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Full text of "Orientalische Studien Theodor Nöldeke zum siebzigsten Geburtstag (2 März, 1906) : gewidmet von Freunden und Schülern"

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THEODOR  NÖLDEKE 

ZUM   SIEBZIGSTEN   GEBURTSTAG 

(2.  MÄRZ  1906) 

GEWIDMET  VX3N  FREUNDEN  UND  SCHÜLERN 
UND  IN  IHREM  AUFTRAG  HERAUSGEGEBEN 


VON 


CARL  BEZOLD 


MIT  DEM  BILDNIS  TH.  NÖLDEKE 'S 
EINER  TAFEL  UND  ZWÖLF  ABBILDUNGEN 


Zweiter  Ißanö 


VERLAG  VON  ALFRED  TÖPELMANN 
(VORMALS  J.  RICKER)  *  GIESZEN  =!c  1906 


Alle  Rechte  vorbehalten 


Dnick  von  W.  Drugulin  in  Leipzig. 


Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira. 


Von 


Louis  Ginzberg. 


n  einigen  iMonaten  wird  es  ein  Jahrzehnt  sein,  seitdem 
S.  ScHECHTER  das  erste  Blatt  vom  wiedergefundenen  Texte 
des  beinah  achthundert  Jahre  verschollenen  Originals  von 
Ben  Sira  veröffentlicht  hat.  Die  Erwartungen  und  Hoff- 
nungen, die  sich  an  diese  höchst  interessante  Entdeckung  knüpften, 
wurden  bei  weitem  übertroffen,  und  wir  besitzen  jetzt  von  der  Hand 
Schechter's,  Neubauer's  und  anderer  verdienstvoller  D"'0'ni  •'i*''pO 
den  größeren  Teil  des  hebräischen  Ben  Sira. 

Das  fünf  Seiten  umfassende  Literaturverzeichnis  in  Peters'  Der 
jüngst  wiederaitf gefundene  hebräiscJie  Text  des  Buches  Ecclesiasticus 
(Freiburg  i.  B.  1902)  legt  ein  beredtes  Zeugnis  ab  für  das  Interesse, 
welches  in  vielen  Kreisen  dem  neugefundenen  Texte  entgegen  ge- 
bracht wird.  Zugleich  aber  wird  man  aus  diesem  Literaturverzeichnis 
ersehen,  wie  schwer  es  ist,  alles,  was  über  diesen  Gegenstand  ge- 
schrieben worden  ist,  aus  Autopsie  zu  kennen.  Ich  möchte  daher 
meinen  folgenden  Notizen  die  Bemerkung  vorausschicken,  daß  ich  sie 
kurz  nach  Veröffentlichung  der  einzelnen  Fragmente  geschrieben  habe^ 
dann  aber  alle  Notizen,  welche  ich  in  Peters'  oben  erwähntem  Buche 
fand,  gestrichen  habe. 

III,  12.    „Sei  eifrig  in  der  deinem  Vater  gebührenden  Ehre",  das 

I  Meine  Bemerkungen  zu  den  von  Cowley-Neubauer  edierten  Texten  gedenke 
ich  an  einer  andern  Stelle  zu  veröffentlichen 

Nöldeke-Festschrift.  •ig 


6lO  Louis  Ginzberg  [2 


heilk,  lasse  dir  die  Ehre  deines  Vaters  angelegen  sein;  dieser  Aus- 
druck findet  sich  auch  im  Midrasch  Mischle  XVI,  34  (ed.  BUBER  Seite  83) : 
'VZkS  1)222  pinnil  „er  —  Joseph  —  war  eifrig,  seinem  Vater  die  ihm 
zukommende  Ehre  zu  er\veisen'-,  indem  er  für  dessen  Unterhalt  ni^^ü 
npl':i  sorgte.  —  Die  Übersetzung  des  Gr.  dvnXaßoü  ev  yripa  verdankt 
ihr  Dasein  der  Ähnlichkeit  der  Buchstaben  "I  und  1;  Gr.  las  1232 
und  erklärte  es  nach  Hiob  XV,  10  D*»''  T:2D  im  Sinne  von  „hochbetagt." 

III.  13.  Eine  weitverbreitete  Anekdote  erzählt  von  einem  Heiden 
namens  Dama,  der  so  pietätsvoll  war,  dalJ  er  von  seiner  „schwach- 
sinnigen Mutter'"  ÜVT  mon  einen  Schlag  in's  Gesicht  sich  gefallen  liefj, 
ohne  ein  beleidigendes  Wort  nC'Vm  N^l  zu  äufJern  (Kidduschin  31^; 
ib.  Jeruschalmi  I,  61^;  Jeruschalmi  Peah  I,  15=;  Deuter.  Rabba  I,  15; 
Pesikta  Rab.  XXIII,  ed.  Friedmann  S.  1231^).  Die  Übereinstimmung 
in  der  Form  wie  im  Inhalt  zwischen  den  rabbinischen  Quellen  und  Ben 
Sira  legt  die  Vermutung  nahe,  daß  die  Anekdote  von  Dama  als  eine 
Illustration  zu  unserem  Verse  galt. 

III,  14.  „Für"  im  Sinne  von  „loco"  ist  auch  im  Neuhebräischen 
nur  nnn  und  nicht  nilön  oder  "llön^,  die  nur  Preis  und  Wert  eines 
Gegenstandes  bezeichnen  und  daher  ausschließlich  „für"  =  „pro" 
bedeuten.  Ferner  ist  zu  bemerken,  daß  man  im  Hebräischen  J?"lt  in 
Verbindung  mit  nb^V  (Prov.  XXII,  8)  oder  Tlpl^i  (ib.  XI,  18)  gebraucht, 
aber  nicht  Vt3i.  Man  lese  daher:  ]ri3n,  das  dem  J?nin  des  T.  ebenso  nahe 
kommt  als  J^tOin  und  übersetze  demgemäß:  „Die  Wohltat,  erwiesen 
dem  Vater,  wird  nicht  ausgetilgt;  und  als  ein  Sühnopfer  wird  sie 
gegeben."  Eine  Variante  zu  ]nin  lautete  Hini,  und  diese  lag  Gr. 
vor,  der  aber  irrtümlich  Hi^i  las  und  mit  7Tpo(7avoiKOÖOjuiri6ricr£Tai  (Toi 
übersetzte.  —  Sachliche  Parallelen  zu  diesem  Verse  bieten  Ben  Sira 
in  Vers  30  dieses  Kapitels,  in  der  rabbinischen  Literatur  die  Be- 
merkung   Rabban   Johanan    ben    Zakkai's    (Abot  R.  Nathan  IV    ed. 


'  v;n  lesen  ed.  Constantinop.  und  Bahya  ben  Ascher  in  seinem  JiTad Hak-Kemah 
ed.  princeps  Const.  1515  folio  38«!  (unter  1133),  während  ed.  Neap.  und  Jalkiit  z.  St. 
vnx  haben 

2  NöLDEKE  in  Zeitschrift  f.  alttest.  Wiss.  XX,  85  möchte  an  den  beiden  Stellen 
IIDn  in  mion  ändern;  es  ist  jedoch  zu  bemerken,  dali  in  der  späteren  Sprache  mion 
als  ein  „terminus  technicus"  für  eine  gewisse  Opfergattung  steht,  wonach  sogar  ein 
Tractat  der  Mischnah  und  des  Talmuds  benannt  ist,  und  daher  die  neue  Bildung  lion 
gebraucht  wurde,  um  Mißverständnissen  vorzubeugen,  besonders  in  einem  Falle  wie 
in  unserem  Verse,  wo  riKDn  TrXiT\  wirklich  irreführend  wäre.  Ähnlich  in  IV,  10,  wo 
h'SZ  n~icn  den  Leser  unwillkürlich  an  micn  hvi.  erinnert  hätte,  das  aber  mit  Rücksicht 
auf  die  Bedeutung   dieser  Phrase   (vgl.  Nedarim  20^^)  der  Verfasser   vermeiden  wollte 


3]  Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira.  6ll 


SCHECHTER  2i)  und  die  seiner  Zeitgenossen  (Baba  Batra  lo^; 
Pesikta,  Schekalim   12^)). 

III,  15.  Der  im  vorigen  Verse  gegebene  Gedanke  von  der 
„sühnenden  Kraft  der  guten  Taten"  wird  hier  fortgesetzt  in  den 
Worten  rm-5D  =  "1123  bj;  D"]3  „wie  das  auf  das  miDD  gesprengte 
Blut",  das  nach  Lev.  XVI,  16  „alle  Sünden  Israels  wegwischt."  Ab- 
kürzungen wie  IIDD  für  miDD  waren  sicher  schon  sehr  früh  im  Gebrauch^; 
die  Verwechselung  von  1  mit  n  hat  ihren  Grund  in  der  Ähnlichkeit 
dieser  Buchstaben  in  der  althebräischen  Schrift  in  der  1  a  und  n  q 
schwer  zu  unterscheiden  sind. 

III,  23.  Alle  bisherigen  Übersetzungen  dieses  Verses  gehen  auf 
lon,  „rechthaberisch  sein,  streiten"  zurück  und  geben  absolut  keinen 
Sinn,  da  weder  von  ,, streiten"  noch  von  „rebellieren"  in  diesem  Verse 
die  Rede  sein  kann.  Ich  lese  Höri  =  "Töt^ri  „vermuten,  spekulieren"; 
Ben  Sira  gibt  den  Rat,  „sich  in  keine  Spekulationen  über  Dinge 
einzulassen,  die  über  unser  Verstandsvermögen  hinausgehen."  "IDS 
,, schätzen,  vermuten"  wird  in  der  midraschisch-talmudischen  Literatur 
sehr  häufig  gebraucht  und  kommt  in  einem  Spruche  Rabban  Gama- 
liel's  I  (ca.  30  a.  Chr.  —  50  P-)  vor  (Abot  I,  16)  sowie  in  einer  sehr 
alten  Mischna  (Sanhednn  IV,  5;  vgl.  HoFFMANN:  Erste  Mischna  S.  24). 

III,  31.  Genesis  XLII,  38  ITin  ]1D«  "inNIpl  und  Deut,  XXV,  18 
^IIS  "J"1p  sind  gute  Zeugen  für  T.,  während  opuioJL»  des  Syr.  absolut 
nichts  gegen  VOITD  beweist;  denn  im  Syrischen  wie  im  Jüdisch-Ara- 
mäischen gibt  es  für  hebräisch  "^ll  „Weg"  gar  keine  andere  Über- 
setzung als  «miS,  was  Peters  merkwürdigerweise  übersehen  hat. 
Gr.  verstand  TlT  im  Sinne  von  ]^"lt<n  ^D  1  I.  Könige  II,  2  und  über- 
setzte daher  ei^  rd  luexd  laüia. 

IV,  2.  Wenn  die  Voraussetzung  richtig  wäre,  daß  Hin  Schreib- 
fehler für  mi  ist,  dann  läge  es  am  nächsten,  HH  zum  vorhergehenden 
Verse  zu  ziehen  und  m"i  lö  an  Stelle  von  tJ^Si  D  zu  lesen,  da  Ben  Sira 
in  Vers  6  dieses  Kapitels  gleichfalls  Hl"!  ö  hat.  Ich  glaube  jedoch 
nicht,  daß  je  ein  Schreiber  so  unwissend  war,  T\Y\  mit  zwei  1  zu 
schreiben  und  es  dann  noch  mit  einem  Segol  zu  versehen.  Die  An- 
nahme, wonach  nil"  zu  lesen  ist  als  Variante  zu  m''Dn  ist  gleichfalls 
nicht  sehr  einleuchtend.  Das  Wort  bedarf  keiner  Emendationen:  miT 
„Raum,  Zwischenraum,  Pause"  ist  eine  Bemerkung,  die  ein  sorgfältiger 


I  Vgl.  unten  S.  620 f.  die  Bemerkung  zu  XII,  10 


6l2  Louis  Ginzberg  [4 


Schreiber  am  Rande  notierte,  indem  er  seine  Zunftgenossen  aufmerk- 
sam machte,  zwischen  tl'Si  am  Ende  des  vorhergehenden  Verses  undtJ'Di 
am  Anfange  des  neuen  Verses  „Raum"  zu  lassen,  um  kein  Homoiote- 
leuton  zu  veranlassen,  Q^p5"in  ]''2  nVT  ist  ein  Ausdruck,  dessen  sich 
schon  der  Talmud  (Berakot  15^  unten)  bedient.  —  Die  Redensart 
nisn  .  .  t^•£i  ist  schon  von  den  alten  Übersetzern  mißverstanden  worden, 
und  nicht  allein  an  dieser  Stelle,  sondern  auch  Jer.  XV,  9;  Hiob  XI,  20; 
ib.  XXXI,  39,  wo  ähnliche  Ausdrücke  vorkommen.  'ti'Si  "'HB  ist  im 
Talmud  eine  stehende  Phrase  für  „enttäuscht",  wonach  Hiob  XI,  20  von 
den  Gottlosen  sagt:  „Und  ihre  Hoffnung  wird  ihnen  zur  Enttäuschung", 
und  ebenso  wird  in  unserem  Verse  davor  gewarnt,  „den  Armen  zu 
enttäuschen",  'i  HS  ist  nämlich  der  Gegensatz  zu  HSTD  i  „volle  Seele"  * 
(Ps.  CVII,  9;  Kohelet  VI,  7),  womit  man  im  Hebräischen  die  Befrie- 
digung eines  Wunsches  ausdrückt,  während  ,,der  Enttäuschte"  seine 
ÜZI  aufbläst,  aber  sie  nicht  füllt.  Zu  trennen  davon  sind  die  in  der 
rabbinischen  Literatur  häufig  vorkommenden  Flüche  «Tnil  n^^Pi  „möge 
seine  Seele  verhauchen"  und  "ITlIÖ^y  Tl  „mögen  seine  Knochen 
geschwollen  werden"  (Kidduschin  29!^;  Sanh.  97  b  liest  Midrasch 
Hag-Gadol  608:  ]nj;n  man).  —  Die  Emendation  nn  •'^nDlD  ist  über- 
flüssig und  unrichtig,  denn  wie  aus  Jeruschalmi  Hagigah  II,  yy^  zu 
ersehen  ist,  verstand  man  unter  ^ÜQi  bü  HDnDI  etwas  ganz  anderes 
als  rrn  IT;  es  ist  nicht  der  Demütige,  sondern  der  Leidende,  dessen 
Seele  dem  Zerbrechen  nahe  ist. 

IV,  6.  Gr.  hat  zwei  haggadische  Auslegungen  zu  diesem  Verse, 
die  sich  auch  in  der  rabbinischen  Literatur  finden.  In  Übereinstimmung 
mit  Mekilta  (Schirah  VIII;  ed  Friedmann  42  a)  hat  Gr.  TTOiricra«;  für 
IIS,  und  entsprechend  der  in  Sifre  Deut.  XXVI  (ed.  Friedmann  70'*) 
gegebenen  Erklärung  für  npj;s  übersetzte  er  es  mit  öerjcreoig. 

IV,  8.  Rabbinische  Parallelen  zu  diesem  Verse:  Berakot  ö'-» 
unten;  Berakot  17a  und  Abot  IV,   15. 


1  Lew  s.  V.  liest  'ns,  Jastrow  "'HB,  während  es  regelrechtes  Particip.  von  niS 
und  daher  "na  zu  lesen  ist;  der  Plural  ist  von  der  Präposition  3  bedingt.  Lehr- 
reich ist  auch  der  Ausdruck  D'D  HE  =  D'3  y.ün  in  Si/re  Ztitla,  zitiert  im  handschrift- 
lichen Midrasch  Hag-Gadul  zu  Num.  XXVIII,  2 

2  Ob  ü£:  mit  , .Seele"  zu  übersetzen  ist  in  den  Fällen,  wo  von  „essen",  „trinken", 
„dürsten",  „sättigen"  u.  dgl.  m.  der  »Bi  die  Rede  ist,  bleibt  fraglich;  in  tannaitischen 
Quellen  bedeutet  »Bi  „Magen"  (vgl.  A7ick  ed.  KoHUT  II,  76),  und  die5e  Bedeutung 
liegt  wohl  in  den  erwähnten  biblischen  Ausdrücken  vor 

3  Von  Lew  in  seinem  Wörterbuch  s.  v.  gänzlich  miüverstanden 


5]  Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira.  613 

IV,  II.  Die  Schwierigkeiten  verschwinden,  wenn  man  das  rabbi- 
nische  1J^  „geistig  rege,  aufgeweckt"  heranzieht  und  TJ?ni  liest:  „Die 
Weisheit,-  sagt  Ben  Sira,  unterrichtet  ihre  Kinder  und  macht  alle 
diejenigen  aufgeweckt,  welche  sich  ihrer  befleiliigen".  nj;  im  Rabbi- 
nisclien  entspricht  genau  dem  Deutschen  „aufgeweckter  Kopf",  wozu 
Tyn  das  Verbum  ist. 

IV,  14.    SHM  NDn  in'?«i  n^mtro  u;ip  ^nitrc. 

Es  ist  bis  jetzt  nicht  bemerkt  worden,  dali  Gr.  und  .Syr.  den- 
selben Konsonantenbestand  hatten;  Gr.  las:  T\'']^_^  DHIS  ^Sl  und  über- 
setzte (T'ISD  ,,die  sie  lieben",  während  Syr.  ^''^^^l?  las  und  es  von  der 
im  Aramäischen  und  Arabischen  weitverbreiteten  Wurzel  MS  (vgl. 
NöLDEKE,  ]\Ia)idäiscJic  Graniniatik  S.  136)  „wohnen"  ableitete  und 
demgemäl)  mit  „Wohnstätte"  wiedergab^.  In  T.  ist  S  nach  h 
ausgefallen  und  am  Rande  nachgetragen  worden,  von  wo  aus  es  dann 
an's  Ende  des  Satzes  geriet.  Die  regelrechte  Form  HINO  bedarf 
keiner  Belege;  es  sei  hier  jedoch  erwähnt,  daß  in  der  ,,b\'zantinischen" 
wie  ,,sephardischen"  Liturgie  beim  Zurückbringen  der  Torahrollen  zur 
Arche  der  folgende  Vers  zitiert  wird:  I^SO  n^ün  ]1Dti'1  "|:'iytt'?  n21jy. 
Der  Parallelismus  zeigt,  dal)  '|''1t>D  "1  „Ruhestätte"  bedeutet  wie  auch 
arabisch  ^^  gesagt  wird.  ^ 

IV,  23.  Im  Talmud  steht  «»"^VT  ^^^»  „praktische  Dinge",  „Rat- 
schläge für  das  praktische  Leben"  im  Gegensatz  zu  fc<"'OJl*T  ^^""O  „religiöse 
Lehren"  (Pesahim  113-'^;  Ketubot  105^^),  und  denselben  Gegensatz  drückt 
Ben  Sira  hebräisch  aus  in  den  Worten  D^1j;n  "Ql  =  ^th^^  "h^ri  und 
•]nD2n  =  «^Ot^T  ^"r^O.  Ben  Sira's  Spruch  ist:  .,Halte  mit  deiner  prak- 
tischen Erfahrung  nicht  zurück;  und  verbirg  deine  Weis- 
heit nicht". 

IV,  29.  Targumisch  D'DI  ..Kastrat"  gehört  zu  hebräisch  D"'D"I 
., Trümmer"  und  arabisch  J^j  »si'"^  durch  Trümmer  verschütteter 
Brunnen",  und  „zerbrechen"  ist  die  Grundbedeutung  dieser  Wurzel. 
l^'t^l  in  unserem  Verse  kann  demnach  nichts  mit  dieser  Wurzel  zu 
tun  haben,  ti'"!  „schlagen,  stoßen",  wozu  wahrscheinlich  auch  t^l 
„der  Arme"  gehört  (vgl.  die  Etx^mologie  in  Midrasch  Mischle  XXII; 
ed.  BüBER  S.  93),  gibt  an  unserer  Stelle  keinen  Sinn,  ty'tyi  gehört 
zu  arab.  <lf)  „abnutzen",  und  tr'B'T  ist  „abgenutzt,  matt,  schlaff"  und 
daher  ein  Synonym  von  "'S"».    Höchst  wahrscheinlich  gehört  auch  heb. 


I  Vgl.  Berakot  8^  ....  D-'J-'i:»'!:.-!  D^St?   "  2n*,X         2  Vgl.  besonders  Schabbat  30'- 


6l4  Louis  Ginzberg  [6 

CCT  (Jcr.  \'.  17»  und  lilTtri  (Rlalach.  I,  4)  zu  dieser  Wurzel  und  nicht 
zu  lyT  „zerbrechen". 

IV.  30.  ScheCHTER's  Vermutung,  wonach  [t*]''?'??  die  Ursprung« 
liehe  Lesart  war,  findet  eine  Stütze  in  den  Redensarten  ']'?  sm2t<  ''IS 
(Baba  Mezia  loS^^)  und  y^^lT  «in  «ns  (Schebuot  22^),  die  im  Talmud 
gebraucht  werden,  um  eine  furchteinflöl'iende  Person  oder  Sache  zu 
bezeichnen. 

IV,  31.  Bei  der  großen  Vorliebe  Ben  Sira's,  sich  biblischer  Aus- 
drücke zu  bedienen,  ist  mit  Rücksicht  auf  Deut.  XV,  8  nniriD  (A)  dem 
von  C  gebotenen  nüC'IO  vorzuziehen.  In  VII,  32  gebraucht  Ben  Sira 
t2^n  vom  ..Geber"  und  nicht  vom  ,, Nehmer".  —  Die  Änderung  von 
rrAtp  in  nsiSp  oder  ni'löp  ist  überflüssig;  denn  sowohl  in  den  Tar- 
gumim  als  im  Syrischen  hat  ISip  die  Bedeutung  von  „zusammenziehen", 
und  wie  ^mtp  Jes.  XXXVIII.  12  und  iBp  zeigen,  war  dieses  Wort 
auch  dem  Hebräischen  nicht  fremd. 

V.  7.  Nach  diesem  "l^ynn  „verschieben"  ist  auch  das  rabbinische 
1i2V  in  Verbindung  mit  Hiti'  und  ^Tn  als  „die  Verschiebung  des  Neu- 
jahres" oder  J.Neumondes"  zu  übersetzen. 

V.  10.  Die  rabbinischen  Ausdrücke  Timn  lü^V  (Baba  Mezia  43=*), 
]m~0  by  "C'V  (Megilla  28^)  zeigen,  daß  hier  nicht  von  „Verharren 
bei  der  Meinung"  die  Rede  ist,  —  wir  würden  dann  löiy  erwarten,  — 
sondern  von  „Selbstvertrauen",  wie  auch  im  Talmud  (Gittin  19a  oben) 

rbv  "i^üüb. 

V,  1 1.  Ein  guter  Schüler  ist  j;iöti6  THö  (Abot  V,  12),  und  anderseits 
ist  es  der  Tölpel  nb^i,  der  ^^tiTI^  Vn2i  ist  (ib.  V,  7 ;  Derek  Erez  Zutta  II). 

V,  14.  Die  Übersetzung  „schlimme  Schmach"  für  das  angebliche 
"V*!  n  kommt  dem  Original  sehr  nah,  da  jene  beinah  ebenso 
schlechtes  Deutsch  ist  wie  dieses  Hebräisch.  Will  man  nicht  HDin 
als  eine  Variante  zu  W2  ausscheiden,  so  bleibt  nichts  übrig,  als 
n£"in  '2  in  dem  Sinne  von  HDim  '2  zu  nehmen,  wie  sich  auch  Jes.  XXX,  5 
rh  D31  nuzb  findet.  In  der  zweiten  Hälfte  des  Verses  hat  Gr. 
rlyn  =  mj;"]  mißverstanden,  obwohl  der  Spruch  ganz  verständlich  ist: 
„Für  den  Dieb  ist  Schande  [und  Schmach]  erschaffen;  sein  —  des 
Diebes  —  Genosse  ist  der  Doppelzüngige".  Vgl.  übrigens  Jerem.  II,  26 
m  nyi2,  das  gleichfalls  gegen  HDin  spricht. 

V,  15.  Kohelet  VII,  17  diente  wohl  diesem  Verse  als  Vorlage, 
und  daher  ist  nntrn  =  J?ir-in  die  richtige  Leseart  und  nicht  naBTl, 
das  Gr.  gelesen  zu  haben  scheint. 


y]  Randglossen  zum  hebräisclien  Ben  Sira.  615 

VI,  5  m'?ti'  i'?s'iiy  ]n  "nijtrv 

Das  Verbum  (n2T)  gehört,  wie  so  häufig  in  der  Poesie,  zu  den 
beiden  Ilalbversen  wonach  man  'h^^llf  lesen  muß;  „Anmutige  Lippen  — 
erwerben  viele  —  die  Grülie  entbieten"  ist  ein  passender  Parallelismus 
zu  „SülJer  Gaumen  erwirbt  viele  l'reunde".  —  Auf  einen  I  lörfehler 
geht  JjU  im  Syr.  zurück,  indem  er  ]n  Anmut  mit  ]3  „gerecht'  ver- 
wechselte. 

VI,  8.  Ein  etwas  ungenaues  Zitat  aus  VI,  8  und  VI,  i  i  ist  der 
Spruch  im  Midrasch  Tanhuma  (ed.  BlT.KK  I.  186)  Sinti'  DIS  -^  ü^ 
"lyiv  li'N  "i^'SD  nii'j?  rro  i^  r^T^n  nmnn  iTsn  ^m«,  wozu  die  Variante 
(Biber,  Einleitung  129)  im«  2n\s'  mnn  smc»  ]ct  "^d  ims  )b  tr  disii'd 
liCQ  pmnfj  mi*  nyai  hat.  Die  überstrichenen  Worte  stimmen  beinah 
wörtlich  mit  den  erwähnten  Versen  Ben  Sira's  überein,  und  der  Rest  ent- 
hält nur  erklärende  Zusätze.  Das  etwas  schwierige  ny  "SD  —  vgl.  San- 
hedrin  76b  oben  1311  'zb  —  wird  mit  nvil  SIHÜ'  ;0T  bj  erklärt,  in- 
dem es  als  Wy  'SD  aufgefalit  wurde  —  vgl.  rfiTJ^^  Megillah  i6'» 
Mitte  — ,  während  ny^  für  ÜV2  eine  alte  Variante  zu  sein  scheint,  da 
sie  auch  S)-r.  vorlag,  pnino  für  niin*  in  Vers  1 1  stimmt  gleichfalls 
mit  Syr.  überein. 

VI,  14.  Gr.  gehet  mit  seinem  CTKeTtri  Kparaid  nicht  auf  ein  'n  ]1D0 
zurück,  sondern  nahm  'l'pn  in  der  Bedeutung,  die  ihm  in  den  Tar- 
gumim  und  im  Syrischen  zukommt,  wo  es  =  heb.  "IIJIO  und  ttJ-'D. 
Vielleicht  aber  ist  »"llpri  ein  Adjektiv  wie  bM^,  ]lDn  u.  v.  a. 

VI.  16.  Anstatt  ÜTÜ"^  ist  zweifelsohne  ^Tü''  zu  lesen,  wie  auch 
Syr.  in  seiner  Verlage  hatte,  der  freilich  den  Irrtum  beging,  liB''  für 
Mül  zu  lesen  und  es  daher  mit  a.00,  übersetzte. 

VI,  19.  Exod.  XXXIV,  21  legt  die  X^ermutung  sehr  nahe,  daß 
Ti'pzi  ü'^inz  zu  lesen  ist.  „Im  Frühjahr  und  im  Spätjahr  nähere  dich 
der  Weisheit"  gibt  einen  viel  befriedigenderen  Sinn  als  die  bisherige 
Fassung  dieses  Verses. 

VI,  22.  Das  Wortspiel  ist  1D10  „Zucht"  —  IDO  „ergeben".  Die 
Weisheit  kann  man  nur  dann  erwerben,  wenn  man  sich  derselben 
ganz  ..hingibt".  In  Midrasch  Mischle  I  (ed.  BUBER  42 — 43)  wird  der 
Gleichklang  der  beiden  erwähnten  Worte  für  mehr  als  ein  Wortspiel 
verwandt.'  —  nm3i  hat  in  diesem  Verse  wie  in  XI,  21  dieselbe  Be- 
deutung wie  syrisch  1ja>^jj  „sanft,  bequem,  leicht". 

1  Ebenso  von  Maimonides  in  Ermahnnugsschrcihen,  ed.  STEINSCHNEIDER,  Berlin 
1852.  S.   17,  Z.    17 


6i6  Louis  Ginzberg  [8 


VI,  2~.  In  aramäischer  Übersetzung  findet  sich  der  Spruch  731  ti'pi 
auch  im  Midrasch  Abba  Gorion  (Seite  19  in  BüBER's  Sifrc  d-Ägadtä), 
wälirend  'nsi'öl  TiVi""  (Megilla  6b)  zu  Ben  Sira  II,  27  gehört. 

VI.  29.  Neben  ^3n  gibt  es  auch  n^''3n  in  den  Midraschim,  das 
zwar  weder  Jastrow  noch  Levi  anführen,  wohl  aber  Nathan  ben  Jechiel 
in  seinem  Aruk  s,  v. ;  H^m'^^nn^  in  Vers  25  geht  gleichfalls  auf 
n^ni'?2n2  zurück. 

VI.  30.  In  diesem  Verse  haben  wir  wieder  ein  Wortspiel,  näm- 
lich hvf  „Joch"  und  ^'pj?  =  n^^y  (Mischnah  Baba  Kama  I,  4)  ..das 
Beste".    Vielleicht  aber  ist  ^"pj?  =  ^i^y  „Wert"  und  ITW  y  „Goldes  werf. 

VI.  37.  Das  1  in  mm  ist  Dittographie  von  im:{?2m,  und  es  ist  n:n 
zu  lesen.  Wahrscheinlich  ist  auch  pnnn  das  Richtige,  während  das  1 
ursprünglich  eine  Randglosse  zu  ''S^DD  im  vorhergehenden  Verse  war. 

VII,  3.  Syr.  scheint  gelesen  zu  haben:  ^j;  ]S  b));  ^tmn  yim  *?« 
.  .  "imi'pn  nns  und  aus  der  Abkürzung  n«  =  nn«  entstand  n«  bV- 
Die  Redensart  DTiy^tJ'  nnt<  h)f  entspricht  der  im  Mischnah-Hebräisch 
sehr  häufig  vorkommenden  Phrase  HöDI  HOD  '8  y. 

VII,  7.  Dieser  Vers  ist  schon  von  den  alten  Übersetzern  gründ- 
lich mifiverstanden  worden,  in  deren  Bann  die  neueren  Erklärer  sich 
befinden.  Liest  man  n'^iyü2  ^N  mj^,  so  fallen  alle  sprachlichen  w^ie 
sachlichen  Schwierigkeiten  hinweg.  Ben  Sira  warnt  vor  Herrscher- 
gelüsten, „damit  die  Gemeinde  Gottes  dich  nicht  in  foro  für  schuldig 
erkläre".  Natürlich  hat  auch  im  zweiten  Halbverse  "J^^sn  nichts  mit 
7£i  „fallen"  zu  tun,  sondern  ist  Hiphil  von  bbz  „richten",  b^7^  „zur 
Rechenschaft  ziehen",  und  der  zweite  Halbvers  ist  vorzüglicher  Parallelis- 
mus zu  Stichos  I.  Es  sei  nebenbei  hier  bemerkt,  daß  H^'^Vd  „Argu- 
ment" in  den  Ausgaben  des  Talmud  und  der  Midraschim  mehrfach 
in  n^"''?V  korrumpiert  ist,  während  die  richtige  Form  nur  im  Midrasch 
Hag-Gadol  (vgl.  z.  B.  I,  113)  sich  erhalten  hat. 

VII,  15.  Man  lese  .  .  .  mmy  •j'?0  Nni'O  f\S'n  ^K  „Entziehe  dich 
nicht  dem  Dienste  des  Königs;  es  ist  eine  Arbeit  die  von  Gott 
erschaften  ist". 

VII,  10.  Zu  diesem  Verse  ist  zu  vergleichen  Mekilta  Wa-Jassa 
(ed.  Friedmann  45  b)  über  den  p:jp,  der  ^«lö  ^nv  nspo  war. 

VII,  13.  „Eine  Lüge  durch  eine  zweite  gut  machen"  ist  was 
Ben  Sira  mit  den  Worten  I^nD  bj?  ^b  ausdrücken  wollte,  wozu  der 
Gebrauch  von  b]!  in  III,  27  zu  vergleichen  ist. 

VII,   14.     Wenn  nbzn  in    diesem  Verse  „Gebet"   bedeutet,   dann 


9]  Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira.  617 

entspricht  er  sachlich  genau  den  Worten  Simon's  (circa  40 — 120) 
)}2p  'jn'p'Dn  n*^'Vn  bi^  lAbot  II,  13).  Wahrscheinlicher  ist  es  jedoch, 
daß  n^sn  hier  zu  bbz  „richten"  gehört  und  etwa  so  viel  als  das 
rabbinische  nb^'bz  „Argument.  Verteidigungsrede"  ist. 

VII,  18.  Von  einer  sehr  hervorragenden  Person  oder  äußerst  wert- 
vollen Sache  wird  im  Aramäischen  des  babylonischen  Talmud  ^D'^D 
[nb]  r\'b  «"^n  gesagt  (Erubin  96 1>;  Ketubot  8it>),  das  genau  dem 
von  Ben  Sira  gebrauchten  Ausdrucke  entspricht.  Gr.  las  D^'pn  «,  wie 
NüLDEKE  {ZcitscJirift  f.  alttcst.  ]\'iss.  XX,  85)  unwiderleglich  nach- 
gewiesen hat;  dies  jedoch  zeigt  nur,  daß  Gr.  seine  Vorlage  «  ITWa  "hj)  K 
nicht  verstanden  hat.  ThT\  hat  nämlich  in  diesem  Verse  wie  in  der  er- 
wähnten talmudischen  Redensart  die  Bedeutung '„emporschnellen",  d.  h. 
in  das  der  einen  Wagschale  sich  befindende  Gewicht  läßt  die  andere 
Seite  „aufschnellen"  und  in  der  Luft  hängen  n^n.  Demnach  ist  ^l^n  = 
b\'pXj  und  1T\\1  "^l^n  S  „ein  Bruder,  der  mit  Ophirgold  gewogen  wird",  ein 
dem  biblischen  T£2  D'S'?1D0  genau  entsprechender  Ausdruck,  wonach 
T.  die  Konstruktion  mit  1  vorzieht. 

VIT,  20.  Dieser  Vers  ist  teilweise  vom  vorhergehenden  beein- 
flußt, in  welchem  \"on  der  Frau  die  Rede  ist,  und  daher  redet  Ben 
Sira  nunmehr  von  der  Magd  und  nicht  vom  „Knecht";  man  lese 
daher  [njl^lj?  HttSi  Vin  ^«.  —  Das  biblische  It^Ei  n«  «trii  (Deut. 
XXIV,  15)  ist  hier  erklärt  als  Iti'Si  ]nii  .,der  sein  Leben  auf's  Spiel 
setzt"  und  genau  so  in  Sifre  Deut.  278 — 279  (ed.  Friedmann  123.  b) 
und  Talmud  (Baba  Mezia  112^  oben). 

VII.  26.  „Eine  Frau,  die  mit  einem  Manne  in  illegitimer  Ehe 
lebt",  ist  eine  Dipon  ""iS^  HSIity,  in  welchem  Sinne  die  tannaitische 
Tradition  auch  das  biblische  HSIiti*  Deut.  XXI,  15  versteht  (Sifre 
Deut.  215;  folio  113''). 

VII,  23.  Dmvin  D'ü^:  cn*?  «tri. 

Sachliche  Parallelen  zu  diesem  Verse:  Tosefta  Kidduschin  I,  ii; 
Jebamot  62^  unten  und  Ekah  Rabbati  I,   i  Ende. 

VII,  "i^l.  „Die  letzte  Ehre  erweisen"  ist  im  Aramäischen  des 
Jerusalemischen  Talmud  ^^^D^  ^lOiO  (Peah  I,  15'')  und  ebenso  in 
der  Schulsprache  des   babylonischen  Talmud  lon  m^''OII  (Sotah  14^).* 

'  Die  Übersetzung  „umhängen"  hat  zwar  ihre  Stütze  im  syrischen  Sprachgebrauch, 
vgl.  Thesaurus  s.  v.,  ist  jedoch,  wie  aus  Ben  Sira  hervorgeht,  nicht  richtig.  Zum  Ge- 
brauche von  nbn  in  der  späteren  rabbinischen  Literatur  vgl.  Luzzatto's  hebräische 
Briefe,  S.   1295,  dem  die  Talmudstelle  Pes.  68'^  entgangen  zu  sein  scheint 

^  Vgl.  Berliner,  Mag.  f.  d.  IViss.  d.  Judentutiis  VII,  53  f. 


6lS  Louis  Ginzberg  [lO 


VII.  36.     Akabia   ben  Mahallers  Spruch  ist:  D^m  HC^'pti'n  '^snon 

"I^in  nns  )s^  .  .  .  rn  ni^ay  n^"?  sn  nn«  ]\si  (Abot  III,  i  vgl.  auch 

II,  II.  und  demnach  bedeutet  n^ins  „das  Ende  des  Menschen". 
Möglicherweise  jedoch  ist  n^ins  ..Ende,  Folge"  der  Handlung,  wofür 
man  später  n^li  sagte.  Vgl.  l'^l^n  ns  nsnn  DDn  int\S  (Tamid  32^ 
=  Abot  11,  9). 

VIII.  4.  Im  Neuhebräischen  b^^lT)  „freundlich  und  häufig  mit 
einer  Person  verkehren",  wonach  dieser  Vers  7a\  übersetzen  ist:  ,, Ver- 
kehre nicht  mit  dem  Narren,  daß  es  nicht  die  Vornehmen  anekele". 
Syr.  las  l"?  "IIU^  ]2,  was  vielleicht  die  richtige  Lesart,  obwohl  die 
unpersönliche  Konstruktion  von  tU  zulässig  ist. 

VIII,  6.  Gr.  las  wohl  D"'i|?|'?  13«  üi,  "'D,  und  dementsprechend  ist 
der  korrumpierte  Text  in  T.  zu  emendieren,  aber  nicht  in  liDtt  DU, 
das  kein  Hebräisch  ist. 

VIII,  13.    7»ö  -in^  nnyn  ba. 

Mit  der  Auffassung  dieses  Verses  bei  Gr.  stimmt  der  folgende 
Ausspruch  in  Derek  Erez  Zutta  III  überein  übüb  n^ü  bv  nmj?  nniy  D«. 

VIII,  16.  In  der  späteren  Schulsprache  sind  Ausdrücke  wie 
ilbp  mSO  oder  T\bp  HTny  sehr  häufig,  und  ebenso  wird  die  Rede- 
wendung Vrya  bp  gebraucht  (Megilla   15^;  Berakot  7^  u.  a.  m.). 

IX,  I.  „Ein  Ehemann",  bemerkt  ein  Tanna  am  Anfang  des 
zweiten  Jahrhunderts,  „zeigt  sich  nur  dann  eifersüchtig,  wenn  er  von 
einem    unreinen  Geiste   besessen   wird."     (Sota  3^^   gegen    die  Mitte.) 

IX,  2.  Die  Ausleger  haben  verkannt,  daß  in  diesem  Verse  ein 
Wortspiel  vorliegt;  man  lese  i^ipi?  =  nijpr»,  „verkaufe  dich  nicht  einer 
Frau",  während  im  vorigen  Verse  HiJ^n  „zeige  dich  nicht  eifersüchtig" 
gebraucht  wurde.  In  der  ersten  sehr  alten  Mischnah  des  Traktates 
Kidduschin  wird  von  der  Frau  der  Ausdruck  n"'ipi  nti'i^n'  angewandt, 
und  im  Gegensatz  dazu  wird  der  Mann  gewarnt,  sich  nicht  zu  ver- 
kaufen; vgl.  auch  XXXVI,  29. 

IX,  3.  Im  Jüdisch- Aramäischen  ist  "JÖT  nur  „schlafen",  weswegen 
wohl  hier  Tiyon  zu  lesen  sein  dürfte,  wie  auch  die  Vorlage  von  Syr. 
gelautet  hat,  der  freilich  infolge  eines  Hörfehlers  so  übersetzte,  als 
hätte  er  TDD.  —  vgl.  VII,  14  —  vor  sich.  Dagegen  ist  yj-soJ^  inner- 
syrisches Verderbnis  für  ^^jboL  =  •jID'U'n,  wofür  T.  •]1D"lty\ 

IX,  5.    .Syr.  las  ri'iB'ps,  das  er  in  Anlehnung  an  Deut.  XXII,  29 

*  Nur  an  dieser  Stelle;  sonst  riBnpne,  vgl.  EcJujot  IV,  7  urd  die  Gemara,  Anfang 
Kidduschin 


I  l]  Randglossen  zum  hebräischen  IJen  Sira.  619 

—  und  Lev.  XXVII,  4?  —  in  einer  eigentümlichen  Weise  zu  erklaren 
suchte;  es  braucht  natürlich  nicht  besonders  hervorgehoben  zu  werden, 
daü  T.  die  richtige  Leseart  bietet. 

IX,  7.  Die  Buchstaben  nb  in  ^2irn^  gehören  zum  vorhergehenden 
Verse,  wo  zu  lesen  ist  nV  .  .  .  .  2'Dn  ]t  wie  Num.  XXXVI,  7 — 9. 
Mit  T  gegen  Gr.  liest  Syr.  'PiJn,  das  daher  nicht  ohne  weiteres  nach 
Gr.   emendiert    werden   darf.     Zur  Sache   vgl.  Berakot   3^   unten:    ]"{< 

IX,  8.  T.  versteht  unter  li\S2  .,das  Höllenfeuer",  in  Übereinstimmung 
mit  der  Ansicht  des  Talmud  (Kidduschin  40^  oben)  ^Ei  Sn  Tiyi 
Nnz,  und  auf  diese  Auffassung  dürfte  Malach.  IJI,  19  nicht  ohne  Ein- 
fluß gewesen  sein. 

IX.  10.  Gr.  wie  Syr.  las  liDl^',  wie  aucli  in  T.  gelesen 
werden  muli. 

IX,  13.  Gr.  las  irrtümlicherweise  ri'ltj^,  das  er  als  Plural  von  llü' 
„Mauer,  Festung"  auffalJte  und  demgemäli  übersetzte. 

IX.  14.  Gr.  verwechselte  yy,  ..genau  untersuchen",  ein  im  Neu- 
hebräischen sehr  häufig  gebrauchtes  Verbum,  mit  HiJ?  „antworten". 

IX,  17.  Der  ursprüngliche  Text  lautete  wahrscheinlich:  "Crn^ 
1B?^  idy  yi,  woraus  infolge  der  Dittographie  von  ^  am  kLnde  des 
ersten  Wortes  yT  entstand,  das  dann  in  W^T  „verbessert"  worden  ist. 
S}r.  hatte  im  großen  und  ganzen  noch  den  korrekten  Text  vor  sich, 
nur  las  er  "l^y   anstatt   1^^  —  wohl  infolge   des   vorhergehenden   Itl'! 

—  Dagegen  las  Gr.  na^2  DDH  lOj;  b\y)^)  7^ÜV^  ^ti'^r  Ü'T  *»Dn2.  In 
Wirklichkeit  aber  ist  110^3  Variante  zu  Sti'01  im  folgenden  Verse. 

X,  5.  ..Wenn  man  einen  König  sieht,  da  spreche  man  die 
Benediktion  rnrin'?  111220  ]r\y^  in2"  (Berakot  58 a;  vgl.  Rabbinovicz' 
Variae  Lectiones  z.  St.). 

X.  6.  ..Der  Mann,  wie  ihn  die  Zeit  erfordert"  ist  hebräisch  ^''ii 
r\)!b  „ein  Mann  für  die  Zeit";  Syr.  und  Gr.  haben  keinen  anderen  Text 
gehabt,  sondern  diese  hebräische  Redensart  sinnentsprechend  übersetzt. 

X,  7.  Im  späteren  Sprachgebrauch  bedeute  pDJ^  „Handel"  und 
wird  auch  von  Ben  Sira  in  dieser  Bedeutung  gebraucht  (XXXVIII,  24 
pDj;  lom  =  Mischnah  Abot  II.  5  minD2  .1210);  ptTV  ist  wie  in  XI.  10 
nur  die  alte  Orthographie  und  pt^y  "pyo  ist  „Unredlichkeit  im  Handel". 

—  Zur  Form   des   Spruches   vgl.   Pesahim    113IJ    D«2Vur   ,12  pn   nti'^tJ*. 

X.  13.  „Plagen  (cyji)  sind  eine  Strafe,  die  Gott  über  die  Stolzen 
schickt"  (Lev.  R.  XVH,  3:  Tanhuma  ed.  BuBER  II,  49  unten). 


620  Louis  Ginzberg  [l2 

X.  22.  Gr.  las  un  d:  niTK  Di,  während  Syr.  in  vokalisierte  und 
es  nach  Prov.  XXI.  8  erklärte. 

Xr.  2.  Sciion  die  Propheten  gebrauchen  *isn.  eigentlich  „Form". 
im  Sinne  von  „schöne  Form",  und  daher  verlangt  der  Parallelismus 
das  Adjektiv  1V12D  7A\m  neutralen  Begritite  ilXIO.  Zur  Sache  ver- 
gleiche Taanit  20^  oben  über  den  1^120  ms. 

XI.  3.  Die  Biene  galt  für  ein  häßliches  Insekt,  so  dafi  sogar 
dem  Eigennamen  ni'm  .,Deborah"  etwas  Verächtliches  anhing  (Megillah 
14*'  gegen  unten). 

XI.  4.  Die  Vorlage  des  Gr.  war  nur  unwesentlich  verschieden 
von  T. ;  sie  lautete :  .  .  .  mnn  ■  .  .  '?'?nn  bs*  llkS  ntsyö.  „Mantel"  ist 
zwar  gewöhnhch  rmii,  jedoch  findet  sich  auch  "ns'  Mi.  11,  8;  "nn 
,,Ehre"  ist  sowohl  biblisch  wie  neuhebräisch.  Syr.  hatte  denselben 
Text  wie  T.,  und  -otoiAj«  ist  innersyrisches  Verderbnis  für  wom^A... 

XI,  5.  Der  Parallelismus  der  Verse  5 — 6  läßt  keine  andere 
Übersetzung  von  Vers  5  zu  als:  „Viele,  die  verächtlich  waren,  bestiegen 
den  Tron",  und  nicht,  wie  PETERS  hat,  „viele  sind  niedergetreten,  die 
auf  dem  Trone  saßen''.  Für  b2T\  sind  Gr.  wie  Syr.  Zeugen,  denn 
€bdqpou5  ist  nichts  anders  als  eine  falsche  Übersetzung  für  72r\  'D, 
indem  Gr.  bm  =  y^ii^  auffaßte,  und  Syr.  übersetzte  es  ganz  richtig 
mit  Ilaali»;  UxDia-3,  2^7  b)}  ist  =  2^J^  „demütig",  synonym  zu  i^^lX 
wonach  der  Singular  nt3J^  gelesen  werden  muß,  wenn  nicht  '27J^  eine 
Abkürzung  für  C^^^b'J  ist. 

XI,  7.  ^büD  steht  wahrscheinlich  für  bü^n  „etwas  für  unbrauchbar 
erklären,  tadeln",  das  im  Rabbinischen  äußerst  häufig  gebraucht  wird. 

XI,  31.  In  der  geonäischen  Literatur  ist  HICH  =  „Sohn",  vgl.  ZuNZ, 
Synagogale  Poesie  p.  427,  und  SCHECHTER,  Saadyana  p.  55. 

XI,  34.  Eine  Form  V2l  von  T\'2\  halte  ich  für  ausgeschlossen;  es 
ist  vielmehr  ?"'1J  zu  lesen,  eine  in  den  Text  geratene  Doublette  von  "IMt. 

XII,  3.  Die  Ähnlichkeit  der  Buchstaben  ^  und  2  ist  wohl  schuld 
an  der  falschen  Auffassung  des  Gr.:  "1  Xyyd'}  „der  Schlechtes  her- 
vorquellen läßt"  anstatt  n^3»^  „Ruhe  verschafft"  oder  miß'?  „beschenkt". 

XII  5.  In  der  tannaitischen  Schulsprache  p*!  ^"JD  (Tosefta  Aboda  Zara 
II,  4),  das  auch  zugleich  eine  sachliche  Parallele  zu  diesem  Verse  bildet. 

XII,  10.  Die  ursprüngliche  Leseart  war  T''?n"'  „ewig  dauern", 
wozu  K^^n^  eine  erklärende  Variante  war,  indem  es  nach  dem  ara- 
mäischen rni'jn  „Rost"  und  T^nn  „rosten"  erklärte.  —  Die  Übersetzung 
des  Syr.  ist  eine  weitere  Bestätigung  der  Annahme,  daß  die  Femin.- 


13]  Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira.  62  I 

Endung  n  häufig  abgekürzt  gesclirieben  war,  weswegen  er  crii  = 
nirm  mit  C'n:  verwechselte;  vgl.  oben  zu  III,  15;  VII,  3;  VII,  20. 

XII,  II.  Wie  in  VII,  ^6  bedeutet  nnns  , .Folge'",  und  der  Spruch 
lautet;  „Sei  eingedenk  der  Folgen  des  Neides." 

XII,  14.  Von  der  Frau  ist  in  diesem  Verse  nicht  die  Rede,  da 
sogar  T.  vniivn  und  nicht  n\n21j;2  hat;  man  lese  daher  t  n^^  „das 
Feuer  des  Bösewichtes".  Gr.  und  S\r.  hatten  in  ihren  X'^orlagen 
ü^S  =  n'kT«,  das  sie  aber  ty\S  lasen. 

XII.  18.  Es  ist  nicht  nötig,  eine  neue  Form  ri2M  =  Dil  anzu- 
nehmen, sondern  man  lese  lynSn  211^1  „Und  gar  viel  Gezischel". 

XIII,  4.  Im  Hebräischen  lälit  sich  sonst  die  ursprüngliche  Be- 
deutung von  ^cn  ,, tragen"  nicht  mehr  nachweisen;  da  aber  diese 
Bedeutung  sich  im  Arabischen  wie  im  Aramäischen  erhalten  hat,  so 
ist  man  wohl  berechtigt,  b^r\  in  diesem  Verse  in  dem  alten  Sinne  zu 
nehmen.  „Wenn  du  vom  Nutzen  bist,  so  bedient  er  sich  deiner; 
wenn  du  aber  —  unter  deiner  Last  —  stürzest,  so  legt  er  dir  noch 
Bürden  auf." 

XIII,  7.  Die  alten  Übersetzer  suchten  '1T"^y''  nach  dem  Gebrauch 
des  Wortes  in  Biblisch-Hebräischen  zu  erklären,  während  es  hier  genau 
dieselbe  Bedeutung  hat  wie  das  ihm  lautlich  entsprechende  aramäische 
yiy  „trefi'en.  besuchen".  Ben  Sira  sagt:  „Zwei,  drei  Mal  wird  er  dich 
besuchen;  dann  aber,  auch  wenn  er  dich  sieht,  geht  er  an  dir  vorüber." 

XIII.  10.  Zu  vergleichen  ist  Akiba's  Spruch:  1}^  ']C"lpCO  pni 
nhv  i^  ncs^:r.  und  ähnlich  Hillel:  'r\n2^n  n'n  ^n^strn  (Lev.  R.  I,  5). 

XIII,  24.  Mit  diesem  "'S  ^V  ist  der  in  der  talmudischen  Termino- 
logie so  häufig  vorkommende  Schulausdruck  ^2'?3  „entsprechend"  zu 
vergleichen,  der  gewöhnlich  als  "'Eyi'pD  erklärt  wird,  jedoch  auch  = 
*S  by2  sein  kann,  wofür  ^S  bv  in  diesem  Verse  spricht. 

XIV,  14.  In  der  althebräischen  Schrift  ist  K  schwer  von  p  zu 
unterscheiden,  su  dali  riN  einfach  Dittographie  von  np  in  np"?n21  sein 
kann.  Man  hat  als  den  ursprünglichen  Text  anzunehmen  np7  n2t<1 
"12J?n  ^^<  .,und  seine  —  des  Tages  —  Frucht  nimm  und  säume  nicht". 
Zu  vergleichen  ist  die  rabbinische  Vorschrift,  wonach  ein  jeder  ver- 
pflichtet ist,  „die  neuen  Früchte  in  der  Saison"  mindestens  einmal  zu 
kosten   (Jeruschalmi   Kidduschin   Ende';    Erubin  40^  Mitte),    wonach 


I  Abba  Arika,  der  (Erubin  54^;  die  Verse   11  —  12  zitiert,   ist  auch  der  Urheber 
dieser  Lehre ! 


622  Louis  Ginzberg  [14 

DV  n^lO    mit   „das   Gute,    das   die   Saison    bringt"   zu    übersetzen  ist. 
Gr.  las  gleichfalls  n^N,  das  er  aber  von  HDS  „wünschen''  ableitete. 

XIV,  16.  Wie  in  Vers  14,  so  liegt  auch  hier  eine  Verwechselung 
zwischen  t<  und  p  vor,  indem  Tipb,  wie  Gr.  und  Syr.  lasen,  zu  Hi^p 
geworden  ist. 

XIV,  21.  Gegenüber  biblisch  )2b  b)}  Du  sagte  man  später  (Derek 
Erez  Zutta  III,  ed.  Tawrogi  20)  n^  Dtr. 

XV,  8.  Gr.  las  D'i'nti'G,  neuhebräisch  „stolze  Leute",  während 
S\-r.  VI  nnm  anstatt  ::TD  ^tyi«!  in  seiner  Vorlage  hatte. 

XV,  II.  Zu  diesem,  für  die  Theologie  Ben  Sira's  wichtigen  Aus- 
spruche vgl.  die  Behauptung  in  Talmud  (Sukka  52  1j  Mitte)  nj?31t? 
yin  niJ^  .  .  DSl^iy  iT3pn  ]n'hv  t:nnno,  wonach  die  Existenz  der  Sünde 
doch  auf  Gott  zurückgeführt  wird. 

XV,  14.  In  der  Glosse  wird  nach  talmudischem  Vorgang  der 
Satan  ynn  i:J^  mit  dem  „Engel  des  Todes"  mOH  "l«^0  (Baba  Batra 
i6^  Mitte)  identifiziert  und  daher  ^S^iTi  „Hinwegraffer"  genannt.  Vgl. 
Targum  zu  Hiob  IX,   12;  Ps.  XCI,  5. 

XV,  15.  Gr.  nilOfc^l  paßt  ebensowenig  in  den  Zusammenhang  wie 
nil^ni;  die  beiden  Lesearten  gehen  auf  nsiTl  und  die  Variante  fSril 
zurück,  woraus  sowohl  Gr.  wie  T.  zu  erklären  ist. 

XV,  20.  Gr.  übersetzt  diesen  Vers  ganz  richtig;  denn  W'bJln 
bedeutet  „Vollmacht  geben"  von  übn  „stark,  kräftig  sein",  einem  ganz 
gewöhnlichen  Verbum  im  Aramäischen.  In  der  späteren  juristischen 
Terminologie  sagte  man  n^in  „Vollmacht  verleihen"  von  TW'\  „mäch- 
tig sein." 

XVI,  3.    Gr.  las  Dmn213  von  n331  „Vielheit". 

XVI,  6.  Gr.  las  n^*S  nm  nni':,  und  dies  nüü.  erscheint  in  T. 
als  *1ty«  im  folgenden  Verse  und  gehört  demnach  zum  ursprünglichen 
Texte;  eine  Nebenform  mi  zu  m"'  hat  absolut  nichts  Auffälliges. 

XVI,  7.  Syr.  las  wohl  D^sVbn,  vielleicht  beeinflulJt  von  dem 
folgenden  Dbiy,  indem  in  seiner  Vorlage  das  Wort  phonetisch  d"?».! 
geschrieben  war. 

XVI,  II.  In  Talmud  und  Midrasch  wird  das  aramäische  Nnons 
(Inf.  Aphel)  oder  das  hebräische  .TGrü  sehr  häufig  gebraucht  und 
bedeutet  „es  wäre  wunderbar".  Manchmal  wird  auch  die  volle  Phrase 
■jCSj;  by  ncn  oder  "'iiTOn  gebraucht,  und  auch  in  diesem  Verse  wäre 
non  =  10'ij;  bv  n  aufzufassen  und  zu  übersetzen:  „Es  wäre  wunderbar, 
wenn  er  der  Strafe  entginge". 


15I  Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira.  62j 


XVI,  II,  c.  Wenn  nicht  rfi  eine  Nebenform  für  /T'J  ist,  so  ist 
einfach  WT  zu  lesen;  Gr.  las  T^  „ausgießen". 

XVI,  14.  Die  Mischnah  Rosch  Hasch-Schanah  I,  2  bemerkt, 
dal5  am  Neujahrstage  Vis"?  ^12)]!  d'^IJ;  "'S2  b^,  und  in  diesem  Sinne 
gebraucht  Ben  Sira  hier  ViC*?  Si*^  ,,vor  ihm  Revue  passieren." 

XVI,  22.  Die  einfachste  Emendation  wäre  pin  iT,pS  „auf  das 
Ende  warten"  für  pin  pISS,  das  jeder  Erklärung  spottet. 

XXV,  8.  Zu  den  von  ScHECHTER  {Jcwish  Quart.  Rev.  XII,  464) 
angeführten  Parallelen  \gl.  nach  Jebamot  4^  oben. 

XXV,  17.  In  babylonischen  wie  palästinensischen  Talmud  wird 
die  Redensart  gebraucht  m"'np  "'^IwD  V2S  T^t^^'^,  wenn  gesprochen  wird 
von  den  Spuren,  die  Leiden  und  Entsagungen  zurücklassen  (Megilla  i  i-i; 
Jeruschalmi  Hagiga  II,  "j"]^  gegen  die  Mitte).  Diese  Redensart  liegt 
auch  in  diesem  Verse  vor.  wo  IHD  „wie  ein  Kochtopf"  gelesen  werden 
muli  anstatt  des  sinnlosen  2nD.  Die  Übersetzung  des  Syr.  geht  auf 
die  Variante  [njinp  'h^X}2  zurück,  womit  HHD  erklärt  wurde,  das  S\t. 
aber  mißverstand,  indem  er  es  von  biblisch  b"\^  „Schleppe  eines 
Kleides"  und  "ll'p  „Trauernder'  ableitete.  Vgl.  auch  die  alten  Über- 
setzer zu  inSS  Jo.  II,  6;  Nah.  II,   li. 

XXX,  15.  Auch  im  Aramäischen  des  babylonischen  Talmud  wird 
SyiU^  =  heb.  "Ity  in  bezug  auf  die  Körperbeschaffenheit  des  Menschen 
gebraucht,  vgl.  Schabbat  145  k  —  Für  nm  las  Gr.  T\\l  oder  TV\^ 
„Körper"'. 

XXX,   16.     Zu  vergleichen  ist  R.  Eliezer's  Sentenz  in  Abot  II,  9. 

XXX,  25.  S}T.  las  niity  „mehrere,  verschiedene",  das  er  als  ein 
Adjektiv  zu  n*?3J?t30  —  Prov.  XXIII,  3  auch  moj?t30  —  auffaßte. 

XXXI,  3.  Im  Neuhebräischen  wird  der  Ausdruck  l'^IID"'  ^3p  sehr 
häufig  gebraucht. 

XXXI,  16.  Nach  Gr.  ist  T.  zu  emendieren:  niDi  ItTS  „was 
aufgetragen  worden  ist",  von  m?  ,, Gastmahl", 

XXXI,  24.  Die  Ähnlichkeit  der  Buchstaben  Jl — i  und  1 — \  hat 
wohl  dies  U^^  aus  liT  von  \V\  (im  Neuhebräischen  „über  Jemanden 
sich  ungünstig  äußern")  verursacht. 

XXXI,  25.  Wenn  jemand  übermäßig  trinkt,  dann  sagt  man  im 
Aramäischen  des  Talmud  «"ICH  niiS  Sanhedrin  38'\ 

XXXI,  26.  T.  hat  die  richtige  Leseart.  aber  nii'Q^  bedeutet 
..erproben"  wie  im  Neuhebräischen  Menahot  iS^^. 

XXXII,  4.    Dieser  Vers  war  in  zwei  Versionen  überliefert:  i.  DIpßZ 


624  Louis  Ginzberg  [16 

'ly  "jrJTl  bü  ]5i  und  2.  'ü  ^IStsri  na  niSfO  mpöS,  woraus  dann  die  jetzige 
verworrene  Form  des  Spruches  entstand. 

XXXII,  7.  Genau  dieselbe  Anstandsregel  in  Berakot  34a  wonach 
unsere  Stelle  zu  übersetzen  ist:  „Wenn  sie  zwei  oder  drei  Mal  dringend 
pmn  dich  ersuchen".  Vgl.  auch  'ÜY  ISp"?  ed.  FREIMANN  I,  38  pnnD 
übü)  D^oyS  12  „Er  ersuchte  ihn  dringend  zwei  oder  drei  Mal". 

XXXII,  8.  Zu  vergleichen  ist  der  rabbinische  Ausdruck  p'^triö  tsyiö 
nSTlttn  (Genesis  R.  V,  7),  wonach  zu  übersetzen  ist:  „Und  fasse  vieles 
in  wenige  Worte". 

XXXV,  20.  „Die  gnadenwirkende  Bitterkeit"  wäre  kaum  in 
einem  christlichen  Buche  verständlich;  sicher  hat  es  nicht  Ben  Sira 
mit  seinem  ]1in  nn^n  ausdrücken  wollen.  Man  lese :  nniH  ]!i:JT  n"in)2ri 
„ihr  bitteres  Leiden  bringt  ihr  rasch  Erlösung". 

XXXVI,  I — 17.  Dieses  Kapitel  ist  für  die  Geschichte  der  jü- 
dischen Liturgie  von  außerordentlicher  Bedeutung,  da  es  später  als 
Muster  galt  für  mehrere  Gebete.  Der  erste  Teil  des  Kapitels  liegt 
im  Gebete  für  das  Neujahr  "Jins  ]n  p21  verarbeitet^  vor,  während 
die  Verse  12 — 14  im  ]1TDn  HDI^  stark  benutzt  worden  sind.  Alle  uns 
bekannten  Riten  haben  die  folgenden  Verse  in  'DH  nD"i3,  die  dem- 
nach aus  der  ältesten  Zeit  der  jüdischen  Liturgie  stammen: 

bv)  ^nnD  ptTö  ]vi}  bv^  1^7  n''bü^^^^  b^)  'jdj;  ^«nti>^  bv  '^^  Dm 

.v'?V  -jßty  «ipiti'  trnpni  b)im  n^nn 

Israel,  Jerusalem,  Zion  und  der  Tempel  bilden  die  Gegenstände,  für 
die  gebetet  wird,  und  zwar  genau  in  derselben  Ordnung  wie  bei  Ben  Sira. 

XXXVII,  4.     VIÖ  =  VI  HD  „wie  schlecht". 

XXXVII,  6.  Syr.  las  mit  T.  in^t^^,  das  er  aber  als  das  Ver- 
bum  mtyn  zu  21TV  „Herr"  auffaßte. 

XXXVII,  7.  B.  bietet  nur  eine  unwesentliche  Variante  zu  D.; 
man  lese:  [n]«"l  n^i^^  =  nm  10«\ 

XXXVII,  10.  Im  Neuhebräischen  ist  Dn  „Schwiegervater"  der 
Frau  wie  des  Mannes,'  vgl.  Mekilta,  Amalek  (Jithro)  I  (ed.  Friedmann 
57  b);  Midrasch  TehiUim  VIII,  4.    Zur  Sache  vgl.  Gen.  R.  74,  10. 

XXXVII,   II.     In  B.  ist  -noi  einfach  Schreibfehler  für  "Jl  D^l. 

XXXVII,  29.     Dieser  Vers   ist    wohl   zu    lesen:    b^    bv    T]n   bii 


I  Ich  sehe  nachträglich,  daß  schon  Perles  auf  die  Verwandtschaft  zwischen 
Ben  Sira  und  diesem  liturgischen  Stücke  aufmerksam  gemacht  hat  {Orientalische 
Liieratur-Zeitting  V,  493  —  494) 


Ij]  Randglossen  zum  hebräischen  Ben  Sira.  625 

.  .  pSb'n  7i<1  iliyn  „Sei  nicht  zügellos  in  allen  Genüssen,  und  versuche 
nicht,  dich  im  Übermalie  den  Leckerbissen  hinzugeben". 

XXXVIII,  II.  Anstatt  des  unverständlichen  ^£iD3  ist  wohl  ^SD 
„gemäfV  zu  lesen ;  das  2  war  eine  Randglosse,  die  den  Schreiber  auf- 
merksam machte,  zwei  Mal  (3)  das  D  zu  schreiben,    nämlich  ''D3  "Jliy. 

XXXVIII,  12.  Gr.  hat  eine  doppelte  Übersetzung  für  Dipö;  die 
eine:  ,,Ort,  Gelegenheit"  und  die  andere,  gemäß  dem  neuhebräischen 
Sprachgebrauch:  ,,Gott". 

XXXVIII,  17.  Den  eigentümlichen  Ausdruck  n  s:{VD  erkläre  ich 
von  &<''iJin  in  Verbindung  mit  '"JOD  oder  mj?0  ,,(jeld  ausgeben,  den 
Preis  bezahlen",  daher  die  Redensart  U  t?SVD  „etwas  das  denselben 
Wert  hat,  wie  der  andere  Gegenstand". 

XXXVIII,  17.  Zu  diesem  Verse  vgl.  die  Baraita:  hü  ISpin  b 
'32  {^/t^  "lys  '?28    und  die  Begründung  derselben   im  Midrasch  Genes. 

R.  c,  7.  —  nyDi  ist  =  ny  nm,  vgl.  LI,  2. 

XXXVIII,  18.  .,Herzleid"  ist  kaum  22b  V"l,  das  eine  ganz  andere 
Bedeutung  hat;  man  lese  is'?  "tj^T  von  "pyi  „beben". 

XXXVIII,  23.  Vgl.  den  folgenden  Ausspruch  Abba  Arika's,  der 
auch  sonst  Ben  Sira  zitiert:  Ü'lü  in«'?  «^«  2^1  p  n^nt^Ö  non  ]^N 
lymn  lüV  (Berakot  58b). 

L,  17 — 22.  Ben  Sira  kennt  zwei  nVinnüTI  während  des  Tempel- 
dienstes, die  eine  in  Verbindung  mit  dem  Priestergesang,  so  auch 
die  Mischnah  Tamid  VI,  3,  die  andere  im  Augenblicke,  wo  das  Tetra- 
grammaton  ausgesprochen  wurde,  IHDnn  "'^  ÜÜ2),  was  später  nur  am 
Versöhnungstage  geschah;  dann  aber  war  die  n^inntyn  gleichfalls 
vorgeschrieben,  vgl.  Jeruschalmi  Joma  40*^  gegen  unten. 

L,  26.  Zu  dem  Ausdruck  '?2i  ''i:!  „Torenvolk"  für  die  Sama- 
ritaner  vgl.  Sanhedrin  21  b  g.  u.:  "«niD  —  mtsvnn,  an  welcher  Stelle  mtDVin 
wohl  die  ursprüngliche  Bedeutung  von  „Toren"  behalten  hat. 

LI,   13.     Gr.  las  'nö«  „so  oft"  anstatt  nn?2«a. 

LI,  28.  Man  lese:  DD^nn^in  ^mo'?  ^V^p  W'Z^  „O  junge  Leute, 
höret  meine  Lehren,  so  lange  ihr  noch  jung  seid".  Zu  D''2n  „junge 
Leute"  vgl.  Mischnah  Tamid  I,  2  ]''m"im. 

LI,  29.  Die  Änderung  von  "'nn'ti'^2  in  "^n^^pZ  ist  überflüssig;  es 
entspricht  '''^110  JT'Z^  in  Vers  23  und  bedeutet  dasselbe  wie  so  häufig 
in  der  rabbinischen  Literatur. 

Nöldeke-Festschrift.  40 


Die  poetische  Forni  von  Ps.  40. 

Von 
B.  Stade. 

as  Verständnis  dieses  in  sehr  schlechtem  Texte  überlieferten 
Liedes  aus  der  Zeit  der  Religionsnot  hat  seit  ÜLSHAUSEN's 
Erklärung  nur  geringe  Fortschritte  gemacht.  Noch  immer 
gehen  die  Meinungen  der  Ausleger  weit  auseinander.  ÜLS- 
HAUSEN's  Deutung  des  Liedes  auf  die  Angelegenheiten  der  Gemeinde 
findet  ebenso  noch  Widerspruch,  wie  seine  Beweisführung  für  die  ur- 
sprüngliche Einheit  des  Liedes.  In  beiden  Punkten  stehen  sich  nocli 
die  beiden  neuesten  deutschen  Kommentare  zum  Psalter  gegenüber. 
Dagegen  /x-igt  sich  eine  gewisse  Übereinstimmung  in  der  Be- 
urteilung der  poetischen  Form  des  Liedes.  Als  „Vierzeiler  zu  ab- 
wechselnd drei  und  zwei  Hebungen''  wird  das  Lied  von  DuilM 
charakterisiert.  B.AETHGEN  aber,  der  in  der  dritten  Auflage  seines 
Kommentars  dem  Systeme  von  li.  SlKVERS  sich  angeschlossen  hat, 
schreibt:  „Metrum:  Fünfer,  aber  v.  y^ — 13  nur  zum  Teil  erkennbar." 
Beide  Urteile  geben  richtige  Beobachtungen  wieder,  charakterisieren 
aber  den  Tatbestand  nicht  erschöpfend.  Dies  geschieht  jedoch  völlig 
durch  die  neuerdings  mehrfach  beanstandete  Bezeichnung  des  Liedes 
als  eines  Liedes  im  Kinarhythmus.     Verse  wie 


V.  3  ]vn  Ü'tsp 

V.  4  b  n^^n'z  ^ncn 

»^  T  -  I       I      •! 

V.   5  b  2?D  ^üiyi 


]M^^  1120  ^:byn. 
^i<i"i  D^2i  ^«n^ 


40* 


62S  B.  Stade  [2 

lassen  keinen  Zweifel  darüber,  daß  hier  jener  eigentümliche,  mit  der 
Totenklage  entstandene  Rh}'thmus  vorliegt,  bei  dem  ein  zweites 
paralleles  kürzeres  Glied  nachhallartig"  das  erste  längere  wiederholt. 
Der  Ausdruck:  „Fünfer"  ignoriert,  dali  es  sich  um  zwei  Stichen  mit 
dazwischenliegender  Cäsur  handelt,  so  gut,  wie  dal-J  diese  sich  von 
Rechtswegen  im  Parallelismus  membrorum  entsprechen.  Auch  bei 
Dlum's  Charakteristik  kommt  das  nicht  zum  Ausdruck.  Nur  hat 
DUHM  die  richtige  und  für  die  Rekonstruktion  des  Textes  wichtige 
Beobachtung  gemacht,  dalj  im  Licde  je  zwei  dieser  Kinaverse  zu- 
sammengehören. Ich  ziehe  es  daher  vor,  bei  dem  alten  Sprach- 
gebrauche zu  bleiben,  und  will  im  Folgenden  zu  zeigen  versuchen, 
dafj  sich  von  den  durch  ihn  bezeichneten  Anschauungen  aus  vielleicht 
einigen  Schwierigkeiten  des  Liedes  beikommen  läßt.  Ich  bin  natür- 
lich nicht  so  unwissend,  zu  ignorieren,  dali  man  in  den  Zeiten,  in 
denen  man  Psalmen  wie  Ps.  35.  40.  10 1.  Jes.  38,  9 ff.  Mi.  7,  14 ff. 
Jon.  2,  3 ff.  im  Kinarhythmus  dichtete,  diesen  Rhythmus  nicht  mehr 
als  den  des  Totenklageliedes  empfand.  Ebenso  wenig  übersehe  ich, 
daß  ein  Vers,  wie  v.  5  a: 

als  Fünfer  charakterisiert  werden  kann.  Aber  doch  nur,  wenn  man 
ihn  aus  dem  Zusammenhang  mit  dem  übrigen  Gedicht  löst.  Solche 
unvollkommen  gebaute  Verse  dürfen  nicht  zur  Charakterisierung  der 
Erscheinung  benutzt  werden.  Sie  stellen  eine  Ausartung  vor.  Darin, 
den  alten,  auf  BuDDE's  glückliche  Entdeckung  zurückgehenden,  Sprach- 
gebrauch fe.stzuhalten,  kann  mich  auch  der  Widerspruch  von  E.  SiEVERS 
nicht  beirren.  Wenn  E.  SiEVERS,  Meti-isclie  Studien  I,  S.  78  f. 
{ASGW\  phil.  Cl.,  XXI,  Nr.  i)  energisch  verlangt,  daß  man  die  Be- 
griffe: Poesie  d.  h.  Literatur  gesteigerter  Empfindung  und  des  höheren 
Stils"  und:  "Poesie,  d.  h.  metrisch  geformte  Literatur"  streng  aus- 
einanderhalte, so  ist  dem  entgegenzuhalten,  daß  alle  und  jede  Poesie 
aus  der  Inspiration  fließt.  Nicht  nur  der  Parallelismus  und  die  Wahl 
besonderer  Worte,  sondern  ebenso  Rhythmus  und  Metrum  sind  aus 
ihr  geboren.  Auch  die  metrisch  geformte  Literatur  ist  eine  Literatur 
„gesteigerter  Empfindung".  Wenn  wir  Parallelismus  und  gehobene 
Rede  im  Alten  Testamente  überall  da  treffen,  wo  ein  Gottesmann 
oder  ein  Dichter  spricht,  so  sind  das  eben  für  uns  die  sicheren 
Charakteristica  der  Poesie.     Freilich  ist  möglich,   daß  sich  schließlich 


3]  Die  poetische  Form  von  Ps.  40.  629 

herausstellt,  dali  aiilicrdcin  bestimmte  Rh\-thmen,  vielleicht  auch  be- 
stimmte Metra,  der  poetischen  Rede  eignen.  Und  ich  zweifele  nicht, 
dali  die  Versuche  von  SlKVERS  unsere  Vorstellungen  klären  werden, 
sei  es  auch  nur,  wenn  sie  uns  endgültig  von  der  Vorstellung  befreien 
werden,  dali  an  ciuantitierendc  Metren  zu  denken  sei,  wovor  ja  freilich 
auch  die  grammatische  Betrachtung  der  hebräischen  Sprache  warnt. 
Dali  aber  von  alter  Zeit  her  nebeneinander  eine  Poesie  mit  Parallelis- 
mus und  gehobener  Sprache,  sei  es  mit  oder  ohne  Rhythmus  und 
Metrum,  und  eine  solche  ohne  diese  Eigentümlichkeiten  und  nur  mit 
Rhythmus  und  Metrum  im  Volke  Israel  existiert  haben  soll,  ist  so 
unwahrscheinlich  wie  möglich.  Wer  das  Vorhandensein  von  Rhythmus 
und  Metrum  im  Alten  Testament  nachweisen  will,  hat  den  Nachweis 
schon  deshalb  an  Literaturstücken  zu  führen,  die  im  Stil  die  sicheren 
Charakteristica  der  Poesie  an  sich  tragen.  Ich  kann  es  daher  nicht  für 
einen  Fortschritt  in  der  Betrachtung  halten,  wenn  neuerdings  E.  SlEVERS 
auch  in  Erzählungen,  die  den  stilistischen  Charakter  der  Prosa  tragen, 
Metra  findet,  ja  von  hier  aus  Kritik  an  poetischen  Stücken  übt.  So 
hält  er  es  z.  B.  Metrische  Studien  II,  247fr.,  Mh.  K.  S.  G.  d.  U'., 
phil.  Cl.,  XXIII.  2.  1905,  für  möglich,  dal-j  Gn.  4,  23a  die  Worte  Hlj; 
n'v'SI  eine  Glosse  seien.  Ich  meine,  dal-)  man  umgekehrt  schliel-ien 
müsse,  da(.)  eine  metrische  Hypothese,  die  dazu  anleitet,  durch  sichere 
Kennzeichen  des  poetischen  Stiles  geschützte  Worte  zu  athetieren, 
unmöglich  das  Richtige  treffen  könne. 

Gehn  wir  von  der  Voraussetzung  aus,  dafi  der  von  uns  in  v.  3.  5 
beobachtete  Rhythmus  auch  in  v.  2,  dem  ersten  des  Liedes,  sich 
finden  werde,  so  stol-jen  wir  in  ihm  sofort  auf  eine  Textverderbnis. 
Denn  er  hat  einen  doppelten  Abgesang.  Die  Ausdrücke:  „Aufgesang" 
und  ..Abgesang"  will  ich  in  dem  Folgenden  der  Kürze  halber  für  die 
beiden  Stichen  eines  Kinaverses  gebrauchen.     Er  lautet  jetzt: 

Zwei  Möglichkeiten  liegen  vor.  Ivs  kann  ein  Abgesang  zuviel  sein, 
der  ursprüngliche  Vers  kann  erweitert  worden  sein.  Oder  der  jetzt 
vorliegende  Text  kann  aus  zwei  Versen  zusammengeflossen  sein,  eine 
Ergänzung  wird  dann  Heilung  bringen.  Die  erste  Möglichkeit  erwägt 
Baethgen.  Er  hält  die  Worte  ^nV,P  V^^'l  weil  sie  über  das  Metrum 
überschössen,  für  Zusatz.  Umgekehrt  nimmt  DuHM  an,  es  sei  am 
Schiuli  des  Verses  ein  "'i^'^-l  infolge  seiner  Ähnlichkeit  mit  "2V?n  v.  3 


630  B.  Stade  [4 

ausc^ofallen.  Bei  DUHM's  Rekonstruktion  wären  Aufgesang  wie  Ab- 
«Tesan«'-  des  zweiten  Verses  von  ungewöhnlicher  Kürze.  Baethgen 
aber  übersieht,  daß  durch  das  Lied  hindurch  je  zwei  Verse  denselben 
Gedanken  variieren,  wie  man  gleich  an  v.  3  besonders  deutlich  sieht, 
aber  ebenso  deutlich  an  v.  5,  v.  14 — 18.  Wir  haben  daher  anzu- 
nehmen, daß  der  jetzige  Vers  2  durch  Ausfall  eines  Stichos  seine 
jetzige  Gestalt  erhalten  hat.  Soweit  ist  DUHM  im  Recht.  Näher  als 
sein  Vorschlag  liegt  es  jedoch,  zu  vermuten,  daß  vor  ''OJ^l^  V^^^} 
ein  Aufgesang  ausgefallen  ist.  Etwa  ^n"'?N"'?SI  ^r\V,^P  V.^^-  Die  folgende 
Er^vägung  muß  jedoch  hindern,  eine  solche  Vermutung  zu  zuversicht- 
lich auszusprechen.  Wir  bekämen  dann  freilich  zwei  normale  Kina- 
verse,  aber  diese  beiden  Verse  ständen  zu  einander  nur  in  einem 
mangelhaften  Parallelismus  des  Sinns.  Freilich  könnte  man  sich  für 
die  ^Meinung,  das  sei  bedeutungslos,  auf  den  gleichfalls  im  Kinarhyth- 
mus  gedichteten  und  in  Verspaar  zerfallenden  Psalm  Jon.  2,  3  ff.  be- 
rufen, der  mit  den  Versen; 

...   —   --  Tl  t1  •  TT*  •  TIT 

beginnt,   die   einen  ähnlichen  Bau  zeigen.    Jedenfalls  wird   man  aber 
mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen  haben,  daß  der  jetzige  Wortlaut  von 
V.  2  dadurch  entstanden  ist,  daß  der  Abgesang  des  ersten  der  beiden 
Kinaverse  verloren  ging.     Der   erste   der  beiden  Abgesänge,   die  wir 
jetzt  in  V.  2  lesen,  wäre  dann  ein  verstümmelter  Aufgesang.     Da  der 
Verf.  von  Ps.  40  ein  wenig  origineller  Dichter  ist,  so  Vv'ird   man  mit 
einiger    Wahrscheinlichkeit    das    von    ihm    Geschriebene    an    anderen 
Stellen   des   Psalters    wiederfinden.      Nach   Ps.   130,  5    nn^lp  nVr]]  ''n"'1.p 
^rbrAT]  nmbi  ^trs:   schlage  ich  vor  ^Phr\m  n^nb  als  Abgesang  zu  rÄp 
^)'^\  T^'^p  zu  ergänzen.  Natürlich  übersehe  ich  nicht,  daß  auch  andere  Ver- 
mutungen möglich  sind.  So  nach  Ps.  30,  3.  88, 14  ""^V.^p  vV«  (so  Cheyne), 
oder  nach  31,  25.  33,  22.  69,  4.  ^Phn\  V^«,  oder  nach  119,  74.  81.  114. 
147  ^nbrt'  ll?""?,  oder  endlich   nach   33,  18   ^FÖB]  linnb.     Phrasen  mit 
Tiürh  oder  1l2n'?  liegen   aber  am  nächsten,  und  unter  diesen   die  er- 
gänzte,  da  Ps.   130,  5   die  ähnlichste  Psalmenstelle  ist.     Das  folgende 
''bs  tS'l  ist  durch  Ergänzung  von  niiT'^  oder  \'l'PN  zu   einem  Aufgesang 
aufzufüllen.     Möglich  ist  freilich  auch  tSM  zu  lesen  und  mit  Cheyne 
li^yt  zu  ergänzen. 

Daß  vv.  3.  4b.  5  ganz  genau  im  Kinarhythmus  stehen,  ist  bereits 
bemerkt  worden.     Zu  v.  4a  kann  man   die  Frage  aufwerfen,  ob  der 


5J  Die  poetische  Form  von  Ps.  40.  63 1 

Aufgesan«^  U'in  Tü^  ^D2  ]r\'1  nicht  7a\  lan^  sei.  li^"in  könnte  nach  ],2,  3. 
96,  I.  98,  I.  144.9.  '49'  I  zugesetzt  sein.  Andererseits  wird  man  sich 
scheuen,  eine  so  häufige  Phrase  zu  imdern.  So  wird  zu  erwägen 
sein,  da!)  "]r\M  proklitisch  an  "DZ    angelehnt  sein  könnte,   wie   dal)   wir 

in  V.  ga  ^mcn  'rihi<,  ^iib'-i  ^\^t'vh  und  in  \-.  17  n^n^  biy  Tcn  nox^  je 

-^  *ITl-Vtl|l  —.     -  '  »1-1-  •        J  I  J 

einen  Aufgesang  von  ahnlicher  Länge  finden.  In  v.  5  wird  die  Aus- 
sprache der  LXX  (Cp  nicht  Du)  durch  den  Rhythmus  widerlegt.  ]n*1 
zieht  die  Korrektur  WlXLHAUSEN's  'IN'J  für  ^«T  nach  sich,  der  nur 
durch  die  Annahme  auszuweichen  ist.  daß  der  Zweck  angegeben 
werde,  den  Jahve  befolgte,  als  er  11*111  yü  'Z2  ]r\\]. 

In  V.  6  hat  die  auffällige  Phrase  ri'ti'J?  ni3"!,  die  im  Zusammen- 
hang nur  ein  Surrogat  für  H'linn  sein  kann,  schon  die  Aufmerksamkeit 
HuPFELD's  auf  sich  gezogen.  Der  Stichos  \1'^N  np]  nris  npV.  Hill 
^^rii^VEi  ist  als  Aufgesang  viel  zu  groLi.  Unwillkürlich  ist  man  ge- 
neigt, durch  Streichung  von  nS"l^_  nns  ri''ti'J^  einen  grammatisch  und 
metrisch  korrekten  Aufgesang  ^Tis'jDi  ^ribi^  nl21  herzustellen.  Ahn- 
lieh  ist  DuHiM  vorgegangen  indem  er  nn«  r\^'^)l  gestrichen  hat.  Hier- 
gegen ist  aber  ein  doppeltes  Bedenken  geltend  zu  machen.  Einmal 
begreift  man  nicht,  woher  nriS  n^'b'j;  stammen  soll.  Dann  wird  sich 
zeigen,  daß  'H'bs  Hin";  ni^^  wahrscheinlicii  aus  zwei  von  ihren  Stellen 
verschlagenen  Abgesängen  zusammengeflossen  ist.  Man  wird  sich 
daher  doch  mit  1)^^)1  abzufinden,  oder  auf  anderem  Wege  zu  helfen 
haben,     ^i'^bs  ^''ri2^*nai  ist  ein  regelrechter  Abgesang. 

Der  Rest  von  v.  6  von  "^^S?  ]'{;>  an  bleibt  fiü-  den  andern  Vers 
des  mit  ni21  beginnenden  Verspaares  übrig.  Dafür  enthält  er  jetzt 
zu  viel  Worte.  Zwar  lEDC  Itt^iy  bildet  einen  korrekten  Abgesang, 
aber  das  Vorausgehende  enthält  mindestens  ein  Wort  zu  viel.  Ge- 
rade hier  zeigt  sich  nun  der  Nutzen  einer  Benutzung  der  poetischen 
Form.  Nach  unseren  bisherigen  Beobachtungen  müssen  wir  erwarten, 
einen  Gedanken  ausgedrückt  zu  fmden,  der  dem  mit  niSl  beginnen- 
den Satze  parallel  läuft.  Unter  Berücksichtigung  von  12Dp  1?3^V  wäre 
das  etwa  der  Gedanke,  dal-i  die  Wundertaten  und  I  feilspläne  nicht 
dargelegt  werden  können,  weil  das  ihre  große  Zahl  unmöglich 
macht.  Dazu  stimmt  aber  der  Satz  ^"'^S  "^IV  )\s  nicht,  den  man 
nach  89,  7.  Jes.  40,  18  nur  übersetzen  kann:  „nichts  ist  dir  zu  ver- 
gleichen". Zum  Wechsel  zwischen  "pS  und  b  vgl.  v.  18.  Der  Um- 
stand, den  Form  und  Inhalt  bieten,  führt  darauf  "^"^b^  zu  streichen. 
Es   ist   eine   durch  Mißverständnis   des  Satzes   veranlaßte  Glosse,     y^ 


6^2  I'^-  Stade  [6 

lehnt  sich  proklitisch  an  "IX?  an.  Um  des  Rhythmus  willen  sagt  der 
Dichter  nicht  '^'^vh  Drx.  Wer  sich  aber  mit  der  Streichung-  von  '^l'h^ 
nicht  befreunden  kann,  wird  dem  Vers  nur  helfen  können,  indem  er 
-ISDO  ^O^y  streicht  und  HIIISI.  HT^S  |  ?]^bs  ^hs?  ]\si  skandiert.  Man 
versteht  aber  nicht,   weshalb  lEDO  ^öläy   hinzugefügt  worden  sein  soll. 

Der  viel  besprochene  Vers  7  enthält  neben  dem  tadellosen  ersten 
Verse  noch  den  Aufgesang  des  zweiten  Verses  des  zusammengehörigen 
Verspaares.  Zum  Bau  von  i  nns  D^it«  vgl.  '^  2ür\:  Tip]  v.  18.  'h 
lehnt  sich  hier  wie  dort  enklitisch  an.  Ein  Bedenken  bietet  nur  noch  die 
Form  nstpn.  Gegenüber  den  Ausführungen  Jacob's  in  ZATIT.  1897, 
279  hat  Matthks  '\nZAT]\'.  1902,  740".  kurz  und  bündig  nachgewiesen, 
daü  mit  nsani  nbiy  wie  mit  nnittl  nnt  nur  je  zwei  Opferarten 
bezeichnet  sein  können.  Wer  daher  die  Form  HiJ^n  beanstandet, 
wird  sich  zu  der  Emendation  P.Sün  entschließen  müssen.  Mit  dem 
Q^re  nSün  Ezra  6,  17  wird  wohl  Hijitsri  gemeint  sein.  Die  Form  HK^n 
mag  demselben  Bedenken  ihren  Ursprung  verdanken,  das  Jacob  zu 
seiner  Deutung  des  Verses  veranlaßt  hat.  Um  das  Verspaar  voll  zu 
machen,  fehlt  also  in  v.  7  ein  Abgesang. 

Diesen  aus  dem  folgenden  Verse,  dem  schlimmsten  Teil  des 
Liedes,  zu  gewinnen,  will  mir  so  wenig  gelingen,  wie  es  bisher  jemand 
gelungen  ist,  den  für  sich  völlig  durchsichtigen  Worten  des  Verses 
einen  vernünftigen  Sinn  abzugewinnen.  ^r^"l??t>  T{<  „damals  sagte  ich". 
Aber  wann?  Etwa  als  Jahve  an  Opfern  kein  Wohlgefallen  hatte? 
"riNS  T\^T\.  Aber  wohin  und  wozu?  Die  folgenden  Worte  "iDp  n^302 
*/j;  2^n3  spotten  erst  recht  jeder  Erklärung.  Sie  können  nach  dem 
Wortv^erstand  nur  heilJen:  „in  der  Rolle  eines  Buches  ist  mir  vor- 
geschrieben", oder:  „in  der  Rolle  eines  Buches,  das  mir  vorgeschrieben 
ist".  Man  begreift  aber  weder,  weshalb  es  in  der  „Rolle"  und  nicht 
in  dem  Buche  vorgeschrieben  ist,  noch  ist  dieses  so  unbestimmt  ge- 
lassene Buch  zu  deuten.  Die  Deutung  auf  den  Pentateuch  und  die 
Annahme,  daß  "I2D  artikellos  stehe,  weil  es  wie  ein  Eigenname  ge- 
braucht werde,  hat  gegen  sich,  daß  D'^IDDH  für  das  zeitgenössische 
Judentum  die  prophetischen  Schriften  sind,  Dan.  9,  2.  Die  Deutung 
von  GrätZ:  „Gemäß  der  niedergeschriebenen  Buchrolle  von  den 
Opfern"  scheitert  daran,  daß  diese  doch  nie  in  einer  besonderen 
Buchrolle  niedergeschrieben  worden  sind.  Auch  ist  sie  grammatisch 
unmöglich.  Sie  hängt  mit  der  vollständigen  Umdichtung  der  Verse  7 
und  8  bei  Gr.\tz  zusammen.     Er  schlägt  vor: 


"]  Die  poetische  Form  von  Ps.  40.  633 

t     I    -     I  «     I     ■  -   V 

•  i-t  II-.  -  t   ^ 

^nKzn  Hin  'mos  t« 

-      -  -      •  •         t    -       f  T 

Es  ist  das  ein  verzweifelter  I  landstreich,  der  sclion  wegen  der  Xicht- 
beachtuny;  des  Rhythmus  milolingen  niulite.  Dennoch  ist  vielleicht 
etwas  Beachtenswertes  darin.  Nämlich  der  Vorschlag  ''ri«^  nil  fiir 
aus  'rissn  n^n  verdorben  anzusehen.  Dann  läge  eine  Berufung 
darauf  vor,  dal)  die  niciit  verlangten  d.  h.  jetzt  nicht  möglichen  Opfer 
früher  gebracht  worden  sind.  Auch  soll  nicht  verschwiegen  werden, 
dalj  die  Annahme,  die  Phrase  "''?V  2^r\'2  1DD  n'?J03  sei  infolfje  Ein- 
dringens  einer  Glosse  1DD  n^iD2  aus  ''bj;  3=103?  entstanden,  einen 
regelrechten  Kinavers  ergeben  würde.  Es  wird  das  aber  ein  neckendes 
Irrlicht  sein.  Denn  was  dazu  veranlalit  haben  sollte,  zu  dem  durch- 
aus verständlichen  'h'il  2^7)^2  ein  "IDD  n'?3D2  an  den  Rand  zu  setzen, 
wäre  schwer  zu  sagen.  Auch  könnte  der  so  gewonnene  Satz  trotz 
des  Rhythmus  kaum  für  das  Lied  in  Anspruch  genommen  werden. 
Denn  wozu  soll  man  sich  darauf  berufen,  dalj  man  Opfer  gebracht 
hat.  wenn  Jalne  sie  jetzt  überhaupt  nicht  verlangt r 

Dali  V.  8  nicht  mehr  zu  deuten  ist,  hindert  nicht  nur  die  Rekon- 
struktion von  V.  7,  sondern  ebenso  die  von  v.  9.  Nach  unseren  bis- 
herigen Erfahrungen  müssen  wir  erwarten,  auch  in  v.  9  ein  aus  zwei 
Kinaversen  bestehendes  Verspaar  zu  finden.  Es  scheint  dem  in  v.  7 
bis  auf  den  .Abgesang  des  zweiten  Verses  erhaltenen  Verspaare  ent- 
sprochen zu  haben.  Sprach  jenes  aus,  was  in  der  jetzigen  traurigen 
Lage  Jahve  von  seinem  N'olke  nicht  verlangt,  so  wird  dieses  aus- 
gesprochen haben,  was  Jahves  Volk  zu  leisten  bemüht  ist.  r>eilich 
ist  der  in  den  gesetzlich  vorgeschriebenen  Opfern  bestehende  Gottes- 
dienst zur  Zeit  unmöglich.  Dafür  dient  es  seinem  Gotte  durch  treue 
Erfüllung  seiner  ethischen  Gebote.  Schon  hieraus  ergibt  sich,  dal!» 
wir  die  beiden  Stichen,  trotzdem  sie  einander  im  Parallelismus  mcm- 
brorum  zu  entsprechen  scheinen,  nicht  für  einen  Vers  nehmen  dürfen. 
Denn  aus  v.  10  lälJt  sich  ein  dazu  gehörender  zweiter  Vers  nicht 
gewinnen.  Auch  wäre  ^J^O  "^ins  iri"]ini  für  einen  Abgesang  zu  grotj, 
wenigstens  an  den  übrigen  Versen  des  Liedes  gemessen.  Wir  werden 
vielmehr  zu  vermuten  haben,  dafi  von  dem   v.  9  zu  suchenden  Vers- 


634  ^-  ^tade  [8 

paar  nur  die  beiden  Aufgesänge  erhalten  sind.  In  dem  ersten  der 
beiden  wäre  n^t'vh  als  proklitisch  angelehnt  anzusehn.  Die  Möglich- 
keit soll  jedoch  nicht  verschwiegen  werden,  dali  die  in  Verlust  ge- 
ratenen Abgesänge,  oder  wenigstens  einer  von  ihnen,  in  v.  8  des 
jetzigen  Textes  mit  steckt.  Auch  konnte  v.  9a  durch  eine  geringe 
Einschaltung  zu  einem  vollständigen  Kinaverse  ergänzt  werden.  Die 
Versuchung  liegt  zum  Beispiel  sehr  nahe,  herzustellen: 

^n^sn  ]3  I  'Tib^  ?i:iiJ"i  nitry"? 
'b]i  nins?  I  ^j;»  ^ins  "^ny.n] 

Doch  enthalte  ich  mich  solcher,  mehr  oder  minder  subjektiv  gefärbter 
Versuche.  Die  Leichtigkeit,  mit  der  sie  sich  darbieten,  wird  vielmehr 
dazu  mahnen  müssen,  bei  solchen,  von  der  Form  eines  Liedes  aus- 
gehenden Verbesserungsversuchen  recht  vorsichtig  zu  sein. 

In  V.   10  bilden  die  Worte:  üh'D^  «b  ^riDti^  mn  deutlich  den  Auf- 
gesang   eines    Verses,    während    der  übrige  Inhalt  Bedenken   erregt. 
Am  meisten  der  Eingang  21  bT\p'2  pliJ  "'HltS^S.     Daß  man  etwas  bereits 
getan  hat,  kann  nicht  w^ohl  ohne   eine  Bezugnahme   vor  dem  Aner- 
bieten   ausgesprochen  werden,    es  tun   zu  wollen.     Der  Satz  '151  nJin 
duldet    also    nicht    vor    sich,    was   wir  jetzt  im  Texte  vor  ihm  lesen. 
Aber  auch  was  auf  i^b"?^  iih  "»riDb^  Hin  jetzt  folgt,  ist  an  seiner  Stelle 
formell  und  materiell  nicht   am  Platze.     Formell   nicht,   denn  wir  er- 
warten  einen  Abgesang,   wofür   riJ^T  nriN  nin"|  um  ein  Wort  zu  lang 
ist.     Aber   auch    materiell    nicht,    denn   man    wird  Jahve    mit   diesen 
Worten  nicht  für  etwas  zum  Zeugen  anrufen,  was  man  tun  will.     So 
ruft   man  jemand  zum  Zeugen   für  etwas  an,   was    man    getan    hat. 
Damit  ist  zugleich  ausgeschlossen,  daß  man  den  Satz  durch  Streichung 
von  n^n^  auf  das  Maß  eines  normalen  Abgesangs  reduziert.     Der  Satz 
r\J?T  nri«   wird    vielmehr   hier   an    falscher  Stelle    eingedrungen   sein. 
Das  Gleiche  wird  für  3"l  hnp^i  pl'i   ''pr\\if2  zu  vermuten  sein.     Gehört 
dieser  Satz    dem  Gedichte    ursprünglich    an,    so    kann    er   nur   hinter 
'liT  TiEiy  Hin  gestanden  haben.     Er  erweckt  aber  auch  noch  dadurch 
Bedenken ,    daß    er    einen    Kinavers    mit    unvollständigem    Aufgesang 
vorstellt.     Vorerst  ist  also  der  mit  dem  Aufgesang  i^^DS  i<b  ^r\^^  Hin 
beginnende  Vers  durch  einen  Abgesang  zu  vervollständigen.     Hierfür 
kommt,   wie   bereits  gezeigt,   aus  dem  Folgenden  I^yCV  nriN   nicht  in 
Betracht.     Wohl  aber  wird  HliT  durch  ''Tibi^  zu  vervollständigen  sein. 
Die  beiden  Worte  rij^l^  nri«  bilden  einen  zweiten,   an  unrechte  Stelle 


9]  Die  poetische  Form  von  Ps.  40.  635 

verschlagenen    Abgesang.      Im    Fulgcndeii    wird    sicli    zeigen,    wuhin 
dieser  gehört. 

Die  Vermutunir,  daß  die  Worte  21  bnp^  pii*  *n-b'2  nicht  in 
Ordnung  sind,  wird  weiter  durch  die  Beobachtung  bestätigt,  dalJ  ein 
jedes  derselben  im  folgenden  v.  1 1  seinen  Doppelganger  hat.  Näm- 
lich ^nib'?  an  'n"!?:«.  pns  an  inp^-is,  nn  "rnpa  an  zr\  'jnpV.  Es  ist  nicht 
anzunehmen,  dal-i  ein  Dichter  sich  so  wiederholen  werde.  Weit  wahr- 
scheinlicher ist  vielmehr  von  \ornherein  die  andere  Annahme,  dal) 
vom  Rande  her  Varianten  in  den  Text  gedrungen  sind.  Gegen  p"]^ 
und  für  'inp^'i^'  sprechen  ^i?V^tI'n=l  "^^^OS  und  "nCiSi  T]r|pn.  Die  Ent- 
scheidung über  "^np^  und  '^nj^'p  hängt  davon  ab,  ob  man  'nit^S  oder 
^r\")D8  für  ursprünglich  hält.  Denn  von  "'Hins  kann,  wie  wir  noch 
sehen  werden,  21  '?ni^'?  nicht  regiert  werden.  Zwischen  ''riltys  und 
""nicyi  ist  es  nun  allerdings  nicht  leicht,  eine  Entscheidung  zu  treffen. 
Denn  daPj  "ION  auch  sonst  in  der  hier  vorkommenden  Bedeutung  ltc- 
braucht  worden  ist,  das  zeigen  145,6.  11.  Indessen  ist  vielleicht  zu 
bedenken,  dal)  in  diesen  Stellen  die  Synon)-ma  des  Aussprechens, 
Verkündens  nahezu  erschöpft  w^erden,  was  hier  bei  weitem  nicht  der 
Fall  ist.  TilIJ'^  mag  in  einem  Exemplare  zu  ^niOS  verschrieben  ge- 
wesen sein,  was  die  Korrektur  von  hx\:^1  zu  ^TX^h  nach  sich  zog.  Am 
Rande  w^urde  es  wieder  zu  "Tllty^  verbessert,  und  dieses  dann  später 
durch  Hinzufügung  von  il  ^7(^1  pi:i  zu  einem  Satze  vervollständigt, 
der  an  verkehrter  Stelle  in  den  Text  drang.  Wir  bekommen  dann 
den  tadellosen  Vers: 

ni  hT\r)'L  I  'nib'3  ^iny^ü-'n!!  ?:n:^os 

Er  wird  durch  die  Parallelstelle  ^r^'^}t\  DVb  D-i'ö  nb3  96,  2  sehr 
empfohlen.  Selbstverständlich  ist  zuzugeben,  dal-i  der  \^ers  ursprüng- 
lich auch: 

31  ^r\T)':L  I  'nie«  ?Tnyityn>,  ?inJ^ON 

gelautet  haben  und  das  ungewöhnliche  TllON  am  Rand  durch  'niC'2 
erklärt  worden  sein  kann. 

Den  bei  dieser  Annahme  um  seinen  Abgesang  gekommenen  Auf- 
gesang inON^  "ipn  'n~np"N'*?  v.  1 1  könnte  man  nun  versucht  sein, 
für  identisch  mit  "r^CSI  ^~pn  v.  12b  zu  halten.  Allein  es  spielt 
sbDn-N'b   V.   12    deutlich    auf  «"^DS  «■*?  'nsty  H^n   v.   1 1    an  und  erbittet 

T    I      •  t    I      T  -    T     ;  -     • 

so  ein  dem  Verhalten  der  Gemeinde  entsprechendes  Verhalten  Gottes. 


6^6  B.  Stade  [lO 

Es  ist  daher  zu  vermuten,  dalj  die  Worte  'I^^P^51  ^"IDÖ  in  v.  12  Rest 
eines  Satzes  sind,  der  sich  gleichfalls  in  ähnlicher  Weise  auf  einen 
Satz  zurückbezieht,  in  dem  vom  Verhalten  der  Gemeinde  ähnliche 
Worte  gebraucht  waren.  Als  ein  solcher  bietet  sich  ungezwungen 
der  Satz  IHÖSI  ^"Hpn  "'niriD'iS''?  dar.  Es  wird  also  dem  Gedichte  ur- 
sprünglich angehört  haben.  Er  stellt  auch  der  Form  nach  einen 
tadellosen  Aufgesang  vor.  h^reilich  ist  dieser  um  seinen  Abgesang 
gekommen.  Denn  über  2"]  ^^p^  i-^t  bereits  verfügt  worden,  indem  es 
mit  nn  h7\\>2  identifiziert  und  an  ^r\nb'2  ^nyityni  ^iniilttN  als  Abgesang 
angeschlossen  wurde.  Dali  aber  überhaupt  n^J  'rnj^'p  nicht  der  zu 
~*!^Pi?l  ^"Hpn  ^i^inp'X'b  gehörende  Abgesang  sein  kann,  lehrt  zudem 
der  Sprachgebrauch.  Denn  "ins  konstruiert  sich,  was  die  Ausleger 
bisher  übersehen  haben,  niemals  mit  b,  sondern  immer  mit  ]p  der 
Person,  vgl.  Gn.  47,  18.  Jos.  7,  14.  i  Sam.  3,  17.  2  Sam.  14,  18.  Jen 
38,  14.  25.  Es  kommt  aulJer  an  diesen  Stellen  nur  noch  Jes.  S>  9- 
Jer.  50,  2  vor,  steht  an  diesen  aber  absolut.  Trg.  Ki"l  i<Slp3  über- 
setzt freilich,  als  stünde  wie  v.  10  bnp2  da,  und  man  könnte  versucht 
sein,  aus  LXX  ouk  €Kpv\\ia  ....  üittö  cruvaYUJTn?  TToXXfiq,  Pe.s.  )Jo 
lh>Siy  ll^  ^  .  .  .  .  ^iL^  zu  schlielJen,  dafi  diese  ^nj5ö  gelesen  hätten. 
Da  jedoch  schlechterdings  nicht  zu  sagen  ist,  was  eine  Verschreibung 
von  bnpQ  zu  br\pb  veranlalJt  haben  könnte,  so  werden  die  alten  Über- 
setzer wohl  keinen  anderen  Text  vor  sich  gehabt  haben  und  nur 
übersetzt  haben,  was  nach  ihrem  sprachlichen  Empfinden  hätte  da 
stehen  sollen,  was  ja  auch  neueren  Exegeten  des  öfteren  begegnet. 
Den  hinter  ^riOfc?!  1'^pÖ  ''ninp"*?'?  fehlenden  Abgesang  haben  wir 
nun  aber  in  dem  am  Schlüsse  von  lob  überschießenden  Worten  nrifc< 
r\>'"l"  zur  Stelle.  Es  wird  aus  diesem  Sachverhalt  aber  weiter  zu 
schlielJen  sein,  daß  der  Satz  ')^)  "'^1^p"^?"'?  von  seiner  ursprünglichen 
Stelle  verschlagen  worden  ist.  Pyi'  HFiS  markiert  die  Stelle  des  Ge- 
dichtes, an  der  es  ursprünglich  stand.  Es  dient  das  zur  Bestätigung 
unserer  Vermutung,  daß  31  bnpb  v.  11  von  seinen  ursprünglichen 
Zusammenhängen  losgerissen  worden  ist.     Die  beiden  Verse 

'       rt  Ttl  t:v  -t:  "• 

bilden  das  zusammengehörende  Verspaar,    und   auf  dieses  folgte  das 
Verspaar 

T  TIti  I  •!-•  'irr  l  llfT  71 


1 1]  Die  poetische  Form  \on  l's.  40,  Cy'i^'j 

Freilich  will  ich  den  Umstaiul  nicht  verschweigen,  dali  das  zweite  ' 
Verspaar  das  erste  von  v.  12  in  auffallender  Weise  trennt.    Auch  lüge 
die  Möglichkeit  vor,    dal)  rij^"]'   HPS   v.   10   aus   v.  9  an   seine  jetzige 
Stelle    verschlagen    wäre,     l^s    könnte   einer   der  d  jrt   fehlenden  Auf- 
gesänge sein. 

V.  I2a  ergibt  ohne  weiteres  einen  Kinavers,  dessen  Cäsur  hinter 
sbzn'K''?  liegt.  \.  12  b  dagegen  ist  versehrt.  Da  die  Cäsur  nur  vor 
TOn  liegen  kann,  so  hat  der  Aufgesang  ^not<j  ^"on  ein  Wort  zu 
wenig.  Ich  wage  nach  Ps.  43,  3  am  .Anfang  xh^  zu  ergänzen.  Vers 
12  enthält  dann  ein  normales  Verspaar. 

hl  V.   13  sondern  sich  sofort 

und 

'    ■%   \-\  ••11  ■  — .    -      •  I  rr 

als    regelrechte    Kinaverse     aus.      Die     dazwischenstehenden    Worte 

niSI*?  'nbb;  N^l  ^niiS?  'ili'tS'n  weisen  sich  durch  Form  und  Inhalt  als 
Eindringlinge  aus.  ICs  hilft  nichts,  sie  umzustellen,  um  sie  wenigstens 
in  die  Form  eines  Kinaverses  zu  bringen: 

-  -  .  .        .  I  .  .  -IT  I 

denn  S7l  schlösse  sich  dann  schlecht  an.  Auch  müssen  wir  nach 
unseren   bisherigen    Erfahrungen   erwarten,   dali   ein  Vers   auf  ISSN  ^3 

Ö  O  '  I       IT  • 

U1  folgt,  der  eine  Aussage  über  die  ni>n  enthält,  von  denen  die  Ge- 
meinde   betroffen    worden    ist.      Eine    solche    enthält    lil    ^O^y.     Sein 

I  n 

Subjekt  ist  niyn  nicht  \n:'is?.  Der  Satz  niNi"?  ^nbi'-K^T  \-i:iy  ^ili'tyn. 
der  in  der  Personifikation  der  "Tli'iy  freilich  sich  mit  ^i^l^"*  T^T\  \.  1.2 
berührt,  ist  eine  wenig  geschickte  Erweiterung,  vielleicht  einem  anderen 
Liede  entlehnt.  Man  mülJte  denn  annehmen,  dalj  ein  Vers  ausge- 
fallen sei,  der  mit  den  gestrichenen  Worten  ein  Verspaar  bildete. 
Diese  Vermutung  empfiehlt  sich  jedoch  wenig,  denn  v.  14  findet 
einen  glatten  AnschlulJ  nur,  wenn  vorher  \on  den  niyi  gesprochen 
war,  an  denen  die  Gemeinde  leidet. 

DalJ  in  v.  14  das  zweite  "iWTV  rhythmisch  überschießt  und  daher 
zu  tilgen  ist,  haben  bereits  B.\ETHGi:N  und  Dlhm  richtig  erkannt. 
Der  Vers  enthält  einen  Kinavers,  dessen  Cäsur  nach  'ib'lin'?  liegt. 
Mit  ihm  bildet  \^1\  bis  ^K'Ei  in  v.  15  ein  Verspaar.  Die  Cäsur  liegt 
hinter  "in^,  das  in  Ps.  70  mit  Unrecht  weggelassen  worden  ist.     Dafür 


658  B-  Stade  [l2 


'ö 


enthält   der  Wortlaut   von  Ps.  40  mit  nnlDOb   eine  in  Ps.  70  fehlende 

Glosse. 

V.  15  von  lyo";  an  ergibt  einen  Kinavers,  dessen  Cäsur  hinter 
"lübs'l  liecrt.  Zu  ihm  (jehört  als  paralleler  Vers  v.  16.  In  diesem 
bilden  DPw?  ^'PX''^V.  ^JSb';  den  Aufgesang.  Der  dazu  gehörende  Ab- 
gesang  wird  durch  Streichung  des  "''?,  das  in  Ps.  70  fehlt,  und  des 
zweiten  nsn  zu  gewinnen  sein. 

Die  Verse  17  und  18  enthalten  je  zwei,  sich  zu  einem  Paar  zu- 
sammenschlieliende  Verse.     Die  Cäsaren  liegen  hinter  12.  T^p],  ]V'2^, 

nns. 

T      - 

\'.  18,  ist,  wie  das  D'n'^S  Ps.  70,  6  beweist,  das  in  das  K'^thib 
eingedrungene  Q'^re  für  nin\  TW^^n  Ps.  70,  6  ist  schlechter  als  das 
'2'^'r\'_  von  Ps.  40,  denn  2ün'_  spielt  an  ^''rii^nöl  v.  6  an,  und  Htt^m  ist 
V.   17  schon  verbraucht  worden. 

Der  üble  Zustand,  in  dem  jetzt  das  Lied  Ps.  40  vorliegt,  dürfte 
sich  daraus  erklären,  dali  der  Text  aus  einem  Exemplar  mit  schad- 
hafter linker  Seite  und  mit  Glossen  und  Ergänzungen  am  rechten 
Rande  unter  Nichtbeachtung  der  rhythmischen  Gliederung  abge- 
schrieben wurde. 

Der  Übersicht  halber  setze  ich  den  rekonstruierten  Text  an  den 
Schlufj  meiner  Ausführungen.  Ergänztes  ist  durch  [  ],  Ausgeschaltetes 
durch  <  >  kenntlich  gemacht  worden. 


]rri  li-'tsp  I  ]i«ti^  n"i3J?  ^:hvi\    3 


mann  nin''  I  niy  nii^«  nnan  nti^N    5 


-  -         I      V        i     I    -  I  I     V        I    I    ■  T      •    nr 

1BDD  ^D^j?  I     ,-n2n«i  m^a«  o^nv  i"«« 

--•  irri  T---1-  T»-  Inl" 


13] 


Die  poetische  Form  von  l's.  40. 


639 


L      -         n  J  f         I 

»    '        IT  I       - 


3"!  bnpz 

T  t    It    I 


o^ii'22  ^ti^pzo 


TT  'IT 


T       "1   -  T  t 


<>  8 

I     ff      T                 -             T1               I     I                   I  -1      -  " 

sVrs-s'r  \nEb'  Hin  10 

1    :      t                               -     1     I  -     ■ 


•   •  I  i  I  fi  I  • 

•!-•  I|»¥  I  lir?  Tl 

s^Dn-«'?  mn^  nns    12 

t   I     •  t        t  r    - 


0 


nij;T  ^bj?  'i22S"'3    13 


— .    -        •  1    fy 


^jS^snb  Hin'  n:ji  14 

in^  nsnn  ^1:^3^  15 

^Khy^  "iinfc<  ^ib^  15 

DW3  2pj;-'?J?  ^'si^;  16 


12  ^noty^i  ^ty^b''    17 
n'n'  b"ir  Ten  noK^ 


T  I  "   I    • 


]V2«i  ':j;  ^:«i    18 

T      -  ■     I     -      I  •      »  J  •> 


J 


Brief  studies  in  Psalm  criticisiii. 


i;y 


T.  Witton  Davies. 


hough  so  many  commentaries  on  the  Psalms  have  appeared 
during  the  last  Century  we  seem  as  far  off  as  ever  from 
finality  as  to  text  or  Interpretation.  Indecd  it  is  no 
exaggeration  to  say  that  a  Century  ago,  before  Ewald, 
Hitzig  or  Hupfeld  had  wrltten,  there  was  greater  satisfaction  with 
the  results  then  reached  than  there  is  with  the  results  attained  at 
the  psesent  time.  This  is  largely  because  with  each  decade  new  light 
has  come  from  philolog\-,  grammar,  archa^ology  and  history,  and  this 
new  light  has  shown  that  the  problems  are  much  more  complex  than 
was  supposed.  Moreover  the  critic  of  the  Psalms  as  of  every  other 
part  of  the  Old  Testament  has  greater  freedom  than  used  to  be 
allowed,  and  he  has  the  immense  advantage  of  seeing  the  methods 
of  literary  and  textual  criticism  applied  on  a  large  scale  to  non- 
biblical  ancient  writing.  WellhauSEN's  contribution  to  Psalms  criticism 
in  the  S/>0'J\  series  lacks  that  brilliance  and  originality  by  which 
his  volume  on  Samuel  was  marked.  He  is  too  dependent  on  what 
others  have  said,  especiall}-  upon  the  brilliant  JusTUS  OlshauüEN, 
whose  exchange  of  a  professorship  for  a  high  Government  appointment 
involved  such  a  loss  to  scholarship  as  the  elevation  of  Professors 
LiGHTFOOT  and  Westcotf  to  the  Bishop's  bench.  W'ELLHAUSEN's 
additional  notes  on  the  Psalms  in  Skiaccn  und  I  'orarbcittm  vol.  5 
contain  several  important  suggestions,  but  he  has  not  added  much 
that  is  really  valuable  to  what  had  been  already  written  on  the  Psalms. 

Nöldeke-Feslschrift.  «j 


542  T.  ^^'itton  Davies  [2 

DlHM's  Comnientary  is.  as  he  complains,  far  too  short  owing  to 
tlie  narrow  liniits  allowed  b}-  the  series  to  which  bis  book  belongs. 
B'Jt  lie  shows  extraordinary  insight  and  freshness  on  every  page, 
and  a  courage  bordering  on  recklessness.  He  is  too  fond  of  changing 
the  text.  of  ditiering  from  every  one  eise,  and  of  forcing  the  exegesis 
into  aereement  with  verv  late  dates  for  the  Psalms.  In  the  new — the 
third  edition  of  his  careful  and  solid  exposition  of  the  Psalms 
Baethgen  accepts,  in  a  large  measure,  SiEVERS'  view  as  to  Hebrew 
metre,  and  makes  many  textual  emendations  for  metrical  reasons 
alone  or  chiefly.  The  large  number  of  textual  changes  put  forth 
by  DUHM  and  Baethgen  in  their  recent  books  show  how  far 
the  text  of  the  Psalter  is  from  being  finally  settled.  Notwithstanding  the 
scathing  criticism  to  which  BEER  submitted  the  new  Commentary 
of  Ehrlich'  I  wish  to  say  that,  in  a  recent  special  study  of  the 
Psalms  during  my  preparation  of  vol.  2  on  that  book  in  the  Century 
Bible  Series,  I  found  in  EHRLICH  some  textual  emendations  and  several 
exegetical  hints,  which  to  me  were  new  and  preferable  to  any 
suggestions  put  forth  in  other  Commentaries^. 

Canon  Cheyne  has,  by  his  learning,  penetration  and  courage,  laid 
Old  Testament  students  under  such  deep  obligations  that  one  regrets 
to  have  to  acknovvledge  that  his  latest  work  on  the  Psalms  is  more 
bewildering  than  helpful.  Starting  with  certain  assumptions,  historical 
and  literary,  which  have  no  support  in  the  OT.  or  out  of  it,  the 
worthy  Canon  changes  the  text  so  completely  as  to  make  a  new 
Psalter.  Take  the  first  two  verses  of  PS  XC  as  amended  and  translated 
by  Cheyne  as  a  specimen: 

"O  Lord!  thou  wast  our  stronghold, 

Our  God  age  after  age, 

Before  thou  didst  exalt  Jerahmeel, 

And  didst  magnify  Missur  and  Ishmael. 

Mayest  thou  put  Ishmael  to  flight, 

And  say,  be  disappointed,  ye  sons  of  Edom ! 

For  the  Jerahmeelites   tread  thy  people   down, 

The  Ishmaelites,  the  Arabians,  and  the  Mizrites". 

Ex  wio  omne. 


1  Theologische  Lilo-ndnzeiiung  1905,  4.  März,  Sp.   131  f. 

2  See  on  Pss.  LXXXIX.  20  and  CIL  3 


3]  IJrief  studies  in  Psalm  criticism.  643 

In  the  following  nettes  little,  and  sonietimes  nothing^,  is  said  cjf 
the  opinions  of  otliors:  these  opinions  can  bc  g^athcred  from  Standard 
Commentaries. 

XVII,  15.  If  the  MT  is  retainetl  I  uould  icndcr  thus:  "I,  being 
righteous"  (lit.  "in  a  State  of  righteousness").  shall  gazc  upon  th)'  face" 
(='Thee'):  "I  shall  have  all  I  wish  whcn  thy  form  (=  Thou  Thyself) 
appears  (lit.  "wakes")  to  me".  Hut  this  rendering  is  strained,  and  indecd 
no  tolerable  sense  can  be  got  out  of  the  MT.  It  appears  to  nie  that 
^''pni  is  a  dittograph  of  p"]"^^;  fir.st  of  all  repeated  by  a  copyist's 
blundcr;  then  slightly  corrupted,  and  finally  brought  to  its  present 
form  as   being  by  itsclf  a  real  Ilcbrevv  exprcssion.     Then  translate: 

"I  being  righteous  shall  gaze  upon  th\-  face  (=  Thee): 

I  shall  be  satistied  with  thy  form"  (i.  e.  Thee). 

The  two  verbs  ntnx  and  nysb'S  are  i^arallel,  and  so  are  the 
nouns  ^'iS  and  ^riilDn,  both  Standing  for  God  as  knoun.  It  is  ciuite 
possible  that  in  V'pn!!  therc  is  to  be  restored  a  noun  parallel  to  pTi: 
perhaps  y^T)  "'delight",  "pleasure".  "I — in  a  State  of  joyous  pleasure 
shall  have  mv  lill,  shall  be  satisfied  with  thv  form".  But  an  ethical 
term  corresponding  to  p'TS  would  be  more  in  place.  V?'^?  iriay 
mean — "in  a  state  of  dclighting  in  thee". 

Psalm  LVII  is  said,  in  the  title,  to  have  been  composed  by 
David  "when  he  fled  from  Saul  in  the  cave".  Commentators  discuss 
whether  the  cave  referred  to  is  that  of  AduUam  (see  iSam.  XXII,  i), 
or  that  of  Engedi  (see  i  Sam.  XXIX,  3).  Now  criticism  has  shown 
that  für  mV'2  WC  should  read  m^SO  fortress:  see  i  Sam.  XXII,  4  and 
2Sam.  V,  7.  17,  Psalm  XVIII,  3.  Thus  VVelLHAUSEN,  Budde,  Nowack, 
LöHR  S:c.  The  versions  foUow  the  MT,  showing  that  the  corruption 
is  a  very  old  one.  Unless  the  corruption  of  "fortress"  to  "cave" 
is  older  than  the  title  of  the  present  Psalm  we  must  understand  by 
cave  in  this  title  that  of  Engedi,  and  the  same  remarks  appl}^  to  the 
title  of  Psalm  CXLII.  It  is  an  interesting  confirmation  of  the  con- 
clusion  thus  reached  that  most  Commentators,  on  quite  other  grounds, 
argue  that   the   cave  of  Engedi   is  the  only  one  that  can  be  meant. 

For  HTj;«  in  LMI,  9  ü  CVIII,  3  I  would  read  HTü^«.  "I  will  sing 
at  the  dawn"  gives  far  better  sense  than  "I  will  awaken  the  dawn" 
or  '"I  will  rouse  myself"  (Inner  Hiph.)  "at  dawn". 

LXXIII.     ■Jiinii'S.     In  all  the  recognised  English  translations  and 

in  most  other  translations   this  is  rendered:  "Early  will  I  seek  thee". 

41* 


544  ^  •  ^^  '^'°"  Davies  [4 

In  the  R.Vns.  for  "early"  the  word  "earnestly"  is  proposed.  The  verb 
inc^  occurs  in  the  Pi'el  alone  except  in  Prov.  XI,  27  where  the  Oal  is 
found.  That  it  means  to  ''seek  earlf  or  to  "seek  eaniestif  rests  upon 
the  assumption  that  it  is  a  denominative  from  "ini!^  "dawn".  But  if 
this  assumption  of  the  etymology  of  the  word  were  correct,  the 
idea  of  seeking  would  not  be  in  it.  Judging  from  the  meaning 
of  denominatives  in  Arabic  where  they  are  \'cry  numerous  (chiefly 
in  the  fourth  form  of  the  verb)  and  in  Hebrew  (mainly  in  the  Hiph'il; 
but  cL  bT\^)  we  should  expect  "Wllfi',  if  a  denominative.  to  have  some 
such  meaning  as  "to  be  up  early",  "to  be  about  in  the  morning".  If 
however  this  derivation  of  the  word  must  be  pressed,  the  verb  will 
mean  to  "seek  in  the  morning  of  the  day"  and  not  "to  seek  early  in 
life''  nor  "to  seek  diligently"  or  "earnestly". 

Rashi  (on  Prov.  VIII,  17)  gives  ti^iJS  as  the  equivalent  of  "1)112^. 
The  LXX  translate  sometimes  by  ZinTeuj,  at  other  times  by  öpGpiZiuu, 
and  there  are  similar  divergences  in  the  Peshitta,  Targum,  Vulgate 
and  Arabic  (Saadias).  It  is  however  best  to  assume  a  distinct  verb 
root,  and  in  all  cases  where  the  verb  meets  us  to  translate  "to  seek". 
And  it  is  of  the  utmost  importance  that  the  same  Hebrew  word 
should  be  rendered  in  one  way  in  all  translations,  unless  there  are 
urgent  reasons  for  taking  a  different  course.  Modern  translators 
have  made  a  quite  opposite  mistake  through  translating  the  Hebrew 
n^3,  ^3\1  and  the  Greek  iepöv  and  vaö?  by  the  one  word  "temple", 
though  the  two  Hebrew  words  often,  and  the  two  Greek  words  always, 
have  different  meanings. 

CIV,  4.  I  wish  to  call  attention  to  the  latter  part  of  the  versa, 
that  giving  the  Contents  of  Yahwe's  oath, 

If  we  Interpret  p']S"'3'pi3  as  a  proper  name,  the  only  possible 
rendering  of  the  MT  is  this:  "Thou  art  a  priest  for  ever  on  account 
of  (or  "because  of")  Melkizedeq".  ''T\')'y^,  bj;  cannot  possibly  mean 
"after  the  order  of"  as  in  the  LXX  and  in  Hebrews  VII,  17,  nor 
"after  the  likeness  of"  as  in  Hebrews  VII,  15.  The  use  of  the 
phrase  in  Qoheleth  (III,  13  sq.),  the  only  O.T.  book  in  which  it  is 
found  besides  here,  and  the  sense  of  the  corresponding  phrases 
I^T  ^V-,  '"!)?"  W  show  that  here  we  must  explain  ^nn^l  bv.  in  the 
same  way. 

The  final  "Yod"  of  the  word  represents  however  the  abbreviated 
form  of  nirr'   which  has,    in   other   instances,    been    attached   to    the 


;]  Brief  siudics  in  I'salm  criticism.  645 


foregoing  word  by  cop\'ists,  though  thc  abbreviation  was  itself  originally 
due  to  an  earlier  copyist.  I  construc  p'3i*"'"3'70  as  vocative,  thc  Vod 
at  the  end  of  ^sbö  as  Vucih-contpaginis.  Thc  wholc  verse  ma)-  thcn 
be  translated:  "Valuve  has  sworn  and  Hc  will  not  rcpcnt:  Tiiou  art  a 
priest  for  ever  on  account  of"  (i.  c.  tlirough)  '"Wahwc,  O  righteous  king". 

Instead  of  "on  account  of  \'ahwe"  wc  maj'  read:  "on  account 
of  nie",  taking  the  final  \'üdh  of  ^r^^Il"!  to  be  that  of  thc  suffix  first 
person  singular,  A  king  of  Salem  Melkizcdeij  is  assunicd  in  Gen. 
XIV  (P)  to  have  existed,  but  there  is  no  evidence  outside  this  chapter 
of  the  actual  existence  of  such  a  king.  Pcrhaps  as  ClIEYNK  holds 
the  text  in  Gen.  XIV,  iS.  has  to  be  correctcd  also,  and  thc  proper 
namc  got  rid  of.  In  that  casc  thc  allusions  in  Ilcbrews  VII  to 
"Melkizedeq"  would  be  based  on  copyists'  blunders,  though  the 
argument  is  unaffected. 

CXXXV.  14.  This  verse  is  takcn  verbatim  from  Deut.  XXXII,  16. 
In  thc  original  place  the  "'S  with  which  thc  verse  opens  means 
"Because",  and  can  havc  no  other  mcaning.  In  the  prescnt  verse  the 
sanie  particle  can  niean  only  "surel\".  unless  we  are  to  forbear 
forcing  into  "3  an\'  of  its  usual  meanings,  its  i)rescncc  being  due 
to  the  fact  that  it  is  a  part  of  the  verse  quoted. 

XXII.  i:  XXXV,  20:  LH,  6:  LXV,  4:  CV,  28:  CXXXVII,  2: 
CXLV,  5. 

In  thc  above  passages  ''"!2"1,  thc  construct  plur.  of  12"  is 
employed,  generali}'  before  abstract  nouns,  with  the  sense — "instances 
of",  "concrete  acts  of".  In  XXII,  i  "'O^Kü'  ''"!»"l  means  groanings",  or 
"acts  of  groaning".  Thc  prcfixing  of  ^IZll  has  often  a  partitive 
force  as  in  Deut.  XVII,  8  ni2n  nn"n  (.some)  "controversies" :  "conten- 
tions".  A  similar  use  of  ^11"  is  met  with  in  the  following  places.  in 
addition  to  those  named  above:  Exod.  V,  9  IJJK^  "'l^'H:  "cases  of  false- 
hood";  so  also  in  Isai.  LIX,  13  =  Jer.  VII,  4. 

In  Deut.  XXIII.  15  and  XXIV,  i  12-  nnj;  should  probably  be 
read  HJIj;  12"1  and  translated  "an  act  of  impurity":  "a  levvd  act". 

In  Esther  IX,  31 :  niDl^n  nsi  =  "acts  of  fastings",  i.  e.  "fastings". 

In  Jer.  VII,  22  nzn  rhv^  ''IST^K  should  be  rendered:  "Concerning 
whole  burnt  offerings  and  sacrifices":  what  is  meant  is  separate 
offerings  of  the  twofold  kind  indicated, 

There  arc,  no  doubt,  many  other  examples  of  this  idiomaic  use 
of  "»121   (or  121).     Thc  Targ.   and  Pesh.   {uiillin   and  pethganiin),  thc 


646 


T.  Witton  Davies 


[6 


Greek  (Xötoi  and  piijuara)  and  the  Latin  {vcröa)  versions  generally 
translate  quite  literarl}'  „words",  all  thcse  versions  missing  the  true 
sense,  though  petJigai)i,  by  which  the  Pesh.  and  Targ.  sometimes  re- 
present  "12"^  has,  like  the  Heb.  word,  the  meaning  "thing"  as  well  as  "vvord". 

The  "Pilgrim"  Psalms  (CXX  to  CXXXIV).  The  proper  translation 
of  r\l'?yj2n  Tp*  is  "songs  of  the  ascents":  There  is  no  need  to  read 
with  Ewald,  ni'?y?2n  '^'^Xi,  in  order  to  obtain  the  plural  "songs".  The 
plural  of  the  second  word  extends  to  the  whole  expression  as  in  Ps. 
LXXVIII.  51 :  "the  firstlings  of  manly  strength":  lit.  "the  firstling  of 
manly  strengths" :  and  Ps.  CLI,  i :  "violent  men" :  lit.  "the  man  of 
violences".  So  ninS  n^2  "fathers'  houses"  Ex.  VI,  14:  Num.  I,  2,  4  &c. 
See  A.  B.  Davidson  Heb.  Syntax,  S  1 5  ■•  Ges.-Kautzsch,  §  1 24,  p. 
It  is  as  if  we  rendered  in  English  "song-of-the-going-ups".  These 
words  form  the  title  of  a  hymn  book  which  contained  the  principal 
hymns  sung  on  the  journey  to  Jerusalem  to  attend  the  three 
great  feasts.  Each  of  these  15  songs  was  taken  from  that  hymn 
book,  or  they  might  together  have  constituted  the  hymn  book,  though 
Ps.  CXXXII  Stands  apart  from  the  rest  of  the  group,  both  in  its 
Contents  and  in  its  poetical  character,  and  it  has  no  right  to  its 
present  place  or  to  its  title. 

CXXXVIII,  3.  In  the  English  R.V.  ^inTO  is  rendered  "Thou 
didst  encourage  me",  and  this  translation  represents  the  current  inter- 
pretation.  But  the  Heb.  cannot  mean  that.  If  the  verb  is  a  denomin- 
ative,  as  is  commonly  taken  for  granted,  the  only  possible  rendering 
is:  "Thou  makest  me  proud"  or  "haughtx'":  or  (Inner  Hiph'il)  ''Thou 
actest  proudly"  or  "haughtily  towards  me"  (the  objective  verbal  suffix 
represents  often  an  indirect  object). 

The  LXX  Pesh.  Targ.  read  here  as  the  MT  does  in  Ps.  XVIII, 
36  (35) — ''i?"|ri:  "Thou  madest  me  great".  It  is  however  far  better  to 
read  with  Aq.  (TiXaiivei?)  and  Jer.  {dilatabis)  ''i?n"lPl  =  "'i^'^rnn  "Thou 
enlargest  me".  For  the  use  of  this  and  similar  verbs  in  the  sense: 
"to  put  into  a  condition  of  comfort",  "to  deliver",  see  p.  648  sq.  In 
Ps,  XC,  10  a  similar  change  has  to  be  made,  for  DSm  ("their  whole 
extent" — of  the  days)  must  have  been  the  original  reading  and  not  D^rTI 
("their  pride"). 

CXXXIX,  20.  "For  they  rebel  against  thee,  (though)  in  a  scheming 
way:    thy  enemies  hate  (thee),  (though)  to  no  purpose". 

The  above  rendering  represents  a  slightly  altered  text.  For  =110'', 


7]  Brief  studies  in  Psalm  cnticism.  647 

supposed  to  be  a  contracti(jn  of  ^lOS',  read,  with  most  moderns, 
1112':  for  Nnb'i  which  is  unhebrew,  I  suggest  1^<iV'^  which  could  easily 
be  corriipted  b\-  copyists  into  Sll^i.  The  Perfect  of  the  Stative  verb 
Sib'  might  well  stand  in  parallelism  with  the  Imperfect  1"lß^  in 
describing  contemperaneous  actions.  In  sense  the  verb  Xib'  makes  a 
good  parallel  to  ^<10^  (the  restored  verb). 

^"IV,  is  of  course  Aramaic  for  ^^1^:  perhaps  indeed  the  latter 
Word  should  be  read:  V  and  i>  could  easily  be  confounded. 

CXLI,  II.  The  //a/>.  leg.  word  nilbrio  has  been  explained  in  various 
ways  and  also  variously  read.  The  sense  "waterx'  pits"  is  based  upon  the 
Arabic  verb  jlC^  "to  pour  forth".  But  the  sense  "water  pits"  is  not 
easily  obtained  from  a  verb  =  "to  pour  forth",  and  a  Heb.  etymology 
is  preferable,  if  one  can  be  obtained.  DUHM  is  wrong  when  he  says 
that  the  above  derivation  and  meaning  have  support  in  Aramaic,  for 
neither  verb  nor  noun  is  used  in  Aramaic.  The  occurrence  of  this 
noun  in  tiie  above  sense  in  the  Talmud  (see  the  Lexicons  of  Levy 
and  Jastrow)  proves  nothing,  since  the  usage  of  the  Talmud  depends 
on  the  present  passage  alone. 

Let  a  noun  nibno  be  assumed,  as  denominatived  noun  from  lon 
"asphalt",  "bitiimen":  so  =  "a  place"  where  asphalt  or  bitumen  is  found: 
then  "a  pit"  or  "well  of  bitumen"  &c.'  Slime  or  bitumenous  pits 
abounded  in  the  neighbourhood  of  the  Dead  Sea  in  Bible  times, 
though  there  are  none  now.  See  ¥..Kov>WäO'ü,  Biölical  Researches  II, 
p.  6o3f. ;  J.  W.  Davidson,  "Modern  Science  in  Biblc  Lands",  p.  475  ff. 
nibriQ  would  be  of  the  form  niaqtulaJi-.  cf.  iSt^i^S^-.  Xf«Jüc.  See  BARTH, 
'' Xojninalöildiing" ,  p.  252.    In  Heb.  inaqhdak  would  become  maqtolah. 

In  the  earlier  part  of  the  present  verse  there  is  an  obvious 
reference  to  the  fate  of  Sodom  and  Gomorrha.  If  we  read  nllbno 
as  proposed  above,  changing  H  to  n,  there  will  be  an  allusion  to 
this  catastrophe  in  both  parts  of  tiie  verse — a  fact  which  favours  the 
change  suggested. 

Notes  of  a  more  general  kind. 

I?.  ^i?. 

IMost  translators  go  wrong  in  the  rendering  of  these  words  with 

a  followinsf  Genitive.     D"S  ■'i2  =  "men",  L.  homines  ti'"«  "'iS  =  "men", 

L.  viri.     The  word  "sons"  should  not  be  represented  in  the  translation 


I  See  Gen.  XIV,  10 


648  T.  Witton  Davies  [8 


as  it  is  not  implied  in  the  Heb.  b^'p'.  'iS  =  "Israelites",  not  "sons" 
"or  chiidren  of  Israel". 

In  Ps.  XMII,  45  f.  122  •'iil  is  rightl\-  translated  ''strangers"  in  the 
English  Versions,  D^y  ^i2  (Ps.  CXLVII,  9)  are  "ravens"  not  "\-oung 
ravens".  though  the  ancient  versions  adopt  the  latter  rendering, 

D'bs  ^23  in  Ps.  XXIX,  I,  are  "gods",  not  "sons  of  gods"  and  still 
less  ''sons  of  mighty  ones".  The  word  h^  is  never  applied  to  human 
beings. 

Distress  and  Delivcraiice  conceived  as  Stj'aitncss  and  Broadncss. 

In  more  than  half  the  passages  in  the  OT.  in  which  the  English 
versions  have  "trouble"  the  Hebrew  word  is  either  ITl^'  or  "1^  ("IS), 
the    literal    meaning  of  both  which  is  "narrowness". 

The  Arabic  s^,  identical  with  the  Heb.  rri^,  is  also  used  to 
denote  "distress". 

The  Heb.  verb  pIS  in  the  Hiph.  means  "to  reduce  to  straits", 
"to  bring  into  trouble".  The  Oal  is  used  in  Post-biblical  Hebrew  with 
the  sense:  "to  be  in  straits",  "to  be  in  distress".  The  Arabic  3^ 
has  exactly  the  same  meaning  as  the  Heb.  pIS  and  the  Aramaic  plj;. 
Thus  ^-^  ^'-^  =  17  IS  =  "he  is  in  straits".  The  same  figure  for  distress 
i.  e.  "narrowness",  presents  itself  in  many  other  languages:  as  in  the  Latin 
ango,  anxins,  angnstiac,  the  Greek  CTTeivo),  the  Sanscrlt  am/ms,  the 
Persian  .iSLo  =  "narrow":  "distressed",  and  the  Welsh  cyfyngder. 

In  Ps.  CXIX,  143  1^*  and  pISO  occur  together,  each  meaning 
"distress":  lit.  "straitness":  similarlv  in  Ps.  XXV.  17  miJ  and  npi:}»  come 
together  and  have  the  same  sense. 

In  Ps.  CXLII,  8  *13p)3  does  not  mean  a  literal  "prison",  but  a 
prisonlike  condition,  a  hemmed  in  State  of  the  soul  or  seif,  from  which 
the  Psalmist  prays  to  be  "set  at  large". 

On  the  other  hand  in  Semitic  as  in  other  languages  deliverance 
from  straitness  or  distress  is  conceived  of  as  a  setting  in  a  large 
place,  as  an  enlargement.  ^*rnn  is  emplo}'ed  in  this  sense  in  Ps.  IV,  2 
("When  I  was  in  distress"  (lit.  "straitness"),  "Thou^  didst  set  me  in  a 
bröad  place"),  Ps.  CXVIII,  5,  Is.  LX,  5  and  often.  See  Gen.  XXII,  26: 
Prov.  XVIII,  18.  The  Heb.  J^'Ü^in  has  the  same  primary  meaning  as 
3'nin,  as  the  Arabic  ^^oj  ("to  be  wide",  "spacious")  shows.  T\^WX\ 
usually  rendered  "salvation",  less  frequentl}-  "deliverance",  "help", 
"safety",  means  strictl}'  enlargement,  a  being  set  in   a  roomy  place 


g]  Brief  stiidies  in  Psalm  criticism.  649 

where  tlicre  is  no  rcstrains,  no  straitness.  So  yii'in  ineans  literalh' 
"to  set  in  a  largc  place":  "to  set  free  froni  restraiiits":  so  "to  set 
free" :  "to  deliver",  aiid  the  proper  namcs  Josluia,  Jesus,  mean  literally 
"one  who  sets  in  a  large  place". 

With  this  usage  nia\'  be  conipared  the  Arabic  greeting:  JX^  l^^^, 

lit.:  "a  broad  place  to  n'du",  the  response  to  wliich  is  ^.>j;lL'ji    "two 


*''*-'       "'^^j^ 


broad  places  (to  >'Ou)"  followed  in  tiirns  b\-  U^^  ^.^^^  "tuo  broad 
places  and  a  half"  and  H^'^^^  üL^^  ^v^X,^^:  "tuo  broad  places 
and   a   half  and   a   fifth".     I    gi\-e   the   above  as  I  heard  them  during 


my  sta>'  in  Palcstine,  for  I  have  never  secn  them  in  books:  C[).  the 
Arabic  ^  ^U,-^^  U^,^  '-A  wide  space  and  casc  to  \-ou". 

The  verb  HIT  "to  be  wide"  has  the  sanie  metaphorical  sensc  in 
I  Sam.  XV,  23  and  Job  XXXII,  20  and  so  has  the  cognate  noun 
nn  in  Esther  IV,  14  ("enlargemcnt",  "relief"). 

The  verb  V\Y\  has  the  same  meaning  as  211^,  and  it  nia\-  be  that 
we  have  in  both  the  same  original  root:  for  1  and  1  do  interchange 
(cp.  ^^  and  '^^)  and  there  are  in  Heb.  man}-  examples  of  methasesis. 
Thus  mi — n^l — 3m.    Arabic  has  two  separate  verbs  t^^  and  J^ä-^. 

2"'n"in  is  represented  in  the  Greek  vcrsions  b\'  TiXaiivo)  and  in 
Latin  b\'  dilato-.  but  in  the  classical  languages  these  words  do  not 
seem  to  be  used  in  the  secondary  sense — "to  set  at  large",  "to  set 
free".  In  Sanscrit  however  varivas  =  "a  broad  place"  and  the  verb 
varivasy  =  "to  make  room",  then  "to  give  ease".  So  Persian  r-^»^  == 
"wide":  "at  ease''. 

Note  the  use  of  the  English  word  "enlargemcnt"  in  the  Knglish 
law  of  A.D.  1540:  "After  his  enlargemcnt  and  conim\'ng  out  of  prison". 
See  Act  32,  Henry  VIII,  C  2,  j;  9. 

IVon/s  for  man. 
Scholars  are  agreed  as  to  the  distinction  in  usage  between  DHK 
(dv9puuTT0<;,  /loiiio)  and  B'"*«  (dvnp,  vir).  But  there  is  still  much 
divergence  of  view  as  to  the  etymology  and  exact  meaning  of  B^liN. 
Leaving  out  of  sight  the  etymology  it  is,  I  think,  a  safe  conclusion 
to  draw  from  usage  in  the  O.T.  that  C^liS  is  a  synon\-m  *>{  ir^'S, 
dififering  in  no  other  respect  than  that  it  is  preferred  in  poetry,  for 
this  longer  word  is  used  almost  exclusivclx*  in  poetr\-,  mostl\-  in 
Psalms  and  Job.     We   are   probably  justified  in  assuming  that  U'"'«  is 


ÖCO  T.  Witten  Davies,  Brief  studies  in  Psalm  criticism.  [lO 

for  an  original  C*:S  (cp.  the  plural  Ü^p^i^),  and  that  ü^ti«  is  thc  older 
form,  and  for  tliat  reason  preferred  by  poets.  The  root  of  both 
iri:s  and  i:'\S  would  then  be  that  of  Jif\  "to  be  sociable",  "friendly", 
thousrh  NÖLDEKE  holds  that  this  verb  is  a  denominative^  The  root 
w'ii^  is  found  also  in  Assyrian  in  the  same  sense,  "to  be  sociable"  &c. 
This  common  den\'ation  for  t^'1i^5  and  IJ'\S  is  defended  by  \VETZSTEIN^ 
LaGARDEj  and  Zimmern +.  No  root  ti''«  or  tr^'i«  "to  be  weak",  occurs 
in  either  Heb.  or  its  cognates. 

'kTliX  has  been  generally  derived  from  the  root  in  ö.i  l  "to  be  soft, 
weak":  and  so  the  noun  has  been  made  to  mean  "man  in  his  vveak- 
ness".  This  is  supposed  to  be  proved  b\'  such  passages  as  Ps.  VIII,  5 
where  man  (in  his  weakness?)  is  contrasted  with  God.  But  the 
contrast  in  this  verse,  if  it  proves  that  tl^liS  means  "man  in  his  weak- 
ness" proves  the  same  thing  of  D^tj!"]!  (i.  e.  DI^J)  with  which  it  is 
parallel.  Indeed  parallelism  in  this  verse  shows  that  tJ'liS  means  no 
mcre  than  man  as  such,  though  of  rourse  the  nature  of  man  as  such 
carries  with  it  that  of  weakness:  the  idea  of  weakness  is  not,  however, 
in  the  word,  but  in  the  idea  of  human  nature. 

triiiS  Stands  in  parallelism  to  Ül^']^  also  in  Ps.  XC,  3  (D-JS  ^i3) 
and  in  Job  XXVI.  In  Ps.  CXLIV,  3  Dn«  and  tyiiS-|2  are  in  parallelism: 
i.e.  lyiiN  and  Dns :  in  Job  IV,  17  tl'liS  is  paralleled  by  "inS  which 
means  "man  in  his  mightiness",  though  here  it  is  employed  in  poetry 
for  "man"  simpl}'.  There  is  no  word  in  any  language  with  which  I  am 
acquainted  for  "man  in  his  weakness"  as  distinct  from  "man"  as  such. 


I  ZDMG  XL,  p.  739  2  Appendix  to  Delitzsch  on  Psalms 

3  Bildung  der  Nornina,  p.  68  4  Busspsalmen,  p.  20 


Zur  Geschichte  der  liberiensischen   X'okalisation. 


Von 
Karl  Budde. 

ie  die  verschiedenen  hebräischen  Vokalisationssvsteme  ent- 
standen  sind,  in  welchem  Abhängigkeitsverhältnis  sie  unter 
sich  und  nach  aulien  hin  stehn,  darüber  fehlt  uns  jegliche 
Überlieferung,  und  was  an  Vermutungen  und  Schlüssen 
bisher  vorgetragen  ist,  darf  entfernt  noch  nicht  als  abschlieüend  gelten, 
hat  auch  keineswegs  zu  einem  Einverständnis  geführt.  Vielleicht  ver- 
mag eine  Untersuchung  eines  der  Systeme,  des  tiberiensischen,  ganx 
von  innen  heraus,  die  Frage  der  Lösung  um  einen  Schritt  näher  zu 
bringen.  Dazu  wäre  freilich  wenig  Aussicht,  wenn  dieses  System,  wie 
Praetorius  meint',  durchgängig  von  dem  babylonischen,  und  durch 
dieses  hindurch  weiterhin  von  dem  s)Tischen  abhängig  wäre.  Aber 
die  Zuversichtlichkeit,  mit  der  I'RAETuRIUS  die  Zeichen  für  l:lirek, 
Sere,  Holem,  die  das  tiberiensische  System  mit  dem  syrischen  völlig 
gemein  hat,  über  die  abweichende  Verwertung  im  babylonischen  hin- 
weg wieder  zu  ihrer  ursprünglichen  Form  und  Stelle  zurückgekehrt 
sein  lälJt-,  vermag  weder  die  fehlenden  Gründe  zu  ersetzen,  noch  über 
die  grolJe  Unwahrscheinlichkeit  solchen  Kreislaufs  zu  täuschen.  Es 
dürfte  also  vorderhand  dem  Versuche,  die  Wurzeln  des  Verlaufs  in 
dem  tiberiensischen  System  zu  suchen,  noch  keine  ausschlieiiende  Be- 
obachtung entgegenstehn. 

Die   ersten  Ansätze  zu   einer  Bezeichnung  der  Vokale   gehn   be- 
kanntlich im   Hebräischen   so   gut  wie  im  Syrischen   und  Arabischen 


I  ZDMG  LIII,  1S99,  S.   1S3 


2  A.  a.  O.  S.  185,  187,  190 


652  Karl  Budde  [2 

über  die  beigesetzten  Punkte  in  die  Konsonantenschrift  zurück,  es  sind 
die  sogenannten  inatres  Icctionis,  im  Hebräischen  auloer  1  und  ",  für 
die  in  Formen  wie  Cn2ti>in  (Hophal)  und  nnt^lH  (Hiph'ilj,  p:^^  und 
np3^D  der  organische  Ursprung  noch  klar  ersichtlich  ist,  noch  das  den 
auslautenden  Vokal  bezeichnende  H.  Zum  S}'stem  iiat  sich  diese 
Bezeichnung  nicht  durchgebildet;  schon  die  Heiligsprechung  einer 
bestimmten  Gestalt  des  Konsonantentextes  im  2.  Jahrh.  n.  Chr.  stand 
dem  im  Wege,  wenn  sich  auch  die  Abschreiber  in  diesem  Punkte  am 
ersten  Freiheit  oder  Ungenauigkeit  gestatteten.  Aber  immerhin  war 
doch  durch  die  gegebenen  Anfänge  die  Richtung  gewiesen;  denn  fast 
überall  handelt  es  sich  um  lange  Vokale,  die  Bezeichnung  kurzer 
durch  einen  Vokalbuchstaben  wird  als  Ausnahme  empfunden  und  ver- 
merkt. Eben  dahin  weist  die  systematische  Durchführung  dieses 
^Mittels  im  Arabischen;  bezeichnet  werden  außer  den  Diphthongen,  für 
die  der  Vokalbuchstabe  schon  gegeben  ist,  nur  die  drei  langen  Vokale 
d,  i,  u,  und  mit  nur  drei  beigeschriebenen  Zeichen  für  die  drei  Grund- 
vokale a,  2,  2c  behilft  sich  auch  die  arabische  Punktation.  Dafj  die 
hebräischen  Vokalsysteme,  insbesondere  das  tiberiensische,  nicht  nach 
einheitlichen  Grundsätzen  auf  einmal  geschaffen,  sondern  in  verwickel- 
tem ProzelJ  allmählich  entstanden  sind,  muß  man  von  vornherein 
voraussetzen.  Wir  haben  also  allen  Grund,  sowohl  was  die  Zeichen, 
als  was  die  Bezeichnung  angeht,  nach  den  einfachsten  Anfängen  zu 
fragen  und  das  Vorhandene  danach  zu  durchsuchen.  Als  das  Mindest- 
maß der  Vokalbezeichnung  ergibt  sich  die  der  drei  ursprünglich  langen 
Vokale  a,  i,  u.  Das  einfachste  unter  den  verwendeten  Zeichen  aber 
ist  der  einzelne  Punkt,  der  ja  auch  sonst  überall  als  der  „diakritische" 
zu  allen  möglichen  Zwecken  benutzt  wird'.  Der  aber  findet  sich  in 
dem  tiberiensischen  System  als  Vokalzeichen  genau  in  dreifacher  Ver- 
wendung, als  Holem  über,  als  Hirek  unter  dem  Buchstaben,  als 
Surek  in  dem  Vokalbuchstaben  1.  Diese  drei  Zeichen  zusammen- 
zunehmen und  in  ihnen  ein  besonderes  System  zu  erkennen,  wird 
auch  dadurch  nahegelegt,  daß  I^olem  und  Surek  die  einzigen  Zeichen 
über  und  in  dem  Buchstaben  sind,  alle  übrigen  sich  zu  l.lirek  unter 
dem  Buchstaben  gesellen.  Das  alte  System  durchkreuzt  dann  in  ver- 
tikaler Linie  die  ausschließlich  horizontale  und  infralineare  Reihe  der 


I  In  welch  umfassendem  Mat-tstabe  der  einzelne  Punkt  im  lyrischen  zur  Unter- 
scheidung verschiedener  Aussprache  derselben  Konsonantengruppe  verwendet  wurde, 
ehe  es  zu  einer  eigentlichen  Vokalbezeichnung  kam,  braucht  nur  angedeutet  zu  werden 


3]  Zur  Geschichte  der  tiberiensischen  Vokalisalion.  653 

neuen  Zeichen,  (^anz  von  selbst  nun  kommt  diese  dreifache  Ver- 
wendung des  gleichen  Zeichens  jenem  dreifachen  Bedürfnis  entgegen. 
Von  I.Iirek  und  Surek  braucht  vorläufig  nichts  gesagt  zu  werden. 
Holem  aber  bezeichnet  neben  vielem  andren  auch  fast  die  ganze 
Summe  der  ursprünglich  langen  d.  Nichts  hindert  die  Annahme,  dal) 
es  anfangs  ausschliclili^h  zu  deren  Bezeichnung  verwendet  wurde,  und 
umgekehrt,  da  i.iolem  als  A-Laut  nur  die  ursprüngliche  Länge  be- 
zeichnet, so  wird  auch  für  die  Anfänge  von  I.Iirek  und  Surek  das 
Gleiche  zu  schlielöen  sein.  Alle  Annahmen,  mit  denen  hier  gearbeitet 
ist,  finden  eine  starke  Stütze  an  dem  ältesten  eigentlichen  Vokalsystem 
des  Syrischen,  dem  der  Nestorianer.  Zunächst  wird  durch  dieses  der 
Punkt  als  das  ursprünglichste  ^^ttel  zur  Vokalbezeichnung  bestätigt; 
denn  alle  sieben  Vokalzeichen  bestehen  nur  aus  dem  einfachen  oder 
doppelten  Punkte.  Sodann  bezeichnet  dort  der  einfache  Punkt  unter 
dem  Buchstaben  (stets  mit  dem  Vokalbuchstaben  vereinigt)  nur  das 
lan^e  /.  kindlich  findet  der  Punkt  über  dem  Buchstaben  ohne  bei- 
gesetzten  Vokalbuchstaben  hier  nur  für  den  A-Laut  Verwendung, 
wenn  auch  im  voll  ausgebildeten  System  zwei  verschiedene  Zeichen,  für 
langes  und  kurzes  (7,  daraus  entwickelt  worden  sind.  Und  findet  er  sich 
daneben  noch  für  o  über  dem  Vokalbuchstaben  1,  so  wird  auch  das  der 
Bezeichnung  des  a  gegenüber  auf  nachträglicher  Scheidung  beruhen. 

Dieses  einfachste  Vokalsystem,  Bezeichnung  nur  der  drei  ursprüng- 
lich langen  Vokale,  leistete  ohne  Zweifel  schon  ganz  erhebliche  Dienste. 
Es  ermöglichte  zunächst  die  verschiedene  Bedeutung  der  Vokalbuch- 
staben richtig  zu  unterscheiden.  Wurde  beim  "^  das  /  bezeichnet,  so 
blieb  für  die  unbezeichneten  Fälle  die  Lesung  als  diphthongisches  r 
übrig  (vgl.  nur  ^?^D  mit  o'?0  als  st.  c.  pl.);  ebenso  bei  1,  wenn  //  und 
(7  bezeichnet  waren,  der  Diphthong  a/(,  dessen  0-Laut  recht  wohl  zu 
dieser  Zeit  noch  mag  von  dem  Laute  des  ursprünglich  langen  (7  unter- 
schieden worden  sein.  Dazu  kamen  aber  die  zahlreichen  Fälle  defektiver 
Schreibung,  in  denen  sich  nach  der  Annahme  dieser  drei  Zeichen  ^?T 
von  i\y=jt7n-,  ^üp  von  h^p  =  kat(7/  deutlich  unterschied. 

Dem  U-Laute  allein  kam  dies  nicht  zu  gute  —  oder  es  bereitete 
doch  Schwierigkeiten  — ,  wenn  damals  der  Punkt  im  Buchstaben 
bereits  für  die  Schärfung  des  Konsonanten  und  die  Aufhebung  der 
Aspiration  benutzt  wurde.  Auch  darüber  fehlt  uns  jede  Überlieferung. 
Leichter  vorstellbar  ist  die  Wahl  der  drei  zu  Gebote  stehenden  Stellen 
für   die    dreifache   Bedeutung    des  Vokalpunkts,  wenn    alle   drei   noch 


654  I'^^^'l  Budde  [4 

unbesetzt  waren.  Dann  wäre  anzunehmen,  daß  der  U-Punkt  anfangs 
nicht  nur  in  den  Vokalbuchstaben  \  sondern  in  jeden  beliebigen  Kon- 
sonanten gesetzt  wurde,  z.  B.  lOp^  =  jakuiiiu.  Erst  die  Einführung 
des  Dages  hätte  dann  den  burek-Punkt  aus  den  übrigen  Konsonanten 
vertrieben  und  auf  den  Vokalbuchstaben  allein  beschränkt.  Indessen 
macht  es  für  das  Verständnis  des  Hergangs  an  sich  wenig  Unter- 
schied, ob  dies  Bedürfnis  sich  früher  oder  später  einstellte;  jedenfalls 
entstand  dadurch,  daß  diese  eine  Stelle  doppelt  in  Anspruch  genommen 
wurde,  für  den  U-laut  eine  Schwierigkeit,  die  sich  für  A  und  I  nicht 
geltend  machte.  Nur  so  wird  es  begreiflich,  daß  für  den  U-Laut,  und 
nur  für  diesen,  ein  zweites  Zeichen  eingeführt  ist,  das  I^ibbus,  das  sich 
doch  in  der  Bedeutung  in  keiner  Weise  vom  Surek  unterscheidet. 
Wegen  dieser  einzigartigen  Stellung  darf  für  das  Kibbus  ohne  weiteres 
eine  besondere  Stufe  in  Anspruch  genommen  werden;  ihre  Zeitlage 
wird  sich  danach  bestimmen,  wann  das  Dages  seinen  Anspruch  auf 
die  Stelle  im  Innern  des  Buchstaben  geltend  machte.  Täuscht  nicht 
alles,  so  ist  auch  in  der  Gestalt  des  I^ibbus  die  bloße  Stellvertretung 
für  Surek  deutlich  ausgedrückt.  Sein  Zeichen  bilden  drei  Punkte  in 
einer  Linie.  Blieb  man  bei  dem  Punkte  als  dem  einzigen  Mittel  für 
die  Bezeichnung  der  Vokale,  so  ließ  sich  der  Punkt  inmitten  des 
Buchstaben  nicht  sparsamer  andeuten,  als  indem  man  den  Vokalpunkt 
zwischen  zwei  andere  nahm.  Diese  bezeichnen  dann  entweder  geradezu 
den  oberen  und  unteren  Vokalpunkt  (A  und  I),  oder  wahrscheinlicher 
das  obere  und  untere  Ende  des  Buchstaben,  vielleicht  durch  ihre 
schiefe  Stellung  geradezu  die  Endpunkte  der  Diagonale  des  von  dem 
Buchstaben  eingenommenen  Raumes.  Ein  Mißverständnis  war,  da  nur 
der  mittlere  Punkt  zu  seiner  Bestimmung  zweier  Hilfspunkte  bedarf, 
jedenfalls  so  lange  unmöglich,  als  es  sich  von  selbst  verstand,  daß  die 
Vokalbezeichnung  in  einem  einzigen  Punkte  ausgedrückt  war.  Das 
dürfte  dafür  sprechen,  daß  dem  Kibbus  unter  den  Vokalzeichen  der 
Zeit  nach  die  vierte  Stelle  zukommt. 

Wir  arbeiten  bisher  immer  noch  mit  der  Annahme,  daß  nur  die 
ursprünglich  langen  Vokale  eine  Bezeichnung  erhielten.  Sie  wider- 
spricht der  zweifellos  richtigen,  neuerdings  immer  allgemeiner  an- 
erkannten Beobachtung,  daß  unser  hebräisches  Vokalsystem  nur  die 
Qualität,  nicht   die  Quantität  der  Vokale   unterscheidet'.     In  der  Tat 

1  Von  den  Halbvokalen  wird  hier  abgesehen,  weil  zu  ihrer  Bezeichnung  die 
fertigen  Vokale  benutzt  sind 


5]  Zur  Geschichte  der  tiberiensischcn  \'okalisalion.  655 

bezeichnen  die  sieben  in  der  Bedeutunfj  verschiedenen  liebräischen 
Vokalzeichen  i,fenau  die  sieben  Grundvokale,  die  unsere  heutige  wissen- 
schaftliche   Lautlehre    zu    unterscheitlcn    pHct^t,    //  (^  und  -7-),    o  (-^), 

a  (-r)'  '■^  (^-  )'  '^  (~r)»  ^'  C"^)»  ^  i-r-Y'  ^I^i'i  darf  darin  keinen  geringen 
Beweis  für  die  scharfe  Beobachtungsgabe  der  Schöpfer  des  S)'stems 
erblicken.  Wenn  l.Ioleni  und  Scre  nur  lange  Vokale  ausdrücken,  so 
liegt  das  eben  daran,  dalJ  zur  Zeit  (und  am  Orte)  der  Einführung 
unserer  X'okalzeichen  das  geschlossene  0  und  c  im  Hebräischen  nur 
für  Längen  Verwendung  fanden.  Genau  dasselbe  gilt,  für  den  gröliten 
Teil  unseres  Vaterlandes  und  für  die  maligebende  Aussprache  auf  der 
Bühne,  von  der  heutigen  deutschen  Sprache.  Und  nicht  minder  be- 
zeichnet Patah  nur  deshalb  bloli  kurzes  a,  weil  der  reine  A-Laut  nur 
in  der  kurzen  Silbe  erhalten  geblieben,  überall  sonst  zu  andren  Lauten 
getrübt  war^  Steht  es  nun  so,  dali  die  sieben  hebräischen  Vokale 
jetzt  nur  Qualitäten  bezeichnen,  während  gewichtige  Gründe  für  die 
Annahme  sprechen,  dali  anfangs  nur  die  ursprünglichen  Längen  eine 
Bezeichnung  erhielten,  so  hat  sich  eben  im  Laufe  der  weiteren  Ent- 
wickelung  der  Vokalbezeichnung  ein  Systemwechsel  vollzogen,  der 
jene  Linie  durchkreuzt.  Dieser  Annahme  aber  wird  man  angesichts 
eines  so  verwickelten  Systems  auch  ohnedies  nicht  entgehn.  Es  kam 
eben  einmal  eine  Zeit,  wo  man  sich  mit  der  Bezeichnung  eines  Teiles 
der  Vokale  nicht  mehr  begnügen  mochte.  Ob  zunehmende  Unsicher- 
heit der  Überlieferung,  ob  Ängstlichkeit,  insbesondere  vom  liturgischen 
Standpunkte  aus,  dabei  im  Spiele  war,  ob  andererseits  etwa  das  in- 
zwischen voll  ausgestaltete  sj'rische  System  die  Anregung  bot,  oder 
ob  einfach  die  begonnene  Arbeit  von  selbst  auf  die  Dauer  auf  ihren 
Abschluß  hindrängte  —  das  ist  schwer  zu  sagen  und  mag  hier  völlig 
ununtersucht  bleiben.  Jedenfalls  war  die  Bezeichnung  der  Vokallaute 
als  solcher,  ohne  Unterscheidung  ihres  Ursprungs  wie  ihrer  Quantität, 
das  nächstliegende,  handwerkmälJigste  Verfahren,  zugleich  auch  das 
einfachste,  da  es   sich    mit   der  geringsten  Zahl   von  Zeichen    durch- 


"  Mit  a  und  ä  werden,  da  unser  Alphabet  dafür  keine  besonderen  Vokalzeichen 
aufweist,  das  offene  o  und  e  bezeichnet,  mit  o  und  c  die  geschlossenen  Vokale 

2  Dal.>  auch  S'^gol  stets  einen  kurzen  Vokallaut  bezeichne,  ist  ein  weitverbreiteter 
Irrtum,  der  gegenüber  den  klar  vorliegenden  Tatsachen  fast  unbegreiflich  ist.  Mit 
grölUer  Gewissenhaftigkeit  bemühen  sich  viele  unserer  Schüler,  Jahwe ,  ze ,  jigle  zu 
lesen,  in  offenem  Widerspruch  gegen  das  unverbrüchliche  Gesetz  fir  die  offene  Silbe, 
und  selbst  Fälle  wie  'I'ia'n  und  nj'Sari  machen  sie  kaim  stutzig.  Der  Schade,  der 
damit  gestiftet  wird,  ist  schwer  gut  zu  machen 


656  Karl  Budde  [6 

führen  ließ.  Zunächst  erhielten  die  drei  oder  vier  vorhandenen  Zeichen 
eine  viel  umfassendere  Bedeutung;  sie  liehen  sich  nun  für  Längen  und 
Kürzen,  auch  für  denselben  Laut  bei  verschiedenster  Herkunft.  Selbst- 
verständlich muliten  dabei  feinere  Schattierungen,  wie  sie  etwa  zwischen 
dem  diphthongischen  0,  dem  aus  ursprünglich  langem  a  und  dem  aus 
kurzem  //  entstandenen  dem  scharfen  Ohr  noch  unterscheidbar  sein 
mochten,  unberücksichtigt  bleiben.  Die  neuen  Vokalzeichen  finden 
sich  alle  unter  dem  Buchstaben.  Vielleicht  hatte  schon  das  Kibbus 
dieser  Stelle  das  Übergewicht  verschafft;  jedenfalls  aber  wurde  es 
durch  die  organische  Entwickelung  zweier  neuen  Zeichen  aus  dem 
Hirek  auch  ohne  dies  herbeigeführt.  Daß  das  Sere  durch  Verdoppe- 
lung des  Hirek-Punktes  gebildet  wurde,  ergab  sich  fast  mit  Notwendig- 
keit, wenn  man  etwa  ktttel  mit  herek,  oder  'ziinno  mit  ^e?n  verglich. 
Leicht  ergab  sich  dann  die  Unterscheidung  des  offenen  E-Lautes,  des 
S*gol,  durch  Hinzufügung  eines  dritten  Punktes  unter  dem  Bilde  des 
Sere. 

Ganz  neu,  bisher  bei  dem  ausgesprochenen  O-Klang  des  ursprüng- 
lich langen  a  gar  nicht  vertreten,  kam  der  A-Laut  hinzu:  daß  dafür 
in  dem  wagrechten  Strich  auch  ein  ganz  neues  Zeichen  eingeführt 
wurde,  statt  einer  neuen  Zusammenstellung  von  Punkten,  dazu  mag 
noch  ein  besonderer  Umstand  mitgewirkt  haben.  Es  kann  nicht  über- 
sehen werden,  daß  das  Kames- Zeichen  —  sich  zu  dem  Patah- 
Zeichen  -7-  genau  so  verhält,  wie  das  S^gol  -7-  zu  dem  Sere  -7— 
Schwerlich  ist  das  Zufall;  vielmehr  wird  man  bei  der  Bezeichnung 
des  rt-Lautes  die  Bedeutung  als  gedehntes,  offenes  a  zuerst  ins  Auge 
gefaßt  und  richtig  beobachtet  haben,  daß  sich  dessen  Laut  zu  dem 
des  Patah  ähnlich  verhielt  wie  S^gol  zu  Sere.  Darum  wird  man  sich 
bemüht  haben,  das  Zeichen  ebenso  von  dem  des  Patah  abzuleiten, 
wie  das  des  S^gol  von  Sere,  und  das  gelang  durch  Verbindung  der 
beiden  Punkte  des  Sere  und  durch  senkrechte  Verbindung  des  unter- 
gesetzten  Punktes  mit  dem  so  entstandenen  wagrechten  Patah-Striche 
auf  die  einfachste  Weise.  Die  andere  Bedeutung  des  Kames-Zeichens, 
als  offenes,  dem  Vorkommen  nach  stets  kurzes  0,  gesellte  sich  dann, 
da  man  dabei  den  gleichen  Vokallaut  hörte,  von  selbst  dazu.  Jeden- 
falls liegt  auch  für  dieses  letzte  Zeichen  gar  kein  Grund  vor,  an  irgend 
welche  Entlehnung  zu  denken,  etwa  an  Ableitung  aus  dem  Kon- 
sonanten «,  wie  man  dies  für  die  babylonische  Punktation  vorge- 
schlagen hat. 


1 


/]  Zur  Geschichte  der  liberiensischcn  X'okalisation.  657 

Das  letzte  Zeichen,  den  senkrechten  Doppelpunkt  des  S*=w<i,  lasse 
ich  am  liebsten  ganz  aulJer  Betracht.  Es  stellt,  in  seiner  mehrfachen 
Bedeutung  und  in  seinem  Zusammenschlul)  mit  X'ertretern  aller  drei 
Vokalklasscn,  für  sich  eine  besondere  grolie  Gruppe  dar,  für  die  frei- 
lich die  Annahme  spätester  Entstehung  am  nächsten  liegt. 

Worauf  ich  den  Nachdruck  legen  möchte,  das  ist  die  Beobach- 
tung, dali  dem  durchgearbeiteten  S}'stem  ein  älteres,  viel  ursprüng- 
licheres zugrunde  liegt,  und  dal)  sich  von  diesem  aus  die  weiteren 
Schritte  zur  Vervollständigung  \erstehn  lassen,  ohne  da(')  es  der  An- 
nahme irgend  welcher  äulJeren  Anleihe  bedarf.  In  der  Tat  scheint 
mir  tlas  empfundene  Bedürfnis  allein  —  natürlich  kommt  dazu  die 
Bekanntschaft  mit  dem  griechischen  und  römischen  ^Mphabet  —  aus- 
zureichen, um  alle  ICrscheiungen,  die  die  tiberiensische  Vokalisation 
darbietet,  zu  erklären. 


Nöldeke-Festschrift.  ^2 


Metrum  und  Textkritik. 


Von 
W.  Nowack. 


;ie  Frage,  ob  die  hebräische  Literatur  ein  Metrum  kennt  und 
welcher  Art  dasselbe  gewesen  sein  mufi,  hat  Jahrzehnte 
lang  die  Geister  lebhaft  beschäftigt.  Bis  vor  wenig  Jahren 
haben  die  meisten  Gelehrten  dieser  Frage  ablehnend  gegen- 


übergestanden. In  der  letzten  Zeit  hat  sich  unter  dem  Einflul)  der 
Arbeiten  von  Lev,  Bickell  u.  a.,  namentlich  aber  durch  die  Unter- 
suchungen von  Sie  VERS'  ein  erheblicher  Umschwung  vollzogen:  die 
meisten  Exegeten  geben  heute  zu,  dalJ  die  Israeliten  zwar  nicht  ein 
quantitierendes  Metrum  wie  die  Griechen  und  Römer,  wohl  aber  ein 
akzentuierendes  kennen  ähnlich  wie  die  altdeutsche  Poesie,  deren 
Reimvers  ebenfalls  akzentuierend  ist  und  „dessen  Fortsetzungen  im 
Volksliede  z,  T.  bis  auf  den  heutigen  Tag  fortleben  und  der  durch 
zweierlei  sofort  sichtbare  Merkmale  ausgezeichnet  war,  durch  seinen 
akzentuierenden  Charakter  und  durch  die  Unregelmäliigkeit  seiner 
Fulibildung".  Dali  dem  Orient  diese  akzentuierende  Metrik  nicht  fremd 
ist,  beweist  nicht  nur  die  von  GOLDZIHER  mitgeteilte  StralJenpoesie 
aus  Kairo ^  und  E.  Sachal's  Ara/nsi/w  Volksliedei'  aus  Mesopotaniien'>, 
sondern  auch  die  von  G.  H.  Dalman  gesammelten  arabischen  Volks- 
lieder  aus  Palästina*,    in  denen   wir  Verszeilen    mit   zwei   bis   fünf  be- 


»  Metrische  Studien.  I  und  U  (Abhandl.  der  philobg.-histor.  Klasse  der  Königl. 
Sächsischen  Gesellschaß  der  U'issenscha/ten.  Bd.  XXT.  I.  II.  1901 ;  Bd.  XXIII.  I.  IL 
1904—5)  2  Vgl.  ZDMG  XXXIII,  S.  608  ff. 

j  Herausgeg.   1SS9  \  Palästinensischer  Diian   190 1 

42* 


66o  ^^"•  Nowack  [2 


tonten  Hebungen  haben,  zwischen  welche  ein  bis  drei  bezw.  vier  un- 
betonte Silben  eingeschaltet  w^erden  können. 

An  Widerspruch  bis  in  die  letzte  Zeit  hat  es  freilich  nicht  gefehlt 
und  kein  geringerer  als  WELLHAUSEN  ist  es  gewesen,  der  alle  derartige 
Versuche  als  aussichtslos  hinstellte.  Wir  wissen,  wie  er  bemerkt,  über 
die  Aussprache  des  Hebräischen  in  den  verschiedenen  Stadien  seiner 
Entwicklung  nichts,  denn  unsere  Texte,  alte  wie  junge,  sind  nach  den 
gleichen  sprachlichen  Gesichtspunkten  vokalisiert,  wie  sei  also  eine 
Metrik  denkbar,  die  in  gleicher  Weise  für  das  Deboralied  wie  für  die 
makkabäischen  Psalmen  gelte?'  Demgegenüber  ist  von  Baethgen  ^ 
nicht  mit  Unrecht  darauf  hingewiesen,  dalJ  dieser  Einwand  mehr  die 
silbenzählende  als  die  akzentuierende  Metrik  trifft,  er  erinnert  auch 
an  Lev's  Wort,  daß  in  allen  uns  bekannten  Sprachen  die  Akzentuation 
weit  weniger  wandelbar  und  veränderlich  erscheint  als  die  Vokalisation, 
so  daß  selbst  bei  Abschleifung  von  Silben  und  Abstumpfung  von 
\'okalen  die  Tonsilbe  sich  fest  erhält,  ähnlich  werde  es  wohl  auch  im 
Hebräischen  gewesen  sein^. 

Das  Entscheidende  wird  der  Versuch  der  Durchführung  einer 
metrischen  Lesung  nach  dem  oben  angegebenen  Hauptgesichtspunkt 
sein.  DaC)  die  Urteile  über  die  metrische  Lesung  eines  Liedes  bezw. 
eines  prophetischen  Stückes  oft  außerordentlich  schwanken  werden, 
kann  den  nicht  wundern,  der  sich  daran  erinnert,  dafi  auch  über  die 
Metra  vieler  Chöre  der  griechischen  Tragödie  keineswegs  immer  Ein- 
helligkeit herrscht,  und  der  vollends  sich  vergegenwärtigt,  welche 
starken  Veränderungen  der  alttestamentliche  Text  seit  seiner  Ent- 
stehung bis  zur  massorethischen  Feststellung  durchgemacht  hat:  man 
braucht  nur  die  im  Alten  Testament  in  mehrfacher  Rezension  vor- 
handenen Texte  zu  vergleichen  oder  sich  der  Differenzen  unseres  MT 
mit  LXX  z.  B.  am  Schiuli  des  Exodus  oder  in  i  Sam.  17  oder  im 
Buche  Jen  zu  erinnern,  um  sich  über  die  Schwierigkeiten  in  der  Auf- 
findung des  verloren  gegangenen  Metrums  und  über  die  Notwendig- 
keit der  mancherlei  tastenden  Versuche  klar  zu  werden.  Durch  die 
nicht  genügende  Beachtung  des  eben  geltend  gemachten  Momentes 
sind  die  Hauptbedenken  gegen  so  manche  der  von  SlEVERS  gegebenen 
metrischen  Lösungen  hervorgerufen:  ohne  da  und  dort  vorzunehmende 


I  Texte  ti.  Unters.  VI  2  Psalmen  3,  Aufl.  S.  XXXII 

5  ZATWy.yji\,  S.  2 16  f. 


3]  Metrum  und  Textkritik.  66 1 

Eingriffe  ist  in  sehr  vielen  Fällen  die  gestellte  Aufgabe  nicht  zu  lösen. 
Dann  und  wann  wird  der  Metriker  durch  die  alten  Übersetzungen 
unterstützt,  in  den  meisten  Fällen  wird  er  von  ihnen  im  Stich  gelassen, 
weil  unser  Text  meist  schon  in  die  Zeit  vor  LXX  zurückreicht;  dann 
wird  er  lediglich  auf  die  Vermutung  nach  inncrn  Gründen  gewiesen, 
nicht  selten  wird  er  nach  wesentlich  subjektiven  Momenten  die  Ent- 
scheidung treffen  müssen.  Damit  ist  freilich  der  sichere  Boden 
wissenschaftlicher  Arbeit  verlassen,  aber  man  vergesse  doch  nicht, 
dali  der  Kritiker  damit  nichts  anderes  tut,  als  was  der  Historiker  in 
ähnlicher  Weise  oftmals  tun  mul^j,  und  wer  wollte  bestreiten,  dali 
unendlich  viele  Fortschritte  wissenschaftlicher  Erkenntnis  zunächst  auf 
diesem  Wege  zustande  gekommen  sind?  —  Es  bedarf  keiner  langen 
Ausführung,  welche  Bedeutung  die  Metrik  für  die  Herstellung  des  ur- 
sprünglichen Textes  haben  kann.  Man  mag  noch  so  skeptisch  den 
metrischen  Versuchen  gegenüberstehen,  niemand,  der  die  Psalmen  auf- 
merksam liest,  kann  den  Nutzen  bestreiten,  den  eine  besonnen  durch- 
geführte Metrik  der  Feststellung  des  Textes  zu  leisten  vermag.  Nicht 
anders  ist  es  bei  der  prophetischen  Literatur,  wie  das  in  der  letzten 
Zeit  immer  mehr  zur  Anerkennung  gekommen  ist.  Vor  mir  liegen 
vier  metrische  Versuche  zu  Jeremja  von  CORNILL ',  DUHM^  W.  Erbt  3 
und  GlESEBRECHT*;  der  Skeptiker  wird  mit  Vergnügen  auf  diese  Ver- 
suche rekurrieren,  denn  jeder  unterscheidet  sich,  und  oft  recht  erheb- 
lich, vom  andern.  W^er  das  oben  Dargelegte  erwägt,  wird  sich  dar- 
über nicht  wundern,  er  wird  vielmehr  dankbar  erkennen,  daß  trotz- 
alledem  diese  Arbeiten  uns  gefördert  haben,  und  v^'ir  dem  Ziele  näher 
gekommen  sind.  Wir  greifen  7,  i — 20  heraus,  zum  Beweis  des  Ge- 
sagten. Es  ist  heute  von  allen  Seiten  zugestanden,  daß  weder  c.  7—10 
(abgesehen  von  10,  i— 16  bezw.  9,  22 — 10,  16),  wie  man  früher  an- 
nahm s,  noch  auch  c.  7  eine  einzige  Rede  bilden,  vielmehr  sind  hier 
verschiedene,  ursprünglich  nicht  zusammengehörige  Stücke  vereinigt. 
Zunächst  tritt  uns  entgegen  7,  i  — 15  Jer.'s  Rede  über  die  Zerstörung 
des  Tempels,  die  er  dem  am  Tempel  versammelten  Volk  gehalten 
hat.     Aus   der  Vergleichung    von  7,   if    mit  26,   i  f .   und   7,  12  ff.  mit 


1  Die  tnetriscken  Stücke  des  Buches  yeremja  rekonstruiert.  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs  1901 

2  Das  Blich  yeremia  erklärt.     Tübingen,  J.  C.  B.  Mohr  1901 

3  yeremia  tind  seilte  Zeit.     Göttingen  1902 

4  yeremias  Metrik  am  Texte  dargestellt.     Göttingen   I905 

5  Vgl.  K.  H.  Graf,  Kommentar  ziitn  yer.,  S.   169  ff. 


662  ^^  •  Nowack  [4 

26,  6  ergibt  sich,  daß  wir  in  7,  i  ff.  jene  im  Anfang  der  Regierung- 
Jojakim's  gehaltene  Rede  vor  uns  haben,  die  Jeremja  in  Todesgefahr 
brachte. 

Während  Erbt  in  v.  2  b — 7  Verse  mit  4  bezw.  5  und  in  v.  8fif. 
Verse  mit  6  (3  +  3)  Hebungen  sieht,  behauptet  GlESEBRECHT,  daß 
wir  die  Oinastrophe,  d.  h.  Verse  mit  5  (3  +  2)  Hebungen  vor  uns 
liaben.     Wer  hat  Recht? 

Beide  sehen  die  von  LXX  in  v.   i.  2  nicht   gelesenen  Worte  mit 
Recht  nicht  als  ursprünglichen  Text  an,  behalten   demnach  von  v.  2 
nur  bi^^ü''  b'D  mn'  im  ))^^ü,   mit   dem  sie  die  Rede  beginnen  lassen. 
In  v.  3  hat  LXX  m«2i'  nicht  gelesen.     GlESEBRECHT  tilgt  aber  nicht 
nur  dies,  sondern   überhaupt   das  Einleitende  ^SIJJ'"'  Tl'?«  m.T  10K  HD, 
so  daß  gleich  sein  erster  Vers  zu  dem  sonst  von  ihm  angenommenen 
Metrum  nicht  stimmt  und  er  Überarbeitung  annimmt.    Erbt  dagegen 
behält    den    von  LXX   gelesenen  Text  von  3aa  bei  und  gewinnt  so 
zwei  Verse   mit  je  vier  Hebungen,   eine   Lösung,   die  jedenfalls   dann 
den  Vorzug  verdienen  würde,  wenn  sis  in  den  folgenden  Versen  eine 
Stütze  fände;    zudem  hätte  ja  auch   der  so  gewonnene  Text  bei  Jer. 
seine  Parallelen  an  Stellen  wie  2,  4;  22,  2f ;  29  u.  a.  —  Die  Mahnung 
in  V.  3  von  1i"'l3\T  bis  ntil  sehen  E.  wie  G.  als  sekundär  an,  mit  Recht, 
denn  diese  Worte  nehmen  hier  unnötig  voraus,  was  hernach  v.  5  an 
richtiger  Stelle  bringt:   wie  v.   i.  2  mit  Hilfe   von  c.  26,   if.   aufgefüllt 
sind,  so  ist  diese  Mahnung  und  Verheißung  aus  v.  5  genommen.     In 
v.  4  hat  LXX  nur  zweimal  "'  byn,  ebenso  scheint  mir  zweifelhaft,  ob 
ihr  eaiiv  die  Übers,  von  nisn  ist,  vgl.  Syr.;  von  "^^^?':'  haben  sie  öiöti 
TÖ  TTapdrrav  ouk  ujqpeXujiiö'GucTiv  ujuäg,  doch  steht  es  mit  diesem  plus 
nicht  anders  wie  mit  dem  am  Schluß  von  v.  9  gebotenen  toO  kokux^ 
elvai   v}MV:    es   sind    Erweiterungen   des    ursprünglichen    Textes,    von 
denen  der  MT  verschont  geblieben  ist,  nur  in  v,  6fin.  und  v.  8fin.  ist 
diese  Erweiterung   Ü^b  J^l'?  bezw.  b^)^)n  ''Db^b    auch    in   den  MT    ein- 
gedrungen.    Sieht  man  von  diesen  Erweiterungen  in  v.  4  ab,   so  er- 
geben sich  ohne  Schwierigkeit  zwei  vierhebige  Verse,  denn  das  störende 
"IDK^    ist   hier  wie    an    andern  Stellen   offenbar  erst  später  eingefügt. 
Ohne   Zweifel  verdient  diese   Lösung  den   Vorzug  vor  der  G.'s,   der 
fünfhebige  Verse  nur  dadurch  gewinnt,  daß  er  "'  ^D\T  zuerst  als  zwei- 
hebig  und  hernach    als    einhebig  faßt,    auch    das  prosaische  IttS^  als 
innerhalb  des  Metrums   stehend   ansehen  muß.  —  In  v.  5  sind  often- 
bar  beide  DU,  vgl.  v.  3,  zu  beseitigen,  vielleicht  aber  auch  die  beiden 


5]  Metrum  und  Textkritik.  66 


0 


Inff.  abs.,  dann  ergeben  sich  auch  hier  zwei  vierhebige  Verse.  Da 
aber  LXX  die  Inff.  schon  gelesen,  so  scheint  mir  diese  Operation 
doch  zu  gewaltsam.  Dann  wird  man  freilich  zugestehen  müssen,  daI5 
hier  in  v.  5  zwei  fünfhebige  Verse  vorliegen,  ein  Wechsel,  der  ja  auch 
sonst  nicht  ohne  Analogie  ist.  Jedenfalls  darf  uns  v.  5  nicht  verführen, 
die  andern  Verse  gewaltsam  zu  fünfhebigen  zu  machen.  G.  will 
übrigens  inj?"l^  lesen,  weil  er  Bedenken  trägt,  "inj?T];21  als  einhebig 
gelten  zu  lassen.  In  v.  6  ist  zwischen  beiden  «^  sehr  auffallend  bi^, 
nicht  minder  aber  T\\T]  Ü)p'02;  da  der  Satz  sich  wörtlich  ebenso  in 
22,  3  findet,  so  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  er  von  dort  hierhin 
eingeschoben  ist.  G.  behält  ihn  bei  und  ändert  b^  in  t^*?.  Jeden- 
falls ergibt  6a a  einen  vierhebigen,  nicht  aber  einen  fünfhebigen 
Vers,  wie  G.  will,  der  i<b  hier  als  selbständige  Hebung  fassen  will, 
während  er  gleich  hernach  D^H  i<b  zusammen  als  eine  Hebung  an- 
sieht. Auch  6a ß  gibt  ohne  Schwierigkeit  einen  gleichartigen  Vers, 
während  6  b  auch  von  G.  als  überfüllt  angesehen  wird,  er  streicht  Ü^h 
als  überflüssig.  Streiche  vielmehr  Ü^b  ^'b,  vgl.  zu  v.  4,  so  haben  wir 
auch  in  6b  denselben  Vers.  V.  7  mulJ  G.  dem  von  ihm  angenom- 
menen Schema  zu  liebe  völlig  umgestalten:  er  eliminiert  Hin  Dlpö^ 
und  den  Relativs.  D^TlUt?'?  ''nni  "it^N,  jenes  ist  um  so  verwunderlicher, 
als  G.  als  echten  Text  in  v.  6  ntn  Dipön  IDSti'n  «*?  ^pi  Ü1)  behalten 
hat  und  er  v.  3b  als  doch  offenbar  aus  v.  7  geflossenen  Zusatz  an- 
sieht, der  in  der  v.  3  b  und  ya  gebotenen  Form  als  acht  auch  aus 
der  Erwägung  erwiesen  wird,  daß  es  sich  in  dieser  ganzen  Rede 
durchaus  um  den  Tempel  und  den  von  diesem  ausgehenden  Schutz 
für  die  Besucher  des  Tempels  handelt.  Demnach  wird  es  vielmehr 
das  Richtige  sein,  7  a  in  seiner  durch  3  b  und  den  Zusammenhang  ge- 
schützten Form  als  ursprünglich  anzusehen  und  7b  als  späteren  Zusatz, 
dessen  Entstehung  ja  leicht  begreiflich  ist,  zu  streichen.  —  In  v.  8 
tilgt  G.  DD"?  und  ^^j;n  '^r\b2b  am  Schluß,  letzteres  wohl  mit  Recht, 
vgl.  zu  V.  4.  Behielte  man  es  bei,  erhielte  man  auch  hier  zwei  vier- 
hebige Verse,  ohne  dasselbe  dagegen  einen  sechshebigen,  der  uns 
auch  in  den  folgenden  Versen  entgegentritt.  —  Aus  v.  g  gewinnt  G. 
zwei  fünfhebige  Verse  dadurch,  daß  er  ^V^'?  Itapi  als  unpassend  und 
D"'"ins  als  überflüssig  beseitigt.  Warum  jenes  unpassend  sein  soll,  ist 
nicht  zu  sehen,  jedenfalls  ist  1^1  ']br[)  kein  vollgültiger  Beweis  dafür, 
weil  die  Vermutung  Erbt's  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist,  daß 
wir    in    diesen  Worten    eine    aus  v.  6  geflossene,  das    vorhergehende 


664  ^^'-  Nowack  [6 

byzb  "ItSp  kommentierende  Glosse  haben;  ja  selbst  beide  Sätze  neben- 
einander sind  nicht  undenkbar.  ERBT  hat  zugleich  darauf  hingewiesen, 
dalj  LXX  im  Beginn  des  Verses  eine  andere  Reihenfolge  der  Verba 
hatten,  sie  beginnen  mit  q)OveueTe,  was  die  Vermutung  nahe  legt,  dalJ 
das  asyndetische  m:J1  eine  aus  Hos.  4,  2  in  den  Text  eingedrungene 
Auffüllung  ist,  dort  haben  wir  dieselben  drei  Verben  wie  hier  neben- 
einander. Trifft  das  zu,  so  haben  wir  bis  '?J?3'?  einen  sechshebigen 
(2 -f  2 -t- 2)  Vers,  zu  dem  ev.  9b  sich  als  zweiter  gesellen  würde.  —  In 
V.  10  beseitigt  G.,  um  zwei  fünfhebige  Verse  zu  gewinnen,  den  Schlulö 
rt'?sn  mayinn  bj  ns  r\)üV  ]V^b,  aber  ihre  spätere  Hinzufügung  scheint 
mir  wenig  wahrscheinlich,  weil  diese  Worte  in  dieser  Verbindung  nicht 
leicht  und  durchaus  eigenartig  sind.  Völlig  intakt  kann  der  Vers 
freilich  kaum  sein,  weil  er  in  seinem  Bau  durchaus  aus  dem  Rahmen 
der  vorhergehenden  und  folgenden  herausfiele.  Erbt  sieht  deshalb 
Vbv  ^J2ty  «"Ip:  ID'K  als  Auffüllung  an,  wie  das  G.  für  v.  ii  ebenfalls 
tut  und  wie  das  bei  einer  so  häufig  gebrauchten  Formel  begreiflich 
ist,  vgl.  V.  14.  30.  14,  9.  15,  16.  25,  29.  32,  34.  34,  15.  44,  26.  Von  hier 
aus  gewinnt  E.  zwei  sechshebige  Verse,  der  zweite  mit  li^Si  beginnend, 
das  übrigens  die  Massorethen  richtig  vokalisiert  haben,  denn  die  Bitte 
=!ib^i  (Ewald,  Cornill,  Duhm)  paßt  gar  nicht  in  den  Zusammenhang: 
der  Prophet  bekämpft  die  Torheit,  daß  sie  durch  den  Tempel  vor 
jedem  Verderben  geschützt  sind  und  Jeremja  mit  seiner  Gerichts- 
drohung ein  Phantast  bezw.  ein  Frevler  ist.  1)11  ]J?G^  ist  wohl  von 
dem  ganzen  v.  10  abhängig  und  hebt  heraus,  worauf  ihr  ganzer 
Gottesdienst  hinausläuft  (G.).  —  In  v.  ir  beseitigen  E.  wie  G.  den 
Relativs.  vbv  ^Dtr  «ipi  "^üi^,  G.  liest  aber  zugleich  mit  LXX  Tl^a  statt 
nin  iT2n,  während  E.  den  sonstigen  Text,  abgesehen  von  dem  Relativ- 
satz, unverändert  lälJt  und  so  zwei  sechshebige  Verse  gewinnt,  da 
TiN  d:i  ein-  wie  zweihebig  sein  können.  —  In  v.  12  will  G.  r]r\)})  statt 
^3  lesen,  er  behauptet,  daß  durch  ein  Versehen  der  Anfang  von  v.  12 
mit  dem  von  v.  13  vertauscht  sei,  aber  v/eder  die  Verse  noch  der 
Inhalt  sprechen  für  diese  Vermutung:  nnyi  ist  v.  13  durchaus  an  seiner 
Stelle,  während  "'D  dort  kaum  einen  erträglichen  Sinn  ergebe,  hier 
V.  12  begründet  es  den  zwar  nicht  ausgesprochenen,  aber  im  Zu- 
sammenhang liegenden  Gedanken,  daß  Jahve  ein  solches  Haus,  das 
auch  nach  seiner  Meinung  eine  Räuberhöhle  ist,  so  wenig  jetzt  schützen 
kann,  wie  er  Silo  ehedem  geschützt  hat.  Auch  hier  haben  offenbar 
metrische  Gründe  G.  bestimmt,  um  aus   den  Worten  bis  ^b^ü2  einen 


7]  .Metrum  und  Textkritik.  665 

Fünfer  zu  gewinnen,  der  zweite  soll  bis  INI,  der  dritte  bis  "'öy  reichen; 
im  zweiten  transponiert  er  ÜU  hinter  'iti'fr^,  im  dritten  tilgt  er  das  frei- 
lich überflüssige  DS  und  ^Nlli"',  das  aber  die  sämtlichen  Verss.  bieten. 
Auch  hier  scheint  mir  die  Lösung  E.'s  den  Vorzug  zu  verdienen:  er 
beseitigt  bedeutungslose  Worte,  die  sich  als  Auffüllung  leicht  erklären: 
ntrs  vor  )b^ü2,  n^  hinter  ^Ö^i',  vgl.  Gen.  35,  13,  Lev.  7,  2  u.  o.,  und 
n^s  \gl.  zu  V.  5 :  der  erste  Sechser  geht  bis  HiltJ'i^lD,  der  zweite  bis 
zum  SchluC)  des  Verses.  In  v.  13  haben  LXX  mn^  DSi  und  Ü^ÜT] 
")3ni  nicht  gelesen,  diese  Worte  werden  Auffüllung  sein,  vgl.  zu  den 
letzteren  35,  14,  wo  auch  LXX  diese  W^orte  gelesen  haben.  Während 
nun  E.  ganz  v.  13  mit  Ausnahme  von  iinj^l  beseitigt  und  mit  ''n"'tyj? 
V.  14  fortfährt,  was  schon  wegen  des  Perf.  nicht  ganz  ohne  Bedenken 

ist,  will  G.  v.  13  lesen:  niiT  DSi  ||  nb^  b^  n.s  n^mjyj;  ]j;^  (^D).  Aber 
schon  die  l^eibehaltung  des  "^  D^i,  das  LXX  nicht  gelesen,  und  die 
Streichung  des  D'ti'J/ön  scheint  mir  ziemlich  willkürlich.  M.  E.  läht 
.sich  mit  weniger  Gewaltsamkeit  durchkommen:  der  erste  Sechser 
reicht  bis  n'PSH,  der  zweite  lautet:  DDriH  N1p«1  Dnyöjy  üb)  DD^^«  121H) 
DJT'iy  i>b).  Möglich  bleibt  freilich,  dal-i  dieser  zweite  Sechser  Auffüllung 
ist.  Jedenfalls  liegt  in  v.  14  eine  Auffüllung  vor:  dahin  gehören  m.  E. 
die  Relativsätze  zu  IV2b,  wahrscheinlich  aber  auch  alles  von  DIpöTI 
bis  DDTnns'?'!.  Unzweifelhaft  echter  Bestandteil  ist  der  SchlulJsatz 
"l^'ty^  ''ITÜ)}  "it^i^D,  von  dem  man  am  besten  bei  der  Feststellung  des 
ursprünglichen  Textes  ausgehen  wird.  Diese  Worte  geben  sich  auf 
den  ersten  Blick  als  dreihebigen  Vers.  Da  auch  G.  die  Unentbehrlich- 
keit  des  im  letzten  Glied  ausgesprochenen  Gedankens  nicht  verkennen 
kann,  andererseits  aber  von  seiner  Annahme  hier  vorliegender  Fünfer 
aus  hier  nicht  einen  derartigen  dreihebigen  Vers  bezw.  Halbvers  ge- 
brauchen kann,  so  gestaltet  er  dies  letzte  Glied  so  um  lb''ty^  Tlb'VD, 
ebenso  transponiert  er  13  hinter  Iti^fr?  und  tilgt  den  auch  von  mir  aus- 
geschiedenen Satz  DOTllibS'?!  DD^  Tin^  "iti'h*  DIpö'^X  er  gewinnt  so  zwei 
Fünfer:  V^V  ^OSJ>  ||  «Ipi  Iti^.S  ^n^D*?  ^n'ü^) 

.&\yb  ^rx^v^  \\  ü^n^n  an«  (in)  ntr« 

Aber  weder  ist  diese  Versetzung  des  13  wahrscheinlich,  nocli  ist  die 
Veränderung  des  letzten  Satzes  in  "l'?"'t:'^  Tl^'J^D  empfehlenswert,  mag 
letztere  Art  des  Ausdrucks  sich  grammatisch  rechtfertigen  lassen,  un- 
hebräisch ist  sie  trotzdem,  und  ein  Gewaltakt  bleibt  sie.  E.  nimmt, 
wie  gesagt,  von  v.  13  nur  das  erste  Wort  und  gewinnt  so  mit  Hilfe 
desselben   aus  v.   14  einen   Sechser  und  abschlielJenden  Dreier,   also: 


666  ^^^  Nowack  [8 


nrn  Dipe^i  ntn  n^n^  ^n^ti'j;  nnj;i 
.^b^üb  'n^^v  x\s'D 

Schon  vorher  habe  ich  gegen  den  Anfang  meine  Bedenken  ausge- 
sprochen; ebensowenig  halte  ich  Htn  Dlptt^l  neben  nin  IV^b  für  wahr- 
scheinlich, liegt  doch  auf  diesem  Wort  der  ganze  Nachdruck,  deswegen 
scheint   mir  der   zu    dem   schließenden  Dreier  gehörige  erste  Dreier: 

V.  15  ist  vielleicht  Auffüllung,  aber  durchaus  notwendig  ist  diese 
Annahme  nicht.  LXX  haben  b^  vor  DDTIN  nicht  gelesen,  tilgt  man 
dies  sowie  die  völlig  überflüssige  Apposition  D"'15&<  V"lt  b^  HS,  so  haben 
wir  auch  hier  einen  glatten  Sechser,  der  auch  dem  Sinne  nach  gut 
als  Abschluß  der  Rede  paßt:  er  weist  auf  die  Folge  der  Tempel- 
zerstörung, ihre  Exilierung.  Damit  ist  diese  Rede  des  Propheten  an 
das  Volk  zu  ihrem  Abschluß  gekommen.  Als  wahrscheinlicher  Text 
ergibt  sich  also  folgender: 

büiü^  ^n^«  mn^  nos-ns    hdt]^  b^  mn^"i2T  lyeti' 
niiT  ^3\i  nin-«  byn    ^p^r:  nm-'p.s  dd"?  intann-^.s 

iD^n  «^  nnn«  n^^^^^*  nn.si    ip'jyn  i^b  niö^si  niiTi  1:1 

ntn  Dipttn  n^ns  ^ni^ti^i 

Vyn^  "itapi    ipti''?  J?nt^•m    '>s':i  nsxn) 

n'?sn  nnyinn  ^d  n^?    mti'j;  ]vr^b  u'ji'i 
m,T  D«i    ^n\sn  mn    ^^is  d:i 

i'p^tj^^  ^n^tyj;  ntrsD    ntn  n^n'?  ^n'tryi 
(DD^ns-n«  ^nD^ti'n  itr^^D    ^:d  bv^  n^n«  ^iD'pti'm) 

DuHM  hat  in  seinem  Kommentar  die  Behauptung  vertreten,  daß  der 
Grundgedanke  dieser  Rede  jeremjanisch,  dagegen  die  Ausführung 
einem  Midraschisten  zufällt,  da  sie  „sehr  schwach"  sei.  Aber  die  von 
DUHM  im  Verlaufe  der  Exegese  gegebene  Begründung  seines  Urteils 


g]  Metrum  und  Textkritik.  66y 

trifft  durchaus  die  sekundären  Bestandteile  oder  beruht  auf  unrichtiger 
Beurteilung.  Dahin  gehört  DUHM's  Einschätzung  von  v.  9:  „Die  Epi- 
gonen lieben  die  Übertreibung,  die  Tempelbesucher  sollen  die  ge- 
meinsten Verbrechen  begangen  haben."  Man  braucht  nur  an  Hos,  4,  2 
wie  überhaupt  an  den  ganzen  Gegensatz  zwischen  der  Religion  eines 
Arnos,  Hosea  und  Jesaja  einerseits  und  ihrer  Zeitgenossen  anderer- 
seits zu  denken,  um  das  Unberechtigte  jenes  Urteils  zu  erkennen. 
Richtig  ist,  daß  bei  dem  MT  eine  gewisse  Unklarheit  darüber  besteht, 
ob  der  Tempel  oder  Jerusalem  oder  das  ganze  Land  Juda  gemeint 
sei,  aber  diese  Unklarheit  ist  erst  durch  die  Überarbeitung,  vgl.  zu 
V.  7,  geschaffen.  Was  D.  zu  DD^  J?"l^  über  den  Nützlichkeitsstandpunkt 
der  späteren  Schriftsteller  sagt,  trifft  ebenfalls  nicht  den  ursprünglichen 
Text,  vgl.  zu  V.  6.  Völlig  verfehlt  scheinen  mir  D.'s  Darlegungen  zu 
V.  12 ff.:  die  hier  vertretene  Anschauung  passe  jedenfalls  nicht  in  die 
vordeuteronomischc  Zeit  und  vielleicht  auch  nicht  in  die  des  Jeremja, 
stimme  aber  genau  mit  der  von  Ps.  78  überein.  Wo  steht  denn  auch 
nur  ein  W^ort  davon,  daß  Jahvc  damals  nur  einen  Wohnsitz  und  zwar 
den  in  Silo  gehabt  habe,  daß  also  der  Verf.  die  Zentralisation  des 
Kultus  in  diese  alte  Zeit  zurückverlege?  Tatsache  ist,  daß  in  Silo 
die  Lade  stand,  also  Silo  vor  den  übrigen  Heiligtümern  hervorragte, 
wie  das  die  dort  einst  vorhanden  gewesenen  größeren  Gebäulichkeiten 
und  der  Dienst  des  alten  Priestergeschlechts  der  Eliden  beweisen; 
Tatsache  ist,  daß  diese  Lade  in  dem  Philisterkrieg  verloren  ging,  und 
ihr  Verlust  einen  Ungeheuern  Eindruck  in  Israel  hervorrief,  nicht  minder 
ist  es  unzweifelhaft,  daß  infolge  dieses  unglücklichen  Kampfes  das 
mittlere  Gebirgsland  den  Philistern  in  die  Hände  fiel,  und  daß  Silo 
wahrscheinlich,  da  die  Eliden  bald  darauf  in  Nob  sich  befinden,  bei 
dieser  Gelegenheit  durch  die  Philister  zerstört  wurde.  Nichts  ist  be- 
greiflicher, als  daß  diese  Ereignisse  als  Gottes  Gericht  empfunden  und 
für  Jahrhunderte  sich  dem  Volksgemüt  eingeprägt  haben.  Wie  hätte 
drum  der  Prophet  nicht  so,  wie  das  hier  geschehen  ist,  das  Geschick 
Silo's  dem  kommenden  Geschick  Jerusalem's  gegenüberstellen  können? 
Erst  dadurch,  daß  DUHM  in  diese  Worte  den  Gedanken  einträgt,  daß 
Silo  der  einzige  Ort  gewesen  sei,  wo  Jahve  seinen  Namen  in  alter 
Zeit  wohnen  ließ,  schafft  er  diese  Schwierigkeiten.  Nach  alledem 
liegt  kein  Grund  vor,  die  Abfassung  des  bereinigten  Textes  unserm 
Propheten  abzusprechen. 

V.  16 — 20  können  nicht  gerade  Fortsetzung  von  v.  15  sein,  denn 


668  W.  Nowack  [lO 

die  Situation  ist  hier  eine  völlig  andere  wie  dort:  der  Prophet  steht 
offenbar  nicht  mehr  am  Tempjlvorhof  vor  dem  versammelten  Volk, 
sondern  irgend  wo  anders,  und  es  ergeht  an  ihn  ein  Wort  Jahve's, 
das  sich  freilich  auf  Jeremja's  Verhalten  dem  Volke  gegenüber  bezieht. 
Das  Metrum  des  Stückes  ist  nicht  sofort  klar,  nur  über  v.  i8 
kann  kaum  ein  Zweifel  sein:  hier  haben  wir  im  wesentlichen  Sechser 
(2  +  7,),  vgl.  nachher.  Wie  aber  steht  es  mit  v.  i6f?  G.  sieht  hier 
2  Doppelvierer,  die  er  dadurch  gewinnt,  daß  er  nii'in^l  nillT'  "'IJ/*^ 
nyti'IT  als  Zusatz  ausscheidet.  Die  sonst  hier  in  v.  i6  von  G.  ver- 
tretene Textgestaltung  ist  m.  E.  nicht  ohne  Anstoü,  insofern  G.  nicht 
nur  das  in  v.  17  und  LXX  und  in  der  Parallelstelle  ii,  14  nicht  ge- 
lesene iriS'  beibehält,  sondern  auch  in  v.  16  nn^l  mit  in  Rechnung 
setzt,  das  der  gröljten  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  die  Hand  dessen 
zurückgeht,  der  v.  i6ff.  mit  i— 15  verbunden  hat,  und  der  dadurch 
den  Hiatus  zwischen  v.  i  — 15  und  v.  i6ff.  verdecken  wollte.  E.  läßt 
in  V.  16  nVöDl,  das  nach  "j^srin  überflüssig  ist,  aber  freilich  auch  von 
der  Parallele  11,  14  geboten  wird,  außer  Betracht  und  gewinnt  so 
auch  hier  in  v.  16.  17  Sechser.  Der  erste  Sechser  (3  +  3)  bis  Hil, 
der  zweite  (2  -l-  2  -1-  2)  bis  HsS"!  "j^^n  und  der  dritte  (2  +  2  -t-  2)  bis 
D'?li'Tl\  Gegen  diese  Lesung  E.'s  habe  ich  nicht  nur  das  Bedenken 
der  Beseitigung  von  H^Sn,  das  wie  gesagt  auch  die  Parallele  ii,  14 
bietet,  sondern  auch  das  der  Beibehaltung  von  17b:  ist  v.  20  b^  {?)}) 
ntn  Ü)pi2n  echt,  dann  wird  man  wohl  17b  mit  G.  streichen  müssen. 
Da  V.  i6aa  auch  ohne  das  zweifelhafte  nnxi  als  Vierer  gelesen  werden 
kann,  und  ebenso  "jn^?  im  i6fin.  für  die  von  G.  angenommene  Lesung 
durchaus  entbehrlich  ist,  da  ferner,  wie  sich  zeigen  wird,  v.  19.  20 
ebenfalls  wahrscheinlich  Vierer  enthalten,  so  scheint  mir  der  Versuch 
G.'s  größere  Wahrscheinlichkeit  zu  haben  als  der  E.'s.  Li  v.  18  sind 
die  drei  ersten  Dreier  auf  den  ersten  Blick  zu  erkennen.  Die  Schwierig- 
keit beginnt  erst  bei  mti'J?^:  von  diesem  Wort  bis  D"'DDi  liest  E.  einen 
Sechser  (2  -f  2  +  2),  zu  dem  er  'iD''j;Dn  ]V^b  Winii,  DM^S^  als  späteren 
Zusatz  streicht,  so  daß  wir  also  einen  Sechser  (3  +  3),  einen  Dreier 
und  abermals  einen  Sechser  (2  -h  2  -f  2)  hätten.  Anders  G.,  der  zu 
dem  in  der  Mitte  isoliert  stehenden  Dreier  durch  Streichung  von 
mtJ^j;'?  und  Änderung  von  D"';nD  in  D''i1D'?  einen  zweiten  Dreier  schafft, 
auf  den  ebenfalls  ein  in  "]Dm  bis  ''iD''j;2n  vorliegender  Sechser  folgt. 
Diese  Lesung  hat  auf  den  ersten  Blick  etwas  Ansprechendes,  aber 
bei  genauerer  Überlegung  kann  ich  sie  doch  nicht  für  zutreffend  halten. 


Il]  Metrum  und  Textkritik.  669 

V.  18  bezieht  sich  auf  einen  ganz  bestimmten  Kultus,  der  namentlich 
von  den  Weibern  stark  gepflegt  wurde  und  der  wahrscheinlich  in  jener 
Zeit  vom  Osten  her  importiert  war,  was  soll  daneben  das  ganz  farb- 
lose -«iD^Dn  ]Vüb  Dnn«  □\n'?K'??  Es  kommt  dazu,  dal)  auch  44,  17,  ^\o 
ebenfalls  von  der  Verehrung  der  D'^ötJ'n  HD^O  die  Rede  ist,  Libationen 
erwähnt,  die  ihr,  nicht  aber  andern  Göttern,  dargebracht  werden. 
Anders  liegt  die  Sache  in  32,  29,  wo  neben  dem  b'^2b  "'itap  das  yüTl 
D''"!ns  D''^b^^^  durchaus  an  seiner  Stelle  ist,  dort  findet  sich  auch  unser 
''JD"'yDn  ]yt2b  in  derselben  Verbindung  wie  hier.  M.  E.  werden  daher 
die  Worte  ^JD^ysn  ]V^b  D^H«  D^^'?«'?  als  ursprünglicher  Text  nicht 
anzusehen  sein,  sie  sind  eine  unter  Einfluß  von  32,  29  entstandene 
Auffüllung  unseres  Textes,  die  um  so  näher  lag,  als  in  v.  19  dasselbe 
Verbum  hervortritt,  mit  dem  v.  18  schließt,  dort  ist  es  freilich  mehr 
„kränken",  hier  „zum  Zorn  reizen",  auch  ein  Moment,  das  es  wahr- 
scheinlich macht,  daß  v.  iSfin,  von  anderer  Hand  herrührt  als  v.  19. 
Scheidet  man  aber  diese  vier  letzten  Worte  aus  und  schließt  v.  18 
mit  D"'DDi,    so    haben    wir  von    !V,^yb    bis    zum   Schluß    einen  Sechser 

(2    4-2   +   2). 

In  V.  ig  sieht  G.  zwei  Doppelvierer,  ebenso  in  v.  20,  in  dem  er 
mit  Recht  die  Worte  von  D1«n  bv  bis  n^li^n  als  spätere  Auffüllung 
streicht,  ebenso  beurteilt  er  den  Anfang  niH^  ^i"I«  "l?2K  n3  pb,  dessen  ^iH« 
auch  LXX  noch  nicht  hatten:  tatsächlich  ist  dieser  einleitende  Satz 
zum  Verständnis  entbehrlich.  Statt  ^X  ist,  wie  auch  das  Folgende 
zeigt,  b]}  zu  lesen.  E.  sieht  beide  Vv^  als  spätere  Auffüllungen  an. 
„Sie  sind  das  den  Kommentatoren  notwendige  Strafurteil  Jahve's  gegen 
die  sich  so  vergehenden  Judäer.  Ursprünglich  ist  dieser  Gedanke 
unserm  Stücke  fremd."  Ich  sehe  die  Notwendigkeit  dieses  Urteils 
nicht  ein:  das  Verbot  an  Jeremja  für  das  Volk  zu  bitten,  begründet 
V.  18  mit  dem  offenbar  eben  importierten  Kultus  der  Himmelskönigin, 
damit  bereiten  sie  weniger  Jahve  als  vielmehr  sich  selbst  Unmut,  Jahve's 
Zorn  wird  sich  über  diesen  Ort  ergießen  und  ihn  vernichten.  Das  ist 
ein  in  sich  geschlossener  Zusammenhang. 

Für  V.   16 — 20  würde  also  sich  folgender  Text  ergeben: 

n^2m  Hin  niv^  «ti*n  "^wSi    nm  oyn  nya  ^^^nn  bi^ 
n'ti7  HÖH  nj3  iikS-i  ■Ji'^?^    v^ü  ^:i\^  ^d  ^2  y:iDn  bn^ 


670  W.  Nowack,  Metrum  und  Textkritik.  [i2 

Dn^i£  nt^'2  ]j?ttV  cnx  N^n    mn^  ns:  d^d^vdo  nn  ^msn 

Leider  verbietet  der  Raum  einen  weiteren  metrischen  Versuch, 
Man  mag  den  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet  auch  noch  so  skeptisch 
gegenüberstehen,  mit  einer  vornehmen  Handbewegung  lassen  sie  sich 
nicht  mehr  abtun,  vielmehr  wird  auch  der  zurückhaltendste  und  skep- 
tischste Exeget  sich  mit  dem  jetzt  stärker  als  je  hervorgetretenen 
Problem  auseinandersetzen  müssen  und  schlieljlich  die  Hilfe  zur  Her- 
stellung des  ursprünglichen  Textes  nicht  von  der  Hand  weisen  können, 
welche  mit  Besonnenheit  unternommene  metrische  Versuche  ihm  bieten. 


Das  Mazzoth-Fest. 


Von 


B.  D.  Eerdmans. 


ie  Thora  schreibt  vor,  im  Frühjahr  während  sieben  Tagen 
ungesäuerte  Brote  zu  essen.  Gewöhnlich  wird  dieses  Fest 
zu  den  Erntefesten  gerechnet.  Eine  andre  Erklärung  ver- 
bindet es  mit  Pesach.    Neuerdings  ist  HOLZINGER  {Exodus 


S.  41  f.)  wieder  für  diese  letztere  Erklärung  eingetreten.  Auch  H.  OORT 
behauptet  {TJieol.  TijdscJir.  1904  S.  498),  daß  kein  Brauch  des  Mazzoth- 
Festes  auf  die  Ernte  hinweise. 

Die  bis  jetzt  gegebenen  Erklärungen  haben  m.  E.  das  Richtige 
nicht  getroffen,  da  sie  den  verschiedenen  Bestimmungen,  welche  auf 
das  Fest  Bezug  haben,  nicht  gerecht  werden.  Man  hat  ausschliefJlich 
das  Essen  der  ungesäuerten  Brote  zu  erklären  versucht  und  nicht 
beachtet,  dali  andre  Bräuche  auf  diese  Weise  nicht  erklärt  werden. 

Der  Übersichtlichkeit  wegen  stelle  ich  der  Untersuchung  drei 
Thesen  voran. 

1.  Das  Mazzoth-Fest  ist,  was  seinen  Ursprung  anbetrifft,  vollkommen 
unabhängig  von  Pesach. 

2.  Die  bis  jetzt  gegebenen  Erklärungen  sind  ungenügend. 

3.  Das  Fest  ist  zu  verstehen  aus  den  primitiven  animistischen 
Vorstellungen  über  Wachstum  und  Ernte. 

I. 
Das  Mazzoth-Fest  ist  ursprünglich  unabhängig  von  Pesach. 
Die  ältesten  Bestimmungen  der  Thora  kennen  das  Mazzoth-Fest 


als   ein   selbständiges  Fest. 


Das  Bundesbuch   erwähnt   Pesach    sogar 


6/2  B.  D.  Eerdmans  [2 

nicht.  Exod.  23,  15  sagt:  „Das  Fest  der  ungesäuerten  Brote  sollst 
du  beobachten.  Sieben  Tage  sollst  du  ungesäuerte  Brote  essen,  wie 
ich  dir  befohlen  habe,  zur  bestimmten  Zeit  im  Ahrenmonat,  denn  in 
ihm  bist  du  aus  Ägypten  gezogen,  und  \-or  meinem  Angesichte  soll 
man  nicht  mit  leeren  Händen  erscheinen."  Exod.  34,  18  ff.  sagt  dasselbe, 
setzt  aber  vor  die  Schiuliworte:  „und  vor  meinem  Angesichte  etc." 
das  Gebot,  alle  Erstgeburt  Jahwe  zu  geben. 

Das  Gesetz  Exod.  13,  6.  7,  welches  jedenfalls  der  vorexilischen 
Zeit  angehört,  sagt:  „Sieben  Tage  sollst  du  ungesäuerte  Brote  essen, 
am  siebenten  Tage  aber  soll  für  Jahwe  ein  Fest  stattfinden.  Unge- 
säuerte Brote  sollen  diese  sieben  Tage  lang  gegessen  werden  und 
nichts  Gesäuertes  soll  sich  bei  dir  vorfinden,  kein  Sauerteig  soll  sich 
bei  dir  vorfinden,  in  deinem  ganzen  Gebiete". 

Es  fällt  auf,  dafj  hier  eine  genauere  Umschreibung  vorliegt  als 
in  Exod.  23  und  Exod.  34.  Auch  Deut.  16  schreibt  vor,  alles  Ge- 
säuerte hinweg  zu  tun.  Die  jüngere  Gesetzgebung  Exod.  12,  15.  18 
befiehlt  ebenfalls:  „gleich  am  ersten  Tage  sollt  ihr  den  Sauerteig  aus 
euren  Häusern  schaffen". 

Noch  genaueres  erfahren  wir  Exod.  12,  19.  Jedermann  muß  Un- 
gesäuertes essen,  er  sei  ein  Fremdling  oder  ein  Landeseingesessener. 

Deut.  16  hat  versucht,  dieses  Fest  mit  Pesach  zu  verknüpfen. 
:\Ian  muli  zum  Pesachopfer  ungesäuerte  Brote  essen  und  das  Mazzoth- 
essen  wird  vorgestellt  als  eine  Erweiterung  des  Pesachopfermahls. 
DalJ  diese  Sachlage  nicht  die  ursprüngliche  ist,  geht  schon  daraus 
hervor,  dalö  die  Dauer  des  Festes  von  Deuteronomium  eigentlich  auf 
einen  Tag  beschränkt  wird.  Das  Pesachopfer  soll  in  Jerusalem  ge- 
gessen werden  am  Abend,  und  am  nächsten  Morgen  sollen  die  Pilger 
wieder  zurückreisen.  Während  eines  Festes  geht  man  aber  nicht  auf 
die  Reise,  welche  einen  mit  vielen  Gefahren  (Unreinheit)  bedroht. 
Pesach  ist  dem  Deuteronomist  Hauptsache.  Mazzoth  wird  nur  an- 
gehängt. 

Diese  Verknüpfung  ist  nicht  gelungen.  Das  jüngere  Gesetz  redet 
in  auffällig  selbständiger  Weise  über  das  Alazzoth-Fest.  Exod.  12,  15—20, 
Lev.  23,  6  erwähnen  Mazzoth  als  ein  unabhängiges  Fest,  welches  am 
13.  Xisan  anfängt.     Dasselbe  tut  Num.  28,  17. 

Wo  ältere  und  jüngere  Schichten  in  so  auffallender  W^eise  über- 
emstimmen,  unterliegt  es  wohl  keinem  Zweifel,  dalj  der  Deuteronomist 
eine  Reform    versucht   hat,    wenn    er  Mazzoth   als   eine   Erweiterung 


3]  Das  Mazzoth-Fest.  673 

des  Pesachopfermahls  darstellte.  Gegen  seine  Darstellung  spricht, 
daß  die  Teilnehmer  am  Pesach  von  den  Teilnehmern  an  Mazzoth 
verschieden  sind.  Kein  Fremder  darf  vom  Pesachopfer  essen,  auch 
dem  „Beisassen"  und  dem  „Tagelöhner"  ist  der  Genuli  untersagt.  Der 
Sklave  darf  nur  mitessen,  wenn  er  beschnitten  ist  (Exod.  12,  43), 
Pesach  ist  also  ein  Familienfest.  Mazzoth  dagegen  ist  ein  allgemeines 
Fest,  an  dem  sich  sogar  der  Fremde  beteiligen  soll. 

Das  Mazzoth-Fest  wird  immer  als  ein  alljährliches  P'est  genannt. 
Die  ältesten  Schichten  der  Thora  (Exod,  23,  34  und  13)  kennen 
Pesach  nicht  als  solches. 

Exod.  13,  6  ist  der  siebente  Tag  des  Mazzothfestes  ein  „Fest  für 
Jahwe".  Der  erste  und  letzte  Tag  des  Festes  sind  Lev.  23,  7  und 
Exod.  12,  16  Feiertage,  an  denen  eine  heilige  Festversammlung  ge- 
halten wird.  Exod.  12,  18  zählt  als  ersten  Tag  den  14.  Nisan,  Lev. 
23,  6  den  15.  Nisan.  Auch  dieser  Unterschied  beweist,  dafj  Pesach 
und  Mazzoth  ursprünglich  nicht  zusammengehören,  sondern  erst  später 
verbunden  worden  sind.  Exod.  12  vertritt  die  deuteronomistische 
Auffassung,  Lev.  23  zeigt  aber  deutlich  eine  andere  Tradition,  welche 
nicht  hätte  entstehen  können,  wenn  Pesach  mit  Mazzoth  von  Anfan<>' 
an  verbunden  war  und  Mazzoth  nur  einen  Unterteil  des  Pesach-Festes 
bildete. 

Bekanntlich  hat  die  nachexilische  Praxis  die  Feste  für  sehr  ens 
verbunden  gehalten  und  tatsächlich  als  ein  einziges  Fest  betrachtet, 
wie  aus  dem  Traktat  Pesachim  hervorgeht.  Das  erklärt  sich  aber 
aus  den  Bestimmungen  des  Deuteronomiums,  welche  durch  die  Thora- 
gläubigen  nicht  umgangen  werden  konnten. 

Die  Untersuchung  über  den  Ursprung  des  Mazzoth-F'estes  braucht 
sich  also  nicht  mit  dem  Ursprünge  des  Pesach-Festes  zu  beschäftigen. 

II. 

Es  erhellt  aus  dem  oben  Gesagten,  dalJ  die  Erklärung  HoLZiNGER's 
und  Robertson  SxMITH'  (Re/.  of  the  San.  203) ,  welche  sich  auf  ein 
einheitliches  Pesach-Mazzoth-Fest  stützt,  das  Richtige  nicht  getroffen 
haben  kann.  Sie  vermuten,  daß  Pesach-Mazzoth  ein  altes  Frühlines- 
fest  der  Beduinen  sei. 

Die  Meinung  HoLZlKGER's,  das  Mazzenessen  beim  Frühlingsfest 
sei  eine  Reminiszenz  aus  der  Nomadenzeit  des  Volkes,  ist  schon  an 
und  für  sich  wenig  wahrscheinlich.     Er  meint  zwar,  die  Mazzen  seien 

Nöldeke-Festschrift.  ,^ 


674  ß-  ^-  Eerdmans  [4 

das  spezifische  Brot  der  Wüste:  die  Aschenkuchen,  wie  sie  die  Beduinen 
noch  heute  bereiten;  es  ist  aber  keinesfalls  erwiesen,  dalj  die  alten 
Beduinen  nicht  gerade  so  gut  wie  die  alten  Babylonier  und  Ägypter 
gesäuertes  Brot  gekannt  haben.  Auch  jetzt  ist  der  burgJiul,  der  von 
gesäuertem  Mehl  bereitet  wird,,  eine  sehr  gewöhnliche  Speise.  Wir 
haben  keine  Beweise,  dalJ  man  die  ungesäuerten  Brote  wie  altertüm- 
liches Backwerk  betrachtet  hat. 

