Lendenschurz, das Ephod des nachexilischen Hohen-
priesters ebenfalls ein Lendenschurz war, der aber aus kostbaren
Stoffen ungleich prächtiger angefertigt und engstens mit einer Orakel-
tasche verbunden war. Von da aus haben wir rückwärts zu schließen.
712
E. Seilin [14
Der Fehler, der bisher fast stets von den Gegnern der Gottesbild-
hypothese gemacht wurde, war der, da(i sie zurückschlossen, auch
das altisraelitische Ephod sei ein Stück der ständigen Amtstracht des
Priesters bezw. der Oberpriester gewesen. Das scheitert an den im
Anfang des Kapitels besprochenen Stellen.
Das altisraelitische Ephod ist im Heiligtume deponiert (vgl. aus
späterer Zeit Ez. 44, 19), es ist ein Tabu, es wird vom Priester nur l
angelegt und darf von ihm nur angelegt werden, wenn er im Dienste i
des Volkes oder eines Einzelnen Gott befragen, Orakel erteilen soll.
Befindet sich das Volk auf dem Kriegspfade, der ein heiliger ist, vgl.
2Sam. II, II usw., so begleitet der Priester dasselbe mit dem Ephod,
trägt es von "Ort zu Ort, von Lager zu Lager, gürtet es aber auch
nur um, sobald Gott die Wege weisen, eine Entscheidung geben soll.
Er ist der Träger, Wächter und Anleger des Ephod, das ist seine
wichtigste Funktion im Altertum, vgl. Deut. 33, 8; i Sam. 2, 28.
Diese Erklärung bewährt sich tatsächlich nach allen Richtungen
hin. Im Unterschiede von dem leinenen Ephod, mit dem der Priester
beim gewöhnlichen Amtieren umgürtet ist, beim Bewachen des Heilig-
tums und beim Opfern, muß er einen glänzenderen Schurz anlegen,
wenn er Gott unmittelbar gegenübertritt, um ihn zu befragen, vgl.
I Sam. 14, 36b. Gerade wie das Volk seine Kleider wäscht oder bessere
Gewänder, auch Schmuck anlegt, wenn es das Heiligtum betritt, vgl.
Gen. 35, 2; Ex. 3, 5; 19, lO; 33, 4; Hos. 2, 15; Jer. 4, 30; 2 Sam. 12,20;
Lev. 16,4, auch 2 Reg. 10, 22, wie der das Orakel befragende oder
den Hagg verrichtende Araber sich Kleider dazu aus dem Heiligtume
'&£>
leiht, die tabu sind, vgl. Wellhausen a. a. O. S. 57 f.; 106; Smith
a. a. O. S. 116 — 18', so muß auch der Priester sich besonders rüsten,
wenn er Gott am unmittelbarsten naht (vgl. auch Am. 4, 12; Hiob
38, 3; Ps. 29, 2). Und in erster Linie ist bei allen Völkern der Erde
der Gottheit würdig das Gold, denn Glanz und Licht ist das Kleid,
das Gott anhat Ps. 104, if
Blicken wir von diesem Resultate aus noch einmal kurz auf ein-
zelne Stellen, an denen das Ephod erscheint. Wenn wir Jud. 8, 26
von der Kostbarkeit des Ephod lesen, so erinnern wir uns daran, daß
man in Ägypten auch gerade das Vorderblatt des Lendentuches von
I Ähnliche babylonische Sitten siehe bei Zimmern, Beiträge z. Kenntnis d. hab.
Religion III S. 131, 139 usw.; über die Tracht bei der Befragung des Orakels des
Trophonius vgl. Pausanias IX 39, des Orakels zu Delphi Eivius XXIII 1 1
15] Das israelitische Ephod. 713
der Mitte des Rückens an mit einem gefalteten Goldstoffe besetzte,
ja bisweilen das ganze aus einem solchen herstellte (vgl. Erman
a. a. O. S. 286, 94). Auch auf die überaus kostbar hergestellten und
mit verschiedenen Darstellungen geschmückten Lendenschurze aus
Phönizien kann verwiesen werden (vgl. Perrot a. a. O. S. 413, 428,
430, 528, 531). Bedenkt man nun, daß Lendentuch und Gürtel,
vielleicht auch Schultergurten und Lostasche aus Goldstoff verfertigt
werden mußten, so wird man wirklich nicht mehr auf grund der Kost-
barkeit nur auf ein Bild raten können.
Wir verstehen nun auch, wie sich die Zusammenstellung des
Ephod mit den Teraphim Jud. 17 und Hos 3, 4 erklärt. Mittels beider
befragt man die Gottheit. Sachlich dasselbe findet sich Sach. 10, 2,
denn der ÜÜp, der hier neben den Teraphim steht, ist auch der
(mittels der Pfeile) Gotl Befragende, vgl. das arab. istiqsäiii (W'ELL-
HAUSEN a. a. O. S 126 f.) und Ezech. 21, 26 f.
Das ''iD^ I Sam. 14, 3, 18 ff. „er trug das Ephod vor Israel" ist
nicht lokal zu verstehn, das ist durch i Reg. 2, 26 ausgeschlossen,
vielmehr = im Dienste, vgl. i Sam. 2, 28, auch Gen. 24, 5 i ; 34, lO;
2 Sam. 16, 19. Achijja, das ist der Sinn, führt in jener Zeit das Ephod
mit sich, um mittels desselben in Sachen, die das Volk bezvv. den
König betreffen, zu befragen, 22, 18 vgl. 2, 28 werden die Priester
im allgemeinen „Ephodträger" genannt, d. h. die Leute, die das Recht
und den Beruf haben, das Ephod aufzuheben, zu berühren und anzu-
legen, vgl. Jes. 52, II. Der Ausdruck erinnert übrigens an den Titel,
den die ägyptischen Hohenpriester führen: Träger der Schend'ot d. i.
des Königsschurzes (vgl. Erman a. a. O. S. 291).
I Sam. 30, 7 wird man ganz nur gerecht, wenn man annimmt,
daß Ebjathar das Ephod dem David angelegt habe (vgl. das "h und
das TIT'^JJ), während er selbst nur die Lostasche schüttelte (daher das
T_ IpiJ I Sam. 14, 19). Wie also damals die Scheidewand zwischen
Priestern und Laien überhaupt noch keine so schroffe war wie später,
so hat der Priester damals noch bisweilen hervorragenden Laien das
Ephod umgürtet, wenn sie Gott befragen wollten. Das kann nicht
überraschen, da auch 2 Sam. 6 zeigt, daß David sich mit dem Ephod
bad gürtet, wenn er priesterliche Funktionen verrichtet. Freilich zeigt
der Spott der Michal, daß es schon damals etwas Auffallendes, ein
Verstoß gegen die Mode war.
Zum Schlüsse werfen wir noch die Frage auf: dürfen wir noch
-14 E. Seilin [l6
über das Gesagte hinaus irgend welche Schlüsse ziehn bezüglich der
Gestalt des Ephodr Haben wir bisher gesehn, daC) mit Sicherheit
das Ephod ein Lendenschurz war, zeigen weiter in gleicher Weise
Ex. 28 wie mehrere Stellen, an denen das altisraelitische Ephod er-
scheint (besonders i Sam. 14 u. 23), daß ein Gefäfj oder eine Tasche
mit den Urim und Tummim muß zugegen gewesen sein, sobald das
Ephod da war, so können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit schließen,
daß Ephod und Tasche auch schon seit alters durch die Schulter-
gurten verbunden waren. Bei den Ägyptern tragen solche allerdings
meist nur die Götter bezw. der König, wenn er in Göttertracht
erscheint (vgl. Erman a. a. O. S. 95; Perrot a. a. O. I S. 307), doch
auch z.B. der Priester Pinachsi (bei Perrot I S. 253)'.
W^ie die Tasche in Altisrael gestaltet war, darüber kann man
natürlich ■ nur Vermutungen aufstellen; in erster Linie hängt es davon
ab, was die Urim und Tummim waren. Ich kann hier nicht auf diese
schwierige Frage eingehn, halte es aber für das wahrscheinlichste, daß
es ursprünglich mit verschiedenen Marken versehene Pfeile waren,
aus denen allmählich durch Entfernung der Spitzen Stäbe wurden
(vgl. Wellhausen, Prolcgomeiia^ S. 412, Skizzen IIP S. 131 ff.; meine
Beiträge s. isr. u. jüd. ReligionsgesclncJite II S. ii6ff., D. H. MÜLLER
in ZDMG LVHI S. 784 — 86). Ist jene Vermutung richtig, so kann
man kaum daran zweifeln, daß der Behälter ursprünglich einmal
Köchergestalt hatte, wie auch beim Meisirspiel der Araber die Ribaba
vermutlich eine solche besaß (vgl. HuBER, Über das „Meisir'' genannte
Spiel der Jieidnischen Araber S. 44). Damit würden die Schultergurten
vollends verständlich. Aber wann und wie der Wechsel der Mode
daraus allmählich die viereckige Tasche von Exod. 28 werden ließ,
dafür fehlt uns jeder Anhaltepunkt.
IV. Die Etymologie des Wortes Ephod.
Es ist bedauerlich, daß die Etymologie des Wortes nicht sicher
ist. Daß das erst Exod. 29, 5 ; Lev. 8, 7 auftauchende Verbum "2S
im Hebräischen nur ein verbum denominativum ist, steht fest. Nun
' Daß Marduk die Schicksalstafeln auf der Brust trägt, ist bekannt; aber eine
Beziehung der Lostasche zu jenen ist höchst fraglich, da das Losen mit den Urim
und Tummim doch auf ganz andere Vorstellungen zurückgeht als auf die Voraus-
bestimmung der menschlichen Geschicke in den Gestirnen, nämlich auf Jahwe's
Richten mit seinen Pfeilen, den Blitzen, vgl. meine Beiträge II S. 120
I
ly] Das israelitische Ephod. 715
sind, abgesehn von ganz vagen Vermutungen ägyptischen Ursprungs,
zwei Herleitungen versucht. DiLLMANN (zu Exod. 28, 6) dachte an
eine in ^^ c^^^s ]"^S ,Joch" enthaltene Wurzel TIS (binden?). Da-
gegen hat DE LagaRDE {ÜbersicJit über die im Arajn., Ärab. Ji. Heb;:
übl. Bildung d. Nomina S. 178) das arab. >U^ von ^^'^ verglichen,
d. i. sich als Gesandter, Unterhändler od. dergl. nahen. HISS, etwa
abgekürzt für TiDSn ^li^n wäre demnach das Gewand der Nahung.
O ••TV" O
Mitteilungen IV S. 17 hat jener seine Ansicht noch speziell durch
das syr. \i^ gestützt, das eine selbständige Bildung sei, auch noch
auf den ^s\o, Väqidi 390 (ed. WellhausEN) hingewiesen, den Anwalt,
welcher kommt, um die Freilassung zu erwirken.
Es lälit sich nicht leugnen, dali diese Etymologie überraschend
stimmt zu dem, was wir als Wesen des Ephod in Altisrael gefunden
haben: das Kleidungsstück, welches sich der anlegen muß, der sich
im Dienste des Volkes oder eines einzelnen der Gottheit nahen will.
Aber auch die DiLLMANN'sche Herleitung würde unserer Deutung auf
ein umgebundenes Lendentuch nur günstig sein. Dagegen fehlt jede
Möglichkeit, auf etymologischem Wege die Gottesbildhypothese zu
stützen.
V. Zusammenfassende Skizze der Entwicklung des Ephod.
Das Ephod ist der Lendenschurz, in dem der Priester sich Gott
naht. Wie ein solcher nach israelitischer Auffassung (vgl. Gen. 3, 7)
die Tracht der ersten Menschen und nachweisbar die älteste Kleidung
der Ägypter und Araber war (vgl. auch noch die ägyptische Dar-
stellung einwandernder Beduinen bei Perrot I S. 154), so erhielt er
sich bei der fortschreitenden Kultur in allen diesen Völkern als die
heilige Tracht \ Die alte Zeit galt als die heilige Zeit, die Zeit des
lebendigsten Verkehrs mit Gott und wahrer Frömmigkeit.
Aber auch der Schurz machte seine Geschichte durch, wie in
Ägypten, so auch in Israel. Den Toten erwies man die Ehren im
Schurze aus Sacktuch, Gottesmänner umgürteten sich mit einem
einfachen ledernen Schurze, und wieder anders gestaltete sich die
^ Hier bestätigt sich der Satz von Smith a. a. O. S. 117: „Das in späterer Zeit
von den Priestern beobachtete Ritual ist nur eine Fortbildung dessen, was ursprüng-
lich von allen Verehrern beobachtet wurde". Vgl. auch seine Ausführungen über den
kultischen Gebrauch von Fellen S. 334 f. und die Benutzung steinerner Messer bei
der Beschneiduno;
7l6 E. Sellin ~ [i8
Entwicklung des Schurzes, in dem man dem Volksgotte in den
Heiligtümern nahte. Das Wichtigste, was man dort einholen wollte,
waren seine Entscheidungen und Orakel, und hierbei, wo man ihm
fragend von Angesicht zu Angesicht gegenübertrat, mußte der Schurz
seiner besonders würdig, ein Abglanz seiner Herrlichkeit, muCite von
Gold, Silber oder auch von Purpurstoff sein. Sobald man anfing,
seinen Willen durch das Losorakel einzuholen, wurde der Behälter
der Lose ein untrennbarer Begleiter dieses Ephod, wurde durch
Gurten aus demselben edlen Stoffe mit ihm verbunden. Dies Ephod
wurde deponiert an heiliger Stätte, war ein Tabu und durfte nur auf
heiligen Pfaden vom Priester mitgeführt werden, war übrigens wohl
nur an Hauptheiligtümern vorhanden, nachweisbar in Ophra, Dan
und Nob. Im Unterschiede davon trug der Priester sonst im Heilig-
tume den einfachen, leinenen Lendenschurz. Diese Tracht, bei der
der Oberkörper unbekleidet war, hielt sich aber nicht (wie z. B. bei
den Ägyptern), schon allein die klimatischen Verhältnisse Palästina's
machten das auf die Dauer unmöglich, auch der Priester legte —
wann, wissen wir nicht — den Me'il an, wahrscheinlich unter dem
Schurze.
Allmählich begann eine Reaktion gegen die alte Art der Orakel-
einholung bei den Priestern wie gegen die mittels der Teraphim.
Dieselbe ging jedenfalls in erster Linie von dem neu auftretenden
Nebiismus aus (i Sam. 28, 6 beides neben einander). Während in
Saul's und David's Tagen die Gottesbefragung mittels des Ephod gang
und gäbe ist, ist schon auffallend, daß von Samuel nie etwas Der-
artiges erzählt wird. Berichtet wird uns von einem auf diese Weise
eingeholten Orakel nach David's Tod überhaupt nichts mehr. Und
bald macht sich eine Strömung bemerkbar, die diese ganze Art der
Erkundung des göttlichen Willens als abgöttisch, als heidnisch be-
zeichnet. Der Prophet Hosea eröffnet, soweit unsere Quellen ersehn
lassen, die Polemik, vgl. 4, 12, auch 3,4; die Notizen Jud. 8,27b;
I Sam. 15, 23 (lies 115« statt ]1«) zeugen von derselben Beurteilung.
Sie hat gesiegt, und Deut. 18, 10 wird dies DD]?, das z. B. in Jesaja's
Zeit noch offiziell dürfte ausgeübt worden sein, 3,2 vgl. Micha 3,6f, direkt
als heidnisch verboten : rein geistig soll die göttliche Offenbarung sein
und nur durch den WZi ergehn. In Winkeln des Landes hat sie sich
nach Art von Ez. 13, 18 ff. natürlich weiter gehalten, vgl. Jer. 27,9;
29, 8; Sach. 10, 2. Aber die aus Babylon heimkehrenden Juden haben
19] Das israelitische Ephod. 717
keinen Priester mehr, der Urim und Tunimini zu handhaben wüßte,
vgl. Esra 2, 63.
Aber auch hier ist es gegangen wie auf manchem anderen
Gebiete. Der Inlialt, der Geist, der Zweck wurde ein anderer, aber
die Jahrhunderte alte Form konnte nicht verschwinden. Das, was
einst praktischen, gottesdienstlichen Zwecken diente, erhielt sich als
Insigne. Gerade je mehr man sich bemühte, sich auf die alte Zeit
zu berufen, um so mehr fühlte man sich gedrungen, an alte Formen
anzuknüpfen. So blieb auch das Ephod. Ja, dasselbe wurde immer
prächtiger dekorativ ausgestaltet. Statt der vielen Ephode, die einst
in den verschiedenen Heiligtümern des Landes deponiert waren, hatte
man ja jetzt nur das eine, das dem jerusalemischen Hohenpriester
als das Heiligste an seiner ganzen Tracht reserviert wurde ^ Die
Orakeltasche, jetzt lediglich ein Symbol für die diesem zuströmende
göttliche Weisheit, wurde mit den 12 Edelsteinen besetzt, die zwei Scho-
hamsteine wurden auf den Schulterstücken befestigt, beides der Pracht
und der Repräsentanz zugleich dienend. Wann sich das im einzelnen
vollzog, das hängt von der Beantwortung anderer Fragen ab. DalJ
die Darstellung von Exod. 28, wie sie uns jetzt vorliegt, erst nach-
exilischen Ursprungs ist, dürfte gewiß sein. Aber die Entwicklung
ist natürlich eine allmähliche gewesen; der Salomonische Tempelbau,
die Einführung des Deuteronomiums und die Bestallung des ersten
Hohenpriesters unter den aus dem Exile Heimgekehrten werden
Stadien in derselben bedeuten, deren Wirkung auf die Priestertracht
im einzelnen aber kaum je genauer wird fixiert werden können.
I Nachträglich ersehe ich aus einer Notiz bei Jakob, Der Petitaleiich, exegetisch-
kritische Forschungen, S. 213 f., daß auch bereits Raschi und Raschbam in dem Ephod
von Ex. 28 einen von den Hüften abwärts laufenden Schurz sahen
ü^ü^n «nik*
Von
G. Westphal.
it dem Ausdruck D^Dtyn S3iJ verbinden sich im Alten Testa-
ment eine Reihe von unter sich verschiedenen Vorstellungen.
Am häufigsten findet sich die Bezeichnung „Himmelsheer"
für Sterne, hauptsächlich an den Stellen, wo der Kultus
des Himmelsheeres, d. h. der Gestirndienst, als etwas mit der reinen
Jahwereligion Unvereinbares verworfen oder verboten wird, so Dtn.
4,19.17,3. 2 Kö. 17, 16. 21,3.5 (= 2 Chr. 33, 3. 5). 2 Kö. 23, 4 f. Zeph.
1,5. Jer. 8, 2. 19, 13. An anderen Stellen bezeichnet D^Otyn t^^lJ die
Gesamtheit der Sterne, ohne daß sie als Verehrungsobjekte in Be-
tracht kämen, so Jes. 40, 26, wo die Sterne bildlich mit einem Heere
verglichen werden, das Jahwe täglich mustert, ähnlich 45, 12 und Ps.
33, 6. Jer. 33, 22 wird die Zahl der Nachkommen David's mit der
Größe des Heeres des Himmels verglichen. Sterne bedeutet wohl
auch das D«ns Jes. 34, 4, wogegen das D'OC'n «n^J in v. 4a von
BiCKELL, DUHM, Cheyne, Marti wohl mit Grund für eine Glosse zu
DkSil} gehalten wird, eingefügt, um die unterschiedliche Bedeutung von
^<DU an dieser Stelle von derjenigen in v. 2 zu markieren.
An belebte Wesen dagegen denken Neh. 9, 6, wo 't^n 'i* in Pa-
rallele gesetzt ist zu n^^J? Ity« ^D1 pS und Onn ItrS ^D1 D^Ö^H; allen hat
Jahwe das Leben gegeben und das Heer des Himmels betet ihn an.
Auch das Jes. 24, 2 1 angekündigte Gericht über DIIQS mnon ^^21{ setzt
lebende Wesen voraus, i Kö. 22, 19 besteht das Himmelsheer aus einer
Anzahl von ninn 21, die Jahwe's Hofstaat bei den Beratungen über
720 G. Westphal [2
die Geschicke der Menschen bilden. Auch in Gen. 2, i scheint es
sich wegen des Zusatzes ^nsi um den irdischen Wesen entsprechende
himmlische Wesen zu handeln, deren Schöpfung in Gen. i nicht mit-
erzählt ist. Noch ganz andere Vorstellungen scheint Dan. 8, lo — 13
mit dem n'Dü'n N2i' zu \-erbinden, die aber für uns nicht ganz durch-
sichtig" sind. Unter dem tyn 'IS v. 10 versteht Behrmann in seinem
Kommentar zu Dan. nur eine „hyperbolistische Ausdrucksweise für den
Hochmut des Antiochus". Marti dagegen denkt an die Helenisierungs-
versuche des Antiochus Epiphanes, insofern der Versuch auch auf
die Heiden zutraf, da man ja die Sterne als den Heiden zur An-
betung zugewiesen betrachtete (nach Dtn.4, I9)- Aber die Vorstellungen
des Verfassers des Buches Daniel scheinen doch konkreter gewesen
zu sein, da dieses Heer auch einen Anführer hat (v. 11). Vollends
dunkel ist in v. 13 das «2^ in Parallele mit ülp, so daß Smend "'ns
lesen will {ZAIV 18S4, S. 201). Nach Ps. 103, 20 f., wo V^?3iJ b^ in
Parallele steht mit V^N^O, neben HD nn:i, nm 'ÜV und lili*"! 'ÜV VnityD,
hat das Himm'elsheer die Befugnis, Gott zu preisen; ähnlich Ps. 148, i ff.,
wo ebenfalls VDi<70 73 und Vt?2S 73 in Parallele Jahwe loben, in v. 3
werden dann die Sterne noch aufjerdem zum Lobpreise aufgefordert.
In dieselbe Vorstellungswelt wie das BTI 'S gehört ursprünglich
wohl auch das Hin^ t^^i*, dessen Anführer uns Jos. 5, 14 f. begegnet.
Ex. 7, 4. 12, 17. 41 und Judith 16, 13 (14) wird das israelitische Heer
in der Wüste, Joel 2, 11 werden die Heuschrecken, Sap. 12, 8 (nach
Ex. 23, 28, Jos. 24, 12) die Hornissen Jahwe's Heer genannt.
Der Eindruck, den wir aus dieser Mannigfaltigkeit der Vorstellungen
gewinnen, ist der einer gewissen Unsicherheit über die Bedeutung des
Begriffes D^OtJ^H «ns und ni,T «3:?. Es erweckt den Anschein, als
wäre der Ausdruck die gegebene Größe, die Form, die jeder nach
seiner Art mit einem Inhalte anfüllte, da die ursprüngliche Bedeutung
abhanden gekommen war.
In allen semitischen Sprachen, in denen die Wurzel 822} sich
findet, hängt ihre Bedeutung irgendwie mit: ,,. Krieg führen" zu-
sammen. Das Äthiopische, das in seiner afrikanischen Isoliertheit in
manchen Punkten das Gemeinsemitische am reinsten bewahrt hat,
dürfte mit seinem Ä'flK ,, Krieg führen" die allgemeine Bedeutung
dieser Wurzel bewahrt haben; im Arabischen bedeutet U-o etwas
spezieller: „Die Truppen auf den Kampfplatz führen"; im Sabäischen
findet sich i<2S als „Krieg, Kriegszug", und auch das assyrische sädu
3] o'öB'n xns.
721
„Krieger; Mann" hängt zweifellos mit unserer Wurzel zusammen. Im
Hebräischen erscheint sni' am häufigsten in der Ikdeutung „Heer,
Kriegsheer", seltener als „Kriegsdienst" oder „Kriegszug", wie Dtn.
24, 5. Jos. 22, 12. 33. I Sa. 28, I u. a. Metonymistisch wird «ni* auch
gebraucht für Mühsal, Not Jes. 40, 2. Dan. 10, i; in 1 li. 7, i. 10, 17. 14, 14
begegnet uns das Wort als pessimistischer Ausdruck für das ganze
irdische Leben. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dali
i<2i* in der Terminologie der nachexilischen Gemeinde soviel bedeutet
wie „Tempeldienst", besonders in «Ii!S iN*3^ Nu. 4, 23. 8, 24 u. a., oder
wS::^'^ «n Nu. 4, 39. 43 u. a. In ganz abgeblaßter Ikdeutung ist Ps.
6S, 12: an «2S miü>2ön gleich „Menge, Schar".
Für das hebräische Sprachgefühl war also wohl die Bedeutung
,,Kriegsheer" die nächstliegende. Die zuletzt angeführte Bedeutung
„Menge, Schar", die an sich vielleicht für die Bezeichnung der Ge-
stirne als „Himmelsheer" am besten passen würde, kommt deshalb
nicht in Betracht, weil der so stereotype und altertüm.liche Ausdruck
D'OtiTI S3i{ sich schwerlich an eine so abgeleitete und von der ur-
sprünglichen fernliegende Bedeutung anlehnen konnte.
Für Sterne paßt der Ausdruck «2S, sei es, daß er als „Kriegs-
heer" oder als „Feldzug" zu fassen ist, an sich nicht. Auch wenn
man die in der Antike geläufige Vorstellung, die in den Sternen be-
lebte Wesen sieht, für ursprünglich ansähe, so müßten doch noch
mythologische Vorstellungen hinzukommen, die in den Sternen gerade
Krieger sähen. Von derartigen Astralmythologien erfahren wir nun
aber innerhalb der rein hebräischen Vorstellungswelt nichts. Die Ver-
ehrung der Gestirne ist in Israel erst durch babylonische Einflüsse,
und zwar, soweit sich erkennen läßt, erst seit der direkten Berührung
mit der assyrischen Weltmacht im Kriege, eingedrungen. Die Tra-
dition, die die Einführung des Gestirndienstes in Juda unter Manasse
ansetzt (2 Kö. 21, 3 — 5), wird richtig sein. Manasse war Vasall der
Assyrer und suchte durch engen Anschluß an die assyrische Kultur
seine Position zu festigen. Die an sich nicht unmögliche Annahme,
<iaß schon Ahas diesen Kult importiert habe, läßt sich aus 2 Kö. 23, 12
nicht erhärten; hier erfahren wir nur, daß ein auf dem Dache des
Tempels befindlicher Söller triK ivhy hieß, von einem Altarbau erfahren
wir nichts. ini< Hv^ ist wahrscheinlich an dieser Stelle ein gelehrter
Zusatz von jemandem, der wußte, daß der ^ Söller des Ahas auch für
<lie Zwecke des Gestirndienstes verwendet wurde. Auch die Bewohner
Nöldeke-Feätschrift. 40
/
22 G. Westphal [4
des Nordreiches werden schwerlich früher den Sterndienst eingeführt
haben; auf die deuteronomistische Notiz 2 Kö. 17,16 ist nichts zu geben,
umsomehr dagegen auf das Schweigen der alten Propheten, beson-
ders des Hosea. Die Erwähnung der assyrischen Götter Sakkut und
Kewan bei Arnos (5, 26, nach y^pp als niSD und p'3 punktiert) steht
in vorexilischer Zeit ganz vereinzelt da und fällt so sehr aus der Art
der Strafpredigten des Arnos heraus, der nie den Kultus an sich be-
kämpft sondern nur das einseitige Gewichtlegen auf den Kultus ohne
Erfüllung der sittlichen Pflichten gegen Gott, daß die Echtheit des
Verses starken Bedenken unterliegt; schon die ziemlich ungeschickte
Anknüpfung des DTlStJ'il nach Dfltl'^n spricht für Einschaltung (so auch
Wlii., Cheyne, LöHR, Now., Meinhold und Marti). Sefanja, der
unter Josia. vor der Reform, schrieb, ist der erste Prophet, der den
Gestirndienst bekämpft (i, 5), und von da an findet sich die Be-
zeichnung Z*T\ i' häufig für Sterne. Schwerlich nun würde man die
Sterne mit dem Ausdruck „Himmelsheer" bezeichnet haben, wenn
dieser Begriff nicht schon existiert hätte, zumal die Sterngottheiten
als Krieger in späterer Zeit nicht in Betracht kommen. Wir können
also daraus schließen, daß der Ausdruck D''Otyn S'3i{ älter ist als
]\Ianasse, daß er geläufig war, ohne daß man seine eigentliche Be-
deutung noch kannte. Wir müssen annehmen, daß eine andere Mytho-
logie diesen Ausdruck geprägt hat,
„Daß von Mythologie im alten Israel so gut wie nichts bestand"
(Stade, Gesch. des TT Isr. I, S. 630), dieser Satz wird doch m. E. etwas
zu modifizieren sein. Es finden sich innerhalb der alttestamentlichen
Schriften eine Anzahl von Spuren, die auf eine ziemlich ausgedehnte
Mythologie hinweisen, die sich besonders mit dem Inhalte des Himmels
beschäftigt hat. Wir haben hier Gedanken und Vorstellungen, die
weit mehr im Zentrum des religiösen Glaubens stehen als die mehr
wissenschaftlichen Interessen dienenden Kosmogonien. Diese Mythen
haben das Characteristicum an sich, daß sie für uns meist ebenso
rätselhaft sind, wie sie bei den Zeitgenossen als bekannt vorausgesetzt
werden, daß sie sich mit der offiziellen Jahwereligion meist nur schwer
vereinbaren lassen, aber doch andrerseits die Terminologie des Jah-
wismus beeinflußt haben durch einzelne Ausdrücke, die sich wie auf-
gepfropfte Reiser ohne einen natürlichen Zusammenhang ausnehmen.
Ich denke dabei an Vorstellungen, wie die feurigen Rosse und Wagen,
die Elias zum Himmel bringen, an den Thron Jahwe's im Himmel, die
I
5] D-Dtyn «25J. 723
Serafim, die Gottessöhne, und u. a. auch das Heer des Himmels. Wir
haben hier Spuren einer Märchenwelt, die neben der Jahwereligion
herging , die sich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzte , in
die jeder hineingeboren wurde, und die das Denken und Vorstellen
bereits längst beherrschte, als man die offizielle Religion kennen
lernte. Wir sehen, daiJ sich selbst ein Jesaia oder der Dichter des
Hiob z. T. in dem Bannkreise dieser Mythologie befinden. Sie ist
offenbar nie schriftlich fixiert worden und kommt nur ganz sporadisch
an die Oberfläche, wo sie stets als ganz bekannte Größe behandelt
wird, während sie für uns, die wir nur den schriftlichen Niederschlag
des Denkens der Hebräer kennen, fast völlig dunkel ist.
Einen Einblick in derartige populär-mythologische Vorstellungen
gewährt uns z. B. i Kö. 22, iQff. : Mika ben Jimla sieht Jahwe auf
seinem Throne sitzen, das ganze ,, Himmelsheer" steht zu seiner
Rechten und Linken, und man berät über das Schicksal des Ahab.
Was uns bei dieser Erzählung in erster Linie auffällt, ist, daß Mika
hier in Umrissen ein Bild zeichnet, das nach unserer Kenntnis der
hebräischen Religion als ein ganz außerordentliches und eigenartiges
erscheint, während der ganze Tenor der Erzählung nicht den Ein-
druck erweckt, als wäre ein derartiger Einblick in die himmlische
Ratsversammlung Gottes etwas so ganz Neues, Ungewöhnliches.
Eine ähnliche Rolle wie hier das D^öü'n sn:J spielen in Hi. i, 6 ff.
die DTl^kS "»iD, die zusammen mit dem hier vermutlich zum ersten Male
auftauchenden Satan den Hofstaat Jahwe's bilden. Auch die Serafim
Jes. 6 sind zum Vergleiche heranzuziehen. Wir werden an diesen
drei Stellen in eine Gedankenwelt versetzt, die sich Jahwe auf einem
hohen Throne im Himmel sitzend vorstellt, zu beiden Seiten des
Thrones stehen die Engelscharen, die mit Jahwe das Tun und Treiben
der Menschen beobachten, ihr Schicksal beraten oder auch Jahwe
Loblieder singen. Wenn wir nun von der naheliegenden Annahme
ausgehen, daß wir hier eine Übertragung irdischer Zustände in den
Himmel haben (cf. z. B. i Sa. 22, 6), so erklärt sich die Entstehung
dieser Darstellung vom beratenden Hofstaate Jahwe's am natürlichsten
aus der ersten Königszeit. Die Annahme, daß der Abschnitt i Kö. 22, ipff.
Eintragung aus einer späteren Zeit sei, die bereits einen ausgebildeten
Engelmythos besaß (so STADE in ZA U'lSgS, S. 163 und SCHWALLY
ebenda 1892, S. 159— 161), halte ich nicht für wahrscheinlich; die
Engel begegnen uns in ähnlicher Weise schon Gen. 28, 12 (aus E),
46*
724 ^- Westphal [6
und die Tätigkeit der 400 Propheten, sowie die Art und Weise, wie
Jahwe hier zum Förderer der Lüge gemacht wird, muten doch recht
altertümlich an. Wenn aber die den Thron Jahwe's umgebenden Engel-
scharen in dem einen Falle D'ttti'n i<2i*, in dem andern D\n^i< ''ii und
in dem dritten D'SIti' genannt werden, so ist daraus zu entnehmen,
daß die Namen älter sind als der Begriff, den sie ausdrücken, oder
m. a. W., daß die Namen ursprünglich etwas anderes bedeuten als
an den angeführten Stellen.
Die mythologische Art der D*n^h' "'i^ ist durch Gen. 6, i ff. ge-
nugsam bekannt. In Hi. 38, 7 werden sie mit den 1p3 ''DDID in
Parallele gestellt, unter deren Jubelgeschrei Jahwe die Welt geschaffen
hat. Über die ursprüngliche Bedeutung der Serafim s. Hans DuhM:
Die dösen Geister im alten Testament. 1904, S. 4 — 8. Daß nun auch
das „Himmelsheer" in i Kö. 22 bereits eine Entwicklung hinter sich
hat, ehe es zum beratenden Hofstaat Jahwe's wurde, beweist sein
Name.
Die nächstliegende Bedeutung für D*J2tyn SÜ' wäre ein m}'tho-
logisches himmlisches Heer, das wie ein irdisches Kriege führt und
Schlachten kämpft. Von einem solchen haben wir nun auch einige
dunkle Spuren. Als Elisa die feurigen Wagen und Rosse sieht, mit
denen Elia zum Himmel fährt, ruft er aus: „Mein Vater, mein Vater,
Israel's Wagen und Reiter", er ruft es plötzlich unter dem Eindruck
des Geschauten, wie Kinder, die etwas Absonderliches und Uner-
wartetes sehen. Nur so sind die Worte zu verstehen. Die spätere
Deutung der Israeliten auf Elia als ihre Hilfe, die so mächtig und
erfolgreich ist, wie Israel's Reiter und Kriegswagen (2 Kö. 13, 14), ist
gekünstelt und dem Bilde Elia's in i Kö. 19, 15 ff. völlig widersprechend
(Smexd, Ältt. RelgescJi. S. 179, Anm. 2). Diese feurigen Wagen
und Rosse begegnen uns nur hier, und doch sind sie gewiß keine
ad hoc erfundenen Größen, sondern gehören zu einer umfassenden
Mythologie. Bei ihrem Anblick kommt Elisa das himmlische Heer,
das Jahwe's Kriege mitkämpft und zu dessen Ausrüstung die feurigen
Wagen und Rosse gehören, in's Gedächtnis; daher der plötzliche Aus-
ruf. Diese in den Himmel fliegenden Wagen und Kriegsrosse ge-
hören nun zweifellos zu dem Inventar des himmlischen Kriegsheeres,
auf dessen Existenz in der Mythologie wir auf Grund des Namens
t^n "i schlössen, auch wenn Elia sie hier Israel's Wagen und Rosse
nennt.
7] n-'Dwn «3S. 725
Noch deutlicher blicken auf das himmlische Ilecr die beiden
Fragmente Jos. 5, 13 — 15 und Gen. 32, 2 f. In Jos. 5 ist von einem
Anführer des Heeres Jahwe's die Rede, der Josua entgegentritt. Daß
wir es mit einem überirdischen Wesen zu tun haben, ist zweifellos,
denn der Anführer des irdischen Heeres Jahwe's ist ja Josua selbst,
auch lälit die sich auf die ganze Stätte ergießende Heiligkeit (v. 15)
die himmlische Natur dieses Anführers erkennen. In Gen. 32, 2 be-
steht das Heerlager Gottes aus den DNl^SH ''2i<'?D. Hier ist der Aus-
druck ^<a5{ wirklich am Platze, und da es sich um ein überirdisches
Heer handelt, so werden wir schließen dürfen, daß diese beiden Bruch-
stücke ebenso wie die feurigen Rosse und Wagen des Elisa der-
jenigen mythologischen Vorstellungswelt entstammen, die den Aus-
druck D'ötyn S'3^ geschaffen hat. Zu beachten ist, daß der Ausdruck
mn"' N3S für das irdische israelitische Heer erst in ganz späten Stellen
vorkommt, nämlich in Ex. 7,4. 12, 17 und 41, die sämtlich zu P ge-
hören, und Judith 16, 13 (14). Damit soll natürlich nicht gesagt sein,
daß sich die israelitischen Krieger nicht auch schon in alter Zeit als
Streiter Jahwe's angesehen hätten, sondern nur, daß die Kombination
des Begriffes Hin'' J^DIi, der den Gottesnamen mN3i* mn"' geprägt hat
und nur eine Modifikation des geläufigeren D'^ßt^n ^I^S ist, mit den
irdischen Scharen Israel's jüngeren Datums ist. Es ist wohl zu be-
achten, daß in i Sa. 17, 26 D\1^i< niDIVG gesagt ist, daß sich hier also
die sonst übliche Terminologie nicht findet; auch scheint mir v. 45
nicht eine Erklärung des ms^i' niH^ durch bi^'\ü' mD"iyö ^rhi^ beab-
sichtigt zu sein, sondern vielmehr ein Bekenntnis: Der Gott der
Schlachtreihen Israel's ist Jahwe .Sebaöt, der alte bekannte Kriegs-
gott, und der Ausdruck steht auf derselben Linie, wie das Bekenntnis
D'TI D'nVs n")3"lJ?D v. 26. Es ließe sich nicht begreifen, wie aus einer
so naheliegenden Verstellung, daß HliT fc^^iJ das israelitische Heer sei,
später die Bedeutung von ''"'' ^DIJ (Ps. 103, 20 f., 148, i ff ) für Sterne
entstanden wäre, der umgekehrte Fall aber läßt sich leicht begreifen.
Der Fürst des Heeres Jahwe's mit dem gezückten Schwerte ist
also zweifellos der Fürst des himmlischen Heeres Jahwe's. Auch der
Engel Jahwe's mit dem gezückten Schwerte in der alten Bileam-
erzählung (Nu. 22, 31 j wird für einen Krieger dieses Heeres gehalten
werden dürfen. Die heutige literarische Gestalt des kurzen Ab-
schnittes Jos. 5, 13 — 15 ist nun aber schwerHch die ursprüngliche, die
eigentliche Pointe, die erzählte, warum der Fürst des Heeres Jahwe's
726 G. Westphal [S
Josua entgegentritt ist ausgefallen. Der Grund, Josua auf die Heilig-
keit des Ortes aufmerksam zu machen, genügt nicht; auch Ex. 3, 5
ist dies nur die Einleitung zu einer weit wichtigeren Mitteilung. Mög-
licherweise ist dieser Grund (isb) überhaupt nur aus Ex. hier ein-
gefügt, um einen anderen Inhalt zu verdrängen, denn auf eine Woh-
nung Jahwe's deutet an dieser Stelle nichts. Auch das IH^TD muß
einen Zweck haben, der in dem jetzigen Zusammenhange der Stelle
nicht mehr erkennbar ist; ein Jahweheiligtum ist in alter Zeit in Jericho
nicht nachweisbar (cf. Gall, Altisr. Knltstättoi, Beihefte zur ZA IV, 3,
S. 82 f.). Das TIJ^^ nny V. 14 ist zum mindesten überflüssig, überhaupt
sehr merkwürdig und verrät deutlich, daß hier etwas weggeschnitten ist.
Es ist schade, daß uns die hier gebotene Gelegenheit, etwas Näheres
über das himmlische Heer zu erfahren, durch die Ängstlichkeit der
Redaktoren genommen ist. GUNKEL erinnert an das in der deutschen
Märchenwelt vorhandene „wilde Heer".
Dieses Heer könnte auch der Rahmen des s. g. Segens Mose's
(Dtn. 33,2 — 5. 26 — 29) im Auge haben: Jahwe kommt mit seinen
Heiligen herangeflogen, um für die Seinen zu kämpfen, er fährt am
Himmel daher und in seiner Hoheit auf den Wolken. Fassen wir
Vti'ip VT^ als: Seine zum heiligen Kriege (Jes. 13, 3) aufgebotenen
Kämpfer sind an seiner Seite, so würden wir Yülp auf die himm-
lischen Heerscharen beziehen können; übersetzen wir aber )'T'2: „in
seiner Hand'', dann wäre wohl an das irdische Heer zu denken, was
zu 3a (1. IßJ?) besser passen würde. Die ülp n"l3S"l, aus deren Be-
reiche Jahwe kommt, könnte die zurückgebliebene Heeresmacht be-
deuten, aber die Worte sind sehr anfechtbar, wegen der Parallelen TD,
1'Vii' und pSD "in ist anzunehmen, daß auch die ^Ip mnm aus irgend
einem Ortsnamen, wie etwa rillO und ÜIJ^, entstanden sind (Wlh.).
Die jetzige Textgestalt der betreffenden Verse verbietet es, ernstliche
Schlüsse auf den Inhalt zu ziehen.
Diese mehr oder weniger dunklen Spuren, die der Tendenz der
späteren Bearbeiter der alttestamentlichen Schriften, alles Anstößige
und mit der jeweilig herrschenden Form des Jahwismus Unvereinbare
auszumerzen, glücklich entgangen sind — obgleich auch sie sich oft
gegen ihren Willen verraten, z. B. i Chr. 12, 22 das DM'?^' Hino —
lehren uns, daß man sich in Israel von einem Heere erzählte, das
oben am Himmel die Schlachten mitkämpfte, die Israel auf Erden
ausfocht. Diese mythologische Vorstellung muß sehr alt sein^ denn
9] D'D»n «2S. 727
wir sahen, dalJ sich in der Zeit, da der Kern von i Kö. 22, 19 ff. ent-
stand, nämlich etwa in der ersten Königszeit, der Übergang vom
himmlischen Kriegsheer (so noch in den lüisageschichten) zum himm-
lischen Hofstaat des Königs Jahwe allmählich vollzog. Die gegebene
Periode, in der die Vorstellung vom himmlischen Heere Jahwe's im
Volke lebendig war, ist die Zeit der Eroberungskämpfe Israel's mit
den Ureinwohnern des Landes Kanaan, die Zeit, in der Jahwe beson-
ders als Kriegsgott verehrt wurde, in der die Lade Jahwe's, das alte
„kriegerische Heiligtum" der Israeliten, mit auf den Kampfplatz ge-
führt wurde. Es ist gewiß kein Zufall, dali der Gottesname Jahwe
Sebaöt, der doch zweifellos seine Entstehung der Vorstellung vom
'BTI "S oder nin"* IJ verdankt, zu gleicher Zeit und in enger Verbindung
mit diesem Kriegsheiligtume auftaucht (vgl. Kautzscii m ZAIV18S6,
S. 17 — 22 und Seyring ebenda 1891, S. 114 — 125). Die Annahme
Wellhausen's u. a. (s. Smend, A/U. Relgesch. S. 203 f.), daß dieser
Gottesname erst von Amos gebildet sei, der damit Jahwe als den
Gott der kosmischen Mächte bezeichnen wolle, und daß sein Vor-
kommen in Sam. und Kö. auf späterer Eintragung beruhe, halte ich
nicht für wahrscheinlich, denn ein einzelner Mann wie Amos bildet
schwerUch einen Gottesnamen, solche entstehen vielmehr aus dem
Volke selbst. Auch die Bedeutung „kosmische Mächte" für niN2i'
wird z. Z, des Amos schwerlich jemand verstanden haben (s. dazu
.auch LöHR, Untersuchungen zum Buch Arnos, Beihefte zur ZA IV, 4, S.61).
Der enge Zusammenhang des Begriffes tJTI 'iJ mit der Vorstellung
von ms^i' mn'' als dem Kriegsgotte Israel's macht es nun wahr-
scheinlich, daß die Vorstellung vom Heere des Himmels aus genuin
hebräischem Boden erwachsen ist. Die kananäischen Baale kommen
wesentlich als Götter der Fruchtbarkeit des Bodens, als die Spender
von „Korn, Öl und Most" in Betracht, aber die Siege über die Völker
verdankte man nur Jahwe. Auch von einer Beeinflussung durch die
babylonisch-assyrische Kulturwelt kann für die Israeliten, die eben
■erst aus der Wüste in das Kulturland eingedrungen sind, noch nicht
■ernstlich die Rede sein.
Möglicherweise ist das himmlische Heer aus ursprünglich meteoro-
logischen Mächten hervorgegangen. Einen Fingerzeig für diese Ent-
wicklung bietet uns Ri. 5, 20, wo es heißt, daß die Sterne von ihren
Bahnen am Himmel aus gegen Sisera kämpfen. Da es sich in der
Deboraschlacht um ein Gewitter handelt, das durch seine gewaltigen
-2S G. VVestphal, D-'blPn «22.*. [lO
Re-^enmassen den Bach Kison so anschwellen ließ, daß die Truppen
des Sisera in seinen Fluten umkamen, so haben wir uns hier die
Sterne als die Hilfstruppen des Gewittergottes Jahwe, also als meteoro-
loeische Mächte, vorzustellen. Vermutlich hielt die alte Zeit die Sterne
für die Aufbewahrungsorte der Blitze; als VVettermacher kommen die
Gestirne auch in den altarabischen Religionen vor (WellhaüSEN,
Reste arabischen Heidentums^, S. 54, Anm. 2). Auch diese Vorstellung
klingt in der späteren Poesie der Hebräer noch nach, wenn z. B. Jes.
38, 2 das assyrische Heer mit rein meteorologischen Ausdrücken ge-
schildert wird. In archaistisch -poetischen Wendungen wird Jahwe
noch in spätester Zeit als der vom Sinai oder vom Himmel kommende
Gewittergott geschildert (Ps. 68, 8 f. Hab. 3, 3 u. a.), und ebenso haben
sich auch die Wolken, Winde und Blitze als Jahwe's Diener und Boten
in der späteren Poesie erhalten (Ps. 104, 4).
Mit dieser Ri. 5, 20 zugrundeliegenden Vorstellung befinden wir
uns noch nicht im Bereiche der Mythologie, vielmehr gehören die
Sterne hier noch neben Regen und Wind zu den natürlichen Bundes-
genossen Jahwe's als des Gewittergottes vom Sinai. Später, als dann
Jahwe seiner ursprünglichen Naturbedingtheit enthoben wurde, als man
in ihm den Kriegsgott verehrte, wurden auch jene mit Jahwe verbün-
deten Naturkräfte zu überirdischen, aber menschenähnlichen Wesen,
zu himmlischen Kriegern, die in ihrer Gesamtheit das D'^ÖCn t?2i'
oder das mn^ t<Di* bildeten. Dieser zweifellos in der Periode der
Eroberungen entstandene Ausdruck wurde dann den jeweiligen Vor-
stellungen von der Aufgabe und Tätigkeit der „himmlischen Heer-
scharen" angepaßt, so hat das "&T\ 'üi in i Kö. 22, 19 ff. eine beratende
Tätigkeit, späterhin erhielt es die Aufgabe beständigen Lobpreises
Jahwe's, so Ps. 148, 2. 103, 20 f. Als dann unter Manasse der baby-
lonisch-assyrische Gestirndienst in Juda und Jerusalem eindrang, fand
man den alten, an sich ziemlich gegenstandslos gewordenen, Ausdruck
für geeignet zur Bezeichnung dieses neuen Kultcbjektes.
Esmun-Asklepios.
Von
Wolf Wilhelm Grafen Baudissin.
er Gott Esmun, dessen Name sich zuerst im siebenten v^or-
christlichen Jahrhundert für Phönizicn keilschriftlich nach-
weisen lälüt, dessen Kultus im phönizischen Mutterland und
in den Kolonien weit verbreitet war, wird erstmals in einer
sardischen Trilinguis, die dem Anfang des zweiten vorchristlichen
Jahrhunderts anzugehören scheint, mit dem römischen „Aescolapius"
und dem griechischen Asklepios gleichgesetzt. Aus der Art, wie hier
die Identität angenommen wird, ist zu schließen, daß sie schon seit
lange als feststehend angesehen wurde. Der Name Asklepios für
den Esmun ist von da ab deutlicher und vielfacher bezeugt als die
Benennung irgendeiner andern phönizischen Gottheit nach einer
griechischen.
Worauf die Gleichsetzung der beiden Götter beruht, ist nicht über-
liefert. Der unverständliche oder doch mehrdeutige Name des Esmun
gibt uns von seinem Wesen keine Kunde. Aussagen über die be-
sondere Natur dieses Gottes besitzen wir nicht vor der Erörterung
eines Sidoniers bei Pausanias über den „Asklepios" der Phönizier,
eine direkte Aussage über „Esmun" nicht vor dem sechsten nach-
christlichen Jahrhundert, wo Damascius ausführlich dessen Mythos
erzählt. Diese späten Zeugnisse sind für sich allein nicht zu verwerten.
Zwei oder drei Aussagen aus früherer Zeit verweisen allerdings auf
Esmun als Heilgott oder doch als einen Gott, von dem gelegentlich
eine heilende Tätigkeit ausgehend gedacht wurde, können aber darauf
730 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [2
beruhen, dalJ man ihn so ansah, weil man ihn mit Asklepios identi-
fiziert hatte. Diese Identifizierung könnte möglicherweise eine andere
Veranlassung haben als die Bedeutung eines Heilgottes.
Die folgenden Zeilen wollen versuchen, in nur skizzierender Dar-
stellung, wie es an dieser Stelle allein möglich ist, Zusammenhänge
zu zeichnen, durch die wir auf indirektem Wege zur Ermittelung der
Vorstellung von Esmun und der Veranlassung seiner Identifizierung
mit Asklepios gelangen könnten'. Mit den so gewonnenen Ergeb-
nissen wird die Aussage des Damascius zu vergleichen und auf ihre
Übereinstimmung hin zu prüfen sein.
I.
In allen Religionen wird der Gottheit gelegentlich als ein Ge-
schenk ihrer Gnade die Heilung von Kranken und die Erhaltung der
Gesundheit zugeschrieben. Aber nicht bei allen Völkern des Alter-
tums lälit sich die Vorstellung von Göttern erkennen, deren spezielle
Aufgabe Heilung und Erhaltung der Gesundheit ist.
Bei den Ägyptern ist der Gott, welcher dem Asklepios gleich-
gesetzt wird, Imhotep, jedenfalls — wie man auch seine Entstehung
erklären mag — eine späte Gottheit, deren Kultus frühestens für das
sechste vorchristliche Jahrhundert nachzuweisen ist ^ Wohl aber waren
die Priester der lövvenköpfigen Göttin Sechmet Arzte und nannten
sich nach der Göttin 3.
Auf semitischem Boden weiß ich einen Spezialgott der Heilkunst
mit Sicherheit nicht nachzuweisen; von verschiedenen Gottheiten wird
aber ausdrücklich und mit besonderer Betonung Krankenheilung aus-
gesagt. In Babylonien ist Marduk, der Sonnengott von universaler
Bedeutung, ein „Heilgott in allen Krankheilen und Löser jeglichen
Bannes", ein Gott, „der Tote lebendig zu machen liebt" 'i. Auch Ninib
1 Über das hier Vorausgesetzte s, „Der phönizische Galt Esmun" ZDMG LIX,
S. 459 ff.
2 Sethe, Imhotep, der Asklepios der Aegypter, ein vergölterter Me7isch aus der Zeit
des Königs Doser, 1902; G. FOUCART, Imhotep, Rei/ue de l'hist. des religions, Bd. XLVIII,
S. 362—371
3 Sethe a. a. O., S. 4. Der Mondgott Chons war gegen Ende des Neuen
Reiches in Theben sehr populär und stand deshalb auch im Rufe, einmal in Krank-
heiten zu helfen. Darum ist er aber noch nicht ein Heilgott (freundliche Mitteilung
von Professor Erman)
4 Zimmern in: Schrader's Keilinschr. u. das Alte Testament^, S. 372 f.
3] Esmun-Asklepios. 731
erscheint „neben seinem kriegerischen Charakter als gnädiger, schützen-
der, von Bann und Krankheit heilender Gott'".
In Palmyra finden sich die Personennamen bi^Zl, ptqpeXou (Genet.)
„El hat geheilt", bUDI, pecpaßiuXc«; und «0112, auch «313 aus «D"lbu
„Bol hat geheilt", ferner XSlOty, wo Üü Abkürzung eines Gottesnamens
sein wird-, und das Hypokoristikon ND"l. In diesen Personennamen
bezeichnen die Gottesnamen bfr? und b)2 den heilenden Gott wie im
Babylonischen Mardnk. In andern Fällen ist palmyrenisches bl bei
Name einer Gottheit, in der offenbar der assyrische Marduk kopiert
ist. Deshalb hängt wohl auch der heilende Gott "PU mit Bei und
Marduk zusammen.
Neben diesen palmyrenischen Namen findet sich vereinzelt alt-
aramäisch der Name ^«ST = '?^"^21"' „El heilt", nämlich zweimal auf
einem aus Assyrien stammenden Siegelzylinder mit einer assyrischen
Darstellung der Anbetung einer Gottheit 3.
In Südarabien ist, so viel ich sehe, ebenfalls vereinzelt, der Person-
name Ili-rapda „Mein Gott hat geheilt" -i inschriftlich zu belegen.
Danach liegt es nahe, die arabischen Personennamen iläj^, wie eni
freigelassener 'Omar's hieß, und ^yt. in demselben Sinne zu erklären
mit der Annahme, daß hier „das Subjekt, ein Gott, weggelassen ist
wie in manchen durch die 3. Pers. sg. ausgedrückten Namen" s. Da
aber im Arabischen *Ls), U), (^yS;, so viel mir bekannt ist, nirgends
„heilen" (vom Arzte) bedeutet, sondern „flicken, reparieren", sind
immerhin Zweifel daran erlaubt, ob in den arabischen Namen ein
Gottesname zu ergänzen ist, noch mehr daran, ob sie von der heilen-
den Tätigkeit der Gottheit nach der Art eines Arztes reden. Eine
Entlehnung wird für die arabischen Namen nicht anzunehmen sein.
Dagegen ließe sich für den südarabischen nach analogen Beobachtungen
wohl an eine Entlehnung aus dem Aramäischen denken, nicht etwa
aus dem Assyrischen, wo der Stamm K21 nicht gebräuchlich zu sein
scheint. Mir ist er auf babylonisch-assyrischem Boden nur bekannt
1 Ebend. S. 409. Ob Ningiizida ein Gott der Heilkunst, vielleicht ursprünglich
ein Gott der heilkräftigen Kräuter war, wie A. Jeremias, Artikel Xergal in Roscher's
Lexikon der Mythologie III, Kol. 266 andeutet, lasse ich hier dahingestellt sein
2 Vgl. den verstümmelten Gottesnamen J.ejJ ... in einer Inschrift mit palmyre-
nischen Gottesnamen bei DE Vogüe, Coinpt. rend. de PAead. des Iiiscr. 1903, S. 277
j eis II, 77 t HÜ.MMEL, Altisraelit. Überlieferung, S. 82
5 So Nöldeke, Beiträge zur semitischen Sprachwissenschaft, S, 100
732 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [4
in dem spät-babylonischen Namen Nabn-rapa\ der zugleich aramäisch
umschrieben vorkommt: S£"n2i'. Er kann unter aramäischem Ein-
fluli gebildet sein. Wohl aber mag bei den Aramäern die Vorstellung
von der Gottheit als einer heilenden aus Babylonien stammen, wofür
sich namentlich jener Siegelzylinder aus Assyrien und auch der Name
^<£^^2i geltend machen lälJt.
An der Auffassung der palymrenischen Namen und des altara-
mäischen als Aussagen von der heilenden Tätigkeit der Gottheit wird für
die uns vorliegenden Belege kaum zu zweifeln sein, da t?D"l auch sonst ^
im Aramäischen in der Bedeutung „heilen" vorkommt. Nach der
Bedeutung des Verbums im Arabischen ist es allerdings auch für die
aramäischen Namen zweifelhaft, ob sie schon ursprünglich so auf-
gefaßt und nicht vielmehr zuerst von irgendeiner Verbesserung ver-
standen wurden. Man hat ihnen aber dann jedenfalls später die be-
sondere Beziehung auf eine heilende Tätigkeit der Gottheit gegeben.
Auch unter Voraussetzung der Bedeutung des Verbums „heilen" (als
Arzt) mögen freilich diese Namen von der Gottheit nicht direkt als
von einem Arzte reden, sondern in übertragenem Sinne von der
Heilung durch den Trost der Gottheit zu verstehn sein, etwa von
dem „Ersatz eines Gestorbenen durch einen Neugebornen"^; sie haben
aber auch dann doch gewiß für den aramäischen Sprachgebrauch
zur Voraussetzung, dalö man gewohnt war, von der Gottheit als von
einem heilenden Arzte zu reden. Wahrscheinlicher ist vielleicht aber
doch, dafj die Namen verstanden wurden von der Heilung der Mutter,
nach der sie eines Kindes genas (vgl. den Gebrauch von i^S*l im
Hebräischen Gen. 20, 17).
Vielleicht gehört hierher auf phönizischem Boden der Gott unter
dem Namen i<L"lö ^j;^ auf Cypern'*, wenn nämlich diese Benennung
wirklich in dem Sinne ,, heilender Baal" oder „Baal der Heilung" zu
verstehn ist. Das Verbum NÖ*1 wird im Phönizischen von der
heilenden Tätigkeit des Arztes gebraucht, und der Arzt heißt punisch
i^SI. Ortsname ist Nölö schwerlich, da es auch als phönizischer
Monatsname vorkommt. Diese Gottesbezeichnung läßt sich bei der
angegebenen Wortdeutung verstehn in dem appellativischcn Sinne
„Heilgott", sodaß der betreffende Gott noch einen andern Namen als
I l\.VLV&-LCWi,BabyloiiianExpedUbii,V,A.y,.,^.'^'] 2 NÖLDEKE, ZZ)yl/6^ XL, S. 723
3 So NöLDEKE, Beiliäge, S. ggf. 1 CIS I, 41, 3
5] Esmun-Asklepios. 733
Eigennamen getragen haben könnte, oder auch sie ist, mit Auffassung
des bys als einer Bezeichnung des höchsten Gottes, zu beziehen auf
diesen in seiner Eigenschaft als der heilende, wie bei den Griechen ein
Zevq TTaidv und Zeuq 'AaKXiiTTio^ \^orkommt. Übrigens könnte die
Benennung tsS^O h)f2 Übertragung einer griechischen Vorstellung sein.
Daß in zwei lateinischen hischriftcn Jupiter Dolichenus, d. h. der
Hadad oder auch Rammän des aramäischen Doliche, in Verbindung
mit Aesculapius erscheint ^ möchte ich nicht zugunsten einer ara-
mäischen oder überhaupt semitischen Vorstellung von einem Heilgott
verwerten, da das Material zu gering ist und nur für die eine In-
schrift, die in Numidicn gefunden worden ist, die Erklärung des Aes-
culapius als einer semitischen Gottheit nahe liegt. Diese ist aber
dann gewiß keine andere als sonst der afrikanische Aesculap, nämlich
Esmun ^.
Im Alten Testament ist nicht selten von Jahwe als dem heilen-
den die Rede mit Formen des Verbums ^^D1.
Das Verbum verweist allerdings auch im Hebräischen nicht un-
bedingt auf die Vorstellung der ärztlichen Tätigkeit; denn das Fiel
und Niphal werden gebraucht von der Ausbesserung irgendeines
Schadens (i Kön. i8, 30; Jer. 19, 11) oder der Verbesserung eines
Zustandes (2 Kön. 2, 21 f.; Ez. 47, 8 f. 11), ohne dafj es sich um Krank-
heit handelt. Das Nomen i<S"lD bezeichnet nicht nur die Heilung des
kranken Körpers, sondern bedeutet in übertragenem Sinne, auch ohne
daß das Bild der Krankheit vorliegt oder doch ohne daß es zum
Ausdruck kommt, allgemein „Erquickung" und „Beruhigung", „Wohl-
ergehn" und „Heil" (Jer. 8, 15; 14, 19; Mal. 3, 20; Spr. 4, 22; 13, 17;
16, 24), ebenso ^1^5B■l „Erquickung" (Spr. 3, 8).
Auch in der Anwendung auf Jahwe hat S21 einmal die Bedeu-
tung „ausbessern" , Fs. 60, 4, wo von einer Heilung der Brüche der
Erde nach einem Erdbeben die Rede ist. An vielen andern Stellen
aber ist die Bedeutung des Heilens der Krankheit durch den Zu-
1 S. Kan, -De lot'ls Dolicheiii ciiltu, Groning. 1901, v^. 25(1.
2 Vgl. ZD3IG LIX, S. 480. Obgleich ich durch Kan's ausführliche Darstellung
davon nicht überzeugt worden bin, daß dem Jupiter Dolichenus selbst die Bedeutung
eines Heilgottes eignete, ist doch nach der Darstellung einer Schlange auf einem
Votivstein in Moesien für den Zeus Dolichenos (Kan a. a. O., S. 36 n. 4) denkbar,
daß er gelegentlich, ebenso vie der griechische Zeus, mit Asklepios verschmolzen
wurde
J34 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [6
sammenhaiig gefordert. W'enn es sich dabei um die Beseitigung
einer wirklichen Krankheit handelt (Gen. 20. 17; Num, 22, 13; 2 Kon.
20. 5. 8; ebenso vielleicht Ps. 30. 3 und 2 Chr. 30, 20), so weist das
noch nicht hin auf die Vorstellung eines eigentlichen Heilgottes, da
Jahwe, der alles verursacht, selbstverständlich auch die Genesung von
Krankheit sendet. Wichtiger ist der häufige bildliche Gebrauch von
SD"i mit bezug auf Jahwe, wobei gedacht wird an Verbesserung oder
Beseitigung von Unglück oder Sünde des Volkes oder auch des
Einzelnen. Dali hier wirklich das Bild des Arztes, nicht irgendeines
andersartigen Verbesserers. vorliegt, zeigt in einem Falle, Ex. 15, 26^
das Partizipium SDl. das so wie hier, nur verbunden mit dem .Suffix,
zur Bezeichnung des zu Heilenden (^J;^£^) sonst nicht von Jahwe ge-
braucht wird: ..dein Arzt" in dem Sinne: „der dich vor Krankheit
bewahrt"; vgl. Ps. 147, 3 i^DTin mit b des Objektes: „der, welcher
heilt die zerbrochen am Herzen sind". Das Partizipium, absolut ge-
braucht, bezeichnet immer den Arzt (Gen. 50,2; Jer. 8,22; 2 Chr.
16. 12; vgl. Hio. 13. 4). Häufiger ist dieselbe Bedeutung des Bildes
in der Anwendung des Verbums SD"1 auf Jahwe zu entnehmen aus
der Zusammenstellung von heilen und verbinden (nämlich die Wunden)
oder heilen und auflegen eines Pflasters (Jes. 30, 26; Jer. $s> 6; Hos.
6, I; Ps. 147, 3; Hio. 5, 18). Dazu kommt die ebenfalls nicht seltene
Verdeutlichung der Aussage des Heilens durch die ausdrückliche
Voraussetzung des Krank- oder speziell Verwundetseins derer, die
geheilt werden (Deut. 32, 29; Jes. 19, 22; 30, 26; Jer. 30, 17; Hos. 6, i;
Ps. 41, 4f : 103, 3; 147, 3; Hio. 5, 18; vgl. Ps. 6, 3).
Die meisten Belege für das Bild von Jahwe als dem heilenden
finden sich in der spätem Literatur des Alten Testamentes, bei Jere-
mia und in Psalmen und einer in Jesaja II; das Bild konmit aber
schon bei Hosea vor (c. 6, i ; 7, i; 11, 3 [14. 5]; vgl. Hos. 5, 13;
Jes. 6, 10).
Bei Hosea ist bedeutsam die Kombination der Aussage vom Heilen
und Verbinden durch Jahwe mit der andern, daß er belebt und wieder-
erweckt (c. 6, if; vgl. Deut. 32,39), da die Vorstellung von der
heilenden Gottheit als der in's Leben zurückrufenden sich — wie wir
gesehen haben — auch in Bab}-lonien findet.
Das Bild der Krankenheilung klingt noch nach, wenn ohne
spezielle Hinweisung auf Krankheit oder Verwundung von Jahwe's
Heilung der Abtrünnigkeit seines Volkes die Rede ist in dem Sinne
i
7] Esmun-Asklepios. 735
von Vergebung (Jcr. 3, 22; Hos. 14, 5). Daneben wird «DT allge-
mein von Jahwe's helfendem, tröstendem, beglückendem Tun gebraucht
in dem Sinne von: „Heil bringen" (Jes. 57, i8f.; Jer. 17. 14; Hos. 7, i;
II, 3; Ps. 107, 20 ; 2 Chr. 7, 14).
Zusammengefaßt wird die Vorstellung von Gott als dem heilen-
den in dem Namen "^iSD-i, der an später Stelle i Chr. 26, 7 in einem
Verzeichnis der Tempeltorhüter vorkommt und im nachalttestament-
lichen Judentum seit Tob. 5, 4 ('PaqpanX) als Engelname. Denselben
Personnamen fanden wir in Palmyra; er mag nichthebräischen Ur-
sprungs sein. Ihm entspricht der Ortsname ^«DT. Jos. 18, 27, der
vorisraelitisch sein könnte. Anscheinend spät ist der nur in Chronik
und Nehemia vorkommende Name rrci .Jahwe hat seheilt'' (i Chr.
3,21; 4,42; 7,2; 9,43; Xeh. 3.9). Vielleicht gehören noch hierher
als Hypokoristika SD"1 i Chr. 8, 2 (vgl. c. 4, 12) und nsn i Chr. 8, n,
wenn nicht vielleicht zu lesen wäre SDT nach S-.DT Num. 13, 9'.
Die Auffassung Jahwe's als eines Heilgottes ist ein heterogenes
Element neben den Zügen eines Gewittergottes, die sich in der An-
schauung von ihm erhalten haben. Die Auffassung als Gewittergott
gehört zweifellos schon den ältesten Zeiten der Hebräer an, wo sie
als Nomaden in der Wüste lebten. Sie stammt vielleicht aus semi-
tischer Urzeit, da wir bei andern semitischen Völkern analoge Vor-
stellungen eines Gewittergottes finden. Auch der Gedanke, daI5 die
Gottheit gelegentlich Krankheit heilt, ist ebenso wie der entgegen-
gesetzte, dalj sie mit Krankheit heimsucht, der Anschauungsweise
von Naturvölkern nicht fremd. Aber die Vorstellung von der Gott-
heit als einer solchen, zu deren Wesen es gehört, dalJ sie nach der
Art eines Arztes von Krankheit befreit, wird sich auf dem Boden
der Kultur bei seßhaften Völkern ausgebildet haben. Es ist deshalb
anzunehmen, daß die hierher gehörenden Züge in den alttestament-
lichen Aussagen von Jahwe Aufnahme gefunden haben nach der
Niederlassung der Hebräer in Kanaan. Spontan bei den seßhaften
Israeliten ist diese Anschauungsweise schwerlich entstanden, da sie
auch babylonisch, altaramäisch und palmyrenisch ist. Bei den Ara-
mäern, speziell in Palmyra, entspricht die Ausdrucksweise, in Baby-
lonien die Kombination von heilen und wiedererwecken den alt-
I So NÖLDEKE, Beitrcii^e, S. 100
736 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [g
testamentliclien Aussagen \ Es ist also mit einiger Wahrscheinlichkeit
anzunehmen, daß die Israeliten in der Anschauung von Jahwe als
einem heilenden Gott durch die Berührung mit einem nordsemitischen
Kulturvolk beeinflußt worden sind. Die arabischen Personennamen,
die vielleicht von einem Heilen der Gottheit reden, entscheiden nicht
für eine andere Beurteilung. Auch wenn sie wirklich so zu verstehn
sind, verweisen sie, weil sie vereinzelt sind und die vorausgesetzte Be-
deutung des Verbums im Arabischen vereinzelt wäre, nicht auf eine
feststehende Vorstellung von der Gottheit als einem Arzte.
Aus der alttestamentlichen, altaramäischen und palmyrenischen
Anwendung des Verbums fc<5"l für den heilenden Gott ergibt sich,
daß das in jener sardischen Trilinguis^ welche Esmun mit Aesculap-
Asklepios gleichsetzt, von Esmun ausgesagte fc<''S"l „er hat ihn [den
die Weihinschrift darbringenden Kleon] geheilt"' keineswegs auf
griechischen oder römischen Einfluß zurückgeführt werden muß, viel-
mehr altsemitischer Vorstellungs- und Ausdrucksweise entspricht.
Verbreitung und Übereinstimmung der Aussagen auf semitischem
Boden über das Heilen der Gottheit zeigen zweifellos, daß es sich
nicht um ein willkürlich gewähltes Bild oder eine aller Religion eig-
nende Anschauungsweise handelt, sondern um eine, wenn nicht bei
den Semiten überhaupt, so doch bei den Nord- und Westsemiten
volkstümliche Auffassung der Gottheit. Esmun in einer dem griechischen
Asklepios entsprechenden Bedeutung als Heilgott würde also durch-
aus in semitische Vorstellungsweise hineinpassen 3.
1 Auch der griechische Asklepios wurde als Totenervvecker gedacht (Welcker,
Griech. Götierlehre, Bd. II, S. 738), wofür irgendwelcher Zusammenhang mit babylo-
nischen Vorstellungen gewiß nicht anzunehmen ist. Die alttestamentliche Verbindung
aber von heilen und wiedererwecken scheint deshalb auf einen direkten oder in-
direkten Zusammenhang mit jener babylonischen Vorstellung zu verweisen, weil das
Alte Testament von dem Heilen durch Jahwe nur als einer seiner Äußerungen neben
vielen andern oder nur bildlicherweise redet, einen eigentlichen Heilgott aber nicht
kennt und weil auch die ältesten Hebräer einen Gott dieser Bedeutung nicht gekannt
zu haben scheinen. Für die bildliche Redeweise liegt demnach die Annahme einer Ent-
lehnung nahe
2 eis I, 143, I f.
3 Mit dieser Auffassung des Esmun würde übereinstimmen die, so viel ich sehe,
zuerst von Movers angenommene Identität des karthagischen lolaos und des Esmun,
da nach Athenäus lolaos den Herakles in Libyen wieder zum Leben erweckt hat.
Aber die nicht unmögliche Identität ist doch erst zu erweisen
9] Esmun-Asklepios. 737
IL
Auf palästinischem Boden ist als das Tier des heilenden Gottes
die Schlange verehrt worden. Das ergibt sich aus der Erzählung
Num. 21, 4 — 9, wo Mose eine eherne Schlange auf einer Stange auf-
stellt, damit durch den Aufblick zu ihr die Israeliten geheilt werden
von den Bissen der Saraf-Schlangen. Die Erzählung will zweifellos
eine Rechtfertigung des Nechuschtan geben, des ehernen Schlangen-
bildes, das nach der Angabe II Kön. 18, 4 bis auf die Zeit Iliskia's
in Juda mit Opfern verehrt wurde und von Mose hergestellt sein
sollte. Das Referat des Königsbuches ist durchaus glaubwürdig wegen
der Singularität des Berichteten, das zu spätem Anschauungen von
den religiösen Verhältnissen der Königszeit nicht palit. Die Zurück-
führung des Bildes auf Mose wird lediglich aus dem Bedürfnis ent-
standen sein, das der Jahwereligion nicht angemessene Gottesbild
durch den ehrwürdigen Namen zu rechfertigen. Die Erzählung im
Buche Numeri von den Ereignissen, wodurch die Herstellung des
Schlangenbildes veranlalit worden sein soll, ist anzusehen als eine
ätiologische Legende: aus der Bedeutung des Schlangenbildes als eines
heilenden wurde geschlossen auf seine Entstehung bei Gelegenheit
einer Schlangenplage mit Annahme einer gewissermaßen homöo-
pathischen Kur^
Daf5 die eherne Schlange als ein heilendes Bild angesehen wurde,
sagt II Kön. 18, 4 nicht; sie könnte von Hause aus eine andere Be-
deutung gehabt haben^. Der Name lljti'n^, mag er nun von riB'riJ
„Erz" oder von t^ni „Schlange" abzuleiten sein3, klärt uns über diese
Bedeutung nicht auf. Daraus aber, daß das elohistische oder ephraimi-
tische Erzählungsbuch in Num. 21, 4 ff. dem Schlangenbild jenen
Charakter beilegt^ ergibt sich, daß zu der Zeit, wo diese Erzählung
entstand, zu den Israeliten die Kenntnis von der Schlange als dem
Tier einer heilenden Gottheit gelangt war. Wir haben keine Ver-
anlassung, die Erzählung zu spätem Überarbeitungen des elohistischen
1 S. meine Studien I, S. 288 f.
2 So unter andern Cheyne, Artikel Nehushtmi in der Encyclopaedia Biblica III
3 S. darüber Artikel „Schlange, eherne" in Herzog's Realencykl} , Bd. XVII
4 Für das elohistische Buch scheint entscheidend DTI^X v. 5, das sich schwer-
lich auf einen Redaktor zurückführen lälJt. Dagegen ist mn^ v. 6 ff. sehr wohl als
redaktionelle Überarbeitung zu verstehn. Die Herkunft des Abschnittes ist immerhin
nicht ganz sicher
Nöldeke-Festschrift. 47
^3S Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [lO
Buches zu stellen; denn ganz unabhängig von dem Urteil über die
Herkunft des Abschnittes Num. 21, 4fif. lälit sich die Erzählung nur
entstanden denken zu einer Zeit, wo die Verehrung der ehernen
Schlange bestand, also vor ihrer Beseitigung durch Hiskia. Von der
zeitlichen Ansetzung des Referates Num. 21, 4 ff. aus wird für die
Entstehung der Erzählung noch um einiges zurückzugehn sein; denn
in Num. 21, 4 IT. ist nicht das Schlangenbild selbst wirksam — wie
das doch wohl für eine ursprüngliche Form der Erzählung als eines
eigentlichen Mythos anzunehmen ist — , sondern der Wille Jahwe's,
der sich des Bildes als eines Mediums bedient.
In dem Umstand, daß das Bild dem Mose zugeschrieben und
nicht wie die Massebä von Bethel in die Patriachengeschichte ver-
woben wurde, wird eine Erinnerung daran zu erkennen sein, daß die
Israeliten den Schlangendienst nicht in Kanaan vorfanden, wie die
durch die Patriarchensage geheiligten Stätten. Jene Darstellung
könnte etwa darauf beruhen, daß die Israeliten den Schlangendienst
bei der Einwanderung mitbrachten, sei es aus der arabischen Wüste,
sei es aus Ägypten.
In Süd-Arabien sind Bruchstücke von kleinen Bronze-Schlangen
gefunden worden', die gewiß irgendwelche religiöse Bedeutung hatten.
Aus welcher Zeit sie stammen, scheint sich nicht erkennen zu lassen;
ebensowenig weisen sie irgendwie auf eine heilende Gottheit hin. Mir
ist überhaupt kein Anzeichen dafür bekannt, daß die Schlangen von
den Arabern, denen sie allerdings als Erscheinungsform der Geister,
der Dschinn, gelten, mit krankheitheilender Kraft ausgestattet gedacht
worden wären. Freilich mögen unter solchen Quellen in Arabien,
welche als von Schlangen bewohnt gelten, Heilquellen sein^ Aber
die Schlange wird bei den semitischen wie bei andern Völkern zu den
Wasserquellen überhaupt in eine Beziehung gesetzt^.
Man könnte andererseits an eine alte Entlehnung des Nechusch-
tan aus Ägypten denken 4, wo die Schlange allgemeines Gottheits-
1 In der Kollektion Glaser, s. D. H. Müller, Südarabische Alterthümer im kunst-
historischen Hofmuseum, Wien 1899, S. 64f. n. 136. 137. Die Stücke haben eine Höhe
von 0.085 und 0,072 M. ; der mittlere Teil hat einen „Henkel" und das Vorderteil
ein Loch im Kopfende, doch wohl zum Aufliängen
2 J. H. MoRDTMANN, ZDMG XXXVIII, S. 587; Robertson Smith, Relig. der
Semiten, deutsche Ausg., S. 130
3 S, Artik. „Drache zu Babel'' in Herzog's Real.-Encykl} , Bd. V, S. 10 f.
4 So Renan, Ilistoire du peuple d' Israel, Bd. I, S. 146. 178f. u. a.
1 1] Esmun-Asklepios. 739
zeichen war. Aber speziell als das Tier einer heilenden Gottheit
kommt sie hier in alter Zeit nicht vor'. In dieser Bedeutung scheinen
also die Israeliten die heilige Schlange weder von den Arabern noch
von den Ägyptern überkommen zu haben; mindestens für die Be-
deutung wird eine andere Herkunft anzunehmen sein. Auch ist es
nicht wahrscheinlich, dal) die eherne Schlange der Israeliten unter
ägyptischem oder anderm Einfluli bei der Einwanderung in Kanaan
mitgebracht wurde; denn sie gehört schwerlich sehr hohem Altertum
an. Dagegen spricht ihr vereinzeltes Vorkommen und namentlich auch
die Art ihrer Rechtfertigung durch die Zurückführung auf Mose.
Wäre sie wirklich sehr alt gewesen, so hätte sie ihre Rechtfertigung
irgendwie in sich selbst getragen.
Das Schlangenbild war also wahrscheinlich nach der Nieder-
lassung Israel's in Kanaan aus der Fremde entlehnt worden, was wir
ebenso für die Vorstellung von Jahwe als heilendem Gott vermutet
haben. Am nächsten liegt es, anzunehmen, dalö das Schlangenbild
bei den Israeliten, wie zumeist oder vielleicht allgemein die fremd-
ländischen Kultusformen der vorassyrischen Periode, von den Kanaa-
näern her oder doch durch deren Vermittelung überkommen war.
Ein erst von den Ass}Tern entlehntes Bild hätte man nicht schon
zur Zeit Hiskia's auf Mose zurückführen können. Etwaige Zusammen-
hänge der ehernen Schlange mit ägyptischen Vorstellungen Helfen
sich bei jener Annahme erklären, da Ägypten aller Wahrscheinlich-
keit nach schon frühzeitig auf die kanaanäische Religion Einfluli aus-
geübt hat, wie dies später sicher der Fall gewesen ist. War das
israelitische Schlangenbild von den Kanaanäern her entlehnt, so wird
von diesen wohl auch seine Bedeutung als Bild der heilenden Gott-
heit herstammen, da sich keine Veranlassung und bis jetzt keine Mög-
lichkeit bietet, diese Bedeutung von anderwärts her abzuleiten, sich
auch nicht annehmen läßt, dali sie sich spontan bei den Israeliten
gebildet habe. Die bei ihnen entstandene Legende von dem Nechusch-
^' Die Göttin Meit-seger wurde im Neuen Reich als die Schutzpatronin der
thebanischen Nekropolis von den dortigen Beamten und Arbeitern verehrt. Wie alle
Göttinnen, die keine feststehende Gestalt haben, wird sie als vSchlange dargestellt.
Zu den Heilgottheiten kann man sie nicht zählen, obgleich sie wohl auch einmal
einem, der zu ihr betete, Heilung gesandt hat. Nach einer Inschrift hat sie einem,
der sich gegen sie vergangen hatte, Krankheit zur Strafe gesendet und ihn dann
auf sein Flehen wieder gesund gemacht (nach einer Mitteilung von Professor Erman)
47*
740 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [l2
tan ist nur zu verstehn, wenn sie jene Bedeutung" des Bildes als be-
reits vorgefunden zur Veranlassung hatte'.
Gab es wirklich einen \'on den Kanaanäern verehrten Heilgott,
der als Schlange dargestellt wurde, so lälit sich doch aus keinem
direkten Zeugnis entnehmen, dali dies gerade Esmun war^ Das Bild
des Asklepios mit einem Stabe, der von einer Schlange umwunden
ist, auf einer Goldplaquette j, die aus Sidon stammen und an der Stätte
des Esmuntempels gefunden worden sein soll, besagt nichts; denn
die Figuren der Plaquette — neben Asklepios Hygieia und Teles-
phoros — sind unverkennbar griechisch. Ebenso ist aus einer Münze
von Sidon, aus der Kaiserzeit, die das Bild des Asklepios mit dem
Schlangenstab zeigt'», nichts zu entnehmen. Es werden aber weiter-
hin in anderm Zusammenhang Darstellungen zu erwähnen sein, die
höchstwahrscheinlich die Schlange als das Tier speziell des punischen
„Aesculap*', d. i. des Esmun, zeigen.
Sonst weilJ ich überhaupt bei den Phöniziern die Schlange nicht
nachzuweisen in der Bedeutung des Tieres einer Heilgottheit und
auch nicht bei den Babyloniern als eben die heilende Kraft einer
Gottheit darstellend. Vielleicht aber ergibt sich diese Bedeutung aus
einem modernen syrischen Märchen, worin der Schlangenkönig drei
Erschlagene in's Leben zurückruft mit dem Lebenswasser, das eine der
Schlangen für ihn geholt hat 5. Auch hier ist die Schlange wohl zu-
1 Die Erzählung Xum. 21, 4 ff. hat man kombiniert mit dem weit verbreiteten
Glauben, daß eine Tieiplage sich beseitigen lasse durch Herstellung eines Abbildes
des Plagetiers (Fbazer, Golden Boiigh~, Bd. II, S. 427). Aber bei diesem Glauben
scheint mir ursprünglich doch wesentlich zu sein, da& das Abbild beseitigt wird,
was bei der ehernen Schlange nicht stattfindet. Jedenfalls kann aus dem angeführten
Glauben nicht die Anschauung von dem Schlangenbild als einem heilenden nach-
träglich hervorgegangen sein, vielmehr ist diese Anschauung das Primäre; denn in
der Erzählung ist nicht die Errichtung des Schlangenbildes, sondern das Anschauen
des Bildes das die Heilung bewirkende. Also inhäriert die heilende Kraft dem Bild
unabhängig von der Schlangenplage. Das Anschauen des Bildes kann nicht ein erst
vom Erzähler zu der volkstümlichen Geschichte hinzugefügter Zug sein, denn gerade
dadurch erscheint das Bild selbst als im Besitz der heilungbringenden Kraft, während
der Erzähler diese dem vom Bild unterschiedenen Jahwe zuschreibt
2 über phönizische Münzen aus Cossura mit dem Bild eines Gottes, der eine
Schlange in der Hand hält, s. Studien I, S. 276 f.
3 Clermont-Ganneau, Reaieil d'archeobgic Orientale, Bd. V, S. 54 f.
4 S. über die Münze ZDMG LIX, S. 473 f. Der mir vorliegende Abdruck zeigt
deutlich die Schlange am Stabe
5 Prym u. Socin, Syrische Sagen und Märchen 1881, S. 12 1 f.
I
13] Esmun-Asklepios. 74 1
nächst Repräsentantin des \\ assers; aber die Totencrweckung erinnert
doch nach jenen Aussagen über Marduk an babylonische und viel-
leicht allgemein semitische Vorstellungen vom Heilgott.
Bei der Gleichsetzung des Esmün mit Asklepios ist es jedenfalls
von vornherein nicht unwahrscheinlich, dali Esmun durch die Schlange
repräsentiert wurde; denn sie war die stehende Beigabe oder geradezu
die Darstellung des griechischen Asklepios. Schlangen wurden in
seinem Heiligtum zu Epidauros gehalten und der Gott in Gestalt einer
lebenden Schlange um 300 v. Chr. von dort nach Rom geholt. Auch
zu Kos ist durch Herondas ' um 260 v. Chr. der lebendige öpdKuuv
im Tempel bezeugt. Da wir nun wissen, dal) in einem bei den
Israeliten bestehenden und wahrscheinlich von den Kanaanäern her
entlehnten Kultus die Schlange den Ileilgott repräsentierte, so lälit
sich mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuten, da(i auch bei den
Phöniziern der Gott, den man nachmals mit dem griechischen Heil-
und Schlangengott identifizierte, durch die Schlange dargestellt wurde.
Die Frage nach dem Alter dieser vermuteten phönizischen Vor-
stellung von einem Heil- und Schlangengott läßt sich nur beantworten,
wenn wir zu der andern Frage zurückkehren, aus welcher Quelle die
alttestamentliche Anschauung von Jahwe als dem heilenden stammt.
Da auf babylonischem Boden heilende Götter vorkommen, so ist es
möglich, daß die alttestamentliche Vorstellung indirekt auf Babylonien
zurückgeht. An die Zeit der direkten Einwirkung der Babylonier
oder auch der Assyrer auf Israel kann man nicht denken. Denn ab-
gesehen von den Aussagen über Jahwe als den heilenden in der
Schrift Hosea, die sich wenigstens nicht alle als Interpolationen aus-
scheiden lassen^, nötigte uns die zeitliche Ansetzung der Entstehung
der Legende von Num. 21, 4 ff., auf die vorassyrische Periode zurück-
zugehn. Wohl aber wäre möglich, daß die Auffassung von Jahwe als
1 Mim. IV, 90 ff., worauf mich Professor Rud. Herzog freundlichst aufmerk-
sam macht
2 Ex. 15, 26 steht zwar in einem jehovistischen Stücke, fällt aber aus dem
Zusammenhang heraus und enthält deuteronomistisches. Deshalb ist nicht ersicht-
lich und nicht wahrscheinlich, dalJ die Bezeichnung Jahwe's mit „dein Arzt" sehr
alt ist. Trotzdem könnte die Verknüpfung dieser Bezeichnung mit dem Aufenthalt
an der Quelle Märä in der Wüste Sür v. 22 ff., wie Ed. Meyer, Sitziingsb. d. Berl.
Akad. 1905, S. 646. Anmkg. 2 annimmt, darauf beruhen, dat bei TOr auf der Sinai-
halbinsel ein Heiligtum der Maraniten mit Heilquellen genannt wird. Von heilender
Kraft der Quelle ist freilich in dem alttestamentlichen Bericht nicht die Rede
742 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [14
einem heilenden Gott indirekt dem Babylonismus entstammt durch
Vermittelung der seit vorisraelitischer Zeit babylonisch beeinflulJten
Kultur Kanaan's. Auf babylonischem Boden fehlt es nicht an Ab-
bildungen von mythischen Schlangen und Hinweisungen auf eine
Schlangengottheit. Da indessen die Kombination mit der Schlange —
so viel ich sehe — für die bab\-lonische Vorstellung heilender Gott-
heiten als solcher bis jetzt nicht vorliegt, so ist speziell in der An-
schauung von Num. 21, 4 ff. keine Veranlassung gegeben, an Ent-
lehnung einer israelitisch-kanaanäischen Vorstellung von der heilenden
Gottheit aus Babylonien zu denken. Es wird weiterhin unter anderm
Gesichtspunkt diese Frage nochmals aufzunehmen sein. Das aller-
dings erscheint von xornherein als sehr wohl möglich, dali die Häufung
der Aussagen von Jahwe als dem heilenden in der nachexilischen
Literatur nicht nur auf die damalige Stimmung des heilsbedürftigen
jüdischen Volkes, sondern auch auf direkten babylonischen Einfluli
zurückzuführen ist.
In der Erzählung Num. 21, 4ff. wird das heilende Schlangenbild
auf oder an einem Di, d. i. einer Stange, errichtet. Diese Art der
Aufstellung dient hier dazu, das Bild sichtbar vor die Augen der
Volksmenge in der Wüste zu bringen, entspricht aber wahrscheinlich
auch der Art, \vie das Kultusbild der Schlange wirklich aufgestellt
war. Um dieses sichtbar zu machen, mulJte die Schlange irgendwie
emporgehoben erscheinen.
Das Vorkommen eines derartigen Kultusbildes auf phönizischem
Boden wird nahezu erwiesen durch eine längst bekannte, aber noch
nicht genügend beachtete Abbildung. In Algerien ist eine Silberplatte
gefunden worden, wahrscheinlich ein Diademband, deren reicher Bilder-
schmuck, obgleich keine Inschrift ihn begleitet, zweifellos punischer
Herkunft ist^. Neben zwei Götterbüsten in der Mitte, die wahrschein-
lich die Tanit und den Baal Hamman darstellen, ist auf beiden Seiten
je eine Schlange abgebildet, die sich an einem Pfahl emporwindet.
Der eine Pfahl hat auf seiner Spitze einen kurzen Querbalken, um
den sich das Kopfende des Tieres schlingt. Es liegt nahe, in der
Schlange eine Hinweisung auf den in Karthago neben Tanit und
Baal Hamman hochverehrten Aesculap zu erkennen und dann doch
I S. darüber die sorgfältige Untersuchung von PiiiL. Berger, La Tiiiüte Cartha-
gimise, Gazette archeobgiqiie 1879 u. 1880 und dazu 1879, Taf. 21
15] Esmun-Asklepios. 743
wohl auf den punischen Esmun\ Freilich zeigt sich in andern Bildern
des Silberbandes griechisch-römischer Einfluli. Aber die beiden Pfähle
sind viel zu dick und säulenartig, um sie für den Stab des griechischen
Asklepios halten zu können; auch durch den einen Querbalken wird
das unmöglich gemacht. Allerdings scheint für die Beziehung des
Schlangenbildes auf den einzelnen Gott Esmun-Aesculap zunächst
die Verdoppelung der Schlange Schwierigkeiten zu bereiten. Es wird
auf diese Zweizahl noch mehrmals zurückzukommen sein. Aber auch
wenn speziell an Esmun nicht zu denken wäre, so dient doch diese
Abbildung unserer Vermutung zur Bekräftigung, daij der Nechuschtan
die Nachahmung eines kanaanäischen Kultusbildes war.
Die Darstellung auf dem Silberband ist nicht etwa ägyptisch be-
einflulit. Allerdings haben wir auf ägyptischem Boden eine einiger-
maßen analoge Darstellungsweise: in Abbildungen zu Philä finden
sich Stangen, die an dem obern Ende im Rechteck mit einem Seiten-
holz versehen sind (nicht mit einem nach beiden Seiten vorstehenden
Querholz, wie auf dem Silberband) und als Träger einer langen Reihe
von heiligen Tieren und Symbolen dienen, darunter auch eine Schlange.
Aber diese Schlange ringelt sich nicht an der Stange empor, sondern
bewegt sich oben auf dem Seitenholz in Windungen ^ Eher ist mit
der Abbildung des Silberstreifens in Parallele zu stellen eine Dar-
stellung aus Ninive mit zwei Schlangen an Stangen hinter einem
Altar, vor dem eine Opferhandlung beginnt, als ob sie den Schlangen
geltet. Ob aber wirklich diese Schlangen als Gegenstände der Ver-
ehrung anzusehen sind, ist mir doch zweifelhaft, da sie an den Stangen
mit Stricken oder Stäben befestigt zu sein scheinen und vielleicht in
Verbindung stehn mit einem Wagen, der sich hinter ihnen befindet.
Bemerkenswert könnte sein die Gemeinsamkeit der Zweizahl der
Schlangen auf dem Silberband und in der Abbildung aus Ninive.
Auf einem Siegel-Zylinder aus Carneol mit hittitischen Schrift-
zeichen hat man die Darstellung einer Schlange an einer Stange ge-
1 So Berger a. a. O. 1879, S. 135 f.; 1880, S. 169, der auch auf das Zu-
sammenstimmen mit dem Schlangenbild von Num. 2l,4ff. schon hingewiesen hat.
Er datiert das Denkmal aus der Zeit nach dem Beginn unserer Ära. An christ-
lichen Einfluß auf die Darstellung der Schlangen (vgl. Joh. 3, 14 f.) ist nach dem
Charakter der übrigen Bilder des Silberbandes nicht zu denken
2 RosELLiNl, Mowcmeitti delP Egitlo, Bd. III, Mon. del cullo, Tafel XXI; vgl.
Taf. XXII
3 La YARD, Nineveh and i/s retnains 1849, Bd. II, S. 469
744 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [l6
funden'. Vor dem so gedeuteten Bilde steht eine menschliche Figur,
anscheinend in anbetender Stellung; hinter dieser befindet sich eine
Säule, die einen Halbmond trägt. In der fraglichen Darstellung ist
ein dreieckiger Fufj, der zu einer Stange gehören könnte, deutlich zu
erkennen. Daß der bandartige Gegenstand, der über diesem Fuße
zwei Schleifen bildet, vielleicht um eine nicht sichtbare Stange herum,
wirklich eine Schlange ist, halte ich nicht für ganz sicher; er hat
einen Kopf, der wie ein Hirschkopf aussieht. Es erscheint mir also
noch zweifelhaft, ob wir es hier wirklich mit einem Pendant zu der
Schlange an einem ncs bei den Israeliten zu tun haben.
Daß aber die beiden Schlangen des algerischen Silberbandes den
punischen Aesculap andeuten, würde noch wahrscheinlicher gemacht
durch einige Münzen des Septimius Severus, Caracalla und Geta, wenn
sie sich nämlich wirklich, wie man angenommen hat, auf Afrika be-
ziehen sollten. Dies scheint mir aber keineswegs sicher zu sein. Auf
den Münzen ist dargestellt, in einem Tempel stehend, ein nackter,
auf zweien dieser Münzen deutlich bartloser Gott, der den schlangen-
umwundenen Stab des Aesculap in seiner Hand hält und von zwei
sich aufrichtenden Schlangen umgeben ist. Da zwei Schlangen neben
dem Schlangenstab in altgriechischen Darstellungen des Asklepios
nicht vorkommen, so wäre unter der Voraussetzung der Beziehung
dieser Münzen auf Afrika kaum daran zu zweifeln, daß die beiden
Schlangen speziell dem punischen Aesculap, also dem Esmun, an-
gehören^. Ich vermag aber nicht einzusehen, was den Zusammen-
hang der Münzen mit Afrika erweisen soll außer eben das Gottesbild,
1 So W. H. Ward, der Besitzer des Siegels, der in einer Mitteilung "Ä^e/iustan",
Amer. Journ. of Archaeology, Second Series, Bd. II, 1898, S. 162 — 165, zuerst auf das
Siegel aufmerksam gemacht hat. Vgl. die Abbildung nach einem Abdruck des
Originals bei Messerschmidt, Corp. Inscr. HeitUticarum , Mitteil. d. Vorderasiat. Ges.
1900, 4, Taf. XLI. I. In der Beischrift sieht P. Jensen zwei Ländernamen, Messer-
schmidt Göttemamen
2 Die Münzen hat auf Afrika bezogen und ihre Gottesfigur als Esmun gedeutet
BabelON, Rivista Italiana dt mimismatica XVI, 1903, S. 169 ff.; Lc dien Esc/unemt, Compt.
rend. de F Acad. des Inscr. 1904, S. 23lff. Vgl. dazu ZDMd LIX, S. 499. Die beiden
Schlangen, die Babelon für die eine Münze auf der Giebelspitze des Tempels, und
die Drachen, die er auf dessen Ecken als Akroterien annimmt, sind zweifelhaft. —
Wie für diese Münzen die Deutung des Gottes als Aesculap-Esmun nicht unmöglich
ist, so könnte etwa auch der Gott neben einer aufgerichteten Schlange, den ein in
Algerien gefundenes Basrelief zeigt, mit Fr. Lenormant, Gazette archeologique 1877,
S. 33 und Babelon, Compt. ;-,, S. 237 als Esmun zu deuten sein
I y] Esmun-Asklepios, 745
dessen Deutung als des punischen Aesculap erst festzustellen wäre.
Dürfte man sie als gesichert annehmen, so könnte dann etwa
auch die unbekleidete Figur zwischen zwei Schlangen auf einer Münze
von Berytos mit dem Bild Elagabal's (auf dem Revers Co/[ofi/a]
yu/\m] A//o^[iiS/a] Fel\ix\ Bei\ytus\) den Esmun darstellen'.
Vielleicht ist für die Beurteilung der ehernen Schlange der Judäer
als eines von den Kanaanäern entlehnten Kultusbildes geltend zu
machen ein kleines Bronzebild einer Kobra-Schlange, das im Bereich
des zu Gezer ausgegrabenen Tempels gefunden worden ist^ Die
Schlange ist mit roher Naturalistik in gestreckter Form dargestellt.
Da sie ein zu irgendeinem praktischen Gebrauch bestimmtes Gerät
nicht zu sein scheint, wird sie kultische Bedeutung haben. Abge-
sehen aber etwa v^on der Rohheit der Arbeit, läfit sich, so viel ich
sehe, hohes Alter der Figur nicht erkennen. Es ist deshalb kaum
mit Bestimmtheit zu sagen, daß die Darstellung altkanaanäisch ist.
Es kann hier die Nachahmung eines fremdländischen Kultusbildes
vorliegen.
Die Schlange an der Stange in Num. 21, 4 fr. erinnert an das
Attribut des Asklepios, den Stab, um den sich eine Schlange windet j.
Die Stange in Num. c. 21 könnte die dem Bedürfnis des Mythos
entsprechende Vergrößerung eines Stabes sein, den das Kultusbild der
Gottheit in der Hand hielt — oder wohl besser umgekehrt: das Gott-
heitszeichen einer Stange mit der Schlange, zuerst für sich allein be-
stehend, konnte, der Gottheit in die Hand gegeben, zum Stabe redu-
ziert werden. Die Übereinstimmung zwischen dem Bilde von Num.
21, 4 ff. und dem Attribut des Asklepios in der Kombination von
Stange oder Stab und Schlange ist immerhin auffallend, da andern
Gottheiten, wie der Hygieia, eine Schlange einfach in die Hand ge-
geben wird. Die Übereinstimmung kann aber durch spontane Ent-
wickelung auf beiden Seiten entstanden sein. Daran, daß hier ein
alter direkter Zusammenhang der Darstellung des Asklepios und eines
1 So Babelox, Coinpi. r., S. 233 ff., daselbst Abbildung. Aus andern Erwägungen
habe ich ZDMG LIX, S. 500 (vgl. S. 484) in dieser Darstellung den Esmun mit
einiger Sicherheit erkennen zu sollen geglaubt. Dann ließen sich von hier aus Rück-
schlüsse machen auf die ,, afrikanischen" Münzen
2 Macalister, Pn lest ine exploration fjuid 1903, S. 222 f. mit Abbildung
3 Die Analogie ist schon C. A. Böttiger {Die heilbringenden Göüer 1803, Kleine
Schriften, Bd. I, 1837, S. 98 f.) aufgefallen
746 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [18
kanaanäischen Schlangengottes vorliege, ist deshalb schwerlich zu
denken weil, so weit ich mir gestatten darf auf diesem Gebiet ein
Urteil auszusprechen, der schlangenumwundene Stab des Asklepios
kaum als sehr alt anzusehen ist. Nach der Beschreibung des Tan-
sanias * stellte das von Thrasymedes (4. Jahrhundert) geschaffene
heilige Bild zu Epidauros den Gott dar auf einem Throne sitzend und
in der einen Hand einen Stab haltend, die andere über dem Kopf
einer Schlange. Auf Münzen von Epidauros- und Pergamon^ ist der
Gott dargestellt sitzend und die eine Hand über einer aufgerichteten
Schlange haltend oder dieser eine Schale darreichend, in der andern
Hand einen Stab; oder der Stab steht für sich allein hinter dem Gott.
Auf einer Münze von Trikka in Thessalien, vielleicht dem Ausgangs-
punkt des Asklepioskultus, hält der Gott, sitzend, den Stab in der
einen Hand und reicht mit der andern einer aufgerichteten Schlange
einen Vogel +. Daneben erscheint auf Münzen von Epidauros s, Kos^
und Pergamon7 eine Schlange für sich allein in Verbindung mit Dar-
stellungen des Asklepios. Bei den jüngsten Ausgrabungen auf Kos
sind im Asklepieion „viele Fragmente von marmornen Schlangen ge-
funden worden, die nicht zu Stäben gehören, darunter eine ganze
Anzahl Fragmente einer kolossalen, sehr sorgfältig gearbeiteten
Schlange, nach dem Stil etwa viertes bis zweites Jahrhundert v.
Christo" ^ Freilich findet sich andererseits auf Münzen, namentlich
häufig auf Münzen von Pergamon, seltener auf denen von Epidauros ^
und Kos*°, der schlangenumwundene Stab, entweder in dem Bilde
des Gottes mit dem Schlangenstab in der Hand oder auch neben
1 L. II, 27, 2
2 Calabgtie 0/ the Greek co'ms in tke British Museum, Bd. Peloponnesus n. 7 (auto-
nom); 29. 30 (Antoninus Pius)
3 Catabgue etc., Bd. Coins of Mysia n. 73 (Attalus II)
4 Caialogue etc., Bd. Tessaly io Aetolia n. 17 (autonom)
5 Catalogue etc., Bd. Peloponnesus n. 27 (autonom)
6 Catabgue etc., Bd. Coins of Caria, Cos etc., n. 119 ff. 192 ff. (autonom); 201
(Kaiserzeit)
7 MlON.NET, Medailles antiques, Bd. II, S. 589 n. 495; Suppl. Bd. V, S. 421 n.
872 f.; S. 422 n. 874 (Kistophoren) ; Catabgue etc., Bd. Coins of Mysia n. 84 (Königs-
zeit); 232. 233 (Kaiserzeit)
8 Mitteilung von Professor RuD. Herzog
9 Epidauros: MiONNET Bd. II, S. 238 n. 62. 64 (autonom)
10 Catalogue etc., Bd. Coins of Caria, Cos etc., PL XLV, 6, dazu S. XCVf.; n. 177 ff.
(autonom); 202. 2041. (Kaiserzeit); 241 (Hadrian); vgl. 215 f. (Kaiserzeit)
fl
1 9] Esmun-Asklepios. ^747
einer Darstellung des Asklepios auf derselben Münze. Dieser schlangen-
umwundenc Stab kommt schon auf autonomen Mün/xn vor. Unter
den Münzbildern von Kos könnte das eines stehenden Asklepios, der
sich auf den Schlangenstab stützt, aus dem zweiten oder ersten vor-
christlichen Jahrhundert ^ wohl die Wiedergabe eines Kultusbildes sein.
Da aber zu Epidauros und vielleicht auch auf Kos die lebendige
Schlange als Erscheinung des Gottes galt, so ist wahrscheinlich doch
sein ältestes Bild das in dem Typus von Trikka und Epidauros er-
haltene mit der Schlange, die sich nicht um den Stab windet, und
die Kombination v^on Schlange und Stab wird das spätere sein^ Auf
den Jüngern Münzen von Pergamon verdrängt der Schlangenstab die
auf den altern auch für sich allein dargestellte Schlange. Vielleicht
können aus den erhaltenen Statuen berufene Beurteiler konstatieren,
wie weit der Typus des Schlangenstabes zurückreicht 3. Es scheint
mir denkbar, daß die Vereinigung von Schlange und Stab rein künst-
lerisch motiviert ist. Der von einer Schlange umwundene „Thyrsos-
stab" auf Kistophoren von Pergamon wird w^ohl, wenn es sich hier
wirklich um einen Thyrsosstab und nicht lediglich um eine besondere
Form des Asklepiosstabes handelt*, eine Nachahmung des Asklepios-
stabes sein, ebenso wie noch sonst das in später Zeit verschiedentlich
andern Gottheiten beigelegte schlangenumwundene .Skeptrons.
1 Ebend. PI. XLV, 6
2 Ebenso urteilt, wie ich nachträglich sehe, über das Alter des Schlangenstabes
im Verhältnis zu der vom Stabe getrennten Schlange Thrafmkr, Artikel Asklepios
in der Real-Encyc!.. von Pauly-Wissowa, 4. Hlbbd., Kol. 16S2
3 Es ist dabei Vorsicht geboten. Bei zwei Statuen, die offenbar auf dasselbe
Vorbild zurückgehn (Panukka, Asklepios 11. die Asklepiaden, Piniol, u. hislor. Abhandl.
der Belli iter Akademie 1845, Taf. IIT, i; VI, 6; vgl. S. 310), umwindet das eine Mal
die Schlange den Stab, während das andere Mal Stab und Schlange getrennt dar-
gestellt sind
4 W. Wroth, Asklepios and the eoins of Pergamoii, Nutnism. Chronicle 1882, S. 18 f.
sieht darin einen Asklepiosstab
5 RoSKLUXl, Mon. del eiilto, Taf. XVIII, 3 ist eine Gottheit abgebildet, die einen
von einer Schlange umwundenen Stab in der Iland hält. Die folgenden Mitteilungen
darüber verdanke ich der Güte des Herrn Professors H. Schäfer. Der Gott ist der
Thoth der nubischen Stadt Pnubs. Die Abbildung ist aus Philä und gehört der Zeit
des Tiberius an. Da der schlangenumwundene Stab in älterer Zeit auf ägyptischem
Boden nicht vorkommt, so liegt wohl auch hier eine Nachahmung des Asklepios-
stabes vor. Dafür spricht, dalJ dieser Thoth manchmal das Beiwort erhält: „der zu
dem, welcher ihn ruft, kommt", das auf einen Ileilgott hinweist. Dagegen kommen
seit alter Zeit Göttinnenszepter vor, die von einer Schlange umwunden (und gekrönt)
sind (eine Darstellung aus der Kaiserzeit a. a. O. Taf. XIX, 2; eine viel deutlichere
748 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [20
Wenn das durch Num. 21, 4Ü'. als alt bezeugte Schlangenbild an
der Stange keinen geschichtlichen Zusammenhang mit dem Asklepios-
stab zu haben scheint, so kann doch die Abbildung eines kanaanäischen
Gottes als Schlange an einer Stange neben anderm Veranlassung
gegeben haben zu seiner Identifizierung mit Asklepios, seitdem der
Schlangenstab dessen Attribut war. Wir dürften dann als jene
kanaanäische Schlangengottlieit den Esmun denken, weil eben er
tatsächlich mit Asklepios identifiziert worden ist.
Nach der Bedeutung der Stange in dem Bilde der heilenden
Schlange Num. 21, 4 ff. ist nicht zu fragen, wenn die Stange nichts
anderes war als das Mittel, die Schlange sichtbar zu machen. Auch
eine Erklärung dieser Verwendung der Schlange als der Darstellung
des heilenden Gottes wird besser unterlassen, da bei sehr verschiedenen
Völkern die Schlange in Verbindung mit der Heilkunst vorkommt'.
DaI5 man den Nechuschtan, was immer seine Herkunft und ursprüng-
liche Bedeutung gewesen sein mag, als das Bild eines Heilgottes an-
sah, läCit sich, wenn man doch deuten will, zunächst aus jener An-
schauung von der Schlange als der Repräsentantin der Wasserquelle
erklären. Diese ist Spenderin der Lebenskraft^ und damit zugleich
aus der Zeit Ramses' III. bei Lepsius, Denkmäler aus Aegypten, Abteilung III, T. 217).
Diese Szepter beruhen auf dem Bilde der Göttin von Unterägypten Buto als Schlange
auf einem Papyrus, der „Wappenpflanze" Unterägyptens. Bedeutung und Form der
Darstellung schließen einen Zusammenhang mit dem Asklepiosstab aus
Die Nebeneinanderstellung der Abbildungen bei Panofka a. a. O. Taf. VIII,
7. 8 und 1. 4 legt eine Vergleichung des Stabes des Asklepios oder eines Asklepiaden
auf dem dort wiedergegebenen Gemmen- und dem Vasenbild mit dem ägyptischen
Götterstab, wie ihn jener Thoth in der Hand hält, nahe. Hier und dort an dem
Stab eine Krücke. Die Schlange fehlt auf der Gemme und der Vase wie an dem
gewöhnlichen ägyptischen Götterstab. Wenn hier wirklich an einen Zusammenhang
zu denken wäre, so würde er als die Nachahmung eines ägyptischen Typus auf der
Gemme und der Vase zu beurteilen sein, die für die Herkunft des Asklepiosstabes
nichts besagen müßte. Aber die Ähnlichkeit ist zu gering, um überhaupt in Betracht
zu kommen. Die charakteristische Form des uralten ägyptischen Götterstabes ist in
jenen griechisch-römischen Darstellungen nicht zu finden: die Gestalt des Tierkopfes
für die Krücke und die Verzweigung des Stabes am untern Ende
1 S. Beispiele bei Frazer, Pansanias's Dcscription of Greece, Bd. III, S. 66 f.
2 Vgl. für das häufige Vorkommen der Quellen in dieser Bedeutung im Alten
Testament .Studien II, S. 148 ff., und für das „Lebenswasser" in Babylonien Zimmern,
Lebensbiol und Lebenswasser im Babylonischen u. in der Bibel, Archiv f. Rcligionswiss,
II, S. 167. 173. Die Stadtgottheit der babylonischen Stadt DC-r, eine Schlangengott-
heit, wird als „Herr (oder Herrin) des Lebens" bezeichnet, Zim.mern, KAT^, S. 505,
Anmerkg. 10
t
2lJ Esmun-Asklepios. 749
der Heilkraft '. Es wird sich uns weiterhin noch eine andere Deutung
der Schlange nahe legen, die mit der eben gegebenen zusammen-
hängen würde.
III.
Die einzige Überlieferung, die von dem Wesen des Gottes Esmun
direkt redet, der von Damascius* erzählte Mythos, kennt die Identifi-
zierung des "EcJiuGuvQ? mit Asklepios und enthält wahrscheinlich noch
in einem andern Namen eine Hinweisung auf ihn als Heilgott, scheint
aber sonst nach dem ersten Eindruck sich auf diese Bedeutung des
Gottes nicht zu beziehen.
Der späten Zeit des Damascius wegen dürfen wir seine Dar-
stellung nur insoweit für die Erkenntnis alter Vorstellungen verwerten,
als seine Aussagen mit besser bezeugten Zügen der phönizischen
Religion in Übereinstimmung befunden werden.
Damascius bezeichnet den Asklepios von Berytos als „nicht
griechisch oder ägyptisch, sondern einheimisch phönizisch"; man
„interpretiere" nämlich als Asklepios den Sohn des phönizischen
Sadykos, den Esmunos, Ein schöner Jüngling, wurde er nach dem
Mythos auf der Jagd von der Göttermutter Astronoe erblickt und mit
Liebe verfolgt. Ihr entfliehend, hieb er sich mit einem Beile das
Zeugungsglied ab, wurde von der Göttin durch „die lebenerzeugende
Wärme" in's Leben zurückgerufen und zum Gott gemacht, von den
Phöniziern Esmunos genannt em Tfj Qep}Jir\ Tf\q lujf[q. Nach andern
aber bedeute sein Name „der Achte".
Unwahrscheinlich ist die zweite, auf Philo Byblius zurückgehende,
Namenserklärung und unverständlich die erste, wo der Gewährsmann
des Damascius anscheinend hebräisches ^^ „Feuer" im Sinne hatte;
es scheint dabei der Gedanke zugrunde zu liegen, dali Esmun selbst
ein Repräsentant der „Lebenswärme" sei, der zu unsern Vermutungen
über die Bedeutung des Gottes stimmen würde. Eine von Damascius
nicht verstandene Anspielung auf den Heilgott, den TTaidv der Griechen,
wird darin liegen, dali in einer allerdings nicht zweifellosen Lesart
nach der Selbstverstümmelung des Esmunos von der Astronoe be-
1 Vgl. Taf. I, 5 bei Panofka a. a. O. (Münze von Gythium mit dem Kopfe der
Julia Domna), wo neben Asklepios eine Schlange aus einem Brunnen herauszu-
kommen scheint
2 Bei Photius, Bibliolh., Cod. 242, S. 573 H.
y^O Wolf Wilhelm Gr. Baudissiii [22
richtet wird: TTaidva KaXecTada töv veavi(JKOV, „sie nannte den Jüng-
ling Paian" \ was der Berichterstatter anscheinend davon versteht,
daß sie nu TrdGei TrepiaXYncracra, ihn als einen „Klagegesang" be-
zeichnet habe.
In dem Mythos selbst sind mehrere Züge aus andern ]M}'then-
kreisen entlehnt. Die Astronoe als niiinp öeOuv entspricht der Kybele,
und danach wird die Selbstentmannung aus dem Attesmythos stammen.
Die Wiederbelebung durch Astronoe erinnert gewiß nicht zufällig an
die des Horus durch Isis. Esmun als Jäger könnte auf den griechischen
Asklepios zurückgehn, der wiederholt als Liebhaber der Jagd ge-
schildert wird. Aber auch der zu Byblos verehrte Adonis ist ein
Jäger, was seinen Tod durch den Eber motiviert. Die Charakteri-
sierung mag hier und dann vielleicht auch bei Esmun einheimisch
phönizisch sein.
Die Quelle des Damascius war nicht unorientiert über wirklich
phönizischen Kultus. Auch das allerdings ist vielleicht nicht korrekt,
daß Berytos als Sitz des phönizischen Asklepioskultus genannt wird.
Von einer Verehrung dieses Gottes zu Berytos wissen wir sonst nichts
Zuverlässiges, wenn nicht etwa die oben erwähnte Münze von Berytos
ihn darstellt; die Angabe kann darauf beruhen, daß nach Strabo *
zwischen Berytos und Sidon ein 'AaKXjimoö dXcro^ lag3. Sicher aber
entspricht die Darstellung des Esmunos als des Geliebten der Astronoe
— offenbar eine Gräcisierung der Astarte — der Verbindung des
Esmun mit der Astarte zu Karthago in der komponierten Gottheits-
bezeichnung nint^V^Otys 4. Auch das mag richtig sein, daß Damas-
cius — in Übereinstimmung mit der Aussage des Philo Byblius
über den „Asklepios" — den Esmun als Sohn des Sadykos bezeichnet.
Dieser Gottesname kommt vielleicht vor in einem sidonischen Person-
namen jITplS „Sdq hat gegeben", wenn wirklich so zu lesen ists,
dessen Träger in irgendwelcher Verbindung steht mit einer Königs-
familie zu Sidon, wo Esmunkultus blühte.
Dem bei Damascius erzählten Mythos ist analog der des Adonis.
Trotzdem ist nicht anzunehmen, daß bei Damascius diese Gottheiten
1 Zur Erklärung s. ZDMG LIX, S. 487
2 L. XVI, 2, 22 C. 756
3 Vgl. indessen ZDMG LIX, S. 469 f.
i Vgl. ZDJ/G LIX, S. 504 ff.
5 Vgl. ZD3IG LIX, S. 493 f.
23] Esniun-Asklepios. 75 1
verwechselt sind, da er so bestimmt den Esmun nach seinem Namen
und seiner Stellung unter den phönizischen Göttern hervorhebt und
da die ihm bekannte Identifizierung des Esmun mit Asklepios eine
irrtümliche Beziehung des Mythos auf Esmun nicht nahe legen konnte.
Auch dafür haben wir keinen Anhaltspunkt, dali jöt^K der einheimische
Name des Gottes war, welchen die Griechen auf Grund eines Mifi-
verständnisses Adonis genannt hätten\ Das ist so lange nicht wahr-
scheinlich, als nicht für Byblos, den Sitz des Adoniskultus, der Gottes-
name Esmun nachgewiesen ist. Es steht nichts im Wege anzunehmen,
daß für den Esmun zu Bcrytos oder zu Sidon mit Variationen der-
selbe Mythos bestand wie für den Adonis von Byblos und den diesem
entsprechenden babylonischen Tammuz. Das Ersterben und Wieder-
erstehn wurde auch von dem Herakles-Melkart zu Tyrus erzählt.
Die Korrektheit der Beziehung des Mythos auf Esmun, mag er nun
mit Adonis geradezu identisch sein oder nicht, wird dadurch wahr-
scheinlich, daß Esmun wirklich, wie der Mythos es angibt, zu den
jugendlichen Gottesgestalten gehört, die den nord- und westsemitischen
Religionen als Ergänzungen des höchsten Gottes charakteristisch sind.
Der ersterbende und auferstehende Gott, d. i. der Gott des nach dem
Winterschlaf neu beginnenden Sonnenlaufs oder in andern Fällen, und
vielleicht ursprünglicher, der Gott der mit dem Frühjahr neu erstehen-
den Vegetation, hatte bei den Semiten wohl überall seinen Platz unter
dem höchsten Gott, dem eigentlichen „Baal" der Stadt oder des
Himmels, der ihm gegenüber als der ältere erscheint, als „Zeus" oder
„Kronos" — der „Alte der Tage", der Gott mit dem Epitheton
„aeternus", der eben nicht stirbt, sondern unveränderlich bleibte
Genauer angesehen, läßt sich der Mythos des Damascius mit
der Vorstellung eines Heilgottes sehr wohl vereinbaren oder vielmehr
ihr zugrunde legen: der Gott, der zum Leben wiederkehrt, kann ge-
dacht werden als der Gott, der zum Leben erweckt und das Leben
erhält. So aufgefaßt, dient dieser Mythos der Anschauung zur Stütze,
die wir auf indirektem Wege von Esmun zu gewinnen versuchten.
Die Vorstellung eines Gottes, der Tote in's Leben zurückruft,
fanden wir bezeugt in den Aussagen von Marduk und, zunächst bild-
1 So G. A. Barton, The Genesis of ihe God EsJmiun, yourn. of the Aincr. Orient.
Soc. XXI, 2, 1901, S. 188 ff.; DusSAUD, Le paniheon phinicien, Revue de l'ecöle d'anthro'
pologie 1904, S. III
2 S. über Esmun als jugendlichen Gott ZDMG LIX, S. 497 ff.
j^2 Wolf Wilhelm Gr. Baudissin [24
lieh gemeint, in denen des Alten Testamentes von Jahwe. Sie mag hier
wie dort ausgegangen sein von jener naturalistisch aufgefaßten Gestalt
eines Gottes, der aus dem Tode zum Leben wiederkehrt. Auch von
Marduk scheint ein Ersterben und Wiedererwachen ausgesagt worden
zu sein\ Im Alten Testament — bei Hosea — steht das Bild der
Wiedererweckung Israel's zu neuem Leben in direkter Verbindung mit
dem des heilenden Gottes. So scheint in der Tat auf semitischem
Boden die Vorstellung eines Heilgottes zu beruhen auf der Anschauung
von dem im Jahreslauf neu erwachenden Leben der Sonne oder des
Pflanzenwuchses^
Wie alt bei den Phöniziern der Mythos eines ersterbenden und
w'iedererwachenden Gottes ist, läßt sich bei der Beschaffenheit unserer
Quellen mit Bestimmtheit nicht nachweisen. Wir haben keine Ver-
anlassung, an der Richtigkeit der Angabe aus Menander bei Josephus^
zu zweifeln, dafj unter Hiram, dem Zeitgenossen Salomo's, ein Fest
der Auferstehung des Herakles von Tyrus gefeiert worden sei-*. Die
Umgestaltung der naturalistischen Vorstellung in nationalem und
ethischem Sinne findet sich im Alten Testament vor der direkten
Berührung mit den Assyrern und Babyloniern, seit Hosea.
Der Gott der Propheten ist nicht mehr der ersterbende und
wieder auflebende Gott der Natur, sondern über sie erhaben; auch
erscheint als sein Herrschaftsgebiet nicht vorzugsweise die Natur,
sondern das Volk Israel. Dies Volk wird als das aus dem Ersterben
immer wieder zu neuem Leben erwachende und erweckte angesehen.
Daraus hat sich dann, erst in der nachprophetischen Periode Israel's,
vermittelt durch geschichtliche Erlebnisse des jüdischen Volkes und
wohl nicht ohne den Einflulj nichtsemitischer Anschauungsweise, der
Glaube einer persönlichen und leiblichen Auferstehung entwickelt. DalJ
•die zugrunde liegende naturalistische Vorstellung althebräisch gewesen
1 ZiMMERX, KAT^^, s. 370 f.
2 Nach einer freundlichen Mitteilung von Professor P. Jensen bedeutet der
Name des babylonischen Ningiszida, den A. Jeremias als einen Heilgott erklärt
(s. oben S. 731, Anmkg. l), wahrscheinlich „Herr der unvergänglichen Bäume" oder
„des unvergänglichen Baumes". Er ist ein Gott der Vegetation und zugleich ein
chthonischer Gott, der mit Tammuz zusammen von der Erde verschwindet
3 Antiq. VIII, S, 3
4 Über das Alter des Adonisdienstes s. Studiett I, S. 302 ff. Das älteste direkte
Zeugnis wäre Jes. 17, lof., wenn man hier mit Recht eine Anspielung auf die Adonis-
gärten gefunden hat
25] Esmun-Asklepios.
753
sei, ist wenig wahrscheinlich; denn die Beobachtung des Ersterbens
und Wiederauflebens in der Natur liegt dem Wüstenbewohner ferner
als dem Bewohner fruchtbaren Landes, dem Nomaden ferner als dem
Ackerbauer.
Jene Vorstellung ist also wahrscheinlich entweder altkanaanäisch
oder durch die Babylonier nach Kanaan verpflanzt worden. Vielleicht
war sie kanaanäisch und babylonisch zugleich; analoge Vorstellungen
finden sich bei den verschiedensten Völkern. Dagegen ist die kompli-
zierte Anschauung von dem wiedererwachenden Gott als einem Heil-
gott kaum spontan an mehreren Punkten entstanden. Allgemein alt-
semitisch ist diese Fortbildung oder Erweiterung der Vorstellung von
dem zum Leben zurückkehrenden Gott schwerlich; denn der Heilgott
setzt eine einigermaßen entwickelte Kultur voraus. Die Auffassung
des wiedererwachenden Gottes als des wiedererweckenden und heilen-
den ist demnach vermutlich von Babylonien aus nach Kanaan ge-
kommen und dafür als Zeitpunkt die uns aus den Amarnabriefen
bekannt gewordene Periode zu denken.
W^ar - Esmun ursprünglich Repräsentant des neu erstehenden
Lebens in der Natur, so ist anzunehmen, daß seine Bedeutung niemals
aufgegangen ist in der eines Spezialgottes der Arzneikunst. In einem
Gespräch des Pausanias mit einem Sidonier' erklärt dieser den
phönizischen Asklepios für die den Menschen und Tieren zur Gesund-
heit notwendige Luft; daraus ergibt sich jedenfalls soviel, daß zur Zeit
des Pausanias bei den Phöniziern „Asklepios", also doch wohl Esmun,
angesehen wurde als Repräsentant einer Naturkraft, nicht als ein gött-
licher Arzt. Auch wäre bei letzterer Bedeutung nicht zu verstehn,
daß Esmun in Karthago zu den Göttern der ,,Burg" gehörte, unter
deren Schutz das Staatswesen gestellt war.
Da die Schlange als das Tier, das einen Heilgott in dieser
speziellen Bedeutung charakterisiert, in Babylonien sich bis jetzt nicht
nachweisen läßt, gehört sie vielleicht in dieser Verbindung den Kanaa-
näern an. Für die Schlange des Heilgottes läßt sich, wenn der Heil-
gott anzusehen ist als der zeitweilig ersterbende Gott, neben der
oben vorgeschlagenen noch eine andere Erklärung geben. Die Schlange
kann den Gott bezeichnen als den aus der Unterwelt kommenden;
denn sie ist das chthonische Tier, weil sie in der Erde zu hausen
^ Z. VII, 23, 6
Nöldeke-Festschrift. 4g
754 W^olf Wilhelm Gr. Baudissin [26
scheint' Aber eben in dieser Auffassung stellt die Schlange bei den
Semiten die Quelle dar, die aus der Erde kommt. Zwischen beiden
Bedeutungen läßt sich also nicht bestimmt unterscheiden. Als das
chthonische Tier ist die Schlange bei den Griechen und, wie es
scheint, auch bei semitischen Völkern /.ugleich das mantische, deshalb
das „kluge" Tier^ weil die Mantik in einer Beziehung zu der Unter-
welt gedacht wird. Auch diese Bedeutung mag der Zuweisung der
Schlange an den Heilgott bei den Westsemiten und ebenso vielleicht
bei den Griechen zugrunde liegen, da das gesamte Altertum die Heil-
kunst als einen Ausfluß der Mantik ansah.
Esmun galt für identisch mit dem griechischen Asklepios, weil
von ihm, wie mir nach allem zweifellos zu sein scheint, heilende Wir-
kungen ausgehend gedacht wurden wie v^on Asklepios. Wahrschein-
lich hatte auch Esmun zum heiligen Tier die Schlange. Die Frage,
inwieweit ein geschichtlicher Zusammenhang für die Entstehung beider
Gottheiten anzunehmen sei, lag außerhalb unserer Erwägung. Einer
darauf hinweisenden Spur sind wir nicht begegnet^. Auch die Gemein-
samkeit der Schlange, wenn dies Tier wirklich dem Esmun heilig war,
kann für einen solchen Zusammenhang nicht geltend gemacht werden,
da die Schlange noch bei andern Völkern als das Tier eines Heil-
gottes erscheint, ohne daß an einen geschichtlichen Zusammenhang
zu denken wäre.
Wohl aber darf man annehmen, daß die weite Verbreitung und
hohe Verehrung, welche im synkretistischen Zeitalter und besonders in
den Kulten der Kaiserzeit die heilenden Gottheiten gefunden haben,
nicht ohne den Einfluß des Orients aufgekommen ist. Neben ägyp-
tischen scheinen dabei phönizische Vorstellungen und, durch letztere
vermittelt, auch babylonische wirksam gewesen zu sein. Was sich im
spätesten Askulapkultus an mystischen Zügen findet, hat vielleicht
1 S. Artikel Drache zu Babel a. a. O., S. 11, 22 ff.
2 Studien I, S. 270 ff. ; Artikel Drache zu Babel, S. II, 4? ff.
3 Eine Ähnlichkeit zwischen dem griechischen Asklepios und dem Esmunos
des Damascius besteht darin, daß auch Asklepios stirbt, von dem Blitz des Zeus ge-
troffen (Welcker, Götterlehre, Bd. II, S. 738). Die Analogie ist aber nur äußerlich;
der Tod des Asklepios vi'ird anders zu verstehn sein als der des Esmunos. Auch
Asklepios steht wohl zu der Unterwelt in einer Beziehung; er ist aber, so viel ich
sehe, in keiner Weise der Gott des wiederkehrenden Naturlebens
27] Esmun-Asklepios. 755
mehr im Orientalismus als in griechischen Vorstellungen .seinen Aus-
gangspunkt.
Sicherer als irgendwelche geschichtliche Zusammenhänge zwischen
phönizischer oder babylonisch-phonizischer und griechisch-römischer
Vorstellung in den hier besprochenen Göttergestalten sind solche Zu-
sammenhänge anzunehmen für alttestamentliche und kanaanäische
oder babylonisch-kanaanäische Anschauungsweise. Wir haben in ihrer
Nachweisung ein Gebiet gestreift, wo sich — was hier nur leise an-
gedeutet werden konnte — besonders deutlich zeigt, wie Anschauungen
altsemitischer Naturreligion in der Predigt der Propheten umgewandelt
worden sind zu Aussagen geistig-religiöser und ethischer Bedeutung,
die aus dem Alten Testament das Christentum herübergenommen hat.
Auch durch anderweitige Vermittelung tritt die Vorstellung von
Esmun in eine Beziehung zu der Ausgestaltung christlicher Lehre.
Dürfen wir einzelne Züge, die zueinander gehören, allerdings nirgends
zusammen erscheinen, zu einer einheitlichen Vorstellung von dem
Wesen des Esmun verbinden, so wird er, der jugendliche Gott, der
dem höchsten Gott untergeordnet ist, der stirbt und wieder auflebt,
der als Heiland der Kranken und Wiedererwecker der Toten gilt, in
seiner durch die phönizischen Kolonien und namentlich von Karthago
aus wohl weiter ausgebreiteten Kombination mit Asklepios ein nicht
unwesentliches Moment gebildet haben bei der Entstehung einer
Heilshoffhung im untergehenden Heidentum. Die Sehnsucht der Welt
des römischen Reiches nach Erlösung von Krankheit und Tod, die
den heilungbringenden Gottheiten das Epitheton Zuun'ip beilegte und
ihren Kultus mächtig werden liefi, hat dem Christentum die Wege
geebnet. Die Form jener Sehnsucht und die Sprache der altchrist-
lichen Theologie in ihren Aussagen von dem erschienenen Heiland,
der sich selbst als den Arzt für die Kranken bezeichnet hatte, weisen
bemerkenswerte Analogien auf. Die Entstehung dieser Analogien
wird nicht ohne den EinflulJ geschichtlicher Berührungen vorzu-
stellen sein.
48*
Hebraica:
I. Bcrith. 2. Rösch keleb, rösch hamör.
Von
C. F. Seybold.
I . Bcrith.
ie etymologische Herleitung von beritJi mit Hilfe des As-
syrisch-Babylonischen scheint sich mehr und mehr einzu-
bürgern: vgl. Nathanael Schmidt, Encydopaedia Biblica
I, 928 (1899): "It is significant that the Assyrio-Babylonian
is the only cognate language in which the word has been found.
Biritu means: (i) fetter; (2) alliance, covenant; (3) firmness, solidity."
Eine andere babylonische Etymologie gibt mit andern Assyriologen
Paul Haupt, indem er zugleich hebr. berith einfach als babylonisches
Lehnwort ansieht: vgl. Johns Hopkins University circulars Vol. XIX,
N. 145, p. 37^: "An older [sc. als töräJi = babylonisch tei'tti\ Baby-
lonian loanword is the term for "covenant" Hebr. bcrltJi, evidently
connected with the name of the Bab\lonian haruspices bärfC und
ausführlicher in Journal of Biblical Literature 1900, S. 59: "Following
Delitzsch {The Hcbrcw lajiguagc, London 1883, p. 49) and JENSEN,
Zimmern believes that the Hebrew term bcritJi "covenant" is identical
with the Babylonian biritu, which is derived from the same stem as
barii "diviner"; bcrith seems to be a Babylonian loanword just as
föräh, and the original meaning of berith may have been "oracle"."
S. 57: ''Barn, or more accuretely bäru (for bäri'u) is the participle
of baru "to look, inspect", originally "to discern"." Es werden uns also
zwei babylonische Etymologien präsentiert: i) Fessel, Band = Bund,
2) haruspicium, Eingeweideschau, Opferschau, Orakel = Bund, wobei
von Haupt auf Lev. i, 12. 17 und Gen. 15 (als spät) hingedeutet wird
73 S C. F. Seybold [2
(vgl. kärath berlth foedus icere). Sehr auffallend ist aber, dalJ DE-
LITZSCH im AssynscJicn Hamhvdrterbuch 1896, 185 von einem biritu
= Bund keine Silbe mehr hat, sondern bintii nur als i) Felilung
(Fesseln), 2) feste Einschließung kennt (vgl. ebenda birtii i) Fessel,
2) festumschlossener Ort, Burg). Wenn demnach das Wort biritit
im Sinn von Bund noch gar nicht ganz gesichert erscheint, dann um
so weniger, dali es im Hebräischen altes Lehnwort aus dem Baby-
lonischen ist. Statt mit den Begriffen „Fessel" und „Opferschau"
für „Bund" zu operieren, scheint es einfacher und besser, bei der
alten Ableitung zu bleiben von bäräh schneiden, scheiden, entscheiden,
decidere, decisio, Entscheidung, Bescheid; v^gl. aram. qejäni^ Fest-
setzung constitutio = Bund, (JuvBi'iKti, öiaGiiKr). Dabei möchte ich
noch besonders auf ein außer acht gelassenes arabisches Wort hin-
weisen, das meiner Ansicht nach mit besserem Recht zu vergleichen
ist: beräa{f) Hi\'^ Freispruch, Freiheitsurkunde, Schulderlaß, Quittung;
Erlaß überhaupt (v^gl. Sure 9: Sürat alberäa: Immunitätserklärung);
vgl. besonders 'iA^\ i^-;^?. und 'i%\y^\i lJüä. bei DoZY, Supplement,
wobei die Schwurformel zu beachten ist: ^i^ic^ .^IJl J^a- ^x> C^r>
\JS^ \SS ^^^ ^\ Ua.^^s3 j_j.-<^viJ J^^ (3 v^irL>^. Die vulgären Formen
barä{t) (in's Spanische und Portugiesische als albard, alvarä, albalä,
alvaläy Quittung, Brief übergegangen): Erlaß, Brief, Diplom usw.
sind sehr gebräuchlich. Der „Bund" Gottes mit Noah ist ja z. B.
mehr ein Erlaß Gottes, ein Privileg, ein Freibrief, was in der arabi-
schen Etymologie schön zum Ausdruck kommt. Nach dem Arabi-
schen beräait), das ja gewiß nicht vom Hebr. oder Assyrisch-Baby-
lonischen abzuleiten ist, wäre also die Grundbedeutung: Freibrief,
Erlaß des höher Gestellten an einen Niederen oder gegenseitige
Ouittierung von Gleichgestellten, welche sich unter Anwendung obiger,
gewiß alter Eides- und Schwurformeln vergleichen, eine Abmachung,
ein Abkommen treffen, einen Bund, Bündnis, Vertrag schließen. Dabei
ist zu beachten, daß im späteren und vulgären Arabisch die schrift-
liche Abfassung, Formulierung, das Schriftstück begrifflich
vorherrscht (diplome, lettre, brevet, stipulation, quittance, mandement,
assignation, passe-port, contrat, bulle, bref). Vgl. das im Arab. noch
I Auffallend wäre an sich, warum gerade nur das Hebräische boJlh aus dem
Babylonischen entlehnt haben sollte, das ihm näher liegende Aramäische dagegen
nicht [herith syr. nur = Schöpfung). Warum sollen die altnomadischen Israclstämme
ein Urwort wie „Vertrag, Vergleich" entlehnt haben müssen?
3] Hebraica. 759
viel häufigere, analoge Synonym von 8*1,^: ^m^i- 'alid (vgl Dwed)
engagement, serment, Obligation; promesse; traite, contrat; pacte,
alliance; brevet etc., welches eben das klassische und häufigste, mehr
abstrakte Wort für „Vertrag", „Bund" geworden ist, während der ur-
sprünglich wohl noch synonymere Ausdruck baräa{f) sich mehr kon-
kret als irgend einen Kontrakt enthaltendes und fixierendes „Schrift-
stück" begrift'lich entwickelt hat.
2. Rösch keleb, rösch haniör.
Wenn wir von der gewili gezwungenen Deutung Winckler's,
Geschichte Israels I, S. 25 (1895): (2 Sam. 3, 8) „Bin ich etwa der
Fürst von Kaleb?" ganz absehen (vgl. schon KlostermanN, Kurz-
gefaßter Koninientar 1889 zur Stelle: „Bin ich einer der Kalibäer wie
sie in Juda sind?" [rösch = Isch]), so wird wohl im allgemeinen für
rösch keleb bis auf die neueste Zeit die Deutung beliebt, wie sie
König, Theolog. Literaturblatt, 28. Juli 1899, S. 348 formuliert: „Ich
meine, daß ein Hundskopf, wie der Eselskopf (2 Kon. 6, 25) als der
ev. wertloseste Theil des Thieres verstanden ist, also eine Steigerung
des mehrfach vorkommenden Schimpfworts „Hund"' (i Sam. 24, 15 etc.)
vorliegt"; vgl. ders. Neue Kirchl. Ztschr. 1899, 722^ (1900, 738 und
Stilistik 71 Anm.): „In dieser Frage (2 Sam. 3, 8) ist rösch = Kopf
als der beim eventuellen Verzehren eines Hundes wertloseste Teil
desselben gemeint, wie in 2 Kon. 6, 25 der Eselskopf. Schon weniger
wahrscheinlich enthält der Ausdruck röscJi eine Anspielung auf die
Anführerstellung des Abner, so daß gemeint wäre: Bin ich etwa der
Häuptling von Hunden, wie sie zu Juda gehören?" Vgl. BenzinGER
zu 2 Kön. 6, 24 (1899) S. 143: „Das Fleisch des Esels wurde sonst
nicht gegessen, jetzt wird sogar der Kopf, das geringwertigste Stück
des Tiers, um fabelhaften Preis gekauft: 80 Sekel Silber haben den
Silberwert von ca. 200 Markstücken; ein Sklave war durchschnittlich
30 Sekel wert (Ex. 21, 20)." Kommentare wie Wörterbücher nehmen
also einfach „Hundskopf" als Steigerung eines verächtlichen Begriffs von
Hund (vgl. Christenhund der Muslime). Eine einfachere und natür-
lichere Erklärung legt der häufige Sprachgebrauch im Arabischen
nahe, wo reis gerne ein einzelnes Individuum, von Tieren, besonders
Haustieren, ein Stück (Groß- und Kleinvieh) bezeichnet, wobei der
Begriff allerdings ursprünglich vom Zählen distributiv ausgegangen
sein wird, wie in andern Sprachen (vgl. nur capita boum; Schiller:
jöo C. F. Seybold, Hebraica. [4
er zählt die Häupter seiner Lieben und sieh, es fehlt kein teures
Haupf), vgl J-;;^^ — ^J^\ ^^ ^y\j; rösch kelcb ist hiernach nicht
..Hundskopf'', sondern ein Hundevieh, ein Hund; tJ'^?1 = ins, vgl.
I Sam. 24, 1 5 "ins t^'y^2 no S^D, wo bei kclcb die allgemeine Kate-
gorie roscJi weggelassen ist, weil es durch mctJi näher bestimmt ist,
während bei parösch (Floh) wegen der Winzigkeit des Insekts die Charak-
terisierung durch röscJi komisch und ungehörig wäre, weshalb das
s\"non\-me nns gewählt ist, vgl. die Anwendung des synonj^men iscli
für das unbestimmte „ein Individuum" = irgend ein quidam wc, in
Ausdrücken, wie iscJi näbJil (vgl. auch giilgolctJi Schädel); ebenso
Jud. 5, 30 rösch gcber (zugleich distributiv und iscJi neben synonymem
gcbcr ausgeschlossen). Das verächtliche rösc]i keleb bedeutet also nur
„ein Hundevieh, ein Hund", wozu sachlich etwa das schwäbische
..Rindvieh" zu vergleichen ist, vgl. Ps. 92, 7 "1J^3 ti'"'« und Prov. 30, 2.
Zum arab. Sprachgebrauch vgl. besonders DOZY, SupplcDient: „Stück"
Vieh, auch von Menschen (Sklaven) und Dingen, Pflanzen („Kraut-
kopf"), und die Lehnwörter aus dem Arabischen in Castill. res^ por-
tug. res, res, gallego: ras = Stück Vieh (piece de betail), daneben
spanisch synonym cabeza {inayor und tnenor'), ein Stück Groß- und
Kleinvieh. Ebenso ist 2 Reg. 6, 26 nicht ein wirklicher Esels köpf
gemeint, der auf 80 Sekel (LXX 50) kommt, sondern ein einzelner
Esel, der sonst nicht gegessen wurde. Der enorme Preis des fast
fleischlosen Kopfes des unreinen Tieres erscheint mir als ungehörige,
lächerliche Übertreibung. (Auch in einigen griech. Berichten von
schrecklichen Belagerungen verstehe ich övou KeqpaXi'i ebenso.) Vgl.
Athcnaeiun, 30. Dez. 1899, P- 890 a: "As his (Babar's) foes (the Uz-
beks) could not take it (his capital Samarcand) by assault, they had
recourse to a blockade and in four months "the inhabitants", writes
Babar, "were reduced to extreme distress and things came to such
a pass, that the poorer and meaner sort were forced to feed on
dogs' and asses' flesh" " (Besprechung von Rulcrs of hidia. Babar.
By Stanley Lane-Poole, Oxford, 1899). — Im Hebräischen er-
scheint 7'ösch in diesem Sinne auch darum seltener als im Arabischen,
weil die nomina unitatis Ti^ zum kollektiven ]t<S und 111!^ zum kollektiven
IJ^S (den gebräuchlichsten Haustieren) gang und gäbe sind.
nn^n bV ]1in*M „Lobus caudatus",
and its Equivalents, Aoßdg, Tnsn j;?:j« .«"J^in U^, »^1?^, &c.
By
George F. Moore.
n the enumeration, in the sacrificial laws of thc Old Testa-
ment, of the parts of the victims which are to be burnt
upon the altar is ahvays included 121'!' ^V. ^ir^^D (Lev. 3, 4.
10. 15; 4, 9; 7, 4; Ex. 29, 13), or n^DH mn'' (Ex. 29, 22;
Lev. 8, 16. 25; 9, 19), n^DH JÖ mn\T (Lev. 9, 10). These are the
only passages in the Old Testament in which the word mn'' occurs.
In Talmudic literature it appears repeatedly in discussions of the
sacrifices: see especially S/fra on Lev. 3, 4; 7, 30 (fol. 14b, 39^^ ed.
Weiss), quoted in Yalkut I. ^^ 462, 508; Tos. Huilin g, 14 (p. 511
ed. Zuckermandel); /I?M)i iiy\ It is found also in a list of
remedies which, with slight variations, is repeated in several places
{Bemkoth 44b 57b Abodah sarah 29^). From M. Jonia 8, 6, Jonia 84^-^
Jer. Joina 8, 5 (f. 38=^ ed. Zitomir) we learn that it was administered
for the bite of a mad dog\ These passages throw no light, however,
on the meaning of the word.
Without discussing at length the many and widely diverse inter-
pretations that have been put upon the phrase IDDH Vv mriM, I
propose in the following pages to show, first, that the true meaning
is "the caudate lobe of the liver"; and, sccond, that the vvords were
I See below, p. 764, note 2, and p. 766 sq.
'2^2 George F. Moore [2
correctly so understood in the oldest versions, (LXX, Peshitto, Tar-
gum), in the Mishna, and by many Jewish scholars in the Middle
Ages.
A literal translation of the words "ism b^ nnn\n, liDH mn\ is
'the redundance upon the liver", or, "of the Hver"; and this we should
naturally take to designate a part of the liver which appeared to be
superfluGus, a protuberance or excrescence. In Kiddus/an 24b — 25'^
mnV^ is used of a supernumerary finger; see also Hu/lin 47^, of a
supernumerary lobe of the lungs; cf. BckorotJi 45^^, Hidliii 6\^. In
the rules for sacritice in the Pentateuch this part of the liver is always
named in connection with the kidneys, and in Lev. 3, 4. 10. 15; 7, 4,
which contain both the oldest and the most detaiied ritual, it is
prescribed that, in the dissection, it shall be removed from the carcass
of the victim upoii or along ivith (^y, LXX aüv) the kidneys; from
which it is to be inferred that it lay in inimediate proximity to the
kidneys. The victims most frequently sacrificed by the Israelites were
sheep and goats. It is to be presunied, therefore, that the definition
of the parts to be offered on the altar had primary reference to the
anatomy of those animals, though applicable also to neat cattle (Lev.
3, I ff.). If we examine the liver of a sheep, we find, springing from
the right lobe, an accessory lobe or protuberance called by ana-
tomists lobiis caiidatus^. It is shaped somewhat like a thumb, and
lies close beneath the right kidney, pressing so firmly against it that
the inipressio renalis forms a groove along the whole length of the
lobe. At its base, the lobiis caiidatus is connected with the right
lobe of the liver by a small neck. By a transverse cut through this
neck it can be separated from the liver and removed with the kidney
and its fatty envelope^. In the goat the lobus caudattts has a similar
form; in the buUock it is of different shape, but its relation to the
liver and the kidney is the same. The caudate lobe thus corresponds
e.xactly to what the name niDH b'^ mriTI and the ritual prescriptions
demand.
Among modern scholars J. D. Michaelis {DeutscJic Übersetzung
des Alten Testaments^ on Lev. 3, 4) is almost alone in the correct
1 So Aruch; the editions have mn", as also in J/idlin 47'"^
2 By older writers hbus Spigelii, through a mistaken identification with the lobe
of the human liver to which that name had been given
3 These facts I have verified by actual dissections
3] "i^sn bv n";n'n „Lobus caudatus". 763
understanding of the phrase. In a note on p. 1 19, after apologizing
for the indefiniteness of his translation, "die kleine Lappe an der
Leber" (the butchers could only teil hini what they called it in their
Low Saxon dialect; the anatomists gave him only Latin namcs), he
continues: "Die Leber der Rinder, die selbst aus zwei größeren Theilen
besteht, hat einen merklichen, aber im Verhältnis gegen sie, kleinen
Anhang, oder Laj^pen, welcher an die Nieren stöfJt: dieser Anhang
ist es, den ich den kleinen Lappen nenne."
COCCEIUS {Lexicon, s. v.), who also had gone to the butchers
for knowledge of the anatomical facts, came near the truth, but was
misled by the assumption that the mn"* must be a piece of fat.
That recent commentators have missed this obvious Solution is
due to tu'o things: ßrst, they have never taken the trouble to look
at the liver of a ruminant in sttii; and, sccond, they ha\e commonly
assumed that, inasmuch as the TT\T^ was offered upon the altar with
the fat, it must itself be fat\ This inference is, however, clearly
erroneous: when the term "fat" {^T\), without further specification, is
employed for the portions of the victim to be burnt on the altar, it
is a summary designation, and does not imply that the XT\T^ was fat,
any more than that the kidneys, which are equally included, are fat.
Jewish tradition has always rightly distinguished the mn"' as well as
the kidneys from the accompanying fat; see Tos. Hulliii 9, 14; M.
Taniid 4, 3; Sifra, on Lev. 7, 30 (f. 39'^ ed. WEISS); cf. Maimonides,
Mdasc Jia-korbanoth 9, 8. The "lD3n mn"' was a part of the animal
which, like the kidneys and the sheep's tail, might lawfuUy be eaten ;
see Maimonides, MdakalotJi asiirotli 7, 5; R. Moses b. Nahman
on Lev. 3 ; Joseph Caro, BctJi Joseph, on ArbaaJi Turiin f. 43-1 ; while
the fat about the liver, as well as that on the kidneys, is forbidden.
The LXX uniformly translate mn"* by Xoßög (6 X. ö cm toö
ilTTaTO?, TOÖ )]TTaTO<g, diTTÖ ToO r\[iü.xQc,) \ cf. Philo, De victiDiis, IL 244,
De sacrificns Abelis et Cami, % 40, I. 190; Josephus, Aiiti. iii. 9, 3.
The Old Latin version renders Xoßöq by pinna or piiuiula'^. Modern
scholars generally translate 6 Xoßö(j toö iiTraTO^, "the lobe of the
liver"; and inasmuch as the liver has several lobes, it is supposed
1 Thus, e. g., Knobel-Dillmann-Ryssel object to Bochart's interpretation, 'the
largest lobe of the liver,' that "die Leber kein Fett bildet"
2 Cod. Wirceburgejisls, ed. Ranke, p. 28; Aug., Qtiacsl. 28 in Levil.; Jerome, Ep.
64, ad Fabiolain; Hesychius Presbyter, in Levit., passim
764 George F. Moore [4
that the word in here to be taken kot' eHoxi'lv, "the largest lobe"'.
If this view were correct, it would foilow that the Grcck traiislators
were mistaken about the part of the liver designated b}- mn'' and
oftered in sacrifice. An examination of the use of Xoßöq in Greek
authors shows, however, that the LXX's rendering is technically ac-
curate.
The plural Xoßoi. 'lobes', for the divisions of the liver or the
lungs, and the singular, Xoß6(;, for any one of these divisions, are
common in medical writers ; bnt in the older literature Xoßog (the
plural does not occur) is the specific name of a certain part of the
liver which was of peculiar significance in divination by extispicium.
Thus in Euripides, EUxtra, 827 ff.: . , . lepd 5' eg xtipo^*» Xaßijuv| Ai'yicfGo?
fl0pei. Kai Xoßöig laev ou TTpo(jfiv | CTTrXdYXVOK;, rruXai öe Kai öoxai xo^H?
TTeXag I KaKÖtig ecpaivov tuj ctkottouvti irpocrßoXdij.
See also Aesch}'Ius, Eiinienidcs, 155 ff., ProinetJicus ] Indus, 509 ff.;
Plato, Thnaeiis, 71 C. The absence of the Xoßöig is frequentl}', as in
the verses quoted above from the Electra, spoken of as a ver}' bad
sign; see Xenophon, Hellen, m. 4, 15; Plutarch, Cinion, 18; Alexander
73; Appian, Bell. civ. ii. 116; hxx\-AXi, Anab.vxx. 18, Suidas: Xoßog, t6
üKpov Toö djTiou Kai Tou fiTraTog . . . Kai ev Gutikvj crniaeTöv ti ev fiTraii,
cf. Hesychius, s. v.
Whät part of the liver is meant by Xoßog may be gathered from
the names of other parts with whicli it is associated in the texts
cited; it appears perhaps most clearly in Nicander, Thenaca, 559 — 563,
where it is given as a remedy for the venom of serpents^: \\ oitto
KttTtpou i fiTTarog aKpoTaiov Kepcrai Xoßöv, öq le TpaTTeZ;»!«^ | eKqpueiai,
veuei öe xo^'l'ä crxeööv i'iöe TTuXdouv k.t.X. The Xoßög grows out of
the Tparre^a, i. e., probably the flat and roughly rectangular right
lobe, änd inclines toward the gall bladder and the portal. This
is sufficiently accurate description of the caudate lobe of a swine's liver.
That Xoßög is properly the caudate lobe is correctly affirmed by
Camper in his commentary on the Electra of Euripides (1831), who
cites as having established this fact, Härtung, Exercit. I. De orig.
1 BocHART, Hieiozokon, ed. Rosenmüller, I. 562 ff., and many after him
2 Ed. O. Schneider, 1857. Cf. the mr'' as a remedy for the bite of a mad
dog, below p. 766
3 See the scholia on the passage, and the Metaphrasis of Eutecnus in the
edition of J. G. Schneider, 1816, p. 347
5] lasn ^?? ^"lO^n „Lobus caudatus". 765
anatoui. pag. xvi sqq.; also by BüUCHE-LeCI.EKCQ (in DaremberG et
Saglio, s. V. Haruspices, 24 B, s. v. Divinatio, 298 B); and Deecke
{EtruskiscJic Forschungen und Studien, 2. Heft, 1882, p. 71 ff.). The
Latin term corresponding in divination to Xoßoq is capitt, on wliich
see Cicero, De divinatione, ii. 13: ca[)ut iecoris ex omni parte dili-
gentissime considerant; si vcro id non est inuentum, nihil accidere
potLiisse tristius. Cf. IVlARgUART-MOMMSEN, Staatsvenvaltnng, III, 176,
where the caput is rightly identified with the caudate lobe.
That the LXX emploN'cd the term Xoßöq in this, its proper,
sense is confirmed by the other branches of Jewish exegetical tra-
dition. In the Mishna, Taniid 4, 3, where the dissection of the sacri-
ficial victims is minutely prescribed, instead of the Biblical TSDn niD"'
we find repeatedly, "I^DH y^SN, the finger of the liver, a name ob-
viously given from the shape of the caudate lobe, which Maimonides,
Introduction to M. KodasJiiui, compares to the thumb i')rojecting from
the hand'.
The same Interpretation is found in the Targums, and in the
Peshitto, which in such matters usually follows Jewish tradition.
Onkelos renders nnDH ^y nin^H by «"lÜD ^^ i^l^n; for l^DH mn^ he
gives S12D "l^n. The proper pronunciation of Nli'n is preserved in
the Sabbioneta edition which has regularly ^nH^JT! {Iiisrä or Jiissrä),
and sporadically in other manuscripts and editions; so in the Rab-
binical Bible of 1525 (Jacob Chayim) in Ex. 29, 13 «"liJn; Rashi on
Lev. 3, 4 quotes KIJJTI; BERLINER cites "l^n, S"1^n, in different passages,
from two Codices. The correct explanation of {^123 "lijn, ^^T SlUn
i<nD2, in the Targum is given by Hai Gaon (died 1038 A.D.). whose
testimony is of the greater weight because he was perhaps the last
Babylonian scholar who had an thorough knowledge of Aramaic*.
He writes:
•p r\^i^i^ n:t3p j?3i\s «\'ti ^»n« \^^h •npyi n::3n nnnv «\t «lijn
nnDn i:jn s"ip: nntr ^j; Ti'^D'?« '?nj;öü'^ \d^i im« ]mpty ms biy n^
SM n:tDp mmM in m'?nj mvn^«^ niontr ni^n: niD^nn -nDn ^'^ ^d
i,r\::^t> V3S«'? nöH
1 The same comparison is made by Bar Seroswai in Bar Bahlul 1770 ('like a
finger'). See below, p. 767
2 Low, Pßanzeiinainen, 9
3 Quoted by Ibn Ghayyat (Spanish rabbi; d. 1089), Shdare Simhali, ed.
yTÖö George F. Moore [6
I. e., S<"l^*n is the Biblical n^DH mnr; it is an Aramaic word vvhich
properly nieans 'the little finger of the human hand, equK'alent to the
Arabic ,--ä-oL'. The ninv is called SliTI because the liver has larjje
divisions, resembling the large fingers, while the XT\T\'\'' is small, re-
sembling the little finger.
The resemblance of the lobes of the liver to the fingers of the
hand was observed by Greek anatomists : Theophilus Protospatharius,
e. g, {De corporis huinani fabrka, ed. Greenhill, 1842), after speak-
ing of the names of the several lobes of the human liver (ultimately
derived from the language of divination), TparreZia, ecTia, ladxotipa,
nvioxo?, continues: toT(; XoßoTq ouv auTOu, oKTTrep Ticri öaKTÜXoig,
lieiZova Tx\c, YacTTpöq töttov TTepiXajußdvei. Similarly Ibn Sinä (ed.
Rom., 1593, p- 455): The liver has lobes, with which it embraces the
stom.ach, as one grasps something with the fingers. Hai Gaon's ex-
planation of ^^■liJ^ is accepted b\' Low {Pßan.::enna}ucn, g); cf. also
Berliner, Onkdos, 32.
The Aramaic Sli'n found its way into the Hebrew of the Mishna.
It has been noted above that the 123n mm"' appears in the Talmud
in a list of populär remedies. In M. Joma 8, 6 the consensus of
authorities (Matthiah b. Harash dissenting) forbids the administration
of this remedy on the Day of Atonement: If a man has been bitten
by a mad dog, it is not permissible to give him a piece of the
caudate lobe of the dog's liver to eat (l^ty n^D li'nc im« j^^DSö ]^«).
See also Bab. Jonia 84^. This remedy is said to have been tried
without success on Germanus, a slave of R. Judah IL : he had been
bitten by a mad dog; they gave him a piece of the caudate lobe of
its liver {pXS "i2D "lifno), but he was not cured {Jer. Jonia 8, 5,
f. 38a, ed. Zitomir). That the liver of a mad dog, broiled and eaten,
vvould eure those who had been bitten by him, was believed also by
Bamberger, Fürth, 1861, I. 57. Professor Schechter has kindly given me another
quotation, in Isaac b. Abba Mari, Ittui-, II, 44 c, The text as prinled by KoHUT,
A>iich Comfkeum, IV, 477, after DuKES {Orient, Liibl. IX, 1848, 537), is corrupt, but
Kohut's reconstruction is still farther from the original. On the main point, how-
ever, Kohut was right, and to him belongs the credit of having revived the correct
explanation of the word S15Jn {Ariich Compleüwi, s. vv. 5?2S»S and 133 ISn). See also
Blau, Jezuish Encyclopaedia, VIII, 141, which appeared after the present article was
written
I In Hebrew letters nSJ3'?«. This is miswritten in DuKES-KoHUT, TiJiS'p«; in
the Ttlur, ^^'JZ.
7] "i23n bv nnn^n „Lobus caudatus". yöj
the Greeks; Galen (Di- simplic. xi. lO; ed. KÜHN, Medic. Gracc. XII,
335), mentions it, without expressing confidence in it'.
In the light of the foregoing it is clcar Ihat '\2.'2T\ "liTl in the
places cited from Jovia is equivalent to ISDn J?D^S in M. Tauiid 4, 3,
'the finger', more specifically 'tlie httle finger', of the Hver, i. e. the
caudate lobe. The original pronunciation was probably hissär, or
perhaps hisser; cf. Arab. hinsir and htnsar, and the Syriac fornis
presently to be adduced. With the Hebrew "l^n (r^-säÄ.) it has, of
course, no connection.
The phrases *133n '?>• mn\l, naSH mn"' ,are uniformly rendered
in the Peshitto, f^^a <^*. (so, correctly, in the Urmia edition, confirmed
by Bar Ali, ed. Hoffmann, no. 4028, Bar Bahlul, ed. DUVAL, col. 770 ;
cf. Johannan bar Zu'bi, quoted by Merx, Äbha)idlimgcii f. d. Kunde
des Morgenlandes, IX, 2, p. I74f.). Bar Seroswai (in Bar Bahlul /. <:.)
explains: "That which projects from the body of it [the liver] some-
thing like a finger"; the Arabic glosses all giv^e as the equivalent
^x^\ ü>bj, the proper name of the caudate lobe of the animal liver.
The Word is therefore to be connected with lij«, 'Httle finger'; cf.
Brockelmann, s. v., \,s^ ?|*<. The pronunciation ^Ä3 \i^ in the
London Polyglott is erroneous; and the etymological combinations
based upon it (see, e. g., Payne Smith, s. v. IjJjw), false. The origin
of the Aramaic {^^^n, Syriac IVj>-, Mandaic tsli'TI, Arabic r;^^, is
unexplained. It is possible, as Professor C. C. TORREY has suggested
to me, that it is from Ass\t. siJiru, 'little'.
The Arabic versions, whether made from the Hebrew, Greek, or
Syriac, all render, ^x^\ »^bj^ This term is defined in all the native
lexicons by an unmistakable description of the caudate lobe: it is a
small part of the liver, depending or protruding from it; called aiyäda/i.
because it is a 'redundance' on the flat surface, &c.5 The name
exactly corresponds in meaning to the Hebrew n"in\ A proverb
1 See also Blau, Alijüdisches Zatibe/ivesen, 80. Compare the English proverb
"A hair of the dog that bit you." The principle is expressed more generally in the
Greek 6 Tpiiiöa? Kai idaexai; see RiEss in Pauly-Wissowa, I. 36, for examples of
the application of this rule
2 Except the Samaritan Arabic of Abu Sa'id: «JJ-^^iaJI or «*X«öliJ\
3 This definition must not be confoiinded with the descriptions of the lobes of
the human liver in medical writers (ultimately from Greek sources). — Lane, s. v.,
is led astray by the Hebrew dictionaries and O. T. commentators. The "round
ligament" (Lane, Lagarde, al.) does not exist in the ruminants here in question
yßS George F. Moore [8
quoted in the Asäs says: "A son is the liver of his parent, and a
son's son is the dyädat al-kalnd." The point of the saying lies in
the fact that tlie caudate lobe is, as it were, a diminutive liver,
springing from the main body of the organ. It was perhaps the same
relation which led the Ethiopic translators to render Xoßö(; toO iiTraio^
by h'd.e- : Kh'l '. 'V^Xfl j jecusculwn.
The designation, in the Jewish ritual, of precisely this part of the
liver to be burnt on the altar is not accidental; it is associated with
the preeminent importance which the caudate lobe had in ancient
divination. Evndence of this preeminence has been adduced above
from Greek and Latin authors. Interesting archaeological confirma-
tion of the fact is given by modeis of a liver mapped out for the
use of diviners which have been preserved. Two Babylonian clay tablets
in the British Museum represent the liver of a sheep or goat, divided
into regions, and covered with texts, apparently indicating the
omen signified by a peculiarity in the corresponding region of the
liver of the victim under examination. Deecke has published two
Etruscan modeis of the liver, one in bronze and one in alabaster,
the former of which is mapped out and inscribed in a similar way.
S. Reinach has recently recognized another, held in the hand of an
Aesculapius in the Musee St. Germain. In both the Babylonian tablets
and in the Italian examples published by Deecke the caudate lobe,
in schematic pyramidal form, is made very prominent'.
We have found that the oldest exegetical tradition (LXX, Tar-
gum, Peshitto, Mishna, &c.) understood by *T2Dn mn"' the caudate
lobe. A different Interpretation of the words meets us first in Jerome's
Latin version, in which the phrase is uniformly rendered reticidiüii
jecoris^, and in the Lyons Pentateuch, where the true Old Latin,
piiina, pimmla, has been supplanted b\' onientwn, perhaps thrcugh
1 I expect to publish a fuller discussion of these objects in another place.
Here it must suffice to refer to the most important literature: Pinxhes, Omeiform
Texts, &c. VI (1898); BoiSSIER, Documeiits relatifs aiix prcsages, 1894; Note snr un
moniiment Babylonien se rapportaitt a Fextispicine, 1899; ZlMMERN, Beiträge zur Ä'ejtninis der
Babylonischen Religion, II. i., 1899; von Oefele, Die Leberschau Hesekiel, 21, 26, ZATW.
XX (1900) 311 — 314. — Deecke, Etruskische Forschungen, I. 4 (1880), 1 — 98; E/rus-
kische Fmschioigeu und Studien, Heft 2 (1882}, 65—87; Reinach, Revue Archeobgique,
1902, i. 137. — Bouche-Leclercq, in Daremberg et Saglio, s.w. 'Divinatio', 'Haru-
spices'. — Blecher, De extispicio capita tria, 1905
2 The apparent exceptions in the Vulgate {arvina, Lev. 3, 15; adeps, Lev. 4, 9)
are probably early copyists' errors
9] ^?^^ hv nnri^n „Lobus caudatus". 769
the influence of the Vulgate. It may be assumed that this Inter-
pretation was given to Jerome by bis Jewish teachers. It reappears
in Rashi, who explains mri'' in Ex. 29, 13 by the Aramaic «tysiö
{Hullin 46^ 49^), and on Lev. 3, 4 defines it as the diaphragm; see
Rashi also on BerakotJi 44b, Under the influence of the Vulgate and
of the mediaeval Jewish commentators and lexicographers, especially
Kimchi, this interpretation was adopted in the Protestant versions.
Luther : "Das Netz um die Leber" doubtless intending the diaphragm
(cf. Münster, "Hebraei dicunt esse rubeam carnem hepar complecten-
tem;" Fagius, "Judaei vulgo das rot fleisch interpretantur") ; English
Version (161 1), "the caul that is above the liver," with the marginal
note, "It seemeth, by anatomy, and the Hebrew doctors, to be the
midrifl";" Dutch Staatenbijbel, "Het net over de lever," &c.
I must reserve for another place a fuller investigation of the history
of this interpretation, as well as of the word fc^tys^D ('diaphragm')'
and other terms. It is not without significance, however, that the
Jewish scholars who understand by n"in\T the diaphragm preserve
the tradition that a portion of the liver was to be cut off and re-
moved with it; see, e. g., Rashi on Taviid '^i^ (luDH ySifts); cf. Sifra,
«Ip^l, Perek 17 (ed. WEISS, fol. 14^-*=).
I This word has nothing to do wish xpctTreCa, with which it has often been
combined
Nöldeke-Festschrift. . -
49
Die sogenannten aramaisierenden Formen der Verba
j;"j; im Hebräischen.
Von
E. Kautzsch.
eit Gesenius' LeJirgebäude pflegt man die Formen der
Verba VV mit geschärftem i. Radikal als Aramaismen^
zu bezeichnen und denkt dabei wohl meist an eine be-
wußte Anlehnung' an die aramäische Bildunesweise. Den
Grund dieser Anlehnung findet man meist in dem Bestreben, den
Schein dreiradikaliger Bildungen zu erwecken und so diese Formen
der übermächtigen Analogie der starken Bildungen anzunähern. „Man
suchte Ersatz für die hier [im 2. Radikal von Formen wie 2bJ] ver-
lorene Stammverstärkung, und fand ihn wenigstens bei präformirten
Formen in der da möglichen vorderen Verdoppelung" (BÖTTCHER
II, 486). Ebenso glaubt Olshausen {Lehrb. S. 198), daß man in
den fraglichen Formen „den ersten Radical ohne irgend einen anderen
Grund verdoppelte, als um sich dem Sylbenfalle der Derivate starker
Wurzeln genau anzuschließen." Nach KÖNIG, Lehrgeb. I, 327 war
bei der Vorderverdoppelung (die er lieber „Ersatzverdoppelung" nennen
will) der erste Faktor das Streben, die verlorene Verdoppelung wieder
zu Gehör zu bringen.
Es wird sich der Mühe lohnen, durch eine genaue Untersuchung
des gesamten in Betracht kommenden Materials die Haltbarkeit der
I Gesenius selbst sagt {Lehrgeb. S, 370) noch „Chaldaismen", ebenso Böttcher,
Gramm. II, 486 u. a.
49*
n^
">. E. Kautzsch [2
oben erwähnten Theorieen 7a\ prüfen. Das Ergebnis wird sein, dalJ
die landläufige Meinung in dieser Frage einer starken Korrektur
bedarf.
Zur Feststellung des Tatbestandes schlage ich mit gutem Be-
dacht den Weg ein, dafi ich von jedem Verbum alle Formen mit
vorderer Schärfung zugleich mitteile. Die in streng wissenschaftlichen
Grammatiken (so bei Olshausen, Stade) aus guten Gründen voll-
zogene Isolierung der verschiedenen Tempora, wo nicht auch noch
der verschiedenen Personen, hat es m. E. verschuldet, daß sich in
dieser Frage nicht längst gewisse Beobachtungen aufgedrängt haben.
Warum wir den Formen alle Belegstellen beigefügt haben, wird bei
der Zusammenstellung der Ergebnisse seine Rechtfertigung finden.
Formen mit Schärfung des ersten Radikals finden sich von
*T1-I1 wiederkäuen; Impf. Qal ir. Lev. ii, 7; dagegen in der Bed.
„ziehen" ^.TO Hab. i, 15; Dir Prv. 21, 7.
7^1 schwach, gering sein; Impf. Qal (nicht Niph., wie in Mandel-
KERN's Konkordan::^, denn vom Niph. findet sich sonst keine Spur)
"PT Jes. 17, 4; '^'l'l Ri- 6, 6.
DDT verstummen, sich ruhig verhalten; Impf. Qal DT; Am. 5, 13.
Ps. 30, 13; D'T^.I Thr. 3, 28; DTl Lev. 10, 3. Jos. 10, 13; 3 f. D'lH Thr.
2, 18; "'ö'nn (mit Zaqeph qaton über 1) Jen 48, 2; nach anderen Impf.
Niph. wegen der anderen Bedeutung „du wirst vernichtet werden".
Zu erwarten wäre in der Tat '^tsP^ (s. u.); das 0 in 2. Silbe führt
jedoch auf ein Impf. Qal nach der Absicht der Masora (so schon
QiMCHi, Olsh., König). — d'i«! Hi. 31, 34, — W Ex. 15, 16. Ps.
31, 18. Thr. 2, lO; ^DT.1 Hi. 29, 21; nO"li Jer. 8, 14.
Dagegen sollen ^löT Jer. 49, 26. 50, 30; IST i S. 2, 9 (ed. Mant.
^DT; schwerlich als Qal gemeint, sondern Ausfall des Dagesch nach
dem gedehnten Vokal; vgl. unten zu Ipn;;) und ^ß'^ri Jer. 51, 6 Niph'al-
Formen sein, und dem entspricht überall die Bedeutung „vernichtet
werden".
77t verachten; Perf. Hiph. ni^''^"l Thr i, 8 mit Übergang in die
Bildung der J?V.
Tin schärfen; Impf. Hiph. "n;^ Prv. 27, 17^ T)". 17^. Erstere
Form (für Tn^) ist jedoch nach Vokalisation und Betonung höchst
auffällig. Man erwartet in;;. Die Masora aber denkt höchstwahrschein-
lich an eine Pausalform von "in^ „vereint". Dagegen ist *in^ in 17^
wohl als 3. Impf. Hiph. mit virtuell geschärftem n gemeint, obschon
3] Die sog, aramaisierenden P^ormen der \'erba y "j; im Hebräischen. 'j'j'i^
dann auch "in;i zu erwarten wäre. Die früher übUche Ilerleitung
beider Formen von einer Nebenform iTin ist durchaus abzuweisen.
?7X\ entweihen; Impf. Ilipli. ^X\\ Nu. 30, 3; '?n« Ez. 39, 7; dagegen
in der Bed. „anfangen" %\, ^nr>, "pris, ^m, ^nni, iVnn, iVnn, nrlpnnT;
vergl. hierzu auch die Niphal-formen ^ni Ez. 25, 3; nbni"! Ez. 22, 16;
l^ni"! Ez. 7, 24, sämtlich in der Bed. „entweiht werden".
DOn warm (heilj) sein; Dn"*. i K. i, i soll wohl Imperf. Qal mit
virtuell geschärftem H sein; anderwärts Dn;'., Dnn, IJSn;; (dag. zwie-
fach befremdlich HiDn'J Ge. 30, 38), entsprechend den intrans. Imper-
fekten 1!?^., "pf?;; etc. Nur Jes. 44, 16 Dh^, sowie v. 15 und 2 K. 4, 34
Dn^l ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied. Part. Niph. D''0n3n
Jes. 57, 5-
]jn gnädig sein; Perf. Niph. Wm für 'm Jos. 22, 23. Ebenso
könnte in dem Impf. Hoph.(r) |n^ „bemitleidet werden" Prv. 21, 10. Jes,
26, 10 virtuelle Schärfung des n beabsichtigt sein; doch ist auch
Defektivschreibung für ]nT' möglich. Übrigens ist ]n;; höchstwahr-
scheinlich (da ein Hiph. gänzlich fehlt) gar nicht Impf. Hoph., sondern
Impf. Pass. Qal; vergl. Gesen.-K. ^ 53 u.
ppn Impf. Hoph. (oder Pass. Qal r s. o. unter ]n;;) Ipnn eingemeißelt
werden Hi. 19, 23. Nach Olshausen ist die Schärfung des p wohl
nur wegen des langen Vokals in der Tonsilbe aufgegeben (s. o. unter
löTj. Es fragt sich jedoch, ob es der Schärfung des p noch bedurfte,
wenn schon n als virtuell geschärft gelten soll. S, darüber am Ende.
1in Perf. Niph. nn: Ps. 69, 4 (ausgedörrt sein), nm Ps, 102, 4
(durchglüht sein); dag. ini Jer. 6, 29 (vom Schnauben des Blase-
balgs); "ini Ez. 15,4 (angeglüht sein). Ein Bedeutungsunterschied
ist somit nicht zu behaupten.
nnn Perf. Niph. nn: erschrocken sein Mal, 2, 5 (vielleicht zur
Unterscheidung vom Perf, Qal nni herabsteigen),
nriD zerschlagen; Impf, Qal ri3N1 Dt. 9,21; Imperf, Hiph'il
(D3nS) ^nS'.l Dt. 1,44; Dlf^S^l Nu. 14, 45; Impf. Hoph. (oder Qal? s. o. zu
]n:) n?: Jes. 24, 12; ^n?^ Jer. 46, 5. Mi. i, 7; W2^^ Hi. 4, 20 (so ed,
Mant., JaBLONSKI; dagegen OPITIUS, GiNSBÜRG, MANDELKERN W2^J.
übrigens fragt sich, ob nicht das Dagesch im 7\ als sogen. Dag.
forte aftectuosum (Ges.-K. g 20 i ; von BÖTTCHER als „mimische Ver-
doppelung" bezeichnet) zu betrachten ist.
^DD Hoph. Iliön'] hingesenkt werden Hi. 24, 24.
\h^ Als Impf. Qal in der Bed. „sich schlaff senken" (nach
J74 E. Kautzsch [4
andern Impf. Niph. = abgeschnitten werden) sind höchstwahrschein-
lich zu betrachten b^\ Hi. 18, 16 (parallel ^^y); hm Hi. 14, 2 und
^b^\ Ps. 37, 2 (parallel ]l'?SlV-)- Dagegen paßt Hi. 24, 24 nur die Be-
deutung „abgeschnitten werden".
1"1D Hi. löH'^S Ex. 23, 21; so nach der Masora, wohl ii's der
Bedeutung „handle nicht bitter!" gemeint. Doch ist zweifellos "itt^"'^^
..lehne dich nicht auf!" (von mo) zu lesen.
niJ fliehen; Impf. Qal niT Nah. 3,7; pTn^. (bis) Ps. 68, 13; da-
gegen TmHI Gen." 31, 40 ohne erkennbaren Unterschied der Bedeutung.
Übrigens liegt in beiden Formen starke Bildung nach Analogie der
]"S vor; ebenso im Impf. Hoph. (wofür vielleicht mit BUDDE das Impf.
Qal zu lesen) ITl Hi. 20, 8. Dagegen lautet das Part. 2 Sa. 23, 6
nach allen guten Zeugen litt, nicht (mit Ges.-Buhl) Tiö.
22Ü; deutlich besteht hier die Absicht einer Unterscheidung
zwischen einem transit. Imperf. Qal ^b) = „umgeben, umringen, um-
spannen" und einem intrans. iD'; (oder 31D^) „sich wenden". Vgl. zu
2b) I K. 7, 15. 23. 2 Ch. 4, 2; nO'l Ri. II, 18; inap^ Hi. 40, 22; 1220^,
Jer. 52, 21; "'22101 Ps. 49, 6; 12b^ Hi. 16, 13 (sq. ""bj^, aber ausdrücklich
in der Bed. „umringen"); ^ISb'^l Jos. 6, 14. 15. Ri. 20, 5. 2 K. 3, 9; auch
Ri. 16, 2 ist höchstwahrscheinlich das Objekt (das Haus?) irrtümlich
weggelassen, und 2 Sa. 18, 15. 2 K. 3, 25. 2 Ch. 18, 31 liegt wenigstens
die Bed. „umringen", 2 Ch. 17, 9. 23, 2 die Bed. ,, umherziehen" vor.
In der Bed. „sich wenden" steht die Form nur Jer. 41, 14; ny^Dn
(= umringen) Gen. 2)7, 7- Mit dem Akk. des Objekts steht 13bri Jos.
6,4 und 2D21 Dt. 2, i. Dagegen wird Übi i Sa. 16, 11 fast allgemein
in 2Ü^ emendiert. Es fragt sich jedoch, ob man nicht eine prägnante
Bedeutung anzunehmen hat = „[den Tisch] umringen", d. i. sich zum
Mahle niederlassen.
Intransitiv (in der Bed. „sich wenden") stehen 2b\ i Sa. 5, 8.
2 Sa. 14, 24; 210"; Za. 14, lO; 2b■^ Gen. 42, 24. i Sa. 15, 12. 27, 17, 30.
18, II. 22, 18. 2 Sa. 14, 24. 18, 30. I Ch. 16,43. — 3- fem. 2bn Nu.
36, 7. 9; 31Dn Hab. 2, 16. Prv. 26, 14; 3bni i K. 2, 15; 2. masc. 2bn
Ps. 114, 5; 2bJl"i Ps. 71, 21. Die Häufigkeit dieser Qal-Formen in der
Bed. „sich wenden" legt die Frage nahe, ob nicht auch Ez. i, 9. 12.
17. 10, II (bis). 16, wo jetzt überall !!3B1, also Niph., vielmehr Qal-
Formen beabsichtigt waren.
Hiph. Impf, lül] Ex. 13, 18. Jos. 6, 11. 2 Sa. 20, 12. i K. 8, 14.
21, 4. 2 K. 20, 2. 23, 34. 24, 17. Jos. 38, 2. I Ch. 10, 14. 2 Ch. 6, 3.
5] Die sog. aramaisierenden Formen der Verba J?"V im Hebräisclien. 775
36, 4. — Plur. !|2DM Ri. 18, 23. i Sa. 5, 8. 2 Ch. 29, 6; so nach den
besten Zeugen QiMCHl im Mikhlol, ed. Mant. (nur 2 Ch. ^l^D^l; ob
Druckfehler?), Jabl., Opit., Baer, Ginsburg. Außerdem führt Baer
als Lesart der ed. Sonc. Brix. etc. ISD'^I an. Die gewöhnliche Bildung
des Imperf. findet sich nur in 3pi"l 2 Ch. 14, 6 (mit Mauer und
Türmen umgeben), n3pi'l (umziehen lassen, sc. die hl. Lade) i Ch.
13, 3 und ''4?P'',1 Ez. 47, 2 (= zurückführen). Ein Unterschied der
Bad. ist nicht zu behaupten.
Der Imper. lautet 2 Sa. 5, 23. i Ch. 14, 14 ^pn, 2. fem. HL 6, 5
""SpH. Für die LA 3pn habe ich keinen Zeugen gefunden. Auch der
Infin. lautet Dpn'? 2 Sa. 3, 12. i Ch. 12, 24.
Impf. Hoph. aDI"« Jes. 28, 27, Das K^thib beabsichtigt offenbar
2DV, die Masora SD\
']DD bedecken. Im Impf. Qal 13b*l etc., Hiph. "^pPi etc., dagegen
Impf. Hoph. "^p^ Ex. 25, 29. 37, 16. Da das Hiph. mehrfach gut be-
zeugt ist, fällt die Annahme eines Impf. Pass. Qal hier außer Betracht.
vTi klirren, klingen; Impf. Qal Hib^n 2 K. 21, 12. Jer. 19, 3; dag.
I Sa. 3, II nr^^n in ganz gleicher Bedeutung, scheinbar Hiph., aber
von J. Barth {ZDMG 43, S. 179) sicher mit Recht als z-Impf. des
Qal erklärt.
lliJ trans. „befeinden'', Impf. Qal "l'r Jes. 11, 3; dag. intr. 1^',
1S;;l etc., aber "'"l^ri Jer. 49, 19. n^;^ Hi. 18, 7. Siehe über letztere
Formen, sowie über =1VT Neh. 2, 3 (Impf. Qal von W"!) Ges.-K. § 6j, dd.
32p verfluchen; Impf. Qal ^p";! Lev. 24. ii; li^i^^H Nu. 23,25;
nj?« Nu. 23, 8; 21p«] Hi. 5, 3; mj?''. Prv. 11, 26. 24, 24. Hi. 3, 8.
Ti'p sich niederwerfen; Impf. Qal stets wie Hp^l Gen. 24, 26. Ex.
12, 27. 34, 8. Nu. 22, 31. I. Sa. 24, 9. 28, 14. 2 Ch. 20, 18; TpP\1 i K.
I, 16. 31 ; n'pNJ Gen. 24, 48; Plur. n^n Gen. 43, 28. Ex. 4, 31. Neh.
^,6. I Ch. 29, 20. 2 Ch. 29, 30 (stets vor Einritt'';]).
nitS^ verwüsten; Impf. Hoph. (oder Qal, da das Hiph. fehlt? s. o.
zu ]n-) 'WV' Hos. 10, 14 mit Zaq. qaton über t^. Obschon das K^thlb
ohne Zweifel Hli'V meint, ist doch letztere LA ohne wirkliche Be-
Zeugung; i,m'^ lesen ed. Mant.^ Jabl., Opit., Baer, Ginsbürg; desgl.
liy-in Jes. 33, I (ohne Variante).
' NoRZi bemerkt dazu im masoret. Kommentar: geschrieben mit 1 und Dagesch
und in der Mehrzahl der Bücher, die wir besitzen, steht das Schin mit Qames,
David Kimciu schreibt es im Mikhlol mit Pathach, in den übrigen Büchern aber steht
Qames mit Zaqeph
'J'j6 E. Kautzsch [6
nntJ' gebeugt sein; Impf. Oal in Pausa XW\ Ps. lo, lO; ')nb''^1 Ps.
107, 39; außer der Pausa \r\'ä\ Hl. 38, 40. Aber auch die Formen
nB'*5 Jes. 2, 9. 5. 15 und H^n 29, 4 (sämtlich in enger Verbindung mit
dem nachfolgenden Subjekt); Plur. in^M (mit virtuell geschärftem n)
Ooh, 12, 4 werden nicht zum Niph., sondern mit Olsh. und Stade
zum Qal zu ziehen sein, da sich von einem Niph. außerhalb dieser
drei Formen nirgends eine Spur findet.
□DK^; Impf. Oal in der Bed. „sich entsetzen" X^\ i K. 9, 8. Jer.
18. 16. 19, 8. 49. 17. 50, 13. 2 Ch. 7, 21; Dty« Jes. 42, 14 (nach anderen
von Dt^•'i als Denom. von nott'i); dag. im Plur. in derselben Bedeutung
'\'^)3\ Ps. 40, 16 (mit D^chi) und Hi. 17, 8 (mit Munach).
In der Bed. „verwüstet sein" 3 f. D^ri Ez. 12, 19; DK^Fil 19, 7; in
Pausa Dü'ri Gen. 47, 19. Nicht minder gehört hierher die seltsame
^. fem. Plur. Hitttl'Ti (so nach den besten Zeugen ed. Mant. etc. bis
Baer ohne Bemerkung; dag. GiNSBÜRG mit der Note ""Ip n:öü'n(??)
und der weiteren Bemerkung, in anderen Büchern sei HittüTl K'^thib
und 0*re. Nur ist dann sicher nicht an '^7\, sondern an die gewöhn-
liche Form 'tJ^J? zu denken).
Impf. Hiph. D"*^;; Jer. 49, 20. 50, 45 in der Bed. „sich entsetzen";
dag. D^B^35 Nu. 21, 30 = wir verwüsteten. Das befremdliche i in
der 2. Silbe beruht weit eher auf einem Mißverstehen der inkorrekten
„Pleneschreibung" (für Dü^;;, DU^i^), als auf einem Übergang in die
Bildung der VJ?. — Mit Suffix (in der Bedeutung „in Schrecken
setzen") DßB^M i Sa. 5, 6; Dß^^« Ez. 20, 26, also beide Male ohne
Schärfung des i. Radikals.
Inf. Hoph. mit Suffix der 3 fem. (obschon ohne Mappiq) nßU^.l
Lev. 26, 34 f. 2 Ch. 16, 21. Auch nött^na Lev. 26, 43 beruht auf ur-
sprünglichem li'nS; nach der Zurückwerfung des o mußte die Schär-
fung des ly unterbleiben. Dagegen ist Hi. 21, 5 mit NORZI (der sich
in einer längeren Note auf QiMCHl's MikJilol und einen alten Hiob-
kommejitar von unbekanntem Verfasser beruft) und allen guten Zeugen
^öB^n"! als Imper. Hiph. zu lesen; die LA tS^ni (so Ges.-Buhl unter
Hoph.) ist ohne Bezeugung. {, ■
T>T\ Von den Formen des Imperf. Hiph., in denen allen die Synkope j
des n unterbleibt, gehört hierher ^riH'^V i K. 18, 27, sofern die syn-
kopierte Form ^r»^ lauten würde; vergl. jedoch l^nn"; (mit Zaq. qaton)
Jer. 9, 4 und iVnnn Hi. 13, 9; Inf. ^nnp ibid.
I Diese Form fehlt bei Mandelkern unter b^n, weil er sie unter ^m bringt!
7] Die sog. aramaisierenden Formen der Verba ))"y im Hebräischen. ^yy
ÜDr\ zu Ende sein oder gehen; Impf. Oal Di^^ Ez. 47, I2; Dn»l
Gen. 47, 15; Dnn^ Ez. 24, 11 ; Di^ni Gen. 47, 18. i K. 7, 22; dag. in der
Bedeutung „unsträflich sein" i. Sing. DH^« Ps. 19, 14, wohl absichtlich
inkorrekte Pleneschreibung für Dns zur Vermeidung der Aussprache
Di^S (bin zu Ende). Übrigens bieten einige Codd. analog dem ür\\
die LA nn«. — 3 Flur, ^on»! Dt. 34, 8; ISn: Nu. 14, 35 (mit Tiphcha);
Jer. 14, 5. 44, 12 (mit Zaqeph qaton), also wie Nu. 14, 35 in kleiner Pausa;
dag. Ps. 104, 35 mit einem Konjunktivus (Mahpakh); volle Pausa IDn";
Ps. 102, 28 (so Jabl., Ginsburg, Baer mit der Bemerkung: Mem dagess.
in codd. et edd. emendatis; dag. ed. Mant. [ohne Bemerkung] und
Opit. IOP"!). — Letztere Pluralformen (von ^lon; an) werden von BÖTT-
CHER u. a. — abgesehen von der LA lori"; — für Niph'al- Formen
erklärt, richtiger aber, da sonst ein Niph. von DOn nicht existiert,
mit Stade u. a. zu Oal gezogen.
Impf. Hiph. ÜPilY 2K. 22, 4; 2. masc. ür\r\ Ili. 22, 3. Dag. im
Inf. immer DnH.
Ergebnisse.
Durch die vorstehende Übersicht wird eine Erklärung der vorn-
geschärften Formen, zu der man unter dem Bann der Bezeichnung
„aramaisierende" Formen am ehesten geneigt sein könnte, ohne
Weiteres und ganz vollständig ausgeschaltet; ich meine die Annahme,
daß diese Formen in später Zeit unter dem Einfluß des Aramäischen
statt der gewöhnlichen Bildungen eingedrungen oder auch, daß sie
von den an's Aramäische gewöhnten Punktatoren und Abschreibern
hie und da statt der genuin hebräischen Formen eingesetzt wären.
Vielmehr läßt sich beweisen, daß umgekehrt gewisse vorn geschärfte
Imperfecta als genuin hebräische Bildungen gegolten haben und daher
von den ältesten Texten ab^ konsequent verwendet worden sind, sei
1 Vergl. zu /7 in 2. Silbe Ges.-K. S 67q nebst Note 3
2 Vergl. zu dieser LA, die schon Olsh. beanstandete, die verschiedenen Kon-
jekturen in Stade's und Sciiwally's Books of Ki7igs in Haupt's Regotbogenbibel (wo
DJT'I beibehalten ist)
3 Zum Erweis dieser Tatsache haben wir oben alle Belege beigebracht. Ganz
unhaltbar ist darnach die Behauptung Böttcher's (II, 486), dat die vordere Ver-
doppelung zuerst im Aram., im Hebr. später und erst bei jüngeren Verben oder
Verbalbildungen Platz gegriffen habe
778 E. Kautzsch [8
es ohne eine Nebenform in der sogen, gewöhnlichen Bildung oder so,
daß die gewöhnliche Bildung auf bestimmte Personen beschränkt ist,
oder endlich so, daß zwischen der vorngeschärften und der gewöhn-
lichen Bildung ein Unterschied der Bedeutung besteht. Weiter aber
läßt sich zeigen, daß hierbei auch die Lautverhältnisse, und zwar
ebensowohl die Vokale der aufeinanderfolgenden Silben, als die
Natur des Anlauts, eine wichtige Rolle gespielt haben. Da oben in
der Übersicht alle Belege gegeben sind, so können wir uns hier mit
der einfachen Anführung der Formen begnügen.
I. Vordere Schärfung zur Hervorhebung einer bestimmten
Bedeutung.
"ir, aber inir etc.^ ^H^ etc. und bn^ etc., 2b^ etc. und nb^ etc.,
IS^ und 1S: etc., Db': und Dü^n.
Verschiedene Formen ohne erkennbaren Bedeutungsunterschied
sind nur Dh^ und DH^r) oder DH^ Hb^; und nü^\
2. Vordere Schärfung infolge der Vokalverhältnisse in
den aufeinanderfolgenden Silben.
Hierher rechne ich die Imperf.-Formen mit a in 2. Silbe, wie
"la^, bT etc., b^"] etc., nti'^ (niemals wie "12^ etc.), offenbar im Interesse
einer Dissimilation der Vokale, die zugleich eine Verwechselung mit
der 3. Sing. Perf Oal ausschließt; vergl. dazu auch ^Pli und *ina etc.,
rin: (mit Ersatzdehnung P)ini, D'^pni und selbst 0"""!«^ im Niph.).
3. Vordere Schärfung infolge der Natur des Anlauts.
Von den 21 Verbis, die irgendwelche Formen mit vorderer
Schärfung haben, lauten 7 ("p^t, 320, ^DD, "p^i*, 1"!^', nnti', Um) mit
einem Zischlaut* an, 4 ("j*?!, DöH, bbr\, DOn) mit einer Dentalis, 4 (11J,
* Das etc. bedeutet, dafi sich mehrere Formen derselben Bildung finden
2 Einen Einfluli des Zischlauts finde ich nur bei KÖNIG [Lehrgeb. I, 355) aner-
kannt, aber nur in Bezug auf die Formen 2DV, ntS'r und IB^IPi sowie (p. 361) HßB'n
und mit anderer Begründung. Hier sei nicht mit Ges., Ewald, Olsh., Böttcher
„Ersatzverdoppelung", noch auch mit Stade Dag. forte orthovocalicum (zum Schutze
des kurzen Vokals) anzunehmen, sondern Verkürzung der nach der Analogie langen
9] Die sog. aramaisierenden Formen der Verba y"y im Hebräischen. 779
nr\D, 32p, TTp) mit einer Palatalis; 4 mit H ("nn, bbn, lin, nriH; zweifel-
haft sind pn und ppH), endlich zwei (^Dö, TlO) mit Mem. Nun ist
allerdings die vordere Schärfung bei den genannten Verbis keines-
wegs konsequent durchgeführt (mehrfach hat sie nur das Hoph.); in
einigen Fällen dient sie neben der gewöhnlichen Form zur Geltend-
machung einer besonderen Bedeutung, und schlielilich stehen den
21 Verbis mit Zischlaut etc. 18 andere mit denselben Anlauten sfeeren-
über. Wir sehen dabei von dem Umstand ab, daß es sich bei den
letzteren vielfach um Formen handelt, die nach ihrer Beschaffenheit
kaum eine andere, als die gewöhnliche Bildung zulassen; so die 3.
und 2. Flur. Impf. Hii;, Ipt^, ^IDbri, ^1&, ^2b; (trotz des Sing, "^r.!),
^b'bn, Db;, ^bb), nb^;, ^2ü], ^Virri, iiDtr; (trotz des Sing, n^]), ^ü\^), iipty;
sowie die Formen mit Suffixen; nach Abzug dieser Verba bleiben
mit denselben Anlauten nur noch rii, ^^i, ]i3, ppl, Döt, ^m, Ü^ü.
Diesen stehen mit anderen Anlauten gegenüber 1"18, Hl, bh2, bbn,
DDH, Vy^, ppb, jrj;, DOy, ns, -ns, ]i1, yp (in 2 Bedeutungen), pi,
pp'^. Sehen wir wiederum ab von den Verbis mit anlautender Gut-
turalis oder "1, so verbleiben doch noch 6 (mit 3, S, b), die niemals
vordere Schärfung haben. Alles erwogen, wird somit eine Begünsti-
gung der vorderen Schärfung durch die Natur des Anlauts nicht in
Abrede zu stellen sein.
Die letzte Frage, die noch einer Beantwortung harrt, ist die nach
der Schärfung auch des 2. Radikals im Fall eingetretener vorderer
Schärfung. Die herrschende Meinung dürfte dahin gehen, daß in der
Tat die zweimalige Schärfung als die Regel zu betrachten sei'. Da-
mit wäre allerdings die Theorie, daß die vordere Schärfung den
Schein der Dreilautigkeit hervorrufen wolle, abgetan; denn dieser
Zweck war schon mit einmaliger Schärfung völlig erreicht. Aber
eine Statistik der Beispiele lehrt, daß die doppelte Schärfung gar
nicht als Regel gelten kann. Man vergl. ^D"l\ nQ-ll W2'1, DiinS'l, ^bü',
^3nj>^n, ^n^p:, npn, ^»n: (neben ^öJ?:). Hierzu kommt noch die zweifel-
Silbe -wegen des folgenden Sibilanten, also Dag. forte orthoconsonanticum. Aber
niS'1"' etc. läßt sich von WS"! nicht trennen und bei letzterem erkennt König selbst
„Ersatzverdoppelung" an
I Vgl. jedoch BÖTTCHER, Gramm. II, 486 unten: die hintere Verdoppelung sei,
als durch die vordere ersetzt, im Ilebr. meistens unterblieben. SteuEknagel, //cir.
Gramm.'^ § 49l: Vereinzelt finden sich Formen mit Schärfung des i. und 2. Rad.; er
betrachtet also auch die nur einmalige Schärfung als das Reguläre
78o E. Kautzsch, Die sog. aramaisierenden Formen d. VV. y"y i. Hebr. [lO
hafte IIophal(?)-Forni -.pri'l (wenn n als virtuell geschärft zu be-
trachten ist).
Diesen lo Beispielen' von 7 verschiedenen Verba stehen gegen-
über: 'ö^in (mit Zaq. qaton über 1), ^ny, P. ^P3;, I^D!!,, ^n^\], Höirn,
^sri^ Ziehen wir nun in Betracht, daß sich die Schärfung des 0 und
n nach dem oben S. 773 zu nn3 Bemerkten auf sehr einfachem Wege
anders erklären läfit, daß in ^ntyil das Pathach samt der nachfolgen-
den virtuellen Schärfung des PI aus der Natur der Gutturalis zu er-
klären ist, so bleibt nur 12DM übrig, und hier fragt sich sehr, ob nicht
die minder bezeugte Lesart 12D;1 die ursprüngliche Absicht der Punk-
tation wiedergibt.
Fassen wir nun zum Schluß unsere Ergebnisse nochmals kurz
zusammen, so lauten sie:
1. Die vordere Schärfung ist in keiner Weise auf einen Einfluß
des Aramäischen zurückzuführen. Der Ausdruck „aramaisierende
Formen" ist somit, weil irreführend, gänzlich zu vermeiden.
2. Der Eintritt der vorderen Schärfung wird teils durch das
Streben nach einer Differenzierung der Bedeutung, teils durch die
Lautverhältnisse, insbesondere durch die Natur des Anlauts, begünstigt.
3. Die dreisilbigen Bildungen dieser Art begnügen sich in der
Mehrzahl der Fälle mit der Schärfung des ersten Radikals und auch
von den Formen mit zweimaliger Schärfung (des i. und 2. Radikals)
ist weitaus die Mehrzahl auf anderem Wege zu erklären. In diesem
Überwiegen der nur einmaligen Schärfung dürfte sich ein Bewußtsein
von der ursprünglichen Einsilbigkeit der J?"J?- Stämme erhalten haben.
I Zu diesen kommen bekanntlich noch eine Reihe anderer in gewöhnl. Bildung,
aber mit auffallender Unterlassung der Schärfung des 2. Radikals; s. die Beispiele
in Ges.-K. S 67 dd
Das Substantivum verbale.
Von
D. H. Müller.
HEODOR NöLDEKE hat in seiner mandäisdien Grammatik,
S. 293 ff., über das Wörtchen n''^< gehandelt und dabei in
der ihm eigenen gründlichen Weise eine erschöpfende Dar-
stellung über diese eigentümliche grammatische Erscheinung
gegeben. Die ursprüngliche Form hat "'ri''S gelautet, wobei natürlich
das t< aramäischer Zusatz ist, die Grundform war also Tl''* hebr. ''ty*,
wovon ^\ erlialten blieb. Die Bedeutung von ''^l"'^^ ist „Sein, Existenz",
aber dieses abstrakte Substantivum bekommt verbale Bedeutung,
wenn es mit Suffixis versehen wird.
NöLDEKE unterscheidet mehrere Arten, das W'ort mit pronomi-
nalen Elementen zu verbinden:
1. Die ursprüngliche Verbindung mit Possessivsuffixen (— ^>-|,
^*1^J etc.). Dies ist die bei weitem üblichste Weise im Syrischen,
im Bibl.-Aram. und in den babylonischen Targumen. Im Samarita-
nischen und teilweise in den jerusalemischen Targumen treten die
Suffixe an das fT'S, nv an; ganz so in der seltsamen Form ^j**^
Mufassal 53,9.
2. Mit selbständigem Personalpronomen wie h'^T Si^N Tr> „ich
kann nicht" etc.
3. Mit Objektsuffixen. So hebräisch lity;;, arabisch das seltene
(^^-«-.^ {Mufassal 53,9), dem gleich steht ^\^ ^J^ (ebd. 53,8) etc.
Allein üblich aber ist diese Verbindung im Mandäischen, wie sie auch
im Talmudischen fast ausschließlich vorkommt.
782 ü. H. Müller [2
4. Die völlige Hinüberziehung zum Verbum durch Anknüpfung
der Perfektendungen ist im arabischen J-^, iJl^„«J usw. vollzogen.
Es sind drei Dezennien verflossen, seitdem NüLDEKE diese Zu-
sammenstellung gemacht hat, ohne daß man meines Wissens irgend-
wie darüber hinausgekommen wäre, oder irgendwelche ähnliche Erschei-
nungen in den semitischen Sprachen nachgewiesen hätte. Ein Ver-
such, die von NöLDEKE angeregte Gedankenkette weiter zu v^erfolgen
und zu ergänzen, möge nun in diesem Nöldeke-Buch gemacht
werden.
Zunächst sollte man glauben, nachdem im Arabischen nur noch
geringfügige Spuren von einer Nominalverbindung vorhanden sind
(t^^-^ f^j^J^) und die Verbalverbindung (JS.<-**J etc.) vorherrschend
geworden ist, daß man kaum im Südsemitischen weitere Beispiele für
diese Erscheinung finden werde. Das Gegenteil ist der Fall: Ich bin
in der Lage aus den neu aufgenommenen Sprachen, dem Mehri und
Soqotri, Analogien für die beiden ersten von NöLDEKE nachgewiesenen
Arten, das Wort für „sein" (esse) mit pronominalen Suffixen zu ver-
binden, nachzuweisen.
So bildet das Mehri aus der Wurzel ^y „sein" ein Substantivum
verbale, das es mit pronominalen Elementen versieht, ähnlich wie im
Aramäischen Tl-N:
kern ich bin^ kenen wir sind
khiek {kenk) du bist kenkem ihr seid
kcnes du (f) bist kenkeu ihr (f.) seid
keneli er ist kenJiem sie sind*
khies {kens) sie ist kenseii sie sind.
Hier einige Belege füt diese Erscheinung aus den Texten {Die
Mehri- 7t. Soqotri-Sprache, Band i):
5, 20 ff. wa-keneh bäli ke Yüsef, wa-ke/ieh gaij DiJiensair und es
war der Herr mit Josef und er war ein glücklicher Mann.
3,34 wa-kenes haliyyet, birkis hamii-lä Und er (^) war leer^
darin war kein Wasser.
31,21 wa-keneh gaij min Sorä Es war ein Mann aus Sorea.
40, 12 wa-keneh qödi d' Isräil Und er war Richter in Israel.
44, 6 wa-kens bet de melüt Und das Haus war voll.
' Eigentlich: Mein Sein, dein Sein etc. 2 Daneben kenim 44,6
3] Das Substantivum verbale, 783
Die zweite Art, das Wort für „Sein" (oder „Nichtsein") mit den
pronominalen Suffixen zu verbinden, hat das Mehri in dem für ^_y«IJ
angewandten Worte erhalten:
«i"*^, ]yb = «i« n^*? /e//6 ich bin nicht /r/oi/ie wir sind nicht
n« tvb leJiet du bist nicht Ichtem ihr seid nicht
^ns n^^ lehct du (f.) bist nicht Ichtcn ihr (f.) seid nicht
Sin X\h leJie er ist nicht leheni sie sind nicht
t<\T Tr> lese sie ist nicht lehshi^ sie (f.) sind nicht.
Einige Belege mögen hier gegeben werden {Die Mehri- u. Soqotri-
Spraclie, Band I):
28.27 wa-gä)i qarmn leJie sen wenn unser jüngster ni cht ist mit
uns (^^).
29,7 wa-gajen leJie scn und der Knabe ist nicht mit uns.
29,23 wa-gajen leJie sl und der Knabe ist nicht mit mir.
32, 10 wa-leJie habtrml be-JiemmeJi und nicht hat er mir seinen
Namen wissen lassen (== <^.«-col ^ ^y^\ ^a \J^).
32.28 wa-Manüh gaijis lehe sis und M. ihr Mann war nicht
mit ihr.
30,23 lua-lazaröme letem hazäbekemi (!= ^_j.«JÜ-co^\ ^\ ,y^)
nun, nicht ihr habt mich hierher geschickt.
26, 1 5 Lse dinie yetiqiyen ball birkis Ist es nicht («JU.«^) der
Becher {tast fem..), aus dem mein Herr trinkt?
35, 2 lese birek habänteii le-gaüke wa-birek kel fhidtl harjnet
Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder und in meinem ganzen
Stamm kein Weib (also d.,.*^^)?
37,33 lse gaiis qanet rhäin mens Ist ihre jüngere Schwester
nicht schöner als sie?
Ein sehr eigentümliches Substantivum verbale hat die Soqotri-
Sprache, dessen ursprüngliche Wurzel und Bedeutung ich vorderhand
unerörtert lasse:
heyQ) ich bin nicht hen wir sind nicht
hesk du bist nicht hesken ihr seid nicht
hess du (f.) bist nicht hesken ihr (f.) seid nicht
hes er ist nicht heyJän sie sind nicht
hes sie ist nicht heysen sie (f.) sind nicht.
I Das h, welches aus s abgeschwächt ist, fehlt öfters und ist entweder wirklich
ausgefallen oder wurde durch das Gehör nicht wahrgenommen
784
D. H, Müller
[4
Augenblicklich kann ich als Beleg nur das Rätsel 6 {Mehri- u.
Soq-SpracJie, Band II, S. 360) anführen:
kc-hcs tey Ist das Eine (f.) nicht dabei
äl tckafiyo tri So genügen nicht die Zwei.
Als Lösung wird der Dreifufi oder die drei Steine, welche unter
den Kochkessel gelegt werden, gegeben.
Außerdem wird das Wort in der Subtraction als mimis gebraucht,
z. B. S. 365, 14 ff.
hiteh hehl tro irbaaJi sechs minus zwei sind vier
Jiibe'^e hehin dädheh irbaaJi sieben weniger drei sind vier
yhöbeh hesin sile örbeh sieben (Frauen) weniger drei sind vier.
Was die Etymologie betrifft, so möchte ich es mit arab. ,J^ in
der Bedeutung „wenig, gering" zusammenstellen \ Gleichviel, das
Wort wird im Sinne von ^j^ als Substantivum verbale gebraucht.
Ich gebe hier eine Übersicht der Hauptformen des Substantivum
verbale :
Sg.
I c.
Syr. Bibl.-aram. Hebr. Mehri
^K*( keni
2 m. sy,JU,yr\^^ '!\^\ kenk{ke7iek) S^
2 f. o.ix-K*{ kines
3 m. ^oio^^i \'lin\S 1:^^ kr/u'h
3 f. o^K^l kines
PI.
IC
.K^l N:n^«
Arab,
Mehri
Soq.
Aram.
) lehö
/z^j&5i«n^'?(Ni>^,p^^)
lehet
hesk
n« n^^
^
CU-..I
^
lehit, {Jiit) hess
J^
lehe
hcs
Hin T^h
3 ^ ? <
• •
lese
hes
ir.f.i .
lehnhä
hen
leJittm
hesken
"'1
leJiten
hesken ]ini« n^«
\yL':^
Icheiu
heyhen
lesen
heysen
kmen
2 m. ,<iii^K^OlD-n''S ktnkem
2 f. ^iiJ^X ^yH^kenken
3 m. yöov-^-J khiJiem
3 f- ^cH-fi;«! khisen
Wir haben also, wie aus dieser Übersicht hervorgeht, von Mehri
und Soqotri genau die beiden ersten Arten, wie sie das Aramäische
und Hebräische bieten, dagegen fehlt die dritte Art.
Diese vergleichende Darstellung ruft mir in Erinnerung, daß es
im Hebräischen und Arabischen eine Anzahl von zum Teil dunkeln
I Vgl. ZMDG LVIII (1904), .S. 784 ff.
5] Das Substantivum verbale. 7S5
Wörtern gibt, die formell und inhaltlich eine gewisse Analogie zu dem
Substantivum verbale bilden. Es sind die Wörtchen ]"!«, l^V, Hiin und
arab. ^\, ^\ etc. Ich will hier dieselben zusammenstellen.
Sing.
I c.
';ii'J;?
^n^v
^:in (^iin)
^i
2m.
n^^«
v^v
n^n
Sing.
2 f.
^?'j??
p;j^
^an
VW
3ni.
i::\s
^inij;
lin (lijn)
3f.
r^m
L T • J
L4i]
Plur.
I c.
^yl^)} (?)
liin (iiian)
2 m.
V t
[ö?T"J^]
D33n
V I •
2 f.
;];r«;
[l^TJ'']
[l?in]
3m.
d:\s (iDi^fr?)
Dnij;
r *
3f.
[ir«]
ninjvX?)
m]
Betrachtet man diese Reihen neben den vorangehenden, so
wird man sich sagen müssen, daß sie inhaltlich und formell starke
Analogien aufweisen. In beiden Gruppen liegen Worte vor, welche
substantivischen Charakter und verbale Bedeutung haben und als An-
sätze Nominalsuffixe aufweisen. Die Annahme, daß hier Adverbia
vorliegen, welche die Kraft gewonnen haben „sich die unmittelbar
darauffolgende Beziehung des Subjekt im Satze im dritten Casus
unterzuordnen", wird, glaube ich, obwohl sie von dem besonnenen
Olshausen {LehrbucJi der Jiebr. Sprache, S. 426) herrührt, niemand
ernst nehmen.
Ich möchte nun die Hypothese aufstellen, daß hier lauter Sub-
stantiva verbalia vorliegen, die zum Teil, wenn sie ohne Suffixe
stehen, ihre ursprüngliche Kraft und Bedeutung verloren haben.
Ganz sicher scheint mir dies bei hebr. ]''« zu sein, von dem noch
das Substantivum j";« „Nichts" und „Nichtsein" erhalten ist. Die An-
setzung der pronominalen Elemente erfolgt in gleicher Weise wie in
ti'^, '^ri^t? und ähnlichen. Das gleiche scheint der Fall zu sein bei TiJ?,
eigentlich „fortdauernd sein", daher ''IIJ^ö, „seit ich bin" (wörtlich: „von
meinem Sein her").
Schwieriger gestaltet sich die Erklärung bei |n und Hin, weil
Nöldeke-Festschrift. cq
786 IX H. Müller, Das Substantivum verbale. [6
ihnen im absoluten Gebrauche jede substantivische oder verbale Kraft
abhanden gekommen ist. Ich glaube aber, daß man aus den zahl-
reichen Fällen einen Analogieschluß auf die ursprüngliche Bedeutung
von ]n oder H^n und von dem damit etymologisch zusammenhängenden
^\ etc. machen darf. Mit andern Worten: Es liegen in diesen dunklen
Wörtern Substantiva verbalia vor, die ihrer Bedeutung nach mit den
für „sein" gebrauchten W^örtern synonym sind, es sind ^15" O^yi-K
Man darf daseeren nicht einwenden, daß diese Wörtchen z. T. schon
im Hebräischen, ganz sicher aber im Arabischen mit dem Akkusativ ver-
bunden werden. Hier liegt eben die dritte Verbindungsart vor, wie
sie in manchen aramäischen Dialekten ausschließlich zur Anwendung
gekommen ist.
Die adverbielle Kraft, welche^diesen Wörtern (ohne Suffix) inne-
wohnt, ist gewiß sekundärer Natur.
Formangieichung bei begrifflichen Korrespondenzen.
Von
J. Barth.
ewohnheitsmälJige enge Verbindung zweier Wörter, ob sie
kopulative Verstärkung oder ausgesprochenen Gegensatz
bezeichnen, ist eine natürliche Quelle für analogische Ein-
wirkung der beiden auf einander \ Schon die arabischen
Philologen haben in solchen Fällen, wo ein Wort infolge engerer
Verbindung mit einem anderen von seiner ursprünglichen, natürlichen
Form abgelenkt wird, jene Ursache erkannt und als ^^l'^ »enge Ver-
bindung" oder »lilsr* „Entsprechung" bezeichnete Sie erkannten dies
in Fällen, wie O^a-sw L«^ ^v>i U, wo die Form Cjo^^^, die sonst nie-
mals neben C1!>>-ä- im Gebrauch ist, wegen des parallelen ^vxS als
berechtigt erklärt wurde, in Äipa^ 'd^^ ..glückliche Heimkehr" (ist dir
geworden), wo das sonst ungebräuchliche zweite Wort (statt ^^)
dem ersten im Klang folgte, in ^} f^ ^LäUI i^^-^, wo (nach Farra'
bei Gauh.) das letzte Verb nur in dieser Verbindung mit dem ersten
in der I. Konjug. diesen Gebrauch habe, sonst nur in der IV. Konjug.
u. e. And. 3
1 Vgl. z. B. deutsches „heut morgend" nach „heut abend" (Brugmann, Kiuzgef.
vergl. Gramm. % i6), ferner „des Nachts" nach „des Tags" u. a. m.
2 Harlrl, Dmra 51 (Thorb.), Sujütl, Muzhir I, 160. Vgl. auch FLEISCHER, ^«V^.
V, 74 f- '
3 Sujüti a. a. O. — Zu nennen sind hier auch die vielen Fälle von Assonanz-
verbindung für Gegensatz oder Verstärkung, wie J-**^.^ 'y^ „Armut und Reichtum",
U> Jo».^ La jsÄ-u CUaw-ä- „sie zogen aus mit Waffen und Reichtum" IHisch, 557, 3 u. v. a,
SO*
;8S J. Barth [2
Ein alleemein semitischer instruktiver Fall ist die von NöLDEKE ^
dargelegte Ausgleichung in den semitischen Wörtern für „Vater und
Mutter'".
Aus dem Gebiet der Flexion gehören hierher die zahlreichen
gegenseitigen Einwirkungen maskuliner und femininer Endungen auf
einander, z. B. die Übertragung der Form der mask. Pluralsuffixe "'-^,
?J"'-7- usw. auf die femininen Plurale im Hebr. im Unterschied vom
Arab. und Aram., umgekehrt die Nachbildung der maskulinen Plural-
suffixe nach denen der femininen Plurale in einer Reihe aram. Dia-
lekte^, Ausgleichung der ursprünglich dififerenten Pluralsuffixe der
2. u. 3. P. in ihrem Vokalismus einerseits im arab. küni : knnnä, hüm:
hwinä, andererseits im hebr. kein : ken, hemvia : Jienna, während das
Aram. die ursprüngliche vokalische Verschiedenheit in seinem khön:
khcn, — liön : Jün bewahrt hat. Umgekehrt hat aber das Aram. und
Assyr. das femin. n auch in das Maskulin eindringen lassen, wo das
Arab., Ath. und Hebr. das ursprüngliche ni bewahrt haben. Zu
diesen Einwirkungen gehört weiter auch die an anderer Stelle von
mir erörterte 5 diptotische Behandlung maskuliner Adjektivformen nur
in dem Fall, wenn sie zu diptotischen Femininen gehören, wie der
Formen ,_)-»ii : i^J-sü, — Jj«ii : ,J-«i, — c^^^Lää : (J^, während dieselben
maskulinen Bildungen außerhalb solcher Verbindung triptotisch sind.
Im Folgenden sollen eine Anzahl weiterer Fälle im Semitischen
nachgewiesen werden, in denen zumeist der auffällige Wortbau, ver-
einzelt auch Flexion und Genus, durch diese Einwirkung seine Er-
klärung findet.
Die Bezeichnungen für „/Anfang: Ende", „Erster: Letzter"
haben mehrfach umbildend auf einander eingewirkt. Im Hebr. müßte
ein von n"*-^ -f V2^'^ aus gebildetes Wort für „Anfang" TW^'\ lauten.
Aber durch Formangleichung an n''"ini!|l „Ende" entstand '^ri'B^K'l bezw.
'iTC'Sn, welches zu n^B^«n wurde, wie *nN?^ö zu n.Si'',0 Gen. 38, 25,
rKtyb zu n^b^"? (vgl. «U^^j, — Das Wort für „Ende" hat im Hebr. »"IID,
aram.-syr. 'jID, arab. K^yui übereinstimmend ein mittleres iv als Radikal*.
1 Beiträge zur semit. Sprachwissenschaft 69 — 72
2 Vgl. meine Ausführung darüber im American you7-n. 0/ Senül. lang. (Hcbraica)
1901, 201 — 3
3 ZDMG 46, 694 f.
y Selbstverständlich widerspricht dem nicht das targ. KB^^D „Ende", so wenig als
IJL-D, UAx oder arab. fUS gegen l^y,ao, ^*xx, ^^ zeugen
5] Forniangleichung bei begrifflichen Korrespondenzen. 789
Wenn nun im bab. Talmud sehr gewöhnlich und auch in jer. Targumen
t?D^p „Ende" erscheint (so die allgemeine traditionelle Lesung), so er-
klärt sich dies aus der sehr häufigen Verbindung S'2''D "1^1 i<ti"'1D
„von Anfang bis zum Ende", dessen letzter Teil sich dem ersten
angeglichen hat.
Im Arab. hat V^l „zuerst" ausnahmsweise Nunation, im Gegensatz zur
durchgängigen sonstigen Diptosie der indeterminierten Elative und
zwar nur in diesem adverbiellen Akkusativ. l*2s ist in der Flexion
dem korrespondierenden \y^ „zuletzt" nachgefolgt. — Ebenso ist das
seltenere ^^^^}^'))\ ^h, (Tab. III 672, 4), welches gegen die Regel ein
feminines a^ an die Elativform hängt (statt des sonstigen ^^^'^\ ^3,
Mufassal^ i.r unt.) aus der Nachbildung nach ,^v.ö-ä»\J\ j, zu erklären. —
'd^^\ im Sprachgebrauch der Gebildeten bezeugt Durrat al-g. 127 Anm. b.
Eine andere befremdliche arab. Flexionsform bietet das ^ytj^ in
Verbindungen wie d^^ i^p^ c?^. o^^t^ ^^^ IHisch. 430, 16, wofür
auch ^l^Ji ^^v^^ vorkommt „in der Mitte von ..." (Boch. IV, 224, i
V. unt., VII, 127, 6 V. unt. [Kair. vokal. Ausg.], AgJi. IV, 13, 9 v. unt);
letzteres auf einen Sing. ^:J^yJ>J^ zurückzuführen; ein Dual hat in diesem
Zusammenhang keinen Sinn '. Das Wort ist vielmehr dem gegen-
sätzlichen l^^, ^:;r-^.■? nachgebildet, mit dem es innerhalb eines Satzes,
IHisch. 430, 16, (dort zufällig) zusammen vorkommt. Die Einwirkung
ist also von derselben Art, wie bei hebr. taht-e-ka nach "ale-ka und
den entsprechenden übrigen hebr., aram. und äth. Präpositionen.
Die Begriffe „über : unter", bezw. „oben : unten" haben infolge
gewohnheitsmäfjiger Verbindung sich in ihrem grammatischen Bau
mannigfach angeglichen. Der radikalen Endung aj, e in ?I"'Vj^, ^"^»•^7
äth. laU'-ka ist durch Analogie das äj, e in l'^Finn, y-LoJl»!, täh'te-ka
gefolgt (ein Vorgang, der auch bei anderen solchen Präpositionspaaren,
wie ''iE'? : "'inK, sich wiederholt und in Fol^e dessen zu weitergfehen-
den Analogiebildungen geführt hat; s. ZDMG 42, 349). — Im Arab.
hat in ^ ^^ „von oben" 'alii gegen alle sonstige Regel im Arab.
f 's.
I Während der Plural in der Verbindung ^Jb^-Llil .-.^o <»A unbedenklich ist.
In der Verbindung f^jJt;:^\ ^-^^^^ <*^X.-^ „ich traf ihn während des Tags" {Msl>.)
oder „während zweier Tage" (Gauh., O, Qätn. bei Laxe), oder „während der Tage"
((rauh., Ms/i. bei Ln) liegt derselbe Dual für Zeitübergänge wie im hebr. OP-v"?,
C'2"]S?n ]'2 vor
790 J. Barth [4
seinen letzten Radikal / eingebülJt. Es erklärt sich dies durch den
Einfluß von CUs=^ ^^. das auf n endigt. — Wiederum gegen die
sonsticre Art im Aramäischen hat b^V'^, ^^.X den dritten Radikal ;
verloren und ständig ein h vorgesetzt. Die Form hat sich in ihrem
Bau dem gegensätzlichen iT'nri, JS^^l. angeglichen, — Das syr.
— ij Kaj^X „unterhalb von" (z. B. Gen. 35, 8) hat in dem einsilbigen
Subst. ta/it gegen die durchgehende Regel des Syr. den einzigen
Vokal hinter dem ersten Radikal, nicht, wie sonst immer, hinter dem
zweiten (z. B. '^n.'n .Jii.io). Man hat in dieser Vokalstellung die Ein-
wirkung des gegensätzlichen "^nV zu sehen; ein ^•J^s-L»K'iiw wäre diesem
zu ungleich geworden. — Im Athiop. hat /ä'^7ä sowohl den dritten
Radikal J aufgegeben, als das ursemit. 'ala in '/a verwandelt. Es
liegt auch hier Gleichbildung der Form mit täJfta vor. — Sehr augen-
fällig ist der Prozeß im Hebr. bei den betr. Adverbien. Dem Adverb
nnn'P „von unten" entspricht stets als Gegensatz nicht etwa ^J?')?,
sondern ^yJ2"0, dessen Substantiv, wie jenes, eine Segolatform, und
zwar mit den gleichen Vokalen ä-ä wie dort ist. Der Gegensatz
wie in nnriO ]n«n 'ry.'i b^m D"ß'^*5 Ex. 20, 4 wiederholt sich Deut. 4, 39.
5. 8, Jos. 2, n, I K. 8, 23, Hi. 18, 16. — In all' diesen Fällen heißt "pj?»
ohne Feminin-Endung „oben". Sobald jedoch als Gegensatz HtSD
,.unten" steht, nimmt das Wort für ,,oben" ausnahmslos dessen Endung
n— an und lautet immer ^bJ?»^ Wie in rvr\T\ \^\ rbyrh pn n^";m
ntsab Dt. 28, 1 3, so auch Dt. 28, 43 H^n nn«i nbyja nbs;^ ?t^'?j; rhT
nea n^l? und weiter Jes, 37, 31, Jer. 31, 37, Prov. 15, 24, Koh. 3, 21.
Der Plural D"*»', Stat. constr. ^ÖV nlQV wird fast allgemein von
einem zweiradikaligen Thema y«;;/ abgeleitet ^ welches entweder neben
jmiin bestanden haben oder aus welchem jaiini in ursemitischer Zeit
sich zur Dreiradikalität entwickelt haben müßte ^. — P^in zweites drei-
1 Im Phönizischen in der Eschm.-Inschr. ii. 12 "pvc"? 'IßT tSß^ C?^C sind beide
ohne diese Endung gleich gebaut
2 Stade, S ^93 b, Nöldeke, ZDMG 40, 721 und in Beilr. z. scm. Sprachiv. 58
Anm. 2; so auch ich früher Nom.-Bildung S. 6. — G. IIOFFMANN, ZDMG 32, 749,
Anm. 3 und König 2, l, S. 5 1 wollen dagegen den Plural aus einem ursprünglichen
j<^7aämvn unter Ausstoßung des Semivokals 'w erklären; dann müßte sich aber im
Stat. cstr. eine Form mit unverkürzbarem ä ergeben
3 So Nöldeke, Beiträge a. a. O. unter Vergleichung von arab. ^3^ mit hebr.,
aram., äth. qes-t. Aber bei diesem Wort liegt biradikale Form in drei Sprachen über-
einstimmend vor; bei Jäm-Jm wäre dies nur im Hebr. und auch hier niemals im
Singular der Fall
1
5] Formangleichung bei begrifflichen Korrespondenzen. 791
radikaliges Thema bietet aram. DJD^, syr. äA*!', assyr. ininm (beide
als Gegensatz zur Nacht), dessen Verhältnis zu jaiun einigcrmalien
demjenigen von *i, D1D zu ^, HD und von DDÜ' zu HD^, <*^i-^, »^>^^
zu vergleichen ist. — Aus beiden Formen jauni und jeinäm läßt sich
das hebr. biliterale jani-Tiii nicht erklären, an dem auch noch das
eigenartig ist, daß es nur im Plural, und zwar mit den Endungen Ivi
und ötJi (letztere liegt nur im Stat. constr. vor) erscheint. Die An-
nahme eines dritten Themas, jäm, neben jenen beiden ist an sich schon
bedenklich, vor Allem aber ist sie durch kein Zeugnis außerhalb der
speziell hebräischen Pluralform gestützt^; seine Zurückführung auf eine
ursemitische Periode zvveiradikaliger Bildungen entbehrt also jeden Halts.
Das hebr. D''0\ "löV nlö'^ ist m. E. eine Neubildung des Hebräi-
sehen, zu Stande gekommen durch die gewohnheitsmäßige enge Ver-
bindung und Parallelsetzung dieser Plurale mit ^^^ä, ''214^, Jlliü', denen
sie sich dann formal angeglichen haben. Es ist zweckmäßig, diese
enge Verbindung an einer Reihe ihrer markantesten Beispiele, welche
die ganze alttestamentliche Literatur durchdringen, zu betrachten.
Besonders bedeutsam ist die enge Verbindung (nliü') ^\^ '*)?', wie
in ?I^*n ^%^ ^y^\ Gen. 47, 8, ^^H ^^^ ^y^\ Gen. 47, 9, n^^O ^)^ ^ö"', das.,
^ni2N ^:ii' ^O"' das., U-Tiliti^ ^ö^ Ps. 90, 10, ritJ^ ^»^ Koh. 6, 3.
Die beiden maskulinen Plurale sind verbunden in D'^K^I Q^P'^'pi
Gen. I, 14, — noDn lyn'' n^iü^ n^i nar d'o; Hi. 32, 7, — dVtj; ^00
ni';b"|j5 D^iii^D^ Mal. 3, 4, — '\y\ n^;iy iv'sni nj;-jn "o^, iKr-N*? t2^'« nj;
Koh. 12, I; vgl. weiter Ez. 38, 17.
Ebenso entsprechen sich die Formen mit femininer Plural-
endung öth: n'irn'i niity ^^2 nbiy niD"; Td] Deut. 32, 7, — nio^D =iin?2tt'
nj;-j !ii\sn n"i:tr lin^ij; Ps. 90, 15.
Nicht minder korrespondiert das mask. D'?P'^ mit dem femin. niiti^.
Vgl. ^niiü' in^, ^n"i)5£ . . . na"?« >a; ^p-in Jes. 38, 10, — '^^'^^\ ^^. Q'P;
Tii -IT 103 vniiu^ .ypin Ps. 61, 7, — D'-n niit^'i n^p; ^-i« Spr, 3, 2, —
D^^n niit^ Ti"? i2pv"i ?i^o'^ ^2T ^2 Spr. 9, II, — D^yij^i r.i:ü^!i d^o; fi*pip\
mii'ipn ... Spr. 10, 27. Weitere solche F'älle bieten Ez. 22, 4, Ps. 78,33,
Hi. 10, 5.
1 Dazu stellt Nöldeke einleuchtend auch das hebr. döv, das eine hybride
Form, unter sekundärem Anschluß an DV, sei
2 DaC das durch Metrumzvvang bewirkte ^^y<r^\ f3<^^^ eines Dichters (Slbaw,
2, 421, 4) nichts mit D"??; zu tun hat, hat schon Nöldeke, Zur Gramm, d. klass. Arab.
13^ Anm. 2 bemerkt
792 J- Barth [6
Der enge Zusammenhang beider Wörter kommt auch in ent-
scheidender Weise darin zum Ausdruck, daß der Plural W^ü) geradezu
die Bedeutung „Jahr", TiW, angenommen hat; auch dies ist
nur im Hebräischen der Fall, wo allein die Formausgleichung von
D'p; mit Q'it^ vorliegt; z. B. "IltTj; 1« Ü'ip) Gen. 24, 55; für n^^ b)l Ü'Q)
Jes. 32, 10 steht mir bv. n:ü^ das. 29, i ; inV«: n\'in n^p) Lev. 25, 29 u. A.m.
(Weiteres bei Ges.-Buhl u. d. W.)
Alle diese engsten Parallelismen des Plurals von DV — und nur
des Plurals — mit dem Plural von n^ü innerhalb des Hebräischen,
die in den Schriften der alttestamentlichen Literatur aus den ver-
schiedensten Zeiten gleichmäßig auftreten, die in der Bedeutungs-
angleichung von Ü^^l = n^ü ,Jahr" sich als Produkt der gewöhnlichen
Volkssprache ausweisen, erklären es, daß innerhalb des Hebräischen
den Pluralen D'^iü', ""^ü, nii^^ die parallelen und synonymen Formen
D'tt\ "»V nie'' sich angeglichen haben.
Der Plural „Frauen" lautet übereinstimmend ^^ij im Aram. wie
^^^ im Arab.' mit i (= aram. e). Davon scheidet sich völlig das
hebr. ü"'ü^ mit a. Die Umlautung der ursemitischen Form erklärt sich
durch die gewohnheitsmäßige Verbindung der Begriffe „Männer: Frauen",
also des Ü'^p^ mit Ü^pl^_ „Männer", welches nur im Hebr. ihm in
dieser Bedeutung und Form zur Seite stand (arab. JI-ä.^, syr. <:;t^"^^)-
Vgl. zur Verbindung beider ^^ni. Ü^ü^n] U'ü^^n Deut. 31", 12, D'tt'ixn bs
omni Ri. 9, 5; weiter Ex. 35,22, Ri. i6, 27, Jen 40,7, Neh. 8, 3.
Auch einige unerklärte Erscheinungen bei Zahlwörtern haben
ihre Ursache hierin. — Das hebr. feminine Zahlwort D'Piü^ ist be-
kanntlich ein Unicum. Das Dages im n muß Dages forte sein, weil
das it von tiiit-aim darin inseriert ist *; ein Dages forte aber, das keinen
vollen Vokal vor sich hat, wie hier, erscheint sonst im Hebr. nirgends.
1 Von S.X-V.»*; ^-j_>\ bei TA bezeugt; ich kann ihn nicht belegen
2 Daran scheitert die Annahme Philippi's (ZDMG 32, 95), dem auch Kautzsch,
Hebr. Gramm. S 97 b folgt, daß ein Dage.s lene vorliege. Auch die Voraussetzung
dafür, daCi nämlich das Schwa nach ß> ein Schwa quiescens sei, ist den ausnahms-
losen hebr. Sprachgesetzen zuwider, nach denen auf den ersten Konsonanten eines
Worts nur Schwa mobile, nicht Seh. quiescens, folgen kann. — Auch in dem Qussäj
des / von syr. lÄiA, ^&Uk hat sich noch die Spur des assimilierten radikalen Dentals
(/ oder t erhalten. Auch dort wird das Schwa vorher ein Schwa mob. sein; der Vor-
schlag in \hj),\ beweist (gegen Philippi's Annahme) nichts dagegen; vgl. hebr. n'JttB'
(Ps, 77,5 im Plur.) mit nnißB'S, — SJIIt mit 3?nt« u. a.
f
7] Formangleichung bei begrifflichen Korrespondenzen. 793
Die Abnormität erklärt sich jedoch aus der vöUigen formalen An-
gleichung der Vokale des Feminins D^rili' an das Maskulin Dli^, bei
welchem das Schwa mobile normal ist (= urspr. shi-ajim) und sich
nun auf das damit gepaarte Feminin übertrug'.
Statt J?5^ „sieben" erscheint 1^ (3''^) im jer. Targum, z. B. Gen.
29, 18. 30, ebenso im b. Talm. (s. Levy, TW \\, 444); es beruht auf
Angleichung an T^, n"'ty „sechs".
Ein ähnlicher, hier nur vereinzelter, Vorgang zeigt sich in dem
^Uj von |£>Ui ^1 ^.^Xo ^ ^Si* ^-^-^ Bochärl II 57, 6; 46, 6 v. unt.
[vokal. Ausg. von Kairo], das Qastall.2 (II, 357 M.; 331, 10) als Lesung
einer Reihe von Überlieferern bestätigt. Es hat sich dem benach-
barten „sieben" nachgebildet.
Das syr. ;.£a^i.iol, ; n> v J^J-^t „18" hat die wurzelhafte Endung e
von t'jnäne, eingebüßt offenbar durch Einwirkung der benachbar-
ten Zahl s'basar, s^bdtdsar „17", oder t'sdsar, t^sdtdsar „19".
^D3 ist im Hebr. „Doppeltes" wie in der Misch, und Targ. Auch
das Verbum im Kai, viell. denominiert, hat nur die Bedeutung „doppelt
legen" (s. Ges.-Buhl). Demnach ist der Dual n";'?D3 (Jes. 40, 2)^ be-
grifflich nicht motiviert, so wenig wie in HiK^O, und der Singular ist
auch tatsächlich Hi. 41, 5 verwendet. Der Dual ist nur durch die
Einwirkung des ungefähr synonymen D''.iti' zu erklären. Diese dualische
Endung, für „zwei-faches", hat dann aber weiterhin auch bei höheren
Zahlen bis „zehn" Analogien erzeugt. So ist der Dual bei D^nj^SIS
(i. P.) „siebenfach", Dinj;;;^^ „siebenfach" als Analogiebildung nach ihm
aufzufassen, nicht dem Dual als solchem die Bedeutung des „ . . fachen,
faltigen" (Ew. § 269b, Stade 363a Anm., Ges.-Kautzsch § 97 h) zu
vindizieren.
Das Wort ^nt^'t^lD „Kopfende" (nur im Stat. cstr. rntr«"]» Gen.
28, II. 18, I Sam. 19, 13. 16 u. ö.), auch DD"'nity«"ll? „euer Kopfschmuck"
1 Im Codex babyl. der Propheten ed. Strack wird D^ntr' vokalisiert. Nach Strack , , q r » ,
ist aber das i überall, bis auf eine Stelle, erst von neuerer Hand hineinkorrigiert, ti'-l'^^"»^' ^
Wenn dieser Umänderung eine babyl. Tradition zu Grunde liegen würde, so würde
sie nur beweisen, daß in jenem Dialekt des Hebr. die Angleichung des Feminins an
das Masculin unterblieben wäre
2 Entsprechend ^^^^^-S-S" Qor. 57, 28; dort ist aber der Sing, in der Bdtg. „Teil"
Qor. 4, 87 gebraucht, wohl aus dem Dual zurückgebildet; daher schwanken die
Lexicographen für die Bedeutung zwischen i^_a-si-ö und
794 J- Ba^^th [8
Jen 13, 1 8 erscheint niemals im Singular, was darum befremdlich ist,
weil Ortsbezeichnungen im Hebr. sonst nicht als Plurale erscheinen.
Es ist gewiß nach Analogie des gegensätzlichen Vri1^3"]0 „Ort seiner
beiden Füße" Ruth 3, 4. 7. 8. 14, Dan. 10,6 gebildet, das zufällig auch
nur mit diesem Suffix vorkommt und in welchem der Dual natürlich
begründet ist.
Im Hebr. zeigen die Nisben für „rechter, linker" beide Ab-
weichungen von der zu erwartenden Form. Von rö"* wird ''JD''^ von
'rxab' immer ^bNttt!> ^btü, nicht ^^^NOly gebildet. Auch hier hat offenbar
eine Vokalangleichung des einen nach dem anderen, und zwar des
ersteren nach dem zweiten stattgefunden. '^'pNO'^ geht von der Grund-
form jC^ (""''pSöty) aus; wie bei H^i^'^D, n^^n ist bei ihm nach dem
Schwund des konsonantischen i^ das ihm vorhergehende ä nicht, wie
in hi^^\^, zu ä gedehnt. Nach "''pXlpb' bildete sich dann durch Ana-
logie "'JttV Daß dies das Verhältnis beider ist, beweist auch die Tat-
Sache, daß es von ''"pSöti' keine, dagegen von ''itt'; im K^thlb die ge-
nannten zwei Ausnahmen gibt.
nisn ist ,,dort" im Bibl.-Aram. (Es. 5, 17; 6, i ; 6, 12). Das
schließende ä ist lang, wie das syr. ^»i (]ön auch im Targ. u. Talm.)
beweist. Diese Länge und Betontheit des Endvokals ist aber be-
fremdlich gegenüber dem kurzen Schlußvokal in arab. '^, hebr. Höty ^
und dem völligen Abfall desselben im talm. Dnn, seltener Dn3, die
übereinstimmend auf Unbetontheit und Kürze hinweisen. Die sekundäre
Dehnung des Endvokals dürfte bei der nahen Korrespondenz der Begrift'e
„hier . . dort" auf die Einwirkung von i^D .,hier" (Targ. Onq., Jon.),
vgl. syr. JLdo» m.it seinem langen ä zurückgehen. Die korrespondierende
6
Bildung beider erscheint auch in anderer Weise bei |SD: pH (bab.
Talm.) in dem gemeinsamen deiktischen u, im syr. ^Iroi jLö^oi in
dem praefigierten /iär.
1 ^yü\ nur im K^thib 2 Chr. 3, 17 und Ez. 4, 6
2 Ein langer Flexionsvokal hätte im Hebr. den Ton ebenso festgehalter, wie
^2«, ^n« und das ihnen nachgebildete sogen, / comna<jinis in PJO 'J3'tS' usw. — Der
tonlose Endvokal n — in r.ß^ ist urspr. kurz, wie der in nan ,, sie" (verkürzt ]n) = ^;_»A
„sie", neb „warum?" = p
3 Namentlich in der Verbindung on» in^iy „sie sandten von dort", d. i. Jerusalem,
7. B. B5>5 4 b, Gittln 20 a, 30 a u. s. (s. Kohut, Arukh, s.v.)
9] Formangleichung bei begrifflichen Korrespondenzen. 795
Einen auffälligen Geschlechtsgebrauch zeigt das arab. ^X*^
„Friede". Es wird au(Jer seinem naturgemäfJen maskulinen Ge-
brauch auch als Feminin behandelt; z. B. Zoh. Muall. 20. 21
(schon in Freytag's Lex: zitiert) und in dem Vs. Bald. 1 1 1 1, 20. Dieser
seltsame Gebrauch ist darauf zurückzuführen, da(i es Gegensatz zu
<__jjA- (das der Regel nach feminin ist, weil es ursprünglich, wie ^"in?
das Werkzeug „Schwert" bedeutete) und mit demselben als solcher
öfter verbunden war, z: B. ^-Jj^ ^\ C->.J\ (X^\ Beläd. 95, i; 243, 13; vgl.
den Vers des A'sä bei Lane u. d. W. — So auch schon Bald. I,
372, 23 f. und a. a. O.
Auch einige merkwürdige Fälle der Verbalrektion im Arab.
führen auf solche Einwirkungen hin. Während im Hebr. D^J^ „nahe
sein" nur Präpositionen der Annäherung regiert (b^, b, b)l, ""iS^, ^=10),
ebenso das syrische o;jd (meist ^, auch toA, ^\), verbindet das
^ -»^ ^ ■ « -j ' ^
Arab. sein c_j»^" nur sehr selten mit J,l, der Regel nach mit ^;^,
welches dem Begriff des Naheseins entgegengesetzt ist. Bei iS> „nahe
sein" erscheint ebenfalls dies ^^■, aber daneben auch das gemein-
semitische, also ältere, J und (J,\. Ich sehe in der auffälligen Rektion
eine Einwirkung von ,^> o^x^ „w'ar fern von", ^^ '-^•c:-*^, welches mit
V iJ, ü> häufig als Gegensatz verbunden war und infolge dessen seine
Rektion auch auf dieses übertrug \
So erklärt es sich auch, daß >>^aj „etw. verschmähen" regelmäßig
(3 regiert, nicht, w^ie man nach allem sonstigen Gebrauch erwarten
müßte, ^^S'. Die häufige Verbindung mit dem gegensätzlichen ^^ <^»J
bewirkte auch hier die Angleichung der Rektion. Vgl. für jene Ver-
bindung z. B. den Vers des Abu'l Atähija:
.. -•' I IM '^ • V^'' .'. ^ ^ .. I , '^ • f. '■'■
(Masudr, Miiriig [ed. Büläq] II 240, 17).
I [Korrektur-Zusatz.] C. Bezold machte mich auf die entsprechende Verbin-
dung app)-other de aufmerksam. Auch dieses wird, wie mir mein Kollege Ebelin«;
mitteilt, aus der Einwirkung des gegensätzlichen cloigner de erklärt (Meyer-Lübke,
Gramm, d, roman. Sprachen % 416), während die altfranzösische Sprache noch apro-
chier a [ad) gebraucht (das. S. 480)
79Ö J. Barth, Formangleichung bei begrifflichen Korrespondenzen. [lO
^b „verkaufte" regiert außer doppeltem Accusativ auffälligerweise
auch ^^ der Person, der man etwas verkauft (z. B. I Hiscli. 639, 12).
Aus der häufigen Paarung mit <>J^ j^,J^l, ^^^y^o ^J^ „kaufte von" ent-
wickelte sich das gegensätzliche ^^ £b „verkaufte an"; dies hier um
so eher, als auch £b gelegentlich ,. kaufte", s^y^ zuweilen „verkaufte"
bedeutete infolge des vom alten Tauschhandel noch fortwirkenden
Sprachgebrauchs (s. WinscluntersucJinngen S. 28).
J
The Semitic Conception of Absolute Law^
By
Crawford H. Toy.
he Semites, it is generally agreed, never gave definite
expression to the idea of natural law^. Doubtless they,
like all other peoples, observed the sequences in phenomena
— they knew that clouds brought rain, that rain was
necessary for the production of crops (Hos. 2,23, Kor. 78,6 — 16),
and that the child was fashioned in the womb (Ps. 139, 16. 17; Kor. 86,6)
— they had a practical knowledge of individual laws sufficient for
their guidance in every-day life. But they never reached the con-
ception of nature as a force. In their feeling the transcendence of the
deity swallowed up other activities than the divine: natural phenomena
were interesting to them as signs of God's wisdom and power
(Isa. 55, 10. II; Ps. 19, 29; Kor. 16, 3 ff.; 7, 5 3 ff.; 6, 98 f.). The Baby-
lonian and Assyrian astronomy is not an exception to this Statement;
it was a collection of observations of the heavenly bodies made (like
the marincr's Observation of the winds) for practical purposes, and
never attained the form of a science; the Chaldeans, as far as our
I As the material on this point is confined to two Semitic groups, the Jews
and the Moslems, the expression "Semitic conception' can be employed only in the
sense in which we speak of Semitic monotheism — that is, the tendency of the race
is inferred from the achievement of its best-known members. A more accurately
descriptive title would be : "The Jewish and Moslem conception etc."
- Cf. NÖLDEKE, "Se?nitic race", in his Skizzen (Eng. transl. , Sketches from
Eastern history, London, 1892)
798 Crawford H.Toy [2
iiiformatioii goes, did not regard the physical world as a mass of
phenomena controlled by physical laws.
The idea of physical law has been developed by the Indo-
European peoples. On the other hand, it is in the moral and reli-
gious sphere that the conception of external absolute, universal law
has been recognized and worked out by the Semites. VVhile the
fact must be recognized that this conception has probabh- existed,
at least in germinal form, in all cultivated nations, it may be said
that it is to the Semites that it owes its distinct enunciation and its
consistent application to human life.
Whatever the origin of the term "torah", it came to mean a
body of authoritative commands. As early as the sev^enth Century
B. C. such a torah is commended to the King (Dt. 17, 18. 19) as a
sufficient guide in the administration of the government, and is said
to have been revealed by God through Moses as the fundamental
law of the nation. There was difference of opinion, it is true, as to
its content: while the majority of the leading men, especialiy the
priests, held that it included the ritual as well as the moral code,
one circle at least (Jen 7, 22. 23; 11, i — 8) excluded the ritual element,
and insisted that the whole history of the people turned on its obe-
dience to ethical precepts. But this protest, legitimate and valuable
when rightly understood, did not maintain itself: the tendency of
thought was toward the inclusion of everything that pertained to the
conduct of life — it was the demand for an all-embracing absolute
rule. Ezekiel's projected Constitution deals solely with ritual, though
it is evident from his other writings that he also laid stress on the
ethical side. The combination of moral and ritual appears in the
work of Ezra and Nehemiah, and in the book of Malachi. In the
fifth and fourth centuries the word "law" was on the point of be-
coming the most significant term of Judaism: the problem of the
Prophetic period had been solved by the progress of thought and
had ceased to exist — the new problem of national legal Organiz-
ation had arisen. A significant testimony to the new order of things
is given in Ps. 119, the Ode to the Law. The author exhausts the
vocabulary of laudation in his enthusiasm for this guide of life. By
it, he says, one may cleanse one's way; when princes talked against
him, he found consolation in meditating on the divinely-given Statutes;
they were his counsellors and his delight; through them he walks in
5] The Semitic Conception of Absolute Law. 799
a broad path, has an answer for all who assail him, and is never
put to shame, even in the midst of persecution; through them he
has attained to a wisdom that is superior to all that men can teach
him; they are light and salvation everywhere and alvvays. It will
be observ/ed that the writer's chief interest is in the law as the
guide of life. The law, indeed, has been given by God, and to him,
therefore, is due praise and worship. But the immediate source of
securit}' and happiness is the law itself: it envelopes the man like
an atmosphere — it is practically omnipotent — it is almost invested
with Personality. God retires into the background, and is valued
mainly as the bestower of something that brings peace and happiness
to man. The centre of the psalm is the psalmist's seif, and the law
is great because it ministers to his wellbeing. He doubtless represents
the feeling of the body of pious cultivated Jews of his time, and his
poemi is witness to the fact that the preeminence of the law was
due to its practical character, its efficacy in the struggle for exi-
stence. The larger principle involved was that the success of national
life was dependent on the possession of an absolutely trustworthy norm;
the Organization of the nation was to be based on a code that was
to Order all the details of life. It is important to note also that the
tone of the psalmist is not one of repression and weariness — the
law, so far from being a bürden, is a liberation and a joy — he
moves easily within its bounds precisely because his wa}' is marked
out, and he has the continual sense of absolutely wise and safe
guidance — and further he experiences a reverent delight in the
contemplation of the perfectness of the code of life that God's good-
ness has prepared.
The later Old Testament thought regarded the religion of Israel
as universal, that is, as destined to spread over the whole world (as,
for example, in Isa. 2, 2—4). There is no clear indication that it
was also held to be universal in content, to contain Clements that
fitted it to be the religion of all nations. It is not improbable that
such an idea existed implicitly in the minds of the best men of the
time, but it is not distinctly expressed. A similar view was held of
the law, which, in fact, w^as identical with the religion. In Isa. 2, 3,
it is the torah that goes out from Zion to all peoples; in Isa. 26,9
Yahweh's law is an occasion of instruction to all the inhabitants of
the earth. The old idea of Yahweh's supremacy is concentrated in
8oo Crawfoid H.Toy [4
the law. And it is eternal as he is eternal (Ps. 119,89), and of
excellence without bounds as he is infinite in perfections. In Ben-
Sira 24, 23 the eternal wisdom is identified with the law of Moses; the
passage, whether original or not, bears witness to an idea of the
late Old Testament times.
The conception of the control of life by law was extended by
the Jews so as to include the whole history of the world. They
alone of ancient peoples conceived of history as a unit — they were
the first framers of a universal history and a "philosophy of history".
All the material accessible to them, myth, legend, State records,
biographies, from the creation of the world down to the third Cen-
tury B. C, they moulded into a unitary mass, and described as a
continuous development shaped by an absolute law. The goal of
human history they conceived to be the establishment of a people
who were to be the final Organizers of society on the basis of a
perfect Constitution — a profound if narrow conception, in essential
accord with modern scientific ideas of historical evolution. Passing
over into Christianity it long dominated the thinking of Christian
scholars *.
The succeeding history continued and developed the suggestions
of the Old Testament. The necessity of applying the torah to the
changing conditions of life created a class of men devoted to its
study. Thence arose the two parties that play so great a role in
Jewish affairs during the two centuries preceding the fall of Jeru-
salem: the Sadducees, the representatives of the old priestly regime,
and the Pharisees, the champions of the domination of the law. The
two speedily came into conflict, and the victory feil to the latter.
There were variations of fortune, but, with the capture of Jerusalem
by the Romans the Sadducees disappeared and the legalists held
undisputed sway. The Pharisees represented the populär tendency,
the instinct of the Jewish people. They had long practically controlled
the religious life of the nation — now there was nothing to oppose
them. The Jews became an Organization for the study of law.
Having lost definitely their political existence, they followed the
strongest bias of their nature, the formulation of a complete System
I See, for example, Bossuet's Jlistoh-e Universelle, Bunsen's Goil in der Ge-
schichte (Eng. transl. , God in History), and ihe long list of works on the pre-
paration of the world for Christ
J
5] T!ie Semitic Conception of Absolute Law. 8oi
of guidance for daily life. The first act of the leaders after the fall
of the city was to establish the legal academy (Sanhedrin) at Jamnia.
For their daily bread the Jews followed commerce and became
financially prosperous and powerful. But the intellect of the people
went into the elaboration of the principles of the torah. The Jewish
World was controlled by the schools of Palestine and Babylonia. The
great men were the authors of the Talmud and of commentaries on
the Talmud, and the stream of such works flowed on down to the
time of Maimonides and after, and, indeed, has continued to the
present day. It is onl}^ under the influence of foreign culture that
the Jews have deviated from this line of literary production. They
have been, as Mohammed termed them, the "people of the book",
and that book is substantially the torah. In the Talmud the word
"law" Stands sometimes (for example, in Ber. 48a) for the whole
body of Scriptures, and the sages indulge in unbridled hyperbole to
express their conviction of the supreme glory of the torah.
This conception of the law did not necessarily make it a bürden
or fester formalism or hypocrisy. As a matter of fact, it is not prob-
able that all the ritual details of the Talmud were observed by the
people, and what the}' did observe custom made easy. And Jewish
history in the Talmudic period presents many shining examples of
ethical clearsightedness and elevation and sincere piety. Hypocrites
and formalists there doubtless were (to such a class there is reference in
the Gospels), as there are in all religious bodies. But as a class the
Pharisees and the doctors of the law appear to have been not in-
ferior morally and religioush' to other such classes.
The Koran has the same general conception of law as the Old
Testament \ The question might be raised how far this Moslem
conception is Semitic. Undoubtedly the Koran contains non-Semitic
Clements, derived from Christianity and Persia. But what it has
taken from Persia consists of eschatological details, and the early
Christian idea of absolute divine law was adopted from the Jews.
And in any case, whatever be the origin of Mohammed's thought,
he assimilated the conceptions that he borrowed, and moulded them
into a consistent and powerful system of religion. The abrogations
and contradictions in the Koran do not impair the substantial unity
I Cf. NöLDEKE, "The Koran" in his Sketches
Nöldeke-Festschrift. 5I
8o2 Crawford H.Toy [6
of the System. In the point under consideration, therefore, the
Koranic doctrine ma\' be treated as Semitic.
The Koran, like the Old Testament, represents all natural
phenomena as determined b}- God — he regulates everything by
measure (13,9). The same precise direction appears in the sphere
of religion and morals. The favorite term in the Koran for the
explanation of man's religious position is "guidance" (^vXa). He
who is guided b\- God is safe and sound — he is sane and right
in opinion, and his fortune in this world and the next is assured.
On the other hand, the sad position of the unbelieving and the
wicked is due to the fact that they are without divine guidance.
The guide is the Koran. They who reject its counsels do it on
their own responsibility. God has provided the means of salvation,,
but men are free (13, 12) and may refuse to accept what God offers.
The rule is absolute and universal — the Koran, and the Koran alone,
is the divinely-given norm, to which all men must conform. Perhaps
the same idea is found in the common Koranic word for "religion"
(^>), of which the primarj^ sense appears to be "judgment, judicial
decision"; God is king of the day of judgment (1,3); his decisions
constitute the rule of human life. The religion of God is Islam
(3, 17 ff.) — he who foUows any other shall perish (3,79). "This
day", says Allah, "I have perfected your religion for you, made my
kingdom complete, and approved Islam as your religion" (5, 5). f
Mohammed, while recognizing the Torah and the Gospel as 1
divine revelations (3, 2), declares that the Koran is the confirmation
and completion of these earlier (and to some extent imperfect)
Systems, and the final and necessary law (5, 15 — 18), the "torah"
(2s\jy ) for final decision (5, 48). In one regard his survey of religious
history is broader than that of the Old Testament or that of the
New Testament. The later Old Testament books recognize the
religious eminence of Abraham, but revere Moses as the founder of
the religion of Israel. The Apostle Paul (Gal. 3, 15 — 19), going back
of Judaism, takes his stand on Abraham as the real receiver of the
divine promise and the representative and head of the religion of faith 1
as opposed to the religion of law. Mohammed goes back of Christianity '
and Judaism to Abraham (2,124), whose religion (<*-^), handed down
through thejewsand the Christians, but perverted by them, he is sentto
restore. This is the one true and absolute religion (23, 54) — men have
7J The Semitic Conception of Absolute Law. 8o'
schisniatically rent it into sectarian divisions (21,93; 23,55), but God
has re-established it. The prophet thus reaches a unitary conception
ofthe religious dcvelopment of mankind. Ile knew very little of religious
histor)', but such facts as had come to his knowledge he worked up
into a unity, the essential point in which was the revelation of an
absolute and universal s)'stem of faith and life. Amid certain fluc-
tuations of statement this is the prevailing tone of the Koran, and
it has ev^er been the creed of Islam. Mohammed maintained that
the Koran was sent down to him from God (97, i ; ^6, 23) by the
holy spirit (16, 104), a revelation from the Lord of the worlds (69,43),
sent as a mercy to the worlds (21, 107), not only to men but also
to jinn (72, I ; 46, 28). Being the word of God, it was always with
God; the dogma of the eternity of the Koran, though not distinctly
forraulated tili later, is contained implicitly in the book itself. Mo-
hammed (16, 105 and elsewhere) laj's stress on the fact that it was
composed in Arabic, but this in no wise hindered his opinion that
it was intended for all men — he gave small thought in his Propa-
ganda to such questions as the differences of language in different
nations. He sent letters to all the rulers of the world known to him,
summoning them to recognize him as the Apostle of God and em-
brace the faith of Islam.
After Mohammed's death the Islamic world held firml}' to the
conception of absolute law. The four great orthodox schools of
Interpretation, diftering in some details, agreed in accepting the Koran
as the ultimate rule of life. The law-books and the coUections of
traditions vvere in theor}' simply elucidations of the Torah. All poli-
tical parties, Harejites and Alyides, partisans of Ommeyads and
Abbassides, appealed in support of their pretensions to the word of
God as announced by the Prophet. The Motazelite movement, with
the philosophy of the time on its side, and backed by some of the
Califs, passed away and left hardly an appreciable trace on Moslem
thought. Al-Ashari, called the mediator between the old and the
new, did little more than re-affirm the ancient orthodox viewV He
employed the dialectic method of the rationalistic writers, but he
repeated in substance the dicta of his master, Ibn Hanbai, the most
literalistic of the great doctors. If he made concessions in favor
I Mehren, Reforme de rislamisme, Leiden, 1878; SPITTA, Zur Geschichte
AhiH-Hasa7i Al-Asans, Leipzig, 1876; Steiner, Die Mu^ taziliien, Leipzig, 1865
51*
804 Crawford H. Toy, The Semitic Conception of Absolute Law. [8
of human freedom, he affirmed with distinctness the absolute supre-
macy of the divine will, the eternity of the Koran, and its sufficiency
for all human life. This has remained the received doctrine of Islam
to the present day.
The absolute law of the Jews and Moslems is an external one,
imposed on man from without by a superhuman Power; it Stands in
contrast with the Greek conception of an inward law that is part of
man's nature. This contrast must not be pushed too far: Greek
thought recognized an outward law, and Semitic thought an inward
law. But the stress was different in the two cases, and the resultant
creations different. It is the Semites that, by formulating and practic-
ally applying the conception of an external absolute moral and
religious law, have made it a part of the mental furniture of the
Western world; and the Greeks have done the same thing for the
inward law, The two conceptions are to be regarded not as ant-
agonistic but as complementary one to the other. Individual freedom
and external control are both of them necessary to the development
of human life, and neither can exist in perfect shape without the other.
Petrusanekdoten
und Petruslegenden in der Apostelgeschichte.
Von
Wilhelm Soltau.
ie Zahl der über den Apostel Petrus verbreiteten Erzählungen
ist sehr groß. Mehr und mehr laufen die einzelnen Sagen-
bäche zu größeren Strömen zusammen und vereinen sich
endlich zu einem Sagenmecr, welches alle Ufer und Grenzen
geschichtlichen Tatbestandes zu überfluten imstande gewesen ^st^
Viel kommt daher darauf an, aus diesem Sagengewoge diejenigen
Elemente auszuscheiden, welche alt sind und einen relativ historischen
Ursprung haben, wenigstens an wirkliche Vorgänge aus Petrus' Leben
anknüpfen. Denn wenn auch diesen Vorgängen selbst keine historische
Bedeutung im eigentlichen Sinne zukommt, so wird es doch durch
eine solche Scheidung möglich, Echtes und Willkürlich-Erfundenes
schärfer zu sondern und einen Einblick zu gewinnen in die ursprüng-
lichen, höchst einfachen Zustände der ältesten Christenheit.
Zur Unterscheidung von der Legendenbildung späterer Gene-
rationen soll hier zunächst von Petrusanekdoten gehandelt werden.
Unter Anekdoten versteht man, im Gegensatz zu reinerfundenen
Sagen oder Legenden, solche kürzere Erzählungen, welche, an einen
historischen Vorgang, an ein bedeutsames Wort eines angesehenen
Mannes anknüpfend, diese in pointierter Form und in einer das sub-
jektive Urteil des Erzählers verratenden Weise nacherzählen. Der
I Vgl. Lipsius, Apostellegenden, 3 BB.
8o6 Wilhelm Soltau [2
historische Kern ist für die eigentliche Anekdote ebenso wesentlich,
wie die subjektive Färbung der Darstellung oder eine subjektive Ab-
sicht des Erzählers.
Solcher kurzen Anekdoten, welche z. T. noch die Kennzeichen
der historischen Wirklichkeit an sich tragen und, nur wenig umge-
staltet, an wirkliche Vorgänge aus Petrus' Leben anknüpfen, gibt es
eine kleinere Anzahl auch in der Apostelgeschichte. Dieselben unter-
scheiden sich scharf von den mancherlei andern phantastischen
Wundererzälilungen, welche, ehe sie schriftlich fixiert wurden, bereits
eine längere Tradition durchgemacht haben.
Es sind vor allem ^:
1. Die Heilung des gichtbrüchigen Aeneas 9, 32—35 (verwandt
Mark. 2, i f ).
2. Die Erweckung der Tabea 9, 36 — 43 (Gegenstück zu Mark.
5, 36—43)-
3. Die Bekehrung des Cornelius in ihrer einfachen Urgestalt
10, I — 8; 10, 22 — 26; 10, 48, ohne die tendenziösen Beimischungen
über die Aufnahme der Heidenchristen durch Petrus (ein Seitenstück
zum Hauptmann von Kapernaum).
4. Die Heilung des Lahmen 3, i — 10 mit dem Abschluß 4, i — 4^
(verwandt mit der auf älterer Tradition beruhenden Lahmenheilung
Joh. 5, if.).
5. Simon Petrus und Simon Magus 8, 14 — 25 (verwandt mit den
Mark. 3, 28 — 29 ausgesprochenen Anschauungen).
Diese fünf Erzählungen tragen einen so schlichten Charakter an
sich, daß eine tendenziöse Erfindung ausgeschlossen ist; z. T. würde
man gar nicht einmal einsehen können, wie derartiges willkürlich er-
funden sein sollte. Damit soll nun noch nicht ihr völlig historischer
Charakter betont werden, sondern nur soviel: diese Berichte beruhen
auf wirklichen Erlebnissen des Apostels Petrus, mögen sie nun im
einzelnen durch die Tradition hie und da modifiziert oder nach dem
Vorbild ähnlicher Vorgänge aus Jesu Leben umgestaltet sein.
Die Heilung des Aeneas zu Lydda (9, 32 f.), der acht Jahr auf
seinem Bett gelegen: wer hätte diesen einfachen und doch so er-
^ Diese drei ersten Erzählungen sind in Acta noch jetzt miteinander kom-
biniert überliefert; sie bildeten mit der kurz vorhergehenden vierten (8, 14 — 25)
offenbar Teile eines zusammenhängenden apostolischen Reiseberichts, dem
3, I — 10 als Einleitung passend vorangestellt war
3] Petrusanekdoten und Petruslegenden in der Apostelgeschichte. 807
greifenden Vorgang frei erfinden können! Daß ein heidnischer Haupt-
mann, welcher von Petrus' Wirksamkeit gehört, sicli nach der Predigt
des Petrus gesehnt, und daß ein gewisser Simon seinem Namensvetter
Simon Petrus die Geistesgaben um Geld habe abkaufen wollen: das
sind Vorgänge, welche gewiß nicht nach Erfindung aussehen.
Besonders zugunsten einer solchen Tradition spricht ferner, daß
diese Petrusanekdoten in der Schlichtheit der Darstellung wie inhalt-
lich den kurzen Erzählungen aus dem Anfang des Markusevangeliums
entsprechen (i, 16 — 3, 5; 3, 20 — 4,9). Diese werden wohl mit Recht
als Petruserzählungen ^ bezeichnet, und selbst wenn sie nicht direkt
dem Petrus entstammen sollten ^ so doch sicherlich jenem Jüngerkreis,
w^elcher Augenzeuge der Vorgänge war.
Die Erzählung vom gichtbrüchigen Aeneas (Act. 9, 32) ist ein
vortreft"liches Gegenstück zu Mark. 2, i — 12. Auch beim Aeneas ist
zuerst das geistige Heil (iärai cre 'lri(Toü(g Xpioiöc,) vorangestellt (Mark.
2, 5), dann folgt das dvacririöi Kai (TTpüjcrov (TeauTÜj (Mark. 2, 1 1 efeipe,
dpov TÖv Kpdßaiöv crou), endlich die plötzliche Wirkung Kai euOeiuq
dvecTin (Mark. 2, 12 Kai nTepö'l Kai euOuq dpaq töv Kpdßaiov egfjXOev),
sowie die ähnliche Schilderung des Eindrucks auf die Umgebung.
Die Erweckung der Tabea ist ebenfalls ein volles Seitenstück
zur Erweckung von Jairi Tochter (Mark. 5, 21 f). Man vergleiche
namentlich die schließliche Erweckung
Act. 9, 40 1 Mark. 5, 40
eKßaXiüv öe eSuj Tidviaq 6 TTeTpoi;
Kai Geiq id Tovara TTpocriiuSaTO,
Kai eTTiCTTpevpaq Trpöq tö crüuiua
eiTiev TaßiGd dvdcrTri6i , . . hohe, he
auTf] x^ipa dvedTiicrev auniv.
auTÖq bk eKßaXujv TravTa-; — —
eicnropeueTai, öttou iiv tö Traiöiov
Kai Kpaiiicraq Tf\q x^^po<; toö Tiai-
öiou Xe-fei auTf)- taXiOd kol!|u, ö
eaxi ineGepiunveuöiaevGV • tö Kopd-
criov, (Joi Xcfuj, eYe'Pt- Kai eu0u^
dvecTT»! TÖ Kopdöiov.
Mehrfache verwandtschaftliche Beziehungen bestehen auch zwischen
Act. 3, I — 10 und Joh. 5, i f . Beide Kranke sind ihr lebelang ge-
lähmt gewesen (Act. 3, 2; Joh. 5, 5: 38 Jahre lang krank), in beiden
1 Vgl. V. Soden, Das Interesse des apostolischen Zeitalters an der evang. Geschickte
(1897); H. Wendt, Die Lehre Jesu, S. 35 f.; SoLTAU, Unsere Evangelien, ihre Quellen
icnd ihr Quelleinveri, S. 34, 85 f.
2 Vgl. Wendling, Ur-Marcus, .S. 4 f.
8o8 Wilhelm Soltau [4
Fällen fand darüber eine Verfolgung" seitens der Juden statt, in beiden
ein weiteres Gespräch im Tempel (Job. 5, 14 wie Acta 3, 8).
Unzweifelhaft ist ferner, daß Acta 8, 20 — 24 unter dem Banne
des gewaltigen Verdammungsurteils von Mark. 3, 28 steht: „Wahrlich,
ich sage euch, alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern,
auch die Gotteslästerung, damit sie Gott lästern. Wer aber den
heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist
schuldig des ewigen Gerichtes." Nur so ist es erklärlich, daß Simon
Magus, während ihn Petrus 8, 22 selbst auffordert: „bitte Gott, ob dir
vergeben werden möchte die Tücke deines Herzens", verzweifelnd
ausruft (8, 24): öeii0riTe u)ueT^ uTr^p ejUoO irpö? tov Kupiov, öttuj^ \xr\bkv
eireXGri err' ejue iLv eipiiKaie. Diese Bitte ist allein aus dem vorher-
gehenden nicht verständlich. Es war dem Simon ja gar keine schwere
Strafe ausgesetzt. Nur mit Bezug auf die Doktrin bei Mark. 3, 28
konnte er sich eo ipso zu den Verdammten zählen.
Vielleicht könnte aber ein kritischer Geist gerade diese Ähnlich-
keiten bedenklich finden und in den Petrusanekdoten nur Nach-
bildungen der Markusperikopen vermuten.
Gewiß mit Unrecht!
Derartige Missionsreisen des Petrus von Jerusalem nach Samaria,
Lydda, Joppe und Cäsarea, solche Personen, wie den lahmen Aeneas,
die todkranke Tabea, wie den Hauptmann Cornelius erfindet man
nicht. Die Motive sind so einfacher Art, das Wunderbare ist so
wenig hervorgekehrt, daß es eine lahme Hyperkritik wäre, hier den
historischen Untergrund zu verkennen.
Alle diese Berichte sollen Zeugnis geben von den W^irkungen,
welche der heilige Geist durch Petrus' Hand hervorgebracht hat. Das
Wort Petri 3, 6 ist gleichsam die Devise des Ganzen: „Silber und
Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: im Namen
Jesu Christi von Nazareth stehe auf und wandle!" Der heilige Geist
ist die Kraft, durch welche der Lahme wie der Gichtbrüchige geheilt
und Tabea erweckt wird; der heilige Geist ist es, der dem Cornelius
zuteil ward, während er dem Simon Magus vorenthalten wurde.
Der Bericht, welcher die Heilwunder einfachster Art, Beseitigung
hysterischer Lähmungen^ und Erweckung von Scheintod, darbietet,
ist im übrigen durchaus schlicht gehalten; nur ist der Berichterstatter
I Vgl, Soltau, //a/ Jesus Wunder getan? (Dieterich 1903) S. 60 — 79
5] Petrusanekdoten und Petruslegenden in der Apostelgeschichte. 809
überzeugt, da(i der heilige Geist sich bei ihnen in augenfälliger Weise
auf die Begnadeten herablasse.
Die Verwandtschaft zwischen den Petrusanekdoten und den Evan-
gelienperikopen findet ihre einfachste und völlig zutrefiende Erklärung
darin, daß hier wie dort Petrus und Jünger seiner Umgebung die Be-
richterstatter gewesen sind. Die verwandten Vorgänge erzählten sie
mit der gleichen schlichten Wahrheitsliebe, aber auch mit demselben
gläubigen Gemüt, mit ähnlichem Kolorit und — wie das bei ver-
wandten Vorgängen mit anekdotenhafter Pointe zu geschehen pflegt —
hie und da auch unter Herübernahme einiger Züge aus der ent-
sprechenden Erzählung. Dabei ist gar nicht einmal gesagt, daß die
größere Originalität bei Markus vorhanden sein müsse. Similia simili-
bus — weiter läßt sich hierbei für das kritische Auge nicht vordringen.
Es bedarf keiner ausführlichen Begründung, daß und weshalb die
Aufzeichnung dieser Petrusanekdoten schon in eine ziemlich frühe
Epoche fallen muß. Ohne diese Annahme würde es schwer erklärlich
sein, daß dieselben sich so unversehrt erhalten hätten. Das zeigt
weiter auch die äußerliche Art und Weise, wie diese Anekdoten später-
hin aus einem andern Zusammenhang, aus einer altern Quelle in eine
ihnen ganz fremde Umgebung eingeschoben sind.
So zunächst die Erzählung von Simon Magus. Nach 8, 13 war
auch er gläubig geworden, nach 8, 14 f. dagegen hatte er keinen An-
teil an dem Worte Gottes. Der erste Vorfall ist in eine kleine Stadt
von Samaria (8, 8 iv if) iroXei eKeivri) gesetzt, dieser nach Samaria selbst.
Dieser letztere zerteilt die Philippusepisode in zwei Hälften und zeigt
auch dadurch seine anderweitige Herkunft.
Der zweite größere Einschub 9, 32 — 10, 8 folgt unmittelbar und
ganz unvermittelt nach Pauli Bekehrung, ist offenbar also auch aus
einem andern Zusammenhang hier eingeschoben. Die Erzählung von
Cornelius ist jetzt mit dem Gesicht des Petrus kombiniert, ohne daß
die klaffenden Widersprüche beider Berichte ausgeglichen wären.
Nach 10, 47 taufte Petrus den Cornelius mit Familie, nachdem und
weil sie bereits den heiligen Geist empfangen hatten: „Mag auch
jemand das Wasser wehren, daß diese nicht getauft werden, die den
heiligen Geist empfangen gleich wie wirr" Nach der Erzählung vom
Gesichte Petri wäre er unmittelbar durch eine göttliche Vision dazu
veranlaßt worden.
Vor allem aber ist der Gegensatz ersichtlich zwischen den früheren
SlO Wilhelm Soltau [6
Berichten über die Heilung des Lahmen, welche mit 4, 36 — 37 ab-
schließen, und 5, I f. Die Erzählung von Ananias und Sapphira
(5, I f.) ist nur bei der Annahme eines strengen Kommunismus er-
klärlich, während die in dem früheren Bericht erwähnte Freicfebicrkeit
des Barnabas als eine — zwar nicht seltene — Ausnahme lobend
hervorgehoben wird. In der alten Quelle war die brüderliche Liebe
und gegenseitige Unterstützung hervorgehoben. Erst der jüngere
Bericht sprach von vollem Kommunismus (so 2,45; 4, 32^; 5, i — 10).
Es darf also wohl als erwiesen gelten, daß eine kurze Sammlung
von Petrusanekdoten schon frühzeitig bestanden hat. Dieselben schil-
derten die Macht des heiligen Geistes, durch welche Petrus Wunder
getan und so das Evangelium von Jerusalem nach Samaria, von dort
nach Lydda, Joppe und Cäsarea gebracht hatte.
Eine solche Sammlung haben übrigens die weiteren Erzählungen
der Apostelgeschichte über Petrus, welche sein Wirken in ungeschicht-
licher, in legendenhafter Weise ausgeschmückt haben, geradezu zur
Voraussetzung. Ohne daß jene schriftlich fixiert gewesen wären,
hätten sich diese einerseits schwerlich so nahe mit den Petrusanek-
doten berühren, andrerseits nicht dieselben so sagenhaft weiterent-
wickeln können. Trotz aller Abweichungen nämlich zeigen doch die
weiteren Apostelsagen in Acta i — 12' unzweifelhaft vielfache Bezie-
hungen zu jener älteren Sammlung von Petrusanekdoten.
Das zeigen namentlich folgende Fälle:
1. Die dreimalige Gefangennahme Petri und seine Er-
rettung beruht auf offenbaren Dubletten, auf Ausmalungen eines ein-
fachen Vorganges. In der einfachsten Form der Grundschrift tritt
sie 4, I — 4a auf. Dagegen sind in 5, 17 — 25 und 12, 13 f. wunderbare
Vorgänge und Engelerscheinungen mit ihr verbunden^
2. Die allmähliche Steigerung von christlicher Nächstenliebe bis
zum Kommunismus zeigt gleichfalls, daß die Sage eine größere Zeit-
strecke durchschritten hatte, und dementsprechend auch die Berichte
von 4, 4 f. bis 5, 10. Zuerst wird die brüderliche Liebe allgemein be-
tont, in 4, 35 der einmalige freiwillige Akt christlicher Liebe erwähnt;
später wird daraus dann ein theoretischer Kommunismus ^ der streng-
1 Natürlich abgesehen von der Episode Stephanus-Paulus, welche ja eine andere,
eine bessere Herkunft hat
2 Vgl. über diese beiden späteren Errettungen unten S. 812
3 Einen solchen antizipiert bereits 2, 44^ 4, 32 f.
7] Petrusanekdoten und Petruslegenden in der Apostelgeschichte. Sil
sten Art. Selbst bei einer geringen Veruntreuung treten in dem
zweiten Bericht (5, i f.) die schärfsten göttlichen Strafen ein.
3. Nicht minder ist die Weiterführung der älteren Erzählung vom
Lahmen (3, i — lO; 4. i — 3; 4, 21 — 22) zu beachten. Die mehrfache
Abhaltung des Rates (neben 4, i sowohl 4, 15 — 20 als 5, 17 — 18;
5, 27 f.) beruht, wie erwähnt, auf Dubletten in der Berichterstattung.
4. Dali die Erzählungen, wie Philippus den Simon Magus und
den Kämmerer aus dem Mohrenland getauft hat, längere Zeit hin-
durch im Volksmunde weiter erzählt sind, ehe sie schriftlich fixiert
wurden, ist gleichfalls wahrscheinlich. Und gleiches ist
5. auch über die Erzählung von dem Gesichte des Petrus zu
sagen, durch welche die einfache Corneliusanekdote eine so phan-
tastische Umgestaltung erfahren hat.
Noch ein anderer wichtiger Gegensatz zwischen jenen früheren
Anekdoten und den späteren Erzählungen ist beachtenswert. Auf die
Fassung der Petrusanekdoten hat keine sonstige Sagenbildung Einfluß
ausgeübt, wohl aber ist dies der Fall hinsichtlich der Fassung der
Petrus-L e g e n d e n.
Während der eigentliche Verfasser von Acta in Sprache und
Formulierung der Erzählung reichliche Anklänge an Joscphus aufweist
und zweifellos mit den Schriften des Josephus wohl vertraut war, sind
die Petruslegenden ^ inhaltlich nicht von Josephus selbst, wohl aber
von der jüdischen Tradition abhängig, auf welche des Josephus'
Erzählungen zurückgingen. Sie stellen also eine Kombination von
ursprünglichen Petrusanekdoten mit jüdischen Sagenelementen dar.
Schon die Himmelfahrt Christi i, 9 — 1 1 ist nahe verwandt der Ent-
rückung des Mose durch eine Wolke, wie sie die jüdische Tradition
erzählt, welche Josephus Ant. IV, 8, 48 bietet. Hier hat aber mög-
licherweise eine direkte Entlehnung aus Josephus stattgefunden. Da-
gegen ist das nicht möglich bei der Erzählung 8, 26 f. — Das Grund-
motiv der Philippuslegende ist dasselbe wie in der Erzählung von
Itaces (Joseph. XV, 2, 3), aber eine direkte Herübernahme ist hier
ausgeschlossen. Mehrere Einzelheiten, so das Forschen in der Schrift,
der plötzliche Übertritt (hier durch Beschneidung, dort durch Taufe)
sind ähnlich und zeigen, wie die Philippussage von der jüdischen
I D. h. Acta I, 13—26; 5, 1 — 16; 5, 17—28; 8, 5 — 13; 8, 26—40; 10, 9— 20;
12, I f. Es ist also hier bei den Fetruslegenden auch die Erzählung von Philippus
Acta 8, 5 — 13; 8, 26 — 41 mit eingerechnet worden
8l3 Wilhelm Soltau [8
Tradition beeinflußt ist. Die volkstümliche Sagenbildung in der
Philippuserzählung zeigt sich übrigens auch in dem Abschluß 8, 40.
Ein gleiches ist von dem Bericht über Ananias und Sapphira zu
sagen. Die Beziehungen zu einer älteren jüdischen Tradition werden
auch hier schwerlich abzuleugnen sein. Es ist dieses Gericht über
die Gottlosigkeit eine Potenzierung des Strafgerichts, welches nach
dem viel älteren Reisebericht den Elymas trifft (13, 6 — 12). Daß
Saulus in Cypern war, und daß dort der Landvogt Sergius auf ihn
und Barnabas aufmerksam geworden ist, wird historisch sein, und
jedenfalls ist ihm auch dort Elymas, der als Zauberer galt, gegenüber-
getreten. Dessen Erblindung wurde von den Frommen als Finger
Gottes gedeutet. Was hier aber noch innerhalb der Grenzen des
Möglichen überliefert ward, das ist in der Bestrafung des Ananias
verzerrt, ja bis zum Widerwärtigen ausgestaltet worden.
Das Gesicht des Petrus ist gleichfalls nicht direkt aus Josephus
entnommen, wohl aber enthält es manche Züge, die stark an den
Erzählungsstofif von Josephus, d. i. an die jüdische Tradition erinnern,
wie das Krencker {Joseplnis 7tiid Lukas, S. 198) zu dieser Stelle
gezeigt hat.
Endlich finden sich in Acta 12 zahlreiche Beziehungen zu der
bei Josephus enthaltenen Tradition, ohne daß diese selbst direkt das
Vorbild gebildet hat. Im Gegenteil: die Formulierung ist im einzelnen
durchaus selbständig und keineswegs überall schlechter in Acta als
bei Josephus. ZelLER {Die Apostelgescliichte, S. 144) hat wenigstens
treffend gezeigt, daß die Errettung des Petrus aus der Gefangenschaft
im 12. Kapitel auf historischer Grundlage beruhe, wenn sie auch im
einzelnen sagenhaft ausgestaltet ist. Sie steht ja in Verbindung mit
der Nachricht von der Hinrichtung des älteren Jakobus, die schlicht
und ohne mythische Beimischung 12, i — 3 erzählt ist, und es hat „alle
Wahrscheinlichkeit für sich, 'daß in der späteren Zeit (d. i. nach 42)
ein Einschreiten jüdischer Behörden gegen die Häupter der jerusale-
mischen Gemeinde vorgekommen ist." Der damaligen Verhaftung
des angesehensten der Apostel und seiner vom christlichen Stand-
punkt unerwartet erscheinenden Befreiung liegt ein wirkliches Faktum
zugrunde, während die frühere Befreiung des Petrus durch einen Engel
nur eine Dublette ist, welche m die Vorgänge gleich nach Christi
Tod nicht hineingehört. Im einzelnen ist natürlich der Bericht von
12, 4 f. auch voll von mythischen Elementen, welche wohl nach dem
9] Petrusanekdoten und Petruslegenden in der Apostelgeschichte. 8l
0
Vorbild von Pauli sagenhafter Befreiung aus dem Kerker von Philipp!
(i6, 25 f.) gestaltet sind.
Das wichtigste Beispiel einer Beeinflussung der Petraslegenden
durch die jüdische Tradition, wie sie vor Joscphus im Umlauf war,
ist Acta 2, I, die Pfingstgeschichte. Abgesehen von einigen An-
klängen an die paulinische Theorie vom Zungenreden finden sich die
wesentlichen Eigentümlichkeiten des Pfingstberichtes schon bei Philo
de decalogo 9, 11'. Wie bekannt, war das Fest der Wochen bei den
Juden das Gedenkfest der Gesetzgebung Gottes auf dem Sinai. Von
ihr sagt Philo an jener Stelle: „Ich glaube, dal5 zu jener Zeit Gott
ein allerheiligstes Wunder geschaffen hat, indem er eine unsichtbare
Stimme in der Luft entstehen ließ . . . welche die Luft in Schwin-
gungen versetzend und sie zu Feuer wie lauter Flammen ver-
wandelnd, wie ein Windhauch durch eine Posaune eine solche
artikulierte Rede von sich gab, dalJ sie den Fernsten wie den
Nächsten in gleicher Weise hörbar erschien . . . Die Stimme aus
der Mitte des vom Himmel herabstürzenden Feuers ertönte nun aufs
Erschrecklichste, wobei sich die Flamme zu der Sprache um-
bildete, welche den Hörern vertraut war"^ Hier haben wir also
am 50. Tage nach Ostern, d. h. am Tage der Gesetzgebung, „das
Brausen vom Himmel als eines gewaltigen Windes" (2, 2), „das Zer-
teilen in Zungen wie von Feuer" (2, 3). Wie bei Philo „hörte ein
jeglicher seine eigene Sprache reden" (2, 6).
1 Ed. CoHN und Wendland, S. 276: 'AXXd ye Moi boKei kot" ^kgTvov töv
Xpövov iepoTTpenearaTÖv ti 6ai),uaToupYnöai (seil, ö Öeög KeXeüaaq fixov döparov
^v depi bnnioupTnö'lvai, irdvTuuv opYcivujv 6au|aaönJLiTepov, äpuoviai«; xeXeiaii; npiaoa-
ILievov, oÜK avpuxov dXX' oub' ^k oibiaatoc; Kai vyuxnq Tpöirov Zujov öuveatriKÖTa,
dXXd MJUxnv XoTiKtiv ävd-rrXeuu aacpriveiaq Kai xpavÖTrixoc, r| xov ddpa oxriiiaxiaaaa
KOI ^TTixeivaaa Kai -rtpö^ itöp qpXoYoeib^q |uexaßaXoiJaa KaGdirep irveOi-ia bid odXiriYTO?
cpujviiv xoaaüxtiv gvapöpov ii.rwx\Qi.v, üjq xoTq epfiöxa xoü<; TToppuJxdxuj kox' laov
äKpoäaÖai boKeiv. 'Avepüjnujv |uidv ^äp ai (puuvai irpö? iu)]kioxov duoxeivöjievai
-rrecpÜKaaiv dEaöGeveiv, dj? öpibiiXou<; xoT<; luaKpdv dcpeüxriKÖoi nn TiveöGai xdq dvxi-
XrmJ€i? xai; eireKxdaeaiv ^k xoü Kax' öXi^ov duaupou|ieva<;, dneibri Kai xd öp-fava
qpGapxd- xt^v be KeKaivoup'fim^'V'lv qpuuvriv ^Timveouaa GeoO buvajaiq nYeipe kui
^lujTTÜpei Kai dvaxeouaa irdvxr) xö xdXo(; xfic; dpxnq dTT^9aive xnXauT^axepov, ÖKonv
^xepav TToXü ßeXxiuu ir\c, bi' ujxujv xaT? iKdoxmv HJUxaT^ dvxiGeiaa
2 Sehr wichtig ist, was Arnold Meyer, dem ich das Zitat Philo's ver-
danke, hervorhebt, daß nach Ansicht der Rabbinen „jedes Wort, das aus dem Munde
der Kraft hervorging, sich in 70 Zungen oder Spracheu gespaltet habe", „damit jedes
Volk Gottes Stimme in seiner Sprache höre«. Vgl. meine Schrift Himmelfahrt und
Pfingsten (Dieterich, 1905), S. 10 f. und Meyer, Die Auferstehung Christi S. 192
8 14 Wilhelm Soltau [lO
Das Ergebnis dieser Untersuchung ist scheinbar geringfügig, und
doch liegt in ihm eine Lösung des Problems, wie die Apostelgeschichte
entstanden ist.
Der Verfasser von Acta, welcher die Lukasschrift über „Pauli
Missionsreisen" bei Ausarbeitung der Apostelgeschichte bereits vorfand,
sie erweitert und umgearbeitet hat, kannte daneben eine kleine Schrift
von „Petrusanekdoten", welche die Wirkungen des heiligen Geistes
in Petri Wundertaten schilderte. Dieselbe begann wohl mit einer kurzen
Erwähnung des einmütigen Zusammenwirkens der Apostel; es wurden
in ihr dann die Heilung des Lahmen, Petri Gefangennahme und Los-
lassung, sein Wirken in Samaria, Lydda, Joppe und Cäsarea ge-
schildert.
An diese ältere Schrift sich anlehnend, waren spätere „Apostel-
legenden" entstanden, sie waren aufgezeichnet und gesammelt worden.
So die Erzählungen von der Apostelergänzung, von der Ausgießung
des heiligen Geistes, von Ananias und Sapphira, allerlei Sagenhaftes
über Petri wunderbare Befreiung und sein Gesicht zu Joppe, sowie
einiges über die Missionserfolge des Philippus.
Auf die Bildung derartiger Legenden hatte vielfach auch die
jüdische Tradition, nicht jedoch Josephus selbst, Einfluß ausgeübt.
So hatte die Erzählung von der Bestrafung des Elymas auf die Sage
von Ananias eingewirkt, so die Erzählung von der Bekehrung des
Simon Magus (8, 14 f.) auf die Philippuslegende (8, 5 f.), so manches,
was über Herodes erzählt ward, auf Acta 12.
Diese beiden Schriften kombinierte der Verfasser von Acta, und
folgte daneben bei der Schilderung von Jesu Himmelfahrt den Be-
richten des Josephus Afit. IV, 8, 48, wie er denn in einzelnen Zügen,
sowie in der Diktion, vielfach unter dem Einfluß von Josephus stand.
Er legte die zahlreichen Reden ein * und verarbeitete das ganze Material
mit der Lukasschrift zu einem neuen Werke. Aus den acta Pauli
w^urden so acta Petri et Pauli, die acta Apostolonun des Neuen
Testaments.
J
I Vgl. Zeitschrift für die neutestamcntUche Wissenschaft (1903) IV, 128 f.
1 1] Petrusanekdoten und Petruslegenden in der Apostelgeschichte. 815
Einleitung
i Apostelwahl
Kommunismus der ersten
Christen
j (Heilung des Lahmen
(Gefangennahme des Petrus
Einmütigkeit der ersten
Christen
Barnabas' Opfer
II Ananias und Sapphira
III Zweite Gefangennahme
des Petrus
Stephanusepisode
IV Philippus in Samarien
2 Simon Magus
IV Pliilippus im Mohrenland
Pauli Bekehrung
3 Aeneas' Heilung
4 Tabea's Erweckung
5 Cornelius Christ
V Petri Gesicht
Des Paulus erste Mis-
sionsreise
IHerodes' Rache
Dritte Gefangennahme Petri
Herodes' Ende
1, 1—2^
4, 32^
4, 33—37
6, 1—8, 4
9, I— 31
II, 19-30
;i2, 25)
w\ltere
Petrus-
anekdoten
3. I— II
4, 1—3
4, 21 — 22
8, 14-25
9, 32—35
9, 36—43
10, 1—8
10, 22 — 26
(10, 48)
Petruslegenden
1. 14; 23—26
2, 42—47 (4, 32'')
(3, I— 11)
5, I — 10 (11—16)
5. 17-28
8, 5-13
8, 26 — 40
(10, 1-8)
10, 9—20
11, I— 18
12, 1—3
12, 4—7; 12 — 18
12, 19—24
Aus Acta 13 — 28 handelt von Petrus und andern Aposteln nur
die Erzählung des Apostelkonzils, welche nach Galat. i — 2, nach
sonstigen Angaben paulinischer Briefe und einigen sagenhaften An-
gaben frei komponiert ist. Alles übrige beruht auf der Lukasschrift
(vgl. ZeitscJirift für die nejäestanientliche Wissenschaft IV, 140 f.), in
welche der Verfasser von Acta Reden eingelegt hat.
tl
II
Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit.
Von
Benedictus Niese.
ochverehrter Herr Professor, Ich gehöre zwar nicht zu Ihren
Fachgenossen, darf aber auf grund meiner langjährigen
Bekanntschaft es wagen, mich an diesem Sammehverke
mit meinem Beitrage zu beteiligen. Wie Sie sich vielleicht
noch erinnern, vollzog sich meine erste Begegnung mit Ihnen im
Sommer 1867 im Postwagen zwischen Gettorf und Kiel. Als ich
dann bald darnach die Universität Kiel bezog, haben Sie sich meiner
stets auf das Gütigste angenommen und auch später, als ich meine
orientalischen Sprachstudien nicht mehr fortsetzen konnte, mir Ihr
Wohlwollen bis zum heutigen Tage unverändert erhalten. Ich darf
mich also rühmen, Sie seit beinahe 40 Jahren zu kennen und zu ver-
ehren, und bin daher Herrn Professor Bezold in Heidelberg aufrichtig
dankbar, dalj er mich zur Teilnahme an diesem gemeinsamen Unter-
nehmen Ihrer zahlreichen Freunde eingeladen hat. Es ist mir eine
besondere Freude, daß ich dadurch Gelegenheit erhalte, Ihnen an
dieser Stelle meine Verehrung zu bezeigen und meine Glückwünsche
zur Feier des siebzigsten Geburtstages darzubringen.
Da ich weiß, daß Sie sich von jeher mit Josephus beschäftigt
und auch meine Arbeiten über diesen Schriftsteller mit freundlicher
Teilnahme begleitet haben, so erlauben Sie vielleicht, daß ich das
Thema zu der nachfolgenden Abhandlung unserm genannten gemein-
samen Freunde entnehme und Ihnen hier einen Brief vorlege, den
Nöldeke-Festschrift. C2
8l8 Benedictus Niese [2
Josephus im 14. Buche der Archäologie unter den vielen dort ange-
häuften Urkunden im folgenden Wortlaute mitteilte
raio^ Odvvioq raiou ulbc, (TTparriYÖg UTraiog Kujuuv d'pxoucTi xcipsiv.
BouXo|uai \}}jLä<; eibevai, öti Ttpeaßeig 'loubaiujv )lioi TTpocTiiXBov
dHioövTeg Xaßeiv rd ctuykXiitou ööyiuaTa rd Tiepi auTÜüv YCTOVöia.
uTTOTeraKTai öe rd beöoY|ueva. u|udq ouv GeXuj cppovricrai Kai irpovcfi-
crai TÜJV dvGpujTriJuv Kard tö ■:)]<; (JuykXiitou ÖOYina, önuuq öid Tf\(; ufie-
Tepa(g x^pc? ei's tvjv oiKciav dcrcpaXOuq dvaK0|uia6a)(Tiv.
Das heilJt in's Deutsche übertragen:
„Der Konsul Gajus Fannius Sohn des Gajus den Archonten von Kos
„Gruß zuvor.
,.Ihr sollt wissen, daß Gesandte der Juden mich angingen und baten,
„ihnen die in ihrer Angelegenheit ergangenen Beschlüsse des Senats
„auszuhändigen. Die Beschlüsse sind unten beigefügt. Also will ich,
„daß ihr euch gemäß dem Beschlüsse des Senats der Leute annehmet
„und für sie Sorge traget, damit sie durch euer Land sicher in ihre
„Heimat zurückgelangen".
Der Wortlaut bietet dem Verständnis keinerlei Schwierigkeit,
\"arianten von Belang sind nicht vorhanden. Z. 3 überliefert die
geringere Handschriftenklasse Yvouvai für eiöevai, und weiterhin mit
anderer Wortstellung dHiouvieq XaßeTv rd vnb Tf\c, auYKXnxou ÖGYiuaia
Ttepi auTÜJV YtTOVöxa. Beide Lesarten würden den Sinn nicht ver-
ändern und seien daher nur der Ordnung halber hier mitgeteilt.
Bei aller Kürze ist ferner das Schreiben doch vollständig; höchstens
könnte man am Schluß die Grußformel eppuudOe vermissen, das
lateinische valete\ aber notwendig ist diese Formel nicht, kann also
auch im Original gefehlt haben.
Wenn also der Wortlaut des Briefes jedermann leicht verständlich
zu sein scheint, so sind doch die Gelehrten, die sich mit ihm beschäf-
tigt haben, weder über seinen Inhalt noch über seine Zeit einerlei
Meinung, und seine wahre Bedeutung ist, soviel ich weiß, bisher von
niemandem erkannt worden. So verlohnt es sich vielleicht, ihn auf's
neue zur Hand zu nehmen und an dieser Stelle eine bessere Erklärung
zu versuchen.
Das Schreiben steht mitten unter einer Anzahl von Schriftstücken,
die sich auf die Befreiung der asiatischen Juden von der Aushebung
I Josephus, Autiq. Jud. XIV 233
I
3] Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit. 8 IQ
beziehen, Schreiben pompejanischer Offiziere, die 49 und 48 v. Chr.
in der Provinz Asien mit den Rüstungen gegen Cäsar beauftragt waren.