Dazu  kommt,  dafi  schon  die  älteste  Gesetzgebung  das  Mazzoth- 
Fest  im  Monat  Abib,  dem  Ährenmonat,  feiern  läfk.  Daraus  folgt, 
daß  es  wenigstens  sehr  wahrscheinlich  ist,  dalj  das  Fest  etwas  mit 
der  Ernte  oder  dem  Wachstum  zu  tun  hat.  Auch  wird  nicht  er- 
klärt, warum  nichts  Gesäuertes  vorgefunden  werden  darf. 

Die  gewöhnliche  Erklärung,  wie  sie  von  WellhaüSEN,  Pj'oleg.^ 
S.  'S?,,  NOWACK  {Archäologie  II  145),  Benzinger  {Arch.  S.  467), 
BaentscH  {Exodus  S.  98)  u.  a.  gegeben  wird,  begegnet  aber  eben- 
falls großen  Schwierigkeiten.  Nach  ihr  soll  das  Mazzoth-Fest  das  Fest 
der  Gerstenernte  sein.  Die  Mazzoth  waren  Brote  aus  eben  gewonnener 
Gerste.  ]\Ian  fand  keine  Zeit,  die  Gerste  säuern  zu  lassen,  da  man 
so  schnell  als  möglich  der  Gottheit  ihren  Anteil  geben  wollte.  Ver- 
mischung mit  dem  Sauerteig  der  alten  Ernte  würde  den  Mazzoth  den 
Charakter  der  Erstlinge  genommen  haben. 

Auch  hier  wird  nicht  erklärt,  warum  im  ganzen  Gebiete  nichts  Ge- 
säuertes vorgefunden  werden  darf  und  warum  jedermann  in  diesem 
Gebiete  nur  Ungesäuertes  genießen  soll.  Die  Mazzoth,  welche  am 
Feste  gegessen  werden,  werden  übrigens  niemals  Erstlinge  genannt. 
Wo  von  der  Darbringung  der  Erstlinge  die  Rede  ist,  wird  vorge- 
schrieben, eine  Garbe  zum  Priester  zu  bringen  (Lev.  23,  10).  Sie 
werden  auch  nicht  immer  von  Gerste  gebacken.  Die  nachexilische 
Praxis  schreibt  sogar  vor,  daß  sie  vom  Mehl  der  alten  Ernte  ange- 
fertigt werden  sollen.  Es  war  nämlich  nicht  erlaubt,  von  der  neuen 
Ernte  zu  essen  vor  der  Darbringung  der  Erstlingsgarbe  (Lev.  23,  14). 
Dies  geschah  am  16.  Nisan.  Man  feierte  aber  am  15.  Nisan  den 
ersten  Festtag  des  Mazzoth-Festes  und  aß  schon  Mazzoth  am  Abend 
des  14.  Nisan  zu  dem  Pesachopfer.  Pesachim  nennt  fünf  Kornarten 
aus  denen  die  Mazzoth  zubereitet  werden  konnten.  Vorzugsweise 
buk  man  sie,  wenigstens  in  der  späteren  Zeit,  aus  Weizen  {ScludcJian 
Anich,  I  433).  Die  Opferkuchen  waren  zwar  meistens  ungesäuert; 
daraus    folgt   aber   nicht,    daß    alle    ungesäuerten  Brote    Opferkuchen 


5]  Das  Mazzoth-Fest.  675 

waren.  Die  Mazzoth,  welche  Gen.  19,  3  und  i  Sam.  28,  24  genannt 
werden,  sind  gewöhnliche  profane  Speise.  Aus  dem  Namen  lälöt 
sich  also  kein  Beweis  für  den  Charakter  als  Erstlinge  entnehmen. 
Es  lälJt  sich  auch  nicht  einsehen,  warum  man  sieben  Tage  lang  nur 
ungesäuerte  Brote  al5,  wenn  man  schon  in  grölJter  Eile  bei  dem 
Anfang  der  Ernte  der  Gottheit  ihren  Anteil  gegeben  hatte.  Die 
Schwierigkeiten,  welchen  die  gewöhnliche  Erklärung  begegnet,  sind 
also  sehr  erheblich. 

Auch  die  traditionelle  Erklärung  kann  nicht  die  richtige  sein. 
Sämtliche  Stellen  der  Thora  verbinden  das  Fest  mit  dem  Auszuge 
aus  Ägypten.  Die  israelitische  Tradition  hat  sich  allmählich  alle  alten 
Feste  aus  geschichtlichen  Ergebnissen  erklärt.  Mit  Recht  hat  man 
gegen  die  historische  Deutung  den  Einwand  erhoben,  da(i  sie  in 
Widerspruch  mit  sich  selbst  steht.  Deut.  16  erklärt  mit  Exod.  12,  34 
die  ungesäuerten  Brote  aus  der  grolien  Eile,  in  der  man  ausziehen 
mulite.  Man  hatte  keine  Zeit,  den  Teig  säuern  zu  lassen.  Dem  wider- 
spricht aber,  daß  Exod.  12,  15  die  ungesäuerten  Brote  schon  vorge- 
schrieben waren.  Nach  dem  Zusammenhange  mul-i  die  Verordnung 
dem  Auszug  vorangegangen  sein.  Es  fällt  auf,  daß  Exod.  12  selbst 
das  alljährliche  Mazzothessen  nicht  aus  der  Eile,  in  der  man  auszog, 
erklärt. 

Bei  dieser  geschichtlichen  Deutung  ist  es  aber  erst  recht  un- 
erklärlich, warum  auch  der  Fremde  sich  an  dem  Feste  beteiligen  soll, 
da  er  doch  der  ganzen  Sache  fern  steht. 

Auch  die  traditionelle  Deutung  muli  also  als  ungenügend  ab- 
gewiesen werden. 

III. 

Die  Vorstellungen,  welche  der  Naturmensch  sich  über  das  Leben 
gebildet  hat,  sind  bekanntlich  sehr  einfach  gewesen.  Man  hat  sich  das 
Leben  gedacht,  wie  man  es  äußerlich  wahrnahm.  Der  Mensch  lebte 
durch  das  Atmen,  durch  eine  Seele,  welche  in  seinem  Körper  wohnte. 
Also  war  für  ihn  alles,  was  lebte,  im  Besitze  einer  Seele.  Der  Mensch 
vermehrte  sich  durch  Begattung.  Er  dachte  sich  daher  die  Ver- 
mehrung und  das  Entstehen  neuen  Lebens  bei  allem,  was  lebte,  in 
derselben  Weise.  Die  Pflanze  lebte;  sie  hatte  also  eine  Seele.  Aus 
der  Saat  entstand  neues  Gewächs.  Sie  konnte  sich  also  durch  Be- 
gattung  vermehren.      Die    verschiedensten  Sitten   und  Gewohnheiten 

43* 


6j6  B-  D-  Eerdmans  [6 

crehen  auf  diesen  primitiven  Gedankenkreis  zurück  und  leben  bekannt- 
lich in  den  sonderbarsten  Verstümmelungen  fort,  sogar  mitten  in  der 
modernen  Kultur. 

Auch  die  Semiten  haben  sich  die  Pflanze  als  ein  beseeltes  Wesen 
gedacht.  Die  assyrisch-babylonischen  hischriften  schreiben  Getreide 
{nirlm)  und  Palmfrucht  {sisiiimi)  mit  einer  Kombination  verschiedener 
Zeichen,  in  welcher  das  Zeichen  „Gott"  beweist,  dali  man  sich  das 
Getreide  als  eine  lebendige  Seele  gedacht  hat.  Das  Getreide  lebt  für 
die  Bab}'lonier  gerade  so,  wie  der  Fluß  für  sie  lebt,  welcher  ////  Näru 
geschrieben  wird,  oder  das  Feuer  {isatu),  das  Eisen  {parzillii)  und  der 
Boden  [scnt),  welche  ebenfalls  mit  dem  Zeichen  „ilu"  geschrieben 
werden.  Die  Ägypter  haben  sich  gleichartige  Vorstellungen  gebildet. 
Die  kleinen  Altäre,  welche  manchmal  neben  der  Tenne  zwischen  den 
Kornhaufen  errichtet  wurden,  und  die  Schale,  welche  ein  anderes  Mal 
auf  dem  Getreidehaufen  steht  (Erman,  Ägypten  S.  575),  sind  gewiß 
Opfer  für  die  Getreide-Seele.  Vielleicht  dienen  die  Kapellen  und 
Altäre  auf  den  Speicherhöfen  einem  ähnlichen  Zweck.  Diese  können 
allerdings  auch  anderen  Schutzgeistern  und  Göttern  gewidmet  sein.  Die 
Opfer  während  der  Ernte  sind  aber,  wo  sie  vorkommen,  der  Pflanzen- 
Seele  gewidmet,  wie  aus  den  zahlreichen  Parallelen  bei  den  Natur- 
völkern hervorgeht. 

Bei  der  Ernte,  wenn  das  Getreide  geschnitten  wird,  flüchtet  die 
Pflanzen-Seele,  bis  sie  endlich  nicht  weiter  flüchten  kann  und  in  der 
letzten  Garbe  sich  zurückzieht.  Da  heißt  es  aufzupassen,  daß  man 
die  Seele  durch  Opfer  und  Versorgung  festhält,  damit  die  Ernte 
im  nächsten  Jahre  gelingen  wird.  Die  Samen,  welche  dieser  Garbe 
angehören,  werden  im  nächsten  Jahre  mit  der  Aussaat  vermischt  und 
ausgesät.  Wer  Mannhardt's  Wald-  und  Feldkidte  liest,  sieht,  wie 
verschieden  die  Sitten  sind,  welche  auf  diesen  Gedankenkreis  zurück- 
gehen. Diese  Verschiedenheit  läßt  sich  leicht  verstehen,  da  die 
jetzigen  Sitten  schon  Jahrhunderte,  meistens  unverstanden,  fortgelebt 
haben,  und  zwar  unter  einer  christlichen  Bevölkerung.  Dem  ursprüng- 
lichen Gedankenkreis  treten  wir  näher,  wenn  wir  die  Bewohner  der 
Niederländisch -Ostindischen  Kolonien  in  das  Auge  fassen.  Manche 
Züge,  welche  in  Europa  schon  ganz  verschwunden  sind,  sind  dort  noch 
bewahrt  Bei  der  Erklärung  des  europäischen  Folklores  hat  Mann- 
HARDT  nicht  immer  das  Richtige  treffen  können,  weil  ihm  diese 
Sitten    unbekannt  waren.     In   Indien   ist    hauptsächlich    der  Reis    die 


7]  Das  Mazzoth-Fest.  6'J'J 

gewöhnliche  Nahrung,  Die  Sitten  der  Reiskultur  sind  daher  als  Paral- 
lelen der  Sitten  bei  der  Getreidekultur  in  westlichen  Ländern  zu  be- 
trachten. 

Wichtige  Zeitpunkte  sind  die  Blütezeit,  die  Zeit,  in  der  die  Ähren 
sich  füllen,  und  die  Erntezeit.  In  der  Blütezeit  opfern  die  Bataks 
auf  Sumatra  der  „Seele  des  Reises",  damit  sie  nicht  nur  leere 
Ähren  ernten  (G.  A.  WiLKEN,  Het  atiiniisme  bij  de  volken  van  den 
Jndischen  Archipel.  Amsterdam  1884.  I  32.  A.  C.  Kruyt,  De 
Rijstmoeder  in  den  Indischen  Archipel.  Verslagen  en  Meded.  d.  Kon. 
Acad.  V.  Wetensch.  te  Amsterdam.  Afd.  Letterkunde  4^^^  Reeks. 
Deel.  V  363). 

Wenn  die  Reisähren  sich  füllen,  wenn  der  Reis  also  schwanger 
ist,  wird  er  mit  sauerschmeckenden  Früchten  bespritzt,  weil  die 
schwangere  Frau  sauere  Speisen  liebt  (A.  C.  Kruyt  1.  c.  364). 

Man  glaubt,  daß  die  Reisseele  sich  entfernen  kann  und  daß  sie 
durch  „sympathischen"  Zauber  sogar  fortgeführt  werden  kann,  oder  daß 
sie  flüchtet,  wenn  sie  in  irgend  einer  Weise  erschreckt  wird.  Daher 
dürfen  Fremde  oft  den  Acker  nicht  betreten.  Man  schließt  ganze 
Dörfer  in  der  Erntezeit  ab  und  die  Schnitter  benehmen  sich  ernsthaft, 
wie  Leute,  welche  durch  ihre  Berührung  mit  der  Reisseele  gewisser- 
maßen geheiligt  sind  (Kruyt  368).  Darum  „bindet"  man  in  der 
Erntezeit  den  Garten  durch  religiöse  Symbole  und  Handlungen,  da- 
mit die  Reisseele  sich  nicht  entfernen  kann  (Kruyt  389).  Es  ist 
eine  allgemein  verbreitete  Sitte  in  Indien,  den  Speicher,  in  dem  der 
Reis  aufbewahrt  wird,  nur  anständig  gekleidet  zu  betreten  und  in  der 
Gegenwart  des  Reises  keine  ungeziehmende  Worte  zu  sprechen.  Denn 
eine  solche  Geringschätzung  könnte  die  Ursache  werden,  daß  die  Reis- 
seele sich  entferne  (Kruyt  371).  Keinesfalls  darf  man  dem  Reis  zeigen, 
was  sein  Schicksal  nach  der  Ernte  sein  wird.  Man  darf  auf  dem  Acker 
keinen  Reis  kochen  (Kruyt  372).  Manchmal  ist  es  auch  verboten,  in 
der  Zeit,  da  der  Reis  heimgebracht  wird,  in  der  gewöhnlichen  Küche 
zu  kochen,  weil  dort  der  neue  Reis  aufbewahrt  wird  (Kruyt  368). 

Zu  diesen  Sitten  gehören  auch  Speiseverbote,  und  diese  sind  für 
die  Erklärung  des  Mazzoth-Festes  von  großer  Wichtigkeit  (Kruyt  365). 
Der  Genuß  von  wasserreichen  Früchten,  wie  Gurken,  ist  den  Bataks  in 
der  Erntezeit  untersagt.  Anderswo  darf  man  keine  schleimigen  Ge- 
müse essen.     Die  Glattheit  derselben  könnte  die  Reisseele  fortführen. 


678  B.  D.  Eerdmans  [8 

Wasser  ist  überhaupt  eine  gefährliche  Sache  in  dieser  Zeit,  weil  die 
Reisseele  dadurch  fortgespült  werden  könnte. 

Diese  animistischen  Vorstellungen  erklären  die  drei  charakte- 
ristischen Punkte,  welche  bei  dem  Mazzoth-Fest  auffallen  —  die  Ver- 
pflichtung, nur  Ungesäuertes  zu  essen,  das  Wegtun  von  allem  Gesäuer- 
ten und  das  Gebot,  daß  jedermann,  sei  er  auch  ein  Fremder,  sich  des 
Gesäuerten  zu  enthalten  hat. 

Die  Gärung  ist  eine  Art  von  Verderben.  Die  Getreideseele  kann 
also  durch  Berührung  mit  dem  Gegärten  erschreckt  werden  und  fort- 
gehen. Die  peinliche  Genauigkeit,  mit  der  von  dem  Juden  das  Haus, 
der  Boden,  die  Schubladen  usw.  durchgesucht  werden,  ob  etwa  auch 
nur  ein  wenig  Gesäuertes  irgendwo  versteckt  sei,  beweist,  daß  die  Misna 
(Pesachim)  und  die  lebendige  Tradition  das  Hinwegschaffen  des  Ge- 
säuerten als  etwas  sehr  Wesentliches  betrachtet  haben. 

So  erklärt  es  sich  auch,  daß  niemand  Gesäuertes  genießen  darf. 
Die  Fremden,  welche  bei  der  Ernte  behilflich  waren,  könnten  die 
nächste  Ernte  gerade  so  gut  gefährden  als  die  Israeliten. 

Die  sieben  Tage  des  Festes  sind  bei  dem  Mazzoth-Fest  die  Dauer 
der  Erntezeit,  wie  diese  Periode  auch  bei  der  Weinernte  die  normale 
geworden  ist. 

Die  Eröffnung  der  Ernte  ist  eine  religiöse  Handlung.  Die  eigent- 
liche Erntefeier  findet  immer  am  Schluß  statt.  Daher  sind  der  erste 
und  der  letzte  Tag  des  Festes  Feiertage.  Die  ältere  Thora  kennt 
den  ersten  Tag  nicht  als  Ruhetag;  sie  steht  also  der  lebendigen  Sitte 
noch  näher  als  die  spätere  Gesetzgebung,  welche  es  verbietet,  an  diesem 
Tage  zu  arbeiten.  Der  Israelit  dankt  Jahwe  oder  irgend  einem  Baal 
für  die  Ernte,  wie  der  Indier  Allah  oder  andern  Göttern  dankt.  Die 
animistischen  Zeremonien  und  Gedanken  sind  mit  einer  höheren 
Religion  verknüpft.  Man  muß  daher  für  die  Erklärung  des  Festes  das 
Unlogische,  das  in  einer  derartigen  Verknüpfung  liegt,  mit  in  Betracht 
ziehen.  Man  opfert  natürlich  einen  Teil  der  Ernte  an  Jahwe.  So  will 
es  der  Priester.  Mit  leeren  Händen  darf  man  nicht  vor  Jahwe  er- 
scheinen. Zu  gleicher  Zeit  aber  behält  man  die  alten  animistischen 
Sitten  bei.  Am  Ende  werden  diese  gar  nicht  mehr  verstanden.  Als- 
dann sind  sie  aber  Teile  der  höheren  religiösen  Sitte  geworden  und 
leben  unverstanden  fort. 

Es  gibt  mehrere  Gebräuche  im  AT.,  welche  auf  diesen  Gedanken- 
kreis  zurückgehen.     Die  Ecke  des  Ackers,    welche  nicht    abgemäht 


9]  Das  Mazzoth-Fest.  679 

werden  darf,  die  letzte  Garbe,  welche  auf  dem  Felde  hinterlassen  wird, 
und  das  Verbot,  den  Acker  mit  zweierlei  Saat  zu  besäen  (Lev.  19,  9. 
Deut.  24,  19.  Lev.  19,  19.  Deut.  22,  9),  haben  m.  E.  einen  animistischen 
Hintergrund.  Meine  Erklärung  des  Mazzoth-Festes  ist  zwar  ziemlich 
weit  hergeholt,  steht  aber  nicht  ohne  Analogie  da,  wenn  auch  viel- 
leicht die  Analogie  bei  den  eben  genannten  Gebräuchen  erst  zu  be- 
weisen ist.  Dies  kann  hier  nicht  geschehen  und  wird  anderswo  von 
mir  versucht  werden. 


Die  Ereionisse 
der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament. 


Eine  Skizze. 


\'on 


Karl  Marti. 


as  goldene  Zeitalter  liegt  für  die  Israeliten  nicht  in  längst 
entschwundener  grauer  Vorzeit,  sondern  wird  von  ihnen 
von  der  Zukunft  erwartet.  Wohl  war  unter  ihnen  die  Er- 
zählung von  dem  verlorenen  Paradiese,  in  dem  einst  die 
ersten  Menschen  lebten,  verbreitet,  aber  sie  hat  auf  ihr  Denken  keinen 
bestimmenden  EinfluI5  geübt  und  unter  ihnen  bei  weitem  nicht  die 
Rolle  gespielt,  wie  nachmals  unter  den  christlichen  Theologen,  die 
lange  Zeit  meinten,  in  dieser  Erzählung  den  alles  beherrschenden  Aus- 
gangspunkt für  die  Darstellung  der  Glaubenslehre  gefunden  zu  haben. 
Wohl  fehlt  es  natürlich  nicht  an  Beispielen,  dali  auch  unter  den 
Israeliten  in  den  schlimmen  Verhältnissen  der  Gegenwart  wehmütige 
Erinnerungen  an  die  schönen  Tage  einer  glänzenden  Vergangenheit 
auftauchten.  Als  die  Israeliten  ihre  staatliche  Selbständigkeit  verloren 
hatten,  als  die  davidische  Dynastie  entthront  und  von  dem  stolzen 
Baum,  dessen  königliche  Sprossen  über  400  Jahre  die  Spitze  des 
Staates  gebildet  hatten,  nur  noch  der  Stumpf  und  die  Wurzel  übrig 
gelassen  waren,  da  dachten  die  Israeliten  zurück  an  jene  Glanzzeit,  da 
David  ein  Weltreich  geschaffen  hatte  und  da  der  Name  Israel's  vom 
Bache  Ägyptens  bis  an  den  Euphrat  geachtet  und  gefürchtet  war. 
Und  als  man    seufzte   unter  dem  Joche  fremder  Herrscher  und    unter 


6S2  Karl  Marti  [2 


den  Wirren  im  Innern  des  Gemeinwesens  nicht  wo  aus  und  ein  wufite, 
da  rief  man  sich  die  mosaische  Wunderzeit  ins  Gedächtnis,  da  die 
Vorfahren  das  Joch  der  ag)-ptischen  Knechtschaft  abschüttelten,  zu 
ihrer  Freiheit  gelangten  und  in  der  Folgezeit  nach  langem,  aber  sieg- 
reichem Kampfe  sich  den  Besitz  des  Landes  Kanaan  erstritten.  Aber 
es  war  auch  mit  diesen  Erinnerungen  nicht  die  Klage  über  ein  nun 
endgültig  entschwundenes  Glück,  das  nimmermehr  wiederkehren  könne, 
verbunden,  sondern  es  drückte  sich  darin  vielmehr  die  Wehmut  aus, 
dali  das  erwartete  noch  viel  herrlichere  zukünftige  Glück  immer  noch 
nicht  gekommen  und  die  wunderbare  Heilszeit  noch  nicht  angebrochen 
sei.  Darüber  ist  ihr  Schmerz  so  groli,  dal5,  wo  sie  sich  fast  die  Augen 
ausgesehen  haben  nach  dem  kommenden  Heil,  sie  wie  Blinde  in  der 
Finsternis  herumtappen  müssen  und  sie  noch  nichts  von  dem  Lichte, 
noch  kein  Morgenrot  des  kommenden  Tages  entdecken  können.  Denn 
niemals  waren  die  Israeliten  die  in  Weltschmerz  verzweifelnden  und  in 
Griesgram  versunkenen  Lobredner  der  guten  alten  Zeiten,  sondern 
stets  die  von  glühender  Hoffnung  erfüllten  Evangelisten  einer  neuen 
herrlichen  Zeit.  Der  Mittelpunkt  ihrer  Gedanken  lag  nicht  in  der 
Vergangenheit,  sondern  in  der  Zukunft;  nicht  das  Alte  zu  erhalten 
oder  wiederherzustellen,  war  ihr  Streben  und  Verlangen,  sondern  mit 
allen  Mitteln  die  neue  \iel  bessere  und  schönere  Zeit  der  Zukunft  her- 
beizuführen. 

Weil  so  ihre  Gedanken  in  der  Zukunft  lebten,  hat  sich  bei  ihnen 
auch  eine  Lehre  darüber  ausgebildet,  wie  die  letzte  Zeit  d.  h.  die 
neue  Ordnung  der  Dinge,  die  dann  im  Gegensatz  zu  den  jetzigen 
wechselnden  Verhältnissen  eine  beständige  bleiben  solle,  sein  werde, 
und  vor  allem  auch  wußten  sie  von  den  Ereignissen  zu  reden,  die 
der  letzten  Zeit  vorangehen  und  die  neue  glückliche  Zeit  herbeiführen 
würden. 

Diese  Lehre  von  den  Ereignissen  der  letzten  Zeit  ist 
nicht  an  einem  Tage  entstanden,  sie  hat  auch  er.st  in  den  späteren 
Perioden  der  jüdischen  Geschichte  die  Zukunftserwartungen  in  ein 
Gesamtgemälde  zusammengefaßt.  Will  man  die  Bedeutung  dieser 
Lehre  verstehen,  so  genügt  es  nicht,  dieses  Gesamtgemälde  einfach 
wiederzugeben,  sondern  man  muß  die  einzelnen  Bestandteile  desselben 
betrachten  und  der  allmählichen  Entstehung  der  Lehre  von  den  letzten 
Dingen  nachgehen. 

Dabei  hat   man    im   achten  Jahrhundert  vor  Christus  einzusetzen, 


i 


j]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  683 


in  dem  Jahrhundert,  wo  jene  grolien  Männer  auftreten,  die  mit  ihrem 
mächtigen  Wort  in  die  Geschichte  der  Religionen  eingegriften  haben, 
in  dem  Jahrhundert,  in  welchem  die  assyrische  Weltmacht  ihre  kräftige 
Hand  auch  die  palästinischen  Staaten  fühlen  lälJt  und  dem  nördlichen 
israelitischen  Reiche  schlielJlich  das  Ende  bereitet. 

Das  Volk  im  allgemeinen  hoffte  damals,  da(5  am  Entscheidungs- 
tage Gott,  den  man  eifrig  mit  Opfern  und  Gottesdienst  verehrte,  auf 
Seiten  seines  Volkes  stehen  und  sich  in  herrlichster  Weise  als  Helfer 
erweisen  werde,  wie  an  den  Schlachttagen  der  Vergangenheit.  So 
war  man  auch  wieder  einmal  um  750  v.  Chr.  zum  feierlichen  Opfer- 
feste  in  Bethel,  wo  ein  königliches  Heiligtum  stand,  versammelt,  und 
die  Wogen  des  Festes  gingen  schon  hoch;  da  tönte  mit  einemmal 
in  den  Jubel  der  Opfergäste  hinein  der  schrille  Laut  der  Totenklage, 
wie  er  sonst  etwa  plötzlich  beim  Eintritt  eines  Todesfalls  aus  einem 
Hause  vernommen  wurde.  Der  Jubel  hielt  inne,  man  horchte,  wem 
die  Totenklage  gelte;  da  vernahm  man  die  merkwürdigen  Worte 
(Amos  5,  2J: 

Gefallen  ist  und  steht  nicht  mehr  auf  —   die  Jungfrau  Israel, 
Hingestreckt  ist  sie  auf  die  eigene  Flur,  —  keiner  richtet  sie  auf. 

Alle  schauten  nach  dem  seltsamen  Mann,  der  der  Jungfrau  Israel  die 
Totenklage  anstimmte  und  das  Grablied  sang.  Es  war  der  Prophet 
Amos,  der  aus  Thekoa  im  Südreich  herübergekommen  war,  um 
den  Israeliten  den  Gottesspruch  zu  verkündigen,  und  der,  damit  man 
ihn  recht  verstehe,  nun  hinzufügte,  dafj  das  Königshaus  gestürzt  und 
dem  Nordreich  ein  Ende  bereitet  werde,  da  Jahwe  selber  als  Feldherr 
die  feindlichen  Heere  leite  gegen  sein  Volk,  das  nur  in  Opfern,  aber 
nicht  in  Recht  und  Sittlichkeit  sich  zu  ihm  bekenne.  Der  königliche 
Oberpriester  von  Bethel  hat  den  unerschrockenen  Propheten  als  Ver- 
schwörer und  Schwarzseher  von  Bethel  weg  in  seine  Heimat  ver- 
wiesen; aber  den  Festgästen  tönte  es  fort  in  ihren  Ohren: 

Gefallen  ist  und  steht  nicht  mehr  auf  —  die  Jungfrau  Israel, 
Hingestreckt  ist  sie  auf  die  eigene  Flur,  —  keiner  richtet  sie  auf. 

Nicht  anders  lautete  das  prophetische  Urteil  über  das  Südreich 
Juda.  Dort  hat  wenige  Jahre  hernach,  was  Amos  in  Bethel,  Jesaja 
in  Jerusalem  verkündet.  Es  ist  vielleicht  sein  ältestes,  noch  aus  dem 
Jahre  740  stammendes  Wort,  wenn  er  den  drohenden  Gerichtstag 
Jahwe's  schildert  als  einen  gewaltigen  von  Nordosten  heransausenden 
und  mit  Erdbeben  verbundenen  Sturm,  dessen  Brausen  und  Tosen  in 


684  ^^^''^  -^^^"^  [4 

den  Zedern  des  Libanons  und  in  den  Eichen  von  Basan  man  bereits 
hört  und  der  alles  Hohe  und  Erhabene  wegfegend  daherjagt,  jenes 
Wort,  da  er  die  Judäer  auffordert: 

Verkriecht  euch  in  die  Höhlen  der  Felsen 

Und  in  die  Löcher  der  Erde 
Vor  Schrecken  über  das  Erscheinen  Jahwe's 

Und  aus  Entsetzen  vor  seiner  Majestät! 

und  das  Ergebnis  7.usammenfassend  spricht: 

Dann  wird  niedrig  sein  der  Stolz  der  Menschen 

Und  erniedrigt  der  Hochmut  der  Männer; 
Jahwe  allein  wird  hoch  erhaben  sein, 

Und  die  Xichtse  —  samt  und  sonders  sind  sie  zu  nichte. 

Derselbe  Gerichtstag  stand  dem  Propheten  am  Ende  seiner  Lauf- 
bahn fast  vierzig  Jahre  hernach  noch  vor  der  Seele,  als  Jerusalem  im 
Jahre  701  sich  frohem  Jubel  hingab,  weil  der  Assyrerkönig  Sanherib 
die  Belagerung  von  Jerusalem  aufhob  und  infolge  der  in  der  Heimat 
ausgebrochenen  Wirren  schleunigst  abzog.  In  die  freudig  erregte 
Menge  hinein  ruft  Jesaja  die  Klage  über  den  Untergang  Jerusalem's, 
wo  die  Mauern  zusammenkrachen  und  vom  Lärm  des  Zusammen- 
bruches Berge  und  Täler  widerhallen.  Er  sieht  den  Tod  hinein- 
grinsen in  das  leichtfertige  Treiben  der  Jerusalemer,  die  in  ihrer  Ver- 
blendung nicht  merken,  welche  Stunde  geschlagen  hat,  und  die 
Galgenfrist  dafür  verwenden,    ein  Freudenfest  zu  feiern  (Jes.  22^   i  ff.). 

Der  Unglückstag  war  im  8.  Jahrhundert  nur  für  das  Nordreich 
gekommen;  die  Unheilsverkündigungen  für  das  Südreich  setzten  sich 
im  7.  Jahrhundert  fort,  selbst  dann,  als  man  gegen  das  Ende  des 
Jahrhunderts  den  Versuch  gemacht  hatte,  durch  eine  Reform  des 
Gottesdienstes  die  Lage  zu  bessern.  Damals  hat  zunächst  Jeremia 
nichts  anderes  in  Aussicht  gestellt  als  die  völlige  Zerstörung  des 
Staatswesens  durch  einen  Feind  aus  dem  Norden  wie  die  Skythen, 
deren  Reiterscharen  eben  noch  gnädig  an  Judäa  vorübergezogen 
waren.  Es  war  im  Jahre  608,  da  strömte  die  Menge  nach  dem  Un- 
glückstag von  Megiddo,  wo  der  hochgesinnte  König  Josia  in  der 
Schlacht  gegen  den  Pharao  Necho  gefallen  war,  im  Tempel  zu  Jeru- 
salem zusammen,  um  Schonung  und  Rettung  von  Jahwe  zu  erflehen. 
Jeremia  stellt  sich  den  Judäern  entgegen  mit  der  harten  Drohung: 
Der  Tempel,  an  dessen  Bestand  ihr  euch  klammert,  wird  fallen ;  geht 
hin  nach  Silo,  dort  sind  die  Trümmer  des  Gotteshauses  Eli's  und 
Samuel's.     Eine   ähnliche  Ruinenstätte  wird    bald  den  Zion  bedecken. 


5]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  685 

Und  als  zwanzig  Jahre  hernach  der  ., Feind  aus  dem  Norden":  die 
Chaldäer  unter  Nebukadnezzar  Jerusalem  umschlossen  hatten  und  beim 
Heranzug  eines  ägyptischen  Entsatzheeres  die  Ik^lagerung  für  kurze 
Zeit  aufhoben,  meinten  die  Jerusalemer  wieder,  wie  zu  Jesaja's  Zeit, 
gerettet  zu  sein,  Jeremia  aber  erklärte  ihnen  als  unzweifelhaft,  dali, 
wenn  auch  nur  ein  paar  Verwundete  vom  Heere  der  Chaldäer  übrig 
blieben,  diese  aufstehen  würden,  da  Jerusalem  fallen  und  seine  Be- 
wohnerschaft in  die  Gefangenschaft  wandern  müsse. 

Nur  Unheil  und  Unglück,  den  Zusammenbruch  der  israelitischen 
Staaten,  haben  die  Propheten  des  8.  und  7.  Jahrhunderts  vor  dem 
Falle  Jerusalem's  im  Jahre  586  verkündet.  Und  doch  würden  wir  ihre 
ganze  Art  und  die  Meinung  ihrer  Worte  nicht  verstehen,  wenn  wir 
in  ihnen  nur  die  Schwarzseher  und  die  Sturmvögel,  die  dem  Unglück 
voraneilen,  erblicken  wollten.  Sie  haben  nicht  in  kluger  politischer 
Berechnung  die  größere  Macht  Assur's  und  Babel's  erkannt;  sie  sind 
die  Vertreter  einer  Macht,  die  Geltung  hat,  auch  wenn  Assur  und 
Babel  verschwunden  sind,  die  Verkündiger  einer  höheren  Ordnung, 
eines  Reiches  des  Geistes,  das  sich  durchsetzen  muß  gegenüber  den 
zerbrechlichen  Mitteln  der  irdischen  Reiche.  Für  sie  ist  Gott  Geist 
und  sein  Reich  ein  Reich  des  Geistes  und  des  Guten;  dieses  Reich 
behauptet  sich  gerade,  wenn  das  Volk,  welches  das  Gute  nicht  will, 
zusammenbricht.  Als  die  Macht  dieses  geistigen  Prinzips  kennen  die 
Propheten  Gott,  er  braucht  nur  seine  Hand  auszustrecken,  so  liegen 
die  sarkischen  Reiter  am  Boden.  Von  den  Formen  dieses  Reiches 
haben  die  alten  Propheten  nicht  gesprochen;  es  ist  ja  für  sie  auch 
nicht  ein  Reich,  das  nur  in  der  Form  von  den  Reichen  auf  Erden, 
wie  sie  damals  existierten,  unterschieden  w-ar.  Sie  haben  die  Kraft 
desselben  gekannt  und  waren  sicher,  daß  diese  Kraft  auf  Erden  unter 
den  Menschen  den  Sieg  behalten  müsse;  sie  sahen  diese  Kraft  auch 
wirksam  und  daher  die  Keime  der  neuen  Ordnung  und  der  neuen 
Zeit  in  den  Einzelnen  schon  v^orhanden,  welche  wie  sie  selber  die 
überwältigende  und  überragende  Macht  des  Geistes  und  des  Guten 
erfahren  hatten.  Das  gab  jenen  großen  ersten  Propheten,  die  nur 
Droh-  und  Strafreden  zu  halten  und  den  Untergang  des  Staates  und 
des  Tempels  zu  verkünden  hatten,  ihre  uns  unheimlich  vorkommende 
Höhe,  mitten  im  Untergang  einer  Welt  nicht  von  Verzweiflung  er- 
griffen zu  werden  und  die  Gewißheit  der  neuen  höheren  Ordnung  zu 
besitzen.     W'ohl  erfüllte  es  sie   mit  Schmerz,  daß  ihr  Volk  von  dem. 


686  Karl  Marti  [6 


was  ihm  Hilfe  brächte,  vom  Vertrauen  auf  die  siegreiche  Macht  des 
Guten  nichts  wissen  wollte,  wohl  weinten  sie  über  die  Trümmer  Jeru- 
salem's;  aber  vor  ihrem  Blick  stand  ein  neues  Jerusalem,  dem  ein 
bleibender  Bestand  gesichert  sein  sollte.  So  hofften  sie  von  der 
Zukunft. 

Diese  Hofthung  trat  in  den  Vordergrund,  als  das  Gericht  daran 
war,  sich  zu  vollziehen,  und  als  es  sich  vollzogen  hatte.  Da  wendeten 
sich  auch  die  Gedanken  der  Frage  zu,  wie  sich  diese  Zukunft  gestalte. 
Jeremia,  der  den  Fall  Jerusalem's  586  und  die  Zerstörung  des  judä- 
ischen  Staates  erlebte,  hat  schon  vorher  Andeutungen  darüber  ge- 
geben: mitten  in  den  Schreckenstagen  der  Belagerung  sah  er  in  dem 
Anerbieten,  das  ihm  gemacht  wurde,  einen  Acker  in  Anatot,  seinem 
in  der  Nähe  von  Jerusalem  gelegenen  Heimatsorte,  zu  kaufen,  einen 
göttlichen  Wink,  daCJ  einst  wieder  in  diesem  Lande  neues  fröhliches 
Leben  und  ein  neu  aufblühendes  Geschlecht  sein  werde.  Ja,  er  hat 
die  Art  der  glücklichen  Zukunft  in  tiefster  Weise  gezeichnet;  sie  ist 
ihm  nicht  an  eine  besondere  Staatsform,  nicht  an  einen  besonderen 
Tempeldienst,  auch  nicht  an  ein  besonderes  Gesetz  gebunden,  sondern 
der  neue  Bund  ist  ein  Verhältnis  Gottes  zu  dem  einzelnen  Menschen, 
dem  im  Herzen  Gottes  Kraft  in  der  Weise  offenbar  ist,  dafi  er  nicht 
nur  weiß,  was  Gottes  Willen  ist,  sondern  zugleich  den  Antrieb  empfangen 
hat,  dieser  göttlichen  Kundgebung  von  dem,  was  gut  und  recht  ist, 
im  Leben  Folge  zu  leisten.  Das  Reich,  das  kommen  wird,  ist  somit 
kein  israelitisches  Reich,  kein  Reich,  das  an  äußeren  Geberden  er- 
kenntlich ist,  sondern  ein  Reich  der  Menschen,  die  den  Willen  Gottes 
tun,  der  sich  in  ihrem  Innern  kundgegeben  hat.  Natürlich  ist  es  dazu 
kein  Widerspruch,  wenn  sich  auch  Jeremia  die  einstige  Zukunft  nicht 
anders  hat  denken  können,  als  daß  wieder  ein  Reich  mit  einem  Davi- 
diden  an  der  Spitze  entstehen  werde;  Gewicht  wird  in  keinem  Fall 
vom  Propheten  hierauf  gelegt. 

Einen  viel  größeren  Raum  nimmt  die  Schilderung  der  glücklichen 
Zukunft  bei  den  beiden  andern  Propheten  ein,  die  die  Wegführung 
des  Volkes  von  Juda  erlebten  und  deren  Tätigkeit  innerhalb  der  Jahre 
fällt,  da  es  kein  judäisches  Gemeinwesen  mehr  gab,  bei  Hesekiel  und 
dem  großen  Ungenannten,  dem  sog.  Deuterojesaja.  Hesekiel  war 
selber  mit  den  oberen  Zehntausend  bei  der  ersten  Wegführung  597 
durch  Nebukadnezzar  deportiert,  seine  Wirksamkeit  fällt  daher  in 
den  Anfang   der  Zeit  des  Exils  bis  ca.  560.     Deuterojesaja   dagegen 


y]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  6Sy 

hat  seine  Trostschrift,  die  Kapp.  40 — 55  im  Buche  Jesaja,  am  Ende 
dieses  Exils  geschrieben,  als  bereits  Cyrus  der  Perserkönig  gegen  das 
babylonische  Reich  zog  und  sich  anschickte,  der  babylonischen  Herr- 
schaft ein  Ende  zu  machen.  So  nahe  Hesekiel  und  Deuterojesaja 
einander  zeitlich  stehen,  so  gänzlich  verschieden  ist  ihre  Art,  so  ver- 
schieden, daß  man  Hesekiel  den  „Vater  des  Judentums"  und  Deutero- 
jesaja den  „Evangelisten  des  Alten  Bundes"  genannt  hat.  Die  \'er- 
schiedenheit  ihrer  Geistesrichtung  zeigt  sich  auch  in  ihren  Darstellungen 
der  Zukunft. 

Hesekiel,  der  unter  den  Deportierten  in  Babylonien  lebte,  hatte 
am  Anfang,  bevor  Jerusalem  fiel,  auch  noch  den  sicheren  Untergang 
der  Hauptstadt  und  des  judäischen  Staatswesens  seinen  halsstarrigen 
Mitdeportierten  zu  verkündigen.  Als  aber  das  diesen  unglaublich  Er- 
schienene eingetroffen  war,  da  war  seine  Aufgabe  eine  andere  ge- 
worden: Jetzt  hatte  er  das  künftige  Heil  zu  verkündigen.  Diese  Ver- 
kündigung beginnt  bei  ihm  nun  merkwürdigerweise  damit,  daß  er  die 
Vernichtung  einer  Reihe  von  Völkern  in  Aussicht  stellt.  Damit  einst 
die  Israeliten  in  ihrem  Lande,  wohin  sie  zurückgeführt  werden,  vor 
den  bösen  näheren  und  ferneren  Nachbarn  Ruhe  haben,  und  damit 
diese  von  ihrer  Verachtung  der  Israeliten  lassen,  nicht  weiterhin  von 
dem  Unglück  Israel's  auf  die  Ohnmacht  des  Gottes,  dem  Israel  diente, 
schließen,  sondern  dessen  Überlegenheit  und  Macht  erkennen,  soll  zur 
Vorbereitung  der  Heilszeit  Amnion,  Moab,  Edom,  Philistäa,  Tyrus, 
Sidon  und  Ägypten  das  Gericht  treffen,  soll  Vernichtung  oder  Ent- 
völkerung über  diese  Staaten  hereinbrechen. 

Ist  dieses  Gericht  ergangen,  so  wird  Gott,  wie  ein  Hirte  nach 
dem  Gewittersturme  die  zersprengte  Herde,  die  Zerstreuten  sammeln 
und  als  der  rechte  Hirte  sie  in  die  Heimat  geleiten.  Die  Heimat  aber, 
das  israelitische  Bergland,  wird  von  den  unrechtmäßigen  Besitzern 
gesäubert  und  in  eine  außerordentlich  fruchtbare  Gegend  verwandelt 
werden,  in  der  die  Trümmer  und  Ruinen  wieder  aufgebaut  werden. 
Für  eine  reiche  Bevölkerung  wird  auf  wunderbare  Weise  gesorgt 
werden.  Auf  weitem  Felde  sind  jetzt  die  Totengebeine  zerstreut  und 
das  ganze  Volk  der  Israeliten  scheint  in's  Grab  gesunken,  ist  es  ja 
doch  dazu,  um  es  untergehen  zu  lassen,  von  seiner  Heimat  entfernt 
und  in  die  Fremde  gebannt.  Aber  es  kommt  die  Zeit,  da  der  Lebens- 
geist unter  diese  Totengebeine  fährt,  da  sie  sich  mit  Fleisch  und  Bein 
überziehen  und  neues  Leben  in  ihnen  erweckt  wird;  das  in  der  Fremde 


688  Karl  Marti  [8 

vermeintlich  im  Grabe  liegende  Volk  wird  auferstehen  und  dann  werden 
die  Israeliten  auch  wieder  ein  Reich  bilden,  Norden  und  Süden  nicht 
wieder  getrennt  sein,  sondern  unter  einem  Herrscher  wie  David  in 
der  Heimat  vereinigt  sein  und  dort  sich  des  ewigen  Friedensbundes 
mit  ihrem  Gotte  freuen,  der  in  dem  das  ganze  Land  überragenden 
Heiligtum  Wohnung  nehmen  wird. 

Ist  aber  Israel  wieder  im  Lande,  so  wird  noch  in  einem  eigen- 
tümlichen Ereignis  der  letzten  Zeit  vor  aller  Welt,  vor  Heiden  und 
Israeliten,  sich  Gottes  Macht  kundtun  und  seine  Ehre  festgestellt 
werden.  Es  sollen  nicht  nur  die  Nachbarn,  sondern  alle  Heiden  zu 
der  Überzeugung  von  der  grandiosen  Übermacht  des  Gottes  Israel's 
gebracht  werden.  Es  wird  nämlich  der  von  den  früheren  Propheten, 
besonders  von  Jeremia,  geweissagte  Feind  aus  dem  fernen  Norden 
nicht  ausbleiben.  Wie  in  der  Jugendzeit  des  Propheten  einst  die 
Skythen  den  Westen  Asiens  durchzogen  und  bis  an  die  Grenze  Ägyp- 
tens gelangten,  so  kommt  Gog  aus  dem  Lande  Magog  mit  einem 
gewaltigen  Heer  gegen  Jerusalem,  um  hier  seine  Beute  zu  machen. 
Aber  an  den  Mauern  Jerusalem's  zerschellt  dieser  Völkersturm,  und  die 
Krieger  fallen  auf  den  Bergen  Israel's.  Mit  Schwert  und  Erdbeben, 
mit  Pest  und  Blutvergießen,  mit  Feuer-  und  Schwefelregen  wird  Gott 
gegen  diesen  Feind  aus  dem  Norden  einschreiten;  die  Toten  liegen 
dort  als  ein  Raub  der  Tiere  des  Feldes  und  der  Vögel  der  Luft,  und 
die  Waffen  derselben  dienen  den  Bewohnern  des  Landes  zur  Feuerung 
für  sieben  Jahre.  Mit  solcher  Überwindung  hat  aber  Gott  seine  Über- 
macht vor  allen  Menschen  glänzend  bewiesen,  und  dann  beginnt  die 
glückliche  herrliche  Zeit  in  vollstem  Mafie,  wo  der  Tempel  zu  Jeru- 
salem herrlich  gebaut  und  das  Land  Palästina  unter  die  israelitischen 
Stämme  verteilt  ist,  wo  der  Kultus  in  richtiger  Weise  zu  Jerusalem 
geübt  wird  und  vom  Tempel  eine  Quelle  ausgeht,  die  auch  die  un- 
fruchtbare Wüste,  selbst  die  Gegend  des  toten  Meeres,  auf  das  Herr- 
lichste umgestaltet,  sodalö  die  Bäume  am  Ufer  der  Quelle  das  ganze 
Jahr  Früchte  tragen  und  das  tote  Meer  einen  Reichtum  an  Fischen 
aufweist  und  alles  davon  zeugt,  dalJ  Gott  Wohnung  genommen  hat 
im  Tempel  seines  Volkes. 

Diese  Darstellung  Hesekiel's  ist  in  mehr  denn  einer  Hinsicht  von 
hohem  Interesse.  Er  redet  einmal  nicht  blol)  von  der  nächsten  Zu- 
kunft, wie  die  früheren  Propheten,  sondern  unterscheidet  zwischen  den 
Ereignissen   der  nächsten  Zeit,  dem  Gericht  über  die  Nachbarn  und 


9]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  689 

der  Ansiedlung  im  Lande,  und  den  Ereignissen  der  letzten  Zeit,  der 
wunderbaren  Besiegung  des  Völkersturmes  aus  dem  Norden  und  der 
hierauf  folgenden  definitiven  Grundlegung  der  bleibenden  herrlichen 
Zukunft.  Dann  zeigt  sich  bei  ihm,  wie  die  Weissagungen  der  früheren 
Propheten,  die  nur  für  ihre  Zeitgenossen  und  die  nächste  Zukunft  ge- 
meint waren,  auf  die  fernste  Zukunft  gedeutet  wurden,  sodaü  man 
also  von  jetzt  an  darauf  kommen  konnte,  in  den  Schriften 
der  Propheten  die  Zukunft  zu  lesen,  handlich  aber  offenbart  sich 
in  seiner  Schilderung  sein  Charakter  als  der  des  Vaters  des  Juden- 
tums: Das  wichtigste  ist  ihm  Gottes  Ehre,  die  Ehre  des  alle  Welt 
überragenden  Gottes,  den  Israel  verehrt,  und  damit  hängt  ihm  die 
Herrlichkeit  von  Israel's  Zukunft  zusammen.  An  dem  Heil  haben  nur 
die  Israeliten  Anteil,  sie  sind  der  helle  Lichtpunkt  in  dem  Gemälde 
der  Zukunft,  die  Heiden  bilden  den  dunkeln  Hintergrund  und  Rahmen, 
auf  dem  sich  das  Heil  Israel's  um  so  besser  abhebt,  und  sie  müssen 
selber  die  Herrlichkeit  Israel's  anerkennen. 

Ganz  anders  redet,  noch  bevor  das  Exil  zu  Ende  geht,  der  große 
Ungenannte  in  Jes.  40 — 55.  Er  lebte  nicht  unter  den  Deportierten 
am  Euphrat,  sondern  wahrscheinlich  war  er  mit  jenen  Resten  im 
Gefolge  Jeremia's,  als  dessen  Geistesverwandter  er  hervortritt,  nach 
Ägypten  geflohen.  Dort  in  Ägypten  hört  er  um  540  von  den  großen 
Erfolgen,  die  der  Perser  Cyrus  in  raschem  Siegeszuge  über  die  nörd- 
lichen Staaten  in  Kleinasien  davongetragen  hat,  und  erkennt  in  ihm 
das  Werkzeug  Gottes,  das  bestimmt  ist,  die  neue  Zeit  für  Israel  herauf- 
zuführen; diese  hat  aber  nach  den  Darstellungen  dieses  großen  Un- 
genannten, der  den  Ertrag  der  prophetischen  Verkündigung  von  Amos 
bis  Jeremia  zusammenfaßt,  ein  ganz  anderes  Aussehen  als  bei  Hesekiel. 
Er  sieht,  wie  sich  jetzt  die  Wahrheit  der  prophetischen  Worte  von 
der  ewigen  Geltung  der  höheren  göttlichen  Ordnung  erweisen  und 
wie  die  Religion  der  Propheten  von  dem  geistigen  Gott  sich  allen 
Völkern  als  die  wahre  darstellen  wird.  Schon  sieht  er,  wie  in  den 
Ereignissen  der  Gegenwart  sich  die  neue  Zeit  vorbereitet,  und  jubelnd 

ruft  er  seinen  Zeitgenossen  zu: 

Tröstet,  tröstet  mein  Volk,  spricht  euer  Gott, 

Redet  Jerusalem  zu  Herzen  und  rufet  ihr  zu, 

Dali  vollendet  ist  ihr  Frondienst,  bezahlt  ihre  Schuld, 

DalJ  sie  empfangen  hat  Doppeltes  für  all  ihre  Sünden! 

Und  die  Gewißheit  von  der  Ewigkeit  des  Heils  spricht  er  aus  in 
den  erhabenen  Worten : 

Nöldeke-Festschrift.  aa 


690  l^arl  Marti  [lO 

Hebt  gen  Himmel  eure  Augen  und  schaut  auf  die  Erde; 
Denn  die  Himmel  sind  zerfetzt  wie  Rauch  und  die  Erde  wie  ein  Kleid, 
Zerfallen  wird  die  Welt  und  ihre  Bewohner  wie  Mücken  sterben, 
Doch  meine  Rettung  wird  auf  ewig  sein  und  mein  Heil  nicht  aufhören. 

Das  erste,  was  geschieht,  ist  die  Niederwerfung  der  chaldäischen 
Macht  durch  Cyrus,  den  Gesalbten  und  Freund  Gottes,  und  darauf 
wird  die  frohe  Rückkehr  der  Deportierten  in  die  alte  Heimat  erfolgen. 
Alle  Schwierigkeiten,  die  den  Heimzug  hindern  könnten,  werden  aus 
dem  Wege  geräumt  und  alle  Gefahren,  die  auf  dem  Rückweg  zu 
fürchten  wären,  zum  voraus  beseitigt.  Angst  sollen  die  in  die  Fremde 
Weeseführten  keine  mehr  haben,  ihre  Sünden  und  Schulden  sind 
vergeben. 

Dann  aber  sollen  Land  und  Stadt,  wohin  sie  heimkehren,  neu 
aufblühen  und  reich  bevölkert  sein.  Zion  kann  frohlocken  über  das 
Glück,  das  ihm  bevorsteht  und  auch  den  übrigen  Städten  Palästina's 
zuteil  wird.  Die  Mauern  Jerusalem's  werden  neu  gebaut,  und  die  Ver- 
ödung des  Landes  hat  ein  Ende,  so  daß  es  aussehen  wird,  wie  ein 
Gottesgarten.  Das  neue  Jerusalem  wird  im  schönsten  Glänze  strahlen, 
und  die  darin  wohnen  werden,  wie  Jeremia  verheizen,  den  Willen  Gottes 
im  Herzen  tragen.  Und  dieses  Heil  soll  ewig  bestehen  und  nicht  mehr 
in's  Wanken  geraten;  niemand  ist  mächtig  genug,  um  die  Verwirk- 
lichung des  Heils  rückgängig  zu  machen,  und  keine  Waffe  wird  mehr 
etwas  gegen  Jerusalem  ausrichten  können. 

Endlich  ist  in  dieses  Heil,  das  für  das  Volk  Israel  nahe  bevor- 
steht, jedoch  noch  viel  Höheres  eingeschlossen.  Alle  Völker  erkennen 
das  Heil  und  die  Herrlichkeit  des  Gottes  Israel's.  Der  Götzendienst 
fällt  und  die  wahre  Religion  wird  auf  Erden  gegründet,  die  bis  an  die 
Enden  der  Welt  getragen  wird  und  auf  die  schon  lange  die  Heiden- 
völker harren.  Und  zwar  wird  dieses  hohe  Ziel  des  Heiles  aller  W^elt 
eben  durch  das  merkwürdige  Schicksal  Israel's  erreicht.  Israel,  der 
Knecht  Gottes,  ist  der  Missionar  Gottes  an  die  Heiden,  er  bringt 
ihnen  die  wahre  Religion  und  das  heilvolle  Licht.  Jetzt  ist  er  fern 
von  seiner  Heimat  scheinbar  als  der  größte  Übeltäter  unter  den 
Menschen  begraben,  aber  sein  Gott  hat  einen  andern  Plan  bei  dem 
Leiden  seines  Volkes,  als  es  zu  zerschlagen  und  zu  verderben,  nämlich 
den  Völkern  eine  herrliche  und  gewaltige  Unterweisung  zu  geben. 
Gott  führt  einen  Wendepunkt  in  dem  Geschicke  seines  Volkes  herbei, 
er  erweckt  es  aus  dem  Grabe  des  Exils  zu  neuem  herrlichen  Leben 
in  Jerusalem  und  Judäa.     Da  erkennen  alle  Völker,  daß  allein  in  dem 


Il]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  69 1 

Volke  Israel  der  wahre  Gott  sich  kundgetan  hat  und  daß  die  Religion 
Israel's  die  allein  wahre  ist.  Er  hat  im  Untergang  nicht  alle  ver- 
zweifeln lassen;  die  auf  ihn  harren,  schwingen  sich  empor  über  die 
Fragen  und  Sorgen  dieser  Welt  im  Glauben  an  Gottes  ewigen  Plan, 
den  er  durchführt  und  der  das  Heil  will.  Die  Auferstehung  des  dem 
Tode  geweihten  Volkes  zu  neuem  herrlichem  glücklichem  Leben  tut 
den  Völkern  die  Kraft  und  die  Wahrheit,  die  Lebensmacht  der  israeli- 
tischen Religion,  wie  sie  die  Propheten  verstanden,  kund,  sodafi  sich 
schließlich  aller  Kniee  vor  Gott  beugen  und  sich  alle  Zungen  zu  ihm 
bekennen.  —  So  verwirklichen  sich  die  Gedanken  Gottes,  die  höher 
sind  als  der  Menschen  Gedanken;  so  wandeln  sich  die  Gnaden  David's 
in  die  Gnaden  des  Volkes  Israel,  daß  dieses  nun  seine  Bedeutung  in 
der  Menschenwelt  erhält  und  zum  Heile  der  Welt  da  ist. 

Das  ist  die  hohe  und  großartige  Darlegung  der  Zukunft  bei 
Deuterojesaja.  Das  Auffallendste  an  ihr  ist,  daß  im  geraden  Gegen- 
satze zu  dem  Bilde  Hesekiel's  das  Gericht  über  die  Völkerwelt  keinen 
Raum  hat,  ja  das  Ziel  der  Wege  Gottes  nicht  das  Heil  Israel's,  sondern 
aller  Menschen  ist.  Die  ganze  Größe  des  Idealismus,  der  sich  hier 
kundgibt,  kann  man  erst  recht  ermessen,  wenn  man  bedenkt,  daß  der 
Vertreter  desselben  ein  Angehöriger  des  zu  seiner  Zeit  zerschlagenen 
und  in  alle  Welt  zerstreuten  kleinen  Völkchens  Israel  ist,  dem  die 
Kolosse  der  Weltreiche  nicht  geneigt  waren,  die  geringste  Beachtung 
zu  schenken.  Und  von  dem  hohen  Universalismus  leet  es  Zeue- 
nis  ab,  daß  vor  ihm  die  Schranken  der  Völker  fallen,  die  prophetische 
Religion  des  Glaubens  an  die  Macht  der  Wahrheit  und  den  Sieg  des 
Guten,  das  in  dem  Gott  Israels  sich  kundgetan  hat,  zur  Weltreligion 
wird  und  die  Prärogative  Israel's  in  das  Privileg  zusammensinkt,  zum 
Heile  aller  Völker  zu  leiden.  Hier  ist  eine  Theodicee  gegeben,  die 
das  Leiden  verständlich  macht,  weil  es  unter  den  Gesichtspunkt  der 
Liebe  zum  Heile  anderer  gestellt  wird. 

Beide,  Hesekiel  und  Deuterojesaja,  sind  durchdrungen  von  Gottes 
Erhabenheit  und  Macht,  aber  der  erstere  zwängt  den  ewigen  und  un- 
endlichen Gott  ein  in  die  Schranken  der  partikularistischen  Bevor- 
zugung des  einen  Volkes,  der  andere  dagegen  faßt  die  Auswahl 
Israel's  als  einen  Durchgangspunkt,  der  einst  der  allgemeinen  An- 
erkennung Gottes  weichen  muß,  als  eine  geschichtliche  Etappe  zu  dem 
Ziele  einer  Verbindung  Gottes  mit  der  ganzen  Welt. 

Diese    beiden    Propheten    bilden    mit   Jeremia    die    Spitzen    der 

44* 


6o2  Karl  Marti  [l2 

prophetischen  Entwicklung:  bei  Jeremia  die  sichere  Verkündigung, 
daß  für  das  Reich  des  Geistes  nur  die  innere  Umgestaltung  des 
INIenschen  in  Wahrheit  das  Heil  bringen  werde,  bei  Deuterojesaja  die 
universale  Zusammenfassung  des  Planes  Gottes  zum  Heile  der  ganzen 
Welt  und  der  hohe  Idealismus,  daf5  die  Macht  des  geistigen  Gottes 
auch  in  der  Völkerwelt  den  Sieg  davontragen  müsse,  und  bei  Hesekiel 
die  Einschränkung  des  Heils  auf  das  auserwählte  Volk,  das  in  ge- 
treuer Erfüllung  des  gesetzlichen  Kultes  einer  herrlichen  Zukunft  sich 
freuen  dürfe. 

Damit  ist  für  die  Folgezeit  das  Material  in  der  Hauptsache 
gegeben,  aus  dem  sich  die  nach  der  Rückkehr  538  in  Jerusalem  neu- 
gegründete Gemeinde  ihr  Bild  von  den  Ereignissen  der  letzten  Zeit 
gestaltete.  Zur  Benutzung  dieses  IMaterials  hat  Hesekiel  ja  schon  mit 
der  Deutung  der  Weissagung  der  früheren  Propheten  vom  Feind  aus 
dem  Norden  auf  den  Völkersturm  unter  Führung  Gog's  die  Anleitung 
gegeben.  Natürlich  trat  dabei  die  Zurückführung  aus  dem  Exil,  die 
sich  ja  teilweise  538  verwirklichte,  hinter  dem  andern  zurück  und  ihre 
Stelle  nahm  die  Weissagung  der  Heimkehr  der  immer  noch  in  aller 
Welt  übrig  bleibenden  Diaspora  nach  Palästina  ein.  Im  übrigen 
kommt  es  weit  mehr  auf  Ausschmückung  dieses  Gemäldes  als  auf 
eigentlich  neue  originale  Gedanken  an,  auf  Ausschmückung  teils  in 
Erinnerung  an  die  alte  Geschichte  und  die  Erzählungen  über  die  Vor- 
zeit und  Urzeit,  teils  durch  Übernahme  auch  mancher  fremder  Ele- 
mente oder  durch  eigenartige  Umdeutung  überlieferter  Züge.  Vor 
allem  aber  galt  es,  eine  Verbindung  der  beiden  auseinandergehenden 
Darstellungen  Hesekiel's  und  Deuterojesaja's  zu  gewinnen,  bei  der 
jedoch  in  der  Regel  Deuterojesaja  zu  kurz  gekommen  ist. 

Ein  durchaus  einheitliches  Bild  haben  die  Schriftgelehrten  und 
die  Epigonen  der  großen  Propheten  in  der  jüdischen  Gemeinde  nicht 
entworfen;  aber  es  lassen  sich  doch  die  Grundzüge  der  Anschauung 
zusammenstellen  und  daneben  die  Punkte  hervorheben,  an  welchen 
besonders  die  Ausschmückung  ansetzte  und  einzelne  Akte  des  großen 
Dramas  des  kommenden  Weltgerichts  in  verschiedener  Weise  aus- 
führte. Auch  an  einzelnen  selbständigen  Geistern  fehlt  es  nicht  ganz, 
die  neue  und  wichtige  Gedanken  über  die  Zukunft  beibringen. 

Versuchen  wir  zunächst,  die  Grundzüge  des  eschatologischen  Ge- 
mäldes, die  allen  Schilderungen  mehr  oder  weniger  gemeinsam  sind, 
zusammenzustellen,  so  ist  das  Hervorstechendste  in  dem  ganzen  Bilde 


13]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  693 

die  Erwartung  des  Weltgerichts.  Auffallend  ist  diese  Erwartung, 
weil  man  sich  denken  sollte,  da  Deuterojesaja  von  einem  solchen 
überhaupt  nicht  spricht,  und  da  ja  das  Volk  wieder  im  Lande  wohnt, 
dalj  ein  solches  ja  im  Exil  schon  ergangen  sei.  Aber  es  halfen  hier 
sehr  verschiedene  Gründe  mit,  diese  Erwartung  fortbestehen  7.11  lassen. 
Einmal  war  Hesekiel's  Darstellung  weit  mehr  maßgebend  als  diejenige 
Deuterojesaja's,  dann  redeten  die  Schriften  der  alten  Propheten  von 
dem  Gerichte  in  Ausdrücken,  die  man  nicht  im  vergangenen  Gerichte 
erfüllt  finden  konnte,  und  endlich  waren  vor  allem  die  Zeiten  nach 
der  Rückkehr  nicht  da7Ai  angetan,  das  Gericht  als  vergangen  und  die 
Heilszeit  als  begonnen  anzusehen.  Die  Heiden  waren  ja  noch  mächtig 
und  herrschten  auf  Erden,  und  im  Innern  der  Gemeinde  war  das 
Glück  in  keiner  Weise  angebrochen,  da  die  Gottlosen  die  Frommen 
bedrängten  und  bedrückten.  So  erwartete  man  immer  das  Welt- 
gericht als  den  großen  Wendepunkt,  der  endlich  der  schlimmen  Gegen- 
wart ein  Ziel  setzen  und  die  glückliche  goldene  Zeit  des  Heils  einleiten 
werde.  Dem  Weltgericht,  somit  auch  der  darauffolgenden  glücklichen 
Zeit  gehen  als  die  sog.  Wehen  dieser  messianischen  Zeit  große  und 
schwere  Ereignisse  voran,  wie  sie  die  Schriftgelehrten  aus  den  Büchern 
der  früheren  Propheten  erschlossen.  Solche  Vorzeichen  der  großen 
Revolution  sind  schwere  Bedrängnis,  zunehmende  Not  und  Verderbnis 
auf  Erden;  es  treten  ein:  Krieg,  Hunger  und  Pest,  und  auch  in  der 
Natur  zeigen  sich  allerlei  Schrecken  erregende  Erscheinungen:  Sonnen- 
und  Mondfinsternis,  die  Sterne  fallen  vom  Himmel  und  die  Erde  er- 
bebt; zudem  sieht  man  allerhand  Zeichen  am  Himmel:  Schwerter 
werden  sichtbar  und  Züge  von  Fufivolk  und  Reiterei  erscheinen  in 
den  Wolken.  Das  Hauptereignis  aber  ist  der  Heranzug  eines  großen 
Heeres  gegen  Palästina,  zu  dem  eine  Menge  von  Völkerschaften  auf- 
geboten ist.  Sie  rücken  der  Hauptstadt  Jerusalem  immer  näher  und 
glauben  sich  bereits  ihrer  Sache  sicher  und  Zion  zerstören  zu  können. 
Aber  da  ergeht  nun  in  der  Nähe  Jerusalem's  das  Gericht  über  die 
Völker,  das  Gott  allein  mit  seinen  himinlischen  Heerscharen  oder  etwa 
einmal  auch  unter  Ahthilfe  der  Israeliten  vollzieht  und  zwar  in  so 
gründlicher  Weise,  daß  jetzt  der  Widerstand  der  Welt  gegen  Israel 
gebrochen  und  Gottes  Herrlichkeit  und  Macht  bis  an  die  Enden  der 
Erde  anerkannt  sind. 

Das  Weltgericht  schafft  eine  ganz  neue  Ordnung  auf  Erden,  in 
welcher  endlich  das  Glück  in  herrlichstem  Maße    den  Israeliten  zuteil 


694  Karl  Marti  [14 

wird.  Die  bisher  V'On  der  Welt  bedrückten  Juden  werden  die  Herren 
der  ganzen  Erde,  die  Herren  ihrer  einstigen  Bedrücker  und  Peinigt. 
Von  allen  Enden  strömen  die  Völker  herbei  und  bringen  die  unter 
ihnen  weilenden  Juden  in  zärtlichster  Sorgfalt  zurück  nach  der  heiligen 
Stadt.  Jerusalem  ist  der  Mittelpunkt  und  Wallfahrtsort  der  ganzen 
Erde.  Wie  Tauben  in  ihren  Schlag  fliegen  über  das  Mittelmeer  die 
Schifte  daher,  die  die  Schätze  der  meerbefahrenden  Nationen  samt 
den  zerstreuten  Israeliten  nach  Jerusalem  bringen,  und  von  Osten  und 
Süden  kommen  ganze  Karawanen,  beladen  mit  dem  Reichtum  Arabiens 
und  Saba's,  um  in  Jerusalem  zu  huldigen;  die  Völker  ziehen  herbei, 
von  ihren  Königen  geführt,  und  anerkennen  die  Oberhoheit  der 
jüdischen  Herrschaft.  Jerusalem  selber  strahlt  in  unbeschreiblichem 
Glänze:  statt  des  Erzes  wird  Gold  und  statt  des  Eisens  Silber  ver- 
wendet, und  im  Vergleich  zu  der  übrigen  Welt  steht  Jerusalem  immer 
da  wie  eine  von  den  Strahlen  der  aufgehenden  Sonne  prächtig  be- 
schienene Stadt  inmitten  der  Dunkelheit,  die  sonst  überall  die  Erde 
bedeckt.  Sonne  und  Mond  braucht  Jerusalem  nicht  mehr,  Gott,  der 
in  sichtbarer  Glorie  sich  in  dem  neuen  Jerusalem  niederläßt,  ist  sein 
ewiges  Licht,  das  nimmermehr  untergeht.  Diesem  äußeren  Glänze 
entspricht  die  Wohlfahrt  im  Innern  und  im  ganzen  Lande:  von  Ge- 
walttat und  Bedrückung  ist  keine  Rede  mehr,  die  bösen  Zeiten  sind 
für  immer  vergessen.  Frieden  und  W^ohlstand  herrschen,  eine  wunder- 
bare Fruchtbarkeit  zeichnet  das  heilige  Land  aus.  Die  Ernte  ist  da, 
ehe  man  kaum  das  Feld  bestellt,  und  zu  den  natürlichen  Gaben  des 
Landes  kommen  noch  besondere  Gaben,  die  Gott  in  wunderbarer 
Weise  sprossen  läßt.  Die  Menschen  in  dieser  herrlichen  Zukunft  er- 
reichen ein  patriarchalisches  Alter;  Kinder  sterben  keine  mehr  dahin 
und  der  Hundertjährige  hat  noch  die  Lebenskraft  eines  Jünglings. 
Und  bei  alledem  soll  dieser  neue  Zustand  kein  Ende  nehmen. 

Daß  besonders  einzelne  Züge  aus  diesem  Gesamtgemälde  gerne 
näher  ausgeführt  wurden,  versteht  sich  von  selber,  und  daß  darunter 
besonders  die  Schilderung  des  Gerichts  und  die  Ausmalung  der  glück- 
lichen Endzeit  beliebt  waren,  läßt  sich  nicht  anders  erwarten.  Da 
wird  einmal  das  Gericht  verglichen  mit  dem  Keltern  der  Trauben: 
Gott  selber  ist  der  große  Winzer,  der  vor  Jerusalem  die  Feinde  zer- 
tritt und  als  Sieger  in  Gewändern  einzieht,  die  röter  sind  als  die  eines 
Keltertreters.  Oder  die  Vernichtung  der  Feinde  gleicht  dem  Gericht 
über  die  Ägypter  und  die  der  Exekution  zusehenden  Juden  begleiten 


15]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  695 

die  göttlichen  Schläge  mit  Jubelgesang  und  Saiten-  und  Paukenspiel. 
Oder  Gott  fährt  darein  wie  einst  in  der  Urzeit,  da  er  die  Ungeheuer 
des  Chaos  zerschmetterte,  oder  er  erscheint  in  furchtbarem  Gewitter- 
sturm und  donnert  die  bereits  sich  als  Sieger  dünkenden  Feinde  mit 
Blitz  und  Hagel  zusammen.  Ein  andermal  aber  sind  es  die  Israeliten 
selber,  die,  von  Gott  wunderbar  gestärkt,  die  Feinde  zusammentreten 
und  besiegen.  Öfters  liegt  es  den  Darstellern  dieses  Endgerichts  be- 
sonders daran,  den  Untergang  der  abtrünnigen  Juden  als  vom  Gericht 
herbeigeführt  hervorzuheben;  so  wird  z.  B.  geschildert,  wie  die  Leichen 
der  Abtrünnigen  liegen  bleiben  im  Tale  vor  Jerusalem,  wo  ihr  Wurm 
nicht  stirbt  und  ihr  Feuer  nicht  verlischt,  und  wie  die  frommen 
Tempelbesucher  sich  nach  dem  Gottesdienst  am  Anblick  der  in  Pein 
und  Qual  unbegraben  daliegenden,  also  in  sichtbarer  Hölle  geplagten 
Leichen  der  Gottlosen  weiden  werden. 

Noch  viel  mannigfaltiger  ausgeschmückt  ist  die  Schilderung  der 
Heilszeit.  Wir  hören,  dal5  dann  an  der  Spitze  des  Volkes  wieder  ein 
König  aus  davidischem  Geschlecht,  ein  Messias,  wie  man  später  sagte, 
stehen  wird,  der  ein  weises  und  gerechtes  Regiment  des  Friedens 
führen  soll;  wir  vernehmen  davon,  dal5  dann  Gott  seinen  Geist  aus- 
gießen wird  über  sein  Volk,  ja  wie  auch  die  Natur  der  Tiere  sich 
umgestaltet  und  die  alten  Erbfeinde  unter  denselben  friedlich  neben- 
einander von  Pflanzenkost  sich  nähren:  Wolf  und  Lamm,  Löwe  und 
Rind  werden  nebeneinander  weiden  und  ein  kleiner  Knabe  sie  mit- 
einander leiten.  Es  wird  uns  geschildert,  wie  alle  Völker  sich  auf- 
machen nach  dem  Berge  des  Tempels,  der  dann  alle  Berge  der  Erde 
überragt,  und  nach  Jerusalem  ziehen,  um  dort  sich  über  die  Weisungen 
Gottes  belehren  zu  lassen,  weil  von  Jerusalem  das  Gesetz  ausgeht 
und  die  Lehre  vom  Tempel  auf  Zion.  Es  wird  uns  gesagt,  wie  Gott 
in  sichtbarer  Glorie  sich  in  Jerusalem  niederlälJt,  um  dort  im  Tempel 
bleibend  zu  wohnen,  und  wie  von  allen  Seiten  die  zerstreuten  Juden 
zu  dem  Heile  in  Jerusalem  zurückkehren.  Ja  einmal  wird  gehofft,  dali 
auch  die  im  Kampf  für  den  väterlichen  Glauben  gefallenen  Blutzeugen 
auferweckt  werden  sollen  zur  Teilnahme  an  dem  neuen  glücklichen 
Gottesreiche  auf  Erden.  —  Das  alles  ist  dann  in  späteren  Schriften 
jüdischen  und  christlichen  Ursprungs  noch  weiter  ausgeschmückt 
worden,  so  dalü  man  z.  B.  nach  dem  Sieg  über  den  Feind  aus  dem 
Norden,  nach  dem  Völkergericht  zunächst  eine  Vorstufe  der  Heilszeit 
annahm,  während  welcher  der  Messias   herrscht   und  für  welche  nur 


696  Karl  Marti  [16 

die  Frommen  auferweckt  werden,  indes  dann  erst  nach  diesem  tausend- 
jährigen Reiche  die  allgemeine  Auferstehung  und  das  endgültige 
Gericht  über  alle  Menschen  erwartet  werden.  Das  alles  sind  nur 
weitere  Ausbildungen  der  bereits  im  Alten  Testament  in  den  Grund- 
zügen festgestellten  offiziellen  jüdischen  Lehre  von  den  Ereignissen 
der  letzten  Zeit,  die  wir  daher  nicht  weiter  verfolgen.  Uns  inter- 
essieren vielmehr  zum  Schlüsse  noch  einige  wenige  Darlegungen,  die 
der  Geistesrichtung  nach  mit  Deuterojesaja  und  nicht  mit  Hesekiel 
verwandt  sind. 

Die  offizielle  Lehre  hat  sich  um  das  Heil  der  Heiden  nicht  ge- 
kümmert; sie  mögen,  wenn  sie  das  Heil  wollen,  sehen,  wie  sie  Prose- 
lyten  und  damit  Angehörige  der  jüdischen  Religion  werden.  Aber 
nicht  alle  hat  der  Heidenhaß  erfüllt,  es  finden  sich  in  den  Propheten- 
schriften manche  beiläufige  Bemerkungen  und  Einfügungen,  die  von 
Heidenfreundlichkeit  zeugen,  wie  denn  dieses  Urteil  auch  bei  dem 
Verfasser  des  Buches  Jona  und  dem  Propheten  Maleachi  nicht  zu 
übersehen  ist.  Es  sei  in  dieser  Richtung  aber  nur  mit  einigen  Worten 
noch  auf  zwei  Stimmen  aus  dem  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  aufmerksam 
gemacht. 

Die  eine  derselben  (im  19.  Kap.  Jesaja's)  erwartet,  daß  nach  dem 
Gerichte  auch  Ägypten  und  Syrien  die  Wahrheit  der  israelitischen 
Religion  anerkennen  und  miteinander  dem  Gott,  den  Israel  verehrte, 
dienen  werden;  ja  sie  redet  von  einer  großen  friedlichen  Allianz,  die 
Syrien,  Palästina  und  Ägypten  verbinden  wird,  von  einem  Dreibund 
dieser  Länder  zum  Segen  der  Erde. 

Die  andere  Stimme,  die  in  den  Kapp.  24 — 27  des  Jesajabuches 
sich  vernehmen  läßt,  vertritt  noch  einmal  den  Universalismus  des 
Heils.  Gott  richtet  wohl  die  ganze  Welt,  und  zwar  sowohl  die 
Mächte  des  Heeres  der  Sterne  in  der  Höhe  als  auch  die  Könige  auf 
Erden,  und  verbringt  diese  Herrscher  bis  zur  schließlichen  Aburteilung 
in  ein  Gefängnis  unter  der  Erde;  er  zerschlägt  die  Macht  der  Syrer, 
Parther  und  Ägypter,  aber  den  Völkern,  nicht  nur  den  Israeliten,  be- 
reitet er  ein  herrliches  Gottesmahl  auf  Zion,  läßt  also  auch  sie  am 
Gottesreiche  teilhaben,  wenn  schon  den  Israeliten  der  Vorzug  bleibt, 
daß  ihnen  dann  wieder  das  Gebiet  zwischen  Euphrat  und  Ägypten 
zufällt.  Bemerkenswert  ist  einerseits  der  humane  Geist,  der  sich  hier 
darin  ausspricht,  daß  er  im  Gegensatz  zu  den  Regenten  den  Völkern 
das    göttliche   Mitleid   zuteil  werden    läßt,   und    andererseits   die   tiefe 


I  7]  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.  697 

Erkenntnis  der  Bedeutung  des  Ethischen,  die  die  Erde  über  dem 
BlutvergieiJen  in  Zuckungen  geraten  läfit,  dafj  sie  beinahe  zerfährt; 
auch  ist  zu  beachten,  dafj  sich  liier  schon  die  später  öfter  vor- 
kommende Unterscheidung  eines  vorläufigen  und  eines  definitiven  Ge- 
richtes findet  und  daß  zwischen  beiden  die  gröfJten  Übeltäter,  das 
Heer  der  Sterne  und  die  Regenten  auf  Erden  im  Gefängnis  ver- 
wahrt  werden. 

Daß  in  der  Not  der  Zeit  man  besonders  sehnsuchtsvoll  nach  dem 
Kommen  des  Heiles  ausschaute,  ist  begreiflich,  und  daß  man  sich 
fragte,  ob  nicht  die  Zeichen  seines  Anbruches  vorliegen,  ja  daß  man, 
wie  der  Verfasser  des  Buches  Daniel,  die  Zeit  zu  berechnen  suchte, 
ist  nicht  zu  verwundern.  Aber  ebenso  läßt  sich  verstehen,  daß  sich 
die  Stimmung  der  Angst  und  des  Schreckens  der  Gemüter  bemäch- 
tigte, wenn  die  Vorboten  des  Gerichtes  sich  zu  zeigen  schienen,  wie 
aus  Joel  zu  ersehen  ist.  Der  Weg  zum  Lichte  führte  eben  durch 
tiefes  Dunkel,  der  Weg  zum  Glück  durch  schwere  Drangsal  und  Not, 
und  das  Ziel  konnte  nur  erreichen,  wer  in  Not  und  Drangsal  aushielt 
und  festblieb,  nicht  nur  vor  dem  Gerichte  bebte,  sondern  an  dessen 
Kehrseite,  die  herrliche  glückliche  Endzeit,  glaubte.  Darum  wurden 
auch  die  Wünsche  lebendig,  Gott  möchte  die  Tage  des  Gerichtes 
verkürzen  und  das  Kommen  des  Heiles  beschleunigen. 

Solche  hohe  Erwartungen  hegte  die  israelitische  Gemeinde,  die 
nach  dem  Exil  in  Jerusalem  sich  gegründet  hatte;  ihr  stand  fort- 
während die  goldene  Zukunft  vor  der  Seele  und  sie  hat  ausgeschaut 
nach  den  Ereignissen  der  letzten  Zeit,  die  sie  herbeiführen  sollten, 
Sie  hat  manche  schwere  Not  und  Drangsal  durchgemacht  und  sie 
als  Wehen  der  goldenen  Zeit  gedeutet,  aber  das  Kommen  derselben, 
die  Erfüllung  ihrer  Hoffnungen,  nicht  gesehen.  Warum?  Weil  sie 
sich  an  die  Ausgestaltung  der  Verkündigung  der  alten  Propheten 
durch  die  Schriftgelehrten,  an  das  spätere  Gemälde  hielt  und  dieses 
Gedankengebilde  in  der  Wirklichkeit  sehen  wollte  und  weil  sie  darob 
vergaß,  was  dieses  Gemälde  darstellte  und  was  dem  Gedankengebilde 
zugrunde  lag,  jene  hohe  und  gewisse  Überzeugung  der  alten  Pro- 
pheten von  dem  Siege  der  ewigen  unvergänglichen  Macht  des  geistigen 
un.d  sittlichen  Prinzips,  welche  in  ihrem  Gott  sich  kundgetan  hatte. 
Wer  darauf  schaut  und  dafür  ein  Verständnis  hat,  der  wird  jenen 
alten  Propheten  recht  geben:  sie  haben  recht  gesehen,  wenn  sie  in 
und    über   der  vergänglichen  Welt    etwas   Ewiges,    das    siegen    muß. 


ÖqS    Karl  Marti,  Die  Ereignisse  der  letzten  Zeit  nach  dem  Alten  Testament.     [l8 

das  Heil  der  Religion,  erkannt  haben,  und  vor  allem  haben  sie  recht, 
daß  das  goldene  Zeitalter  anbricht,  ja  schon  angebrochen  ist,  wenn 
in  den  Herzen  der  Menschen  die  Erkenntnis  dieser  geistigen  sitt- 
lichen Macht  Gottes  in  voller  Klarheit  aufgegangen  ist  und  diese 
oöttliche  Kraft  von  innen  heraus  den  Willen  des  Menschen  lenkt. 


Das  israelitische  Ephod. 

Von 
E.  Seliin. 

s  gibt  wenige  Probleme  in  der  biblischen  Archäologie, 
bezüglich  derer  die  Ansichten  der  Forscher  so  sehr  diver- 
gieren wie  bezüglich  des  altisraelitischen  Ephod.  Das  ist 
um  so  verwunderlicher,  da  es  sich  nicht  um  ein  Objekt 
handelt,  welches  vielleicht  zufällig  einmal  erwähnt  würde,  sondern 
welches  uns  im  Buche  Exodus  eingehend  beschrieben  wird,  welches 
im  Kultus  der  Richter-  und  ältesten  Königszeit  eine  große  Rolle 
gespielt  hat,  wovon  seine  etwa  zwölfmalige  Erwähnung  Zeugnis  ablegt. 
Die  Schwierigkeit  der  Erklärung  ist  aber  dadurch  herbeigeführt,  daß 
es  zunächst  den  Anschein  hat,  als  handle  es  sich  gar  nicht  um  ein 
und  dasselbe  Objekt,  dal)  vielmehr  dasselbe  Wort  drei  ganz  verschie- 
dene Gegenstände  zu  bezeichnen  scheint,  nämlich  in  der  nachexilischen 
Priesterschrift  einen  Teil  des  hohenpriesterlichen  Amtskleides,  in  der 
Zusammensetzung  mit  *T3  ein  leinenes  Priesterkleid  schlechthin  und  an 
allen  sonstigen  Stellen  ein  (mit  Metall  überzogenes)  Gottesbild.  Diese 
Ansicht,  die  gegenwärtig  als  die  herrschende  bezeichnet  werden  muß, 
hat  aber  bis  auf  den  heutigen  Tag  immer  noch  Widerspruch  gefunden. 
Ja,  neuerdings  sind  zwei  gründliche  Abhandlungen,  die  sich  mit  dem 
Problem  beschäftigt  haben,  nämlich  von  LOTZ  (Artikel  „Ephod"  in 
der  Realencyklopädie  f.  prot.  Theol.  21.  Kirche)  und  FoOTE  (im  Journal 
of  Biblical  Literatnre  vol.  XXI,  Part  I,  1902)  zu  einer  entschiedenen 
Ablehnung  gelangt. 


700  E.  Sellin  [2 

Vielleicht  gelingt  es,  durch  das  Hervorkehren  einiger  neuer  Ge- 
sichtspunkte diesen  doch  geradezu  ungereimt  erscheinenden  W'iderstreit 
der  Meinungen  zu  heben.  Wollen  wir  zu  einem  zuverlässigen  Resul- 
tate gelangen,  so  kann  der  einzige  Weg  der  Untersuchung  nur  der 
sein,  daß  wir  von  den  eingehenden  jüngeren  Nachrichten  rückwärts 
gehn  zu  den  kürzeren  älteren.  Dabei  haben  wir  natürlich  stets  im 
Auge  zu  behalten,  daß  ein  Rückschluß  nur  mit  größter  Vorsicht  zu 
vollziehn  ist,  da  auch  innerhalb  derselben  Religion  bei  kultischen  Li- 
stitutionen  sich  nicht  nur  die  Ausdeutung,  sondern  auch  die  Form 
im  Laufe  der  Jahrhunderte  ändert.  Aber  andrerseits  bestätigt  die 
Kultgeschichte  aller  Völker,  daß  gerade  auf  dem  Gebiete,  um  das  es 
sich  hier  handelt,  auf  dem  der  kultischen  Trachten,  neben  allen  mit 
der  Mode  wechselnden  Änderungen  und  neben  allen  Umdeutungen 
sich  altertümliche  Gewohnheiten  halten  durch  die  Jahrtausende  hin- 
durch (man  vergl.  daraufhin  die  ägyptische,  die  römisch-,  die  griechisch- 
katholische Priestertracht  usw.).  Allerdings  wird  sich  uns  ergeben, 
daß  gerade  das  bis  jetzt  für  sicher  gehaltene  auch  noch  der  Nach- 
prüfung bedarf,  daß  aber,  nachdem  dieselbe  vollzogen  ist,  auch  das 
zuvor  Unsichere  sich  zu  klären  beginnt. 

I.    Das  hohepriesterliche  Ephod. 

Exod.  28,  4  werden  die  6  Stücke  genannt,  die  die  hohepriester- 
liche Kleidung  ausmachen:  Brustschild,  Ephod,  Obergewand,  Unter- 
gewand aus  gewürfeltem  Stoff,  Kopfbund  und  Gürtel.  Das  wichtigste 
unter  diesen  ist  offenbar  das  Ephod,  mit  dem  daher  in  v.  6  im  Unter- 
schiede von  V.  4  die  Einzelschilderung  beginnt.  Es  besteht  aus  3 
Stücken,  dem  eigentlichen  Ephod  Cv.  6),  den  beiden  Schulterstücken 
(v.  7)  und  der  Binde  (v.  8).  So  allgemein  das  jetzt  anerkannt  ist  im 
Gegensatze  zu  der  früheren  sich  an  die  LXX  anlehnenden  Auffassung, 
wonach  das  Ephod  die  Schulterstücke  selbst  waren,  während  in  v.  7, 
25  und  27  beides  doch  deutlich  unterschieden  wird,  so  sehr  herrscht 
Unklarheit  darüber,  was  nun  das  eigentliche  Ephod  war.  Die  herr- 
schende Anschauung  ist  die,  daß  an  eine  die  Brust  (und  den  Rücken?) 
bedeckende  Weste  oder  Panzer  zu  denken  sei,  die  unten  durch  den 
Gürtel  abgeschlossen  und  zusammengehalten  wurde.  Aber  schon 
manche  Ausleger,  insbesondere  FooTE  S.  37  f.  empfanden,  daß  damit 
28,  28  f  kollidierten,  und  suchten  sich   etwa  zu  helfen,  indem  sie  die 


3]  Das  israelitische  Ephod.  701 

Binde    höher   hinauf  schoben,    so    dali   dieselbe  nicht   um   die  Taille, 
sondern  um  die  Brust  herum  lief. 

Indes  den  einzig  richtigen  Weg  hat  HOLZINGER  im  Kitr.'^en  Hand- 
Cojninentar  s.  a.  T.  z.  St.  gewiesen:  das  eigentliche  Ephod  war  kein 
Brustpanzer,  sondern  ein  Lendenschurz.  Ich  führe  die  Argumente 
auf,  wie  sie  sich  mir  noch  über  seine  Beweisführung  hinaus  ergeben 
haben :  a)  das  für  die  Anlegung  gebrauchte  Verbum  neben  dem  verb. 
denom.  HSS  ist  "l^n  vgl.  Lev.  8,  7,  das  von  der  Umgürtung  der  Hüften 
mit  dem  Gürtel,  dem  Sack,  dem  Schurz  gebraucht  wird  vgl.  II  a. 
b)  Das  Ephod  wird  nach  28,  8;  29,  5  mittels  einer  Binde  oder  eines 
Gürtels,  der  mit  dem  Ephod  zusammengewoben  ist,  umgelegt.  So 
natürlich  das  ist  bei  einem  von  den  Hüften  herunterhängenden  Schurze, 
so  widersinnig  wäre  es  bei  einer  nach  oben  gehenden  Weste,  die 
dann  doch  noch  wieder  durch  Haken  oder  Schnüre  vor  dem  Ausein- 
anderfallen auf  dem  Rücken  hätte  geschützt  werden  müssen,  c)  Die 
untere  Seite  des  Brustschildes,  an  die  die  beiden  unteren  Ringe  gesetzt 
werden  sollen,  wird  in  v.  26  im  Unterschiede  von  der  oberen  (v.  23) 
bezeichnet  als  llSJSSn  inj;"bs  d.  i.  die  dem  Ephod  zugekehrt  ist.  Ge- 
wöhnlich deutet  man  die  Worte  in  dem  Sinne  „die  innere  Seite", 
aber  das  besagt  ja  erst  das  HH";?,  welches  in  diesem  Falle  überflüssig 
wäre.  Ist  jenes  richtig,  so  kann  das  Ephod  nicht  die  Brust,  sondern 
nur  die  Hüften  umschließen,  d)  Die  Ringe,  die  mit  diesen  beiden  korre- 
spondieren, sollen  nach  v.  27  sitzen  „auf  den  beiden  Schulterstücken 
des  Ephods,  unten,  auf  seiner  Vorderseite,  bei  seiner  (des  Ephods) 
Verbindungsstelle  (mit  den  Schulterstücken)  oberhalb  der  Binde  des 
Ephods".  Diesen  Vers  hat  noch  keiner  befriedigend  erklären  können, 
der  in  dem  Ephod  eine  Brustbedeckung  sah.  Denn  wenn  die  Ringe, 
die  denen  an  der  unteren  Seite  des  Brustschildes  entsprechen,  auch 
noch  auf  den  Schulterstücken  sitzen,  nicht  auf  dem  eigentlichen 
Ephod,  und  zwar  gerade  da,  wo  jene  mit  dem  Gürtel  des  Ephod 
zusammenstoßen,  so  muß  das  Ephod  selbst  doch  erst  von  der  Taille 
abwärts  laufen,  die  Schulterstücke  aber  zwei  auf  dem  Rücken  zusammen- 
genähte Gurten  sein,  die  nach  vorne  über  die  Schultern  laufen  und 
beim  Hüftgürtel  das  eigentliche  Ephod  berühren,  d.  h.  an  dasselbe 
genäht  sind  (vgl.  v.  7b,  wo  nach  LXX  1'>3n"*_  zu  lesen  ist  und  v.  27b). 
e)  Als  Zweck  der  Befestigung  mit  den  Ringen  wird  in  v.  28  b  be- 
zeichnet, daß  das  Brustschild  ,  über  dem  Gürtel  des  Ephod  sei  und 
nicht  von  über  dem  Ephod  verrückt  werden  soll".     Daß  hier  das  '?j; 


702  E.  Sellin  [4 

SO  zu  übersetzen  ist  und  nicht,  wie  meistens  geschieht,  „auf",  zeigt 
V-.  27  evident.  Danach  sitzen  die  beiden  unteren  Ringe  „auf  den 
beiden  Schulterstücken",  aber  „oberhalb  des  Gürtels".  Also  kann  das 
)w'n  beim  besten  Willen  nicht  auf  dem  Gürtel  sitzen.  Und  geradeso 
steht  es  mit  dem  Vj^O.  Bei  der  gewöhnlichen  Übersetzung  „von  auf"' 
deutet  man  das  auf  eine  seitliche  Verrückung,  aber,  wäre  das  Ephod 
ein  Brustpanzer,  so  bliebe  das  Brustschild  bei  einer  solchen  doch 
immer  noch  über  dem  Ephod  hängen.  Das  Brustschild  berührt  viel- 
mehr gerade  den  oberen  Rand  des  Gürtels,  einer  Verrückung  nach 
oben  hin  und  damit  einer  Trennung  vom  Ephod  soll  vorgebeugt 
werden  ^  f)  Auch  das  13"?  b)l  in  28,  29  kommt  bei  unserer  Deutung 
noch  besser  zu  seinem  Rechte;  sonst  säße  das  Brustschild  auf  dem 
Ephod.  g)  Die  Analogie  von  v.  42 f.  erfordert,  daß  auch  die  hohe- 
priesterliche Tracht  eine  spezielle  Bedeckung  der  Schamteile  in  sich 
schloß,  vgl.  Ez.  44,  18.  h)  Schon  hier  mag  daraufhingewiesen  werden, 
daß  die  eigentliche  Priestertracht  in  Ägypten  der  Lendenschurz  war. 
Näheres  in  II  e. 

Nach  alledem  kann  kaum  ein  Zweifel  sein,  daß  das  wichtigste 
Stück  am  nachexilischen  hohenpriesterlichen  Ephod  ein  aus  Goldfäden, 
Purpur,  Karmesin  und  Byssus  zusammengewirktes  Lendentuch  war, 
das  mittels  eines  aus  gleichem  Stoffe,  aber  vielleicht  mit  anderem 
Muster  darum  oder  besser  darauf  gewobenen  Gürtels  um  die  Hüften 
gegürtet  und  an  das  vorne  ebenfalls  aus  jenen  Stoffen  zwei  Gurten 
genäht  waren,  die  über  die  Schultern  liefen  und  sich  auf  dem  Rücken 
trafen.  Über  den  Zweck  dieser  läßt  sich  mit  Sicherheit  nur  sagen, 
daß  sie  in  erster  Linie  das  Brustschild  tragen  und  in  enger  Verbindung 
mit  dem  Ephod  halten  sollten.  Außerdem  tragen  sie  nach  v.  9  f. 
zwei  Schohamsteine.  Das  Abzeichen  der  Würde  auf  der  Schulter  zu 
tragen,  ist  alte  Sitte,  vgl.  Jes.  9,  5 ;  22,  22 ;  aber  ob  dasselbe  gerade 
von  jeher  so  aussah,  ist  fraglich,  jedenfalls  stoßen  sich  die  beiden 
Steine  etwas  mit  denen  auf  dem  Brustschild. 

Dieses  |C''n  (vgl.  ]^n)  erscheint  als  eine  viereckige  Tasche,  zur 
Aufnahme  der  Urim  und  Tummim  bestimmt.   Dieser  praktische  Zweck 


I  HoLZiNGER  sieht  wegen  des  Pluralis  IDSV  im  Gegensatz  zu  der  sonst  meistens 
gebrauchten  2.  Person  den  Vers  als  eingeschoben  an,  doch  vgl.  v.  4 — 6.  Freilich 
ist  möglich,  dal.'i  er  erst  aus  39,  21  hierher  gekommen  ist.  Aber  beweiskräftig  bleibt 
er  auch  dann.  „Ringe  des  Ephod"  wird  hier  gesagt  im  Sinne  von  v.  4  im  Gegen- 
satz zu  denen  des  ]^T\ 


5]  Das  israelitische  Ephod.  703 

ist  natürlich  das  älteste,  die  darauf<^esetzten  Steine  sind  eine  spätere 
dekorative  Zutat,  aus  welcher  Zeit,  das  wissen  wir  nicht,  jedenfalls 
erst  aus  einer  solchen,  da  ein  Priester  als  Repräsentant  des  ganzen 
Volkes  galt'.  Der  Umstand,  da(j  die  Tasche  aus  demselben  Stoffe 
wie  das  Ephod  gewirkt  ist,  zeigt,  da(i  sie,  obwohl  ein  selbständiges 
Objekt,  seit  alters  engstens  mit  diesem  zusammenhängt,  vgl.  bes. 
28,  28.  Auch  das  ^''J^ö  aus  blauem  Purpur  wird  durch  die  Bezeichnung 
als  niöfriin  '?''J?0  in  engere  Beziehung  zu  dem  Ephod  gesetzt  als  die 
übrigen  Stücke  der  hohenpriesterlichen  Kleidung,  die  uns  hier  nicht 
weiter  interessieren.  Doch  schon  allein  darin,  dafo  der  Lendenschurz 
über  dem  Me'il  getragen  wird  vgl.  Lev.  8,  7,  also  nicht  mehr  seiner 
ursprünglichen  Bestimmung  entsprechend,  zeigt,  dalj  er  das  Altere  ist, 
dali  er  durch  das  Aufkommen  der  späteren  Tracht  des  Me'll,  die 
ihn  eigentlich  unnötig  machte,  zu  einem  dekorativen  Stücke  verblaßt 
ist.  In  Ägypten  findet  man  ähnlich  die  Schurze  ganz  verschiedener 
Zeiten  übereinander  getragen,  ja,  der  König  trägt  hier  genau  so  die 
spätere  Amtstracht  vielfach  unter  dem  Lendenschurze  (vgl.  Erman, 
Ägypten  usw.  S.  94,  286  f.). 

Wie,  so  haben  wir  nun  zu  fragen,  lassen  sich  bei  der  neu  ge- 
wonnenen Deutung  des  hohenpriesterlichen  Ephod  Verbindungslinien 
zu  dem  altisraelitischen  aufweisen? 

IL    Das   a  1 1  i  s  r  a  e  1  i  t  i  s  c  h  e   Ephod  b  a  d. 

Bezüglich  des  H?  Tlöt?  herrscht  wenigstens  insofern  Überein- 
stimmung, als  von  allen  Seiten  zugegeben  wird,  dali  dies  in  altisrae- 
litischer Zeit  ein  Stück  der  Tracht  oder  die  Tracht  des  amtierenden 
Priesters  gewesen  sei.  Im  allgemeinen  denkt  man  an  ein  leinenes 
Gewand.  Aber,  daß  das  nicht  stichhatlig  ist,  hat  FooTE  (a.  a.  O. 
S.  II  — 13)  bewiesen,  auch  hier  handelt  es  sich  um  einen  Lenden- 
schurz. Ich  erlaube  mir,  die  von  ihm  gebrachten  Argumente  noch 
etwas  zu  ergänzen. 

a)  Auch  zu  dem  Ephod  bad  wird  als  Prädikat  nicht  ti^^^,  sondern 
150  gebraucht,  vgl.  i  Sam.  2,  18.  2  Sam.  6,  14.  Nun  wird  zwar  dies 
auch  bei  Kleidern  angewendet,    aber  nie  in   bezug  auf  das  Anlegen, 


I  Der  Halsschmuck  des  Hohenpriesters  aus  Memphis,  auf  den  besonders 
HOMMEL,  Die  altisraeliüsche  Überlieferung  usw.  S.  282  f.  verwiesen  hat,  kann  als  inter- 
essante Parallele  zu  dem  Schema  der  Dekoration  der  Tasche  dienen;  mit  ihrem 
eigentlichen  und  ursprünglichen  Zwecke  hat  er  keinerlei  Berührung 


704 


E.  Sellin  [6 


sondern  nur  das  Aufschürzen  der  bereits  angelegten,  vgl.  2 Reg.  4,  29; 
9,  I;    Ex.  12,  II;    Prov.  31,  17.     Objekt  ist    dann    stets  D"l50'?>  ^^^  das 
Gewand;  an  der  einzigen  Stelle,  wo  das  scheinbar  der  Fall  ist  2Sam. 
20,  8,  ist  der  Text  sicher  verderbt;   Objekte   sind  sonst  vor  allem  p"^ 
(etwa  15  mal),  nnn  (4  mal),  nonbl?  ^bs  C3  mal),  tain«  (3  mal),    b)  Dem 
Samuel    macht   die   Mutter   nach    i  Sam.  2,  ig   im    Unterschied    vom 
Ephod  bad  „ein  kleines  Obergewand".     Da  jenes  also  kein  Me'il  war 
und  ebensowenig  ein  Unterkleid  friil^S)  sein  kann,  scheint  es  sich  2,  18 
überhaupt  um  kein  Gewand,  sondern  um  einen  solchen  Lendenschurz 
zu   handeln,    der   beim  Amtieren   getragen  wurde.     In  dem  1?  kann 
der  Gegensatz    nicht  beruhen,    da   die  Mutter   natürlich   ein    leinenes 
Gewand  gerade  so  gut   hätte   anfertigen  können   wie    ein    aus    einem 
andern  Stoffe    bestehendes,     c)    Das  Wort    der   Michal    2  Sam.  6,  20 
erklärt   sich   nur,   wenn    der   mit    dem   Ephod   bad    gegürtete    David 
dadurch  als  ein  Entblößter  erschien,  also  kein  Gewand  trug,    i  Chron. 
15,  27   hat  diesen  Vorwurf  von    ihm    abzuwenden    gesucht    und    ihm 
einen  Me'il   dazu    gegeben,     d)   Auch  sonst   finden  sich  Spuren,    dali 
gerade  die,  die  sich  dem  Dienste  Gottes  widmeten,    in  alter  Zeit  nur 
mit  einem  solchen  Schurze  bekleidet  waren,  vgl.  2  Reg.  i,  8.  Jes.  20,  2, 
auch  i  Sam.  19,  24;  Gen.  3,  7.     e)   Endlich  soll  hier  besonders  darauf 
hingewiesen   werden,    dali   in   Ägypten,    vor    allem    im  Neuen  Reiche 
„kein  Priester  ein  Obergewand  oder  ein  doppeltes  Kleid  anlegte,  dali 
sie  vielmehr  den  einfachen,    glatten   Schurz  trugen,   wie   man  ihn  in 
längst    vergangenen   Jahrhunderten    getragen    hatte.      Während    alle 
andern  Stände  zu  moderneren  Trachten  übergingen,  behielten  sie  den 
einfachen  Schurz  bei"  (vgl.  Erman,  a.  a.  O.  S.  401,  287,  auch  Perrot 
et  Chipiez,  Histoire  de  Part  dans  Vantiqiiitc  I  S.  253).     Ebenso  aber 
müssen    die    arabischen    Pilger,    sobald    sie    das    Gebiet    von    Mekka 
betreten,  den  Schurz  anlegen,  vgl.  NiEBUHR,  Beschreibung-  von  Arabien 
S.  364,  auch  Wellhausen,  Skizzen  u.  Vorarbeiten  III  S.  117,  Smith, 
Religion  der  Semiten  S.  334  Anm.  75 7  f. 

Die  Nachrichten  über  das  altisraelitische  Ephod  bad  flielJen 
freilich  nur  sehr  spärlich;  aulJer  den  beiden  schon  genannten  Stellen 
(vgl.  auch  I  Chron.  15,  27,  zu  dem  "tj;  vgl.  Ex.  28,43)  findet  es  sich 
nur  noch  i  Sam.  22,  18.  Aber  einmal  ist  hier  auffallend,  daß  als 
Prädikat  dabei  «^:,  nicht  "l^:n  steht,  und  zum  andern  haben  LXX  B 
das  12  nicht.  Es  ist  dies  daher  wahrscheinlich  zu  streichen  und  von 
dem  unter  III  zu   behandelnden  Ephod  die  Rede,  welches   mehrfach 


y]  Das  israelitische  Ephod.  705 

mit  {<U^i  verbunden  ist.  Auf  Grund  jener  beiden  Stellen  werden  wir 
also  nur  sagen  können,  dalJ  die  Priester  im  Heiligtume  und,  wie  das 
Beispiel  David's  zeigt,  auch  bei  amtlichen  Handlungen  außerhalb  des- 
selben, bei  Prozessionen  usw.  nur  den  leinenen  Lendenschurz  trugen. 
Ob  sie  ihn  auch  außerhalb  des  Dienstes  trugen  oder  nicht,  wissen 
wir  nicht;  nur  das  zeigt  i  Sam.  2,  19,  daß  sie  in  ersterem  Falle  jeden- 
falls auch  ein  anderes  Gewand  darüber  oder  darunter  anlegten. 

Pline  Bestätigung,  die  das  bisher  Gesagte  über  allen  Zweifel 
erhöbe,  w^äre  nun  noch  gegeben,  wenn  die  Vermutung,  die  FoOTE  in 
Anlehnung  an  Haupt  vorgetragen  hat,  zuträfe,  daß  nämlich  12  über- 
haupt nicht  „Leinen",  sondern  „das  männliche  Glied"  bedeute  (a.  a.  O. 
S.  3  u.  47).  Es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  zwei  Argumente  für 
diese  Auffassung  zu  sprechen  scheinen,  nämlich  i.  Exod.  39,  28  vgl. 
28,42;  2.  die  LXX  hat  vielfach  tatsächlich  mit  dem  "13  nichts  anzu- 
fangen gewußt,  bezw.  es  zu  umgehn  gesucht.  Aber,  um  seine  Deutung 
durchzuführen,  muß  FoOTE  doch  mehrere  andere  Stellen  vergewaltigen. 
a)  Besonders  Lev.  6,  3;  16,  4,  23,  32  muß  er  in  ganz  unstatthafter 
Weise  das  HS  überall  als  später  eingedrungene  Glosse  ansehn,  sobald 
es  zu  der  priesterlichen  Kleidung  im  allgemeinen  gesetzt  ist.  b)  Die 
Annahme,  das  D^"nn  Ez.  9,  2,  3,  1 1 ;  10,  2,  6f.;  Dan.  10,  5;  12,  6f.  sei 
ein  nur  in  Anlehnung  an  das  U\inü  gebildeter  Plural,  ist  schon  des- 
wegen zu  kühn,  weil  dies  gar  nicht  immer  daneben  steht,  z.  B.  Dan. 
12,  6;  Ez.  10,  2;  außerdem  ist  ^^b  als  Ausdruck  der  Verhüllung  der 
Schamteile  sonst  nicht  belegbar,  auch  kaum  denkbar.  Da  nun  Ez, 
44,  18  tatsächlich  den  Priestern  das  leinene  Gewand  vorgeschrieben 
wird,  wir  dasselbe  auch  bei  den  Ägyptern  und  Babyloniern  (vgl. 
Zimmern,  Arc/ik'  f.  Religionswissejischaft  1898,  S.  297)  finden,  so 
werden  wir  allen  Grund  haben,  der,  wennschon  schwankenden,  Tra- 
dition auch  in  bezug  auf  das  "13  Glauben  zu  schenken  und  aus  Exod. 
39,  28  einfach  zu  lernen,  daß  dasselbe  unter  '^^  subsumiert  wurde, 
welches  „Weißzeug"  bedeutet  und  als  solches  Wolle,  Baumwolle  und 
Linnen  unter  sich  begreifen  konnte  (vgl.  DiLLMANN  zu  Exod.  25,  4  u. 
28,  42). 

Obwohl  wir  also  auf  die  Übersetzung  „Ephod  des  Gliedes"  ver- 
zichten und  bei  der  alten  „leinenes  Ephod"  verbleiben,  stimmen  wir 
in  der  sachlichen  Erklärung,  der  Beziehung  auf  das  Lendentuch  durch- 
aus mit  FoOTE  überein.  Dieselbe  bedarf  nach  dem  oben  Ausgeführten 
dieser  Stütze  nicht,  sie  steht  auch  ohne  dieselbe  fest. 

Nöldeke-Festschrift.  4- 


706  E.  Sellin  [8 


III.    Das  altisraelitische  Ephod. 

Die  eigentliche  Schwierigkeit  des  Problems  beruht  nun  darin,  daß 
neben  diesem  nur  2  bezw.  3  mal  im  alten  Testamente  erwähnten 
Mphod  bad  häufiger,  rund  10  mal,  in  den  altisraelitischen  Quellen  ein 
Ephod  erscheint,  welches  diese  Determination  nicht  hat  wie  das  von 
Exod.  28  und  29  und  dennoch  auch  mit  diesem  nicht  ohne  weiteres 
identisch  sein  kann.  Denn,  um  ganz  davon  zu  schweigen,  dafi  für 
diese  Zeit  die  Würde  des  Hohenpriesters  im  Sinne  der  Priester- 
schrift noch  nicht  nachweisbar  ist,  womit  das  Reservatrecht 
desselben,  eine  solche  Tracht  zu  tragen,  hinfällt,  wie  wir  denn  auch 
jenes  mindestens  in  Ophra,  Nob  und  Dan  finden,  es  wird  nicht  ein 
einziges  Mal  gesagt,  dafi  es  sich  überhaupt  um  das  Amtskleid  eines 
Priesters  handle.  Jud.  17,  5  ist  das  Ephod  vielmehr  da,  ehe  ein  Priester 
da  ist.  I  Sam.  21,  5  trägt  es  der  Priester  in  Nob  nicht,  sondern  es 
befindet  sich  im  Heiligtume,  wie  es  auch  in  dem  zu  Ophra  einen 
festen  Platz  hat,  vgl.  Jud.  8,  27;  i  Sam.  23,  6  trägt  Ebjathar  es  in  seiner 
Hand;  er  wie  zuvor  Achijja  müssen  es  herbeibringen  i  Sam.  14,  18; 
23,  9,  sind  also  nicht  damit  bekleidet.  Das  sonstige  Prädikat  zum 
Ephod  ist  K^i,  vgl.  I  Sam.  2,  22;  14,3,  18  (lies  nach  LXX  TiDS); 
22,  18;  I  Reg.  2,  26  (lies  HlSN  statt  ]1"li<),  welches  ebenfalls  von  der 
Kleidung  nicht  gebraucht  wird.  Das  alles  macht  die  Deutung  auf 
ein  priesterliches  Gewand  geradezu  unmöglich. 

Nachdem  das  fast  allgemein  anerkannt  war,  ist  es  nicht  zu  ver- 
wundern, dalj  man  auf  die  Vermutung  kam,  es  handle  sich  um  ein 
Gottesbild.  Welches  sind  die  positiven  Gründe,  die  man  dafür  er- 
brachte? I.  Das  direkteste  Argument  war  der  Hinweis  auf  Jes.  30,  22: 
„Und  verunreinigen  werdet  ihr  den  Überzug  eurer  silbernen  Schnitz- 
bilder und  die  n"£fc<  deines  goldenen  Gußbildes".  Der  Parallelismus 
scheint  darauf  zu  führen,  daß  «TIB«  hier  einen  metallenen,  nämlich 
goldenen  Überzug  des  Götterbildes  bedeute.  Nun  wäre  aber  2nj  JIDDO 
eigentlich  ein  aus  Gold  gegossenes  Bild,  das  dann  natürlich  nicht 
noch  wieder  einen  goldenen  Überzug  haben  kann.  Oder,  wenn  man 
n2D0  n"?fc<  verbinden  will,  so  wäre  das  nach  Ex.  32,  4,  8;  34,  17; 
Deut.  9,  16;  Num.  33,  52  „die  gegossene  rrnBi^"  zu  übersetzen,  was 
wiederum  kein  Überzug  sein  kann,  da  dieselben  nicht  gegossen, 
sondern  geschlagen  wurden.  Danach  muß  mit  der  Möglichkeit  ge- 
rechnet werden,  dafi  die  rriEK  nicht  ein  ganzer  Überzug,  sondern  ein 


9]  f^as  israelitische  Ephod.  707 

besonderer,  aus  Gold  gegossener  Teil  des  Götterbildes  war,  nach  I 
und  II  etwa  der  Lendenschurz,  der  als  besonders  heilig  angesehn 
wurde  (MSS  dann  etwa  die  Kopfbedeckung).  Andrerseits  kann  aller- 
dings auch  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  werden,  dafi  nur 
eine  schiefe  Ausdrucksweise  vorliegt,  riDDO  schon  in  dem  Sinne  von 
Bild  schlechthin  gebraucht  wird,  und  der  Verfasser  die  ganz  mit 
Edelmetall  überzogenen  Bilder  im  Auge  hat,  vgl.  Deut.  7,  25  usw. 
Aber  von  da  aus  darauf  zurückzuschließen,  dafi  Altisrael  ein  derartiges 
Jahwebild  als  TIDN  bezeichnet  habe,  geht  nicht  an,  weil  dieser  Ab- 
schnitt in  die  nachexilische  Zeit  gehört  (vgl.  DuHM,  Cheyne,  Marti 
z.  St.),  d.  h.  in  eine  Zeit,  in  der  von  dem  Anlegen,  dem  Überziehen 
des  hohenpriesterlichen  Ephod  her  der  Ausdruck  rriDS  im  Sinne 
„das  Überziehen"  gang  und  gäbe  war,  vgl.  Ex.  28,  8.  39,  5.  Daraus 
konnte  er  dann  natürlich  leicht  einmal  terminus  für  den  Überzug 
werden. 

2.  Man  beruft  sich  auf  die  Kostbarkeit  des  Ephod  von  Jud.  8. 
Zu  demselben  wurden  1700  Goldsekel  verwendet.  Aber  mit  dieser 
Summe  kommt  man  bei  einem  mit  Metall  überzogenen  Gottesbilde 
geradeso  ins  Gedränge.  27  Kilo  breitgeschlagenen  Goldes  ergäben 
ein  kolossales,  sicher  nicht  auf  den  Armen  transportables  Gottesbild. 
Neuerdings  streichen  denn  auch  die  Anhänger  der  Hypothese  das 
1000  und  lassen  nur  das  700  über,  und  tatsächlich  hat  in  v.  26b  ein 
Späterer  erweitert  und  aufgebauscht.  Die  Zahl  700  als  runde  und 
heilige  ist  dann  freilich  erst  recht  bedenklich.  Aber  wenn  schließlich 
auch  sicher  als  Kern  bestehn  bleibt,  daß  eine  schwere  Menge  Goldes 
für  das  Ephod  verwendet  ist,  so  kann  daraus  auf  ein  Bild  mit  keinerlei 
Sicherheit  geschlossen  werden,  denn  einen  guten  Teil  kostete  natürlich 
auch  die  Herstellung,  die  Anstellung  des  Priesters  usw.  Und,  um  von 
der  Kostbarkeit  des  Ephod  von  Exod.  28  ganz  zu  schweigen,  jeder 
der  200  Schilde  aus  Gold,  die  Salomo  schlagen  ließ,  soll  600  Sekel 
gekostet  haben,  vgl.  i  Reg.  10,  16.  Wenn  es  sich  also  um  nichts 
weiter  handelte  als  um  einen  kunstvoll  aus  Gold  hergestellten  Lenden- 
schurz, derselbe  könnte  allein  schon  den  Wert  von  700  Sekeln  gehabt 
haben,  die  Schlußfolgerung  auf  ein  Gottesbild  ist  eine  ganz  vage. 

3.  Das  i^^l  Jud.  8,  27  wird  mit  „er  stellte  auf"  übersetzt  und  soll 
auf  ein  Gottesbild  führen.  Aber  diese  Übersetzung  ist  einfach  falsch. 
„Er  stellte  auf"  würde  D^pH  heißen,  vgl.  Jud.  18,30  usw.  Hier  ist  nur 
eine  Übersetzung  am  Platze:  er  deponierte.     Die  Sache  ist  die:  i''^T\ 

45* 


708  E.  Sellin  [lO 

heifit  unmittelbar  nie  „hinstellen",  die  Grundbedeutung  ist  das  nieder- 
legen, niedersetzen,  niederstellen,  so  daij  etwas  einen  festen  Platz 
hat  (vgl.  auch  pT  hingießen).  Handelt  es  sich  also  um  einen  schon 
an  sich  aufrecht  stehenden  Gegenstand,  so  kann  es  auch  die  Bedeu- 
tung „aufstellen"  gewinnen,  vgl.  Gen.  43,  9  mit  47,  7,  aber  in  dem  i''!Sn 
an  sich  liegt  es  nicht.  Dies  wird  z.  B.  gebraucht  vom  Hinlegen  des 
Felles  Jud.  6,  ^y,  von  dem  des  neugeborenen  Kindes  Hos.  2,  5,  vom 
Hinwerfen  des  gesprungenen,  unbrauchbaren  Gefäßes  Jer.  51,  34  (zur 
Sache  vgl.  Hos.  8,  8),  vom  Zurücklassen  des  Viehs  Ex.  10,  24,  vom 
Überlassen  von  Truppen  Gen.  33,  15,  vom  Niedersetzen  der  Lade 
I  Sam.  5,  2;  2  Sam.  6,  17;  i  Chron.  16,  i  (es  wechselt  mit  H'^Iiri  1  Sam. 
6,  18,  welches  Ezechiel  44,  19  vom  Deponieren  der  heiligen  Kleider 
im  Heiligtume  braucht!),  vom  Niedersetzen  des  Fußes  Deut.  28,  56. 
Die  Bedeutung  ist  also  auch  hier,  so  lange  wir  nicht  wissen,  was  das 
Ephod  ist,  lediglich:  ihm  einen  bestimmten  Platz  geben. 

4.  Aus  dem  V"int|l  )1V]  Jud.  8,  27  b  folgert  man,  daß  es  sich  um 
die  von  der  späteren  Zeit  als  abgöttischer  Kult  perhorreszierte  Ver- 
ehrung eines  Bildes  handle.  Nun  wird  dieser  Ausdruck  zwar  von  der 
Verehrung  anderer  Götter  vielfach  gebraucht,  nie  aber  sonst  \'on  der 
eines  Jahwebildes.  Wohl  aber  findet  er  sich  Lev.  20,  6  in  bezug  auf 
die  Befragung  der  Totenbeschwörer;  und  aus  Hos.  4,  12  können  wir 
mit  Bestimmtheit  erschließen,  daß  er  in  prophetischen  Kreisen  auch 
von  der  Befragung  des  Staborakels  gebraucht  wurde. 

5.  Man  verweist  darauf,  daß  das  Ephod  Jud.  17  und  18  in 
Parallele  zum  büZ  und  riDDO  gesetzt  werde.  Aber  handelte  es  sich 
hier  um  eine  Quelle,  so  würde  zunächst  nur  daraus  folgen,  daß  das 
Ephod  weder  ein  Schnitz-  noch  ein  Gußbild  war,  und  ebensowenig 
wie  die  zugleich  mit  jenen  genannten  Teraphim,  vgl  Gen.  31,  30ff., 
braucht  es  deswegen  ein  Jahwebild  gewesen  zu  sein.  Da  nun  aber 
sicher  in  diesen  Kapiteln  zwei  verschiedene  Quellen  verarbeitet  sind,  von 
denen  die  eine  Ephod  und  Teraphim,  die  andre  Schnitzbild  und  Guß- 
bild  hat,  so  ist  es  überhaupt  unberechtigt,  eine  Gleichung  herzustellen, 
und  aus  der  Zusammenstellung  nichts  weiter  zu  folgern,  als  daß  es 
sich  um  Objekte  handelt,  die  je  nach  der  Auft'assung  des  betreffenden 
Verfassers  zu  einem  Heiligtume  gehören  \    Wenn  man  dann  aber  auf 


'  Die  zweite  Quelle,  die  boB    usw.   bietet,    dürfte   sogar    eine    tendenziöse   Um- 
gestaltung aus   der  Zeit  nach  Jerobeam  sein,   vgl.  bes.  18,  17  mit  20,  auch   17,  2  mit 


I  l]  Das  israelitische  Ephod.  709 

die  Zusammenstellung  von  Ephod  und  Teraphim  in  derselben  Quelle 
verweist,  die  sich  auch  noch  Hos.  3,  4  finde,  so  gibt  uns  ja  das  Alte 
Testament  selbst  den  Fingerzeig,  wie  sich  diese  Zusammenstellung 
erklärt.  Ez.  21,  26  nämlich  hören  wir,  dali  die  Teraphim  zur  Einholung 
von  Orakeln  verwendet  wurden,  ebenso  wie  Pfeile  und  Leber,  vgl. 
auch  Sach.  10,2.  Und  so  wenig  man  aus  dieser '  Stelle  schliefen 
darf,  daß  die  Teraphim  etwa  eine  Leber  gewesen  wären,  so  wenig 
aus  jenen,  daß  das  Ephod  deswegen  ein  Gottesbild  gewesen  sei.  Nur 
das  eine  ist  zu  folgern,  dalJ  auch  jenes  zur  Einholung  von  Orakeln 
verwendet  wurde. 

6.  Endlich  hat  man  auch  noch  darauf  x'erwiesen,  daß  nach  i  Sam. 
21,  10  das  Schwert  Goliath's  in  Nob  „eingehüllt  war  in  ein  Gewand 
hinter  dem  Ephod".  Handelte  es  sich  aber  um  ein  Bild,  so  würde 
man  ein  b)l  od.  dergl.  erwarten,  denn  Weihgeschenke  wurden  tat- 
sächlich an  den  Götterbildern  aufgehängt.  Zum  mindesten  gestattet 
der  Text  ebenso,  bei  dem  Ephod  an  ein  Gewand,  eine  Waffe  oder 
ein  Gerät  zu  denken,  das  mit  dem  Schwerte  Goliath's  an  ein  und 
demselben  großen  Pflock  (vgl.  z.  B.  Jes.  22,  23  f.)  im  Heiligtum  auf- 
gehängt war. 

Man  sieht,  so  mancherlei  Argumente  auch  dafür  erbracht  sind, 
daß  das  Ephod  ein  Gottesbild  gewesen  sei,  so  ist  doch  kein  einziges 
darunter,  welches  wirklich  stringent  wäre.  Wohl  aber  gibt  es  eine 
ganze  Reihe  von  Momenten,  die  diese  Annahme  einfach  ausschließen. 

a)  Es  ist  von  vornherein  bedenklich,  in  bezug  auf  eine  Reihe 
unsicherer  Stellen  eine  solche  Bedeutung  eines  Wortes  zu  statuieren, 
die  sich  in  sicheren  Stellen  nie  findet  —  und  wie  oft  handeln  besonders 
die  Propheten  von  Gottesbildern!  — ,  für  die  vielmehr  die  Sprache 
genügend  andere  Bezeichnungen  hat.  Vergoldete  oder  versilberte 
Gottesbilder  heißen  sonst  einfach  ÜHl  NH^S  oder  »"jDD  "t^  Exod.  20,  23 ; 
32,  31.  Wird  ausdrücklich  von  dem  Überziehn  des  Bildes  geredet, 
so  handelt  es  sich  um  ein  bOD  Jes.  40,  19;  44,  lO;  Jen  51,  17.  b)  Nie 
wird  erzählt,  daÜ  vor  dem  Ephod  geopfert,  nie  vor  allem,  daß  es  ange- 
betet worden  sei.  c)  Die  P2rscheinung,  daß  dasselbe  Wort  ein  Stück  der 
Priestertracht  und  das  Gottesbild  bezeichnete,  stände  einzigartig  da. 
Man  sagt  freilich,  eben  der  Unterscheidung  wegen  wäre  jenes  11  'ii 
benannt,  dies  wäre  ein  1T\\  '«  oder  »"JD^  gewesen.    Aber  abgesehn  davon, 

5  und  iS,  31.  Wenn  in  Dan  schon  seit  alters  ein  Stierbild  aus  Edelmetall  gewesen 
wäre,  so  hätte  Jerobeam  dort  sicher  kein  neues  aufgestellt,  vgl.   I  Reg.  12,  28 


jlO  E.  Sellin  [l2 

dal-i  ein  solcher  Ausdruck  sich  nie  findet,  das  Ungereimte  bliebe  doch 
bestehn.  indem  das  Primäre  das  Ephod  ohne  Determination,  also  das 
Gottesbild  gewesen  sein  mülite,  und  man  danach  nicht  die  Priester- 
tracht, sondern  den  Priester  selbst  hätte  zum  Unterschied  als  Ephod 
bad  bezeichnen  müssen'.  WkllhauseN  {Israelitische  Geschichte ^^  S.  95) 
hat,  um  dieser  Sthwierigkeit  zu  entgehn,  vorgeschlagen,  für  das  Gottes- 
bild "i^£S  zu  lesen  und  eine  spätere  Konfusion  anzunehmen.  Indes 
eine  solche  Annahme  ist  doch  immer  erst  berechtigt,  wenn  kein 
sonstiger  Ausweg  existiert,  um  so  mehr,  da  tatsächlich  in  einer  spateren 
Periode  das  einfache  TiSiS!  sich  auch  als  Bezeichnung  eines  Stückes 
der  Priestertracht  findet.  Außerdem  bleibt  es  aber  höchst  prekär, 
eine  Sprache  um  ein  Nomen  zu  bereichern,  das  von  einem  Verbum 
abgeleitet  ist,  welches  diese  Sprache  in  der  betreffenden  Periode  über- 
haupt nicht  besitzt,  sondern  welches  erst  in  einer  späteren  als  verbum 
denominativum  auftaucht,  vgl.  IV.  d)  Ebenfalls  ungünstig  der  Annahme 
eines  Gottesbildes  ist  der  Umstand,  daß  das  Prädikat,  welches  wir  am 
häufigsten  bei  diesem  Ephod  finden,  i<^i  ist  i  Sam.  2,  28;  14,  3,  18;  22, 18; 

1  Reg.  2,  26,  daneben  ^^'^T\  i  Sam.  14,  18;  23,  9.  Gewiß  wurden  auch 
die  Gottesbilder  hie  und  da  einmal  getragen.  Aber  erstens  waren 
dieselben  jedenfalls  so  groß  und  schwer,  besonders,  wenn  wir  uns  das 
Ephod  nach  Jud.  8  vorstellen  sollen,  daß  ein  einzelner  sie  gar  nicht  in 
den  Schlachten  usw.  tragen  konnte,  nach  i  Sam,  23,  6  sogar  in  einer 
Hand.  Zum  andern  ist  kaum  glaublich,  daß,  wenn  wirklich  ein  solches 
Gottesbild  den  Saul  auf  seinen  Kriegszügen,  den  David  auf  seinen 
Beutezügen  begleitete,  demselben  ein  so  geringer  Respekt  erwiesen 
wurde,  daß  jedesmal  der  Gott  einfach  herbeigeholt  wird,  nicht  aber 
der  Fürst  sich  zu  ihm  begiebt.   Zu  Gott  geht  der  König  i  Sam.  14,36b; 

2  Sam.  12,  16  vgl.  Exod.  21,6,  das  Ephod  wird  zu  ihm  geholt.  Drittens 
hören  wir,  abgesehn  von  diesem  hypothetisch  konstruierten  Ephod- 
Gottesbilde,  nie  etwas  von  dem  Herumtragen  von  Jahwebildern  in 
Israel,  Prozessionen  u.  dergl.  haben  in  diesem  Volke  jedenfalls  nicht 
die  Rolle  gespieh  wie  in  Ägypten  und  Babylon,  i  Sam.  2,  28;  14,  3; 
22,  18  wird  aber  das  „Ephodtragen"  geradezu  als  das  Wichtigste  in 
den  Amtsfunktionen  der  Priester  aniresehn.  Dann  ist  es  doch  höchst 
auffällig,   daß  in  den  sonstigen  kurzen  Angaben   dieser  in   der  alten 


'  Wie  z.  B.  in  Athen  die  mit  der  Ägis  bekleidete  Priesterin  selbst  im  Scherze 
aifiq  genannt  wurde,  vgl.  Bach,  De  caerimoniis,  in  quibus  homines  deorinn  vice  funge- 
bantitr  p.   7 


13]  Das  israelitische  Ephod.  7^1 

Zeit  das  Tragen  des  Gottesbildes  überhaupt  nicht  erwähnt  wird,  vgl. 
bes.  Deut.  33,  8 — 1 1.  Geradezu  ausgeschlossen  aber  wird  diese  Deutung 
endlich  durch  das  ''iD'?  i  Sam.  2,  28:  der  Priester  trägt  das  Ephod 
vor  Gott  d.  i.  im  Dienste  Gottes,  trägt  also  nicht  den  Gott  selbst. 
Freilich,  das  Wort  fehlt  in  der  LXX,  aber  es  wird  durch  das  b^'p'.  ^^th 
14,3  und  nn  ''is'?  iReg.  2,  26  gestützt;  und  i  Sam.  21,9;  23,6;  30,8; 
Hos.  3,  4  usw.  zeigen,  wie  aucli  die  LXX  beim  Auftauchen  des  alt- 
israelitischen Ephod  willkürlich  geändert  oder  Worte  fortgelassen  hat. 

Wir  sehn,  dali  wohl  etwas  mehr  als  ein  Zweifel  an  der  Gottes- 
bildhypothese  berechtigt  ist,  obwohl  dieselbe  nachgerade  in  Kommen- 
taren und  Lehrbüchern  schon  als  selbstverständlich  vorgeführt  wird. 
Was  war  aber  dann  dies  Ephod,  wenn  es  weder  ein  priesterliches 
Gewand  noch  ein  Gottesbild  im  alten  Israel  war? 

Wir  haben  auszugehn  von  der  Frage,  wozu  es  diente.  Darauf 
kann  die  Antwort  nur  lauten:  nie  zur  Adoration,  ausschlielJlich  zur 
Orakeleinholung  bezw.  -erteilung.  Bezüglich  des  Ephod  von  Ophra 
ist  es  durch  die  Parallele  von  Jud.  8,  27b  zu  Hos.  4,  12  wenigstens 
wahrscheinlich;  von  dem  Ephod  Micha's  wird  es  Jud.  18,  5  gesagt; 
betreffs  i  Sam.  2,  28  wird  es  durch  die  Parallele  von  Deut.  t,t„  8,  10 
bewiesen;  i  Sam.  14,  18,  41  (nach  LXX)  wird  es  uns  ausführlich  be- 
schrieben; bezüglich  des  Ephod  zu  Nob  i  Sam.  21,  10  wird  es  22,  13 
von  Doeg  ausgesagt  —  der  Priester  hatte  offenbar  das  Ephod  vom 
Pflock  heruntergenommen,  um  David  das  dahinter  hängende  Schwert 
zu  geben  —  und  22,  15  von  Achimelek  bestätigt;  desgleichen  wird 
von  David  das  Ephod,  nachdem  Ebjathar  es  ihm  gebracht,  fortwährend 
benutzt,  um  Orakel  einzuholen  23,  6,  9;  30,  7;  i  Reg.  2,  26.  Nie  und 
nirgends  dient  es  einem  andern  Zwecke.  Ist  es  da,  so  sind  die  Urim 
und  Tummim  auch  zugleich  da,  nie  werden  die  erst  gesondert  herbei- 
geholt. 

Als  was  haben  wir  uns  dann  das  Ephod  vorzustellen?  Da  es 
weiter  nie  beschrieben  wird,  mülJten  wir  uns  mit  der  einfachen  Er- 
klärung eines  Gerätes  zur  Einholung  von  Orakeln  begnügen,  ohne 
Näheres  angeben  zu  können,  wenn  uns  nicht  durch  I  und  II  ein 
bestimmter  Weg  gewiesen  würde.  W'ir  fanden,  dalj  das  Ephod  bad 
ein  leinener  Lendenschurz,  das  Ephod  des  nachexilischen  Hohen- 
priesters ebenfalls  ein  Lendenschurz  war,  der  aber  aus  kostbaren 
Stoffen  ungleich  prächtiger  angefertigt  und  engstens  mit  einer  Orakel- 
tasche verbunden  war.    Von  da  aus  haben  wir  rückwärts  zu  schließen. 


712 


E.  Seilin  [14 


Der  Fehler,  der  bisher  fast  stets  von  den  Gegnern  der  Gottesbild- 
hypothese  gemacht  wurde,  war  der,  da(i  sie  zurückschlossen,  auch 
das  altisraelitische  Ephod  sei  ein  Stück  der  ständigen  Amtstracht  des 
Priesters  bezw.  der  Oberpriester  gewesen.  Das  scheitert  an  den  im 
Anfang  des  Kapitels  besprochenen  Stellen. 

Das   altisraelitische  Ephod   ist  im  Heiligtume  deponiert  (vgl.  aus 
späterer  Zeit  Ez.  44,  19),  es  ist  ein  Tabu,    es  wird  vom  Priester   nur  l 

angelegt  und  darf  von  ihm  nur  angelegt  werden,  wenn  er  im  Dienste  i 

des  Volkes  oder  eines  Einzelnen  Gott  befragen,  Orakel  erteilen  soll. 
Befindet  sich  das  Volk  auf  dem  Kriegspfade,  der  ein  heiliger  ist,  vgl. 
2Sam.  II,  II  usw.,  so  begleitet  der  Priester  dasselbe  mit  dem  Ephod, 
trägt  es  von  "Ort  zu  Ort,  von  Lager  zu  Lager,  gürtet  es  aber  auch 
nur  um,  sobald  Gott  die  Wege  weisen,  eine  Entscheidung  geben  soll. 
Er  ist  der  Träger,  Wächter  und  Anleger  des  Ephod,  das  ist  seine 
wichtigste  Funktion  im  Altertum,  vgl.  Deut.  33,  8;    i  Sam.  2,  28. 

Diese  Erklärung  bewährt  sich  tatsächlich  nach  allen  Richtungen 
hin.  Im  Unterschiede  von  dem  leinenen  Ephod,  mit  dem  der  Priester 
beim  gewöhnlichen  Amtieren  umgürtet  ist,  beim  Bewachen  des  Heilig- 
tums und  beim  Opfern,  muß  er  einen  glänzenderen  Schurz  anlegen, 
wenn  er  Gott  unmittelbar  gegenübertritt,  um  ihn  zu  befragen,  vgl. 
I  Sam.  14,  36b.  Gerade  wie  das  Volk  seine  Kleider  wäscht  oder  bessere 
Gewänder,  auch  Schmuck  anlegt,  wenn  es  das  Heiligtum  betritt,  vgl. 
Gen.  35,  2;  Ex.  3,  5;  19,  lO;  33,  4;  Hos.  2,  15;  Jer.  4,  30;  2  Sam.  12,20; 
Lev.  16,4,  auch  2  Reg.  10,  22,  wie  der  das  Orakel  befragende  oder 
den  Hagg  verrichtende  Araber  sich  Kleider  dazu  aus  dem  Heiligtume 


'&£> 


leiht,  die  tabu  sind,  vgl.  Wellhausen  a.  a.  O.  S.  57 f.;  106;  Smith 
a.  a.  O.  S.  116 — 18',  so  muß  auch  der  Priester  sich  besonders  rüsten, 
wenn  er  Gott  am  unmittelbarsten  naht  (vgl.  auch  Am.  4,  12;  Hiob 
38,  3;  Ps.  29,  2).  Und  in  erster  Linie  ist  bei  allen  Völkern  der  Erde 
der  Gottheit  würdig  das  Gold,  denn  Glanz  und  Licht  ist  das  Kleid, 
das  Gott  anhat  Ps.  104,  if 

Blicken  wir  von  diesem  Resultate  aus  noch  einmal  kurz  auf  ein- 
zelne Stellen,  an  denen  das  Ephod  erscheint.  Wenn  wir  Jud.  8,  26 
von  der  Kostbarkeit  des  Ephod  lesen,  so  erinnern  wir  uns  daran,  daß 
man  in  Ägypten  auch  gerade  das  Vorderblatt  des  Lendentuches  von 


I  Ähnliche  babylonische  Sitten  siehe  bei  Zimmern,  Beiträge  z.  Kenntnis  d.  hab. 
Religion  III  S.  131,  139  usw.;  über  die  Tracht  bei  der  Befragung  des  Orakels  des 
Trophonius  vgl.  Pausanias  IX  39,  des  Orakels  zu  Delphi  Eivius  XXIII  1 1 


15]  Das  israelitische  Ephod.  713 

der  Mitte  des  Rückens  an  mit  einem  gefalteten  Goldstoffe  besetzte, 
ja  bisweilen  das  ganze  aus  einem  solchen  herstellte  (vgl.  Erman 
a.  a.  O.  S.  286,  94).  Auch  auf  die  überaus  kostbar  hergestellten  und 
mit  verschiedenen  Darstellungen  geschmückten  Lendenschurze  aus 
Phönizien  kann  verwiesen  werden  (vgl.  Perrot  a.  a.  O.  S.  413,  428, 
430,  528,  531).  Bedenkt  man  nun,  daß  Lendentuch  und  Gürtel, 
vielleicht  auch  Schultergurten  und  Lostasche  aus  Goldstoff  verfertigt 
werden  mußten,  so  wird  man  wirklich  nicht  mehr  auf  grund  der  Kost- 
barkeit nur  auf  ein  Bild  raten  können. 

Wir  verstehen  nun  auch,  wie  sich  die  Zusammenstellung  des 
Ephod  mit  den  Teraphim  Jud.  17  und  Hos  3,  4  erklärt.  Mittels  beider 
befragt  man  die  Gottheit.  Sachlich  dasselbe  findet  sich  Sach.  10,  2, 
denn  der  ÜÜp,  der  hier  neben  den  Teraphim  steht,  ist  auch  der 
(mittels  der  Pfeile)  Gotl  Befragende,  vgl.  das  arab.  istiqsäiii  (W'ELL- 
HAUSEN  a.  a.  O.  S    126  f.)  und  Ezech.  21,  26 f. 

Das  ''iD^  I  Sam.  14,  3,  18  ff.  „er  trug  das  Ephod  vor  Israel"  ist 
nicht  lokal  zu  verstehn,  das  ist  durch  i  Reg.  2,  26  ausgeschlossen, 
vielmehr  =  im  Dienste,  vgl.  i  Sam.  2,  28,  auch  Gen.  24,  5  i ;  34,  lO; 
2  Sam.  16,  19.  Achijja,  das  ist  der  Sinn,  führt  in  jener  Zeit  das  Ephod 
mit  sich,  um  mittels  desselben  in  Sachen,  die  das  Volk  bezvv.  den 
König  betreffen,  zu  befragen,  22,  18  vgl.  2,  28  werden  die  Priester 
im  allgemeinen  „Ephodträger"  genannt,  d.  h.  die  Leute,  die  das  Recht 
und  den  Beruf  haben,  das  Ephod  aufzuheben,  zu  berühren  und  anzu- 
legen, vgl.  Jes.  52,  II.  Der  Ausdruck  erinnert  übrigens  an  den  Titel, 
den  die  ägyptischen  Hohenpriester  führen:  Träger  der  Schend'ot  d.  i. 
des  Königsschurzes  (vgl.  Erman  a.  a.  O.  S.  291). 

I  Sam.  30,  7  wird  man  ganz  nur  gerecht,  wenn  man  annimmt, 
daß  Ebjathar  das  Ephod  dem  David  angelegt  habe  (vgl.  das  "h  und 
das  TIT'^JJ),  während  er  selbst  nur  die  Lostasche  schüttelte  (daher  das 
T_  IpiJ  I  Sam.  14,  19).  Wie  also  damals  die  Scheidewand  zwischen 
Priestern  und  Laien  überhaupt  noch  keine  so  schroffe  war  wie  später, 
so  hat  der  Priester  damals  noch  bisweilen  hervorragenden  Laien  das 
Ephod  umgürtet,  wenn  sie  Gott  befragen  wollten.  Das  kann  nicht 
überraschen,  da  auch  2  Sam.  6  zeigt,  daß  David  sich  mit  dem  Ephod 
bad  gürtet,  wenn  er  priesterliche  Funktionen  verrichtet.  Freilich  zeigt 
der  Spott  der  Michal,  daß  es  schon  damals  etwas  Auffallendes,  ein 
Verstoß  gegen  die  Mode  war. 

Zum  Schlüsse  werfen  wir   noch   die  Frage  auf:    dürfen  wir  noch 


-14  E.  Seilin  [l6 

über  das  Gesagte  hinaus  irgend  welche  Schlüsse  ziehn  bezüglich  der 
Gestalt  des  Ephodr  Haben  wir  bisher  gesehn,  daC)  mit  Sicherheit 
das  Ephod  ein  Lendenschurz  war,  zeigen  weiter  in  gleicher  Weise 
Ex.  28  wie  mehrere  Stellen,  an  denen  das  altisraelitische  Ephod  er- 
scheint (besonders  i  Sam.  14  u.  23),  daß  ein  Gefäfj  oder  eine  Tasche 
mit  den  Urim  und  Tummim  muß  zugegen  gewesen  sein,  sobald  das 
Ephod  da  war,  so  können  wir  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  schließen, 
daß  Ephod  und  Tasche  auch  schon  seit  alters  durch  die  Schulter- 
gurten verbunden  waren.  Bei  den  Ägyptern  tragen  solche  allerdings 
meist  nur  die  Götter  bezw.  der  König,  wenn  er  in  Göttertracht 
erscheint  (vgl.  Erman  a.  a.  O.  S.  95;  Perrot  a.  a.  O.  I  S.  307),  doch 
auch  z.B.  der  Priester  Pinachsi  (bei  Perrot  I  S.  253)'. 

W^ie  die  Tasche  in  Altisrael  gestaltet  war,  darüber  kann  man 
natürlich ■  nur  Vermutungen  aufstellen;  in  erster  Linie  hängt  es  davon 
ab,  was  die  Urim  und  Tummim  waren.  Ich  kann  hier  nicht  auf  diese 
schwierige  Frage  eingehn,  halte  es  aber  für  das  wahrscheinlichste,  daß 
es  ursprünglich  mit  verschiedenen  Marken  versehene  Pfeile  waren, 
aus  denen  allmählich  durch  Entfernung  der  Spitzen  Stäbe  wurden 
(vgl.  Wellhausen,  Prolcgomeiia^  S.  412,  Skizzen  IIP  S.  131  ff.;  meine 
Beiträge  s.  isr.  u.  jüd.  ReligionsgesclncJite  II  S.  ii6ff.,  D.  H.  MÜLLER 
in  ZDMG  LVHI  S.  784 — 86).  Ist  jene  Vermutung  richtig,  so  kann 
man  kaum  daran  zweifeln,  daß  der  Behälter  ursprünglich  einmal 
Köchergestalt  hatte,  wie  auch  beim  Meisirspiel  der  Araber  die  Ribaba 
vermutlich  eine  solche  besaß  (vgl.  HuBER,  Über  das  „Meisir''  genannte 
Spiel  der  Jieidnischen  Araber  S.  44).  Damit  würden  die  Schultergurten 
vollends  verständlich.  Aber  wann  und  wie  der  Wechsel  der  Mode 
daraus  allmählich  die  viereckige  Tasche  von  Exod.  28  werden  ließ, 
dafür  fehlt  uns  jeder  Anhaltepunkt. 

IV.    Die  Etymologie  des  Wortes  Ephod. 

Es  ist  bedauerlich,  daß  die  Etymologie  des  Wortes  nicht  sicher 
ist.  Daß  das  erst  Exod.  29,  5 ;  Lev.  8,  7  auftauchende  Verbum  "2S 
im  Hebräischen  nur  ein  verbum  denominativum  ist,  steht  fest.     Nun 


'  Daß  Marduk  die  Schicksalstafeln  auf  der  Brust  trägt,  ist  bekannt;  aber  eine 
Beziehung  der  Lostasche  zu  jenen  ist  höchst  fraglich,  da  das  Losen  mit  den  Urim 
und  Tummim  doch  auf  ganz  andere  Vorstellungen  zurückgeht  als  auf  die  Voraus- 
bestimmung der  menschlichen  Geschicke  in  den  Gestirnen,  nämlich  auf  Jahwe's 
Richten  mit  seinen  Pfeilen,  den  Blitzen,  vgl.  meine  Beiträge  II  S.  120 


I 


ly]  Das  israelitische  Ephod.  715 

sind,  abgesehn  von  ganz  vagen  Vermutungen  ägyptischen  Ursprungs, 
zwei  Herleitungen  versucht.  DiLLMANN  (zu  Exod.  28,  6)  dachte  an 
eine  in  ^^  c^^^s  ]"^S  ,Joch"  enthaltene  Wurzel  TIS  (binden?).  Da- 
gegen  hat  DE  LagaRDE  {ÜbersicJit  über  die  im  Arajn.,  Ärab.  Ji.  Heb;: 
übl.  Bildung  d.  Nomina  S.  178)  das  arab.  >U^  von  ^^'^  verglichen, 
d.  i.  sich  als  Gesandter,  Unterhändler  od.  dergl.  nahen.  HISS,  etwa 
abgekürzt  für  TiDSn    ^li^n  wäre  demnach  das  Gewand    der    Nahung. 

O  ••TV"  O 

Mitteilungen  IV  S.  17  hat  jener  seine  Ansicht  noch  speziell  durch 
das  syr.  \i^  gestützt,  das  eine  selbständige  Bildung  sei,  auch  noch 
auf  den  ^s\o,  Väqidi  390  (ed.  WellhausEN)  hingewiesen,  den  Anwalt, 
welcher  kommt,  um  die  Freilassung  zu  erwirken. 

Es  lälit  sich  nicht  leugnen,  dali  diese  Etymologie  überraschend 
stimmt  zu  dem,  was  wir  als  Wesen  des  Ephod  in  Altisrael  gefunden 
haben:  das  Kleidungsstück,  welches  sich  der  anlegen  muß,  der  sich 
im  Dienste  des  Volkes  oder  eines  einzelnen  der  Gottheit  nahen  will. 
Aber  auch  die  DiLLMANN'sche  Herleitung  würde  unserer  Deutung  auf 
ein  umgebundenes  Lendentuch  nur  günstig  sein.  Dagegen  fehlt  jede 
Möglichkeit,  auf  etymologischem  Wege  die  Gottesbildhypothese  zu 
stützen. 

V.    Zusammenfassende  Skizze   der  Entwicklung  des  Ephod. 

Das  Ephod  ist  der  Lendenschurz,  in  dem  der  Priester  sich  Gott 
naht.  Wie  ein  solcher  nach  israelitischer  Auffassung  (vgl.  Gen.  3,  7) 
die  Tracht  der  ersten  Menschen  und  nachweisbar  die  älteste  Kleidung 
der  Ägypter  und  Araber  war  (vgl.  auch  noch  die  ägyptische  Dar- 
stellung einwandernder  Beduinen  bei  Perrot  I  S.  154),  so  erhielt  er 
sich  bei  der  fortschreitenden  Kultur  in  allen  diesen  Völkern  als  die 
heilige  Tracht  \  Die  alte  Zeit  galt  als  die  heilige  Zeit,  die  Zeit  des 
lebendigsten  Verkehrs  mit  Gott  und  wahrer  Frömmigkeit. 

Aber  auch  der  Schurz  machte  seine  Geschichte  durch,  wie  in 
Ägypten,  so  auch  in  Israel.  Den  Toten  erwies  man  die  Ehren  im 
Schurze  aus  Sacktuch,  Gottesmänner  umgürteten  sich  mit  einem 
einfachen    ledernen   Schurze,    und    wieder    anders    gestaltete    sich   die 


^  Hier  bestätigt  sich  der  Satz  von  Smith  a.  a.  O.  S.  117:  „Das  in  späterer  Zeit 
von  den  Priestern  beobachtete  Ritual  ist  nur  eine  Fortbildung  dessen,  was  ursprüng- 
lich von  allen  Verehrern  beobachtet  wurde".  Vgl.  auch  seine  Ausführungen  über  den 
kultischen  Gebrauch  von  Fellen  S.  334 f.  und  die  Benutzung  steinerner  Messer  bei 
der  Beschneiduno; 


7l6  E.  Sellin  ~  [i8 

Entwicklung  des  Schurzes,  in  dem  man  dem  Volksgotte  in  den 
Heiligtümern  nahte.  Das  Wichtigste,  was  man  dort  einholen  wollte, 
waren  seine  Entscheidungen  und  Orakel,  und  hierbei,  wo  man  ihm 
fragend  von  Angesicht  zu  Angesicht  gegenübertrat,  mußte  der  Schurz 
seiner  besonders  würdig,  ein  Abglanz  seiner  Herrlichkeit,  muCite  von 
Gold,  Silber  oder  auch  von  Purpurstoff  sein.  Sobald  man  anfing, 
seinen  Willen  durch  das  Losorakel  einzuholen,  wurde  der  Behälter 
der  Lose  ein  untrennbarer  Begleiter  dieses  Ephod,  wurde  durch 
Gurten  aus  demselben  edlen  Stoffe  mit  ihm  verbunden.  Dies  Ephod 
wurde  deponiert  an  heiliger  Stätte,  war  ein  Tabu  und  durfte  nur  auf 
heiligen  Pfaden  vom  Priester  mitgeführt  werden,  war  übrigens  wohl 
nur  an  Hauptheiligtümern  vorhanden,  nachweisbar  in  Ophra,  Dan 
und  Nob.  Im  Unterschiede  davon  trug  der  Priester  sonst  im  Heilig- 
tume  den  einfachen,  leinenen  Lendenschurz.  Diese  Tracht,  bei  der 
der  Oberkörper  unbekleidet  war,  hielt  sich  aber  nicht  (wie  z.  B.  bei 
den  Ägyptern),  schon  allein  die  klimatischen  Verhältnisse  Palästina's 
machten  das  auf  die  Dauer  unmöglich,  auch  der  Priester  legte  — 
wann,  wissen  wir  nicht  —  den  Me'il  an,  wahrscheinlich  unter  dem 
Schurze. 

Allmählich  begann  eine  Reaktion  gegen  die  alte  Art  der  Orakel- 
einholung bei  den  Priestern  wie  gegen  die  mittels  der  Teraphim. 
Dieselbe  ging  jedenfalls  in  erster  Linie  von  dem  neu  auftretenden 
Nebiismus  aus  (i  Sam.  28,  6  beides  neben  einander).  Während  in 
Saul's  und  David's  Tagen  die  Gottesbefragung  mittels  des  Ephod  gang 
und  gäbe  ist,  ist  schon  auffallend,  daß  von  Samuel  nie  etwas  Der- 
artiges erzählt  wird.  Berichtet  wird  uns  von  einem  auf  diese  Weise 
eingeholten  Orakel  nach  David's  Tod  überhaupt  nichts  mehr.  Und 
bald  macht  sich  eine  Strömung  bemerkbar,  die  diese  ganze  Art  der 
Erkundung  des  göttlichen  Willens  als  abgöttisch,  als  heidnisch  be- 
zeichnet. Der  Prophet  Hosea  eröffnet,  soweit  unsere  Quellen  ersehn 
lassen,  die  Polemik,  vgl.  4,  12,  auch  3,4;  die  Notizen  Jud.  8,27b; 
I  Sam.  15,  23  (lies  115«  statt  ]1«)  zeugen  von  derselben  Beurteilung. 
Sie  hat  gesiegt,  und  Deut.  18,  10  wird  dies  DD]?,  das  z.  B.  in  Jesaja's 
Zeit  noch  offiziell  dürfte  ausgeübt  worden  sein,  3,2  vgl.  Micha 3,6f,  direkt 
als  heidnisch  verboten :  rein  geistig  soll  die  göttliche  Offenbarung  sein 
und  nur  durch  den  WZi  ergehn.  In  Winkeln  des  Landes  hat  sie  sich 
nach  Art  von  Ez.  13,  18  ff.  natürlich  weiter  gehalten,  vgl.  Jer.  27,9; 
29,  8;  Sach.  10,  2.    Aber  die  aus  Babylon  heimkehrenden  Juden  haben 


19]  Das  israelitische  Ephod.  717 

keinen   Priester    mehr,    der  Urim  und  Tunimini  zu   handhaben  wüßte, 
vgl.  Esra  2,  63. 

Aber  auch  hier  ist  es  gegangen  wie  auf  manchem  anderen 
Gebiete.  Der  Inlialt,  der  Geist,  der  Zweck  wurde  ein  anderer,  aber 
die  Jahrhunderte  alte  Form  konnte  nicht  verschwinden.  Das,  was 
einst  praktischen,  gottesdienstlichen  Zwecken  diente,  erhielt  sich  als 
Insigne.  Gerade  je  mehr  man  sich  bemühte,  sich  auf  die  alte  Zeit 
zu  berufen,  um  so  mehr  fühlte  man  sich  gedrungen,  an  alte  Formen 
anzuknüpfen.  So  blieb  auch  das  Ephod.  Ja,  dasselbe  wurde  immer 
prächtiger  dekorativ  ausgestaltet.  Statt  der  vielen  Ephode,  die  einst 
in  den  verschiedenen  Heiligtümern  des  Landes  deponiert  waren,  hatte 
man  ja  jetzt  nur  das  eine,  das  dem  jerusalemischen  Hohenpriester 
als  das  Heiligste  an  seiner  ganzen  Tracht  reserviert  wurde  ^  Die 
Orakeltasche,  jetzt  lediglich  ein  Symbol  für  die  diesem  zuströmende 
göttliche  Weisheit,  wurde  mit  den  12  Edelsteinen  besetzt,  die  zwei  Scho- 
hamsteine  wurden  auf  den  Schulterstücken  befestigt,  beides  der  Pracht 
und  der  Repräsentanz  zugleich  dienend.  Wann  sich  das  im  einzelnen 
vollzog,  das  hängt  von  der  Beantwortung  anderer  Fragen  ab.  DalJ 
die  Darstellung  von  Exod.  28,  wie  sie  uns  jetzt  vorliegt,  erst  nach- 
exilischen  Ursprungs  ist,  dürfte  gewiß  sein.  Aber  die  Entwicklung 
ist  natürlich  eine  allmähliche  gewesen;  der  Salomonische  Tempelbau, 
die  Einführung  des  Deuteronomiums  und  die  Bestallung  des  ersten 
Hohenpriesters  unter  den  aus  dem  Exile  Heimgekehrten  werden 
Stadien  in  derselben  bedeuten,  deren  Wirkung  auf  die  Priestertracht 
im  einzelnen  aber  kaum  je  genauer  wird  fixiert  werden  können. 


I  Nachträglich  ersehe  ich  aus  einer  Notiz  bei  Jakob,  Der  Petitaleiich,  exegetisch- 
kritische  Forschungen,  S.  213  f.,  daß  auch  bereits  Raschi  und  Raschbam  in  dem  Ephod 
von  Ex.  28  einen  von  den  Hüften  abwärts  laufenden  Schurz  sahen 


ü^ü^n  «nik* 


Von 


G.  Westphal. 


it  dem  Ausdruck  D^Dtyn  S3iJ  verbinden  sich  im  Alten  Testa- 
ment eine  Reihe  von  unter  sich  verschiedenen  Vorstellungen. 
Am  häufigsten  findet  sich  die  Bezeichnung  „Himmelsheer" 
für  Sterne,  hauptsächlich  an  den  Stellen,  wo  der  Kultus 
des  Himmelsheeres,  d.  h.  der  Gestirndienst,  als  etwas  mit  der  reinen 
Jahwereligion  Unvereinbares  verworfen  oder  verboten  wird,  so  Dtn. 
4,19.17,3.  2  Kö.  17,  16.  21,3.5  (=  2  Chr.  33,  3.  5).  2  Kö.  23,  4  f.  Zeph. 
1,5.  Jer.  8,  2.  19,  13.  An  anderen  Stellen  bezeichnet  D^Otyn  t^^lJ  die 
Gesamtheit  der  Sterne,  ohne  daß  sie  als  Verehrungsobjekte  in  Be- 
tracht kämen,  so  Jes.  40,  26,  wo  die  Sterne  bildlich  mit  einem  Heere 
verglichen  werden,  das  Jahwe  täglich  mustert,  ähnlich  45,  12  und  Ps. 
33,  6.  Jer.  33,  22  wird  die  Zahl  der  Nachkommen  David's  mit  der 
Größe  des  Heeres  des  Himmels  verglichen.  Sterne  bedeutet  wohl 
auch  das  D«ns  Jes.  34,  4,  wogegen  das  D'OC'n  «n^J  in  v.  4a  von 
BiCKELL,  DUHM,  Cheyne,  Marti  wohl  mit  Grund  für  eine  Glosse  zu 
DkSil}  gehalten  wird,  eingefügt,  um  die  unterschiedliche  Bedeutung  von 
^<DU  an  dieser  Stelle  von  derjenigen  in  v.  2  zu  markieren. 

An  belebte  Wesen  dagegen  denken  Neh.  9,  6,  wo  't^n  'i*  in  Pa- 
rallele gesetzt  ist  zu  n^^J?  Ity«  ^D1  pS  und  Onn  ItrS  ^D1  D^Ö^H;  allen  hat 
Jahwe  das  Leben  gegeben  und  das  Heer  des  Himmels  betet  ihn  an. 
Auch  das  Jes.  24,  2 1  angekündigte  Gericht  über  DIIQS  mnon  ^^21{  setzt 
lebende  Wesen  voraus,  i  Kö.  22,  19  besteht  das  Himmelsheer  aus  einer 
Anzahl  von  ninn  21,   die  Jahwe's  Hofstaat  bei  den  Beratungen  über 


720  G.  Westphal  [2 

die  Geschicke  der  Menschen  bilden.  Auch  in  Gen.  2,  i  scheint  es 
sich  wegen  des  Zusatzes  ^nsi  um  den  irdischen  Wesen  entsprechende 
himmlische  Wesen  zu  handeln,  deren  Schöpfung  in  Gen.  i  nicht  mit- 
erzählt ist.  Noch  ganz  andere  Vorstellungen  scheint  Dan.  8,  lo — 13 
mit  dem  n'Dü'n  N2i'  zu  \-erbinden,  die  aber  für  uns  nicht  ganz  durch- 
sichtig" sind.  Unter  dem  tyn  'IS  v.  10  versteht  Behrmann  in  seinem 
Kommentar  zu  Dan.  nur  eine  „hyperbolistische  Ausdrucksweise  für  den 
Hochmut  des  Antiochus".  Marti  dagegen  denkt  an  die  Helenisierungs- 
versuche  des  Antiochus  Epiphanes,  insofern  der  Versuch  auch  auf 
die  Heiden  zutraf,  da  man  ja  die  Sterne  als  den  Heiden  zur  An- 
betung zugewiesen  betrachtete  (nach  Dtn.4,  I9)-  Aber  die  Vorstellungen 
des  Verfassers  des  Buches  Daniel  scheinen  doch  konkreter  gewesen 
zu  sein,  da  dieses  Heer  auch  einen  Anführer  hat  (v.  11).  Vollends 
dunkel  ist  in  v.  13  das  «2^  in  Parallele  mit  ülp,  so  daß  Smend  "'ns 
lesen  will  {ZAIV  18S4,  S.  201).  Nach  Ps.  103,  20  f.,  wo  V^?3iJ  b^  in 
Parallele  steht  mit  V^N^O,  neben  HD  nn:i,  nm  'ÜV  und  lili*"!  'ÜV  VnityD, 
hat  das  Himm'elsheer  die  Befugnis,  Gott  zu  preisen;  ähnlich  Ps.  148,  i  ff., 
wo  ebenfalls  VDi<70  73  und  Vt?2S  73  in  Parallele  Jahwe  loben,  in  v.  3 
werden  dann  die  Sterne  noch  aufjerdem  zum  Lobpreise  aufgefordert. 

In  dieselbe  Vorstellungswelt  wie  das  BTI  'S  gehört  ursprünglich 
wohl  auch  das  Hin^  t^^i*,  dessen  Anführer  uns  Jos.  5,  14  f.  begegnet. 
Ex.  7,  4.  12,  17.  41  und  Judith  16,  13  (14)  wird  das  israelitische  Heer 
in  der  Wüste,  Joel  2,  11  werden  die  Heuschrecken,  Sap.  12,  8  (nach 
Ex.  23,  28,  Jos.  24,  12)  die  Hornissen  Jahwe's  Heer  genannt. 

Der  Eindruck,  den  wir  aus  dieser  Mannigfaltigkeit  der  Vorstellungen 
gewinnen,  ist  der  einer  gewissen  Unsicherheit  über  die  Bedeutung  des 
Begriffes  D^OtJ^H  «ns  und  ni,T  «3:?.  Es  erweckt  den  Anschein,  als 
wäre  der  Ausdruck  die  gegebene  Größe,  die  Form,  die  jeder  nach 
seiner  Art  mit  einem  Inhalte  anfüllte,  da  die  ursprüngliche  Bedeutung 
abhanden  gekommen  war. 

In  allen  semitischen  Sprachen,  in  denen  die  Wurzel  822}  sich 
findet,  hängt  ihre  Bedeutung  irgendwie  mit:  ,,. Krieg  führen"  zu- 
sammen. Das  Äthiopische,  das  in  seiner  afrikanischen  Isoliertheit  in 
manchen  Punkten  das  Gemeinsemitische  am  reinsten  bewahrt  hat, 
dürfte  mit  seinem  Ä'flK  ,, Krieg  führen"  die  allgemeine  Bedeutung 
dieser  Wurzel  bewahrt  haben;  im  Arabischen  bedeutet  U-o  etwas 
spezieller:  „Die  Truppen  auf  den  Kampfplatz  führen";  im  Sabäischen 
findet  sich  i<2S  als  „Krieg,  Kriegszug",  und  auch  das  assyrische  sädu 


3]  o'öB'n  xns. 


721 


„Krieger;  Mann"  hängt  zweifellos  mit  unserer  Wurzel  zusammen.  Im 
Hebräischen  erscheint  sni'  am  häufigsten  in  der  Ikdeutung  „Heer, 
Kriegsheer",  seltener  als  „Kriegsdienst"  oder  „Kriegszug",  wie  Dtn. 
24,  5.  Jos.  22,  12.  33.  I  Sa.  28,  I  u.  a.  Metonymistisch  wird  «ni*  auch 
gebraucht  für  Mühsal,  Not  Jes.  40,  2.  Dan.  10,  i;  in  1  li.  7,  i.  10,  17.  14,  14 
begegnet  uns  das  Wort  als  pessimistischer  Ausdruck  für  das  ganze 
irdische  Leben.  Der  Vollständigkeit  halber  sei  noch  erwähnt,  dali 
i<2i*  in  der  Terminologie  der  nachexilischen  Gemeinde  soviel  bedeutet 
wie  „Tempeldienst",  besonders  in  «Ii!S  iN*3^  Nu.  4,  23.  8,  24  u.  a.,  oder 
wS::^'^  «n  Nu.  4,  39.  43  u.  a.  In  ganz  abgeblaßter  Ikdeutung  ist  Ps. 
6S,  12:  an  «2S  miü>2ön  gleich  „Menge,  Schar". 

Für  das  hebräische  Sprachgefühl  war  also  wohl  die  Bedeutung 
,,Kriegsheer"  die  nächstliegende.  Die  zuletzt  angeführte  Bedeutung 
„Menge,  Schar",  die  an  sich  vielleicht  für  die  Bezeichnung  der  Ge- 
stirne als  „Himmelsheer"  am  besten  passen  würde,  kommt  deshalb 
nicht  in  Betracht,  weil  der  so  stereotype  und  altertüm.liche  Ausdruck 
D'OtiTI  S3i{  sich  schwerlich  an  eine  so  abgeleitete  und  von  der  ur- 
sprünglichen fernliegende  Bedeutung  anlehnen  konnte. 

Für  Sterne  paßt  der  Ausdruck  «2S,  sei  es,  daß  er  als  „Kriegs- 
heer" oder  als  „Feldzug"  zu  fassen  ist,  an  sich  nicht.  Auch  wenn 
man  die  in  der  Antike  geläufige  Vorstellung,  die  in  den  Sternen  be- 
lebte Wesen  sieht,  für  ursprünglich  ansähe,  so  müßten  doch  noch 
mythologische  Vorstellungen  hinzukommen,  die  in  den  Sternen  gerade 
Krieger  sähen.  Von  derartigen  Astralmythologien  erfahren  wir  nun 
aber  innerhalb  der  rein  hebräischen  Vorstellungswelt  nichts.  Die  Ver- 
ehrung der  Gestirne  ist  in  Israel  erst  durch  babylonische  Einflüsse, 
und  zwar,  soweit  sich  erkennen  läßt,  erst  seit  der  direkten  Berührung 
mit  der  assyrischen  Weltmacht  im  Kriege,  eingedrungen.  Die  Tra- 
dition, die  die  Einführung  des  Gestirndienstes  in  Juda  unter  Manasse 
ansetzt  (2  Kö.  21,  3 — 5),  wird  richtig  sein.  Manasse  war  Vasall  der 
Assyrer  und  suchte  durch  engen  Anschluß  an  die  assyrische  Kultur 
seine  Position  zu  festigen.  Die  an  sich  nicht  unmögliche  Annahme, 
<iaß  schon  Ahas  diesen  Kult  importiert  habe,  läßt  sich  aus  2  Kö.  23,  12 
nicht  erhärten;  hier  erfahren  wir  nur,  daß  ein  auf  dem  Dache  des 
Tempels  befindlicher  Söller  triK  ivhy  hieß,  von  einem  Altarbau  erfahren 
wir  nichts.  ini<  Hv^  ist  wahrscheinlich  an  dieser  Stelle  ein  gelehrter 
Zusatz  von  jemandem,  der  wußte,  daß  der  ^  Söller  des  Ahas  auch  für 
<lie  Zwecke  des  Gestirndienstes  verwendet  wurde.    Auch  die  Bewohner 

Nöldeke-Feätschrift.  40 


/ 


22  G.  Westphal  [4 


des  Nordreiches  werden  schwerlich  früher  den  Sterndienst  eingeführt 
haben;  auf  die  deuteronomistische  Notiz  2  Kö.  17,16  ist  nichts  zu  geben, 
umsomehr  dagegen  auf  das  Schweigen  der  alten  Propheten,  beson- 
ders des  Hosea.  Die  Erwähnung  der  assyrischen  Götter  Sakkut  und 
Kewan  bei  Arnos  (5,  26,  nach  y^pp  als  niSD  und  p'3  punktiert)  steht 
in  vorexilischer  Zeit  ganz  vereinzelt  da  und  fällt  so  sehr  aus  der  Art 
der  Strafpredigten  des  Arnos  heraus,  der  nie  den  Kultus  an  sich  be- 
kämpft sondern  nur  das  einseitige  Gewichtlegen  auf  den  Kultus  ohne 
Erfüllung  der  sittlichen  Pflichten  gegen  Gott,  daß  die  Echtheit  des 
Verses  starken  Bedenken  unterliegt;  schon  die  ziemlich  ungeschickte 
Anknüpfung  des  DTlStJ'il  nach  Dfltl'^n  spricht  für  Einschaltung  (so  auch 
Wlii.,  Cheyne,  LöHR,  Now.,  Meinhold  und  Marti).  Sefanja,  der 
unter  Josia.  vor  der  Reform,  schrieb,  ist  der  erste  Prophet,  der  den 
Gestirndienst  bekämpft  (i,  5),  und  von  da  an  findet  sich  die  Be- 
zeichnung Z*T\  i'  häufig  für  Sterne.  Schwerlich  nun  würde  man  die 
Sterne  mit  dem  Ausdruck  „Himmelsheer"  bezeichnet  haben,  wenn 
dieser  Begriff  nicht  schon  existiert  hätte,  zumal  die  Sterngottheiten 
als  Krieger  in  späterer  Zeit  nicht  in  Betracht  kommen.  Wir  können 
also  daraus  schließen,  daß  der  Ausdruck  D''Otyn  S'3i{  älter  ist  als 
]\Ianasse,  daß  er  geläufig  war,  ohne  daß  man  seine  eigentliche  Be- 
deutung noch  kannte.  Wir  müssen  annehmen,  daß  eine  andere  Mytho- 
logie diesen  Ausdruck  geprägt  hat, 

„Daß  von  Mythologie  im  alten  Israel  so  gut  wie  nichts  bestand" 
(Stade,  Gesch.  des  TT  Isr.  I,  S.  630),  dieser  Satz  wird  doch  m.  E.  etwas 
zu  modifizieren  sein.  Es  finden  sich  innerhalb  der  alttestamentlichen 
Schriften  eine  Anzahl  von  Spuren,  die  auf  eine  ziemlich  ausgedehnte 
Mythologie  hinweisen,  die  sich  besonders  mit  dem  Inhalte  des  Himmels 
beschäftigt  hat.  Wir  haben  hier  Gedanken  und  Vorstellungen,  die 
weit  mehr  im  Zentrum  des  religiösen  Glaubens  stehen  als  die  mehr 
wissenschaftlichen  Interessen  dienenden  Kosmogonien.  Diese  Mythen 
haben  das  Characteristicum  an  sich,  daß  sie  für  uns  meist  ebenso 
rätselhaft  sind,  wie  sie  bei  den  Zeitgenossen  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden,  daß  sie  sich  mit  der  offiziellen  Jahwereligion  meist  nur  schwer 
vereinbaren  lassen,  aber  doch  andrerseits  die  Terminologie  des  Jah- 
wismus  beeinflußt  haben  durch  einzelne  Ausdrücke,  die  sich  wie  auf- 
gepfropfte Reiser  ohne  einen  natürlichen  Zusammenhang  ausnehmen. 
Ich  denke  dabei  an  Vorstellungen,  wie  die  feurigen  Rosse  und  Wagen, 
die  Elias  zum  Himmel  bringen,  an  den  Thron  Jahwe's  im  Himmel,  die 


I 


5]  D-Dtyn  «25J.  723 

Serafim,  die  Gottessöhne,  und  u.  a.  auch  das  Heer  des  Himmels.  Wir 
haben  hier  Spuren  einer  Märchenwelt,  die  neben  der  Jahwereligion 
herging ,  die  sich  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  fortpflanzte ,  in 
die  jeder  hineingeboren  wurde,  und  die  das  Denken  und  Vorstellen 
bereits  längst  beherrschte,  als  man  die  offizielle  Religion  kennen 
lernte.  Wir  sehen,  daiJ  sich  selbst  ein  Jesaia  oder  der  Dichter  des 
Hiob  z.  T.  in  dem  Bannkreise  dieser  Mythologie  befinden.  Sie  ist 
offenbar  nie  schriftlich  fixiert  worden  und  kommt  nur  ganz  sporadisch 
an  die  Oberfläche,  wo  sie  stets  als  ganz  bekannte  Größe  behandelt 
wird,  während  sie  für  uns,  die  wir  nur  den  schriftlichen  Niederschlag 
des  Denkens  der  Hebräer  kennen,  fast  völlig  dunkel  ist. 

Einen  Einblick  in  derartige  populär-mythologische  Vorstellungen 
gewährt  uns  z.  B.  i  Kö.  22,  iQff. :  Mika  ben  Jimla  sieht  Jahwe  auf 
seinem  Throne  sitzen,  das  ganze  ,, Himmelsheer"  steht  zu  seiner 
Rechten  und  Linken,  und  man  berät  über  das  Schicksal  des  Ahab. 
Was  uns  bei  dieser  Erzählung  in  erster  Linie  auffällt,  ist,  daß  Mika 
hier  in  Umrissen  ein  Bild  zeichnet,  das  nach  unserer  Kenntnis  der 
hebräischen  Religion  als  ein  ganz  außerordentliches  und  eigenartiges 
erscheint,  während  der  ganze  Tenor  der  Erzählung  nicht  den  Ein- 
druck erweckt,  als  wäre  ein  derartiger  Einblick  in  die  himmlische 
Ratsversammlung  Gottes  etwas  so  ganz  Neues,  Ungewöhnliches. 

Eine  ähnliche  Rolle  wie  hier  das  D^öü'n  sn:J  spielen  in  Hi.  i,  6 ff. 

die  DTl^kS  "»iD,  die  zusammen  mit  dem  hier  vermutlich  zum  ersten  Male 

auftauchenden  Satan  den  Hofstaat  Jahwe's  bilden.     Auch  die  Serafim 

Jes.  6  sind    zum  Vergleiche    heranzuziehen.     Wir   werden    an    diesen 

drei  Stellen  in  eine  Gedankenwelt  versetzt,  die  sich  Jahwe  auf  einem 

hohen   Throne    im  Himmel   sitzend    vorstellt,    zu    beiden    Seiten    des 

Thrones  stehen  die  Engelscharen,  die  mit  Jahwe  das  Tun  und  Treiben 

der  Menschen   beobachten,    ihr   Schicksal   beraten    oder   auch  Jahwe 

Loblieder   singen.     Wenn  wir    nun  von    der   naheliegenden  Annahme 

ausgehen,   daß  wir  hier  eine  Übertragung   irdischer  Zustände   in   den 

Himmel   haben  (cf.  z.  B.  i  Sa.  22,  6),    so    erklärt    sich    die  Entstehung 

dieser  Darstellung  vom  beratenden  Hofstaate  Jahwe's  am  natürlichsten 

aus  der  ersten  Königszeit.  Die  Annahme,  daß  der  Abschnitt  i  Kö.  22,  ipff. 

Eintragung  aus  einer  späteren  Zeit  sei,  die  bereits  einen  ausgebildeten 

Engelmythos  besaß  (so  STADE  in  ZA  U'lSgS,  S.  163  und  SCHWALLY 

ebenda  1892,  S.  159— 161),   halte   ich   nicht   für   wahrscheinlich;    die 

Engel  begegnen   uns   in  ähnlicher  Weise   schon  Gen.  28,  12  (aus  E), 

46* 


724  ^-  Westphal  [6 

und  die  Tätigkeit  der  400  Propheten,  sowie  die  Art  und  Weise,  wie 
Jahwe  hier  zum  Förderer  der  Lüge  gemacht  wird,  muten  doch  recht 
altertümlich  an.  Wenn  aber  die  den  Thron  Jahwe's  umgebenden  Engel- 
scharen in  dem  einen  Falle  D'ttti'n  i<2i*,  in  dem  andern  D\n^i<  ''ii  und 
in  dem  dritten  D'SIti'  genannt  werden,  so  ist  daraus  zu  entnehmen, 
daß  die  Namen  älter  sind  als  der  Begriff,  den  sie  ausdrücken,  oder 
m.  a.  W.,  daß  die  Namen  ursprünglich  etwas  anderes  bedeuten  als 
an  den  angeführten  Stellen. 

Die  mythologische  Art  der  D*n^h'  "'i^  ist  durch  Gen.  6,  i  ff.  ge- 
nugsam bekannt.  In  Hi.  38,  7  werden  sie  mit  den  1p3  ''DDID  in 
Parallele  gestellt,  unter  deren  Jubelgeschrei  Jahwe  die  Welt  geschaffen 
hat.  Über  die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Serafim  s.  Hans  DuhM: 
Die  dösen  Geister  im  alten  Testament.  1904,  S.  4 — 8.  Daß  nun  auch 
das  „Himmelsheer"  in  i  Kö.  22  bereits  eine  Entwicklung  hinter  sich 
hat,  ehe  es  zum  beratenden  Hofstaat  Jahwe's  wurde,  beweist  sein 
Name. 

Die  nächstliegende   Bedeutung   für  D*J2tyn   SÜ'  wäre    ein   m}'tho- 
logisches  himmlisches  Heer,    das  wie    ein  irdisches  Kriege    führt    und 
Schlachten  kämpft.     Von  einem   solchen   haben  wir   nun  auch  einige 
dunkle  Spuren.     Als  Elisa  die  feurigen  Wagen  und  Rosse  sieht,    mit 
denen  Elia  zum  Himmel  fährt,  ruft  er  aus:  „Mein  Vater,  mein  Vater, 
Israel's  Wagen  und  Reiter",  er  ruft  es  plötzlich   unter  dem  Eindruck 
des   Geschauten,   wie  Kinder,    die    etwas   Absonderliches   und   Uner- 
wartetes sehen.     Nur  so   sind  die  Worte  zu  verstehen.     Die  spätere 
Deutung    der  Israeliten    auf  Elia   als   ihre  Hilfe,    die   so   mächtig   und 
erfolgreich  ist,  wie  Israel's  Reiter  und  Kriegswagen  (2  Kö.  13,  14),  ist 
gekünstelt  und  dem  Bilde  Elia's  in  i  Kö.  19,  15  ff.  völlig  widersprechend 
(Smexd,   Ältt.   RelgescJi.   S.  179,    Anm.  2).      Diese    feurigen   Wagen 
und  Rosse   begegnen   uns   nur  hier,   und   doch  sind   sie    gewiß    keine 
ad  hoc  erfundenen  Größen,    sondern    gehören    zu    einer   umfassenden 
Mythologie.     Bei  ihrem  Anblick   kommt  Elisa  das  himmlische  Heer, 
das  Jahwe's  Kriege  mitkämpft  und  zu  dessen  Ausrüstung  die  feurigen 
Wagen  und  Rosse  gehören,  in's  Gedächtnis;  daher  der  plötzliche  Aus- 
ruf.    Diese   in    den   Himmel   fliegenden   Wagen   und   Kriegsrosse   ge- 
hören nun  zweifellos  zu  dem  Inventar  des   himmlischen  Kriegsheeres, 
auf  dessen  Existenz  in  der  Mythologie   wir  auf  Grund    des  Namens 
t^n  "i  schlössen,  auch  wenn  Elia  sie  hier  Israel's  Wagen  und  Rosse 
nennt. 


7]  n-'Dwn  «3S.  725 

Noch  deutlicher  blicken  auf  das  himmlische  Ilecr  die  beiden 
Fragmente  Jos.  5,  13 — 15  und  Gen.  32,  2  f.  In  Jos.  5  ist  von  einem 
Anführer  des  Heeres  Jahwe's  die  Rede,  der  Josua  entgegentritt.  Daß 
wir  es  mit  einem  überirdischen  Wesen  zu  tun  haben,  ist  zweifellos, 
denn  der  Anführer  des  irdischen  Heeres  Jahwe's  ist  ja  Josua  selbst, 
auch  lälit  die  sich  auf  die  ganze  Stätte  ergießende  Heiligkeit  (v.  15) 
die  himmlische  Natur  dieses  Anführers  erkennen.  In  Gen.  32,  2  be- 
steht das  Heerlager  Gottes  aus  den  DNl^SH  ''2i<'?D.  Hier  ist  der  Aus- 
druck ^<a5{  wirklich  am  Platze,  und  da  es  sich  um  ein  überirdisches 
Heer  handelt,  so  werden  wir  schließen  dürfen,  daß  diese  beiden  Bruch- 
stücke ebenso  wie  die  feurigen  Rosse  und  Wagen  des  Elisa  der- 
jenigen mythologischen  Vorstellungswelt  entstammen,  die  den  Aus- 
druck D'ötyn  S'3^  geschaffen  hat.  Zu  beachten  ist,  daß  der  Ausdruck 
mn"'  N3S  für  das  irdische  israelitische  Heer  erst  in  ganz  späten  Stellen 
vorkommt,  nämlich  in  Ex.  7,4.  12,  17  und  41,  die  sämtlich  zu  P  ge- 
hören, und  Judith  16,  13  (14).  Damit  soll  natürlich  nicht  gesagt  sein, 
daß  sich  die  israelitischen  Krieger  nicht  auch  schon  in  alter  Zeit  als 
Streiter  Jahwe's  angesehen  hätten,  sondern  nur,  daß  die  Kombination 
des  Begriffes  Hin''  J^DIi,  der  den  Gottesnamen  mN3i*  mn"'  geprägt  hat 
und  nur  eine  Modifikation  des  geläufigeren  D'^ßt^n  ^I^S  ist,  mit  den 
irdischen  Scharen  Israel's  jüngeren  Datums  ist.  Es  ist  wohl  zu  be- 
achten, daß  in  i  Sa.  17,  26  D\1^i<  niDIVG  gesagt  ist,  daß  sich  hier  also 
die  sonst  übliche  Terminologie  nicht  findet;  auch  scheint  mir  v.  45 
nicht  eine  Erklärung  des  ms^i'  niH^  durch  bi^'\ü'  mD"iyö  ^rhi^  beab- 
sichtigt zu  sein,  sondern  vielmehr  ein  Bekenntnis:  Der  Gott  der 
Schlachtreihen  Israel's  ist  Jahwe  .Sebaöt,  der  alte  bekannte  Kriegs- 
gott, und  der  Ausdruck  steht  auf  derselben  Linie,  wie  das  Bekenntnis 
D'TI  D'nVs  n")3"lJ?D  v.  26.  Es  ließe  sich  nicht  begreifen,  wie  aus  einer 
so  naheliegenden  Verstellung,  daß  HliT  fc^^iJ  das  israelitische  Heer  sei, 
später  die  Bedeutung  von  ''"''  ^DIJ  (Ps.  103,  20  f.,  148,  i  ff )  für  Sterne 
entstanden  wäre,  der  umgekehrte  Fall  aber  läßt  sich  leicht  begreifen. 

Der  Fürst  des  Heeres  Jahwe's  mit  dem  gezückten  Schwerte  ist 
also  zweifellos  der  Fürst  des  himmlischen  Heeres  Jahwe's.  Auch  der 
Engel  Jahwe's  mit  dem  gezückten  Schwerte  in  der  alten  Bileam- 
erzählung  (Nu.  22,  31  j  wird  für  einen  Krieger  dieses  Heeres  gehalten 
werden  dürfen.  Die  heutige  literarische  Gestalt  des  kurzen  Ab- 
schnittes Jos.  5,  13 — 15  ist  nun  aber  schwerHch  die  ursprüngliche,  die 
eigentliche  Pointe,  die  erzählte,  warum  der  Fürst  des  Heeres  Jahwe's 


726  G.  Westphal  [S 


Josua  entgegentritt  ist  ausgefallen.  Der  Grund,  Josua  auf  die  Heilig- 
keit des  Ortes  aufmerksam  zu  machen,  genügt  nicht;  auch  Ex.  3,  5 
ist  dies  nur  die  Einleitung  zu  einer  weit  wichtigeren  Mitteilung.  Mög- 
licherweise ist  dieser  Grund  (isb)  überhaupt  nur  aus  Ex.  hier  ein- 
gefügt, um  einen  anderen  Inhalt  zu  verdrängen,  denn  auf  eine  Woh- 
nung Jahwe's  deutet  an  dieser  Stelle  nichts.  Auch  das  IH^TD  muß 
einen  Zweck  haben,  der  in  dem  jetzigen  Zusammenhange  der  Stelle 
nicht  mehr  erkennbar  ist;  ein  Jahweheiligtum  ist  in  alter  Zeit  in  Jericho 
nicht  nachweisbar  (cf.  Gall,  Altisr.  Knltstättoi,  Beihefte  zur  ZA  IV,  3, 
S.  82  f.).  Das  TIJ^^  nny  V.  14  ist  zum  mindesten  überflüssig,  überhaupt 
sehr  merkwürdig  und  verrät  deutlich,  daß  hier  etwas  weggeschnitten  ist. 
Es  ist  schade,  daß  uns  die  hier  gebotene  Gelegenheit,  etwas  Näheres 
über  das  himmlische  Heer  zu  erfahren,  durch  die  Ängstlichkeit  der 
Redaktoren  genommen  ist.  GUNKEL  erinnert  an  das  in  der  deutschen 
Märchenwelt  vorhandene  „wilde  Heer". 

Dieses  Heer  könnte  auch  der  Rahmen  des  s.  g.  Segens  Mose's 
(Dtn.  33,2 — 5.  26 — 29)  im  Auge  haben:  Jahwe  kommt  mit  seinen 
Heiligen  herangeflogen,  um  für  die  Seinen  zu  kämpfen,  er  fährt  am 
Himmel  daher  und  in  seiner  Hoheit  auf  den  Wolken.  Fassen  wir 
Vti'ip  VT^  als:  Seine  zum  heiligen  Kriege  (Jes.  13,  3)  aufgebotenen 
Kämpfer  sind  an  seiner  Seite,  so  würden  wir  Yülp  auf  die  himm- 
lischen Heerscharen  beziehen  können;  übersetzen  wir  aber  )'T'2:  „in 
seiner  Hand'',  dann  wäre  wohl  an  das  irdische  Heer  zu  denken,  was 
zu  3a  (1.  IßJ?)  besser  passen  würde.  Die  ülp  n"l3S"l,  aus  deren  Be- 
reiche Jahwe  kommt,  könnte  die  zurückgebliebene  Heeresmacht  be- 
deuten, aber  die  Worte  sind  sehr  anfechtbar,  wegen  der  Parallelen  TD, 
1'Vii'  und  pSD  "in  ist  anzunehmen,  daß  auch  die  ^Ip  mnm  aus  irgend 
einem  Ortsnamen,  wie  etwa  rillO  und  ÜIJ^,  entstanden  sind  (Wlh.). 
Die  jetzige  Textgestalt  der  betreffenden  Verse  verbietet  es,  ernstliche 
Schlüsse  auf  den  Inhalt  zu  ziehen. 

Diese  mehr  oder  weniger  dunklen  Spuren,  die  der  Tendenz  der 
späteren  Bearbeiter  der  alttestamentlichen  Schriften,  alles  Anstößige 
und  mit  der  jeweilig  herrschenden  Form  des  Jahwismus  Unvereinbare 
auszumerzen,  glücklich  entgangen  sind  —  obgleich  auch  sie  sich  oft 
gegen  ihren  Willen  verraten,  z.  B.  i  Chr.  12,  22  das  DM'?^'  Hino  — 
lehren  uns,  daß  man  sich  in  Israel  von  einem  Heere  erzählte,  das 
oben  am  Himmel  die  Schlachten  mitkämpfte,  die  Israel  auf  Erden 
ausfocht.     Diese  mythologische  Vorstellung  muß   sehr  alt  sein^    denn 


9]  D'D»n  «2S.  727 

wir  sahen,  dalJ  sich  in  der  Zeit,  da  der  Kern  von  i  Kö.  22,  19  ff.  ent- 
stand, nämlich  etwa  in  der  ersten  Königszeit,  der  Übergang  vom 
himmlischen  Kriegsheer  (so  noch  in  den  lüisageschichten)  zum  himm- 
lischen Hofstaat  des  Königs  Jahwe  allmählich  vollzog.  Die  gegebene 
Periode,  in  der  die  Vorstellung  vom  himmlischen  Heere  Jahwe's  im 
Volke  lebendig  war,  ist  die  Zeit  der  Eroberungskämpfe  Israel's  mit 
den  Ureinwohnern  des  Landes  Kanaan,  die  Zeit,  in  der  Jahwe  beson- 
ders als  Kriegsgott  verehrt  wurde,  in  der  die  Lade  Jahwe's,  das  alte 
„kriegerische  Heiligtum"  der  Israeliten,  mit  auf  den  Kampfplatz  ge- 
führt wurde.  Es  ist  gewiß  kein  Zufall,  dali  der  Gottesname  Jahwe 
Sebaöt,  der  doch  zweifellos  seine  Entstehung  der  Vorstellung  vom 
'BTI  "S  oder  nin"*  IJ  verdankt,  zu  gleicher  Zeit  und  in  enger  Verbindung 
mit  diesem  Kriegsheiligtume  auftaucht  (vgl.  Kautzscii  m  ZAIV18S6, 
S.  17 — 22  und  Seyring  ebenda  1891,  S.  114 — 125).  Die  Annahme 
Wellhausen's  u.  a.  (s.  Smend,  A/U.  Relgesch.  S.  203  f.),  daß  dieser 
Gottesname  erst  von  Amos  gebildet  sei,  der  damit  Jahwe  als  den 
Gott  der  kosmischen  Mächte  bezeichnen  wolle,  und  daß  sein  Vor- 
kommen in  Sam.  und  Kö.  auf  späterer  Eintragung  beruhe,  halte  ich 
nicht  für  wahrscheinlich,  denn  ein  einzelner  Mann  wie  Amos  bildet 
schwerUch  einen  Gottesnamen,  solche  entstehen  vielmehr  aus  dem 
Volke  selbst.  Auch  die  Bedeutung  „kosmische  Mächte"  für  niN2i' 
wird  z.  Z,  des  Amos  schwerlich  jemand  verstanden  haben  (s.  dazu 
.auch  LöHR,  Untersuchungen  zum  Buch  Arnos,  Beihefte  zur  ZA  IV,  4,  S.61). 

Der  enge  Zusammenhang  des  Begriffes  tJTI  'iJ  mit  der  Vorstellung 
von  ms^i'  mn''  als  dem  Kriegsgotte  Israel's  macht  es  nun  wahr- 
scheinlich, daß  die  Vorstellung  vom  Heere  des  Himmels  aus  genuin 
hebräischem  Boden  erwachsen  ist.  Die  kananäischen  Baale  kommen 
wesentlich  als  Götter  der  Fruchtbarkeit  des  Bodens,  als  die  Spender 
von  „Korn,  Öl  und  Most"  in  Betracht,  aber  die  Siege  über  die  Völker 
verdankte  man  nur  Jahwe.  Auch  von  einer  Beeinflussung  durch  die 
babylonisch-assyrische  Kulturwelt  kann  für  die  Israeliten,  die  eben 
■erst  aus  der  Wüste  in  das  Kulturland  eingedrungen  sind,  noch  nicht 
■ernstlich  die  Rede  sein. 

Möglicherweise  ist  das  himmlische  Heer  aus  ursprünglich  meteoro- 
logischen Mächten  hervorgegangen.  Einen  Fingerzeig  für  diese  Ent- 
wicklung bietet  uns  Ri.  5,  20,  wo  es  heißt,  daß  die  Sterne  von  ihren 
Bahnen  am  Himmel  aus  gegen  Sisera  kämpfen.  Da  es  sich  in  der 
Deboraschlacht  um  ein  Gewitter  handelt,  das  durch  seine  gewaltigen 


-2S  G.  VVestphal,  D-'blPn  «22.*.  [lO 

Re-^enmassen  den  Bach  Kison  so  anschwellen  ließ,  daß  die  Truppen 
des  Sisera  in  seinen  Fluten  umkamen,  so  haben  wir  uns  hier  die 
Sterne  als  die  Hilfstruppen  des  Gewittergottes  Jahwe,  also  als  meteoro- 
loeische  Mächte,  vorzustellen.  Vermutlich  hielt  die  alte  Zeit  die  Sterne 
für  die  Aufbewahrungsorte  der  Blitze;  als  VVettermacher  kommen  die 
Gestirne  auch  in  den  altarabischen  Religionen  vor  (WellhaüSEN, 
Reste  arabischen  Heidentums^,  S.  54,  Anm.  2).  Auch  diese  Vorstellung 
klingt  in  der  späteren  Poesie  der  Hebräer  noch  nach,  wenn  z.  B.  Jes. 
38,  2  das  assyrische  Heer  mit  rein  meteorologischen  Ausdrücken  ge- 
schildert wird.  In  archaistisch -poetischen  Wendungen  wird  Jahwe 
noch  in  spätester  Zeit  als  der  vom  Sinai  oder  vom  Himmel  kommende 
Gewittergott  geschildert  (Ps.  68,  8  f.  Hab.  3,  3  u.  a.),  und  ebenso  haben 
sich  auch  die  Wolken,  Winde  und  Blitze  als  Jahwe's  Diener  und  Boten 
in  der  späteren  Poesie  erhalten  (Ps.  104,  4). 

Mit  dieser  Ri.  5,  20  zugrundeliegenden  Vorstellung  befinden  wir 
uns  noch  nicht  im  Bereiche  der  Mythologie,  vielmehr  gehören  die 
Sterne  hier  noch  neben  Regen  und  Wind  zu  den  natürlichen  Bundes- 
genossen Jahwe's  als  des  Gewittergottes  vom  Sinai.  Später,  als  dann 
Jahwe  seiner  ursprünglichen  Naturbedingtheit  enthoben  wurde,  als  man 
in  ihm  den  Kriegsgott  verehrte,  wurden  auch  jene  mit  Jahwe  verbün- 
deten Naturkräfte  zu  überirdischen,  aber  menschenähnlichen  Wesen, 
zu  himmlischen  Kriegern,  die  in  ihrer  Gesamtheit  das  D'^ÖCn  t?2i' 
oder  das  mn^  t<Di*  bildeten.  Dieser  zweifellos  in  der  Periode  der 
Eroberungen  entstandene  Ausdruck  wurde  dann  den  jeweiligen  Vor- 
stellungen von  der  Aufgabe  und  Tätigkeit  der  „himmlischen  Heer- 
scharen" angepaßt,  so  hat  das  "&T\  'üi  in  i  Kö.  22,  19  ff.  eine  beratende 
Tätigkeit,  späterhin  erhielt  es  die  Aufgabe  beständigen  Lobpreises 
Jahwe's,  so  Ps.  148,  2.  103,  20  f.  Als  dann  unter  Manasse  der  baby- 
lonisch-assyrische Gestirndienst  in  Juda  und  Jerusalem  eindrang,  fand 
man  den  alten,  an  sich  ziemlich  gegenstandslos  gewordenen,  Ausdruck 
für  geeignet  zur  Bezeichnung  dieses  neuen  Kultcbjektes. 


Esmun-Asklepios. 

Von 
Wolf  Wilhelm  Grafen  Baudissin. 

er  Gott  Esmun,  dessen  Name  sich  zuerst  im  siebenten  v^or- 
christlichen  Jahrhundert  für  Phönizicn  keilschriftlich  nach- 
weisen lälüt,  dessen  Kultus  im  phönizischen  Mutterland  und 
in  den  Kolonien  weit  verbreitet  war,  wird  erstmals  in  einer 
sardischen  Trilinguis,  die  dem  Anfang  des  zweiten  vorchristlichen 
Jahrhunderts  anzugehören  scheint,  mit  dem  römischen  „Aescolapius" 
und  dem  griechischen  Asklepios  gleichgesetzt.  Aus  der  Art,  wie  hier 
die  Identität  angenommen  wird,  ist  zu  schließen,  daß  sie  schon  seit 
lange  als  feststehend  angesehen  wurde.  Der  Name  Asklepios  für 
den  Esmun  ist  von  da  ab  deutlicher  und  vielfacher  bezeugt  als  die 
Benennung  irgendeiner  andern  phönizischen  Gottheit  nach  einer 
griechischen. 

Worauf  die  Gleichsetzung  der  beiden  Götter  beruht,  ist  nicht  über- 
liefert. Der  unverständliche  oder  doch  mehrdeutige  Name  des  Esmun 
gibt  uns  von  seinem  Wesen  keine  Kunde.  Aussagen  über  die  be- 
sondere Natur  dieses  Gottes  besitzen  wir  nicht  vor  der  Erörterung 
eines  Sidoniers  bei  Pausanias  über  den  „Asklepios"  der  Phönizier, 
eine  direkte  Aussage  über  „Esmun"  nicht  vor  dem  sechsten  nach- 
christlichen Jahrhundert,  wo  Damascius  ausführlich  dessen  Mythos 
erzählt.  Diese  späten  Zeugnisse  sind  für  sich  allein  nicht  zu  verwerten. 
Zwei  oder  drei  Aussagen  aus  früherer  Zeit  verweisen  allerdings  auf 
Esmun  als  Heilgott  oder  doch  als  einen  Gott,  von  dem  gelegentlich 
eine  heilende  Tätigkeit  ausgehend  gedacht  wurde,  können  aber  darauf 


730  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [2 

beruhen,  dalJ  man  ihn  so  ansah,  weil  man  ihn  mit  Asklepios  identi- 
fiziert hatte.  Diese  Identifizierung  könnte  möglicherweise  eine  andere 
Veranlassung  haben  als  die  Bedeutung  eines  Heilgottes. 

Die  folgenden  Zeilen  wollen  versuchen,  in  nur  skizzierender  Dar- 
stellung, wie  es  an  dieser  Stelle  allein  möglich  ist,  Zusammenhänge 
zu  zeichnen,  durch  die  wir  auf  indirektem  Wege  zur  Ermittelung  der 
Vorstellung  von  Esmun  und  der  Veranlassung  seiner  Identifizierung 
mit  Asklepios  gelangen  könnten'.  Mit  den  so  gewonnenen  Ergeb- 
nissen wird  die  Aussage  des  Damascius  zu  vergleichen  und  auf  ihre 
Übereinstimmung  hin  zu  prüfen  sein. 

I. 

In  allen  Religionen  wird  der  Gottheit  gelegentlich  als  ein  Ge- 
schenk ihrer  Gnade  die  Heilung  von  Kranken  und  die  Erhaltung  der 
Gesundheit  zugeschrieben.  Aber  nicht  bei  allen  Völkern  des  Alter- 
tums lälit  sich  die  Vorstellung  von  Göttern  erkennen,  deren  spezielle 
Aufgabe  Heilung  und  Erhaltung  der  Gesundheit  ist. 

Bei  den  Ägyptern  ist  der  Gott,  welcher  dem  Asklepios  gleich- 
gesetzt wird,  Imhotep,  jedenfalls  —  wie  man  auch  seine  Entstehung 
erklären  mag  —  eine  späte  Gottheit,  deren  Kultus  frühestens  für  das 
sechste  vorchristliche  Jahrhundert  nachzuweisen  ist  ^  Wohl  aber  waren 
die  Priester  der  lövvenköpfigen  Göttin  Sechmet  Arzte  und  nannten 
sich  nach  der  Göttin  3. 

Auf  semitischem  Boden  weiß  ich  einen  Spezialgott  der  Heilkunst 
mit  Sicherheit  nicht  nachzuweisen;  von  verschiedenen  Gottheiten  wird 
aber  ausdrücklich  und  mit  besonderer  Betonung  Krankenheilung  aus- 
gesagt. In  Babylonien  ist  Marduk,  der  Sonnengott  von  universaler 
Bedeutung,  ein  „Heilgott  in  allen  Krankheilen  und  Löser  jeglichen 
Bannes",  ein  Gott,  „der  Tote  lebendig  zu  machen  liebt" 'i.    Auch  Ninib 


1  Über  das  hier  Vorausgesetzte  s,  „Der  phönizische  Galt  Esmun"  ZDMG  LIX, 
S.  459  ff. 

2  Sethe,  Imhotep,  der  Asklepios  der  Aegypter,  ein  vergölterter  Me7isch  aus  der  Zeit 
des  Königs  Doser,  1902;  G.  FOUCART,  Imhotep,  Rei/ue  de  l'hist.  des  religions,  Bd.  XLVIII, 
S.  362—371 

3  Sethe  a.  a.  O.,  S.  4.  Der  Mondgott  Chons  war  gegen  Ende  des  Neuen 
Reiches  in  Theben  sehr  populär  und  stand  deshalb  auch  im  Rufe,  einmal  in  Krank- 
heiten zu  helfen.  Darum  ist  er  aber  noch  nicht  ein  Heilgott  (freundliche  Mitteilung 
von  Professor  Erman) 

4  Zimmern  in:  Schrader's  Keilinschr.  u.  das  Alte  Testament^,  S.  372 f. 


3]  Esmun-Asklepios.  731 

erscheint  „neben  seinem  kriegerischen  Charakter  als  gnädiger,  schützen- 
der, von  Bann  und  Krankheit  heilender  Gott'". 

In  Palmyra  finden  sich  die  Personennamen  bi^Zl,  ptqpeXou  (Genet.) 
„El  hat  geheilt",  bUDI,  pecpaßiuXc«;  und  «0112,  auch  «313  aus  «D"lbu 
„Bol  hat  geheilt",  ferner  XSlOty,  wo  Üü  Abkürzung  eines  Gottesnamens 
sein  wird-,  und  das  Hypokoristikon  ND"l.  In  diesen  Personennamen 
bezeichnen  die  Gottesnamen  bfr?  und  b)2  den  heilenden  Gott  wie  im 
Babylonischen  Mardnk.  In  andern  Fällen  ist  palmyrenisches  bl  bei 
Name  einer  Gottheit,  in  der  offenbar  der  assyrische  Marduk  kopiert 
ist.  Deshalb  hängt  wohl  auch  der  heilende  Gott  "PU  mit  Bei  und 
Marduk  zusammen. 

Neben  diesen  palmyrenischen  Namen  findet  sich  vereinzelt  alt- 
aramäisch der  Name  ^«ST  =  '?^"^21"'  „El  heilt",  nämlich  zweimal  auf 
einem  aus  Assyrien  stammenden  Siegelzylinder  mit  einer  assyrischen 
Darstellung  der  Anbetung  einer  Gottheit  3. 

In  Südarabien  ist,  so  viel  ich  sehe,  ebenfalls  vereinzelt,  der  Person- 
name Ili-rapda  „Mein  Gott  hat  geheilt" -i  inschriftlich  zu  belegen. 
Danach  liegt  es  nahe,  die  arabischen  Personennamen  iläj^,  wie  eni 
freigelassener  'Omar's  hieß,  und  ^yt.  in  demselben  Sinne  zu  erklären 
mit  der  Annahme,  daß  hier  „das  Subjekt,  ein  Gott,  weggelassen  ist 
wie  in  manchen  durch  die  3.  Pers.  sg.  ausgedrückten  Namen" s.  Da 
aber  im  Arabischen  *Ls),  U),  (^yS;,  so  viel  mir  bekannt  ist,  nirgends 
„heilen"  (vom  Arzte)  bedeutet,  sondern  „flicken,  reparieren",  sind 
immerhin  Zweifel  daran  erlaubt,  ob  in  den  arabischen  Namen  ein 
Gottesname  zu  ergänzen  ist,  noch  mehr  daran,  ob  sie  von  der  heilen- 
den Tätigkeit  der  Gottheit  nach  der  Art  eines  Arztes  reden.  Eine 
Entlehnung  wird  für  die  arabischen  Namen  nicht  anzunehmen  sein. 
Dagegen  ließe  sich  für  den  südarabischen  nach  analogen  Beobachtungen 
wohl  an  eine  Entlehnung  aus  dem  Aramäischen  denken,  nicht  etwa 
aus  dem  Assyrischen,  wo  der  Stamm  K21  nicht  gebräuchlich  zu  sein 
scheint.     Mir  ist  er  auf  babylonisch-assyrischem  Boden  nur  bekannt 


1  Ebend.  S.  409.  Ob  Ningiizida  ein  Gott  der  Heilkunst,  vielleicht  ursprünglich 
ein  Gott  der  heilkräftigen  Kräuter  war,  wie  A.  Jeremias,  Artikel  Xergal  in  Roscher's 
Lexikon  der  Mythologie  III,  Kol.  266  andeutet,  lasse  ich  hier  dahingestellt  sein 

2  Vgl.  den  verstümmelten  Gottesnamen  J.ejJ  ...  in  einer  Inschrift  mit  palmyre- 
nischen Gottesnamen  bei  DE  Vogüe,  Coinpt.  rend.  de  PAead.  des  Iiiscr.   1903,  S.   277 

j  eis  II,   77  t  HÜ.MMEL,  Altisraelit.   Überlieferung,  S.  82 

5  So  Nöldeke,  Beiträge  zur  semitischen  Sprachwissenschaft,  S,   100 


732  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [4 

in  dem  spät-babylonischen  Namen  Nabn-rapa\  der  zugleich  aramäisch 
umschrieben  vorkommt:  S£"n2i'.  Er  kann  unter  aramäischem  Ein- 
fluli  gebildet  sein.  Wohl  aber  mag  bei  den  Aramäern  die  Vorstellung 
von  der  Gottheit  als  einer  heilenden  aus  Babylonien  stammen,  wofür 
sich  namentlich  jener  Siegelzylinder  aus  Assyrien  und  auch  der  Name 
^<£^^2i  geltend  machen  lälJt. 

An  der  Auffassung  der  palymrenischen  Namen  und  des  altara- 
mäischen als  Aussagen  von  der  heilenden  Tätigkeit  der  Gottheit  wird  für 
die  uns  vorliegenden  Belege  kaum  zu  zweifeln  sein,  da  t?D"l  auch  sonst  ^ 
im  Aramäischen  in  der  Bedeutung  „heilen"  vorkommt.  Nach  der 
Bedeutung  des  Verbums  im  Arabischen  ist  es  allerdings  auch  für  die 
aramäischen  Namen  zweifelhaft,  ob  sie  schon  ursprünglich  so  auf- 
gefaßt und  nicht  vielmehr  zuerst  von  irgendeiner  Verbesserung  ver- 
standen wurden.  Man  hat  ihnen  aber  dann  jedenfalls  später  die  be- 
sondere Beziehung  auf  eine  heilende  Tätigkeit  der  Gottheit  gegeben. 
Auch  unter  Voraussetzung  der  Bedeutung  des  Verbums  „heilen"  (als 
Arzt)  mögen  freilich  diese  Namen  von  der  Gottheit  nicht  direkt  als 
von  einem  Arzte  reden,  sondern  in  übertragenem  Sinne  von  der 
Heilung  durch  den  Trost  der  Gottheit  zu  verstehn  sein,  etwa  von 
dem  „Ersatz  eines  Gestorbenen  durch  einen  Neugebornen"^;  sie  haben 
aber  auch  dann  doch  gewiß  für  den  aramäischen  Sprachgebrauch 
zur  Voraussetzung,  dalö  man  gewohnt  war,  von  der  Gottheit  als  von 
einem  heilenden  Arzte  zu  reden.  Wahrscheinlicher  ist  vielleicht  aber 
doch,  dafj  die  Namen  verstanden  wurden  von  der  Heilung  der  Mutter, 
nach  der  sie  eines  Kindes  genas  (vgl.  den  Gebrauch  von  i^S*l  im 
Hebräischen  Gen.  20,  17). 

Vielleicht  gehört  hierher  auf  phönizischem  Boden  der  Gott  unter 
dem  Namen  i<L"lö  ^j;^  auf  Cypern'*,  wenn  nämlich  diese  Benennung 
wirklich  in  dem  Sinne  ,, heilender  Baal"  oder  „Baal  der  Heilung"  zu 
verstehn  ist.  Das  Verbum  NÖ*1  wird  im  Phönizischen  von  der 
heilenden  Tätigkeit  des  Arztes  gebraucht,  und  der  Arzt  heißt  punisch 
i^SI.  Ortsname  ist  Nölö  schwerlich,  da  es  auch  als  phönizischer 
Monatsname  vorkommt.  Diese  Gottesbezeichnung  läßt  sich  bei  der 
angegebenen  Wortdeutung  verstehn  in  dem  appellativischcn  Sinne 
„Heilgott",  sodaß  der  betreffende  Gott  noch  einen  andern  Namen  als 


I  l\.VLV&-LCWi,BabyloiiianExpedUbii,V,A.y,.,^.'^']         2  NÖLDEKE,  ZZ)yl/6^  XL,  S.  723 
3  So  NöLDEKE,  Beiliäge,  S.  ggf.  1  CIS  I,  41,  3 


5]  Esmun-Asklepios.  733 

Eigennamen  getragen  haben  könnte,  oder  auch  sie  ist,  mit  Auffassung 
des  bys  als  einer  Bezeichnung  des  höchsten  Gottes,  zu  beziehen  auf 
diesen  in  seiner  Eigenschaft  als  der  heilende,  wie  bei  den  Griechen  ein 
Zevq  TTaidv  und  Zeuq  'AaKXiiTTio^  \^orkommt.  Übrigens  könnte  die 
Benennung  tsS^O  h)f2  Übertragung  einer  griechischen  Vorstellung  sein. 

Daß  in  zwei  lateinischen  hischriftcn  Jupiter  Dolichenus,  d.  h.  der 
Hadad  oder  auch  Rammän  des  aramäischen  Doliche,  in  Verbindung 
mit  Aesculapius  erscheint  ^  möchte  ich  nicht  zugunsten  einer  ara- 
mäischen oder  überhaupt  semitischen  Vorstellung  von  einem  Heilgott 
verwerten,  da  das  Material  zu  gering  ist  und  nur  für  die  eine  In- 
schrift, die  in  Numidicn  gefunden  worden  ist,  die  Erklärung  des  Aes- 
culapius als  einer  semitischen  Gottheit  nahe  liegt.  Diese  ist  aber 
dann  gewiß  keine  andere  als  sonst  der  afrikanische  Aesculap,  nämlich 
Esmun  ^. 

Im  Alten  Testament  ist  nicht  selten  von  Jahwe  als  dem  heilen- 
den die  Rede  mit  Formen  des  Verbums  ^^D1. 

Das  Verbum  verweist  allerdings  auch  im  Hebräischen  nicht  un- 
bedingt auf  die  Vorstellung  der  ärztlichen  Tätigkeit;  denn  das  Fiel 
und  Niphal  werden  gebraucht  von  der  Ausbesserung  irgendeines 
Schadens  (i  Kön.  i8,  30;  Jer.  19,  11)  oder  der  Verbesserung  eines 
Zustandes  (2  Kön.  2,  21  f.;  Ez.  47,  8 f.  11),  ohne  dafj  es  sich  um  Krank- 
heit handelt.  Das  Nomen  i<S"lD  bezeichnet  nicht  nur  die  Heilung  des 
kranken  Körpers,  sondern  bedeutet  in  übertragenem  Sinne,  auch  ohne 
daß  das  Bild  der  Krankheit  vorliegt  oder  doch  ohne  daß  es  zum 
Ausdruck  kommt,  allgemein  „Erquickung"  und  „Beruhigung",  „Wohl- 
ergehn"  und  „Heil"  (Jer.  8,  15;  14,  19;  Mal.  3,  20;  Spr.  4,  22;  13,  17; 
16,  24),  ebenso  ^1^5B■l  „Erquickung"  (Spr.  3,  8). 

Auch  in  der  Anwendung  auf  Jahwe  hat  S21  einmal  die  Bedeu- 
tung „ausbessern" ,  Fs.  60,  4,  wo  von  einer  Heilung  der  Brüche  der 
Erde  nach  einem  Erdbeben  die  Rede  ist.  An  vielen  andern  Stellen 
aber    ist    die  Bedeutung    des  Heilens    der  Krankheit    durch    den    Zu- 


1  S.  Kan,  -De  lot'ls  Dolicheiii  ciiltu,  Groning.     1901,  v^.  25(1. 

2  Vgl.  ZD3IG  LIX,  S.  480.  Obgleich  ich  durch  Kan's  ausführliche  Darstellung 
davon  nicht  überzeugt  worden  bin,  daß  dem  Jupiter  Dolichenus  selbst  die  Bedeutung 
eines  Heilgottes  eignete,  ist  doch  nach  der  Darstellung  einer  Schlange  auf  einem 
Votivstein  in  Moesien  für  den  Zeus  Dolichenos  (Kan  a.  a.  O.,  S.  36  n.  4)  denkbar, 
daß  er  gelegentlich,  ebenso  vie  der  griechische  Zeus,  mit  Asklepios  verschmolzen 
wurde 


J34  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [6 

sammenhaiig  gefordert.  W'enn  es  sich  dabei  um  die  Beseitigung 
einer  wirklichen  Krankheit  handelt  (Gen.  20.  17;  Num,  22,  13;  2  Kon. 
20.  5.  8;  ebenso  vielleicht  Ps.  30.  3  und  2  Chr.  30,  20),  so  weist  das 
noch  nicht  hin  auf  die  Vorstellung  eines  eigentlichen  Heilgottes,  da 
Jahwe,  der  alles  verursacht,  selbstverständlich  auch  die  Genesung  von 
Krankheit  sendet.  Wichtiger  ist  der  häufige  bildliche  Gebrauch  von 
SD"i  mit  bezug  auf  Jahwe,  wobei  gedacht  wird  an  Verbesserung  oder 
Beseitigung  von  Unglück  oder  Sünde  des  Volkes  oder  auch  des 
Einzelnen.  Dali  hier  wirklich  das  Bild  des  Arztes,  nicht  irgendeines 
andersartigen  Verbesserers.  vorliegt,  zeigt  in  einem  Falle,  Ex.  15,  26^ 
das  Partizipium  SDl.  das  so  wie  hier,  nur  verbunden  mit  dem  .Suffix, 
zur  Bezeichnung  des  zu  Heilenden  (^J;^£^)  sonst  nicht  von  Jahwe  ge- 
braucht wird:  ..dein  Arzt"  in  dem  Sinne:  „der  dich  vor  Krankheit 
bewahrt";  vgl.  Ps.  147,  3  i^DTin  mit  b  des  Objektes:  „der,  welcher 
heilt  die  zerbrochen  am  Herzen  sind".  Das  Partizipium,  absolut  ge- 
braucht, bezeichnet  immer  den  Arzt  (Gen.  50,2;  Jer.  8,22;  2  Chr. 
16.  12;  vgl.  Hio.  13.  4).  Häufiger  ist  dieselbe  Bedeutung  des  Bildes 
in  der  Anwendung  des  Verbums  SD"1  auf  Jahwe  zu  entnehmen  aus 
der  Zusammenstellung  von  heilen  und  verbinden  (nämlich  die  Wunden) 
oder  heilen  und  auflegen  eines  Pflasters  (Jes.  30,  26;  Jer.  $s>  6;  Hos. 
6,  I;  Ps.  147,  3;  Hio.  5,  18).  Dazu  kommt  die  ebenfalls  nicht  seltene 
Verdeutlichung  der  Aussage  des  Heilens  durch  die  ausdrückliche 
Voraussetzung  des  Krank-  oder  speziell  Verwundetseins  derer,  die 
geheilt  werden  (Deut.  32,  29;  Jes.  19,  22;  30,  26;  Jer.  30,  17;  Hos.  6,  i; 
Ps.  41,  4f :   103,  3;  147,  3;  Hio.  5,  18;  vgl.  Ps.  6,  3). 

Die  meisten  Belege  für  das  Bild  von  Jahwe  als  dem  heilenden 
finden  sich  in  der  spätem  Literatur  des  Alten  Testamentes,  bei  Jere- 
mia  und  in  Psalmen  und  einer  in  Jesaja  II;  das  Bild  konmit  aber 
schon  bei  Hosea  vor  (c.  6,  i ;  7,  i;  11,  3  [14.  5];  vgl.  Hos.  5,  13; 
Jes.  6,  10). 

Bei  Hosea  ist  bedeutsam  die  Kombination  der  Aussage  vom  Heilen 
und  Verbinden  durch  Jahwe  mit  der  andern,  daß  er  belebt  und  wieder- 
erweckt (c.  6,  if;  vgl.  Deut.  32,39),  da  die  Vorstellung  von  der 
heilenden  Gottheit  als  der  in's  Leben  zurückrufenden  sich  —  wie  wir 
gesehen  haben  —  auch  in  Bab}-lonien  findet. 

Das  Bild  der  Krankenheilung  klingt  noch  nach,  wenn  ohne 
spezielle  Hinweisung  auf  Krankheit  oder  Verwundung  von  Jahwe's 
Heilung  der  Abtrünnigkeit  seines  Volkes  die  Rede  ist  in  dem  Sinne 


i 


7]  Esmun-Asklepios.  735 

von  Vergebung  (Jcr.  3,  22;  Hos.  14,  5).  Daneben  wird  «DT  allge- 
mein von  Jahwe's  helfendem,  tröstendem,  beglückendem  Tun  gebraucht 
in  dem  Sinne  von:  „Heil  bringen"  (Jes.  57,  i8f.;  Jer.  17.  14;  Hos.  7,  i; 
II,  3;  Ps.  107,  20 ;  2  Chr.  7,  14). 

Zusammengefaßt  wird  die  Vorstellung  von  Gott  als  dem  heilen- 
den in  dem  Namen  "^iSD-i,  der  an  später  Stelle  i  Chr.  26,  7  in  einem 
Verzeichnis  der  Tempeltorhüter  vorkommt  und  im  nachalttestament- 
lichen  Judentum  seit  Tob.  5,  4  ('PaqpanX)  als  Engelname.  Denselben 
Personnamen  fanden  wir  in  Palmyra;  er  mag  nichthebräischen  Ur- 
sprungs sein.  Ihm  entspricht  der  Ortsname  ^«DT.  Jos.  18,  27,  der 
vorisraelitisch  sein  könnte.  Anscheinend  spät  ist  der  nur  in  Chronik 
und  Nehemia  vorkommende  Name  rrci  .Jahwe  hat  seheilt''  (i  Chr. 
3,21;  4,42;  7,2;  9,43;  Xeh.  3.9).  Vielleicht  gehören  noch  hierher 
als  Hypokoristika  SD"1  i  Chr.  8,  2  (vgl.  c.  4,  12)  und  nsn  i  Chr.  8,  n, 
wenn  nicht  vielleicht  zu  lesen  wäre  SDT  nach  S-.DT  Num.    13,  9'. 

Die  Auffassung  Jahwe's  als  eines  Heilgottes  ist  ein  heterogenes 
Element  neben  den  Zügen  eines  Gewittergottes,  die  sich  in  der  An- 
schauung von  ihm  erhalten  haben.  Die  Auffassung  als  Gewittergott 
gehört  zweifellos  schon  den  ältesten  Zeiten  der  Hebräer  an,  wo  sie 
als  Nomaden  in  der  Wüste  lebten.  Sie  stammt  vielleicht  aus  semi- 
tischer Urzeit,  da  wir  bei  andern  semitischen  Völkern  analoge  Vor- 
stellungen eines  Gewittergottes  finden.  Auch  der  Gedanke,  daI5  die 
Gottheit  gelegentlich  Krankheit  heilt,  ist  ebenso  wie  der  entgegen- 
gesetzte, dalj  sie  mit  Krankheit  heimsucht,  der  Anschauungsweise 
von  Naturvölkern  nicht  fremd.  Aber  die  Vorstellung  von  der  Gott- 
heit als  einer  solchen,  zu  deren  Wesen  es  gehört,  dalJ  sie  nach  der 
Art  eines  Arztes  von  Krankheit  befreit,  wird  sich  auf  dem  Boden 
der  Kultur  bei  seßhaften  Völkern  ausgebildet  haben.  Es  ist  deshalb 
anzunehmen,  daß  die  hierher  gehörenden  Züge  in  den  alttestament- 
lichen  Aussagen  von  Jahwe  Aufnahme  gefunden  haben  nach  der 
Niederlassung  der  Hebräer  in  Kanaan.  Spontan  bei  den  seßhaften 
Israeliten  ist  diese  Anschauungsweise  schwerlich  entstanden,  da  sie 
auch  babylonisch,  altaramäisch  und  palmyrenisch  ist.  Bei  den  Ara- 
mäern,  speziell  in  Palmyra,  entspricht  die  Ausdrucksweise,  in  Baby- 
lonien    die    Kombination    von    heilen    und    wiedererwecken    den    alt- 


I  So  NÖLDEKE,  Beitrcii^e,  S.    100 


736  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [g 

testamentliclien  Aussagen  \  Es  ist  also  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
anzunehmen,  daß  die  Israeliten  in  der  Anschauung  von  Jahwe  als 
einem  heilenden  Gott  durch  die  Berührung  mit  einem  nordsemitischen 
Kulturvolk  beeinflußt  worden  sind.  Die  arabischen  Personennamen, 
die  vielleicht  von  einem  Heilen  der  Gottheit  reden,  entscheiden  nicht 
für  eine  andere  Beurteilung.  Auch  wenn  sie  wirklich  so  zu  verstehn 
sind,  verweisen  sie,  weil  sie  vereinzelt  sind  und  die  vorausgesetzte  Be- 
deutung des  Verbums  im  Arabischen  vereinzelt  wäre,  nicht  auf  eine 
feststehende  Vorstellung  von  der  Gottheit  als  einem  Arzte. 

Aus  der  alttestamentlichen,  altaramäischen  und  palmyrenischen 
Anwendung  des  Verbums  fc<5"l  für  den  heilenden  Gott  ergibt  sich, 
daß  das  in  jener  sardischen  Trilinguis^  welche  Esmun  mit  Aesculap- 
Asklepios  gleichsetzt,  von  Esmun  ausgesagte  fc<''S"l  „er  hat  ihn  [den 
die  Weihinschrift  darbringenden  Kleon]  geheilt"'  keineswegs  auf 
griechischen  oder  römischen  Einfluß  zurückgeführt  werden  muß,  viel- 
mehr altsemitischer  Vorstellungs-  und  Ausdrucksweise  entspricht. 

Verbreitung  und  Übereinstimmung  der  Aussagen  auf  semitischem 
Boden  über  das  Heilen  der  Gottheit  zeigen  zweifellos,  daß  es  sich 
nicht  um  ein  willkürlich  gewähltes  Bild  oder  eine  aller  Religion  eig- 
nende Anschauungsweise  handelt,  sondern  um  eine,  wenn  nicht  bei 
den  Semiten  überhaupt,  so  doch  bei  den  Nord-  und  Westsemiten 
volkstümliche  Auffassung  der  Gottheit.  Esmun  in  einer  dem  griechischen 
Asklepios  entsprechenden  Bedeutung  als  Heilgott  würde  also  durch- 
aus in  semitische  Vorstellungsweise  hineinpassen  3. 


1  Auch  der  griechische  Asklepios  wurde  als  Totenervvecker  gedacht  (Welcker, 
Griech.  Götierlehre,  Bd.  II,  S.  738),  wofür  irgendwelcher  Zusammenhang  mit  babylo- 
nischen Vorstellungen  gewiß  nicht  anzunehmen  ist.  Die  alttestamentliche  Verbindung 
aber  von  heilen  und  wiedererwecken  scheint  deshalb  auf  einen  direkten  oder  in- 
direkten Zusammenhang  mit  jener  babylonischen  Vorstellung  zu  verweisen,  weil  das 
Alte  Testament  von  dem  Heilen  durch  Jahwe  nur  als  einer  seiner  Äußerungen  neben 
vielen  andern  oder  nur  bildlicherweise  redet,  einen  eigentlichen  Heilgott  aber  nicht 
kennt  und  weil  auch  die  ältesten  Hebräer  einen  Gott  dieser  Bedeutung  nicht  gekannt 
zu  haben  scheinen.  Für  die  bildliche  Redeweise  liegt  demnach  die  Annahme  einer  Ent- 
lehnung nahe 

2  eis  I,  143,  I  f. 