Nicht zu verwundern ist es also, wenn man unsern Brief ebenfalls
auf diese Angelegenheit bezogen und in dieselbe Zeit gesetzt hat, wie
die benachbarten Urkunden, Man glaubte den Aussteller unseres
Briefes in dem Gajus Fannius gefunden zu haben, der auf Cistophoren
der Provinz Asien mit der Jahreszahl 86, also etwa 49/8 v. Chr. als
Prätor von Asien genannt wird. Diese Ansicht hat BORGHESI zuerst
ausgeführt, und BERGMANN, Waddington und MOMMSEN sind ihm
gefolgt \
Gegen diese Deutung hat sich mit Recht LUDWIG MENDELSSOHN
erklärt^, und man kann die von ihm in's Feld geführten Gründe noch
etwas vermehren. Zunächst wird in diesem Briefe die Befreiung vom
Kriegsdienst nicht erwähnt, wie es in den übrigen geschieht; der
Schreiber mülite also das, was er eigentlich will, ausgelassen haben,
was undenkbar ist. Wie kommt ferner der Prätor von Asien dazu,
einer jüdischen Gesandtschaft ein Senatuskonsult auszuhändigen? Dieser
Prätor hat doch keine Senatsgeschäfte zu besorgen. Das gilt auch
dann, wenn man an den pompejanischen Rumpfsenat des Bürgerkrieges
denkt; denn dieser sali bekanntlich nicht in Asien, sondern in Thessa-
lonike-3. Auch ist die Befreiung vom Kriegsdienst nicht Sache des
Senats, sondern, wie die Urkunden rings umher zeigen*, der die Aus-
hebung leitenden Beamten; ein Senatsbeschlulö ist also in dieser An-
gelegenheit nicht am Platze. Endlich, und dies ist wohl der schwerste
Gegengrund 5, wie kann sich der Prätor von Asien (TTpaTriYÖ<; uTraio^
nennen? Denn dieses ist die amtliche griechische Bezeichnung des
Konsuls^, und es ist schwer zu glauben, daß sich ein Prätor von
Asien in einem amtlichen Schreiben einen solchen Mißgriff habe zu
Schulden kommen lassen. Ebensowenig geht es an, mit BORGHESI
1 BORGHESI, Oeuvres I 283 f. vgl. II 436. Bergmann, Philol. II 681 f. Waddington,
Fastes des provinces Asiatiques 64. MoMMSEN, Ephemeiis epigi\ I (1872) 225 f.
2 Senati co>isulta Romauorum [Ada societaüs philobgae Lipsiensis vol. V) S. I53ff.
3 Dio Cass. XLI 43. Drumann, Geschichte Roms III 482
4 Josephiis Attt. XIV 228. 231. 235. 236 ff.
5 Mendelssohn spricht davon nicht, weshalb, wird man gleich sehen
6 MoMMSEN, Rö7n. Staatsrecht II 73. Epheineris epigraph. I 223. Belege werden
nachgewiesen von Dittenberger, Syllnge III 187 im Index unter arpatriTÖ? ÖTraTO<;.
Dabei wird in der älteren Periode, im Zeitalter der makedonischen Kriege zwischen
dem Amtsjahr und der prorogierten Gewalt kein Unterschied gemacht
52*
820 Benedictus Niese [4
und MOMMSEN das crrpaTriTÖ? UTraro^ als die Übersetzung des latei-
nischen/rrt'(f/c?r /;'ö conside anzusehen; dies müßte (TTparriYÖg dvSuTra-
Tog heißen. Die Terminologie der griechischen Übersetzungen ist
ebenso genau und bestimmt, wie das lateinische Original ', und crrpa-
TiiTO? UTraiog kann nur den Konsul bezeichnen, nicht einen Prätor.
Mendelssohn hat also richtig gesehen, daß die von BORGHESI
u. a. vorgeschlagene Beziehung unseres Briefes nicht statthaft sei.
Ebenso zutreftend hat er erkannt, daß wir es mit einem in Rom
ausgestellten Geleitsbriefe für eine jüdische Gesandtschaft zu tun haben.
Denn es ist klar, daß die Ausfertigung eines Senatsbeschlusses durch
einen Konsul nur in Rom geschehen konnte. Was aber der genannte
Gelehrte weiter über Zeit und Gelegenheit des Briefes vermutet, kann
vor der Kritik nicht bestehen. Er will nachweisen, daß die Gesandt-
schaft zu verstehen sei, der ein von Josephus früher* mitgeteiltes
Senatuskonsult gewidmet ist, das unter Vorsitz eines Prätors Fannius
zu Stande kam. Dieser ist nach Mendelssohn's Ansicht der auch
in der Litteraturgeschichte wohlbekannte Gajus Fannius, der 133 v. Chr.
Prätor gewesen sei; denn in dieses Jahr setzt MENDELSSOHN die er-
wähnte jüdische Gesandtschaft. Fannius habe in seiner Eigenschaft
als Stadtprätor die jüdischen Gesandten v^or den Senat geführt und
ihnen nachher den Beschluß ausgefertigt sowie den Geleitsbrief über-
geben; der in letzterem erwähnte Senatsbeschluß sei also kein anderer
als der noch heute bei Josephus im 13. Buch erhaltene. Allerdings ist
dieser Fannius Sohn des Marcus, nicht Sohn des Gajus wie in unserm Ge-
leitsbrief; doch wird MENDELSSOHN an seiner Vermutung deshalb nicht
irre. Er glaubt nämlich, daß der Geleitsbrief einen falschen Absender
erhalten habe auf folgende Weise: es habe zwei Schriftstücke gegeben,
ein Schreiben des Gajus Fannius, Sohnes des Gajus, Prätors von
Asien in Angelegenheit der jüdischen Immunität, und den Geleitsbrief
der Stadtprätors Gajus Fannius, Sohnes des Marcus; diese beiden
seien so kontaminiert, daß dem Geleitsbrief der Name des asiatischen
Prätors vorgesetzt worden sei, was bei der großen Namensähnlichkeit
I Vgl. P. Viereck, Sermo Gr accus qjw senatus usw. (Göttingen 1888) S. 70.
Viereck p. T07 schließt sich im übrigen der BoRGHESl'schen Ansicht an. Er glaubt,
Josephus habe Verwirrung angerichtet und sich in der Terminologie Willkür erlaubt.
Ganz verunglückt ist, wie schon Mommsen bemerkt, die Übersetzung Waddington's
^hüral-en-chcj. Man möchte wohl wissen, wie sich in jener Zeit ein Prätor von Asien
so hätte nennen können
2 Aiitiq. jtid. xm 259 ff.
5] Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit. 821
leicht habe geschehen können. In diesem Punkte jedoch wird man anderer
Meinung sein müssen. Eine derartige Kontamination ist ja nicht ganz
unmöglich; sie kann mit Schere und Leim absichtlich in's Werk gesetzt
werden; aber dann muß man, um sie glaublich zu machen, die Ab-
sicht nachweisen oder wahrscheinlich machen; sie kann auch zufällig,
auf dem Wege der handschriftlichen Überlieferung geschehen; aber
dies ist hier äußerst unwahrscheinlich, da unser Geleitsbrief
tadellos läuft und nirgendwo eine Unregelmäßigkeit bemerken läßt.
Es dient einer Vermutung niemals zur Empfehlung, wenn sie sich
solcher problematischer Stützen bedienen muß'. Auch wird es Ihnen
nicht entgangen sein, daß der asiatische Prätor als (JTpairiTÖg uTraTO^
in dieser Kombination ebenso unmöglich ist als sonstwo. Kurz diese
Vermutung Mendelssohn's vereinigt Unvereinbares und ist als verfehlt
abzuweisen.
Unzweifelhaft bleibt ihm aber das Verdienst, zuerst in unserer
Urkunde einen in Rom ausgestellten Geleitsbrief erkannt zu haben.
Jüdische Gesandte, das geht daraus hervor, haben sich in Rom an
den Konsul Fannius gewandt und ihn um Ausfertigung der in ihren
Angelegenheiten gefaßten Senatsbeschlüsse gebeten. Der Konsul hat
ihrem Wunsche willfahrt und ihnen zugleich den Brief an die Koer
mitgegeben, dem die Senatsbeschlüsse beigefügt waren. Und gewiß
würde dieser einfache und klare Sachverhalt niemals verkannt worden
sein, wenn nicht jetzt bei Josephus der Brief unter lauter anders ge-
arteten Schriftstücken aus dem Jahre 49 v. Chr. stünde, wodurch
dann, wie schon bemerkt, die Kombination mit dem aus derselben
Zeit bekannten asiatischen Prätor F'annius an die Hand gegeben ward.
Derartige Geleitsbriefe, wie hier einer vorliegt, wurden von aus-
wärtigen Gesandten in Rom für die Heimreise regelmäßig vom Senat
erbeten und bewilligt, wovon noch mehrere Beispiele vorliegen^. Die
Ausfertigung geschah, wie sich von selbst versteht, durch den Konsul
oder seinen Stellvertreter, den Prätor. Die Briefe ergingen an die
1 Mendelssohn verweist außerdem noch auf das Pergamenische Psephisma bei
Josephus (XIV 247 ff.), mit dem er eine ähnliche Manipulation vornimmt. Ein Blinder
soll den andern führen
2 So am Schluß des bekannten Senatuskonsults für Thisbe bei Dittenberger
Syll. I2 300 und in den bei Josephus mitgeteilten Stücken. Anüq. Jitd. XIII 165. 263 ff.
Auch der ebendaselbst XIV 247 ff. erhaltene Beschluß der Pergamener ist auf einen
solchen Geleitsbrief ergangen. Vgl. Mo.MMSEN, Rö7n. Staalsiecht III I156
822 Benedictus Niese [6
verbündeten Staaten, Monarchien oder freie Städte, nötigenfalls auch
an die römischen Provinzialstatthaltcr, und wurden sicherlich nach be-
stimmtem Muster gleichlautend von den Schreibern der Konsuln
abgefalJt, nur die Adresse wechselte. Die Gesandten muliten dazu
den Reiseweg angeben, den sie zu nehmen gedachten. Natürlich
brauchten sie nicht nur einen Brief, sondern mehrere, um so mehr,
je weiter ihre Reise ging. Wie unser Beispiel ferner zeigt, ward dem
Geleitsbrief ein Exemplar des Senatsbeschlusses beigefügt^ und diente
ihm als Legitimation; denn die Konsuln waren zu Auflagen und
Befehlen an die autonomen Bundesgenossen nicht befugt, wenn nicht
der Senat sie dazu ermächtigt hattet Der Geleitsbrief ist ja eine
Art Befehl und legt der Gemeinde, an die er sich richtet, gewisse
Pflichten und Leistungen auf Die Gesandten mußten aufgenommen
und verpflegt werden, auch war für ihre sichere Weiterbeförderung
Sorge zu tragen. Unser Brief ist an die Koer gerichtet. Die jüdische
Gesandtschaft hat also auf der Heimreise Kos besucht, das in der
Tat auf dem Seewege von Hellas nach Syrien bequem gelegen ist.
Wir können uns denken, dal-» die Juden von da etwa über Rhodos
und die kleinasiatische Südküste weitergezogen sind.
Der Absender des Briefes ist der Konsul Gajus Fannius, des
Gajus Sohn. Wer war nun dieser Fannius? Nur zweimal kommt der
Name in den Konsularfasten vor; 122 v. Chr. führte Gajus Fannius,
der ungetreue Freund des Gajus Gracchus, der sich auch als Historiker
in der Literatur einen Namen gemacht hat, die konsularischen Fasces,
und diesem wollte MENDELSSOHN unsern Brief zuschreiben, jedoch nicht
seinem Konsulat, sondern seiner Prätur, die MENDELSSOHN in'sjahr 133
V. Chr. setzt, worüber schon oben das Nötige bemerkt worden ist. Aber
diesen Fannius können wir hier nicht brauchen; er war zwar Konsul,
aber, wie ebenfalls schon angedeutet ward, sein Vater hieß nicht
Gajus, sondern Marcus; er hieß C. Fannius M. f., wie MOMMSEN an
der Hand eines urkundlichen Zeugnisses nachgewiesen hat-J. Wir
1 Das Gleiche ergibt sich aus dem auf S. 821 Anm. i genannten pcrgamenischen
Psephisma bei Josephus
2 Dies ward durch einen Senatsbeschlufj aus dem Herbst 170 v. Chr. bestimmt,
Liv. XLIII 17, 2. Polyb. XXVIII 3, 3. 13, 11. 16, 2. Meine Geschichte der griech. und
makedon. Staaten III \^6L
3 CILat I n. 560 p. 158. Die Inschrift lautet: C. Fanni M. f. cos. de sena. sen.
dedit. Cicero erwähnt diesen Fannius mehrmals, war aber über seine Persönlichkeit
nicht genau unterrichtet, wie ihm schon Atticus vorhielt. Vgl. Cicero Brut. % 99 f., ad
I
7] Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit. 823
haben aber noch einen zweiten Fannius, den Konsul von i6r v. Chr
593 d. St., dessen vollständiger Name nach den Capitolinischen Fasten
C. Fannius C.f. Strabo lautet ^ Dies ist unser Mann; denn er ist Konsul
und Sohn des Gajus; er ist überhaupt der einzige, der möglich ist,
und der Brief an die Koer muß also von ihm 16 i/o v. Chr. geschrieben
worden sein. In diese Zeit palit auch der sprachliche Ausdruck.
Cojisul wird mit (JTpaTriYÖ(; ÜTraTO^ übersetzt nach der älteren Weise,
die schon im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts v. Chr. nicht mehr
nachzuweisen ist; später trat dafür bekanntlich das einfache UTraTog ein^
Ebenso entspricht das Fehlen des Cognomens dem altern Gebrauch.
Wenn also nach Ausweis des Briefes im Jahre 161/0 v. Chr.3
eine jüdische Gesandtschaft in Rom war, so kann es keine andere
gewesen sein als diejenige, welche bald nach dem Siege des Judas
Makkabäus über Nikanor 161 v. Chr. in eben diesem Jahre zu den
Römern ging, und die Gesandten, denen der Konsul Fannius den
Geleitsbrief ausstellte, sind Eupolemos und Jason*. Bei der vollkommenen
Übereinstimmung zwischen der Zeit des Geleitsbriefes und der Über-
lieferung des I. Makkabäerbuches muß die Identität der beiden
Gesandtschaften als gesichert angesehen werden. Bekanntlich ist
neuerdings von WiLLRiCH und WELLHAUSEN s das Bündnis des
Makkabäus mit den Römern als erdichtet angesehen worden. Diese
Zweifel, schon an sich schwerlich statthaft, werden durch den Brief
des Fannius vollends beseitigt, und ich bedaure, daß ich bei meinen
frühern Behandlungen des Gegenstandes auf die Urkunde nicht auf-
merksam geworden bin^. Es muß als sicher und gewiß angesehen
Aide. XII 5, 3 und Mommsen a. O. Ich habe mich eines ähnlichen Versehens schuldiij
gemacht und in meiner GcschicJite d, griech. 2t. makedon, Staaten III 306 Anm. 2 den
Sohn des Gajus für den Konsul von 122 v. Chr. erklärt, was ich hiermit berichtige
1 CILat I2 S. 25
2 Nach DiTTENBERGER {SylL I2 S. 4J.I zu no. 275J stammt, abgesehen von
Polybios, das späteste bekannte Beispiel aus 135 v. Chr.; ÖTTaxoq begegnet zuerst
171 V. Chr.; das ältere und jüngere ist eine Weile neben einander hergegangen
3 Die Konsuln traten damals noch an den Iden des März an; erst 153 v. Chr.
ist der Antrittstag auf den i. Januar verlegt worden
4 iMakk. 8, iff. 2Makk. 4, ir. Josephus, BeU.Jud. I 38. Justinus XXXVI 3, 9.
Meine Geschichte der griech. imd makedon. Staaten III 254, Kritik d. Makkab. 88. Der
Sieg über Nikanor wurde im Frühjahr 161 v. Chr, erfochten. Schürer, Gesch. des
pid. Volkes 13 218
5 WlLLRlCH, yuden u. Griechen S. 71. Wellhausen, Israelitische und jiid. Ge-
schichte 268, 5. Aufl.
6 Meine Kritik der Makkailierb.ZZy Geschichte d. griech. u. makedon. Staaten Wlz^^i.
824 Benedictus Niese [8
werden, daC^ 161 v. Chr. die Juden eine Gesandtschaft nach Rom
geschickt haben, und ihre Boten von da mit einem Senatsbeschluli
und Geleitsbriefen ausgerüstet heimgekehrt sind.
Dabei ist eine andere ebenfalls mehrfach erörterte Frage zu be-
rühren, die durch unsere Urkunde vielleicht mit einiger Wahrschein-
lichkeit gelöst werden kann. Nach dem ersten Makkabäerbuch^ haben
damals die Juden mit den Römern ein im Wortlaut mitgeteiltes Bündnis
abgeschlossen, worin die beiden vertragschließenden Teile sich bei
einem feindlichen Angriff Beistand versprechen. Dieses ist jedoch
schon lange angezweifelt worden, und mit guten Gründen; denn
erstens hatte das vermeintliche Bündnis keine Folgen, und zweitens
kann der Text der Bündnisurkunde unmöglich echt sein, da er nicht
die damalige Urkundensprache wiedergibt, sondern in einem Phantasie-
stil abgefaßt ist. Die Verstöße gegen den festen Gebrauch sind der-
art, daß sie auch nicht durch die von einigen Gelehrten vorgeschlagene
Annahme einer doppelten Übersetzung^ erklärt werden können. Wir
haben offenbar ein freies, schriftstellerisches Produkt vor uns, und wenn
der Vertrag bei Josephus etwas geschicktere Form erhalten hat, so
ist dies für die Frage der Echtheit von keiner Bedeutung, da Josephus
lediglich das erste Makkabäerbuch benutzt und stilistisch verschönert hatJ.
Aus diesem Sachverhalt hat schon MENDELSSOHN geschlossen *,
daß die Juden zwar in Rom ein Bündnis nachgesuchts, aber nicht
erlangt haben, sondern nur ein günstiges Senatuskonsult, in welchem
der Senat sie etwa als Freunde Rom's anerkannte. Dies entsprach,
wie ebenfalls Mendelssohn bemerkt hat, am besten der rechtlichen
Stellung der Juden. Ein Bündnis kann nur mit einem selbständigen
Gemeinwesen abgeschlossen werden, was die Juden nicht waren; sie
waren rechtlich Untertanen der Seleukiden. Diese waren Freunde
und Bundesgenossen Rom's und standen mit ihrem Gebiet in einem
1 I Makk. 8, 2oflf.
2 Aus dem Lateinischen oder Griechischen in's Hebräische oder Aramäische,
von da wieder in's Griechische. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes P 220 Anm. 32
3 Bei Josephus ist übrigens die Form ebenso unmöglich; er gibt es als einen
Beschluß des .Senats, aufgezeichnet von den jüdischen Gesandten, also ein Unding.
Josephus Ant. Jud. XII 41 6 ff.
4 A. O. S. 99. Vgl. meine Kiitik der beiden Makkabäerb. 89 und Geschichte der
giiech. II. viak. Staaten III 254 f.
5 Wie auch 2 Makk. 4, ii bezeugt: Eütto\6'|Hou toO uoiricJaiudvou xriv Trpeoßeiav
Cmep q)i\iac kui aumnaxiaq upö(; toO? 'Potiiiaioui;, wo zu bemerken ist, dal.» nur die
Gesandtschaft bezeugt wird, nicht der Abschluß eines Bündnisses
\
g] Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit. 825,
festen Vertragsverhältnis zur Republik. Ein Bündnis also mit den auf-
ständischen Juden würde in Rom ernste formelle Schwierigkeiten
gemacht haben, die man nicht leicht nahm; denn bei aller Rücksichts-
losigkeit der Politik hielt man doch genau auf das Decorum und die
Formen des Völkerrechts ^ Auch war bekanntlich der Senat gar
nicht befugt, ein Bündnis abzuschließen; dazu bedurfte es eines Volks-
beschlusses. Der Senat konnte es nur befürworten und die kompe-
tenten Magistrate auffordern, den Antrag an das Volk zu bringen. Ein
Bündnis schließt immer eine bindende Verpflichtung ein; man würde
ein solches in Rom unter den damaligen Umständen mit den Juden nur
dann geschlossen haben, wenn man die Absicht gehabt hätte, den
Juden bewaffnete Hülfe zu leisten oder mit andern Worten, dem
Demetrios I den Krieg zu erklären. Aus den Ereignissen geht deutlich
hervor, daß man daran nicht dachte. Allein man war dem Demetrios
nicht gewogen und wollte ihm möglichst viele Schwierigkeiten machen,
und dazu war eine für die Juden wohlwollende Erklärung des Senats
der geeignete Weg. Man tat etwas für die Bedrängten, offenbarte
die Gesinnung der leitenden Kreise Rom und übte auf den syrischen
König einen Druck aus, ohne doch den Staat zu verpflichten und den
Wortlaut der Verträge zu verletzen. Der Senat hat oft von diesem
Mittel Gebrauch gemacht, z, B, um dieselbe Zeit verfuhr er ganz
ähnlich dem Satrapen Timarchos gegenüber, der sich gegen Deme-
trios empört hatte, an den Senat ging und eine, wenn auch verschlei-
erte Anerkennung davontrug ^ Nicht immer freilich hatte diese Politik
den gewünschten Erfolg. Demetrios ließ sich nicht abhalten, wie er
den Timarchos beseitigte, so auch gegen Judas mit überlegener Macht
einzuschreiten und ihn zu vernichten. Dieser Auffassung nun, daß die
jüdischen Gesandten nicht ein Bündnis erlangten, sondern nur einen
günstigen Senatsbeschluß, erhält durch den Brief des Konsuls C. Fannius
1 Dies kann durch das Beispiel der Achäer erläutert werden. Dieselben hatten
den Römern im 2. makedonischen Kriege schon "Waflfenhülfe geleistet, konnten aber
den Abschluß des formellen Bündnisses erst erreichen, nachdem sie ihre Differenzen
mit Elis und Messene, die schon früher römische Bundesgenossen waren, geordnet
hatten. Polyb. XVIII 42, 6
2 Diodor XXXI 27 a. Meine Geschichte d. griech. u. makedon. Staaten III 247.
Vergleichen darf man ferner das Verhalten des Senats gegenüber dem achäischen
Bund in seinem Streit mit Messene, wo ebenfalls die aufsässigen Bundesgenossen
ermutigt wurden, wodurch sich jedoch die Achäer nicht abschrecken ließen. Meine
Geschichte III 55
326 Benedictus Niese [ro
eine unverächtliche Stütze. Er spricht nicht von einer Bündnisurkunde^
sondern nur von Beschlüssen des Senats, die er den Gesandten aus-
fertigte und mitgab. Der ungewöhnliche Pluralis, cruYKXriTOu öÖTMara.
der Befremden erregt hat^ wird sich daraus erklären, daß der aus-
gefertigte Senatsbeschluli in mehrere Kapitel zerfiel. Bekanntlich kam
es bei den Senatsverhandlungen oft vor, daß eine Sache in verschie-
dene Punkte zerlegt ward, die einzeln zur Abstimmung kamen, also
jeder für sich einen besonderen Beschluß darstellten 3. Wie sich ein
solches mehrfaches Senatuskonsult in der Ausfertigung ausnahm, zeigt
der bekannte Beschluß über Thisbe von 170 v. Chr., der eine ganze
Anzahl von Beschlüssen in sich vereinigt*. Ahnlich wird das den
jüdischen Gesandten mitgegebene Senatuskonsult aus einer Mehrzahl
von Beschlüssen bestanden haben. Wenn es auch müßig scheint,
über seinen Inhalt Vermutungen anzustellen, so läßt sich doch aus
I Makk. 8, 33 mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit schließen, daß ein
Abschnitt sich mit Demetrios I beschäftigte. Der Senat wird etwa
beschlossen haben, den Konsul zu ersuchen, an den König im In-
teresse der Juden zu schreiben, wie es ihm gut Scheines. Aus dem
Geleitsbriefe des Konsuls geht ferner hervor, daß der Senat die Bitte
der Gesandten um freies Geleit in einem besonderen Beschlüsse, der
korrekt mit dem Singular bezeichnet wird (Kard tö ir\<; (TuYKÄriTOU
boTILia), genehmigt hat, ähnlich wie es in dem schon erwähnten etwas
älteren Beschluß für Thisbe der Fall ist^.
Unser Brief ist an die Koer gerichtet und von dem jüdischen
Gesandten auf Kos abgegeben, muß also in letzter Hand von da her-
stammen, und es bleibt noch die Frage zu beantworten, wie er aus dem
kölschen Archiv in den Josephus hineingeraten ist. Er steht unter der
Urkundenmasse, die Josephus im Anschluß an die Geschichte Cäsar's des
Diktators dem 14. Buche seiner Archäologie einverleibt hat^. Von
dieser Masse steht der erste Teil, die von Cäsar direkt oder indirekt
herrührenden Schriftstücke, leidlich an ihrem Platz; auch bei den
1 Deren Ausfertigung ebenfalls dem Konsul zugestanden haben würde
2 Viereck a. O. 107. Das richtige hat schon Mendeissohn a. O. S. 155 gesehen
3 Mommsen, A'öm. Slaatsr. III l87ff.
4 DlTTENBERGER Syll. I^ 300. Ein späteres Beispiel bei Cicero ad /a mtl. VIII 8
5 Vgl. Polyb. XXVIII I, 9
6 DlTTENBERGER, Syll. I2 3OO Z. 56
7 Ant. Jud. XIV 186 ff. Das Gerüst der Erzählung, zu der die Urkunden hin-
zugeben sind, liegt noch vor im Bell, jfitd. I 215 f.
I
Il] Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit. 82/
nächsten hat der Historiker wenigstens den Versuch gemacht, sie
durch einleitende Bemerkungen in einen historischen Zusammenhang
zu bringen. Mit ,^ 228 jedoch beginnt ein Durcheinander der ver-
schiedensten Stücke, Schreiben römischer Beamter und städtische
Volksbeschlüsse meistens aus der Zeit des cäsarianischen Bürgerkrieges,
der Diktatur und des Triumvirats. In ihrer überwiegenden Mehrzahl
zerfallen sie in zwei Gattungen. In der ersten handelt es sich um die
Befreiung der asiatischen Juden von der Aushebung zur Zeit des
pompejanischen Bürgerkrieges, in der zweiten um Duldung und An-
erkennung des jüdischen Gesetzes und Gottesdienstes, der Sabbatfeier
usw. durch die Städte Asiens. Die beiden Gattungen stehen im ganzen
beisammen, aber ohne scharfe Trennung, so dali also die Nachbar-
schaft keineswegs auf Gleichheit oder Verwandtschaft des Inhaltes
schliefen lälöt. Von der zweiten Kategorie steht ^ 235 unter der
ersten Gruppe, ein anderes Stück ^ 21 ^f(. ist sogar an den Schluß
der cäsarianischen Dekrete geraten. Endlich sind zwei Urkunden vor-
handen, die weder der einen noch der anderen Gattung angehören,
sondern nur von den freundschaftlichen Beziehungen zwischen Römern
und Juden Zeugnis ablegen und mitten in einer fremden Umgebung
stehen, die ferner beide aus früherer Zeit stammen. Es ist das De-
kret der Pergamener ^ 247 ff. und der hier behandelte Geleitsbrief des
Konsuls C. Fannius.
Weshalb nun dieser Brief gerade an die Stelle, die er (S 233) ein-
nimmt, zwischen den BeschluiJ der Delier und das Edikt des Konsuls
Lentulus geraten ist, mitten in die Schriftstücke hinein, die sich auf
die Befreiung der Juden von der Aushebung beziehen, auf diese Frage
gibt es keine genügende Antwort. Vielleicht ist er hier eingeschoben,
weil kurz zuvor (^ 230) ebenfalls ein Fannius genannt wird; denn zu-
weilen hat Josephus die Urkunden nach den Namen der Aussteller
zusammengelegt. Doch ist dies nur eine unsichere Vermutung ^ Es
kann auch der Zufall gespielt haben, ebenso wie bei dem schon er-
wähnten pergamenischen Psephisma. Wir müssen uns darauf beschrän-
ken, den Weg anzudeuten, auf dem der Brief an die Koer zur Kenntnis
des Josephus gelangt sein könnte.
Dazu erlaube ich mir, von meiner schon früher aufgestellten Ver-
mutung Gebrauch zu machen, die, wenn auch nicht bei allen, so doch
I Von mir ausgesprochen Ileifnes XI 477
828 Benedictus Niese [l2
bei manchen Fachgenossen Anklang gefunden hat, daß nämlich
Josephus die ganze im 14. Buch angeführte Urkundenmasse dem
Nikolaos von Damaskos verdanke, der sie seiner im Jahre 16 v. Chr.
vor Agrippa im Beisein des Königs Herodes bei der Klage der Juden
gegen die Städte der Provinz Asien gehaltenen Rede als Beweisstücke
beigegeben hatte. Diese Rede hatte Nikolaos später dem 123. oder
124. Buche seines großen Geschichtswerkes einverleibt, und von hier
hat Josephus die Urkunden vermutlich genommen'. Nikolaos, der
sich im Dienst und Gefolge des Herodes befand, hat für den Prozeß,
der in Samos zur Entscheidung kam^ die Beweisstücke zum guten
Teil aus der Provinz Asien und ihrer nächsten Nachbarschaft erhalten,
wahrscheinlich mit Unterstützung der dortigen Juden. Meist sind es
Schriftstücke aus der jüngsten Zeit, aus der natürlich das meiste noch
erhalten war, doch wurden auch einige ältere Urkunden aufgetrieben,
unter denen sich nun unser Brief an die Koer befindet,
Stadt und Insel Kos war eine autonome Gemeinde, stand lange außer-
halb der Provinzialverwaltung und war an dem Prozeß gegen die Juden
nicht beteiligt, scheint vielmehr den Juden gegenüber eine freundliche
Haltung beobachtet zu haben. Ah Stätte des vielbesuchten, reichen
Asklepiosheiligtums war Kos an Fremdenbesuch, an fremdes Geld und
fremde Sitten gewöhnt Auch scheint es, daß es da frühzeitig eine
1 Hermes XI (1876) S. 477 ff. E. ScHÜRER, Gesch. des jüdischen Volkes I3 85
Anm. 19 hat sich dagegen erklärt, vornehmlich deshalb, weil ein großer Teil der Ur-
kunden sich auf die Befreiung der Juden vom Kriegsdienst und auf die Fürsten von
Judäa bezieht, was beides mit dem eigentlichen Gegenstande der Klage nichts zu tun
habe, die auf die ungehinderte Ausübung der Religion gerichtet sei. Dies trifft-doch
nicht zu ; denn die Befreiung vom Kriegsdienste ist gerade unter dem Titel der
Religion beiaibai|Uovia^ eveKO erfolgt. Im übrigen verweise ich auf meine soeben
zitierte Abhandlung, wo die von Schürer hervorgehobenen Umstände bereits bedacht
worden sind. Nikolaos beschränkte sich in seiner Rede nicht auf das für den Fall
unumgänglich notwendige, sondern holte nach bekannter Rednerweise weit aus und
muß das ganze Verhalten der Römer zu den Juden ausführlich in seinem Sinne
behandelt haben. Noch jetzt wird dies durch die verkürzte Wiedergabe seiner Rede
bei Josephus {Aiiliq. Jiid. XVI 31 ff.) bezeugt, in der, wie aus mehrfachen Anzeichen
deutlich hervorgeht, die Gedanken des Nikolaos benutzt worden sind. Selbstver-
ständlich habe ich nur eine Vermutung geben wollen. Man kann damit nicht jede
Einzelheit, die Stellung oder Auswahl oder den Zustand jeder Urkunde erklären, und
es bleibt noch genug zu fragen und zu forschen übrig. Eine wirkliche Entscheidung
könnte nur erfolgen, wenn es z.B. gelänge, das 123. und 124. Buch des Nikolaos zu
entdecken. Dann würde die Vermutung überflüssig sein. Bis dahin aber wird, wie
ich glaube, meine Hypothese noch immer nützliche Dienste leisten können
2 Josephus, Atü. XVI 23 f. 62
13] Eine Urkunde aus der Makkabäerzeit. 829
jüdische Gemeinde gab. Wenigstens möchte man es daraus schließen,
daß zur Zeit des ersten mithridatischen Krieges beim Angriff des
pontischen Königs die asiatischen Juden ihr Geld nach Kos in Sicher-
heit brachten \ Später hatten die jüdischen Fürsten mit den Koern
freundschaftliche Beziehungen. Herodes hatte mit Nikolaos kurz vor
dem erwähnten Rechtstreit auf der Fahrt zu Agrippa die Insel
besucht und wird einige Tage dort verweilt sein. Kos gehört zu den
Städten, die sich dauernd der Gunst und Freigebigkeit des Königs
erfreuten^. Melleicht hat also Nikolaos bei seinem damaligen Besuche
auf Kos den Brief des Konsuls C. Fannius für den bevorstehenden
Prozeß erworben, als Beweis dafür, daß sich die Juden seit längerer
Zeit der römischen Freundschaft und Fürsorge erfreut hätten. Auch
uns muß diese Urkunde als ältestes Zeugnis für den diplomatischen
Verkehr zwischen Rom und Judäa von Wert und Interesse sein.
1 Joseph., Anüq. XIV 112 f. Paton & HiCKS, Inscriptions 0/ Cos p. XXXIX.
Schürer, Gcsc/i. a, Jüd. Volkes III 3 3. 27. 70
2 Josephus, AnL XVI. 17. Bell. Jitd. I 423. Zu den Freunden des Herodes
gehört der Koer Euaratos (Euaretos oder Euarestos) Josephus, Bell. Jud. I 532. Antiq.
XVI 312. Die koische Freundschaft vererbte sich von Herodes auf seinen Sohn
Antipas, wie die diesem gewidmete Inschrift aus Kos beweist. CIG II 2502.
Paton & Hicks a. O. n. 75 S. 123. Herzog, Sitzimgsber. der Berliner Akad. 1901
I 494, Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes 13 432
I
Die Enthaltsamen der pseudoclementinischen Briefe
de virginitate in ihrer Stellung zur Welt.
Von
Karl Johannes Neumann.
ie Ursachen der decischen Verfolgung klarzulegen ist nicht
minder schwierig, als dies der diocletianischen gegenüber der
Fall ist; ja in einer Hinsicht ist es noch schwerer. Wir kennen
die Richtung des diocletianischen Regimentes, das in der
kombinierten Autorität des dominus und deus gipfelt und somit in dia-
metralem Gegensatze zum Christentum steht, das den Kaiserkult nicht
leisten konnte, ohne sich selber aufzugeben. Bei Diocietian ist die
Frage daher vor allem, weshalb er mit der Verfolgung erst so spät
begann, warum er das Christentum so lange tolerierte, und aus
welchen Gründen er dann doch und plötzlich losbrach. Von Decius
dagegen, von seiner Art, von seinen Anschauungen und Zielen wissen
wir so gut wie nichts, wovon wir Gebrauch machen könnten, um
seine Verfolgung zu motivieren. Hier ist es umgekehrt fast allein die
Verfolgung, die in Plan und Anlage gegenüber der bisherigen Praxis
eigenartig ist und die uns den Mann erkennen läßt, der den Plan
gefaßt und erdacht hat und der seine Ausführung in die Wege
geleitet.
Das Heer hatte den Decius zum Kaiser erhoben, und im Kampfe
gegen Philippus Arabs hat der Usurpator die neugewonnene Herr-
schaft behauptet. Nach dem Siege bei Verona und dem Tode des
Philippus ist er in Rom eingezogen. Er stammte aus einem kräftigen
.832 Karl Johannes Neumann [2
Volke^ und er stand in der Kraft der Jahre; er hatte die fünfzig^
noch nicht erreicht.
In scharfen Gegensatz zu Philippus tritt er mit seinem Kampfe
gegen die Christen, aber kein persönlicher Groll hat ihn bei seinem
Schritte geleitet. Wenn Eusebius^ den Haß des Kaisers gegen seinen
Vorgänger als den Grund der Verfolgung bezeichnet, so hat er damit
nicht Recht, Nicht aus eigenem Antrieb hatte Decius sich gegen
Philippus Arabs erhoben*, doch als das Heer ihn ausgerufen, war
eine Weigerung unmöglich. Vermutete er in den Christen Anhänger
des gestürzten Regimentes, so mochte er die gleichen Maßregeln
ergreifen, wie Maximinus Thrax in ähnlicher Lage; diesem Beispiel
konnte er folgen, falls er nur die Sicherung der eigenen Herrschaft
im Auge hatte. Dann mochte gegen die Christen eingeschritten
werden, wann und wo sie seiner Regierung widerstrebten; eine weiter-
gehende Verfolgung war überflüssig und gefährlich. Aber was Decius
unternahm, war die Vernichtung der christlichen Religion und Kirche:
es war eine allgemeine, die erste allgemeine Verfolgung. Für einen
Schritt von solcher Bedeutung müssen die Gründe tiefer liegen.
Während die Christen Verwünschung und Abscheu auf das Tier
Deciuss geladen haben, sind die Heiden seines Ruhmes voll. Seine
Verdienste geben ihm gerechten Anspruch auf die Erhebung in den
Kreis der Götter^. Er ist ein Mann von vollendeter Leistungsfähig-
keit und Tüchtigkeit, freundlich und leutselig im Umgang, im Kriege
jederzeit auf dem Sprunge^. Wie im Tode, so im Leben sind Decius,
der Vater und der Sohn, den alten Deciern zu vergleichen^. Nicht
1 Victor Caes. 29, i Sirmieiisium zdco orius; Eutrop. 9, \e Pannonio inferiore
Budaüae natiis; vgl. [Victor] epit. 29, i. — Tevei irpoexujv nennt ihn Zosim. i, 21, i
2 [Victor] epit. 29, 4 vixit annos qitinquaginla
3 Euseb. h. e. 6, 39, I. Die Kopisten des Eusebius aufzuführen, hat keinen Wert
4 Zonaras 12, 19, vol. III, p. 132, 4. Dindorf will sogar von einem Briefe des
Decius wissen, in dem er dem Philippus seine Bereitwilligkeit erklärt, zu Rom die
Insignien der Herrschaft abzulegen
5 Execrabile animal Decius heißt er de mortibus peisccutortim 4
6 Eutrop. 9, 4 senior meriiit inier divos referri. Vgl. Eutrop. 8, 8 von Antoninus
Pius iiiter divos relatiis est et rnerito consecratus und 9, 15 von Aurelian vieruit (jiioque
inter divos referri
7 [Victor] epit. 29, 2 vir ariibns cimdis virtutibusque instructus, placidtis et communis
domi, in armis proniptissimus
8 Hist. Aug. Aurelianus 42, 6 Decios . . quorum ei vita et mors veleribus compa-
randa est
3] Die Enthaltsamen bei Pseudociemens de virginitate. 833
nur an Adel und Würde ragt er hervor. Durch jegliche Tüchtigkeit
ausgezeichnet, weili er vermöge seiner Erfahrung den Lauf der Dinge
vorauszusehen\ Die Soldaten erheben ihn wegen seiner Staatskunst
und Kriegserfahrung*, sie vertrauen seiner Einsicht und seiner Für-
sorge für allesj. Er regiert vortrefflich^, und das Gedächtnis seiner
königlichen Tugenden überlebt ihn^.
Es sind Anhänger des alten Götterglaubens, deren Urteil hier
seinen Ausdruck findet^, und einer davon ist ein fanatischer Heide',
1 Zosim. I, 21, I AeKioq Kai -f^^'e' irpoex^jv Kai dEnJu|uaTi irpoaeTi be Kai Ttdaaiq
biairp^TTUJv Tai(; (iperaii;; I, 22, 1 dKßävTuuv be de; epYOv, iLv ö AeKiO(; ^k xriq Tiwv
irpaYiuäTUJV ^T€K,unpaTO "rreipa?
2 Zosim. I, 21, 3 ttoXitikP) je äpexfi Kai TTo\e|uiKf) tteipa irporiKUjv
3 Zosim. I, 22, 1 TT] AeKiou 'iT6iToi96Te(; ^TTiOTniar) Kai irepi irdvTa -rrpovoia
4 Zosim. I, 2^, 3 AeKioi . . apiffta ßeßaaiXeuKÖTi
5 Zosim, I, 25, 2 eiq }.ivr]jjir\v tluv AeKiou ßaaiXiKOJV dperiJuv
t» Falls der Verfasser der Aurelianbiographie kein Heide ist, so nimmt er doch
die Maske eines solchen vorj Dessau im Ilomes 27, 1892, S. 587. Auch der Ver-
fasser der epitome de Caesariluis ist Heide, wenn auch kein fanatischer. [Victor] epil.
16, 4 bedarf ebensowenig wie die 41, 2 ausgesprochene Meinung, der junge Kon-
stantin sei von Galerius reUgionis specie als Geisel festgehalten worden, des christ-
lichen Glaubens zur Erklärung. Und charakteristisch ist das Lob Julian's, das durch
den leisen Tadel nicht seines Götterkulles überhaupt, sondern nur seines Übermaßes
•eingeschränkt wird; 43, 7 haec niinuebat quanmdani rcriim neglecius modus. Cupido
iaiidis immodica; cuUus nitininum siipei-stitiostcs; audax plus, quam impera-
toreni decet
7 Aus der Fülle der Belege greife ich einige heraus. Mit dem Opferkult ist
Zosimus genau vertraut 3, 12,1. Der Verherrlichung Julian's steht bei ihm die Schmähung
Konslantin's imd die Abneigung gegen Theodosius zur Seite. Polybius hat die Ent-
stehung der römischen Weltherrschaft beschrieben, und Zosimus will ihren Untergang
erklären. Wie die Gefährten des Odysseus bereiten die Römer öqpriöiv dTaö6a\ii;iaiv
sich selbst das Verderben 1, 57, i. Solange sie die heiligen Bräuche bewahrten,
war die Gottheit ihnen wohl gesinnt; dann aber ging es mit ihnen abwärts, wie die
Orakel das voraus verkündet l, 58, 4; 2, 7, 1. Als frommer Verehrer der Gottheit
sah Diocletian die bevorstehende Verwirrung voraus 2, 10, 5; Konstantin indessen
macht sich keine Sorge um die Gottheit (2, 31, 2), aber er hat auch in keinem
Kriege mehr Erfolg 2, 31, 3. Anfang und Same des Staatsverderbens rührt von ihm
her 2, 34, 2. Eide mit Fül.'>en zu treten entspricht seiner Gewohnheit 2, 28, 2. Für
Frevel wie Verwandtenmord und Eidbruch kann er bei den Priestern keine Sühne
finden; da erfährt er, daf'i der christliche Glaube jegliche Sünde tilge und den Gott-
losen sofortige Befreiung davon verheiße. Das war eine Lehre, die er brauchen
konnte 2, 29. Konstantins beeifert sich, hinter der Gottlosigkeit seines Vaters nicht
zurückzubleiben (2, 40, l); sein Tod ist ein Geschenk der Gottheit an Julian (3, II, 2\
dessen Taten Geschichtschreiber und Dichter verherrlicht haben, ohne ihre Höhe
zu erreichen 3, 2, 4. Julian's Tod genügt, fortwährende Verluste an die Perser her-
beizuführen 3, 32, 6; auch die Wacht am Rhein wird aufgegeben 6, 3, 3. Obwohl
Nöldeke-Festschrift. c^
$34 Karl Johannes Neumann [4
Wer möchte leugnen, daß in den Augen des Zosimus dem Kaiser
eben das zum Ruhme gereicht, weswegen die Christen ihn verfluchen r
Dagegen ist der Verfasser einer knappen, bis auf Theodosius rei-
chenden Kaisergeschichte, der Verfasser der epitonie de Caesaribiis,
ein gemäßigter Mann, der an Julian zwar nicht sein Festhalten am
alten Glauben , wohl aber seinen allzugrolJen Eifer tadelt. Eben er
ist es, der an Decius seine Leutseligkeit, seine Leistungsfähigkeit und
Kriegstüchtigkeit herv^orhebt. Aber er steht den Zeiten doch zu fern,
als daß sein Urteil binden könnte; man muß fragen, inwieweit es in
den Tatsachen seine Begründung findet.
Inschriften nennen den Kaiser Daciciis maxtimis und resütiäor
Daciariini, auf Münzen von ihm erscheint Dada felix und eine victoria
Genna7iica. Seinem Siege über die Gothen bei Nicopolis am latrus
folgte seine Niederlage bei Beroea und der Fall von Philippopel; bei
Abr>i:us findet er seinen Tod'. Seiner kriegerischen Kraft hat wenig-
stens der Erfolg gefehlt.
Daß er diese Kraft in den Dienst einer veredelten Senatsregierung
habe stellen und altrömische Sitte auffrischen wollen, ist nicht zu
begründen. Zwar lesen wir in der historia Augusta^ er habe die mit
dem Prinzipat verbundene zensorische Gewalt vom Kaisertum wieder
Konstantin vom rechten Wege der Gottesveiehrung abgewichen und zum Glauben
der Christen übergegangen war, so hatte er doch den Oberpontificat behalten, und seine
Nachfolger desgleichen. Gratian lehnt ihn ab als mit dem Chrisentum unvereinbar, aber
wie war auch sein Endel 4,36,4.5; 4,37,1; 4,35,6. Unter Theodosius schreitet das
Verderben des Staates vor 4, 28, 2; 4, 29, 1. Er belagert die Sitze der Götter und
gefährdet ihre Verehrer 4, 33, 4. Im Morgenlande werden die Tempel geschlossen
und der Opferkult verboten, zum Verderben des Reiches 4, 37, 3; 4, 38, I. Theo-
dosius sucht sogar den Senat zu Rom zu bekehren, und als dieser sich weigert, von
der uranfänglichen Überlieferung abzuweichen , streicht er die Staatsgelder für den
alten Kultus; seine Nichte Serena, die Gemahlin Stilicho's (4, 57, 2) vergeht sich an
der Göttermutter, aber Dike folgt ihr; und das römische Reich wird ein Wohnsitz der
Barbaren 4, 59; 5, 38. Rom selber wird von Alarich gebrandschatzt, weil die Römer
die üblichen Gebräuche vernachlässigt haben 5, 40, 4; und als man die Bildsäule
der Virtus einschmilzt, erlischt auch Mannhaftigkeit und Tapferkeit der Römer
5. 42, 7
I Dexippus bei Syncellus p. 705, losqq. ed. Bonn.; Jordanis Getica iS, loi —
103; Amm. Marc. 31, 5, 16. 17; 31, 13, 13; Eutrop. 9, 4; Victor Caes. 29, 2—5;
[Victor] epit. 29, 3; Chron. pasch. I p. 505, 4sqq. ed. Bonn.; Zonaras 12, 20 p. 136,
4 sqq. DlND. Zosimus l, 23, l lälJt den Decius vor der Katastrophe in allen Schlachten
siegen und verschweigt sogar den Fall von Philippopel, der später 1, 24, 2 beiläufig
erwähnt wird
* I/ist. Aug. Valeriajii dtio 5, 3—6, 9
5] Die Enthaltsamen bei Pseudoclemens de virginitate. 835
lösen wollen und dem Senate die Bestellung eines eigenen Zen-
sors überwiesen; dieser habe Valerian dafür in Aussicht genommen.
Aber mit dieser Behauptung hat der Biograph Valerian's das Vor-
leben seines Helden schmücken wollen und sein Gewissen belastet \
Ebensowenig tritt in der Überlieferung zutage, daii ein tiefer Zug
des Herzens den Decius mit der alten Religion verband. Auf Ver-
ehrung Mercurs^ hat man bei ihm, aber noch mehr bei seinen Söhnen
hingewiesen. Und sein Opfer vor der Schlacht bei Abr}-tus3 kann
nicht auffallen.
Das, was wir sonst von Decius wissen, gibt demnach für seine
Christenverfolgung keine Erklärung-*; vielmehr wird umgekehrt allein
ihr Plan und seine Ausgestaltung uns über Decius unterrichten. Wie
lagen die Verhältnisse, in die er mit gewalttätiger Hand eingriff?
Wie stand um die Mitte des dritten Jahrhunderts das Christentum
zur Gesellschaft und zum Staate?
Weltflucht lag nicht im Staatsinteresse, aber wie geringe prak-
tische Bedeutung besaßen doch die Regungen der Weltentsagung in
der Kirche dieser Zeit! Noch führte sie keine ganzen Scharen oder
auch nur Einzelne aus den Städten in die W'üste. Noch haben die
Enthaltsamen sich von den Gemeinden nicht geschieden, noch stehn
sie im Verbände der einzelnen Kirchen. Aus den ersten Jahrzehnten
des dritten Jahrhunderts stammt ein Brief über die Jungfräulichkeit,
1 MoMMSEN, Köiiiisc/ics Shiah'i-i'ch/ II l^ S. 338 A. 3; Sekck, Studien zur Geschichte
Diocleiians und Coustatitins, III, Fleckeisen 's Jahrlntcher für class. Philologie 141, 1890,
S. 633f. — Auch EcKHEL VII p. 346 kann nicht zum Beweise einer Piegünstigung des
Senatsregimentes durch Decius herangezogen werden
2 EcKHEL VII, p. 345; Cohen V2 p. 195, Decius 96; p. 217, Ilerennius Etrus-
cus 10 — 16; p. 226sq., Hostilianus 19 — 23
3 Jordanis Getica 18, 103 qui locus hodiequc Decü ara dicitur, eo quod ibi ante
pugnam inirabiüter idolis iinmolassrt. Wer wird es wagen, sich auf die Angabe, daß
das Opfer mirabiliter vollzogen sei, zu verlassen und grote Schlüsse darauf zu bauen.?
4 Wie sie Jakob Burckhardt, T>ie Zeit Constantius des Großen, 2. Aufl., Leipzig
1880, S. 19 gesucht hat: „Decius ist überhaupt ein Idealist, mit den Illusionen eines
solchen. Seine gewaltige kriegerische Kraft im Dienst einer veredelten Senats-
regierung zu üben, altrömische Sitte und Religion und durch dieselbe die Macht des
römischen Namens aufzufrischen und auf ewig festzustellen — das mochten seine
Pläne sein. Damit hing allerdings zusammen, daß er die Christen verfolgte." —
Einer Illusion hat Decius sich allerdings ohne Zweifel hingegeben: der Hoffnung,
mit seinen Maßregeln gegen die Christen wirklichen Erfolg zu haben. Wäre der-
gleichen denn aber keinem Realpolitiker begegnet?
53*
836 Karl Johannes Neumann [6
der den Namen des Clemens' mit Unrecht trägt. Von einem Ent-
haltsamen Südsyriens oder Palästina's, vielleicht aus Jerusalem selber,
ist er an die Enthaltsamen alle eines ganzen Landstriches gerichtet;
er weist uns eine Wurzel des späteren Mönchtums, aber noch nicht
dies Mönchtum selber. Bei dieser Enthaltsamkeit handelt es sich
allein um die Bewahrung der Jungfräulichkeit; den Jungfräulichen
beiderlei Geschlechts wird Gott einen vorzüglichen Platz^ in seinem
Hause geben, auch vor denen, die in keuscher Ehe gelebt haben.
Sie sind ein Gottesstaat und ein Tempel 3, in dem Gott wohnt;
am Worte des Lebens haltend, leuchten sie wie Gestirne'* in
der Welt 5. Sie sind ein schönes Beispiel für die Gläubigen, die
gegenwärtigen und künftigen*^. Nicht durch Beredtsamkeit und Ruhm,
durch Abstammung und Lebensstellung, durch Schönheit, Körperkraft
und Lebensdauer wird das Himmelreich erworben, sondern durch die
Kraft des Glaubens, so einer Werket des Glaubens aufweist^ Wer
vor Gott gelobt, die Keuschheit zu bewahren, muß sich mit jeglicher
heiligen Tugend Gottes gürten^. Er entsagt der Unruhe, dem Schmuck,
der Lust und Verführung dieser Welt mit ihrem Rausch und ihren
Gelagen, mit ihren Freuden und ihrer Wonne, er hält sich fern von
jeder Gemeinschaft mit dem Saeculum und seinen Stricken und
Netzen'°. Er besiegt die vergängliche Eitelkeit des gegenwärtigen
Saeculum" und reifJt sich los von der ganzen Welt". Er ahmt in
nichts den Heiden nach; als Gläubiger soll er sich in allem von den
Gottlosen unterscheiden'^. Wir preisen Gott mit aller Klugheit, wir
1 Von dem verlorenen, mit Unrecht in zwei Briefe zerlegten griechischen Ori-
ginale besitzen wir eine syrische Übersetzung: Clementis Romani epistolae binae de
virs^inilate. Syriace ed. Beelen, Lovanii 1856. Auf einer Revision v. IIimpel's ruht
die lateinische Übersetzung in den Opera patruni apflstolicoritm ed. Funk, vol. II, Tu-
bingae 1881, p. 1 — 27. Benutzung des griechischen Originales in dem TcavbeKTr]i; Tf|^
äfi«? Tpaqpfi(; des Antiochus von S. Saba bei Jerusalem, bei Migne Palrologia Graeca
tom. 89 p. 141 1 sqq., hat CüTTERILL, ÄJodern crilidsni and Clanciit''s epislles to virgins,
Edinburgh 1884 aufgewiesen. Historisch benutzbar ist das merkwürdige Schriftstück
erst durch die Datierung und Würdigung Harnack's geworden; vgl. Harnack, Die
pseudoclementinischen Briefe de virginitate und die Entstehung des Mönchtkums, Sitzungs-
bericht der Ak. d. Wiss. zu Berlin 1891 I S. 361 — 385; vgl. HarnACK, Gesch. d. alt-
christ. Lit. II 2, 1904, S. 133—135.
2 [Clemens] de virginitate I, 4, 2 3 1 Cor. 3, 16 4 Phil. 2, 15. 16
5 De virg. 1, 9, 2. 3; vgl. Antiochus monachus hovt. 122 p. 1816 B MiGNE
6 De virg. 1, 3, I 7 Jac. 2, 17 » De virg. I, 2, 2 9 De viig. I, 3, 5
I'' De virg. I, 3, 6 ^'^ De virg. I, 5, 3 12 Z»^ virg. I, 4, l
»3 De virg. 2, 6, 2
7] Die Emhaltsamen bei Pseudodemens de virginitate. 837
werfen das Heilige' nicht vor die Hunde und die Perlen nicht vor
die Schweine; wir psallieren nicht vor den Meiden und lesen ihnen
unsere heiligen Schriften nicht vor wie Leute, die um einen Bissen
Brot und einen Schluck Wein des Herrn Lied^ singen im fremden
Lande der Heiden 3.
Vorgekommen muli derartiges freilich sein, wenn der Verfasser
die Brüder beschwört, es nicht 7x\ tun und Leute eines so schänd-
lichen und verächtlichen Betragens von sich zu weisen*. Auch be-
klagt er schlimme Gerüchte, die über schamlose Menschen im Um-
lauf waren, welche unter dem Deckmantel der Frömmigkeit mit
Jungfrauen zusammenwohnten oder mit ihnen zu Tische lagens. Aber
nichts berechtigt, an mehr als vereinzelte Fälle zu denken, denen
gegenüber eben die Stimme der Warnung erhoben wird.
Die Enthaltsamen sollen nicht etwa auch der Arbeit^ sich ent-
halten. Wer mühig ist und sich keiner Arbeit hingibt, ist unnütz;
Müßiggang führt zu unnützen Gedanken und unnützen Reden. Dornen
sprossen in der Hand des MülJigen, und der Weg der Faulen ist
voller Dornen 7.
In der Pleimat des Verfassers hat das Christentum sich rascher
als im Abendlande ausgebreitet, und doch nehmen seine Vorschriften
für die Praxis auf Orte Rücksicht, wo noch kein Mann, sondern nur
l'rauen und Mädchen sich dazu bekennen^, und unter ihnen wieder
auf solche, in denen nur eine einzige Christin lebt^. Nach manchen
Orten ist der Glaube überhaupt noch nicht gedrungen'". Und unter
all diesen Christen sind wieder die Enthaltsamen eine verschwindende
Minderzahl, Kommt der Asket an einen Ort, wo es bereits einen
solchen gibt, so soll er bei ihm absteigen'', wo nicht, bei einem ver-
heirateten Bruder'^. Eine strenge Absonderung der Christen im all-
gemeinen von den Heiden ist weder '3 gefordert noch vorhanden;
daß eine christliche Familie eine heidnische Magd hat, gibt keinen
Anstoß '♦.
I Matth. 7, 6 2 Psalm 157, 4 3 De vir:^^. 2, 6, 3 4 De virg. 2, 6, 4
5 De vii-g. \, 10, I. 2 ^ De virg. I, 10, 4. 5; i, II, I. 2
7 De virg. I, lO, 5 Spinae progermiitant in vianibus otiosorum (Sprüche 26, 9) et
(Sprüche 15, I9) viae otiosorum pleitae sunt spittis
8 De virg. 2, 4, I 9 De virg. 2, 5, I "' De virg. 2, 6, I
II De virg. 2, 2, I 12 De virg. 2, 3, I '3 Durch de virg. 2, 6, 2
it De virg. 2, 2, 3
838 K. J. Xeumann, Die Enthaltsamen bei Pseudoclemens. [8
Der Staat ist eine Ordnung für die Welt und hat keinen Anlaß,
die Weltflucht zu begünstigen, eine Schädigung aber hatte der römische
Staat von diesen Enthaltsamen nicht zu befürchten, zumal selbst ihre
Loslösung vom Säculum nicht gar soweit ging und ihre Zahl viel zu
gering war, als dal5 die Durchführung ihres Prinzipes in ihrem Kreise
den Bestand der Gesellschaft hätte in Frage stellen können. Diese
Enthaltsamen begegnen uns in einer Zeit, wo das Christentum im
ganzen sich immer tiefer in die Welt einlebte. Die Stellung des
Christentums zur Welt ist es nicht gewesen, die den Decius zum
Verfolger machte: es war ein anderes, es war die Organisation der
Kirche. Auf diese war bereits Maximinus Thrax aufmerksam ge-
worden, und Decius hat sie gefürchtet. Aber nicht vom blauen
Himmel ist der Blitz herniedergefahren. Was Decius vorfand, war
die Erregung des heidnischen Volkes gegen die Christen, und was
er wollte, das war nicht die Christenhetze, war aber auch keine ge-
legentliche Repression in einzelnen Fällen, sondern die planmäßige und
allgemeine Rückführung aller Christen des Reiches zum alten Kultus.
Die Parther in i'riechisch-römischen Inschriften.
Von
V. Gardthausen.
AR cap. SACIDAE cap. PARTH
ti- ti-
vus vus
catenis coniuncti
)
ermanen und Parther waren die einzigen Völker, welche
das römische Kaiserreich, das die Weltherrschaft bean-
spruchte, wenn auch nicht als ebenbürtige, so doch als
freie Nachbarn anerkannte, nachdem die Kaiser sich über-
zeugt hatten, daß ihre Kräfte nicht ausreichten, beide Völker zu unter-
werfen. Sonst freilich haben beide Völker, die sich geographisch
nirgends berührten, in ihren Verhältnissen und ihrer Geschichte wenig
Gemeinsames und bieten kaum Stoff zu vergleichender Betrachtung;
sie erscheinen deshalb auch in der klassischen Kunst und Literatur
nur selten verbunden. Um so mehr überrascht daher jenes Vasen-
relief mit der Darstellung der Arsaciden zwischen einer Germania auf
der einen, und den Parthern auf der andern Seite \
Von diesem Relief möchte ich daher ausgehen bei einem
deutschen Festgruße für den Altmeister der Orientalisten, der, allen ein
Vorbild, über die durch seinen eigensten Beruf gezogenen Schranken
hinwegblickend auch den Geschicken anderer Völker und Zeiten seine
Teilnahme niemals versagte.
I C. I. L. X Sosö'^ (Puteoli) impressum paterae sigillatae. Ed. Helbig, BtiU.
deir Institiilo 1881 p. 150. Nr. 6
840 V. Gardthausen [2
Geographisch ^ und zeitlich ist der Begriff des Parthischen schwer
zu umgrenzen; jedenfalls dürfen wir einen Baktrcr aus dem 4. Jahrh.
V, Chr. nicht zu den Parthern rechnen:
DiTTENBERGER, Inscr. gr. Orient. Nr. 264. 'Opovxri? öe 'Apxa-
cJu[pou, TÖ Tevjoq BüKTpiog, dTToaxd^ (XTTÖ 'ApTaHep[Hou xoö TTepcrjOuv
ßacTiXeuuq eRpaiiicJev tuuv rTepYa[|Lii'iVLuv Kai laJerojiKiaev auTOuq. Arta-
sura: vgl. 390, 6. 391, 7. 392, 10.
Wir sehen also auch von einer Inschrift in Delos^ ab:
bei DiTTENBERGER, Sylloge'' 588'°9 Xeovroq TrpoTO|LUi €ju ttXiv-
öeiLui, 'YcTTracrivou MiGpodEou BaKTpiavoö dvdBejua.
Dagegen finden wir in dem internationalen Hafen derselben Insel die
Inschrift eines vornehmen Parthers, der, wie manche andere hoch-
gestellte Fremde, von Helianax durch eine Inschrift geehrt wurde:
Bull, de corr. hell. 7. 1883 p. 349 n. 8. DiTTENBERGER, Inscr.
gr. Orient. 430. MoMMSEN, R. G. 5, 343 A 2 [ca. 1 10 v. Chr.] Aop . . .
.... pdiiiv, TuJv TTpüuTuuv qpiXuuv ^ ToO ßacriXe(JU(g ßacriXeuuv jueTdXou
'ApffoKou 6 lepeug 'HXidvaH 'AaKXriTTioöuupou A9)ivaiO(; 6 bid
ßiou iepeug TTocreibujvog Aiaiou Y£v6)aevo<; Kai 0ea)V .jaeYdXuuv Y.a\xo-
epdKuuv AioaKoupuuv Kaße[ipujv,] GeoTg.
Ich muß hier, wie auch gelegentlich später, einfach auf DiTTENBERGER's
Kommentar verweisen, da der knapp bemessene Raum ein näheres
Eingehen nicht erlaubt; es ist das eine Ungleichmäßigkeit der Behand-
lung, die ich zu entschuldigen bitte.
Vom ersten Jahrhundert an mehrten sich die Beziehungen zwischen
Rom und Parthien^, gelegentlich waren sie freundlich, meistens aber
feindlich; Strabo ii p. 515 nennt die Parther dvTiTraXoi loic, Puujaaioig
xpÖTTOV Tivd. Namentlich waren es die Bürgerkriege, welche auf beiden
Seiten die Besiegten zwangen, beim Feinde ihres Volkes Rettung zu
suchen. Nach der Schlacht von Philippi war es Labienus, der Klein-
1 Ammianus Marcell. 23, 6, 43; s. Sieglix, A/Ias anliqiiiis 10. VI
2 C. I. A. IV 2 p. 119 n. 451 f., II d[iTaiveaai xöv öeiva] MiGpaEibou 'Apiapa9ea.
Droyse.v, Gesch. d. Heileu. 3. 2. S. 315
3 Auch am römischen Kaiserhofe gab es eine Rangklasse der Freunde des
Kaisers mit verschiedenen Abstufungen z. B. ex prima admissione, s. m. Aiigm/its II
283 A. 31—33
4 SCHNEIDERWIRTH, J. IL, Die Farthe}- 7iack gr. röm. Quellen. Heiligenst. 1873.
Steinmann, ,A., Fe Parlhis ab Horatio memoraiis <juaest. chronol. In. Diss. Berl. 1S98.
FCRNEAtrx, The Roman relatioiis wi/h Parthia and Aitnen'ui from ihe iiine 0/ Aiignsliis
to the death of Nero. Oxf. 1896, T\Vül.ZK,'E., Par/hernachrichien l/ei Josephus. Berl. 1904
3] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften, 84 1
asien an der Spitze parthischer Reiter verwüstete ' und dafür den Bei-
namen Parthicus annahm :
Cass. Dio 48, 27. (Labienus) auTÖv Kai TTap0iKÖv yg £K toö
evavTiuuTaTOu toT«; 'Pujiuaioiq e9vouq ujv6,ua£ev.
Es dauerte mehrere Jahre bis P. Ventidius, ein Legat des Antonius
Kleinasien befreite und den ersten parthischen Triumph feierte,
Acta triumph. Capitolina (C. I. L. P p. 50) 716/38 P. Ventidius
P. f. pro cos • ex • Tauro • monte • et • Partheis • v • k • Decem. an • DCCX[V],
dem in den nächsten Jahrhunderten noch manche weiteren mit Recht
und mit Unrecht gefolgt sind. HiRSCHFELD, Mclanges Boissier p. 294,
macht auf eine Stelle im Suidas aufmerksam über den TTcXuaivog
Zapöiavöq aoqpicTTii^ TeTOVuuq erri tou TipOÜTOu Kai(Japo(; ratou, der ge-
schrieben habe 9pid|ußou TTapGiKOu ßißXia y'^
M o n u m c n t u m A n c y r a n u m.
^Augustus erwähnt die Parther zuerst:
Mon. Aue. ed. M.- p. 124 Parthos trium exercitum {sie) Roma-
n[o]rum spolia et signa re[ddere] mihi supplicesque amicitiam populi
Romani petere coegi.
Es sind die römischen Feldzeichen, die unter Crassus, Decidius Saxa
und Oppius Statianus verloren gingen und im Jahre 734/20 dem
Augustus zurückgegeben wurden^.
Schwieriger ist die Entscheidung an der folgenden Stelle:
Mon. A?ic. ed. M.^ P- I35 Ad me supp[lic]es confug[erunt] reges
Parthorum Tirida[tes et postca?] Phrat[es] regis Phrati[s filius]; Me-
dorum [Artavasdes].
Der Partherkönig Phraates IV (717/32 — 752/2) war durch einen Über-
fall des Gegenkönigs Tiridates bedrängt und tötete seinen Harem, um
ihn nicht dem Feinde in die Hände fallen zu lassen:
Müller, Gcogr. gr. minores v. i. p. LXXXII: vncroq Kara töv
Eucppdinv . . . evTaüGa y«^« 'Iv ^padiGu toö dTT0(J9dHavT0<s rdg
TTaWaKibaq, öre Ti-ipiödin"; (p^Y«? ujv eicreßaXev.
Nur der jüngste Sohn des Partherkönigs, der den Namen seines Vaters
trug, wurde Gefangener des Tiridates, der ihn nach seinem Sturz dem
I S. m. Aiigjistits I S. 224. II S. 107 A. 4 2 s. m. Augustus II 743
3 Vgl. d. Anm. von MoMMSEN 11. m. Augustus I 825. II 475 A. 15
^42 ^ • Gardthausen [4
Augustus übergab, der gerade damals in Spanien Krieg führte \ Unter
diesem Prinzen Phraates verstehen BoRMANN und V. GuTSCHMID den
späteren Partherkönig Phraates V.^ (Phraataces), MOMMSEN dagegen
den später als Geisel mit seinen Brüdern nach Rom geschickten
Partherprinzen dieses Namens 3. Beide Annahmen sind kühn und
MOMMSEX selbst hebt die Schwierigkeiten hervor, die ihnen entgegen-
stehen. Wenn er (p. 137) sich aber selber den Einwurf macht, dalj
dieser Phr. nicht als König bezeichnet werden könne, so schwindet
die Schwierigkeit, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß Augustus ihn
ausdrücklich als Königssohn bezeichnet; der Plural reges ist bedingt
durch Parthorum, Medorum, Adiabenorum usw. Zu den Schutzflehen-
den im eigentlichen Sinne des Wortes kann er allerdings nicht ge-
rechnet werden; aber das Streben nach Kürze erklärt den Ausdruck
des Kaisers.
Nun kennen wir aber noch einen dritten Phraates dieser Zeit
durch eine wenig beachtete Inschrift:
C. I. Gr. 4199 (Telmissus). "Eioug g, Mtivöq Auüou u. Tö [cT]fi[|ua]
0[p]dTii toöt' [e]öuuKev x\ ttöXk;. D. Hg. bemerkt dazu: Opdir)!; [s.
o. Mon. Ancj'r.] est i. q. Opadrri^ nomen regum Parthorum. —
videtur sane Phraates, quem Telmissenses sepulcro publico
honorarunt, nobilis hospes fuisse.
Initium epochae Lyciae a. u. 670 (Appian Mithr. 61); annus 60
= 729/254.
Er wird in der Inschrift allerdings nicht als Sohn des Partherkönigs
bezeichnet. Allein der Name Phraates ist bis jetzt wenigstens bei
Privatpersonen nicht nachzuweisen 5. Tacitus anu. 6, 42 erwähnt einen,
der zu den mächtigsten Statthaltern des Landes gehörte und also wahr-
scheinlich als Mitglied der Dynastie anzusehen ist. W^enn das richtig
1 Justin 42. 5. 6 Parthi Tiridatem quendam constituerunt qui audito adventu
Scytharum cum magna amicorum manu ad Caesarem in Hispaniam bellum tunc
temporis gerentem profugit, obsidem Caesari minimum filium Phrahatis ferens, quem
negligentius custoditum rapuerat. Cass. Dio 51. 18 (30 v. Chr.) (Aug.) uiöv Td Tiva
ToO 0padTou ^v euep'feaiac; |iepei irap' aÜToO (d. h. Tiridates) Xaßdiv ec, re Trjv
'Pd))jriv ävf\fafe Kai ^v o^iripeia inoir\aaro
2 Phraataces Gutschmid, //an. S. 177 — 8. Prosopogr. 3, 36, 295
3 S. m. Aug. II 472 A. 3. Prosopogr, 3, 36, 297
4 Über die verschiedenen in Lykien gebräuchlichen Acren s. Fellow's Itin. As.
min. ed. II 184I. Append. p. 382 Nr. 115. Secchi, Bullet. d'Itist. 1843 p. 140 und
KüBiTSCHEK bei Paüly-Wissowa n. d. W. aera
5 S. Prosopogr afkia imp. rom. u. d. W.
i
5] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 843
ist, SO wird auch von seinem in Telmissus bestatteten Namensvetter
dasselbe anzunehmen sein. Die Zeit jener Grabschrift berechnet der
Hg. des C. I. G. als 729/25 ; dann kann der damals verstorbene
Phraates nur ein Mitglied der Dynastie Phraates' IV. gewesen sein,
der seinem Vater Orodes I. schon im J. Ji^lzi gefolgt war. In der
Tat hatte dieser König außer dem Phraat[ac]es noch einen Sohn, der
seinen Namen trug, den später mit seinen drei Iküdcrn nach Rom
geschickten Prinzen Phraates; der aber von dem schon im J. 729/25
verstorbenen sicher zu scheiden ist. Der König mulö zwei Söhnen
denselben Namen Phraates gegeben haben, von denen der ältere dem
Tiridates in die Hände gefallen ist. In jeder Familie und in jedem
Volke ist es auffallend, dal) zwei Brüder den gleichen Namen führen;
hier aber erklärt es sich in einfacher Weise. Als der ältere Phraates
von Tiridates dem Augustus überliefert wurde, betrachtete sein Vater
ihn als verloren und gab den so freigewordenen Namen einem seiner
später geborenen Söhne.
Den Sieg des Tiridates können wir chronologisch nicht genau
bestimmen; seine Niederlage fällt in die Zeit der Einnahme Alexandria's^
Cass. Dio 51, 18 TÖie öe eneiÖJi ö te 'AvTiuviog eTeXeuTncre,
Kai cKeivoiv 6 |uev Tipiödrri«; iiTiiiOeig kc, xiiv Zupiav Karecpu-ftv.
Seine Reise nach Spanien^ fällt in die Zeit 728/26 bis Ende 729/25.
Augustus, der es verschmähte, für seine orientalische Politik den Zu-
fall auszunutzen, der ihm ein 3 — 4jähriges Kind in die Hände gespielt
hatte, schickte den kleinen Partherprinzen seinem Vater zurück 3 und
wir erfahren bei den Historikern nichts über sein weiteres Schicksal.
Wenn wir nun aber mit Recht die Inschrift von Telmissus als seine
Grabschrift betrachten dürfen, so schickte Augustus das Kind sofort
entweder von Spanien, oder von Italien mit einem Schiff in seine
Heimat, das wahrscheinlich in einem syrischen Hafen landen sollte.
Allein das Kind erlag den Fährlichkciten der Reise und wurde an
der lykischen Küste bestattet; die Stadt Telmissus gab ihm ein Grab
und setzte ihm eine Inschrift, in welcher der kleine Prinz einfach
Phraates genannt wurde.
Auf die p. 135 genannten Könige Tiridates und Artavasdes
kommen wir später noch einmal zurück.
I S. m. Aiiß^. I 462, II 249 A. 14 2 S. m. Aug. II 645
3 Justin 42, 5, 9 (Augustus) Phrahati filium sine pretio remisit
844 V. Gardthausen [6
Augustus fährt dann fort p. 141 : [Ad nie rex] Parthorum Phrates
Orod[i]s filius filios suos nepot[esque omnes misit] in Italiam non bello
superatu[s], sed amicitiam nostram per [liberorum] suorum pignora
petens, vgl. Tac. ann. 2, i. Vellcius 2, 94; Strabo 16 p. 748: Opadui«;
TOdouTov ecTTTOLiöacre Tiepi ti^v qpiXiav t)]v npög Kaiffapa töv Zeßacrröv
LucTTe Ktti id xpoTraia eTTejuipev ex Kaid 'Puj)naiLuv dveanicrav TTap0uaioi,
Kai KttXeaag ^xc, ctuWoyov Titiov tov eTncrraTOuvTa röxe if\c, Zupiaq,
reTiapag 7Taiöa(g -fvncriou^ evexeipiaev öjaiipa auTiiJ, ZepacTTraödviiv Kai
'PLubdcrmiv Kai Opadinv Kai Bovuuviiv, Kai Y^vaTKaq toutujv buo Kai
uieig TfeTTapag, öeöidi^ idg aidaeig Kai xouq eTTiTi0e)Lievouq auTÜJ" ijöei
-fdp .uiibeva icfxüdovTa KaO' eauiov, dv |aii xiva eTiiXdßii toO ApaaKiou
■fevoug. Vgl. 6 p. 288: Traiöaq enicrTeuae 0padTii(; tlu XeßacTTUj Kaicrapi
Ktti TTai'öujv TtaTöaq.
Die Sache selbst ist bekannt'. Phraates IV. schickte um d. J. 744/10
seine älteren Söhne mit ihren Frauen und Kindern nach Italien, um
seinem Lieblingssohne Phraat[ac]es die Thronfolge zu sichern. Einen
Hinweis auf dieses wichtige Ereignis hat man auf gleichzeitigen
Münzen^ finden wollen.
Phraates IV. (j ca. 2 n. Chr.)
Vonones Seraspadanes Rhodaspes [Phraates] Phraates Phraataces
I Tf^'R^m ^' I- C^- 4199 t 35 n. C. f ca. 4 n. C.
Meherdates 'J , f 25 v. Chr.
Tiridates
{Prosopograph. 3, 324, 176)
Wenn der König der Könige vier Söhne mit ihren Familien nach
Rom schickte, so mulöte er auch für ihren standesgemäßen Unterhalt
sorgen, während die meisten parthischen Flüchtlinge in Rom natürlich
nicht so gut mit Geld versehen waren. Einer dieser vier Parther-
prinzen scheint es gewesen zu sein, der damals in dem benachbarten
Nemi einen Tempel (vielleicht der Isis) erbaute; reichlich 100 Jahre
später war dieser Tempel verfallen, und wurde vom Hadrian, der alle
orientalischen Eroberungen seines Vorgängers aufgegeben hatte, wieder-
hergestellt :
C. [. L- XIV 2216 (Nemi) [imp. caesar divi traiani parthici fil. divi]
Xervae • nepos -Traianus [hadrianus august • pont • max • tribujnic • potest •
VI • COS. III [a-i23] [fanum(?) quod . . . phraatis(r) regis regu]m •
Parthorum • fil. Arsacides [fecerat uetustate coUapsJum • restituit. cf.
Mon. Aue. ed. M.^ 141.
I S. m. Augtistns I 1130— 31 II 741 A. 6 2 Cohen 12 p. 87
y] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 845
Zwei dieser Prinzen starben in clor Fremde und wurden in Rom be-
stattet:
C. /. L. VI 1799 (Rom) Seraspadanes • Phraatis Arsacis regum
regis f. Parthus Rhodaspcs • Phraatis Arsacis rcgum rcgis f. Parthus.
Der älteste Vonones' wurde vom Augustus, der jüngste Phraates
später von Tiberius im J. 35 n. Chr. heimgeschickt, um den parthischen
Thron zu besteigen; allein Phraates^ starb, ehe er die Grenze seines
Vaterlandes erreichte, und Tiberius bestimmte seinen Neffen Tiridates
zu seinem Nachfolger:
Tacit. <i/iu. 6, 92. Et Phraates aput Syriam, dum omisso cultu
Romano cui per tot annos insueverat, instituta Parthorum sumit,
patriis moribus impar morbo absumptus est (Tiberius) Tiridaten.
sanguinis eiusdem, aemulum Artabano — — deligit. Tiridates s.
Pi'osoprog. 3, 324. 176.
Cass. Dio 58. 26 (a. 35^ — 36 n. Chr.) (ndpOoi) d7rocrTdvTe(; ouv
Tive? auToö eTTpecrßeucravTO rrpög töv Tißepiov, ßacriXea crcpicriv eK
Tujv ojuripeuovTuuv aiTOuvre^" Kai auioTg löie juev Opadniv töv toö
Opadiou TeXeuTriö'avTO(S öe cKeivou Katd niv öböv Tipiödinv, eK toü
ßadiXiKoO Kai auTÖv Y^voug övia, eTreiiiipe.
Über die Sendung des Vonones berichtet Augustus:
p. 143 A me gentes Parthorum et Medoru[m per legatos] prin-
cipes earum gentium reges pet[i]tos acceperunt Par[thi Vononem
regis Phrjatis filium, regis Orodis nepotem. Medi Ar[iobarzanem]
regis Artavazdis filium, regem Ariobarzanis nep[otem].
Eine parthische Gesandtschaft war in Rom erschienen, um sich vom
Augustus einen neuen König zu erbitten, und der Kaiser schickte ihnen 3
um 760/7 den bei Strabo an vierter Stelle genannten Vonones, der
aber bald mit Prätendenten zu kämpfen hatte. Zunächst besiegte er
allerdings den Artabanus und lieii Münzen schlagen mit der Inschrift :
BacTi\eu(; 'Ovujvik veiKiicrag 'Apraßdvov». Aber später wandte sich
das Glück; Vonones konnte den parthischen Thron nicht behaupten;
er floh nach Armenien und später nach Syriens.
An zweiter Stelle nennt Augustus unter den von ihm heimge-
schickten Königen den Ariobarzanes von Medien ^ Es leidet wohl
1 Über einen Namensvetter des Vonones s. v. Gütscilmid, Kl. Schriften 3 S. 49
2 Phraates: Prosopogr. 3, 37, 297 3 S. Mon. Aue. ed. M.2 I43— 4
4 Head, Hist. num. p. 694 5 V. GUTSCHMID, Lau S. 119'
6 Prosopogr. 1, 130, 857; s. m. Augustus I 1140
846 V. Gardthausen [8
keinen Zweifel, dal5 wir Medien als einen Teil von Parthien betrachten
müssen. „Medien galt als sein Ilauptsitz [des Adels der Pahlavane
d. h. Parther] als Pahlav-Land" '. Augustus berichtet über diesen
Ariobarzanes v, Medien p. 109: (Armeniam maiorem) per Gaium filium
meum regi Ario[barz]ani regis Medorum Artaba[zi] filio regendam
tradidi et post e[ius] mortem filio eins Artavasdi. Als Gaius, der
linkel des Augustus, die orientalische Frage zu lösen versuchte, stellte
er dem parthisch gesinnten Armenierkönig Tigranes IV. einen Ver-
treter der römischen Interessen entgegen, indem er den Mederkönig
Ariobarzanes zum König von Groliarmenien machte; als dieser bald
starb, folgte ihm sein Sohn Artavasdes II,
Julii.
Keiner von den im Monumentum Ancyranum genannten Parther-
fürsten hat das römische Bürgerrecht erhalten; sie lebten in Italien
als Verbannte und Flüchtlinge, die so bald wie möglich in ihre Heimat
hofften zurückkehren zu können; daher zeigen die Grabsteine des
Seraspadanes und Rhodaspes nur den parthischen, nicht etwa einen
römischen Namen. Wenn dieses Ziel aber in immer weitere Ferne
hinausgerückt wurde, wenn die Verbannung Generationen überdauerte
und die Träger parthischer Namen vielleicht schon in Rom geboren
waren, dann wurde ein bestimmtes Rechtsverhältnis zum römischen
Staate und seinen Bürgern notwendig. Dann pflegte der Kaiser den
vornehmen Fremden das Bürgerrecht und zugleich seinen Namen und
seine Tribus zu verleihen. Die beiden Enkel des zuletzt erwähnten
Königs Ariobarzanes von Medien und Armenien, die wahrscheinlich
in Italien ihre Jugend verlebten, nennen sich Julii"; ihren Stammbaum
s. m. Aug: II 474 A. 13.
C. L L. VI 32264. Inscr. Gr. XIV 1674 [fdiog 'louJXiog faiou
0aß(ia) [' Apiaßdcrörijg 'ApraßdcJÖcu .... [ujiög, ßaaiXeuu«; fApioßap-
Z;dv]ou uiujvog, [ö<j eZiricrjev eviauT(oü<;) X9'. [C. Julius C. f Fab.]
Artabasdes, [Artabasdis filijus, regis Ariobarzanis [nepos, qui vixijt
annos xxxviiii. Frosopogr. i, 151 Nr. 959 Mon. Anc. ed. M.^ p. in
(m. Fcsm.).
Insc7\ Gr. XIV Nr. 989 (Rom). DiTTENBERGER, Inscr. gr. oricnt.
381. . . . vie An KaTTeTuuX[iuji 'lou]Xio<; 'Apioß«pZ:dv[n^
ß]aö'iXeuj(; 'Apioßa[pZ;dvou uiög ....]. Frosopogr. i, 131, 857-1.
I NÖLDEKE, Auf salze zur Persischen Gesch. S. 156 2 5. m. Aug. II 250—51 xV. 2I
«
9] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 847
Da DlTTENBERGER, Orient, gr. Insci: i, 380—1 beide Inschriften
besprochen hat, so erscheint hier jeder weiterer Kommentar über-
flüssig.
Auf Rom's neutralem Boden lebten die feindlichen Brüder aus
der Fremde friedlich nebeneinander. Hier mögen die vier Parther-
prinzen gelegentlich auch den Gegenkönig ihres Vaters, den Tiridates
(s. o.) getroffen haben; der nach seiner spanischen Reise von Augustus
unterstützt ^ wahrscheinlich dauernd in Rom gelebt hat. Ob er ver-
heiratet war und wann er starb, wissen wir nicht. Wir finden aber
seinen Namen, wenn auch leicht entstellt, in einer interessanten In-
schrift von Salona,
C. I. L. III 8746 C. Jul. Thridat[i]s f. dec • ala • Phartho(rum>
an • XXVI dom • Rom • h. s. e , . ^
die ungefähr der Zeit von Chr. Geb. zuzuweisen ist. Der Sohn eines
Tiridates, als Führer einer Partherschwadron im römischen Heere, ist
auffallend; es kann kein gewöhnlicher Flüchtling gewesen sein, denn
sonst hätte Augustus ihn nicht durch Bürgerrecht und Namen der
Julier ausgezeichnet. Und doch führt nur sein Vater, nicht er selbst
einen parthischen Namen; als seine Heimat wird Rom bezeichnet; er
ist also der Sohn eines in Rom lebenden Flüchtlings; das paßt alles
auf den Sohn des Tiridates (s. o.), der auf der Inschrift natürlich
nicht König genannt werden konnte, weil Augustus längst seinen
Gegner als rechtmäJjigen Partherkönig anerkannt hatte. Auch die
Zeitverhältnisse stimmen dazu. Wenn Tiridates bald nach der Zu-
sammenkunft mit Augustus in Spanien sich dauernd im römischen
Reiche (also wahrscheinlich in Rom) niederließ und heiratete, so konnte
er einen Sohn haben, der Rom als seine Heimat bezeichnete und der
26 jährig während des illyrisch-pannonischen Aufstandes in den Kämpfen
bei Salona gefallen ist, als Führer einer römischen ala Parth(orum).
Die Zahl der parthischen Flüchtlinge in Rom war damals so groß,
daß für diesen Krieg eine eigene parthische Reiterschar gebildet wurde
unter dem Oberbefehl des Ornospades, der durch Tiberius römisches
Bürgerrecht erhielt:
1 Justin 42, 5, 9 Tiridati (Augustus), quoad manere apud Romanos vellet, opu-
lentum sumptum praeberi iussit. Mou. Am: ed. M.2 p. 135
2 S. m Aug. I 1181. 1193
548 V. Gardthausen [lO
Tac. tinn. 6, 37. Ornospades^ exul quondam et Tiberio cum
Delniaticum bellum conficeret, haud inglorius auxiliator eoque civi-
tate Romana donatus.
Im römischen Heere gab es später noch zwei alae Parthorum^
und ClCHORlUS^ hält mit Recht die ala Parthorum veterana für die
damals von Tiberius gegründete, der jener C. Julius angehörte; sie
existierte vielleicht noch im vierten Jahrli. n. Chr. Wenn einst Tiri-
dates seinen Gegner besiegt hätte, so wäre sein Sohn wahrscheinlich
dereinst König der Könige geworden; statt dessen aber fiel er als
römischer Wachmeister im Kampfe mit illyrischen Rebellen. Sein
Schicksal erinnert an das Ende des jungen Napoleon, der als Ver-
bannter in's englische Heer eintrat . und als Leutnant im Kampf mit
-den Kaftern den Tod fand.
Einen anderen C. Julius nennt:
C. I. L. XI 137 (Ravenna). C lul. Mygdonius | generi • Par-
thus I natus • ingenuus • capt(us) | pubis • aetate • dat(us) • in • terra(m) |
Romana(m) • qui • dum • factus | cives • R • • iuu(= b)ente • fato • co(l) |
locavi • arkam dum • esse(m) annor. L peti(i) • usq(ue) • a(d) • puber-
tate(m) • senectae • meae • pervenire • nunc • recipe • me • saxe • libens |
tecum • cura • solutus • ero.
Die Inschrift stammt aus der ersten Kaiserzeit; HüßNER, Hermes 10
S. 406, meint aus der Zeit des Claudius; in meinem Äiigiistits II
S. 153 A. 17 suche ich sie dem Zeitalter des Augustus zuzuweisen.
Es handelt sich um einen vornehmen (ingenuus*) Parther aus der
Gegend von Nisibis (Mygdonius), der in seiner Jugend gefangen wurde.
Wenn damit Kriegsgefangenschaft gemeint ist, so können wir für die
Zeit des Augustus und Claudius nur an den Partherkrieg des Trium-
virn M. Antonius denken S; denn kein anderer römischer Feldherr hat
1 Prosopo^r. 2, 43S, lOO; s. m. Au:;. I S, 1181, II 779
2 C. J. L. X 3847 (Capua) M. Campanio M. fil. M. nep. Pal. Marcello proc.
A[ug]ustor. . . . praef. eq. alae • Parth. . .
Ephem. epigr. 5. 1055 u. 1065 (Africa) eq. alae Parthorum
7» 552 \ » ) >f >) »
Die drei parthischen Legionen sind viel später gebildet, nicht aus Parthern, sondern
für den Krieg gegen die Parther
3 Bei Pauly-Wissowa, Realeitcychpaedie u. d. W. ala S. 17
4 Unten S. 851 ex generosis. Eine Reitertruppe im parthischen Heere führte
■diesen Beinamen Joseph. Ant. J. 14, 13, 5 § 342: mirei? . . tüüv Affoiaeviuv ^XeuÖepuuv
5 Antonius [war] . . nachdem er durch das nördliche Mesopotamien ungefähr auf
I l] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 849
während dieser Zeit in der Gegend von Nisibis Krieg geführt. Nach
der Einnahme Alexandria's fiel jener gefangene parthische Knabe in
die Hände des Cäsar, der ihn frei lieli, mit dem römischen Bürger-
recht beschenkte und ihm Ravenna als Wohnsitz anwies. Durch diese
beiden Umstände erhält der Fall eine gewisse Wichtigkeit, um nicht
zu sagen einen politischen Beigeschmack. Ravenna war im Anfange
des ersten Jahrh. n. Chr. eine Stadt der gefallenen Größen des Aus-
landes, die bei den Römern Schutz gefunden hatten. Dort war Bato
mit seinen Illyriern interniert, bald darauf kam Thusnelda und ihr
Sohn Thumelicus, ferner der Marcomannenkönig Marobod u. a. Wenn
also auch jener Mygdonius dort sein Leben vertrauern mulite, so
weist ihm das doch eine gewisse Bedeutung zu; auf alle Fälle war
er kein gewöhnlicher Privatmann. Wenn er also bei der Einnahme
Alexandria's ungefähr zehn Jahre alt war, so hatte er im Jahre 10
n. Chr. das 50. Jahr erreicht. Damals bestellte er sich sein Grab und
seine Grabschrift, die wir noch heute nicht ohne Rührung lesen, da
sie uns einen Einblick tun lälJt in die resignierte Stimmung des un-
glücklichen, heimatlosen Fremdlings.
Wenn dagegen HüBNER Recht hat, daf5 die Inschrift 30 — 40 Jahre
jünger ist, dann wäre jener C. Julius Mygdonius jünger, als der Parther-
krieg des Antonius; er konnte z. B. durch Räuber aus dem elterlichen
Hause entführt und als Sklave an den Kaiser verkauft sein. Sklaven
erhalten öfter als Namen die Bezeichnung ihrer Heimat, wie z. B. Geta,
Paphlago, Persicus bei WlLMANNS, Excinpla 13 11 usw. Allein dann
würde man doch einen Zusatz wie Augusti libertus erwarten; auch
verstünde man nicht, weshalb er den Namen Julius statt Claudius
erhielt und warum er gerade in Ravenna lebte; denn das jener Parther
etwa bei der dortigen Flotte des Kaisers angestellt war, ist wenig
wahrscheinlich, da die ziemlich lange Grabschrift keinen derartigen
Hinweis enthält. Hühner's Ansicht scheint mir daher weniger wahr-
scheinlich ^
dem Wege, den Alexander beschritten hatte, an den Tigris gelangt. MOMMSEN, A'. G.
5, 364. Dieser Weg führte über Nisibis
I Der Juliername war natürlich weit verbreitet auch bei orientalischen Fürsten,
aber einen G. Julius Fab. Samsigeramos, Lebas, Asie Min. III l p. 586 n. 2567.
Jahreshefte des Österr. Arch. Inst. 3. Wien 1900. Bleiblatt S. 26, können wir natür-
■lieh nicht zu den Parthern rechnen
Nöldeke-Festschrift. 54
850 V. Gardthausen [l2
Ebenfalls der ersten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts
gehört eine Inschrift an bei Bisitun im persischen Kurdistan:
DiTTENBERGER, Inscr. gr. Orient. 431. a. 'AXqpaddTJii;, MiGpdniq
ITeTT ... b. rujTdpZ!i](; | (TaTpami^ tujv (TaTpdTT[ujv] c. rujTdp(Z;)»ig
reÖTTO0pog'.
Ich begnüge mich, auf den ausführlichen Kommentar von DiTTEN-
BERGER zu verweisen und V. GUTSCHMiDT, KL Schriften, hg. v. RüHL
3 S. 43 Gotarzes.
Der Zeit der Flavier gehört eine Inschrift an, in der allerdings
nicht die Parther, aber eine interessante römische Sendung nach
Parthien erwähnt wird:
C. Velio Sal[v^]i f. Rufo . . Hie missus in Parthiam Epiphanen
et Callinicum regis Antiochi filios ad imp(eratorem) Vespasianum
cum ampla manu tributariorum reduxit. Joseph, ö. j. 7, 7. i — 3.
Es genügt hier, auf MoMMSEN's Kommentar S. B. Berl. Akademie
1903, 817 zu verweisen.
Unter den folgenden Kaisern war es namentlich Trajan, der eine
energische, offensive Politik Rom's gegen die Parther vertrat und
durchführte; seine expeditio Parthica wird öfter erwähnt, z. B. bei
Wilmann's Exenipla 1620 ; daran schlolj sich der Triumph des Divus
Traianus und die ludi Parthici zu Ehren Trajan's,
C. I. L. I p. 378. Cass. Dio 69, 2 Kai ai Geai ai TTapGiKai övo-
ILiaaGeiaai. Mom.msen, R. St. R. 23 2375%
die von einem praetor Parthicarius {C. I. L. II 41 10) geleitet wurden.
Hadrian gab die Eroberungen seines Vorgängers auf; aber die
Kaiser Marcus Aurelius und Verus, ferner Severus und Caracalla traten
freiwillig oder gezwungen wieder in die Fuütapfen Trajan's.
In Rom, nahe bei den allogiamenti degli eqidtes singulares^, hat
man Relief und Inschrift des M. Ulpius Chresimus gefunden, s. Bidl.
d. commiss. arch. com. d. Roma 1889 tav. IX p. 218; Not. d. scavi
1889 p. 223. Man sieht Apollo und Diana;
I Vgl. MOMMSEN, R. G. 5, 345 A. I 2 C. /. L. II 4105 (Tarragona)
j Vgl. Henzen, Ann. d. Inst. 1885, P- 235 ff.
13] IJie Parther in griechisch-römischen Inschriften. 85 I
Apollo, ignudo, coroiiato di laiiro, cou iin raiuo pariiiioiti di
alloro iiclla niano dritta c la lira itella sinistra: a' siioi picdie il cofvo.
Diana . . cahata di ciidromidi . . . colla mano sinistra ticnc i-itta
iina graiidissinia face acccsa, cd braccio dritto pendoitc tioic il siio
arco. Ai suoi picdi — stanno duo cani.
Die Inschrift
C. I. L. VI 31 187 M • Ulp • Cresimus (e)xerc[itator] 1 natione
Parth 1 US • et ex gener |osis Meina tur | issi | fecit pro salu | te imp.
et sing I Aug et omni | bus aniici | mei • | A. Mar | cius • Ar | temido | rus.
ist links auf dem vertieften Niveau des Reliefs angebracht auf dem
Raum, der von den Figuren freigelassen wurde ; nur die erste Zeile
mit dem Namen des Chresimus steht auf dem erhöhten oberen Rande
des Reliefs. Rechts unten neben der linken Hand der Artemis liest
man noch: Templa. Der Charakter des Reliefs und der Schrift zeigen
nicht mehr die schönen Formen der Periode Trajan's, gehören aber
vielleicht noch dem 2. Jahrh. n. Chr. an, obwohl die italienischen
Herausgeber sich für das 3. Jahrh. entscheiden.
Trotz des fehlerhaften Lateins macht das Lesen keine Schwierig-
keit; nur Z. 5 hat die Abschrift Not. d. scavi 1889 p. 223 Ilissi statt
Issi im C. I. L., aber auf dem Facsimile sieht man von der ersten
Silbe II keine Spur; Z. 4 haben die Italiener MHNA'; das C. I. L.
dagegen MEINA; da auch in der i. Zeile Chresimus ebenfalls mit H
(st. E) geschrieben ist, so scheint dieser Buchstabe auch Z. 4 nicht
unwahrscheinlich; allein diese Frage lälit sich nur \'or dem Original
entscheiden. Beide Formen H und El scheinen nur das lange E zu
vertreten. Diese Zeilen 4 — 5 geben den Schlüssel zum Verständnis
des Ganzen. Not. d. sc. 1889 p. 223 heilit es: Nei vv. 4 — 5 sej/iöra
doversi leggere tur(ma) Ilissi; das ist — auch abgesehen von der
falschen Form Ilissi — sicher falsch und lälit außerdem das vor-
hergehende Mena oder Meina unerklärt. MOMMSEN im C. I. L. be-
merkt: j — 4 ex gencrosis Meiva intellige ortimi ex nolnli Pai'tJio eins
nonnnis. Ich mufi es den Orientalisten überlassen zu entscheiden, ob
Meinas ein parthischer Name sein kann, mir scheint das durchaus
unwahrscheinlich, auch die Prosopogi-apJna imp. rovi. gibt nichts Ahn-
liches. Selbst die Stellung des Namens spricht entschieden dagegen;
lateinisch müßte es dann heißen: M. Ulp. Meina fil. Chresimus.
I S. d. Fcsm. T. IX
d4
852 V. Gardthausen [14
Auch Meina Turissi, das mir ein Freund vorschlug, scheint keinen
Sinn zu geben und fällt aus der Konstruktion,
Wenn dagegen MHNA zu lesen ist, dann kann nur der asiatische
Gott Men gemeint sein^ dann gewinnt das fccit doch endlich das
nötige Objekt und das folgende Wort mufi also ergänzt werden
tur(annum). Die beiden hellenischen Gestalten des Reliefs, die wir
Apollo und Artemis nennen, sind also eigentlich Menotyrannus und
die ihm eng verbundene Göttermutter. Schon WaddingtüN, Voyage
III I {Asie min.) p. 216 hatte acht verschiedene Gestalten des Men
unterschieden, und ihm folgt Drexler in RosCHER's Lex. d. gr. jc. föui.
MytJiol. u. d. W., der noch mehr inschriftliches Material heranzieht.
Die einzelnen Erscheinungsformen desselben Gottes werden scharf von-
einander geschieden und bei Weihungen gelegentlich nebeneinander
aufgezählt
C. I. G. 3439 MriviTidjULu [rc. -|aou] Kai MiiviTupdvvu).
Dieser asiatische Lichtgott, der auch wohl mit dem Attis^ identifiziert
wird, erscheint in den bildlichen Darstellungen entweder zu Fuß oder
zu Pferde, aber meist mit dem Halbmond, wie die griechische Artemis;
er wird gelegentlich sogar als Lunus bezeichnet. Diesem Menotyrannus
hat Ulp. Chresimus also ein Relief geweiht, auf dem der Halbmond
allerdings fehlt, an seine Stelle ist die fast übergrolk Fackel getreten.
Eine befriedigende Erklärung des folgenden Wortes Issi ist bis jetzt
noch niemandem geglückt; ob ich mehr Glück habe, ist fraglich; aber
ich will doch kurz andeuten, wie meiner Meinung nach die Sache
vielleicht aufzufassen ist. Hinter dem Namen des Gottes erwartet
man einen unterscheidenden Beinamen wie beim Zeus Dodonaeus,
Olympius, Idaeus, oder Apollo Aktius, Delius, Lycius. Gerade beim
Gotte Men pflegte man die verschiedenen Arten scharf zu unter-
scheiden; es gab einen Mrjv TTerpaeiTiiq (s. RosCHER's Lexikon 2, 2702)
einen M. Tidjaou (s.o.) und einen M. Kdpou (Strabo p. 579) auf Münzen
der phr>'gischen Stadt Attuda^.
1 Perdrizet, P., Mär. Bull, de con: hell. 20. 1896 p. 55. FoUCART, Associations
religienses 1 1 9 — 27.
2 Büste des Men (?j s. Magnesia am Maeander, Berlin 1904. T. XI. C. /. L.
VI 499 . . Hermae et Attidi Menotyranno invicto . . (a. 374); 500 M. d. m. Idaeae
et Attidi Menotyranno conservatoribus (a. 377); 508 [maj^nae deum matri et atjti 'Meno-
tyranno . . (a. 319 n. Chr.); 51 1 M. d. m. Idaeae et Attidi Menoturanno . . a. 377
3 S. Waddington a. a. O. III i p. 216 Ce surnom est sans deute derive de la
i
15] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 853
Der Gott wurde also bezeichnet nach dem Ort seines Kultus. In
ähnlicher Weise hat also vielleicht der Menotyrannus seine Beinamen
von der Stadt Issus erhalten. Der Men wurde in den verschiedensten
Landschaften Kleinasiens und Syriens verehrt ' ; für Issus ^ speziell lälit
sich der Kultus des Menotyrannus nicht nachweisen, wohl aber der
des Apollo, der auch auf unserem Relief an die Stelle jenes orien-
talischen Gottes getreten ist.
Den Schluß unserer Inschrift bildet der Name des Q. Marcius
Artemidorus^, den wir ebenfalls als einen Verehrer des Menotyrannus
aufzufassen haben. Er führte denselben Beinamen wie der Gott selbst:
C. L G. 3442. Miivi 'AZiiOTTrivuj. 'E7T(e)i 'Ep)aoYevri<; rXuKUJVog
Kai NiTuuviq OiXocevou IXoiööpricrav 'Apieiuiöaipov Tiepi oivou, 'Apie-
jaiöuupoc; TTiTidKiov ^öuuKev 6 6eö(^ eKoXaaeTO tov 'EpjuoYeviiv Kai
eiXdcreTO töv 0eöv, Kai dTTÖ vuv euöotei.
Waddington, Asie Minaire, No. 680 = C. I. G. 3448. "Eioug
ot, \xr[{vbc,) ZavöiKou ßi, Kaxd emTaYiiv Mrivö(g 'Apieiiibujpou 'AZiiOT-
Tnvoö, "Hmo? T[i]ßepiou KXaubiou OiXoKdXou öouXog unep eauioö
Kai Tuijv leKvuuv dve6r|Kev.
Bidl. de corrcsp. Jicllen. 20. 1896. p. 89. Dans son association
frequente avec 'ApTe|ui<g 'Avaiiig est peut-etre venu ä Men Aziottcnos
ce deuxieme surnom d'Artemidoros dont le gratifie une dedicace
de Gordus-*.
Artemidorus war der Ilauptname des Soldaten und ursprünglich
vielleicht sein einziger Name, wenn er den römischen Namen Q. Mar-
cius erst beim Eintritt in das Meer erhielt; man sieht also, daß dieser
Mann bereits in der Verehrung dieses Gottes, dessen Namen er trug,
aufgewachsen ist. Da das Weihgeschenk also nur auf den M. Ulpius
Chresimus zurückzuführen ist, so war der neben ihm genannte O.
Marcius Artemidorus wahrscheinlich der Priester des Gottes, als die
Weihung des Geschenkes erfolgte. Dieser Beiname Artemidorus ist
Position du temple sur la frontiere carienne et signifie Carien. Vgl. Head, Ilist.
nuin. p. 559
1 S. die asiatischen Städtemünzen mit dem Bilde des Men bei IIead, Hisl.
num. p. 797
2 S. Head, Ilist. mcm. p. 604: IUI Apollo standing, holding patera, and resting
on laurel tree. Above uncertain Aramaic legend (Imiioof, Ahn. Cr,, PI. F. 21)
3 S. Caetani-Lo\'ATELLI, Melanites Boissicr p. 97
4 Je ne vois pas pourquoi Waddlngton, Ltscr. d'Asie Mineure 668, a suppose
qu"ApT6)aibujpO(; ctait la traduction grecque d"AZlOTTrivö(;, mot lydien
S54 ^ • Gardthausen [l6
also ein weiteres Moment, das die Beziehung auf den Menotyrannus
und also auch unsere Ergänzung des Namens wahrscheinlich macht.
Unseren Parther mit seinem Glaubensgenossen finden wir aber
noch in zwei anderen stadtrömischen Inschriften wieder, die ebenfalls
den Kultus orientalischer Götter im Lager der Soldaten bezeugen:
C. I. L. VI 31181 (In hortis Maraini). Soli • Invicto pro salute
imp {sie) et genio • 11 • eq • sing • eorum • M • Ulp • Chresimus • sac[erd • lovis
Dolich I [eni v • s • 1 • 1 • [m].
inagfia pyotonic Solls radiati. caput parviini Lunae inter Stellas
diias. magna protome barbata, {for fasse lovis Dolicheni).
VI 31 172 (In hortis Maraini). lovi Dolicheno pro salute -neq«
sing • Aug. O. Marcius Artemidorus medicus • castrorum • aram posuit.
Wir sehen also, dal5 M. Ulpius nicht nur ein Verehrer des Meno-
tyrannus war, dessen Kultus durch das Bild von Sonne und Mond
angedeutet wird, sondern auch ein Priester des im römischen Lager
so populären Juppiter Dolichenus. Es ist derselbe Gott, dem auch
der schon erwähnte O. Marcius Artemidorus, der sich hier medicus
castrensis nennt, einen Altar gestiftet hat.
Die beiden Weihgeschenke des Chresimus sind gestiftet pro salute
imperatoris und der equites singulares, denen er einmal auch noch
seine persönlichen Freunde anschlielJt; der Altar des Artemidorus da-
gegen nur für den Geber und seine Kameraden, die equites singulares.
Schließlich erhebt sich noch die Frage, ob wir unseren M. Ulpius
Chresimus mit einem gleichnamigen Prokurator des Hadrian identi-
fizieren dürfen, der im J. 118 n. Chr. in Ägypten einen Tempel des
Sarapis erbaute:
C I. G. 4713 (Ägypten). 'YTiep auuTJipia«; Kai aiaiviou viKri^ toü
Kupiou fijLiüJV AuTOKpdTopoig Kai(Tap0(; Tpaiavoö 'Abpiavoü XeßacJTOÜ...
MdpKOu OüXTTiou Xpnai)uou eTTiTpOTreuovToq tiIjv neTdXXuuv.
4713^. . eTTiTpÖTTOu TÜJv jaeTotXXujv Xpriai'iLiou ZeßaaioO uTreXeuGepou,
övTog Trpög loiq toö KXauöiavoö epTOi? . . (April 118).
Wenn beide identisch wären, so müföte Chresimus erst Soldat und
dann Prokurator gewesen sein; die römische Inschrift fiele also in die
Zeit vor 1 18 v. Chr.
Es ist aber überhaupt unwahrscheinlich, dal) der äg)'ptische
Chresimus jemals zu den equites singulares und der römische jemals
zu den Freigelassenen und Prokuratoren des Kaisers gehörte. Die
Zeitgrenze nach oben ist für den römischen Soldaten gegeben durch
17] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 855
die Regierung Trajan's, der die peregrinische Kaisergarde der cquites
singulares gestiftet* und dem Chresimus direkt oder indirekt das
Bürgerrecht und den Namen Ulpius gegeben liat. Das Einfachste
wäre natürlich, anzunehmen, dali ein vornehmer Parther beim Parther-
kriege Trajan's dem Römer in die Hände fiel, daß er als Kriegs-
gefangener nach Rom kam und dort bewogen wurde, in die neu-
gegründete Kaisergarde einzutreten. Allein der Stil des Reliefs und
der Schriftcharakter der Buchstaben scheinen mir entschieden gegen
diese Annahme zu sprechen. Auch die orientalischen Kulte bei den
Soldaten der Hauptstadt waren zur Zeit Trajan's allerdings vorhanden,
aber eine viel größere Verbreitung haben sie doch erst in der späteren
Zeit erhalten. Ich ziehe es also vor, die Inschrift einer späteren Zeit
zuzuweisen und es unerklärt zu lassen, wie jener Parther gerade den
Namen M. Ulpius erhalten hat.
Einzelne parthische Landschaften, namentlich der westlichen
Grenze, werden bei Gelegenheit der römischen Partherkriege in den
klassischen Inschriften zuweilen aufgezählt. Beispielsweise will ich
nur anführen:
WiLMANNS, .Exempla 6^'^ (ca. 166 n. Chr.). M. Claudio [ti] f.
Q[uir.] Frontoni leg. Augg. pr. pr. . . . auxilior. per • orientem • in •
Armeniam et Osrhoenam • et • Anthemusiam ductorum.
Die Könige von Osrhoene führten bekanntlich den Namen Ab-
garos; einer derselben soll jenen apokryphen Brief an Christus ge-
schrieben, der sogar inschriftlich aufgefunden wurde. Da diese Herr-
scher bald zu den Klienten der Römer, bald zu denen der Parther
gerechnet werden, so wird es genügen, hier die Literatur zu geben:
Brief des Abgaros von Edessa an Jesus. S. Harnack, A-,
Gesch. d. altchfistL Litt. i. 533. Ehrhard, A., Altchristl. Litte ratur,
I. Freiburg i. Br. 1900. S. 117.
Papyrus (des 4. — 5. Jahrh.) s. LiNDSAY und NICHOLSON, The
Fayouni papyri in the Bodleian Library. The Ätheuaejim 1885 v.
5. Sept. u. 17. Okt.
Inschrift von Ephesus: Jahreshefte d. Österr. Arch. htstitutes.
Wien 3. 1900. Beiblatt S. 90. AuTapog OuKd|aa TOTrd[p]xn? 'Incroö
dfaöuj crujTfjpi . . . x^P^v ... '
I S. MOMMSEN, R. St. R. 2\ S. 809
856 V. Gardthausen [l8-
Aus der letzten Zeit dieser Dynastie haben wir zwei Inschriften:
Inscr. Gr. XIV 1315 (Rom). "Ektov ek eiKOCTTUj iiXiicraq eroq
"AßYapog ev9a ] xapxuGii, )LioipuJv uj<; erreKXiuae |uiTO(g- | üj qpGövo^ ibq
döiKÖ^ Tiq diTecrßeaev dpxoiaevov (puug. | Xumicraq TÖ(r) Y^vog Kai q)iXiou(g.
erdpou^. | TU)aßov b' Avtuuv£Tvo(; eüj Oeio toOtov döeXqpuj- | olaiv 6
TTpiv ßacriXeug "Aßrapog y\v YeveTii(g. Prosopograph. i, 3, 8. V. GUT-
SCHMID, Gesch. des Kgr. Osroene. Mein, de Vac. de St. Petersbg.
VII 35 (1887) p. 42
Auch seines Sohnes Grabschrift hat sich erhalten:
C. I.L. VI 1797 (Rom). D. m. Abgar(i) Phrahates(-tis) filius -
rex (=filii) principis ürrhenoru Hodda coniugi-bene merenti-fec-
(Zt. d. Caracalla, Dio Tj, 12). Prosopogr. i, 4, 9. V. GUTSCHMID,
Mcm. de Vac. de St. Petersbg. VII 35, 1887 p. 45. Drexler, Cara-^
Callas Zug nach dein Orient. Halle 1880. S. 41 ff.
So wie der Name der Parther einst den der Perser verdrängt
hatte, so ist dieser nach der Gründung des Neupersischen Reiches
wieder in sein altes Recht getreten; es gab eine Zeit des Schwankens
und des Überganges, aber schließlich verschwindet der Parthername.
Auffallend ist nur, daß der Persername schon vor. der Gründung des
Xeupersischen Reichs für die Parther angewendet wurde. Als Cara-
calla den Spuren seines Vaters folgend die Parther bekriegte ^ suchte
er die alten Traditionen von Hellas und Macedonien wiederzubeleben.
Alexander d. Gr. war sein Vorbild, den er auch in Aufierlichkeiten
nachahmte; um den Orient zu erobern, bildete Caracalla eine mace-
donische Phalanx von 16000 Mann; aber auch das Andenken an die
Perserkriege der Hellenen wurde aufgefrischt, und die Spartaner, als
die tapfersten Hellenen, aufgefordert, sich an diesem Kriege gegen'
den Erbfeind zu beteiligen. Vergeblich hatte Thukydides i, 20, 3
dagegen protestiert, dafj es jemals in Sparta einen TTiTavaiiig Xöxo^
gegeben habe, Caracalla bildete für seinen Partherkrieg einen lako-
nischen und einen pitanatischen Schlachthaufen ^ und gerade in Sparta
hat man Grabschriften gefunden, welche die Verstorbenen wegen der
Teilnahme an dieser Expedition rühmen:
1 Drexler, F. W., Caracallas Zii<^ nach dem Orient u. d. lelzte Partkerkrieg.
Halle 1880
2 Kerodian 48, 3 diTo X-rräpTriq ^eTaTreiai^duevoc veaviac; Aükiuviköv koi TTixa-
vciTiiv Xöxov ^Ku\ei
fl
19] Die Parther in griechisch-römischen Inschriften. 857
C. I. (j. I 1253 (Sparta). NeiKOKXr^q veoq, öimöcrioq, eaT[pa]T€[u]-
ILievo^ biq KttTu rT€pa[üu]v.
1495 (Sparta). AioaKÖpa xctTpe ciTreXGubv öe ^xc, \\\\
eÜTUxecTTdTiiv auvjaaxiav uiv Kaiä TTe[p]crujv.
Lebas Voyagc i, 183^^ (Sparta). 'AvTiTTaTp[o(g . . . aTpaTeucrd)a[evo(;
Kttid TTepcjüjvJ.
Bull, de corr. hell. 25 p. 59 u. 205 (aus Bithynien) dvvuuvapx»'icra(;
XeYiüJCTi a' Kai ß' öiööoiq [em] TTepcjag.
Wolters ^ der kürzlich auf diese interessanten Inschriften aufmerksam
machte, gibt sogar eine Abbildung dieser spartanischen Helden. Auf
allen drei Inschriften werden die Parther offiziell als Perser bezeichnet;
dieser Name ist durchaus nicht proleptisch im Sinne der späteren
Zeit aufzufassen, sondern als eine Huldigung für die glorreichsten Er-
innerungen von Hellas und Macedonien.
Auch im Orient scheint um dieselbe Zeit eine nationale Reaktion
eingetreten zu sein; als wenige Jahre später das Partherreich zerfiel und
das Reich der Sassaniden sich bildete, besann man sich auf die grolien
Zeiten des Cyrus und Darius und nannte sich nicht mehr Parther,
sondern Perser, und die Römer mußten diesem Beispiel, wenn auch
nach einigem Schwanken, folgen in der Bezeichnung ihrer Feindet
Es ist interessant zu sehen, wie im dritten Jahrhundert n. Chr.
der Name Parthicus und Persicus in der Kaisertitulatur miteinander
wechselten. Septimius Severus hatte sich allerdings den Namen Par-
thicus übertragen lassen, führte ihn aber meistens nicht; sein Biograph
sagt (c. 9): excusavit Parthicum nomen, ne Parthos lacesseret; in
einigen Inschriften aber heißt er Parthicus (II 1254, 1669 — 70, 3343,
XIV 2800) oder Parthicus maximus (XIV 2072). Sein Sohn, der
gegen die Perser (s. o.) gekämpft hatte, nannte .sich Parthicus; s. d.
vita 6, 5 post victoriam Parthicus appellatus est; vgl, z. B, C. I. L.
II 1532, 1969, 2663, III 5735, 5755, 12727, V 4055, 5806, 7980, XII
1232, 1851, 4347, 5426, 5430, XIV 2073, 2255, Ephem. eß.^ p. 455,
475. Alexander Severus dagegen wurde bereits als Persicus begrüßt:
Scr. Jiist. Aug. ed. P. i p. 268: Adclamatio senatus: Alexander
Auguste .... Persice maxime . . . vere Parthicus, uere Persicus.
Philippus dagegen, unter dem Münzen geprägt sind mit der Inschrift :
Pax fundata cum Persis (ECKHEL, d. n. 7 p. 321),
1 MiUheüimgen d. Athen. Inst. 28. 1904, 291
2 Vgl. MOMMSEN, C. /. Z. I2 p. 318: ludi Persici
SsS V. Gardthausen [20
ist der erste Kaiser, der in seinen Inschriften den Beinamen Persicus
oeführt hat:
■O
rhilippus.
PartJiicKs Persicus
III 4634, 10619. VI 1097. WlLMANNS,Ärw//rt 1013:
scd nomen illud in aliis 1110)111-
inentis nondiun repertian est.
Aurelian.
III 7586, VIII 9040, XII 2673 XII 5561.
5456 5548—49-
Carus.
Scr. Jnst. Aug. ed. P. II 219:
Persici nomen.
Diocletian,
III 5810, 6151, III p. 802—3 (edict.
de pretiis), X 3343.
Diese Beispiele, die sich natürlich noch bedeutend vermehren lieüen,
mögen genügen.
Bis an die Grenze des neuen Sassaniden-Reiches werden wir ge-
führt durch die Inschriften von Nakschi Rustam, in denen der Vater
des Reichsgründers geehrt wird:
DiTTENBERGER, Ok. gr.Inscr. ^^2. C.I. 6^.4675 (Nakschi Rustam)
TouTo TÖ [TT]pö(y[iuTr]oju MaabdcTvou Geoü 'Ap(T[aHdp]ou ßamXeuuq
ßaaiXeujv 'Apiavüjv [ck Y]e[vou]q 6eujv, uioO GeoO TTairdKou ßa[ai\]euj(;.
DiTTENBERGER, Or. Iiiscr. 434. C. I. G. 46J6. Tö TTpöaujnov
TOÖTO Maaödavou 0eoö Zairuufpjou [ßJadiXeoug ßacri\ea)[v 'Apiajvüuv küi
'Avapia[v]üjv Ik [Tejvouq 9euj[v, uioö] Ma(j[öd]crvou öeoö 'ApTa[E]dpou
[ßamXeuu^] ßacriXetjuv 'Apiavüjv ei< Yevo[uq eeuuv], ckyövou 9eoö TTarrd-
Kou ßaaiX[etju<g. Prosopograph. i, 152, 960.
Sie sind neuerdings öfter behandelt; ich begnüge mich darauf zu ver-
weisen:
NÖLDEKE, Gesch. des Artadisir i Päpakän p. 35. — Bezzen-
BERGER, Beiträge df. 1879 S. 22ff. — NÖLDEKE, Aufsätze zur Per s.
Gesch. S. 86—87. — MOMMSEN, 7?. 6^, 5, 414 A. — . Tabari ed.
NÖLDEKE S. I. — vgl. V. GUTSCHMID, Kleine Schriften 3, 13 1.
Ich schliefe mit einer neuerdings gefundenen Spieltafel % die ihr
» WestdeJitsche Zeitsekriß 8, 1889. Korrcspondcmbl. S. 68. Bull, di Air/tetdo^^iii
Cristiana 1891 p. 27, 33. LiUerattir p. 35. Bonner Studien, Kekule gewidmet, Berlin
1890, S. 223 ff. Ihm, M., Römische Spielta/eln
I
i
21]
Die Parther in griechisch-römischen Inschriften.
859
Herausgeber, PETERSEN, der Zeit bald nach 296 n. Chr. zuweisen
wollte; ich brauche wohl kaum noch hinzuzufügen, dalj sie etwas
älter sein wird, da zur Zeit Diocletian's die Bezeichnung Parthi statt
Persae in hohem Grade auffallend sein würde. In dem Vasenrelief von
Puteoli waren Parther und Germanen, auf unserer Spieltafel werden
Parther und Brittaner' als Erbfeinde des Römischen Reiches be-
zeichnet:
Mittheil . d. Rom. Instit. 19. 1904 S. 142 (Katakombe v. S.
Marco e Marcelliano), N. Bull. d. arch. crist. 1903. 43. 315 fif. Notizie
d. scavi 1903, 279.
1 Ahnlich Horat. carm, 3, 5, 3—4: adiectis Britannis | imperio gravibusque Persis
\
II
Virgo Caelestis.
Von
A. von Domaszewski.
ie späte Rache der Semiten an der griechisch-römischen
^ Kultur, deren Fesseln sie durch Jahrhunderte stumm ge-
tragen hatten, bricht unter der Regierung des Septimius
Severus mit dämonischer Gewalt hervor. Der Triumph
des neuen Hannibal's ^ verkörpert sich in der Verehrung seiner Gattin
lulia Domna als Virgo Caelestis, der Stadtgöttin des alten Carthago's^
Das gewichtigste Zeugnis dieses Kultes hat erst HODGKINS^ richtig ge-
deutet. Es ist der bekannte Altar von Carvoran, BCCHELER AiitJiol.
lat. I n. 24:
Imminet I.eoni Virgo caelesti situ
spicifera, iusti inventrix, urbium conditrix,
ex quis muneribus nosse contigit deos;
ergo eadem Mater deum, Fax, Virtus, Ceres,
5 dea Syria, lance vitam et iura pensitans.
in caelo visum Syria sidus edidit
Libyae colendum. inde cuncti didicimus.
ita intellexit iiumine inductus tuo
Marcus Caecilius Donatianus militans
10 tribunus in praefecto dono principis.
Der erste Vers, der auf die Lage der Sternbilder am Himmel
anspielt, erklärt das Bild der Münzen des Septimius Severus, welches
1 Über das von Severus wiederaufgebaute Grab Hannibal's vgl. Wiegand,
Athett. Mäh. 27, 321
2 WISSOWA, Religion der Römer S, 312 ff.
3 Archaeologiae Aeliana 21 (1899), 289 ff.
862 A. von Domaszewski [2
die Virgo Caelestis auf dem Löwen reitend darstellt'. GefalJt wird
die Göttin als Panthea mit den Eigenschaften der Mater magna, Fax,
Virtus. Ceres, dea Syra. Begründet sind diese Gleichungen in den
Eigenschaften, welche der carthagische Glaube der Göttin zuschrieb.
Und auch der letzte Ursprung des Kultes und seine älteste Bedeutung
ist ausgesprochen in den Versen 6. 7, nach denen der Sterndienst
aus Syrien stammtet Das Ganze ist ein in Verse gebrachtes Gebet
an die Virgo Caelestis, das an den Festtagen des Kaiserkultes vom
Lagerkommandanten, dem tribunus cohortis, vor der Statue der lulia
Domna gesprochen wurden.
Die äußere Erscheinung der lulia Domna in dem Standbild, das
sie als Virgo Caelestis darstellte, ist deutlich bezeichnet. Sie trug im
Haar den Ährenkranz der Ceres (spicifera), in der Rechten, als iusti
inventrix, das Symbol der Aequitas, die Wage (lance v^tam et iura
pensitans). Ob auch der Charakter als urbium conditrix, etwa durch
einen Pflug zu ihren Füßen, bezeichnet war*, kann man nicht sicher
erkennen.
Diese Attribute und die ganze Auffassung der Virgo Caelestis in
dem Gedichte machen es möglich, einen Vers des Virgil zu erklären.
Die liebeskranke Dido opferte den Gottheiten Carthago's Aea. 4, 58:
legiferae Cereri Phoeboque patrique Lyaeo,
lunoni ante omnis, cui vincla iiigalia curae.
luno als Ehegöttin ist römisch; aber die Trias, die vorhergeht,
ist aus dem griechischen oder römischen Gedankenkreis gewiß nicht zu
erklären. Vielmehr ist es eine carthagische Trias. Die Ceres legifera-^
ist die Virgo Caelestis nach der Auffassung des Gedichtes. Und auch
der Sonnengott, den Virgil Phoebus nennt, läßt sich als carthagisch
erkennen. In dem Gedichte aus Auzia ist die Virgo Caelestis. wie in
dem aus Carvoran als Panthea gefaßt, verbunden mit zwei männlichen
Gottheiten. BüCHELER Aiithol. lat. I, 253:
[Panjthea cornigeri sacris adiuncta Tonantis
q]uae T-ibycis Maurisque simul venerabilis oris
[bis] etiam colitur te[rr]is, quam luppiter Ilammon
[inter] utrumque lat[us] m[e]diam cum Dite severo
[dextjer sede tegit
1 Westd. ZeUschr. I4, 74
2 Vgl. den Kult des Pegasus = Silvanus P/iiiologus 61 (1902J, 24
3 A^eue Heidelberger yahrbücher 9, 161
4 Wie auf einem Relief des Traiansbogens Oesterr. Jahresh. II (1899), 190
5 Die Ar|U)iTnp 6e<J|Uoqpdpo(; ist nur ein Scholiastenwitz
3] Virgo Caelestis. 86-
Der luppiter Amnion ist zweifellos ein Sonnengott, und ihn konnte
Vergil auch mit Phoebus vergleichen. Den Lyaeus kann ich im semi-
tischen Religionskreis nicht sicher bezeichnen; aber man darf daran
erinnern, da(5 Düsarä, der Gott der Nabataeer von den Griechen
Dionysus genannt wurde'. Wieder anders wird die carthagische Trias
interpretiert in dem Bündnisschwur Hannibal's Polyb. 7, 9 evauTiov
öai)novo? Kapxnöoviuuv Kai 'HpaKXeouij Kai 'loXdou. Tanit und Melqart
sind leicht zu erkennen ; sie sind die Virgo und der Leo des Gedichtes
von Carvoran, und auch lolaos wird ein Gestirn sein. Die tiefere Er-
klärung der Vergilstelle wird nur ein Orientalist geben können, der
auch am Tiber und am Ilissus heimisch ist.
I Die Pioviticia Arahla I, 365
i
II
4
Smintheus.
Zur homerischen Mythologie.
Von
J. Oestrup.
on Agamemnon schmählich weggejagt, kehrt Chr}'ses, der
Priester Apollon's, aus dem Griechenlager zurück; voll von
Verzweiflung und Rachgier wendet er sich an seinen Schutz-
gott, den er hilfeflehend anruft {Ilias I, 2>7^)'-
KXöOi jueu, dpYupoToH', bq Xpiiö"r|V diuqpißeßriKag
KiXXav te ZiaBeriv Teveöoiö re icpi dvdcTcreiq,
Z)aiv6eö, eiTTOTe toi x«pievT' em vriöv ^peij;a
Ticeiav Aavaoi ejud ödKpua adlox ße'Xeaaiv.
Mit besonders wuchtigem Nachdruck steht hier der Name Smin-
theus genannt. Freilich Homer ist mit klingenden Beinamen nicht
karg, aber schon die Stellung des Eigenwortes hier im Verse läßt
vermuten, daß die Bedeutung des Namens mit dem Inhalte des Ge-
bets in gewisser Verbindung steht; der Gott wird hier als Smintheus
angerufen, weil er als Smintheus wirken soll.
Was bedeutet denn der Name Smintheus und woher ist das Wort
abzuleiten?
Die philologische Sitte der guten, alten Zeit forderte, daß man
mit den verkehrten Auffassungen anfinge, damit die eigene, nachher
folgende Weisheit um so heller hervorstrahle; ich könnte dieser Sitte
folgend hier erwähnen, daCi Aristarchos Smintheus als ein von einer
Nöldeke-Festschrift. e c
866 J. Oestrup [2
— sonst ganz unbekannten — Stadt Sminthe abgeleitetes epitheton
erklärt, und derlei mehr, ich ziehe es aber vor gleich zu konstatieren,
dal) schon im Altertum die meisten das richtige, die Etymologie be-
trefifend, gewulJt haben, indem sie den Namen Smintheus aus (jjaivGoq,
Feldmaus, herleiteten; einigen heil'it der Gott so, weil er die Feld-
mäuse tötet oder vertreibt (so auch von den modernen u. a. ROSCHER:
Mytii. Lex., Art. Apollon), andere wissen anderes zu berichten, wie
z. B. Strabon (pag. 613), welcher versichert, dal-j Apollon so ge-
nannt wurde, weil er durch die Feldmäuse den Teukrern ihre Woh-
nungen angezeigt hatte. Die Herleitung des Namens ist richtig, die
Erklärung aber in beiden Fällen falsch.
Um das Wahre zu erreichen, müssen wir etwas weiter ausholen.
Zuerst wollen wir doch feststellen, dafi das Wort cr)aiv6o<; ungriechischen
Ursprungs ist, wie beiläufig gesagt alle Wörter mit der Konsonanten-
verbindung -v9- (so dcrd)uiv0og, XaßupivGo^ usw., auch der Eigenname
Köpivöog); Schol. Venet. zur betreffenden Stelle in der Ilias und
Tzetzes zu Lycophron 1302 — 08 erklären das Wort für kretisch; jeden-
falls wird die Vermutung berechtigt, daß wenn der Name des Tieres
nicht griechisch ist, auch die" etwaigen mythologischen Vorstellungen,
die mit diesem Namen verknüpft sind, anders woher gekommen sind,
^lit dieser vorläufigen Andeutung wenden wir uns nach dem Orient,
wo dem alten Sprichworte gemäß das Licht auch zur Erhellung gar
mancher rätselhaften Kulturfragen des klassischen Altertums zu
suchen ist.
Von den Zügen des assyrischen Großkönigs Sanherib weiß
nach ägyptischen Quellen auch Herodot zu berichten. II, 141 erzählt
er, wie dieser König das Land Ägypten anzugreifen beabsichtigte,
und durch welches Wunder sein Plan vereitelt wurde; nachts wurden die
Feinde der Äg}-pter v^on Feldmäusen überfallen (tgTcti evavTioKJi 011x0101
e7nxu9evTa(; vuKiög luOq dpoupaiouq), welche die Pfeilköcher und Schild-
riemen zerfraßen; in dieser Weise wurde das Heer entwaffnet und
ward eine leichte Beute der Ägypter; zur Erinnerung wurde eine Bild-
säule des Königs aufgestellt, eine Maus auf der Hand tragend, und
mit der Inschrift: Wer mich anblickt, soll rein sein (e? epe tk; opeuuv
eudeßjig ecTTUj).
Dieser Feldzug Sanherib's ist derselbe, wovon auch im Alten
Testament die Rede ist'; hier wird dem Vordringen der Assyrer eine
I Siehe z. B. G. Nagel: Der Zug des Sanherib gege7i Jemsalem, Leipzig 1902
j
i
3] Sminthc-us. 867
Grenze gesteckt dadurch, dal) ein Engel Gottes (mn"' f^'^O) das Lager
durchschreitet und die Krieger tötet (II Reg. XIX, 35; II Chron.
XXXII, 21).
Die vereinigende Erklärung dieser verschiedenen lierichte von
den Feldmäusen und dem Engel Gottes findet sich in I Sam. VI, 4;
Jahve hat die Philister mit Pest heimgesucht, weil sie die Bundeslade
geraubt haben; um den Gott zu versöhnen, wird die Lade zurück-
geschickt, und — nach dem Rate der Priester und Wahrsager — mit
derselben goldne Abbildungen der Pestbeulen und fünf goldne Feld-
mäuse, Diese goldenen Sachen sind kein Schmuck, sondern sie sind
Votivgaben; wir haben hier ein Beispiel der überall verbreiteten Sitte,
dal) man die Beseitigung irgend eines Übels erflehend, oder etwa zu
präventiver Abwehr desselben, Abbildungen der Plage oder eines die-
selbe symbolisch darstellenden Dinges dem Gotte weiht; dieselbe
Form des religiösen Aberglaubens finden wir auch im Alten Testa-
ment (Num. XXI, 9), wo Moses die eherne Schlange aufstellt, damit
jeder, welcher diese anblickt, gerettet werde \ Die Plage, wovon die
die Philister Befreiung wünschen, ist die Pest; dieselbe wird symbo-
lisch dargestellt durch Abbildungen ihrer Wirkungen, der Ge-
schwüre und Beulen, und ihrer Ursachen, der Feldmäuse; die Feld-
mäuse werden als Urheber und Vermittler der Pest gedacht; das Bild
der Feldmaus ist deshalb ein Bild der Pest.
Daß dieses so ist, haben die religionsgeschichtlichen Forscher
schon längst anerkannt; wir brauchen deshalb nicht mehr mit KEIL
{IJic Bücher Saiiiuelis, zit. Stelle) anzunehmen, da() die Philister von
Mäusen geplagt wurden. Von Mäusen ist in dem vorhergehenden
Text auch gar keine Rede gewesen; nur um \'on der Pest befreit zu
werden, schenken die Philister dem feindlichen Gotte goldne Feld-
mäuse.
Nur die Feldmaus {Jiypudaeiis arvalis; hebr. l^Dy = ^py y ; ^5^*
wird nur von dem Männchen gebraucht), nicht etwa auch die Haus-
maus {imis innsculiis; hebr. ni2 = ä^U) dient als Symbol der Pest, und
* Aus der arabischen Kulturwelt hat G. Jacob {AUaialnsche rajallelcn zum alten
Testament, S. Il) ein Paar interessante Beispiele dieses Aberglaubens hervorgeholt
in zwei Geschichtchen Qazwini's, wovon ich das eine hier zitiere {Kosmographie, ed.
WÜSTENFELD, II, 373): (die Rede ist von der Stadt l^j-t^ol^ u>=^ (3 "^^^ ^^ C5^^3
DD
868 J- Oestrup [4
r
jetzt fangen w'w an zu verstehen, wie bei ?Ierodot der Engel Gottes
\on den Feldmäusen ()nO(; dpoupaloi, wie er ausdrücklich bemerkt)
verdrängt worden ist. Der Ausdruck „der Engel Gottes" in den
Königsbüchern und bei dem Chronisten stellt gar keinen Anspruch an
den Wunderglauben des Lesers; es ist die landläufige altsemitische
Bezeichnung der Pest. Aus den eigenen Berichten des Sanherib
wissen wir, dal5 die Residenzstadt des jüdischen Königs nicht er-
obert wurde, und der Bericht des Alten Testaments, da[5 die assyrische
Armee durch eine Pest dezimiert zum Rückzug genötigt worden ist,
hat die grölJte innere Wahrscheinlichkeit. Von dieser Pest haben die
ägyptischen Priester, welche anstatt Judäa Ägypten als Ziel des ass}'-
rischen Feldzuges betrachtet haben, dem Herodot erzählt in der für
sie natürlichen Ausdrucksweise: es kamen Feldmäuse in's Heer. Der
gewissenhafte Altvater der griechischen Geschichte hat dieses Wort,
das sein ägyptischer Dragoman wörtlich übersetzte, sorgfältig notiert,
und nachher hat er sich mit echt griechischem Rationalismus den
Bericht zurechtgestutzt: „es kamen Feldmäuse in's Heer", na, was
haben die denn tun können als nur alles, was von Leder und Holz
war, zu zerbeißen und in dieser Weise die Krieger kampfunfähig zu
machen. Klar wird uns jetzt auch die Inschrift der Bildsäule, die
Herodot gesehen hat und welche er mit dieser Geschichte zusammen-
knüpft: der Gott mit der Maus auf der Hand ist der Pestgott; wer
ihn anblickt, soll eucTeßiig (von der Strafe des Gottes unberührt) sein,
vollständig wie bei den Israeliten derjenige gerettet wurde, welcher
die eherne Schlange anblickte.
P"est steht also, dal) in der altorientalischen Kultursphäre, in
Ägypten wie im Alten Testament, die Feldmaus das Symbol der
Pest war. Und jetzt verstehen wir endlich, weshalb Chryses den
Smintheus anruft; er ruft eben den Pestgott, den Feldmäusegott an;
Smintheus ist hier nicht der Abwehrer der Pest, sondern eben der,
welcher sie herbringen soll. Ob die Vorstellung von einer Verbindung
zwischen den Feldmäusen und der Pest wie die im Orient allgemein
verbreitete auch dem homerischen Sänger präsent war, wage ich nicht
zu entscheiden; dalj aber der an sich ungriechische Name Smintheus
für ihn Gott der Pest bedeutet hat, glaube ich auf das vorhergehende
gestützt dreist behaupten zu können. Auch schon R. BROWN'
I In seinem Buche: Semilic inßucncc in Ilclkiiic mytholngy p. 69
5l Smintheus. 869
hat den Namen Smintheus, Feldmäuseiiott, mit der entscheidenden
Stelle I Sam. VI, 4 in Verbindung gesetzt.
Wie Smintheus orientalischen Ursprungs ist, mul'» man den
'ATr6)auiO(g (Fliegenvertreiber) als ein griechisches Seitenstück des
2Ur^J?2 betrachten, und auch dieser war, wie wir aus II Reg. I, 2
wissen, ein Gott der Krankheiten. Nicht unwahrscheinlich ist es, da(5
der Ursprung dieser religiösen Namen und Vorstellungen auf der
naturgeschichtlichen Tatsache fußt, daI5 diese Tiere, die Feldmäuse
und die Fliegen, die gefährlichsten Ansteckungsvermittler sind. Dali
solche ätiologische Beobachtungen gar nicht außerhalb der Grenze
des wissenschaftlichen Vermögens der altorientalischen Kulturwelt
lagen, daran wird wohl heute niemand zweifeln. Und in dieser Weise
wird der Urheber der bösen Krankheiten auch der Gott der Mäuse
und der Fliegen, um in späteren Zeiten zu einem teuflischen Dämon
herabzusinken, welcher immer noch seine Herrschaft über diese Tiere
bewahrt; noch der Mephistopheles im Faust, welcher sich sonst sehr
modern fühlt, tituliert sich ja, an jene altorientalischen, längst ver-
gessenen religiösen Vorstellungen anknüpfend:
der Herr der Ratten und der Mäuse,
der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse.
Einen eigentümlichen Nachklang der rationalistischen Auf-
fassung Herodot's finden wir an einer Stelle des Kommentars des
Servius zur Aeneide, welche DE Lagarde {Ges. AbJiandlimgen, S.
289) zitiert. Zur Geschichte des Scamander {Aoi. III, 108) erzählt
er: ab Apolline monitus ibi eum habiturum sedes, ubi noctu a terri-
genis oppugnatus esset. Cum ad Frigiam venisset et castra posuisset,
noctu mures arcuum nervös et loramenta armorum adroserunt. Sca-
mander hos interpretatus hostes terrigenas in Idae montis radicibus
aedificia collocavit. Und der Verfasser bemerkt dazu: et sminthos
mures vocari a Frigibus.
Ammianus Marcellinus (XXII, 8, 3) erwähnt in Troas einen Tempel
des Apollon Sminthius. Die Annahme liegt nahe, daß diese Benen-
nung aus der Stelle in der Ilias hergeleitet ist; vielleicht ist das Ge-
bäude dort aufgeführt worden, wo die Anflehung des Chryses mut-
maßlich stattgefunden hat, wie die Griechen ja überhaupt es liebten,
jeden einzelnen Auftritt der homerischen Dichtung genau lokal fest-
zustellen.
870
J. Oestrup, Smintheus,
[6
Der Name Smintheus ist nur ein Beispiel unter den vielen, welche
den Zusammenhang und die Verbindung der homerischen Kultur-
epoche mit den Kulturen der altorientalischen Völker dartun; indem
ich hofte, bald den vollständigen Stoff für eine umfassendere
wissenschaftliche Darstellung verwerten zu können, habe ich vorläufig
dieses Stückchen herausgepflückt, um damit auch meinerseits unserem
hochverehrten Altmeister, dem wissenschaftlichen Beherrscher der
Gesamtheit der orientalischen Kulturen, in Ehrerbietung und Dankbar-
keit meine Huldigung darzubringen.
I
1
4
f.
Der Name Panthera.
Von
Adolf Deissmann.
reimal begegnet uns in der Überlieferung über die Familie
Jesu Christi der Name PantJier resp. PantJiera. Nach
Epiphanius Jiaercs. 78, 7 hätte der Vater Joseph's von
Nazareth den Namen Jakob (= Matth. i, 15) und den
!:5einamen Panther gehabt, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß
Epiphanius diese Notiz aus Hegesippus hat^ Jedenfalls geht sie
irgendwie auf eine christliche Überlieferung zurück; auch der Mönch
Epiphanius (um 800 — 813) gibt unter Berufung auf Cyrill von Alexan-
drien einen Stammbaum, in dem die Namen Panther und Barpanther
wenigstens bei den Vorfahren Jesu mütterlicherseits eine Rolle spielend
Sodann taucht der Name PantJiera mit mannigfacher Variation der
Orthographie {Pantera, Pantere, Pandera, Pandira) in den bekannten
seit dem 2. Jahrhundert nachweisbaren jüdischen Traditionen auf, wo-
nach der Vater Jesu Joseph Pandira resp. der römische Soldat
Panthera gewesen sein soll'.
Bis in die neueste Zeit haben sich an den Namen Panthera ganz
falsche onomatologische Theorien gehängt: fast aligemein ist der
Name als eine Neubildung erklärt worden; bloß Zahn*, so viel ich
1 Th. Zahn, Forschunzen zur Geschichte des neutest. Kanons und der altkirchl.
Literatur, VI, Leipzig 1900, S. 266
2 Zahn, ebenda S. 267 f.
3 Das gesamte Material bei H. Laible, yesus Christus ivi Thabnud, 2. Aufl.,
Leipzig 1900 und S. Krauss, Das Leben Jesu nar/i Jiidisc/ien Quellen, Berlin 1902
4 A. a. O. S. 268
872 Adolf Deissmann [2
weilJ, hat bemerkt, dal5 Panthera ein längst belegter griechischer
Personenname ist. Da man aus den verkehrten Etymologien Schlüsse
auf die Entstehung der ganzen /h'/^///^/vr-Traditionen gezogen hat^
ist es nicht unwichtig, den onomatologischen Tatbestand einmal klar-
zustellen. Dies ist der Zweck der folgenden Mitteilungen; auf die Kritik
der Traditionen selbst gehe ich hier nicht ein'.
Ich zitiere zunächst die landläufigen Theorien. LaIBLE^ meint,,
mit dem Namen Pmidera sei nichts anzufangen, man müsse also
das Wort einmal daraufhin ansehen, „ob es nicht ursprünglich^ Ap-
pellativum mit einer den talmudischen Anschauungen über Jesum
entsprechenden Bedeutung gewesen sein könnte, welches dann durch
den gewohnheitsmäljigen Gebrauch zu einem Eigennamen geworden
ist, dessen Ursprung und Bedeutung dem Bewußtsein verloren ging".
Pandera sei Pantha; und Sohn des Panthers bedeute Sohn der Wol-
lest. Aus SoJin des Panthers sei später Sohn PantJier's geworden.
Um zu erklären, weshalb man gerade auf den Panther gekommen
sei, eignet sich Laible dann die Bemerkung von Bleek und NiTZSCH
an: Pandera habe sich als Verstümmelung von irapGevog zur Ver-
spottung des Jungfrauensohnes geeignet. S. KrausS'» identifiziert
{<"n2D und T132, auch S"lt3iD, mit TTÖpvo«; Bnhler, — eine Gleichung,
die er auch später noch festgehalten hat^.
Nun hatten aber bereits Pape-Benseler^ die Namen TTavGriP^
TTavönpa und TTav6)ipa5 als griechische Eigennamen aus Inschriften
nachgewiesen und Fick-Bechtel^ den männlichen Namen TTavGiip etc.
zu den massenhaften anderen aus Tiernamen genommenen Personen-
namen gestellt. Schon hierdurch sind alle Vermutungen, die in |
Patithera eine Neubildung sehen, erledigt. Wichtiger aber ist, daß i.
» Zur Sache verweise ich blot beiläufig auf den in diesem Zusammenhang meist
übersehenen Paragraphen über den Panther im Physiologus bei Pitra Spiälegiitm
Solesmense III, Paris 1855, S. 351 f.
2 A. a. O. S. 23 ff.
3 Das heil.'>t im Zusammenhange Laible's : als die Pandera-Sage erfunden
wurde
4 Griechische und lateinische Lehtnu'örter im Talmud, Midrasch und Targum II,
Berlin 1899, S. 464 und 614. Immanuel Low legte in seinen eingeklammerten Zu-
sätzen an beiden Stellen scharfen Protest gegen diese Gleichung ein, gab aber selbst
keine Erklärung
5 Das Leben jfesu S. 276
° IVörterbtich der griechischen Eigennamen II, Braunschweig 1863 — 1870, S. I124
7 Die griechischen Personennamen, 2. Aufl., Göttingen 1894, S. 317
3] Der Name Panthera. 873
wir den Namen von der frühen Kaiserzeit ab bis in das dritte Jahr-
hundert n. Chr. als einen nicht ganz seltenen Männer- und Frauen-
namen konstatieren können. Ich verdanke die erste Kenntnis dieser
Tatsache meinem Freunde Alfred VON DOMASZEWSKI, der mich
bei einem Gespräch über die jüdischen Pantheratraditionen auf den
unten besprochenen Grabstein aus Bingerbrück aufmerksam machte.
Wir gingen dann der Sache noch weiter nach und haben mit Hilfe
der Indices des CIL noch eine ganze Anzahl von anderen männlichen
Trägern des Beinamens Panthera gefunden, die hier zusammengestellt
sind, — soweit es möglich war, in chronologischer Reihenfolge.
1. CIL XI 1421 (= Dessau hiscr. sei. 140), Pisae, 4 n. Chr.
nennt einen deciirio namens L. Otaciliiis Q. f. PantJiera.
2. CIL XIII 7514, Bingerbrück, früheste Kaiserzeit: Tib. Jiil.
Abdes. Pantera. Sidonia. ami. LXII stipen. XXXX. miles. exs. coli. L
sagittariorum. h. s. e. Näheres über diesen jetzt in Kreuznach be-
findlichen Grabstein, den ich umstehend im Faksimile' nach einer
durch A. VON DOMASZEWSKi mir gütigst überlassenen Photographie
wiedergebe, findet sich bei O. KOHL^ Die römischen Inschriften
nnd Steinsculptnren der Stadt Kreuznach, Kreuznach 1880, S. 2of.
Zweifellos stammt der Soldat aus Sidon in Phönizien: er heilk ur-
sprünglich Abdes ^^i in Pantera vermutet DOiMASZEWSKI das signian,
den militärischen Spitznamen des Mannes, während Tibcrius Julius
wohl auf das ihm durch den Kaiser Tiberius verliehene latinische
Recht hinweise. Die Bogenschützen-Kohorte, in welcher der Mann
diente, ist, wie mir ebenfalls DOMASZEWSKI mitteilt, im Jahre 6 n. Chr.
aus Syrien nach Dalmatien und 9 n. Chr. von da an den Rhein
gekommen.