3  Mit  dieser  Auffassung  des  Esmun  würde  übereinstimmen  die,  so  viel  ich  sehe, 
zuerst  von  Movers  angenommene  Identität  des  karthagischen  lolaos  und  des  Esmun, 
da  nach  Athenäus  lolaos  den  Herakles  in  Libyen  wieder  zum  Leben  erweckt  hat. 
Aber  die  nicht  unmögliche  Identität  ist  doch  erst  zu  erweisen 


9]  Esmun-Asklepios.  737 

IL 

Auf  palästinischem  Boden  ist  als  das  Tier  des  heilenden  Gottes 
die  Schlange  verehrt  worden.  Das  ergibt  sich  aus  der  Erzählung 
Num.  21,  4 — 9,  wo  Mose  eine  eherne  Schlange  auf  einer  Stange  auf- 
stellt, damit  durch  den  Aufblick  zu  ihr  die  Israeliten  geheilt  werden 
von  den  Bissen  der  Saraf-Schlangen.  Die  Erzählung  will  zweifellos 
eine  Rechtfertigung  des  Nechuschtan  geben,  des  ehernen  Schlangen- 
bildes, das  nach  der  Angabe  II  Kön.  18,  4  bis  auf  die  Zeit  Iliskia's 
in  Juda  mit  Opfern  verehrt  wurde  und  von  Mose  hergestellt  sein 
sollte.  Das  Referat  des  Königsbuches  ist  durchaus  glaubwürdig  wegen 
der  Singularität  des  Berichteten,  das  zu  spätem  Anschauungen  von 
den  religiösen  Verhältnissen  der  Königszeit  nicht  palit.  Die  Zurück- 
führung  des  Bildes  auf  Mose  wird  lediglich  aus  dem  Bedürfnis  ent- 
standen sein,  das  der  Jahwereligion  nicht  angemessene  Gottesbild 
durch  den  ehrwürdigen  Namen  zu  rechfertigen.  Die  Erzählung  im 
Buche  Numeri  von  den  Ereignissen,  wodurch  die  Herstellung  des 
Schlangenbildes  veranlalit  worden  sein  soll,  ist  anzusehen  als  eine 
ätiologische  Legende:  aus  der  Bedeutung  des  Schlangenbildes  als  eines 
heilenden  wurde  geschlossen  auf  seine  Entstehung  bei  Gelegenheit 
einer  Schlangenplage  mit  Annahme  einer  gewissermaßen  homöo- 
pathischen Kur^ 

Daf5  die  eherne  Schlange  als  ein  heilendes  Bild  angesehen  wurde, 
sagt  II  Kön.  18,  4  nicht;  sie  könnte  von  Hause  aus  eine  andere  Be- 
deutung gehabt  haben^.  Der  Name  lljti'n^,  mag  er  nun  von  riB'riJ 
„Erz"  oder  von  t^ni  „Schlange"  abzuleiten  sein3,  klärt  uns  über  diese 
Bedeutung  nicht  auf.  Daraus  aber,  daß  das  elohistische  oder  ephraimi- 
tische  Erzählungsbuch  in  Num.  21,  4  ff.  dem  Schlangenbild  jenen 
Charakter  beilegt^  ergibt  sich,  daß  zu  der  Zeit,  wo  diese  Erzählung 
entstand,  zu  den  Israeliten  die  Kenntnis  von  der  Schlange  als  dem 
Tier  einer  heilenden  Gottheit  gelangt  war.  Wir  haben  keine  Ver- 
anlassung, die  Erzählung  zu  spätem  Überarbeitungen  des  elohistischen 


1  S.   meine  Studien  I,  S.   288  f. 

2  So  unter  andern  Cheyne,  Artikel  Nehushtmi  in  der  Encyclopaedia  Biblica  III 

3  S.  darüber  Artikel  „Schlange,  eherne"  in  Herzog's  Realencykl} ,  Bd.  XVII 

4  Für  das  elohistische  Buch  scheint  entscheidend  DTI^X  v.  5,  das  sich  schwer- 
lich auf  einen  Redaktor  zurückführen  lälJt.  Dagegen  ist  mn^  v.  6  ff.  sehr  wohl  als 
redaktionelle  Überarbeitung  zu  verstehn.  Die  Herkunft  des  Abschnittes  ist  immerhin 
nicht  ganz  sicher 

Nöldeke-Festschrift.  47 


^3S  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [lO 

Buches  zu  stellen;  denn  ganz  unabhängig  von  dem  Urteil  über  die 
Herkunft  des  Abschnittes  Num.  21,  4fif.  lälit  sich  die  Erzählung  nur 
entstanden  denken  zu  einer  Zeit,  wo  die  Verehrung  der  ehernen 
Schlange  bestand,  also  vor  ihrer  Beseitigung  durch  Hiskia.  Von  der 
zeitlichen  Ansetzung  des  Referates  Num.  21,  4 ff.  aus  wird  für  die 
Entstehung  der  Erzählung  noch  um  einiges  zurückzugehn  sein;  denn 
in  Num.  21,  4  IT.  ist  nicht  das  Schlangenbild  selbst  wirksam  —  wie 
das  doch  wohl  für  eine  ursprüngliche  Form  der  Erzählung  als  eines 
eigentlichen  Mythos  anzunehmen  ist  — ,  sondern  der  Wille  Jahwe's, 
der  sich  des  Bildes  als  eines  Mediums  bedient. 

In  dem  Umstand,  daß  das  Bild  dem  Mose  zugeschrieben  und 
nicht  wie  die  Massebä  von  Bethel  in  die  Patriachengeschichte  ver- 
woben wurde,  wird  eine  Erinnerung  daran  zu  erkennen  sein,  daß  die 
Israeliten  den  Schlangendienst  nicht  in  Kanaan  vorfanden,  wie  die 
durch  die  Patriarchensage  geheiligten  Stätten.  Jene  Darstellung 
könnte  etwa  darauf  beruhen,  daß  die  Israeliten  den  Schlangendienst 
bei  der  Einwanderung  mitbrachten,  sei  es  aus  der  arabischen  Wüste, 
sei  es  aus  Ägypten. 

In  Süd-Arabien  sind  Bruchstücke  von  kleinen  Bronze-Schlangen 
gefunden  worden',  die  gewiß  irgendwelche  religiöse  Bedeutung  hatten. 
Aus  welcher  Zeit  sie  stammen,  scheint  sich  nicht  erkennen  zu  lassen; 
ebensowenig  weisen  sie  irgendwie  auf  eine  heilende  Gottheit  hin.  Mir 
ist  überhaupt  kein  Anzeichen  dafür  bekannt,  daß  die  Schlangen  von 
den  Arabern,  denen  sie  allerdings  als  Erscheinungsform  der  Geister, 
der  Dschinn,  gelten,  mit  krankheitheilender  Kraft  ausgestattet  gedacht 
worden  wären.  Freilich  mögen  unter  solchen  Quellen  in  Arabien, 
welche  als  von  Schlangen  bewohnt  gelten,  Heilquellen  sein^  Aber 
die  Schlange  wird  bei  den  semitischen  wie  bei  andern  Völkern  zu  den 
Wasserquellen  überhaupt  in  eine  Beziehung  gesetzt^. 

Man  könnte  andererseits  an  eine  alte  Entlehnung  des  Nechusch- 
tan   aus   Ägypten   denken  4,    wo  die   Schlange  allgemeines   Gottheits- 


1  In  der  Kollektion  Glaser,  s.  D.  H.  Müller,  Südarabische  Alterthümer  im  kunst- 
historischen Hofmuseum,  Wien  1899,  S.  64f.  n.  136.  137.  Die  Stücke  haben  eine  Höhe 
von  0.085  und  0,072  M. ;  der  mittlere  Teil  hat  einen  „Henkel"  und  das  Vorderteil 
ein  Loch  im  Kopfende,  doch  wohl  zum  Aufliängen 

2  J.  H.  MoRDTMANN,  ZDMG  XXXVIII,  S.  587;  Robertson  Smith,  Relig.  der 
Semiten,  deutsche  Ausg.,  S.   130 

3  S,  Artik.  „Drache  zu  Babel''  in  Herzog's  Real.-Encykl} ,  Bd.  V,  S.   10  f. 

4  So  Renan,  Ilistoire  du  peuple  d' Israel,  Bd.  I,  S.   146.   178f.   u.   a. 


1 1]  Esmun-Asklepios.  739 

zeichen  war.  Aber  speziell  als  das  Tier  einer  heilenden  Gottheit 
kommt  sie  hier  in  alter  Zeit  nicht  vor'.  In  dieser  Bedeutung  scheinen 
also  die  Israeliten  die  heilige  Schlange  weder  von  den  Arabern  noch 
von  den  Ägyptern  überkommen  zu  haben;  mindestens  für  die  Be- 
deutung wird  eine  andere  Herkunft  anzunehmen  sein.  Auch  ist  es 
nicht  wahrscheinlich,  dal)  die  eherne  Schlange  der  Israeliten  unter 
ägyptischem  oder  anderm  Einfluli  bei  der  Einwanderung  in  Kanaan 
mitgebracht  wurde;  denn  sie  gehört  schwerlich  sehr  hohem  Altertum 
an.  Dagegen  spricht  ihr  vereinzeltes  Vorkommen  und  namentlich  auch 
die  Art  ihrer  Rechtfertigung  durch  die  Zurückführung  auf  Mose. 
Wäre  sie  wirklich  sehr  alt  gewesen,  so  hätte  sie  ihre  Rechtfertigung 
irgendwie  in  sich  selbst  getragen. 

Das  Schlangenbild  war  also  wahrscheinlich  nach  der  Nieder- 
lassung Israel's  in  Kanaan  aus  der  Fremde  entlehnt  worden,  was  wir 
ebenso  für  die  Vorstellung  von  Jahwe  als  heilendem  Gott  vermutet 
haben.  Am  nächsten  liegt  es,  anzunehmen,  dalö  das  Schlangenbild 
bei  den  Israeliten,  wie  zumeist  oder  vielleicht  allgemein  die  fremd- 
ländischen Kultusformen  der  vorassyrischen  Periode,  von  den  Kanaa- 
näern  her  oder  doch  durch  deren  Vermittelung  überkommen  war. 
Ein  erst  von  den  Ass}Tern  entlehntes  Bild  hätte  man  nicht  schon 
zur  Zeit  Hiskia's  auf  Mose  zurückführen  können.  Etwaige  Zusammen- 
hänge der  ehernen  Schlange  mit  ägyptischen  Vorstellungen  Helfen 
sich  bei  jener  Annahme  erklären,  da  Ägypten  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  schon  frühzeitig  auf  die  kanaanäische  Religion  Einfluli  aus- 
geübt hat,  wie  dies  später  sicher  der  Fall  gewesen  ist.  War  das 
israelitische  Schlangenbild  von  den  Kanaanäern  her  entlehnt,  so  wird 
von  diesen  wohl  auch  seine  Bedeutung  als  Bild  der  heilenden  Gott- 
heit herstammen,  da  sich  keine  Veranlassung  und  bis  jetzt  keine  Mög- 
lichkeit bietet,  diese  Bedeutung  von  anderwärts  her  abzuleiten,  sich 
auch  nicht  annehmen  läßt,  dali  sie  sich  spontan  bei  den  Israeliten 
gebildet  habe.    Die  bei  ihnen  entstandene  Legende  von  dem  Nechusch- 


^'  Die  Göttin  Meit-seger  wurde  im  Neuen  Reich  als  die  Schutzpatronin  der 
thebanischen  Nekropolis  von  den  dortigen  Beamten  und  Arbeitern  verehrt.  Wie  alle 
Göttinnen,  die  keine  feststehende  Gestalt  haben,  wird  sie  als  vSchlange  dargestellt. 
Zu  den  Heilgottheiten  kann  man  sie  nicht  zählen,  obgleich  sie  wohl  auch  einmal 
einem,  der  zu  ihr  betete,  Heilung  gesandt  hat.  Nach  einer  Inschrift  hat  sie  einem, 
der  sich  gegen  sie  vergangen  hatte,  Krankheit  zur  Strafe  gesendet  und  ihn  dann 
auf  sein  Flehen  wieder  gesund  gemacht  (nach  einer  Mitteilung  von  Professor  Erman) 

47* 


740  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [l2 


tan  ist  nur  zu  verstehn,  wenn  sie  jene  Bedeutung"  des  Bildes  als  be- 
reits vorgefunden  zur  Veranlassung  hatte'. 

Gab  es  wirklich  einen  \'on  den  Kanaanäern  verehrten  Heilgott, 
der  als  Schlange  dargestellt  wurde,  so  lälit  sich  doch  aus  keinem 
direkten  Zeugnis  entnehmen,  dali  dies  gerade  Esmun  war^  Das  Bild 
des  Asklepios  mit  einem  Stabe,  der  von  einer  Schlange  umwunden 
ist,  auf  einer  Goldplaquette  j,  die  aus  Sidon  stammen  und  an  der  Stätte 
des  Esmuntempels  gefunden  worden  sein  soll,  besagt  nichts;  denn 
die  Figuren  der  Plaquette  —  neben  Asklepios  Hygieia  und  Teles- 
phoros  —  sind  unverkennbar  griechisch.  Ebenso  ist  aus  einer  Münze 
von  Sidon,  aus  der  Kaiserzeit,  die  das  Bild  des  Asklepios  mit  dem 
Schlangenstab  zeigt'»,  nichts  zu  entnehmen.  Es  werden  aber  weiter- 
hin in  anderm  Zusammenhang  Darstellungen  zu  erwähnen  sein,  die 
höchstwahrscheinlich  die  Schlange  als  das  Tier  speziell  des  punischen 
„Aesculap*',  d.  i.  des  Esmun,  zeigen. 

Sonst  weilJ  ich  überhaupt  bei  den  Phöniziern  die  Schlange  nicht 
nachzuweisen  in  der  Bedeutung  des  Tieres  einer  Heilgottheit  und 
auch  nicht  bei  den  Babyloniern  als  eben  die  heilende  Kraft  einer 
Gottheit  darstellend.  Vielleicht  aber  ergibt  sich  diese  Bedeutung  aus 
einem  modernen  syrischen  Märchen,  worin  der  Schlangenkönig  drei 
Erschlagene  in's  Leben  zurückruft  mit  dem  Lebenswasser,  das  eine  der 
Schlangen  für  ihn  geholt  hat 5.     Auch  hier  ist  die  Schlange  wohl  zu- 


1  Die  Erzählung  Xum.  21,  4  ff.  hat  man  kombiniert  mit  dem  weit  verbreiteten 
Glauben,  daß  eine  Tieiplage  sich  beseitigen  lasse  durch  Herstellung  eines  Abbildes 
des  Plagetiers  (Fbazer,  Golden  Boiigh~,  Bd.  II,  S.  427).  Aber  bei  diesem  Glauben 
scheint  mir  ursprünglich  doch  wesentlich  zu  sein,  da&  das  Abbild  beseitigt  wird, 
was  bei  der  ehernen  Schlange  nicht  stattfindet.  Jedenfalls  kann  aus  dem  angeführten 
Glauben  nicht  die  Anschauung  von  dem  Schlangenbild  als  einem  heilenden  nach- 
träglich hervorgegangen  sein,  vielmehr  ist  diese  Anschauung  das  Primäre;  denn  in 
der  Erzählung  ist  nicht  die  Errichtung  des  Schlangenbildes,  sondern  das  Anschauen 
des  Bildes  das  die  Heilung  bewirkende.  Also  inhäriert  die  heilende  Kraft  dem  Bild 
unabhängig  von  der  Schlangenplage.  Das  Anschauen  des  Bildes  kann  nicht  ein  erst 
vom  Erzähler  zu  der  volkstümlichen  Geschichte  hinzugefügter  Zug  sein,  denn  gerade 
dadurch  erscheint  das  Bild  selbst  als  im  Besitz  der  heilungbringenden  Kraft,  während 
der  Erzähler  diese  dem  vom  Bild  unterschiedenen  Jahwe  zuschreibt 

2  über  phönizische  Münzen  aus  Cossura  mit  dem  Bild  eines  Gottes,  der  eine 
Schlange  in  der  Hand  hält,  s.  Studien  I,  S.  276 f. 

3  Clermont-Ganneau,  Reaieil  d'archeobgic  Orientale,  Bd.  V,  S.   54  f. 

4  S.  über  die  Münze  ZDMG  LIX,  S.  473  f.  Der  mir  vorliegende  Abdruck  zeigt 
deutlich  die  Schlange  am  Stabe 

5  Prym  u.  Socin,  Syrische  Sagen  und  Märchen  1881,  S.  12 1  f. 


I 


13]  Esmun-Asklepios.  74 1 

nächst  Repräsentantin  des  \\  assers;  aber  die  Totencrweckung  erinnert 
doch  nach  jenen  Aussagen  über  Marduk  an  babylonische  und  viel- 
leicht allgemein  semitische  Vorstellungen  vom  Heilgott. 

Bei  der  Gleichsetzung  des  Esmün  mit  Asklepios  ist  es  jedenfalls 
von  vornherein  nicht  unwahrscheinlich,  dali  Esmun  durch  die  Schlange 
repräsentiert  wurde;  denn  sie  war  die  stehende  Beigabe  oder  geradezu 
die  Darstellung  des  griechischen  Asklepios.  Schlangen  wurden  in 
seinem  Heiligtum  zu  Epidauros  gehalten  und  der  Gott  in  Gestalt  einer 
lebenden  Schlange  um  300  v.  Chr.  von  dort  nach  Rom  geholt.  Auch 
zu  Kos  ist  durch  Herondas '  um  260  v.  Chr.  der  lebendige  öpdKuuv 
im  Tempel  bezeugt.  Da  wir  nun  wissen,  dal)  in  einem  bei  den 
Israeliten  bestehenden  und  wahrscheinlich  von  den  Kanaanäern  her 
entlehnten  Kultus  die  Schlange  den  Ileilgott  repräsentierte,  so  lälit 
sich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  vermuten,  da(i  auch  bei  den 
Phöniziern  der  Gott,  den  man  nachmals  mit  dem  griechischen  Heil- 
und  Schlangengott  identifizierte,  durch  die  Schlange  dargestellt  wurde. 

Die  Frage  nach  dem  Alter  dieser  vermuteten  phönizischen  Vor- 
stellung von  einem  Heil-  und  Schlangengott  läßt  sich  nur  beantworten, 
wenn  wir  zu  der  andern  Frage  zurückkehren,  aus  welcher  Quelle  die 
alttestamentliche  Anschauung  von  Jahwe  als  dem  heilenden  stammt. 
Da  auf  babylonischem  Boden  heilende  Götter  vorkommen,  so  ist  es 
möglich,  daß  die  alttestamentliche  Vorstellung  indirekt  auf  Babylonien 
zurückgeht.  An  die  Zeit  der  direkten  Einwirkung  der  Babylonier 
oder  auch  der  Assyrer  auf  Israel  kann  man  nicht  denken.  Denn  ab- 
gesehen von  den  Aussagen  über  Jahwe  als  den  heilenden  in  der 
Schrift  Hosea,  die  sich  wenigstens  nicht  alle  als  Interpolationen  aus- 
scheiden lassen^,  nötigte  uns  die  zeitliche  Ansetzung  der  Entstehung 
der  Legende  von  Num.  21,  4  ff.,  auf  die  vorassyrische  Periode  zurück- 
zugehn.     Wohl  aber  wäre  möglich,  daß  die  Auffassung  von  Jahwe  als 


1  Mim.  IV,  90  ff.,  worauf  mich  Professor  Rud.  Herzog  freundlichst  aufmerk- 
sam macht 

2  Ex.  15,  26  steht  zwar  in  einem  jehovistischen  Stücke,  fällt  aber  aus  dem 
Zusammenhang  heraus  und  enthält  deuteronomistisches.  Deshalb  ist  nicht  ersicht- 
lich und  nicht  wahrscheinlich,  dalJ  die  Bezeichnung  Jahwe's  mit  „dein  Arzt"  sehr 
alt  ist.  Trotzdem  könnte  die  Verknüpfung  dieser  Bezeichnung  mit  dem  Aufenthalt 
an  der  Quelle  Märä  in  der  Wüste  Sür  v.  22  ff.,  wie  Ed.  Meyer,  Sitziingsb.  d.  Berl. 
Akad.  1905,  S.  646.  Anmkg.  2  annimmt,  darauf  beruhen,  dat  bei  TOr  auf  der  Sinai- 
halbinsel ein  Heiligtum  der  Maraniten  mit  Heilquellen  genannt  wird.  Von  heilender 
Kraft  der  Quelle  ist  freilich  in  dem  alttestamentlichen  Bericht  nicht  die  Rede 


742  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [14 

einem  heilenden  Gott  indirekt  dem  Babylonismus  entstammt  durch 
Vermittelung  der  seit  vorisraelitischer  Zeit  babylonisch  beeinflulJten 
Kultur  Kanaan's.  Auf  babylonischem  Boden  fehlt  es  nicht  an  Ab- 
bildungen von  mythischen  Schlangen  und  Hinweisungen  auf  eine 
Schlangengottheit.  Da  indessen  die  Kombination  mit  der  Schlange  — 
so  viel  ich  sehe  —  für  die  bab\-lonische  Vorstellung  heilender  Gott- 
heiten als  solcher  bis  jetzt  nicht  vorliegt,  so  ist  speziell  in  der  An- 
schauung von  Num.  21,  4  ff.  keine  Veranlassung  gegeben,  an  Ent- 
lehnung einer  israelitisch-kanaanäischen  Vorstellung  von  der  heilenden 
Gottheit  aus  Babylonien  zu  denken.  Es  wird  weiterhin  unter  anderm 
Gesichtspunkt  diese  Frage  nochmals  aufzunehmen  sein.  Das  aller- 
dings erscheint  von  xornherein  als  sehr  wohl  möglich,  dali  die  Häufung 
der  Aussagen  von  Jahwe  als  dem  heilenden  in  der  nachexilischen 
Literatur  nicht  nur  auf  die  damalige  Stimmung  des  heilsbedürftigen 
jüdischen  Volkes,  sondern  auch  auf  direkten  babylonischen  Einfluli 
zurückzuführen  ist. 

In  der  Erzählung  Num.  21,  4ff.  wird  das  heilende  Schlangenbild 
auf  oder  an  einem  Di,  d.  i.  einer  Stange,  errichtet.  Diese  Art  der 
Aufstellung  dient  hier  dazu,  das  Bild  sichtbar  vor  die  Augen  der 
Volksmenge  in  der  Wüste  zu  bringen,  entspricht  aber  wahrscheinlich 
auch  der  Art,  \vie  das  Kultusbild  der  Schlange  wirklich  aufgestellt 
war.  Um  dieses  sichtbar  zu  machen,  mulJte  die  Schlange  irgendwie 
emporgehoben  erscheinen. 

Das  Vorkommen  eines  derartigen  Kultusbildes  auf  phönizischem 
Boden  wird  nahezu  erwiesen  durch  eine  längst  bekannte,  aber  noch 
nicht  genügend  beachtete  Abbildung.  In  Algerien  ist  eine  Silberplatte 
gefunden  worden,  wahrscheinlich  ein  Diademband,  deren  reicher  Bilder- 
schmuck, obgleich  keine  Inschrift  ihn  begleitet,  zweifellos  punischer 
Herkunft  ist^.  Neben  zwei  Götterbüsten  in  der  Mitte,  die  wahrschein- 
lich die  Tanit  und  den  Baal  Hamman  darstellen,  ist  auf  beiden  Seiten 
je  eine  Schlange  abgebildet,  die  sich  an  einem  Pfahl  emporwindet. 
Der  eine  Pfahl  hat  auf  seiner  Spitze  einen  kurzen  Querbalken,  um 
den  sich  das  Kopfende  des  Tieres  schlingt.  Es  liegt  nahe,  in  der 
Schlange  eine  Hinweisung  auf  den  in  Karthago  neben  Tanit  und 
Baal  Hamman  hochverehrten  Aesculap   zu   erkennen  und  dann  doch 


I  S.  darüber  die  sorgfältige  Untersuchung  von  PiiiL.  Berger,  La  Tiiiüte  Cartha- 
gimise,  Gazette  archeobgiqiie  1879  u.   1880  und  dazu   1879,  Taf.  21 


15]  Esmun-Asklepios.  743 

wohl  auf  den  punischen  Esmun\  Freilich  zeigt  sich  in  andern  Bildern 
des  Silberbandes  griechisch-römischer  Einfluli.  Aber  die  beiden  Pfähle 
sind  viel  zu  dick  und  säulenartig,  um  sie  für  den  Stab  des  griechischen 
Asklepios  halten  zu  können;  auch  durch  den  einen  Querbalken  wird 
das  unmöglich  gemacht.  Allerdings  scheint  für  die  Beziehung  des 
Schlangenbildes  auf  den  einzelnen  Gott  Esmun-Aesculap  zunächst 
die  Verdoppelung  der  Schlange  Schwierigkeiten  zu  bereiten.  Es  wird 
auf  diese  Zweizahl  noch  mehrmals  zurückzukommen  sein.  Aber  auch 
wenn  speziell  an  Esmun  nicht  zu  denken  wäre,  so  dient  doch  diese 
Abbildung  unserer  Vermutung  zur  Bekräftigung,  daij  der  Nechuschtan 
die  Nachahmung  eines  kanaanäischen  Kultusbildes  war. 

Die  Darstellung  auf  dem  Silberband  ist  nicht  etwa  ägyptisch  be- 
einflulit.  Allerdings  haben  wir  auf  ägyptischem  Boden  eine  einiger- 
maßen analoge  Darstellungsweise:  in  Abbildungen  zu  Philä  finden 
sich  Stangen,  die  an  dem  obern  Ende  im  Rechteck  mit  einem  Seiten- 
holz versehen  sind  (nicht  mit  einem  nach  beiden  Seiten  vorstehenden 
Querholz,  wie  auf  dem  Silberband)  und  als  Träger  einer  langen  Reihe 
von  heiligen  Tieren  und  Symbolen  dienen,  darunter  auch  eine  Schlange. 
Aber  diese  Schlange  ringelt  sich  nicht  an  der  Stange  empor,  sondern 
bewegt  sich  oben  auf  dem  Seitenholz  in  Windungen  ^  Eher  ist  mit 
der  Abbildung  des  Silberstreifens  in  Parallele  zu  stellen  eine  Dar- 
stellung aus  Ninive  mit  zwei  Schlangen  an  Stangen  hinter  einem 
Altar,  vor  dem  eine  Opferhandlung  beginnt,  als  ob  sie  den  Schlangen 
geltet.  Ob  aber  wirklich  diese  Schlangen  als  Gegenstände  der  Ver- 
ehrung anzusehen  sind,  ist  mir  doch  zweifelhaft,  da  sie  an  den  Stangen 
mit  Stricken  oder  Stäben  befestigt  zu  sein  scheinen  und  vielleicht  in 
Verbindung  stehn  mit  einem  Wagen,  der  sich  hinter  ihnen  befindet. 
Bemerkenswert  könnte  sein  die  Gemeinsamkeit  der  Zweizahl  der 
Schlangen  auf  dem  Silberband  und  in  der  Abbildung  aus  Ninive. 

Auf  einem  Siegel-Zylinder  aus  Carneol  mit  hittitischen  Schrift- 
zeichen hat  man  die  Darstellung  einer  Schlange  an  einer  Stange  ge- 


1  So  Berger  a.  a.  O.  1879,  S.  135 f.;  1880,  S.  169,  der  auch  auf  das  Zu- 
sammenstimmen mit  dem  Schlangenbild  von  Num.  2l,4ff.  schon  hingewiesen  hat. 
Er  datiert  das  Denkmal  aus  der  Zeit  nach  dem  Beginn  unserer  Ära.  An  christ- 
lichen Einfluß  auf  die  Darstellung  der  Schlangen  (vgl.  Joh.  3,  14 f.)  ist  nach  dem 
Charakter  der  übrigen  Bilder  des  Silberbandes  nicht  zu  denken 

2  RosELLiNl,  Mowcmeitti  delP  Egitlo,  Bd.  III,  Mon.  del  cullo,  Tafel  XXI;  vgl. 
Taf.  XXII 

3  La  YARD,  Nineveh  and  i/s  retnains  1849,  Bd.  II,  S.  469 


744  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [l6 

funden'.  Vor  dem  so  gedeuteten  Bilde  steht  eine  menschliche  Figur, 
anscheinend  in  anbetender  Stellung;  hinter  dieser  befindet  sich  eine 
Säule,  die  einen  Halbmond  trägt.  In  der  fraglichen  Darstellung  ist 
ein  dreieckiger  Fufj,  der  zu  einer  Stange  gehören  könnte,  deutlich  zu 
erkennen.  Daß  der  bandartige  Gegenstand,  der  über  diesem  Fuße 
zwei  Schleifen  bildet,  vielleicht  um  eine  nicht  sichtbare  Stange  herum, 
wirklich  eine  Schlange  ist,  halte  ich  nicht  für  ganz  sicher;  er  hat 
einen  Kopf,  der  wie  ein  Hirschkopf  aussieht.  Es  erscheint  mir  also 
noch  zweifelhaft,  ob  wir  es  hier  wirklich  mit  einem  Pendant  zu  der 
Schlange  an  einem  ncs  bei  den  Israeliten  zu  tun  haben. 

Daß  aber  die  beiden  Schlangen  des  algerischen  Silberbandes  den 
punischen  Aesculap  andeuten,  würde  noch  wahrscheinlicher  gemacht 
durch  einige  Münzen  des  Septimius  Severus,  Caracalla  und  Geta,  wenn 
sie  sich  nämlich  wirklich,  wie  man  angenommen  hat,  auf  Afrika  be- 
ziehen sollten.  Dies  scheint  mir  aber  keineswegs  sicher  zu  sein.  Auf 
den  Münzen  ist  dargestellt,  in  einem  Tempel  stehend,  ein  nackter, 
auf  zweien  dieser  Münzen  deutlich  bartloser  Gott,  der  den  schlangen- 
umwundenen Stab  des  Aesculap  in  seiner  Hand  hält  und  von  zwei 
sich  aufrichtenden  Schlangen  umgeben  ist.  Da  zwei  Schlangen  neben 
dem  Schlangenstab  in  altgriechischen  Darstellungen  des  Asklepios 
nicht  vorkommen,  so  wäre  unter  der  Voraussetzung  der  Beziehung 
dieser  Münzen  auf  Afrika  kaum  daran  zu  zweifeln,  daß  die  beiden 
Schlangen  speziell  dem  punischen  Aesculap,  also  dem  Esmun,  an- 
gehören^. Ich  vermag  aber  nicht  einzusehen,  was  den  Zusammen- 
hang der  Münzen  mit  Afrika  erweisen  soll  außer  eben  das  Gottesbild, 


1  So  W.  H.  Ward,  der  Besitzer  des  Siegels,  der  in  einer  Mitteilung  "Ä^e/iustan", 
Amer.  Journ.  of  Archaeology,  Second  Series,  Bd.  II,  1898,  S.  162 — 165,  zuerst  auf  das 
Siegel  aufmerksam  gemacht  hat.  Vgl.  die  Abbildung  nach  einem  Abdruck  des 
Originals  bei  Messerschmidt,  Corp.  Inscr.  HeitUticarum ,  Mitteil.  d.  Vorderasiat.  Ges. 
1900,  4,  Taf.  XLI.  I.  In  der  Beischrift  sieht  P.  Jensen  zwei  Ländernamen,  Messer- 
schmidt Göttemamen 

2  Die  Münzen  hat  auf  Afrika  bezogen  und  ihre  Gottesfigur  als  Esmun  gedeutet 
BabelON,  Rivista  Italiana  dt  mimismatica  XVI,  1903,  S.  169  ff.;  Lc  dien  Esc/unemt,  Compt. 
rend.  de  F Acad.  des  Inscr.  1904,  S.  23lff.  Vgl.  dazu  ZDMd  LIX,  S.  499.  Die  beiden 
Schlangen,  die  Babelon  für  die  eine  Münze  auf  der  Giebelspitze  des  Tempels,  und 
die  Drachen,  die  er  auf  dessen  Ecken  als  Akroterien  annimmt,  sind  zweifelhaft.  — 
Wie  für  diese  Münzen  die  Deutung  des  Gottes  als  Aesculap-Esmun  nicht  unmöglich 
ist,  so  könnte  etwa  auch  der  Gott  neben  einer  aufgerichteten  Schlange,  den  ein  in 
Algerien  gefundenes  Basrelief  zeigt,  mit  Fr.  Lenormant,  Gazette  archeologique  1877, 
S.  33  und  Babelon,  Compt.  ;-,,  S.  237  als  Esmun  zu  deuten  sein 


I  y]  Esmun-Asklepios,  745 

dessen  Deutung  als  des  punischen  Aesculap  erst  festzustellen  wäre. 
Dürfte  man  sie  als  gesichert  annehmen,  so  könnte  dann  etwa 
auch  die  unbekleidete  Figur  zwischen  zwei  Schlangen  auf  einer  Münze 
von  Berytos  mit  dem  Bild  Elagabal's  (auf  dem  Revers  Co/[ofi/a] 
yu/\m]  A//o^[iiS/a]  Fel\ix\  Bei\ytus\)  den  Esmun  darstellen'. 

Vielleicht  ist  für  die  Beurteilung  der  ehernen  Schlange  der  Judäer 
als  eines  von  den  Kanaanäern  entlehnten  Kultusbildes  geltend  zu 
machen  ein  kleines  Bronzebild  einer  Kobra-Schlange,  das  im  Bereich 
des  zu  Gezer  ausgegrabenen  Tempels  gefunden  worden  ist^  Die 
Schlange  ist  mit  roher  Naturalistik  in  gestreckter  Form  dargestellt. 
Da  sie  ein  zu  irgendeinem  praktischen  Gebrauch  bestimmtes  Gerät 
nicht  zu  sein  scheint,  wird  sie  kultische  Bedeutung  haben.  Abge- 
sehen aber  etwa  v^on  der  Rohheit  der  Arbeit,  läfit  sich,  so  viel  ich 
sehe,  hohes  Alter  der  Figur  nicht  erkennen.  Es  ist  deshalb  kaum 
mit  Bestimmtheit  zu  sagen,  daß  die  Darstellung  altkanaanäisch  ist. 
Es  kann  hier  die  Nachahmung  eines  fremdländischen  Kultusbildes 
vorliegen. 

Die  Schlange  an  der  Stange  in  Num.  21,  4  fr.  erinnert  an  das 
Attribut  des  Asklepios,  den  Stab,  um  den  sich  eine  Schlange  windet  j. 
Die  Stange  in  Num.  c.  21  könnte  die  dem  Bedürfnis  des  Mythos 
entsprechende  Vergrößerung  eines  Stabes  sein,  den  das  Kultusbild  der 
Gottheit  in  der  Hand  hielt  —  oder  wohl  besser  umgekehrt:  das  Gott- 
heitszeichen einer  Stange  mit  der  Schlange,  zuerst  für  sich  allein  be- 
stehend, konnte,  der  Gottheit  in  die  Hand  gegeben,  zum  Stabe  redu- 
ziert werden.  Die  Übereinstimmung  zwischen  dem  Bilde  von  Num. 
21,  4  ff.  und  dem  Attribut  des  Asklepios  in  der  Kombination  von 
Stange  oder  Stab  und  Schlange  ist  immerhin  auffallend,  da  andern 
Gottheiten,  wie  der  Hygieia,  eine  Schlange  einfach  in  die  Hand  ge- 
geben wird.  Die  Übereinstimmung  kann  aber  durch  spontane  Ent- 
wickelung  auf  beiden  Seiten  entstanden  sein.  Daran,  daß  hier  ein 
alter  direkter  Zusammenhang  der  Darstellung  des  Asklepios  und  eines 


1  So  Babelox,  Coinpi.  r.,  S.  233  ff.,  daselbst  Abbildung.  Aus  andern  Erwägungen 
habe  ich  ZDMG  LIX,  S.  500  (vgl.  S.  484)  in  dieser  Darstellung  den  Esmun  mit 
einiger  Sicherheit  erkennen  zu  sollen  geglaubt.  Dann  ließen  sich  von  hier  aus  Rück- 
schlüsse machen  auf  die  ,, afrikanischen"  Münzen 

2  Macalister,  Pn  lest  ine  exploration  fjuid  1903,  S.  222  f.  mit  Abbildung 

3  Die  Analogie  ist  schon  C.  A.  Böttiger  {Die  heilbringenden  Göüer  1803,  Kleine 
Schriften,  Bd.  I,  1837,  S.  98  f.)  aufgefallen 


746  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [18 

kanaanäischen  Schlangengottes  vorliege,  ist  deshalb  schwerlich  zu 
denken  weil,  so  weit  ich  mir  gestatten  darf  auf  diesem  Gebiet  ein 
Urteil  auszusprechen,  der  schlangenumwundene  Stab  des  Asklepios 
kaum  als  sehr  alt  anzusehen  ist.  Nach  der  Beschreibung  des  Tan- 
sanias *  stellte  das  von  Thrasymedes  (4.  Jahrhundert)  geschaffene 
heilige  Bild  zu  Epidauros  den  Gott  dar  auf  einem  Throne  sitzend  und 
in  der  einen  Hand  einen  Stab  haltend,  die  andere  über  dem  Kopf 
einer  Schlange.  Auf  Münzen  von  Epidauros-  und  Pergamon^  ist  der 
Gott  dargestellt  sitzend  und  die  eine  Hand  über  einer  aufgerichteten 
Schlange  haltend  oder  dieser  eine  Schale  darreichend,  in  der  andern 
Hand  einen  Stab;  oder  der  Stab  steht  für  sich  allein  hinter  dem  Gott. 
Auf  einer  Münze  von  Trikka  in  Thessalien,  vielleicht  dem  Ausgangs- 
punkt des  Asklepioskultus,  hält  der  Gott,  sitzend,  den  Stab  in  der 
einen  Hand  und  reicht  mit  der  andern  einer  aufgerichteten  Schlange 
einen  Vogel +.  Daneben  erscheint  auf  Münzen  von  Epidauros  s,  Kos^ 
und  Pergamon7  eine  Schlange  für  sich  allein  in  Verbindung  mit  Dar- 
stellungen des  Asklepios.  Bei  den  jüngsten  Ausgrabungen  auf  Kos 
sind  im  Asklepieion  „viele  Fragmente  von  marmornen  Schlangen  ge- 
funden worden,  die  nicht  zu  Stäben  gehören,  darunter  eine  ganze 
Anzahl  Fragmente  einer  kolossalen,  sehr  sorgfältig  gearbeiteten 
Schlange,  nach  dem  Stil  etwa  viertes  bis  zweites  Jahrhundert  v. 
Christo" ^  Freilich  findet  sich  andererseits  auf  Münzen,  namentlich 
häufig  auf  Münzen  von  Pergamon,  seltener  auf  denen  von  Epidauros ^ 
und  Kos*°,  der  schlangenumwundene  Stab,  entweder  in  dem  Bilde 
des   Gottes  mit   dem   Schlangenstab  in   der   Hand  oder   auch  neben 


1  L.  II,  27,  2 

2  Calabgtie  0/  the  Greek  co'ms  in  tke  British  Museum,  Bd.  Peloponnesus  n.  7  (auto- 
nom); 29.  30  (Antoninus  Pius) 

3  Catabgue  etc.,  Bd.  Coins  of  Mysia  n.   73  (Attalus  II) 

4  Caialogue  etc.,  Bd.  Tessaly  io  Aetolia  n.   17  (autonom) 

5  Catalogue  etc.,  Bd.  Peloponnesus  n.  27  (autonom) 

6  Catabgue  etc.,  Bd.  Coins  of  Caria,  Cos  etc.,  n.  119 ff.  192 ff.  (autonom);  201 
(Kaiserzeit) 

7  MlON.NET,  Medailles  antiques,  Bd.  II,  S.  589  n.  495;  Suppl.  Bd.  V,  S.  421  n. 
872 f.;  S.  422  n.  874  (Kistophoren) ;  Catabgue  etc.,  Bd.  Coins  of  Mysia  n.  84  (Königs- 
zeit); 232.  233  (Kaiserzeit) 

8  Mitteilung  von  Professor  RuD.  Herzog 

9  Epidauros:  MiONNET  Bd.  II,  S.  238  n.  62.  64  (autonom) 

10  Catalogue  etc.,  Bd.  Coins  of  Caria,  Cos  etc.,  PL  XLV,  6,  dazu  S.  XCVf.;  n.  177  ff. 
(autonom);  202.  2041.  (Kaiserzeit);  241  (Hadrian);  vgl.  215 f.  (Kaiserzeit) 


fl 


1 9]  Esmun-Asklepios.  ^747 

einer  Darstellung  des  Asklepios  auf  derselben  Münze.  Dieser  schlangen- 
umwundenc  Stab  kommt  schon  auf  autonomen  Mün/xn  vor.  Unter 
den  Münzbildern  von  Kos  könnte  das  eines  stehenden  Asklepios,  der 
sich  auf  den  Schlangenstab  stützt,  aus  dem  zweiten  oder  ersten  vor- 
christlichen Jahrhundert  ^  wohl  die  Wiedergabe  eines  Kultusbildes  sein. 
Da  aber  zu  Epidauros  und  vielleicht  auch  auf  Kos  die  lebendige 
Schlange  als  Erscheinung  des  Gottes  galt,  so  ist  wahrscheinlich  doch 
sein  ältestes  Bild  das  in  dem  Typus  von  Trikka  und  Epidauros  er- 
haltene mit  der  Schlange,  die  sich  nicht  um  den  Stab  windet,  und 
die  Kombination  v^on  Schlange  und  Stab  wird  das  spätere  sein^  Auf 
den  Jüngern  Münzen  von  Pergamon  verdrängt  der  Schlangenstab  die 
auf  den  altern  auch  für  sich  allein  dargestellte  Schlange.  Vielleicht 
können  aus  den  erhaltenen  Statuen  berufene  Beurteiler  konstatieren, 
wie  weit  der  Typus  des  Schlangenstabes  zurückreicht 3.  Es  scheint 
mir  denkbar,  daß  die  Vereinigung  von  Schlange  und  Stab  rein  künst- 
lerisch motiviert  ist.  Der  von  einer  Schlange  umwundene  „Thyrsos- 
stab"  auf  Kistophoren  von  Pergamon  wird  w^ohl,  wenn  es  sich  hier 
wirklich  um  einen  Thyrsosstab  und  nicht  lediglich  um  eine  besondere 
Form  des  Asklepiosstabes  handelt*,  eine  Nachahmung  des  Asklepios- 
stabes  sein,  ebenso  wie  noch  sonst  das  in  später  Zeit  verschiedentlich 
andern  Gottheiten  beigelegte  schlangenumwundene  .Skeptrons. 


1  Ebend.  PI.  XLV,  6 

2  Ebenso  urteilt,  wie  ich  nachträglich  sehe,  über  das  Alter  des  Schlangenstabes 
im  Verhältnis  zu  der  vom  Stabe  getrennten  Schlange  Thrafmkr,  Artikel  Asklepios 
in  der  Real-Encyc!..  von  Pauly-Wissowa,  4.  Hlbbd.,  Kol.   16S2 

3  Es  ist  dabei  Vorsicht  geboten.  Bei  zwei  Statuen,  die  offenbar  auf  dasselbe 
Vorbild  zurückgehn  (Panukka,  Asklepios  11.  die  Asklepiaden,  Piniol,  u.  hislor.  Abhandl. 
der  Belli iter  Akademie  1845,  Taf.  IIT,  i;  VI,  6;  vgl.  S.  310),  umwindet  das  eine  Mal 
die  Schlange  den  Stab,  während  das  andere  Mal  Stab  und  Schlange  getrennt  dar- 
gestellt sind 

4  W.  Wroth,  Asklepios  and  the  eoins  of  Pergamoii,  Nutnism.  Chronicle  1882,  S.  18  f. 
sieht  darin  einen  Asklepiosstab 

5  RoSKLUXl,  Mon.  del  eiilto,  Taf.  XVIII,  3  ist  eine  Gottheit  abgebildet,  die  einen 
von  einer  Schlange  umwundenen  Stab  in  der  Iland  hält.  Die  folgenden  Mitteilungen 
darüber  verdanke  ich  der  Güte  des  Herrn  Professors  H.  Schäfer.  Der  Gott  ist  der 
Thoth  der  nubischen  Stadt  Pnubs.  Die  Abbildung  ist  aus  Philä  und  gehört  der  Zeit 
des  Tiberius  an.  Da  der  schlangenumwundene  Stab  in  älterer  Zeit  auf  ägyptischem 
Boden  nicht  vorkommt,  so  liegt  wohl  auch  hier  eine  Nachahmung  des  Asklepios- 
stabes vor.  Dafür  spricht,  dalJ  dieser  Thoth  manchmal  das  Beiwort  erhält:  „der  zu 
dem,  welcher  ihn  ruft,  kommt",  das  auf  einen  Ileilgott  hinweist.  Dagegen  kommen 
seit  alter  Zeit  Göttinnenszepter  vor,  die  von  einer  Schlange  umwunden  (und  gekrönt) 
sind  (eine  Darstellung  aus  der  Kaiserzeit  a.  a.  O.  Taf.  XIX,  2;  eine  viel  deutlichere 


748  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [20 

Wenn  das  durch  Num.  21,  4Ü'.  als  alt  bezeugte  Schlangenbild  an 
der  Stange  keinen  geschichtlichen  Zusammenhang  mit  dem  Asklepios- 
stab  zu  haben  scheint,  so  kann  doch  die  Abbildung  eines  kanaanäischen 
Gottes  als  Schlange  an  einer  Stange  neben  anderm  Veranlassung 
gegeben  haben  zu  seiner  Identifizierung  mit  Asklepios,  seitdem  der 
Schlangenstab  dessen  Attribut  war.  Wir  dürften  dann  als  jene 
kanaanäische  Schlangengottlieit  den  Esmun  denken,  weil  eben  er 
tatsächlich  mit  Asklepios  identifiziert  worden  ist. 

Nach  der  Bedeutung  der  Stange  in  dem  Bilde  der  heilenden 
Schlange  Num.  21,  4  ff.  ist  nicht  zu  fragen,  wenn  die  Stange  nichts 
anderes  war  als  das  Mittel,  die  Schlange  sichtbar  zu  machen.  Auch 
eine  Erklärung  dieser  Verwendung  der  Schlange  als  der  Darstellung 
des  heilenden  Gottes  wird  besser  unterlassen,  da  bei  sehr  verschiedenen 
Völkern  die  Schlange  in  Verbindung  mit  der  Heilkunst  vorkommt'. 
DaI5  man  den  Nechuschtan,  was  immer  seine  Herkunft  und  ursprüng- 
liche Bedeutung  gewesen  sein  mag,  als  das  Bild  eines  Heilgottes  an- 
sah, läCit  sich,  wenn  man  doch  deuten  will,  zunächst  aus  jener  An- 
schauung von  der  Schlange  als  der  Repräsentantin  der  Wasserquelle 
erklären.     Diese   ist  Spenderin   der   Lebenskraft^    und    damit  zugleich 

aus  der  Zeit  Ramses'  III.  bei  Lepsius,  Denkmäler  aus  Aegypten,  Abteilung  III,  T.  217). 
Diese  Szepter  beruhen  auf  dem  Bilde  der  Göttin  von  Unterägypten  Buto  als  Schlange 
auf  einem  Papyrus,  der  „Wappenpflanze"  Unterägyptens.  Bedeutung  und  Form  der 
Darstellung  schließen  einen  Zusammenhang  mit  dem  Asklepiosstab  aus 

Die  Nebeneinanderstellung  der  Abbildungen  bei  Panofka  a.  a.  O.  Taf.  VIII, 
7.  8  und  1.  4  legt  eine  Vergleichung  des  Stabes  des  Asklepios  oder  eines  Asklepiaden 
auf  dem  dort  wiedergegebenen  Gemmen-  und  dem  Vasenbild  mit  dem  ägyptischen 
Götterstab,  wie  ihn  jener  Thoth  in  der  Hand  hält,  nahe.  Hier  und  dort  an  dem 
Stab  eine  Krücke.  Die  Schlange  fehlt  auf  der  Gemme  und  der  Vase  wie  an  dem 
gewöhnlichen  ägyptischen  Götterstab.  Wenn  hier  wirklich  an  einen  Zusammenhang 
zu  denken  wäre,  so  würde  er  als  die  Nachahmung  eines  ägyptischen  Typus  auf  der 
Gemme  und  der  Vase  zu  beurteilen  sein,  die  für  die  Herkunft  des  Asklepiosstabes 
nichts  besagen  müßte.  Aber  die  Ähnlichkeit  ist  zu  gering,  um  überhaupt  in  Betracht 
zu  kommen.  Die  charakteristische  Form  des  uralten  ägyptischen  Götterstabes  ist  in 
jenen  griechisch-römischen  Darstellungen  nicht  zu  finden:  die  Gestalt  des  Tierkopfes 
für  die  Krücke  und  die  Verzweigung  des  Stabes  am  untern  Ende 

1  S.  Beispiele  bei  Frazer,  Pansanias's  Dcscription  of  Greece,  Bd.   III,  S.  66  f. 

2  Vgl.  für  das  häufige  Vorkommen  der  Quellen  in  dieser  Bedeutung  im  Alten 
Testament  .Studien  II,  S.  148  ff.,  und  für  das  „Lebenswasser"  in  Babylonien  Zimmern, 
Lebensbiol  und  Lebenswasser  im  Babylonischen  u.  in  der  Bibel,  Archiv  f.  Rcligionswiss, 
II,  S.  167.  173.  Die  Stadtgottheit  der  babylonischen  Stadt  DC-r,  eine  Schlangengott- 
heit, wird  als  „Herr  (oder  Herrin)  des  Lebens"  bezeichnet,  Zim.mern,  KAT^,  S.  505, 
Anmerkg.  10 


t 


2lJ  Esmun-Asklepios.  749 

der  Heilkraft '.  Es  wird  sich  uns  weiterhin  noch  eine  andere  Deutung 
der  Schlange  nahe  legen,  die  mit  der  eben  gegebenen  zusammen- 
hängen würde. 

III. 

Die  einzige  Überlieferung,  die  von  dem  Wesen  des  Gottes  Esmun 
direkt  redet,  der  von  Damascius*  erzählte  Mythos,  kennt  die  Identifi- 
zierung des  "EcJiuGuvQ?  mit  Asklepios  und  enthält  wahrscheinlich  noch 
in  einem  andern  Namen  eine  Hinweisung  auf  ihn  als  Heilgott,  scheint 
aber  sonst  nach  dem  ersten  Eindruck  sich  auf  diese  Bedeutung  des 
Gottes  nicht  zu  beziehen. 

Der  späten  Zeit  des  Damascius  wegen  dürfen  wir  seine  Dar- 
stellung nur  insoweit  für  die  Erkenntnis  alter  Vorstellungen  verwerten, 
als  seine  Aussagen  mit  besser  bezeugten  Zügen  der  phönizischen 
Religion  in  Übereinstimmung  befunden  werden. 

Damascius  bezeichnet  den  Asklepios  von  Berytos  als  „nicht 
griechisch  oder  ägyptisch,  sondern  einheimisch  phönizisch";  man 
„interpretiere"  nämlich  als  Asklepios  den  Sohn  des  phönizischen 
Sadykos,  den  Esmunos,  Ein  schöner  Jüngling,  wurde  er  nach  dem 
Mythos  auf  der  Jagd  von  der  Göttermutter  Astronoe  erblickt  und  mit 
Liebe  verfolgt.  Ihr  entfliehend,  hieb  er  sich  mit  einem  Beile  das 
Zeugungsglied  ab,  wurde  von  der  Göttin  durch  „die  lebenerzeugende 
Wärme"  in's  Leben  zurückgerufen  und  zum  Gott  gemacht,  von  den 
Phöniziern  Esmunos  genannt  em  Tfj  Qep}Jir\  Tf\q  lujf[q.  Nach  andern 
aber  bedeute  sein  Name  „der  Achte". 

Unwahrscheinlich  ist  die  zweite,  auf  Philo  Byblius  zurückgehende, 
Namenserklärung  und  unverständlich  die  erste,  wo  der  Gewährsmann 
des  Damascius  anscheinend  hebräisches  ^^  „Feuer"  im  Sinne  hatte; 
es  scheint  dabei  der  Gedanke  zugrunde  zu  liegen,  dali  Esmun  selbst 
ein  Repräsentant  der  „Lebenswärme"  sei,  der  zu  unsern  Vermutungen 
über  die  Bedeutung  des  Gottes  stimmen  würde.  Eine  von  Damascius 
nicht  verstandene  Anspielung  auf  den  Heilgott,  den  TTaidv  der  Griechen, 
wird  darin  liegen,  dali  in  einer  allerdings  nicht  zweifellosen  Lesart 
nach   der  Selbstverstümmelung  des  Esmunos  von   der  Astronoe  be- 


1  Vgl.  Taf.  I,  5  bei  Panofka  a.  a.  O.  (Münze  von  Gythium  mit  dem  Kopfe  der 
Julia  Domna),  wo  neben  Asklepios  eine  Schlange  aus  einem  Brunnen  herauszu- 
kommen scheint 

2  Bei  Photius,  Bibliolh.,  Cod.  242,  S.  573  H. 


y^O  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissiii  [22 

richtet  wird:  TTaidva  KaXecTada  töv  veavi(JKOV,  „sie  nannte  den  Jüng- 
ling Paian"  \  was  der  Berichterstatter  anscheinend  davon  versteht, 
daß  sie  nu  TrdGei  TrepiaXYncracra,  ihn  als  einen  „Klagegesang"  be- 
zeichnet habe. 

In  dem  Mythos  selbst  sind  mehrere  Züge  aus  andern  ]M}'then- 
kreisen  entlehnt.  Die  Astronoe  als  niiinp  öeOuv  entspricht  der  Kybele, 
und  danach  wird  die  Selbstentmannung  aus  dem  Attesmythos  stammen. 
Die  Wiederbelebung  durch  Astronoe  erinnert  gewiß  nicht  zufällig  an 
die  des  Horus  durch  Isis.  Esmun  als  Jäger  könnte  auf  den  griechischen 
Asklepios  zurückgehn,  der  wiederholt  als  Liebhaber  der  Jagd  ge- 
schildert wird.  Aber  auch  der  zu  Byblos  verehrte  Adonis  ist  ein 
Jäger,  was  seinen  Tod  durch  den  Eber  motiviert.  Die  Charakteri- 
sierung mag  hier  und  dann  vielleicht  auch  bei  Esmun  einheimisch 
phönizisch  sein. 

Die  Quelle  des  Damascius  war  nicht  unorientiert  über  wirklich 
phönizischen  Kultus.  Auch  das  allerdings  ist  vielleicht  nicht  korrekt, 
daß  Berytos  als  Sitz  des  phönizischen  Asklepioskultus  genannt  wird. 
Von  einer  Verehrung  dieses  Gottes  zu  Berytos  wissen  wir  sonst  nichts 
Zuverlässiges,  wenn  nicht  etwa  die  oben  erwähnte  Münze  von  Berytos 
ihn  darstellt;  die  Angabe  kann  darauf  beruhen,  daß  nach  Strabo  * 
zwischen  Berytos  und  Sidon  ein  'AaKXjimoö  dXcro^  lag3.  Sicher  aber 
entspricht  die  Darstellung  des  Esmunos  als  des  Geliebten  der  Astronoe 
—  offenbar  eine  Gräcisierung  der  Astarte  —  der  Verbindung  des 
Esmun  mit  der  Astarte  zu  Karthago  in  der  komponierten  Gottheits- 
bezeichnung nint^V^Otys  4.  Auch  das  mag  richtig  sein,  daß  Damas- 
cius —  in  Übereinstimmung  mit  der  Aussage  des  Philo  Byblius 
über  den  „Asklepios"  —  den  Esmun  als  Sohn  des  Sadykos  bezeichnet. 
Dieser  Gottesname  kommt  vielleicht  vor  in  einem  sidonischen  Person- 
namen jITplS  „Sdq  hat  gegeben",  wenn  wirklich  so  zu  lesen  ists, 
dessen  Träger  in  irgendwelcher  Verbindung  steht  mit  einer  Königs- 
familie zu  Sidon,  wo  Esmunkultus  blühte. 

Dem  bei  Damascius  erzählten  Mythos  ist  analog  der  des  Adonis. 
Trotzdem  ist  nicht  anzunehmen,   daß  bei  Damascius  diese  Gottheiten 


1  Zur  Erklärung  s.  ZDMG  LIX,  S.  487 

2  L.  XVI,  2,  22  C.  756 

3  Vgl.  indessen  ZDMG  LIX,  S.  469  f. 
i  Vgl.  ZDJ/G  LIX,  S.  504 ff. 

5  Vgl.  ZD3IG  LIX,  S.  493  f. 


23]  Esniun-Asklepios.  75 1 

verwechselt  sind,  da  er  so  bestimmt  den  Esmun  nach  seinem  Namen 
und  seiner  Stellung  unter  den  phönizischen  Göttern  hervorhebt  und 
da  die  ihm  bekannte  Identifizierung  des  Esmun  mit  Asklepios  eine 
irrtümliche  Beziehung  des  Mythos  auf  Esmun  nicht  nahe  legen  konnte. 
Auch  dafür  haben  wir  keinen  Anhaltspunkt,  dali  jöt^K  der  einheimische 
Name  des  Gottes  war,  welchen  die  Griechen  auf  Grund  eines  Mifi- 
verständnisses  Adonis  genannt  hätten\  Das  ist  so  lange  nicht  wahr- 
scheinlich, als  nicht  für  Byblos,  den  Sitz  des  Adoniskultus,  der  Gottes- 
name Esmun  nachgewiesen  ist.  Es  steht  nichts  im  Wege  anzunehmen, 
daß  für  den  Esmun  zu  Bcrytos  oder  zu  Sidon  mit  Variationen  der- 
selbe Mythos  bestand  wie  für  den  Adonis  von  Byblos  und  den  diesem 
entsprechenden  babylonischen  Tammuz.  Das  Ersterben  und  Wieder- 
erstehn  wurde  auch  von  dem  Herakles-Melkart  zu  Tyrus  erzählt. 
Die  Korrektheit  der  Beziehung  des  Mythos  auf  Esmun,  mag  er  nun 
mit  Adonis  geradezu  identisch  sein  oder  nicht,  wird  dadurch  wahr- 
scheinlich, daß  Esmun  wirklich,  wie  der  Mythos  es  angibt,  zu  den 
jugendlichen  Gottesgestalten  gehört,  die  den  nord-  und  westsemitischen 
Religionen  als  Ergänzungen  des  höchsten  Gottes  charakteristisch  sind. 
Der  ersterbende  und  auferstehende  Gott,  d.  i.  der  Gott  des  nach  dem 
Winterschlaf  neu  beginnenden  Sonnenlaufs  oder  in  andern  Fällen,  und 
vielleicht  ursprünglicher,  der  Gott  der  mit  dem  Frühjahr  neu  erstehen- 
den Vegetation,  hatte  bei  den  Semiten  wohl  überall  seinen  Platz  unter 
dem  höchsten  Gott,  dem  eigentlichen  „Baal"  der  Stadt  oder  des 
Himmels,  der  ihm  gegenüber  als  der  ältere  erscheint,  als  „Zeus"  oder 
„Kronos"  —  der  „Alte  der  Tage",  der  Gott  mit  dem  Epitheton 
„aeternus",  der  eben  nicht  stirbt,  sondern  unveränderlich  bleibte 

Genauer  angesehen,  läßt  sich  der  Mythos  des  Damascius  mit 
der  Vorstellung  eines  Heilgottes  sehr  wohl  vereinbaren  oder  vielmehr 
ihr  zugrunde  legen:  der  Gott,  der  zum  Leben  wiederkehrt,  kann  ge- 
dacht werden  als  der  Gott,  der  zum  Leben  erweckt  und  das  Leben 
erhält.  So  aufgefaßt,  dient  dieser  Mythos  der  Anschauung  zur  Stütze, 
die  wir  auf  indirektem  Wege  von  Esmun  zu  gewinnen  versuchten. 

Die  Vorstellung  eines  Gottes,  der  Tote  in's  Leben  zurückruft, 
fanden  wir  bezeugt  in  den  Aussagen  von  Marduk  und,  zunächst  bild- 


1  So  G.  A.  Barton,  The  Genesis  of  ihe  God  EsJmiun,  yourn.  of  the  Aincr.  Orient. 
Soc.  XXI,  2,  1901,  S.  188 ff.;  DusSAUD,  Le  paniheon  phinicien,  Revue  de  l'ecöle  d'anthro' 
pologie  1904,  S.   III 

2  S.  über  Esmun  als  jugendlichen  Gott  ZDMG  LIX,  S.  497 ff. 


j^2  Wolf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [24 

lieh  gemeint,  in  denen  des  Alten  Testamentes  von  Jahwe.  Sie  mag  hier 
wie  dort  ausgegangen  sein  von  jener  naturalistisch  aufgefaßten  Gestalt 
eines  Gottes,  der  aus  dem  Tode  zum  Leben  wiederkehrt.  Auch  von 
Marduk  scheint  ein  Ersterben  und  Wiedererwachen  ausgesagt  worden 
zu  sein\  Im  Alten  Testament  —  bei  Hosea  —  steht  das  Bild  der 
Wiedererweckung  Israel's  zu  neuem  Leben  in  direkter  Verbindung  mit 
dem  des  heilenden  Gottes.  So  scheint  in  der  Tat  auf  semitischem 
Boden  die  Vorstellung  eines  Heilgottes  zu  beruhen  auf  der  Anschauung 
von  dem  im  Jahreslauf  neu  erwachenden  Leben  der  Sonne  oder  des 
Pflanzenwuchses^ 

Wie  alt  bei  den  Phöniziern  der  Mythos  eines  ersterbenden  und 
w'iedererwachenden  Gottes  ist,  läßt  sich  bei  der  Beschaffenheit  unserer 
Quellen  mit  Bestimmtheit  nicht  nachweisen.  Wir  haben  keine  Ver- 
anlassung,  an  der  Richtigkeit  der  Angabe  aus  Menander  bei  Josephus^ 
zu  zweifeln,  dafj  unter  Hiram,  dem  Zeitgenossen  Salomo's,  ein  Fest 
der  Auferstehung  des  Herakles  von  Tyrus  gefeiert  worden  sei-*.  Die 
Umgestaltung  der  naturalistischen  Vorstellung  in  nationalem  und 
ethischem  Sinne  findet  sich  im  Alten  Testament  vor  der  direkten 
Berührung  mit  den  Assyrern  und  Babyloniern,  seit  Hosea. 

Der  Gott  der  Propheten  ist  nicht  mehr  der  ersterbende  und 
wieder  auflebende  Gott  der  Natur,  sondern  über  sie  erhaben;  auch 
erscheint  als  sein  Herrschaftsgebiet  nicht  vorzugsweise  die  Natur, 
sondern  das  Volk  Israel.  Dies  Volk  wird  als  das  aus  dem  Ersterben 
immer  wieder  zu  neuem  Leben  erwachende  und  erweckte  angesehen. 
Daraus  hat  sich  dann,  erst  in  der  nachprophetischen  Periode  Israel's, 
vermittelt  durch  geschichtliche  Erlebnisse  des  jüdischen  Volkes  und 
wohl  nicht  ohne  den  Einflulj  nichtsemitischer  Anschauungsweise,  der 
Glaube  einer  persönlichen  und  leiblichen  Auferstehung  entwickelt.  DalJ 
•die  zugrunde  liegende  naturalistische  Vorstellung  althebräisch  gewesen 


1  ZiMMERX,  KAT^^,  s.  370  f. 

2  Nach  einer  freundlichen  Mitteilung  von  Professor  P.  Jensen  bedeutet  der 
Name  des  babylonischen  Ningiszida,  den  A.  Jeremias  als  einen  Heilgott  erklärt 
(s.  oben  S.  731,  Anmkg.  l),  wahrscheinlich  „Herr  der  unvergänglichen  Bäume"  oder 
„des  unvergänglichen  Baumes".  Er  ist  ein  Gott  der  Vegetation  und  zugleich  ein 
chthonischer  Gott,  der  mit  Tammuz  zusammen  von  der  Erde  verschwindet 

3  Antiq.  VIII,  S,  3 

4  Über  das  Alter  des  Adonisdienstes  s.  Studiett  I,  S.  302  ff.  Das  älteste  direkte 
Zeugnis  wäre  Jes.  17,  lof.,  wenn  man  hier  mit  Recht  eine  Anspielung  auf  die  Adonis- 
gärten  gefunden  hat 


25]  Esmun-Asklepios. 


753 


sei,  ist  wenig  wahrscheinlich;  denn  die  Beobachtung  des  Ersterbens 
und  Wiederauflebens  in  der  Natur  liegt  dem  Wüstenbewohner  ferner 
als  dem  Bewohner  fruchtbaren  Landes,  dem  Nomaden  ferner  als  dem 
Ackerbauer. 

Jene  Vorstellung  ist  also  wahrscheinlich  entweder  altkanaanäisch 
oder  durch  die  Babylonier  nach  Kanaan  verpflanzt  worden.  Vielleicht 
war  sie  kanaanäisch  und  babylonisch  zugleich;  analoge  Vorstellungen 
finden  sich  bei  den  verschiedensten  Völkern.  Dagegen  ist  die  kompli- 
zierte Anschauung  von  dem  wiedererwachenden  Gott  als  einem  Heil- 
gott kaum  spontan  an  mehreren  Punkten  entstanden.  Allgemein  alt- 
semitisch ist  diese  Fortbildung  oder  Erweiterung  der  Vorstellung  von 
dem  zum  Leben  zurückkehrenden  Gott  schwerlich;  denn  der  Heilgott 
setzt  eine  einigermaßen  entwickelte  Kultur  voraus.  Die  Auffassung 
des  wiedererwachenden  Gottes  als  des  wiedererweckenden  und  heilen- 
den ist  demnach  vermutlich  von  Babylonien  aus  nach  Kanaan  ge- 
kommen und  dafür  als  Zeitpunkt  die  uns  aus  den  Amarnabriefen 
bekannt  gewordene  Periode  zu  denken. 

W^ar  -  Esmun  ursprünglich  Repräsentant  des  neu  erstehenden 
Lebens  in  der  Natur,  so  ist  anzunehmen,  daß  seine  Bedeutung  niemals 
aufgegangen  ist  in  der  eines  Spezialgottes  der  Arzneikunst.  In  einem 
Gespräch  des  Pausanias  mit  einem  Sidonier'  erklärt  dieser  den 
phönizischen  Asklepios  für  die  den  Menschen  und  Tieren  zur  Gesund- 
heit notwendige  Luft;  daraus  ergibt  sich  jedenfalls  soviel,  daß  zur  Zeit 
des  Pausanias  bei  den  Phöniziern  „Asklepios",  also  doch  wohl  Esmun, 
angesehen  wurde  als  Repräsentant  einer  Naturkraft,  nicht  als  ein  gött- 
licher Arzt.  Auch  wäre  bei  letzterer  Bedeutung  nicht  zu  verstehn, 
daß  Esmun  in  Karthago  zu  den  Göttern  der  ,,Burg"  gehörte,  unter 
deren  Schutz  das  Staatswesen  gestellt  war. 

Da  die  Schlange  als  das  Tier,  das  einen  Heilgott  in  dieser 
speziellen  Bedeutung  charakterisiert,  in  Babylonien  sich  bis  jetzt  nicht 
nachweisen  läßt,  gehört  sie  vielleicht  in  dieser  Verbindung  den  Kanaa- 
näern  an.  Für  die  Schlange  des  Heilgottes  läßt  sich,  wenn  der  Heil- 
gott anzusehen  ist  als  der  zeitweilig  ersterbende  Gott,  neben  der 
oben  vorgeschlagenen  noch  eine  andere  Erklärung  geben.  Die  Schlange 
kann  den  Gott  bezeichnen  als  den  aus  der  Unterwelt  kommenden; 
denn    sie   ist    das  chthonische   Tier,   weil  sie   in   der  Erde  zu  hausen 


^  Z.  VII,  23,  6 

Nöldeke-Festschrift.  4g 


754  W^olf  Wilhelm  Gr.  Baudissin  [26 

scheint'  Aber  eben  in  dieser  Auffassung  stellt  die  Schlange  bei  den 
Semiten  die  Quelle  dar,  die  aus  der  Erde  kommt.  Zwischen  beiden 
Bedeutungen  läßt  sich  also  nicht  bestimmt  unterscheiden.  Als  das 
chthonische  Tier  ist  die  Schlange  bei  den  Griechen  und,  wie  es 
scheint,  auch  bei  semitischen  Völkern  /.ugleich  das  mantische,  deshalb 
das  „kluge"  Tier^  weil  die  Mantik  in  einer  Beziehung  zu  der  Unter- 
welt gedacht  wird.  Auch  diese  Bedeutung  mag  der  Zuweisung  der 
Schlange  an  den  Heilgott  bei  den  Westsemiten  und  ebenso  vielleicht 
bei  den  Griechen  zugrunde  liegen,  da  das  gesamte  Altertum  die  Heil- 
kunst als  einen  Ausfluß  der  Mantik  ansah. 


Esmun  galt  für  identisch  mit  dem  griechischen  Asklepios,  weil 
von  ihm,  wie  mir  nach  allem  zweifellos  zu  sein  scheint,  heilende  Wir- 
kungen ausgehend  gedacht  wurden  wie  v^on  Asklepios.  Wahrschein- 
lich hatte  auch  Esmun  zum  heiligen  Tier  die  Schlange.  Die  Frage, 
inwieweit  ein  geschichtlicher  Zusammenhang  für  die  Entstehung  beider 
Gottheiten  anzunehmen  sei,  lag  außerhalb  unserer  Erwägung.  Einer 
darauf  hinweisenden  Spur  sind  wir  nicht  begegnet^.  Auch  die  Gemein- 
samkeit der  Schlange,  wenn  dies  Tier  wirklich  dem  Esmun  heilig  war, 
kann  für  einen  solchen  Zusammenhang  nicht  geltend  gemacht  werden, 
da  die  Schlange  noch  bei  andern  Völkern  als  das  Tier  eines  Heil- 
gottes erscheint,  ohne  daß  an  einen  geschichtlichen  Zusammenhang 
zu  denken  wäre. 

Wohl  aber  darf  man  annehmen,  daß  die  weite  Verbreitung  und 
hohe  Verehrung,  welche  im  synkretistischen  Zeitalter  und  besonders  in 
den  Kulten  der  Kaiserzeit  die  heilenden  Gottheiten  gefunden  haben, 
nicht  ohne  den  Einfluß  des  Orients  aufgekommen  ist.  Neben  ägyp- 
tischen scheinen  dabei  phönizische  Vorstellungen  und,  durch  letztere 
vermittelt,  auch  babylonische  wirksam  gewesen  zu  sein.  Was  sich  im 
spätesten    Askulapkultus    an    mystischen   Zügen    findet,    hat    vielleicht 


1  S.  Artikel  Drache  zu  Babel  a.  a.  O.,  S.  11,  22  ff. 

2  Studien  I,  S.  270 ff. ;  Artikel  Drache  zu  Babel,  S.   II,  4?  ff. 

3  Eine  Ähnlichkeit  zwischen  dem  griechischen  Asklepios  und  dem  Esmunos 
des  Damascius  besteht  darin,  daß  auch  Asklepios  stirbt,  von  dem  Blitz  des  Zeus  ge- 
troffen (Welcker,  Götterlehre,  Bd.  II,  S.  738).  Die  Analogie  ist  aber  nur  äußerlich; 
der  Tod  des  Asklepios  vi'ird  anders  zu  verstehn  sein  als  der  des  Esmunos.  Auch 
Asklepios  steht  wohl  zu  der  Unterwelt  in  einer  Beziehung;  er  ist  aber,  so  viel  ich 
sehe,  in  keiner  Weise  der  Gott  des  wiederkehrenden  Naturlebens 


27]  Esmun-Asklepios.  755 

mehr  im  Orientalismus  als  in  griechischen  Vorstellungen  .seinen  Aus- 
gangspunkt. 

Sicherer  als  irgendwelche  geschichtliche  Zusammenhänge  zwischen 
phönizischer  oder  babylonisch-phonizischer  und  griechisch-römischer 
Vorstellung  in  den  hier  besprochenen  Göttergestalten  sind  solche  Zu- 
sammenhänge anzunehmen  für  alttestamentliche  und  kanaanäische 
oder  babylonisch-kanaanäische  Anschauungsweise.  Wir  haben  in  ihrer 
Nachweisung  ein  Gebiet  gestreift,  wo  sich  —  was  hier  nur  leise  an- 
gedeutet werden  konnte  —  besonders  deutlich  zeigt,  wie  Anschauungen 
altsemitischer  Naturreligion  in  der  Predigt  der  Propheten  umgewandelt 
worden  sind  zu  Aussagen  geistig-religiöser  und  ethischer  Bedeutung, 
die  aus  dem  Alten  Testament  das  Christentum  herübergenommen  hat. 

Auch  durch  anderweitige  Vermittelung  tritt  die  Vorstellung  von 
Esmun  in  eine  Beziehung  zu  der  Ausgestaltung  christlicher  Lehre. 
Dürfen  wir  einzelne  Züge,  die  zueinander  gehören,  allerdings  nirgends 
zusammen  erscheinen,  zu  einer  einheitlichen  Vorstellung  von  dem 
Wesen  des  Esmun  verbinden,  so  wird  er,  der  jugendliche  Gott,  der 
dem  höchsten  Gott  untergeordnet  ist,  der  stirbt  und  wieder  auflebt, 
der  als  Heiland  der  Kranken  und  Wiedererwecker  der  Toten  gilt,  in 
seiner  durch  die  phönizischen  Kolonien  und  namentlich  von  Karthago 
aus  wohl  weiter  ausgebreiteten  Kombination  mit  Asklepios  ein  nicht 
unwesentliches  Moment  gebildet  haben  bei  der  Entstehung  einer 
Heilshoffhung  im  untergehenden  Heidentum.  Die  Sehnsucht  der  Welt 
des  römischen  Reiches  nach  Erlösung  von  Krankheit  und  Tod,  die 
den  heilungbringenden  Gottheiten  das  Epitheton  Zuun'ip  beilegte  und 
ihren  Kultus  mächtig  werden  liefi,  hat  dem  Christentum  die  Wege 
geebnet.  Die  Form  jener  Sehnsucht  und  die  Sprache  der  altchrist- 
lichen Theologie  in  ihren  Aussagen  von  dem  erschienenen  Heiland, 
der  sich  selbst  als  den  Arzt  für  die  Kranken  bezeichnet  hatte,  weisen 
bemerkenswerte  Analogien  auf.  Die  Entstehung  dieser  Analogien 
wird  nicht  ohne  den  EinflulJ  geschichtlicher  Berührungen  vorzu- 
stellen sein. 


48* 


Hebraica: 
I.  Bcrith.     2.  Rösch  keleb,  rösch  hamör. 

Von 

C.  F.  Seybold. 

I .  Bcrith. 
ie  etymologische  Herleitung  von  beritJi  mit  Hilfe  des  As- 
syrisch-Babylonischen scheint  sich  mehr  und  mehr  einzu- 
bürgern: vgl.  Nathanael  Schmidt,  Encydopaedia  Biblica 
I,  928  (1899):  "It  is  significant  that  the  Assyrio-Babylonian 
is  the  only  cognate  language  in  which  the  word  has  been  found. 
Biritu  means:  (i)  fetter;  (2)  alliance,  covenant;  (3)  firmness,  solidity." 
Eine  andere  babylonische  Etymologie  gibt  mit  andern  Assyriologen 
Paul  Haupt,  indem  er  zugleich  hebr.  berith  einfach  als  babylonisches 
Lehnwort  ansieht:  vgl.  Johns  Hopkins  University  circulars  Vol.  XIX, 
N.  145,  p.  37^:  "An  older  [sc.  als  töräJi  =  babylonisch  tei'tti\  Baby- 
lonian  loanword  is  the  term  for  "covenant"  Hebr.  bcrltJi,  evidently 
connected  with  the  name  of  the  Bab\lonian  haruspices  bärfC  und 
ausführlicher  in  Journal  of  Biblical  Literature  1900,  S.  59:  "Following 
Delitzsch  {The  Hcbrcw  lajiguagc,  London  1883,  p.  49)  and  JENSEN, 
Zimmern  believes  that  the  Hebrew  term  bcritJi  "covenant"  is  identical 
with  the  Babylonian  biritu,  which  is  derived  from  the  same  stem  as 
barii  "diviner";  bcrith  seems  to  be  a  Babylonian  loanword  just  as 
föräh,  and  the  original  meaning  of  berith  may  have  been  "oracle"." 
S.  57:  ''Barn,  or  more  accuretely  bäru  (for  bäri'u)  is  the  participle 
of  baru  "to  look,  inspect",  originally  "to  discern"."  Es  werden  uns  also 
zwei  babylonische  Etymologien  präsentiert:  i)  Fessel,  Band  =  Bund, 
2)  haruspicium,  Eingeweideschau,  Opferschau,  Orakel  =  Bund,  wobei 
von  Haupt  auf  Lev.  i,  12.  17  und  Gen.  15  (als  spät)  hingedeutet  wird 


73  S  C.  F.  Seybold  [2 

(vgl.  kärath  berlth  foedus  icere).  Sehr  auffallend  ist  aber,  dalJ  DE- 
LITZSCH im  AssynscJicn  Hamhvdrterbuch  1896,  185  von  einem  biritu 
=  Bund  keine  Silbe  mehr  hat,  sondern  bintii  nur  als  i)  Felilung 
(Fesseln),  2)  feste  Einschließung  kennt  (vgl.  ebenda  birtii  i)  Fessel, 
2)  festumschlossener  Ort,  Burg).  Wenn  demnach  das  Wort  biritit 
im  Sinn  von  Bund  noch  gar  nicht  ganz  gesichert  erscheint,  dann  um 
so  weniger,  dali  es  im  Hebräischen  altes  Lehnwort  aus  dem  Baby- 
lonischen ist.  Statt  mit  den  Begriffen  „Fessel"  und  „Opferschau" 
für  „Bund"  zu  operieren,  scheint  es  einfacher  und  besser,  bei  der 
alten  Ableitung  zu  bleiben  von  bäräh  schneiden,  scheiden,  entscheiden, 
decidere,  decisio,  Entscheidung,  Bescheid;  v^gl.  aram.  qejäni^  Fest- 
setzung constitutio  =  Bund,  (JuvBi'iKti,  öiaGiiKr).  Dabei  möchte  ich 
noch  besonders  auf  ein  außer  acht  gelassenes  arabisches  Wort  hin- 
weisen, das  meiner  Ansicht  nach  mit  besserem  Recht  zu  vergleichen 
ist:  beräa{f)  Hi\'^  Freispruch,  Freiheitsurkunde,  Schulderlaß,  Quittung; 
Erlaß  überhaupt  (v^gl.  Sure  9:  Sürat  alberäa:  Immunitätserklärung); 
vgl.  besonders  'iA^\  i^-;^?.  und  'i%\y^\i  lJüä.  bei  DoZY,  Supplement, 
wobei  die  Schwurformel  zu  beachten  ist:  ^i^ic^  .^IJl  J^a-  ^x>  C^r> 
\JS^  \SS  ^^^  ^\  Ua.^^s3  j_j.-<^viJ  J^^  (3  v^irL>^.  Die  vulgären  Formen 
barä{t)  (in's  Spanische  und  Portugiesische  als  albard,  alvarä,  albalä, 
alvaläy  Quittung,  Brief  übergegangen):  Erlaß,  Brief,  Diplom  usw. 
sind  sehr  gebräuchlich.  Der  „Bund"  Gottes  mit  Noah  ist  ja  z.  B. 
mehr  ein  Erlaß  Gottes,  ein  Privileg,  ein  Freibrief,  was  in  der  arabi- 
schen Etymologie  schön  zum  Ausdruck  kommt.  Nach  dem  Arabi- 
schen beräait),  das  ja  gewiß  nicht  vom  Hebr.  oder  Assyrisch-Baby- 
lonischen abzuleiten  ist,  wäre  also  die  Grundbedeutung:  Freibrief, 
Erlaß  des  höher  Gestellten  an  einen  Niederen  oder  gegenseitige 
Ouittierung  von  Gleichgestellten,  welche  sich  unter  Anwendung  obiger, 
gewiß  alter  Eides-  und  Schwurformeln  vergleichen,  eine  Abmachung, 
ein  Abkommen  treffen,  einen  Bund,  Bündnis,  Vertrag  schließen.  Dabei 
ist  zu  beachten,  daß  im  späteren  und  vulgären  Arabisch  die  schrift- 
liche Abfassung,  Formulierung,  das  Schriftstück  begrifflich 
vorherrscht  (diplome,  lettre,  brevet,  stipulation,  quittance,  mandement, 
assignation,  passe-port,  contrat,  bulle,  bref).     Vgl.  das  im  Arab.  noch 


I  Auffallend  wäre  an  sich,  warum  gerade  nur  das  Hebräische  boJlh  aus  dem 
Babylonischen  entlehnt  haben  sollte,  das  ihm  näher  liegende  Aramäische  dagegen 
nicht  [herith  syr.  nur  =  Schöpfung).  Warum  sollen  die  altnomadischen  Israclstämme 
ein  Urwort  wie  „Vertrag,  Vergleich"  entlehnt  haben  müssen? 


3]  Hebraica.  759 

viel  häufigere,  analoge  Synonym  von  8*1,^:  ^m^i-  'alid  (vgl  Dwed) 
engagement,  serment,  Obligation;  promesse;  traite,  contrat;  pacte, 
alliance;  brevet  etc.,  welches  eben  das  klassische  und  häufigste,  mehr 
abstrakte  Wort  für  „Vertrag",  „Bund"  geworden  ist,  während  der  ur- 
sprünglich wohl  noch  synonymere  Ausdruck  baräa{f)  sich  mehr  kon- 
kret als  irgend  einen  Kontrakt  enthaltendes  und  fixierendes  „Schrift- 
stück" begrift'lich  entwickelt  hat. 

2.  Rösch  keleb,  rösch  haniör. 

Wenn  wir  von  der  gewili  gezwungenen  Deutung  Winckler's, 
Geschichte  Israels  I,  S.  25  (1895):  (2  Sam.  3,  8)  „Bin  ich  etwa  der 
Fürst  von  Kaleb?"  ganz  absehen  (vgl.  schon  KlostermanN,  Kurz- 
gefaßter Koninientar  1889  zur  Stelle:  „Bin  ich  einer  der  Kalibäer  wie 
sie  in  Juda  sind?"  [rösch  =  Isch]),  so  wird  wohl  im  allgemeinen  für 
rösch  keleb  bis  auf  die  neueste  Zeit  die  Deutung  beliebt,  wie  sie 
König,  Theolog.  Literaturblatt,  28.  Juli  1899,  S.  348  formuliert:  „Ich 
meine,  daß  ein  Hundskopf,  wie  der  Eselskopf  (2  Kon.  6,  25)  als  der 
ev.  wertloseste  Theil  des  Thieres  verstanden  ist,  also  eine  Steigerung 
des  mehrfach  vorkommenden  Schimpfworts  „Hund"'  (i  Sam.  24,  15  etc.) 
vorliegt";  vgl.  ders.  Neue  Kirchl.  Ztschr.  1899,  722^  (1900,  738  und 
Stilistik  71  Anm.):  „In  dieser  Frage  (2  Sam.  3,  8)  ist  rösch  =  Kopf 
als  der  beim  eventuellen  Verzehren  eines  Hundes  wertloseste  Teil 
desselben  gemeint,  wie  in  2  Kon.  6,  25  der  Eselskopf.  Schon  weniger 
wahrscheinlich  enthält  der  Ausdruck  röscJi  eine  Anspielung  auf  die 
Anführerstellung  des  Abner,  so  daß  gemeint  wäre:  Bin  ich  etwa  der 
Häuptling  von  Hunden,  wie  sie  zu  Juda  gehören?"  Vgl.  BenzinGER 
zu  2  Kön.  6,  24  (1899)  S.  143:  „Das  Fleisch  des  Esels  wurde  sonst 
nicht  gegessen,  jetzt  wird  sogar  der  Kopf,  das  geringwertigste  Stück 
des  Tiers,  um  fabelhaften  Preis  gekauft:  80  Sekel  Silber  haben  den 
Silberwert  von  ca.  200  Markstücken;  ein  Sklave  war  durchschnittlich 
30  Sekel  wert  (Ex.  21,  20)."  Kommentare  wie  Wörterbücher  nehmen 
also  einfach  „Hundskopf"  als  Steigerung  eines  verächtlichen  Begriffs  von 
Hund  (vgl.  Christenhund  der  Muslime).  Eine  einfachere  und  natür- 
lichere Erklärung  legt  der  häufige  Sprachgebrauch  im  Arabischen 
nahe,  wo  reis  gerne  ein  einzelnes  Individuum,  von  Tieren,  besonders 
Haustieren,  ein  Stück  (Groß-  und  Kleinvieh)  bezeichnet,  wobei  der 
Begriff  allerdings  ursprünglich  vom  Zählen  distributiv  ausgegangen 
sein  wird,   wie   in  andern   Sprachen   (vgl.    nur  capita  boum;    Schiller: 


jöo  C.  F.  Seybold,  Hebraica.  [4 

er  zählt  die  Häupter  seiner  Lieben  und  sieh,  es  fehlt  kein  teures 
Haupf),  vgl  J-;;^^  —  ^J^\  ^^  ^y\j;  rösch  kelcb  ist  hiernach  nicht 
..Hundskopf'',  sondern  ein  Hundevieh,  ein  Hund;  tJ'^?1  =  ins,  vgl. 
I  Sam.  24,  1 5  "ins  t^'y^2  no  S^D,  wo  bei  kclcb  die  allgemeine  Kate- 
gorie roscJi  weggelassen  ist,  weil  es  durch  mctJi  näher  bestimmt  ist, 
während  bei  parösch  (Floh)  wegen  der  Winzigkeit  des  Insekts  die  Charak- 
terisierung durch  röscJi  komisch  und  ungehörig  wäre,  weshalb  das 
s\"non\-me  nns  gewählt  ist,  vgl.  die  Anwendung  des  synonj^men  iscli 
für  das  unbestimmte  „ein  Individuum"  =  irgend  ein  quidam  wc,  in 
Ausdrücken,  wie  iscJi  näbJil  (vgl.  auch  giilgolctJi  Schädel);  ebenso 
Jud.  5,  30  rösch  gcber  (zugleich  distributiv  und  iscJi  neben  synonymem 
gcbcr  ausgeschlossen).  Das  verächtliche  rösc]i  keleb  bedeutet  also  nur 
„ein  Hundevieh,  ein  Hund",  wozu  sachlich  etwa  das  schwäbische 
..Rindvieh"  zu  vergleichen  ist,  vgl.  Ps.  92,  7  "1J^3  ti'"'«  und  Prov.  30,  2. 
Zum  arab.  Sprachgebrauch  vgl.  besonders  DOZY,  SupplcDient:  „Stück" 
Vieh,  auch  von  Menschen  (Sklaven)  und  Dingen,  Pflanzen  („Kraut- 
kopf"), und  die  Lehnwörter  aus  dem  Arabischen  in  Castill.  res^  por- 
tug.  res,  res,  gallego:  ras  =  Stück  Vieh  (piece  de  betail),  daneben 
spanisch  synonym  cabeza  {inayor  und  tnenor'),  ein  Stück  Groß-  und 
Kleinvieh.  Ebenso  ist  2  Reg.  6,  26  nicht  ein  wirklicher  Esels  köpf 
gemeint,  der  auf  80  Sekel  (LXX  50)  kommt,  sondern  ein  einzelner 
Esel,  der  sonst  nicht  gegessen  wurde.  Der  enorme  Preis  des  fast 
fleischlosen  Kopfes  des  unreinen  Tieres  erscheint  mir  als  ungehörige, 
lächerliche  Übertreibung.  (Auch  in  einigen  griech.  Berichten  von 
schrecklichen  Belagerungen  verstehe  ich  övou  KeqpaXi'i  ebenso.)  Vgl. 
Athcnaeiun,  30.  Dez.  1899,  P-  890  a:  "As  his  (Babar's)  foes  (the  Uz- 
beks)  could  not  take  it  (his  capital  Samarcand)  by  assault,  they  had 
recourse  to  a  blockade  and  in  four  months  "the  inhabitants",  writes 
Babar,  "were  reduced  to  extreme  distress  and  things  came  to  such 
a  pass,  that  the  poorer  and  meaner  sort  were  forced  to  feed  on 
dogs'  and  asses'  flesh" "  (Besprechung  von  Rulcrs  of  hidia.  Babar. 
By  Stanley  Lane-Poole,  Oxford,  1899).  —  Im  Hebräischen  er- 
scheint 7'ösch  in  diesem  Sinne  auch  darum  seltener  als  im  Arabischen, 
weil  die  nomina  unitatis  Ti^  zum  kollektiven  ]t<S  und  111!^  zum  kollektiven 
IJ^S  (den  gebräuchlichsten  Haustieren)  gang  und  gäbe  sind. 


nn^n  bV  ]1in*M  „Lobus  caudatus", 

and  its  Equivalents,  Aoßdg,  Tnsn  j;?:j«  .«"J^in  U^,  »^1?^,  &c. 

By 
George  F.  Moore. 


n  the  enumeration,  in  the  sacrificial  laws  of  thc  Old  Testa- 
ment, of  the  parts  of  the  victims  which  are  to  be  burnt 
upon  the  altar  is  ahvays  included  121'!'  ^V.  ^ir^^D  (Lev.  3,  4. 
10.  15;  4,  9;  7,  4;  Ex.  29,  13),  or  n^DH  mn''  (Ex.  29,  22; 
Lev.  8,  16.  25;  9,  19),  n^DH  JÖ  mn\T  (Lev.  9,  10).  These  are  the 
only  passages  in  the  Old  Testament  in  which  the  word  mn''  occurs. 
In  Talmudic  literature  it  appears  repeatedly  in  discussions  of  the 
sacrifices:  see  especially  S/fra  on  Lev.  3,  4;  7,  30  (fol.  14b,  39^^  ed. 
Weiss),  quoted  in  Yalkut  I.  ^^  462,  508;  Tos.  Huilin  g,  14  (p.  511 
ed.  Zuckermandel);  /I?M)i  iiy\  It  is  found  also  in  a  list  of 
remedies  which,  with  slight  variations,  is  repeated  in  several  places 
{Bemkoth  44b  57b  Abodah  sarah  29^).  From  M.  Jonia  8,  6,  Jonia  84^-^ 
Jer.  Joina  8,  5  (f.  38=^  ed.  Zitomir)  we  learn  that  it  was  administered 
for  the  bite  of  a  mad  dog\  These  passages  throw  no  light,  however, 
on  the  meaning  of  the  word. 

Without  discussing  at  length  the  many  and  widely  diverse  inter- 
pretations  that  have  been  put  upon  the  phrase  IDDH  Vv  mriM,  I 
propose  in  the  following  pages  to  show,  first,  that  the  true  meaning 
is  "the  caudate  lobe  of  the  liver";   and,  sccond,  that  the  vvords  were 


I  See  below,  p.   764,  note  2,  and  p.  766  sq. 


'2^2  George  F.  Moore  [2 

correctly  so  understood  in  the  oldest  versions,  (LXX,  Peshitto,  Tar- 
gum),  in  the  Mishna,  and  by  many  Jewish  scholars  in  the  Middle 
Ages. 

A  literal  translation  of  the  words  "ism  b^  nnn\n,  liDH  mn\  is 
'the  redundance  upon  the  liver",  or,  "of  the  Hver";  and  this  we  should 
naturally  take  to  designate  a  part  of  the  liver  which  appeared  to  be 
superfluGus,  a  protuberance  or  excrescence.  In  Kiddus/an  24b — 25'^ 
mnV^  is  used  of  a  supernumerary  finger;  see  also  Hu/lin  47^,  of  a 
supernumerary  lobe  of  the  lungs;  cf.  BckorotJi  45^^,  Hidliii  6\^.  In 
the  rules  for  sacritice  in  the  Pentateuch  this  part  of  the  liver  is  always 
named  in  connection  with  the  kidneys,  and  in  Lev.  3,  4.  10.  15;  7,  4, 
which  contain  both  the  oldest  and  the  most  detaiied  ritual,  it  is 
prescribed  that,  in  the  dissection,  it  shall  be  removed  from  the  carcass 
of  the  victim  upoii  or  along  ivith  (^y,  LXX  aüv)  the  kidneys;  from 
which  it  is  to  be  inferred  that  it  lay  in  inimediate  proximity  to  the 
kidneys.  The  victims  most  frequently  sacrificed  by  the  Israelites  were 
sheep  and  goats.  It  is  to  be  presunied,  therefore,  that  the  definition 
of  the  parts  to  be  offered  on  the  altar  had  primary  reference  to  the 
anatomy  of  those  animals,  though  applicable  also  to  neat  cattle  (Lev. 
3,  I  ff.).  If  we  examine  the  liver  of  a  sheep,  we  find,  springing  from 
the  right  lobe,  an  accessory  lobe  or  protuberance  called  by  ana- 
tomists  lobiis  caiidatus^.  It  is  shaped  somewhat  like  a  thumb,  and 
lies  close  beneath  the  right  kidney,  pressing  so  firmly  against  it  that 
the  inipressio  renalis  forms  a  groove  along  the  whole  length  of  the 
lobe.  At  its  base,  the  lobiis  caiidatus  is  connected  with  the  right 
lobe  of  the  liver  by  a  small  neck.  By  a  transverse  cut  through  this 
neck  it  can  be  separated  from  the  liver  and  removed  with  the  kidney 
and  its  fatty  envelope^.  In  the  goat  the  lobus  caudattts  has  a  similar 
form;  in  the  buUock  it  is  of  different  shape,  but  its  relation  to  the 
liver  and  the  kidney  is  the  same.  The  caudate  lobe  thus  corresponds 
e.xactly  to  what  the  name  niDH  b'^  mriTI  and  the  ritual  prescriptions 
demand. 

Among  modern  scholars  J.  D.  Michaelis  {DeutscJic  Übersetzung 
des  Alten   Testaments^   on  Lev.  3,  4)    is   almost   alone   in   the   correct 


1  So  Aruch;  the  editions  have  mn",  as  also  in  J/idlin  47'"^ 

2  By  older  writers  hbus  Spigelii,  through  a  mistaken  identification  with  the  lobe 
of  the  human  liver  to  which  that  name  had  been  given 

3  These  facts  I  have  verified  by  actual  dissections 


3]  "i^sn  bv  n";n'n  „Lobus  caudatus".  763 

understanding  of  the  phrase.  In  a  note  on  p.  1 19,  after  apologizing 
for  the  indefiniteness  of  his  translation,  "die  kleine  Lappe  an  der 
Leber"  (the  butchers  could  only  teil  hini  what  they  called  it  in  their 
Low  Saxon  dialect;  the  anatomists  gave  him  only  Latin  namcs),  he 
continues:  "Die  Leber  der  Rinder,  die  selbst  aus  zwei  größeren  Theilen 
besteht,  hat  einen  merklichen,  aber  im  Verhältnis  gegen  sie,  kleinen 
Anhang,  oder  Laj^pen,  welcher  an  die  Nieren  stöfJt:  dieser  Anhang 
ist  es,  den  ich  den  kleinen  Lappen  nenne." 

COCCEIUS  {Lexicon,  s.  v.),  who  also  had  gone  to  the  butchers 
for  knowledge  of  the  anatomical  facts,  came  near  the  truth,  but  was 
misled  by  the  assumption  that  the  mn"*  must  be  a  piece  of  fat. 

That  recent  commentators  have  missed  this  obvious  Solution  is 
due  to  tu'o  things:  ßrst,  they  have  never  taken  the  trouble  to  look 
at  the  liver  of  a  ruminant  in  sttii;  and,  sccond,  they  ha\e  commonly 
assumed  that,  inasmuch  as  the  TT\T^  was  offered  upon  the  altar  with 
the  fat,  it  must  itself  be  fat\  This  inference  is,  however,  clearly 
erroneous:  when  the  term  "fat"  {^T\),  without  further  specification,  is 
employed  for  the  portions  of  the  victim  to  be  burnt  on  the  altar,  it 
is  a  summary  designation,  and  does  not  imply  that  the  XT\T^  was  fat, 
any  more  than  that  the  kidneys,  which  are  equally  included,  are  fat. 
Jewish  tradition  has  always  rightly  distinguished  the  mn"'  as  well  as 
the  kidneys  from  the  accompanying  fat;  see  Tos.  Hulliii  9,  14;  M. 
Taniid  4,  3;  Sifra,  on  Lev.  7,  30  (f.  39'^  ed.  WEISS);  cf.  Maimonides, 
Mdasc  Jia-korbanoth  9,  8.  The  "lD3n  mn"'  was  a  part  of  the  animal 
which,  like  the  kidneys  and  the  sheep's  tail,  might  lawfuUy  be  eaten ; 
see  Maimonides,  MdakalotJi  asiirotli  7,  5;  R.  Moses  b.  Nahman 
on  Lev.  3 ;  Joseph  Caro,  BctJi  Joseph,  on  ArbaaJi  Turiin  f.  43-1 ;  while 
the  fat  about  the  liver,  as  well  as  that  on  the  kidneys,  is   forbidden. 

The  LXX  uniformly  translate  mn"*  by  Xoßög  (6  X.  ö  cm  toö 
ilTTaTO?,  TOÖ  )]TTaTO<g,  diTTÖ  ToO  r\[iü.xQc,)  \  cf.  Philo,  De  victiDiis,  IL  244, 
De  sacrificns  Abelis  et  Cami,  %  40,  I.  190;  Josephus,  Aiiti.  iii.  9,  3. 
The  Old  Latin  version  renders  Xoßöq  by  pinna  or  piiuiula'^.  Modern 
scholars  generally  translate  6  Xoßö(j  toö  iiTraTO^,  "the  lobe  of  the 
liver";    and   inasmuch    as  the  liver  has   several  lobes,  it  is  supposed 


1  Thus,  e.  g.,  Knobel-Dillmann-Ryssel  object  to  Bochart's  interpretation,  'the 
largest  lobe  of  the  liver,'  that  "die  Leber  kein  Fett  bildet" 

2  Cod.  Wirceburgejisls,  ed.  Ranke,  p.  28;  Aug.,  Qtiacsl.  28  in  Levil.;  Jerome,  Ep. 
64,  ad  Fabiolain;  Hesychius  Presbyter,  in  Levit.,  passim 


764  George  F.  Moore  [4 

that  the  word  in  here  to  be  taken  kot'  eHoxi'lv,  "the  largest  lobe"'. 
If  this  view  were  correct,  it  would  foilow  that  the  Grcck  traiislators 
were  mistaken  about  the  part  of  the  liver  designated  b}-  mn''  and 
oftered  in  sacrifice.  An  examination  of  the  use  of  Xoßöq  in  Greek 
authors  shows,  however,  that  the  LXX's  rendering  is  technically  ac- 
curate. 

The  plural  Xoßoi.  'lobes',  for  the  divisions  of  the  liver  or  the 
lungs,  and  the  singular,  Xoß6(;,  for  any  one  of  these  divisions,  are 
common  in  medical  writers ;  bnt  in  the  older  literature  Xoßog  (the 
plural  does  not  occur)  is  the  specific  name  of  a  certain  part  of  the 
liver  which  was  of  peculiar  significance  in  divination  by  extispicium. 
Thus  in  Euripides,  EUxtra,  827 ff.:  .  ,  .  lepd  5'  eg  xtipo^*»  Xaßijuv|  Ai'yicfGo? 
fl0pei.  Kai  Xoßöig  laev  ou  TTpo(jfiv  |  CTTrXdYXVOK;,  rruXai  öe  Kai  öoxai  xo^H? 
TTeXag  I  KaKÖtig  ecpaivov  tuj  ctkottouvti  irpocrßoXdij. 

See  also  Aesch}'Ius,  Eiinienidcs,  155 ff.,  ProinetJicus  ] Indus,  509 ff.; 
Plato,  Thnaeiis,  71  C.  The  absence  of  the  Xoßöig  is  frequentl}',  as  in 
the  verses  quoted  above  from  the  Electra,  spoken  of  as  a  ver}'  bad 
sign;  see  Xenophon,  Hellen,  m.  4,  15;  Plutarch,  Cinion,  18;  Alexander 
73;  Appian,  Bell.  civ.  ii.  116;  hxx\-AXi,  Anab.vxx.  18,  Suidas:  Xoßog,  t6 
üKpov  Toö  djTiou  Kai  Tou  fiTraTog  .  .  .  Kai  ev  Gutikvj  crniaeTöv  ti  ev  fiTraii, 
cf.  Hesychius,  s.  v. 

Whät  part  of  the  liver  is  meant  by  Xoßog  may  be  gathered  from 
the  names  of  other  parts  with  whicli  it  is  associated  in  the  texts 
cited;  it  appears  perhaps  most  clearly  in  Nicander,  Thenaca,  559 — 563, 
where  it  is  given  as  a  remedy  for  the  venom  of  serpents^:  \\  oitto 
KttTtpou  i  fiTTarog  aKpoTaiov  Kepcrai  Xoßöv,  öq  le  TpaTTeZ;»!«^  |  eKqpueiai, 
veuei  öe  xo^'l'ä  crxeööv  i'iöe  TTuXdouv  k.t.X.  The  Xoßög  grows  out  of 
the  Tparre^a,  i.  e.,  probably  the  flat  and  roughly  rectangular  right 
lobe,  änd  inclines  toward  the  gall  bladder  and  the  portal.  This 
is  sufficiently  accurate  description  of  the  caudate  lobe  of  a  swine's  liver. 

That  Xoßög  is  properly  the  caudate  lobe  is  correctly  affirmed  by 
Camper  in  his  commentary  on  the  Electra  of  Euripides  (1831),  who 
cites  as   having   established  this  fact,  Härtung,  Exercit.    I.  De  orig. 


1  BocHART,  Hieiozokon,  ed.  Rosenmüller,  I.  562 ff.,  and  many  after  him 

2  Ed.  O.  Schneider,    1857.     Cf.  the   mr''   as   a  remedy  for   the  bite  of  a  mad 
dog,  below  p.  766 

3  See   the    scholia    on    the    passage,   and   the  Metaphrasis   of  Eutecnus   in   the 
edition  of  J.  G.  Schneider,  1816,  p.  347 


5]  lasn  ^??  ^"lO^n  „Lobus  caudatus".  765 

anatoui.  pag.  xvi  sqq.;  also  by  BüUCHE-LeCI.EKCQ  (in  DaremberG  et 
Saglio,  s.  V.  Haruspices,  24  B,  s.  v.  Divinatio,  298  B);  and  Deecke 
{EtruskiscJic  Forschungen  und  Studien,  2.  Heft,  1882,  p.  71  ff.).  The 
Latin  term  corresponding  in  divination  to  Xoßoq  is  capitt,  on  wliich 
see  Cicero,  De  divinatione,  ii.  13:  ca[)ut  iecoris  ex  omni  parte  dili- 
gentissime  considerant;  si  vcro  id  non  est  inuentum,  nihil  accidere 
potLiisse  tristius.  Cf.  IVlARgUART-MOMMSEN,  Staatsvenvaltnng,  III,  176, 
where  the  caput  is  rightly  identified  with  the  caudate  lobe. 

That  the  LXX  emploN'cd  the  term  Xoßöq  in  this,  its  proper, 
sense  is  confirmed  by  the  other  branches  of  Jewish  exegetical  tra- 
dition.  In  the  Mishna,  Taniid  4,  3,  where  the  dissection  of  the  sacri- 
ficial  victims  is  minutely  prescribed,  instead  of  the  Biblical  TSDn  niD"' 
we  find  repeatedly,  "I^DH  y^SN,  the  finger  of  the  liver,  a  name  ob- 
viously  given  from  the  shape  of  the  caudate  lobe,  which  Maimonides, 
Introduction  to  M.  KodasJiiui,  compares  to  the  thumb  i')rojecting  from 
the  hand'. 

The  same  Interpretation  is  found  in  the  Targums,  and  in  the 
Peshitto,  which  in  such  matters  usually  follows  Jewish  tradition. 
Onkelos  renders  nnDH  ^y  nin^H  by  «"lÜD  ^^  i^l^n;  for  l^DH  mn^  he 
gives  S12D  "l^n.  The  proper  pronunciation  of  Nli'n  is  preserved  in 
the  Sabbioneta  edition  which  has  regularly  ^nH^JT!  {Iiisrä  or  Jiissrä), 
and  sporadically  in  other  manuscripts  and  editions;  so  in  the  Rab- 
binical  Bible  of  1525  (Jacob  Chayim)  in  Ex.  29,  13  «"liJn;  Rashi  on 
Lev.  3,  4  quotes  KIJJTI;  BERLINER  cites  "l^n,  S"1^n,  in  different  passages, 
from  two  Codices.  The  correct  explanation  of  {^123  "lijn,  ^^T  SlUn 
i<nD2,  in  the  Targum  is  given  by  Hai  Gaon  (died  1038  A.D.).  whose 
testimony  is  of  the  greater  weight  because  he  was  perhaps  the  last 
Babylonian  scholar  who  had  an  thorough  knowledge  of  Aramaic*. 
He  writes: 

•p  r\^i^i^  n:t3p  j?3i\s  «\'ti  ^»n«  \^^h  •npyi  n::3n  nnnv  «\t  «lijn 
nnDn  i:jn  s"ip:  nntr  ^j;  Ti'^D'?«  '?nj;öü'^  \d^i  im«  ]mpty  ms  biy  n^ 
SM  n:tDp  mmM  in  m'?nj  mvn^«^  niontr  ni^n:  niD^nn  -nDn  ^'^  ^d 

i,r\::^t>  V3S«'?  nöH 


1  The  same   comparison   is   made  by  Bar  Seroswai   in  Bar  Bahlul  1770  ('like  a 
finger').     See  below,  p.  767 

2  Low,  Pßanzeiinainen,  9 

3  Quoted    by    Ibn    Ghayyat    (Spanish    rabbi;    d.    1089),    Shdare    Simhali,    ed. 


yTÖö  George  F.  Moore  [6 

I.  e.,  S<"l^*n  is  the  Biblical  n^DH  mnr;  it  is  an  Aramaic  word  vvhich 
properly  nieans  'the  little  finger  of  the  human  hand,  equK'alent  to  the 
Arabic  ,--ä-oL'.  The  ninv  is  called  SliTI  because  the  liver  has  larjje 
divisions,  resembling  the  large  fingers,  while  the  XT\T\'\''  is  small,  re- 
sembling  the  little  finger. 

The  resemblance  of  the  lobes  of  the  liver  to  the  fingers  of  the 
hand  was  observed  by  Greek  anatomists :  Theophilus  Protospatharius, 

e.  g,  {De  corporis  huinani  fabrka,  ed.  Greenhill,  1842),  after  speak- 
ing  of  the  names  of  the  several  lobes  of  the  human  liver  (ultimately 
derived  from  the  language  of  divination),  TparreZia,  ecTia,  ladxotipa, 
nvioxo?,  continues:  toT(;  XoßoTq  ouv  auTOu,  oKTTrep  Ticri  öaKTÜXoig, 
lieiZova  Tx\c,  YacTTpöq  töttov  TTepiXajußdvei.  Similarly  Ibn  Sinä  (ed. 
Rom.,  1593,  p-  455):  The  liver  has  lobes,  with  which  it  embraces  the 
stom.ach,  as  one  grasps  something  with  the  fingers.  Hai  Gaon's  ex- 
planation  of  ^^■liJ^  is  accepted  b\'  Low  {Pßan.::enna}ucn,  g);  cf.  also 
Berliner,  Onkdos,  32. 

The  Aramaic  Sli'n  found  its  way  into  the  Hebrew  of  the  Mishna. 
It  has  been  noted  above  that  the  123n  mm"'  appears  in  the  Talmud 
in  a  list  of  populär  remedies.  In  M.  Joma  8,  6  the  consensus  of 
authorities  (Matthiah  b.  Harash  dissenting)  forbids  the  administration 
of  this  remedy  on  the  Day  of  Atonement:  If  a  man  has  been  bitten 
by  a  mad  dog,  it  is  not  permissible  to  give  him  a  piece  of  the 
caudate  lobe  of  the  dog's  liver  to  eat  (l^ty  n^D  li'nc  im«  j^^DSö  ]^«). 
See  also  Bab.  Jonia  84^.  This  remedy  is  said  to  have  been  tried 
without  success  on  Germanus,  a  slave  of  R.  Judah  IL :  he  had  been 
bitten  by  a  mad  dog;  they  gave  him  a  piece  of  the  caudate  lobe  of 
its    liver    {pXS    "i2D    "lifno),    but    he    was    not    cured    {Jer.   Jonia   8,  5, 

f.  38a,  ed.  Zitomir).  That  the  liver  of  a  mad  dog,  broiled  and  eaten, 
vvould  eure  those  who  had  been  bitten  by  him,  was  believed  also  by 


Bamberger,  Fürth,  1861,  I.  57.  Professor  Schechter  has  kindly  given  me  another 
quotation,  in  Isaac  b.  Abba  Mari,  Ittui-,  II,  44  c,  The  text  as  prinled  by  KoHUT, 
A>iich  Comfkeum,  IV,  477,  after  DuKES  {Orient,  Liibl.  IX,  1848,  537),  is  corrupt,  but 
Kohut's  reconstruction  is  still  farther  from  the  original.  On  the  main  point,  how- 
ever,  Kohut  was  right,  and  to  him  belongs  the  credit  of  having  revived  the  correct 
explanation  of  the  word  S15Jn  {Ariich  Compleüwi,  s.  vv.  5?2S»S  and  133  ISn).  See  also 
Blau,  Jezuish  Encyclopaedia,  VIII,  141,  which  appeared  after  the  present  article  was 
written 

I  In  Hebrew   letters  nSJ3'?«.     This   is   miswritten   in  DuKES-KoHUT,  TiJiS'p«;   in 
the  Ttlur,  ^^'JZ. 


7]  "i23n  bv  nnn^n  „Lobus  caudatus".  yöj 

the  Greeks;   Galen    (Di-  simplic.  xi.  lO;  ed.  KÜHN,   Medic.  Gracc.  XII, 
335),  mentions  it,  without  expressing  confidence  in  it'. 

In  the  light  of  the  foregoing  it  is  clcar  Ihat  '\2.'2T\  "liTl  in  the 
places  cited  from  Jovia  is  equivalent  to  ISDn  J?D^S  in  M.  Tauiid  4,  3, 
'the  finger',  more  specifically  'tlie  httle  finger',  of  the  Hver,  i.  e.  the 
caudate  lobe.  The  original  pronunciation  was  probably  hissär,  or 
perhaps  hisser;  cf.  Arab.  hinsir  and  htnsar,  and  the  Syriac  fornis 
presently  to  be  adduced.  With  the  Hebrew  "l^n  (r^-säÄ.)  it  has,  of 
course,  no  connection. 

The  phrases  *133n  '?>•  mn\l,  naSH  mn"'  ,are  uniformly  rendered 
in  the  Peshitto,  f^^a  <^*.  (so,  correctly,  in  the  Urmia  edition,  confirmed 
by  Bar  Ali,  ed.  Hoffmann,  no.  4028,  Bar  Bahlul,  ed.  DUVAL,  col.  770 ; 
cf.  Johannan  bar  Zu'bi,  quoted  by  Merx,  Äbha)idlimgcii  f.  d.  Kunde 
des  Morgenlandes,  IX,  2,  p.  I74f.).  Bar  Seroswai  (in  Bar  Bahlul  /.  <:.) 
explains:  "That  which  projects  from  the  body  of  it  [the  liver]  some- 
thing  like  a  finger";  the  Arabic  glosses  all  giv^e  as  the  equivalent 
^x^\  ü>bj,  the  proper  name  of  the  caudate  lobe  of  the  animal  liver. 
The  Word  is  therefore  to  be  connected  with  lij«,  'Httle  finger';  cf. 
Brockelmann,  s.  v.,  \,s^  ?|*<.  The  pronunciation  ^Ä3  \i^  in  the 
London  Polyglott  is  erroneous;  and  the  etymological  combinations 
based  upon  it  (see,  e.  g.,  Payne  Smith,  s.  v.  IjJjw),  false.  The  origin 
of  the  Aramaic  {^^^n,  Syriac  IVj>-,  Mandaic  tsli'TI,  Arabic  r;^^,  is 
unexplained.  It  is  possible,  as  Professor  C.  C.  TORREY  has  suggested 
to  me,  that  it  is  from  Ass\t.  siJiru,  'little'. 

The  Arabic  versions,  whether  made  from  the  Hebrew,  Greek,  or 
Syriac,  all  render,  ^x^\  »^bj^  This  term  is  defined  in  all  the  native 
lexicons  by  an  unmistakable  description  of  the  caudate  lobe:  it  is  a 
small  part  of  the  liver,  depending  or  protruding  from  it;  called  aiyäda/i. 
because  it  is  a  'redundance'  on  the  flat  surface,  &c.5  The  name 
exactly    corresponds   in    meaning   to   the    Hebrew    n"in\     A   proverb 


1  See  also  Blau,  Alijüdisches  Zatibe/ivesen,  80.  Compare  the  English  proverb 
"A  hair  of  the  dog  that  bit  you."  The  principle  is  expressed  more  generally  in  the 
Greek  6  Tpiiiöa?  Kai  idaexai;  see  RiEss  in  Pauly-Wissowa,  I.  36,  for  examples  of 
the  application  of  this  rule 

2  Except  the  Samaritan  Arabic  of  Abu  Sa'id:   «JJ-^^iaJI   or  «*X«öliJ\ 

3  This  definition  must  not  be  confoiinded  with  the  descriptions  of  the  lobes  of 
the  human  liver  in  medical  writers  (ultimately  from  Greek  sources).  —  Lane,  s.  v., 
is  led  astray  by  the  Hebrew  dictionaries  and  O.  T.  commentators.  The  "round 
ligament"  (Lane,  Lagarde,  al.)  does  not  exist  in  the  ruminants  here  in  question 


yßS  George  F.  Moore  [8 

quoted  in  the  Asäs  says:  "A  son  is  the  liver  of  his  parent,  and  a 
son's  son  is  the  dyädat  al-kalnd."  The  point  of  the  saying  lies  in 
the  fact  that  tlie  caudate  lobe  is,  as  it  were,  a  diminutive  liver, 
springing  from  the  main  body  of  the  organ.  It  was  perhaps  the  same 
relation  which  led  the  Ethiopic  translators  to  render  Xoßö(;  toO  iiTraio^ 
by  h'd.e- :  Kh'l '.  'V^Xfl  j  jecusculwn. 

The  designation,  in  the  Jewish  ritual,  of  precisely  this  part  of  the 
liver  to  be  burnt  on  the  altar  is  not  accidental;  it  is  associated  with 
the  preeminent  importance  which  the  caudate  lobe  had  in  ancient 
divination.  Evndence  of  this  preeminence  has  been  adduced  above 
from  Greek  and  Latin  authors.  Interesting  archaeological  confirma- 
tion  of  the  fact  is  given  by  modeis  of  a  liver  mapped  out  for  the 
use  of  diviners  which  have  been  preserved.  Two  Babylonian  clay  tablets 
in  the  British  Museum  represent  the  liver  of  a  sheep  or  goat,  divided 
into  regions,  and  covered  with  texts,  apparently  indicating  the 
omen  signified  by  a  peculiarity  in  the  corresponding  region  of  the 
liver  of  the  victim  under  examination.  Deecke  has  published  two 
Etruscan  modeis  of  the  liver,  one  in  bronze  and  one  in  alabaster, 
the  former  of  which  is  mapped  out  and  inscribed  in  a  similar  way. 
S.  Reinach  has  recently  recognized  another,  held  in  the  hand  of  an 
Aesculapius  in  the  Musee  St.  Germain.  In  both  the  Babylonian  tablets 
and  in  the  Italian  examples  published  by  Deecke  the  caudate  lobe, 
in  schematic  pyramidal  form,  is  made  very  prominent'. 

We  have  found  that  the  oldest  exegetical  tradition  (LXX,  Tar- 
gum,  Peshitto,  Mishna,  &c.)  understood  by  *T2Dn  mn"'  the  caudate 
lobe.  A  different  Interpretation  of  the  words  meets  us  first  in  Jerome's 
Latin  version,  in  which  the  phrase  is  uniformly  rendered  reticidiüii 
jecoris^,  and  in  the  Lyons  Pentateuch,  where  the  true  Old  Latin, 
piiina,  pimmla,   has    been    supplanted    b\'   onientwn,  perhaps  thrcugh 


1  I  expect  to  publish  a  fuller  discussion  of  these  objects  in  another  place. 
Here  it  must  suffice  to  refer  to  the  most  important  literature:  Pinxhes,  Omeiform 
Texts,  &c.  VI  (1898);  BoiSSIER,  Documeiits  relatifs  aiix  prcsages,  1894;  Note  snr  un 
moniiment  Babylonien  se  rapportaitt  a  Fextispicine,  1899;  ZlMMERN,  Beiträge  zur  Ä'ejtninis  der 
Babylonischen  Religion,  II.  i.,  1899;  von  Oefele,  Die  Leberschau  Hesekiel,  21,  26,  ZATW. 
XX  (1900)  311  — 314.  —  Deecke,  Etruskische  Forschungen,  I.  4  (1880),  1  —  98;  E/rus- 
kische  Fmschioigeu  und  Studien,  Heft  2  (1882},  65—87;  Reinach,  Revue  Archeobgique, 
1902,  i.  137.  —  Bouche-Leclercq,  in  Daremberg  et  Saglio,  s.w.  'Divinatio', 'Haru- 
spices'.  —  Blecher,  De  extispicio  capita  tria,  1905 

2  The  apparent  exceptions  in  the  Vulgate  {arvina,  Lev.  3,  15;  adeps,  Lev.  4,  9) 
are  probably  early  copyists'  errors 


9]  ^?^^  hv  nnri^n  „Lobus  caudatus".  769 

the  influence  of  the  Vulgate.  It  may  be  assumed  that  this  Inter- 
pretation was  given  to  Jerome  by  bis  Jewish  teachers.  It  reappears 
in  Rashi,  who  explains  mri''  in  Ex.  29,  13  by  the  Aramaic  «tysiö 
{Hullin  46^  49^),  and  on  Lev.  3,  4  defines  it  as  the  diaphragm;  see 
Rashi  also  on  BerakotJi  44b,  Under  the  influence  of  the  Vulgate  and 
of  the  mediaeval  Jewish  commentators  and  lexicographers,  especially 
Kimchi,  this  interpretation  was  adopted  in  the  Protestant  versions. 
Luther  :  "Das  Netz  um  die  Leber"  doubtless  intending  the  diaphragm 
(cf.  Münster,  "Hebraei  dicunt  esse  rubeam  carnem  hepar  complecten- 
tem;"  Fagius,  "Judaei  vulgo  das  rot  fleisch  interpretantur") ;  English 
Version  (161 1),  "the  caul  that  is  above  the  liver,"  with  the  marginal 
note,  "It  seemeth,  by  anatomy,  and  the  Hebrew  doctors,  to  be  the 
midrifl";"  Dutch  Staatenbijbel,  "Het  net  over  de  lever,"  &c. 

I  must  reserve  for  another  place  a  fuller  investigation  of  the  history 
of  this  interpretation,  as  well  as  of  the  word  fc^tys^D  ('diaphragm')' 
and  other  terms.  It  is  not  without  significance,  however,  that  the 
Jewish  scholars  who  understand  by  n"in\T  the  diaphragm  preserve 
the  tradition  that  a  portion  of  the  liver  was  to  be  cut  off  and  re- 
moved  with  it;  see,  e.  g.,  Rashi  on  Taviid '^i^  (luDH  ySifts);  cf.  Sifra, 
«Ip^l,  Perek  17  (ed.  WEISS,  fol.  14^-*=). 


I  This  word   has   nothing   to   do   wish  xpctTreCa,  with  which   it   has   often  been 
combined 


Nöldeke-Festschrift.  .  - 

49 


Die  sogenannten  aramaisierenden  Formen  der  Verba 

j;"j;  im  Hebräischen. 

Von 

E.  Kautzsch. 


eit  Gesenius'  LeJirgebäude  pflegt  man  die  Formen  der 
Verba  VV  mit  geschärftem  i.  Radikal  als  Aramaismen^ 
zu  bezeichnen  und  denkt  dabei  wohl  meist  an  eine  be- 
wußte Anlehnung'   an  die  aramäische  Bildunesweise.     Den 


Grund  dieser  Anlehnung  findet  man  meist  in  dem  Bestreben,  den 
Schein  dreiradikaliger  Bildungen  zu  erwecken  und  so  diese  Formen 
der  übermächtigen  Analogie  der  starken  Bildungen  anzunähern.  „Man 
suchte  Ersatz  für  die  hier  [im  2.  Radikal  von  Formen  wie  2bJ]  ver- 
lorene Stammverstärkung,  und  fand  ihn  wenigstens  bei  präformirten 
Formen  in  der  da  möglichen  vorderen  Verdoppelung"  (BÖTTCHER 
II,  486).  Ebenso  glaubt  Olshausen  {Lehrb.  S.  198),  daß  man  in 
den  fraglichen  Formen  „den  ersten  Radical  ohne  irgend  einen  anderen 
Grund  verdoppelte,  als  um  sich  dem  Sylbenfalle  der  Derivate  starker 
Wurzeln  genau  anzuschließen."  Nach  KÖNIG,  Lehrgeb.  I,  327  war 
bei  der  Vorderverdoppelung  (die  er  lieber  „Ersatzverdoppelung"  nennen 
will)  der  erste  Faktor  das  Streben,  die  verlorene  Verdoppelung  wieder 
zu  Gehör  zu  bringen. 

Es  wird  sich  der  Mühe  lohnen,  durch  eine  genaue  Untersuchung 
des  gesamten  in  Betracht   kommenden  Materials  die  Haltbarkeit  der 


I  Gesenius  selbst  sagt  {Lehrgeb.  S,  370)  noch  „Chaldaismen",  ebenso  Böttcher, 
Gramm.  II,  486  u.  a. 


49* 


n^ 


">.  E.  Kautzsch  [2 


oben  erwähnten  Theorieen  7a\  prüfen.  Das  Ergebnis  wird  sein,  dalJ 
die  landläufige  Meinung  in  dieser  Frage  einer  starken  Korrektur 
bedarf. 

Zur  Feststellung  des  Tatbestandes  schlage  ich  mit  gutem  Be- 
dacht den  Weg  ein,  dafi  ich  von  jedem  Verbum  alle  Formen  mit 
vorderer  Schärfung  zugleich  mitteile.  Die  in  streng  wissenschaftlichen 
Grammatiken  (so  bei  Olshausen,  Stade)  aus  guten  Gründen  voll- 
zogene Isolierung  der  verschiedenen  Tempora,  wo  nicht  auch  noch 
der  verschiedenen  Personen,  hat  es  m.  E.  verschuldet,  daß  sich  in 
dieser  Frage  nicht  längst  gewisse  Beobachtungen  aufgedrängt  haben. 
Warum  wir  den  Formen  alle  Belegstellen  beigefügt  haben,  wird  bei 
der  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  seine  Rechtfertigung  finden. 

Formen  mit  Schärfung  des  ersten  Radikals  finden  sich  von 

*T1-I1  wiederkäuen;  Impf.  Qal  ir.  Lev.  ii,  7;  dagegen  in  der  Bed. 
„ziehen"  ^.TO  Hab.  i,  15;  Dir  Prv.  21,  7. 

7^1  schwach,  gering  sein;  Impf.  Qal  (nicht  Niph.,  wie  in  Mandel- 
KERN's    Konkordan::^,   denn  vom  Niph.  findet  sich   sonst   keine  Spur) 

"PT  Jes.  17,  4;  '^'l'l  Ri-  6,  6. 

DDT  verstummen,  sich  ruhig  verhalten;  Impf.  Qal  DT;  Am.  5,  13. 
Ps.  30,  13;  D'T^.I  Thr.  3,  28;  DTl  Lev.  10,  3.  Jos.  10,  13;  3  f.  D'lH  Thr. 
2,  18;  "'ö'nn  (mit  Zaqeph  qaton  über  1)  Jen  48,  2;  nach  anderen  Impf. 
Niph.  wegen  der  anderen  Bedeutung  „du  wirst  vernichtet  werden". 
Zu  erwarten  wäre  in  der  Tat  '^tsP^  (s.  u.);  das  0  in  2.  Silbe  führt 
jedoch  auf  ein  Impf.  Qal  nach  der  Absicht  der  Masora  (so  schon 
QiMCHi,  Olsh.,  König).  —  d'i«!  Hi.  31,  34,  —  W  Ex.  15,  16.  Ps. 
31,  18.  Thr.  2,  lO;  ^DT.1  Hi.  29,  21;  nO"li  Jer.  8,  14. 

Dagegen  sollen  ^löT  Jer.  49,  26.  50,  30;  IST  i  S.  2,  9  (ed.  Mant. 
^DT;  schwerlich  als  Qal  gemeint,  sondern  Ausfall  des  Dagesch  nach 
dem  gedehnten  Vokal;  vgl.  unten  zu  Ipn;;)  und  ^ß'^ri  Jer.  51,  6  Niph'al- 
Formen  sein,  und  dem  entspricht  überall  die  Bedeutung  „vernichtet 
werden". 

77t  verachten;  Perf.  Hiph.  ni^''^"l  Thr  i,  8  mit  Übergang  in  die 
Bildung  der  J?V. 

Tin  schärfen;  Impf.  Hiph.  "n;^  Prv.  27,  17^  T)".  17^.  Erstere 
Form  (für  Tn^)  ist  jedoch  nach  Vokalisation  und  Betonung  höchst 
auffällig.  Man  erwartet  in;;.  Die  Masora  aber  denkt  höchstwahrschein- 
lich an  eine  Pausalform  von  "in^  „vereint".  Dagegen  ist  *in^  in  17^ 
wohl  als  3.  Impf.  Hiph.    mit  virtuell  geschärftem  n  gemeint,  obschon 


3]  Die  sog,  aramaisierenden  P^ormen  der  \'erba  y  "j;  im  Hebräischen.        'j'j'i^ 

dann    auch    "in;i    zu    erwarten   wäre.      Die   früher    übUche    Ilerleitung 
beider  Formen  von  einer  Nebenform  iTin  ist  durchaus  abzuweisen. 
?7X\  entweihen;  Impf.  Ilipli.  ^X\\  Nu.  30,  3;  '?n«  Ez.  39,  7;  dagegen 

in  der  Bed.  „anfangen"  %\,  ^nr>,  "pris,  ^m,  ^nni,  iVnn,  iVnn,  nrlpnnT; 

vergl.  hierzu  auch  die  Niphal-formen  ^ni  Ez.  25,  3;   nbni"!  Ez.  22,  16; 
l^ni"!  Ez.  7,  24,  sämtlich  in  der  Bed.  „entweiht  werden". 

DOn  warm  (heilj)  sein;  Dn"*.  i  K.  i,  i  soll  wohl  Imperf.  Qal  mit 
virtuell  geschärftem  H  sein;  anderwärts  Dn;'.,  Dnn,  IJSn;;  (dag.  zwie- 
fach befremdlich  HiDn'J  Ge.  30,  38),  entsprechend  den  intrans.  Imper- 
fekten 1!?^.,  "pf?;;  etc.  Nur  Jes.  44,  16  Dh^,  sowie  v.  15  und  2  K.  4,  34 
Dn^l   ohne  erkennbaren    Bedeutungsunterschied.      Part.    Niph.    D''0n3n 

Jes.  57,  5- 

]jn  gnädig  sein;  Perf.  Niph.  Wm  für  'm  Jos.  22,  23.  Ebenso 
könnte  in  dem  Impf.  Hoph.(r)  |n^  „bemitleidet  werden"  Prv.  21,  10.  Jes, 
26,  10  virtuelle  Schärfung  des  n  beabsichtigt  sein;  doch  ist  auch 
Defektivschreibung  für  ]nT'  möglich.  Übrigens  ist  ]n;;  höchstwahr- 
scheinlich (da  ein  Hiph.  gänzlich  fehlt)  gar  nicht  Impf.  Hoph.,  sondern 
Impf.  Pass.  Qal;  vergl.  Gesen.-K.  ^  53  u. 

ppn  Impf.  Hoph.  (oder  Pass.  Qal  r  s.  o.  unter  ]n;;)  Ipnn  eingemeißelt 
werden  Hi.  19,  23.  Nach  Olshausen  ist  die  Schärfung  des  p  wohl 
nur  wegen  des  langen  Vokals  in  der  Tonsilbe  aufgegeben  (s.  o.  unter 
löTj.  Es  fragt  sich  jedoch,  ob  es  der  Schärfung  des  p  noch  bedurfte, 
wenn  schon  n  als  virtuell  geschärft  gelten  soll.    S,  darüber  am  Ende. 

1in  Perf.  Niph.  nn:  Ps.  69,  4  (ausgedörrt  sein),  nm  Ps,  102,  4 
(durchglüht  sein);  dag.  ini  Jer.  6,  29  (vom  Schnauben  des  Blase- 
balgs); "ini  Ez.  15,4  (angeglüht  sein).  Ein  Bedeutungsunterschied 
ist  somit  nicht  zu  behaupten. 

nnn  Perf.  Niph.  nn:  erschrocken  sein  Mal,  2,  5  (vielleicht  zur 
Unterscheidung  vom  Perf,  Qal  nni  herabsteigen), 

nriD  zerschlagen;  Impf,  Qal  ri3N1  Dt.  9,21;  Imperf,  Hiph'il 
(D3nS)  ^nS'.l  Dt.  1,44;  Dlf^S^l  Nu.  14,  45;  Impf.  Hoph.  (oder  Qal?  s.  o.  zu 
]n:)  n?:  Jes.  24,  12;  ^n?^  Jer.  46,  5.  Mi.  i,  7;  W2^^  Hi.  4,  20  (so  ed, 
Mant.,  JaBLONSKI;  dagegen  OPITIUS,  GiNSBÜRG,  MANDELKERN  W2^J. 
übrigens  fragt  sich,  ob  nicht  das  Dagesch  im  7\  als  sogen.  Dag. 
forte  aftectuosum  (Ges.-K.  g  20  i ;  von  BÖTTCHER  als  „mimische  Ver- 
doppelung" bezeichnet)  zu  betrachten  ist. 

^DD  Hoph.  Iliön']  hingesenkt  werden  Hi.  24,  24. 

\h^  Als    Impf.    Qal    in    der    Bed.    „sich    schlaff  senken"    (nach 


J74  E.  Kautzsch  [4 

andern  Impf.  Niph.  =  abgeschnitten  werden)  sind  höchstwahrschein- 
lich zu  betrachten  b^\  Hi.  18,  16  (parallel  ^^y);  hm  Hi.  14,  2  und 
^b^\  Ps.  37,  2  (parallel  ]l'?SlV-)-  Dagegen  paßt  Hi.  24,  24  nur  die  Be- 
deutung „abgeschnitten  werden". 

1"1D  Hi.  löH'^S  Ex.  23,  21;  so  nach  der  Masora,  wohl  ii's  der 
Bedeutung  „handle  nicht  bitter!"  gemeint.  Doch  ist  zweifellos  "itt^"'^^ 
..lehne  dich  nicht  auf!"  (von  mo)  zu  lesen. 

niJ  fliehen;  Impf.  Qal  niT  Nah.  3,7;  pTn^.  (bis)  Ps.  68,  13;  da- 
gegen TmHI  Gen."  31,  40  ohne  erkennbaren  Unterschied  der  Bedeutung. 
Übrigens  liegt  in  beiden  Formen  starke  Bildung  nach  Analogie  der 
]"S  vor;  ebenso  im  Impf.  Hoph.  (wofür  vielleicht  mit  BUDDE  das  Impf. 
Qal  zu  lesen)  ITl  Hi.  20,  8.  Dagegen  lautet  das  Part.  2  Sa.  23,  6 
nach  allen  guten  Zeugen  litt,  nicht  (mit  Ges.-Buhl)  Tiö. 

22Ü;  deutlich  besteht  hier  die  Absicht  einer  Unterscheidung 
zwischen  einem  transit.  Imperf.  Qal  ^b)  =  „umgeben,  umringen,  um- 
spannen" und  einem  intrans.  iD';  (oder  31D^)  „sich  wenden".  Vgl.  zu 
2b)  I  K.  7,  15.  23.  2  Ch.  4,  2;  nO'l  Ri.  II,  18;  inap^  Hi.  40,  22;  1220^, 
Jer.  52,  21;  "'22101  Ps.  49,  6;  12b^  Hi.  16,  13  (sq.  ""bj^,  aber  ausdrücklich 
in  der  Bed.  „umringen");  ^ISb'^l  Jos.  6,  14.  15.  Ri.  20,  5.  2  K.  3,  9;  auch 
Ri.  16,  2  ist  höchstwahrscheinlich  das  Objekt  (das  Haus?)  irrtümlich 
weggelassen,  und  2  Sa.  18,  15.  2  K.  3,  25.  2  Ch.  18,  31  liegt  wenigstens 
die  Bed.  „umringen",  2  Ch.  17,  9.  23,  2  die  Bed.  ,, umherziehen"  vor. 
In  der  Bed.  „sich  wenden"  steht  die  Form  nur  Jer.  41,  14;  ny^Dn 
(=  umringen)  Gen.  2)7,  7-  Mit  dem  Akk.  des  Objekts  steht  13bri  Jos. 
6,4  und  2D21  Dt.  2,  i.  Dagegen  wird  Übi  i  Sa.  16,  11  fast  allgemein 
in  2Ü^  emendiert.  Es  fragt  sich  jedoch,  ob  man  nicht  eine  prägnante 
Bedeutung  anzunehmen  hat  =  „[den  Tisch]  umringen",  d.  i.  sich  zum 
Mahle  niederlassen. 

Intransitiv  (in  der  Bed.  „sich  wenden")  stehen  2b\  i  Sa.  5,  8. 
2  Sa.  14,  24;  210";  Za.  14,  lO;  2b■^  Gen.  42,  24.  i  Sa.  15,  12.  27,  17,  30. 
18,  II.  22,  18.  2  Sa.  14,  24.  18,  30.  I  Ch.  16,43.  —  3-  fem.  2bn  Nu. 
36,  7.  9;  31Dn  Hab.  2,  16.  Prv.  26,  14;  3bni  i  K.  2,  15;  2.  masc.  2bn 
Ps.  114,  5;  2bJl"i  Ps.  71,  21.  Die  Häufigkeit  dieser  Qal-Formen  in  der 
Bed.  „sich  wenden"  legt  die  Frage  nahe,  ob  nicht  auch  Ez.  i,  9.  12. 
17.  10,  II  (bis).  16,  wo  jetzt  überall  !!3B1,  also  Niph.,  vielmehr  Qal- 
Formen  beabsichtigt  waren. 

Hiph.  Impf,  lül]  Ex.  13,  18.  Jos.  6,  11.  2  Sa.  20,  12.  i  K.  8,  14. 
21,  4.    2  K.  20,  2.    23,  34.    24,  17.    Jos.  38,  2.    I  Ch.  10,  14.    2  Ch.  6,  3. 


5]  Die  sog.  aramaisierenden  Formen  der  Verba  J?"V  im  Hebräisclien.       775 

36,  4.  —  Plur.  !|2DM  Ri.  18,  23.  i  Sa.  5,  8.  2  Ch.  29,  6;  so  nach  den 
besten  Zeugen  QiMCHl  im  Mikhlol,  ed.  Mant.  (nur  2  Ch.  ^l^D^l;  ob 
Druckfehler?),  Jabl.,  Opit.,  Baer,  Ginsburg.  Außerdem  führt  Baer 
als  Lesart  der  ed.  Sonc.  Brix.  etc.  ISD'^I  an.  Die  gewöhnliche  Bildung 
des  Imperf.  findet  sich  nur  in  3pi"l  2  Ch.  14,  6  (mit  Mauer  und 
Türmen  umgeben),  n3pi'l  (umziehen  lassen,  sc.  die  hl.  Lade)  i  Ch. 
13,  3  und  ''4?P'',1  Ez.  47,  2  (=  zurückführen).  Ein  Unterschied  der 
Bad.  ist  nicht  zu  behaupten. 

Der  Imper.  lautet  2  Sa.  5,  23.  i  Ch.  14,  14  ^pn,  2.  fem.  HL  6,  5 
""SpH.  Für  die  LA  3pn  habe  ich  keinen  Zeugen  gefunden.  Auch  der 
Infin.  lautet  Dpn'?  2  Sa.  3,  12.   i  Ch.  12,  24. 

Impf.  Hoph.  aDI"«  Jes.  28,  27,  Das  K^thib  beabsichtigt  offenbar 
2DV,  die  Masora  SD\ 

']DD  bedecken.  Im  Impf.  Qal  13b*l  etc.,  Hiph.  "^pPi  etc.,  dagegen 
Impf.  Hoph.  "^p^  Ex.  25,  29.  37,  16.  Da  das  Hiph.  mehrfach  gut  be- 
zeugt ist,  fällt  die  Annahme  eines  Impf.  Pass.  Qal  hier  außer  Betracht. 

vTi  klirren,  klingen;  Impf.  Qal  Hib^n  2  K.  21,  12.  Jer.  19,  3;  dag. 
I  Sa.  3,  II  nr^^n  in  ganz  gleicher  Bedeutung,  scheinbar  Hiph.,  aber 
von  J.  Barth  {ZDMG  43,  S.  179)  sicher  mit  Recht  als  z-Impf.  des 
Qal  erklärt. 

lliJ  trans.  „befeinden'',  Impf.  Qal  "l'r  Jes.  11,  3;  dag.  intr.  1^', 
1S;;l  etc.,  aber  "'"l^ri  Jer.  49,  19.  n^;^  Hi.  18,  7.  Siehe  über  letztere 
Formen,  sowie  über  =1VT  Neh.  2,  3  (Impf.  Qal  von  W"!)  Ges.-K.  §  6j,  dd. 

32p  verfluchen;  Impf.  Qal  ^p";!  Lev.  24.  ii;  li^i^^H  Nu.  23,25; 
nj?«  Nu.  23,  8;  21p«]  Hi.  5,  3;  mj?''.  Prv.  11,  26.  24,  24.  Hi.  3,  8. 

Ti'p  sich  niederwerfen;  Impf.  Qal  stets  wie  Hp^l  Gen.  24,  26.  Ex. 
12,  27.  34,  8.  Nu.  22,  31.  I.  Sa.  24,  9.  28,  14.  2  Ch.  20,  18;  TpP\1  i  K. 
I,  16.  31 ;  n'pNJ  Gen.  24,  48;  Plur.  n^n  Gen.  43,  28.  Ex.  4,  31.  Neh. 
^,6.   I  Ch.  29,  20.  2  Ch.  29,  30  (stets  vor  Einritt'';]). 

nitS^  verwüsten;  Impf.  Hoph.  (oder  Qal,  da  das  Hiph.  fehlt?  s.  o. 
zu  ]n-)  'WV'  Hos.  10,  14  mit  Zaq.  qaton  über  t^.  Obschon  das  K^thlb 
ohne  Zweifel  Hli'V  meint,  ist  doch  letztere  LA  ohne  wirkliche  Be- 
Zeugung;  i,m'^  lesen  ed.  Mant.^  Jabl.,  Opit.,  Baer,  Ginsbürg;  desgl. 
liy-in  Jes.  33,  I   (ohne  Variante). 


'  NoRZi  bemerkt  dazu  im  masoret.  Kommentar:  geschrieben  mit  1  und  Dagesch 
und  in  der  Mehrzahl  der  Bücher,  die  wir  besitzen,  steht  das  Schin  mit  Qames, 
David  Kimciu  schreibt  es  im  Mikhlol  mit  Pathach,  in  den  übrigen  Büchern  aber  steht 
Qames  mit  Zaqeph 


'J'j6  E.  Kautzsch  [6 

nntJ'  gebeugt  sein;  Impf.  Oal  in  Pausa  XW\  Ps.  lo,  lO;  ')nb''^1  Ps. 
107,  39;  außer  der  Pausa  \r\'ä\  Hl.  38,  40.  Aber  auch  die  Formen 
nB'*5  Jes.  2,  9.  5.  15  und  H^n  29,  4  (sämtlich  in  enger  Verbindung  mit 
dem  nachfolgenden  Subjekt);  Plur.  in^M  (mit  virtuell  geschärftem  n) 
Ooh,  12,  4  werden  nicht  zum  Niph.,  sondern  mit  Olsh.  und  Stade 
zum  Qal  zu  ziehen  sein,  da  sich  von  einem  Niph.  außerhalb  dieser 
drei  Formen  nirgends  eine  Spur  findet. 

□DK^;  Impf.  Oal  in  der  Bed.  „sich  entsetzen"  X^\  i  K.  9,  8.  Jer. 
18.  16.  19,  8.  49.  17.  50,  13.  2  Ch.  7,  21;  Dty«  Jes.  42,  14  (nach  anderen 
von  Dt^•'i  als  Denom.  von  nott'i);  dag.  im  Plur.  in  derselben  Bedeutung 
'\'^)3\  Ps.  40,  16  (mit  D^chi)  und  Hi.  17,  8  (mit  Munach). 

In  der  Bed.  „verwüstet  sein"  3  f.  D^ri  Ez.  12,  19;  DK^Fil  19,  7;  in 
Pausa  Dü'ri  Gen.  47,  19.  Nicht  minder  gehört  hierher  die  seltsame 
^.  fem.  Plur.  Hitttl'Ti  (so  nach  den  besten  Zeugen  ed.  Mant.  etc.  bis 
Baer  ohne  Bemerkung;  dag.  GiNSBÜRG  mit  der  Note  ""Ip  n:öü'n(??) 
und  der  weiteren  Bemerkung,  in  anderen  Büchern  sei  HittüTl  K'^thib 
und  0*re.  Nur  ist  dann  sicher  nicht  an  '^7\,  sondern  an  die  gewöhn- 
liche Form  'tJ^J?  zu  denken). 

Impf.  Hiph.  D"*^;;  Jer.  49,  20.  50,  45  in  der  Bed.  „sich  entsetzen"; 
dag.  D^B^35  Nu.  21,  30  =  wir  verwüsteten.  Das  befremdliche  i  in 
der  2.  Silbe  beruht  weit  eher  auf  einem  Mißverstehen  der  inkorrekten 
„Pleneschreibung"  (für  Dü^;;,  DU^i^),  als  auf  einem  Übergang  in  die 
Bildung  der  VJ?.  —  Mit  Suffix  (in  der  Bedeutung  „in  Schrecken 
setzen")  DßB^M  i  Sa.  5,  6;  Dß^^«  Ez.  20,  26,  also  beide  Male  ohne 
Schärfung  des  i.  Radikals. 

Inf.  Hoph.  mit  Suffix  der  3  fem.  (obschon  ohne  Mappiq)  nßU^.l 
Lev.  26,  34 f.  2  Ch.  16,  21.  Auch  nött^na  Lev.  26,  43  beruht  auf  ur- 
sprünglichem li'nS;  nach  der  Zurückwerfung  des  o  mußte  die  Schär- 
fung des  ly  unterbleiben.  Dagegen  ist  Hi.  21,  5  mit  NORZI  (der  sich 
in  einer  längeren  Note  auf  QiMCHl's  MikJilol  und  einen  alten  Hiob- 
kommejitar  von  unbekanntem  Verfasser  beruft)  und  allen  guten  Zeugen 
^öB^n"!  als  Imper.  Hiph.  zu  lesen;  die  LA  tS^ni  (so  Ges.-Buhl  unter 
Hoph.)  ist  ohne  Bezeugung.  {,  ■ 

T>T\  Von  den  Formen  des  Imperf.  Hiph.,  in  denen  allen  die  Synkope  j 

des  n  unterbleibt,  gehört  hierher  ^riH'^V  i  K.  18,  27,  sofern  die  syn- 
kopierte Form  ^r»^  lauten  würde;  vergl.  jedoch  l^nn";  (mit  Zaq.  qaton) 
Jer.  9,  4  und  iVnnn  Hi.  13,  9;  Inf.  ^nnp  ibid. 

I  Diese  Form  fehlt  bei  Mandelkern  unter  b^n,  weil  er  sie  unter  ^m  bringt! 


7]  Die  sog.  aramaisierenden  Formen  der  Verba  ))"y  im  Hebräischen.       ^yy 

ÜDr\  zu  Ende  sein  oder  gehen;  Impf.  Oal  Di^^  Ez.  47,  I2;  Dn»l 
Gen.  47,  15;  Dnn^  Ez.  24,  11  ;  Di^ni  Gen.  47,  18.  i  K.  7,  22;  dag.  in  der 
Bedeutung  „unsträflich  sein"  i.  Sing.  DH^«  Ps.  19,  14,  wohl  absichtlich 
inkorrekte  Pleneschreibung  für  Dns  zur  Vermeidung  der  Aussprache 
Di^S  (bin  zu  Ende).  Übrigens  bieten  einige  Codd.  analog  dem  ür\\ 
die  LA  nn«.  —  3  Flur,  ^on»!  Dt.  34,  8;  ISn:  Nu.  14,  35  (mit  Tiphcha); 
Jer.  14,  5.  44,  12  (mit  Zaqeph  qaton),  also  wie  Nu.  14,  35  in  kleiner  Pausa; 
dag.  Ps.  104,  35  mit  einem  Konjunktivus  (Mahpakh);  volle  Pausa  IDn"; 
Ps.  102,  28  (so  Jabl.,  Ginsburg,  Baer  mit  der  Bemerkung:  Mem  dagess. 
in  codd.  et  edd.  emendatis;  dag.  ed.  Mant.  [ohne  Bemerkung]  und 
Opit.  IOP"!).  —  Letztere  Pluralformen  (von  ^lon;  an)  werden  von  BÖTT- 
CHER u.  a.  —  abgesehen  von  der  LA  lori";  —  für  Niph'al- Formen 
erklärt,  richtiger  aber,  da  sonst  ein  Niph.  von  DOn  nicht  existiert, 
mit  Stade  u.  a.  zu  Oal  gezogen. 

Impf.  Hiph.  ÜPilY  2K.  22,  4;  2.  masc.  ür\r\  Ili.  22,  3.  Dag.  im 
Inf.  immer  DnH. 


Ergebnisse. 

Durch  die  vorstehende  Übersicht  wird  eine  Erklärung  der  vorn- 
geschärften Formen,  zu  der  man  unter  dem  Bann  der  Bezeichnung 
„aramaisierende"  Formen  am  ehesten  geneigt  sein  könnte,  ohne 
Weiteres  und  ganz  vollständig  ausgeschaltet;  ich  meine  die  Annahme, 
daß  diese  Formen  in  später  Zeit  unter  dem  Einfluß  des  Aramäischen 
statt  der  gewöhnlichen  Bildungen  eingedrungen  oder  auch,  daß  sie 
von  den  an's  Aramäische  gewöhnten  Punktatoren  und  Abschreibern 
hie  und  da  statt  der  genuin  hebräischen  Formen  eingesetzt  wären. 
Vielmehr  läßt  sich  beweisen,  daß  umgekehrt  gewisse  vorn  geschärfte 
Imperfecta  als  genuin  hebräische  Bildungen  gegolten  haben  und  daher 
von  den   ältesten  Texten  ab^  konsequent  verwendet  worden  sind,  sei 

1  Vergl.  zu  /7  in  2.  Silbe  Ges.-K.  S  67q  nebst  Note  3 

2  Vergl.  zu  dieser  LA,  die  schon  Olsh.  beanstandete,  die  verschiedenen  Kon- 
jekturen in  Stade's  und  Sciiwally's  Books  of  Ki7igs  in  Haupt's  Regotbogenbibel  (wo 
DJT'I  beibehalten  ist) 

3  Zum  Erweis  dieser  Tatsache  haben  wir  oben  alle  Belege  beigebracht.  Ganz 
unhaltbar  ist  darnach  die  Behauptung  Böttcher's  (II,  486),  dat  die  vordere  Ver- 
doppelung zuerst  im  Aram.,  im  Hebr.  später  und  erst  bei  jüngeren  Verben  oder 
Verbalbildungen  Platz  gegriffen  habe 


778  E.  Kautzsch  [8 

es  ohne  eine  Nebenform  in  der  sogen,  gewöhnlichen  Bildung  oder  so, 
daß  die  gewöhnliche  Bildung  auf  bestimmte  Personen  beschränkt  ist, 
oder  endlich  so,  daß  zwischen  der  vorngeschärften  und  der  gewöhn- 
lichen Bildung  ein  Unterschied  der  Bedeutung  besteht.  Weiter  aber 
läßt  sich  zeigen,  daß  hierbei  auch  die  Lautverhältnisse,  und  zwar 
ebensowohl  die  Vokale  der  aufeinanderfolgenden  Silben,  als  die 
Natur  des  Anlauts,  eine  wichtige  Rolle  gespielt  haben.  Da  oben  in 
der  Übersicht  alle  Belege  gegeben  sind,  so  können  wir  uns  hier  mit 
der  einfachen  Anführung  der  Formen  begnügen. 

I.  Vordere  Schärfung  zur  Hervorhebung  einer  bestimmten 

Bedeutung. 

"ir,  aber  inir  etc.^  ^H^  etc.  und  bn^  etc.,  2b^  etc.  und  nb^  etc., 
IS^  und  1S:  etc.,  Db':  und  Dü^n. 

Verschiedene  Formen  ohne  erkennbaren  Bedeutungsunterschied 
sind  nur  Dh^  und  DH^r)  oder  DH^  Hb^;  und  nü^\ 

2.   Vordere  Schärfung  infolge  der  Vokalverhältnisse  in 
den  aufeinanderfolgenden  Silben. 

Hierher  rechne  ich  die  Imperf.-Formen  mit  a  in  2.  Silbe,  wie 
"la^,  bT  etc.,  b^"]  etc.,  nti'^  (niemals  wie  "12^  etc.),  offenbar  im  Interesse 
einer  Dissimilation  der  Vokale,  die  zugleich  eine  Verwechselung  mit 
der  3.  Sing.  Perf  Oal  ausschließt;  vergl.  dazu  auch  ^Pli  und  *ina  etc., 
rin:  (mit  Ersatzdehnung  P)ini,  D'^pni  und  selbst  0"""!«^  im  Niph.). 

3.   Vordere  Schärfung  infolge  der  Natur  des  Anlauts. 

Von  den  21  Verbis,  die  irgendwelche  Formen  mit  vorderer 
Schärfung  haben,  lauten  7  ("p^t,  320,  ^DD,  "p^i*,  1"!^',  nnti',  Um)  mit 
einem  Zischlaut*  an,  4  ("j*?!,  DöH,  bbr\,  DOn)  mit  einer  Dentalis,  4  (11J, 


*  Das  etc.  bedeutet,  dafi  sich  mehrere  Formen  derselben  Bildung  finden 
2  Einen  Einfluli  des  Zischlauts  finde  ich  nur  bei  KÖNIG  [Lehrgeb.  I,  355)  aner- 
kannt, aber  nur  in  Bezug  auf  die  Formen  2DV,  ntS'r  und  IB^IPi  sowie  (p.  361)  HßB'n 
und  mit  anderer  Begründung.  Hier  sei  nicht  mit  Ges.,  Ewald,  Olsh.,  Böttcher 
„Ersatzverdoppelung",  noch  auch  mit  Stade  Dag.  forte  orthovocalicum  (zum  Schutze 
des  kurzen  Vokals)  anzunehmen,   sondern  Verkürzung  der  nach  der  Analogie  langen 


9]  Die  sog.  aramaisierenden  Formen  der  Verba  y"y  im  Hebräischen.        779 

nr\D,  32p,  TTp)  mit  einer  Palatalis;  4  mit  H  ("nn,  bbn,  lin,  nriH;  zweifel- 
haft sind  pn  und  ppH),  endlich  zwei  (^Dö,  TlO)  mit  Mem.  Nun  ist 
allerdings  die  vordere  Schärfung  bei  den  genannten  Verbis  keines- 
wegs konsequent  durchgeführt  (mehrfach  hat  sie  nur  das  Hoph.);  in 
einigen  Fällen  dient  sie  neben  der  gewöhnlichen  Form  zur  Geltend- 
machung einer  besonderen  Bedeutung,  und  schlielilich  stehen  den 
21  Verbis  mit  Zischlaut  etc.  18  andere  mit  denselben  Anlauten  sfeeren- 
über.  Wir  sehen  dabei  von  dem  Umstand  ab,  daß  es  sich  bei  den 
letzteren  vielfach  um  Formen  handelt,  die  nach  ihrer  Beschaffenheit 
kaum  eine  andere,  als  die  gewöhnliche  Bildung  zulassen;  so  die  3. 
und   2.    Flur.   Impf.    Hii;,   Ipt^,  ^IDbri,    ^1&,   ^2b;    (trotz    des  Sing,  "^r.!), 

^b'bn,  Db;,  ^bb),  nb^;,  ^2ü],  ^Virri,  iiDtr;  (trotz  des  Sing,  n^]),  ^ü\^),  iipty; 

sowie  die  Formen  mit  Suffixen;  nach  Abzug  dieser  Verba  bleiben 
mit  denselben  Anlauten  nur  noch  rii,  ^^i,  ]i3,  ppl,  Döt,  ^m,  Ü^ü. 
Diesen  stehen  mit  anderen  Anlauten  gegenüber  1"18,  Hl,  bh2,  bbn, 
DDH,  Vy^,  ppb,  jrj;,  DOy,  ns,  -ns,  ]i1,  yp  (in  2  Bedeutungen),  pi, 
pp'^.  Sehen  wir  wiederum  ab  von  den  Verbis  mit  anlautender  Gut- 
turalis  oder  "1,  so  verbleiben  doch  noch  6  (mit  3,  S,  b),  die  niemals 
vordere  Schärfung  haben.  Alles  erwogen,  wird  somit  eine  Begünsti- 
gung der  vorderen  Schärfung  durch  die  Natur  des  Anlauts  nicht  in 
Abrede  zu  stellen  sein. 

Die  letzte  Frage,  die  noch  einer  Beantwortung  harrt,  ist  die  nach 
der  Schärfung  auch  des  2.  Radikals  im  Fall  eingetretener  vorderer 
Schärfung.  Die  herrschende  Meinung  dürfte  dahin  gehen,  daß  in  der 
Tat  die  zweimalige  Schärfung  als  die  Regel  zu  betrachten  sei'.  Da- 
mit wäre  allerdings  die  Theorie,  daß  die  vordere  Schärfung  den 
Schein  der  Dreilautigkeit  hervorrufen  wolle,  abgetan;  denn  dieser 
Zweck  war  schon  mit  einmaliger  Schärfung  völlig  erreicht.  Aber 
eine  Statistik  der  Beispiele  lehrt,  daß  die  doppelte  Schärfung  gar 
nicht  als  Regel  gelten  kann.  Man  vergl.  ^D"l\  nQ-ll  W2'1,  DiinS'l,  ^bü', 
^3nj>^n,  ^n^p:,  npn,  ^»n:  (neben  ^öJ?:).    Hierzu  kommt  noch  die  zweifel- 


Silbe  -wegen  des  folgenden  Sibilanten,  also  Dag.  forte  orthoconsonanticum.  Aber 
niS'1"'  etc.  läßt  sich  von  WS"!  nicht  trennen  und  bei  letzterem  erkennt  König  selbst 
„Ersatzverdoppelung"  an 

I  Vgl.  jedoch  BÖTTCHER,  Gramm.  II,  486  unten:  die  hintere  Verdoppelung  sei, 
als  durch  die  vordere  ersetzt,  im  Ilebr.  meistens  unterblieben.  SteuEknagel,  //cir. 
Gramm.'^  §  49l:  Vereinzelt  finden  sich  Formen  mit  Schärfung  des  i.  und  2.  Rad.;  er 
betrachtet  also  auch  die  nur  einmalige  Schärfung  als  das  Reguläre 


78o      E.  Kautzsch,  Die  sog.  aramaisierenden  Formen  d.  VV.  y"y  i.  Hebr.       [lO 

hafte  IIophal(?)-Forni  -.pri'l  (wenn  n  als  virtuell  geschärft  zu  be- 
trachten ist). 

Diesen  lo  Beispielen'  von  7  verschiedenen  Verba  stehen  gegen- 
über: 'ö^in  (mit  Zaq.  qaton  über  1),  ^ny,  P.  ^P3;,  I^D!!,,  ^n^\],  Höirn, 
^sri^  Ziehen  wir  nun  in  Betracht,  daß  sich  die  Schärfung  des  0  und 
n  nach  dem  oben  S.  773  zu  nn3  Bemerkten  auf  sehr  einfachem  Wege 
anders  erklären  läfit,  daß  in  ^ntyil  das  Pathach  samt  der  nachfolgen- 
den virtuellen  Schärfung  des  PI  aus  der  Natur  der  Gutturalis  zu  er- 
klären ist,  so  bleibt  nur  12DM  übrig,  und  hier  fragt  sich  sehr,  ob  nicht 
die  minder  bezeugte  Lesart  12D;1  die  ursprüngliche  Absicht  der  Punk- 
tation wiedergibt. 

Fassen  wir  nun  zum  Schluß  unsere  Ergebnisse  nochmals  kurz 
zusammen,  so  lauten  sie: 

1.  Die  vordere  Schärfung  ist  in  keiner  Weise  auf  einen  Einfluß 
des  Aramäischen  zurückzuführen.  Der  Ausdruck  „aramaisierende 
Formen"  ist  somit,  weil  irreführend,  gänzlich  zu  vermeiden. 

2.  Der  Eintritt  der  vorderen  Schärfung  wird  teils  durch  das 
Streben  nach  einer  Differenzierung  der  Bedeutung,  teils  durch  die 
Lautverhältnisse,  insbesondere  durch  die  Natur  des  Anlauts,  begünstigt. 

3.  Die  dreisilbigen  Bildungen  dieser  Art  begnügen  sich  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  mit  der  Schärfung  des  ersten  Radikals  und  auch 
von  den  Formen  mit  zweimaliger  Schärfung  (des  i.  und  2.  Radikals) 
ist  weitaus  die  Mehrzahl  auf  anderem  Wege  zu  erklären.  In  diesem 
Überwiegen  der  nur  einmaligen  Schärfung  dürfte  sich  ein  Bewußtsein 
von  der  ursprünglichen  Einsilbigkeit    der  J?"J?- Stämme  erhalten  haben. 


I  Zu  diesen  kommen  bekanntlich  noch  eine  Reihe  anderer  in  gewöhnl.  Bildung, 
aber  mit  auffallender  Unterlassung  der  Schärfung  des  2.  Radikals;  s.  die  Beispiele 
in  Ges.-K.  S  67  dd 


Das  Substantivum  verbale. 


Von 
D.  H.  Müller. 

HEODOR  NöLDEKE  hat  in  seiner  mandäisdien  Grammatik, 
S.  293  ff.,  über  das  Wörtchen  n''^<  gehandelt  und  dabei  in 
der  ihm  eigenen  gründlichen  Weise  eine  erschöpfende  Dar- 
stellung über  diese  eigentümliche  grammatische  Erscheinung 
gegeben.  Die  ursprüngliche  Form  hat  "'ri''S  gelautet,  wobei  natürlich 
das  t<  aramäischer  Zusatz  ist,  die  Grundform  war  also  Tl''*  hebr.  ''ty*, 
wovon  ^\  erlialten  blieb.  Die  Bedeutung  von  ''^l"'^^  ist  „Sein,  Existenz", 
aber  dieses  abstrakte  Substantivum  bekommt  verbale  Bedeutung, 
wenn  es  mit  Suffixis  versehen  wird. 

NöLDEKE  unterscheidet  mehrere  Arten,  das  W'ort  mit  pronomi- 
nalen Elementen  zu  verbinden: 

1.  Die  ursprüngliche  Verbindung  mit  Possessivsuffixen  (— ^>-|, 
^*1^J  etc.).  Dies  ist  die  bei  weitem  üblichste  Weise  im  Syrischen, 
im  Bibl.-Aram.  und  in  den  babylonischen  Targumen.  Im  Samarita- 
nischen  und  teilweise  in  den  jerusalemischen  Targumen  treten  die 
Suffixe  an  das  fT'S,  nv  an;  ganz  so  in  der  seltsamen  Form  ^j**^ 
Mufassal  53,9. 

2.  Mit  selbständigem  Personalpronomen  wie  h'^T  Si^N  Tr>  „ich 
kann  nicht"  etc. 

3.  Mit  Objektsuffixen.  So  hebräisch  lity;;,  arabisch  das  seltene 
(^^-«-.^  {Mufassal  53,9),  dem  gleich  steht  ^\^  ^J^  (ebd.  53,8)  etc. 
Allein  üblich  aber  ist  diese  Verbindung  im  Mandäischen,  wie  sie  auch 
im  Talmudischen  fast  ausschließlich  vorkommt. 


782  ü.  H.  Müller  [2 

4.  Die  völlige  Hinüberziehung  zum  Verbum  durch  Anknüpfung 
der    Perfektendungen   ist   im   arabischen    J-^,   iJl^„«J  usw.  vollzogen. 

Es  sind  drei  Dezennien  verflossen,  seitdem  NüLDEKE  diese  Zu- 
sammenstellung gemacht  hat,  ohne  daß  man  meines  Wissens  irgend- 
wie darüber  hinausgekommen  wäre,  oder  irgendwelche  ähnliche  Erschei- 
nungen in  den  semitischen  Sprachen  nachgewiesen  hätte.  Ein  Ver- 
such, die  von  NöLDEKE  angeregte  Gedankenkette  weiter  zu  v^erfolgen 
und  zu  ergänzen,  möge  nun  in  diesem  Nöldeke-Buch  gemacht 
werden. 

Zunächst  sollte  man  glauben,  nachdem  im  Arabischen  nur  noch 
geringfügige  Spuren  von  einer  Nominalverbindung  vorhanden  sind 
(t^^-^  f^j^J^)  und  die  Verbalverbindung  (JS.<-**J  etc.)  vorherrschend 
geworden  ist,  daß  man  kaum  im  Südsemitischen  weitere  Beispiele  für 
diese  Erscheinung  finden  werde.  Das  Gegenteil  ist  der  Fall:  Ich  bin 
in  der  Lage  aus  den  neu  aufgenommenen  Sprachen,  dem  Mehri  und 
Soqotri,  Analogien  für  die  beiden  ersten  von  NöLDEKE  nachgewiesenen 
Arten,  das  Wort  für  „sein"  (esse)  mit  pronominalen  Suffixen  zu  ver- 
binden, nachzuweisen. 

So  bildet  das  Mehri  aus  der  Wurzel  ^y  „sein"  ein  Substantivum 
verbale,  das  es  mit  pronominalen  Elementen  versieht,  ähnlich  wie  im 
Aramäischen  Tl-N: 

kern  ich  bin^  kenen  wir  sind 

khiek  {kenk)  du  bist  kenkem  ihr  seid 

kcnes  du  (f)  bist  kenkeu  ihr  (f.)  seid 

keneli  er  ist  kenJiem  sie  sind* 

khies  {kens)  sie  ist  kenseii  sie  sind. 

Hier  einige  Belege  füt  diese  Erscheinung  aus  den  Texten  {Die 
Mehri-  7t.  Soqotri-Sprache,  Band  i): 

5, 20  ff.  wa-keneh  bäli  ke  Yüsef,  wa-ke/ieh  gaij  DiJiensair  und  es 
war  der  Herr  mit  Josef  und  er  war  ein  glücklicher  Mann. 

3,34  wa-kenes  haliyyet,  birkis  hamii-lä  Und  er  (^)  war  leer^ 
darin  war  kein  Wasser. 

31,21  wa-keneh  gaij  min  Sorä  Es  war  ein  Mann  aus  Sorea. 

40,  12  wa-keneh  qödi  d'  Isräil  Und  er  war  Richter  in  Israel. 

44, 6  wa-kens  bet  de  melüt  Und  das  Haus  war  voll. 


'  Eigentlich:  Mein  Sein,  dein  Sein  etc.  2  Daneben  kenim  44,6 


3]  Das  Substantivum  verbale,  783 

Die  zweite  Art,  das  Wort  für  „Sein"  (oder  „Nichtsein")  mit  den 
pronominalen  Suffixen  zu  verbinden,  hat  das  Mehri  in  dem  für  ^_y«IJ 
angewandten  Worte  erhalten: 

«i"*^,  ]yb  =  «i«  n^*?  /e//6  ich  bin  nicht  /r/oi/ie  wir  sind  nicht 

n«  tvb  leJiet  du  bist  nicht  Ichtem  ihr  seid  nicht 

^ns  n^^  lehct  du  (f.)  bist  nicht  Ichtcn  ihr  (f.)  seid  nicht 

Sin  X\h  leJie  er  ist  nicht  leheni  sie  sind  nicht 

t<\T  Tr>  lese  sie  ist  nicht  lehshi^  sie  (f.)  sind  nicht. 

Einige  Belege  mögen  hier  gegeben  werden  {Die  Mehri-  u.  Soqotri- 
Spraclie,  Band  I): 

28.27  wa-gä)i  qarmn  leJie  sen  wenn  unser  jüngster  ni  cht  ist  mit 
uns  (^^). 

29,7  wa-gajen  leJie  scn  und  der  Knabe  ist  nicht  mit  uns. 
29,23  wa-gajen  leJie  sl  und  der  Knabe  ist  nicht  mit  mir. 
32,  10  wa-leJie  habtrml  be-JiemmeJi    und  nicht   hat  er  mir  seinen 
Namen  wissen  lassen  (==  <^.«-col  ^  ^y^\  ^a  \J^). 

32.28  wa-Manüh  gaijis  lehe  sis  und  M.  ihr  Mann  war  nicht 
mit  ihr. 

30,23  lua-lazaröme  letem  hazäbekemi  (!=  ^_j.«JÜ-co^\  ^\  ,y^) 
nun,  nicht  ihr  habt  mich  hierher  geschickt. 

26,  1 5  Lse  dinie  yetiqiyen  ball  birkis  Ist  es  nicht  («JU.«^)  der 
Becher  {tast  fem..),  aus  dem  mein  Herr  trinkt? 

35, 2  lese  birek  habänteii  le-gaüke  wa-birek  kel  fhidtl  harjnet 
Gibt  es  unter  den  Töchtern  deiner  Brüder  und  in  meinem  ganzen 
Stamm  kein  Weib  (also  d.,.*^^)? 

37,33  lse  gaiis  qanet  rhäin  mens  Ist  ihre  jüngere  Schwester 
nicht  schöner  als  sie? 

Ein  sehr  eigentümliches  Substantivum  verbale  hat  die  Soqotri- 
Sprache,  dessen  ursprüngliche  Wurzel  und  Bedeutung  ich  vorderhand 
unerörtert  lasse: 

heyQ)  ich  bin  nicht  hen  wir  sind  nicht 

hesk  du  bist  nicht  hesken  ihr  seid  nicht 

hess  du  (f.)  bist  nicht  hesken  ihr  (f.)  seid  nicht 

hes  er  ist  nicht  heyJän  sie  sind  nicht 

hes  sie  ist  nicht  heysen  sie  (f.)  sind  nicht. 


I  Das  h,  welches  aus  s  abgeschwächt  ist,  fehlt  öfters  und  ist  entweder  wirklich 
ausgefallen  oder  wurde  durch  das  Gehör  nicht  wahrgenommen 


784 


D.  H,  Müller 


[4 


Augenblicklich  kann  ich  als  Beleg  nur  das  Rätsel  6  {Mehri-  u. 
Soq-SpracJie,  Band  II,  S.  360)  anführen: 

kc-hcs  tey  Ist  das  Eine  (f.)  nicht  dabei 

äl  tckafiyo  tri   So  genügen  nicht  die  Zwei. 

Als  Lösung  wird  der  Dreifufi  oder  die  drei  Steine,  welche  unter 
den  Kochkessel  gelegt  werden,  gegeben. 

Außerdem  wird  das  Wort  in  der  Subtraction  als  mimis  gebraucht, 
z.  B.  S.  365,  14  ff. 

hiteh  hehl  tro  irbaaJi  sechs  minus  zwei  sind  vier 

Jiibe'^e  hehin  dädheh  irbaaJi  sieben  weniger  drei  sind  vier 
yhöbeh  hesin  sile  örbeh  sieben  (Frauen)  weniger  drei  sind  vier. 

Was  die  Etymologie  betrifft,  so  möchte  ich  es  mit  arab.  ,J^  in 
der  Bedeutung  „wenig,  gering"  zusammenstellen  \  Gleichviel,  das 
Wort  wird  im    Sinne  von   ^j^   als  Substantivum  verbale  gebraucht. 

Ich  gebe  hier  eine  Übersicht  der  Hauptformen  des  Substantivum 
verbale : 


Sg. 
I  c. 


Syr.        Bibl.-aram.  Hebr.        Mehri 

^K*(  keni 

2  m.      sy,JU,yr\^^    '!\^\  kenk{ke7iek)  S^ 

2  f.     o.ix-K*{  kines 

3  m.  ^oio^^i  \'lin\S  1:^^  kr/u'h 

3  f.       o^K^l  kines 

PI. 


IC 


.K^l  N:n^« 


Arab, 

Mehri 

Soq. 

Aram. 

)  lehö 

/z^j&5i«n^'?(Ni>^,p^^) 

lehet 

hesk 

n«  n^^ 

^ 

CU-..I 

^ 

lehit,  {Jiit)  hess 

J^ 

lehe 

hcs 

Hin  T^h 

3        ^     ?  < 
•  • 

lese 

hes 

ir.f.i    . 

lehnhä 

hen 

leJittm 

hesken 

"'1 

leJiten 

hesken  ]ini«  n^« 

\yL':^ 

Icheiu 

heyhen 

lesen 

heysen 

kmen 
2  m.  ,<iii^K^OlD-n''S         ktnkem 

2  f.     ^iiJ^X  ^yH^kenken 

3  m.  yöov-^-J  khiJiem 
3  f-    ^cH-fi;«!  khisen 

Wir  haben  also,  wie  aus  dieser  Übersicht  hervorgeht,  von  Mehri 
und  Soqotri  genau  die  beiden  ersten  Arten,  wie  sie  das  Aramäische 
und  Hebräische  bieten,  dagegen  fehlt  die  dritte  Art. 

Diese  vergleichende  Darstellung  ruft  mir  in  Erinnerung,  daß  es 
im  Hebräischen  und  Arabischen  eine  Anzahl  von  zum  Teil  dunkeln 


I  Vgl.  ZMDG  LVIII  (1904),  .S.  784  ff. 


5]  Das  Substantivum  verbale.  7S5 

Wörtern  gibt,  die  formell  und  inhaltlich  eine  gewisse  Analogie  zu  dem 
Substantivum  verbale  bilden.  Es  sind  die  Wörtchen  ]"!«,  l^V,  Hiin  und 
arab.  ^\,  ^\  etc.     Ich  will  hier  dieselben  zusammenstellen. 


Sing. 

I  c. 

';ii'J;? 

^n^v 

^:in  (^iin) 

^i 

2m. 

n^^« 

v^v 

n^n 

Sing. 

2  f. 

^?'j?? 

p;j^ 

^an 

VW 

3ni. 

i::\s 

^inij; 

lin  (lijn) 

3f. 

r^m 

L         T    •    J 

L4i] 

Plur. 

I  c. 

^yl^)}  (?) 

liin  (iiian) 

2  m. 

V    t 

[ö?T"J^] 

D33n 

V   I    • 

2  f. 

;];r«; 

[l^TJ''] 

[l?in] 

3m. 

d:\s  (iDi^fr?) 

Dnij; 

r   * 

3f. 

[ir«] 

ninjvX?) 

m] 

Betrachtet  man  diese  Reihen  neben  den  vorangehenden,  so 
wird  man  sich  sagen  müssen,  daß  sie  inhaltlich  und  formell  starke 
Analogien  aufweisen.  In  beiden  Gruppen  liegen  Worte  vor,  welche 
substantivischen  Charakter  und  verbale  Bedeutung  haben  und  als  An- 
sätze Nominalsuffixe  aufweisen.  Die  Annahme,  daß  hier  Adverbia 
vorliegen,  welche  die  Kraft  gewonnen  haben  „sich  die  unmittelbar 
darauffolgende  Beziehung  des  Subjekt  im  Satze  im  dritten  Casus 
unterzuordnen",  wird,  glaube  ich,  obwohl  sie  von  dem  besonnenen 
Olshausen  {LehrbucJi  der  Jiebr.  Sprache,  S.  426)  herrührt,  niemand 
ernst  nehmen. 

Ich  möchte  nun  die  Hypothese  aufstellen,  daß  hier  lauter  Sub- 
stantiva  verbalia  vorliegen,  die  zum  Teil,  wenn  sie  ohne  Suffixe 
stehen,  ihre  ursprüngliche  Kraft  und  Bedeutung  verloren  haben. 
Ganz  sicher  scheint  mir  dies  bei  hebr.  ]''«  zu  sein,  von  dem  noch 
das  Substantivum  j";«  „Nichts"  und  „Nichtsein"  erhalten  ist.  Die  An- 
setzung  der  pronominalen  Elemente  erfolgt  in  gleicher  Weise  wie  in 
ti'^,  '^ri^t?  und  ähnlichen.  Das  gleiche  scheint  der  Fall  zu  sein  bei  TiJ?, 
eigentlich  „fortdauernd  sein",  daher  ''IIJ^ö,  „seit  ich  bin"  (wörtlich:  „von 
meinem  Sein  her"). 

Schwieriger    gestaltet    sich    die  Erklärung    bei   |n  und    Hin,   weil 

Nöldeke-Festschrift.  cq 


786  IX  H.  Müller,  Das  Substantivum  verbale.  [6 

ihnen  im  absoluten  Gebrauche  jede  substantivische  oder  verbale  Kraft 
abhanden  gekommen  ist.  Ich  glaube  aber,  daß  man  aus  den  zahl- 
reichen Fällen  einen  Analogieschluß  auf  die  ursprüngliche  Bedeutung 
von  ]n  oder  H^n  und  von  dem  damit  etymologisch  zusammenhängenden 
^\  etc.  machen  darf.  Mit  andern  Worten:  Es  liegen  in  diesen  dunklen 
Wörtern  Substantiva  verbalia  vor,  die  ihrer  Bedeutung  nach  mit  den 
für  „sein"  gebrauchten  W^örtern  synonym  sind,  es  sind  ^15"  O^yi-K 
Man  darf  daseeren  nicht  einwenden,  daß  diese  Wörtchen  z.  T.  schon 
im  Hebräischen,  ganz  sicher  aber  im  Arabischen  mit  dem  Akkusativ  ver- 
bunden werden.  Hier  liegt  eben  die  dritte  Verbindungsart  vor,  wie 
sie  in  manchen  aramäischen  Dialekten  ausschließlich  zur  Anwendung 
gekommen  ist. 

Die  adverbielle  Kraft,  welche^diesen  Wörtern  (ohne  Suffix)  inne- 
wohnt, ist  gewiß  sekundärer  Natur. 


Formangieichung  bei  begrifflichen  Korrespondenzen. 


Von 

J.  Barth. 

ewohnheitsmälJige  enge  Verbindung  zweier  Wörter,  ob  sie 
kopulative  Verstärkung  oder  ausgesprochenen  Gegensatz 
bezeichnen,  ist  eine  natürliche  Quelle  für  analogische  Ein- 
wirkung der  beiden  auf  einander  \  Schon  die  arabischen 
Philologen  haben  in  solchen  Fällen,  wo  ein  Wort  infolge  engerer 
Verbindung  mit  einem  anderen  von  seiner  ursprünglichen,  natürlichen 
Form  abgelenkt  wird,  jene  Ursache  erkannt  und  als  ^^l'^  »enge  Ver- 
bindung" oder  »lilsr*  „Entsprechung"  bezeichnete  Sie  erkannten  dies 
in  Fällen,  wie  O^a-sw  L«^  ^v>i  U,  wo  die  Form  Cjo^^^,  die  sonst  nie- 
mals  neben  C1!>>-ä-  im  Gebrauch  ist,  wegen  des  parallelen  ^vxS  als 
berechtigt  erklärt  wurde,  in  Äipa^  'd^^  ..glückliche  Heimkehr"  (ist  dir 
geworden),  wo  das  sonst  ungebräuchliche  zweite  Wort  (statt  ^^) 
dem  ersten  im  Klang  folgte,  in  ^}  f^  ^LäUI  i^^-^,  wo  (nach  Farra' 
bei  Gauh.)  das  letzte  Verb  nur  in  dieser  Verbindung  mit  dem  ersten 
in  der  I.  Konjug.  diesen  Gebrauch  habe,  sonst  nur  in  der  IV.  Konjug. 
u.  e.  And.  3 


1  Vgl.  z.  B.  deutsches  „heut  morgend"  nach  „heut  abend"  (Brugmann,  Kiuzgef. 
vergl.  Gramm.  %  i6),  ferner  „des  Nachts"  nach  „des  Tags"  u.  a.  m. 

2  Harlrl,  Dmra  51  (Thorb.),  Sujütl,  Muzhir  I,  160.     Vgl.  auch  FLEISCHER,  ^«V^. 

V,  74  f-  ' 

3  Sujüti  a.  a.  O.  —  Zu  nennen  sind  hier  auch  die  vielen  Fälle  von  Assonanz- 
verbindung für  Gegensatz  oder  Verstärkung,  wie  J-**^.^  'y^  „Armut  und  Reichtum", 
U>  Jo».^  La  jsÄ-u  CUaw-ä-  „sie  zogen  aus  mit  Waffen  und  Reichtum"  IHisch,  557, 3  u.  v.  a, 

SO* 


;8S  J.  Barth  [2 

Ein  alleemein  semitischer  instruktiver  Fall  ist  die  von  NöLDEKE  ^ 
dargelegte  Ausgleichung  in  den  semitischen  Wörtern  für  „Vater  und 
Mutter'". 

Aus    dem   Gebiet    der  Flexion    gehören    hierher    die    zahlreichen 
gegenseitigen  Einwirkungen  maskuliner    und   femininer  Endungen  auf 
einander,  z.  B.  die  Übertragung  der  Form  der  mask.  Pluralsuffixe  "'-^, 
?J"'-7-  usw.    auf  die   femininen    Plurale   im    Hebr.   im   Unterschied   vom 
Arab.  und  Aram.,  umgekehrt  die  Nachbildung  der  maskulinen  Plural- 
suffixe   nach  denen  der  femininen  Plurale   in    einer  Reihe  aram.  Dia- 
lekte^,   Ausgleichung    der    ursprünglich    dififerenten   Pluralsuffixe    der 
2.  u.  3.  P.  in  ihrem  Vokalismus  einerseits  im  arab.  küni  :  knnnä,  hüm: 
hwinä,    andererseits  im  hebr.  kein  :  ken,  hemvia  :  Jienna,    während  das 
Aram.  die  ursprüngliche   vokalische  Verschiedenheit   in  seinem  khön: 
khcn,  —  liön  :  Jün  bewahrt  hat.     Umgekehrt  hat  aber  das  Aram.  und 
Assyr.  das  femin.  n  auch  in  das  Maskulin  eindringen  lassen,   wo  das 
Arab.,    Ath.    und  Hebr.    das    ursprüngliche    ni    bewahrt    haben.      Zu 
diesen   Einwirkungen   gehört   weiter   auch    die   an    anderer  Stelle   von 
mir  erörterte  5  diptotische  Behandlung  maskuliner  Adjektivformen  nur 
in   dem   Fall,    wenn   sie   zu  diptotischen  Femininen   gehören,    wie   der 
Formen  ,_)-»ii  :  i^J-sü,  —  Jj«ii  :  ,J-«i,  —  c^^^Lää  :  (J^,  während  dieselben 
maskulinen  Bildungen    außerhalb  solcher  Verbindung  triptotisch  sind. 
Im  Folgenden  sollen  eine  Anzahl  weiterer  Fälle  im  Semitischen 
nachgewiesen  werden,  in   denen  zumeist  der  auffällige  Wortbau,  ver- 
einzelt  auch   Flexion    und  Genus,    durch   diese   Einwirkung    seine  Er- 
klärung findet. 

Die  Bezeichnungen  für  „/Anfang:  Ende",  „Erster:  Letzter" 
haben  mehrfach  umbildend  auf  einander  eingewirkt.  Im  Hebr.  müßte 
ein  von  n"*-^  -f  V2^'^  aus  gebildetes  Wort  für  „Anfang"  TW^'\  lauten. 
Aber  durch  Formangleichung  an  n''"ini!|l  „Ende"  entstand  '^ri'B^K'l  bezw. 
'iTC'Sn,  welches  zu  n^B^«n  wurde,  wie  *nN?^ö  zu  n.Si'',0  Gen.  38,  25, 
rKtyb  zu  n^b^"?  (vgl.  «U^^j,  —  Das  Wort  für  „Ende"  hat  im  Hebr.  »"IID, 
aram.-syr.  'jID,  arab.  K^yui  übereinstimmend  ein  mittleres  iv  als  Radikal*. 


1  Beiträge  zur  semit.  Sprachwissenschaft  69 — 72 

2  Vgl.  meine  Ausführung  darüber  im  American  you7-n.  0/  Senül.  lang.  (Hcbraica) 
1901,  201 — 3 

3  ZDMG  46,  694  f. 

y  Selbstverständlich  widerspricht  dem  nicht  das  targ.  KB^^D  „Ende",  so  wenig  als 
IJL-D,  UAx    oder  arab.  fUS  gegen    l^y,ao,  ^*xx,  ^^  zeugen 


5]  Forniangleichung  bei  begrifflichen  Korrespondenzen.  789 


Wenn  nun  im  bab.  Talmud  sehr  gewöhnlich  und  auch  in  jer.  Targumen 
t?D^p  „Ende"  erscheint  (so  die  allgemeine  traditionelle  Lesung),  so  er- 
klärt sich  dies  aus  der  sehr  häufigen  Verbindung  S'2''D  "1^1  i<ti"'1D 
„von  Anfang  bis    zum    Ende",    dessen    letzter  Teil   sich    dem    ersten 


angeglichen  hat. 


Im  Arab.  hat  V^l  „zuerst"  ausnahmsweise  Nunation,  im  Gegensatz  zur 
durchgängigen  sonstigen  Diptosie  der  indeterminierten  Elative  und 
zwar  nur  in  diesem  adverbiellen  Akkusativ.  l*2s  ist  in  der  Flexion 
dem  korrespondierenden  \y^  „zuletzt"  nachgefolgt.  —  Ebenso  ist  das 
seltenere  ^^^^}^'))\  ^h,  (Tab.  III  672,  4),  welches  gegen  die  Regel  ein 
feminines  a^  an  die  Elativform  hängt  (statt  des  sonstigen  ^^^'^\  ^3, 
Mufassal^  i.r  unt.)  aus  der  Nachbildung  nach  ,^v.ö-ä»\J\  j,  zu  erklären.  — 
'd^^\  im  Sprachgebrauch  der  Gebildeten  bezeugt  Durrat  al-g.  127  Anm.  b. 

Eine  andere  befremdliche  arab.  Flexionsform  bietet  das  ^ytj^  in 
Verbindungen  wie  d^^  i^p^  c?^.  o^^t^  ^^^  IHisch.  430,  16,  wofür 
auch  ^l^Ji  ^^v^^  vorkommt  „in  der  Mitte  von  ..."  (Boch.  IV,  224,  i 
V.  unt.,  VII,  127,  6  V.  unt.  [Kair.  vokal.  Ausg.],  AgJi.  IV,  13,  9  v.  unt); 
letzteres  auf  einen  Sing.  ^:J^yJ>J^  zurückzuführen;  ein  Dual  hat  in  diesem 
Zusammenhang  keinen  Sinn '.  Das  Wort  ist  vielmehr  dem  gegen- 
sätzlichen  l^^,  ^:;r-^.■?  nachgebildet,  mit  dem  es  innerhalb  eines  Satzes, 
IHisch.  430,  16,  (dort  zufällig)  zusammen  vorkommt.  Die  Einwirkung 
ist  also  von  derselben  Art,  wie  bei  hebr.  taht-e-ka  nach  "ale-ka  und 
den  entsprechenden  übrigen  hebr.,  aram.  und  äth.  Präpositionen. 

Die  Begriffe  „über  :  unter",  bezw.  „oben  :  unten"  haben  infolge 
gewohnheitsmäfjiger  Verbindung  sich  in  ihrem  grammatischen  Bau 
mannigfach  angeglichen.  Der  radikalen  Endung  aj,  e  in  ?I"'Vj^,  ^"^»•^7 
äth.  laU'-ka  ist  durch  Analogie  das  äj,  e  in  l'^Finn,  y-LoJl»!,  täh'te-ka 
gefolgt  (ein  Vorgang,  der  auch  bei  anderen  solchen  Präpositionspaaren, 
wie  ''iE'?  :  "'inK,  sich  wiederholt  und  in  Fol^e  dessen  zu  weitergfehen- 
den  Analogiebildungen  geführt  hat;  s.  ZDMG  42,  349).  —  Im  Arab. 
hat  in  ^  ^^   „von  oben"   'alii   gegen  alle   sonstige  Regel    im  Arab. 


f     's. 

I  Während  der  Plural  in  der  Verbindung  ^Jb^-Llil  .-.^o  <»A  unbedenklich  ist. 
In  der  Verbindung  f^jJt;:^\  ^-^^^^  <*^X.-^  „ich  traf  ihn  während  des  Tags"  {Msl>.) 
oder  „während  zweier  Tage"  (Gauh.,  O,  Qätn.  bei  Laxe),  oder  „während  der  Tage" 
((rauh.,  Ms/i.  bei  Ln)  liegt  derselbe  Dual  für  Zeitübergänge  wie  im  hebr.  OP-v"?, 
C'2"]S?n  ]'2  vor 


790  J.  Barth  [4 

seinen  letzten  Radikal  /  eingebülJt.  Es  erklärt  sich  dies  durch  den 
Einfluß  von  CUs=^  ^^.  das  auf  n  endigt.  —  Wiederum  gegen  die 
sonsticre  Art  im  Aramäischen  hat  b^V'^,  ^^.X  den  dritten  Radikal  ; 
verloren  und  ständig  ein  h  vorgesetzt.  Die  Form  hat  sich  in  ihrem 
Bau  dem  gegensätzlichen  iT'nri,  JS^^l.  angeglichen,  —  Das  syr. 
— ij  Kaj^X  „unterhalb  von"  (z.  B.  Gen.  35,  8)  hat  in  dem  einsilbigen 
Subst.  ta/it  gegen  die  durchgehende  Regel  des  Syr.  den  einzigen 
Vokal  hinter  dem  ersten  Radikal,  nicht,  wie  sonst  immer,  hinter  dem 
zweiten  (z.  B.  '^n.'n  .Jii.io).  Man  hat  in  dieser  Vokalstellung  die  Ein- 
wirkung des  gegensätzlichen  "^nV  zu  sehen;  ein  ^•J^s-L»K'iiw  wäre  diesem 
zu  ungleich  geworden.  —  Im  Athiop.  hat  /ä'^7ä  sowohl  den  dritten 
Radikal  J  aufgegeben,  als  das  ursemit.  'ala  in  '/a  verwandelt.  Es 
liegt  auch  hier  Gleichbildung  der  Form  mit  täJfta  vor.  —  Sehr  augen- 
fällig ist  der  Prozeß  im  Hebr.  bei  den  betr.  Adverbien.  Dem  Adverb 
nnn'P  „von  unten"  entspricht  stets  als  Gegensatz  nicht  etwa  ^J?')?, 
sondern  ^yJ2"0,  dessen  Substantiv,  wie  jenes,  eine  Segolatform,  und 
zwar  mit  den  gleichen  Vokalen  ä-ä  wie  dort  ist.  Der  Gegensatz 
wie  in  nnriO  ]n«n  'ry.'i  b^m  D"ß'^*5  Ex.  20,  4  wiederholt  sich  Deut.  4,  39. 
5.  8,  Jos.  2,  n,  I  K.  8,  23,  Hi.  18,  16.  —  In  all'  diesen  Fällen  heißt  "pj?» 
ohne  Feminin-Endung  „oben".  Sobald  jedoch  als  Gegensatz  HtSD 
,.unten"  steht,  nimmt  das  Wort  für  ,,oben"  ausnahmslos  dessen  Endung 
n—   an   und  lautet  immer  ^bJ?»^      Wie   in    rvr\T\  \^\  rbyrh  pn  n^";m 

ntsab  Dt.  28,  1 3,  so  auch  Dt.  28,  43  H^n  nn«i  nbyja  nbs;^  ?t^'?j;  rhT 

nea  n^l?  und  weiter  Jes,  37,  31,  Jer.  31,  37,  Prov.  15,  24,  Koh.  3,  21. 

Der  Plural  D"*»',  Stat.  constr.  ^ÖV  nlQV  wird  fast  allgemein  von 
einem  zweiradikaligen  Thema  y«;;/  abgeleitet  ^  welches  entweder  neben 
jmiin  bestanden  haben  oder  aus  welchem  jaiini  in  ursemitischer  Zeit 
sich  zur  Dreiradikalität  entwickelt  haben  müßte  ^.  —  P^in  zweites  drei- 


1  Im  Phönizischen  in  der  Eschm.-Inschr.  ii.  12  "pvc"?  'IßT  tSß^  C?^C  sind  beide 
ohne  diese  Endung  gleich  gebaut 

2  Stade,  S  ^93  b,  Nöldeke,  ZDMG  40,  721  und  in  Beilr.  z.  scm.  Sprachiv.  58 
Anm.  2;  so  auch  ich  früher  Nom.-Bildung  S.  6.  —  G.  IIOFFMANN,  ZDMG  32,  749, 
Anm.  3  und  König  2,  l,  S.  5 1  wollen  dagegen  den  Plural  aus  einem  ursprünglichen 
j<^7aämvn   unter   Ausstoßung    des   Semivokals   'w   erklären;    dann    müßte  sich    aber  im 

Stat.  cstr.  eine  Form  mit  unverkürzbarem  ä  ergeben 

3  So  Nöldeke,  Beiträge  a.  a.  O.  unter  Vergleichung  von  arab.  ^3^  mit  hebr., 
aram.,  äth.  qes-t.  Aber  bei  diesem  Wort  liegt  biradikale  Form  in  drei  Sprachen  über- 
einstimmend vor;  bei  Jäm-Jm  wäre  dies  nur  im  Hebr.  und  auch  hier  niemals  im 
Singular  der  Fall 


1 


5]  Formangleichung  bei  begrifflichen  Korrespondenzen.  791 

radikaliges  Thema  bietet  aram.  DJD^,  syr.  äA*!',  assyr.  ininm  (beide 
als  Gegensatz  zur  Nacht),  dessen  Verhältnis  zu  jaiun  einigcrmalien 
demjenigen  von  *i,  D1D  zu  ^,  HD  und  von  DDÜ'  zu  HD^,  <*^i-^,  »^>^^ 
zu  vergleichen  ist.  —  Aus  beiden  Formen  jauni  und  jeinäm  läßt  sich 
das  hebr.  biliterale  jani-Tiii  nicht  erklären,  an  dem  auch  noch  das 
eigenartig  ist,  daß  es  nur  im  Plural,  und  zwar  mit  den  Endungen  Ivi 
und  ötJi  (letztere  liegt  nur  im  Stat.  constr.  vor)  erscheint.  Die  An- 
nahme eines  dritten  Themas,  jäm,  neben  jenen  beiden  ist  an  sich  schon 
bedenklich,  vor  Allem  aber  ist  sie  durch  kein  Zeugnis  außerhalb  der 
speziell  hebräischen  Pluralform  gestützt^;  seine  Zurückführung  auf  eine 
ursemitische  Periode  zvveiradikaliger  Bildungen  entbehrt  also  jeden  Halts. 

Das  hebr.  D''0\  "löV  nlö'^  ist  m.  E.  eine  Neubildung  des  Hebräi- 
sehen,  zu  Stande  gekommen  durch  die  gewohnheitsmäßige  enge  Ver- 
bindung und  Parallelsetzung  dieser  Plurale  mit  ^^^ä,  ''214^,  Jlliü',  denen 
sie  sich  dann  formal  angeglichen  haben.  Es  ist  zweckmäßig,  diese 
enge  Verbindung  an  einer  Reihe  ihrer  markantesten  Beispiele,  welche 
die  ganze  alttestamentliche  Literatur  durchdringen,  zu  betrachten. 

Besonders  bedeutsam  ist  die  enge  Verbindung  (nliü')  ^\^  '*)?',  wie 
in  ?I^*n  ^%^  ^y^\  Gen.  47,  8,  ^^H  ^^^  ^y^\  Gen.  47,  9,  n^^O  ^)^  ^ö"',  das., 
^ni2N  ^:ii'  ^O"'  das.,  U-Tiliti^  ^ö^  Ps.  90,  10,  ritJ^  ^»^  Koh.  6,  3. 

Die  beiden   maskulinen  Plurale   sind  verbunden   in  D'^K^I  Q^P'^'pi 

Gen.  I,  14,  —  noDn  lyn''  n^iü^  n^i  nar  d'o;  Hi.  32,  7,  —  dVtj;  ^00 
ni';b"|j5  D^iii^D^  Mal.  3,  4,  —  '\y\  n^;iy  iv'sni  nj;-jn  "o^,  iKr-N*?  t2^'«  nj; 

Koh.  12,  I;  vgl.  weiter  Ez.  38,  17. 

Ebenso  entsprechen  sich  die  Formen  mit  femininer  Plural- 
endung öth:  n'irn'i  niity  ^^2  nbiy  niD";  Td]  Deut.  32,  7,  —  nio^D  =iin?2tt' 
nj;-j  !ii\sn  n"i:tr  lin^ij;  Ps.  90,  15. 

Nicht  minder  korrespondiert  das  mask.  D'?P'^  mit  dem  femin.  niiti^. 

Vgl.  ^niiü'  in^,  ^n"i)5£  .  .  .  na"?«  >a;  ^p-in  Jes.  38,  10,  —  '^^'^^\  ^^.  Q'P; 
Tii  -IT  103  vniiu^  .ypin  Ps.  61,  7,  —  D'-n  niit^'i  n^p;  ^-i«  Spr,  3,  2,  — 
D^^n  niit^  Ti"?  i2pv"i  ?i^o'^  ^2T  ^2  Spr.  9,  II,  —   D^yij^i  r.i:ü^!i  d^o;  fi*pip\ 

mii'ipn  ...  Spr.  10,  27.  Weitere  solche  F'älle  bieten  Ez.  22,  4,  Ps.  78,33, 
Hi.  10,  5. 


1  Dazu  stellt  Nöldeke  einleuchtend  auch  das  hebr.  döv,  das  eine  hybride 
Form,  unter  sekundärem  Anschluß  an  DV,  sei 

2  DaC  das  durch  Metrumzvvang  bewirkte  ^^y<r^\  f3<^^^  eines  Dichters  (Slbaw, 
2,  421,  4)  nichts  mit  D"??;  zu  tun  hat,  hat  schon  Nöldeke,  Zur  Gramm,  d.  klass.  Arab. 
13^  Anm.  2  bemerkt 


792  J-  Barth  [6 

Der  enge  Zusammenhang  beider  Wörter  kommt  auch  in  ent- 
scheidender Weise  darin  zum  Ausdruck,  daß  der  Plural  W^ü)  geradezu 
die  Bedeutung  „Jahr",  TiW,  angenommen  hat;  auch  dies  ist 
nur  im  Hebräischen  der  Fall,  wo  allein  die  Formausgleichung  von 
D'p;  mit  Q'it^  vorliegt;  z.  B.  "IltTj;  1«  Ü'ip)  Gen.  24,  55;  für  n^^  b)l  Ü'Q) 
Jes.  32, 10  steht  mir  bv.  n:ü^  das.  29,  i ;  inV«:  n\'in  n^p)  Lev.  25, 29  u.  A.m. 
(Weiteres  bei  Ges.-Buhl  u.  d.  W.) 

Alle  diese  engsten  Parallelismen  des  Plurals  von  DV  —  und  nur 
des  Plurals  —  mit  dem  Plural  von  n^ü  innerhalb  des  Hebräischen, 
die  in  den  Schriften  der  alttestamentlichen  Literatur  aus  den  ver- 
schiedensten Zeiten  gleichmäßig  auftreten,  die  in  der  Bedeutungs- 
angleichung von  Ü^^l  =  n^ü  ,Jahr"  sich  als  Produkt  der  gewöhnlichen 
Volkssprache  ausweisen,  erklären  es,  daß  innerhalb  des  Hebräischen 
den  Pluralen  D'^iü',  ""^ü,  nii^^  die  parallelen  und  synonymen  Formen 
D'tt\  "»V  nie''  sich  angeglichen  haben. 

Der  Plural  „Frauen"  lautet  übereinstimmend  ^^ij  im  Aram.  wie 
^^^  im  Arab.'  mit  i  (=  aram.  e).  Davon  scheidet  sich  völlig  das 
hebr.  ü"'ü^  mit  a.  Die  Umlautung  der  ursemitischen  Form  erklärt  sich 
durch  die  gewohnheitsmäßige  Verbindung  der  Begriffe  „Männer:  Frauen", 
also  des  Ü'^p^  mit  Ü^pl^_  „Männer",  welches  nur  im  Hebr.  ihm  in 
dieser  Bedeutung  und  Form  zur  Seite  stand  (arab.  JI-ä.^,  syr.  <:;t^"^^)- 
Vgl.  zur  Verbindung  beider  ^^ni.  Ü^ü^n]  U'ü^^n  Deut.  31",  12,  D'tt'ixn  bs 
omni  Ri.  9,  5;  weiter  Ex.  35,22,  Ri.  i6,  27,  Jen  40,7,  Neh.  8,  3. 

Auch  einige  unerklärte  Erscheinungen  bei  Zahlwörtern  haben 
ihre  Ursache  hierin.  —  Das  hebr.  feminine  Zahlwort  D'Piü^  ist  be- 
kanntlich ein  Unicum.  Das  Dages  im  n  muß  Dages  forte  sein,  weil 
das  it  von  tiiit-aim  darin  inseriert  ist  *;  ein  Dages  forte  aber,  das  keinen 
vollen  Vokal  vor  sich  hat,  wie  hier,  erscheint  sonst  im  Hebr.  nirgends. 


1  Von  S.X-V.»*;  ^-j_>\  bei  TA  bezeugt;  ich  kann  ihn  nicht  belegen 

2  Daran  scheitert  die  Annahme  Philippi's  (ZDMG  32,  95),  dem  auch  Kautzsch, 
Hebr.  Gramm.  S  97  b  folgt,  daß  ein  Dage.s  lene  vorliege.  Auch  die  Voraussetzung 
dafür,  daCi  nämlich  das  Schwa  nach  ß>  ein  Schwa  quiescens  sei,  ist  den  ausnahms- 
losen hebr.  Sprachgesetzen  zuwider,  nach  denen  auf  den  ersten  Konsonanten  eines 
Worts  nur  Schwa  mobile,  nicht  Seh.  quiescens,  folgen  kann.  —  Auch  in  dem  Qussäj 
des  /  von  syr.  lÄiA,  ^&Uk  hat  sich  noch  die  Spur  des  assimilierten  radikalen  Dentals 
(/  oder  t  erhalten.  Auch  dort  wird  das  Schwa  vorher  ein  Schwa  mob.  sein;  der  Vor- 
schlag in  \hj),\  beweist  (gegen  Philippi's  Annahme)  nichts  dagegen;  vgl.  hebr.  n'JttB' 
(Ps,  77,5    im  Plur.)   mit  nnißB'S,  —  SJIIt  mit  3?nt«   u.  a. 


f 


7]  Formangleichung  bei  begrifflichen  Korrespondenzen.  793 

Die  Abnormität  erklärt  sich  jedoch  aus  der  vöUigen  formalen  An- 
gleichung  der  Vokale  des  Feminins  D^rili'  an  das  Maskulin  Dli^,  bei 
welchem  das  Schwa  mobile  normal  ist  (=  urspr.  shi-ajim)  und  sich 
nun  auf  das  damit  gepaarte  Feminin  übertrug'. 

Statt  J?5^  „sieben"  erscheint  1^  (3''^)  im  jer.  Targum,  z.  B.  Gen. 
29,  18.  30,  ebenso  im  b.  Talm.  (s.  Levy,  TW  \\,  444);  es  beruht  auf 
Angleichung  an  T^,  n"'ty  „sechs". 

Ein  ähnlicher,  hier  nur  vereinzelter,  Vorgang  zeigt  sich  in  dem 
^Uj  von  |£>Ui  ^1  ^.^Xo  ^  ^Si*  ^-^-^  Bochärl  II  57,  6;  46,  6  v.  unt. 
[vokal.  Ausg.  von  Kairo],  das  Qastall.2  (II,  357  M.;  331,  10)  als  Lesung 
einer  Reihe  von  Überlieferern  bestätigt.  Es  hat  sich  dem  benach- 
barten „sieben"  nachgebildet. 

Das  syr.  ;.£a^i.iol,  ;  n>  v  J^J-^t  „18"  hat  die  wurzelhafte  Endung  e 
von  t'jnäne,  eingebüßt  offenbar  durch  Einwirkung  der  benachbar- 
ten Zahl  s'basar,  s^bdtdsar  „17",  oder  t'sdsar,  t^sdtdsar  „19". 

^D3  ist  im  Hebr.  „Doppeltes"  wie  in  der  Misch,  und  Targ.  Auch 
das  Verbum  im  Kai,  viell.  denominiert,  hat  nur  die  Bedeutung  „doppelt 
legen"  (s.  Ges.-Buhl).  Demnach  ist  der  Dual  n";'?D3  (Jes.  40,  2)^  be- 
grifflich nicht  motiviert,  so  wenig  wie  in  HiK^O,  und  der  Singular  ist 
auch  tatsächlich  Hi.  41,  5  verwendet.  Der  Dual  ist  nur  durch  die 
Einwirkung  des  ungefähr  synonymen  D''.iti'  zu  erklären.  Diese  dualische 
Endung,  für  „zwei-faches",  hat  dann  aber  weiterhin  auch  bei  höheren 
Zahlen  bis  „zehn"  Analogien  erzeugt.  So  ist  der  Dual  bei  D^nj^SIS 
(i.  P.)  „siebenfach",  Dinj;;;^^  „siebenfach"  als  Analogiebildung  nach  ihm 
aufzufassen,  nicht  dem  Dual  als  solchem  die  Bedeutung  des  „  . .  fachen, 
faltigen"  (Ew.  §  269b,  Stade  363a  Anm.,  Ges.-Kautzsch  §  97  h)  zu 
vindizieren. 

Das  Wort  ^nt^'t^lD  „Kopfende"  (nur  im  Stat.  cstr.  rntr«"]»  Gen. 
28,  II.  18,  I  Sam.  19,  13.  16  u.  ö.),  auch  DD"'nity«"ll?  „euer  Kopfschmuck" 


1  Im  Codex  babyl.  der  Propheten  ed.  Strack  wird  D^ntr' vokalisiert.   Nach  Strack       , ,    q  r      »    , 
ist  aber   das   i  überall,    bis  auf  eine  Stelle,    erst  von   neuerer  Hand  hineinkorrigiert,  ti'-l'^^"»^'      ^ 
Wenn  dieser  Umänderung  eine  babyl.  Tradition   zu  Grunde   liegen  würde,    so  würde 
sie  nur  beweisen,  daß  in  jenem  Dialekt  des  Hebr.  die  Angleichung  des  Feminins  an 
das  Masculin  unterblieben  wäre 

2  Entsprechend  ^^^^^-S-S"  Qor.  57,  28;  dort  ist  aber  der  Sing,  in  der  Bdtg.  „Teil" 
Qor.  4,  87  gebraucht,  wohl  aus  dem  Dual  zurückgebildet;  daher  schwanken  die 
Lexicographen  für  die  Bedeutung  zwischen  i^_a-si-ö  und 


794  J-  Ba^^th  [8 

Jen  13,  1 8  erscheint  niemals  im  Singular,  was  darum  befremdlich  ist, 
weil  Ortsbezeichnungen  im  Hebr.  sonst  nicht  als  Plurale  erscheinen. 
Es  ist  gewiß  nach  Analogie  des  gegensätzlichen  Vri1^3"]0  „Ort  seiner 
beiden  Füße"  Ruth  3,  4.  7.  8.  14,  Dan.  10,6  gebildet,  das  zufällig  auch 
nur  mit  diesem  Suffix  vorkommt  und  in  welchem  der  Dual  natürlich 
begründet  ist. 

Im  Hebr.  zeigen  die  Nisben  für  „rechter,  linker"  beide  Ab- 
weichungen von  der  zu  erwartenden  Form.  Von  rö"*  wird  ''JD''^  von 
'rxab'  immer  ^bNttt!>  ^btü,  nicht  ^^^NOly  gebildet.  Auch  hier  hat  offenbar 
eine  Vokalangleichung  des  einen  nach  dem  anderen,  und  zwar  des 
ersteren  nach  dem  zweiten  stattgefunden.  '^'pNO'^  geht  von  der  Grund- 
form jC^  (""''pSöty)  aus;  wie  bei  H^i^'^D,  n^^n  ist  bei  ihm  nach  dem 
Schwund  des  konsonantischen  i^  das  ihm  vorhergehende  ä  nicht,  wie 
in  hi^^\^,  zu  ä  gedehnt.  Nach  "''pXlpb'  bildete  sich  dann  durch  Ana- 
logie "'JttV  Daß  dies  das  Verhältnis  beider  ist,  beweist  auch  die  Tat- 
Sache,  daß  es  von  ''"pSöti'  keine,  dagegen  von  ''itt';  im  K^thlb  die  ge- 
nannten zwei  Ausnahmen  gibt. 

nisn  ist  ,,dort"  im  Bibl.-Aram.  (Es.  5,  17;  6,  i ;  6,  12).  Das 
schließende  ä  ist  lang,  wie  das  syr.  ^»i  (]ön  auch  im  Targ.  u.  Talm.) 
beweist.  Diese  Länge  und  Betontheit  des  Endvokals  ist  aber  be- 
fremdlich gegenüber  dem  kurzen  Schlußvokal  in  arab.  '^,  hebr.  Höty  ^ 
und  dem  völligen  Abfall  desselben  im  talm.  Dnn,  seltener  Dn3,  die 
übereinstimmend  auf  Unbetontheit  und  Kürze  hinweisen.  Die  sekundäre 
Dehnung  des  Endvokals  dürfte  bei  der  nahen  Korrespondenz  der  Begrift'e 
„hier  . .  dort"  auf  die  Einwirkung  von  i^D  .,hier"  (Targ.  Onq.,  Jon.), 
vgl.  syr.  JLdo»  m.it  seinem  langen  ä  zurückgehen.   Die  korrespondierende 

6 

Bildung  beider  erscheint  auch  in  anderer  Weise  bei  |SD:  pH  (bab. 
Talm.)  in  dem  gemeinsamen  deiktischen  u,  im  syr.  ^Iroi  jLö^oi  in 
dem  praefigierten  /iär. 


1  ^yü\  nur  im  K^thib  2  Chr.  3,  17  und  Ez.  4,  6 

2  Ein  langer  Flexionsvokal  hätte  im  Hebr.  den  Ton  ebenso  festgehalter,  wie 
^2«,  ^n«  und  das  ihnen  nachgebildete  sogen,  /  comna<jinis  in  PJO  'J3'tS'  usw.  —  Der 
tonlose  Endvokal  n —  in  r.ß^  ist  urspr.  kurz,  wie  der  in  nan  ,, sie"  (verkürzt  ]n)  =  ^;_»A 
„sie",  neb   „warum?"  =  p 

3  Namentlich  in  der  Verbindung  on»  in^iy  „sie  sandten  von  dort",  d.  i.  Jerusalem, 
7.  B.  B5>5  4  b,  Gittln  20  a,  30  a  u.  s.  (s.  Kohut,  Arukh,  s.v.) 


9]  Formangleichung  bei  begrifflichen  Korrespondenzen.  795 

Einen  auffälligen  Geschlechtsgebrauch  zeigt  das  arab.  ^X*^ 
„Friede".  Es  wird  au(Jer  seinem  naturgemäfJen  maskulinen  Ge- 
brauch auch  als  Feminin  behandelt;  z.  B.  Zoh.  Muall.  20.  21 
(schon  in  Freytag's  Lex:  zitiert)  und  in  dem  Vs.  Bald.  1  1 1 1,  20.  Dieser 
seltsame  Gebrauch  ist  darauf  zurückzuführen,  da(i  es  Gegensatz  zu 
<__jjA-  (das  der  Regel  nach  feminin  ist,  weil  es  ursprünglich,  wie  ^"in? 
das  Werkzeug  „Schwert"  bedeutete)  und  mit  demselben  als  solcher 
öfter  verbunden  war,  z:  B.  ^-Jj^  ^\  C->.J\  (X^\  Beläd.  95,  i;  243,  13;  vgl. 
den  Vers  des  A'sä  bei  Lane  u.  d.  W.  —  So  auch  schon  Bald.  I, 
372,  23  f.  und  a.  a.  O. 


Auch   einige   merkwürdige   Fälle    der  Verbalrektion    im  Arab. 

führen  auf  solche  Einwirkungen  hin.     Während   im  Hebr.  D^J^  „nahe 

sein"  nur  Präpositionen  der  Annäherung  regiert  (b^,  b,  b)l,  ""iS^,  ^=10), 

ebenso   das    syrische   o;jd   (meist  ^,    auch    toA,  ^\),    verbindet  das 
^  -»^  ^  ■    «  -j  '  ^ 

Arab.   sein  c_j»^"  nur  sehr  selten  mit  J,l,    der  Regel    nach    mit   ^;^, 

welches  dem  Begriff  des  Naheseins  entgegengesetzt  ist.  Bei  iS>  „nahe 
sein"  erscheint  ebenfalls  dies  ^^■,  aber  daneben  auch  das  gemein- 
semitische, also  ältere,  J  und  (J,\.  Ich  sehe  in  der  auffälligen  Rektion 
eine  Einwirkung  von  ,^>  o^x^  „w'ar  fern  von",  ^^  '-^•c:-*^,  welches  mit 

V iJ,  ü>  häufig  als  Gegensatz  verbunden  war  und  infolge  dessen  seine 

Rektion  auch  auf  dieses  übertrug  \ 


So  erklärt  es  sich  auch,  daß  >>^aj  „etw.  verschmähen"  regelmäßig 
(3  regiert,  nicht,  w^ie  man  nach  allem  sonstigen  Gebrauch  erwarten 
müßte,  ^^S'.  Die  häufige  Verbindung  mit  dem  gegensätzlichen  ^^  <^»J 
bewirkte  auch  hier  die  Angleichung  der  Rektion.  Vgl.  für  jene  Ver- 
bindung z.  B.   den  Vers  des  Abu'l  Atähija: 

..     -•'     I  IM      '^        •        V^''  .'.     ^       ^  ..  I  ,       '^       •  f.       '■'■ 

(Masudr,  Miiriig  [ed.  Büläq]  II  240,  17). 


I  [Korrektur-Zusatz.]  C.  Bezold  machte  mich  auf  die  entsprechende  Verbin- 
dung app)-other  de  aufmerksam.  Auch  dieses  wird,  wie  mir  mein  Kollege  Ebelin«; 
mitteilt,  aus  der  Einwirkung  des  gegensätzlichen  cloigner  de  erklärt  (Meyer-Lübke, 
Gramm,  d,  roman.  Sprachen  %  416),  während  die  altfranzösische  Sprache  noch  apro- 
chier  a  [ad)  gebraucht  (das.  S.  480) 


79Ö         J.  Barth,  Formangleichung  bei  begrifflichen  Korrespondenzen.  [lO 

^b  „verkaufte"  regiert  außer  doppeltem  Accusativ  auffälligerweise 
auch  ^^  der  Person,  der  man  etwas  verkauft  (z.  B.  I  Hiscli.  639, 12). 
Aus  der  häufigen  Paarung  mit  <>J^  j^,J^l,  ^^^y^o  ^J^  „kaufte  von"  ent- 
wickelte sich  das  gegensätzliche  ^^  £b  „verkaufte  an";  dies  hier  um 
so  eher,  als  auch  £b  gelegentlich  ,. kaufte",  s^y^  zuweilen  „verkaufte" 
bedeutete  infolge  des  vom  alten  Tauschhandel  noch  fortwirkenden 
Sprachgebrauchs  (s.   WinscluntersucJinngen  S.  28). 


J 


The  Semitic  Conception  of  Absolute  Law^ 

By 

Crawford  H.  Toy. 


he  Semites,  it  is  generally  agreed,  never  gave  definite 
expression  to  the  idea  of  natural  law^.  Doubtless  they, 
like  all  other  peoples,  observed  the  sequences  in  phenomena 
—  they  knew  that  clouds  brought  rain,  that  rain  was 
necessary  for  the  production  of  crops  (Hos.  2,23,  Kor.  78,6 — 16), 
and  that  the  child  was  fashioned  in  the  womb  (Ps.  139,  16.  17;  Kor.  86,6) 
—  they  had  a  practical  knowledge  of  individual  laws  sufficient  for 
their  guidance  in  every-day  life.  But  they  never  reached  the  con- 
ception of  nature  as  a  force.  In  their  feeling  the  transcendence  of  the 
deity  swallowed  up  other  activities  than  the  divine:  natural  phenomena 
were  interesting  to  them  as  signs  of  God's  wisdom  and  power 
(Isa.  55,  10.  II;  Ps.  19,  29;  Kor.  16,  3  ff.;  7,  5  3  ff.;  6, 98  f.).  The  Baby- 
lonian  and  Assyrian  astronomy  is  not  an  exception  to  this  Statement; 
it  was  a  collection  of  observations  of  the  heavenly  bodies  made  (like 
the  marincr's  Observation  of  the  winds)  for  practical  purposes,  and 
never   attained  the    form  of  a  science;    the  Chaldeans,  as  far  as  our 


I  As  the  material  on  this  point  is  confined  to  two  Semitic  groups,  the  Jews 
and  the  Moslems,  the  expression  "Semitic  conception'  can  be  employed  only  in  the 
sense  in  which  we  speak  of  Semitic  monotheism — that  is,  the  tendency  of  the  race 
is  inferred  from  the  achievement  of  its  best-known  members.  A  more  accurately 
descriptive  title  would  be :  "The  Jewish  and  Moslem  conception  etc." 

-  Cf.  NÖLDEKE,  "Se?nitic  race",  in  his  Skizzen  (Eng.  transl. ,  Sketches  from 
Eastern  history,  London,   1892) 


798  Crawford  H.Toy  [2 

iiiformatioii    goes,    did    not    regard   the  physical   world   as   a  mass  of 
phenomena  controlled  by  physical  laws. 

The  idea  of  physical  law  has  been  developed  by  the  Indo- 
European  peoples.  On  the  other  hand,  it  is  in  the  moral  and  reli- 
gious  sphere  that  the  conception  of  external  absolute,  universal  law 
has  been  recognized  and  worked  out  by  the  Semites.  VVhile  the 
fact  must  be  recognized  that  this  conception  has  probabh-  existed, 
at  least  in  germinal  form,  in  all  cultivated  nations,  it  may  be  said 
that  it  is  to  the  Semites  that  it  owes  its  distinct  enunciation  and  its 
consistent  application  to  human  life. 

Whatever  the  origin  of  the  term  "torah",  it  came  to  mean  a 
body  of  authoritative  commands.  As  early  as  the  sev^enth  Century 
B.  C.  such  a  torah  is  commended  to  the  King  (Dt.  17,  18.  19)  as  a 
sufficient  guide  in  the  administration  of  the  government,  and  is  said 
to  have  been  revealed  by  God  through  Moses  as  the  fundamental 
law  of  the  nation.  There  was  difference  of  opinion,  it  is  true,  as  to 
its  content:  while  the  majority  of  the  leading  men,  especialiy  the 
priests,  held  that  it  included  the  ritual  as  well  as  the  moral  code, 
one  circle  at  least  (Jen  7,  22.  23;  11,  i — 8)  excluded  the  ritual  element, 
and  insisted  that  the  whole  history  of  the  people  turned  on  its  obe- 
dience  to  ethical  precepts.  But  this  protest,  legitimate  and  valuable 
when  rightly  understood,  did  not  maintain  itself:  the  tendency  of 
thought  was  toward  the  inclusion  of  everything  that  pertained  to  the 
conduct  of  life  —  it  was  the  demand  for  an  all-embracing  absolute 
rule.  Ezekiel's  projected  Constitution  deals  solely  with  ritual,  though 
it  is  evident  from  his  other  writings  that  he  also  laid  stress  on  the 
ethical  side.  The  combination  of  moral  and  ritual  appears  in  the 
work  of  Ezra  and  Nehemiah,  and  in  the  book  of  Malachi.  In  the 
fifth  and  fourth  centuries  the  word  "law"  was  on  the  point  of  be- 
coming  the  most  significant  term  of  Judaism:  the  problem  of  the 
Prophetic  period  had  been  solved  by  the  progress  of  thought  and 
had  ceased  to  exist  —  the  new  problem  of  national  legal  Organiz- 
ation had  arisen.  A  significant  testimony  to  the  new  order  of  things 
is  given  in  Ps.  119,  the  Ode  to  the  Law.  The  author  exhausts  the 
vocabulary  of  laudation  in  his  enthusiasm  for  this  guide  of  life.  By 
it,  he  says,  one  may  cleanse  one's  way;  when  princes  talked  against 
him,  he  found  consolation  in  meditating  on  the  divinely-given  Statutes; 
they  were  his  counsellors  and  his  delight;  through  them  he  walks  in 


5]  The  Semitic  Conception  of  Absolute  Law.  799 


a  broad  path,  has  an  answer  for  all  who  assail  him,  and  is  never 
put  to  shame,  even  in  the  midst  of  persecution;  through  them  he 
has  attained  to  a  wisdom  that  is  superior  to  all  that  men  can  teach 
him;  they  are  light  and  salvation  everywhere  and  alvvays.  It  will 
be  observ/ed  that  the  writer's  chief  interest  is  in  the  law  as  the 
guide  of  life.  The  law,  indeed,  has  been  given  by  God,  and  to  him, 
therefore,  is  due  praise  and  worship.  But  the  immediate  source  of 
securit}'  and  happiness  is  the  law  itself:  it  envelopes  the  man  like 
an  atmosphere  —  it  is  practically  omnipotent  —  it  is  almost  invested 
with  Personality.  God  retires  into  the  background,  and  is  valued 
mainly  as  the  bestower  of  something  that  brings  peace  and  happiness 
to  man.  The  centre  of  the  psalm  is  the  psalmist's  seif,  and  the  law 
is  great  because  it  ministers  to  his  wellbeing.  He  doubtless  represents 
the  feeling  of  the  body  of  pious  cultivated  Jews  of  his  time,  and  his 
poemi  is  witness  to  the  fact  that  the  preeminence  of  the  law  was 
due  to  its  practical  character,  its  efficacy  in  the  struggle  for  exi- 
stence.  The  larger  principle  involved  was  that  the  success  of  national 
life  was  dependent  on  the  possession  of  an  absolutely  trustworthy  norm; 
the  Organization  of  the  nation  was  to  be  based  on  a  code  that  was 
to  Order  all  the  details  of  life.  It  is  important  to  note  also  that  the 
tone  of  the  psalmist  is  not  one  of  repression  and  weariness  —  the 
law,  so  far  from  being  a  bürden,  is  a  liberation  and  a  joy  —  he 
moves  easily  within  its  bounds  precisely  because  his  wa}'  is  marked 
out,  and  he  has  the  continual  sense  of  absolutely  wise  and  safe 
guidance  —  and  further  he  experiences  a  reverent  delight  in  the 
contemplation  of  the  perfectness  of  the  code  of  life  that  God's  good- 
ness  has  prepared. 

The  later  Old  Testament  thought  regarded  the  religion  of  Israel 
as  universal,  that  is,  as  destined  to  spread  over  the  whole  world  (as, 
for  example,  in  Isa.  2,  2—4).  There  is  no  clear  indication  that  it 
was  also  held  to  be  universal  in  content,  to  contain  Clements  that 
fitted  it  to  be  the  religion  of  all  nations.  It  is  not  improbable  that 
such  an  idea  existed  implicitly  in  the  minds  of  the  best  men  of  the 
time,  but  it  is  not  distinctly  expressed.  A  similar  view  was  held  of 
the  law,  which,  in  fact,  w^as  identical  with  the  religion.  In  Isa.  2,  3, 
it  is  the  torah  that  goes  out  from  Zion  to  all  peoples;  in  Isa.  26,9 
Yahweh's  law  is  an  occasion  of  instruction  to  all  the  inhabitants  of 
the  earth.     The    old  idea  of  Yahweh's  supremacy  is  concentrated  in 


8oo  Crawfoid  H.Toy  [4 

the  law.  And  it  is  eternal  as  he  is  eternal  (Ps.  119,89),  and  of 
excellence  without  bounds  as  he  is  infinite  in  perfections.  In  Ben- 
Sira  24,  23  the  eternal  wisdom  is  identified  with  the  law  of  Moses;  the 
passage,  whether  original  or  not,  bears  witness  to  an  idea  of  the 
late  Old  Testament  times. 