3. CIL X 8058, 29, Siegelring aus Pompeji, also vor 79 n.Chr.:
T. D . . . . MF. Men. Pantherae.
4. CIL V 6000a, Mediolanum., i. Jahrh. n. Chr.*: M\ Cutio Ti.
f. Pantherae.
1 Eine frühere Abbildung zitiert Kohl
2 Der Güte des Verfassers verdanke ich ein Exemplar der wertvollen Publikation.
Im Cn^ ist die übrige Literatur über den Stein zitiert
3 Jedenfalls ein n2i'-Name, vgl. die Inschrift aus Tunis aus der Zeit des
Licinius Gallienus, L'annie epigraphupie 1901, p. 31 No. 108, C. Liciniiis Felix Abde
Postumius
4 So vermutet DoMASZEWSKi
874
Adolf Deissmann
[4
Grabstein aus Bingerbrück, früheste Kaiserzeit, CIL XIH 7514
I
i
I
5] Der Name Panthera. 875
5. CIL III p. 1978 Diplom XLVII, 133 n. Chr.: alae I Ulpiae
Coiitar{iorinn nüliariac) ciii praccst L. Anßdius Pajithera Sassin{ä).
Dieser Offizier ist offenbar identisch mit dem nachmaligen Admiral,
der in der folgenden Inschrift genannt ist.
6. CIL VII 18 Portus Lemanae (Britannien): \Nep\tu\iiö\'^ aratn
[L.] ' Anfidiu{s\ Pantera pyaefcct{us) das{sis) Bnt{annicac). Tu. MOMMSEN
vermutet zu dieser Inschrift, dal5 der Mann seinen Stammbaum
wahrscheinlich auf den Volkstribunen Cn. Aufidius zurückgeführt
habe, durch dessen lex gestattet worden sei, afrikanische Panther
nach Italien zu bringen (Plin. N. H. 8, 17, 64).
Zu diesen Belegen für Panthera als männlichen Beinamen kommen
zahlreiche Inschriften aus Dalmaticn, Italien und Gallien, vom i. — 3.
Jahrhundert n. Chr., welche Frauen mit dem Beinamen Panthei-a resp.
Pa7item nennen. Ich begnüge mich, bloß die Stellen anzugeben:
CIL 1112216,2257,2496, 2551, 2692, 3I62^ 3166^ (sämtlich aus Dal-
matien), V 2439, IX 277, 483 (Italien), XII 4291, 4590 (Gallien).
I So, nicht [C] ist wolil zu ergänzen, vgl." die vorher zitierte Inschrift
Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia
de adventu regis Persarum adversus urbem Xisibis
edidit
Franciscus Maria Esteves Pereira.
omilia Jacobi, episcopi Nisibeni, de adventu regis Persarum
adversus urbem Nisibis, nil est nisi versio aethiopica ex
contextu syriaco Demonstrationis quintae Aphraatis, ap-
pellata de Bellis, caque sola ex eius Demonstrationibus
in hanc linguam translata est.
Cuius versionis adhuc ineditae duo tantum apographa extant,
altcrum in Bibliotheca publica Parisiensi, Cod. aeth. 146 (fol. 245 v — 25 2 r),
ex saeculo XVII, alterum in Museo Britannico, Cod. Orient. 818 (fol.
i87r — 191 r), ex saeculo XVIII.
Secuti sumus fidem codicis Parisini.
De ipsa Aphraatis Demonstratione consulendi sunt:
W. Wright, l'lic homilics of Aphraates, the Persiaii sage, edited
from Syriac inanuscripts of the fiftJi und sixtJi centuries in the BritisJi
Museum, London, 1869, p. 79 et ss. (syriace);
Aphraatis sapientis Persae Devionstrationes, ed. JOH. PariSOT, in
Patrologia Syriaca, accurante R. Graffin, I, Parisiis, 1894, c. 183 — 238
(syriace et latine);
Antonelli, Sancti Patris nostri Jacobi, episcopi Nisibeni, Ser-
niones, Romae, 1756, p. 79 — 106 (armeniace et latine).
878 Franciscus ?ilaria Esteves Pereira [2
(245. V. 2) (Itiao : tx-a • flJOlA.^' : (DOO'i^d : ^t.^.^ : Ä^l^Alfl «
ö(\'^ • (Dii'i.c • (Diah • ?iht'. • -^.n ■ chfi- ' Ml (245, V, 3) Vh ■ Hhh.
M? • K^'\'/..Pth : AHJih.l«' • .e-inc • Jift*/« ' rxWA' • hat-M^
n-^n-ö •" ft'^ö ■• HÄÄvThT. ' Ah : htif^ • Ävh.^. ■ nxxao-w : v^A- •• hjr.
Ä-^.<h ■ WA- : H.eA,dA • C?iA = M-fh'> : cöWA- ■ H^'>rh'^ ' ChA
J^'lA.'JA :: ID^JS. • h.Cr^h'l, • .e-n A :•• hJ.^aoUx) : I^jPA • n:5ij&A-
20 fliA,j2.^</Dhr"h • nöA : n-nöA- j fl)A,.e.'V<^hriii •• mn.'fi : HTfln- « aj
th^PCFi. •• ^o^-ti-n ■ .e-riA • WA- -• n^-1'(n>U!h -■ nx^H.^-firh.c • A
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3J Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. 879
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5] Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. 88 1
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aotpöfiAh : A^7t*' •• Ä*<'?je.^'> • nVv'' : </»[*P]dA.n' ' rhAP • flAn- '
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-h : «JA?" :: flJj&lLA" = r1h7f4»^i.A • in..e. : OlA-fl?! : hti^ : fflAuJl-Jh
hiT Ah ■ Oiht^ ■ rhch ' n^.S"'lh • ^Ä*rTh'V ■ <^dhA • hbd^ ■ ?i'^il-
ViV'li- ' AöA,h ' 9"/h<:'Th ! (Dhco : i-'jnf : A-nh : ^aW'hh •' l-hi*^
A-Ctl '• 8 (Dr^'il'i' ' (D-hli • hön'i ■ M'l' : HK-JOA ■ ^4j4» ' JtP'J
A • Cinr'P'} •• roAS. •• hV : h.^9" : '}7'a' ■■ X.^-^j&A') • ^.*C^<n>- : A
A\\ao> ; höOV ! ?%Aih : ^.*fe«|» : Ä-P-'J : /i, (247, v, i) »i^ : nChAP : H
I Ms. *} 2 ÄTs. ^ 3 Ms. fl,' ^'
Nöldeke-Festschrift. cg
882
Franciscus Maria Esteves Pereira
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7J Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. 883
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9] Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. 885
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X Ms. XIM
SS5 Franciscus Maria Esteves Pereira [lO
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20 Vf-(^249, V, 2) A"tfO- : ÄrliH-n ' h^ : tili'/*' '- Oihf^ •• 'WJj^-^i : fl>-A'l'
lf\9^ ■ d.CVfP • Vf'A-tf"' •• h^'*P,'1' • h</» : hld^ • mh</» : j?,ha>-'>
07H- •• hr/D : -JAC : d.Cl)?' ■ W'A-tf«»- • hö'Pd, ■ A«7j?. : h</» : A'>A
c. • Yxft^ : '["/ne : An- •- (ohjha«^: .• ir/o : ?iir'^n : hnnh'üd^.c •'
25 ©öh : (»-Ai' : 7^ir : hi : h</» : h^AA : ©Uf 7'|' '- AH : '>7-/*' ■ i*
fl>-UO ! An : hltl^' •• hfn* • l-^/nP : AöA • hl-V^' • liTh • h9^
A(>A.li- : An : ?i'>AA •■ CD'|-fl>-Un : Att •■ /'T- : lOhif" : ^n*|>^A«' •• ]r)'>
d, • \\(rD : 7AC ■• 'f-'Jnf : AÖA ' Pfi' ' (D'l'ffo^th : md.lh : fl)'^fl>•U
n : An J d.i^'l) • fli^m» : nip'l» • h</» • /*'A-T J fl>*?i'[.' ! AO-A • nW'
30 A- : fm-i^n^^l^ •• "/Air : (DMl^,'l'(D : ^.ll'O = h'"/.'/ ' l'üh '• Art* • (D
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V : r/n;?^. : rDH^J^CA ' {\^^Av.^. ' ?<^l\\ "- CD«'/. : "i^oo : 70 •• Gi'hV '
■ Ms. Xl^O ^ Ms. Äin'ix
1 1] Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. 88/
i8. fli"/Aft'TiY. : h'iM •■ Hj?.n. : n^r^A • vre •• km- • n/: : »inJ 5
nr'\' ■ ^h^ • htiin'i!^:ivti - (f^^^sß^ ••• ath'i •. ^uh, ■ h^/o : vre :
hCh'/J)' • hao '. y^o-üö • (dM'1'^ • PtCS-il ■ 'i'hi^' - WM - (D*i*^w :
?»A • lM\W!^Ch • (\V^ •' V^l'Xiih : A^iCPn « 19 ain^'J'f' ! (250, r, I) 10
l'-üän-i, ' h'itifi '■ H.e.(l, : *7cr'V •• (D'^jffiil- : (DTclö'V ■ <<.Ä-4 .?. •
-f«"»- : A.^4j+ • ^fOfl»- ! ?»fth : Är/D ! V*7i*' ■ hA ■ ?in5n'>.e:-(?ft • hV ••
^'}'7/*';i-.AöCd-?ift^.?»A:?iftln'>Ä-(?ft.KY.*'/.e. ■ fl>-?i'|:: flJAi^A,
U- • tlV • YxCh^'/ ' A"/An> : Kil{f\ ••: ÄjnV :' q'h<l.irtf«»' : A"/Aft-»-: 15
iDA^^-nö-V •• tD^i*!!^ : ?iA • ?iftlr)'>Ä'r?A •■ Taie'}<wi./. ■.: fl)^v- = *ii^
eP:K(Dü • a)hr'^A.*ft •• Ji.^trTft = ?tftll : /w»-}«?/^'!: .- ATmA,rP-A '
?»fth • JiV : *<^CA • n<^*PöA,l^ •• A^a^'7n^l.fI : hfth = <n>'}*7/*'1: :
ATA^fl ■ Ä'©?; *«^C • mViV ■ \}&'*^-t:\rao' : eg-ifljr : fliHftCJ?S"ft ' 20
Toi?; h^:?"'/' - 20. ^ixov .- ^^^.A ' .e-O, ■ rliArVl- '' nh'Jh •
T MCi^' ' HC/uVh ■■ fl>-ft'l' • Chi\ • KiM ■ h{\t^ • (250, r, 2) ^
tf»-'>'|: • T ä4'CT^1- ' X V?/^'l* ■ KA : V7i*" ' Ho^hi: : //«"PöA '
hftJl ■ >i</» • tiD'i'n/^'li : A?i'>ni.P-liri :•• (DiMtx'ii' •• HJ?^n. • 'h7/*'Ä'|- !
«I»0 ' '>ft'/:'V • ü'^öhilirao' : AX ^^'OV • airmj?,-* : hr^!^'^'/ • 25
?ift</» : v?!*» ■ Ji'Jm.PbA • iDh1/,d •' i:V7/*''»' • ffl-l-'Jnf : AöA ■ ^
SiA'i • Ak,e<.'^A,r • «DhCh-A -• 11. -f- : o^^yM • 0)1*-«/^: •• </d/*"PöI- ■
<»4»^CnV'f' ! iiiro'i : (D'iq:4' : H</»'> : OlhV J tl^'^^'llV' •■ V^oo^f^ : flj
HnA*7 •■ fl)'l"^A • 'i\n">'i •• fi-nh • hä\*v • (Dtromo) •. ^.nra»- -• a 30
I Ms. h. ^ Ms. /fj' Jß,' 3 Hflrh.^ delendum esse videtur
888
Franciscus Maria Esteves Pereira
[12-
IC
15
'ß'l' •• lfi9" '' flJh'Jfl).- t^.^ö»- : htm : a7jK, : ^a>-^ : AÄ,f <.<^A.i^ « ö»
'n?irt, ! Arh.4» • q'-Ä.^ • «^«PöA •• ?i A"/ HC ••: rD^^fe.* : A-flöö'il- •• ^9^
rhh • ^f^A'^ • ©ViüA-Tl- ■• 'Möö ' ffl^nn • hla\,?'\^l\ • -n^A. : JiVh
.e. : .-^'A : A^A •• A(?-A • röfliAm : ^'H'^V • oi'^m • /^'C'J'h ' K-nC
(Dlitr^'i •' (Dtn^lfd,^ : »(250, v, i)aD'i -. Uaf'h'U • rtfl'Ö : (DOD'^d,^ : A
20
hö^/Huf' ■ (\hfm .. hCth'Ci ' n>'i' ■• tn^^^A ' ^h'^llh'üth,c • ©äa
?iA ■ 4*1'A :•. fl)Ärh<(. : O^TCAyd. ' (D^'HD : A^J&Ü-Ä' = ?i^M ' .ftflA
T-^fj/J/Je : (Dh^-i'l^Vti" ■ h'VH.fi'nrii.C ■• no^h'l: : (250, v, 2) jr-J^O.
^i- :: 21. (XYioD : ^^^ ■ hön : fl^^^A • .ft^'^mfl»- ■ «W»^«?/^
i- : /''A'n'/. : AAd-A • iD9^'}'l' •• ^-flA ■ n?i^'l"H • »»>• : n-lff^max. •
T • rt^'VJ?^ : IDHY. : :5.A^.'f.ffi>- : .ftO, •' ?»ft//» = A()A.ir<»"- • ^».Ci^^jPft : V
©hdn : .e.-nA : ^,J&^*7r : rWJj&fll-f- :: O)"/^. : hA^^h • A' flA • fl
>»'H:Kirff»- : '^AT. ■■ (DHh : ?»y"UP :: ö)"/-^. : CWft • /»,'l'4»^:'n ■• fllfl
^i^-l- : 4».S.A'/ : Ar>A : il^/nil : .ftQ. •• {Mx'i'hhxra»" ■ hft^'» • A"/A
ao : o,A9" : y^m'MH* ' A'^'J'7/*' 'V • >in'^ • hö^i' ' h'iW • :^f\ • K
1 3] Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. 889
fliJPft'l'P'fl^ö^* •• oiK'l'f^mai' (250, V, 3) jp : a)</wJ\•^ •• y.V'i'h •• V-^ •
/•^tfD.Jr :^ ?»{P»V : If*»^- ••• (Dfl)j2.'rö'»-J: : O'fcA : 7'h • fl)T.<l.l>-5: : C^^d
C '• (DjP/rtfnJr : .(liKh • hilt^ ■ '/'ITI • hJ-^Mr ' ID'flrh.?»'/. ' hS-\\
?:"».?.'<. : i\S^f\(i.r ■ ?iA ' '\'\\\^ • ^iura^- •• -/-inA ' t\\\i\ • (»v-
^cA' ' hdc^ • ht^'i'i' • (^\^/yil' • hti ' y-'i-ü^' • -^i.n : iwHff^'in
hViA : i*'^/e • •/•JiAh'P : oiäiVl- : -fViA ■ VViy, J (DthdöWP • A'^A
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</o>».^'}'|- : Hh^A.e • AH'JO^. 5 flJjZ.'J ■ ^iV/^'-f- • ArliOV,. ■ fl)'lJlö>-^ •
9"yij?^ • A^/KiH-fl ! (D^nC?" •■ A'^'i*^.^, ' fl) il-ha)-'} : AHcnc •• tDh
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{P*H : nA"/'!- •• ?iA'll* ■• äX'4F^ : K'l'(\^-'ö • ^Ao» • öO/^4» ' OA"/;!- :
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I Ms. 'J 2 Ms. X ^ Lege 9C "^ ^^s. y»
890
Franciscus Maria Esteves Pereira
[14
10
20
-3
?ir"/O.P. • a).W<^- :•• fnh'>(25i r, 3) 04- : ^/.O : Oxd' ' Afl^/A : "/O^
(Dy.'i : fllhir^mi : c:?iP-ö»- '• htn* : 'Via»-?" : «P^.'/ ' A'JOA : fl)^'>
Ve • ?i'>'|- ' -Il)-n : ^<J,'/ : (D'J'tX'Vd^^tV^ : AO^A : 'JO^ : (D^.! H
V*P : Vf-A-f«^-] ■ rif-*^^ ! ?iA : :•• (251, V, I) <'.f : ?»'7H,h'nrh.C •' '^Ö'H
.fclt = AöA ■ 4».^.^^ •• hff^ • /^-aiCfV ! A<^'>*7/"'> • ntrB'l'M^ •• rt"7
.ft : (D^hf^ '■ j&n,A- •• h.e.»)-Ä' • n?i'>'i:hv •• je.n,A- = ni- ■ *a = ^rl^
y.ao^'h ' W^tXÖGo^' • AV7/*'^- • iih'infi - "tf^'l- ' htro .- j&jrj^?, : A
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15] Jacobi, episcopi Nisibeni, IlomiJia. 891
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<W>fl : Hi-^A* : AdA : ^7/. : h-^ih : H.h? : V7C ■ ^-mna : At.'^AjT'
I Ms. . . ^4"
892 Franciscus Maria Esteves Pereira, Jacobi, episcopi Nisibeni, Homilia. [16
A = ni'Pah • At'.^'TiA- •■ Kti ' hco -. H^lJ^"Tn'ne : ?i9»iicVhh : h
A : y,Öa^' : (O-ni- : CKA' ' <^Ärh^- : AAfl>-A"A : WA- ' »H-"/!!? : j&
y : 'luroat'-l' : (D^hll^, • ^.*Ce ' ÄA. = H^A : «^'Pi^A • Ol^ft'Ivhr
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hrüiH-n« ■••• «
I Ms. rt«
Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami.
Von
C. Bezold.
ährcnd in der syrischen „Schatzhöhlc" Adam vor dem Hin-
scheiden aus dieser Welt seinem Sohne Seth nur einige
Verhaltungsmafiregeln über das Einbalsamieren seines
Leichnams erteilt, ihn zum Führer der Kinder seines Volkes
ernennt und vor der Gemeinschaft mit den Nachkommen Cain's des
Mörders warnte ist in den Übersetzungen des Buches in's Arabische
I Der unmittelbare Übergang von den Worten ]jQ.Ai3 t*^? ^^ ^^ioKjtJ ^O
{Schalzhöhlc II, S. 2*, Z. 7f. ; vgl. die Übersetzung I, S. y) findet sich auch fol.* 6b
einer bisher noch unbekannten, undatierten Papierhandschrift des Buches (i6xi i cm,,
64 foU. ä 19 — 21 Zeilen in Lagen von je 5 Doppelblättern, deutliche Sert«ä mit reich-
licher nestorianischer Vokalbezeichnung, am Anfang ein Textblatt fehlend), die im
März 1904 durch die liebenswürdige Vermittlung L. Cheikho's in meinen Besitz ge-
kommen ist. Ich hoffe darüber bald weitere Angaben machen zu können, bemerke
aber schon hier, daß der Text sich im ganzen an die sog. Gruppe BSV {Schtzh. II,
S. Vif.) anschließt, indessen dieser gegenüber auch mit A enge Berührungspunkte
hat und manche originelle LAA enthält, und lasse als Probe die in mehrfacher Hin-
sicht bemerkenswerte Fassung des Schüpfungsberichts unverändert abdrucken:
|l.Q-o;.a» (;.*äa.^> l^jL*^^ >Oo^ ^JSX JU» (Fol. la; vgl. Schalzh. II £, Z. 7)
oC^ \^ ^^1^9 jL^CLS, ^<^oi? |xaa Ql^; ^?^^? ^? <^^ Jl^«.J3i Öi;.AO
894 C. Bezold [2
und Äthiopische an dieser Stelle ein gnostischer Traktat eingeschaltet^
der als „Apokah'pse Adam's" oder „Testament Adam's" bekannt ge-
iCH^ «Ä,;.3o .Jbk-uD> K.V-oli (t-^Ä-^ )*— o övX )^(j ^ ^'^>^>^'
^^01 .jl:;^.x<^^\. JLA^ l^^A^ ^9 QJ01 jL.:^aX JL:^ K^jä ^ih Jl^oxs»
^^l {010 Q-aXoDO Q^A^U )x^Ot M-^i-^? ^f*^\ JLjtOlO y^lo^
«jQ.d ^KXb jL^o^too .^«i;i.^^ ^ ^AxX ^^^xXvjbo jJo ){J1^ ^*Xao
\)^o K.i^io iK^^a^ ^9 Qjot ^IK^^ )Jo (KjjdK^ jj öVi*^^
^^^ik.'^o öia^^äo jL^^( ^ (i b) J^K^ jl^öi^Q^ a.>^\ aAj_al{ jbi^;
i^^A^ )t.S>o jjuv^ Kju&C:^ ^ jl^vi <^>^» (ov^ t^x^o ö^j^o
i*io ^'^o».? ^-Ä»^ J^-.:^^»^ Jl:;io? jl.,4^aa„QD( K>-.KX ^ Jliwil ^f
K^j^o^o Jbk^^jLX ^cH^ «»aa (K^li jboa^>^ (x^o .jbois Jbta^
.^ya^o (töijjo Jl^vo )jAj:J 6«Q-s^p &a.^o JiiijaQ.:»^ l^^A. ^
• • *
K\äKä.N "^^^-^ 6ila-^j ^ l^A>Uo Jb».i( y^l %.::*. JU^ojl; (Iq^*.^*^
JL^jN 6i;.a>k. SJU.IJ ^uo \uyij (Lojaiiolo Jla-.3^o {lo-^* ^i öo^
Jlioa*2i öia^^s Q-L^lN ^«A.01 J^jQ^ ""^o (fcvüjjo )ji».-J tw^^ot
Jlmj.^^ ^'^ ^0(0 JLxao'^ (ov^J t-fluS JLft>aA>j JL»q.-^o jKXlj
JloJUrfO (v*^ja "^Ä (2 a) J[^i( ^ (oC^ i.^^^^ JliöO-. )jov=> Oi^ao
Jov^ ov^Ä^^j^ (N^o;.^»^ 001» JKjt» ji^a^^kO .Ji^iJ "^^ *«.a>ji JLax»Vo
woio^^ji. ^o<xt:ki) ^ iov^ s-u-jLU (i^Jtj Jlio<i-j:ao j;^:*^ ^ )o?)i
3] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 895
worden ist. Aus demselben Codex Vaticanus 164, der auch die
„Schatzhöhle" enthält, sowie aus einer weiteren Vatican- (No. 58)
und einer Londoner Handschrift (Brit. Mus. Ädd. 14624) hat 1853
Ernest Renan ' den syrischen Text dieser gnostischen Schrift
ediert und ihren griechischen Ursprung erwiesen. Auch vier
arabische Übersetzungen davon, eine im Vatican, drei in der Biblio-
theque Nationale, waren RENAN bekannt, deren Tenor er zu
allen Stellen des s\'rischen Textes mitteilte, an denen der Inhalt
des letzteren durch die Übersetzung erweitert wurde oder ver-
besserungsbedürftig erschien. Die äthiopische Übersetzung einer
(Vat. 54) dieser arabischen, schon von RENAN als „partie d'un ouvrage
apocryphe attribue ä saint Clement" bezeichneten Handschriften ist
1S58 durch A. DlLLMANN^ näher bekannt geworden. Die Identität
des äthiopischen Textes mit dem der SchatsJiöhlc (vgl. dort Bd. I,
S. Vlllf) führte mich später zur Kopie und Veröffentlichung der
arabischen Versionen, wobei aber das TestaDientuni Adami, weil im
syrischen Original des ^K^ l.p»^? J1.=>^^ä fehlend, zunächst weggelassen
und für den „dritten Teil" der betr. Publikation reserviert wurde (vgl.
Bd. II, S. XVIII). Dieser letzte Band der meinem hochverehrten und
geliebten Lehrer gewidmeten Arbeit ist nun freilich in zwei Dezennien
durch andere Unternehmungen so sehr verschleppt worden, daß ich
an seine Fertigstellung nicht mehr denken kann; es freut mich aber
hier sagen zu dürfen, daß er in den fleißigen Händen unseres Wiener
Kollegen Dr. A. Haffner von nun an besser aufgehoben sein wird
als bisher. Möchte der Herr Jubilar nun wenigstens in der Mitteilung
des arabisch-äthiopischen Testamentum Adami einen Bruchteil der
Erfüllung einer von vielen alten Dankesschulden erblicken!
Daß sich die Edition der vollständigen arabischen und äthiopischen
Texte dieser kleinen Schrift verlohne, wird niemand bezweifeln, der
ihre weite Verbreitung in den Kirchen Asiens und Afrika's bedenkt.
Für die arabischen Stücke standen mir zunächst meine Kopien dreier
Handschriften zu Gebote: der auf einem Original aus der 2. Hälfte
des 12. Jahrhunderts beruhende, im 14. Jahrh. geschriebene Pariser
1 Joitm as. 5« Serie, t. II, p. 427 suivv. : Fragments du livre gnostique intihiU
Apocalypse d'Adam, oh Pcniteiice d'Adam oii Testament d'Adam, ptiblies d^ap7-es deiix ver-
sions syriaqiies
« M;G'^^ 1858, Nos. 17 — 19, S. 185 ff., 201 ff., 217 ff.: Bericht über das äthiopische
Buch Clemeittinischer Schriften
.§96 ^- Bezold [4
Codex anc. fonds 110. 54 [P]. die jüngere Oxforder Handschrift
Huntingdon 514 [O] und der wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert
stammende Cod. Vatic. Arab. 165 [V]. P war schon von Renan
für seine Noten (s. oben) benützt worden, der außerdem noch drei
weitere Hss. (Vat. 32 und Par. ancien fonds nos. 52 und 158) zur
\'erfügung hatte. Dazu kam für unser „Testament" vor kurzem eine
erfreuliche Erweiterung des handschriftlichen Materials durch die
Herausgabe des Jl-sr' ^ )U5' von Mrs. M. D. GiBSON in den Studia
Sinaitica No. VIII (London 1901): p. irft'. enthalten den Abdruck
einer Sinaitischen Hs. aus dem 9. oder 10. Jahrh. [S] und p. XXIlIsq.
die Varianten des Cod. 306 der Cambridge University Library, ca.
13. Jahrh. [C]^
Der von mir im Juli 1887 kopierte äthiopische Text befindet sich
in drei Handschriften des Britischen Museums aus der ersten Hälfte
des 1 8. Jahrh.: Orient. 751, Wright, Cat. p. 211 sqq. [A] , Or. 752,,
WriGHT 21 3 sqq. [B] und Or. 753, WriGHT 21 5 sq. [fj^
Eine Vergleichung der arabischen Texte unter einander ergibt
Folgendes: V enthält einen von COPS verschiedenen, zum Teil beträcht-
lich erweiterten Text; letztere vier Hss. dagegen sind auf einen gemein-
samen Archetypus zurückzuführen. Zur Grundlage des Textes erwies
sich P trotz des höheren Alters von S besser geeignet als letzteres,
das ein paar Lücken enthält und nicht frei von Ungenauigkeiten ist.
Ich habe somit als Kontext P zum Abdruck gebracht, und zwar mit
allen den bekannten grammatischen Nachlässigkeiten und Inkonse-
quenzen derartiger Handschriften (Auslassung oder Assimilation des
Hamz, s = s, ü = O, '^y^^^ == .^c-=^^ u. s. f.), und nur in unmifiver-
ständUchen Kleinigkeiten gebessert; die überstrichenen Worte sind
im Original in roter Tinte. Dazu sind die Sinn Varianten und ein
paar sonst bemerkenswerte Lesarten von COS in den Noten ver-
merkt, bezw. letztere Hss. zur Verbesserung des Textes herangezogen.
' Lagarde {J\Iitl. IV, S. 6) zitierte dazu noch drei weitere Hss.: Par. anc. f.
53 A (saec. XIII.), 70 (saec. XV.) und 53 (saec. XVII.), die ich bei der Fülle des
Materials entbehren zu können glaube, vergaü aber auf die von seinem Freunde
Renan benützten Codd., dem er doch selbst einen Syrer beigesteuert hatte. — Eine
Untersuchung über den Rahmen unserer Schrift ist hier natürlich völlig ausge-
schlossen
2 Der für Krapi-f angefertigten, „mit grofjer Nachlässigkeit gemachten" Tü-
binger Handschrift (Dillmann, NGGIV 1858, S. i86; vgl. Ewald, Z/KMW, S. 180)
durfte ich für diesen Text entraten
5] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 897
Das Gleiche gilt von den LAA, die Renan in seinen Anmerkungen
mitteilt; nur ist aus diesen leider in den meisten Fällen nicht zu
ersehn, welchen Hss. sie entnommen sind, sodali ich mich in der
Wiedergabe mit einem allgemeinen „Ren." begnügen mulite'.
Eine Vergleichung der ungefähr gleichalterigen drei äthiopischen
Handschriften mit einander und ohne Berücksichtigung des Arabischen
läßt sofort erkennen, daß der Schreiber von f in der bekannten
Weise der Mamehherän den von ihm vorgefundenen Text verbessert
'und gelegentlich ergänzt hat. AB bieten also vielfach Ursprüng-
licheres als r, sind im übrigen aber nachlässiger geschrieben als
•dieses. — Im Zusammenhalt mit der arabischen Vorlage des Äthio-
pischen, als welche COPS zweifellos zu betrachten sind, ließ sich
nun aus f unter Abzug seiner aus AB als solche erkenntlichen „Ver-
besserungen" ein Text gewinnen, der den Archetypus von ABf (samt
•einigen sprachlichen Eigentümlichkeiten) leidlich genau repräsentieren
wird. Dazu sind alle Varianten mit Ausnahme der orthographischen
vermerkt.
Der isoliert stehende, gute arabische Text von V erschien mir
inhaltlich wichtig genug, um hinter COPRen.S = ABf ebenfalls
noch zum genauen Abdruck zu kommen.
I Im Allgemeinen scheinen Vat. 32 und Par. 15S mit dem hier folgenden Text
identisch zu sein, während Par. 52 eine Sonderstellung (auch V gegenüber) einnimmt;
<vgl. Renan p. 438 und unten, S. 911, X. i
Nöldeke-Festschrife.
57
898 C. Bezold [6
w -^ , <*» ff x*
[O, fol. 14 a] ^L^Jl^ J^l OUU Jl^ ^^ b ^k\^ [P, fol. 8 b]
,^_y-Lisa\^ [P 9 a] ^U.-mJ1 ^^-^^ tj'^'^' c^'^'rr*' 5-;^^ *U.-^\ j^^y-LsJ^i^ ^>
^;V^\ Xsr^'**"^" ^Uj^I ^L^\ ^>x J^NJl <^LJ\ ^ ^1 5^^ b* ,J^1 < ^a
aJJLÄJl A^'w^l ^ä^ «jbU;_5 <Jvib_Uil Cjiy-^ C>y^. ^-^''•-^^ <i>tl**Jl j_»^ <^1 (J,\
15 Ja f ^>vJjl.-_*iJI ^^,_^J^..<-xi.i>l ^^ '■^'^'^-rrs <^vi^A '^O^^ V^ .tLJl ^UJl ^^v^*
U>; ,^1 -JLlj^ J..Ä-1 d.sLyi ^^LIä.^ (_i-LbL ^U-Jl *iUJ' ^\, j^LJ! L-ikiL.
^.>JÖv>-oJU _^a ^Lsr^cr? ^^* 'i^JXi. .io^U.1 ^'«-.vJi ^^ '8^^[^^\
Q« <^\ ^Jo, ^;^ J>^*^ 2°^U^^ ,-ÜXxJl ^j!^' ^9Sj-«ix* <*^>JLiJl ^L-Jl
I über diese Namen vgl. Renan p. 461 und unten S. 911, N. i 2 CP \^'>^.
3 S v^--s.-L5 u. dgl. öfter t O H=^-^5 5* > S ^ o f^^j^\
7* O 8^U> dJJ\ [14b] jäj?. 8 O-f-5 ^1; S cs-^^-^^ <*^^ 9 OP Renan
p. 464 ^L*J\ jk^ 10 Ren. 464 -^U-H »^U=; o LJl sU^ " Ren. 464
,_^JÖ^ l4y<**}jJüi"^ 12* o jy^^ ^3* OS ^^ V\ bo 14t Ren. 464
dbj^j., Ua.;^ t^_jy*^. ^;v^ ^ ^^^S■ ^> V^J 15 Ren. 464 ^^^ 16 o
kl.iL\^ 17 P <L*iX.;^\; > S 18* Ren. 464 ^;;;)yu^ (^^ '9* > O'
20 p i\s.>^ •
7] Das arabisch-äthiopische Teslanicntum iVdami. 899
[A, fol. 6 V 2] fli*}.«J. : An- •• rt*} ;'•'»• • ]lt^"/fii'1' : ri)»/A.A.'l- •■
l\a%\Ulh V. "hlxav : iwO^X •■ ^f/n^e • 1/7-/' : W-A" ■• c»V7/,>. • hh"l-l:
013: • ?t*^ii.^nrii.t: ' -^At. •• rt*J |b, foi. 7 v 21 :J-'li- : h#h»'ja'Ti* • ©ha.
A/l- : aiV7/.5l ' "h*^ • .«''rt.nrlfij" : </»A?iyi-l|- : A?i*7ll.^'nrh.(: :: AO« :
Afl»-A-.p,'e ■• '^n : ?i'7ii,Ä'nrii.f: ••: mn^T^-li- -^ A'Mi* • .c.hfl>-'> ■ ä
A»^.ö»- : fl)A?iA-f-ö»- '■' tK(it*tM\^' :: 01(1"/ AA •' M'X' ■ .ßA.'flrli?' :
hA<P^ •• rt'^jB. « (Dfl^nd' • rt^-7* : .e<w»Ah?' : <W>'}^.Afl)-jP'> :: ©ft
:ijr'A : A"/'!- • !^^h,T"i9* • Vf-A-ö*»- • ^/J.*R If- • fliK'JAA :•• oinAÄ'A ^ '
A"/'!* • .fchfl>-'> : AÄA'fö»- ■ All.4.n,A :•• (D^flüÖ' ■ A*} V : /2.nfl>-h. :
?iA<^ •■ nn/: • rt'Jli- = eöc*7 ■ äa-'I« : vfA- ■ rii.ea»- .■ -^n • ?i*7ii.h
-atiuC''^ (omry ' rt^-V:" .ft[r, foi. 4 v ijA.-flriii?» : A'^jpöj-jP'j :"
rli.C •• ?»A : M*0*'f^ Hf» [B 7 v^ 3] Ä-#W» : rWJ-jn^- : AA£^A «'' 0)0
Oi*'C'[: ■ rt^JV ' .e.Ä.AA ■ i^'i^h ' 4».S.A = AdA • 1^^' - (D^A^^
^ :'' hP'iVi' • fl).ftrt.AA- ■ hr'i • ' «^^-Tl- 1 «DAOrt • '^ Ä,äAA : tro-}
dM • *.S.ft ' OH-I: : rt"/'"l- • AöA • <^.e'lh •• WA- • ÖM- '•'' ri9'*hM)ti :
Hje.'f' •• ^'S.rt ■• iD^ah ' i\\' • .^fl>-j?i •• cD?iAy. : " off"»- : <^v<rA'i' •• '
^A...X.: 2 r + ffoyjßif«*^-} : b con^/'^f^t ! r + ffiAftl-n
•|»^/i^ffi>- : 5 a > r " Ar + •!• ? A + ^' «* r ÄA»-!-«'^' : AK-A^ffo« :
chJ^V^ :: 9 B + 't ^ ■ A OAt : n B tl'^f'V : '^ > AB t, von
hier an in B statt der Zahlwörter mehrfach Ziffern ' i T AX^H.Ä'flrtbC : 6V0'^ .'!
15 r (D^T'?' : i^ r Xy°AOA : 1/ rt > AB I * AB HA- : o cd
> AB 2" r . . . "} : 21 X > AB 22 B ^' :; in T ^' zu 1* radiert
23 > AB; r vorher noch ?i7"rftj&fll. : 2t T AK'A°ff^ : a^V^7°^'\ : tD«?^'^^ ;:
57*
900
C. Bezold
[8
^yo. L^ J,«M1 [O 15 a] ^1^1 (3 ^^U 'v^u>.i^ ^^ b;-^ J^\ Cj'^L^
^LJ'JJl ^LvJl jk« «43J"^
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Cjy*^; C Cj^.y<a^ '5 C ^.^~--«^.XJ\ 16 OP ^_,»^^" '7 So Ren.
462; OPS ^ChJ)^; C ^^MrJ" "^ ^*^ CS ^J4^^ 19* O <*o».xi kJ-&.\^
20 O cr*-^^^ ^'* Ren- 462 ^,3--X«iX^_ <^U ;l4,-Jl M^ 22 ^ ■\- ^^^-^^^^
j-o-»J\^ ■•^.»VJ
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9] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 90 1
y.l'EW' • hn\K [A; r I] ^'flriut: ■ aoa •• ÄA-f-tf»* • ©n^A
^.tfo- : Aa)-A-A • An?» :: fl)n+^,"7/7- •' A"/'»- • A.A.-I- ■ ^hli'l'P'-
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[B 8 r i] h\9* •• *}"/-> : flJVf-A- ■• I/IM" : at'h'l ■ ''7J?'V •' h/i'*P.'1
mOU-üCA' :• (Dfl^/AA ■• A^Tl- : •llA.'nrh : M'l' • h(l^ - t^'Vtlvl'
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d^^pao' : A<w>A?th'l' ■ flu-/: : A"/'V • Hh*/» • y.ÄC'V- ' h</" : ^9^0 •
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902
C. Bezold
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Zusatz Ren. 462 2 P U^»; OS U 3* S nur 3, 4P
O ^_^.M.,>-UJb 5 P \JUa 6 o ^^^.^-"öj^ll 7 > S
Jlä^ 9 O u>-..^v3:.-ü\ ^\ w Conj.; PS Ren 465 o'? 5 > ^^ " P
^vX*«^.; S ^^Ä. 12 Rkn. 465 4- (_;;-^=>-^ 13 Ren. 465 3 ; ursprünglich
vielleicht ^-v>yL^\ ^^ [^?j^,^a] etc. o. a., vgl. das Äthiopische M S
^\^b 15 Ren, 466 ij;^j^ls.-J l^J; s jJj^l3?..ö 16* OS nur «\>.^
Il] Das arabisch-äthiopische Testamentuni Adami. 903
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MtD-i^-i : je-ChP- •• flJhA : AiP'Ä- : .e.'JÄ'rh. • '' (DKao^^l : jRA{^(h •
0)0'/*^^ : je-^nn- = (D^'i^ho^- .• ^ao^1-'^l•'' (D^daf'S^o^- • Arh
I * > AB 2 So Codd. 3 AB . . . . r»^ : ; r (D-X'Y : ZU. : JlCl' : 4* AB
Ifitt : Ä' : 5 r -f h7^(\f^ß : 6 Xy° > B ; AB fl^rt« : « So
Cod. Tub., zitiert bei DiLLMANN, Lex. col. 361; ABf XrtOX : 9 AB -|- h
I" Codd. . . rt . . : "AB a>-ftt : y:)7 : 12 > AB ^i AB (Dh". m AB
AH':;rhi>^t: 10* r nur ^lAA- : ^^Vw^S^lx 17* r n*}' : ©ffO' :
18 r ?-{lft : (Dßl'dC : Jiff"7f : '9 u»* > AB 2^ AB .... ^i : 21 AB . J :
22 r ^'l'^'l^ : (D^' : ; AB . J . . : 25 AB ... . t-f^ff^ : «4 * AB
X':} :
904 C. Bezold [12
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SJO J.Ä. l^s\ ^>\ b ^),rj.l ^-j^ (t ji\ UgJ^ ^rC"'^ f^^ 'r^ '-^■^-=^^ c^^ J^^ J3<^^'
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C^^5^ J^ i^ O^ C;-* ^^sXiil <*^r-o,;3 ^°<^V_5 J-jyJl_5 J-r.^-^^3 ^^=?-""^^3
^1 ^^^ jb 'iJ <^1 C-v;ä^ ^_j^ b ,j>-^^^ < 2'^-y^_/cl ^UjVl^ ^^AvAJI j^\* (J,^3
^iJ\ *^j>y\ j^yi ^.^.i3 ^v^i j^\ ^wc u,^ j=^vi j^i. ^ii.> ^^^.
I t Ren, 466 nur i,^swr=>-b^ '-*^.^ ^ > Ren. 3 Ren. 466
vil^r^T^ 4* Ren. 466 o^..^ '>3^^\ Cjy^ tjs^^; ^ O^J^^ ci^ ^^^-^^
S^^\ 5 P (^^yi^; S bt«yi«,; 5* > Ren. 6 i> ^\\y\; Ren. 466 ^T 1^1;
S i^^lyV '' C Jj-o. c?^^^ und weiter 3. Perss.; P viJ ^"1 8 Rkn. 466
,^_y-^'=\ 9 Ren. 466 <*^j-»J\ 10 C <-^^\; OP t^-J*.)!; Ren. 466 y>s-^\
^-f^)^^ " Conj.; P Ren. gvAj\ ; il* S g^A;\ U-^i '^\ -^U ; O g^-tr^^
'2 C J=j83-o und weiter 3. Perss. O OP Jcäv^"; Ren. 467 ^_>*^ M O
viLU.; p dJ>>-^ 15 O ^ <*öyfc\) ^ ^Ävi; > Ren. 16 > OP 17 S + wXjo
(.b) Ä.ijb" 18 > Ren. 19 * C nur <^ft ^:^.JS U-J^ 03^.5 5 R'-"^- 4674-»3-^'
2" Ren. 467 <*^-:^->V^ 21 ''^ Ren. 467 \J^r-**i ^^3-^ <*-^ f%-^.w.*JI^ ^o_a>.xJ1 ^>
13] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 905
[A 7 V 2] 7V'»- • •Tl'P/" rlrV •• fl»'ft'/' • 9'\^'C ' WiV - ;in*l»"-A : '/'ll '
Ü^^M • iVQH'"! --^ «7UAf •• (D9^i1\d.-1'^ • flJhoiCÄ' : a»-[r 5 r 2j tl'V •■
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WA« : " (VhlllMX ' y.Mr l HA-'I- • ftflrM- : fllÖO/?. : (D^'^Ji :'^
Äf ' A,'V ■ «/ü- ■ ,e.^Ä?i ' ^/i'V !'UA 7 V 3] flif'Tfön ■ AV^A • y"
JP.'C . ÜKTiV • *fl>'A-.S. ■ A.'J'eA ' *I»;'-A. ' '' H*I"I'A • h'V-ii- = ' 04»
[B 8 V 3] -JK-l- : n?i'J|- : }x"l'U • A-.?,' = fl)?i9".^ 'V<i : ^M : HnH-
V : A«n*V. s ,e.hfl>-'> : e.:!»^ : ^^ /ni<pöA ■ wJ^.'IvCäi^ ■ ' vfA- • (Djf.a
I r + wm^hh : 2 r + C7y°t : > AB Ä.e'}'} r
4 r . C . . : 5 AB nC^^l : 6 > AB 7 AB n-flTi-J :
*<* > AB 9 r-i- a)£?AAt : i" AB X'rTJi^ : ''* r oJint :
Jfft» ; 12* AB toX' ! OJÖ' : 13 AB nur O) ^t T + ^ft :
yo.eC : J5* AB nur CD^.e? : ^?^ : i6 A . . IF : ^7 r
n.e . . : i8 A . . . ^ . . :
906 C. Bezold [14
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J=;V1 ^v^Xiuo_5 ^y\ ^jo. ^^^ ^is^-^ L« ^UJl JsLj^ k}r^ [O i8a]
I S »iJlÄ-\ 2 C Jl-^-^-iJ «i-^^^ sJ.*^; 2* > S 3 > Codd.
'i\[^: j>U^\oi JUll OULo ^3^^ ^»-v^" ^\ u^s^?.^ [V, fol 8 a]
J^ ;o-ft^T'^ t^^^i; ^^^ o"^ "^^ f^^"^ r"^^ ^^^ (3''"^^^ i^-rrC-^" ^''•^=r^^ er*
i_JÜiL« <^JJo ^^^r* iJ^'^^l^ Ji^/^JL »^Ä.Jla f-*-'S iJJJ.Jo\ SlkftL !J>U.S. ,i.3l^
AXlkiLa A."i^ ^^ <*>-oisrr'. ^\ 2S^s.o,l i\.ÜL J^^Yl (J,\ »>V^1 ^ft <**-cob-Jl
^* «43..«^iJl j^ ' |o43J'^3Ui>_5 |o4^"\)L43.x>\_5 .;}^$o_\U.l }i\a,)Lo <^^"Li:Jl ^tL^Jl (j»,
<:)^Ä.o, ^J.ft ^J>-'^ ^-^^J^ ^UaoI ^^s:*"-^ <^-iJLJ:Jl Ä.ftl*vJl ^_5 <^LsJl Lol y.l-^
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I Cod. ^-,VbN).li^ 2 * Cod. |e-.f-rJ3J^^ ,j»_^3Ä^J^ 3 Cod. ^5/^^
-» Cod. »'-«J,^ 5 Cod. J-^^-v-Ül 6 Cod. ^^
1
15] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 907
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^^ < db_js.Jl f:.-''-^. CUä^Jl oJ.J> ^^ ■•Ky<s\,.^Y\ (isr^r^l ^i-^" (^s.l-.^Jl
,^1 cU3^ L-i^Jl (^-^M r?.'--^ C-^ <*>3:V?^ (^2wj.a ^js^J y^* ^•^'-^^ ^L*J\
bUJ\ i^J« J=>;V\ jjlks^ (3 Ia^^^ 3j^h C^^^T^^^ <3 J-^^^" ,jr«-*^l
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908 C. Bezold [16
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Ja^V^ (3 <L^^ l.-io. ^^w« t_Ä).s:^'^r.« ^^W^ ^ Ij'^l^l J-X^.3 J=^"^^ «^^3»
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5 Cod. >-U--;Ji 6 * > Cod. 7 Cod. «>JoJ\ 8 Cod. ^1
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17] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 909
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,<i<^"Li-? Lä^J <!'0_^^ v->^J-rt
Wie sofort ersichtlich, zerfällt unsere Schrift in zwei Teile: eine
Stundentafel und eine Reihe von Weissagungen. Letztere decken
sich grolienteils mit biblischen; nur am Schlufi sind in der ersten
arabischen [Ar'] und der äthiopischen [Ae] Version einige Angaben
beigefügt, u. a. bezüglich des Weltuntergangs durch Feuer, die in der
zweiten arabischen Version [Ar^] und schon in der syrischen Vorlage
[Syr] fehlen und wohl auf eine anderweitige Provenienz als der übrige
Text zurückzuführen sind.
Besonderes Interesse bietet die Stundentafel, umsomehr als
hiervon griechische Quellen existieren und zum Teil auch zugänglicli
gemacht sind. Schon Renan hat gesehen, daß Syncellus und Ce-
drenus eine solche Tafel kannten, die dem von ihm mitgeteilten
syrischen Text ganz ähnlich ists, und die betreffende Cedrenusstelle
seiner Abhandlung beigegeben (p. 429). Neuerdings hat dann —
worauf mich Albrecht Dieterich aufmerksam machte — W. E.
Barnes in J. A. Robinson's Texts and Studies II, 2, p. 121 (Cam-
bridge 1892) auf "a fuller resiiuie of the hours of both day and night,
preserved under the name of 'AttgXXujvig^ laaBrmaTiKoq" hingewiesen,
dessen Text er aus einem Pariser Codex ^'oUständig kopiert hat.
Es würde gewiß dankbar begrüßt werden, wenn BarnES diesen Text
veröffentlichte; vielleicht gelänge es dann auch, unter Vergleichung
der von RENAN mitgeteilten arabischen Namen der Stunden die im
griechischen Ms. erhaltenen „hebräischen" Namen zu deuten, deren
Entzifferung BarnES bisher vergeblich versucht hat. Zunächst sind
wir aber für die griechische Version des Nux6n|U6pov von Apollonius
I Cod. J 2 Cod. -f (J, 3 Cod. 1^ 4 5 > Cod.
5 Vgl. auch schon Dillmann in Ewald's Jahrbüchern d. bibl. Wiss. V, 1853, S. 12
9IO C. Bezold [iS
[Ap] auf die von B ARNES zitierten Auszüge beschränkt, die GiBERT
GaULMYN in seinen Anmerkungen zu dem Dialog von M. Psellos
TTepi evepT£ic(^ öai|u6vu)V mitgeteilt hat; sie umfassen alle Stunden der
Nacht und die 6. und lO. des Tages (s. MiGNE, Patr. Gr. Vol. 122,
p. 846, ann. 70 und p. 853. ann. 91), während von Cedrenus [Ce]
nur die Tagstunden bekannt sind.
Ein endgiltiges Urteil über das Verhältnis der verschiedenen
Versionen muh somit natürlich bis zur vollständigen Ausgabe des
Apolloniustextes reserviert bleiben. Indessen dürften vielleicht schon
jetzt die folgenden Schlüsse nicht allzugevvagt erscheinen.
1. Ae ist durchaus abhängig von Ar' und kommt für Syr und
Ce + Ap nicht in Betracht; zu Tagstunde [Ts] 10 und Nachtstunde
[NsJ 4 sind einige Worte (über das Wasser, bzw. über die Anbetung
der Seraphe) ausgefallen; to-ft*^ ; rt^dX zu Ns 9 ist Zusatz.
2. Ar^ floh aus einem Text der Klasse Ar' und hat dann reich-
liche Zusätze erfahren, die gegen das Ende zu abnehmen; vgl. be-
sonders zu Tss I. 2. 4. 6. 9. II. 12, Nss 7, 12; diese sind für Syr
und die Griechen also gleichfalls belanglos. Die Lesart zu Ns 3 ist
späte Änderung (vgl. Ns 5); eine Lücke nach cjuj zu Ns i.
3. Syr ist nicht die unmittelbare Quelle von Ar'. Dagegen
spricht schon die Anordnung der Nachtstunden vor den Tagstunden
in S\T > Ar'. Da ferner wenigstens in einem Falle die enge Zu-
gehörigkeit der Araber zu den Griechen gegenüber dem S3Ter zu
Tage tritt (Ts 5: Ar' == Ce > Syr), so werden füglich Texterweite-
rungen von Syr gegenüber allen andern bekannten Quellen als spätere
Zusätze betrachtet werden können, also zu Ns i 'jto 'ysah '"^.^..io,
zu Ns 6 JLiä^j ov>^.^^, zu Ns 8 '^s-.öi (^-.jol(?_) und 'jto Ji^-ujj Jboo.
zu Ns 9 jLcDfoo ^^ ^\a*r>» (v^gl. Ts 9), zu Ns 10 ^j^^o ^,.;^do
(vgl. Ts 10), zu Ns 12 'jto ^9^>A^ ^t-o»o; zu Ts 6 ? )Jav, zu Ts 8
JL:io»o und zu Ts 12 jLa^ovy >-►«.
4. Keiner der beiden griechischen Texte ist die unmittelbare
Vorlage zu einem der orientalischen. Die Griechen selbst stimmen
in den beiden Fällen, in denen allein sie bis jetzt kontrolliert werden
können (Tss 6. 10), nicht unter einander überein. Ap bietet einen
mit SyrAr näher verwandten, aller Wahrscheinlichkeit nach (s. u.)
auch ursprünglicheren Text als Ce. Im Einzelnen ergibt sich: Ce >
ApSyrAr versagt zu Tss 6. 8. 9, teilweise auch zu Tss 10 und ii;
Ce = Syr > Ar zu Tss i und 4; Ce = Ar > Syr zu Ts 5. — Ap
19] Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami. 9II
> SyrAr versagt zu Nss 4 und 9 und differiert in Einzelheiten zu
Nss 2. 3. 5 — 8 und 10 — 12; Ap == S\t > Ar zu Ts 6.
Unter diesen Umständen lassen sich zur Zeit für den erreichbar
ältesten Text des Nux6ii)uepov im Tcstamentiun Adami aus den zu-
gänglichen Quellen unter Abzug der oben besprochenen Zusätze in
Syr und Ar- sowie unter Eliminierung der Differenzen von Ce > ApSyrAr
lediglich die allen übrigen Textstücken gemeinsamen Auf-
zeichnungen verwerten, die folgendes, freilich lückenhafte Bild er-
geben ' :
Ts 2 Gebet der Engel, Ts 3 der Vögel, Ts 6 der Kerube; Ts 7
Ein- und Ausgang bei Gott; Ts 9 Gebet der Engel, die vor dem
Throne Gottes sind; Ts 10 dem Wasser (geweiht); darüber Gottes
Geist schwebend als Schutz gegen die Dämonen; Wasser- und 01-
^ Vorausgesetzt ist bei dieser Zurückführung die Haltbarkeit einer sich unwill-
kürlich aufdrängenden Hypothese, daß wir nämlich eine verhältnismälJig grad-
linige Entwicklung bzw. allmählige Erweiterung des ursprünglichen Textes an-
nehmen dürfen. Ist dem so, dann repräsentieren die in ein einziges Schlagwort zu-
sammengefalJten Beschreibungen der Einzelstunden ihre älteste Gestalt, mit anderen
Worten: die Beschreibungen führen zurück auf die Namen der Stunden, wie
etwa: „Engel", „Vögel", „Fische"; aber auch „Jubel", „Furcht", „Ruhe". Damit
verglichen erscheinen nun die bei Renan (p. 461) aus dem Par. Cod. 52 zitierten
Stundennamen wie etwa ^y> oder 7- r^, <*^iLwj, d<s^J^_ in neuem Lichte; ebenso
aber auch die schon von ihm beigezogenen Namen in der 185. Fabel des astronomie-
kundigen Hygin (ed. ]M. Schmidt, Jenae 1S72, p. ^d), wie etwa Irene oder Eimomia
(letzteres allerdings in Bursian's Text fehlend). Es wäre imgemein verlockend, nun
noch einen Schritt weiter zu tun und speziell die Tiere unseres Textes als in
erster Linie namengebend für die Stunden zu betrachten. Im Obigen sind ja
allerdings nur Tiere im Allgemeinen (KT^vea, O^pia Tss 4. 5) oder Tierklassen
genannt, wie Vögel (iTTiivd Ts 3) und Fische (ixGüeq Ns 2); Apollonius aber erwähnt
aulöerdem noch bpocKOvrei; zu Ns 2 und öqpei? sowie Ki)ve<; zu Ns 3 , und SyrArAe
(allerdings > Ap) nennen zu Ns 10 den Hahn (M^%s^'^, '^■?,^^. ß-ClP). Nichts läge
nun näher, als mit diesen Namen den Ostasiatischen Tiercyclus und alles, was damit
zusammenhängt (vor allem die auf Teukros-Rhetorios basierende Dodekaoros), in
Verbindung zu bringen; s. zuletzt Fr. Boll, Sphaera S. 295 ff., besonders 325 ff.
Drache (f |), Schlange (:]i'^), Huhn (^^, bzw. Hahn) und Hund (^) kehren in diesem
Cyclus wieder. DalN es sich dann ursprünglich nicht um Einzelstunden, sondern um
eine bekannte babylonische Erscheinung (Herod. II, 109). nämlich um 12 Doppel-
stunden handelte, würde der verwässerte und von Wiederholungen keineswegs freie
Text des Testament/tm wohl vertragen. Aber nun etwa schon jetzt direkt alle
späteren (?) Stundennamen darin auf jene ursprünglichen (?) Tiernamen zurückführen
zu wollen — wogegen u. a. schon der Wechsel der nomina abstracta und concreta
für die Benennungen der Stunden sprechen könnte, der die Annahme zweier hete-
rogener Quellen nicht ausschließt — , hieße Hypothese auf Hypothese türmen und
der Phantasie Tor und Türe öffnen
'912
C. Bezold, Das arabisch-äthiopische Testamentum Adami.
[20
niischung gegen Krankheit; Ts 11 Freude und Jubel der Gerechten;
Ts 12 Huldigung der Menschen, Ns i der Dämonen (öai'iaove^,
^»JLä., -^^LL-iJl, ÄPll^), die solange keinen Schaden bringen, Ns 2
der Fische, Ns 3 des Feuers, Ns 5 des Oberen Wassers; Ns 6 Furcht;
Ns 7 Ruhe der Natur; Wasser- und Olmischung gegen Krankheit;
Ns 8 Hervorbringung von Grünem; Nss 10 — 11 (in Ap und SyrAr
verschieden verteilt) Öffnung der Himmelstore, Flügelschlag der
Seraphe, Jubel auf Erden, Sonnenaufgang vom (bzw. im) Paradies;
Ns 12 Ruhe.
Welche Anschauungen mögen dieser merkwürdigen Ordnung
zugrunde liegen? Vor fünfzig Jahren hielt RENAN (p. 435) es für
recht wahrscheinlich, daß sie dem Avesta entlehnt seien. Zur Zeit
scheinen sie „natürlich" auf Babylonien zurückzuweisen (vgl. u. a. die
■Wasser-Öl-Zeremonie sowie umstehend die Anm.). Und in Zukunft?
II Sawasew'.
Per
Ign. Guidi.
Siri, gli Arabi e sulle orme di questi, gli Ebrei Hanno
largamente coltivato le discipline grammaticali e lessico-
grafiche, ma sotto l'impulso piü o men diretto della logica
aristotelica e della scienza greca. Di tempi piü antichi, i
cosi detti paradigmi assiri ^ sono indipendenti dall' influenza greca, ma
non meritano il nome di scienza grammaticale; anche le osservazioni
d'indole piü o men grammaticale, che ha raccolto il BERLINERS nel
Talmud e nel Midras, ancorche fossero affatto indipendenti dalla
scienza greca, non rappresenterebbero un vero sistema grammaticale.
Gli Abissini tuttavia Hanno coltivato, in modo per grandissima
parte originale, le discipline grammaticali e lessicograficHe, sotto il
nome di Sawäsezv. Questa parola s'interpreta : »scala« ovvero »ponte«,
ed Ha tal nome perche e )»una scala che permette alla mente di
salire in alto fino al sommo dei cieli, o di discendere fino al pro-
fondo degli abissi, e conoscere perfino il mistero della Trinitä(!); e
pure un ponte sul quäle si passa dall'ignoranza alla scienza« 4. Ma in
realtä, saiväseiv non e che la traduzione di ,J-«j, nome dato alle
grammatiche copto-arabe di abbä Yohannes di Samannüd, di Ibn
al-'Assäl, ecc. Per opera di chi e quando il Sawäsew abbia avuto
1 0^^(hL '. (\Th(D'. (Moncullo, 1889; per cura della Missione svedese)
2 Bezold, Überblick S HO
3 Beiträge z. kebr. Grammat. im Talmud ii. ÄJidrasck
4 Cf. Saw, 3 (LUDOLF, Comment. 209)
58
Nöldeke-Festschrift.
914 ^S^- Guidi [2-
press'a poco la forma che ha nella citata edizione di Moncullo,
l'ignoro; i mss. di Saiväsew, che si conservano in Europa, non sono
stati oggetto di studi speciali, per quanto io so, salvo l'uso che ne
ha fatto il DiLLMANN nel Lexicon; d'altra parte i mss. piü antichi
sembrano essere dei glossari, piuttosto che delle grammatiche. II
dabtarä Kefla GlYORGlS mi asseriva che l'inventore del Sawäsezv fu un
tal Deddeq Gabra Märyäm, ma non mi seppe dire chi fosse o in
quäl tempo vissuto. SiNODÄ, istoriografo di lYÄSU 1° e BakäFFÄ,
morto nel 1726, e detto autore di un Sawäsezv celebrato, ma nessuno
dei saiväs. conservati nelle biblioteche di Europa porta, a quanto
sembra, il suo nome.
II Saiväseiv si divide nelle 4 grandi parti seguenti: i) ?»Cfl ' 4*
9°C; 2) ?iCn:*7/^; 3) VmA ' *7/*'; 4) Kia-fl; cli ciascuna delle
quali dirö separatamente.
I. hcoHl'rc«
L'?iCfl ' 4*!?"n (»novero della coniugazione«:) tratta dei 28 sog-
getti seguenti:
I. ao^-^,^ )>chiavi« sono la vocale iniziale e la vocale finale
della parola, perche a guisa di chiave, l'aprono e la chiudono. Pos-
sono essere vocali iniziali di un verbo: a, ä, e, e, o {qatala, bäraka,
sema, nehela, qomä)\ la vocale finale e solamente: a; secondo alcuni
anche e (per causa di J&n>). Tutte le vocali possono essere iniziali
o finali di un nome.
II. ^lC^lft'ih »capitani« sono le 8 forme seguenti: qatala, qad-
dasa, gabra, a^inara, bäraka, setna, behela, qoma.
III. i^^«^^ »truppe o soldati« sono 50 forme diverse di verbi.
Üna piccola dififerenza dovuta ad una lettera gutturale, alle lettere:
öl o P, alla reduplicazione ecc. basta per assegnare un verbo ad una
forma distinta. Questi 50 »soldati« si raggruppano all' uno o all'
altro dei »capitani« di cui si e detto nel n° pr. Ecco un esempio di
ciascuna di queste 50 forme: {qatala) i) hassa, hatata (med. gem.).
2) viahala, sa^ala. 3) waJiaba, wdala, 4) naqawa. 5) kawawa.
6) ivarada. 7) wadaya. 8j sagaya. {qaddasa) 9) sabbeha, sawwea.
\<S) labbawa. \\) tasaffawa. 12) tawakkala. i^,) taiiabbaya. 14) hal-
lawa. 15) hallaya. 16) tauiakkeha. 17) angallaga. {gabra) 18) sak-
3] II Sawasew. 915
ra. 19) inaU'ha, balcha. 20) ivadqa. 21) masiva. 22) juasya.
{a'niarä) 23) adlawa. 24) atraya. 25) amantawa. 26) amaknaya.
27) amadbala. 28) anqalqala. 29) ansehascha. 30) aqyähayha.
31) astasandala. 32) qahayäzvhata. 33) tawahaiveha. {bärakä)
34) särara. 35) niä/awa. 36) säqaya. 37) sadazva. 38) säJiyaya.
39) iiiäliraka. {semd) 40) qcqeha. 41) sönawa. 42) gcgaya. 43) j-^"-
wawa. {behcld) 44) weheza. 45) seJiewa. 46) teeya. {qoind)
47) hosasa. 48) toselia. 49) inorqeha. 50) lolaiva.
IV. hÖ*'!^ »colonne« sono le cosi dette coniugazioni (causativa,
riflessiva, ccc.) designate colle parole: KÄ'^T.: htl^^'X ' hil^^^
lr'%j '{"^^-^'l,, '['Ä^J-T.; questi nomi derivano da h^dl »fare«, e
rinfluenza dell'arabo: J-äs, J-»s^ J-«-ä-J etc. e chiara.
V. hil^^Of' »radici« sono i preformativi dell' imperf. J&, 'l', T'. ?»•
VI. 0*P'l*fl>" »specie« sono 4, e determinate dalla presenza delle
lettere Ü, ?». flJ. f o dalla loro assenza.
VIL Ofl.^ s ^7*f»Ä* »grande verbo« sono le forme del verbo
finito, cioe: perfetto e imperfetto (indic. e soggiun.) e imperativo.
Sono dette »grande verbo« perche da se sole dänno un senso com-
pleto, p, es.: 4»'hA = egli ha ucciso; a differenza del »piccolo verbo«;
V. appr. In questo capo sono date le forme dei vari verbi, secondo
le 50 classi del capo IIP.
VIII. 'iihtl ' h'i*l*K »piccolo verbo« e I'infinito o il gerundio nel
verbo primitivo e nei verbi derivati; e detto cos\ perche da se solo
non forma una proposizione completa.
IX. Ä'fe^* »sottile« e il participio della forma qatali, aqtäii, ecc.
X. nöÄ" • 4*Ä*A »nome, aggettivo straniero« sono i nomi deri-
vati da un verbo, o con cambiamento di vocali, come le forme: qetui,
qatl, qeddus, qeddäsc ecc, o con preformativi e afformativi. Questi
sono in numero di 12 e cioe: i) iiia (p. e. O^^f'V^). 2) um (p. e.
O^Hb). 3) inä (p. e. n\\TC). 4) ^'ic (p. e. jr»'7nC). 5) ^no (p. e.
'T'O^). 6) 'a (p. e. h9°fl^). 7) ^<^ (P- e- 'f'*7»^K*). 8) ta (p. e.
;'"/lhJ\Ä'). 9) ^'' (in principio e in fine, p. e. 'Thfl>"lflA^; ovvero solo
in fine, p. e. 4"lhA'"h). 10) -nä (p. e. 4»Ä'flV). u) -u (p. e. T-C^'»-
12) -yä (p. e. thTr^f)
XI. «wi^./h^'J »guide« sono i pronomi personali separati: M ' Wi
"f" ecc.
XII. flu. ' HC »nome che attrae« che regge un altro nome; sono
58*
91 6 Ign- Guidi [4
i iiomi verbali (nomina actionis) terminanti in "t" p. e. l'ü/,'1'- Oh'l',
*^jtn*^ (forma: -»iqetlat«).
XIII. A*^.^' »consuetudine« sono le lettere: "t", K, /ift-f" colle
quali si formano rispettivamcnte le coniugazioni: IV, II, VII (secondo
lo Schema della gramm. del PraetoriuS).
XIV. nÖÄ* ' WC »nome (verbale) estraneo« (cioe derivato dal
verbo, ma con aggiunta di altri elementi) sono le lettere: T*- '!*• X
(tanto coUa vocale )>^« quanto colle vocali a, u, ä, 0, p. e. O^- ö***
ecc.) le quali servono a formare nomi derivati, come: {r'*7flCr 00'*/
nt: ^'\xrc'v hcM ecc
XV. ihC'^'l' >'interdizione« ; hanno 1' »interdizione« i verbi colle
lettere: Ü (th: '*l) h (0), il (D e il f. Per essa si producono i noti
cambiamenti, come: ftrh,'fl per (ith/ü; cade il O, p. e. J&^iÄ" da
a)df^, ecc.
XVI. TfC'HC ' 4*Ä*A »aggettivo di suffisso« sono i pronomi suf-
fissi: h Vh h., h Vi, Ih, ?', •/, V 3:, Tr, ö»-, «P, ?», -f considerati
tanto come suffissi, quanto come atibrmativi del perfetto.
XVII. I^^JPJ ' H'^Ä' »che ripudiano la parentela« sono i verbi
che nella flessione perdono una lettera, o sia nel principio, o sia nella
fine, come ^MH\ per *J&ihrt, da ^-rt-flr/i. rtflh, da rtflh per ^rtfl
Vih
XV^III. flJ"/y]J?V •■ nöÄ" »che aggiungono 1' estraneo« sono le parole
che nella flessione prendono una lettera estranea (apparentemente) ad
esse. Tali sono i verbi mediae (D, f che nell' impcrf. prendono ris-
pettivamcnte: fl>" o /Z« che mancano (secondo gli Abis.sini) nei per-
fetti: .fc+flJ-jr». ^W^9^; c cosi i plurali come: hl'PC da ^C, fl^
«D^C^ da '(\th,C ecc.
XIX. '|Ji*»''^i'J »mescolati« sono i verbi che seguono ora la
coniug. I, I ed ora la con. I, 2, o le altre; talvolta con diversitä di
significato nella radice, e talvolta senza. Cosi secondo i grammatici
abissini, (DOX'l- (D^tD. ÄOA , 1^<^ ecc. al perfetto sono di: I, i
(watajia, non: wattaua, ecc.) e all' imperf. ^^T7; ecc. di: 1,2; ni
&,C- Od,d {plexiiit, non iingues praesectät, 9kd*d) sono di I, i nel
perf., imperf., ma nell' Inf. Hl^CT, ecc
XX. 'VfVl& »consociati« sono 3 classi di verbi (di med. guttur.)
che hanno ciascuna la stessa flessione.
XXI. tl'iÖ(0' »concordi« sono verbi che non cominciano da Ü
5] II Sawasew. 917
o h, ed i cui preformativi sono dell' ordine scsto (con c^, o senza
vocale).
XXII. l^PC^Tr »vaganti« sono le Icttcre flJ c P, quando occorro-
no dove (apparentemente) non si aspettcrcbbero, comc il W di J&*l*
<0«9" che non c nel perf. «f»«^ e il f di ^.U^f^^ che non e nel perf.
"i<w> ; ovvero quando mancano dove si aspcttcrebbero, come il (D
di 'l'AflJ che manca in ^'l'tir. Sono cosi chiamatc perche: »man-
cano al loro posto, e si trovano in quello che non e il loro«.
XXIII. flJAm. • IdH )'che cambiano la vocale« sono i verbi che
hanno in principio, in mezzo o in fine le lettere: V(th,'^) h(0) (D e P,
p. e A^rrThA
XXIV. jr*|)AÄ* »ricettacolo« sono le lettere: w, /i, l, t, iiä, iv, y
che si aggiungono in fine, nella formazione dei nomi, del femminino,
del plurale ecc, p. e. A o 9" in hZ-'d, dänno Vl.<-n.A- W-H.J'";
V in nS^ o in h'flCH- V in An-V ecc.
XXV. h^V^V^lf »che non raddoppiano« sono le lettere: Ü(th,
'S)t\(0) che non si raddoppiano mai, e il (1 che (secondo il Saiu.) si
raddoppia, in fine, se di med. gem. p. e. rtlfl-
XX VI. (D'^'V^'i »che ingöiano« sono le lettere: 'I», V- h, 1- che
si uniscono ai suffissi (afibrm.), come ^iT<^4* per '^l\'YO^^\\-
XXVII. 'l'f^Yi'fl^^'i »omonimi« sono i verbi che hanno piü
significati o nella prima coniugazione o nelle coniugazioni derivate.
Si suddividono in 4 classi, cioe: i) verbi che hanno un significato
nelle i^ forma ed un altro nelle forme derivate; come ArhA e '1*1**
VA'. 2) verbi che hanno un significato nella con. I, i ed un altro
nella con. I, 2, la forma della parola restando la stessa; p. e. S^'flrfi
illuxit e tributiüii pependit. 3) verbi che hanno divcrsi significati
nella medesima forma; p. e. S^'flrfi illuxit e (Ä'fl'll) intinxit. Spesso
si tratta di significati affini di un'unica radice. 4) parole che hanno
due sensi, perche unite a suffissi; p. e. l^Jt*^/*« che puö essere: illat
noveriint ovvero ille novit cam^ ?»9"üf che puö essere Hinter nostra
ovvero ex.
XXVIII. TflCfl*" »sparso« sono i verbi che fra le lettere radicali
hanno *fe, h" ecc.
1 Per gli Abissini, rtrhA e i'"/Ürt appartengono ad una sola radice
giS Ign. Guidi [6
II. hcn ■ '7/*' «
La seconda grande parte del Saiväs. e detta lt\CS\ '• 1/^ »verbo
coniugato't e contiene specialmente delle tabelle o paradigmi. Dei
50 )'Soldati'( raggruppati sotto gli 8 »capitani«, dellc coniugazioni deri-
vate e del verbo: /&rt», sono date le forme fondamentali, compresi i
nomi verbali. Inoltre sotto il titolo di 'f'S'flfl, ' '^t** »verbi di collo-
quio« sono riferite delle brevi proposizioni, comme p. e. ^^"V • Ä,rh
= t^'m^^'i •• mdn, »ha appianatü la via«; (iff^d, ' o^^ih = rtj&'bT' '
""HH, »ha sguahiato la spada«; e sotto il titolo di : 9^f\(i» '• **l^
»verbi di similitudine« sono dati esempi di proposizioni che conten-
gono Lina metafora p e. Ol^VflA •• ^Ä.^ = 'i'T^th = fl-f-J^C ••
A'JrtA'l* ' Z-'"'*'^, »c legato nelle catcne della poverta«.
III. VmA : *?/*' «
La terza parte del Sazuäs. e il VrtlA ' *7/** »la parola sdoppia«
a differenza delle parole che hanno una flessione e che sono il sog-
getto delle due parti precedenti. Le quali parole coUe loro varie
forme assomigliano ad una toga o ad una stoffa che si ripiega piü
volte, mentre nella »parola sdoppia« non si da che la 3''^ persona del
perfetto, se e un verbo, senza alcuna flessione, o il nome senza al-
cuna aggiunta di suffissi, ecc. E la parte lessicale e antica del Saiväs,
e si distingue nelle voci dette HC o »seme« che sono quelle che
hanno un verbo dal quäle derivano (= ,3:oiv^) e nelle voci dette /«IC
che non lo hanno (= o^Iä.). E forse anco la parte piü importante,
ma per trattarne di proposito, bisognerebbe stabilirne criticamente il
testo, e conoscere altresi l'origine di queste, che sono spesso Y^wjcrcrai
o v-^^ derivanti da libri molti e diversi.
Un numero non piccolo di queste »parole sdoppie« sono errori
di scrittura per lo scambio facile di talunc lettere come sarebbero:
rteA;<ie«t;7e'J; eccone degli esempi: h\\^J'lCh = f^i.Ä.
'J.'J^rt (sie) •• <w»J\vh<b c evidentemente errore per h\\{\,*^Cl\,
^^\^y^^.^^ eHai'mepov; in DiLLMANN, Lex. 1398, ed anchc ncl Saiväs.
IlM e per I^JH. (cf DiLLM. Chrestom. 76) il l"t\l ' ÜIC traduce
certo: lariTpÖTToXig e facilmente ha dato originc alla glossa del Sazuäs.
che dice essere »nomi di paese« tanto TJII. quanto l'JH.. Errore
7] II Sawasew 919
di scrittura riteny,o che sia anche "VAfW« = *ii'i''J obdiictus, veiatus,
invece di *7Afl*", formato regolarmente da 7A<D obdiixit, velavit; lo
scambio fra *'? e *7 e facile, e dal prinio errorc c nato il verbo *'V
Afl) che registra il Saiuäs. JT^^T in DiLLM. 1394, e sbaglio per *P
d,*? o *r*<i.T che s'interpreta fflÜA •' o^t{69, »istromento di vasel-
lamc, di vasellaio« e traduce 1' öpTavov del corrispondente testo
greco. DiLLM. ha ragione, io crcdo, nel correggere /?»'l**Bht" nel
passo citato a c. 1397, ^ tuttavia il Sawäs. registra il verbo '|"fl>h^
che traduce: -J'+flA; a c. I394leggerei flJ^O per QTO, e ?bTOX
»possa egli ascoltare le mie parole«. Un e.sempio istruttivo lo for-
nisce il Senkessär del 5 di saue; narrando i supplizi inflitti a Ebsöy,
vi si dice che il governatore di Alessandria: hHH J JP?"Ä*h« •* tro^,ah
Ä • '^X.'> ' CfrVf- •• aij&^j?.?» s m-Ai- : hÖ^TF'UO* (ms. di Parigi,
ßibl. nat. no 128, f. 112, v.); f^^-iD*^ e trascrizione dell' arabo >Of\yi
cioe il >^yo per mettere il coUirio negli occhi e che e fatto anche di
metallo; il governatore fa arroventare al fuoco dei >^jyt> di ferro e
con essi acceca gli occhi di Ebsöy. Per lo scambio facile special-
mente in alcune scritture, di 'W» e ID, il (Jo^oh^ fu scritto da qual-
che copista: (D^(0'^, come vedesi nello stesso DiLLMANN, c. 1397,
che mette: (D^Oh^ fra i »vocabula dubia et obscura« citando questo
luogo del Senkessär, certamente dal codice di Tubinga, perche esso
manca, per caso, nel cod. Bodleiano. In questa forma di: (D^Oh^
e in quella del supposto sing. ÖJCfflÄ* la parola e passata nel Sazuäs.
che la spiega: (iO'\^\\«''ti •' ^f^li ' ''7T<i.J? »stromento per bruciare, per
rovinar gli occhi«; traduzione suggerita dal contesto di questo passo
del Senkessär, e che e inesatta quanto e errata la scrittura: (D/f(D'^-
II Satväs. ha pure *fe.^A = V^'^^^i't' .che potrebbe essere: ßdes,
per iscambio di lettere arabe: ^^-^f ^^<^-
Le forme doppie sono spesso dovute alla diversa origine delle
glosse. Parecchi nomi derivati dal greco, nella quäl lingua hanno
una T o una k, sono scritti con ^ ('f') h, ovvero con ni e + secondo
che sono passati in ge'ez per il copto-arabo o per il siriaco-arabo;
cosl 'thA e rtl,4*A sono ambedue per xeKXa, come K'flrtA-^.A e n
'dAAriLA, K'flrtAm.A per ipaMc^^ P-^ e ^ahfi] per lOüia; ^ilT-
'^l'i, 't*?V-7 CfhlTr per (^.r^Ua, TriTOtvov. Forme doppie e in parte
ÄO-A^rt e Ä-flTAfI = ff"H.7"C sono errori di scrittura
920 Ign. Guidi [8
errate sono p. e 'l'T'JT 4«'}^* 'P't^'iTh ^^'Pft Kivvd|Liuu|Liov; ^A
rt.ri h/.'flM hCfLfl dipeoic;; -f'i{V?-'i 'iP^'\l?•'i (Tonaliov), ^-n
?^'i (TÖ 'TTÖtZilOV!).
Molte voci sono semplici trascrizioni di parole greche, arabe ecc ;
le incsattezze e le forme errate, comc puö immaginarsi, abbondano.
Tali sono: hVlP-ft .ftlOTA, dEiog; hCA^Gtl, upxitpeu«; Vit?r
XUjpe[TTi(TKOTTog] Y\C.(l/'^'V6^i üpxinavbpiTJic;,, 4»'-C,^*l»^ = KupiaKr) (rme-
pa) che e spiegato: fVC.^' = *l*'3', »il giorno del Signore, il giorno del
Giudizio«. E questo appunto il senso che ha la parola nella strofa
citata in DiLLM. 1395: hr^^m-i. • ?i9"V ' S^'H • ht^ • ^fl^'i ' '^C
JP«!»'' »liberateci dalla pena, allorquando sarä, dominerä il giorno del
Giudizio'«. Lioltre *?^(\*^t\ tribunus (TpißoOvoc;), (O'A'Ä' vulpes(?) =
*hflC ecc. Numerose sono le voci arabe fl^iÄ' == lX^^I; OVA =
JJlä; fliiA = Jy^^; PrtA = J-^; O^tlC = j-^l^ (coUa pronunzia
volgare di ^-= = ^); h*)**^ = ^»-^^; specialmente i nomi delle stelle
come: KrtÄ' = ^^V\; 3^-^= ^^4-^; J^rhA = J^; e ritenendo
anche l'articolo Jl, XArh-"^ = Cj^\ (come «|»;^ e h^^^' = f •?•
fl ' 'JJ^V^ ^UiJ\; JtA'^hV-T' = c>y-^^ ecc.)- Ma la traduzione del
Sawäs. non risponde sempre esattamente al senso etimologico; p. e.
'CAfl (DiLLM. 1392) o anche ll^Ö- TA^ e = TtuXag ma e tradotto:
^lry\'} »tentorium«.
Talvolta il Sawäs. non da la traduzione letterale della parola, ma
come in alcuni nomi biblici, l'interpretazione allegorica che risale agli
antichi »Onomastica« ed alla scuola di Filone'. Spesso la dififerenza
fra il vocabolo e la sua traduzione e grande; p. e. KA't^'J cioe
dXrieivöv e tradotto rtfl>" '• f U'V ' hi'^Ah »Dio che e divenuto uomo«;
Ä'Cft^<f- = /^P^ • ?*9" »carne e sangue« cioe di Cristo, Eucarestia
(TTpoaqpopd); hYli't^'i = aKpaiov e f^'it*^ti'i = auYX'J^Plö'ov sono
tradotti il primo »Sangue di Cristo« e il secondo »demente, Inter-
cessore'c (^<y» : hCft-f-ft; i^thi^ >\*^f['^), hÖC?''i . dcradpiov d 1
n.^ .inercato«; flj^P,, ä^^^ e 9^!h4!:'1' »misericordia«; 'il9^ tl"? ilOl^
'i*Q0i*^(\(lh = aivrf|uaTi(7Tai (Cf. DiLLM. 686) e interpretato »storia«;
le parole VbA-fc e <(„A-t sono tradotte: *7<{.ai'^'f e 4»*;-'lI'^-7-
»generale di sinistra« e »generale di destra« ; certamente sono i XeXeö-
Öei e i OeXeirei della guardia di David (DTlVErn D'TnDn). Notevole e
tfO'i'tlx »esser avido«, la traduzione: vorax, gulo che il LUDOLF da di
ff":^'^L (DIL! M. 183) dipende forse da questa glossa; foH'üx poi e =
* Cf. Revue biblique, Janv. 1904 (GuiDI, Uit fragmetit arabe d' otwmastique bibliqiie)
9] II Sawasew. 921
spada; che da un buon senso nell'esempio citato in DiLLM. Qff'^'l'tlx'
i^Vnni-hC/' II 5^?z£;^^. registra anche: 'l'lV'Y 'l'CTj'UCr —
flH) = "flU*, che, ahneno apparentemente, sembrerebbe essere = /rop.
Interpretazioni singolari e forse in parte mistiche, sono i nomr
delle varie parti delle chiese, come: 4j4-V. = 4*51 ' "V/KiA»'!*, che e il
luogo dove stanno i dabtarä: 'f'^rh. = ftfi' •' AJi.J'"? la sacrestia^
/Tl**J-'/. = 4*Ä'ft'l*, la parte della chiesa dove si amministra la coni-
munione al popolo; ^/««VL = '"'*^^M la parte dove e il täbot ed i
preti celebranti; ogni lettera dell' alfabeto poi e un »nome di Dio«.
Talvolta le spiegazioni del Saiuäs. non sono la traduzione lette-
rale di un dato vocabolo, ma piuttosto le interpretazioni che si danna
di esso in taluni luoghi oscuri. P. e. il 'hAl^f oltre il senso di col-
hidere, ludere, ha varie spiegazioni, come äT ' /»A? xesser tranquillo>v
'l'VCDÄ »agitarsi« (Cf. DlLLM. 1393), H^ ' 'f-'^AAA, »andar su e giü,
avanti e dietro«. Ouesti significati diversi, anzi opposti, sono le varie
interpretazioni che si danno di f^'iYlC ' 'l'AUJ? ' AHiHiC del salmo
XCII, 4, che traduce il öaujuaaioi oi jueTeujpi(j)Lioi niq OaXdacDiq del
greco.
Molti verbi registrati dal Sawäs. sono verbi denominativi che
sembrano essere poco o nulla usati nella letteratura: come *'%a^^
»distinguere« da '^.<^; A"rh »scrivere« da Aö^'A; A'JÄA »risplen-
dere« da til^tx, Xa|U7Td<g; T^Trh »vestire« da T^'Hrh'V; *fe4*rh »mon-
dare il grano ecc.« da 'ti^th (DiLLM. 458); ÖCtii e ACrh "illuminare«
da lA'C'V: A^rh = i'I^VfiCL »bere un sorso« da 0^^:i'ily'l' t\md
= tron't pesare da (Xirpa) ATC
IV. hmn •'
L' ^iTO'fl »particella« che potrebbe tradursi »il connettere« tratta
specialmente delle particelle (preposizioni ecc.) e si suddivide in 7
parti, che sono le seguenti:
I. Ofl,jR> ! ?»1fl'fl »grande particella« sono le particelle che st
premettono al verbo e lo reggono, come: A»jr*^V • ^iVlflCh ecc.
Sono disposte secondo le equivalenti amariche, e precedono, p. es-^
le particelle con senso di V come: "hiXO^^ ^i9"^V hM'^ A- (D poi
quelle con senso di AA come: Oh^'i* fl^-V Kiü^'l ÜP'J'I- ecc
II. 'Jh»«A ' Kifl'fl »piccola particella« sono le particelle che si
922 Ign- Guidi [lO
prepongono al verbo, nia noii lo reggono, comc gli avvcrbi interro-
gativi: ?!(•"• (IhC. ecc, Ic interie/.ioni: A»A»- ^v htltV ecc
III. 'l'^,d. ' 'ilx'fl )'il resto della i)iccola (particella)« sono alcuni
aweibi ed i xx^cativi: hß '- hlWJx • hM^-
IV. yAl^ ' hlfl'd »particelle .sottili« sono quelle che si premet-
tono ai nomi e ai sufhssi, come: -^0, ^ih'i', i\, 0, ?iT'flA ecc, le
congiunzioni : (D. — \, — VL? — ü; gli avverbi come: "l'Chtl, 'VCP^,
-We, A<C ne 'l-"7Air» ecc
V. ^»*fe4* ' ?iCn,'^' »sottile flessione« sono nomi che formano
apposizione a quel che precede e non reggono nulla, come: W'A* *
fl/h'IrlJ; sono ritenuti M.^ '■ hCtl^' le voci h^PJ: = che e; Ä"
(D'd: = chiamato; ft"***/?' = nominato ecc Anche fl>*?i'l5 nel senso
di >'^egli) e«, A"; A**'!^! P) O'P nel senso di »egli ha« e le relative ne-
sazioni sono ritenute essere »flessione sottile«.
\'I. A?"^ ' (DC^- Ouesta espressione significa »cera ed oro« e
designa propriamente la metafora', ma questo capitolo comprende
7 trattazioni diverse delle quali non darö quasi altro che i titoli, poiche
sarebbe molto lungo il parlarne di proposito. Ecco queste trattazioni:
i) hilhll'l' le coniugazioni, cioe la 1° e le derivate, la diversa co-
struzione del complemento (oggetto, ecc). 2) 'fl'l*'} J A^Aö** »sawäs.
disperso« sono: il luogo, il tempo, la forma, la natura, il nome e
l'azione. 3) OAll»'!* •' llHC^ »sostantivo col genitivo« (stato costrutto
ecc). 4) 4»Ä*A •■ l^^An^'^ »aggettlvo col sostantivo«. 5) tf*>-7fHC
propr. »circonlocuzione«; p. e. sarebbe un o^'YitlC dire: hCA-f-A •' A
^A ' iL^'l' per dire: Cristo che fu crocifisso come un ladrone, owero:
insieme con un ladrone. 6) 'l'HT^ »che si scambiano un coli' altro^<
come le due proposizioni: «^C^JT» : <w>Tfjn : h'^V-h.A ■ (DC^ e
h'^'i'h.^ • (DC't' ■ »ncFr ■ t^iii-n 7) ^'>hc »gii opposu«.
VII. h'*l'M »principio, pegno«; tratta dei nomi numerali (cardinali,
ordinali ecc.) soll, owero uniti coi suffissi ecc.
Fin qui il Sawäs. di Moncullo. La Missione cattolica di Kcren
pubblicö anteriormente un altro Sazuäs., ma assai meno voluminöse,
e senza molte delle divisioni e suddivisioni dell' altro. Nominatamente
vi manca tutta la III^ parte o VniA '• *7/*', che nel Sawäs. di Mon-
cullo occupa piü di loo pagine.
I Cfr. i miei Praverbi strafe e racconti abissini, p. 64
I
i
1 1] II Sawasew. 923
Molto resterebbe a dire per una dichiarazione, anco brev^e e som-
maria, dcl Sawäsew, nia il poco clie ne ho dctto bastera forse per
dare un'idea di questo libro. Quando si pensa agli scritti filologici
dei Siri e spccialmente degli Arabi, questa parte grammaticale e les-
sicografica della Ictteratura ge'ez ci si mostra essere assai povera
cosa, e il solo pregio che non le si puo negare e 1' originalita. La
quäle par essere grandissima e quasi complcta, e poco le toglie se
qualche cosa, e nominatamente 1' ordinamcnto della 3=^ parte o glos-
sario, e stato suggerito, come c probabile, dal ^»i-^o d' Ibn al-'Assäl,
che nel suo glossario comprende appunto voci d' ogni genere, e le
dispone secondo l'ordine alfabctico delle lettere finali di ciascuna voce,
senza raggruppare le parolc sotto le rispettive radici. Ma questa
originalita non so se debba stimarsi un pregio da lodare o un difetto
da lamentare; crederei piuttosto essere stato un danno, che nessuno
fra gli Abissini sia sorto ad introdurre e adattare alla lingua geez il
sistema grammaticale degli Arabi, almeno nei suoi clementi. Pro-
babilmente in tal caso il Saiväsew sarebbe riuscito di ben altro valore
e ben piü utile per lo studio della filologia abissina.
Poemetto lirico tigrai per la battaglia di Addi Chcleto.
Di
Carlo Conti Rossini.
grave indebolimento dell' autoritä regale, il passaggio della
somma podestä nelle mani di grandi vassalli, bcht zvadad
o j'äs, ricordanti per molti aspetti i maestri di palazzo della
etä Merovingia, il conseguente fiorir del feudalesimo nelle
provincie, e, con cio, la piü facile e larga estrinsecazione del senti-
mento d'irrequietezza, d'insofferenza e di autonomia, che non rara-
mente costituisce il fondo della psiche abissina, vennero gettando il
nord deir Etiopia, a partire dalla metä del secolo XVIII, in un profondo
stato di disordini, di convulsioni e di anarchia: stato, che per le pro-
vincie del reame attigue al fiume Mareb e al suo affluente Beiesa
ando piü ancora aggravato dalla violenta annessione della regione,
un di retaggio del bär m.gäs o bahar nzgäsi, alla regione costituente la
tradizionale signoria del Ttgre inakuaimen, annessione compiuta da ras
Mika el Sehul. Svigorito o addirittura cessato ogni freno, le competizioni
locali, le personali o collettive cupide ambizioni, l'aviditä di razzie — per
non dire di istinti malvagi e brutali — non soltanto spesso piü non trova-
rono efficaci repressori o moderatori, ma nelle contese fra i grandi o nelle
ribellioni contro le prepotenze di costoro ebbero nuova esca o piü libero
campo di manifestarsi; agii odi antichi, ereditari, altri odi si aggiun-
sero ; fra popolazioni, in cui d'un atto individuale puö chiedersi ragione
o ritenersi responsabile una stirpe, a frotte affoUaronsi e complicaronsi
le cause di vendette di sangue; onde, qua e l;i si videro schierate
provincie contro provincie, in una stessa provincia distretti contro
Q26 Carlo Conti Rossini [2
distretti, in una stessa regione stirpi contro stirpi, in uno stesso dis-
tretto o fra la stessa stirpe villaggi contro villaggi: qualche villaggia
non ando neppure immune da cruente fazioni, che per risultato ebbero
la distruzione, la spoliazione o l'espulsione di intere casate. — Questa
etä travagliata fu dagli Etiopi chiamata etä dei Masäfent, biblica al-
lusione ai Giudici (= in et. viasäfcnf) che dopo Giosue fra il popola
di Yahwe si succedettero nel torbido periodo fino a Saul.
Di tale triste stato di cose, molto si risenti, fra le altre, la pro-
vincia tigrina detta, dal nome de' principali suoi abitatori, Acchele
Guzai' e comprendente gran parte del Bur antico. L' Acchele Guzai,
geograficamente, confina a nord con l'Hamasen; ad est col Serae o
Saräwe seguendo, in parte, il fiume Mareb; a sud col torrente Beiesa
e con l'Agame, il cui distretto settentrionale, Golö Mocadä, era, un
tempo, annesso al Bur; ad est con la regione propria de' Saho, com-
prendente le aspre precipiti montagne che incombono sul golfo di
AdouHs. Etnicamente, esso ha grande disparitä di genti: senza dire
dei pastori Saho e di qualche piccola frazione Afar, ricordo gli
Acchele Guzai e gli Seimezana, veri Abissini sebbene alquanto in-
crociati per maritaggi coi Saho, occupanti la parte Orientale e meri-
dionale del vasto paese; i Merettä Sebene, d'uno stesso ceppo dei
precedenti, nel centro della regione, e i loro fratelH Merettä Cajeh
verso nord-ovest, sul Mareb; gli Engana, colonia militare, nel nord-
est; le due divisioni dei Decchi Aghne, chiamate Decchi Admocöm
e Decchi Ghebn, di ugual origine degli Edda signoreggianti la regione
Assaortina prima de' Saho, verso nord-ovest; i Robrä e gli Egghelä
Hatzin, di stirpe Irob Saho, gli uni verso ovest fra Merettä Cajeh e
Merettä Sebene, gli altri a sud dei secondi; i Tedrer, di origine Begia,
verso sud-ovest, sul Mareb; i Loggo Sarda, d'origine abissina, verso
sud e il Beiesa; gli Onäi, nel Degghien, presso questi ultimi, Altre
genti di minor importanza son poi fra costoro conglobate.
Questo complesso di eterogenei elementi, che il corso dei secoli,
la vicinanza e comunanza di esigenze e di bisogni andarono pareggiando
nella lingua, nella religione, negli ordinamenti economici e sociali,
negli istituti giuridici, sebbene compreso da antico nella signoria del
I Su questa provincia v. specialmente RUFFlLLO Perini, La zoiia di Asmara,
Roma 1894, p. Sisegg. ; C. Conti Rossini, // GaJla Filpos di Dabra Bizan, Roma
1901, p. 1X2; Besiia Amläk e il cotivento della Tritiilä, Roma 1902, note; Gli Alli di
al>ba Yonäs, Roma 1903, note; AI Räq-ali, Milano 1904, ?• 46—48
3] Poemetto lirico tigrai per la battaglia di Addi Cheleto. 927
bahr tiagäs, e sebbene fosse, almeno giä nel secolo XV, alla dipen-
denza di im unico capo o kaiitibä, aveva a lungo saputo e potuto
mantenersi in una larga autonomia sia di fronte alla potesta dello
Stato sia nelle interne costituzioni contro la idea feudale. Rispetto
allo Stato, il cui potere segnatamente nelle regioni piü lontane mani-
festavasi sovra tutto nella percezione dei tributi, l'Acchele Guzai
sembra aver mantenuto ne' termini piu ristretti le proprie correspon-
sioni, tanto che afferma la tradizione limitato al solo omaggio annuo
d'un tappeto e d'un fucile il tributo proprio, semplice riconoscimento
deir autoritä regale, ed anzi l'editto di re lyäsu, disciplinante il regime
fiscale del Tigre settentrionale, non avrebbe neppure fatto cenno —
narrasi — di quella regione. Nel suo regime interno, contrapponen-
dosi nettamente al feudalesimo prevalente in vicine province, l'Acchele
Guzai serbossi democratico, senza capi feudali, governandosi con le
assemblee de' singoli villaggi e con annui magistrati elettivi, n-d.bd,rä,
iidibarö o hal3.qä 'änmt, e cercando di mantener la pace fra le sue
varie parti e di opporre piü valida resistenza al nemico mediante una
specie di federazione delle sue genti. Ma, dopo la spedizione di ras
Mikä'el, e, piü, dopo la vittoria di Ubie sul Beiesa, le cose mutarono
assai; pur nell' Acchele Guzai, che ai capi Tigrini ed agli Amhara
avea tentato d'opporre la maggior resistenza, riuscendo persino a
battere presso Hadidä, nel Merettä Sebene, il deggiac Sabagadis, la
mala pianta del feudalesimo pullulö e div^enne, col tempo, gagliarda,
empiendo il paese di sdib qainis ,,nobili"; Ubie impose piü gravosi
tributi, che, per essere stabiliti in mille {sih) talleri per ogni circos-
crizione fiscale, furofi detti aseh; le contese interne, inevitabili in tanta
diversitä di genti e di stirpi, inasprironsi e s'invelenirono; le inimicizie
con le province a sud del Beiesa e del Mareb rinfocolaronsi nella
opposizione politica ai nuovi dominatori. Ma piü ancora infieri l'ini-
micizia contro il vicino di occidente, contro il Serae, popolato da
gente d'altra origine e governato da ereditari capi feudali, i quali eransi
andati alleando e sottomettendo, per personali ambizioni o per op-
portunitä di famiglia, ai grandi ras del Tigre; ed anzi il miglior con-
tingente dell' esercito di Ubie nella battaglia del Beiesa, ove la de-
mocratica federazione era stata sconfitta e piegata al giogo, era
appunto da gente del Serae costituito. Gia da antico, per la natural
postura dei Tedrcr e dei Merettä Cajeh, le due province erano in
lite: Ubie aizzö queste ire largendo alle stirpi del Serae territori e
028 Carlo Conti Rossini [4
feudi in zone dianzi ritenute indiscusse dell' Acchele Guzai. Le spe-
dizioni guerresche o brigantesche e le stragi tra i due confinanti
piü non ebber ritegno, e la lotta per lunghi decenni si svolse con la
ferocia e con Taccanimento speciali alle guerre civili. II piü tragico
episodio si ebbe nel 1852, presso il villaggio di Addi Cheletö\
Alla fin del 185 1 un gruppo di Tigrini dell' Ahseä, distretto fra
Adua e il Mareb, era venuto a far razzie a nord del Beiesa, sul tor-
rente Tserena {saninä) e nel territorio dei Loggo Sarda. Per rap-
presaglia, le genti dell' Acchele Guzai pionibarono suli' Ahseä, met-
tendülo per quattro giorni a ruba. AI ritorno, taluno propose il
sacco del Gundet, distretto meridionale del Serae, attiguo al Mareb:
i Loggo Sarda, allegando vincoli di parentela, v'i si opposero, e la
massima parte de' confederati Acchele Guzai fecero, senz' altro, ritorno
alle lor case. Ma non paghi erano alcuni altri, i quali, capitanati da
lig Gubsa Gara Amläc, della stirpe de' Ghiläi, da lig Bahtite Debrü,
della stirpe degli Zere Hannes, e da aite Gabräi uod aite Biluo,
della stirpe dei Sulü, vollero irrompere nel Serae: il di 16 febbraio,
ricorrenza della ktdän^. niehrd^t, assalirono il villaggio di Addi En-
cherti, e quasi tutti, sopraffatti dal numero, insieme coi tre condottieri
restarono uccisi; i pochi superstiti vennero fatti prigioni e non resti-
tuiti. Air annuncio del fatto 1' Acchele Guzai, che pur non aveva
voluto associarsi all' impresa, invaso da furore, giurö di trarre aspre
vendette. Dal 18 febbraio al 4 aprile compironsi, il piü segretamente
possibile, i preparativi di guerra, e si elessero i sette iidiÖ3irä, incari-
cati di preparare il piano della campagna. II di 5 aprile, fingendo
di tendere al Tigrai, convenner tutti presso il torrente Tserena, fuor
che le stirpi degli Acchele Siön (Decchi Dighnä, Zanadegle e Hadegti),
che avevano vari rami in Hamasen e nello stesso Serae: i principali
comandanti erano Tuccü uod cantibai Zeregghi dello Zebaonti per
tutti i Deccuzai (= Decchi Guzai), Garenchiel Hagös dell' Aret,
Uolde Chidäne uod aite Sulü del Uod Acchele Meshäl, cantibai
Bariäu dell' Acran, aite Azariä di Bihät, aite Gosciü Gara Amläc, scium
Ogbazghi Habta Hannes e Gabre Ghide dello Seimezana, cantibai
Zegherghis del Merettä, aite Andenchiel e bahär nagäsi Godefä dello
Egghelä Harnes, barambaras Temmanö di Addi Gahad dell' Egghelä
I Vi accenna sommariamente anche W. Munzinger, S/udi snll' A/'rim Oiientale,
Homa 1890, p. 309
5] Poemetto lirico tigrai per la battaglia cli Addi Cheleto. 929
Hatzin, bahär nagäsi Uolde Gabriel del Tedrcr, il gerät sam'ä Nabite
uod sciuni Salomön del Degghien e il bahär nagäsi Hailü uod
Amennäi del Loggo Sarda. Assicurasi che l'esercito ascendesse a
12000 armati, con numerosi fucili. Sempre minacciando il Tigrai
d'oltre Beiesa e Mareb, alla sera del 5, da Tserena l'esercito passö a
Mai Aini; nel mattiiio seguente, varcato il Mareb a occidente, rag-
giunse Oö, storico confine tra Acchele Guzai e Serae; saputo il
nemico in suUe guardie, ivi accampossi e pernotto. AU' alba del 7,
ripresa la marcia, girö l'aspro insidioso ciglione d'oltre Oo, incam-
minossi per l'ascesa di Mesafro (Metfä Ualta), e verso le ore 9 antim.
raggiunse le vicinanze di Addi Cheleto. Dal villaggio, minacciando,
gli armati del Mai Tsaada, del Maragüz ecc. con largo contingente
di cavalleria, e in numero — narrasi — di 8000 armati, attendevano
l'urto. Gli Acchele Guzai, sovra due linee, la prima costituita dagli
armati dello Seimezana, del Degghien e del Loggo, la seconda da
tutti gli altri, al grido di \iwbd „gloria!" avanzaronsi di corsa; i
Serae, sovra una sola linea, coi cavalli all' ala destra, procedevano
di passo al grido di Ad/idiindi, nome del loro progenitore leggendario.
Giunti a cinquanta passi, i contendenti scaricaronsi vicendevolmente
addosso le loro bocche da fuoco, e furiosamente avventaronsi alla
arma bianca. La cavalleria del Serae nel suo cozzo travolse gli
Seimezana, che stavanle a fronte, e rovesciossi sui Deccuzäi della
seconda linea: trascinata dal movimento assalitore, la fanteria sua
compaesana la segui rapida sui giä sbaragliati Seimezana, ma in tal
modo lasciö troppo debole il centro, che, perduto ogni appoggio sulla
destra, in breve dovette cedere all' impeto de' nemici. Sfondata la
sua linea, il Serae fu costretto a volgere in fuga, e un pronto inse-
guimento avrebbe resa irrimediabile e piena la rotta. Ma, prevalendo
l'istinto del predone, gli Acchele Guzai si dispersero pel campo
in cerca di bottino. Ne approfitto per sostare e per raggrupparsi la
cavalleria avversaria, che mosse alla riscossa: avuto facilmente ragione
de' pochi lanciatisi sulle orme de' fuggenti, e da inseguitori resili
inseguiti, piombö sui predoni e ne fece macello. Intanto, riorganiz-
zaronsi da una parte e dall' altra i combattenti. Ne segui una
nuova mischia. Alla fine, il Serae dove battere ancora in ritirata.
Le perdite furono, d'ambe le parti, gravissime: fu questo a memoria
d'uomo il combattimento piü feroce e piü sanguinoso. II Serae
lasciö sui campo 400 morti: 800 ne lasciö l'Acchele Guzai. Questo,
Nöldeke-Festschrift. rn
930 Carlo Conti Rossini [6
senza utile, vi perdette quasi tutti i migliori sucn guerrieri : Tseg-
guaro, Cefa, Macaieh, altri villaggi dello Seimezana ebber uccisi tutti
i loro combattenti. — Gli Acchele Guzai, dopo Tamara vittoria, si
Sparsero pel IVIai Tsaada, e per due mesi lo devastarono dando alle
flamme venti villaggi: trattone un bottino scarsissimo e di sole gra-
naglie, rivarcarono il Mareb, e rientrarono ne' loro paesi. — Dopo il
fiero combattimento I'odio fra le due provincie scavo un abisso pro-
fondo, che oggi soltanto tende a sparire.
Ouesti avvenimenti ebbero, naturalmente, canti e cantori; e tra
i vari prodotti della Musa popolare ebbe grandissimo favore un
poemetto — oggetto di questa edizione — al quäle i lustri, omai
non piü pochi, trascorsi non hanno ancor tolto la voga, onde pur
oggi lo si intende cantare in entrambe le regioni avversarie. Autore
ne fu, dicesi, un tale Caabet nativo del villaggio di Addi Tafä, della
Endä Jacob nel JNIaragüz, il quäle venne in Addi Cheleto fatto pri-
gioniero dagli Acchele Guzai. II poemetto e lirico, ignoto essendo
agli Etiopi il genere epico. Tramandato oralmente, esso ha subito,
sembra, non poche alterazioni, non soltanto per spostamenti di strofe,
ma per soppressioni o per aggiunte, talfiata concernenti persino
uomini i quali nel fatto di Addi Cheleto non ebbero parte. La mia
edizione e condotta su canti raccolti cosi nel Serae come nello
Acchele Guzai: ho fondata ragione di credere che essa presenti ab-
bastanza fedelmente il testo originale, sebbene non escluda punto la
possibilitä di interpolazioni o di non giuste esclusioni.
II poemetto e quasi interamente nel metro breve ed energico,
che io proporrei di chiamare hasir. Lo Schema consueto e n-/_^ w_,
ove il segno della lunga denota l'accento: peraltro, come suol av-
venire per metri popolari che vanno ancora inconsciamente forman-
dosi ed elaborandosi, non mancano varianti, fra cui meritano menzione
quella —\^-.~^— (cfr. v. 8 e 20) e l'altra assai piü frequente .-/w_v^_
(cfr. V. 13, 16, 17, 19, 43, 43, 86, 87, 103, 104 ecc). Talora, i ver-
setti sono accoppiati, come al v. 34, 41, 46, 52, 59, specialmente in
fine di strofe: strofette l'una di cinque versi (v. 65 — 70) e l'altra di
sette (v. 90 — 96) son tutte cosi formate.
7]
Poemetto lirico tigrai per la battaglia di Addi Cheletö.
931
»Canto che in encomio del prode e a biasimo del codardo uscl
allorquando combatteronsi gli Acchele Guzai e quei del Serae. Di
Addi Cheleto, il Serae dice »fu giornata di sconfitta per i Guelo!«,
gli Acchele Guzai dicono )'fu giornata di sconfitta ]ier il Serae!«.
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Carlo Conti Rossini
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Poemetto lirico tigrai per la battaglia di Addi Cheleto.
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Carlo Conti Rossini
[10
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Versione.
»Addi Cheletö, — distruzione di tutti! — non vi fu chi entrasse
Tomasse, — 7;ia quei che restarono ftiUi morirono.
»Addi Encherti, — cattiva giornata! — Essa, Aäcü E)icJierti, e
la malvagia, — ha rovinato gh uomini.
»A questo albcro di mämänä — dateci del tabacco, — onde ciö
sia a notizia — quando sarem tornati, dateci ora, snl caiiipo di bat-
taglia, del tabacco affinche cid possa di poi diniostrare il nostro dis-
degno del pericolo ; dicevano i giierrieri.
»Azariä di Bihat — guida dei codardi, dcgli Sciniezana rovesciati
dalla cavalleria neinica, — paiwoso conie iena di primavera, come
sciacallo all' alba!
»Scemmcr, Scemmer, — Scemmcr di Berchitto, — fuggendo c
entrato tornato al suo paesc — come un pipistrellü: — cgli che viene
di mercoledi — minacciatore nella riunione, cJw nclla riunionc sctti-
manale ha fiera e poderosa la voce.
»I figli del Dericcen — come feniininette sc ne andarono fug-
gendo spaventati — soUevando la variegata vestc, — calpestando Ic
spine. — 0 fcmniimicce, che sciupio della lor farina!
I i] Poemetto lirico ligrai per la battaglia di Addi Cheletö. 93;
»Quei di Godefa, — il loro naso senibra un vaso. — Che voi,
o feiiüiiine, ve ne andiate — o che rimaniate, c lo stesso, la vostra
presenza e imitile, pcrche siete geilte inibelle: — affinchc non
siate tagliati dalla hinga scimitarra — lasciate la lingua con Abba
Chesbet!
»Abbä Chesbeti, — se in questo combattiniento non morrai — di-
verrai l'occhio de' capi. — O signore! signore! — a bere il sangue
degli uomini — senza pietä — (quäle orribile giorno!) — nel mar
delle lance in niezso al combattiniento egli e andato a bere.
»Garenchiel, — fratello di Aiä Mehre, — re di Agurere, —
scegli la virilitä eleggi a tua conipagna Parditezza! — La sua scia-
bola primogenita {preferita?) in alto passo la giornata stette tiitto il
giorno alzata sovra rininiico.
»TuccLi, siniile per fierezza a iin cavallo Stallone, — fece fare
un bando sovra il Serae lo trattb da padrone: — in Addi Quala,
piantatore della tendal
»Hadgü, Abbä Gliedern, — sceglitore dei nemici di sangue che
nel conibattinumto va a scegliersi per avversari qnei che Jianno con
Ini vendette di sangue^ — nel mezzo del combattiniento andö a in-
vitare alla tenzone, conie a invitare a nna festa nuziale.
»Aite Lubaitö, — oh mondo vanol — il suo fucile gli si e ri-
fiutato, — colä lo fece rimanere )ion sparando fece si che egli potesse
venir ucciso.
y>\\ fratello di Sellasi, — signore della grande lancia, — nel mar
delle lance se ne ando a nuotare — disfacitore di lance!
»Andenchiel, — signore facitore d'un lago di sangue 1
»Signore Abbä Gherdem, — signore d'un otre di sanguel
»O Gubsa, — Gubsa, figlio di deggiäc Hailü, figlio di deggiac
Cassal — egli e niorto prima che la sua rossa sposa partorisse,
— prima di indossare il suo nuovo manto, — prima di sguainare
la sira lunga scimitarra! — Ti hanno forse ucciso in mezzo al
boscor
»II figlio di scium Chefle, — signore di Zaare — compagno del
cavallo rosso, — ha ucciso un uomo, — ha legata la fascia del vin-
citore: — uccisore di fucilieri, — spogliatore di cartucciere.
»Aiä Tesfäu, — il cavallo rosso e il suo compagno : — o benedetto
da sua madre!
»Habte Gherghis, — signore di Hadidä, — mangiatore della
Q56 Carlo Conti Rossini [l2
gobba de' buoi spcttante nc' piihblki fcstini al piu prodc'^, — figlio di
Scehai. — cercatore di fasto!
»Ceröni di Assetäh — ha fatto dire tre Jia ucciso trc uoinim —
in mezzo a loro gcttandosi a colpirli ncl diczzo delle filc iieiniclic.
»11 figlio di Biluö — c montato sul suo cavallo rosso, — ha
cinta la sua lunga scimitarra, — ha abbracciato il suo leggero scudo,
— ha soUevato la sua lancia Sämrä, — nientre lo prendevano dicen-
dogli "iion andare!«, — una breve esistenza eragli destinata. — E
ciö perche fccc cgli, percJic volle a)idarc hicontro alla Jiiortc? »per la
storial« egli rispose a cJii )ic lo doviandava.
»Hadgü Aia Martü. — la strage e il suo mucchio di grano
mondo, — Tuomo e il suo manicaretto, ^v' pascc egli di stragi e di
vite umane.
i'Hadgü Abba Ghedem — a loro a qitei del Serae fece inghiot-
tire pallottole di fucile, — di polvere da sparo li ha rivestiti. — La
sua lancia e percotitrice, — la sua sciabola e affilata.
»Giaui, guida al saccheggiare, — scroscia come acqua, i suoi
colpi scrosciano come pioggia grossa.
»i\iä Tsadienö, — dal non conciato mantelletto di pelle, — dallo
otre da mendicante, — perche tutti combatta — lo si mandi a Gamistä!
»Gabrü Abba Dibo, — signore d'una rugiada di sangue, — i
valorosi lo circondarono.
)'Abbä Scibotä — non pote parare il colpo con lo scudo, —
apri ritirandosi il paese al nemico.
»Scium Fessaie, il vostro scudo ve lo raccomando, o Sciujii Fes-
saie (= Abba Scibota), qiiel tiio inutile scudo te lo raccomando, custo-
discilo bene!
»O Endä Mericciä — sceglitrice di bicchieri, — falciatrice di
pani buona soltanto a scegliei'si nei bancJtetti i biccJiieri piii grossi e a
mangiarc mucchi di pani !
»Decchi Asellafi, — scimmia di Addenfi, — ti sei riunita rißt-
giata in un burrone!
»Figlio d'Alebä, — amatore di ciance — presse l'albero dell'
assemblea, — il tuo ostacolo c lo sterco, sei terribile a parole, ma
un nonmdla ti arresta,
»Jacob, Accolöm (= Enda Jacob, Enda Accolb?n), — per quanto
I V. / I-^g,^'o e la legge dei Loggo Sarda, Firenze 1904, p. 16 n. i
13] Poemetto lirico tigrai per la battaglia di Addi Cheleto. 937
e quanto vale la loro forza? — mentre dicevano »combattiamol« —
passarono il giorno a sinistra fiirono sconßfti, — hanno lasciato uc-
cidere Chefläi, — qiicgli allungatori di calzoni spavaldi , — senza
frutti — come lo 'etän zom!
»Addi Azazi, — le loro lance sono veleno.
»I Ghebra Merait, — la lor mano e scagliatrice di lance, — il
loro ginocchio e pronto alla fuga, — il lor occhio e nella fiiga inda-
gatore.
»Gabien, Atzeguar, — in luogo di averc bianca poa, invece di
provvcdcre alla cottura del pane, noii avretc la poa, non potrcte far
paiic, — po'che da voi sono entrati rovistando gli Acchele Guzai ; —
nei niesi di hamle e senie e entrata da voi la miseria, )iei inesi della
sciiiiiia pik non avrete senieiiti, pcrchc il iionico vi ha portato via tutta
il vostro grano.
»Godofelassi, — bevitrice d'idromele, — paese delle stofte, sid
an ricco mcrcato afflidsco)io i inercanti della costa con le loro Stoffe, —
radunatrice di talleri, — versa il tuo tributo, — se non vuoi essere
messa a sacco!
»O tu, Gundet, — non preparare il pane, — non combattere a
difesa: — orribile giornata, — c/ie ha distrutto gli uomini!
»Aiä Abisciä, — grosso di tergo, — rompitore di seile, — im-
perante suUa sua moglie, — leone per l'ospite, buono soltanto a co-
inandare su donne sottoniesse, ina spavaldo a parole e nnllantatore con
ein non lo conoscal
»In Ciaanadüg — tutti, riiuasti nccisi, venner lasciati insepolti
come asini.
»O tu Menelich! — questo gustatore di condimenti, — che co-
manda a sua moglie, buono soltanto, a attendere come nna fenunina,
alle faccende doviestiche e a coviandare alla moglie !
»In Daarö Nalai — il tuo cavallo era quello grigio potevi sce-
gliere buoni e bei cavalli per bottino.
»In Uala Hannes — tutti migrarono via per la grande miseria
seguita al sacc/ieggio.
»In Maäl Arhä — tutti erano come giovenche facili a cadere in
man del 7iemico.
»In Mai Meracat — tutti furono come corvi.
»In Mai Mosenü — il sangue, il sangue odora.
93 S Carlo Conti Rossini [14
'>In Tsegherdale — gli uoiniiii vennero affaticati {opp. la terra
restö umida del lor sangue).
•»\\\ Ualä Humer — tutti riiiiascro iiiorti a mucchi.
»Aggafnrr Ghebrai, — va bene cosi farc? — non lo ripetere
ancora !
»In Addi Cusmö — tutti restarono stu],)efatti!
»Addi Encherti! — mi ronipa, mi frantuini, — ■ dicevano i cadetiti,
erami ferse sembrato che tu potessi essere quir — orribile giornata!
»Addi Cheleto, — i cavalli cJie voi, gente del Serae, vi portasfe
furono indarno, itiutili: — quclla giornata ha distrutto gh uomini«.
Note.
V. 13 — 112 personaggi e localitä delP Acchele Guzai. V. 13. Azariä di Bihät,
villaggio dello Seimezana, dicesi fuggisse ignominiosamente. V. 17 — 18. Scemmer
di Berchitto, villaggio del Metzhe distretto Guzai dell' Acchele Guzai. V. 23. Deric-
cien, altro distretto Guzai (propr. Degguzai o Deccuzai, abbrev. per hammistz. D&qqi
Giezäi le cinque progenie di Guzai). V. 28. Godefä, capo di Gura: v. note lessicali.
V. 33, 34, (>Z- Abbä Chesbeti, valoroso notabile di Corbaria. V. 42—44. Garen-
chiel, cantibai di Agurere villaggio dello Zebaonti altro distretto Degguzai. V. 47.
Tuccü cantibai del Degguzai. V. 50. loo. Hadgü cantibai di Seimezana. V. 53.
Lubaitö, notabile dello Seimezana. V. 57. Aiä (= fratello di) Sellase, o cantiba
Gue'es, di Zocolö, villaggio dello Seimezana, che dicesi segnasse I'inizio della battaglia
lanciando un ciottolo contro il nemieo. V. 61. Andenchiel, famoso capo di Corbaria
e padre del famigerato lig Selebä. V. 6^. Abbä Gherdem, soprannome d'un dei
principali seguaci d'Andenchiel. V. 65. Gubsa, di Ehfesi, villaggio dello Seimezana,
imparentato per donne con la feudale dinastia di Zazzega {se'azzagä), cui appartene-
va il suo coetaneo deggiac Hailü. V. 71 — 72 — 78. II figlio di scium Chefle, capo
di Zaare villaggio del Merettä Sebene. V. 81. Habte Gherghis di Hadidä villaggio
del Merettä Sebene. V. 86. Ceröm di Assetäh villaggio del Merettä Sebene. V. ill.
Gamistä torrente del Serae, presso Metfä Ualtä.
V. 112 — 182 personaggi e localitä del Serae. V. 115. Gabrü, capo dei Mai
Tsaadä, padre di deggiac Tesfü Mariam. V. 120, Stirpe del Serae. V. 126. Stirpe
del Serae. V. 130. Enda Jacob e Enda Accolöm, stirpi del Maragüz. V. 140. Ghebra
Merait, stirpe del ]Maragüz. V. 144. Gabien ed Atzeguär villaggi del Mai Tsaadä.
V. 148. Godo Felassi, il noto capoluogo del Tacalä, importante mercato della zona.
V. 154. 11 Gundet, distretto meridionale del Serae sul Mareb, per la via di Adua.
V. 183 — 186: dicesi allusione al fatto che un Acchele Guzai, dopo la battaglia, ucci-
desse con un colpo di lancia in pleno petto un prigioniero di guerra.
V. 2. rflthoi* ; »distruggerc, far perire interamente: abbrustolire«, pass. i^rh
Ih»"!* :, ftiWi"^ : »perimento, distruzione« ed anche »una specie di orzo abbrusto-
lito«. — V. 4. Notisi questa costruzione di terfoz- o eiitaz-: cosi, p. e. afyäs y2,lbbii
terfb eU2.gz£e »non vi sono cavalli, essendo stati tutti conperali«. — V. 6. eselamaz. :
cosi izJikal hj/li, tzkkal gizie »notte infaustal«, »tempi cattivÜ«. — V. 9. ma.tna.na
»acacia albida«, di cui profumansi le donne. — V. 10. sa.////a.u »tabacco da naso«. —
Poemetto lirico tigrai per la battaglia di Addi Cheleto. 939
V. 17. sebhät dal principio di settembrc al nias(]äl{2'] settembre), cioe il periodo delle
ultime piogge. — V. 20. Sinonimi di W;iiäkitilb »pipistrello« sono vt2iii/.'ä' e cncoa
'ojih.)-. — V. 22. Vlrlfc ! »fare lo spavaldo, il bravonea. />äy(ö luogo ove, spesso
intorno a iin grande albero, di sera o nei cli festivi congregansi pacsani e notabili
per discorrere, far consiglio, rendere giustizia ecc. — V. 24. //a/ifä »fuggire spaven-
tato« : la rid. di s in / e comune specialmente nell' Acchele Giizai. — V, 25.
f^M^ 's specie di tela ligata che importasi da Massaua; //a/'a.fä »tirare sii la veste«.
— V. 27. dahaf-x »sciupare«, cfr. amhar. dajfa »rovesciare«. — V. 29. säii/hJ »naso«
nello speciale uso dell' Acchele Guzai (Zanadegle, Zebän Bur ecc), »labbro« nell'
uso deir Hamasen: qui alludesi al naso camuso dei Baria, cui le origini della stirpe
Decchi Ghebri si riportano. mckiicirfä grande vaso usato specialm. dalle vergini per
i soffumigi di profumi. — V. 32. 4'lH : (,0 1^'lH :) ti'^bi. \ fäiizo {0 fniiza) sctöl specie
di lunga sciabola: amhar. faiizb. q&nza.Jh tagliare facilmente. — V. 35. l>e/c''d
»utinam«, se (= en/a). — V. 37. abiti grido ripetuto per invocare giustizia o pietä:
escl. di meraviglia. — V. 47. "HlT**! ! »cavallo Stallone«; cfr. amar. zän^i^ä »castia-
to«. — V. 47. n^y ! ÄflA : nfece dire ascolta!«, cioe »fece fare un bando«, comin.
ciando i bandi con la parola amarica fl"? ;. — V. 52. TxßJ^ \ »invitare al ban-
chetto nuziale spec. della figlia« , cfr. GuiDi / 17 s, v. — V. 54. iickantb »inva-
no, indarno: vanow. — V. 58. it/\t\. '• helläsi specie di grande lancia. — V, 69.
wa.fa.fa »trarre fuori, sguainare«, cfr. amar. niäzzaza.. — V. 70. täsa »boscaglia, ter-
reno incolto e coperto d'alberi e d'arbusti«. — V. 73. säiidä »compagno«. — V. 77.
.fa/a/'ä, oltre i sensi in DV. »strappare violentemente, spoliare«. — V. 85. ^Vh? :
e il mostrarsi di fuori grandi e ricchi quando poco si ha in casa: J^(h '. e tale
specie d'ostentazione. — V. 90. itßfl^ \ »montare, cavalcare«. — V. 92. flrt'l \ (o
nAA" ".) 'PA.'t' ; specie di scudo leggero; /a/a/ä »imbastire, cucire con una sola
riga: trovarsi bene«. 'VIÄP^ '• "V^fiß^ '• »essere niesso sul fianco«, aifa.Ma.fna.
»stendere in piano«, scherzosam. »ubriacare«, aj^ädawk id. — V. 93. ^y<J. ; J/'?^* :
specie, diconmi, di lancia assai pregiata, non so se perche di produzione, almeno in
antico, del vicino Samhar, d'onde provenivano le aste ^,43.^.^0 giä cantate da 'Amrü
'1-qays: ancor oggi nella penisola di Buri, presso il Samhar, fabbricansi lance rino-
mate. — V. 96. ^^ :, 'fei* : »racconto, sloria« (= A/;//-}, — V. 101. "hdCl '. »in-
ghiottire, mangiare avidamente«. — V. 103. (\F^(\ff^ '. »tirare colpi col bastone,
con la lancia ecc. — V. 104. \\^(\9^ \ »affilato«. — V. 106. iMi i »scrosciare«
dicesi di acqua, grandine e simili. — V. 108. fh()^ i »ammorbidire, stropicciare:
conciare«. — V. iii. ^^h^ ',, qui nome proprio, e una buca, uno scoscendimento
fatto da un torrente in piena fuor del proprio alveo. — V. 113. /ifbo »rugiada«.
\}C^ ; »carne magra, di bestia magra« p. e. seggähä Jichhö iys't »la sua carne e mao'ra«.
— V. 116. '\(ti\ »colpo«. — V. 119. haya. balz, »raccomandare«. — V. 128. ,^>-a<^
zyziphus Spina Christi; qui, albero intorno cui si tiene riunionc. — V. 129. ma^uerab
»inciampo, ostacolo: calcio {= ga.n/o)<.i. — V. 133. sa.ggdm zvciala. »perdere, essere
sconfitto«. — V. :37. 'ctän zm-x sarebbe una specie di pianta: e anche nome di vil-
laggio. — V. 145. d\A \, HA i »in luogo di, invece di«, megegar »cottura«, da
77<J ; »cuocere il pane«. — V. 147. seggdr »miseria, tribolazione«. — V. 150. hebsi
»pezza di panno, di stoffa«. — V. 156. maJika/h. »pararsi con lo scudo; combattere
in difesa«. — V. 163. gäsä »ospite«. — V. 167. delUk'^ pepe rosso mischiato con
nero, con gengeba.1 o zenzero ecc, ma senza burro. — V. 180. /a/a/ä »essere umida
la terra per le piogge«.
'>a.
Semitische Stammessagen der Gegenwart/
Aus dem Tigre übersetzt
\^on
Enno Littmann.
ed und Zebcd waren die Söhne des Ma'awyä Qerös, so er-
zählen die Märyä. Der Ursprung des Mensä'- Stammes
ist folgender. Zebcd blieb bei seinem Meere zurück, während
Zed in's Inland zog. Einer seiner Nachkommen erzeugte
die Haranrewä (Hadendoa); und einer seiner Nachkommen erzeugte
die I;iazö, Tör'ä, Mensä' und Märyä.
Mense'äy und Mäyräy nun verliefen, ohne das Vermögen ihres
Vaters zu teilen, den Tör'äy und den Hazötäy und gingen nach
Haygat. Und danach [zogen sie fort] von Haygat, um das Land
auszukundschaften, indem sie sprachen: „[Laßt uns sehen,] welches
[Land] für uns am besten ist!"; und sie gingen nach Erötä. Als sie
nach Erötä gekommen waren, sprach Mäyräy zu Mense'äy: „Hier in
Erötä wollen wir uns niederlassen; [hier] ist es gut." Danach aber
sagte Mense'äy: „Wie könnten wir uns in dieser Trockenheit nieder-
lassen anstatt in Haygat mit seinen beiden Regenzeiten und seinen
beiden Ernten und seinen beiden Kälberzeiten:" So zog er mit
seinem Bruder, hinunter [nach Haygat]. Darauf aber lief Mäyräy's
Mauleselin fort, als sie nach Haygat hinabgezogen waren. Darauf
[gingen] Mäyräy und Mense'äy beide zusammen ihrer Spur nach [und]
» C. Conti Rossini, Tmdizioni Storiche dei Mensa (Estiatlo dal Gwniale dclla
Socielä Asiatica lialiana. Vol. XIV, pagg. 41 — 99). Rom 1901. Seine italienische Über-
setzung ist natürlich durchgehends zu Rate gezogen; zum Verständnisse des Textes
vergleiche man auch seine Anmerkungen
942 Enno Littmann [2
suchten die Mauleselin. Und wie sie ihr folgten, trafen sie sie in
Erötä. [Mäyrä}-] sagte nun zu jenem: „Also hat uns wiederum die
Mauleselin an's Ziel geführt; lali uns hier bleiben!" Als [Alense'äy]
ihm nicht willfahrte, da schieden sie von einander: Mäyräy ließ sich in
Erötä nieder, Mense'äy aber kehrte nach Haygat zurück. Und jeder
von beiden zeugte Kinder imd wurde reich an seiner Wohnstätte. Und
als Mense'äy sich nach seinem Bruder sehnte, ging er, um Mäyräy zu
sehen, zu ihm: und desgleichen, als Mäyräy sich nach seinem Bruder
sehnte, zog er hin, um Mense'äy zu sehen. Und sie trafen sich in
Kadnat. Da es aber Nacht war, hielten sie sich gegenseitig für
Feinde und stießen aufeinander [mit ihren Lanzen]. Als sie dann
aber zu gleicher Zeit riefen: „Dies ist mein Mann; ich bin Mense'äy"
und: ,,Dies ist mein Mann; ich bin Mäyräy!", da erkannten sie ein-
ander und, indem sie sich umarmten, starben sie. Und sie wurden
in Kadnat begraben.
Mense'äy zeugte den Arabi; Arabi zeugte den Awäli Füngäy;
AwälT zeugte den Hawacl; Hawaci zeugte den Maharl; Maharl zeugte
den AbbazäzgT, 'Eqbäzgl und Nawäzgl. Nawäzgi aber hatte keine
Söhne: Abbazäzgi und 'Eqbäzgi beerbten ihn. Und 'Eqbäzgi zeugte
den Abrehe und Eshaqan. Abrehe zeugte den Saraqa-Sangab; Saraqa-
Sangab zeugte den Hafaröm, Lawäy und Dämötäy. Und Dämötäy
W'ar der erbberechtigte Sohn und der Sohn der legitimen Gattin^; seine
Mutter war eine Zar'ütäyt und aus edler Familie. Die Mutter von Hafa-
röm und Lawäy aber war eine Gar'antäyt. Die Gar'antäyt war die
Frau eines Vasallen von Saraqa-Sangab gewesen; und der Vasall war
ihr, nachdem er Kinder mit ihr gezeugt hatte, weggestorben, und [der
Lehnsherr] hatte sie geheiratet mit den Worten: „Ich will die Kinder
des Vasallen nicht trauern lassen." Und wie er sie geheiratet hatte,
zeugte er mit ihr den Hafaröm und den Lawäy. Die Zar'ütäyt aber
sagte: „Warum hat er, mir zum Nachteil, eine illegitime Frau gehei-
ratet?" und verleumdete [sie]. Und nachdem sie Gift in den Meth
geschüttet hatte, um sie zu töten, schickte sie ihre Magd zu ihr, in-
dem sie sprach: „Sagt ihr: »Trink dies, wenn dich dürstet.«" Die
Garantäyt aber hatte Meth in ihrem [eigenen] Hause und sagte
daher: „Was soll ich mit dem Meth da anfangen? Wozu sollte ich
nicht aus meinem eigenen Hause trinken?" Die Magd der Zar'ütäyt
aber antwortete ihr: „Wenn dich nicht dürstet, gib ihn einem Dur-
I keniä; vgl. SuNDSTRÖM och Littmann, En fa-'/;' /a Tigre-sprahet, S. iS
3] Semitische Stammessagen der Gegenwart. 943
stigen," und setzte ihn nieder. Danach, als die Gar'antäyt nicht
darauf eingegangen war und auf ihren Ruf zum Tode nicht gehört
hatte, sclilief die Zar'üt<ä\'t ein und wachte durstig auf; da ihr
Meth aber zu Ende war, sagte sie: „Sage zu jener Elenden: »gib
mir zu trinken !« O wäre sie doch gestorben '," und sie schickte ihre
Magd. Die Gar antäyt nun hatte den Meth, der von jener zu ihr ge-
kommen war, vergessen und wollte von ihrem eigenen nehmen. Da
sagte ihre Magd aber: „Dies hier ist ihr eigener Meth, o Herrin^;
gib ihr den!" Und sie gab ihr den. Als die Zar'ütäyt ihn getrunken
hatte, rief sie aus: „^Vch, die Gar'antäyt hat mich getötet," und starb.
Ihr Gatte nun berief mit den Worten: „Die Gar'antäyt hat sie
getötet" den Familienrat, um sie aufzuhängen. Und während sie, um
gehängt zu werden, im Familienrat mitten in der Versammlung stand,
sagte sie: „Laßt mich mein letztes Wort sprechen!" Der Familien-
rat sagte: „Sprich dein letztes Wort!"' Da sagte sie: „Meine Zeugen
sind meine Magd und ihre Magd, daß sie durch ihre eigene Lanze
gestorben ist." Darauf sagte der Familienrat: „Bringt die beiden
Mägde!" Als man die beiden Mägde zu Zeugen gerufen hatte, sagten
sie [aus]: „Das Haus der Zar ütäyt ist durch ihren eigenen Meth um-
gekommen." Darauf sagte man zur Gar'antäyt : „Kehre in dein Haus
zurück!" So erbte sie die beiden Häuser und hatte ihren Gatten für
sich allein,
Dämötäy, Hafaröm und Lawäy setzten sich nach dem Tode
ihres Vaters zur [Erbjteilung unter einen grünen Baum ; [Hafaröm und
Lawäy] aber wollten ihren Bruder betrügen und sagten, so daß er
es hörte: „Wie wird nun dieser Dämötäv mit uns verfahren? Von
den Stuten wird er die mit der Blässe nehmen, und von den Feldern
wird er Berehtl nehmen , und \^om Vieh wird er das schwarze
nehmen." Das schwarze Vieh aber war alt und in schlechtem Zu-
stande und gering an Zahl, und die Stute mit der Blässe konnte nicht
gut laufen, und Berehtl war ein schlechtes Feld. Dämötäy aber, der
ihre [Rede] für aufrichtig hielt, sagte zu ihnen: „Kommt, kommt; wenn
ihr an meiner Stelle geboren wäret, würdet ihr das etwa nicht wollen?
Laßt uns nun teilen!" Und Lawäy sprach zu Hafaröm: „Lieber Bruder,
es heißt [im Sprichwort]: Über einen grünen Baum hinaus sprich
keine Verleumdung aus. Er da hat uns jetzt gehört, — wenn dies
I So nach C. Rossini 2 Wörtlich: „Mutter"
C)^4 Enno Littmann [4
auch besser ist." Jener sagte zu ihm: „Laßt uns teilen." Da kamen
sie zur Teiking und sagten zu ihm: „Nimm dein Erbteil." Er sprach:
„Von den Feldern nehme ich Berehtl, von den Stuten die mit der
Blässe und vom Vieh das schwarze." Sie aber, damit es ihn nicht
gereue, redeten unter einander: „Das, lieber Bruder, was wir befürch-
teten, ist über uns gekommen", und [dann] teilten sie, und jeder von
ihnen kam zu seinem Hause und zu seinem Besitze. Danach hatten
Hafaröm und Lawäy jeder seine Hürde voll von Vieh; und I^afaröm
wurde ein Dörfler, Lawäy aber hütete sein Vieh. Und das Vieh
des Lawäy ward zahlreich und fett, da sein Herr es hütete; das Vieh
des Hafaröm aber ward gering an Zahl und dünn, da sein Herr ein
Dörfler war. Danach ging Hafaröm, der im Dorfe gewohnt hatte,
hin, um beim Vieh zu übernachten; und Lawäy, der ihn beim Vieh
erwartet hatte, sagte, sie sollten den Sattel seines Maultieres zur [Lager-
stätte in der] kleineren Hürde bringen, und sie brachten ihn dorthin.
.Vis das Vieh übernachtet hatte,, da sah Hafaröm, daß sein Vieh
mager und gering an Zahl war, das des Lawä}' aber fett und
zahlreich war, und er sagte zu Lawäy: „Nachdem ich, betrüge-
risch von dir veranlaßt, Dörfler geworden bin, hast du mein Vieh dir
selbst angeeignet, und von deinem Vieh hast du zu mir gesagt, es
sei mein." Lawäy sprach zu ihm: „Nimm doch! Bist du nicht älter
als ich: Was bei dir ist, laß auf mich übergehen, und was bei mir
ist, auf dich." Auf diese Weise, indem er es so machte, bewirkte
Hafaröm, daß sie dreimal ihr Vieh tauschten. Danach aber sprach
er zu Lawäy: „Ich fürchte dennoch, daß du mir Unglück bringst; bleib
du bei deinem Vieh!"
Und danach führten Lawäy und Hafaröm Krieg mit den Bet-
Abbazä. Und wie sie Krieg führten, da gewannen die Bet-Abbazä,
um Lawäy und Hafaröm ausplündern zu lassen, den [Statthalter] Sehül
aus Abessinien für sich. Und Sehül lagerte sich in Cömarät, um
yafaröm und Lawäy auszuplündern; und MaqäzgT ging, nachdem er
V
jenen in Cömarät hatte lagern lassen, nach Galab. Nun war das Dorf
des yafaröm und des Lawäy in Haygat, das Dorf der Bet-Abbazä
aber in Galab. Und zu yafarom und Lawäy kam ein Spion mit der
Meldung: „Die Bet-Abbazä haben den Sehül gegen euch geschickt,
und sie haben sich in Cömarät gelagert." Nun war Hafaröm triefäugig,
und Lawäy war auf einem Beine lahm. Zu Kamel und Asme'e, den
Söhnen des Hafaröm, sagten Lawäy und Hafaröm, Onkel und Vater,
5] Semitische Stammessagen der Gegenwart. 945
nachdem sie einen Schlauch nnt Honigwasser gefüllt hatten, um es
jenem als Tribut zu bringen: „Geht hin zu ihm, während er in Cömarät
lagert." Sehül war aus Abessinien. Und als sie zu ihm kam^n
sagten sie zu ihm; „In welcher Absicht bist du z\ uns gekommen?"
Er aber antwortete: „Um euch auszuplündern, bin ich gekommen."
Da sagten sie zu ihm: ., Was besitzen wir denn? Einer unserer Väter
ist blind, und der andere ist lahm. Sind die Bet-Abbazä nicht wohl-
habender und zahlreicher als wir? Plündere doch die!" Er sagte:
„Habe ich ihnen nicht geschworen?" Sie antworteten ihm: „Für diesen
Schwur wissen wir ein Heilmittel!" Darauf fragte er sie: „Was ist das
für ein Heilmittel für den Schwur?'' Sie sagten: „Nachdem du dich
auf deine rechte Seite gelegt hast, dann wende dich auf deine linke
Seite: dies ist der Bruch des Schwures." Danach verabredeten sie
sich (?), und er sagte ihnen zu, die Bet-Abbazä auszuplündern. Kamel
und Asme'e gingen dann heimlich bei Nacht nach Galab und kamen
zum Feste; und ohne daß man es merkte oder daß sie erkannt
wären (.-), mischten sie sich unter sie und riefen: „O Abbä Säul, ihr
Säul, morgen wird er sie Blut auf der Schulter tragen lassen." Darauf
entfernten sie sich. Und einer von den Großen der Bet-Abbazä
hörte dies, während sie Honigwasser tranken, und er sagte zu denen,
die mit ihm tranken: „Ich habe die Stimme Kämel's iSfehört." Sie
aber sagten: „Pah, die Stimme Kämel's heute?" Er jedoch ging, da
sein Herz sich nicht beruhigen wollte, zum Feste und fragte die
Leute: „Wer ist zu euch gekommen?" Die Festteilnehmer aber sprachen
zu ihm, da sie nicht darauf geachtet hatten: „Wir haben nichts ge-
sehen!" Dann, als es Tag geworden war, sagte jener Mann: „Kund-
schaftet den W^eg nach Haygat aus!" Und während sie ihn auskund-
schafteten, fanden sie von Asme'e's großem Zehen, welcher krumm
war, die Spur, und von der Lanze Kämel's, die er zu schwingen und
in die Erde zu stoßen pflegte, die Abdrücke. Und indem sie sprachen:
„das ist ihre Spur," kehrten sie zurück, um die Ihrigen zur Flucht
zu treiben; aber da stand das Heer [des Sehül] vor ihnen, und ihr
Dorf w^urde geplündert und vernichtet mit Ausnahme einer weißen
Herde von Qaläti; diese kam, indem sie sich flüchtete, auf einen
Berg und wurde auf ihm gerettet {dahanat), und [daher] heißt der
Berg Adhanat.
Kamel, Sohn des IJafaröm, zeugte den Mälek; Mälek zeugte den
Aftä}'; Aftäy zeugte den 'Eqbä-Mikä'el. Und 'Eqbä-Mikä'el ging, da er
Nöldeke-Festschrift. go
946 Enno Littmann [6
nach der Häuptlingsschaft strebte, zum Kaiser Fäsll; der setzte ihn
ein und gab ihm ein Schwert, und er kam zurück. Zar'lt aber, der
Ahnherr der Bet-Eshaqan, sagte: „Er ist nicht mit dem Zeichen der
Häuptlingsschaft (d. i. der Trommel) zurückgekehrt"; dann floh er und
ging fort. Darauf wurde er selbst eingesetzt und kehrte mit seiner
Trommel zurück, und wie er nach Cömarät kam, liefi er seine
Trommel schlagen. Das Volk jedoch, das in einer Versammlung
saß, sagte: „Was ist das:" Als man ihnen dann sagte: „Das ist
Zar'lt; er ist als Häuptling [hierher] gekommen," da riefen sie: „Erhebt
euch gegen ihn," schlugen ihm in's Gesicht und legten ihn in Fesseln,,
und die Trommel gaben sie dem Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el. Danach ging
der Kantebäy 'Eqbä-Mlkä'el zum Kaiser und sagte zum Kaiser: „Was
ist dies, daß du ihn gegen mich zum Häuptling eingesetzt hast? Ich
bin mächtiger und habe mehr Leute als er." Der Kaiser antwortete
ihm: „Er sagte mir, er sei in seinem Stamme [der mächtigste] und
Eshaqan und Abrehe seien eins." Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el sagte
darauf: „Ich habe seine Trommel genommen und seinen Arm gebun-
den." Als der Kaiser ihn fragte: „W'arum hast du denn das getan?",
antwortete er: „Die Häuptlinge der Stämme mögen für mich zeugen,
daß ich besser und mächtiger bin als er." [Der Kaiser] rief die
Häuptlinge der Stämme zu Zeugen, und sie sagten aus: „Es ist die
Wahrheit, er hat recht, der Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el" ; so zeugten sie
zu seinen Gunsten, und der Kaiser sprach zu ihm: „Deine Trommel
ist dir gewährt; das Schwert habe ich dir ja schon früher gegeben"; und
er erneuerte ihm seine Häupthngsschaft. Nun zog ['Eqbä-Mikä'el
wieder] hinab [in sein Land]. Und als er hinabgezogen war, berief
er eine Versammlung. Und in der Versammlung da stritten 'Ayläy,
der Sohn des 'Andalöy, und die Leute von Bet-Eshaqan miteinander:
'Ayläy zog sein Schwert, und die Leute von Bet-Eshaqan riefen : „Da
die Häuptlingsschaft geraubt und der Arm gebunden ist, mögt ihr
Hyänen werden, und das Land des 'Äyläy — möge sein Schwert gezückt
sein!", und dann zogen sie ab. Nachdem die Bet-Abrehe aber den
Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el eingesetzt hatten, stiegen sie in die Ebene
hinab, während Zar'lt gebunden war. Danach aber floh Kantebäy
Zar'lt von Mäi.s aus und in Algaatä vereinigte er sich mit seinem
Stamme. Und Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el, der in seiner Würde geblieben
war, starb [als Häuptling].
Und Kantebäy 'Eqbä-Mlkä'el zeugte den Hebselläsc, Dasit, Uenit
7] Semitische Stammessagen der Gegenwart. 947
und Tasfälhisc. Und llebselläsö starb, während sein Vater noch
lebte; und da sein Sohn Temke'cl noch klein war, so wurde Dasit
an seiner Stelle als IIäu[)tling gewählt. Und nachdem Dasit vom
Näyb eingesetzt war, stahl ihm das Volk von Deblöy die Trommel,
die vom Kaiser gekommen war; da gab der Nä\'b ihm eine andere
Trommel. Und Kantebäy Dasit erzeugte den Takselläsc und Nabaräy
und Hamagä)'. Den Takselläse aber beerbten Nabaräy und Flamagäy.
Temke'el zeugte den Ilebselläse; und Hebselläse zeugte den
Temke'el; und Temke'el zeugte den Gabres; und Gabres zeugte den
Tasfä-Mikä'el ; und Tasfä-Mikä'el zeugte den Aftä}', Kamel, Yagin,
Gabres und Harsöy. Gabres und Kamel starben ohne Erben; Yagin
und Harsöy und Aftä\- beerbten sie. Der Name Kämel's gelangte bis
nach Gabay-Saadä im Gebiete der Habäb; und sein Kamm, [den er
im Haare trug,] war [aus] Elfenbein. Er zog [einmal] zur Hochzeit
eines Brudersohnes nach Gembä-Salabä, und da er einen Bruder der
'Ad-Hadambas getötet hatte, so sagte man zu ihnen: „Sie lauern euch
auf dem Wege auf!" Die Frau seines Sohnes (d. i. Neffen?) aber, zu
deren Hochzeit er zog, hatte zur Mutter eine Tochter des Edrls, Sohnes
des Tasfämkel; und die Kinder des EdrTs und er zogen zusammen zu
der Hochzeit. Da sang er:
„Meine Trommel lalJ ich nicht, wenn die Mansürä -Weise ertönt;
Das Weib meines Sohnes laß ich nicht, wenn ihr Gatte nach ihr sich sehnt;
Meine .... lat ich nicht, wenn ihre Haare in allen Farben [schillern] ;
Sie ist die Tochter von Za'äyr; und ihre Oheime verhüllen sie [anderen Blicken]. —
Auf dem Sande in Melhib, da steht dein Vater fest[en Fußes]."
Aftäy zeugte den Tasfämkä'el; Tasfämkä'el zeugte denAftäy; Aftäy
zeugte den Tasfämkä'el, Be'emnat und Legäm. — liarsöy zeugte den
Daseiläse; Daseiläse zeugte den Mahamad. — Yagin zeugte den Dasit,
Absalläb und Heyäbü. Dasit zeugte den Amir und Tedrös. Absalläb
zeugte den Kamel, Temke'el, Fekäk, Eshaq, Ezäz und Hedäd. Heyäbü
zeugte den 'Emar, Yagin, Mahamüd, Ekked und Gaweg.
yenit war der Sohn des Kantebäy 'Eqbämkel. Henit zeugte den
Cadäq. Cadäq zeugte den I^enlt und Hafaröm. — Hafaröm zeugte
den Gügüy und Tasfäcön. HenIt zeugte den Saraqe. Saraqe zeugte
den Gaber Rabbi. Gaber Rabbi hinterließ keine Nachkommen; daher
wurde er [von seinen Verwandten] beerbt. Tasfäcön zeugte den
Hafaröm; Hafaröm zeugte den Fekäk, Hedäd und Tasfäcön. Gügüy
60*
048 Enno Litt mann [8
zeuo"te den Takles, Näseh und Be'emnat; Takles zeugte den Ekked.