The  conception  of  the  control  of  life  by  law  was  extended  by 
the  Jews  so  as  to  include  the  whole  history  of  the  world.  They 
alone  of  ancient  peoples  conceived  of  history  as  a  unit  —  they  were 
the  first  framers  of  a  universal  history  and  a  "philosophy  of  history". 
All  the  material  accessible  to  them,  myth,  legend,  State  records, 
biographies,  from  the  creation  of  the  world  down  to  the  third  Cen- 
tury B.  C,  they  moulded  into  a  unitary  mass,  and  described  as  a 
continuous  development  shaped  by  an  absolute  law.  The  goal  of 
human  history  they  conceived  to  be  the  establishment  of  a  people 
who  were  to  be  the  final  Organizers  of  society  on  the  basis  of  a 
perfect  Constitution  —  a  profound  if  narrow  conception,  in  essential 
accord  with  modern  scientific  ideas  of  historical  evolution.  Passing 
over  into  Christianity  it  long  dominated  the  thinking  of  Christian 
scholars  *. 

The  succeeding  history  continued  and  developed  the  suggestions 
of  the  Old  Testament.  The  necessity  of  applying  the  torah  to  the 
changing  conditions  of  life  created  a  class  of  men  devoted  to  its 
study.  Thence  arose  the  two  parties  that  play  so  great  a  role  in 
Jewish  affairs  during  the  two  centuries  preceding  the  fall  of  Jeru- 
salem: the  Sadducees,  the  representatives  of  the  old  priestly  regime, 
and  the  Pharisees,  the  champions  of  the  domination  of  the  law.  The 
two  speedily  came  into  conflict,  and  the  victory  feil  to  the  latter. 
There  were  variations  of  fortune,  but,  with  the  capture  of  Jerusalem 
by  the  Romans  the  Sadducees  disappeared  and  the  legalists  held 
undisputed  sway.  The  Pharisees  represented  the  populär  tendency, 
the  instinct  of  the  Jewish  people.  They  had  long  practically  controlled 
the  religious  life  of  the  nation  —  now  there  was  nothing  to  oppose 
them.  The  Jews  became  an  Organization  for  the  study  of  law. 
Having  lost  definitely  their  political  existence,  they  followed  the 
strongest  bias  of  their  nature,   the  formulation  of  a  complete  System 

I  See,  for  example,  Bossuet's  Jlistoh-e  Universelle,  Bunsen's  Goil  in  der  Ge- 
schichte (Eng.  transl. ,  God  in  History),  and  ihe  long  list  of  works  on  the  pre- 
paration  of  the  world  for  Christ 


J 


5]  T!ie  Semitic  Conception  of  Absolute  Law.  8oi 


of  guidance  for  daily  life.  The  first  act  of  the  leaders  after  the  fall 
of  the  city  was  to  establish  the  legal  academy  (Sanhedrin)  at  Jamnia. 
For  their  daily  bread  the  Jews  followed  commerce  and  became 
financially  prosperous  and  powerful.  But  the  intellect  of  the  people 
went  into  the  elaboration  of  the  principles  of  the  torah.  The  Jewish 
World  was  controlled  by  the  schools  of  Palestine  and  Babylonia.  The 
great  men  were  the  authors  of  the  Talmud  and  of  commentaries  on 
the  Talmud,  and  the  stream  of  such  works  flowed  on  down  to  the 
time  of  Maimonides  and  after,  and,  indeed,  has  continued  to  the 
present  day.  It  is  onl}^  under  the  influence  of  foreign  culture  that 
the  Jews  have  deviated  from  this  line  of  literary  production.  They 
have  been,  as  Mohammed  termed  them,  the  "people  of  the  book", 
and  that  book  is  substantially  the  torah.  In  the  Talmud  the  word 
"law"  Stands  sometimes  (for  example,  in  Ber.  48a)  for  the  whole 
body  of  Scriptures,  and  the  sages  indulge  in  unbridled  hyperbole  to 
express  their  conviction  of  the  supreme  glory  of  the  torah. 

This  conception  of  the  law  did  not  necessarily  make  it  a  bürden 
or  fester  formalism  or  hypocrisy.  As  a  matter  of  fact,  it  is  not  prob- 
able that  all  the  ritual  details  of  the  Talmud  were  observed  by  the 
people,  and  what  the}'  did  observe  custom  made  easy.  And  Jewish 
history  in  the  Talmudic  period  presents  many  shining  examples  of 
ethical  clearsightedness  and  elevation  and  sincere  piety.  Hypocrites 
and  formalists  there  doubtless  were  (to  such  a  class  there  is  reference  in 
the  Gospels),  as  there  are  in  all  religious  bodies.  But  as  a  class  the 
Pharisees  and  the  doctors  of  the  law  appear  to  have  been  not  in- 
ferior morally  and  religioush'  to  other  such  classes. 

The  Koran  has  the  same  general  conception  of  law  as  the  Old 
Testament  \  The  question  might  be  raised  how  far  this  Moslem 
conception  is  Semitic.  Undoubtedly  the  Koran  contains  non-Semitic 
Clements,  derived  from  Christianity  and  Persia.  But  what  it  has 
taken  from  Persia  consists  of  eschatological  details,  and  the  early 
Christian  idea  of  absolute  divine  law  was  adopted  from  the  Jews. 
And  in  any  case,  whatever  be  the  origin  of  Mohammed's  thought, 
he  assimilated  the  conceptions  that  he  borrowed,  and  moulded  them 
into  a  consistent  and  powerful  system  of  religion.  The  abrogations 
and  contradictions  in  the  Koran  do  not  impair  the  substantial  unity 


I  Cf.  NöLDEKE,  "The  Koran"  in  his  Sketches 
Nöldeke-Festschrift.  5I 


8o2  Crawford  H.Toy  [6 

of  the  System.  In  the  point  under  consideration,  therefore,  the 
Koranic  doctrine  ma\'  be  treated  as  Semitic. 

The  Koran,  like  the  Old  Testament,  represents  all  natural 
phenomena  as  determined  b}-  God  —  he  regulates  everything  by 
measure  (13,9).  The  same  precise  direction  appears  in  the  sphere 
of  religion  and  morals.  The  favorite  term  in  the  Koran  for  the 
explanation  of  man's  religious  position  is  "guidance"  (^vXa).  He 
who  is  guided  b\-  God  is  safe  and  sound  —  he  is  sane  and  right 
in  opinion,  and  his  fortune  in  this  world  and  the  next  is  assured. 
On  the  other  hand,  the  sad  position  of  the  unbelieving  and  the 
wicked  is  due  to  the  fact  that  they  are  without  divine  guidance. 
The  guide  is  the  Koran.  They  who  reject  its  counsels  do  it  on 
their  own  responsibility.  God  has  provided  the  means  of  salvation,, 
but  men  are  free  (13,  12)  and  may  refuse  to  accept  what  God  offers. 
The  rule  is  absolute  and  universal  —  the  Koran,  and  the  Koran  alone, 
is  the  divinely-given  norm,  to  which  all  men  must  conform.  Perhaps 
the  same  idea  is  found  in  the  common  Koranic  word  for  "religion" 
(^>),  of  which  the  primarj^  sense  appears  to  be  "judgment,  judicial 
decision";  God  is  king  of  the  day  of  judgment  (1,3);  his  decisions 
constitute  the  rule  of  human  life.  The  religion  of  God  is  Islam 
(3,  17 ff.)  —  he  who  foUows  any  other  shall  perish  (3,79).  "This 
day",  says  Allah,  "I  have  perfected  your  religion  for  you,  made  my 
kingdom  complete,  and  approved  Islam  as  your  religion"  (5,  5).  f 

Mohammed,    while    recognizing    the    Torah    and    the   Gospel    as  1 

divine  revelations  (3,  2),  declares  that  the  Koran  is  the  confirmation 
and  completion  of  these  earlier  (and  to  some  extent  imperfect) 
Systems,  and  the  final  and  necessary  law  (5,  15 — 18),  the  "torah" 
(2s\jy )  for  final  decision  (5,  48).  In  one  regard  his  survey  of  religious 
history  is  broader  than  that  of  the  Old  Testament  or  that  of  the 
New  Testament.  The  later  Old  Testament  books  recognize  the 
religious  eminence  of  Abraham,  but  revere  Moses  as  the  founder  of 
the  religion  of  Israel.  The  Apostle  Paul  (Gal.  3,  15 — 19),  going  back 
of  Judaism,  takes  his  stand  on  Abraham  as  the  real  receiver  of  the 
divine  promise  and  the  representative  and  head  of  the  religion  of  faith  1 

as  opposed  to  the  religion  of  law.  Mohammed  goes  back  of  Christianity  ' 

and  Judaism  to  Abraham  (2,124),  whose  religion  (<*-^),  handed  down 
through  thejewsand  the  Christians,  but  perverted  by  them,  he  is  sentto 
restore.    This  is  the  one  true  and  absolute  religion  (23,  54)  —  men  have 


7J  The  Semitic  Conception  of  Absolute  Law.  8o' 


schisniatically  rent  it  into  sectarian  divisions  (21,93;  23,55),  but  God 
has  re-established  it.  The  prophet  thus  reaches  a  unitary  conception 
ofthe  religious  dcvelopment  of  mankind.  Ile  knew  very  little  of  religious 
histor)',  but  such  facts  as  had  come  to  his  knowledge  he  worked  up 
into  a  unity,  the  essential  point  in  which  was  the  revelation  of  an 
absolute  and  universal  s)'stem  of  faith  and  life.  Amid  certain  fluc- 
tuations  of  statement  this  is  the  prevailing  tone  of  the  Koran,  and 
it  has  ev^er  been  the  creed  of  Islam.  Mohammed  maintained  that 
the  Koran  was  sent  down  to  him  from  God  (97,  i ;  ^6,  23)  by  the 
holy  spirit  (16,  104),  a  revelation  from  the  Lord  of  the  worlds  (69,43), 
sent  as  a  mercy  to  the  worlds  (21,  107),  not  only  to  men  but  also 
to  jinn  (72,  I ;  46,  28).  Being  the  word  of  God,  it  was  always  with 
God;  the  dogma  of  the  eternity  of  the  Koran,  though  not  distinctly 
forraulated  tili  later,  is  contained  implicitly  in  the  book  itself.  Mo- 
hammed (16,  105  and  elsewhere)  laj's  stress  on  the  fact  that  it  was 
composed  in  Arabic,  but  this  in  no  wise  hindered  his  opinion  that 
it  was  intended  for  all  men  —  he  gave  small  thought  in  his  Propa- 
ganda to  such  questions  as  the  differences  of  language  in  different 
nations.  He  sent  letters  to  all  the  rulers  of  the  world  known  to  him, 
summoning  them  to  recognize  him  as  the  Apostle  of  God  and  em- 
brace  the  faith  of  Islam. 

After  Mohammed's  death  the  Islamic  world  held  firml}'  to  the 
conception  of  absolute  law.  The  four  great  orthodox  schools  of 
Interpretation,  diftering  in  some  details,  agreed  in  accepting  the  Koran 
as  the  ultimate  rule  of  life.  The  law-books  and  the  coUections  of 
traditions  vvere  in  theor}'  simply  elucidations  of  the  Torah.  All  poli- 
tical  parties,  Harejites  and  Alyides,  partisans  of  Ommeyads  and 
Abbassides,  appealed  in  support  of  their  pretensions  to  the  word  of 
God  as  announced  by  the  Prophet.  The  Motazelite  movement,  with 
the  philosophy  of  the  time  on  its  side,  and  backed  by  some  of  the 
Califs,  passed  away  and  left  hardly  an  appreciable  trace  on  Moslem 
thought.  Al-Ashari,  called  the  mediator  between  the  old  and  the 
new,  did  little  more  than  re-affirm  the  ancient  orthodox  viewV  He 
employed  the  dialectic  method  of  the  rationalistic  writers,  but  he 
repeated  in  substance  the  dicta  of  his  master,  Ibn  Hanbai,  the  most 
literalistic    of  the    great    doctors.     If  he   made   concessions  in   favor 


I    Mehren,    Reforme    de    rislamisme,    Leiden,    1878;     SPITTA,     Zur    Geschichte 
AhiH-Hasa7i  Al-Asans,  Leipzig,  1876;  Steiner,  Die  Mu^ taziliien,  Leipzig,  1865 

51* 


804  Crawford  H.  Toy,  The  Semitic  Conception  of  Absolute  Law.  [8 

of  human  freedom,  he  affirmed  with  distinctness  the  absolute  supre- 
macy  of  the  divine  will,  the  eternity  of  the  Koran,  and  its  sufficiency 
for  all  human  life.  This  has  remained  the  received  doctrine  of  Islam 
to  the  present  day. 

The  absolute  law  of  the  Jews  and  Moslems  is  an  external  one, 
imposed  on  man  from  without  by  a  superhuman  Power;  it  Stands  in 
contrast  with  the  Greek  conception  of  an  inward  law  that  is  part  of 
man's  nature.  This  contrast  must  not  be  pushed  too  far:  Greek 
thought  recognized  an  outward  law,  and  Semitic  thought  an  inward 
law.  But  the  stress  was  different  in  the  two  cases,  and  the  resultant 
creations  different.  It  is  the  Semites  that,  by  formulating  and  practic- 
ally  applying  the  conception  of  an  external  absolute  moral  and 
religious  law,  have  made  it  a  part  of  the  mental  furniture  of  the 
Western  world;  and  the  Greeks  have  done  the  same  thing  for  the 
inward  law,  The  two  conceptions  are  to  be  regarded  not  as  ant- 
agonistic  but  as  complementary  one  to  the  other.  Individual  freedom 
and  external  control  are  both  of  them  necessary  to  the  development 
of  human  life,  and  neither  can  exist  in  perfect  shape  without  the  other. 


Petrusanekdoten 
und  Petruslegenden  in  der  Apostelgeschichte. 

Von 
Wilhelm  Soltau. 


ie  Zahl  der  über  den  Apostel  Petrus  verbreiteten  Erzählungen 
ist  sehr  groß.  Mehr  und  mehr  laufen  die  einzelnen  Sagen- 
bäche zu  größeren  Strömen  zusammen  und  vereinen  sich 
endlich  zu  einem  Sagenmecr,  welches  alle  Ufer  und  Grenzen 
geschichtlichen  Tatbestandes  zu  überfluten  imstande  gewesen  ^st^ 

Viel  kommt  daher  darauf  an,  aus  diesem  Sagengewoge  diejenigen 
Elemente  auszuscheiden,  welche  alt  sind  und  einen  relativ  historischen 
Ursprung  haben,  wenigstens  an  wirkliche  Vorgänge  aus  Petrus'  Leben 
anknüpfen.  Denn  wenn  auch  diesen  Vorgängen  selbst  keine  historische 
Bedeutung  im  eigentlichen  Sinne  zukommt,  so  wird  es  doch  durch 
eine  solche  Scheidung  möglich,  Echtes  und  Willkürlich-Erfundenes 
schärfer  zu  sondern  und  einen  Einblick  zu  gewinnen  in  die  ursprüng- 
lichen, höchst  einfachen  Zustände  der  ältesten  Christenheit. 

Zur  Unterscheidung  von  der  Legendenbildung  späterer  Gene- 
rationen soll  hier  zunächst  von  Petrusanekdoten  gehandelt  werden. 
Unter  Anekdoten  versteht  man,  im  Gegensatz  zu  reinerfundenen 
Sagen  oder  Legenden,  solche  kürzere  Erzählungen,  welche,  an  einen 
historischen  Vorgang,  an  ein  bedeutsames  Wort  eines  angesehenen 
Mannes  anknüpfend,  diese  in  pointierter  Form  und  in  einer  das  sub- 
jektive   Urteil    des    Erzählers    verratenden    Weise    nacherzählen.     Der 


I  Vgl.  Lipsius,  Apostellegenden,  3  BB. 


8o6  Wilhelm  Soltau  [2 


historische  Kern  ist  für  die  eigentliche  Anekdote  ebenso  wesentlich, 
wie  die  subjektive  Färbung  der  Darstellung  oder  eine  subjektive  Ab- 
sicht des  Erzählers. 

Solcher  kurzen  Anekdoten,  welche  z.  T.  noch  die  Kennzeichen 
der  historischen  Wirklichkeit  an  sich  tragen  und,  nur  wenig  umge- 
staltet, an  wirkliche  Vorgänge  aus  Petrus'  Leben  anknüpfen,  gibt  es 
eine  kleinere  Anzahl  auch  in  der  Apostelgeschichte.  Dieselben  unter- 
scheiden sich  scharf  von  den  mancherlei  andern  phantastischen 
Wundererzälilungen,  welche,  ehe  sie  schriftlich  fixiert  wurden,  bereits 
eine  längere  Tradition  durchgemacht  haben. 

Es  sind  vor  allem  ^: 

1.  Die  Heilung  des  gichtbrüchigen  Aeneas  9,  32—35  (verwandt 
Mark.  2,  i  f ). 

2.  Die  Erweckung   der  Tabea  9,  36 — 43   (Gegenstück  zu   Mark. 

5,  36—43)- 

3.  Die    Bekehrung    des    Cornelius   in    ihrer    einfachen   Urgestalt 

10,  I — 8;  10,  22 — 26;  10,  48,  ohne  die  tendenziösen  Beimischungen 
über  die  Aufnahme  der  Heidenchristen  durch  Petrus  (ein  Seitenstück 
zum  Hauptmann  von  Kapernaum). 

4.  Die  Heilung  des  Lahmen  3,  i  — 10  mit  dem  Abschluß  4,  i — 4^ 
(verwandt  mit  der  auf  älterer  Tradition  beruhenden  Lahmenheilung 
Joh.  5,  if.). 

5.  Simon  Petrus  und  Simon  Magus  8,  14 — 25  (verwandt  mit  den 
Mark.  3,  28 — 29  ausgesprochenen  Anschauungen). 

Diese  fünf  Erzählungen  tragen  einen  so  schlichten  Charakter  an 
sich,  daß  eine  tendenziöse  Erfindung  ausgeschlossen  ist;  z.  T.  würde 
man  gar  nicht  einmal  einsehen  können,  wie  derartiges  willkürlich  er- 
funden sein  sollte.  Damit  soll  nun  noch  nicht  ihr  völlig  historischer 
Charakter  betont  werden,  sondern  nur  soviel:  diese  Berichte  beruhen 
auf  wirklichen  Erlebnissen  des  Apostels  Petrus,  mögen  sie  nun  im 
einzelnen  durch  die  Tradition  hie  und  da  modifiziert  oder  nach  dem 
Vorbild  ähnlicher  Vorgänge  aus  Jesu  Leben  umgestaltet  sein. 

Die  Heilung  des  Aeneas  zu  Lydda  (9,  32  f.),  der  acht  Jahr  auf 
seinem  Bett   gelegen:   wer   hätte   diesen    einfachen  und  doch  so    er- 


^  Diese  drei  ersten  Erzählungen  sind  in  Acta  noch  jetzt  miteinander  kom- 
biniert überliefert;  sie  bildeten  mit  der  kurz  vorhergehenden  vierten  (8,  14 — 25) 
offenbar  Teile  eines  zusammenhängenden  apostolischen  Reiseberichts,  dem 
3,  I  — 10  als  Einleitung  passend  vorangestellt  war 


3]  Petrusanekdoten  und  Petruslegenden  in  der  Apostelgeschichte.  807 

greifenden  Vorgang  frei  erfinden  können!  Daß  ein  heidnischer  Haupt- 
mann, welcher  von  Petrus'  Wirksamkeit  gehört,  sicli  nach  der  Predigt 
des  Petrus  gesehnt,  und  daß  ein  gewisser  Simon  seinem  Namensvetter 
Simon  Petrus  die  Geistesgaben  um  Geld  habe  abkaufen  wollen:  das 
sind  Vorgänge,  welche  gewiß  nicht  nach  Erfindung  aussehen. 

Besonders  zugunsten  einer  solchen  Tradition  spricht  ferner,  daß 
diese  Petrusanekdoten  in  der  Schlichtheit  der  Darstellung  wie  inhalt- 
lich den  kurzen  Erzählungen  aus  dem  Anfang  des  Markusevangeliums 
entsprechen  (i,  16 — 3,  5;  3,  20 — 4,9).  Diese  werden  wohl  mit  Recht 
als  Petruserzählungen  ^  bezeichnet,  und  selbst  wenn  sie  nicht  direkt 
dem  Petrus  entstammen  sollten  ^  so  doch  sicherlich  jenem  Jüngerkreis, 
w^elcher  Augenzeuge  der  Vorgänge  war. 

Die  Erzählung  vom  gichtbrüchigen  Aeneas  (Act.  9,  32)  ist  ein 
vortreft"liches  Gegenstück  zu  Mark.  2,  i — 12.  Auch  beim  Aeneas  ist 
zuerst  das  geistige  Heil  (iärai  cre  'lri(Toü(g  Xpioiöc,)  vorangestellt  (Mark. 
2,  5),  dann  folgt  das  dvacririöi  Kai  (TTpüjcrov  (TeauTÜj  (Mark.  2,  1 1  efeipe, 
dpov  TÖv  Kpdßaiöv  crou),  endlich  die  plötzliche  Wirkung  Kai  euOeiuq 
dvecTin  (Mark.  2,  12  Kai  nTepö'l  Kai  euOuq  dpaq  töv  Kpdßaiov  egfjXOev), 
sowie  die  ähnliche  Schilderung  des  Eindrucks  auf  die  Umgebung. 

Die  Erweckung  der  Tabea  ist  ebenfalls  ein  volles  Seitenstück 
zur  Erweckung  von  Jairi  Tochter  (Mark.  5,  21  f).  Man  vergleiche 
namentlich  die  schließliche  Erweckung 

Act.  9,  40  1  Mark.  5,  40 


eKßaXiüv  öe  eSuj  Tidviaq  6  TTeTpoi; 
Kai  Geiq  id  Tovara  TTpocriiuSaTO, 
Kai  eTTiCTTpevpaq  Trpöq  tö  crüuiua 
eiTiev  TaßiGd  dvdcrTri6i , . .  hohe,  he 
auTf]  x^ipa  dvedTiicrev  auniv. 


auTÖq  bk  eKßaXujv  TravTa-;  —  — 
eicnropeueTai,  öttou  iiv  tö  Traiöiov 
Kai  Kpaiiicraq  Tf\q  x^^po<;  toö  Tiai- 
öiou  Xe-fei  auTf)-  taXiOd  kol!|u,  ö 
eaxi  ineGepiunveuöiaevGV  •  tö  Kopd- 
criov,  (Joi  Xcfuj,  eYe'Pt-  Kai  eu0u^ 
dvecTT»!  TÖ  Kopdöiov. 

Mehrfache  verwandtschaftliche  Beziehungen  bestehen  auch  zwischen 
Act.  3,  I  — 10  und  Joh.  5,  i  f .  Beide  Kranke  sind  ihr  lebelang  ge- 
lähmt gewesen  (Act.  3,  2;  Joh.  5,  5:  38  Jahre  lang  krank),  in  beiden 


1  Vgl.  V.  Soden,  Das  Interesse  des  apostolischen  Zeitalters  an  der  evang.  Geschickte 
(1897);  H.  Wendt,  Die  Lehre  Jesu,  S.  35 f.;  SoLTAU,  Unsere  Evangelien,  ihre  Quellen 
icnd  ihr  Quelleinveri,  S.   34,  85  f. 

2  Vgl.  Wendling,  Ur-Marcus,  .S.  4  f. 


8o8  Wilhelm  Soltau  [4 

Fällen  fand  darüber  eine  Verfolgung"  seitens  der  Juden  statt,  in  beiden 
ein  weiteres  Gespräch  im  Tempel  (Job.  5,   14  wie  Acta  3,  8). 

Unzweifelhaft  ist  ferner,  daß  Acta  8,  20 — 24  unter  dem  Banne 
des  gewaltigen  Verdammungsurteils  von  Mark.  3,  28  steht:  „Wahrlich, 
ich  sage  euch,  alle  Sünden  werden  vergeben  den  Menschenkindern, 
auch  die  Gotteslästerung,  damit  sie  Gott  lästern.  Wer  aber  den 
heiligen  Geist  lästert,  der  hat  keine  Vergebung  ewiglich,  sondern  ist 
schuldig  des  ewigen  Gerichtes."  Nur  so  ist  es  erklärlich,  daß  Simon 
Magus,  während  ihn  Petrus  8,  22  selbst  auffordert:  „bitte  Gott,  ob  dir 
vergeben  werden  möchte  die  Tücke  deines  Herzens",  verzweifelnd 
ausruft  (8,  24):  öeii0riTe  u)ueT^  uTr^p  ejUoO  irpö?  tov  Kupiov,  öttuj^  \xr\bkv 
eireXGri  err'  ejue  iLv  eipiiKaie.  Diese  Bitte  ist  allein  aus  dem  vorher- 
gehenden nicht  verständlich.  Es  war  dem  Simon  ja  gar  keine  schwere 
Strafe  ausgesetzt.  Nur  mit  Bezug  auf  die  Doktrin  bei  Mark.  3,  28 
konnte  er  sich  eo  ipso  zu  den  Verdammten  zählen. 

Vielleicht  könnte  aber  ein  kritischer  Geist  gerade  diese  Ähnlich- 
keiten bedenklich  finden  und  in  den  Petrusanekdoten  nur  Nach- 
bildungen der  Markusperikopen  vermuten. 

Gewiß  mit  Unrecht! 

Derartige  Missionsreisen  des  Petrus  von  Jerusalem  nach  Samaria, 
Lydda,  Joppe  und  Cäsarea,  solche  Personen,  wie  den  lahmen  Aeneas, 
die  todkranke  Tabea,  wie  den  Hauptmann  Cornelius  erfindet  man 
nicht.  Die  Motive  sind  so  einfacher  Art,  das  Wunderbare  ist  so 
wenig  hervorgekehrt,  daß  es  eine  lahme  Hyperkritik  wäre,  hier  den 
historischen  Untergrund  zu  verkennen. 

Alle  diese  Berichte  sollen  Zeugnis  geben  von  den  W^irkungen, 
welche  der  heilige  Geist  durch  Petrus'  Hand  hervorgebracht  hat.  Das 
Wort  Petri  3,  6  ist  gleichsam  die  Devise  des  Ganzen:  „Silber  und 
Gold  habe  ich  nicht;  was  ich  aber  habe,  das  gebe  ich  dir:  im  Namen 
Jesu  Christi  von  Nazareth  stehe  auf  und  wandle!"  Der  heilige  Geist 
ist  die  Kraft,  durch  welche  der  Lahme  wie  der  Gichtbrüchige  geheilt 
und  Tabea  erweckt  wird;  der  heilige  Geist  ist  es,  der  dem  Cornelius 
zuteil  ward,  während  er  dem  Simon  Magus  vorenthalten  wurde. 

Der  Bericht,  welcher  die  Heilwunder  einfachster  Art,  Beseitigung 
hysterischer  Lähmungen^  und  Erweckung  von  Scheintod,  darbietet, 
ist  im  übrigen  durchaus  schlicht  gehalten;  nur  ist  der  Berichterstatter 


I  Vgl,  Soltau,  //a/  Jesus  Wunder  getan?  (Dieterich   1903)  S.  60 — 79 


5]  Petrusanekdoten  und  Petruslegenden  in  der  Apostelgeschichte.  809 

überzeugt,  da(i  der  heilige  Geist  sich  bei  ihnen  in  augenfälliger  Weise 
auf  die  Begnadeten  herablasse. 

Die  Verwandtschaft  zwischen  den  Petrusanekdoten  und  den  Evan- 
gelienperikopen  findet  ihre  einfachste  und  völlig  zutrefiende  Erklärung 
darin,  daß  hier  wie  dort  Petrus  und  Jünger  seiner  Umgebung  die  Be- 
richterstatter gewesen  sind.  Die  verwandten  Vorgänge  erzählten  sie 
mit  der  gleichen  schlichten  Wahrheitsliebe,  aber  auch  mit  demselben 
gläubigen  Gemüt,  mit  ähnlichem  Kolorit  und  —  wie  das  bei  ver- 
wandten Vorgängen  mit  anekdotenhafter  Pointe  zu  geschehen  pflegt  — 
hie  und  da  auch  unter  Herübernahme  einiger  Züge  aus  der  ent- 
sprechenden Erzählung.  Dabei  ist  gar  nicht  einmal  gesagt,  daß  die 
größere  Originalität  bei  Markus  vorhanden  sein  müsse.  Similia  simili- 
bus  —  weiter  läßt  sich  hierbei  für  das  kritische  Auge  nicht  vordringen. 

Es  bedarf  keiner  ausführlichen  Begründung,  daß  und  weshalb  die 
Aufzeichnung  dieser  Petrusanekdoten  schon  in  eine  ziemlich  frühe 
Epoche  fallen  muß.  Ohne  diese  Annahme  würde  es  schwer  erklärlich 
sein,  daß  dieselben  sich  so  unversehrt  erhalten  hätten.  Das  zeigt 
weiter  auch  die  äußerliche  Art  und  Weise,  wie  diese  Anekdoten  später- 
hin aus  einem  andern  Zusammenhang,  aus  einer  altern  Quelle  in  eine 
ihnen  ganz  fremde  Umgebung  eingeschoben  sind. 

So  zunächst  die  Erzählung  von  Simon  Magus.  Nach  8,  13  war 
auch  er  gläubig  geworden,  nach  8,  14 f.  dagegen  hatte  er  keinen  An- 
teil an  dem  Worte  Gottes.  Der  erste  Vorfall  ist  in  eine  kleine  Stadt 
von  Samaria  (8,  8  iv  if)  iroXei  eKeivri)  gesetzt,  dieser  nach  Samaria  selbst. 
Dieser  letztere  zerteilt  die  Philippusepisode  in  zwei  Hälften  und  zeigt 
auch  dadurch  seine  anderweitige  Herkunft. 

Der  zweite  größere  Einschub  9,  32 — 10,  8  folgt  unmittelbar  und 
ganz  unvermittelt  nach  Pauli  Bekehrung,  ist  offenbar  also  auch  aus 
einem  andern  Zusammenhang  hier  eingeschoben.  Die  Erzählung  von 
Cornelius  ist  jetzt  mit  dem  Gesicht  des  Petrus  kombiniert,  ohne  daß 
die  klaffenden  Widersprüche  beider  Berichte  ausgeglichen  wären. 
Nach  10,  47  taufte  Petrus  den  Cornelius  mit  Familie,  nachdem  und 
weil  sie  bereits  den  heiligen  Geist  empfangen  hatten:  „Mag  auch 
jemand  das  Wasser  wehren,  daß  diese  nicht  getauft  werden,  die  den 
heiligen  Geist  empfangen  gleich  wie  wirr"  Nach  der  Erzählung  vom 
Gesichte  Petri  wäre  er  unmittelbar  durch  eine  göttliche  Vision  dazu 
veranlaßt  worden. 

Vor  allem  aber  ist  der  Gegensatz  ersichtlich  zwischen  den  früheren 


SlO  Wilhelm  Soltau  [6 

Berichten  über  die  Heilung  des  Lahmen,  welche  mit  4,  36 — 37  ab- 
schließen, und  5,  I  f.  Die  Erzählung  von  Ananias  und  Sapphira 
(5,  I  f.)  ist  nur  bei  der  Annahme  eines  strengen  Kommunismus  er- 
klärlich, während  die  in  dem  früheren  Bericht  erwähnte  Freicfebicrkeit 
des  Barnabas  als  eine  —  zwar  nicht  seltene  —  Ausnahme  lobend 
hervorgehoben  wird.  In  der  alten  Quelle  war  die  brüderliche  Liebe 
und  gegenseitige  Unterstützung  hervorgehoben.  Erst  der  jüngere 
Bericht  sprach  von  vollem  Kommunismus  (so  2,45;  4,  32^;  5,  i — 10). 

Es  darf  also  wohl  als  erwiesen  gelten,  daß  eine  kurze  Sammlung 
von  Petrusanekdoten  schon  frühzeitig  bestanden  hat.  Dieselben  schil- 
derten die  Macht  des  heiligen  Geistes,  durch  welche  Petrus  Wunder 
getan  und  so  das  Evangelium  von  Jerusalem  nach  Samaria,  von  dort 
nach  Lydda,  Joppe  und  Cäsarea  gebracht  hatte. 

Eine  solche  Sammlung  haben  übrigens  die  weiteren  Erzählungen 
der  Apostelgeschichte  über  Petrus,  welche  sein  Wirken  in  ungeschicht- 
licher, in  legendenhafter  Weise  ausgeschmückt  haben,  geradezu  zur 
Voraussetzung.  Ohne  daß  jene  schriftlich  fixiert  gewesen  wären, 
hätten  sich  diese  einerseits  schwerlich  so  nahe  mit  den  Petrusanek- 
doten berühren,  andrerseits  nicht  dieselben  so  sagenhaft  weiterent- 
wickeln können.  Trotz  aller  Abweichungen  nämlich  zeigen  doch  die 
weiteren  Apostelsagen  in  Acta  i — 12'  unzweifelhaft  vielfache  Bezie- 
hungen zu  jener  älteren  Sammlung  von  Petrusanekdoten. 

Das  zeigen  namentlich  folgende  Fälle: 

1.  Die  dreimalige  Gefangennahme  Petri  und  seine  Er- 
rettung beruht  auf  offenbaren  Dubletten,  auf  Ausmalungen  eines  ein- 
fachen Vorganges.  In  der  einfachsten  Form  der  Grundschrift  tritt 
sie  4,  I — 4a  auf.  Dagegen  sind  in  5,  17 — 25  und  12,  13  f.  wunderbare 
Vorgänge  und  Engelerscheinungen  mit  ihr  verbunden^ 

2.  Die  allmähliche  Steigerung  von  christlicher  Nächstenliebe  bis 
zum  Kommunismus  zeigt  gleichfalls,  daß  die  Sage  eine  größere  Zeit- 
strecke durchschritten  hatte,  und  dementsprechend  auch  die  Berichte 
von  4,  4 f.  bis  5,  10.  Zuerst  wird  die  brüderliche  Liebe  allgemein  be- 
tont, in  4,  35  der  einmalige  freiwillige  Akt  christlicher  Liebe  erwähnt; 
später  wird  daraus  dann  ein  theoretischer  Kommunismus ^  der  streng- 


1  Natürlich  abgesehen  von  der  Episode  Stephanus-Paulus,  welche  ja  eine  andere, 
eine  bessere  Herkunft  hat 

2  Vgl.  über  diese  beiden  späteren  Errettungen  unten  S.  812 

3  Einen  solchen  antizipiert  bereits  2,  44^  4,  32  f. 


7]  Petrusanekdoten  und  Petruslegenden  in  der  Apostelgeschichte.  Sil 

sten    Art.     Selbst    bei    einer    geringen  Veruntreuung   treten    in    dem 
zweiten  Bericht  (5,   i  f.)  die  schärfsten  göttlichen  Strafen  ein. 

3.  Nicht  minder  ist  die  Weiterführung  der  älteren  Erzählung  vom 
Lahmen  (3,  i  —  lO;  4.  i — 3;  4,  21 — 22)  zu  beachten.  Die  mehrfache 
Abhaltung  des  Rates  (neben  4,  i  sowohl  4,  15 — 20  als  5,  17 — 18; 
5,  27  f.)  beruht,  wie  erwähnt,  auf  Dubletten   in  der  Berichterstattung. 

4.  Dali  die  Erzählungen,  wie  Philippus  den  Simon  Magus  und 
den  Kämmerer  aus  dem  Mohrenland  getauft  hat,  längere  Zeit  hin- 
durch im  Volksmunde  weiter  erzählt  sind,  ehe  sie  schriftlich  fixiert 
wurden,  ist  gleichfalls  wahrscheinlich.     Und  gleiches  ist 

5.  auch  über  die  Erzählung  von  dem  Gesichte  des  Petrus  zu 
sagen,  durch  welche  die  einfache  Corneliusanekdote  eine  so  phan- 
tastische Umgestaltung  erfahren  hat. 

Noch  ein  anderer  wichtiger  Gegensatz  zwischen  jenen  früheren 
Anekdoten  und  den  späteren  Erzählungen  ist  beachtenswert.  Auf  die 
Fassung  der  Petrusanekdoten  hat  keine  sonstige  Sagenbildung  Einfluß 
ausgeübt,  wohl  aber  ist  dies  der  Fall  hinsichtlich  der  Fassung  der 
Petrus-L  e  g  e  n  d  e  n. 

Während  der  eigentliche  Verfasser  von  Acta  in  Sprache  und 
Formulierung  der  Erzählung  reichliche  Anklänge  an  Joscphus  aufweist 
und  zweifellos  mit  den  Schriften  des  Josephus  wohl  vertraut  war,  sind 
die  Petruslegenden  ^  inhaltlich  nicht  von  Josephus  selbst,  wohl  aber 
von  der  jüdischen  Tradition  abhängig,  auf  welche  des  Josephus' 
Erzählungen  zurückgingen.  Sie  stellen  also  eine  Kombination  von 
ursprünglichen  Petrusanekdoten  mit  jüdischen  Sagenelementen  dar. 
Schon  die  Himmelfahrt  Christi  i,  9 — 1 1  ist  nahe  verwandt  der  Ent- 
rückung des  Mose  durch  eine  Wolke,  wie  sie  die  jüdische  Tradition 
erzählt,  welche  Josephus  Ant.  IV,  8,  48  bietet.  Hier  hat  aber  mög- 
licherweise eine  direkte  Entlehnung  aus  Josephus  stattgefunden.  Da- 
gegen ist  das  nicht  möglich  bei  der  Erzählung  8,  26  f.  —  Das  Grund- 
motiv der  Philippuslegende  ist  dasselbe  wie  in  der  Erzählung  von 
Itaces  (Joseph.  XV,  2,  3),  aber  eine  direkte  Herübernahme  ist  hier 
ausgeschlossen.  Mehrere  Einzelheiten,  so  das  Forschen  in  der  Schrift, 
der  plötzliche  Übertritt  (hier  durch  Beschneidung,  dort  durch  Taufe) 
sind    ähnlich    und    zeigen,    wie    die    Philippussage    von    der  jüdischen 


I  D.  h.  Acta  I,  13—26;  5,  1  —  16;  5,  17—28;  8,  5  —  13;  8,  26—40;  10,  9— 20; 
12,  I  f.  Es  ist  also  hier  bei  den  Fetruslegenden  auch  die  Erzählung  von  Philippus 
Acta  8,  5 — 13;  8,  26 — 41  mit  eingerechnet  worden 


8l3  Wilhelm  Soltau  [8 

Tradition  beeinflußt  ist.  Die  volkstümliche  Sagenbildung  in  der 
Philippuserzählung   zeigt   sich   übrigens    auch  in  dem  Abschluß  8,  40. 

Ein  gleiches  ist  von  dem  Bericht  über  Ananias  und  Sapphira  zu 
sagen.  Die  Beziehungen  zu  einer  älteren  jüdischen  Tradition  werden 
auch  hier  schwerlich  abzuleugnen  sein.  Es  ist  dieses  Gericht  über 
die  Gottlosigkeit  eine  Potenzierung  des  Strafgerichts,  welches  nach 
dem  viel  älteren  Reisebericht  den  Elymas  trifft  (13,  6 — 12).  Daß 
Saulus  in  Cypern  war,  und  daß  dort  der  Landvogt  Sergius  auf  ihn 
und  Barnabas  aufmerksam  geworden  ist,  wird  historisch  sein,  und 
jedenfalls  ist  ihm  auch  dort  Elymas,  der  als  Zauberer  galt,  gegenüber- 
getreten. Dessen  Erblindung  wurde  von  den  Frommen  als  Finger 
Gottes  gedeutet.  Was  hier  aber  noch  innerhalb  der  Grenzen  des 
Möglichen  überliefert  ward,  das  ist  in  der  Bestrafung  des  Ananias 
verzerrt,  ja  bis  zum  Widerwärtigen  ausgestaltet  worden. 

Das  Gesicht  des  Petrus  ist  gleichfalls  nicht  direkt  aus  Josephus 
entnommen,  wohl  aber  enthält  es  manche  Züge,  die  stark  an  den 
Erzählungsstofif  von  Josephus,  d.  i.  an  die  jüdische  Tradition  erinnern, 
wie  das  Krencker  {Joseplnis  7tiid  Lukas,  S.  198)  zu  dieser  Stelle 
gezeigt  hat. 

Endlich  finden  sich  in  Acta  12  zahlreiche  Beziehungen  zu  der 
bei  Josephus  enthaltenen  Tradition,  ohne  daß  diese  selbst  direkt  das 
Vorbild  gebildet  hat.  Im  Gegenteil:  die  Formulierung  ist  im  einzelnen 
durchaus  selbständig  und  keineswegs  überall  schlechter  in  Acta  als 
bei  Josephus.  ZelLER  {Die  Apostelgescliichte,  S.  144)  hat  wenigstens 
treffend  gezeigt,  daß  die  Errettung  des  Petrus  aus  der  Gefangenschaft 
im  12.  Kapitel  auf  historischer  Grundlage  beruhe,  wenn  sie  auch  im 
einzelnen  sagenhaft  ausgestaltet  ist.  Sie  steht  ja  in  Verbindung  mit 
der  Nachricht  von  der  Hinrichtung  des  älteren  Jakobus,  die  schlicht 
und  ohne  mythische  Beimischung  12,  i — 3  erzählt  ist,  und  es  hat  „alle 
Wahrscheinlichkeit  für  sich,  'daß  in  der  späteren  Zeit  (d.  i.  nach  42) 
ein  Einschreiten  jüdischer  Behörden  gegen  die  Häupter  der  jerusale- 
mischen Gemeinde  vorgekommen  ist."  Der  damaligen  Verhaftung 
des  angesehensten  der  Apostel  und  seiner  vom  christlichen  Stand- 
punkt unerwartet  erscheinenden  Befreiung  liegt  ein  wirkliches  Faktum 
zugrunde,  während  die  frühere  Befreiung  des  Petrus  durch  einen  Engel 
nur  eine  Dublette  ist,  welche  m  die  Vorgänge  gleich  nach  Christi 
Tod  nicht  hineingehört.  Im  einzelnen  ist  natürlich  der  Bericht  von 
12,  4  f.  auch  voll  von  mythischen  Elementen,  welche  wohl  nach  dem 


9]  Petrusanekdoten  und  Petruslegenden  in  der  Apostelgeschichte.  8l 


0 


Vorbild  von  Pauli  sagenhafter  Befreiung  aus  dem  Kerker  von  Philipp! 
(i6,  25  f.)  gestaltet  sind. 

Das  wichtigste  Beispiel  einer  Beeinflussung  der  Petraslegenden 
durch  die  jüdische  Tradition,  wie  sie  vor  Joscphus  im  Umlauf  war, 
ist  Acta  2,  I,  die  Pfingstgeschichte.  Abgesehen  von  einigen  An- 
klängen an  die  paulinische  Theorie  vom  Zungenreden  finden  sich  die 
wesentlichen  Eigentümlichkeiten  des  Pfingstberichtes  schon  bei  Philo 
de  decalogo  9,  11'.  Wie  bekannt,  war  das  Fest  der  Wochen  bei  den 
Juden  das  Gedenkfest  der  Gesetzgebung  Gottes  auf  dem  Sinai.  Von 
ihr  sagt  Philo  an  jener  Stelle:  „Ich  glaube,  dal5  zu  jener  Zeit  Gott 
ein  allerheiligstes  Wunder  geschaffen  hat,  indem  er  eine  unsichtbare 
Stimme  in  der  Luft  entstehen  ließ  .  .  .  welche  die  Luft  in  Schwin- 
gungen versetzend  und  sie  zu  Feuer  wie  lauter  Flammen  ver- 
wandelnd, wie  ein  Windhauch  durch  eine  Posaune  eine  solche 
artikulierte  Rede  von  sich  gab,  dalJ  sie  den  Fernsten  wie  den 
Nächsten  in  gleicher  Weise  hörbar  erschien  .  .  .  Die  Stimme  aus 
der  Mitte  des  vom  Himmel  herabstürzenden  Feuers  ertönte  nun  aufs 
Erschrecklichste,  wobei  sich  die  Flamme  zu  der  Sprache  um- 
bildete, welche  den  Hörern  vertraut  war"^  Hier  haben  wir  also 
am  50.  Tage  nach  Ostern,  d.  h.  am  Tage  der  Gesetzgebung,  „das 
Brausen  vom  Himmel  als  eines  gewaltigen  Windes"  (2,  2),  „das  Zer- 
teilen in  Zungen  wie  von  Feuer"  (2,  3).  Wie  bei  Philo  „hörte  ein 
jeglicher  seine  eigene  Sprache  reden"  (2,  6). 


1  Ed.  CoHN  und  Wendland,  S.  276:  'AXXd  ye  Moi  boKei  kot"  ^kgTvov  töv 
Xpövov  iepoTTpenearaTÖv  ti  6ai),uaToupYnöai  (seil,  ö  Öeög  KeXeüaaq  fixov  döparov 
^v  depi  bnnioupTnö'lvai,  irdvTuuv  opYcivujv  6au|aaönJLiTepov,  äpuoviai«;  xeXeiaii;  npiaoa- 
ILievov,  oÜK  avpuxov  dXX'  oub'  ^k  oibiaatoc;  Kai  vyuxnq  Tpöirov  Zujov  öuveatriKÖTa, 
dXXd  MJUxnv  XoTiKtiv  ävd-rrXeuu  aacpriveiaq  Kai  xpavÖTrixoc,  r|  xov  ddpa  oxriiiaxiaaaa 
KOI  ^TTixeivaaa  Kai  -rtpö^  itöp  qpXoYoeib^q  |uexaßaXoiJaa  KaGdirep  irveOi-ia  bid  odXiriYTO? 
cpujviiv  xoaaüxtiv  gvapöpov  ii.rwx\Qi.v,  üjq  xoTq  epfiöxa  xoü<;  TToppuJxdxuj  kox'  laov 
äKpoäaÖai  boKeiv.  'Avepüjnujv  |uidv  ^äp  ai  (puuvai  irpö?  iu)]kioxov  duoxeivöjievai 
-rrecpÜKaaiv  dEaöGeveiv,  dj?  öpibiiXou<;  xoT<;  luaKpdv  dcpeüxriKÖoi  nn  TiveöGai  xdq  dvxi- 
XrmJ€i?  xai;  eireKxdaeaiv  ^k  xoü  Kax'  öXi^ov  duaupou|ieva<;,  dneibri  Kai  xd  öp-fava 
qpGapxd-  xt^v  be  KeKaivoup'fim^'V'lv  qpuuvriv  ^Timveouaa  GeoO  buvajaiq  nYeipe  kui 
^lujTTÜpei  Kai  dvaxeouaa  irdvxr)  xö  xdXo(;  xfic;  dpxnq  dTT^9aive  xnXauT^axepov,  ÖKonv 
^xepav  TToXü  ßeXxiuu  ir\c,  bi'  ujxujv  xaT?  iKdoxmv  HJUxaT^  dvxiGeiaa 

2  Sehr  wichtig  ist,  was  Arnold  Meyer,  dem  ich  das  Zitat  Philo's  ver- 
danke, hervorhebt,  daß  nach  Ansicht  der  Rabbinen  „jedes  Wort,  das  aus  dem  Munde 
der  Kraft  hervorging,  sich  in  70  Zungen  oder  Spracheu  gespaltet  habe",  „damit  jedes 
Volk  Gottes  Stimme  in  seiner  Sprache  höre«.  Vgl.  meine  Schrift  Himmelfahrt  und 
Pfingsten  (Dieterich,   1905),  S.   10  f.  und  Meyer,  Die  Auferstehung  Christi  S.    192 


8 14  Wilhelm  Soltau  [lO 

Das  Ergebnis  dieser  Untersuchung  ist  scheinbar  geringfügig,  und 
doch  liegt  in  ihm  eine  Lösung  des  Problems,  wie  die  Apostelgeschichte 
entstanden  ist. 

Der  Verfasser  von  Acta,  welcher  die  Lukasschrift  über  „Pauli 
Missionsreisen"  bei  Ausarbeitung  der  Apostelgeschichte  bereits  vorfand, 
sie  erweitert  und  umgearbeitet  hat,  kannte  daneben  eine  kleine  Schrift 
von  „Petrusanekdoten",  welche  die  Wirkungen  des  heiligen  Geistes 
in  Petri  Wundertaten  schilderte.  Dieselbe  begann  wohl  mit  einer  kurzen 
Erwähnung  des  einmütigen  Zusammenwirkens  der  Apostel;  es  wurden 
in  ihr  dann  die  Heilung  des  Lahmen,  Petri  Gefangennahme  und  Los- 
lassung, sein  Wirken  in  Samaria,  Lydda,  Joppe  und  Cäsarea  ge- 
schildert. 

An  diese  ältere  Schrift  sich  anlehnend,  waren  spätere  „Apostel- 
legenden" entstanden,  sie  waren  aufgezeichnet  und  gesammelt  worden. 
So  die  Erzählungen  von  der  Apostelergänzung,  von  der  Ausgießung 
des  heiligen  Geistes,  von  Ananias  und  Sapphira,  allerlei  Sagenhaftes 
über  Petri  wunderbare  Befreiung  und  sein  Gesicht  zu  Joppe,  sowie 
einiges  über  die  Missionserfolge  des  Philippus. 

Auf  die  Bildung  derartiger  Legenden  hatte  vielfach  auch  die 
jüdische  Tradition,  nicht  jedoch  Josephus  selbst,  Einfluß  ausgeübt. 
So  hatte  die  Erzählung  von  der  Bestrafung  des  Elymas  auf  die  Sage 
von  Ananias  eingewirkt,  so  die  Erzählung  von  der  Bekehrung  des 
Simon  Magus  (8,  14  f.)  auf  die  Philippuslegende  (8,  5  f.),  so  manches, 
was  über  Herodes  erzählt  ward,  auf  Acta  12. 

Diese  beiden  Schriften  kombinierte  der  Verfasser  von  Acta,  und 
folgte  daneben  bei  der  Schilderung  von  Jesu  Himmelfahrt  den  Be- 
richten des  Josephus  Afit.  IV,  8,  48,  wie  er  denn  in  einzelnen  Zügen, 
sowie  in  der  Diktion,  vielfach  unter  dem  Einfluß  von  Josephus  stand. 
Er  legte  die  zahlreichen  Reden  ein  *  und  verarbeitete  das  ganze  Material 
mit  der  Lukasschrift  zu  einem  neuen  Werke.  Aus  den  acta  Pauli 
w^urden  so  acta  Petri  et  Pauli,  die  acta  Apostolonun  des  Neuen 
Testaments. 


J 


I  Vgl.  Zeitschrift  für  die  neutestamcntUche  Wissenschaft  (1903)  IV,   128  f. 


1 1]  Petrusanekdoten  und  Petruslegenden  in  der  Apostelgeschichte.  815 


Einleitung 

i  Apostelwahl 
Kommunismus  der  ersten 
Christen 
j  (Heilung  des  Lahmen 
(Gefangennahme  des  Petrus 

Einmütigkeit    der  ersten 

Christen 
Barnabas'  Opfer 
II  Ananias  und  Sapphira 

III  Zweite   Gefangennahme 

des  Petrus 
Stephanusepisode 

IV  Philippus  in  Samarien 

2  Simon  Magus 

IV  Pliilippus  im  Mohrenland 
Pauli  Bekehrung 

3  Aeneas'  Heilung 

4  Tabea's  Erweckung 

5  Cornelius  Christ 


V  Petri  Gesicht 

Des   Paulus    erste    Mis- 
sionsreise 
IHerodes'  Rache 
Dritte  Gefangennahme  Petri 
Herodes'  Ende 


1,   1—2^ 


4,  32^ 
4,  33—37 


6,  1—8,  4 


9,  I— 31 


II,  19-30 


;i2,  25) 


w\ltere 
Petrus- 
anekdoten 


3.  I— II 

4,  1—3 
4,  21 — 22 


8,   14-25 


9,  32—35 
9,  36—43 
10,   1—8 
10,  22 — 26 

(10,  48) 


Petruslegenden 


1.  14;  23—26 

2,  42—47  (4,  32'') 
(3,  I— 11) 


5,  I  — 10   (11—16) 

5.  17-28 

8,  5-13 
8,  26 — 40 

(10,  1-8) 


10,  9—20 

11,  I— 18 


12,  1—3 

12,  4—7;  12 — 18 

12,  19—24 


Aus  Acta  13 — 28  handelt  von  Petrus  und  andern  Aposteln  nur 
die  Erzählung  des  Apostelkonzils,  welche  nach  Galat.  i — 2,  nach 
sonstigen  Angaben  paulinischer  Briefe  und  einigen  sagenhaften  An- 
gaben frei  komponiert  ist.  Alles  übrige  beruht  auf  der  Lukasschrift 
(vgl.  ZeitscJirift  für  die  nejäestanientliche  Wissenschaft  IV,  140  f.),  in 
welche  der  Verfasser  von  Acta  Reden  eingelegt  hat. 


tl 


II 


Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit. 


Von 

Benedictus  Niese. 


ochverehrter  Herr  Professor,  Ich  gehöre  zwar  nicht  zu  Ihren 
Fachgenossen,  darf  aber  auf  grund  meiner  langjährigen 
Bekanntschaft  es  wagen,  mich  an  diesem  Sammehverke 
mit  meinem  Beitrage  zu  beteiligen.  Wie  Sie  sich  vielleicht 
noch  erinnern,  vollzog  sich  meine  erste  Begegnung  mit  Ihnen  im 
Sommer  1867  im  Postwagen  zwischen  Gettorf  und  Kiel.  Als  ich 
dann  bald  darnach  die  Universität  Kiel  bezog,  haben  Sie  sich  meiner 
stets  auf  das  Gütigste  angenommen  und  auch  später,  als  ich  meine 
orientalischen  Sprachstudien  nicht  mehr  fortsetzen  konnte,  mir  Ihr 
Wohlwollen  bis  zum  heutigen  Tage  unverändert  erhalten.  Ich  darf 
mich  also  rühmen,  Sie  seit  beinahe  40  Jahren  zu  kennen  und  zu  ver- 
ehren, und  bin  daher  Herrn  Professor  Bezold  in  Heidelberg  aufrichtig 
dankbar,  dalj  er  mich  zur  Teilnahme  an  diesem  gemeinsamen  Unter- 
nehmen Ihrer  zahlreichen  Freunde  eingeladen  hat.  Es  ist  mir  eine 
besondere  Freude,  daß  ich  dadurch  Gelegenheit  erhalte,  Ihnen  an 
dieser  Stelle  meine  Verehrung  zu  bezeigen  und  meine  Glückwünsche 
zur  Feier  des  siebzigsten  Geburtstages  darzubringen. 

Da  ich  weiß,  daß  Sie  sich  von  jeher  mit  Josephus  beschäftigt 
und  auch  meine  Arbeiten  über  diesen  Schriftsteller  mit  freundlicher 
Teilnahme  begleitet  haben,  so  erlauben  Sie  vielleicht,  daß  ich  das 
Thema  zu  der  nachfolgenden  Abhandlung  unserm  genannten  gemein- 
samen  Freunde    entnehme    und  Ihnen  hier  einen  Brief  vorlege,    den 

Nöldeke-Festschrift.  C2 


8l8  Benedictus  Niese  [2 

Josephus  im  14.  Buche  der  Archäologie  unter  den  vielen  dort  ange- 
häuften Urkunden  im  folgenden  Wortlaute  mitteilte 

raio^  Odvvioq  raiou  ulbc,  (TTparriYÖg  UTraiog  Kujuuv  d'pxoucTi  xcipsiv. 
BouXo|uai  \}}jLä<;  eibevai,  öti  Ttpeaßeig  'loubaiujv  )lioi  TTpocTiiXBov 
dHioövTeg  Xaßeiv  rd  ctuykXiitou  ööyiuaTa  rd  Tiepi  auTÜüv  YCTOVöia. 
uTTOTeraKTai  öe  rd  beöoY|ueva.  u|udq  ouv  GeXuj  cppovricrai  Kai  irpovcfi- 
crai  TÜJV  dvGpujTriJuv  Kard  tö  ■:)]<;  (JuykXiitou  ÖOYina,  önuuq  öid  Tf\(;  ufie- 
Tepa(g  x^pc?  ei's  tvjv  oiKciav  dcrcpaXOuq  dvaK0|uia6a)(Tiv. 

Das  heilJt  in's  Deutsche  übertragen: 
„Der  Konsul  Gajus  Fannius  Sohn  des  Gajus  den  Archonten  von  Kos 
„Gruß  zuvor. 

,.Ihr  sollt  wissen,  daß  Gesandte  der  Juden  mich  angingen  und  baten, 
„ihnen  die  in  ihrer  Angelegenheit  ergangenen  Beschlüsse  des  Senats 
„auszuhändigen.  Die  Beschlüsse  sind  unten  beigefügt.  Also  will  ich, 
„daß  ihr  euch  gemäß  dem  Beschlüsse  des  Senats  der  Leute  annehmet 
„und  für  sie  Sorge  traget,  damit  sie  durch  euer  Land  sicher  in  ihre 
„Heimat  zurückgelangen". 

Der  Wortlaut  bietet  dem  Verständnis  keinerlei  Schwierigkeit, 
\"arianten  von  Belang  sind  nicht  vorhanden.  Z.  3  überliefert  die 
geringere  Handschriftenklasse  Yvouvai  für  eiöevai,  und  weiterhin  mit 
anderer  Wortstellung  dHiouvieq  XaßeTv  rd  vnb  Tf\c,  auYKXnxou  ÖGYiuaia 
Ttepi  auTÜJV  YtTOVöxa.  Beide  Lesarten  würden  den  Sinn  nicht  ver- 
ändern und  seien  daher  nur  der  Ordnung  halber  hier  mitgeteilt. 
Bei  aller  Kürze  ist  ferner  das  Schreiben  doch  vollständig;  höchstens 
könnte  man  am  Schluß  die  Grußformel  eppuudOe  vermissen,  das 
lateinische  valete\  aber  notwendig  ist  diese  Formel  nicht,  kann  also 
auch  im  Original  gefehlt  haben. 

Wenn  also  der  Wortlaut  des  Briefes  jedermann  leicht  verständlich 
zu  sein  scheint,  so  sind  doch  die  Gelehrten,  die  sich  mit  ihm  beschäf- 
tigt haben,  weder  über  seinen  Inhalt  noch  über  seine  Zeit  einerlei 
Meinung,  und  seine  wahre  Bedeutung  ist,  soviel  ich  weiß,  bisher  von 
niemandem  erkannt  worden.  So  verlohnt  es  sich  vielleicht,  ihn  auf's 
neue  zur  Hand  zu  nehmen  und  an  dieser  Stelle  eine  bessere  Erklärung 
zu  versuchen. 

Das  Schreiben  steht  mitten  unter  einer  Anzahl  von  Schriftstücken, 
die  sich  auf  die  Befreiung  der   asiatischen  Juden  von  der  Aushebung 


I  Josephus,  Autiq.  Jud.  XIV  233 


I 


3]  Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit.  8 IQ 

beziehen,  Schreiben  pompejanischer  Offiziere,  die  49  und  48  v.  Chr. 
in  der  Provinz  Asien  mit  den  Rüstungen  gegen  Cäsar  beauftragt  waren. 
Nicht  zu  verwundern  ist  es  also,  wenn  man  unsern  Brief  ebenfalls 
auf  diese  Angelegenheit  bezogen  und  in  dieselbe  Zeit  gesetzt  hat,  wie 
die  benachbarten  Urkunden,  Man  glaubte  den  Aussteller  unseres 
Briefes  in  dem  Gajus  Fannius  gefunden  zu  haben,  der  auf  Cistophoren 
der  Provinz  Asien  mit  der  Jahreszahl  86,  also  etwa  49/8  v.  Chr.  als 
Prätor  von  Asien  genannt  wird.  Diese  Ansicht  hat  BORGHESI  zuerst 
ausgeführt,  und  BERGMANN,  Waddington  und  MOMMSEN  sind  ihm 
gefolgt  \ 

Gegen  diese  Deutung  hat  sich  mit  Recht  LUDWIG  MENDELSSOHN 
erklärt^,  und  man  kann  die  von  ihm  in's  Feld  geführten  Gründe  noch 
etwas  vermehren.  Zunächst  wird  in  diesem  Briefe  die  Befreiung  vom 
Kriegsdienst  nicht  erwähnt,  wie  es  in  den  übrigen  geschieht;  der 
Schreiber  mülite  also  das,  was  er  eigentlich  will,  ausgelassen  haben, 
was  undenkbar  ist.  Wie  kommt  ferner  der  Prätor  von  Asien  dazu, 
einer  jüdischen  Gesandtschaft  ein  Senatuskonsult  auszuhändigen?  Dieser 
Prätor  hat  doch  keine  Senatsgeschäfte  zu  besorgen.  Das  gilt  auch 
dann,  wenn  man  an  den  pompejanischen  Rumpfsenat  des  Bürgerkrieges 
denkt;  denn  dieser  sali  bekanntlich  nicht  in  Asien,  sondern  in  Thessa- 
lonike-3.  Auch  ist  die  Befreiung  vom  Kriegsdienst  nicht  Sache  des 
Senats,  sondern,  wie  die  Urkunden  rings  umher  zeigen*,  der  die  Aus- 
hebung leitenden  Beamten;  ein  Senatsbeschlulö  ist  also  in  dieser  An- 
gelegenheit nicht  am  Platze.  Endlich,  und  dies  ist  wohl  der  schwerste 
Gegengrund  5,  wie  kann  sich  der  Prätor  von  Asien  (TTpaTriYÖ<;  uTraio^ 
nennen?  Denn  dieses  ist  die  amtliche  griechische  Bezeichnung  des 
Konsuls^,  und  es  ist  schwer  zu  glauben,  daß  sich  ein  Prätor  von 
Asien  in  einem  amtlichen  Schreiben  einen  solchen  Mißgriff  habe  zu 
Schulden  kommen  lassen.     Ebensowenig   geht   es   an,   mit  BORGHESI 


1  BORGHESI,  Oeuvres  I  283  f.  vgl.  II  436.  Bergmann,  Philol.  II  681  f.  Waddington, 
Fastes  des  provinces  Asiatiques  64.     MoMMSEN,  Ephemeiis  epigi\  I  (1872)  225  f. 

2  Senati  co>isulta  Romauorum  [Ada  societaüs  philobgae  Lipsiensis  vol.  V)  S.  I53ff. 

3  Dio  Cass.  XLI  43.     Drumann,  Geschichte  Roms  III  482 

4  Josephiis  Attt.  XIV  228.  231.  235.  236  ff. 

5  Mendelssohn  spricht  davon  nicht,  weshalb,  wird  man  gleich  sehen 

6  MoMMSEN,  Rö7n.  Staatsrecht  II  73.  Epheineris  epigraph.  I  223.  Belege  werden 
nachgewiesen  von  Dittenberger,  Syllnge  III  187  im  Index  unter  arpatriTÖ?  ÖTraTO<;. 
Dabei  wird  in  der  älteren  Periode,  im  Zeitalter  der  makedonischen  Kriege  zwischen 
dem  Amtsjahr  und  der  prorogierten  Gewalt  kein  Unterschied  gemacht 

52* 


820  Benedictus  Niese  [4 


und  MOMMSEN  das  crrpaTriTÖ?  UTraro^  als  die  Übersetzung  des  latei- 
nischen/rrt'(f/c?r /;'ö  conside  anzusehen;  dies  müßte  (TTparriYÖg  dvSuTra- 
Tog  heißen.  Die  Terminologie  der  griechischen  Übersetzungen  ist 
ebenso  genau  und  bestimmt,  wie  das  lateinische  Original ',  und  crrpa- 
TiiTO?  UTraiog  kann  nur  den  Konsul  bezeichnen,  nicht  einen  Prätor. 

Mendelssohn  hat  also  richtig  gesehen,   daß  die  von  BORGHESI 
u.  a.   vorgeschlagene   Beziehung   unseres    Briefes    nicht   statthaft    sei. 
Ebenso    zutreftend    hat    er   erkannt,    daß    wir   es    mit  einem  in  Rom 
ausgestellten  Geleitsbriefe  für  eine  jüdische  Gesandtschaft  zu  tun  haben. 
Denn  es  ist  klar,  daß  die  Ausfertigung  eines  Senatsbeschlusses  durch 
einen  Konsul  nur  in  Rom  geschehen  konnte.    Was  aber  der  genannte 
Gelehrte  weiter  über  Zeit  und  Gelegenheit  des  Briefes  vermutet,  kann 
vor  der  Kritik  nicht  bestehen.     Er  will  nachweisen,  daß  die  Gesandt- 
schaft  zu   verstehen    sei,    der   ein    von   Josephus    früher*   mitgeteiltes 
Senatuskonsult  gewidmet  ist,  das  unter  Vorsitz  eines  Prätors  Fannius 
zu  Stande  kam.    Dieser  ist   nach  Mendelssohn's  Ansicht  der  auch 
in  der  Litteraturgeschichte  wohlbekannte  Gajus  Fannius,  der  133  v.  Chr. 
Prätor  gewesen  sei;   denn  in  dieses  Jahr  setzt  MENDELSSOHN  die  er- 
wähnte jüdische  Gesandtschaft.     Fannius  habe   in  seiner  Eigenschaft 
als  Stadtprätor  die  jüdischen  Gesandten  v^or  den  Senat  geführt   und 
ihnen   nachher  den  Beschluß  ausgefertigt  sowie  den  Geleitsbrief  über- 
geben; der  in  letzterem  erwähnte  Senatsbeschluß  sei  also  kein  anderer 
als  der  noch  heute  bei  Josephus  im  13.  Buch  erhaltene.   Allerdings  ist 
dieser  Fannius  Sohn  des  Marcus,  nicht  Sohn  des  Gajus  wie  in  unserm  Ge- 
leitsbrief; doch  wird  MENDELSSOHN  an  seiner  Vermutung  deshalb  nicht 
irre.     Er  glaubt  nämlich,  daß  der  Geleitsbrief  einen  falschen  Absender 
erhalten  habe  auf  folgende  Weise:  es  habe  zwei  Schriftstücke  gegeben, 
ein    Schreiben    des    Gajus    Fannius,    Sohnes    des    Gajus,    Prätors   von 
Asien  in  Angelegenheit  der  jüdischen  Immunität,  und  den  Geleitsbrief 
der    Stadtprätors    Gajus    Fannius,   Sohnes    des  Marcus;    diese   beiden 
seien  so  kontaminiert,   daß  dem  Geleitsbrief  der  Name  des  asiatischen 
Prätors  vorgesetzt  worden  sei,  was  bei  der  großen  Namensähnlichkeit 


I  Vgl.  P.  Viereck,  Sermo  Gr accus  qjw  senatus  usw.  (Göttingen  1888)  S.  70. 
Viereck  p.  T07  schließt  sich  im  übrigen  der  BoRGHESl'schen  Ansicht  an.  Er  glaubt, 
Josephus  habe  Verwirrung  angerichtet  und  sich  in  der  Terminologie  Willkür  erlaubt. 
Ganz  verunglückt  ist,  wie  schon  Mommsen  bemerkt,  die  Übersetzung  Waddington's 
^hüral-en-chcj.  Man  möchte  wohl  wissen,  wie  sich  in  jener  Zeit  ein  Prätor  von  Asien 
so  hätte  nennen  können 

2  Aiitiq.  jtid.  xm  259  ff. 


5]  Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit.  821 

leicht  habe  geschehen  können.  In  diesem  Punkte  jedoch  wird  man  anderer 
Meinung  sein  müssen.  Eine  derartige  Kontamination  ist  ja  nicht  ganz 
unmöglich;  sie  kann  mit  Schere  und  Leim  absichtlich  in's  Werk  gesetzt 
werden;  aber  dann  muß  man,  um  sie  glaublich  zu  machen,  die  Ab- 
sicht nachweisen  oder  wahrscheinlich  machen;  sie  kann  auch  zufällig, 
auf  dem  Wege  der  handschriftlichen  Überlieferung  geschehen;  aber 
dies  ist  hier  äußerst  unwahrscheinlich,  da  unser  Geleitsbrief 
tadellos  läuft  und  nirgendwo  eine  Unregelmäßigkeit  bemerken  läßt. 
Es  dient  einer  Vermutung  niemals  zur  Empfehlung,  wenn  sie  sich 
solcher  problematischer  Stützen  bedienen  muß'.  Auch  wird  es  Ihnen 
nicht  entgangen  sein,  daß  der  asiatische  Prätor  als  (JTpairiTÖg  uTraTO^ 
in  dieser  Kombination  ebenso  unmöglich  ist  als  sonstwo.  Kurz  diese 
Vermutung  Mendelssohn's  vereinigt  Unvereinbares  und  ist  als  verfehlt 
abzuweisen. 

Unzweifelhaft  bleibt  ihm  aber  das  Verdienst,  zuerst  in  unserer 
Urkunde  einen  in  Rom  ausgestellten  Geleitsbrief  erkannt  zu  haben. 
Jüdische  Gesandte,  das  geht  daraus  hervor,  haben  sich  in  Rom  an 
den  Konsul  Fannius  gewandt  und  ihn  um  Ausfertigung  der  in  ihren 
Angelegenheiten  gefaßten  Senatsbeschlüsse  gebeten.  Der  Konsul  hat 
ihrem  Wunsche  willfahrt  und  ihnen  zugleich  den  Brief  an  die  Koer 
mitgegeben,  dem  die  Senatsbeschlüsse  beigefügt  waren.  Und  gewiß 
würde  dieser  einfache  und  klare  Sachverhalt  niemals  verkannt  worden 
sein,  wenn  nicht  jetzt  bei  Josephus  der  Brief  unter  lauter  anders  ge- 
arteten Schriftstücken  aus  dem  Jahre  49  v.  Chr.  stünde,  wodurch 
dann,  wie  schon  bemerkt,  die  Kombination  mit  dem  aus  derselben 
Zeit  bekannten  asiatischen  Prätor  F'annius  an  die  Hand  gegeben  ward. 

Derartige  Geleitsbriefe,  wie  hier  einer  vorliegt,  wurden  von  aus- 
wärtigen Gesandten  in  Rom  für  die  Heimreise  regelmäßig  vom  Senat 
erbeten  und  bewilligt,  wovon  noch  mehrere  Beispiele  vorliegen^.  Die 
Ausfertigung  geschah,  wie  sich  von  selbst  versteht,  durch  den  Konsul 
oder   seinen   Stellvertreter,    den   Prätor.     Die  Briefe   ergingen    an    die 


1  Mendelssohn  verweist  außerdem  noch  auf  das  Pergamenische  Psephisma  bei 
Josephus  (XIV  247  ff.),  mit  dem  er  eine  ähnliche  Manipulation  vornimmt.  Ein  Blinder 
soll  den  andern  führen 

2  So  am  Schluß  des  bekannten  Senatuskonsults  für  Thisbe  bei  Dittenberger 
Syll.  I2  300  und  in  den  bei  Josephus  mitgeteilten  Stücken.  Anüq.  Jitd.  XIII  165.  263  ff. 
Auch  der  ebendaselbst  XIV  247  ff.  erhaltene  Beschluß  der  Pergamener  ist  auf  einen 
solchen  Geleitsbrief  ergangen.     Vgl.  Mo.MMSEN,  Rö7n.  Staalsiecht  III  I156 


822  Benedictus  Niese  [6 

verbündeten  Staaten,  Monarchien  oder  freie  Städte,  nötigenfalls  auch 
an  die  römischen  Provinzialstatthaltcr,  und  wurden  sicherlich  nach  be- 
stimmtem Muster  gleichlautend  von  den  Schreibern  der  Konsuln 
abgefalJt,  nur  die  Adresse  wechselte.  Die  Gesandten  muliten  dazu 
den  Reiseweg  angeben,  den  sie  zu  nehmen  gedachten.  Natürlich 
brauchten  sie  nicht  nur  einen  Brief,  sondern  mehrere,  um  so  mehr, 
je  weiter  ihre  Reise  ging.  Wie  unser  Beispiel  ferner  zeigt,  ward  dem 
Geleitsbrief  ein  Exemplar  des  Senatsbeschlusses  beigefügt^  und  diente 
ihm  als  Legitimation;  denn  die  Konsuln  waren  zu  Auflagen  und 
Befehlen  an  die  autonomen  Bundesgenossen  nicht  befugt,  wenn  nicht 
der  Senat  sie  dazu  ermächtigt  hattet  Der  Geleitsbrief  ist  ja  eine 
Art  Befehl  und  legt  der  Gemeinde,  an  die  er  sich  richtet,  gewisse 
Pflichten  und  Leistungen  auf  Die  Gesandten  mußten  aufgenommen 
und  verpflegt  werden,  auch  war  für  ihre  sichere  Weiterbeförderung 
Sorge  zu  tragen.  Unser  Brief  ist  an  die  Koer  gerichtet.  Die  jüdische 
Gesandtschaft  hat  also  auf  der  Heimreise  Kos  besucht,  das  in  der 
Tat  auf  dem  Seewege  von  Hellas  nach  Syrien  bequem  gelegen  ist. 
Wir  können  uns  denken,  dal-»  die  Juden  von  da  etwa  über  Rhodos 
und  die  kleinasiatische  Südküste  weitergezogen  sind. 

Der  Absender  des  Briefes  ist  der  Konsul  Gajus  Fannius,  des 
Gajus  Sohn.  Wer  war  nun  dieser  Fannius?  Nur  zweimal  kommt  der 
Name  in  den  Konsularfasten  vor;  122  v.  Chr.  führte  Gajus  Fannius, 
der  ungetreue  Freund  des  Gajus  Gracchus,  der  sich  auch  als  Historiker 
in  der  Literatur  einen  Namen  gemacht  hat,  die  konsularischen  Fasces, 
und  diesem  wollte  MENDELSSOHN  unsern  Brief  zuschreiben,  jedoch  nicht 
seinem  Konsulat,  sondern  seiner  Prätur,  die  MENDELSSOHN  in'sjahr  133 
V.  Chr.  setzt,  worüber  schon  oben  das  Nötige  bemerkt  worden  ist.  Aber 
diesen  Fannius  können  wir  hier  nicht  brauchen;  er  war  zwar  Konsul, 
aber,  wie  ebenfalls  schon  angedeutet  ward,  sein  Vater  hieß  nicht 
Gajus,  sondern  Marcus;  er  hieß  C.  Fannius  M.  f.,  wie  MOMMSEN  an 
der    Hand    eines   urkundlichen    Zeugnisses    nachgewiesen    hat-J.      Wir 


1  Das  Gleiche  ergibt  sich  aus  dem  auf  S.  821  Anm.  i  genannten  pcrgamenischen 
Psephisma  bei  Josephus 

2  Dies  ward  durch  einen  Senatsbeschlufj  aus  dem  Herbst  170  v.  Chr.  bestimmt, 
Liv.  XLIII  17,  2.  Polyb.  XXVIII  3,  3.  13,  11.  16,  2.  Meine  Geschichte  der  griech.  und 
makedon.  Staaten  III  \^6L 

3  CILat  I  n.  560  p.  158.  Die  Inschrift  lautet:  C.  Fanni  M.  f.  cos.  de  sena.  sen. 
dedit.  Cicero  erwähnt  diesen  Fannius  mehrmals,  war  aber  über  seine  Persönlichkeit 
nicht  genau  unterrichtet,  wie  ihm  schon  Atticus  vorhielt.     Vgl.  Cicero  Brut.  %  99 f.,  ad 


I 


7]  Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit.  823 

haben  aber  noch  einen  zweiten  Fannius,  den  Konsul  von  i6r  v.  Chr 
593  d.  St.,  dessen  vollständiger  Name  nach  den  Capitolinischen  Fasten 
C.  Fannius  C.f.  Strabo  lautet ^  Dies  ist  unser  Mann;  denn  er  ist  Konsul 
und  Sohn  des  Gajus;  er  ist  überhaupt  der  einzige,  der  möglich  ist, 
und  der  Brief  an  die  Koer  muß  also  von  ihm  16 i/o  v.  Chr.  geschrieben 
worden  sein.  In  diese  Zeit  palit  auch  der  sprachliche  Ausdruck. 
Cojisul  wird  mit  (JTpaTriYÖ(;  ÜTraTO^  übersetzt  nach  der  älteren  Weise, 
die  schon  im  letzten  Drittel  des  2.  Jahrhunderts  v.  Chr.  nicht  mehr 
nachzuweisen  ist;  später  trat  dafür  bekanntlich  das  einfache  UTraTog  ein^ 
Ebenso  entspricht  das  Fehlen  des  Cognomens  dem  altern  Gebrauch. 
Wenn  also  nach  Ausweis  des  Briefes  im  Jahre  161/0  v.  Chr.3 
eine  jüdische  Gesandtschaft  in  Rom  war,  so  kann  es  keine  andere 
gewesen  sein  als  diejenige,  welche  bald  nach  dem  Siege  des  Judas 
Makkabäus  über  Nikanor  161  v.  Chr.  in  eben  diesem  Jahre  zu  den 
Römern  ging,  und  die  Gesandten,  denen  der  Konsul  Fannius  den 
Geleitsbrief  ausstellte,  sind  Eupolemos  und  Jason*.  Bei  der  vollkommenen 
Übereinstimmung  zwischen  der  Zeit  des  Geleitsbriefes  und  der  Über- 
lieferung des  I.  Makkabäerbuches  muß  die  Identität  der  beiden 
Gesandtschaften  als  gesichert  angesehen  werden.  Bekanntlich  ist 
neuerdings  von  WiLLRiCH  und  WELLHAUSEN  s  das  Bündnis  des 
Makkabäus  mit  den  Römern  als  erdichtet  angesehen  worden.  Diese 
Zweifel,  schon  an  sich  schwerlich  statthaft,  werden  durch  den  Brief 
des  Fannius  vollends  beseitigt,  und  ich  bedaure,  daß  ich  bei  meinen 
frühern  Behandlungen  des  Gegenstandes  auf  die  Urkunde  nicht  auf- 
merksam geworden  bin^.     Es   muß    als  sicher  und   gewiß  angesehen 


Aide.  XII  5,  3  und  Mommsen  a.  O.  Ich  habe  mich  eines  ähnlichen  Versehens  schuldiij 
gemacht  und  in  meiner  GcschicJite  d,  griech.  2t.  makedon,  Staaten  III  306  Anm.  2  den 
Sohn  des  Gajus  für  den  Konsul   von   122  v.  Chr.  erklärt,  was    ich   hiermit  berichtige 

1  CILat  I2  S.  25 

2  Nach  DiTTENBERGER  {SylL  I2  S.  4J.I  zu  no.  275J  stammt,  abgesehen  von 
Polybios,  das  späteste  bekannte  Beispiel  aus  135  v.  Chr.;  ÖTTaxoq  begegnet  zuerst 
171  V.  Chr.;    das  ältere  und  jüngere  ist  eine  Weile  neben  einander  hergegangen 

3  Die  Konsuln  traten  damals  noch  an  den  Iden  des  März  an;  erst  153  v.  Chr. 
ist  der  Antrittstag  auf  den   i.  Januar  verlegt  worden 

4  iMakk.  8,  iff.  2Makk.  4,  ir.  Josephus,  BeU.Jud.  I  38.  Justinus  XXXVI  3,  9. 
Meine  Geschichte  der  griech.  imd  makedon.  Staaten  III  254,  Kritik  d.  Makkab.  88.  Der 
Sieg  über  Nikanor  wurde  im  Frühjahr  161  v.  Chr,  erfochten.  Schürer,  Gesch.  des 
pid.  Volkes  13  218 

5  WlLLRlCH,  yuden  u.  Griechen  S.  71.  Wellhausen,  Israelitische  und  jiid.  Ge- 
schichte 268,  5.  Aufl. 

6  Meine  Kritik  der  Makkailierb.ZZy  Geschichte  d.  griech.  u.  makedon.  Staaten  Wlz^^i. 


824  Benedictus  Niese  [8 

werden,  daC^  161  v.  Chr.  die  Juden  eine  Gesandtschaft  nach  Rom 
geschickt  haben,  und  ihre  Boten  von  da  mit  einem  Senatsbeschluli 
und   Geleitsbriefen  ausgerüstet  heimgekehrt  sind. 

Dabei  ist  eine  andere  ebenfalls  mehrfach  erörterte  Frage  zu  be- 
rühren, die  durch  unsere  Urkunde  vielleicht  mit  einiger  Wahrschein- 
lichkeit gelöst  werden  kann.  Nach  dem  ersten  Makkabäerbuch^  haben 
damals  die  Juden  mit  den  Römern  ein  im  Wortlaut  mitgeteiltes  Bündnis 
abgeschlossen,  worin  die  beiden  vertragschließenden  Teile  sich  bei 
einem  feindlichen  Angriff  Beistand  versprechen.  Dieses  ist  jedoch 
schon  lange  angezweifelt  worden,  und  mit  guten  Gründen;  denn 
erstens  hatte  das  vermeintliche  Bündnis  keine  Folgen,  und  zweitens 
kann  der  Text  der  Bündnisurkunde  unmöglich  echt  sein,  da  er  nicht 
die  damalige  Urkundensprache  wiedergibt,  sondern  in  einem  Phantasie- 
stil abgefaßt  ist.  Die  Verstöße  gegen  den  festen  Gebrauch  sind  der- 
art, daß  sie  auch  nicht  durch  die  von  einigen  Gelehrten  vorgeschlagene 
Annahme  einer  doppelten  Übersetzung^  erklärt  werden  können.  Wir 
haben  offenbar  ein  freies,  schriftstellerisches  Produkt  vor  uns,  und  wenn 
der  Vertrag  bei  Josephus  etwas  geschicktere  Form  erhalten  hat,  so 
ist  dies  für  die  Frage  der  Echtheit  von  keiner  Bedeutung,  da  Josephus 
lediglich  das  erste  Makkabäerbuch  benutzt  und  stilistisch  verschönert  hatJ. 

Aus  diesem  Sachverhalt  hat  schon  MENDELSSOHN  geschlossen  *, 
daß  die  Juden  zwar  in  Rom  ein  Bündnis  nachgesuchts,  aber  nicht 
erlangt  haben,  sondern  nur  ein  günstiges  Senatuskonsult,  in  welchem 
der  Senat  sie  etwa  als  Freunde  Rom's  anerkannte.  Dies  entsprach, 
wie  ebenfalls  Mendelssohn  bemerkt  hat,  am  besten  der  rechtlichen 
Stellung  der  Juden.  Ein  Bündnis  kann  nur  mit  einem  selbständigen 
Gemeinwesen  abgeschlossen  werden,  was  die  Juden  nicht  waren;  sie 
waren  rechtlich  Untertanen  der  Seleukiden.  Diese  waren  Freunde 
und  Bundesgenossen  Rom's    und  standen   mit  ihrem  Gebiet  in  einem 


1  I  Makk.  8,  2oflf. 

2  Aus  dem  Lateinischen  oder  Griechischen  in's  Hebräische  oder  Aramäische, 
von  da  wieder  in's  Griechische.     Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  P  220  Anm.  32 

3  Bei  Josephus  ist  übrigens  die  Form  ebenso  unmöglich;  er  gibt  es  als  einen 
Beschluß  des  .Senats,  aufgezeichnet  von  den  jüdischen  Gesandten,  also  ein  Unding. 
Josephus  Ant.  Jud.  XII  41 6  ff. 

4  A.  O.  S.  99.  Vgl.  meine  Kiitik  der  beiden  Makkabäerb.  89  und  Geschichte  der 
giiech.  II.  viak.  Staaten  III  254 f. 

5  Wie  auch  2  Makk.  4,  ii  bezeugt:  Eütto\6'|Hou  toO  uoiricJaiudvou  xriv  Trpeoßeiav 
Cmep  q)i\iac  kui  aumnaxiaq  upö(;  toO?  'Potiiiaioui;,  wo  zu  bemerken  ist,  dal.»  nur  die 
Gesandtschaft  bezeugt  wird,  nicht  der  Abschluß  eines  Bündnisses 


\ 


g]  Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit.  825, 

festen  Vertragsverhältnis  zur  Republik.  Ein  Bündnis  also  mit  den  auf- 
ständischen Juden  würde  in  Rom  ernste  formelle  Schwierigkeiten 
gemacht  haben,  die  man  nicht  leicht  nahm;  denn  bei  aller  Rücksichts- 
losigkeit der  Politik  hielt  man  doch  genau  auf  das  Decorum  und  die 
Formen  des  Völkerrechts  ^  Auch  war  bekanntlich  der  Senat  gar 
nicht  befugt,  ein  Bündnis  abzuschließen;  dazu  bedurfte  es  eines  Volks- 
beschlusses. Der  Senat  konnte  es  nur  befürworten  und  die  kompe- 
tenten Magistrate  auffordern,  den  Antrag  an  das  Volk  zu  bringen.  Ein 
Bündnis  schließt  immer  eine  bindende  Verpflichtung  ein;  man  würde 
ein  solches  in  Rom  unter  den  damaligen  Umständen  mit  den  Juden  nur 
dann  geschlossen  haben,  wenn  man  die  Absicht  gehabt  hätte,  den 
Juden  bewaffnete  Hülfe  zu  leisten  oder  mit  andern  Worten,  dem 
Demetrios  I  den  Krieg  zu  erklären.  Aus  den  Ereignissen  geht  deutlich 
hervor,  daß  man  daran  nicht  dachte.  Allein  man  war  dem  Demetrios 
nicht  gewogen  und  wollte  ihm  möglichst  viele  Schwierigkeiten  machen, 
und  dazu  war  eine  für  die  Juden  wohlwollende  Erklärung  des  Senats 
der  geeignete  Weg.  Man  tat  etwas  für  die  Bedrängten,  offenbarte 
die  Gesinnung  der  leitenden  Kreise  Rom  und  übte  auf  den  syrischen 
König  einen  Druck  aus,  ohne  doch  den  Staat  zu  verpflichten  und  den 
Wortlaut  der  Verträge  zu  verletzen.  Der  Senat  hat  oft  von  diesem 
Mittel  Gebrauch  gemacht,  z,  B,  um  dieselbe  Zeit  verfuhr  er  ganz 
ähnlich  dem  Satrapen  Timarchos  gegenüber,  der  sich  gegen  Deme- 
trios empört  hatte,  an  den  Senat  ging  und  eine,  wenn  auch  verschlei- 
erte Anerkennung  davontrug  ^  Nicht  immer  freilich  hatte  diese  Politik 
den  gewünschten  Erfolg.  Demetrios  ließ  sich  nicht  abhalten,  wie  er 
den  Timarchos  beseitigte,  so  auch  gegen  Judas  mit  überlegener  Macht 
einzuschreiten  und  ihn  zu  vernichten.  Dieser  Auffassung  nun,  daß  die 
jüdischen  Gesandten  nicht  ein  Bündnis  erlangten,  sondern  nur  einen 
günstigen  Senatsbeschluß,  erhält  durch  den  Brief  des  Konsuls  C.  Fannius 


1  Dies  kann  durch  das  Beispiel  der  Achäer  erläutert  werden.  Dieselben  hatten 
den  Römern  im  2.  makedonischen  Kriege  schon  "Waflfenhülfe  geleistet,  konnten  aber 
den  Abschluß  des  formellen  Bündnisses  erst  erreichen,  nachdem  sie  ihre  Differenzen 
mit  Elis  und  Messene,  die  schon  früher  römische  Bundesgenossen  waren,  geordnet 
hatten.     Polyb.  XVIII  42,  6 

2  Diodor  XXXI  27  a.  Meine  Geschichte  d.  griech.  u.  makedon.  Staaten  III  247. 
Vergleichen  darf  man  ferner  das  Verhalten  des  Senats  gegenüber  dem  achäischen 
Bund  in  seinem  Streit  mit  Messene,  wo  ebenfalls  die  aufsässigen  Bundesgenossen 
ermutigt  wurden,  wodurch  sich  jedoch  die  Achäer  nicht  abschrecken  ließen.  Meine 
Geschichte  III  55 


326  Benedictus  Niese  [ro 

eine  unverächtliche  Stütze.  Er  spricht  nicht  von  einer  Bündnisurkunde^ 
sondern  nur  von  Beschlüssen  des  Senats,  die  er  den  Gesandten  aus- 
fertigte und  mitgab.  Der  ungewöhnliche  Pluralis,  cruYKXriTOu  öÖTMara. 
der  Befremden  erregt  hat^  wird  sich  daraus  erklären,  daß  der  aus- 
gefertigte Senatsbeschluli  in  mehrere  Kapitel  zerfiel.  Bekanntlich  kam 
es  bei  den  Senatsverhandlungen  oft  vor,  daß  eine  Sache  in  verschie- 
dene Punkte  zerlegt  ward,  die  einzeln  zur  Abstimmung  kamen,  also 
jeder  für  sich  einen  besonderen  Beschluß  darstellten  3.  Wie  sich  ein 
solches  mehrfaches  Senatuskonsult  in  der  Ausfertigung  ausnahm,  zeigt 
der  bekannte  Beschluß  über  Thisbe  von  170  v.  Chr.,  der  eine  ganze 
Anzahl  von  Beschlüssen  in  sich  vereinigt*.  Ahnlich  wird  das  den 
jüdischen  Gesandten  mitgegebene  Senatuskonsult  aus  einer  Mehrzahl 
von  Beschlüssen  bestanden  haben.  Wenn  es  auch  müßig  scheint, 
über  seinen  Inhalt  Vermutungen  anzustellen,  so  läßt  sich  doch  aus 
I  Makk.  8,  33  mit  ziemlicher  Wahrscheinlichkeit  schließen,  daß  ein 
Abschnitt  sich  mit  Demetrios  I  beschäftigte.  Der  Senat  wird  etwa 
beschlossen  haben,  den  Konsul  zu  ersuchen,  an  den  König  im  In- 
teresse der  Juden  zu  schreiben,  wie  es  ihm  gut  Scheines.  Aus  dem 
Geleitsbriefe  des  Konsuls  geht  ferner  hervor,  daß  der  Senat  die  Bitte 
der  Gesandten  um  freies  Geleit  in  einem  besonderen  Beschlüsse,  der 
korrekt  mit  dem  Singular  bezeichnet  wird  (Kard  tö  ir\<;  (TuYKÄriTOU 
boTILia),  genehmigt  hat,  ähnlich  wie  es  in  dem  schon  erwähnten  etwas 
älteren  Beschluß  für  Thisbe  der  Fall  ist^. 

Unser  Brief  ist  an  die  Koer  gerichtet  und  von  dem  jüdischen 
Gesandten  auf  Kos  abgegeben,  muß  also  in  letzter  Hand  von  da  her- 
stammen, und  es  bleibt  noch  die  Frage  zu  beantworten,  wie  er  aus  dem 
kölschen  Archiv  in  den  Josephus  hineingeraten  ist.  Er  steht  unter  der 
Urkundenmasse,  die  Josephus  im  Anschluß  an  die  Geschichte  Cäsar's  des 
Diktators  dem  14.  Buche  seiner  Archäologie  einverleibt  hat^.  Von 
dieser  Masse  steht  der  erste  Teil,  die  von  Cäsar  direkt  oder  indirekt 
herrührenden    Schriftstücke,   leidlich    an    ihrem    Platz;    auch    bei    den 


1  Deren  Ausfertigung  ebenfalls  dem  Konsul  zugestanden  haben  würde 

2  Viereck  a.  O.  107.    Das  richtige  hat  schon  Mendeissohn  a.  O.  S.  155  gesehen 

3  Mommsen,  A'öm.  Slaatsr.  III  l87ff. 

4  DlTTENBERGER  Syll.  I^  300.     Ein  späteres  Beispiel  bei  Cicero  ad /a mtl.  VIII  8 

5  Vgl.  Polyb.  XXVIII   I,  9 

6  DlTTENBERGER,   Syll.    I2    3OO   Z.    56 

7  Ant.  Jud.  XIV  186 ff.     Das    Gerüst   der  Erzählung,    zu  der  die  Urkunden  hin- 
zugeben sind,  liegt  noch  vor  im  Bell,  jfitd.  I  215  f. 


I 


Il]  Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit.  82/ 

nächsten  hat  der  Historiker  wenigstens  den  Versuch  gemacht,  sie 
durch  einleitende  Bemerkungen  in  einen  historischen  Zusammenhang 
zu  bringen.  Mit  ,^  228  jedoch  beginnt  ein  Durcheinander  der  ver- 
schiedensten Stücke,  Schreiben  römischer  Beamter  und  städtische 
Volksbeschlüsse  meistens  aus  der  Zeit  des  cäsarianischen  Bürgerkrieges, 
der  Diktatur  und  des  Triumvirats.  In  ihrer  überwiegenden  Mehrzahl 
zerfallen  sie  in  zwei  Gattungen.  In  der  ersten  handelt  es  sich  um  die 
Befreiung  der  asiatischen  Juden  von  der  Aushebung  zur  Zeit  des 
pompejanischen  Bürgerkrieges,  in  der  zweiten  um  Duldung  und  An- 
erkennung des  jüdischen  Gesetzes  und  Gottesdienstes,  der  Sabbatfeier 
usw.  durch  die  Städte  Asiens.  Die  beiden  Gattungen  stehen  im  ganzen 
beisammen,  aber  ohne  scharfe  Trennung,  so  dali  also  die  Nachbar- 
schaft keineswegs  auf  Gleichheit  oder  Verwandtschaft  des  Inhaltes 
schliefen  lälöt.  Von  der  zweiten  Kategorie  steht  ^  235  unter  der 
ersten  Gruppe,  ein  anderes  Stück  ^  21  ^f(.  ist  sogar  an  den  Schluß 
der  cäsarianischen  Dekrete  geraten.  Endlich  sind  zwei  Urkunden  vor- 
handen, die  weder  der  einen  noch  der  anderen  Gattung  angehören, 
sondern  nur  von  den  freundschaftlichen  Beziehungen  zwischen  Römern 
und  Juden  Zeugnis  ablegen  und  mitten  in  einer  fremden  Umgebung 
stehen,  die  ferner  beide  aus  früherer  Zeit  stammen.  Es  ist  das  De- 
kret der  Pergamener  ^  247  ff.  und  der  hier  behandelte  Geleitsbrief  des 
Konsuls  C.  Fannius. 

Weshalb  nun  dieser  Brief  gerade  an  die  Stelle,  die  er  (S  233)  ein- 
nimmt, zwischen  den  BeschluiJ  der  Delier  und  das  Edikt  des  Konsuls 
Lentulus  geraten  ist,  mitten  in  die  Schriftstücke  hinein,  die  sich  auf 
die  Befreiung  der  Juden  von  der  Aushebung  beziehen,  auf  diese  Frage 
gibt  es  keine  genügende  Antwort.  Vielleicht  ist  er  hier  eingeschoben, 
weil  kurz  zuvor  (^  230)  ebenfalls  ein  Fannius  genannt  wird;  denn  zu- 
weilen hat  Josephus  die  Urkunden  nach  den  Namen  der  Aussteller 
zusammengelegt.  Doch  ist  dies  nur  eine  unsichere  Vermutung  ^  Es 
kann  auch  der  Zufall  gespielt  haben,  ebenso  wie  bei  dem  schon  er- 
wähnten pergamenischen  Psephisma.  Wir  müssen  uns  darauf  beschrän- 
ken, den  Weg  anzudeuten,  auf  dem  der  Brief  an  die  Koer  zur  Kenntnis 
des  Josephus  gelangt  sein  könnte. 

Dazu  erlaube  ich  mir,  von  meiner  schon  früher  aufgestellten  Ver- 
mutung Gebrauch  zu  machen,  die,  wenn  auch  nicht  bei  allen,  so  doch 


I  Von  mir  ausgesprochen  Ileifnes  XI  477 


828  Benedictus  Niese  [l2 

bei  manchen  Fachgenossen  Anklang  gefunden  hat,  daß  nämlich 
Josephus  die  ganze  im  14.  Buch  angeführte  Urkundenmasse  dem 
Nikolaos  von  Damaskos  verdanke,  der  sie  seiner  im  Jahre  16  v.  Chr. 
vor  Agrippa  im  Beisein  des  Königs  Herodes  bei  der  Klage  der  Juden 
gegen  die  Städte  der  Provinz  Asien  gehaltenen  Rede  als  Beweisstücke 
beigegeben  hatte.  Diese  Rede  hatte  Nikolaos  später  dem  123.  oder 
124.  Buche  seines  großen  Geschichtswerkes  einverleibt,  und  von  hier 
hat  Josephus  die  Urkunden  vermutlich  genommen'.  Nikolaos,  der 
sich  im  Dienst  und  Gefolge  des  Herodes  befand,  hat  für  den  Prozeß, 
der  in  Samos  zur  Entscheidung  kam^  die  Beweisstücke  zum  guten 
Teil  aus  der  Provinz  Asien  und  ihrer  nächsten  Nachbarschaft  erhalten, 
wahrscheinlich  mit  Unterstützung  der  dortigen  Juden.  Meist  sind  es 
Schriftstücke  aus  der  jüngsten  Zeit,  aus  der  natürlich  das  meiste  noch 
erhalten  war,  doch  wurden  auch  einige  ältere  Urkunden  aufgetrieben, 
unter  denen  sich  nun  unser  Brief  an  die  Koer  befindet, 

Stadt  und  Insel  Kos  war  eine  autonome  Gemeinde,  stand  lange  außer- 
halb der  Provinzialverwaltung  und  war  an  dem  Prozeß  gegen  die  Juden 
nicht  beteiligt,  scheint  vielmehr  den  Juden  gegenüber  eine  freundliche 
Haltung  beobachtet  zu  haben.  Ah  Stätte  des  vielbesuchten,  reichen 
Asklepiosheiligtums  war  Kos  an  Fremdenbesuch,  an  fremdes  Geld  und 
fremde  Sitten   gewöhnt     Auch   scheint  es,   daß  es  da  frühzeitig  eine 


1  Hermes  XI  (1876)  S.  477 ff.  E.  ScHÜRER,  Gesch.  des  jüdischen  Volkes  I3  85 
Anm.  19  hat  sich  dagegen  erklärt,  vornehmlich  deshalb,  weil  ein  großer  Teil  der  Ur- 
kunden sich  auf  die  Befreiung  der  Juden  vom  Kriegsdienst  und  auf  die  Fürsten  von 
Judäa  bezieht,  was  beides  mit  dem  eigentlichen  Gegenstande  der  Klage  nichts  zu  tun 
habe,  die  auf  die  ungehinderte  Ausübung  der  Religion  gerichtet  sei.  Dies  trifft-doch 
nicht  zu ;  denn  die  Befreiung  vom  Kriegsdienste  ist  gerade  unter  dem  Titel  der 
Religion  beiaibai|Uovia^  eveKO  erfolgt.  Im  übrigen  verweise  ich  auf  meine  soeben 
zitierte  Abhandlung,  wo  die  von  Schürer  hervorgehobenen  Umstände  bereits  bedacht 
worden  sind.  Nikolaos  beschränkte  sich  in  seiner  Rede  nicht  auf  das  für  den  Fall 
unumgänglich  notwendige,  sondern  holte  nach  bekannter  Rednerweise  weit  aus  und 
muß  das  ganze  Verhalten  der  Römer  zu  den  Juden  ausführlich  in  seinem  Sinne 
behandelt  haben.  Noch  jetzt  wird  dies  durch  die  verkürzte  Wiedergabe  seiner  Rede 
bei  Josephus  {Aiiliq.  Jiid.  XVI  31  ff.)  bezeugt,  in  der,  wie  aus  mehrfachen  Anzeichen 
deutlich  hervorgeht,  die  Gedanken  des  Nikolaos  benutzt  worden  sind.  Selbstver- 
ständlich habe  ich  nur  eine  Vermutung  geben  wollen.  Man  kann  damit  nicht  jede 
Einzelheit,  die  Stellung  oder  Auswahl  oder  den  Zustand  jeder  Urkunde  erklären,  und 
es  bleibt  noch  genug  zu  fragen  und  zu  forschen  übrig.  Eine  wirkliche  Entscheidung 
könnte  nur  erfolgen,  wenn  es  z.B.  gelänge,  das  123.  und  124.  Buch  des  Nikolaos  zu 
entdecken.  Dann  würde  die  Vermutung  überflüssig  sein.  Bis  dahin  aber  wird,  wie 
ich  glaube,  meine  Hypothese  noch  immer  nützliche  Dienste  leisten  können 

2  Josephus,  Atü.  XVI  23  f.  62 


13]  Eine  Urkunde  aus  der  Makkabäerzeit.  829 

jüdische  Gemeinde  gab.  Wenigstens  möchte  man  es  daraus  schließen, 
daß  zur  Zeit  des  ersten  mithridatischen  Krieges  beim  Angriff  des 
pontischen  Königs  die  asiatischen  Juden  ihr  Geld  nach  Kos  in  Sicher- 
heit brachten  \  Später  hatten  die  jüdischen  Fürsten  mit  den  Koern 
freundschaftliche  Beziehungen.  Herodes  hatte  mit  Nikolaos  kurz  vor 
dem  erwähnten  Rechtstreit  auf  der  Fahrt  zu  Agrippa  die  Insel 
besucht  und  wird  einige  Tage  dort  verweilt  sein.  Kos  gehört  zu  den 
Städten,  die  sich  dauernd  der  Gunst  und  Freigebigkeit  des  Königs 
erfreuten^.  Melleicht  hat  also  Nikolaos  bei  seinem  damaligen  Besuche 
auf  Kos  den  Brief  des  Konsuls  C.  Fannius  für  den  bevorstehenden 
Prozeß  erworben,  als  Beweis  dafür,  daß  sich  die  Juden  seit  längerer 
Zeit  der  römischen  Freundschaft  und  Fürsorge  erfreut  hätten.  Auch 
uns  muß  diese  Urkunde  als  ältestes  Zeugnis  für  den  diplomatischen 
Verkehr  zwischen  Rom  und  Judäa  von  Wert  und  Interesse  sein. 


1  Joseph.,  Anüq.  XIV  112  f.  Paton  &  HiCKS,  Inscriptions  0/  Cos  p.  XXXIX. 
Schürer,  Gcsc/i.  a,  Jüd.  Volkes  III 3  3.  27.  70 

2  Josephus,  AnL  XVI.  17.  Bell.  Jitd.  I  423.  Zu  den  Freunden  des  Herodes 
gehört  der  Koer  Euaratos  (Euaretos  oder  Euarestos)  Josephus,  Bell.  Jud.  I  532.  Antiq. 
XVI  312.  Die  koische  Freundschaft  vererbte  sich  von  Herodes  auf  seinen  Sohn 
Antipas,  wie  die  diesem  gewidmete  Inschrift  aus  Kos  beweist.  CIG  II  2502. 
Paton  &  Hicks  a.  O.  n.  75  S.  123.  Herzog,  Sitzimgsber.  der  Berliner  Akad.  1901 
I  494,     Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  13  432 


I 


Die  Enthaltsamen  der  pseudoclementinischen  Briefe 
de  virginitate  in  ihrer  Stellung  zur  Welt. 

Von 
Karl  Johannes  Neumann. 


ie  Ursachen  der  decischen  Verfolgung  klarzulegen  ist  nicht 
minder  schwierig,  als  dies  der  diocletianischen  gegenüber  der 
Fall  ist;  ja  in  einer  Hinsicht  ist  es  noch  schwerer.  Wir  kennen 
die  Richtung  des  diocletianischen  Regimentes,  das  in  der 
kombinierten  Autorität  des  dominus  und  deus  gipfelt  und  somit  in  dia- 
metralem Gegensatze  zum  Christentum  steht,  das  den  Kaiserkult  nicht 
leisten  konnte,  ohne  sich  selber  aufzugeben.  Bei  Diocietian  ist  die 
Frage  daher  vor  allem,  weshalb  er  mit  der  Verfolgung  erst  so  spät 
begann,  warum  er  das  Christentum  so  lange  tolerierte,  und  aus 
welchen  Gründen  er  dann  doch  und  plötzlich  losbrach.  Von  Decius 
dagegen,  von  seiner  Art,  von  seinen  Anschauungen  und  Zielen  wissen 
wir  so  gut  wie  nichts,  wovon  wir  Gebrauch  machen  könnten,  um 
seine  Verfolgung  zu  motivieren.  Hier  ist  es  umgekehrt  fast  allein  die 
Verfolgung,  die  in  Plan  und  Anlage  gegenüber  der  bisherigen  Praxis 
eigenartig  ist  und  die  uns  den  Mann  erkennen  läßt,  der  den  Plan 
gefaßt  und  erdacht  hat  und  der  seine  Ausführung  in  die  Wege 
geleitet. 

Das  Heer  hatte  den  Decius  zum  Kaiser  erhoben,  und  im  Kampfe 
gegen  Philippus  Arabs  hat  der  Usurpator  die  neugewonnene  Herr- 
schaft behauptet.  Nach  dem  Siege  bei  Verona  und  dem  Tode  des 
Philippus  ist  er  in  Rom  eingezogen.   Er  stammte  aus  einem  kräftigen 


.832  Karl  Johannes  Neumann  [2 


Volke^   und    er    stand    in    der  Kraft   der  Jahre;    er   hatte   die  fünfzig^ 
noch  nicht  erreicht. 

In  scharfen  Gegensatz  zu  Philippus  tritt  er  mit  seinem  Kampfe 
gegen  die  Christen,  aber  kein  persönlicher  Groll  hat  ihn  bei  seinem 
Schritte  geleitet.  Wenn  Eusebius^  den  Haß  des  Kaisers  gegen  seinen 
Vorgänger  als  den  Grund  der  Verfolgung  bezeichnet,  so  hat  er  damit 
nicht  Recht,  Nicht  aus  eigenem  Antrieb  hatte  Decius  sich  gegen 
Philippus  Arabs  erhoben*,  doch  als  das  Heer  ihn  ausgerufen,  war 
eine  Weigerung  unmöglich.  Vermutete  er  in  den  Christen  Anhänger 
des  gestürzten  Regimentes,  so  mochte  er  die  gleichen  Maßregeln 
ergreifen,  wie  Maximinus  Thrax  in  ähnlicher  Lage;  diesem  Beispiel 
konnte  er  folgen,  falls  er  nur  die  Sicherung  der  eigenen  Herrschaft 
im  Auge  hatte.  Dann  mochte  gegen  die  Christen  eingeschritten 
werden,  wann  und  wo  sie  seiner  Regierung  widerstrebten;  eine  weiter- 
gehende Verfolgung  war  überflüssig  und  gefährlich.  Aber  was  Decius 
unternahm,  war  die  Vernichtung  der  christlichen  Religion  und  Kirche: 
es  war  eine  allgemeine,  die  erste  allgemeine  Verfolgung.  Für  einen 
Schritt  von  solcher  Bedeutung  müssen  die  Gründe  tiefer  liegen. 

Während  die  Christen  Verwünschung  und  Abscheu  auf  das  Tier 
Deciuss  geladen  haben,  sind  die  Heiden  seines  Ruhmes  voll.  Seine 
Verdienste  geben  ihm  gerechten  Anspruch  auf  die  Erhebung  in  den 
Kreis  der  Götter^.  Er  ist  ein  Mann  von  vollendeter  Leistungsfähig- 
keit und  Tüchtigkeit,  freundlich  und  leutselig  im  Umgang,  im  Kriege 
jederzeit  auf  dem  Sprunge^.  Wie  im  Tode,  so  im  Leben  sind  Decius, 
der  Vater  und   der  Sohn,   den   alten  Deciern   zu  vergleichen^.     Nicht 


1  Victor  Caes.  29,  i  Sirmieiisium  zdco  orius;  Eutrop.  9,  \e  Pannonio  inferiore 
Budaüae  natiis;  vgl.  [Victor]  epit.  29,   i.  —  Tevei  irpoexujv   nennt  ihn  Zosim.  i,  21,  i 

2  [Victor]  epit.  29,  4  vixit  annos  qitinquaginla 

3  Euseb.  h.  e.  6,  39,  I.    Die  Kopisten  des  Eusebius  aufzuführen,  hat  keinen  Wert 

4  Zonaras  12,  19,  vol.  III,  p.  132,  4.  Dindorf  will  sogar  von  einem  Briefe  des 
Decius  wissen,  in  dem  er  dem  Philippus  seine  Bereitwilligkeit  erklärt,  zu  Rom  die 
Insignien  der  Herrschaft  abzulegen 

5  Execrabile  animal  Decius  heißt  er  de  mortibus  peisccutortim  4 

6  Eutrop.  9,  4  senior  meriiit  inier  divos  referri.  Vgl.  Eutrop.  8,  8  von  Antoninus 
Pius  iiiter  divos  relatiis  est  et  rnerito  consecratus  und  9,  15  von  Aurelian  vieruit  (jiioque 
inter  divos  referri 

7  [Victor]  epit.  29,  2  vir  ariibns  cimdis  virtutibusque  instructus,  placidtis  et  communis 
domi,  in  armis  proniptissimus 

8  Hist.  Aug.  Aurelianus  42,  6  Decios  .  .  quorum  ei  vita  et  mors  veleribus  compa- 
randa  est 


3]  Die  Enthaltsamen  bei  Pseudociemens  de  virginitate.  833 


nur  an  Adel  und  Würde  ragt  er  hervor.  Durch  jegliche  Tüchtigkeit 
ausgezeichnet,  weili  er  vermöge  seiner  Erfahrung  den  Lauf  der  Dinge 
vorauszusehen\  Die  Soldaten  erheben  ihn  wegen  seiner  Staatskunst 
und  Kriegserfahrung*,  sie  vertrauen  seiner  Einsicht  und  seiner  Für- 
sorge für  allesj.  Er  regiert  vortrefflich^,  und  das  Gedächtnis  seiner 
königlichen  Tugenden  überlebt  ihn^. 

Es    sind    Anhänger   des    alten    Götterglaubens,   deren  Urteil  hier 
seinen  Ausdruck  findet^,   und   einer    davon  ist  ein  fanatischer  Heide', 


1  Zosim.  I,  21,  I  AeKioq  Kai  -f^^'e'  irpoex^jv  Kai  dEnJu|uaTi  irpoaeTi  be  Kai  Ttdaaiq 
biairp^TTUJv  Tai(;  (iperaii;;  I,  22,  1  dKßävTuuv  be  de;  epYOv,  iLv  ö  AeKiO(;  ^k  xriq  Tiwv 
irpaYiuäTUJV  ^T€K,unpaTO  "rreipa? 

2  Zosim.  I,  21,  3  ttoXitikP)  je  äpexfi  Kai  TTo\e|uiKf)  tteipa  irporiKUjv 

3  Zosim.  I,  22,  1  TT]  AeKiou  'iT6iToi96Te(;  ^TTiOTniar)  Kai  irepi  irdvTa  -rrpovoia 

4  Zosim.  I,  2^,  3  AeKioi  .  .  apiffta  ßeßaaiXeuKÖTi 

5  Zosim,  I,  25,  2  eiq  }.ivr]jjir\v  tluv  AeKiou  ßaaiXiKOJV  dperiJuv 

t»  Falls  der  Verfasser  der  Aurelianbiographie  kein  Heide  ist,  so  nimmt  er  doch 
die  Maske  eines  solchen  vorj  Dessau  im  Ilomes  27,  1892,  S.  587.  Auch  der  Ver- 
fasser der  epitome  de  Caesariluis  ist  Heide,  wenn  auch  kein  fanatischer.  [Victor]  epil. 
16,  4  bedarf  ebensowenig  wie  die  41,  2  ausgesprochene  Meinung,  der  junge  Kon- 
stantin sei  von  Galerius  reUgionis  specie  als  Geisel  festgehalten  worden,  des  christ- 
lichen Glaubens  zur  Erklärung.  Und  charakteristisch  ist  das  Lob  Julian's,  das  durch 
den  leisen  Tadel  nicht  seines  Götterkulles  überhaupt,  sondern  nur  seines  Übermaßes 
•eingeschränkt  wird;  43,  7  haec  niinuebat  quanmdani  rcriim  neglecius  modus.  Cupido 
iaiidis  immodica;  cuUus  nitininum  siipei-stitiostcs;  audax  plus,  quam  impera- 
toreni  decet 

7  Aus  der  Fülle  der  Belege  greife  ich  einige  heraus.  Mit  dem  Opferkult  ist 
Zosimus  genau  vertraut  3, 12,1.  Der  Verherrlichung  Julian's  steht  bei  ihm  die  Schmähung 
Konslantin's  imd  die  Abneigung  gegen  Theodosius  zur  Seite.  Polybius  hat  die  Ent- 
stehung der  römischen  Weltherrschaft  beschrieben,  und  Zosimus  will  ihren  Untergang 
erklären.  Wie  die  Gefährten  des  Odysseus  bereiten  die  Römer  öqpriöiv  dTaö6a\ii;iaiv 
sich  selbst  das  Verderben  1,  57,  i.  Solange  sie  die  heiligen  Bräuche  bewahrten, 
war  die  Gottheit  ihnen  wohl  gesinnt;  dann  aber  ging  es  mit  ihnen  abwärts,  wie  die 
Orakel  das  voraus  verkündet  l,  58,  4;  2,  7,  1.  Als  frommer  Verehrer  der  Gottheit 
sah  Diocletian  die  bevorstehende  Verwirrung  voraus  2,  10,  5;  Konstantin  indessen 
macht  sich  keine  Sorge  um  die  Gottheit  (2,  31,  2),  aber  er  hat  auch  in  keinem 
Kriege  mehr  Erfolg  2,  31,  3.  Anfang  und  Same  des  Staatsverderbens  rührt  von  ihm 
her  2,  34,  2.  Eide  mit  Fül.'>en  zu  treten  entspricht  seiner  Gewohnheit  2,  28,  2.  Für 
Frevel  wie  Verwandtenmord  und  Eidbruch  kann  er  bei  den  Priestern  keine  Sühne 
finden;  da  erfährt  er,  daf'i  der  christliche  Glaube  jegliche  Sünde  tilge  und  den  Gott- 
losen sofortige  Befreiung  davon  verheiße.  Das  war  eine  Lehre,  die  er  brauchen 
konnte  2,  29.  Konstantins  beeifert  sich,  hinter  der  Gottlosigkeit  seines  Vaters  nicht 
zurückzubleiben  (2,  40,  l);  sein  Tod  ist  ein  Geschenk  der  Gottheit  an  Julian  (3,  II,  2\ 
dessen  Taten  Geschichtschreiber  und  Dichter  verherrlicht  haben,  ohne  ihre  Höhe 
zu  erreichen  3,  2,  4.  Julian's  Tod  genügt,  fortwährende  Verluste  an  die  Perser  her- 
beizuführen 3,  32,  6;  auch  die  Wacht  am  Rhein  wird  aufgegeben  6,  3,  3.  Obwohl 
Nöldeke-Festschrift.  c^ 


$34  Karl  Johannes  Neumann  [4 


Wer  möchte  leugnen,  daß  in  den  Augen  des  Zosimus  dem  Kaiser 
eben  das  zum  Ruhme  gereicht,  weswegen  die  Christen  ihn  verfluchen r 
Dagegen  ist  der  Verfasser  einer  knappen,  bis  auf  Theodosius  rei- 
chenden Kaisergeschichte,  der  Verfasser  der  epitonie  de  Caesaribiis, 
ein  gemäßigter  Mann,  der  an  Julian  zwar  nicht  sein  Festhalten  am 
alten  Glauben ,  wohl  aber  seinen  allzugrolJen  Eifer  tadelt.  Eben  er 
ist  es,  der  an  Decius  seine  Leutseligkeit,  seine  Leistungsfähigkeit  und 
Kriegstüchtigkeit  herv^orhebt.  Aber  er  steht  den  Zeiten  doch  zu  fern, 
als  daß  sein  Urteil  binden  könnte;  man  muß  fragen,  inwieweit  es  in 
den  Tatsachen  seine  Begründung  findet. 

Inschriften  nennen  den  Kaiser  Daciciis  maxtimis  und  resütiäor 
Daciariini,  auf  Münzen  von  ihm  erscheint  Dada  felix  und  eine  victoria 
Genna7iica.  Seinem  Siege  über  die  Gothen  bei  Nicopolis  am  latrus 
folgte  seine  Niederlage  bei  Beroea  und  der  Fall  von  Philippopel;  bei 
Abr>i:us  findet  er  seinen  Tod'.  Seiner  kriegerischen  Kraft  hat  wenig- 
stens der  Erfolg  gefehlt. 

Daß  er  diese  Kraft  in  den  Dienst  einer  veredelten  Senatsregierung 
habe  stellen  und  altrömische  Sitte  auffrischen  wollen,  ist  nicht  zu 
begründen.  Zwar  lesen  wir  in  der  historia  Augusta^  er  habe  die  mit 
dem  Prinzipat  verbundene  zensorische  Gewalt  vom  Kaisertum  wieder 

Konstantin  vom  rechten  Wege  der  Gottesveiehrung  abgewichen  und  zum  Glauben 
der  Christen  übergegangen  war,  so  hatte  er  doch  den  Oberpontificat  behalten,  und  seine 
Nachfolger  desgleichen.  Gratian  lehnt  ihn  ab  als  mit  dem  Chrisentum  unvereinbar,  aber 
wie  war  auch  sein  Endel  4,36,4.5;  4,37,1;  4,35,6.  Unter  Theodosius  schreitet  das 
Verderben  des  Staates  vor  4,  28,  2;  4,  29,  1.  Er  belagert  die  Sitze  der  Götter  und 
gefährdet  ihre  Verehrer  4,  33,  4.  Im  Morgenlande  werden  die  Tempel  geschlossen 
und  der  Opferkult  verboten,  zum  Verderben  des  Reiches  4,  37,  3;  4,  38,  I.  Theo- 
dosius sucht  sogar  den  Senat  zu  Rom  zu  bekehren,  und  als  dieser  sich  weigert,  von 
der  uranfänglichen  Überlieferung  abzuweichen ,  streicht  er  die  Staatsgelder  für  den 
alten  Kultus;  seine  Nichte  Serena,  die  Gemahlin  Stilicho's  (4,  57,  2)  vergeht  sich  an 
der  Göttermutter,  aber  Dike  folgt  ihr;  und  das  römische  Reich  wird  ein  Wohnsitz  der 
Barbaren  4,  59;  5,  38.  Rom  selber  wird  von  Alarich  gebrandschatzt,  weil  die  Römer 
die  üblichen  Gebräuche  vernachlässigt  haben  5,  40,  4;  und  als  man  die  Bildsäule 
der    Virtus    einschmilzt,     erlischt    auch    Mannhaftigkeit    und    Tapferkeit    der    Römer 

5.  42,  7 

I  Dexippus  bei  Syncellus  p.  705,  losqq.  ed.  Bonn.;  Jordanis  Getica  iS,  loi  — 
103;  Amm.  Marc.  31,  5,  16.  17;  31,  13,  13;  Eutrop.  9,  4;  Victor  Caes.  29,  2—5; 
[Victor]  epit.  29,  3;  Chron.  pasch.  I  p.  505,  4sqq.  ed.  Bonn.;  Zonaras  12,  20  p.  136, 
4 sqq.  DlND.  Zosimus  l,  23,  l  lälJt  den  Decius  vor  der  Katastrophe  in  allen  Schlachten 
siegen  und  verschweigt  sogar  den  Fall  von  Philippopel,  der  später  1,  24,  2  beiläufig 
erwähnt  wird 

*  I/ist.  Aug.  Valeriajii  dtio  5,  3—6,  9 


5]  Die  Enthaltsamen  bei  Pseudoclemens  de  virginitate.  835 

lösen  wollen  und  dem  Senate  die  Bestellung  eines  eigenen  Zen- 
sors überwiesen;  dieser  habe  Valerian  dafür  in  Aussicht  genommen. 
Aber  mit  dieser  Behauptung  hat  der  Biograph  Valerian's  das  Vor- 
leben seines  Helden  schmücken  wollen  und  sein  Gewissen  belastet  \ 
Ebensowenig  tritt  in  der  Überlieferung  zutage,  daii  ein  tiefer  Zug 
des  Herzens  den  Decius  mit  der  alten  Religion  verband.  Auf  Ver- 
ehrung Mercurs^  hat  man  bei  ihm,  aber  noch  mehr  bei  seinen  Söhnen 
hingewiesen.  Und  sein  Opfer  vor  der  Schlacht  bei  Abr}-tus3  kann 
nicht  auffallen. 

Das,  was  wir  sonst  von  Decius  wissen,  gibt  demnach  für  seine 
Christenverfolgung  keine  Erklärung-*;  vielmehr  wird  umgekehrt  allein 
ihr  Plan  und  seine  Ausgestaltung  uns  über  Decius  unterrichten.  Wie 
lagen  die  Verhältnisse,  in  die  er  mit  gewalttätiger  Hand  eingriff? 
Wie  stand  um  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  das  Christentum 
zur  Gesellschaft  und  zum  Staate? 

Weltflucht  lag  nicht  im  Staatsinteresse,  aber  wie  geringe  prak- 
tische Bedeutung  besaßen  doch  die  Regungen  der  Weltentsagung  in 
der  Kirche  dieser  Zeit!  Noch  führte  sie  keine  ganzen  Scharen  oder 
auch  nur  Einzelne  aus  den  Städten  in  die  W'üste.  Noch  haben  die 
Enthaltsamen  sich  von  den  Gemeinden  nicht  geschieden,  noch  stehn 
sie  im  Verbände  der  einzelnen  Kirchen.  Aus  den  ersten  Jahrzehnten 
des  dritten  Jahrhunderts  stammt  ein  Brief  über  die  Jungfräulichkeit, 


1  MoMMSEN,  Köiiiisc/ics  Shiah'i-i'ch/  II  l^  S.  338  A.  3;  Sekck,  Studien  zur  Geschichte 
Diocleiians  und  Coustatitins,  III,  Fleckeisen 's  Jahrlntcher  für  class.  Philologie  141,  1890, 
S.  633f.  —  Auch  EcKHEL  VII  p.  346  kann  nicht  zum  Beweise  einer  Piegünstigung  des 
Senatsregimentes  durch  Decius  herangezogen  werden 

2  EcKHEL  VII,  p.  345;  Cohen  V2  p.  195,  Decius  96;  p.  217,  Ilerennius  Etrus- 
cus   10 — 16;  p.  226sq.,  Hostilianus   19 — 23 

3  Jordanis  Getica  18,  103  qui  locus  hodiequc  Decü  ara  dicitur,  eo  quod  ibi  ante 
pugnam  inirabiüter  idolis  iinmolassrt.  Wer  wird  es  wagen,  sich  auf  die  Angabe,  daß 
das  Opfer  mirabiliter  vollzogen  sei,  zu  verlassen  und  grote  Schlüsse  darauf  zu  bauen.? 

4  Wie  sie  Jakob  Burckhardt,  T>ie  Zeit  Constantius  des  Großen,  2.  Aufl.,  Leipzig 
1880,  S.  19  gesucht  hat:  „Decius  ist  überhaupt  ein  Idealist,  mit  den  Illusionen  eines 
solchen.  Seine  gewaltige  kriegerische  Kraft  im  Dienst  einer  veredelten  Senats- 
regierung zu  üben,  altrömische  Sitte  und  Religion  und  durch  dieselbe  die  Macht  des 
römischen  Namens  aufzufrischen  und  auf  ewig  festzustellen  —  das  mochten  seine 
Pläne  sein.  Damit  hing  allerdings  zusammen,  daß  er  die  Christen  verfolgte."  — 
Einer  Illusion  hat  Decius  sich  allerdings  ohne  Zweifel  hingegeben:  der  Hoffnung, 
mit  seinen  Maßregeln  gegen  die  Christen  wirklichen  Erfolg  zu  haben.  Wäre  der- 
gleichen denn  aber  keinem  Realpolitiker  begegnet? 

53* 


836  Karl  Johannes  Neumann  [6 

der  den  Namen  des  Clemens'  mit  Unrecht  trägt.  Von  einem  Ent- 
haltsamen Südsyriens  oder  Palästina's,  vielleicht  aus  Jerusalem  selber, 
ist  er  an  die  Enthaltsamen  alle  eines  ganzen  Landstriches  gerichtet; 
er  weist  uns  eine  Wurzel  des  späteren  Mönchtums,  aber  noch  nicht 
dies  Mönchtum  selber.  Bei  dieser  Enthaltsamkeit  handelt  es  sich 
allein  um  die  Bewahrung  der  Jungfräulichkeit;  den  Jungfräulichen 
beiderlei  Geschlechts  wird  Gott  einen  vorzüglichen  Platz^  in  seinem 
Hause  geben,  auch  vor  denen,  die  in  keuscher  Ehe  gelebt  haben. 
Sie  sind  ein  Gottesstaat  und  ein  Tempel 3,  in  dem  Gott  wohnt; 
am  Worte  des  Lebens  haltend,  leuchten  sie  wie  Gestirne'*  in 
der  Welt  5.  Sie  sind  ein  schönes  Beispiel  für  die  Gläubigen,  die 
gegenwärtigen  und  künftigen*^.  Nicht  durch  Beredtsamkeit  und  Ruhm, 
durch  Abstammung  und  Lebensstellung,  durch  Schönheit,  Körperkraft 
und  Lebensdauer  wird  das  Himmelreich  erworben,  sondern  durch  die 
Kraft  des  Glaubens,  so  einer  Werket  des  Glaubens  aufweist^  Wer 
vor  Gott  gelobt,  die  Keuschheit  zu  bewahren,  muß  sich  mit  jeglicher 
heiligen  Tugend  Gottes  gürten^.  Er  entsagt  der  Unruhe,  dem  Schmuck, 
der  Lust  und  Verführung  dieser  Welt  mit  ihrem  Rausch  und  ihren 
Gelagen,  mit  ihren  Freuden  und  ihrer  Wonne,  er  hält  sich  fern  von 
jeder  Gemeinschaft  mit  dem  Saeculum  und  seinen  Stricken  und 
Netzen'°.  Er  besiegt  die  vergängliche  Eitelkeit  des  gegenwärtigen 
Saeculum"  und  reifJt  sich  los  von  der  ganzen  Welt".  Er  ahmt  in 
nichts  den  Heiden  nach;  als  Gläubiger  soll  er  sich  in  allem  von  den 
Gottlosen  unterscheiden'^.     Wir  preisen  Gott  mit  aller  Klugheit,  wir 


1  Von  dem  verlorenen,  mit  Unrecht  in  zwei  Briefe  zerlegten  griechischen  Ori- 
ginale besitzen  wir  eine  syrische  Übersetzung:  Clementis  Romani  epistolae  binae  de 
virs^inilate.  Syriace  ed.  Beelen,  Lovanii  1856.  Auf  einer  Revision  v.  IIimpel's  ruht 
die  lateinische  Übersetzung  in  den  Opera  patruni  apflstolicoritm  ed.  Funk,  vol.  II,  Tu- 
bingae  1881,  p.  1 — 27.  Benutzung  des  griechischen  Originales  in  dem  TcavbeKTr]i;  Tf|^ 
äfi«?  Tpaqpfi(;  des  Antiochus  von  S.  Saba  bei  Jerusalem,  bei  Migne  Palrologia  Graeca 
tom.  89  p.  141 1  sqq.,  hat  CüTTERILL,  ÄJodern  crilidsni  and  Clanciit''s  epislles  to  virgins, 
Edinburgh  1884  aufgewiesen.  Historisch  benutzbar  ist  das  merkwürdige  Schriftstück 
erst  durch  die  Datierung  und  Würdigung  Harnack's  geworden;  vgl.  Harnack,  Die 
pseudoclementinischen  Briefe  de  virginitate  und  die  Entstehung  des  Mönchtkums,  Sitzungs- 
bericht der  Ak.  d.  Wiss.  zu  Berlin  1891  I  S.  361 — 385;  vgl.  HarnACK,  Gesch.  d.  alt- 
christ.  Lit.  II  2,   1904,  S.   133—135. 

2  [Clemens]  de  virginitate  I,  4,  2  3   1   Cor.  3,  16  4  Phil.   2,   15.   16 

5  De  virg.  1,  9,  2.  3;  vgl.  Antiochus  monachus  hovt.   122  p.   1816  B  MiGNE 

6  De  virg.  1,  3,   I  7  Jac.  2,  17  »  De  virg.   I,  2,  2  9  De  viig.   I,  3,  5 
I''  De  virg.   I,  3,  6              ^'^  De  virg.    I,  5,  3              12  Z»^  virg.   I,  4,   l 

»3  De  virg.  2,  6,  2 


7]  Die  Emhaltsamen  bei  Pseudodemens  de  virginitate.  837 

werfen  das  Heilige'  nicht  vor  die  Hunde  und  die  Perlen  nicht  vor 
die  Schweine;  wir  psallieren  nicht  vor  den  Meiden  und  lesen  ihnen 
unsere  heiligen  Schriften  nicht  vor  wie  Leute,  die  um  einen  Bissen 
Brot  und  einen  Schluck  Wein  des  Herrn  Lied^  singen  im  fremden 
Lande  der  Heiden  3. 

Vorgekommen  muli  derartiges  freilich  sein,  wenn  der  Verfasser 
die  Brüder  beschwört,  es  nicht  7x\  tun  und  Leute  eines  so  schänd- 
lichen und  verächtlichen  Betragens  von  sich  zu  weisen*.  Auch  be- 
klagt er  schlimme  Gerüchte,  die  über  schamlose  Menschen  im  Um- 
lauf waren,  welche  unter  dem  Deckmantel  der  Frömmigkeit  mit 
Jungfrauen  zusammenwohnten  oder  mit  ihnen  zu  Tische  lagens.  Aber 
nichts  berechtigt,  an  mehr  als  vereinzelte  Fälle  zu  denken,  denen 
gegenüber  eben  die  Stimme  der  Warnung  erhoben  wird. 

Die  Enthaltsamen  sollen  nicht  etwa  auch  der  Arbeit^  sich  ent- 
halten. Wer  mühig  ist  und  sich  keiner  Arbeit  hingibt,  ist  unnütz; 
Müßiggang  führt  zu  unnützen  Gedanken  und  unnützen  Reden.  Dornen 
sprossen  in  der  Hand  des  MülJigen,  und  der  Weg  der  Faulen  ist 
voller  Dornen  7. 

In  der  Pleimat  des  Verfassers  hat  das  Christentum  sich  rascher 
als  im  Abendlande  ausgebreitet,  und  doch  nehmen  seine  Vorschriften 
für  die  Praxis  auf  Orte  Rücksicht,  wo  noch  kein  Mann,  sondern  nur 
l'rauen  und  Mädchen  sich  dazu  bekennen^,  und  unter  ihnen  wieder 
auf  solche,  in  denen  nur  eine  einzige  Christin  lebt^.  Nach  manchen 
Orten  ist  der  Glaube  überhaupt  noch  nicht  gedrungen'".  Und  unter 
all  diesen  Christen  sind  wieder  die  Enthaltsamen  eine  verschwindende 
Minderzahl,  Kommt  der  Asket  an  einen  Ort,  wo  es  bereits  einen 
solchen  gibt,  so  soll  er  bei  ihm  absteigen'',  wo  nicht,  bei  einem  ver- 
heirateten Bruder'^.  Eine  strenge  Absonderung  der  Christen  im  all- 
gemeinen von  den  Heiden  ist  weder '3  gefordert  noch  vorhanden; 
daß  eine  christliche  Familie  eine  heidnische  Magd  hat,  gibt  keinen 
Anstoß '♦. 


I  Matth.  7,  6  2  Psalm   157,  4  3  De  vir:^^.  2,  6,  3         4  De  virg.  2,  6,  4 

5  De  vii-g.   \,    10,   I.   2  ^  De  virg.    I,    10,  4.   5;    i,    II,    I.  2 

7  De  virg.  I,   lO,  5    Spinae  progermiitant  in   vianibus    otiosorum  (Sprüche  26,  9)  et 
(Sprüche  15,   I9)  viae  otiosorum  pleitae  sunt  spittis 

8  De  virg.  2,  4,    I  9  De  virg.  2,   5,   I  "'  De  virg.  2,  6,   I 

II  De  virg.  2,  2,    I  12  De  virg.   2,  3,   I  '3  Durch  de  virg.  2,  6,  2 

it  De  virg.   2,  2,  3 


838  K.  J.  Xeumann,  Die  Enthaltsamen  bei  Pseudoclemens.  [8 

Der  Staat  ist  eine  Ordnung  für  die  Welt  und  hat  keinen  Anlaß, 
die  Weltflucht  zu  begünstigen,  eine  Schädigung  aber  hatte  der  römische 
Staat  von  diesen  Enthaltsamen  nicht  zu  befürchten,  zumal  selbst  ihre 
Loslösung  vom  Säculum  nicht  gar  soweit  ging  und  ihre  Zahl  viel  zu 
gering  war,  als  dal5  die  Durchführung  ihres  Prinzipes  in  ihrem  Kreise 
den  Bestand  der  Gesellschaft  hätte  in  Frage  stellen  können.  Diese 
Enthaltsamen  begegnen  uns  in  einer  Zeit,  wo  das  Christentum  im 
ganzen  sich  immer  tiefer  in  die  Welt  einlebte.  Die  Stellung  des 
Christentums  zur  Welt  ist  es  nicht  gewesen,  die  den  Decius  zum 
Verfolger  machte:  es  war  ein  anderes,  es  war  die  Organisation  der 
Kirche.  Auf  diese  war  bereits  Maximinus  Thrax  aufmerksam  ge- 
worden, und  Decius  hat  sie  gefürchtet.  Aber  nicht  vom  blauen 
Himmel  ist  der  Blitz  herniedergefahren.  Was  Decius  vorfand,  war 
die  Erregung  des  heidnischen  Volkes  gegen  die  Christen,  und  was 
er  wollte,  das  war  nicht  die  Christenhetze,  war  aber  auch  keine  ge- 
legentliche Repression  in  einzelnen  Fällen,  sondern  die  planmäßige  und 
allgemeine  Rückführung  aller  Christen  des  Reiches  zum  alten  Kultus. 


Die  Parther  in  i'riechisch-römischen  Inschriften. 


Von 
V.  Gardthausen. 

AR     cap.     SACIDAE     cap.     PARTH 
ti-  ti- 

vus  vus 

catenis  coniuncti 


) 


ermanen  und  Parther  waren  die  einzigen  Völker,  welche 
das  römische  Kaiserreich,  das  die  Weltherrschaft  bean- 
spruchte, wenn  auch  nicht  als  ebenbürtige,  so  doch  als 
freie  Nachbarn  anerkannte,  nachdem  die  Kaiser  sich  über- 
zeugt hatten,  daß  ihre  Kräfte  nicht  ausreichten,  beide  Völker  zu  unter- 
werfen. Sonst  freilich  haben  beide  Völker,  die  sich  geographisch 
nirgends  berührten,  in  ihren  Verhältnissen  und  ihrer  Geschichte  wenig 
Gemeinsames  und  bieten  kaum  Stoff  zu  vergleichender  Betrachtung; 
sie  erscheinen  deshalb  auch  in  der  klassischen  Kunst  und  Literatur 
nur  selten  verbunden.  Um  so  mehr  überrascht  daher  jenes  Vasen- 
relief mit  der  Darstellung  der  Arsaciden  zwischen  einer  Germania  auf 
der  einen,  und  den  Parthern  auf  der  andern  Seite  \ 

Von  diesem  Relief  möchte  ich  daher  ausgehen  bei  einem 
deutschen  Festgruße  für  den  Altmeister  der  Orientalisten,  der,  allen  ein 
Vorbild,  über  die  durch  seinen  eigensten  Beruf  gezogenen  Schranken 
hinwegblickend  auch  den  Geschicken  anderer  Völker  und  Zeiten  seine 
Teilnahme  niemals  versagte. 


I  C.  I.  L.  X  Sosö'^  (Puteoli)   impressum   paterae   sigillatae.      Ed.  Helbig,    BtiU. 
deir  Institiilo  1881  p.  150.  Nr.  6 


840  V.  Gardthausen  [2 

Geographisch  ^  und  zeitlich  ist  der  Begriff  des  Parthischen  schwer 
zu  umgrenzen;  jedenfalls  dürfen  wir  einen  Baktrcr  aus  dem  4.  Jahrh. 
V,  Chr.  nicht  zu  den  Parthern  rechnen: 

DiTTENBERGER,   Inscr.  gr.  Orient.  Nr.  264.     'Opovxri?  öe  'Apxa- 
cJu[pou,  TÖ  Tevjoq  BüKTpiog,  dTToaxd^  (XTTÖ  'ApTaHep[Hou  xoö  TTepcrjOuv 
ßacTiXeuuq  eRpaiiicJev  tuuv  rTepYa[|Lii'iVLuv  Kai  laJerojiKiaev  auTOuq.    Arta- 
sura:  vgl.  390,  6.  391,  7.  392,  10. 
Wir  sehen  also  auch  von  einer  Inschrift  in  Delos^  ab: 

bei   DiTTENBERGER,   Sylloge''  588'°9  Xeovroq  TrpoTO|LUi  €ju   ttXiv- 
öeiLui,  'YcTTracrivou  MiGpodEou  BaKTpiavoö  dvdBejua. 
Dagegen  finden  wir  in  dem  internationalen  Hafen  derselben  Insel  die 
Inschrift   eines   vornehmen  Parthers,   der,    wie   manche   andere   hoch- 
gestellte Fremde,  von  Helianax  durch  eine  Inschrift  geehrt  wurde: 

Bull,  de  corr.  hell.  7.   1883  p.  349  n.  8.     DiTTENBERGER,  Inscr. 
gr.  Orient.  430.    MoMMSEN,  R.  G.  5,  343  A  2  [ca.  1 10  v.  Chr.]  Aop  .  .  . 
....  pdiiiv,    TuJv    TTpüuTuuv    qpiXuuv  ^  ToO   ßacriXe(JU(g  ßacriXeuuv  jueTdXou 
'ApffoKou         6  lepeug  'HXidvaH  'AaKXriTTioöuupou  A9)ivaiO(;        6    bid 
ßiou  iepeug  TTocreibujvog  Aiaiou  Y£v6)aevo<;    Kai  0ea)V  .jaeYdXuuv  Y.a\xo- 
epdKuuv  AioaKoupuuv  Kaße[ipujv,]  GeoTg. 
Ich  muß  hier,  wie  auch  gelegentlich  später,  einfach  auf  DiTTENBERGER's 
Kommentar  verweisen,   da    der  knapp  bemessene  Raum  ein  näheres 
Eingehen  nicht  erlaubt;  es  ist  das  eine  Ungleichmäßigkeit  der  Behand- 
lung, die  ich  zu  entschuldigen  bitte. 

Vom  ersten  Jahrhundert  an  mehrten  sich  die  Beziehungen  zwischen 
Rom  und  Parthien^,  gelegentlich  waren  sie  freundlich,  meistens  aber 
feindlich;  Strabo  ii  p.  515  nennt  die  Parther  dvTiTraXoi  loic,  Puujaaioig 
xpÖTTOV  Tivd.  Namentlich  waren  es  die  Bürgerkriege,  welche  auf  beiden 
Seiten  die  Besiegten  zwangen,  beim  Feinde  ihres  Volkes  Rettung  zu 
suchen.     Nach  der  Schlacht  von  Philippi  war  es  Labienus,  der  Klein- 


1  Ammianus  Marcell.  23,  6,  43;  s.  Sieglix,  A/Ias  anliqiiiis  10.  VI 

2  C.  I.  A.  IV  2  p.  119  n.  451  f.,  II  d[iTaiveaai  xöv  öeiva]  MiGpaEibou  'Apiapa9ea. 
Droyse.v,  Gesch.  d.  Heileu.  3.  2.  S.  315 

3  Auch  am  römischen  Kaiserhofe  gab  es  eine  Rangklasse  der  Freunde  des 
Kaisers  mit  verschiedenen  Abstufungen  z.  B.  ex  prima  admissione,  s.  m.  Aiigm/its  II 
283  A.  31—33 

4  SCHNEIDERWIRTH,  J.  IL,  Die  Farthe}-  7iack  gr.  röm.  Quellen.  Heiligenst.  1873. 
Steinmann,  ,A.,  Fe  Parlhis  ab  Horatio  memoraiis  <juaest.  chronol.  In.  Diss.  Berl.  1S98. 
FCRNEAtrx,  The  Roman  relatioiis  wi/h  Parthia  and  Aitnen'ui  from  ihe  iiine  0/  Aiignsliis 
to  the  death  of  Nero.    Oxf.  1896,     T\Vül.ZK,'E.,  Par/hernachrichien  l/ei  Josephus.  Berl.   1904 


3]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften,  84 1 

asien  an  der  Spitze  parthischer  Reiter  verwüstete '  und  dafür  den  Bei- 
namen Parthicus  annahm : 

Cass.  Dio  48,  27.     (Labienus)   auTÖv    Kai  TTap0iKÖv    yg    £K   toö 

evavTiuuTaTOu  toT«;  'Pujiuaioiq  e9vouq  ujv6,ua£ev. 
Es   dauerte   mehrere  Jahre  bis  P.  Ventidius,   ein  Legat  des  Antonius 
Kleinasien  befreite  und  den  ersten  parthischen  Triumph  feierte, 

Acta  triumph.  Capitolina  (C.  I.  L.  P  p.  50)  716/38  P.  Ventidius 

P.  f.  pro  cos  •  ex  •  Tauro  •  monte  •  et  •  Partheis  •  v  •  k  •  Decem.  an  •  DCCX[V], 
dem  in  den  nächsten  Jahrhunderten  noch  manche  weiteren  mit  Recht 
und  mit  Unrecht  gefolgt  sind.  HiRSCHFELD,  Mclanges  Boissier  p.  294, 
macht  auf  eine  Stelle  im  Suidas  aufmerksam  über  den  TTcXuaivog 
Zapöiavöq  aoqpicTTii^  TeTOVuuq  erri  tou  TipOÜTOu  Kai(Japo(;  ratou,  der  ge- 
schrieben habe  9pid|ußou  TTapGiKOu  ßißXia  y'^ 

M  o  n  u  m  c  n  t  u  m  A  n  c  y  r  a  n  u  m. 

^Augustus  erwähnt  die  Parther  zuerst: 

Mon.  Aue.  ed.  M.-  p.  124    Parthos  trium  exercitum  {sie)  Roma- 

n[o]rum  spolia  et  signa  re[ddere]  mihi  supplicesque  amicitiam  populi 

Romani  petere  coegi. 

Es  sind  die  römischen  Feldzeichen,  die  unter  Crassus,  Decidius  Saxa 

und    Oppius    Statianus    verloren    gingen    und    im   Jahre    734/20   dem 

Augustus  zurückgegeben  wurden^. 

Schwieriger  ist  die  Entscheidung  an  der  folgenden  Stelle: 

Mon.  A?ic.  ed.  M.^  P-  I35  Ad  me  supp[lic]es  confug[erunt]  reges 
Parthorum  Tirida[tes  et  postca?]  Phrat[es]  regis  Phrati[s  filius];    Me- 
dorum  [Artavasdes]. 
Der  Partherkönig  Phraates  IV  (717/32 — 752/2)  war  durch  einen  Über- 
fall des  Gegenkönigs  Tiridates  bedrängt  und  tötete  seinen  Harem,  um 
ihn  nicht  dem  Feinde  in  die  Hände  fallen  zu  lassen: 

Müller,  Gcogr.  gr.   minores   v.  i.   p.  LXXXII:   vncroq   Kara   töv 

Eucppdinv  .  .  .  evTaüGa   y«^«    'Iv    ^padiGu    toö    dTT0(J9dHavT0<s    rdg 

TTaWaKibaq,  öre  Ti-ipiödin";  (p^Y«?  ujv  eicreßaXev. 

Nur  der  jüngste  Sohn  des  Partherkönigs,  der  den  Namen  seines  Vaters 

trug,  wurde  Gefangener  des  Tiridates,  der  ihn  nach  seinem  Sturz  dem 


I  S.  m.  Aiigjistits  I  S.  224.  II  S.  107  A.  4  2  s.  m.  Augustus  II  743 

3  Vgl.  d.  Anm.  von  MoMMSEN  11.  m.  Augustus  I  825.  II  475  A.    15 


^42  ^  •  Gardthausen  [4 

Augustus  übergab,  der  gerade  damals  in  Spanien  Krieg  führte  \  Unter 
diesem  Prinzen  Phraates  verstehen  BoRMANN  und  V.  GuTSCHMID  den 
späteren  Partherkönig  Phraates  V.^  (Phraataces),  MOMMSEN  dagegen 
den  später  als  Geisel  mit  seinen  Brüdern  nach  Rom  geschickten 
Partherprinzen  dieses  Namens  3.  Beide  Annahmen  sind  kühn  und 
MOMMSEX  selbst  hebt  die  Schwierigkeiten  hervor,  die  ihnen  entgegen- 
stehen. Wenn  er  (p.  137)  sich  aber  selber  den  Einwurf  macht,  dalj 
dieser  Phr.  nicht  als  König  bezeichnet  werden  könne,  so  schwindet 
die  Schwierigkeit,  wenn  wir  uns  vergegenwärtigen,  daß  Augustus  ihn 
ausdrücklich  als  Königssohn  bezeichnet;  der  Plural  reges  ist  bedingt 
durch  Parthorum,  Medorum,  Adiabenorum  usw.  Zu  den  Schutzflehen- 
den im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  kann  er  allerdings  nicht  ge- 
rechnet werden;  aber  das  Streben  nach  Kürze  erklärt  den  Ausdruck 
des  Kaisers. 

Nun    kennen    wir   aber    noch   einen   dritten   Phraates   dieser  Zeit 
durch  eine  wenig  beachtete  Inschrift: 

C.  I.  Gr.  4199  (Telmissus).  "Eioug  g,  Mtivöq  Auüou  u.  Tö  [cT]fi[|ua] 

0[p]dTii  toöt'  [e]öuuKev  x\  ttöXk;.     D.  Hg.  bemerkt  dazu:   Opdir)!;  [s. 

o.  Mon.  Ancj'r.]  est  i.  q.  Opadrri^  nomen  regum  Parthorum.  — 
videtur  sane  Phraates,  quem  Telmissenses  sepulcro  publico 
honorarunt,  nobilis  hospes  fuisse. 

Initium   epochae  Lyciae    a.    u.  670    (Appian   Mithr.  61);    annus   60 

=  729/254. 
Er  wird  in  der  Inschrift  allerdings  nicht  als  Sohn  des  Partherkönigs 
bezeichnet.  Allein  der  Name  Phraates  ist  bis  jetzt  wenigstens  bei 
Privatpersonen  nicht  nachzuweisen 5.  Tacitus  anu.  6,  42  erwähnt  einen, 
der  zu  den  mächtigsten  Statthaltern  des  Landes  gehörte  und  also  wahr- 
scheinlich als  Mitglied  der  Dynastie  anzusehen  ist.    W^enn  das  richtig 


1  Justin  42.  5.  6  Parthi  Tiridatem  quendam  constituerunt  qui  audito  adventu 
Scytharum  cum  magna  amicorum  manu  ad  Caesarem  in  Hispaniam  bellum  tunc 
temporis  gerentem  profugit,  obsidem  Caesari  minimum  filium  Phrahatis  ferens,  quem 
negligentius  custoditum  rapuerat.  Cass.  Dio  51.  18  (30  v.  Chr.)  (Aug.)  uiöv  Td  Tiva 
ToO  0padTou  ^v  euep'feaiac;  |iepei  irap'  aÜToO  (d.  h.  Tiridates)  Xaßdiv  ec,  re  Trjv 
'Pd))jriv  ävf\fafe  Kai  ^v  o^iripeia  inoir\aaro 

2  Phraataces  Gutschmid,  //an.  S.  177 — 8.     Prosopogr.  3,  36,  295 

3  S.  m.  Aug.  II  472  A.  3.     Prosopogr,  3,  36,  297 

4  Über  die  verschiedenen  in  Lykien  gebräuchlichen  Acren  s.  Fellow's  Itin.  As. 
min.  ed.  II  184I.  Append.  p.  382  Nr.  115.  Secchi,  Bullet.  d'Itist.  1843  p.  140  und 
KüBiTSCHEK  bei  Paüly-Wissowa  n.  d.  W.  aera 

5  S.  Prosopogr afkia  imp.  rom.  u.  d.  W. 


i 


5]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  843 

ist,  SO  wird  auch  von  seinem  in  Telmissus  bestatteten  Namensvetter 
dasselbe  anzunehmen  sein.  Die  Zeit  jener  Grabschrift  berechnet  der 
Hg.  des  C.  I.  G.  als  729/25 ;  dann  kann  der  damals  verstorbene 
Phraates  nur  ein  Mitglied  der  Dynastie  Phraates'  IV.  gewesen  sein, 
der  seinem  Vater  Orodes  I.  schon  im  J.  Ji^lzi  gefolgt  war.  In  der 
Tat  hatte  dieser  König  außer  dem  Phraat[ac]es  noch  einen  Sohn,  der 
seinen  Namen  trug,  den  später  mit  seinen  drei  Iküdcrn  nach  Rom 
geschickten  Prinzen  Phraates;  der  aber  von  dem  schon  im  J.  729/25 
verstorbenen  sicher  zu  scheiden  ist.  Der  König  mulö  zwei  Söhnen 
denselben  Namen  Phraates  gegeben  haben,  von  denen  der  ältere  dem 
Tiridates  in  die  Hände  gefallen  ist.  In  jeder  Familie  und  in  jedem 
Volke  ist  es  auffallend,  dal)  zwei  Brüder  den  gleichen  Namen  führen; 
hier  aber  erklärt  es  sich  in  einfacher  Weise.  Als  der  ältere  Phraates 
von  Tiridates  dem  Augustus  überliefert  wurde,  betrachtete  sein  Vater 
ihn  als  verloren  und  gab  den  so  freigewordenen  Namen  einem  seiner 
später  geborenen  Söhne. 

Den  Sieg  des  Tiridates  können  wir  chronologisch  nicht  genau 
bestimmen;  seine  Niederlage  fällt  in  die  Zeit  der  Einnahme  Alexandria's^ 
Cass.  Dio  51,  18  TÖie  öe  eneiÖJi  ö  te  'AvTiuviog  eTeXeuTncre, 
Kai  cKeivoiv  6  |uev  Tipiödrri«;  iiTiiiOeig  kc,  xiiv  Zupiav  Karecpu-ftv. 
Seine  Reise  nach  Spanien^  fällt  in  die  Zeit  728/26  bis  Ende  729/25. 
Augustus,  der  es  verschmähte,  für  seine  orientalische  Politik  den  Zu- 
fall auszunutzen,  der  ihm  ein  3 — 4jähriges  Kind  in  die  Hände  gespielt 
hatte,  schickte  den  kleinen  Partherprinzen  seinem  Vater  zurück  3  und 
wir  erfahren  bei  den  Historikern  nichts  über  sein  weiteres  Schicksal. 
Wenn  wir  nun  aber  mit  Recht  die  Inschrift  von  Telmissus  als  seine 
Grabschrift  betrachten  dürfen,  so  schickte  Augustus  das  Kind  sofort 
entweder  von  Spanien,  oder  von  Italien  mit  einem  Schiff  in  seine 
Heimat,  das  wahrscheinlich  in  einem  syrischen  Hafen  landen  sollte. 
Allein  das  Kind  erlag  den  Fährlichkciten  der  Reise  und  wurde  an 
der  lykischen  Küste  bestattet;  die  Stadt  Telmissus  gab  ihm  ein  Grab 
und  setzte  ihm  eine  Inschrift,  in  welcher  der  kleine  Prinz  einfach 
Phraates  genannt  wurde. 

Auf    die    p.    135     genannten    Könige    Tiridates    und    Artavasdes 
kommen  wir  später  noch  einmal  zurück. 


I  S.  m.  Aiiß^.  I  462,  II  249  A.   14  2  S.  m.  Aug.  II  645 

3  Justin  42,  5,  9  (Augustus)  Phrahati  filium  sine  pretio  remisit 


844  V.  Gardthausen  [6 

Augustus  fährt  dann  fort  p.  141 :  [Ad  nie  rex]  Parthorum  Phrates 
Orod[i]s  filius  filios  suos  nepot[esque  omnes  misit]  in  Italiam  non  bello 
superatu[s],  sed  amicitiam  nostram  per  [liberorum]  suorum  pignora 
petens,  vgl.  Tac.  ann.  2,  i.  Vellcius  2,  94;  Strabo  16  p.  748:  Opadui«; 
TOdouTov  ecTTTOLiöacre  Tiepi  ti^v  qpiXiav  t)]v  npög  Kaiffapa  töv  Zeßacrröv 
LucTTe  Ktti  id  xpoTraia  eTTejuipev  ex  Kaid  'Puj)naiLuv  dveanicrav  TTap0uaioi, 
Kai  KttXeaag  ^xc,  ctuWoyov  Titiov  tov  eTncrraTOuvTa  röxe  if\c,  Zupiaq, 
reTiapag  7Taiöa(g  -fvncriou^  evexeipiaev  öjaiipa  auTiiJ,  ZepacTTraödviiv  Kai 
'PLubdcrmiv  Kai  Opadinv  Kai  Bovuuviiv,  Kai  Y^vaTKaq  toutujv  buo  Kai 
uieig  TfeTTapag,  öeöidi^  idg  aidaeig  Kai  xouq  eTTiTi0e)Lievouq  auTÜJ"  ijöei 
-fdp  .uiibeva  icfxüdovTa  KaO'  eauiov,  dv  |aii  xiva  eTiiXdßii  toO  ApaaKiou 
■fevoug.  Vgl.  6  p.  288:  Traiöaq  enicrTeuae  0padTii(;  tlu  XeßacTTUj  Kaicrapi 
Ktti  TTai'öujv  TtaTöaq. 

Die  Sache  selbst  ist  bekannt'.  Phraates  IV.  schickte  um  d.  J.  744/10 
seine  älteren  Söhne  mit  ihren  Frauen  und  Kindern  nach  Italien,  um 
seinem  Lieblingssohne  Phraat[ac]es  die  Thronfolge  zu  sichern.  Einen 
Hinweis  auf  dieses  wichtige  Ereignis  hat  man  auf  gleichzeitigen 
Münzen^  finden  wollen. 

Phraates  IV.  (j  ca.  2  n.  Chr.) 


Vonones  Seraspadanes       Rhodaspes         [Phraates]  Phraates  Phraataces 

I  Tf^'R^m  ^'  I-  C^-  4199       t  35  n.  C.       f  ca.  4  n.  C. 

Meherdates  'J ,  f  25  v.  Chr. 

Tiridates 
{Prosopograph.  3,  324,   176) 

Wenn  der  König  der  Könige  vier  Söhne  mit  ihren  Familien  nach 
Rom  schickte,  so  mulöte  er  auch  für  ihren  standesgemäßen  Unterhalt 
sorgen,  während  die  meisten  parthischen  Flüchtlinge  in  Rom  natürlich 
nicht  so  gut  mit  Geld  versehen  waren.  Einer  dieser  vier  Parther- 
prinzen scheint  es  gewesen  zu  sein,  der  damals  in  dem  benachbarten 
Nemi  einen  Tempel  (vielleicht  der  Isis)  erbaute;  reichlich  100  Jahre 
später  war  dieser  Tempel  verfallen,  und  wurde  vom  Hadrian,  der  alle 
orientalischen  Eroberungen  seines  Vorgängers  aufgegeben  hatte,  wieder- 
hergestellt : 

C.  [.  L-  XIV  2216  (Nemi)  [imp.  caesar  divi  traiani  parthici  fil.  divi] 
Xervae  •  nepos  -Traianus  [hadrianus  august  •  pont •  max  •  tribujnic  •  potest • 
VI  •  COS.  III  [a-i23]  [fanum(?)  quod  .  .  .  phraatis(r)  regis  regu]m  • 
Parthorum  •  fil.  Arsacides  [fecerat  uetustate  coUapsJum  •  restituit.  cf. 
Mon.  Aue.  ed.  M.^  141. 


I  S.  m.  Augtistns  I  1130— 31    II  741  A.  6  2  Cohen  12  p.  87 


y]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  845 

Zwei  dieser  Prinzen   starben  in   clor  Fremde  und  wurden  in  Rom  be- 
stattet: 

C.  /.  L.  VI  1799  (Rom)  Seraspadanes  •  Phraatis  Arsacis  regum 
regis  f.  Parthus  Rhodaspcs  •  Phraatis  Arsacis  rcgum  rcgis  f.  Parthus. 
Der  älteste  Vonones'  wurde  vom  Augustus,  der  jüngste  Phraates 
später  von  Tiberius  im  J.  35  n.  Chr.  heimgeschickt,  um  den  parthischen 
Thron  zu  besteigen;  allein  Phraates^  starb,  ehe  er  die  Grenze  seines 
Vaterlandes  erreichte,  und  Tiberius  bestimmte  seinen  Neffen  Tiridates 
zu  seinem  Nachfolger: 

Tacit.  <i/iu.  6,  92.     Et  Phraates  aput  Syriam,  dum  omisso  cultu 
Romano    cui    per  tot  annos  insueverat,  instituta   Parthorum   sumit, 

patriis  moribus  impar  morbo  absumptus  est (Tiberius)  Tiridaten. 

sanguinis  eiusdem,  aemulum    Artabano  —  —   deligit.     Tiridates   s. 
Pi'osoprog.  3,  324.   176. 

Cass.  Dio  58.  26  (a.  35^ — 36  n.  Chr.)  (ndpOoi)  d7rocrTdvTe(;  ouv 
Tive?  auToö  eTTpecrßeucravTO  rrpög  töv  Tißepiov,  ßacriXea  crcpicriv  eK 
Tujv  ojuripeuovTuuv  aiTOuvre^"  Kai  auioTg  löie  juev  Opadniv  töv  toö 
Opadiou  TeXeuTriö'avTO(S  öe  cKeivou  Katd  niv  öböv  Tipiödinv,  eK  toü 
ßadiXiKoO  Kai  auTÖv  Y^voug  övia,  eTreiiiipe. 
Über  die  Sendung  des  Vonones  berichtet  Augustus: 

p.  143   A  me  gentes  Parthorum  et  Medoru[m  per  legatos]  prin- 

cipes  earum   gentium  reges   pet[i]tos  acceperunt   Par[thi   Vononem 

regis   Phrjatis  filium,  regis  Orodis  nepotem.     Medi  Ar[iobarzanem] 

regis  Artavazdis  filium,  regem  Ariobarzanis  nep[otem]. 

Eine  parthische  Gesandtschaft  war  in  Rom  erschienen,  um  sich  vom 

Augustus  einen  neuen  König  zu  erbitten,  und  der  Kaiser  schickte  ihnen  3 

um  760/7    den  bei  Strabo   an  vierter  Stelle   genannten  Vonones,  der 

aber  bald  mit  Prätendenten  zu   kämpfen  hatte.     Zunächst  besiegte  er 

allerdings  den  Artabanus  und  lieii  Münzen  schlagen  mit  der  Inschrift : 

BacTi\eu(;  'Ovujvik   veiKiicrag  'Apraßdvov».     Aber    später   wandte    sich 

das  Glück;  Vonones  konnte  den  parthischen  Thron  nicht  behaupten; 

er  floh  nach  Armenien  und  später  nach  Syriens. 

An  zweiter  Stelle  nennt  Augustus   unter    den  von  ihm   heimge- 
schickten Königen    den  Ariobarzanes    von  Medien ^     Es    leidet   wohl 


1  Über  einen  Namensvetter  des  Vonones  s.  v.  Gütscilmid,  Kl.  Schriften  3  S.  49 

2  Phraates:  Prosopogr.  3,  37,  297  3  S.  Mon.  Aue.  ed.  M.2   I43— 4 
4  Head,  Hist.  num.  p.   694                   5  V.  GUTSCHMID,  Lau  S.    119' 

6  Prosopogr.  1,   130,  857;  s.  m.  Augustus  I  1140 


846  V.  Gardthausen  [8 

keinen  Zweifel,  dal5  wir  Medien  als  einen  Teil  von  Parthien  betrachten 
müssen.  „Medien  galt  als  sein  Ilauptsitz  [des  Adels  der  Pahlavane 
d.  h.  Parther]  als  Pahlav-Land" '.  Augustus  berichtet  über  diesen 
Ariobarzanes  v,  Medien  p.  109:  (Armeniam  maiorem)  per  Gaium  filium 
meum  regi  Ario[barz]ani  regis  Medorum  Artaba[zi]  filio  regendam 
tradidi  et  post  e[ius]  mortem  filio  eins  Artavasdi.  Als  Gaius,  der 
linkel  des  Augustus,  die  orientalische  Frage  zu  lösen  versuchte,  stellte 
er  dem  parthisch  gesinnten  Armenierkönig  Tigranes  IV.  einen  Ver- 
treter der  römischen  Interessen  entgegen,  indem  er  den  Mederkönig 
Ariobarzanes  zum  König  von  Groliarmenien  machte;  als  dieser  bald 
starb,  folgte  ihm  sein  Sohn  Artavasdes  II, 

Julii. 

Keiner  von  den  im  Monumentum  Ancyranum  genannten  Parther- 
fürsten hat  das  römische  Bürgerrecht  erhalten;  sie  lebten  in  Italien 
als  Verbannte  und  Flüchtlinge,  die  so  bald  wie  möglich  in  ihre  Heimat 
hofften  zurückkehren  zu  können;  daher  zeigen  die  Grabsteine  des 
Seraspadanes  und  Rhodaspes  nur  den  parthischen,  nicht  etwa  einen 
römischen  Namen.  Wenn  dieses  Ziel  aber  in  immer  weitere  Ferne 
hinausgerückt  wurde,  wenn  die  Verbannung  Generationen  überdauerte 
und  die  Träger  parthischer  Namen  vielleicht  schon  in  Rom  geboren 
waren,  dann  wurde  ein  bestimmtes  Rechtsverhältnis  zum  römischen 
Staate  und  seinen  Bürgern  notwendig.  Dann  pflegte  der  Kaiser  den 
vornehmen  Fremden  das  Bürgerrecht  und  zugleich  seinen  Namen  und 
seine  Tribus  zu  verleihen.  Die  beiden  Enkel  des  zuletzt  erwähnten 
Königs  Ariobarzanes  von  Medien  und  Armenien,  die  wahrscheinlich 
in  Italien  ihre  Jugend  verlebten,  nennen  sich  Julii";  ihren  Stammbaum 
s.  m.  Aug:  II  474  A.   13. 

C.  L  L.  VI  32264.  Inscr.  Gr.  XIV  1674  [fdiog  'louJXiog  faiou 
0aß(ia)  [' Apiaßdcrörijg  'ApraßdcJÖcu  ....  [ujiög,  ßaaiXeuu«;  fApioßap- 
Z;dv]ou  uiujvog,  [ö<j  eZiricrjev  eviauT(oü<;)  X9'.  [C.  Julius  C.  f  Fab.] 
Artabasdes,  [Artabasdis  filijus,  regis  Ariobarzanis  [nepos,  qui  vixijt 
annos  xxxviiii.  Frosopogr.  i,  151  Nr.  959  Mon.  Anc.  ed.  M.^  p.  in 
(m.  Fcsm.). 

Insc7\  Gr.  XIV  Nr.  989  (Rom).    DiTTENBERGER,  Inscr.  gr.  oricnt. 

381.  .  .  .  vie An  KaTTeTuuX[iuji  'lou]Xio<;  'Apioß«pZ:dv[n^ 

ß]aö'iXeuj(;  'Apioßa[pZ;dvou  uiög  ....].     Frosopogr.  i,  131,  857-1. 

I  NÖLDEKE,  Auf  salze  zur  Persischen  Gesch.  S.  156         2  5.  m.  Aug.  II  250—51  xV.  2I 


« 


9]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  847 

Da  DlTTENBERGER,  Orient,  gr.  Insci:  i,  380—1  beide  Inschriften 
besprochen  hat,  so  erscheint  hier  jeder  weiterer  Kommentar  über- 
flüssig. 


Auf  Rom's  neutralem  Boden  lebten  die  feindlichen  Brüder  aus 
der  Fremde  friedlich  nebeneinander.  Hier  mögen  die  vier  Parther- 
prinzen gelegentlich  auch  den  Gegenkönig  ihres  Vaters,  den  Tiridates 
(s.  o.)  getroffen  haben;  der  nach  seiner  spanischen  Reise  von  Augustus 
unterstützt  ^  wahrscheinlich  dauernd  in  Rom  gelebt  hat.  Ob  er  ver- 
heiratet war  und  wann  er  starb,  wissen  wir  nicht.  Wir  finden  aber 
seinen  Namen,  wenn  auch  leicht  entstellt,  in  einer  interessanten  In- 
schrift von  Salona, 

C.  I.  L.  III  8746  C.  Jul.  Thridat[i]s  f.  dec  •  ala  •  Phartho(rum> 
an  •  XXVI  dom  •  Rom  •  h.  s.  e  ,  .  ^ 
die  ungefähr  der  Zeit  von  Chr.  Geb.  zuzuweisen  ist.  Der  Sohn  eines 
Tiridates,  als  Führer  einer  Partherschwadron  im  römischen  Heere,  ist 
auffallend;  es  kann  kein  gewöhnlicher  Flüchtling  gewesen  sein,  denn 
sonst  hätte  Augustus  ihn  nicht  durch  Bürgerrecht  und  Namen  der 
Julier  ausgezeichnet.  Und  doch  führt  nur  sein  Vater,  nicht  er  selbst 
einen  parthischen  Namen;  als  seine  Heimat  wird  Rom  bezeichnet;  er 
ist  also  der  Sohn  eines  in  Rom  lebenden  Flüchtlings;  das  paßt  alles 
auf  den  Sohn  des  Tiridates  (s.  o.),  der  auf  der  Inschrift  natürlich 
nicht  König  genannt  werden  konnte,  weil  Augustus  längst  seinen 
Gegner  als  rechtmäJjigen  Partherkönig  anerkannt  hatte.  Auch  die 
Zeitverhältnisse  stimmen  dazu.  Wenn  Tiridates  bald  nach  der  Zu- 
sammenkunft mit  Augustus  in  Spanien  sich  dauernd  im  römischen 
Reiche  (also  wahrscheinlich  in  Rom)  niederließ  und  heiratete,  so  konnte 
er  einen  Sohn  haben,  der  Rom  als  seine  Heimat  bezeichnete  und  der 
26  jährig  während  des  illyrisch-pannonischen  Aufstandes  in  den  Kämpfen 
bei  Salona  gefallen  ist,  als  Führer  einer  römischen  ala  Parth(orum). 
Die  Zahl  der  parthischen  Flüchtlinge  in  Rom  war  damals  so  groß, 
daß  für  diesen  Krieg  eine  eigene  parthische  Reiterschar  gebildet  wurde 
unter  dem  Oberbefehl  des  Ornospades,  der  durch  Tiberius  römisches 
Bürgerrecht  erhielt: 


1  Justin  42,  5,  9    Tiridati  (Augustus),   quoad    manere  apud  Romanos  vellet,  opu- 
lentum  sumptum  praeberi  iussit.     Mou.  Am:  ed.  M.2  p.    135 

2  S.  m  Aug.  I   1181.   1193 


548  V.  Gardthausen  [lO 

Tac.  tinn.  6,  37.  Ornospades^  exul  quondam  et  Tiberio  cum 
Delniaticum  bellum  conficeret,  haud  inglorius  auxiliator  eoque  civi- 
tate  Romana  donatus. 

Im  römischen  Heere  gab  es  später  noch  zwei  alae  Parthorum^ 
und  ClCHORlUS^  hält  mit  Recht  die  ala  Parthorum  veterana  für  die 
damals  von  Tiberius  gegründete,  der  jener  C.  Julius  angehörte;  sie 
existierte  vielleicht  noch  im  vierten  Jahrli.  n.  Chr.  Wenn  einst  Tiri- 
dates  seinen  Gegner  besiegt  hätte,  so  wäre  sein  Sohn  wahrscheinlich 
dereinst  König  der  Könige  geworden;  statt  dessen  aber  fiel  er  als 
römischer  Wachmeister  im  Kampfe  mit  illyrischen  Rebellen.  Sein 
Schicksal  erinnert  an  das  Ende  des  jungen  Napoleon,  der  als  Ver- 
bannter in's  englische  Heer  eintrat .  und  als  Leutnant  im  Kampf  mit 
-den  Kaftern  den  Tod  fand. 

Einen  anderen  C.  Julius  nennt: 

C.  I.  L.  XI    137   (Ravenna).     C    lul.  Mygdonius  |  generi  •  Par- 

thus  I  natus  •  ingenuus  •  capt(us)  |  pubis  •  aetate  •  dat(us)  •  in  •  terra(m)  | 

Romana(m)  •  qui  •  dum  •  factus  |  cives  •  R  •  •  iuu(=  b)ente  •  fato  •  co(l)  | 

locavi  •  arkam  dum  •  esse(m)  annor.  L  peti(i)  •  usq(ue)  •  a(d)  •  puber- 

tate(m)  •  senectae  •  meae  •  pervenire  •  nunc  •  recipe  •  me  •  saxe  •  libens  | 

tecum  •  cura  •  solutus  •  ero. 

Die  Inschrift  stammt  aus  der   ersten  Kaiserzeit;   HüßNER,  Hermes  10 

S.  406,    meint    aus    der    Zeit    des    Claudius;    in    meinem   Äiigiistits   II 

S.   153  A.   17  suche  ich  sie   dem  Zeitalter  des  Augustus  zuzuweisen. 

Es   handelt   sich   um    einen  vornehmen  (ingenuus*)  Parther    aus    der 

Gegend  von  Nisibis  (Mygdonius),  der  in  seiner  Jugend  gefangen  wurde. 

Wenn  damit  Kriegsgefangenschaft  gemeint  ist,  so  können  wir  für  die 

Zeit  des  Augustus  und  Claudius  nur  an  den  Partherkrieg  des  Trium- 

virn  M.  Antonius  denken  S;  denn  kein  anderer  römischer  Feldherr  hat 


1  Prosopo^r.  2,  43S,   lOO;  s.   m.  Au:;.  I  S,    1181,  II  779 

2  C.  J.  L.    X  3847    (Capua)    M.  Campanio    M.  fil.    M.   nep.  Pal.    Marcello    proc. 
A[ug]ustor.  .  .  .  praef.  eq.  alae  •  Parth.  .  . 

Ephem.  epigr.  5.   1055  u.   1065  (Africa)  eq.  alae  Parthorum 

7»  552  \     »     )    >f      >)  » 

Die  drei  parthischen  Legionen  sind  viel  später  gebildet,  nicht  aus  Parthern,  sondern 
für  den  Krieg  gegen  die  Parther 

3  Bei  Pauly-Wissowa,  Realeitcychpaedie  u.  d.  W.  ala  S.   17 

4  Unten  S.  851  ex  generosis.     Eine    Reitertruppe    im    parthischen  Heere    führte 
■diesen  Beinamen  Joseph.  Ant.  J.  14,  13,  5  §  342:  mirei?  .  .  tüüv  Affoiaeviuv  ^XeuÖepuuv 

5  Antonius  [war] .  .  nachdem  er  durch  das  nördliche  Mesopotamien  ungefähr  auf 


I  l]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  849 

während  dieser  Zeit  in  der  Gegend  von  Nisibis  Krieg  geführt.  Nach 
der  Einnahme  Alexandria's  fiel  jener  gefangene  parthische  Knabe  in 
die  Hände  des  Cäsar,  der  ihn  frei  lieli,  mit  dem  römischen  Bürger- 
recht beschenkte  und  ihm  Ravenna  als  Wohnsitz  anwies.  Durch  diese 
beiden  Umstände  erhält  der  Fall  eine  gewisse  Wichtigkeit,  um  nicht 
zu  sagen  einen  politischen  Beigeschmack.  Ravenna  war  im  Anfange 
des  ersten  Jahrh.  n.  Chr.  eine  Stadt  der  gefallenen  Größen  des  Aus- 
landes, die  bei  den  Römern  Schutz  gefunden  hatten.  Dort  war  Bato 
mit  seinen  Illyriern  interniert,  bald  darauf  kam  Thusnelda  und  ihr 
Sohn  Thumelicus,  ferner  der  Marcomannenkönig  Marobod  u.  a.  Wenn 
also  auch  jener  Mygdonius  dort  sein  Leben  vertrauern  mulite,  so 
weist  ihm  das  doch  eine  gewisse  Bedeutung  zu;  auf  alle  Fälle  war 
er  kein  gewöhnlicher  Privatmann.  Wenn  er  also  bei  der  Einnahme 
Alexandria's  ungefähr  zehn  Jahre  alt  war,  so  hatte  er  im  Jahre  10 
n.  Chr.  das  50.  Jahr  erreicht.  Damals  bestellte  er  sich  sein  Grab  und 
seine  Grabschrift,  die  wir  noch  heute  nicht  ohne  Rührung  lesen,  da 
sie  uns  einen  Einblick  tun  lälJt  in  die  resignierte  Stimmung  des  un- 
glücklichen, heimatlosen  Fremdlings. 

Wenn  dagegen  HüBNER  Recht  hat,  daf5  die  Inschrift  30 — 40  Jahre 
jünger  ist,  dann  wäre  jener  C.  Julius  Mygdonius  jünger,  als  der  Parther- 
krieg des  Antonius;  er  konnte  z.  B.  durch  Räuber  aus  dem  elterlichen 
Hause  entführt  und  als  Sklave  an  den  Kaiser  verkauft  sein.  Sklaven 
erhalten  öfter  als  Namen  die  Bezeichnung  ihrer  Heimat,  wie  z.  B.  Geta, 
Paphlago,  Persicus  bei  WlLMANNS,  Excinpla  13 11  usw.  Allein  dann 
würde  man  doch  einen  Zusatz  wie  Augusti  libertus  erwarten;  auch 
verstünde  man  nicht,  weshalb  er  den  Namen  Julius  statt  Claudius 
erhielt  und  warum  er  gerade  in  Ravenna  lebte;  denn  das  jener  Parther 
etwa  bei  der  dortigen  Flotte  des  Kaisers  angestellt  war,  ist  wenig 
wahrscheinlich,  da  die  ziemlich  lange  Grabschrift  keinen  derartigen 
Hinweis  enthält.  Hühner's  Ansicht  scheint  mir  daher  weniger  wahr- 
scheinlich ^ 


dem  Wege,  den  Alexander  beschritten  hatte,  an  den  Tigris  gelangt.     MOMMSEN,  A'.  G. 
5,  364.     Dieser  Weg  führte  über  Nisibis 

I  Der  Juliername  war  natürlich  weit  verbreitet  auch  bei  orientalischen  Fürsten, 
aber  einen  G.  Julius  Fab.  Samsigeramos,  Lebas,  Asie  Min.  III  l  p.  586  n.  2567. 
Jahreshefte  des  Österr.  Arch.  Inst.  3.  Wien  1900.  Bleiblatt  S.  26,  können  wir  natür- 
■lieh  nicht  zu  den  Parthern  rechnen 


Nöldeke-Festschrift.  54 


850  V.  Gardthausen  [l2 

Ebenfalls  der  ersten  Hälfte  des  ersten  nachchristlichen  Jahrhunderts 
gehört  eine  Inschrift  an  bei  Bisitun  im  persischen  Kurdistan: 

DiTTENBERGER,  Inscr.  gr.  Orient.  431.    a.  'AXqpaddTJii;,  MiGpdniq 
ITeTT  ...     b.   rujTdpZ!i](;  |  (TaTpami^  tujv  (TaTpdTT[ujv]     c.   rujTdp(Z;)»ig 
reÖTTO0pog'. 
Ich  begnüge    mich,   auf  den  ausführlichen  Kommentar   von   DiTTEN- 
BERGER zu  verweisen  und  V.  GUTSCHMiDT,  KL  Schriften,  hg.  v.  RüHL 
3  S.  43  Gotarzes. 

Der  Zeit  der  Flavier  gehört  eine  Inschrift  an,  in  der  allerdings 
nicht  die  Parther,  aber  eine  interessante  römische  Sendung  nach 
Parthien  erwähnt  wird: 

C.  Velio  Sal[v^]i  f.  Rufo  .  .     Hie  missus  in  Parthiam  Epiphanen 
et  Callinicum    regis  Antiochi   filios    ad    imp(eratorem)  Vespasianum 
cum  ampla  manu  tributariorum  reduxit.     Joseph,  ö.  j.  7,  7.  i — 3. 
Es    genügt   hier,    auf  MoMMSEN's   Kommentar  S.  B.  Berl.  Akademie 
1903,  817  zu  verweisen. 


Unter  den  folgenden  Kaisern  war  es  namentlich  Trajan,  der  eine 
energische,  offensive  Politik  Rom's  gegen  die  Parther  vertrat  und 
durchführte;  seine  expeditio  Parthica  wird  öfter  erwähnt,  z.  B.  bei 
Wilmann's  Exenipla  1620 ;  daran  schlolj  sich  der  Triumph  des  Divus 
Traianus  und  die  ludi  Parthici  zu  Ehren  Trajan's, 

C.  I.  L.  I  p.  378.    Cass.  Dio  69,  2  Kai  ai  Geai  ai  TTapGiKai  övo- 
ILiaaGeiaai.    Mom.msen,  R.  St.  R.  23  2375% 
die  von  einem  praetor  Parthicarius  {C.  I.  L.  II  41 10)  geleitet  wurden. 

Hadrian  gab  die  Eroberungen  seines  Vorgängers  auf;  aber  die 
Kaiser  Marcus  Aurelius  und  Verus,  ferner  Severus  und  Caracalla  traten 
freiwillig  oder  gezwungen  wieder  in  die  Fuütapfen  Trajan's. 


In  Rom,  nahe  bei  den  allogiamenti  degli  eqidtes  singulares^,  hat 
man  Relief  und  Inschrift  des  M.  Ulpius  Chresimus  gefunden,  s.  Bidl. 
d.  commiss.  arch.  com.  d.  Roma  1889  tav.  IX  p.  218;  Not.  d.  scavi 
1889  p.  223.     Man  sieht  Apollo  und  Diana; 


I  Vgl.  MOMMSEN,  R.  G.  5,  345  A.  I  2  C.  /.  L.  II  4105  (Tarragona) 

j  Vgl.  Henzen,  Ann.  d.  Inst.   1885,  P-  235  ff. 


13]  IJie  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  85  I 

Apollo,   ignudo,   coroiiato  di  laiiro,   cou    iin    raiuo  pariiiioiti  di 

alloro  iiclla  niano  dritta  c  la  lira  itella  sinistra:  a'  siioi picdie  il cofvo. 
Diana  .  .  cahata  di  ciidromidi  .  .  .  colla  mano  sinistra  ticnc  i-itta 

iina  graiidissinia  face  acccsa,  cd  braccio  dritto  pendoitc  tioic  il  siio 

arco.     Ai  suoi  picdi  —  stanno  duo  cani. 
Die  Inschrift 

C.  I.  L.    VI   31 187    M  •  Ulp  •  Cresimus    (e)xerc[itator]  1  natione 

Parth  1  US  •  et  ex  gener  |osis  Meina  tur  |  issi  |  fecit  pro  salu  |  te  imp. 

et  sing  I  Aug  et  omni  |  bus  aniici  |  mei  •  |  A.  Mar  |  cius  •  Ar  |  temido  |  rus. 
ist  links  auf  dem  vertieften  Niveau  des  Reliefs  angebracht  auf  dem 
Raum,  der  von  den  Figuren  freigelassen  wurde ;  nur  die  erste  Zeile 
mit  dem  Namen  des  Chresimus  steht  auf  dem  erhöhten  oberen  Rande 
des  Reliefs.  Rechts  unten  neben  der  linken  Hand  der  Artemis  liest 
man  noch:  Templa.  Der  Charakter  des  Reliefs  und  der  Schrift  zeigen 
nicht  mehr  die  schönen  Formen  der  Periode  Trajan's,  gehören  aber 
vielleicht  noch  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  an,  obwohl  die  italienischen 
Herausgeber  sich  für  das  3.  Jahrh.  entscheiden. 

Trotz  des  fehlerhaften  Lateins  macht  das  Lesen  keine  Schwierig- 
keit; nur  Z.  5  hat  die  Abschrift  Not.  d.  scavi  1889  p.  223  Ilissi  statt 
Issi  im  C.  I.  L.,  aber  auf  dem  Facsimile  sieht  man  von  der  ersten 
Silbe  II  keine  Spur;  Z.  4  haben  die  Italiener  MHNA';  das  C.  I.  L. 
dagegen  MEINA;  da  auch  in  der  i.  Zeile  Chresimus  ebenfalls  mit  H 
(st.  E)  geschrieben  ist,  so  scheint  dieser  Buchstabe  auch  Z.  4  nicht 
unwahrscheinlich;  allein  diese  Frage  lälit  sich  nur  \'or  dem  Original 
entscheiden.  Beide  Formen  H  und  El  scheinen  nur  das  lange  E  zu 
vertreten.  Diese  Zeilen  4 — 5  geben  den  Schlüssel  zum  Verständnis 
des  Ganzen.  Not.  d.  sc.  1889  p.  223  heilit  es:  Nei  vv.  4 — 5  sej/iöra 
doversi  leggere  tur(ma)  Ilissi;  das  ist  —  auch  abgesehen  von  der 
falschen  Form  Ilissi  —  sicher  falsch  und  lälit  außerdem  das  vor- 
hergehende Mena  oder  Meina  unerklärt.  MOMMSEN  im  C.  I.  L.  be- 
merkt: j — 4  ex  gencrosis  Meiva  intellige  ortimi  ex  nolnli  Pai'tJio  eins 
nonnnis.  Ich  mufi  es  den  Orientalisten  überlassen  zu  entscheiden,  ob 
Meinas  ein  parthischer  Name  sein  kann,  mir  scheint  das  durchaus 
unwahrscheinlich,  auch  die  Prosopogi-apJna  imp.  rovi.  gibt  nichts  Ahn- 
liches. Selbst  die  Stellung  des  Namens  spricht  entschieden  dagegen; 
lateinisch  müßte  es  dann  heißen:  M.  Ulp.  Meina  fil.  Chresimus. 


I  S.  d.  Fcsm.  T.  IX 

d4 


852  V.  Gardthausen  [14 

Auch  Meina  Turissi,  das  mir  ein  Freund  vorschlug,  scheint  keinen 
Sinn  zu  geben  und  fällt  aus  der  Konstruktion, 

Wenn  dagegen  MHNA  zu  lesen  ist,  dann  kann  nur  der  asiatische 
Gott  Men  gemeint  sein^  dann  gewinnt  das  fccit  doch  endlich  das 
nötige  Objekt  und  das  folgende  Wort  mufi  also  ergänzt  werden 
tur(annum).  Die  beiden  hellenischen  Gestalten  des  Reliefs,  die  wir 
Apollo  und  Artemis  nennen,  sind  also  eigentlich  Menotyrannus  und 
die  ihm  eng  verbundene  Göttermutter.  Schon  WaddingtüN,  Voyage 
III  I  {Asie  min.)  p.  216  hatte  acht  verschiedene  Gestalten  des  Men 
unterschieden,  und  ihm  folgt  Drexler  in  RosCHER's  Lex.  d.  gr.  jc.  föui. 
MytJiol.  u.  d.  W.,  der  noch  mehr  inschriftliches  Material  heranzieht. 
Die  einzelnen  Erscheinungsformen  desselben  Gottes  werden  scharf  von- 
einander geschieden  und  bei  Weihungen  gelegentlich  nebeneinander 
aufgezählt 

C.  I.  G.  3439  MriviTidjULu  [rc.  -|aou]  Kai  MiiviTupdvvu). 
Dieser  asiatische  Lichtgott,  der  auch  wohl  mit  dem  Attis^  identifiziert 
wird,  erscheint  in  den  bildlichen  Darstellungen  entweder  zu  Fuß  oder 
zu  Pferde,  aber  meist  mit  dem  Halbmond,  wie  die  griechische  Artemis; 
er  wird  gelegentlich  sogar  als  Lunus  bezeichnet.  Diesem  Menotyrannus 
hat  Ulp.  Chresimus  also  ein  Relief  geweiht,  auf  dem  der  Halbmond 
allerdings  fehlt,  an  seine  Stelle  ist  die  fast  übergrolk  Fackel  getreten. 
Eine  befriedigende  Erklärung  des  folgenden  Wortes  Issi  ist  bis  jetzt 
noch  niemandem  geglückt;  ob  ich  mehr  Glück  habe,  ist  fraglich;  aber 
ich  will  doch  kurz  andeuten,  wie  meiner  Meinung  nach  die  Sache 
vielleicht  aufzufassen  ist.  Hinter  dem  Namen  des  Gottes  erwartet 
man  einen  unterscheidenden  Beinamen  wie  beim  Zeus  Dodonaeus, 
Olympius,  Idaeus,  oder  Apollo  Aktius,  Delius,  Lycius.  Gerade  beim 
Gotte  Men  pflegte  man  die  verschiedenen  Arten  scharf  zu  unter- 
scheiden; es  gab  einen  Mrjv  TTerpaeiTiiq  (s.  RosCHER's  Lexikon  2,  2702) 
einen  M.  Tidjaou  (s.o.)  und  einen  M.  Kdpou  (Strabo  p.  579)  auf  Münzen 
der  phr>'gischen  Stadt  Attuda^. 


1  Perdrizet,  P.,  Mär.  Bull,  de  con:  hell.  20.  1896  p.  55.  FoUCART,  Associations 
religienses   1 1 9 — 27. 

2  Büste  des  Men  (?j  s.  Magnesia  am  Maeander,  Berlin  1904.  T.  XI.  C.  /.  L. 
VI  499  .  .  Hermae  et  Attidi  Menotyranno  invicto  .  .  (a.  374);  500  M.  d.  m.  Idaeae 
et  Attidi  Menotyranno  conservatoribus  (a.  377);  508  [maj^nae  deum  matri  et  atjti  'Meno- 
tyranno .  .  (a.  319  n.  Chr.);  51 1   M.  d.  m.  Idaeae  et  Attidi   Menoturanno  .  .  a.  377 

3  S.  Waddington  a.  a.  O.  III   i  p.  216  Ce  surnom  est  sans  deute  derive  de  la 


i 


15]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  853 

Der  Gott  wurde  also  bezeichnet  nach  dem  Ort  seines  Kultus.  In 
ähnlicher  Weise  hat  also  vielleicht  der  Menotyrannus  seine  Beinamen 
von  der  Stadt  Issus  erhalten.  Der  Men  wurde  in  den  verschiedensten 
Landschaften  Kleinasiens  und  Syriens  verehrt ' ;  für  Issus  ^  speziell  lälit 
sich  der  Kultus  des  Menotyrannus  nicht  nachweisen,  wohl  aber  der 
des  Apollo,  der  auch  auf  unserem  Relief  an  die  Stelle  jenes  orien- 
talischen Gottes  getreten  ist. 

Den  Schluß    unserer  Inschrift    bildet    der  Name    des  Q.  Marcius 

Artemidorus^,  den  wir  ebenfalls  als  einen  Verehrer  des  Menotyrannus 

aufzufassen  haben.    Er  führte  denselben  Beinamen  wie  der  Gott  selbst: 

C.  L  G.  3442.     Miivi  'AZiiOTTrivuj.  'E7T(e)i  'Ep)aoYevri<;   rXuKUJVog 

Kai  NiTuuviq  OiXocevou  IXoiööpricrav  'Apieiuiöaipov  Tiepi   oivou,  'Apie- 

jaiöuupoc;   TTiTidKiov    ^öuuKev    6    6eö(^  eKoXaaeTO  tov  'EpjuoYeviiv   Kai 

eiXdcreTO  töv  0eöv,  Kai  dTTÖ  vuv  euöotei. 

Waddington,  Asie  Minaire,  No.  680  =  C.  I.  G.  3448.  "Eioug 
ot,  \xr[{vbc,)  ZavöiKou  ßi,  Kaxd  emTaYiiv  Mrivö(g  'Apieiiibujpou  'AZiiOT- 
Tnvoö,  "Hmo?  T[i]ßepiou  KXaubiou  OiXoKdXou  öouXog  unep  eauioö 
Kai  Tuijv  leKvuuv  dve6r|Kev. 

Bidl.  de  corrcsp.  Jicllen.  20.   1896.  p.  89.     Dans  son  association 
frequente  avec  'ApTe|ui<g  'Avaiiig  est  peut-etre  venu  ä  Men  Aziottcnos 
ce   deuxieme  surnom   d'Artemidoros  dont   le   gratifie  une  dedicace 
de  Gordus-*. 
Artemidorus    war    der    Ilauptname    des    Soldaten    und    ursprünglich 
vielleicht  sein  einziger  Name,  wenn  er  den  römischen  Namen  Q.  Mar- 
cius erst  beim  Eintritt  in  das  Meer  erhielt;  man  sieht  also,  daß  dieser 
Mann  bereits  in  der  Verehrung  dieses  Gottes,  dessen  Namen  er  trug, 
aufgewachsen  ist.     Da  das  Weihgeschenk  also  nur  auf  den  M.  Ulpius 
Chresimus   zurückzuführen   ist,    so    war   der   neben    ihm   genannte   O. 
Marcius  Artemidorus  wahrscheinlich  der  Priester  des  Gottes,  als  die 
Weihung  des  Geschenkes  erfolgte.     Dieser  Beiname  Artemidorus   ist 


Position    du    temple    sur  la   frontiere    carienne    et    signifie    Carien.     Vgl.   Head,   Ilist. 
nuin.  p.  559 

1  S.  die    asiatischen   Städtemünzen    mit    dem   Bilde    des    Men    bei  IIead,    Hisl. 
num.  p.  797 

2  S.  Head,  Ilist.  mcm.  p.  604:  IUI  Apollo  standing,  holding  patera,  and  resting 
on  laurel  tree.     Above  uncertain  Aramaic  legend  (Imiioof,  Ahn.  Cr,,  PI.  F.  21) 

3  S.   Caetani-Lo\'ATELLI,  Melanites  Boissicr  p.  97 

4  Je    ne    vois    pas   pourquoi  Waddlngton,  Ltscr.  d'Asie  Mineure  668,    a  suppose 
qu"ApT6)aibujpO(;  ctait  la  traduction  grecque  d"AZlOTTrivö(;,  mot  lydien 


S54  ^  •  Gardthausen  [l6 

also  ein  weiteres  Moment,  das  die  Beziehung  auf  den  Menotyrannus 
und  also  auch  unsere  Ergänzung  des  Namens  wahrscheinlich  macht. 
Unseren  Parther  mit  seinem  Glaubensgenossen  finden  wir  aber 
noch  in  zwei  anderen  stadtrömischen  Inschriften  wieder,  die  ebenfalls 
den  Kultus  orientalischer  Götter  im  Lager  der  Soldaten  bezeugen: 

C.  I.  L.  VI  31181  (In  hortis  Maraini).  Soli  •  Invicto  pro  salute 
imp  {sie)  et  genio  •  11  •  eq  •  sing  •  eorum  •  M  •  Ulp  •  Chresimus  •  sac[erd  •  lovis 
Dolich  I  [eni  v  •  s  •  1  •  1  •  [m]. 

inagfia  pyotonic  Solls  radiati.  caput  parviini  Lunae  inter  Stellas 
diias.     magna  protome  barbata,  {for fasse  lovis  Dolicheni). 

VI  31 172  (In  hortis  Maraini).  lovi  Dolicheno  pro  salute -neq« 
sing  •  Aug.  O.  Marcius  Artemidorus  medicus  •  castrorum  •  aram  posuit. 
Wir  sehen  also,  dal5  M.  Ulpius  nicht  nur  ein  Verehrer  des  Meno- 
tyrannus war,  dessen  Kultus  durch  das  Bild  von  Sonne  und  Mond 
angedeutet  wird,  sondern  auch  ein  Priester  des  im  römischen  Lager 
so  populären  Juppiter  Dolichenus.  Es  ist  derselbe  Gott,  dem  auch 
der  schon  erwähnte  O.  Marcius  Artemidorus,  der  sich  hier  medicus 
castrensis  nennt,  einen  Altar  gestiftet  hat. 

Die  beiden  Weihgeschenke  des  Chresimus  sind  gestiftet  pro  salute 
imperatoris  und  der  equites  singulares,  denen  er  einmal  auch  noch 
seine  persönlichen  Freunde  anschlielJt;  der  Altar  des  Artemidorus  da- 
gegen nur  für  den  Geber  und  seine  Kameraden,  die  equites  singulares. 
Schließlich  erhebt  sich  noch  die  Frage,  ob  wir  unseren  M.  Ulpius 
Chresimus  mit  einem  gleichnamigen  Prokurator  des  Hadrian  identi- 
fizieren dürfen,  der  im  J.  118  n.  Chr.  in  Ägypten  einen  Tempel  des 
Sarapis  erbaute: 

C  I.  G.  4713  (Ägypten).  'YTiep  auuTJipia«;  Kai  aiaiviou  viKri^  toü 
Kupiou  fijLiüJV  AuTOKpdTopoig  Kai(Tap0(;  Tpaiavoö  'Abpiavoü  XeßacJTOÜ... 
MdpKOu  OüXTTiou  Xpnai)uou  eTTiTpOTreuovToq  tiIjv  neTdXXuuv. 

4713^.  .  eTTiTpÖTTOu  TÜJv  jaeTotXXujv  Xpriai'iLiou  ZeßaaioO  uTreXeuGepou, 
övTog  Trpög  loiq  toö  KXauöiavoö  epTOi?  .  .  (April  118). 
Wenn    beide    identisch  wären,    so    müföte  Chresimus    erst   Soldat   und 
dann  Prokurator  gewesen  sein;  die  römische  Inschrift  fiele  also  in  die 
Zeit  vor  1 18  v.  Chr. 

Es  ist  aber  überhaupt  unwahrscheinlich,  dal)  der  äg)'ptische 
Chresimus  jemals  zu  den  equites  singulares  und  der  römische  jemals 
zu  den  Freigelassenen  und  Prokuratoren  des  Kaisers  gehörte.  Die 
Zeitgrenze  nach  oben  ist   für  den  römischen  Soldaten  gegeben  durch 


17]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  855 

die  Regierung  Trajan's,  der  die  peregrinische  Kaisergarde  der  cquites 
singulares  gestiftet*  und  dem  Chresimus  direkt  oder  indirekt  das 
Bürgerrecht  und  den  Namen  Ulpius  gegeben  liat.  Das  Einfachste 
wäre  natürlich,  anzunehmen,  dali  ein  vornehmer  Parther  beim  Parther- 
kriege Trajan's  dem  Römer  in  die  Hände  fiel,  daß  er  als  Kriegs- 
gefangener nach  Rom  kam  und  dort  bewogen  wurde,  in  die  neu- 
gegründete Kaisergarde  einzutreten.  Allein  der  Stil  des  Reliefs  und 
der  Schriftcharakter  der  Buchstaben  scheinen  mir  entschieden  gegen 
diese  Annahme  zu  sprechen.  Auch  die  orientalischen  Kulte  bei  den 
Soldaten  der  Hauptstadt  waren  zur  Zeit  Trajan's  allerdings  vorhanden, 
aber  eine  viel  größere  Verbreitung  haben  sie  doch  erst  in  der  späteren 
Zeit  erhalten.  Ich  ziehe  es  also  vor,  die  Inschrift  einer  späteren  Zeit 
zuzuweisen  und  es  unerklärt  zu  lassen,  wie  jener  Parther  gerade  den 
Namen  M.  Ulpius  erhalten  hat. 


Einzelne  parthische  Landschaften,  namentlich  der  westlichen 
Grenze,  werden  bei  Gelegenheit  der  römischen  Partherkriege  in  den 
klassischen  Inschriften  zuweilen  aufgezählt.  Beispielsweise  will  ich 
nur  anführen: 

WiLMANNS,  .Exempla  6^'^  (ca.  166  n.  Chr.).  M.  Claudio  [ti]  f. 
Q[uir.]  Frontoni  leg.  Augg.  pr.  pr.  .  .  .  auxilior.  per  •  orientem  •  in  • 
Armeniam  et  Osrhoenam  •  et  •  Anthemusiam  ductorum. 

Die  Könige  von   Osrhoene   führten   bekanntlich  den  Namen  Ab- 
garos;   einer   derselben  soll  jenen   apokryphen  Brief  an  Christus    ge- 
schrieben, der  sogar  inschriftlich  aufgefunden  wurde.     Da  diese  Herr- 
scher bald  zu  den  Klienten   der  Römer,  bald   zu   denen  der  Parther 
gerechnet   werden,    so  wird   es  genügen,   hier  die  Literatur  zu  geben: 
Brief  des   Abgaros    von    Edessa    an  Jesus.     S.  Harnack,  A-, 
Gesch.  d.  altchfistL  Litt.  i.  533.     Ehrhard,  A.,  Altchristl.  Litte ratur, 
I.    Freiburg  i.  Br.   1900.    S.  117. 

Papyrus  (des  4. — 5.  Jahrh.)  s.  LiNDSAY  und  NICHOLSON,  The 
Fayouni  papyri  in  the  Bodleian  Library.  The  Ätheuaejim  1885  v. 
5.  Sept.  u.  17.  Okt. 

Inschrift  von  Ephesus:  Jahreshefte  d.  Österr.  Arch.  htstitutes. 
Wien  3.  1900.  Beiblatt  S.  90.  AuTapog  OuKd|aa  TOTrd[p]xn?  'Incroö 
dfaöuj  crujTfjpi  .  .  .  x^P^v  ...  ' 


I    S.   MOMMSEN,   R.    St.    R.    2\   S.   809 


856  V.  Gardthausen  [l8- 

Aus  der  letzten  Zeit  dieser  Dynastie  haben  wir  zwei  Inschriften: 
Inscr.  Gr.  XIV  1315  (Rom).  "Ektov  ek  eiKOCTTUj  iiXiicraq  eroq 
"AßYapog  ev9a  ]  xapxuGii,  )LioipuJv  uj<;  erreKXiuae  |uiTO(g-  |  üj  qpGövo^  ibq 
döiKÖ^  Tiq  diTecrßeaev  dpxoiaevov  (puug.  |  Xumicraq  TÖ(r)  Y^vog  Kai  q)iXiou(g. 
erdpou^.  |  TU)aßov  b'  Avtuuv£Tvo(;  eüj  Oeio  toOtov  döeXqpuj-  |  olaiv  6 
TTpiv  ßacriXeug  "Aßrapog  y\v  YeveTii(g.  Prosopograph.  i,  3,  8.  V.  GUT- 
SCHMID,  Gesch.  des  Kgr.  Osroene.  Mein,  de  Vac.  de  St.  Petersbg. 
VII  35  (1887)  p.  42 
Auch  seines  Sohnes  Grabschrift  hat  sich  erhalten: 

C.  I.L.  VI  1797  (Rom).     D.  m.  Abgar(i)  Phrahates(-tis)  filius  - 
rex  (=filii)   principis  ürrhenoru  Hodda  coniugi-bene    merenti-fec- 
(Zt.  d.  Caracalla,  Dio  Tj,  12).     Prosopogr.  i,  4,  9.     V.  GUTSCHMID, 
Mcm.  de  Vac.  de  St.  Petersbg.  VII  35,  1887  p.  45.    Drexler,  Cara-^ 
Callas  Zug  nach  dein  Orient.     Halle  1880.     S.  41  ff. 


So  wie  der  Name  der  Parther  einst  den  der  Perser  verdrängt 
hatte,  so  ist  dieser  nach  der  Gründung  des  Neupersischen  Reiches 
wieder  in  sein  altes  Recht  getreten;  es  gab  eine  Zeit  des  Schwankens 
und  des  Überganges,  aber  schließlich  verschwindet  der  Parthername. 
Auffallend  ist  nur,  daß  der  Persername  schon  vor.  der  Gründung  des 
Xeupersischen  Reichs  für  die  Parther  angewendet  wurde.  Als  Cara- 
calla den  Spuren  seines  Vaters  folgend  die  Parther  bekriegte  ^  suchte 
er  die  alten  Traditionen  von  Hellas  und  Macedonien  wiederzubeleben. 
Alexander  d.  Gr.  war  sein  Vorbild,  den  er  auch  in  Aufierlichkeiten 
nachahmte;  um  den  Orient  zu  erobern,  bildete  Caracalla  eine  mace- 
donische  Phalanx  von  16000  Mann;  aber  auch  das  Andenken  an  die 
Perserkriege  der  Hellenen  wurde  aufgefrischt,  und  die  Spartaner,  als 
die  tapfersten  Hellenen,  aufgefordert,  sich  an  diesem  Kriege  gegen' 
den  Erbfeind  zu  beteiligen.  Vergeblich  hatte  Thukydides  i,  20,  3 
dagegen  protestiert,  dafj  es  jemals  in  Sparta  einen  TTiTavaiiig  Xöxo^ 
gegeben  habe,  Caracalla  bildete  für  seinen  Partherkrieg  einen  lako- 
nischen und  einen  pitanatischen  Schlachthaufen  ^  und  gerade  in  Sparta 
hat  man  Grabschriften  gefunden,  welche  die  Verstorbenen  wegen  der 
Teilnahme  an  dieser  Expedition  rühmen: 


1  Drexler,    F.  W.,    Caracallas    Zii<^    nach    dem     Orient    u.  d.    lelzte   Partkerkrieg. 
Halle   1880 

2  Kerodian  48,  3  diTo  X-rräpTriq  ^eTaTreiai^duevoc  veaviac;  Aükiuviköv  koi  TTixa- 
vciTiiv  Xöxov  ^Ku\ei 


fl 


19]  Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften.  857 

C.  I.  (j.  I  1253  (Sparta).  NeiKOKXr^q  veoq,  öimöcrioq,  eaT[pa]T€[u]- 
ILievo^  biq  KttTu  rT€pa[üu]v. 

1495   (Sparta).    AioaKÖpa  xctTpe ciTreXGubv  öe  ^xc,  \\\\ 

eÜTUxecTTdTiiv  auvjaaxiav  uiv  Kaiä  TTe[p]crujv. 

Lebas  Voyagc  i,  183^^  (Sparta).  'AvTiTTaTp[o(g .  . .  aTpaTeucrd)a[evo(; 
Kttid  TTepcjüjvJ. 

Bull,  de  corr.  hell.  25  p.  59  u.  205  (aus  Bithynien)  dvvuuvapx»'icra(; 
XeYiüJCTi  a'  Kai  ß'  öiööoiq  [em]  TTepcjag. 
Wolters  ^  der  kürzlich  auf  diese  interessanten  Inschriften  aufmerksam 
machte,  gibt  sogar  eine  Abbildung  dieser  spartanischen  Helden.  Auf 
allen  drei  Inschriften  werden  die  Parther  offiziell  als  Perser  bezeichnet; 
dieser  Name  ist  durchaus  nicht  proleptisch  im  Sinne  der  späteren 
Zeit  aufzufassen,  sondern  als  eine  Huldigung  für  die  glorreichsten  Er- 
innerungen von  Hellas  und  Macedonien. 

Auch  im  Orient  scheint  um  dieselbe  Zeit  eine  nationale  Reaktion 
eingetreten  zu  sein;  als  wenige  Jahre  später  das  Partherreich  zerfiel  und 
das  Reich  der  Sassaniden  sich  bildete,  besann  man  sich  auf  die  grolien 
Zeiten  des  Cyrus  und  Darius  und  nannte  sich  nicht  mehr  Parther, 
sondern  Perser,  und  die  Römer  mußten  diesem  Beispiel,  wenn  auch 
nach  einigem  Schwanken,  folgen  in  der  Bezeichnung  ihrer  Feindet 
Es  ist  interessant  zu  sehen,  wie  im  dritten  Jahrhundert  n.  Chr. 
der  Name  Parthicus  und  Persicus  in  der  Kaisertitulatur  miteinander 
wechselten.  Septimius  Severus  hatte  sich  allerdings  den  Namen  Par- 
thicus übertragen  lassen,  führte  ihn  aber  meistens  nicht;  sein  Biograph 
sagt  (c.  9):  excusavit  Parthicum  nomen,  ne  Parthos  lacesseret;  in 
einigen  Inschriften  aber  heißt  er  Parthicus  (II  1254,  1669 — 70,  3343, 
XIV  2800)  oder  Parthicus  maximus  (XIV  2072).  Sein  Sohn,  der 
gegen  die  Perser  (s.  o.)  gekämpft  hatte,  nannte  .sich  Parthicus;  s.  d. 
vita  6,  5  post  victoriam  Parthicus  appellatus  est;  vgl,  z.  B,  C.  I.  L. 
II  1532,  1969,  2663,  III  5735,  5755,  12727,  V  4055,  5806,  7980,  XII 
1232,  1851,  4347,  5426,  5430,  XIV  2073,  2255,  Ephem.  eß.^  p.  455, 
475.  Alexander  Severus  dagegen  wurde  bereits  als  Persicus  begrüßt: 
Scr.  Jiist.  Aug.  ed.  P.  i  p.  268:  Adclamatio  senatus:  Alexander 
Auguste  ....  Persice  maxime  .  .  .  vere  Parthicus,  uere  Persicus. 
Philippus  dagegen,  unter  dem  Münzen  geprägt  sind  mit  der  Inschrift : 
Pax  fundata  cum  Persis  (ECKHEL,  d.  n.  7  p.  321), 

1  MiUheüimgen  d.  Athen.  Inst.  28.   1904,  291 

2  Vgl.  MOMMSEN,  C.  /.  Z.  I2  p.  318:  ludi  Persici 


SsS  V.  Gardthausen  [20 

ist  der  erste  Kaiser,  der  in  seinen  Inschriften  den  Beinamen  Persicus 
oeführt  hat: 

■O 

rhilippus. 
PartJiicKs  Persicus 

III  4634,   10619.  VI  1097.  WlLMANNS,Ärw//rt  1013: 

scd  nomen  illud  in  aliis  1110)111- 
inentis  nondiun  repertian  est. 
Aurelian. 

III    7586,    VIII    9040,    XII   2673       XII  5561. 

5456  5548—49- 

Carus. 

Scr.  Jnst.   Aug.    ed.  P.    II    219: 
Persici  nomen. 
Diocletian, 

III  5810,  6151,  III  p.  802—3  (edict. 
de  pretiis),  X  3343. 
Diese  Beispiele,  die   sich   natürlich  noch  bedeutend  vermehren  lieüen, 
mögen  genügen. 

Bis  an  die  Grenze  des  neuen  Sassaniden-Reiches  werden  wir  ge- 
führt durch  die  Inschriften  von  Nakschi  Rustam,  in  denen  der  Vater 
des  Reichsgründers  geehrt  wird: 

DiTTENBERGER,  Ok. gr.Inscr.  ^^2.   C.I.  6^.4675  (Nakschi  Rustam) 
TouTo   TÖ   [TT]pö(y[iuTr]oju   MaabdcTvou     Geoü  'Ap(T[aHdp]ou    ßamXeuuq 
ßaaiXeujv  'Apiavüjv  [ck  Y]e[vou]q  6eujv,  uioO   GeoO  TTairdKou  ßa[ai\]euj(;. 
DiTTENBERGER,  Or.  Iiiscr.  434.     C.  I.  G.  46J6.    Tö  TTpöaujnov 
TOÖTO  Maaödavou  0eoö  Zairuufpjou  [ßJadiXeoug  ßacri\ea)[v  'Apiajvüuv  küi 
'Avapia[v]üjv  Ik  [Tejvouq  9euj[v,  uioö]  Ma(j[öd]crvou  öeoö  'ApTa[E]dpou 
[ßamXeuu^]  ßacriXetjuv  'Apiavüjv  ei<  Yevo[uq  eeuuv],  ckyövou  9eoö  TTarrd- 
Kou  ßaaiX[etju<g.     Prosopograph.   i,  152,  960. 
Sie  sind  neuerdings  öfter  behandelt;  ich  begnüge  mich  darauf  zu  ver- 
weisen: 

NÖLDEKE,   Gesch.  des  Artadisir  i  Päpakän  p.  35.  —  Bezzen- 

BERGER,  Beiträge  df.  1879  S.  22ff.  —  NÖLDEKE,  Aufsätze  zur  Per s. 

Gesch.   S.  86—87.   —  MOMMSEN,   7?.  6^,  5,  414  A.  — .   Tabari   ed. 

NÖLDEKE  S.  I.  —  vgl.  V.  GUTSCHMID,  Kleine  Schriften  3,   13 1. 

Ich  schliefe  mit  einer  neuerdings  gefundenen  Spieltafel  %   die  ihr 

»  WestdeJitsche  Zeitsekriß  8,  1889.  Korrcspondcmbl.  S.  68.  Bull,  di  Air/tetdo^^iii 
Cristiana  1891  p.  27,  33.  LiUerattir  p.  35.  Bonner  Studien,  Kekule  gewidmet,  Berlin 
1890,  S.  223  ff.     Ihm,  M.,  Römische  Spielta/eln 


I 

i 


21] 


Die  Parther  in  griechisch-römischen  Inschriften. 


859 


Herausgeber,  PETERSEN,  der  Zeit  bald  nach  296  n.  Chr.  zuweisen 
wollte;  ich  brauche  wohl  kaum  noch  hinzuzufügen,  dalj  sie  etwas 
älter  sein  wird,  da  zur  Zeit  Diocletian's  die  Bezeichnung  Parthi  statt 
Persae  in  hohem  Grade  auffallend  sein  würde.  In  dem  Vasenrelief  von 
Puteoli  waren  Parther  und  Germanen,  auf  unserer  Spieltafel  werden 
Parther  und  Brittaner'  als  Erbfeinde  des  Römischen  Reiches  be- 
zeichnet: 

Mittheil .   d.   Rom.    Instit.    19.    1904    S.  142    (Katakombe  v.  S. 

Marco  e  Marcelliano),  N.  Bull.  d.  arch.  crist.  1903.  43.  315  fif.  Notizie 

d.  scavi  1903,  279. 


1  Ahnlich  Horat.  carm,  3,  5,  3—4:  adiectis  Britannis  |  imperio  gravibusque  Persis 


\ 


II 


Virgo  Caelestis. 


Von 


A.  von  Domaszewski. 


ie  späte  Rache  der  Semiten  an  der  griechisch-römischen 
^  Kultur,  deren  Fesseln  sie  durch  Jahrhunderte  stumm  ge- 
tragen hatten,  bricht  unter  der  Regierung  des  Septimius 
Severus  mit  dämonischer  Gewalt  hervor.  Der  Triumph 
des  neuen  Hannibal's  ^  verkörpert  sich  in  der  Verehrung  seiner  Gattin 
lulia  Domna  als  Virgo  Caelestis,  der  Stadtgöttin  des  alten  Carthago's^ 
Das  gewichtigste  Zeugnis  dieses  Kultes  hat  erst  HODGKINS^  richtig  ge- 
deutet. Es  ist  der  bekannte  Altar  von  Carvoran,  BCCHELER  AiitJiol. 
lat.  I  n.  24: 

Imminet  I.eoni  Virgo  caelesti  situ 
spicifera,  iusti  inventrix,  urbium  conditrix, 
ex  quis  muneribus  nosse  contigit  deos; 
ergo  eadem  Mater  deum,  Fax,  Virtus,  Ceres, 
5  dea  Syria,  lance  vitam  et  iura  pensitans. 
in  caelo  visum  Syria  sidus  edidit 
Libyae  colendum.  inde  cuncti  didicimus. 
ita  intellexit  iiumine  inductus  tuo 
Marcus  Caecilius  Donatianus  militans 
10  tribunus  in  praefecto  dono  principis. 

Der    erste  Vers,    der   auf  die  Lage    der  Sternbilder  am  Himmel 
anspielt,  erklärt  das  Bild  der  Münzen  des  Septimius  Severus,  welches 


1  Über    das    von    Severus    wiederaufgebaute    Grab    Hannibal's    vgl.    Wiegand, 
Athett.  Mäh.  27,  321 

2  WISSOWA,  Religion  der  Römer  S,  312  ff. 

3  Archaeologiae  Aeliana  21  (1899),  289  ff. 


862  A.  von  Domaszewski  [2 

die  Virgo  Caelestis  auf  dem  Löwen  reitend  darstellt'.  GefalJt  wird 
die  Göttin  als  Panthea  mit  den  Eigenschaften  der  Mater  magna,  Fax, 
Virtus.  Ceres,  dea  Syra.  Begründet  sind  diese  Gleichungen  in  den 
Eigenschaften,  welche  der  carthagische  Glaube  der  Göttin  zuschrieb. 
Und  auch  der  letzte  Ursprung  des  Kultes  und  seine  älteste  Bedeutung 
ist  ausgesprochen  in  den  Versen  6.  7,  nach  denen  der  Sterndienst 
aus  Syrien  stammtet  Das  Ganze  ist  ein  in  Verse  gebrachtes  Gebet 
an  die  Virgo  Caelestis,  das  an  den  Festtagen  des  Kaiserkultes  vom 
Lagerkommandanten,  dem  tribunus  cohortis,  vor  der  Statue  der  lulia 
Domna  gesprochen  wurden. 

Die  äußere  Erscheinung  der  lulia  Domna  in  dem  Standbild,  das 
sie  als  Virgo  Caelestis  darstellte,  ist  deutlich  bezeichnet.  Sie  trug  im 
Haar  den  Ährenkranz  der  Ceres  (spicifera),  in  der  Rechten,  als  iusti 
inventrix,  das  Symbol  der  Aequitas,  die  Wage  (lance  v^tam  et  iura 
pensitans).  Ob  auch  der  Charakter  als  urbium  conditrix,  etwa  durch 
einen  Pflug  zu  ihren  Füßen,  bezeichnet  war*,  kann  man  nicht  sicher 
erkennen. 

Diese  Attribute  und  die  ganze  Auffassung  der  Virgo  Caelestis  in 
dem  Gedichte  machen  es  möglich,  einen  Vers  des  Virgil  zu  erklären. 
Die  liebeskranke  Dido   opferte   den  Gottheiten  Carthago's  Aea.  4,  58: 

legiferae  Cereri  Phoeboque  patrique  Lyaeo, 
lunoni  ante  omnis,  cui  vincla  iiigalia  curae. 

luno  als  Ehegöttin  ist  römisch;  aber  die  Trias,  die  vorhergeht, 
ist  aus  dem  griechischen  oder  römischen  Gedankenkreis  gewiß  nicht  zu 
erklären.  Vielmehr  ist  es  eine  carthagische  Trias.  Die  Ceres  legifera-^ 
ist  die  Virgo  Caelestis  nach  der  Auffassung  des  Gedichtes.  Und  auch 
der  Sonnengott,  den  Virgil  Phoebus  nennt,  läßt  sich  als  carthagisch 
erkennen.  In  dem  Gedichte  aus  Auzia  ist  die  Virgo  Caelestis.  wie  in 
dem  aus  Carvoran  als  Panthea  gefaßt,  verbunden  mit  zwei  männlichen 
Gottheiten.     BüCHELER  Aiithol.  lat.  I,  253: 

[Panjthea  cornigeri  sacris  adiuncta  Tonantis 
q]uae  T-ibycis  Maurisque  simul  venerabilis  oris 
[bis]  etiam  colitur  te[rr]is,  quam  luppiter  Ilammon 
[inter]  utrumque  lat[us]   m[e]diam  cum  Dite  severo 
[dextjer  sede  tegit 


1  Westd.  ZeUschr.   I4,   74 

2  Vgl.  den  Kult  des  Pegasus  =  Silvanus  P/iiiologus  61  (1902J,  24 

3  A^eue  Heidelberger  yahrbücher  9,  161 

4  Wie  auf  einem  Relief  des  Traiansbogens   Oesterr.  Jahresh.  II  (1899),  190 

5  Die  Ar|U)iTnp  6e<J|Uoqpdpo(;  ist  nur  ein  Scholiastenwitz 


3]  Virgo  Caelestis.  86- 


Der  luppiter  Amnion  ist  zweifellos  ein  Sonnengott,  und  ihn  konnte 
Vergil  auch  mit  Phoebus  vergleichen.  Den  Lyaeus  kann  ich  im  semi- 
tischen Religionskreis  nicht  sicher  bezeichnen;  aber  man  darf  daran 
erinnern,  da(5  Düsarä,  der  Gott  der  Nabataeer  von  den  Griechen 
Dionysus  genannt  wurde'.  Wieder  anders  wird  die  carthagische  Trias 
interpretiert  in  dem  Bündnisschwur  Hannibal's  Polyb.  7,  9  evauTiov 
öai)novo?  Kapxnöoviuuv  Kai  'HpaKXeouij  Kai  'loXdou.  Tanit  und  Melqart 
sind  leicht  zu  erkennen ;  sie  sind  die  Virgo  und  der  Leo  des  Gedichtes 
von  Carvoran,  und  auch  lolaos  wird  ein  Gestirn  sein.  Die  tiefere  Er- 
klärung der  Vergilstelle  wird  nur  ein  Orientalist  geben  können,  der 
auch  am  Tiber  und  am  Ilissus  heimisch  ist. 


I  Die  Pioviticia  Arahla  I,  365 


i 


II 

4 


Smintheus. 


Zur  homerischen  Mythologie. 

Von 

J.  Oestrup. 

on  Agamemnon  schmählich  weggejagt,  kehrt  Chr}'ses,  der 
Priester  Apollon's,  aus  dem  Griechenlager  zurück;  voll  von 
Verzweiflung  und  Rachgier  wendet  er  sich  an  seinen  Schutz- 
gott, den  er  hilfeflehend  anruft  {Ilias  I,  2>7^)'- 

KXöOi  jueu,  dpYupoToH',  bq  Xpiiö"r|V  diuqpißeßriKag 
KiXXav  te  ZiaBeriv  Teveöoiö  re  icpi  dvdcTcreiq, 
Z)aiv6eö,  eiTTOTe  toi  x«pievT'  em  vriöv  ^peij;a 

Ticeiav  Aavaoi  ejud  ödKpua  adlox  ße'Xeaaiv. 

Mit  besonders  wuchtigem  Nachdruck  steht  hier  der  Name  Smin- 
theus genannt.  Freilich  Homer  ist  mit  klingenden  Beinamen  nicht 
karg,  aber  schon  die  Stellung  des  Eigenwortes  hier  im  Verse  läßt 
vermuten,  daß  die  Bedeutung  des  Namens  mit  dem  Inhalte  des  Ge- 
bets in  gewisser  Verbindung  steht;  der  Gott  wird  hier  als  Smintheus 
angerufen,  weil  er  als  Smintheus  wirken  soll. 

Was  bedeutet  denn  der  Name  Smintheus  und  woher  ist  das  Wort 
abzuleiten? 

Die  philologische  Sitte  der  guten,  alten  Zeit  forderte,  daß  man 
mit  den  verkehrten  Auffassungen  anfinge,  damit  die  eigene,  nachher 
folgende  Weisheit  um  so  heller  hervorstrahle;  ich  könnte  dieser  Sitte 
folgend  hier  erwähnen,  daCi  Aristarchos  Smintheus  als   ein  von  einer 

Nöldeke-Festschrift.  e  c 


866  J.  Oestrup  [2 

—  sonst  ganz  unbekannten  —  Stadt  Sminthe  abgeleitetes  epitheton 
erklärt,  und  derlei  mehr,  ich  ziehe  es  aber  vor  gleich  zu  konstatieren, 
dal)  schon  im  Altertum  die  meisten  das  richtige,  die  Etymologie  be- 
trefifend,  gewulJt  haben,  indem  sie  den  Namen  Smintheus  aus  (jjaivGoq, 
Feldmaus,  herleiteten;  einigen  heil'it  der  Gott  so,  weil  er  die  Feld- 
mäuse tötet  oder  vertreibt  (so  auch  von  den  modernen  u.  a.  ROSCHER: 
Mytii.  Lex.,  Art.  Apollon),  andere  wissen  anderes  zu  berichten,  wie 
z.  B.  Strabon  (pag.  613),  welcher  versichert,  dal-j  Apollon  so  ge- 
nannt wurde,  weil  er  durch  die  Feldmäuse  den  Teukrern  ihre  Woh- 
nungen angezeigt  hatte.  Die  Herleitung  des  Namens  ist  richtig,  die 
Erklärung  aber  in  beiden  Fällen  falsch. 

Um  das  Wahre  zu  erreichen,  müssen  wir  etwas  weiter  ausholen. 
Zuerst  wollen  wir  doch  feststellen,  dafi  das  Wort  cr)aiv6o<;  ungriechischen 
Ursprungs  ist,  wie  beiläufig  gesagt  alle  Wörter  mit  der  Konsonanten- 
verbindung -v9-  (so  dcrd)uiv0og,  XaßupivGo^  usw.,  auch  der  Eigenname 
Köpivöog);  Schol.  Venet.  zur  betreffenden  Stelle  in  der  Ilias  und 
Tzetzes  zu  Lycophron  1302 — 08  erklären  das  Wort  für  kretisch;  jeden- 
falls wird  die  Vermutung  berechtigt,  daß  wenn  der  Name  des  Tieres 
nicht  griechisch  ist,  auch  die"  etwaigen  mythologischen  Vorstellungen, 
die  mit  diesem  Namen  verknüpft  sind,  anders  woher  gekommen  sind, 
^lit  dieser  vorläufigen  Andeutung  wenden  wir  uns  nach  dem  Orient, 
wo  dem  alten  Sprichworte  gemäß  das  Licht  auch  zur  Erhellung  gar 
mancher  rätselhaften  Kulturfragen  des  klassischen  Altertums  zu 
suchen  ist. 

Von  den  Zügen  des  assyrischen  Großkönigs  Sanherib  weiß 
nach  ägyptischen  Quellen  auch  Herodot  zu  berichten.  II,  141  erzählt 
er,  wie  dieser  König  das  Land  Ägypten  anzugreifen  beabsichtigte, 
und  durch  welches  Wunder  sein  Plan  vereitelt  wurde;  nachts  wurden  die 
Feinde  der  Äg}-pter  v^on  Feldmäusen  überfallen  (tgTcti  evavTioKJi  011x0101 
e7nxu9evTa(;  vuKiög  luOq  dpoupaiouq),  welche  die  Pfeilköcher  und  Schild- 
riemen zerfraßen;  in  dieser  Weise  wurde  das  Heer  entwaffnet  und 
ward  eine  leichte  Beute  der  Ägypter;  zur  Erinnerung  wurde  eine  Bild- 
säule des  Königs  aufgestellt,  eine  Maus  auf  der  Hand  tragend,  und 
mit  der  Inschrift:  Wer  mich  anblickt,  soll  rein  sein  (e?  epe  tk;  opeuuv 
eudeßjig  ecTTUj). 

Dieser  Feldzug  Sanherib's  ist  derselbe,  wovon  auch  im  Alten 
Testament  die  Rede  ist';  hier  wird  dem  Vordringen  der  Assyrer  eine 

I  Siehe    z.  B.    G.   Nagel:   Der  Zug  des  Sanherib  gege7i  Jemsalem,    Leipzig   1902 


j 


i 


3]  Sminthc-us.  867 

Grenze  gesteckt  dadurch,  dal)  ein  Engel  Gottes  (mn"'  f^'^O)  das  Lager 
durchschreitet  und  die  Krieger  tötet  (II  Reg.  XIX,  35;  II  Chron. 
XXXII,  21). 

Die  vereinigende  Erklärung  dieser  verschiedenen  lierichte  von 
den  Feldmäusen  und  dem  Engel  Gottes  findet  sich  in  I  Sam.  VI,  4; 
Jahve  hat  die  Philister  mit  Pest  heimgesucht,  weil  sie  die  Bundeslade 
geraubt  haben;  um  den  Gott  zu  versöhnen,  wird  die  Lade  zurück- 
geschickt, und  —  nach  dem  Rate  der  Priester  und  Wahrsager  —  mit 
derselben  goldne  Abbildungen  der  Pestbeulen  und  fünf  goldne  Feld- 
mäuse, Diese  goldenen  Sachen  sind  kein  Schmuck,  sondern  sie  sind 
Votivgaben;  wir  haben  hier  ein  Beispiel  der  überall  verbreiteten  Sitte, 
dal)  man  die  Beseitigung  irgend  eines  Übels  erflehend,  oder  etwa  zu 
präventiver  Abwehr  desselben,  Abbildungen  der  Plage  oder  eines  die- 
selbe symbolisch  darstellenden  Dinges  dem  Gotte  weiht;  dieselbe 
Form  des  religiösen  Aberglaubens  finden  wir  auch  im  Alten  Testa- 
ment (Num.  XXI,  9),  wo  Moses  die  eherne  Schlange  aufstellt,  damit 
jeder,  welcher  diese  anblickt,  gerettet  werde  \  Die  Plage,  wovon  die 
die  Philister  Befreiung  wünschen,  ist  die  Pest;  dieselbe  wird  symbo- 
lisch dargestellt  durch  Abbildungen  ihrer  Wirkungen,  der  Ge- 
schwüre und  Beulen,  und  ihrer  Ursachen,  der  Feldmäuse;  die  Feld- 
mäuse werden  als  Urheber  und  Vermittler  der  Pest  gedacht;  das  Bild 
der  Feldmaus  ist  deshalb  ein  Bild  der  Pest. 

Daß  dieses  so  ist,  haben  die  religionsgeschichtlichen  Forscher 
schon  längst  anerkannt;  wir  brauchen  deshalb  nicht  mehr  mit  KEIL 
{IJic  Bücher  Saiiiuelis,  zit.  Stelle)  anzunehmen,  da()  die  Philister  von 
Mäusen  geplagt  wurden.  Von  Mäusen  ist  in  dem  vorhergehenden 
Text  auch  gar  keine  Rede  gewesen;  nur  um  \'on  der  Pest  befreit  zu 
werden,  schenken  die  Philister  dem  feindlichen  Gotte  goldne  Feld- 
mäuse. 

Nur  die  Feldmaus  {Jiypudaeiis  arvalis;  hebr.  l^Dy  =  ^py y  ;  ^5^* 
wird  nur  von  dem  Männchen  gebraucht),  nicht  etwa  auch  die  Haus- 
maus {imis  innsculiis;  hebr.  ni2  =  ä^U)  dient  als  Symbol  der  Pest,  und 


*  Aus  der  arabischen  Kulturwelt  hat  G.  Jacob  {AUaialnsche  rajallelcn  zum  alten 
Testament,  S.  Il)  ein  Paar  interessante  Beispiele  dieses  Aberglaubens  hervorgeholt 
in  zwei  Geschichtchen  Qazwini's,  wovon  ich  das  eine  hier  zitiere  {Kosmographie,  ed. 
WÜSTENFELD,  II,  373):  (die  Rede  ist  von  der  Stadt  l^j-t^ol^  u>=^  (3  "^^^  ^^  C5^^3 


DD 


868  J-  Oestrup  [4 

r 

jetzt  fangen  w'w  an  zu  verstehen,  wie  bei  ?Ierodot  der  Engel  Gottes 
\on  den  Feldmäusen  ()nO(;  dpoupaloi,  wie  er  ausdrücklich  bemerkt) 
verdrängt  worden  ist.  Der  Ausdruck  „der  Engel  Gottes"  in  den 
Königsbüchern  und  bei  dem  Chronisten  stellt  gar  keinen  Anspruch  an 
den  Wunderglauben  des  Lesers;  es  ist  die  landläufige  altsemitische 
Bezeichnung  der  Pest.  Aus  den  eigenen  Berichten  des  Sanherib 
wissen  wir,  dal5  die  Residenzstadt  des  jüdischen  Königs  nicht  er- 
obert wurde,  und  der  Bericht  des  Alten  Testaments,  da[5  die  assyrische 
Armee  durch  eine  Pest  dezimiert  zum  Rückzug  genötigt  worden  ist, 
hat  die  grölJte  innere  Wahrscheinlichkeit.  Von  dieser  Pest  haben  die 
ägyptischen  Priester,  welche  anstatt  Judäa  Ägypten  als  Ziel  des  ass}'- 
rischen  Feldzuges  betrachtet  haben,  dem  Herodot  erzählt  in  der  für 
sie  natürlichen  Ausdrucksweise:  es  kamen  Feldmäuse  in's  Heer.  Der 
gewissenhafte  Altvater  der  griechischen  Geschichte  hat  dieses  Wort, 
das  sein  ägyptischer  Dragoman  wörtlich  übersetzte,  sorgfältig  notiert, 
und  nachher  hat  er  sich  mit  echt  griechischem  Rationalismus  den 
Bericht  zurechtgestutzt:  „es  kamen  Feldmäuse  in's  Heer",  na,  was 
haben  die  denn  tun  können  als  nur  alles,  was  von  Leder  und  Holz 
war,  zu  zerbeißen  und  in  dieser  Weise  die  Krieger  kampfunfähig  zu 
machen.  Klar  wird  uns  jetzt  auch  die  Inschrift  der  Bildsäule,  die 
Herodot  gesehen  hat  und  welche  er  mit  dieser  Geschichte  zusammen- 
knüpft: der  Gott  mit  der  Maus  auf  der  Hand  ist  der  Pestgott;  wer 
ihn  anblickt,  soll  eucTeßiig  (von  der  Strafe  des  Gottes  unberührt)  sein, 
vollständig  wie  bei  den  Israeliten  derjenige  gerettet  wurde,  welcher 
die  eherne  Schlange  anblickte. 

P"est  steht  also,  dal)  in  der  altorientalischen  Kultursphäre,  in 
Ägypten  wie  im  Alten  Testament,  die  Feldmaus  das  Symbol  der 
Pest  war.  Und  jetzt  verstehen  wir  endlich,  weshalb  Chryses  den 
Smintheus  anruft;  er  ruft  eben  den  Pestgott,  den  Feldmäusegott  an; 
Smintheus  ist  hier  nicht  der  Abwehrer  der  Pest,  sondern  eben  der, 
welcher  sie  herbringen  soll.  Ob  die  Vorstellung  von  einer  Verbindung 
zwischen  den  Feldmäusen  und  der  Pest  wie  die  im  Orient  allgemein 
verbreitete  auch  dem  homerischen  Sänger  präsent  war,  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden;  dalj  aber  der  an  sich  ungriechische  Name  Smintheus 
für  ihn  Gott  der  Pest  bedeutet  hat,  glaube  ich  auf  das  vorhergehende 
gestützt    dreist    behaupten    zu    können.     Auch     schon    R.   BROWN' 

I  In  seinem  Buche:  Semilic  inßucncc  in  Ilclkiiic  mytholngy  p.  69 


5l  Smintheus.  869 

hat    den  Namen  Smintheus,    Feldmäuseiiott,    mit    der    entscheidenden 
Stelle   I  Sam.  VI,  4  in  Verbindung  gesetzt. 

Wie  Smintheus  orientalischen  Ursprungs  ist,  mul'»  man  den 
'ATr6)auiO(g  (Fliegenvertreiber)  als  ein  griechisches  Seitenstück  des 
2Ur^J?2  betrachten,  und  auch  dieser  war,  wie  wir  aus  II  Reg.  I,  2 
wissen,  ein  Gott  der  Krankheiten.  Nicht  unwahrscheinlich  ist  es,  da(5 
der  Ursprung  dieser  religiösen  Namen  und  Vorstellungen  auf  der 
naturgeschichtlichen  Tatsache  fußt,  daI5  diese  Tiere,  die  Feldmäuse 
und  die  Fliegen,  die  gefährlichsten  Ansteckungsvermittler  sind.  Dali 
solche  ätiologische  Beobachtungen  gar  nicht  außerhalb  der  Grenze 
des  wissenschaftlichen  Vermögens  der  altorientalischen  Kulturwelt 
lagen,  daran  wird  wohl  heute  niemand  zweifeln.  Und  in  dieser  Weise 
wird  der  Urheber  der  bösen  Krankheiten  auch  der  Gott  der  Mäuse 
und  der  Fliegen,  um  in  späteren  Zeiten  zu  einem  teuflischen  Dämon 
herabzusinken,  welcher  immer  noch  seine  Herrschaft  über  diese  Tiere 
bewahrt;  noch  der  Mephistopheles  im  Faust,  welcher  sich  sonst  sehr 
modern  fühlt,  tituliert  sich  ja,  an  jene  altorientalischen,  längst  ver- 
gessenen religiösen  Vorstellungen  anknüpfend: 

der  Herr  der  Ratten  und  der  Mäuse, 
der  Fliegen,  Frösche,  Wanzen,  Läuse. 

Einen  eigentümlichen  Nachklang  der  rationalistischen  Auf- 
fassung Herodot's  finden  wir  an  einer  Stelle  des  Kommentars  des 
Servius  zur  Aeneide,  welche  DE  Lagarde  {Ges.  AbJiandlimgen,  S. 
289)  zitiert.  Zur  Geschichte  des  Scamander  {Aoi.  III,  108)  erzählt 
er:  ab  Apolline  monitus  ibi  eum  habiturum  sedes,  ubi  noctu  a  terri- 
genis  oppugnatus  esset.  Cum  ad  Frigiam  venisset  et  castra  posuisset, 
noctu  mures  arcuum  nervös  et  loramenta  armorum  adroserunt.  Sca- 
mander hos  interpretatus  hostes  terrigenas  in  Idae  montis  radicibus 
aedificia  collocavit.  Und  der  Verfasser  bemerkt  dazu:  et  sminthos 
mures  vocari  a  Frigibus. 

Ammianus  Marcellinus  (XXII,  8,  3)  erwähnt  in  Troas  einen  Tempel 
des  Apollon  Sminthius.  Die  Annahme  liegt  nahe,  daß  diese  Benen- 
nung aus  der  Stelle  in  der  Ilias  hergeleitet  ist;  vielleicht  ist  das  Ge- 
bäude dort  aufgeführt  worden,  wo  die  Anflehung  des  Chryses  mut- 
maßlich stattgefunden  hat,  wie  die  Griechen  ja  überhaupt  es  liebten, 
jeden  einzelnen  Auftritt  der  homerischen  Dichtung  genau  lokal  fest- 
zustellen. 


870 


J.  Oestrup,  Smintheus, 


[6 


Der  Name  Smintheus  ist  nur  ein  Beispiel  unter  den  vielen,  welche 
den  Zusammenhang  und  die  Verbindung  der  homerischen  Kultur- 
epoche mit  den  Kulturen  der  altorientalischen  Völker  dartun;  indem 
ich  hofte,  bald  den  vollständigen  Stoff  für  eine  umfassendere 
wissenschaftliche  Darstellung  verwerten  zu  können,  habe  ich  vorläufig 
dieses  Stückchen  herausgepflückt,  um  damit  auch  meinerseits  unserem 
hochverehrten  Altmeister,  dem  wissenschaftlichen  Beherrscher  der 
Gesamtheit  der  orientalischen  Kulturen,  in  Ehrerbietung  und  Dankbar- 
keit meine  Huldigung  darzubringen. 


I 


1 

4 


f. 


Der  Name  Panthera. 

Von 
Adolf  Deissmann. 

reimal  begegnet  uns  in  der  Überlieferung  über  die  Familie 
Jesu  Christi  der  Name  PantJier  resp.  PantJiera.  Nach 
Epiphanius  Jiaercs.  78,  7  hätte  der  Vater  Joseph's  von 
Nazareth  den  Namen  Jakob  (=  Matth.  i,  15)  und  den 
!:5einamen  Panther  gehabt,  und  es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß 
Epiphanius  diese  Notiz  aus  Hegesippus  hat^  Jedenfalls  geht  sie 
irgendwie  auf  eine  christliche  Überlieferung  zurück;  auch  der  Mönch 
Epiphanius  (um  800 — 813)  gibt  unter  Berufung  auf  Cyrill  von  Alexan- 
drien  einen  Stammbaum,  in  dem  die  Namen  Panther  und  Barpanther 
wenigstens  bei  den  Vorfahren  Jesu  mütterlicherseits  eine  Rolle  spielend 
Sodann  taucht  der  Name  PantJiera  mit  mannigfacher  Variation  der 
Orthographie  {Pantera,  Pantere,  Pandera,  Pandira)  in  den  bekannten 
seit  dem  2.  Jahrhundert  nachweisbaren  jüdischen  Traditionen  auf,  wo- 
nach der  Vater  Jesu  Joseph  Pandira  resp.  der  römische  Soldat 
Panthera  gewesen  sein  soll'. 

Bis  in  die  neueste  Zeit  haben  sich  an  den  Namen  Panthera  ganz 
falsche  onomatologische  Theorien  gehängt:  fast  aligemein  ist  der 
Name  als   eine  Neubildung    erklärt  worden;   bloß  Zahn*,   so  viel  ich 


1  Th.    Zahn,    Forschunzen    zur   Geschichte   des   neutest.    Kanons   und    der    altkirchl. 
Literatur,  VI,  Leipzig   1900,  S.   266 

2  Zahn,  ebenda  S.   267 f. 

3  Das    gesamte    Material    bei    H.  Laible,   yesus  Christus    ivi    Thabnud,    2.  Aufl., 
Leipzig   1900  und  S.  Krauss,  Das  Leben  Jesu  nar/i  Jiidisc/ien  Quellen,  Berlin   1902 

4  A.  a.  O.  S.  268 


872  Adolf  Deissmann  [2 

weilJ,  hat  bemerkt,  dal5  Panthera  ein  längst  belegter  griechischer 
Personenname  ist.  Da  man  aus  den  verkehrten  Etymologien  Schlüsse 
auf  die  Entstehung  der  ganzen  /h'/^///^/vr-Traditionen  gezogen  hat^ 
ist  es  nicht  unwichtig,  den  onomatologischen  Tatbestand  einmal  klar- 
zustellen. Dies  ist  der  Zweck  der  folgenden  Mitteilungen;  auf  die  Kritik 
der  Traditionen  selbst  gehe  ich  hier  nicht  ein'. 

Ich  zitiere  zunächst  die  landläufigen  Theorien.  LaIBLE^  meint,, 
mit  dem  Namen  Pmidera  sei  nichts  anzufangen,  man  müsse  also 
das  Wort  einmal  daraufhin  ansehen,  „ob  es  nicht  ursprünglich^  Ap- 
pellativum  mit  einer  den  talmudischen  Anschauungen  über  Jesum 
entsprechenden  Bedeutung  gewesen  sein  könnte,  welches  dann  durch 
den  gewohnheitsmäljigen  Gebrauch  zu  einem  Eigennamen  geworden 
ist,  dessen  Ursprung  und  Bedeutung  dem  Bewußtsein  verloren  ging". 
Pandera  sei  Pantha;  und  Sohn  des  Panthers  bedeute  Sohn  der  Wol- 
lest. Aus  SoJin  des  Panthers  sei  später  Sohn  PantJier's  geworden. 
Um  zu  erklären,  weshalb  man  gerade  auf  den  Panther  gekommen 
sei,  eignet  sich  Laible  dann  die  Bemerkung  von  Bleek  und  NiTZSCH 
an:  Pandera  habe  sich  als  Verstümmelung  von  irapGevog  zur  Ver- 
spottung des  Jungfrauensohnes  geeignet.  S.  KrausS'»  identifiziert 
{<"n2D  und  T132,  auch  S"lt3iD,  mit  TTÖpvo«;  Bnhler,  —  eine  Gleichung, 
die  er  auch  später  noch  festgehalten  hat^. 

Nun  hatten  aber  bereits  Pape-Benseler^  die  Namen  TTavGriP^ 
TTavönpa  und  TTav6)ipa5  als  griechische  Eigennamen  aus  Inschriften 
nachgewiesen  und  Fick-Bechtel^  den  männlichen  Namen  TTavGiip  etc. 
zu  den  massenhaften  anderen  aus  Tiernamen  genommenen  Personen- 
namen gestellt.  Schon  hierdurch  sind  alle  Vermutungen,  die  in  | 
Patithera   eine   Neubildung  sehen,   erledigt.     Wichtiger  aber  ist,   daß                i. 


»  Zur  Sache  verweise  ich  blot  beiläufig  auf  den  in  diesem  Zusammenhang  meist 
übersehenen  Paragraphen  über  den  Panther  im  Physiologus  bei  Pitra  Spiälegiitm 
Solesmense  III,  Paris   1855,  S.  351  f. 

2  A.  a.  O.  S.  23  ff. 

3  Das  heil.'>t  im  Zusammenhange  Laible's  :  als  die  Pandera-Sage  erfunden 
wurde 

4  Griechische  und  lateinische  Lehtnu'örter  im  Talmud,  Midrasch  und  Targum  II, 
Berlin  1899,  S.  464  und  614.  Immanuel  Low  legte  in  seinen  eingeklammerten  Zu- 
sätzen an  beiden  Stellen  scharfen  Protest  gegen  diese  Gleichung  ein,  gab  aber  selbst 
keine  Erklärung 

5  Das  Leben  jfesu  S.  276 

°  IVörterbtich  der  griechischen  Eigennamen  II,  Braunschweig   1863 — 1870,  S.   I124 
7  Die  griechischen  Personennamen,  2.  Aufl.,  Göttingen   1894,  S.  317 


3]  Der  Name  Panthera.  873 

wir  den  Namen  von  der  frühen  Kaiserzeit  ab  bis  in  das  dritte  Jahr- 
hundert n.  Chr.  als  einen  nicht  ganz  seltenen  Männer-  und  Frauen- 
namen konstatieren  können.  Ich  verdanke  die  erste  Kenntnis  dieser 
Tatsache  meinem  Freunde  Alfred  VON  DOMASZEWSKI,  der  mich 
bei  einem  Gespräch  über  die  jüdischen  Pantheratraditionen  auf  den 
unten  besprochenen  Grabstein  aus  Bingerbrück  aufmerksam  machte. 
Wir  gingen  dann  der  Sache  noch  weiter  nach  und  haben  mit  Hilfe 
der  Indices  des  CIL  noch  eine  ganze  Anzahl  von  anderen  männlichen 
Trägern  des  Beinamens  Panthera  gefunden,  die  hier  zusammengestellt 
sind,  —  soweit  es  möglich  war,  in  chronologischer  Reihenfolge. 

1.  CIL  XI  1421  (=  Dessau  hiscr.  sei.  140),  Pisae,  4  n.  Chr. 
nennt  einen  deciirio  namens  L.   Otaciliiis  Q.  f.  PantJiera. 

2.  CIL  XIII  7514,  Bingerbrück,  früheste  Kaiserzeit:  Tib.  Jiil. 
Abdes.  Pantera.  Sidonia.  ami.  LXII  stipen.  XXXX.  miles.  exs.  coli.  L 
sagittariorum.  h.  s.  e.  Näheres  über  diesen  jetzt  in  Kreuznach  be- 
findlichen Grabstein,  den  ich  umstehend  im  Faksimile'  nach  einer 
durch  A.  VON  DOMASZEWSKi  mir  gütigst  überlassenen  Photographie 
wiedergebe,  findet  sich  bei  O.  KOHL^  Die  römischen  Inschriften 
nnd  Steinsculptnren  der  Stadt  Kreuznach,  Kreuznach  1880,  S.  2of. 
Zweifellos  stammt  der  Soldat  aus  Sidon  in  Phönizien:  er  heilk  ur- 
sprünglich Abdes  ^^i  in  Pantera  vermutet  DOiMASZEWSKI  das  signian, 
den  militärischen  Spitznamen  des  Mannes,  während  Tibcrius  Julius 
wohl  auf  das  ihm  durch  den  Kaiser  Tiberius  verliehene  latinische 
Recht  hinweise.  Die  Bogenschützen-Kohorte,  in  welcher  der  Mann 
diente,  ist,  wie  mir  ebenfalls  DOMASZEWSKI  mitteilt,  im  Jahre  6  n.  Chr. 
aus  Syrien  nach  Dalmatien  und  9  n.  Chr.  von  da  an  den  Rhein 
gekommen. 

3.  CIL  X  8058,  29,  Siegelring  aus  Pompeji,  also  vor  79  n.Chr.: 
T.  D  . .  . .  MF.  Men.  Pantherae. 

4.  CIL  V  6000a,  Mediolanum.,  i.  Jahrh.  n.  Chr.*:  M\  Cutio  Ti. 
f.  Pantherae. 


1  Eine  frühere  Abbildung  zitiert  Kohl 

2  Der  Güte  des  Verfassers  verdanke  ich  ein  Exemplar  der  wertvollen  Publikation. 
Im  Cn^  ist  die  übrige  Literatur  über  den  Stein  zitiert 

3  Jedenfalls  ein  n2i'-Name,  vgl.  die  Inschrift  aus  Tunis  aus  der  Zeit  des 
Licinius  Gallienus,  L'annie  epigraphupie  1901,  p.  31  No.  108,  C.  Liciniiis  Felix  Abde 
Postumius 

4  So  vermutet  DoMASZEWSKi 


874 


Adolf  Deissmann 


[4 


Grabstein  aus  Bingerbrück,  früheste  Kaiserzeit,  CIL  XIH  7514 


I 


i 


I 


5]  Der  Name  Panthera.  875 

5.  CIL  III  p.  1978  Diplom  XLVII,  133  n.  Chr.:  alae  I  Ulpiae 
Coiitar{iorinn  nüliariac)  ciii  praccst  L.  Anßdius  Pajithera  Sassin{ä). 
Dieser  Offizier  ist  offenbar  identisch  mit  dem  nachmaligen  Admiral, 
der  in  der  folgenden  Inschrift  genannt  ist. 

6.  CIL  VII  18  Portus  Lemanae  (Britannien):  \Nep\tu\iiö\'^  aratn 
[L.] '  Anfidiu{s\  Pantera  pyaefcct{us)  das{sis)  Bnt{annicac).  Tu.  MOMMSEN 
vermutet  zu  dieser  Inschrift,  dal5  der  Mann  seinen  Stammbaum 
wahrscheinlich  auf  den  Volkstribunen  Cn.  Aufidius  zurückgeführt 
habe,  durch  dessen  lex  gestattet  worden  sei,  afrikanische  Panther 
nach  Italien  zu  bringen  (Plin.  N.  H.  8,  17,  64). 

Zu  diesen  Belegen  für  Panthera  als  männlichen  Beinamen  kommen 
zahlreiche  Inschriften  aus  Dalmaticn,  Italien  und  Gallien,  vom  i. — 3. 
Jahrhundert  n.  Chr.,  welche  Frauen  mit  dem  Beinamen  Panthei-a  resp. 
Pa7item  nennen.  Ich  begnüge  mich,  bloß  die  Stellen  anzugeben: 
CIL  1112216,2257,2496,  2551,  2692,  3I62^  3166^  (sämtlich  aus  Dal- 
matien),  V  2439,  IX  277,  483  (Italien),  XII  4291,  4590  (Gallien). 


I  So,  nicht  [C]  ist  wolil  zu  ergänzen,  vgl."  die  vorher  zitierte  Inschrift 


Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia 

de  adventu  regis  Persarum  adversus  urbem  Xisibis 


edidit 


Franciscus  Maria  Esteves  Pereira. 


omilia  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  de  adventu  regis  Persarum 

adversus   urbem   Nisibis,   nil   est  nisi  versio    aethiopica  ex 

contextu   syriaco   Demonstrationis    quintae   Aphraatis,    ap- 

pellata   de  Bellis,    caque   sola    ex    eius    Demonstrationibus 

in  hanc  linguam  translata  est. 

Cuius  versionis  adhuc  ineditae  duo  tantum  apographa  extant, 
altcrum  in  Bibliotheca  publica  Parisiensi,  Cod.  aeth.  146  (fol.  245  v — 25 2  r), 
ex  saeculo  XVII,  alterum  in  Museo  Britannico,  Cod.  Orient.  818  (fol. 
i87r — 191  r),  ex  saeculo  XVIII. 

Secuti  sumus  fidem  codicis  Parisini. 

De  ipsa  Aphraatis  Demonstratione  consulendi  sunt: 

W.  Wright,    l'lic  homilics  of  Aphraates,  the  Persiaii  sage,  edited 
from  Syriac  inanuscripts  of  the  fiftJi  und  sixtJi  centuries  in  the  BritisJi 
Museum,  London,  1869,  p.  79  et  ss.  (syriace); 

Aphraatis  sapientis  Persae  Devionstrationes,  ed.  JOH.  PariSOT,  in 
Patrologia  Syriaca,  accurante  R.  Graffin,  I,  Parisiis,  1894,  c.  183 — 238 
(syriace  et  latine); 

Antonelli,  Sancti  Patris  nostri  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Ser- 
niones,  Romae,   1756,  p.  79 — 106  (armeniace  et  latine). 


878  Franciscus  ?ilaria  Esteves  Pereira  [2 

(245.  V.  2)     (Itiao  :  tx-a  •  flJOlA.^'  :  (DOO'i^d  :  ^t.^.^  :  Ä^l^Alfl  « 

ö(\'^ •  (Dii'i.c •  (Diah •  ?iht'. •  -^.n ■  chfi- '  Ml (245, V, 3) Vh ■  Hhh. 

M?  •  K^'\'/..Pth  :  AHJih.l«'  •  .e-inc •  Jift*/«  '  rxWA'  •  hat-M^ 
n-^n-ö  •"  ft'^ö  ■•  HÄÄvThT. '  Ah :  htif^  •  Ävh.^.  ■  nxxao-w :  v^A-  ••  hjr. 

Ä-^.<h  ■  WA-  :  H.eA,dA  •  C?iA  =  M-fh'>  :  cöWA-  ■  H^'>rh'^  '  ChA 
J^'lA.'JA  ::  ID^JS.  •  h.Cr^h'l,  •  .e-n  A  :••  hJ.^aoUx) :  I^jPA  •  n:5ij&A- 

20  fliA,j2.^</Dhr"h  •  nöA :  n-nöA-  j  fl)A,.e.'V<^hriii  ••  mn.'fi :  HTfln- «  aj 
th^PCFi.  ••  ^o^-ti-n  ■  .e-riA  •  WA-  -•  n^-1'(n>U!h  -■  nx^H.^-firh.c •  A 
je.  V^h/iii  :••  (DPt^Rl'i.  ■  hön  •  .ft-nA  •  minm't^-wo^'C  •  c^.in?'  •■  A 

•>'?ltx  ••  "i-ü?  •  oi'hA'JA  •  hao  :  Scn  •  A.nS"A  '  flJAfl  •■  hl-fl?!  ■  '>mh 

Jrjjp  .  ;ia'/*'(246  r,  i)  Yl«  :  ©Ä^^^h-nVl-  •■  ^^"t    «  3-  ?iA<W»  :  Vf-A-  :  Hl« 

25  ^Hf  :  J^-ij/hTh  :••  l-^nf  :  j^PA  •  AÖA  :  KflA  '  flil-^'?«/»  ■  oihi  •  Ä- 

^7ö •  flico-A :  s.n !  jp^Ä-c •"  i^^ia^ '  AnK •  A^-5^ ■  onr^ ■  aöa : 
A"T '  iDflj^?.'Th :  ?iA'li-  ■•  ^bCi»\ro^'  •  h9^fi*^y'  ■  öJi^r-'l*"/'!-  =  Ai>A.ir 
<n». :  vict^' « '^'J^e  ■•  Ä.Aa>-  .•  aöa  ■  m-v-  •  ^d-^-n  •  (D^ö^-n  ••  v 
/^h ' n^h'i* :: oj'i"/np.  •  M.'i*  •  jPd^n  •  aöa •  v-dv- •  Ji-virö»- : 

AÖA  !  /h-nn  :  ?iA^.^.A  •  OJ'l-iPT^  '  <J.C/"J  =  («W-A-  •'  '^y-ä-  •  «{.n  • 
*ni!.  •'.  flj'l'^np« :  ^i;**^  :  (DhdCi  '  AdA  =  <»»*A.  s  ai-\'W*vat»' .-  ,7»e<P 

J^lfffi»-  :  a>-A'h  :  A.^A  ::  ©'»'"/riP  J  ">   A^Ä'  ••  AÖA  ■  ^i'^V  :  0)0).?/+  > 

'  Ms.  'V  »  Ms.  X  3  Ms.  •} 


3J  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.  879 

0/. ' ^'AftTh.!^*  •••  fli/'"/nv'  5 Mi.rt.A-?"  ••  ^^*^  •  w'i'  •  ^n-u- •  a)* 
f'A-  •  ^.i»  ^n  :  rior: :••  /'*} (246, r, 2) of  ••  nuc^i.p.-  •  Ar>A :  Mri^/n  •  ai 

aif\ö^ •  ^''/ii.hnji.r:  ■  mT-x-  •  w-a-  :  i^'/'ßi:  =  n^rKi: : 7,11. ■  h 

o^  '  f'(DVS:  '  '/»Ahh  •  ?i*7H7vnji.C  •  r«+'|A  ■  rUo-AI-  =  'iJ^.e.'Ml-  •• 
fiVffl'/ifli/'fi' ::  fli'/''^nv  •  h\\°r^  ■  AAA  •  JT'AhjPA  '  Vn..«*.  •  fl)fli .?.'*!» : 

rih.e.ri/. :  -JA"/.?,' :: 'i'"/np'r- : ;i.A»in.A  ■  ajva  •  ^.A.efi  •  nniAji'P : 

1'  •  -^aiM'  •  AriA  ■  L'äA-  ::  'l'^/nf. :  AnK  :  nn.A"'>  •  AdA  ■■  ^,'>^i.A  : 
(DO)^^?' :  a)'M'  •'  la  •  KvnA'V  •  fl)^,'>/i.Art  •  oj^K •  mÄVh- •  rHijP 
0) :  ai>iAlri'f:  •  äA(>'1.-  •■  'f'ai.^'V«  ••  at-M'  •  *7n  •  hV-nAll*  «  rwJidH  ' 
'f"/np.  :  AnK  :  nn.A"'}  •  AAA  •  h^il^  •  a)h:'"Ho-  •  a>a)^,y.9'o«'  : 

(D'M'  '  Ji-f-V  •   ÄA'V  :■.  flin'JKVHff»-  •  JP,*'VV-  !  fllOI  (246,  r,  3)  Ä'h«  ••  rTh,e 

rpj, iftf». : (Dh^'h'U  •  h^  •  h(i't''py^y'?'a^-  •  nA^z-ftf»- •  MV « 4  © 
(DOD^öM' :  h'Pinn»'  •  ?i'7H.^'flji.c  ••  KV'flc' '  ot*'n\c^  :  fflhvn 

C  •  a^^b^'l'  ■  ^.e.nc  :  CP-'^'J  ^  •  MA7Ä  •'  ^H-n  ••.  CDjP.-nA  :  i\ltxl\: 
hü' :  Ä,Aj2..eA  •  nhr^V  •  >»A'l'''/n.e.h  •  AOh  •  -lajce/  ■  m-AI- •  A. 
>i A  :  .'i'/h-l-  •  roVf'A-  ••  H(:?ieh  :  ^^.a^T  '  dltxl'llhh  '•  (Dhöd  •  .f,n,  •• 
AVln^iir' :  n;!hA.VU- '  MCI  •  at-M'  •  h!^,'(\C  •  CF«7^- :  mhd^'i'h  ' 

htih ■  chfi '  A.n'rA : (DhW, : i\\)^ ' (ohdi: •  n^ •  atahn^. •  ^t.^ 

Af  ■•  h'i?:^  '  hl^ö-l'  •  *^9-\' '  flJ^f  flA  ■  ff^'fhM  '  hVAl  '  öa^-^ 

^/H/?.  J  ^-.^n  ■  AdA  •  »Jl^X'Wi :  flij&VV'^KV-  :  .''TIA  -^  AAA  •  H.e^oiA 
C  '  tD|?.lflAV-  :  n-lT:  ••  f-AAA"  •  (246,  V,  I)  aAA  ■  H.e«0a^tV  «  ffl.^'.rtA-  : 

?i*7»i.Knrh.f: !  AAVh^9"  ■  MV  •  iD'h'l'  •  i'f^-n  •  na^-M-  ■  h^^  - 

(DP-WäU. '  HOi-A-I'  •  ?i^f  '  mPö-WL  •  M-i-  ■  at-M'  •  h!L?  ■  ata-lC 
Y.  •  K'J'f-  ••  na>«A1- :  ?iÄ.e  '  H^A'|-^Aa>-Vi-h  ■  f\oo2fiP(i:'V  •  <<.Vfl>-Yi- 
h  ••  fl^A'I- :  KAM'fl  ••  :5'TK'>  ••  h<w» :  .-i-nc-flC  :  at'i'iai-at'  ••  'ä<P  ••  id 

d,Kt^\\  •  ({Mi-  ■  9»'H- :  l-'jn.e.h  :  AriA  :  «^.TlliP* :  nh  :=  flH'Hi; 

vM  '  ^ö^ :  H.e.oiAf: '  -nh  •  ai0^<i:h  s  aöa  •  md,  ■  hnwjxüthx.  •  a* 

I  Ms.  ^  2  Ms.  X  3  Ms.  J  4  Ms.  H;}'HÖ 


10 


20 


4380  Franciscus  Maria  Esteves  Pereira  [4 

?iH.  •  n.lMl,  •  .*A- :  Ah'7»,^nrh.C  '  ^fl>vP,-*  =  A'>T-i*'  •  AClX  ■  fl>-ft 

flJ.f.rtiA"  ••  Vn..f. :  Ar>A  !  '^V- :  OrfC^-h'  •  a)A(iA  :  <^>-  ■  ;^A»ö^  ••  h^ 
h  :  rDrlliA.Vh  :  fl)^A"/A»i  =  höf!/H'M  -  AöA  •  AO-A  •  ^f^.lx  •  t^hl 

\\,h'(\,h,i: •  (D(\h^ ■  •i-'T-nA-l-h •  ^rt'frh+ch  •  ^hnn.h-nih.c •••  » 
10  «D-v-nA '  riA-n :  ^^n-'i  •  htif^  •  t^i^M  •  fiA-n  •  xvv^  =  mVi«^  ^  A"/ 

15  ft  :••  (DtUCl  •  (D-Tx-P  :  ?iA  ■  hilYl'i.^Cil  •  ©A^  ■  rfCA^ft  '  /W)4»^,«? 
^, :  IDTi  :  fl^h-f:  :  0*70  :  HC?if  '  ^"J^bA  s  nir/*'^^'  '  HlÄ  =  ÄOrlh  :  fl 
4»,^-£Wi  :  ^"'11-  ••  (246,  V,  3)  4»^^  :  M)ld,  •  frft  !  ntro^ö^-i'  :  <<.AT  ' 
ÖA/Z.  :••  (DCK?- '  \\(ro  '.  7".^*^  :  "/^n  •  CD^.fl-n  :  fflA*^*  :  fl)Vf-A"  •  h^.^ 

20    nrh.^  •  K-CÖ  :  -hA^ A  !  f  AÖA  ■]  0*70  :  (D-hf^P  :  ©AOr^  :  6  ^CS"  :  ?i'> 

'^  !  'l-'hA."/A  !  ai?»^-!- :  ^Ibh  ■  «Dh'J'h  •  H.e.n, '  fMh.^  -  h<w  ••  rtO 

/^^je. '  a)^|^'^  •  ^löt\  -  W^-Cft  •-  ©h«/»  •  t^Kh  •  hA  •  hhms^ch 

K-^h.e.  •  ^l-A"  :  A^iCP-ft  •■  '}7'i>' '  4-Cft  •  (Dnaop,ff.  -.  y^fioD  -.  h<^ü- 

25  j?.n,A"  :  ^."»».A  '  A'JT-/^  «  flJjR/C.hC  :  A-Is  ■  ^hA*/»  :  0*7(1  !  HCh.h 

^£/D  :  f-rt-n^  !  >»4'C'}'/:ü-  '  An'7d  :  ?iflh  :  J&hH.  •  f  hhA '  '}</»;^^ : 
%fH(Dx  ''  a)}i9^ht^  ••  (D^^  :  ^Ci'  ■'  An*7d  :••  6.  (Dh9"li  '  (D.^^'P  •'  U 

ä(\  :  MCi-p  '  >Ä^  ••  rOrhAf  :  J2.^A,"/A  •  f\Ö^  -  ^(247,  r,  i)'fld'V  :  ?» 
h  :  \\1\\  '  hry-hn.  :  Ai,'l -V^n/?.  :  AÖA  :  ?»'>A^  :  "/nj?«  :  Xfl*/»  :  fl>- 


I  Ms.  i,  2  Deesse  videntur  verba:  0)9^  :  tA^rt  :  070  :  OJ^'^n?  5  O)?» 

^«J  :  3  Ms.  <D.'  n'  *  Ms.  ^  5  Ms.  ■^"löri  °  Ms.  rh 


fc 


5]  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.  88 1 

-TlJi.e./'. :  n?t'7^. :  hht^  •  Klt^oi-'l' :  (&?»-/: :  Kid^i '  "/n.fc  ■  hdh 

•l-aDiD'l'  :  ^IV^  :  ?|^ft«^  ••  'Jnj?.  :  tOj^riA,  ■  /**;>'/  ••  (D'Vhaf'-i  :  (247,  r,  2) 

a^'in/^'l'  •  \)Ctl-f-tl  •  A^A^  ■  ^Air» :  fl)/"A^>-  ■  A'Tlfl>-A^.  ■•  ll-fl»- 

A.^ « 7  ?»'Jhrth.  •  /»,-l-li''/n.ft !  h'i'i- : Äjp\e,?»». :  (D}x9"'av> :  nd  lo 
Ah>- !  .eAi^b-nP- !  AA-nh  :  A»,f.mi'V •  Ksr-nöA •  f1ni4»^ri ••  htn^ • 

-ndA-  •  [aj|Ann.A"'>  •  i^v  ••:  fl>?irw» :  nA4;4>h  •  .e-iAne h  ■  A-nh  ■•  -i« 

Arlh1l*>.eft  ••    JT-/*'  •  (Dhi-  :  iro'/ß.9"f;^  :  00,'/'  '  ^7-1*»  •  ntl.A-'J  :  öl   15 

?i</D :  nrnnh :  [.e.-l"i.nf h  •  A-nh ••]  h-nAh •  K-I'^x^-^,' ■  Tflnh  : 
hm  •  '>7-i*' :  K*<.9j?.A'> :  HHAfi:  •  ;h'H4»yA  :  vn.i2.  •  ?i7h  •  je'.'Ha  -• 

Ml'"!' '  l-m-ü-ü-hy^^ih,^  •■  ffl'^.'^V!  vn-K'l'hw'f-.Tfl'nJi  -öj 

K<w»v. :  nv-:i:<^*PdAhv-  •  ^»^'i.nf  h :  A-nh  •  fl);iiiA.vh  •  Ä,^mi'V  • 

?»rH  '  ^7-1*»  ■  Ä'<-?W^  ••  Hi*?!*»  ■  -nH-r'i  •  fliK'iA<i.  •  Äoje  (247,  r,  3)  20 

i7/*''l'  '  (l.'h  ••  ^Ihfi  ••  HlnV  '  h^'^'fcü-  •■  olat^^iODi'  ::  (D'h9°'(\li:*»  •' 
aotpöfiAh  :  A^7t*'  ••  Ä*<'?je.^'>  •  nVv'' :  </»[*P]dA.n' '  rhAP  •  flAn- ' 

rDjz-n,  •  ^r Ah  ■  ^i s  (D\iiro :  ^n^'f-  ■  ?t*7H,^'flrh.c  ■  jncvi-  •  fl>-ft 

-h  :  «JA?"  ::  flJj&lLA"  =  r1h7f4»^i.A  •  in..e.  :  OlA-fl?!  :  hti^  :  fflAuJl-Jh 

hiT Ah  ■  Oiht^  ■  rhch  '  n^.S"'lh  •  ^Ä*rTh'V  ■  <^dhA  •  hbd^  ■  ?i'^il- 
ViV'li- '  AöA,h '  9"/h<:'Th !  (Dhco :  i-'jnf  :  A-nh :  ^aW'hh  •'  l-hi*^ 

A-Ctl  '•  8  (Dr^'il'i' '  (D-hli  •  hön'i  ■  M'l' :  HK-JOA  ■  ^4j4» '  JtP'J 
A  •  Cinr'P'}  ••  roAS.  ••  hV  :  h.^9"  :  '}7'a'  ■■  X.^-^j&A')  •  ^.*C^<n>- :  A 

A\\ao>  ;  höOV  !   ?%Aih  :   ^.*fe«|»  :  Ä-P-'J  :   /i,  (247,  v,  i)  »i^  :  nChAP  :  H 

I  Ms.  *}  2  ÄTs.  ^  3  Ms.  fl,'  ^' 

Nöldeke-Festschrift.  cg 


882 


Franciscus  Maria  Esteves  Pereira 


[6- 


1  ••  (Dhöa  •  .ftft.  ••  Kcr*yti '  hc  •■  ^tidoK  •  hti-  •  Yia-^'i  •  höd'i  • 

>  •  'M.^4.  •  (\r?:d.  •  Ä'^H.^flrh.C  :  (D'ix^  •  hö(\^  •  MI'  :  ffl^flAn 
U.K'flrh.C  :  HtiA"  •  AdA.f  =  nh</"  :  ?iA'V  •  .ft^Ä'Ä-  •  (D^.f\ahÖ  •  flHft 

^ :  ^^^r'^l•f  ••'.  öJ*}-^, :  .e.n.A"  ■  ^'^it^-flrh.c  ••  A>i.c9"j?ft  ■  >fi/z.  =  v 

r^  :  H(>0fl>«  ::  fl)>)fl>]n  '  JP-tUA"  •'  ,*Af  :  jK-OldK  •*  \H^  -  ?iA^  ••  fllh<^  •' 

(247  V,  2)  Jt<.?^^'>  :  ?tA  •  -f^'iPP.  •  KönV  ::  9    ©JldO  :  J^-tUA"  ■■  AV^d 
9^  '  Vn,J&  '  K*^  ••  Ü([-\\  :  rftA  ■  "JT-/^  :  ^n-d  :   Ä-AA"i:  •  \\9^l\\  '  h 
{\trD  :  (B-h-U  •  ^7-/^'  ••  4»n-d  :  aJ-^-f:  :  n<W><i.ft  ••  ^-^M  '  flJnK'AA"'|J 
.ft"ifl>'C<n»-  «  nh</«  :  ^.n,  '  KC9^9h  •  t^'id.ll  •  HAdA,f  :  ÄAA*-* 

^Ä"l^  :  n^^ÖhA  :  K/hH-fl  :  ffl^'^'J  :  fl'^dhA  ■  K-AA-I^  •  ^'i'h^ 
J\.^4»:K<n>:(;A".AÖA.lf<^'  :  flj^rw»  :  a).^«f»'>  :  JldQ  '  AdAflf«^*  •"  <^ 

(i :  HViV  •  ».-^A  ••  rt?"(^  ••  fl)KK'{'"£h  ••  HKÄ'/h^  :  Ah«"»*  ■  ©Au'^ihh« 

20  ^.  ::  ?ifl<ni  :  JtMl.  :  Vfl.«'.  :  KC9^^t\  '  n^l'>'^  :  /hTf-fl  •  hti*-  AV  :  Hffl.^* 
+  •  >iy]A.A  •  KlT'^n  ••  ChM  ■  (DhCft-f-ft  '  /uffl  (247,  V,  3)  .C^+  :  Kftm» 
n"/Ari>  ■■  ÖA'V  :  -l'l^^'h  ■  hf^'^-'i  '•  ID'JT-/*'  :  fl>-Ki5  :  HflJ.^+ 

a)K.^.hn  ■  HJ&<<.1- '  flAöA,'/  •  fflüf  ^'f-  •  Ä-<.9^^^'> '  a)i;o  •  ?i*7rtK'n 
rh.c !  'V-nÄ  •  i^.'^1•A  •  a)n^l'>'^ :  9"^-v  .•  A^hö^un :  Avn-h.e.v^c 


ftA  :  '>7'/^ 


^'n-Ö  ••  Kfl«^  '  ^A  (248,  r,  I)  fl-f:  :  ^'i\*i  :  ?»ft/.  ^A  ■  (DK 


'  Ms.  Q'IOA- 


^  J^'P^lfi.  delendum  esse  videtur 


7J  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.  883 

c •  j-rtrf  •  vn-h^.v/'c •  irr'  •  \\K\^'i •  ^^n"/ ••  häjoa ■  nh-j-f« : 
7 :  t'r'ije:^. :  w-A-  •  >i/..'/;'i-  •  7>Ji^"  •  fliAöA  •  Adolfe'/  •  p:Vä-4-  ■  ^d 

C  •  A-*  •  ^i^Ä.A  •  l\\f\T  ■  AVn-h^.V/*C  ••  J&n.A-  •  h'i'V  '  fl>-?»'|.- :  b 
b  '  HCA,h  •  -TiVi-A  •  n^'YdhA  •  r-P/C  '  at-J^M'  •  /*'A^V  ••  II.Kh  •  f 

<f./"Ji  :  n?i^f-  :  Hh^Olfll.  :  ^*fe+  :  ?»A^^.A  '  h9^'üth,(^09'  •  ai(\h 
H'li  •  '»•'JOf  •  r"hA.Vll-  :  Arh./.'/"  :  O^lliX/A'  -  OK-  ■  Ä*<-9W>  '  K 

h^:?"'/'  ••  nh<w» :  ;k,f  ^-AAtiP*  ••  «/»T/n^-l-  ••  ix^tt^-v  •  o»^  (248,  r,  2)  ^ : 

-lA.'^rA  ■  yArlilh  :  rlhA/i'  ••  A'fltl  :  Ol^.linA  •  MC^  '  AÖA  :  rÄ* 
C  •  lA'V.ft'l-  •  fllMl.e.^,  :  AlfVl-  ■  K'JAA  •  'JO.e,  ::  ?»A<w> :  Ä.! 'l+'f-A  ' 

^^h'l: '  KiM  '  n^^. :  0*70  =  An-C  ••  Mainh  •  hliao  -.  ao^h  :  d\ 
Cl  •  fliAn^  ■  ?i4»C'>'/:(>  '  An^Vö  ••:  fliJ&KH.  :  TfVh  '  rhCl  •  Vi*  •  V>A 
A  '  "/n.?  •  ?iA^  ■  ^.«fe4» '  .e<C'1l-  •  (Dh^"iO- •  (ro'iir'l  •  (Dhf^'i't:- 
+'I'A?»  •  A^CPA  •  'il'i^  •  4'CM  •  (DKiM  ■  i-übl'  •  tDi'havt''  ••  A«^ 

AA1-  ■  Ä4J+  ■  JP^C-I-  •  (D/.,-(\b'1'  •  ^.*fe4»  ■  A.r  '  Hhö»'J'|2  :  ^«fc'l'  :  ^b 

Afl>-  :•.  KA«/»  •  Che  •  ^i'>h,A  •  /^'b^'kirtf^'  •  Aii^^AA  «  ^f\'n^^-  • 

Che  •'  ^«fe*  •  h^ !  Hch. :  Ai-fK?.?.' '-  Anh :  nn.A"^  •  am  -.  hfi^ht  •• 

^.(>.ft  :  HM^  (248,  r,  3)  V  :  UovP.f,  :  ©«f-CA  '  nhO^'i'U  '    «L**  •  9^ 

*!» :  h,Afl>- :  hho^  •  Vi>-  -•  ¥1*^^  '  ^^^A*  ■  jP/Co'l-  ■  fl».^*fe+  •  rt.?"  :  fl» '^ 

'l^M-  :  />'A^'>  •  hr.e.*fe*|»   !   .e<Cl|-    :    H.e/>/iA  :   flJ'^fl>•Ü^-V   ■   r"h 

*7  !  AA,r  :  HJK.AU4'  '  öJhAh  :  P-IP  •  tiVl'  •  A-l^  =  J?'h'/:  •  /^'A 
*«[»  •  A.9"  •  JK.->''Xmfl>-'P  !  A<w>'}'7/*''fö»-  •  Hje.<^K?t  ••  n/*'A^'>  ' 

h9^(D-i\'V '  ^'k^  ■  ji(i-^  :  hf^  •  f^oB^rx  ■  {{fvnr*  •  ^"ä-m--  •••• "  h 

flt^  •  (\^b?' '  AVn-hW/'C  '  liäMd.  •  A"'f.- '  fMh.^  •  flJhChP-  •  AV 
n-hW/'C  •■  jr»AA  ■  \ty.'p(D'9°  •  ^^"^V-  •  (DChCi-  •  Ar A A  •  IKoC^  : 

K'<.^  •■  ai?i'}'7,^'jii- :  fflh^'eü-  =  H-fK-c  ■•  tDhrhci*»- '  htih  ■  -nc 

I  Ms.  ^  2  Ms.  ^  3  Ms.  1*  4  Fortasse  <^ö^  ^  ^^s.   ([  fh 

56= 


lO 


20 


884 


Franciscus  Maria  Esteves  Pereira 


[8 


lO 


20 


2; 


]\.hO'  ••=  ^rt*^  =  nn.A«'}^  '  ViV'l- !  ehrt  ■  AY/A-  =  «/D-J«?/^'"!-  :  (\\\ao  -. 

«fe*  !  traP^^  :  /*'A^V  •■  AÖA  •  W-A-  '  ir»ÄC  :  (248,  V,  2)  (DhCo^y.  :  "h 

fth  !  -flCVh  •■  H-nCl-  ■  H^tt,  :  «/D^^/^-l-  ■  "/Aft-V  :  Ä'Ji-  •  »/^h 

/*'A^>  '  AÖA:  VfA-:9"Ä-C  :  ^?%-|;  :  ««.•^«^/►•^tfo-  :  A^.*fe4»  '  P'M  : 

IXao  i  iro^'h  '•  ?'h'i  '•  h'Uh  :  mfl.'fl  :  (D^-'t-Ö  :  fll^lÜA  ••  ^«fefl;»'  ■  A 
OD-i^^'^  .  ^^<^  :  ^oyip  :  J^^  .  }^tlYi'iß:a{l  :  ©AÄ  ■  <f.AAft  •  AM  ' 
Yf-A-  '  9^^C  :••  13  flin?i'>'|-  :  n^d  '  4»^^Ä.I>  '  (Dhl^lh  :  Ai^^AA  ' 
HJil'>  •  ^h±  :  </»'}'7/*''f-  :  ^«fe*»''  :  [A.ir»  :  j  H^ööT^-f:  :  ^.*fe+  :  h,A 

(248,  V,  3)  ;hYf"ii- :  aijz.n. :  \\f^i\ '  j?«^</»4- :  nwc^»  ••  Anh :  WK^ml 

n-  ••  ?.**  !  h.Aa>-  :  fl>-At  :  i;7(?tf»-  :  (D^'ili*»'  '  h*'V/  '  -fl^A.  :  Hl 

n.n :  H.e^lnA '  hKiP  •  a^-inr^-  -  htn*  -.  h^y^ti-  ••  hniihndy^c  • 


I  Ms.  •?• 


Ms.  fp 


I 


9]  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.  885 

fli-A-S. ::  (DA-Mh,  •  'l»^i"7ji'.  •  '>7/^  :  HJPV*7/*'  •  fli,em'i-d •  fl)Ä.Jl'.niP 

d  :  Ä'rftA  •  >lAh.  •  AJOrlhi:  •  mJ-f-A  :  AflÄ  :    fv/oAA      AArliVf'V  ' 

Yxdtw  :  '|:%(:e  .-  tioo-i^q^^'-i'  .•  .j.^'.rw»  (249,  r,  0  /.  .-  ir»AA  '  7^'>f.  •    5 
MAi,e;''A*>  ••  fl)^i..i'.nA.  ■•  '\\a*-M'  •  tn>'i''}r''V  •  \\CM'l\  ■  at^X'TKh 

»v  •  vn,jP' '  c.K\^  •■  {i'ü'i '  H'i-</»'/v. :  (\r^?. '  An?»  •  (d-kp.«/^-  .-  Ar  10 

AA  :  h^Vf?  :  Hrh7.'>  '  ai\\t\l\^\\^'  •  fl)'^T'^m'f•  :  n/li'fJ  !  ri)^i,.e.nA  ■ 
l-Ä^z-f- :  W\  ■  Chfl-  •  Air^AA  :  mK'^d  ■  ?t'>'7.e,"/(i- :  ai^,A(iA  •  h 
.P.«eii-  •  (DhAö^  •  hD*"  :  Uh'iim  •  AöA  •  K'^^  «  ?iA/^  :  ?irW-A'} 

Ah  :  ^<w» :  J&<wix-?i :  hlMM  •  IflCA-fA  •  .fc/""//..  •  A/*.nd'l-  •  '/»'> 
*7/*''ll-  :••  (D  (249,  r,  2)  YyO^i  :  ^,V;i^:ö  •  WA« '  r  A  A  •  "kht^  •  r  AA  ■• 
'J-Arf -l*  ■  VfA  '  "/A?"  '  flJChA«  ■  U'iX'Xx^.'iPC  ••  (Dh'i'l.^^nh  •  ath?. 
<R(l- :  Ifl-n'  •  </»^ijR. '-  flJ^-CA  '  ffllhCi*»-  ••  rD-nCTn-  ■]  'JT-i*» :  ÖCÖ  :  flJ 
^"•jPÄ.O-  •  fl)?»'7<.  •  ^J";/*'/-  :  ^4J*^  ■  }^,f\(D'  •  (Dh'ü'i  '  h'i'f-  •  '^i".  20 
O-f' :  fl)7"Ä"/'f- :  AJT'AA  •  fli^wiA"/"!-  •  hrUh  '  VfA"  ••  T?:^,  '  f^'i 
n^^'-U  '  A'>7/"  ■  A?i*7n.?»V  ■  hCA-f-A  •  Hi*'"/^  ••  fr^'i^lA^'-lV  -  «JA 
JP  ::  a)fl>-?»'I:  ■  .e-^^Alfl  :  A^A</»  J  'JA?"  ::  15.  fl)*}^.  -•  A^^Ö  ••  n?i'>'l*  : 

üJi^AA  •  Hr:he  ••  ^i^ä.a  ■  h^ji  =  .ftwöh-  •  h'rn/hc :  m\\,h\y*^'  • 

'l:ir<n>.  s  nXf  :  »K'^.'l-  •  n^r  AA  :  MOA  :••  m\\'i&,'l  :  h^  :  li\C  ' 

An  :  A-nh  :  '^a^lm  «  ka'JAA  ••  Chf ;'• !  n^lTAA  ■  .^-n  «  a)<r'<w>'l-  : 

Ahrli(249,  r,  3) '/:  :  1^'  :  h<w>  :  p'J^/ni  :  -JO  '  K-^H'I'  '  fl'^J^hA  ■  ]rjV<(. 

•/  :•.  'VAA-'I-  •  ?»'}AA  ■  n^'/'A^.  •  ^rc-'  (n(\-l:  ■  A(>A,'/  '  öW>d.  '(n\ö\  30 
nC?tA'f/>.  •"  (D^.nö'V  '  Kihf\ '  ncr'V ■  ai?nö^' '  .-^JPAJP.-I-  •  &S: 


X  Ms.  XIM 


SS5  Franciscus  Maria  Esteves  Pereira  [lO 

C  :  in>'^nr''V  '  nn.A-'>  :  .ft?i'/:  :  H'|-</»'rtA'|-  ■  h'>n«^  ■  nh<W>  :  /?.(],  : 

h^cr^h  ■  vn..e.  ■  n*7(V  •  KTti-  •  iv^a"/^-  •  n.!-  ••  >iA^^a  ■•  cDKv-n 

A  :  A^/nP- :  /hCJ^ j^A  •  VH^^  "  IDJ^O,  '  Vii<i.  :  ^AC  '  0-^  '  ©V*?  '  OJl 

tro  :  ÄVh.  (249,  V,  I)  ^.  :  h/W»Ti  :  ?»fth  :  ^r/D  :  /?,fl)ö?i  :  S'flhP.V^C  :  1^ 

<^  •  fl'feA"  :  V)V<f.  ••  h<^  :  'JAC  •  ?iA'?»  •■  .ftft,  !  C/i,Vh  ■•  h*^  •  'h<W>A 

lo  rh-  ■  Wid,'/  '  fl)n?i*7/,.  •  «f'//»'!-  :  h</»  ••  A-flh  •  fllAO  :  A-fl?»  s  -f-fl^UH  - 

(D^^"V/  •  .f-'flA  '  (\/.'ö^  '  hbi[  •  {PAA  ■  hA -f'^AA"  •  Vn.J&  =  OmC 

4» !  '^.e.r■h !  »hn-c  =  ^it^wa-  =  t<5'1-  :  hüa-  =  fl>-A'f-  ■  "/Air  :  oinK 

iT'AA  !  hlMV  '  ^A'f'^AA-  ••  h'>nA  :  <<.fr4.^.  '  ÄVd  '  hr'd^^ 

h/.'V,1'  •  fl)"/^, :  hA'f'«7AA"  ••  n'>AC  '  Hhn-C  '  fl)K  iT-A  ••  JirirfA- 

15  höV^  :  nh*/»  !  K*rh.T.  ••  l-^^.Ä'/»  !  AAA.Ü-  !  AVn-hn/'C  ••  ©^.-flA 

h !  w-A-o«- !  ^riiiH-n  •  h^ :  .e.'/-'h>P  •  A^i-- '  A'>7'**'  -■  nn.A*-*}  ■■  (t'J 

-V'^>f•  :  A-|:  ::  (Dhfn>  :  H«/»'  :  O^ChjP  •  C?lA  :  ©C^»  '  'M*'^^'  ■  A"'!-' 
20  Vf-(^249,  V,  2)  A"tfO-  :  ÄrliH-n   '  h^  :  tili'/*'  '-  Oihf^  ••  'WJj^-^i  :  fl>-A'l' 

lf\9^  ■  d.CVfP  •  Vf'A-tf"'  ••  h^'*P,'1'  •  h</»  :  hld^  •  mh</»  :  j?,ha>-'> 
07H-  ••  hr/D  :  -JAC  :  d.Cl)?'  ■  W'A-tf«»-  •  hö'Pd,  ■  A«7j?.  :  h</»  :  A'>A 

c.  •  Yxft^ :  '["/ne :  An-  •-  (ohjha«^:  .•  ir/o :  ?iir'^n :  hnnh'üd^.c  •' 

25  ©öh  :  (»-Ai'  :  7^ir  :  hi  :  h</»  :  h^AA  :  ©Uf 7'|'  '-  AH  :  '>7-/*'  ■  i* 

fl>-UO  !  An  :  hltl^'  ••  hfn*  •  l-^/nP  :  AöA  •  hl-V^'  •  liTh  •  h9^ 
A(>A.li-  :  An  :  ?i'>AA  •■  CD'|-fl>-Un  :  Att  •■  /'T-  :  lOhif"  :  ^n*|>^A«'  ••  ]r)'> 
d,  •  \\(rD  :  7AC  ■•  'f-'Jnf  :  AÖA  '  Pfi'  '  (D'l'ffo^th  :  md.lh  :  fl)'^fl>•U 

n  :  An  J  d.i^'l)  •  fli^m» :  nip'l»  •  h</»  •  /*'A-T  J  fl>*?i'[.' !  AO-A  •  nW' 

30  A-  :  fm-i^n^^l^  ••  "/Air  :  (DMl^,'l'(D  :  ^.ll'O  =   h'"/.'/  '  l'üh  '•  Art*  •  (D 

h'\n  •  j^'-A-nrh  :  h^/w  :  A'tt?!  "  ^7    inJ)A?l'"l*/.  :  h*}  (^49,  v,  3)  AA  :  JfC?! 

f  s  nhlT'AA  :   .PZ-n  :  W^ftn  :  nö7Ä-  :  ?iA<^  =  ^i*^  ••  *</"'l*  :  (11^1*1^' 

V  :  r/n;?^.  :  rDH^J^CA  '  {\^^Av.^.  '  ?<^l\\  "-   CD«'/.  :  "i^oo  :  70  ••  Gi'hV  ' 


■  Ms.  Xl^O  ^  Ms.  Äin'ix 


1 1]  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.  88/ 

i8.  fli"/Aft'TiY. : h'iM •■  Hj?.n. : n^r^A  •  vre ••  km-  •  n/: :  »inJ  5 
nr'\'  ■  ^h^  •  htiin'i!^:ivti  -  (f^^^sß^  •••  ath'i  •.  ^uh,  ■  h^/o :  vre : 

hCh'/J)'  •  hao  '.  y^o-üö  •  (dM'1'^  •  PtCS-il  ■  'i'hi^'  -  WM  -  (D*i*^w  : 
?»A  •  lM\W!^Ch  •  (\V^  •'  V^l'Xiih  :  A^iCPn  «  19  ain^'J'f' !  (250,  r,  I)  10 
l'-üän-i, '  h'itifi  '■  H.e.(l, :  *7cr'V  ••  (D'^jffiil-  :  (DTclö'V  ■  <<.Ä-4 .?.  • 

-f«"»- :  A.^4j+  •  ^fOfl»- !  ?»fth  :  Är/D  !  V*7i*'  ■  hA  ■  ?in5n'>.e:-(?ft  •  hV  •• 
^'}'7/*';i-.AöCd-?ift^.?»A:?iftln'>Ä-(?ft.KY.*'/.e.  ■  fl>-?i'|::  flJAi^A, 

U-  •  tlV  •  YxCh^'/  '  A"/An>  :  Kil{f\  ••:  ÄjnV  :'  q'h<l.irtf«»' :  A"/Aft-»-:  15 

iDA^^-nö-V  ••  tD^i*!!^ :  ?iA  •  ?iftlr)'>Ä'r?A  •■  Taie'}<wi./.  ■.:  fl)^v-  =  *ii^ 

eP:K(Dü  •  a)hr'^A.*ft  ••  Ji.^trTft  =  ?tftll :  /w»-}«?/^'!: .-  ATmA,rP-A  ' 
?»fth  •  JiV  :  *<^CA  •  n<^*PöA,l^  ••  A^a^'7n^l.fI  :  hfth  =  <n>'}*7/*'1: : 
ATA^fl  ■  Ä'©?;  *«^C  •  mViV  ■  \}&'*^-t:\rao' :  eg-ifljr  :  fliHftCJ?S"ft  '  20 
Toi?;  h^:?"'/'  -  20.  ^ixov  .-  ^^^.A  '  .e-O,  ■  rliArVl-  ''  nh'Jh  • 
T  MCi^'  '  HC/uVh  ■■  fl>-ft'l'  •  Chi\  •  KiM  ■  h{\t^  •  (250,  r,  2)  ^ 
tf»-'>'|:  •  T  ä4'CT^1-  '  X  V?/^'l*  ■  KA  :  V7i*"  '  Ho^hi:  :  //«"PöA  ' 
hftJl  ■  >i</»  •  tiD'i'n/^'li :  A?i'>ni.P-liri  :••  (DiMtx'ii'  ••  HJ?^n.  •  'h7/*'Ä'|- ! 
«I»0 '  '>ft'/:'V  •  ü'^öhilirao' :  AX ^^'OV  •  airmj?,-*  :  hr^!^'^'/ •  25 
?ift</»  :  v?!*»  ■  Ji'Jm.PbA  •  iDh1/,d  •'  i:V7/*''»'  •  ffl-l-'Jnf  :  AöA  ■  ^ 
SiA'i  •  Ak,e<.'^A,r  •  «DhCh-A  -•  11. -f- :  o^^yM  •  0)1*-«/^: ••  </d/*"PöI- ■ 

<»4»^CnV'f'  !  iiiro'i  :  (D'iq:4'  :  H</»'>  :  OlhV  J  tl^'^^'llV'  •■  V^oo^f^  :  flj 

HnA*7  •■  fl)'l"^A  •  'i\n">'i  ••  fi-nh  •  hä\*v  •  (Dtromo)  •.  ^.nra»-  -•  a  30 


I  Ms.  h.  ^  Ms.  /fj'  Jß,'  3  Hflrh.^  delendum  esse  videtur 


888 


Franciscus  Maria  Esteves  Pereira 


[12- 


IC 


15 


'ß'l'  ••  lfi9"  ''  flJh'Jfl).-  t^.^ö»- :  htm  :  a7jK,  :  ^a>-^  :  AÄ,f  <.<^A.i^  «  ö» 

'n?irt, !  Arh.4»  •  q'-Ä.^  •  «^«PöA  ••  ?i A"/  HC  ••:  rD^^fe.* :  A-flöö'il-  ••  ^9^ 

rhh  •  ^f^A'^  •  ©ViüA-Tl-  ■•  'Möö  '  ffl^nn  •  hla\,?'\^l\  •  -n^A. :  JiVh 
.e. :  .-^'A  :  A^A  ••  A(?-A  •  röfliAm  :  ^'H'^V  •  oi'^m  •  /^'C'J'h  '  K-nC 

(Dlitr^'i  •'  (Dtn^lfd,^  :  »(250,  v,  i)aD'i  -.  Uaf'h'U  •  rtfl'Ö  :  (DOD'^d,^  :  A 


20 


hö^/Huf'  ■  (\hfm ..  hCth'Ci '  n>'i'  ■•  tn^^^A  '  ^h'^llh'üth,c  •  ©äa 

?iA  ■  4*1'A  :•.  fl)Ärh<(.  :  O^TCAyd.  '  (D^'HD  :  A^J&Ü-Ä'  =  ?i^M  '  .ftflA 
T-^fj/J/Je  :  (Dh^-i'l^Vti"  ■  h'VH.fi'nrii.C  ■•  no^h'l:  :  (250,  v,  2)  jr-J^O. 
^i-    ::    21.  (XYioD  :  ^^^  ■  hön  :  fl^^^A  •  .ft^'^mfl»-   ■  «W»^«?/^ 

i- :  /''A'n'/. :  AAd-A  •  iD9^'}'l'  ••  ^-flA  ■  n?i^'l"H  •  »»>• :  n-lff^max.  • 

T  •  rt^'VJ?^  :  IDHY.  :  :5.A^.'f.ffi>-  :  .ftO,  •'  ?»ft//»  =  A()A.ir<»"-  •  ^».Ci^^jPft  :  V 

©hdn  :  .e.-nA  :  ^,J&^*7r  :  rWJj&fll-f-  ::  O)"/^.  :  hA^^h  •  A'  flA  •  fl 
>»'H:Kirff»-  :  '^AT.  ■■  (DHh  :  ?»y"UP  ::  ö)"/-^.  :  CWft  •  /»,'l'4»^:'n  ■•  fllfl 
^i^-l-  :  4».S.A'/  :  Ar>A  :   il^/nil  :  .ftQ.  ••  {Mx'i'hhxra»"  ■  hft^'»   •  A"/A 

ao  :  o,A9"  :  y^m'MH* '  A'^'J'7/*' 'V  •  >in'^  •  hö^i'  '  h'iW  •  :^f\  •  K 


1  3]  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.  889 

fliJPft'l'P'fl^ö^*  ••  oiK'l'f^mai' (250,  V,  3)  jp  :  a)</wJ\•^  ••  y.V'i'h  ••  V-^  • 

/•^tfD.Jr  :^  ?»{P»V  :  If*»^-  •••  (Dfl)j2.'rö'»-J:  :  O'fcA  :  7'h  •  fl)T.<l.l>-5:  :  C^^d 
C  '•  (DjP/rtfnJr  :  .(liKh  •  hilt^  ■  '/'ITI  •   hJ-^Mr  '  ID'flrh.?»'/.  '  hS-\\ 

?:"».?.'<. :  i\S^f\(i.r  ■  ?iA '  '\'\\\^  •  ^iura^-  ••  -/-inA  '  t\\\i\  •  (»v- 
^cA' '  hdc^ •  ht^'i'i'  •  (^\^/yil' •  hti ' y-'i-ü^'  •  -^i.n  :  iwHff^'in 

hViA  :  i*'^/e  •  •/•JiAh'P  :  oiäiVl- :  -fViA  ■  VViy,  J  (DthdöWP  •   A'^A 
^iVi»* '  rt'^.e, :  fljJiVöVi' -•  (251, r, I) t^'US^ •  n.'h  •  4».S.rt •  flJMn/..e.Yi- •• 

rDrh/.öVi'P  ••  aiM9,hx\\^  :  hr^nCö»-  ■  A.P.*fc'f»  •  hT^9''i  '  iD-Vd  15 

</o>».^'}'|-  :  Hh^A.e  •  AH'JO^.  5  flJjZ.'J  ■  ^iV/^'-f-  •  ArliOV,.  ■  fl)'lJlö>-^  • 
9"yij?^  •  A^/KiH-fl  !  (D^nC?"  •■  A'^'i*^.^, '  fl)  il-ha)-'}  :  AHcnc  ••  tDh 
<{,A.e  :  au-^m^, :'  m(\h'i'l  •'  hOAV  •  (oK^Cfl^fi  -  aiÄ./?,9»;h'P  :  fl)-|-  20 

my.CAx'ti  ■  ItxTVi  •  ^AhVi'f-  •  h^'/II.hnrh^C  •  }^^  •  f rhCö^P  '  A'JO 

(251,  r,  2)  An-f:  ■  Vfl>'C  •  A'JflP»  •  oj.e.'} :  hAn/:-  iint-*"/"!'  fl'WH.X-?!  ^s 

{P*H  :  nA"/'!-  ••  ?iA'll*  ■•  äX'4F^ :  K'l'(\^-'ö  •  ^Ao» •  öO/^4» '  OA"/;!- : 

nrh'V  ■■  vfl„e'i'  •  m^v-vM-o»-  ■  ©'P^j.  •  yx^d.'KD'i'  -  ^(\ö^  •  "/o^.  •■  w^^ 

I  Ms.  'J  2  Ms.  X  ^  Lege  9C  "^  ^^s.  y» 


890 


Franciscus  Maria  Esteves  Pereira 


[14 


10 


20 


-3 


?ir"/O.P.  •  a).W<^-  :••  fnh'>(25i   r,  3)  04-  :  ^/.O  :  Oxd'  '  Afl^/A  :  "/O^ 
(Dy.'i  :  fllhir^mi  :  c:?iP-ö»-  '•  htn*  :  'Via»-?"  :  «P^.'/  '  A'JOA  :  fl)^'> 

Ve  •  ?i'>'|-  '  -Il)-n  :  ^<J,'/  :  (D'J'tX'Vd^^tV^  :  AO^A  :  'JO^  :  (D^.!  H 
V*P  :  Vf-A-f«^-]  ■  rif-*^^  !  ?iA  :  :••  (251,  V,  I)  <'.f  :  ?»'7H,h'nrh.C  •'  '^Ö'H 

.fclt  =  AöA  ■  4».^.^^  ••  hff^  •  /^-aiCfV  !  A<^'>*7/"'>  •  ntrB'l'M^  ••  rt"7 

.ft : (D^hf^ '■  j&n,A- ••  h.e.»)-Ä' •  n?i'>'i:hv  ••  je.n,A-  =  ni- ■  *a  =  ^rl^ 

y.ao^'h  '  W^tXÖGo^'  •  AV7/*'^-  •  iih'infi  -  "tf^'l-  '  htro  .-  j&jrj^?,  :  A 
ÖA.ir<^-  ••  ?»A^  ••  K<^  J  /Z.<^Ä*?i  ••  (l^nr*  '  ?"Ä*M.'  ••  HA»1:  ••  '^'J*^ 

•>«7/>''>  :  A"/A^  •  "/Ar :  aJ^^PrhA^»  ••  ao'in^'\'  ■  A"/Ar  ■  ^ift*^  = 
<n>'>'7/^'|:  :  hiT'JA?"  :  fl>-?i'f-*  :••  24  ?»Ar/D  :  ?i<^CjP  •'  '|-a>-Un  ■  </»^''^ 
/^'"h  :  A^.*+  :  jPrl^'fl  ::  (Dhldd   '■   A-ö»'  :  A?.*fe4»  •  ^b«^fl>-  ■  Oh*^  •• 

j?.n,A-  :  ^.Arh4» '  t\hA(0- '  Mx'h'Xl  •  l^^'tß^  •  (Dhhffo  :  A?i>-  •  *J*n  • 
'P.^  •  y^^fiat' :  \h(\h  vi  y^f^^'h  •  YiCM'ti  •  nt^:;^'"/.'!'  •  "/Ar  -.:  a)  e 


Ms.  (D8^<{, 


15]  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  IlomiJia.  891 

^'Th+VV-  •  A-'»:  •  A'J.'J'ft.  •  in»'i*n/^'1'  :  AhCft-f  ft  •  AHA  "l.*  •  y-Ti, '  Vf* 

j^'t^^'h  •  0(251,  V,  3)  hfl,  •'  '>9^  ■  HA«"-  ••  hCA-f-A  !••  rwnl-  ■  ^.-VBh 
A-  •■  ÄrliH-fl  •  flJV7/"'ll-  ■■  fl)An-  ••  mVÄ't: :  h/n»  :  J^Vll-T-  •  Ä*^  =  ^^Ä* 

ti-f'ti  •  r AA.irtf»' :  a)j&?»H.5:  ■  h.JPu'tf«». :  .e./..e.-?i  .•  a)'V?»rci-  •  \uh 
o- •  i;a" ••  f\öt^\ra^' : n-lf:A.i-  •  7'Pe  ■  tU^^-o^-  -.  o^(D.  •  h,^d.c  lo 

*r'?iP  •  Ah^AA  •  (Dhld.C'P  '  Vl/^'l-  •  attw^ri^'  :  ?»A  :  i;Afli. :  A 

fl^?i1:  :  «wKPdA  :•.  (Di\ao'i*^^'''l-  :  >'.*/j'|»  :  ^.Afl>-  :  (Oh.dA'O)  :  J^l/*' 
h«  ••  ir»AA,lh  ••  l/ÄVh.<r.  ••  ÖJa/h-l:  :  A»,+'»-A'P  '•'  25  OV*?  :  HVfA«  '  Ä 
rh^^Vl-  :  Ah  :  (Wt-f-  -  HÄVIiT-  '  O^i^^A  •  ?»^»f  :  ?iVK\ll»  ••  T'l»  s  <y»"P   15 

^Uvi-  •  TOn-  •  ?iA  •  ?ii^"A<c  ••  V"/?ih- '  ?i<^n  •  «[öjyirK :  nh^-f-H  •■ 

h^/D-M  :  nA"  :  A»,h>  ■  /h't'^'lh  :  ^A  :  ^AI*  "  ?iA<Wi  :  niii/n  •  ?i*7n, 
Ä-flrlfaC  !  aitu^'>^^  •  (DhJ.^th'f'  (252,  r,  I)  ^  :  flJ-flJiA.  :  K-AJ^'  :  JZ- 

-nA  •  KA  ••  fl^h-fJ  •  .''•AI-  ■  (Dhi\(\  '  n(iÄ- :  dX'i'9^ '  öJhAO  =  Aß- 
A  •  h9"Jiirtf«»-  :  oiTOn-  '  A?i'7ri>'nrh,C  •  Auf rhA*  •  mK^^'d„%  20 

5^ :  fljAh^w» :  Ynit\\\ '  *^e  ••  ?irn;h(: :  ;i.f  Jia^»  '  flj/i..ftii*'ja)4»  ••  h 

O^X  •  V'*/hh  :  'S"?  :  h^^^^lPl  '  OrTKC  :  Ä,?:'»^^  •  h^^'V^At'-  :  (D^ 
?t<^Y.  !  V^Ali  :  hThnl-  J  A"7J&  ■  /t,.e.'lV.hn  :  "/^A*«»-  ::  fl)A?i</" 
V.  !  V/hh  :  ?»A'|-  ■  hri[W"l  :  ?iAV  •  H.e.i.«'."^-  :  Ky.'l'hfmC  •  ?|9"'> 

^A-  ••  (DhStUöb  '  (oMxo^*L  '  V^hh  •  '/»'><<.A  •  hCA-f-A  •  hSthbb  -  25 
ViCA-f  A  !  (öhr/ny. :  ;!.^.^  ;  ^dA.h  •  hCA-f  A  •  fliÄ^hV  •  AöA  •  OA-/: 

'>h  :  h</»  :  He:^Ä-r:  :••  mtS^fm  :  nh  •■  0rh.l'.  :  fl>-A'l'  ••  </»Ah'|-  :  %•{' 

h  :  Ä,hVll-  •  WA-  ■  Ot\\f' '  \\1'\\\\\\  •'•  flJ'/*P  :  Tfvf-A- '  ^/'>^A*^'•  •  Ah  • 

fl^A  ■  MH,Änrh.C  •  hV  ■  (Dh'i'V  :  h</»  :  ;i?ilP*C  ••  ^'fJCf  '  .'''A-  •• 
AMH^'flrh.C  '  h</»  •  AiAO  '  H^.yiA  •  nÄ.rh  :  ahi-in  •  MHC'Pln  30 
fh'  •  a)hA'i^52,  r,  2)  flA-  '  Vf  ••  HJ?.?i'/:  •  (Dh^O  '  nd.e/  :••  (D(\'Av\i :  O-Ir 

(LP  :  h^nö  :  fl)^C?iP-tf»-  :  A^:5"fjV  :  A?lA  :  'VO'^  •  '/.e.'^T'lV  :  fl)?» 
<W>fl  :  Hi-^A*  :  AdA  :  ^7/.  :  h-^ih  :  H.h?  :  V7C  ■  ^-mna  :  At.'^AjT' 

I  Ms.   .  .  ^4" 


892    Franciscus  Maria  Esteves  Pereira,  Jacobi,  episcopi  Nisibeni,  Homilia.      [16 

A  =  ni'Pah •  At'.^'TiA- •■  Kti ' hco -.  H^lJ^"Tn'ne : ?i9»iicVhh : h 

A  :  y,Öa^'  :  (O-ni-  :  CKA'  '  <^Ärh^-  :  AAfl>-A"A  :  WA-  '  »H-"/!!?  :  j& 

y  :  'luroat'-l'  :  (D^hll^,  •  ^.*Ce  '  ÄA.  =  H^A  :  «^'Pi^A  •  Ol^ft'Ivhr 
9»  :  •nH-:?'  :  -^fl  ■  hlMh'ütl^C  •  h<W»  :  jK.«;nC  '  AA^^»  :  AÖA  =  WA«  * 

hrüiH-n«  ■•••  « 


I  Ms.  rt« 


Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami. 


Von 

C.  Bezold. 


ährcnd  in  der  syrischen  „Schatzhöhlc"  Adam  vor  dem  Hin- 
scheiden aus  dieser  Welt  seinem  Sohne  Seth  nur  einige 
Verhaltungsmafiregeln  über  das  Einbalsamieren  seines 
Leichnams  erteilt,  ihn  zum  Führer  der  Kinder  seines  Volkes 
ernennt  und  vor  der  Gemeinschaft  mit  den  Nachkommen  Cain's  des 
Mörders  warnte  ist  in  den  Übersetzungen   des  Buches  in's  Arabische 


I  Der  unmittelbare  Übergang  von  den  Worten  ]jQ.Ai3  t*^?    ^^  ^^ioKjtJ  ^O 

{Schalzhöhlc  II,  S.  2*,  Z.  7f. ;  vgl.  die  Übersetzung  I,  S.  y)  findet  sich  auch  fol.*  6b 
einer  bisher  noch  unbekannten,  undatierten  Papierhandschrift  des  Buches  (i6xi  i  cm,, 
64  foU.  ä  19  —  21  Zeilen  in  Lagen  von  je  5  Doppelblättern,  deutliche  Sert«ä  mit  reich- 
licher nestorianischer  Vokalbezeichnung,  am  Anfang  ein  Textblatt  fehlend),  die  im 
März  1904  durch  die  liebenswürdige  Vermittlung  L.  Cheikho's  in  meinen  Besitz  ge- 
kommen ist.  Ich  hoffe  darüber  bald  weitere  Angaben  machen  zu  können,  bemerke 
aber  schon  hier,  daß  der  Text  sich  im  ganzen  an  die  sog.  Gruppe  BSV  {Schtzh.  II, 
S.  Vif.)  anschließt,  indessen  dieser  gegenüber  auch  mit  A  enge  Berührungspunkte 
hat  und  manche  originelle  LAA  enthält,  und  lasse  als  Probe  die  in  mehrfacher  Hin- 
sicht bemerkenswerte  Fassung  des  Schüpfungsberichts  unverändert  abdrucken: 

|l.Q-o;.a»  (;.*äa.^>  l^jL*^^  >Oo^  ^JSX  JU»  (Fol.  la;  vgl.  Schalzh.  II  £,  Z.  7) 
oC^    \^    ^^1^9    jL^CLS,    ^<^oi?    |xaa    Ql^;  ^?^^?    ^?    <^^  Jl^«.J3i    Öi;.AO 


894  C.  Bezold  [2 

und  Äthiopische  an  dieser  Stelle  ein  gnostischer  Traktat  eingeschaltet^ 
der  als  „Apokah'pse  Adam's"  oder  „Testament  Adam's"  bekannt  ge- 


iCH^  «Ä,;.3o  .Jbk-uD>  K.V-oli  (t-^Ä-^  )*— o  övX  )^(j  ^  ^'^>^>^' 
^^01    .jl:;^.x<^^\.    JLA^    l^^A^    ^9    QJ01    jL.:^aX   JL:^    K^jä   ^ih   Jl^oxs» 

^^l       {010       Q-aXoDO       Q^A^U       )x^Ot      M-^i-^?       ^f*^\        JLjtOlO       y^lo^ 

«jQ.d     ^KXb     jL^o^too     .^«i;i.^^   ^     ^AxX    ^^^xXvjbo    jJo     ){J1^    ^*Xao 

\)^o  K.i^io  iK^^a^  ^9  Qjot  ^IK^^  )Jo  (KjjdK^  jj  öVi*^^ 
^^^ik.'^o  öia^^äo  jL^^(  ^  (i  b)  J^K^  jl^öi^Q^  a.>^\  aAj_al{  jbi^; 
i^^A^     )t.S>o     jjuv^     Kju&C:^     ^    jl^vi     <^>^»     (ov^    t^x^o     ö^j^o 

i*io  ^'^o».?  ^-Ä»^  J^-.:^^»^  Jl:;io?  jl.,4^aa„QD(  K>-.KX  ^  Jliwil  ^f 
K^j^o^o  Jbk^^jLX  ^cH^  «»aa  (K^li  jboa^>^  (x^o  .jbois  Jbta^ 
.^ya^o     (töijjo     Jl^vo     )jAj:J     6«Q-s^p     &a.^o     JiiijaQ.:»^     l^^A.     ^ 

•  •  * 

K\äKä.N  "^^^-^  6ila-^j  ^  l^A>Uo  Jb».i(  y^l  %.::*.  JU^ojl;  (Iq^*.^*^ 
JL^jN  6i;.a>k.  SJU.IJ  ^uo  \uyij  (Lojaiiolo  Jla-.3^o  {lo-^*  ^i  öo^ 
Jlioa*2i  öia^^s  Q-L^lN  ^«A.01  J^jQ^  ""^o  (fcvüjjo  )ji».-J  tw^^ot 
Jlmj.^^    ^'^     ^0(0     JLxao'^     (ov^J     t-fluS     JLft>aA>j      JL»q.-^o      jKXlj 

JloJUrfO  (v*^ja  "^Ä  (2  a)  J[^i(  ^  (oC^  i.^^^^  JliöO-.  )jov=>  Oi^ao 
Jov^  ov^Ä^^j^  (N^o;.^»^  001»  JKjt»  ji^a^^kO  .Ji^iJ  "^^  *«.a>ji  JLax»Vo 
woio^^ji.    ^o<xt:ki)    ^    iov^    s-u-jLU    (i^Jtj    Jlio<i-j:ao     j;^:*^    ^    )o?)i 


3]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  895 

worden  ist.  Aus  demselben  Codex  Vaticanus  164,  der  auch  die 
„Schatzhöhle"  enthält,  sowie  aus  einer  weiteren  Vatican-  (No.  58) 
und  einer  Londoner  Handschrift  (Brit.  Mus.  Ädd.  14624)  hat  1853 
Ernest  Renan  '  den  syrischen  Text  dieser  gnostischen  Schrift 
ediert  und  ihren  griechischen  Ursprung  erwiesen.  Auch  vier 
arabische  Übersetzungen  davon,  eine  im  Vatican,  drei  in  der  Biblio- 
theque  Nationale,  waren  RENAN  bekannt,  deren  Tenor  er  zu 
allen  Stellen  des  s\'rischen  Textes  mitteilte,  an  denen  der  Inhalt 
des  letzteren  durch  die  Übersetzung  erweitert  wurde  oder  ver- 
besserungsbedürftig erschien.  Die  äthiopische  Übersetzung  einer 
(Vat.  54)  dieser  arabischen,  schon  von  RENAN  als  „partie  d'un  ouvrage 
apocryphe  attribue  ä  saint  Clement"  bezeichneten  Handschriften  ist 
1S58  durch  A.  DlLLMANN^  näher  bekannt  geworden.  Die  Identität 
des  äthiopischen  Textes  mit  dem  der  SchatsJiöhlc  (vgl.  dort  Bd.  I, 
S.  Vlllf)  führte  mich  später  zur  Kopie  und  Veröffentlichung  der 
arabischen  Versionen,  wobei  aber  das  TestaDientuni  Adami,  weil  im 
syrischen  Original  des  ^K^  l.p»^?  J1.=>^^ä  fehlend,  zunächst  weggelassen 
und  für  den  „dritten  Teil"  der  betr.  Publikation  reserviert  wurde  (vgl. 
Bd.  II,  S.  XVIII).  Dieser  letzte  Band  der  meinem  hochverehrten  und 
geliebten  Lehrer  gewidmeten  Arbeit  ist  nun  freilich  in  zwei  Dezennien 
durch  andere  Unternehmungen  so  sehr  verschleppt  worden,  daß  ich 
an  seine  Fertigstellung  nicht  mehr  denken  kann;  es  freut  mich  aber 
hier  sagen  zu  dürfen,  daß  er  in  den  fleißigen  Händen  unseres  Wiener 
Kollegen  Dr.  A.  Haffner  von  nun  an  besser  aufgehoben  sein  wird 
als  bisher.  Möchte  der  Herr  Jubilar  nun  wenigstens  in  der  Mitteilung 
des  arabisch-äthiopischen  Testamentum  Adami  einen  Bruchteil  der 
Erfüllung  einer  von  vielen  alten  Dankesschulden  erblicken! 

Daß  sich  die  Edition  der  vollständigen  arabischen  und  äthiopischen 
Texte  dieser  kleinen  Schrift  verlohne,  wird  niemand  bezweifeln,  der 
ihre  weite  Verbreitung  in  den  Kirchen  Asiens  und  Afrika's  bedenkt. 
Für  die  arabischen  Stücke  standen  mir  zunächst  meine  Kopien  dreier 
Handschriften  zu  Gebote:  der  auf  einem  Original  aus  der  2.  Hälfte 
des    12.  Jahrhunderts  beruhende,    im   14.  Jahrh.    geschriebene    Pariser 


1  Joitm  as.  5«  Serie,  t.  II,  p.  427  suivv. :  Fragments  du  livre  gnostique  intihiU 
Apocalypse  d'Adam,  oh  Pcniteiice  d'Adam  oii  Testament  d'Adam,  ptiblies  d^ap7-es  deiix  ver- 
sions  syriaqiies 

«  M;G'^^  1858,  Nos.  17 — 19,  S.  185 ff.,  201  ff.,  217 ff.:  Bericht  über  das  äthiopische 
Buch  Clemeittinischer  Schriften 


.§96  ^-  Bezold  [4 

Codex  anc.  fonds  110.  54  [P].  die  jüngere  Oxforder  Handschrift 
Huntingdon  514  [O]  und  der  wahrscheinlich  aus  dem  14.  Jahrhundert 
stammende  Cod.  Vatic.  Arab.  165  [V].  P  war  schon  von  Renan 
für  seine  Noten  (s.  oben)  benützt  worden,  der  außerdem  noch  drei 
weitere  Hss.  (Vat.  32  und  Par.  ancien  fonds  nos.  52  und  158)  zur 
\'erfügung  hatte.  Dazu  kam  für  unser  „Testament"  vor  kurzem  eine 
erfreuliche    Erweiterung    des    handschriftlichen    Materials    durch    die 

Herausgabe   des   Jl-sr'   ^ )U5'  von  Mrs.  M.  D.  GiBSON  in  den  Studia 

Sinaitica  No.  VIII  (London  1901):  p.  irft'.  enthalten  den  Abdruck 
einer  Sinaitischen  Hs.  aus  dem  9.  oder  10.  Jahrh.  [S]  und  p.  XXIlIsq. 
die  Varianten  des  Cod.  306  der  Cambridge  University  Library,  ca. 
13.  Jahrh.  [C]^ 

Der  von  mir  im  Juli  1887  kopierte  äthiopische  Text  befindet  sich 
in   drei  Handschriften   des  Britischen  Museums    aus  der  ersten  Hälfte 
des   1 8.  Jahrh.:    Orient.  751,   Wright,    Cat.  p.   211  sqq.  [A] ,    Or.  752,, 
WriGHT  21 3  sqq.   [B]  und   Or.  753,  WriGHT  21 5  sq.  [fj^ 

Eine  Vergleichung  der  arabischen  Texte  unter  einander  ergibt 
Folgendes:  V  enthält  einen  von  COPS  verschiedenen,  zum  Teil  beträcht- 
lich erweiterten  Text;  letztere  vier  Hss.  dagegen  sind  auf  einen  gemein- 
samen Archetypus  zurückzuführen.  Zur  Grundlage  des  Textes  erwies 
sich  P  trotz  des  höheren  Alters  von  S  besser  geeignet  als  letzteres, 
das  ein  paar  Lücken  enthält  und  nicht  frei  von  Ungenauigkeiten  ist. 
Ich  habe  somit  als  Kontext  P  zum  Abdruck  gebracht,  und  zwar  mit 
allen  den  bekannten  grammatischen  Nachlässigkeiten  und  Inkonse- 
quenzen derartiger  Handschriften  (Auslassung  oder  Assimilation  des 
Hamz,  s  =  s,  ü  =  O,  '^y^^^  ==  .^c-=^^  u.  s.  f.),  und  nur  in  unmifiver- 
ständUchen  Kleinigkeiten  gebessert;  die  überstrichenen  Worte  sind 
im  Original  in  roter  Tinte.  Dazu  sind  die  Sinn  Varianten  und  ein 
paar  sonst  bemerkenswerte  Lesarten  von  COS  in  den  Noten  ver- 
merkt, bezw.  letztere  Hss.  zur  Verbesserung  des  Textes  herangezogen. 


'  Lagarde  {J\Iitl.  IV,  S.  6)  zitierte  dazu  noch  drei  weitere  Hss.:  Par.  anc.  f. 
53 A  (saec.  XIII.),  70  (saec.  XV.)  und  53  (saec.  XVII.),  die  ich  bei  der  Fülle  des 
Materials  entbehren  zu  können  glaube,  vergaü  aber  auf  die  von  seinem  Freunde 
Renan  benützten  Codd.,  dem  er  doch  selbst  einen  Syrer  beigesteuert  hatte.  —  Eine 
Untersuchung  über  den  Rahmen  unserer  Schrift  ist  hier  natürlich  völlig  ausge- 
schlossen 

2  Der  für  Krapi-f  angefertigten,  „mit  grofjer  Nachlässigkeit  gemachten"  Tü- 
binger Handschrift  (Dillmann,  NGGIV  1858,  S.  i86;  vgl.  Ewald,  Z/KMW,  S.  180) 
durfte  ich  für  diesen  Text  entraten 


5]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  897 

Das  Gleiche  gilt  von  den  LAA,  die  Renan  in  seinen  Anmerkungen 
mitteilt;  nur  ist  aus  diesen  leider  in  den  meisten  Fällen  nicht  zu 
ersehn,  welchen  Hss.  sie  entnommen  sind,  sodali  ich  mich  in  der 
Wiedergabe  mit  einem  allgemeinen  „Ren."  begnügen  mulite'. 

Eine  Vergleichung  der  ungefähr  gleichalterigen  drei  äthiopischen 
Handschriften  mit  einander  und  ohne  Berücksichtigung  des  Arabischen 
läßt  sofort  erkennen,  daß  der  Schreiber  von  f  in  der  bekannten 
Weise  der  Mamehherän  den  von  ihm  vorgefundenen  Text  verbessert 
'und  gelegentlich  ergänzt  hat.  AB  bieten  also  vielfach  Ursprüng- 
licheres als  r,  sind  im  übrigen  aber  nachlässiger  geschrieben  als 
•dieses.  —  Im  Zusammenhalt  mit  der  arabischen  Vorlage  des  Äthio- 
pischen, als  welche  COPS  zweifellos  zu  betrachten  sind,  ließ  sich 
nun  aus  f  unter  Abzug  seiner  aus  AB  als  solche  erkenntlichen  „Ver- 
besserungen" ein  Text  gewinnen,  der  den  Archetypus  von  ABf  (samt 
•einigen  sprachlichen  Eigentümlichkeiten)  leidlich  genau  repräsentieren 
wird.  Dazu  sind  alle  Varianten  mit  Ausnahme  der  orthographischen 
vermerkt. 

Der  isoliert  stehende,  gute  arabische  Text  von  V  erschien  mir 
inhaltlich  wichtig  genug,  um  hinter  COPRen.S  =  ABf  ebenfalls 
noch  zum  genauen  Abdruck  zu  kommen. 


I  Im  Allgemeinen  scheinen  Vat.  32  und  Par.  15S  mit  dem  hier  folgenden  Text 
identisch  zu  sein,  während  Par.  52  eine  Sonderstellung  (auch  V  gegenüber)  einnimmt; 
<vgl.  Renan  p.  438  und  unten,  S.  911,  X.  i 


Nöldeke-Festschrife. 


57 


898  C.  Bezold  [6 


w       -^     ,  <*»         ff   x* 


[O,  fol.   14  a]  ^L^Jl^  J^l  OUU  Jl^  ^^  b    ^k\^   [P,  fol.  8  b] 

,^_y-Lisa\^   [P  9  a]    ^U.-mJ1  ^^-^^    tj'^'^'  c^'^'rr*'  5-;^^  *U.-^\  j^^y-LsJ^i^  ^> 
^;V^\   Xsr^'**"^"  ^Uj^I  ^L^\   ^>x    J^NJl    <^LJ\    ^   ^1   5^^   b*    ,J^1    <  ^a 


aJJLÄJl  A^'w^l  ^ä^   «jbU;_5  <Jvib_Uil  Cjiy-^  C>y^.  ^-^''•-^^  <i>tl**Jl  j_»^  <^1  (J,\ 


15  Ja    f  ^>vJjl.-_*iJI     ^^,_^J^..<-xi.i>l     ^^    '■^'^'^-rrs    <^vi^A    '^O^^    V^  .tLJl    ^UJl    ^^v^* 
U>;    ,^1    -JLlj^   J..Ä-1    d.sLyi    ^^LIä.^    (_i-LbL   ^U-Jl    *iUJ'    ^\,    j^LJ!    L-ikiL. 

^.>JÖv>-oJU      _^a     ^Lsr^cr?    ^^*      'i^JXi.      .io^U.1       ^'«-.vJi       ^^       '8^^[^^\ 


Q«  <^\  ^Jo,  ^;^  J>^*^  2°^U^^   ,-ÜXxJl  ^j!^'  ^9Sj-«ix*   <*^>JLiJl    ^L-Jl 


I  über  diese  Namen  vgl.  Renan  p.  461  und  unten  S.  911,  N.  i  2  CP  \^'>^. 

3  S  v^--s.-L5  u.  dgl.  öfter                   t  O  H=^-^5                  5*  >  S  ^  o  f^^j^\ 

7*  O  8^U>  dJJ\  [14b]  jäj?.             8  O-f-5  ^1;  S  cs-^^-^^  <*^^  9  OP  Renan 

p.  464  ^L*J\  jk^             10  Ren.  464  -^U-H  »^U=;  o  LJl  sU^  "  Ren.  464 

,_^JÖ^  l4y<**}jJüi"^            12*  o  jy^^           ^3*  OS  ^^  V\  bo  14t  Ren.  464 

dbj^j.,  Ua.;^  t^_jy*^.  ^;v^   ^  ^^^S■  ^>  V^J                15  Ren.  464  ^^^  16  o 

kl.iL\^                17   P   <L*iX.;^\;  >   S             18*   Ren.   464    ^;;;)yu^    (^^  '9*   >   O' 

20  p  i\s.>^  • 


7]  Das  arabisch-äthiopische  Teslanicntum  iVdami.  899 

[A,  fol.  6  V  2]    fli*}.«J.  :  An-  ••  rt*} ;'•'»•  •  ]lt^"/fii'1'  :  ri)»/A.A.'l-  •■ 
l\a%\Ulh  V.  "hlxav  :  iwO^X  •■  ^f/n^e  •  1/7-/'  :  W-A"  ■•  c»V7/,>.  •  hh"l-l: 

013:  •  ?t*^ii.^nrii.t: '  -^At.  ••  rt*J  |b, foi. 7  v 21  :J-'li- :  h#h»'ja'Ti*  •  ©ha. 

A/l-  :  aiV7/.5l  '  "h*^  •  .«''rt.nrlfij"  :  </»A?iyi-l|-  :  A?i*7ll.^'nrh.(:  ::  AO«  : 

Afl»-A-.p,'e  ■•  '^n  :  ?i'7ii,Ä'nrii.f:  ••:  mn^T^-li-  -^  A'Mi*  •  .c.hfl>-'>  ■  ä 

A»^.ö»-  :  fl)A?iA-f-ö»-  '■'  tK(it*tM\^'  ::  01(1"/ AA  •'  M'X'  ■  .ßA.'flrli?'  : 
hA<P^  ••  rt'^jB.  «   (Dfl^nd'  •  rt^-7*  :  .e<w»Ah?'  :  <W>'}^.Afl)-jP'>   ::   ©ft 

:ijr'A  :  A"/'!-  •  !^^h,T"i9*  •  Vf-A-ö*»-  •  ^/J.*R  If-  •  fliK'JAA  :••  oinAÄ'A  ^ ' 

A"/'!*  •  .fchfl>-'>  :  AÄA'fö»-  ■  All.4.n,A  :••  (D^flüÖ'  ■  A*}  V  :  /2.nfl>-h.  : 

?iA<^  •■  nn/:  •  rt'Jli-  =  eöc*7  ■  äa-'I« : vfA-  ■  rii.ea»- .■  -^n •  ?i*7ii.h 
-atiuC''^ (omry  '  rt^-V:" .ft[r,  foi.  4  v  ijA.-flriii?» :  A'^jpöj-jP'j  :" 

rli.C  ••  ?»A  :  M*0*'f^  Hf»  [B  7  v^  3]  Ä-#W»  :  rWJ-jn^-  :  AA£^A  «''  0)0 
Oi*'C'[:  ■  rt^JV  '  .e.Ä.AA  ■  i^'i^h  '  4».S.A  =  AdA  •  1^^'  -  (D^A^^ 
^  :''  hP'iVi'  •  fl).ftrt.AA-  ■  hr'i  •  '  «^^-Tl- 1  «DAOrt  •  '^  Ä,äAA  :  tro-} 
dM  •  *.S.ft  '  OH-I: :  rt"/'"l-  •  AöA  •  <^.e'lh  ••  WA-  •  ÖM-  '•''  ri9'*hM)ti : 

Hje.'f'  ••  ^'S.rt  ■•  iD^ah '  i\\'  •  .^fl>-j?i  ••   cD?iAy. : "  off"»- :  <^v<rA'i'  •• ' 


^A...X.:        2  r  +  ffoyjßif«*^-}  :  b  con^/'^f^t !  r  +  ffiAftl-n 

•|»^/i^ffi>- :         5  a  >  r         "  Ar  +  •!•        ?  A  +  ^'        «*  r  ÄA»-!-«'^'  :  AK-A^ffo«  : 
chJ^V^  ::        9  B  +  't         ^  ■  A  OAt :  n  B  tl'^f'V  :         '^  >  AB         t,  von 

hier  an  in  B  statt  der  Zahlwörter  mehrfach  Ziffern         '  i   T  AX^H.Ä'flrtbC  :  6V0'^  .'! 

15  r  (D^T'?' :  i^  r  Xy°AOA  :  1/  rt  >  AB  I  *  AB  HA- :  o  cd 

>  AB  2"  r  .  .  . "}  :  21  X  >  AB  22  B ^'  :;  in  T  ^'  zu  1*  radiert 

23  >  AB;  r  vorher  noch  ?i7"rftj&fll.  :  2t  T  AK'A°ff^  :  a^V^7°^'\  :  tD«?^'^^  ;: 

57* 


900 


C.  Bezold 


[8 


^yo.   L^   J,«M1  [O  15  a]    ^1^1    (3  ^^U  'v^u>.i^  ^^  b;-^  J^\   Cj'^L^ 


^LJ'JJl  ^LvJl  jk«    «43J"^ 


<;J<^3    IcyS, 


(^,5-^     «-3-^ 


ö^^Ä^J^    ^^    J-ä-^-^    (^^   ^1-^^    »^^^    C^^"    «^J^l-^^    ^£.'.^1    ^3^    5^_j\^^\ 


^1^      «_^\^L«J\      ^--«*     CJ^yo^}\      S:^j>      j.,-^!      \)     0^r>f     '6>^^\ 


80)_5^.3 


3  ^°i5o.Na\^  9cu>  [O  15b]  j-^i  OwL^-  j^-  ^u  ^u.^1  jy  ^jji  *ui 


i*'>^\    j,^  »j^äJwc  Ä^;i  j_yA^  dJ^\    J,l    („x.sr***"''  ^^ ^y>c3    'L*^>\^\    ^L*J1   J 


t53 


^ "  ^  ..  --    . 


•21       4 


;^yo    iLa^UJI   ^LwJl   ^3^    ^^Jsj'^^    c->-« 


^^LäJ"   ÜUJ'-»J1    (iüLvJl    3,^   <*JJ\    ^>>-^.   ^^v^    0\jl-^\    (J^^^   <^ib,!^l 


I*  >  s         2  >  s         3  p  05-^^.;  s  o^-^'^.         4  o  (3  5*  o  ^^vx> 

<^^^  C>.^^.  ^3  "^^  i^o^b  t )\^>>J'\  6  o  ^_^snJj\;  p  Ren.  440  ,>^s.-v^l 

7  P  U-o  8*  S  Oj^W-  9  >  PS  ■"  Ren.  46 i  4- ^;;>  ^3rv---M<o_  n  >  P 

12  O  ^y  »3  ^  >  P;  O  Ren.  461  +  j^l^^^ill  14  C  ^^-<a;J;  O  Ren.  461 

Cjy*^;  C  Cj^.y<a^  '5  C  ^.^~--«^.XJ\  16  OP  ^_,»^^"  '7  So  Ren. 

462;  OPS   ^ChJ)^;  C  ^^MrJ"  "^  ^*^  CS  ^J4^^  19*  O   <*o».xi  kJ-&.\^ 

20  O  cr*-^^^  ^'*  Ren-  462  ^,3--X«iX^_  <^U  ;l4,-Jl  M^  22  ^  ■\-  ^^^-^^^^ 


j-o-»J\^     ■•^.»VJ 


l\ 


9]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  90 1 

y.l'EW'  •  hn\K  [A;  r  I]  ^'flriut:  ■  aoa  ••  ÄA-f-tf»*  •  ©n^A 

^.tfo-  :  Aa)-A-A  •  An?»  ::  fl)n+^,"7/7-  •'  A"/'»-  •  A.A.-I-  ■  ^hli'l'P'- 

0^*1%  •■'  hl\h  •  hf^  '  ^'&J<0»'  •  ^>.irtn»'  ::  (DfXPn'^  ■  (\"r\'  ■  .f'A.-fl 
[B    8    r    i]  h\9*  ••  *}"/->  :     flJVf-A-  ■•   I/IM"  :  at'h'l  ■  ''7J?'V  •'  h/i'*P.'1 
mOU-üCA'  :•  (Dfl^/AA  ■•   A^Tl-  :  •llA.'nrh  :  M'l'  •     h(l^  -  t^'Vtlvl' 

'ji'hx  [r  4  V  21  'VA'  :  (Dmii  '  (\"r\'  '  ^ij'.inA :  (^'i'*L  '•'  -i^'nc • 

flin/..nA'V  •  A"/'!-  ■  .e.*.e,A}P  •  A-^-^CA  •"  <nn:^r A  =  A"/!- :  ^A-fl 
,lhJP  :  '^.e  II-  :  i///»AdA'l' !  A"7,e-l|- :  a)4'.^.<n»A  •'  VncYi- :  ?%'>H  •  Yx 
d^^pao' :  A<w>A?th'l'  ■  flu-/:  :  A"/'V  •  Hh*/»  •  y.ÄC'V- '  h</"  :  ^9^0  • 
<w>'>'n"^Yf-C ''  onj?.'!- :  0)*}.?. :  jp.äC'^  •  a^^Plß:  •  n.^A  :  A-nrli-Tl*  ■ 

AMH.^'nrh.C  :••  fl)nA,P.A    :  A"/'!'  :  J^A-flrTh?»  :  .^.«W^Vl-  :  Ah*7H.K'n 

th,c '  n^T-cü v : flin^'j.e,- :: [A  7  r  2] ©nAnö   :  A"/^ ' '' ;f-^y"r 

An  !  V/^'h  :  hm  :  '^f  !  '^  ID-fArh  :  9"AA.Ii-  •  H^-'I' :  4».S.A  ••  OJ+flK 

n-f:  •■  Ä-fl>-.eV  •  rnhAVL-  /i,^.  [B  8  r  2]  Vohö»-  :  A.A/I-  •'  ?»l'"'n 
*7ii- ::  fflnAlT"}  :''  A*}'!'  ■  .'J'flJö?!  •  9".^C  '  «^A^  ■  a)rh</»A'^A :  fl>;'- 
C ••'  flJ'Thnm-?» ! ÄA-'j^ö». !  Aa>-A-Ä ■  A-nh : 4».^*^  =  h^H.^nrii.c  = 

Aö-A  ::  fl)nOl*'C'|:  :  A"/ l|-  :  ^A^A(B.'  '  hV4'Ä  ■  A^VJP-  ••  °  flJ.ftA 
rA  •  ltx*l\\,hütlx,C  '  ÄA-'-f-ö»-  •  Afl>-A-eL  :  ao^iy.^in  '  (DyA'(DO 
ntf»-  •  AhA  [r  4  V  3]  -f.<n». :  HJ&A^A-  •  hr'*i(\  •  hin^h'(\Ax,C  ■  flJft 


I  ^  >  r  2*  B  AX  :  A.'  5  Ä  :  3  *  AB  'lÖA  :  KA« :  a)h.cn>i'Y. : 

4*  r  OKA" :  HUrtOL  ;  a>At :  ^^ß  : 
tDÄ^t^J-X  :  7  c»  >  r  -      AB 

XA  :  C\?iffH.l :  i"  B  +  t 


5  r  +  (\KV\ih<\dhC  ■ 

c>  r 

9  A  +  ^-           I"  AB  -r  -V 

"  r  + 

'=  AB  r  K'A'}:^y  : 

13  r 

AB            •    B  nAAt : 

17*  r 

19  AB  ....  T  : 

2"  AB 

902 


C.  Bezold 


[lO 


^vJaJO^  ^.^^\  '^>^)^^  US  ^.s^-^-^  ^&L^J1  si.A  ^_5*  iI-».-^Jl  ^\yl 
iJ^^.Jbv'o^  .*».*J»-J1  (J^r-J  ^<v^.  ^-^-^^3  U*5*  J~^3  '*  '^^  O^  <;i^i^Jl.»AO_  - '■-^^ 
Cbyji     ,3s-<ai,     L^lSliwl     »^Ä^     ^^^\^l^l     d^sT^^     C)Ks^\     ^U^öf    <^iJ\    ^v>o 

is^^\  ^-w3  c<^*  25;-<i>^  >U.l  <iüLwJl  (3^  t_;JU  [O   i6a]  iiLsr^'^'^''b   ^-^^.^ 

Ia'..^    u?'-*^'.^    '^^^    l/^^^J^    J^    J-^^^"    ,_7«-»-«iJl    ^^\    ^>_5    L^^   J'^'^^    vJ-* 

■n ; —  ,  .  ^       yy 

<*»£L*J1     j_i^     Ua-f:^    ^_^r,v^^-UJ!    pIä^    •'■'vS^-?    '•■^-^    yr-^^     c^^-^     vJ^)'^^    ^Uasl    ^J, 

•*^-y..<^-»-wv^b  i jJl  ,3^,  j^^   Ua--^  l^-sr^?.  ^\   ^^>\)^M  ^__jjL*.>o    s-Jxs.  ^L^UJl 

i^^^^\    ^.--».a.   (J^   *U.-.^\    (3    ^j^-^   s^^A  [P   loa]   1^^.   Ua-^   ^'i 


>;^J^    ci» 


i  ^1    -a 


0-^*^3     o^ 


NJiXJ 


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[O  i6b]  ^^s:*^^   J^*^.^    -^^"^^  ^J->  i  c;y^% 


,3jJl   Ol^Jl_5   o-r^^^ 


3   l^Alii  ObVl^ 


S-^cb^   <  iaoUa  <*<J 


>r- 


=.■^-^    ''♦^r-^y«'^    O^'^ij    «r^^J    >IJLUS    <^^i^     J-'^.'-J^ 


». )i>^l    la-t«-«.^^    ^^Ü      «_)J[^"^     ^■<i^\    g^^AwJa    ^-^l     ■^jta.XÜj     -jL^äJI     _>sa^i' 


lA\JUt 


.^3 


S3    -vb 


.A   LaYI   JüU   ^'^s^   \J    ^>\    b 


i6v 


iju>>xia    1^.^   C^3      i-^-*~     CUs^Jl    \J,A    -^    (3    CÜäUj.    Ül 


8    S    ^_5-^-(>-5-^ 


I*  c  ^j"^^^  0^y->3  Cj'^V'^"  '-''■=r^3;  <~*  ■^'^^i 

Zusatz  Ren.  462  2  P  U^»;  OS  U  3*  S  nur  3,  4P 

O  ^_^.M.,>-UJb  5  P  \JUa  6  o  ^^^.^-"öj^ll  7  >  S 

Jlä^  9  O  u>-..^v3:.-ü\   ^\  w  Conj.;  PS  Ren    465   o'?  5  >  ^^  "  P 

^vX*«^.;  S  ^^Ä.  12  Rkn.  465  4-  (_;;-^=>-^  13  Ren.  465  3 ;   ursprünglich 

vielleicht    ^-v>yL^\    ^^    [^?j^,^a]    etc.    o.   a.,    vgl.    das  Äthiopische  M  S 

^\^b  15  Ren,  466  ij;^j^ls.-J  l^J;  s  jJj^l3?..ö  16*  OS  nur  «\>.^ 


Il]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentuni  Adami.  903 

«p [A  7  r  3]  z**^  ■  wtWnA'  •  -^n  :  WA-  •  ir».^'r: :  ?ift</»  •  oM» •  j& 

'JA?"  :   ©.enCU  •  AdA  :  VfA-  ■  TT  [B    8    r    3]  ^V  ::  OiüOwCA'  '  (D 

/*',i  :''  a).e.-iaiA.e.'  •  OKirAA  ■■  rt-n^  •  non.e.  ■  -^^.A  •  ©li.'J :  ©T 

n-fl  '•  ^AO  :  HjP^iT'cT  ••  H?i'HlA,li-  •  OJ'J.S, !  Hho'i-  :''  *A"'|2  =  ÖJJP 
'JAfV  : ''  i^AA  •  a>-A-.«l-  •■  °  -^.n  •  9"Ä-C  •  flo^Aü  [A  7  v  i]  4»  •  0*/» 
'PÖA  •■  (D*'iao'y-\-  :''  (B^i-üC  '•  't'>i9°^i'  •  fDooTf^^^^  -.  jna»--!'  •' 

IT   5    r    I]  fl)f  rhfl>-C  :  -^.Ü  :  fl/h  [B  8    v    i]  C  ••  \\CO  :  Herhö^C  :  H? 

MtD-i^-i  :  je-ChP-  ••  flJhA  :  AiP'Ä-  :  .e.'JÄ'rh.  • ''  (DKao^^l :  jRA{^(h  • 

0)0'/*^^ :  je-^nn-  =   (D^'i^ho^-  .•  ^ao^1-'^l•''  (D^daf'S^o^-  •  Arh 


I *  >  AB        2  So  Codd.       3  AB . . . .  r»^  : ;  r  (D-X'Y  :  ZU. :  JlCl'  :  4*  AB 

Ifitt  :  Ä'  :         5  r  -f  h7^(\f^ß  :  6  Xy°  >  B         ;  AB  fl^rt« :  «  So 

Cod.  Tub.,  zitiert  bei  DiLLMANN,  Lex.  col.  361;  ABf  XrtOX  :  9  AB -|- h 

I"  Codd.  . .  rt  . .  :         "AB  a>-ftt :  y:)7  :        12  >  AB         ^i  AB  (Dh".        m  AB 
AH':;rhi>^t:      10*  r  nur  ^lAA- :         ^^Vw^S^lx  17*  r  n*}' :  ©ffO' : 

18  r  ?-{lft  :  (Dßl'dC  :  Jiff"7f  :  '9  u»*  >  AB       2^  AB  ....  ^i  :  21  AB  .  J      : 

22  r  ^'l'^'l^  :  (D^'  : ;  AB  .  J . .  :  25  AB  ... .  t-f^ff^  :  «4  *  AB 

X':}  : 


904  C.  Bezold  [12 

,.^siül  •  »-<       ijJ«<vX/>.5s        i>«*\la        3  ijJs^A-o         ^j^>.a»lÄ  L(g.^X.*^J  j^^ifc.  ^\\>\tXJ\a. 

dJvÄ.\  ^>vc  ^_v^l    >Jw.<,-<^i>.«   ^^5L«jT  i-iUüo  J,^   'ijr^^  '^■'^3  ^-r.^  [O  ^7'^] 

j^^    ^:>\    b    JJ.)^\    ^^    ^^ >_^-«-s»JL\    (J-^3^    f.^^   b    iJAlcj.!   ^^^  f^-^^   '^^.  Cf-^^)^ 
^>\    b    ^Uä.!    ^v^    J-^s\    9^  iJ\    ^>\   b    [P   lob]   ^Xä.1  ^-.xi   j3^\  u^>J.^Jl 

SJO  J.Ä.    l^s\    ^>\    b    ^),rj.l    ^-j^  (t  ji\    UgJ^  ^rC"'^    f^^    'r^  '-^■^-=^^    c^^    J^^  J3<^^' 
cJj^    <^"J^.=L\    ^JJl    v.X-^Ü    '^Ja^yil     r-Jül     (_ä    IjJ^-o^l     ^bl    Üü'   iXso^    ^.i-o\ 

'J^.a^y     NJ«    ^JUl     bLo^     CU^     ,_s^     b     [O     17  b]     Jii.=».U      .  CU^^r     US" 

C^^5^    J^   i^    O^    C;-*  ^^sXiil    <*^r-o,;3    ^°<^V_5    J-jyJl_5    J-r.^-^^3    ^^=?-""^^3 
^1    ^^^   jb    'iJ    <^1    C-v;ä^    ^_j^    b    ,j>-^^^    <  2'^-y^_/cl    ^UjVl^  ^^AvAJI   j^\*   (J,^3 

^iJ\  *^j>y\  j^yi  ^.^.i3  ^v^i  j^\  ^wc  u,^  j=^vi  j^i.  ^ii.>  ^^^. 


I  t  Ren,  466  nur  i,^swr=>-b^  '-*^.^  ^  >  Ren.  3  Ren.  466 

vil^r^T^  4*  Ren.  466  o^..^  '>3^^\  Cjy^  tjs^^;  ^  O^J^^  ci^  ^^^-^^ 

S^^\         5  P  (^^yi^;  S  bt«yi«,;  5*  >  Ren.        6  i>  ^\\y\;  Ren.  466  ^T  1^1; 
S  i^^lyV  ''  C  Jj-o.  c?^^^  und  weiter  3.  Perss.;  P  viJ  ^"1  8  Rkn.  466 

,^_y-^'=\  9  Ren.  466  <*^j-»J\  10  C  <-^^\;  OP  t^-J*.)!;  Ren.  466  y>s-^\ 

^-f^)^^  "  Conj.;  P  Ren.  gvAj\ ;  il*  S  g^A;\  U-^i   '^\ -^U  ;  O  g^-tr^^ 

'2  C  J=j83-o   und  weiter  3.  Perss.  O  OP  Jcäv^";  Ren.  467  ^_>*^  M  O 

viLU.;  p  dJ>>-^  15  O  ^  <*öyfc\)  ^  ^Ävi;  >  Ren.  16  >  OP         17  S  +  wXjo 

(.b)   Ä.ijb"         18  >  Ren.         19  *  C  nur  <^ft  ^:^.JS  U-J^  03^.5  5  R'-"^-  4674-»3-^' 
2"  Ren.  467  <*^-:^->V^  21  ''^  Ren.  467  \J^r-**i  ^^3-^  <*-^  f%-^.w.*JI^   ^o_a>.xJ1   ^> 


13]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  905 

[A  7  V  2]  7V'»-  •  •Tl'P/"  rlrV  ••  fl»'ft'/'  •  9'\^'C '    WiV  -  ;in*l»"-A  :  '/'ll ' 
Ü^^M  •  iVQH'"!  --^  «7UAf  ••  (D9^i1\d.-1'^  •  flJhoiCÄ' :  a»-[r  5  r  2j  tl'V  •■ 

//» : m(\}xii:h\\  '  y^Mr  •  Krt+A •  »i.n •  iVo •  //»ft'i'A :  «nni- • 

WA«  :  "  (VhlllMX  '  y.Mr  l  HA-'I-  •  ftflrM-  :    fllÖO/?.  :  (D^'^Ji  :'^ 

Äf  '  A,'V  ■  «/ü-  ■  ,e.^Ä?i  '  ^/i'V  !'UA  7  V  3]  flif'Tfön  ■  AV^A  •  y" 
JP.'C  .  ÜKTiV  •  *fl>'A-.S.  ■  A.'J'eA  '  *I»;'-A. ' ''  H*I"I'A  •  h'V-ii-  =  '  04» 

[B   8    V   3]  -JK-l-  :   n?i'J|-  :  }x"l'U  •   A-.?,'  =  fl)?i9".^ 'V<i  :  ^M  :  HnH- 

V :  A«n*V.  s  ,e.hfl>-'> :  e.:!»^  :  ^^  /ni<pöA  ■  wJ^.'IvCäi^  ■  '  vfA-  •  (Djf.a 


I  r  +  wm^hh  :  2  r  +  C7y°t :  >  AB  Ä.e'}'}  r 

4  r  .  C . .  :  5  AB  nC^^l  :  6  >  AB  7  AB  n-flTi-J  : 

*<*  >  AB  9  r-i-  a)£?AAt :  i"  AB  X'rTJi^  :  ''*  r  oJint  : 

Jfft»  ;  12*  AB  toX'  !  OJÖ'  :  13  AB  nur  O)  ^t  T  +  ^ft  : 

yo.eC  :  J5*  AB  nur  CD^.e?  :  ^?^  :  i6  A  .  .  IF  :  ^7  r 

n.e . . :  i8  A  .  . .  ^  . .  : 


906  C.  Bezold  [14 

».lU-'s-Äi».   i^^J^   sjLjl    jkJÜJ"^   iL^Vl    J.^i5LXj^   ^^v>.Ü   '^»-^.5   fJ'-*J^  y^   C>3^' 
J=;V1    ^v^Xiuo_5    ^y\    ^jo.    ^^^    ^is^-^    L«  ^UJl    JsLj^  k}r^  [O   i8a] 

I  S  »iJlÄ-\  2  C  Jl-^-^-iJ   «i-^^^  sJ.*^;  2*  >  S  3  >   Codd. 

'i\[^:  j>U^\oi    JUll    OULo  ^3^^    ^»-v^"     ^\    u^s^?.^    [V,  fol  8  a] 

J^   ;o-ft^T'^   t^^^i;    ^^^   o"^    "^^    f^^"^    r"^^    ^^^   (3''"^^^    i^-rrC-^"  ^''•^=r^^   er* 

i_JÜiL«      <^JJo      ^^^r*     iJ^'^^l^      Ji^/^JL      »^Ä.Jla      f-*-'S       iJJJ.Jo\      SlkftL      !J>U.S.      ,i.3l^ 

AXlkiLa    A."i^    ^^    <*>-oisrr'.     ^\     2S^s.o,l     i\.ÜL     J^^Yl    (J,\    »>V^1    ^ft   <**-cob-Jl 

^*   «43..«^iJl  j^  ' |o43J'^3Ui>_5   |o4^"\)L43.x>\_5  .;}^$o_\U.l    }i\a,)Lo  <^^"Li:Jl  ^tL^Jl   (j», 
<:)^Ä.o,    ^J.ft    ^J>-'^     ^-^^J^    ^UaoI    ^^s:*"-^    <^-iJLJ:Jl    Ä.ftl*vJl    ^_5    <^LsJl    Lol   y.l-^ 

»>Uo  'i>L^  o^  ^^.cvw«UL\  dLftl^cJl  (j,^  i  i_A.-o.vJ'  "^^  v>.sr^  \)  i^_^\  <^J^43Jl1  <^JLI1 
^^v^oi^l    ^LJJs    ,^^;>L^!    ÄjjI^I    ^^^    <  ^Tj)'^^    5'^    cP)^^    S-'^^^    C>^^-re*-^ 

c.-^  ^^'^.  "^  J^"  '^-^^  o*^  c;^5  ^-*^-^  er*  -^^^y^^^  ^^^  J^  J^>>.Ji  ^yo. 

C-^A      ^^_wO      viJM^Vl       •*  J:LfcOo^^     <*<J       ^a*«.-^       ^^^iJol       <^X-e-^      r>^       <:JÖä-0       «^4.1^ 

^A.^3.;cJ\^  [8bJ  ^^äXJU   0^^U"«^1    -^L^v».*   ^  0^_^'^''-?   '-o4s-J"^^'^\  (J-*^?.^ 

^3   ^l^^Yi    Jl-o   U   bis   5J^s:-^J\    ^^b    ^LJl    0.ljS^\    J«.x^3,JU    Jsx.s:^-^-'!^ 


^^V^ifcö,    ^Jl    <^3    ^j^<v-4A;^s:rr.    ^y^l    <*>5bUiji    ^^ot^XJ'    <*.ä-»<oIxJ\ 


I   Cod.  ^-,VbN).li^  2  *  Cod.  |e-.f-rJ3J^^  ,j»_^3Ä^J^  3  Cod.  ^5/^^ 

-»  Cod.  »'-«J,^  5  Cod.  J-^^-v-Ül  6  Cod.  ^^ 


1 


15]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  907 

'^  [r    5    r    3]  rli.'P'}  ••?!<"»•  ••:  ^  K  K  M  ::  s  :: 

'  =^=  >  AB  ^  >i7^  >  AB  3  AB  hT^i :: 

JsJ   jJ'^1    sL^l    ^^vUJl    jLUl    ^il      _o,^Jl    <j.^l    ^^    3.^:>.j^   b_,^j.  ^3^"_5 

Uli  ■*— 

«-^^^■^     U-^      ^^^^^~*^,XjÜ\      ^j,'.aJiJ\      »jj^'j      Ä^-^^"      ^r-<^     (^■^'•^^       <i&'w-«Jl     j_ia      <  ,^.«,^_äJ 

^3>V_5\  k"!^^   v-^  äsL^UJI  <i*L«Jl  ^^  <  ^^^^>yLojJol^  Ijojg-tiJl^  ^srr^^-**^-'^   ^SS 

<^sLvJI  ^^  (  <*JJ  ^jXjaLv-äJl  ä^Ui  ^J^V^  <^^L*;  j_^  ^Is  ^^Ji  sL&IaaJ  to\5 
<*^i^U,l  ^j^i^^i  ,^Ä>1^J\  ^l^J\  j3^  i  oXii.J\  j3y  ^^UJl  l.„-^\  ^  ,^_yXJ\ 
^-Jl    (i   5;-?.t-vJl    e^^Jol    ^-sr^   ^5o.NU.\    ^2^-^    5^^\    c^u$    ^;JU    U.^1 

^-»>«  *U-J1_5  ^.^.^^  t^UJo  J-iiJU  LXj  \  <OJl  i^aI^  <^-vä  Lää-U  <^s.l^\  t^JJ"  jj, 
»_-*-»iXÄjl   o^jt.^   (J,'-«^"  <*^-l^   c^-''-^   <*^>L^LiJl   [9a]  <*^ftL*J\   (j^  « <^Äi.-^5  <:\^-^ 

^J,\     CljlaU^<aJI     ^(vsL^a    AXi^^^Ji     <^,v<.,._,^,CJO     <^Ä,tA;LxJl     Ä-sLiaJI     A«      '  ^5^    cy° 

^^  <  db_js.Jl  f:.-''-^.  CUä^Jl  oJ.J>  ^^  ■•Ky<s\,.^Y\  (isr^r^l  ^i-^"  (^s.l-.^Jl 
,^1  cU3^  L-i^Jl  (^-^M  r?.'--^  C-^  <*>3:V?^  (^2wj.a  ^js^J  y^*  ^•^'-^^  ^L*J\ 
bUJ\  i^J«  J=>;V\  jjlks^  (3  Ia^^^  3j^h  C^^^T^^^  <3  J-^^^"  ,jr«-*^l 
jj-ol  b   (_Ä>.^_   ^-<iXi  ^^l^\  <*^&l**^J\   3«  <  U^-^sls    _^^-üül  ^Iä^  •^^^^^   '"-^^-^ 


I  Cod.  ;^\jX.*.j\  \)  2  Cod.  ^.31; 


908  C.  Bezold  [16 

->Jl       j2,      /^'^./^Ä.      ^p      <*w£.li>la      <^X-^-^Jfca      ^üüMi».»     i^^^läio,     <*ö\^äa     <*J^JÜ      ^  ^^-^^ 

^,-x:  ,^\jJÖ  »^a-lii.  1$^^  ^>^.<*^\  ^ImJJ  <ioJL*oV^o,  i  ^^L*^l  ULxi  <ij^  S,-**; 
^^^"  ^v>c  Ä-ö.^.  <_]-^-^  1^'"^  «3  «^-^-s-vS"  ^  '^5^f.  ^  J3^^^  7jiUJ,äJ1  L<v.a>.\ 
S>LäJ\    J^:^^     V     8>v>.iL!\   ^^^     Uj^xi     r^a-li^     UbUisA.!     <l)oL^    ..lUXX'^^     LJ^^     "^^ 

.i-Ä   wi^l    ;>'i)o,l    -x^   <*o<»U-i^l   «i^^^lsr   ,4-iiJ«i    -x.;^!«,  O^^^    -'^•^  ^-^r^«» 

Ja^V^  (3  <L^^  l.-io.  ^^w«  t_Ä).s:^'^r.«  ^^W^  ^  Ij'^l^l  J-X^.3  J=^"^^  «^^3» 
^^    «  ,._,^,^J-^aJl    Ä--.-.iXii.    ^J^    ^^Jl^    f^       Cr^    v3'-^-^^    J^'-»iX-J\    «^Jl-^Jis^    JSj^.^ 

.•oJJ\  ,  i\  s>^üä->o.  <3CöJ>  ,.v^  d3^^'i^  «kjii^  _ix^l  LoY  IXLLs:*  (^^  ,'<U>b 
* —         *—      >  ^^^     ^   '^  <,        ^        ■  -'     -^       ^         "  ■  ^^ 

»_jji       «JJJI       *^\        Ä-A->»>>-*       ^jÄsr.-^        j^^yS       »^Jo      C-.,>J>LXJ       Ssl-.4^1       ^^S^^XaaJ^ 

I  Co'J.  a;'J»\  2  Cod.   Aii\^<^  3  Cod.  Ua-jJ.)  t  Cod.   C^-^-^Hs^S^li 

5  Cod.  >-U--;Ji  6  *  >  Cod.  7  Cod.   «>JoJ\         8  Cod.   ^1 


l 

f 


17]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  909 

lX4^..ySuS    ÜLvJl    ^3ii:^    •^3r=->'^    J,^    ey-^-^^-    O^    J-^^    ^'^    ^J'-^    '^^    «^"^-^^    J^' 
^iü,\y>    5^"\     ^^v.^^     ^^f.l3     >\}^    JS    [ioa|    ^3j^3     *'-J1    o^^    J^"^"^ 


,<i<^"Li-?    Lä^J    <!'0_^^    v->^J-rt 

Wie  sofort  ersichtlich,  zerfällt  unsere  Schrift  in  zwei  Teile:  eine 
Stundentafel  und  eine  Reihe  von  Weissagungen.  Letztere  decken 
sich  grolienteils  mit  biblischen;  nur  am  Schlufi  sind  in  der  ersten 
arabischen  [Ar']  und  der  äthiopischen  [Ae]  Version  einige  Angaben 
beigefügt,  u.  a.  bezüglich  des  Weltuntergangs  durch  Feuer,  die  in  der 
zweiten  arabischen  Version  [Ar^]  und  schon  in  der  syrischen  Vorlage 
[Syr]  fehlen  und  wohl  auf  eine  anderweitige  Provenienz  als  der  übrige 
Text  zurückzuführen  sind. 

Besonderes  Interesse  bietet  die  Stundentafel,  umsomehr  als 
hiervon  griechische  Quellen  existieren  und  zum  Teil  auch  zugänglicli 
gemacht  sind.  Schon  Renan  hat  gesehen,  daß  Syncellus  und  Ce- 
drenus  eine  solche  Tafel  kannten,  die  dem  von  ihm  mitgeteilten 
syrischen  Text  ganz  ähnlich  ists,  und  die  betreffende  Cedrenusstelle 
seiner  Abhandlung  beigegeben  (p.  429).  Neuerdings  hat  dann  — 
worauf  mich  Albrecht  Dieterich  aufmerksam  machte  —  W.  E. 
Barnes  in  J.  A.  Robinson's  Texts  and  Studies  II,  2,  p.  121  (Cam- 
bridge 1892)  auf  "a  fuller  resiiuie  of  the  hours  of  both  day  and  night, 
preserved  under  the  name  of  'AttgXXujvig^  laaBrmaTiKoq"  hingewiesen, 
dessen  Text  er  aus  einem  Pariser  Codex  ^'oUständig  kopiert  hat. 
Es  würde  gewiß  dankbar  begrüßt  werden,  wenn  BarnES  diesen  Text 
veröffentlichte;  vielleicht  gelänge  es  dann  auch,  unter  Vergleichung 
der  von  RENAN  mitgeteilten  arabischen  Namen  der  Stunden  die  im 
griechischen  Ms.  erhaltenen  „hebräischen"  Namen  zu  deuten,  deren 
Entzifferung  BarnES  bisher  vergeblich  versucht  hat.  Zunächst  sind 
wir  aber  für  die  griechische  Version  des  Nux6n|U6pov  von  Apollonius 


I  Cod.  J  2  Cod.  -f  (J,  3  Cod.  1^  4  5  >  Cod. 

5  Vgl.  auch  schon  Dillmann  in  Ewald's  Jahrbüchern  d.  bibl.  Wiss.  V,  1853,  S.  12 


9IO  C.  Bezold  [iS 

[Ap]  auf  die  von  B ARNES  zitierten  Auszüge  beschränkt,  die  GiBERT 
GaULMYN  in  seinen  Anmerkungen  zu  dem  Dialog  von  M.  Psellos 
TTepi  evepT£ic(^  öai|u6vu)V  mitgeteilt  hat;  sie  umfassen  alle  Stunden  der 
Nacht  und  die  6.  und  lO.  des  Tages  (s.  MiGNE,  Patr.  Gr.  Vol.  122, 
p.  846,  ann.  70  und  p.  853.  ann.  91),  während  von  Cedrenus  [Ce] 
nur  die  Tagstunden  bekannt  sind. 

Ein  endgiltiges  Urteil  über  das  Verhältnis  der  verschiedenen 
Versionen  muh  somit  natürlich  bis  zur  vollständigen  Ausgabe  des 
Apolloniustextes  reserviert  bleiben.  Indessen  dürften  vielleicht  schon 
jetzt  die  folgenden  Schlüsse  nicht  allzugevvagt  erscheinen. 

1.  Ae  ist  durchaus  abhängig  von  Ar'  und  kommt  für  Syr  und 
Ce  +  Ap  nicht  in  Betracht;  zu  Tagstunde  [Ts]  10  und  Nachtstunde 
[NsJ  4  sind  einige  Worte  (über  das  Wasser,  bzw.  über  die  Anbetung 
der  Seraphe)  ausgefallen;  to-ft*^  ;  rt^dX  zu  Ns  9  ist  Zusatz. 

2.  Ar^  floh  aus  einem  Text  der  Klasse  Ar'  und  hat  dann  reich- 
liche Zusätze  erfahren,  die  gegen  das  Ende  zu  abnehmen;  vgl.  be- 
sonders zu  Tss  I.  2.  4.  6.  9.  II.  12,  Nss  7,  12;  diese  sind  für  Syr 
und  die  Griechen  also  gleichfalls  belanglos.  Die  Lesart  zu  Ns  3  ist 
späte  Änderung  (vgl.  Ns  5);  eine  Lücke  nach  cjuj  zu  Ns   i. 

3.  Syr  ist  nicht  die  unmittelbare  Quelle  von  Ar'.  Dagegen 
spricht  schon  die  Anordnung  der  Nachtstunden  vor  den  Tagstunden 
in  S\T  >  Ar'.  Da  ferner  wenigstens  in  einem  Falle  die  enge  Zu- 
gehörigkeit der  Araber  zu  den  Griechen  gegenüber  dem  S3Ter  zu 
Tage  tritt  (Ts  5:  Ar'  ==  Ce  >  Syr),  so  werden  füglich  Texterweite- 
rungen von  Syr  gegenüber  allen  andern  bekannten  Quellen  als  spätere 
Zusätze  betrachtet  werden  können,  also  zu  Ns  i  'jto  'ysah  '"^.^..io, 
zu  Ns  6  JLiä^j  ov>^.^^,  zu  Ns  8  '^s-.öi  (^-.jol(?_)  und  'jto  Ji^-ujj  Jboo. 
zu  Ns  9  jLcDfoo  ^^  ^\a*r>»  (v^gl.  Ts  9),  zu  Ns  10  ^j^^o  ^,.;^do 
(vgl.  Ts  10),  zu  Ns  12  'jto  ^9^>A^  ^t-o»o;  zu  Ts  6  ?  )Jav,  zu  Ts  8 
JL:io»o  und  zu  Ts   12  jLa^ovy  >-►«. 

4.  Keiner  der  beiden  griechischen  Texte  ist  die  unmittelbare 
Vorlage  zu  einem  der  orientalischen.  Die  Griechen  selbst  stimmen 
in  den  beiden  Fällen,  in  denen  allein  sie  bis  jetzt  kontrolliert  werden 
können  (Tss  6.  10),  nicht  unter  einander  überein.  Ap  bietet  einen 
mit  SyrAr  näher  verwandten,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  (s.  u.) 
auch  ursprünglicheren  Text  als  Ce.  Im  Einzelnen  ergibt  sich:  Ce  > 
ApSyrAr  versagt  zu  Tss  6.  8.  9,  teilweise  auch  zu  Tss  10  und  ii; 
Ce  =  Syr  >  Ar  zu  Tss  i  und  4;  Ce  =  Ar  >  Syr  zu   Ts  5.  —  Ap 


19]  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami.  9II 

>  SyrAr  versagt  zu  Nss  4  und  9  und  differiert  in  Einzelheiten  zu 
Nss  2.  3.  5 — 8  und   10 — 12;  Ap  ==  S\t  >  Ar  zu  Ts  6. 

Unter  diesen  Umständen  lassen  sich  zur  Zeit  für  den  erreichbar 
ältesten  Text  des  Nux6ii)uepov  im  Tcstamentiun  Adami  aus  den  zu- 
gänglichen Quellen  unter  Abzug  der  oben  besprochenen  Zusätze  in 
Syr  und  Ar-  sowie  unter  Eliminierung  der  Differenzen  von  Ce  >  ApSyrAr 
lediglich  die  allen  übrigen  Textstücken  gemeinsamen  Auf- 
zeichnungen verwerten,  die  folgendes,  freilich  lückenhafte  Bild  er- 
geben ' : 

Ts  2  Gebet  der  Engel,  Ts  3  der  Vögel,  Ts  6  der  Kerube;  Ts  7 
Ein-  und  Ausgang  bei  Gott;  Ts  9  Gebet  der  Engel,  die  vor  dem 
Throne  Gottes  sind;  Ts  10  dem  Wasser  (geweiht);  darüber  Gottes 
Geist  schwebend   als   Schutz  gegen  die   Dämonen;   Wasser-   und  01- 


^  Vorausgesetzt  ist  bei  dieser  Zurückführung  die  Haltbarkeit  einer  sich  unwill- 
kürlich aufdrängenden  Hypothese,  daß  wir  nämlich  eine  verhältnismälJig  grad- 
linige Entwicklung  bzw.  allmählige  Erweiterung  des  ursprünglichen  Textes  an- 
nehmen dürfen.  Ist  dem  so,  dann  repräsentieren  die  in  ein  einziges  Schlagwort  zu- 
sammengefalJten  Beschreibungen  der  Einzelstunden  ihre  älteste  Gestalt,  mit  anderen 
Worten:  die  Beschreibungen  führen  zurück  auf  die  Namen  der  Stunden,  wie 
etwa:  „Engel",  „Vögel",  „Fische";  aber  auch  „Jubel",  „Furcht",  „Ruhe".  Damit 
verglichen  erscheinen  nun  die  bei  Renan  (p.  461)  aus  dem  Par.  Cod.  52  zitierten 
Stundennamen  wie  etwa  ^y>  oder  7-  r^,  <*^iLwj,  d<s^J^_  in  neuem  Lichte;  ebenso 
aber  auch  die  schon  von  ihm  beigezogenen  Namen  in  der  185.  Fabel  des  astronomie- 
kundigen Hygin  (ed.  ]M.  Schmidt,  Jenae  1S72,  p.  ^d),  wie  etwa  Irene  oder  Eimomia 
(letzteres  allerdings  in  Bursian's  Text  fehlend).  Es  wäre  imgemein  verlockend,  nun 
noch  einen  Schritt  weiter  zu  tun  und  speziell  die  Tiere  unseres  Textes  als  in 
erster  Linie  namengebend  für  die  Stunden  zu  betrachten.  Im  Obigen  sind  ja 
allerdings  nur  Tiere  im  Allgemeinen  (KT^vea,  O^pia  Tss  4.  5)  oder  Tierklassen 
genannt,  wie  Vögel  (iTTiivd  Ts  3)  und  Fische  (ixGüeq  Ns  2);  Apollonius  aber  erwähnt 
aulöerdem  noch  bpocKOvrei;  zu  Ns  2  und  öqpei?  sowie  Ki)ve<;  zu  Ns  3 ,  und  SyrArAe 
(allerdings  >  Ap)  nennen  zu  Ns  10  den  Hahn  (M^%s^'^,  '^■?,^^.  ß-ClP).  Nichts  läge 
nun  näher,  als  mit  diesen  Namen  den  Ostasiatischen  Tiercyclus  und  alles,  was  damit 
zusammenhängt  (vor  allem  die  auf  Teukros-Rhetorios  basierende  Dodekaoros),  in 
Verbindung  zu  bringen;  s.  zuletzt  Fr.  Boll,  Sphaera  S.  295  ff.,  besonders  325  ff. 
Drache  (f  |),  Schlange  (:]i'^),  Huhn  (^^,  bzw.  Hahn)  und  Hund  (^)  kehren  in  diesem 
Cyclus  wieder.  DalN  es  sich  dann  ursprünglich  nicht  um  Einzelstunden,  sondern  um 
eine  bekannte  babylonische  Erscheinung  (Herod.  II,  109).  nämlich  um  12  Doppel- 
stunden handelte,  würde  der  verwässerte  und  von  Wiederholungen  keineswegs  freie 
Text  des  Testament/tm  wohl  vertragen.  Aber  nun  etwa  schon  jetzt  direkt  alle 
späteren  (?)  Stundennamen  darin  auf  jene  ursprünglichen  (?)  Tiernamen  zurückführen 
zu  wollen  —  wogegen  u.  a.  schon  der  Wechsel  der  nomina  abstracta  und  concreta 
für  die  Benennungen  der  Stunden  sprechen  könnte,  der  die  Annahme  zweier  hete- 
rogener Quellen  nicht  ausschließt  — ,  hieße  Hypothese  auf  Hypothese  türmen  und 
der  Phantasie  Tor  und  Türe  öffnen 


'912 


C.  Bezold,  Das  arabisch-äthiopische  Testamentum  Adami. 


[20 


niischung  gegen  Krankheit;  Ts  11  Freude  und  Jubel  der  Gerechten; 
Ts  12  Huldigung  der  Menschen,  Ns  i  der  Dämonen  (öai'iaove^, 
^»JLä.,  -^^LL-iJl,  ÄPll^),  die  solange  keinen  Schaden  bringen,  Ns  2 
der  Fische,  Ns  3  des  Feuers,  Ns  5  des  Oberen  Wassers;  Ns  6  Furcht; 
Ns  7  Ruhe  der  Natur;  Wasser-  und  Olmischung  gegen  Krankheit; 
Ns  8  Hervorbringung  von  Grünem;  Nss  10 — 11  (in  Ap  und  SyrAr 
verschieden  verteilt)  Öffnung  der  Himmelstore,  Flügelschlag  der 
Seraphe,  Jubel  auf  Erden,  Sonnenaufgang  vom  (bzw.  im)  Paradies; 
Ns  12  Ruhe. 

Welche  Anschauungen  mögen  dieser  merkwürdigen  Ordnung 
zugrunde  liegen?  Vor  fünfzig  Jahren  hielt  RENAN  (p.  435)  es  für 
recht  wahrscheinlich,  daß  sie  dem  Avesta  entlehnt  seien.  Zur  Zeit 
scheinen  sie  „natürlich"  auf  Babylonien  zurückzuweisen  (vgl.  u.  a.  die 
■Wasser-Öl-Zeremonie  sowie  umstehend  die  Anm.).     Und  in  Zukunft? 


II  Sawasew'. 


Per 

Ign.  Guidi. 

Siri,  gli  Arabi  e  sulle  orme  di  questi,  gli  Ebrei  Hanno 
largamente  coltivato  le  discipline  grammaticali  e  lessico- 
grafiche,  ma  sotto  l'impulso  piü  o  men  diretto  della  logica 
aristotelica  e  della  scienza  greca.  Di  tempi  piü  antichi,  i 
cosi  detti  paradigmi  assiri  ^  sono  indipendenti  dall'  influenza  greca,  ma 
non  meritano  il  nome  di  scienza  grammaticale;  anche  le  osservazioni 
d'indole  piü  o  men  grammaticale,  che  ha  raccolto  il  BERLINERS  nel 
Talmud  e  nel  Midras,  ancorche  fossero  affatto  indipendenti  dalla 
scienza  greca,  non  rappresenterebbero  un  vero  sistema  grammaticale. 
Gli  Abissini  tuttavia  Hanno  coltivato,  in  modo  per  grandissima 
parte  originale,  le  discipline  grammaticali  e  lessicograficHe,  sotto  il 
nome  di  Sawäsezv.  Questa  parola  s'interpreta :  »scala«  ovvero  »ponte«, 
ed  Ha  tal  nome  perche  e  )»una  scala  che  permette  alla  mente  di 
salire  in  alto  fino  al  sommo  dei  cieli,  o  di  discendere  fino  al  pro- 
fondo  degli  abissi,  e  conoscere  perfino  il  mistero  della  Trinitä(!);  e 
pure  un  ponte  sul  quäle  si  passa  dall'ignoranza  alla  scienza« 4.  Ma  in 
realtä,  saiväseiv  non  e  che  la  traduzione  di  ,J-«j,  nome  dato  alle 
grammatiche  copto-arabe  di  abbä  Yohannes  di  Samannüd,  di  Ibn 
al-'Assäl,  ecc.     Per  opera  di  chi  e  quando    il    Sawäsew   abbia    avuto 


1  0^^(hL  '.  (\Th(D'.     (Moncullo,  1889;  per  cura  della  Missione  svedese) 

2  Bezold,   Überblick  S  HO 

3  Beiträge  z.  kebr.  Grammat.  im  Talmud  ii.  ÄJidrasck 

4  Cf.  Saw,  3  (LUDOLF,  Comment.  209) 

58 


Nöldeke-Festschrift. 


914  ^S^-  Guidi  [2- 

press'a  poco  la  forma  che  ha  nella  citata  edizione  di  Moncullo, 
l'ignoro;  i  mss.  di  Saiväsew,  che  si  conservano  in  Europa,  non  sono 
stati  oggetto  di  studi  speciali,  per  quanto  io  so,  salvo  l'uso  che  ne 
ha  fatto  il  DiLLMANN  nel  Lexicon;  d'altra  parte  i  mss.  piü  antichi 
sembrano  essere  dei  glossari,  piuttosto  che  delle  grammatiche.  II 
dabtarä  Kefla  GlYORGlS  mi  asseriva  che  l'inventore  del  Sawäsezv  fu  un 
tal  Deddeq  Gabra  Märyäm,  ma  non  mi  seppe  dire  chi  fosse  o  in 
quäl  tempo  vissuto.  SiNODÄ,  istoriografo  di  lYÄSU  1°  e  BakäFFÄ, 
morto  nel  1726,  e  detto  autore  di  un  Sawäsezv  celebrato,  ma  nessuno 
dei  saiväs.  conservati  nelle  biblioteche  di  Europa  porta,  a  quanto 
sembra,  il  suo  nome. 

II  Saiväseiv  si  divide  nelle  4  grandi  parti  seguenti:  i)  ?»Cfl  '  4* 
9°C;  2)  ?iCn:*7/^;  3)  VmA  '  *7/*';  4)  Kia-fl;  cli  ciascuna  delle 
quali  dirö  separatamente. 


I.  hcoHl'rc« 

L'?iCfl  '  4*!?"n  (»novero  della  coniugazione«:)  tratta  dei  28  sog- 
getti  seguenti: 

I.  ao^-^,^  )>chiavi«  sono  la  vocale  iniziale  e  la  vocale  finale 
della  parola,  perche  a  guisa  di  chiave,  l'aprono  e  la  chiudono.  Pos- 
sono essere  vocali  iniziali  di  un  verbo:  a,  ä,  e,  e,  o  {qatala,  bäraka, 
sema,  nehela,  qomä)\  la  vocale  finale  e  solamente:  a;  secondo  alcuni 
anche  e  (per  causa  di  J&n>).  Tutte  le  vocali  possono  essere  iniziali 
o  finali  di  un  nome. 

II.  ^lC^lft'ih  »capitani«  sono  le  8  forme  seguenti:  qatala,  qad- 
dasa,  gabra,  a^inara,  bäraka,  setna,  behela,  qoma. 

III.  i^^«^^  »truppe  o  soldati«  sono  50  forme  diverse  di  verbi. 
Üna  piccola  dififerenza  dovuta  ad  una  lettera  gutturale,  alle  lettere: 
öl  o  P,  alla  reduplicazione  ecc.  basta  per  assegnare  un  verbo  ad  una 
forma  distinta.  Questi  50  »soldati«  si  raggruppano  all'  uno  o  all' 
altro  dei  »capitani«  di  cui  si  e  detto  nel  n°  pr.  Ecco  un  esempio  di 
ciascuna  di  queste  50  forme:  {qatala)  i)  hassa,  hatata  (med.  gem.). 
2)  viahala,  sa^ala.  3)  waJiaba,  wdala,  4)  naqawa.  5)  kawawa. 
6)  ivarada.  7)  wadaya.  8j  sagaya.  {qaddasa)  9)  sabbeha,  sawwea. 
\<S)  labbawa.  \\)  tasaffawa.  12)  tawakkala.  i^,)  taiiabbaya.  14)  hal- 
lawa.     15)  hallaya.     16)  tauiakkeha.     17)  angallaga.     {gabra)   18)  sak- 


3]  II  Sawasew.  915 

ra.  19)  inaU'ha,  balcha.  20)  ivadqa.  21)  masiva.  22)  juasya. 
{a'niarä)  23)  adlawa.  24)  atraya.  25)  amantawa.  26)  amaknaya. 
27)  amadbala.  28)  anqalqala.  29)  ansehascha.  30)  aqyähayha. 
31)  astasandala.  32)  qahayäzvhata.  33)  tawahaiveha.  {bärakä) 
34)  särara.  35)  niä/awa.  36)  säqaya.  37)  sadazva.  38)  säJiyaya. 
39)  iiiäliraka.  {semd)  40)  qcqeha.  41)  sönawa.  42)  gcgaya.  43)  j-^"- 
wawa.  {behcld)  44)  weheza.  45)  seJiewa.  46)  teeya.  {qoind) 
47)  hosasa.     48)  toselia.     49)  inorqeha.     50)  lolaiva. 

IV.  hÖ*'!^  »colonne«  sono  le  cosi  dette  coniugazioni  (causativa, 
riflessiva,  ccc.)  designate  colle  parole:  KÄ'^T.:  htl^^'X  '  hil^^^ 
lr'%j  '{"^^-^'l,,  '['Ä^J-T.;  questi  nomi  derivano  da  h^dl  »fare«,  e 
rinfluenza  dell'arabo:  J-äs,  J-»s^  J-«-ä-J  etc.  e  chiara. 

V.  hil^^Of'  »radici«  sono  i  preformativi  dell'  imperf.  J&,  'l',  T'.  ?»• 

VI.  0*P'l*fl>"  »specie«  sono  4,  e  determinate  dalla  presenza  delle 
lettere  Ü,   ?».   flJ.   f  o  dalla  loro  assenza. 

VIL  Ofl.^  s  ^7*f»Ä*  »grande  verbo«  sono  le  forme  del  verbo 
finito,  cioe:  perfetto  e  imperfetto  (indic.  e  soggiun.)  e  imperativo. 
Sono  dette  »grande  verbo«  perche  da  se  sole  dänno  un  senso  com- 
pleto,  p,  es.:  4»'hA  =  egli  ha  ucciso;  a  differenza  del  »piccolo  verbo«; 
V.  appr.  In  questo  capo  sono  date  le  forme  dei  vari  verbi,  secondo 
le  50  classi  del  capo  IIP. 

VIII.  'iihtl  '  h'i*l*K  »piccolo  verbo«  e  I'infinito  o  il  gerundio  nel 
verbo  primitivo  e  nei  verbi  derivati;  e  detto  cos\  perche  da  se  solo 
non  forma  una  proposizione  completa. 

IX.  Ä'fe^*  »sottile«  e  il  participio    della   forma  qatali,  aqtäii,  ecc. 

X.  nöÄ"  •  4*Ä*A  »nome,  aggettivo  straniero«  sono  i  nomi  deri- 
vati da  un  verbo,  o  con  cambiamento  di  vocali,  come  le  forme:  qetui, 
qatl,  qeddus,  qeddäsc  ecc,  o  con  preformativi  e  afformativi.  Questi 
sono  in  numero  di  12  e  cioe:  i)  iiia  (p.  e.  O^^f'V^).  2)  um  (p.  e. 
O^Hb).  3)  inä  (p.  e.  n\\TC).  4)  ^'ic  (p.  e.  jr»'7nC).  5)  ^no  (p.  e. 
'T'O^).  6)  'a  (p.  e.  h9°fl^).  7)  ^<^  (P-  e-  'f'*7»^K*).  8)  ta  (p.  e. 
;'"/lhJ\Ä').  9)  ^''  (in  principio  e  in  fine,  p.  e.  'Thfl>"lflA^;  ovvero  solo 
in  fine,  p.  e.  4"lhA'"h).  10)  -nä  (p.  e.  4»Ä'flV).  u)  -u  (p.  e.  T-C^'»- 
12)  -yä  (p.  e.  thTr^f) 

XI.  «wi^./h^'J  »guide«  sono  i  pronomi  personali  separati:  M  '  Wi 
"f"  ecc. 

XII.  flu.  '  HC  »nome  che  attrae«  che  regge  un  altro  nome;  sono 

58* 


91 6  Ign-  Guidi  [4 

i  iiomi  verbali  (nomina  actionis)  terminanti  in  "t"  p.  e.  l'ü/,'1'-  Oh'l', 
*^jtn*^  (forma:  -»iqetlat«). 

XIII.  A*^.^'  »consuetudine«  sono  le  lettere:  "t",  K,  /ift-f"  colle 
quali  si  formano  rispettivamcnte  le  coniugazioni:  IV,  II,  VII  (secondo 
lo  Schema  della  gramm.  del  PraetoriuS). 

XIV.  nÖÄ*  '  WC  »nome  (verbale)  estraneo«  (cioe  derivato  dal 
verbo,  ma  con  aggiunta  di  altri  elementi)  sono  le  lettere:  T*-  '!*•  X 
(tanto  coUa  vocale  )>^«  quanto  colle  vocali  a,  u,  ä,  0,  p.  e.  O^-  ö*** 
ecc.)   le   quali   servono  a  formare   nomi  derivati,   come:  {r'*7flCr   00'*/ 

nt:  ^'\xrc'v  hcM  ecc 

XV.  ihC'^'l'  >'interdizione« ;  hanno  1'  »interdizione«  i  verbi  colle 
lettere:  Ü  (th:  '*l)  h  (0),  il  (D  e  il  f.  Per  essa  si  producono  i  noti 
cambiamenti,  come:  ftrh,'fl  per  (ith/ü;  cade  il  O,  p.  e.  J&^iÄ"  da 
a)df^,  ecc. 

XVI.  TfC'HC  '  4*Ä*A  »aggettivo  di  suffisso«  sono  i  pronomi  suf- 
fissi:  h  Vh  h.,  h  Vi,  Ih,  ?',  •/,  V  3:,  Tr,  ö»-,  «P,  ?»,  -f  considerati 
tanto  come  suffissi,  quanto  come  atibrmativi  del  perfetto. 

XVII.  I^^JPJ  '  H'^Ä'  »che  ripudiano  la  parentela«  sono  i  verbi 
che  nella  flessione  perdono  una  lettera,  o  sia  nel  principio,  o  sia  nella 
fine,  come  ^MH\   per    *J&ihrt,    da  ^-rt-flr/i.  rtflh,  da  rtflh    per  ^rtfl 

Vih 

XV^III.  flJ"/y]J?V  •■  nöÄ"  »che  aggiungono  1' estraneo«  sono  le  parole 
che  nella  flessione  prendono  una  lettera  estranea  (apparentemente)  ad 
esse.  Tali  sono  i  verbi  mediae  (D,  f  che  nell'  impcrf.  prendono  ris- 
pettivamcnte: fl>"  o  /Z«  che  mancano  (secondo  gli  Abis.sini)  nei  per- 
fetti:  .fc+flJ-jr».  ^W^9^;  c  cosi  i  plurali  come:  hl'PC  da  ^C,  fl^ 
«D^C^  da   '(\th,C  ecc. 

XIX.  '|Ji*»''^i'J  »mescolati«  sono  i  verbi  che  seguono  ora  la 
coniug.  I,  I  ed  ora  la  con.  I,  2,  o  le  altre;  talvolta  con  diversitä  di 
significato  nella  radice,  e  talvolta  senza.  Cosi  secondo  i  grammatici 
abissini,  (DOX'l-  (D^tD.  ÄOA ,  1^<^  ecc.  al  perfetto  sono  di:  I,  i 
(watajia,  non:  wattaua,  ecc.)  e  all' imperf.  ^^T7;  ecc.  di:  1,2;  ni 
&,C-  Od,d  {plexiiit,  non  iingues  praesectät,  9kd*d)  sono  di  I,  i  nel 
perf.,  imperf.,  ma  nell'  Inf.  Hl^CT,  ecc 

XX.  'VfVl&  »consociati«  sono  3  classi  di  verbi  (di  med.  guttur.) 
che  hanno  ciascuna  la  stessa  flessione. 

XXI.  tl'iÖ(0'    »concordi«   sono  verbi   che  non  cominciano  da  Ü 


5]  II  Sawasew.  917 

o    h,   ed  i   cui  preformativi  sono   dell'  ordine    scsto   (con  c^,   o  senza 
vocale). 

XXII.  l^PC^Tr  »vaganti«  sono  le  Icttcre  flJ  c  P,  quando  occorro- 
no  dove  (apparentemente)  non  si  aspettcrcbbero,  comc  il  W  di  J&*l* 
<0«9"  che  non  c  nel  perf.  «f»«^  e  il  f  di  ^.U^f^^  che  non  e  nel  perf. 
"i<w> ;  ovvero  quando  mancano  dove  si  aspcttcrebbero,  come  il  (D 
di  'l'AflJ  che  manca  in  ^'l'tir.  Sono  cosi  chiamatc  perche:  »man- 
cano al  loro  posto,  e  si  trovano  in  quello  che  non  e  il  loro«. 

XXIII.  flJAm.  •  IdH  )'che  cambiano  la  vocale«  sono  i  verbi  che 
hanno  in  principio,  in  mezzo  o  in  fine  le  lettere:  V(th,'^)  h(0)  (D  e  P, 
p.  e    A^rrThA 

XXIV.  jr*|)AÄ*  »ricettacolo«  sono  le  lettere:  w,  /i,  l,  t,  iiä,  iv,  y 
che  si  aggiungono  in  fine,  nella  formazione  dei  nomi,  del  femminino, 
del  plurale  ecc,  p.  e.  A  o  9"  in  hZ-'d,  dänno  Vl.<-n.A-  W-H.J'"; 
V  in   nS^  o  in   h'flCH-    V   in  An-V  ecc. 

XXV.  h^V^V^lf  »che  non  raddoppiano«  sono  le  lettere:  Ü(th, 
'S)t\(0)  che  non  si  raddoppiano  mai,  e  il  (1  che  (secondo  il  Saiu.)  si 
raddoppia,  in  fine,  se  di  med.  gem.  p.  e.  rtlfl- 

XX VI.  (D'^'V^'i  »che  ingöiano«  sono  le  lettere:  'I»,  V-  h,  1-  che 
si  uniscono  ai  suffissi  (afibrm.),  come   ^iT<^4*  per  '^l\'YO^^\\- 

XXVII.  'l'f^Yi'fl^^'i  »omonimi«  sono  i  verbi  che  hanno  piü 
significati  o  nella  prima  coniugazione  o  nelle  coniugazioni  derivate. 
Si  suddividono  in  4  classi,  cioe:  i)  verbi  che  hanno  un  significato 
nelle  i^  forma  ed  un  altro  nelle  forme  derivate;  come  ArhA  e  '1*1** 
VA'.  2)  verbi  che  hanno  un  significato  nella  con.  I,  i  ed  un  altro 
nella  con.  I,  2,  la  forma  della  parola  restando  la  stessa;  p.  e.  S^'flrfi 
illuxit  e  tributiüii  pependit.  3)  verbi  che  hanno  divcrsi  significati 
nella  medesima  forma;  p.  e.  S^'flrfi  illuxit  e  (Ä'fl'll)  intinxit.  Spesso 
si  tratta  di  significati  affini  di  un'unica  radice.  4)  parole  che  hanno 
due  sensi,  perche  unite  a  suffissi;  p.  e.  l^Jt*^/*«  che  puö  essere:  illat 
noveriint  ovvero  ille  novit  cam^  ?»9"üf  che  puö  essere  Hinter  nostra 
ovvero  ex. 

XXVIII.  TflCfl*"  »sparso«  sono  i  verbi  che  fra  le  lettere  radicali 
hanno  *fe,  h"  ecc. 


1  Per  gli  Abissini,  rtrhA  e  i'"/Ürt  appartengono  ad  una  sola  radice 


giS  Ign.  Guidi  [6 


II.  hcn  ■  '7/*' « 

La  seconda  grande  parte  del  Saiväs.  e  detta  lt\CS\  '•  1/^  »verbo 
coniugato't  e  contiene  specialmente  delle  tabelle  o  paradigmi.  Dei 
50  )'Soldati'(  raggruppati  sotto  gli  8  »capitani«,  dellc  coniugazioni  deri- 
vate  e  del  verbo:  /&rt»,  sono  date  le  forme  fondamentali,  compresi  i 
nomi  verbali.  Inoltre  sotto  il  titolo  di  'f'S'flfl,  '  '^t**  »verbi  di  collo- 
quio«  sono  riferite  delle  brevi  proposizioni,  comme  p.  e.  ^^"V  •  Ä,rh 
=  t^'m^^'i  ••  mdn,  »ha  appianatü  la  via«;  (iff^d,  '  o^^ih  =  rtj&'bT' ' 
""HH,  »ha  sguahiato  la  spada«;  e  sotto  il  titolo  di :  9^f\(i»  '•  **l^ 
»verbi  di  similitudine«  sono  dati  esempi  di  proposizioni  che  conten- 
gono  Lina  metafora  p  e.  Ol^VflA  ••  ^Ä.^  =  'i'T^th  =  fl-f-J^C  •• 
A'JrtA'l*  '  Z-'"'*'^,  »c  legato  nelle  catcne  della  poverta«. 


III.  VmA  :  *?/*'  « 

La  terza  parte  del  Sazuäs.  e  il  VrtlA  '  *7/**  »la  parola  sdoppia« 
a  differenza  delle  parole  che  hanno  una  flessione  e  che  sono  il  sog- 
getto  delle  due  parti  precedenti.  Le  quali  parole  coUe  loro  varie 
forme  assomigliano  ad  una  toga  o  ad  una  stoffa  che  si  ripiega  piü 
volte,  mentre  nella  »parola  sdoppia«  non  si  da  che  la  3''^  persona  del 
perfetto,  se  e  un  verbo,  senza  alcuna  flessione,  o  il  nome  senza  al- 
cuna  aggiunta  di  suffissi,  ecc.  E  la  parte  lessicale  e  antica  del  Saiväs, 
e  si  distingue  nelle  voci  dette  HC  o  »seme«  che  sono  quelle  che 
hanno  un  verbo  dal  quäle  derivano  (=  ,3:oiv^)  e  nelle  voci  dette  /«IC 
che  non  lo  hanno  (=  o^Iä.).  E  forse  anco  la  parte  piü  importante, 
ma  per  trattarne  di  proposito,  bisognerebbe  stabilirne  criticamente  il 
testo,  e  conoscere  altresi  l'origine  di  queste,  che  sono  spesso  Y^wjcrcrai 
o  v-^^  derivanti  da  libri  molti  e  diversi. 

Un  numero  non  piccolo  di  queste  »parole  sdoppie«  sono  errori 
di  scrittura  per  lo  scambio  facile  di  talunc  lettere  come  sarebbero: 
rteA;<ie«t;7e'J;  eccone  degli  esempi:  h\\^J'lCh  =  f^i.Ä. 
'J.'J^rt  (sie)  ••  <w»J\vh<b  c  evidentemente  errore  per  h\\{\,*^Cl\, 
^^\^y^^.^^  eHai'mepov;  in  DiLLMANN,  Lex.  1398,  ed  anchc  ncl  Saiväs. 
IlM  e  per  I^JH.  (cf  DiLLM.  Chrestom.  76)  il  l"t\l  '  ÜIC  traduce 
certo:  lariTpÖTToXig  e  facilmente  ha  dato  originc  alla  glossa  del  Sazuäs. 
che  dice  essere   »nomi  di  paese«  tanto  TJII.   quanto    l'JH..      Errore 


7]  II  Sawasew  919 


di  scrittura  riteny,o  che  sia  anche  "VAfW«  =  *ii'i''J  obdiictus,  veiatus, 
invece  di  *7Afl*",  formato  regolarmente  da  7A<D  obdiixit,  velavit;  lo 
scambio  fra  *'?  e  *7  e  facile,  e  dal  prinio  errorc  c  nato  il  verbo  *'V 
Afl)  che  registra  il  Saiuäs.  JT^^T  in  DiLLM.  1394,  e  sbaglio  per  *P 
d,*?  o  *r*<i.T  che  s'interpreta  fflÜA  •'  o^t{69,  »istromento  di  vasel- 
lamc,  di  vasellaio«  e  traduce  1'  öpTavov  del  corrispondente  testo 
greco.  DiLLM.  ha  ragione,  io  crcdo,  nel  correggere  /?»'l**Bht"  nel 
passo  citato  a  c.  1397,  ^  tuttavia  il  Sawäs.  registra  il  verbo  '|"fl>h^ 
che  traduce:  -J'+flA;  a  c.  I394leggerei  flJ^O  per  QTO,  e  ?bTOX 
»possa  egli  ascoltare  le  mie  parole«.  Un  e.sempio  istruttivo  lo  for- 
nisce  il  Senkessär  del  5  di  saue;  narrando  i  supplizi  inflitti  a  Ebsöy, 
vi  si  dice  che  il  governatore  di  Alessandria:  hHH  J  JP?"Ä*h«  •*  tro^,ah 
Ä  •  '^X.'>  '  CfrVf-  ••  aij&^j?.?»  s  m-Ai-  :  hÖ^TF'UO*  (ms.  di  Parigi, 
ßibl.  nat.  no  128,  f.  112,  v.);  f^^-iD*^  e  trascrizione  dell' arabo  >Of\yi 
cioe  il  >^yo  per  mettere  il  coUirio  negli  occhi  e  che  e  fatto  anche  di 
metallo;  il  governatore  fa  arroventare  al  fuoco  dei  >^jyt>  di  ferro  e 
con  essi  acceca  gli  occhi  di  Ebsöy.  Per  lo  scambio  facile  special- 
mente  in  alcune  scritture,  di  'W»  e  ID,  il  (Jo^oh^  fu  scritto  da  qual- 
che  copista:  (D^(0'^,  come  vedesi  nello  stesso  DiLLMANN,  c.  1397, 
che  mette:  (D^Oh^  fra  i  »vocabula  dubia  et  obscura«  citando  questo 
luogo  del  Senkessär,  certamente  dal  codice  di  Tubinga,  perche  esso 
manca,  per  caso,  nel  cod.  Bodleiano.  In  questa  forma  di:  (D^Oh^ 
e  in  quella  del  supposto  sing.  ÖJCfflÄ*  la  parola  e  passata  nel  Sazuäs. 
che  la  spiega:  (iO'\^\\«''ti  •'  ^f^li  '  ''7T<i.J?  »stromento  per  bruciare,  per 
rovinar  gli  occhi«;  traduzione  suggerita  dal  contesto  di  questo  passo 
del  Senkessär,  e  che  e  inesatta  quanto  e  errata  la  scrittura:  (D/f(D'^- 
II  Satväs.  ha  pure  *fe.^A  =  V^'^^^i't'  .che  potrebbe  essere:  ßdes, 
per  iscambio  di  lettere  arabe:  ^^-^f  ^^<^- 

Le  forme  doppie  sono  spesso  dovute  alla  diversa  origine  delle 
glosse.  Parecchi  nomi  derivati  dal  greco,  nella  quäl  lingua  hanno 
una  T  o  una  k,  sono  scritti  con  ^  ('f')  h,  ovvero  con  ni  e  +  secondo 
che  sono  passati  in  ge'ez  per  il  copto-arabo  o  per  il  siriaco-arabo; 
cosl  'thA  e  rtl,4*A  sono  ambedue  per  xeKXa,  come  K'flrtA-^.A  e  n 
'dAAriLA,  K'flrtAm.A  per  ipaMc^^  P-^  e  ^ahfi]  per  lOüia;  ^ilT- 
'^l'i,  't*?V-7  CfhlTr   per   (^.r^Ua,  TriTOtvov.     Forme    doppie    e  in  parte 


ÄO-A^rt   e   Ä-flTAfI  =  ff"H.7"C  sono  errori  di  scrittura 


920  Ign.  Guidi  [8 

errate  sono  p.  e    'l'T'JT    4«'}^*   'P't^'iTh    ^^'Pft  Kivvd|Liuu|Liov;  ^A 
rt.ri      h/.'flM      hCfLfl    dipeoic;;   -f'i{V?-'i   'iP^'\l?•'i  (Tonaliov),  ^-n 

?^'i    (TÖ    'TTÖtZilOV!). 

Molte  voci  sono  semplici  trascrizioni  di  parole  greche,  arabe  ecc ; 
le  incsattezze  e  le  forme  errate,  comc  puö  immaginarsi,  abbondano. 
Tali  sono:  hVlP-ft  .ftlOTA,  dEiog;  hCA^Gtl,  upxitpeu«;  Vit?r 
XUjpe[TTi(TKOTTog]  Y\C.(l/'^'V6^i  üpxinavbpiTJic;,,  4»'-C,^*l»^  =  KupiaKr)  (rme- 
pa)  che  e  spiegato:  fVC.^'  =  *l*'3',  »il  giorno  del  Signore,  il  giorno  del 
Giudizio«.  E  questo  appunto  il  senso  che  ha  la  parola  nella  strofa 
citata  in  DiLLM.  1395:  hr^^m-i.  •  ?i9"V  '  S^'H  •  ht^  •  ^fl^'i  '  '^C 
JP«!»''  »liberateci  dalla  pena,  allorquando  sarä,  dominerä  il  giorno  del 
Giudizio'«.  Lioltre  *?^(\*^t\  tribunus  (TpißoOvoc;),  (O'A'Ä'  vulpes(?)  = 
*hflC  ecc.  Numerose  sono  le  voci  arabe  fl^iÄ'  ==  lX^^I;  OVA  = 
JJlä;  fliiA  =  Jy^^;  PrtA  =  J-^;  O^tlC  =  j-^l^  (coUa  pronunzia 
volgare  di  ^-=  =  ^);  h*)**^  =  ^»-^^;  specialmente  i  nomi  delle  stelle 
come:  KrtÄ' =  ^^V\;  3^-^=  ^^4-^;  J^rhA  =  J^;  e  ritenendo 
anche  l'articolo  Jl,  XArh-"^  =  Cj^\  (come  «|»;^  e  h^^^'  =  f •?• 
fl  '  'JJ^V^  ^UiJ\;  JtA'^hV-T'  =  c>y-^^  ecc.)-  Ma  la  traduzione  del 
Sawäs.  non  risponde  sempre  esattamente  al  senso  etimologico;  p.  e. 
'CAfl  (DiLLM.  1392)  o  anche  ll^Ö-  TA^  e  =  TtuXag  ma  e  tradotto: 
^lry\'}  »tentorium«. 

Talvolta  il  Sawäs.  non  da  la  traduzione  letterale  della  parola,  ma 
come  in  alcuni  nomi  biblici,  l'interpretazione  allegorica  che  risale  agli 
antichi  »Onomastica«  ed  alla  scuola  di  Filone'.  Spesso  la  dififerenza 
fra  il  vocabolo  e  la  sua  traduzione  e  grande;  p.  e.  KA't^'J  cioe 
dXrieivöv  e  tradotto  rtfl>"  '•  f  U'V  '  hi'^Ah  »Dio  che  e  divenuto  uomo«; 
Ä'Cft^<f-  =  /^P^  •  ?*9"  »carne  e  sangue«  cioe  di  Cristo,  Eucarestia 
(TTpoaqpopd);  hYli't^'i  =  aKpaiov  e  f^'it*^ti'i  =  auYX'J^Plö'ov  sono 
tradotti  il  primo  »Sangue  di  Cristo«  e  il  secondo  »demente,  Inter- 
cessore'c  (^<y»  :  hCft-f-ft;  i^thi^  >\*^f['^),  hÖC?''i .  dcradpiov  d  1 
n.^  .inercato«;  flj^P,,  ä^^^  e  9^!h4!:'1'  »misericordia«;  'il9^ tl"? ilOl^ 
'i*Q0i*^(\(lh  =  aivrf|uaTi(7Tai  (Cf.  DiLLM.  686)  e  interpretato  »storia«; 
le  parole  VbA-fc  e  <(„A-t  sono  tradotte:  *7<{.ai'^'f  e  4»*;-'lI'^-7- 
»generale  di  sinistra«  e  »generale  di  destra« ;  certamente  sono  i  XeXeö- 
Öei  e  i  OeXeirei  della  guardia  di  David  (DTlVErn  D'TnDn).  Notevole  e 
tfO'i'tlx  »esser  avido«,  la  traduzione:  vorax,  gulo  che  il  LUDOLF  da  di 
ff":^'^L  (DIL!  M.   183)  dipende  forse  da  questa  glossa;  foH'üx  poi  e  = 

*  Cf.  Revue  biblique,  Janv.  1904  (GuiDI,   Uit  fragmetit  arabe  d' otwmastique  bibliqiie) 


9]  II  Sawasew.  921 

spada;  che  da  un  buon  senso  nell'esempio  citato  in  DiLLM.  Qff'^'l'tlx' 
i^Vnni-hC/'      II  5^?z£;^^.  registra  anche:     'l'lV'Y      'l'CTj'UCr   — 

flH)  =  "flU*,  che,  ahneno  apparentemente,  sembrerebbe  essere  =  /rop. 

Interpretazioni  singolari  e  forse  in  parte  mistiche,  sono  i  nomr 
delle  varie  parti  delle  chiese,  come:  4j4-V.  =  4*51  '  "V/KiA»'!*,  che  e  il 
luogo  dove  stanno  i  dabtarä:  'f'^rh.  =  ftfi'  •'  AJi.J'"?  la  sacrestia^ 
/Tl**J-'/.  =  4*Ä'ft'l*,  la  parte  della  chiesa  dove  si  amministra  la  coni- 
munione  al  popolo;  ^/««VL  =  '"'*^^M  la  parte  dove  e  il  täbot  ed  i 
preti  celebranti;  ogni  lettera  dell' alfabeto  poi  e  un  »nome  di  Dio«. 

Talvolta  le  spiegazioni  del  Saiuäs.  non  sono  la  traduzione  lette- 
rale  di  un  dato  vocabolo,  ma  piuttosto  le  interpretazioni  che  si  danna 
di  esso  in  taluni  luoghi  oscuri.  P.  e.  il  'hAl^f  oltre  il  senso  di  col- 
hidere,  ludere,  ha  varie  spiegazioni,  come  äT  '  /»A?  xesser  tranquillo>v 
'l'VCDÄ  »agitarsi«  (Cf.  DlLLM.  1393),  H^  '  'f-'^AAA,  »andar  su  e  giü, 
avanti  e  dietro«.  Ouesti  significati  diversi,  anzi  opposti,  sono  le  varie 
interpretazioni  che  si  danno  di  f^'iYlC  '  'l'AUJ?  '  AHiHiC  del  salmo 
XCII,  4,  che  traduce  il  öaujuaaioi  oi  jueTeujpi(j)Lioi  niq  OaXdacDiq  del 
greco. 

Molti  verbi  registrati  dal  Sawäs.  sono  verbi  denominativi  che 
sembrano  essere  poco  o  nulla  usati  nella  letteratura:  come  *'%a^^ 
»distinguere«  da  '^.<^;  A"rh  »scrivere«  da  Aö^'A;  A'JÄA  »risplen- 
dere«  da  til^tx,  Xa|U7Td<g;  T^Trh  »vestire«  da  T^'Hrh'V;  *fe4*rh  »mon- 
dare  il  grano  ecc.«  da  'ti^th  (DiLLM.  458);  ÖCtii  e  ACrh  "illuminare« 
da  lA'C'V:  A^rh  =  i'I^VfiCL  »bere  un  sorso«  da  0^^:i'ily'l'  t\md 
=  tron't  pesare   da  (Xirpa)  ATC 


IV.  hmn •' 


L'  ^iTO'fl  »particella«  che  potrebbe  tradursi  »il  connettere«  tratta 
specialmente  delle  particelle  (preposizioni  ecc.)  e  si  suddivide  in  7 
parti,  che  sono  le  seguenti: 

I.  Ofl,jR>  !  ?»1fl'fl  »grande  particella«  sono  le  particelle  che  st 
premettono  al  verbo  e  lo  reggono,  come:  A»jr*^V  •  ^iVlflCh  ecc. 
Sono  disposte  secondo  le  equivalenti  amariche,  e  precedono,  p.  es-^ 
le  particelle  con  senso  di  V  come:  "hiXO^^  ^i9"^V  hM'^  A-  (D  poi 
quelle  con  senso  di  AA  come:  Oh^'i*     fl^-V   Kiü^'l    ÜP'J'I-  ecc 

II.  'Jh»«A  '  Kifl'fl   »piccola    particella«    sono    le    particelle   che   si 


922  Ign-  Guidi  [lO 

prepongono  al  verbo,    nia   noii   lo  reggono,   comc  gli    avvcrbi  interro- 
gativi:  ?!(•"•  (IhC.  ecc,    Ic   interie/.ioni:   A»A»-  ^v  htltV  ecc 

III.  'l'^,d.  '  'ilx'fl  )'il  resto  della  i)iccola  (particella)«  sono  alcuni 
aweibi  ed  i  xx^cativi:   hß  '-  hlWJx  •  hM^- 

IV.  yAl^  '  hlfl'd  »particelle  .sottili«  sono  quelle  che  si  premet- 
tono  ai  nomi  e  ai  sufhssi,  come:  -^0,  ^ih'i',  i\,  0,  ?iT'flA  ecc,  le 
congiunzioni :  (D.  — \,  — VL?  — ü;  gli  avverbi  come:  "l'Chtl,  'VCP^, 
-We,  A<C   ne    'l-"7Air»  ecc 

V.  ^»*fe4*  '  ?iCn,'^'  »sottile  flessione«  sono  nomi  che  formano 
apposizione  a  quel  che  precede  e  non  reggono  nulla,  come:  W'A*  * 
fl/h'IrlJ;  sono  ritenuti  M.^ '■  hCtl^'  le  voci  h^PJ:  =  che  e;  Ä" 
(D'd:  =  chiamato;  ft"***/?'  =  nominato  ecc  Anche  fl>*?i'l5  nel  senso 
di  >'^egli)  e«,  A";  A**'!^!  P)  O'P  nel  senso  di  »egli  ha«  e  le  relative  ne- 
sazioni  sono  ritenute  essere  »flessione  sottile«. 

\'I.  A?"^  '  (DC^-  Ouesta  espressione  significa  »cera  ed  oro«  e 
designa  propriamente  la  metafora',  ma  questo  capitolo  comprende 
7  trattazioni  diverse  delle  quali  non  darö  quasi  altro  che  i  titoli,  poiche 
sarebbe  molto  lungo  il  parlarne  di  proposito.  Ecco  queste  trattazioni: 
i)  hilhll'l'  le  coniugazioni,  cioe  la  1°  e  le  derivate,  la  diversa  co- 
struzione  del  complemento  (oggetto,  ecc).  2)  'fl'l*'}  J  A^Aö**  »sawäs. 
disperso«  sono:  il  luogo,  il  tempo,  la  forma,  la  natura,  il  nome  e 
l'azione.  3)  OAll»'!*  •'  llHC^  »sostantivo  col  genitivo«  (stato  costrutto 
ecc).  4)  4»Ä*A  •■  l^^An^'^  »aggettlvo  col  sostantivo«.  5)  tf*>-7fHC 
propr.  »circonlocuzione«;  p.  e.  sarebbe  un  o^'YitlC  dire:  hCA-f-A  •'  A 
^A  '  iL^'l'  per  dire:  Cristo  che  fu  crocifisso  come  un  ladrone,  owero: 
insieme  con  un  ladrone.  6)  'l'HT^  »che  si  scambiano  un  coli'  altro^< 
come  le  due  proposizioni:   «^C^JT»  :    <w>Tfjn  :    h'^V-h.A    ■    (DC^  e 

h'^'i'h.^  •  (DC't'  ■  »ncFr  ■  t^iii-n    7)  ^'>hc  »gii  opposu«. 

VII.  h'*l'M  »principio,  pegno«;  tratta  dei  nomi  numerali  (cardinali, 
ordinali  ecc.)  soll,  owero  uniti  coi  suffissi  ecc. 


Fin  qui  il  Sawäs.  di  Moncullo.  La  Missione  cattolica  di  Kcren 
pubblicö  anteriormente  un  altro  Sazuäs.,  ma  assai  meno  voluminöse, 
e  senza  molte  delle  divisioni  e  suddivisioni  dell'  altro.  Nominatamente 
vi  manca  tutta  la  III^  parte  o  VniA  '•  *7/*',  che  nel  Sawäs.  di  Mon- 
cullo occupa  piü  di   loo  pagine. 

I  Cfr.  i  miei  Praverbi  strafe  e  racconti  abissini,  p.  64 


I 

i 


1 1]  II  Sawasew.  923 

Molto  resterebbe  a  dire  per  una  dichiarazione,  anco  brev^e  e  som- 
maria,  dcl  Sawäsew,  nia  il  poco  clie  ne  ho  dctto  bastera  forse  per 
dare  un'idea  di  questo  libro.  Quando  si  pensa  agli  scritti  filologici 
dei  Siri  e  spccialmente  degli  Arabi,  questa  parte  grammaticale  e  les- 
sicografica  della  Ictteratura  ge'ez  ci  si  mostra  essere  assai  povera 
cosa,  e  il  solo  pregio  che  non  le  si  puo  negare  e  1'  originalita.  La 
quäle  par  essere  grandissima  e  quasi  complcta,  e  poco  le  toglie  se 
qualche  cosa,  e  nominatamente  1'  ordinamcnto  della  3=^  parte  o  glos- 
sario,  e  stato  suggerito,  come  c  probabile,  dal  ^»i-^o  d'  Ibn  al-'Assäl, 
che  nel  suo  glossario  comprende  appunto  voci  d'  ogni  genere,  e  le 
dispone  secondo  l'ordine  alfabctico  delle  lettere  finali  di  ciascuna  voce, 
senza  raggruppare  le  parolc  sotto  le  rispettive  radici.  Ma  questa 
originalita  non  so  se  debba  stimarsi  un  pregio  da  lodare  o  un  difetto 
da  lamentare;  crederei  piuttosto  essere  stato  un  danno,  che  nessuno 
fra  gli  Abissini  sia  sorto  ad  introdurre  e  adattare  alla  lingua  geez  il 
sistema  grammaticale  degli  Arabi,  almeno  nei  suoi  clementi.  Pro- 
babilmente  in  tal  caso  il  Saiväsew  sarebbe  riuscito  di  ben  altro  valore 
e  ben  piü  utile  per  lo  studio  della  filologia  abissina. 


Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addi  Chcleto. 

Di 
Carlo  Conti  Rossini. 


grave  indebolimento  dell'  autoritä  regale,  il  passaggio  della 
somma  podestä  nelle  mani  di  grandi  vassalli,  bcht  zvadad 
o  j'äs,  ricordanti  per  molti  aspetti  i  maestri  di  palazzo  della 
etä  Merovingia,  il  conseguente  fiorir  del  feudalesimo  nelle 
provincie,  e,  con  cio,  la  piü  facile  e  larga  estrinsecazione  del  senti- 
mento  d'irrequietezza,  d'insofferenza  e  di  autonomia,  che  non  rara- 
mente  costituisce  il  fondo  della  psiche  abissina,  vennero  gettando  il 
nord  deir  Etiopia,  a  partire  dalla  metä  del  secolo  XVIII,  in  un  profondo 
stato  di  disordini,  di  convulsioni  e  di  anarchia:  stato,  che  per  le  pro- 
vincie del  reame  attigue  al  fiume  Mareb  e  al  suo  affluente  Beiesa 
ando  piü  ancora  aggravato  dalla  violenta  annessione  della  regione, 
un  di  retaggio  del  bär  m.gäs  o  bahar  nzgäsi,  alla  regione  costituente  la 
tradizionale  signoria  del  Ttgre  inakuaimen,  annessione  compiuta  da  ras 
Mika  el  Sehul.  Svigorito  o  addirittura  cessato  ogni  freno,  le  competizioni 
locali,  le  personali  o  collettive  cupide  ambizioni,  l'aviditä  di  razzie  —  per 
non  dire  di  istinti  malvagi  e  brutali  —  non  soltanto  spesso  piü  non  trova- 
rono  efficaci  repressori  o  moderatori,  ma  nelle  contese  fra  i  grandi  o  nelle 
ribellioni  contro  le  prepotenze  di  costoro  ebbero  nuova  esca  o  piü  libero 
campo  di  manifestarsi;  agii  odi  antichi,  ereditari,  altri  odi  si  aggiun- 
sero ;  fra  popolazioni,  in  cui  d'un  atto  individuale  puö  chiedersi  ragione 
o  ritenersi  responsabile  una  stirpe,  a  frotte  affoUaronsi  e  complicaronsi 
le  cause  di  vendette  di  sangue;  onde,  qua  e  l;i  si  videro  schierate 
provincie    contro    provincie,    in    una    stessa    provincia   distretti  contro 


Q26  Carlo  Conti  Rossini  [2 

distretti,  in  una  stessa  regione  stirpi  contro  stirpi,  in  uno  stesso  dis- 
tretto  o  fra  la  stessa  stirpe  villaggi  contro  villaggi:  qualche  villaggia 
non  ando  neppure  immune  da  cruente  fazioni,  che  per  risultato  ebbero 
la  distruzione,  la  spoliazione  o  l'espulsione  di  intere  casate.  —  Questa 
etä  travagliata  fu  dagli  Etiopi  chiamata  etä  dei  Masäfent,  biblica  al- 
lusione  ai  Giudici  (=  in  et.  viasäfcnf)  che  dopo  Giosue  fra  il  popola 
di  Yahwe  si  succedettero  nel  torbido  periodo  fino  a  Saul. 

Di  tale  triste  stato  di  cose,   molto   si  risenti,   fra  le  altre,  la  pro- 
vincia  tigrina  detta,   dal   nome    de'  principali   suoi  abitatori,  Acchele 
Guzai'  e  comprendente  gran  parte   del  Bur  antico.    L' Acchele  Guzai, 
geograficamente,  confina  a  nord  con  l'Hamasen;  ad  est  col  Serae  o 
Saräwe  seguendo,  in  parte,  il  fiume  Mareb;  a  sud  col  torrente  Beiesa 
e  con  l'Agame,  il   cui   distretto  settentrionale,   Golö  Mocadä,   era,  un 
tempo,  annesso  al  Bur;  ad  est  con  la  regione  propria  de'  Saho,  com- 
prendente le  aspre  precipiti  montagne   che   incombono   sul   golfo    di 
AdouHs.     Etnicamente,   esso   ha  grande  disparitä  di  genti:  senza  dire 
dei    pastori    Saho    e    di   qualche    piccola    frazione    Afar,   ricordo    gli 
Acchele  Guzai  e  gli  Seimezana,    veri  Abissini  sebbene   alquanto   in- 
crociati  per  maritaggi  coi  Saho,  occupanti  la  parte  Orientale  e  meri- 
dionale  del   vasto  paese;   i   Merettä  Sebene,  d'uno   stesso  ceppo  dei 
precedenti,    nel  centro  della  regione,    e  i  loro  fratelH  Merettä  Cajeh 
verso  nord-ovest,    sul  Mareb;   gli  Engana,   colonia  militare,  nel  nord- 
est; le  due  divisioni  dei  Decchi  Aghne,    chiamate  Decchi  Admocöm 
e  Decchi  Ghebn,  di  ugual  origine  degli  Edda  signoreggianti  la  regione 
Assaortina  prima  de'  Saho,  verso  nord-ovest;  i  Robrä  e  gli  Egghelä 
Hatzin,  di  stirpe  Irob  Saho,  gli   uni  verso   ovest  fra  Merettä  Cajeh  e 
Merettä  Sebene,  gli  altri  a  sud  dei  secondi;  i  Tedrer,  di  origine  Begia, 
verso  sud-ovest,  sul  Mareb;  i  Loggo  Sarda,    d'origine  abissina,  verso 
sud  e  il  Beiesa;   gli  Onäi,   nel  Degghien,  presso  questi  ultimi,     Altre 
genti  di  minor  importanza  son  poi  fra  costoro  conglobate. 

Questo  complesso  di  eterogenei  elementi,  che  il  corso  dei  secoli, 
la  vicinanza  e  comunanza  di  esigenze  e  di  bisogni  andarono  pareggiando 
nella  lingua,  nella  religione,  negli  ordinamenti  economici  e  sociali, 
negli  istituti  giuridici,  sebbene  compreso   da  antico  nella  signoria  del 


I  Su  questa  provincia  v.  specialmente  RUFFlLLO  Perini,  La  zoiia  di  Asmara, 
Roma  1894,  p.  Sisegg. ;  C.  Conti  Rossini,  //  GaJla  Filpos  di  Dabra  Bizan,  Roma 
1901,  p.  1X2;  Besiia  Amläk  e  il  cotivento  della  Tritiilä,  Roma  1902,  note;  Gli  Alli  di 
al>ba  Yonäs,  Roma  1903,  note;  AI  Räq-ali,  Milano   1904,  ?•  46—48 


3]  Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addi  Cheleto.  927 

bahr  tiagäs,  e  sebbene  fosse,  almeno  giä  nel  secolo  XV,  alla  dipen- 
denza  di  im  unico  capo  o  kaiitibä,  aveva  a  lungo  saputo  e  potuto 
mantenersi  in  una  larga  autonomia  sia  di  fronte  alla  potesta  dello 
Stato  sia  nelle  interne  costituzioni  contro  la  idea  feudale.  Rispetto 
allo  Stato,  il  cui  potere  segnatamente  nelle  regioni  piü  lontane  mani- 
festavasi  sovra  tutto  nella  percezione  dei  tributi,  l'Acchele  Guzai 
sembra  aver  mantenuto  ne'  termini  piu  ristretti  le  proprie  correspon- 
sioni,  tanto  che  afferma  la  tradizione  limitato  al  solo  omaggio  annuo 
d'un  tappeto  e  d'un  fucile  il  tributo  proprio,  semplice  riconoscimento 
deir  autoritä  regale,  ed  anzi  l'editto  di  re  lyäsu,  disciplinante  il  regime 
fiscale  del  Tigre  settentrionale,  non  avrebbe  neppure  fatto  cenno  — 
narrasi  —  di  quella  regione.  Nel  suo  regime  interno,  contrapponen- 
dosi  nettamente  al  feudalesimo  prevalente  in  vicine  province,  l'Acchele 
Guzai  serbossi  democratico,  senza  capi  feudali,  governandosi  con  le 
assemblee  de'  singoli  villaggi  e  con  annui  magistrati  elettivi,  n-d.bd,rä, 
iidibarö  o  hal3.qä  'änmt,  e  cercando  di  mantener  la  pace  fra  le  sue 
varie  parti  e  di  opporre  piü  valida  resistenza  al  nemico  mediante  una 
specie  di  federazione  delle  sue  genti.  Ma,  dopo  la  spedizione  di  ras 
Mikä'el,  e,  piü,  dopo  la  vittoria  di  Ubie  sul  Beiesa,  le  cose  mutarono 
assai;  pur  nell'  Acchele  Guzai,  che  ai  capi  Tigrini  ed  agli  Amhara 
avea  tentato  d'opporre  la  maggior  resistenza,  riuscendo  persino  a 
battere  presso  Hadidä,  nel  Merettä  Sebene,  il  deggiac  Sabagadis,  la 
mala  pianta  del  feudalesimo  pullulö  e  div^enne,  col  tempo,  gagliarda, 
empiendo  il  paese  di  sdib  qainis  ,,nobili";  Ubie  impose  piü  gravosi 
tributi,  che,  per  essere  stabiliti  in  mille  {sih)  talleri  per  ogni  circos- 
crizione  fiscale,  furofi  detti  aseh;  le  contese  interne,  inevitabili  in  tanta 
diversitä  di  genti  e  di  stirpi,  inasprironsi  e  s'invelenirono;  le  inimicizie 
con  le  province  a  sud  del  Beiesa  e  del  Mareb  rinfocolaronsi  nella 
opposizione  politica  ai  nuovi  dominatori.  Ma  piü  ancora  infieri  l'ini- 
micizia  contro  il  vicino  di  occidente,  contro  il  Serae,  popolato  da 
gente  d'altra  origine  e  governato  da  ereditari  capi  feudali,  i  quali  eransi 
andati  alleando  e  sottomettendo,  per  personali  ambizioni  o  per  op- 
portunitä  di  famiglia,  ai  grandi  ras  del  Tigre;  ed  anzi  il  miglior  con- 
tingente  dell'  esercito  di  Ubie  nella  battaglia  del  Beiesa,  ove  la  de- 
mocratica  federazione  era  stata  sconfitta  e  piegata  al  giogo,  era 
appunto  da  gente  del  Serae  costituito.  Gia  da  antico,  per  la  natural 
postura  dei  Tedrcr  e  dei  Merettä  Cajeh,  le  due  province  erano  in 
lite:    Ubie    aizzö    queste    ire  largendo  alle  stirpi   del  Serae  territori  e 


028  Carlo  Conti  Rossini  [4 

feudi  in  zone  dianzi  ritenute  indiscusse  dell'  Acchele  Guzai.  Le  spe- 
dizioni  guerresche  o  brigantesche  e  le  stragi  tra  i  due  confinanti 
piü  non  ebber  ritegno,  e  la  lotta  per  lunghi  decenni  si  svolse  con  la 
ferocia  e  con  Taccanimento  speciali  alle  guerre  civili.  II  piü  tragico 
episodio  si  ebbe  nel   1852,  presso  il  villaggio  di  Addi  Cheletö\ 

Alla  fin  del  185 1  un  gruppo  di  Tigrini  dell'  Ahseä,  distretto  fra 
Adua  e  il  Mareb,  era  venuto  a  far  razzie  a  nord  del  Beiesa,  sul  tor- 
rente  Tserena  {saninä)  e  nel  territorio  dei  Loggo  Sarda.  Per  rap- 
presaglia,  le  genti  dell'  Acchele  Guzai  pionibarono  suli'  Ahseä,  met- 
tendülo  per  quattro  giorni  a  ruba.  AI  ritorno,  taluno  propose  il 
sacco  del  Gundet,  distretto  meridionale  del  Serae,  attiguo  al  Mareb: 
i  Loggo  Sarda,  allegando  vincoli  di  parentela,  v'i  si  opposero,  e  la 
massima  parte  de'  confederati  Acchele  Guzai  fecero,  senz'  altro,  ritorno 
alle  lor  case.  Ma  non  paghi  erano  alcuni  altri,  i  quali,  capitanati  da 
lig  Gubsa  Gara  Amläc,  della  stirpe  de'  Ghiläi,  da  lig  Bahtite  Debrü, 
della  stirpe  degli  Zere  Hannes,  e  da  aite  Gabräi  uod  aite  Biluo, 
della  stirpe  dei  Sulü,  vollero  irrompere  nel  Serae:  il  di  16  febbraio, 
ricorrenza  della  ktdän^.  niehrd^t,  assalirono  il  villaggio  di  Addi  En- 
cherti,  e  quasi  tutti,  sopraffatti  dal  numero,  insieme  coi  tre  condottieri 
restarono  uccisi;  i  pochi  superstiti  vennero  fatti  prigioni  e  non  resti- 
tuiti.  Air  annuncio  del  fatto  1' Acchele  Guzai,  che  pur  non  aveva 
voluto  associarsi  all'  impresa,  invaso  da  furore,  giurö  di  trarre  aspre 
vendette.  Dal  18  febbraio  al  4  aprile  compironsi,  il  piü  segretamente 
possibile,  i  preparativi  di  guerra,  e  si  elessero  i  sette  iidiÖ3irä,  incari- 
cati  di  preparare  il  piano  della  campagna.  II  di  5  aprile,  fingendo 
di  tendere  al  Tigrai,  convenner  tutti  presso  il  torrente  Tserena,  fuor 
che  le  stirpi  degli  Acchele  Siön  (Decchi  Dighnä,  Zanadegle  e  Hadegti), 
che  avevano  vari  rami  in  Hamasen  e  nello  stesso  Serae:  i  principali 
comandanti  erano  Tuccü  uod  cantibai  Zeregghi  dello  Zebaonti  per 
tutti  i  Deccuzai  (=  Decchi  Guzai),  Garenchiel  Hagös  dell'  Aret, 
Uolde  Chidäne  uod  aite  Sulü  del  Uod  Acchele  Meshäl,  cantibai 
Bariäu  dell'  Acran,  aite  Azariä  di  Bihät,  aite  Gosciü  Gara  Amläc,  scium 
Ogbazghi  Habta  Hannes  e  Gabre  Ghide  dello  Seimezana,  cantibai 
Zegherghis  del  Merettä,  aite  Andenchiel  e  bahär  nagäsi  Godefä  dello 
Egghelä  Harnes,  barambaras  Temmanö  di  Addi  Gahad  dell'  Egghelä 


I  Vi  accenna  sommariamente  anche  W.  Munzinger,    S/udi  snll'  A/'rim  Oiientale, 
Homa   1890,  p.  309 


5]  Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  cli  Addi  Cheleto.  929 

Hatzin,  bahär  nagäsi  Uolde  Gabriel  del  Tedrcr,  il  gerät  sam'ä  Nabite 
uod  sciuni  Salomön  del  Degghien  e  il  bahär  nagäsi  Hailü  uod 
Amennäi  del  Loggo  Sarda.  Assicurasi  che  l'esercito  ascendesse  a 
12000  armati,  con  numerosi  fucili.  Sempre  minacciando  il  Tigrai 
d'oltre  Beiesa  e  Mareb,  alla  sera  del  5,  da  Tserena  l'esercito  passö  a 
Mai  Aini;  nel  mattiiio  seguente,  varcato  il  Mareb  a  occidente,  rag- 
giunse  Oö,  storico  confine  tra  Acchele  Guzai  e  Serae;  saputo  il 
nemico  in  suUe  guardie,  ivi  accampossi  e  pernotto.  AU'  alba  del  7, 
ripresa  la  marcia,  girö  l'aspro  insidioso  ciglione  d'oltre  Oo,  incam- 
minossi  per  l'ascesa  di  Mesafro  (Metfä  Ualta),  e  verso  le  ore  9  antim. 
raggiunse  le  vicinanze  di  Addi  Cheleto.  Dal  villaggio,  minacciando, 
gli  armati  del  Mai  Tsaada,  del  Maragüz  ecc.  con  largo  contingente 
di  cavalleria,  e  in  numero  —  narrasi  —  di  8000  armati,  attendevano 
l'urto.  Gli  Acchele  Guzai,  sovra  due  linee,  la  prima  costituita  dagli 
armati  dello  Seimezana,  del  Degghien  e  del  Loggo,  la  seconda  da 
tutti  gli  altri,  al  grido  di  \iwbd  „gloria!"  avanzaronsi  di  corsa;  i 
Serae,  sovra  una  sola  linea,  coi  cavalli  all'  ala  destra,  procedevano 
di  passo  al  grido  di  Ad/idiindi,  nome  del  loro  progenitore  leggendario. 
Giunti  a  cinquanta  passi,  i  contendenti  scaricaronsi  vicendevolmente 
addosso  le  loro  bocche  da  fuoco,  e  furiosamente  avventaronsi  alla 
arma  bianca.  La  cavalleria  del  Serae  nel  suo  cozzo  travolse  gli 
Seimezana,  che  stavanle  a  fronte,  e  rovesciossi  sui  Deccuzäi  della 
seconda  linea:  trascinata  dal  movimento  assalitore,  la  fanteria  sua 
compaesana  la  segui  rapida  sui  giä  sbaragliati  Seimezana,  ma  in  tal 
modo  lasciö  troppo  debole  il  centro,  che,  perduto  ogni  appoggio  sulla 
destra,  in  breve  dovette  cedere  all'  impeto  de'  nemici.  Sfondata  la 
sua  linea,  il  Serae  fu  costretto  a  volgere  in  fuga,  e  un  pronto  inse- 
guimento  avrebbe  resa  irrimediabile  e  piena  la  rotta.  Ma,  prevalendo 
l'istinto  del  predone,  gli  Acchele  Guzai  si  dispersero  pel  campo 
in  cerca  di  bottino.  Ne  approfitto  per  sostare  e  per  raggrupparsi  la 
cavalleria  avversaria,  che  mosse  alla  riscossa:  avuto  facilmente  ragione 
de'  pochi  lanciatisi  sulle  orme  de'  fuggenti,  e  da  inseguitori  resili 
inseguiti,  piombö  sui  predoni  e  ne  fece  macello.  Intanto,  riorganiz- 
zaronsi  da  una  parte  e  dall'  altra  i  combattenti.  Ne  segui  una 
nuova  mischia.  Alla  fine,  il  Serae  dove  battere  ancora  in  ritirata. 
Le  perdite  furono,  d'ambe  le  parti,  gravissime:  fu  questo  a  memoria 
d'uomo  il  combattimento  piü  feroce  e  piü  sanguinoso.  II  Serae 
lasciö  sui  campo  400  morti:  800  ne  lasciö  l'Acchele   Guzai.     Questo, 

Nöldeke-Festschrift.  rn 


930  Carlo  Conti  Rossini  [6 

senza  utile,  vi  perdette  quasi  tutti  i  migliori  sucn  guerrieri :  Tseg- 
guaro,  Cefa,  Macaieh,  altri  villaggi  dello  Seimezana  ebber  uccisi  tutti 
i  loro  combattenti.  —  Gli  Acchele  Guzai,  dopo  Tamara  vittoria,  si 
Sparsero  pel  IVIai  Tsaada,  e  per  due  mesi  lo  devastarono  dando  alle 
flamme  venti  villaggi:  trattone  un  bottino  scarsissimo  e  di  sole  gra- 
naglie,  rivarcarono  il  Mareb,  e  rientrarono  ne'  loro  paesi.  —  Dopo  il 
fiero  combattimento  I'odio  fra  le  due  provincie  scavo  un  abisso  pro- 
fondo,  che  oggi  soltanto  tende  a  sparire. 

Ouesti  avvenimenti  ebbero,  naturalmente,  canti  e  cantori;  e  tra 
i  vari  prodotti  della  Musa  popolare  ebbe  grandissimo  favore  un 
poemetto  —  oggetto  di  questa  edizione  —  al  quäle  i  lustri,  omai 
non  piü  pochi,  trascorsi  non  hanno  ancor  tolto  la  voga,  onde  pur 
oggi  lo  si  intende  cantare  in  entrambe  le  regioni  avversarie.  Autore 
ne  fu,  dicesi,  un  tale  Caabet  nativo  del  villaggio  di  Addi  Tafä,  della 
Endä  Jacob  nel  JNIaragüz,  il  quäle  venne  in  Addi  Cheleto  fatto  pri- 
gioniero  dagli  Acchele  Guzai.  II  poemetto  e  lirico,  ignoto  essendo 
agli  Etiopi  il  genere  epico.  Tramandato  oralmente,  esso  ha  subito, 
sembra,  non  poche  alterazioni,  non  soltanto  per  spostamenti  di  strofe, 
ma  per  soppressioni  o  per  aggiunte,  talfiata  concernenti  persino 
uomini  i  quali  nel  fatto  di  Addi  Cheleto  non  ebbero  parte.  La  mia 
edizione  e  condotta  su  canti  raccolti  cosi  nel  Serae  come  nello 
Acchele  Guzai:  ho  fondata  ragione  di  credere  che  essa  presenti  ab- 
bastanza  fedelmente  il  testo  originale,  sebbene  non  escluda  punto  la 
possibilitä  di  interpolazioni  o  di  non  giuste  esclusioni. 

II  poemetto  e  quasi  interamente  nel  metro  breve  ed  energico, 
che  io  proporrei  di  chiamare  hasir.  Lo  Schema  consueto  e  n-/_^  w_, 
ove  il  segno  della  lunga  denota  l'accento:  peraltro,  come  suol  av- 
venire  per  metri  popolari  che  vanno  ancora  inconsciamente  forman- 
dosi  ed  elaborandosi,  non  mancano  varianti,  fra  cui  meritano  menzione 
quella  —\^-.~^—  (cfr.  v.  8  e  20)  e  l'altra  assai  piü  frequente  .-/w_v^_ 
(cfr.  V.  13,  16,  17,  19,  43,  43,  86,  87,  103,  104  ecc).  Talora,  i  ver- 
setti  sono  accoppiati,  come  al  v.  34,  41,  46,  52,  59,  specialmente  in 
fine  di  strofe:  strofette  l'una  di  cinque  versi  (v.  65 — 70)  e  l'altra  di 
sette  (v.  90 — 96)  son  tutte  cosi  formate. 


7] 


Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addi  Cheletö. 


931 


»Canto  che  in  encomio  del  prode  e  a  biasimo  del  codardo  uscl 
allorquando  combatteronsi  gli  Acchele  Guzai  e  quei  del  Serae.  Di 
Addi  Cheleto,  il  Serae  dice  »fu  giornata  di  sconfitta  per  i  Guelo!«, 
gli  Acchele  Guzai  dicono  )'fu  giornata  di  sconfitta  ]ier  il  Serae!«. 


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932 


Carlo  Conti  Rossini 


[8 


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4-^H  '  Ti-J^A  =  tOrtl.*?'  :: 

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95.  ;ihd^'> '  'nö^  •  i-ÄruTiP  « 

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105.       '^Vr-h"!''!?'''' 


9] 


Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addi  Cheleto. 


933 


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934 


Carlo  Conti  Rossini 


[10 


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Versione. 

»Addi  Cheletö,  —  distruzione  di  tutti!  —  non  vi  fu  chi  entrasse 
Tomasse,  —  7;ia  quei  che  restarono  ftiUi  morirono. 

»Addi  Encherti,  —  cattiva  giornata!  —  Essa,  Aäcü  E)icJierti,  e 
la  malvagia,  —  ha  rovinato  gh  uomini. 

»A  questo  albcro  di  mämänä  —  dateci  del  tabacco,  —  onde  ciö 
sia  a  notizia  —  quando  sarem  tornati,  dateci  ora,  snl  caiiipo  di  bat- 
taglia,  del  tabacco  affinche  cid  possa  di  poi  diniostrare  il  nostro  dis- 
degno  del  pericolo ;  dicevano  i  giierrieri. 

»Azariä  di  Bihat  —  guida  dei  codardi,  dcgli  Sciniezana  rovesciati 
dalla  cavalleria  neinica,  —  paiwoso  conie  iena  di  primavera,  come 
sciacallo  all'  alba! 

»Scemmcr,  Scemmer,  —  Scemmcr  di  Berchitto,  —  fuggendo  c 
entrato  tornato  al  suo  paesc  —  come  un  pipistrellü:  —  cgli  che  viene 
di  mercoledi  —  minacciatore  nella  riunione,  cJw  nclla  riunionc  sctti- 
manale  ha  fiera  e  poderosa  la  voce. 

»I  figli  del  Dericcen  —  come  feniininette  sc  ne  andarono  fug- 
gendo spaventati  —  soUevando  la  variegata  vestc,  —  calpestando  Ic 
spine.  —  0  fcmniimicce,  che  sciupio  della  lor  farina! 


I  i]  Poemetto  lirico  ligrai  per  la  battaglia  di  Addi  Cheletö.  93; 


»Quei  di  Godefa,  —  il  loro  naso  senibra  un  vaso.  —  Che  voi, 
o  feiiüiiine,  ve  ne  andiate  —  o  che  rimaniate,  c  lo  stesso,  la  vostra 
presenza  e  imitile,  pcrche  siete  geilte  inibelle:  —  affinchc  non 
siate  tagliati  dalla  hinga  scimitarra  —  lasciate  la  lingua  con  Abba 
Chesbet! 

»Abbä  Chesbeti,  —  se  in  questo  combattiniento  non  morrai  —  di- 
verrai  l'occhio  de'  capi.  —  O  signore!  signore!  —  a  bere  il  sangue 
degli  uomini  —  senza  pietä  —  (quäle  orribile  giorno!)  —  nel  mar 
delle  lance  in  niezso  al  combattiniento  egli  e  andato  a  bere. 

»Garenchiel,  —  fratello  di  Aiä  Mehre,  —  re  di  Agurere,  — 
scegli  la  virilitä  eleggi  a  tua  conipagna  Parditezza!  —  La  sua  scia- 
bola  primogenita  {preferita?)  in  alto  passo  la  giornata  stette  tiitto  il 
giorno  alzata  sovra  rininiico. 

»TuccLi,  siniile  per  fierezza  a  iin  cavallo  Stallone,  —  fece  fare 
un  bando  sovra  il  Serae  lo  trattb  da  padrone:  —  in  Addi  Quala, 
piantatore  della  tendal 

»Hadgü,  Abbä  Gliedern,  —  sceglitore  dei  nemici  di  sangue  che 
nel  conibattinumto  va  a  scegliersi  per  avversari  qnei  che  Jianno  con 
Ini  vendette  di  sangue^  —  nel  mezzo  del  combattiniento  andö  a  in- 
vitare  alla  tenzone,  conie  a  invitare  a  nna  festa  nuziale. 

»Aite  Lubaitö,  —  oh  mondo  vanol  —  il  suo  fucile  gli  si  e  ri- 
fiutato,  —  colä  lo  fece  rimanere  )ion  sparando  fece  si  che  egli  potesse 
venir  ucciso. 

y>\\  fratello  di  Sellasi,  —  signore  della  grande  lancia,  —  nel  mar 
delle  lance  se  ne  ando  a  nuotare  —  disfacitore  di  lance! 

»Andenchiel,  —  signore  facitore  d'un  lago  di  sangue  1 

»Signore  Abbä  Gherdem,  —  signore  d'un  otre  di  sanguel 

»O  Gubsa,  —  Gubsa,  figlio  di  deggiäc  Hailü,  figlio  di  deggiac 
Cassal  —  egli  e  niorto  prima  che  la  sua  rossa  sposa  partorisse, 
—  prima  di  indossare  il  suo  nuovo  manto,  —  prima  di  sguainare 
la  sira  lunga  scimitarra!  —  Ti  hanno  forse  ucciso  in  mezzo  al 
boscor 

»II  figlio  di  scium  Chefle,  —  signore  di  Zaare  —  compagno  del 
cavallo  rosso,  —  ha  ucciso  un  uomo,  —  ha  legata  la  fascia  del  vin- 
citore:  —  uccisore  di  fucilieri,  —  spogliatore  di  cartucciere. 

»Aiä  Tesfäu,  —  il  cavallo  rosso  e  il  suo  compagno :  —  o  benedetto 
da  sua  madre! 

»Habte    Gherghis,    —    signore    di    Hadidä,    —    mangiatore    della 


Q56  Carlo  Conti  Rossini  [l2 

gobba  de'  buoi  spcttante  nc'  piihblki  fcstini  al  piu  prodc'^, —  figlio  di 
Scehai.  —  cercatore  di  fasto! 

»Ceröni  di  Assetäh  —  ha  fatto  dire  tre  Jia  ucciso  trc  uoinim  — 
in  mezzo  a  loro  gcttandosi  a  colpirli  ncl  diczzo  delle  filc  iieiniclic. 

»11  figlio  di  Biluö  —  c  montato  sul  suo  cavallo  rosso,  —  ha 
cinta  la  sua  lunga  scimitarra,  —  ha  abbracciato  il  suo  leggero  scudo, 
—  ha  soUevato  la  sua  lancia  Sämrä,  —  nientre  lo  prendevano  dicen- 
dogli  "iion  andare!«,  —  una  breve  esistenza  eragli  destinata.  —  E 
ciö  perche  fccc  cgli,  percJic  volle  a)idarc  hicontro  alla  Jiiortc?  »per  la 
storial«  egli  rispose  a  cJii  )ic  lo  doviandava. 

»Hadgü  Aia  Martü.  —  la  strage  e  il  suo  mucchio  di  grano 
mondo,  —  Tuomo  e  il  suo  manicaretto,  ^v'  pascc  egli  di  stragi  e  di 
vite  umane. 

i'Hadgü  Abba  Ghedem  —  a  loro  a  qitei  del  Serae  fece  inghiot- 
tire  pallottole  di  fucile,  —  di  polvere  da  sparo  li  ha  rivestiti.  —  La 
sua  lancia  e  percotitrice,  —  la  sua  sciabola  e  affilata. 

»Giaui,  guida  al  saccheggiare,  —  scroscia  come  acqua,  i  suoi 
colpi  scrosciano  come  pioggia  grossa. 

»i\iä  Tsadienö,  —  dal  non  conciato  mantelletto  di  pelle,  —  dallo 
otre  da  mendicante,  —  perche  tutti  combatta  —  lo  si  mandi  a  Gamistä! 

»Gabrü  Abba  Dibo,  —  signore  d'una  rugiada  di  sangue,  —  i 
valorosi  lo  circondarono. 

)'Abbä  Scibotä  —  non  pote  parare  il  colpo  con  lo  scudo,  — 
apri  ritirandosi  il  paese  al  nemico. 

»Scium  Fessaie,  il  vostro  scudo  ve  lo  raccomando,  o  Sciujii  Fes- 
saie  (=  Abba  Scibota),  qiiel  tiio  inutile  scudo  te  lo  raccomando,  custo- 
discilo  bene! 

»O  Endä  Mericciä  —  sceglitrice  di  bicchieri,  —  falciatrice  di 
pani  buona  soltanto  a  scegliei'si  nei  bancJtetti  i  biccJiieri  piii  grossi  e  a 
mangiarc  mucchi  di  pani ! 

»Decchi  Asellafi,  —  scimmia  di  Addenfi,  —  ti  sei  riunita  rißt- 
giata  in  un  burrone! 

»Figlio  d'Alebä,  —  amatore  di  ciance  —  presse  l'albero  dell' 
assemblea,  —  il  tuo  ostacolo  c  lo  sterco,  sei  terribile  a  parole,  ma 
un  nonmdla  ti  arresta, 

»Jacob,  Accolöm  (=  Enda  Jacob,  Enda  Accolb?n),  —  per  quanto 

I  V.  /  I-^g,^'o  e  la  legge  dei  Loggo  Sarda,  Firenze   1904,  p.   16  n.   i 


13]  Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addi  Cheleto.  937 

e  quanto  vale  la  loro  forza?  —  mentre  dicevano  »combattiamol«  — 
passarono  il  giorno  a  sinistra  fiirono  sconßfti,  —  hanno  lasciato  uc- 
cidere  Chefläi,  —  qiicgli  allungatori  di  calzoni  spavaldi ,  —  senza 
frutti  —  come  lo  'etän  zom! 

»Addi  Azazi,  —  le  loro  lance  sono  veleno. 

»I  Ghebra  Merait,  —  la  lor  mano  e  scagliatrice  di  lance,  —  il 
loro  ginocchio  e  pronto  alla  fuga,  —  il  lor  occhio  e  nella  fiiga  inda- 
gatore. 

»Gabien,  Atzeguar,  —  in  luogo  di  averc  bianca  poa,  invece  di 
provvcdcre  alla  cottura  del  pane,  noii  avretc  la  poa,  non  potrcte  far 
paiic,  —  po'che  da  voi  sono  entrati  rovistando  gli  Acchele  Guzai ;  — 
nei  niesi  di  hamle  e  senie  e  entrata  da  voi  la  miseria,  )iei  inesi  della 
sciiiiiia  pik  non  avrete  senieiiti,  pcrchc  il  iionico  vi  ha  portato  via  tutta 
il  vostro  grano. 

»Godofelassi,  —  bevitrice  d'idromele,  —  paese  delle  stofte,  sid 
an  ricco  mcrcato  afflidsco)io  i  inercanti  della  costa  con  le  loro  Stoffe,  — 
radunatrice  di  talleri,  —  versa  il  tuo  tributo,  —  se  non  vuoi  essere 
messa  a  sacco! 

»O  tu,  Gundet,  —  non  preparare  il  pane,  —  non  combattere  a 
difesa:  —  orribile  giornata,  —  c/ie  ha  distrutto  gli  uomini! 

»Aiä  Abisciä,  —  grosso  di  tergo,  —  rompitore  di  seile,  —  im- 
perante  suUa  sua  moglie,  —  leone  per  l'ospite,  buono  soltanto  a  co- 
inandare  su  donne  sottoniesse,  ina  spavaldo  a  parole  e  nnllantatore  con 
ein  non  lo  conoscal 

»In  Ciaanadüg  —  tutti,  riiuasti  nccisi,  venner  lasciati  insepolti 
come  asini. 

»O  tu  Menelich!  —  questo  gustatore  di  condimenti,  —  che  co- 
manda  a  sua  moglie,  buono  soltanto,  a  attendere  come  nna  fenunina, 
alle  faccende  doviestiche  e  a  coviandare  alla  moglie ! 

»In  Daarö  Nalai  —  il  tuo  cavallo  era  quello  grigio  potevi  sce- 
gliere  buoni  e  bei  cavalli  per  bottino. 

»In  Uala  Hannes  —  tutti  migrarono  via  per  la  grande  miseria 
seguita  al  sacc/ieggio. 

»In  Maäl  Arhä  —  tutti  erano  come  giovenche  facili  a  cadere  in 
man  del  7iemico. 

»In  Mai  Meracat  —  tutti  furono  come  corvi. 

»In  Mai  Mosenü  —  il  sangue,  il  sangue  odora. 


93 S  Carlo  Conti  Rossini  [14 

'>In  Tsegherdale  —  gli  uoiniiii  vennero  affaticati  {opp.  la  terra 
restö  umida  del  lor  sangue). 

•»\\\  Ualä  Humer  —  tutti  riiiiascro  iiiorti  a  mucchi. 

»Aggafnrr  Ghebrai,  —  va  bene  cosi  farc?  —  non  lo  ripetere 
ancora ! 

»In  Addi  Cusmö  —  tutti  restarono  stu],)efatti! 

»Addi  Encherti!  —  mi  ronipa,  mi  frantuini,  — ■  dicevano  i  cadetiti, 
erami  ferse  sembrato  che  tu  potessi  essere  quir  —  orribile  giornata! 

»Addi  Cheleto,  —  i  cavalli  cJie  voi,  gente  del  Serae,  vi  portasfe 
furono  indarno,  itiutili:  —  quclla  giornata  ha  distrutto  gh  uomini«. 


Note. 