Näseh zeugte den Mahamad. Be'emnat zeugte den Edris.
Tasfälläse war der Sohn des Kantebä}- 'Eqbamkel. Tasfälläse
zeugte den Gara-Märyäm. Gara-Mar}-äm zeugte den Samrä, Samara
und Masmar. Samara zeugte den Gara-Märyäm; Gara-Märyäm zeugte
den Samrä; Samrä zeugte den Gara-Märyäm; Gara-Märyäm zeugte
den 'Abbe und Samara; Samara zeugte den Gebül; Gebül zeugte den
Venösem; Henösem zeugte den Gebül — Masmar zeugte den Sana-
där; Sanadärj zeugte den Edris und Gabäs; Edris zeugte den Säleh,
Bakit und Gedär. Gabäs zeugte den Masmar und Maflas.
Sanadär war der Sohn d[ies]es Masmar; und Sanadär zeugte den
'Abdü; 'Abdü zeugte den Algadenäy. — Gandar zeugte den Hebtes;
Hebtes zeugte den Bakit und Salsal.
Asme'e war der älteste Sohn des ^afaröm. Asme'e, der
Bruder des Kamel,' zeugte den Bäyräy; Bäyräy zeugte den Yagin,
Temke'el und Abib. Temke'el zeugte den Eshaq; Eshaq zeugte den
Temke'el, Zar'It und Temäryäm; Tcmäryäm zeugte den Eshaq; Eshaq
zeugte den Temäryäm. — Temke'el zeugte den Kefel und 'Eqbäm-
kel; 'Eqbämkel zeugte den Haymkel und Gabremkel. Haymkel
zeugte den Hebt-Gargis und 'Eqbämkel. Gabremkel zeugte den
Hebselläse. Zar'it zeugte den Mantäy. Kefel zeugte den Bäyräy.
[Dies ist], wobei Yagin, Sohn des Bäyräy [s]einen Ausspruch
tat. Der König hatte gesagt: „Außer (?) den vierzig Kühen [da] gebt
mir die Maulesclin des Yagin wad Bäyräy!" Darauf sagte sein
Stamm zu ihm: „Gib ihm diese deine Mauleselin, damit wir nicht
ausgeplündert werden!" Er aber antwortete und sprach: „Wenn ich
jetzt meine Mauleselin gebe, so wird er im nächsten Jahre uns
von vierzig Mauleselinnen sprechen. Besser, als dafi sie gefordert
werden, ist es, dal) sie geraubt werden; möge er rauben, rauben!"
,Vls man nun dem König sagte: ,,Die Mauleselin ist verweigert
worden," da machte er einen Plünderungszug. Und wie er auf dem
Plünderungszuge war und sein Zelt in Cömarät aufgeschlagen hatte,
da begann er alles Vieh, was den Mensä' gehörte, wegzunehmen.
Die Mensä' aber hatten sich schon vorher in's Gebirge geflüchtet.
Und als seine Soldaten beim Abzug waren, da kamen jene wieder
herunter und plünderten das Lager, und indem sie alles zusammen-
I So ist wohl nach oben S. 944 f. zu verstehen
9J Semitische Stammessagen der Gegenwart. 949
brachten, bekamen sie |auch] ihr Vieh wieder. Und [der König] zog
sich zurück, und danach blieb der Tribut aus, bis dali Cbe (Ubie) kam.
V
Lawäy war der Sohn des Saraqe-Sangab. Laway zeugte den
Hasalä, Ge'däd, Mahari und Abib. Hasalä zeugte den 'Andalöy. 'An-
dalöy zeugte den 'Äyläy, Gabres und 'Amdes. Und von 'Amdes
stammen drei Männer ab; und 'Ayläy und Gabres blieben jeder in
seinem Lande und bei seiner Familie'.
Gabres zeugte den Tasfämkel, Ada und Temäryäm. Tasfämkel
zeugte den Gabres; Gabres zeugte den Tasfämkel, I.Iemad, Masmar
und Asfadäy. Tasfämkel zeugte den Edris, He.säl und Samara. Edrls
zeugte den Kantebäy Tedrös, Takles, Elös, Galäydös und Gargls. Der
Kantcbäy Tedrös zeugte den Kantebäy Be'emnat. Takles zeugte den
Hebtes und Yebbatit. Ilebtes zeugte den Kantebäy Nagäsl und
Azäzi. Yebbatit zeugte den Bayad. Elös zeugte den Mahamad.
'Äyläy zeugte den Samarä-Leül und Tasfäcön. Tasfäcön zeugte
den Hasalä, 'Äyläy und Yagin. Hasalä zeugte den Tasfäcön; Tasfäcön
zeugte den Hasalä, Häyles und Tedrös. IJasalä zeugte den Ayrasse',
Darsaleh und Natäbäy. Ayrasse' zeugte den Tasfäcön und Nor. Tas-
fäcön zeugte den Fekäk.
Ge'däd, der Sohn des Lawäy, zeugte den Man-Naqmü und Seb-
haläb. Sebhaläb zeugte den Tasfä-Le'ül. Tasfä-Le'ül zeugte den
Bülä und Gahäd. Bülä zeugte den Tegär und Teräg. Teräg zeugte
den Bülä; Bülä zeugte den 'Etel; 'Etel zeugte den Teräg; Teräg
zeugte den 'Etel; 'Etel zeugte den Teräg.
V
Abbazä-Ezgi zeugte den Hebselläse. Hebselläse zeugte den Süm
V
Abbazä. Süm Abbazä zeugte den Darmüs. Darmü.s zeugte den
V
Maqä-EzgT. Maqä-Ezgl zeugte den Atö, YagTn, Rad'i, Süm Abbazä,
Ganäd und Hayles. Atö zeugte den Zamät; Zamät zeugte den Sen-
gül, Zar'it, Hebselläse und Säber. Sengül zeugte den Hemad; Hemad
zeugte den Sengül und 'Eqbes wad Beles. Sengül zeugte den Bäyray
und Atö. Bäyräy zeugte den Mäyräy und Nabaräy. Mäyräy zeugte
den Gamll, Zamät und Gabil. Gamil zeugte den Asfadäy, Seltän
und Zamät. Seltän zeugte den 'Abdal-Sek, Hemad und Efrem.
Bahäymänöt war der Sohn des Abrehe und zeugte Abrehe den
Roten; Abrehe der Rote zeugte den Almadäy; Almadäy zeugte den
Hebtan; Hebtan zeugte den Bahäymänöt; Bahäymänöt zeugte den
Almadä}'; Almadäy zeugte den Hebtan.
I Wörtlich: „Namen"
g^O Enno Littmann [lO
[Dies ist], was Hebtan wad Almadäy tat. Als die beiden Mensä'-
Stämme einander bekriegten und einander ausraubten, da wurden
[auch] seine Kühe geraubt und kamen zum Kantcbäy Zar'it. Und
wie sie dahin gekommen waren, da folgte er eilends ihren Spuren
und kam bei Nacht zum Kantcbäy Zar'it. Der sagte zu ihm: „Wes-
halb bist du [zu mir] gekommen?" Er antwortete ihm: „Wenn ich auch
sterben mülite, so würde ich doch von den roten Kühen sagen, daß sie
die meinen sind; und [in dem Falle] bin ich zu dir gekommen, daß
du mich tötest." Der verbarg ihn in seinem Hause und versammelte
seine Familie, indem er die Flöte blasen ließ, und sprach zu ihnen:
„Sollen wir den Besitzer dieser Kühe, wenn er nach ihnen kommt,
töten oder freilassen?" Seine Familie aber antwortete ihm: „Wir
würden ihn freilassen." Darauf sagte er: „Wie kann ich ihn mit leeren
Händen fortschicken?"; und er schickte ihn mit seinen Kühen fort. Als
er nun mit seinen Kühen zu seinem Stamme gekommen war, belog
er den Kantebäy 'Eqbä-Mlkä'el von sich selbst aus, da er Frieden
wünschte, und sagte zu ihm: ,,Kantebäy Zar'it hat gesagt: 'Ich möchte,
daß ich und Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el einander sähen und daß wir die
beiden Haygat in Frieden die Abende hinbringen ließen!'" Der Kan-
tebäy'Eqbä-Mikä'el sagte zu ihm: „Hat Kantebäy Zar'it in Wirklich-
keit dies zu dir gesagt?" Er antwortete ihm: „[Ja,] er hat [es] zu
mir gesagt." Darauf kehrte er wie zu (s)einem Bekannten (?) zum
Kantebäy Zar'it zurück und sprach zu ihm von sich selbst aus: „Kan-
tebäy 'Eqbä-Mikä'el läßt dir sagen: 'Unser Zusammenkunftsort sei
Säkät, dort wollen wir uns versöhnen'." Nachdem er so gesprochen
hatte, kehrte er wieder zum Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el zurück und sagte
ihm dasselbe, und so bewirkte er, daß sie beide zusammen nach Säkät
kamen; darauf stieg er zwischen ihnen auf den Sand nieder, während
sie auf den beiden Ufern des Flusses standen. Und er sprach zu
ihnen: „Kantebäy Zar'it hat mir nicht[s] gesagt und dem Kantebäy
'Eqbä-Mikä'el habe ich von mir selbst Erfundenes gesagt. Wohlan,
versöhnt euch heute mit einander; denn Tag für Tag ist einer getötet
oder ist etwas geraubt, wenn ihr euch heute nicht versöhnt." Und
beide lachten über ihn einander in's Gesicht, und sie versöhnten sich
und nahmen Geiseln von einander.
Und zum Stamme Dämötäy gehört Merkäb wad Bälwä}', und sein
Sohn ist Mandar.
II I Semitische Stammessagen der Gegenwart. 95 r
Die Mensä' sind seit alter Zeit Christen. Und Kirchen hatten
sie in Haygat und in Galab und in Läbä, die wurden „Haus Mariae"
genannt. Und die I lauptstädte waren Haygat und Galab.
Und der erste Priester, dessen Namen wir kennen, ist ein Priester
namens Belenäy, und er stammte aus Abessinien, sagt man.
Der Priester verläßt Galab nicht: wenn einer gestorben ist, so
wäscht er den Leichnam, und, indem er liest, legt er das Tuch auf
ihn, und indem er Weihrauch nimmt, geht er vor dem Leichnam her
bis zur Grube. Und er schlachtet eine Kuh als Totenopfer für ihn
und läßt sie mit Kopf und Haut hinübergehen (?). Und von jeder Kuh,
die für einen Toten geschlachtet wird, erhält er die Vorderbeine. Und
von einer Kuh, die am vierzigsten [Tage geschlachtet wird], erhält er
eine Vorderrippe, ein Lendenstück und einen Vorderfuß.
Am Tauffeste legt er die Lade, mit einem Tuche umwickelt, auf
seinen Kopf und steigt mit ihr zum Flusse hinab, und das ganze
Volk folgt ihm, rufend: „O Herr, erbarme dich unser, Christel"
Unser Priester kann nicht lesen und er predigt uns nicht, und
das heilige Abendmahl kennen wir nicht. Einen Priester, der uns das
reicht, haben wir nicht. Vielmehr tut er weiter nichts, als daß er sich
von uns nährt.
Unsere Feste sind die beiden Sabbate. Früher arbeiteten wir
nicht an ihnen auf dem Felde noch jäteten wir Unkraut noch sam-
melten wir frisches Holz noch mähten wir Getreide.
Die Mensä' pflegten die Nachkommen der Araber zu berauben, sie
selbst aber waren noch nie beraubt. Und gemäß ihrer Tapferkeit machten
sie einen Raubzug gegen die Nachkommen der Araber am Qerörä. Und
als sie den Zug am Qerörä machten, da kam ein Stamm namens Mekäl
jenen zu Hülfe. Und als die Mensä' mit ihrer Beute lagerten, da über-
nachteten die Mekäl genannten Hilfstruppen ihnen gegenüber. Und
während die Hilfstruppen unter einander redeten, da wollten sie einen
von ihnen zwingen, die Wahrheit zu sagen, indem sie zu ihm sprachen:
„Wenn du die Wahrheit sagst, dann wollen wir die Mensa besiegen und
mit unserer Habe zurückgehen; wenn du aber die Unwahrheit sagst, dann
sollen die Mensä' über uns siegen und mit ihrer Beute heimkommen.
[Nun,] was weißt du von dem Gehorsam deiner Frau?" Er antwortete
ihnen: „Was den Gehorsam meiner Frau anlangt, wenn ich vom
Wege heimkomme, so wäscht sie mir meine beiden Hände und
952 Enno Littmann [l2
meine beiden Füße, und sie gibt mir süße Speise, daß ich mich er-
hole und satt werde. Und was ihren Gehorsam anlangt, wenn sie
nach mir verlangt, so ruht sie in meinen Armen, und wenn sie an
Speise denkt, so sagt sie: 'Ach, mögen die andern mich vergessen,
ich habe dich vergessen', und steht auf; und wenn sie aufsteht, um
Speise zu holen, so sagt sie: 'Ach, mögen die andern mich verlassen,
ich habe dich verlassen; mögen sie mich verlassen'.'"
Am nächsten Tage bei Sonnenaufgang da siegten die Mekäl und
zogen mit ihrer Beute ab, und die Mensä' wurden zerstreut.
Als die Söhne des Maharl zusammen waren, da zog Sehül aus
Abessinien herab. Und wie er herabzog und nach Gabrü-Gabanä
gekommen war, da sagte er: „Eine jede Heeresabteilung werfe ihren
Stein auf diesen Felsen!" Und indem sie darauf warfen, bedeckten
sie ihn mit Steinen. Und die Mensä' zogen Gräben, um von ihnen
aus zu kämpfen; und in einem Graben wurde dem Lawäy ein Bein
zerbrochen {tesabbara), und die Stelle dort wurde Massabbär genannt.
Und am nächsten Morgen rückte der König aus; die Mensä' aber
blieben in den Gräben, die sie gezogen hatten, und kämpften drei
Tage mit ihm. Die Waffen des Heeres des Sehül waren Lanzen,
Säbel, Schilde und einige Luntenflinten; die Waffen der Mensa aber
Schwerter, Lanzen und Schilde. Und nachdem sie die drei Tage hin-
durch einander Verluste beigebracht hatten, konnte Sehül doch nicht
den Sieg erringen, und so ließ er von ihnen ab. Und er sagte: „Von
dem Felsen, auf den beim Auszuge die Leute Steine geworfen haben, soll
jeder (s)einen Stein [wieder] nehmen!"; [dies tat er,] um sein Heer zu
mustern. Und nachdem jede Abteilung ihren Stein aufgehoben hatte,
blieben die Steine der Leute, die umgekommen waren, auf der Spitze
des Felsens liegen. Und größer, als die Zahl derer, die abzogen,
war [die Zahl derer,] die gefallen waren. Und danach blieben die
]\Iensä' für sich allein.
'Äyläy, der Sohn des 'Andalöy, zog nach Se'b hinab mit seinen
vier Söhnen, und seine Söhne hießen Rad'T, 'Eqbes, Amir und Hasalä.
Danach zog eine Heerschar aus gegen ihn, um ihn auszuplündern;
und als sie auf dem Zuge waren, da sagte er zu seinen Söhnen: „Bis
daß sie uns ganz nahe sind, kümmert euch nicht um sie und habt
keine Furcht!"
Da nun seine Augenlider vor Fett und Alter seine Augen zu-
deckten, so sagte er zu ihnen, sie sollten sie ihm mit seinem Kopf-
13] Semitische Stammessagen der Gegenwart. 953'
tuche hochbinden. Und als die Schar nahe war, da zückte er sein
Schwert, lieli seine Kleider zurück und stürzte sich auf sie. Und
sein Sohn Amlr tötete einen Mann mit seinem Schwerte; und Hasalä,
der seine Lanze falöte, ohne sie zu schleudern, erschlug mit ihr
[Leute], und seine Hand klebte mit Blut an dem Lanzenschafte; und
'Eqbes und Rad'i töteten, wen sie fanden (.-}. Als dann die Mensä'
ihm zu Hilfe kamen, da trat er ihnen siegreich mit seinen Söhnen ent-
gegen. Der Schaft der Lanze Hasalä's klebte [noch] an seiner Hand ; und
sie taten Butter in ein Napf und bestrichen ihm seine Hand damit,,
aber sie wollte [sich] nicht [lösen]. Und die Familie des 'Ayläy, die
ihm zu Hilfe gekommen war, sagte zu 'Äylä}': „Welcher von deinen
Söhnen ist der stärkere im Streit?" Er aber antwortete ihnen: „Meine
Söhne fochten alle gut." Sie sprachen zu ihm: „Ist nicht jeder nach
seiner Art?" Da sagte er, indem er seinem eigenen Wunsche folgte:
„Wenn auch das Streiten des Hasalä groß ist, so ist doch das des
Bafädib außergewöhnlich." Nun hatte Bafädib [nur] einen Mann
getötet. Hasalä aber, dessen Hand mit geronnenem Blute an dem
Lanzenschafte klebte, rief: „Diesen Tag muß ich erleben!", und vor
Zorn riß sich seine Hand von dem Schafte los. Nachdem sie also
jene Schar vernichtet hatten, blieben sie in ihrem Lande.
Ezäz und Hasamä waren die Söhne des Hebtes, und ihr Gebiet
war bei den Habäb. Und Hasamä, der seinen Bruder Ezäz getötet
hatte, kam als Flüchtling nach Haygat, und 'Ayläy und Bülä wurden
seine Freunde. Und um seine Kühe zu weiden, weilte er in Rörä-
Salabä, und 'Ayläy und Bülä hielten abwechselnd Wache für ihn,
damit er nicht ausgeraubt würde. Da kamen die Leute von Sanhit, uni
Hasamä auszurauben, und 'Äyläy rief: „Bis daß sie ganz dicht an uns
herangekommen sind, halte dich ruhig." Und als jene dicht an sie
herangekommen waren, da machten sie sich auf gegen jene; aber sie
wurden geschlagen, und er rief: „Tötet einen von ihnen, damit sie den
Plünderungszug nicht ableugnen!" Danach, als die Kühe umher-
liefen und so die Nacht zubrachten, sagte der Hirte, da die Kühe
voll von Milch waren: „Wenn sie doch morgen wieder nach Rabtö
zurückkehrten!" Darauf sang Hasamä dieses Lied:
„Schlecht ist der Tod in Salabä: dort wirft man auf dich mit Steinen!
Schön ist der Tod in Af-Harjn, in Galab, Sagli und Gerät I
Dort bezahlt man keine Schulden, bringt den Tag im Stall nicht zu;
Morgen, wenn der Tag anbricht, weckt das Land, o [meine] Söhne!"
"954 Enno Littmann [14
Und so singend kam er in sein Land zurück. Und als er in
sein Land zurückgekehrt war, da war [Näwed,] der Sohn seines
Bruders [Ezäz], den er getötet hatte, Häuptling, und der sprach zu
ihm: ..Schön willkommenl", und empfing ihn und rückte ihm einen
Sessel hin. Dann sagte er zu ihm: „Möge nun mein Vater richten
und Recht sprechen! Ist er denn nicht der Größerer" Und zwei
seiner Sklaven sagten zu ihm: „Du hast den Bahar Nagäsi Ezäz ver-
gessen, o Näwed," um ihn [seine Tat] bereuen zu lassen. Er aber
sagte zu ihnen: „Ich habe ihn nicht vergessen, sondern ich will nur
den [Hasamä] fälschlich glauben machen, dah ich meiner Pflicht nicht
nachkomme." Dann sagte er zu einem [von den beiden]: „Sage zu
deinem Bruder: 'Du schuldest mir ein Gewand'; dann bringe ihn vor
meinen Richterstuhl, und ich werde zu euch sagen : 'Geht zu meinem
Vater Hasamä; ist er nicht gröiier als ich:'" Dann stritten sie und
kamen zu ihm. Der eine sprach: „Du schuldest mir ein Gewand;
gib mir mein Gewand zurück"; der andere aber sprach: „Ich bin [es]
schuldig; aber ich werde [es] nicht zurückgeben." Daraufsagte Näwed
zu ihm: „Dies hier möge mein Vater I^asamä entscheiden." Als sie
zu Hasamä gekommen waren, sagte er zu ihnen: „Der Gläubiger soll
es zurückerhalten; der Schuldner soll es zurückerstatten!" In dem
Augenblicke rief der Sklave: „Da du so gesprochen hast, so zahle
du, denn du bist der Schuldner," und stieß ihm die Lanze in den
Rücken. Wie er aber durchbohrt war und die Lanze von unten zu
fassen suchte, da war sie zu hoch für ihn; und wie er sie von oben
zu fassen suchte, da war sie zu niedrig für ihn. Daher heißt es jetzt
im Sprichwort „wie die Lanze des Hasamä". Als sie ihn getötet
hatten, da nahmen sie sein Vieh weg; und jener Mann, der ihn ge-
tötet hatte, sang das Lied:
„Meines Vaters Hasamä Herz ist schwerer als seine Leber.
War' ich der Mörder des Ezäz, ich wäre nicht aus Haygat hinabgezogen.
Dort oben hätte ich nachts Wache gehalten, bis ich eingeschlafen wäre !"
Tasfäcön, der Sohn des 'Äyläy, kam von Ga.s-Gamröt als Wan-
derer nach Keremberä. Und Malgamat, die Tochter des Lawäy,
sprach zu ihm, als er im Dorfe ihrer Verwandten weilte: „Schön
willkommen!" Sie war aber nackt, und er sprach zu ihr: „Wie kannst
du nackt sein, Malgamat? Können deine Brüder dich nicht kleiden?"
Sie aber sprach zu ihm: „Sie haben sich von mir abgewendet, und
15J Semitische Stammessagen der Gegenwart. 955
so bin ich nackt geblieben, o 'Ellüm." Er aber nahm ein Stück
Leinwand acht [Ellen langj von einem Diener, der im Dorfe war,
und kleidete sie damit. Nun waren Leute da, die das Dorf auskund-
schafteten, um es auszuplündern. Und der Kundschafter sagte zu
der Plünderungsschar: „Tasfäcön ist da, was wollen wir mit ihm tun:"
Sie sprachen: „Er ist ein Mann; einen Mann müssen wir gegen ihn
hinabschickenl" Als sie dann sagten: „Wer dies Stück Fleisch nimmt
und es zu seinem eigenen Teile hinzufügt, der soll mit ihm streiten,"
da rief einer von ihnen: „Ich nehme es," und fügte es zu seinem.
Teile hinzu. Danach sprach er zu den Kriegern: „Zeigt ihn mir;
ich kenne ihn nicht." Und wie die Krieger vorrückten, da stiefi
Tasfäcön Drohungen gegen sie aus und wartete auf sie ; sie aber
mit den Worten: „Jenes ist der Mann" zeigten ihn dem, der das
Stück Fleisch genommen hatte; und sie stießen auf einander. Tasfäcön
aber erschien vor seinem Gegner mit der Lanze in der rechten Hand,
dann nahm er sie [plötzlichj in die linke und stieß jenen in die un-
gedeckte Seite. Als jener Mann durchbohrt war, da rief er: „Ihr
habt mir nicht gesagt, daß es zwei seien; ihr sagtet mir, es sei einer
und habt mich ungedeckt abziehen lassen; möge euch Leid wider-
fahren!" Dann starb er. Und Tasfäcön blieb in seinem Dorfe, während
die Plündererschar [zum Teil] fiel und [zum Teil] flüchtete. Malgamat
aber sang das Lied:
„Die Alawatte' -Leute schlagen so in die Hände:
Die des 'EUüm — ihr Tun ist wunderbar."
Den Aflendä waren [einmal] zwei Kühe, die Keyüs und Labäb
hießen, gestohlen und zu den Mensa' gekommen. Da zogen Leute
ihnen nach, um sie zurückzuholen, aber die Mensä' verweigerten sie
[ihnen]. Die Aflendä nun, als man ihnen jene verweigert hatte,
zogen in ihr Dorf zurück, und nachdem sie eine Schar aufgeboten
hatten, zogen sie gegen die Mensa'. Und die Mensä' flohen und
kamen zu [einer Stelle,] die Füräqe heißt, wo sie sich lagerten. Und
als sie sich dort gelagert hatten, ließen sie ihr Vieh und ihre Frauen
und ihre Kinder zurück und erwarteten jene [ihre Feinde]. Die
Mensä' nun waren oberhalb des Wassers, die Angreifer unterhalb des
Wassers. Und wie sie gegen einander loszogen, da war ein großer
Algen-Baum zwischen ihnen. Und diesen Baum riß unser Herr aus,
so daß er auf das Heer der Aflendä fiel, auf etwa vierzig Leute von
ihnen. Darauf wurde das Heer der Aflendä bestürzt. Und als es
Q^ö Enno Littmann [l6
bestürzt war, da erhoben sich die Mensä' gegen sie und trieben sie
in die Flucht. Und das Heer der Aflendä eilte fliehend nach Sar-
rabet; die MensiV aber liefen hinter ihnen her, indem sie sie verfolgten.
Und während die Mensä' das Hauptheer verfolgten, da wendeten sich
vierzig Leute vom Heere der Aflendä vom Wege ab und verbargen
sich; und die Mensä' liefen bei der Verfolgung des Hauptheeres
an ihnen vorbei. Sie aber, als die Mensä' bei der Verfolgung des
Hauptheeres an ihnen vorbeigelaufen waren, gingen in ihr Dorf, und
von dem Heere, das zur Plünderung ausgezogen war, entkamen nur
diese vierzig. Das Hauptheer nämlich hatte, als die Mensä' hinter
ihm waren und es verfolgten, am Läbä [-Flusse] Halt gemacht. Am
Läbä nun standen das Hauptheer und sein Häuptling. Die Mensa aber,
die sie verfolgten, erreichten sie und vernichteten alle, die am Läbä-
Flusse waren. Und der Läbä-Flu() lieü einen Strom Blutes dahin-
strömen. Und von jenem Tage bis auf den heutigen Tag geht keiner,
der eine Wunde hat, zu ihm, noch trinkt er sein Wasser, noch wäscht
er sich darin, noch sucht er Heilung in ihm, damit [seine Wunde]
nicht noch schlimmer werde oder sich entzünde. Sein Wasser ist
für einen Verwundeten giftig und wird [daher] gemieden.
Die Mensä' zogen mit ihrem Dorfe nach Seb hinab und be-
bauten dort die Ländereien der Oaläqel. Und in Halibö arbeiteten
sie nur vier Tage auf dem Felde; der Freitag war ihr Festtag und
der kleine Sabbat und der große Sabbat waren ihre Sonntage. Und
wenn ihre Landleute die vier Tage gearbeitet hatten, dann brachten
sie alle ihre Rinder für die drei Tage, an denen sie nicht arbeiteten,
auf einen steilen Berg, der Sibödln hiefi und der nur einen Zugang
hatte; und von dort aus gingen sie dahin, wo ihr Dorf war. Hyänen
gab es nicht noch Räuber auf dem Berge, auf den sie ihr Vieh ge-
bracht hatten: dies blieb dort auf der Weide. Am großen Sabbat
kamen sie des Abends hin, und wenn sie [das Vieh] hinuntergetrieben
hatten, so arbeiteten sie ihre vier Tage. Und an einem solchen Tage,
an dem sie ihrem Herkommen gemäß das Vieh auf den Berg gebracht,
von ihm weggezogen waren, es verlassen hatten und weggegangen
waren, da rief einer namens Sülkä, ein Araber, die Feinde derMensä'und
nahm das Vieh weg. Als dann die Feldarbeiter kamen, um ihre
Arbeit aufzunehmen, da fanden sie den Berg leer. Und indem sie
ihre Saat mitnahmen, kehrten sie in's Dorf zurück. Als aber die
Leute sagten: „Wie [kommt es] so:", antworteten sie: „Wir haben
ij] Semitische Stammessagen der Gegenwart. 957
den Berg leer gefunden; ob ein Dämon sie weggenommen oder ein
Engel, das wissen wir nicht. Mit den Feldarbeiten ist es zu Ende!"
Während sie nun nach den Rindern suchten, hiel5 es: „Sülkä hat sie
fortgenommen." Da verließ Sülkä das Land, und er wurde verbannt.
Und als Sülkä draußen gelebt hatte, wurden später seine Nach-
kommen Vasallen des Samarä-Le'ül, Sohnes des 'Äyläy. Als diese
Vasallen geworden waren, schieden sie aus dem Bruderverhältnisse
aus und wurden den Tigre' gleich, und sie mußten Hilfe leisten, Ab-
gaben für Totenopfer, für das Kreuzesfest und verschnittene Ziegen-
böcke ^ liefern.
Und wie es Herbst wurde, zogen die Mensä' gen Se^b hinab.
Die 'Ad-Temär}-äm aber, die Se'b beanspruchten, luden ihre Tiere
ab und lagerten dort. Se'b gehörte früher den Mensa. Und die
'Ad-Temäryäm sagten zu den Mensä': „Überlaßt uns Mäy Ule als
Tränke;" die Mensa aber antworteten ihnen: [„Nein,] wir werden euch
es nicht mit euren Augen sehen lassen!" Darauf zogen die 'Ad-
Temäryäm mit ihrem Vieh zum Flusse hinab, und die Mcnsä' und
jene stürzten am Flusse auf einander mit ihren Schwertern los; und
die Mensa', fünfzig an der Zahl, an deren Spitze Tasfäcön, Sohn des
'Äyläy, stand, wurden geschlagen, die 'Ad-Temäryäm aber waren
siegreich. Darauf kamen die Mensä' nach Wa'as und sie baten die
'Ad-Temäryäm mit den Worten: ,, Bewilligt uns einen Vertrag!"; jene
willigten ein, und so schlössen sie einen Vertrag. Aber dieser ihr Ver-
trag dauerte nicht ewig. Einmal, während die Mensä' in den Oaläqel
die Felder bestellten und ihr Getreide wuchs und reifte, da beschlossen
alle 'Ad-Temäryäm zusammen in einer Ratsversammlung, die Mensä
auszurauben, aber ein Mann unter ihnen sprach zu ihnen: „Kommt,
laßt jene Christen mit ihren schmalen Lanzenspitzen; sie sind schlechte
Leute. Nichts davon, daß ihr selbst [gegen sie] zieht! Wenn wir an
unserer Stätte bleiben, möge Gott uns vor ihnen schützen!" Sie aber
hörten nicht auf seinen Rat, sondern zogen aus. Indem sie ihre
Kamele mit sich nahmen, zogen sie aus, um die Mensa auszurauben;
ihre Kamele [nahmen sie] aus dem Grunde [mit], daß sie das Getreide
trügen. Und ihre Kamele ließen sie bei der Mündung des Läbä-
Flusses an einem Orte, der Bakakyä heißt. Dann sammelten sie sich
und kamen nach Gas Gamröt Bahar. Und danach griffen sie an,
I D. h. : Hörige 2 So nach C. Rossini
95S Enno Littmann, Semitische Stammessagen der Gegenwart. [18
und die Mensa flohen. Die, w eiche von ihnen am tüchtigsten waren,
wurden von ihren Frauen und Kindern und Brüdern festgehalten,
damit sie nicht in Gefahr gerieten. Aber ein Mann von ihnen, der
nicht geflohen war, blieb still sitzen und seine Frau röstete ihm eine
Ähre, dann zermahlte sie sie und gab sie ihm. Er aber rührte sich
nicht, sondern aß nur. Da rief seine Frau: „Ach, sie sind uns nahe!"
Er [dagegen] sagte zu ihr: ,.Schwatze nicht, sondern gib mir [zu
essen]'." Und als er die Ähre gegessen hatte, sagte er: „Gib mir
Milch'.", und sie gab ihm Milch. Und wie die Krieger ihn so sitzen
sahen, ohne daß er nach rechts oder links blickte, da wagten sie
nicht an ihn heranzukommen. Als er nun die Milch getrunken hatte,
da nahm er seine Waffen und stürzte auf die Krieger los und tötete
einen von ihnen mit der Lanze. Und als er den getötet hatte, da
ließ er das Blut des Mannes von der Lanze in seine Hand fließen
und vermischte es mit seiner Ähre und aß (es). Als er so das Blut
getrunken hatte, tötete er viele von ihnen, und das Heer wurde be-
stürzt. Und als seine Genossen, die auf den Bergen waren, dies
sahen, kamen sie herunter und halfen ihm, und sie trieben die 'Ad-
Temär)-äm in die Flucht. Und auf der Verfolgung folgten sie ihnen
bis dicht vor ihr Dorf; und als man jenem Manne, der früher zu den
'Ad -Temär}-äm gesagt hatte: „Kommt, zieht nicht gegen sie," mit-
teilte, daß die Mensä^ gekommen seien, sagte er: „Nun sind die
jNIensä' zu weit gegangen." Die Mensä' aber drangen nicht in das
Dorf ein, sondern von außerhalb kehrten sie zurück. So haben die
Mensä' und die 'Ad-Temäryäm oftmals Krieg geführt, und führen
ihn noch.
Das vermutliche babylonische Vorbild des Pehtä und
Mambühä der Mandäer.
Von
H. Zimmern.
n den babylonischen kultischen Texten begegnen wir wieder-
holt einem Ausdruck pit pl „Offnen des Mundes", meist
neben niis pl „Waschen des Mundes", aber auch für sich
allein stehend. Ich habe über diesen Ausdruck schon in
meinen Beiträgen zur Kenntn. d. babyl. Religion S. 138 f. Anm. e kurz
gehandelt und dort bereits gezeigt, daß dieses „ÖfTnen" bezw. „Waschen
des Mundes" ein kultischer Akt ist, der vom Priester an dem Götter-
bilde vorgenommen wird, insbesondere bei der Einweihung eines neu-
verfertigten oder restaurierten Götterbildes. Doch ist es für das ge-
nauere Verständnis der betreffenden kultischen Handlung, wie für den
unten in Erwägung gezogenen eventuellen Zusammenhang mit dem
mandäischen Pehtä und Mambühä notwendig, die betreffenden Stellen
etwas ausführlicher zu besprechen, als ich es a. a. O. getan habe.
Die relativ klarste Vorstellung von der in Rede stehenden kul-
tischen Handlung gewinnen wir aus der a. a. O. von mir bereits heran-
gezogenen Stelle der Nabü-abal-iddin-Inschrift', wo es Col. IV 22 ff.
von dem neu angefertigten Bilde des Gottes Sama.s heißt: ina telilti
sa Ea 71 Marduk niahar Samas ina Ekarzagina sa kisäd Puratti pisu
inisi-nia inna subatsn ., nachdem er (sc. der Priester) mittels der
I V R 6of. {Keilmsc/ir. Bibl. III l S. 174 ff.)
■960 H. Zimmern [2
Reinigung Ea's und Marduk's angesichts der Sonne' in Ekarzagina^ am
Ufer des Euphrat seinen 3 Mund gewaschen, ließ» er (sc. der Gott
Samas) sich nieder an seiner Wohnstätte." Diese Stelle lehrt also,
da(i unter der „Mundwaschung", die an einem neu angefertigten
<jötterbilde v^orgenommen wird, eine Zeremonie zu verstehen ist, die
durch Reinigungsbeschwörungen {teliltn) des Ea-Marduk-Dienstes aus-
geführt wird.
Solche bei der „Mundwaschung" eines Götterbildes anzuwendenden
Beschwörungsgebete sind in extenso mitgeteilt in den noch unver-
öffentlichten + Tafeln wie K. 3511 + 79-7-8, 68; K. 5412a, mit denen
auch die II R 58 Nr. 6 veröffentlichten Beschwörungen „um ein Götter-
bild mittels Feuers" bezw. „mittels des Weihwasserbeckens zu reinigen"
auf's nächste verwandt sind. Diese für die „Mundwaschung" bei einem
Götterbilde bestimmten Beschwörungen sind in ihrer Form und in
ihrem Wortlaut sehr ähnlich den Beschwörungen auf der IX. Tafel
Surpu (s. meine Beiträge z. bab. Rel. S. 45 ff. und die Neuausgabe des
Originaltextes auf Taf. LXXVI— LXXIX). Wie hier in Surpu IX der
Reihe nach eine jede der 13 Beschwörungen auf eine besondere heilige
Substanz, Pflanze, Wasser, Feuer usw., Bezug nimmt und sie als
Reinigungsmittel für den zu reinigenden Menschen preist, so werden
auch in den genannten, für die „Mundwaschung" oder „Reinigung"
des Götterbildes bestimmten Beschwörungen ebensolche Substanzen,
wie Honig, Milchrahm, Ol, Wasser, Feuer, verschiedene Pflanzen (z. B.
Tamariske), der Reihe nach in je einer besonderen Beschwörungs-
formel gepriesen. Z. B. auf K. 35 11 +79-7-8, 68 der Milchrahm,
übrigens unmittelbar hinter dem Honig, etwas folgendermaßen:
^ So ist doch wohl hier, wie auch mehrfach anderwärts, das mahar Samas „vor
Samas" zu verstehen
2 Name eines Heiligtums mit der Bedeutung „Haus der hellen Ufermauer"
3 D.h. doch wohl sicher dem ganzen Zusammenhange nach: des Götterbildes,
nicht etwa: seinen (des Priesters) eigenen Mund. An und für sich wäre es freilich
ganz wohl möglich, daß von der Waschung des Mundes des Priesters die Rede wäre ;
vgl. dazu die unten besprochene Stelle CT XVI 5, 177
4 Mit Ausnahme des von Bezold, Catalogue IV p. 1705 aus 79-7-8, 68 mit-
geteilten, unten von mir übersetzten Passus, der eine vollständige Beschwörung dieser
Art enthält
5 Da diese Beschwörungsformeln, ebenso wie die verwandten in Surpu IX, bis
jetzt nur sumerisch bezw. in ideographischer Schreibung, nicht in phonetisch-semi-
tischer, vorliegen, so ist eine völlig präzise Übersetzung zur Zeit noch nicht durch-
gehends möglich
3] Das vermutl. babyl. Vorbild des Pehta und Mambuha der Mandäer. 961
Beschwörung.
Milchrahm, glänzendes Fett, strahlendes Fett, von der Kuh im Stalle stammend,
Milchrahm, glänzendes Fett, von der Kuh im Stalle ausgegangen,
in grol.'ie Steinkriige gegossen;
in der großen Wohnung des Himmels haben die großen Götter
die Fülle für die Mundöffnung der Götter
gemehrt,
glänzend, strahlend gemacht.
Die böse Zunge weiche zur Seite!
Beschwörung, um mittels Milchrahms einem Gotte den Mund zu waschen.
Beachtenswert ist speziell bei dieser im Vorstehenden mitgeteilten
Beschwörungsformel, dalJ hier im Kontext von „Mundöffnung" {KA-
TUH-U-DA= pit pt) die Rede ist, während die Unterschrift, wie
allenthalben, von „Mundwaschung" {KA-L UH- U-DA = niis pi) spricht,
daii also hier, wie wir es auch weiterhin noch sehen werden, die
beiden Ausdrücke „Mundöffnung" {pit pi) und „Mundwaschung" {tnis
pt) ziemlich gleichwertig gebraucht werden. Ferner ist hervorzuheben,
dafi die „Mundwaschung" nach diesen Beschwörungsformeln nicht etwa
blo(5 mittels Wassers und anderer flüssiger Substanzen erfolgt, sondern
daß auch bei trockenen Substanzen der gleiche Ausdruck angewendet
wird, darunter also im weiteren Sinne „Reinigung" verstanden wurde.
Wichtig für die genauere Bestimmung des ptt pi und inis pl ist
nun namentlich der Text IV R 25, der von der Anfertigung eines
Götterbildes, speziell eines Bildes des Neumondgottes, handelt. Nach-
dem in den beiden ersten Kolumnen die Anweisungen zu den kul-
tischen Vornahmen bei der Einweihungsfeier dieses neuverfertigten
Götterbildes ausführlich mitgeteilt sind, beginnt in der dritten Kolumne
der bei der Einweihungszeremonie zu rezitierende Beschwörungshymnus
selbst. Zuerst wird das neue Götterbild in den üblichen überschvväng-
lichen Worten als ein unvergleichliches Prachtstück gepriesen. Darauf
lieiC)t es in Z. 65 f.:
azkaru aniiü iiia lä pit pi^ qii(rinna [lä essin] 2
[akala lä ikkal me lä isa/i] 2
Dieser Neumond(sgott) atmet ohne Mundöffnung keinen Rauchopferduft ein,
ifjt kein Brot, trinkt kein Wasser.
Nach einer größeren Lücke in der Tafel fährt der Text, aber wahr-
scheinlich immer noch innerhalb derselben in Kol. III begonnenen
Beschwörungsformel, auf Kol. IV fort:
1 Sumerisch: KA-NU-TUH-U-DA
2 Die eingeklammerten assyrischen Worte sind in der sumerischen Fassung erhalten
I^öldeke-Festschrift. 6l
962 H. Zimmern [4
vie c'llüti kiribsa nbla
Xhizadim zadhngallu sa Amt
ina qäteht elleti ukannika
Ea aiia asar ielilli itbalka
ana asar telilü itbalka
ina gäfesu elleti itbalka
ina dispi heinetu itbalka
me sipti ana pika iddi
plka ina isippüti ipti
kinia same (lü telil) kima ersitim (lü ttbib) klma kirib same (In tammir)
lisänii livmttii (ana ahäti lizziz)
I.VIM-I.VIM-MA UR-KU DL\Tt1R-RA KA-TUH-U-DA-KAN
Reines Wasser hat er hinein gebracht.
Ninzadim, der Oberjuwelier des Anu,
hat mit seinen reinen Händen dich tadellos gemacht.
Ea hat zum Ort der Reinigung i dich hingenommen,
zum Ort der Reinigung' dich hingenommen,
mit seinen reinen Händen dich hingenommen,
in Honig, Milchrahm 2 dich hingenommen,
Wasser der Beschwörung an deinen ]\Iund geschüttet,
deinen Mund durch Beschwörungskunst geöffnet.
Wie der Himmel mögest du glänzen, wie die Erde strahlen, wie des Himmels^
Inneres leuchten!
Die böse Zunge weiche zur Seite !
Beschwörung, um mittels eines Hundes 3 einem Gotte den Mund zu öffnen.
* In der sumerischen Fassung stehen hier, was für ihre Priorität gegenüber der
assyrischen spricht, zwei verschiedene Synonyma. — Bei dem Ort der Reinigung, an
den das Götterbild hingenommen wird, ist wohl an etwas ähnliches zu denken, wie
in der oben besprochenen Stelle der Nabü-abal-iddin-Inschrift, wo die Mundwaschung
des Sama.s-Bildes mittels der Reinigung Ea's und Marduk's in einer besonderen
Kapelle unmittelbar am Euphratufer stattfindet. Auch nach Rit.-Taf. 31 — 37 findet
die Reinigung und „Mundöffnung" des neuverfertigten Götterbildes am Flulöufer statt
2 Wie das „in" Ilotiig laid Milrkrahm genau zu verstehen ist, bleibt einstweilen
noch unklar. Jedenfalls aber hat man dabei an irgendwelche Verwendung von Honig
und Milchrahm bei dieser Einweihung des neuen Götterbildes zu denken. Schon oben
war uns ja auf K. 3511 + 79-7-8,68 in verwandtem Zusammenhang die enge Ver-
knüpfung dieser beiden Ingredienzen begegnet, die ja hinsichtlich ihrer Verwendung
im Kultus neuerdings im Anschluß an den Artikel von Usener, Milch und Honig, in
Rhein. Museum LVII (1902), S. 177 ff. mehrfach die Aufmerksamkeit der Religions-
historiker auf sich gelenkt haben. — Auf keinen Fall darf man, wogegen schon der
ganze Zusammenhang und speziell noch die Unterschrift unter dem Beschwörungs-
hymnus spricht, an die Beschreibung einer Leichenfeier und die von Herodot (I 198)
berichtete Sitte der Babylonier, den Leichnam in Honig zu legen, denken, wie dies
Meissner in seinem Artikel Babyl. Leichetifeicrlichkdten in IVZÄ'A/Xll 6of. tun wollte
3 Es handelt sich hier also, vorausgesetzt, dalJ UR-KC in der Tat als kallni
,,Hund" in der eigentlichen Bedeutung, als Tier, verstanden werden darf, um ein
Hundeopfer im Dienste des Neumondgottes. Ob dann daran erinnert werden darf.
f
5j Das vermutl. babyl. Vorbild des Pehta und Mambuha der Mandiier. 963
Es folijen nun wieder kultische Anweisungen, die auf Opfer-
zurüstungen Bezug haben. Wie dieser liturgische Text klar zeigt,
bildet die durch Beschwörung im Namen Ka's vorgenommene Zere-
monie der „Mundöffnung" einen wesentlichen Bestandteil bei der Ein-
weihung eines neuverfertigten Götterbildes. Erst wenn diese Zeremonie
stattgefunden hat, ist der im Götterbilde verkörperte Gott imstande,
Brot zu essen, Wasser zu trinken, Rauch einzuatmen, d. h. Speis-,
Trank- und Rauchopfer anzunehmen '.
Von hier aus gewinnen nun auch alle diejenigen Stellen in den
Ritualtexten Licht, an denen ohne weitere Zusätze kurz nur von „Mund-
öffnung" und „Mundwaschung'' eines Gottes die Rede ist. So zunächst
die Stellen, die, wie I\^ R 25, gleichfalls von der Neuanfertigung, oder
auch Wiederherstellung von Götterbildern handeln, so in meinen
Beiti: s. bab. Rel. Rit.-Taf. Nr. 31—37 St. I 26 ff.: ilu siiatu KA-LUH-
i'-DA KA-TUH-l'-DA tcppiis „selbigem Gotte (Götterbilde) sollst du
Mundwaschung, Mundöffnung antun" (folgt: Räucherbecken, Fackel
an ihn heranbringen, im Weihwasserbecken ihn abwaschen); ähnlich
ibid. Stil 14. 18; St. III 10, wo die „Mundwaschung", „Mundöffnung"
gewiß gleichfalls nur auf das betreffende neuverfertigte Götterbild, den
„selbigen Gott" {ilu suatu) zu beziehen ist, nicht etwa auf die übrigen
dort im Vorhergehenden genannten Götter Anu, Bei, Ea usw. Vgl.
auch ibid. St. II 2 : „ seinen Mund (?) wasche". Desgleichen
Nr. 38, 7. Ferner noch Nr. 48, lof.; Nr. 55 St. I 3; Nr. 74, 33. 37. 40.
Dagegen findet sich der Ausdruck „einem Gotte Mundwaschung,
Mundöffnung antun" nun auch, vom Priester gebraucht, in Zusammen-
dat — vgl. zum folgenden Smith-StÜBF,, Relig. d. Semit. S. 221 — der Hund den
Harraniern, den Bewohnern der alten Kultstadt des RIondgottcs Sin, heilig war, und
ob etwa darnach auch der neben Sin und andern Göttern von Ilarran genannte „Herr
mit den Hunden" bei Jakob von Serug [ZDMG 29 S. IIO; vgl. Nöldeke, ibiJ. 42,
473) als eine Bezeichnung des Neumondgottes, d. h. dann des Nusku zu erklären ist,
während ihn Jensen, Kosmol. S. 131 allerdings vielmehr zu dem babylonischen
Marduk-Juppiter mit dessen vier Hunden stellen \\ollte?
I Es mag hier wenigstens kurz darauf hingewiesen werden, da(J auch im Ägyp-
tischen eine Zeremonie begegnet, die eine gewisse Analogie darbietet. Denn hier
mufäte vor der eigentlichen Speisung des Toten erst der wichtige Gebrauch des
„Öffnens des Mundes (und der Augen)" an diesem durch den »S't'w-Priester vollzogen
werden. S. Ermax, Agypi. Religion S. 134. Des Näheren besteht dieser Gebrauch
nach Erman's Angabe daselbst darin, dat zweimal mit kleinen Queräxten und einmal
mit einem Meißel das Gesicht des Toten berührt wird. Erst wenn dies und allerlei
anderes dazwischen getan ist und wenn der Sem dann Mund und Auge mit dem
kleinen Finger geöffnet hat, ist der Tote wieder fähig, seine Nahrung zu empfangen
61^
q5 1 H. Zimmern [6
hängen, \vo es sich nicht um die Einweihung" eines Götterbildes handelt,
sondern überhaupt um den mit Reinigungszeremonien verbundenen
kultischen Dienst bei einer Gottheit, so Rit.-Taf. Nr. loo Obv. 9, vgl.
Nr. II Col. IV 20; Nr. 79—82 St. I 5, wo solche am Götterbilde
voro^enommene Mundwaschung und Mundöffnung als Obliegenheit des
Wahrsagepriesters vor l^eginn seiner Amtshandlung aufgeführt wird,
speziell in dem Falle, wenn der Gott zur Orakelerteilung nicht geneigt
erscheint.
Erwähnt sei ferner noch die neuerdings bekannt gewordene Stelle
CT XVII 39, 74, wo das Weihwasserbecken {agubbü) das Epitheton
Ulis pi {= KA-LUH-HÄ) sa ?7«;^/ „Mundwaschung der Götter" erhält.
Weiter aber findet sich nun, zwar, soviel ich sehe, nicht der
Ausdruck „Mundöffnung" {pit pl), wohl aber der damit parallele
„Mundwaschung" {niis pt), auch von Menschen gebraucht, speziell vom
Beschwörungspriester, v^on dem es CT XVI 5, 177 (nebst Nachtrag
XVII 48) heißt: asipii Eridi sa pisii viesU „der Beschwörungspriester
von Eridu, dessen Mund gewaschen ist" (sumer. KA SU-LUH-HA).
Vgl. dazu die Ausführungen von JENSEN in KeilinscJir. Bibl. VI l
S. 462 f. über den Priesternamen asipu, der nach ihm ursprünglich
vielleicht auch nichts anderes bedeutet als „der Gereinigte", synonym
dem andern Priesternamen ramku eig. „der Gewaschene". — Des-
gleichen begegnet bei dem Büßer, der sich dem Gotte bittflehend zu-
wendet, nicht nur der Ausdruck vom Waschen des Körpers oder der
Hände, sondern auch speziell vom Waschen des Mundes {niussiL pljä)
IV R 17, 25 b.
Wir kommen somit auf Grund des Vorstehenden für pit pi und
Ulis pl „Mundöffnung", „Mundwaschung" im Babylonischen auf einen
Sprachgebrauch, wonach diese beiden Ausdrücke kultustechnische
Bezeichnungen sind für die Vornahme von Reinigungsriten an den
Göttern selbst, bestehend in der Einführung zauberkräftiger Ingredienzen
in den Mund der Götterbilder, vorwiegend, wenn es sich um die Weihe
neuer Götterbilder handelt, doch nicht ausschließlich in diesem Falle,
sondern auch bei anderen kultischen Gelegenheiten, so speziell, wenn
der Gott sich ungeneigt zeigt zur Orakelerteilung. Ferner aber wird
wenigstens iiiis pl „Mundwaschung" auch von einer Reinigungszere-
monie am Menschen, speziell am Priester, gebraucht.
/] Das vermutl. babyl. Vorbild des Pehta und Mambüha der Mandäer. 965
Im Kultus der Mandäer spielt das /Wi/a und MiDiibuhä eine
wichtige Rolle. S. das Nähere bei Brandt, Mand. Relig. J^ 61 u. 62.
Zunächst ein Wort über die Etymologie von pehtä. BRANDT sagt,
nachdem er peJitä als eine Speise und nianibühä als einen Trunk be-
stimmt, beides in religiöser Absicht bei der Taufe genossen: „z.u
KDiTD ist also die syrische Bezeichnung der Hostie Jl>!»K3 zu ver-
gleichen, welche ihrerseits eine Umwandlung von J)Li^J^ darstellt'".
Aber wo in aller Welt gibt es ein syrisches Wort JLufc^ „Hostie",
und, vorausgesetzt, daß ein solches existierte, was berechtigte uns dazu,
dies ohne weiteres als eine Umwandlung von ilKs aufzufassen? Ich
vermute, daii der erste Teil dieser Auslassung über die Etymologie
vom mand. snrT'D einfach auf ein MilWerständnis BraNDT's von
NOldeke's Angabe: „«n.TS = JU>K3 (die mand. Hostie)" Mand.
Grajuvi. S. 66 Mitte, hinausläuft; und dali der zweite Teil, die Um-
wandlung von jLuJ^3 aus \V^ betreffend, nur eine Weiterspinnung
dieses Mißverständnisses von Seiten Brandt's darstellt ^ die um so
weniger Berechtigung hat, als auch il^>s meines Wissens im Syrischen
nie für die Hostie beim Abendmahl gebraucht wird. Nein, wir werden
einfach dabei zu bleiben haben, daß, wie die Mandäer auch selbst
annehmen (s. BRANDT a. a. O. S. 107 Anm. i), die mandäische Be-
zeichnung der Hostie NnrT'E ursprünglich „Öffnung" 3 bedeutet, aller-
dings in anderm Sinne, als es die Mandäer verstehen, denen der eigent-
liche ursprüngliche Sinn dieser Bezeichnung verloren gegangen ist und
die darum an die Öffnung eines himmlischen Lichtschatzes denken.
Nach den obigen Ausführungen über das babyl. /// pl erscheint
es mir nicht zu gewagt, den ursprünglichen Sinn auch des mand.
«nn^S als „Öffnung des Mundes" seil, der Täuflinge, zu bestimmen
und einen religionsgeschichtlichen Zusammenhang dieser mandäischen
1 DE Lagarde zitiert in seiner Besprechung GGA 1890, l S. 402 gleichfalls
diesen Satz Brandt's, ohne, wie es scheint, daran weiter AnstolJ zu nehmen, als daß
er eine andre, als die gewöhnliche, Etymologie von llh^a^ riß vorschlägt und damit
die angebliche Umwandlung von JLw&.s aus llSs.s in Zweifel zieht
2 LiDZBARSKi macht mich auf Befragen darauf aufmerksam, daß Brandt bei
seiner Herleitune von Sm^B aus iLiwS vielleicht auch beeinflußt sei von Lorsbach in
StäUDLIn's Beiträgen zur Philos. u. Gesch. der Rel. 21. Sitlenl., Bd. V, Lübeck 1799»
S. 37? wo sich gleichfalls schon die Zusammenstellung von Nnros mit |lk>.9 findet
3 Auch Lidzbarski bestätigt mir auf meine Anfrage: „saTS ist sicherlich ein-
fach JLiboB". Er fügt weiter hinzu: „sr~"2 findet sich auch vielfach in der einfachen
Bedeutung „Öffnung": Ginza R 189, 16; Qolasta 31, 14; 58, 28; 25, l8. 25; 26, 3. 12"
(^^ H. Zimmern [8
Bezeichnung für die Hostie mit dem oben besprochenen babyl. /// pi
anzunehmen. Schwanken kann man dabei, ob man auf mandäischem
Boden mit einer hier ursprünglich noch wirklich bewulit gewesenen
Bedeutung „Mundöfifnung" im Sinne von Darreichung reinigender heiliger
Speise rechnen will, oder ob man annehmen will, daß das babyl. pit
{f>i) einfach mechanisch im Sinne eines technischen Ausdrucks für
heilige Speise im Kultus, allerdings noch mit Kenntnis seiner Etymo-
logie, aus dem Babylonischen in's Mandäische übernommen wurde.
Daran, daß bei den Babyloniern das pit pl nur von den Göttern
gebraucht wird, bei den Mandäern dagegen das Pehtä von den Täuf-
lingen und Gemeindegliedern genommen wird, darf man sich nicht
stoßen. Denn erstlich war uns ja das mit /// pl ziemlich gleich-
bedeutend gebrauchte mis pl auch von Menschen, speziell dem Priester
und dem Büßer, begegnet. Auch kann daran erinnert werden, daß
im Babylonischen selbst schon eine Brücke zwischen dem pit pl und
juis pl, das an den Götterbildern vorgenommen wird, luid andererseits
den Reinigungszeremonien, mit denen die gebannten und bezauberten
Menschen behandelt werden, insofern geschlagen ist, als ja die Be-
schwörungsformeln und die dabei angewendeten reinigenden Ingredienzen
für beide Fälle so gut wie identisch sind (s. oben S. 960 ff.). Und so-
dann ist daran zu erinnern, daß auch auf allen übrigen Punkten der
Entwicklungsgang von den älteren Stadien der Religion, wie er uns
in der älteren babylonischen Religion vorliegt, zu jüngeren Religions-
systemen, zu denen auf vorderasiatischem Gebiete eben auch der
]\Iandaismus gehört, dieser ist, daß in den späteren Mysterienkulten
der Mensch im Kulte an dem teilnimmt, was früher ausschließlich der
Gottheit zukam, so auch an dem Genüsse von Himmelsspeise und
Himmelstrank, als welche im letzten Grunde das Pehtä und Mambühä
der IMandäer doch anzusehen sind.
Wie im Babylonischen pit pt „Mundöffnung" und mis pl „Mund-
waschung", letzteres aus dem agiibbü, dem ,, Weihwasserbecken", das
geradezu auch mis pi genannt wird (oben S. 964), fast immer eng
miteinander verbunden erscheinen, so im Mandäischen Pehtä und
]\Iambühä. In letzterem, dem Mambühä, eigentlich „Quelle", „Sprudel",
dürfen wir darum vom religionsgeschichtlichen Gesichtspunkt aus wohl
geradezu eine direkte Fortsetzung des agubbil erblicken, das ja in den
babylonischen kultischen Texten eine so große Rolle spielt. Die ent-
sprechende Paarung vow pit pl und mis pt {agnbbii) im Babylonischen
9] Das vermutl. babyl. V'orbild des Pehta und Mambuha der Mandäer. 967
und von Pehtä und Mambühä im Mandäischen legt es auch an und
für sich schon nahe, diese beiden Paare einander gleich zu stellen.
So sicher das Pehtä und Mambühä der Mandäer eine Parallele
zum christlichen Abendmahl bildet, so gewilj ist es nicht etwa aus
diesem letzteren entstanden. Viel eher wird die Sachlage diese sein,
daß, wie das mandäische Pehtä und Mambühä sehr wahrscheinlich
eine historische Fortsetzung des babylonischen pit pi und inis pi dar-
stellt, so andererseits auch das christliche Abendmahl durch historische
Fäden irgendwelcher Art mit dem babylonischen /// pi und niis pl
verknüpft ist, und daß daher, auf Grund dieser gemeinsamen baby-
lonischen Quelle, sich die Ähnlichkeit zwischen dem mandäischen
Pehtä und Mambühä und dem christlichen Abendmahl erklärt. —
Auch ein etwaiger Zusammenhang des Pehtä und Mambühä der
Mandäer mit den Darun's und dem Haoma der parsischen Religion,
oder dem Gebrauch von Brot und Wasser in den Mithrasweihen, woran
Brandt a. a. O. S. 203 denkt, würde gleichzeitigen Zusammenhang
mit dem Babylonischen durchaus nicht ausschließen. Denn es ist keines-
wegs sicher, daß der Parsismus bezw. der Mithraskult in diesem Punkte
völlig original und nicht vielmehr seinerseits, wenigstens im Grunde,
bereits von babylonischen Vorbildern beeinflußt ist^
Die vorstehende kleine Untersuchung über den vermutlichen Zu-
sammenhang zwischen dem pit pJ und niis pl der Babylonier und
dem Pehtä und Mambühä der Mandäer würde, falls sie sich bewährt,
nur wieder als ein neues Glied in der langen Reihe der Instanzen zu
gelten haben, die dafür sprechen, daß der Mandaismus, wie das ja von
vornherein durch die Landschaft, in der er seine Wurzel hat, nahe-
gelegt wird, in wesentlichen Stücken sich als eine spätere Form der
älteren babylonischen Religion herausstellt.
^ Vgl. zu Obigem auch meinen Artikel Lebensbrot u. Lebenswasser im Babylonischen
ji. in der Bibel, Arch. f. Rel.-Wissensch. II (1899), S. l65ff. und meine Bemerkungen in
KAT^ S. 525 f.
On the Composite Character of thc Babylonian
Creation Story.
By
Morris Jastrow jr.
ssyriologists and Semitic scholars in general are under lasting
obligations to Mr. L. W. KiNG of the British Museum for
his tvvo valuable publications (i) the collection of all the
known fragments of what may be called the main or the
"Babylon" version of the creation story of the Babylonians%
foUowed by (2) the combination of the fragments into a running
text, transliterated and translated into English, together with an
introduction, textual and other notes, and a v^olume of supple-
mental Texts, containing further fragments and illustrative texts^.
As against 25 fragments (reduced by "joins" to 21)3 which form the
basis of Delitzsch's* and jENSEN'ss treatment of the theme, KiNG
was able to place at the disposal of scholars, 59 fragments or allow-
ing for those that can be "joined" 49^. Thanks to this new material
1 Qmei/orm Texts front Eabyhnian Tableis o-=r. iti the British Museum Part XIII,.
(London 1901) pl. I — 32. PI. 33 — 38 contain fragments of other versions and pl.
39—41 the so called "Cuthean Legend of the Creation", for the correct Interpretation
of which See KiNG's note in p. 140 of vol. I of the work mentioned in the follow-
ing note
2 77/1? Seven Tablets of Creation (London 1902) 2 vols.
3 King vol. I, p. xxx 4 Das Babylonische Weltschöpßingsepos (Leipzig 1896)
5 Assyr.-Babyl. Mythen und Epen vol. I (1900 — 1901), pp. 2 — 39
6 KlNG vol. I, p. xxxi
970 Morris Jastrow jr. [2
we are not only in a far better position to study this important
literary production, but can press forvvard to a delermination of at
least some of the stages through which the tale must have passed
before it assumed its present form. It may now be regarded as
definitely settled that the production consisted of seven tablets of
about the same length' and covering about looo lines. Of the
entire poem about two thirds have now been completely recovered and,
adding to this the parts of lines sufficiently well preserved to be
understood, it maybe said that three quarters of the poem are known. The
most serious gaps are in the 5'^ and 6'^ tablets and because of these
the part of the story which is perhaps of the greatest general inter-
est — the work of creation proper — is, as yet, imperfectly grasped.
Under the circumstances we must be grateful for the determination
of the fact that the story contained an account of the creation of man^.
Confining ourselves to the first tablet, the improved text
which King has been enabled to furnish has important bearings on
the Interpretation of the opening lines of this tablet, and indirectly
supplies the definite proof of the composite character of the literary
production. It is now clear that there are two conflicts embodied
in the poem, one in which Ea is arrayed against Apsu^, and the
other in which Marduk is arrayed against Tiamat. The former is
recounted in that part of the first tablet which begins with line 17, the
second begins somewhere in the first tablet and, being the more im-
portant, is told in great detail. It constitutes, in fact, the main episode
of the entire poem to which the work of Creation by Marduk is
attached as a kind of corollary or appendix. Hitherto, only the Marduk-
1 The longest is the 41^ tablet consisting of 146 lines; the shortest the 3^ of
138 lines — ciccording to Kixg's calculation
2 At the beginning of the 6'!^ tablet. For varying interpretations of lines 7 to
10 as to the reason for the creation of man see Bezold, Babylonisch-assyrische Texte
p. 18, WiNCKLER, Keilitischriftliches Textbuch z. Alten Test, (ad ed.) p. 124, Jere.MIAS,
Das Alte Testament im Lichte d. Alten Orients, p. 74, besides KiNG's translation vol. I,
p. 87. I reserve for a future occasion the discussion of this passage
3 As recognized by KiNG I, p. xxxvii seq. and Ixvii who, however, furnishes an
Interpretation that is erroneous, because he does not see that the two conflicts form
two versions of one and the same myth or story. Sayce, on the other hand, in a
recent article on The Babylonian and Biblical accounts of Creation (^American yournal of
Theoh:yy, January 1505, p. 4) recognizes that the one story is merely a variant
of the other, and I am glad to find my view, independently reached some time ago.
concurred in by him
3] On the Composite Character of the Babylonian Creaüon Story. 971
Tiamat episode was recognized and, as a consequence, the inter-
pretation of the opening lines was obscurcd. This Marduk-Tiamat
episode need not detain us here beyond emphasizing the fact that, as
now generally recognized by scholars, there arc traces throughout
the poem that Marduk has usurped the place of an older god who
is none other than En-lil or Bei of Nippur of whom the story of the
contlict with the monster Tiamat and her brood was originally told '.
The entire description in the 4'^ tablet of the equipment of the. god for
the conflict — the four winds, lightning, the storm chariot^ storm-
weapons and the like — fits a storm-god such as Bei of Nippur ^
was and is totally incongruous in the case of a solar deity, like Marduk.
The original application to the god of Nippur, once the head of the
Babylonian pantheon, is also apparent in the retention of the term
be-bmi'- to describe the god and, apart from abundant other evidence,
the express declaration at the close of the poemS
bc-el^ iiiätäti snni-su it-ta-bi a-bi Bell
"Lord of lands, father Bei called his name"
points unmistakably to the transfer of the episode to Marduk. "Lord
of lands" or "king of lands" is the common title given to Bei of
Nippur in votive and historical inscriptions^ as well as in hymns
and prayers'' and taken in connection with ideas associatcd by the
Babylonians with the "Name" as the essence, the transfer of the
the name involved the abdication by Bei in favor of Marduk. Nor
need we stop to consider here the political and other factors which
led to Marduk's usurping the place at the head of the pantheon
once held by the god of Nippur, beyond recalling that the establish-
ment of Babylon as the capital of his kingdom by Hammurabi,
necessarily, forced the priests of Marduk to ascribe to the chief god
1 It is sufficient to refer to the author's Religion Babylomeiis und Assyriens I,
p. 112 seq., and 137 seq., and Zimmern's Keili)ischrificn imd das Alle Testament pp. 356,
373 and 491 for the general transfer of Bel's ruie to ^lardiik after the days of Ham-
murabi
2 Tablet IV, 50 {isu) narkabta u-mu where üinu "storm" must be taken as the
name of the chariot
3 So also HOMMEL, Geogr. und Geschichte d. Alt. Orients (2 ed.) p. 350 note 4
who, however, appears to have overlooked the fact that already in 1898 in my
Religion of Babylonia and Assyria p. 440, I made the Suggestion referred to
4 IV, 65 5 VII, 110 6 Variant (an) En = Bel 7 En-lil
8 sar injtäti Radau, Early Babylonian History pp. 45, 97, 123, 125, 13 1 &c. &c.
9 E. g. King, Babylonian Magic nr. 19, obv. 7
qrc Morris Jastrow jr. [4
of Babylon the mightiest of all deeds — the conflict of Tiamat —
since only the hero of that conflict could be recognized as the
Creator of the universe. The hymns to Marduk bear out the view
that the deliberate attempt was made by the god's devotees to
have hini take the place of Bei, for quite a number of such hymns
betra\- distinct traces of having been originally composed in honor
of Bei of Nippur^
Even before the publication of the new material by KiNG, we
were thus in a position to say that the Marduk-Tiamat episode re-
presented the version of an ancient creation myth that took shape
under the influence of the priests of Babylon after the days of
Hammurabi, and that it rested on an earlier version which we may
call the "Nippur" version in which the conquest of Tiamat and,
following upon this, the creation of the universe was ascribed to
En-lil or Bei of Nippur^.
Besides the "Nippur" and the "Babylon" versions of the conquest
of the primeval monster of the deep, it can now be shown that there
existed a third version in which the hero was the god Ea, and since
the centre of Ea's worship was Eridu, we may call this version the
•'Eridu" version3. That Ea was regarded as a "creator" could indeed
be concluded from the role in which he appears in the votive, histor-
ical and religious literature of Babylonia and Assyria as the god of
mankind par excellence'-, and indeed he is expressly called not only
the "creator of mankind" s but the "creator of everything"^. The in-
cantation texts as well as the hymns to Marduk^ furthermore show
that precisely as the role of Bei was transferred to Marduk by the
priests of Babylon, so these priests adapted the incantation series
that had come down from ancient days to the cult of Marduk, while
in the hymns likewise the attributes and prerogatives of Ea were
1 See the author's Religion Babyloniens und Assyriens I; p. 495 seq. 503 seq. etc.
2 A füll exposition of this subject will be given in Chap. XXI of the writer's
Religion Babyloniens und Assyriens
.3 I am inclined to regard the so-called second account of the Creation story
{Cunei/orm Texts XIII, 35—37) as, originally, an "tridu" version
4 Jastrow, Religion >S^c. I, p. 128 seq.
5 E. g. BelSER, Beiträge z. Assyr. II, p. 167, Col. IIT, 1 1
6 E. g. HiLPRECHT, Old Babyl. InscripUons I, I, 31, 1 7
7 Jastrow, Religion d-^c. I, pp. 295, 318, 329 etc. for examples of transferred
incantation texts and pp. 497 — 498 for transferred Ea hymns
5] On the Composite Character of tlic Babylonian Creation Story. 973
•
transferred to Marduk with this difference, however, that whereas
Marduk is made to replace Bei, he does not set Ea aside but is
alvvays regarded as Ea's son. To assume because of this association
of Marduk with Ea that Marduk belongs to Eridu as JeremiaS^
proposes is hardly justified. Eridu, so far as wo know, was never
a political centre. At all events it was not a political rival to Babylon,
as Nippur was. When Babylon became the capital of the united states
of the Euphrates Valley, it set Nippur aside and, corresponding to
this, Bei was replaced by Marduk. This violent procedure was not
necessary in the regulation of the relationship of Marduk to Ea. The
recognition of the religious superiority of Eridu involved no danger
to the dignity of Marduk and, hence, father Ea is invariably represented
as joyfuUy ceding to his son Marduk his own power and as rejoicing
in the higher distinction enjoyed by his son with the pride that a
father naturally takes in the achievements of his offspring^ So, im-
mediately after Bei transfers his name to Marduk, we are told3
ts-me-ma E-a ka-bit-ta-su i-tc-en-git'^
ma-a sa abe-su ii-sar-ri-hu zik-rii-u-su^
su-u ki-via ia-a-ti-i)ia E-a hi-it siun-sii
Ea heard and his liver was glad
"Inasmuch as his (i. e. Marduk's) fathers have
made his name (i. e. his fame) great
So let his name be Ea even as mine",
and in order to make clear what this transfer of the name involved,
it is added that Marduk is to control the decrees of Ea and to assume
Charge of all of his commands. While this utterance of Ea does
not necessarily point to the existence of an "Eridu" Version of a
conflict with a monster, still, foUowing directly upon the speech of
Bei which is intelligible only on the assumption of such a Version,
analogy would favor the conclusion here suggested. Fortunately, we
have also direct evidence in the poem for the existence of this "Eridu"
Version and we are now prepared to turn to this evidence^.
I Das alte Testament im Lichte des Alten Orients p. 30 seq. Marduk's relationship
to Eridu is always of an indirect character through Ea. This relationship points to
close associations between Eridu and Babylon, but not to Marduk's origin from Eridu. It
s inconceivable that the chief yod of the city of Babylon should have had his cult
originally elsewhere 2 So in the incantation texts as quoted in note 7 of p. 972
3 VII, 118 — 120 (ed. King) 4 Variant i-ta-an-gi 5 Variant zi-kir-su
6 I am also inclined to see in Craig, Assyr. and Babyl. Religious Texts I pl. 29,
974 Morris Jastrow jr. [6
Returning to the first tablet, enough remains of the conflict in
which Ea is involved to make the nature and general course of that
conflict quite clear. With line 17 begins a description of a god
spoken ofas "aboundingin wisdom", "exceedingly strong" and "vvithout
a rival" who is called Nu-dim-mud. I agree with KiNG ', JENSEN,
Jeremias and WiNCKLER that this designation can only mean Ea.
The subsequent course of the narrative establishes this beyond doubt,
and in view of the new material furnished b}' KiNG, it is likely that
Delitzsch would now be ready to withdraw his former opinion in
favor of identifying Nu-dim-mud with Bei*. Proceeding, we encounter
three distinct personages who are in evident Opposition to the gods,
namely Apsu, Mummu and Tiamat. Of these, again, Apsu and Mummu
are in close relationship, Mummu being called the "messenger" 3 of
Apsu while Tiamat is an outsider to whom Apsu and Mummu go
for advice. From line 31 which reads
a-ina-ti ini-tal-li-kii as-siim iläni [jnarcsuJi]
they took counsel with reference to the gods [their sons]
the general Situation becomes clear. Without going into the question
of the real significance of the m}'th which lies be3'ond the purpose of
of this paper, it is evident that the gods have rebelled against the
authority of Apsu and Mummu and that the latter, feeling that some-
thing must be done, go to Tiamat for help. Tiamat is enraged, utters
a curse and advises the destruction of the gods. Mummu joins in
with this advice. The text now becomes very defective, but fortun-
ately, the outcome of the conflict that ensues is preserved. The god
Ea — called upon by the gods to fight their cause — proceeds against
Apsu and Mummu and is victorious. Apsu is destroyed-* and Mummu
captureds. The question whether Tiamat took part in the conflict
against Ea can, unfortunately, not be definitely answered. The in-
dications are against the supposition, for immediately after the over-
lines 18 — 20 a trace of the "Eridu" version with Ea's rule transferred to Marduk.
See Jastrow, Religion d-v. I, p. 514
1 Vol. I, p. XXXIV 1. c.
2 IVeltschöpfutigsepos p. 99. Strangely enough Zimmern, Keilinschriften it. d. A. T.
p. 493 still clings to the notion that Nudimmud is Enlil-Bel. The passage Tablet IV,
142 by itself is conclusive for the equation Nudimmud =Ea, quite apart from the
evidence of the syllabaries, which outweighs the one passage in favor of Bei quoted
by Delitzsch
3 sukkallu lines 30 and 31 4 har-ba . . . (line 97) 5 Line 98
7] On the Composite Character of the Babylonian Creation Story. 975.
throw üf Apsu and Mumniu a Speaker is introduced who recounts to
Tianiat the fate of Apsu and of Muninui, and who stirs up Tiamat to
a more active form of Opposition to the gods. The way is thus pre-
parcd for the second and main episode — the conflict of the gods
against Tiamat, out of which Marduk — -or originally Bei — emerges as
Victor. The reference at the beginning of the 2*^ tablet' that Tiamat
planned to avenge Apsu, speaks against the supposition that Tiamat
took part in the Ea-Apsu conflict, but granting even that Tiamat was
actually introduced in the present form of the poem as a participant
in the conflict with Ea, it may, safely, be assumed that such a touch
was due to the later Compilers who endeavored to combine two episodes
which originally were quite distinct. The triumph of Ea over Apsu
and Mummu could only have been related with a view of celebrating
the glory and power of the god Eridu and it is inconceivable that
in the original "Eridu" version of the conflict of the gods with the
monsters, Ea should have been represented as unable to dispatch
Tiamat. With Tiamat engaged in the conflict and surviving the attack
of Ea, nothing indeed would have been gained by the destruction
of Apsu and the capture of Mummu. The real conflict was still to
come. The more obvious supposition is that in the "Eridu" version
there was no such figure as Tiamat or, in other words, we have in
the first fablet of our poem an attempt to dovetail two versions of
one and the same myth into one another. In other tablets of the story
there are further traces of this dovetailing of two versions of the con-
flict of the gods against the monsters, one originating at Eridu in which
the Chief participants are Ea and Apsu, the other reverting to Nippur
in which the chief participants are Bei and Tiamat. The further
conclusion that Apsu and Tiamat thus turn out to be "doublets" is
borne out by the meaning attached to these terms. They both
signify the "watery deep" — apsu becoming the term for the waters
on which the earth rests and which Surround it on all sides, while
Tiamat is identical with tämtii or fäjnüni^ — the common term for
' n, 3
2 That the Babylonians regarded Tiamat as identical with täinti?n may be
seen from the variants ta-a-ma-ü (I, 32. 33 III 77) tam-iain-ma (III, 59) and tam-tim
(IV, 41) which occur in the poem. Similarly, in literary references to the episode,
the form tam-tim (with ih( e. g. King I p. 21 1) is likewise found, as well at tam-tu
(ib. p. ll6 line 6). Note also the expressions 'upper' and 'lower' Tiamat for the
•'heavenly" and lower ocean (King I p. 197 and Introduction p. Ixxxiii). I regard
076 Morris Jastrow jr. [8
the largest bod}- of water — the sea. As to the figure of Mummu,
as the messenger of Apsu, he plays a part that reminds one of Kingu
who is appointed by Tiamat to lead her army of monsters against
Marduk — her "messenger" charged with the execution of her decrees.
The further discussion as to the meaning of the name Mummu would
carry us too far, but the Suggestion may at least be thrown out that
]\Iummu is again a synonym of Apsu and Tiamat and represents the
personification of the watery deep that arose in a fourth centre '. The
combination of Apsu and Mummu would thus be the work of the
priests of Eridu who, while taking up in their Version the traditions
associated with Mummu, assigned to the latter the subordinate role of
messenger. Be this as it may be, Mummu while introduced into the
''Eridu" Version as a secondary figure merely, must have in some
tradition played a more distinctive role, and this view is not only
borne out by the express declaration that Mummu gives counsel to
Apsu (I, 47—48)
\i\-pH-7d-1na {Uli) Mn-nni-vin Apsu i-iiia-al-[li-kii]
. . la ma-gi-rii nii-lik M7i-\jim-vu{\
Mummu answered and counselled Apsu
unfavorable was the counsel of Mummu,
but from the subsequent development that the word underwent. In
view of this, it seems clear that in the opening lines of the first Tablet
we must recognize three distinct personages, — Apsu, Mummu and
Tiamat, and not as has generally been done here before — only two,
Apsu and Tiamat.^ In these opening lines I see the further evidence
Tiamat as an artificial form, introduced to distinguish the personified waters from
the term "sea" er "deep"
1 The Suggestion that Mummu = Kingu I find also in Jeremias, Altes Testa-
mettt e^r. p. 52 note 3, though I do not see on what grounds he assumes that
Mummu in conjunction with Tiamat produces the universe. That Mummu is a
synonym for the "deep" foUows from its application as a title of Ea [M?immii bä)i
kalä Delitzsch, Beitr. z. Assyr. II, p. 261) just as Apsn is brought into close con-
nection with Ea as the dement in his control. Note also that Marduk (the son of
Ea) is called apil mu-titn-me (Craig, Assyr. and Bahyl. Religious Texts I pl. 31, 23). It
foUows therefore that Mummu bän \kala{7)'\ which appears as one of the 50 names
of Marduk (Tablet VII, King I p. 102) is originally a designation of Ea. Haupt and
SCHRADER may be right in regarding Mummu as a variant form of mami (Schrader,
Keilinschriften u. d. A. T., 2^ ed., p. 6). Radau, Bei the Christ of Ancient Times
p. 76 seq. correctly renders Mummu as "ocean", though I cannot follow him in his
further speculations about Mummu
2 So among recent commentators Halevy, Revue Scmititjuc I p. HO and
9] On the Composite Character of the Babylonian Creation Story. 977
of the endeavor on the part of the Marduk priests to combine the
two stories — the l£a-Apsu episode or "Eridu" version of the conflict
of the gods with the monsters, and the Bel-Tiamat story or "Nippur"
Version of the same myth. My proposition then is to translate the
opening lines as foUows: —
When above heaven was not namcd
Below the dry land ' was not called by name
Apsu the original^, their^ begetter
Mummu [and]* Tiamat, the mother of all of themS
Their waters* were mingled together
No field was marked off, no marsh appeared
When none of the Gods had emerged^
196 {Tciieule Tiamat), DELITZSCH, \Vellschöpfu)igsepos p. 92 {das Getose Tiamat), JENSEN,
Mythen und Epen I p, 3 {die Urform Tiamat), KiNG, Sruen Tahlets &^e. I p. 3
{chaos Tiamat), Radau, Bei the Christ of Ancient Times p. 75. ZiMMERX too {Keil-
inschriften n. d. A. T. p. 492) regards Mummu as an epithet of Tiamat, while
BezoLD, Babylonisch- assyrische Texte I p. 3 appears to leave the question open.
Jeremias {Altes Testament <2^c. p. 52) recognizes Mummu and Tiamat as two diitinct
personages, but curiously enough refuses that distinction to Apsu. WlNCKLER
{Keilinschriftüches Textbuch z. Alten Testament, 2^ ed., p. 102) is the only one who
distinctly recongnizes three personages, though he obscures the point by translating
the three names as 'Ocean', 'Chaos' and 'Urflut'. The translations, however, prove
the synonymity of the three terms. It is but proper to add that I reached my
conclusion as to the proper interpretation of the opening lines before Winckler's
book reached me
1 Text am-ma-tum used with evident avoidance of the common term irsitnm : the
"cultivated" earth. Similarly, in the Hebrew version we have eres and yabbäsä, tho'
in the opening verse of Genesis the former is used
2 ris-tit-ii literally "first". This epithtt is added to Apsu in order to distinguish
the Apsu used here from the ordinary use of the term as the "deep" — as found for
example in this poem Tablet IV, 142 — 143, and over which, according to Baby-
lonian ideas, Ea presides as sar apsi — a very common designation of the god. The
personified "deep" is therefore literally the "first" Apsu, and it is inleresting to note,
how in the literary reduction of ancient myths the endeavor was made to avoid con-
fusion and inconsistency
3 zarnsun i. e. of the gods. Cf. I, 29 where Apsu is called za-ri iläni "begetter
■of the gods"
4 The Omission of the conjunction is no objection against separating Mummu
fjom Tiamat, since there is no conjunction either between Apsu and Tiamat
5 Here likewise the gods are meant. Cf. II, 2 where the gods are expres.Ty
called the offspring of Tiamat and 1, 11 where Ea speaks of Tiamat as "our mother"
{a-lit-ta-a-ni corresponding to the use of muallidal in our passage)
6 I. e. the waters of all three — Apsu, Mummu and Tiamat. The line thus
leveals the identity of the three terms
7 sii-pn-n—a. term used with intent because of its am ambiguity
Nöldeke-Feststhrift. 02
Q-8 Morris Jastrow jr. [lO
No name called, no fate decided'
Then the gods were created in the midst of [heaven(r)].
Then follow the genealogy of Ihe gods in three divisions
(i) Lahmu and Lahamu (2) Ansar and Kisar (3) Anu the son of Ansar
and Kisar. With Anu vve would expect Antum to be associated,
but at this point the tablet becomes defective.
Coming back to the trio Apsu, Mummu and Tiamat, it will be
observed that Mummu is introduced without any descriptive epithet
whereas Apsu is designated as the 'begetter, and Tiamat as the
'•birthgiving"=^. One might be tempted to conclude that Mummu
is the oftspring of Apsu and Tiamat and this vievv has been adopted
by Jensen 3 and Jeremias^ on the basis of a conjectural restoration
and in view of the express statement of Damascius that the Babylo-
nians conceived of Apason (i. e, Apsu) and Tauthe (i. e. Tiamat) as
husband and wife who gav^e birth to Moumis (i. e. Mummu) the
"intelligible" universe ^. The conjectural restoration, however, turns out
to be unwarranted, and although from Damascius we are justified
in concluding that there existed among the Babylonians a version in
which Mummu was regarded as the oftspring of Apsu and Tiamat,
in the one we have this is not the case. Mummu is portrayed as
the "messenger" ° of Apsu, but this is merely a makeshift of the
Compiler who endeavored to find a place for Mummu by the side of
Apsu. In reality, he is a "doublet" of Apsu just as Tiamat is, and
the opening lines of our version are therefore to be interpreted as
an attempt to bring the three independent beings — Apsu, Mummu
and Tiamat — all symbolizing the primeval watery deep together.
The original synonymity of the three appears in the line where it
is Said that "their waters were mingled together" which shows (i)
1 The gods are decreers of fate — according to Babylonian theology
2 inu-al-li-da-at with variant mu-um-ma-al-li-da-ai
3 Jensen {Mythen und Epen I p. 4 and 303) attempts a conjectural restora-
tion of 1. 17 Apsu abi'su, which however (see KiNG I p. 8) turns out to be incorrect.
This fact is overloolied by Jeremias, Altes Testament p. 52 note 3
4 See the passage in King, Sez>en Tablets of Creation I p. xxxiii, WiNCKLER
Keilinschriftl. Textbuch p. 102 er Zimmern's KciUnschriften n. d. A. T. p. 490
5 In calling Mummu voriTO<; Koaiuoc;, Damascius follows a tradition v/hich
assumed the identification of Mummu with Ea the god of wisdom and intelligence
6 WiNCKLER renders stikkallu as "Gehilfe" {Keilinschriftl. Textbuch p. 63). It is
of course possible that the snkkalhi is by implication the son, but in that case we
should expect the statement to be expressly made
Il] ()n ihe Composite Character of Ihe Babylonian Creation Story. 979
that all three were conceived of as water and (2) that the three to-
gether constitute a single conception. Again, the passage above
referred to where Apsu and Mummu go to Tiamat for advice is
the work of the redactor and repfesents the rather ingenious
manner in which the two \ersions — the Eridu and Nippur versions
were combined. The advice of Tiamat plays no part in the story
itself and merely paves the way for the subsequent tale of the con-
flict between Bei and Tiamat. This was done by making Tiamat
sympathize with Apsu and Mummu and urging the latter on to the
contest of strength with Ea, The hand of this Compiler is to be
Seen again in the account' which the "bright god" — presumably
Kingu^ — gives to Tiamat of the defeat of Apsu and Mummu, and,
again, at the beginning of the 2"^ tablet where as a motive for
Tiamat's hostility to the gods, her desire to avenge the death of
Apsu is given3 and where Ea^ is introduced as recounting before
Ansar his father and the head of the pantheon, the preparations that
Tiamat has made for the Coming conflict. From this point of view
we can also understand the scene where Ansar sends out in turn Ea
and Anu to fight Tiamat, who, however, turn back in dismays. In
this way the Compiler seeks to account for the fact why it was left
for Bel-Marduk to dispatch the monster. In Ansar's Speech to
Nudimmud or Ea direct reference is made to the latter's victory over
Apsu and Mummu (II, 55)^. In this way by harking back to the
Ea-Apsu episode and by introducing Tiamat as an adviser and then as
avenger, the two originally distinct versions were skillfuUy combined.
A further proof for the thesis here maintained that the Ea-Apsu
episode forms an independent "doublet" of the Bel-Tiamat stör}' is
to be seen in the parallel between the destruction of Apsu and the
capture of Mummu on the one hand, and the destruction of Tiamat
and the capture 7 of her army of monsters on the other — her associ-
ates in the conflict with Bei, just as Mummu is accompanied by Apsu,
I I, 92 — 104 2 See King's instructive note Vol. I p. 14 i 11, 3
1 LI. 4 — 10. It will be recalled that in the Deluge episode, Ea likewise
appears as the revealer of the Intention of the gods to Ut-napistim [fiilgames Epic XI,
19—32)
II, 49-58; 72-82, cf. Tablet III, 53—54
6 Mummu is restored in this line by King (I, p. 28^ but with great probability
7 IV, 73 — III. Note especially (.line in) e-sir-hi-nu-ü "he captured them"
62*
980 Morris Jastrow jr. [ 1 2
To sum up, then, the conflicts in thc present "Babylon" version
of the account of creation are two independent tales — two
versions of one and the same episode, (i) one representing the "Eridu"
Version of the conflict between gods and the monsters of the
deep for supremacy, the triumph of the gods being viewed as the
establishment of order in the universe in the place of chaos, and in
which the main contestants are Ea and Apsu, (2) the other the "Nippur"
Version of the same myth in which the main contestants are Bei and
Tiamat. Had we the former in a fuller form, we would probably
find associated with Apsu, other monsters besides Mummu, but the
attachment of Mummu is in all likelihood to be taken as an evidence
of the composite character which the "Eridu" version in the course
of time assumed, Mummu being in reality a "doublet" again of Apsu
and representing the name given to the chief Opponent of the gods
in still another version of which no further trace has as yet been
found. Similarly, the association of Kingu with Bei is an indication
of the composite character of the Tiamat or Nippur version, and we
may expect to come across more definite references to the existence
of yet a fourth version in which Kingu plays the chief part'. If in
Greek writers we find two such difierent versions of the Babylonian
creation story as that taken from Berosus by Alexander Polyhistor^
and the one furnished by Damascius^, there is surely no reason why
there should not have been five or even more versions in existence
that have been more or less skillfuUy combined. Indeed, as already
suggested, the account of Damascius points to the existence of a version
in which the three figures Apsu, Tiamat and Mummu have been
combined into a trio representing father, mother and son. That
Tiamat, however, is an independent conception and is not necessarily
bound up with Apsu or Mummu is conclusively shown by another
version of the Bei- Tiamat episode which has long been known* and
1 I am of the opinion that the name Ummuhiibiir which appears four times as
a synonym or designation of Tiamat (I, 113; II, 19; III, 23 and 8t) is the name of
the monster symbolizing 'chaos' that belongs to a fifth version. Apsu, Mummu,
Tiamat, Kingu and Ummuhubur are thus synonyms, belonging, each, to a separate
version and combined in our poem
2 See the text and translalion in Winckler's Keiünschrißl. Textbuch &c. p. loo-ioi
and Zimmern's Keilinschriften u. d. A. T. p. 488 — 489 from Eusebius' Chyonicon ed.
ScHOENE I, 14—18 3 See p. 978, note 4
4 First published by Delitzsch, Assyrisches Wörterbuch p. 390—91 and in improved
form Cuneifortn Texts XIII pl. 33 — 34
13] On the Composite Character of the Babylonian Creation Story. 98 1
in which Bei and Tiamat are the only contestants; and it is interest-
ing to note that in this Version, it is the moon-god and not as in
the Babylonian version Ansar who calls upon Bei' to slay the
dragon.
It would, of course, be idle to speculate in what centre the version
arose which made Mummu the representative of the powers hostile
to the gods, or who the god was that prevailed over Mummu, but
attention ma\', in conclusion, be once more directed to the account
of the sending forth of Bel-Marduk against Tiamat, and where in
Order to emphasize the courage and greatness of Bei it is related how
AnSar first called upon tvvo other gods, who however turned back in
terror. These gods are Nudimmud or Ea and Anu ^ In the introduction
of these two gods, we may again see, as suggested, the work of the
Compilers anxious to bring in the traditions that arose in other places
of gods who fought the monsters. For the mention of Ea, the
"Eridu" version forms the background, and by analogy we may be
permitted to conclude that a version existed in which Anu was the
conquering hero. This conclusion is confirmed by a text recently
found in Babylon 3 where a creation story is cited which begins
"when Anu created the heavens". If it be true as Sayce believes'*
and for which there is some evidence, that Erech was the original seat
of Anu worship, we would be justified in attributing this version to
the priests of Erech, and we would thus have a place to which
Mummu could be assigned-. Without, however, pressing this point,
enough has been brought forward, I believe, to substantiate the three
main theses of this paper (i) that we have distinct traces in the
main version of the Babylonian Creation story of two distinct and
earlier forms of the main episode of the poem, one originating in
Eridu, the other in Nippur, and (2) that Apsu, Tiamat and Mummu
are merely so many names for one and the same conception, each
I Lines 17—22. See KiNG I p. 118 2 See p. 979, note 5
3 Weisshach, Babylonische Misccllen Nr. XII, obv. 23. The text prescribes the recita-
tion of the "Anu" version of creation as pari of the ritual for the dedication of a
rebuilt temple
4 Religion of Ancietit Egypt and Babylonta {Gifford Lediires) p. 308
5 It may be noted also that Anu is introduced in the first Tablet of our poem
(1. 85) after Ea's victory over Apsu and Mummu. The passage is too defective to Warrant
further speculation, but the question suggests itself whether there was not introduced
here an account of some mighty deed of Anu — his triumph over some monster
g82 Morris Jastrow jr., On the Composite Character &c. [14
belonging to some centre in which the myth was recounted, and (3)
that in the "Babylon" version, the "Eridu" and "Nippur" versions have
been combined and the attempt madc to assign a place to each one
of the three monsters and to each of the three gods — Ea, Anu and
Bei — involved. Ea and Anu are made to yield their prerogatives to
Bei, just as Bei, in turn, hands over his authority to Marduk, in accord
with the general spirit of the "Babylon" version which represents all
the gods uniting to glorify and to do honor to the god who advances
to the head of the pantheon after the days when Babylon had become
the political and religious centre of the Euphrates Valley^.
I The view here maintained of the composite character of the literary pro-
duction does not of course affect the interpretation of the underlying myth. That
the conflict between the gods and the monsters is to be regarded as "astral" in its
character is of course clear, but, on the other band, it also symbolizes the conflict
of the seasons as manifested in nature, and the question is — which comes first the
"astral" or "nature" myth. In the present tendency among Assyriologists — following
the lead of Winckler, Stucken and Alfred Jeremias to project all myths and legends
on the heavens — as Kugler, Die Sternenfahrt des Gil<;(vncsch (Stimmen ans Maria-Laach
1904, 4) has recently proposed for the Gilgames epic — this question seems to have
been overlooked. My own view is that the "astral" mythology of the Babylonians
represents the more or less artificial System devised by the theologians, and is there-
fore later than the populär process of religious speculation which is primarily con-
cerned with things and occurrences on earth
Der babylonische Sintflutheld
und sein Schiff in der israelitischen Gilgamesch-Sage'.
Von
P. Jensen.
ur in dQT ]esus- G//g-amcsc/i- und der ]ond.s-Gi7g'a;nesc/i-Sa.ge
wird das Schiff des Xisuthros, des babylonischen Sintflut-
helden, noch durch ein Schiff, der Sintflutheld noch durch
einen darin fahrenden Mann, der Sintflutsturm noch durch
einen See stürm repräsentiert: Jesus, der das für ihn bereitgehaltene
Boot^ besteigt, darin mit seinen Jüngern einen Seesturm erlebt, den
See durch sein Wort beruhigt und darnach an dessen südöstlichem oder
östlichem Ufer landet3, ist ohne jede Frage so gut ein Xisuthros in der
Sintflutepisode'*, wie Jonas, der vor Jahwe flieht und einen Seesturm
erlebt \ Und Jonas flieht vor Jahwe auf's Meer, weil der babylonische
Xisuthros sich vor dem Ländergotte ße/ auf's Wasser flüchtet. Und
nachdem sich das Meer nach dem Seesturm beruhigt hat, opfern die
Leute im Schiffe wohl, weil Xisuthros Opfer darbringt, nachdem der
Sintflutsturm sich beruhigt hat''. Jesus schläft, so gut wie Jonas, im
Schiff 7, auch während der Sturmwind rast und die See hochgeht;
Jonas im innersten Teil, Jesus nach Markus (4, 38) im Hinterteil des
1 Im folgenden wird durchweg eine Kenntnis von Band I meines Werkes Das
Gilgamesch-Epos in der Weltlitei-atiir vorausgesetzt
2 Markus 3, 9 3 Markus 4, 36 ff. und Parallelstellen
4 S. in dem oben genannten Buche das Kapitel: Jesus, Johannes und Lazarus
5 Jonas i 6 g. in dem oben genannten Buche das Kapitel: Jonas
7 Markus 4, 38 und Parallelstellen; Jonas i, 5
984 !'• Jensen [2
Schiffs, gerade im Hinterteil aber vielleicht nur infolge eines MitJ-
verständnisses \ Ob Xisuthros ebensowenig durch das Unwetter ge-
stört wurde, steht dahin. Doch läßt es sich vermuten. Denn sein
Schiff war so lang und so breite dali ihm der Wogengang kaum viel
anhaben konnte und es vor Schwankungen einigermaßen geschützt
war. Und dafür, daß die Disharmonien der entfesselten Elemente ihn
nicht zu stören brauchten, war genügend gesorgt: Denn 6 Dächer
oder Decken schützten nach oben und 7 + 9 Wände nach den Seiten
hin^ Befand sich daher Xisuthros, wie man annehmen darf, mit seiner
Familie im innersten Teil seines Schiffs, ebenso wie Jonas, und ur-
sprünglich vielleicht auch Jesus, so wird er vom Sturm und vom Meer
wohl wenig vernommen haben.
Jesus und Jonas sind ein Xisuthros und ein GilgaincscJi zugleich^
in Übereinstimmung mit den zahlreichen übrigen Gilgamcsch-'^2i^&\\
Israel's'». Und andererseits ist mit ]QS,ws-Gi/gainesch und Jonas- C?/^^-
jiicsch im Prinzip alles verknüpft, was ihre Sagen vom Xisuthros
der Sintflut gerettet haben?; dies aber nicht in Übereinstimmung mit
allen jenen Sagen. Vielmehr hat sich in einer langen Reihe von
ihnen dieser Xisuthros nicht nur in der Verbindung mit dem Gilga-
incscJi, sondern außerdem noch als eine selbständige, von ihm ver-
schiedene Persönlichkeit, oder doch als irgendetwas von ihm Ver-
schiedenes erhalten: Josua I ist ein Gilgamcsch-'K\s\>S\\xo°,^ \ aber der
Vater der Rahab, der allein mit seiner Familie der Katastrophe von
Jericho, einem Reflex der Sintflutkatastrophe, entrinnt 7, ist ein Xisuthros
schlechthin. Die zwei Männer, die vorher bei seiner Tochter einge-
kehrt sind^, führen ihn aus Jericho heraus 9, als einen Xisuthros, der
seine dem Untergang geweihte Stadt verläßt '°.
Eine ähnliche und parallele Szene spielt sich in Sodom ab: Die
zwei Engel führen Lot mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern aus
ihrer dem Untergange geweihten Stadt Sodom heraus", und zwar
1 Falls nämlich TTpOjLivri bei Markus im letzten Grunde einem hebr. nyson TST
entspricht, d. h. es wiedergibt. Denn 'rDT bezeichnet ja an sich das hinten Liegende,
■weiter aber auch das Innere und Innerste; so in der Jonas-Geschichte
2 S. Keilinschrißl. Bibliothek VI, I, p. 487 3 S. 1. c. p. 488
4 S. a. o. auf S. 983 a. O. p. 153 usw.
5 Zum Untergang der sündigen Menschheit und zur Sintflutbergepisode in der
Jv;sus-Sage s. a. a. O. das Kapitel: JesuSj Johannes und Lazarus
«^ S. a. a. O. p. 159 ff. 7 Josua 6 » Josua 2 9 Josua 6
la S. a. a. O. p. i6off., 172, 301 f. i' Genesis 19
3] Der babylon. Sintflutheld und sein Schift" in der israel. Gilgamesch-Sage. 985
Lot als einen Xisuthros schlechthiii; tind als ein Xisuthros schlechthin-
flieht dann Lot auf einen Berij als den Sintflutberg'. Aber die Haupt-
figur seiner Sage, Abraham, stellt Xisuthros und Gilgamcsch dar^
Was Lot in dieser Sage ist, nämlich nur ein Xisuthros, das ist
der alte Mann in Gibea in der Sage von dem Leviten im Gebirge
Ephraim, der alte Mann, bei dem die zwei Männer, der Levit und
sein Diener, einkehren 3. In dieser Sage wird aber Xisuthros auch
durch deren GilganicscJi, den Leviten, dargestellt.
Ein Xisuthros schlechthin, neben einem Gilganiescli-y^v?>\i!öci.xo?,,
nämlich Elisa, ist ebenso ein Benhadad, insofern er allein der Ka-
tastrophe von Aphek entgeht und dann begnadigt wird 5.
Und endlich ist Daniel nichts wie ein Xisuthros^. Aber unmittel-
bar an die Sage von ihm schließt sich als deren Fortsetzung die von
Josua III an, der ursprünglich ein Xisuthros und ein GilgamcscJi war 7.
Daniel-Xisuthros „ist" nach einer Tradition^ bis zum ersten Jahre des
Cyrus; und in diesem ersten Jahre des Cyrus führt Josua III mit seinen
Genossen die Juden aus Babylonien heraus und nach Palästina hinein 9,
als ein Xisuthros, der in seinem Schiff mit seinen Angehörigen aus
Babylonien fortgetrieben wird und auf dem Sintflutberge landet.
Damit ist die Reihe der selbständigen Xisuthros-Gestalten inner-
halb der israelitischen Gilgainesch- Sdige. aufgezählt, soweit sie
Menschen sind. Außerdem aber verbirgt sich in diesen Sagen der
Babylonier Xisuthros allein noch unter drei anderen Gestalten.
Laban jagt dem ihm entflohenen Jakob, einem Gtlga}nesc/i-'X\?,\x-
thros, nach. Auf dem Gebirge Gilead holt er ihn ein, und da Gott
ihm geboten hat, mit Jakob kein unfreundliches Wort zu reden, so
endet die Episode schiedlich friedlich mit einem Opfer und einem
Opfermahl, womit ein Friedensvertrag besiegelt wird '°. Von den zwei
Männern, die da oben auf dem Berge den Bund miteinander schließen,
ist, wie wir erkannt haben", der eine, Laban, der Gott Bei, der Feind
der sündigen Menschheit, der auf den Sintflutberg kommt, auf dem
Xisuthros gelandet ist, der von dem Gotte Ea zur Milde ermahnt
wird und sich dann mit Xisuthros versöhnt; und der andere, Jakob,
dieser Xisuthros, der, aus dem Bereiche des Länderherrn Ih~l entflohen,.
I S. a. a. O. p. 301 f., 304flf. 2 S. a. a. O. p. 28611. 3 Richter I9.
S. a. a. O. p. 364f. 4 S. a. a. O. p. 361 ff., 379ff. 5 I Kön. 20. — S. a. a. O.
p. 598f. 6 S. a. a. O. p. iQöff. 7 S. a. a. O. p. i89fif. 8 Daniel 1, 2t
9 Esra 1 10 Genesis 31 " S. a. a. O. p. 241 ff.
986 P- Jensen [4
auf den Sintflutberg gelangt und auf dem Turm des Berges den
Göttern sein Opfer darbringt.
Laban jagt zornentbrannt hinter Jakob her, weil dieser selbst ihm
mit seiner Familie entflohen ist. Aber schwerer noch empfindet er es,
dali ihm sein Hausgötze gestohlen ist. Rahel hat ihn mitgenommen.
Nun aber sitzt sie in ihrem Zelte in ihrer Kamelsänfte auf ihm, und
lügt dem Laban, der auf der Suche nach dem Hausgötzen in ihr Zelt
hineingelangt ist, vor, daß sie unwohl sei; und so wird der Diebstahl
nicht entdeckt, und der Hausgötze dem Laban nicht ausgeliefert ^
Was ist das? Die Keilinschriften berichten so wenig, wie Berosus,
in der babylonischen Sintflutgeschichte von einem gestohlenen Götzen-
bilde. Aber die Keilinschriften erzählen etwas anderes, das sich auf
dem Sintflutberge ereignet, und das der eben geschilderten Szene auf
dem Gebirge Gilead sehr ähnlich sieht: Als Bellt, die Herrin der
Götter, vor Bei — welchem Laban entsprechen soll (o. p. 985) —
auf den Sintflutberg gelangt, da erklärt sie, Bei solle nicht an das
Opfer hinantreten, an das Opfer, das Xisuthros darbringt, und bei dem
er sich also in diesem Augenblicke befindet. Darnach kommt Bei
heran und geht in das Schifi'shaus hinein, in dem sich jetzt Xisuthros
befindet und also wohl vor Bei versteckt hat, und macht ihn nun zu
einem Gotte.
Da haben wir's: Weil die Herrin der Götter Bei vom Opfer des
nachher vergöttlichten Xisuthros fernhalten will, darum will Rahel
Laban-Ä~/ von dem Götzen fernhalten. Also spielt Rahel auf dem
Sintflutberge in Gilead die Rolle der Götterherrin; und also ist der
von ihr versteckte Götze ein Repräsentant des vergöttlichten
Xisuthros, des Ahnherrn der Menschheit, während der Erzvater
Jakob ein Xisuthros und ein Gilgamesch ist. Und diesen Götzen hält
man wohl für ein Ahnenbild^. Der Götze ist also vermutlich ein
Repräsentant des Xisuthros auf dem Sintflutberge, weil dieser der
Ahnherr der Menschheit ist, gewiß aber auch, weil dieser auf dem
Sintflutberge vergött licht wird 3.
Warum ist aber Rahel-Ä^/// unwohl? Warum setzt sie sich auf
den Götzen? Eine törichte Frage. Doch natürlich, weil das auf eine
1 Genesis 31
2 S. NowACK, Lehrbuch der hebräischen Archäologie II, p. 23, nach STADE, Ge-
jchichte des Volkes Israel I, p. 457 und ScHWALLY, Leben nach dem Tode, p. 35 ff.
3 .S. a. a. O. p. 248 f.
5] Der babylon. Sintflutheld und sein Schiff in der isracl. Gilgamesch-Sage. 987
ingeniöse Art eine Entdeckung des Diebstahls verhindert. Zweifellos.
Aber sie hat nicht von Anfang an auf dem G(3tzcn gesessen und
nicht sie ist von Anfang an unwohl gewesen. Denn eine Spielform der
Gilead-Geschichte mischt deren Elemente ein wenig anders: David-
Gil^amesch-X\?,\x\\\xos flieht als ein Xisuthros vor Saul als einem Bc/, und
kommt zunächst nach Haus. Saul schickt nun Leute hin, um David's
Haus zu bewachen, und ^Michal läßt dann ihren Gatten David durch's
Fenster hinab. Wie nun Saul's Boten kommen und ihn holen wollen,
lügt sie, er, David, sei krank, und könnte zum Beweise dessen auf sein
Bett hinweisen, in dem der von ihr mit einem Kleide, aber nicht mit
ihrem Kleide, zugedeckte Hausgötze, wohl sicher der David's, liegt.
Dieser Betrug wird entdeckt, und nun werden David Boten nach-
gesandt'; und zuletzt eilt Saul selbst ihm nach und erreicht ihn in
Rama d. i. „Höhe", wie Bei den Xisuthros auf dem Sintflutberge.
Aber der Geist Gottes kommt auf ihn herab und er gerät in prophe-
tische Ekstase, und so entgeht David seinem Grimma
In dieser Parallelgeschichte zu der oben besprochenen Jakob-Ge-
schichte j behauptet also das Weib des Verfolgten nicht, daß es selbst,
sondern daß der Verfolgte, nicht daß es selbst, sondern daß das
von ihr Bedeckte krank sei, sitzt nicht sie in ihrer Sänfte und liegt
unter ihr der Hausgötze darin, sondern liegt der Hausgötze im Bett
des Xisuthros. Wo das Ursprünglichere ist, läßt sich mit den zwei
Parallelgeschichten allein natürlich nicht ganz sicher entscheiden. Doch
gehört immerhin ein jeder zunächst in sein eigenes Bett hinein, und
in jedes Bett zunächst sein Besitzer. Und wer im Bette liegt, schläft
oder ist krank. Also scheint der Götze als Ersatz für den Xisuthros
ursprünglich in dessen Bett gelegen zu haben und ursprünglich über
1 An diese Geschichte erinnert eine Episode aus Muhammed's Flucht nach
Medina: Muhammed läf.U Ali auf seiner Lagerstatt in Mekka zurück; und als die
Koreischiten sich in sein Haus hineinbegeben haben, finden sie statt seiner Ali
(s. Ibn Hisäm I, 325 f.). Daß dies aus der Saul-Sage stammt, scheint eine weitere
Episode aus Muhammed's Flucht zu bestätigen: Die Koreischiten gelangen vor
eine Höhle, in der sich Muhammed versteckt hat, halten es aber für ausgeschlossen,
daß Muhammed darin sei, weil an ihrem Eingang eine Taube ihr Nest gebaut hat,
und gehn darum nicht hinein; und so entkommt Muhammed (s. DijärbekrT, Ta'rih
al-havi'is I, 370). In ähnlicher Weise aber geht Saul, gerade auf David's Verfolgung
begriffen, in eine Höhle hinein, in deren Innern sich David mit seinen Leuten
befindet, ohne ihn darin zu vermuten, und darum auch, ohne ihn darin zu suchen
(I Sam. 24)
2 I San. 19 3 S. dazu a. a. O. p. 439fr., 602 f.
988 P- Jensen [6
ihn gelogen worden zu sein, dali er krank sei. Und die beiden
Sagen zusammen scheinen auf eine Urform für sie schlielien zu Lassen,
in der die Gattin des Xisuthros- (ji/g-amcsc/i, als Vertreterin der Götter-
herrin, den Repräsentanten des /)V/ von dem in seinem eigenen Bette
liegenden Xisuthros fern hält, unter der Vorspiegelung, daß er krank sei.
Der Götze liegt in des Xisuthros David l^ett und kann für David
gehalten werden, weil er ihm doch wenigstens unter seiner Verhüllung
ähnlich sieht. Darin liegt ein nicht gering zu schätzendes neues Ar-
gument dafür, dafi der Götze so gut ein Xisuthros ist, wie David, und
darum auch, wie Jakob.
Eine Parallele zu der Hausgötzenepisode in der Jakob- und der
in der David-Sage ist die Hausgötzenepisode in der Sage vom Leviten \
Auch in ihr ist also der geraubte Hausgötze — den Micha den Daniten
wieder abzujagen sucht — ein Xisuthros, dem Be/ nach dem Leben
trachtet; ebenso aber der Levit (ein 6V/f'-(?;;/^.;r//-Xisuthros), der mit
dem Hausgötzen entflieht.
Aus dem GilgmnescJi und dem Xisuthros der Sintflutepisode, aus
der dieser als Gott hervorgeht, ist also in drei israelitischen Sagen
ein 6*/^v77//^i-^//-Xisuthros geworden, der jemandem als ein Xisuthros
entflieht, und ein Götzenbild, das noch in zwei Sagen eben jener
Person gestohlen und auf der Flucht vor ihr in Sicherheit gebracht
wird. Der Levit, ein GilgavicscJi und ein Xisuthros, entführt nun dem
Micha den Götzen als einen Xisuthros in seiner Sintflutepisode. Li
ganz ähnlicher Weise rettet aber Josua Y-GilgaviescJi-^xswWvio?, in
seiner Sintflutkatastrophe den Vater der Rahab, indem er ihn als
einen Xisuthros aus Jericho herausführen läßt (o. p. 984). Diese beiden
Geschichten vermitteln somit zwischen dem menschlichen und dem
göttlichen Xisuthros der israelitischen Sage.
Obgleich erst auf dem Sintflutberge vergöttlicht, erscheint also
der Xisuthros in der israelitischen Sage als ein Götze und Gott schon
bei dem Aufbruch zur Flucht, welcher dem Verlassen der Xisuthros-
Stadt und der Abtrift der Arche entspricht. Weshalb das wichtig ist,
werden wir alsbald sehen.
In der Moses-Sage, welche doch der Jakob-Sage einerseits und
der Josua-Sage andererseits so nahe steht ^ findet sich im Unterschied
' Richter 17. S. a. a. O. p. 379 f.
2 .S. dazu a. a. O. p. 125 fr., 159 ff., 225 ff.
7] Der babylon. Sintflutheld und sein Schiff in der Israel. Gilgamesch-Sage. 989
von diesen zwei Sagen neben dem G//i^>-af/u-sc/i-X\si\ihvos Moses weder
ein geretteter Mann noch ein Götzenbild als ein Reflex nur des Xisu-
thros. Dafür aber etwas anderes. Bei ihrem Auszuge aus Ägypten
— einer Xisuthros- Flucht' — nehmen die Israeliten die Gebeine
Joseph's, natürlich in seinem Sarge % mit'. Die Jakob- und die Moses-
Sage zeigen nun schon dadurch, dali in dem Segen, den ihre Haupt-
figuren an gleicher Stelle der Sage sprechen^, nur die für Joseph
bezw. die Joseph-Stämme bestimmten Worte den beiden Sagen z. T.
gemein sind 5, daß sie auf eine Sage der oder eines der Joseph-Stämme,
Ephraim und Manasse, zurückgehn. Als Ahnherr dieser Stämme
gilt aber Joseph, und dieser ward, wie eine ägyptische Inschrift
zeigte vermutlich einmal göttlich verehrt. Wenn somit die Israeliten
in der Moses- Sage die Leiche Joseph's aus Ägypten mitnehmen, so
heißt das wohl: sie nehmen den Stammesheros oder Ahnherrn
der Stämme mit, aus deren Gebiet die Moses-Sage hergekommen ist.
Bedenkt man nun, daß die Jakob-Sage ebendaher gekommen ist
(s. oben), kann man dann der Versuchung widerstehn, diese in einer
Sintflutepisode mitgenommene Leiche als ein Pendant zu dem, gleich-
falls in einer Sintflutepisode, von dem Hause Jakob's mitgenommenen
Hausgötzen, und damit als einen neuen Repräsentanten des Xisuthros,
des Ahnherrn der Menschheit, zu betrachten?
Nun aber ist folgendes ein höchst merkwürdiges Zusammentreffen
und anscheinend geeignet, die eben geäußerte Vermutung zu be-
stätigen: Die Jakob-Sage und die mit ihr nahe verwandte Moses-Sage
weisen beide auf das Land der Joseph-Stämme als ihre Heimat
hin (s. oben); und ihnen beiden, weil noch deutlich der Moses-Sage,
steht die Josua-Sage aus dem Joseph-Stamme Ephraim besonders
nahe. Die Heimat der beiden andern Sagen könnte also auch gerade
Ephraim mit Siehe m sein 7. In diesen zwei Sagen liegt aber folgen-
der Tatbestand vor: Im Jakob-System wird als ein Xisuthros Laban's
Hausgötze mitgenommen und, da alle Götter der Fremde von Jakob
unter einem Gottesbaume bei Sichem begraben werden ^ von Jakob
I S. a. a. O. p. 145 f. 2 Vgl, Genesis 50, 26
3 Exodus 13, 19; vgl. Genesis 50, 25 und Josua 24, 32
4 S. a. a. O. p. 272 S Genesis 49, 25 f. und Deuteronomium 33, 13 ff.
6 S. a. a. O. p. 250, Anm. i
7 Näheres hierüber s. in Band II meines oben genannten Werkes
8 Genesis 35
990 P. Jensen [8
bei Sichern (als auf dem Sintflutberge') unter einem Gottesbaume
begraben. Und im Moses-System wird andererseits wohl als ein
Xisuthros die Leiche des Stammesgottes Joseph mitgenommen, und
diese wird später bei Sichem auf seinem Erbacker begraben^ dem
Erbbesit;^. auf dem sich nach Genesis 12, 6L, Genesis 2>3) ^9^- i-ind
Josua 24, 32 ein Gottesbaum befindet j.
Warum liegt der Hausgötze, in der Jakob-Sage, so gut wie in
der David-Sage? Einfach, weil er oder sein Prototyp, nämlich Xisuthros,
so am besten vor den IMicken eines Suchenden zu verbergen ist?
„Ohne Frage" wird man sagen. Ja, wenn wir nur diese beiden Sagen
hätten. Aber in der Moses-Sage liegt der Xisuthros Joseph schon
beim Auszuge aus Ägypten, nämlich in seinem Sarge, dem Auszuge,
der dem Verlassen der Xisuthros- Stadt und dem Abtreiben der Arche
entspricht. Dessen Liegen wird also nicht durch die Sintflutberg-
episode bestimmt. Aber er muß doch liegen. Denn er ist ja tot.
Indes — wie wenn er tot wäre, weil er liegen muß? Und wie, wenn
sein Liegen und das der Hausgötzen einen und denselben Grund hätte ?
Ein — liegender — Xisuthros. Da fällt uns ein: Jonas liegt in seinem
Sintflutschiff und schläft, Jesus desgleichen, vielleicht, weil Xisuthros
in seinem Schiffshause schläft und sich durch das Wogen- und Sturm-
gebrause durchaus nicht stören läßt. Schläft nun Mosis Xisuthros
eben deshalb den ewigen Schlaf in seinem letzten „Bette", liegt
David's Xisuthros deshalb in seinem Bette, wird deshalb David für
krank erklärt, stellt sich deshalb Rahel unwohl, liegt deshalb der
Götze in ihrer Kamelsänfte?
Soweit hier v^om Xisuthros. Unten mehr von ihm. Wir werden
ihn erst dort in seiner wichtigsten Erscheinungsform nachweisen können.
Die Arche, sein Schiffshaus, erscheint, wie oben bemerkt, inner-
halb der israelitischen GilgajiicschSdLge nur noch in der Jesus- und
1 S. a. a. O. p. 25 1 ff.
2 Da(') das nun nicht, wie zu erwarten wäre, innerhalb der Moses-Sage an der-
selben Stelle geschieht, an der in der Jakob-Sage die fremden Götter begraben
werden (s. a. a. O. p. 251 ff.), hat seinen Grund in Umgestaltungen tiefgreifendster ■
Art, welche die Gil^amesc/iSdLgQ erlitten hat, nachdem sie zur Moses-Sage des Stammes
Levi geworden war. Siehe dazu Band II meines o. gen. Werkes
3 Denn nach p. 287 f. und 339 f. meines o. gen. Buches ist der Altar, den
Abraham bei dem heiligen Baume an der Stelle des späteren Sichem errichtet, mit
dem identisch, den Jakob auf dem Grundstück errichtet, auf welchem Joseph be-
graben wird
i
I
9] Der babylon. Sintflutheld und sein Schiff in der Israel. Gilgamesch-Sage. 991
in der Jonas-Sage als ein Schiff. Aber deshalb ist sie doch nicht
überall sonst spurlos verschwunden.
Fassen wir Jakob's Gilead-Episode in's Auge: Dali Laban, den
Hausgötzen suchend, in Rahel's Zelt hineingeht, soll darauf zurück-
zuführen sein, da(i Bei in die Arche hineingeht (o. p. 986). Also ist
das Zelt auf dem Berge ein Reflex der Arche auf dem Sintflut-
berge. Und dann natürlich auch David's Haus, in das dieser vor
Saul-ÄV flieht, in dem er dann gesucht wird und in dem der Haus-
götze in seinem Bette liegt (vgl. o. p. 987).
Die Bundeslade, vor der das Wasser des Jordan zurückweicht,
sodali die Israeliten trockenen Fulies hindurchgehn können ', ist, wie
wir erkannt haben, die Arche, welche die in ihr dahintreibenden In-
sassen vor den Wassern der Sintflut schützt. Sieben Tage hinter-
einander wird sie beim Blasen der Posaunen um die Sintflutstadt
Jericho herumgetragen, und am siebenten Tage stürzen beim Blasen
der Posaunen und beim Feldgeschrei deren Mauern ein -. Denn bis
zum siebenten Tage treibt die Arche im Gewitter und unter dem Tosen
des Sturmwindes auf dem Wasser umher, und an diesem Tage legt
sich der Sturmwind, nachdem die Menschheit durch ihn ihren Unter-
gang gefunden hat. Die Bundeslade ist in der Sage von Josua I end-
lich Zeuge der Gesetzesverlesung auf dem Berge Ebal^, weil dies
der Sintflutberg der Sage von Josua D ist, auf dem Berge, auf dem
ursprünglich auch das Gesetz gegeben ward, als ein Reflex der
Mahnung des entschwebenden Xisuthros, der Mahnung, fromm zu seinS.
Und eine Repräsentantin der Arche ist die Lade auch in der
Sage von Josua IL Die Lade, die mit den goldenen Geschenken der
Philister aus dem Philister-Lande herausgefahren und dann auf eine
Anhöhe bei oder in Kirjath-jearim hinaufgebracht wird, wo sie bis auf
weiteres bleibt "^ — und stets geblieben wäre, wenn nicht auch die David-
Sacfe die Lade erhalten hätte, — diese Lade ist auch an die Stelle der
Arche getreten, die, mit dem Golde und Silber des Xisuthros beladen,
fortgetrieben wird und auf dem Sintflutberge landet. P'ür sie wird ein
neuer Wagen gebaut. Das ist demnach wohl der bootartige Schwimm-
körper, der das Schifl"shaus des Xisuthros trägt; und es spiegelt sich
also in dem Bau des Wagens noch der Bau der Arche wieder 7.
I Josua 3 2 Josua 6 3 Josua 8 4 S. a. a. O. p. 179 f.
3 S a, a. O. p. 149, i64f. 6 i Sam, 6f. 7 S. a. a. O. p. 181 ff.
99- P- Jensen [lO
Was von dieser Überführung" der Lade gilt, das gilt auch von
<ler ihr sehr ähnlichen in der David-Sage ^ (von der es allerdings
ijicht zweifellos ist, dalJ sie ein ursprünglicher Bestandteil der Sage
ist, innerhalb welcher sie jetzt erzählt wird). Auch diese Überführung
■der Lade stellt daher die Abtrift der Arche aus Babylonien und deren
Landung auf dem Sintflutberge dar^
Die Bundeslade erscheint zum ersten Male in der Moses-Sage.
-Sie soll bekanntlich während des Aufenthalts der Israeliten beim Sinai
hergestellt worden sein 3. Der Sinai ist aber ein Sintflutberg der
iMoses-Sage. Man könnte daher wohl vermuten, daß auch in ihr die
Lade als ein Reflex der Arche erscheint. Und möglich wird man das
nennen dürfen. Doch stellt es schon für sich allein ein starkes Moment
der Unsicherheit dar, daß in der jetzt vorliegenden Gestalt der Moses-
Sage die Lade erst bei dem Sintflutberge hergestellt wird. Fraglos
richtig wäre die Annahme nur, wenn die Israeliten die Lade bereits
aus Ägypten mitgebracht hätten, und — Joseph, der Xisuthros (aber
jiicht der Gt7ga/nesc/i-Xisuthvos\) der Moses-Sage (o. p. 989), einmal
-darin gelegen hätte. Denn der Auszug aus Ägypten ist ja ein Wieder-
hall von der Abtrift der Arche aus Babylonien (o. ebendort).
Es scheint demnach, als ob die Lade als ein Ersatz für die
Arche mit Sicherheit nur nachweisbar wäre in der David-Sage und
.der von Josua II aus Nordjuda und in der von Josua I aus dem be-
nachbarten Ephraim, also in Gegenden nicht weit von Jerusalem und
in der Gegend von Jerusalem selbst, von Jerusalem, in dessen Tempel
die Lade zuletzt gestanden haben soll. In der Arche wohnt nun der
vergöttlichte Xisuthros, in der ihr entsprechenden Lade aber — der Gott
Israel's! Weshalb an die Stelle der Arche die Lade getreten ist,
bedarf also anscheinend keiner Erörterung: Der reale Kasten mit
dem Gotte darin steht offenbar für den sagenhaften Kasten mit dem
-nachherigen Gotte darin. Wir haben in der Lade mit dem Gotte
Israel's darin also ein genauestes Gegenstück zu dem Sarge mit
dem Stammesgotte Joseph darin und zu den Hausgötzen, sei es
in einem Zelte, sei es in einem Hause. Somit wechseln in drei
nahe miteinander verwandten Parallel-Sagen, denen von Moses, von
Josua I und von Jakob, in deren Sintflutepisoden miteinander: der
' II Sam. 6 2 S. a. a. O. p. 487 fl".
3 Exodus 37
I I j Der babylon. Sintflulheld und sein Schift'in der israel. Gilgamesch-Sage. 993
Stanimesgütt Joseph in seinem Sarge, der Gott Isracl's in der Bundes-
lade und der Hausgötze in einem Zelte.
Der Sarg mit Joseph darin wird nun von Moses mitgenommen
und später bei Sichem auf dem Grundstücke Joseph's, mit einem
•Gottesbaume darauf, eingegraben (s. o. p. 990); bei Sichem als
auf dem Sintflutberge begräbt Jakob den Hausgötzen unter
•einem Gottesbaume (o. p. 989f.); der Ebal aber bei Sichem ist
auch des ersten Josua Sintflutberg, und auf ihn hinauf wird in
■dessen Sintflutbergepisode die Lade mit dem Gotte Israel's
gebracht (o. p. 991), nach Josua 24, 26 offenbar in ein Heiligtum
Jahwe's, mit einem Gottesbaume. Offenbar. Denn in Josua 24 haben
wir eine Ergänzung und eine Dublette zu Josua's Sintflutbergepisode
auf dem Ebal (o. p. 991) zu erkennen'.
Damit dürfte die Beweiskette vollständig geschlossen sein. Dafi
«das Zelt oder das Haus mit dem Hausgötzen, der Sarg mit Joseph
darin und die Lade mit Jahwe darin alle drei die Arche mit Xisuthros
<larin darstellen, dürfte durchaus gesichert sein^
Aber gerade jetzt erheben sich Bedenken gegen Einzelheiten.
Die Kamelsänfte im Zelt und das Bett im Hause, mit dem Hausgötzen
darin, sollen das Lager des Xisuthros darstellen. Also scheint
das auch von dem Sarge zu gelten, in dem Joseph liegt, und
deshalb nun auch (s. o. p. 992 f.) von der Bundeslade. Somit wäre
mit dieser doch nicht die Arche, sondern nur das Bett des Xisuthros
gemeint? Li der Tat ließe sich auch für diese Auffassung einiges
anführen: Als die Lade mit Jahwe darin aus dem Philisterlande, als
sie später von Kirjath-jearim weggefahren wird, ist nicht sie, sondern
der Wagen, auf dem sie gefahren wird, vorher neu gezimmert
worden. Folglich, so könnte man sagen, stellt der Wagen das ganze,
vor der Sintflut neu gezimmerte Schiffshaus dar, die Lade somit nicht,
folglich nur das Bett des Xisuthros. Und wenn Rahel's Zelt auf
Jakob's Sintflutberg die Arche darstellt (o. p. 992 f.), dann scheint auch
das Zelt ein Reflex von ihr zu sein, unter dem sich die Bundeslade
auf dem Sintflutberge Ebal bei Sichem befinden muß, und ebenso
1 S. a. a. O. p. 174 f.
2 Interessanterweise ist Ahnliches aus ganz anderen Gründen schon früher be-
hauptet worden: Nach VÖLTER, AegypteJi und die Bibel, p. gaff., sollen die Bundes-
lade mit Inhalt und der Sarg mit Joseph's Leiche beide ein Sarg mit einer Osiris-
Leiche sein
Nöldeke-Festschrlft. g-j
994 P- Jansen [l2
das, welches David auf einem Sintflutberge in der David-Stadt für
sie errichtet'. Dann wäre aber die Lade in dem Zelt abermals nicht
die Arche, sondern wieder nur ein Reflex von des Xisuthros Lager-
statt. Auf solche Einwände ließe sich anscheinend schlechterdings
nichts erwidern. Wenn nun aber andererseits nur die Lade, und
nicht etwa die Lade in einem Zelt, dort getragen wird, wo im Ori-
ginal die Arche auf den Wassern fährt (s. o. p. 991), so ist sie nun
einmal wenigstens auch ein Reflex der Arche, und zwar mit dem
Bett des Xisuthros darin, wie der Sarg, in dem Joseph liegt (s. o.
p. 992 f), und darum wohl ebenfalls die Kamelsänfte und das Bett,
in dem die Hausgötzen liegen (s. o. p. 990).
Hier liegen also Unebenheiten vor, die anscheinend nicht auszu-
gleichen sind. Die aber der Ausgleichung auch gar nicht bedürfen. Denn
solche Unebenheiten müssen entstehen oder entstehen doch allzu
leicht bei mündlicher Fortpflanzung der Sage, die sich hier so und
dort so entwickelt, wobei dann die einen Spielformen beständig der
Kontamination durch die anderen ausgesetzt sind, und alle wieder
einer durch näher- oder fernerstehende oder gar im letzten Grunde
gar nicht verwandte Sagen. Ja es bedarf gar nicht einmal einer
solchen Kontamination, um innerhalb einer und derselben Sage, zumal
einer umfangreicheren, Inkongruenzen und Widersprüche zu erzeugen.
Anscheinende Fälle der Art erheischen gerade hier eine Erwähnung:
In der Sage von Josua I ist der Sintflutheld schlechthin zweimal
vertreten, einmal durch den Vater der Rahab (o. p. 984), und einmal
durch den Gott Jahwe in der Bundeslade (o. p. 992). Ganz Ähn-
liches findet sich in der Sage vom Leviten: In ihr scheint der Sint-
flutheld erstens repräsentiert zu werden durch den alten Mann in Gibea
(o. p. 985), und zweitens durch einen Hausgötzen (o. p. 988)^. Und
ein weiteres Analogen scheint die David-Sage zu bieten. Denn in
ihr zeigt sich der Sintflutheld schlechthin sowohl als ein Hausgötze, wie
auch als der Gott Israel's (o. p. 987^ u. 992). Vielleicht hat man auch
in diesen Fällen an eine Kontamination als Ursache der doppelten
Vertretung zu denken. Allein für diese doppelte Vertretung in den
beiden ersten Fällen kommt man ohne eine solche Annahme aus: In
den Sagen von Josua I und vom Leviten ist der Sintflutheld schlecht-
hin in der Sintflutepisode durch einen Menschen und einen Gott
I II Sam. 6, 17 2 s. a. a. O. p. 382
13] Der babylon. Sintflutheld und sein Schiff in der israel. Gilgamesch-Sage. 995
vertreten. Xisuthros i.st aber urspri.inglich ein Mensch und wird
in der Sintflutepisode zu einem Gotte. Also dürfte sich in der
doppelten Vertretung des Xisuthros wiederspiegeln dessen .ursprüngliche
menschliche und dessen spätere göttliche Natur. Und wirklich tritt
in den zwei in Rede stehenden Sagen der menschliche Ersatz
für Xisuthros nur in Reflexen von solchen Teilen der Ursage auf,
in denen Xisuthros noch ein Mensch ist: Der Vater der Rahab
wird aus Jericho herausgeführt als ein menschlicher Xisuthros, der vor
dem Hereinbrechen der Sintflut seine Stadt verläßt (o. p. 984); und
der alte Mann in Gibea wird von dem Leviten und seinem Diener an-
getroffen als ein Gegenstück zu Lot-Xisuthros, bei dem vor seiner
Sintflut — wie er also noch ein menschlicher Xisuthros ist — die
zwei Engel einkehren (o. p. 984 f.).
Damit haben wir vielleicht einen Tatbestand enthüllt, der die
oben p. 993 f. festgestellte Seltsamkeit verständlich zu machen geeignet
ist: die anscheinend doppelte Vertretung der Arche, durch ein Zelt näm-
lich und durch eine Kamelsänfte, durch ein Haus und durch ein Bett,
durch ein Zelt und durch eine Lade. Wie, wenn das Zelt und das
Haus ursprünglich der Aufenthaltsort nur eines menschlichen, sei
es Xisuthros schlechthin, sei es Xisuthros- Gi/£-amesc//, gewesen wäre,
in dem sich, sei es eine Kamelsänfte, sei es ein Bett — oder irgend-
welche Äquivalente für diese — , sei es die Bundeslade, als Behausung
des göttlichen Xisuthros befunden hätte?
Von den verschiedenen Behausungen des Xisuthros in der israeli-
tischen Gilg-aniesch-S2ige steht die Bundeslade für unser Interesse im
Brennpunkt. Sie tritt in Sintflutepisoden für die Arche ein, in ihnen
hat sich die Arche in die Lade verwandelt. Es steigt daher nun die
bedeutsame Frage auf: Ist die Lade nur ein Reflex der Arche, ist
sie aus ihr durch eine langsame oder plötzliche Metamorphose ent-
standen, und hat sie also niemals anderswo, wie in der Phan-
tasie, existiert? Oder ist für die Arche ebenso eine einmal wirk-
lich vorhanden gewesene Bundeslade eingetreten, wie z. B. der reale
Tiberias-See in der Jesus-Sage für die mythischen Wasser der Sint-
flut, oder der reale Berg Ebal in der Josua-Sage für den zunächst
mythischen babylonischen Sintflutberg? Wir haben für eine Er-
örterung dieser Frage keinen Raum mehr übrig und müssen uns hier
deshalb mit der kurzen Mitteilung begnügen: Es liegt kein Grund
mehr vor, an eine einstige Existenz der Bundeslade zu glauben.
63*
gg6 P. Jensen, Der babylonische Sintflutheld und sein Schift' etc. [14
Die Bundesladenfragc ist nicht die wichtigste Frage, welche durch
unsere obigen Untersuchungen aufgestört wird. Und andere, wichtigere,
werden durcli sie zum ersten Male angeregt, ohne alsbald beantwortet
werden zu können. Mit einer solchen will ich schliefen und sie anderen
zu einer vorurteilslosen Beantwortung überlassen:
Der Hausgötze im Besitze des Hausherrn und Familien-
hauptes Jakob, eines Ahnherrn seines Volks, der Stammesgott
des Stammes Joseph und der Volksgott des Volksheros Josua,
diese drei sind in nahe verwandten, vermutlich insgesamt in Ephraim
heimischen Sagen Äquivalente für einen und denselben vergöttlichten
Stammvater des Menschengeschlechts. Nur, weil alle drei
Götter sind ? Oder ist der Hausgötze ein Blutsverwandter des Stamm-
vaters Joseph, und dieser, und daher beide, wieder Jahwc's, des Gottes
Israel's :
i
KHXrrXNXG und KGXH I Xj^XG.
Von
C. F. Lehmann-Haupt.
enn ich Ihnen, dem väterlichen Freunde und Mentor, im
Kreise der verehrungsvoll zu Ihnen aufblickenden Mit-
forscher, glückwünschend nahe, so gedenke ich in herzlicher
Dankbarkeit mancher Förderung meiner Forschungen und
meiner Wege, manches an mich ergangenen gütigen, anregenden, lin-
dernden Wortes. Ich gedenke auch der frohen und fruchtreichen
Stunden, die ich — das erste Mal als Bote des nun von uns gegangenen
Führers der alten Historiker und Altertumsforscher — in Ihrer Nähe,
in Ihrem Hause verleben, der Wanderungen in Straliburg's Umgebung,
bei denen ich an Ihrer Seite schreiten durfte.
Aber mir steht auch in der Erinnerung die öfters vernommene
halb scherzende Beschwerde, dali ich Sie mit mancher literarischen
Gabe auf ein Ihnen fremdes Gebiet geführt habe.
Was dem jüngeren Genossen erlaubt war, soll und möchte der
Gratulant vermeiden.
Für Ktesias, den stets mit Recht beargwöhnten, aber mit Unrecht
vielfach völlig verdammten Griechen, haben Sie die richtige Würdigung
angebahnt, indem Sie ihn kurz und treffend kennzeichneten als einen
Mann, der „zwar keinen hohen Sinn und freien historischen Blick hatte,
aber das Morgenland gründlich kannte'". Auch der Herkunft
seiner Nachrichten sind Sie mit Kennerblick nachgegangen ^
1 Hermes V (1871) S. 457, in der Abhandlung 'Aaoüpioc IijpiO(; Iupo(;
2 Aufsätze zur persischen Geschichle S. 14
998 C. F. Lehmann-Haupt [2
So werden Sie, wie ich hoffe, den Versuch der Erklärung eines
bei Ktesias uns entgegentretenden mchrfältigen Rätsels — in Wahrheit,
wie sich zeigen wird, mehrerer zu trennender Probleme — freundlich
bewillkommnen, um so mehr als die Lösung eine weitere Bestätigung
Ihrer Charakteristik und Ihrer Anschauungen erbringt. Und dem
Historiker, den in den ergebnisreichen und meisterlichen Aufsätzen
aur persischen Geschichte auch das Verhältnis der Perserkönige zu
ihren babylonischen Untertanen beschäftigt hat, wird es erwünscht
sein, wenn diese Beziehungen durch die Erörterung der ktesianischen
Fragen eine weitere Klärung erfahren.
Bei Ktesias {Epitoni. Photii % 21) lesen wir von Xerxes: ITpoTepov
(sc. vor dem Griechenzuge) be eig BaßuXüuva dcpiKeiG Kai ibeiv eTTeeüjaiicre
TÖv B^XiTava xctcpov Kai eiöe öid Mapöoviou Kai tö iTueXov eXaiou
ouK lax^crev ÜJCTTrep Kai eYeTpanTO TrXripüucrai.
Vor etlichen Jahren schrieb ich ' : „In der Erzählung vom Grabe
der Nitokris sind bei Herodot (I 187) Reminiszenzen aus babylonischen
Inschriften Nebukadnezar's, die ihm in wörtlicher Übersetzung mitgeteilt
waren', zusammengeflossen mit den Berichten (Ktes. J^ 21 ; Aelian
Var. Jiist. XIII 3)^ über das Eindringen des Perserkönigs Xerxes (nicht
Darius: die Ersetzung des einen durch den anderen findet sich in
den auf mündlicher Tradition beruhenden Stücken Herodots ja mehr-
fach) in die Mysterien des toten Bel-Adonis, wie sie offenbar
in dem der Unterwelt entsprechenden WestteiH des kosmisch
angelegten Beltempcls Esaggil gepflegt wurden und mit
Aveiteren Nachrichten über die die Totenwelt betreffenden Vorstellungen
der Babylonier. Der Nachweis läfit sich mit einiger Bestimmtheit
führen 5 und gewährt einen besonders interessanten Einblick in die
Art und Weise, wie bei Herodot die dichterische Phantasie die Lücken
1 Berlmer Philologische Wochenschrift 1898 Sp. 486. Vgl. Anm. 5
2 S. dazu Beit7-äge zur alten Geschichte I S. 258 f. Anm. 5
3 Plutarch's Bericht vom Grabe der Semiramis, das Darius zerstörte {Reg.
Apophtegm. 173), berührt sich näher, aber nicht ausschlielJlich, mit Herodot; vgl. unten
S. 1003 mit Anm. 3
4 An diese Vorstellungen knüpft die an den aus Indien zurückkehrenden Alexander
den G roten seitens des Chaldäer ergangene Warnung, er möge nicht von Osten her,
das heitt nach Westen blickend, in Babylon einziehen. Vgl. u. vS. 1003 u. 8.1014 Anm. 2
5 Geschieht in meiner Schrift: Jlerodol und die Logographen I, deren erste
Niederschrift im Jahre 1892/93 erfolgte. Dieser ersten Niederschrift ist auch die das
Beigrab und das Grab der Nitokris betreffende Ermittlung (Anm. 1) entnommen
3] Bn^iTOväi; und BeXrifcipaq. 999
zwischen den Tatsachen ausfüllt und Ungleichartiges zu einem ein-
heitlichen Bilde umschafift."
Einige Zeit danach gab auch EDUARD Meyer' der Anschauung
Ausdruck, dalJ Herodot I 187, Ktesias und Aelian auf dasselbe
Ereignis zurückgehen. Doch blieb der Zusammenhang mit dem Kult
des toten Bei dabei unerkannt. Vielmehr nahm Meyer in der Ge-
sclnchtc des Alteriinnslll (1903) S 131 Anm. an, daß dieser Vorgang
identisch sei mit der von mir in ihrer historischen Bedeutung gewür-
digten Wegführung der Beistatue durch Xerxes^ Dieser Irrtum war
bedingt durch die unrichtige Vorstellung, als hätten wir unter Xerxes
nur mit einem Aufstand der Babylonier zu tun, während ich deren
zwei nachgewiesen hatte. Er ist durch Ed. Meyer selbst in den
Nachträgen desselben Bandes „zu ^ 80" unter Hinweis auf meine
älteren Darlegungen^ berichtigt worden. Damit ist implicite auch jene
irrige Verknüpfung aufgegeben.
Dies muli mit umso größerem Nachdruck betont werden, als
Zimmern 3, dem Meyer's Berichtigung entgangen ist, fortfährt davon
zu sprechen, daß die Nachricht von Xerxes' Eindringen in das Bei-
grab nur eine Weiterspinnung des herodotischen Berichts von der
Wegführung der Beistatue sei. In W^ahrheit erfolgte dagegen das
Eindringen in das Beigrab im Jahre 484 v. Chr. und hatte den Auf-
V
stand unter dem Prätendenten Sanias-irba zur Folge. Die Wegführung
der Beistatue, die Zerstörung des Beitempels Esaggil sowie die
Schleifung* des äußeren Zuges der Groß-Babylon im weitesten Sinne um-
gebenden Doppelmauer bzw. Doppelverschanzung erfolgte im Jahre 479
oder 478, nachdem der zweite große Aufstand unter Tarsiia {Hazaiia) 5
niedergeschlagen und Babylon nach langer Eroberung gefallen war. Beide
Aufstände sind für Xerxes' Griechenzug von Bedeutung. Der von 484
kommt, wie schon NöLDEKE^ betont hat, neben dem ägyptischen Auf-
stand als Verzögerung und Unterbrechung der persischen Rüstungen in
1 Forschungen zur allen Geschickte II (1899) S. 478 Anm. i
2 Samassunmk'tn, König v. Babylofiien [Assyr. Bibl. VIII, 1892) Th. I S. 49 f. —
Bcrl. Phil. Wochenschr. 1894, Sp. 273. — Xe7-xes und die Babylonier, Wochenschr. f.
klass. Phil. 1900, Sp. 959 — 965
3 Die Keilimchrifte7i und das alte Testament von Eberhard Schrader. 3. Auflage
\KATi\ bearbeitet von H. WiNKLER und H. Zimmern S. 371 (1903)
4 Herodot I 159. Vgl. dazu meine 'Bt'm.tx\!.nngtn Babyloniens Kultunnission einst
und Jetzt S. 62 und das dazu ebenda S. 86 f. Zitierte
5 Berl. Phil. Wochetuchr. 1894, Sp. 273. Xerxes und die Babylonier Sp. 961 — 963
6 Aufsätze zur persischen Geschichte S. 42 f.
1000
C. F. Lehmann-Haupt
14
Betracht; der zweite begann spätestens auf die Kunde von der ver-
lorenen Schlacht bei Salamis hin. Er veranlaßte Xerxes, im Herbst 479^
obgleich er den Griechenkrieg fortsetzte, mit einem grofJen Teile
seines Heeres von Sardes in's Innere zurückzukehren, und wahrschein-
lich hatte schon die Nachricht von Gähruncren oder Unruhen in Babvlon
ihren Anteil an Xerxes' Entschluß, nach der Schlacht bei Salamis
nach Asien zurückzukehren und in Sardes Aufenthalt zu nehmend
Daß die Erklärung des mit Bei anhebenden Namens, den Ktesias
dem toten Gotte gibt, weitere Aufschlüsse bieten müsse, war mir von
vornherein klar. Aber erst neuerdings habe ich diese Erklärung
gefunden. Es bedarf nur einer einfachen Zerlegung der überlieferten
Namenform in zwei Bestandteile
BiiXiTttvä = Bel-Etana^.
Etana hat sich — nach dem bekannten uns in epischer Form
erhaltenen bab}'loni3chen Mythos^ — da die Geburt seines Kindes
durch Schwierigkeiten verzögert ward, vom Adler zum Himmel tragen
lassen, um von der Göttin Lstar das Kraut des Gebarens'» zu erlangen.
Aber im Fluge verliert er den Mut, stürzt mit dem Adler in die Tiefe
und gilt nun als Bewohner der Unterwelt. Als solchen kennt ihn
das Gilgami.s-Eposs.
Daß der Kult des toten Gottes in Babylon, ausschließlich oder
teilweise, gerade an den Mythus und die Gestalt des Etana anknüpft,
ist überraschend, aber nicht unerklärlich. In seinem Fluge und Sturze
kommen beide Seiten der Vorstellung von der aufsteigenden und in
die Unterwelt versinkenden Lichtgottheit zum Ausdruck, während sie
in Bel-Marduk und Bel{Adonis)-Taimnüz differenziert und in anderer
Nuance, freilich bis zu einem gewissen Grade auch verwischt erscheinen.
Babylon ist nun seit Hammurabi die Hauptstadt des Reiches, der
Sitz der Herrschaft, welche von Marduk dem König als seinem irdischen
Stellvertreter verliehen und alljährlich bestätigt wird, und dies ge-
schieht zu Neujahr durch die Zeremonie des Erfassens der Hände
1 Xerxes und die Babylonier a. a. O.
2 Vgl. schon meine Bemerkung im Literarischen Zeniralblail 1905 ?p. 122. —
Zimmern hatte, wie er mir auf die Meldung von meiner Ermittlung brieflich mitteilte, den
Gedanken an Elana, als er KATi S. 371 schrieb, seinerseits schon in's Auge gefaßt^
aber vorläufig zurückgestellt
5 S. Jenpen KeiUtjschriflUche Bibliothek [Ä'ß] VI I S. loo — II5; 413 — 423
4 Als Förderin der Geburt heiÜt I^tar Mti'aUidntu (Part. fem. II l von alädii)
kontrahiert MuUillit, dessen korrekte Wiedergabe Herodol's (I 131, 199) MOXlTTO ist
5 Tafel VII Col. IV, A7>' VI 1 S. 188 Z. 45
5] BriXiToväi; und BeXriTdpa^. lOOl
Bel's im Tempel Esaggil. Etana aber (oder ev. sein Sohn) ist zugleich
der erste Träger des Königtums auf Erden: die königslose Zeit und
die Berufung zum Könige werden im Etana-Mythus ausführlich ge-
schildert'. In dem toten Gotte wurde somit auch der verstorbene
erste König verehrt.
Das verbreitete Licht in verschiedenen Richtungen.
Zunächst wird damit erklärlicher, warum in dem dem offiziellen
Staatskult geweihten Tempel Esaggil der Kult des toten Gottes sich
in hervortretendem Maße der Gestalt des Bel-Etana zuwandte und nicht,
wie man erwartet hätte, der des /;r///*Du'uzi (für 'Duwuzi), desTammüz-
Adonis. Freilich ist keineswegs ausgeschlossen, daß auch derinBabylonien
bezeugtermaßen verbreitete Kult des Tammüz in diesem Tempelkomplex
eine Stätte hatte, daß Bel-Etana und Bel-Du'uzi als (Tuvvaoi 6eoi
galten und gemeinsam oder in einer durch ihre Funktionen und Feste
gebotenen Abwechslung in dem v^orauszusetzenden Geheimkult verehrt
wurden. Die Totenfeier für DiCu::i-Tain{m)riz, den lichten Gott der
schnell aufsprießenden Frühjahrs-Vegetation, die von der glühenden
Sommersonne vernichtet wird, fällt in den Sommer, in den nach ihm
benannten, unserem Juli entsprechenden Monat Tammüz, während die
Auferstehung des Tammüz wie die Feier des Aufstieges des Etana
naturgemäß mit der Wiedergeburt der Jahressonne, d. h. mit dem
babylonischen Neujahrsfest im Frühjahr zusammenfällt.
So kommt denn ein Gedanke zu Ehren, den man mir zugeschrieben
hat, dessen Urheberschaft ich aber ablehnen muß. „Zum Akitu-Fest
des Jahres 484", so schrieb ich j, „kommt Xerxes nach Babylon. Statt
aber durch ordnungsmäßiges Ergreifen der Hände Bel's das baby-
lonische Königtum" (wie zuerst Kyros) „in Personalunion mit dem per-
sischen Königtum rite zu erwerben, begleitet er diese religiös-politische
Handlung, wenn er sie überhaupt ausgeführt hat, mit Maßnahmen,
die ein verändertes Verhalten gegenüber den Babyloniern und dem
babylonischen Königtum zur Kenntnis und zur Geltung bringen. Er
betont durch Voranstellen des Titels ,König der Meder und Perser'
sein achämenidisch-iranisches Königtum, und er dringt — ein uner-
hörtes Beginnen — in die Mysterien des toten Bei ein."
1 S. den Nachtrag zum Text des Etana- Mythos KB VI i S. 583 f und dazu
KATl 382 f.
2 Hierzu Zimmern KATi 398
3 Wocheitschr. f. klass. Phil. 1900 Sp. 961 f.
I002 C. F. Lehmann-Haupt [6
Da Xerxes zwar zum Akitu-Neujahrsfest 484 nach Babylon ge-
kommen war, aber natürlich nicht nur für dessen relativ kurze Dauer,
so war für die weiteren, die Gefühle der Babylonier kränkenden MalJ-
nahmen auch nach Ablauf des Festes Zeit genug vorhanden. Nach
meiner Auffassung hatte daher der gewaltsame Besuch im Beigrab
weder zeitlich noch ursächlich etwas mit dem Neujahrsfest zu tun.
Zimmern aber bezeichnet in einem Atem mit seiner Polemik gegen
meine vermeintliche Ansicht einen solchen Zusammenhang als sehr
wahrscheinlich ', Danach hätte das Neujahrsfest als ein Auferstehungs-
fest des vorher toten Marduk zu gelten. Dieses Fest hätte dann
natürlich auch zu mehr oder minder nahe vorausgehenden ritualen
Mal5nahmen für den toten Gott, zu einer alljährlichen Mysterien-Feier
Anlali gegeben, und wir würden nun, da wir in B^XiTavag den Etana
erkannt haben, annehmen dürfen, da(-J die Auferstehungsfeier sich zum
guten Teil wenigstens in der mythischen Vorstellung des zum Licht
aufschwebenden Etana bewegte. Und da mit dieser Auferstehung
des Urkönigs auch der Gedanke der Wiederbelebung und Neube-
stätigunor- des einst mit göttlicher Verehrung 3 begabten Königtums
1 Zimmern bemerkt KATi S. 71 : ,,0b man freilich mit Lehmann Wochettschr.
f. klass. Philol. 1900 S. 962 Anm. 1 und Bcitr. z. alt. Gesch. I 276 Anm. 5 darum
ohne \\eiteres auf Mysterien des toten Bei am babylonischen Neujahrsfest schliefen
darf, erscheint mir doch etwas gewagt, wenn es auch sachlich durchaus wahrscheinlich
ist, daß das babylonische Neujahrsfest als ein Auferstehungsfest des vorher toten
Marduk zu gelten hat".
Zlmmern nimmt hier an, daß ich vom Eindringen des Xerxes in eine Mysterien-
Feier gesprochen hätte, eine Feier, die am Neujahrsfest begangen worden sei. Daß
ich aber keineswegs eine Mysterien-Feier im Auge hatte, sondern nach wohlbekanntem
Sprachgebrauch, wie er auch bei den eleusinischen und den orphischen Geheimkulten
üblich ist, alles was mit dem geheimnisvollen, nur mit Scheu betrachteten und gewiß
schon in Babylon selten genug genannten Kult des toten Bei zusammenhängt, unter
der Bezeichnung „Mysterien" zusammenfaCte, zeigt die eingangs (S. 1998) wiedergege-
bene Stelle, in der überhaupt zum ersten Mal die Existenz eines Kultes des toten
Bei betont worden ist. Auf sie hatte ich an den beiden von Zimmern angeführten
späteren Stellen ausdrücklich zurückverwiesen. Zimmern's Darstellung legt zudem
die mißverständliche Auffassung nahe, daß die babylonische Vorstellung vom Be'lgrabe
und dessen Vorhandensein in Babylon zuerst von anderer Seite nachgewiesen worden
sei und daß mir nur das zw"eifelhafte Verdienst einer daran geknüpften haltlosen
Vermutung zukomme
2 Vgl. hierzu besonders Brockelmann, Wesen und Ursprung des Eponytnats in
Assyrien, ZA XVI 389 — 401
'■< Auf den Kult des lebenden Herrschers in allbabylonischer Zeit ist zuerst von
mir vor langen Jahren hingewiesen worden, neuerdings von Radau, Zimmern und
besonders von Brockelmann; s. Beitr. z. alten Gesch. III 137 f. Anm. 4
7] Bri\iTavä<; und BeXr\Tdpaq. IOO3
verknüpft war, so konnte allerdings Xerxes, wenn er kurz vor oder
zu Neujahr und gelegentlich solcher Feier in das Beigrab
eindrang, seiner Abkehr von der bisher von den persischen GrolJ-
königen befolgten Politik einen besonders deutlichen und empfindlichen
Ausdruck geben. Und es würde sich um so besser erklären, dalJ die
Babylonier darauf mit dem Aufstand des Sanias-irha antworteten. So
möchte ich mir nunmehr den von Zimmern angeregten Gedanken
als sehr erwägenswert, wenn auch keineswegs als sicher zu eigen
machend Xerxes fand den toten Gott durch einen Leichnam dar-
gestellt, der in einem mit Ol gefüllten gläsernen Sarge lag. Es mulj
zugegeben werden, dali das wohl zeitweilig gelegentlich einer Feier,
schwerlich aber fortdauernd der Fall sein konnte.
Vor dem Beginn des Griechenzuges hat dann Xerxes das bisher
in Personalunion mit dem persischen GrolJkönigtum verbundene baby-
lonische Königtum als erloschen erklärt, worauf während seiner Ab-
wesenheit der Aufstand des Tar{Has)-3i-ia mit den oben geschilderten
Konsequenzen erfolgte.
Aufklärend wirkt unsere Ermittlung schlielJlich noch in einer
anderen Richtung:
Die bei einem Teil der klassischen Autoren begegnende Auffassung
des Beltempels Esaggil als des Grabes des Bei kann griechischer,
rationalistisch-euhemeristischer Auffassung ihren Ursprung verdanken.
Aber schon von vornherein habe ich erwogen, ob nicht dem Kult
des toten Bei ein fördernder Anteil hierbei zukomme, um so mehr,
als schon im Altertum das Eindringen in das Beigrab (484 v. C.)
und die Zerstörung des Beltempels (478 v. C.) irrtümlicher Weise zu-
sammengevvorfen sind. Dies zeigt Aelian ( Var. Iiist. XIII 3), der seinen
Bericht über das Eindringen in das Grab des Bei wie folgt einleitet:
£epEn<; o Aapeiou TraTi; toö Bi'iXou tou dpxaiou öiaaKdipag tö ,uvii|aa
TTueXov ueXivrjv eupev evGa \\\ Kei,uevoq 6 veKpö^ ev eXaiuJ^
Nunmehr verschiebt sich die Sachlage noch weiter zu Gunsten
der Annahme orientalischer Einwirkung zunächst für den vorliegenden
Fall. In Gestalten, die, wie Etana und Gilgamis („zwei Drittel von
ihm ist Gott und ein Drittel von ihm ist Menschlichkeit"^), auf der
Grenze zwischen Gott und Mensch stehen, war ja der rationalistischen
und euhemeristischen Auffassung bereits vorgearbeitet, und in der
I Vgl. hierzu noch unten S. 1014 Anm. 2 2 Vgl. auch oben S. 999 Anm. 3
3 Gilgamis-Epos Tafel IX Col. II 16 {KB VI l S. 204/5)
I004 C. F. Lehmann-Haupt [8
Bezeichnung Bi'iXou toö dpxaiou bei Aelian könnte immerhin neben
der griechischen Vorstellung mittelbar noch eine, den einheimischen
Anschauungen entsprechende Anspielung auf den babylonischen Ur-
König Bel-Etana zum Ausdruck kommen. Ich werde zu dieser Frage
in meinen Untersuchungen über „Herodot und die Logographen"
zurückkehren \
Ist nun die Stelle bei Ktesias der einzige Beleg für die Kom-
bination Bel-Etana? Ein weiterer kommt wahrscheinlich hinzu. EDUARD
Meyer* bemerkt zu BnXiiavä: „Der babylonische Name Bei 'itaii
findet sich als Personenname auf einem aramäischen Siegel CISem.
II 92". Der Hinweis ist bedeutsam, bedarf aber der Modifikation.
Es handelt sich nämlich der Darstellung und dem Stil nach deutlich
um einen altpersischen Siegelcylinder. Dargestellt ist ein persischer
König auf einer Art Omphalos (einer Bergspitze?) stehend, der zwei
sich bäumende Löwen in der bekannten wappenmäfiigen Weise mit
beiden Armen packt; außerdem ein Baum(?) und ein halbmondförmiges
Gestirn. Daneben in aramäischer Schrift die Legende ]ns'?D, für die
die Lesung Bei Htan wohl die nächstliegende ist. Da Etana nicht
ausschliefJlich dem Totenreich und seinen Mysterien angehört^ so w^äre
ein Personenname Bel-Etana, den der Eigentümer des Siegels getragen
hätte, nicht undenkbar. Er könnte als Vollname gelten, wie z. B.
V
Sainsi-Adad oder als die Abkürzung eines längeren die bekannte Satz-
form zeigenden Namens, Vielleicht sollte aber auch der auf dem
Siegel dargestellte Perser-König in seiner gleichzeitigen Eigenschaft
als babylonischer König und damit als Träger und Erbe von Etana's
Königtum so bezeichnet werden. Die Cylinderform, die Darstellung,
die aramäische Legende, und was man von der Provenienz weiß
{loci incerti Syriae vel Assyriae), all' das weist in seiner Vereinigung
auf das Zweistromland als Heimat dieses Siegels. —
Weitere Belege für Bel-Etana gibt es dagegen m. W. bisher nicht —
Freilich hat Marquart^ unter EDUARD Mever's Billigung 4 mit
BriXiTUvag den Gärtner BeXrixdpag verknüpfen wollen, der in der
1 Wahrscheinlich kommt, wie dort zu zeigen, der verschiedenartigen Bezeichnung
des babylonischen Hauptheiligtums als Grab und als Tempel des Bei eine gewisse
Bedeutung auch für die Quellenscheidung zu
2 Forschungen zur allen Geschichte II 478 Anm. I
3 Marquart, Die Assyriaka des Klesias [Philoh^iis VI Suppl.) S. 565, 573, 5S5
4 I'orsch'tn^^en II a. a. O.
9] BrjXiTaväi; und Beh-\rdpac,. IO05
für uns durch Bioii luid Alexander Polyhistor vertretenen Legende
nach dem Aussterben des Hauses der Semiramis eine neue D}-nastie
gründete; und der gleiche Gedanke hat vielleicht schon im späteren
Altertum seine Vertreter gefunden. Wenigstens könnte man die
Namensform BeXiiapaq, wie sie bei Synkellos für den Gärtner und
Dynastieengründer sich findet — vorausgesetzt, dali sie wirklich die
handschriftlich bestbezeugte ist — in solchem Sinne deuten \
Zu einer derartigen Identifikation wären wir aber nur dann be-
rechtigt, wenn die Form BeXiiidpag einer selbständigen Erklärung
nicht fähig wäre, so dal) wir in ihr eine in der Tradition entstandene
Verstümmlung des korrekt babylonischen Namens BiiXiiavä^ erblicken
mülJten.
So aber liegt die Sache keineswegs. Be\»iTdpa(; ist die in allem
Wesentlichen genaue Wiedergabe des wohlbekannten babylonisch-
assyrischen Namens: Bel-ctir^ „Bei ist Retter, hat errettet".
Aus relativ später historischer Zeit sind uns mehrere Träger dieses
Namens^ bekannt. Einen König, der so benannt gewesen war, aber kennen
weder die babylonischen noch die assyrischen Urkunden, noch auch
J Alexander Polyhistor bei Agathias II 25: NTvoq Tt iTpÖTepov qpaiveTUi koi
ßaaiXeiav ^vraüea ßeßaiav KaTaarrjöaiuevoi;, S€|aipa|ui(; re aö juer ^Keivov, koi &.x\c, oi
TouTuuv dTTÖYovoi ^expi Kai i<, BeXeoOv xöv AepKeToibou ; e? toOtov YÖp hx\ töv Be-
XeoOv Tfi^ ToO Ie)aipä)i€UJ<; qpüXou biaboxf)? trauaaiaevnc, Be\)TTd[paq tu; övojua,
qpuToupTÖ«; dvfip Kai tAv ^v Toiq ßaöiXiKoTi; Kiiirijuv jueXebujvöi; Kai iM\o-zö.Tr\c„
^KapTTiüoaTo TTapaXÖYUu<; xfiv ßaöiXeiav, Kai tiI) oiKeitu ^veipüreuae Y^vei uii; irou
Biuuvi ^efpaTTTai Kai 'AXeEdvbpLu tuj TroXuiaTuupi, euuq ic, ZapbaväiraXXov ib? dKeivoi
qpaai, Tru; dpxn? cnT0|uapav6eiar|(;, 'ApßdKnq b Mriboi; Kai B^Xeoui; ö BaßuXubvio:;
dqpripnvrai aürriv \0\3c, 'Aaaupiouq, KaSeXövxeq xöv ßaaiX^a, Kai ic, x6 Mr^biKÖv
ILiexeoxnoav t9vo<;, ?E xe Kai xpiaKooiujv r|br| trpöi; xo'k; xi^ioi? ^ Kai öXi^uj TrXeiövujv
^luiv TTapLuxtiKÖxujv, ^E DU xct TTpuuxa 6 Nivoq xu)v eKeivi] Kax^axev "rrpaYl^dxuuv,
oüxuu Top Kxnaia tlu Kvibiu) xou? xpövouq ävaYpai[ia|uevuj Kai Aiobuupoq Eu|uq)riaiv
öXiKeXiÜJxr)^- — Synkellos (Jionner Ausgabe, p. 696):'Eßa(TiXeuaav 'Aaaüpioi d-rroNivou Kai
lei-upäjaeiuq i^expi BeXeoöv toO AeXKexdbou, ei? xoöxov YÖp xoO lempdiueujq Yevou<;
Xnsavxoq BrjXixapäv KrifToupYÜ? ^ßaaiXeuae Kai xö ^Keivou y^vo(; eEf|^ M^XPi ^"P-
bavairdXXou KoGd Biu)vi Kai 'AXetdvbpuj boKei tüj iroXuiöxopi. — Vgl. noch unten
S. 1007 Anm. 2
2 y^nop I I etil- aus *ia'tar 3 p. sg. Praes. ; elir(ii) Pari; elir Prrtn. Das a in
BeXrjxdpai; wohl Wiedergabe der Verdumpfung durch das vorausgehende emphatische /.
— BeX- statt BrjX- häufig in zusammengesetzten Namen, z. B. BeXeduq s. o., sowie
BeXeqpavxrji; (Diodor XVII 112, etwa für Bel-ihni oAcx Bcl-bätn). Vgl. auch BeXe9 =
Bellt, s. Beitr. z. alt. Gesch. III 494 f. Anm. 3
3 Bezold, Catalogue 0/ t/w Cmiei/orm Tahkts in t/ie Kouyiinjik Colleclion of the
British Museum V p. 1990
I006 C. F. Lehmann-Haupt [lO
findet er sich unter Berossos' Urkönigen. Nicht mit dem eigentlichen
Namen eines Herrschers sondern im besten Fall mit einem umschreibenden
Beinamen haben wir es in Bcl-etir zu tun, und diesem Beinamen wird
man versucht sein für das Wesen des Helden der Legende einen
Fingerzeig abzulauschen. Ein König und Reichsgründer, für den eine
Errettung bezeichnend ist — die Sage vom ausgesetzten und er-
retteten Königskind oder zukünftigen Herrscher niederer Abkunft tritt
uns sofort vor Augen und wir erinnern uns, dal-i Kyros, der für die
Perser der Träger dieser Sage geworden ist, einen Vorgänger und ein
Vorbild in Sargon I von A-ga-de{ne) hatte, den historischen Be-
gründer einer uralten semitischen Dynastie im Zweistromlande (um
2800 V. Chr)\ Für ihn, den von seiner Mutter heimlich Geborenen,
in einem Kasten auf dem Strome Ausgesetzten, den niedrig Aufge-
wachsenen und zur Herrschaft über das Volk Erkorenen, paC»t der
Beiname Bel-etir „Bei hat errettet" vortrefiflich.
Freilich wird in der uns überkommenen Niederschrift der
Sargon's-Legende als fördernde Gottheit speziell Istar genannt; dafi
die Erwähnung der Gemahlin des Bei ihn selbst, den Hauptgott, nicht
ausschlie&t, liegt auf der Hand. Aber wie die Dinge liegen, wird man
einen weiteren Beweis für die Richtigkeit unserer Schlußfolgerung,
wenn nicht fordern, so doch, wo er sich bietet, als dringend erwünscht
begrüßen.
BeXriTdpa(; bei Bion und Alexander Polyhistor war Gärtner, ehe
er zur Herrschaft gelangte, Sargon ist als Gärtner aufgewachsen:
„Es trug ^ mich fort der Fluß und brachte mich zu Akki, dem Wasser-
schöpfer (wörtl. „dem Wasserausgießer", offenbar dem Aufseher einer
Bewässerungsanlage, eines Schöpfrades). Akki, der Wasserschöpfer,
zog mich an Kindesstatt auf^. Akki, der Wasserschöpfer, machte
mich zum Gärtner. Während ich Gärtner war (wörtlich „während
meiner Gärtnerschaft"), war mir Istar gewogen, x + 4 Jahre war ich
König, beherrschte die Schwarzköpfigen und re[gierte sie]" 3.
1 Siehe meine Zwei Haiiptproblevie der altorientalischen Chronologie und ihre Lösung
S. 172 ff. und Tafel I
2 III R 4 No. 7. Vgl. KB III I S. 100—103
3 aiia märüti uraba7ini nicht „zog mich zum Knaben auf", sondern „er zog mich
als (eigenes) Kind auf, adoptierte mich". .S. Hammnraii's Gesetz % 1?>S ^"^ märütim
ilkJ-ma urtaMlsu S 190/191 ana vtärütisu ilküsu-ma urabbüsn, wie denn auch das
Adoptivkinfl tarlnln helft
1 1] BriXiTava(; und BeXrirdpai;. lOO/
Damit ist bewiesen, dal) BeXriTotpag Bcl-ctir Sargon dem Ersten
entspricht, während er von ^x\Kv:avÖLC, = Bci-Etann völlig verschieden ist.
Das ist nun weiter für Ktesias und die Rekonstruktion seiner
legendarischen Liste assyrischer Könige von entscheidender Bedeutung.
Denn aus der vermeintlichen Identität des BiiXiravag mit dem
BeXiiidpa? leitete MarqUART das Recht her, den letzteren, der für Ktesias
nicht bezeugt ist, aus Alexander Polyhistor und Bion bei Agathias und
Synkellos, sowie aus der Chronik und den Listen des Eusebius'-
Hieronymus und den Excerpta Barbari ^ für die ktesianische Liste
voraus- und in diese einzusetzen, so dalö zwei assyrische Dynastien
für Ktesias anzunehmen wären: i) die der Semiramis (No. i), die bis
Bi'iXuJxog II (No. i6) liefe, alsdann 2) die des BeXrixdpa^ (No. 17),
die mit Sardanapal (No. 30) endete.
Marquart meinte: „Aus der ganzen Haltung jenes ktesianischen
Berichtes" über das Eindringen in das Grab des Bclitanäs gehe her-
vor „daß jenes Grabmal und insbesondere auch sein Bewohner, der
nur schlechtweg BeXrirdpa? genannt wird, beim Leser als bekannt
vorausgesetzt werden, dalj also von ihnen schon in einem frühe-
ren Teile des ktesianischen Werkes die Rede war"^.
Daf5 der Insasse des Grabes vorher schon bei Ktesias ge-
nannt gewesen sein müsse, besagt aber der Bericht in Wahrheit nur
für den, der, wie Marquart sehr scharfsinnig, aber doch irrtümlicher
Weise, die Identität des BriXiravd^ mit BeXrixdpaq aus anderen
Gründen für gesichert hielt.
Prüfen wir nun, ob, nach Wegfall dieses Hauptanhalts, BeXriidpa^
gleichwohl noch als von Ktesias genannt betrachtet werden kann.
Da finden wir alsbald, daf) Ktesias selbst gegen eine solche
Annahme Einspruch erhebt. Diodor II 21, 7 berichtet von Ninyas,
dem Sohn des Ninos und der Semiramis, daß er xöv toö XSxv xpövov
Kttteiueivev ev 1% Niviy ■ TrapaTrXriaiujq öe toutuj Kai oi Xomoi ßa(TiXeTq,
TTttiq TTapd TTaxpö? ömöexo |Lievo? iriv dpx^v, em Teved<g ipidKOvra
eßacTiXeucTav iLiexP^ ZapbavaTrdXXou • em toutou ydp n tOuv Acraupiuuv
1 Eine tabellarische Übersicht über die Mitglieder der beiden vermeintlich
ktesianischen Listen s. bei ^^ARQUART a. O. 584^
2 Marquart a. a. O. 574 Anm. 198. Eusebius (ed. Schoene) II 36 zum Jahre
668 [Balcpares); Hieronymus ib. sowie in der Series regum, ib. II 26 {Ijcllepares); Ex-
cerpta Barbari, il). II 214 [Belleropanis). — Die dem Be\r|Tdpa? am genauesten ent-
sprechende Form BaXaTÖpn«; s. Eusebius I 65, 14, XpovoYpaqp. öOvTOjaov, ib. II 84, 22
und Synkellos p. 278, 3 ^ Von mir gesperrt
lOOS C. F. Lehmann-Haupt [l2
T^lY^MOVia juereTTecrev dq Mnöou^. eiri biaiaeivacra TTXeiai tOuv xi^^uuv Kai
TpiaKoaiuiv Ka6dTTep cp\]0\ Kniaiac; ö Kviöio^ ev Tfj beurepa ßißXoi.
(Vgl. Diodor 28, 8).
Also hat Ktesias von Ninos und Semiramis bis auf Sardanapal
eine ununterbrochene Dynastie angenommen, in welcher stets
dem Vater der Sohn folgte^
Da(5 dies wirklich bei Ktesias stand, weder eigene Zutat des
Diodor ist, noch Zusatz aus anderer Quelle, wird durch Kephalion
//■£: I (bei Eusebius) bewiesen ^. Diese nennt zu Eingang seiner Chronik
den Hellanikos, Ktesias, Herodot als seine Gewährsmänner und berichtet
über Ninyas: Post quam Nitiuas imperiiun accepit, de quo dicit Ke-
phalion, quod nihil nie)noratu dignnni fecerit. Ac deinde singidatini
recensit cetcros quoqne, quod nenipc filius a patre iviperiuni ac-
cipiens (Synkell. uaTg Trapd iraxpög eKbexojuevog inv dpxnv),
ad nunieruni niille annoimni doviinati sint. Dann wird über die Weich-
lichkeit dieser Könige gesprochen, und dafi sie sich von der Außen-
welt nicht sehen ließen. „Wer aber diese Könige kennen will, der
findet ihre Namen bei Ktesias, 23 an der Zahl, wie ich glaube" j.
Es ist deutlich, daß der Gang der Darstellung bei Diodor und
bei Kephalion bis auf einige übertreibende Ausmalungen des Letzteren
(der z. B. die Könige nicht nur in Xiniveh verbleiben, sondern über-
haupt sich unsichtbar halten läßt), genau derselbe ist, was sich nur
durch Benutzung des von Beiden benutzten und zu Ende zitierten
Ktesias erklärt. Dieser kannte demnach nur eine ununterbrochene
assyrische Dynastie. Mit gutem Grunde hat also Agathias für den Gärtner
BeXiirdpag nur Alexander Polyhistor und Bion zitiert, während er für
die chronologische Bemessung des von Semiramis bis zum Beginn
der Mederherrschaft verflossenen Zeitraums Ktesias und den mit diesem
übereinstimmenden Diodor nennt. Marquart hat diesem auch von ihm
herangezogenen Zeugnisse des Ktesias nicht die ihm gebührende Be-
deutung beigemess.en. Sonst hätten ihm gegen die Annahme zweier
" A. O. S. 565 : „Da aber nach Diodor und Kephahon stets der Sohn dem
Vater gefolgt ist . . ."
* Müller, Fragm. h. Gr. III p. 625 sq., Eusebius (Schöne) I 59 sq.
3 Die Differenz der Herrscherzahlen (Diodor 30, Kephalion 23) ist vielleicht
nur scheinbar: Kephalion zog nur die Herrscher bis auf Teutamos No. 22 und nach
ihm nur noch Sardanapal in Betracht, während die eusebianische Chronographie und,
nach Diodor zu urteilen, schon Ktesias den Sardanapal erst als den 8. Nachfolger
des Teutamos betrachtet, s. Marquart a. a. O. S, 564
13] BriXiTovötc; und BeX^Tapaq. IOO9
assyrischer Dynastien bei Ktesias und gegen die Identität des ktesia-
nischen BnXiiavd^ mit dem BeXrirdpac; des Bion und Alexander Poly-
histor ernste Bedenken aufsteigen müssen.
Einmal so weit gekommen, müssen wir einsehen, dafi eine Bekannt-
schaft des Ktesias mit BeXriTdpa<; alles andere denn wahrscheinlich ist.
Es ist klar, daß der uralte Herrscher und Reichsgründer, der Träger
der Sagen von der Aussetzung und von der Berufung zur Herrschaft
nur deshalb als Begründer einer zweiten späten Dynastie auftritt,
weil der erste Platz durch die Semiramis als Schöpferin des assyrischen
Reiches und seiner ersten Dynastie in Anspruch genommen war.
Mit anderen Worten, die Ansetzung des BeXnTdpag-Beletir als Be-
gründers einer zweiten Dynastie setzt die Ausbildung der Semiramis-
Sage voraus.
Semiramis-Sammuramat ist von Haus aus eine durchaus histo-
rische Gestalt — eine babylonische Prinzessin, mit der Adadnirari III
von Assyrien (812—783 v. Chr.) sich vermählte, um gemeinsam mit
ihr, der er einen Einfluß auf die Regierungsgeschäfte zugestand, die
vereinigten Lande Assyrien und Babylonien zu regieren'. Als ein im
Sinne dieser Vereinigung kulturell und staatsrechtlich bedeutsames
Element ist die auf Sammuramat's Betreiben erfolgte Einführung des
Nebokultes in Assyrien zu betrachten. Bei den Nebo- Priestern in
Borsippa hat Herodot die nüchternen, rein tatsächlichen, jedes legen-
darischen Beigeschmackes entbehrenden Nachrichten über die histo-
rische Semiramis, deren Zeit er annähernd richtig bestimmt, erkundete
Wie sich aus der historischen Semiramis die Sagengestalt ent-
wickelte, habe ich gezeigt 3. Dabei betrachtete ich es als bekannt
und allgemein zugegeben, daß zum Bilde der Romanfigur die bab}'-
lonisch-assyrische Königs- und Liebesgöttin und die sie betreffenden
Legenden wesentliche Züge geliefert haben. „Es kommt nur darauf
an, zu erklären, wieso die Gestalt der Semiramis bis zur Fähigkeit zu
solcher Verschmelzung gediehen ist".
„Semiramis und ihr rein eponymer Gemahl gelten als erste
Herrscher Assyriens. Das gibt den entscheidenden Wegweiser. Eine
solche Vorstellung kann unmöglich auf assyrischem oder babylonischem
Boden erwachsen sein, sondern nur bei einem Fremdvolke. Wenn
1 S. dazu und zum Folgenden: C. F. Lehmann, Die historische Semiramis und
Herodot, Beiträge zur alten Geschichte I S. 256 — 281
2 A. a. O. S. 270 ff. 3 Berl. Phil. Woch. 1894 Sp. 239 f.; a. a. O. S. 279 ff.
Nöldeke-Festschrift. 64
lOlO C. F. Lehmann-Haupt [14
eine Völkerschaft von primitiven Sitten zu der Zeit, da Sammuramat
an der Leitung der Geschicke Assyriens beteiligt war, zum ersten
Male mit den kriegerischen Assyrern in nähere Berührung kam und
von dem Reichtum und der Pracht ihrer Städte hörte, so erklärt es
sich vollauf, daß diese Herrscherin als Begründerin assyrischer Macht
und Herrlichkeit betrachtet und als solche zum Mittelpunkt eines
Legendenkreises wurde, obgleich nicht einmal von der Begrün-
dung einer neuen Dynastie die Rede sein kann, da Adadnirari III
seinem Vater auf dem Throne Assyriens folgte und die Herrschaft
seinen Nachkommen vererbte". „Unsere Beweiskette ist geschlossen,
wenn wir das Volk nachweisen, das zur Zeit Adadnirari's III und der
Sammuramat zum ersten Male mit den Assyrern in nachhaltige Feind-
seligkeiten gerät und wenn wir ferner zeigen, daß auf dieses Volk
paßt, was wir über die Herkunft der Sage wissen oder anderweitig
zu vermuten haben".
„Beides trifft zu für die Meder. Nicht weniger als acht von
Adadnirari's III Regierungsjahren sind nach der ,Verwaltungsliste'
durch Feldzüge gegen die Mtder (Afadam) in Anspruch genommen,
und auch in der größeren Palastinschrift des Königs werden diese
Meder iMa-da-atä) erwähnt. Und diese Kämpfe bilden die erste ernste
und nachhaltige Berührung zwischen beiden Völkern. Von Adadnirari III
ab machen die Meder allen denjenigen Assyrerkönigen, die überhaupt
die Herrschaft im Osten zu sichern oder auszubreiten suchen, schwer
zu schaffen".
„Vor Adadnirari III werden sie dagegen nur erwähnt von dessen
Großvater Salmanassar II, der in seinem 24. Regierungsjahre (836)
unter anderen Völkern auch sie bekämpft, die hier unter dem Namen
Ämadaia" (mit vorgeschlagenem ä) „erscheinen, und von dessen
Sohn Adadnirari's III, der gegen die Mataia zu Felde zieht. Also
unter dem Großvater und Vater gleichsam Vorgefechte mit der Vor-
hut des eindringenden indogermanischen Volkes, dessen Gros der Sohn
zum ersten Mal und wiederholt die Spitze zu bieten hat".
„Daß aber vieles von dem, was wir bei Ktesias finden, als ein
wenn auch durch mancherlei literarische Zutaten ausgeschmückter
Niederschlag der medisch-persischen Volkstradition zu betrachten ist
— mag man sie nun als „Legende", „Gesang", „Novelle", „Mär"
bezeichnen — , ist längst vermutet und als wahrscheinlich anerkannt
worden. Unsere von diesen Erwägungen ganz unabhängige Ermittlung,
15] BriXiTava<; und BeXnTcipoq. lOII
daß die Semiramis-Sage bei den Medern entstanden ist. kann nur
als eine Bestätigung" dieser gelten. Und wenn nach DiELS überzeu-
gender Konjektur in der Inschrift einer Doppelhermc des Panyassis
und des Herodot dem ersteren die Kenntnis der 'Acraupii]^ d6Xa
Ze|ueipa)ueujq zugeschrieben wird, so stimmt auch diese frühere Er-
wähnung der sagenhaften Kämpfe der Semiramis vortrefflich zu unserer
Voraussetzung einer volkstümlichen Entstehung und Verbreitung der
Semiramis-Sage, zunächst auf iranischem Boden, die ihrer litera-
rischen Vertretung und Ausgestaltung durch Ktesias vorausgegangen
war".
Wäre bei den Medern zur Zeit ihrer ersten Berührung mit den
Assyrern eine im Zweistromland heimische ältere Reichsgründungssage
bekannt gewesen, die Semiramis-Sage hätte nicht entstehen können.
Freilich von ihrer Entstehung bis auf Ktesias war Zeit genug
verstrichen, um eine Verknüpfung und Amalgamierung mit echt baby-
lonisch-assyrischen Sagenstoffen sehr wohl möglich erscheinen zu
lassen, wenn sichere Zeugnisse dafür sprächen. Das ist aber nicht
der Fall.
Noch eins kommt hinzu: Sargon I-Bel-etir (um 2800 v. Chr.)
und seine Nachfolger können zwar als Angehörige einer v^on Norden
her das gesamte Zweistromland beherrschenden D}'nastie in einem
gewissen Sinne als Vorläufer der späteren Könige betrachtet werden,
die über das im 16. Jahrhundert selbständig gewordene Assj-rien
herrschten'. Aber als Assyrer im nationalen Sinne kann er nicht
gelten. Auch das spricht gegen seine Berücksichtigung in einer speziell
auf Assyrien gemünzten Tradition. Ktesias schreibt ja 'AcrcrupiaKd
im eigentlichen Sinne oder doch vom assyrischen Standpunkt aus.
Babylon gilt ihm als eine ninivitische Gründung*. Auch deshalb ist
» So zu sagen ,praeassyrische' Herrscher Samassianiikhi Th. I S. 96 unten
2 Ganz im Gegensatz zu den älteren Logographen incl. Herodot, die, ^\ eil
Assyrien und Babylonien in Darius' Satrapien-Ordnung — unbeschadet der
nominellen Personalunion zwischen Persien und Babylonien — eine Satrapie bildeten,
Babylon zu Assyrien rechnen, aber als Hauptbestandteil und Hauptstadt, hinter der
das längst zerstörte Niniveh schemenhaft zurücktritt. S. Beiti: z. a. Gesch. II 342 und was
dort zitiert ist. — Die im späteren Altertum für die populäre Vorstellung herrschende
Unklarheit über die Begriffe Assyrien und Babylonien geht zum guten Teil auf die
logographisch-herodoteische und auf die ktesianische Anschauung zurück, die, unter
einander keineswegs im Einklang, die Verwischung und Vermischung der beiden
Gebiete gemeinsam haben
64*
J0I2 C. F. T.ehmann-Haupt [l6
nicht vorauszusetzen, dalJ Ktesias selbst, von dem man ja — ob mit
Recht? — verschiedentlich annimmt, dafj er die überkommenen Stoffe
entscheidend umgestaltet habe, den Gärtner BeXriTcipa^ seinerseits
mit den medisch-persischen Mären von der Begründerin assyrischer
Grölie zusammengefügt habe'.
I Dieses letztere, lediglich ergänzende Argument käme in Wegfall, sobald die
Sage von dem ausgesetzten und erretteten, als Gärtner aufgezogenen Dynastien-
Gründer auch für Assyrien nachgewiesen ^vürde. Die beiden Sagenzüge von der
Berufung zum Königtum und von der Aussetzung des künftigen Herrschers — sei
er nun Königssohn oder unbekannter Herkunft — erscheinen naturgemäß häufig,
aber nicht immer notwendiger Weise mit einander verknüpft. Das Motiv der Aus-
setzung kann fehlen, wie im Etana-Mythus, oder in den Hintergrund treten.
Letzteres trifft zu in einem Fall, der das Vorhandensein einer Berufungssage
speziell für Assyrien beweist, dem von Zimmern [KATl 382 mit Anm. 4) in dieser
seiner Bedeutung richtig gewürdigten Gebet Assurnasirabars II, Sohnes des Königs
Sam>i-Adad und Enkels Tiglatpileser's I. Assurnasirabal dankt der Istar. daß sie ihn
aus dem unbekannten Gebirge, in dem er geboren und aufgewachsen war, hervor-
geholt und zur Herrschaft berufen habe. Da der Vater dieses .\ssurnasirabal gleich-
falls König von Assyrien war, so handelt es sich nach Zimmern's Ansicht nicht um
einen wirklichen Vorfall aus dem Leben Assurnasirabars 11, sondern nur um ,, einen
aus der feststehenden .Königsberufungssage' aufgenommenen und auf ihn übertragenen
Zuc". Ob aber nicht doch für die Übertragung ein gewisser Anhaltspunkt in dem
Leben des Königs vorgelegen hat? Sein Vater Samii-Adad war einer von zwei Söhnen
Tiglatpileser's I (um looo v. Chr.), die beide nach einander geherrscht haben? Asiur-
bel-kala, der Bruder Samsi-Adad's könnte von Tiglatpileser I zur Nachfolge bestimmt
gewesen und zunächst auch gelangt sein. Trat an dessen Stelle später infolge eines
nicht notwendiger oder auch nur wahrscheinlicher Weise friedlichen Umschwungs
SamM-.\dad und war damals des letzteren Sohn Assurnasirabal bereits am Leben oder gar
schon erwachsen, so trifft auch für den letzteren zu, dat er — mittelbar, durch seinen
Vater — wider Erwarten zur Herrschaft berufen wurde. So würde sich die Über-
tragung von Motiven einer älteren Legende gerade auf diesen Fürsten allenfalls
erklären, während sie beim Mangel jeglichen Anhalts doch selbst der in solchen
Dingen gewiß nicht engherzigen zeitgenössischen Anschauung recht fragwürdig
erscheinen mußte.
Daß das Aufwachsen in den unbekannten Bergen eine Aussetzung zur Voraus-
setzung hat, ist zum Mindesten nicht ersichtlich, wenn auch das „Gebirgsmotiv" in
der Legende erklingt: „meinen Vater kannte ich nicht, mein Vatersbruder bewohnte
•das Gebirge". Die für Sargon und Bel-etir entscheidenden Züge der Errettung und
des Hirtentums fehlen gänzlich. Jedenfalls zeigt aber diese sekundäre Anwendung
der Berufungssage, daß deren erster assyrischer Träger in eine noch weit ältere
Zeit, eben die der Begründung des assyrischen Sonderreiches, gehört. Und falls sich
einmal eine Form dieser Berufungssage in ihrer speziellen Verwertung auf Assyrien
findet, in welcher das Motiv der Aussetzung und das des Aufwachsens als Gärtner
zutage treten, so würde auch von ihr das Gleiche gelten.
Unser Hauptargument bliebe auch dann in Kraft: schon Assurnasirabal II, der
sekundäre Träger der Berufungssage, geht der historischen Semiramis um reichlich
ein Jahrhundert vorauf, der erste Begründer des assyrischen Sonderreichs ist ungefähr
Ij] BriA.iTavüq und BeXiiTctpac. lOI
o
Kurzum : nichts zwingt uns den Gärtner Beletaras und seine
Dx'nastie, entgegen dem eigenen Zeugnis des Ktesias, für ktesianisch
zu halten '.
Erst in späterer Zeit ist die Kunde von dem uralten Träger der
Aussetzungs- und der Königsberufungssage mit der Semiramislegende
in der oben gekennzeichneten Weise verknüpft worden. Dal5 Bion,
den Agathias an erster Stelle zitiert, auch als Urheber, oder, sagen
wir vorsichtiger als erster literarischer Zeuge, dieser Entwickelung
anzusprechen wäre, lief5e sich um so eher denken, als in hellenistischer
Zeit, der sowohl der Bukoliker wie der Kyniker dieses Namens ange-
hören, die Begriffe Assyrien und Babylonien vielfach und für die
sieben Jahrhunderte vor ihr anzusetzen. Die Legende von der Semiramis als Grün-
derin des assyrischen Reiches konnte sich nur in einem Vorstellungskreise bilden,
dem es an jedweder, selbst der entferntesten sagenhaften Kunde einer, sei es älteren,
spezifisch assyrischen, sei es alt- und gesamtbabylonischeii Entwicklung fehlte.
Freilich haben in der Zeit nach der historischen Semiramis die assyrischen
Dynastien wirklich mehrmals gewechselt, aber ohne dal) eine Verwertung der Beru-
fungssage bei den Begründern irgend wie ersichtlich wäre. Am Auffälligsten ist dies
bei den durch Inschriften so reichlich vertretenen Sargoniden. Sargon II selbst, der —
doch wohl im Sinne eines Programms — den Namen des uralten historischen Herrschers
annahm, hätte es leicht genug gehabt, sein Usurpatorentum durch eine Wiederbelebung
der Aussetzungs- und Berufungssage zu verschleiern. Statt dessen begegnet man in
seinen Inschriften nur einer Legitimierung auf fragwürdigem etymologischen Wege :
aus Sargäiiii „mächtig" wird sar(/H) kliiu (geschrieben Gl . NA) der „legitime König"
gemacht. Sein Enkel Assarhaddon und sein Urenkel Samassumukln bezeichnen ihn und
sich als späte Nachkommen eines uralten Assyrerkönigs Adasi und seines Sohnes
ßel-bain (Bei erschuf mich). Ob diese etwa Träger einer assyrischen Form der Be-
rufungssage waren, steht dahin. Jedenfalls i.st ein Bcl-etir und eine Errettung dabei
nicht in Frage
I Wir haben BrjXiTaväq und BeXriTcipai; aus der unberechtigten Verkettung
gelöst, der sie ob des Aneinanderklingens ihrer Namen verfallen waren. Es darf
nunmehr, wo eine Vermischung nicht mehr zu befürchten ist, darauf hin-
gewiesen werden, daß beide Gestalten in sehr verschiedener Weise Träger
verwandter Mythen sind. Der aufsteigende und in die Unterwelt versinkende Licht-
gott {Etaiid) ist im letzten Grunde derselbe, wie das Götterknäblein in der Truhe
i^UsENER, Siiitfliitsageii), d. i. der junge über den Himmelsocean auf primitivem Gefährt
dahin fahrende Sonnengott, der sich in Bcl-etir, soweit dessen mythische Seite in
Betracht kommt, verkörpert. Und in beiden Gestalten kommen gleichzeitig Vor-
stellungen vom Urkönigtum, seiner Entstehung und seinem Träger zum Ausdruck.
Und doch, wer sich klar macht, ein wie verschiedener Anteil dem spezifisch mytho-
logischen Element für die Bildung und Beurteilung der beiden Gestalten zukommt,
der wird sich gefeit fühlen gegen die Gefahren der heute beliebten und im Gewände
einer neuen Lehre einherschreitenden schematischen Mythologisierung jeglicher von
der Sage gestreiften oder umhüllten Gestalt. (Vgl. Baliylonische A'ii/t/innission einst
U7td jetzt, S. 65)
I0I4 C. F. Lehmann-Haupt, Brl^lTavä(; und BeXiqTäpai;, [i8
landläufige Vorstellung wohl so gut wie regelmälaig, in einander
flielkn \
Ktesias selbst aber hat sich, indem er uns das Eindringen des
Xerxes in das Grab des Bcl-Etana^ und zudem in dem richtigen
historischen und chronologischen Zusammenhange überlieferte, auf's
Neue als Kenner des Orients in NöLDEKE's Sinne erwiesen.
1 S. Kallimachos, In Apoll. 108 und vgl. oben S. loiT Anm. 2
2 Die Warnung der Chaldäer an Alexander den Grollen (oben S. 998 Anm. 3)
verstünde sich vortrefTlich, \venn der Herrscher zur Zeit eines Festes für den toten
Gott (oben S. looiff., besonders S. 1003) vor Babylon eintraf, wozu der Zeitpunkt
seiner Rückkehr, Frühjahr 323, nicht übel stimmen würde. Alexander war im Sinne
der Babylonier und gewili auch (s. IVochenscln. f. Id. Fhil. 1900, Sp. 965 Anm. 1) nach
eigener Anschauung der Nachfolger der vormaligen babylonischen Könige, der messia-
nische Befreier vom persischen Joche (s. Beitr. z. a. Gesch. III S. 157 mit Anm. 2
und die dort zitierten). In Babylon warteten des Königs die Gesandten der griechi-
schen Staaten, die ihm, auf sein Betreiben, die göttlichen Ehren bewilligt hatten.
Zweifellos waren die orientalischen Völker darin vorangegangen, und in Babylonien
war dabei ein Zurückgreifen auf die älteren Vorstellungen von der Göttlichkeit des
lebenden Herrschers (oben S. 1002 Anm. 3) unvermeidlich. So wurde Alexander
seitens der oder doch mancher Babylonier nicht bloli sicher gleich jedem babylo-
nischen Könige als der Nachfolger des Urkönigs Bel-Etana, sondern wahrscheinlich
als dieser messianisch wiederkehrende Urkönig selbst betrachtet. Da mochte es wohl
für .Mexander unrätlich erscheinen, zu einer Zeit, da der Tod des Lichtgottes und
Urkönigs die Gedanken beherrschte, mit dem Blick nach Westen in Babylon ein-
zuziehen
Deux problemes assyro-semitiques.
Par
J. Halevy.
e prends la liberte de presenter au jugement eclaire des
semitisants deux problemes relatifs l'un au rapport du
lexique hebreu avec l'assyrien, l'autre ä celui des valeurs
des signes cuneiformes avec le vocabulaire assyro-semitique.
r'our faciliter l'examen des resultats auxquels je suis parvenu je me
suis limite ä l'unique presentation de faits materiels en excluant
rigoureusement tout element speculatif. Les savants competents jugeront,
si mon sentiment est conforme ä la stricte exigencc de la scicnce,
I.
Emprunts assyro-babyloniens en hebreu.
II y a quelque temps, j'ai discute dans la Revue seniitiqiie le
domaine peu eclaire des mythes et des croyances hebreo-babylo-
niennes. Je vais aborder maintenant un sujet de faits qui se laissent
directement controler. Sous le titre qu'on vient de lire, M. Zimmern
a dernierement resume les resultats de ses etudes sur le rapport de
la langue assyro-babylonienne avec l'hebreu '. Pour ce qui concerne
la grammaire, il y avait peu de chose ä ajouter ä ce que Ton connait
I KAT, 3, p. 644 et suivantes surtout la section intitulee Lexikalisches (p. 646 — 651).
Je dois aussi faire remarquer que je laisse entierement de cote les affirmations rela-
tives a Tordre dans lequel s'est accomplie la Separation des peuples semites du noyau
primitif ä l'epoque prehistorique, oü le savant assyriologue me parait un peu trop
renseigne
Iöl6 J- Halevy [2
dcpuis longtemps. Les quelques rapprochements plus etroits qui se
constatent entre ces deux langues, en fait d'idiotismes, comme inullii
qätä = T s!pö, ne presentent pas assez de relief pour etablir un echange
de conceptions susceptible d'etie historiquement cvalue, Toute diffe-
rente est la valeur des emprunts lexicogiaphiqucs. II ne s'agit plus
de phenomenes linguistiques jaillissant du genie semitique latent di-
versifies par des canaux in\isibles, mais de vocables designant des
entites tangibles ou des idees caracteristiques de milieux ou de temps
determincs. De pareils emprunts sont frequents dans toutes les langues
humaines et constituent des elements certains pour l'histoire des
rapports, et parfois meme du contact plus ou moins durable d'une
nation avec une autre. Cette importance historique m'engage ä passer
en revue la liste tres abondante, dressee par le savant assyriologue,
des mots hebreux qui seraient empruntes au lexique assyro-babylonien.
II faut lui rendre justice pour les precautions multiples qu'il prend ä
ce sujet. Toutes les possibilites sont pesees avec une louable im-
partialite. Et cependant il me semble que le resultat aurait ete tout
oppose, si sa these principale, qui ecrase les groupes semitiques sc-
condaires par le poids enorme du colosse babylonien, ne lui enlevait
pas une partie de sa liberte d'appreciation. Les considerations qui
suivent en donneront la mesure approximative, car il m'est impossible
de traiter ici un tel sujet dans toute sa plenitude.
Au point de vue scientifique, il est urgent d'elaguer, des listes ä
examiner, les vocables arameens auxquels l'auteur lui-meme n'attribue
qu'une utilite pratique. Ce sont des elements recents et heterogenes
qui doivent occuper une place ä part en dehors de cette liste reservee
uniquemcnt ä l'hebreu.
I — EMPRUNTS PRETENDUS CERTAINS
1. '<7p2, «fer», de parzillu.^> — Tres contestable. La Babylonie
manque de terrains miniers, de sorte que les metaux ont du y etre
importes du dehors, soit des contrees du Taurus et de l'Amanus, soit
du Liban, naturellement par l'intermediaire des Arameens ou des
Pheniciens. Les Hebreux les ont regus par la meme voie, probable-
ment des Pheniciens qui pronongaient barzel avec un b, tandis que
les Arameens et les Babyloniens fönt usage de p.
2. «"J^^^, «plomb», de anaku.-» — Meme Observation. La haute
antiquite du mot ainsi que sa provenance non babylonienne sont
prouvees par la forme ethiopienne nä'ck.
5] Deux problömes assyro-s^mitiques. IO17
3. «nilV, «brique», de libittn.'» — Pas aussi sür qu'on le croit:
l'etat absolu libittii nc pouvait quc donner rill'?; l'etat construit libnat,
tres rare, n'entre pas en lii^ne de compte. D'autre part, si le modele
etait le pluriel liönäti, les Hebreux auraient egalement forme le pluriel
nii?*? au Heu de 0"'^?'?. Donc, mot scmitiquc primordial.
4. «123, «bitume, asphalte», de kupni.^> — Ce mot nc figure que
dans le recit du deluge, qui est d'origine babylonienne. C'est peut-
etre un emprunt litteraire, le peuple disait Ißn.
5. «lU'li^ (ly^ü'?}, «paste rouge», de serserru.^» — La traduction des
deux mots n'est pas prouvee.
6. "Vns, «farder (suppose un nom ^Ti2, ar. kohl), fard», de guhlu.^>
— Un verbe dcrive de gnhlii ne se trouve pas en babylonien. Ce
nom aurait d'ailleurs donne ^n:i, puis le synonyme V^n (cf. l'eth. nä^ek
pour aiick, n" 2) dans '''?"'^2n, «farde», nb'^pn (nom de ville) et n'''?3n
(nom d'homme), corroborent l'origine occidentale du mot.
7. «lOS"]*?, «pourpre rouge», de argamannu.'» La pourpre est un
produit phenicien et la niatiere a diu etre importee en Babylonie avec
son nom. La forme tres recente ]12"1^ repercute seule la prononciation
babylonienne.
8. «n'?5ri, «pourpre bleue», de takiltu.^> — Meme Observation; le
babylonien ne contribue en rien ä l'explication de ce mot qui, par
conjecture desesperee, pourrait presenter une contraction de nVriDri.
9. «13li^, «une pierre precieuse», de snbn.-» — Bien douteux. Les
gemmes viennent de l'Arabie mcridionale, d'oü leurs noms ont passe
d'abord en Syrie.
10. «nT2, «bourg», de /w'///.» — ?iIot moderne emprunte a l'ara-
meen i^HTa, qui vient du babylonien.
11. «]ri^3, «palais», de öttänu.^> — Mot tres moderne pris ä
l'arameen.
12. «Tino, «lieu, place», de i)iahäzii.^> — Arameen i<Tino, et nom de
ville babylonienne peuplee de Juifs.
13. «^E3, «trone», de kussü.^> — Visiblement mot chananeen; les
indigenes de la Palestine etaient institues en royautes longtemps avant
linvasion des Hebreux.
14. «iT^lSI, «pilier», de asifii.^» — Sens et lecture ne sont pas ä
l'abri du doute.
15. «n"?!, «boule, coupe aux chapiteaux», 6.^ gullatu.-» — Possible,
mais par l'entremise des Arameens ou des Pheniciens.
10 1 8 J. Halevy ^ [4
16. '("1^3ri, «four», de H/mni.^> — Mcme remarque. Du reste, un
<5mprunt direct n'eüt pu donner un double //.
17. '<"1D, '(four (? Ofen), fourneau, creuset», de krirn.^> — Meme
remarque.
18. '<|2S, pl. ^l'ii2^|l, «bassinx, de pl. agaiulte.^> — Meme remarque.
19. «D^3, '«bourse», de kiSK, kisu.-» — Mot commun aux Semites
du nord.
20. '<n'J?iD, «tasse a libation», de Tarameen "'pi, «sacrifier», qui
remonte ä rassyrien.» — Ce n'est pas un rapport direct. Qui peut
affirmer, d'ailleurs, qu'en phenicien "'pi n'avait pas le meme sens?
21. '<])3S, «artisan», de iiniuiämi.-» — Plutot de l'arameen «ittlN;
le mot est moderne.
22. '<13S, «laboureur», de ikkar2i.-» — Existe aussi en arabe, akkär,
«fossoyeur, laboureur», lequel peut venir de l'arameen, mais non pas
de l'assyrien.
23. «293, «barbier», de gallabu.^* — Existe aussi en arameen.
24. «»■jtJ't?, «magicien», de asipu.-» — Mot tres moderne, emprunte
ä l'arameen.
25. 'fltati', «surveillant, commissaire», de satäni, «ecrire». — L'arabo-
sabeen ItSD, '«ecrire, regier»», ne vient certainement pas de l'assyrien.
26. '«D'^ID, '«eunuque, commandant», de sa resi ('«de la tete»)." —
Arameen ^^D^D; etymologie peu süre,
27. '«ins, '«gouverneur», de {bei) pihäth> — Du ä l'arameen nns.
28. '<]3D, pl. D''32p, «gouverneur», de saknu.-» — Vient de l'arameen
29. '<]?ipp, «pauvre», de innskenu-» — Arameen ^iDDD.
30. «D"'pD3, «biens, richesses», de Jiikasn.n — Arameen ]"'p3i.
31. «n'Di JT^I, «tresor», de öit nikamti.^» — Exact, mais introduit
par les Arameens.
32. «rr^ili«, «prix d'achat(?)», de agäru, «prendre en location, louer.»
— "IJK, «louer», est aussi arameen.
33- "^i'D'?, "prix», de ina]iini.^> — Parfait, mais il faut prouver
qu'il n'a pas existe en phenicien.
34. '<D20, «impot», de imksu.^> — Arameen i<D3p. H doit aussi
avoir existe en phenicien.
35. '<"I3K'«, «impöt, tribut» de iskaru.^^ — Prouver qu'il manquait
en phenicien.
36. «rrip, «impot, tribut», de mandattu (r. pi).» — Arameen iTi:??.
5] Deux pioblemes assyro-semitiques. IOI9
Ij. 'hiVi, '<gage», de /iicbidlii.» — Lc fem. nbinn favorise l'idee
que c'est un derive de ^?n, «prendre en gagc».
■^'i. '<)"IJ, <(dot>', de iindnii.^» — Arameen «ni, i^'^ni.
39. "^i^V'» "P<-'ser, pa)-er», de saqäln.» — Mot conimun aux Scmites
du nord.
40. «^|?t2', «siele», de siqln.^> — Meine remarqae. Origine assy-
rienne vraisemblable.
41. '«Hiß, «mine», de nianu.^» — Meme remarque.
42. «Dns, «demi-mine», de parsii.^> Le mot apparait tre.s tard ;
arameen D']D.
43. «n?3i5, «coudee», de ai/unatii.» — Exact, mais aussi arameen.
44. «rii]^, «canne, mesure», de qä/iii.^> — Meme remarque.
45. '«"IDD, «livre», de sipriu» — Arameen fc<"^Bp.
46. '<n"!5S, «lettre», de egirtu.^> — Arameen «n^5«; mot tardif.
47. «DJ?^, «ordre, edit». — Mot tardif; hebraisation de l'arameen
48. «•'n^'j;, «un», dans lU^j; ^^^^., «onze», de isten{-esrit).^> — Non,
ce mot a du exister aussi en phenicien, le babylonien ne possedant
pas la gutturale y.
49. «in, «splendeur», de stjutc» — Existe aussi en arameen («Vt)
et en phenicien comme nom de mois (1t HT).
50. «1K^, «demon», de sedit.^> — Arameen i<Tti^.
51. «rilV^C, «constellations, surtout les etoiles du zodiaque.» —
^10, bti'O, «b^O sont aussi employes en phenicien et en arameen.
Comme on le voit, les rapprochements qui precedent reposent sur
une base historiquement insuffisante. La presque totalite de ces mots
hebreux figure en meme temps en arameen et souvent meme en arabe
et en phenicien. Que doit-on en conclurer Raisonnablement ceci: au
cas oü il ne s'agit pas d'un terme semitique general, perdu dans cer-
tains dialectes particuliers, l'hebreu a enrichi son lexique par des mots
qu'il a regus de ses voisins Syriens et pheniciens. Depuis longtemps
nous savions cela. Moi personnellement, j'ai toujours soutenu que
les Hebreux etaient des Arameens phenicises, mais dans une dose
plus forte de l'element phenicien qui formait le gros de la population
au milieu de laquelle il s'est etabli et qu'il a fini par absorber. On
peut donc affirmer que, pendant les nombreux siecles qui se sont
ecoules depuis les temps patriarcaux (vers 2150) et le regne de
Tiglatpilcser III (VHP siecle), comprenant les entr'actes du sejour en
I020 J. Halevy [6
Egypte, de Li conquete de la Palestine et de l'etablissement de la
royaute, les Hebreux tournaient dans l'orbite purement chananeo-
arameenne, saus avoir cu le moindre contact avec la Babylonie-Assyrie.
Si un coLiraiit electrique invisible, sortant du foyer babylonien, dardait
ses rayons jusqu'en Palestine, il a eu ses stations trajectoires en Syrie
et en Phenicie. Dans la traversee, il a du se modifier en quantite*
et cn qualite avant d'atteindre son dernier stade. En un mot, de
toutes les populations de la Syro-Phenicie, ce sont les Hebreux qui
ont ete le moins exposes ä l'influence du babylonisme.
2 — LES EMPRUNTS BITS VRAISEMBLABLES
1. «^ps, «argent, monnaie», de kaspiL^> — Arameen fc^SD?, phe-
nicien »"jOD.
2. «f'nn, «or», de /n/räsii.^> — Phenicien ^"IH.
3. «D'^ÖD, «aromates», de sainnm.-» — Arameen Kfip.
4. <it2'''23'?J<, «grele», de algamesu, une espece de pierre.» — Si ce
mot est probablement de provenance assyrienne, il a ete repandu par
le commerce phenicien.
5. «ri|5")3, «emeraude)', de darraqiu.^> — Article de commerce de
provenance phenicienne.
6. «^^^^, «palais», de ekalhi.-» — C'est le babylonien qui l'a regu
du syro-phenicien, qui possede la consonne H.
7. üblt^, d'?"'«, «peribole ( VorJialle)-», de cllainu, «devant.» — Ella-
niu n'est pas un substantif.
8. «riMT, pl. riV"!J, «bout», de sainitu.-»^ — Le i" ne se change
Jamals en z.
9. «njlTD, «poteau», de inmizäsu.-» — Non, njItO vient de lU,
«remuer, deplacer» (neo-heb.), d'oü Olt^) T''T.
10. «^p, «seuil inferieur», de stppu.^> — Mot indigene: preuve
']2i^Dn. Arameen t?£p.
11. «nss, «angle de la porte», de auunatu.^> — C'est le meme
mot que HSS, «(coudeex.
12. 'Hli'O, <"I"11!Jp, «forteresse», de inassai'tu^> — Non, dans ce cas
on aurait 11SÖ, nilSD.
13. «p!|ti', «rue, place», de suqit.n — Arameen ^^AVi.
14. '<*'7E, '«cercle, canton», de pilku.-» — Arameen ^^2'pS.
15. <hT\, «monceau, colline», de tilin, tilitj> — Semitique general:
«Vn, ////, til'; derive b^bT\.
16. "D'?^, «Image», de saliiuu^> — Arameen t>ob^.
y] Deux problemes assyro-semitiques. 102 1
17. «lliJ, "former)», de //surü/.» — Lc verbe IIS sc trouve aussi
eil arameen et en arabe; usurtii aurait donne ISS; l'etymologie du mot
babylonien est d'ailleurs tres douteuse.
18. '<^n> «banniere», de diglit.'» — iALrameen t>'ji"l, "perche fourchue».
19. "Illijt, '«arche, caisse, cercucil», de aräiiu.-» — Arameen i<p,t>.
20. '<^Bp, «bol, tasse», de saplu^> — Arameen t>'7?p.
21. 'ni"!, «marmite», de dud/t.^t — Arameen STn.
22. 'c^p, «panier», de sellii.-» — Arameen sVp.
23. '<'^^S, '«fuseau», de pilakkii.-» — Arameen i<37?.
24. «]1"'"|ü^, ll"*"!?, «cotte de mailies», de siryäni, siryäni.» — Arameen
25. '<nst2'l!>!, «carquois», de ispatii.^> — Comme nom d'un Instrument
de guerre, ce mot a du exister chez tous les Semites du nord.
26. '<D"'|5^ '«liens», de sinqu-^> — ^ ne se change jamais en z en
hebreu.
27. «nfsb''?, «haches», de kalapäti, kaläbat.^> — Meme remarque
que 25.
28. '<D"'i5^, «fleches ardentes {Braudpfeile)y>, de ziqäti.'» — Meme
remarque.
29. 05ID, «cage», de sigäni.-» — Non, de "lÜD, «enfermer»; forme
30. «1Di< , «couverture, volle», de apainL^> — Ha probablement
existe chez les autres Semites du nord.
31. "DiriS, «tunique», de kitinnu, «toile». — Non, l'adjonction du
n feminin prouve que c'est un mot indigcne.
32. '']^ip, «chemise», de siidiniiu.'» — Arameen t^i'^IÖ- Le grec
«syndon» prouve qu'il existait aussi cn phcnicien.
33. «D"'öhS, «etoffe bariolee», de binnu, lmrüniu.^> — Matiere im-
portee par le commerce.
34. «nVö, «marin, navigateur», de inalähiu> — Mot semitique
general. Primitivement: «cherchcur de sei (H^ö) marin». Les Baby-
loniens n'exergaient pas la navigation sur mer.
35. «^"!^, «purifier les metaux», de saräpic.-» — Arameen ^'i-
36. «"150, «vendre» {verkaufen, non kaufen, «acheter», Z.), de
niakküru, «biens» {Habe), tanikani «commergant.» — Ni "1131? ni 13Dri
n'existent en hebreu. "13D est commun ä tous les dialectes du nord.
'i,']. «D'^ib'pB^, «dons, cadeaux», de s/ihnänii.n — La forme est re-
guliere et d'?!!' est commun aux langues du nord.
1022 J. Halevy [8
38. «n2lJ^, «sabbat, semainc», de sabattii.^^ — Non. Lecture
possible sappattu\ une racine T\1Vi «cesser, se reposer» n'est pas usitee
cn Babylonien.
39. '(]0T, «temps, dclai», de siniänu.^^ — Le D de siniänu reste
dans le nom de mois ]vp et ne permute pas a\^cc T.
40. '<ni3, «rcpas», de kinti.^> — Le mot babylonien aurait donne
JT*"!?; le verbe hcbreu ni3 «preparer un repas» (Job. XL, 30) suffit ä
expliquer le nom H^S; forme HSa.
41. '•tl'n'?, «enchantcment, conjuration magique.» — La racine
lyn'? figure aussi en arameen.
42. '"IB'3, «operer des sortileges, de la magie», de kussupu.'» —
Existe aussi en arameen.
43. OS3, «pardonner», de kuppuru-'» — Derive de 133 «rangon»
explique mieux l'idee de pardon. Ce substantif semble manquer en
babvlonien.
44. «t!^lj3, «sanctifier», de qnddusH.>> — La racine ülp est aussi
en plein usage dans les autres langues du nord.
Ces rapprochements fournissent matiere ä aucune Observation par-
ticuliere. C'est toujours la tendance non justifiee ä vouloir faire passer
l'influence de la langue babylonienne directement en Palestine sans
l'intermediaire des Syro-Pheniciens, ce qui est materiellement impossible-
3 — DOUTEUX.
J'arrive enfin a la derniere division, comprenant des mots «au sujet
desquels il faut au moins considerer {ei-wägensivert crscheinf) si nous
n'avons pas afifaire ä des mots babyloniens empruntes ä des epoques
anciennes ou plus recentes». Passons-les en revue:
1. «^"^N'-DES, «confins de la terre» et apsn «ocean». — Non:
l'hebreu possede le nom DBK «fin, vide» et le verbe DDISI «disparaitre»,
ce verbe n'existe pas en babylonien.
2. «Dinn. «abime, mer» et tVäniat.-» — La forme occidentale est
mieux conservee.
3. (h^lfl, «deluge» et abiilm.^> — Non. Les deux mots n'ont jjas
les memes consonnes.
4. «]3, «jardin» et gannati(j> — Mots semitiques communs; r. ]iJ.
5. «Dil, «vigne» et karnuw — Meme remarque.
6. «B'ITP, «moüt» et seräsu.^> — Un r\ ne peut pas repondre ä un s.
7. «fc<3D, «boire du vin» et salm «vin». — La prcsence du N plaide
en faveur de l'origine occidentale du mot.
9] Deux pioblemes assyro-semitiques. IO23
8. '<n"lDJ^, «plomb» et abant '«magncsite». — Lc mot hebreu est
plus originel.
9. «iTJIp «poutre» et qaritii.^* — Mots semitiques communs.
10. «p*I2, '<fissure, feilte» et batqu.-» — Menie remarque.
11. «ISC^p, «demeure» et niaskanii.» — Meme remarque.
12. «nshS, «volle du Saint des saints» et parakku «adyton». — La
racine 7*1D est aussi arameenne.
13. «DUS, «mangeoire, creche» et abusäte.-» — Le verbe D2S
«nourrir, gaver» existe en hebreu et en arameen.
14. «3S, «xoiture» et siunbn.'» — Ainsi nomme par sa ressemblance
ä un 3i}.
T
15. «nzin, «caisse, arche» oX tcbitii.^^ — Tebitu aurait donne D^ta.
16. «tsj;, «stylet» et /iaiti(.^> — L'aramceii a Stsri; arabe khati.
17. <ni<i, «outre» et na'chi.^> — Mot qui a du etre aussi employe
dans les autres langues du nord.
18. '(finin, <(ja\^elot(?J» et tartahn fleche (?)•» — Meme remarque.
19. «rriB^'lB', «chaine» et sarsarratu.y» Mot semitique commun :
20. «^itt^, «etofife teinte» et sinitii.^» — Probablement d'origine phe-
nicienne.
21. «pü, «sac» et saqqii.-» — Mot semitique commun.
22. «"^^O, «roi» et vialku, inalikn.-» — Meme remarque.
23. «1^, «chef, souverain» et sai'rn «roi». — Mot egalement phe-
nicien.»
24. «"^"pi, «prince» et iiasiku.-» Arameen t^D^'Di.
25. «tODÜ^, «juger», t3Diy «juge» et sapätii, sapätii, säpitii.^> — P2xiste
aussi en arameen et en phenicien.
26. «■'dy^, «dominer» et salätu.^> — Meme remarque.
"^J- '<r"i' "j^iger» et dann.-» — Meme remarque.
28. «S^3i, «prophete» et iiabu.-» — Semitique general.
29. «nss, «cuire du pain» et epU--» — Aussi arameen.
30. «niö, «filer» et tauiu.-» — Meme remarque,
31. <ibhj!ä, «piller, butiner» et saläln.'» — Meme remarque.
32. «ItJ^S, «Interpreter» et pasäni.» — Meme remarque.
33. «ins, «Interpreter» et patärii.^> — En arameen "IHB.
34. «T^, riT^*, «vivres» eX. sidetii.-» — Aram. mj| (ar. >»,)); le T est
du a l'influence de la dentale T; cf. : pIT pour plif.
35. «n'?ip, «propriete» et suguUäti «troupeaux». — Aram. Sn^liD.
I024
J. Halevy
[lO
2,6- «nsp. «mesure de blc» et se'u «blc». — Non: se'/t repond ä
Hiiiy (dialecte du Sani'al); la mesure en qucstion est cti assyrien säfu,
mot oü le S radical a disparu.
^y. <(1ä, «nom d'une mesure» et gurnt-^^ — Non: gun-n est une
forme dialectale babylonienne.
3S. "TIO, «mesurer» et iiiadädii.'» — TID est une racine semitique
generale.
39. '<]21i5, '<ofirrande sacrificielle» et qiirbämi.^' — Le sens du
dernier mot est douteux., ]D"ip existc en phenicien.
40- «nciin, «oblation» et tarlintii.-» — Ne parait pas exister.
«riDliri, «elevation» et nnptu-'» — Meme remarque.
'<ni3Ti^, «ofifrande d'encens» et askaiii «neomcnie.» — Fantaisie
TT!-'
«pl], «jeter, asperger« et saräqu.-» — Existe aussi en arameen.
«n^D, «pardonner» et salälin «asperger». — Meme remarque.
«"1"!S. «maudire» et aränt--» — Existe aussi en phenicien.
«JT'lil, «alliance» et bänitii «divination». — Etymologie fictive.
«n^lR, «enseignement, loi» et fä'fu.-» — Non. niin vient de
nnin et tä-tu de nsn.
48. «nOS, «paques» et pasähic «appaiser». — Pur caprice qui est
contredit par l'adjectif riDB «boiteux».
49. «nityN, «arbre sacre» et usirtii.-» Existe aussi en phenicien.
Nous avons ici un lest philologique destine uniquement ä faire
nombre et surtout ä maintenir en equilibre la barque devoyee du
panbabylonisme dans sa foUe course dans les wadis fallacieux de la
Falestine. Pour l'amour de la quantite qui frappe la vue, on a neglige
d'en eprouver la qualite qui seule apporte la conviction scientifique.
Je suis profondement peine d'avoir ete oblige de passer la revue de
48 non valeurs qu'une exaltation que j'aime ä croire passagere a mises
sur les rangs. Chassons ce cauchemar et n'y pensons plus. II en
ressort cependant une legon bonne ä mediter c'est la justesse du
dicton populaire: «qui beaucoup embrasse mal etreint».
41
42
pure (r
43
44
45
46
47
Resultat definitif.
Dans les 143 niots hebreux pretendwnent eniprimtes a Vassyro-
babylonien, ü rCy a pas im seid dont on puisse prouver en bonne con-
science qu'il soit dit a iin contact direct; tont a passe par le canal
des peuples voisins on represente des ternies scniitiqnes priniordiaiix.
IlJ Deu\ problemes assyrosemitiques. 102 5
IL
Les noms des signcs cuneiformes.
Toute ecriture attribuc aux lettres singulicres qui la composent
Line valeur phonetique dont cllc devient l'indice et ces indices ou sons
de lecture sont representes le plus souvent par des noms de divers
objcts qui appartiennent ä la langue des inventeurs de l'ecriture en
cause. Aucun peuple ne s'avisera de designcr les lettres de son in-
vention par des noms empruntes a une langue etrangere. Au con-
traire, quand il regoit l'ecriture d'un peuple etranger, il conserve la
plupart du temps en meme temps les noms de lettres etrangers sans
trop chercher ä les comprendre et les traite comme des phonemes
artificiels sans valeur intrinseque et n'ayant que la seule destination
de rappeler les sons qui constituent le fonds glottique du s}'steme.
Ainsi par exemple, les noms des lettres de l'alphabet phenicien se
sont conserves presque intacts chez les Hebreux, les Arameens et les
Grecs, en partie transformes chez les Ethiopiens et gravement mutiles
chez les Arabes et les Latins, sans toutefois effacer entierement l'origine
phenicienne.
Tout cela est une veritc banale qui court, pour ainsi dire, les
rues; j'ai cependant cru qu'il etait nccessaire de la rappeler en ce
lieu oü je me propose de presenter ä l'appreciation des semitisants,
sans la compliquer d'autres questions afferentes, une liste de noms de
signes cuneiformes que mes longues etudes sur cette matiere ont
prouve avoir une origine babylono-semitique. Chaque nom sera suivi
de la justification de mon affirmation. Ils auraient ainsi devant eux
une formule derivation semblable ä celle qui aurait pour objet les
lettres de notre aiphabet: a de alpha i^'^), bc de beta (D^), de de
delta (n*?!), ^ de ^ («H), ejfe de lo (11), gc de giniel ("röi), hacke de
het (nrij, i de iöta (T), ka de kappa (*^D), eile de lainda ("ID^), eimne
de i/ij (DO), eime de Jty (]i), 0 dit o {]V), pe de pe ('S), qu de koppa
(^Ip), e/re de ro (tJ'"!), esse de saii (]ty), te de tau (iri), .':ede de setha
(]V). J'ai transcrit ä dessein l'ensemble des lettres primitives afin de
faire mieux saisir la nature des mutilations et des transformations que
leurs noms ont subies au cours des siecles, sans eveiller neanmoins
le plus leger soupgon sur leur origine.
Voici maintenant une serie de noms de signes cuneiformes avec
Nöldeke-Festschrift.
65
1026 J- Halevy [l2
leur valeur. Icur sigiiification et les derivations assyro-semitiques que
je leur attribue. Bien entendu, il ne s'agit que de noms de lecture.
1. y» n. au, V. (T «eau» de amtnu, annoii (pour ianinm, ianni),
C, «mer, occan.»
Tt n. au, V. inc «eau« de ;////, ;//r «eau» = ;///?, ine, s. D'O, \y^, Co, '^SL .
2. t:^Y n. a/' (da), v. ad, ap, id. '<pcre» de abü «pere» s. DS, ahn.
— — id «creux, enfoncement, lucarne, nid>'
de aptu id. = aram. «nSJS.
3. B^^t n. agil. V. aga, id. «couronne, tiare» de agü, id.
4. ^i<XX- ^ • (^^daiua, «sang noir, pas» de adaniatii, id. == D*T, D"!S.
5. SrT^Y n. c?//// V. al de ^r//// «lien, chaine», alälu «Her, attacher»
r. bb«. ^
6. >->-Y n. a)in, ana, v. ^?;/, id. «dieu, ciel», de anit «dieu superieun»
Anu f. rt;^/<? (f^^?^)-
j. ^^^y^ V'. ^z-jß^, id. «noni de demon» de asakku «demon
de la fievre» s. pt^V.
8. (Homme) ^^^^ v. azalag id. «un certain metier» de aslaku
idem r. ']'?ty.
9. '^ V. babhar, babar, bab «lever du soleil, lucur, splendeur,
blancheur, soleil» de babbani pour barbani (forme kakkabu = kabkabu)^
<iide)ii^>, r. "113 «etre clair».
10. ^^^^T'^ V. bala, bat «gouvernement» de palü f^ideim» r. 'h^^
heb. rbz «discerner, scinder».
11. 5=T^T balag (ecrit dub) «lamentation, exclamations de dou-
leur» de balaggii, balangu <ddeni'», r. T)"!.
12. >-t:YtfVyy bansur «disque, cratere» de passuni <nde7m>, r. 'IB'S,.
aram. Klins «disque, table».
13. ^|y bara «temple, sanctuaire» de parakku «.idein-», r. "JIE.
14. 5Jz>->?- bi/hidu «institution, ordre divin» de billiidii ndeim\
r. "bl, jJj.
15. ^ buni, biir «cavite, trou» de büru »idem», r. "113; heb. "112.
16. S^yrn dtd) «tablette» de duppu nidem», ^.
17. ^ diigii, dug «ce qui est bon, propice. agreable» de duviqu,.
duwqti, düqu «idem», r. pOH.
18. >^5t dimnt, du «enfant. fils« de damu, dumu «idevi», r. ''D"
heb. nO"l «ressembler».
19. <'YJrY|yY dun «force, puissance, seigneurie» de dunnu ndem», r,
p"J; voir dann.
13] Deux problemes assyro-sdmitiques. IO27
20. t:!! cku, e «canal d'irrigation» de iku <^ide)n^>; cf. eth. ÄJS?
«etang.»
21. ;^';::tyy ^i «brillant, pur» de ellu ndej)f>y, r. alälu «laver, purifier»
aram. '?'?n; cf. ^^H.
22. >-^|[th[ e)iic «le parier, parole, langue» de äw/7 «parier, jurer»
r. ^01, aram. S0\
23. *^l^ enii, eiiH, en «seigneur» de äin <<idein^>; voir aitu.
24. >-^ engar «laboureur« de ikkaru <ndeni-n, r. "IDN, heb. "I3K.
25. f:YYI 'i'^Z''/ «fort, puissant» de datuui <iide}n^>, r. jiT; voir rt'?///.
26- ^Tjt (^^ «jugement, ordre, loi» de di}iii «idem», r. (H.
27. jji /''^'^'^ «calam, sceptre» de hattu ndem-»; an kaL, heb. tsj;.
28. >-Y'^y^ ig, iq «barre, porte» de iqqu (syn. daltu), r. pps
«fermer».
29. \|>^ ?]^/^, ?]^/ «masse d'eau» de agn «flot», voir eku.
30. ^>-^Yy z'' «elever» de elu ^ddeimt, r. "'by.
31. tzYTTTT^^^ ingar «mur, paroi» de z^rt-;'« ndeni», r. liK.
32. ^Y ?.cr. w, is «arbre, bois» de isn ^ndeni-», r. isy, heb. ]^J^, 6th.
33. S^Jyy kalaiiia, kalain «monde, univers» de kalaum{a) = HD'bD
«tout ce qui est».
34. *\ la «non, ne» de lä <äde}?in, sem. tfh.
35. t:YYf /// «un demon» de Hin, f. liltu «-ideni^t, heb. ri"'?"'^.
36. "^^ mada, inad «pays» de inätii '^idem», aram. NHO «ville».
37. >^TT J'i^i^i^ «eleve, grand, enorme» de ina/ihu <^idem^>, r. nno.
38. />-^T>-y Drnh «sommet, sur» de jnnhhu, muh, r, ideni.
39. >-YY>- rad «conduite d'eau, canal» de rättj ndeni^>\ heb. lani;
r. tD.-n.
40. \l^t siliru «paix, salut» de sulniu «idern^», r. D7ty.
41. f^YYY^ sitkal «serviteur, ministre» de sukkallu <^ide)n^>, r. ^DD.
42. *^!2<^/*^ ^^k ?^^^"^ «image, statue» de salniu «Z^/^;«»,
r. D'ji'.
43. ^^ly^P salme, salaiii de (dieu) Salmu <ndejn^>, r. D^JJ. Cf.
inscr. de Teima.
44. "^ se «ble» de se'u f<-idejn^>, r. ^J^t^. Cf. inscr. de Panammu
45. ^ tap, tab «associe, ami» de tappu ndeni->^, r. ^T\, «]StD.
46. >->- i"//rt^ .yz/ «rue, place» de siln «/VAv//», r. i<7D.
65*
I028 J. Halevy [14
47. ^l str/>, cad «guerriers, arrmie» de sadii <(iäem», r. NDi*.
48. iz/^^ ::ig «outre» de ziqqii <ude!n», aram. «np""!; r. ppT.
49. y*^y kil «Heu enfcrmc» de kilii <ndc7)i->K r. S^D, "'^D. Cf. ^13.
50. ^X^*^>^ (i^'^ii «mer, ocean» de apsa *^idet}i^>, r. DSS, «fin, vide».
51. >-A T^'V tiamat 'hiIhiiic primordial, deesse» de tiaintu, tanitii
nidon^, onn.
Cette demie centaine de valeurs syllabique me parait süffisante
pour le but indique plus haut. C'est a peu prcs un cinquieme de la tota-
lite du syllabaire et je n'y ai fait entrer que les equivalences formellement
donnces par les syllabaires et les gloses, en excluant Celles qui sont
dues aux recherches philologiques. On peut les diviscr en valeurs
nionosyllabiques et en valeurs polysyllabiques dont la nature donne
lieu aux remarques suivantes:
Les valeurs de la premicre categorie fönt partie des syllabes
primitives du Systeme cuneiforme et sont employcs couramment dans
tous les textes anciens et modernes aussi bien ideographiques que
phonetiques. Ellcs sont au nombre de 26:
a (i), ab (2), rt/(5), bid {10), bur (15), dub (16), diig (17), diin (20),
d (21), en C23), dan (25), di (26), had (27), ig (28), il (30), is (32),
la (34), /// (35), mad {}ß), mah {^7), mn/i (38), rad (39), sc (44),
tap (45), ^'i^ (46), sab (47), -^^^ ^48), ^'^'^ (49)-
Les valeurs de la scconde categorie ont ceci de particulier que
leur derivation assyro-babylonienne se reconnait dejä au premicr
aspect ä cause de la meilleure conservation de leurs consonnes finales.
Elies sont au nombre de 25, savoir:
agu, aga (3), adaina (4), arjag (7), babbar (9), balag (li), ban-
sur (i2), bara (13), bilind (14), diunu (18), eine (22), igii, igi (29),
ingar (31), kalaina (33;, silini (40), siikal (41), salani (42), salnie (43),
abzti (50), tiamat (51).
Enfin, l'ensemble des 51 valeurs enumerees plus haut, constatent
dans la langue des inventeurs du syllabaire cuneiforme l'existencc de
mots tires des racines suivantes:
D^ (ij, ^ö (ib), 3N (2), 1JN (3), m« (4), ^"ps (5), liy (6, 23),
piyj; (7), -^^ (8), 1-13 (9), -ht^ (10), i'?a (ii), -it^'s (12), iis (13), -bi (14),
in (15), ^2T (i6j, paT (17), ^öT (18), p-i (19, 25), T« (20, 29), '?'?n,
'7'?n (21), ^öi (22 j, -iDK (24), n (26), tan (27), pp«, ppy (28), ^^y (30),
i:»« (SU, ^'^V, rv (32), no '?D (33j, «"? (34), "p^"? (35), «^^ö (36), nni:
15] Deux problcmes assyro-semitiques. IO29
(37, 38), tarn (39), D'?ty (40), bjü (41), d^:j (42, 43), ^«^ (44), :^^r\,
'•]sn (45), «'?D (46), «n:{ (47), pp? (48), «^d (49), dsn (50), onn (51).
Condiision.
La presence de ces Clements semitiques dans le syllabaire con-
stitutif cunciforme prouve d'une fagon mathcmatique que les inventeurs
ne peuvent etre autres que les Scmites de Babylonie, car la coUabo-
ration de deux races ä langues differentes ä une pareille invention est
d'une impossibilite absolue. Les difficultes qui empechent encore de
degager la derivation du restant du syllabaire, viennent en grande
partie de notre connaissance tres imparfaite du lexique assyro-babylonien
et iront en diminuant au für et ä mesure de la decouverte de nouveaux
textes rediges dans le Systeme phonetique.
Tel est le second probleme que j'ai pris la liberte de soumettre
a l'appreciation des semitisants en general; il mcrite d'attirer leur
attention. J'esperc que par amour de la verite, ils voudront bien
faire connaitre au public savant le resultat de leur jugement.
Some Additional Data on Zoroaster.
By
A. V. Williams Jackson.
ome new or additional data to illustrate Zoroaster's life
have become accessible vvhich were not available to me
when I wrote my bock on the Prophet of Ancient Iran.
As some of the material helps to clear up several points
that were previously obscure I am happy to have this opportunity
of presenting my notes on it to Professor NöLDEKE, the veteran
Scholar whose work has contributed so much towards advancing
Iranian scholarship.
I. Tradition of an Archetype Copy of the Avesta at Savmrkand.
In writing on Zoroaster's native place and the scene of his
ministry I discussed the pro's and con's with reference to locating
the former in Western Iran and the latter in Eastern Iran and showed
that tradition in general is in favor of placing his birthplace in
Azarbaijan, but connecting the scene of his ministry rather with Bactria
<cf. Zoroaster the Prophet, pp. 182 — 225, and J. A. 0. S. xv. 221 — 232).
As I stated at the time, we have need of additional information on
the latter point from direct Iranian sources. We have, to be sure.
the well-known general allusion to Bactria in the Avesta (Vd. I. 6 — 7)
and the various Eastern Iranian place names in the Zoroastrian Books;
but the explicit association of Zoroaster's name with Balkh rests
largely on Greek and Latin classical allusions and on references in
1032 A. \'. Williams Jackson [2
Firdausi and IMiihamaiadaa writers {sqq Zo)-oastcr, p. 1 86 seq.)- I am
now able to add a special passage in Pahlavi which locates the
second of the two archetype copies of the Avesta at Samarkand
and in this way connects Zoroaster's ministry directly with Eastern
as well as Western Iran.
The particLilar allusion is found in the short treatise on the cities of
Iran, entitled SJiatrölJiä-i Airän, §§ 2 — 7. The text has twice been
edited and translated, see Pahlavi Texts /., edited by Jamaspji Dastur
MiNOCHEHERJI Jamasp Asana, Bombay, 1897; also SJiatrölhä-i-Alrän,
translated by Shams-ul-Uluma Jivanji Jamshedji Modi, Bombaj-,
1S99; also Liste gcograpJiiqiie des villcs de riran, texte, traductioii
et notes, par E. Blochet, in Recueil de Travaux, ed. MaSPERO, xvii.
165 — 176, Paris, 1895; ^or a descriptive paragraph see also Dr. E. W.
West in Gmndi-iss der iran. Pliil. ii. 118.
In transliterating the passage I add the Huzvaresh forms in
brackets [] by the side of the Pazand equivalents. The text reads
as follows:
Shatröihä 2. pa \pavan] küst i xüräsäii samarkand satröstän käl-üs T
kavätän bün frakard: sTäxväxs T käi-üsän be [barä] frajämenit. 3- ^'^^'
xüsrü T sTäxvaxsän äfiöt [tat/iman] zäi; azas varzävand äiaxs varaxräu
änUT \tammati] tnsäst \yatTbüiiäst\ /\. pas [axar] zartüst dem äviird [yäetün/].
uz [wen] /ramä/i vTstäsp-säh hazär U du sat fragart pa \pavati\ dem spamh
pa [pat'an] täxtak-gäh zäräen kard {uY ?tipTst ü pa [pavan] ganj an \zak\
ätaxs ni/iäd \hanxtünt\. 5. pas \axar\ gajasiak sükandar süxt ü aridar
\yen\ ö [va/] dariäf avgand [rametün/]. 6. samarkand haß ätaxsän, haß
ätaxsän-gäh an dar [yen] bunt [yahvünt] e [änä],^ ku [aey] haß xütäTän
andar \yen\ bunt [yahvünt]: aevak an [zak^ t yam ü aevak äzT-dahäk n
aevak an [zak] i frelün ü aevak an [zak] i majmcihar ü an [zak^ T käi-üs
ü aevak an \zak\ i kaT-xüsrüv ü aevak an \zak\ T lühräsp B aevak an
[zak] T VTstäsp-säh, 7. pas [axar] gajastak fräsJäk T tür har [kolä] aevak
msimak i sedääfi äUzdast-carbigän^ pat-as kart.
'2. In the region of Khorasan Kai-Us, son of Kavad, laid the
foundation of the city of Samarkand; Siavakhsh, son of Kai-Us,
finished (it). 3. Kai Khusru, son of Siavakhsh, was born there and
he established there the glorious Varahran Fire. 4. Afterwards Zar-
' f)mit this conjunctioD, according to Blocket's text
2 So after the text given by Blochet
■5 So on the analogy of the text given by Blochet
3] Some Additional Data on Zoroaster.
Oo
tüsht brought the Religion. In accordance with the command of
king Vishtasp he wrote down twelve hundred chapters concerning
the Holy Religion on gilded tablets and deposited them in the
treasury of that Fire (Temple). Aftenvards the accursed Iskandar
burnt and threvv (them) into the river '. 6. Samarkand had se\'en
Fires; there were seven Fire-Temples in it; for there had been seven
kings over it: Yim^, (Azhi-Dahak), Fredun, Manuchihar, Kai-Us, Kai-
Khusru, Luhrasp, and king Vishtasp. Afterwards the accursed Frasiak
(Afrasiab) of Turan made every one (of the Temples) in it {fat-as)
a seat of idol-worshipping demons'3.
Whatever be the date of the Pahlavi text, the importance of
this passage can hardly be questioned, for it gives us the location
of the Shaspigan librar\- in which the second archetype copy of the
Zoroastrian Scriptures was deposited, as Shams-UL-Uluma Modi {op. dt.
p. 133 seq.) has shown. We thus have a direct Pahlavi tradition, of
about the date A.D. 800 (cf. MoDI, op. dt. p, 131), connecting
Zoroaster's ministry with Samarkand, Khorasan and Bactria.
I can only add that when I visited Samarkand in June 1901 and
roamed among the mounds and ruins of Shahr-i-Afrasiab, which lie
directly outside of the city, I searched in vain among the people for
any recollection or knowledge of Zoroaster and the Zend-Avesta.
The Muhammadan Mullahs with whom I conversed were quite frank
and honest in trying to give me some information on the subject,
but they had not the faintest idea even of the significance of the
names.
2. Isfandiar and Bactria.
A second interesting passage in the Shatröihä (^5 8 — 9) is one
that connects Spenta-data, or Isfandiar, the dauntless crusader of the
Zoroastrian Faith, directly with the Province of Bactria. in which he
1 IJt. 'sea', cf. Pers. daryä and Amu Darya (Oxus), Sir Darya (Yaxartes). The
river Yaxarte-s is apparently meant. See Bundahi.shn 20. 20
2 Lit. 'that (reign) of Yim', etc. Azh-Dahak as a foreign despot is not included
in the number seven
3 The passage is difficult, as the text is sonnewhat uncertain. For äüzciasl-car-
Ingän lit. *idol-flattering', cf. Pers. carb, Phl. carp 'unctuous, glozing, flattering'. West
and Haug, Glossmy of Arda Viva/', p. 125. Blochet reads 'fit de chacun de ces
pyrees une residence de demons et un temple de courtisanes'. Moni translates
'introduced into all the mansions of the king fire-worship'
I034 ^' ^- Williams Jackson [4
founds a great Fire-Temple at Balkh-Bamik. This new passage adds
further material to that which I noted in Zoroaster, p. 116 — 118 re-
garding Isfandiar's religious zeal and especially regarding the names
of his enemies in the Holy Wars of Zoroastrianism.
Shatrölhä 8. andar \ySti\ bäxl T bämik satröstänö naväzakJ spand-dät
i vtstäspän bümö kart. 9. azas varzävand ätaxs vähräti änöT [tammaji]
nisäst [jcJ^ibüHäst]. aias nczak i xves [na/sman] änöT [tamman] be [barä]
zat [maxTtü>i{\. azas ö \val\ gubaxkän^ ü süz T pekäxkän ü cüräxkän ü
rabaxkän^ ü gühräm ü tamv ü arjäsp (j)3 xTönän sah petxam frist \sadiltief\:
kü \oc-f\ nJzak T man [//'] be\barä\ nikJret; har \kolä\ ke \jnrin\ pa [pavaj/]
gazis/i* T m \denman\ nizak fiikirei ce \nia\ andar \yeti\ ö \z-al'\ äirän
satrö dübärct.
'In Bakhl-Bamik Spand-dat, son of Vishtasp, founded the city of
Naväzak. He established there the glorious Vahran Fire; and he
planted his spear there. Then he sent a message to Yubakh-kan
and Suzh-i Pekakh-kan and Curakh-kan and Rabakh-kan and Guhrani
and Tajav and Arjasp, king of the KhioniansS, saying: "Behold my
spear 1 Whoev^er shall behold the point of my spear, will he (venture
to) invade the country of Iran"?'^
The same picturesque story of Isfandiar's lance was known in
the Armenian history of Sebeos (see Marquart, Eränsahr, p. 89,
and Blochet, op. cit., p. 172, who refers to Garrez, Journal asiatique,
1869, i. 173). With reference to the city of Naväsa (for which
Blocket reads vinpak 'coupole' — 'dans Bakhl, la belle ville, Spand-
dat fit une coupole') I have nothing special to suggest. If the name
be rightly read (which is not certain) we might perhaps recall Vifra
Naväza of the Yashts, Yaqut mentions a fortified place called
1 See % 35 and Jamaspji's note at both places. The text appears uncertain;
Blocket reads bahäkäu T den 'les premiers de la religion'
2 These names are not certain, see Jamaspji's text and Modi. Blocket reads
Jiesäkän 'chefs', vach-äkän or vajlräkäii 'ministres', and rabäkän 'seigneurs'
3 Blocket omits (J)
4 So Blocket 'morsure'; Modi, p. 60 suggests nikJzisn 'Intention, interpretation',
cf. West and Haug, Glossaiy p. 246
5 It is uncertain whether the first four words really denote proper names (see
note 2); the last four occur in the Shah A'amah, see my Zoioasiei; pp. iio,
118—123
6 Making har ke ce [kolä niün ma\ indefinite and interrogative, as does Blocket
Also. Modi Iranslates 'those who may look to the interpretation of ihis lance may
run to the country of Iran (to render submissionj'
5] Some Additional I)at;i on Zoroaster. I035
NuväizaJL near Sarakhs. Cf. Bakbier DE Meynard, Dict. gcogr. de
la Pcrsc, p. 573.
3. Lohrasp bnilds Kai 11 in KhorasiDi.
The traditions connecting the namc of Lohrasp, Vishtaspa's
father, with Balkh may be found in Zoroaster, p. 208 seq. A new
reference in Pahlavi associating his name again with Eastern Iran,
but this time with the city of Kain, the foundations of which he is
Said to have laid in Khorasan, occur.s in Shatrölhä (,^ i8j. The brief
allusion is:
Shatrölhä 86. satrostän i kälnö kai-lühräsp i vutäsp pit \abri\ kart.
'Kai Luhrasp, Father of Vishtasp, built the city of Kain'.
On the location of Kain (Qäin) see Zoroaster, p. 215; and con-
sult Yaqut, tr. Barbier de Meynard, 436; Ibn Haukai, tr. Ouseley,
pp. 222 — 223; and Modi, op. cit. p. 147.
4. Vishtasp and Zarir in Seistan.
An additional reference to connect Vishtasp with the 'W'aters
of Frazdanava', alluded to in the Avesta and discussed in Zoroaster,
pp. 210, 211. 220, 221, is found in the Shatrölhä (§ 36). The text
is interesting also because it refers to the Zoroastrian hero Zarir and
to the city of Bost, or Bast; it reads:
Shatrölhä 36. satrostäii i hast bastvar zarTrän hart pa [pavan] an
[zalk] gas ke [amat] vTstasp-säh denö yastanö pa [pavan] /rasdän büt
[ya/ivünt] ü bünak T vTstäsp ü avärik väspfihrakän andar \_yäi\ nisäst
[yatibündst].
'Bastvar, son of Zarir, built the city of Bast (Bost) at the time
when Vishtasp was in Frazdan to consecrate the Religion, and the
origin of Vishtasp and of other nobles {väsprdirakän) is set there'.'
The references to the town of Bost in Seistan will be found in
Modi, op. cit., p. 153, and consult for the order of nobles called
Vaspuhrakan, HÜBSCHMANN, in Indogennanische Forschungen, xvi.
210, 252, 262, and Marquart, Eränsahr, p. 29.
I The last line is somewhat uncertain. Blochet op. cii. p. 169 (§ 33) omits
the flrst ü nnd reads bündak 'il y etablit les serviteurs de Vishtasp et les autres
"fils de famille" (Vispührak)'
1036 A. V. Williams Jackson [6
5. Tiir i BratanisJi , thc Eiicniy of Zoroaster.
In Shatröihä § 57 we have a new mention of Tur i Bratarush,
or Bratroresh, who is regarded traditionally as Zoroaster's murderer
(cf. Zoroaster, pp. 128 — iSO- The passage is somewhat difficult
owing to. uncertainty in regard to several of the proper names, but
the general sense is clear.
Shatröihä 57- satröstän T v-v-v{?) v-v-v{?) i güraxsäfi{?) kart ü
pa [j>a''a/i] nesmanih ö [va/] kai-kavät rnat; ü darpüstili i arvandäsp tur
T brätürüs T karap pa \pavan\ yätnklli kart pänakih T jän \xayä\ xves
[mr/sman] räl.^
'V-v-v(?), son of Gurakhshan(?), built the city of V-v-v(?), and it
came to Kai-Kavat by marriage; and Tur i Bratarush by sorcery made '
the Fortress of Arvandäsp for the protection of his own life'.
The name written as v-v-v (n-n-n) is obscure, owing to the
ambiguity of the Pahlavi characters, so that we are uncertain as to
the identification of the town and its founder. Modi, op. dt., pp. 115,
160 proposes an identification with the well-known city of Nineveh,
Said to have been founded by Ninus, and reads: 'Ninav of Yuras
founded the city of Ninav'. BLOCKET, op. cit., pp. 167, 170 § 58,
doubtfully suggests Van — 'la ville de Van(?) fut fondee par Van(?)
enfant de Gorsi' — but in that case the name should rather be Vän
(with long ä), judging from Yaqut, p. 585, Vän (}'et see HÜBSCH-
MANN, IF, xvi. 340, 469), and Van's history appears to be dififerent,
cf. Lynch, Arvienia ii. 59. Even Yaqut's VaJin 'bourg de Qouhistan'
(tr. Barbier de Meynard, p. 590) can hardly be considered. Any
Suggestion, moreover, to think of the Avestan Varena cannot be
entertained, as the name in that event would be written with the
Pahlavi sign for internal r. Possibly one might think of Nur, the
name of a district and river near Amol (cf. § 59) in Mazandaran, but
the Suggestion is not certain. In any case the city must be some-
where in Ataropatakan (Azarbaijan) as is shown by the context
(SS 56-59).
With regard to the name of the founder I have suggested
gUraxsän{'.) as a makeshift, referring to the mythical Armenian ruler
Gorak, the predecessor of Hrant I (Orontes 'Apuuvbr]?)) according to
I For darpmtJh as a stronghold or citadel, cf. Stackfxberg, IVZA'M. xii. 242
7] Some Additional Data on Zoroaster. IO37
Moses of Chorene — see JUSTI, Iranisches Nainenbiich, j)p. 40^^, 118^.
As to the Fortress of Arvandasp, we may recall the fact that Arvan-
dasp was the father of Bevarasp or Azhi-Dahaka, the tyrant monster
(cf. JuSTI, Iran. Nauiciib. 411, 6o'') so that the maleficent Tur i Bra-
tarush in fortifying the citadel found Company befitting his oun
wickedness, According to tradition, his sorcery and machinations
were brought later into jjlay, especially against Zoroaster, whose youth
was passed in Azarbaijan (cf. Zoroaster, pjo. 28, 128).
6. Zoroaster and the Toivn of Aniui.
The number of towns which claim to be Zoroaster's birthplace
or to be. associated with his name is almost as great as Homer's
(cf. J.A.O.S., XV. 221 seq.; Zoroaster, pp. 183 seq.). A new reference
is that to Amui, southward from the Caspian Sea. The allusion is
found in Shatröihä g 59.
Shatröihä 59- satröstän i ämUT zandak T punnarg kart ü} zartüst T
spitämän az \!nan\ an \zak\ madinä büt \yahvunt\.
'The Sorcerer (Zandak), who is füll of death, founded the city of
Amui (Amar), and Zardusht, descendant of Spitama, was of that
place'.
There can be little doubt that Äinüi is etymologically the same
Word as the classic "A|iapboq in Atropatene, referred to by Ptolemy
(cf. Zoroaster, p. 2ii), and etymologically also the same as Amül,
which Blocket reads (see discussion by Marquart, Eränsahr,
p. 136). In Archiv für Religionswissenschaft, iv. 361, m}- pupil Dr. L. H.
Gray has suggested that the city referred to may not be Amui on the
southern shore of the Caspian in Mazandaran, but another city Amui
on the road that leads from Bokhara to Marv. Although much may
be said in favor of this, I am inclined not to depart from the Ataro-
patakan rcgion, which MODI op. cit., pp. 160 — 162 also favors, and
the allusion to sorcery (zandak) also would harmonize with Mazan-
daran. We have no other allusion associating Zoroaster directly with
Amol (Amar, Amui), but the teacher may have passed some of his
time there (cf. Gray, AR. iv. 361). Marquart, Eränsahr, p. 122,
thinks that there is a lacuna in the text and that the tovvn of Rai,
which is associated with Zoroaster's mother, has dropped out, for this
1 Reading kart ü for jAMASrjl's kaito; Blochex has kart without a conjunction
1038 A. V. Williams Jackson, Some Additional Data on Zoroaster.
[8
important place is missing from the Shatroiha. It may be emphasized
aeain that the other town-names in the immediate context of Amui
are located in Ataropatakan.
7. Zoroaster from Mnqan or MugJian.
The list of places hallowed by Zoroaster s name is not exhausted.
Here is a new one which is of interest and is in general harmony with
the more important references that associate Zoroaster's youth with
the extreme north-western part of Iran. It is found in Al-Tha'alibi, a
contemporary of Firdausi, whose work has been edited and translated
b}- Zotenberg, Histoire des Rois des Perses, Paris, 1900. \). 257. Al-
Tha alibi cites the older authority of Ibn Khordadhbah, about A.D. 800.
and says: 'According to Ibn Khordadhbah, Zardusht was a descendant
of Manuchihar and he was from Mfiqän {^^y^) in Adharbaijan'.
Muqan, or Mughan, according to Yaqut and other Arabic geographers,
is a district in the region between Ardabil and Tabriz and received
its name from its chief town. This is precisely the territory which is
associated with the home of Zoroaster's father, according to my view
of tradition (cf. Zoroaster, p. 193 seq.). With regard to Ibn Khor-
dadhbah, the only pertinent alkision to Muqan which I can find is
one in which, among other towns in Azarbaijan, he mentions it in
connection with 'Urumia, the city of Zardusht'.
It is to be hoped that other Pahlavi and Persian texts ma}- be
found, edited, and translated which will throw still more light on the
interesting subject of Zoroaster's life.
Die Sonnenaufgänge im Schähnäme.
Von
Paul Hörn.
^nser hochverehrter Pir liebt aus der neupersischen Literatur
am meisten das Schähnäme und den Gulistän. Ein Thema
aus einem dieser beiden Werke schien daher für seine Fest-
schrift vor allem am Platze zu sein. Der Gulistän konnte
indes nicht in Betracht kommen, weil die Sa'di-Handschrift des India
Office (Nr. 1117 bei Ethe) nicht zu Rate gezogen werden konnte, und
so blieb das Schähnäme, das ja Vorwürfe die Menge bietet. Ich
habe hier ein Thema herausgegriffen, das der Jubilar selbst einmal
zur Bearbeitung empfohlen hat (im Gnmdriß der iran. Philologie II,
183), nämlich eine Zusammenstellung der in dem Epos vorkommenden
Sonnenaufgänge. Zur Vervollständigung des Bildes habe ich auch
die Untergänge beigefügt und neben den Schilderungen des Tages-
anbruchs noch die des ^Mittags, des Abends und der Nacht samt den
Mondauf- und -Untergängen herangezogen. Der Reichtum der Phan-
tasie des Dichters spricht für sich selbst. Firdausi schreibt sich nur
selten ab, meist variiert er wenigstens in einer Kleinigkeit. Auch die
Fülle der synonymen Worte, die ihm zur Verfügung stehn (für Sonne
z. B. jv..^iöj^, ^^^, ^«fA. ^>..^. * l'Xs\, yi,^), bringt Abwechslung in
die Diktion hinein.
Die Sonnenaufgänge, deren Technik augenscheinlich auch die
Schilderungen des Mondaufgangs, des Hereinbrechens der Nacht usw.
beeinflußt hat, sind im wesentlichen wohl Sondereigentum Firdausi's.
1040 Paul Hörn [2
In seinen Quellen fand er die kunstvollen Formen, die er häufig bietet,
nicht \or. Das lälot sich durch einen Vergleich seiner Behandlung
der Ardaschlr-Episode mit dem Pehlevvi-Roman beobachten. Im
Schähnäme steht z. B. irvi, 13: „Als das Gesicht der Erde wie
Pech ward", im Pehlewi einfach : „In der Nacht" (Sanjana's Ausgabe
II, 7) oder irvi, 4 v. u.: „Als das Antlitz der Erde von der Sonne
gelb ward und die lazurne Nacht in die Krümme kam" gegen: „Als
es am Morgen war" (SanjaNA II, 12). irvr, i v. u. hat der Dichter
aus dem Sonnenaufgange des Pehlewi: „Als die Sonne die Spitze
emporhob" (S ANJANA III, 10 ; NöLDEKE's Übersetzung S. 44 Anm. 5)
einen Untergang gemacht: „Als die Sonne bleich ward und die Nacht
den lazurnen Schleier hinbreitete" — mit dem tex des Pehlewi könnte
übrigens das „Schwert" der Sonne gemeint sein, so da(j dies Bild (s.
unten) schon alt wäre. Diese Beispiele genügen. Die Daqlqi ange-
hörige Zarer-Episode ist (wie auch das mittelpersische Zarerbuch) in
den Naturschilderungen sehr schlicht, von diesem Vorgänger hat
Firdausi also auch nichts annehmen können. Daß die Awestadichter
sich mit Nüchternheiten wie „Wenn die Sonne herausgeht, heraus-
wächst, im Lichtraum Wärme macht" begnügen, ist nicht ver-
wunderlich.
Was vielleicht manchen Leser überraschen wird, wie es auch
mich zunächst überrascht hat: Morgenröten finden sich im Schäh-
näme gar nicht (71 Anm. 4 ist unecht) und Abendröten bloß eine
einzige. Die Sonne geht nur gelb auf und unter — auch der Sanda-
rak e^^i^^xLvo), mit dem die Morgenhelle oder die Sonne verglichen
werden (s. unten), ist ja gelb, nicht rot. -Ein roter Rubin (J-s»-)) findet
sich lediglich einmal bei einem Sonnenuntergänge (954, 1482), sonst
erscheinen zum Vergleich immer gelbe (>;j Oy'-^.) — auch 874, 75 soll
der ^Liv^j, JjJ wohl ausnahmsweise einen gelben bezeichnen. Wie
mich Kollege Prof. WiSLiCENüS belehrt, ist dies übrigens durch die
astronomischen Verhältnisse (Äquatornähe) sowie die außerordentliche
Klarheit der Luft im Orient begründet. Die Morgendämmerung ist
„die Weiße" (2Sj^.-j.-»-t*j), „der Riß" (i^rU^), der „Nachtfang" (_^X.-Jö),
eine Übersetzung mit „Morgenröte", wie sie auch RüCKERT gelegent-
lich hat, daher als irreführend besser zu vermeiden.
Daß mein Stellenverzeichnis schlechthin erschöpfend sei, wage
ich selbst nicht zu hoffen. Während mehrfacher Lektüre des Schäh-
näme's habe ich mir fortwährend die allerverschiedensten Dinge notiert,
3J Die Sonnenaufgänge im Schähnäme. IO41
leider nicht immer konsequent an den gleichen Orten. Ein Sonnen-
aufgang im Zeichen des Widders z. B. kann in meinen Sammlungen
unter Früiiling, Sonnenaufgängen oder Sternen stehen oder auch nur
in meinem Vb'LLERS unter sj^ (J-»^) verzeichnet sein. Dennoch hoffe
ich, dalJ nur wenige wirklich wichtige Stellen unberücksichtigt ge-
blieben sind, da ich mein gesamtes Material für diesen Aufsatz sorg-
fältigst durchgesehn habe. Die Zahlenangaben in arabischen Typen
gehen auf TURNER Macan's, die anderen auf die Leidener Ausgabe
(1809 — 1934 die bereits gedruckten Seiten des vierten Bandes).
Als beim Morgengrauen (498, 1065; 1457, 235) die Sonne herauf-
eilte, der Tag (i£a% 2 v. u, der Berg; lArv, 4 v. u. die Arbeit) wuchs
und der Schlaf schwand (wörtl. durch die Seihe rann; 122., 7 v. u.);
wenn die strahlende S. hervorkommt (496, 1030).
Als die S. vom Osten heraufkam wie die Wange der Geliebten
(232, 1845).
Als die S. in das Zeichen des Widders trat, aus ihm heraus-
leuchtete (14, 7, 8).
Die S. ward hoch (263, 35 1; 352, 604; 656,2375 wohl schon
vorgerücktere Morgen- oder Mittagszeit).
Als die strahlende S. zum Vorschein kam und die Erde einer
Bockshornkleeblüte gleich ward (712, 555), und die Morgenhelle aus
der Krümme des ( Himmels) bogens (des Schützen?) hervoreilte
(875, 92).
Als die S. am Himmel leuchtend ward (398, 293; 441, 128;
ivrg, 16), als die S. aufleuchtete (i£lr, 2 v. u.), als die kreisende S.
am Firmamente aufleuchtete (1469,448); wenn die S. am Firma-
mente hell und die Spitze des Berges einem Panzerrücken gleich
wird (erglänzt; iv«n, 4 v. u.); als die Nacht davon ging, es Tag ward
und die welterleuchtende S. aufstrahlte (1523,461).
Als die Weltleuchte am Firmamente (1*1% 1 v. u.), vom Berge
(1449, 71) aufleuchtete (259, 278; 1604, 1883; 1778, 49; mr, 15; lArg, 3;
i'in, 3 V. u.; r.=ii, 3 V. u.), den lazurnen Schleier abwarf und die Erde
mit Goldbrokat schmückte (nwr, 4), der Tag die beiden Locken der
finstern Nacht ergriff und sie (daran) aus dem pechfarbenen Schleier
herauszog, während der Mond sich die Lippen blutig bil5 (942, 1271).
Als beim Rifj des Tages die Weltleuchte sichtbar ward (907, 634 —
P. das welterleuchtende Schwert), die welterleuchtende S. aufstrahlte
(lon, II V. u.). Wenn die welterleuchtende S. (lovg, 14), die Majestät
Nöldeke-Festschrift. 5(3
1042 l^aul Hoin [4
der \v. S. sichtbar wird (lAr., 4 v. u.); wenn die welterleuchtende S.
(irs., i), die Weltleuchte über das Firmament heraufkommt (1*1.1, 5);
als es Tag ward und die Zeit des Lichts der W'eltleuchte kam (lovc,
I V. u.)-
Als die strahlende (1894, 1600) Lampe das Haupt über den Berg
hüb {^S, 74; 1458. 241) und Ebene und Hang wie Brokat erglänzten
(1854, 857), und die iM'de einer goldenen Schabracke gleich ward,
hätte man sagen können, es sei ein Becher aus gelbem Rubin auf
den Lazurschleier gelegt worden (ir=ii, 9 v. u.)- Als der Hang silber-
farben ward und die gelbleuchtende Lampe zum \^orschein kam
(1A£A. 3); als die S. über dem Rücken des Berghangs sichtbar ward
und einer hellen Lampe gleich heraufkam (710, 527), das Haupt über
den Berghang hob und die goldene Lampe auf das Firmament setzte
(1330, II 36), über den Rücken des Berghangs (C. Raben) kam und
die Welt einer hellen Lampe gleich ward (lo.v, i), als die S. die Lampe
in das Zeichen des Widders setzte (r..i, 8 v. u.).
Als die Welt durch die S. bell ward (1260, 2318), die Welt hell
ward und das Banner der finstern Nacht sich versteckte (1593, 1668),
das Antlitz der Erde sonnenfarbig (ia"1i, 3;, von der Sonne gelb ward
und die lazurne Nacht in die Krümme (ihres Schlägels) kam (873, 60 ;
irvi, 4 V. u.).
Als die S. die Welt schmückte (1120,958; ivi., 6 v. u.), als die
strahlende S, aus dem Zeichen des Widders die Welt allüberall
schmückte (1290, 353)-
Als die S. den gelben Brokat ausbreitete (12 16, 1474).
Als die lazurne Kuppel den gelben Rubin heraufbrachte und
zeigte (31, 161 — vergl. 38, 75: Die S. breitete, sozusagen, den
gelben Rubin über die lazurne Kuppel aus); als der lazurne Schleier
\erschwand und der gelbe Rubinberg zum Vorschein kam (ia.., 3),
und die Welt durch den Anblick der S. gelb ward (11.., 9 v. u.);
wenn das Meer des gelben Rubins die Wogen über die lazurne Erde
wälzt (895, 425).
Als die S. am Firmamente ihr Geheimnis enthüllte (i'^tr, 1 v. u.),
als die leuchtende S. ihr Geheimnis enthüllte (186, 1029) und überall
ihr Antlitz aus der Höhe zeigte (632, 1944).
Die Sonne steigt aus einem Meere oder einer Quelle empor.
Als die S. aus dem wallenden Meere heraufeilte und der pech-
farbene Schleier unsichtbar ward (101 1, 14); es kam ein gelbes Schift'
5] Die Sonnenaufgänge im Schahnäme. IO43
aus dem Wasser herauf (lArv, 4 v. u.)- ^Ms die Sonnenquelle auf-
wogte und die Köpfe aus dem Schlafe wach wurden (205, 1364);
einen Strahl (^_^j> = ^_yXÄ.j>) warf die Sonnenquellc (die S. selbst:
1001, 10)'.
Gern läßt der Dichter die Sonne hinter einem Berge hervor-
kommen — das wird er in Choräsän täglich so gesehn haben.
Als die leuchtende (167,693) S. über den Berg kam (897,471;
900, 529; 1689, 3394; 1732, 4146; IV. r, 2) und die Lampe der Welt die
l'2rde frisch machte (1598, 1774); als die S. ihre Strahlen über den
Berg warf (211, 1483). Als die S. über die Höhe kam und Tal und
Ebene weißem Kristall gleich wurden (io^=i, 9).
Die S. hat als ehemaliger Gott eine körperliche Gestalt, der
Dichter spricht von ihrem Haupte, Antlitz, ihren Wangen, Hän-
den usw.
Als die gelbe (lAsr, 10) S. das Haupt über den Berg bezw. das
Gebirge (s/: 1091,443; 1767, 179; ivrr, i; j.L^a^: 534, 206; 701, 359;
1132, 1182), den finstern Berg (336,323; i^irr, 9; r.2., 15), schwarzen
Berg (lArr, 2), hohen Berg (456, 393), die Spitze des Bergs (73, 215;
1437,3060; irvo, 3 V. u.; i£A., 7 v. u.) hob bezw. zog (1439, 3097):
als die leuchtende S. das Haupt über den Berg hob und Haupt und
Krone des weißen Tages herbeikamen (S6y, 1667); als die S. das
Haupt über den finstern Berghang (1769, 205), den Rücken des Berg-
hangs (nicht „Raben") hob und die Erde einer leuchtenden Lampe
gleich ward (1791, 149); als die S. das Haupt hob und der Himmel
die Nacht überwältigte (1896, 1633); als der Himmel sich eine Nacht
gedreht hatte und die strahlende S. das Haupt über den Berg hob
(n^'i, 2); als die Weltleuchte am Firmamente das Haupt hob (1324,
1013; lAr., 4), das Haupt über den Berg hob (1020, 8 — und die Erde
der Tag in Seide kleidete iisr, 5); als in finstrer Nacht die S. das
Haupt am Firmamente erhob (1337, 1279).
Als die S. das Haupt aus dem Zeichen des Löwen ^ erhob (i££.,
7 v. u.) und der Himmel die Nacht überwältigte (757, 1328; 1896,
1633), die Erde weiß wie das Gesicht eines Römers (lArr, 4; 887, 295),
einem Glanzmeere gleich ward, indem die S. einen goldnen Schleier
brachte und ihn über die lazurne Kuppel deckte (ivrv, 2).
1 Vergl. 879, 158; 1456, 205; nr-, 7 v. u.
2 Des Stiers (1308,716; 1875 Anm. 2 V. 9; HOT, 4 v. u.), des Krebses {887,
295; i309> 729)
66*
I044 ^^"^ ^°''" '^^
Als die strahlende (349, 543; nro, 9) S. am Firmament (\i^^, 12),
aus der Ähre (Tierkreiszeichen; 775, 154) ihr Antlitz zeigte und
schreitend auf die Rundung des Himmels heraufkam (820, 872), und
die Welt aus ihrem Antlitz voll Liebe machte (900, 5 1 8), gleich einer
Schönen mit einem Herzen voll Liebe (915, 780), das Angesicht der
Erde in Liebe schmückte, im Zeichen des Widders die Krone auf's
Haupt setzte und dadurch Ost und West froh ward (1584, 1522), als der
kreisende Himmel die Tür seines Gartens öffnete, jener Bockshorn-
kleehaufe (der Sonnenball) sichtbar und die Locke der finstern Nacht
unsichtbar ward (nrv, 9 v. u.); als die eine Hälfte des kreisenden
Himmels sich gewandt hatte und die leuchtende S. ihr Antlitz zeigte
(567, 817), als die finstere Nacht ihren moschusfarbenen Schleier weg-
warf und die S. ihr Antlitz zeigte (ia.v, 9).
Als die S. ihre Fläche zeigte, sich auf ihre hohe Höhe setzte
und sich des Zeichens des Widders bemächtigte (792, 402).
Als die S. ihre Wange aus der Tiefe heraufzeigte (ioai, 2 v. u.).
Als die S. ihre Hand am Firmamente zeigte (1000, n ; 10«)% i v. u.)
und der finstern Nacht die Wangen mit den Nägeln zerkratzte (1357,
1672), und die finstere Nacht das Reisegepäck zusammenband (iov£,
12 V. u.)-
Als die S. ihre Faust auf den Rücken des Stieres legte (935,
1161), aus dem Zeichen des Krebses herausstreckte und das moschus-
farbige Hemd zerrili (918, 824), den Rost (P.) niedertrat und den
Schlaf vertrieb (wörtl. „seihte"; ^"ttr, 2 v. u.)-
Als die leuchtende S. die Flügel ausbreitete (diese Redensart ist
auch sonst beliebt und bedeutet nur: sich aufmachen) und der
schwarze Rabenvogel (die Nacht) sein Haupt neigte (497, 1049).
Die Sonne tritt wie ein Krieger auf oder sie erscheint als ein Schah.
Als die S. den goldenen Schild erhob (477, 713), ergriff (1770,
229) und die Nacht ihren türkisenen Schleier über's Haupt zog (13 15,
841), die finstere Nacht vor ihm (dem Schilde) die Hände über den
Kopf legte und das moschusfarbige Hemd abv/arf, während das
Antlitz der Erde an Farbe wie ein (gelber) Rubin ward (1577, 1402);
als die S- ihr Haupt gleich einem goldenen Schilde über das kreisende
Firmament hob (612, 161 2), heraufeiltc und einem goldenen Schilde
gleich sich im Wasser spiegelte (1482, 694).
Als die Weltleuchte (492, 962), die Sonne ihr Schwert zeigte und
das Haupt der finstern Wolke (Nacht) in Schlaf sank (671, 2615);
7] Die Sonnenaufgänge im Schahnäme. 1045
wenn die S. ihr Schwert aus der Hülle zieht (534, 202), als die S.
ihr strahlendes Schw. zoi^ und der finstern Nacht Haupt unsichtbar
ward (768, 65), ihr Schw. von der Seite zog und die finstere Nacht
davor den Saum einzog (1556, 1056), ihr Schw. über die Bergspitze
zückte und die Welt einem weißen Kristall gleich ward (151, 395);
als die welterleuchtende S. ihr schneidiges Schw. in den Wolken er-
hob (n.v, 3 V. u.); wenn die S. das Schw. der Glut' zieht, legt die
Finsternis ihr Haupt zum Schlafe nieder (484, 826); als der Himmel
gelb ward und die S. das Schlachtschwert zog (1827, 337).
Frühmorgens, als die S. den Dolch zog und die finstre Nacht
aus Furcht unsichtbar ward (1850, "j'j^)-., als die S. den D. am Berge
erhob (is'^o, 3 v. u.), den D. aus der Scheide zog und der gelbfarbige
Schleier sichtbar ward (ia'Iv, 7). Als der Rost der Nachtvveile schwand,
der glänzende D. zum Vorschein kam und das Antlitz der Erde einem
(gelben) Rubin gleich ward (1007, 795).
Wenn die S. die Lanze erhebt (1438, 3092), als die S. die Lanze
oben erhob {^^'^r, 8); aus der Tiefe erhob und des Gehens im Schiefen
(der unteren, unsichtbaren Halbkugel) überdrüssig ward (874, 74); als
die S. die Lanze von oben warf (1474, 545), als die hohe S. die Lanze
warf und die finstre Nacht vor ihrem Glänze traurig ward (iaov, i i
V. u.), über das leuchtende Firmament warf und die Nacht den
fest gefaßten* Zügel wandte (1364, 1794).
Als die leuchtende S. vom hohen Firmamente ihren Moschus-
lasso (ihre Strahlen) werfen wollte (440, 120).
Als die leuchtende .S. den Thron herrichtete (i^sr, 10 v. u.), als
die S. den Schemel neben den Thron setzte und die Erde weiß wie
ein Römergesicht ward (ir-iA, 4), als sich die S. auf den goldnen Thron
setzte und die finstre Nacht sich die Wangen mit den Nägeln zer-
kratzte (1487, 768).
Als die Majestät der gelben S. sichtbar ward und die lazurne
Nacht ihre Locken wickelte (die vorher, V. 10, aufgelöst waren; i'ioa, 12).
Als die strahlende (897, 456; lorv, 11) S. ihre Krone von oben
(320, 89; 1588, 1592; ivoo, 12), am Firmamente (1477, 593; loir, 15),
früh (nio, 12) zeigte, und Kampfer (Helle) auf ihren Elfenbeinthron
hinbreitete (897, 456), und sich auf den silberfarbigen Elfenbeinthron
1 v.^^-^" (nicht ^Jr^■;^■^j auch 552,531; 1181, 780
2 WörtL den „gesammelten, zusammengenommenen"
1046 Paul Hörn [8
setzte (1115,867), heraufkam und sich auf den Elfenbeinthron setzte
(1024, 108 1), und auch die Luft der Erde ihr Geheimnis enthüllte
(1588, 1592), und die Erde strahlendem Elfenbein gleich ward (lofv,
II; nio, 12 einem Elfenbeinmeere), und die (Flammen)zunge aus der
Krümme des Himmels herauskam (loor, 15), und die Oberfläche des
Teakholzes (des Himmels) wie Goldglanz ward (1477. 593)' die lange
Nacht ihr Antlitz verhüllte und die Leuchtende am Himmel erstrahlte
(ivoo, 12).
Als die S. aus den Fischen ihre Krone zeigte und das Ehren-
gewand aus Elfenbein über die Erde hinbreitete (ivv<i, 11), aus dem
Osten ihre Krone zeigte und die gelbe Blume (die Sonne) über der
Erde teakholzfarbig ward (\ir£, 2 v. u.).
Als die Sonnenkrone aufleuchtete (nvn, 2 v. u.), die Erde gelb,
Berge und Meer wie Elfenbein wurden (loir, 13); als aus der Krümme
des Himmels die Zier der Sonnenkrone zum Vorschein kam (n.., 3).
Als die S. frühmorgens ihre goldene Kuläh zeigte (isfo, 6 v. u.);
als die S. ihre g. K. erhob, das Zeichen des Widders wie ein (gelber)
Rubin ward und das Antlitz der Erde allenthalben lächelte (1595,
17 14); wenn der Berg die g. K. auf's Haupt setzt, die finstre Nacht
\"or ihr den Saum hebt und einen Schleier über das Haupt zieht
(1295,458).
Als die S. ihr Banner auf der (Himmels)ebene erhob und der
Rachen der Nacht vor ihrem Dolche dunkel ward (sie mufite ihn
schlielien; 834, 1089), ihr B. aus dem Meere erhob und die dunkle
Luft poliert (glänzend) ward (io.a, 7), ihr w'eilöes B. aus dem Meere
erhob und die Sterne keine Hoffnung mehr auf die Finsternis setzten
(i=ira, 9), ihr leuchtendes B. zeigte und das seidene Dunkel saffran-
farbig w'ard (1035, 1265J, die chinesischen Fransen zeigte, am Berge
das goldene B. aufleuchtete und das seidene Dunkel versank (1862,
994), Wenn die strahlende S. das Banner erhebt und das Antlitz
des dunkeln Firmaments leuchten macht (1302, 586), und die dunkle
Erde wie Goldglanz wird (1438, 3086).
Als die S. ihr Zelt aus gelbem Brokat an der lazurnen Kuppel
aufschlug (930, 1058).
Als die S. am Himmel ihr Heer aufstellte und die finstre Nacht
eilends verschwand (927, 1003).
Als die S. den Vorhang vor sich hinwegtat, die Morgenhelle
heraufkam und der Schlaf schwand (88, 496), aus dem Vorhange
9] Die Sonnenaufgänge im Schahname. 1047
emporstieg und die Welt von der Erde bis zu den Plejaden in Besitz
nahm (236, 1924), mit der Farbe des gelben Dinars den lazurnen
\"orhang bezwang (1012, 886).
Als die S. den pechfarbigen Schleier zcrril) und aus dem Vor-
hange heraustrat (472, 627), den moschusduftenden Schleier zerriP)
und ihr Gesicht am Firmamente zeigte (1010, 10), über den indigo-
farbenen Schleier mißmutig ward, ihn zerriß und herauskam (901, 540);
als die S. aus dem Schi, erkennbar ward und aus dem Zeichen des
Schützen auf den Thron stieg (1484, 715), aus dem lazurnen Schi hervor-
kam und den gelben Brokat anzog (1591, 1630) — ivai, 8 v. u. ist unecht.
Als sichtbar ward der elfenbeinfarbene Schi, und die Sonne aus
-dem Zeichen der Zwillinge herauskam (iv^v, 6), der gelbfarbige Schi,
und die Welt dadurch einem Leopardenfelle gleich ward fr.oi, 2 v. u.);
als golden ward der moschusduftende Schi, und die Strahlende ihr
Antlitz am Firmamente zeigte (lo^2, 12); als der lazurne Schi, hell
und die Welt wie ein gelber Rubin ward (1302, 588).
Als zum Vorschein kam der gelbe Becher, den man Sonne mit
Namen nennt, den lazurnen Schi, wegwarf und den gelben Rubin über
die Erde hinbreitete (ioai, 15); wenn die Weltleuchte am Firmamente
den lazurnen Schi, wegwirft und der Becher aus gelbem Rubin zum
Vorschein kommt (1688, 3376).
Mit dem Schleier wechselt das Hemd:
Als die S. das moschusfarbene (918, 824), das pechfarbige Hemd
zerriß und aus dem Vorhange herauskam (1464, 367); die S. zerriß
das Türkishemd und der leuchtende (gelbe) Rubin ihres Leibes kam
zum Vorschein (874,75); als die S. das Gesicht der Luft gelb machte
und ihr lazurnes Hemd abwarf (losi, 2), den Rost vom Firmamente
hinwegnahm und das moschusfarbene Hemd zerriß (1329, 11 17).
Unecht sind: Als die S. ihr Bild (,_x^^*) am Himmel erhob und
die Purpurröte über das Dunkel ausbreitete (71 Anm. 4); als die
Nacht die schwarze Seide zerriß und die Erde vom Strahl der Sonne
hell ward, entfachte der König der Sterne aus dem lazurnen Vor-
hange eine Leuchte von gelbem Golde (257 Anm. 6).
Der Sonne geht die Morgendämmerung («0..-^-^^) voraus, beider
Auftreten wird häufig ganz identisch geschildert.
Als die M. von ihrem Orte heraufkam (167,688), heraufeilte und
die Taille der finstern Nacht sich krümmte (indem diese ihr eine
huldigende Verbeugung machte; 109, 866); als die eilende M. herauf-
1048 Paul Hörn [lO
eilte und die finstere Nacht den Saum einzog (lArr, 10 v. u.); die
M. eilte herbei und der Glanz der Sterne ward unsichtbar (1521, 428;
I 546, 877).
Die M. eilte über den Berg herbei und die finstere Nacht krümmte
sich (1707,3722), die M. kam über den schwarzen Berg (1156,286)
und die Nacht zog den schwarzen Schleier ein (i'iog, 1 1 v. u.).
Als die M. ihr Haupt über den Berg hob oder zog (253, 160;
13 15, 842; 1760, 34) und einem goldenen Banner gleich über den Berg-
hang kam (issr, 18). und der gelbe, leuchtende Schild zum V'^orschein
kam (lAii, 9), und der Saum der finstern Nacht unsichtbar ward (1179.
745), und die finstere Nacht den Schleier über das Haupt zog, um
ihr Antlitz vor der strahlenden Sonne zu verbergen, die Sonne ihr
aber nachlief (1603, 1864). Als die M. ihr Hauj^t aus dem Glanzmeer
i^^'^, 7), aus dem Zeichen des Löwen erhob (841, 1217); als die M.
aus dem gelben Rubin über die lazurne Kuppel heraufkam (1472, 517)-
Als die M. oben die Fahne erhob und das Gesicht des dunkehi
Firmaments kampfergleich (weiß, hell) ward (1865, 1052); als der
moschusfarbige Schleier hell ward und die M. ihn mit ihrer Hand
packte (ii.r, 8 v. u.). Als die Lanze der M. über den Berg herauf-
kam und der Saum der finstern Nacht verschwand (iaaa, 7 v. u.), als
die N. den Zügel faßte und umkehrte, während die M. die glitzernde
Lanze erhob (1634, 2448).
Auch der Tag vertreibt die Nacht.
Neben der schlichten Wendung: Als die Nacht Tag ward (z. B.
72, 189; 111,882; 118,980; 189, 1084; 269,435; 1881, 1362: irV£, II;
is'^r, 16; r.Ai, 6 V. u.) oder: Als die Nacht ging und der Tag nahe
war (329, 211), heilit es poetischer:
Als der reine, gestorbene Tag wieder aus der finstern Erde auf-
erstand (1321,951; 1357, 1671); als der reine Tag das pechfarbige
Gewand der Nacht zerrili (636, 2029), als der Tag das Hemd der
Nacht zerriß und die welterleuchtende Kerze zum Vorschein kam
(lovA, 2); als es Tag ward, die Nacht den Saum aufnahm und von
oben das Banner der Sonne sichtbar ward (i£ei, 7); als der Tag das
goldne Hemd anzog und die Weltleuchte sich westwärts wandte
C1595, 17 12), als der leuchtende Tag das Haupt über den Berg hob
und die welterleuchtende Kerze zum Vorschein kam (ivsv, 14); als die
Nacht vor dem Dolche des Tages floh und furchtsamen Herzens und
trockener Lippe enteilte (iavi, 3 v. u.) ; als der Berg vom Tage wie
Il] Die Sonnenaufgänge im Schahnäme. I049
Sandarak (gelb) ward (782,261; 1755, 130); als die Nacht schwand,
es Tag ward und die welterleuchtende Sonne erstrahlte (1523,461).
Als der leuchtende Tag den Rila (die Morgendämmerung) herauf-
brachte (vergl. 203, 1328; 233, 272) und den (gelben) Rubin (die
Sonne) über die finstere Erde ausbreitete (770, 91); wenn der Rilj des
weißen Tages sichtbar wird (417 Anm. 2 V. 2; ia=io, 5), und bis die
Sonne zwei Teile des Tages durchmißt (108, 859); am Tagesriß, wo
die Weltleuchte über dem Berge sichtbar wird (907, 634; lori, n v. u.).
Die Zeit, wo es Morgen wird (^l>ljw«b : 56, 422), frühmorgens
(pb ^ÜXa: 149,368; Mj^b jl: 434,23; 8l5^. >U^^ (jl) : 1665,2997;
1883, 1385), früh (»Üb: 28,99), die Zeit der ersten Morgendämmerung
(^JL-i;: 244, 28'; ^U-äj; 6,91; 262, 331 — vergl. RÜCKERT, ZDMG
10, 205) kündigt der Hahnenschrei (244, 28; 616, 1678; nor, 10 v. u.) oder
der Vögel Gesang an (1391, 2307). Als sich der Ebenholzschleier
versteckte und von Ferne der Ruf des Hahns erschallte (\^^^, 2).
Der Mittag wird meist nach dem Stande der Sonne berechnet.
Wenn die S. über die Spitze der Kuppel geht (721, 718); als die
S. auf die Spitze der Kuppel gelangte (118, 985), zog (1892, 1557),
über die Kuppel des Himmels schritt (922, 899), auf die Kuppel kam
(10. 1, 10 V. u.), als die (leuchtende) S. sich über die Kuppel wandte^
(260,289; 269,441; 342,419; 504. 1186; 1613, 2053; 1853,832; n£.,
17; IVrA, 10= IAA=1, II V. u.).
Als die S. gerade (senkrecht) ward (821, 881 — vergl. 1443,
3177 die S. steigt in den Zenit), wenn die S. hoch am Himmel
wird (1303, 604; iA=io, 10 v. u.).
Zu Mittag (joi^.J), wo die welterleuchtende S. auf die Höhe
zieht (I0A2, 3 V. u.), darüber schritt (121, 1023), als die Krone der
Weltleuchte auf den Zenit kam (loir, 14).
Als die eine Hälfte des strahlenden (111,883) Tages vergangen
war und die Weltleuchte den Zenit (eXis) durchmaß (irvr, 5 v. u.).
Als die Sonne sich von der Höhe wandte (118,988), als die leuch-
tende S. sich vom Zenit wandte (342,419; 1304,633).
Den Nachmittag haben wir:
Als die S. sich von dem kreisenden Firmamente wandte (121,
1025 — Mittag war es in V. 1023 gewesen) und von der Höhe nach
1 Z. B. auch 29, 125; 162, 597; 206, 1399; 371, 884
2 Bisweilen auch spätnachmittags oder abends
J050 Paul Hörn [l2
Westen schritt (923, 923), waren 9 Stunden vom Tage verstrichen
(also nachmittags um 3 Uhr; 1263, 2372).
Als die S. Schatten hinbreitete (499, 1090; 1181,796), als die
Lanzen (der Krieger) auf der Erde Schatten warfen (260, 291), gehen
auf die Abendzeit wie auch: Als die Erde kühl ward und ein sanfter
Wind über die Höhe des Berges wehte (1603, 1861).
Wie die Sonne früh aus ihrem Meere aufgeht, so kehrt sie auch
abends wieder in dieses zurück.
Die leuchtende S. ging in's Wasser und die finstere Nacht kam
eilig herbei (398, 291); wenn die leuchtende S- dorthin (zum Lebens-
quell) gelangt und in dem tiefen Meere unsichtbar wird, die Erde
hinter der Quelle in's Dunkel versinkt und das Sichtbare der Welt
verschwindet (1882, 1371); als die S. bleich Avard und in die lazurne
Quelle hinunterstieg (1883, 1386); als die Quelle (die S.) im Westen
davonzog und die Nacht den Pechschleier über das Haupt zog (122.,
9 V. u.).
Als der Tag ganz finster ward und die Weltleuchte sich nach
W^esten wandte (1790, 127), als im Westen das Antlitz der S. finster
ward und der Himmel den moschusfarbenen Brokat anlegte (1770,
226), als die S- im Westen bleich ward und die Nacht zu ihr: Geh'
aus dem Wege! sagte (isro, 7).
Als die S. aus der Welt unsichtbar ward und die finstre Nacht
den Saum über den Tag zog (474, 653), als die strahlende S. un-
sichtbar ward und die finstre Nacht ihr Heer am Firmamente auf-
stellte (819, 853), man die Tür des (Himmels)gemachs schlofÖ und der
Schlüssel (die Sonne) verloren ging (164, 633); als die S. in ihr Ver-
steck ging (lAiv, 4), die S. verbirgt sich und die Nacht kommt (359, 716).
Als das Antlitz der S. welk w'ard (^'^^, 3), wenn es bleich wird
und der lazurne Schleier zum Vorschein kommt (904, 578; isrr, 3);
als die S. über dem Berge (1483, 713) bleich ward (1353, 1588; irAi,
2; is^r, II V. u. ; r..°i, 12) und die Nacht den lazurnen Schleier aus-
breitete (irvr, I V. u.), als die strahlende S. bleich ward und die eine
Hälfte des Firmaments lazurn ward (nsr, 9 v. u.).
Als dem Auge das Auge der welterleuchtenden S. entschwand
(563, 745), als dem Auge die S. unsichtbar ward und die finstre Nacht
ihr Heer über den Berg zog (1126, 1086).
Als die strahlende S. den Rücken zeigte (592, 1273; 863, 1605)
und das Herz des Westens über ihren Rücken verdrielJlich ward (1598,
13] Die Sonnenaufgänge im Schähnäme. IO51
1772); als der S. der Rücken finster ward und der Tag dem Wieder-
sehn mit der Nacht nahe war (13 13, 804).
Als die Kerze der Welt in die Krümme (des Schlägels der Nacht)
geriet und die Nacht ihre pechfarbigen Locken auflöste (iavi, 5 v. u.)>
als die Kerze des kreisenden Himmels ganz andersfarbig ward in
Art und Gesicht (iir.. 4); als das Antlitz der Erde gleich dem Flügel
des Raben ward und die Leuchte von der Hohe des Berges hinein-
kam (in ihr Meer; 781, 259).
Als die Himmelskrone unterging (im, 2), als die strahlende S.
verdrielJlich zur Rüste ging (10. 1, 9 v. u.).
Als die S. den gelben Schleier über den Kopf zog und der
Westen einer Bockshornkleeblüte glich (1605, 1892); [als die S. in
dem indigofarbenen Gewände verschwand und die Nacht einem
Mohren gleich herauskam (256 Anm. 3 V. i)].
Als die kreisende S. farblos w^rd und das Gestirn (die S.) in
das Zeichen des Sirius trat (nr., 7; nach freundlicher Mitteilung von
Prof. WiSLiCENUS ist hier wohl die Zeit zwischen dem heliakischen
Unter- und Aufgange des Sirius gemeint); die S. ward finster (371,
884), lazurfarbig (GTiS, 2028).
Ein Untergang mit Abendröte: Als die Luft von der S. rubin-
farbig ward (c>^J-^ — J-**J ii't der rote Rubin) und die finstere
Nacht auf die Kuppel trat (954, 1482).
Die Nacht.
Die Nacht kam (328, 206), die finstere N. kam herbei (297, 266) ;
es wird ganz finster (50,302; y^i^ 203); als die N. finster ward (z. B.
112, 994; 256, 222; I2VI, 5 v. u., lovo, 6 V. u.; io=)=i, 6; r.A£, I v. u.),
-schwarz ward (257, 240).
Als die N. kam, der Tag unsichtbar ward und Schwärze die
ganze Welt ergriff (111,886) und die Erde auf den Wegen finster
ward (10.0, 2); als die N. mit der Sonne zusammen kam (lois, 7 v. u.)-
Als die finstere N. ihr Haupt erhob und die strahlende Sonne
unsichtbar ward (110,879); die N. erhebt das Haupt über den Berg
(1126, 1085), kam über den Berg (z. B. 256, 22 1; 11 56, 281 ; irvr, i; ivas,
18; lA'io, 2 V. u.), die finstere N. kam eilend über den Berg (iaie, 3 v. u.).
Als die finstere N. ihr Antlitz zeigte (ivn, 2 v. u.); wenn die
finstre N. ihr Antlitz mit Ambra wäscht und die moschusduftenden
Locken löst (iaai, 6 v. u.).
Als die Locken der finstern N. zum Vorschein kamen (1012, 883),
1052 Paul Hörn [14
als die N. ihr schwarzes Lockenhaar zeigte und sich der Rücken des
Mondes sorgenvoll (zur Sichel) krümmte (1024, 1079; vergl. Die finstere
N. öffnete ihr grimmes Auge, der Rücken des Mondes krümmte sich darob
aus Gram und die Welt ward schwarzem Moschus gleich: 1030, 1 184);
als die finstere N. ihre Locken ringelte, dieses Geringel dem Auge
Schlaf gab und der Ebenholzvorhang sichtbar ward (lArv, 7 v. u.),
als die N. ihre schwarzen Moschuslocken unterwegs (im Weggehn)
auflöste (lAgr, i v. u.).
Als die N. ihr schwarzes Banner erhob und die Sterne um den
]\Iond sichtbar wurden (1222, i), ihr Banner heraufbrachte (irv=i, 2 v. u.);
die N. kam und heraufkam das schwarze Banner (loo^, 7), das Banner
der finstern N. kam über den Berg (1=121, 7 v. u.).
Als der Tag bleich ward und die N. ihren lazurnen Schleier
übernahm (if"Ao, 14); als die N. den pechfarbigen Schleier erneuerte
{r.rr, 9); die N. kam und legte den moschusfarbigen Schleier an (1323,
995) und zog einen Ebenholzschleier über das Sandarakgesicht (1483^
714); als der moschusfarbige Schleier zum Vorschein kam mit den
Sternen darauf wie ein Leopardenrücken (ioai, 13), als der pechfarbige
Schleier zum Vorschein kam und die Sterne darin in Farbe auf-
leuchteten (i'i.., 13).
Als das Firmament die moschusfarbige Seide anzog (1012, 10).
wenn das Firmament das schwarze Seidenkleid anzieht (lorr, 6 v. u.);
als der Schleier des Firmaments türkisfarben ward (irvv, 5),
Als das hohe Firmament sich eine Krone aus Nachtkorallen machte
und die Räucherkerzen (Sterne) über den Lazur hinbreitete (887, 293).
Wenn die finstre N. ihr Heer vor dem Tage aufstellt (vergl. 819.
853; 1126, 1086) und das Haupt der welterleuchtenden Sonne erfaßt
(1126, 1088); das Heer der finstern N. hatte über Ebene und Hügel
einen Teppich wie Rabenflügel hingebreitet (1065, 5).
Als die N. die Herrschaft über die Erde an sich nahm und von
Meer zu Meer Dunkel Platz griff, die Erde pechfarbig, der Berg wie
Indigo, die Sterne gleich Kerzen wurden (i2r~2, 6).
Das Gesicht der Luft ward finster (492, 966), wie Ebenholz (116.
953j, das Gesicht der Erde ward finster (865, 1623) wie Pech (926,
991), das Gesicht des Kischwars ward wie Pech (irvi, 13).
Der Plimmel über der Erde ward finster (538, 273); der Tag
ward finster und näherte sich der Nacht firv., 5).
Die Welt ward finster (598, 1383), die Erde ward schwarz (lAn,
15] Die Sonnenaufgänge im Schähnäme. 10
o:>
11); als die helle Welt finster ward (108,850), die Welt von der
langen Nacht finster ward (i''f% 9); als das Antlitz der Erde ebenholz-
farbig ward (1223, 1613), als die Erde schwarz und der Mond einem
silbernen Schilde gleich ward (iova, i); die Erde ward einem Raben-
flügel gleich, bis die Lampe ihr Haupt über den Berg erhob (1458, 241).
Wenn die Luft finster wird und die Nacht der Klaue der Sonne
entrinnt (1125, 1069).
Als der rostfarbige Brokat schwarz ward (if~Aci, 16).
Wenn die Welt zur Ruhe kommt und das Sichtbare sich ver-
birgt (1126, 1087).
Als die eine Hälfte der langen (262, 329), der finstern Nacht
vorüber w^ar (348, 538) und der Sirius auf das kreisende Firmament
schritt (438, 82) und der Himmel sich kreisend über den Ball drehte
(1314, 835).
Auf jede Nacht folgt wieder ein Tag.
Die Nacht ist schwanger (mit dem Tage) ; mag eine Nacht auch
noch so lang sein, die Finsternis bleibt über ihr nicht dauernd. Tag
wird's, wenn die Quelle (des Lichts, die Sonne) hell, die Welt wie ein
badachschanischer Siegelring wird (199, 1254). (Alles schlief), aber
nicht ruhte die schnellkreisende Kuppel (looi, 9).