V.  13  — 112  personaggi  e  localitä  delP  Acchele  Guzai.  V.  13.  Azariä  di  Bihät, 
villaggio  dello  Seimezana,  dicesi  fuggisse  ignominiosamente.  V.  17 — 18.  Scemmer 
di  Berchitto,  villaggio  del  Metzhe  distretto  Guzai  dell'  Acchele  Guzai.  V.  23.  Deric- 
cien,  altro  distretto  Guzai  (propr.  Degguzai  o  Deccuzai,  abbrev.  per  hammistz.  D&qqi 
Giezäi  le  cinque  progenie  di  Guzai).  V.  28.  Godefä,  capo  di  Gura:  v.  note  lessicali. 
V.  33,  34,  (>Z-  Abbä  Chesbeti,  valoroso  notabile  di  Corbaria.  V.  42—44.  Garen- 
chiel,  cantibai  di  Agurere  villaggio  dello  Zebaonti  altro  distretto  Degguzai.  V.  47. 
Tuccü  cantibai  del  Degguzai.  V.  50.  loo.  Hadgü  cantibai  di  Seimezana.  V.  53. 
Lubaitö,  notabile  dello  Seimezana.  V.  57.  Aiä  (=  fratello  di)  Sellase,  o  cantiba 
Gue'es,  di  Zocolö,  villaggio  dello  Seimezana,  che  dicesi  segnasse  I'inizio  della  battaglia 
lanciando  un  ciottolo  contro  il  nemieo.  V.  61.  Andenchiel,  famoso  capo  di  Corbaria 
e  padre  del  famigerato  lig  Selebä.  V.  6^.  Abbä  Gherdem,  soprannome  d'un  dei 
principali  seguaci  d'Andenchiel.  V.  65.  Gubsa,  di  Ehfesi,  villaggio  dello  Seimezana, 
imparentato  per  donne  con  la  feudale  dinastia  di  Zazzega  {se'azzagä),  cui  appartene- 
va  il  suo  coetaneo  deggiac  Hailü.  V.  71  —  72 — 78.  II  figlio  di  scium  Chefle,  capo 
di  Zaare  villaggio  del  Merettä  Sebene.  V.  81.  Habte  Gherghis  di  Hadidä  villaggio 
del  Merettä  Sebene.  V.  86.  Ceröm  di  Assetäh  villaggio  del  Merettä  Sebene.  V.  ill. 
Gamistä  torrente  del  Serae,  presso  Metfä  Ualtä. 

V.  112  — 182  personaggi  e  localitä  del  Serae.  V.  115.  Gabrü,  capo  dei  Mai 
Tsaadä,  padre  di  deggiac  Tesfü  Mariam.  V.  120,  Stirpe  del  Serae.  V.  126.  Stirpe 
del  Serae.  V.  130.  Enda  Jacob  e  Enda  Accolöm,  stirpi  del  Maragüz.  V.  140.  Ghebra 
Merait,  stirpe  del  ]Maragüz.  V.  144.  Gabien  ed  Atzeguär  villaggi  del  Mai  Tsaadä. 
V.  148.  Godo  Felassi,  il  noto  capoluogo  del  Tacalä,  importante  mercato  della  zona. 
V.  154.  11  Gundet,  distretto  meridionale  del  Serae  sul  Mareb,  per  la  via  di  Adua. 
V.  183 — 186:  dicesi  allusione  al  fatto  che  un  Acchele  Guzai,  dopo  la  battaglia,  ucci- 
desse  con  un  colpo  di  lancia  in  pleno  petto  un  prigioniero  di  guerra. 

V.  2.  rflthoi*  ;  »distruggerc,  far  perire  interamente:  abbrustolire«,  pass.  i^rh 
Ih»"!*  :,  ftiWi"^  :  »perimento,  distruzione«  ed  anche  »una  specie  di  orzo  abbrusto- 
lito«.  —  V.  4.  Notisi  questa  costruzione  di  terfoz-  o  eiitaz-:  cosi,  p.  e.  afyäs  y2,lbbii 
terfb  eU2.gz£e  »non  vi  sono  cavalli,  essendo  stati  tutti  conperali«.  —  V.  6.  eselamaz. : 
cosi  izJikal  hj/li,  tzkkal  gizie  »notte  infaustal«,  »tempi  cattivÜ«.  —  V.  9.  ma.tna.na 
»acacia  albida«,  di  cui  profumansi  le  donne.  —  V.   10.  sa.////a.u  »tabacco  da  naso«.  — 


Poemetto  lirico  tigrai  per  la  battaglia  di  Addi  Cheleto.  939 


V.  17.  sebhät  dal  principio  di  settembrc  al  nias(]äl{2']  settembre),  cioe  il  periodo  delle 
ultime  piogge.  —  V.  20.  Sinonimi  di  W;iiäkitilb  »pipistrello«  sono  vt2iii/.'ä'  e  cncoa 
'ojih.)-.  —  V.  22.  Vlrlfc  !  »fare  lo  spavaldo,  il  bravonea.  />äy(ö  luogo  ove,  spesso 
intorno  a  iin  grande  albero,  di  sera  o  nei  cli  festivi  congregansi  pacsani  e  notabili 
per  discorrere,  far  consiglio,  rendere  giustizia  ecc.  —  V.  24.  //a/ifä  »fuggire  spaven- 
tato« :  la  rid.  di  s  in  /  e  comune  specialmente  nell'  Acchele  Giizai.  —  V,  25. 
f^M^  's  specie  di  tela  ligata  che  importasi  da  Massaua;  //a/'a.fä  »tirare  sii  la  veste«. 

—  V.  27.  dahaf-x  »sciupare«,  cfr.  amhar.  dajfa  »rovesciare«.  —  V.  29.  säii/hJ  »naso« 
nello  speciale  uso  dell'  Acchele  Guzai  (Zanadegle,  Zebän  Bur  ecc),  »labbro«  nell' 
uso  deir  Hamasen:  qui  alludesi  al  naso  camuso  dei  Baria,  cui  le  origini  della  stirpe 
Decchi  Ghebri  si  riportano.  mckiicirfä  grande  vaso  usato  specialm.  dalle  vergini  per 
i  soffumigi  di  profumi.  —  V.  32.  4'lH  :  (,0  1^'lH  :)  ti'^bi.  \  fäiizo  {0  fniiza)  sctöl  specie 
di  lunga  sciabola:  amhar.  faiizb.  q&nza.Jh  tagliare  facilmente.  —  V.  35.  l>e/c''d 
»utinam«,  se  (=  en/a).  —  V.  37.  abiti  grido  ripetuto  per  invocare  giustizia  o  pietä: 
escl.  di  meraviglia.  —  V.  47.  "HlT**!  !  »cavallo  Stallone«;  cfr.  amar.  zän^i^ä  »castia- 
to«.  —  V.  47.  n^y  !  ÄflA  :  nfece  dire  ascolta!«,  cioe  »fece  fare  un  bando«,  comin. 
ciando  i  bandi  con  la  parola  amarica  fl"?  ;.  —  V.  52.  TxßJ^  \  »invitare  al  ban- 
chetto  nuziale  spec.  della  figlia« ,  cfr.  GuiDi  / 17  s,  v.  —  V.  54.  iickantb  »inva- 
no,  indarno:  vanow.  —  V.  58.  it/\t\.  '•  helläsi  specie  di  grande  lancia.  —  V,  69. 
wa.fa.fa  »trarre  fuori,  sguainare«,  cfr.  amar.  niäzzaza..  —  V.  70.  täsa  »boscaglia,  ter- 
reno  incolto  e  coperto  d'alberi  e  d'arbusti«.  —  V.  73.  säiidä  »compagno«.  —  V.  77. 
.fa/a/'ä,  oltre  i  sensi  in  DV.  »strappare  violentemente,  spoliare«.  —  V.  85.  ^Vh?  : 
e  il  mostrarsi  di  fuori  grandi  e  ricchi  quando  poco  si  ha  in  casa:  J^(h  '.  e  tale 
specie  d'ostentazione.  —  V.  90.  itßfl^  \  »montare,  cavalcare«.  —  V.  92.  flrt'l  \  (o 
nAA"  ".)  'PA.'t'  ;  specie  di  scudo  leggero;  /a/a/ä  »imbastire,  cucire  con  una  sola 
riga:  trovarsi  bene«.  'VIÄP^  '•  "V^fiß^  '•  »essere  niesso  sul  fianco«,  aifa.Ma.fna. 
»stendere  in  piano«,  scherzosam.  »ubriacare«,  aj^ädawk  id.  —  V.  93.  ^y<J.  ;  J/'?^*  : 
specie,  diconmi,  di  lancia  assai  pregiata,  non  so  se  perche  di  produzione,  almeno  in 
antico,  del  vicino  Samhar,  d'onde  provenivano  le  aste  ^,43.^.^0  giä  cantate  da  'Amrü 
'1-qays:  ancor  oggi  nella  penisola  di  Buri,  presso  il  Samhar,  fabbricansi  lance  rino- 
mate.  —  V.  96.  ^^  :,  'fei*  :  »racconto,  sloria«  (=  A/;//-},  —  V.  101.  "hdCl  '.  »in- 
ghiottire,  mangiare  avidamente«.  —  V.  103.  (\F^(\ff^  '.  »tirare  colpi  col  bastone, 
con  la  lancia  ecc.  —  V.  104.  \\^(\9^  \  »affilato«.  —  V.  106.  iMi  i  »scrosciare« 
dicesi  di  acqua,  grandine  e  simili.  —  V.  108.  fh()^  i  »ammorbidire,  stropicciare: 
conciare«.  —  V.  iii.  ^^h^ ',,  qui  nome  proprio,  e  una  buca,  uno  scoscendimento 
fatto  da  un  torrente  in  piena  fuor  del  proprio  alveo.  —  V.  113.  /ifbo  »rugiada«. 
\}C^  ;   »carne  magra,  di  bestia  magra«  p.   e.  seggähä  Jichhö  iys't  »la  sua  carne  e  mao'ra«. 

—  V.  116.  '\(ti\  »colpo«.  —  V.  119.  haya.  balz,  »raccomandare«.  —  V.  128.  ,^>-a<^ 
zyziphus  Spina  Christi;  qui,  albero  intorno  cui  si  tiene  riunionc.  —  V.  129.  ma^uerab 
»inciampo,  ostacolo:  calcio  {=  ga.n/o)<.i.  —  V.  133.  sa.ggdm  zvciala.  »perdere,  essere 
sconfitto«.  —  V.  :37.  'ctän  zm-x  sarebbe  una  specie  di  pianta:  e  anche  nome  di  vil- 
laggio.  —  V.  145.  d\A  \,  HA  i  »in  luogo  di,  invece  di«,  megegar  »cottura«,  da 
77<J  ;  »cuocere  il  pane«.  —  V.  147.  seggdr  »miseria,  tribolazione«.  —  V.  150.  hebsi 
»pezza  di  panno,  di  stoffa«.  —  V.  156.  maJika/h.  »pararsi  con  lo  scudo;  combattere 
in  difesa«.  —  V.  163.  gäsä  »ospite«.  —  V.  167.  delUk'^  pepe  rosso  mischiato  con 
nero,  con  gengeba.1  o  zenzero  ecc,  ma  senza  burro.  —  V.  180.  /a/a/ä  »essere  umida 
la  terra  per  le  piogge«. 


'>a. 


Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart/ 


Aus  dem  Tigre  übersetzt 


\^on 


Enno  Littmann. 


ed  und  Zebcd  waren  die  Söhne  des  Ma'awyä  Qerös,  so  er- 
zählen die  Märyä.  Der  Ursprung  des  Mensä'- Stammes 
ist  folgender.  Zebcd  blieb  bei  seinem  Meere  zurück,  während 
Zed  in's  Inland  zog.  Einer  seiner  Nachkommen  erzeugte 
die  Haranrewä  (Hadendoa);  und  einer  seiner  Nachkommen  erzeugte 
die  I;iazö,  Tör'ä,  Mensä'  und  Märyä. 

Mense'äy  und  Mäyräy  nun  verliefen,  ohne  das  Vermögen  ihres 
Vaters  zu  teilen,  den  Tör'äy  und  den  Hazötäy  und  gingen  nach 
Haygat.  Und  danach  [zogen  sie  fort]  von  Haygat,  um  das  Land 
auszukundschaften,  indem  sie  sprachen:  „[Laßt  uns  sehen,]  welches 
[Land]  für  uns  am  besten  ist!";  und  sie  gingen  nach  Erötä.  Als  sie 
nach  Erötä  gekommen  waren,  sprach  Mäyräy  zu  Mense'äy:  „Hier  in 
Erötä  wollen  wir  uns  niederlassen;  [hier]  ist  es  gut."  Danach  aber 
sagte  Mense'äy:  „Wie  könnten  wir  uns  in  dieser  Trockenheit  nieder- 
lassen anstatt  in  Haygat  mit  seinen  beiden  Regenzeiten  und  seinen 
beiden  Ernten  und  seinen  beiden  Kälberzeiten:"  So  zog  er  mit 
seinem  Bruder,  hinunter  [nach  Haygat].  Darauf  aber  lief  Mäyräy's 
Mauleselin  fort,  als  sie  nach  Haygat  hinabgezogen  waren.  Darauf 
[gingen]  Mäyräy  und  Mense'äy  beide  zusammen  ihrer  Spur  nach  [und] 


»  C.  Conti  Rossini,  Tmdizioni  Storiche  dei  Mensa  (Estiatlo  dal  Gwniale  dclla 
Socielä  Asiatica  lialiana.  Vol.  XIV,  pagg.  41 — 99).  Rom  1901.  Seine  italienische  Über- 
setzung ist  natürlich  durchgehends  zu  Rate  gezogen;  zum  Verständnisse  des  Textes 
vergleiche  man  auch  seine  Anmerkungen 


942  Enno   Littmann  [2 

suchten  die  Mauleselin.  Und  wie  sie  ihr  folgten,  trafen  sie  sie  in 
Erötä.  [Mäyrä}-]  sagte  nun  zu  jenem:  „Also  hat  uns  wiederum  die 
Mauleselin  an's  Ziel  geführt;  lali  uns  hier  bleiben!"  Als  [Alense'äy] 
ihm  nicht  willfahrte,  da  schieden  sie  von  einander:  Mäyräy  ließ  sich  in 
Erötä  nieder,  Mense'äy  aber  kehrte  nach  Haygat  zurück.  Und  jeder 
von  beiden  zeugte  Kinder  imd  wurde  reich  an  seiner  Wohnstätte.  Und 
als  Mense'äy  sich  nach  seinem  Bruder  sehnte,  ging  er,  um  Mäyräy  zu 
sehen,  zu  ihm:  und  desgleichen,  als  Mäyräy  sich  nach  seinem  Bruder 
sehnte,  zog  er  hin,  um  Mense'äy  zu  sehen.  Und  sie  trafen  sich  in 
Kadnat.  Da  es  aber  Nacht  war,  hielten  sie  sich  gegenseitig  für 
Feinde  und  stießen  aufeinander  [mit  ihren  Lanzen].  Als  sie  dann 
aber  zu  gleicher  Zeit  riefen:  „Dies  ist  mein  Mann;  ich  bin  Mense'äy" 
und:  ,,Dies  ist  mein  Mann;  ich  bin  Mäyräy!",  da  erkannten  sie  ein- 
ander und,  indem  sie  sich  umarmten,  starben  sie.  Und  sie  wurden 
in  Kadnat  begraben. 

Mense'äy  zeugte  den  Arabi;  Arabi  zeugte  den  Awäli  Füngäy; 
AwälT  zeugte  den  Hawacl;  Hawaci  zeugte  den  Maharl;  Maharl  zeugte 
den  AbbazäzgT,  'Eqbäzgl  und  Nawäzgl.  Nawäzgi  aber  hatte  keine 
Söhne:  Abbazäzgi  und  'Eqbäzgi  beerbten  ihn.  Und  'Eqbäzgi  zeugte 
den  Abrehe  und  Eshaqan.  Abrehe  zeugte  den  Saraqa-Sangab;  Saraqa- 
Sangab  zeugte  den  Hafaröm,  Lawäy  und  Dämötäy.  Und  Dämötäy 
W'ar  der  erbberechtigte  Sohn  und  der  Sohn  der  legitimen  Gattin^;  seine 
Mutter  war  eine  Zar'ütäyt  und  aus  edler  Familie.  Die  Mutter  von  Hafa- 
röm und  Lawäy  aber  war  eine  Gar'antäyt.  Die  Gar'antäyt  war  die 
Frau  eines  Vasallen  von  Saraqa-Sangab  gewesen;  und  der  Vasall  war 
ihr,  nachdem  er  Kinder  mit  ihr  gezeugt  hatte,  weggestorben,  und  [der 
Lehnsherr]  hatte  sie  geheiratet  mit  den  Worten:  „Ich  will  die  Kinder 
des  Vasallen  nicht  trauern  lassen."  Und  wie  er  sie  geheiratet  hatte, 
zeugte  er  mit  ihr  den  Hafaröm  und  den  Lawäy.  Die  Zar'ütäyt  aber 
sagte:  „Warum  hat  er,  mir  zum  Nachteil,  eine  illegitime  Frau  gehei- 
ratet?" und  verleumdete  [sie].  Und  nachdem  sie  Gift  in  den  Meth 
geschüttet  hatte,  um  sie  zu  töten,  schickte  sie  ihre  Magd  zu  ihr,  in- 
dem sie  sprach:  „Sagt  ihr:  »Trink  dies,  wenn  dich  dürstet.«"  Die 
Garantäyt  aber  hatte  Meth  in  ihrem  [eigenen]  Hause  und  sagte 
daher:  „Was  soll  ich  mit  dem  Meth  da  anfangen?  Wozu  sollte  ich 
nicht  aus  meinem  eigenen  Hause  trinken?"  Die  Magd  der  Zar'ütäyt 
aber  antwortete  ihr:    „Wenn  dich    nicht  dürstet,  gib   ihn    einem  Dur- 

I  keniä;  vgl.  SuNDSTRÖM  och  Littmann,  En  fa-'/;'  /a  Tigre-sprahet,  S.  iS 


3]  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  943 

stigen,"  und  setzte  ihn  nieder.  Danach,  als  die  Gar'antäyt  nicht 
darauf  eingegangen  war  und  auf  ihren  Ruf  zum  Tode  nicht  gehört 
hatte,  sclilief  die  Zar'üt<ä\'t  ein  und  wachte  durstig  auf;  da  ihr 
Meth  aber  zu  Ende  war,  sagte  sie:  „Sage  zu  jener  Elenden:  »gib 
mir  zu  trinken !«  O  wäre  sie  doch  gestorben ',"  und  sie  schickte  ihre 
Magd.  Die  Gar  antäyt  nun  hatte  den  Meth,  der  von  jener  zu  ihr  ge- 
kommen war,  vergessen  und  wollte  von  ihrem  eigenen  nehmen.  Da 
sagte  ihre  Magd  aber:  „Dies  hier  ist  ihr  eigener  Meth,  o  Herrin^; 
gib  ihr  den!"  Und  sie  gab  ihr  den.  Als  die  Zar'ütäyt  ihn  getrunken 
hatte,  rief  sie  aus:  „^Vch,  die  Gar'antäyt  hat  mich  getötet,"  und  starb. 

Ihr  Gatte  nun  berief  mit  den  Worten:  „Die  Gar'antäyt  hat  sie 
getötet"  den  Familienrat,  um  sie  aufzuhängen.  Und  während  sie,  um 
gehängt  zu  werden,  im  Familienrat  mitten  in  der  Versammlung  stand, 
sagte  sie:  „Laßt  mich  mein  letztes  Wort  sprechen!"  Der  Familien- 
rat sagte:  „Sprich  dein  letztes  Wort!"'  Da  sagte  sie:  „Meine  Zeugen 
sind  meine  Magd  und  ihre  Magd,  daß  sie  durch  ihre  eigene  Lanze 
gestorben  ist."  Darauf  sagte  der  Familienrat:  „Bringt  die  beiden 
Mägde!"  Als  man  die  beiden  Mägde  zu  Zeugen  gerufen  hatte,  sagten 
sie  [aus]:  „Das  Haus  der  Zar  ütäyt  ist  durch  ihren  eigenen  Meth  um- 
gekommen." Darauf  sagte  man  zur  Gar'antäyt :  „Kehre  in  dein  Haus 
zurück!"  So  erbte  sie  die  beiden  Häuser  und  hatte  ihren  Gatten  für 
sich  allein, 

Dämötäy,  Hafaröm  und  Lawäy  setzten  sich  nach  dem  Tode 
ihres  Vaters  zur  [Erbjteilung  unter  einen  grünen  Baum ;  [Hafaröm  und 
Lawäy]  aber  wollten  ihren  Bruder  betrügen  und  sagten,  so  daß  er 
es  hörte:  „Wie  wird  nun  dieser  Dämötäv  mit  uns  verfahren?  Von 
den  Stuten  wird  er  die  mit  der  Blässe  nehmen,  und  von  den  Feldern 
wird  er  Berehtl  nehmen ,  und  \^om  Vieh  wird  er  das  schwarze 
nehmen."  Das  schwarze  Vieh  aber  war  alt  und  in  schlechtem  Zu- 
stande und  gering  an  Zahl,  und  die  Stute  mit  der  Blässe  konnte  nicht 
gut  laufen,  und  Berehtl  war  ein  schlechtes  Feld.  Dämötäy  aber,  der 
ihre  [Rede]  für  aufrichtig  hielt,  sagte  zu  ihnen:  „Kommt,  kommt;  wenn 
ihr  an  meiner  Stelle  geboren  wäret,  würdet  ihr  das  etwa  nicht  wollen? 
Laßt  uns  nun  teilen!"  Und  Lawäy  sprach  zu  Hafaröm:  „Lieber  Bruder, 
es  heißt  [im  Sprichwort]:  Über  einen  grünen  Baum  hinaus  sprich 
keine  Verleumdung  aus.     Er    da   hat   uns   jetzt  gehört,  —  wenn  dies 


I  So  nach  C.  Rossini  2  Wörtlich:   „Mutter" 


C)^4  Enno  Littmann  [4 

auch  besser  ist."  Jener  sagte  zu  ihm:  „Laßt  uns  teilen."  Da  kamen 
sie  zur  Teiking  und  sagten  zu  ihm:  „Nimm  dein  Erbteil."  Er  sprach: 
„Von  den  Feldern  nehme  ich  Berehtl,  von  den  Stuten  die  mit  der 
Blässe  und  vom  Vieh  das  schwarze."  Sie  aber,  damit  es  ihn  nicht 
gereue,  redeten  unter  einander:  „Das,  lieber  Bruder,  was  wir  befürch- 
teten, ist  über  uns  gekommen",  und  [dann]  teilten  sie,  und  jeder  von 
ihnen  kam  zu  seinem  Hause  und  zu  seinem  Besitze.  Danach  hatten 
Hafaröm  und  Lawäy  jeder  seine  Hürde  voll  von  Vieh;  und  I^afaröm 
wurde  ein  Dörfler,  Lawäy  aber  hütete  sein  Vieh.  Und  das  Vieh 
des  Lawäy  ward  zahlreich  und  fett,  da  sein  Herr  es  hütete;  das  Vieh 
des  Hafaröm  aber  ward  gering  an  Zahl  und  dünn,  da  sein  Herr  ein 
Dörfler  war.  Danach  ging  Hafaröm,  der  im  Dorfe  gewohnt  hatte, 
hin,  um  beim  Vieh  zu  übernachten;  und  Lawäy,  der  ihn  beim  Vieh 
erwartet  hatte,  sagte,  sie  sollten  den  Sattel  seines  Maultieres  zur  [Lager- 
stätte in  der]  kleineren  Hürde  bringen,  und  sie  brachten  ihn  dorthin. 
.Vis  das  Vieh  übernachtet  hatte,,  da  sah  Hafaröm,  daß  sein  Vieh 
mager  und  gering  an  Zahl  war,  das  des  Lawä}'  aber  fett  und 
zahlreich  war,  und  er  sagte  zu  Lawäy:  „Nachdem  ich,  betrüge- 
risch von  dir  veranlaßt,  Dörfler  geworden  bin,  hast  du  mein  Vieh  dir 
selbst  angeeignet,  und  von  deinem  Vieh  hast  du  zu  mir  gesagt,  es 
sei  mein."  Lawäy  sprach  zu  ihm:  „Nimm  doch!  Bist  du  nicht  älter 
als  ich:  Was  bei  dir  ist,  laß  auf  mich  übergehen,  und  was  bei  mir 
ist,  auf  dich."  Auf  diese  Weise,  indem  er  es  so  machte,  bewirkte 
Hafaröm,  daß  sie  dreimal  ihr  Vieh  tauschten.  Danach  aber  sprach 
er  zu  Lawäy:  „Ich  fürchte  dennoch,  daß  du  mir  Unglück  bringst;  bleib 
du  bei  deinem  Vieh!" 

Und  danach  führten  Lawäy  und  Hafaröm  Krieg  mit  den  Bet- 
Abbazä.  Und  wie  sie  Krieg  führten,  da  gewannen  die  Bet-Abbazä, 
um  Lawäy  und  Hafaröm  ausplündern  zu  lassen,  den  [Statthalter]  Sehül 
aus  Abessinien  für  sich.  Und  Sehül  lagerte  sich  in  Cömarät,  um 
yafaröm  und  Lawäy  auszuplündern;   und  MaqäzgT  ging,  nachdem  er 

V 

jenen  in  Cömarät  hatte  lagern  lassen,  nach  Galab.  Nun  war  das  Dorf 
des  yafaröm  und  des  Lawäy  in  Haygat,  das  Dorf  der  Bet-Abbazä 
aber  in  Galab.  Und  zu  yafarom  und  Lawäy  kam  ein  Spion  mit  der 
Meldung:  „Die  Bet-Abbazä  haben  den  Sehül  gegen  euch  geschickt, 
und  sie  haben  sich  in  Cömarät  gelagert."  Nun  war  Hafaröm  triefäugig, 
und  Lawäy  war  auf  einem  Beine  lahm.  Zu  Kamel  und  Asme'e,  den 
Söhnen  des  Hafaröm,  sagten  Lawäy  und  Hafaröm,  Onkel  und  Vater, 


5]  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  945 

nachdem  sie  einen  Schlauch  nnt  Honigwasser  gefüllt  hatten,  um  es 
jenem  als  Tribut  zu  bringen:  „Geht  hin  zu  ihm,  während  er  in  Cömarät 
lagert."  Sehül  war  aus  Abessinien.  Und  als  sie  zu  ihm  kam^n 
sagten  sie  zu  ihm;  „In  welcher  Absicht  bist  du  z\  uns  gekommen?" 
Er  aber  antwortete:  „Um  euch  auszuplündern,  bin  ich  gekommen." 
Da  sagten  sie  zu  ihm:  ., Was  besitzen  wir  denn?  Einer  unserer  Väter 
ist  blind,  und  der  andere  ist  lahm.  Sind  die  Bet-Abbazä  nicht  wohl- 
habender und  zahlreicher  als  wir?  Plündere  doch  die!"  Er  sagte: 
„Habe  ich  ihnen  nicht  geschworen?"  Sie  antworteten  ihm:  „Für  diesen 
Schwur  wissen  wir  ein  Heilmittel!"  Darauf  fragte  er  sie:  „Was  ist  das 
für  ein  Heilmittel  für  den  Schwur?''  Sie  sagten:  „Nachdem  du  dich 
auf  deine  rechte  Seite  gelegt  hast,  dann  wende  dich  auf  deine  linke 
Seite:  dies  ist  der  Bruch  des  Schwures."  Danach  verabredeten  sie 
sich  (?),  und  er  sagte  ihnen  zu,  die  Bet-Abbazä  auszuplündern.  Kamel 
und  Asme'e  gingen  dann  heimlich  bei  Nacht  nach  Galab  und  kamen 
zum  Feste;  und  ohne  daß  man  es  merkte  oder  daß  sie  erkannt 
wären  (.-),  mischten  sie  sich  unter  sie  und  riefen:  „O  Abbä  Säul,  ihr 
Säul,  morgen  wird  er  sie  Blut  auf  der  Schulter  tragen  lassen."  Darauf 
entfernten  sie  sich.  Und  einer  von  den  Großen  der  Bet-Abbazä 
hörte  dies,  während  sie  Honigwasser  tranken,  und  er  sagte  zu  denen, 
die  mit  ihm  tranken:  „Ich  habe  die  Stimme  Kämel's  iSfehört."  Sie 
aber  sagten:  „Pah,  die  Stimme  Kämel's  heute?"  Er  jedoch  ging,  da 
sein  Herz  sich  nicht  beruhigen  wollte,  zum  Feste  und  fragte  die 
Leute:  „Wer  ist  zu  euch  gekommen?"  Die  Festteilnehmer  aber  sprachen 
zu  ihm,  da  sie  nicht  darauf  geachtet  hatten:  „Wir  haben  nichts  ge- 
sehen!" Dann,  als  es  Tag  geworden  war,  sagte  jener  Mann:  „Kund- 
schaftet den  W^eg  nach  Haygat  aus!"  Und  während  sie  ihn  auskund- 
schafteten, fanden  sie  von  Asme'e's  großem  Zehen,  welcher  krumm 
war,  die  Spur,  und  von  der  Lanze  Kämel's,  die  er  zu  schwingen  und 
in  die  Erde  zu  stoßen  pflegte,  die  Abdrücke.  Und  indem  sie  sprachen: 
„das  ist  ihre  Spur,"  kehrten  sie  zurück,  um  die  Ihrigen  zur  Flucht 
zu  treiben;  aber  da  stand  das  Heer  [des  Sehül]  vor  ihnen,  und  ihr 
Dorf  w^urde  geplündert  und  vernichtet  mit  Ausnahme  einer  weißen 
Herde  von  Qaläti;  diese  kam,  indem  sie  sich  flüchtete,  auf  einen 
Berg  und  wurde  auf  ihm  gerettet  {dahanat),  und  [daher]  heißt  der 
Berg  Adhanat. 

Kamel,  Sohn  des  IJafaröm,  zeugte  den  Mälek;  Mälek  zeugte  den 
Aftä}';  Aftäy  zeugte  den  'Eqbä-Mikä'el.    Und 'Eqbä-Mikä'el  ging,  da  er 

Nöldeke-Festschrift.  go 


946  Enno  Littmann  [6 

nach  der  Häuptlingsschaft  strebte,  zum  Kaiser  Fäsll;  der  setzte  ihn 
ein  und  gab  ihm  ein  Schwert,  und  er  kam  zurück.  Zar'lt  aber,  der 
Ahnherr  der  Bet-Eshaqan,  sagte:  „Er  ist  nicht  mit  dem  Zeichen  der 
Häuptlingsschaft  (d.  i.  der  Trommel)  zurückgekehrt";  dann  floh  er  und 
ging  fort.  Darauf  wurde  er  selbst  eingesetzt  und  kehrte  mit  seiner 
Trommel  zurück,  und  wie  er  nach  Cömarät  kam,  liefi  er  seine 
Trommel  schlagen.  Das  Volk  jedoch,  das  in  einer  Versammlung 
saß,  sagte:  „Was  ist  das:"  Als  man  ihnen  dann  sagte:  „Das  ist 
Zar'lt;  er  ist  als  Häuptling  [hierher]  gekommen,"  da  riefen  sie:  „Erhebt 
euch  gegen  ihn,"  schlugen  ihm  in's  Gesicht  und  legten  ihn  in  Fesseln,, 
und  die  Trommel  gaben  sie  dem  Kantebäy  'Eqbä-Mikä'el.  Danach  ging 
der  Kantebäy  'Eqbä-Mlkä'el  zum  Kaiser  und  sagte  zum  Kaiser:  „Was 
ist  dies,  daß  du  ihn  gegen  mich  zum  Häuptling  eingesetzt  hast?  Ich 
bin  mächtiger  und  habe  mehr  Leute  als  er."  Der  Kaiser  antwortete 
ihm:  „Er  sagte  mir,  er  sei  in  seinem  Stamme  [der  mächtigste]  und 
Eshaqan  und  Abrehe  seien  eins."  Kantebäy  'Eqbä-Mikä'el  sagte 
darauf:  „Ich  habe  seine  Trommel  genommen  und  seinen  Arm  gebun- 
den." Als  der  Kaiser  ihn  fragte:  „W'arum  hast  du  denn  das  getan?", 
antwortete  er:  „Die  Häuptlinge  der  Stämme  mögen  für  mich  zeugen, 
daß  ich  besser  und  mächtiger  bin  als  er."  [Der  Kaiser]  rief  die 
Häuptlinge  der  Stämme  zu  Zeugen,  und  sie  sagten  aus:  „Es  ist  die 
Wahrheit,  er  hat  recht,  der  Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el" ;  so  zeugten  sie 
zu  seinen  Gunsten,  und  der  Kaiser  sprach  zu  ihm:  „Deine  Trommel 
ist  dir  gewährt;  das  Schwert  habe  ich  dir  ja  schon  früher  gegeben";  und 
er  erneuerte  ihm  seine  Häupthngsschaft.  Nun  zog  ['Eqbä-Mikä'el 
wieder]  hinab  [in  sein  Land].  Und  als  er  hinabgezogen  war,  berief 
er  eine  Versammlung.  Und  in  der  Versammlung  da  stritten  'Ayläy, 
der  Sohn  des  'Andalöy,  und  die  Leute  von  Bet-Eshaqan  miteinander: 
'Ayläy  zog  sein  Schwert,  und  die  Leute  von  Bet-Eshaqan  riefen :  „Da 
die  Häuptlingsschaft  geraubt  und  der  Arm  gebunden  ist,  mögt  ihr 
Hyänen  werden,  und  das  Land  des  'Äyläy  —  möge  sein  Schwert  gezückt 
sein!",  und  dann  zogen  sie  ab.  Nachdem  die  Bet-Abrehe  aber  den 
Kantebäy 'Eqbä-Mikä'el  eingesetzt  hatten,  stiegen  sie  in  die  Ebene 
hinab,  während  Zar'lt  gebunden  war.  Danach  aber  floh  Kantebäy 
Zar'lt  von  Mäi.s  aus  und  in  Algaatä  vereinigte  er  sich  mit  seinem 
Stamme.  Und  Kantebäy  'Eqbä-Mikä'el,  der  in  seiner  Würde  geblieben 
war,  starb  [als  Häuptling]. 

Und  Kantebäy  'Eqbä-Mlkä'el  zeugte  den  Hebselläsc,  Dasit,  Uenit 


7]  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  947 

und  Tasfälhisc.  Und  llebselläsö  starb,  während  sein  Vater  noch 
lebte;  und  da  sein  Sohn  Temke'cl  noch  klein  war,  so  wurde  Dasit 
an  seiner  Stelle  als  IIäu[)tling  gewählt.  Und  nachdem  Dasit  vom 
Näyb  eingesetzt  war,  stahl  ihm  das  Volk  von  Deblöy  die  Trommel, 
die  vom  Kaiser  gekommen  war;  da  gab  der  Nä\'b  ihm  eine  andere 
Trommel.  Und  Kantebäy  Dasit  erzeugte  den  Takselläsc  und  Nabaräy 
und  Hamagä)'.  Den  Takselläse  aber  beerbten  Nabaräy  und  Flamagäy. 
Temke'el  zeugte  den  Ilebselläse;  und  Hebselläse  zeugte  den 
Temke'el;  und  Temke'el  zeugte  den  Gabres;  und  Gabres  zeugte  den 
Tasfä-Mikä'el ;  und  Tasfä-Mikä'el  zeugte  den  Aftä}',  Kamel,  Yagin, 
Gabres  und  Harsöy.  Gabres  und  Kamel  starben  ohne  Erben;  Yagin 
und  Harsöy  und  Aftä\-  beerbten  sie.  Der  Name  Kämel's  gelangte  bis 
nach  Gabay-Saadä  im  Gebiete  der  Habäb;  und  sein  Kamm,  [den  er 
im  Haare  trug,]  war  [aus]  Elfenbein.  Er  zog  [einmal]  zur  Hochzeit 
eines  Brudersohnes  nach  Gembä-Salabä,  und  da  er  einen  Bruder  der 
'Ad-Hadambas  getötet  hatte,  so  sagte  man  zu  ihnen:  „Sie  lauern  euch 
auf  dem  Wege  auf!"  Die  Frau  seines  Sohnes  (d.  i.  Neffen?)  aber,  zu 
deren  Hochzeit  er  zog,  hatte  zur  Mutter  eine  Tochter  des  Edrls,  Sohnes 
des  Tasfämkel;  und  die  Kinder  des  EdrTs  und  er  zogen  zusammen  zu 
der  Hochzeit.     Da   sang  er: 

„Meine  Trommel  lalJ  ich  nicht,  wenn  die  Mansürä -Weise  ertönt; 

Das  Weib  meines  Sohnes  laß  ich  nicht,  wenn  ihr  Gatte  nach  ihr  sich  sehnt; 

Meine  ....  lat  ich  nicht,  wenn  ihre  Haare  in  allen  Farben  [schillern]  ; 

Sie  ist  die  Tochter  von  Za'äyr;  und  ihre  Oheime  verhüllen  sie  [anderen  Blicken].  — 

Auf  dem  Sande  in  Melhib,  da  steht  dein  Vater  fest[en  Fußes]." 

Aftäy  zeugte  den  Tasfämkä'el;  Tasfämkä'el  zeugte  denAftäy;  Aftäy 
zeugte  den  Tasfämkä'el,  Be'emnat  und  Legäm.  —  liarsöy  zeugte  den 
Daseiläse;  Daseiläse  zeugte  den  Mahamad.  —  Yagin  zeugte  den  Dasit, 
Absalläb  und  Heyäbü.  Dasit  zeugte  den  Amir  und  Tedrös.  Absalläb 
zeugte  den  Kamel,  Temke'el,  Fekäk,  Eshaq,  Ezäz  und  Hedäd.  Heyäbü 
zeugte  den  'Emar,  Yagin,  Mahamüd,  Ekked  und  Gaweg. 

yenit  war  der  Sohn  des  Kantebäy  'Eqbämkel.    Henit  zeugte  den 

Cadäq.     Cadäq  zeugte  den  I^enlt  und  Hafaröm.  —   Hafaröm  zeugte 

den  Gügüy  und  Tasfäcön.     HenIt  zeugte  den  Saraqe.    Saraqe  zeugte 

den  Gaber  Rabbi.    Gaber  Rabbi  hinterließ  keine  Nachkommen;  daher 

wurde    er    [von    seinen  Verwandten]    beerbt.      Tasfäcön   zeugte    den 

Hafaröm;  Hafaröm  zeugte  den  Fekäk,  Hedäd  und  Tasfäcön.    Gügüy 

60* 


048  Enno  Litt  mann  [8 

zeuo"te  den  Takles,  Näseh  und  Be'emnat;  Takles  zeugte  den  Ekked. 
Näseh  zeugte  den  Mahamad.     Be'emnat  zeugte  den  Edris. 

Tasfälläse  war  der  Sohn  des  Kantebä}-  'Eqbamkel.  Tasfälläse 
zeugte  den  Gara-Märyäm.  Gara-Mar}-äm  zeugte  den  Samrä,  Samara 
und  Masmar.  Samara  zeugte  den  Gara-Märyäm;  Gara-Märyäm  zeugte 
den  Samrä;  Samrä  zeugte  den  Gara-Märyäm;  Gara-Märyäm  zeugte 
den  'Abbe  und  Samara;  Samara  zeugte  den  Gebül;  Gebül  zeugte  den 
Venösem;  Henösem  zeugte  den  Gebül  —  Masmar  zeugte  den  Sana- 
där;  Sanadärj  zeugte  den  Edris  und  Gabäs;  Edris  zeugte  den  Säleh, 
Bakit  und  Gedär.     Gabäs  zeugte  den  Masmar  und  Maflas. 

Sanadär  war  der  Sohn  d[ies]es  Masmar;  und  Sanadär  zeugte  den 
'Abdü;  'Abdü  zeugte  den  Algadenäy.  —  Gandar  zeugte  den  Hebtes; 
Hebtes  zeugte  den  Bakit  und  Salsal. 

Asme'e  war  der  älteste  Sohn  des  ^afaröm.  Asme'e,  der 
Bruder  des  Kamel,'  zeugte  den  Bäyräy;  Bäyräy  zeugte  den  Yagin, 
Temke'el  und  Abib.  Temke'el  zeugte  den  Eshaq;  Eshaq  zeugte  den 
Temke'el,  Zar'It  und  Temäryäm;  Tcmäryäm  zeugte  den  Eshaq;  Eshaq 
zeugte  den  Temäryäm.  —  Temke'el  zeugte  den  Kefel  und  'Eqbäm- 
kel;  'Eqbämkel  zeugte  den  Haymkel  und  Gabremkel.  Haymkel 
zeugte  den  Hebt-Gargis  und  'Eqbämkel.  Gabremkel  zeugte  den 
Hebselläse.     Zar'it  zeugte  den  Mantäy.     Kefel  zeugte  den   Bäyräy. 

[Dies  ist],  wobei  Yagin,  Sohn  des  Bäyräy  [s]einen  Ausspruch 
tat.  Der  König  hatte  gesagt:  „Außer  (?)  den  vierzig  Kühen  [da]  gebt 
mir  die  Maulesclin  des  Yagin  wad  Bäyräy!"  Darauf  sagte  sein 
Stamm  zu  ihm:  „Gib  ihm  diese  deine  Mauleselin,  damit  wir  nicht 
ausgeplündert  werden!"  Er  aber  antwortete  und  sprach:  „Wenn  ich 
jetzt  meine  Mauleselin  gebe,  so  wird  er  im  nächsten  Jahre  uns 
von  vierzig  Mauleselinnen  sprechen.  Besser,  als  dafi  sie  gefordert 
werden,  ist  es,  dal)  sie  geraubt  werden;  möge  er  rauben,  rauben!" 
,Vls  man  nun  dem  König  sagte:  ,,Die  Mauleselin  ist  verweigert 
worden,"  da  machte  er  einen  Plünderungszug.  Und  wie  er  auf  dem 
Plünderungszuge  war  und  sein  Zelt  in  Cömarät  aufgeschlagen  hatte, 
da  begann  er  alles  Vieh,  was  den  Mensä'  gehörte,  wegzunehmen. 
Die  Mensä'  aber  hatten  sich  schon  vorher  in's  Gebirge  geflüchtet. 
Und  als  seine  Soldaten  beim  Abzug  waren,  da  kamen  jene  wieder 
herunter  und  plünderten  das  Lager,    und   indem  sie  alles  zusammen- 


I  So  ist  wohl  nach  oben  S.  944  f.  zu  verstehen 


9J  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  949 


brachten,   bekamen  sie  |auch]  ihr  Vieh  wieder.     Und  [der  König]  zog 
sich  zurück,  und  danach  blieb  der  Tribut  aus,  bis  dali  Cbe  (Ubie)  kam. 

V 

Lawäy  war  der  Sohn  des  Saraqe-Sangab.  Laway  zeugte  den 
Hasalä,  Ge'däd,  Mahari  und  Abib.  Hasalä  zeugte  den  'Andalöy.  'An- 
dalöy  zeugte  den  'Äyläy,  Gabres  und  'Amdes.  Und  von  'Amdes 
stammen  drei  Männer  ab;  und  'Ayläy  und  Gabres  blieben  jeder  in 
seinem  Lande  und  bei  seiner  Familie'. 

Gabres  zeugte  den  Tasfämkel,  Ada  und  Temäryäm.  Tasfämkel 
zeugte  den  Gabres;  Gabres  zeugte  den  Tasfämkel,  I.Iemad,  Masmar 
und  Asfadäy.  Tasfämkel  zeugte  den  Edris,  He.säl  und  Samara.  Edrls 
zeugte  den  Kantebäy  Tedrös,  Takles,  Elös,  Galäydös  und  Gargls.  Der 
Kantcbäy  Tedrös  zeugte  den  Kantebäy  Be'emnat.  Takles  zeugte  den 
Hebtes  und  Yebbatit.  Ilebtes  zeugte  den  Kantebäy  Nagäsl  und 
Azäzi.     Yebbatit  zeugte  den  Bayad.     Elös  zeugte  den  Mahamad. 

'Äyläy  zeugte  den  Samarä-Leül  und  Tasfäcön.  Tasfäcön  zeugte 
den  Hasalä,  'Äyläy  und  Yagin.  Hasalä  zeugte  den  Tasfäcön;  Tasfäcön 
zeugte  den  Hasalä,  Häyles  und  Tedrös.  IJasalä  zeugte  den  Ayrasse', 
Darsaleh  und  Natäbäy.  Ayrasse'  zeugte  den  Tasfäcön  und  Nor.  Tas- 
fäcön zeugte  den  Fekäk. 

Ge'däd,  der  Sohn  des  Lawäy,  zeugte  den  Man-Naqmü  und  Seb- 
haläb.  Sebhaläb  zeugte  den  Tasfä-Le'ül.  Tasfä-Le'ül  zeugte  den 
Bülä  und  Gahäd.  Bülä  zeugte  den  Tegär  und  Teräg.  Teräg  zeugte 
den  Bülä;  Bülä  zeugte  den  'Etel;  'Etel  zeugte  den  Teräg;  Teräg 
zeugte  den  'Etel;  'Etel  zeugte  den  Teräg. 

V 

Abbazä-Ezgi  zeugte  den  Hebselläse.    Hebselläse  zeugte  den  Süm 

V 

Abbazä.     Süm    Abbazä    zeugte    den    Darmüs.     Darmü.s    zeugte    den 

V 

Maqä-EzgT.  Maqä-Ezgl  zeugte  den  Atö,  YagTn,  Rad'i,  Süm  Abbazä, 
Ganäd  und  Hayles.  Atö  zeugte  den  Zamät;  Zamät  zeugte  den  Sen- 
gül,  Zar'it,  Hebselläse  und  Säber.  Sengül  zeugte  den  Hemad;  Hemad 
zeugte  den  Sengül  und  'Eqbes  wad  Beles.  Sengül  zeugte  den  Bäyray 
und  Atö.  Bäyräy  zeugte  den  Mäyräy  und  Nabaräy.  Mäyräy  zeugte 
den  Gamll,  Zamät  und  Gabil.  Gamil  zeugte  den  Asfadäy,  Seltän 
und  Zamät.     Seltän  zeugte  den  'Abdal-Sek,  Hemad  und  Efrem. 

Bahäymänöt  war  der  Sohn  des  Abrehe  und  zeugte  Abrehe  den 
Roten;  Abrehe  der  Rote  zeugte  den  Almadäy;  Almadäy  zeugte  den 
Hebtan;  Hebtan  zeugte  den  Bahäymänöt;  Bahäymänöt  zeugte  den 
Almadä}';  Almadäy  zeugte  den  Hebtan. 

I  Wörtlich:  „Namen" 


g^O  Enno  Littmann  [lO 

[Dies  ist],  was  Hebtan  wad  Almadäy  tat.  Als  die  beiden  Mensä'- 
Stämme  einander  bekriegten  und  einander  ausraubten,  da  wurden 
[auch]  seine  Kühe  geraubt  und  kamen  zum  Kantcbäy  Zar'it.  Und 
wie  sie  dahin  gekommen  waren,  da  folgte  er  eilends  ihren  Spuren 
und  kam  bei  Nacht  zum  Kantcbäy  Zar'it.  Der  sagte  zu  ihm:  „Wes- 
halb bist  du  [zu  mir]  gekommen?"  Er  antwortete  ihm:  „Wenn  ich  auch 
sterben  mülite,  so  würde  ich  doch  von  den  roten  Kühen  sagen,  daß  sie 
die  meinen  sind;  und  [in  dem  Falle]  bin  ich  zu  dir  gekommen,  daß 
du  mich  tötest."  Der  verbarg  ihn  in  seinem  Hause  und  versammelte 
seine  Familie,  indem  er  die  Flöte  blasen  ließ,  und  sprach  zu  ihnen: 
„Sollen  wir  den  Besitzer  dieser  Kühe,  wenn  er  nach  ihnen  kommt, 
töten  oder  freilassen?"  Seine  Familie  aber  antwortete  ihm:  „Wir 
würden  ihn  freilassen."  Darauf  sagte  er:  „Wie  kann  ich  ihn  mit  leeren 
Händen  fortschicken?";  und  er  schickte  ihn  mit  seinen  Kühen  fort.  Als 
er  nun  mit  seinen  Kühen  zu  seinem  Stamme  gekommen  war,  belog 
er  den  Kantebäy  'Eqbä-Mlkä'el  von  sich  selbst  aus,  da  er  Frieden 
wünschte,  und  sagte  zu  ihm:  ,,Kantebäy  Zar'it  hat  gesagt:  'Ich  möchte, 
daß  ich  und  Kantebäy  'Eqbä-Mikä'el  einander  sähen  und  daß  wir  die 
beiden  Haygat  in  Frieden  die  Abende  hinbringen  ließen!'"  Der  Kan- 
tebäy'Eqbä-Mikä'el  sagte  zu  ihm:  „Hat  Kantebäy  Zar'it  in  Wirklich- 
keit dies  zu  dir  gesagt?"  Er  antwortete  ihm:  „[Ja,]  er  hat  [es]  zu 
mir  gesagt."  Darauf  kehrte  er  wie  zu  (s)einem  Bekannten  (?)  zum 
Kantebäy  Zar'it  zurück  und  sprach  zu  ihm  von  sich  selbst  aus:  „Kan- 
tebäy 'Eqbä-Mikä'el  läßt  dir  sagen:  'Unser  Zusammenkunftsort  sei 
Säkät,  dort  wollen  wir  uns  versöhnen'."  Nachdem  er  so  gesprochen 
hatte,  kehrte  er  wieder  zum  Kantebäy  'Eqbä-Mikä'el  zurück  und  sagte 
ihm  dasselbe,  und  so  bewirkte  er,  daß  sie  beide  zusammen  nach  Säkät 
kamen;  darauf  stieg  er  zwischen  ihnen  auf  den  Sand  nieder,  während 
sie  auf  den  beiden  Ufern  des  Flusses  standen.  Und  er  sprach  zu 
ihnen:  „Kantebäy  Zar'it  hat  mir  nicht[s]  gesagt  und  dem  Kantebäy 
'Eqbä-Mikä'el  habe  ich  von  mir  selbst  Erfundenes  gesagt.  Wohlan, 
versöhnt  euch  heute  mit  einander;  denn  Tag  für  Tag  ist  einer  getötet 
oder  ist  etwas  geraubt,  wenn  ihr  euch  heute  nicht  versöhnt."  Und 
beide  lachten  über  ihn  einander  in's  Gesicht,  und  sie  versöhnten  sich 
und  nahmen  Geiseln  von  einander. 

Und  zum  Stamme  Dämötäy  gehört  Merkäb  wad  Bälwä}',  und  sein 
Sohn  ist  Mandar. 


II I  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  95  r 

Die  Mensä'  sind  seit  alter  Zeit  Christen.  Und  Kirchen  hatten 
sie  in  Haygat  und  in  Galab  und  in  Läbä,  die  wurden  „Haus  Mariae" 
genannt.     Und  die  I  lauptstädte  waren  Haygat  und  Galab. 

Und  der  erste  Priester,  dessen  Namen  wir  kennen,  ist  ein  Priester 
namens  Belenäy,  und  er  stammte  aus  Abessinien,   sagt  man. 

Der  Priester  verläßt  Galab  nicht:  wenn  einer  gestorben  ist,  so 
wäscht  er  den  Leichnam,  und,  indem  er  liest,  legt  er  das  Tuch  auf 
ihn,  und  indem  er  Weihrauch  nimmt,  geht  er  vor  dem  Leichnam  her 
bis  zur  Grube.  Und  er  schlachtet  eine  Kuh  als  Totenopfer  für  ihn 
und  läßt  sie  mit  Kopf  und  Haut  hinübergehen  (?).  Und  von  jeder  Kuh, 
die  für  einen  Toten  geschlachtet  wird,  erhält  er  die  Vorderbeine.  Und 
von  einer  Kuh,  die  am  vierzigsten  [Tage  geschlachtet  wird],  erhält  er 
eine  Vorderrippe,  ein  Lendenstück  und  einen  Vorderfuß. 

Am  Tauffeste  legt  er  die  Lade,  mit  einem  Tuche  umwickelt,  auf 
seinen  Kopf  und  steigt  mit  ihr  zum  Flusse  hinab,  und  das  ganze 
Volk  folgt  ihm,  rufend:  „O  Herr,  erbarme  dich  unser,  Christel" 

Unser  Priester  kann  nicht  lesen  und  er  predigt  uns  nicht,  und 
das  heilige  Abendmahl  kennen  wir  nicht.  Einen  Priester,  der  uns  das 
reicht,  haben  wir  nicht.  Vielmehr  tut  er  weiter  nichts,  als  daß  er  sich 
von  uns  nährt. 

Unsere  Feste  sind  die  beiden  Sabbate.  Früher  arbeiteten  wir 
nicht  an  ihnen  auf  dem  Felde  noch  jäteten  wir  Unkraut  noch  sam- 
melten wir  frisches  Holz  noch  mähten  wir  Getreide. 


Die  Mensä'  pflegten  die  Nachkommen  der  Araber  zu  berauben,  sie 
selbst  aber  waren  noch  nie  beraubt.  Und  gemäß  ihrer  Tapferkeit  machten 
sie  einen  Raubzug  gegen  die  Nachkommen  der  Araber  am  Qerörä.  Und 
als  sie  den  Zug  am  Qerörä  machten,  da  kam  ein  Stamm  namens  Mekäl 
jenen  zu  Hülfe.  Und  als  die  Mensä'  mit  ihrer  Beute  lagerten,  da  über- 
nachteten die  Mekäl  genannten  Hilfstruppen  ihnen  gegenüber.  Und 
während  die  Hilfstruppen  unter  einander  redeten,  da  wollten  sie  einen 
von  ihnen  zwingen,  die  Wahrheit  zu  sagen,  indem  sie  zu  ihm  sprachen: 
„Wenn  du  die  Wahrheit  sagst,  dann  wollen  wir  die  Mensa  besiegen  und 
mit  unserer  Habe  zurückgehen;  wenn  du  aber  die  Unwahrheit  sagst,  dann 
sollen  die  Mensä'  über  uns  siegen  und  mit  ihrer  Beute  heimkommen. 
[Nun,]  was  weißt  du  von  dem  Gehorsam  deiner  Frau?"  Er  antwortete 
ihnen:  „Was  den  Gehorsam  meiner  Frau  anlangt,  wenn  ich  vom 
Wege    heimkomme,    so    wäscht    sie    mir    meine    beiden   Hände    und 


952  Enno  Littmann  [l2 

meine  beiden  Füße,  und  sie  gibt  mir  süße  Speise,  daß  ich  mich  er- 
hole und  satt  werde.  Und  was  ihren  Gehorsam  anlangt,  wenn  sie 
nach  mir  verlangt,  so  ruht  sie  in  meinen  Armen,  und  wenn  sie  an 
Speise  denkt,  so  sagt  sie:  'Ach,  mögen  die  andern  mich  vergessen, 
ich  habe  dich  vergessen',  und  steht  auf;  und  wenn  sie  aufsteht,  um 
Speise  zu  holen,  so  sagt  sie:  'Ach,  mögen  die  andern  mich  verlassen, 
ich  habe  dich  verlassen;  mögen  sie  mich  verlassen'.'" 

Am  nächsten  Tage  bei  Sonnenaufgang  da  siegten  die  Mekäl  und 
zogen  mit  ihrer  Beute  ab,  und  die  Mensä'  wurden  zerstreut. 

Als  die  Söhne  des  Maharl  zusammen  waren,  da  zog  Sehül  aus 
Abessinien  herab.  Und  wie  er  herabzog  und  nach  Gabrü-Gabanä 
gekommen  war,  da  sagte  er:  „Eine  jede  Heeresabteilung  werfe  ihren 
Stein  auf  diesen  Felsen!"  Und  indem  sie  darauf  warfen,  bedeckten 
sie  ihn  mit  Steinen.  Und  die  Mensä'  zogen  Gräben,  um  von  ihnen 
aus  zu  kämpfen;  und  in  einem  Graben  wurde  dem  Lawäy  ein  Bein 
zerbrochen  {tesabbara),  und  die  Stelle  dort  wurde  Massabbär  genannt. 
Und  am  nächsten  Morgen  rückte  der  König  aus;  die  Mensä'  aber 
blieben  in  den  Gräben,  die  sie  gezogen  hatten,  und  kämpften  drei 
Tage  mit  ihm.  Die  Waffen  des  Heeres  des  Sehül  waren  Lanzen, 
Säbel,  Schilde  und  einige  Luntenflinten;  die  Waffen  der  Mensa  aber 
Schwerter,  Lanzen  und  Schilde.  Und  nachdem  sie  die  drei  Tage  hin- 
durch einander  Verluste  beigebracht  hatten,  konnte  Sehül  doch  nicht 
den  Sieg  erringen,  und  so  ließ  er  von  ihnen  ab.  Und  er  sagte:  „Von 
dem  Felsen,  auf  den  beim  Auszuge  die  Leute  Steine  geworfen  haben,  soll 
jeder  (s)einen  Stein  [wieder]  nehmen!";  [dies  tat  er,]  um  sein  Heer  zu 
mustern.  Und  nachdem  jede  Abteilung  ihren  Stein  aufgehoben  hatte, 
blieben  die  Steine  der  Leute,  die  umgekommen  waren,  auf  der  Spitze 
des  Felsens  liegen.  Und  größer,  als  die  Zahl  derer,  die  abzogen, 
war  [die  Zahl  derer,]  die  gefallen  waren.  Und  danach  blieben  die 
]\Iensä'  für  sich  allein. 

'Äyläy,  der  Sohn  des  'Andalöy,  zog  nach  Se'b  hinab  mit  seinen 
vier  Söhnen,  und  seine  Söhne  hießen  Rad'T,  'Eqbes,  Amir  und  Hasalä. 
Danach  zog  eine  Heerschar  aus  gegen  ihn,  um  ihn  auszuplündern; 
und  als  sie  auf  dem  Zuge  waren,  da  sagte  er  zu  seinen  Söhnen:  „Bis 
daß  sie  uns  ganz  nahe  sind,  kümmert  euch  nicht  um  sie  und  habt 
keine  Furcht!" 

Da  nun  seine  Augenlider  vor  Fett  und  Alter  seine  Augen  zu- 
deckten,   so  sagte  er  zu  ihnen,  sie   sollten   sie  ihm  mit  seinem  Kopf- 


13]  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  953' 


tuche  hochbinden.  Und  als  die  Schar  nahe  war,  da  zückte  er  sein 
Schwert,  lieli  seine  Kleider  zurück  und  stürzte  sich  auf  sie.  Und 
sein  Sohn  Amlr  tötete  einen  Mann  mit  seinem  Schwerte;  und  Hasalä, 
der  seine  Lanze  falöte,  ohne  sie  zu  schleudern,  erschlug  mit  ihr 
[Leute],  und  seine  Hand  klebte  mit  Blut  an  dem  Lanzenschafte;  und 
'Eqbes  und  Rad'i  töteten,  wen  sie  fanden  (.-}.  Als  dann  die  Mensä' 
ihm  zu  Hilfe  kamen,  da  trat  er  ihnen  siegreich  mit  seinen  Söhnen  ent- 
gegen. Der  Schaft  der  Lanze  Hasalä's  klebte  [noch]  an  seiner  Hand ;  und 
sie  taten  Butter  in  ein  Napf  und  bestrichen  ihm  seine  Hand  damit,, 
aber  sie  wollte  [sich]  nicht  [lösen].  Und  die  Familie  des  'Ayläy,  die 
ihm  zu  Hilfe  gekommen  war,  sagte  zu  'Äylä}':  „Welcher  von  deinen 
Söhnen  ist  der  stärkere  im  Streit?"  Er  aber  antwortete  ihnen:  „Meine 
Söhne  fochten  alle  gut."  Sie  sprachen  zu  ihm:  „Ist  nicht  jeder  nach 
seiner  Art?"  Da  sagte  er,  indem  er  seinem  eigenen  Wunsche  folgte: 
„Wenn  auch  das  Streiten  des  Hasalä  groß  ist,  so  ist  doch  das  des 
Bafädib  außergewöhnlich."  Nun  hatte  Bafädib  [nur]  einen  Mann 
getötet.  Hasalä  aber,  dessen  Hand  mit  geronnenem  Blute  an  dem 
Lanzenschafte  klebte,  rief:  „Diesen  Tag  muß  ich  erleben!",  und  vor 
Zorn  riß  sich  seine  Hand  von  dem  Schafte  los.  Nachdem  sie  also 
jene  Schar  vernichtet  hatten,  blieben  sie  in  ihrem  Lande. 

Ezäz  und  Hasamä  waren  die  Söhne  des  Hebtes,  und  ihr  Gebiet 
war  bei  den  Habäb.  Und  Hasamä,  der  seinen  Bruder  Ezäz  getötet 
hatte,  kam  als  Flüchtling  nach  Haygat,  und  'Ayläy  und  Bülä  wurden 
seine  Freunde.  Und  um  seine  Kühe  zu  weiden,  weilte  er  in  Rörä- 
Salabä,  und  'Ayläy  und  Bülä  hielten  abwechselnd  Wache  für  ihn, 
damit  er  nicht  ausgeraubt  würde.  Da  kamen  die  Leute  von  Sanhit,  uni 
Hasamä  auszurauben,  und  'Äyläy  rief:  „Bis  daß  sie  ganz  dicht  an  uns 
herangekommen  sind,  halte  dich  ruhig."  Und  als  jene  dicht  an  sie 
herangekommen  waren,  da  machten  sie  sich  auf  gegen  jene;  aber  sie 
wurden  geschlagen,  und  er  rief:  „Tötet  einen  von  ihnen,  damit  sie  den 
Plünderungszug  nicht  ableugnen!"  Danach,  als  die  Kühe  umher- 
liefen und  so  die  Nacht  zubrachten,  sagte  der  Hirte,  da  die  Kühe 
voll  von  Milch  waren:  „Wenn  sie  doch  morgen  wieder  nach  Rabtö 
zurückkehrten!"     Darauf  sang  Hasamä  dieses  Lied: 

„Schlecht  ist  der  Tod  in  Salabä:  dort  wirft  man  auf  dich  mit  Steinen! 
Schön  ist  der  Tod  in  Af-Harjn,  in  Galab,  Sagli  und  Gerät  I 
Dort  bezahlt  man  keine  Schulden,  bringt  den  Tag  im  Stall  nicht  zu; 
Morgen,  wenn  der  Tag  anbricht,  weckt  das  Land,  o  [meine]  Söhne!" 


"954  Enno  Littmann  [14 

Und  so  singend  kam  er  in  sein  Land  zurück.  Und  als  er  in 
sein  Land  zurückgekehrt  war,  da  war  [Näwed,]  der  Sohn  seines 
Bruders  [Ezäz],  den  er  getötet  hatte,  Häuptling,  und  der  sprach  zu 
ihm:  ..Schön  willkommenl",  und  empfing  ihn  und  rückte  ihm  einen 
Sessel  hin.  Dann  sagte  er  zu  ihm:  „Möge  nun  mein  Vater  richten 
und  Recht  sprechen!  Ist  er  denn  nicht  der  Größerer"  Und  zwei 
seiner  Sklaven  sagten  zu  ihm:  „Du  hast  den  Bahar  Nagäsi  Ezäz  ver- 
gessen, o  Näwed,"  um  ihn  [seine  Tat]  bereuen  zu  lassen.  Er  aber 
sagte  zu  ihnen:  „Ich  habe  ihn  nicht  vergessen,  sondern  ich  will  nur 
den  [Hasamä]  fälschlich  glauben  machen,  dah  ich  meiner  Pflicht  nicht 
nachkomme."  Dann  sagte  er  zu  einem  [von  den  beiden]:  „Sage  zu 
deinem  Bruder:  'Du  schuldest  mir  ein  Gewand';  dann  bringe  ihn  vor 
meinen  Richterstuhl,  und  ich  werde  zu  euch  sagen :  'Geht  zu  meinem 
Vater  Hasamä;  ist  er  nicht  gröiier  als  ich:'"  Dann  stritten  sie  und 
kamen  zu  ihm.  Der  eine  sprach:  „Du  schuldest  mir  ein  Gewand; 
gib  mir  mein  Gewand  zurück";  der  andere  aber  sprach:  „Ich  bin  [es] 
schuldig;  aber  ich  werde  [es]  nicht  zurückgeben."  Daraufsagte  Näwed 
zu  ihm:  „Dies  hier  möge  mein  Vater  I^asamä  entscheiden."  Als  sie 
zu  Hasamä  gekommen  waren,  sagte  er  zu  ihnen:  „Der  Gläubiger  soll 
es  zurückerhalten;  der  Schuldner  soll  es  zurückerstatten!"  In  dem 
Augenblicke  rief  der  Sklave:  „Da  du  so  gesprochen  hast,  so  zahle 
du,  denn  du  bist  der  Schuldner,"  und  stieß  ihm  die  Lanze  in  den 
Rücken.  Wie  er  aber  durchbohrt  war  und  die  Lanze  von  unten  zu 
fassen  suchte,  da  war  sie  zu  hoch  für  ihn;  und  wie  er  sie  von  oben 
zu  fassen  suchte,  da  war  sie  zu  niedrig  für  ihn.  Daher  heißt  es  jetzt 
im  Sprichwort  „wie  die  Lanze  des  Hasamä".  Als  sie  ihn  getötet 
hatten,  da  nahmen  sie  sein  Vieh  weg;  und  jener  Mann,  der  ihn  ge- 
tötet hatte,   sang  das  Lied: 

„Meines  Vaters  Hasamä  Herz  ist  schwerer  als  seine  Leber. 

War'  ich  der  Mörder  des  Ezäz,  ich  wäre  nicht  aus  Haygat  hinabgezogen. 

Dort  oben  hätte  ich  nachts  Wache  gehalten,  bis  ich  eingeschlafen  wäre !" 

Tasfäcön,  der  Sohn  des  'Äyläy,  kam  von  Ga.s-Gamröt  als  Wan- 
derer nach  Keremberä.  Und  Malgamat,  die  Tochter  des  Lawäy, 
sprach  zu  ihm,  als  er  im  Dorfe  ihrer  Verwandten  weilte:  „Schön 
willkommen!"  Sie  war  aber  nackt,  und  er  sprach  zu  ihr:  „Wie  kannst 
du  nackt  sein,  Malgamat?  Können  deine  Brüder  dich  nicht  kleiden?" 
Sie  aber  sprach  zu  ihm:    „Sie    haben    sich  von  mir  abgewendet,  und 


15J  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  955 

so  bin  ich  nackt  geblieben,  o  'Ellüm."  Er  aber  nahm  ein  Stück 
Leinwand  acht  [Ellen  langj  von  einem  Diener,  der  im  Dorfe  war, 
und  kleidete  sie  damit.  Nun  waren  Leute  da,  die  das  Dorf  auskund- 
schafteten, um  es  auszuplündern.  Und  der  Kundschafter  sagte  zu 
der  Plünderungsschar:  „Tasfäcön  ist  da,  was  wollen  wir  mit  ihm  tun:" 
Sie  sprachen:  „Er  ist  ein  Mann;  einen  Mann  müssen  wir  gegen  ihn 
hinabschickenl"  Als  sie  dann  sagten:  „Wer  dies  Stück  Fleisch  nimmt 
und  es  zu  seinem  eigenen  Teile  hinzufügt,  der  soll  mit  ihm  streiten," 
da  rief  einer  von  ihnen:  „Ich  nehme  es,"  und  fügte  es  zu  seinem. 
Teile  hinzu.  Danach  sprach  er  zu  den  Kriegern:  „Zeigt  ihn  mir; 
ich  kenne  ihn  nicht."  Und  wie  die  Krieger  vorrückten,  da  stiefi 
Tasfäcön  Drohungen  gegen  sie  aus  und  wartete  auf  sie ;  sie  aber 
mit  den  Worten:  „Jenes  ist  der  Mann"  zeigten  ihn  dem,  der  das 
Stück  Fleisch  genommen  hatte;  und  sie  stießen  auf  einander.  Tasfäcön 
aber  erschien  vor  seinem  Gegner  mit  der  Lanze  in  der  rechten  Hand, 
dann  nahm  er  sie  [plötzlichj  in  die  linke  und  stieß  jenen  in  die  un- 
gedeckte Seite.  Als  jener  Mann  durchbohrt  war,  da  rief  er:  „Ihr 
habt  mir  nicht  gesagt,  daß  es  zwei  seien;  ihr  sagtet  mir,  es  sei  einer 
und  habt  mich  ungedeckt  abziehen  lassen;  möge  euch  Leid  wider- 
fahren!" Dann  starb  er.  Und  Tasfäcön  blieb  in  seinem  Dorfe,  während 
die  Plündererschar  [zum  Teil]  fiel  und  [zum  Teil]  flüchtete.  Malgamat 
aber  sang  das  Lied: 

„Die  Alawatte' -Leute  schlagen  so  in  die  Hände: 
Die  des  'EUüm  —  ihr  Tun  ist  wunderbar." 

Den  Aflendä  waren  [einmal]  zwei  Kühe,  die  Keyüs  und  Labäb 
hießen,  gestohlen  und  zu  den  Mensa'  gekommen.  Da  zogen  Leute 
ihnen  nach,  um  sie  zurückzuholen,  aber  die  Mensä'  verweigerten  sie 
[ihnen].  Die  Aflendä  nun,  als  man  ihnen  jene  verweigert  hatte, 
zogen  in  ihr  Dorf  zurück,  und  nachdem  sie  eine  Schar  aufgeboten 
hatten,  zogen  sie  gegen  die  Mensa'.  Und  die  Mensä'  flohen  und 
kamen  zu  [einer  Stelle,]  die  Füräqe  heißt,  wo  sie  sich  lagerten.  Und 
als  sie  sich  dort  gelagert  hatten,  ließen  sie  ihr  Vieh  und  ihre  Frauen 
und  ihre  Kinder  zurück  und  erwarteten  jene  [ihre  Feinde].  Die 
Mensä'  nun  waren  oberhalb  des  Wassers,  die  Angreifer  unterhalb  des 
Wassers.  Und  wie  sie  gegen  einander  loszogen,  da  war  ein  großer 
Algen-Baum  zwischen  ihnen.  Und  diesen  Baum  riß  unser  Herr  aus, 
so  daß  er  auf  das  Heer  der  Aflendä  fiel,  auf  etwa  vierzig  Leute  von 
ihnen.     Darauf  wurde    das    Heer   der  Aflendä    bestürzt.     Und  als  es 


Q^ö  Enno  Littmann  [l6 

bestürzt  war,  da  erhoben  sich  die  Mensä'  gegen  sie  und  trieben  sie 
in  die  Flucht.  Und  das  Heer  der  Aflendä  eilte  fliehend  nach  Sar- 
rabet;  die  MensiV  aber  liefen  hinter  ihnen  her,  indem  sie  sie  verfolgten. 
Und  während  die  Mensä'  das  Hauptheer  verfolgten,  da  wendeten  sich 
vierzig  Leute  vom  Heere  der  Aflendä  vom  Wege  ab  und  verbargen 
sich;  und  die  Mensä'  liefen  bei  der  Verfolgung  des  Hauptheeres 
an  ihnen  vorbei.  Sie  aber,  als  die  Mensä'  bei  der  Verfolgung  des 
Hauptheeres  an  ihnen  vorbeigelaufen  waren,  gingen  in  ihr  Dorf,  und 
von  dem  Heere,  das  zur  Plünderung  ausgezogen  war,  entkamen  nur 
diese  vierzig.  Das  Hauptheer  nämlich  hatte,  als  die  Mensä'  hinter 
ihm  waren  und  es  verfolgten,  am  Läbä  [-Flusse]  Halt  gemacht.  Am 
Läbä  nun  standen  das  Hauptheer  und  sein  Häuptling.  Die  Mensa  aber, 
die  sie  verfolgten,  erreichten  sie  und  vernichteten  alle,  die  am  Läbä- 
Flusse  waren.  Und  der  Läbä-Flu()  lieü  einen  Strom  Blutes  dahin- 
strömen.  Und  von  jenem  Tage  bis  auf  den  heutigen  Tag  geht  keiner, 
der  eine  Wunde  hat,  zu  ihm,  noch  trinkt  er  sein  Wasser,  noch  wäscht 
er  sich  darin,  noch  sucht  er  Heilung  in  ihm,  damit  [seine  Wunde] 
nicht  noch  schlimmer  werde  oder  sich  entzünde.  Sein  Wasser  ist 
für  einen  Verwundeten  giftig  und  wird  [daher]  gemieden. 

Die  Mensä'  zogen  mit  ihrem  Dorfe  nach  Seb  hinab  und  be- 
bauten dort  die  Ländereien  der  Oaläqel.  Und  in  Halibö  arbeiteten 
sie  nur  vier  Tage  auf  dem  Felde;  der  Freitag  war  ihr  Festtag  und 
der  kleine  Sabbat  und  der  große  Sabbat  waren  ihre  Sonntage.  Und 
wenn  ihre  Landleute  die  vier  Tage  gearbeitet  hatten,  dann  brachten 
sie  alle  ihre  Rinder  für  die  drei  Tage,  an  denen  sie  nicht  arbeiteten, 
auf  einen  steilen  Berg,  der  Sibödln  hiefi  und  der  nur  einen  Zugang 
hatte;  und  von  dort  aus  gingen  sie  dahin,  wo  ihr  Dorf  war.  Hyänen 
gab  es  nicht  noch  Räuber  auf  dem  Berge,  auf  den  sie  ihr  Vieh  ge- 
bracht hatten:  dies  blieb  dort  auf  der  Weide.  Am  großen  Sabbat 
kamen  sie  des  Abends  hin,  und  wenn  sie  [das  Vieh]  hinuntergetrieben 
hatten,  so  arbeiteten  sie  ihre  vier  Tage.  Und  an  einem  solchen  Tage, 
an  dem  sie  ihrem  Herkommen  gemäß  das  Vieh  auf  den  Berg  gebracht, 
von  ihm  weggezogen  waren,  es  verlassen  hatten  und  weggegangen 
waren,  da  rief  einer  namens  Sülkä,  ein  Araber,  die  Feinde  derMensä'und 
nahm  das  Vieh  weg.  Als  dann  die  Feldarbeiter  kamen,  um  ihre 
Arbeit  aufzunehmen,  da  fanden  sie  den  Berg  leer.  Und  indem  sie 
ihre  Saat  mitnahmen,  kehrten  sie  in's  Dorf  zurück.  Als  aber  die 
Leute   sagten:    „Wie    [kommt  es]  so:",  antworteten  sie:    „Wir  haben 


ij]  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  957 

den  Berg  leer  gefunden;  ob  ein  Dämon  sie  weggenommen  oder  ein 
Engel,  das  wissen  wir  nicht.  Mit  den  Feldarbeiten  ist  es  zu  Ende!" 
Während  sie  nun  nach  den  Rindern  suchten,  hiel5  es:  „Sülkä  hat  sie 
fortgenommen."  Da  verließ  Sülkä  das  Land,  und  er  wurde  verbannt. 
Und  als  Sülkä  draußen  gelebt  hatte,  wurden  später  seine  Nach- 
kommen Vasallen  des  Samarä-Le'ül,  Sohnes  des  'Äyläy.  Als  diese 
Vasallen  geworden  waren,  schieden  sie  aus  dem  Bruderverhältnisse 
aus  und  wurden  den  Tigre' gleich,  und  sie  mußten  Hilfe  leisten,  Ab- 
gaben für  Totenopfer,  für  das  Kreuzesfest  und  verschnittene  Ziegen- 
böcke ^  liefern. 

Und  wie  es  Herbst  wurde,  zogen  die  Mensä'  gen  Se^b  hinab. 
Die  'Ad-Temär}-äm  aber,  die  Se'b  beanspruchten,  luden  ihre  Tiere 
ab  und  lagerten  dort.  Se'b  gehörte  früher  den  Mensa.  Und  die 
'Ad-Temäryäm  sagten  zu  den  Mensä':  „Überlaßt  uns  Mäy  Ule  als 
Tränke;"  die  Mensa  aber  antworteten  ihnen:  [„Nein,]  wir  werden  euch 
es  nicht  mit  euren  Augen  sehen  lassen!"  Darauf  zogen  die  'Ad- 
Temäryäm  mit  ihrem  Vieh  zum  Flusse  hinab,  und  die  Mcnsä'  und 
jene  stürzten  am  Flusse  auf  einander  mit  ihren  Schwertern  los;  und 
die  Mensa',  fünfzig  an  der  Zahl,  an  deren  Spitze  Tasfäcön,  Sohn  des 
'Äyläy,  stand,  wurden  geschlagen,  die  'Ad-Temäryäm  aber  waren 
siegreich.  Darauf  kamen  die  Mensä'  nach  Wa'as  und  sie  baten  die 
'Ad-Temäryäm  mit  den  Worten:  ,, Bewilligt  uns  einen  Vertrag!";  jene 
willigten  ein,  und  so  schlössen  sie  einen  Vertrag.  Aber  dieser  ihr  Ver- 
trag dauerte  nicht  ewig.  Einmal,  während  die  Mensä'  in  den  Oaläqel 
die  Felder  bestellten  und  ihr  Getreide  wuchs  und  reifte,  da  beschlossen 
alle  'Ad-Temäryäm  zusammen  in  einer  Ratsversammlung,  die  Mensä 
auszurauben,  aber  ein  Mann  unter  ihnen  sprach  zu  ihnen:  „Kommt, 
laßt  jene  Christen  mit  ihren  schmalen  Lanzenspitzen;  sie  sind  schlechte 
Leute.  Nichts  davon,  daß  ihr  selbst  [gegen  sie]  zieht!  Wenn  wir  an 
unserer  Stätte  bleiben,  möge  Gott  uns  vor  ihnen  schützen!"  Sie  aber 
hörten  nicht  auf  seinen  Rat,  sondern  zogen  aus.  Indem  sie  ihre 
Kamele  mit  sich  nahmen,  zogen  sie  aus,  um  die  Mensa  auszurauben; 
ihre  Kamele  [nahmen  sie]  aus  dem  Grunde  [mit],  daß  sie  das  Getreide 
trügen.  Und  ihre  Kamele  ließen  sie  bei  der  Mündung  des  Läbä- 
Flusses  an  einem  Orte,  der  Bakakyä  heißt.  Dann  sammelten  sie  sich 
und    kamen  nach  Gas  Gamröt  Bahar.     Und    danach    griffen    sie    an, 


I  D.  h. :  Hörige         2  So  nach  C.  Rossini 


95S  Enno  Littmann,  Semitische  Stammessagen  der  Gegenwart.  [18 

und  die  Mensa  flohen.  Die,  w  eiche  von  ihnen  am  tüchtigsten  waren, 
wurden  von  ihren  Frauen  und  Kindern  und  Brüdern  festgehalten, 
damit  sie  nicht  in  Gefahr  gerieten.  Aber  ein  Mann  von  ihnen,  der 
nicht  geflohen  war,  blieb  still  sitzen  und  seine  Frau  röstete  ihm  eine 
Ähre,  dann  zermahlte  sie  sie  und  gab  sie  ihm.  Er  aber  rührte  sich 
nicht,  sondern  aß  nur.  Da  rief  seine  Frau:  „Ach,  sie  sind  uns  nahe!" 
Er  [dagegen]  sagte  zu  ihr:  ,.Schwatze  nicht,  sondern  gib  mir  [zu 
essen]'."  Und  als  er  die  Ähre  gegessen  hatte,  sagte  er:  „Gib  mir 
Milch'.",  und  sie  gab  ihm  Milch.  Und  wie  die  Krieger  ihn  so  sitzen 
sahen,  ohne  daß  er  nach  rechts  oder  links  blickte,  da  wagten  sie 
nicht  an  ihn  heranzukommen.  Als  er  nun  die  Milch  getrunken  hatte, 
da  nahm  er  seine  Waffen  und  stürzte  auf  die  Krieger  los  und  tötete 
einen  von  ihnen  mit  der  Lanze.  Und  als  er  den  getötet  hatte,  da 
ließ  er  das  Blut  des  Mannes  von  der  Lanze  in  seine  Hand  fließen 
und  vermischte  es  mit  seiner  Ähre  und  aß  (es).  Als  er  so  das  Blut 
getrunken  hatte,  tötete  er  viele  von  ihnen,  und  das  Heer  wurde  be- 
stürzt. Und  als  seine  Genossen,  die  auf  den  Bergen  waren,  dies 
sahen,  kamen  sie  herunter  und  halfen  ihm,  und  sie  trieben  die  'Ad- 
Temär)-äm  in  die  Flucht.  Und  auf  der  Verfolgung  folgten  sie  ihnen 
bis  dicht  vor  ihr  Dorf;  und  als  man  jenem  Manne,  der  früher  zu  den 
'Ad -Temär}-äm  gesagt  hatte:  „Kommt,  zieht  nicht  gegen  sie,"  mit- 
teilte, daß  die  Mensä^  gekommen  seien,  sagte  er:  „Nun  sind  die 
jNIensä'  zu  weit  gegangen."  Die  Mensä'  aber  drangen  nicht  in  das 
Dorf  ein,  sondern  von  außerhalb  kehrten  sie  zurück.  So  haben  die 
Mensä'  und  die  'Ad-Temäryäm  oftmals  Krieg  geführt,  und  führen 
ihn  noch. 


Das  vermutliche   babylonische  Vorbild  des  Pehtä  und 

Mambühä  der  Mandäer. 


Von 

H.  Zimmern. 


n  den  babylonischen  kultischen  Texten  begegnen  wir  wieder- 
holt einem  Ausdruck  pit  pl  „Offnen  des  Mundes",  meist 
neben  niis  pl  „Waschen  des  Mundes",  aber  auch  für  sich 
allein  stehend.  Ich  habe  über  diesen  Ausdruck  schon  in 
meinen  Beiträgen  zur  Kenntn.  d.  babyl.  Religion  S.  138  f.  Anm.  e  kurz 
gehandelt  und  dort  bereits  gezeigt,  daß  dieses  „ÖfTnen"  bezw.  „Waschen 
des  Mundes"  ein  kultischer  Akt  ist,  der  vom  Priester  an  dem  Götter- 
bilde vorgenommen  wird,  insbesondere  bei  der  Einweihung  eines  neu- 
verfertigten oder  restaurierten  Götterbildes.  Doch  ist  es  für  das  ge- 
nauere Verständnis  der  betreffenden  kultischen  Handlung,  wie  für  den 
unten  in  Erwägung  gezogenen  eventuellen  Zusammenhang  mit  dem 
mandäischen  Pehtä  und  Mambühä  notwendig,  die  betreffenden  Stellen 
etwas  ausführlicher  zu  besprechen,  als  ich  es  a.  a.  O.  getan  habe. 

Die  relativ  klarste  Vorstellung  von  der  in  Rede  stehenden  kul- 
tischen Handlung  gewinnen  wir  aus  der  a.  a.  O.  von  mir  bereits  heran- 
gezogenen Stelle  der  Nabü-abal-iddin-Inschrift',  wo  es  Col.  IV  22  ff. 
von  dem  neu  angefertigten  Bilde  des  Gottes  Sama.s  heißt:  ina  telilti 
sa  Ea  71  Marduk  niahar  Samas  ina  Ekarzagina  sa  kisäd  Puratti  pisu 
inisi-nia    inna    subatsn    ., nachdem    er   (sc.  der    Priester)    mittels    der 


I  V  R  6of.  {Keilmsc/ir.  Bibl.  III   l   S.   174  ff.) 


■960  H.  Zimmern  [2 

Reinigung  Ea's  und  Marduk's  angesichts  der  Sonne'  in  Ekarzagina^  am 
Ufer  des  Euphrat  seinen  3  Mund  gewaschen,  ließ»  er  (sc.  der  Gott 
Samas)  sich  nieder  an  seiner  Wohnstätte."  Diese  Stelle  lehrt  also, 
da(i  unter  der  „Mundwaschung",  die  an  einem  neu  angefertigten 
<jötterbilde  v^orgenommen  wird,  eine  Zeremonie  zu  verstehen  ist,  die 
durch  Reinigungsbeschwörungen  {teliltn)  des  Ea-Marduk-Dienstes  aus- 
geführt wird. 

Solche  bei  der  „Mundwaschung"  eines  Götterbildes  anzuwendenden 
Beschwörungsgebete  sind  in  extenso  mitgeteilt  in  den  noch  unver- 
öffentlichten +  Tafeln  wie  K.  3511  +  79-7-8,  68;  K.  5412a,  mit  denen 
auch  die  II  R  58  Nr.  6  veröffentlichten  Beschwörungen  „um  ein  Götter- 
bild mittels  Feuers"  bezw.  „mittels  des  Weihwasserbeckens  zu  reinigen" 
auf's  nächste  verwandt  sind.  Diese  für  die  „Mundwaschung"  bei  einem 
Götterbilde  bestimmten  Beschwörungen  sind  in  ihrer  Form  und  in 
ihrem  Wortlaut  sehr  ähnlich  den  Beschwörungen  auf  der  IX.  Tafel 
Surpu  (s.  meine  Beiträge  z.  bab.  Rel.  S.  45  ff.  und  die  Neuausgabe  des 
Originaltextes  auf  Taf.  LXXVI— LXXIX).  Wie  hier  in  Surpu  IX  der 
Reihe  nach  eine  jede  der  13  Beschwörungen  auf  eine  besondere  heilige 
Substanz,  Pflanze,  Wasser,  Feuer  usw.,  Bezug  nimmt  und  sie  als 
Reinigungsmittel  für  den  zu  reinigenden  Menschen  preist,  so  werden 
auch  in  den  genannten,  für  die  „Mundwaschung"  oder  „Reinigung" 
des  Götterbildes  bestimmten  Beschwörungen  ebensolche  Substanzen, 
wie  Honig,  Milchrahm,  Ol,  Wasser,  Feuer,  verschiedene  Pflanzen  (z.  B. 
Tamariske),  der  Reihe  nach  in  je  einer  besonderen  Beschwörungs- 
formel gepriesen.  Z.  B.  auf  K.  35 11  +79-7-8,  68  der  Milchrahm, 
übrigens  unmittelbar  hinter  dem  Honig,  etwas  folgendermaßen: 


^  So  ist  doch  wohl  hier,  wie  auch  mehrfach  anderwärts,  das  mahar  Samas  „vor 
Samas"  zu  verstehen 

2  Name  eines  Heiligtums  mit  der  Bedeutung  „Haus  der  hellen  Ufermauer" 

3  D.h.  doch  wohl  sicher  dem  ganzen  Zusammenhange  nach:  des  Götterbildes, 
nicht  etwa:  seinen  (des  Priesters)  eigenen  Mund.  An  und  für  sich  wäre  es  freilich 
ganz  wohl  möglich,  daß  von  der  Waschung  des  Mundes  des  Priesters  die  Rede  wäre ; 
vgl.  dazu  die  unten  besprochene  Stelle  CT  XVI  5,  177 

4  Mit  Ausnahme  des  von  Bezold,  Catalogue  IV  p.  1705  aus  79-7-8,  68  mit- 
geteilten, unten  von  mir  übersetzten  Passus,  der  eine  vollständige  Beschwörung  dieser 
Art  enthält 

5  Da  diese  Beschwörungsformeln,  ebenso  wie  die  verwandten  in  Surpu  IX,  bis 
jetzt  nur  sumerisch  bezw.  in  ideographischer  Schreibung,  nicht  in  phonetisch-semi- 
tischer, vorliegen,  so  ist  eine  völlig  präzise  Übersetzung  zur  Zeit  noch  nicht  durch- 
gehends  möglich 


3]         Das  vermutl.  babyl.  Vorbild  des  Pehta  und  Mambuha  der  Mandäer.      961 

Beschwörung. 

Milchrahm,  glänzendes  Fett,  strahlendes  Fett,  von  der  Kuh  im  Stalle  stammend, 

Milchrahm,  glänzendes  Fett,  von  der  Kuh  im  Stalle  ausgegangen, 

in  grol.'ie  Steinkriige  gegossen; 

in  der  großen  Wohnung  des  Himmels  haben  die  großen  Götter 

die  Fülle  für  die  Mundöffnung  der  Götter 

gemehrt, 

glänzend,  strahlend  gemacht. 

Die  böse  Zunge  weiche  zur  Seite! 

Beschwörung,  um  mittels  Milchrahms  einem  Gotte  den  Mund  zu  waschen. 

Beachtenswert  ist  speziell  bei  dieser  im  Vorstehenden  mitgeteilten 
Beschwörungsformel,  dalJ  hier  im  Kontext  von  „Mundöffnung"  {KA- 
TUH-U-DA=  pit  pt)  die  Rede  ist,  während  die  Unterschrift,  wie 
allenthalben,  von  „Mundwaschung"  {KA-L  UH-  U-DA  =  niis  pi)  spricht, 
daii  also  hier,  wie  wir  es  auch  weiterhin  noch  sehen  werden,  die 
beiden  Ausdrücke  „Mundöffnung"  {pit  pi)  und  „Mundwaschung"  {tnis 
pt)  ziemlich  gleichwertig  gebraucht  werden.  Ferner  ist  hervorzuheben, 
dafi  die  „Mundwaschung"  nach  diesen  Beschwörungsformeln  nicht  etwa 
blo(5  mittels  Wassers  und  anderer  flüssiger  Substanzen  erfolgt,  sondern 
daß  auch  bei  trockenen  Substanzen  der  gleiche  Ausdruck  angewendet 
wird,  darunter  also  im  weiteren  Sinne  „Reinigung"  verstanden  wurde. 

Wichtig  für  die  genauere  Bestimmung  des  ptt  pi  und  inis  pl  ist 
nun  namentlich  der  Text  IV  R  25,  der  von  der  Anfertigung  eines 
Götterbildes,  speziell  eines  Bildes  des  Neumondgottes,  handelt.  Nach- 
dem in  den  beiden  ersten  Kolumnen  die  Anweisungen  zu  den  kul- 
tischen Vornahmen  bei  der  Einweihungsfeier  dieses  neuverfertigten 
Götterbildes  ausführlich  mitgeteilt  sind,  beginnt  in  der  dritten  Kolumne 
der  bei  der  Einweihungszeremonie  zu  rezitierende  Beschwörungshymnus 
selbst.  Zuerst  wird  das  neue  Götterbild  in  den  üblichen  überschvväng- 
lichen  Worten  als  ein  unvergleichliches  Prachtstück  gepriesen.  Darauf 
lieiC)t  es  in  Z.  65 f.: 

azkaru  aniiü  iiia  lä  pit  pi^  qii(rinna  [lä  essin]  2 

[akala  lä  ikkal  me  lä  isa/i]  2 

Dieser  Neumond(sgott)  atmet  ohne  Mundöffnung  keinen  Rauchopferduft  ein, 

ifjt  kein  Brot,  trinkt  kein  Wasser. 

Nach  einer  größeren  Lücke  in  der  Tafel  fährt  der  Text,  aber  wahr- 
scheinlich immer  noch  innerhalb  derselben  in  Kol.  III  begonnenen 
Beschwörungsformel,  auf  Kol.  IV  fort: 


1  Sumerisch:  KA-NU-TUH-U-DA 

2  Die  eingeklammerten  assyrischen  Worte  sind  in  der  sumerischen  Fassung  erhalten 
I^öldeke-Festschrift.  6l 


962  H.  Zimmern  [4 

vie  c'llüti  kiribsa  nbla 
Xhizadim  zadhngallu  sa  Amt 
ina  qäteht  elleti  ukannika 
Ea  aiia  asar  ielilli  itbalka 
ana  asar  telilü  itbalka 
ina  gäfesu  elleti  itbalka 
ina  dispi  heinetu  itbalka 
me  sipti  ana  pika  iddi 
plka  ina  isippüti  ipti 

kinia  same  (lü  telil)  kima  ersitim  (lü  ttbib)  klma  kirib  same  (In  tammir) 
lisänii  livmttii  (ana  ahäti  lizziz) 

I.VIM-I.VIM-MA  UR-KU  DL\Tt1R-RA  KA-TUH-U-DA-KAN 

Reines  Wasser  hat  er  hinein  gebracht. 

Ninzadim,  der  Oberjuwelier  des  Anu, 

hat  mit  seinen  reinen  Händen  dich  tadellos  gemacht. 

Ea  hat  zum  Ort  der  Reinigung  i  dich  hingenommen, 

zum  Ort  der  Reinigung'  dich  hingenommen, 

mit  seinen  reinen  Händen  dich  hingenommen, 

in  Honig,  Milchrahm  2  dich  hingenommen, 

Wasser  der  Beschwörung  an  deinen  ]\Iund  geschüttet, 

deinen  Mund  durch  Beschwörungskunst  geöffnet. 

Wie  der  Himmel  mögest  du  glänzen,  wie  die  Erde  strahlen,  wie  des  Himmels^ 

Inneres  leuchten! 
Die  böse  Zunge  weiche  zur  Seite ! 

Beschwörung,  um  mittels  eines  Hundes  3  einem  Gotte  den  Mund  zu  öffnen. 


*  In  der  sumerischen  Fassung  stehen  hier,  was  für  ihre  Priorität  gegenüber  der 
assyrischen  spricht,  zwei  verschiedene  Synonyma.  —  Bei  dem  Ort  der  Reinigung,  an 
den  das  Götterbild  hingenommen  wird,  ist  wohl  an  etwas  ähnliches  zu  denken,  wie 
in  der  oben  besprochenen  Stelle  der  Nabü-abal-iddin-Inschrift,  wo  die  Mundwaschung 
des  Sama.s-Bildes  mittels  der  Reinigung  Ea's  und  Marduk's  in  einer  besonderen 
Kapelle  unmittelbar  am  Euphratufer  stattfindet.  Auch  nach  Rit.-Taf.  31 — 37  findet 
die  Reinigung  und  „Mundöffnung"    des  neuverfertigten  Götterbildes  am  Flulöufer  statt 

2  Wie  das  „in"  Ilotiig  laid  Milrkrahm  genau  zu  verstehen  ist,  bleibt  einstweilen 
noch  unklar.  Jedenfalls  aber  hat  man  dabei  an  irgendwelche  Verwendung  von  Honig 
und  Milchrahm  bei  dieser  Einweihung  des  neuen  Götterbildes  zu  denken.  Schon  oben 
war  uns  ja  auf  K.  3511  +  79-7-8,68  in  verwandtem  Zusammenhang  die  enge  Ver- 
knüpfung dieser  beiden  Ingredienzen  begegnet,  die  ja  hinsichtlich  ihrer  Verwendung 
im  Kultus  neuerdings  im  Anschluß  an  den  Artikel  von  Usener,  Milch  und  Honig,  in 
Rhein.  Museum  LVII  (1902),  S.  177  ff.  mehrfach  die  Aufmerksamkeit  der  Religions- 
historiker auf  sich  gelenkt  haben.  —  Auf  keinen  Fall  darf  man,  wogegen  schon  der 
ganze  Zusammenhang  und  speziell  noch  die  Unterschrift  unter  dem  Beschwörungs- 
hymnus spricht,  an  die  Beschreibung  einer  Leichenfeier  und  die  von  Herodot  (I  198) 
berichtete  Sitte  der  Babylonier,  den  Leichnam  in  Honig  zu  legen,  denken,  wie  dies 
Meissner  in  seinem  Artikel  Babyl.  Leichetifeicrlichkdten  in  IVZÄ'A/Xll  6of.  tun  wollte 

3  Es  handelt  sich  hier  also,  vorausgesetzt,  dalJ  UR-KC  in  der  Tat  als  kallni 
,,Hund"  in  der  eigentlichen  Bedeutung,  als  Tier,  verstanden  werden  darf,  um  ein 
Hundeopfer  im  Dienste   des  Neumondgottes.     Ob   dann   daran    erinnert  werden  darf. 


f 


5j         Das  vermutl.  babyl.  Vorbild  des  Pehta  und  Mambuha  der  Mandiier.     963 

Es  folijen  nun  wieder  kultische  Anweisungen,  die  auf  Opfer- 
zurüstungen  Bezug  haben.  Wie  dieser  liturgische  Text  klar  zeigt, 
bildet  die  durch  Beschwörung  im  Namen  Ka's  vorgenommene  Zere- 
monie der  „Mundöffnung"  einen  wesentlichen  Bestandteil  bei  der  Ein- 
weihung eines  neuverfertigten  Götterbildes.  Erst  wenn  diese  Zeremonie 
stattgefunden  hat,  ist  der  im  Götterbilde  verkörperte  Gott  imstande, 
Brot  zu  essen,  Wasser  zu  trinken,  Rauch  einzuatmen,  d.  h.  Speis-, 
Trank-  und  Rauchopfer  anzunehmen '. 

Von  hier  aus  gewinnen  nun  auch  alle  diejenigen  Stellen  in  den 
Ritualtexten  Licht,  an  denen  ohne  weitere  Zusätze  kurz  nur  von  „Mund- 
öffnung"  und  „Mundwaschung''  eines  Gottes  die  Rede  ist.  So  zunächst 
die  Stellen,  die,  wie  I\^  R  25,  gleichfalls  von  der  Neuanfertigung,  oder 
auch  Wiederherstellung  von  Götterbildern  handeln,  so  in  meinen 
Beiti:  s.  bab.  Rel.  Rit.-Taf.  Nr.  31—37  St.  I  26 ff.:  ilu  siiatu  KA-LUH- 
i'-DA  KA-TUH-l'-DA  tcppiis  „selbigem  Gotte  (Götterbilde)  sollst  du 
Mundwaschung,  Mundöffnung  antun"  (folgt:  Räucherbecken,  Fackel 
an  ihn  heranbringen,  im  Weihwasserbecken  ihn  abwaschen);  ähnlich 
ibid.  Stil  14.  18;  St.  III  10,  wo  die  „Mundwaschung",  „Mundöffnung" 
gewiß  gleichfalls  nur  auf  das  betreffende  neuverfertigte  Götterbild,  den 
„selbigen  Gott"  {ilu  suatu)  zu  beziehen  ist,  nicht  etwa  auf  die  übrigen 
dort   im  Vorhergehenden   genannten  Götter  Anu,  Bei,  Ea  usw.     Vgl. 

auch  ibid.   St.  II  2 :    „ seinen   Mund  (?)    wasche".     Desgleichen 

Nr.  38,  7.     Ferner  noch  Nr.  48,  lof.;  Nr.  55  St.  I  3;  Nr.  74,  33.  37.  40. 

Dagegen  findet  sich  der  Ausdruck  „einem  Gotte  Mundwaschung, 
Mundöffnung  antun"  nun  auch,  vom  Priester  gebraucht,  in  Zusammen- 


dat  —  vgl.  zum  folgenden  Smith-StÜBF,,  Relig.  d.  Semit.  S.  221  —  der  Hund  den 
Harraniern,  den  Bewohnern  der  alten  Kultstadt  des  RIondgottcs  Sin,  heilig  war,  und 
ob  etwa  darnach  auch  der  neben  Sin  und  andern  Göttern  von  Ilarran  genannte  „Herr 
mit  den  Hunden"  bei  Jakob  von  Serug  [ZDMG  29  S.  IIO;  vgl.  Nöldeke,  ibiJ.  42, 
473)  als  eine  Bezeichnung  des  Neumondgottes,  d.  h.  dann  des  Nusku  zu  erklären  ist, 
während  ihn  Jensen,  Kosmol.  S.  131  allerdings  vielmehr  zu  dem  babylonischen 
Marduk-Juppiter  mit  dessen  vier  Hunden  stellen  \\ollte? 

I  Es  mag  hier  wenigstens  kurz  darauf  hingewiesen  werden,  da(J  auch  im  Ägyp- 
tischen eine  Zeremonie  begegnet,  die  eine  gewisse  Analogie  darbietet.  Denn  hier 
mufäte  vor  der  eigentlichen  Speisung  des  Toten  erst  der  wichtige  Gebrauch  des 
„Öffnens  des  Mundes  (und  der  Augen)"  an  diesem  durch  den  »S't'w-Priester  vollzogen 
werden.  S.  Ermax,  Agypi.  Religion  S.  134.  Des  Näheren  besteht  dieser  Gebrauch 
nach  Erman's  Angabe  daselbst  darin,  dat  zweimal  mit  kleinen  Queräxten  und  einmal 
mit  einem  Meißel  das  Gesicht  des  Toten  berührt  wird.  Erst  wenn  dies  und  allerlei 
anderes  dazwischen  getan  ist  und  wenn  der  Sem  dann  Mund  und  Auge  mit  dem 
kleinen  Finger   geöffnet  hat,  ist  der  Tote  wieder  fähig,  seine  Nahrung  zu  empfangen 

61^ 


q5  1  H.  Zimmern  [6 

hängen,  \vo  es  sich  nicht  um  die  Einweihung"  eines  Götterbildes  handelt, 
sondern  überhaupt  um  den  mit  Reinigungszeremonien  verbundenen 
kultischen  Dienst  bei  einer  Gottheit,  so  Rit.-Taf.  Nr.  loo  Obv.  9,  vgl. 
Nr.  II  Col.  IV  20;  Nr.  79—82  St.  I  5,  wo  solche  am  Götterbilde 
voro^enommene  Mundwaschung  und  Mundöffnung  als  Obliegenheit  des 
Wahrsagepriesters  vor  l^eginn  seiner  Amtshandlung  aufgeführt  wird, 
speziell  in  dem  Falle,  wenn  der  Gott  zur  Orakelerteilung  nicht  geneigt 
erscheint. 

Erwähnt  sei  ferner  noch  die  neuerdings  bekannt  gewordene  Stelle 
CT  XVII  39,  74,  wo  das  Weihwasserbecken  {agubbü)  das  Epitheton 
Ulis  pi  {=  KA-LUH-HÄ)  sa  ?7«;^/ „Mundwaschung  der  Götter"  erhält. 
Weiter  aber  findet  sich  nun,  zwar,  soviel  ich  sehe,  nicht  der 
Ausdruck  „Mundöffnung"  {pit  pl),  wohl  aber  der  damit  parallele 
„Mundwaschung"  {niis  pt),  auch  von  Menschen  gebraucht,  speziell  vom 
Beschwörungspriester,  v^on  dem  es  CT  XVI  5,  177  (nebst  Nachtrag 
XVII  48)  heißt:  asipii  Eridi  sa  pisii  viesU  „der  Beschwörungspriester 
von  Eridu,  dessen  Mund  gewaschen  ist"  (sumer.  KA  SU-LUH-HA). 
Vgl.  dazu  die  Ausführungen  von  JENSEN  in  KeilinscJir.  Bibl.  VI  l 
S.  462  f.  über  den  Priesternamen  asipu,  der  nach  ihm  ursprünglich 
vielleicht  auch  nichts  anderes  bedeutet  als  „der  Gereinigte",  synonym 
dem  andern  Priesternamen  ramku  eig.  „der  Gewaschene".  —  Des- 
gleichen begegnet  bei  dem  Büßer,  der  sich  dem  Gotte  bittflehend  zu- 
wendet, nicht  nur  der  Ausdruck  vom  Waschen  des  Körpers  oder  der 
Hände,  sondern  auch  speziell  vom  Waschen  des  Mundes  {niussiL  pljä) 
IV  R  17,  25  b. 

Wir  kommen  somit  auf  Grund  des  Vorstehenden  für  pit  pi  und 
Ulis  pl  „Mundöffnung",  „Mundwaschung"  im  Babylonischen  auf  einen 
Sprachgebrauch,  wonach  diese  beiden  Ausdrücke  kultustechnische 
Bezeichnungen  sind  für  die  Vornahme  von  Reinigungsriten  an  den 
Göttern  selbst,  bestehend  in  der  Einführung  zauberkräftiger  Ingredienzen 
in  den  Mund  der  Götterbilder,  vorwiegend,  wenn  es  sich  um  die  Weihe 
neuer  Götterbilder  handelt,  doch  nicht  ausschließlich  in  diesem  Falle, 
sondern  auch  bei  anderen  kultischen  Gelegenheiten,  so  speziell,  wenn 
der  Gott  sich  ungeneigt  zeigt  zur  Orakelerteilung.  Ferner  aber  wird 
wenigstens  iiiis  pl  „Mundwaschung"  auch  von  einer  Reinigungszere- 
monie am  Menschen,  speziell  am  Priester,  gebraucht. 


/]        Das  vermutl.  babyl.  Vorbild  des  Pehta  und  Mambüha  der  Mandäer.     965 

Im  Kultus  der  Mandäer  spielt  das  /Wi/a  und  MiDiibuhä  eine 
wichtige  Rolle.  S.  das  Nähere  bei  Brandt,  Mand.  Relig.  J^  61  u.  62. 
Zunächst  ein  Wort  über  die  Etymologie  von  pehtä.  BRANDT  sagt, 
nachdem  er  peJitä  als  eine  Speise  und  nianibühä  als  einen  Trunk  be- 
stimmt, beides  in  religiöser  Absicht  bei  der  Taufe  genossen:  „z.u 
KDiTD  ist  also  die  syrische  Bezeichnung  der  Hostie  Jl>!»K3  zu  ver- 
gleichen, welche  ihrerseits  eine  Umwandlung  von  J)Li^J^  darstellt'". 
Aber  wo  in  aller  Welt  gibt  es  ein  syrisches  Wort  JLufc^  „Hostie", 
und,  vorausgesetzt,  daß  ein  solches  existierte,  was  berechtigte  uns  dazu, 
dies  ohne  weiteres  als  eine  Umwandlung  von  ilKs  aufzufassen?  Ich 
vermute,  daii  der  erste  Teil  dieser  Auslassung  über  die  Etymologie 
vom  mand.  snrT'D  einfach  auf  ein  MilWerständnis  BraNDT's  von 
NOldeke's  Angabe:  „«n.TS  =  JU>K3  (die  mand.  Hostie)"  Mand. 
Grajuvi.  S.  66  Mitte,  hinausläuft;  und  dali  der  zweite  Teil,  die  Um- 
wandlung von  jLuJ^3  aus  \V^  betreffend,  nur  eine  Weiterspinnung 
dieses  Mißverständnisses  von  Seiten  Brandt's  darstellt  ^  die  um  so 
weniger  Berechtigung  hat,  als  auch  il^>s  meines  Wissens  im  Syrischen 
nie  für  die  Hostie  beim  Abendmahl  gebraucht  wird.  Nein,  wir  werden 
einfach  dabei  zu  bleiben  haben,  daß,  wie  die  Mandäer  auch  selbst 
annehmen  (s.  BRANDT  a.  a.  O.  S.  107  Anm.  i),  die  mandäische  Be- 
zeichnung der  Hostie  NnrT'E  ursprünglich  „Öffnung" 3  bedeutet,  aller- 
dings in  anderm  Sinne,  als  es  die  Mandäer  verstehen,  denen  der  eigent- 
liche ursprüngliche  Sinn  dieser  Bezeichnung  verloren  gegangen  ist  und 
die    darum    an  die  Öffnung  eines  himmlischen  Lichtschatzes   denken. 

Nach  den  obigen  Ausführungen  über  das  babyl.  ///  pl  erscheint 
es  mir  nicht  zu  gewagt,  den  ursprünglichen  Sinn  auch  des  mand. 
«nn^S  als  „Öffnung  des  Mundes"  seil,  der  Täuflinge,  zu  bestimmen 
und  einen  religionsgeschichtlichen  Zusammenhang  dieser  mandäischen 


1  DE  Lagarde  zitiert  in  seiner  Besprechung  GGA  1890,  l  S.  402  gleichfalls 
diesen  Satz  Brandt's,  ohne,  wie  es  scheint,  daran  weiter  AnstolJ  zu  nehmen,  als  daß 
er  eine  andre,  als  die  gewöhnliche,  Etymologie  von  llh^a^  riß  vorschlägt  und  damit 
die  angebliche  Umwandlung  von  JLw&.s  aus  llSs.s  in  Zweifel  zieht 

2  LiDZBARSKi  macht  mich  auf  Befragen  darauf  aufmerksam,  daß  Brandt  bei 
seiner  Herleitune  von  Sm^B  aus  iLiwS  vielleicht  auch  beeinflußt  sei  von  Lorsbach  in 
StäUDLIn's  Beiträgen  zur  Philos.  u.  Gesch.  der  Rel.  21.  Sitlenl.,  Bd.  V,  Lübeck  1799» 
S.  37?  wo  sich  gleichfalls  schon  die  Zusammenstellung  von  Nnros  mit  |lk>.9  findet 

3  Auch  Lidzbarski  bestätigt  mir  auf  meine  Anfrage:  „saTS  ist  sicherlich  ein- 
fach JLiboB".  Er  fügt  weiter  hinzu:  „sr~"2  findet  sich  auch  vielfach  in  der  einfachen 
Bedeutung  „Öffnung":  Ginza  R  189,  16;  Qolasta  31,  14;  58,  28;  25,   l8.  25;  26,  3.  12" 


(^^  H.  Zimmern  [8 

Bezeichnung  für  die  Hostie  mit  dem  oben  besprochenen  babyl.  ///  pi 
anzunehmen.  Schwanken  kann  man  dabei,  ob  man  auf  mandäischem 
Boden  mit  einer  hier  ursprünglich  noch  wirklich  bewulit  gewesenen 
Bedeutung  „Mundöfifnung"  im  Sinne  von  Darreichung  reinigender  heiliger 
Speise  rechnen  will,  oder  ob  man  annehmen  will,  daß  das  babyl.  pit 
{f>i)  einfach  mechanisch  im  Sinne  eines  technischen  Ausdrucks  für 
heilige  Speise  im  Kultus,  allerdings  noch  mit  Kenntnis  seiner  Etymo- 
logie, aus  dem  Babylonischen  in's  Mandäische  übernommen  wurde. 

Daran,  daß  bei  den  Babyloniern  das  pit  pl  nur  von  den  Göttern 
gebraucht  wird,  bei  den  Mandäern  dagegen  das  Pehtä  von  den  Täuf- 
lingen und  Gemeindegliedern  genommen  wird,  darf  man  sich  nicht 
stoßen.  Denn  erstlich  war  uns  ja  das  mit  ///  pl  ziemlich  gleich- 
bedeutend gebrauchte  mis  pl  auch  von  Menschen,  speziell  dem  Priester 
und  dem  Büßer,  begegnet.  Auch  kann  daran  erinnert  werden,  daß 
im  Babylonischen  selbst  schon  eine  Brücke  zwischen  dem  pit  pl  und 
juis  pl,  das  an  den  Götterbildern  vorgenommen  wird,  luid  andererseits 
den  Reinigungszeremonien,  mit  denen  die  gebannten  und  bezauberten 
Menschen  behandelt  werden,  insofern  geschlagen  ist,  als  ja  die  Be- 
schwörungsformeln und  die  dabei  angewendeten  reinigenden  Ingredienzen 
für  beide  Fälle  so  gut  wie  identisch  sind  (s.  oben  S.  960 ff.).  Und  so- 
dann ist  daran  zu  erinnern,  daß  auch  auf  allen  übrigen  Punkten  der 
Entwicklungsgang  von  den  älteren  Stadien  der  Religion,  wie  er  uns 
in  der  älteren  babylonischen  Religion  vorliegt,  zu  jüngeren  Religions- 
systemen, zu  denen  auf  vorderasiatischem  Gebiete  eben  auch  der 
]\Iandaismus  gehört,  dieser  ist,  daß  in  den  späteren  Mysterienkulten 
der  Mensch  im  Kulte  an  dem  teilnimmt,  was  früher  ausschließlich  der 
Gottheit  zukam,  so  auch  an  dem  Genüsse  von  Himmelsspeise  und 
Himmelstrank,  als  welche  im  letzten  Grunde  das  Pehtä  und  Mambühä 
der  IMandäer  doch  anzusehen  sind. 

Wie  im  Babylonischen  pit  pt  „Mundöffnung"  und  mis  pl  „Mund- 
waschung", letzteres  aus  dem  agiibbü,  dem  ,, Weihwasserbecken",  das 
geradezu  auch  mis  pi  genannt  wird  (oben  S.  964),  fast  immer  eng 
miteinander  verbunden  erscheinen,  so  im  Mandäischen  Pehtä  und 
]\Iambühä.  In  letzterem,  dem  Mambühä,  eigentlich  „Quelle",  „Sprudel", 
dürfen  wir  darum  vom  religionsgeschichtlichen  Gesichtspunkt  aus  wohl 
geradezu  eine  direkte  Fortsetzung  des  agubbil  erblicken,  das  ja  in  den 
babylonischen  kultischen  Texten  eine  so  große  Rolle  spielt.  Die  ent- 
sprechende Paarung  vow  pit  pl  und  mis  pt  {agnbbii)  im  Babylonischen 


9]        Das  vermutl.  babyl.  V'orbild  des  Pehta  und  Mambuha  der  Mandäer.     967 

und  von  Pehtä  und  Mambühä  im  Mandäischen  legt  es  auch  an  und 
für  sich  schon  nahe,  diese  beiden  Paare  einander  gleich  zu  stellen. 

So  sicher  das  Pehtä  und  Mambühä  der  Mandäer  eine  Parallele 
zum  christlichen  Abendmahl  bildet,  so  gewilj  ist  es  nicht  etwa  aus 
diesem  letzteren  entstanden.  Viel  eher  wird  die  Sachlage  diese  sein, 
daß,  wie  das  mandäische  Pehtä  und  Mambühä  sehr  wahrscheinlich 
eine  historische  Fortsetzung  des  babylonischen  pit  pi  und  inis  pi  dar- 
stellt, so  andererseits  auch  das  christliche  Abendmahl  durch  historische 
Fäden  irgendwelcher  Art  mit  dem  babylonischen  ///  pi  und  niis  pl 
verknüpft  ist,  und  daß  daher,  auf  Grund  dieser  gemeinsamen  baby- 
lonischen Quelle,  sich  die  Ähnlichkeit  zwischen  dem  mandäischen 
Pehtä  und  Mambühä  und  dem  christlichen  Abendmahl  erklärt.  — 
Auch  ein  etwaiger  Zusammenhang  des  Pehtä  und  Mambühä  der 
Mandäer  mit  den  Darun's  und  dem  Haoma  der  parsischen  Religion, 
oder  dem  Gebrauch  von  Brot  und  Wasser  in  den  Mithrasweihen,  woran 
Brandt  a.  a.  O.  S.  203  denkt,  würde  gleichzeitigen  Zusammenhang 
mit  dem  Babylonischen  durchaus  nicht  ausschließen.  Denn  es  ist  keines- 
wegs sicher,  daß  der  Parsismus  bezw.  der  Mithraskult  in  diesem  Punkte 
völlig  original  und  nicht  vielmehr  seinerseits,  wenigstens  im  Grunde, 
bereits  von  babylonischen  Vorbildern  beeinflußt  ist^ 

Die  vorstehende  kleine  Untersuchung  über  den  vermutlichen  Zu- 
sammenhang zwischen  dem  pit  pJ  und  niis  pl  der  Babylonier  und 
dem  Pehtä  und  Mambühä  der  Mandäer  würde,  falls  sie  sich  bewährt, 
nur  wieder  als  ein  neues  Glied  in  der  langen  Reihe  der  Instanzen  zu 
gelten  haben,  die  dafür  sprechen,  daß  der  Mandaismus,  wie  das  ja  von 
vornherein  durch  die  Landschaft,  in  der  er  seine  Wurzel  hat,  nahe- 
gelegt wird,  in  wesentlichen  Stücken  sich  als  eine  spätere  Form  der 
älteren  babylonischen  Religion  herausstellt. 


^  Vgl.  zu  Obigem  auch  meinen  Artikel  Lebensbrot  u.  Lebenswasser  im  Babylonischen 
ji.  in  der  Bibel,  Arch.  f.  Rel.-Wissensch.  II  (1899),  S.  l65ff.  und  meine  Bemerkungen  in 
KAT^  S.  525  f. 


On  the  Composite  Character  of  thc  Babylonian 

Creation  Story. 

By 
Morris  Jastrow  jr. 


ssyriologists  and  Semitic  scholars  in  general  are  under  lasting 
obligations  to  Mr.  L.  W.  KiNG  of  the  British  Museum  for 
his  tvvo  valuable  publications  (i)  the  collection  of  all  the 
known  fragments  of  what  may  be  called  the  main  or  the 
"Babylon"  version  of  the  creation  story  of  the  Babylonians% 
foUowed  by  (2)  the  combination  of  the  fragments  into  a  running 
text,  transliterated  and  translated  into  English,  together  with  an 
introduction,  textual  and  other  notes,  and  a  v^olume  of  supple- 
mental  Texts,  containing  further  fragments  and  illustrative  texts^. 
As  against  25  fragments  (reduced  by  "joins"  to  21)3  which  form  the 
basis  of  Delitzsch's*  and  jENSEN'ss  treatment  of  the  theme,  KiNG 
was  able  to  place  at  the  disposal  of  scholars,  59  fragments  or  allow- 
ing  for  those  that  can  be  "joined"  49^.     Thanks  to  this  new  material 


1  Qmei/orm  Texts  front  Eabyhnian  Tableis  o-=r.  iti  the  British  Museum  Part  XIII,. 
(London  1901)  pl.  I — 32.  PI.  33 — 38  contain  fragments  of  other  versions  and  pl. 
39—41  the  so  called  "Cuthean  Legend  of  the  Creation",  for  the  correct  Interpretation 
of  which  See  KiNG's  note  in  p.  140  of  vol.  I  of  the  work  mentioned  in  the  follow- 
ing  note 

2  77/1?  Seven  Tablets  of  Creation  (London  1902)  2  vols. 

3  King  vol.  I,  p.  xxx  4  Das  Babylonische  Weltschöpßingsepos  (Leipzig   1896) 

5  Assyr.-Babyl.  Mythen  und  Epen  vol.  I  (1900 — 1901),  pp.   2 — 39 

6  KlNG  vol.  I,  p.   xxxi 


970  Morris  Jastrow  jr.  [2 

we  are  not  only  in  a  far  better  position  to  study  this  important 
literary  production,  but  can  press  forvvard  to  a  delermination  of  at 
least  some  of  the  stages  through  which  the  tale  must  have  passed 
before  it  assumed  its  present  form.  It  may  now  be  regarded  as 
definitely  settled  that  the  production  consisted  of  seven  tablets  of 
about  the  same  length'  and  covering  about  looo  lines.  Of  the 
entire  poem  about  two  thirds  have  now  been  completely  recovered  and, 
adding  to  this  the  parts  of  lines  sufficiently  well  preserved  to  be 
understood,  it  maybe  said  that  three  quarters  of  the  poem  are known.  The 
most  serious  gaps  are  in  the  5'^  and  6'^  tablets  and  because  of  these 
the  part  of  the  story  which  is  perhaps  of  the  greatest  general  inter- 
est — the  work  of  creation  proper — is,  as  yet,  imperfectly  grasped. 
Under  the  circumstances  we  must  be  grateful  for  the  determination 
of  the  fact  that  the  story  contained  an  account  of  the  creation  of  man^. 
Confining  ourselves  to  the  first  tablet,  the  improved  text 
which  King  has  been  enabled  to  furnish  has  important  bearings  on 
the  Interpretation  of  the  opening  lines  of  this  tablet,  and  indirectly 
supplies  the  definite  proof  of  the  composite  character  of  the  literary 
production.  It  is  now  clear  that  there  are  two  conflicts  embodied 
in  the  poem,  one  in  which  Ea  is  arrayed  against  Apsu^,  and  the 
other  in  which  Marduk  is  arrayed  against  Tiamat.  The  former  is 
recounted  in  that  part  of  the  first  tablet  which  begins  with  line  17,  the 
second  begins  somewhere  in  the  first  tablet  and,  being  the  more  im- 
portant, is  told  in  great  detail.  It  constitutes,  in  fact,  the  main  episode 
of  the  entire  poem  to  which  the  work  of  Creation  by  Marduk  is 
attached  as  a  kind  of  corollary  or  appendix.  Hitherto,  only  the  Marduk- 


1  The  longest  is  the  41^  tablet  consisting  of  146  lines;  the  shortest  the  3^  of 
138  lines  —  ciccording  to  Kixg's  calculation 

2  At  the  beginning  of  the  6'!^  tablet.  For  varying  interpretations  of  lines  7  to 
10  as  to  the  reason  for  the  creation  of  man  see  Bezold,  Babylonisch-assyrische  Texte 
p.  18,  WiNCKLER,  Keilitischriftliches  Textbuch  z.  Alten  Test,  (ad  ed.)  p.  124,  Jere.MIAS, 
Das  Alte  Testament  im  Lichte  d.  Alten  Orients,  p.  74,  besides  KiNG's  translation  vol.  I, 
p.  87.     I  reserve  for  a  future  occasion  the  discussion  of  this  passage 

3  As  recognized  by  KiNG  I,  p.  xxxvii  seq.  and  Ixvii  who,  however,  furnishes  an 
Interpretation  that  is  erroneous,  because  he  does  not  see  that  the  two  conflicts  form 
two  versions  of  one  and  the  same  myth  or  story.  Sayce,  on  the  other  hand,  in  a 
recent  article  on  The  Babylonian  and  Biblical  accounts  of  Creation  (^American  yournal  of 
Theoh:yy,  January  1505,  p.  4)  recognizes  that  the  one  story  is  merely  a  variant 
of  the  other,  and  I  am  glad  to  find  my  view,  independently  reached  some  time  ago. 
concurred  in  by  him 


3]  On  the  Composite  Character  of  the  Babylonian  Creaüon  Story.  971 

Tiamat  episode  was  recognized  and,  as  a  consequence,  the  inter- 
pretation  of  the  opening  lines  was  obscurcd.  This  Marduk-Tiamat 
episode  need  not  detain  us  here  beyond  emphasizing  the  fact  that,  as 
now  generally  recognized  by  scholars,  there  arc  traces  throughout 
the  poem  that  Marduk  has  usurped  the  place  of  an  older  god  who 
is  none  other  than  En-lil  or  Bei  of  Nippur  of  whom  the  story  of  the 
contlict  with  the  monster  Tiamat  and  her  brood  was  originally  told '. 
The  entire  description  in  the  4'^  tablet  of  the  equipment  of  the.  god  for 
the  conflict  —  the  four  winds,  lightning,  the  storm  chariot^  storm- 
weapons  and  the  like  —  fits  a  storm-god  such  as  Bei  of  Nippur  ^ 
was  and  is  totally  incongruous  in  the  case  of  a  solar  deity,  like  Marduk. 
The  original  application  to  the  god  of  Nippur,  once  the  head  of  the 
Babylonian  pantheon,  is  also  apparent  in  the  retention  of  the  term 
be-bmi'-  to  describe  the  god  and,  apart  from  abundant  other  evidence, 
the  express  declaration  at  the  close  of  the  poemS 

bc-el^  iiiätäti  snni-su  it-ta-bi  a-bi  Bell 
"Lord  of  lands,  father  Bei  called  his  name" 
points  unmistakably  to  the  transfer  of  the  episode  to  Marduk.  "Lord 
of  lands"  or  "king  of  lands"  is  the  common  title  given  to  Bei  of 
Nippur  in  votive  and  historical  inscriptions^  as  well  as  in  hymns 
and  prayers''  and  taken  in  connection  with  ideas  associatcd  by  the 
Babylonians  with  the  "Name"  as  the  essence,  the  transfer  of  the 
the  name  involved  the  abdication  by  Bei  in  favor  of  Marduk.  Nor 
need  we  stop  to  consider  here  the  political  and  other  factors  which 
led  to  Marduk's  usurping  the  place  at  the  head  of  the  pantheon 
once  held  by  the  god  of  Nippur,  beyond  recalling  that  the  establish- 
ment  of  Babylon  as  the  capital  of  his  kingdom  by  Hammurabi, 
necessarily,  forced  the  priests  of  Marduk  to  ascribe   to  the  chief  god 


1  It  is  sufficient  to  refer  to  the  author's  Religion  Babylomeiis  und  Assyriens  I, 
p.  112  seq.,  and  137  seq.,  and  Zimmern's  Keili)ischrificn  imd  das  Alle  Testament  pp.  356, 
373  and  491  for  the  general  transfer  of  Bel's  ruie  to  ^lardiik  after  the  days  of  Ham- 
murabi 

2  Tablet  IV,  50  {isu)  narkabta  u-mu  where  üinu  "storm"  must  be  taken  as  the 
name  of  the  chariot 

3  So  also  HOMMEL,  Geogr.  und  Geschichte  d.  Alt.  Orients  (2  ed.)  p.  350  note  4 
who,  however,  appears  to  have  overlooked  the  fact  that  already  in  1898  in  my 
Religion  of  Babylonia  and  Assyria  p.  440,  I  made  the  Suggestion  referred  to 

4  IV,  65  5  VII,   110  6  Variant  (an)  En  =  Bel  7  En-lil 

8  sar  injtäti  Radau,  Early  Babylonian  History  pp.  45,  97,   123,    125,    13 1    &c.   &c. 

9  E.  g.  King,  Babylonian  Magic  nr.   19,  obv.  7 


qrc  Morris  Jastrow  jr.  [4 

of  Babylon  the  mightiest  of  all  deeds  —  the  conflict  of  Tiamat  — 
since  only  the  hero  of  that  conflict  could  be  recognized  as  the 
Creator  of  the  universe.  The  hymns  to  Marduk  bear  out  the  view 
that  the  deliberate  attempt  was  made  by  the  god's  devotees  to 
have  hini  take  the  place  of  Bei,  for  quite  a  number  of  such  hymns 
betra\-  distinct  traces  of  having  been  originally  composed  in  honor 
of  Bei  of  Nippur^ 

Even  before  the  publication  of  the  new  material  by  KiNG,  we 
were  thus  in  a  position  to  say  that  the  Marduk-Tiamat  episode  re- 
presented  the  version  of  an  ancient  creation  myth  that  took  shape 
under  the  influence  of  the  priests  of  Babylon  after  the  days  of 
Hammurabi,  and  that  it  rested  on  an  earlier  version  which  we  may 
call  the  "Nippur"  version  in  which  the  conquest  of  Tiamat  and, 
following  upon  this,  the  creation  of  the  universe  was  ascribed  to 
En-lil  or  Bei  of  Nippur^. 

Besides  the  "Nippur"  and  the  "Babylon"  versions  of  the  conquest 
of  the  primeval  monster  of  the  deep,  it  can  now  be  shown  that  there 
existed  a  third  version  in  which  the  hero  was  the  god  Ea,  and  since 
the  centre  of  Ea's  worship  was  Eridu,  we  may  call  this  version  the 
•'Eridu"  version3.  That  Ea  was  regarded  as  a  "creator"  could  indeed 
be  concluded  from  the  role  in  which  he  appears  in  the  votive,  histor- 
ical  and  religious  literature  of  Babylonia  and  Assyria  as  the  god  of 
mankind  par  excellence'-,  and  indeed  he  is  expressly  called  not  only 
the  "creator  of  mankind"  s  but  the  "creator  of  everything"^.  The  in- 
cantation  texts  as  well  as  the  hymns  to  Marduk^  furthermore  show 
that  precisely  as  the  role  of  Bei  was  transferred  to  Marduk  by  the 
priests  of  Babylon,  so  these  priests  adapted  the  incantation  series 
that  had  come  down  from  ancient  days  to  the  cult  of  Marduk,  while 
in    the    hymns    likewise    the  attributes  and  prerogatives    of  Ea    were 


1  See   the    author's  Religion  Babyloniens  und  Assyriens  I;  p.  495  seq.  503  seq.  etc. 

2  A  füll   exposition   of  this   subject  will  be  given  in  Chap.  XXI  of  the  writer's 
Religion  Babyloniens  und  Assyriens 

.3  I  am  inclined  to   regard  the   so-called    second   account  of  the  Creation  story 
{Cunei/orm  Texts  XIII,  35—37)  as,  originally,  an  "tridu"  version 

4  Jastrow,  Religion  >S^c.  I,  p.   128  seq. 

5  E.  g.  BelSER,  Beiträge  z.  Assyr.   II,  p.    167,  Col.  IIT,   1 1 

6  E.  g.  HiLPRECHT,    Old  Babyl.  InscripUons  I,    I,  31,   1 7 

7  Jastrow,  Religion  d-^c.  I,    pp.   295,  318,  329  etc.   for    examples  of  transferred 
incantation  texts  and  pp.  497 — 498  for  transferred  Ea  hymns 


5]  On  the  Composite  Character  of  tlic  Babylonian  Creation  Story.  973 

• 

transferred    to    Marduk    with  this   difference,    however,  that   whereas 

Marduk   is    made   to    replace  Bei,   he    does   not  set  Ea  aside  but  is 

alvvays  regarded  as  Ea's  son.     To  assume  because  of  this  association 

of   Marduk   with    Ea    that    Marduk    belongs    to    Eridu    as   JeremiaS^ 

proposes   is  hardly  justified.     Eridu,    so  far  as  wo    know,   was   never 

a  political  centre.     At  all  events  it  was  not  a  political  rival  to  Babylon, 

as  Nippur  was.    When  Babylon  became  the  capital  of  the  united  states 

of  the  Euphrates  Valley,    it  set  Nippur   aside  and,    corresponding    to 

this,  Bei  was  replaced  by  Marduk.     This  violent  procedure   was    not 

necessary  in  the  regulation  of  the  relationship  of  Marduk  to  Ea.    The 

recognition  of  the    religious  superiority  of  Eridu   involved  no  danger 

to  the  dignity  of  Marduk  and,  hence,  father  Ea  is  invariably  represented 

as  joyfuUy  ceding  to  his  son  Marduk  his  own  power  and  as  rejoicing 

in    the    higher    distinction    enjoyed    by  his   son  with  the  pride  that  a 

father  naturally  takes  in  the  achievements  of  his  offspring^     So,  im- 

mediately  after  Bei  transfers  his  name  to  Marduk,  we  are  told3 

ts-me-ma  E-a  ka-bit-ta-su  i-tc-en-git'^ 

ma-a  sa  abe-su  ii-sar-ri-hu  zik-rii-u-su^ 

su-u  ki-via  ia-a-ti-i)ia  E-a  hi-it  siun-sii 

Ea  heard  and  his  liver  was  glad 

"Inasmuch  as  his  (i.  e.  Marduk's)  fathers  have 

made  his  name  (i.  e.  his  fame)  great 
So  let  his  name  be  Ea  even  as  mine", 
and  in  order  to  make  clear  what  this  transfer  of  the  name  involved, 
it  is  added  that  Marduk  is  to  control  the  decrees  of  Ea  and  to  assume 
Charge  of  all  of  his  commands.  While  this  utterance  of  Ea  does 
not  necessarily  point  to  the  existence  of  an  "Eridu"  Version  of  a 
conflict  with  a  monster,  still,  foUowing  directly  upon  the  speech  of 
Bei  which  is  intelligible  only  on  the  assumption  of  such  a  Version, 
analogy  would  favor  the  conclusion  here  suggested.  Fortunately,  we 
have  also  direct  evidence  in  the  poem  for  the  existence  of  this  "Eridu" 
Version  and  we  are  now  prepared  to  turn  to  this  evidence^. 


I  Das  alte  Testament  im  Lichte  des  Alten  Orients  p.  30  seq.  Marduk's  relationship 
to  Eridu  is  always  of  an  indirect  character  through  Ea.  This  relationship  points  to 
close  associations  between  Eridu  and  Babylon,  but  not  to  Marduk's  origin  from  Eridu.  It 
s  inconceivable  that  the  chief  yod  of  the  city  of  Babylon  should  have  had  his  cult 
originally  elsewhere  2  So  in  the  incantation  texts  as  quoted  in  note  7  of  p.  972 

3  VII,   118  — 120  (ed.  King)  4  Variant  i-ta-an-gi  5  Variant  zi-kir-su 

6  I  am  also  inclined  to  see  in  Craig,  Assyr.  and  Babyl.  Religious  Texts  I  pl.  29, 


974  Morris  Jastrow  jr.  [6 

Returning  to  the  first  tablet,  enough  remains  of  the  conflict  in 
which  Ea  is  involved  to  make  the  nature  and  general  course  of  that 
conflict  quite  clear.  With  line  17  begins  a  description  of  a  god 
spoken  ofas  "aboundingin  wisdom",  "exceedingly  strong"  and  "vvithout 
a  rival"  who  is  called  Nu-dim-mud.  I  agree  with  KiNG ',  JENSEN, 
Jeremias  and  WiNCKLER  that  this  designation  can  only  mean  Ea. 
The  subsequent  course  of  the  narrative  establishes  this  beyond  doubt, 
and  in  view  of  the  new  material  furnished  b}'  KiNG,  it  is  likely  that 
Delitzsch  would  now  be  ready  to  withdraw  his  former  opinion  in 
favor  of  identifying  Nu-dim-mud  with  Bei*.  Proceeding,  we  encounter 
three  distinct  personages  who  are  in  evident  Opposition  to  the  gods, 
namely  Apsu,  Mummu  and  Tiamat.  Of  these,  again,  Apsu  and  Mummu 
are  in  close  relationship,  Mummu  being  called  the  "messenger"  3  of 
Apsu  while  Tiamat  is  an  outsider  to  whom  Apsu  and  Mummu  go 
for  advice.     From  line  31  which  reads 

a-ina-ti  ini-tal-li-kii  as-siim  iläni  [jnarcsuJi] 
they  took  counsel  with  reference  to  the  gods  [their  sons] 
the  general  Situation  becomes  clear.     Without  going  into  the  question 
of  the  real  significance  of  the  m}'th  which  lies  be3'ond  the  purpose  of 
of  this  paper,  it  is  evident  that  the  gods  have  rebelled  against  the 
authority  of  Apsu  and  Mummu  and  that  the  latter,  feeling  that  some- 
thing  must  be  done,  go  to  Tiamat  for  help.     Tiamat  is  enraged,  utters 
a  curse  and  advises  the  destruction    of  the   gods.     Mummu  joins  in 
with  this  advice.     The  text  now  becomes  very  defective,  but  fortun- 
ately,  the  outcome  of  the  conflict  that  ensues  is  preserved.     The  god 
Ea  —  called  upon  by  the  gods  to  fight  their  cause — proceeds  against 
Apsu  and  Mummu  and  is  victorious.     Apsu  is  destroyed-*  and  Mummu 
captureds.     The    question   whether  Tiamat  took  part  in   the  conflict 
against  Ea  can,  unfortunately,    not  be  definitely  answered.     The  in- 
dications  are  against  the  supposition,  for  immediately  after  the  over- 


lines   18 — 20  a  trace    of  the   "Eridu"   version   with   Ea's  rule  transferred  to  Marduk. 
See  Jastrow,  Religion  d-v.  I,  p.  514 

1  Vol.  I,  p.  XXXIV  1.  c. 

2  IVeltschöpfutigsepos  p.  99.  Strangely  enough  Zimmern,  Keilinschriften  it.  d.  A.  T. 
p.  493  still  clings  to  the  notion  that  Nudimmud  is  Enlil-Bel.  The  passage  Tablet  IV, 
142  by  itself  is  conclusive  for  the  equation  Nudimmud  =Ea,  quite  apart  from  the 
evidence  of  the  syllabaries,  which  outweighs  the  one  passage  in  favor  of  Bei  quoted 
by  Delitzsch 

3  sukkallu  lines  30  and  31  4  har-ba  .  .  .  (line  97)  5  Line  98 


7]  On  the  Composite  Character  of  the  Babylonian  Creation  Story.  975. 

throw  üf  Apsu  and  Mumniu  a  Speaker  is  introduced  who  recounts  to 
Tianiat  the  fate  of  Apsu  and  of  Muninui,  and  who  stirs  up  Tiamat  to 
a  more  active  form  of  Opposition  to  the  gods.  The  way  is  thus  pre- 
parcd  for  the  second  and  main  episode — the  conflict  of  the  gods 
against  Tiamat,  out  of  which  Marduk — -or  originally  Bei — emerges  as 
Victor.  The  reference  at  the  beginning  of  the  2*^  tablet' that  Tiamat 
planned  to  avenge  Apsu,  speaks  against  the  supposition  that  Tiamat 
took  part  in  the  Ea-Apsu  conflict,  but  granting  even  that  Tiamat  was 
actually  introduced  in  the  present  form  of  the  poem  as  a  participant 
in  the  conflict  with  Ea,  it  may,  safely,  be  assumed  that  such  a  touch 
was  due  to  the  later  Compilers  who  endeavored  to  combine  two  episodes 
which  originally  were  quite  distinct.  The  triumph  of  Ea  over  Apsu 
and  Mummu  could  only  have  been  related  with  a  view  of  celebrating 
the  glory  and  power  of  the  god  Eridu  and  it  is  inconceivable  that 
in  the  original  "Eridu"  version  of  the  conflict  of  the  gods  with  the 
monsters,  Ea  should  have  been  represented  as  unable  to  dispatch 
Tiamat.  With  Tiamat  engaged  in  the  conflict  and  surviving  the  attack 
of  Ea,  nothing  indeed  would  have  been  gained  by  the  destruction 
of  Apsu  and  the  capture  of  Mummu.  The  real  conflict  was  still  to 
come.  The  more  obvious  supposition  is  that  in  the  "Eridu"  version 
there  was  no  such  figure  as  Tiamat  or,  in  other  words,  we  have  in 
the  first  fablet  of  our  poem  an  attempt  to  dovetail  two  versions  of 
one  and  the  same  myth  into  one  another.  In  other  tablets  of  the  story 
there  are  further  traces  of  this  dovetailing  of  two  versions  of  the  con- 
flict of  the  gods  against  the  monsters,  one  originating  at  Eridu  in  which 
the  Chief  participants  are  Ea  and  Apsu,  the  other  reverting  to  Nippur 
in  which  the  chief  participants  are  Bei  and  Tiamat.  The  further 
conclusion  that  Apsu  and  Tiamat  thus  turn  out  to  be  "doublets"  is 
borne  out  by  the  meaning  attached  to  these  terms.  They  both 
signify  the  "watery  deep"  —  apsu  becoming  the  term  for  the  waters 
on  which  the  earth  rests  and  which  Surround  it  on  all  sides,  while 
Tiamat  is  identical  with  tämtii  or  fäjnüni^  —  the   common   term  for 


'  n,  3 

2  That  the  Babylonians  regarded  Tiamat  as  identical  with  täinti?n  may  be 
seen  from  the  variants  ta-a-ma-ü  (I,  32.  33  III  77)  tam-iain-ma  (III,  59)  and  tam-tim 
(IV,  41)  which  occur  in  the  poem.  Similarly,  in  literary  references  to  the  episode, 
the  form  tam-tim  (with  ih(  e.  g.  King  I  p.  21 1)  is  likewise  found,  as  well  at  tam-tu 
(ib.  p.  ll6  line  6).  Note  also  the  expressions  'upper'  and  'lower'  Tiamat  for  the 
•'heavenly"   and  lower  ocean  (King  I  p.  197   and   Introduction   p.  Ixxxiii).     I   regard 


076  Morris  Jastrow  jr.  [8 

the  largest  bod}-  of  water  —  the  sea.  As  to  the  figure  of  Mummu, 
as  the  messenger  of  Apsu,  he  plays  a  part  that  reminds  one  of  Kingu 
who  is  appointed  by  Tiamat  to  lead  her  army  of  monsters  against 
Marduk  —  her  "messenger"  charged  with  the  execution  of  her  decrees. 
The  further  discussion  as  to  the  meaning  of  the  name  Mummu  would 
carry  us  too  far,  but  the  Suggestion  may  at  least  be  thrown  out  that 
]\Iummu  is  again  a  synonym  of  Apsu  and  Tiamat  and  represents  the 
personification  of  the  watery  deep  that  arose  in  a  fourth  centre '.  The 
combination  of  Apsu  and  Mummu  would  thus  be  the  work  of  the 
priests  of  Eridu  who,  while  taking  up  in  their  Version  the  traditions 
associated  with  Mummu,  assigned  to  the  latter  the  subordinate  role  of 
messenger.  Be  this  as  it  may  be,  Mummu  while  introduced  into  the 
''Eridu"  Version  as  a  secondary  figure  merely,  must  have  in  some 
tradition  played  a  more  distinctive  role,  and  this  view  is  not  only 
borne   out  by  the  express  declaration  that  Mummu  gives  counsel  to 

Apsu  (I,  47—48) 

\i\-pH-7d-1na  {Uli)  Mn-nni-vin  Apsu  i-iiia-al-[li-kii] 

.    .    la  ma-gi-rii  nii-lik  M7i-\jim-vu{\ 

Mummu  answered  and  counselled  Apsu 

unfavorable  was  the  counsel  of  Mummu, 

but  from  the  subsequent  development  that  the  word  underwent.  In 
view  of  this,  it  seems  clear  that  in  the  opening  lines  of  the  first  Tablet 
we  must  recognize  three  distinct  personages,  —  Apsu,  Mummu  and 
Tiamat,  and  not  as  has  generally  been  done  here  before  —  only  two, 
Apsu  and  Tiamat.^     In  these  opening  lines  I  see  the  further  evidence 


Tiamat  as    an  artificial   form,   introduced   to   distinguish    the   personified   waters   from 
the  term  "sea"  er  "deep" 

1  The  Suggestion  that  Mummu  =  Kingu  I  find  also  in  Jeremias,  Altes  Testa- 
mettt  e^r.  p.  52  note  3,  though  I  do  not  see  on  what  grounds  he  assumes  that 
Mummu  in  conjunction  with  Tiamat  produces  the  universe.  That  Mummu  is  a 
synonym  for  the  "deep"  foUows  from  its  application  as  a  title  of  Ea  [M?immii  bä)i 
kalä  Delitzsch,  Beitr.  z.  Assyr.  II,  p.  261)  just  as  Apsn  is  brought  into  close  con- 
nection  with  Ea  as  the  dement  in  his  control.  Note  also  that  Marduk  (the  son  of 
Ea)  is  called  apil  mu-titn-me  (Craig,  Assyr.  and  Bahyl.  Religious  Texts  I  pl.  31,  23).  It 
foUows  therefore  that  Mummu  bän  \kala{7)'\  which  appears  as  one  of  the  50  names 
of  Marduk  (Tablet  VII,  King  I  p.  102)  is  originally  a  designation  of  Ea.  Haupt  and 
SCHRADER  may  be  right  in  regarding  Mummu  as  a  variant  form  of  mami  (Schrader, 
Keilinschriften  u.  d.  A.  T.,  2^  ed.,  p.  6).  Radau,  Bei  the  Christ  of  Ancient  Times 
p.  76  seq.  correctly  renders  Mummu  as  "ocean",  though  I  cannot  follow  him  in  his 
further  speculations  about  Mummu 

2  So    among    recent    commentators    Halevy,    Revue    Scmititjuc    I   p.    HO    and 


9]  On  the  Composite  Character  of  the  Babylonian  Creation  Story.         977 

of  the  endeavor  on  the  part  of  the  Marduk  priests  to  combine  the 
two  stories  —  the  l£a-Apsu  episode  or  "Eridu"  version  of  the  conflict 
of  the  gods  with  the  monsters,  and  the  Bel-Tiamat  story  or  "Nippur" 
Version  of  the  same  myth.  My  proposition  then  is  to  translate  the 
opening  lines  as  foUows: — 

When  above  heaven  was  not  namcd 

Below  the  dry  land '  was  not  called  by  name 

Apsu  the  original^,  their^  begetter 

Mummu  [and]*  Tiamat,  the  mother  of  all  of  themS 

Their  waters*  were  mingled  together 

No  field  was  marked  off,  no  marsh  appeared 

When  none  of  the  Gods  had  emerged^ 


196  {Tciieule  Tiamat),  DELITZSCH,  \Vellschöpfu)igsepos  p.  92  {das  Getose  Tiamat),  JENSEN, 
Mythen  und  Epen  I  p,  3  {die  Urform  Tiamat),  KiNG,  Sruen  Tahlets  &^e.  I  p.  3 
{chaos  Tiamat),  Radau,  Bei  the  Christ  of  Ancient  Times  p.  75.  ZiMMERX  too  {Keil- 
inschriften n.  d.  A.  T.  p.  492)  regards  Mummu  as  an  epithet  of  Tiamat,  while 
BezoLD,  Babylonisch- assyrische  Texte  I  p.  3  appears  to  leave  the  question  open. 
Jeremias  {Altes  Testament  <2^c.  p.  52)  recognizes  Mummu  and  Tiamat  as  two  diitinct 
personages,  but  curiously  enough  refuses  that  distinction  to  Apsu.  WlNCKLER 
{Keilinschriftüches  Textbuch  z.  Alten  Testament,  2^  ed.,  p.  102)  is  the  only  one  who 
distinctly  recongnizes  three  personages,  though  he  obscures  the  point  by  translating 
the  three  names  as  'Ocean',  'Chaos'  and  'Urflut'.  The  translations,  however,  prove 
the  synonymity  of  the  three  terms.  It  is  but  proper  to  add  that  I  reached  my 
conclusion  as  to  the  proper  interpretation  of  the  opening  lines  before  Winckler's 
book  reached  me 

1  Text  am-ma-tum  used  with  evident  avoidance  of  the  common  term  irsitnm :  the 
"cultivated"  earth.  Similarly,  in  the  Hebrew  version  we  have  eres  and  yabbäsä,  tho' 
in  the  opening  verse  of  Genesis  the  former  is  used 

2  ris-tit-ii  literally  "first".  This  epithtt  is  added  to  Apsu  in  order  to  distinguish 
the  Apsu  used  here  from  the  ordinary  use  of  the  term  as  the  "deep" — as  found  for 
example  in  this  poem  Tablet  IV,  142 — 143,  and  over  which,  according  to  Baby- 
lonian ideas,  Ea  presides  as  sar  apsi — a  very  common  designation  of  the  god.  The 
personified  "deep"  is  therefore  literally  the  "first"  Apsu,  and  it  is  inleresting  to  note, 
how  in  the  literary  reduction  of  ancient  myths  the  endeavor  was  made  to  avoid  con- 
fusion  and  inconsistency 

3  zarnsun  i.  e.  of  the  gods.  Cf.  I,  29  where  Apsu  is  called  za-ri  iläni  "begetter 
■of  the  gods" 

4  The  Omission  of  the  conjunction  is  no  objection  against  separating  Mummu 
fjom  Tiamat,  since  there  is  no  conjunction  either  between  Apsu  and  Tiamat 

5  Here  likewise  the  gods  are  meant.  Cf.  II,  2  where  the  gods  are  expres.Ty 
called  the  offspring  of  Tiamat  and  1,  11  where  Ea  speaks  of  Tiamat  as  "our  mother" 
{a-lit-ta-a-ni  corresponding  to  the  use  of  muallidal  in  our  passage) 

6  I.  e.  the  waters  of  all  three — Apsu,  Mummu  and  Tiamat.  The  line  thus 
leveals  the  identity  of  the  three  terms 

7  sii-pn-n—a.  term  used  with  intent  because  of  its  am  ambiguity 
Nöldeke-Feststhrift.  02 


Q-8  Morris  Jastrow  jr.  [lO 

No  name  called,  no  fate  decided' 

Then  the  gods  were  created  in  the  midst  of  [heaven(r)]. 

Then  follow  the  genealogy  of  Ihe  gods  in  three  divisions 
(i)  Lahmu  and  Lahamu  (2)  Ansar  and  Kisar  (3)  Anu  the  son  of  Ansar 
and  Kisar.  With  Anu  vve  would  expect  Antum  to  be  associated, 
but  at  this  point  the  tablet  becomes  defective. 

Coming  back  to  the  trio  Apsu,  Mummu  and  Tiamat,  it  will  be 
observed  that  Mummu  is  introduced  without  any  descriptive  epithet 
whereas  Apsu  is  designated  as  the  'begetter,  and  Tiamat  as  the 
'•birthgiving"=^.  One  might  be  tempted  to  conclude  that  Mummu 
is  the  oftspring  of  Apsu  and  Tiamat  and  this  vievv  has  been  adopted 
by  Jensen 3  and  Jeremias^  on  the  basis  of  a  conjectural  restoration 
and  in  view  of  the  express  statement  of  Damascius  that  the  Babylo- 
nians  conceived  of  Apason  (i.  e,  Apsu)  and  Tauthe  (i.  e.  Tiamat)  as 
husband  and  wife  who  gav^e  birth  to  Moumis  (i.  e.  Mummu)  the 
"intelligible"  universe  ^.  The  conjectural  restoration,  however,  turns  out 
to  be  unwarranted,  and  although  from  Damascius  we  are  justified 
in  concluding  that  there  existed  among  the  Babylonians  a  version  in 
which  Mummu  was  regarded  as  the  oftspring  of  Apsu  and  Tiamat, 
in  the  one  we  have  this  is  not  the  case.  Mummu  is  portrayed  as 
the  "messenger"  °  of  Apsu,  but  this  is  merely  a  makeshift  of  the 
Compiler  who  endeavored  to  find  a  place  for  Mummu  by  the  side  of 
Apsu.  In  reality,  he  is  a  "doublet"  of  Apsu  just  as  Tiamat  is,  and 
the  opening  lines  of  our  version  are  therefore  to  be  interpreted  as 
an  attempt  to  bring  the  three  independent  beings — Apsu,  Mummu 
and  Tiamat — all  symbolizing  the  primeval  watery  deep  together. 
The  original  synonymity  of  the  three  appears  in  the  line  where  it 
is  Said   that   "their  waters  were   mingled  together"  which  shows  (i) 

1  The  gods  are  decreers  of  fate — according  to  Babylonian  theology 

2  inu-al-li-da-at  with  variant  mu-um-ma-al-li-da-ai 

3  Jensen  {Mythen  und  Epen  I  p.  4  and  303)  attempts  a  conjectural  restora- 
tion of  1.  17  Apsu  abi'su,  which  however  (see  KiNG  I  p.  8)  turns  out  to  be  incorrect. 
This  fact  is  overloolied  by  Jeremias,  Altes  Testament  p.  52  note  3 

4  See  the  passage  in  King,  Sez>en  Tablets  of  Creation  I  p.  xxxiii,  WiNCKLER 
Keilinschriftl.  Textbuch  p.   102  er  Zimmern's  KciUnschriften  n.  d.  A.  T.  p.  490 

5  In  calling  Mummu  voriTO<;  Koaiuoc;,  Damascius  follows  a  tradition  v/hich 
assumed  the   identification    of  Mummu   with  Ea  the  god  of  wisdom  and  intelligence 

6  WiNCKLER  renders  stikkallu  as  "Gehilfe"  {Keilinschriftl.  Textbuch  p.  63).  It  is 
of  course  possible  that  the  snkkalhi  is  by  implication  the  son,  but  in  that  case  we 
should  expect  the  statement  to  be  expressly  made 


Il]  ()n  ihe  Composite  Character  of  Ihe  Babylonian  Creation  Story.  979 

that  all  three  were  conceived  of  as  water  and  (2)  that  the  three  to- 
gether  constitute  a  single  conception.  Again,  the  passage  above 
referred  to  where  Apsu  and  Mummu  go  to  Tiamat  for  advice  is 
the  work  of  the  redactor  and  repfesents  the  rather  ingenious 
manner  in  which  the  two  \ersions — the  Eridu  and  Nippur  versions 
were  combined.  The  advice  of  Tiamat  plays  no  part  in  the  story 
itself  and  merely  paves  the  way  for  the  subsequent  tale  of  the  con- 
flict  between  Bei  and  Tiamat.  This  was  done  by  making  Tiamat 
sympathize  with  Apsu  and  Mummu  and  urging  the  latter  on  to  the 
contest  of  strength  with  Ea,  The  hand  of  this  Compiler  is  to  be 
Seen  again  in  the  account'  which  the  "bright  god" — presumably 
Kingu^ — gives  to  Tiamat  of  the  defeat  of  Apsu  and  Mummu,  and, 
again,  at  the  beginning  of  the  2"^  tablet  where  as  a  motive  for 
Tiamat's  hostility  to  the  gods,  her  desire  to  avenge  the  death  of 
Apsu  is  given3  and  where  Ea^  is  introduced  as  recounting  before 
Ansar  his  father  and  the  head  of  the  pantheon,  the  preparations  that 
Tiamat  has  made  for  the  Coming  conflict.  From  this  point  of  view 
we  can  also  understand  the  scene  where  Ansar  sends  out  in  turn  Ea 
and  Anu  to  fight  Tiamat,  who,  however,  turn  back  in  dismays.  In 
this  way  the  Compiler  seeks  to  account  for  the  fact  why  it  was  left 
for  Bel-Marduk  to  dispatch  the  monster.  In  Ansar's  Speech  to 
Nudimmud  or  Ea  direct  reference  is  made  to  the  latter's  victory  over 
Apsu  and  Mummu  (II,  55)^.  In  this  way  by  harking  back  to  the 
Ea-Apsu  episode  and  by  introducing  Tiamat  as  an  adviser  and  then  as 
avenger,  the  two  originally  distinct  versions  were  skillfuUy  combined. 
A  further  proof  for  the  thesis  here  maintained  that  the  Ea-Apsu 
episode  forms  an  independent  "doublet"  of  the  Bel-Tiamat  stör}'  is 
to  be  seen  in  the  parallel  between  the  destruction  of  Apsu  and  the 
capture  of  Mummu  on  the  one  hand,  and  the  destruction  of  Tiamat 
and  the  capture  7  of  her  army  of  monsters  on  the  other — her  associ- 
ates  in  the  conflict  with  Bei,  just  as  Mummu  is  accompanied  by  Apsu, 


I  I,  92 — 104  2  See  King's  instructive  note  Vol.  I  p.   14  i  11,  3 

1  LI.  4 — 10.      It    will    be    recalled    that    in    the    Deluge    episode,    Ea    likewise 
appears  as  the  revealer  of  the  Intention  of  the  gods  to  Ut-napistim  [fiilgames  Epic  XI, 

19—32) 

II,  49-58;  72-82,  cf.  Tablet  III,  53—54 

6  Mummu  is  restored  in  this  line    by  King  (I,  p.  28^  but  with  great  probability 

7  IV,  73  —  III.     Note  especially  (.line   in)  e-sir-hi-nu-ü  "he  captured  them" 

62* 


980  Morris  Jastrow  jr.  [  1 2 

To  sum  up,  then,  the  conflicts  in  thc  present  "Babylon"  version 
of  the  account  of  creation  are  two  independent  tales — two 
versions  of  one  and  the  same  episode,  (i)  one  representing  the  "Eridu" 
Version  of  the  conflict  between  gods  and  the  monsters  of  the 
deep  for  supremacy,  the  triumph  of  the  gods  being  viewed  as  the 
establishment  of  order  in  the  universe  in  the  place  of  chaos,  and  in 
which  the  main  contestants  are  Ea  and  Apsu,  (2)  the  other  the  "Nippur" 
Version  of  the  same  myth  in  which  the  main  contestants  are  Bei  and 
Tiamat.  Had  we  the  former  in  a  fuller  form,  we  would  probably 
find  associated  with  Apsu,  other  monsters  besides  Mummu,  but  the 
attachment  of  Mummu  is  in  all  likelihood  to  be  taken  as  an  evidence 
of  the  composite  character  which  the  "Eridu"  version  in  the  course 
of  time  assumed,  Mummu  being  in  reality  a  "doublet"  again  of  Apsu 
and  representing  the  name  given  to  the  chief  Opponent  of  the  gods 
in  still  another  version  of  which  no  further  trace  has  as  yet  been 
found.  Similarly,  the  association  of  Kingu  with  Bei  is  an  indication 
of  the  composite  character  of  the  Tiamat  or  Nippur  version,  and  we 
may  expect  to  come  across  more  definite  references  to  the  existence 
of  yet  a  fourth  version  in  which  Kingu  plays  the  chief  part'.  If  in 
Greek  writers  we  find  two  such  difierent  versions  of  the  Babylonian 
creation  story  as  that  taken  from  Berosus  by  Alexander  Polyhistor^ 
and  the  one  furnished  by  Damascius^,  there  is  surely  no  reason  why 
there  should  not  have  been  five  or  even  more  versions  in  existence 
that  have  been  more  or  less  skillfuUy  combined.  Indeed,  as  already 
suggested,  the  account  of  Damascius  points  to  the  existence  of  a  version 
in  which  the  three  figures  Apsu,  Tiamat  and  Mummu  have  been 
combined  into  a  trio  representing  father,  mother  and  son.  That 
Tiamat,  however,  is  an  independent  conception  and  is  not  necessarily 
bound  up  with  Apsu  or  Mummu  is  conclusively  shown  by  another 
version  of  the  Bei- Tiamat  episode  which  has  long  been  known*  and 

1  I  am  of  the  opinion  that  the  name  Ummuhiibiir  which  appears  four  times  as 
a  synonym  or  designation  of  Tiamat  (I,  113;  II,  19;  III,  23  and  8t)  is  the  name  of 
the  monster  symbolizing  'chaos'  that  belongs  to  a  fifth  version.  Apsu,  Mummu, 
Tiamat,  Kingu  and  Ummuhubur  are  thus  synonyms,  belonging,  each,  to  a  separate 
version  and  combined  in  our  poem 

2  See  the  text  and  translalion  in  Winckler's  Keiünschrißl.  Textbuch  &c.  p.  loo-ioi 
and  Zimmern's  Keilinschriften  u.  d.  A.  T.  p.  488 — 489  from  Eusebius'  Chyonicon  ed. 
ScHOENE  I,  14—18  3  See  p.  978,  note  4 

4  First  published  by  Delitzsch,  Assyrisches  Wörterbuch  p.  390—91  and  in  improved 
form  Cuneifortn  Texts  XIII  pl.  33 — 34 


13]  On  the  Composite  Character  of  the  Babylonian  Creation  Story.  98 1 


in  which  Bei  and  Tiamat  are  the  only  contestants;  and  it  is  interest- 
ing  to  note  that  in  this  Version,  it  is  the  moon-god  and  not  as  in 
the  Babylonian  version  Ansar  who  calls  upon  Bei'  to  slay  the 
dragon. 

It  would,  of  course,  be  idle  to  speculate  in  what  centre  the  version 
arose  which  made  Mummu  the  representative  of  the  powers  hostile 
to  the  gods,  or  who  the  god  was  that  prevailed  over  Mummu,  but 
attention  ma\',  in  conclusion,  be  once  more  directed  to  the  account 
of  the  sending  forth  of  Bel-Marduk  against  Tiamat,  and  where  in 
Order  to  emphasize  the  courage  and  greatness  of  Bei  it  is  related  how 
AnSar  first  called  upon  tvvo  other  gods,  who  however  turned  back  in 
terror.  These  gods  are  Nudimmud  or  Ea  and  Anu  ^  In  the  introduction 
of  these  two  gods,  we  may  again  see,  as  suggested,  the  work  of  the 
Compilers  anxious  to  bring  in  the  traditions  that  arose  in  other  places 
of  gods  who  fought  the  monsters.  For  the  mention  of  Ea,  the 
"Eridu"  version  forms  the  background,  and  by  analogy  we  may  be 
permitted  to  conclude  that  a  version  existed  in  which  Anu  was  the 
conquering  hero.  This  conclusion  is  confirmed  by  a  text  recently 
found  in  Babylon  3  where  a  creation  story  is  cited  which  begins 
"when  Anu  created  the  heavens".  If  it  be  true  as  Sayce  believes'* 
and  for  which  there  is  some  evidence,  that  Erech  was  the  original  seat 
of  Anu  worship,  we  would  be  justified  in  attributing  this  version  to 
the  priests  of  Erech,  and  we  would  thus  have  a  place  to  which 
Mummu  could  be  assigned-.  Without,  however,  pressing  this  point, 
enough  has  been  brought  forward,  I  believe,  to  substantiate  the  three 
main  theses  of  this  paper  (i)  that  we  have  distinct  traces  in  the 
main  version  of  the  Babylonian  Creation  story  of  two  distinct  and 
earlier  forms  of  the  main  episode  of  the  poem,  one  originating  in 
Eridu,  the  other  in  Nippur,  and  (2)  that  Apsu,  Tiamat  and  Mummu 
are  merely  so  many  names  for   one   and  the  same  conception,  each 


I  Lines    17—22.     See  KiNG  I  p.   118  2  See  p.  979,  note  5 

3  Weisshach,  Babylonische  Misccllen  Nr.  XII,  obv.  23.  The  text  prescribes  the  recita- 
tion  of  the  "Anu"  version  of  creation  as  pari  of  the  ritual  for  the  dedication  of  a 
rebuilt  temple 

4  Religion  of  Ancietit  Egypt  and  Babylonta  {Gifford  Lediires)  p.  308 

5  It  may  be  noted  also  that  Anu  is  introduced  in  the  first  Tablet  of  our  poem 
(1.  85)  after  Ea's  victory  over  Apsu  and  Mummu.  The  passage  is  too  defective  to  Warrant 
further  speculation,  but  the  question  suggests  itself  whether  there  was  not  introduced 
here  an  account  of  some  mighty  deed  of  Anu — his  triumph  over  some  monster 


g82  Morris  Jastrow  jr.,  On  the  Composite  Character  &c.  [14 

belonging  to  some  centre  in  which  the  myth  was  recounted,  and  (3) 
that  in  the  "Babylon"  version,  the  "Eridu"  and  "Nippur"  versions  have 
been  combined  and  the  attempt  madc  to  assign  a  place  to  each  one 
of  the  three  monsters  and  to  each  of  the  three  gods — Ea,  Anu  and 
Bei — involved.  Ea  and  Anu  are  made  to  yield  their  prerogatives  to 
Bei,  just  as  Bei,  in  turn,  hands  over  his  authority  to  Marduk,  in  accord 
with  the  general  spirit  of  the  "Babylon"  version  which  represents  all 
the  gods  uniting  to  glorify  and  to  do  honor  to  the  god  who  advances 
to  the  head  of  the  pantheon  after  the  days  when  Babylon  had  become 
the  political  and  religious  centre  of  the  Euphrates  Valley^. 


I  The  view  here  maintained  of  the  composite  character  of  the  literary  pro- 
duction  does  not  of  course  affect  the  interpretation  of  the  underlying  myth.  That 
the  conflict  between  the  gods  and  the  monsters  is  to  be  regarded  as  "astral"  in  its 
character  is  of  course  clear,  but,  on  the  other  band,  it  also  symbolizes  the  conflict 
of  the  seasons  as  manifested  in  nature,  and  the  question  is — which  comes  first  the 
"astral"  or  "nature"  myth.  In  the  present  tendency  among  Assyriologists — following 
the  lead  of  Winckler,  Stucken  and  Alfred  Jeremias  to  project  all  myths  and  legends 
on  the  heavens — as  Kugler,  Die  Sternenfahrt  des  Gil<;(vncsch  (Stimmen  ans  Maria-Laach 
1904,  4)  has  recently  proposed  for  the  Gilgames  epic — this  question  seems  to  have 
been  overlooked.  My  own  view  is  that  the  "astral"  mythology  of  the  Babylonians 
represents  the  more  or  less  artificial  System  devised  by  the  theologians,  and  is  there- 
fore  later  than  the  populär  process  of  religious  speculation  which  is  primarily  con- 
cerned  with  things  and  occurrences  on  earth 


Der  babylonische  Sintflutheld 
und  sein  Schiff  in  der  israelitischen  Gilgamesch-Sage'. 

Von 

P.  Jensen. 

ur  in  dQT  ]esus- G//g-amcsc/i- und  der  ]ond.s-Gi7g'a;nesc/i-Sa.ge 
wird  das  Schiff  des  Xisuthros,  des  babylonischen  Sintflut- 
helden, noch  durch  ein  Schiff,  der  Sintflutheld  noch  durch 
einen  darin  fahrenden  Mann,  der  Sintflutsturm  noch  durch 
einen  See  stürm  repräsentiert:  Jesus,  der  das  für  ihn  bereitgehaltene 
Boot^  besteigt,  darin  mit  seinen  Jüngern  einen  Seesturm  erlebt,  den 
See  durch  sein  Wort  beruhigt  und  darnach  an  dessen  südöstlichem  oder 
östlichem  Ufer  landet3,  ist  ohne  jede  Frage  so  gut  ein  Xisuthros  in  der 
Sintflutepisode'*,  wie  Jonas,  der  vor  Jahwe  flieht  und  einen  Seesturm 
erlebt  \  Und  Jonas  flieht  vor  Jahwe  auf's  Meer,  weil  der  babylonische 
Xisuthros  sich  vor  dem  Ländergotte  ße/  auf's  Wasser  flüchtet.  Und 
nachdem  sich  das  Meer  nach  dem  Seesturm  beruhigt  hat,  opfern  die 
Leute  im  Schiffe  wohl,  weil  Xisuthros  Opfer  darbringt,  nachdem  der 
Sintflutsturm  sich  beruhigt  hat''.  Jesus  schläft,  so  gut  wie  Jonas,  im 
Schiff 7,  auch  während  der  Sturmwind  rast  und  die  See  hochgeht; 
Jonas   im  innersten  Teil,  Jesus  nach  Markus  (4,  38)  im  Hinterteil  des 


1  Im  folgenden  wird  durchweg    eine  Kenntnis  von  Band  I    meines  Werkes  Das 
Gilgamesch-Epos  in  der  Weltlitei-atiir  vorausgesetzt 

2  Markus  3,  9  3  Markus  4,  36  ff.  und  Parallelstellen 

4  S.  in   dem    oben    genannten  Buche  das  Kapitel:   Jesus,  Johannes  und  Lazarus 

5  Jonas  i  6  g.  in  dem  oben  genannten  Buche  das  Kapitel:  Jonas 
7  Markus  4,  38  und  Parallelstellen;  Jonas   i,  5 


984  !'•  Jensen  [2 

Schiffs,  gerade  im  Hinterteil  aber  vielleicht  nur  infolge  eines  MitJ- 
verständnisses  \  Ob  Xisuthros  ebensowenig  durch  das  Unwetter  ge- 
stört wurde,  steht  dahin.  Doch  läßt  es  sich  vermuten.  Denn  sein 
Schiff  war  so  lang  und  so  breite  dali  ihm  der  Wogengang  kaum  viel 
anhaben  konnte  und  es  vor  Schwankungen  einigermaßen  geschützt 
war.  Und  dafür,  daß  die  Disharmonien  der  entfesselten  Elemente  ihn 
nicht  zu  stören  brauchten,  war  genügend  gesorgt:  Denn  6  Dächer 
oder  Decken  schützten  nach  oben  und  7  +  9  Wände  nach  den  Seiten 
hin^  Befand  sich  daher  Xisuthros,  wie  man  annehmen  darf,  mit  seiner 
Familie  im  innersten  Teil  seines  Schiffs,  ebenso  wie  Jonas,  und  ur- 
sprünglich vielleicht  auch  Jesus,  so  wird  er  vom  Sturm  und  vom  Meer 
wohl  wenig  vernommen  haben. 

Jesus  und  Jonas  sind  ein  Xisuthros  und  ein  GilgaincscJi  zugleich^ 
in  Übereinstimmung  mit  den  zahlreichen  übrigen  Gilgamcsch-'^2i^&\\ 
Israel's'».  Und  andererseits  ist  mit  ]QS,ws-Gi/gainesch  und  Jonas- C?/^^- 
jiicsch  im  Prinzip  alles  verknüpft,  was  ihre  Sagen  vom  Xisuthros 
der  Sintflut  gerettet  haben?;  dies  aber  nicht  in  Übereinstimmung  mit 
allen  jenen  Sagen.  Vielmehr  hat  sich  in  einer  langen  Reihe  von 
ihnen  dieser  Xisuthros  nicht  nur  in  der  Verbindung  mit  dem  Gilga- 
incscJi, sondern  außerdem  noch  als  eine  selbständige,  von  ihm  ver- 
schiedene Persönlichkeit,  oder  doch  als  irgendetwas  von  ihm  Ver- 
schiedenes erhalten:  Josua  I  ist  ein  Gilgamcsch-'K\s\>S\\xo°,^ \  aber  der 
Vater  der  Rahab,  der  allein  mit  seiner  Familie  der  Katastrophe  von 
Jericho,  einem  Reflex  der  Sintflutkatastrophe,  entrinnt  7,  ist  ein  Xisuthros 
schlechthin.  Die  zwei  Männer,  die  vorher  bei  seiner  Tochter  einge- 
kehrt sind^,  führen  ihn  aus  Jericho  heraus 9,  als  einen  Xisuthros,  der 
seine  dem  Untergang  geweihte  Stadt  verläßt '°. 

Eine  ähnliche  und  parallele  Szene  spielt  sich  in  Sodom  ab:  Die 
zwei  Engel  führen  Lot  mit  seiner  Frau  und  seinen  zwei  Töchtern  aus 
ihrer  dem  Untergange   geweihten   Stadt  Sodom  heraus",    und    zwar 


1  Falls  nämlich  TTpOjLivri  bei  Markus  im  letzten  Grunde  einem  hebr.  nyson  TST 
entspricht,  d.  h.  es  wiedergibt.  Denn  'rDT  bezeichnet  ja  an  sich  das  hinten  Liegende, 
■weiter  aber  auch  das  Innere  und  Innerste;  so  in  der  Jonas-Geschichte 

2  S.  Keilinschrißl.   Bibliothek  VI,  I,  p.  487  3  S.  1.  c.   p.  488 

4  S.  a.  o.    auf  S.  983  a.  O.  p.  153  usw. 

5  Zum  Untergang  der  sündigen  Menschheit  und  zur  Sintflutbergepisode  in  der 
Jv;sus-Sage  s.  a.  a.  O.  das  Kapitel:  JesuSj  Johannes  und  Lazarus 

«^  S.  a.  a.  O.  p.  159  ff.  7  Josua  6  »  Josua  2  9  Josua  6 

la  S.  a.  a.  O.  p.  i6off.,   172,  301  f.  i'  Genesis  19 


3]  Der  babylon.  Sintflutheld  und  sein  Schift"  in  der  israel.  Gilgamesch-Sage.   985 

Lot  als  einen  Xisuthros  schlechthiii;  tind  als  ein  Xisuthros  schlechthin- 
flieht dann  Lot  auf  einen  Berij  als  den  Sintflutberg'.  Aber  die  Haupt- 
figur seiner  Sage,  Abraham,  stellt  Xisuthros  und  Gilgamcsch  dar^ 

Was  Lot  in  dieser  Sage  ist,  nämlich  nur  ein  Xisuthros,  das  ist 
der  alte  Mann  in  Gibea  in  der  Sage  von  dem  Leviten  im  Gebirge 
Ephraim,  der  alte  Mann,  bei  dem  die  zwei  Männer,  der  Levit  und 
sein  Diener,  einkehren  3.  In  dieser  Sage  wird  aber  Xisuthros  auch 
durch  deren  GilganicscJi,  den  Leviten,  dargestellt. 

Ein  Xisuthros  schlechthin,  neben  einem  Gilganiescli-y^v?>\i!öci.xo?,, 
nämlich  Elisa,  ist  ebenso  ein  Benhadad,  insofern  er  allein  der  Ka- 
tastrophe von  Aphek  entgeht  und  dann  begnadigt  wird  5. 

Und  endlich  ist  Daniel  nichts  wie  ein  Xisuthros^.  Aber  unmittel- 
bar an  die  Sage  von  ihm  schließt  sich  als  deren  Fortsetzung  die  von 
Josua  III  an,  der  ursprünglich  ein  Xisuthros  und  ein  GilgamcscJi  war 7. 
Daniel-Xisuthros  „ist"  nach  einer  Tradition^  bis  zum  ersten  Jahre  des 
Cyrus;  und  in  diesem  ersten  Jahre  des  Cyrus  führt  Josua  III  mit  seinen 
Genossen  die  Juden  aus  Babylonien  heraus  und  nach  Palästina  hinein 9, 
als  ein  Xisuthros,  der  in  seinem  Schiff  mit  seinen  Angehörigen  aus 
Babylonien  fortgetrieben  wird  und  auf  dem  Sintflutberge  landet. 

Damit  ist  die  Reihe  der  selbständigen  Xisuthros-Gestalten  inner- 
halb der  israelitischen  Gilgainesch- Sdige.  aufgezählt,  soweit  sie 
Menschen  sind.  Außerdem  aber  verbirgt  sich  in  diesen  Sagen  der 
Babylonier  Xisuthros  allein  noch  unter  drei  anderen  Gestalten. 

Laban  jagt  dem  ihm  entflohenen  Jakob,  einem  Gtlga}nesc/i-'X\?,\x- 
thros,  nach.  Auf  dem  Gebirge  Gilead  holt  er  ihn  ein,  und  da  Gott 
ihm  geboten  hat,  mit  Jakob  kein  unfreundliches  Wort  zu  reden,  so 
endet  die  Episode  schiedlich  friedlich  mit  einem  Opfer  und  einem 
Opfermahl,  womit  ein  Friedensvertrag  besiegelt  wird '°.  Von  den  zwei 
Männern,  die  da  oben  auf  dem  Berge  den  Bund  miteinander  schließen, 
ist,  wie  wir  erkannt  haben",  der  eine,  Laban,  der  Gott  Bei,  der  Feind 
der  sündigen  Menschheit,  der  auf  den  Sintflutberg  kommt,  auf  dem 
Xisuthros  gelandet  ist,  der  von  dem  Gotte  Ea  zur  Milde  ermahnt 
wird  und  sich  dann  mit  Xisuthros  versöhnt;  und  der  andere,  Jakob, 
dieser  Xisuthros,  der,  aus  dem  Bereiche  des  Länderherrn  Ih~l  entflohen,. 


I  S.  a.  a.   O.  p.  301  f.,  304flf.  2  S.  a.  a.  O.  p.  28611.  3  Richter  I9. 

S.  a.  a.  O.  p.  364f.         4  S.  a.  a.  O.  p.  361  ff.,  379ff.  5  I  Kön.  20.  —  S.  a.  a.  O. 

p.  598f.  6  S.  a.  a.  O.  p.  iQöff.  7  S.  a.  a.  O.  p.  i89fif.  8  Daniel    1,  2t 

9  Esra  1  10  Genesis  31  "  S.  a.  a.  O.  p.  241  ff. 


986  P-  Jensen  [4 

auf   den   Sintflutberg    gelangt   und    auf   dem    Turm    des   Berges    den 
Göttern  sein  Opfer  darbringt. 

Laban  jagt  zornentbrannt  hinter  Jakob  her,  weil  dieser  selbst  ihm 
mit  seiner  Familie  entflohen  ist.  Aber  schwerer  noch  empfindet  er  es, 
dali  ihm  sein  Hausgötze  gestohlen  ist.  Rahel  hat  ihn  mitgenommen. 
Nun  aber  sitzt  sie  in  ihrem  Zelte  in  ihrer  Kamelsänfte  auf  ihm,  und 
lügt  dem  Laban,  der  auf  der  Suche  nach  dem  Hausgötzen  in  ihr  Zelt 
hineingelangt  ist,  vor,  daß  sie  unwohl  sei;  und  so  wird  der  Diebstahl 
nicht  entdeckt,  und  der  Hausgötze  dem  Laban  nicht  ausgeliefert  ^ 

Was  ist  das?  Die  Keilinschriften  berichten  so  wenig,  wie  Berosus, 
in  der  babylonischen  Sintflutgeschichte  von  einem  gestohlenen  Götzen- 
bilde. Aber  die  Keilinschriften  erzählen  etwas  anderes,  das  sich  auf 
dem  Sintflutberge  ereignet,  und  das  der  eben  geschilderten  Szene  auf 
dem  Gebirge  Gilead  sehr  ähnlich  sieht:  Als  Bellt,  die  Herrin  der 
Götter,  vor  Bei  —  welchem  Laban  entsprechen  soll  (o.  p.  985)  — 
auf  den  Sintflutberg  gelangt,  da  erklärt  sie,  Bei  solle  nicht  an  das 
Opfer  hinantreten,  an  das  Opfer,  das  Xisuthros  darbringt,  und  bei  dem 
er  sich  also  in  diesem  Augenblicke  befindet.  Darnach  kommt  Bei 
heran  und  geht  in  das  Schifi'shaus  hinein,  in  dem  sich  jetzt  Xisuthros 
befindet  und  also  wohl  vor  Bei  versteckt  hat,  und  macht  ihn  nun  zu 
einem  Gotte. 

Da  haben  wir's:  Weil  die  Herrin  der  Götter  Bei  vom  Opfer  des 
nachher  vergöttlichten  Xisuthros  fernhalten  will,  darum  will  Rahel 
Laban-Ä~/  von  dem  Götzen  fernhalten.  Also  spielt  Rahel  auf  dem 
Sintflutberge  in  Gilead  die  Rolle  der  Götterherrin;  und  also  ist  der 
von  ihr  versteckte  Götze  ein  Repräsentant  des  vergöttlichten 
Xisuthros,  des  Ahnherrn  der  Menschheit,  während  der  Erzvater 
Jakob  ein  Xisuthros  und  ein  Gilgamesch  ist.  Und  diesen  Götzen  hält 
man  wohl  für  ein  Ahnenbild^.  Der  Götze  ist  also  vermutlich  ein 
Repräsentant  des  Xisuthros  auf  dem  Sintflutberge,  weil  dieser  der 
Ahnherr  der  Menschheit  ist,  gewiß  aber  auch,  weil  dieser  auf  dem 
Sintflutberge  vergött licht  wird 3. 

Warum  ist  aber  Rahel-Ä^///  unwohl?  Warum  setzt  sie  sich  auf 
den  Götzen?    Eine  törichte  Frage.     Doch  natürlich,  weil  das  auf  eine 


1  Genesis  31 

2  S.  NowACK,    Lehrbuch   der    hebräischen   Archäologie   II,    p.  23,    nach    STADE,  Ge- 
jchichte  des  Volkes  Israel    I,  p.  457  und  ScHWALLY,  Leben  nach  dem  Tode,  p.  35  ff. 

3  .S.  a.  a.  O.  p.  248  f. 


5]      Der  babylon.  Sintflutheld  und  sein  Schiff  in  der  isracl.  Gilgamesch-Sage.     987 

ingeniöse  Art  eine  Entdeckung  des  Diebstahls  verhindert.  Zweifellos. 
Aber  sie  hat  nicht  von  Anfang  an  auf  dem  G(3tzcn  gesessen  und 
nicht  sie  ist  von  Anfang  an  unwohl  gewesen.  Denn  eine  Spielform  der 
Gilead-Geschichte  mischt  deren  Elemente  ein  wenig  anders:  David- 
Gil^amesch-X\?,\x\\\xos  flieht  als  ein  Xisuthros  vor  Saul  als  einem  Bc/,  und 
kommt  zunächst  nach  Haus.  Saul  schickt  nun  Leute  hin,  um  David's 
Haus  zu  bewachen,  und  ^Michal  läßt  dann  ihren  Gatten  David  durch's 
Fenster  hinab.  Wie  nun  Saul's  Boten  kommen  und  ihn  holen  wollen, 
lügt  sie,  er,  David,  sei  krank,  und  könnte  zum  Beweise  dessen  auf  sein 
Bett  hinweisen,  in  dem  der  von  ihr  mit  einem  Kleide,  aber  nicht  mit 
ihrem  Kleide,  zugedeckte  Hausgötze,  wohl  sicher  der  David's,  liegt. 
Dieser  Betrug  wird  entdeckt,  und  nun  werden  David  Boten  nach- 
gesandt'; und  zuletzt  eilt  Saul  selbst  ihm  nach  und  erreicht  ihn  in 
Rama  d.  i.  „Höhe",  wie  Bei  den  Xisuthros  auf  dem  Sintflutberge. 
Aber  der  Geist  Gottes  kommt  auf  ihn  herab  und  er  gerät  in  prophe- 
tische Ekstase,  und  so  entgeht  David  seinem  Grimma 

In  dieser  Parallelgeschichte  zu  der  oben  besprochenen  Jakob-Ge- 
schichte j  behauptet  also  das  Weib  des  Verfolgten  nicht,  daß  es  selbst, 
sondern  daß  der  Verfolgte,  nicht  daß  es  selbst,  sondern  daß  das 
von  ihr  Bedeckte  krank  sei,  sitzt  nicht  sie  in  ihrer  Sänfte  und  liegt 
unter  ihr  der  Hausgötze  darin,  sondern  liegt  der  Hausgötze  im  Bett 
des  Xisuthros.  Wo  das  Ursprünglichere  ist,  läßt  sich  mit  den  zwei 
Parallelgeschichten  allein  natürlich  nicht  ganz  sicher  entscheiden.  Doch 
gehört  immerhin  ein  jeder  zunächst  in  sein  eigenes  Bett  hinein,  und 
in  jedes  Bett  zunächst  sein  Besitzer.  Und  wer  im  Bette  liegt,  schläft 
oder  ist  krank.  Also  scheint  der  Götze  als  Ersatz  für  den  Xisuthros 
ursprünglich  in  dessen  Bett  gelegen  zu  haben  und  ursprünglich  über 


1  An  diese  Geschichte  erinnert  eine  Episode  aus  Muhammed's  Flucht  nach 
Medina:  Muhammed  läf.U  Ali  auf  seiner  Lagerstatt  in  Mekka  zurück;  und  als  die 
Koreischiten  sich  in  sein  Haus  hineinbegeben  haben,  finden  sie  statt  seiner  Ali 
(s.  Ibn  Hisäm  I,  325  f.).  Daß  dies  aus  der  Saul-Sage  stammt,  scheint  eine  weitere 
Episode  aus  Muhammed's  Flucht  zu  bestätigen:  Die  Koreischiten  gelangen  vor 
eine  Höhle,  in  der  sich  Muhammed  versteckt  hat,  halten  es  aber  für  ausgeschlossen, 
daß  Muhammed  darin  sei,  weil  an  ihrem  Eingang  eine  Taube  ihr  Nest  gebaut  hat, 
und  gehn  darum  nicht  hinein;  und  so  entkommt  Muhammed  (s.  DijärbekrT,  Ta'rih 
al-havi'is  I,  370).  In  ähnlicher  Weise  aber  geht  Saul,  gerade  auf  David's  Verfolgung 
begriffen,  in  eine  Höhle  hinein,  in  deren  Innern  sich  David  mit  seinen  Leuten 
befindet,  ohne  ihn  darin  zu  vermuten,  und  darum  auch,  ohne  ihn  darin  zu  suchen 
(I  Sam.   24) 

2  I  San.   19  3  S.  dazu  a.  a.  O.  p.  439fr.,  602  f. 


988  P-  Jensen  [6 

ihn  gelogen  worden  zu  sein,  dali  er  krank  sei.  Und  die  beiden 
Sagen  zusammen  scheinen  auf  eine  Urform  für  sie  schlielien  zu  Lassen, 
in  der  die  Gattin  des  Xisuthros- (ji/g-amcsc/i,  als  Vertreterin  der  Götter- 
herrin, den  Repräsentanten  des  /)V/  von  dem  in  seinem  eigenen  Bette 
liegenden  Xisuthros  fern  hält,  unter  der  Vorspiegelung,  daß  er  krank  sei. 

Der  Götze  liegt  in  des  Xisuthros  David  l^ett  und  kann  für  David 
gehalten  werden,  weil  er  ihm  doch  wenigstens  unter  seiner  Verhüllung 
ähnlich  sieht.  Darin  liegt  ein  nicht  gering  zu  schätzendes  neues  Ar- 
gument dafür,  dafi  der  Götze  so  gut  ein  Xisuthros  ist,  wie  David,  und 
darum  auch,  wie  Jakob. 

Eine  Parallele  zu  der  Hausgötzenepisode  in  der  Jakob-  und  der 
in  der  David-Sage  ist  die  Hausgötzenepisode  in  der  Sage  vom  Leviten  \ 
Auch  in  ihr  ist  also  der  geraubte  Hausgötze  —  den  Micha  den  Daniten 
wieder  abzujagen  sucht  —  ein  Xisuthros,  dem  Be/  nach  dem  Leben 
trachtet;  ebenso  aber  der  Levit  (ein  6V/f'-(?;;/^.;r//-Xisuthros),  der  mit 
dem  Hausgötzen  entflieht. 

Aus  dem  GilgmnescJi  und  dem  Xisuthros  der  Sintflutepisode,  aus 
der  dieser  als  Gott  hervorgeht,  ist  also  in  drei  israelitischen  Sagen 
ein  6*/^v77//^i-^//-Xisuthros  geworden,  der  jemandem  als  ein  Xisuthros 
entflieht,  und  ein  Götzenbild,  das  noch  in  zwei  Sagen  eben  jener 
Person  gestohlen  und  auf  der  Flucht  vor  ihr  in  Sicherheit  gebracht 
wird.  Der  Levit,  ein  GilgavicscJi  und  ein  Xisuthros,  entführt  nun  dem 
Micha  den  Götzen  als  einen  Xisuthros  in  seiner  Sintflutepisode.  Li 
ganz  ähnlicher  Weise  rettet  aber  Josua  Y-GilgaviescJi-^xswWvio?,  in 
seiner  Sintflutkatastrophe  den  Vater  der  Rahab,  indem  er  ihn  als 
einen  Xisuthros  aus  Jericho  herausführen  läßt  (o.  p.  984).  Diese  beiden 
Geschichten  vermitteln  somit  zwischen  dem  menschlichen  und  dem 
göttlichen  Xisuthros  der  israelitischen  Sage. 

Obgleich  erst  auf  dem  Sintflutberge  vergöttlicht,  erscheint  also 
der  Xisuthros  in  der  israelitischen  Sage  als  ein  Götze  und  Gott  schon 
bei  dem  Aufbruch  zur  Flucht,  welcher  dem  Verlassen  der  Xisuthros- 
Stadt  und  der  Abtrift  der  Arche  entspricht.  Weshalb  das  wichtig  ist, 
werden  wir  alsbald  sehen. 

In  der  Moses-Sage,  welche  doch  der  Jakob-Sage  einerseits  und 
der  Josua-Sage  andererseits  so  nahe  steht  ^  findet  sich  im  Unterschied 


'  Richter  17.  S.  a.  a.  O.  p.  379  f. 

2  .S.  dazu  a.  a.  O.  p.  125  fr.,  159  ff.,  225  ff. 


7]        Der  babylon.  Sintflutheld  und  sein  Schiff  in  der  Israel.  Gilgamesch-Sage.   989 

von  diesen  zwei  Sagen  neben  dem  G//i^>-af/u-sc/i-X\si\ihvos  Moses  weder 
ein  geretteter  Mann  noch  ein  Götzenbild  als  ein  Reflex  nur  des  Xisu- 
thros.  Dafür  aber  etwas  anderes.  Bei  ihrem  Auszuge  aus  Ägypten 
—  einer  Xisuthros- Flucht'  —  nehmen  die  Israeliten  die  Gebeine 
Joseph's,  natürlich  in  seinem  Sarge  %  mit'.  Die  Jakob-  und  die  Moses- 
Sage  zeigen  nun  schon  dadurch,  dali  in  dem  Segen,  den  ihre  Haupt- 
figuren an  gleicher  Stelle  der  Sage  sprechen^,  nur  die  für  Joseph 
bezw.  die  Joseph-Stämme  bestimmten  Worte  den  beiden  Sagen  z.  T. 
gemein  sind  5,  daß  sie  auf  eine  Sage  der  oder  eines  der  Joseph-Stämme, 
Ephraim  und  Manasse,  zurückgehn.  Als  Ahnherr  dieser  Stämme 
gilt  aber  Joseph,  und  dieser  ward,  wie  eine  ägyptische  Inschrift 
zeigte  vermutlich  einmal  göttlich  verehrt.  Wenn  somit  die  Israeliten 
in  der  Moses- Sage  die  Leiche  Joseph's  aus  Ägypten  mitnehmen,  so 
heißt  das  wohl:  sie  nehmen  den  Stammesheros  oder  Ahnherrn 
der  Stämme  mit,  aus  deren  Gebiet  die  Moses-Sage  hergekommen  ist. 
Bedenkt  man  nun,  daß  die  Jakob-Sage  ebendaher  gekommen  ist 
(s.  oben),  kann  man  dann  der  Versuchung  widerstehn,  diese  in  einer 
Sintflutepisode  mitgenommene  Leiche  als  ein  Pendant  zu  dem,  gleich- 
falls in  einer  Sintflutepisode,  von  dem  Hause  Jakob's  mitgenommenen 
Hausgötzen,  und  damit  als  einen  neuen  Repräsentanten  des  Xisuthros, 
des  Ahnherrn  der  Menschheit,  zu  betrachten? 

Nun  aber  ist  folgendes  ein  höchst  merkwürdiges  Zusammentreffen 
und  anscheinend  geeignet,  die  eben  geäußerte  Vermutung  zu  be- 
stätigen: Die  Jakob-Sage  und  die  mit  ihr  nahe  verwandte  Moses-Sage 
weisen  beide  auf  das  Land  der  Joseph-Stämme  als  ihre  Heimat 
hin  (s.  oben);  und  ihnen  beiden,  weil  noch  deutlich  der  Moses-Sage, 
steht  die  Josua-Sage  aus  dem  Joseph-Stamme  Ephraim  besonders 
nahe.  Die  Heimat  der  beiden  andern  Sagen  könnte  also  auch  gerade 
Ephraim  mit  Siehe m  sein 7.  In  diesen  zwei  Sagen  liegt  aber  folgen- 
der Tatbestand  vor:  Im  Jakob-System  wird  als  ein  Xisuthros  Laban's 
Hausgötze  mitgenommen  und,  da  alle  Götter  der  Fremde  von  Jakob 
unter  einem  Gottesbaume  bei  Sichem  begraben  werden  ^  von  Jakob 


I  S.  a.  a.  O.  p.   145  f.  2  Vgl,  Genesis  50,  26 

3  Exodus   13,   19;  vgl.  Genesis  50,  25  und  Josua  24,  32 

4  S.  a.  a.  O.  p.  272  S  Genesis  49,  25  f.  und  Deuteronomium  33,  13  ff. 

6  S.  a.  a.  O.  p.  250,  Anm.  i 

7  Näheres  hierüber  s.  in  Band  II  meines  oben  genannten  Werkes 

8  Genesis  35 


990  P.  Jensen  [8 

bei  Sichern  (als  auf  dem  Sintflutberge')  unter  einem  Gottesbaume 
begraben.  Und  im  Moses-System  wird  andererseits  wohl  als  ein 
Xisuthros  die  Leiche  des  Stammesgottes  Joseph  mitgenommen,  und 
diese  wird  später  bei  Sichem  auf  seinem  Erbacker  begraben^  dem 
Erbbesit;^.  auf  dem  sich  nach  Genesis  12,  6L,  Genesis  2>3)  ^9^-  i-ind 
Josua  24,  32  ein  Gottesbaum  befindet j. 

Warum  liegt  der  Hausgötze,  in  der  Jakob-Sage,  so  gut  wie  in 
der  David-Sage?  Einfach,  weil  er  oder  sein  Prototyp,  nämlich  Xisuthros, 
so  am  besten  vor  den  IMicken  eines  Suchenden  zu  verbergen  ist? 
„Ohne  Frage"  wird  man  sagen.  Ja,  wenn  wir  nur  diese  beiden  Sagen 
hätten.  Aber  in  der  Moses-Sage  liegt  der  Xisuthros  Joseph  schon 
beim  Auszuge  aus  Ägypten,  nämlich  in  seinem  Sarge,  dem  Auszuge, 
der  dem  Verlassen  der  Xisuthros- Stadt  und  dem  Abtreiben  der  Arche 
entspricht.  Dessen  Liegen  wird  also  nicht  durch  die  Sintflutberg- 
episode bestimmt.  Aber  er  muß  doch  liegen.  Denn  er  ist  ja  tot. 
Indes  —  wie  wenn  er  tot  wäre,  weil  er  liegen  muß?  Und  wie,  wenn 
sein  Liegen  und  das  der  Hausgötzen  einen  und  denselben  Grund  hätte  ? 
Ein  —  liegender  —  Xisuthros.  Da  fällt  uns  ein:  Jonas  liegt  in  seinem 
Sintflutschiff  und  schläft,  Jesus  desgleichen,  vielleicht,  weil  Xisuthros 
in  seinem  Schiffshause  schläft  und  sich  durch  das  Wogen-  und  Sturm- 
gebrause  durchaus  nicht  stören  läßt.  Schläft  nun  Mosis  Xisuthros 
eben  deshalb  den  ewigen  Schlaf  in  seinem  letzten  „Bette",  liegt 
David's  Xisuthros  deshalb  in  seinem  Bette,  wird  deshalb  David  für 
krank  erklärt,  stellt  sich  deshalb  Rahel  unwohl,  liegt  deshalb  der 
Götze  in  ihrer  Kamelsänfte? 

Soweit  hier  v^om  Xisuthros.  Unten  mehr  von  ihm.  Wir  werden 
ihn  erst  dort  in  seiner  wichtigsten  Erscheinungsform  nachweisen  können. 

Die  Arche,  sein  Schiffshaus,  erscheint,  wie  oben  bemerkt,  inner- 
halb  der  israelitischen  GilgajiicschSdLge   nur   noch   in   der  Jesus-   und 


1  S.  a.  a.  O.  p.  25 1  ff. 

2  Da(')  das  nun  nicht,  wie  zu  erwarten  wäre,   innerhalb  der  Moses-Sage  an  der- 
selben  Stelle   geschieht,    an    der    in    der    Jakob-Sage    die    fremden    Götter    begraben 
werden  (s.  a.  a.  O.  p.  251  ff.),   hat   seinen   Grund   in   Umgestaltungen    tiefgreifendster  ■ 
Art,  welche  die  Gil^amesc/iSdLgQ  erlitten  hat,  nachdem  sie  zur  Moses-Sage  des  Stammes 

Levi  geworden  war.     Siehe  dazu  Band  II  meines  o.  gen.  Werkes 

3  Denn  nach  p.  287  f.  und  339  f.  meines  o.  gen.  Buches  ist  der  Altar,  den 
Abraham  bei  dem  heiligen  Baume  an  der  Stelle  des  späteren  Sichem  errichtet,  mit 
dem  identisch,  den  Jakob  auf  dem  Grundstück  errichtet,  auf  welchem  Joseph  be- 
graben wird 


i 


I 


9]       Der  babylon.  Sintflutheld  und  sein  Schiff  in  der  Israel.  Gilgamesch-Sage.  991 

in    der  Jonas-Sage   als   ein    Schiff.     Aber    deshalb    ist  sie  doch    nicht 
überall  sonst  spurlos  verschwunden. 

Fassen  wir  Jakob's  Gilead-Episode  in's  Auge:  Dali  Laban,  den 
Hausgötzen  suchend,  in  Rahel's  Zelt  hineingeht,  soll  darauf  zurück- 
zuführen sein,  da(i  Bei  in  die  Arche  hineingeht  (o.  p.  986).  Also  ist 
das  Zelt  auf  dem  Berge  ein  Reflex  der  Arche  auf  dem  Sintflut- 
berge. Und  dann  natürlich  auch  David's  Haus,  in  das  dieser  vor 
Saul-ÄV  flieht,  in  dem  er  dann  gesucht  wird  und  in  dem  der  Haus- 
götze in  seinem  Bette  liegt  (vgl.  o.  p.  987). 

Die  Bundeslade,  vor  der  das  Wasser  des  Jordan  zurückweicht, 
sodali  die  Israeliten  trockenen  Fulies  hindurchgehn  können ',  ist,  wie 
wir  erkannt  haben,  die  Arche,  welche  die  in  ihr  dahintreibenden  In- 
sassen vor  den  Wassern  der  Sintflut  schützt.  Sieben  Tage  hinter- 
einander wird  sie  beim  Blasen  der  Posaunen  um  die  Sintflutstadt 
Jericho  herumgetragen,  und  am  siebenten  Tage  stürzen  beim  Blasen 
der  Posaunen  und  beim  Feldgeschrei  deren  Mauern  ein  -.  Denn  bis 
zum  siebenten  Tage  treibt  die  Arche  im  Gewitter  und  unter  dem  Tosen 
des  Sturmwindes  auf  dem  Wasser  umher,  und  an  diesem  Tage  legt 
sich  der  Sturmwind,  nachdem  die  Menschheit  durch  ihn  ihren  Unter- 
gang gefunden  hat.  Die  Bundeslade  ist  in  der  Sage  von  Josua  I  end- 
lich Zeuge  der  Gesetzesverlesung  auf  dem  Berge  Ebal^,  weil  dies 
der  Sintflutberg  der  Sage  von  Josua  D  ist,  auf  dem  Berge,  auf  dem 
ursprünglich  auch  das  Gesetz  gegeben  ward,  als  ein  Reflex  der 
Mahnung  des  entschwebenden  Xisuthros,  der  Mahnung,  fromm  zu  seinS. 

Und  eine  Repräsentantin  der  Arche  ist  die  Lade  auch  in  der 
Sage  von  Josua  IL  Die  Lade,  die  mit  den  goldenen  Geschenken  der 
Philister  aus  dem  Philister-Lande  herausgefahren  und  dann  auf  eine 
Anhöhe  bei  oder  in  Kirjath-jearim  hinaufgebracht  wird,  wo  sie  bis  auf 
weiteres  bleibt  "^  —  und  stets  geblieben  wäre,  wenn  nicht  auch  die  David- 
Sacfe  die  Lade  erhalten  hätte,  —  diese  Lade  ist  auch  an  die  Stelle  der 
Arche  getreten,  die,  mit  dem  Golde  und  Silber  des  Xisuthros  beladen, 
fortgetrieben  wird  und  auf  dem  Sintflutberge  landet.  P'ür  sie  wird  ein 
neuer  Wagen  gebaut.  Das  ist  demnach  wohl  der  bootartige  Schwimm- 
körper, der  das  Schifl"shaus  des  Xisuthros  trägt;  und  es  spiegelt  sich 
also  in  dem  Bau  des  Wagens  noch  der  Bau  der  Arche  wieder  7. 


I  Josua  3        2  Josua  6        3  Josua  8        4  S.  a.  a.  O.  p.  179  f. 
3  S  a,  a.  O.  p.  149,  i64f.        6  i  Sam,  6f.        7  S.  a.  a.  O.  p.  181  ff. 


99-  P-  Jensen  [lO 

Was  von  dieser  Überführung"  der  Lade  gilt,  das  gilt  auch  von 
<ler  ihr  sehr  ähnlichen  in  der  David-Sage  ^  (von  der  es  allerdings 
ijicht  zweifellos  ist,  dalJ  sie  ein  ursprünglicher  Bestandteil  der  Sage 
ist,  innerhalb  welcher  sie  jetzt  erzählt  wird).  Auch  diese  Überführung 
■der  Lade  stellt  daher  die  Abtrift  der  Arche  aus  Babylonien  und  deren 
Landung  auf  dem  Sintflutberge  dar^ 

Die  Bundeslade  erscheint  zum  ersten  Male  in  der  Moses-Sage. 
-Sie  soll  bekanntlich  während  des  Aufenthalts  der  Israeliten  beim  Sinai 
hergestellt  worden  sein  3.  Der  Sinai  ist  aber  ein  Sintflutberg  der 
iMoses-Sage.  Man  könnte  daher  wohl  vermuten,  daß  auch  in  ihr  die 
Lade  als  ein  Reflex  der  Arche  erscheint.  Und  möglich  wird  man  das 
nennen  dürfen.  Doch  stellt  es  schon  für  sich  allein  ein  starkes  Moment 
der  Unsicherheit  dar,  daß  in  der  jetzt  vorliegenden  Gestalt  der  Moses- 
Sage  die  Lade  erst  bei  dem  Sintflutberge  hergestellt  wird.  Fraglos 
richtig  wäre  die  Annahme  nur,  wenn  die  Israeliten  die  Lade  bereits 
aus  Ägypten  mitgebracht  hätten,  und  —  Joseph,  der  Xisuthros  (aber 
jiicht  der  Gt7ga/nesc/i-Xisuthvos\)  der  Moses-Sage  (o.  p.  989),  einmal 
-darin  gelegen  hätte.  Denn  der  Auszug  aus  Ägypten  ist  ja  ein  Wieder- 
hall von  der  Abtrift  der  Arche  aus  Babylonien  (o.  ebendort). 

Es  scheint  demnach,  als  ob  die  Lade  als  ein  Ersatz  für  die 
Arche  mit  Sicherheit  nur  nachweisbar  wäre  in  der  David-Sage  und 
.der  von  Josua  II  aus  Nordjuda  und  in  der  von  Josua  I  aus  dem  be- 
nachbarten Ephraim,  also  in  Gegenden  nicht  weit  von  Jerusalem  und 
in  der  Gegend  von  Jerusalem  selbst,  von  Jerusalem,  in  dessen  Tempel 
die  Lade  zuletzt  gestanden  haben  soll.  In  der  Arche  wohnt  nun  der 
vergöttlichte  Xisuthros,  in  der  ihr  entsprechenden  Lade  aber  —  der  Gott 
Israel's!  Weshalb  an  die  Stelle  der  Arche  die  Lade  getreten  ist, 
bedarf  also  anscheinend  keiner  Erörterung:  Der  reale  Kasten  mit 
dem  Gotte  darin  steht  offenbar  für  den  sagenhaften  Kasten  mit  dem 
-nachherigen  Gotte  darin.  Wir  haben  in  der  Lade  mit  dem  Gotte 
Israel's  darin  also  ein  genauestes  Gegenstück  zu  dem  Sarge  mit 
dem  Stammesgotte  Joseph  darin  und  zu  den  Hausgötzen,  sei  es 
in  einem  Zelte,  sei  es  in  einem  Hause.  Somit  wechseln  in  drei 
nahe  miteinander  verwandten  Parallel-Sagen,  denen  von  Moses,  von 
Josua  I   und   von  Jakob,    in    deren  Sintflutepisoden    miteinander:    der 


'  II  Sam.  6  2  S.  a.  a.  O.  p.  487  fl". 

3  Exodus  37 


I  I  j     Der  babylon.  Sintflulheld  und  sein  Schift'in  der  israel.  Gilgamesch-Sage.   993 


Stanimesgütt  Joseph  in  seinem  Sarge,  der  Gott  Isracl's  in  der  Bundes- 
lade und  der  Hausgötze  in  einem  Zelte. 

Der  Sarg  mit  Joseph  darin  wird  nun  von  Moses  mitgenommen 
und  später  bei  Sichem  auf  dem  Grundstücke  Joseph's,  mit  einem 
•Gottesbaume  darauf,  eingegraben  (s.  o.  p.  990);  bei  Sichem  als 
auf  dem  Sintflutberge  begräbt  Jakob  den  Hausgötzen  unter 
•einem  Gottesbaume  (o.  p.  989f.);  der  Ebal  aber  bei  Sichem  ist 
auch  des  ersten  Josua  Sintflutberg,  und  auf  ihn  hinauf  wird  in 
■dessen  Sintflutbergepisode  die  Lade  mit  dem  Gotte  Israel's 
gebracht  (o.  p.  991),  nach  Josua  24,  26  offenbar  in  ein  Heiligtum 
Jahwe's,  mit  einem  Gottesbaume.  Offenbar.  Denn  in  Josua  24  haben 
wir  eine  Ergänzung  und  eine  Dublette  zu  Josua's  Sintflutbergepisode 
auf  dem  Ebal  (o.  p.  991)  zu  erkennen'. 

Damit  dürfte  die  Beweiskette  vollständig  geschlossen  sein.  Dafi 
«das  Zelt  oder  das  Haus  mit  dem  Hausgötzen,  der  Sarg  mit  Joseph 
darin  und  die  Lade  mit  Jahwe  darin  alle  drei  die  Arche  mit  Xisuthros 
<larin  darstellen,  dürfte  durchaus  gesichert  sein^ 

Aber  gerade  jetzt  erheben  sich  Bedenken  gegen  Einzelheiten. 
Die  Kamelsänfte  im  Zelt  und  das  Bett  im  Hause,  mit  dem  Hausgötzen 
darin,  sollen  das  Lager  des  Xisuthros  darstellen.  Also  scheint 
das  auch  von  dem  Sarge  zu  gelten,  in  dem  Joseph  liegt,  und 
deshalb  nun  auch  (s.  o.  p.  992  f.)  von  der  Bundeslade.  Somit  wäre 
mit  dieser  doch  nicht  die  Arche,  sondern  nur  das  Bett  des  Xisuthros 
gemeint?  Li  der  Tat  ließe  sich  auch  für  diese  Auffassung  einiges 
anführen:  Als  die  Lade  mit  Jahwe  darin  aus  dem  Philisterlande,  als 
sie  später  von  Kirjath-jearim  weggefahren  wird,  ist  nicht  sie,  sondern 
der  Wagen,  auf  dem  sie  gefahren  wird,  vorher  neu  gezimmert 
worden.  Folglich,  so  könnte  man  sagen,  stellt  der  Wagen  das  ganze, 
vor  der  Sintflut  neu  gezimmerte  Schiffshaus  dar,  die  Lade  somit  nicht, 
folglich  nur  das  Bett  des  Xisuthros.  Und  wenn  Rahel's  Zelt  auf 
Jakob's  Sintflutberg  die  Arche  darstellt  (o.  p.  992  f.),  dann  scheint  auch 
das  Zelt  ein  Reflex  von  ihr  zu  sein,  unter  dem  sich  die  Bundeslade 
auf   dem  Sintflutberge  Ebal   bei  Sichem   befinden    muß,    und  ebenso 


1  S.  a.  a.  O.  p.  174  f. 

2  Interessanterweise  ist  Ahnliches  aus  ganz  anderen  Gründen  schon  früher  be- 
hauptet worden:  Nach  VÖLTER,  AegypteJi  und  die  Bibel,  p.  gaff.,  sollen  die  Bundes- 
lade mit  Inhalt  und  der  Sarg  mit  Joseph's  Leiche  beide  ein  Sarg  mit  einer  Osiris- 
Leiche  sein 

Nöldeke-Festschrlft.  g-j 


994  P-  Jansen  [l2 

das,  welches  David  auf  einem  Sintflutberge  in  der  David-Stadt  für 
sie  errichtet'.  Dann  wäre  aber  die  Lade  in  dem  Zelt  abermals  nicht 
die  Arche,  sondern  wieder  nur  ein  Reflex  von  des  Xisuthros  Lager- 
statt. Auf  solche  Einwände  ließe  sich  anscheinend  schlechterdings 
nichts  erwidern.  Wenn  nun  aber  andererseits  nur  die  Lade,  und 
nicht  etwa  die  Lade  in  einem  Zelt,  dort  getragen  wird,  wo  im  Ori- 
ginal die  Arche  auf  den  Wassern  fährt  (s.  o.  p.  991),  so  ist  sie  nun 
einmal  wenigstens  auch  ein  Reflex  der  Arche,  und  zwar  mit  dem 
Bett  des  Xisuthros  darin,  wie  der  Sarg,  in  dem  Joseph  liegt  (s.  o. 
p.  992  f),  und  darum  wohl  ebenfalls  die  Kamelsänfte  und  das  Bett, 
in  dem  die  Hausgötzen  liegen  (s.  o.  p.  990). 

Hier  liegen  also  Unebenheiten  vor,  die  anscheinend  nicht  auszu- 
gleichen sind.  Die  aber  der  Ausgleichung  auch  gar  nicht  bedürfen.  Denn 
solche  Unebenheiten  müssen  entstehen  oder  entstehen  doch  allzu 
leicht  bei  mündlicher  Fortpflanzung  der  Sage,  die  sich  hier  so  und 
dort  so  entwickelt,  wobei  dann  die  einen  Spielformen  beständig  der 
Kontamination  durch  die  anderen  ausgesetzt  sind,  und  alle  wieder 
einer  durch  näher-  oder  fernerstehende  oder  gar  im  letzten  Grunde 
gar  nicht  verwandte  Sagen.  Ja  es  bedarf  gar  nicht  einmal  einer 
solchen  Kontamination,  um  innerhalb  einer  und  derselben  Sage,  zumal 
einer  umfangreicheren,  Inkongruenzen  und  Widersprüche  zu  erzeugen. 
Anscheinende  Fälle  der  Art  erheischen  gerade  hier  eine  Erwähnung: 

In  der  Sage  von  Josua  I  ist  der  Sintflutheld  schlechthin  zweimal 
vertreten,  einmal  durch  den  Vater  der  Rahab  (o.  p.  984),  und  einmal 
durch  den  Gott  Jahwe  in  der  Bundeslade  (o.  p.  992).  Ganz  Ähn- 
liches findet  sich  in  der  Sage  vom  Leviten:  In  ihr  scheint  der  Sint- 
flutheld erstens  repräsentiert  zu  werden  durch  den  alten  Mann  in  Gibea 
(o.  p.  985),  und  zweitens  durch  einen  Hausgötzen  (o.  p.  988)^.  Und 
ein  weiteres  Analogen  scheint  die  David-Sage  zu  bieten.  Denn  in 
ihr  zeigt  sich  der  Sintflutheld  schlechthin  sowohl  als  ein  Hausgötze,  wie 
auch  als  der  Gott  Israel's  (o.  p.  987^  u.  992).  Vielleicht  hat  man  auch 
in  diesen  Fällen  an  eine  Kontamination  als  Ursache  der  doppelten 
Vertretung  zu  denken.  Allein  für  diese  doppelte  Vertretung  in  den 
beiden  ersten  Fällen  kommt  man  ohne  eine  solche  Annahme  aus:  In 
den  Sagen  von  Josua  I  und  vom  Leviten  ist  der  Sintflutheld  schlecht- 
hin in   der  Sintflutepisode  durch   einen  Menschen   und  einen  Gott 


I  II  Sam.  6,   17  2  s.  a.  a.  O.  p.  382 


13]     Der  babylon.  Sintflutheld  und  sein  Schiff  in  der  israel.  Gilgamesch-Sage.  995 

vertreten.  Xisuthros  i.st  aber  urspri.inglich  ein  Mensch  und  wird 
in  der  Sintflutepisode  zu  einem  Gotte.  Also  dürfte  sich  in  der 
doppelten  Vertretung  des  Xisuthros  wiederspiegeln  dessen  .ursprüngliche 
menschliche  und  dessen  spätere  göttliche  Natur.  Und  wirklich  tritt 
in  den  zwei  in  Rede  stehenden  Sagen  der  menschliche  Ersatz 
für  Xisuthros  nur  in  Reflexen  von  solchen  Teilen  der  Ursage  auf, 
in  denen  Xisuthros  noch  ein  Mensch  ist:  Der  Vater  der  Rahab 
wird  aus  Jericho  herausgeführt  als  ein  menschlicher  Xisuthros,  der  vor 
dem  Hereinbrechen  der  Sintflut  seine  Stadt  verläßt  (o.  p.  984);  und 
der  alte  Mann  in  Gibea  wird  von  dem  Leviten  und  seinem  Diener  an- 
getroffen als  ein  Gegenstück  zu  Lot-Xisuthros,  bei  dem  vor  seiner 
Sintflut  —  wie  er  also  noch  ein  menschlicher  Xisuthros  ist  —  die 
zwei  Engel  einkehren  (o.  p.  984 f.). 

Damit  haben  wir  vielleicht  einen  Tatbestand  enthüllt,  der  die 
oben  p.  993  f.  festgestellte  Seltsamkeit  verständlich  zu  machen  geeignet 
ist:  die  anscheinend  doppelte  Vertretung  der  Arche,  durch  ein  Zelt  näm- 
lich und  durch  eine  Kamelsänfte,  durch  ein  Haus  und  durch  ein  Bett, 
durch  ein  Zelt  und  durch  eine  Lade.  Wie,  wenn  das  Zelt  und  das 
Haus  ursprünglich  der  Aufenthaltsort  nur  eines  menschlichen,  sei 
es  Xisuthros  schlechthin,  sei  es  Xisuthros- Gi/£-amesc//,  gewesen  wäre, 
in  dem  sich,  sei  es  eine  Kamelsänfte,  sei  es  ein  Bett  —  oder  irgend- 
welche Äquivalente  für  diese  — ,  sei  es  die  Bundeslade,  als  Behausung 
des  göttlichen  Xisuthros  befunden  hätte? 

Von  den  verschiedenen  Behausungen  des  Xisuthros  in  der  israeli- 
tischen Gilg-aniesch-S2ige  steht  die  Bundeslade  für  unser  Interesse  im 
Brennpunkt.  Sie  tritt  in  Sintflutepisoden  für  die  Arche  ein,  in  ihnen 
hat  sich  die  Arche  in  die  Lade  verwandelt.  Es  steigt  daher  nun  die 
bedeutsame  Frage  auf:  Ist  die  Lade  nur  ein  Reflex  der  Arche,  ist 
sie  aus  ihr  durch  eine  langsame  oder  plötzliche  Metamorphose  ent- 
standen, und  hat  sie  also  niemals  anderswo,  wie  in  der  Phan- 
tasie, existiert?  Oder  ist  für  die  Arche  ebenso  eine  einmal  wirk- 
lich vorhanden  gewesene  Bundeslade  eingetreten,  wie  z.  B.  der  reale 
Tiberias-See  in  der  Jesus-Sage  für  die  mythischen  Wasser  der  Sint- 
flut, oder  der  reale  Berg  Ebal  in  der  Josua-Sage  für  den  zunächst 
mythischen  babylonischen  Sintflutberg?  Wir  haben  für  eine  Er- 
örterung dieser  Frage  keinen  Raum  mehr  übrig  und  müssen  uns  hier 
deshalb  mit  der  kurzen  Mitteilung    begnügen:    Es    liegt    kein    Grund 

mehr  vor,   an  eine  einstige  Existenz  der  Bundeslade  zu  glauben. 

63* 


gg6  P.  Jensen,  Der  babylonische  Sintflutheld  und  sein  Schift'  etc.  [14 

Die  Bundesladenfragc  ist  nicht  die  wichtigste  Frage,  welche  durch 
unsere  obigen  Untersuchungen  aufgestört  wird.  Und  andere,  wichtigere, 
werden  durcli  sie  zum  ersten  Male  angeregt,  ohne  alsbald  beantwortet 
werden  zu  können.  Mit  einer  solchen  will  ich  schliefen  und  sie  anderen 
zu  einer  vorurteilslosen  Beantwortung  überlassen: 

Der  Hausgötze  im  Besitze  des  Hausherrn  und  Familien- 
hauptes Jakob,  eines  Ahnherrn  seines  Volks,  der  Stammesgott 
des  Stammes  Joseph  und  der  Volksgott  des  Volksheros  Josua, 
diese  drei  sind  in  nahe  verwandten,  vermutlich  insgesamt  in  Ephraim 
heimischen  Sagen  Äquivalente  für  einen  und  denselben  vergöttlichten 
Stammvater  des  Menschengeschlechts.  Nur,  weil  alle  drei 
Götter  sind  ?  Oder  ist  der  Hausgötze  ein  Blutsverwandter  des  Stamm- 
vaters Joseph,  und  dieser,  und  daher  beide,  wieder  Jahwc's,  des  Gottes 
Israel's : 


i 


KHXrrXNXG    und    KGXH  I  Xj^XG. 

Von 

C.  F.  Lehmann-Haupt. 


enn  ich  Ihnen,  dem  väterlichen  Freunde  und  Mentor,  im 
Kreise  der  verehrungsvoll  zu  Ihnen  aufblickenden  Mit- 
forscher, glückwünschend  nahe,  so  gedenke  ich  in  herzlicher 
Dankbarkeit  mancher  Förderung  meiner  Forschungen  und 
meiner  Wege,  manches  an  mich  ergangenen  gütigen,  anregenden,  lin- 
dernden Wortes.  Ich  gedenke  auch  der  frohen  und  fruchtreichen 
Stunden,  die  ich  —  das  erste  Mal  als  Bote  des  nun  von  uns  gegangenen 
Führers  der  alten  Historiker  und  Altertumsforscher  —  in  Ihrer  Nähe, 
in  Ihrem  Hause  verleben,  der  Wanderungen  in  Straliburg's  Umgebung, 
bei  denen  ich  an  Ihrer  Seite  schreiten  durfte. 

Aber  mir  steht  auch  in  der  Erinnerung  die  öfters  vernommene 
halb  scherzende  Beschwerde,  dali  ich  Sie  mit  mancher  literarischen 
Gabe  auf  ein  Ihnen  fremdes  Gebiet  geführt  habe. 

Was  dem  jüngeren  Genossen  erlaubt  war,  soll  und  möchte  der 
Gratulant  vermeiden. 

Für  Ktesias,  den  stets  mit  Recht  beargwöhnten,  aber  mit  Unrecht 
vielfach  völlig  verdammten  Griechen,  haben  Sie  die  richtige  Würdigung 
angebahnt,  indem  Sie  ihn  kurz  und  treffend  kennzeichneten  als  einen 
Mann,  der  „zwar  keinen  hohen  Sinn  und  freien  historischen  Blick  hatte, 
aber  das  Morgenland  gründlich  kannte'".  Auch  der  Herkunft 
seiner  Nachrichten  sind  Sie  mit  Kennerblick  nachgegangen  ^ 


1  Hermes  V  (1871)  S.  457,  in  der  Abhandlung  'Aaoüpioc  IijpiO(;  Iupo(; 

2  Aufsätze  zur  persischen  Geschichle  S.    14 


998  C.  F.  Lehmann-Haupt  [2 

So  werden  Sie,  wie  ich  hoffe,  den  Versuch  der  Erklärung  eines 
bei  Ktesias  uns  entgegentretenden  mchrfältigen  Rätsels  —  in  Wahrheit, 
wie  sich  zeigen  wird,  mehrerer  zu  trennender  Probleme  —  freundlich 
bewillkommnen,  um  so  mehr  als  die  Lösung  eine  weitere  Bestätigung 
Ihrer  Charakteristik  und  Ihrer  Anschauungen  erbringt.  Und  dem 
Historiker,  den  in  den  ergebnisreichen  und  meisterlichen  Aufsätzen 
aur  persischen  Geschichte  auch  das  Verhältnis  der  Perserkönige  zu 
ihren  babylonischen  Untertanen  beschäftigt  hat,  wird  es  erwünscht 
sein,  wenn  diese  Beziehungen  durch  die  Erörterung  der  ktesianischen 
Fragen  eine  weitere  Klärung  erfahren. 

Bei  Ktesias  {Epitoni.  Photii  %  21)  lesen  wir  von  Xerxes:  ITpoTepov 
(sc.  vor  dem  Griechenzuge)  be  eig  BaßuXüuva  dcpiKeiG  Kai  ibeiv  eTTeeüjaiicre 
TÖv  B^XiTava  xctcpov  Kai  eiöe  öid  Mapöoviou  Kai  tö  iTueXov  eXaiou 
ouK  lax^crev  ÜJCTTrep  Kai  eYeTpanTO  TrXripüucrai. 

Vor  etlichen  Jahren  schrieb  ich ' :  „In  der  Erzählung  vom  Grabe 
der  Nitokris  sind  bei  Herodot  (I  187)  Reminiszenzen  aus  babylonischen 
Inschriften  Nebukadnezar's,  die  ihm  in  wörtlicher  Übersetzung  mitgeteilt 
waren',  zusammengeflossen  mit  den  Berichten  (Ktes.  J^  21 ;  Aelian 
Var.  Jiist.  XIII  3)^  über  das  Eindringen  des  Perserkönigs  Xerxes  (nicht 
Darius:  die  Ersetzung  des  einen  durch  den  anderen  findet  sich  in 
den  auf  mündlicher  Tradition  beruhenden  Stücken  Herodots  ja  mehr- 
fach) in  die  Mysterien  des  toten  Bel-Adonis,  wie  sie  offenbar 
in  dem  der  Unterwelt  entsprechenden  WestteiH  des  kosmisch 
angelegten  Beltempcls  Esaggil  gepflegt  wurden  und  mit 
Aveiteren  Nachrichten  über  die  die  Totenwelt  betreffenden  Vorstellungen 
der  Babylonier.  Der  Nachweis  läfit  sich  mit  einiger  Bestimmtheit 
führen  5  und  gewährt  einen  besonders  interessanten  Einblick  in  die 
Art  und  Weise,  wie  bei  Herodot  die  dichterische  Phantasie  die  Lücken 


1  Berlmer  Philologische  Wochenschrift  1898  Sp.  486.     Vgl.  Anm.  5 

2  S.  dazu  Beit7-äge  zur  alten  Geschichte  I  S.  258  f.    Anm.  5 

3  Plutarch's  Bericht  vom  Grabe  der  Semiramis,  das  Darius  zerstörte  {Reg. 
Apophtegm.  173),  berührt  sich  näher,  aber  nicht  ausschlielJlich,  mit  Herodot;  vgl.  unten 
S.  1003  mit  Anm.  3 

4  An  diese  Vorstellungen  knüpft  die  an  den  aus  Indien  zurückkehrenden  Alexander 
den  G roten  seitens  des  Chaldäer  ergangene  Warnung,  er  möge  nicht  von  Osten  her, 
das  heitt  nach  Westen  blickend,  in  Babylon  einziehen.    Vgl.  u.  vS.  1003  u.  8.1014  Anm. 2 

5  Geschieht  in  meiner  Schrift:  Jlerodol  und  die  Logographen  I,  deren  erste 
Niederschrift  im  Jahre  1892/93  erfolgte.  Dieser  ersten  Niederschrift  ist  auch  die  das 
Beigrab  und  das  Grab  der  Nitokris  betreffende  Ermittlung  (Anm.  1)  entnommen 


3]  Bn^iTOväi;  und  BeXrifcipaq.  999 

zwischen  den  Tatsachen  ausfüllt  und  Ungleichartiges  zu  einem  ein- 
heitlichen Bilde  umschafift." 

Einige  Zeit  danach  gab  auch  EDUARD  Meyer'  der  Anschauung 
Ausdruck,  dalJ  Herodot  I  187,  Ktesias  und  Aelian  auf  dasselbe 
Ereignis  zurückgehen.  Doch  blieb  der  Zusammenhang  mit  dem  Kult 
des  toten  Bei  dabei  unerkannt.  Vielmehr  nahm  Meyer  in  der  Ge- 
sclnchtc  des  Alteriinnslll  (1903)  S  131  Anm.  an,  daß  dieser  Vorgang 
identisch  sei  mit  der  von  mir  in  ihrer  historischen  Bedeutung  gewür- 
digten Wegführung  der  Beistatue  durch  Xerxes^  Dieser  Irrtum  war 
bedingt  durch  die  unrichtige  Vorstellung,  als  hätten  wir  unter  Xerxes 
nur  mit  einem  Aufstand  der  Babylonier  zu  tun,  während  ich  deren 
zwei  nachgewiesen  hatte.  Er  ist  durch  Ed.  Meyer  selbst  in  den 
Nachträgen  desselben  Bandes  „zu  ^  80"  unter  Hinweis  auf  meine 
älteren  Darlegungen^  berichtigt  worden.  Damit  ist  implicite  auch  jene 
irrige  Verknüpfung  aufgegeben. 

Dies  muli  mit  umso  größerem  Nachdruck  betont  werden,  als 
Zimmern 3,  dem  Meyer's  Berichtigung  entgangen  ist,  fortfährt  davon 
zu  sprechen,  daß  die  Nachricht  von  Xerxes'  Eindringen  in  das  Bei- 
grab nur  eine  Weiterspinnung  des  herodotischen  Berichts  von  der 
Wegführung  der  Beistatue  sei.  In  W^ahrheit  erfolgte  dagegen  das 
Eindringen   in  das  Beigrab   im  Jahre  484  v.  Chr.   und  hatte  den  Auf- 

V 

stand  unter  dem  Prätendenten  Sanias-irba  zur  Folge.  Die  Wegführung 
der  Beistatue,  die  Zerstörung  des  Beitempels  Esaggil  sowie  die 
Schleifung*  des  äußeren  Zuges  der  Groß-Babylon  im  weitesten  Sinne  um- 
gebenden Doppelmauer  bzw.  Doppelverschanzung  erfolgte  im  Jahre  479 
oder  478,  nachdem  der  zweite  große  Aufstand  unter  Tarsiia  {Hazaiia)  5 
niedergeschlagen  und  Babylon  nach  langer  Eroberung  gefallen  war.  Beide 
Aufstände  sind  für  Xerxes'  Griechenzug  von  Bedeutung.  Der  von  484 
kommt,  wie  schon  NöLDEKE^  betont  hat,  neben  dem  ägyptischen  Auf- 
stand als  Verzögerung  und  Unterbrechung  der  persischen  Rüstungen  in 

1  Forschungen  zur  allen  Geschickte  II  (1899)  S.  478  Anm.  i 

2  Samassunmk'tn,  König  v.  Babylofiien  [Assyr.  Bibl.  VIII,  1892)  Th.  I  S.  49  f.  — 
Bcrl.  Phil.  Wochenschr.  1894,  Sp.  273.  —  Xe7-xes  und  die  Babylonier,  Wochenschr.  f. 
klass.  Phil.   1900,  Sp.  959  —  965 

3  Die  Keilimchrifte7i  und  das  alte  Testament  von  Eberhard  Schrader.  3.  Auflage 
\KATi\  bearbeitet  von  H.  WiNKLER  und  H.  Zimmern  S.  371  (1903) 

4  Herodot  I  159.  Vgl.  dazu  meine  'Bt'm.tx\!.nngtn  Babyloniens  Kultunnission  einst 
und  Jetzt  S.  62  und  das  dazu  ebenda  S.  86  f.  Zitierte 

5  Berl.  Phil.  Wochetuchr.   1894,   Sp.  273.  Xerxes  und  die  Babylonier  Sp.  961 — 963 

6  Aufsätze  zur  persischen  Geschichte  S.  42  f. 


1000 


C.  F.  Lehmann-Haupt 


14 


Betracht;  der  zweite  begann  spätestens  auf  die  Kunde  von  der  ver- 
lorenen Schlacht  bei  Salamis  hin.  Er  veranlaßte  Xerxes,  im  Herbst  479^ 
obgleich  er  den  Griechenkrieg  fortsetzte,  mit  einem  grofJen  Teile 
seines  Heeres  von  Sardes  in's  Innere  zurückzukehren,  und  wahrschein- 
lich hatte  schon  die  Nachricht  von  Gähruncren  oder  Unruhen  in  Babvlon 
ihren  Anteil  an  Xerxes'  Entschluß,  nach  der  Schlacht  bei  Salamis 
nach  Asien  zurückzukehren  und  in  Sardes  Aufenthalt  zu  nehmend 

Daß  die  Erklärung  des  mit  Bei  anhebenden  Namens,  den  Ktesias 
dem  toten  Gotte  gibt,  weitere  Aufschlüsse  bieten  müsse,  war  mir  von 
vornherein  klar.  Aber  erst  neuerdings  habe  ich  diese  Erklärung 
gefunden.  Es  bedarf  nur  einer  einfachen  Zerlegung  der  überlieferten 
Namenform  in  zwei  Bestandteile 

BiiXiTttvä  =  Bel-Etana^. 

Etana  hat  sich  —  nach  dem  bekannten  uns  in  epischer  Form 
erhaltenen  bab}'loni3chen  Mythos^  —  da  die  Geburt  seines  Kindes 
durch  Schwierigkeiten  verzögert  ward,  vom  Adler  zum  Himmel  tragen 
lassen,  um  von  der  Göttin  Lstar  das  Kraut  des  Gebarens'»  zu  erlangen. 
Aber  im  Fluge  verliert  er  den  Mut,  stürzt  mit  dem  Adler  in  die  Tiefe 
und  gilt  nun  als  Bewohner  der  Unterwelt.  Als  solchen  kennt  ihn 
das  Gilgami.s-Eposs. 

Daß  der  Kult  des  toten  Gottes  in  Babylon,  ausschließlich  oder 
teilweise,  gerade  an  den  Mythus  und  die  Gestalt  des  Etana  anknüpft, 
ist  überraschend,  aber  nicht  unerklärlich.  In  seinem  Fluge  und  Sturze 
kommen  beide  Seiten  der  Vorstellung  von  der  aufsteigenden  und  in 
die  Unterwelt  versinkenden  Lichtgottheit  zum  Ausdruck,  während  sie 
in  Bel-Marduk  und  Bel{Adonis)-Taimnüz  differenziert  und  in  anderer 
Nuance,  freilich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  auch  verwischt  erscheinen. 

Babylon  ist  nun  seit  Hammurabi  die  Hauptstadt  des  Reiches,  der 
Sitz  der  Herrschaft,  welche  von  Marduk  dem  König  als  seinem  irdischen 
Stellvertreter  verliehen  und  alljährlich  bestätigt  wird,  und  dies  ge- 
schieht  zu   Neujahr   durch    die   Zeremonie    des  Erfassens  der  Hände 

1  Xerxes  und  die  Babylonier  a.   a.  O. 

2  Vgl.  schon  meine  Bemerkung  im  Literarischen  Zeniralblail  1905  ?p.  122.  — 
Zimmern  hatte,  wie  er  mir  auf  die  Meldung  von  meiner  Ermittlung  brieflich  mitteilte,  den 
Gedanken  an  Elana,  als  er  KATi  S.  371  schrieb,  seinerseits  schon  in's  Auge  gefaßt^ 
aber  vorläufig  zurückgestellt 

5  S.  Jenpen    KeiUtjschriflUche  Bibliothek  [Ä'ß]  VI   I   S.    loo  — II5;  413  —  423 

4  Als  Förderin  der  Geburt  heiÜt  I^tar  Mti'aUidntu  (Part.  fem.  II  l  von  alädii) 
kontrahiert  MuUillit,   dessen  korrekte  Wiedergabe  Herodol's   (I   131,  199)  MOXlTTO  ist 

5  Tafel  VII  Col.  IV,  A7>'  VI  1   S.  188  Z.  45 


5]  BriXiToväi;  und  BeXriTdpa^.  lOOl 

Bel's  im  Tempel  Esaggil.  Etana  aber  (oder  ev.  sein  Sohn)  ist  zugleich 
der  erste  Träger  des  Königtums  auf  Erden:  die  königslose  Zeit  und 
die  Berufung  zum  Könige  werden  im  Etana-Mythus  ausführlich  ge- 
schildert'. In  dem  toten  Gotte  wurde  somit  auch  der  verstorbene 
erste  König  verehrt. 

Das  verbreitete  Licht  in  verschiedenen  Richtungen. 

Zunächst  wird  damit  erklärlicher,  warum  in  dem  dem  offiziellen 
Staatskult  geweihten  Tempel  Esaggil  der  Kult  des  toten  Gottes  sich 
in  hervortretendem  Maße  der  Gestalt  des  Bel-Etana  zuwandte  und  nicht, 
wie  man  erwartet  hätte,  der  des  /;r///*Du'uzi  (für  'Duwuzi),  desTammüz- 
Adonis.  Freilich  ist  keineswegs  ausgeschlossen,  daß  auch  derinBabylonien 
bezeugtermaßen  verbreitete  Kult  des  Tammüz  in  diesem  Tempelkomplex 
eine  Stätte  hatte,  daß  Bel-Etana  und  Bel-Du'uzi  als  (Tuvvaoi  6eoi 
galten  und  gemeinsam  oder  in  einer  durch  ihre  Funktionen  und  Feste 
gebotenen  Abwechslung  in  dem  v^orauszusetzenden  Geheimkult  verehrt 
wurden.  Die  Totenfeier  für  DiCu::i-Tain{m)riz,  den  lichten  Gott  der 
schnell  aufsprießenden  Frühjahrs-Vegetation,  die  von  der  glühenden 
Sommersonne  vernichtet  wird,  fällt  in  den  Sommer,  in  den  nach  ihm 
benannten,  unserem  Juli  entsprechenden  Monat  Tammüz,  während  die 
Auferstehung  des  Tammüz  wie  die  Feier  des  Aufstieges  des  Etana 
naturgemäß  mit  der  Wiedergeburt  der  Jahressonne,  d.  h.  mit  dem 
babylonischen  Neujahrsfest  im  Frühjahr  zusammenfällt. 

So  kommt  denn  ein  Gedanke  zu  Ehren,  den  man  mir  zugeschrieben 
hat,  dessen  Urheberschaft  ich  aber  ablehnen  muß.  „Zum  Akitu-Fest 
des  Jahres  484",  so  schrieb  ich  j,  „kommt  Xerxes  nach  Babylon.  Statt 
aber  durch  ordnungsmäßiges  Ergreifen  der  Hände  Bel's  das  baby- 
lonische Königtum"  (wie  zuerst  Kyros)  „in  Personalunion  mit  dem  per- 
sischen Königtum  rite  zu  erwerben,  begleitet  er  diese  religiös-politische 
Handlung,  wenn  er  sie  überhaupt  ausgeführt  hat,  mit  Maßnahmen, 
die  ein  verändertes  Verhalten  gegenüber  den  Babyloniern  und  dem 
babylonischen  Königtum  zur  Kenntnis  und  zur  Geltung  bringen.  Er 
betont  durch  Voranstellen  des  Titels  ,König  der  Meder  und  Perser' 
sein  achämenidisch-iranisches  Königtum,  und  er  dringt  —  ein  uner- 
hörtes Beginnen  —  in  die  Mysterien  des  toten  Bei  ein." 


1  S.  den   Nachtrag    zum    Text   des  Etana- Mythos    KB  VI    i    S.  583  f     und    dazu 
KATl  382  f. 

2  Hierzu  Zimmern  KATi  398 

3  Wocheitschr.  f.  klass.  Phil.   1900  Sp.  961  f. 


I002  C.  F.  Lehmann-Haupt  [6 

Da  Xerxes  zwar  zum  Akitu-Neujahrsfest  484  nach  Babylon  ge- 
kommen war,  aber  natürlich  nicht  nur  für  dessen  relativ  kurze  Dauer, 
so  war  für  die  weiteren,  die  Gefühle  der  Babylonier  kränkenden  MalJ- 
nahmen  auch  nach  Ablauf  des  Festes  Zeit  genug  vorhanden.  Nach 
meiner  Auffassung  hatte  daher  der  gewaltsame  Besuch  im  Beigrab 
weder  zeitlich  noch  ursächlich  etwas  mit  dem  Neujahrsfest  zu  tun. 
Zimmern  aber  bezeichnet  in  einem  Atem  mit  seiner  Polemik  gegen 
meine  vermeintliche  Ansicht  einen  solchen  Zusammenhang  als  sehr 
wahrscheinlich ',  Danach  hätte  das  Neujahrsfest  als  ein  Auferstehungs- 
fest des  vorher  toten  Marduk  zu  gelten.  Dieses  Fest  hätte  dann 
natürlich  auch  zu  mehr  oder  minder  nahe  vorausgehenden  ritualen 
Mal5nahmen  für  den  toten  Gott,  zu  einer  alljährlichen  Mysterien-Feier 
Anlali  gegeben,  und  wir  würden  nun,  da  wir  in  B^XiTavag  den  Etana 
erkannt  haben,  annehmen  dürfen,  da(-J  die  Auferstehungsfeier  sich  zum 
guten  Teil  wenigstens  in  der  mythischen  Vorstellung  des  zum  Licht 
aufschwebenden  Etana  bewegte.  Und  da  mit  dieser  Auferstehung 
des  Urkönigs  auch  der  Gedanke  der  Wiederbelebung  und  Neube- 
stätigunor-    des    einst    mit  göttlicher  Verehrung  3  begabten  Königtums 


1  Zimmern   bemerkt  KATi   S.  71  :    ,,0b    man  freilich  mit  Lehmann  Wochettschr. 
f.   klass.  Philol.    1900    S.  962    Anm.    1    und    Bcitr.  z.  alt.  Gesch.    I    276    Anm.   5    darum 

ohne  \\eiteres  auf  Mysterien  des  toten  Bei  am  babylonischen  Neujahrsfest  schliefen 
darf,  erscheint  mir  doch  etwas  gewagt,  wenn  es  auch  sachlich  durchaus  wahrscheinlich 
ist,  daß  das  babylonische  Neujahrsfest  als  ein  Auferstehungsfest  des  vorher  toten 
Marduk  zu  gelten  hat". 

Zlmmern  nimmt  hier  an,  daß  ich  vom  Eindringen  des  Xerxes  in  eine  Mysterien- 
Feier  gesprochen  hätte,  eine  Feier,  die  am  Neujahrsfest  begangen  worden  sei.  Daß 
ich  aber  keineswegs  eine  Mysterien-Feier  im  Auge  hatte,  sondern  nach  wohlbekanntem 
Sprachgebrauch,  wie  er  auch  bei  den  eleusinischen  und  den  orphischen  Geheimkulten 
üblich  ist,  alles  was  mit  dem  geheimnisvollen,  nur  mit  Scheu  betrachteten  und  gewiß 
schon  in  Babylon  selten  genug  genannten  Kult  des  toten  Bei  zusammenhängt,  unter 
der  Bezeichnung  „Mysterien"  zusammenfaCte,  zeigt  die  eingangs  (S.  1998)  wiedergege- 
bene Stelle,  in  der  überhaupt  zum  ersten  Mal  die  Existenz  eines  Kultes  des  toten 
Bei  betont  worden  ist.  Auf  sie  hatte  ich  an  den  beiden  von  Zimmern  angeführten 
späteren  Stellen  ausdrücklich  zurückverwiesen.  Zimmern's  Darstellung  legt  zudem 
die  mißverständliche  Auffassung  nahe,  daß  die  babylonische  Vorstellung  vom  Be'lgrabe 
und  dessen  Vorhandensein  in  Babylon  zuerst  von  anderer  Seite  nachgewiesen  worden 
sei  und  daß  mir  nur  das  zw"eifelhafte  Verdienst  einer  daran  geknüpften  haltlosen 
Vermutung  zukomme 

2  Vgl.  hierzu  besonders  Brockelmann,  Wesen  und  Ursprung  des  Eponytnats  in 
Assyrien,  ZA  XVI  389 — 401 

'■<  Auf  den  Kult  des  lebenden  Herrschers  in  allbabylonischer  Zeit  ist  zuerst  von 
mir  vor  langen  Jahren  hingewiesen  worden,  neuerdings  von  Radau,  Zimmern  und 
besonders  von  Brockelmann;   s.  Beitr.  z.  alten  Gesch.  III  137  f.  Anm.  4 


7]  Bri\iTavä<;  und  BeXr\Tdpaq.  IOO3 

verknüpft  war,  so  konnte  allerdings  Xerxes,  wenn  er  kurz  vor  oder 
zu  Neujahr  und  gelegentlich  solcher  Feier  in  das  Beigrab 
eindrang,  seiner  Abkehr  von  der  bisher  von  den  persischen  GrolJ- 
königen  befolgten  Politik  einen  besonders  deutlichen  und  empfindlichen 
Ausdruck  geben.  Und  es  würde  sich  um  so  besser  erklären,  dalJ  die 
Babylonier  darauf  mit  dem  Aufstand  des  Sanias-irha  antworteten.  So 
möchte  ich  mir  nunmehr  den  von  Zimmern  angeregten  Gedanken 
als  sehr  erwägenswert,  wenn  auch  keineswegs  als  sicher  zu  eigen 
machend  Xerxes  fand  den  toten  Gott  durch  einen  Leichnam  dar- 
gestellt, der  in  einem  mit  Ol  gefüllten  gläsernen  Sarge  lag.  Es  mulj 
zugegeben  werden,  dali  das  wohl  zeitweilig  gelegentlich  einer  Feier, 
schwerlich  aber  fortdauernd  der  Fall  sein  konnte. 

Vor  dem  Beginn  des  Griechenzuges  hat  dann  Xerxes  das  bisher 
in  Personalunion  mit  dem  persischen  GrolJkönigtum  verbundene  baby- 
lonische Königtum  als  erloschen  erklärt,  worauf  während  seiner  Ab- 
wesenheit der  Aufstand  des  Tar{Has)-3i-ia  mit  den  oben  geschilderten 
Konsequenzen  erfolgte. 

Aufklärend  wirkt  unsere  Ermittlung  schlielJlich  noch  in  einer 
anderen  Richtung: 

Die  bei  einem  Teil  der  klassischen  Autoren  begegnende  Auffassung 
des  Beltempels  Esaggil  als  des  Grabes  des  Bei  kann  griechischer, 
rationalistisch-euhemeristischer  Auffassung  ihren  Ursprung  verdanken. 
Aber  schon  von  vornherein  habe  ich  erwogen,  ob  nicht  dem  Kult 
des  toten  Bei  ein  fördernder  Anteil  hierbei  zukomme,  um  so  mehr, 
als  schon  im  Altertum  das  Eindringen  in  das  Beigrab  (484  v.  C.) 
und  die  Zerstörung  des  Beltempels  (478  v.  C.)  irrtümlicher  Weise  zu- 
sammengevvorfen  sind.  Dies  zeigt  Aelian  ( Var.  Iiist.  XIII  3),  der  seinen 
Bericht  über  das  Eindringen  in  das  Grab  des  Bei  wie  folgt  einleitet: 
£epEn<;  o  Aapeiou  TraTi;  toö  Bi'iXou  tou  dpxaiou  öiaaKdipag  tö  ,uvii|aa 
TTueXov  ueXivrjv  eupev  evGa  \\\  Kei,uevoq  6  veKpö^  ev  eXaiuJ^ 

Nunmehr  verschiebt  sich  die  Sachlage  noch  weiter  zu  Gunsten 
der  Annahme  orientalischer  Einwirkung  zunächst  für  den  vorliegenden 
Fall.  In  Gestalten,  die,  wie  Etana  und  Gilgamis  („zwei  Drittel  von 
ihm  ist  Gott  und  ein  Drittel  von  ihm  ist  Menschlichkeit"^),  auf  der 
Grenze  zwischen  Gott  und  Mensch  stehen,  war  ja  der  rationalistischen 
und    euhemeristischen    Auffassung    bereits    vorgearbeitet,   und    in    der 


I  Vgl.  hierzu  noch  unten  S.    1014  Anm.   2  2  Vgl.  auch  oben  S.  999  Anm.  3 

3  Gilgamis-Epos  Tafel  IX  Col.  II    16  {KB  VI   l   S.  204/5) 


I004  C.  F.  Lehmann-Haupt  [8 

Bezeichnung  Bi'iXou  toö  dpxaiou  bei  Aelian  könnte  immerhin  neben 
der  griechischen  Vorstellung  mittelbar  noch  eine,  den  einheimischen 
Anschauungen  entsprechende  Anspielung  auf  den  babylonischen  Ur- 
König Bel-Etana  zum  Ausdruck  kommen.  Ich  werde  zu  dieser  Frage 
in  meinen  Untersuchungen  über  „Herodot  und  die  Logographen" 
zurückkehren \ 

Ist  nun  die  Stelle  bei  Ktesias  der  einzige  Beleg  für  die  Kom- 
bination Bel-Etana?  Ein  weiterer  kommt  wahrscheinlich  hinzu.  EDUARD 
Meyer*  bemerkt  zu  BnXiiavä:  „Der  babylonische  Name  Bei  'itaii 
findet  sich  als  Personenname  auf  einem  aramäischen  Siegel  CISem. 
II  92".  Der  Hinweis  ist  bedeutsam,  bedarf  aber  der  Modifikation. 
Es  handelt  sich  nämlich  der  Darstellung  und  dem  Stil  nach  deutlich 
um  einen  altpersischen  Siegelcylinder.  Dargestellt  ist  ein  persischer 
König  auf  einer  Art  Omphalos  (einer  Bergspitze?)  stehend,  der  zwei 
sich  bäumende  Löwen  in  der  bekannten  wappenmäfiigen  Weise  mit 
beiden  Armen  packt;  außerdem  ein  Baum(?)  und  ein  halbmondförmiges 
Gestirn.  Daneben  in  aramäischer  Schrift  die  Legende  ]ns'?D,  für  die 
die  Lesung  Bei  Htan  wohl  die  nächstliegende  ist.  Da  Etana  nicht 
ausschliefJlich  dem  Totenreich  und  seinen  Mysterien  angehört^  so  w^äre 
ein  Personenname  Bel-Etana,  den  der  Eigentümer  des  Siegels  getragen 
hätte,    nicht   undenkbar.     Er   könnte    als  Vollname    gelten,    wie  z.  B. 

V 

Sainsi-Adad  oder  als  die  Abkürzung  eines  längeren  die  bekannte  Satz- 
form zeigenden  Namens,  Vielleicht  sollte  aber  auch  der  auf  dem 
Siegel  dargestellte  Perser-König  in  seiner  gleichzeitigen  Eigenschaft 
als  babylonischer  König  und  damit  als  Träger  und  Erbe  von  Etana's 
Königtum  so  bezeichnet  werden.  Die  Cylinderform,  die  Darstellung, 
die  aramäische  Legende,  und  was  man  von  der  Provenienz  weiß 
{loci  incerti  Syriae  vel  Assyriae),  all'  das  weist  in  seiner  Vereinigung 
auf  das  Zweistromland  als  Heimat  dieses  Siegels.  — 

Weitere  Belege  für  Bel-Etana  gibt  es  dagegen  m.  W.  bisher  nicht  — 

Freilich  hat  Marquart^  unter  EDUARD  Mever's  Billigung 4  mit 
BriXiTUvag    den    Gärtner    BeXrixdpag    verknüpfen    wollen,    der    in    der 

1  Wahrscheinlich  kommt,  wie  dort  zu  zeigen,  der  verschiedenartigen  Bezeichnung 
des  babylonischen  Hauptheiligtums  als  Grab  und  als  Tempel  des  Bei  eine  gewisse 
Bedeutung  auch  für  die  Quellenscheidung  zu 

2  Forschungen  zur  allen  Geschichte  II  478  Anm.    I 

3  Marquart,    Die  Assyriaka   des    Klesias  [Philoh^iis  VI  Suppl.)    S.   565,    573,   5S5 

4  I'orsch'tn^^en  II  a.  a.  O. 


9]  BrjXiTaväi;  und  Beh-\rdpac,.  IO05 

für  uns  durch  Bioii  luid  Alexander  Polyhistor  vertretenen  Legende 
nach  dem  Aussterben  des  Hauses  der  Semiramis  eine  neue  D}-nastie 
gründete;  und  der  gleiche  Gedanke  hat  vielleicht  schon  im  späteren 
Altertum  seine  Vertreter  gefunden.  Wenigstens  könnte  man  die 
Namensform  BeXiiapaq,  wie  sie  bei  Synkellos  für  den  Gärtner  und 
Dynastieengründer  sich  findet  —  vorausgesetzt,  dali  sie  wirklich  die 
handschriftlich  bestbezeugte  ist  —  in  solchem  Sinne  deuten  \ 

Zu  einer  derartigen  Identifikation  wären  wir  aber  nur  dann  be- 
rechtigt, wenn  die  Form  BeXiiidpag  einer  selbständigen  Erklärung 
nicht  fähig  wäre,  so  dal)  wir  in  ihr  eine  in  der  Tradition  entstandene 
Verstümmlung  des  korrekt  babylonischen  Namens  BiiXiiavä^  erblicken 
mülJten. 

So  aber  liegt  die  Sache  keineswegs.  Be\»iTdpa(;  ist  die  in  allem 
Wesentlichen  genaue  Wiedergabe  des  wohlbekannten  babylonisch- 
assyrischen Namens:  Bel-ctir^  „Bei  ist  Retter,  hat  errettet". 

Aus  relativ  später  historischer  Zeit  sind  uns  mehrere  Träger  dieses 
Namens^  bekannt.  Einen  König,  der  so  benannt  gewesen  war,  aber  kennen 
weder  die   babylonischen  noch  die  assyrischen  Urkunden,  noch  auch 


J  Alexander  Polyhistor  bei  Agathias  II  25:  NTvoq  Tt  iTpÖTepov  qpaiveTUi  koi 
ßaaiXeiav  ^vraüea  ßeßaiav  KaTaarrjöaiuevoi;,  S€|aipa|ui(;  re  aö  juer  ^Keivov,  koi  &.x\c,  oi 
TouTuuv  dTTÖYovoi  ^expi  Kai  i<,  BeXeoOv  xöv  AepKeToibou ;  e?  toOtov  YÖp  hx\  töv  Be- 
XeoOv  Tfi^  ToO  Ie)aipä)i€UJ<;  qpüXou  biaboxf)?  trauaaiaevnc,  Be\)TTd[paq  tu;  övojua, 
qpuToupTÖ«;  dvfip  Kai  tAv  ^v  Toiq  ßaöiXiKoTi;  Kiiirijuv  jueXebujvöi;  Kai  iM\o-zö.Tr\c„ 
^KapTTiüoaTo  TTapaXÖYUu<;  xfiv  ßaöiXeiav,  Kai  tiI)  oiKeitu  ^veipüreuae  Y^vei  uii;  irou 
Biuuvi  ^efpaTTTai  Kai  'AXeEdvbpLu  tuj  TroXuiaTuupi,  euuq  ic,  ZapbaväiraXXov  ib?  dKeivoi 
qpaai,  Tru;  dpxn?  cnT0|uapav6eiar|(;,  'ApßdKnq  b  Mriboi;  Kai  B^Xeoui;  ö  BaßuXubvio:; 
dqpripnvrai  aürriv  \0\3c,  'Aaaupiouq,  KaSeXövxeq  xöv  ßaaiX^a,  Kai  ic,  x6  Mr^biKÖv 
ILiexeoxnoav  t9vo<;,  ?E  xe  Kai  xpiaKooiujv  r|br|  trpöi;  xo'k;  xi^ioi?  ^  Kai  öXi^uj  TrXeiövujv 
^luiv  TTapLuxtiKÖxujv,  ^E  DU  xct  TTpuuxa  6  Nivoq  xu)v  eKeivi]  Kax^axev  "rrpaYl^dxuuv, 
oüxuu  Top  Kxnaia  tlu  Kvibiu)  xou?  xpövouq  ävaYpai[ia|uevuj  Kai  Aiobuupoq  Eu|uq)riaiv 
öXiKeXiÜJxr)^-  —  Synkellos (Jionner  Ausgabe, p.  696):'Eßa(TiXeuaav  'Aaaüpioi  d-rroNivou  Kai 
lei-upäjaeiuq  i^expi  BeXeoöv  toO  AeXKexdbou,  ei?  xoöxov  YÖp  xoO  lempdiueujq  Yevou<; 
Xnsavxoq  BrjXixapäv  KrifToupYÜ?  ^ßaaiXeuae  Kai  xö  ^Keivou  y^vo(;  eEf|^  M^XPi  ^"P- 
bavairdXXou  KoGd  Biu)vi  Kai  'AXetdvbpuj  boKei  tüj  iroXuiöxopi.  —  Vgl.  noch  unten 
S.   1007  Anm.  2 

2  y^nop  I  I  etil-  aus  *ia'tar  3  p.  sg.  Praes. ;  elir(ii)  Pari;  elir  Prrtn.  Das  a  in 
BeXrjxdpai;  wohl  Wiedergabe  der  Verdumpfung  durch  das  vorausgehende  emphatische  /. 
—  BeX-  statt  BrjX-  häufig  in  zusammengesetzten  Namen,  z.  B.  BeXeduq  s.  o.,  sowie 
BeXeqpavxrji;  (Diodor  XVII  112,  etwa  für  Bel-ihni  oAcx  Bcl-bätn).  Vgl.  auch  BeXe9  = 
Bellt,  s.  Beitr.  z.  alt.  Gesch.  III  494  f.  Anm.  3 

3  Bezold,  Catalogue  0/  t/w  Cmiei/orm  Tahkts  in  t/ie  Kouyiinjik  Colleclion  of  the 
British  Museum  V  p.   1990 


I006  C.  F.  Lehmann-Haupt  [lO 


findet  er  sich  unter  Berossos'  Urkönigen.  Nicht  mit  dem  eigentlichen 
Namen  eines  Herrschers  sondern  im  besten  Fall  mit  einem  umschreibenden 
Beinamen  haben  wir  es  in  Bcl-etir  zu  tun,  und  diesem  Beinamen  wird 
man  versucht  sein  für  das  Wesen  des  Helden  der  Legende  einen 
Fingerzeig  abzulauschen.  Ein  König  und  Reichsgründer,  für  den  eine 
Errettung  bezeichnend  ist  —  die  Sage  vom  ausgesetzten  und  er- 
retteten Königskind  oder  zukünftigen  Herrscher  niederer  Abkunft  tritt 
uns  sofort  vor  Augen  und  wir  erinnern  uns,  dal-i  Kyros,  der  für  die 
Perser  der  Träger  dieser  Sage  geworden  ist,  einen  Vorgänger  und  ein 
Vorbild  in  Sargon  I  von  A-ga-de{ne)  hatte,  den  historischen  Be- 
gründer einer  uralten  semitischen  Dynastie  im  Zweistromlande  (um 
2800  V.  Chr)\  Für  ihn,  den  von  seiner  Mutter  heimlich  Geborenen, 
in  einem  Kasten  auf  dem  Strome  Ausgesetzten,  den  niedrig  Aufge- 
wachsenen und  zur  Herrschaft  über  das  Volk  Erkorenen,  paC»t  der 
Beiname  Bel-etir  „Bei  hat  errettet"  vortrefiflich. 

Freilich  wird  in  der  uns  überkommenen  Niederschrift  der 
Sargon's-Legende  als  fördernde  Gottheit  speziell  Istar  genannt;  dafi 
die  Erwähnung  der  Gemahlin  des  Bei  ihn  selbst,  den  Hauptgott,  nicht 
ausschlie&t,  liegt  auf  der  Hand.  Aber  wie  die  Dinge  liegen,  wird  man 
einen  weiteren  Beweis  für  die  Richtigkeit  unserer  Schlußfolgerung, 
wenn  nicht  fordern,  so  doch,  wo  er  sich  bietet,  als  dringend  erwünscht 
begrüßen. 

BeXriTdpa(;  bei  Bion  und  Alexander  Polyhistor  war  Gärtner,  ehe 
er  zur  Herrschaft  gelangte,  Sargon  ist  als  Gärtner  aufgewachsen: 
„Es  trug  ^  mich  fort  der  Fluß  und  brachte  mich  zu  Akki,  dem  Wasser- 
schöpfer (wörtl.  „dem  Wasserausgießer",  offenbar  dem  Aufseher  einer 
Bewässerungsanlage,  eines  Schöpfrades).  Akki,  der  Wasserschöpfer, 
zog  mich  an  Kindesstatt  auf^.  Akki,  der  Wasserschöpfer,  machte 
mich  zum  Gärtner.  Während  ich  Gärtner  war  (wörtlich  „während 
meiner  Gärtnerschaft"),  war  mir  Istar  gewogen,  x  +  4  Jahre  war  ich 
König,  beherrschte  die  Schwarzköpfigen  und  re[gierte  sie]"  3. 


1  Siehe  meine  Zwei  Haiiptproblevie  der  altorientalischen  Chronologie  und  ihre  Lösung 
S.   172  ff.  und  Tafel  I 

2  III  R  4  No.  7.     Vgl.  KB  III   I  S.   100—103 

3  aiia  märüti  uraba7ini  nicht  „zog  mich  zum  Knaben  auf",  sondern  „er  zog  mich 
als  (eigenes)  Kind  auf,  adoptierte  mich".  .S.  Hammnraii's  Gesetz  %  1?>S  ^"^  märütim 
ilkJ-ma  urtaMlsu  S  190/191  ana  vtärütisu  ilküsu-ma  urabbüsn,  wie  denn  auch  das 
Adoptivkinfl   tarlnln  helft 


1 1]  BriXiTava(;  und  BeXrirdpai;.  lOO/ 

Damit  ist  bewiesen,  dal)  BeXriTotpag  Bcl-ctir  Sargon  dem  Ersten 
entspricht,  während  er  von  ^x\Kv:avÖLC,  =  Bci-Etann  völlig  verschieden  ist. 

Das  ist  nun  weiter  für  Ktesias  und  die  Rekonstruktion  seiner 
legendarischen  Liste  assyrischer  Könige  von  entscheidender  Bedeutung. 

Denn  aus  der  vermeintlichen  Identität  des  BiiXiravag  mit  dem 
BeXiiidpa?  leitete  MarqUART  das  Recht  her,  den  letzteren,  der  für  Ktesias 
nicht  bezeugt  ist,  aus  Alexander  Polyhistor  und  Bion  bei  Agathias  und 
Synkellos,  sowie  aus  der  Chronik  und  den  Listen  des  Eusebius'- 
Hieronymus  und  den  Excerpta  Barbari  ^  für  die  ktesianische  Liste 
voraus-  und  in  diese  einzusetzen,  so  dalö  zwei  assyrische  Dynastien 
für  Ktesias  anzunehmen  wären:  i)  die  der  Semiramis  (No.  i),  die  bis 
Bi'iXuJxog  II  (No.  i6)  liefe,  alsdann  2)  die  des  BeXrixdpa^  (No.  17), 
die  mit  Sardanapal  (No.  30)  endete. 

Marquart  meinte:  „Aus  der  ganzen  Haltung  jenes  ktesianischen 
Berichtes"  über  das  Eindringen  in  das  Grab  des  Bclitanäs  gehe  her- 
vor „daß  jenes  Grabmal  und  insbesondere  auch  sein  Bewohner,  der 
nur  schlechtweg  BeXrirdpa?  genannt  wird,  beim  Leser  als  bekannt 
vorausgesetzt  werden,  dalj  also  von  ihnen  schon  in  einem  frühe- 
ren Teile  des  ktesianischen  Werkes  die  Rede  war"^. 

Daf5  der  Insasse  des  Grabes  vorher  schon  bei  Ktesias  ge- 
nannt gewesen  sein  müsse,  besagt  aber  der  Bericht  in  Wahrheit  nur 
für  den,  der,  wie  Marquart  sehr  scharfsinnig,  aber  doch  irrtümlicher 
Weise,  die  Identität  des  BriXiravd^  mit  BeXrixdpaq  aus  anderen 
Gründen  für  gesichert  hielt. 

Prüfen  wir  nun,  ob,  nach  Wegfall  dieses  Hauptanhalts,  BeXriidpa^ 
gleichwohl  noch  als  von  Ktesias  genannt  betrachtet  werden  kann. 

Da  finden  wir  alsbald,  daf)  Ktesias  selbst  gegen  eine  solche 
Annahme  Einspruch  erhebt.  Diodor  II  21,  7  berichtet  von  Ninyas, 
dem  Sohn  des  Ninos  und  der  Semiramis,  daß  er  xöv  toö  XSxv  xpövov 
Kttteiueivev  ev  1%  Niviy  ■  TrapaTrXriaiujq  öe  toutuj  Kai  oi  Xomoi  ßa(TiXeTq, 
TTttiq  TTapd  TTaxpö?  ömöexo  |Lievo?  iriv  dpx^v,  em  Teved<g  ipidKOvra 
eßacTiXeucTav   iLiexP^  ZapbavaTrdXXou  •  em  toutou   ydp  n  tOuv  Acraupiuuv 

1  Eine  tabellarische  Übersicht  über  die  Mitglieder  der  beiden  vermeintlich 
ktesianischen  Listen  s.  bei  ^^ARQUART  a.  O.  584^ 

2  Marquart  a.  a.  O.  574  Anm.  198.  Eusebius  (ed.  Schoene)  II  36  zum  Jahre 
668  [Balcpares);  Hieronymus  ib.  sowie  in  der  Series  regum,  ib.  II  26  {Ijcllepares);  Ex- 
cerpta Barbari,  il).  II  214  [Belleropanis).  —  Die  dem  Be\r|Tdpa?  am  genauesten  ent- 
sprechende Form  BaXaTÖpn«;  s.  Eusebius  I  65,  14,  XpovoYpaqp.  öOvTOjaov,  ib.  II  84,  22 
und  Synkellos  p.  278,  3  ^  Von  mir  gesperrt 


lOOS  C.  F.  Lehmann-Haupt  [l2 

T^lY^MOVia  juereTTecrev  dq  Mnöou^.  eiri  biaiaeivacra  TTXeiai  tOuv  xi^^uuv  Kai 
TpiaKoaiuiv  Ka6dTTep  cp\]0\  Kniaiac;  ö  Kviöio^  ev  Tfj  beurepa  ßißXoi. 
(Vgl.  Diodor  28,  8). 

Also  hat  Ktesias  von  Ninos  und  Semiramis  bis  auf  Sardanapal 
eine  ununterbrochene  Dynastie  angenommen,  in  welcher  stets 
dem  Vater  der  Sohn  folgte^ 

Da(5  dies  wirklich  bei  Ktesias  stand,  weder  eigene  Zutat  des 
Diodor  ist,  noch  Zusatz  aus  anderer  Quelle,  wird  durch  Kephalion 
//■£:  I  (bei  Eusebius)  bewiesen  ^.  Diese  nennt  zu  Eingang  seiner  Chronik 
den  Hellanikos,  Ktesias,  Herodot  als  seine  Gewährsmänner  und  berichtet 
über  Ninyas:  Post  quam  Nitiuas  imperiiun  accepit,  de  quo  dicit  Ke- 
phalion, quod  nihil  nie)noratu  dignnni  fecerit.  Ac  deinde  singidatini 
recensit  cetcros  quoqne,  quod  nenipc  filius  a  patre  iviperiuni  ac- 
cipiens  (Synkell.  uaTg  Trapd  iraxpög  eKbexojuevog  inv  dpxnv), 
ad  nunieruni  niille  annoimni  doviinati  sint.  Dann  wird  über  die  Weich- 
lichkeit dieser  Könige  gesprochen,  und  dafi  sie  sich  von  der  Außen- 
welt nicht  sehen  ließen.  „Wer  aber  diese  Könige  kennen  will,  der 
findet  ihre  Namen  bei  Ktesias,  23  an  der  Zahl,  wie  ich  glaube"  j. 

Es  ist  deutlich,  daß  der  Gang  der  Darstellung  bei  Diodor  und 
bei  Kephalion  bis  auf  einige  übertreibende  Ausmalungen  des  Letzteren 
(der  z.  B.  die  Könige  nicht  nur  in  Xiniveh  verbleiben,  sondern  über- 
haupt sich  unsichtbar  halten  läßt),  genau  derselbe  ist,  was  sich  nur 
durch  Benutzung  des  von  Beiden  benutzten  und  zu  Ende  zitierten 
Ktesias  erklärt.  Dieser  kannte  demnach  nur  eine  ununterbrochene 
assyrische  Dynastie.  Mit  gutem  Grunde  hat  also  Agathias  für  den  Gärtner 
BeXiirdpag  nur  Alexander  Polyhistor  und  Bion  zitiert,  während  er  für 
die  chronologische  Bemessung  des  von  Semiramis  bis  zum  Beginn 
der  Mederherrschaft  verflossenen  Zeitraums  Ktesias  und  den  mit  diesem 
übereinstimmenden  Diodor  nennt.  Marquart  hat  diesem  auch  von  ihm 
herangezogenen  Zeugnisse  des  Ktesias  nicht  die  ihm  gebührende  Be- 
deutung beigemess.en.    Sonst  hätten  ihm  gegen  die  Annahme  zweier 


"  A.  O.  S.  565 :  „Da  aber  nach  Diodor  und  Kephahon  stets  der  Sohn  dem 
Vater  gefolgt  ist  .  .  ." 

*  Müller,  Fragm.  h.  Gr.  III  p.  625  sq.,  Eusebius  (Schöne)  I  59  sq. 

3  Die  Differenz  der  Herrscherzahlen  (Diodor  30,  Kephalion  23)  ist  vielleicht 
nur  scheinbar:  Kephalion  zog  nur  die  Herrscher  bis  auf  Teutamos  No.  22  und  nach 
ihm  nur  noch  Sardanapal  in  Betracht,  während  die  eusebianische  Chronographie  und, 
nach  Diodor  zu  urteilen,  schon  Ktesias  den  Sardanapal  erst  als  den  8.  Nachfolger 
des  Teutamos  betrachtet,  s.  Marquart  a.  a.  O.  S,  564 


13]  BriXiTovötc;  und  BeX^Tapaq.  IOO9 

assyrischer  Dynastien  bei  Ktesias  und  gegen  die  Identität  des  ktesia- 
nischen  BnXiiavd^  mit  dem  BeXrirdpac;  des  Bion  und  Alexander  Poly- 
histor ernste  Bedenken  aufsteigen  müssen. 

Einmal  so  weit  gekommen,  müssen  wir  einsehen,  dafi  eine  Bekannt- 
schaft des  Ktesias  mit  BeXriTdpa<;  alles  andere  denn  wahrscheinlich  ist. 

Es  ist  klar,  daß  der  uralte  Herrscher  und  Reichsgründer,  der  Träger 
der  Sagen  von  der  Aussetzung  und  von  der  Berufung  zur  Herrschaft 
nur  deshalb  als  Begründer  einer  zweiten  späten  Dynastie  auftritt, 
weil  der  erste  Platz  durch  die  Semiramis  als  Schöpferin  des  assyrischen 
Reiches  und  seiner  ersten  Dynastie  in  Anspruch  genommen  war. 
Mit  anderen  Worten,  die  Ansetzung  des  BeXnTdpag-Beletir  als  Be- 
gründers einer  zweiten  Dynastie  setzt  die  Ausbildung  der  Semiramis- 
Sage  voraus. 

Semiramis-Sammuramat  ist  von  Haus  aus  eine  durchaus  histo- 
rische Gestalt  —  eine  babylonische  Prinzessin,  mit  der  Adadnirari  III 
von  Assyrien  (812—783  v.  Chr.)  sich  vermählte,  um  gemeinsam  mit 
ihr,  der  er  einen  Einfluß  auf  die  Regierungsgeschäfte  zugestand,  die 
vereinigten  Lande  Assyrien  und  Babylonien  zu  regieren'.  Als  ein  im 
Sinne  dieser  Vereinigung  kulturell  und  staatsrechtlich  bedeutsames 
Element  ist  die  auf  Sammuramat's  Betreiben  erfolgte  Einführung  des 
Nebokultes  in  Assyrien  zu  betrachten.  Bei  den  Nebo- Priestern  in 
Borsippa  hat  Herodot  die  nüchternen,  rein  tatsächlichen,  jedes  legen- 
darischen Beigeschmackes  entbehrenden  Nachrichten  über  die  histo- 
rische Semiramis,  deren  Zeit  er  annähernd  richtig  bestimmt,  erkundete 

Wie  sich  aus  der  historischen  Semiramis  die  Sagengestalt  ent- 
wickelte, habe  ich  gezeigt  3.  Dabei  betrachtete  ich  es  als  bekannt 
und  allgemein  zugegeben,  daß  zum  Bilde  der  Romanfigur  die  bab}'- 
lonisch-assyrische  Königs-  und  Liebesgöttin  und  die  sie  betreffenden 
Legenden  wesentliche  Züge  geliefert  haben.  „Es  kommt  nur  darauf 
an,  zu  erklären,  wieso  die  Gestalt  der  Semiramis  bis  zur  Fähigkeit  zu 
solcher  Verschmelzung  gediehen  ist". 

„Semiramis  und  ihr  rein  eponymer  Gemahl  gelten  als  erste 
Herrscher  Assyriens.  Das  gibt  den  entscheidenden  Wegweiser.  Eine 
solche  Vorstellung  kann  unmöglich  auf  assyrischem  oder  babylonischem 
Boden   erwachsen  sein,  sondern  nur  bei  einem  Fremdvolke.     Wenn 


1  S.  dazu   und    zum   Folgenden:    C.  F.  Lehmann,   Die  historische  Semiramis  und 
Herodot,  Beiträge  zur  alten  Geschichte  I  S.   256 — 281 

2  A.  a.  O.  S.  270 ff.  3  Berl.  Phil.  Woch.   1894  Sp.  239 f.;  a.  a.  O.  S.  279 ff. 

Nöldeke-Festschrift.  64 


lOlO  C.  F.  Lehmann-Haupt  [14 

eine  Völkerschaft  von  primitiven  Sitten  zu  der  Zeit,  da  Sammuramat 
an  der  Leitung  der  Geschicke  Assyriens  beteiligt  war,  zum  ersten 
Male  mit  den  kriegerischen  Assyrern  in  nähere  Berührung  kam  und 
von  dem  Reichtum  und  der  Pracht  ihrer  Städte  hörte,  so  erklärt  es 
sich  vollauf,  daß  diese  Herrscherin  als  Begründerin  assyrischer  Macht 
und  Herrlichkeit  betrachtet  und  als  solche  zum  Mittelpunkt  eines 
Legendenkreises  wurde,  obgleich  nicht  einmal  von  der  Begrün- 
dung einer  neuen  Dynastie  die  Rede  sein  kann,  da  Adadnirari III 
seinem  Vater  auf  dem  Throne  Assyriens  folgte  und  die  Herrschaft 
seinen  Nachkommen  vererbte".  „Unsere  Beweiskette  ist  geschlossen, 
wenn  wir  das  Volk  nachweisen,  das  zur  Zeit  Adadnirari's  III  und  der 
Sammuramat  zum  ersten  Male  mit  den  Assyrern  in  nachhaltige  Feind- 
seligkeiten gerät  und  wenn  wir  ferner  zeigen,  daß  auf  dieses  Volk 
paßt,  was  wir  über  die  Herkunft  der  Sage  wissen  oder  anderweitig 
zu  vermuten  haben". 

„Beides  trifft  zu  für  die  Meder.  Nicht  weniger  als  acht  von 
Adadnirari's  III  Regierungsjahren  sind  nach  der  ,Verwaltungsliste' 
durch  Feldzüge  gegen  die  Mtder  (Afadam)  in  Anspruch  genommen, 
und  auch  in  der  größeren  Palastinschrift  des  Königs  werden  diese 
Meder  iMa-da-atä)  erwähnt.  Und  diese  Kämpfe  bilden  die  erste  ernste 
und  nachhaltige  Berührung  zwischen  beiden  Völkern.  Von  Adadnirari  III 
ab  machen  die  Meder  allen  denjenigen  Assyrerkönigen,  die  überhaupt 
die  Herrschaft  im  Osten  zu  sichern  oder  auszubreiten  suchen,  schwer 
zu  schaffen". 

„Vor  Adadnirari  III  werden  sie  dagegen  nur  erwähnt  von  dessen 
Großvater  Salmanassar  II,  der  in  seinem  24.  Regierungsjahre  (836) 
unter  anderen  Völkern  auch  sie  bekämpft,  die  hier  unter  dem  Namen 
Ämadaia"  (mit  vorgeschlagenem  ä)  „erscheinen,  und  von  dessen 
Sohn  Adadnirari's  III,  der  gegen  die  Mataia  zu  Felde  zieht.  Also 
unter  dem  Großvater  und  Vater  gleichsam  Vorgefechte  mit  der  Vor- 
hut des  eindringenden  indogermanischen  Volkes,  dessen  Gros  der  Sohn 
zum  ersten  Mal  und  wiederholt  die  Spitze  zu  bieten  hat". 

„Daß  aber  vieles  von  dem,  was  wir  bei  Ktesias  finden,  als  ein 
wenn  auch  durch  mancherlei  literarische  Zutaten  ausgeschmückter 
Niederschlag  der  medisch-persischen  Volkstradition  zu  betrachten  ist 
—  mag  man  sie  nun  als  „Legende",  „Gesang",  „Novelle",  „Mär" 
bezeichnen  — ,  ist  längst  vermutet  und  als  wahrscheinlich  anerkannt 
worden.    Unsere  von  diesen  Erwägungen  ganz  unabhängige  Ermittlung, 


15]  BriXiTava<;  und  BeXnTcipoq.  lOII 

daß  die  Semiramis-Sage  bei  den  Medern  entstanden  ist.  kann  nur 
als  eine  Bestätigung"  dieser  gelten.  Und  wenn  nach  DiELS  überzeu- 
gender Konjektur  in  der  Inschrift  einer  Doppelhermc  des  Panyassis 
und  des  Herodot  dem  ersteren  die  Kenntnis  der  'Acraupii]^  d6Xa 
Ze|ueipa)ueujq  zugeschrieben  wird,  so  stimmt  auch  diese  frühere  Er- 
wähnung der  sagenhaften  Kämpfe  der  Semiramis  vortrefflich  zu  unserer 
Voraussetzung  einer  volkstümlichen  Entstehung  und  Verbreitung  der 
Semiramis-Sage,  zunächst  auf  iranischem  Boden,  die  ihrer  litera- 
rischen Vertretung  und  Ausgestaltung  durch  Ktesias  vorausgegangen 
war". 

Wäre  bei  den  Medern  zur  Zeit  ihrer  ersten  Berührung  mit  den 
Assyrern  eine  im  Zweistromland  heimische  ältere  Reichsgründungssage 
bekannt  gewesen,   die  Semiramis-Sage  hätte  nicht  entstehen  können. 

Freilich  von  ihrer  Entstehung  bis  auf  Ktesias  war  Zeit  genug 
verstrichen,  um  eine  Verknüpfung  und  Amalgamierung  mit  echt  baby- 
lonisch-assyrischen Sagenstoffen  sehr  wohl  möglich  erscheinen  zu 
lassen,  wenn  sichere  Zeugnisse  dafür  sprächen.  Das  ist  aber  nicht 
der  Fall. 

Noch  eins  kommt  hinzu:  Sargon  I-Bel-etir  (um  2800  v.  Chr.) 
und  seine  Nachfolger  können  zwar  als  Angehörige  einer  v^on  Norden 
her  das  gesamte  Zweistromland  beherrschenden  D}'nastie  in  einem 
gewissen  Sinne  als  Vorläufer  der  späteren  Könige  betrachtet  werden, 
die  über  das  im  16.  Jahrhundert  selbständig  gewordene  Assj-rien 
herrschten'.  Aber  als  Assyrer  im  nationalen  Sinne  kann  er  nicht 
gelten.  Auch  das  spricht  gegen  seine  Berücksichtigung  in  einer  speziell 
auf  Assyrien  gemünzten  Tradition.  Ktesias  schreibt  ja  'AcrcrupiaKd 
im  eigentlichen  Sinne  oder  doch  vom  assyrischen  Standpunkt  aus. 
Babylon  gilt  ihm  als  eine  ninivitische  Gründung*.     Auch   deshalb  ist 


»  So  zu  sagen  ,praeassyrische'  Herrscher  Samassianiikhi  Th.  I  S.  96  unten 
2  Ganz  im  Gegensatz  zu  den  älteren  Logographen  incl.  Herodot,  die,  ^\  eil 
Assyrien  und  Babylonien  in  Darius'  Satrapien-Ordnung  —  unbeschadet  der 
nominellen  Personalunion  zwischen  Persien  und  Babylonien  —  eine  Satrapie  bildeten, 
Babylon  zu  Assyrien  rechnen,  aber  als  Hauptbestandteil  und  Hauptstadt,  hinter  der 
das  längst  zerstörte  Niniveh  schemenhaft  zurücktritt.  S.  Beiti:  z.  a.  Gesch.  II  342  und  was 
dort  zitiert  ist.  —  Die  im  späteren  Altertum  für  die  populäre  Vorstellung  herrschende 
Unklarheit  über  die  Begriffe  Assyrien  und  Babylonien  geht  zum  guten  Teil  auf  die 
logographisch-herodoteische  und  auf  die  ktesianische  Anschauung  zurück,  die,  unter 
einander  keineswegs  im  Einklang,  die  Verwischung  und  Vermischung  der  beiden 
Gebiete  gemeinsam  haben 

64* 


J0I2  C.  F.  T.ehmann-Haupt  [l6 


nicht  vorauszusetzen,  dalJ  Ktesias  selbst,  von  dem  man  ja  —  ob  mit 
Recht?  —  verschiedentlich  annimmt,  dafj  er  die  überkommenen  Stoffe 
entscheidend  umgestaltet  habe,  den  Gärtner  BeXriTcipa^  seinerseits 
mit  den   medisch-persischen  Mären   von   der  Begründerin   assyrischer 


Grölie  zusammengefügt  habe'. 


I  Dieses  letztere,  lediglich  ergänzende  Argument  käme  in  Wegfall,  sobald  die 
Sage  von  dem  ausgesetzten  und  erretteten,  als  Gärtner  aufgezogenen  Dynastien- 
Gründer  auch  für  Assyrien  nachgewiesen  ^vürde.  Die  beiden  Sagenzüge  von  der 
Berufung  zum  Königtum  und  von  der  Aussetzung  des  künftigen  Herrschers  —  sei 
er  nun  Königssohn  oder  unbekannter  Herkunft  —  erscheinen  naturgemäß  häufig, 
aber  nicht  immer  notwendiger  Weise  mit  einander  verknüpft.  Das  Motiv  der  Aus- 
setzung kann  fehlen,  wie  im  Etana-Mythus,  oder  in  den  Hintergrund  treten. 

Letzteres  trifft  zu  in  einem  Fall,  der  das  Vorhandensein  einer  Berufungssage 
speziell  für  Assyrien  beweist,  dem  von  Zimmern  [KATl  382  mit  Anm.  4)  in  dieser 
seiner  Bedeutung  richtig  gewürdigten  Gebet  Assurnasirabars  II,  Sohnes  des  Königs 
Sam>i-Adad  und  Enkels  Tiglatpileser's  I.  Assurnasirabal  dankt  der  Istar.  daß  sie  ihn 
aus  dem  unbekannten  Gebirge,  in  dem  er  geboren  und  aufgewachsen  war,  hervor- 
geholt und  zur  Herrschaft  berufen  habe.  Da  der  Vater  dieses  .\ssurnasirabal  gleich- 
falls König  von  Assyrien  war,  so  handelt  es  sich  nach  Zimmern's  Ansicht  nicht  um 
einen  wirklichen  Vorfall  aus  dem  Leben  Assurnasirabars  11,  sondern  nur  um  ,, einen 
aus  der  feststehenden  .Königsberufungssage'  aufgenommenen  und  auf  ihn  übertragenen 
Zuc".  Ob  aber  nicht  doch  für  die  Übertragung  ein  gewisser  Anhaltspunkt  in  dem 
Leben  des  Königs  vorgelegen  hat?  Sein  Vater  Samii-Adad  war  einer  von  zwei  Söhnen 
Tiglatpileser's  I  (um  looo  v.  Chr.),  die  beide  nach  einander  geherrscht  haben?  Asiur- 
bel-kala,  der  Bruder  Samsi-Adad's  könnte  von  Tiglatpileser  I  zur  Nachfolge  bestimmt 
gewesen  und  zunächst  auch  gelangt  sein.  Trat  an  dessen  Stelle  später  infolge  eines 
nicht  notwendiger  oder  auch  nur  wahrscheinlicher  Weise  friedlichen  Umschwungs 
SamM-.\dad  und  war  damals  des  letzteren  Sohn  Assurnasirabal  bereits  am  Leben  oder  gar 
schon  erwachsen,  so  trifft  auch  für  den  letzteren  zu,  dat  er  —  mittelbar,  durch  seinen 
Vater  —  wider  Erwarten  zur  Herrschaft  berufen  wurde.  So  würde  sich  die  Über- 
tragung von  Motiven  einer  älteren  Legende  gerade  auf  diesen  Fürsten  allenfalls 
erklären,  während  sie  beim  Mangel  jeglichen  Anhalts  doch  selbst  der  in  solchen 
Dingen  gewiß  nicht  engherzigen  zeitgenössischen  Anschauung  recht  fragwürdig 
erscheinen  mußte. 

Daß  das  Aufwachsen  in  den  unbekannten  Bergen  eine  Aussetzung  zur  Voraus- 
setzung hat,  ist  zum  Mindesten  nicht  ersichtlich,  wenn  auch  das  „Gebirgsmotiv"  in 
der  Legende  erklingt:  „meinen  Vater  kannte  ich  nicht,  mein  Vatersbruder  bewohnte 
•das  Gebirge".  Die  für  Sargon  und  Bel-etir  entscheidenden  Züge  der  Errettung  und 
des  Hirtentums  fehlen  gänzlich.  Jedenfalls  zeigt  aber  diese  sekundäre  Anwendung 
der  Berufungssage,  daß  deren  erster  assyrischer  Träger  in  eine  noch  weit  ältere 
Zeit,  eben  die  der  Begründung  des  assyrischen  Sonderreiches,  gehört.  Und  falls  sich 
einmal  eine  Form  dieser  Berufungssage  in  ihrer  speziellen  Verwertung  auf  Assyrien 
findet,  in  welcher  das  Motiv  der  Aussetzung  und  das  des  Aufwachsens  als  Gärtner 
zutage  treten,  so  würde  auch  von  ihr  das  Gleiche  gelten. 

Unser  Hauptargument  bliebe  auch  dann  in  Kraft:  schon  Assurnasirabal  II,  der 
sekundäre  Träger  der  Berufungssage,  geht  der  historischen  Semiramis  um  reichlich 
ein  Jahrhundert  vorauf,  der  erste  Begründer  des  assyrischen  Sonderreichs  ist  ungefähr 


Ij]  BriA.iTavüq  und  BeXiiTctpac.  lOI 


o 


Kurzum :  nichts  zwingt  uns  den  Gärtner  Beletaras  und  seine 
Dx'nastie,  entgegen  dem  eigenen  Zeugnis  des  Ktesias,  für  ktesianisch 
zu  halten '. 

Erst  in  späterer  Zeit  ist  die  Kunde  von  dem  uralten  Träger  der 
Aussetzungs-  und  der  Königsberufungssage  mit  der  Semiramislegende 
in  der  oben  gekennzeichneten  Weise  verknüpft  worden.  Dal5  Bion, 
den  Agathias  an  erster  Stelle  zitiert,  auch  als  Urheber,  oder,  sagen 
wir  vorsichtiger  als  erster  literarischer  Zeuge,  dieser  Entwickelung 
anzusprechen  wäre,  lief5e  sich  um  so  eher  denken,  als  in  hellenistischer 
Zeit,  der  sowohl  der  Bukoliker  wie  der  Kyniker  dieses  Namens  ange- 
hören,   die    Begriffe    Assyrien   und    Babylonien  vielfach    und    für    die 


sieben  Jahrhunderte  vor  ihr  anzusetzen.  Die  Legende  von  der  Semiramis  als  Grün- 
derin des  assyrischen  Reiches  konnte  sich  nur  in  einem  Vorstellungskreise  bilden, 
dem  es  an  jedweder,  selbst  der  entferntesten  sagenhaften  Kunde  einer,  sei  es  älteren, 
spezifisch  assyrischen,  sei  es  alt-  und  gesamtbabylonischeii  Entwicklung  fehlte. 

Freilich  haben  in  der  Zeit  nach  der  historischen  Semiramis  die  assyrischen 
Dynastien  wirklich  mehrmals  gewechselt,  aber  ohne  dal)  eine  Verwertung  der  Beru- 
fungssage bei  den  Begründern  irgend  wie  ersichtlich  wäre.  Am  Auffälligsten  ist  dies 
bei  den  durch  Inschriften  so  reichlich  vertretenen  Sargoniden.  Sargon  II  selbst,  der  — 
doch  wohl  im  Sinne  eines  Programms  —  den  Namen  des  uralten  historischen  Herrschers 
annahm,  hätte  es  leicht  genug  gehabt,  sein  Usurpatorentum  durch  eine  Wiederbelebung 
der  Aussetzungs-  und  Berufungssage  zu  verschleiern.  Statt  dessen  begegnet  man  in 
seinen  Inschriften  nur  einer  Legitimierung  auf  fragwürdigem  etymologischen  Wege : 
aus  Sargäiiii  „mächtig"  wird  sar(/H)  kliiu  (geschrieben  Gl .  NA)  der  „legitime  König" 
gemacht.  Sein  Enkel  Assarhaddon  und  sein  Urenkel  Samassumukln  bezeichnen  ihn  und 
sich  als  späte  Nachkommen  eines  uralten  Assyrerkönigs  Adasi  und  seines  Sohnes 
ßel-bain  (Bei  erschuf  mich).  Ob  diese  etwa  Träger  einer  assyrischen  Form  der  Be- 
rufungssage waren,  steht  dahin.  Jedenfalls  i.st  ein  Bcl-etir  und  eine  Errettung  dabei 
nicht  in  Frage 

I  Wir  haben  BrjXiTaväq  und  BeXriTcipai;  aus  der  unberechtigten  Verkettung 
gelöst,  der  sie  ob  des  Aneinanderklingens  ihrer  Namen  verfallen  waren.  Es  darf 
nunmehr,  wo  eine  Vermischung  nicht  mehr  zu  befürchten  ist,  darauf  hin- 
gewiesen werden,  daß  beide  Gestalten  in  sehr  verschiedener  Weise  Träger 
verwandter  Mythen  sind.  Der  aufsteigende  und  in  die  Unterwelt  versinkende  Licht- 
gott {Etaiid)  ist  im  letzten  Grunde  derselbe,  wie  das  Götterknäblein  in  der  Truhe 
i^UsENER,  Siiitfliitsageii),  d.  i.  der  junge  über  den  Himmelsocean  auf  primitivem  Gefährt 
dahin  fahrende  Sonnengott,  der  sich  in  Bcl-etir,  soweit  dessen  mythische  Seite  in 
Betracht  kommt,  verkörpert.  Und  in  beiden  Gestalten  kommen  gleichzeitig  Vor- 
stellungen vom  Urkönigtum,  seiner  Entstehung  und  seinem  Träger  zum  Ausdruck. 
Und  doch,  wer  sich  klar  macht,  ein  wie  verschiedener  Anteil  dem  spezifisch  mytho- 
logischen Element  für  die  Bildung  und  Beurteilung  der  beiden  Gestalten  zukommt, 
der  wird  sich  gefeit  fühlen  gegen  die  Gefahren  der  heute  beliebten  und  im  Gewände 
einer  neuen  Lehre  einherschreitenden  schematischen  Mythologisierung  jeglicher  von 
der  Sage  gestreiften  oder  umhüllten  Gestalt.  (Vgl.  Baliylonische  A'ii/t/innission  einst 
U7td  jetzt,  S.  65) 


I0I4  C.  F.  Lehmann-Haupt,  Brl^lTavä(;  und  BeXiqTäpai;,  [i8 

landläufige    Vorstellung    wohl    so    gut   wie    regelmälaig,    in    einander 
flielkn  \ 

Ktesias  selbst  aber  hat  sich,  indem  er  uns  das  Eindringen  des 
Xerxes  in  das  Grab  des  Bcl-Etana^  und  zudem  in  dem  richtigen 
historischen  und  chronologischen  Zusammenhange  überlieferte,  auf's 
Neue  als  Kenner  des  Orients  in  NöLDEKE's  Sinne  erwiesen. 


1  S.  Kallimachos,  In  Apoll.   108  und  vgl.  oben  S.  loiT  Anm.  2 

2  Die  Warnung  der  Chaldäer  an  Alexander  den  Grollen  (oben  S.  998  Anm.  3) 
verstünde  sich  vortrefTlich,  \venn  der  Herrscher  zur  Zeit  eines  Festes  für  den  toten 
Gott  (oben  S.  looiff.,  besonders  S.  1003)  vor  Babylon  eintraf,  wozu  der  Zeitpunkt 
seiner  Rückkehr,  Frühjahr  323,  nicht  übel  stimmen  würde.  Alexander  war  im  Sinne 
der  Babylonier  und  gewili  auch  (s.  IVochenscln.  f.  Id.  Fhil.  1900,  Sp.  965  Anm.  1)  nach 
eigener  Anschauung  der  Nachfolger  der  vormaligen  babylonischen  Könige,  der  messia- 
nische  Befreier  vom  persischen  Joche  (s.  Beitr.  z.  a.  Gesch.  III  S.  157  mit  Anm.  2 
und  die  dort  zitierten).  In  Babylon  warteten  des  Königs  die  Gesandten  der  griechi- 
schen Staaten,  die  ihm,  auf  sein  Betreiben,  die  göttlichen  Ehren  bewilligt  hatten. 
Zweifellos  waren  die  orientalischen  Völker  darin  vorangegangen,  und  in  Babylonien 
war  dabei  ein  Zurückgreifen  auf  die  älteren  Vorstellungen  von  der  Göttlichkeit  des 
lebenden  Herrschers  (oben  S.  1002  Anm.  3)  unvermeidlich.  So  wurde  Alexander 
seitens  der  oder  doch  mancher  Babylonier  nicht  bloli  sicher  gleich  jedem  babylo- 
nischen Könige  als  der  Nachfolger  des  Urkönigs  Bel-Etana,  sondern  wahrscheinlich 
als  dieser  messianisch  wiederkehrende  Urkönig  selbst  betrachtet.  Da  mochte  es  wohl 
für  .Mexander  unrätlich  erscheinen,  zu  einer  Zeit,  da  der  Tod  des  Lichtgottes  und 
Urkönigs  die  Gedanken  beherrschte,  mit  dem  Blick  nach  Westen  in  Babylon  ein- 
zuziehen 


Deux  problemes  assyro-semitiques. 

Par 
J.  Halevy. 

e  prends  la  liberte  de  presenter  au  jugement  eclaire  des 
semitisants  deux  problemes  relatifs  l'un  au  rapport  du 
lexique  hebreu  avec  l'assyrien,  l'autre  ä  celui  des  valeurs 
des  signes  cuneiformes  avec  le  vocabulaire  assyro-semitique. 
r'our  faciliter  l'examen  des  resultats  auxquels  je  suis  parvenu  je  me 
suis  limite  ä  l'unique  presentation  de  faits  materiels  en  excluant 
rigoureusement  tout  element  speculatif.  Les  savants  competents  jugeront, 
si   mon   sentiment   est  conforme  ä  la  stricte  exigencc  de  la  scicnce, 

I. 

Emprunts  assyro-babyloniens  en  hebreu. 

II  y  a  quelque  temps,  j'ai  discute  dans  la  Revue  seniitiqiie  le 
domaine  peu  eclaire  des  mythes  et  des  croyances  hebreo-babylo- 
niennes.  Je  vais  aborder  maintenant  un  sujet  de  faits  qui  se  laissent 
directement  controler.  Sous  le  titre  qu'on  vient  de  lire,  M.  Zimmern 
a  dernierement  resume  les  resultats  de  ses  etudes  sur  le  rapport  de 
la  langue  assyro-babylonienne  avec  l'hebreu '.  Pour  ce  qui  concerne 
la  grammaire,  il  y  avait  peu  de  chose  ä  ajouter  ä  ce  que  Ton  connait 


I  KAT,  3,  p.  644  et  suivantes  surtout  la  section  intitulee  Lexikalisches  (p.  646 — 651). 
Je  dois  aussi  faire  remarquer  que  je  laisse  entierement  de  cote  les  affirmations  rela- 
tives a  Tordre  dans  lequel  s'est  accomplie  la  Separation  des  peuples  semites  du  noyau 
primitif  ä  l'epoque  prehistorique,  oü  le  savant  assyriologue  me  parait  un  peu  trop 
renseigne 


Iöl6  J-  Halevy  [2 

dcpuis  longtemps.     Les   quelques   rapprochements   plus    etroits  qui  se 
constatent  entre  ces  deux  langues,  en  fait  d'idiotismes,   comme  inullii 
qätä  =  T  s!pö,  ne  presentent  pas  assez  de  relief  pour  etablir  un  echange 
de  conceptions  susceptible  d'etie  historiquement  cvalue,     Toute  diffe- 
rente  est  la  valeur  des   emprunts   lexicogiaphiqucs.     II   ne   s'agit  plus 
de   phenomenes   linguistiques  jaillissant   du   genie  semitique  latent  di- 
versifies   par   des    canaux   in\isibles,    mais   de   vocables   designant  des 
entites  tangibles  ou  des  idees  caracteristiques  de  milieux  ou  de  temps 
determincs.    De  pareils  emprunts  sont  frequents  dans  toutes  les  langues 
humaines    et    constituent    des    elements    certains    pour    l'histoire    des 
rapports,   et  parfois   meme  du   contact   plus  ou  moins  durable  d'une 
nation  avec  une  autre.    Cette  importance  historique  m'engage  ä  passer 
en   revue  la  liste  tres  abondante,  dressee  par  le  savant  assyriologue, 
des  mots  hebreux  qui  seraient  empruntes  au  lexique  assyro-babylonien. 
II  faut  lui  rendre  justice  pour   les  precautions  multiples  qu'il  prend  ä 
ce   sujet.     Toutes   les    possibilites    sont   pesees  avec   une  louable  im- 
partialite.     Et  cependant  il  me  semble  que  le  resultat  aurait  ete  tout 
oppose,   si  sa  these  principale,   qui  ecrase   les  groupes  semitiques  sc- 
condaires  par  le  poids  enorme  du  colosse  babylonien,   ne  lui  enlevait 
pas   une  partie   de   sa  liberte   d'appreciation.     Les    considerations   qui 
suivent  en  donneront  la  mesure  approximative,  car  il  m'est  impossible 
de  traiter  ici  un  tel  sujet  dans  toute  sa  plenitude. 

Au  point  de  vue  scientifique,  il  est  urgent  d'elaguer,  des  listes  ä 
examiner,  les  vocables  arameens  auxquels  l'auteur  lui-meme  n'attribue 
qu'une  utilite  pratique.  Ce  sont  des  elements  recents  et  heterogenes 
qui  doivent  occuper  une  place  ä  part  en  dehors  de  cette  liste  reservee 
uniquemcnt  ä  l'hebreu. 

I    —   EMPRUNTS   PRETENDUS   CERTAINS 

1.  '<7p2,  «fer»,  de  parzillu.^>  —  Tres  contestable.  La  Babylonie 
manque  de  terrains  miniers,  de  sorte  que  les  metaux  ont  du  y  etre 
importes  du  dehors,  soit  des  contrees  du  Taurus  et  de  l'Amanus,  soit 
du  Liban,  naturellement  par  l'intermediaire  des  Arameens  ou  des 
Pheniciens.  Les  Hebreux  les  ont  regus  par  la  meme  voie,  probable- 
ment  des  Pheniciens  qui  pronongaient  barzel  avec  un  b,  tandis  que 
les  Arameens  et  les  Babyloniens  fönt  usage  de  p. 

2.  «"J^^^,  «plomb»,  de  anaku.-»  —  Meme  Observation.  La  haute 
antiquite  du  mot  ainsi  que  sa  provenance  non  babylonienne  sont 
prouvees  par  la  forme  ethiopienne  nä'ck. 


5]  Deux  problömes  assyro-s^mitiques.  IO17 


3.  «nilV,  «brique»,  de  libittn.'»  —  Pas  aussi  sür  qu'on  le  croit: 
l'etat  absolu  libittii  nc  pouvait  quc  donner  rill'?;  l'etat  construit  libnat, 
tres  rare,  n'entre  pas  en  lii^ne  de  compte.  D'autre  part,  si  le  modele 
etait  le  pluriel  liönäti,  les  Hebreux  auraient  egalement  forme  le  pluriel 
nii?*?  au  Heu  de  0"'^?'?.     Donc,  mot  scmitiquc  primordial. 

4.  «123,  «bitume,  asphalte»,  de  kupni.^>  —  Ce  mot  nc  figure  que 
dans  le  recit  du  deluge,  qui  est  d'origine  babylonienne.  C'est  peut- 
etre  un  emprunt  litteraire,  le  peuple  disait  Ißn. 

5.  «lU'li^  (ly^ü'?},  «paste  rouge»,  de  serserru.^»  —  La  traduction  des 
deux  mots  n'est  pas  prouvee. 

6.  "Vns,  «farder  (suppose  un  nom  ^Ti2,  ar.  kohl),  fard»,  de  guhlu.^> 
—  Un  verbe  dcrive  de  gnhlii  ne  se  trouve  pas  en  babylonien.  Ce 
nom  aurait  d'ailleurs  donne  ^n:i,  puis  le  synonyme  V^n  (cf.  l'eth.  nä^ek 
pour  aiick,  n"  2)  dans  '''?"'^2n,  «farde»,  nb'^pn  (nom  de  ville)  et  n'''?3n 
(nom  d'homme),  corroborent  l'origine  occidentale  du  mot. 

7.  «lOS"]*?,  «pourpre  rouge»,  de  argamannu.'»  La  pourpre  est  un 
produit  phenicien  et  la  niatiere  a  diu  etre  importee  en  Babylonie  avec 
son  nom.  La  forme  tres  recente  ]12"1^  repercute  seule  la  prononciation 
babylonienne. 

8.  «n'?5ri,  «pourpre  bleue»,  de  takiltu.^>  —  Meme  Observation;  le 
babylonien  ne  contribue  en  rien  ä  l'explication  de  ce  mot  qui,  par 
conjecture  desesperee,  pourrait  presenter  une  contraction  de  nVriDri. 

9.  «13li^,  «une  pierre  precieuse»,  de  snbn.-»  —  Bien  douteux.  Les 
gemmes  viennent  de  l'Arabie  mcridionale,  d'oü  leurs  noms  ont  passe 
d'abord  en  Syrie. 

10.  «nT2,  «bourg»,  de  /w'///.»  —  ?iIot  moderne  emprunte  a  l'ara- 
meen  i^HTa,  qui  vient  du  babylonien. 

11.  «]ri^3,  «palais»,  de  öttänu.^>  —  Mot  tres  moderne  pris  ä 
l'arameen. 

12.  «Tino,  «lieu,  place»,  de  i)iahäzii.^>  —  Arameen  i<Tino,  et  nom  de 
ville  babylonienne  peuplee  de  Juifs. 

13.  «^E3,  «trone»,  de  kussü.^>  —  Visiblement  mot  chananeen;  les 
indigenes  de  la  Palestine  etaient  institues  en  royautes  longtemps  avant 
linvasion  des  Hebreux. 

14.  «iT^lSI,  «pilier»,  de  asifii.^»  —  Sens  et  lecture  ne  sont  pas  ä 
l'abri  du  doute. 

15.  «n"?!,  «boule,  coupe  aux  chapiteaux»,  6.^  gullatu.-»  —  Possible, 
mais  par  l'entremise  des  Arameens  ou  des  Pheniciens. 


10 1 8  J.  Halevy  ^      [4 

16.  '("1^3ri,  «four»,  de  H/mni.^>  —  Mcme  remarque.  Du  reste,  un 
<5mprunt  direct  n'eüt  pu  donner  un  double  //. 

17.  '<"1D,  '(four  (?  Ofen),  fourneau,  creuset»,  de  krirn.^>  —  Meme 
remarque. 

18.  '<|2S,  pl.  ^l'ii2^|l,  «bassinx,  de  pl.  agaiulte.^>  —  Meme  remarque. 

19.  «D^3,  '«bourse»,  de  kiSK,  kisu.-»  —  Mot  commun  aux  Semites 
du  nord. 

20.  '<n'J?iD,  «tasse  a  libation»,  de  Tarameen  "'pi,  «sacrifier»,  qui 
remonte  ä  rassyrien.»  —  Ce  n'est  pas  un  rapport  direct.  Qui  peut 
affirmer,  d'ailleurs,  qu'en  phenicien  "'pi  n'avait  pas  le  meme  sens? 

21.  '<])3S,  «artisan»,  de  iiniuiämi.-»  —  Plutot  de  l'arameen  «ittlN; 
le  mot  est  moderne. 

22.  '<13S,  «laboureur»,  de  ikkar2i.-»  —  Existe  aussi  en  arabe,  akkär, 
«fossoyeur,  laboureur»,  lequel  peut  venir  de  l'arameen,  mais  non  pas 
de  l'assyrien. 

23.  «293,  «barbier»,  de  gallabu.^*  —  Existe  aussi  en  arameen. 

24.  «»■jtJ't?,  «magicien»,  de  asipu.-»  —  Mot  tres  moderne,  emprunte 
ä  l'arameen. 

25.  'fltati',  «surveillant,  commissaire»,  de  satäni,  «ecrire».  —  L'arabo- 
sabeen  ItSD,   '«ecrire,   regier»»,   ne  vient  certainement   pas  de  l'assyrien. 

26.  '«D'^ID,  '«eunuque,  commandant»,  de  sa  resi  ('«de  la  tete»)."  — 
Arameen  ^^D^D;  etymologie  peu  süre, 

27.  '«ins,  '«gouverneur»,    de  {bei)  pihäth>  —  Du  ä  l'arameen  nns. 

28.  '<]3D,  pl.  D''32p,  «gouverneur»,  de  saknu.-»  —  Vient  de  l'arameen 

29.  '<]?ipp,  «pauvre»,  de  innskenu-»  —  Arameen  ^iDDD. 

30.  «D"'pD3,  «biens,  richesses»,  de  Jiikasn.n  —  Arameen  ]"'p3i. 

31.  «n'Di  JT^I,  «tresor»,  de  öit  nikamti.^»  —  Exact,  mais  introduit 
par  les  Arameens. 

32.  «rr^ili«,  «prix  d'achat(?)»,  de  agäru,  «prendre  en  location,  louer.» 
—  "IJK,  «louer»,  est  aussi  arameen. 

33-  "^i'D'?,  "prix»,  de  ina]iini.^>  —  Parfait,  mais  il  faut  prouver 
qu'il  n'a  pas  existe  en  phenicien. 

34.  '<D20,  «impot»,  de  imksu.^>  —  Arameen  i<D3p.  H  doit  aussi 
avoir  existe  en  phenicien. 

35.  '<"I3K'«,  «impöt,  tribut»  de  iskaru.^^  —  Prouver  qu'il  manquait 
en  phenicien. 

36.  «rrip,  «impot,  tribut»,  de  mandattu  (r.  pi).»  —  Arameen  iTi:??. 


5]  Deux  pioblemes  assyro-semitiques.  IOI9 

Ij.  'hiVi,  '<gage»,  de  /iicbidlii.»  —  Lc  fem.  nbinn  favorise  l'idee 
que  c'est  un  derive  de  ^?n,  «prendre  en  gagc». 

■^'i.  '<)"IJ,  <(dot>',  de  iindnii.^»  —  Arameen  «ni,  i^'^ni. 

39.  "^i^V'»  "P<-'ser,  pa)-er»,  de  saqäln.»  —  Mot  conimun  aux  Scmites 
du  nord. 

40.  «^|?t2',  «siele»,  de  siqln.^>  —  Meine  remarqae.  Origine  assy- 
rienne  vraisemblable. 

41.  '«Hiß,  «mine»,  de  nianu.^»  —  Meme  remarque. 

42.  «Dns,  «demi-mine»,  de  parsii.^>  Le  mot  apparait  tre.s  tard ; 
arameen  D']D. 

43.  «n?3i5,  «coudee»,   de  ai/unatii.»  —  Exact,  mais  aussi  arameen. 

44.  «rii]^,  «canne,  mesure»,  de  qä/iii.^>  —  Meme  remarque. 

45.  '«"IDD,  «livre»,  de  sipriu»  —  Arameen  fc<"^Bp. 

46.  '<n"!5S,  «lettre»,  de  egirtu.^>  —  Arameen  «n^5«;  mot  tardif. 

47.  «DJ?^,  «ordre,  edit».  —  Mot  tardif;   hebraisation   de   l'arameen 

48.  «•'n^'j;,  «un»,  dans  lU^j;  ^^^^.,  «onze»,  de  isten{-esrit).^>  —  Non, 
ce  mot  a  du  exister  aussi  en  phenicien,  le  babylonien  ne  possedant 
pas  la  gutturale  y. 

49.  «in,  «splendeur»,  de  stjutc»  —  Existe  aussi  en  arameen  («Vt) 
et  en  phenicien  comme  nom  de  mois  (1t  HT). 

50.  «1K^,  «demon»,  de  sedit.^>  —  Arameen  i<Tti^. 

51.  «rilV^C,  «constellations,  surtout  les  etoiles  du  zodiaque.»  — 
^10,  bti'O,   «b^O  sont  aussi  employes  en  phenicien  et  en  arameen. 

Comme  on  le  voit,  les  rapprochements  qui  precedent  reposent  sur 
une  base  historiquement  insuffisante.  La  presque  totalite  de  ces  mots 
hebreux  figure  en  meme  temps  en  arameen  et  souvent  meme  en  arabe 
et  en  phenicien.  Que  doit-on  en  conclurer  Raisonnablement  ceci:  au 
cas  oü  il  ne  s'agit  pas  d'un  terme  semitique  general,  perdu  dans  cer- 
tains  dialectes  particuliers,  l'hebreu  a  enrichi  son  lexique  par  des  mots 
qu'il  a  regus  de  ses  voisins  Syriens  et  pheniciens.  Depuis  longtemps 
nous  savions  cela.  Moi  personnellement,  j'ai  toujours  soutenu  que 
les  Hebreux  etaient  des  Arameens  phenicises,  mais  dans  une  dose 
plus  forte  de  l'element  phenicien  qui  formait  le  gros  de  la  population 
au  milieu  de  laquelle  il  s'est  etabli  et  qu'il  a  fini  par  absorber.  On 
peut  donc  affirmer  que,  pendant  les  nombreux  siecles  qui  se  sont 
ecoules  depuis  les  temps  patriarcaux  (vers  2150)  et  le  regne  de 
Tiglatpilcser  III  (VHP  siecle),  comprenant  les  entr'actes  du  sejour  en 


I020  J.  Halevy  [6 

Egypte,  de  Li  conquete  de  la  Palestine  et  de  l'etablissement  de  la 
royaute,  les  Hebreux  tournaient  dans  l'orbite  purement  chananeo- 
arameenne,  saus  avoir  cu  le  moindre  contact  avec  la  Babylonie-Assyrie. 
Si  un  coLiraiit  electrique  invisible,  sortant  du  foyer  babylonien,  dardait 
ses  rayons  jusqu'en  Palestine,  il  a  eu  ses  stations  trajectoires  en  Syrie 
et  en  Phenicie.  Dans  la  traversee,  il  a  du  se  modifier  en  quantite* 
et  cn  qualite  avant  d'atteindre  son  dernier  stade.  En  un  mot,  de 
toutes  les  populations  de  la  Syro-Phenicie,  ce  sont  les  Hebreux  qui 
ont  ete  le  moins  exposes  ä  l'influence  du  babylonisme. 

2   —  LES   EMPRUNTS   BITS   VRAISEMBLABLES 

1.  «^ps,  «argent,  monnaie»,  de  kaspiL^>  —  Arameen  fc^SD?,  phe- 
nicien  »"jOD. 

2.  «f'nn,  «or»,  de  /n/räsii.^>  —  Phenicien  ^"IH. 

3.  «D'^ÖD,  «aromates»,  de  sainnm.-»  —  Arameen  Kfip. 

4.  <it2'''23'?J<,  «grele»,  de  algamesu,  une  espece  de  pierre.»  —  Si  ce 
mot  est  probablement  de  provenance  assyrienne,  il  a  ete  repandu  par 
le  commerce  phenicien. 

5.  «ri|5")3,  «emeraude)',  de  darraqiu.^>  —  Article  de  commerce  de 
provenance  phenicienne. 

6.  «^^^^,  «palais»,  de  ekalhi.-»  —  C'est  le  babylonien  qui  l'a  regu 
du  syro-phenicien,  qui  possede  la  consonne  H. 

7.  üblt^,  d'?"'«,  «peribole  ( VorJialle)-»,  de  cllainu,  «devant.»  —  Ella- 
niu  n'est  pas  un  substantif. 

8.  «riMT,  pl.  riV"!J,  «bout»,  de  sainitu.-»^  —  Le  i"  ne  se  change 
Jamals  en  z. 

9.  «njlTD,  «poteau»,  de  inmizäsu.-»  —  Non,  njItO  vient  de  lU, 
«remuer,  deplacer»  (neo-heb.),  d'oü  Olt^)  T''T. 

10.  «^p,  «seuil  inferieur»,  de  stppu.^>  —  Mot  indigene:  preuve 
']2i^Dn.     Arameen  t?£p. 

11.  «nss,  «angle  de  la  porte»,  de  auunatu.^>  —  C'est  le  meme 
mot  que  HSS,  «(coudeex. 

12.  'Hli'O,  <"I"11!Jp,  «forteresse»,  de  inassai'tu^>  —  Non,  dans  ce  cas 
on  aurait  11SÖ,  nilSD. 

13.  «p!|ti',  «rue,  place»,  de  suqit.n  —  Arameen  ^^AVi. 

14.  '<*'7E,  '«cercle,  canton»,  de  pilku.-»  —  Arameen  ^^2'pS. 

15.  <hT\,  «monceau,  colline»,  de  tilin,  tilitj>  —  Semitique  general: 
«Vn,  ////,  til';  derive  b^bT\. 

16.  "D'?^,  «Image»,  de  saliiuu^>  —  Arameen  t>ob^. 


y]  Deux  problemes  assyro-semitiques.  102 1 


17.  «lliJ,  "former)»,  de  //surü/.»  —  Lc  verbe  IIS  sc  trouve  aussi 
eil  arameen  et  en  arabe;  usurtii  aurait  donne  ISS;  l'etymologie  du  mot 
babylonien  est  d'ailleurs  tres  douteuse. 

18.  '<^n>  «banniere»,  de  diglit.'»  —  iALrameen  t>'ji"l,  "perche  fourchue». 

19.  "Illijt,   '«arche,  caisse,  cercucil»,   de  aräiiu.-»  —  Arameen  i<p,t>. 

20.  '<^Bp,  «bol,  tasse»,  de  saplu^>  —  Arameen  t>'7?p. 

21.  'ni"!,  «marmite»,  de  dud/t.^t  —  Arameen  STn. 

22.  'c^p,  «panier»,  de  sellii.-»  —  Arameen  sVp. 

23.  '<'^^S,  '«fuseau»,  de  pilakkii.-»  —  Arameen  i<37?. 

24.  «]1"'"|ü^,  ll"*"!?,  «cotte  de  mailies»,  de  siryäni,  siryäni.»  —  Arameen 

25.  '<nst2'l!>!,  «carquois»,  de  ispatii.^>  —  Comme  nom  d'un  Instrument 
de  guerre,  ce  mot  a  du  exister  chez  tous  les  Semites  du  nord. 

26.  '<D"'|5^  '«liens»,  de  sinqu-^>  —  ^  ne  se  change  jamais  en  z  en 
hebreu. 

27.  «nfsb''?,  «haches»,  de  kalapäti,  kaläbat.^>  —  Meme  remarque 
que  25. 

28.  '<D"'i5^,  «fleches  ardentes  {Braudpfeile)y>,  de  ziqäti.'»  —  Meme 
remarque. 

29.  05ID,  «cage»,  de  sigäni.-»  —  Non,  de  "lÜD,  «enfermer»;   forme 

30.  «1Di< ,  «couverture,  volle»,  de  apainL^>  —  Ha  probablement 
existe  chez  les  autres  Semites  du  nord. 

31.  "DiriS,  «tunique»,  de  kitinnu,  «toile».  —  Non,  l'adjonction  du 
n  feminin  prouve  que  c'est  un  mot  indigcne. 

32.  '']^ip,  «chemise»,  de  siidiniiu.'»  —  Arameen  t^i'^IÖ-  Le  grec 
«syndon»  prouve  qu'il  existait  aussi  cn  phcnicien. 

33.  «D"'öhS,  «etoffe  bariolee»,  de  binnu,  lmrüniu.^>  —  Matiere  im- 
portee  par  le  commerce. 

34.  «nVö,  «marin,  navigateur»,  de  inalähiu>  —  Mot  semitique 
general.  Primitivement:  «cherchcur  de  sei  (H^ö)  marin».  Les  Baby- 
loniens  n'exergaient  pas  la  navigation  sur  mer. 

35.  «^"!^,  «purifier  les  metaux»,  de  saräpic.-»  —  Arameen  ^'i- 

36.  «"150,  «vendre»  {verkaufen,  non  kaufen,  «acheter»,  Z.),  de 
niakküru,  «biens»  {Habe),  tanikani  «commergant.»  —  Ni  "1131?  ni  13Dri 
n'existent  en  hebreu.     "13D  est  commun  ä  tous   les  dialectes  du  nord. 

'i,'].  «D'^ib'pB^,  «dons,  cadeaux»,  de  s/ihnänii.n  —  La  forme  est  re- 
guliere et  d'?!!'  est  commun  aux  langues  du  nord. 


1022  J.  Halevy  [8 

38.  «n2lJ^,  «sabbat,  semainc»,  de  sabattii.^^  —  Non.  Lecture 
possible  sappattu\  une  racine  T\1Vi  «cesser,  se  reposer»  n'est  pas  usitee 
cn  Babylonien. 

39.  '(]0T,  «temps,  dclai»,  de  siniänu.^^  —  Le  D  de  siniänu  reste 
dans  le  nom  de  mois  ]vp  et  ne  permute  pas  a\^cc  T. 

40.  '<ni3,  «rcpas»,  de  kinti.^>  —  Le  mot  babylonien  aurait  donne 
JT*"!?;  le  verbe  hcbreu  ni3  «preparer  un  repas»  (Job.  XL,  30)  suffit  ä 
expliquer  le  nom  H^S;  forme  HSa. 

41.  '•tl'n'?,  «enchantcment,  conjuration  magique.»  —  La  racine 
lyn'?  figure  aussi  en  arameen. 

42.  '"IB'3,  «operer  des  sortileges,  de  la  magie»,  de  kussupu.'»  — 
Existe  aussi  en  arameen. 

43.  OS3,  «pardonner»,  de  kuppuru-'»  —  Derive  de  133  «rangon» 
explique  mieux  l'idee  de  pardon.  Ce  substantif  semble  manquer  en 
babvlonien. 

44.  «t!^lj3,  «sanctifier»,  de  qnddusH.>>  —  La  racine  ülp  est  aussi 
en  plein  usage  dans  les  autres  langues  du  nord. 

Ces  rapprochements  fournissent  matiere  ä  aucune  Observation  par- 
ticuliere.  C'est  toujours  la  tendance  non  justifiee  ä  vouloir  faire  passer 
l'influence  de  la  langue  babylonienne  directement  en  Palestine  sans 
l'intermediaire  des  Syro-Pheniciens,  ce  qui  est  materiellement  impossible- 

3   —  DOUTEUX. 

J'arrive  enfin  a  la  derniere  division,  comprenant  des  mots  «au  sujet 
desquels  il  faut  au  moins  considerer  {ei-wägensivert  crscheinf)  si  nous 
n'avons  pas  afifaire  ä  des  mots  babyloniens  empruntes  ä  des  epoques 
anciennes  ou  plus  recentes».     Passons-les  en  revue: 

1.  «^"^N'-DES,  «confins  de  la  terre»  et  apsn  «ocean».  —  Non: 
l'hebreu  possede  le  nom  DBK  «fin,  vide»  et  le  verbe  DDISI  «disparaitre», 
ce  verbe  n'existe  pas  en  babylonien. 

2.  «Dinn.  «abime,  mer»  et  tVäniat.-»  —  La  forme  occidentale  est 
mieux  conservee. 

3.  (h^lfl,  «deluge»  et  abiilm.^>  —  Non.  Les  deux  mots  n'ont  jjas 
les  memes  consonnes. 

4.  «]3,  «jardin»  et  gannati(j>  —  Mots  semitiques  communs;  r.  ]iJ. 

5.  «Dil,  «vigne»  et  karnuw  —  Meme  remarque. 

6.  «B'ITP,  «moüt»  et  seräsu.^>  —  Un  r\  ne  peut  pas  repondre  ä  un  s. 

7.  «fc<3D,  «boire  du  vin»  et  salm  «vin».  —  La  prcsence  du  N  plaide 
en  faveur  de  l'origine  occidentale  du  mot. 


9]  Deux  pioblemes  assyro-semitiques.  IO23 

8.  '<n"lDJ^,  «plomb»  et  abant   '«magncsite».  —  Lc   mot  hebreu   est 
plus  originel. 

9.  «iTJIp  «poutre»  et  qaritii.^*  —  Mots  semitiques  communs. 

10.  «p*I2,  '<fissure,  feilte»  et  batqu.-»  —  Menie  remarque. 

11.  «ISC^p,  «demeure»  et  niaskanii.»  —  Meme  remarque. 

12.  «nshS,  «volle  du  Saint  des  saints»  et  parakku  «adyton».  —  La 
racine  7*1D  est  aussi  arameenne. 

13.  «DUS,    «mangeoire,    creche»    et    abusäte.-»   —    Le    verbe    D2S 
«nourrir,  gaver»  existe  en  hebreu  et  en  arameen. 

14.  «3S,  «xoiture»  et  siunbn.'»  —  Ainsi  nomme  par  sa  ressemblance 
ä  un  3i}. 

T 

15.  «nzin,  «caisse,  arche»  oX  tcbitii.^^  —  Tebitu  aurait  donne  D^ta. 

16.  «tsj;,  «stylet»  et  /iaiti(.^>  —  L'aramceii  a  Stsri;  arabe  khati. 

17.  <ni<i,  «outre»  et  na'chi.^>  —  Mot  qui  a  du  etre  aussi  employe 
dans  les  autres  langues  du  nord. 

18.  '(finin,  <(ja\^elot(?J»  et  tartahn  fleche  (?)•»  —  Meme  remarque. 

19.  «rriB^'lB',    «chaine»    et   sarsarratu.y»     Mot  semitique    commun : 

20.  «^itt^,  «etofife  teinte»  et  sinitii.^»  —  Probablement  d'origine  phe- 
nicienne. 

21.  «pü,  «sac»  et  saqqii.-»  —  Mot  semitique  commun. 

22.  «"^^O,  «roi»  et  vialku,  inalikn.-»  —  Meme  remarque. 

23.  «1^,  «chef,  souverain»  et  sai'rn  «roi».  —  Mot  egalement  phe- 
nicien.» 

24.  «"^"pi,  «prince»  et  iiasiku.-»     Arameen  t^D^'Di. 

25.  «tODÜ^,  «juger»,  t3Diy  «juge»  et  sapätii,  sapätii,  säpitii.^>  —  P2xiste 
aussi  en  arameen  et  en  phenicien. 

26.  «■'dy^,  «dominer»  et  salätu.^>  —  Meme  remarque. 
"^J-  '<r"i'  "j^iger»  et  dann.-»  —  Meme  remarque. 

28.  «S^3i,  «prophete»  et  iiabu.-»  —  Semitique  general. 

29.  «nss,  «cuire  du  pain»  et  epU--»  —  Aussi  arameen. 

30.  «niö,  «filer»  et  tauiu.-»  —  Meme  remarque, 

31.  <ibhj!ä,  «piller,  butiner»  et  saläln.'»  —  Meme  remarque. 

32.  «ItJ^S,  «Interpreter»  et  pasäni.»  —  Meme  remarque. 

33.  «ins,  «Interpreter»  et  patärii.^>  —  En  arameen  "IHB. 

34.  «T^,  riT^*,  «vivres»  eX.  sidetii.-»  —  Aram.  mj|  (ar.  >»,));  le  T  est 
du  a  l'influence  de  la  dentale  T;  cf. :  pIT  pour  plif. 

35.  «n'?ip,  «propriete»  et  suguUäti  «troupeaux».  —  Aram.  Sn^liD. 


I024 


J.  Halevy 


[lO 


2,6-  «nsp.  «mesure  de  blc»  et  se'u  «blc».  —  Non:  se'/t  repond  ä 
Hiiiy  (dialecte  du  Sani'al);  la  mesure  en  qucstion  est  cti  assyrien  säfu, 
mot  oü  le  S  radical  a  disparu. 

^y.  <(1ä,  «nom  d'une  mesure»  et  gurnt-^^  —  Non:  gun-n  est  une 
forme  dialectale  babylonienne. 

3S.  "TIO,  «mesurer»  et  iiiadädii.'»  —  TID  est  une  racine  semitique 
generale. 

39.  '<]21i5,  '<ofirrande  sacrificielle»  et  qiirbämi.^'  —  Le  sens  du 
dernier  mot  est  douteux.,  ]D"ip  existc  en  phenicien. 

40-  «nciin,  «oblation»  et  tarlintii.-»   —  Ne  parait  pas  exister. 
«riDliri,  «elevation»  et  nnptu-'»  —  Meme  remarque. 
'<ni3Ti^,  «ofifrande  d'encens»  et  askaiii  «neomcnie.»  —  Fantaisie 

TT!-' 

«pl],  «jeter,  asperger«  et  saräqu.-»  —  Existe  aussi  en  arameen. 
«n^D,  «pardonner»  et  salälin  «asperger».   —    Meme  remarque. 
«"1"!S.  «maudire»  et  aränt--»  —  Existe  aussi  en  phenicien. 
«JT'lil,  «alliance»  et  bänitii  «divination».   —  Etymologie  fictive. 
«n^lR,  «enseignement,  loi»  et  fä'fu.-»    —    Non.     niin   vient   de 

nnin  et  tä-tu  de  nsn. 

48.  «nOS,  «paques»  et  pasähic  «appaiser».  —  Pur  caprice  qui  est 
contredit  par  l'adjectif  riDB  «boiteux». 

49.  «nityN,   «arbre   sacre»   et  usirtii.-»     Existe   aussi  en  phenicien. 
Nous   avons   ici   un   lest   philologique   destine   uniquement   ä  faire 

nombre  et  surtout  ä  maintenir  en  equilibre  la  barque  devoyee  du 
panbabylonisme  dans  sa  foUe  course  dans  les  wadis  fallacieux  de  la 
Falestine.  Pour  l'amour  de  la  quantite  qui  frappe  la  vue,  on  a  neglige 
d'en  eprouver  la  qualite  qui  seule  apporte  la  conviction  scientifique. 
Je  suis  profondement  peine  d'avoir  ete  oblige  de  passer  la  revue  de 
48  non  valeurs  qu'une  exaltation  que  j'aime  ä  croire  passagere  a  mises 
sur  les  rangs.  Chassons  ce  cauchemar  et  n'y  pensons  plus.  II  en 
ressort  cependant  une  legon  bonne  ä  mediter  c'est  la  justesse  du 
dicton  populaire:  «qui  beaucoup  embrasse  mal  etreint». 


41 

42 

pure  (r 

43 

44 

45 
46 

47 


Resultat  definitif. 

Dans  les  143  niots  hebreux  pretendwnent  eniprimtes  a  Vassyro- 
babylonien,  ü  rCy  a  pas  im  seid  dont  on  puisse  prouver  en  bonne  con- 
science  qu'il  soit  dit  a  iin  contact  direct;  tont  a  passe  par  le  canal 
des  peuples  voisins  on  represente  des  ternies  scniitiqnes  priniordiaiix. 


IlJ  Deu\  problemes  assyrosemitiques.  102 5 

IL 

Les  noms  des  signcs  cuneiformes. 

Toute  ecriture  attribuc  aux  lettres  singulicres  qui  la  composent 
Line  valeur  phonetique  dont  cllc  devient  l'indice  et  ces  indices  ou  sons 
de  lecture  sont  representes  le  plus  souvent  par  des  noms  de  divers 
objcts  qui  appartiennent  ä  la  langue  des  inventeurs  de  l'ecriture  en 
cause.  Aucun  peuple  ne  s'avisera  de  designcr  les  lettres  de  son  in- 
vention  par  des  noms  empruntes  a  une  langue  etrangere.  Au  con- 
traire,  quand  il  regoit  l'ecriture  d'un  peuple  etranger,  il  conserve  la 
plupart  du  temps  en  meme  temps  les  noms  de  lettres  etrangers  sans 
trop  chercher  ä  les  comprendre  et  les  traite  comme  des  phonemes 
artificiels  sans  valeur  intrinseque  et  n'ayant  que  la  seule  destination 
de  rappeler  les  sons  qui  constituent  le  fonds  glottique  du  s}'steme. 
Ainsi  par  exemple,  les  noms  des  lettres  de  l'alphabet  phenicien  se 
sont  conserves  presque  intacts  chez  les  Hebreux,  les  Arameens  et  les 
Grecs,  en  partie  transformes  chez  les  Ethiopiens  et  gravement  mutiles 
chez  les  Arabes  et  les  Latins,  sans  toutefois  effacer  entierement  l'origine 
phenicienne. 

Tout  cela  est  une  veritc  banale  qui  court,  pour  ainsi  dire,  les 
rues;  j'ai  cependant  cru  qu'il  etait  nccessaire  de  la  rappeler  en  ce 
lieu  oü  je  me  propose  de  presenter  ä  l'appreciation  des  semitisants, 
sans  la  compliquer  d'autres  questions  afferentes,  une  liste  de  noms  de 
signes  cuneiformes  que  mes  longues  etudes  sur  cette  matiere  ont 
prouve  avoir  une  origine  babylono-semitique.  Chaque  nom  sera  suivi 
de  la  justification  de  mon  affirmation.  Ils  auraient  ainsi  devant  eux 
une  formule  derivation  semblable  ä  celle  qui  aurait  pour  objet  les 
lettres  de  notre  aiphabet:  a  de  alpha  i^'^),  bc  de  beta  (D^),  de  de 
delta  (n*?!),  ^  de  ^  («H),  ejfe  de  lo  (11),  gc  de  giniel  ("röi),  hacke  de 
het  (nrij,  i  de  iöta  (T),  ka  de  kappa  (*^D),  eile  de  lainda  ("ID^),  eimne 
de  i/ij  (DO),  eime  de  Jty  (]i),  0  dit  o  {]V),  pe  de  pe  ('S),  qu  de  koppa 
(^Ip),  e/re  de  ro  (tJ'"!),  esse  de  saii  (]ty),  te  de  tau  (iri),  .':ede  de  setha 
(]V).  J'ai  transcrit  ä  dessein  l'ensemble  des  lettres  primitives  afin  de 
faire  mieux  saisir  la  nature  des  mutilations  et  des  transformations  que 
leurs  noms  ont  subies  au  cours  des  siecles,  sans  eveiller  neanmoins 
le  plus  leger  soupgon  sur  leur  origine. 

Voici  maintenant  une  serie  de  noms  de  signes  cuneiformes   avec 


Nöldeke-Festschrift. 


65 


1026  J-  Halevy  [l2 

leur   valeur.   Icur  sigiiification  et  les  derivations   assyro-semitiques  que 
je  leur  attribue.     Bien   entendu,   il   ne   s'agit  que  de   noms  de  lecture. 

1.  y»  n.  au,  V.  (T  «eau»  de  amtnu,  annoii  (pour  ianinm,  ianni), 
C,  «mer,  occan.» 

Tt  n.  au,  V.  inc  «eau«  de  ;////,  ;//r  «eau»  = ;///?,  ine,  s.  D'O,  \y^,  Co,  '^SL . 

2.  t:^Y  n.  a/'  (da),  v.  ad,  ap,  id.  '<pcre»  de  abü  «pere»  s.  DS,  ahn. 

—  —  id  «creux,  enfoncement,  lucarne,  nid>' 

de  aptu  id.  =  aram.  «nSJS. 

3.  B^^t  n.  agil.  V.  aga,  id.  «couronne,  tiare»  de  agü,  id. 

4.  ^i<XX-  ^  •  (^^daiua,  «sang  noir,  pas»  de  adaniatii,  id.  ==  D*T,  D"!S. 

5.  SrT^Y  n.  c?////  V.  al  de  ^r////  «lien,  chaine»,  alälu  «Her,  attacher» 
r.  bb«.        ^ 

6.  >->-Y  n.  a)in,  ana,  v.  ^?;/,  id.  «dieu,  ciel»,  de  anit  «dieu  superieun» 
Anu  f.  rt;^/<?  (f^^?^)- 

j.  ^^^y^  V'.  ^z-jß^,  id.  «noni  de  demon»  de  asakku  «demon 
de  la  fievre»  s.  pt^V. 

8.  (Homme)  ^^^^  v.  azalag  id.  «un  certain  metier»  de  aslaku 
idem  r.  ']'?ty. 

9.  '^  V.  babhar,  babar,  bab  «lever  du  soleil,  lucur,  splendeur, 
blancheur,  soleil»  de  babbani  pour  barbani  (forme  kakkabu  =  kabkabu)^ 
<iide)ii^>,  r.  "113  «etre  clair». 

10.  ^^^^T'^  V.  bala,  bat  «gouvernement»  de  palü  f^ideim»  r.  'h^^ 
heb.  rbz  «discerner,  scinder». 

11.  5=T^T  balag  (ecrit  dub)  «lamentation,  exclamations  de  dou- 
leur»  de  balaggii,  balangu  <ddeni'»,  r.  T)"!. 

12.  >-t:YtfVyy  bansur  «disque,  cratere»  de  passuni  <nde7m>,  r.  'IB'S,. 
aram.  Klins  «disque,  table». 

13.  ^|y  bara  «temple,  sanctuaire»  de  parakku  «.idein-»,  r.  "JIE. 

14.  5Jz>->?-  bi/hidu  «institution,  ordre  divin»  de  billiidii  ndeim\ 
r.  "bl,  jJj. 

15.  ^  buni,  biir  «cavite,  trou»  de  büru  »idem»,  r.  "113;  heb.  "112. 

16.  S^yrn  dtd)  «tablette»  de  duppu  nidem»,  ^. 

17.  ^  diigii,  dug  «ce  qui  est  bon,  propice.  agreable»  de  duviqu,. 
duwqti,  düqu  «idem»,  r.  pOH. 

18.  >^5t  dimnt,  du  «enfant.  fils«  de  damu,  dumu  «idevi»,  r.  ''D" 
heb.  nO"l  «ressembler». 

19.  <'YJrY|yY  dun  «force,  puissance,  seigneurie»  de  dunnu  ndem»,  r, 
p"J;  voir  dann. 


13]  Deux  problemes  assyro-sdmitiques.  IO27 

20.  t:!!  cku,  e   «canal   d'irrigation»   de    iku   <^ide)n^>;    cf.   eth.  ÄJS? 
«etang.» 

21.  ;^';::tyy  ^i  «brillant,  pur»  de  ellu  ndej)f>y,  r.  alälu  «laver,  purifier» 
aram.  '?'?n;  cf.  ^^H. 

22.  >-^|[th[  e)iic  «le  parier,  parole,  langue»  de  äw/7  «parier,  jurer» 
r.  ^01,  aram.  S0\ 

23.  *^l^  enii,  eiiH,  en  «seigneur»  de  äin  <<idein^>;  voir  aitu. 

24.  >-^  engar  «laboureur«  de  ikkaru  <ndeni-n,  r.  "IDN,  heb.  "I3K. 

25.  f:YYI  'i'^Z''/  «fort,   puissant»  de  datuui  <iide}n^>,    r.  jiT;    voir  rt'?///. 
26-  ^Tjt  (^^  «jugement,  ordre,  loi»  de  di}iii  «idem»,   r.   (H. 

27.  jji  /''^'^'^  «calam,   sceptre»  de  hattu  ndem-»;   an  kaL,  heb.  tsj;. 

28.  >-Y'^y^    ig,    iq    «barre,    porte»    de    iqqu    (syn.    daltu),    r.    pps 
«fermer». 

29.  \|>^  ?]^/^,  ?]^/  «masse  d'eau»  de  agn  «flot»,  voir  eku. 

30.  ^>-^Yy    z''  «elever»  de  elu  ^ddeimt,  r.  "'by. 

31.  tzYTTTT^^^    ingar  «mur,  paroi»  de  z^rt-;'«  ndeni»,  r.  liK. 

32.  ^Y  ?.cr.  w,  is  «arbre,  bois»  de  isn  ^ndeni-»,   r.  isy,  heb.  ]^J^,  6th. 

33.  S^Jyy  kalaiiia,  kalain  «monde,  univers»  de  kalaum{a)  =  HD'bD 
«tout  ce  qui  est». 

34.  *\    la  «non,  ne»  de  lä  <äde}?in,  sem.  tfh. 

35.  t:YYf   ///  «un  demon»  de  Hin,  f.  liltu  «-ideni^t,  heb.  ri"'?"'^. 

36.  "^^    mada,  inad  «pays»  de  inätii  '^idem»,  aram.  NHO  «ville». 

37.  >^TT  J'i^i^i^  «eleve,  grand,  enorme»  de  ina/ihu  <^idem^>,  r.  nno. 

38.  />-^T>-y  Drnh  «sommet,  sur»  de  jnnhhu,  muh,  r,  ideni. 

39.  >-YY>-  rad  «conduite  d'eau,   canal»   de  rättj  ndeni^>\  heb.  lani; 
r.  tD.-n. 

40.  \l^t  siliru  «paix,  salut»  de  sulniu  «idern^»,  r.  D7ty. 

41.  f^YYY^  sitkal  «serviteur,  ministre»  de  sukkallu  <^ide)n^>,  r.  ^DD. 

42.  *^!2<^/*^  ^^k    ?^^^"^    «image,     statue»    de    salniu    «Z^/^;«», 
r.  D'ji'. 

43.  ^^ly^P  salme,   salaiii    de    (dieu)  Salmu   <ndejn^>,    r.   D^JJ.     Cf. 
inscr.  de  Teima. 

44.  "^   se  «ble»   de  se'u  f<-idejn^>,  r.  ^J^t^.     Cf.    inscr.   de  Panammu 

45.  ^  tap,  tab  «associe,  ami»  de  tappu  ndeni->^,  r.  ^T\,  «]StD. 

46.  >->-   i"//rt^  .yz/  «rue,  place»  de  siln  «/VAv//»,  r.  i<7D. 

65* 


I028  J.  Halevy  [14 

47.  ^l  str/>,  cad  «guerriers,  arrmie»  de  sadii  <(iäem»,  r.  NDi*. 

48.  iz/^^  ::ig  «outre»  de  ziqqii  <ude!n»,  aram.  «np""!;  r.  ppT. 

49.  y*^y    kil  «Heu  enfcrmc»   de   kilii    <ndc7)i->K    r.  S^D,  "'^D.     Cf.   ^13. 

50.  ^X^*^>^  (i^'^ii  «mer,  ocean»  de  apsa  *^idet}i^>,  r.  DSS,  «fin,  vide». 

51.  >-A  T^'V  tiamat  'hiIhiiic  primordial,  deesse»  de  tiaintu,  tanitii 

nidon^,  onn. 

Cette  demie  centaine  de  valeurs  syllabique  me  parait  süffisante 
pour  le  but  indique  plus  haut.  C'est  a  peu  prcs  un  cinquieme  de  la  tota- 
lite  du  syllabaire  et  je  n'y  ai  fait  entrer  que  les  equivalences  formellement 
donnces  par  les  syllabaires  et  les  gloses,  en  excluant  Celles  qui  sont 
dues  aux  recherches  philologiques.  On  peut  les  diviscr  en  valeurs 
nionosyllabiques  et  en  valeurs  polysyllabiques  dont  la  nature  donne 
lieu  aux  remarques  suivantes: 

Les  valeurs  de  la  premicre  categorie  fönt  partie  des  syllabes 
primitives  du  Systeme  cuneiforme  et  sont  employcs  couramment  dans 
tous  les  textes  anciens  et  modernes  aussi  bien  ideographiques  que 
phonetiques.     Ellcs  sont  au  nombre  de  26: 

a  (i),  ab  (2),  rt/(5),  bid  {10),  bur  (15),  dub  (16),  diig  (17),  diin  (20), 
d  (21),  en  C23),  dan  (25),  di  (26),  had  (27),  ig  (28),  il  (30),  is  (32), 
la  (34),  ///  (35),  mad  {}ß),  mah  {^7),  mn/i  (38),  rad  (39),  sc  (44), 
tap  (45),  ^'i^  (46),  sab  (47),  -^^^  ^48),  ^'^'^  (49)- 

Les  valeurs  de  la  scconde  categorie  ont  ceci  de  particulier  que 
leur  derivation  assyro-babylonienne  se  reconnait  dejä  au  premicr 
aspect  ä  cause  de  la  meilleure  conservation  de  leurs  consonnes  finales. 
Elies  sont  au  nombre  de  25,  savoir: 

agu,  aga  (3),  adaina  (4),  arjag  (7),  babbar  (9),  balag  (li),  ban- 
sur  (i2),  bara  (13),  bilind  (14),  diunu  (18),  eine  (22),  igii,  igi  (29), 
ingar  (31),  kalaina  (33;,  silini  (40),  siikal  (41),  salani  (42),  salnie  (43), 
abzti  (50),  tiamat  (51). 

Enfin,  l'ensemble  des  51  valeurs  enumerees  plus  haut,  constatent 
dans  la  langue  des  inventeurs  du  syllabaire  cuneiforme  l'existencc  de 
mots  tires  des  racines  suivantes: 

D^  (ij,  ^ö  (ib),  3N  (2),  1JN  (3),  m«  (4),  ^"ps  (5),  liy  (6,  23), 
piyj;  (7),  -^^  (8),  1-13  (9),  -ht^  (10),  i'?a  (ii),  -it^'s  (12),  iis  (13),  -bi  (14), 
in  (15),  ^2T  (i6j,  paT  (17),  ^öT  (18),  p-i  (19,  25),  T«  (20,  29),  '?'?n, 
'7'?n  (21),  ^öi  (22 j,  -iDK  (24),  n  (26),  tan  (27),  pp«,  ppy  (28),  ^^y  (30), 
i:»«  (SU,  ^'^V,  rv  (32),  no  '?D  (33j,   «"?  (34),  "p^"?  (35),  «^^ö  (36),  nni: 


15]  Deux  problcmes  assyro-semitiques.  IO29 

(37,  38),  tarn  (39),   D'?ty  (40),   bjü  (41),  d^:j  (42,  43),  ^«^  (44),  :^^r\, 
'•]sn  (45),  «'?D  (46),  «n:{  (47),  pp?  (48),  «^d  (49),  dsn  (50),  onn  (51). 

Condiision. 

La  presence  de  ces  Clements  semitiques  dans  le  syllabaire  con- 
stitutif  cunciforme  prouve  d'une  fagon  mathcmatique  que  les  inventeurs 
ne  peuvent  etre  autres  que  les  Scmites  de  Babylonie,  car  la  coUabo- 
ration  de  deux  races  ä  langues  differentes  ä  une  pareille  invention  est 
d'une  impossibilite  absolue.  Les  difficultes  qui  empechent  encore  de 
degager  la  derivation  du  restant  du  syllabaire,  viennent  en  grande 
partie  de  notre  connaissance  tres  imparfaite  du  lexique  assyro-babylonien 
et  iront  en  diminuant  au  für  et  ä  mesure  de  la  decouverte  de  nouveaux 
textes  rediges  dans  le  Systeme  phonetique. 

Tel  est  le  second  probleme  que  j'ai  pris  la  liberte  de  soumettre 
a  l'appreciation  des  semitisants  en  general;  il  mcrite  d'attirer  leur 
attention.  J'esperc  que  par  amour  de  la  verite,  ils  voudront  bien 
faire  connaitre  au  public  savant  le  resultat  de  leur  jugement. 


Some  Additional  Data  on  Zoroaster. 

By 

A.  V.  Williams  Jackson. 

ome  new  or  additional  data  to  illustrate  Zoroaster's  life 
have  become  accessible  vvhich  were  not  available  to  me 
when  I  wrote  my  bock  on  the  Prophet  of  Ancient  Iran. 
As  some  of  the  material  helps  to  clear  up  several  points 
that  were  previously  obscure  I  am  happy  to  have  this  opportunity 
of  presenting  my  notes  on  it  to  Professor  NöLDEKE,  the  veteran 
Scholar  whose  work  has  contributed  so  much  towards  advancing 
Iranian  scholarship. 


I.    Tradition  of  an  Archetype  Copy  of  the  Avesta  at  Savmrkand. 

In  writing  on  Zoroaster's  native  place  and  the  scene  of  his 
ministry  I  discussed  the  pro's  and  con's  with  reference  to  locating 
the  former  in  Western  Iran  and  the  latter  in  Eastern  Iran  and  showed 
that  tradition  in  general  is  in  favor  of  placing  his  birthplace  in 
Azarbaijan,  but  connecting  the  scene  of  his  ministry  rather  with  Bactria 
<cf.  Zoroaster  the  Prophet,  pp.  182 — 225,  and  J.  A.  0.  S.  xv.  221 — 232). 
As  I  stated  at  the  time,  we  have  need  of  additional  information  on 
the  latter  point  from  direct  Iranian  sources.  We  have,  to  be  sure. 
the  well-known  general  allusion  to  Bactria  in  the  Avesta  (Vd.  I.  6 — 7) 
and  the  various  Eastern  Iranian  place  names  in  the  Zoroastrian  Books; 
but  the  explicit  association  of  Zoroaster's  name  with  Balkh  rests 
largely  on  Greek  and  Latin   classical  allusions  and   on  references  in 


1032  A.  \'.  Williams  Jackson  [2 

Firdausi  and  IMiihamaiadaa  writers  {sqq  Zo)-oastcr,  p.  1 86  seq.)-  I  am 
now  able  to  add  a  special  passage  in  Pahlavi  which  locates  the 
second  of  the  two  archetype  copies  of  the  Avesta  at  Samarkand 
and  in  this  way  connects  Zoroaster's  ministry  directly  with  Eastern 
as  well  as  Western  Iran. 

The  particLilar  allusion  is  found  in  the  short  treatise  on  the  cities  of 
Iran,  entitled  SJiatrölJiä-i  Airän,  §§  2 — 7.  The  text  has  twice  been 
edited  and  translated,  see  Pahlavi  Texts  /.,  edited  by  Jamaspji  Dastur 
MiNOCHEHERJI  Jamasp  Asana,  Bombay,  1897;  also  SJiatrölhä-i-Alrän, 
translated  by  Shams-ul-Uluma  Jivanji  Jamshedji  Modi,  Bombaj-, 
1S99;  also  Liste  gcograpJiiqiie  des  villcs  de  riran,  texte,  traductioii 
et  notes,  par  E.  Blochet,  in  Recueil  de  Travaux,  ed.  MaSPERO,  xvii. 
165 — 176,  Paris,  1895;  ^or  a  descriptive  paragraph  see  also  Dr.  E.  W. 
West  in  Gmndi-iss  der  iran.  Pliil.  ii.   118. 

In  transliterating  the  passage  I  add  the  Huzvaresh  forms  in 
brackets  []  by  the  side  of  the  Pazand  equivalents.  The  text  reads 
as  follows: 

Shatröihä  2.  pa  \pavan]  küst  i  xüräsäii  samarkand  satröstän  käl-üs  T 
kavätän  bün  frakard:  sTäxväxs  T  käi-üsän  be  [barä]  frajämenit.  3-  ^'^^' 
xüsrü  T  sTäxvaxsän  äfiöt  [tat/iman]  zäi;  azas  varzävand  äiaxs  varaxräu 
änUT  \tammati]  tnsäst  \yatTbüiiäst\  /\.  pas  [axar]  zartüst  dem  äviird  [yäetün/]. 
uz  [wen]  /ramä/i  vTstäsp-säh  hazär  U  du  sat  fragart  pa  \pavati\  dem  spamh 
pa  [pat'an]  täxtak-gäh  zäräen  kard  {uY  ?tipTst  ü  pa  [pavan]  ganj  an  \zak\ 
ätaxs  ni/iäd  \hanxtünt\.  5.  pas  \axar\  gajasiak  sükandar  süxt  ü  aridar 
\yen\  ö  [va/]  dariäf  avgand  [rametün/].  6.  samarkand  haß  ätaxsän,  haß 
ätaxsän-gäh  an  dar  [yen]  bunt  [yahvünt]  e  [änä],^  ku  [aey]  haß  xütäTän 
andar  \yen\  bunt  [yahvünt]:  aevak  an  [zak^  t  yam  ü  aevak  äzT-dahäk  n 
aevak  an  [zak]  i  frelün  ü  aevak  an  [zak]  i  majmcihar  ü  an  [zak^  T  käi-üs 
ü  aevak  an  \zak\  i  kaT-xüsrüv  ü  aevak  an  \zak\  T  lühräsp  B  aevak  an 
[zak]  T  VTstäsp-säh,  7.  pas  [axar]  gajastak  fräsJäk  T  tür  har  [kolä]  aevak 
msimak  i  sedääfi  äUzdast-carbigän^  pat-as  kart. 

'2.  In  the  region  of  Khorasan  Kai-Us,  son  of  Kavad,  laid  the 
foundation  of  the  city  of  Samarkand;  Siavakhsh,  son  of  Kai-Us, 
finished  (it).  3.  Kai  Khusru,  son  of  Siavakhsh,  was  born  there  and 
he  established  there  the  glorious  Varahran  Fire.     4.  Afterwards  Zar- 

'   f)mit  this  conjunctioD,  according  to  Blocket's  text 

2  So  after  the  text  given  by  Blochet 

■5  So  on  the  analogy  of  the  text  given  by  Blochet 


3]  Some  Additional  Data  on  Zoroaster. 


Oo 


tüsht  brought  the  Religion.  In  accordance  with  the  command  of 
king  Vishtasp  he  wrote  down  twelve  hundred  chapters  concerning 
the  Holy  Religion  on  gilded  tablets  and  deposited  them  in  the 
treasury  of  that  Fire  (Temple).  Aftenvards  the  accursed  Iskandar 
burnt  and  threvv  (them)  into  the  river '.  6.  Samarkand  had  se\'en 
Fires;  there  were  seven  Fire-Temples  in  it;  for  there  had  been  seven 
kings  over  it:  Yim^,  (Azhi-Dahak),  Fredun,  Manuchihar,  Kai-Us,  Kai- 
Khusru,  Luhrasp,  and  king  Vishtasp.  Afterwards  the  accursed  Frasiak 
(Afrasiab)  of  Turan  made  every  one  (of  the  Temples)  in  it  {fat-as) 
a  seat  of  idol-worshipping  demons'3. 

Whatever  be  the  date  of  the  Pahlavi  text,  the  importance  of 
this  passage  can  hardly  be  questioned,  for  it  gives  us  the  location 
of  the  Shaspigan  librar\-  in  which  the  second  archetype  copy  of  the 
Zoroastrian  Scriptures  was  deposited,  as  Shams-UL-Uluma  Modi  {op.  dt. 
p.  133  seq.)  has  shown.  We  thus  have  a  direct  Pahlavi  tradition,  of 
about  the  date  A.D.  800  (cf.  MoDI,  op.  dt.  p,  131),  connecting 
Zoroaster's  ministry  with  Samarkand,  Khorasan  and  Bactria. 

I  can  only  add  that  when  I  visited  Samarkand  in  June  1901  and 
roamed  among  the  mounds  and  ruins  of  Shahr-i-Afrasiab,  which  lie 
directly  outside  of  the  city,  I  searched  in  vain  among  the  people  for 
any  recollection  or  knowledge  of  Zoroaster  and  the  Zend-Avesta. 
The  Muhammadan  Mullahs  with  whom  I  conversed  were  quite  frank 
and  honest  in  trying  to  give  me  some  information  on  the  subject, 
but  they  had  not  the  faintest  idea  even  of  the  significance  of  the 
names. 

2.  Isfandiar  and  Bactria. 

A  second  interesting  passage  in  the  Shatröihä  (^5  8 — 9)  is  one 
that  connects  Spenta-data,  or  Isfandiar,  the  dauntless  crusader  of  the 
Zoroastrian  Faith,  directly  with  the  Province  of  Bactria.  in  which  he 


1  IJt.  'sea',  cf.  Pers.  daryä  and  Amu  Darya  (Oxus),  Sir  Darya  (Yaxartes).  The 
river  Yaxarte-s  is  apparently  meant.     See  Bundahi.shn  20.  20 

2  Lit.  'that  (reign)  of  Yim',  etc.  Azh-Dahak  as  a  foreign  despot  is  not  included 
in  the  number  seven 

3  The  passage  is  difficult,  as  the  text  is  sonnewhat  uncertain.  For  äüzciasl-car- 
Ingän  lit.  *idol-flattering',  cf.  Pers.  carb,  Phl.  carp  'unctuous,  glozing,  flattering'.  West 
and  Haug,  Glossmy  of  Arda  Viva/',  p.  125.  Blochet  reads  'fit  de  chacun  de  ces 
pyrees  une  residence  de  demons  et  un  temple  de  courtisanes'.  Moni  translates 
'introduced  into  all  the  mansions  of  the  king  fire-worship' 


I034  ^'  ^-  Williams  Jackson  [4 

founds  a  great  Fire-Temple  at  Balkh-Bamik.  This  new  passage  adds 
further  material  to  that  which  I  noted  in  Zoroaster,  p.  116 — 118  re- 
garding  Isfandiar's  religious  zeal  and  especially  regarding  the  names 
of  his  enemies  in  the  Holy  Wars  of  Zoroastrianism. 

Shatrölhä  8.  andar  \ySti\  bäxl  T  bämik  satröstänö  naväzakJ  spand-dät 
i  vtstäspän  bümö  kart.  9.  azas  varzävand  ätaxs  vähräti  änöT  [tammaji] 
nisäst  [jcJ^ibüHäst].  aias  nczak  i  xves  [na/sman]  änöT  [tamman]  be  [barä] 
zat  [maxTtü>i{\.  azas  ö  \val\  gubaxkän^  ü  süz  T  pekäxkän  ü  cüräxkän  ü 
rabaxkän^  ü gühräm  ü  tamv  ü  arjäsp  (j)3  xTönän  sah  petxam  frist  \sadiltief\: 
kü  \oc-f\  nJzak  T  man  [//']  be\barä\  nikJret;  har  \kolä\  ke  \jnrin\  pa  [pavaj/] 
gazis/i*  T  m  \denman\  nizak  fiikirei  ce  \nia\  andar  \yeti\  ö  \z-al'\  äirän 
satrö  dübärct. 

'In  Bakhl-Bamik  Spand-dat,  son  of  Vishtasp,  founded  the  city  of 
Naväzak.  He  established  there  the  glorious  Vahran  Fire;  and  he 
planted  his  spear  there.  Then  he  sent  a  message  to  Yubakh-kan 
and  Suzh-i  Pekakh-kan  and  Curakh-kan  and  Rabakh-kan  and  Guhrani 
and  Tajav  and  Arjasp,  king  of  the  KhioniansS,  saying:  "Behold  my 
spear  1  Whoev^er  shall  behold  the  point  of  my  spear,  will  he  (venture 
to)  invade  the  country  of  Iran"?'^ 

The  same  picturesque  story  of  Isfandiar's  lance  was  known  in 
the  Armenian  history  of  Sebeos  (see  Marquart,  Eränsahr,  p.  89, 
and  Blochet,  op.  cit.,  p.  172,  who  refers  to  Garrez,  Journal  asiatique, 
1869,  i.  173).  With  reference  to  the  city  of  Naväsa  (for  which 
Blocket  reads  vinpak  'coupole' — 'dans  Bakhl,  la  belle  ville,  Spand- 
dat  fit  une  coupole')  I  have  nothing  special  to  suggest.  If  the  name 
be  rightly  read  (which  is  not  certain)  we  might  perhaps  recall  Vifra 
Naväza    of   the    Yashts,      Yaqut    mentions    a    fortified    place    called 

1  See  %  35  and  Jamaspji's  note  at  both  places.  The  text  appears  uncertain; 
Blocket  reads  bahäkäu  T  den  'les  premiers  de  la  religion' 

2  These  names  are  not  certain,  see  Jamaspji's  text  and  Modi.  Blocket  reads 
Jiesäkän   'chefs',  vach-äkän    or  vajlräkäii  'ministres',  and  rabäkän  'seigneurs' 

3  Blocket  omits  (J) 

4  So  Blocket  'morsure';  Modi,  p.  60  suggests  nikJzisn  'Intention,  interpretation', 
cf.  West  and  Haug,  Glossaiy  p.  246 

5  It  is  uncertain  whether  the  first  four  words  really  denote  proper  names  (see 
note  2);  the  last  four  occur  in  the  Shah  A'amah,  see  my  Zoioasiei;  pp.  iio, 
118—123 

6  Making  har  ke  ce  [kolä  niün  ma\  indefinite  and  interrogative,  as  does  Blocket 
Also.  Modi  Iranslates  'those  who  may  look  to  the  interpretation  of  ihis  lance  may 
run  to  the  country  of  Iran  (to  render  submissionj' 


5]  Some  Additional  I)at;i  on  Zoroaster.  I035 

NuväizaJL  near  Sarakhs.     Cf.  Bakbier  DE  Meynard,  Dict.  gcogr.  de 
la  Pcrsc,  p.  573. 

3.  Lohrasp  bnilds  Kai  11  in  KhorasiDi. 

The  traditions  connecting  the  namc  of  Lohrasp,  Vishtaspa's 
father,  with  Balkh  may  be  found  in  Zoroaster,  p.  208  seq.  A  new 
reference  in  Pahlavi  associating  his  name  again  with  Eastern  Iran, 
but  this  time  with  the  city  of  Kain,  the  foundations  of  which  he  is 
Said  to  have  laid  in  Khorasan,  occur.s  in  Shatrölhä  (,^  i8j.  The  brief 
allusion  is: 

Shatrölhä  86.  satrostän  i  kälnö  kai-lühräsp  i  vutäsp  pit  \abri\  kart. 
'Kai  Luhrasp,  Father  of  Vishtasp,  built  the  city  of  Kain'. 

On  the  location  of  Kain  (Qäin)  see  Zoroaster,  p.  215;  and  con- 
sult  Yaqut,  tr.  Barbier  de  Meynard,  436;  Ibn  Haukai,  tr.  Ouseley, 
pp.  222 — 223;  and  Modi,  op.  cit.  p.  147. 

4.    Vishtasp  and  Zarir  in  Seistan. 

An  additional  reference  to  connect  Vishtasp  with  the  'W'aters 
of  Frazdanava',  alluded  to  in  the  Avesta  and  discussed  in  Zoroaster, 
pp.  210,  211.  220,  221,  is  found  in  the  Shatrölhä  (§  36).  The  text 
is  interesting  also  because  it  refers  to  the  Zoroastrian  hero  Zarir  and 
to  the  city  of  Bost,  or  Bast;  it  reads: 

Shatrölhä  36.  satrostäii  i  hast  bastvar  zarTrän  hart  pa  [pavan]  an 
[zalk]  gas  ke  [amat]  vTstasp-säh  denö  yastanö  pa  [pavan]  /rasdän  büt 
[ya/ivünt]  ü  bünak  T  vTstäsp  ü  avärik  väspfihrakän  andar  \_yäi\  nisäst 
[yatibündst]. 

'Bastvar,  son  of  Zarir,  built  the  city  of  Bast  (Bost)  at  the  time 
when  Vishtasp  was  in  Frazdan  to  consecrate  the  Religion,  and  the 
origin  of  Vishtasp   and   of  other  nobles  {väsprdirakän)   is   set  there'.' 

The  references  to  the  town  of  Bost  in  Seistan  will  be  found  in 
Modi,  op.  cit.,  p.  153,  and  consult  for  the  order  of  nobles  called 
Vaspuhrakan,  HÜBSCHMANN,  in  Indogennanische  Forschungen,  xvi. 
210,  252,  262,  and  Marquart,  Eränsahr,  p.  29. 


I  The  last  line  is  somewhat  uncertain.  Blochet  op.  cii.  p.  169  (§  33)  omits 
the  flrst  ü  nnd  reads  bündak  'il  y  etablit  les  serviteurs  de  Vishtasp  et  les  autres 
"fils  de  famille"  (Vispührak)' 


1036  A.  V.  Williams  Jackson  [6 


5.    Tiir  i  BratanisJi ,  thc  Eiicniy  of  Zoroaster. 

In  Shatröihä  §  57  we  have  a  new  mention  of  Tur  i  Bratarush, 
or  Bratroresh,  who  is  regarded  traditionally  as  Zoroaster's  murderer 
(cf.  Zoroaster,  pp.  128 — iSO-  The  passage  is  somewhat  difficult 
owing  to.  uncertainty  in  regard  to  several  of  the  proper  names,  but 
the  general  sense  is  clear. 

Shatröihä  57-  satröstän  T  v-v-v{?)  v-v-v{?)  i  güraxsäfi{?)  kart  ü 
pa  [j>a''a/i]  nesmanih  ö  [va/]  kai-kavät  rnat;  ü  darpüstili  i  arvandäsp  tur 
T  brätürüs  T  karap  pa  \pavan\  yätnklli  kart  pänakih  T  jän  \xayä\  xves 
[mr/sman]  räl.^ 

'V-v-v(?),  son  of  Gurakhshan(?),  built  the  city  of  V-v-v(?),  and  it 
came  to  Kai-Kavat  by  marriage;  and  Tur  i  Bratarush  by  sorcery  made  ' 
the  Fortress   of  Arvandäsp  for  the  protection  of  his  own  life'. 

The  name  written  as  v-v-v  (n-n-n)  is  obscure,  owing  to  the 
ambiguity  of  the  Pahlavi  characters,  so  that  we  are  uncertain  as  to 
the  identification  of  the  town  and  its  founder.  Modi,  op.  dt.,  pp.  115, 
160  proposes  an  identification  with  the  well-known  city  of  Nineveh, 
Said  to  have  been  founded  by  Ninus,  and  reads:  'Ninav  of  Yuras 
founded  the  city  of  Ninav'.  BLOCKET,  op.  cit.,  pp.  167,  170  §  58, 
doubtfully  suggests  Van — 'la  ville  de  Van(?)  fut  fondee  par  Van(?) 
enfant  de  Gorsi' — but  in  that  case  the  name  should  rather  be  Vän 
(with  long  ä),  judging  from  Yaqut,  p.  585,  Vän  (}'et  see  HÜBSCH- 
MANN, IF,  xvi.  340,  469),  and  Van's  history  appears  to  be  dififerent, 
cf.  Lynch,  Arvienia  ii.  59.  Even  Yaqut's  VaJin  'bourg  de  Qouhistan' 
(tr.  Barbier  de  Meynard,  p.  590)  can  hardly  be  considered.  Any 
Suggestion,  moreover,  to  think  of  the  Avestan  Varena  cannot  be 
entertained,  as  the  name  in  that  event  would  be  written  with  the 
Pahlavi  sign  for  internal  r.  Possibly  one  might  think  of  Nur,  the 
name  of  a  district  and  river  near  Amol  (cf.  §  59)  in  Mazandaran,  but 
the  Suggestion  is  not  certain.  In  any  case  the  city  must  be  some- 
where    in   Ataropatakan    (Azarbaijan)    as    is    shown    by    the    context 

(SS  56-59). 

With  regard  to  the  name  of  the  founder  I  have  suggested 
gUraxsän{'.)  as  a  makeshift,  referring  to  the  mythical  Armenian  ruler 
Gorak,  the  predecessor  of  Hrant  I  (Orontes  'Apuuvbr]?))  according  to 


I  For  darpmtJh  as  a  stronghold    or    citadel,    cf.  Stackfxberg,  IVZA'M.  xii.  242 


7]  Some  Additional  Data  on  Zoroaster.  IO37 

Moses  of  Chorene — see  JUSTI,  Iranisches  Nainenbiich,  j)p.  40^^,  118^. 
As  to  the  Fortress  of  Arvandasp,  we  may  recall  the  fact  that  Arvan- 
dasp  was  the  father  of  Bevarasp  or  Azhi-Dahaka,  the  tyrant  monster 
(cf.  JuSTI,  Iran.  Nauiciib.  411,  6o'')  so  that  the  maleficent  Tur  i  Bra- 
tarush  in  fortifying  the  citadel  found  Company  befitting  his  oun 
wickedness,  According  to  tradition,  his  sorcery  and  machinations 
were  brought  later  into  jjlay,  especially  against  Zoroaster,  whose  youth 
was  passed  in  Azarbaijan  (cf.  Zoroaster,  pjo.  28,   128). 

6.  Zoroaster  and  the   Toivn  of  Aniui. 

The  number  of  towns  which  claim  to  be  Zoroaster's  birthplace 
or  to  be.  associated  with  his  name  is  almost  as  great  as  Homer's 
(cf.  J.A.O.S.,  XV.  221  seq.;  Zoroaster,  pp.  183  seq.).  A  new  reference 
is  that  to  Amui,  southward  from  the  Caspian  Sea.  The  allusion  is 
found  in  Shatröihä  g  59. 

Shatröihä  59-  satröstän  i  ämUT  zandak  T  punnarg  kart  ü}  zartüst  T 
spitämän  az  \!nan\  an  \zak\  madinä  büt  \yahvunt\. 

'The  Sorcerer  (Zandak),  who  is  füll  of  death,  founded  the  city  of 
Amui  (Amar),  and  Zardusht,  descendant  of  Spitama,  was  of  that 
place'. 

There  can  be  little  doubt  that  Äinüi  is  etymologically  the  same 
Word  as  the  classic  "A|iapboq  in  Atropatene,  referred  to  by  Ptolemy 
(cf.  Zoroaster,  p.  2ii),  and  etymologically  also  the  same  as  Amül, 
which  Blocket  reads  (see  discussion  by  Marquart,  Eränsahr, 
p.  136).  In  Archiv  für  Religionswissenschaft,  iv.  361,  m}-  pupil  Dr.  L.  H. 
Gray  has  suggested  that  the  city  referred  to  may  not  be  Amui  on  the 
southern  shore  of  the  Caspian  in  Mazandaran,  but  another  city  Amui 
on  the  road  that  leads  from  Bokhara  to  Marv.  Although  much  may 
be  said  in  favor  of  this,  I  am  inclined  not  to  depart  from  the  Ataro- 
patakan  rcgion,  which  MODI  op.  cit.,  pp.  160 — 162  also  favors,  and 
the  allusion  to  sorcery  (zandak)  also  would  harmonize  with  Mazan- 
daran. We  have  no  other  allusion  associating  Zoroaster  directly  with 
Amol  (Amar,  Amui),  but  the  teacher  may  have  passed  some  of  his 
time  there  (cf.  Gray,  AR.  iv.  361).  Marquart,  Eränsahr,  p.  122, 
thinks  that  there  is  a  lacuna  in  the  text  and  that  the  tovvn  of  Rai, 
which  is  associated  with  Zoroaster's  mother,  has  dropped  out,  for  this 


1  Reading  kart  ü  for  jAMASrjl's  kaito;  Blochex  has  kart  without    a  conjunction 


1038  A.  V.  Williams  Jackson,  Some  Additional  Data  on  Zoroaster. 


[8 


important  place  is  missing  from  the  Shatroiha.  It  may  be  emphasized 
aeain  that  the  other  town-names  in  the  immediate  context  of  Amui 
are  located  in  Ataropatakan. 

7.   Zoroaster  from  Mnqan  or  MugJian. 

The  list  of  places  hallowed  by  Zoroaster  s  name  is  not  exhausted. 
Here  is  a  new  one  which  is  of  interest  and  is  in  general  harmony  with 
the  more  important  references  that  associate  Zoroaster's  youth  with 
the  extreme  north-western  part  of  Iran.  It  is  found  in  Al-Tha'alibi,  a 
contemporary  of  Firdausi,  whose  work  has  been  edited  and  translated 
b}-  Zotenberg,  Histoire  des  Rois  des  Perses,  Paris,  1900.  \).  257.  Al- 
Tha  alibi  cites  the  older  authority  of  Ibn  Khordadhbah,  about  A.D.  800. 
and  says:  'According  to  Ibn  Khordadhbah,  Zardusht  was  a  descendant 
of  Manuchihar  and  he  was  from  Mfiqän  {^^y^)  in  Adharbaijan'. 
Muqan,  or  Mughan,  according  to  Yaqut  and  other  Arabic  geographers, 
is  a  district  in  the  region  between  Ardabil  and  Tabriz  and  received 
its  name  from  its  chief  town.  This  is  precisely  the  territory  which  is 
associated  with  the  home  of  Zoroaster's  father,  according  to  my  view 
of  tradition  (cf.  Zoroaster,  p.  193  seq.).  With  regard  to  Ibn  Khor- 
dadhbah, the  only  pertinent  alkision  to  Muqan  which  I  can  find  is 
one  in  which,  among  other  towns  in  Azarbaijan,  he  mentions  it  in 
connection  with  'Urumia,  the  city  of  Zardusht'. 

It  is  to  be  hoped  that  other  Pahlavi  and  Persian  texts  ma}-  be 
found,  edited,  and  translated  which  will  throw  still  more  light  on  the 
interesting  subject  of  Zoroaster's  life. 


Die  Sonnenaufgänge  im  Schähnäme. 

Von 
Paul  Hörn. 

^nser  hochverehrter  Pir  liebt  aus  der  neupersischen  Literatur 
am  meisten  das  Schähnäme  und  den  Gulistän.  Ein  Thema 
aus  einem  dieser  beiden  Werke  schien  daher  für  seine  Fest- 
schrift vor  allem  am  Platze  zu  sein.  Der  Gulistän  konnte 
indes  nicht  in  Betracht  kommen,  weil  die  Sa'di-Handschrift  des  India 
Office  (Nr.  1117  bei  Ethe)  nicht  zu  Rate  gezogen  werden  konnte,  und 
so  blieb  das  Schähnäme,  das  ja  Vorwürfe  die  Menge  bietet.  Ich 
habe  hier  ein  Thema  herausgegriffen,  das  der  Jubilar  selbst  einmal 
zur  Bearbeitung  empfohlen  hat  (im  Gnmdriß  der  iran.  Philologie  II, 
183),  nämlich  eine  Zusammenstellung  der  in  dem  Epos  vorkommenden 
Sonnenaufgänge.  Zur  Vervollständigung  des  Bildes  habe  ich  auch 
die  Untergänge  beigefügt  und  neben  den  Schilderungen  des  Tages- 
anbruchs noch  die  des  ^Mittags,  des  Abends  und  der  Nacht  samt  den 
Mondauf-  und  -Untergängen  herangezogen.  Der  Reichtum  der  Phan- 
tasie des  Dichters  spricht  für  sich  selbst.  Firdausi  schreibt  sich  nur 
selten  ab,  meist  variiert  er  wenigstens  in  einer  Kleinigkeit.  Auch  die 
Fülle  der  synonymen  Worte,  die  ihm  zur  Verfügung  stehn  (für  Sonne 

z.  B.  jv..^iöj^,  ^^^,  ^«fA.  ^>..^.  * l'Xs\,  yi,^),  bringt  Abwechslung  in 

die  Diktion  hinein. 

Die  Sonnenaufgänge,  deren  Technik  augenscheinlich  auch  die 
Schilderungen  des  Mondaufgangs,  des  Hereinbrechens  der  Nacht  usw. 
beeinflußt  hat,  sind  im  wesentlichen   wohl  Sondereigentum  Firdausi's. 


1040  Paul  Hörn  [2 

In  seinen  Quellen  fand  er  die  kunstvollen  Formen,  die  er  häufig  bietet, 
nicht  \or.  Das  lälot  sich  durch  einen  Vergleich  seiner  Behandlung 
der  Ardaschlr-Episode  mit  dem  Pehlevvi-Roman  beobachten.  Im 
Schähnäme  steht  z.  B.  irvi,  13:  „Als  das  Gesicht  der  Erde  wie 
Pech  ward",  im  Pehlewi  einfach :  „In  der  Nacht"  (Sanjana's  Ausgabe 
II,  7)  oder  irvi,  4  v.  u.:  „Als  das  Antlitz  der  Erde  von  der  Sonne 
gelb  ward  und  die  lazurne  Nacht  in  die  Krümme  kam"  gegen:  „Als 
es  am  Morgen  war"  (SanjaNA  II,  12).  irvr,  i  v.  u.  hat  der  Dichter 
aus  dem  Sonnenaufgange  des  Pehlewi:  „Als  die  Sonne  die  Spitze 
emporhob"  (S ANJANA  III,  10 ;  NöLDEKE's  Übersetzung  S.  44  Anm.  5) 
einen  Untergang  gemacht:  „Als  die  Sonne  bleich  ward  und  die  Nacht 
den  lazurnen  Schleier  hinbreitete"  —  mit  dem  tex  des  Pehlewi  könnte 
übrigens  das  „Schwert"  der  Sonne  gemeint  sein,  so  da(j  dies  Bild  (s. 
unten)  schon  alt  wäre.  Diese  Beispiele  genügen.  Die  Daqlqi  ange- 
hörige  Zarer-Episode  ist  (wie  auch  das  mittelpersische  Zarerbuch)  in 
den  Naturschilderungen  sehr  schlicht,  von  diesem  Vorgänger  hat 
Firdausi  also  auch  nichts  annehmen  können.  Daß  die  Awestadichter 
sich  mit  Nüchternheiten  wie  „Wenn  die  Sonne  herausgeht,  heraus- 
wächst, im  Lichtraum  Wärme  macht"  begnügen,  ist  nicht  ver- 
wunderlich. 

Was  vielleicht  manchen  Leser  überraschen  wird,  wie  es  auch 
mich  zunächst  überrascht  hat:  Morgenröten  finden  sich  im  Schäh- 
näme gar  nicht  (71  Anm.  4  ist  unecht)  und  Abendröten  bloß  eine 
einzige.  Die  Sonne  geht  nur  gelb  auf  und  unter  —  auch  der  Sanda- 
rak  e^^i^^xLvo),  mit  dem  die  Morgenhelle  oder  die  Sonne  verglichen 
werden  (s.  unten),  ist  ja  gelb,  nicht  rot.  -Ein  roter  Rubin  (J-s»-))  findet 
sich  lediglich  einmal  bei  einem  Sonnenuntergänge  (954,  1482),  sonst 
erscheinen  zum  Vergleich  immer  gelbe  (>;j  Oy'-^.)  —  auch  874,  75  soll 
der  ^Liv^j,  JjJ  wohl  ausnahmsweise  einen  gelben  bezeichnen.  Wie 
mich  Kollege  Prof.  WiSLiCENüS  belehrt,  ist  dies  übrigens  durch  die 
astronomischen  Verhältnisse  (Äquatornähe)  sowie  die  außerordentliche 
Klarheit  der  Luft  im  Orient  begründet.  Die  Morgendämmerung  ist 
„die  Weiße"  (2Sj^.-j.-»-t*j),  „der  Riß"  (i^rU^),  der  „Nachtfang"  (_^X.-Jö), 
eine  Übersetzung  mit  „Morgenröte",  wie  sie  auch  RüCKERT  gelegent- 
lich hat,  daher  als  irreführend  besser  zu  vermeiden. 

Daß  mein  Stellenverzeichnis  schlechthin  erschöpfend  sei,  wage 
ich  selbst  nicht  zu  hoffen.  Während  mehrfacher  Lektüre  des  Schäh- 
näme's  habe  ich  mir  fortwährend  die  allerverschiedensten  Dinge  notiert, 


3J  Die  Sonnenaufgänge  im  Schähnäme.  IO41 

leider  nicht  immer  konsequent  an  den  gleichen  Orten.  Ein  Sonnen- 
aufgang im  Zeichen  des  Widders  z.  B.  kann  in  meinen  Sammlungen 
unter  Früiiling,  Sonnenaufgängen  oder  Sternen  stehen  oder  auch  nur 
in  meinem  Vb'LLERS  unter  sj^  (J-»^)  verzeichnet  sein.  Dennoch  hoffe 
ich,  dalJ  nur  wenige  wirklich  wichtige  Stellen  unberücksichtigt  ge- 
blieben sind,  da  ich  mein  gesamtes  Material  für  diesen  Aufsatz  sorg- 
fältigst durchgesehn  habe.  Die  Zahlenangaben  in  arabischen  Typen 
gehen  auf  TURNER  Macan's,  die  anderen  auf  die  Leidener  Ausgabe 
(1809 — 1934  die  bereits  gedruckten  Seiten  des  vierten  Bandes). 

Als  beim  Morgengrauen  (498,  1065;  1457,  235)  die  Sonne  herauf- 
eilte, der  Tag  (i£a%  2  v.  u,  der  Berg;  lArv,  4  v.  u.  die  Arbeit)  wuchs 
und  der  Schlaf  schwand  (wörtl.  durch  die  Seihe  rann;  122.,  7  v.  u.); 
wenn  die  strahlende  S.  hervorkommt  (496,  1030). 

Als  die  S.  vom  Osten  heraufkam  wie  die  Wange  der  Geliebten 
(232,  1845). 

Als  die  S.  in  das  Zeichen  des  Widders  trat,  aus  ihm  heraus- 
leuchtete (14,  7,  8). 

Die  S.  ward  hoch  (263,  35 1;  352,  604;  656,2375  wohl  schon 
vorgerücktere  Morgen-  oder  Mittagszeit). 

Als  die  strahlende  S.  zum  Vorschein  kam  und  die  Erde  einer 
Bockshornkleeblüte  gleich  ward  (712,  555),  und  die  Morgenhelle  aus 
der    Krümme    des     ( Himmels) bogens     (des     Schützen?)     hervoreilte 

(875,  92). 

Als  die  S.  am  Himmel  leuchtend  ward  (398,  293;  441,  128; 
ivrg,  16),  als  die  S.  aufleuchtete  (i£lr,  2  v.  u.),  als  die  kreisende  S. 
am  Firmamente  aufleuchtete  (1469,448);  wenn  die  S.  am  Firma- 
mente  hell  und  die  Spitze  des  Berges  einem  Panzerrücken  gleich 
wird  (erglänzt;  iv«n,  4  v.  u.);  als  die  Nacht  davon  ging,  es  Tag  ward 
und  die  welterleuchtende  S.  aufstrahlte  (1523,461). 

Als  die  Weltleuchte  am  Firmamente  (1*1%  1  v.  u.),  vom  Berge 
(1449,  71)  aufleuchtete  (259,  278;  1604,  1883;  1778,  49;  mr,  15;  lArg,  3; 
i'in,  3  V.  u.;  r.=ii,  3  V.  u.),  den  lazurnen  Schleier  abwarf  und  die  Erde 
mit  Goldbrokat  schmückte  (nwr,  4),  der  Tag  die  beiden  Locken  der 
finstern  Nacht  ergriff  und  sie  (daran)  aus  dem  pechfarbenen  Schleier 
herauszog,  während  der  Mond  sich  die  Lippen  blutig  bil5  (942,  1271). 
Als  beim  Rifj  des  Tages  die  Weltleuchte  sichtbar  ward  (907,  634  — 
P.  das  welterleuchtende  Schwert),  die  welterleuchtende  S.  aufstrahlte 
(lon,  II  V.  u.).     Wenn  die  welterleuchtende  S.  (lovg,  14),  die  Majestät 

Nöldeke-Festschrift.  5(3 


1042  l^aul  Hoin  [4 

der  \v.  S.  sichtbar  wird  (lAr.,  4  v.  u.);  wenn  die  welterleuchtende  S. 
(irs.,  i),  die  Weltleuchte  über  das  Firmament  heraufkommt  (1*1.1,  5); 
als  es  Tag  ward  und  die  Zeit  des  Lichts  der  W'eltleuchte  kam  (lovc, 
I    V.   u.)- 

Als  die  strahlende  (1894,  1600)  Lampe  das  Haupt  über  den  Berg 
hüb  {^S,  74;  1458.  241)  und  Ebene  und  Hang  wie  Brokat  erglänzten 
(1854,  857),  und  die  iM'de  einer  goldenen  Schabracke  gleich  ward, 
hätte  man  sagen  können,  es  sei  ein  Becher  aus  gelbem  Rubin  auf 
den  Lazurschleier  gelegt  worden  (ir=ii,  9  v.  u.)-  Als  der  Hang  silber- 
farben ward  und  die  gelbleuchtende  Lampe  zum  \^orschein  kam 
(1A£A.  3);  als  die  S.  über  dem  Rücken  des  Berghangs  sichtbar  ward 
und  einer  hellen  Lampe  gleich  heraufkam  (710,  527),  das  Haupt  über 
den  Berghang  hob  und  die  goldene  Lampe  auf  das  Firmament  setzte 
(1330,  II 36),  über  den  Rücken  des  Berghangs  (C.  Raben)  kam  und 
die  Welt  einer  hellen  Lampe  gleich  ward  (lo.v,  i),  als  die  S.  die  Lampe 
in  das  Zeichen  des  Widders  setzte  (r..i,  8  v.  u.). 

Als  die  Welt  durch  die  S.  bell  ward  (1260,  2318),  die  Welt  hell 
ward  und  das  Banner  der  finstern  Nacht  sich  versteckte  (1593,  1668), 
das  Antlitz  der  Erde  sonnenfarbig  (ia"1i,  3;,  von  der  Sonne  gelb  ward 
und  die  lazurne  Nacht  in  die  Krümme  (ihres  Schlägels)  kam  (873,  60 ; 
irvi,  4  V.  u.). 

Als  die  S.  die  Welt  schmückte  (1120,958;  ivi.,  6  v.  u.),  als  die 
strahlende  S,  aus  dem  Zeichen  des  Widders  die  Welt  allüberall 
schmückte  (1290,  353)- 

Als  die  S.  den  gelben  Brokat  ausbreitete  (12 16,  1474). 

Als  die  lazurne  Kuppel  den  gelben  Rubin  heraufbrachte  und 
zeigte  (31,  161  —  vergl.  38,  75:  Die  S.  breitete,  sozusagen,  den 
gelben  Rubin  über  die  lazurne  Kuppel  aus);  als  der  lazurne  Schleier 
\erschwand  und  der  gelbe  Rubinberg  zum  Vorschein  kam  (ia..,  3), 
und  die  Welt  durch  den  Anblick  der  S.  gelb  ward  (11..,  9  v.  u.); 
wenn  das  Meer  des  gelben  Rubins  die  Wogen  über  die  lazurne  Erde 
wälzt  (895,  425). 

Als  die  S.  am  Firmamente  ihr  Geheimnis  enthüllte  (i'^tr,  1  v.  u.), 
als  die  leuchtende  S.  ihr  Geheimnis  enthüllte  (186,  1029)  und  überall 
ihr  Antlitz  aus  der  Höhe  zeigte  (632,  1944). 

Die  Sonne  steigt  aus  einem  Meere  oder  einer  Quelle  empor. 

Als  die  S.  aus  dem  wallenden  Meere  heraufeilte  und  der  pech- 
farbene  Schleier  unsichtbar   ward  (101 1,  14);   es  kam  ein  gelbes  Schift' 


5]  Die  Sonnenaufgänge  im  Schahnäme.  IO43 

aus  dem  Wasser  herauf  (lArv,  4  v.  u.)-  ^Ms  die  Sonnenquelle  auf- 
wogte und  die  Köpfe  aus  dem  Schlafe  wach  wurden  (205,  1364); 
einen  Strahl  (^_^j>  =  ^_yXÄ.j>)  warf  die  Sonnenquellc  (die  S.  selbst: 
1001,  10)'. 

Gern  läßt  der  Dichter  die  Sonne  hinter  einem  Berge  hervor- 
kommen —  das  wird  er  in  Choräsän  täglich  so  gesehn  haben. 

Als  die  leuchtende  (167,693)  S.  über  den  Berg  kam  (897,471; 
900,  529;  1689,  3394;  1732,  4146;  IV. r,  2)  und  die  Lampe  der  Welt  die 
l'2rde  frisch  machte  (1598,  1774);  als  die  S.  ihre  Strahlen  über  den 
Berg  warf  (211,  1483).  Als  die  S.  über  die  Höhe  kam  und  Tal  und 
Ebene  weißem  Kristall  gleich  wurden  (io^=i,  9). 

Die  S.  hat  als  ehemaliger  Gott  eine  körperliche  Gestalt,  der 
Dichter  spricht  von  ihrem  Haupte,  Antlitz,  ihren  Wangen,  Hän- 
den usw. 

Als  die  gelbe  (lAsr,  10)  S.  das  Haupt  über  den  Berg  bezw.  das 
Gebirge  (s/:  1091,443;  1767,  179;  ivrr,  i;  j.L^a^:  534,  206;  701,  359; 
1132,  1182),  den  finstern  Berg  (336,323;  i^irr,  9;  r.2.,  15),  schwarzen 
Berg  (lArr,  2),  hohen  Berg  (456,  393),  die  Spitze  des  Bergs  (73,  215; 
1437,3060;  irvo,  3  V.  u.;  i£A.,  7  v.  u.)  hob  bezw.  zog  (1439,  3097): 
als  die  leuchtende  S.  das  Haupt  über  den  Berg  hob  und  Haupt  und 
Krone  des  weißen  Tages  herbeikamen  (S6y,  1667);  als  die  S.  das 
Haupt  über  den  finstern  Berghang  (1769,  205),  den  Rücken  des  Berg- 
hangs (nicht  „Raben")  hob  und  die  Erde  einer  leuchtenden  Lampe 
gleich  ward  (1791,  149);  als  die  S.  das  Haupt  hob  und  der  Himmel 
die  Nacht  überwältigte  (1896,  1633);  als  der  Himmel  sich  eine  Nacht 
gedreht  hatte  und  die  strahlende  S.  das  Haupt  über  den  Berg  hob 
(n^'i,  2);  als  die  Weltleuchte  am  Firmamente  das  Haupt  hob  (1324, 
1013;  lAr.,  4),  das  Haupt  über  den  Berg  hob  (1020,  8  —  und  die  Erde 
der  Tag  in  Seide  kleidete  iisr,  5);  als  in  finstrer  Nacht  die  S.  das 
Haupt  am  Firmamente  erhob  (1337,  1279). 

Als  die  S.  das  Haupt  aus  dem  Zeichen  des  Löwen  ^  erhob  (i££., 
7  v.  u.)  und  der  Himmel  die  Nacht  überwältigte  (757,  1328;  1896, 
1633),  die  Erde  weiß  wie  das  Gesicht  eines  Römers  (lArr,  4;  887,  295), 
einem  Glanzmeere  gleich  ward,  indem  die  S.  einen  goldnen  Schleier 
brachte  und  ihn  über  die  lazurne  Kuppel  deckte  (ivrv,  2). 


1  Vergl.  879,  158;  1456,  205;  nr-,  7  v.  u. 

2  Des  Stiers  (1308,716;    1875  Anm.  2    V.  9;    HOT,  4  v.  u.),    des    Krebses   {887, 

295;  i309>  729) 

66* 


I044  ^^"^  ^°''"  '^^ 


Als  die  strahlende  (349,  543;  nro,  9)  S.  am  Firmament  (\i^^,  12), 
aus  der  Ähre  (Tierkreiszeichen;  775,  154)  ihr  Antlitz  zeigte  und 
schreitend  auf  die  Rundung  des  Himmels  heraufkam  (820,  872),  und 
die  Welt  aus  ihrem  Antlitz  voll  Liebe  machte  (900,  5 1 8),  gleich  einer 
Schönen  mit  einem  Herzen  voll  Liebe  (915,  780),  das  Angesicht  der 
Erde  in  Liebe  schmückte,  im  Zeichen  des  Widders  die  Krone  auf's 
Haupt  setzte  und  dadurch  Ost  und  West  froh  ward  (1584,  1522),  als  der 
kreisende  Himmel  die  Tür  seines  Gartens  öffnete,  jener  Bockshorn- 
kleehaufe (der  Sonnenball)  sichtbar  und  die  Locke  der  finstern  Nacht 
unsichtbar  ward  (nrv,  9  v.  u.);  als  die  eine  Hälfte  des  kreisenden 
Himmels  sich  gewandt  hatte  und  die  leuchtende  S.  ihr  Antlitz  zeigte 
(567,  817),  als  die  finstere  Nacht  ihren  moschusfarbenen  Schleier  weg- 
warf und  die  S.  ihr  Antlitz  zeigte  (ia.v,  9). 

Als  die  S.  ihre  Fläche  zeigte,  sich  auf  ihre  hohe  Höhe  setzte 
und  sich  des  Zeichens  des  Widders  bemächtigte  (792,  402). 

Als  die  S.  ihre  Wange  aus  der  Tiefe  heraufzeigte  (ioai,  2  v.  u.). 

Als  die  S.  ihre  Hand  am  Firmamente  zeigte  (1000,  n  ;  10«)%  i  v.  u.) 

und  der  finstern  Nacht  die  Wangen  mit  den  Nägeln  zerkratzte  (1357, 

1672),   und    die   finstere  Nacht   das  Reisegepäck  zusammenband  (iov£, 

12  V.  u.)- 

Als  die  S.  ihre  Faust  auf  den  Rücken  des  Stieres  legte  (935, 
1161),  aus  dem  Zeichen  des  Krebses  herausstreckte  und  das  moschus- 
farbige Hemd  zerrili  (918,  824),  den  Rost  (P.)  niedertrat  und  den 
Schlaf  vertrieb  (wörtl.  „seihte";  ^"ttr,  2  v.  u.)- 

Als  die  leuchtende  S.  die  Flügel  ausbreitete  (diese  Redensart  ist 
auch  sonst  beliebt  und  bedeutet  nur:  sich  aufmachen)  und  der 
schwarze  Rabenvogel  (die  Nacht)  sein  Haupt  neigte  (497,  1049). 

Die  Sonne  tritt  wie  ein  Krieger  auf  oder  sie  erscheint  als  ein  Schah. 
Als  die  S.  den  goldenen  Schild  erhob  (477,  713),  ergriff  (1770, 
229)  und  die  Nacht  ihren  türkisenen  Schleier  über's  Haupt  zog  (13 15, 
841),  die  finstere  Nacht  vor  ihm  (dem  Schilde)  die  Hände  über  den 
Kopf  legte  und  das  moschusfarbige  Hemd  abv/arf,  während  das 
Antlitz  der  Erde  an  Farbe  wie  ein  (gelber)  Rubin  ward  (1577,  1402); 
als  die  S-  ihr  Haupt  gleich  einem  goldenen  Schilde  über  das  kreisende 
Firmament  hob  (612,  161 2),  heraufeiltc  und  einem  goldenen  Schilde 
gleich  sich  im  Wasser  spiegelte  (1482,  694). 

Als  die  Weltleuchte  (492,  962),  die  Sonne  ihr  Schwert  zeigte  und 
das  Haupt   der   finstern  Wolke   (Nacht)    in   Schlaf  sank    (671,  2615); 


7]  Die  Sonnenaufgänge  im  Schahnäme.  1045 

wenn  die  S.  ihr  Schwert  aus  der  Hülle  zieht  (534,  202),  als  die  S. 
ihr  strahlendes  Schw.  zoi^  und  der  finstern  Nacht  Haupt  unsichtbar 
ward  (768,  65),  ihr  Schw.  von  der  Seite  zog  und  die  finstere  Nacht 
davor  den  Saum  einzog  (1556,  1056),  ihr  Schw.  über  die  Bergspitze 
zückte  und  die  Welt  einem  weißen  Kristall  gleich  ward  (151,  395); 
als  die  welterleuchtende  S.  ihr  schneidiges  Schw.  in  den  Wolken  er- 
hob (n.v,  3  V.  u.);  wenn  die  S.  das  Schw.  der  Glut'  zieht,  legt  die 
Finsternis  ihr  Haupt  zum  Schlafe  nieder  (484,  826);  als  der  Himmel 
gelb  ward  und  die  S.  das  Schlachtschwert  zog  (1827,  337). 

Frühmorgens,  als  die  S.  den  Dolch  zog  und  die  finstre  Nacht 
aus  Furcht  unsichtbar  ward  (1850,  "j'j^)-.,  als  die  S.  den  D.  am  Berge 
erhob  (is'^o,  3  v.  u.),  den  D.  aus  der  Scheide  zog  und  der  gelbfarbige 
Schleier  sichtbar  ward  (ia'Iv,  7).  Als  der  Rost  der  Nachtvveile  schwand, 
der  glänzende  D.  zum  Vorschein  kam  und  das  Antlitz  der  Erde  einem 
(gelben)  Rubin  gleich  ward  (1007,  795). 

Wenn  die  S.  die  Lanze  erhebt  (1438,  3092),  als  die  S.  die  Lanze 
oben  erhob  {^^'^r,  8);  aus  der  Tiefe  erhob  und  des  Gehens  im  Schiefen 
(der  unteren,  unsichtbaren  Halbkugel)  überdrüssig  ward  (874,  74);  als 
die  S.  die  Lanze  von  oben  warf  (1474,  545),  als  die  hohe  S.  die  Lanze 
warf  und  die  finstre  Nacht  vor  ihrem  Glänze  traurig  ward  (iaov,  i  i 
V.  u.),  über  das  leuchtende  Firmament  warf  und  die  Nacht  den 
fest  gefaßten*  Zügel  wandte  (1364,  1794). 

Als  die  leuchtende  S.  vom  hohen  Firmamente  ihren  Moschus- 
lasso (ihre  Strahlen)  werfen  wollte  (440,  120). 

Als  die  leuchtende  .S.  den  Thron  herrichtete  (i^sr,  10  v.  u.),  als 
die  S.  den  Schemel  neben  den  Thron  setzte  und  die  Erde  weiß  wie 
ein  Römergesicht  ward  (ir-iA,  4),  als  sich  die  S.  auf  den  goldnen  Thron 
setzte  und  die  finstre  Nacht  sich  die  Wangen  mit  den  Nägeln  zer- 
kratzte (1487,  768). 

Als  die  Majestät  der  gelben  S.  sichtbar  ward  und  die  lazurne 
Nacht  ihre  Locken  wickelte  (die  vorher,  V.  10,  aufgelöst  waren;  i'ioa,  12). 

Als  die  strahlende  (897,  456;  lorv,  11)  S.  ihre  Krone  von  oben 
(320,  89;  1588,  1592;  ivoo,  12),  am  Firmamente  (1477,  593;  loir,  15), 
früh  (nio,  12)  zeigte,  und  Kampfer  (Helle)  auf  ihren  Elfenbeinthron 
hinbreitete  (897,  456),   und   sich  auf  den  silberfarbigen  Elfenbeinthron 


1  v.^^-^"  (nicht   ^Jr^■;^■^j  auch   552,531;    1181,  780 

2  WörtL  den  „gesammelten,  zusammengenommenen" 


1046  Paul  Hörn  [8 

setzte  (1115,867),  heraufkam  und  sich  auf  den  Elfenbeinthron  setzte 
(1024,  108 1),  und  auch  die  Luft  der  Erde  ihr  Geheimnis  enthüllte 
(1588,  1592),  und  die  Erde  strahlendem  Elfenbein  gleich  ward  (lofv, 
II;  nio,  12  einem  Elfenbeinmeere),  und  die  (Flammen)zunge  aus  der 
Krümme  des  Himmels  herauskam  (loor,  15),  und  die  Oberfläche  des 
Teakholzes  (des  Himmels)  wie  Goldglanz  ward  (1477.  593)'  die  lange 
Nacht  ihr  Antlitz  verhüllte  und  die  Leuchtende  am  Himmel  erstrahlte 
(ivoo,  12). 

Als  die  S.  aus  den  Fischen  ihre  Krone  zeigte  und  das  Ehren- 
gewand aus  Elfenbein  über  die  Erde  hinbreitete  (ivv<i,  11),  aus  dem 
Osten  ihre  Krone  zeigte  und  die  gelbe  Blume  (die  Sonne)  über  der 
Erde  teakholzfarbig  ward  (\ir£,  2  v.  u.). 

Als  die  Sonnenkrone  aufleuchtete  (nvn,  2  v.  u.),  die  Erde  gelb, 
Berge  und  Meer  wie  Elfenbein  wurden  (loir,  13);  als  aus  der  Krümme 
des  Himmels  die  Zier  der  Sonnenkrone  zum  Vorschein  kam    (n..,  3). 

Als  die  S.  frühmorgens  ihre  goldene  Kuläh  zeigte  (isfo,  6  v.  u.); 
als  die  S.  ihre  g.  K.  erhob,  das  Zeichen  des  Widders  wie  ein  (gelber) 
Rubin  ward  und  das  Antlitz  der  Erde  allenthalben  lächelte  (1595, 
17 14);  wenn  der  Berg  die  g.  K.  auf's  Haupt  setzt,  die  finstre  Nacht 
\"or  ihr  den  Saum  hebt  und  einen  Schleier  über  das  Haupt  zieht 
(1295,458). 

Als  die  S.  ihr  Banner  auf  der  (Himmels)ebene  erhob  und  der 
Rachen  der  Nacht  vor  ihrem  Dolche  dunkel  ward  (sie  mufite  ihn 
schlielien;  834,  1089),  ihr  B.  aus  dem  Meere  erhob  und  die  dunkle 
Luft  poliert  (glänzend)  ward  (io.a,  7),  ihr  w'eilöes  B.  aus  dem  Meere 
erhob  und  die  Sterne  keine  Hoffnung  mehr  auf  die  Finsternis  setzten 
(i=ira,  9),  ihr  leuchtendes  B.  zeigte  und  das  seidene  Dunkel  saffran- 
farbig  w'ard  (1035,  1265J,  die  chinesischen  Fransen  zeigte,  am  Berge 
das  goldene  B.  aufleuchtete  und  das  seidene  Dunkel  versank  (1862, 
994),  Wenn  die  strahlende  S.  das  Banner  erhebt  und  das  Antlitz 
des  dunkeln  Firmaments  leuchten  macht  (1302,  586),  und  die  dunkle 
Erde  wie  Goldglanz  wird  (1438,  3086). 

Als  die  S.  ihr  Zelt  aus  gelbem  Brokat  an  der  lazurnen  Kuppel 
aufschlug  (930,  1058). 

Als  die  S.  am  Himmel  ihr  Heer  aufstellte  und  die  finstre  Nacht 
eilends  verschwand  (927,  1003). 

Als  die  S.  den  Vorhang  vor  sich  hinwegtat,  die  Morgenhelle 
heraufkam    und    der   Schlaf  schwand   (88,  496),   aus   dem   Vorhange 


9]  Die  Sonnenaufgänge  im  Schahname.  1047 

emporstieg  und  die  Welt  von  der  Erde  bis  zu  den  Plejaden  in  Besitz 
nahm  (236,  1924),  mit  der  Farbe  des  gelben  Dinars  den  lazurnen 
\"orhang  bezwang  (1012,  886). 

Als  die  S.  den  pechfarbigen  Schleier  zcrril)  und  aus  dem  Vor- 
hange heraustrat  (472,  627),  den  moschusduftenden  Schleier  zerriP) 
und  ihr  Gesicht  am  Firmamente  zeigte  (1010,  10),  über  den  indigo- 
farbenen  Schleier  mißmutig  ward,  ihn  zerriß  und  herauskam  (901,  540); 
als  die  S.  aus  dem  Schi,  erkennbar  ward  und  aus  dem  Zeichen  des 
Schützen  auf  den  Thron  stieg  (1484, 715),  aus  dem  lazurnen  Schi  hervor- 
kam und  den  gelben  Brokat  anzog  (1591,  1630)  —  ivai,  8  v.  u.  ist  unecht. 

Als  sichtbar  ward  der  elfenbeinfarbene  Schi,  und  die  Sonne  aus 
-dem  Zeichen  der  Zwillinge  herauskam  (iv^v,  6),  der  gelbfarbige  Schi, 
und  die  Welt  dadurch  einem  Leopardenfelle  gleich  ward  fr.oi,  2  v.  u.); 
als  golden  ward  der  moschusduftende  Schi,  und  die  Strahlende  ihr 
Antlitz  am  Firmamente  zeigte  (lo^2,  12);  als  der  lazurne  Schi,  hell 
und  die  Welt  wie  ein  gelber  Rubin  ward  (1302,  588). 

Als  zum  Vorschein  kam  der  gelbe  Becher,  den  man  Sonne  mit 
Namen  nennt,  den  lazurnen  Schi,  wegwarf  und  den  gelben  Rubin  über 
die  Erde  hinbreitete  (ioai,  15);  wenn  die  Weltleuchte  am  Firmamente 
den  lazurnen  Schi,  wegwirft  und  der  Becher  aus  gelbem  Rubin  zum 
Vorschein  kommt  (1688,  3376). 

Mit  dem  Schleier  wechselt  das  Hemd: 

Als  die  S.  das  moschusfarbene  (918,  824),  das  pechfarbige  Hemd 
zerriß  und  aus  dem  Vorhange  herauskam  (1464,  367);  die  S.  zerriß 
das  Türkishemd  und  der  leuchtende  (gelbe)  Rubin  ihres  Leibes  kam 
zum  Vorschein  (874,75);  als  die  S.  das  Gesicht  der  Luft  gelb  machte 
und  ihr  lazurnes  Hemd  abwarf  (losi,  2),  den  Rost  vom  Firmamente 
hinwegnahm  und  das  moschusfarbene  Hemd  zerriß  (1329,  11 17). 

Unecht  sind:  Als  die  S.  ihr  Bild  (,_x^^*)  am  Himmel  erhob  und 
die  Purpurröte  über  das  Dunkel  ausbreitete  (71  Anm.  4);  als  die 
Nacht  die  schwarze  Seide  zerriß  und  die  Erde  vom  Strahl  der  Sonne 
hell  ward,  entfachte  der  König  der  Sterne  aus  dem  lazurnen  Vor- 
hange eine  Leuchte  von  gelbem  Golde  (257  Anm.  6). 

Der  Sonne  geht  die  Morgendämmerung  («0..-^-^^)  voraus,  beider 
Auftreten  wird  häufig  ganz  identisch  geschildert. 

Als  die  M.  von  ihrem  Orte  heraufkam  (167,688),  heraufeilte  und 
die  Taille  der  finstern  Nacht  sich  krümmte  (indem  diese  ihr  eine 
huldigende  Verbeugung  machte;   109,  866);  als  die  eilende  M.  herauf- 


1048  Paul  Hörn  [lO 

eilte  und  die  finstere  Nacht  den  Saum  einzog  (lArr,  10  v.  u.);  die 
M.  eilte  herbei  und  der  Glanz  der  Sterne  ward  unsichtbar  (1521,  428; 
I  546,  877). 

Die  M.  eilte  über  den  Berg  herbei  und  die  finstere  Nacht  krümmte 
sich  (1707,3722),  die  M.  kam  über  den  schwarzen  Berg  (1156,286) 
und  die  Nacht  zog  den  schwarzen  Schleier  ein  (i'iog,  1 1  v.  u.). 

Als  die  M.  ihr  Haupt  über  den  Berg  hob  oder  zog  (253,  160; 
13 15,  842;  1760,  34)  und  einem  goldenen  Banner  gleich  über  den  Berg- 
hang kam  (issr,  18).  und  der  gelbe,  leuchtende  Schild  zum  V'^orschein 
kam  (lAii,  9),  und  der  Saum  der  finstern  Nacht  unsichtbar  ward  (1179. 
745),  und  die  finstere  Nacht  den  Schleier  über  das  Haupt  zog,  um 
ihr  Antlitz  vor  der  strahlenden  Sonne  zu  verbergen,  die  Sonne  ihr 
aber  nachlief  (1603,  1864).  Als  die  M.  ihr  Hauj^t  aus  dem  Glanzmeer 
i^^'^,  7),  aus  dem  Zeichen  des  Löwen  erhob  (841,  1217);  als  die  M. 
aus  dem  gelben  Rubin  über  die  lazurne  Kuppel  heraufkam  (1472,  517)- 

Als  die  M.  oben  die  Fahne  erhob  und  das  Gesicht  des  dunkehi 
Firmaments  kampfergleich  (weiß,  hell)  ward  (1865,  1052);  als  der 
moschusfarbige  Schleier  hell  ward  und  die  M.  ihn  mit  ihrer  Hand 
packte  (ii.r,  8  v.  u.).  Als  die  Lanze  der  M.  über  den  Berg  herauf- 
kam und  der  Saum  der  finstern  Nacht  verschwand  (iaaa,  7  v.  u.),  als 
die  N.  den  Zügel  faßte  und  umkehrte,  während  die  M.  die  glitzernde 
Lanze  erhob  (1634,  2448). 

Auch  der  Tag  vertreibt  die  Nacht. 

Neben  der  schlichten  Wendung:  Als  die  Nacht  Tag  ward  (z.  B. 

72,   189;    111,882;     118,980;     189,   1084;    269,435;    1881,    1362:    irV£,    II; 

is'^r,  16;  r.Ai,  6  V.  u.)    oder:    Als    die  Nacht    ging    und  der  Tag  nahe 
war  (329,  211),  heilit  es  poetischer: 

Als  der  reine,  gestorbene  Tag  wieder  aus  der  finstern  Erde  auf- 
erstand (1321,951;  1357,  1671);  als  der  reine  Tag  das  pechfarbige 
Gewand  der  Nacht  zerrili  (636,  2029),  als  der  Tag  das  Hemd  der 
Nacht  zerriß  und  die  welterleuchtende  Kerze  zum  Vorschein  kam 
(lovA,  2);  als  es  Tag  ward,  die  Nacht  den  Saum  aufnahm  und  von 
oben  das  Banner  der  Sonne  sichtbar  ward  (i£ei,  7);  als  der  Tag  das 
goldne  Hemd  anzog  und  die  Weltleuchte  sich  westwärts  wandte 
C1595,  17 12),  als  der  leuchtende  Tag  das  Haupt  über  den  Berg  hob 
und  die  welterleuchtende  Kerze  zum  Vorschein  kam  (ivsv,  14);  als  die 
Nacht  vor  dem  Dolche  des  Tages  floh  und  furchtsamen  Herzens  und 
trockener  Lippe   enteilte  (iavi,  3  v.  u.) ;    als  der  Berg  vom  Tage   wie 


Il]  Die  Sonnenaufgänge  im  Schahnäme.  I049 

Sandarak  (gelb)  ward  (782,261;  1755,  130);  als  die  Nacht  schwand, 
es  Tag   ward   und    die  welterleuchtende  Sonne  erstrahlte  (1523,461). 

Als  der  leuchtende  Tag  den  Rila  (die  Morgendämmerung)  herauf- 
brachte (vergl.  203,  1328;  233,  272)  und  den  (gelben)  Rubin  (die 
Sonne)  über  die  finstere  Erde  ausbreitete  (770,  91);  wenn  der  Rilj  des 
weißen  Tages  sichtbar  wird  (417  Anm.  2  V.  2;  ia=io,  5),  und  bis  die 
Sonne  zwei  Teile  des  Tages  durchmißt  (108,  859);  am  Tagesriß,  wo 
die  Weltleuchte  über  dem  Berge  sichtbar  wird  (907,  634;  lori,  n  v.  u.). 

Die  Zeit,  wo  es  Morgen  wird  (^l>ljw«b  :  56,  422),  frühmorgens 
(pb  ^ÜXa:  149,368;  Mj^b  jl:  434,23;  8l5^.  >U^^  (jl) :  1665,2997; 
1883,  1385),  früh  (»Üb:  28,99),  die  Zeit  der  ersten  Morgendämmerung 
(^JL-i;:  244,  28';  ^U-äj;  6,91;  262,  331  —  vergl.  RÜCKERT,  ZDMG 
10,  205)  kündigt  der  Hahnenschrei  (244,  28;  616,  1678;  nor,  10  v.  u.)  oder 
der  Vögel  Gesang  an  (1391,  2307).  Als  sich  der  Ebenholzschleier 
versteckte  und  von  Ferne  der  Ruf  des  Hahns  erschallte  (\^^^,  2). 

Der  Mittag  wird   meist  nach   dem  Stande  der  Sonne  berechnet. 

Wenn  die  S.  über  die  Spitze  der  Kuppel  geht  (721,  718);  als  die 
S.  auf  die  Spitze  der  Kuppel  gelangte  (118,  985),  zog  (1892,  1557), 
über  die  Kuppel  des  Himmels  schritt  (922,  899),  auf  die  Kuppel  kam 
(10. 1,  10  V.  u.),  als  die  (leuchtende)  S.  sich  über  die  Kuppel  wandte^ 
(260,289;    269,441;   342,419;  504.  1186;    1613,  2053;    1853,832;  n£., 

17;    IVrA,   10=  IAA=1,   II     V.    u.). 

Als  die  S.  gerade  (senkrecht)  ward  (821,  881  —  vergl.  1443, 
3177  die  S.  steigt  in  den  Zenit),  wenn  die  S.  hoch  am  Himmel 
wird  (1303,  604;  iA=io,  10  v.  u.). 

Zu  Mittag  (joi^.J),  wo  die  welterleuchtende  S.  auf  die  Höhe 
zieht  (I0A2,  3  V.  u.),  darüber  schritt  (121,  1023),  als  die  Krone  der 
Weltleuchte  auf  den  Zenit  kam  (loir,  14). 

Als  die  eine  Hälfte  des  strahlenden  (111,883)  Tages  vergangen 
war  und  die  Weltleuchte  den  Zenit  (eXis)  durchmaß  (irvr,  5  v.  u.). 
Als  die  Sonne  sich  von  der  Höhe  wandte  (118,988),  als  die  leuch- 
tende S.  sich  vom  Zenit  wandte  (342,419;  1304,633). 

Den  Nachmittag  haben  wir: 

Als  die  S.  sich  von  dem  kreisenden  Firmamente  wandte  (121, 
1025  —  Mittag  war  es  in  V.  1023  gewesen)  und  von  der  Höhe  nach 


1  Z.  B.  auch  29,  125;   162,  597;  206,  1399;  371,  884 

2  Bisweilen  auch  spätnachmittags  oder  abends 


J050  Paul  Hörn  [l2 

Westen  schritt  (923,  923),  waren  9  Stunden  vom  Tage  verstrichen 
(also  nachmittags  um  3  Uhr;    1263,  2372). 

Als  die  S.  Schatten  hinbreitete  (499,  1090;  1181,796),  als  die 
Lanzen  (der  Krieger)  auf  der  Erde  Schatten  warfen  (260,  291),  gehen 
auf  die  Abendzeit  wie  auch:  Als  die  Erde  kühl  ward  und  ein  sanfter 
Wind  über  die  Höhe  des  Berges  wehte  (1603,  1861). 

Wie  die  Sonne  früh  aus  ihrem  Meere  aufgeht,  so  kehrt  sie  auch 
abends  wieder  in  dieses  zurück. 

Die  leuchtende  S.  ging  in's  Wasser  und  die  finstere  Nacht  kam 
eilig  herbei  (398,  291);  wenn  die  leuchtende  S-  dorthin  (zum  Lebens- 
quell) gelangt  und  in  dem  tiefen  Meere  unsichtbar  wird,  die  Erde 
hinter  der  Quelle  in's  Dunkel  versinkt  und  das  Sichtbare  der  Welt 
verschwindet  (1882,  1371);  als  die  S.  bleich  Avard  und  in  die  lazurne 
Quelle  hinunterstieg  (1883,  1386);  als  die  Quelle  (die  S.)  im  Westen 
davonzog  und  die  Nacht  den  Pechschleier  über  das  Haupt  zog  (122., 
9  V.  u.). 

Als  der  Tag  ganz  finster  ward  und  die  Weltleuchte  sich  nach 
W^esten  wandte  (1790,  127),  als  im  Westen  das  Antlitz  der  S.  finster 
ward  und  der  Himmel  den  moschusfarbenen  Brokat  anlegte  (1770, 
226),  als  die  S-  im  Westen  bleich  ward  und  die  Nacht  zu  ihr:  Geh' 
aus  dem  Wege!  sagte  (isro,  7). 

Als  die  S.  aus  der  Welt  unsichtbar  ward  und  die  finstre  Nacht 
den  Saum  über  den  Tag  zog  (474,  653),  als  die  strahlende  S.  un- 
sichtbar ward  und  die  finstre  Nacht  ihr  Heer  am  Firmamente  auf- 
stellte (819,  853),  man  die  Tür  des  (Himmels)gemachs  schlofÖ  und  der 
Schlüssel  (die  Sonne)  verloren  ging  (164,  633);  als  die  S.  in  ihr  Ver- 
steck ging  (lAiv,  4),  die  S.  verbirgt  sich  und  die  Nacht  kommt  (359,  716). 

Als  das  Antlitz  der  S.  welk  w'ard  (^'^^,  3),  wenn  es  bleich  wird 
und  der  lazurne  Schleier  zum  Vorschein  kommt  (904,  578;  isrr,  3); 
als  die  S.  über  dem  Berge  (1483,  713)  bleich  ward  (1353,  1588;  irAi, 
2;  is^r,  II  V.  u. ;  r..°i,  12)  und  die  Nacht  den  lazurnen  Schleier  aus- 
breitete (irvr,  I  V.  u.),  als  die  strahlende  S.  bleich  ward  und  die  eine 
Hälfte  des  Firmaments  lazurn  ward  (nsr,  9  v.  u.). 

Als  dem  Auge  das  Auge  der  welterleuchtenden  S.  entschwand 
(563,  745),  als  dem  Auge  die  S.  unsichtbar  ward  und  die  finstre  Nacht 
ihr  Heer  über  den  Berg  zog  (1126,  1086). 

Als  die  strahlende  S.  den  Rücken  zeigte  (592,  1273;  863,  1605) 
und  das  Herz  des  Westens  über  ihren  Rücken  verdrielJlich  ward  (1598, 


13]  Die  Sonnenaufgänge  im  Schähnäme.  IO51 


1772);  als  der  S.  der  Rücken  finster  ward  und  der  Tag  dem  Wieder- 
sehn mit  der  Nacht  nahe  war  (13 13,  804). 

Als  die  Kerze  der  Welt  in  die  Krümme  (des  Schlägels  der  Nacht) 
geriet  und  die  Nacht  ihre  pechfarbigen  Locken  auflöste  (iavi,  5  v.  u.)> 
als  die  Kerze  des  kreisenden  Himmels  ganz  andersfarbig  ward  in 
Art  und  Gesicht  (iir..  4);  als  das  Antlitz  der  Erde  gleich  dem  Flügel 
des  Raben  ward  und  die  Leuchte  von  der  Hohe  des  Berges  hinein- 
kam (in  ihr  Meer;  781,  259). 

Als  die  Himmelskrone  unterging  (im,  2),  als  die  strahlende  S. 
verdrielJlich  zur  Rüste  ging  (10. 1,  9  v.  u.). 

Als  die  S.  den  gelben  Schleier  über  den  Kopf  zog  und  der 
Westen  einer  Bockshornkleeblüte  glich  (1605,  1892);  [als  die  S.  in 
dem  indigofarbenen  Gewände  verschwand  und  die  Nacht  einem 
Mohren  gleich  herauskam  (256  Anm.  3  V.   i)]. 

Als  die  kreisende  S.  farblos  w^rd  und  das  Gestirn  (die  S.)  in 
das  Zeichen  des  Sirius  trat  (nr.,  7;  nach  freundlicher  Mitteilung  von 
Prof.  WiSLiCENUS  ist  hier  wohl  die  Zeit  zwischen  dem  heliakischen 
Unter-  und  Aufgange  des  Sirius  gemeint);  die  S.  ward  finster  (371, 
884),  lazurfarbig  (GTiS,  2028). 

Ein  Untergang  mit  Abendröte:   Als   die  Luft  von   der  S.    rubin- 
farbig   ward   (c>^J-^  —  J-**J    ii't    der    rote    Rubin)    und    die   finstere 
Nacht  auf  die  Kuppel  trat  (954,  1482). 
Die  Nacht. 

Die  Nacht  kam  (328,  206),  die  finstere  N.  kam  herbei  (297,  266) ; 
es  wird  ganz  finster  (50,302;  y^i^  203);  als  die  N.  finster  ward  (z.  B. 
112,  994;  256,  222;  I2VI,  5  v.  u.,  lovo,  6  V.  u.;  io=)=i,  6;  r.A£,  I  v.  u.), 
-schwarz  ward  (257,  240). 

Als  die  N.  kam,  der  Tag  unsichtbar  ward  und  Schwärze  die 
ganze  Welt  ergriff  (111,886)  und  die  Erde  auf  den  Wegen  finster 
ward  (10.0,  2);  als  die  N.  mit  der  Sonne  zusammen  kam  (lois,  7  v.  u.)- 
Als  die  finstere  N.  ihr  Haupt  erhob  und  die  strahlende  Sonne 
unsichtbar  ward  (110,879);  die  N.  erhebt  das  Haupt  über  den  Berg 
(1126,  1085),  kam  über  den  Berg  (z.  B.  256,  22 1;  11 56,  281 ;  irvr,  i;  ivas, 
18;  lA'io,  2  V.  u.),  die  finstere  N.  kam  eilend  über  den  Berg  (iaie,  3  v.  u.). 
Als  die  finstere  N.  ihr  Antlitz  zeigte  (ivn,  2  v.  u.);  wenn  die 
finstre  N.  ihr  Antlitz  mit  Ambra  wäscht  und  die  moschusduftenden 
Locken  löst  (iaai,  6  v.  u.). 

Als  die  Locken  der  finstern  N.  zum  Vorschein  kamen  (1012,  883), 


1052  Paul  Hörn  [14 

als  die  N.  ihr  schwarzes  Lockenhaar  zeigte  und  sich  der  Rücken  des 
Mondes  sorgenvoll  (zur  Sichel)  krümmte  (1024,  1079;  vergl.  Die  finstere 
N.  öffnete  ihr  grimmes  Auge,  der  Rücken  des  Mondes  krümmte  sich  darob 
aus  Gram  und  die  Welt  ward  schwarzem  Moschus  gleich:  1030,  1 184); 
als  die  finstere  N.  ihre  Locken  ringelte,  dieses  Geringel  dem  Auge 
Schlaf  gab  und  der  Ebenholzvorhang  sichtbar  ward  (lArv,  7  v.  u.), 
als  die  N.  ihre  schwarzen  Moschuslocken  unterwegs  (im  Weggehn) 
auflöste  (lAgr,  i  v.  u.). 

Als  die  N.  ihr  schwarzes  Banner  erhob  und  die  Sterne  um  den 
]\Iond  sichtbar  wurden  (1222,  i),  ihr  Banner  heraufbrachte  (irv=i,  2  v.  u.); 
die  N.  kam  und  heraufkam  das  schwarze  Banner  (loo^,  7),  das  Banner 
der  finstern  N.  kam  über  den  Berg  (1=121,  7  v.  u.). 

Als  der  Tag  bleich  ward  und  die  N.  ihren  lazurnen  Schleier 
übernahm  (if"Ao,  14);  als  die  N.  den  pechfarbigen  Schleier  erneuerte 
{r.rr,  9);  die  N.  kam  und  legte  den  moschusfarbigen  Schleier  an  (1323, 
995)  und  zog  einen  Ebenholzschleier  über  das  Sandarakgesicht  (1483^ 
714);  als  der  moschusfarbige  Schleier  zum  Vorschein  kam  mit  den 
Sternen  darauf  wie  ein  Leopardenrücken  (ioai,  13),  als  der  pechfarbige 
Schleier  zum  Vorschein  kam  und  die  Sterne  darin  in  Farbe  auf- 
leuchteten (i'i..,  13). 

Als  das  Firmament  die  moschusfarbige  Seide  anzog  (1012,  10). 
wenn  das  Firmament  das  schwarze  Seidenkleid  anzieht  (lorr,  6  v.  u.); 
als  der  Schleier  des  Firmaments  türkisfarben  ward  (irvv,  5), 

Als  das  hohe  Firmament  sich  eine  Krone  aus  Nachtkorallen  machte 
und  die  Räucherkerzen  (Sterne)  über  den  Lazur  hinbreitete  (887,  293). 

Wenn  die  finstre  N.  ihr  Heer  vor  dem  Tage  aufstellt  (vergl.  819. 
853;  1126,  1086)  und  das  Haupt  der  welterleuchtenden  Sonne  erfaßt 
(1126,  1088);  das  Heer  der  finstern  N.  hatte  über  Ebene  und  Hügel 
einen  Teppich  wie  Rabenflügel  hingebreitet  (1065,  5). 

Als  die  N.  die  Herrschaft  über  die  Erde  an  sich  nahm  und  von 
Meer  zu  Meer  Dunkel  Platz  griff,  die  Erde  pechfarbig,  der  Berg  wie 
Indigo,  die  Sterne  gleich  Kerzen  wurden  (i2r~2,  6). 

Das  Gesicht  der  Luft  ward  finster  (492,  966),  wie  Ebenholz  (116. 
953j,  das  Gesicht  der  Erde  ward  finster  (865,  1623)  wie  Pech  (926, 
991),  das  Gesicht  des  Kischwars  ward  wie  Pech  (irvi,  13). 

Der  Plimmel  über  der  Erde  ward  finster  (538,  273);  der  Tag 
ward  finster  und  näherte  sich  der  Nacht  firv.,  5). 

Die  Welt   ward   finster  (598,  1383),   die  Erde   ward  schwarz  (lAn, 


15]  Die  Sonnenaufgänge  im  Schähnäme.  10 


o:> 


11);  als  die  helle  Welt  finster  ward  (108,850),  die  Welt  von  der 
langen  Nacht  finster  ward  (i''f%  9);  als  das  Antlitz  der  Erde  ebenholz- 
farbig ward  (1223,  1613),  als  die  Erde  schwarz  und  der  Mond  einem 
silbernen  Schilde  gleich  ward  (iova,  i);  die  Erde  ward  einem  Raben- 
flügel gleich,  bis  die  Lampe  ihr  Haupt  über  den  Berg  erhob  (1458,  241). 

Wenn  die  Luft  finster  wird  und  die  Nacht  der  Klaue  der  Sonne 
entrinnt  (1125,  1069). 

Als  der  rostfarbige  Brokat  schwarz  ward  (if~Aci,  16). 

Wenn  die  Welt  zur  Ruhe  kommt  und  das  Sichtbare  sich  ver- 
birgt (1126,  1087). 

Als  die  eine  Hälfte  der  langen  (262,  329),  der  finstern  Nacht 
vorüber  w^ar  (348,  538)  und  der  Sirius  auf  das  kreisende  Firmament 
schritt  (438,  82)  und  der  Himmel  sich  kreisend  über  den  Ball  drehte 
(1314,  835). 

Auf  jede  Nacht  folgt  wieder  ein  Tag. 

Die  Nacht  ist  schwanger  (mit  dem  Tage) ;  mag  eine  Nacht  auch 
noch  so  lang  sein,  die  Finsternis  bleibt  über  ihr  nicht  dauernd.  Tag 
wird's,  wenn  die  Quelle  (des  Lichts,  die  Sonne)  hell,  die  Welt  wie  ein 
badachschanischer  Siegelring  wird  (199,  1254).  (Alles  schlief),  aber 
nicht  ruhte  die  schnellkreisende  Kuppel  (looi,  9). 

In  der  Nacht  waltet  an  Stelle  der  Sonne  der  Mond  und  zwar 
ganz  so  wie  diese  am  Tage. 

Als  die  Welt  schwarz  ward  und  der  ]\Iond  sich  in  der  Weise 
der  Sonne  hinsetzte  (auf  den  Thron;  r.Ag,  3  v.  u.),  als  der  M.  sich 
auf  den  Thron  der  Sonne  (P;  Ausgabe:  auf  den  Bergsaum)  setzte 
(1309,  726),  wie  umgekehrt  am  Morgen:  Als  die  Sonne  sich  an  Stelle 
des  Mondes  hinsetzte  (ir-Ai,  5  v.  u.)- 

Als  der  ^I.  sein  Haupt  über  den  Berg  (895,  423;  iviA,  8;  iv^%  17), 
über  das  Firmament  hob  (1412,2613;  lAir,  7  v.  u.);  als  der  M.  sein 
Haupt  aus  dem  Zeichen  des  Krebses  (1032,  1228),  des  Widders  zeigte 
(1592,  1666);  der  M.  erhob  sein  Haupt  aus  dem  Zeichen  der  Fische 
und  zerrifj  bis  zum  Nabel  das  schwarze  Hemd  (927,  992). 

Wenn  der  M.  sein  Schwert  über  den  Berg  zieht  (905,  599)- 

Als  der  M.  auf  dem  Firmamente  aus  Teakholz  die  herzerfreuende 
Krone  aufsetzte  (1357,  1675),  der  Nacht  das  Hemd  zerrili  und  seinen 
Thron  auf  das  türkisene  Firmament  stellte  (1007,  794);  als  der  Kreis 
des  Mondes  am  Himmel  sichtbar  ward  und  die  finstre  Nacht  die 
lazurnen  Locken  wickelte  (i'^oa,  10). 


I054 


Paul  Hom,  Die  Sonnenaufgänge  im  Schähname. 


[i6 


In  einer  Nacht,  die  ihr  Nachtkorallen  gleichendes  Gesicht  mit 
Pech  gewaschen  hatte,  wo  weder  Mars  noch  Saturn  noch  Merkur 
sichtbar  waren,  erschien  der  Mond  in  einem  ganz  besonderen 
Schmuck.  Er  rüstete  sich,  den  Thron  7,u  besteigen;  j/4  seiner  Krone 
waren  (aber)  lazurfarben  (verdunkelt;  der  M.  bildete  eine  Sichel),  so 
daß  er  die  Luft  dem  Rost  (Dunkel)  und  Rauch  überlassen  hatte. 
Das  Heer  der  finstern  Nacht  hatte  über  Ebene  und  Hang  einen 
Teppich  wie  einen  Rabenflügel  hingebreitet;  der  Himmel  glich  rost- 
zerfressenem Stahle,  man  hätte  sagen  können,  er  habe  sich  das  Ge- 
sicht mit  Pech  beschmiert.  Von  allen  Seiten  erschien  meinem  Auge 
Ahriman,  den  Rachen  aufgesperrt  wie  eine  schwarze  Schlange;  so 
oft  er  einen  kalten  Hauch  ausstieß,  war  es  als  wenn  ein  Mohr  aus 
Kohlen  Staub  errege  (1065,  i). 

Ein  Monduntergang:  Als  der  M.  sich  von  dem  silbernen  Throne 
entfernte  (1621,  2200). 

In  einer  ganz  dunklen  Nacht  scheint  auch  nicht  einmal  der 
Mond:  Als  der  Himmel  von  Sonne  und  Mond  leer  ward  (938,  12 14). 

Beim  Aufgehen  der  Sonne  verschwindet  der  Mond. 

Als  die  Sonne  die  strahlende  Kuläh  zeigte,  ward  des  Mondes 
Wange  einem  silbernen  Schilde  gleich;  er  fürchtete  Gerede  (Spott), 
krümmte  sich  (verbeugte  sich  als  der  Geringere  vor  dem  Höheren) 
und  verhüllte  sein  Gesicht  (986,  443);  als  der  Rücken  des  Mondes 
unter  der  finstern  Locke  der  schwarzen  Nacht  dünn  und  krumm 
(hier  zur  Sichel,  wie  5,  d>7;  1024,  1079;  1030,  1184)  ward,  er  (dann) 
ganz  in  die  Nähe  der  Sonne  trat  und  diese  voll  aus  dem  Wasser 
herauskam  und  ihre  Wange  wusch  (954,  1490). 

Nachschrift.  Aus  der  Einleitung  des  Epos  sind  noch  der 
folgende  Sonnenaufgang  und  -Untergang  nachzutragen:  Jeden  Morgen,, 
wenn  einem  goldenen  Schilde  gleich  aus  dem  Osten  die  Leuchtende 
das  Haupt  erhebt,  zieht  die  Erde  das  Hemd  aus  Licht  an  und  wird 
die  finstere  Welt  dadurch  hell  (5,  80);  wenn  sie  (die  Sonne)  vom  Osten 
nach  dem  Westen  zieht,  erhebt  die  finstere  Nacht  das  Haupt  aus  dem 
Osten  (5,  82). 


Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  denFazelen  des  Häfiz. 

Ein  Beitrag  zu  einer  Darstellung  des  altpersischen  Lebens. 

Von 

G.  Jacob. 


Vorbemerkung. 

orliegende  Arbeit  beabsichtigt  nicht  die  dichterischen  Bilder  des  lläfiz 
zu  buchen,  sondern  die  jenen  zugrunde  liegende  Wirklichkeit  zu  rekon- 
struieren. Auch  bei  völlig  süfischer  Auffassung  des  Dichters  würde  dies 
Unternehmen  nicht  unausführbar  sein;  mußte  er  doch  auch  für  das 
Übersinnliche  seine  Farben  der  Sinnenwelt  entnehmen.  Dennoch  galt 
es,  um  ein  unverfälschtes  Bild  zu  gewinnen,  vielfach  zwischen  Allegorie  und  Wirk- 
lichkeit möglichst  scharf  zu  unterscheiden  und  Doppelsinniges,  bei  dem  die  Mystik 
als  Hauptsache  hervortrat,  lieber  auszuschalten.  W'ie  der  Titel  besagt,  habe  ich  nur 
die  fazelen  des  Häfiz  exzerpiert,  seine  übrigen  Dichtungen  würden  vielleicht  noch 
spärliche  Nachträge  liefern,  namentlich  das  SäqTnäme,  doch  ist  dieses  schon  an  sich 
wiederum  eine  Zusammenstellung  des  Materials,  und  zwar  eine  gekünstelte,  die  besser 
nicht  mit  dem  andern  vermischt  wird.  Andererseits  besitze  ich  noch  ziemlich  um- 
fangreiche Sammlungen  über  denselben  Gegenstand  aus  Abu  Nuwäs,  MenöcehrT, 
Mühibbi  und  andern,  die  hier  zwar  verwertet,  jedoch  wegen  der  Raumbeschränkung 
nur  selten  zitiert  wurden. 

Da  den  in  meinem  Beduinenleben  befolgten  Grundsätzen  die  wenigen  bei- 
stimmten, welche  mit  dem  Buch  wirklich  gearbeitet  haben,  bin  ich  ihnen  auch  dies- 
mal treu  geblieben.  Zunächst  vermag  ich  das  gedankenlose  Nachschreiben  der 
Kommentarweisheit  nicht  für  das  Endziel  der  islamischen  Philologie  anzusehen,  da 
mir  zahlreiche  Hilfsmittel  der  Erkenntnis  zur  Verfügung  stehen,  von  denen  die 
Nahwi's  des  Mittelalters  keine  Ahnung  hatten.  Sodann  dürfen  Dinge,  über  die  jene, 
einander  widersprechend,  herumraten,  wenn  andere  Auf  klärungsmittel  versagen,  unter 
keinen  Umständen  verwertet  werden.  In  zweifelhaften  Fällen  wird  es  besser  sein 
einen  Zug  zu  missen  als  das  Bild  zu  verfälschen.  Eine  Darstellung  des  islamischen 
I,ebens  wird  kritischen  Wörterbüchern  der  Zukunft  gewiß  vielfach  die  Wege  ebnen, 
doch  soll  man  nicht  die  Aufgaben  beider  konfundieren;  das  Wort,  dem  das  Wörter- 


1056  G.  Jacob  [2 

buch  dient,  hat  hier  nur  dann  Berechtigung,  wenn  es  die  Arbeit  an  der  Sache 
fördert.  Alltägliches  darf  zwar  nicht  ignoriert  werden,  doch  wäre  es  töricht  in  solchen 
Fällen  Vollständigkeit  der  Belege  zu  erstreben.  Ich  muß  das  hier  erwähnen,  weil 
man  mir  früher  nach  dieser  Richtung  gerade  das  Verkehrte  zugemutet  hat.  Zitiert 
wird  stets  nach  fazel  und  Versnummer  der  BRocKHAUS'schen  Ausgabe  des  Textes, 
zur  Vermeidung  von  Mißverständnissen  unmittelbar  nach  Nennung  anderer  Quellen 
mit  Vorsatz  eines  IL,  Sudi's  Kommentar  nach  der  mir  von  der  Hof-  und  Staats- 
Bibliothek  zu  München  gütigst  für  längere  Zeit  zur  Verfügung  gestellten  dreibändigen 
Ausgabe  Alexandria  und  Bühiq  1250  h.  Bei  Menöcehrl  ist  entsprechend  den  Zahlen 
der  Ausgabe  von  Biberstein-Kazimirski  Paris    1886  nach  Halbversen  gezählt. 

^  I.     Die  Rolle  des  Weinverbots. 

Die  lebendigen  Institutionen  und  Sitten  des  Islam  haben  sich  von 
jeher  mit  dem  Qorän  nur  in  den  seltensten  Fällen  gedeckt.  Die  F'ünf- 
zahl  der  Gebete  z.  B.,  von  welcher  der  Qorän  nichts  weili,  wurde 
meist  gewissenhafter  beobachtet  als  das  im  Qorän  deutlich  ausge- 
sprochene Weinverbot,  welches  noch  überdies  die  wunderbarsten 
Interpretationen  über  sich  ergehen  lassen  mulke;  wenn  z.  B.  die  Rechts- 
gelehrten besonders  betonen,  dalä  vom  Wein  eine  kleine  Quantität 
ebensogut  wie  eine  große  verboten  sei,  so  setzt  das  die  Ansicht 
voraus,  etwas  Wein  sei  erlaubt.  Viele  islamische  Herrscher  waren 
selbst  Weintrinker,  andere  beschäftigten  sich  in  besonderen  Erlassen 
mit  dem  Weinverbot,  so  'Omar  IL",  Baibars,  Soliman  Kanuni,  'AbbäsII., 
jedoch  stets  ohne  bleibenden  Erfolg.  Neue  Dynastien  befleilJigen  sich 
zumeist  anfangs  einer  strengen  Praxis.  So  handhabte  auch  Mubariz- 
ed-din  das  Weinverbot  mit  solcher  Strenge,  dali  er  den  Spitznamen 
Miihtesib  (Polizeimeister)  erhielt:  Journal  Asiatiquc  IV,  5  1845  S.  445. 
Der  Zeit  dieses  Herrschers  dürften  fazelen  angehören  wie  133,  da  der 
Wein  hier  verstohlen  {pinhän)  getrunken  und  das  Trinken  bestraft 
wird,  und  wie  188,  das  eine  Klage  über  die  praktische  Durchführung 
des  Weinverbots  darstellt:  man  hat  die  Tür  der  Weinhäuser  geschlossen 
{der-i-inei'/,äne  bibestend:  188,  6),  und  der  Dichter  fordert  auf,  der 
Tochter  der  Rebe  einen  Kondolenzbrief  {nätne-i-tasijet)  zu  schreiben: 
188,  4.  Mubäriz-ed-din  wurde  von  seinem  Sohne  Sah  Sega  entthront, 
unter  dem  eine  mildere  Praxis  eintrat.  „Das  Zeitalter  des  Sah  äegä' 
ist  da",  so  verkündet  dem  Dichter  327,  i  eine  geheimnisvolle  Stimme, 
„darum  trinke  tapfer  MVein",  und  326,  i  und  2  rühmt  er  das  Zeitalter 
seines  Pädisähs,  in  dem  er  (Häfiz)  den  Wein  karaffenweise  und  der 
Mufti  wenigstens  becherweise  trinke,  während  man  den  Muhtesib  den 

I  Häkim  wütete  sogar  gegen  Reben  und  Rosinen  2  iiega    arab.  tapfer 


1  r 


4 


3]  I^as  Weinbaus  nebst  Zubehör  nach  den  Tazelen  des  Häfiz.  I057 

Krug-  {sclnu)  auf  der  Schulter  schleppen  sieht.  „Aus  der  Kneipen- 
gasse", so  heilJt  es  327,  5,  „trugen  sie  ihn  gestern  auf  der  Schulter, 
den  Herrn  Vorbeter  {imäin-i-xäga),  der  den  Gebetsteppich  auf  der 
Schulter  schleppte".  Trotzdem  wurde  der  rind,  der  Gewohnheits- 
trinker', (Sanskrit  rai.ida  Taugenichts)  von  den  Frommen  mit  phari- 
säischem Hochmut  angesehen. 

Auch  blieb  Häfiz  nicht  von  Gewissensbissen  verschont.  Von  der 
tanbc^  ist  bei  ihm  häufig  die  Rede,  doch  wird  er  stets  mit  ihr  fertig: 
43,  2,  44,  7,  550,  6.  Die  taube  ist  mehr  Sache  des  Alters;  auch  unser 
Dichter  gibt  508,  7  zu,  daß  für  das  Alter  das  rindi  eigentlich  nicht 
passe;  vgl.  meine  SoUnia)i-Ansiuahl  S.  10.  Der  Zecher  tröstet  sich 
mit  der  göttlichen  Gnade:  292,  5,  571,  11,  er  soll  nicht  hoffnungslos 
vom  Tor  des  Erbarmens  gehen:  27,  4.  Oft  entschuldigt  der  Dichter 
seinen  Hang  zum  Trinken  mit  der  ewigen  göttlichen  Bestimmung,  so 
im  Eingang  von  492.  Auch  das  Tun  des  Zellenbewohners  machte 
ihn,  wie  er  473,  4  behauptet,  zum  Weinverehrer,  weil  es  ihn  anekelte. 
63,  7  erklärt  er  früher  von  Wein  und  Sänger  nichts  gewußt  zu  haben, 
bis  ihn   die  Liebe  zu   den  niiiyöccän  (s,  g  4)  verführte;   ähnlich  67,  6. 

Im  Fastenmonat  Ramazan  Wein  zu  trinken,  galt  für  ganz  be- 
sonders sündhaft  und  ward  von  strengen  Regierungen  mit  dem  Tode 
geahndet.  Aber  selbst  im  Ramazan  läßt  sich  unser  Dichter  den  Wein 
der  Liebe  kredenzen:  532,  i,  und  sogar  in  der  heiligsten  Nacht  dieses 
Monats,  dem  seb-i-qadr,  kann  er  auf  den  Frühtrunk  nicht  verzichten: 
178,  7.  Immerhin  mag  in  diesem  Monat  Vorsicht  geboten  gewesen 
sein,  wenigstens  gibt  das  Ende  desselben  wieder  einen  Vorwand  zum 
Zechen.  „Schenke,  bringe  Wein",  so  heißt  es  93,  i,  „denn  der  Fasten- 
mond ist  verstrichen",  vgl.  118,  i,  75,  i.  Andererseits  wird  auch  im 
Monat  Sa'ban,  weil  auf  diesen  der  Ramazan  folgt,  bereits  Vorrat  ge- 
trunken: 213,  6.  Ferner  wird  der  neue  Mond  des  Muharram  als  Jahres- 
anfang mit  einem  Becher  Wein  begrüßt:  113,  i.  Man  soll,  so  empfiehlt 
yäfiz  320,  3,  nicht  das  ganze  Jahr  hindurch  dem  Weine  fröhnen; 
3  Monate  soll  man  zechen  und  9  Monate  fromm  sein;  gemeint  sind, 
wie  Sudi  II  349  erklärt,  die  3  Frühlingsmonate.  Wolkenschatten,  Lenz 
und  Bachesrand  laden  zum  Trinken  ein:  H.  536,  i;  wenn  das  Morgen- 


1  Andere  Ausdrücke  für  Trinker  sind  mei-xär:  37,  i,  52,  i,  mei-gusär:  400,  4 

2  Heute  verstehen  die  Türken  unter  tevbe  das  vor  einem  Gesetzesgelehrten  oder 
etwa  bei  der  Hochzeit  abgelegte  Gelübde  dem  Wein  zu  entsagen,  auch  Mekkapilger 
geloben  häufig  nach  dem  Zemzem  nicht  mehr  Wein  zu  trinken 

Nöldeke-Festschrift.  57 


1058  G. Jacob  [4 

lüftchen  weht  und  der  Himmel  bedeckt  ist,  ruft  der  Dichter  nach  dem 
-Morgentrunk  17,  i;  wer  beim  Gesang  der  Nachtigall  und  der  Turtel- 
taube nicht  Wein  trinkt,  gilt  ihm  für  krank:  514,  i;  ohne  Becher  kann 
der  Frühling  nicht  schön  sein:  155,  i.  Mit  dem  Frühling  scheint 
Häfiz  die  Rosenzeit  (a/id-i-giil:  357,  i.  mcvsiju-i-gui.  384,  \)  zu  iden- 
tifizieren, die  häufig  den  Vorwand  zum  Trinken  bildet,  denn  nach 
121,  I  erblühen  Rose  und  Veilchen  gleichzeitig.  Wenn  nun  vollends 
das  7</'  und  die  Rosenzeit  zusammenfallen,  darf  der  Becher  nicht  leer 
stehen:  491,  1.  Liefert  weder  ein  h'est  noch  die  Blütenzeit  einen  Vor- 
wand, so  trinkt  man  W^ein,  um  den  Kummer  zu  verscheuchen,  denn 
100  Kummer-Lasten  hebt  ein  Schluck  W^ein  auf:  220,  7. 

Verscheucher  der  Sorge  und  des  Kummers  sind  Becher  und  Schenke" 

lautet  der  Refrain  eines  türkischen  Vierzeilers:  //ZAy¥XI,  Band  S.  360. 
Die  Städte  des  Orients  durchzog  seit  alter  Zeit  nachts  eine 
Patrouille.  Schon  das  Hohe  Lied  gedenkt  ihrer  und  bereits  unter  den 
ersten  Xalifen  zu  Medina  begann  sie  Weintrinker  zu  denunzieren. 
Auch  die  Bezeichnung  'ass  für  diesen  Patrouillengang  reicht  in  die 
ältesten  Zeiten  des  Islam  zurück.  Sa'di  (Bustän,  2.  Buch  Vers  503) 
und  Häfiz  (310,  5)  gedenken  dieser  "^ ascs,  beide  Stellen  rechnen  mit 
der  Nachsicht  der  Patrouille,  diese  scheint  also  häufig  ein  Auge  zu- 
gedrückt zu  haben.  Die  'ases  befehligte  ein  mir^.  In  Konstantinopel 
hatten  früher,  wie  Mehmed  Te\'fik,  Istauibolda  bir  senc  V  Mejxäne 
S.  21  erzählt,  die  größeren  Weinhäuser  eine  Klingel,  an  der  nach  der 
Polizeistunde  ein  aufgestellter  Posten  zog,  sobald  ein  Zabyt  in  Sicht 
kam.  Schnell  wurden  dann  die  Türen  geschlossen  und  im  Innern 
verhielt  sich  alles  mäuschenstill,  bis  ein  zweites  Klingeln  anzeigte,  daÜ 
die  Gefahr  vorüber  sei.  Bei  Tage  hatte  auf  die  Ordnung  der  Muhtesib 
zu  sehen,  über  dessen  Funktionen  wir  eine  Arbeit  von  BehrnaUER 
im  Journal  Asiatiqiie  1860  II  119  — 190,  347—392,  1861  I  1—76  be- 
sitzen. „Wo  ist  der  Muhtesib,  dalö  er  den  Trunkenen  abfasse",  ruft 
Häfiz  151,  3  aus.  Meist  schildert  er  ihn  als  einen  Heuchler,  der  selbst 
dem  WeingenulJ  fröhnt:  34,  10,  326,  2.  „Hüte  dich",  sagt  er  153,  7, 
„mit  dem  Muhtesib  der  Stadt  Wein'  zu  trinken ;  denn  er  trinkt  deinen 


f  I 


'  Fest  im  Sinne  von  türkisch  Ramazan  bajramy  !| 

2  310,  5  steht  mir-i''ases  mit  langem  T,  während  die  Izäfet  nach  der  Clrammatik 
e  genilich  ganz  fehlen  müßte 


;]  Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  fazelen  des  HäHz.  I059 


Wein  und  wirft  einen  Stein  nach  dem  Becher".  Dem  Muhtesib  lag 
es  nämlich  ob,  die  Weingelage  aufzuspüren  und  das  verbotene  Getränk 
samt  Trinkgerät  und  Musikinstrumenten  zu  vernichten.  Der  vom 
Muhtesib  angezeigte  Trinker  wird  vom  Oädi  abgeurteilt,  doch  hat 
dieser  nur  Recht  zu  sprechen,  die  Strafvollziehung  ist  Sache  der 
Regierung  und  wird  vom  sehne  geleitet:  64,  9,  woselbst  Sudi  das  Wort 
durch  siiheisy''  wiedergibt.  74,  2,  vgl,  auch  233.  5.  Auch  der  Oädi  war 
kein  Heiliger.  Häfiz  behauptet  467,  3,  dal)  aus  dem  Hause  des  Qädi, 
des  Mufti,  des  Saix  und  des  Muhtesib  unverfälschte  rotfarbene  Weine 
hervorkämen.  Der  verhängten  Strafe  {teczlr)  gedenkt  133,  i ;  dies 
fazel  gehört  jedenfalls  noch  in  die  Zeit  des  Mubäriz-ed-din  s.  o.^ 

5  2.     Die  Kneipe. 

Um  Wein  zu  trinken,  brauchte  man  nicht  immer  die  Kneipe  auf- 
zusuchen. Auch  daheim  hielt  man  sich  Weinvorräte,  die  auch  zum 
Zechen  mit  einem  Trinkgenossen  ausreichten,  vgl.  344,  4:  „Der  Wein 
meines  Hauses  reicht  aus,  hol'  keinen  Magiervvein!''  Aus  dem  Hause 
des  Oädi,  Mufti,  Saix  und  Muhtesib  kommt  bisweilen  unverfälschter 
rotfarbener  Wein  zum  Vorschein:  467,3.  Heimlich  schallt  der  Dichter 
den  verbotenen  Trank  unter  der  langen  niuraqqd  (dem  Flickerrock 
der  Derwische)  oder  auf  der  Schulter  unter  dem  Gebetsteppich  ver- 
steckt nach  seiner  Wohnung:  263,2,  411,  6;  vom  verstohlenen  Leeren 
des  Bechers  unter  der  yjrqa  (Derwischgewand)  ist  383,  8  die  Rede. 
Erwünschte  Gelegenheit  zum  Kneipen  boten  dem  Muslim  im  Mittel- 
alter die  mit  Weinvorräten  reich  versehenen  christlichen  Klöster,  vgl, 
61,  3 ;  xmiqeJi  „Kloster"  erscheint  für  Weinhaus :  64,  2.  In  der  Regel 
aber  ist  es  das  dair-i-Miiymi  des  Magierklosters,  zu  dem  Jyläfiz,  um 
dem  Weingenuß  zu  fröhnen,  seine  Schritte  lenkt, 

1  Von  alttürkisch  -vV  Heer,  .Schaar,  s.  das  von  HouTSM  \  Leiden  1894  heraus- 
gegebene Türkisch-Arab.  Glossar  S.  78 

2  Hinsichtlich  der  Strafart  war  die  Praxis  eine  sehr  verschiedene.  In  alt- 
islämischer  Zeit  bestand  die  .Strafe  gewöhnlich  in  Geißelung;  Sultan  fazan  (1295 — 1304 
D.)  lieLJ  die  Betrunkenen  entkleiden,  an  einen  Baum  binden  und  dem  Hohne  des 
Publikums  preisgeben:  JA.  5.  Serie,  Tome  15,  Paris  1860  S.  496.  Türkische  Käniin- 
näme's  kombinieren  Geld-  und  Prügelstrafe  für  Übertreter  des  Weinverbots  und  Raü- 
WOLFF  gibt  (ed.  1582  S.  104)  an,  dai'^  diese  unter  Müräd  III.  „bald  seind  gefencklich 
eingezogen  |  jrer  ainpter  entsetzt  |  vnd  hart  darzu  umb  gelt  |  jrem  vermögen  nach  ^ 
oder  inn  mangel  desselben  |  mit  vilen  straichen  aufif  die  füszsolen  ]  gestrafft  worden"; 
gelegentlich  mulJte  auch  ein  Betrunkener  seinen  Rausch  mit  dem  Tode  büßen  (abend.) 