In der Nacht waltet an Stelle der Sonne der Mond und zwar
ganz so wie diese am Tage.
Als die Welt schwarz ward und der ]\Iond sich in der Weise
der Sonne hinsetzte (auf den Thron; r.Ag, 3 v. u.), als der M. sich
auf den Thron der Sonne (P; Ausgabe: auf den Bergsaum) setzte
(1309, 726), wie umgekehrt am Morgen: Als die Sonne sich an Stelle
des Mondes hinsetzte (ir-Ai, 5 v. u.)-
Als der ^I. sein Haupt über den Berg (895, 423; iviA, 8; iv^% 17),
über das Firmament hob (1412,2613; lAir, 7 v. u.); als der M. sein
Haupt aus dem Zeichen des Krebses (1032, 1228), des Widders zeigte
(1592, 1666); der M. erhob sein Haupt aus dem Zeichen der Fische
und zerrifj bis zum Nabel das schwarze Hemd (927, 992).
Wenn der M. sein Schwert über den Berg zieht (905, 599)-
Als der M. auf dem Firmamente aus Teakholz die herzerfreuende
Krone aufsetzte (1357, 1675), der Nacht das Hemd zerrili und seinen
Thron auf das türkisene Firmament stellte (1007, 794); als der Kreis
des Mondes am Himmel sichtbar ward und die finstre Nacht die
lazurnen Locken wickelte (i'^oa, 10).
I054
Paul Hom, Die Sonnenaufgänge im Schähname.
[i6
In einer Nacht, die ihr Nachtkorallen gleichendes Gesicht mit
Pech gewaschen hatte, wo weder Mars noch Saturn noch Merkur
sichtbar waren, erschien der Mond in einem ganz besonderen
Schmuck. Er rüstete sich, den Thron 7,u besteigen; j/4 seiner Krone
waren (aber) lazurfarben (verdunkelt; der M. bildete eine Sichel), so
daß er die Luft dem Rost (Dunkel) und Rauch überlassen hatte.
Das Heer der finstern Nacht hatte über Ebene und Hang einen
Teppich wie einen Rabenflügel hingebreitet; der Himmel glich rost-
zerfressenem Stahle, man hätte sagen können, er habe sich das Ge-
sicht mit Pech beschmiert. Von allen Seiten erschien meinem Auge
Ahriman, den Rachen aufgesperrt wie eine schwarze Schlange; so
oft er einen kalten Hauch ausstieß, war es als wenn ein Mohr aus
Kohlen Staub errege (1065, i).
Ein Monduntergang: Als der M. sich von dem silbernen Throne
entfernte (1621, 2200).
In einer ganz dunklen Nacht scheint auch nicht einmal der
Mond: Als der Himmel von Sonne und Mond leer ward (938, 12 14).
Beim Aufgehen der Sonne verschwindet der Mond.
Als die Sonne die strahlende Kuläh zeigte, ward des Mondes
Wange einem silbernen Schilde gleich; er fürchtete Gerede (Spott),
krümmte sich (verbeugte sich als der Geringere vor dem Höheren)
und verhüllte sein Gesicht (986, 443); als der Rücken des Mondes
unter der finstern Locke der schwarzen Nacht dünn und krumm
(hier zur Sichel, wie 5, d>7; 1024, 1079; 1030, 1184) ward, er (dann)
ganz in die Nähe der Sonne trat und diese voll aus dem Wasser
herauskam und ihre Wange wusch (954, 1490).
Nachschrift. Aus der Einleitung des Epos sind noch der
folgende Sonnenaufgang und -Untergang nachzutragen: Jeden Morgen,,
wenn einem goldenen Schilde gleich aus dem Osten die Leuchtende
das Haupt erhebt, zieht die Erde das Hemd aus Licht an und wird
die finstere Welt dadurch hell (5, 80); wenn sie (die Sonne) vom Osten
nach dem Westen zieht, erhebt die finstere Nacht das Haupt aus dem
Osten (5, 82).
Das Weinhaus nebst Zubehör nach denFazelen des Häfiz.
Ein Beitrag zu einer Darstellung des altpersischen Lebens.
Von
G. Jacob.
Vorbemerkung.
orliegende Arbeit beabsichtigt nicht die dichterischen Bilder des lläfiz
zu buchen, sondern die jenen zugrunde liegende Wirklichkeit zu rekon-
struieren. Auch bei völlig süfischer Auffassung des Dichters würde dies
Unternehmen nicht unausführbar sein; mußte er doch auch für das
Übersinnliche seine Farben der Sinnenwelt entnehmen. Dennoch galt
es, um ein unverfälschtes Bild zu gewinnen, vielfach zwischen Allegorie und Wirk-
lichkeit möglichst scharf zu unterscheiden und Doppelsinniges, bei dem die Mystik
als Hauptsache hervortrat, lieber auszuschalten. W'ie der Titel besagt, habe ich nur
die fazelen des Häfiz exzerpiert, seine übrigen Dichtungen würden vielleicht noch
spärliche Nachträge liefern, namentlich das SäqTnäme, doch ist dieses schon an sich
wiederum eine Zusammenstellung des Materials, und zwar eine gekünstelte, die besser
nicht mit dem andern vermischt wird. Andererseits besitze ich noch ziemlich um-
fangreiche Sammlungen über denselben Gegenstand aus Abu Nuwäs, MenöcehrT,
Mühibbi und andern, die hier zwar verwertet, jedoch wegen der Raumbeschränkung
nur selten zitiert wurden.
Da den in meinem Beduinenleben befolgten Grundsätzen die wenigen bei-
stimmten, welche mit dem Buch wirklich gearbeitet haben, bin ich ihnen auch dies-
mal treu geblieben. Zunächst vermag ich das gedankenlose Nachschreiben der
Kommentarweisheit nicht für das Endziel der islamischen Philologie anzusehen, da
mir zahlreiche Hilfsmittel der Erkenntnis zur Verfügung stehen, von denen die
Nahwi's des Mittelalters keine Ahnung hatten. Sodann dürfen Dinge, über die jene,
einander widersprechend, herumraten, wenn andere Auf klärungsmittel versagen, unter
keinen Umständen verwertet werden. In zweifelhaften Fällen wird es besser sein
einen Zug zu missen als das Bild zu verfälschen. Eine Darstellung des islamischen
I,ebens wird kritischen Wörterbüchern der Zukunft gewiß vielfach die Wege ebnen,
doch soll man nicht die Aufgaben beider konfundieren; das Wort, dem das Wörter-
1056 G. Jacob [2
buch dient, hat hier nur dann Berechtigung, wenn es die Arbeit an der Sache
fördert. Alltägliches darf zwar nicht ignoriert werden, doch wäre es töricht in solchen
Fällen Vollständigkeit der Belege zu erstreben. Ich muß das hier erwähnen, weil
man mir früher nach dieser Richtung gerade das Verkehrte zugemutet hat. Zitiert
wird stets nach fazel und Versnummer der BRocKHAUS'schen Ausgabe des Textes,
zur Vermeidung von Mißverständnissen unmittelbar nach Nennung anderer Quellen
mit Vorsatz eines IL, Sudi's Kommentar nach der mir von der Hof- und Staats-
Bibliothek zu München gütigst für längere Zeit zur Verfügung gestellten dreibändigen
Ausgabe Alexandria und Bühiq 1250 h. Bei Menöcehrl ist entsprechend den Zahlen
der Ausgabe von Biberstein-Kazimirski Paris 1886 nach Halbversen gezählt.
^ I. Die Rolle des Weinverbots.
Die lebendigen Institutionen und Sitten des Islam haben sich von
jeher mit dem Qorän nur in den seltensten Fällen gedeckt. Die F'ünf-
zahl der Gebete z. B., von welcher der Qorän nichts weili, wurde
meist gewissenhafter beobachtet als das im Qorän deutlich ausge-
sprochene Weinverbot, welches noch überdies die wunderbarsten
Interpretationen über sich ergehen lassen mulke; wenn z. B. die Rechts-
gelehrten besonders betonen, dalä vom Wein eine kleine Quantität
ebensogut wie eine große verboten sei, so setzt das die Ansicht
voraus, etwas Wein sei erlaubt. Viele islamische Herrscher waren
selbst Weintrinker, andere beschäftigten sich in besonderen Erlassen
mit dem Weinverbot, so 'Omar IL", Baibars, Soliman Kanuni, 'AbbäsII.,
jedoch stets ohne bleibenden Erfolg. Neue Dynastien befleilJigen sich
zumeist anfangs einer strengen Praxis. So handhabte auch Mubariz-
ed-din das Weinverbot mit solcher Strenge, dali er den Spitznamen
Miihtesib (Polizeimeister) erhielt: Journal Asiatiquc IV, 5 1845 S. 445.
Der Zeit dieses Herrschers dürften fazelen angehören wie 133, da der
Wein hier verstohlen {pinhän) getrunken und das Trinken bestraft
wird, und wie 188, das eine Klage über die praktische Durchführung
des Weinverbots darstellt: man hat die Tür der Weinhäuser geschlossen
{der-i-inei'/,äne bibestend: 188, 6), und der Dichter fordert auf, der
Tochter der Rebe einen Kondolenzbrief {nätne-i-tasijet) zu schreiben:
188, 4. Mubäriz-ed-din wurde von seinem Sohne Sah Sega entthront,
unter dem eine mildere Praxis eintrat. „Das Zeitalter des Sah äegä'
ist da", so verkündet dem Dichter 327, i eine geheimnisvolle Stimme,
„darum trinke tapfer MVein", und 326, i und 2 rühmt er das Zeitalter
seines Pädisähs, in dem er (Häfiz) den Wein karaffenweise und der
Mufti wenigstens becherweise trinke, während man den Muhtesib den
I Häkim wütete sogar gegen Reben und Rosinen 2 iiega arab. tapfer
1 r
4
3] I^as Weinbaus nebst Zubehör nach den Tazelen des Häfiz. I057
Krug- {sclnu) auf der Schulter schleppen sieht. „Aus der Kneipen-
gasse", so heilJt es 327, 5, „trugen sie ihn gestern auf der Schulter,
den Herrn Vorbeter {imäin-i-xäga), der den Gebetsteppich auf der
Schulter schleppte". Trotzdem wurde der rind, der Gewohnheits-
trinker', (Sanskrit rai.ida Taugenichts) von den Frommen mit phari-
säischem Hochmut angesehen.
Auch blieb Häfiz nicht von Gewissensbissen verschont. Von der
tanbc^ ist bei ihm häufig die Rede, doch wird er stets mit ihr fertig:
43, 2, 44, 7, 550, 6. Die taube ist mehr Sache des Alters; auch unser
Dichter gibt 508, 7 zu, daß für das Alter das rindi eigentlich nicht
passe; vgl. meine SoUnia)i-Ansiuahl S. 10. Der Zecher tröstet sich
mit der göttlichen Gnade: 292, 5, 571, 11, er soll nicht hoffnungslos
vom Tor des Erbarmens gehen: 27, 4. Oft entschuldigt der Dichter
seinen Hang zum Trinken mit der ewigen göttlichen Bestimmung, so
im Eingang von 492. Auch das Tun des Zellenbewohners machte
ihn, wie er 473, 4 behauptet, zum Weinverehrer, weil es ihn anekelte.
63, 7 erklärt er früher von Wein und Sänger nichts gewußt zu haben,
bis ihn die Liebe zu den niiiyöccän (s, g 4) verführte; ähnlich 67, 6.
Im Fastenmonat Ramazan Wein zu trinken, galt für ganz be-
sonders sündhaft und ward von strengen Regierungen mit dem Tode
geahndet. Aber selbst im Ramazan läßt sich unser Dichter den Wein
der Liebe kredenzen: 532, i, und sogar in der heiligsten Nacht dieses
Monats, dem seb-i-qadr, kann er auf den Frühtrunk nicht verzichten:
178, 7. Immerhin mag in diesem Monat Vorsicht geboten gewesen
sein, wenigstens gibt das Ende desselben wieder einen Vorwand zum
Zechen. „Schenke, bringe Wein", so heißt es 93, i, „denn der Fasten-
mond ist verstrichen", vgl. 118, i, 75, i. Andererseits wird auch im
Monat Sa'ban, weil auf diesen der Ramazan folgt, bereits Vorrat ge-
trunken: 213, 6. Ferner wird der neue Mond des Muharram als Jahres-
anfang mit einem Becher Wein begrüßt: 113, i. Man soll, so empfiehlt
yäfiz 320, 3, nicht das ganze Jahr hindurch dem Weine fröhnen;
3 Monate soll man zechen und 9 Monate fromm sein; gemeint sind,
wie Sudi II 349 erklärt, die 3 Frühlingsmonate. Wolkenschatten, Lenz
und Bachesrand laden zum Trinken ein: H. 536, i; wenn das Morgen-
1 Andere Ausdrücke für Trinker sind mei-xär: 37, i, 52, i, mei-gusär: 400, 4
2 Heute verstehen die Türken unter tevbe das vor einem Gesetzesgelehrten oder
etwa bei der Hochzeit abgelegte Gelübde dem Wein zu entsagen, auch Mekkapilger
geloben häufig nach dem Zemzem nicht mehr Wein zu trinken
Nöldeke-Festschrift. 57
1058 G. Jacob [4
lüftchen weht und der Himmel bedeckt ist, ruft der Dichter nach dem
-Morgentrunk 17, i; wer beim Gesang der Nachtigall und der Turtel-
taube nicht Wein trinkt, gilt ihm für krank: 514, i; ohne Becher kann
der Frühling nicht schön sein: 155, i. Mit dem Frühling scheint
Häfiz die Rosenzeit (a/id-i-giil: 357, i. mcvsiju-i-gui. 384, \) zu iden-
tifizieren, die häufig den Vorwand zum Trinken bildet, denn nach
121, I erblühen Rose und Veilchen gleichzeitig. Wenn nun vollends
das 7</' und die Rosenzeit zusammenfallen, darf der Becher nicht leer
stehen: 491, 1. Liefert weder ein h'est noch die Blütenzeit einen Vor-
wand, so trinkt man W^ein, um den Kummer zu verscheuchen, denn
100 Kummer-Lasten hebt ein Schluck W^ein auf: 220, 7.
Verscheucher der Sorge und des Kummers sind Becher und Schenke"
lautet der Refrain eines türkischen Vierzeilers: //ZAy¥XI, Band S. 360.
Die Städte des Orients durchzog seit alter Zeit nachts eine
Patrouille. Schon das Hohe Lied gedenkt ihrer und bereits unter den
ersten Xalifen zu Medina begann sie Weintrinker zu denunzieren.
Auch die Bezeichnung 'ass für diesen Patrouillengang reicht in die
ältesten Zeiten des Islam zurück. Sa'di (Bustän, 2. Buch Vers 503)
und Häfiz (310, 5) gedenken dieser "^ ascs, beide Stellen rechnen mit
der Nachsicht der Patrouille, diese scheint also häufig ein Auge zu-
gedrückt zu haben. Die 'ases befehligte ein mir^. In Konstantinopel
hatten früher, wie Mehmed Te\'fik, Istauibolda bir senc V Mejxäne
S. 21 erzählt, die größeren Weinhäuser eine Klingel, an der nach der
Polizeistunde ein aufgestellter Posten zog, sobald ein Zabyt in Sicht
kam. Schnell wurden dann die Türen geschlossen und im Innern
verhielt sich alles mäuschenstill, bis ein zweites Klingeln anzeigte, daÜ
die Gefahr vorüber sei. Bei Tage hatte auf die Ordnung der Muhtesib
zu sehen, über dessen Funktionen wir eine Arbeit von BehrnaUER
im Journal Asiatiqiie 1860 II 119 — 190, 347—392, 1861 I 1—76 be-
sitzen. „Wo ist der Muhtesib, dalö er den Trunkenen abfasse", ruft
Häfiz 151, 3 aus. Meist schildert er ihn als einen Heuchler, der selbst
dem WeingenulJ fröhnt: 34, 10, 326, 2. „Hüte dich", sagt er 153, 7,
„mit dem Muhtesib der Stadt Wein' zu trinken ; denn er trinkt deinen
f I
' Fest im Sinne von türkisch Ramazan bajramy !|
2 310, 5 steht mir-i''ases mit langem T, während die Izäfet nach der Clrammatik
e genilich ganz fehlen müßte
;] Das Weinhaus nebst Zubehör nach den fazelen des HäHz. I059
Wein und wirft einen Stein nach dem Becher". Dem Muhtesib lag
es nämlich ob, die Weingelage aufzuspüren und das verbotene Getränk
samt Trinkgerät und Musikinstrumenten zu vernichten. Der vom
Muhtesib angezeigte Trinker wird vom Oädi abgeurteilt, doch hat
dieser nur Recht zu sprechen, die Strafvollziehung ist Sache der
Regierung und wird vom sehne geleitet: 64, 9, woselbst Sudi das Wort
durch siiheisy'' wiedergibt. 74, 2, vgl, auch 233. 5. Auch der Oädi war
kein Heiliger. Häfiz behauptet 467, 3, dal) aus dem Hause des Qädi,
des Mufti, des Saix und des Muhtesib unverfälschte rotfarbene Weine
hervorkämen. Der verhängten Strafe {teczlr) gedenkt 133, i ; dies
fazel gehört jedenfalls noch in die Zeit des Mubäriz-ed-din s. o.^
5 2. Die Kneipe.
Um Wein zu trinken, brauchte man nicht immer die Kneipe auf-
zusuchen. Auch daheim hielt man sich Weinvorräte, die auch zum
Zechen mit einem Trinkgenossen ausreichten, vgl. 344, 4: „Der Wein
meines Hauses reicht aus, hol' keinen Magiervvein!'' Aus dem Hause
des Oädi, Mufti, Saix und Muhtesib kommt bisweilen unverfälschter
rotfarbener Wein zum Vorschein: 467,3. Heimlich schallt der Dichter
den verbotenen Trank unter der langen niuraqqd (dem Flickerrock
der Derwische) oder auf der Schulter unter dem Gebetsteppich ver-
steckt nach seiner Wohnung: 263,2, 411, 6; vom verstohlenen Leeren
des Bechers unter der yjrqa (Derwischgewand) ist 383, 8 die Rede.
Erwünschte Gelegenheit zum Kneipen boten dem Muslim im Mittel-
alter die mit Weinvorräten reich versehenen christlichen Klöster, vgl,
61, 3 ; xmiqeJi „Kloster" erscheint für Weinhaus : 64, 2. In der Regel
aber ist es das dair-i-Miiymi des Magierklosters, zu dem Jyläfiz, um
dem Weingenuß zu fröhnen, seine Schritte lenkt,
1 Von alttürkisch -vV Heer, .Schaar, s. das von HouTSM \ Leiden 1894 heraus-
gegebene Türkisch-Arab. Glossar S. 78
2 Hinsichtlich der Strafart war die Praxis eine sehr verschiedene. In alt-
islämischer Zeit bestand die .Strafe gewöhnlich in Geißelung; Sultan fazan (1295 — 1304
D.) lieLJ die Betrunkenen entkleiden, an einen Baum binden und dem Hohne des
Publikums preisgeben: JA. 5. Serie, Tome 15, Paris 1860 S. 496. Türkische Käniin-
näme's kombinieren Geld- und Prügelstrafe für Übertreter des Weinverbots und Raü-
WOLFF gibt (ed. 1582 S. 104) an, dai'^ diese unter Müräd III. „bald seind gefencklich
eingezogen | jrer ainpter entsetzt | vnd hart darzu umb gelt | jrem vermögen nach ^
oder inn mangel desselben | mit vilen straichen aufif die füszsolen ] gestrafft worden";
gelegentlich mulJte auch ein Betrunkener seinen Rausch mit dem Tode büßen (abend.)
67*
I060 G. Jacob [ö
Dieses dair-i-Mu)'äii 12, 3, 37, i, 109, 8, 132, 8, 315, 3, 525, i,
556, 3, das 556, 4 einfach dair, 484, i saräj-i-Miiyäu, 441, 7 dcrgeh-
i-pii-i-Muyän, 314, 5 hani>i-i-dergch-i-pir-i-Muyän (Heilis^tum des Palast-
hofes des Magiergreises) genannt wird, ist zweifellos auch mit xarälmt-
i-Muyän 9. 3 zu identifizieren und demnach nichts anderes als das
gewöhnliche Weinhaus. Denn yjxräbat bedeutet /.unächst „Ruinen",
an welche sich ja orientalische Städte häufig anlehnen, und die polizei-
scheuen Elementen Schlupfwinkel bieten, vgl. PoLAK, Pcrsien I S. 344.
Ay. XX, 87 erzählt von dem dem Trünke ergebenen Bekr b. Xäriga, daf5
er sich an jedem Morgen mit zwei Weinkannen i ^J^ ^^ ^^■SJ^.JS.i
nach einer Ruine von den Ruinen al-Hira's ^^^ O^-^^^^ ^^ ^f^ ci^
zu begeben pflegte. Bei solchen Ruinen schlug auch der herum-
ziehende ' Weinhändler gerne sein Zelt auf, zumal sich noch überdies
mit Benutzung alten Gemäuers die Weinbude leichter und bequemer
herstellen lälit^ So nahm xaräöät geradezu die Bedeutung „Kneipe"
an. in der es beispielsweise 62, 3, 118, 3 begegnet. Dort bei den Ruinen
bildeten die Weinschenken ein besonderes Gälichen, beziehungsweise
Quartier, vgl. kuj-i-inei-fii'ösän: 116, 9, kuj-i-viei-kedc: 64, i, 134, 10,
148, 7. 238. I. 324, 6, 327, 5, küj-i-Muyän: 67, 7. Darauf, dal) diese
Lokale weit außerhalb der Stadt lagen, läl)t 64, i schliefen.
Die Schenke erscheint nun noch unter vielen anderen Namen,
die häufigsten sind iiiei-yäiie Weinhaus: 10, i, 28, 9, 64, 2, 65, 7,
77, 3, 106, I, 304, 8, 488, 9, 533, II, uu'i-kede: 33, 8, 59, 6, 104, i,
216, 8, 301, I, yjim-yßne: 48, i, 104, 3, 204, 7, 431, i, seräb-xäne:
109, 6, xäne-i-xajnniär Haus des Wcinhändlers: 10,2, 62,8, 177,4,
529: 4-
Am frühen Morgen finden wir 238, i Licht in der Kneipe, und
zwar wird eine doppelte Beleuchtung unterschieden, der seni die
W^achskerze und die inesalc eine Fackel oder Laterne. Vor der Tür
des Lokales ist gesprengt und gekehrt, und der Wirt sitzt dort Jung
und Alt einladend: 484, i; die Tür öffnet der xäzin-i-inei-kede: 403, 2.
Die Zecher sitzen auf einer mastaba Estrade: 314,4, 241,6, 54,5;
1 Vgl. den Ausdruck: manäzil al-j^avimärln: Ay. XX S. 87
2 Wie ja auch die Nomaden ihr Zelt gern an solch' Gemäuer anlehnen; vgl.
z.B. Brugsch, Reise nach Fersicn I S. 351: „Einzelne Nomadenfamilien haUen an
verschiedenen Stellen, meist in der Nähe von j(aräb oder Dorfruinen, wobei fast
immer ein regelmäßig angelegter, spitz zulaufender Feuerhügel stand, ihre Zelte auf-
geschlagen"
/] Das Weinhaus nebst Zubehör nach den fazelen des Häfiz. I061
über den Ehrenplatz (sadr) s. ,S 10. I.Iäfiz hat einen Winkel in der
Kneipe {kiDii^-i-iiiei-kedc) als Stammplatz iqarär-gäli) mit Beschlag
belegt {däred); dieser ist ihm das, was dem Vogel der Garten, dem
Löwen das Dickicht: 375, 10 vgl. 34,7.
Die Perser liebten es im I'>cien zu zechen: 140, 4; und so gab
es denn auch Gartenlokale, deren Wasser und Luft herrlich genannt
wird :
104, I. „Trinke Wein im Rosengarten", heilit es 204, 2. Schon bei
Abu Nuwäs wird in einer Laube (aris) gezecht: Weiidicdcr ed.
AHLWARDT 22, 7.
S 3. Der Wirt.
Zur ständigen Staffage des Weinhauses gehören der alte Wirt
und der junge Schenke. Ersterer erscheint unter verschiedenen Namen.
Der gewöhnlichste //r-z-y^//^/*^// IMagiergreis 1,3, 35,4, 42, i, 102, 11,
104, I, 124, 3, 132, 7, 136, 6, 140, 8, 190, 5, 428, 4 erklärt sich daraus,
dalJ die Muslime sich mit dem Verkauf des verbotenen Getränkes
nicht gerne befaCiten, und erinnert daran, daß auch Walid IL von einem
Zindiq, der sein Erzieher war, zum Weintrinken verleitet worden sein soll.
Andere Namen des Wirtes sind: pir-i-xaräbät Greis der Kneipe: 28, 10,
377' 5> 471» l> pir-i-iiiei-kcde Greis des Weintempels: 461, 3, pir-i-niei-
ferös weinverkaufender Greis: 235, i, 264, i, 283, 2, 326, 3, plr-i-pai-
viänc-kcs schoppentrinkender Greis: 457, 6, plr-i-mä unser Alter: 216, 8,
plr Alter: 484, I, /^?///;//^?/'-/-/rt;-tf^«^ Weinhändler der Kneipe: 233, 6.
Wichtig ist das Verhältnis des Dichters zu diesem Manne. Alt-
arabische Parallelen zeigen, daß die einzelnen Züge desselben nicht
nur auf der tieferen Bedeutung des Magiergreises beruhen. Trefflich
wird dieses Verhältnis illustriert durch die wichtige Stelle Äy. VIII 79,
auf welche ich bereits in meinem Beduincnleben S. 99 hingewiesen
habe: „und ich fragte: Woher hat denn al-A'sä seine religiösen An-
sichten {tned/iheö)}" „Von selten der Ibädi's", antwortete er, „der
Christen von al-Hira, er pflegte Wein von ihnen zu kaufen, bei der
Gelegenheit brachten sie ihm jenes bei". Man vergleiche damit I.Iäfiz
z. B. 190, 5: „Sklave des Magiergreises bin ich, denn er hat mich von
der Unwissenheit befreit. Was der Greis nur immer tut, ist wahre
Heiligkeit." Beim pir-i-Mw/äu will der Dichter Kolleg hören über die
1002 (^- Jacob [8
Liebes-Tradition: 478, 7; das 123. fazel enthält eine Probe einer solchen
Unterweisung". Häfiz fordert die Freunde 393, i auf, sich das Wort
des pir-i-Micyän in die Seele zu schreiben, vgl 420, 5, und spricht vom
})icdhheh desselben 136, 6 wie die oben angezogene AYäni-Stelle vom
iiicdliJieb des A'sa, der W'iit ist also auch identisch mit dem saix-i-
mcdlüieb-i-niä: 64. 4. Er ist zugleich der Freund des Dichters, der
auf den Verkehr {siilibet) mit ihm nicht verzichten will: 415, 2; er ist
eine Art Seelsorger: 124. 3 \"on heiterer Gemütsart: 124, 4; ihm gebricht
es nie an liitf (Güte), die man beim saix und zäliid (Asketen) nicht
immer findet: 28, 10 ; .,sieh'', so heilit es 172, 2, „die Güte des Magier-
greises; alle Streiche, die wir angetrunken verüben, sind vor seinem
nachsichtigen Auge schön''. „Wenn ich im Weinhaus hohen Sinn
studiere, mach' mir keinem Vorwurf, denn unser Alter sprach: ,Hoher
Sinn findet sich nicht in der Zelle'": 216, 8. Der Dichter bezeichnet
sich als einen Jünger {iniirid) des Wirtes: 140, 8 und als seinen Sklaven:
28. 10. 132. 7, 175. 3, 190, 5.
Der Charakter des Weinwirts hat allerdings auch eine andere
minder ideale Seite; bisweilen scheint er durch Eigennutz -im Interesse
seines Gewerbes bestimmt. Er animiert zum Trinken: 484, i, inter-
pretiert das qoränische Weinverbot dahin, dalj der Wein nur dort
verboten sei, wo kein Freund als Zechgenosse vorhanden: 417, i, er-
klärt das Verständigsein für Sünde : 64, 4 und ärgert sich, wenn die
Zecher Reue fühlen: 428, 4. Angeschrieben wird nicht, sondern ge-
pfändet, s. ^ II.
5 4. Der Säqi.
Wäre alles Erotische der Häfizischen Poesie auf den Säqi
(Schenken) zu beziehen, so würde dieser eine besondere Abhandlung
erheischen, die vielleicht den Umfang der vorliegenden überschreiten
würde. Allerdings ist der Säqi meist mit dem Objekt der Liebe
identisch, v^gl. säJiid-i-säqi 357, 2, doch wird auch zwischen säqi und
sähid unterschieden; vgl. säJdd u-säqi: 238, i, 372, 4, und mdsüqe:
34. I' 525, 7 mufj auf ein Mädchen bezogen werden. Ich halte mich
daher für berechtigt, hier nur solche Stellen zu berücksichtigen, in
denen ausdrücklich vom Schenken die Rede ist.
Mit der osttürkischen oder zigeunerischen Abstammung des Lieb-
chens laut sich die häufige Bezeichnung des Schenken als vinybece
oder miiypcce Magierknabe: 7, 3, 63, 7, 188, 5, 221, 7, 484, 3, 485, 2 nur
9] Das Weinhaus nebst Zubehör nach den fazelen des Hafiz. IO63
mühsam vereiniy;cn; 62, 8 und 254, 8 erscheint für ninybccc tcrsäbece
Christenknabe. Aus der Hand eines frischen Jünglin<js will Häfiz den
Becher: 287. 4. Viele Benennungen deuten auf die Schönheit des
Schenken, er wird Götzenbild {luit: 254, 8, saiicvi: 525, 8j, Bildnis
{nigär. 487, 3), sülies Bildnis {sTriu iiigär: 484, 4) genannt und ge-
schildert von Zypressenwuchs: scrw-qad: 400, 16, mit Mondgesicht
})icJi-rri{j): 279, r6, 541,6', Rosenwange gul-idliär: 400, 16, 474, i,
Bogenbraue kcituvi-cbru: 487, 4 und Zuckerlippc scker-lch: 275, 5 etc.,
für sein Auge steht die Narzisse als Metapher: 257, 7.
Wer Wein verlangt, ruft dem Schenken 7.u: bljär bade: 32. i,
54» 9. 58? 3. 70, 5, 183, ir, 373, 4 oder säqijä bade bedeJi: 22g. 5, //lei
bijär: 74, 2, säqijä iiiei deh: 77, 7, 250, 3, säqi bedeJi seräbi: 563. 2;
das Jiäii: 559, 6 ist wohl eine klassische Reminiszenz, da es sich schon
bei al-A'sä findet, vgl. mein Beduinenlebeii S. 103; auffallend ist die
Anrede des Schenken: H 171, 6:
„Gib mir ein schweres rid, o Jünger der Kneipe".
295, 7 kniet der Schenke nieder (säuu zed) und kredenzt den
Becher. Daß er auch die Bezahlung entgegennahm, kann man aus
Wendungen folgern wie innypece-i-bäde-firös der weinverkaufende
Magierknabe: 7, 3, 485, 2, fersäbece-i-bäde-furös: 254, 8, saneni-i-bäde-
firös: 525, 5, )dgär-i-Jiiei-firös\ 487, 3.
5 5. Namen und Benennungen des Weins.
Die gewöhnlichsten Wörter für Wein sind bei Häfiz bade, iiiei
und seräb\ da für diese fast jedes fazel Belege liefert, ist es über-
flüssig solche aufzuzählen. Seräb, eigentlich nur „Getränk", wird zu-
weilen näher bestimmt als seräb-i-engnri: 503, 3, 547, 2. Seltener ist
nnidäm: 3, 2, 17, 2, 153, i und doppelsinnig: 489, l, räh: 17, 4, 53, 3,
113, I, und: 6, 4, 155, 6; das gewöhnliche yjxutr: 44, 6, 48, 2 wird wohl
mit Rücksicht auf Sure 5, 92 vermieden. Für raJüq habe ich nur
einen Beleg: 571, 4. Bei den älteren persischen Dichtern wie Rüdhakl
und Menöcehri (z. B. No. 92) heißt der Wein noch häufig iiebid; das
Wort ist mir bei Häfiz nur 207, i und zwar im Reim beigegnet,
woselbst es, in diesem fazel mit i/ici und bade wechselnd, sicher den
Traubenwein bezeichnet.
I Schon Rudhaki sagt sto ^2». ^^1.-.'91a*j Schenken wie der Mond: CG.V 1873
S. 711
TO64 G. Jacob [10
Die zahlreichen Tropen für Wein hier aufzuzählen, fällt eigentlich
schon aus dem Rahmen unserer Arbeit heraus. Das Wasser des
Lebens wird auf Wein gedeutet: 55, 4. auch wird dieser ab Wasser
genannt und letzteres wiederum näher bestimmt als äb-i-haräm ver-
botenes Naß: 3, 5, äb-i-xaräbät Naß der Kneipe: 65, 6, ab ez cesme-
i-y,aräbät Naß vom Quell der Kneipe: 506, 12 äb-i-atesgmi feuer-
farbenes Wasser: 305, 3, äb-i-ineb Naß der Traube: 200, 7. Daran
reiht sich /;////// 'l-incb Tochter der Rebe: 104, 3 und das gleich-
bedeutende persische doxtcr-i-nz: 54, 6, 75, 2, 124, i, 188,4, 354, 6,
534. 22. Scuisata kcrniin imitaijabin zäkl „das Sonnenbild eines durch-
dufteten reinen Weinstocks" nennt Häfiz den Wein 559, 6, //7//-z-///;;/
Blut des Krugs: 45. 5, /ö«-z-/z;'^/^ Blut des Pokals: 557, 2, lal-i-mud]iäb
flüssigen Rubin: 18, 3, mäje-i-scbäb Jugendelixir: 296, i. Der Wein
heißt ferner surbu H-Jchüd Judentrank: 326, 3, nach Sudi 11 S ro\'.
weil die Juden viel davon trinkend nicht betrunken werden; doch war
in der älteren arabischen Poesie der Weinverkäufer häufig Jude, s.
z. B. Abu Nuwäs 22, 5 und mein Beduinenleben S. 99, 106; zu Zeiten
des I^äfiz scheint das nicht mehr der Fall gewesen zu sein, doch hält
der poetische Stil die Beziehung der Juden zum W^ein fest.
^ 6. Die Herstellung des Getränks.
Der Wein wird, wie im vorigen Paragraphen erwähnt, mehrfach
„Tochter der Rebe" genannt; das seltene Wort täk Weinstock findet
sich 354, 7. Des Auspressens der Trauben mit dem Fuße wird 225, 3
gedacht; diese Methode entspricht der heutigen Sitte; „Weinpressen
gibt es nicht", sagt POLAK, Persien II S. 269, „die Trauben werden
mit den Füßen zerstampft'". Der Most 'afir wnrd Menöcehrl 70, i,
5, 7 erwähnt. Den Gärungsprozeß macht der Wein im großen Krug
yjnn'^ durch: H. 87, 2, 420. i, vgl. Menöcehrl 70, 5:
* . \ '• *
\ ^ > j .. ,. j . C^..
„Halbgegorener Most aus dem Haupte des Kruges"
und POLAK II S. 269. Alt {knJiun) wird der Wein von Häfiz 524. i,
bejahrt isdl-xürde): 76, 4, 411, 7 genannt, doch wird bei näherer Be-
stimmung nur zweijähriger {dn-sdle) erwähnt: 210, 2, 294, 7, während
Abu Nuwäs 33, 3 zehnjährigen nennt. Die Klärung vollzieht sich, wie
POLAK berichtet, bei der persischen Herstellungsart langsam. Sdfi,
^ Vgl. Kannenberg, Kleinasiens Naturschätze S. 104 2 Vgl. über diesen S 8
Il] Das Weinhaus nebst Zubehör nach den Tazelen des Häfiz. 1065-
säf klar heißt der Wein im Gegensatz zum Hefeabsatz, wie nament-
lich H. 57, 6 zeigt; jene Bezeichnung begegnet häufig, so 4g, i, 291, 6,
499» 3' 530> 9. f^<^<^i^ ?^^fi ^'"^ <^cr Wein ward klar: 230, 3; „ich habe
einen Wein wie die Seele lauter" (saß): 531, 3: „der Spiegel ist klar
(sä/i) dem Becher": 4, i, nici-i-säf-n-röscn klarer und leuchtender Wein:
383. 2. Die Klärung im yjaii war keine vollkommene ; I;läfiz sagt
533, 2, dal5 der Wein erst säf werde, wenn er es in der Flasche {stsc)
auf „40" gebracht habe, was Sudi III S. r*?. richtig durch kyrk giin
(40 Tage) erklärt und zutreffend bemerkt, daß der Most {syrä) eigent-
lich nicht in der sisc, sondern im kiip und fitcy den Gärungsprozeß
durchmache. Jedenfalls wurde auch wie bei den alten Arabern der
Wein noch filtriert; 428. 4 wird dem Wirt zugerufen: bädc säf kiiii
kläre den Wein, und 434, 5 lesen wir von mci-i-säf-i-inuranwaq klarem
filtrierten Wein. Der reine Wein ist räwaq: 503, 5, allerdings schon
in dem Zustande, wie er sich im '/jim befindet, denn es heißt: räivaq-
i-'/jiiir. 420. 5. Der Bodensatz, die Hefe ist durd: 532, 7, vgl. 49, 5:
,,dir steht nicht zu über durd und säf zu urteilen"; häufig ist vom
durd-kcs (Hefenschlürfer) die Rede: 7, 5, 28, 11, 44, 5, 401, 11, gleich-
bedeutend ist durd-nös: 444. 8.
Als „nicht mit Wasser vermischt, lauter" bezeichnet den Wein
das Beiwort näb: 12, 3, 17, 3, 47, i, 164, 6, 235, 8, 296, i, 6, denn
häufig trinkt man ihn in verdünntem Zustande: McnöcehrT 70, 10.
Häfiz scheint kein Freund des Wasserzusatzes gewesen zu sein, wenig-
stens vermag ich denselben nicht bei ihm zu belegen; dagegen ge-
braucht er außer uäö häufig das Beiwort bi-ycs unverfälscht: 139, i,
243, 6, 350, I, 399, 4, das namentlich jede Beimischung eines fremden
Stoffes ohne Weissen des Trinkers ausschließt, vgl. 542, 5: mci In-
ycs-cst.
MerkwürdigerAveise nennt Häfiz nicht einzelne Weinsorten, wie
z. B. Abu Nuwäs 2, 3 den karxischen ersvähnt und wir durch die
Gähilija-Dichter eine ganze Reihe weinproduzierende Orte kennen
lernen, nur bei bädc-i-BcJdsti 152, 6 wird ßchist (Paradies) auch als
Name eines Dorfes bei Siräz erklärt, vgl. Sudi I S. £.r und das anders
gedeutete xanir-i-bcJnst: 48, 2. Auch der von den vorislämischen
Dichtern gerne gebrauchte Plural yjaiiür^ findet sich nicht bei unserm
Dichter, vgl. S. 1063.
I Vgl. z. B. Tarafa's Muallaqa ed I.YALL Vers 51, 'Amr's Mitallaqa Vers l
I066 G. Jacob [l2
5 7. Eigenschaften des Weins (Farbe, Geruch. Geschmack).
Das ganze Mittelalter hindurch war im vorderen Orient als Wein
der rote fast ausschließlich bekannt. Bei Rüdhaki und Hafiz deuten
alle Epitheta und Vergleiche des Weins auf Rotwein'; nur bei Menö-
cehri hnde ich das Beiwort serd (gelb), und safnT (gelb) wird der
\\'ein in einem Verse des al-Walld b. Jazld genannt und mit Safran
verglichen: Ay. VIII S. 162. ?Iingegen nennen ihn Menöcehri 72, r
und Häfiz 225, 2 snrx (rot) und letzterer ferner hai/irä braunrot:
142. 5, sa/iöä rotgelb: 172, i, 265, r, rcngin farbig, wobei immer zu-
nächst an die rote Farbe zu denken ist: 387, 4. Der Wein wird mit
roten Blumen* und roten Edelsteinen verglichen, so mit der Tulpe
{lälc): 294, 9, er heilJt gulgnn rosenfarben: 371, 5, 393, 3, 458. 4,
496. I, gulreng: 265, 3, 268, 5, 309, 4, lali rubinfarben: 104, 4, vgl.
bäde-i'ldl Rubinwein: 53, 3, mei-i-ldl: 63, 8, 72, 2, 77, 4, 177, 8,
312, 4, seräb-i'ldl: 185, 4, 550, 8, niei-i-ldl-fävi rubinfarbener W^ein:
4, I, seräb-i-ldl-fäin: 412, i, räh-i-cwi Idl Wein wie Rubin: 17, 4,
mei-i-cun lal: 295, 7; der Wein heißt ferner jäqüt-i-qadeh Hyacinth
des Bechers: 187, 6, subh-furöy wie das Morgenrot erglänzend: 153, 6,
seräb-i-eryeiuäm purpurner Trank: 114, 5, 370, 3, vgl. noch niei-i-cun
eryewän^: 67, 9, 415, I und das bereits oben genannte äb-i-ätesgün:
305, 3. Umgekehrt wird die Lippe als mci-guti weinfarben bezeichnet:
[451, 7], 529. 4 und in Erinnerung {be-jäd) des Mundrubins {Idl) des
Geliebten Wein getrunken: 270, 8. W^eil Rotwein gezecht wird, ist
auch die yjrqc des Dichters mei-älüd: 166, 3; der Wein macht den
delq „rengiji" (s. oben): 286, 10 vgl. 58, 3, 371, 5, 57, 4; 200, 3 und
207, 3 wird die Farbe des Weinflecks auf der yjrqc beziehungsweise
niuraqqd geradezu mit der Rose verglichen.
Von dem paradiesischen Duft des Weines ist 233, 6 die Rede,
am häufigsten wird derselbe mit Moschus verglichen; ich verzeichne
bäde-i-gid-reng-i-inusk-bö{j): 265, 3, 309, 4, bäde-i-imiskm-. 215, 10,
243, I, viei-i-musk: 294, 9. Obwohl der Wein im arabischen Alter-
1 Raitwolff erzählt (ed. 1582 S. 105) von den Weinen von Aleppo, daß sie
meistens „rotfarb"
2 Ibn YiixCx {Davan ed. BCrüt l886 S. 78) sagt vom Wein ^'-^J^^ 03^ (^^'^ "^i^
Farbe der Granatbinte)
i Wenn die Blume gemeint ist: Cercis siliquastrum; auch hier begegnen in der
orientalistischen Literatur die unsinnigsten Identifikationen
13] Das VVeinhaus nebst Zubehör nach den Fazelen des l.läfiz. 1067
tum mit Moschus versiegelt wurde ', so bezeichnet er hier doch wohl
nur den schönsten Wohls^eruch nach orientalischer Auffassung, wie
IMenöcehri 73, 2 den Duft dcA Weins mit Ambra vergleicht. hLbenso
verhält es sich vermutlich auch mit der Bezeichnung tiui-i-railiani\
1 1. 497, 8, wenn auch bei 'Alqama 13, 43 wirklicher raihän (Basilien-
kraut) in Verbindung mit der Weinkanne erscheint ^ Auf den Duft
bezieht sich natürlich auch der Vergleich des Weins mit Rosenwasser
gul-äb: IT. 296, 6; dalo man wirklich Rosenwasser zusetzte, ist aus 370, 3
noch nicht zu folgern.
Wohl um des Geschmacks und nicht um der h'arbe willen wird
der Wein 17, 4 ätesm (feurig) und 65, 6 ätcs-i-yjim-'/,änc (Feuer des
Weinkrugs) genannt, denn die Glut des Feuers des Weins treibt den
Schweiß auf die Wange: 486,2; wahrscheinlich hängt denn auch das
vom Wein 65, 7 gebrauchte söxtcii „brennen" trotz abweichender Er-
klärung mit diesem Feuer zusammen; vgl. nur-i-Xudä: 392, i.
Nur eine Belegstelle vermag ich für sülJen Wein {bädc-i-slnn) an-
zuführen: 93, 9, denn das ahlä: 6, 9^ zählt nicht mit, da es offenbar
in übertragenem Sinne steht, und das sülie Getränk 48, 2 wird auf
Paradieseswein bezogen, vgl, jedoch ,S 6 Schluß. Dagegen wird der
Wein häfig tdx bitter genannt: 268, 4, 5, 366, 2; 328, i ist von einem
bittern Wein die Rede, der Männer zu Boden wirft {meni-efkcii); die
Bitterkeit {tel/J) des W'eines wird auch 511, 6 erwähnt; telywcs „der
bitterliche" heißt er 6, 9^ tcz scharf: 268, 5, xos-gnivär süffig schon
bei FirdosI und IL 55, 4, 329, i, 400, 3, 435, 8, 474, 1.
§ 8. Wein gef äße.
Unserm Weinfaß entspricht in der islamischen Poesie ein großer
Krug, von den i\rabern dann, von den Persern ////// genannt. L.r
bestand aus Ton, denn der Muhtesib zertrümmert ihn: 339, 2, und
war so groß, daß ein Mensch darin Platz fand: Plato heißt 306, 3
yjüH-nisin (Krug-Bewohner), eine Verwechslung mit Diogenes, und
unser Dichter sagt 309, 7 mit Bezug auf sein Begräbnis: „Trage mich
zur Schenke und wirf mich in ein yjii/i mit Wein" 3. Diese Krüge
wurden nicht in unterirdischen Räumen, sondern in der Kneipe selbst
1 Vgl. mein BeJuinenkben S. 250
2 Vgl. Qazwml ed. WÜSTENFELD I S. 2^1 Z. 12
3 Auch Bekri Mustafa soll in einem Wirtshaus Stambul's unter diesen Krügen
begraben sein, s. Keleti Szemle V S. 274
io6S G.Jacob [14
auibewahrt; weintrunken schlägt l.Täfiz die flache Hand im Gehn auf
den Kopf des yjmi: 304,9, und /jt^n-xänc erscheint identisch mit inet-
Xäm\ s. ,^ 2. Doch war dQx yjtiit mit seinem untern Ende in die Erde
eingegraben, 174, 5:
h^. J-^ J^ k-^ J^ 03^^ f^^-^ Lj-* (f'^
vgl. auch 54. 5. Abu Nuwäs 22, 8 nennt die diiuvi „jnusnadät" ge-
stützt d. h. wohl an die Wand gelehnt. Sie waren mit Tinte ge-
zeichnet: ebend. Die Tonne, die Sudi III S. r=i. unter dem Namen
fucv erwähnt, kennt Häfiz nicht.
Aus dem /jiin gelangte der Wein zunächst in den selnv, einen
kleineren Krug, den man auf der Schulter trug: H. 141, 3, 326, 2,
476) 9> 513- -• 543- 7 ^g'- scbzv-kcs: 23, 4, 484, 2. DaiJ auch der
sdnv aus Ton war, zeigt 23, 4 die Wendung xäk-i-sebw. Doppel-
sinnig erscheint 367, 6 desti in der Bedeutung „Krug" und zugleich
„eine Hand".
Die langhalsige Flasche heißt siirähi: 44, i, 45, 5, 47, i, 57, 2,
93, 2, 400, 6; sie hatte die Größe, daß sie unter dem Gewände ver-
borgen für ein Buch gelten konnte: 143, 3 und bisweilen die Gestalt
einer Ente, weshalb sie 207, 2 geradezu bat genannt wird'. Schon
in der Hamäsa werden die Kannen {abäriq) mit Gänsen auf den Ufer-
höhen des Taff verglichen ^ und das Wort pato Ente hat sich im
Spanischen für Wassergefäße in Form von Hennen erhalten 3. Als
gläsern bezeichnet die Flasche das Wort sisc, welches mehrfach für
einen Weinbehälter begegnet: H. 315, 6, 501, 6, 556, 2. Aus dem
wichtigen Verse 54, 7 lernen wir, daß die sise aus Aleppoer Glas, der
snräJß aus Porzellan bestand. Wird der Wein aus der Flasche aus-
gegossen, so läßt sie ein Glucksen iqidqul) ertönen: 45, 5, 296, 7.
Häfiz bezeichnet sich selbst als qaräbe-kes (Karaffenaustrinker) 326', l,
während der Mufti pijäle-nös (Bechertrinker) sei; in ähnlicher Weise
nennt er sich 511, 7 qaräbc-perdäz (Flaschenleerer) und den Süfi
/^zy^/r-/rt'?;//^ (Becherzecher); die beiden ersteren Ausdrücke sind natür-
lich als Hyperbeln zu verstehn und berechtigen nicht etwa, qaräbc als
Trinkgefäß aufzuführen.
Die verschiedenen Trinkgefäße, welche genannt werden, lasse ich
in alphabetischer Anordnung folgen. Die Stellen, welche Schlüsse
1 Gerade an dieser Stelle, weil von Vögeln die Rede ist
2 Siehe mein Reduincnlebeii S. lOi 3 Ebend. S. 250
15] ^^''^^ Weinhaus nebst Zubehör nach den fazelen des Häfiz. IO69
auf Stoff, Form, GröfJe etc. gestatten, habe ich sämtlich notiert, von
denen, die lediglich Wortbclegc sind, werden wenige genügen:
1. Wein in einem äbgliu-i-Sami syrischem oder damascener
Kristall erwähnt 499, 3.
2. ajäy Pokal: 198, 6.
3. pijälc gr. qpidXn: 3, 2, 45, 4, 47, 2, 55, 8, 196, i, 210, i, 278, I,
298, 7, 308, 8, 454. 9, 514, 2, 10, 530, 8, 9; er lieli sich im Ärmel
verbergen: 57, 3 und war aus Glas, da er nach 65, 7 zerbricht.
4. paimäne: 27, I, 44, 6, 53, 2, 242, 2, 257, i, 488, 8; 422, 3
bringt der Trinker dies Gefäli mit; vgl. öäde painiudcii Wein messen
d. i. trinken: 9, 2» P^j^lc paimä: 511. 7.
5. Das gewöhnlichste und allgemeinste Wort für Becher aus
Metall und Glas ist gäm: 3, i, 26, 6, 30. 4, 34, 5, 49, i, 59, 9, 64, 8,
93. 2, 305, I, 7j gäm-i-scr goldener Becher: 67, 10, 207, 11, 329, 8;
scrrtn gäm: 18, 3; gäm-i-zcrkes Becher aus Goldfiligran steht 489, 2
nur wegen des Innenreims auf serkcs und Sudi III S. 1=10 übersetzt
einfach: altnn qadch; gäm-i-mi/rassä juwelenhesetztcv Becher: II. 77,4;
gäui-i-hciiiciui äftäb ein Becher der Sonne gleich: 18, i; andererseits
gäin-i-siigägi Becher aus Glas: ^■>^,.2, gäni-i-miiiäl-i-vici der gläserne
Weinbecher: 255, 9; der Ausdruck gäm-i-zwiiurriid-gan smaragd-
farbener Becher: 328, 7 zeigt, da(i er bisweilen aus grünem Glase
bestand. 257, 6 wird der gäm zerbrochen. Sehr beliebt wegen des
Wortspiels ist bei den orientalischen Dichtern die Verbindung gäin-i-
V
Gern: 64, 5 zur Bezeichnung des berühmten Wunderbechers des
Gemsed.
6. käse scheint bei Häfiz Trinkschale zu bedeuten, da ihm 307, i
die Hirnschale entgegengesetzt wird; das Bild kase-i-ccsni: 330, 6.
Der käse bestand bald aus Metall, bald aus Ton: käse-i-zer goldene
Trinkschale: 307, i, sifälin käse irdene Trinkschale: 250, 5. Für kds
habe ich ebenso wie für das im Arabischen gleichfalls sehr häufige
und mit diesem zusammen vorkommende' knö keinen Beleg notiert.
7. kedcu Flaschenkürbis* als Becher, nach 45, 4 wie noch heute
vielfach z. B. in Ungarn mit Zeichnungen dekoriert.
1 Z. B. bei Ihn Dänijäl
2 Aus dem 16. Jahrhundert berichtet Stei'IIan Gerlach (A. Murotmann, Eine
deutsche Botschaft in Konslantinopel S. 38): ., Ahmed Kihaja des Bassa von Ofen Agent
schickt fast immer zu einen über den andern Tag zwo große Kürbis, die 12 und
mehr Mal!^ halten, ihm mit Wein zu füllen, da(j er dergestalt inner wenigen Tagen
meinem Herrn fatt 3 Fai.'^ ausgeleert"
lOJO
G. Jacob [i6
8. qadeh: 37, i. 93. i. 106, 7, 429. 4. 462, 6; qadch-i-äine-kerdär
spiegelgleicher Becher 286. 7 würde eher auf Metall als Glas deuten.
Auf letzteres dagegen weist 257, 6, wo ^-äui und qadeh zerbrochen
werden und 541, i : .,Die Tulpe ist ein qadeh voll von Wein ge-
worden", vgl. 550, 2. Dieser Vergleich liefert kaum einen Anhalt für
die Form, wird doch auch die Rose 49, i mit dem ^-äni verglichen,
nach Sudi bezeichnet kestl-i-Xnh (Noahschiff) 75, 7 einen qadeh in
Form eines Bootes {prama).
9. Über ritl als Trinkgefäfi s. ,^ 1 1 .
10. säyer: 5, 2, 18, 2, 64, 9. 67,6, 113, r, 204, i, 304, 9, 429. 9,
430, T. Wie der gäm scheint auch der säyer nicht nur gläsern,
sondern auch metallen vorzukommen. Allerdings deutet die Bezeich-
nung der Sonne als goldener säyer 119, 2 noch nicht mit Sicherheit
auf eine metallene Trinkschale. Dagegen hat säyer-i-mltiäJ 498, 1 1
jedenfalls einen gläsernen Becher zur Voraussetzung und beim säyer-
i-läle-gnii tulpenfarbenen Becher 306, 6 denkt man gleichfalls an ein
Glas, das den roten Wein durchschimmern läßt. Deshalb wird auch
die Tulpe 438, 6 säyer-glr (becherergreifend) genannt, vgl. qadeh.
Auf die GrölJe gestattet dieser Vergleich freilich kaum einen Schiuli.
da 279, 16 ein säyer-i-girän (schwerer Becher) erscheint, vgl. ritl-i-
giräii % II.
Das Zusammengestellte legt die Frage nahe, ob manche Becher-
namen nicht nur verschiedene Bezeichnungen derselben Sache sind.
Indelj finden sich unmittelbar nebeneinander genannt: gäiii ii-qadeh
257, 6, 366, 10, 484, 3, säyer n-gäni: 411, 2, qadeh u-säyer: 526. 3,
gäiii u-painiäne: 245, 10, qadeh u-paimäne: 278, 4. Über den Becher-
inhalt s. § II.
Der Becher stand, wenn nicht getrunken ward, auf dem Sims
der Nische: 178. 7: >^ ^U» ^U^ ^ i^'-^- „Einschenken" heißt mei
der säyer cndäyjen: 370. i, viei e}ider pijäle rlxteu: 45, 4.
^ 9. Musik.
Zum Weintrinken gehört Musik, die schon am frühen Morgen in
der Schenke ertönt. Von Musikinstrumenten wird bei dieser Gelegen-
heit am häufigsten das leiig erwähnt, z. B. 121, 2, 190, 2, 192, 7,
279, 3, c eng-i-sabnh: 42, 2. Es war ein Saiteninstrument, da 188, 5 sein
Haar {gesü) erwähnt wird; nach 325, 5 wurde es geschlagen und war
nach 170, 9 gekrümmt; 463, 5 wird es ha;:;l)i (traurig) genannt. Das
17] I^as Weinhaus nebst Zubehör nach den razclen des Hafiz. IO71
Auge hängt am Antlitz des Schenken, das Ohr am Ton des leiig:
394, 4. Bereits RüdhakI sagt {GCjA' 1873 S. 741):
„Trinke Wein' un<Ji lausche auf den Ton des ceng' und des Gesanges".
Trinke Wein beim 'l\)n des cvng: H. 292. 5; 57, i wird dagegen vor
dem Weintrinken beim Tone des letig gewarnt, weil letzteres die Auf-
merksamkeit des Muhtesih erregt.
Von andern Musikinstrumenten, die in der Schenke ertönen,
werden genannt: dcf (Handtrommel): 121, 2, 185, 5, 190, 2, 525, 9,
nci (Flöte): 121. 2, 185, 5. 525, 9, Wid (Laute): 121, 2 und bcrbct (bar-
bitos); mit bcrbc-t und Pokal geht der Dichter zur Schenke 422, 3;
325, 3 wird zum Trinken der berbct geschlagen und zwar von dem
Weinverkäufer selbst, während Häfiz trinkt. Über das 205, 2 erwähnte
Instrument ^eyäne s. VüLLERS, Lex. s. v.; ceng u-leyänc: 487, i.
Zur Instrumentalmusik gesellte sich Gesang. Fröhlich und fazelen
singend wandelt der Dichter bereits zum Tor der Schenke: 391, 7
und trägt, in derselben zechend, seine eigenen fazelen vor: 394, 6.
Doch ertönt dort auch der Sang 'iräqischer Jünglinge: 534, 4
cPy <j^^ ..
jener niutrib''^ (Spielleute), die bald die Weise von 'Iräq. bald die von
hfaJiäu anstimmen: 279, 18. Als Lohn erhalten sie das zerrissene
Gewand: 167, 2, wozu man mein Bechdncnleben 2. Ausg. S. 103, 250
und POLAK I S. 293 vergleiche.
Der Schenke scheint zum Ton des ceng (etwa nach Art der
Mevlevi's die Arme bewegend) zu tanzen: H. 534,6; nach i8, 4 tanzen
in dieser Weise sähid und niutrib, während die Trunkenen dazu mit
den FülJen stampfen.
.'^ 10. Kneipleben und Trinkerbräuche.
Wie bei den altarabischen Dichtern wird häufig der sabuh (Früh-
trunk) erwähnt: H. 6, 4, 17, i, 113, 4, 491. 6, 544, 3, 557, i. Die Spiel-
leute des Morgentrunks erscheinen 167. 2, und mit der Begründung,
dali es Morgen sei, fordert Häfiz 459. i den Schenken auf ihm den
Becher zu füllen.
I Diese Worte sehr häufisr auch bei Häfiz
107- ^- Jacob [[8
„Wir schwänzten das Morgenkolleg in Liebe zum Weinkeller"
singt er 431. i^ (Sudi III S. avj. Der sabfih der sabnJiVs erobert wie
ein Pädisäh die Welt: 67, 10. Demnach scheint der sabnh mehr als
eine klassische Reminiszenz. Da er nach 178, 7 noch vor Sonnen-
aufgang eingenommen wurde, steht mit ihm nicht in Widerspruch die
Ermahnung unseres Dichters 153, 5 u. 6, man solle nicht bei Tage
Wein trinken, die Zeit zum Trinken sei der Abend, wenn es zu dunkeln
beginnt. Daß man bis spät in die Nacht zechte, geht auch aus 99, 5
hervor, wo die üble Laune am Morgen dem zu eifrigen Dienste des
., Weines von gestern Nacht" {inei-i-dösni) zugeschrieben wird; vgl.
487, I. Auch bei Muhibbi wird des Abends getrunken, s. meine Aus-
ivahl Nr. 20, i, und der Türke nennt den Stammgast aksatngy von
aksain Abend.
Im Weinhause herrschte ein gemütlicher Ton; Dünkel, sagt Häfiz
498. 5, gibt es in der Welt des rindl nicht, er gilt hier als Unglaube.
Natürlich pflegte es beim Zechen lärmend herzugehn: 253, 2; doch
findet sich ein gewisser Komment: Beim Trinkgelage gab es einen
inir-i-jueglis (Präsiden): 241, 6, den man auf dem Ehrenplatz {sadr-i-
mastabä) Platz nehmen lieli: 241, 6. „Beständig war der Ehrenplatz
der Weinhäuser {sadr-i-inci-kedehä) mein Sitz", sagt liäfiz 383, 3.
Offenbar liegt diese Bedeutung von sadr gegen Sudi's Erklärung auch
28, II vor, wie namentlich ii^ zeigt; Häfiz lehnte also in anderen
Fällen den ihm angewiesenen Ehrenplatz ab, was die Vermutung
nahelegt, dalJ 28 jüngeren Jahren angehört'. Petermann erzählt
(1860) in seinem Reisewerk 1 S. 165 aus Damaskus: „Man kommt
zusammen und wählt einen Sultan, vor welchem der Raqi und ein
kleines Glas steht. Er trinkt zuerst 3 Gläser, und gibt dann Jedem der
Reihe nach ein volles Glas. Verlangt einer wieder zu trinken, so schenkt
sich erst der Sultan ein volles Glas ein, trinkt es aus und gibt dann
dem Verlangenden zuerst, nachher aber auch jedem Andern ein volles
Glas. Der Sultan kann aber auch aus eigner Machtvollkommenheit
sich und Jedem einschenken, und keiner, der das erste Glas getrunken,
darf die andern verweigern etc."^ Es erinnert dies wieder anderer-
" VgL auch sadr-i-mei}(äne in dem von mir herausgegebenen Divaii Mehmcd des
Zweiten 12, 4
* Vgl. GoLDZlHER, Revite de l'IIisloire des Religiojts, Paris 1905 zu DoüTTE, La
Khotba biirlesquc de la feie des Tolba aic Maroc
19] Das Weinhaus nebst Zubehör nach den fazelen des Hafiz. 10/3
seits daran, daß der Schenke so häufig bei Hafiz „^äh" genannt wird
und dala dieser den Becher, welcher im Kreise herumging, in Zirku-
lation setzte: 72, 6, 458, 4, 463, 5'. Bei den Arabern verlangte die
Sitte, wenn der Becher die Runde machte, daß man ihn dem Nach-
bar zur Rechten weiterreiche, wie man das aus 'Amr's Miiallaqa ed.
LyalL Vers 5 und al-Baihaql, Kitäb al-niahäsin ed. Schwallv S- 642
Z. 5 folgern kann; an letzterer Stelle wird eine Anekdote von einem
Beduinen erzählt, dem sein Begleiter, der zur Rechten gehend zu
denken ist, den Vorwurf macht, er verletze die snnna, indem er seinem
an der linken ITand geführten Sohne zu trinken gibt.
Schon im SäJinäme trinken die Helden auf das Wohl des an-
wesenden Sah, Leidener Ausg. II S. 1050 Vers 23'^: sLix^A,-:^ >l.o
^U». oJ)->^^:L. . Dieses /;f -yVfc/- Trinken ^ begegnet bei Hafiz häufig, so
541, 9
j_5>Lxi ^»Xji, ^Iä. ,^J^ *Jl=w >Lo ti j>
„Gib her einen Becher von einem vieu auf Hätim-i-Taj";
„de-Jäd des Trinkgelages des Geliebten ergreife ich den Becher":
369, 8: ,,wenn wir auch fern sind, wir leeren den Becher be-jäd-i-tu!''':
497, 7; auch auf den Mund, die Augenbrauen und die Lippe des
Geliebten wird in derselben Weise getrunken: 72, 2, 394, 2, 562, 7;
vgl. ferner g, 3, 276, 11, 270, 8 etc. Vom Trinken auf das Wohl
der Schönen ist auch 457, 5 die Rede, s. die Erklärung Sudi's III
S. irA: maJdmblar 'askyua u\ Auf eine Art Brüderschafttrinken deutet
H 242. 2^^:
^ II. Bezahlen.
Der Wein wurde im Orient von jeher nach dem Gewicht ver-
kauft^. Schon bei Abu Nuwäs Nr. 54, 5 findet sich die Gewichts-
bezeichnung r/// als Weinmaß 5. Ri// hat dann geradezu die Bedeutung
„Becher" angenommen, bereits Rüdhaki sagt (GGiV 1873 S. 724):
1 H. I, I setze ich als Beleg nicht hierher, da dieser Vers bekanntlich einem
älteren arabischen Dichter entlehnt ist
2 Die Phrase ist kaum zu übersetzen
3 '■Askyiiysa ruft man heute dem Trinkenden in der Türkei zu; doch tun das
mehr Zecher, für feiner gilt syhhatynyza und für noch gewählter: sereßnize
4 Für den Verkauf des Mastik in der Türkei nach Dirhems (V400 Oka) habe
ich mir als Beleg notiert: Iki 'ajjäs S. r
5 Heute in Syrien 2,26 kg.
Nöldeke- Festschrift. gjlj
10/4 ^' J^^°^ [20
j^^^y--: 3r- c^^^ ^^^^ ^^* J^j /
und Kemäl Xogendi (Berliner Manuskript Sprenger 1428 Bl. 01 b);
Den Bedeutungsübergang zeigt noch die von Häfiz oft gebrauchte
Wendung nil''-i-girä]i (schweres riü): 67, 8, 171, 6, 224, 2, 315, 2,
534, 8; er sagt auch säyer-i-girän: 279, 16. Mitunter scheint man
sich in der Schenke der Bequemlichkeit halber über das Verhältnis
des Becherinhalts zum Gewicht von vorneherein geeinigt zu haben.
Ein gäm-i-jek-mcnV (ein Becher, der ein incn falit) wird 541, 9, 557, i,
567, I erwähnt; der Gewichtswert des nicu war verschieden, nach
einer Angabe war es ein Doppel-;-/// {,:J^'^))- Doch waren die Becher
nicht immer gleich groij, ein gäui-i-min-mem (Becher \on ^j^ inen)
wird 99, 2 genannt; auch in diesem Falle dürfte es sich noch um
einen besonders großen Becher handeln, denn nach 296, 10 und 11
scheinen 3, 4 gäm mit i, 2 j-iil zu korrespondieren, wonach man ver-
muten könnte, daß der gäjn etwas weniger als V2 ritl enthielt. Wegen
dieser Verschiedenheit heißt es 208, 2: j,Schenke, in einem Becher
der Gerechtigkeit {hc-gäm-i-idl) reiche Wein", d. h. nimm keinen zu
kleinen 3; der Ausdruck spielt auf ein Taschenspielerkunststück an, s.
Mafätlh al-n/fiin S. 251, 253.
Daß man aus 145, 5 „Die Zeit ist gekommen, da aus Jubel gleich
der trunkenen Narzisse zu Füßen des Pokals alles legt, wer nur
6 Dirhem besitzt" schließen darf, daß der Pokal {qadeh) 6 Dirhem's
kostete, wird namentlich durch die Erklärung Sudi's I S. rAo sehr
unwahrscheinlich. Oft wußte Häfiz nicht, wo er das Geld für Wein
hernehmen sollte. Deutlich spricht er diese Verlegenheit im Ein-
gange des 236. fazels aus, er schämt sich seines Geldbeutels: nien
scrmsär-i-kisc eni: 236, 2. Vgl. 145, 6, 7; 204, 8, 9»: ,,0 du, der mit
Rubin gefüllt den goldnen Becher, mache Jemanden ein Geschenk,
der kein Geld hat. Wein, der keinen Katzenjammer erzeugt, schenke
mir, o Herr" bleibt wegen der deutlichen Allegorie ein Beleg von
zweifelhaftem W^ert. Schon Saix San an 'Abdurrazzäq Jemen! hatte
seine x^f'Q<^ ^Is Pfand im Hause des Weinverkäufers; 69, 6; so mußte
sie auch Häfiz häufig für Wein verpfänden: 61, 8, 508, i, 471, 9; sie
I Auch die Punktation der BROCKHAUS'schen Ausgabe schwankt zwischen rafl
und ritl * I
' Vgl. ^_5^ ^> cr^ ^^^ j^ •• H. 524, I
3 Der Schenke kredenzt immer den Becher, nicht die Flasche
2l] Das Weinhaus nebst Zubehör nach den Pazelen des I;!äfiz, 10/5
lie<;t dort beständig; uneiny,clüst, so dali sie der Dichter 520, 3
scherzend das ^{tvaqf der Weinhäuser'' nennt, sie ist gewissermaßen
dorthin i^estiftet. Neben der yjrqa wird die seggädc, der Gebets-
teppicli', 403, I. 555, 2 und ein drßcr (Buch) 172, i, 525, i zu
Grleicliem Zwecke versetzt; unter letzterem vermute ich den Oorän^;
dieser würde dann auch unter dem dijtir-i-bl-iiid)iä^ dem unver-
ständigen Buch 508, I, das besser in Wein getaucht wird, zu ver-
stehn sein, wenn auch die Kommentatoren diese Beziehung nicht
geahnt haben. Aber nicht immer werden solche Pfänder respektiert.
Für das dclq (Lumpengewand der Derwische) will der Wirt unserm
Dichter keinen Becher geben (142, 3, 143, 4), weshalb dieser be-
schlielJt. es in's Feuer zu werfen (143, 4); derselbe Gedanke kehrt
207, 3 wieder, wo ihm der Weinverkäufer nicht einmal einen Schluck
für seinen weinfleckigen uiuraqqd verabfolgen will.
*5 12. Folgen.
Wenn der Orientale einmal beim Zechen ist, so hört er in der
Regel nicht auf, bevor er betrunken ist. „Jeder, der in's Weinhaus
geht", sagt Häfiz 159, 8, „kommt besinnungslos heraus". Vgl. POLAK,
Persien II, S. 269: „Der Orientale trinkt nämlich niemals des W^ohl-
geschmacks wegen Wein, sondern lediglich um sich zu berauschen".
Trunken verlangt Häfiz 296, 10 noch 3, 4 Becher {gäin). Dem be-
rauschten Süfi sitzt seine spitze Mütze {kidäh) schief, trinkt er noch
2 weitere Becher, so gerät der dcstär, die um die kuläJi geschlungene
Turbanbinde, in Unordnung: 318. 9, 517, 9. Die Rosenknospe zer-
reißt ihr Gewand über dem Leibe wie Bezechte3: 44g, 2. Der Be-
trunkene liegt hingefallen im Winkel der Kneipe: 508, 2.
Die Trunkenheit, der Rausch ist inesti: 429, 10, das 550, 3 im
Gegensatz zu hösjäri (Verständigkeit) steht, vgl. 43, 3, 47, 7, 58, 3,
59, 4; synonym von inesti. ist 'ais (Lebensgenuß) 6, lO; beachte auch
mesti-i-sebänc der nächtliche Rausch. Dagegen ist die Wiedergabe
von Xi(J>idr durch Rausch, der man häufig begegnet, unrichtig: X'^^'^dr
ist der Katzenjammer, Kater, wie deutlich z. B. aus 557, 3 hervor-
I Man trug ihn über die Schulter geworfen : 200, 3
^ Vgl. 7, Tl. Nach 6, 9 scheint Häfii unter dem Süfi, gegen den er häufig
polemisiert, den Propheten selbst zu verstehn, wie für diese Stelle auch Sudi zugibt
3 Eine arabische Parallele dazu in meinem Bcdiii>tenlebcn S. 103
68*
10/6 G. Jacob, Das Weinbaus nebst Zubehör nach den Tazelen des Häfiz. [22
geht: „Wenn in der Morgenfrühe der ;if/^wrt'> dir Kopfschmerzen ver-
ursacht". Dem rcng-i-xinnär (der Pein des ///w^r: 386, 8) und belä-
yV-;f//;«rt/- (Heimsuchung des xio'iär: 495,6)' läßt sich ein Iczzet-i-mesü
(Wonne des Rausches: 444, 4) gegenüberstellen. Ob sor-i-seräb
Rausch oder Katzenjammer bedeutet, ist aus 472, 9 nicht zu ersehn.
Auf den bei orientalischen Dichtern häufigen Gedanken, daC» man
den Katzenjammer homöopathisch durch Wein kuriert, nehmen 247, 5,
518. 3> 547, I Bezug.
I Vgl. auch 484, 7
\
%\
Griech. icreic.
Von
H. Hübschmann.
as griechische Wort 6 Kteiq (Gen. Kievög, Acc. Kieva usw.)
,der Kamm' ist nach Georg VON Sabler's Meinung ' aus
*TTKTev<g entstanden und gehört zu lat. pccteu ,Kamm' (mask.),
mit dem es aus einem ursprünglichen Paradigma '^pekt-en-,
*pkt-en-üs usw. entstanden sei. Ebenso urteilten KRETSCI-IMER^
G. Meyer 3, Sommer*, Hirts und andere. So ansprechend diese
Erklärung ist und so sehr sie den Vorzug vor der älteren Zusammen-
stellung von KTei<s mit Eaiveiv ,kämmen' verdiente, so haben doch
einige Gelehrte wie Leo Meyer'' und Schrader^ sie nicht als sicher
anerkannt, und auch ich zweifle daran, dalJ ein Stamm pekten- in der
idg. Ursprache existiert habe. Zunächst steht fest, dali der Begrift'
jkämmen' im Idg. durch die Wurzel pek (nicht pckt) ausgedrückt
wurde, da sich pik findet i) im Griechischen in -rreiKeiv ,kämmen,
scheeren' Od. i8, 316, Hes. Wei-ke 775 (für ireKeiv, TreKeiuev ^), TTÖKog
1 KZ 31 (1892), 275. Die Versuche, ktei^ mit lat. pecteii zu vermitteln, sind
aber schon älter, s. Froehde B. B. \'j, l\iy
2 KZ 31, 415 {*pk(en- nthtn peklen-) 3 Griech. Grammatik ^ (1896) 344
4 Haiidbtich der lat. Laut- und Formenlehre (1902) 402 {^[p)ktens)
5 Ifandbiich der griech. Laut- und Formenlehre (1902) 92 {*J>ktens), 270 {^pktens.
Gen. *pkt^n6s), 379; Derselbe, Ablaut p. 166
6 Handbuch der griech. E/y?n. II (1901), 263
7 Reallexikon der idg. Altertumskunde (1901) 407
8 Leo Meyer, Handbuch II, 478; Schil/.E, Quaestiones epicae 223
107S H. Hübschmann [2
»abgeschorene Wolle*, ueKog usw.S 2) im Litauischen in pcsa'n, peszti
.raufen, rupfen, pflücken', 3) im Iranischen in ossetisch y^?,y/>/, (Sx^.fasun
,kämmen'^ slinvasän ,Kamm* (eigentlich ,Kopf-kämmer'). Von dieser
Wurzel pek wurde ein Präsensstamm -5 pekto-, pektc- gebildet, der im
Griechischen vorliegt in TreKieiv, das nur von Grammatikern überliefert
isf*, und in dem von ireKieiv abgeleiteten s treKTeTv, belegt als TreKieTv
Arist. Vogel 714 und TTeKTOU)uevov Arist. Lys. 685, neben denen die
von pek abzuleitenden Aoristformen eTreSe, TreHajuevii (//. 14, 176) usw.
stehen^, während im Lateinischen der Präsensstamm pect- durchweg
an die Stelle der Wurzel pcc getreten ist: inf. pectcrc, praes. pecto,
part, pex^ls^ aus ""pect-to-s, so daß wir hier das Perfektum pcxi eher
aus *pcct-s-i als aus *pcc-s-l erklären werden. So wird auch das
Substantiv pccten ,Kanim' an Stelle eines älteren ^pcc-cn durch Einfluß
des Yerbums pecto getreten sein. Im Griechischen aber, wo dem
Sprachgefühl gerade der älteren Zeit ttek als Wurzel für den Begrifif
.kämmen' und neKTO- nur als Präsensstamm gelten mußte, ist die
Umwandlung eines Nomens '^rreK-ev in *TreKTev- unwahrscheinlich,
ebenso auch der Verlust des anlautenden TT(e), das doch zu allen
Zeiten an dem Tre- des Verbums ireKuu .kämme' eine natürliche Stütze
hatte. Freilich sieht HlRT^ in dem / von TreKTeuj und lat. pecto kein
Suffix, setzt also pect als Wurzel an, von der lat. pecten und gr. Kieiq
mit Hülfe des Suffixes e)i abgeleitet wären. Von der W'urzel pek
aber, die doch vorhanden war und auch dem lat. pecten zu Grunde
liegen muß, schweigt er und ignoriert damit den Haupteinwand, den
man gegen seine Erklärung erheben muß. Denn ein idg. Suffix ten,
mittelst dessen man pecten von pek ableiten könnte, gab es doch nicht.
Also bleibt HiRT's Auffassung unberechtigt.
L^nter diesen Umständen komme ich auf eine Ansicht zurück,
die ich schon ZDMG 44 (189c), 560 geäußert habe^, nach welcher
gr. KTCi^ ganz von lat. pecten zu trennen und zu einem iranischen
Stamme *san- (oder '".vsan-) ,Kamm' zu stellen ist. Kieis gehört
i Osthoff, Etymol. Parerga I, 215 flg.
2 V. Stackelberg, ZDMG 42, 419; W. Miller, Iran. Grundriß Anhang T, 59
3 Brugmann, Kurze vgl. GraiiiDialili 52 1
t Brugmann, Griech. Grattun.l 295, Leo Meyer a. a. O. 478
5 Kühner-Bläss, Griech. Gramm. II, 179: Brugmann, Gnmdriß II, II 60
6 Veitch, Greek Verbs s. v., Leo Meyer a. a. O. 478
7 Neue, Lat. Formenlehre III, 403 und 548 ** Handhuch 379
9 Unter Zustimmung Horn's, Grundriß der neuj>. Etym. p. 170 Nr. 771
3] Griech. Kxeiq. 10/9
nämlich meiner Ansicht nach /ai den Wörtern, deren kt einem skr.
ks, aw. s oder xs, lat. es entspricht und auf \6.g. kp d. h kp oder ijp
(nach Brugmann's vorläufiger Bezeichnung) zurückgeht, wie z. B. gr.
TeKTUJV (Stamm TtKT-ov-) , Zimmermann' = skr. taksan-, aw. tasaii-
(vgl. lat. texo) auf *tekp-en-, *tekp-on-\ gr. dpKTog ,Bär' = skr. rksas,
aw. ar^sö, lat. ///-j'//j- aus *unsos auf *rkpos\ gr. KTiffK; ,Ansiedlung* =
skr. /^izV«, aw. i///i (vgl. lat. sitiis ,gelegen') auf *kpitis; gr. KTUO|uai
,erwerbe', \(x\\[xo. , Besitz', skr. ksdyati ,herrscht', ksatrdin .Herrschaft',
aw. xsayeitc , vermag', xsad'r^in, ap. xsad"'a/u ,Herrschaft, Reich', np.
sa/ir ,Stadt" (Wrzl. iran. xsä(j')-) auf idg. (jpei^ usw.
Danach kann Kieig, das zunächst aus ''Kjevc, entstanden ist wie eii;
,eins' aus *kv(; = ursp. '^'sej/is oder *sems^ oder wie ion. jx^iq, dor. nr\<;
,]\Ionat' (attisch neugebildet fii'iv) aus ^j/w/is = urspr. mens^\ awi^kpens
oder '^kpens zurückgeführt werden. Aus '^kpens hätte idg. Nom. ^kpes,
Acc. "^kpein (oder */('y><3j-, '^kpöin) = awestisch '*sa, *sam entstehen sollen
(vgl. aw. .aä, zqm: xÖwv ,Erde'; zya, syqin .Winter' = idg. ^ghyös,
^ghyöiit aus "^ghyönis usw., gr. x^^v, lat. hiems), aber so altertümliche
Formen sind nur ausnahmsweise erhalten, da sie fast immer durch
Neubildungen nach Analogie der mehrsilbigen //-Stämme verdrängt
worden sind, vgl. aw. Sg. N. v^r^&mja neben v^r3d'raja, A. vor3Q'rajanJvi
und gaw. Sg. N. vJr^drJmJä BarthoLOMAE, Iran. Grundr. I, 226.
Wir müssen also erwarten, daü die iranische Entsprechung von idg.
*kpe)is sich der Deklination der //-Stämme anschließt, also wie aw.
"^asuia, asjuan^in, asava, asavan<Tni, spä, spämni, altp. '^äsniä, äs?näna?n
= neup. äs man usw. (BARTHOLOMAE a. a. O. 224 — 225) flektiert, d. h.
wir müssen als altp. Nom. *i<^, als Acc. '^sänavi (resp. ""^xsä, '^xsänam)
erwarten. Erwägt man nun, dalj i) anlautendes xs und s im Mittel-
persischen als s erscheint*, daß 2) der Accusativ Singularis der
w-Stämme nach Abfall der Kasusendung die allgemeine Stammform
des Mittelpersischen liefert "^ und dalj 3) im Mittelpersischen das Suffix
ak (neben äk, ik, uk, ök) meist ohne Bedeutungsmodifikation an zahl-
reiche Stämme angetreten ist^ so ergibt sich, dal) aus einem altp.
I JOH. Schmidt, Pluralh. 419 2 Brugmann, Griech. Gra?nm.i 73, 75, 211
3 BrugmAxNN a. a. O. 207 \ Verfasser Peis. Studien 233
5 Verfasser Fers. Studien Il6 Anm. 3; HoRN, Xeiip. Schrißspracke 102; Verf.
Idg. F. X, Anz. 2,2, (np. äsmän .Himmel', daiidJu ,Zahn', sahän , Nacht' = aw. xsapanam,
juvän ,Jüngling' = aw. yuvänJtti etc.)
6 Verf. Fers. Studien 241, HoRN, Xeup. Schriftsprache 173: „Im Phlv. breitete
sich das Suffix [ak) ungeheuer aus und konnte an alle beliebigen konsonantischen
loSo H. Hübschmann, Griech. Kxeic;. [4
Nom. *S(J, Acc. *S(Vm;// usw. im Mittelpersischen der Stamm *sän oder
*stvit7/^' werden sollte, und dieses sänak liegt im Pehlevi wirklich als
sänak ,Kamm' im A. V.N. (s. West, Glossary and Index 174) vor und
ist im Neupersischen lautgesetzlich zu säna^ dem gewöhnlichen Worte
für ,Kamm' geworcjen (dazu auch sänasar .Wiedehopf, eigentlich
,Kamm-kopf'). Nach GEIGER, Lautlehre des Baliici p. 25 ist das Wort
mit der Bedeutung .Pferdestriegel' in das Balücf entlehnt worden als
sänug, das aber mit Dames sänay, resp. sänag zu lesen ist und also
dem phl. sänak vollkommen entspricht, während die echte Balüci-Form
sak lautet (GEIGER a. a, O. p. 5, Nr. 445), die auf den iranischen
Nominativ *sä zurückzugehen scheint'.
Also entspricht np. sän-a vollständig dem gr. Kiei^, Kieva usw.
und geht mit diesem auf einen indogermanischen Stamm *kpen- zurück.
Ob aber das /' dieses Stammes palataler oder velarer Natur (k oder (/)
war, läßt sich nicht entscheiden.
Stämme antreten, ohne deren Bedeutung irgendwie zu verändern", vgl. phl. iä/// =
kämak = altp. Mtna .Wille', neup. iäw und Aäma
I Über die /t-Suffixe im Balüci s. Geiger a. a. O. p. 24. — Zu bal. sa^ vgl. np.
S(7^ ^ phl. sak = medisch OTTOKa = altp. *sa/.-a ,Hund' neben aw. N. s/iä, Acc.
spä7i9m .Hund'
Die Volksszenen aus Hüsen Rahmi's Roman (ciAÄ-t-
Von
Friedrich Giese.
s ist schade, dal-i lIORN's verdienstvolle Geschichte der
türkischen Moderne^ nicht noch zwei Jahre weiter fortge-
führt worden ist, da sie dann einen natürlichen Abschlufi
erreicht hätte. Seit 1903 etwa stockt jede selbständige
literarische Tätigkeit in der Türkei. Aulier Übersetzungen ist auf
dem Gebiete des modernen Romans nichts mehr veröffentlicht worden,
sodaß man mit Recht vom Ende der ersten Periode modernen osma-
nischen Schrifttums sprechen kann. Da nun der Entwicklungsgang
der letzten Jahre fehlt, so erhält der Leser von HoRN's Geschichte
unter diesen Umständen gerade von denjenigen Schriftstellern, die
jetzt allgemein als die bedeutendsten Vertreter der modernen tür-
kischen Literatur gelten, ein falsches Bild, weil er sie nur in ihren
Erstlingswerken kennen lernt. Unter anderen sind hier besonders
Halid Zia, Ahmed Rasim und Hüsen Rahmi zu nennen ^ Letzterer
ist als Künstler ohne Zweifel der schwächste unter ihnen und dürfte
als solcher kaum eine höhere Stufe als ein EuGEN SüE einnehmen^
aber er ist von allen modernen türkischen Schriftstellern derjenige,
der das Volk wirklich in seinen Sitten und seiner Sprache beobachtet
und mit denselben in die Literatur eingeführt hat. Was alles auch
sonst an seinen Werken auszusetzen sein mag, in seinen Schilderungen
des Volkslebens ist er Meister. Man muli solche Stellen mit Türken
1 Die Litteraturen des Osteits in Eijizeldarsiellwtgen IV. B. 2. Teil. Leij^zig 1902
2 So und nicht Rcchmi, wie IIORN angibt, ist auszusprechen
I0i>2 Friedrich Giese [2
und selbst gebildeten, die eigentlich die Berechtigung derartiges in
die Literatur einzAiführen leugnen, gelesen und ihre wohlige Freude
beobachtet haben, um zu erkennen, daß diese Szenen wirklich
Leben sind.
Wenn also irgendwo der von HORN und Jacob ^ angenommene
Einfluß der alten Meddahliteratur auf den modernen türkischen Roman
bewiesen werden sollte, so müßte man solche Stellen bei HüSEX Rahmt
studieren, der dieselben köstlich wiedergibt. Aber auch abgesehen
von diesem literargeschichtlichen Interesse verdienen diese Volksszenen
die ganz besondere Aufmerksamkeit aller Turkologen. In ethno-
graphischer und sprachlicher Beziehung sind sie wahre Fundgruben.
Bei HüRN ist nur sein Roman <^jij^ und ^y^j-^ angeführt, am inter-
essantesten aber natürlich auch am schwierigsten ist v_2>Ux>, von dem
eine Übersetzung und Erklärung demnächst von mir erscheinen wird.
Hier erlaube ich mir die Fachgenossen mit zwei Stellen aus cui^,
die recht bedeutende Schwierigkeiten für das Verständnis enthalten,
bekannt zu machen. Trotzdem dieser Roman vielleicht sein schwäch-
ster ist, bietet er für uns vieles interessante. Er ist für einige Piaster
leicht zu bekommen^, deshalb habe ich den türkischen Text nicht
abgedruckt. Ebenso habe ich aus Raummangel mich möglichster
Kürze befleissigt und vieles übergangen, für das ich auf die oben
genannte Veröffentlichung verweise. Die Übersetzung verfolgt natür-
lich keine künstlerischen Gesichtspunkte, sondern beabsichtigt nur den
recht schweren Text verständlich zu machen.
I.
S. V£ Z. 5 AI Z. 2 V. u.
Während wir beide auf der Straße, ohne zu sprechen, in Nach-
denken versunken gingen, hörten wir fünf bis zehn Schritte hinter
uns eine Stimme: „He, Jünglinge, hört doch meine Lieben!" Wir
1 Cf. Jacob, Vbrlräge türkischer Meddäh's Berlin 1904. S 19: „Die moderne
türkische Novelle dürfte sogar trotz starker französischer Einflüsse zum guten Teil
in der Medddherzählung wurzeln. Mit Recht bemerkt HORN {Gesc/nchte der lürkischen
Moderne S. 12/3), dat Ahmed Midhat bisweilen ganz wie ein gebildeter Medddh,
auch mit den üblichen Zwischenbemerkungen erzähle usw."
2 Ursprünglich in der Zeitschrift ^\>>-s\ als Feuilleton erschienen und dann auch
in Buchform im Verlage derselben Zeitung herausgegeben
3] Die Volksszenen aus Ilüsen Rahmi's Roman CUi-t. IO83
sahen nach der Seite, von der die Stimme kam. Da war eine dicke
Frau von etwa 50 Jahren mit rundem Gesicht, auf deren Schlafen
sich, gleichsam um ihre gewöhnliche Herkunft anzudeuten, ein Pflaster
von Laudanum' von der GrölJe einer Bohne befand. Auf ihre Brauen
hatte sie Augenschwärze aufgelegt, dal) sie wie Kesselhenkel aussahen,
auf dem oberen Teil des Kinnes war, gleich als ob von dem Laudanum
ein schwarzer Fleck abgesprungen sei, ein scheußliches- Mal. Sie
trug ein Kopftuch und einen schmutzigen Mantel -5. Lidem sie einen
Besenstiel unter eine ihrer Achseln stützte, lachte sie uns mit einem
viehischen Grinsen gerade an. Als ich sah, da(i solch ein mit Mutter-
mal, Augenschwärze, Laudanum versehenes Gesicht, von dem man
glauben konnte, dalJ es eben aus der Hand eines gewöhnlichen Malers*
hervorgegangen war, uns anlachte, sagte ich: „Verzeihung tu tüs.
Was will wohl diese ,,Rüküs Hanym'"" von uns:'' „Um Gottcswillen,
sprich leise, du bringst ja jetzt diese Frau in Aufruhr!"' sagte der
Doktor.
Kaum hatte dieses Wunder der Zeit, das zu der Art der Disteln
unter den Evastöchtern gehörte, unser Anhalten bemerkt, als es,
seinen Besen hinter sich herschleppend, mit flatternden Kleidern so-
fort auf uns zulief und mit einer rauhen, dem Gegluckse des Trut-
hahnes gleichenden Stimme sagte: „Ich will mich für Dich opfern',
1 ^>')i ein verdickter, brauner, etwa dem Opiumsaft gleichender Saft wird von
den Frauen aus dem Volke als Heilmittel gegen Kopfschmerzen und auch als Kos-
metlkon gebraucht
2 Es ist natürlich S ^SL^-^c^xj zu lesen
3 Die Frauen aus dem Volke tragen einen großen, gewöhnlich braunen Mantel
<^^ «jjji, der im Gegensatze zur ^^^, der Kleidung der Vornehmen, nicht in den
Hüften durch eine Sclinur zusammengehalten wird, und statt des (3-o-*J'-?. ein am
Rande oft mit Blumen bedrucktes, weil.'^es Kopftuch, das ^^_y^^)')^ Jj^^^.
1 Es ist ^^w>-^.«-;^jJ zu lesen
5 Um vor dem bösen Blick zu schützen, speit man zweimal „tu tu" auf die
Erde. Damit nun durch den Speichel ein etwa in der Nähe des Sprechenden be-
findlicher Geist nicht beschmutzt und beleidigt werde, fügt man zur Warnung ^yC-«j.>
hinzu
o J^^o^y Frauenname, der bei den unteren Volksklassen sehr gebräuchlich ist
und deswegen hier allgemein als Bezeichnung für eine Frau aus dem Volke gebraucht
ist. Ich vermute, daß es ein Deminutiv von i>^^) gespr. yi'ikije ist nach Art der
Deminutiva Memis, Ibii, Alo-s, Fatos usw.
7 Diese Wendung wird heute nur noch von Leuten aus dem Volke im Sinne
von: „bitte recht sehr" gebraucht
1084 Friedrich Giese F^
mein Lieber. Ihr kommt aus dem Mause der Renegaten, eben seid
ilir von dort gekommen, nicht wahr?"'
Der Doktor: ,.Ja wir kommen von dort, es ist dort ein Kranker,
und wir haben ihn besucht." Das Weib: ,.Ja, ja, ich habe auch ge-
sehen, daPj ihr von den Renegaten kamt .... möchte ihr Inneres
sich nach aulJen kehren!' .... na wie dem auch sei, micli geht es
ja jetzt nichts mehr an ... . Ist das Dings da . . . dies alte blasse
Weib immer noch nicht gestorben? . . . Du lieber Gott, Hanym!-
seit wieviel Monaten leidet sie schon! Sie mulj etwas getan haben.
dali sie gar nicht sterben kannV Sie macht nun wohl alles unter
sich. W'as macht das eingebildete* Mädchen mit dem Äußeren einer
Dame? Ach mein Liebling, dem nichts gut genug ists! Lauter Albern-
heiten! . . . Hochmut, Hochmut und lauter Hochmut, na und noch
was! . . . Das Mädchen sagt überhaupt niemandem ein freundliches
Wort^ Wenn sie wenigstens eine Prinzessin 7 wäre. Auf die
Straße geht sie in einem Aufzug! na, wenn ihr das sähet! — In
seidenem Mantel, auf ihrem Hinterteil einen Wulst wie ein Packet,
einen Spitzensonnenschirm — na was kümmert's mich . . . Meiner
Tochter hat ihr Vater noch viel feineres als das alles gekauft . . .
wer neidisch ist, soll vor Neid austrocknen! . . . Ich sage das ja
(= UilA>) nur des Beispiels halber. Seitdem sie in dies Viertel ge-
zogen sind, haben sie niemandem eine Tasse bitteren Kaffee zu
trinken gegeben. Auf den Kaftee verzichte ich schon, aber nicht
1 Gebräuchlicher Fluch
2 Da sie gewohnt ist nur mit Frauen zu reden, so fügt sie auch im Gespräch
mit Männern hier und auch später als Anrede „Hanym" ein
3 Nach der \'olksanschauung ist ein langsamer Tod Strafe für begangene
Sünden
4 Statt ^^^■«^a^lä, das mein Text bietet, ist ^jr-y^^i^ (= ^^--^-t^-oUj' bei S.^^My)
zu lesen, das jemanden bezeichnet, dem nichts recht ist, der an allem etwas aus-
zusetzen hat
5 Dieser Satz läßt sich nicht wörtlich übersetzen. Der Text bietet: ^_5^.' S^
i^yu>\s- d^^\^,^ ^)^- ^'it den ersten "Worten ist ironisch das junge Mädchen ge-
meint. Unter ^>^v*^JLft d^^'^ynM versteht man das, was bei der Filtrierung der Suppe
a^^-^U (deren Zusammensetzung von Samy angegeben wirdj im Sieb zurückbleibt,
auterdem bedeutet S^'^y^i aber auch „prüfend, kritisch ansehen". Daher be-
zeichnet diese scherzhafte Zusammenstellung jemanden, der immer nörgelt, ohne dali
mit ihm selber viel los ist
^ f.>\ J-? Vo-.>..> S^S dS^i bezeichnet einen Egoisten. Kelck hat keinen Sinn
für sich allein
7 In derselben Bedeutung wird auch *-*>'-^ ^\ gebraucht
5] Die V'olksszenen aus Hüsen Rahmi's Roman CUi.i. 1085
einmal eines Grußes sind wir von ihnen teilhaftig geworden. Essen
wir denn Menschen? Wir kommen jeden Morgen mit allen Nachbarn
zusammen, trinken Kaffee, lachen und spielen. Sie gehen nicht unter
die Menschen. Das sind ja keine Nachbarn (eig. das sind Leute, die
nicht die Pflichten der Nachbarn erfüllen). Halt warte! Ich habe
noch was. Was ist der X'^erlobte oder Liebhaber des Mädchens? Es
ist ein junger Mann. Sein Name schwebt mir auf der Zunge. Akyf
oder Atj-f? jedenfalls so was ähnliches. Der arme Kerl! Der junge
Mann trägt andauernd abends und morgens jeden Tag, den Gott
werden lälJt, in seinen Händen zwei fest vollgestopfte Pakete, aber
ihren dunklen, unersättlichen Schlund kann er nicht sättigen ....
Doch was geht es mich an, ich will ja nichts haben (= ich habe kein
Auge darauf geworfen). Wer sein Auge auf andere wirft, soll seins
verlieren. Ich werde ja doch sterben', warum .sollte ich lügen? Auch
mein Alter läl-it mich nicht ohne Dessert ^ deswegen sage ich es
nicht. Aber warum nur gerade für das Mädchen? Doch woran ich
platzen möchte, ist dies: Neulich ging meine Nachbarin, die dicht
neben ihnen wohnt, Serife Hanym, in ihr Haus, um sich eine Kasse-
rolle zu holen; ... sie beschreibt ihre Küche; . . . „Hanym, was gibt's
V
da nicht, was gibt es da nicht aulier Vogelmilch!" sagt sie . . . Cau.s-
trauben wie ein Finger hat sie gesehen! . . . Die Frau saugte
was macht's, gebt ihr doch etwas zu kosten, ihr Verfluchten!.,..
Niemals! Sie lassen niemanden etwas riechen .... Serife sagt: „Seit
einigen Abenden platzt meine Nase vom Geruch von Cotelettes (d. h.
sie dehnt die Nasenlöcher soweit auseinander, um den Geruch auf-
zunehmen, dafi sie fast platzen), durch langen Appetit verliere ich die
Milch"
Die Nachbarin hat ein Recht an uns, mein Sohn! . . Wenn ich
einen Pillav koche, denke ich, sie hat es gerochen und gebe der
Hasibe zu kosten .... Um Gotteswillen 4 mu(i man es sagen . . . Mein
1 <J\.=^(iJS <i^b f^\ ,^_^\ häufiger Ausdruck für „sterben"
2 D. h. er verdient mehr als gerade zum leben nötig ist
3 Es besteht die Anschauung, dat eine Wöchnerin ihre Milch verliert, wenn
sie ihren Appetit nicht stillen kann. Deswegen ist es Gebrauch, dai:> die Nachbarn
einer solchen von ihren Mahlzeiten ihr eine Probe zuschicken, damit sie ihren
Appetit befriedigen kann, wenn sie etwa die Mahlzeit gerochen haben sollte. ,^^Jioj^\
„säugend" fehlt bei Samy
4 D. h. sie sagt es nicht aus Rücksicht auf einen Menschen, sondern auf Gott;
es hat den Sinn: „der Wahrheit gemäß"
Io86 Friedrich Giese [6
Alter tut nie seinen Mund auf und sagt: „warum gibst du es:' ... .
Ich \veir> nur nicht, wovon sie ihr Einkommen haben. lüne feine
I'Vankenfrau bringt dem Mädchen Arbeit paketweise. Sie ist ja eine
elegante Dame', sie arbeitet also auch feine Arbeit ....
Auch meine Safije hat es gelernt. Sie stickt eine solche Stickerei
(s. Samv JU^U), daß die, die sie sehen, sich in die Finger beifJen*.
Meine Tochter ist nicht ein so schwaches, hälJliches Dingj. Wie ein
Stück IVIond ist sie geworden, masallah\'' Vergangene Woche ging
ich mit ihr nach der Schlangenquelle spazieren. Die jungen Männer,
die sie sahen, riefen sich in unserem Rücken gegenseitig z.u : „sieh
die dal' Ihre Bewerber sind unzählig. Es ist mein Kind, sollte ich
mich nicht rühmen: \\'enn Gott will, bekommt sie einen Mann von
guter Herkunft .... Ach ja, junger Mann, da habe ich ja ganz ver-
gessen, was ich sagen wollte. Auf was wäre ich wohl noch ge-
kommen! — Ach ja (= La) der junge Mensch, der Geliebte von dem
Mädchen Dingsda, geht bei ihr aus und ein, ohne mit ihr verheiratet
zu sein .... Ich habe es meinem Alten s^esaet; .... er wird es dem
Imam sagen ? . . . . Ach richtig . . . ich sagte ungetraut, dabei fällt mir
ein, — habt ihr es gehört? — der Pfeifenschlauchhändler Abdullah
hat seine Frau wieder entlassen: das ist die dritte Scheidung; nun
kann er sie nicht mehr heiraten; sie sind zum Kadi gegangen. Ich
weifi nicht, was draus werden wird. Der Kerl ist ein Trunkenbold,,
aber die Frau ist auch nichts wert". . .
Wir sahen, daß, wenn wir der Frau zuhören würden, sie bis zum
Abendgebet nicht schweigen würde. Es war, als ob alle mensch-
lichen Verläumdungen (*!jUJ pl. v. ^^^ fehlt bei Samy), auf einen
Haufen vereinigt, zu einem speienden Vulkan geformt wären und
dann dieser Vulkan diesem Weibe als Mund gegeben sei. Indem
wir sagten: „Fortsetzung folgt!", machten wir uns sogleich aus dem
Staube vor diesem Höllenrachen, von dem man glauben konnte, daCi
er mit seinem Bisse selbst Schlangen und giftiges Gewürm in
Schrecken setzen würde.
" r>tatt <iA_^3'».Ä- ist ^*^ zu lesen
2 Geste des Erstaunens und der Bewunderung
iJ.o^>i kehrt bei H. Rahmi häufig wieder z. B, v_siUaJ pag. 19 Z. 6
Wird hinzugefügt, wenn man von Kindern oder mit ihnen spricht, um sie
vor dem bösen Blick zu sichern
5 ^^J-o^^ (3"^^" ^'2- >'J^'"- Oll'' drehen'- bedeutet „jem. aufmerksam machen"
I
7J Die \'olksszfenen aus Hüsen Ralinii's Roman C^^t-. IO87
Wir hatten kaum ein paar Schritte gemacht, als das Weib einen
Menschen, der das Aussehen eines Milchmannes hatte und aus der
uns gegenüberliegenden StralJe sichtbar wurde, zurief: ,,IIe Halil Aga!"
Während wir vorwärts gingen, eröftnete sich hinter unserem
Rücken folgende Unterhaltung:
H. A. : „Was ist los, alte Gülsüm?'-
Das Weib: „Siehst du die, welche da gehen? da, die da gehen?'
H. A: „Ich sehe, was ist's damit, zwei junge Leute sind's."
Das Weib: „Da! die sind aus dem Hause der Renegaten gekommen.
Weißt du nun auch, woher die Renegaten ihre Einkünfte beziehen?
Da wird Serife heute abend wieder den Bratengeruch ertragen müssen.
Das waren Ärzte, Ärzte I und beide sind schneeweiß wie der Mond
und haben keimende Schnurrbarte. Nicht ohne Grund kann die kranke
Frau nicht sterben. Stirbt wohl ein Mensch in der Hand solcher
Ärzte? Und die Knöpfe des einen brennen wie Wachs' .... W'enn
ich Husten habe, sagt mein Alter, koche tüchtig Leberkraut und
trinke es. Das Gesicht eines Arztes habe ich noch nicht gesehen.
Ach icli bin auch krank geworden, ob sie mich wohl besuchen
werden?' Nachdem das Weib mit dem Ruf: „Ach Freunde, im
Hause der Seele ist Feuer!" hinter uns her aus voller Kehle ge-
schrien hatte, ging sie in das Lied in Higäzmelodie: „Doktor sage,
warum hast du meinen Puls mit der Hand gefühlt?" über.
IL
S. irT Z. 3 — S. ir£ Z. 4.
„Ist es nicht eine Schande, mein Lieber? Nun sind es schon vier
Monate! .... Wann wird die kranke Frau ihre Schulden, die sie bei
mir hat, bezahlen? Wenn sie krepiert, von wem werde ich ihr Geld
bekommen? Wenn ich Zinsen auf das, was mir geschuldet wird,
nähme, selbst dann müßte ich schon auf den Gewinn verzichten und
ich würde gerade mein Kapital wieder gewinnen (zu ergänzen: so
aber mache ich nur Schaden). Ich habe doch nicht den Laden auf-
getan, um die Waren umsonst unter die Kunden zu verstreuen. Auch
ich bin Geschäftsmann. Möge meine Ware verflucht sein und ihnen
in der Kehle stecken bleiben! Ich habe meinen Lehrling hingeschickt^
I Ist mir unklar. Sollte irgend ein Druckfehler vorliegen?
^o8S Friedrich Giese [8
ohne Krfolg; ich bin hingegangen, wieder ohne Erfolg; schliefJlich war
mir die Geduld ausgegangen (eig. ausgebrannt), Bruder! Eben ging
der Sohn der kranken Frau vorüber. Auf seinem Rücken hatte er
einen kostbaren Mantel, und wie geziert ging er!* Wer ihn sah
olaubt, daß sie beim Bakal nicht einmal zehn Para ^ Schulden haben.
Ich packte mit dem Lehrling dort den Jungen, zog ihm seinen Mantel
vom Rücken herunter und behielt ihn. Unter Sträuben ruft er:
..^kleinen Mantel gebe ich nicht.'' Mögen sie ihr Geld bringen und
den Mantel in Empfang nehmen. Wie viel Bakale sind in diesem
Viertel bankrott geworden .... Auch ich . . . .".
Latif laut rufend: „Es ist genug, Kerl, halt den Mund! Sei diesen
Herren dankbar, sonst würde ich dir schon gezeigt haben, was es
heißt, den Mantel vom Rücken des Knaben zu nehmen."
Der Bakal mit einem abscheulichen Lächeln, das Zorn und Spott
auf seinem Gesicht hervorgebracht hatte: „Was wolltest du zeigen ?
das möchte ich doch mal sehen!'
Latif: „Schweig, Kerl, schweig! Hol dein Buch vor für die
Schulden, deren Zinsen und Auslagen du erwähnt hast; wollen sehen,
wie viel Geld du bekommen mußt."
Bakal: „Was willst du sehen, mein Herr? Ich bin ruiniert, ich
bin abgebrannt, vierzig verschiedene Waren hatte ich .... ich hab'
sie verloren" -5.
Unter vielem Reden brachte der Bakal ein altes schwarzes Buch,
das noch fettiger als er selber war, hervor. Inzwischen kam eine
junge, wie eine Bettlerin aussehende Frau mit einem Gefäß '^ in der
Hand herbei. Sie hielt das Gefäß dem Lehrlinge des Bakals hin:
„Lege für zehn Para Reis hinein!" Der Bakal rief, obgleich er
beschäftigt war die Blätter des Buches umzuwenden, seinem Lehr-
linge zu: „Bodos 5, nimm die zehn Para vorher und dann gib den
Reis.'-
Die Frau, welche diese Maßnahme, die dem Lehrling anempfohlen
1 *-"^ = f-~^r ini Lehge-i-osmani ^^ j\^-«X^ j^i
2 lo Para = 41/2 Pf-, bis vor kurzem die kleinste Münze, jetzt gibt es auch
5 Para-Stücke
3 Der Sinn dieses Hin- und Hergeredes ist: „Aus meinem Buche wirst du deut-
lich die Wahrheit meiner Aussage, daß» ich hier Bankrott mache, sehen"
+ (^_5-^'-° f'-»-^- ist das in den türkischen Bädern gebrauchte Mal.">, mit dem das
Wasser auf den Badenden gegossen wird
5 Bodos, urspr. = Paulus, bezeichnet allgemein den anatolischen Griechen
I
9j Die Volksszenen aus Hüsen Kahmi's Roman CUi^. 1089
war, gehört hatte, sagte frech lachend, als ob ihr eine Gefälligkeit
erwiesen wäre: „He, Bakal! . . werde ich dir etwa weglaufen? Da
nimm die zehn Para. Was ich neulich tat, war SpalJ."
Bakal: „Gegen Spali sage ich nichts, aber heute habe ich keine
Zeit zum spafien. Gib dem Kaufmann eine Hand voll Lire, und hier
verkaufe diesen Reis für zehn Para. Mit solchen Seltsamkeiten des
Lebens habe zu tuni'".
Die Frau: „Undankbarer Kerl! Mögest du blind und lahm werden!
Hast du die Tage vergessen, da ich Geschäfte um zwei bis drei
Piaster mit dir machte?"
Bakal: „Dein Fluch möge dich treffen, da seht euch die an!
Für das Ol, das sie vor drei Monaten für zwei Piaster gekauft hat,
verkauft sie mir heute hier^ Prahlereien!"
Der Bakal, auf eine der Seiten des Heftes, die er umwandte, mit
der Faust schlagend: „Da ist die Rechnung des Josmaoglu, seit drei
Monaten steht sie andauernd. Na, mein Lieber, diese Schönheit3 soll
mir kein Kopfzerbrechen machen, wenn sie mir nur erst das Geld
bezahlt hat."
Nachdem der Lehrling die zehn Para genommen und in das Ge-
fä(i mit den Fingerspitzen einen Griff Reis gelegt hatte, hielt er es
der Frau hin. Die Frau fing an zu schreien:
„Was, fürchtest du dich nicht vor Gott den Reis, ohne abzu-
wiegen, zu geben, während du ein so großes Zehn-Parastück genom-
men hast?"
Bakal: ,,Das ist kein Kunde sondern ein Quäler, — ein Herz-
verwüster, der meinen Laden ruiniert. Bodos, wiege ab! Lege es auf
die große Wage und wiege es ab! Kenne ich etwa das nicht, was
1 Unter ^^^ versteht man die Ereignisse, deren Eintreten in der göttlichen
Weltordnung für den Menschen unbegreiflich sind. In allen den Fällen, in denen
das Böse den Sieg über das Gute davonträgt, tröstet man sich mit den Worten:
j> ^ i_^*'>^ «i^yUl. So ist es auch für den Bakal ein Rätsel, daß er dem
GrolJkaufmann (^'•^^^ im Gegensatz zum (J'J^) soviel Goldstücke für seinen Reis
bezahlen und ihn dann in diesem Viertel zu so geringen Summen verhökern muß.
Mit dem Imp. redet er sich selber an cfr. S. 1090, Z. 22. \y'^ das türkische Pfund,
etwa iS M.
2 i> ^_yX:^^^ ist zwischen Kommata stehend zu denken. Es wird häufig in
der Volkssprache sogar zwischen Verbum und Objekt gestellt, z. B. a/da, gel, bunu.
An unserer Stelle hat es etwa den Sinn von „hier"
3 Yosma bedeutet „schön". Das Wortspiel läßt sich im Deutschen nicht
wiedergeben
Nöldeke-Festschrift. gn
1090 Friedrich Giese [lO
du ein großes Zehn-Parastück nennst? Für ein Zehn-Parastück ver-
langt sie einen Sack Reis;* Was sie will, ist mir unverständlich."
Nachdem Bodos für zehn Para Reis auf der großen Wage ab-
gewogen und von dem vorher gegebenen fast die Hälfte weg-
genommen hatte, bricht zwischen ihnen, während er den Rest (aus
der Wagschale) in die Tasse schüttet und sie der Frau hinhält, ein
Höllenspektakel los.
Die Frau rief aus: ,. Unbilliger Kerl, da. nimm deinen Reis und
gib die zehn Paral"
Bakal (zum Lehrling): „Gib die zehn Para, ich hab' es nun end-
lich satt."
Während Bodos mit der einen Hand der Frau die zehn Para
gibt und mit der anderen bemüht ist die Tasse zu nehmen, und
während die Frau, nachdem sie die zehn Para in die Hand genommen
hat, mit dem Lehrling an der Tasse zerrt, fällt die Hälfte Reis auf
die Erde, und als sie anfängt unter Lachen als Siegerin mit dem ge-
ringen Teil, der in der Tasse bleibt, wegzulaufen, sagt der Bakal:
„Ich sagte es dochl Sie werden mich bankrott machen, mich wird
noch eines Tages der Schlag rühren. Da sieh den Reis an, der auf
der Erde liegt. Wenn es noch gewöhnlicher Reis^ wäre, schadete
es nicht. Mögest du blind sein! Bester Reis, primae Reis. Bring
deine beste Ware hierher, und dann erlebe so etwas Gemeines ■* . . .
(Zum Lehrling) Bodos versinke in die Erde! Was siehst du mich
so verwirrt anrs Die Frau hat uns eine Tasse voll Reis genommen
und ist damit weggelaufen. . . . Wenn sie uns den Laden wegtrügen °,
würdest du mich dann auch fortwährend wie ein Verrückter ansehen?
Sieh einer den Esel an, er steht immer noch da! ... . He, Junge,
wenn du wenigstens der Frau nachliefest!"
Nachdem der Lehrling sich angeschickt hatte hinter dem Weibe
herzulaufen, wandte der Bakal uns sein Gesicht, das vor Zorn ganz
grau geworden war, zu:
„Da hab' ich's gefunden, die Rechnung der kranken Frau hab'
ich gefunden. Dreihundert Dramm Fett, eine halbe Okka Stärke,
1 v^^V* ist die anatolische Form für ^^j» bei Samy «sac tresse en feuilles de
dattier et dans lequel on met du riz»
2 Cfr. Samy ^)y^ ^f^ charbon etc. pris par hasard, non choisi
j ib\ dialekt. für ,^\ 4 Cfr. S. 1089, Anm. I
5 y^lJ>L> dialekt. für "-^^j^ci^Li 6 J^d^^jj^ dialekt. für j^d^Mijit^
1 1] Die \'olksszenen aus Hüsen Rahmi's Roman CUä*. IO91
fünfzig Dramm Nudeln', hundert Dramm Öl (usw. lesend) da, da,
sieh doch die Summe an, die es für sie macht, .... ich sagte es ja:
ich bin ruiniert, .... die Hälfte- meines Kapitals hat dieses Weib
gestohlen. . . . Siebenundzwanzig Okka Holz, Zucker, Salz, Käse, seit
drei Monaten haben sie sich andauernd von mir ernähren lassen."
Als ich siebenundzwanzig Okka Holz hörte, fragte ich Latif
Effendi:
„Was ist das mit diesem Holz, Bruder? Verkauft ein Bakal Holz?
und wird das Holz okkaweise verkauft?"
Latif: ,Ja Bruder, hier verkauft der Bakal Holz und zwar okka-
weise, das Ceki bringt er auf fünfzig Piaster."
Bakal: „Da sieh mal, was du schwatzest! Wenn ich an diesem
Holz zehn Para gewönne, so will ich die Folgen tragen. Am Landungs-
platz kaufe ich prima Holz für zwanzig, für fünfundzwanzig lasse ich
es hierherbringen, nachdem ich es so fein wie Gartenstangen habe
spalten und es völlig austrocknen lassen, verkaufe ich Holz für vierzig
und sechzig Para. Das Ceki, das am Landungsplatz gebraucht wird,
stimmt nicht mit unserem Kantar überein. . , So, nun sag' einmal, wo
da mein Gewinn herkommen soll!"
Latif: „Mach' nicht viele Worte, sage die Summe, wollen sehen,
wieviel Piaster es macht."
Bakal: „Das werde ich nicht sagen, das Buch wird es sagen,
ich nehme nicht ungerecht erworbene zehn Para. Da komm, sieh
dir's einmal 5 selbst an, da siehst du?"* Zweiundfünfzig Piaster zwanzig
Para."
Latif bezahlte die Forderung des Bakals, und nachdem er auf-
getragen hatte den Mantel des Jungen mit dem Lehriinge nach Hause
zu schicken, verlieljen wir den Laden.
I <!>o,j4yiö vulgär für A.i jäXÖ ; s>Lu> = fett 2 ^^^^^^ vulgär für j^^^-^aj
3 eJ>?.r? anat. = Sj^j->, cfr. im Azerbaiganischen iki jol üc alty eler 2X3 = 6
bei FoY: Azcrhajgamsche Studien. Mitteilungen d. Sem. f. Orient. .Sprarhen Jahrg. VII.
Berlin. 1904. S. 230 4 «^^^.ji^^ dialekt. für cJIa^j^j,^^
69*
Ägyptisches Sprachgut in den aus Ägypten
stammenden aramäischen Urkunden der Perserzeit'.
Von
"Wilhelm Spiegelberg.
ie ägyptischen Eigennamen — denn um diese handelt es
sich bei dem obigen Thema in erster Linie — sind dem
/; Orientalisten, welcher sich mit den aramäischen Inschriften
und Papyri beschäftigt, ebenso unerfreuliche Fremdlinge
auf seinem Eigengebiet, wie sie es dem griechischen Papyrologen
sind. In beiden Fällen ist der Agyptologe der berufene Dolmetsch.
So zeigt denn auch der zweite Band^ des Corpus Inscriptioimm
Semiticanun, in welchem das hier behandelte Material vereinigt ist,
überall die Spuren ägyptologischer Mitarbeit, die im wesentlichen
durch MaSPERO geleistet worden ist, und zwar so gut, wie es vor
etwa 20 Jahren nur möglich war. In den letzten beiden Jahrzehnten
hat sich aber, nicht zuletzt durch die Übertragung der Methode der
orientalistischen Philologie auf die Ägyptologie 3, die ägyptische Laut-
lehre so wesentlich entwickelt, daß es an der Zeit ist, die früheren
Identifikationen nachzuprüfen und die ungelösten Rätsel auf's neue in
Angriff zu nehmen.
1 Nach dem Abschluß dieser Arbeit (30/1. 1905) hat mir Herr SayCE (6/6. I905)
in freundlichster Weise die ägyptischen Namen des aus der Zeit des Xerxes, Arta-
xerxes und Darius I datierenden aramäischen Papyri Mond mitgeteilt. Da ich das
ganze Mskr. nicht umarbeiten konnte, habe ich mir so geholfen, da(J ich die neuen
Namen teils eingefügt, teils in einem besonderen A)ihanj^ VI nachgetragen habe
2 Auf ihn beziehen sich die Zahlen der Zitate. Kepert. ist das Repertoire
d'epigraphie seinitiqite, das seit 1900 erscheint
3 Es ist wohl den wenigsten Agyptologen bekannt, dalö der erste, welcher
1094 Wilhelm Spiegelberg [2
Die besondere Schwierigkeit der Aufgabe kann nicht genug be-
tont werden. Es handelt sich darum, in aramäischer Schrift vokal-
los umschriebene ägyptische Wörter auf ihr ägyptisches Prototyp
zurückzuführen, von dem wir auch nicht mehr als das Konsonanten-
gerippe kennen. Nur griechische Transkriptionen oder die späten
koptischen Derivate — um die wichtigsten Hülfsmittel zu nennen —
können uns von dem alten Vokalismus eine ungefähre Vorstellung
geben. Daraus wird ohne weiteres klar, daß wir bei den Identi-
fikationen mit äußerster Vorsicht verfahren müssen.
Zunächst muß die Lesung des betreftenden Wortes über jeden
Zweifel erhaben sein, Sicheres und Unsicheres muß auf das schärfste
geschieden sein. In dieser Hinsicht haben sich weder die Lesungen
des Corpus noch die Zusammenstellung in LlDZBARSKi's vortrefflichem
Handbuch, nach welchem ich das Material zunächst gesammelt habe,
als ganz zuverlässig erwiesen. Ich kann daher JULIUS EüTiNG gar
nicht dankbar genug sein, daß er durch die Nachprüfung des mir
von ihm vorgelegten Materials meiner Arbeit eine solide Grundlage
verschafft hat^
Ferner ist es von größter Wichtigkeit, festzustellen, ob ein Name
mit Sicherheit als semitisch gedeutet werden kann. Denn in diesem
Fall hat der Ägyptolog natürlich zu schweigen. Ich bin dabei in
den weitaus meisten Fällen Lidzbarski gefolgt und habe in keinem
Fall als ägyptisch gedeutet, was als semitisch nicht bezweifelt werden
kann. Also erst wenn die Lesung und der unsemitische Charakter
eines Namens gesichert war, bin ich an die Bestimmung gegangen.
Auch hier habe ich die „Beschränkung" als Leitmotiv gewählt, und
zwar in doppelter Weise. Wenn man durch eine mechanische Um-
schrift des aramäischen Konsonantenbestandes einen ägyptischen
Eigennamen rekonstruiert, so ist damit m. E. wenig gewonnen. Denn
es ist noch erforderlich, daß dieser Name entweder wirklich ägyptisch
hieroglyphisch geschriebene Wörter ohne Ergänzung der Vokale transkribierte, der
Orientalist war, dessen Ehrung diese Festschrift gilt. Theodor Nöi.deke hat in der
Zeitschrift für ägyptische Sprache 1877 S. IC drei geographische Ortsnamen konsonan-
tisch mit den entsprechenden hebräischen Buchstaben umschrieben und damit die
heute verbreitetste ägyptologische Transkriptionsmethode inauguriert
I Wo man also auf Grund der Transkriptionen des Corpus Eigennamen ver-
mif't, handelt es sich um falsche oder unsichere Lesungen. In den von mir auf-
genommenen Namen ist Unsicheres in der üblichen Weise durch übergesetzte Punkte
gekennzeichnet worden
3] Ägypt. Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. IO95
belegt oder doch in den wesentlichen Bestandteilen seiner Bildune
als bekannt erwiesen wird. Vor allen Dingen aber — und das ist
die zweite Beschränkung, die ich nirgends betont gesehen habe —
muß der Name in der Zeit nachgewiesen werden, aus
welcher die aramäische Quelle stammt, also in der so-
genannten „Spätzeit" (etwa 700 — 300 v. Chr.). Genauer ge-
nommen würde nur die Zeit der Perserherrschaft (525 — 323) in Frage
kommen, da ja die in Ägypten gefundenen aramäischen Urkunden
sämtlich oder doch in ihrer weitaus überwiegenden Mehrheit dieser
Zeit angehörend Da aber, so weit ich beobachtet habe, das Ono-
mastikon der Perserzeit dieselben Züge trägt wie das der „Spätzeit",
so habe ich mich berechtigt geglaubt, mit dem Material der letzteren
größeren Periode arbeiten zu dürfen. Eine ideale Forderung, die
aber zurzeit noch nicht erfüllt werden kann, wäre nun weiter eine
lokale Berücksichtigung der Namen. Die aramäischen Inschriften und
Papyri stammen fast sämtlich aus Memphis oder aus Elephantine, ^
so daß man gerade das ägyptische Onomastikon dieser beiden Orte
zur Perserzeit im besonderen in's Auge fassen sollte. Für die Insel
Elephantine fehlt es zurzeit noch an Material, aber die Serapeums-
stelen von Memphis liefern doch für diese Stadt um die genannte
Periode ein gutes Namenmaterial. Ich habe daher durch ein (Serap.)
angedeutet, wo diese letztere Bedingung bei einem Namen erfüllt
war, und dabei das von Chassinat {Recueil de travaiix XXI und
den folgenden Bänden) veröffentlichte Material benutzt. Wo zu den
betreffenden ägyptischen Namen kein besonderes Zitat gesetzt ist,
findet man den Nachweis in Lieblein's Namenvvörterbuch, dagegen
deutet ein Stern '•■ \'or dem Namen an, daß derselbe von mir nach
Analogie einer anderen bekannten Bildung hergestellt worden ist.
Ein (Masp.) hinter der Übersetzung des n. pr. bedeutet, daß derselbe
bereits von Maspero richtig gedeutet worden ist, ein Fragezeichen
vor dem aramäischen Namen, daß die von mir vorgeschlagene Deu-
tung nicht ganz sicher ist. Auch für die am Schluß des Aufsatzes
gegebene Lautübersicht ist die Scheidung zwischen sicheren und
unsicheren Gleichungen scharf eingehalten worden.
1 Vgl. die für diese Datierung grundlegende Arbeit von Clermont-Ganneau :
Orighie perse des moHiimcnls ammeens d'Egyple [Rez\ air/i. 1878 u. 1879) durch die
neueren und neuesten (s. oben) Funde ist Cl.-Ganneau's Ansicht nur bestätigt worden
2 Vgl. dazu Spiegelberg: 0. L. Z. 1905 S. ii; W. Max Müller: ib. 1905 S. 36
1096 Wilhelm Spiegelberg [4
I. Personennamen.
Der im Verhältnis zu meinem Thema knapp bemessene Raum
zwingt mich dazu, die lautliche und sonstige Begründung der Gleichungen
kürzer zu geben, als es wünschenswert wäre'. Ich habe daher
die alten, allgemein anerkannten, von Maspero bereits richtig be-
stimmten Namen in der Regel nicht näher besprochen, und verweise
im allgemeinen für den lautlichen Teil der Gleichungen auf die am
Schluß dieser Arbeit gegebene Übersicht der lautlichen Korre-
spondenzen. Da wohl nur wenigen Semitisten die Bildungselemente
ägyptischer Eigennamen geläufig sind, so will ich einige allgemeine
Bemerkungen über die theophoren Eigennamen vorausschicken.
Ich habe ihre Bildungselemente in meiner Transkription durch ein
^laqqeph (") geschieden.
A. Präfixe.
a) "Dfc< mit folgendem Götternamen
= 1 HS (vokalisiert ^fis) * „gehörig zu" in dem Sinne von „Diener
eines Gottes''. Dieses veraltete Bildungselement ist auch in den
Namen der „Spätzeit" noch sehr häufig. Lautlich ist zu bemerken,
datj das nach dem Abfall des u^ übrig bleibende s sich mit dem
folgenden Konsonanten zu einer Doppelkonsonanz verbindet, vor der
ein S prostheticum tritt. Auch in den griechischen Transkriptionen
zeigt sich dieses gelegentlich, so in 'EcrßevötiTi^ neben Zjuevörig, in
'Eainivig neben Z|aiviq. Dieser Vorschlagsvokal liegt gewiß auch der
späten Schreibung des männl. n. pr. [ 1 Q J] ^s-Pth (Serap. 85 —
Dyn. XXVI) zugrunde, die eine lautliche Schreibung des alten
^ 9 Ns-Pth enthält. Auch das alttestamentl. niDfc<, falls man die
eine der lautlich völlig einwandfreien Erklärungen gelten lassen will*,
gibt den Hilfsvokal vor der Doppelkonsonanz durch N wieder, denn
I \Veitere Gesichtspunkte für die Bildung der Eigennamen gewinnt man durch
eine Vergleichung von Nöldeke's grundlegenden und klaren Ausführungen in Cheyne's
Dici. of the ßible, sub voce ,,iiames" S. 32718".
* Aus älterem iij-hv entstanden (Erman: Gram. S 152)
5 Siehe Spiegelberg: Demot. Studien I S. 42
4 Vgl. dazu Spiegelberg: Randglossen zum Alten 7'estameut S. 18
5] '"^gypt- Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. IO97"
JliD« entspricht lautlich genau 1 J) Ns-N{j)t „der Göttin Neit
gehörig". Die Bildung liegt in no. i, 2, 3, 94. 95' vor.
b) "S = HA „der von".
In no. 26 und 38 in Verbindung mit Götternamen, in no. 39 mit
Ortsnamen ^
c) "D = TA „die von", das Fem. des vorigen.
In 48 und 49 vor Götternamen.
d) "tas mit folgendem Gottesnamen:
P-dj TTexe- „der, welchen (Gott N.) gibt" 3 in no. 27—30,.
31 (r). 32-36. —
e) "tan mit folgendem Gottesnamen:
T-dj Teie- „die, welche (Gott N.) gibt". Fem. zu dem
vorigen in no. 50.
f) r"i"t2S mit folgendem Gottesnamen:
= r.f^^N^ P-dj-n{j)- „der, welchen mir Gott (N) gibt" in no. 32 a.
B. Andere Bildungen.
a) Namen von Göttern *
no. 4. 8. II. I2(?).
b) Dr
= N.-wd „Gott N. ist heil (o, ä.)" in no. lO.
c) )»-
=- N.-mn{j)^ „Gott N. ist fest" (oder „bleibt"). Griech. \xr\v-
(z. B. loKiafivig „Sobk bleibt" in no. 9. 13 (?) !;(?).
d) -my
= <nh-N. „es lebt Gott N." Vgl. 'AyxiJucpKS, 'ATX0piM9i<S in no. 19 (r).
20. 21. 22 (r).
e) rfD^tar
1 Die Lesung eines weiteren Namens, den man hierherziehen möchte, DltD~DN^
ist ganz unsicher
2 Vgl. dazu Spiegelberg: Demot. Sludien I S. 27 3 Ib. Seite 30
4 Vgl. dazu jetzt E. Lew: Über die theophoren Personennamen der alten Ägypter
zur Zeit des neuen Reiches. Dissertation S. 6 S ^
5 Pseudopaitizipium
1098
Wilhelm Spiegelberg
[6
= J^' ( ^ N- f'i^j-s{w) ^ „Gott N. ist es, der ihn ge-
geben hat". Wie das Suffix szv zeigt, kann die vorhergehende Verbal-
forni nicht Infinitiv — in dem Fall müßte 2^^=>_ f stehen — sondern
nur Partizipium sein. Ich glaube daher, dal-i wir eine Partizipialform
von rdj vor uns haben, vermutlich das Partiz. pcrf.^ activi. Wir
kennen dieses Bildungselement auch aus griechischen Transkriptionen
Wie AjaupTaio^, A|uovopTai(Ti(5. AjaovGpuTiog ( ^ ^
iiiii-
'rdj-s{iu) „Amon ist es, der ihn gegeben hat", wofür wir auch die
griechische Übersetzung 'AjujauuvööOToq besitzen 3. Vgl. ferner GoTop-
TaiO(; „Thüt ist es, der ihn gegeben hat". Auch eine keilschriftliche
Wiedergabe (um 66-j v. Chr.) dieser theophoren Bildung ist in '"Ip-ti-
har-ti-e-su = _ ^ l ^ „Ptah ist es, der ihn gegeben hat"'^
erhalten.
Ol.
In no. 6.
f) :-io-N-ty
Falls die unter no. 46 gegebene Deutung richtig ist, die in der
Spätzeit häufige Bildung
L=J
N.
^
tij N. 'm-w {:K\ N. ui loov)
essanten Lautvariante
wo
.,Gott N. faßt sie". Außer dem unten mitgeteilten Namen zitiere ich
ü ^^ ,,, C-^^^- 12/22) „Isis ergreift sie" mit der inter-
und (C^ ^ „ r
öuoov durch ;// + mza (lioot „Wasser") geschrieben ist. Ferner
AAA/\AA I
AAAAAA
L^
„Onuris faßt sie" (Rec. 6/133), Q^^. ^
[]|^i (A.Z. 1887 S. 13) „Mendes faßt sie" und
anderes mehr.
Neben diesen rein ägyptischen theophoren Bildungen stehen nun
auch vereinzelte hybride, in welchen der Gottesname mit einem semi-
tischen Wort zusammengesetzt ist, so ]ni"l32n (N. 1 162 § 2), ein n. pr.,
' Zu dem 'v ^^ beachte die unten mitgeteilte keilschriftliche Wiedergal)e
2 Vgl. die Schreibung (Sethe: lerdum II, 857) im .1/. A'. — Zu der
A a
Lesung von rdJ s. Calice {J. Z. XXXIX S. 75) und Sethe (ib. S. 130)
3 PiETSCHMAN.N in Ä Z. XXXI S. 124 und Hess ib. XXX S. 120
4 Steindorff: Beiträge zur Assyriologie I .S. 352
5 Vgl. dazu die Verbindungen von Xtü in MICPO.V, XIOVA etc.
%
\
7] '"^Sypt- Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. IO99
welches genau dem ägypt. Dliri'tSS (no. 29) entspricht, und l'?ö"1DS
^55 ^^4' „Osiris ist Konig".
sie
i) DUrroS n. pr. masc.
155 A 2 = I f)^. ^ Ns-htun „dem Gott Chnum gehörig''.
Chnum ist der Gott der Insel Elephantine, auf der das betreffende
Ostrakon gefunden worden ist. Da das n. pr. männlich^ ist, so wird
damit M.vspero's Deutung unmöglich.
2) |?2"CX n. pr. masc.
13S A I =^^^V§i Ns-M{j)n „dem Gott Min gehörig".
Griech. Zjuiviq, 'E(T|Laviq. — MaSPERO's Deutung aus denselben Gründen
unmöglich.
3) nJ2"DX n. pr. masc.
155 A I B I = "n \\ J) Xs-M{zvy „der Göiün Mut gehörig". —
Zu Maspero's Deutung s. oben.
4) "ISillDH n. pr. masc.
155 B 5 =' A^^V^rWsjr-WniMifrizv) d. i. Osiris mit dem
Beinamen gütiges Wesen 3, Dieser Osirisname, der als ovGepoveiKVßpß
aus dem koptischen Zauberpapyrus zu Paris {/i. Z. 1883 S. 104) be-
kannt ist, ist als n. pr. zwar nicht nachweisbar, wird aber gewiß
existiert haben. So gibt es einen Eigennamen \\ -^^ I „Hortis-
Wn{u)-?ifr", der eine Horusform bezeichnet, und Wn-nfnu allein ist mehr-
fach ^ zu belegen. Maspero's Erklärung „Osiris ist gut" ist lautlich
unmöglich. Sie berücksichtigt nicht das "l vor dem i und nimmt an,
daf-i das /• der tonlosen Silbe von n^ßr (iK)Vt|ü), das sicher in der
Spätzeit abgefallen war, durch 1 wiedergegeben worden sei. Dafi es
auch in den aramäischen Transkriptionen nicht mehr als ;- gewertet
wurde, zeigen die Namen ^3i"in"2j; und f]nnD3"t32. Daß das /- in dem
obigen Namen durch das folgende zu geschützt war, zeigen sowohl
1 Vgl. IDN'S'jtt LlDZBARSKI S. 3IO
2 Es wäre wenigstens seltsam, wenn die sämtlichen in 155 genannten Leute
Frauen sein sollten
3 Die Übersetzung von wiDi-nj'r wird so kaum richtig sein, doch hat Plutarch:
De Iside et Osiride, Cap. 42, "Ojacpiq {= lVnn->ifr(!o)) als eüepY^TH^ erklärt
4 A. Z. 93,84 und 'Apovvu)(ppi<; Dem. Studien I 5* no. 20
5 Z. B. Serap. 23. 32. 128, Spiegelberg, Demot. Studien I, 20* no. 145
IIOO Wilhelm Spiegelberg [8
die griechischen Transkriptionen "OvvüjqppK; wie die koptische
Wiedergabe.
5) : ni2 n. pr. masc.
123, I. 3. .\g3'ptisch?
6) ?b^DT2n n. pr. masc.
138 B I. 3—4. Nach EUTING ist an beiden Stellen 3 sicher,
3 kaum möglich. Wenn man berücksichtigt, daß Z. i dem Bruch
des Scherbens folgend stark nach unten läuft, so kann man hier 1 statt
\ lesen, während die Zerstörung in Z. 4 keinerlei Entscheidung zu-
läßt. Demnach liegt allem Anschein nach die in der „Spätzeit" so
häufige Bildung vor, über die ich oben gesprochen habe. Folglich
ist Sn ein Gottesnamen und gewiß derselbe, der in den folgenden
Namen der Spätzeit zu belegen ist [x j ^^^ (Rec. XXV, 56)
Hk-m-s^-f var. ö J^- ^^^^ {Annales du Service ^/y^ ff. — Perser-
zeit) oder X v=^ W^ (Serap. 151 — Perserzeit) vorliegt. Über
das W^esen dieses Gottes ist nichts Näheres bekannt, doch wissen
wir aus L. D. III 276, daß er in der Saitenzeit u. a. in Memphis
einen Kult hatte. Vielleicht ist dieser Gott die personifizierte magische
Kraft, die den Göttern eigen ist und hki heißt. (Vgl. dazu ErmaN:
Aegypt. Religion S. 162).
7) ?t<iDn n. pr. masc.
122 b, — Der ägyptische Name des ''^DDN.
8) Din n. pr. masc.
148, 6 = Hnsiccv) ^youc^ „Gott Chons" (Masp.), s. Lieblein : Index.
sie
9) |D"^2n n. pr. masc.
147 B 16. — Durch die Lesung EuTiNG's (] statt 1) liegt die
Gleichsetzung mit H'p{j)-mn ('• 2Arii-unij) „der Apis ist fest" auf der
Hand. Das n. pr. ist in den Serapeumsstelen häufig (z. B. no 31.
114. 142. 155 U.S.). Für das Demotische (Ptolemäerzeit) zitiere ich
Pap. Straßburg 8.
10) ^tann n. pr. masc
147 B 10 = y\ \^ \ ^ Hr-zudS (Serap. passim), „Horus ist
heil" 'ApuduTiiq. — Vgl. dazu SpiegeLüERG: Deinot. Studien I 6* no 17.
^ In riA^yoiio
2 An sich ist nicht ausgeschlossen, dalJ noch ein oder mehrere Buchstaben
folgten. Doch spricht die hier gegebene Deutung für die Vollständigkeit des Namens
9] ''^ftypt- ■'^prachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. I lOI
ii) ^nn—in n. pr. masc.
140. — Auf dem Siegel steht die ältere (r) Form '-^ ^ Jrljr
Hr-ii-hb „Uorus im (?) ' Papyrussumpf'. Die aramäische Transkription
zeigt indessen die jüngere (r) Adjektivbildung Hr-Jibj „Horus, der zum
Sumpf gehört" ebenso wie das griechische 'Apxnßi?^ (Pap. Lond.),
'ApxTßi(5 (P. Amh. II). Dazu stimmt die spätägyptische Schreibung
^=^^J u/ ^^^" (^^'''^P^"'" 23. 92. 140).
12) rS^mn n. pr. masc.
138 B 3. Wahrscheinlich = C^ ^ JM S\^ ^^'^*'' Vs
"VJ^^ ^) Hr-{ii)-ti-l?{zvyii „Horus des Baumes (luo)^ Andere
Schreibungen dieses Namens sind v^cr^:^ in [F ^ Hr-db und
^^v J u/ ^'''^^- ^'^ griechische Wiedergabe ist vermutlich 'Apißiiuig
(LetronnE: Rcc. des iiiscr. grccqncs et latincs de VEgypte I 99).
13) ?]0-"lD n. pr. masc.
138 A 8. — Maspero zieht einen seltenen in der „Spätzeit" nicht
mehr belegbaren Namen heran. Vielleicht = '-^ "felj ) M?»
i Ü) - " - AAAAAA
Ki-nin „der Stier (eines Gottes) ist fest (bleibt)," eine Bildung wie
]D''Sn (no. 9). "ID kö würde die Vokalisation von ki zeigen, die durch
NeKUj<j, Ko-TTpiicg, Ko-vouqpi<; bekannt ist. ki als Gottesname auch in
den theophoren n, pr. ^^^. ' KB-in-sB-s{CAVAKY: Mon.XXNl),
und K^-ins (LiEBLElN).
14) r3i^.."2 n. pr. masc.
148, 2. — In dem n. pr. könnte der Name des Gottes Gb (Kriß)
stecken.
15) -y^l n. pr. masc.
154,6.
1 // wohl = fii gebraucht
2 Siehe dazu Sethe: A.Z. XXX S. li3fT. und bei Fauly-Wissowa unter
Chenibis (2232). — ^bj ist X^|a|Hi(;, der Geburtsort des Horus. — Eine nähere laut-
liche Begründung gebe ich in no. 97 meiner Varia [Keciieil igo6)
3 Recueil XXV S. 194 Z. I. 7. 17
4 Zu dem Namen vergl. 'Ir-tn-sn-ut „Horus der Bäume". Steindorff: Beiträge
zur Assyriologie I S. 353 S Recueil 9/48
6 TiEHL: Inscr. hihogl. I 78 und Text S. 68 A. i, Lieblein 1324
7 I oder 2 Buchstaben fehlen
1 102 Wilhelm Spiegelberg [lO
i6) :-w22TJ:2i n. pr. niasc.
154,6.
17) r]ö"1D 11. pr. masc.
154, 5. — Etwa I • ^ SJii{j)-!iiii „der König ist
fest (bleibt)"? Aus dem Gottesnamen 'A)LiovpaauuvTnp ist die Aus-
sprache -(Tuu- für 1 bekannt.
18) rinOD n. pr. masc.
148, 4. — Das Prototyp des n. pr. I|lijito {Archiv für Papyrus-
künde 1/405), an welches ich einen Augenblick dachte, steckt nicht
darin. Das mülite ein « vor der Doppelkonsonanz (also '■■ IHttD«) haben.
Eher könnte man an '1% (oder 1 ^ 1\ ^""^^ sw-üTwr
,,er (der König) ist bei ihnen" denken. Aber ich kann den Namen
nicht nachweisen.
ig) :^2iin(i')y n. pr. masc.
"^^A üT '''li'^^'~'^ß' )>es lebt der gute
Horus" Hr-nfr ist nomen divinum wie in TTeTe-apvoOqpi(j, WiLCKEN:
Ostraka (Index). — Der von mir vorausgesetzte Abfall des einen n
(statt ^Siinrtiy) sowie die Unsicherheit des 2 macht indessen meine
Deutung unsicher.
20) D^rtTliy n. pr. masc.
T '"jk^l^ "nJi-hbs „es lebt 3 der Dekanstern" +
(MasP,). H'bs ist hier als Gottesname gefaßt, wie in dem n. pr. ^ J 1
Pi-dj-lir{=z\)bs „welchen (Gott) H'^bs gibt". {Reciieil XXI S. 68;
Serapeum no. 29).
21) "Sri-niV n. pr. masc.
142. 147 A 2 = ■¥- \^^ <nh-H'p{j) „es lebt (der) Apis«
(Masp.) (Serap. LiEBLElN 1231).
22) rnOTIij; n. pr. masc.
148, 4 = ' ^ ^ A\ ^ Cnh-M{cdj)t „es lebt die Göttm Mut
(Moue)", falls EUTlNO's Lesung sicher ist. no = Mut auch in nOB.
^ Auch T möglich
2 Es ist nicht sicher, dafj 3 zwischen 3? und n stand
3 Vielleicht in dem astronomischen Sinne von'«/}„aufgehen"(BRUGSCH: ^.VS.238)
• Zu den Dekansternen vgl. BrugscH: Ägyptologie S. 339
I '] ^&ypt- Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d, Perserzeit. 1 103
23) trilS n. pr. masc.
145 B 2. ^k^ ^K^ -^^ dSHD V )^ /i WfiS (llOTa)liyj : c|)OTtUIJ^)
„der Wolf" (Masp.) griech. Ooüvai^*.
24) nn"2 n. pr. masc.
146 A 2, II. — GewilJ nicht identisch mit dem nur einmal be-
legten />^Tl (LiEBL. 1204), das vermutlich in PS-hSrtv zu verbessern
ist. Es liegt wahrscheinlich der „Spätzeit"-Name ^ P-Jß-t {Rt
VII, 121, VIII, 160, XX, 90, LlEüL. 2429) vor, der demotisch P''->
iec.
-h'
lautet und vermutlich griech. naii(g ist^. Die Bedeutung des Namens
ist unklar.
25) DTID n. pr. masc.
144, I. Keinesfalls /^^^^^"^^ VjT' ^''"^ Name, dQv P'-M{j)n zu
lesen ist und ]DD (no. 38) entspricht. Ebensowenig hat er mit TTaxuu-
\x\oc, u. varr. zu tun, dessen Prototyp P^-lun (-DnVD) lauten würdet.
26) ■'Sri'D n. pr. masc.
148, I = J^%.§^^ PJ-l^PU) »der (Diener) des Apis"
D
(Masp.) griech. TTadiTK;.
27) ^DS'DD n. pr. masc.
147 A 4. B 9 148, 6 Pap. Mond = T CN^r P^-dj-^^-t (Serap.
passim) „der, welchen Isis gibt". (Masp.) Griech. TTeTeficrig, TTeTicrig.
28) ""IDTtSD n. pr. masc.
138 A4, var. 113, 9.21 (Teima) nostas Pap. Mond n^DIÜS =
dil^ P^-^^J-'^^y^ -de^'' welchen Osiris gibt" (Serap.). (Masp.)
Griech. TTeToaTpig.
29) DUrrtSD n. pr. masc.
155 A4. Pap. Mond = Q ^^^ W P^-dj-Hmn „der welchen
Gott Chnum gibt". (MaSP.) Griech. n£Texvoü)ai(; (WiLCKEN: Ostrakd).
1 Vgl. die entsprechenden semit. Eigennamen bei Nöi.deKE: Bcitiä:^e zur semi-
tischen S/racJnoissensc/iaß S. 79
2 Spiegelberg: Dernot. Studien I 57*
3 Spiegelberg: Detnot. Studien I, 66* und ibid. sub Bo)ii-TTari
t Nur als Vermutung wage ich die Frage, ob nicht ein Name *TTxi,ui^ (etwa
altes Pi-hjin) vorliegen kann, den ich aus 'ApitxT.ui? „Horus der Kleine" {Demotiscke
Studien I 5* no. 24) rekonstruiere
1104 Wilhelm Spiegelberg [l2
30) tSins^rrüD n. pr. masc.
138 A 7. 147 B II = ° ^ ^V& P^-dj-IIr-p^-hrd „der,
welchen Horus das Kind gibt' (RoUGE). Griechisch TTeTeapTroxpaTri(;.
31) : *t22 n. pr. masc.
14S, I. Kaum ° PB-dj^ „der, welchen gibt" (Maspero) mit
ausgelassenem Gottesnamen. Vgl. auch das weibl. n. pr. v\
(Dyn. 26)\
32) r |l?2"t2S.
126 = l "^ „der, welchen Amon gibt" (Masp.). Griech.
TTeTeuoüvK^.
32 a) r^DSr^SD
155 B 4. Ich lese so statt "'DNrtDS, weil bei dieser Lesung das 1
unerklärt bleibt, wenn man darin eine Variante von ^DS"£3D sehen
will. Die Publikation gestattet keine sichere Entscheidung. Doch
glaube ich meine Lesung vorschlagen zu dürfen, weil bei einem so
A'erwischten Texte wie dem vorliegenden eine Verwechslung der
beiden an sich ähnlichen Konsonanten 1 und ] leicht möglich ist, und
weil die leichte Änderung auf den aus der Spätzeit mehrfach be-
D J
legten Namen
't>
{Annales du Serv. I, 232 ff.) führt, den man
Varianten
deuten würde „der, welchen Isis gegeben hat", wenn nicht die
'f?i ff-sVi?^ (Sharpe: H. J. I, 23) und v8^ r
(Sarcophag Cairo — Spätzeit) auf die richtige Deutung „der, welchen
mir (iJAi) Isis gibt" führten. Zu beachten bleibt dabei, dafj das Ara-
mäische das J von iiai nicht wiedergegeben hat.
33) fjnnsi-toE.
199 B. C. 2 = 1 ^ P^-dj-Nfr-htp „der, welchen Gott
Nephotes gibt" (Masp.). Griechisch TTeTeveqpuÜTri^.
34) inrDE.
13868= |]n ^^-^j''^^^"'^ »der, welchen die Götter geben"
I Lieblein 1339 und ^^^ ^^ VyA Oxford Stele Z. 18. 20. (Reaieil
ICXI, 15) Ar\ A n (Serap. 107)
1/ rv-\
2 Lepsius: Denkmäler Text III S. 245
13] ^-^gypt- Sprachgiit i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzek. 1 105
(Masp.) Nicht etwa ], denn der Sinfrular iiottg würde ara-
maisch "^Di aussehen, wie "'Si n/r. in: ist die Wiedergabe des
Plurals ntnv üTi-ip'.
35) pnD-:2s.
147 B 12 = ^ P J^2^^Ä PB-dj-Sbk „der, welchen Gott Sobk
gibt" (Masp.). Griechisch TTeiecrößxig (VViLCKEN: Ostmka — Index),
meist mit Erweichung des b in zu TTeTecToöxoq.
36) nns"[t3]D.
134= °?^ (Serap. 22) PB-dj-Pth „der, welchen Ptah
gibt" (Masp.).
37) mn-J3£.
147 B 15 = „^ai::^ 1^ ^ PB-dj-Tin „der, welchen Gott Tum
gibt" (Masp.). Der Name ist demotisch (Catal.Cairo 3 1095) nachzuweisen.
38) ]C"£ n. pr. masc.
122,4. 148, 3 = ^^^ F-M{j)n „der (Diener) des Gottes
Min". Kopt. nAUiii. Griech. Oa^Tviq. Maspero's Erklärung „der
des Amon" kann ich mich deshalb nicht anschließen, weil Amon
nach no. '^2 mit 1 also -^lltt^ geschrieben sein sollte.
39) riDOS n. pr. masc.
147 B 13 = ^^ ^^ 1 1 =rss=. ^ P^-msk (ri(3U(JA2) „das Krokodil"
(Masp.) ein Eigenname, den ich demotisch aus Pap. Cairo 30824
und Pap. Erbach kenne. Das Femininum- t^ iilsIl (reucA?) „das
weibliche Krokodil" kann ich gleichfalls demotisch aus Pap. Amherst 41
nachweisen, wozu Maspero's Nachricht {Corpus iiiscr. araiii. S. 164)
zu vergleichen ist, daß er zwei Leute in Karnak kannte mit dem Namen
A.^^i J-r:^* i^ind ^l-^^^" Jj^-*^. — Griechisch TTeiacrdig (WiLCKEN:
Ostraka-lnde\) T]o\xoä\<; (Kenyon: Br. Mus. II).
40) nO'2 n. pr. masc.
146 A 4 vielleicht auch 1482 n[)b]D = l^o:^\\% PS-Mtvi
„der (Diener) der Göttin Mut". Griechisch TTa|uu9r|^.
1 S. Hess: Gnos/. Pap. London S. 9; Erman: Ag. Zeitschrift 1895 S. 47; Si'lEGEL-
BERG: Demot. Studien I S. 29*
o a — " —
2 Vgl. das männl. n. pr. v V\ O Louvre A 106 ohne Artikel. Zu der
Lesung s. Lacau: Rectieil XXV S. 157
Nöldeke-Festschrift. ^q
I io6 Wilhelm Spiegelberg [14
41) -pODS.
148, 2. — Wahrscheinlich =n ' ¥^ , ^Mr (Serap. passim)
Psj/itk M^amui'iTixog, ' der bekannte Königsname, der sich auch häufig
als Name von Privatleuten findet und gewiß nicht ägyptisch ist^
Die Wiedergabe des g > t^ durch ^ auch in no 46.
42) nriDpIpS n pr. masc.
150. 4 =
^ m
P'-crj-a-.pth ,,der von der
c>'c>
Stadt Grg-l^h". Griech. "■ TTaKepK6(p0a. So von Erman {Sitsungsöcr.
Akad. Berlin XXV, 1887) S. 409 richtig erklärt. Der Ortsname Grg-
Pth^ bedeutet „von dem Gott Ptah besiedelt".
43) jti'öl^ n. pr. masc.
1 54, 8. — Sieht aus wie eine Bildung mit Ax^ M?> npeu-.
44) nn^ns n. pr. masc.
149 D 2. — In keinem Fall eine -bildung, die stets "tOÖ ge-
schrieben wird. Wahrscheinlich mit ha- zusammengesetzt.
45) nni* n. pr. masc.
138 B I. 146 A 11,4. 152, I. 2. 3. Pap. Mond = ^^^
Dd-hr (Serap. 133) (*se-2o) (Masp.). Griechisch TeiJu^, Taxilj«;, assy-
risch Si-ha-a.
46) rlO^DntS' n. pr. masc.
147 I 10. 13. — Maspero will darin einen Namen sehen, der
nicht nachweisbar und schwerlich überhaupt möglich ist. Wahr-
scheinlich liegt der in der Spätzeit häufige Name AX r- A ( ^ Vn^
tB{j)-H'p{j)-mw (2Ci(:cri)-2»\n6-uuoov) „der Apis erfaßt (?) sie" vor.
Auch hier würde wie in no. 41 g > durch ti> wiedergegeben worden sein.
1 Keilinschriftlich Pi-sa-me-il-ki (Steindorff: Beiträge zur Assyriohgie I 360)
2 Flinders Petrie will ihn neuerdings als äthiopisch in Anspruch nehmen
{P.S.B.A. XXVI S. 287). — Vergleiche jetzt 0. L. Z. 1905 S. 559 ff.
3 Es ist zu beachten, dad das % > in den Serapeumsstelen der Perserzeit nie
durch iCi ersetzt wird. Auch W. Max Müller hat kürzlich (0. L. Z. 1905 S. 367)
die obige Erklärung gegeben
4 Als KepxeqpBa in einem unpubl. Londoner Papyrus 99 Col. II von WiLCKEN
(a. O.) belegt
5 Deveria: Catal. 121 und sonst häufig mit vielen Varianten z. B. Bologna 2176.
Brugsch: Did. geogr. 279 (Sar. Berlin) Rec. 10/197 no 39 (s. oben .S. 1098;
15] -^i,TPt- Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. 1 107
47) ? N2n n. pr. fem.
141, I. 147 I, S Pap. Mond. Vielleicht = '^'^ JQ"^- (LlEDL. 765)
var. ^"vx j¥ (ib. 1050). Griech. Taßüjq» oder Tßoiq. MasPERO
denkt an db, doch wäre dann eher S3t3 zu erwarten. -^^^ ^'^ „Geist"
wird schwerlich in dem zweiten Bestandteil stecken, da die Tran-
skriptionen darauf hinweisen, daß der i von b^ ^-Charakter hatte.
Der Name müfite also ^1T\ lauten-.
48) Dirrn n. propr. fem.
142 = ^ I ^ J M 'l^H^i'^ (Devkria: Catal. 1 14 III 88) „die
(Dienerin) des Dekansterns" 3.
49) ■örrn n. pr. fem.
141, I = ^I^J) '^^-H'pij) „die (Dienerin) des Apis" (Masp.),
das Fem. zu no. 26.
50) "iDnsn n. pr. fem.
Rcperf. I, 492 = li Jim ■f^-'^U'^^V^' '»^^ie» welche Osiris gibt"
(Masp.), das Fem. zu no. 28.
51) p-'Sön n. pr. fem.?
145 C 3. — Falls ein weibl. Eigenname vorliegt, wird man mit
Maspero an "^x Ql^^J) T^-nu-t „die Katze" (t6uot) denken.
Ganz einwandsfrei ist aber die Gleichung nicht '*.
Bemerkung: Für zweifelhaft, ob ägyptisch oder aramäisch,
halte ich das n. pr. Tl'Dty (i43j5, doch will ich daran erinnern, daß
es eine ägypt. Göttin Sniit-t gibt, welche griechisch durch ThiOk;^
wiedergegeben wird und lautlich auf das genaueste der aram. Form
entspricht.
I Beachte dazu den Wechsel von ^ und (T im Boheirischen. Stern : Kopt.
Gram. § 27. 28 2 Siehe oben no. 12
3 Xewberry: Amherst pap. S. 52 V\ ^O^ U4
4 Steindorff zitiert Beiträge zur Assyriobgie S. 351 den kopt. masc. Eigen-
namen nuAi
5 Siehe jetzt Proceed. Soc. Bihl. Arc/i. XXVI S. 32
6 Hess in .-/. Z. XXVIII S. 8
70*
II08 Wilhelm Spiegelberg [l6
II. Götternamen.
52) nOIN Osiris ('ztwy?).
122. 2. 130. 141 I, 3 bis 142.
Var. nos 12S (Abydos).
"1DS< in no. 4.
nDT in no. 28. 50.
n'Or in no. 28.
NB: Die aramäische Transkription spricht dafür, dalJ der noch
immer im einzelnen nicht sicher gelesene Osirisname mit t? begann.
Ich würde in Verbindung mit dem, was wir sonst ^ über die Lesung
von r| ^ ermitteln können, etwa für ^ivsrj^ plaidieren.
53) ^Sn-nDIS Osiris- Apis (Sarapis 3) (^wsrj {})-H'p{j)).
123, 1.3.
54) "ISiTIDN Osiris-Onnophris Qivsrj {^)-Wii7ifr{w)) in dem n.
pr. no 34.
55) ^D« Isis Cs-t).
135. 146 B 4. Ferner in no. 26.
56) incS „Vier"?? {'ßw^).
146 B 3. — Unmöglich mit MaSPERO == V^^ Jj Wp-wB{w)-t,
da die weibl. Pluralendung -oore nicht durch in wiedergegeben
werden kann. Auch zeigt die griechische Transkription -oqpüji? die
Unmöglichkeit der MASPERO'schen Vermutung. Dagegen ist iriDN
eine genaue Transkription von fdw kopt. qxooT „vier", indem das
K Träger der Doppelkonsonanz ist. Vielleicht ist die Zahl 4 der
kurze Name der 4 „Elementargötter" Hw/nv, Njw, Kwkzv und hmiw.
Dafü die Zahl als Gott gefafit werden kann, zeigt der von MaspERO
im Recueil XXIII S. 196 besprochene Text.
57) rr^i Geb {Gb). Sehr unsicher in no. 14.
58) "IDil Onnophris in no. 54
59) D2n Dekanstern {Hbs) in no. 20. 48.
1 Oder nach der Variante des Pap. Mond Wsjrj
2 Vgl. SteinDORFF : Beiträge zur Assyriologie I S. 605 ; SPIEGELBERG : Demoi.
Studien I S. 50*
3 Da'.'> Sarapis keine griechische Transkription des ägypt. Gottesnamens ist.
sondern daß nur die Angleichung an einen in der Ptolemäerzeit in Ägypten ein-
geführten Gott vorliegt, hat Wilcken {Archiv III, 249 ff.) erwiesen
ly] Ägypt. Sprachgut i, d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. 1 109
60) 312n Chnurn (Xvoußig) {Hnm).
Pap. StralJburg {Repert. I 499).
Var. Dlin in no. i. 29 Xvoümq.
D2n (N. 1 162 5 2. — S. oben S. 1098).
61) Din Chonsw (///is(:c')) in no. 8 und 87.
62) 'Sn Apis (//>(/)) üAiiG, 'Amq in no. 21. 26. 49. 53 ^
63) n" /^^'■=' C''<?'»^) in "t). 6.
64) a) mn, b) -in Horus^ {Hrizv)).
a) no. 94, b) N. T161 und no. 10. ii. 12.
65) '2n"in .Jiorus in Chemmis" {Hr{-in)-hl?j) in no. il.
66) 'D2"in „der gute Horus" o. ä. {Hr-nfr) in no. 19.
67) t3nnD"in „Horus das Kind" {Hr-p^-Jird) in no. 30.
68) mnnn Hathor in no. 84.
6g) IIO" Anion {^iini) in no. 32.
70) |0 Min {M{j)n) in no. 2. 38.
71) nö Mut {M{w)t) in no. 3. 40.
72) »"]nn£)2 NeqpuuTriq {Nfr-htp) in no. 33.
73) JT'i Neit in no 98.
74) ini MTiip „die Götter" {ntr{w)) in no. 34.
75) p2D Suclios (6"<^/&) in no. 35.
75 a) ^riD = ^Y** J) -^^^-^ später Ä-^ = läTiq Pap. Mond. —
Die bekannte Göttin der Insel Elephantine.
75 b) ^102=/^ )nd „der (heilige) Stab" in no. 95.
75 c) V Sonnengott /l^« in 90.
76) nriD Piitha {Pth) in no. 36. 42, viell. auch Repert. I 491, 2.
77) mn Tum (^T?nw) in no. 37.
78) mnn Thot {Dhwt{j)) in dem Monatsnamen Thoth {Repert.
I 494). Die aramäische Umschrift gibt den ägyptischen Lautbestand
der Spätzeit Tkivt{j) auf das genaueste wieder, ebenso wie das alt-
koptische 000 VT aus ■■TaooTT3.
III. Ortsnamen.
79) 2^ Elephantine (-inß) (^/w). P. Straßburg (Repert. I, 499)
Pap. Mond.
1 Vtrl. zu dem Namen Lemm: Kleine Koptische Studien XVIII S. 78
2 a ist die betonte fabsolute") Form, b die unbetonte (status constructus)
3 A.Z. 1883 S. 95 und Keauil XXIII S. 199 ff.
IIIO
Wilhelm Spiegelberg [l8
80) jlD Sj^ene (Szc>n(z^')) «ovaii. Rrpcrt. I, 495 Pap. Mond. Cf.
n:"ID Ezechiel 29/10. 30/6.
81) nn£"p1p Grg-Pth (KepKecpÖa) in no. 42.
82) DItDtyn /i" i^/(-/; rs{'t) „die Südprovinz". Pap. Strasburg.
IV. Monatsnamen \
83) ninn = ^ >^ dkwtj, sahld. ooo-i-T, boheir. eujovT, griech.
0iue. Rcpcrt. I, 491. Pap. Mond.
84) 'rSS = ^ '^ Pn-p-t iiAcVne : HAorii. Oaujqpi.
AAW\A 1 I I
146 A, ift". 151, 3.
85)"nnnn = n^ ^ c^Pn ^-^-/^^'-^ ?'^öu)p : Awmp. 'A6up. Pap.
Mond.
86) "n^D == U^Lj kS.h{rykB kia?K:.\oiak. Xoidx-
146 B, 6.
87) Tno = ° ^^'^'fe -^^PPP piipS-mhiriu\ ü^yip'* :
W ^^^
ue„\ip- Mexeip.
122, 3.
88) Dins = '■'■P'-Hiis iiA^iioiiü^: iiA\ajiJ. TTaxuuv. Pap. Mond.
89) 'iN£ = ^^/"-';^^. nAtoije:iiAUJiii. TTaövi. Pap. Mond.
go) "^SX = enen : enHn. ETTiqpi. Pap. Mond.
91) yilDD = "Mszif-R\ ueoojpii : uectupii. Mecropri. Pap. Mond.
Somit kennen wir jetzt von den 12 ägyptischen Monatsnamen 9
in der aramäischen Transkription der Perserzeit.
V. Lehnwörter.
92) n^Dn.
141, 4 — hsj ist namentlich in der Spätzeit Bezeichnung für den
„sehgen" Toten. Die griechische Transkription 'Acrini;^ spricht für
eine Vokalisation /fsf C^^AOio).
I Die altägyptischen (Neues Reich) Namen nach Erman: A«^. Ze/tsc//ri/'/ XXXIX
S. 129. — Ich sehe natürlich von der Wiedergabe der zahllosen griechischen und
koptischen Varianten der Monatsnamen ab
'" Zu dem Ersatz des alten /« durch das vulgäre riA s. Recueil XXIII S. 98
3 Nach Robinson : Apocryphal Gospels pag. 8 4 Aus <^iiik'^jr<^'w
5 Ebenso in OUOT-ÜIOIJC
6 S. Spiegelberg: Dctnoäsche Stitdien I S. 7*
\
19] Ägypt. Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. 1 1 1 1
93) 'snn.
123, I — htp-t ("?OTni) „Opfergabe" o. ä. Die aramäische
Wiedergabe zeigt deutlich, da() das Femininum von hfp gemeint ist.
94) nmo.
142 = imih{j) „vollkommen" in dem Sinne von „selig". Die
aramäische Schreibung mit n (vgl. iTDH = "eACiB) spricht dafür, daß
muh noch eine Endung j hatte, also eine Adjektivbildung wie gab6
war. Dafür spricht auch das n. pr. Me"fXn?. cl^s aus M'ncliHj) ent-
standen zu denken ist'.
141, I steht dasselbe Adjektiv mit dem ägyptischen weibl. Artikel
als nnion.
Bemerkung: Nicht hierher gehören die beiden folgenden Maü-
bezeichnungen:
146 A und B (passim) plur. ]''3^p. Wahrscheinlich in kopt. oauai :
CTGAUAi „urna" erhalten, dessen Prototyp mir nicht bekannt ist. Das
koptische Derivat sieht übrigens sehr nach einem Lehnwort aus. Die
im Corpus versuchte Zusammenstellung mit einem demotischen Wort
klbi wird durch die Bedeutungsverschiedenheit — klbi bezeichnet eine
Weinsorte — schwierig.
146 A u. B (passim) plur. ]'?l'?p. Das ägypt. [ J ^, [ ]
I I -^ k-r-r, welches z. B. in der aus der Perserzeit stammenden
Nasteseninschrift (ed. SCHAFER S. 116) mehrfach belegt ist, kopt.
KGAtOA. Wahrscheinlich nicht ägyptische
VI. Nachtrag zu den Personennamen.
(Auf Grund der Papyri Mono) 3.
95) "l"in"DK n. pr. masc.
= 1 Vv^ Ns-Hr „dem (Gotte) Horus gehörig".
96) nOD'DN n. pr. masc.
= \ (^Jx^^ Ns-pB-ind{iv) „dem (heiligen) Stock gehörig".
1 SteindoRFF: Aop/. Gram.^ S I20ff.
2 Vgl. Sethe: Verbitm I 5 II 3 Siehe oben S. 1093, N. i
1112 Wilhelm Spiegelberg - [20
Dieser Name, dessen religionsgeschichtliche Bedeutung ich an anderer
Stelle' behandelt habe, ist auch in der keilschriftlichen Wiedergabe
Ispimäiii und dem griechischen EcTTTunTi^ erhalten.
97) l*?^"? n. pr. masc.
Wahrscheinlich der mir nur aus griechischen Transkriptionen
bekannte Name AiXoO(;- (var. AoXouq) ,,(der) Knabe", kopt. .\i.vov3.
98) 'ns n. pr. masc.
Vermutlich der ägyptische Name P^-hi, der koptisch •'TiA-^toi
lauten würde und in demotischen Texten nicht selten ist z. B. Pap.
Cairo 30605. 30612. Petrie: DcnderaJi 26 A 8. Der Name ist
im Pap. Reinach 3 durch TTaxoig und Pap. Berlin 3 116 5/12 durch
-naxi'l? in dem Namen Opiiraxil«; wiedergegeben.
Das weibliche Gegenstück T'-hi (kopt. ••TA-iyu)i) ist ebenfalls
aus demotischen Texten bekannt, z. B. Pap. Berlin 3096. PetriE:
Doidcrali 26 A 8 und auch hieroglyphisch zu belegen als 1^^ llO R rl)
Deveria: Catalogue des pap. du Louvrc S. 70 "^ oöl J| LiEBLElN
2170. Der Sinn der- beiden Namen ist mir dunkel. Jedenfalls — ich
habe das schon durch die koptischen Äquivalente angedeutet — darf
man nicht übersetzen „der (die) Hohe". Dagegen spricht vor allem
die oben mitgeteilte griechische Umschrift TTaxoig, mit ha. „Der
Hohe" würde ■•rTxöi^ lauten müssen.
99) JT'iiyDSS n. pr. masc.
^ -^LJ^ ""^Ü^^ /(■^y)-/--^^M-'«'(/)-M:7V ,.sein Odem ist
in den Händen der Göttin Neit" (koptisch etwa "neqTOVUHiT?).
Der Name ist sehr lehrreich. Er zeigt, dali wir hier, wie so häufig s,
XZ3 tBw (TH'i") lesen müssen. Daß in der tonlosen Form tot das
ov {w) unbezeichnet geblieben ist, wird dem nicht wunderbar er-
scheinen, der daran denkt, dalj ein unbetontes ?/ gelegentlich'' durch
» Recueil de travmix relaiifs a la pliil. et a V archeobgie igypt. et assyr. XXV
S. 184 ff.
2 .Spiegelberg: Demot. Studien I pag. 19* 110. 128
3 Eine freilich nicht sichere Erklärung der Form hat Sethe: Verbuin I % 418
versucht
4 Der Name ist in der Spätzeit sehr häufig. Die obige Form nach Leiden:
Sarkophag M. 13
5 .Siehe W. Max Müller: ./. Z. XXIV S. 86 ff.
6 Siehe Sethe : Verbum S 52 und 53
2l] Ägypt. Spiachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. 1 1 13
e ersetzt wird. Dagegen ist die Wiedergabe des / in t^x^' (TH'i*)
durch 13 sehr beachtenswert, denn sie zeigt, daß in der Perserzeit die
Aspiration des / noch so weit vorhanden war, dal) der Aramäcr nicht
durch n umschrieb, welches er sonst für / benutzt. Die Umschrift
IV entscheidet mit voller Sicherheit ' die Lesung «üy hir den
Dual von ,,Arm", den man etwa "''zvc und tonlos ''" zu lesen
hat. Ebenso ist zu beachten, daß hier das "^ in dem Namen der Göttin
Neit wiedergegeben ist, anders als in dem ni'DK des A. T.-
Diese theophore Namensbildung ist in der Spätzeit sehr ver-
breitet und findet sich in Verbindung mit vielen männlichen und
weiblichen Götternamen. Daß I^ ihv „Wind' hier den „Lebens-
ödem" ^^ Vi^l^^iV-V- /ijc» ,1 ^n/j^^ bezeichnet, habe ich schon in
der Übersetzung angedeutet. Auch im Demotischen kann ich die
Namenbildung noch in der Ptolemäerzeit^ als y»Ul.it_r,j'/, nach-
weisen. Auch dadurch wird die Lesung « für bestätigt s.
Beiläufig erwähne ich, daß der aus der Pianchistele bekannte Klein-
n —i^^^ D«\ / □ -^
königvonHeracleopolismagnaf XZH ^r''^''-( -^-^^ o'^ 1
Pf-t9w-'^w{j)- Wöst-t (etwa '•'^Peftuobastis) heißt. Gewiß ist der von
PetRIE auf einer Goldstatuette von Heracleopolis ^ gefundene Königs-
name in ( Af\ <.=__XZI2_ fl?? I zu emendieren und PB-f-tBiv-^izvi)-
Wbst-t zu lesen.
VII. Das aramäische Transkriptionsalphabet der Perserzeit^.
« = (] / 27 (r). 12 (r). 56 (r). 83. 88.
= Aleph prostheticum i — 3 (s. Seite 1096) fällt ab 32?
1 Danach muf) Piehl's Lesung P. S. B. A. XIII p. 236 aufgegeben werden
2 So findet sich auch griechisch NriiG, NiT neben Ne9 in Aaev^veö
3 Recneil XVI, 51,1
4 Pap. Erbach, Verso {Acg. Zeitschrift LXII)
5 S. Äg. Zeitschrift XXXVII S. 24 ff.
" Lepsius: Denkmäler III 284 a 7 Petrie: Ehuasya 1904 Tafel l
8 Das Segel ^^ ist irrig in zwei Hieroglyphen zerlegt worden
9 Bei dem geringen Umfang des zur Zeit vorhandenen Materials habe ich nur
da je nach Anlaut, Inlaut und Auslaut geschieden, wo sich diese Scheidung auch
III4
Wilhelm Spiegelberg
[22
= jl /^ 1 1. 20. /S. u. s.
/// 60.
(14)-
::-?= ZS ^
n als Vokalbezeichnuiig 24. 92. 94 (^~). 45 (ö)'.
1 = V;^ :t' (Kons.) 4. 10. 23. 46. 80.
= Vokal // I. SJ. 32. i8(?). 84. 94.
= Vokal 0' ia(?). i8(?).
n = *>-=> h I. 29. 30.
= C // 8. II. 863. 87.
= I /- 9. 10. 42.
0 = "^ d {y.:X) 10.
= c=^> t/ 32 fit". 6. 10. 82.
^ = %, ^ 79. 85 (:).
^ betonter Vokal 1 im Inlaut (aus ^j entstanden) 86. 98.
= unbetonter Vokal 1 : ü im Auslaut.
a) für altes -^f 26. 86. 92. 88. 75 a*.
b) für altes -«T 19.
c) für altes -79. n. 21. 46s.
2 = ^z^ X' 41 (:). 85.
h = kopt. .V, griech. X 96.
0 =
;// I. 2. 3. u. s.
1
i = AAAAAA U I. 2. U. S.
D = — H— j-6 8. 39. 87. 91.
1 s 1—3. 35. 20. 48. 90. 94. 95. 75 a.
lautlich geltend macht. Die Zahlen beziehen sich auf die Bezifferung der Wörter.
Bei den häufigen Gleichungen habe ich nicht alle Stellen angeführt
1 Vgl. die Wiedergabe von /V-'j = llppo durch nV^S (Popaä)
2 Auf Grund der griech. Transkriptionen
3 In 8, 86 und 97 (?) entspricht diesem /j kopt. ^
4 Altes ^7 spurlos verschwunden in 84
5 Die alte tonlose Endung 9 des Ägyptischen ist nicht wiedergegeben in nnn
aus Thwtj
^ Ich habe die beiden j etymologisch geschieden, was bekanntlich die Ortho-
graphie der Spätzeit nicht mehr tut
f
4
\
23] Ägypt. Sprachgut i. d. aus Ägypten stammend. Urkunden d. Perserzeit. 1 1 1 5
s
P
= 0 « 20 6". 90.
= a / 32. 36. 9. 21. 98 u. s.
= ^^^/32. 19- 56(r). 98.
= ^ 1/ ->^:>: 45-
= ö ^ (O- : 3:) 42.
= -^ X' 35-
= <=:> /- 10. II. 42. 84. 94.
= r-yr-i s 23. 82.
= s==> / 41. 46 {x-.cr).
n = ^ /.
a) ursprünglich ' / (o) 3. 33. 48 ff. 78.
b) ursprünglich s=> / 34. 75 a.
c) ursprünglich | {/ 57 (r). 78.
d) ursprünglich c^^^j ^/ 95.
^ D. h. im „Alten Reich". In der Spätzeit (schon im X. R.) waren alle diese
ALaute zusammengefallen
Index.
Von
C. Bezold.
In den beiden nachfolgenden Verzeichnissen ist nach den Seiten der Feslsckriß
zitiert. Das Eigennamen-Verzeichnis will die Personen-, Götter-, Engel- und
Ortsbezeichnungen möglichst vollständig und einheitlich buchen. Ausgeschlossen sind
die Namen moderner Autoren, desgleichen auch die der Teilnehmer an der ersten
Synode zu Constantinopel , welch' letztere auf S. 466 ff. leicht zu finden sind. Kon-
sequente Einheitlichkeit durchzuführen war bei der Mannigfaltigkeit des Stoffes ein
Ding der Unmöglichkeit, ist aber wenigstens mit Bezug auf den Konsonantenbestand
der Wörter angestrebt worden ; geläufige biblische Namen sind vorzugsweise in Luther's
vSchreibweise wiedergegeben. Die Setzung des arabischen Artikels ist aus ökonomischen
Rücksichten möglichst reduziert; al- im Innern von Wortgruppen blieb für die alpha-
betische Ordnung unberücksichtigt. — In das Verzeichnis erklärter Wörter
sind aus naheliegenden Gründen auch die aramäischen Eigennamen der Perserzeit, die
ägyptisches Sprachgut enthalten, herübergenommen. Modern-arabische Wörter, deren
eigentümliche Lautverhältnisse in der Wiedergabe durch arabische Buchstaben nicht
genügend zum Ausdruck kämen, sind in einem Anhang zu Abschnitt V nach dem
deutschen Alphabet geordnet. Ch. C. Torrey's Wörterliste S. 222 ff. ist im arabischen
Inde.\ wiederholt; dagegen durfte für die griechischen Tiernamen in I. Löw's Bei-
trag auf dessen eigene Zusammenstellung auf S. 569 f. verwiesen werden.
A. Eio-ennamen -Verzeichni.s.
Aaron 79. 506. 5968". 605 fif.
Mär Abä I. 494
Mär Abä II. von Kaskar 491. 493 f.
Abän b. 'Utmän al-Balhi 122
Abän al-Lähiqi 91. 94
Abba Arika 621. 625
Abbä Gedem 93 1 f.
Abbä Gerdem 932. 938
Abbä Kesbeti 931. 938
Abbä Sibotä 933
'Abbäs 26. 309 — Banü 'A. 184.
193 ff. 803
'Abbäs IL 1056
Abbazä I. und IL 949
Bet-Abbazä 944 f.
Abbazä-Ezgl, AbbazäzgT 942. 949
'Abbe 948
'Abd {var. 'Ubaid) b. Gusam — Banü
K. 138
'Abdal-Sek 949
'Abdät 98
'Abdal'azTz b. 'Abdallah b. Tähir 158.
165. 169
'Abdal'azTz b. Marwän 346
iiiS
C. Bezold
Abdes 873
'Abdjagüt b. Daus 130. 13S
'Abdallah 4S4
'Abdallah abü Lu'lu 200. 202
'Abdallah abü 1-Salt 72
'Abdallah b. 'Abbäs s. Ihn 'Abbäs
'Abdallah b. 'Abdalaziz al-Bakrl 74.
76. 129 f.
'Abdallah b. 'Abdaluzza 145
'Abdallah b. Ahmad b. al-Hassäb 2 1 2 f.
'Abdallah b. Bajän al-Anbän 28
'Abdallah b. Fahm 159
'Abdallah b. Gud'än 73
'Abdallah b. Mahrama 1 8 f.
'Abdallah b. Mas'üd 15
'Abdallah b. Matar abü Raihäna 305
'Abdallah b. Muhammad b.Abi'üjaina
341
'Abdallah b. Muhammad al-Busti 212
'Abdallah b. Muhammad al-NägizT 92
'Abdallah b. al-Mu'tazz 168. 170
'Abdallah b. Sa'id 28
'Abdallah b. Sälih 189
'Abdallah b. Tähir 158. 162 fif.
'Abdallah b. 'Umar 333
'Abdallah al-Ketiri 105
'Abdalmadän 87
'Abdalmahk 9. 13. 322. 324. 341
'Abdalmahk b.'AlT b.Nagä al-Tanühl
al-HamawT 320
'Abdalmahk b. Nüh 174
'Abdalmu'min b. al-Hasan 94
'Abdalmuttalib 25. 73. 115. 306.
308 ff.
'Abdalqädir al-Bagdädi, meisi unter
Hizänat al-adab zitiert 48 f. 72 f.
76ff. 88. HO. 119. 121. 125. 127.
130. 293 f. 299 f. 327. 388. 430
'Abdalqädir al-öiläni 327
'Abdalrahlm b. Ahmad 43
'Abdalrahraän b. Auf 335
'Abdalrahmän b. Muhammad b. al-
As'at b. Qais 128
'Abdalrahmän al-Härigi 189
'Abdalrahmän al-RähibI (?) 31
'Abdü 9 48
'Abdullah 1086
Abel 878
Abessinien 13 ff. 26. 301
Abgaros 855 f.
Abib I. 948
Abib II. 949
'Abld b. al-Abras 114. 121
Abiram 604. 878
Abner 759
Abraham, Sohn Tharah's 79. 81. 87.
113. 592. 802. 888. 985. 990
Abraham, Neffe von Narses 495
Abraham, mallefänä 491 f. 494
Abraht 95
Abrehe, Bet-Abrehe 942. 946. 949
Abrytus 834 f.
Absalläb 947
Absalom 879
Abü l-'Abbäs
Muhammad b. al-
Hasan 386
Abu l-'Abbas al-Sagizi 176
Abü 'Abdallah al-Barldl 193. 195 f.
Abü 'Abdallah b. Muqla 386
Abü 'Abdallah al-Färjäbl 328
Abü 'Abdallah al-Hwärazmi, unter
Mafätlh al-'ulüm zitiert 1074
Abü 'Abdallah Muhammad b. al-
'Abbäs al-JazTdl 385 f.
Abü 'Abdallah Muhammad b. Ja'qüb
al-Räzi 28
Abü 'Abdallah Muhammad al-Oa-
züli 31S
Abü 'Abdalrahmän 166
Abü Aga' b. Ka'b 140
Abü 'Ajjas al-Zuraql 316
Abü l-'Ala 48
Index.
III9
Abu Amama 386
Abu 'Amr b. al-'Ala
ii3f-
243. 245. 388
Abu 'Ali b. Abu Bakr Cagänl 174
Abu 'AU Ismä'il b. al-Qäsim 2 1 5
Abu 'All Muhammad b. 'Ali b.
Muqla 194. 196
Abu I-'Amaital 164
146.
Abu 'Amr al-Saibäni 221
Abu l-'Atähija 795
Abu 'Auf 183
Abu b. 'Abdal'azlz 122
Abu 1-Baidä' al-Rijähi 123
Abu Bakr b. al-Tajjib 28
V
Abu Bakr Cagäni 174
Abu Bakr Muhammad b. al-'Abbäs
al-H\varazmi 175
Abu Bakr Muhammad b. 'Abdal-
malik b. al-Sarräg 211
Abu Bakr Muhammad b. Abi al-
Azhar 117
Abu Bakr Muhammad b. 'Ali al-
Muttawwi'i 24. 31
Abu Bakr Muhammad b. al-Qäsim
b. Bassär al-Aubäri, auch unter
Kitäb al-addäd zitiert 2 7 f. 119.
127 f. 131
Abu Bakr Muhammad
193 f. 196
Abu Bakr al-siddiq 2
b. Raiq
2 7 f. 32.
49- 304- 335
Abu 1-Baqä' 426. 430 ff.
Abu l-Barakfit s. , .Nachträge"
Abü-Biläl 184
Abu Darr 73
Abu Daüd 321. 3^8. 332 f. 345.
431 f-
Abu Daüd Muhammad b. Ahmad
190
Abu Du'äd al-Ijädi 129. 297. 388
Abu Duaib al-HudalT 120. 391 f.
Abu 1-Fadl Ahmad b. Abi Tähir
'raifür 158. 160 f. 170
Abu l-Fadl Baihaqi 177. 181. 187
Abu I-Fadl al-Rijäsi in. 119. 388.
391
Abu 1-Farag Barhebraeus s. Bar-
hebraeus
Abu 1-Farag b. al-GauzT 320
Abu 1-Farag Hibatalläh b. al-'Assäl
283 f.
Abu 1-Farag Jahjä b. Said b. al-
Talmid 92 f.
Abu 1-Farag al-Isbahäni, meist unter
Kitäb al-Agänl zitiert 11 ff. 78. 80 f.
85. 87 f. 110 f. 117. 119 ff. 123 ff.
127 f. 132 ff. 137 ff. 147 ff. 155.
161. 168 f. 257. 259 f. 262 ff".
293 ff. 307. 338 ff. 789. 1060 ff.
1066
Abu 1-Fath al-Fadl b. Ga'far b. al-
Furät 193 ff.
Abu 1-Fath Hibbatalläh b. al-Fadl
b. Sä'id 91 f.
Abu 1-Fida 197 f. 560
Abu GaYar Ahmad b. 'Ubaid 128.
Abu Gahl 9. 43
Abu Gänim al-GanawT in
Abu 1-Garräh 231
Abu Gassän 1 5 o f.
Abu Guhaima al-Duhll 245
Abu Hablb 322
Abu Hafs b. Sarkab 185
Abu Hafs al-Sahrazürl 230
Abu Hajja al-Numairi 59. 65
Abu Haijän 1 10
Abu 1-Haitam 49
Abu HalTfa al-Fadl b. Hubäb al-
Gumahi iii. 117. 122 f.
Abu Hamid 312
Abu Hana§ 129. 132. 135. 1396". 144
II20
C. Bezold
Abu Hanifah 103. 306
Abu Harb al-Muballabi 385
Abu 1-Härit b. Baiba 138
Abu 1-Hasan al-Ahfas $8. 41. iii.
119
Abu 1-Hasan 'Al! b. Muhammad al-
Säbustl 1 5 5 ff.
Abu 1-Hasan al-A§'arI 803
Abu 1-Hasan Baihaqi 174 f.
Abu 1-Hasan al-Haisam 176
Abu 1-Hasan al-Sädall 308. 329
Abu 1-Hasan Täbit b. Sinän 194
Abu Hassan al-Zijädl 109. iii
Abu Hätim 1 1 1
Abu Hiläl al-'Askari 305
Abu 1-Husain Ahmad b. Färis b.
Zakanjä' al-Räzi 220. 225 ff. 568
Abu 1-Husain 'AU b. Hisäm 194
Abu Jahjä Zakarljä' al-Ansärl 3 5 f.
Abu JazTd al-Muhabbal 121 '
Abu Ishäq al-Husrl, unfer Zahr al-
ädäb zitiert iio. 120
Abu Jüsuf al-Barldl 196
Abu Jüsuf Ja'qüb b. Ishäq al-Kindi
279 ff.
Abu Kuraib 2
Abu 1-Lahhäm al-Taglibl 144
Abu 1-Mahäsin 326
Abu Maimün al-Nasr b. Salama al-
IglT 389
Abu 1-Makärim 239
Abu Mansür Aflah b. Muhammad
188
Abu Ma'sar 18. 27 f.
Abu l-Mawähib al-HanbaU 310
Abu Mihgan 240
Abu Muhajjät b. Zuhair 152 f.
Abu Muhammad 'Abdallah b. Barr!
39 f- 43- 49- 211 ff.
Abu 1-Mundir Hi^äm b. al-KalbT 27.
IIO. i27ff. i33ff. 138. 141
Abu Musa al-A§ ari 31. 1x7
Abu 1-Nagm 65. 388
Abu Nuwäs 306. 1055. 1061. 1064 f.
1068. 1073.
Abu 1-Qäsim 'Ubaidalläh b. Muham-
mad al-Bagdädi 31
Abu Quhäfa 23. 26
Abu Rabl'a 73
Abu Rä'ita al-Takiitl 284. 287
Abu Sabra 15. 19
Abu Sa'ld, Bibelübersetzer 767
Abu Sa'id, Sultan 203
Abu Salama 2. 17
Abu Sälih al-Armanl 156
Abu Sälih al-RäwT 37. 39
Abu 1-Salt b. Abi Rabi'a al-TaqafI
118
Abu Sammäl 305
Abu Sufjän 7 ff. 72. 74. 300
Abu Sulmä 143
Abu 1-Su'üd 39
Abu 1-Tajjib Abdalwähid b. 'Ah 1 1 1
Abu Tälib 2 5 ff.
Abu Tammäm, meist unter Hamäsa
zitiert 44. 46. 48. 76. 256. 258.
260. 262 f. 294 f. 299ff. 339. 391.
1068
Abu 'Ubaida 109. 117. 122. 124.
232. 235
Abu 'Ubaid al-Qäsim b. Salläm 49.
109. 236
Abu Zaid 215. 236. 247. 299. 301
Abu Zaid al-QurasI {bezw. Pseudo-x\.j,
unter Gamhara zitiert 7 6 ff.
Abu Zaid al-Tä'i 124
Achäer 825
Achilleus 484
'Äd 115. 372
Ada 629
Ada 949
Adadnirari 1009 f.
Index.
II2I
Adakas 539 f.
Adam 318. 893 ff. 902 ff. 909
Ädarbäigän i o 3 1 . i o 3 6 ff.
Adasi I o 1 3
'Addüs al-Xaman 136
'Addäs al-Na.sränT 26
Addenfi 933
Addi Azazi 933
xVddi Enkerti 928. 931. 934
Add'i Gab ad 928
Add'i Keletö 92Sff. 931. 934
Addi Kuala 931
Addi Kusmo 934
Addi Tafä 930
'Ad-Hadambas 947
Adhanat 945
'AdT — Banü 'A. 125
'Adi b. Abi al-Zagbä 8
'AdT b. al-Riqä' al-Mmili 221
'Adi b. Zaid al-'Ibädl 78. 121, 230
'Adi al-Taglibi s. Muhalhil b. Rabi'a
Adonis 7 50 ff". 998. 1000 f.
Adrär ndern 449. 451
'Ad-Temärjäm 957 f.
Adua 928. 938
'Adudaldaula b. Bujah 432
Adulis 926
AduUam 643
Aegypten, Aegypter, ägyptisch 31
82. 163. 316. 322. 345. 417 ff-
500. 518. 521. 561. 565. 577 f.
674ff. 682. 685. 687 ff. 694
696. 702 ff. 710. 712 ff". 730
738 f. 743- 747 f- 75°- 754- 866
868. 878. 882. 963. 989 f. 992
999. 1093
ff".
Aelian 554ft". 562. 565ff. 998f. 1003
Aeneas zu Lydda 806 ff. 815
Aeschylus 764
Aesculap 729. 733. 740. 742. 744.
754- 768
Nöldeke-Festschrift.
Aesius 840
Afar 926
Af- Haren 953
'Afif 27
Af lendü 9 5 5 f.
Afrasiab 1033
Aftäi I. 945
Aftrd ir. z/m/ III. 947
Agade 1006
Agadir 446
Agamc 926
Agathias 1005. 1007 f. 1013.
Aggafari Gebnii 934
'Aggäg 62
Agrippa 828 f.
Agurere 931. 938
Ahab 723. 879
Ahabbu b. Mälik b. 'Adl 134
Ahas 721
Ahfas s. Abu 1-Hasan
Ahia 706, 713
Ahimelech 711
Ahmad b. Abi Du'äd 164
Ahmad b. AbT Hälid 160 ff.
Ahmad b. Ab! Rabfa 175
Ahmad b. Jahjä 'iVlab iii. 119
Ahmad b. Muhammad b. Hanbai
303. 306. 803
Ahmad b. Müsä 168
Ahmad b. Sahl al - Balhl {bezw.
Pseudo-B.) 71 f. 77 ff. 85. 176
Ahmad b. Sahl al-Qä'id 174
Ahmad b. Sälih 189
Ahmad b. Sulaimän 31
Ahmad al-Ketin 106
V
Ahmad Nägl al-CjamäU 26S
Ahmar 236 f. 248
Ahmaru 'Äd 80. 83
Ahmed Kihaja 1069
Ahmed Midhat 1082
Ahmed Rasim 1081
II 22
C. Bezold
Ahöb 491- 493- 495
Ahriman 1054
Ahseä 928
Ahtal 121. 123 f. 128. 130. 132.
138. i49flf. 299fif. 391
Ah was 124
Ahwäz 177
Ajä AbiSä 933
Ajä Mar tu 932
Ajä Sadjenö 932
Ajä Sellase 938
Ajä Tesfau 932
Aibak al-TawTl 205
Ajjüb Nagmaldln 201
'Äiläi I. 946. 949. 952 f.
'Äiläi IL 949- 953 f- 957
'Aini 44- 48. 72. 77- 79- no. 120 f.
124 f.
Airasse' 949
Aisa 323
Ait IJalfün 441 ff.
Ait Umzmizi 449 ff.
Akabia b. Mahallel 618
Akiba 621
Äkil al-Murär, Banü Ä. 129 133.
135- 141- 153
Akkele Guzai 926 ff.
Akkele Siön 928
Akki 1006
Akkolöm 933
Akrän 928
'Alä' b. Garir al-'Anbari 121
A'lam 58. 293 f.
Alarich 834
Äl Bin Mehenne 98
Aleppo 414. 557. 1066. 1068
Alexander der Grosse 880. 884.
887. 998. 1014. 1032
Alexander Polyhistor 980. 1005 ff.
Alexander Severus 857
Alexandrette 559
Alexandria, Alexandrien 476. 843.
849
Alga'atä 946
Algadenäi 948
Algerien 425 ff. 442. 742. 744
'All b. Abi 'fälib 8. 25. 27 f. 275.
310. 317. 323. 345. 402 f. 987
'All b. Ga'far b. al-Qatta' 212
'All b. Hisäm 163 f.
'All b. al-Husain 190
'All b. al-Husain b. 'Ali b. Abi Tälib
294
'All b. 'Isä b. Mähän 159
'All b. Lait 179
'All b. al-Mubärak 2
'All b. Muhammad 173. 177
'All b. Mushir 37
'All Dede 324
'All al-Hawwäss 313
'Ali al-Ketiri 106
AI Ketir 98. 100, 105
AUgäu 419
Almadäi I. 949
Almadai II. 949 f.
Alphasates 850
Alqama 121. 256. 259. 1067
Al-Qös 486. 492
Älüsl 308
Ambrosius 491. 494
'Amdes 949
Ämid 200 f. 207. 209
'Ämill s. 'Adi b. al-Riqä' imd Bahä'-
aldin
Amir I. 947
Amlr U. 952 f.
'Ämir — Banü 'Ä. 118
'Amir b. Abdalmalik 123
'Ämir b. öu.sam 134. 136
'Ämir b. Guwair 293
'Ämir b. al-Härit 386
'Ämir b. Mälik 354
Index.
I123
'Ämir b. Tufail 295
'Ämiri s. Muhammad b. 'Abdalrah-
män
'Ammär b. Jcäsir 15 f.
'Ammär al-Härigl 1 7 9 f. 1 8 2 f.
Ammianus Marcellinus 834.840. 869
Ammon 356. 687
Ammonodotos 1098
Amol 1036 f.
Amon 578. 1098. 1104. 1109
Amonortäsis 1098
Amonorytios 1098
Amonrasonter 1102
Amoriter 889
Arnos 667, 683. 689. 722. 727
Amphilochius 476
'Amr b. 'Abdallah b. "Utmän 125
'Amr b. al-'Äs 335. 345
'Amr b. Därim b. Mälik b. Hanzala
134
'Amr b. Gusam 134
'Amr b. Harmala 116
'Amr b. Hind 129
'Amr b. Hugr b. 'Amr b. Mu'äwja
i35f-
'Amr b. Kultüm 128 f. 135. 258.
262. 388, 1065. 1073
'Amr b. Lait 165. 167. 169. 173.
175. 177. 179. 187. 190
'Amr b. Milqat al-Tä'i 40. 44
'Amr b. Mu'äd al-Ma'marl 120
Amr b. Qami'a 116
'Amr b. Ribäba 134
'Amr b. Sa'id b. Wahb al-Taqafi 1 1 7
'Amr b. al-Sarid 119
'Amr b. Tamim 133 f. 139
'Amr s. auch Lahhäm
Amui 1037
Amyrtäus 1098
'Ana 415
Anania 8io. 812. 8i4f. 879
Anas b. Mcälik 316. n^-i
Anathoth 686
'AnazT s. pabba
'Anbar b. 'Amr b. Tamim 115
Anbärl s. 'Abdallah wid Abu Bakr
'Anbari s. 'Ala b. (iarir
Anchophis 1097
Anchorimphis 1097
'Andalöi 946. 949. 952
Andaräb, Andaräba 190
Andenkiel 928. 932. 938
Anmärl s. Salama
An§ar 978 f. 981
AnsärT, stets unter Lisän al-'arab
zitiert 40. 44. 46 ff. 68. 76. 78.
80. 83f. 86. Z^. HO. ii5f. ii9f.
123. 130. 142. 147. 212. 214.
216. 218. 305. 307. 314. 327.
337ff- 343- 351- 353- 435ff- 561
— s. auch Abu Jahjä
'Antara 57 ff. 121. 256. 259. 262.
387
Anthemusia 855
Antichrist 433
Antiochia, Antiochener 467. 560
Antiochus Epiphanes 720. 887 f.
AntiochusEpiphanesIV.vonKomraa-
gene 850
Antiochus Monachus 836
Antipas 829
Antipater 857
Antoninus Pius 832. 856
Antonius 841. 843
Antonius von Tagrit 479 ff.
Anu 962. 978f. 981 f.
Anzziid 449 ff.
Apamea 565
Aphek 985
Aphraates 83. 877
Apis 1109
Apollinaris, Apollinaristen 464.475 ff,
71*
II 24
C. Bezold
Apollo Ssiff. 865 f. 869
Apollonius Mathematicus 391. 909 ff.
Apomyios 869
Appian 764
Apsu 970. 974«.
'AqTl 73
'Aqil-timsäh 1105
Aqtä'atain, Aqtänatain 153
ArabI 942
'Arabi s. MuhjTaldin
Arabischer Golf 559
Arbaces 1005
'Arbän 204
Ardabll 312
Aret 928
Arianer 464
Arjasp 1034
Arib b. Sa'd 164. 166. 168. 193.
196
Ariobarzanes 845 f
Aristarch 865
Aristides 556
Aristophanes 1078
Aristoteles 279 f 2S3. 530. 552 ff.
557. 562 f 565. 567
Armenia 845 f 855
Aronnophris 1099
Arrian 764
Arsaces, Arsaciden 839 f 844 f.
Arslän-Säh I. 197. 207
V
Arslän-Säh IL 197
Artabanus 845
Artabazes 846
Artasura 840
Artavazdes I. 845
Artavazdes II. 846
Artaxerxes 840. 858. 1093
Artemidorus 851. 853 f
Artemis 851 f.
Arwandasp 1 03 6 f.
A§ a Hamdän 1 1 7
A%ä. 60. 63. 65. 67. 86 f. 116. 120.
147. 227. 295. 795. 1061 ff.
As ab 416
Asad — Banü A. 73. 136
Asaf b. Barahjä 359
As ar al-Gaufr 327
Asarhaddon 1013
As'ari s. Abu 1-Hasan 7md Abu Müsä
As'at b. 'Abdallah al-A'mä 36
As'at b. Qais 129. 153
Asdod 424
Aseguär 933. 938
A'ser 457
R. Äser 561
Asfadäi I. «;/r/ II. 949
R. Asi 552. 555
Asia 8i9f. 828
'Äsim b. al-Nu'män 129. 139 — s.
auch 'Usum
Askalon 560
'Askarl s. Abu Hiläl
Asklepiodorus 840
Asklepios 729 ff.
AsmaT, auch unter Asma'Tjät zitiert
48. 63. I09f. 123. 138. 215. 229ff.
235 ff. 240. 300. 327 f. 386. z^%.
391
Asmä'u 137. 141
Asme'e 944 f 948
Asmodi 420
Assaorta 926
Assetäh 932. 938
Assi'f ntäzzult 449. 451
Assur, Assyrien, Assyrer 577. 683 ff.
721 f. 741. 752. 797. 886. 1005.
1007. 1009 ff.
Assur-bel-kala 10 12
Assurnasirabal 1012
Astarte 750
Asträbäd 190
Astronoe 749 f.
Index.
112:
A'sur b. Qais b. 'Ailän b. Mudar 115
Aswad b. Ja'fur 121
'Atä 27
Athanasius 484. 491. 495
Athen, Athener 710, S40
Athenaeus 552. 554. 5561'. 559 f.
^ 562. 564«: 736
'Ätika 73
Atlas 451
Atü I. und IL 949
Atscheh 312. 355
Attar di I-h-r-q 45 8
Attar di Q-b-d 456 tf. 461
Attis 750. 852
'Auf — Banü 'A. i46ft".
'Auf b. Sa'd 116
'Aufl s. Muhammad
Aufidius 875
Augustus 841 flf. 887
Auk, Auq 183
Auluz 449. 451
Aurelian 832. 858
Aus b. Hagar 60 ff. 68. 7 3 ff. 78.
80. 87. iiü. ii6f. 119. 125. 388
Aus b. Magrä' 119. 124
'Awad bä 'Atwah, b. Hasan 98
'Awad bä 'Atwah, b. 'Onier 98. 100.
104
'Awad bä 'Atwah, b. Sa'id 98
Awäli Füngäi 942
Azarjä 928. 931. 938
Azäzl 949
Azdai 543
Azgeruz 445
Azhari 40. 219
Azhi-Dahak 1033. 1037
Azraql 73. 321
Baal 663 f. 666. 669 — Baal Ham-
man 742 — Baal-Sebub 869
Baalbek 201
Bä 'Atwah 9 7 AT.
Babai 491. 493. 495
Babar-Archipel 419
Bäbek 163 f.
Babylon, Babylonien, Babylonier 84.
86f. 316. 322. 461. 500. 541.
557. 560. 651. 674. 676. 685.
687. 705. 710. 712. 716. 721.
727 f. 730 f. 736. 740 ff. 748.
752ff. 768. 797. 801. 879. 881.
883 f. 886. 911 f. 959ff. 969 ff.
983ff. 998ff. 1020. 1029
Bad am 37
Badr 7 ff. 7 2 f. 75. 180
Badr, Sklave 165
Badr al-Saräbi 168
Badraldin Abu 1-Fadä"il Lu'lu' 197«'.
Badr! 205 f.
Bafädlb 953
BagawT 73
Bagdad 157. 160. 163«". 172. i8of.
i86f. 190. 193. 196. 198. 399ff.
Bagdad! s. 'Abdalqädir, Abu 1-Qäsim,
Hatib und Ibn Abi Ja'qüb
Bahä'aldln 'ÄmiU 307. 3 14 ff. 319
Bahä'I s. Faidalläh
Bahäimänöt I. und II. 949
Bahja b. Äser 610
Bähila 115
Bahlrä 76
Bahrä' — Banü B. 115
Bahrain 75
Bahlite Debru 928
Bajad 949
Baiba b. Qurt 138
Baibars 198. 207. 1056
Baidäwi 35 f. 39. 46. 80. 182 f. 315.
328. 347. 795
BaihaqT s. Abül-Fadl, Abu 1-Hasan
und Ibrählm b. Muhammad
Bailär 95
I 120
C. Bezold
Bäiräi 1. und IL 94 S
Bäiräi III. 949
Ba'lt — Banü B. 300
Bakakjä 957
Bakit I. und II. 948
Bakr b. Wä'il 133 f. 136 f. 139. 141.
145. i49ff. 153 — Banü B. 123-
129. 153. 294
Bakr b. Häriga 1060
BakrT s. 'Abdallah b. 'AbdalazTz
und Mufaddal
Baktrien, Baktrer S40. 1031 ff.
Balädori 73. 342. 349. 437. 795
Balawi 24. 73 f. 76. 87 f.
Bal-Fäs 98
Balh 185. 187 f. 190. 1031. 1034 f.
Balhi s. Abäu b. 'Utmän und
Ahmad b. Sahl
Bähväi 950
Ba Mesdüs 103 f.
Bämijän 187 f.
Bamm 186
Barä' b. Mälik 304 f.
Baradän 167
Har AU 338. 551 ff. 556 f. 559 f.
563- 565- 567- 767
Bar an 457
Bar Bahlul 338. 551 ff. 557. 567.
574. 576 ff. 765. 767
Barhadbesabbä 491. 495
Barhebraeus, auch unter Menärat
• ludse zitiert 74. 197 f. 479. 550.
554- 556 ff. 563- 565 ff-
Baria 939
Bariäu 928
Barldl s. Abu 'Abdallah und Abu
Jüsuf
Bäriq 150
Bar Isai 894
Barkiel 543
Barnabas 812. 815
Barpanther 871
Barsabtä 477
Bar Seroäwai 765. 767
Barzüjah 94
Basan 684
Basbas 8
Basra 31. 117. 130. 134. 177. 195
Bassär b. Burd 123
Bast s. Bust
Bastar(?) 183
Bastwar 1035
Basüs 129. 150. 300
Bataks 677
Bato 849
Beeinnat I. 947
Be'emnat IL 948
Be'emnat III. 949
Bega 926
Behist 1065
Beirut 563
BekrT Mustafa 1067
Bei 731. 971 ff- 983- 985 ff- 991.
998 ff.
Bel-bani 1013
Belenäi 951
Belephantes 1005
Beiesa 925 ff.
Belesys 1005
Beletaras 1004 ff.
Beletir 1005 ft". 1 011 ff.
Beleus 1005
Beliochus 1007
Bellt 986
Behtanas 998 ff.
Ben-Hadad 879. 985
Benjamin 484
Ben Sira 583 ff. 609 ff 800
Berbern 275 f 417 f. 426. 432. 4393.
445 ff
Berehtl 943 f
Berkitto 931. 938
Index.
II 27
Beroea 834
Berosus 980. 986. 1006
IJerytos 745. 749 ff.
Bes 1108
Bet-'EwTre 487
Bethel 683. 738
Bet-Rabban 491 f.
Bewarasp 1037
Bhir 544
Bihät 928. 931. 938
Biheron 544
Blhön 414
Biläl b. Abi Burda 1 1 7
Bileam 725
Bilwö 932
Bingerbrück 873 f.
Bion 1005 n. 1013
Bisr 36
Bol 731
Borsippa 1009
Bost s. Bust
Brasilien 419
Brittaner 859
Buda (Ofen) 204
Budail 10
Buhärä 184
Buhärl 17. 216 f. 256 f. 259 f. 263.
317. 324f. 331. 333. S35- 355-
431 f. 436. 789. 793
Bülä I. 949. 953
Bülä II. 949
Bur 926
Burd 125
BurgumT s. Däbi'
Buri 939
Büsang 15S — s. auch PüSang
Busrä 29
Bust 177 ff. 184. 187 ff, 1035
BustT s. 'Abdallah b. Muhammad
Buto 748
Byblos 7 50 f.
Caanadug 933
V
( adäq 947
Cäsar 466. 819. 826 f.
Cäsarea 808. 810. 814
(JagänT s. Abu 'Ali imd Abu Bakr
Cagänijän 174
Cain 878. 893. 904 f. 909
Callinicus 850
Caracalla 744. 850. 856
Carthago 322. 742. 750. 753. 755.
861 f.
Carus 858
Carvoran ?>()\. 863
Cassius Dio 842 f. 845. 856
Cedrenus 909 ff.
Cefa 930
Celebes 355
Ceres 862
Cerom 932. 938
Chaldäer 685. 797 f. 1014
Chemmis 1 1 o i
Chinesen 311. 911
Chios 577
Chittagong 419
Chnuni 1099. 1103. 1109
Chons 730. II 00. II 09
Christen 43. 86 f 219 f. 270 f 279ff.
287. 312 f 321. 347. 351. 379.
400 f 455. Sooff 831 ff. 878
Christus 881 f. 885. 890 f. 908
Chryses 865. 868 f.
Cicero 765. 822 f. 826
Claudius 848
Cömarät 944 f. 946. 948
Constantin 833 f
Constantine 427 ff. 433 ff.
Constantinopel 44 ff. 1058. 1067
Constantius 833
Cordova 215
Cornelius 806 ff. 811. 815
Cossura 740
1128
C. Bezold
Crassus 841
Curah-kan 1034
Cypern 500. 502. 812
Cyrillus von Alexandrien 871
Cyrus 687. 689 f. 9S5. looi. 1006
Daaro Nalai 934
Dabba b. ]\Iihsan al-'AnazI 26. 28.
DabbT s. Mufaddal
Däbi' al-BurgumI 63. 66
Dadisö' 496
Dafirän 8 ff.
Dagon 424
Dahabl 267. 276. 328
Dahtanüs bint Hägib 235
Dair al-'Adärä 157
Dairä deMär Gabriel weMär Abra-
ham 488
Dair Banü Ahl AhmTm 156
Dair al-Gamägim 128
Dair Hind 129
Dair al-Huwät 156
Dair Mar Juhannä 156
Dama 610
Damanhürl 426
Damascius 729 f. 749 ff. 754. 978.
980
Damaskus 74. 210. 309. 337- 343-
345- 414. 521. 533- 1069. 1072
Damiette 420
Damlrl 73 f. 76 f. 80 f. 8^. 107.
431- 565
Dämötäi 942 f. 950
Dan 706. 709. 716
Daniel, Prophet 879 ff. 8S3 ff. 887 f.
891. 985
Daniel bar Töbänitä 491. 493. 495
DaqlqT 1040
Därä 204
Dardistän 419
Darim b. Malik b. Han/.ala 134.
148 — Banü D. 133. 145 f.
Darius 880. 883 f. 887. 998. 1003.
ICH. 1093
Darmüs 949
Darsaleh 949
Daseiläse 947
Dasit I. 946 f.
Dasit II. 947
Dathan 604. 878
Dä'üd b. 'Abbäs 188. 190
Dä'üd Sijäh 159
Daus 138. 150
David 79. 83. 359 ff. 643. 681.
705. 7iof. 713. 716. 719. 878f.
881. 887. 891. 920. 987 f. 990 ff.
Dawar 188
Dbaq, Tba(i 543
Deblöi 947
Debora 620. 660. 727
Decidius Saxa 841
Decius 8s i ff.
Deddeq Gabra Märjäm 914
Deggien 926. 929
Degguzai 938
Dekki Admoköm 926
Dekki Aghne 926
Dekki Asellafi 933
Dekki Dighnä 928
Dekki Gebri 926. 939
Dekki Guzai, Dekkuzai 928 f. 938
Delier 827
Delphi 712
Demenät 449. 451
Demetrios 825 f.
Demosthenes 485
Deoros 484
Der 748
Dericcen 931. 938
Derketados 1005
Deuterojesaia 686 f. 689 ff.
Index.
II29
Dexippus 834
Di'bil 109 f.
urbil 116
Dido S62
Dijärbekri 332 fif. 345. 348. 987
Dik al-Ginn 387
Dildär 'Ali 317
Dimisql 307 f,
Din 315
Dinärzäde 358 ft.
Dinawar 163
D Ina war! 336
Diocletian 831. 833. 858
Diodor, Historiker 825. 1005. ioo7f.
Diodor von Tarsus 476. 489 491.
493
Diogenes 1067
Dionysius Exignus 467
Dionysius von Teilmahre 479
Dionysus 863
Dioscoras 857
Dioscorides 564 tif. 568
Dioscuren 840
Di Raidän 457
Dirham b. al-Hasan {lies: al-Husain)
181
Dirham b. Nasr {bezw. al-Na(lr) 1 78 ff.
185
Doeg 711
Dolichenus 733
Donatianus 861
Dorotheus 560
Drä 449. 451
Du 1-ASväd 339
Du 1-Magäz 129
Du Qär 127
Du 1-Rumma 125. 239. 387. 390
Du 1-Sunaina 139
Dübän 361 ff. 367 ff.
pubjäni s. Näbiga
Duhl b. Saibän 143
Duhli s. Abu Guhaima
Dukain 389
Duraid b. al-Simma 119. 300
Dü§arä 863
Duwaid b. Zaid b. Nahd 1 1 5
Ea 959!'. 962 f. 970. 97 2 ff. 985
Ebal 991. 993. 995
'Ebedjesus 494 ff.
Ebjathar 706. 711. 713
Edda 926
Eden 906
Edom 687
Edris I. 947. 949
EdrTs IL U7id III. 948
Edrisi 556
Efrem 949
Eggelä Hamcs 928
Eggelä Hasin 926. 928f.
Ehfesi 938
Ejjüb Abela 312
Ekbatana 419
Ekked I. 947
Ekked IL 948
Elagabal 745
Eleazar 888
Elephantine 1095. 1099. 11 09
Eli 684
Elia, Prophet 490. 506. 722. 724.
879
Elia bar Hömö 486
Elia von Marvv 491. 495
Elia von Nisibis 550 f.
Elias Levita 512
Elis 825
Elisa 724 f. 727. 985
Elös 949
Elpap 486
Elymas 812. 814
'Emar 947
Emesa 322
II50
C. Bezold
Emin 159
Endä Akkolom 938
Endä Jaqob 930. 938
Endä Mericcä 933
Engana 926
Engedi 643
En-lil 971 f. 974
Enos 539
Ephraim 666. 985. 989. 992. 996
Mär Ephrem 491 ff.
Epidaurus 741. 746 f.
Epiphanes, Sohn Antiochus' IV. von
Kommagene 850
Epiphanius, Kirchenvater 871
Epiphanius Monachus 87;
'Eqbä-Mika el, 'Eqbämkel I. 945 ff.
950
'Eqbämkel II. und III. 948
'Eqbäzgl 942
'Eqbes, Sohn des 'Ailäi 952 f.
'Eqbes wad Beles 949
Erech 981
Eridu 964. 972 f. 975 ff.
Erötä 941 f.
Esau 878. Z?>i^. 887. 890 f.
Esbendetis 1096
Eshaq I. 947
Eshaq II. wid III. 948
Eshaqan, Bet-E. 942, 946
Esminis 1096. 1099
Esmun 7 2 9 ff.
Espmetis 1 1 1 2
Esra 798
Esthen 419
Elana 1000 ff. 1012. 1014
'Etel I. wid II. 949
Euaratos usw. 829
Eucharius 466
Euphrat 210. 415. 557 f. 696. 841.
959. 962
Eupolemos 823 f.
Euripides 764
Eusebius 832. 980. 1007 f.
Euteknos 764
Eutropius 832. 834
Eva 906 f. 909
Ezäz I. 947
Ezäz II. 953 f.
Fadaukas 138. 150
Fadl, WezTr 159
FadI 'amm Muhammad b. al-'Abbäs
385
Fadl b. Sälih 189
Fahr al-RäzT 37
Fahr! 193 ff.
Faidalläh Bahai 91
Fajjüm 424
Farah 186
Farazdaq 116. 121 ff. 128. 132 ff.
137 f. 294. 296. 299. 342 f. 348.
388
Färia 73
FärjäbT s. Abu 'Abdallah
Farrä' 40. 235. 787
Fasan! 327
FäsTl 946
Fätima 153
Fatimiden 342
Fekäk I. lind IL 947
Fekäk III. 949
Fessaje 933
Fez 312
Finnen 419
V , ,
FirdausI, auch unter Sähnähme zittert
1032. 1034. 1039 ff. 1067. 1073
FlrüzäbädT, auch unter QämQs zitiert
416. 789
Flavianus 476
Franzosen 419
Frasiak 1032
Frazdan 1035
Index.
11.^1
Fredun 1032
Frlgia 869
Füräqe 955
Furät b. al-Saib 31
Fustät 335
Futajja -- Banü F. 142
Gabai-Sa'adä 947
Gabäs 948
Gaber Rabbi 947
Gabjen 933. 938
Gabll 949
Gäbir 116
Gäbir b. 'Abdallah 2. ^;^^ f.
Gäbir b. Hunajj al-Taglibi 62. 66.
^ 69. 132. 144
Gäbir b. Samura 321 f.
Gabräi wod Bilwö 928
Gabre Gide 928
Gabremkel 948
Gabres I. 947
Gabres II. 947. 949
Gabres IIL 949
Gabriel, Erzengel 2. 43. 318. 541 ff.
Gabriel von Qatar 491. 493. 495
Gabrü Abbä Dibo 933. 938
Gabrü-Gabanä 952
Ga'di s. Näbiga
V V
GadTla — Banü G. 297
Gadlma al-Abras 115
Gadwal b. Nahsal 146
Ga'far 15 f. 18
GaTar al-Ketiri 106
Gahäd 949
Gähiz, auc/i unter Kitäb al-bajän
zitiert 59. 64 ff. 68. 7 2 f. 77. 79fif.
83. 86. 110. 120. 305. 314. 321.
in-
Gahza 168
Gailän 75
Gaisän 47
Gajus, Enkel des x\ugustus 841.846
Gajus, Vater des Fannius 818. 820
Gajus Fannius {mehrfacJi) 8i8ff. 823
Galab 944 f. 951. 953
Galäidös 949
Galen 554. 566. 767
Galerius 833
Galfa 133. 137. 142
Gälib b. Hanzala 145
Gälib Billäh b. al-Ahmar 324
(kilib el-Ge'eti loi
Gälib al-Ketiri 105
Galüdl, Gulüdl s. 'Isä
Gamäli s. Ahmad
R. Gamaliel 611
Gamil b. Mamar 124
GamTl, Sohn des Aläiräi 949
Ganiistä 933. 938
Ganäd 949
(ianawl s. Abu Gänim, Kab b. Sa'd
und Sahm
Gandal b. Nahsal 146
Gandar 948
Gangara 185
GanT 115
Gara-Märjäm I., IL und III. 948
Gar'antäit 942 f.
Gardlz 188
GardTzT 173 ff. 187 ff.
Garenkiel (Hagos) 928. 931. 938
Gargls 949
Garlr b. ^\tija 121 fif. 128. 132 ff. 387.
391
Garir b. Harqä' al-'IglT 150 f.
Gas-Gamrot 954. 957
Gassän — Banü G. 295
Gatan 98. loi
GauharT, auch //«/"«^r Sahäh zitiert t,()(.
48. 148. 212. 215. 217. 220. 353.
^ 787. 789
Gawäliqi 79. 214. 217
113-
C. Bezold
öäweg 947
Gawi 932
Gaza, Gazzat 457. 518. 521
Gazälr, auch unter Ihjä zitiert 24.
42. 311. 332. 337. 426. 430
Gazan 1059
Gazna, Gaznin 1 8 7 f.
Gazüli s. Abu 'Abdallah
Geb 1108
öebel Nefüsa 440. 442
Gebra Merait 933. 938
(jebül I. utui II. 948
Ge'däd 949
Gedär 948
Ge'eti 97 f. 10 1 f. 105
Gel 101
Gembä-Salabä 947
Gemsed 1069
Georgius Kamsedinojo 579
Mär Georgius von Bet-'EwTre 487
Gerät 953
Gerba 440
Germanen 349. 424 859
Gernianus 766
Geryville 428
Geta 744
Gezer 745
Gibea 985. 994 f.
Glhän s. Hibhän
Güäi 928
al-Giläni s. Abdalqädir
Gilead 577. 879. 985 ff. 991
Gilgamis 983 ff. 1000. 1003
Glrän {mit i) al-'Aud 388
Girgeh 319
Godefä 928. 931. 938
Godo Felassi 933. 938
Gog 688. 692
Goliath 709. 878
Gomorra 647. 878. 889
Gorak 1036
Golö Mokadä 926
Gosü Gara Amläk 928
Gotarzes 850
Gothen 834
Gratian 475 f. 834
Gregor von Nazianz 464. 479
Gregorius, tnallefänä 491. 494
Griechenland, Griechen 526. 528.
659 f. 804. 880. 883 f. 885. 887
— s. auch Jünän
Gubsa 932. 938
Gubsa Gara Amläk 928
GüdT 80. 82
Gue'es 938
Guelö 930
Guglän (Gu'län?) 186
Gügüi 947
Guhfa 9
Guhram 1034
GumahT s. Abu HalTfa ujui Mu-
hammad b. Salläm
Gundet 928. 933. 938
Gura 938
Guraf 106
Gurahsan (?) 1036
V
Gurhum 113
Gusam b. Bakr b. Hubaib, Banü
G. 134 f. 140. 152
Guwain 183
Guzai 938
Güzgänl 175 ff. 181. 185. 187 ff.
Gythium 749
Habäb 947. 953
Hablb (b. Bu'ag) b. ^Utba b. Sa'd
139
Häbis 130
Habte Gergi's 932. 938
Häbür 204
Hadämi 1 1 5 f.
Hadda 9
4
«t
Index.
113:
Hadegti 928
Hadendoa 941
Hadgu 931. 938
Hadidä 927. 932. 938
Hadlga 2 ff. 25. 27. 29
Hatlramaut 97 ft". 130. 153. 297
Hadrian 844. 850. 854
Hafägi s. Sihäb
Hafaröm I. 942 ff. 948
Hafaröm IL 7^//d III. 947
Hätiz 1055 ff.
Hag^^äg 43. 76
HäggT Hallfa 91. 128. 212 f. 226.
267 ff.
Hägib 1 1 8
Häha 446. 451
Hai Gaon 765 f.
Haigat 941 f. 944 f. 950 f. 953 f.
Hajjän — Baml H. 179
Hailär 95
Halles I. 2^nd II. 949
Hailu 932. 938
Hailü wod Amennäi 929
Haimkel 948
Häkim 1056
Halabi 22. 73 f. 87
Halaf al-Ahmar iii. 123
Halibö 956
Hälid b. Sadüs 297
Halid Zia 1081
HalTl b. Hisäm, i>ez7a. HalTl b. Häsim
160
Halläg 173
R. Häma b. HanTna 310
Hamagäi 947
Haman 879
Hamasen 926. 928. 939
Hamawi s. 'Abdalmalik im^ Taql-
aldln
Hamdalläh Mustaufl 198
Hamdalläh QazwTni 186
Hammäd al-Räwija 1 1 7
Hammäm b. Gälib 137
ijammurabi 4oof. 971 f. 1000. 1006
Hamrä(?) 163
Haniza b. 'Abdalmuttalib 16. 25
Hamza Lsfahänl 178. 180. 185
Hanägira 67
Hanball s. Abu 1-Mawähib
Häni' b. 'Urwa 298
Hannibal 861. 865
Hansa 7 3 f.
Hanzala — Banü H. 134 f. 139.
145 ff
Hanzala b. Mälik 133. 136
Haranrewä 941
HarawT s. Muhammad b. Ahmad
Harb — Banü H. 391
Harb b. Mis'ar 387
Harb b. Umajja 74
Harchebis, Harchibis iioi
HarIrT, ai/cÄ unier Durra zitiert 43.
50. 212 ff. 218 ff 345. 428. 435.
787. 789.
Härit — Banü al-H. 130
Härit b. 'Amr b. Hugr Akil al-Murär
125. 129. 133. 136 f. 141
Härit b. Gusam 134
Härit b. al-Hilliza 116. 136 f. 241. 259.
295
Härit b. Mu'äwia — Banü H. 153
Härit b. Zälim 293. 298
Härita b. 'Amr b. Abi Rabi'a 134.
136
Harpchimis 1103
Harran 963
1 HarränT s. Muhammad b. Salläm
' Harsöi 947
Hartbos iioi
Härün al-RasTd 196. 284
j Haryotes 1 1 00
\ Hasaisl s. Muhammad b. 'Utmän
H34
C. Bezold
Hasala 1. und II. 949
Hasalä III. 952 f.
Hasamä 953 f.
Hasan ba 'Atwah 98
Hasan b. 'Absün 205
Hasan b. 'All 336
Hasan b. Dirham iSi
Hasbän — Banü H. 142
Häsim — Banü H. 15. 18. 22
Häsim b. 'Abdmanäf 115
Hassan b. Täbit 74. 76. 78. 125.
296. 299 ft".
Hathor 11 08
Hätib b. 'Arar 15. 19
Hatib al-Bagdädl 432
Hatib al-Sirbim 38. 52.
Hätim al-Tä'i 159. 257. 265. 296.
1073
Hauda 297
Haulän 456
Hawaci 942
Hawän-räh 205
Häz 'Abdülla 448
y^äzin 38
Hazö, Hazötäi 941
Hebselläse 1. 946 f.
Hebselläse II. 947
Hebselläse III. 948
Hebselläse IV. und V. 949
Hebtan I. 949
Hebtan II. 949 f.
Hebtes I. 948
Hebtes II. 949
Hebtes III. 953
Hebt-GargTs 948
Hedäd I. und II. 947
Hegesippus 871
Hejäbü 947
Heliana.K 840
Hellanikos 1008
Hemad I., II. und III. 949
Henänä 491. 495
Henanlsö' 491. 494
Henin 98. 104
Henit I. 946 f.
Henit IL 947
Henoch 592
Henösem 948
Heracleopolis magna 1 1 1 3
Herakles 751 f.
Herät 158. 183. iSsfif. 189 f.
Herennius Etriiscus 835
Herodes 8i4f. 828 f.
Herodot 866. 868f. 911. 962. 998!!".
1008 f. lOII
Herondas 741
He.säl 949
Hesekiel 85. 686 ff. 798. 881.
889
Hesen loi
Hesiod 1077
Hesychius, Lexikograph 564. 764
Hesychius Presbyter 763
Hibhän(?) al-Sfl 159
Hibil 539 f. 544
Hidäs b. Zuhair 116. 121
Hieronymus 763. 768!. 1007
Higäz 29. 86. 146
Hijär 129
Hiläl — Beni H. 105. 440
Hilcäl b. lläqa al-SaibänT 150
Hillel 621
Hilmand 183
Himjar 113. 115
Himjarl b. Rijäh b. Jarbü 147
Hind 129. 133. 149
Hindus 573
Hinw 150
Hionier 1034
Hirä' 2. 4. 316
Hira 129. 296. 494. 1060 f.
Hiram 752. 881 ff.
I
l
Index.
II".
:>:)
Hiras b. IsmaM 128. 131. 133 f.
137. 142. 146
Hisäm b. 'Amr al-Taglibl 138
Hiskia 737 ft". 879. 881
Hisn — - Banü al-H. 143
Hit 415
Homer 550. 559. 865 ff. 1077
Hömö 486
Honi 308
Horaz 859
Horus 750. 109911". 1109. aIii
Hosea 667. 716. 722. 734. 752
Hostüianus 835
Hrant 1036
Hubaib — Banü H. 152
Hudail 73 — Banü H. 120
Hudali s. Abu Dii'aib ufiä Ibn Rib'
Hüsen Rahmi 1081 ff.
Hufäf 119
Hugastänl 169
Hugr Abu Imru' 1-Qais 140 f.
Hugr b. 'Amr b. Muäwija 135 f.
Hugr b. al-Härit 137
Hujaij 46
Hülägü 198 f.
Humaid b. Taur 48. 50. 124
Hunain b. Ishäq 283 ff. 554. 559.
564 ff.
Hunnen 573
Huräsän 158 ff. 173 f. 178. 181.
i84f. 190. 1032. 1035. 1043
Husain 298
Husain Abu Tähir 158 ff.
Husain b. 'Ali b. Tähir 15S
Husain b. al-Humäm al-MurrI 121.
387
Husain b. Tähir 158. 169. 189
Husain al-Räwi 43
Husri s. Abu Ishäq
Hutai'a 73. 116 f. 236. 258. 260.
299 f.
Huwailid 25. 29
Huzaima b. Hakim al-Sulamä 24.
27 ff.
Hüzistän 191. 195
HwärazmT s. Abu 'Abdallah «//rti'Abü
Bakr
Hygieia 740. 745
Hygin 9 1 1
Hyspasinos 840
Jacob, Sohn Isaak's 315. 355. 594.
596. 603. 878. 888. 890. 985 ff
992 f.
Jacob, Vater von Joseph von Naza-
reth 871
Jacob von Edessa 493 550. 552 f.
555. 558ff. 565 f. 571 ff.
Jacob von Nisibis 877 f.
Jacob von Serug 963
Jacobus Hazzajä 492 f.
Jacobus major 812
Jäti' 98. 100. 102
Jäfi'l 310
Jagln I. u/id IL 947
Jagln III. 948
Jagln IV. 949
lahdub 457
Jahjä b. Abi Hafsa 341
Jahjä b.
Abi Katlr
2
Jahjä b.
'Adi 279.
281
Jahjä b.
Aktam 16^
■>
5
Jahjä b.
V ,
Ga far 3 1
Jahjä b.
al-ljasan
199.
202.
208
Jahjä b.
Sa'd al-QaUän
[17
Jairi Tochter 807
Jamäma
130 f. 134.
US
296
Jaman /
•4. 87. 130
Jamani
y. -San 'an
Jamnia
801
Japhet 883
206.
11^6
C. Bezold
Jaqöb 933
Ja'qüb b. al-Lait 158. 164 f. 171 ff.
Ja'qübT, auch unter Ibn Wäclih zitiert
17 f. 157 f. 160. 162 ft". 166 f.
172 f. 184 ff. 335 f. 339. 344 f.
350
Jäqüt 44. 48. 7 7 f. Zz- 93- 127.
129 f. 153. 156. 158. 163 f.
183. 190. 212. 275 f. 296. 308.
315 f- 334- 556. 563- 1034 ff.
1038
Jarbu, Banü J. 148. 294
Jarfä, Jarfä'u 731
Jäsir 163
Jaskurl s. 'Ubaida
Jason 823
latil 457
Java 98
Jaxartes 1033
JazTd b. Muäwija 338. 391
Jazid b. Zijäd 20
Jazid al-Räwi 36
Jazidi s. Abu 'Abdallah
Ibädl s. 'Adi
Ibn 'Abbäs 20. 28. 37. 39. 43. 81.
120. 216. 2>öl
Ibn 'Abdalalä 36
Ibn Abdirabbihi, auch unter 'Iqd
zitiert iio. 127. 328. 432. 435
Ibn Abi al-Azhar s. Ibn al-Azhar
Ibn Ab! Ja'qüb al-Nadim al-Bag-
dädl, U7iter Fihrist zitiert 109.
III. 173. 187. 388
Ibn Abi Qainf?) 166
Ibn Abi Qais 392
Ibn Abi Usaibia 93. 2 83 f.
Ibn Ahmar 234. 236. 240. 246
Ibn al-Aräbl 60. 228. 239. 242.
Ibn al-'Assäl, sähib al-Sullani 913.
923 — s. auch Abu 1-Fara^
Ihn al-Atlr 11. 16. 20. 30. 41.
49. 87. 93. 123. i27f. 132. i66f.
i73ff. i78f. 181. i84f. i87ff.
193. i95ff. 205. 432
Ibn 'Auf 114
Ibn al-Azhar dez7ü. Ibn Abi al-Azhar
173. 177 f. 181. 184 ff. 189
Ibn Baitär 554. 558. 564. 567
Ibn Balaam 529
Ibn Bai am 185. 189
Ibn BarrI s. Abu Muhammad
Ibn Bassäm 173. 177
Ibn Batüta 203
Ibn Bibi 198
Ibn DänTjäl 1069
Ibn al-Dugunna 26
Ibn Duqmäq 322 f.
Ibn Duraid 73. 214. 217. 222. 226,
297. 431
Ibn Esra 564
Ibn Gaddän(?) 164
Ibn Gajjat 765
Ibn Ginn! 72. 78. 215
Ibn Gud'än 87
V
Ibn Guraig 2 7 f. 43
Ibn al-Habbärijja 91. 9 4 f.
Ibn Hablb s. Jünus und Muhammad
Ibn Hagala 327
Ibn al-Hägg 331. 337 f. 343. 345
Ibn al-Hajjän 267. 271
Ibn Haisam 176
Ibn Haldün 158. 165. 197 f. 268.
■33^
Ibn Hallikän 91. 128. 158. 162 ff.
166. 168 f. 172 ff. 177 f. 180 f.
184. 189 f. 193 f. 197 f. 2 11. 213 f.
267
Ibn Häni 1066
Ibn Harma 388
Ibn al-Hatib 267. 271
Ibn Hauqal 275
Index.
II37
Ibn Hazm 267 ff.
Ibn Hiääm 7. 10. 15 ff. 19 f. 23. 26.
73f. 77 ff". 83.88. 250. 256f. 26off.
294 ff. 299. 301. 304. 335. 344.
350. 787. 789. 796. 987
Ibn Humaid 20
Ibn Hürdädbeh 188. 1038
Ibn Ja'ls 46
Ibn Ishäq 2. 7. 10 f. 15 ff. 25 f. 73.
79- 335
Ibn Katlr 72. 74 ff. 80. 86 f.
Ibn Mäga 317. 33s
Ibn Maijäda 124. 232
Ibn Mufarrig 125
Ibn Muhriz 118
Ibn al-Mulaqqin 211
Ibn al-Muqaffa' 92. 94.
Ibn Muqbil 230. 240
Ibn al-Mu'tazz 1 1 o
Ibn Qais al-Ruqaijät 124
V
Ibn Qattäf (?, var. Qitän?) al-Saibäni
152
Ibn al-Qifti 194
Ibn Qutaiba 48. 76. 78. 80. 82 ff.
logff. 115. 121. i23ff. 180. 306.
321. 341. 388. 390. 433
Ibn Raö;ab 320
Ibn Raqiq 81
Ibn Raslq 68. 1 10. 112. 116 f. ii9ff.
I23f.
Ibn Rib' al-Hudall 388
Ibn Rusta 176. 183
Ibn Sa'd 8. 14. 16 ff. 37. 109. 261.
296. 344
Ibn Saddäd 198
V
Ibn al-Sagari 48
Ibn Sa'id, Geograph 210
Ibn Sa'id al-Magribi 75
Ibn Sajjid al-näs 16
Ibn al-Sarlj 163
Ibn Serapion 567
Nöldeke -Festschrift.
Ibn Sida 40
Ibn al-Sikkit 47 f. 61. 229. 246.
296
Ibn Sinä 766
Ibn Sirln 114
Ibn Tagribirdl (Tagnbardi) 195 f-
33^- 335- 345f- 348
Ibn Taur 36
Ibn al-Tin al-Raqql 316
Ibn 'Umar s. 'Abdallah
Ibn Wädih s. Ja'qübT
Ibn Wahb 37
Ibn Wäsil 198
Ibn Zaid 37
Ibrähim, fatimidischer Grolier 342
Ibrahim b. al-'Abbäs 162
Ibrähim b. Muhammad al-Baihaqi
175. 328. 1073
Ibrähim b. Husain i8of.
Ibrähim b. Sarkab 185
Ida 869
Idaugumad 449 ff.
Idaugunädi'f 449. 451
Idautännän 449. 451
Idauzinzim 449. 451
Idhämmü 449. 451
Idnällen 449
Jebbatit 949
Jehüdäi Gaon 551
Jemen s. Jaman
Jeremia 506. 661 ff. 684ff. 878. 881 f.
884. 886. 888.
Jericho 726. 984. 988. 991. 995
Jerobeam 708 f.
Jerpeel 735
Jerusalem 305. 624. 646. 667 f.
672 683 ff. 690. 692 ff. 717. 728.
800. 808. 810. 812. 836. 880.
883. 887 ff. 992
Jesaia 667. 683K 716. 723. 879.
883. 888 f.
72
1138
C. Bezold
Jesus 74. 649. 806. 814. 855. 871 f.
983 f. 990. 995
'Igl — Banü 1. 150. 298
'Igli s. Abu Maimün, 6arir imd
Ismä'il
Ignatios 4S4
Ihdhan 449 fif.
Ijäd 129. 133
'Ijäd 293
IjädT s. Abu Du'äd
Ijäsu 927
Jim 1032
Ikabb b. 'Ikabb b. Kinäna 141 f.
Ikonium 476
Ikrima b. Garlr 124
Ikrima maulä Ibn 'Abbäs 39. 41
Ilirapaa 731
niyrien 847 ff.
Il-Maqqah 457
Ilsaräh 457
Imentägen 447. 449. 451
Imhotep 730
Imru' 1-Qais al-Kindi 49, 58 f. 61.
64. 68. 116. 118 f. 123 f 129 ff.
135. i45fif. 151. 256. 258. 26off.
297. 388. 939
Imru" 1-Qais al-Taglibl s. Muhalhil
b. Rabi a
Imtä*^ 22
Indien 311. 366. 419. 572. 676 ff
Intügg^ä 449. 451
Joab 879
Jo'an s. Griechenland
Johannan bar Zu'bi 767
R. Johannan b. Zakkai 610
Johannan, mallefänä 491 i. 494
Johannes Chrysostomus 491. 493
Johannes der Täufer 489
Johannes von Bet-Rabban 491. 495
Johannes von Ninive 491
Johannes von Samannüd 913
lolaos 736. 863
Jona 79. 983 f. 990 f.
Joppe 566. 808. 810. 814
Jordan 991
Jordanis 834 f.
Joseph, Sohn Jacob's 79. 315. 605 f.
782. 878. 989 f. 992 ff. 996
Joseph Caro 763
Joseph von Nazareth 871
Josephus 82. 752. 763. 811 ff 817 ff.
848
Josia 684. 722
Josmaoglu 1089
Josmir 540
Josua 649. 725 f. 984 f 988 ff.
R. Josua b. Lewi 310
Iptihartlsu 1098
Iran 200
Iränsäh 93
'Iräq 76. 86. 130 f. 133. 148. 150.
167. 191. 551. 1071 — Al-'iräqän
203
Irob Saho 926
Isaak, Sohn Abraham's 79. 82. 593 f.
890
Isaak b. Abba Mari 766
'Isä b. Jazid al-Gu(a?)lüdi 164
Isaurien 577
Isebel 879
Isbahän, Isfahän, Ispahän 42. 93.
165. 177 (?). 1071
Isbahäm s. Abu 1-Farag und Rägib
— IsfahänT s. Hamza
Isfandiar 1033 f.
Ishäq b. Ibrahim al-Mau-sill 385
Ishäq b. Ibrahim al-Tähirl 163 f.
166
Isis 750. 844. 1098. 1104. 1108
Iskandar s. Alexander d. G.
Ismael, Sohn Abraham's 81. 113
Ismä'il b. Saif al-lgll 37
f
Index.
II39
Ismail al-Rawi 37
IsnÜgen 449. 451
Iso 519
Bö'barnün 491. 493 f.
Isö'bökt 495
Isö'dad 491. 493
Ispimätu 1 1 1 2
Israel, Israeliten 594. 596. 600. 602 f.
605 f. 624. 629. 662. 666f. 681 ff.
721. 724ff. 735ff. 741. 752. 782.
799. 802. 878 f. SSifif. 886. 888 f.
983 ff.
Issus 853
Istahri 176 ff.
Istar 1000. 1006. 1012
Itaces 811
Italien 419. 843 f. 846
Itamara 459
Jubah-kan 1034
Juda, Juden, Judäa, Judäer 30. 43.
74. 84ff. 27of. 313. 321. 349.
379. 400 f. 420. 425. 455. 519 ff.
542ff. 552. 555. 666f. 683ff 690.
721. 728. 737. 745- 759. 8^8ff.
881 ff. 888 ff. 1064
R. Judah 766
Judas Makkabäus 823. 825
Julia Domna 861 f.
Julian 833 f.
Juluq-arslän Husämaldin 201
Jünän 361 ff. 370
Juno 862
Jünus b. Hablb 37. 81. iiof. 113 f.
ii7ff. 230 f. 385
Jünus b. MuWija b. Abi 'Amr b. al-
'Alä 123
Juppiter 963 — J. Ammon 862 f. —
J. Dolichenus 854
Justinus 823. 842 f. 847
I-'-z-l Bajjin 457
'Izzaldln Masud 197
Kaabet 930
Ka'b b. Sa'd al-GanawT 40. 47 ff.
Ka'b b. Zuhair 116
Kabiren 840
Kabul 187 f.
Kadnat 942
Kai-Husrau 199. 1032
Kai-Kawat 1036
Kai-Us 1032
Kajjär 95
Kain 1035
Kairo 210 f. 415. 420 f. 659
Kaisän 122
Kaisüm 163. 165
Käk 95
Kalb 142
Kaleb 759
Kalbi s. Muhammad b. al-Sä'ib unti
Zuhair b. Gancäb
Kallimachos 10 14
Kamel I. 944 f. 948
Kamel IL unt/ III, 947
Kämkär 174
Kanaan, Kanaanäer 682. 727. 735
739ff 745 f. 748. 753 ff
Kapernaum 806
Karh 1065
KarhT 36
Karküja, Karkun, Karkusa 183
Karnak 1105
Karüh 189
Kaskar 491
Kassa 932
Katlr b. Ishäq 120
Katir b. Raqqäq 179 f.
Katlr b. Warqä 179
Katiri s. 'Abdallah, Ahmad, 'AH,
Ga'far, Gälib, Mansür unä Möhsin
Kaukasus 311
Kawad 1032
Keei-Inseln 419
72*
II40
C. Bezold
Kefel 94S
Kefläi 933
Kefle 932. 938
Kemäl Ho^endl 1074
Kemäl Pasahzädeh 320
Kephalioii 1008
Keremberä 954
Kermän 93. 172. 184 ff. 190. 312
Kewan 722
Kimchi 769. 775 f.
Kinäna — Banü K. 136. 178. 297
Kinda 127«. 133. 135. 137
Kind! s. Abu Jüsuf tmd Imru' 1-Qais
Kingu 976. 979 f.
Kirjath-jearim 991. 993
Kirmän 165
Kisä'i 239
Kisar 978
Kison 728
Ko II Ol
Konia 209
Konuphis iioi
Kopres iioi
Korah 604
Korbaria 938
Kos 741. 746 f. 818. 821 ff. 826 ff.
Ktesias 997 ff 1004 f. 1007 ff.
Küfa 130. 134. 345
Kuläb i27fif.
Kulaib 116, 139. 297. — BanüK.
150
Kulfa b. Hanzala 145
Kultüm b. Täbit 161
Kumait 63. 70. 233. 239
Kurden 411
Kuring 183
Kusiter 573
Kutaijir 121. 388
Kybele 750
Kyounghta 419
Mär Kyriakos 487
Laba 951. 956 f
Laban 355. 985 f 989. 991
Labid 116. 118. 120. 147. 230. 257.
296. 300
Labienus Parthicus 840 f.
Lagläg — Banü L. 300
Lahamu 978
Lahhäm b. al-Härit 144
Lähiql s. Abän
Lahmiden 129
Lahmu 978
Lait abü Ja'qüb 177
La'm — Banü L. 296
Las 183
Lät 21
Lateiner 526
Latlf 1091
Lawäi 942 ff 949. 952. 954
Legäm 947
Lentulus 827
Levi 596
Libanon 577 f. 684. 878
Libyen 861 f
Lihjänl 229. 231. 238. 240
Lijüda TLebüdä) 906
Lilus I II 2
Livius 712. 82 2
Loggo Sarda 926. 928 f.
Lolus 1 1 1 2
Lorqa 867
Lot 878. 984 f 995
Lubaitö 932. 938
Lubnä — Banü L. 146
Lud 905
Lugaim b. Sab b. 'AU b. Bakr b.
Wail 115
Luhrasp 1032. 1035
Lulu' s. Badraldln
Lunus 852
Luqmän 297
Lyaeus 862 f.
\\
Index.
II41
Lycophron 565. 866
Lydda 808. 810. S14
Lykien 842 f.
Maäl Arha, 934
Ma'awja Qerös 941
Madä'ini 109
Madhig — Banü M. 130
Ma'dlkarib 133 f. 137. 140 ff. 153
Maflas 948
Magdalmulk Abu 1-Fa(ll As'ad b.
Müsä 92 f.
Magier 270. 379
Magog 688
MagribI s. Urnajja b. Abi 1-Salt
MahallT 35 f.
Mahamad L 947
Mahamad II. 948
Mahamad III. 949
Mahamüd 947
Mahari I. 942
Maharl IL 949. 952
Mahmud, sähib al-gazcä'ir al-süd 375
Mahmud von Gazlra 201
Mahmud, Ortokide 201. 207
Mai Aini 929
Mai Merakät 934
Mai Mosern! 934
Mai Saadä 929 f. 938
Mai Üle 957
MaidänT 49. 67. 153. 294f. 297. 339
Majjäfäriqm 201
Maimonides 561. 615. 763. 765. 801
Maimün b. Mihrän 3 1
Maimüna 2 1 6
Mäiräi I. 941 f.
Mäiräi 11. 949
Mais 946
Maisara 25. 27. 29
Makajeh 930
Makedonier 880. 887
Makedonius 476
Makkabäer 660
Maleachi 696
Mälek 945
Malgamat 954 f.
Malik ASraf Müsä 19S
Mälik b. 'Ämir 386
Mälik b. Anas 317
Mälik b. GuSam, Banu M. 134. 138
Mälik b. Hammäd al-Sahmi 119
Mälik b. Matfüq al-Sa'dl 387
Mälik b. Misma' 150 ff.
Mälik b. Nuwaira 119
Malik Kämil Muhammad 198
Malik Näsir Jüsuf 198
Malik Sälih Ismä'il 198
Ma'mar 36
Ma'marl s. 'Amr b. Mu'äd
Mamün 159 ff. 284
Man b. Aus 62. 259
Manasse 721 f. 728. 989
Manät 21
Mandäer 537ff. 959. 965 ff.
Mandar 950
Mangü 199. 208
Man-Naqmü 949
Mansür al-Ketiri 105 f.
Mantäi 948
Manuchihar 1032. 1038
Manoah 783
Maqä-Ezgl 949
Maqäzgl 944
Maqdisl 72
Maqqarl 47f. 211. 267. 276. 324
MaqrTzTj auc^ tinter Hitat zitiert 7 8.
82. 156. 198. 335. 339. 345
Maragüz 92 9 f. 938
Marcus Antonius 848 f.
Marcus Aurelius 850
Marcus, Vater von G. Fannius 820.
822
II42
C. Bezold
M;\rdachai 879
Mardonius 99S
Marduk 714. 73of. 741. 751 f. gsgf.
962 f. 97oft". 1000. 1002
Mareb 92 5 ff. 938
Mär Hananiä 486
Mari 495
Maria 489. 902 f.
Märjä 941
Marib 83
Märidln 198. 400
Mär Mattai 486
Marobod 849
Marokko 430. 433 f. 437 f. 440.
445 ff-
Marräkes 446. 451
Marrär al-'Adawi 134. 388
Martad b. 'Abd jankaf al-Himjarl
136
Martad b. Sa d — Banü M. 145. 148
Marw 491
Marwän — Banü M. 114
Marwän b. al-Hakam 294. 345
Mascara 427. 429 f. 433. 437
Masdasnos 858
Masmar I. U7id II. 948
Masmar HI. 949
Masnut 555
Massabbär 952
Massaua 939
Masudi 73. 80. i58f. 165. 173. 176.
178. 183. i88ff. 193. 196. 795
Maudüd b. AbT 1-Fadl al-Kurdl 388
Mausili s. Ishäq b. Ibrähim
Mäwardi ^, 2 6
Mawatte' 955
Mäwijja bint al-Minqar 145
Maximinus Thrax 832. 838
Maximus 464
Mazandaran 1037
MäzinI III
■ Medien, Meder 167. 841. 845!. 880.
883 ff. 1005. 1008. loioff.
Medlna 7 ff. i4ff. 25 f. 335. 341.
343. 345 ff. 987. 1058
Megiddo 684
Meherdates 844
Mehmed IL 1072
Mehmed Tevfik 1058
Mehömmödbä 'Atwah, b. Hasan 100
Mehömmöd bä 'Atwah, b. Sa'id 98
Mehre 931
Mehri 782 ff.
Mekäl 951 f.
Mekelle i o i
Mekka 2. 4. 8 f. 14 ff. 22. 24, 26 f.
30. 32. 73 f 89. 299. 301. 309.
345. 454f. 704. 987. 1057
Melchisedech 644 f.
Melecheth (Malkath) des Himmels
669
Meletius 464. 476
Melhib 947
Melqart 751. 863
Memphis 703. 1095. iioo
Men 852 f.
Menander 752
Menassar loi
]\Ienches 11 11
Mendes 1098
Menelik 933
Menöcehrl 1055 f 1063 ff.
Menotyrannus 8 5 2 ff.
Mensä', Mense'äi 941 f. 948. 950 ff.
Mercur 835
Merettä 928
Merettä Kajeh 926 f.
Merettä Sebene 926 f 938
Merkäb 950
Mert-seger 739
Mesafrö 929
Mese 938
Index.
II43
Mesopotamien iqST 210. 659
Messene 825
Metfä Waltä 929. 938
Micha b. Jimla 723. 879
Micha von Ephraim 711. 988
Michael, Erzengel 543
Michael Interpres 491 fif.
Michael Syrus 463. 467
Michal 713. 9S7
Mikael Sehul 925. 927
Miknäs 445
Min 1099. 1105. 1109
Minqar — Banü M. 300
Mirhönd 184. 198 f.
Miskat 457
Misma' b. 'Abdalmalik 113. 123.
Mithras 967
Mithrates 850
Mithroachos 840
Moab 356. 687
Möhsin al-Ketiri, b. 'Abdallah 105 f.
Möhsin al-Ketiri, b. Gälib 105 f.
Mösien 733
Mogador 446
Mose, Sohn Amram's 79. 350. 358.
484. 490. 533. 594. 596. 602 ff.
682. 726. 737 ff. 798. 800.802.
811. 867. 878. 988 ff. 992 f.
Mose bar Kefä 550. 552. 559 f.
565 f.
Mose Benvenisti 553
R. Moses b. Nahman 763
Moses von Chorene 1037
Mosul 197 ff. 400. 487 f.
Muäd b. öabal 315
Muamraal — Banü M. 301
Mu'äwija b. Ab! Sufjän 323. 337 f.
342 f. 345 f. 391
Mu'äwija b. 'Amr b. al-Sarid 119
Muawija b. Gusam 134
Mubärizaldln 1056. 1059
Mubarrad, fueist unter Kämil zitiert
41 f. 46. 60. 63. 77. 257. 264.
294 ff. 426. 430
Mudlig b. Suwaid 297
Müräd 1059
Mufadclal b. Ma'.^ar al-Bakrl 125
Mufad(lal al-pabbi, auch unter Mu-
faddalTjät zitiert 62. 64. 127.
131. 144. 294. 296. 300
Mugähid 321
Muglr b. 'Ämir 360
Mugira b. al-Muhallab 386
Muhabbal al-Sa'dl 121
Muhägir b. Öubair ab! 1-Haggä^ 27
Muhalhil b. Rabl'a al-TagUbl 116.
139- 387
Muhallab 122
MuhallabT s. Abu Harb
Muhammad al-Nabl, auch unter Pro-
phet und Qorän bezw. Süra zitiert
iff 7 ff. 23 ff zi^. 71. "73 ff 83
85 ff. 98. 104. 107. HO. 113
159. 200. 216 ff. 248. 255 f. 258
261. 263 f. 270. 295 f. 299.301
306 f. 309. 31 5 f. 320 f. 323 ff.
327 f- zz"^- ziz^- öi(>^- 340 f.
343 f. 346 ff. 402 f. 408. 414. 420
426. 428. 431 f. 435 f. 453 ff.
4S8ff 758. 793. 801 ff. 987. 1056
1062 f. 1075
Muhammad, abü Hi§äm b. al-Kalbl
128
Muhammad Amin al-Hä^i 268
Muhammad 'Aufl 176 f. 179 ff. 190
Muhammad b. al-'Abbäs al-TüsT
159 f.
Muhammad b. 'Abdallah b. Bakkär
b. Abi Maimün 28
Muhammad b. 'Abdallah b. Tähir
158. i65f.
Muhammad b. 'Abdalmalik 164
II44
C. Bezold
Muhammad b. 'Abdalrahmän al-
Ahdal al-Zabldi 326
Muhammad b. 'Abdalrahmän al-
'ÄmirT, unter Mmw-Mz zitiert 313.
323- 325- 332. 348. 431
Muhammad b. Abi Bakr al-Räzi 35 f.
Muhammad b. 'Absün(?) 205
Muliammad b. Ahmad al-HarawI 2 7
Muhammad b. 'Ali 113
Muhammad b. Asad b. 'All 3 86
Muhammad b. Habib 72
Muhammad b. Härün 160
Muhammad b. al-Hasan al-Saibäni
323 f-
Muhammad b. Humaid al-TüsT 164
Muhammad b. Ibrahim (b. Husain?)
181 f.
Muhammad b. al- Husain b. Mus'ab
163
Muhammad b. Jahjä b. Habbän 14 f.
Muhammad b. Jahjä al-SülT 186
Muhammad b. Ishäq b. Ibrahim 166
Muhammad b. Ka'b 20
Muhammad b. Qais 2 1
Muhammad b. Sa'd al-Zuhri s. Ibn
Sa'd
Muhammad b. al-Sä'ib al-Kalbl 38 f.
41
Muhammad b. Salläm b. 'Abdalrah-
män al-Harränl 28
Muhammad b. Salläm al-Gumahl
109 ff.
Muhammad b. Sawwär 37
Muhammad b.Tähir 158. 163 ff. 167.
169. 185
Muhammad b. 'Ubaidalläh b. 'Abd-
allah b. Tähir 158. 168
Muhammad b. 'Utmän al-Ha^ä'isi 309
Muhammad b. Wäsi 321
Muhammad Tähir al-PattanI 42
Muharriq b- Sa'd b. Mälik 145
Muhäsin du 1-A'wäd 339
Muhibbaldln 48
Muhibbi 1055. 1072
MuhjTaldin b. 'ArabI 319
Muhtadi 172
Muhtär 125
Muhtasar al-Qudürl 325
Mullittu 1000
Mumazzaq 62 ff. 66 f 295
Mummu 9 74 ff
Munabbih 115
Mundir b. Imru' 1-Qais 153
Mundir b. Mä' al-Samä 129
Mundir b. Muharriq 120
Mundir b. al-Nu'män 133
Mu'nis 168
Müqän 1038
Muqtadir 168. 172. 175. 193 f.
Murädl 310
Muraqqis al-akbar 116. 353. 387
Muraqqis al-asgar 116. 3S7
Murra b. Sufjän 137 f.
Murri s. Husain b. al-Humäm
Müsä b. Bugä 167
Müsä b. Saiba 27
Müsä b. 'Uqba 18
Mus 'ab, abü 1-Husain 158
Mus'ab b. 'Umair 17
MusabbihI 342
Musaijab b. 'Alas 116. 121
Musaqqar 130
Müsawi s. Radi
Muslim b. 'Aqil 298
Muslim b. al-Haggäg 304. 306 f 313.
317. 322. 328. 345f 348. 431
Muslim b. 'Uqba 294
Mustadi 309
Musta'in 185. 190
Mustansir 198
Musta'sim 198
Mustau'ir b. Ka'b b. Nahd 115
ü
Index,
II45
Musur 457. 461
Mut 1099. 1102. 1105. 1109
Mutaclid 165. 168
Mu'tasim 164
Mutalammis 116. 121
Mutannä b. Zur a 27
Mutaqqib 61. 64 f. 6 7 f.
Mu'tarida 8
Mutawakkil 166
Mu'tazz 157. 166 ff. 186. 190
Muttalib b. 'Abdalmuttalib b. Ab!
Wadä'a 27
Muttaqi Lilläh 193. 195 f.
Muttawwn s. Abu Bakr
Mutunus Tutunus 419
Muzarrid 116. 300
Mygdonius 848 f.
Nabaräi I. 947
Nabaräi IL 949
Nabatäer 863
Näbiga al-Dubjäni 46. 83. ii6ff.
120. 256 ff. 262. 299. 388.
V r
Näbiga al-Ga dl 116. 118. 120
Nabite wod Salomön 929
Nablus 5 13 ff. 533
Naboth 879
Nabü-abal-iddin 959. 962
Nabürapa' 732
Näfi' 333 f.
Nagäsi 949
Nagäsl 296
XägizI s. 'Abdallah b. Muhammad
Nagran 86 f. 130. 148
Nähr al-'Augä 566
Nähr al-Z(?)aggäg 157
Nahsal b. Därim 145
Nah§al b. Harri 124
NaisäbürT s. Nizämaldln
Naizär 183
Naks-i-Rustam 858
Namir b. Qasit — Banu N. 133.
135- 137
Namir b. Taulab al-'UklT 121
Namir b. Wabara 142
Narsahl 184
Narses 491. 493. 495
Nasafi 35 f.
Nasal 306. 321 f. 324. 327f. 333
Nä§eh 948
Näsir bä 'Atwah 98. 100. 104 f
Näsiraldln Mahmud 190. 197
Näsir-i-Husrau 152
V
Nasr b. Sabat 163
Nasr b. Sajjär 181
Natäbäi 949
Nathan ben Jehiel 616
Nathaniel 493
Nausäd 190
Nawär 123
Nawawl 76. 306. 317. 323. 325.
431
Nawäzak 1034 f.
Nawäzgl 942
Näwed 954
Nazianz 464
Nebo 1009
Nebukadnezar 685f. 879. 882 ff. 998
Necho 684
Nedroma 429
Nefisa 422
Nehemia 798
Nehid-Beduinen 98
Neit 1097. 1109. II 12
Nekos II Ol
Nektarius 467. 476
Nemi 844
Nephotes 11 04. 1109
Nergal 461
Nerva 844
Nestorianer 492. 497. 653
Nestorius 489. 491. 493
1146
C. Bezold
Neukaledonier 419
Nicäa 476
Nicander 764
Nicocles 857
Nicopolis 834
Nikanor 823
Nikolaus von Damaskus 82 8 f.
Nikrah 456. 458. 461
Nil 568
Nimrod 883 fif.
Ningiszida 731. 752
Ninib
/ö'
.f.
Ninive 201. 209. 419. 491. 743.
886. 1008. loii. 1036
Ninus 1005. 1007 f.
Ninyas 1007 f.
Ninzadim 962
Nippur 971 ff.
Nisäpür, Nisäpür 163 f. 187 ff.
Nisibis 204. 284. 287. 495. 848 f.
S77f.
Nitokris 998
Nizämaldin al-Hasan b. Muhammad
al-Naisäbün 38. 52
Nizäm-i 'Arüd-i Samarqandl 174
Nizämalmulk 177. 184
Noah 78f. 82. 592. 758
Nob 667. 706. 709. 711. 716
Nor 949
Nudimmud 974. 979. 981
Nüh b. Nasr 1 74
Numairl s. Abu Hajja
Nu man b. Mundir 114. 120. 296 f.
Nu man b. Qarta' (var. Qurai') 138
Nu man b. al-.SaqTqa Abu 1-Mundir
133
Numidien 733
Nur 1036
Nüraldln s. Arslän-Säh I,
Nüraldln al-Dimjätl 317
Nusaib 124 f.
Nusair 242 f.
Nüsär, Nüsär 190
Nusku 963
Nuwairl 79 f. 197 f. 208
Obe 949
Oberpfalz 419
Obne 456
Ogbazgi Habta Hannes 928
Ohod s. Uhud
Ok 183
Omar I. 16. 20. 28. 31 f. 49.
301. 309. 324. 335f. 345. 432.
731
Omar IL 309. 331. 1056
Omajjaden s. Banü 'Umajja
'Omer Bä 'Abvah 9 7 ff.
'Omer el-Ge'eti loi
Onnophris 1099. 1108
Omphis 1099
Onäi 926
Onkelos 505. 507. 510. 765
Onuris 1098
Oö 929
Ophra 706, 711. 716
Oppianus 565
Oppinus Statianus 841
Oran 426 ff.
Origenes 492. 495
Omospades 847 f.
Orodes 843 ff.
Orontes 1036
Osiris 993. 1099. 1103. II 07 f.
Osrhoene 855 f.
Otor s. Assur
Paapis II 03
Pachois 1 1 1 2
Pachomios 11 03
Paes II 03
Paian 733. 749 f.
1
Index.
II47
Palästina 406. 526. 562. 659. 683.
688. 690. 692 f. 696. 716. 737.
801. 836
Palmyra 731. 735
Pamin 1105
Pamythes 1105
Panammu 1027
Pandera, Pandira usw. 871 ff.
Pangwäj 187
Panther, Panthera usw. 8 7 1 ff.
Panyassis i o 1 1
Pars 172. 183. 185. 187. 190
Parther 696. 839 ff,
Parthicus 857 f.
Paulus Aegineta 56S
Paulus der Apostel 489. 802. 809 ff
878. 892
Pausanias 712. 729. 746. 753
Perasais 1105
Pergamon, Pergamener 746 f. 821 ff
827. 840
Persien, Perser 114. 133. 271.361.
402 f. 687. 689. 801. ^11. 840.
857- 859. 877f. 88of. 883. 885ff.
999. 1003 f. 1006. loiofif 1095.
II 10. 1 113 ff.
Persicus 8 5 7 f.
Pesawaran 183
Peteamuphis 1102
Pete arp ochrates 1104
Petechnumis 1 1 03
Peteesis, Petisis 11 03
Petemunis 11 04
Petenephotes 1104
Petesobchis, Petesuchos 1105
Petosiris 11 03
Petrus der Apostel 489. 805 ff
Petrus der Iberer 567
Phaminis 1105
Pharao 43. 79 f. 82. 11 14
Pheneos 5 7 7 f.
Phüä 743. 747
Philippi 813. 840
Philippinen 419
Philippopel 834
Philippus von Makedonien 880. 884.
887
Philippus Arabs 831 f. 857 f.
Philippus, Evangelist 809. 8 1 1 f. 8 1 4 f.
Phihster 667. 687. 867. 879. 991.
993
Philo Alexandrinus 453 f. 459. 491.
495. 763. 813. 920
Philo Byblius 749 f.
Phoebus 862 f.
Phönizien 713. 729. 740 ff 749.
751 f- 754f-
Phraates IV. 841 ff.
Phraates V. (Phraatacesj 841 ff.
Phraates, Prinz 8425.
Phripaches 1 11 2
Phunsis II 03
Pinachsi 714
Pinehas ha-Kohen 533
Pirüz b. Kabk 188. 190
Pisamilki 11 06
Pisidon Optimus 464
Plato 764. 1067
Plinius 552. 555. 557. 560. 562ff.
567
Plotin 538
Plutarch 485. 764. 998. 1099
Pnubs 747
Polyaenus 84 r
Polybius 822 f. 8 25 f. ^z^. 863
Pompeji 819. 827
Pomsais 1105
Pontius Pilatus 465 f.
Porphyrius 2 79f.
Poseidon 840
Psammetichos 1106
Psellus 910
II4S
C. Bezold
Pseudo-Clemens 836 ff. S95
Pseudo-Jonathan 506. 508
Ptah 1096. 1098. 1106. 1109
Ptahil 544
Ptolemäus I. 887
Ptolemäus von Alexandria 1037
Püsang iSi. 1850". 189 — s. auch
Büsan*
Qähir
194
Qäimäz
197
Qais —
- Banü Q. 116. i
ZI-
iSif.
297.
391
Qais b.
'Ailän, Banü Q. i
31-
148
Qais b.
'Amr b. Abi Rabfa i
36
Qais b.
Hanzala 145
1
Qais b.
al-Hatim 125
Qais b.
Ma'dikarib 129. i
53
Qais b.
Talaba, Banü Q.
145
• 152
Qaläti
945
Qaläwün 203
QälT 49. 110 f. 117 f.
Qanän
136
Qaranl
s. Uwais
Qarir i
63
Qarnin
177
Qäsim
al-Räwi 43
Qäsim,
Tähiride 186
QasTr I
63
Qastall;
in! 317. 325f. 328.
ZZ^
3Z2,'
335-
345 f. 348. 431 f.
436.
763
Qatäda b. Di'äma 36 ff. 5
2
Qatan
b, Nahsal 145
1
Qatar .
^91. 493. 496
Qatan
122
Qazwlni s. Hamdalläh una
' Zakarijä'
Qerörä
951
Qida, Qidda 130
Qubäd
133- 136
Qudürl
s. Muhtasar
Quhaif
al-'UqailT 124
Qurai§ — Banü Q. 8 ff. 73. 75. 987
Quraiza — Banu Q, 20 f.
QuraSi s. Abu Zaid
V
Qurra b. Sank 346
Qurrän, Banü Q. 145. 148
Qurt b. Sufjän 138
Qutaiba b. Muslim 321
Qutäml 260. 301. 306
Rabah-kan 1034
Rabbülä 74
Rabf a, Banü R. 116. 123. 133. i35f.
Rabi'a b. Mälik b. Hanzala 134
Rabfa b. Muhasin du 1-A\väd 339
Rabi'a b. Sufjän 116
Rabtö 953
RädT Billäh 193 ff.
Radi al-MüsawT 309
Rad'i I. 949.
Rad'T II. 952 f.
Rafael usw. 543. 735
Räfi^ b. Sajjär 181
Rägib al-lsbahänl, auch unter Mu-
hädarät zitiert 61, 67 f. 77. 82
Rahab 984. 988. 994!.
Rahel 986. 990!. 993
Rähibr s. 'Abdalrahmän
Rahrahän 118
Rai 159. 1037
Rä 1 121. 1 2 3 f.
Rama 987
Ramla 195
Rasbam s. Semül
^ V
Rasi s. Selomo
Ra§Tdaldin 198
Ravenna 849
RäzT s. Abu 'Abdallah, Abu 1-Husain,
Fahr und Muhammad b. Abi Bakr
Reguel 543
Rephabolos 731
Rephaja 735
H
Index.
II49
Rephelos 731
Rhodaspes 844 ff.
Ribäb 130. 133. i39f. i43f. 151
Rijäh b. Jarbu — Banü R. 143
Rijähl s. Abu 1-Baidä'
RijäST s. Abu 1-Fa(ll
Rizäm b. Mälik b. Hanzala 134
Robrä 926
Rom, Römer 349 f. 424. 500. 502.
659. 741. 82off. 831 f. 834. 84off.
Rörä-Salabä 953
Ru'ba 62. 68. 82. 125. 241. 246
RüdakI 1063. 1066. 1071. 1073
Ruha 542
Ruhhag 187 f.
Ruqajja bmt Abd Sams 72
Ruqajja, umm Salama 134. 137 f. 141
RutbTl 186 fif.
Sa'adja 644
Saba 456f 573. 577. 694
Sabagadis 927
Sabbäq-timsäh 1105
Säber 949
Sabriäö' dePaulos 491. 495
V
Säbustl s. Abu 1-Hasan
Sad b. Abi Waqqäs 8
Sa'd b. Gusam 134
Sa'd b. Mälik, Banü S. 116 f.
Sa'd b. Zaid Manät b. Tamim, Banü
S. 133. 135. 137. 139. 144
Sa'daldln Sunbul (?) 202
SädalT s. Abu 1-Hasan
Sa'dl 1058 — s. auch Mähk b.
Matfüq und Muhabbal
§ädraq 183
Sadykos 749 f.
Safadi 2 1 2
V -
Säfii 103
Saffäh 130. 138. 143. 150
Saffäriden 164 f. 167. 169. 171 fif.
Safrä' 8
V
Sagab 168
SägänT, auch unter O (= 'Ubäb)
zitiert 40. 789
SägT 168
SagizI s. Abu l-'Abbäs
Saglä 953
Sah b. Mikäl 166
Sahl b. Sa'd 333 f.
Sahm al-GanawT 47
V
Sahmi s. Mälik b. Hammad
Saho 926
Sahr b. Amr, ahü Hansa 73
Sahr b. 'Amr b. al-Sarld 119
Sahr b. Nahsal 146
V
Sahrastäni 183. 186. 268 f.
Sahrazürl s. Abu Hafs
äahrijär 359. 365. 375. 380
V V -
Sah Sega 1056
Sahtiel 543
Saiba 72 — Banü S. 27.
Saibän — Banü S. 153
V ^^
Saibänl s. Abu Amr, Hiläl, Ibn
Qattäfz/;/«^ Muhammad b. al-Hasan
Sa'ld al-RäwI 3 6 f.
Sa'id, tufaili 416
Said Ba 'Atwah 98
Said b. Gubair 311
Sä'id b. Mahlad 165
Sa'id b. Näsir 102
Saida 427
Saif b. Dt 1-Jazan 23. 25. 73
Saihzäde 35 f.
Sajjär 294
Sajjid 'All Muhammad 314
V
Säkat 950
Sakkut 722
Sakrän b. 'Amr 1 7
Saladin 207. 342
Salama al-Rä\vi 20
Salama b. Hälid b. Ka'b 138. 143
1150
C. Bezold
Salama b. al-Harit 127. 130. 133 ff.
i3Sff. 153
Salama b. al-Hursub al-Anniäri 388
Salama b. Mälik b. al-Härit 137. 141
Salama b. al-Gandal 121
Salamis 1000
Säleh 948
Salem 645
Sälih b. Nasr {bezw. b. al-Nadr) 1 7 8 f.
iSi f. 185. 187
Sälim b. Ka'b b. 'Amr 137
SalTt Ka'b b. al-Härit b. Jarbü' 144
Salläh 100 ff.
Sallämi 174 ff. 179. 181. 189
Salmä bint 'AdT b. Rabfa 139 f.
Salmän al-FärisI 26
Salmanassar loio
Salomo 79. 83. 359 ff. 707. 717.
752. 881
Salona 847
Salsal 948
Salüli s. X'gair
Sa'm s. Syrien
Sam'äni 190
Sämäniden 172. 1 7 4 f.
Samara L und IL 948 *
Samara III, 949
Samarä-Leul 949. 957
Samaria, Samaritaner 513 ff. 625.
808 ff. 814 f. 888
Samarqand 190. 1032
Samarqandl s. Nizäm
Sämarrä 157. 166 f.
Samas 959. 962
Samasirba 999. 1003
Samassumukm 1013
Samhar 939
Samhüdi 332 ff. 343. 3455.
Sammäh 63. 70. 116. 120. 159
Sammar 4 1 o f.
Sammuramat 1009 f.
Samos 828
Samothrake 840
Samrä 1. und II. 948
V
Samsi- Adad 1012
Samsigeramos 849
Samuel 484. 684. 716
Sanadär 948
San 'an 'Abdalrazzäq Jamani 1074
V
Sanfarä 237
Sanherib 684. 866 ff. 879.
Sanhit 953
Sapor 858
Sapphira 810. 812. 8 14 f.
Sara 419
V
Sarabl s. Badr
Sarahs 1035
Sarapis 1108
Saraqa-Sangab 942, 949
Saraqe 947
Sarät 136
Saräwe 926
Sardanapallos 1005. 10071.
Sardes 1000
Sargon I. 1006 f. loiif.
Sargon II. 1013
Sarf b. 'Amr 144
Särija 1681.
V V
Sarkab — Banü S. 179. 185
Sarmaten 573
Sarrabet 956
Sassaniden 857 f.
Satis II 09
Satt al-'Arab 152
Sauda 18
Saul 643. 710. 716. 879. 987. 991
Sawäd 167
Sawäda 123
Sazzega 938
Scamander 869
Schwaben 419
§e'b 952. 956f.
Index.
1151
Sebeos 1034
Sebhaläb 949
Sebu 312
Sechmet 730
Segerdale 934
Segguaro 930
Sehäi 932
V
Seherzäde 357 ff.
Sehül 944 f. 952
Seleba 93 8
Seleucus Nicator 887
Seleukiden 824
Sellbäzekä 491. 493 f.
Sellasi 932
R. Selomo Jishaqi 510. 55911. 565.
644. 717. 765. 769
Seltän 949
Sem 883 f.
Semiramis 998. 1005. 1007 ff.
Semmer 931
R. Semül b. Me'lr 717
Sengül 1. und IL 949
Septimius Severus 744. 850. 857.
861
Serae 926 ff. 931. 938
Seraspadanes 844 ff.
Serena 834
Serenä 9 2 8 f.
Sergius 812
Serjänos 887
V ,
Serqijje 421
Servius 869
Seth 893. 900. 902. 904 ff. 909
Setil 544
Severus bar §akako 486
Sewün 97 f. 105 f.
Shür 67
Siawahs 1032
Si'b biMakka 22
V . V
Sib Gabala 127
Sibäm loi. 106
STbawaihi 264. 791
Sibüdln 956
Sichern 989 f. 993
Sidi 'Abdehahman el-Megdüb 445 ff.
Sidi Ahmed b. Jusuf 445 ff.
Sidi Hammu Güzgeruz 445 ff.
Sidi-Harazem 312
Sidon 687. 740. 750 f. — s. auch
Sirusäidän
Sigistän 165
Sihä II 06
Sihäb — Banü S, 151
V ,
Sihäbaldin al-TlfäsI 320
V
Sihäb al-Hafägi 39. 72. 218
V
Sihelon 544
V
Sihon 414
V ,
Sihr loi
V - _
Sit s. Hibhän
Silo 664 ff. 684
Simezana 926. 928 ff. 938
R. Simon b. Gamaliel 617
Simon Magus 806 ff. 811. 814 f.
Sin 963
Sinai 316. 728. 813. 992
Sinbil 116
Sind 165
Sindbäd 364
Singär — Bäb S. 201. 203 f. 208
Sinodä 914
Sirach s. Ben Sira
Siräqa b. Mälik 26
äirbinl s. Hatib
Sirusäidän 881 ff.
Sisera 7 2 7 f.
Sistän 172 f. 176 ff. 183 ff. 188 f.
Skythen 684. 688. 842
Slaven 419
Sluh 445 ff.
Smendes 1096
Smintheus 865 ff.
Smithis 11 07
115:
C. Bezold
Smit-t 1107
Sobk II 04
Sodom 647. 87S. S89. 984
Sokmenls 1097
Sokrates 466
Soliman Kanuni 1056
Sophocles 566 f.
Soqotri 782 ff.
Spanien 324. 561. 842 f. 847
Sparta 856
Spenda-data 103 3 f.
Spitama 1037
Srael 543
Stephanus 489. 810. 815
Stüicho 834
Strabo 42.0. 750. 840. 844f. 852.866
Sübhälmaran 493
Subki s. Tägaldin
Suchos iiog
Süd! 1056. 1058. io64f. 1068 ff.
1072 ff.
Südarabien 453 ff.
Sufaiq 457
V
Sufjän b. Gärija (dz7ü. Härita) b.
SalTt b. Jarbü' 143
Sufj.'in b. Mugä§r 128. 137 f.
Sufjän b. 'Ujaina 326
Suidas 764. 841
Sujütl, aucA- unter Itqän und Muzhir
zitiert 44. 52. 77. 79. 82. 87.
110 fif. 116 ff. 123 f. 211. 213. 225 f.
315 f. 324. 326. 346. 349-354- 787
Sukkarl, meist unter (Diw.) Hud.
zitiert 2 -^d^. 262ff. 294f 297 ff. 391
Sulaimän b. 'Abdallah b. Tähir 158.
165. 167. 169
Sulaimän b. al-Hasan b. Mahlad 195
Sulaimän al-öamal 36. 39
§ülk.ä 956 f.
Sulu 928
Sumatra 677
Sunaibi'at 140 f.
Sür 741
V
Surahbll 127. 1 2 9 f 1321! 1 3 9 ff.
144 f. 147
Suräqa al-Bäriqi 125
Süs 445. 447. 449 ff.
Susa 880
Suvvaid b. Abi Kähil 121
Suwaid b. Ishäq al-'Adawi 125
Suwaid b. Kurä' 124
Suzh-i Pekah-kan 1034
Syagrius 466
Syene i 11 o
Syncellus 834, 909. 1005. 1007 f.
Syrien, Syrer 25. 2 7 ff. 86. 163. 312.
338. 408. 425. 432. 438. 476.
500. 5i9ff. 565. 651. 653. 655.
696. 740. 843 ff. 861 f. 1069
Ta'älibl78. i74f. 426.43if 436. 1038
Ta'äwTdl 309
TabaränT 3 1 5 f. 327
Tabarl 2. 7. 9. 13 ff. 20 f. 27. 36.
ZZ. 41 ff. 52. 77 f. 80. 82. 87 f.
110. 125. 136. 157 ff. 172 f. 181.
i85ff. 256 ff. 261 ff. 294. 296.
298. 309- 323- 334f- 338- 343-
345. 428. 432. 436. 789
Tabaristän 167. 190
Tabarsi 424
Tabea 806 ff. 815
Tabesis 1107
Tabir 31 5f
Täbit b. Qurra 194
Tabos 1107
Tachos 1106
Tacitus 842. 844f. 848
Tämäsin 449. 451
Tännän 446. 451
Tätta 449. 451
Tafäwa 115
f
I
Index.
1153
Taff 1068
Tagaw 1034
Tägaldin al-Subki 2 68 f.
Taglib — Banü T. 128h'. 133. 135.
137«. 141. 145. 149. i52ff. 391
Taglibi s. Abu 1-Lahhäm, Oäbir b.
Hunajj , Hi^äm b. Amr, Imru
1-Qais ufiä Muhalhil b, Rabi'a
Tagolämt 449. 451
Tagrit 480
Tähir b. 'Abdallah 158. 164. 178
Tähir b. al-Husain 1570".
Tähir b. Husain b. Tähir 189
Tähir b. Muhammad b. 'Abdallah b.
Tähir 158. 166
Tähirideni56fF. 173. 175. 178. i8of,
185 ff. 189
Tä'l s. Abu Zaid u/iä 'Amr b. Milqat
Taif 26. 73- 75- 87- 89
Tajjäha al-Barrära (?) 67
Taiji' — Banü T. 8^. 116, 242
Taijibi 42
Taim b. Usäma — Banü T. 142
Takalä 938
Takles I. 948
Takles II. 949
TakrItI s. Abu Rä'ita
Takselläse 947
TaTab 40. 60
Ta'laba b. 'Ukäba 143
Ta'labi 78. 82. 87
Talha b. Tähir 158. 162. 164
Tamäzt 447. 449. 451
Tamim — Banü T. 116. 130. 138.
141. 143. 149. 216. 328
Tammi b. Muqbil 121
Tammüz 752. 1000 f.
Tamüd 80. 83. 115
Tanger 447 f.
Tanit 742. 863
Taqafi j. Abu 1-Salt unä 'Amr b. Sa'ld
Xöldeke-Festschrift.
Taqialdin al-Haniawi 426
Taqlf — Banü T. 7 5 f.
Tarafa b. al-'Abd 114. 116 f. 119.
121. 147. 228. 243. 260 f. 1065
Tarsus 476
Tarzija 999. 1003
Tasfäcön I. und 11. 947
Ta.sfäcön III. 949. 954 f. 957
Tasfäcön IV. und V. 949
Tasfä-Leul 949
Tasfälläse 947 f.
Tasfä-Mlkael, Tasfamkä'el, Tasfäm-
kel, I., II. und III. 947
Tasfämkel IV. und V. 949
Tauq b. al-Mugallis 190
Taurus 841
Tazerwalt 442
Tbesis 1107
Tbos 1107
Tedrer 9 2 6 f. 929
Tedrös I. 947
Tedrös IL und III. 949
Tegär 949
Teglnäbäd 187
Telesphoros 740
Teil el-Amarna 753
Tell-Kefä 487
Telmissus 842 f.
Temärjäm I. und U. 948
Temärjäm III. 949
Temke'el L, II. und III. 947
Temke'el IV. und V. 948
Temmanö 928
Teos 1106
Teräg L, il. und III. 949
Terim 105 f.
Teris 98. 106
Tesfü Marjam 938
Teukrer 866
Teukros-Rhetorios 911
Teutamos 1008
73
II54
C. Bezold
Theben 730. 739
Theodor von Marw 491, 494
Theodor von Mopsuestia 489. 491 ff.
Theodoret 463 f. 491
Theodosius der Grosse 463. 467.
475 f- ^33 f-
Theodosius von Edessa 479
Theophilus Persa 491. 495
Theophilus Protospatharius 766
Theophrast 552
Thessalonike 476. 819
Thisbe 821. 826
Thot 747 f. 1098. 1109
Thotortäos 1098
Thrasymedes 746
Thukydides 856
Thumelicus 849
Thusnelda 849
Tiamat 970 ff.
Tiberias-See 995
Tiberiensische Vokalisation 651 ff.
Tiberius 845. 847 f.
Tibrizi 41 f. 48. 76. 151
TtfaSl s. Sihäbaldin
Tiglatpileser 1012
Tigranes 846
Tigre 957
Tigris 202 f. 208. 210. 558
Timarchos 825
Timotheus von Alexandrien 476
'Jimotheus, Apollinarist 476
Timotheus, mallefänä 491. 494
Tinzärt 447. 449. 451
Tiridates 841 ff". — dessen Sohn 847 f.
Tirimmäh 388
Tirmidl 311. 313. 315. 317. 325ff.
333- 348
Titius 844
Tiüt 447. 449. 451
Tlemcen 312. 426 ff.
Tobia der Jüngere 419
Tobia b. Elieser 506
Togräi 93
Tora, Tör'cäi 941
Totes Meer 647. 688
Trajan 844. 850. 855
Trikka 746 f.
Tripolitanien 440
Troas 869
Trophonius 712
Tubba 115
Türken, Turk -Völker 190. .,.
— s. auch „Nachträge"
Tuhäristän 187 f.
Tukkü 931. 938
Tukkü wod Zereggi 928
Tum 1105. 1109
Tumädir, Banü T. 146
Tunis, Tunesien 434. 440. 446
Tünzulin 449. 451
Tür 741
Tur i Bratarus 1036 f.
TüsT s. Muhammad b. al-'Abbäs und
Muhammad b. Humaid
Tyrus 687. 751 f. — s. auch .Sirusäidän
Tzetzes 866
'Ubaid b. Gusam s. 'Abd b. Gusam
'Ubaida b. Hiläl al-Ja§kurT 1 2 2
'Ubaidalläh b. 'Abdallah b. Tähir
157- 159- 163. i65ff
'Ubaidalläh b. Abi Naglh 27
Ubaidalläh b. Ahmad b. AbT 'lahir
172. 178 ff. 185 f. 189 f.
Ubaidalläh b. Sulaimän 168
Ubie 927, 949
'Udus {bezw. 'Udas) b. Zaid 138. 147
'Ugair al-Salüli 124
Ugedimt 449
f.
1 Uhud 304. 315
! Ukäz 295. 297
I 'Ukl — Banü 'U
124
I
Index.
II55
'Ukll s. Naniir b. Taulab
Uläd Mtä' 449
Ulai 880
Ulpius Chresimus 850«.
Uniajja — Banü U. 15. 341- 344 ff-
803
Umajja b. 'Abd Sams 73
Umajja b. Abi 1-Salt 7 1 ff.
Umajja b. Abi 1-Salt al-Magribl 76
ümäma IJint Kasr 136
'Umar s. Omar
'Umar b. 'AbdarazTz 124
'Umar b. AbT Rabfa 227. 256. 259.
263
Umar b. al-Hattäb 114. 120
'Umar b. Laga' 124
'Umar b. Sabba 109 f. 122
'Umära b. Ab! Tarafa 391
Umm Häni' 37
Umm Mabad 26
Umm Qatäm 137. 141
Umm Unäs 136
Ummuhubur 980
'Umr Za'farän 156
Ungarn 1069
'Uqail — Banü U. 123
'Uqaill s. Quhaif
Uriel 543
'Urumia 1038
'Urwa b. al-Ward 299 f. 354 f- 387
'Urwa b. Zubair 9 f. 12 ff. 19 f.
Usaijid ^^^r^/. Usaijida 133 f. 137 —
Banü U. 121. 133. 143
Usäma b. Mälik b. Bakr 152
Useruenabre 1099
'Usum b. 'Amr 142
'Usum b. al-Nu'män 129. 135 —
s. auch 'Äsim
'Utärid b. 'Auf 146
Utba b. Rabfa 26. 72
Utba b. Sa'd — Banü U. 139
'Utmän b. 'Affan 15. 17. 25. 28.
53. 73. 182. 184. 335. 343- 34.S
'Utmän b. al-Aswad 321
Ut-napi§tim 979
'Uwair b. Signa 130. 144. 147 ff.
Uwais al-Qarani 307
'Uzzä 21
Valerian 835
Velleius 844
Ventidius 841
Verona 831
Verus 850
Vespasian 850
Virgil 862 f. 869
Virgo Caelestis 861 ff.
Viskayer 419
Vonones 844 f.
Wa'as 957
Wadd 456. 458. 461
Wädt Tär'beh 105
Wahb b. Munabbih 85. 87
Wahb b. Umajja b. Abi 1-Salt 73
Wakf 2
AValä Hannes 934
Walä Humer 934
Walid I. 341. 348
WalTd n. 1061. 1066
Wallonen 419
Wäqidi, auch unter Usd al-gäba
zitiert 7 ff. 14- 16 ff. 20. 73. 305 ff.
309f. 315 f. 323- 328. 334- 715
Waraqa b. Naufal 7 8 f. 87
Wäridät 150
Wasim b. Täriq 115
Wätiq 164
Wiätasp 1032 ff.
Wod Akkele Me§äl 928
Wod Alebä 933
Wolde Gabriel 929
Wolde Kidane wod Sulü 928
73*
II50
C. Bezold, Index.
Xenophon 764
Xerxes 998 ff. 1014.
Xisuthros 983 ft".
1093
Za'äir 947
Zaare 932. 938
Zabbän b. al-Härit 153 t".
Zabldi, meist unter Tag al-'arüs
zitiert 40. 44. 46 ff. 60. 68. 7 8 ff.
82. 84f. usf. ii9f. 134. 138.
2i7ff. 251. 295. 337ff. 343. 349.
351. 353. 792 — s. auch Muham-
mad b. 'Abdalrahmän
Zäbulistän 187 f.
Zag^ägT HO f. 119. 125
Zägmüzen 449. 451
Zähir 342
Zaid b. 'Amr 7 8 f. 86
Zaid b. Härita 25
Zaid b. Nahsal, Banü Z. 145 f.
Zaid b. Täbit 55
Zaid b. Tamlm — Banü Z. 133
Zajjän b. Zain 309
Zain al-'Äbidln 314
Zakarljä' b. Muhammad al-QazwTnl
44. 46. 66 f. 78. 311 f. 565 867.
1067
Zama'a 73
Zamahsarlj auch unter Ksäs al-baläga
und al-Ka§§äf zitiert 33. 37. 43.
49f- 55- 79- 81. 768. 781. 789
Zamät L, II. und III. 949
Zanadegle 928. 939
Zarang 176 f 183. 185
Zarea 782
Zarir 1035
Zar'it I. 946. 950
Zarit II. 948
Zar it UI. 949
ZarqänT (ZurqänTj 325. 332. 348
Zar ütäit 942 f,
Zebän Bur 939
Zabaonti 928. 938
Zebed 941
Zed 941
Zegergi's 928
Zengi 201
Zephanja 722
Zeqäziq 421
Zere Hannes 928
Zeus 349
Zhir 544
Zibriqän b. Badr 118. 300
Ziheron 544
Zijäd 46
Zijäd b. Sulaimän al-Agam 386
Zijäd b. abihi 342. 345
Zijädi s. Abu Hassan
Zilla 629
Zion 624. 684. 693. 695 f. 799.
880 ff.
Zminis 1096. 1099
Zokolö 938
Zonaras 832. 834
Zoroaster 1 031 ff.
Zosimus 832 ff.
Zubair b. 'All 42
Zubair b. al-'Aw\väm 8 f.
Zubair b. Bakkär 117
Zuhair b. Abi Suhnä 116 f. 120. 124.
250. 293f. 299f. 795
Zuhair b. Ganäb al-Kalbi 1 1 5 f.
V
Zuhair b. Gu§am 134
Zuhrl al-RäwT 2 7 f 75 — s. auch
Ibn Sa'd
Zulaim b. Hanzala 145
Zunäm 168
Zuraiq 158
Zuraql s. Abu 'Ajjä§
I
B. Verzeichnis erklärter Wörter.
I. Hebräisch.
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43 7
ädamt, pl. atoädim 106
<7//a, ^//a 102
'a/2e/<2 I o I
el-ämer 434
^fxd'7 gerba, ''äse'l hälüwa 436
'äwäis 429
bäb-edäär, bäb-elkürr 430
^Ä/zr 10 1
d-beläd 106
^(f^/za ^//z 436
^^/w, bhima 428
<f/-<^/r 430
büferräh 436
bünädem 427
//ar^ 106
^öj-, jedüs 104
döbqr 430
(//(ir 'a/ä 4 2 9 f.
diigär 428
ybr/, pl. furüt, ferüt 104
gcbUe/i, pl. gl'bwelch 106
gebsek, pl. ^(f^ifj 106
getiißh, pl. gonfän 104
/«7'ä 431
hadgät 429
hadra i o i
hädükennäs 437
hanini ' ämer 428
/järgi, härgtja 428
/larifch 104
; /zi-Zz^// 436
el-hawäna 427
^<^'r el heir, /leräk, 'ala Jieir, h/är 437
/«^///^ thattaf 105
ingatab 104
kawif 104
Z.?^^, Igä; jilgi 104
/^/;« cd-dän, lehn el-gambus 99
viaandus eddenja 429
magällh 99
mäuweii 435
7ncrw, pl. //wm 106
««.$■ 106
«^z^ bärda. nefstt mejita 429
«i^^o^fl' lOI
«/zMa 435
mviura 436
qläwi 429
ri5//f 428
i-(f^<i/ 104
sekkina 437
serwäl 429
sindäsi 423
j-/^/«a 437
stbc'rra 430
swälah 429
Index.
Il8:
iagfil I02
te's'öd, ts'od 437
iuj.sia 434
uga 104
VI. Sabäisch.
457 ^HN
458 n"?«
456 ff. "lons ,no«
459 1«^
456 ^no
460 □'?y
460 nny
VII.
un 939
'l'Afif 921
A''?.^ 916
A'llvh 921
h^"l^'*l9'^^ 917
A'JÄrt 921
A"rh 921
A<>A 790
Am^ 921
r"hArt. 939
ilxCt^^- 916
rhAf 939
rh,V, rhV 939
rhiV 939
rh'>•no'^, ;h'}vf''f- 93S
th^d, 86
<^Afl>-, ^A© 919
ao^Hi^'i 915
^»•YfHC 922
ao't^th- fo^lh, o^^du 920
i't^Trf-AjR^'J 917
<r*Trh 921
Nöldeke-Festschrift.
Abessini SC h.
*^ao^ 921
jP'<?.T 919
>i/^'<i.fl)- 915
»'PCn 917
<^<5.'V''T* 914
hChh^' 914 922
AAA' 'PA;'" 939
A*^ ! KOA 939
{if^dao 939
AlP"i' ■• oic^» 922
rt<5.*e'"l* 914
A'>?ifl>- 916
ti'il^dCi'i 920
<^AV^ 939
ACrf\ 921
rt*PAfl>- 9^13 — 'ü^'i ' rt' 922
fi9sf{ 920
7iAA".*PA;»" 939
4^C^*I"- 920
*^'I">*^' usw. 920
75
ii86
C. Bezold
4».^. «fej? 939
«&4»,h 921
«feÄ'ri 919
4»ÄA •• hnAn.'> 92= — nöÄ' : 4»'
915 — TICIIC-^» 916
*4-V. 921
nAn,'> ' hHc<r. 922
'f'^<{. ' '>h'ft 922
'Ptb^'i 916
i'.^rh, 921
vnc 91S
'>*7ir'ftTfim. '>*7</»'pftm. 920
VmA:*7/*' 918 ff.
'JA'HP-'} 920
h'iS^C 922
?iA/ii-^ 920
^lArt^ft usw. 920
KA-tS"^ 920
rMÄ- 917
hCtx^ao^^A 920
^CA^.CA 920
?iCn:4»rC9i4ff
918
KACP-'> 920
Ä'^Tf 922
Mr)^m^ 920
>»y)P-ft 920
h^o^ 939
^70-11 921 f.
— Ken.'?/*'
hArti'" 939
Vi.A'/: 920
v».A 939
\\C 920
oAriL !*7dTf 917
(U-ZVÄ- 920
(DCOi^, (D^^Oh^: 919
oiAVlj?^ ■ n*.^ 916
ai:5»TJ?'} 917
i^oihii 919
OlT'O 919
hö'n^ 915
HC 918 — An.sHC9i5 — OdÄ-:
HC 916
'HCfl>- 917
'H'>7-A 939
'f'H*P^ 922
-h^*^^ 916
^^^ 915
Ä4i4» ■ ^-zo-n, A'fe* ! hc^;^ 922
J^Vhf , jf rh 939
-jjpft;f- 939
7"<lrt 939
TJrh. 939
T>H. 918
i*7^.<w>, i'/i^iw» 939
l^T.^V •• H</»>J^ 916
11^ 939
Index.
I187
Ä^y. 921
ÄCft'i:^ 920
^11?''} 920
7irv. ' WV-V 939
<foA'l: 920
4111 ■ Ti-f-A 939
'i;Afl usw. 920
VIII. Griechisch.
(Für die auf S. 551 ff. erklärten Tiernamen s. das Verzeichnis S. 569 f.)
et? 1079 I (TapKOKoXXa 320
KTtiq 1077 fif.
|L111V 1079
(TKriTTTpOV 349
(TiaivGo^ 866
75'
BINDtNG SECT.
JANS 1981
^
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Bezold, Carl (ed.)
Orientalische Studien
Theodor Nöldeke zum sieb-
zigsten Geburtstag gewidmet
Vol. 2
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