67* 


I060  G.  Jacob  [ö 

Dieses  dair-i-Mu)'äii  12,  3,  37,  i,  109,  8,  132,  8,  315,  3,  525,  i, 
556,  3,  das  556,  4  einfach  dair,  484,  i  saräj-i-Miiyäu,  441,  7  dcrgeh- 
i-pii-i-Muyän,  314,  5  hani>i-i-dergch-i-pir-i-Muyän  (Heilis^tum  des  Palast- 
hofes des  Magiergreises)  genannt  wird,  ist  zweifellos  auch  mit  xarälmt- 
i-Muyän  9.  3  zu  identifizieren  und  demnach  nichts  anderes  als  das 
gewöhnliche  Weinhaus.  Denn  yjxräbat  bedeutet  /.unächst  „Ruinen", 
an  welche  sich  ja  orientalische  Städte  häufig  anlehnen,  und  die  polizei- 
scheuen Elementen  Schlupfwinkel  bieten,  vgl.  PoLAK,  Pcrsien  I  S.  344. 
Ay.  XX,  87  erzählt  von  dem  dem  Trünke  ergebenen  Bekr  b.  Xäriga,  daf5 

er  sich  an  jedem  Morgen  mit   zwei  Weinkannen  i ^J^  ^^  ^^■SJ^.JS.i 

nach  einer  Ruine  von  den  Ruinen  al-Hira's  ^^^  O^-^^^^  ^^  ^f^  ci^ 
zu  begeben  pflegte.  Bei  solchen  Ruinen  schlug  auch  der  herum- 
ziehende '  Weinhändler  gerne  sein  Zelt  auf,  zumal  sich  noch  überdies 
mit  Benutzung  alten  Gemäuers  die  Weinbude  leichter  und  bequemer 
herstellen  lälit^  So  nahm  xaräöät  geradezu  die  Bedeutung  „Kneipe" 
an.  in  der  es  beispielsweise  62,  3,  118,  3  begegnet.  Dort  bei  den  Ruinen 
bildeten  die  Weinschenken  ein  besonderes  Gälichen,  beziehungsweise 
Quartier,  vgl.  kuj-i-inei-fii'ösän:  116,  9,  kuj-i-viei-kedc:  64,  i,  134,  10, 
148,  7.  238.  I.  324,  6,  327,  5,  küj-i-Muyän:  67,  7.  Darauf,  dal)  diese 
Lokale  weit  außerhalb  der  Stadt  lagen,  läl)t  64,   i   schliefen. 

Die  Schenke  erscheint  nun  noch  unter  vielen  anderen  Namen, 
die  häufigsten  sind  iiiei-yäiie  Weinhaus:  10,  i,  28,  9,  64,  2,  65,  7, 
77,  3,  106,  I,  304,  8,  488,  9,  533,  II,  uu'i-kede:  33,  8,  59,  6,  104,  i, 
216,  8,  301,  I,  yjim-yßne:  48,  i,  104,  3,  204,  7,  431,  i,  seräb-xäne: 
109,  6,  xäne-i-xajnniär   Haus    des    Wcinhändlers:    10,2,    62,8,    177,4, 

529:  4- 

Am  frühen  Morgen  finden  wir  238,   i  Licht  in  der  Kneipe,   und 

zwar    wird    eine    doppelte    Beleuchtung    unterschieden,    der    seni    die 

W^achskerze  und  die  inesalc  eine  Fackel  oder  Laterne.    Vor  der  Tür 

des  Lokales  ist  gesprengt  und   gekehrt,  und  der  Wirt  sitzt  dort  Jung 

und  Alt  einladend:  484,  i;  die  Tür  öffnet  der xäzin-i-inei-kede:  403,  2. 

Die  Zecher   sitzen    auf  einer  mastaba   Estrade:  314,4,   241,6,   54,5; 


1  Vgl.  den  Ausdruck:  manäzil  al-j^avimärln:  Ay.  XX  S.  87 

2  Wie  ja  auch  die  Nomaden  ihr  Zelt  gern  an  solch'  Gemäuer  anlehnen;  vgl. 
z.B.  Brugsch,  Reise  nach  Fersicn  I  S.  351:  „Einzelne  Nomadenfamilien  haUen  an 
verschiedenen  Stellen,  meist  in  der  Nähe  von  j(aräb  oder  Dorfruinen,  wobei  fast 
immer  ein  regelmäßig  angelegter,  spitz  zulaufender  Feuerhügel  stand,  ihre  Zelte  auf- 
geschlagen" 


/]  Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  fazelen  des  Häfiz.  I061 


über  den  Ehrenplatz  (sadr)  s.  ,S  10.  I.Iäfiz  hat  einen  Winkel  in  der 
Kneipe  {kiDii^-i-iiiei-kedc)  als  Stammplatz  iqarär-gäli)  mit  Beschlag 
belegt  {däred);  dieser  ist  ihm  das,  was  dem  Vogel  der  Garten,  dem 
Löwen  das  Dickicht:  375,  10  vgl.  34,7. 

Die  Perser  liebten  es  im  I'>cien  zu  zechen:  140,  4;  und  so  gab 
es  denn  auch  Gartenlokale,  deren  Wasser  und  Luft  herrlich  genannt 
wird : 

104,  I.  „Trinke  Wein  im  Rosengarten",  heilit  es  204,  2.  Schon  bei 
Abu  Nuwäs  wird  in  einer  Laube  (aris)  gezecht:  Weiidicdcr  ed. 
AHLWARDT    22,  7. 

S  3.     Der  Wirt. 

Zur  ständigen  Staffage  des  Weinhauses  gehören  der  alte  Wirt 
und  der  junge  Schenke.  Ersterer  erscheint  unter  verschiedenen  Namen. 
Der  gewöhnlichste //r-z-y^//^/*^//  IMagiergreis  1,3,  35,4,  42,  i,  102,  11, 
104,  I,  124,  3,  132,  7,  136,  6,  140,  8,  190,  5,  428,  4  erklärt  sich  daraus, 
dalJ  die  Muslime  sich  mit  dem  Verkauf  des  verbotenen  Getränkes 
nicht  gerne  befaCiten,  und  erinnert  daran,  daß  auch  Walid  IL  von  einem 
Zindiq,  der  sein  Erzieher  war,  zum  Weintrinken  verleitet  worden  sein  soll. 
Andere  Namen  des  Wirtes  sind:  pir-i-xaräbät  Greis  der  Kneipe:  28,  10, 
377'  5>  471»  l>  pir-i-iiiei-kcde  Greis  des  Weintempels:  461,  3,  pir-i-niei- 
ferös  weinverkaufender  Greis:  235,  i,  264,  i,  283,  2,  326,  3,  plr-i-pai- 
viänc-kcs  schoppentrinkender  Greis:  457,  6,  plr-i-mä  unser  Alter:  216,  8, 
plr  Alter:  484,  I,  /^?///;//^?/'-/-/rt;-tf^«^  Weinhändler  der  Kneipe:    233,  6. 

Wichtig  ist  das  Verhältnis  des  Dichters  zu  diesem  Manne.  Alt- 
arabische Parallelen  zeigen,  daß  die  einzelnen  Züge  desselben  nicht 
nur  auf  der  tieferen  Bedeutung  des  Magiergreises  beruhen.  Trefflich 
wird  dieses  Verhältnis  illustriert  durch  die  wichtige  Stelle  Äy.  VIII  79, 
auf  welche  ich  bereits  in  meinem  Beduincnleben  S.  99  hingewiesen 
habe:  „und  ich  fragte:  Woher  hat  denn  al-A'sä  seine  religiösen  An- 
sichten {tned/iheö)}"  „Von  selten  der  Ibädi's",  antwortete  er,  „der 
Christen  von  al-Hira,  er  pflegte  Wein  von  ihnen  zu  kaufen,  bei  der 
Gelegenheit  brachten  sie  ihm  jenes  bei".  Man  vergleiche  damit  I.Iäfiz 
z.  B.  190,  5:  „Sklave  des  Magiergreises  bin  ich,  denn  er  hat  mich  von 
der  Unwissenheit  befreit.  Was  der  Greis  nur  immer  tut,  ist  wahre 
Heiligkeit."     Beim  pir-i-Mw/äu  will  der  Dichter  Kolleg  hören  über  die 


1002  (^-  Jacob  [8 

Liebes-Tradition:  478,  7;  das  123.  fazel  enthält  eine  Probe  einer  solchen 
Unterweisung".  Häfiz  fordert  die  Freunde  393,  i  auf,  sich  das  Wort 
des  pir-i-Micyän  in  die  Seele  zu  schreiben,  vgl  420,  5,  und  spricht  vom 
})icdhheh  desselben  136,  6  wie  die  oben  angezogene  AYäni-Stelle  vom 
iiicdliJieb  des  A'sa,  der  W'iit  ist  also  auch  identisch  mit  dem  saix-i- 
mcdlüieb-i-niä:  64.  4.  Er  ist  zugleich  der  Freund  des  Dichters,  der 
auf  den  Verkehr  {siilibet)  mit  ihm  nicht  verzichten  will:  415,  2;  er  ist 
eine  Art  Seelsorger:  124.  3  \"on  heiterer  Gemütsart:  124,  4;  ihm  gebricht 
es  nie  an  liitf  (Güte),  die  man  beim  saix  und  zäliid  (Asketen)  nicht 
immer  findet:  28,  10 ;  .,sieh'',  so  heilit  es  172,  2,  „die  Güte  des  Magier- 
greises; alle  Streiche,  die  wir  angetrunken  verüben,  sind  vor  seinem 
nachsichtigen  Auge  schön''.  „Wenn  ich  im  Weinhaus  hohen  Sinn 
studiere,  mach'  mir  keinem  Vorwurf,  denn  unser  Alter  sprach:  ,Hoher 
Sinn  findet  sich  nicht  in  der  Zelle'":  216,  8.  Der  Dichter  bezeichnet 
sich  als  einen  Jünger  {iniirid)  des  Wirtes:  140,  8  und  als  seinen  Sklaven: 
28.  10.  132.  7,  175.  3,  190,  5. 

Der  Charakter  des  Weinwirts  hat  allerdings  auch  eine  andere 
minder  ideale  Seite;  bisweilen  scheint  er  durch  Eigennutz  -im  Interesse 
seines  Gewerbes  bestimmt.  Er  animiert  zum  Trinken:  484,  i,  inter- 
pretiert das  qoränische  Weinverbot  dahin,  dalj  der  Wein  nur  dort 
verboten  sei,  wo  kein  Freund  als  Zechgenosse  vorhanden:  417,  i,  er- 
klärt das  Verständigsein  für  Sünde :  64,  4  und  ärgert  sich,  wenn  die 
Zecher  Reue  fühlen:  428,  4.  Angeschrieben  wird  nicht,  sondern  ge- 
pfändet, s.  ^    II. 

5  4.     Der  Säqi. 

Wäre  alles  Erotische  der  Häfizischen  Poesie  auf  den  Säqi 
(Schenken)  zu  beziehen,  so  würde  dieser  eine  besondere  Abhandlung 
erheischen,  die  vielleicht  den  Umfang  der  vorliegenden  überschreiten 
würde.  Allerdings  ist  der  Säqi  meist  mit  dem  Objekt  der  Liebe 
identisch,  v^gl.  säJiid-i-säqi  357,  2,  doch  wird  auch  zwischen  säqi  und 
sähid  unterschieden;  vgl.  säJdd  u-säqi:  238,  i,  372,  4,  und  mdsüqe: 
34.  I'  525,  7  mufj  auf  ein  Mädchen  bezogen  werden.  Ich  halte  mich 
daher  für  berechtigt,  hier  nur  solche  Stellen  zu  berücksichtigen,  in 
denen  ausdrücklich  vom  Schenken  die  Rede  ist. 

Mit  der  osttürkischen  oder  zigeunerischen  Abstammung  des  Lieb- 
chens laut  sich  die  häufige  Bezeichnung  des  Schenken  als  vinybece 
oder  miiypcce  Magierknabe:  7,  3,  63,  7,  188,  5,  221,  7,  484,  3,  485,  2  nur 


9]  Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  fazelen  des  Hafiz.  IO63 

mühsam  vereiniy;cn;  62,  8  und  254,  8  erscheint  für  ninybccc  tcrsäbece 
Christenknabe.  Aus  der  Hand  eines  frischen  Jünglin<js  will  Häfiz  den 
Becher:  287.  4.  Viele  Benennungen  deuten  auf  die  Schönheit  des 
Schenken,  er  wird  Götzenbild  {luit:  254,  8,  saiicvi:  525,  8j,  Bildnis 
{nigär.  487,  3),  sülies  Bildnis  {sTriu  iiigär:  484,  4)  genannt  und  ge- 
schildert von  Zypressenwuchs:  scrw-qad:  400,  16,  mit  Mondgesicht 
})icJi-rri{j):  279,  r6,  541,6',  Rosenwange  gul-idliär:  400,  16,  474,  i, 
Bogenbraue  kcituvi-cbru:  487,  4  und  Zuckerlippc  scker-lch:  275,  5  etc., 
für  sein  Auge  steht  die  Narzisse  als  Metapher:  257,  7. 

Wer  Wein  verlangt,  ruft  dem  Schenken  7.u:  bljär  bade:  32.  i, 
54»  9.  58?  3.  70,  5,  183,  ir,  373,  4  oder  säqijä  bade  bedeJi:  22g.  5,  //lei 
bijär:  74,  2,  säqijä  iiiei  deh:  77,  7,  250,  3,  säqi  bedeJi  seräbi:  563.  2; 
das  Jiäii:  559,  6  ist  wohl  eine  klassische  Reminiszenz,  da  es  sich  schon 
bei  al-A'sä  findet,  vgl.  mein  Beduinenlebeii  S.  103;  auffallend  ist  die 
Anrede  des  Schenken:  H  171,  6: 

„Gib  mir  ein  schweres  rid,  o  Jünger  der  Kneipe". 

295,  7    kniet   der  Schenke   nieder    (säuu  zed)    und   kredenzt    den 

Becher.     Daß  er  auch   die  Bezahlung  entgegennahm,   kann  man  aus 

Wendungen    folgern    wie    innypece-i-bäde-firös    der   weinverkaufende 

Magierknabe:  7,  3,  485,  2,    fersäbece-i-bäde-furös:   254,  8,  saneni-i-bäde- 

firös:  525,  5,  )dgär-i-Jiiei-firös\  487,  3. 

5  5.    Namen  und  Benennungen  des  Weins. 

Die  gewöhnlichsten  Wörter  für  Wein  sind  bei  Häfiz  bade,  iiiei 
und  seräb\  da  für  diese  fast  jedes  fazel  Belege  liefert,  ist  es  über- 
flüssig solche  aufzuzählen.  Seräb,  eigentlich  nur  „Getränk",  wird  zu- 
weilen näher  bestimmt  als  seräb-i-engnri:  503,  3,  547,  2.  Seltener  ist 
nnidäm:  3,  2,  17,  2,  153,  i  und  doppelsinnig:  489,  l,  räh:  17,  4,  53,  3, 
113,  I,  und:  6,  4,  155,  6;  das  gewöhnliche  yjxutr:  44,  6,  48,  2  wird  wohl 
mit  Rücksicht  auf  Sure  5,  92  vermieden.  Für  raJüq  habe  ich  nur 
einen  Beleg:  571,  4.  Bei  den  älteren  persischen  Dichtern  wie  Rüdhakl 
und  Menöcehri  (z.  B.  No.  92)  heißt  der  Wein  noch  häufig  iiebid;  das 
Wort  ist  mir  bei  Häfiz  nur  207,  i  und  zwar  im  Reim  beigegnet, 
woselbst  es,  in  diesem  fazel  mit  i/ici  und  bade  wechselnd,  sicher  den 
Traubenwein  bezeichnet. 


I  Schon  Rudhaki    sagt    sto   ^2».   ^^1.-.'91a*j  Schenken   wie    der  Mond:    CG.V  1873 
S.   711 


TO64  G.  Jacob  [10 

Die  zahlreichen  Tropen  für  Wein  hier  aufzuzählen,  fällt  eigentlich 
schon  aus  dem  Rahmen  unserer  Arbeit  heraus.  Das  Wasser  des 
Lebens  wird  auf  Wein  gedeutet:  55,  4.  auch  wird  dieser  ab  Wasser 
genannt  und  letzteres  wiederum  näher  bestimmt  als  äb-i-haräm  ver- 
botenes  Naß:  3,  5,  äb-i-xaräbät  Naß  der  Kneipe:  65,  6,  ab  ez  cesme- 
i-y,aräbät  Naß  vom  Quell  der  Kneipe:  506,  12  äb-i-atesgmi  feuer- 
farbenes  Wasser:  305,  3,  äb-i-ineb  Naß  der  Traube:  200,  7.  Daran 
reiht  sich  /;//////  'l-incb  Tochter  der  Rebe:  104,  3  und  das  gleich- 
bedeutende persische  doxtcr-i-nz:  54,  6,  75,  2,  124,  i,  188,4,  354,  6, 
534.  22.  Scuisata  kcrniin  imitaijabin  zäkl  „das  Sonnenbild  eines  durch- 
dufteten reinen  Weinstocks"  nennt  Häfiz  den  Wein  559,  6,  //7//-z-///;;/ 
Blut  des  Krugs:  45.  5,  /ö«-z-/z;'^/^  Blut  des  Pokals:  557,  2,  lal-i-mud]iäb 
flüssigen  Rubin:  18,  3,  mäje-i-scbäb  Jugendelixir:  296,  i.  Der  Wein 
heißt  ferner  surbu  H-Jchüd  Judentrank:  326,  3,  nach  Sudi  11  S  ro\'. 
weil  die  Juden  viel  davon  trinkend  nicht  betrunken  werden;  doch  war 
in  der  älteren  arabischen  Poesie  der  Weinverkäufer  häufig  Jude,  s. 
z.  B.  Abu  Nuwäs  22,  5  und  mein  Beduinenleben  S.  99,  106;  zu  Zeiten 
des  I^äfiz  scheint  das  nicht  mehr  der  Fall  gewesen  zu  sein,  doch  hält 
der  poetische  Stil  die  Beziehung  der  Juden  zum  W^ein  fest. 

^  6.     Die  Herstellung  des  Getränks. 

Der  Wein  wird,  wie  im  vorigen  Paragraphen  erwähnt,   mehrfach 

„Tochter  der  Rebe"  genannt;  das  seltene  Wort  täk  Weinstock  findet 

sich  354,  7.    Des  Auspressens  der  Trauben  mit  dem  Fuße  wird  225,  3 

gedacht;  diese  Methode  entspricht  der  heutigen  Sitte;  „Weinpressen 

gibt  es  nicht",  sagt  POLAK,  Persien  II  S.  269,  „die  Trauben  werden 

mit  den  Füßen  zerstampft'".     Der  Most  'afir  wnrd  Menöcehrl  70,   i, 

5,  7  erwähnt.     Den  Gärungsprozeß  macht  der  Wein  im  großen  Krug 

yjnn'^  durch:  H.  87,  2,  420.  i,  vgl.  Menöcehrl  70,  5: 

*  .  \  '•  * 

\  ^         >      j  ..  ,.     j  .       C^.. 

„Halbgegorener  Most  aus  dem  Haupte  des  Kruges" 
und  POLAK  II  S.  269.  Alt  {knJiun)  wird  der  Wein  von  Häfiz  524.  i, 
bejahrt  isdl-xürde):  76,  4,  411,  7  genannt,  doch  wird  bei  näherer  Be- 
stimmung nur  zweijähriger  {dn-sdle)  erwähnt:  210,  2,  294,  7,  während 
Abu  Nuwäs  33,  3  zehnjährigen  nennt.  Die  Klärung  vollzieht  sich,  wie 
POLAK    berichtet,   bei    der    persischen  Herstellungsart   langsam.    Sdfi, 


^  Vgl.  Kannenberg,  Kleinasiens  Naturschätze  S.   104  2  Vgl.  über  diesen  S  8 


Il]  Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  Tazelen  des  Häfiz.  1065- 

säf  klar  heißt  der  Wein  im  Gegensatz  zum  Hefeabsatz,  wie  nament- 
lich H.  57,  6  zeigt;  jene  Bezeichnung  begegnet  häufig,  so  4g,  i,  291,  6, 
499»  3'  530>  9.  f^<^<^i^  ?^^fi  ^'"^  <^cr  Wein  ward  klar:  230,  3;  „ich  habe 
einen  Wein  wie  die  Seele  lauter"  (saß):  531,  3:  „der  Spiegel  ist  klar 
(sä/i)  dem  Becher":  4,  i,  nici-i-säf-n-röscn  klarer  und  leuchtender  Wein: 
383.  2.  Die  Klärung  im  yjaii  war  keine  vollkommene ;  I;läfiz  sagt 
533,  2,  dal5  der  Wein  erst  säf  werde,  wenn  er  es  in  der  Flasche  {stsc) 
auf  „40"  gebracht  habe,  was  Sudi  III  S.  r*?.  richtig  durch  kyrk  giin 
(40  Tage)  erklärt  und  zutreffend  bemerkt,  daß  der  Most  {syrä)  eigent- 
lich nicht  in  der  sisc,  sondern  im  kiip  und  fitcy  den  Gärungsprozeß 
durchmache.  Jedenfalls  wurde  auch  wie  bei  den  alten  Arabern  der 
Wein  noch  filtriert;  428.  4  wird  dem  Wirt  zugerufen:  bädc  säf  kiiii 
kläre  den  Wein,  und  434,  5  lesen  wir  von  mci-i-säf-i-inuranwaq  klarem 
filtrierten  Wein.  Der  reine  Wein  ist  räwaq:  503,  5,  allerdings  schon 
in  dem  Zustande,  wie  er  sich  im  '/jim  befindet,  denn  es  heißt:  räivaq- 
i-'/jiiir.  420.  5.  Der  Bodensatz,  die  Hefe  ist  durd:  532,  7,  vgl.  49,  5: 
,,dir  steht  nicht  zu  über  durd  und  säf  zu  urteilen";  häufig  ist  vom 
durd-kcs  (Hefenschlürfer)  die  Rede:  7,  5,  28,  11,  44,  5,  401,  11,  gleich- 
bedeutend ist  durd-nös:  444.  8. 

Als  „nicht  mit  Wasser  vermischt,  lauter"  bezeichnet  den  Wein 
das  Beiwort  näb:  12,  3,  17,  3,  47,  i,  164,  6,  235,  8,  296,  i,  6,  denn 
häufig  trinkt  man  ihn  in  verdünntem  Zustande:  McnöcehrT  70,  10. 
Häfiz  scheint  kein  Freund  des  Wasserzusatzes  gewesen  zu  sein,  wenig- 
stens vermag  ich  denselben  nicht  bei  ihm  zu  belegen;  dagegen  ge- 
braucht er  außer  uäö  häufig  das  Beiwort  bi-ycs  unverfälscht:  139,  i, 
243,  6,  350,  I,  399,  4,  das  namentlich  jede  Beimischung  eines  fremden 
Stoffes  ohne  Weissen  des  Trinkers  ausschließt,  vgl.  542,  5:  mci  In- 
ycs-cst. 

MerkwürdigerAveise  nennt  Häfiz  nicht  einzelne  Weinsorten,  wie 
z.  B.  Abu  Nuwäs  2,  3  den  karxischen  ersvähnt  und  wir  durch  die 
Gähilija-Dichter  eine  ganze  Reihe  weinproduzierende  Orte  kennen 
lernen,  nur  bei  bädc-i-BcJdsti  152,  6  wird  ßchist  (Paradies)  auch  als 
Name  eines  Dorfes  bei  Siräz  erklärt,  vgl.  Sudi  I  S.  £.r  und  das  anders 
gedeutete  xanir-i-bcJnst:  48,  2.  Auch  der  von  den  vorislämischen 
Dichtern  gerne  gebrauchte  Plural  yjaiiür^  findet  sich  nicht  bei  unserm 
Dichter,  vgl.  S.  1063. 


I  Vgl.   z.  B.  Tarafa's  Muallaqa  ed    I.YALL  Vers  51,  'Amr's  Mitallaqa  Vers  l 


I066  G.  Jacob  [l2 


5  7.    Eigenschaften  des  Weins  (Farbe,  Geruch.  Geschmack). 

Das  ganze  Mittelalter  hindurch  war  im  vorderen  Orient  als  Wein 
der  rote  fast  ausschließlich  bekannt.  Bei  Rüdhaki  und  Hafiz  deuten 
alle  Epitheta  und  Vergleiche  des  Weins  auf  Rotwein';  nur  bei  Menö- 
cehri  hnde  ich  das  Beiwort  serd  (gelb),  und  safnT  (gelb)  wird  der 
\\'ein  in  einem  Verse  des  al-Walld  b.  Jazld  genannt  und  mit  Safran 
verglichen:  Ay.  VIII  S.  162.  ?Iingegen  nennen  ihn  Menöcehri  72,  r 
und  Häfiz  225,  2  snrx  (rot)  und  letzterer  ferner  hai/irä  braunrot: 
142.  5,  sa/iöä  rotgelb:  172,  i,  265,  r,  rcngin  farbig,  wobei  immer  zu- 
nächst an  die  rote  Farbe  zu  denken  ist:  387,  4.  Der  Wein  wird  mit 
roten  Blumen*  und  roten  Edelsteinen  verglichen,  so  mit  der  Tulpe 
{lälc):  294,  9,  er  heilJt  gulgnn  rosenfarben:  371,  5,  393,  3,  458.  4, 
496.  I,  gulreng:  265,  3,  268,  5,  309,  4,  lali  rubinfarben:  104,  4,  vgl. 
bäde-i'ldl  Rubinwein:  53,  3,  mei-i-ldl:  63,  8,  72,  2,  77,  4,  177,  8, 
312,  4,  seräb-i'ldl:  185,  4,  550,  8,  niei-i-ldl-fävi  rubinfarbener  W^ein: 
4,  I,  seräb-i-ldl-fäin:  412,  i,  räh-i-cwi  Idl  Wein  wie  Rubin:  17,  4, 
mei-i-cun  lal:  295,  7;  der  Wein  heißt  ferner  jäqüt-i-qadeh  Hyacinth 
des  Bechers:  187,  6,  subh-furöy  wie  das  Morgenrot  erglänzend:  153,  6, 
seräb-i-eryeiuäm  purpurner  Trank:  114,  5,  370,  3,  vgl.  noch  niei-i-cun 
eryewän^:  67,  9,  415,  I  und  das  bereits  oben  genannte  äb-i-ätesgün: 
305,  3.  Umgekehrt  wird  die  Lippe  als  mci-guti  weinfarben  bezeichnet: 
[451,  7],  529.  4  und  in  Erinnerung  {be-jäd)  des  Mundrubins  {Idl)  des 
Geliebten  Wein  getrunken:  270,  8.  W^eil  Rotwein  gezecht  wird,  ist 
auch  die  yjrqc  des  Dichters  mei-älüd:  166,  3;  der  Wein  macht  den 
delq  „rengiji"  (s.  oben):  286,  10  vgl.  58,  3,  371,  5,  57,  4;  200,  3  und 
207,  3  wird  die  Farbe  des  Weinflecks  auf  der  yjrqc  beziehungsweise 
niuraqqd  geradezu  mit  der  Rose  verglichen. 

Von  dem  paradiesischen  Duft  des  Weines  ist  233,  6  die  Rede, 
am  häufigsten  wird  derselbe  mit  Moschus  verglichen;  ich  verzeichne 
bäde-i-gid-reng-i-inusk-bö{j):  265,  3,  309,  4,  bäde-i-imiskm-.  215,  10, 
243,  I,  viei-i-musk:  294,  9.     Obwohl  der  Wein  im  arabischen  Alter- 


1  Raitwolff  erzählt  (ed.    1582    S.  105)    von    den  Weinen    von  Aleppo,    daß    sie 
meistens  „rotfarb" 

2  Ibn  YiixCx  {Davan  ed.  BCrüt  l886  S.  78)  sagt  vom  Wein  ^'-^J^^   03^  (^^'^  "^i^ 
Farbe  der  Granatbinte) 

i  Wenn  die  Blume  gemeint  ist:  Cercis  siliquastrum;  auch  hier  begegnen  in  der 
orientalistischen  Literatur  die  unsinnigsten  Identifikationen 


13]  Das  VVeinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  Fazelen  des  l.läfiz.  1067 

tum  mit  Moschus  versiegelt  wurde ',  so  bezeichnet  er  hier  doch  wohl 
nur  den  schönsten  Wohls^eruch  nach  orientalischer  Auffassung,  wie 
IMenöcehri  73,  2  den  Duft  dcA  Weins  mit  Ambra  vergleicht.  hLbenso 
verhält  es  sich  vermutlich  auch  mit  der  Bezeichnung  tiui-i-railiani\ 
1 1.  497,  8,  wenn  auch  bei  'Alqama  13,  43  wirklicher  raihän  (Basilien- 
kraut) in  Verbindung  mit  der  Weinkanne  erscheint ^  Auf  den  Duft 
bezieht  sich  natürlich  auch  der  Vergleich  des  Weins  mit  Rosenwasser 
gul-äb:  IT.  296,  6;  dalo  man  wirklich  Rosenwasser  zusetzte,  ist  aus  370,  3 
noch  nicht  zu  folgern. 

Wohl  um  des  Geschmacks  und  nicht  um  der  h'arbe  willen  wird 
der  Wein  17,  4  ätesm  (feurig)  und  65,  6  ätcs-i-yjim-'/,änc  (Feuer  des 
Weinkrugs)  genannt,  denn  die  Glut  des  Feuers  des  Weins  treibt  den 
Schweiß  auf  die  Wange:  486,2;  wahrscheinlich  hängt  denn  auch  das 
vom  Wein  65,  7  gebrauchte  söxtcii  „brennen"  trotz  abweichender  Er- 
klärung mit  diesem  Feuer  zusammen;  vgl.  nur-i-Xudä:  392,  i. 

Nur  eine  Belegstelle  vermag  ich  für  sülJen  Wein  {bädc-i-slnn)  an- 
zuführen: 93,  9,  denn  das  ahlä:  6,  9^  zählt  nicht  mit,  da  es  offenbar 
in  übertragenem  Sinne  steht,  und  das  sülie  Getränk  48,  2  wird  auf 
Paradieseswein  bezogen,  vgl,  jedoch  ,S  6  Schluß.  Dagegen  wird  der 
Wein  häfig  tdx  bitter  genannt:  268,  4,  5,  366,  2;  328,  i  ist  von  einem 
bittern  Wein  die  Rede,  der  Männer  zu  Boden  wirft  {meni-efkcii);  die 
Bitterkeit  {tel/J)  des  W'eines  wird  auch  511,  6  erwähnt;  telywcs  „der 
bitterliche"  heißt  er  6,  9^  tcz  scharf:  268,  5,  xos-gnivär  süffig  schon 
bei  FirdosI  und  IL  55,  4,  329,   i,  400,  3,  435,  8,  474,   1. 

§  8.     Wein gef äße. 

Unserm  Weinfaß  entspricht  in  der  islamischen  Poesie  ein  großer 
Krug,  von  den  i\rabern  dann,  von  den  Persern  //////  genannt.  L.r 
bestand  aus  Ton,  denn  der  Muhtesib  zertrümmert  ihn:  339,  2,  und 
war  so  groß,  daß  ein  Mensch  darin  Platz  fand:  Plato  heißt  306,  3 
yjüH-nisin  (Krug-Bewohner),  eine  Verwechslung  mit  Diogenes,  und 
unser  Dichter  sagt  309,  7  mit  Bezug  auf  sein  Begräbnis:  „Trage  mich 
zur  Schenke  und  wirf  mich  in  ein  yjii/i  mit  Wein"  3.  Diese  Krüge 
wurden  nicht  in  unterirdischen  Räumen,  sondern  in  der  Kneipe  selbst 


1  Vgl.  mein  BeJuinenkben  S.  250 

2  Vgl.  Qazwml  ed.  WÜSTENFELD  I  S.   2^1   Z.   12 

3  Auch  Bekri   Mustafa    soll  in    einem  Wirtshaus  Stambul's  unter  diesen  Krügen 
begraben  sein,  s.  Keleti  Szemle  V  S.  274 


io6S  G.Jacob  [14 

auibewahrt;  weintrunken  schlägt  l.Täfiz  die  flache  Hand  im  Gehn  auf 
den  Kopf  des  yjmi:  304,9,  und  /jt^n-xänc  erscheint  identisch  mit  inet- 
Xäm\  s.  ,^  2.  Doch  war  dQx  yjtiit  mit  seinem  untern  Ende  in  die  Erde 
eingegraben,  174,  5: 

h^.   J-^  J^  k-^  J^  03^^  f^^-^  Lj-*  (f'^ 
vgl.  auch  54.  5.     Abu  Nuwäs  22,  8  nennt   die  diiuvi  „jnusnadät"  ge- 
stützt  d.  h.    wohl    an    die  Wand    gelehnt.     Sie   waren   mit  Tinte    ge- 
zeichnet:   ebend.     Die  Tonne,   die  Sudi  III  S.  r=i.  unter  dem  Namen 
fucv  erwähnt,  kennt  Häfiz  nicht. 

Aus  dem  /jiin  gelangte  der  Wein  zunächst  in  den  selnv,  einen 
kleineren  Krug,  den  man  auf  der  Schulter  trug:  H.  141,  3,  326,  2, 
476)  9>  513-  -•  543-  7  ^g'-  scbzv-kcs:  23,  4,  484,  2.  DaiJ  auch  der 
sdnv  aus  Ton  war,  zeigt  23,  4  die  Wendung  xäk-i-sebw.  Doppel- 
sinnig erscheint  367,  6  desti  in  der  Bedeutung  „Krug"  und  zugleich 
„eine  Hand". 

Die  langhalsige  Flasche  heißt  siirähi:  44,  i,  45,  5,  47,  i,  57,  2, 
93,  2,  400,  6;  sie  hatte  die  Größe,  daß  sie  unter  dem  Gewände  ver- 
borgen für  ein  Buch  gelten  konnte:  143,  3  und  bisweilen  die  Gestalt 
einer  Ente,  weshalb  sie  207,  2  geradezu  bat  genannt  wird'.  Schon 
in  der  Hamäsa  werden  die  Kannen  {abäriq)  mit  Gänsen  auf  den  Ufer- 
höhen des  Taff  verglichen ^  und  das  Wort  pato  Ente  hat  sich  im 
Spanischen  für  Wassergefäße  in  Form  von  Hennen  erhalten  3.  Als 
gläsern  bezeichnet  die  Flasche  das  Wort  sisc,  welches  mehrfach  für 
einen  Weinbehälter  begegnet:  H.  315,  6,  501,  6,  556,  2.  Aus  dem 
wichtigen  Verse  54,  7  lernen  wir,  daß  die  sise  aus  Aleppoer  Glas,  der 
snräJß  aus  Porzellan  bestand.  Wird  der  Wein  aus  der  Flasche  aus- 
gegossen, so  läßt  sie  ein  Glucksen  iqidqul)  ertönen:  45,  5,  296,  7. 
Häfiz  bezeichnet  sich  selbst  als  qaräbe-kes  (Karaffenaustrinker)  326',  l, 
während  der  Mufti  pijäle-nös  (Bechertrinker)  sei;  in  ähnlicher  Weise 
nennt  er  sich  511,  7  qaräbc-perdäz  (Flaschenleerer)  und  den  Süfi 
/^zy^/r-/rt'?;//^  (Becherzecher);  die  beiden  ersteren  Ausdrücke  sind  natür- 
lich als  Hyperbeln  zu  verstehn  und  berechtigen  nicht  etwa,  qaräbc  als 
Trinkgefäß  aufzuführen. 

Die  verschiedenen  Trinkgefäße,  welche  genannt  werden,  lasse  ich 
in  alphabetischer   Anordnung    folgen.     Die   Stellen,    welche    Schlüsse 


1  Gerade  an  dieser  Stelle,  weil  von  Vögeln  die  Rede  ist 

2  Siehe  mein  Reduincnlebeii  S.  lOi  3  Ebend.  S.  250 


15]  ^^''^^  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  fazelen  des  Häfiz.  IO69 

auf  Stoff,  Form,  GröfJe  etc.  gestatten,   habe   ich   sämtlich  notiert,  von 
denen,  die  lediglich  Wortbclegc  sind,  werden  wenige  genügen: 

1.  Wein  in  einem  äbgliu-i-Sami  syrischem  oder  damascener 
Kristall  erwähnt  499,   3. 

2.  ajäy  Pokal:  198,  6. 

3.  pijälc  gr.  qpidXn:  3,  2,  45,  4,  47,  2,  55,  8,  196,  i,  210,  i,  278,  I, 
298,  7,  308,  8,  454.  9,  514,  2,  10,  530,  8,  9;  er  lieli  sich  im  Ärmel 
verbergen:  57,  3  und  war  aus  Glas,  da  er  nach  65,  7  zerbricht. 

4.  paimäne:  27,  I,  44,  6,  53,  2,  242,  2,  257,  i,  488,  8;  422,  3 
bringt  der  Trinker  dies  Gefäli  mit;  vgl.  öäde  painiudcii  Wein  messen 
d.  i.  trinken:  9,  2»  P^j^lc  paimä:  511.  7. 

5.  Das  gewöhnlichste  und  allgemeinste  Wort  für  Becher  aus 
Metall  und  Glas  ist  gäm:  3,  i,  26,  6,  30.  4,  34,  5,  49,  i,  59,  9,  64,  8, 
93.  2,  305,  I,  7j  gäm-i-scr  goldener  Becher:  67,  10,  207,  11,  329,  8; 
scrrtn  gäm:  18,  3;  gäm-i-zcrkes  Becher  aus  Goldfiligran  steht  489,  2 
nur  wegen  des  Innenreims  auf  serkcs  und  Sudi  III  S.  1=10  übersetzt 
einfach:  altnn  qadch;  gäm-i-mi/rassä  juwelenhesetztcv  Becher:  II.  77,4; 
gäui-i-hciiiciui  äftäb  ein  Becher  der  Sonne  gleich:  18,  i;  andererseits 
gäin-i-siigägi  Becher  aus  Glas:  ^■>^,.2,  gäni-i-miiiäl-i-vici  der  gläserne 
Weinbecher:  255,  9;  der  Ausdruck  gäm-i-zwiiurriid-gan  smaragd- 
farbener  Becher:  328,  7  zeigt,  da(i  er  bisweilen  aus  grünem  Glase 
bestand.  257,  6  wird  der  gäm  zerbrochen.  Sehr  beliebt  wegen  des 
Wortspiels  ist  bei  den  orientalischen  Dichtern  die  Verbindung  gäin-i- 

V 

Gern:    64,  5    zur    Bezeichnung    des    berühmten    Wunderbechers    des 
Gemsed. 

6.  käse  scheint  bei  Häfiz  Trinkschale  zu  bedeuten,  da  ihm  307,  i 
die  Hirnschale  entgegengesetzt  wird;  das  Bild  kase-i-ccsni:  330,  6. 
Der  käse  bestand  bald  aus  Metall,  bald  aus  Ton:  käse-i-zer  goldene 
Trinkschale:  307,  i,  sifälin  käse  irdene  Trinkschale:  250,  5.  Für  kds 
habe  ich  ebenso  wie  für  das  im  Arabischen  gleichfalls  sehr  häufige 
und  mit  diesem  zusammen  vorkommende'   knö   keinen  Beleg  notiert. 

7.  kedcu  Flaschenkürbis*  als  Becher,  nach  45,  4  wie  noch  heute 
vielfach  z.  B.  in  Ungarn  mit  Zeichnungen  dekoriert. 

1  Z.  B.  bei  Ihn  Dänijäl 

2  Aus  dem  16.  Jahrhundert  berichtet  Stei'IIan  Gerlach  (A.  Murotmann,  Eine 
deutsche  Botschaft  in  Konslantinopel  S.  38):  ., Ahmed  Kihaja  des  Bassa  von  Ofen  Agent 
schickt  fast  immer  zu  einen  über  den  andern  Tag  zwo  große  Kürbis,  die  12  und 
mehr  Mal!^  halten,  ihm  mit  Wein  zu  füllen,  da(j  er  dergestalt  inner  wenigen  Tagen 
meinem  Herrn  fatt  3  Fai.'^  ausgeleert" 


lOJO 


G.  Jacob  [i6 


8.  qadeh:  37,  i.  93.  i.  106,  7,  429.  4.  462,  6;  qadch-i-äine-kerdär 
spiegelgleicher  Becher  286.  7  würde  eher  auf  Metall  als  Glas  deuten. 
Auf  letzteres  dagegen  weist  257,  6,  wo  ^-äui  und  qadeh  zerbrochen 
werden  und  541,  i :  .,Die  Tulpe  ist  ein  qadeh  voll  von  Wein  ge- 
worden", vgl.  550,  2.  Dieser  Vergleich  liefert  kaum  einen  Anhalt  für 
die  Form,  wird  doch  auch  die  Rose  49,  i  mit  dem  ^-äni  verglichen, 
nach  Sudi  bezeichnet  kestl-i-Xnh  (Noahschiff)  75,  7  einen  qadeh  in 
Form  eines  Bootes  {prama). 

9.  Über  ritl  als  Trinkgefäfi  s.  ,^  1 1 . 

10.  säyer:  5,  2,  18,  2,  64,  9.  67,6,  113,  r,  204,  i,  304,  9,  429.  9, 
430,  T.  Wie  der  gäm  scheint  auch  der  säyer  nicht  nur  gläsern, 
sondern  auch  metallen  vorzukommen.  Allerdings  deutet  die  Bezeich- 
nung der  Sonne  als  goldener  säyer  119,  2  noch  nicht  mit  Sicherheit 
auf  eine  metallene  Trinkschale.  Dagegen  hat  säyer-i-mltiäJ  498,  1 1 
jedenfalls  einen  gläsernen  Becher  zur  Voraussetzung  und  beim  säyer- 
i-läle-gnii  tulpenfarbenen  Becher  306,  6  denkt  man  gleichfalls  an  ein 
Glas,  das  den  roten  Wein  durchschimmern  läßt.  Deshalb  wird  auch 
die  Tulpe  438,  6  säyer-glr  (becherergreifend)  genannt,  vgl.  qadeh. 
Auf  die  GrölJe  gestattet  dieser  Vergleich  freilich  kaum  einen  Schiuli. 
da  279,  16  ein  säyer-i-girän  (schwerer  Becher)  erscheint,  vgl.  ritl-i- 
giräii  %  II. 

Das  Zusammengestellte  legt  die  Frage  nahe,  ob  manche  Becher- 
namen nicht  nur  verschiedene  Bezeichnungen  derselben  Sache  sind. 
Indelj  finden  sich  unmittelbar  nebeneinander  genannt:  gäiii  ii-qadeh 
257,  6,  366,  10,  484,  3,  säyer  n-gäni:  411,  2,  qadeh  u-säyer:  526.  3, 
gäiii  u-painiäne:  245,  10,  qadeh  u-paimäne:  278,  4.  Über  den  Becher- 
inhalt s.  §  II. 

Der  Becher  stand,  wenn  nicht  getrunken  ward,  auf  dem  Sims 
der  Nische:  178.  7:  >^  ^U»  ^U^  ^  i^'-^-  „Einschenken"  heißt  mei 
der  säyer  cndäyjen:  370.   i,  viei  e}ider  pijäle  rlxteu:  45,  4. 

^  9.    Musik. 

Zum  Weintrinken  gehört  Musik,  die  schon  am  frühen  Morgen  in 
der  Schenke  ertönt.  Von  Musikinstrumenten  wird  bei  dieser  Gelegen- 
heit am  häufigsten  das  leiig  erwähnt,  z.  B.  121,  2,  190,  2,  192,  7, 
279,  3,  c eng-i-sabnh:  42,  2.  Es  war  ein  Saiteninstrument,  da  188,  5  sein 
Haar  {gesü)  erwähnt  wird;  nach  325,  5  wurde  es  geschlagen  und  war 
nach  170,  9  gekrümmt;  463,  5  wird  es  ha;:;l)i  (traurig)  genannt.    Das 


17]  I^as  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  razclen  des  Hafiz.  IO71 

Auge  hängt  am  Antlitz  des  Schenken,  das  Ohr  am  Ton  des  leiig: 
394,  4.     Bereits  RüdhakI  sagt  {GCjA'  1873  S.  741): 

„Trinke  Wein'  un<Ji  lausche  auf  den  Ton  des  ceng'  und  des  Gesanges". 
Trinke  Wein  beim  'l\)n  des  cvng:  H.  292.  5;  57,  i  wird  dagegen  vor 
dem  Weintrinken  beim  Tone  des  letig  gewarnt,  weil  letzteres  die  Auf- 
merksamkeit des  Muhtesih  erregt. 

Von  andern  Musikinstrumenten,  die  in  der  Schenke  ertönen, 
werden  genannt:  dcf  (Handtrommel):  121,  2,  185,  5,  190,  2,  525,  9, 
nci  (Flöte):  121.  2,  185,  5.  525,  9,  Wid  (Laute):  121,  2  und  bcrbct  (bar- 
bitos);  mit  bcrbc-t  und  Pokal  geht  der  Dichter  zur  Schenke  422,  3; 
325,  3  wird  zum  Trinken  der  berbct  geschlagen  und  zwar  von  dem 
Weinverkäufer  selbst,  während  Häfiz  trinkt.  Über  das  205,  2  erwähnte 
Instrument  ^eyäne  s.  VüLLERS,  Lex.  s.  v.;  ceng  u-leyänc:  487,   i. 

Zur  Instrumentalmusik  gesellte  sich  Gesang.  Fröhlich  und  fazelen 
singend  wandelt  der  Dichter  bereits  zum  Tor  der  Schenke:  391,  7 
und  trägt,  in  derselben  zechend,  seine  eigenen  fazelen  vor:  394,  6. 
Doch  ertönt  dort  auch  der  Sang  'iräqischer  Jünglinge:  534,  4 

cPy  <j^^ .. 

jener  niutrib''^  (Spielleute),  die  bald  die  Weise  von  'Iräq.  bald  die  von 
hfaJiäu  anstimmen:  279,  18.  Als  Lohn  erhalten  sie  das  zerrissene 
Gewand:  167,  2,  wozu  man  mein  Bechdncnleben  2.  Ausg.  S.  103,  250 
und  POLAK  I  S.  293  vergleiche. 

Der  Schenke  scheint  zum  Ton  des  ceng  (etwa  nach  Art  der 
Mevlevi's  die  Arme  bewegend)  zu  tanzen:  H.  534,6;  nach  i8,  4  tanzen 
in  dieser  Weise  sähid  und  niutrib,  während  die  Trunkenen  dazu  mit 
den  FülJen  stampfen. 

.'^   10.    Kneipleben  und  Trinkerbräuche. 

Wie  bei  den  altarabischen  Dichtern  wird  häufig  der  sabuh  (Früh- 
trunk) erwähnt:  H.  6,  4,  17,  i,  113,  4,  491.  6,  544,  3,  557,  i.  Die  Spiel- 
leute des  Morgentrunks  erscheinen  167.  2,  und  mit  der  Begründung, 
dali  es  Morgen  sei,  fordert  Häfiz  459.  i  den  Schenken  auf  ihm  den 
Becher  zu  füllen. 

I  Diese  Worte  sehr  häufisr  auch  bei  Häfiz 


107-  ^-  Jacob  [[8 

„Wir  schwänzten  das  Morgenkolleg  in  Liebe  zum  Weinkeller" 
singt  er  431.  i^  (Sudi  III  S.  avj.  Der  sabfih  der  sabnJiVs  erobert  wie 
ein  Pädisäh  die  Welt:  67,  10.  Demnach  scheint  der  sabnh  mehr  als 
eine  klassische  Reminiszenz.  Da  er  nach  178,  7  noch  vor  Sonnen- 
aufgang eingenommen  wurde,  steht  mit  ihm  nicht  in  Widerspruch  die 
Ermahnung  unseres  Dichters  153,  5  u.  6,  man  solle  nicht  bei  Tage 
Wein  trinken,  die  Zeit  zum  Trinken  sei  der  Abend,  wenn  es  zu  dunkeln 
beginnt.  Daß  man  bis  spät  in  die  Nacht  zechte,  geht  auch  aus  99,  5 
hervor,  wo  die  üble  Laune  am  Morgen  dem  zu  eifrigen  Dienste  des 
., Weines  von  gestern  Nacht"  {inei-i-dösni)  zugeschrieben  wird;  vgl. 
487,  I.  Auch  bei  Muhibbi  wird  des  Abends  getrunken,  s.  meine  Aus- 
ivahl  Nr.  20,  i,  und  der  Türke  nennt  den  Stammgast  aksatngy  von 
aksain  Abend. 

Im  Weinhause  herrschte  ein  gemütlicher  Ton;  Dünkel,  sagt  Häfiz 
498.  5,  gibt  es  in  der  Welt  des  rindl  nicht,  er  gilt  hier  als  Unglaube. 
Natürlich  pflegte  es  beim  Zechen  lärmend  herzugehn:  253,  2;  doch 
findet  sich  ein  gewisser  Komment:  Beim  Trinkgelage  gab  es  einen 
inir-i-jueglis  (Präsiden):  241,  6,  den  man  auf  dem  Ehrenplatz  {sadr-i- 
mastabä)  Platz  nehmen  lieli:  241,  6.  „Beständig  war  der  Ehrenplatz 
der  Weinhäuser  {sadr-i-inci-kedehä)  mein  Sitz",  sagt  liäfiz  383,  3. 
Offenbar  liegt  diese  Bedeutung  von  sadr  gegen  Sudi's  Erklärung  auch 
28,  II  vor,  wie  namentlich  ii^  zeigt;  Häfiz  lehnte  also  in  anderen 
Fällen  den  ihm  angewiesenen  Ehrenplatz  ab,  was  die  Vermutung 
nahelegt,  dalJ  28  jüngeren  Jahren  angehört'.  Petermann  erzählt 
(1860)  in  seinem  Reisewerk  1  S.  165  aus  Damaskus:  „Man  kommt 
zusammen  und  wählt  einen  Sultan,  vor  welchem  der  Raqi  und  ein 
kleines  Glas  steht.  Er  trinkt  zuerst  3  Gläser,  und  gibt  dann  Jedem  der 
Reihe  nach  ein  volles  Glas.  Verlangt  einer  wieder  zu  trinken,  so  schenkt 
sich  erst  der  Sultan  ein  volles  Glas  ein,  trinkt  es  aus  und  gibt  dann 
dem  Verlangenden  zuerst,  nachher  aber  auch  jedem  Andern  ein  volles 
Glas.  Der  Sultan  kann  aber  auch  aus  eigner  Machtvollkommenheit 
sich  und  Jedem  einschenken,  und  keiner,  der  das  erste  Glas  getrunken, 
darf  die    andern  verweigern  etc."^     Es  erinnert  dies  wieder   anderer- 


"  VgL  auch  sadr-i-mei}(äne  in  dem  von  mir  herausgegebenen  Divaii  Mehmcd  des 
Zweiten  12,  4 

*  Vgl.  GoLDZlHER,  Revite  de  l'IIisloire  des  Religiojts,  Paris  1905  zu  DoüTTE,  La 
Khotba  biirlesquc  de  la  feie  des  Tolba  aic  Maroc 


19]  Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  fazelen  des  Hafiz.  10/3 

seits  daran,  daß  der  Schenke  so  häufig  bei  Hafiz  „^äh"  genannt  wird 
und  dala  dieser  den  Becher,  welcher  im  Kreise  herumging,  in  Zirku- 
lation setzte:  72,  6,  458,  4,  463,  5'.  Bei  den  Arabern  verlangte  die 
Sitte,  wenn  der  Becher  die  Runde  machte,  daß  man  ihn  dem  Nach- 
bar zur  Rechten  weiterreiche,  wie  man  das  aus  'Amr's  Miiallaqa  ed. 
LyalL  Vers  5  und  al-Baihaql,  Kitäb  al-niahäsin  ed.  Schwallv  S-  642 
Z.  5  folgern  kann;  an  letzterer  Stelle  wird  eine  Anekdote  von  einem 
Beduinen  erzählt,  dem  sein  Begleiter,  der  zur  Rechten  gehend  zu 
denken  ist,  den  Vorwurf  macht,  er  verletze  die  snnna,  indem  er  seinem 
an  der  linken  ITand  geführten  Sohne  zu  trinken  gibt. 

Schon  im  SäJinäme  trinken  die  Helden  auf  das  Wohl  des  an- 
wesenden  Sah,  Leidener  Ausg.  II  S.  1050  Vers  23'^:  sLix^A,-:^  >l.o 
^U».  oJ)->^^:L. .     Dieses   /;f -yVfc/- Trinken  ^   begegnet   bei  Hafiz    häufig,    so 

541,  9 

j_5>Lxi    ^»Xji,   ^Iä.   ,^J^    *Jl=w   >Lo    ti  j> 

„Gib  her  einen  Becher  von  einem  vieu  auf  Hätim-i-Taj"; 

„de-Jäd  des  Trinkgelages  des  Geliebten  ergreife  ich  den  Becher": 
369,  8:  ,,wenn  wir  auch  fern  sind,  wir  leeren  den  Becher  be-jäd-i-tu!''': 
497,  7;  auch  auf  den  Mund,  die  Augenbrauen  und  die  Lippe  des 
Geliebten  wird  in  derselben  Weise  getrunken:  72,  2,  394,  2,  562,  7; 
vgl.  ferner  g,  3,  276,  11,  270,  8  etc.  Vom  Trinken  auf  das  Wohl 
der  Schönen  ist  auch  457,  5  die  Rede,  s.  die  Erklärung  Sudi's  III 
S.  irA:  maJdmblar  'askyua  u\  Auf  eine  Art  Brüderschafttrinken  deutet 
H  242.  2^^: 

^  II.     Bezahlen. 

Der  Wein  wurde  im  Orient  von  jeher  nach  dem  Gewicht  ver- 
kauft^. Schon  bei  Abu  Nuwäs  Nr.  54,  5  findet  sich  die  Gewichts- 
bezeichnung r///  als  Weinmaß  5.  Ri//  hat  dann  geradezu  die  Bedeutung 
„Becher"  angenommen,  bereits  Rüdhaki  sagt  (GGiV  1873  S.  724): 

1  H.  I,  I  setze  ich  als  Beleg  nicht  hierher,  da  dieser  Vers  bekanntlich  einem 
älteren  arabischen  Dichter  entlehnt  ist 

2  Die  Phrase  ist  kaum  zu  übersetzen 

3  '■Askyiiysa  ruft  man  heute  dem  Trinkenden  in  der  Türkei  zu;  doch  tun  das 
mehr  Zecher,  für  feiner  gilt  syhhatynyza  und  für  noch  gewählter:  sereßnize 

4  Für  den  Verkauf  des  Mastik  in  der  Türkei  nach  Dirhems  (V400  Oka)  habe 
ich  mir  als  Beleg  notiert:  Iki  'ajjäs  S.  r 

5  Heute  in  Syrien  2,26  kg. 

Nöldeke- Festschrift.  gjlj 


10/4  ^'  J^^°^  [20 

j^^^y--:  3r-  c^^^  ^^^^  ^^*  J^j  / 
und  Kemäl  Xogendi  (Berliner  Manuskript  Sprenger  1428  Bl.  01  b); 

Den  Bedeutungsübergang  zeigt  noch  die  von  Häfiz  oft  gebrauchte 
Wendung  nil''-i-girä]i  (schweres  riü):  67,  8,  171,  6,  224,  2,  315,  2, 
534,  8;  er  sagt  auch  säyer-i-girän:  279,  16.  Mitunter  scheint  man 
sich  in  der  Schenke  der  Bequemlichkeit  halber  über  das  Verhältnis 
des  Becherinhalts  zum  Gewicht  von  vorneherein  geeinigt  zu  haben. 
Ein  gäm-i-jek-mcnV  (ein  Becher,  der  ein  incn  falit)  wird  541,  9,  557,  i, 
567,  I  erwähnt;  der  Gewichtswert  des  nicu  war  verschieden,  nach 
einer  Angabe  war  es  ein  Doppel-;-///  {,:J^'^))-  Doch  waren  die  Becher 
nicht  immer  gleich  groij,  ein  gäui-i-min-mem  (Becher  \on  ^j^  inen) 
wird  99,  2  genannt;  auch  in  diesem  Falle  dürfte  es  sich  noch  um 
einen  besonders  großen  Becher  handeln,  denn  nach  296,  10  und  11 
scheinen  3,  4  gäm  mit  i,  2  j-iil  zu  korrespondieren,  wonach  man  ver- 
muten könnte,  daß  der  gäjn  etwas  weniger  als  V2  ritl  enthielt.  Wegen 
dieser  Verschiedenheit  heißt  es  208,  2:  j,Schenke,  in  einem  Becher 
der  Gerechtigkeit  {hc-gäm-i-idl)  reiche  Wein",  d.  h.  nimm  keinen  zu 
kleinen  3;  der  Ausdruck  spielt  auf  ein  Taschenspielerkunststück  an,  s. 
Mafätlh  al-n/fiin  S.  251,  253. 

Daß  man  aus  145,  5  „Die  Zeit  ist  gekommen,  da  aus  Jubel  gleich 
der  trunkenen  Narzisse  zu  Füßen  des  Pokals  alles  legt,  wer  nur 
6  Dirhem  besitzt"  schließen  darf,  daß  der  Pokal  {qadeh)  6  Dirhem's 
kostete,  wird  namentlich  durch  die  Erklärung  Sudi's  I  S.  rAo  sehr 
unwahrscheinlich.  Oft  wußte  Häfiz  nicht,  wo  er  das  Geld  für  Wein 
hernehmen  sollte.  Deutlich  spricht  er  diese  Verlegenheit  im  Ein- 
gange des  236.  fazels  aus,  er  schämt  sich  seines  Geldbeutels:  nien 
scrmsär-i-kisc  eni:  236,  2.  Vgl.  145,  6,  7;  204,  8,  9»:  ,,0  du,  der  mit 
Rubin  gefüllt  den  goldnen  Becher,  mache  Jemanden  ein  Geschenk, 
der  kein  Geld  hat.  Wein,  der  keinen  Katzenjammer  erzeugt,  schenke 
mir,  o  Herr"  bleibt  wegen  der  deutlichen  Allegorie  ein  Beleg  von 
zweifelhaftem  W^ert.  Schon  Saix  San  an  'Abdurrazzäq  Jemen!  hatte 
seine  x^f'Q<^  ^Is  Pfand  im  Hause  des  Weinverkäufers;  69,  6;  so  mußte 
sie  auch  Häfiz  häufig  für  Wein  verpfänden:  61,  8,  508,   i,  471,  9;  sie 

I  Auch  die  Punktation  der  BROCKHAUS'schen  Ausgabe  schwankt  zwischen  rafl 
und  ritl  *  I 

'  Vgl.  ^_5^  ^>   cr^  ^^^  j^  ••  H.  524,   I 
3  Der  Schenke  kredenzt  immer  den  Becher,  nicht  die  Flasche 


2l]  Das  Weinhaus  nebst  Zubehör  nach  den  Pazelen  des  I;!äfiz,  10/5 

lie<;t  dort  beständig;  uneiny,clüst,  so  dali  sie  der  Dichter  520,  3 
scherzend  das  ^{tvaqf  der  Weinhäuser''  nennt,  sie  ist  gewissermaßen 
dorthin  i^estiftet.  Neben  der  yjrqa  wird  die  seggädc,  der  Gebets- 
teppicli',  403,  I.  555,  2  und  ein  drßcr  (Buch)  172,  i,  525,  i  zu 
Grleicliem  Zwecke  versetzt;  unter  letzterem  vermute  ich  den  Oorän^; 
dieser  würde  dann  auch  unter  dem  dijtir-i-bl-iiid)iä^  dem  unver- 
ständigen Buch  508,  I,  das  besser  in  Wein  getaucht  wird,  zu  ver- 
stehn  sein,  wenn  auch  die  Kommentatoren  diese  Beziehung  nicht 
geahnt  haben.  Aber  nicht  immer  werden  solche  Pfänder  respektiert. 
Für  das  dclq  (Lumpengewand  der  Derwische)  will  der  Wirt  unserm 
Dichter  keinen  Becher  geben  (142,  3,  143,  4),  weshalb  dieser  be- 
schlielJt.  es  in's  Feuer  zu  werfen  (143,  4);  derselbe  Gedanke  kehrt 
207,  3  wieder,  wo  ihm  der  Weinverkäufer  nicht  einmal  einen  Schluck 
für  seinen  weinfleckigen  uiuraqqd  verabfolgen  will. 

*5  12.     Folgen. 

Wenn  der  Orientale  einmal  beim  Zechen  ist,  so  hört  er  in  der 
Regel  nicht  auf,  bevor  er  betrunken  ist.  „Jeder,  der  in's  Weinhaus 
geht",  sagt  Häfiz  159,  8,  „kommt  besinnungslos  heraus".  Vgl.  POLAK, 
Persien  II,  S.  269:  „Der  Orientale  trinkt  nämlich  niemals  des  W^ohl- 
geschmacks  wegen  Wein,  sondern  lediglich  um  sich  zu  berauschen". 
Trunken  verlangt  Häfiz  296,  10  noch  3,  4  Becher  {gäin).  Dem  be- 
rauschten Süfi  sitzt  seine  spitze  Mütze  {kidäh)  schief,  trinkt  er  noch 
2  weitere  Becher,  so  gerät  der  dcstär,  die  um  die  kuläJi  geschlungene 
Turbanbinde,  in  Unordnung:  318.  9,  517,  9.  Die  Rosenknospe  zer- 
reißt ihr  Gewand  über  dem  Leibe  wie  Bezechte3:  44g,  2.  Der  Be- 
trunkene liegt  hingefallen  im  Winkel  der  Kneipe:  508,  2. 

Die  Trunkenheit,  der  Rausch  ist  inesti:  429,  10,  das  550,  3  im 
Gegensatz  zu  hösjäri  (Verständigkeit)  steht,  vgl.  43,  3,  47,  7,  58,  3, 
59,  4;  synonym  von  inesti.  ist  'ais  (Lebensgenuß)  6,  lO;  beachte  auch 
mesti-i-sebänc  der  nächtliche  Rausch.  Dagegen  ist  die  Wiedergabe 
von  Xi(J>idr  durch  Rausch,  der  man  häufig  begegnet,  unrichtig:  X'^^'^dr 
ist   der  Katzenjammer,  Kater,  wie  deutlich  z.  B.  aus   557,  3   hervor- 


I  Man  trug  ihn  über  die  Schulter  geworfen :  200,  3 

^  Vgl.  7,  Tl.     Nach   6,  9    scheint  Häfii  unter    dem    Süfi,    gegen    den    er    häufig 
polemisiert,  den  Propheten   selbst  zu  verstehn,  wie  für  diese  Stelle  auch  Sudi  zugibt 
3  Eine  arabische  Parallele  dazu  in  meinem  Bcdiii>tenlebcn  S.  103 

68* 


10/6  G.  Jacob,  Das  Weinbaus  nebst  Zubehör  nach  den  Tazelen  des  Häfiz.        [22 


geht:  „Wenn  in  der  Morgenfrühe  der  ;if/^wrt'>  dir  Kopfschmerzen  ver- 
ursacht". Dem  rcng-i-xinnär  (der  Pein  des  ///w^r:  386,  8)  und  belä- 
yV-;f//;«rt/- (Heimsuchung  des  xio'iär:  495,6)'  läßt  sich  ein  Iczzet-i-mesü 
(Wonne  des  Rausches:  444,  4)  gegenüberstellen.  Ob  sor-i-seräb 
Rausch  oder  Katzenjammer  bedeutet,  ist  aus  472,  9  nicht  zu  ersehn. 
Auf  den  bei  orientalischen  Dichtern  häufigen  Gedanken,  daC»  man 
den  Katzenjammer  homöopathisch  durch  Wein  kuriert,  nehmen  247,  5, 
518.  3>  547,  I  Bezug. 


I  Vgl.  auch  484,  7 


\ 

%\ 


Griech.  icreic. 


Von 

H.  Hübschmann. 


as  griechische  Wort  6  Kteiq  (Gen.  Kievög,  Acc.  Kieva  usw.) 
,der  Kamm'  ist  nach  Georg  VON  Sabler's  Meinung '  aus 
*TTKTev<g  entstanden  und  gehört  zu  lat.  pccteu  ,Kamm'  (mask.), 
mit  dem  es  aus  einem  ursprünglichen  Paradigma  '^pekt-en-, 
*pkt-en-üs  usw.  entstanden  sei.  Ebenso  urteilten  KRETSCI-IMER^ 
G.  Meyer 3,  Sommer*,  Hirts  und  andere.  So  ansprechend  diese 
Erklärung  ist  und  so  sehr  sie  den  Vorzug  vor  der  älteren  Zusammen- 
stellung von  KTei<s  mit  Eaiveiv  ,kämmen'  verdiente,  so  haben  doch 
einige  Gelehrte  wie  Leo  Meyer''  und  Schrader^  sie  nicht  als  sicher 
anerkannt,  und  auch  ich  zweifle  daran,  dalJ  ein  Stamm  pekten-  in  der 
idg.  Ursprache  existiert  habe.  Zunächst  steht  fest,  dali  der  Begrift' 
jkämmen'  im  Idg.  durch  die  Wurzel  pek  (nicht  pckt)  ausgedrückt 
wurde,  da  sich  pik  findet  i)  im  Griechischen  in  -rreiKeiv  ,kämmen, 
scheeren'   Od.  i8,  316,  Hes.    Wei-ke  775    (für  ireKeiv,  TreKeiuev ^),   TTÖKog 


1  KZ   31    (1892),    275.     Die  Versuche,   ktei^   mit  lat.  pecteii  zu  vermitteln,  sind 
aber  schon  älter,  s.  Froehde  B.  B.   \'j,  l\iy 

2  KZ  31,  415   {*pk(en-  nthtn  peklen-)  3  Griech.   Grammatik  ^  (1896)  344 

4  Haiidbtich  der  lat.  Laut-  und  Formenlehre  (1902)  402  {^[p)ktens) 

5  Ifandbiich    der  griech.   Laut-    und  Formenlehre   (1902)  92    {*J>ktens),    270  {^pktens. 
Gen.  *pkt^n6s),  379;  Derselbe,  Ablaut  p.  166 

6  Handbuch  der  griech.  E/y?n.  II  (1901),  263 

7  Reallexikon  der  idg.  Altertumskunde  (1901)  407 

8  Leo  Meyer,  Handbuch  II,  478;  Schil/.E,   Quaestiones  epicae  223 


107S  H.  Hübschmann  [2 

»abgeschorene  Wolle*,  ueKog  usw.S  2)  im  Litauischen  in  pcsa'n,  peszti 
.raufen,  rupfen,  pflücken',  3)  im  Iranischen  in  ossetisch  y^?,y/>/,  (Sx^.fasun 
,kämmen'^  slinvasän  ,Kamm*  (eigentlich  ,Kopf-kämmer').  Von  dieser 
Wurzel  pek  wurde  ein  Präsensstamm  -5  pekto-,  pektc-  gebildet,  der  im 
Griechischen  vorliegt  in  TreKieiv,  das  nur  von  Grammatikern  überliefert 
isf*,  und  in  dem  von  ireKieiv  abgeleiteten s  treKTeTv,  belegt  als  TreKieTv 
Arist.  Vogel  714  und  TTeKTOU)uevov  Arist.  Lys.  685,  neben  denen  die 
von  pek  abzuleitenden  Aoristformen  eTreSe,  TreHajuevii  (//.  14,  176)  usw. 
stehen^,  während  im  Lateinischen  der  Präsensstamm  pect-  durchweg 
an  die  Stelle  der  Wurzel  pcc  getreten  ist:  inf.  pectcrc,  praes.  pecto, 
part,  pex^ls^  aus  ""pect-to-s,  so  daß  wir  hier  das  Perfektum  pcxi  eher 
aus  *pcct-s-i  als  aus  *pcc-s-l  erklären  werden.  So  wird  auch  das 
Substantiv  pccten  ,Kanim'  an  Stelle  eines  älteren  ^pcc-cn  durch  Einfluß 
des  Yerbums  pecto  getreten  sein.  Im  Griechischen  aber,  wo  dem 
Sprachgefühl  gerade  der  älteren  Zeit  ttek  als  Wurzel  für  den  Begrifif 
.kämmen'  und  neKTO-  nur  als  Präsensstamm  gelten  mußte,  ist  die 
Umwandlung  eines  Nomens  '^rreK-ev  in  *TreKTev-  unwahrscheinlich, 
ebenso  auch  der  Verlust  des  anlautenden  TT(e),  das  doch  zu  allen 
Zeiten  an  dem  Tre-  des  Verbums  ireKuu  .kämme'  eine  natürliche  Stütze 
hatte.  Freilich  sieht  HlRT^  in  dem  /  von  TreKTeuj  und  lat.  pecto  kein 
Suffix,  setzt  also  pect  als  Wurzel  an,  von  der  lat.  pecten  und  gr.  Kieiq 
mit  Hülfe  des  Suffixes  e)i  abgeleitet  wären.  Von  der  W'urzel  pek 
aber,  die  doch  vorhanden  war  und  auch  dem  lat.  pecten  zu  Grunde 
liegen  muß,  schweigt  er  und  ignoriert  damit  den  Haupteinwand,  den 
man  gegen  seine  Erklärung  erheben  muß.  Denn  ein  idg.  Suffix  ten, 
mittelst  dessen  man  pecten  von  pek  ableiten  könnte,  gab  es  doch  nicht. 
Also  bleibt  HiRT's  Auffassung  unberechtigt. 

L^nter  diesen  Umständen  komme  ich  auf  eine  Ansicht  zurück, 
die  ich  schon  ZDMG  44  (189c),  560  geäußert  habe^,  nach  welcher 
gr.  KTCi^  ganz  von  lat.  pecten  zu  trennen  und  zu  einem  iranischen 
Stamme    *san-    (oder   '".vsan-)    ,Kamm'    zu    stellen   ist.      Kieis    gehört 

i  Osthoff,  Etymol.  Parerga  I,  215  flg. 

2  V.  Stackelberg,    ZDMG  42,  419;    W.  Miller,   Iran.  Grundriß  Anhang  T,  59 

3  Brugmann,  Kurze  vgl.  GraiiiDialili  52 1 

t  Brugmann,  Griech.  Grattun.l  295,   Leo  Meyer  a.  a.  O.  478 

5  Kühner-Bläss,  Griech.  Gramm.  II,  179:  Brugmann,  Gnmdriß  II,   II 60 

6  Veitch,  Greek  Verbs  s.  v.,  Leo  Meyer  a.  a.  O.  478 

7  Neue,  Lat.  Formenlehre  III,  403  und  548  **  Handhuch  379 

9  Unter  Zustimmung  Horn's,  Grundriß  der  neuj>.  Etym.  p.  170  Nr.  771 


3]  Griech.  Kxeiq.  10/9 

nämlich  meiner  Ansicht  nach  /ai  den  Wörtern,  deren  kt  einem  skr. 
ks,  aw.  s  oder  xs,  lat.  es  entspricht  und  auf  \6.g.  kp  d.  h  kp  oder  ijp 
(nach  Brugmann's  vorläufiger  Bezeichnung)  zurückgeht,  wie  z.  B.  gr. 
TeKTUJV  (Stamm  TtKT-ov-)  , Zimmermann'  =  skr.  taksan-,  aw.  tasaii- 
(vgl.  lat.  texo)  auf  *tekp-en-,  *tekp-on-\  gr.  dpKTog  ,Bär'  =  skr.  rksas, 
aw.  ar^sö,  lat.  ///-j'//j-  aus  *unsos  auf  *rkpos\  gr.  KTiffK;  ,Ansiedlung*  = 
skr.  /^izV«,  aw.  i///i  (vgl.  lat.  sitiis  ,gelegen')  auf  *kpitis;  gr.  KTUO|uai 
,erwerbe',  \(x\\[xo.  , Besitz',  skr.  ksdyati  ,herrscht',  ksatrdin  .Herrschaft', 
aw.  xsayeitc  , vermag',  xsad'r^in,  ap.  xsad"'a/u  ,Herrschaft,  Reich',  np. 
sa/ir  ,Stadt"  (Wrzl.  iran.  xsä(j')-)  auf  idg.  (jpei^  usw. 

Danach  kann  Kieig,  das  zunächst  aus  ''Kjevc,  entstanden  ist  wie  eii; 
,eins'  aus  *kv(;  =  ursp.  '^'sej/is  oder  *sems^  oder  wie  ion.  jx^iq,  dor.  nr\<; 
,]\Ionat'  (attisch  neugebildet  fii'iv)  aus  ^j/w/is  =  urspr.  mens^\  awi^kpens 
oder  '^kpens  zurückgeführt  werden.  Aus  '^kpens  hätte  idg.  Nom.  ^kpes, 
Acc.  "^kpein  (oder  */('y><3j-,  '^kpöin)  =  awestisch  '*sa,  *sam  entstehen  sollen 
(vgl.  aw.  .aä,  zqm:  xÖwv  ,Erde';  zya,  syqin  .Winter'  =  idg.  ^ghyös, 
^ghyöiit  aus  "^ghyönis  usw.,  gr.  x^^v,  lat.  hiems),  aber  so  altertümliche 
Formen  sind  nur  ausnahmsweise  erhalten,  da  sie  fast  immer  durch 
Neubildungen  nach  Analogie  der  mehrsilbigen  //-Stämme  verdrängt 
worden  sind,  vgl.  aw.  Sg.  N.  v^r^&mja  neben  v^r3d'raja,  A.  vor3Q'rajanJvi 
und  gaw.  Sg.  N.  vJr^drJmJä  BarthoLOMAE,  Iran.  Grundr.  I,  226. 
Wir  müssen  also  erwarten,  daü  die  iranische  Entsprechung  von  idg. 
*kpe)is  sich  der  Deklination  der  //-Stämme  anschließt,  also  wie  aw. 
"^asuia,  asjuan^in,  asava,  asavan<Tni,  spä,  spämni,  altp.  '^äsniä,  äs?näna?n 
=  neup.  äs  man  usw.  (BARTHOLOMAE  a.  a.  O.  224 — 225)  flektiert,  d.  h. 
wir  müssen  als  altp.  Nom.  *i<^,  als  Acc.  '^sänavi  (resp.  ""^xsä,  '^xsänam) 
erwarten.  Erwägt  man  nun,  dalj  i)  anlautendes  xs  und  s  im  Mittel- 
persischen als  s  erscheint*,  daß  2)  der  Accusativ  Singularis  der 
w-Stämme  nach  Abfall  der  Kasusendung  die  allgemeine  Stammform 
des  Mittelpersischen  liefert  "^  und  dalj  3)  im  Mittelpersischen  das  Suffix 
ak  (neben  äk,  ik,  uk,  ök)  meist  ohne  Bedeutungsmodifikation  an  zahl- 
reiche Stämme   angetreten   ist^    so   ergibt  sich,    dal)    aus    einem   altp. 


I  JOH.  Schmidt,  Pluralh.  419  2  Brugmann,  Griech.  Gra?nm.i  73,  75,  211 

3  BrugmAxNN  a.  a.  O.  207  \  Verfasser  Peis.  Studien  233 

5  Verfasser  Fers.  Studien  Il6  Anm.  3;  HoRN,  Xeiip.  Schrißspracke  102;  Verf. 
Idg.  F.  X,  Anz.  2,2,  (np.  äsmän  .Himmel',  daiidJu  ,Zahn',  sahän  , Nacht'  =  aw.  xsapanam, 
juvän  ,Jüngling'  =  aw.  yuvänJtti  etc.) 

6  Verf.  Fers.  Studien  241,  HoRN,  Xeup.  Schriftsprache  173:  „Im  Phlv.  breitete 
sich   das   Suffix   [ak)   ungeheuer    aus    und   konnte   an   alle  beliebigen  konsonantischen 


loSo  H.  Hübschmann,  Griech.  Kxeic;.  [4 

Nom.  *S(J,  Acc.  *S(Vm;//  usw.  im  Mittelpersischen  der  Stamm  *sän  oder 
*stvit7/^'  werden  sollte,  und  dieses  sänak  liegt  im  Pehlevi  wirklich  als 
sänak  ,Kamm'  im  A.  V.N.  (s.  West,  Glossary  and  Index  174)  vor  und 
ist  im  Neupersischen  lautgesetzlich  zu  säna^  dem  gewöhnlichen  Worte 
für  ,Kamm'  geworcjen  (dazu  auch  sänasar  .Wiedehopf,  eigentlich 
,Kamm-kopf').  Nach  GEIGER,  Lautlehre  des  Baliici  p.  25  ist  das  Wort 
mit  der  Bedeutung  .Pferdestriegel'  in  das  Balücf  entlehnt  worden  als 
sänug,  das  aber  mit  Dames  sänay,  resp.  sänag  zu  lesen  ist  und  also 
dem  phl.  sänak  vollkommen  entspricht,  während  die  echte  Balüci-Form 
sak  lautet  (GEIGER  a.  a,  O.  p.  5,  Nr.  445),  die  auf  den  iranischen 
Nominativ  *sä  zurückzugehen  scheint'. 

Also  entspricht  np.  sän-a  vollständig  dem  gr.  Kiei^,  Kieva  usw. 
und  geht  mit  diesem  auf  einen  indogermanischen  Stamm  *kpen-  zurück. 
Ob  aber  das  /'  dieses  Stammes  palataler  oder  velarer  Natur  (k  oder  (/) 
war,  läßt  sich  nicht  entscheiden. 


Stämme    antreten,    ohne  deren  Bedeutung  irgendwie  zu  verändern",    vgl.  phl.  iä///  = 
kämak  =  altp.  Mtna  .Wille',  neup.  iäw  und  Aäma 

I  Über  die  /t-Suffixe  im  Balüci  s.  Geiger  a.  a.  O.  p.  24.  —  Zu  bal.  sa^  vgl.  np. 
S(7^  ^  phl.  sak  =  medisch  OTTOKa  =  altp.  *sa/.-a  ,Hund'  neben  aw.  N.  s/iä,  Acc. 
spä7i9m  .Hund' 


Die  Volksszenen  aus  Hüsen  Rahmi's  Roman  (ciAÄ-t- 


Von 
Friedrich  Giese. 


s  ist  schade,  dal-i  lIORN's  verdienstvolle  Geschichte  der 
türkischen  Moderne^  nicht  noch  zwei  Jahre  weiter  fortge- 
führt worden  ist,  da  sie  dann  einen  natürlichen  Abschlufi 
erreicht  hätte.  Seit  1903  etwa  stockt  jede  selbständige 
literarische  Tätigkeit  in  der  Türkei.  Aulier  Übersetzungen  ist  auf 
dem  Gebiete  des  modernen  Romans  nichts  mehr  veröffentlicht  worden, 
sodaß  man  mit  Recht  vom  Ende  der  ersten  Periode  modernen  osma- 
nischen  Schrifttums  sprechen  kann.  Da  nun  der  Entwicklungsgang 
der  letzten  Jahre  fehlt,  so  erhält  der  Leser  von  HoRN's  Geschichte 
unter  diesen  Umständen  gerade  von  denjenigen  Schriftstellern,  die 
jetzt  allgemein  als  die  bedeutendsten  Vertreter  der  modernen  tür- 
kischen Literatur  gelten,  ein  falsches  Bild,  weil  er  sie  nur  in  ihren 
Erstlingswerken  kennen  lernt.  Unter  anderen  sind  hier  besonders 
Halid  Zia,  Ahmed  Rasim  und  Hüsen  Rahmi  zu  nennen  ^  Letzterer 
ist  als  Künstler  ohne  Zweifel  der  schwächste  unter  ihnen  und  dürfte 
als  solcher  kaum  eine  höhere  Stufe  als  ein  EuGEN  SüE  einnehmen^ 
aber  er  ist  von  allen  modernen  türkischen  Schriftstellern  derjenige, 
der  das  Volk  wirklich  in  seinen  Sitten  und  seiner  Sprache  beobachtet 
und  mit  denselben  in  die  Literatur  eingeführt  hat.  Was  alles  auch 
sonst  an  seinen  Werken  auszusetzen  sein  mag,  in  seinen  Schilderungen 
des  Volkslebens  ist  er  Meister.     Man  muli  solche  Stellen  mit  Türken 


1  Die  Litteraturen  des  Osteits  in  Eijizeldarsiellwtgen  IV.  B.     2.  Teil.    Leij^zig  1902 

2  So  und  nicht  Rcchmi,  wie  IIORN  angibt,  ist  auszusprechen 


I0i>2  Friedrich  Giese  [2 

und  selbst  gebildeten,  die  eigentlich  die  Berechtigung  derartiges  in 
die  Literatur  einzAiführen  leugnen,  gelesen  und  ihre  wohlige  Freude 
beobachtet  haben,  um  zu  erkennen,  daß  diese  Szenen  wirklich 
Leben  sind. 

Wenn  also  irgendwo  der  von  HORN  und  Jacob  ^  angenommene 
Einfluß  der  alten  Meddahliteratur  auf  den  modernen  türkischen  Roman 
bewiesen  werden  sollte,  so  müßte  man  solche  Stellen  bei  HüSEX  Rahmt 
studieren,  der  dieselben  köstlich  wiedergibt.  Aber  auch  abgesehen 
von  diesem  literargeschichtlichen  Interesse  verdienen  diese  Volksszenen 
die  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  aller  Turkologen.  In  ethno- 
graphischer und  sprachlicher  Beziehung  sind  sie  wahre  Fundgruben. 
Bei  HüRN  ist  nur  sein  Roman  <^jij^  und  ^y^j-^  angeführt,  am  inter- 
essantesten aber  natürlich  auch  am  schwierigsten  ist  v_2>Ux>,  von  dem 
eine  Übersetzung  und  Erklärung  demnächst  von  mir  erscheinen  wird. 
Hier  erlaube  ich  mir  die  Fachgenossen  mit  zwei  Stellen  aus  cui^, 
die  recht  bedeutende  Schwierigkeiten  für  das  Verständnis  enthalten, 
bekannt  zu  machen.  Trotzdem  dieser  Roman  vielleicht  sein  schwäch- 
ster ist,  bietet  er  für  uns  vieles  interessante.  Er  ist  für  einige  Piaster 
leicht  zu  bekommen^,  deshalb  habe  ich  den  türkischen  Text  nicht 
abgedruckt.  Ebenso  habe  ich  aus  Raummangel  mich  möglichster 
Kürze  befleissigt  und  vieles  übergangen,  für  das  ich  auf  die  oben 
genannte  Veröffentlichung  verweise.  Die  Übersetzung  verfolgt  natür- 
lich keine  künstlerischen  Gesichtspunkte,  sondern  beabsichtigt  nur  den 
recht  schweren  Text  verständlich  zu  machen. 


I. 

S.    V£    Z.    5    AI    Z.    2    V.    u. 

Während  wir  beide  auf  der  Straße,  ohne  zu  sprechen,  in  Nach- 
denken versunken  gingen,  hörten  wir  fünf  bis  zehn  Schritte  hinter 
uns   eine   Stimme:   „He,  Jünglinge,    hört   doch  meine   Lieben!"     Wir 


1  Cf.  Jacob,  Vbrlräge  türkischer  Meddäh's  Berlin  1904.  S  19:  „Die  moderne 
türkische  Novelle  dürfte  sogar  trotz  starker  französischer  Einflüsse  zum  guten  Teil 
in  der  Medddherzählung  wurzeln.  Mit  Recht  bemerkt  HORN  {Gesc/nchte  der  lürkischen 
Moderne  S.  12/3),  dat  Ahmed  Midhat  bisweilen  ganz  wie  ein  gebildeter  Medddh, 
auch  mit  den  üblichen  Zwischenbemerkungen  erzähle  usw." 

2  Ursprünglich  in  der  Zeitschrift  ^\>>-s\  als  Feuilleton  erschienen  und  dann  auch 
in  Buchform  im  Verlage  derselben  Zeitung  herausgegeben 


3]  Die  Volksszenen  aus  Ilüsen  Rahmi's  Roman  CUi-t.  IO83 


sahen  nach  der  Seite,  von  der  die  Stimme  kam.  Da  war  eine  dicke 
Frau  von  etwa  50  Jahren  mit  rundem  Gesicht,  auf  deren  Schlafen 
sich,  gleichsam  um  ihre  gewöhnliche  Herkunft  anzudeuten,  ein  Pflaster 
von  Laudanum'  von  der  GrölJe  einer  Bohne  befand.  Auf  ihre  Brauen 
hatte  sie  Augenschwärze  aufgelegt,  dal)  sie  wie  Kesselhenkel  aussahen, 
auf  dem  oberen  Teil  des  Kinnes  war,  gleich  als  ob  von  dem  Laudanum 
ein  schwarzer  Fleck  abgesprungen  sei,  ein  scheußliches-  Mal.  Sie 
trug  ein  Kopftuch  und  einen  schmutzigen  Mantel  -5.  Lidem  sie  einen 
Besenstiel  unter  eine  ihrer  Achseln  stützte,  lachte  sie  uns  mit  einem 
viehischen  Grinsen  gerade  an.  Als  ich  sah,  da(i  solch  ein  mit  Mutter- 
mal, Augenschwärze,  Laudanum  versehenes  Gesicht,  von  dem  man 
glauben  konnte,  dalJ  es  eben  aus  der  Hand  eines  gewöhnlichen  Malers* 
hervorgegangen  war,  uns  anlachte,  sagte  ich:  „Verzeihung  tu  tüs. 
Was  will  wohl  diese  ,,Rüküs  Hanym'""  von  uns:''  „Um  Gottcswillen, 
sprich  leise,  du  bringst  ja  jetzt  diese  Frau  in  Aufruhr!"'  sagte  der 
Doktor. 

Kaum  hatte  dieses  Wunder  der  Zeit,  das  zu  der  Art  der  Disteln 
unter  den  Evastöchtern  gehörte,  unser  Anhalten  bemerkt,  als  es, 
seinen  Besen  hinter  sich  herschleppend,  mit  flatternden  Kleidern  so- 
fort auf  uns  zulief  und  mit  einer  rauhen,  dem  Gegluckse  des  Trut- 
hahnes gleichenden  Stimme  sagte:   „Ich    will  mich   für  Dich  opfern', 


1  ^>')i  ein  verdickter,  brauner,  etwa  dem  Opiumsaft  gleichender  Saft  wird  von 
den  Frauen  aus  dem  Volke  als  Heilmittel  gegen  Kopfschmerzen  und  auch  als  Kos- 
metlkon  gebraucht 

2  Es  ist  natürlich  S  ^SL^-^c^xj   zu  lesen 

3  Die  Frauen  aus  dem  Volke  tragen  einen  großen,  gewöhnlich  braunen  Mantel 
<^^  «jjji,  der  im  Gegensatze  zur  ^^^,  der  Kleidung  der  Vornehmen,  nicht  in  den 
Hüften  durch  eine  Sclinur  zusammengehalten  wird,  und  statt  des  (3-o-*J'-?.  ein  am 
Rande  oft  mit  Blumen  bedrucktes,  weil.'^es  Kopftuch,  das  ^^_y^^)')^   Jj^^^. 

1  Es  ist  ^^w>-^.«-;^jJ   zu  lesen 

5  Um  vor  dem  bösen  Blick  zu  schützen,  speit  man  zweimal  „tu  tu"  auf  die 
Erde.  Damit  nun  durch  den  Speichel  ein  etwa  in  der  Nähe  des  Sprechenden  be- 
findlicher Geist  nicht  beschmutzt  und  beleidigt  werde,  fügt  man  zur  Warnung  ^yC-«j.> 
hinzu 

o  J^^o^y  Frauenname,  der  bei  den  unteren  Volksklassen  sehr  gebräuchlich  ist 
und  deswegen  hier  allgemein  als  Bezeichnung  für  eine  Frau  aus  dem  Volke  gebraucht 
ist.  Ich  vermute,  daß  es  ein  Deminutiv  von  i>^^)  gespr.  yi'ikije  ist  nach  Art  der 
Deminutiva  Memis,  Ibii,  Alo-s,  Fatos  usw. 

7  Diese  Wendung  wird  heute  nur  noch  von  Leuten  aus  dem  Volke  im  Sinne 
von:  „bitte  recht  sehr"  gebraucht 


1084  Friedrich  Giese  F^ 

mein  Lieber.     Ihr  kommt  aus  dem  Mause   der  Renegaten,    eben  seid 
ilir  von  dort  gekommen,  nicht  wahr?"' 

Der  Doktor:  ,.Ja  wir  kommen  von  dort,  es  ist  dort  ein  Kranker, 
und  wir  haben  ihn  besucht."  Das  Weib:  ,.Ja,  ja,  ich  habe  auch  ge- 
sehen, daPj  ihr  von  den  Renegaten  kamt  ....  möchte  ihr  Inneres 
sich  nach  aulJen  kehren!'  ....  na  wie  dem  auch  sei,  micli  geht  es 
ja  jetzt  nichts  mehr  an  ...  .  Ist  das  Dings  da  .  .  .  dies  alte  blasse 
Weib  immer  noch  nicht  gestorben?  .  .  .  Du  lieber  Gott,  Hanym!- 
seit  wieviel  Monaten  leidet  sie  schon!  Sie  mulj  etwas  getan  haben. 
dali  sie  gar  nicht  sterben  kannV  Sie  macht  nun  wohl  alles  unter 
sich.  W'as  macht  das  eingebildete*  Mädchen  mit  dem  Äußeren  einer 
Dame?  Ach  mein  Liebling,  dem  nichts  gut  genug  ists!  Lauter  Albern- 
heiten! .  .  .  Hochmut,  Hochmut  und  lauter  Hochmut,  na  und  noch 
was!  .  .  .     Das  Mädchen  sagt  überhaupt   niemandem  ein  freundliches 

Wort^ Wenn    sie   wenigstens   eine  Prinzessin  7  wäre.     Auf  die 

Straße  geht  sie  in  einem  Aufzug!  na,  wenn  ihr  das  sähet!  —  In 
seidenem  Mantel,  auf  ihrem  Hinterteil  einen  Wulst  wie  ein  Packet, 
einen  Spitzensonnenschirm  —  na  was  kümmert's  mich  .  .  .  Meiner 
Tochter  hat  ihr  Vater  noch  viel  feineres  als  das  alles  gekauft .  .  . 
wer  neidisch  ist,  soll  vor  Neid  austrocknen!  .  .  .  Ich  sage  das  ja 
(=  UilA>)  nur  des  Beispiels  halber.  Seitdem  sie  in  dies  Viertel  ge- 
zogen sind,  haben  sie  niemandem  eine  Tasse  bitteren  Kaffee  zu 
trinken   gegeben.     Auf   den  Kaftee   verzichte   ich    schon,    aber   nicht 


1  Gebräuchlicher  Fluch 

2  Da  sie  gewohnt  ist  nur  mit  Frauen  zu  reden,  so  fügt  sie  auch  im  Gespräch 
mit  Männern  hier  und  auch  später  als  Anrede  „Hanym"  ein 

3  Nach  der  \'olksanschauung  ist  ein  langsamer  Tod  Strafe  für  begangene 
Sünden 

4  Statt  ^^^■«^a^lä,  das  mein  Text  bietet,  ist  ^jr-y^^i^  (=  ^^--^-t^-oUj'  bei  S.^^My) 
zu  lesen,  das  jemanden  bezeichnet,  dem  nichts  recht  ist,  der  an  allem  etwas  aus- 
zusetzen hat 

5  Dieser  Satz  läßt  sich  nicht  wörtlich  übersetzen.  Der  Text  bietet:  ^_5^.'  S^ 
i^yu>\s-  d^^\^,^  ^)^-  ^'it  den  ersten  "Worten  ist  ironisch  das  junge  Mädchen  ge- 
meint. Unter  ^>^v*^JLft  d^^'^ynM  versteht  man  das,  was  bei  der  Filtrierung  der  Suppe 
a^^-^U  (deren  Zusammensetzung  von  Samy  angegeben  wirdj  im  Sieb  zurückbleibt, 
auterdem  bedeutet  S^'^y^i  aber  auch  „prüfend,  kritisch  ansehen".  Daher  be- 
zeichnet diese  scherzhafte  Zusammenstellung  jemanden,  der  immer  nörgelt,  ohne  dali 
mit  ihm  selber  viel  los  ist 

^  f.>\  J-?  Vo-.>..>  S^S  dS^i  bezeichnet  einen  Egoisten.  Kelck  hat  keinen  Sinn 
für  sich  allein 

7  In  derselben  Bedeutung  wird  auch  *-*>'-^   ^\  gebraucht 


5]  Die  V'olksszenen  aus  Hüsen  Rahmi's  Roman  CUi.i.  1085 

einmal  eines  Grußes  sind  wir  von  ihnen  teilhaftig  geworden.  Essen 
wir  denn  Menschen?  Wir  kommen  jeden  Morgen  mit  allen  Nachbarn 
zusammen,  trinken  Kaffee,  lachen  und  spielen.  Sie  gehen  nicht  unter 
die  Menschen.  Das  sind  ja  keine  Nachbarn  (eig.  das  sind  Leute,  die 
nicht  die  Pflichten  der  Nachbarn  erfüllen).  Halt  warte!  Ich  habe 
noch  was.  Was  ist  der  X'^erlobte  oder  Liebhaber  des  Mädchens?  Es 
ist  ein  junger  Mann.  Sein  Name  schwebt  mir  auf  der  Zunge.  Akyf 
oder  Atj-f?  jedenfalls  so  was  ähnliches.  Der  arme  Kerl!  Der  junge 
Mann  trägt  andauernd  abends  und  morgens  jeden  Tag,  den  Gott 
werden  lälJt,  in  seinen  Händen  zwei  fest  vollgestopfte  Pakete,  aber 
ihren  dunklen,  unersättlichen  Schlund  kann  er  nicht  sättigen  .... 
Doch  was  geht  es  mich  an,  ich  will  ja  nichts  haben  (=  ich  habe  kein 
Auge  darauf  geworfen).  Wer  sein  Auge  auf  andere  wirft,  soll  seins 
verlieren.  Ich  werde  ja  doch  sterben',  warum  .sollte  ich  lügen?  Auch 
mein  Alter  läl-it  mich  nicht  ohne  Dessert  ^  deswegen  sage  ich  es 
nicht.  Aber  warum  nur  gerade  für  das  Mädchen?  Doch  woran  ich 
platzen  möchte,  ist  dies:  Neulich  ging  meine  Nachbarin,  die  dicht 
neben  ihnen  wohnt,  Serife  Hanym,  in  ihr  Haus,  um  sich  eine  Kasse- 
rolle zu  holen;  ...  sie  beschreibt  ihre  Küche;  .  .  .  „Hanym,  was  gibt's 

V 

da  nicht,  was  gibt  es  da  nicht  aulier  Vogelmilch!"  sagt  sie  .  .  .  Cau.s- 
trauben  wie   ein  Finger  hat  sie    gesehen!  .  .  .  Die  Frau  saugte 


was  macht's,  gebt  ihr  doch  etwas  zu  kosten,  ihr  Verfluchten!.,.. 
Niemals!  Sie  lassen  niemanden  etwas  riechen  ....  Serife  sagt:  „Seit 
einigen  Abenden  platzt  meine  Nase  vom  Geruch  von  Cotelettes  (d.  h. 
sie  dehnt  die  Nasenlöcher  soweit  auseinander,  um  den  Geruch  auf- 
zunehmen, dafi  sie  fast  platzen),  durch  langen  Appetit  verliere  ich  die 

Milch" 

Die  Nachbarin  hat  ein  Recht  an  uns,  mein  Sohn!  .  .  Wenn  ich 
einen  Pillav  koche,  denke  ich,  sie  hat  es  gerochen  und  gebe  der 
Hasibe  zu  kosten  ....  Um  Gotteswillen 4  mu(i  man  es  sagen  . . .  Mein 


1  <J\.=^(iJS  <i^b    f^\  ,^_^\  häufiger  Ausdruck  für  „sterben" 

2  D.  h.  er  verdient  mehr  als  gerade  zum  leben  nötig  ist 

3  Es  besteht  die  Anschauung,  dat  eine  Wöchnerin  ihre  Milch  verliert,  wenn 
sie  ihren  Appetit  nicht  stillen  kann.  Deswegen  ist  es  Gebrauch,  dai:>  die  Nachbarn 
einer  solchen  von  ihren  Mahlzeiten  ihr  eine  Probe  zuschicken,  damit  sie  ihren 
Appetit  befriedigen  kann,  wenn  sie  etwa  die  Mahlzeit  gerochen  haben  sollte.  ,^^Jioj^\ 
„säugend"  fehlt  bei  Samy 

4  D.  h.  sie  sagt  es  nicht  aus  Rücksicht  auf  einen  Menschen,  sondern  auf  Gott; 
es  hat  den  Sinn:  „der  Wahrheit  gemäß" 


Io86  Friedrich  Giese  [6 

Alter  tut  nie  seinen  Mund  auf  und  sagt:  „warum  gibst  du  es:'  ...  . 
Ich  \veir>  nur  nicht,  wovon  sie  ihr  Einkommen  haben.  lüne  feine 
I'Vankenfrau  bringt  dem  Mädchen  Arbeit  paketweise.  Sie  ist  ja  eine 
elegante  Dame',  sie  arbeitet  also  auch  feine  Arbeit  .... 

Auch  meine  Safije  hat  es  gelernt.  Sie  stickt  eine  solche  Stickerei 
(s.  Samv  JU^U),  daß  die,  die  sie  sehen,  sich  in  die  Finger  beifJen*. 
Meine  Tochter  ist  nicht  ein  so  schwaches,  hälJliches  Dingj.  Wie  ein 
Stück  IVIond  ist  sie  geworden,  masallah\''  Vergangene  Woche  ging 
ich  mit  ihr  nach  der  Schlangenquelle  spazieren.  Die  jungen  Männer, 
die  sie  sahen,  riefen  sich  in  unserem  Rücken  gegenseitig  z.u :  „sieh 
die  dal'  Ihre  Bewerber  sind  unzählig.  Es  ist  mein  Kind,  sollte  ich 
mich  nicht  rühmen:  \\'enn  Gott  will,  bekommt  sie  einen  Mann  von 
guter  Herkunft  ....  Ach  ja,  junger  Mann,  da  habe  ich  ja  ganz  ver- 
gessen, was  ich  sagen  wollte.  Auf  was  wäre  ich  wohl  noch  ge- 
kommen! —  Ach  ja  (=  La)  der  junge  Mensch,  der  Geliebte  von  dem 
Mädchen  Dingsda,  geht  bei  ihr  aus  und  ein,  ohne  mit  ihr  verheiratet 
zu  sein  ....  Ich  habe  es  meinem  Alten  s^esaet;  ....  er  wird  es  dem 
Imam  sagen  ?  .  .  .  .  Ach  richtig  .  .  .  ich  sagte  ungetraut,  dabei  fällt  mir 
ein,  —  habt  ihr  es  gehört?  —  der  Pfeifenschlauchhändler  Abdullah 
hat  seine  Frau  wieder  entlassen:  das  ist  die  dritte  Scheidung;  nun 
kann  er  sie  nicht  mehr  heiraten;  sie  sind  zum  Kadi  gegangen.  Ich 
weifi  nicht,  was  draus  werden  wird.  Der  Kerl  ist  ein  Trunkenbold,, 
aber  die  Frau  ist  auch  nichts  wert".  .  . 

Wir  sahen,  daß,  wenn  wir  der  Frau  zuhören  würden,  sie  bis  zum 
Abendgebet  nicht  schweigen  würde.  Es  war,  als  ob  alle  mensch- 
lichen Verläumdungen  (*!jUJ  pl.  v.  ^^^  fehlt  bei  Samy),  auf  einen 
Haufen  vereinigt,  zu  einem  speienden  Vulkan  geformt  wären  und 
dann  dieser  Vulkan  diesem  Weibe  als  Mund  gegeben  sei.  Indem 
wir  sagten:  „Fortsetzung  folgt!",  machten  wir  uns  sogleich  aus  dem 
Staube  vor  diesem  Höllenrachen,  von  dem  man  glauben  konnte,  daCi 
er  mit  seinem  Bisse  selbst  Schlangen  und  giftiges  Gewürm  in 
Schrecken  setzen  würde. 

"   r>tatt  <iA_^3'».Ä-  ist  ^*^  zu  lesen 

2  Geste  des  Erstaunens  und  der  Bewunderung 

iJ.o^>i  kehrt  bei  H.  Rahmi  häufig  wieder  z.  B,  v_siUaJ  pag.    19  Z.  6 
Wird  hinzugefügt,   wenn   man   von  Kindern    oder   mit    ihnen   spricht,   um  sie 
vor  dem  bösen  Blick  zu  sichern 

5  ^^J-o^^   (3"^^"   ^'2-   >'J^'"-  Oll''  drehen'-   bedeutet  „jem.  aufmerksam  machen" 


I 


7J  Die  \'olksszfenen  aus  Hüsen  Ralinii's  Roman  C^^t-.  IO87 

Wir  hatten  kaum  ein  paar  Schritte  gemacht,  als  das  Weib  einen 

Menschen,   der  das   Aussehen   eines  Milchmannes    hatte  und  aus  der 

uns  gegenüberliegenden  StralJe  sichtbar  wurde,  zurief:  ,,IIe  Halil  Aga!" 

Während    wir   vorwärts    gingen,    eröftnete    sich    hinter    unserem 

Rücken  folgende  Unterhaltung: 

H.  A. :  „Was  ist  los,  alte  Gülsüm?'- 

Das  Weib:  „Siehst  du  die,  welche  da  gehen?  da,  die  da  gehen?' 
H.  A:  „Ich  sehe,  was  ist's  damit,  zwei  junge  Leute  sind's." 
Das  Weib:  „Da!  die  sind  aus  dem  Hause  der  Renegaten  gekommen. 
Weißt  du  nun  auch,  woher  die  Renegaten  ihre  Einkünfte  beziehen? 
Da  wird  Serife  heute  abend  wieder  den  Bratengeruch  ertragen  müssen. 
Das  waren  Ärzte,  Ärzte  I  und  beide  sind  schneeweiß  wie  der  Mond 
und  haben  keimende  Schnurrbarte.  Nicht  ohne  Grund  kann  die  kranke 
Frau  nicht  sterben.  Stirbt  wohl  ein  Mensch  in  der  Hand  solcher 
Ärzte?  Und  die  Knöpfe  des  einen  brennen  wie  Wachs'  ....  W'enn 
ich  Husten  habe,  sagt  mein  Alter,  koche  tüchtig  Leberkraut  und 
trinke  es.  Das  Gesicht  eines  Arztes  habe  ich  noch  nicht  gesehen. 
Ach  icli  bin  auch  krank  geworden,  ob  sie  mich  wohl  besuchen 
werden?'  Nachdem  das  Weib  mit  dem  Ruf:  „Ach  Freunde,  im 
Hause  der  Seele  ist  Feuer!"  hinter  uns  her  aus  voller  Kehle  ge- 
schrien hatte,  ging  sie  in  das  Lied  in  Higäzmelodie:  „Doktor  sage, 
warum  hast  du  meinen  Puls  mit  der  Hand  gefühlt?"  über. 

IL 

S.  irT  Z.   3  —  S.   ir£  Z.  4. 

„Ist  es  nicht  eine  Schande,  mein  Lieber?  Nun  sind  es  schon  vier 
Monate!  ....  Wann  wird  die  kranke  Frau  ihre  Schulden,  die  sie  bei 
mir  hat,  bezahlen?  Wenn  sie  krepiert,  von  wem  werde  ich  ihr  Geld 
bekommen?  Wenn  ich  Zinsen  auf  das,  was  mir  geschuldet  wird, 
nähme,  selbst  dann  müßte  ich  schon  auf  den  Gewinn  verzichten  und 
ich  würde  gerade  mein  Kapital  wieder  gewinnen  (zu  ergänzen:  so 
aber  mache  ich  nur  Schaden).  Ich  habe  doch  nicht  den  Laden  auf- 
getan, um  die  Waren  umsonst  unter  die  Kunden  zu  verstreuen.  Auch 
ich  bin  Geschäftsmann.  Möge  meine  Ware  verflucht  sein  und  ihnen 
in  der  Kehle  stecken  bleiben!     Ich  habe  meinen  Lehrling  hingeschickt^ 


I  Ist  mir  unklar.     Sollte  irgend  ein  Druckfehler  vorliegen? 


^o8S  Friedrich  Giese  [8 

ohne  Krfolg;  ich  bin  hingegangen,  wieder  ohne  Erfolg;  schliefJlich  war 
mir  die  Geduld  ausgegangen  (eig.  ausgebrannt),  Bruder!  Eben  ging 
der  Sohn  der  kranken  Frau  vorüber.  Auf  seinem  Rücken  hatte  er 
einen  kostbaren  Mantel,  und  wie  geziert  ging  er!*  Wer  ihn  sah 
olaubt,  daß  sie  beim  Bakal  nicht  einmal  zehn  Para  ^  Schulden  haben. 
Ich  packte  mit  dem  Lehrling  dort  den  Jungen,  zog  ihm  seinen  Mantel 
vom  Rücken  herunter  und  behielt  ihn.  Unter  Sträuben  ruft  er: 
..^kleinen  Mantel  gebe  ich  nicht.''  Mögen  sie  ihr  Geld  bringen  und 
den  Mantel  in  Empfang  nehmen.  Wie  viel  Bakale  sind  in  diesem 
Viertel  bankrott  geworden  ....  Auch  ich  .  .  .  .". 

Latif  laut  rufend:  „Es  ist  genug,  Kerl,  halt  den  Mund!  Sei  diesen 
Herren  dankbar,  sonst  würde  ich  dir  schon  gezeigt  haben,  was  es 
heißt,  den  Mantel  vom  Rücken  des  Knaben  zu  nehmen." 

Der  Bakal  mit  einem  abscheulichen  Lächeln,  das  Zorn  und  Spott 
auf  seinem  Gesicht  hervorgebracht  hatte:  „Was  wolltest  du  zeigen ? 
das  möchte  ich  doch  mal  sehen!' 

Latif:  „Schweig,  Kerl,  schweig!  Hol  dein  Buch  vor  für  die 
Schulden,  deren  Zinsen  und  Auslagen  du  erwähnt  hast;  wollen  sehen, 
wie  viel  Geld  du  bekommen  mußt." 

Bakal:  „Was  willst  du  sehen,  mein  Herr?  Ich  bin  ruiniert,  ich 
bin  abgebrannt,  vierzig  verschiedene  Waren  hatte  ich  ....  ich  hab' 
sie  verloren" -5. 

Unter  vielem  Reden  brachte  der  Bakal  ein  altes  schwarzes  Buch, 
das  noch  fettiger  als  er  selber  war,  hervor.  Inzwischen  kam  eine 
junge,  wie  eine  Bettlerin  aussehende  Frau  mit  einem  Gefäß '^  in  der 
Hand  herbei.     Sie  hielt  das  Gefäß  dem  Lehrlinge  des  Bakals  hin: 

„Lege  für  zehn  Para  Reis  hinein!"  Der  Bakal  rief,  obgleich  er 
beschäftigt  war  die  Blätter  des  Buches  umzuwenden,  seinem  Lehr- 
linge zu:  „Bodos 5,  nimm  die  zehn  Para  vorher  und  dann  gib  den 
Reis.'- 

Die  Frau,  welche  diese  Maßnahme,  die  dem  Lehrling  anempfohlen 


1  *-"^  =  f-~^r  ini  Lehge-i-osmani  ^^  j\^-«X^  j^i 

2  lo  Para  =  41/2   Pf-,   bis    vor   kurzem    die   kleinste   Münze,  jetzt    gibt    es    auch 
5  Para-Stücke 

3  Der  Sinn  dieses  Hin-  und  Hergeredes  ist:  „Aus  meinem  Buche  wirst  du  deut- 
lich die  Wahrheit  meiner  Aussage,  daß»  ich  hier  Bankrott  mache,  sehen" 

+  (^_5-^'-°  f'-»-^-  ist  das  in  den  türkischen  Bädern  gebrauchte  Mal.">,  mit  dem  das 
Wasser  auf  den  Badenden  gegossen  wird 

5  Bodos,  urspr.  =  Paulus,  bezeichnet  allgemein  den  anatolischen  Griechen 


I 


9j  Die  Volksszenen  aus  Hüsen  Kahmi's  Roman  CUi^.  1089 

war,  gehört  hatte,  sagte  frech  lachend,  als  ob  ihr  eine  Gefälligkeit 
erwiesen  wäre:  „He,  Bakal!  .  .  werde  ich  dir  etwa  weglaufen?  Da 
nimm  die  zehn  Para.     Was  ich  neulich  tat,  war  SpalJ." 

Bakal:  „Gegen  Spali  sage  ich  nichts,  aber  heute  habe  ich  keine 
Zeit  zum  spafien.  Gib  dem  Kaufmann  eine  Hand  voll  Lire,  und  hier 
verkaufe  diesen  Reis  für  zehn  Para.  Mit  solchen  Seltsamkeiten  des 
Lebens  habe  zu  tuni'". 

Die  Frau:  „Undankbarer  Kerl!  Mögest  du  blind  und  lahm  werden! 
Hast  du  die  Tage  vergessen,  da  ich  Geschäfte  um  zwei  bis  drei 
Piaster  mit  dir  machte?" 

Bakal:  „Dein  Fluch  möge  dich  treffen,  da  seht  euch  die  an! 
Für  das  Ol,  das  sie  vor  drei  Monaten  für  zwei  Piaster  gekauft  hat, 
verkauft  sie  mir  heute  hier^  Prahlereien!" 

Der  Bakal,  auf  eine  der  Seiten  des  Heftes,  die  er  umwandte,  mit 
der  Faust  schlagend:  „Da  ist  die  Rechnung  des  Josmaoglu,  seit  drei 
Monaten  steht  sie  andauernd.  Na,  mein  Lieber,  diese  Schönheit3  soll 
mir  kein  Kopfzerbrechen  machen,  wenn  sie  mir  nur  erst  das  Geld 
bezahlt  hat." 

Nachdem  der  Lehrling  die  zehn  Para  genommen  und  in  das  Ge- 
fä(i  mit  den  Fingerspitzen  einen  Griff  Reis  gelegt  hatte,  hielt  er  es 
der  Frau  hin.     Die  Frau  fing  an  zu  schreien: 

„Was,  fürchtest  du  dich  nicht  vor  Gott  den  Reis,  ohne  abzu- 
wiegen, zu  geben,  während  du  ein  so  großes  Zehn-Parastück  genom- 
men hast?" 

Bakal:  ,,Das  ist  kein  Kunde  sondern  ein  Quäler,  —  ein  Herz- 
verwüster,  der  meinen  Laden  ruiniert.  Bodos,  wiege  ab!  Lege  es  auf 
die  große  Wage  und   wiege   es  ab!     Kenne  ich  etwa  das  nicht,  was 


1  Unter  ^^^  versteht  man  die  Ereignisse,  deren  Eintreten  in  der  göttlichen 
Weltordnung  für  den  Menschen  unbegreiflich  sind.  In  allen  den  Fällen,  in  denen 
das  Böse    den  Sieg   über    das    Gute    davonträgt,    tröstet   man    sich    mit    den   Worten: 

j>  ^  i_^*'>^  «i^yUl.  So  ist  es  auch  für  den  Bakal  ein  Rätsel,  daß  er  dem 
GrolJkaufmann  (^'•^^^  im  Gegensatz  zum  (J'J^)  soviel  Goldstücke  für  seinen  Reis 
bezahlen  und  ihn  dann  in  diesem  Viertel  zu  so  geringen  Summen  verhökern  muß. 
Mit  dem  Imp.  redet  er  sich  selber  an  cfr.  S.  1090,  Z.  22.  \y'^  das  türkische  Pfund, 
etwa  iS  M. 

2  i>  ^_yX:^^^  ist  zwischen  Kommata  stehend  zu  denken.  Es  wird  häufig  in 
der  Volkssprache  sogar  zwischen  Verbum  und  Objekt  gestellt,  z.  B.  a/da,  gel,  bunu. 
An  unserer  Stelle  hat  es  etwa  den  Sinn  von  „hier" 

3  Yosma  bedeutet  „schön".  Das  Wortspiel  läßt  sich  im  Deutschen  nicht 
wiedergeben 

Nöldeke-Festschrift.  gn 


1090  Friedrich  Giese  [lO 

du  ein  großes  Zehn-Parastück  nennst?     Für   ein  Zehn-Parastück  ver- 
langt sie  einen  Sack  Reis;*     Was  sie  will,  ist  mir  unverständlich." 

Nachdem  Bodos  für  zehn  Para  Reis  auf  der  großen  Wage  ab- 
gewogen und  von  dem  vorher  gegebenen  fast  die  Hälfte  weg- 
genommen hatte,  bricht  zwischen  ihnen,  während  er  den  Rest  (aus 
der  Wagschale)  in  die  Tasse  schüttet  und  sie  der  Frau  hinhält,  ein 
Höllenspektakel  los. 

Die  Frau  rief  aus:  ,. Unbilliger  Kerl,  da.  nimm  deinen  Reis  und 
gib  die  zehn  Paral" 

Bakal  (zum  Lehrling):  „Gib  die  zehn  Para,  ich  hab'  es  nun  end- 
lich satt." 

Während  Bodos  mit  der  einen  Hand  der  Frau  die  zehn  Para 
gibt  und  mit  der  anderen  bemüht  ist  die  Tasse  zu  nehmen,  und 
während  die  Frau,  nachdem  sie  die  zehn  Para  in  die  Hand  genommen 
hat,  mit  dem  Lehrling  an  der  Tasse  zerrt,  fällt  die  Hälfte  Reis  auf 
die  Erde,  und  als  sie  anfängt  unter  Lachen  als  Siegerin  mit  dem  ge- 
ringen Teil,  der  in  der  Tasse  bleibt,  wegzulaufen,  sagt  der  Bakal: 
„Ich  sagte  es  dochl  Sie  werden  mich  bankrott  machen,  mich  wird 
noch  eines  Tages  der  Schlag  rühren.  Da  sieh  den  Reis  an,  der  auf 
der  Erde  liegt.  Wenn  es  noch  gewöhnlicher  Reis^  wäre,  schadete 
es  nicht.  Mögest  du  blind  sein!  Bester  Reis,  primae  Reis.  Bring 
deine  beste  Ware  hierher,  und  dann  erlebe  so  etwas  Gemeines ■*  .  .  . 
(Zum  Lehrling)  Bodos  versinke  in  die  Erde!  Was  siehst  du  mich 
so  verwirrt  anrs  Die  Frau  hat  uns  eine  Tasse  voll  Reis  genommen 
und  ist  damit  weggelaufen.  .  .  .  Wenn  sie  uns  den  Laden  wegtrügen °, 
würdest  du  mich  dann  auch  fortwährend  wie  ein  Verrückter  ansehen? 
Sieh  einer  den  Esel  an,  er  steht  immer  noch  da!  ...  .  He,  Junge, 
wenn  du  wenigstens  der  Frau  nachliefest!" 

Nachdem  der  Lehrling  sich  angeschickt  hatte  hinter  dem  Weibe 
herzulaufen,  wandte  der  Bakal  uns  sein  Gesicht,  das  vor  Zorn  ganz 
grau  geworden  war,  zu: 

„Da  hab'  ich's  gefunden,  die  Rechnung  der  kranken  Frau  hab' 
ich   gefunden.     Dreihundert   Dramm  Fett,   eine   halbe  Okka   Stärke, 


1  v^^V*  ist  die  anatolische  Form  für  ^^j»  bei  Samy  «sac  tresse  en  feuilles  de 
dattier  et  dans  lequel  on  met  du  riz» 

2  Cfr.  Samy  ^)y^  ^f^  charbon  etc.  pris  par  hasard,  non  choisi 

j  ib\   dialekt.  für  ,^\  4  Cfr.  S.   1089,  Anm.  I 

5  y^lJ>L>  dialekt.  für  "-^^j^ci^Li  6   J^d^^jj^  dialekt.  für  j^d^Mijit^ 


1 1]  Die  \'olksszenen  aus  Hüsen  Rahmi's  Roman  CUä*.  IO91 

fünfzig  Dramm  Nudeln',  hundert  Dramm  Öl  (usw.  lesend)  da,  da, 
sieh  doch  die  Summe  an,  die  es  für  sie  macht,  ....  ich  sagte  es  ja: 
ich  bin  ruiniert,  ....  die  Hälfte-  meines  Kapitals  hat  dieses  Weib 
gestohlen.  .  .  .  Siebenundzwanzig  Okka  Holz,  Zucker,  Salz,  Käse,  seit 
drei  Monaten  haben  sie  sich  andauernd  von  mir  ernähren  lassen." 

Als  ich  siebenundzwanzig  Okka  Holz  hörte,  fragte  ich  Latif 
Effendi: 

„Was  ist  das  mit  diesem  Holz,  Bruder?  Verkauft  ein  Bakal  Holz? 
und  wird  das  Holz  okkaweise  verkauft?" 

Latif:  ,Ja  Bruder,  hier  verkauft  der  Bakal  Holz  und  zwar  okka- 
weise, das  Ceki  bringt  er  auf  fünfzig  Piaster." 

Bakal:  „Da  sieh  mal,  was  du  schwatzest!  Wenn  ich  an  diesem 
Holz  zehn  Para  gewönne,  so  will  ich  die  Folgen  tragen.  Am  Landungs- 
platz kaufe  ich  prima  Holz  für  zwanzig,  für  fünfundzwanzig  lasse  ich 
es  hierherbringen,  nachdem  ich  es  so  fein  wie  Gartenstangen  habe 
spalten  und  es  völlig  austrocknen  lassen,  verkaufe  ich  Holz  für  vierzig 
und  sechzig  Para.  Das  Ceki,  das  am  Landungsplatz  gebraucht  wird, 
stimmt  nicht  mit  unserem  Kantar  überein.  .  ,  So,  nun  sag'  einmal,  wo 
da  mein  Gewinn  herkommen  soll!" 

Latif:  „Mach'  nicht  viele  Worte,  sage  die  Summe,  wollen  sehen, 
wieviel  Piaster  es  macht." 

Bakal:  „Das  werde  ich  nicht  sagen,  das  Buch  wird  es  sagen, 
ich  nehme  nicht  ungerecht  erworbene  zehn  Para.  Da  komm,  sieh 
dir's  einmal 5  selbst  an,  da  siehst  du?"*  Zweiundfünfzig  Piaster  zwanzig 
Para." 

Latif  bezahlte  die  Forderung  des  Bakals,  und  nachdem  er  auf- 
getragen hatte  den  Mantel  des  Jungen  mit  dem  Lehriinge  nach  Hause 
zu  schicken,  verlieljen  wir  den  Laden. 


I   <!>o,j4yiö  vulgär  für  A.i jäXÖ  ;  s>Lu>  =  fett  2  ^^^^^^  vulgär  für  j^^^-^aj 

3  eJ>?.r?   anat.  =  Sj^j->,  cfr.  im  Azerbaiganischen  iki  jol  üc  alty   eler  2X3  =  6 

bei  FoY:  Azcrhajgamsche  Studien.     Mitteilungen  d.  Sem.  f.  Orient.  .Sprarhen  Jahrg.  VII. 

Berlin.   1904.  S.  230  4  «^^^.ji^^   dialekt.  für  cJIa^j^j,^^ 


69* 


Ägyptisches  Sprachgut  in  den  aus  Ägypten 
stammenden    aramäischen    Urkunden    der    Perserzeit'. 

Von 
"Wilhelm  Spiegelberg. 

ie  ägyptischen  Eigennamen  —  denn  um  diese  handelt  es 
sich  bei  dem  obigen  Thema  in  erster  Linie  —  sind  dem 
/;  Orientalisten,  welcher  sich  mit  den  aramäischen  Inschriften 
und  Papyri  beschäftigt,  ebenso  unerfreuliche  Fremdlinge 
auf  seinem  Eigengebiet,  wie  sie  es  dem  griechischen  Papyrologen 
sind.  In  beiden  Fällen  ist  der  Agyptologe  der  berufene  Dolmetsch. 
So  zeigt  denn  auch  der  zweite  Band^  des  Corpus  Inscriptioimm 
Semiticanun,  in  welchem  das  hier  behandelte  Material  vereinigt  ist, 
überall  die  Spuren  ägyptologischer  Mitarbeit,  die  im  wesentlichen 
durch  MaSPERO  geleistet  worden  ist,  und  zwar  so  gut,  wie  es  vor 
etwa  20  Jahren  nur  möglich  war.  In  den  letzten  beiden  Jahrzehnten 
hat  sich  aber,  nicht  zuletzt  durch  die  Übertragung  der  Methode  der 
orientalistischen  Philologie  auf  die  Ägyptologie  3,  die  ägyptische  Laut- 
lehre so  wesentlich  entwickelt,  daß  es  an  der  Zeit  ist,  die  früheren 
Identifikationen  nachzuprüfen  und  die  ungelösten  Rätsel  auf's  neue  in 
Angriff  zu  nehmen. 


1  Nach  dem  Abschluß  dieser  Arbeit  (30/1.  1905)  hat  mir  Herr  SayCE  (6/6.  I905) 
in  freundlichster  Weise  die  ägyptischen  Namen  des  aus  der  Zeit  des  Xerxes,  Arta- 
xerxes  und  Darius  I  datierenden  aramäischen  Papyri  Mond  mitgeteilt.  Da  ich  das 
ganze  Mskr.  nicht  umarbeiten  konnte,  habe  ich  mir  so  geholfen,  da(J  ich  die  neuen 
Namen  teils  eingefügt,  teils  in  einem  besonderen  A)ihanj^  VI  nachgetragen  habe 

2  Auf  ihn  beziehen  sich  die  Zahlen  der  Zitate.  Kepert.  ist  das  Repertoire 
d'epigraphie  seinitiqite,  das   seit   1900   erscheint 

3  Es    ist    wohl    den    wenigsten    Agyptologen    bekannt,    dalö    der  erste,    welcher 


1094  Wilhelm  Spiegelberg  [2 

Die  besondere  Schwierigkeit  der  Aufgabe  kann  nicht  genug  be- 
tont werden.  Es  handelt  sich  darum,  in  aramäischer  Schrift  vokal- 
los umschriebene  ägyptische  Wörter  auf  ihr  ägyptisches  Prototyp 
zurückzuführen,  von  dem  wir  auch  nicht  mehr  als  das  Konsonanten- 
gerippe kennen.  Nur  griechische  Transkriptionen  oder  die  späten 
koptischen  Derivate  —  um  die  wichtigsten  Hülfsmittel  zu  nennen  — 
können  uns  von  dem  alten  Vokalismus  eine  ungefähre  Vorstellung 
geben.  Daraus  wird  ohne  weiteres  klar,  daß  wir  bei  den  Identi- 
fikationen mit  äußerster  Vorsicht  verfahren  müssen. 

Zunächst  muß  die  Lesung  des  betreftenden  Wortes  über  jeden 
Zweifel  erhaben  sein,  Sicheres  und  Unsicheres  muß  auf  das  schärfste 
geschieden  sein.  In  dieser  Hinsicht  haben  sich  weder  die  Lesungen 
des  Corpus  noch  die  Zusammenstellung  in  LlDZBARSKi's  vortrefflichem 
Handbuch,  nach  welchem  ich  das  Material  zunächst  gesammelt  habe, 
als  ganz  zuverlässig  erwiesen.  Ich  kann  daher  JULIUS  EüTiNG  gar 
nicht  dankbar  genug  sein,  daß  er  durch  die  Nachprüfung  des  mir 
von  ihm  vorgelegten  Materials  meiner  Arbeit  eine  solide  Grundlage 
verschafft  hat^ 

Ferner  ist  es  von  größter  Wichtigkeit,  festzustellen,  ob  ein  Name 
mit  Sicherheit  als  semitisch  gedeutet  werden  kann.  Denn  in  diesem 
Fall  hat  der  Ägyptolog  natürlich  zu  schweigen.  Ich  bin  dabei  in 
den  weitaus  meisten  Fällen  Lidzbarski  gefolgt  und  habe  in  keinem 
Fall  als  ägyptisch  gedeutet,  was  als  semitisch  nicht  bezweifelt  werden 
kann.  Also  erst  wenn  die  Lesung  und  der  unsemitische  Charakter 
eines  Namens  gesichert  war,  bin  ich  an  die  Bestimmung  gegangen. 
Auch  hier  habe  ich  die  „Beschränkung"  als  Leitmotiv  gewählt,  und 
zwar  in  doppelter  Weise.  Wenn  man  durch  eine  mechanische  Um- 
schrift des  aramäischen  Konsonantenbestandes  einen  ägyptischen 
Eigennamen  rekonstruiert,  so  ist  damit  m.  E.  wenig  gewonnen.  Denn 
es  ist  noch  erforderlich,  daß  dieser  Name  entweder  wirklich  ägyptisch 


hieroglyphisch  geschriebene  Wörter  ohne  Ergänzung  der  Vokale  transkribierte,  der 
Orientalist  war,  dessen  Ehrung  diese  Festschrift  gilt.  Theodor  Nöi.deke  hat  in  der 
Zeitschrift  für  ägyptische  Sprache  1877  S.  IC  drei  geographische  Ortsnamen  konsonan- 
tisch mit  den  entsprechenden  hebräischen  Buchstaben  umschrieben  und  damit  die 
heute  verbreitetste  ägyptologische  Transkriptionsmethode  inauguriert 

I  Wo  man  also  auf  Grund  der  Transkriptionen  des  Corpus  Eigennamen  ver- 
mif't,  handelt  es  sich  um  falsche  oder  unsichere  Lesungen.  In  den  von  mir  auf- 
genommenen Namen  ist  Unsicheres  in  der  üblichen  Weise  durch  übergesetzte  Punkte 
gekennzeichnet  worden 


3]     Ägypt.  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     IO95 

belegt  oder  doch  in  den  wesentlichen  Bestandteilen  seiner  Bildune 
als  bekannt  erwiesen  wird.  Vor  allen  Dingen  aber  —  und  das  ist 
die  zweite  Beschränkung,  die  ich  nirgends  betont  gesehen  habe  — 
muß  der  Name  in  der  Zeit  nachgewiesen  werden,  aus 
welcher  die  aramäische  Quelle  stammt,  also  in  der  so- 
genannten „Spätzeit"  (etwa  700  —  300  v.  Chr.).  Genauer  ge- 
nommen würde  nur  die  Zeit  der  Perserherrschaft  (525 — 323)  in  Frage 
kommen,  da  ja  die  in  Ägypten  gefundenen  aramäischen  Urkunden 
sämtlich  oder  doch  in  ihrer  weitaus  überwiegenden  Mehrheit  dieser 
Zeit  angehörend  Da  aber,  so  weit  ich  beobachtet  habe,  das  Ono- 
mastikon  der  Perserzeit  dieselben  Züge  trägt  wie  das  der  „Spätzeit", 
so  habe  ich  mich  berechtigt  geglaubt,  mit  dem  Material  der  letzteren 
größeren  Periode  arbeiten  zu  dürfen.  Eine  ideale  Forderung,  die 
aber  zurzeit  noch  nicht  erfüllt  werden  kann,  wäre  nun  weiter  eine 
lokale  Berücksichtigung  der  Namen.  Die  aramäischen  Inschriften  und 
Papyri  stammen  fast  sämtlich  aus  Memphis  oder  aus  Elephantine,  ^ 
so  daß  man  gerade  das  ägyptische  Onomastikon  dieser  beiden  Orte 
zur  Perserzeit  im  besonderen  in's  Auge  fassen  sollte.  Für  die  Insel 
Elephantine  fehlt  es  zurzeit  noch  an  Material,  aber  die  Serapeums- 
stelen  von  Memphis  liefern  doch  für  diese  Stadt  um  die  genannte 
Periode  ein  gutes  Namenmaterial.  Ich  habe  daher  durch  ein  (Serap.) 
angedeutet,  wo  diese  letztere  Bedingung  bei  einem  Namen  erfüllt 
war,  und  dabei  das  von  Chassinat  {Recueil  de  travaiix  XXI  und 
den  folgenden  Bänden)  veröffentlichte  Material  benutzt.  Wo  zu  den 
betreffenden  ägyptischen  Namen  kein  besonderes  Zitat  gesetzt  ist, 
findet  man  den  Nachweis  in  Lieblein's  Namenvvörterbuch,  dagegen 
deutet  ein  Stern  '•■  \'or  dem  Namen  an,  daß  derselbe  von  mir  nach 
Analogie  einer  anderen  bekannten  Bildung  hergestellt  worden  ist. 
Ein  (Masp.)  hinter  der  Übersetzung  des  n.  pr.  bedeutet,  daß  derselbe 
bereits  von  Maspero  richtig  gedeutet  worden  ist,  ein  Fragezeichen 
vor  dem  aramäischen  Namen,  daß  die  von  mir  vorgeschlagene  Deu- 
tung nicht  ganz  sicher  ist.  Auch  für  die  am  Schluß  des  Aufsatzes 
gegebene  Lautübersicht  ist  die  Scheidung  zwischen  sicheren  und 
unsicheren  Gleichungen  scharf  eingehalten  worden. 


1  Vgl.  die  für  diese  Datierung  grundlegende  Arbeit  von  Clermont-Ganneau : 
Orighie  perse  des  moHiimcnls  ammeens  d'Egyple  [Rez\  air/i.  1878  u.  1879)  durch  die 
neueren  und  neuesten  (s.  oben)  Funde  ist  Cl.-Ganneau's  Ansicht  nur  bestätigt  worden 

2  Vgl.  dazu  Spiegelberg:   0.  L.  Z.  1905  S.  ii;  W.  Max  Müller:  ib.  1905  S.  36 


1096  Wilhelm  Spiegelberg  [4 


I.  Personennamen. 

Der  im  Verhältnis  zu  meinem  Thema  knapp  bemessene  Raum 
zwingt  mich  dazu,  die  lautliche  und  sonstige  Begründung  der  Gleichungen 
kürzer  zu  geben,  als  es  wünschenswert  wäre'.  Ich  habe  daher 
die  alten,  allgemein  anerkannten,  von  Maspero  bereits  richtig  be- 
stimmten Namen  in  der  Regel  nicht  näher  besprochen,  und  verweise 
im  allgemeinen  für  den  lautlichen  Teil  der  Gleichungen  auf  die  am 
Schluß  dieser  Arbeit  gegebene  Übersicht  der  lautlichen  Korre- 
spondenzen. Da  wohl  nur  wenigen  Semitisten  die  Bildungselemente 
ägyptischer  Eigennamen  geläufig  sind,  so  will  ich  einige  allgemeine 
Bemerkungen  über  die  theophoren  Eigennamen  vorausschicken. 
Ich  habe  ihre  Bildungselemente  in  meiner  Transkription  durch  ein 
^laqqeph  (")  geschieden. 

A.  Präfixe. 

a)  "Dfc<  mit  folgendem  Götternamen 

=       1    HS  (vokalisiert  ^fis)  *  „gehörig  zu"  in  dem  Sinne  von  „Diener 

eines  Gottes''.  Dieses  veraltete  Bildungselement  ist  auch  in  den 
Namen  der  „Spätzeit"  noch  sehr  häufig.  Lautlich  ist  zu  bemerken, 
datj  das  nach  dem  Abfall  des  u^  übrig  bleibende  s  sich  mit  dem 
folgenden  Konsonanten  zu  einer  Doppelkonsonanz  verbindet,  vor  der 
ein  S  prostheticum  tritt.  Auch  in  den  griechischen  Transkriptionen 
zeigt  sich  dieses  gelegentlich,  so  in  'EcrßevötiTi^  neben  Zjuevörig,  in 
'Eainivig  neben  Z|aiviq.     Dieser  Vorschlagsvokal  liegt  gewiß  auch  der 

späten  Schreibung  des  männl.  n.  pr.  [   1      Q    J]    ^s-Pth  (Serap.  85  — 

Dyn.    XXVI)     zugrunde,     die    eine     lautliche    Schreibung    des    alten 

^      9   Ns-Pth  enthält.     Auch  das  alttestamentl.  niDfc<,  falls  man  die 

eine  der  lautlich  völlig  einwandfreien  Erklärungen  gelten  lassen  will*, 
gibt   den    Hilfsvokal  vor  der  Doppelkonsonanz  durch  N  wieder,    denn 


I  \Veitere  Gesichtspunkte  für  die  Bildung  der  Eigennamen  gewinnt  man  durch 
eine  Vergleichung  von  Nöldeke's  grundlegenden  und  klaren  Ausführungen  in  Cheyne's 
Dici.  of  the  ßible,  sub  voce  ,,iiames"  S.  32718". 

*  Aus  älterem  iij-hv  entstanden  (Erman:  Gram.  S   152) 

5  Siehe  Spiegelberg:  Demot.  Studien  I  S.  42 

4  Vgl.  dazu  Spiegelberg:  Randglossen  zum  Alten  7'estameut  S.  18 


5]     '"^gypt-  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.    IO97" 

JliD«  entspricht  lautlich  genau  1  J)  Ns-N{j)t  „der  Göttin  Neit 

gehörig".     Die  Bildung  liegt  in  no.  i,  2,  3,  94.  95'  vor. 

b)  "S  =  HA  „der  von". 

In  no.  26  und  38  in  Verbindung  mit  Götternamen,  in  no.  39  mit 
Ortsnamen  ^ 

c)  "D  =  TA  „die  von",  das  Fem.  des  vorigen. 
In  48  und  49  vor  Götternamen. 

d)  "tas  mit  folgendem  Gottesnamen: 
P-dj  TTexe-  „der,  welchen  (Gott  N.)  gibt"  3  in  no.  27—30,. 


31  (r).  32-36.  — 

e)  "tan  mit  folgendem  Gottesnamen: 

T-dj  Teie-  „die,   welche  (Gott  N.)  gibt".    Fem.  zu  dem 


vorigen  in  no.  50. 

f)  r"i"t2S  mit  folgendem  Gottesnamen: 

=  r.f^^N^  P-dj-n{j)-  „der,  welchen  mir  Gott  (N)  gibt"  in  no.  32  a. 


B.  Andere  Bildungen. 

a)  Namen  von  Göttern  * 
no.  4.  8.   II.   I2(?). 

b)  Dr 

=  N.-wd  „Gott  N.  ist  heil  (o,  ä.)"  in  no.   lO. 

c)  )»- 

=- N.-mn{j)^   „Gott   N.    ist    fest"    (oder   „bleibt").      Griech.    \xr\v- 
(z.  B.  loKiafivig  „Sobk  bleibt"  in  no.  9.   13  (?)  !;(?). 

d)  -my 

=  <nh-N.  „es  lebt  Gott  N."  Vgl.  'AyxiJucpKS,  'ATX0piM9i<S  in  no.  19  (r). 
20.  21.  22  (r). 

e)  rfD^tar 


1  Die  Lesung   eines    weiteren  Namens,   den   man   hierherziehen  möchte,  DltD~DN^ 
ist  ganz  unsicher 

2  Vgl.  dazu  Spiegelberg:  Demot.  Sludien  I  S.  27  3  Ib.  Seite  30 

4  Vgl.  dazu  jetzt  E.  Lew:   Über  die  theophoren  Personennamen   der  alten  Ägypter 
zur  Zeit  des  neuen  Reiches.     Dissertation  S.  6  S  ^ 

5  Pseudopaitizipium 


1098 


Wilhelm  Spiegelberg 


[6 


=  J^'   (  ^  N-   f'i^j-s{w)  ^   „Gott   N.   ist  es,    der  ihn  ge- 

geben hat".  Wie  das  Suffix  szv  zeigt,  kann  die  vorhergehende  Verbal- 
forni  nicht  Infinitiv  —  in  dem  Fall  müßte  2^^=>_  f  stehen  —  sondern 
nur  Partizipium  sein.  Ich  glaube  daher,  dal-i  wir  eine  Partizipialform 
von  rdj  vor  uns  haben,  vermutlich  das  Partiz.  pcrf.^  activi.  Wir 
kennen  dieses  Bildungselement  auch  aus  griechischen  Transkriptionen 

Wie    AjaupTaio^,    A|uovopTai(Ti(5.    AjaovGpuTiog  (         ^  ^ 


iiiii- 

'rdj-s{iu)  „Amon  ist  es,  der  ihn  gegeben  hat",  wofür  wir  auch  die 
griechische  Übersetzung  'AjujauuvööOToq  besitzen  3.  Vgl.  ferner  GoTop- 
TaiO(;  „Thüt  ist  es,  der  ihn  gegeben  hat".  Auch  eine  keilschriftliche 
Wiedergabe  (um  66-j  v.  Chr.)  dieser  theophoren  Bildung  ist  in  '"Ip-ti- 

har-ti-e-su  =   _  ^  l  ^ „Ptah  ist  es,  der  ihn  gegeben  hat"'^ 

erhalten. 


Ol. 
In  no.  6. 


f)  :-io-N-ty 

Falls    die  unter   no.  46   gegebene  Deutung  richtig  ist,  die  in  der 


Spätzeit  häufige  Bildung 


L=J 


N. 


^ 


tij  N.  'm-w  {:K\  N.  ui  loov) 


essanten    Lautvariante 


wo 


.,Gott  N.  faßt  sie".     Außer  dem  unten  mitgeteilten  Namen  zitiere  ich 
ü  ^^  ,,,  C-^^^-   12/22)    „Isis    ergreift    sie"    mit    der    inter- 

und  (C^  ^     „  r 
öuoov    durch    ;//  +  mza  (lioot  „Wasser")  geschrieben  ist.     Ferner 

AAA/\AA    I 


AAAAAA 


L^ 


„Onuris   faßt    sie"   (Rec.  6/133),    Q^^. ^ 

[]|^i    (A.Z.    1887    S.     13)    „Mendes    faßt    sie"      und 


anderes  mehr. 


Neben  diesen  rein  ägyptischen  theophoren  Bildungen  stehen  nun 
auch  vereinzelte  hybride,  in  welchen  der  Gottesname  mit  einem  semi- 
tischen Wort  zusammengesetzt  ist,  so  ]ni"l32n  (N.  1 162  §  2),  ein  n.  pr., 


'  Zu  dem  'v  ^^  beachte  die  unten  mitgeteilte  keilschriftliche  Wiedergal)e 

2  Vgl.    die   Schreibung  (Sethe:    lerdum    II,    857)   im    .1/.  A'.    —     Zu    der 

A a 

Lesung  von  rdJ  s.  Calice  {J.  Z.  XXXIX  S.   75)  und  Sethe  (ib.  S.   130) 

3  PiETSCHMAN.N  in  Ä  Z.  XXXI  S.  124  und  Hess  ib.  XXX  S.  120 

4  Steindorff:  Beiträge  zur  Assyriologie  I  .S.  352 

5  Vgl.  dazu  die  Verbindungen  von  Xtü  in  MICPO.V,   XIOVA  etc. 


% 


\ 


7]     '"^Sypt-  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     IO99 

welches   genau    dem    ägypt.  Dliri'tSS  (no.  29)  entspricht,  und  l'?ö"1DS 
^55   ^^4'  „Osiris  ist  Konig". 

sie 

i)  DUrroS  n.  pr.  masc. 

155  A  2  =  I  f)^.  ^  Ns-htun   „dem  Gott  Chnum  gehörig''. 

Chnum  ist  der  Gott  der  Insel  Elephantine,  auf  der  das  betreffende 
Ostrakon  gefunden  worden  ist.  Da  das  n.  pr.  männlich^  ist,  so  wird 
damit  M.vspero's  Deutung  unmöglich. 

2)  |?2"CX  n.  pr.  masc. 

13S    A  I    =^^^V§i    Ns-M{j)n    „dem    Gott    Min    gehörig". 

Griech.  Zjuiviq,  'E(T|Laviq.  —  MaSPERO's  Deutung  aus  denselben  Gründen 
unmöglich. 

3)  nJ2"DX  n.  pr.  masc. 

155  A  I  B  I  =  "n     \\  J)  Xs-M{zvy  „der  Göiün  Mut  gehörig".  — 


Zu  Maspero's  Deutung  s.  oben. 
4)  "ISillDH  n.  pr.  masc. 

155  B  5  ='  A^^V^rWsjr-WniMifrizv)  d.  i.  Osiris  mit  dem 

Beinamen  gütiges  Wesen  3,  Dieser  Osirisname,  der  als  ovGepoveiKVßpß 
aus  dem  koptischen  Zauberpapyrus  zu  Paris  {/i.  Z.  1883  S.  104)  be- 
kannt   ist,    ist    als    n.    pr.    zwar    nicht    nachweisbar,    wird  aber  gewiß 

existiert    haben.      So    gibt    es  einen  Eigennamen  \\  -^^  I     „Hortis- 

Wn{u)-?ifr",  der  eine  Horusform  bezeichnet,  und  Wn-nfnu  allein  ist  mehr- 
fach ^  zu  belegen.  Maspero's  Erklärung  „Osiris  ist  gut"  ist  lautlich 
unmöglich.  Sie  berücksichtigt  nicht  das  "l  vor  dem  i  und  nimmt  an, 
daf-i  das  /•  der  tonlosen  Silbe  von  n^ßr  (iK)Vt|ü),  das  sicher  in  der 
Spätzeit  abgefallen  war,  durch  1  wiedergegeben  worden  sei.  Dafi  es 
auch  in  den  aramäischen  Transkriptionen  nicht  mehr  als  ;-  gewertet 
wurde,  zeigen  die  Namen  ^3i"in"2j;  und  f]nnD3"t32.  Daß  das  /-  in  dem 
obigen    Namen   durch    das  folgende  zu  geschützt  war,    zeigen  sowohl 

1  Vgl.    IDN'S'jtt   LlDZBARSKI    S.    3IO 

2  Es    wäre    wenigstens    seltsam,   wenn    die    sämtlichen   in    155  genannten  Leute 
Frauen  sein  sollten 

3  Die  Übersetzung  von  wiDi-nj'r  wird  so  kaum   richtig  sein,  doch  hat  Plutarch: 
De  Iside  et  Osiride,  Cap.  42,  "Ojacpiq  {=  lVnn->ifr(!o))  als  eüepY^TH^  erklärt 

4  A.  Z.  93,84  und  'Apovvu)(ppi<;  Dem.  Studien  I  5*  no.  20 

5  Z.  B.  Serap.  23.  32.  128,  Spiegelberg,   Demot.  Studien  I,  20*  no.   145 


IIOO  Wilhelm  Spiegelberg  [8 


die  griechischen  Transkriptionen  "OvvüjqppK;  wie  die  koptische 
Wiedergabe. 

5)  :  ni2  n.  pr.  masc. 
123,  I.  3.     .\g3'ptisch? 

6)  ?b^DT2n  n.  pr.  masc. 

138  B  I.  3—4.  Nach  EUTING  ist  an  beiden  Stellen  3  sicher, 
3  kaum  möglich.  Wenn  man  berücksichtigt,  daß  Z.  i  dem  Bruch 
des  Scherbens  folgend  stark  nach  unten  läuft,  so  kann  man  hier  1  statt 
\  lesen,  während  die  Zerstörung  in  Z.  4  keinerlei  Entscheidung  zu- 
läßt. Demnach  liegt  allem  Anschein  nach  die  in  der  „Spätzeit"  so 
häufige  Bildung  vor,  über  die  ich  oben  gesprochen  habe.  Folglich 
ist   Sn    ein    Gottesnamen    und   gewiß   derselbe,    der  in  den  folgenden 

Namen    der   Spätzeit   zu    belegen   ist    [x j  ^^^  (Rec.    XXV,  56) 

Hk-m-s^-f  var.  ö  J^-  ^^^^  {Annales  du  Service  ^/y^  ff.  —  Perser- 

zeit)  oder    X  v=^  W^  (Serap.  151    —   Perserzeit)   vorliegt.      Über 

das  W^esen  dieses  Gottes  ist  nichts  Näheres  bekannt,  doch  wissen 
wir  aus  L.  D.  III  276,  daß  er  in  der  Saitenzeit  u.  a.  in  Memphis 
einen  Kult  hatte.  Vielleicht  ist  dieser  Gott  die  personifizierte  magische 
Kraft,  die  den  Göttern  eigen  ist  und  hki  heißt.  (Vgl.  dazu  ErmaN: 
Aegypt.  Religion  S.   162). 

7)  ?t<iDn  n.  pr.  masc. 

122  b,  — Der  ägyptische  Name  des  ''^DDN. 

8)  Din  n.  pr.  masc. 

148,  6  =  Hnsiccv)  ^youc^  „Gott  Chons"  (Masp.),  s.  Lieblein  :  Index. 

sie 

9)  |D"^2n  n.  pr.  masc. 

147  B  16.  —  Durch  die  Lesung  EuTiNG's  (]  statt  1)  liegt  die 
Gleichsetzung  mit  H'p{j)-mn  ('•  2Arii-unij)  „der  Apis  ist  fest"  auf  der 
Hand.  Das  n.  pr.  ist  in  den  Serapeumsstelen  häufig  (z.  B.  no  31. 
114.  142.  155  U.S.).  Für  das  Demotische  (Ptolemäerzeit)  zitiere  ich 
Pap.  Straßburg  8. 

10)  ^tann  n.  pr.  masc 

147  B  10  =  y\    \^  \  ^  Hr-zudS   (Serap.    passim),      „Horus    ist 
heil"  'ApuduTiiq.  —  Vgl.  dazu  SpiegeLüERG:  Deinot.  Studien  I  6*  no  17. 
^  In  riA^yoiio 

2  An  sich  ist  nicht  ausgeschlossen,  dalJ  noch  ein  oder  mehrere  Buchstaben 
folgten.     Doch  spricht  die  hier  gegebene  Deutung  für  die  Vollständigkeit  des  Namens 


9]     ''^ftypt-  ■'^prachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     I  lOI 


ii)  ^nn—in  n.  pr.  masc. 

140.  —  Auf  dem  Siegel  steht  die  ältere  (r)  Form      '-^        ^    Jrljr 

Hr-ii-hb  „Uorus  im  (?) '  Papyrussumpf'.  Die  aramäische  Transkription 
zeigt  indessen  die  jüngere  (r)  Adjektivbildung  Hr-Jibj  „Horus,  der  zum 
Sumpf  gehört"  ebenso  wie  das  griechische  'Apxnßi?^  (Pap.  Lond.), 
'ApxTßi(5    (P.  Amh.  II).      Dazu   stimmt   die   spätägyptische  Schreibung 

^=^^J    u/     ^^^"  (^^'''^P^"'"  23.  92.   140). 

12)  rS^mn  n.  pr.  masc. 

138  B  3.  Wahrscheinlich  =  C^  ^  JM  S\^  ^^'^*''  Vs 
"VJ^^  ^)  Hr-{ii)-ti-l?{zvyii  „Horus  des  Baumes  (luo)^  Andere 
Schreibungen     dieses     Namens     sind    v^cr^:^  in [F  ^     Hr-db    und 

^^v  J  u/  ^'''^^-  ^'^  griechische  Wiedergabe  ist  vermutlich  'Apißiiuig 
(LetronnE:  Rcc.  des  iiiscr.  grccqncs  et  latincs  de  VEgypte  I  99). 

13)  ?]0-"lD  n.  pr.  masc. 

138  A  8.  —  Maspero  zieht  einen  seltenen  in  der  „Spätzeit"  nicht 

mehr    belegbaren    Namen    heran.      Vielleicht  =      '-^   "felj  )  M?» 


i  Ü)     -  "    -    AAAAAA 

Ki-nin  „der  Stier  (eines  Gottes)  ist  fest  (bleibt),"  eine  Bildung  wie 
]D''Sn  (no.  9).  "ID  kö  würde  die  Vokalisation  von  ki  zeigen,  die  durch 
NeKUj<j,   Ko-TTpiicg,   Ko-vouqpi<;  bekannt  ist.     ki  als  Gottesname  auch  in 

den  theophoren  n,  pr.  ^^^.  '  KB-in-sB-s{CAVAKY:  Mon.XXNl), 
und  K^-ins  (LiEBLElN). 

14)  r3i^.."2  n.  pr.  masc. 

148,  2.  —  In  dem  n.  pr.  könnte  der  Name  des  Gottes  Gb  (Kriß) 
stecken. 

15)  -y^l  n.  pr.  masc. 
154,6. 


1  //  wohl  =  fii  gebraucht 

2  Siehe  dazu  Sethe:  A.Z.  XXX  S.  li3fT.  und  bei  Fauly-Wissowa  unter 
Chenibis  (2232).  —  ^bj  ist  X^|a|Hi(;,  der  Geburtsort  des  Horus.  —  Eine  nähere  laut- 
liche Begründung  gebe  ich  in  no.  97  meiner  Varia  [Keciieil  igo6) 

3  Recueil  XXV  S.  194  Z.   I.  7.   17 

4  Zu  dem  Namen  vergl.  'Ir-tn-sn-ut  „Horus  der  Bäume".  Steindorff:  Beiträge 
zur  Assyriologie  I  S.   353  S  Recueil  9/48 

6  TiEHL:  Inscr.  hihogl.  I  78  und  Text  S.  68  A.  i,     Lieblein  1324 

7  I   oder  2  Buchstaben  fehlen 


1 102  Wilhelm  Spiegelberg  [lO 

i6)  :-w22TJ:2i  n.   pr.  niasc. 
154,6. 

17)  r]ö"1D  11.  pr.  masc. 

154,  5.    —    Etwa     I  •  ^     SJii{j)-!iiii    „der     König     ist 

fest  (bleibt)"?  Aus  dem  Gottesnamen  'A)LiovpaauuvTnp  ist  die  Aus- 
sprache -(Tuu-  für  1  bekannt. 

18)  rinOD  n.  pr.  masc. 

148,  4.  —  Das  Prototyp  des  n.  pr.  I|lijito  {Archiv  für  Papyrus- 
künde  1/405),  an  welches  ich  einen  Augenblick  dachte,  steckt  nicht 
darin.    Das  mülite  ein  «  vor  der  Doppelkonsonanz  (also  '■■  IHttD«)  haben. 

Eher    könnte    man    an     '1%    (oder    1    ^    1\   ^""^^  sw-üTwr 

,,er  (der  König)  ist  bei  ihnen"  denken.  Aber  ich  kann  den  Namen 
nicht  nachweisen. 

ig)  :^2iin(i')y  n.  pr.  masc. 

"^^A  üT    '''li'^^'~'^ß'    )>es   lebt   der   gute 

Horus"  Hr-nfr  ist  nomen  divinum  wie  in  TTeTe-apvoOqpi(j,  WiLCKEN: 
Ostraka  (Index).  —  Der  von  mir  vorausgesetzte  Abfall  des  einen  n 
(statt  ^Siinrtiy)  sowie  die  Unsicherheit  des  2  macht  indessen  meine 
Deutung  unsicher. 

20)  D^rtTliy  n.  pr.  masc. 

T        '"jk^l^  "nJi-hbs  „es  lebt  3  der  Dekanstern" + 
(MasP,).  H'bs  ist  hier  als  Gottesname  gefaßt,  wie  in  dem  n.  pr.  ^    J   1 

Pi-dj-lir{=z\)bs  „welchen  (Gott)  H'^bs  gibt".  {Reciieil  XXI  S.  68; 
Serapeum  no.  29). 

21)  "Sri-niV  n.  pr.  masc. 

142.   147  A  2  =  ■¥-  \^^  <nh-H'p{j)  „es  lebt  (der)  Apis« 

(Masp.)  (Serap.  LiEBLElN  1231). 

22)  rnOTIij;  n.  pr.  masc. 

148,  4  =  '  ^  ^  A\  ^  Cnh-M{cdj)t  „es  lebt  die  Göttm  Mut 
(Moue)",    falls  EUTlNO's   Lesung   sicher  ist.     no  =  Mut  auch  in  nOB. 


^  Auch  T  möglich 

2  Es  ist  nicht  sicher,  dafj  3  zwischen  3?  und  n  stand 

3  Vielleicht  in  dem  astronomischen  Sinne  von'«/}„aufgehen"(BRUGSCH:  ^.VS.238) 
•  Zu  den  Dekansternen  vgl.  BrugscH:  Ägyptologie  S.  339 


I  ']    ^&ypt-  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d,  Perserzeit.  1 103 

23)  trilS  n.  pr.  masc. 

145  B  2.     ^k^  ^K^  -^^  dSHD  V  )^  /i  WfiS  (llOTa)liyj  :  c|)OTtUIJ^) 

„der  Wolf"  (Masp.)  griech.  Ooüvai^*. 

24)  nn"2  n.  pr.   masc. 

146  A  2,  II.    —   GewilJ   nicht  identisch   mit  dem  nur  einmal  be- 
legten />^Tl  (LiEBL.  1204),  das  vermutlich  in  PS-hSrtv  zu  verbessern 


ist.      Es  liegt    wahrscheinlich    der   „Spätzeit"-Name      ^  P-Jß-t  {Rt 
VII,  121,    VIII,  160,    XX,  90,   LlEüL.  2429)    vor,   der  demotisch  P''-> 


iec. 

-h' 

lautet  und  vermutlich  griech.  naii(g  ist^.  Die  Bedeutung  des  Namens 
ist  unklar. 


25)  DTID  n.  pr.  masc. 

144,  I.  Keinesfalls  /^^^^^"^^  VjT'  ^''"^  Name,  dQv  P'-M{j)n  zu 
lesen  ist  und  ]DD  (no.  38)  entspricht.  Ebensowenig  hat  er  mit  TTaxuu- 
\x\oc,  u.  varr.    zu  tun,    dessen  Prototyp  P^-lun  (-DnVD)  lauten  würdet. 

26)  ■'Sri'D  n.  pr.  masc. 
148,  I   =  J^%.§^^    PJ-l^PU)  »der    (Diener)     des    Apis" 


D 

(Masp.)  griech.  TTadiTK;. 

27)  ^DS'DD  n.  pr.  masc. 

147  A  4.  B  9  148,  6  Pap.  Mond  =  T  CN^r  P^-dj-^^-t  (Serap. 

passim)  „der,  welchen  Isis  gibt".  (Masp.)  Griech.  TTeTeficrig,  TTeTicrig. 

28)  ""IDTtSD  n.  pr.  masc. 

138  A4,  var.   113,  9.21    (Teima)    nostas    Pap.   Mond   n^DIÜS  = 

dil^  P^-^^J-'^^y^  -de^''  welchen  Osiris  gibt"  (Serap.).    (Masp.) 
Griech.  TTeToaTpig. 

29)  DUrrtSD  n.  pr.  masc. 

155  A4.     Pap.  Mond  =  Q  ^^^  W  P^-dj-Hmn  „der  welchen 

Gott  Chnum  gibt".  (MaSP.)  Griech.  n£Texvoü)ai(;  (WiLCKEN:  Ostrakd). 


1  Vgl.  die  entsprechenden  semit.  Eigennamen  bei  Nöi.deKE:  Bcitiä:^e  zur  semi- 
tischen S/racJnoissensc/iaß  S.  79 

2  Spiegelberg:  Dernot.  Studien  I  57* 

3  Spiegelberg:  Detnot.  Studien  I,  66*  und  ibid.  sub  Bo)ii-TTari 

t  Nur  als  Vermutung  wage  ich  die  Frage,  ob  nicht  ein  Name  *TTxi,ui^  (etwa 
altes  Pi-hjin)  vorliegen  kann,  den  ich  aus  'ApitxT.ui?  „Horus  der  Kleine"  {Demotiscke 
Studien  I  5*  no.  24)  rekonstruiere 


1104  Wilhelm  Spiegelberg  [l2 

30)  tSins^rrüD  n.  pr.  masc. 

138    A  7.    147    B  II    =      °     ^   ^V&     P^-dj-IIr-p^-hrd    „der, 

welchen  Horus  das  Kind  gibt'  (RoUGE).    Griechisch  TTeTeapTroxpaTri(;. 

31)  :  *t22  n.  pr.  masc. 

14S,  I.     Kaum     °     PB-dj^  „der,   welchen    gibt"   (Maspero)  mit 


ausgelassenem  Gottesnamen.    Vgl.  auch  das  weibl.  n.  pr.    v\ 
(Dyn.  26)\ 

32)   r    |l?2"t2S. 

126  =  l  "^  „der,  welchen  Amon  gibt"  (Masp.).  Griech. 


TTeTeuoüvK^. 

32  a)  r^DSr^SD 

155  B  4.  Ich  lese  so  statt  "'DNrtDS,  weil  bei  dieser  Lesung  das  1 
unerklärt  bleibt,  wenn  man  darin  eine  Variante  von  ^DS"£3D  sehen 
will.  Die  Publikation  gestattet  keine  sichere  Entscheidung.  Doch 
glaube  ich  meine  Lesung  vorschlagen  zu  dürfen,  weil  bei  einem  so 
A'erwischten  Texte  wie  dem  vorliegenden  eine  Verwechslung  der 
beiden  an  sich  ähnlichen  Konsonanten  1  und  ]  leicht  möglich  ist,  und 
weil  die  leichte  Änderung  auf  den  aus  der  Spätzeit  mehrfach  be- 
D      J 


legten  Namen 


't> 


{Annales  du  Serv.  I,  232  ff.)    führt,    den   man 


Varianten 


deuten    würde    „der,    welchen    Isis    gegeben    hat",    wenn    nicht    die 
'f?i  ff-sVi?^  (Sharpe:  H.  J.  I,  23)  und  v8^  r 


(Sarcophag  Cairo  —  Spätzeit)  auf  die  richtige  Deutung  „der,  welchen 
mir  (iJAi)  Isis  gibt"  führten.  Zu  beachten  bleibt  dabei,  dafj  das  Ara- 
mäische das  J  von  iiai  nicht  wiedergegeben  hat. 

33)  fjnnsi-toE. 

199  B.  C.  2  =  1  ^   P^-dj-Nfr-htp  „der,    welchen    Gott 

Nephotes  gibt"  (Masp.).     Griechisch  TTeTeveqpuÜTri^. 

34)  inrDE. 

13868=  |]n  ^^-^j''^^^"'^  »der,  welchen  die  Götter  geben" 


I  Lieblein    1339    und    ^^^   ^^  VyA    Oxford    Stele    Z.   18.   20.     (Reaieil 


ICXI,  15)   Ar\   A      n  (Serap.   107) 
1/  rv-\ 

2  Lepsius:  Denkmäler  Text  III  S.  245 


13]   ^-^gypt-  Sprachgiit  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzek.    1 105 

(Masp.)      Nicht    etwa  ],    denn    der  Sinfrular  iiottg   würde  ara- 

maisch    "^Di    aussehen,    wie    "'Si    n/r.      in:    ist    die   Wiedergabe    des 
Plurals  ntnv  üTi-ip'. 

35)  pnD-:2s. 

147  B  12  =     ^    P   J^2^^Ä  PB-dj-Sbk  „der,  welchen  Gott  Sobk 

gibt"  (Masp.).     Griechisch  TTeiecrößxig  (VViLCKEN:  Ostmka  —  Index), 
meist  mit  Erweichung  des  b  in  zu  TTeTecToöxoq. 

36)  nns"[t3]D. 

134=  °?^    (Serap.    22)    PB-dj-Pth    „der,    welchen    Ptah 

gibt"  (Masp.). 

37)  mn-J3£. 

147  B  15  =        „^ai::^  1^  ^  PB-dj-Tin  „der,  welchen  Gott  Tum 

gibt"  (Masp.).  Der  Name  ist  demotisch  (Catal.Cairo  3 1095)  nachzuweisen. 

38)  ]C"£  n.  pr.  masc. 

122,4.  148,  3  =  ^^^  F-M{j)n  „der  (Diener)  des  Gottes 
Min".  Kopt.  nAUiii.  Griech.  Oa^Tviq.  Maspero's  Erklärung  „der 
des  Amon"  kann  ich  mich  deshalb  nicht  anschließen,  weil  Amon 
nach  no.   '^2  mit  1  also    -^lltt^  geschrieben  sein  sollte. 

39)  riDOS  n.  pr.   masc. 

147  B  13  =  ^^  ^^  1 1  =rss=.  ^  P^-msk  (ri(3U(JA2)  „das  Krokodil" 

(Masp.)  ein  Eigenname,  den  ich  demotisch  aus  Pap.  Cairo  30824 
und  Pap.  Erbach  kenne.  Das  Femininum-  t^  iilsIl  (reucA?)  „das 
weibliche  Krokodil"  kann  ich  gleichfalls  demotisch  aus  Pap.  Amherst  41 
nachweisen,  wozu  Maspero's  Nachricht  {Corpus  iiiscr.  araiii.  S.  164) 
zu  vergleichen  ist,  daß  er  zwei  Leute  in  Karnak  kannte  mit  dem  Namen 
A.^^i  J-r:^*  i^ind  ^l-^^^"  Jj^-*^.  —  Griechisch  TTeiacrdig  (WiLCKEN: 
Ostraka-lnde\)  T]o\xoä\<;  (Kenyon:  Br.  Mus.  II). 

40)  nO'2  n.  pr.  masc. 

146  A  4  vielleicht  auch  1482  n[)b]D  =  l^o:^\\%  PS-Mtvi 
„der  (Diener)  der  Göttin  Mut".     Griechisch  TTa|uu9r|^. 


1  S.  Hess:  Gnos/.  Pap.  London  S.  9;  Erman:  Ag.  Zeitschrift  1895  S.  47;  Si'lEGEL- 
BERG:  Demot.  Studien  I  S.   29* 

o  a     — " — 

2  Vgl.    das    männl.    n.    pr.    v   V\      O      Louvre  A  106  ohne  Artikel.       Zu    der 


Lesung  s.  Lacau:  Rectieil  XXV  S.   157 

Nöldeke-Festschrift.  ^q 


I  io6  Wilhelm  Spiegelberg  [14 

41)  -pODS. 

148,  2.    —    Wahrscheinlich  =n  '  ¥^  , ^Mr     (Serap.    passim) 


Psj/itk  M^amui'iTixog, '  der  bekannte  Königsname,  der  sich  auch  häufig 
als  Name  von  Privatleuten  findet  und  gewiß  nicht  ägyptisch  ist^ 
Die  Wiedergabe  des  g >  t^  durch  ^  auch  in  no  46. 

42)  nriDpIpS  n    pr.  masc. 


150.  4  = 


^  m 


P'-crj-a-.pth     ,,der    von    der 


c>'c> 


Stadt  Grg-l^h".  Griech.  "■  TTaKepK6(p0a.  So  von  Erman  {Sitsungsöcr. 
Akad.  Berlin  XXV,  1887)  S.  409  richtig  erklärt.  Der  Ortsname  Grg- 
Pth^  bedeutet  „von  dem  Gott  Ptah  besiedelt". 

43)  jti'öl^  n.  pr.  masc. 

1 54,  8.  —  Sieht  aus  wie  eine  Bildung  mit  Ax^  M?>  npeu-. 


44)  nn^ns  n.  pr.  masc. 

149  D  2.  —  In  keinem  Fall  eine  -bildung,   die  stets  "tOÖ  ge- 


schrieben wird.     Wahrscheinlich  mit  ha-  zusammengesetzt. 

45)  nni*  n.  pr.  masc. 

138   B  I.    146  A  11,4.    152,   I.  2.  3.       Pap.    Mond  =  ^^^ 

Dd-hr  (Serap.   133)  (*se-2o)  (Masp.).     Griechisch  TeiJu^,  Taxilj«;,  assy- 
risch Si-ha-a. 

46)  rlO^DntS'  n.  pr.   masc. 

147  I   10.    13.    —    Maspero    will    darin    einen  Namen  sehen,  der 
nicht    nachweisbar    und    schwerlich    überhaupt    möglich    ist.      Wahr- 

scheinlich  liegt  der  in  der  Spätzeit  häufige  Name  AX  r-      A     (  ^      Vn^ 

tB{j)-H'p{j)-mw  (2Ci(:cri)-2»\n6-uuoov)  „der  Apis  erfaßt  (?)  sie"  vor. 
Auch  hier  würde  wie  in  no.  41  g >  durch  ti>  wiedergegeben  worden  sein. 


1  Keilinschriftlich  Pi-sa-me-il-ki  (Steindorff:  Beiträge  zur  Assyriohgie  I  360) 

2  Flinders  Petrie  will    ihn     neuerdings    als    äthiopisch    in    Anspruch    nehmen 
{P.S.B.A.  XXVI  S.   287).  —  Vergleiche  jetzt  0.  L.  Z.   1905  S.  559  ff. 

3  Es  ist  zu  beachten,   dad  das  % >  in    den  Serapeumsstelen  der  Perserzeit  nie 

durch  iCi  ersetzt  wird.     Auch   W.  Max  Müller   hat   kürzlich  (0.  L.  Z.  1905  S.  367) 
die  obige  Erklärung  gegeben 

4  Als  KepxeqpBa    in  einem  unpubl.  Londoner  Papyrus    99    Col.  II  von  WiLCKEN 
(a.  O.)  belegt 

5  Deveria:  Catal.   121  und  sonst  häufig  mit  vielen  Varianten  z.  B.  Bologna  2176. 
Brugsch:  Did.  geogr.  279  (Sar.  Berlin)  Rec.  10/197  no  39  (s.  oben  .S.   1098; 


15]    -^i,TPt-  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.    1 107 

47)  ?  N2n  n.  pr.  fem. 

141,  I.  147  I,  S  Pap.  Mond.   Vielleicht  =  '^'^  JQ"^-  (LlEDL.  765) 

var.  ^"vx    j¥  (ib.   1050).      Griech.    Taßüjq»  oder   Tßoiq.    MasPERO 

denkt  an  db,  doch  wäre  dann  eher  S3t3  zu  erwarten.      -^^^    ^'^  „Geist" 


wird  schwerlich  in  dem  zweiten  Bestandteil  stecken,  da  die  Tran- 
skriptionen darauf  hinweisen,  daß  der  i  von  b^  ^-Charakter  hatte. 
Der  Name  müfite  also  ^1T\  lauten-. 

48)  Dirrn  n.  propr.  fem. 

142  =  ^  I  ^  J  M  'l^H^i'^  (Devkria:  Catal.  1 14  III  88)  „die 
(Dienerin)  des  Dekansterns"  3. 

49)  ■örrn  n.  pr.  fem. 

141,  I  =  ^I^J)  '^^-H'pij)  „die  (Dienerin)  des  Apis"  (Masp.), 
das  Fem.  zu  no.  26. 

50)  "iDnsn  n.  pr.  fem. 

Rcperf.  I,  492  =  li   Jim    ■f^-'^U'^^V^'  '»^^ie»  welche  Osiris  gibt" 

(Masp.),  das  Fem.  zu  no.  28. 

51)  p-'Sön  n.  pr.  fem.? 

145  C  3.    —   Falls  ein  weibl.  Eigenname  vorliegt,   wird  man  mit 

Maspero  an  "^x  Ql^^J)    T^-nu-t  „die   Katze"   (t6uot)   denken. 

Ganz  einwandsfrei  ist  aber  die  Gleichung  nicht '*. 

Bemerkung:  Für  zweifelhaft,  ob  ägyptisch  oder  aramäisch, 
halte  ich  das  n.  pr.  Tl'Dty  (i43j5,  doch  will  ich  daran  erinnern,  daß 
es  eine  ägypt.  Göttin  Sniit-t  gibt,  welche  griechisch  durch  ThiOk;^ 
wiedergegeben  wird  und  lautlich  auf  das  genaueste  der  aram.  Form 
entspricht. 


I  Beachte    dazu    den   Wechsel   von  ^  und  (T  im   Boheirischen.     Stern :   Kopt. 
Gram.  §  27.  28  2  Siehe  oben  no.   12 

3  Xewberry:  Amherst  pap.  S.   52      V\    ^O^  U4 

4  Steindorff    zitiert    Beiträge  zur  Assyriobgie    S.  351    den    kopt.    masc.    Eigen- 
namen nuAi 

5  Siehe  jetzt  Proceed.  Soc.  Bihl.  Arc/i.  XXVI  S.  32 

6  Hess  in  .-/.  Z.  XXVIII  S.  8 

70* 


II08  Wilhelm  Spiegelberg  [l6 


II.  Götternamen. 

52)  nOIN  Osiris  ('ztwy?). 

122.  2.    130.   141  I,  3  bis   142. 
Var.  nos   12S  (Abydos). 
"1DS<  in  no.  4. 

nDT  in  no.   28.   50. 
n'Or  in  no.   28. 

NB:  Die  aramäische  Transkription  spricht  dafür,  dalJ  der  noch 
immer  im  einzelnen  nicht  sicher  gelesene  Osirisname  mit  t?  begann. 
Ich  würde   in  Verbindung  mit   dem,  was  wir  sonst  ^  über  die  Lesung 

von    r|  ^   ermitteln  können,  etwa  für  ^ivsrj^  plaidieren. 

53)  ^Sn-nDIS  Osiris- Apis  (Sarapis 3)  (^wsrj {})-H'p{j)). 

123,  1.3. 

54)  "ISiTIDN  Osiris-Onnophris  Qivsrj {^)-Wii7ifr{w))  in  dem  n. 
pr.  no  34. 

55)  ^D«  Isis  Cs-t). 

135.   146  B  4.     Ferner  in  no.  26. 

56)  incS  „Vier"??  {'ßw^). 

146  B  3.   —   Unmöglich   mit  MaSPERO  ==  V^^  Jj    Wp-wB{w)-t, 

da  die  weibl.  Pluralendung  -oore  nicht  durch  in  wiedergegeben 
werden  kann.  Auch  zeigt  die  griechische  Transkription  -oqpüji?  die 
Unmöglichkeit  der  MASPERO'schen  Vermutung.  Dagegen  ist  iriDN 
eine  genaue  Transkription  von  fdw  kopt.  qxooT  „vier",  indem  das 
K  Träger  der  Doppelkonsonanz  ist.  Vielleicht  ist  die  Zahl  4  der 
kurze  Name  der  4  „Elementargötter"  Hw/nv,  Njw,  Kwkzv  und  hmiw. 
Dafü  die  Zahl  als  Gott  gefafit  werden  kann,  zeigt  der  von  MaspERO 
im  Recueil  XXIII  S.   196  besprochene  Text. 

57)  rr^i  Geb  {Gb).     Sehr  unsicher  in  no.   14. 

58)  "IDil  Onnophris  in  no.   54 

59)  D2n  Dekanstern  {Hbs)  in  no.  20.  48. 


1  Oder  nach  der  Variante  des  Pap.  Mond  Wsjrj 

2  Vgl.  SteinDORFF  :  Beiträge  zur  Assyriologie  I  S.  605 ;  SPIEGELBERG :  Demoi. 
Studien  I  S.  50* 

3  Da'.'>  Sarapis  keine  griechische  Transkription  des  ägypt.  Gottesnamens  ist. 
sondern  daß  nur  die  Angleichung  an  einen  in  der  Ptolemäerzeit  in  Ägypten  ein- 
geführten Gott  vorliegt,  hat  Wilcken  {Archiv  III,  249  ff.)  erwiesen 


ly]  Ägypt.  Sprachgut  i,  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     1 109 

60)  312n  Chnurn  (Xvoußig)  {Hnm). 
Pap.  StralJburg  {Repert.  I  499). 
Var.  Dlin  in  no.   i.  29  Xvoümq. 

D2n  (N.    1 162  5  2.  —  S.  oben  S.    1098). 

61)  Din  Chonsw  (///is(:c'))  in  no.   8  und  87. 

62)  'Sn  Apis  (//>(/))  üAiiG,  'Amq  in  no.  21.  26.  49.   53 ^ 

63)  n"  /^^'■='  C''<?'»^)  in  "t).  6. 

64)  a)  mn,  b)  -in  Horus^  {Hrizv)). 

a)  no.  94,  b)  N.    T161   und  no.    10.    ii.   12. 

65)  '2n"in  .Jiorus  in  Chemmis"  {Hr{-in)-hl?j)  in  no.    il. 

66)  'D2"in  „der  gute  Horus"  o.  ä.   {Hr-nfr)  in  no.    19. 

67)  t3nnD"in  „Horus  das  Kind"  {Hr-p^-Jird)  in  no.  30. 

68)  mnnn  Hathor  in  no.  84. 
6g)  IIO"  Anion  {^iini)  in  no.  32. 

70)  |0  Min  {M{j)n)  in  no.  2.   38. 

71)  nö  Mut  {M{w)t)  in  no.  3.  40. 

72)  »"]nn£)2  NeqpuuTriq  {Nfr-htp)  in  no.   33. 

73)  JT'i  Neit  in  no  98. 

74)  ini  MTiip  „die  Götter"  {ntr{w))  in  no.  34. 

75)  p2D  Suclios  (6"<^/&)  in  no.   35. 

75  a)  ^riD  =  ^Y**  J)  -^^^-^  später  Ä-^  =  läTiq  Pap.  Mond.  — 
Die  bekannte  Göttin  der  Insel  Elephantine. 

75  b)  ^102=/^  )nd  „der  (heilige)  Stab"  in  no.  95. 
75  c)  V  Sonnengott  /l^«  in  90. 

76)  nriD    Piitha  {Pth)    in  no.  36.  42,  viell.  auch  Repert.  I  491,  2. 

77)  mn  Tum  (^T?nw)  in  no.  37. 

78)  mnn  Thot  {Dhwt{j))  in  dem  Monatsnamen  Thoth  {Repert. 
I  494).  Die  aramäische  Umschrift  gibt  den  ägyptischen  Lautbestand 
der  Spätzeit  Tkivt{j)  auf  das  genaueste  wieder,  ebenso  wie  das  alt- 
koptische 000 VT  aus  ■■TaooTT3. 

III.  Ortsnamen. 

79)  2^  Elephantine  (-inß)  (^/w).  P.  Straßburg  (Repert.  I,  499) 
Pap.  Mond. 

1  Vtrl.  zu  dem  Namen  Lemm:  Kleine  Koptische  Studien  XVIII  S.  78 

2  a  ist  die  betonte  fabsolute")  Form,  b  die  unbetonte  (status  constructus) 

3  A.Z.   1883  S.  95  und  Keauil  XXIII  S.   199 ff. 


IIIO 


Wilhelm  Spiegelberg  [l8 


80)  jlD  Sj^ene  (Szc>n(z^'))  «ovaii.    Rrpcrt.  I,  495  Pap.  Mond.    Cf. 
n:"ID  Ezechiel  29/10.  30/6. 

81)  nn£"p1p  Grg-Pth  (KepKecpÖa)  in  no.  42. 

82)  DItDtyn  /i"  i^/(-/;  rs{'t)  „die  Südprovinz".     Pap.  Strasburg. 

IV.  Monatsnamen  \ 

83)  ninn  =  ^  >^  dkwtj,    sahld.  ooo-i-T,    boheir.  eujovT,    griech. 
0iue.     Rcpcrt.  I,  491.     Pap.  Mond. 

84) 'rSS  =  ^ '^  Pn-p-t  iiAcVne  :  HAorii.  Oaujqpi. 

AAW\A    1  I I 

146  A,  ift".  151,  3. 

85)"nnnn  =  n^  ^   c^Pn  ^-^-/^^'-^  ?'^öu)p :  Awmp.  'A6up.  Pap. 
Mond. 

86)  "n^D  ==  U^Lj  kS.h{rykB  kia?K:.\oiak.  Xoidx- 
146  B,  6. 

87)  Tno  =     °    ^^'^'fe      -^^PPP  piipS-mhiriu\  ü^yip'*    : 


W         ^^^ 
ue„\ip-     Mexeip. 
122,  3. 

88)  Dins  =  '■'■P'-Hiis  iiA^iioiiü^:  iiA\ajiJ.     TTaxuuv.  Pap.  Mond. 

89)  'iN£  =  ^^/"-';^^.  nAtoije:iiAUJiii.     TTaövi.     Pap.  Mond. 
go)  "^SX  =  enen  :  enHn.     ETTiqpi.     Pap.  Mond. 

91)  yilDD  =  "Mszif-R\   ueoojpii :  uectupii.   Mecropri.  Pap.  Mond. 
Somit  kennen  wir  jetzt  von  den  12  ägyptischen  Monatsnamen  9 

in  der  aramäischen  Transkription  der  Perserzeit. 

V.  Lehnwörter. 

92)  n^Dn. 

141,  4  —  hsj  ist  namentlich  in  der  Spätzeit  Bezeichnung  für  den 
„sehgen"  Toten.  Die  griechische  Transkription  'Acrini;^  spricht  für 
eine  Vokalisation  /fsf  C^^AOio). 


I  Die  altägyptischen  (Neues  Reich)  Namen  nach  Erman:  A«^.  Ze/tsc//ri/'/  XXXIX 
S.  129.  —  Ich  sehe  natürlich  von  der  Wiedergabe  der  zahllosen  griechischen  und 
koptischen  Varianten  der  Monatsnamen  ab 

'"  Zu  dem  Ersatz  des  alten  /«  durch  das  vulgäre  riA  s.  Recueil  XXIII  S.  98 
3  Nach  Robinson :  Apocryphal  Gospels  pag.  8  4  Aus    <^iiik'^jr<^'w 

5  Ebenso  in  OUOT-ÜIOIJC 

6  S.  Spiegelberg:  Dctnoäsche  Stitdien  I  S.  7* 


\ 


19]  Ägypt.  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     1 1 1 1 

93)  'snn. 

123,  I  —  htp-t  ("?OTni)  „Opfergabe"  o.  ä.  Die  aramäische 
Wiedergabe    zeigt  deutlich,    da()  das  Femininum  von  hfp  gemeint  ist. 

94)  nmo. 

142  =  imih{j)  „vollkommen"  in  dem  Sinne  von  „selig".  Die 
aramäische  Schreibung  mit  n  (vgl.  iTDH  =  "eACiB)  spricht  dafür,  daß 
muh  noch  eine  Endung  j  hatte,  also  eine  Adjektivbildung  wie  gab6 
war.  Dafür  spricht  auch  das  n.  pr.  Me"fXn?.  cl^s  aus  M'ncliHj)  ent- 
standen zu  denken  ist'. 

141,  I   steht  dasselbe  Adjektiv  mit  dem  ägyptischen  weibl.  Artikel 

als  nnion. 


Bemerkung:  Nicht  hierher  gehören  die  beiden  folgenden  Maü- 
bezeichnungen: 

146  A  und  B  (passim)  plur.  ]''3^p.  Wahrscheinlich  in  kopt.  oauai  : 
CTGAUAi  „urna"  erhalten,  dessen  Prototyp  mir  nicht  bekannt  ist.  Das 
koptische  Derivat  sieht  übrigens  sehr  nach  einem  Lehnwort  aus.  Die 
im  Corpus  versuchte  Zusammenstellung  mit  einem  demotischen  Wort 
klbi  wird  durch  die  Bedeutungsverschiedenheit  —  klbi  bezeichnet  eine 
Weinsorte  —  schwierig. 

146  A   u.    B   (passim)    plur.  ]'?l'?p.     Das  ägypt.    [ J  ^,    [ ] 

I     I  -^    k-r-r,   welches  z.  B.   in   der   aus   der  Perserzeit  stammenden 

Nasteseninschrift    (ed.   SCHAFER    S.  116)    mehrfach   belegt    ist,    kopt. 
KGAtOA.     Wahrscheinlich  nicht  ägyptische 


VI.  Nachtrag  zu  den  Personennamen. 

(Auf  Grund  der  Papyri  Mono) 3. 

95)  "l"in"DK  n.  pr.  masc. 

=         1   Vv^    Ns-Hr  „dem  (Gotte)  Horus  gehörig". 

96)  nOD'DN  n.  pr.  masc. 

=        \  (^Jx^^   Ns-pB-ind{iv)    „dem    (heiligen)    Stock    gehörig". 


1  SteindoRFF:  Aop/.   Gram.^  S   I20ff. 

2  Vgl.  Sethe:  Verbitm  I  5   II  3  Siehe  oben  S.   1093,  N.   i 


1112  Wilhelm  Spiegelberg  -  [20 

Dieser  Name,  dessen  religionsgeschichtliche  Bedeutung  ich  an  anderer 
Stelle'  behandelt  habe,  ist  auch  in  der  keilschriftlichen  Wiedergabe 
Ispimäiii  und  dem  griechischen    EcTTTunTi^  erhalten. 

97)  l*?^"?  n.  pr.  masc. 

Wahrscheinlich  der  mir  nur  aus  griechischen  Transkriptionen 
bekannte  Name  AiXoO(;-  (var.  AoXouq)   ,,(der)   Knabe",    kopt.  .\i.vov3. 

98)  'ns  n.  pr.  masc. 

Vermutlich  der  ägyptische  Name  P^-hi,  der  koptisch  •'TiA-^toi 
lauten  würde  und  in  demotischen  Texten  nicht  selten  ist  z.  B.  Pap. 
Cairo  30605.  30612.  Petrie:  DcnderaJi  26  A  8.  Der  Name  ist 
im  Pap.  Reinach  3  durch  TTaxoig  und  Pap.  Berlin  3 116  5/12  durch 
-naxi'l?  in  dem  Namen  Opiiraxil«;  wiedergegeben. 

Das  weibliche  Gegenstück  T'-hi  (kopt.  ••TA-iyu)i)  ist  ebenfalls 
aus    demotischen   Texten    bekannt,    z.  B.    Pap.   Berlin    3096.    PetriE: 

Doidcrali  26  A  8  und  auch  hieroglyphisch  zu  belegen  als  1^^  llO  R  rl) 
Deveria:  Catalogue  des  pap.  du  Louvrc  S.  70  "^  oöl  J|  LiEBLElN 
2170.  Der  Sinn  der- beiden  Namen  ist  mir  dunkel.  Jedenfalls  —  ich 
habe  das  schon  durch  die  koptischen  Äquivalente  angedeutet  —  darf 
man  nicht  übersetzen  „der  (die)  Hohe".  Dagegen  spricht  vor  allem 
die  oben  mitgeteilte  griechische  Umschrift  TTaxoig,  mit  ha.  „Der 
Hohe"  würde  ■•rTxöi^  lauten  müssen. 

99)  JT'iiyDSS  n.  pr.  masc. 

^   -^LJ^ ""^Ü^^  /(■^y)-/--^^M-'«'(/)-M:7V   ,.sein  Odem   ist 

in  den  Händen  der  Göttin  Neit"  (koptisch  etwa  "neqTOVUHiT?). 
Der  Name  ist  sehr  lehrreich.     Er  zeigt,  dali  wir  hier,  wie  so  häufig s, 

XZ3  tBw  (TH'i")  lesen  müssen.     Daß  in  der  tonlosen  Form  tot  das 

ov  {w)  unbezeichnet  geblieben  ist,  wird  dem  nicht  wunderbar  er- 
scheinen, der  daran  denkt,   dalj  ein  unbetontes  ?/  gelegentlich''  durch 


»  Recueil  de  travmix   relaiifs  a  la  pliil.    et   a    V archeobgie    igypt.    et    assyr.    XXV 
S.   184  ff. 

2  .Spiegelberg:  Demot.  Studien  I  pag.   19*  110.  128 

3  Eine   freilich   nicht   sichere   Erklärung   der  Form    hat  Sethe:    Verbuin  I  %  418 
versucht 

4  Der  Name    ist    in    der   Spätzeit   sehr  häufig.     Die    obige  Form  nach  Leiden: 
Sarkophag  M.   13 

5  .Siehe  W.  Max  Müller:  ./.  Z.  XXIV  S.  86 ff. 

6  Siehe  Sethe :  Verbum  S  52  und  53 


2l]  Ägypt.  Spiachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     1 1 13 

e  ersetzt  wird.  Dagegen  ist  die  Wiedergabe  des  /  in  t^x^'  (TH'i*) 
durch  13  sehr  beachtenswert,  denn  sie  zeigt,  daß  in  der  Perserzeit  die 
Aspiration  des  /  noch  so  weit  vorhanden  war,  dal)  der  Aramäcr  nicht 
durch  n  umschrieb,    welches    er    sonst    für    /   benutzt.     Die  Umschrift 

IV    entscheidet    mit    voller   Sicherheit '    die   Lesung   «üy   hir  den 

Dual   von  ,,Arm",   den   man  etwa  "''zvc    und   tonlos    ''"    zu   lesen 

hat.  Ebenso  ist  zu  beachten,  daß  hier  das  "^  in  dem  Namen  der  Göttin 
Neit  wiedergegeben  ist,  anders  als  in  dem  ni'DK  des  A.  T.- 

Diese    theophore   Namensbildung    ist    in    der   Spätzeit    sehr   ver- 
breitet   und    findet    sich    in    Verbindung    mit    vielen    männlichen    und 

weiblichen  Götternamen.  Daß  I^  ihv  „Wind'  hier  den  „Lebens- 
ödem"  ^^  Vi^l^^iV-V-  /ijc»  ,1  ^n/j^^  bezeichnet,  habe  ich  schon  in 
der  Übersetzung  angedeutet.  Auch  im  Demotischen  kann  ich  die 
Namenbildung  noch  in  der  Ptolemäerzeit^  als  y»Ul.it_r,j'/,  nach- 
weisen.    Auch  dadurch  wird  die  Lesung  «  für  bestätigt  s. 

Beiläufig  erwähne  ich,  daß  der  aus  der  Pianchistele  bekannte  Klein- 


n   —i^^^ D«\        /    □   -^ 


königvonHeracleopolismagnaf  XZH         ^r''^''-(  -^-^^ o'^      1 

Pf-t9w-'^w{j)-  Wöst-t  (etwa  '•'^Peftuobastis)  heißt.  Gewiß  ist  der  von 
PetRIE  auf  einer  Goldstatuette  von  Heracleopolis  ^  gefundene  Königs- 
name in  (  Af\  <.=__XZI2_ fl??      I    zu    emendieren    und    PB-f-tBiv-^izvi)- 

Wbst-t  zu  lesen. 


VII.  Das  aramäische  Transkriptionsalphabet  der  Perserzeit^. 

«  =  (]  /   27  (r).   12  (r).   56  (r).  83.  88. 

=  Aleph  prostheticum   i — 3  (s.   Seite   1096)  fällt  ab  32? 


1  Danach  muf)  Piehl's  Lesung  P.  S.  B.  A.  XIII  p.  236  aufgegeben  werden 

2  So  findet  sich  auch  griechisch  NriiG,  NiT  neben  Ne9  in  Aaev^veö 

3  Recneil  XVI,   51,1 

4  Pap.  Erbach,  Verso  {Acg.  Zeitschrift  LXII) 

5  S.  Äg.  Zeitschrift  XXXVII  S.    24  ff. 

"  Lepsius:  Denkmäler  III  284  a  7  Petrie:  Ehuasya   1904  Tafel  l 

8  Das  Segel  ^^  ist  irrig  in  zwei  Hieroglyphen  zerlegt  worden 

9  Bei  dem  geringen  Umfang    des  zur  Zeit    vorhandenen  Materials  habe  ich  nur 
da  je    nach   Anlaut,    Inlaut    und   Auslaut   geschieden,    wo    sich   diese  Scheidung  auch 


III4 


Wilhelm  Spiegelberg 


[22 


=    jl  /^   1 1.  20.  /S.   u.  s. 

///  60. 
(14)- 


::-?=  ZS  ^ 


n  als  Vokalbezeichnuiig  24.  92.  94  (^~).  45  (ö)'. 

1  =    V;^  :t'  (Kons.)  4.    10.  23.  46.  80. 

=  Vokal  //   I.  SJ.  32.   i8(?).  84.  94. 
=  Vokal  0'  ia(?).  i8(?). 
n  =  *>-=>  h  I.  29.  30. 
=  C  //  8.   II.  863.  87. 

=  I  /-  9.    10.  42. 

0  =  "^  d  {y.:X)  10. 
=  c=^>  t/  32  fit".  6.   10.  82. 

^    =  %,  ^  79.  85  (:). 

^  betonter  Vokal  1  im  Inlaut  (aus  ^j  entstanden)  86.  98. 
=  unbetonter  Vokal  1 :  ü  im  Auslaut. 

a)  für  altes  -^f  26.  86.  92.  88.  75  a*. 

b)  für  altes  -«T  19. 

c)  für  altes  -79.   n.  21.  46s. 

2  =  ^z^  X'  41  (:).   85. 

h  =  kopt.  .V,  griech.  X  96. 


0  = 


;//   I.  2.  3.  u.  s. 


1 


i        =      AAAAAA       U        I.       2.       U.       S. 

D   =  — H—  j-6  8.    39.   87.  91. 


1  s  1—3.  35.  20.  48.  90.  94.  95.  75  a. 


lautlich    geltend  macht.      Die    Zahlen   beziehen    sich  auf  die  Bezifferung  der  Wörter. 
Bei  den  häufigen  Gleichungen  habe  ich  nicht  alle  Stellen  angeführt 

1  Vgl.  die  Wiedergabe  von  /V-'j  =  llppo  durch  nV^S  (Popaä) 

2  Auf  Grund  der  griech.  Transkriptionen 

3  In  8,  86  und  97  (?)  entspricht  diesem  /j  kopt.  ^ 

4  Altes    ^7  spurlos  verschwunden  in  84 

5  Die  alte  tonlose  Endung    9   des  Ägyptischen  ist  nicht  wiedergegeben  in  nnn 
aus  Thwtj 

^  Ich  habe  die  beiden  j  etymologisch  geschieden,   was    bekanntlich    die  Ortho- 
graphie der  Spätzeit  nicht  mehr  tut 


f 


4 

\ 


23]    Ägypt.  Sprachgut  i.  d.  aus  Ägypten  stammend.  Urkunden  d.  Perserzeit.     1 1 1  5 


s 
P 


= 0  «  20  6".  90. 

=  a  /  32.  36.  9.  21.  98  u.  s. 
=  ^^^/32.   19-  56(r).  98. 

=  ^  1/  ->^:>:  45- 

=   ö  ^  (O-  :  3:)   42. 

=  -^  X'  35- 

=  <=:>  /-  10.   II.  42.  84.  94. 

=  r-yr-i  s  23.  82. 

=  s==>  /  41.  46  {x-.cr). 


n  =  ^  /. 


a)  ursprünglich '  /  (o)  3.  33.  48  ff.  78. 

b)  ursprünglich  s=>  /  34.  75  a. 

c)  ursprünglich  |  {/  57  (r).  78. 

d)  ursprünglich  c^^^j  ^/  95. 


^  D.  h.  im  „Alten   Reich".      In  der   Spätzeit   (schon  im   X.  R.)  waren  alle  diese 
ALaute  zusammengefallen 


Index. 

Von 
C.  Bezold. 

In  den  beiden  nachfolgenden  Verzeichnissen  ist  nach  den  Seiten  der  Feslsckriß 
zitiert.  Das  Eigennamen-Verzeichnis  will  die  Personen-,  Götter-,  Engel-  und 
Ortsbezeichnungen  möglichst  vollständig  und  einheitlich  buchen.  Ausgeschlossen  sind 
die  Namen  moderner  Autoren,  desgleichen  auch  die  der  Teilnehmer  an  der  ersten 
Synode  zu  Constantinopel ,  welch'  letztere  auf  S.  466  ff.  leicht  zu  finden  sind.  Kon- 
sequente Einheitlichkeit  durchzuführen  war  bei  der  Mannigfaltigkeit  des  Stoffes  ein 
Ding  der  Unmöglichkeit,  ist  aber  wenigstens  mit  Bezug  auf  den  Konsonantenbestand 
der  Wörter  angestrebt  worden  ;  geläufige  biblische  Namen  sind  vorzugsweise  in  Luther's 
vSchreibweise  wiedergegeben.  Die  Setzung  des  arabischen  Artikels  ist  aus  ökonomischen 
Rücksichten  möglichst  reduziert;  al-  im  Innern  von  Wortgruppen  blieb  für  die  alpha- 
betische Ordnung  unberücksichtigt.  —  In  das  Verzeichnis  erklärter  Wörter 
sind  aus  naheliegenden  Gründen  auch  die  aramäischen  Eigennamen  der  Perserzeit,  die 
ägyptisches  Sprachgut  enthalten,  herübergenommen.  Modern-arabische  Wörter,  deren 
eigentümliche  Lautverhältnisse  in  der  Wiedergabe  durch  arabische  Buchstaben  nicht 
genügend  zum  Ausdruck  kämen,  sind  in  einem  Anhang  zu  Abschnitt  V  nach  dem 
deutschen  Alphabet  geordnet.  Ch.  C.  Torrey's  Wörterliste  S.  222  ff.  ist  im  arabischen 
Inde.\  wiederholt;  dagegen  durfte  für  die  griechischen  Tiernamen  in  I.  Löw's  Bei- 
trag auf  dessen  eigene  Zusammenstellung  auf  S.  569  f.  verwiesen  werden. 


A.  Eio-ennamen  -Verzeichni.s. 


Aaron  79.   506.   5968".  605  fif. 
Mär  Abä  I.  494 

Mär  Abä  II.  von  Kaskar  491.  493  f. 
Abän  b.  'Utmän  al-Balhi   122 
Abän  al-Lähiqi  91.   94 
Abba  Arika  621.  625 
Abbä  Gedem  93 1  f. 
Abbä  Gerdem  932.   938 
Abbä  Kesbeti  931.   938 
Abbä  Sibotä  933 

'Abbäs  26.   309   —    Banü  'A.   184. 
193  ff.  803 


'Abbäs  IL   1056 

Abbazä  I.  und  IL  949 

Bet-Abbazä  944  f. 

Abbazä-Ezgl,  AbbazäzgT  942.  949 

'Abbe  948 

'Abd  {var.  'Ubaid)  b.  Gusam  —  Banü 

K.   138 
'Abdal-Sek  949 
'Abdät  98 
'Abdal'azTz  b. 'Abdallah  b.  Tähir  158. 

165.   169 
'Abdal'azTz  b.  Marwän  346 


iiiS 


C.  Bezold 


Abdes  873 

'Abdjagüt  b.  Daus   130.   13S 

'Abdallah  4S4 

'Abdallah  abü  Lu'lu    200.   202 

'Abdallah  abü  1-Salt  72 

'Abdallah  b.  'Abbäs  s.  Ihn  'Abbäs 

'Abdallah  b.  'Abdalaziz  al-Bakrl  74. 

76.   129  f. 
'Abdallah  b.  'Abdaluzza  145 
'Abdallah  b.  Ahmad  b.  al-Hassäb  2 1 2  f. 
'Abdallah  b.  Bajän  al-Anbän   28 
'Abdallah  b.  Fahm  159 
'Abdallah  b.  Gud'än  73 
'Abdallah  b.  Mahrama   1 8  f. 
'Abdallah  b.  Mas'üd  15 
'Abdallah  b.  Matar  abü  Raihäna  305 
'Abdallah  b. Muhammad  b.Abi'üjaina 

341 

'Abdallah  b.  Muhammad  al-Busti  212 

'Abdallah  b.  Muhammad  al-NägizT  92 
'Abdallah  b.  al-Mu'tazz   168.   170 
'Abdallah  b.  Sa'id  28 
'Abdallah  b.  Sälih   189 
'Abdallah  b.  Tähir  158.   162  fif. 
'Abdallah  b.  'Umar  333 
'Abdallah  al-Ketiri   105 
'Abdalmadän  87 

'Abdalmahk   9.    13.    322.  324.  341 
'Abdalmahk  b.'AlT  b.Nagä  al-Tanühl 

al-HamawT  320 
'Abdalmahk  b.  Nüh   174 
'Abdalmu'min  b.  al-Hasan  94 
'Abdalmuttalib    25.    73.    115.    306. 

308  ff. 
'Abdalqädir  al-Bagdädi,   meisi  unter 

Hizänat    al-adab  zitiert  48  f.  72  f. 

76ff.  88.  HO.  119.  121.  125.  127. 

130.  293  f.   299  f.  327.  388.    430 
'Abdalqädir  al-öiläni  327 
'Abdalrahlm  b.  Ahmad  43 
'Abdalrahraän  b.  Auf  335 


'Abdalrahmän  b.  Muhammad  b.  al- 

As'at  b.  Qais  128 
'Abdalrahmän  al-Härigi   189 
'Abdalrahmän  al-RähibI  (?)  31 
'Abdü  9 48 
'Abdullah  1086 
Abel  878 

Abessinien   13  ff.   26.   301 
Abgaros  855  f. 
Abib  I.  948 
Abib  II.  949 

'Abld  b.  al-Abras   114.   121 
Abiram  604.  878 
Abner  759 
Abraham,  Sohn  Tharah's  79.  81.  87. 

113.  592.  802.  888.  985.  990 
Abraham,  Neffe  von  Narses  495 
Abraham,  mallefänä  491  f.  494 
Abraht  95 

Abrehe,  Bet-Abrehe   942.  946.   949 
Abrytus  834  f. 
Absalläb  947 
Absalom  879 
Abü    l-'Abbäs 


Muhammad    b.    al- 


Hasan  386 


Abu  l-'Abbas  al-Sagizi   176 
Abü  'Abdallah  al-Barldl  193.  195  f. 
Abü  'Abdallah  b.  Muqla  386 
Abü  'Abdallah  al-Färjäbl  328 
Abü   'Abdallah    al-Hwärazmi,    unter 

Mafätlh  al-'ulüm  zitiert  1074 
Abü    'Abdallah    Muhammad    b.    al- 

'Abbäs  al-JazTdl  385  f. 
Abü  'Abdallah  Muhammad  b.  Ja'qüb 

al-Räzi  28 
Abü    'Abdallah    Muhammad   al-Oa- 

züli  31S 
Abü  'Abdalrahmän  166 
Abü  Aga'  b.  Ka'b   140 
Abü  'Ajjas  al-Zuraql  316 
Abü  l-'Ala    48 


Index. 


III9 


Abu  Amama  386 

Abu    'Amr    b.    al-'Ala 

ii3f- 

243.   245.  388 

Abu  'Ali  b.  Abu  Bakr  Cagänl  174 
Abu  'AU  Ismä'il  b.  al-Qäsim  2 1 5 
Abu    'All     Muhammad    b.    'Ali    b. 

Muqla  194.   196 
Abu  I-'Amaital   164 


146. 


Abu  'Amr  al-Saibäni  221 

Abu  l-'Atähija  795 

Abu  'Auf  183 

Abu  b.  'Abdal'azlz   122 

Abu  1-Baidä'  al-Rijähi   123 

Abu  Bakr  b.  al-Tajjib   28 

V 

Abu  Bakr  Cagäni   174 

Abu  Bakr  Muhammad  b.  al-'Abbäs 

al-H\varazmi   175 
Abu    Bakr    Muhammad    b.   'Abdal- 

malik  b.  al-Sarräg  211 
Abu    Bakr  Muhammad   b.   Abi    al- 

Azhar   117 
Abu    Bakr    Muhammad   b.    'Ali   al- 

Muttawwi'i   24.   31 
Abu   Bakr  Muhammad  b.  al-Qäsim 

b.    Bassär   al-Aubäri,    auch   unter 

Kitäb  al-addäd  zitiert  2  7  f.    119. 

127  f.   131 
Abu     Bakr     Muhammad 

193  f.    196 


Abu    Bakr    al-siddiq    2 


b.     Raiq 
2 7  f.    32. 


49-  304-  335 
Abu  1-Baqä'  426.  430  ff. 

Abu  l-Barakfit  s.  , .Nachträge" 

Abü-Biläl  184 

Abu  Darr  73 

Abu    Daüd    321.   3^8.  332  f.   345. 

431  f- 
Abu  Daüd    Muhammad    b.  Ahmad 

190 

Abu  Du'äd  al-Ijädi   129.   297.  388 

Abu  Duaib  al-HudalT  120.  391  f. 


Abu    1-Fadl    Ahmad    b.    Abi    Tähir 

'raifür   158.   160  f.   170 
Abu  l-Fadl  Baihaqi    177.   181.    187 
Abu  I-Fadl  al-Rijäsi   in.   119.  388. 

391 

Abu    1-Farag    Barhebraeus    s.    Bar- 

hebraeus 
Abu  1-Farag  b.  al-GauzT  320 
Abu  1-Farag  Hibatalläh  b.  al-'Assäl 

283  f. 
Abu  1-Farag   Jahjä    b.   Said   b.   al- 

Talmid  92  f. 
Abu  1-Farag  al-Isbahäni,  meist  unter 

Kitäb  al-Agänl  zitiert  11  ff.  78.  80  f. 

85.  87  f.   110  f.  117.  119  ff.  123  ff. 

127  f.    132  ff.    137  ff.    147  ff.   155. 

161.     168  f.    257.     259  f.    262  ff". 

293  ff.    307.    338  ff.    789.    1060  ff. 

1066 
Abu  1-Fath  al-Fadl  b.  Ga'far  b.  al- 

Furät  193  ff. 
Abu    1-Fath   Hibbatalläh    b.  al-Fadl 

b.  Sä'id  91  f. 
Abu  1-Fida    197  f.   560 
Abu  GaYar  Ahmad   b.  'Ubaid   128. 

Abu  Gahl  9.  43 

Abu  Gänim  al-GanawT   in 

Abu  1-Garräh   231 

Abu  Gassän  1 5  o  f. 

Abu  Guhaima  al-Duhll   245 

Abu  Hablb  322 

Abu  Hafs  b.  Sarkab   185 

Abu  Hafs  al-Sahrazürl  230 

Abu  Hajja  al-Numairi  59.  65 

Abu  Haijän   1 10 

Abu  1-Haitam  49 

Abu  HalTfa    al-Fadl    b.    Hubäb    al- 

Gumahi   iii.   117.   122  f. 

Abu  Hamid  312 

Abu  Hana§  129. 132.  135. 1396".  144 


II20 


C.  Bezold 


Abu  Hanifah   103.  306 

Abu  Harb  al-Muballabi  385 

Abu  1-Härit  b.  Baiba   138 

Abu  1-Hasan  al-Ahfas  $8.  41.    iii. 

119 
Abu  1-Hasan  'Al!  b.  Muhammad  al- 

Säbustl  1 5  5  ff. 
Abu  1-Hasan  al-A§'arI  803 
Abu  1-Hasan  Baihaqi   174  f. 
Abu  1-Hasan  al-Haisam   176 
Abu  1-Hasan  al-Sädall  308.  329 
Abu  1-Hasan  Täbit  b.  Sinän  194 
Abu  Hassan  al-Zijädl   109.    iii 
Abu  Hätim   1 1 1 
Abu  Hiläl  al-'Askari  305 
Abu  1-Husain    Ahmad    b.    Färis    b. 

Zakanjä'  al-Räzi  220.  225  ff.  568 
Abu  1-Husain  'AU  b.  Hisäm  194 
Abu  Jahjä  Zakarljä'  al-Ansärl  3  5  f. 
Abu  JazTd  al-Muhabbal  121     ' 
Abu  Ishäq  al-Husrl,   unfer  Zahr   al- 

ädäb  zitiert  iio.  120 
Abu  Jüsuf  al-Barldl  196 
Abu  Jüsuf  Ja'qüb  b.  Ishäq  al-Kindi 

279  ff. 
Abu  Kuraib  2 

Abu  1-Lahhäm  al-Taglibl  144 
Abu  1-Mahäsin  326 
Abu  Maimün  al-Nasr  b.  Salama  al- 

IglT  389 
Abu  1-Makärim   239 
Abu  Mansür    Aflah    b.   Muhammad 

188 
Abu  Ma'sar  18.  27  f. 
Abu  l-Mawähib  al-HanbaU  310 
Abu  Mihgan  240 
Abu  Muhajjät  b.  Zuhair   152  f. 
Abu  Muhammad  'Abdallah  b.  Barr! 

39  f-  43-  49-  211  ff. 
Abu  1-Mundir  Hi^äm  b.  al-KalbT  27. 
IIO.   i27ff.   i33ff.   138.   141 


Abu  Musa  al-A§  ari  31.    1x7 

Abu  1-Nagm  65.  388 

Abu  Nuwäs  306.  1055.  1061.  1064 f. 

1068.   1073. 
Abu  1-Qäsim  'Ubaidalläh  b.  Muham- 
mad al-Bagdädi  31 
Abu  Quhäfa  23.   26 
Abu  Rabl'a   73 

Abu  Rä'ita  al-Takiitl  284.   287 
Abu  Sabra  15.   19 
Abu  Sa'ld,  Bibelübersetzer  767 
Abu  Sa'id,  Sultan  203 
Abu  Salama  2.   17 
Abu  Sälih  al-Armanl   156 
Abu  Sälih  al-RäwT  37.  39 
Abu  1-Salt  b.  Abi  Rabi'a  al-TaqafI 

118 
Abu  Sammäl  305 
Abu  Sufjän  7  ff.   72.   74.   300 
Abu  Sulmä   143 
Abu  1-Su'üd  39 

Abu  1-Tajjib  Abdalwähid  b.  'Ah  1 1 1 
Abu  Tälib   2  5  ff. 
Abu  Tammäm,  meist  unter  Hamäsa 

zitiert  44.  46.  48.   76.   256.   258. 

260.  262  f.  294  f.  299ff.  339.  391. 

1068 
Abu  'Ubaida    109.    117.    122.    124. 

232.  235 
Abu  'Ubaid  al-Qäsim  b.  Salläm  49. 

109.   236 
Abu  Zaid  215.   236.  247.  299.  301 
Abu  Zaid  al-QurasI  {bezw.  Pseudo-x\.j, 

unter  Gamhara  zitiert  7  6  ff. 
Abu  Zaid  al-Tä'i   124 
Achäer  825 
Achilleus  484 
'Äd  115.  372 
Ada  629 
Ada  949 
Adadnirari   1009  f. 


Index. 


II2I 


Adakas   539  f. 

Adam  318.  893  ff.  902  ff.  909 

Ädarbäigän   i  o  3 1 .   i  o 3  6  ff. 

Adasi   I  o  1 3 

'Addüs  al-Xaman   136 

'Addäs  al-Na.sränT   26 

Addenfi  933 

Addi  Azazi  933 

xVddi  Enkerti  928.  931.  934 

Add'i  Gab  ad  928 

Add'i  Keletö  92Sff.   931.  934 

Addi  Kuala  931 

Addi  Kusmo   934 

Addi  Tafä  930 

'Ad-Hadambas  947 

Adhanat  945 

'AdT  —  Banü  'A.   125 

'Adi  b.  Abi  al-Zagbä  8 

'AdT  b.  al-Riqä'  al-Mmili   221 

'Adi  b.  Zaid  al-'Ibädl  78.   121,   230 

'Adi  al-Taglibi  s.  Muhalhil  b.  Rabi'a 

Adonis  7  50  ff".  998.   1000  f. 

Adrär  ndern  449.   451 

'Ad-Temärjäm  957  f. 

Adua  928.  938 

'Adudaldaula  b.  Bujah  432 

Adulis  926 

AduUam  643 

Aegypten,   Aegypter,   ägyptisch    31 
82.    163.   316.    322.    345.  417  ff- 
500.    518.  521.   561.  565.   577  f. 
674ff.     682.    685.    687  ff.    694 
696.     702  ff.    710.     712  ff".     730 

738  f.  743-   747  f-  75°-  754-  866 
868.    878.   882.  963.  989  f.  992 


999.    1093 


ff". 


Aelian  554ft".  562.  565ff.  998f.  1003 
Aeneas  zu  Lydda  806  ff.  815 
Aeschylus  764 
Aesculap  729.  733.   740.  742.  744. 


754-    768 

Nöldeke-Festschrift. 


Aesius  840 

Afar  926 

Af- Haren  953 

'Afif  27 

Af  lendü  9  5  5  f. 

Afrasiab   1033 

Aftäi  I.  945 

Aftrd  ir.  z/m/  III.   947 

Agade   1006 

Agadir  446 

Agamc  926 

Agathias   1005.   1007  f.   1013. 

Aggafari  Gebnii  934 

'Aggäg  62 

Agrippa  828 f. 

Agurere  931.  938 

Ahab   723.  879 

Ahabbu  b.  Mälik  b.  'Adl   134 

Ahas  721 

Ahfas  s.  Abu  1-Hasan 

Ahia  706,   713 

Ahimelech  711 

Ahmad  b.  Abi  Du'äd  164 

Ahmad  b.  AbT  Hälid   160 ff. 

Ahmad  b.  Ab!  Rabfa   175 

Ahmad  b.  Jahjä  'iVlab   iii.   119 

Ahmad   b.    Muhammad    b.    Hanbai 

303.  306.  803 
Ahmad  b.  Müsä   168 
Ahmad    b.    Sahl     al  -  Balhl    {bezw. 

Pseudo-B.)   71  f.   77 ff.  85.   176 
Ahmad  b.  Sahl  al-Qä'id   174 
Ahmad  b.  Sälih   189 
Ahmad  b.  Sulaimän  31 
Ahmad  al-Ketin   106 

V 

Ahmad  Nägl  al-CjamäU  26S 
Ahmar  236  f.  248 
Ahmaru  'Äd  80.  83 
Ahmed  Kihaja  1069 
Ahmed  Midhat   1082 
Ahmed  Rasim   1081 


II 22 


C.  Bezold 


Ahöb  491-  493-  495 

Ahriman   1054 

Ahseä  928 

Ahtal    121.    123  f.    128.    130.    132. 

138.   i49flf.  299fif.   391 
Ah  was   124 
Ahwäz   177 
Ajä  AbiSä  933 
Ajä  Mar  tu  932 
Ajä  Sadjenö  932 
Ajä  Sellase  938 
Ajä  Tesfau  932 
Aibak  al-TawTl  205 
Ajjüb  Nagmaldln   201 
'Äiläi  I.  946.  949.  952  f. 
'Äiläi  IL  949-  953  f-  957 
'Aini  44-  48.  72.  77-  79-  no.  120  f. 

124  f. 
Airasse'  949 
Aisa  323 
Ait  IJalfün  441  ff. 
Ait  Umzmizi  449  ff. 
Akabia  b.  Mahallel  618 
Akiba  621 
Äkil  al-Murär,    Banü  Ä.    129     133. 

135-   141-   153 
Akkele  Guzai  926  ff. 

Akkele  Siön  928 

Akki   1006 

Akkolöm  933 

Akrän  928 

'Alä'  b.  Garir  al-'Anbari  121 

A'lam  58.   293  f. 

Alarich  834 

Äl  Bin  Mehenne  98 

Aleppo  414.  557.   1066.   1068 

Alexander    der    Grosse     880.    884. 

887.  998.   1014.    1032 

Alexander  Polyhistor  980.   1005  ff. 

Alexander  Severus  857 

Alexandrette  559 


Alexandria,   Alexandrien  476.   843. 

849 
Alga'atä  946 
Algadenäi  948 

Algerien  425  ff.  442.   742.   744 
'All  b.  Abi  'fälib  8.   25.   27  f.   275. 

310.  317.  323.  345.  402  f.  987 
'All  b.  Ga'far  b.  al-Qatta'  212 
'All  b.  Hisäm   163  f. 
'All  b.  al-Husain   190 
'All  b.  al-Husain  b.  'Ali  b.  Abi  Tälib 

294 
'All  b.  'Isä  b.  Mähän    159 
'All  b.  Lait   179 
'All  b.  al-Mubärak  2 
'All  b.  Muhammad   173.   177 
'All  b.  Mushir  37 
'All  Dede  324 
'All  al-Hawwäss  313 
'Ali  al-Ketiri   106 
AI  Ketir  98.   100,   105 
AUgäu  419 
Almadäi  I.  949 
Almadai  II.  949  f. 
Alphasates  850 
Alqama   121.  256.   259.   1067 
Al-Qös  486.   492 
Älüsl  308 

Ambrosius  491.  494 
'Amdes  949 
Ämid   200  f.   207.   209 
'Ämill  s.  'Adi  b.  al-Riqä'  imd  Bahä'- 

aldin 
Amir  I.   947 
Amlr  U.   952  f. 
'Ämir  —  Banü  'Ä.   118 
'Amir  b.    Abdalmalik   123 
'Ämir  b.  öu.sam   134.   136 
'Ämir  b.  Guwair  293 
'Ämir  b.  al-Härit  386 
'Ämir  b.  Mälik  354 


Index. 


I123 


'Ämir  b.  Tufail  295 

'Ämiri  s.  Muhammad  b.  'Abdalrah- 

män 
'Ammär  b.  Jcäsir   15  f. 
'Ammär  al-Härigl   1 7  9  f.    1 8  2  f. 
Ammianus  Marcellinus  834.840.  869 
Ammon  356.  687 
Ammonodotos   1098 
Amol   1036  f. 

Amon  578.   1098.   1104.   1109 
Amonortäsis   1098 
Amonorytios   1098 
Amonrasonter  1102 
Amoriter  889 

Arnos  667,  683.  689.   722.  727 
Amphilochius  476 
'Amr   b.   'Abdallah   b.    "Utmän   125 
'Amr  b.  al-'Äs   335.   345 
'Amr  b.  Därim  b.  Mälik  b.  Hanzala 

134 
'Amr  b.  Gusam   134 
'Amr  b.   Harmala   116 
'Amr  b.  Hind  129 
'Amr   b.   Hugr  b.  'Amr  b.  Mu'äwja 

i35f- 
'Amr    b.    Kultüm    128  f.    135.    258. 

262.  388,   1065.   1073 
'Amr  b.  Lait    165.   167.   169.    173. 

175.   177.   179.   187.   190 
'Amr  b.  Milqat  al-Tä'i  40.  44 
'Amr  b.  Mu'äd  al-Ma'marl   120 
Amr  b.  Qami'a   116 
'Amr  b.  Ribäba   134 
'Amr  b.  Sa'id  b.  Wahb  al-Taqafi  1 1 7 
'Amr  b.  al-Sarid   119 
'Amr  b.  Tamim   133  f.   139 
'Amr  s.  auch  Lahhäm 
Amui  1037 
Amyrtäus   1098 
'Ana  415 
Anania  8io.  812.  8i4f.  879 


Anas  b.  Mcälik  316.  n^-i 

Anathoth  686 

'AnazT  s.  pabba 

'Anbar  b.  'Amr  b.  Tamim   115 

Anbärl  s.  'Abdallah  wid  Abu  Bakr 

'Anbari  s.  'Ala    b.  (iarir 

Anchophis   1097 

Anchorimphis   1097 

'Andalöi  946.  949.  952 

Andaräb,  Andaräba  190 

Andenkiel  928.  932.   938 

Anmärl  s.  Salama 

An§ar  978  f.  981 

AnsärT,    stets    unter    Lisän    al-'arab 

zitiert   40.    44.   46  ff.  68.   76.   78. 

80.  83f.  86.  Z^.  HO.  ii5f.  ii9f. 

123.    130.    142.    147.    212.    214. 

216.   218.   305.    307.    314.    327. 

337ff-   343-  351-  353-  435ff-  561 
—  s.  auch  Abu  Jahjä 
'Antara  57 ff.    121.    256.    259.    262. 

387 

Anthemusia  855 

Antichrist  433 

Antiochia,  Antiochener  467.   560 

Antiochus  Epiphanes  720.  887  f. 

AntiochusEpiphanesIV.vonKomraa- 

gene  850 
Antiochus  Monachus  836 
Antipas  829 
Antipater  857 
Antoninus  Pius  832.  856 
Antonius  841.  843 
Antonius  von  Tagrit  479 ff. 
Anu  962.  978f.  981  f. 
Anzziid  449  ff. 
Apamea  565 
Aphek  985 
Aphraates  83.  877 
Apis   1109 

Apollinaris,  Apollinaristen  464.475  ff, 

71* 


II 24 


C.  Bezold 


Apollo  Ssiff.  865  f.  869 

Apollonius  Mathematicus  391.  909  ff. 

Apomyios  869 

Appian   764 

Apsu  970.   974«. 

'AqTl   73 

'Aqil-timsäh  1105 

Aqtä'atain,  Aqtänatain   153 

ArabI  942 

'Arabi  s.  MuhjTaldin 

Arabischer  Golf  559 

Arbaces   1005 

'Arbän  204 

Ardabll  312 

Aret  928 

Arianer  464 

Arjasp   1034 

Arib   b.  Sa'd    164.   166.   168.   193. 

196 
Ariobarzanes  845  f 
Aristarch  865 
Aristides  556 
Aristophanes   1078 
Aristoteles    279  f    2S3.    530.   552  ff. 

557.   562  f   565.   567 
Armenia  845  f  855 
Aronnophris   1099 
Arrian  764 

Arsaces,  Arsaciden  839  f  844  f. 
Arslän-Säh  I.   197.   207 

V 

Arslän-Säh  IL   197 
Artabanus  845 
Artabazes  846 
Artasura  840 
Artavazdes  I.  845 
Artavazdes  II.  846 
Artaxerxes  840.   858.    1093 
Artemidorus  851.  853  f 
Artemis  851  f. 
Arwandasp   1 03  6  f. 
A§  a  Hamdän   1 1 7 


A%ä.  60.  63.  65.  67.  86  f.  116.  120. 

147.   227.   295.   795.   1061  ff. 
As  ab  416 

Asad  —  Banü  A.   73.   136 
Asaf  b.  Barahjä  359 
As  ar  al-Gaufr  327 
Asarhaddon   1013 

As'ari  s.  Abu  1-Hasan  7md  Abu  Müsä 
As'at  b.  'Abdallah  al-A'mä  36 
As'at  b.  Qais   129.   153 
Asdod  424 
Aseguär  933.  938 
A'ser  457 
R.  Äser  561 
Asfadäi  I.  «;/r/  II.  949 
R.  Asi  552.  555 
Asia  8i9f.  828 
'Äsim  b.  al-Nu'män   129.   139  —  s. 

auch  'Usum 
Askalon  560 
'Askarl  s.  Abu  Hiläl 
Asklepiodorus  840 
Asklepios  729  ff. 
AsmaT,   auch  unter  Asma'Tjät  zitiert 

48.  63.   I09f.   123.   138.  215.   229ff. 

235  ff.   240.  300.  327  f.  386.  z^%. 

391 
Asmä'u   137.   141 

Asme'e  944  f   948 

Asmodi  420 

Assaorta  926 

Assetäh  932.   938 

Assi'f  ntäzzult  449.  451 

Assur,  Assyrien,  Assyrer  577.  683  ff. 

721  f.   741.  752.  797.  886.  1005. 

1007.   1009  ff. 
Assur-bel-kala   10 12 
Assurnasirabal   1012 
Astarte  750 
Asträbäd   190 
Astronoe  749  f. 


Index. 


112: 


A'sur  b.  Qais  b.  'Ailän  b.  Mudar  115 

Aswad  b.  Ja'fur   121 

'Atä  27 

Athanasius  484.  491.  495 

Athen,  Athener  710,  S40 

Athenaeus    552.    554.    5561'.    559  f. 

^  562.   564«:   736 
'Ätika  73 
Atlas  451 

Atü  I.  und  IL   949 
Atscheh  312.  355 
Attar  di  I-h-r-q  45 8 
Attar  di  Q-b-d  456  tf.  461 
Attis  750.  852 
'Auf  —  Banü  'A.   i46ft". 
'Auf  b.  Sa'd  116 
'Aufl  s.  Muhammad 
Aufidius  875 
Augustus  841  flf.  887 
Auk,  Auq   183 
Auluz  449.  451 
Aurelian  832.   858 
Aus    b.    Hagar   60 ff.   68.    7 3  ff.   78. 
80.  87.  iiü.  ii6f.   119.  125.  388 

Aus  b.  Magrä'   119.   124 
'Awad  bä  'Atwah,  b.  Hasan  98 

'Awad  bä  'Atwah,  b.  'Onier  98.  100. 
104 

'Awad  bä  'Atwah,  b.  Sa'id  98 

Awäli  Füngäi  942 

Azarjä  928.   931.   938 

Azäzl  949 

Azdai  543 

Azgeruz  445 

Azhari  40.  219 

Azhi-Dahak   1033.    1037 

Azraql  73.  321 

Baal  663 f.  666.  669  —  Baal  Ham- 

man  742  —  Baal-Sebub  869 
Baalbek  201 


Bä  'Atwah  9  7  AT. 
Babai  491.  493.  495 
Babar-Archipel  419 
Bäbek  163  f. 

Babylon,  Babylonien,  Babylonier  84. 
86f.  316.  322.  461.  500.  541. 
557.  560.  651.  674.  676.  685. 
687.  705.  710.  712.  716.  721. 
727  f.  730 f.  736.  740 ff.  748. 
752ff.  768.  797.  801.  879.  881. 
883 f.  886.  911  f.  959ff.  969 ff. 
983ff.  998ff.  1020.  1029 
Bad  am   37 

Badr  7  ff.  7  2  f.   75.    180 
Badr,  Sklave   165 
Badr  al-Saräbi   168 
Badraldin  Abu  1-Fadä"il  Lu'lu'  197«'. 
Badr!  205  f. 
Bafädlb  953 
BagawT  73 

Bagdad  157.    160.  163«".  172.  i8of. 

i86f.  190.   193.   196.  198.  399ff. 

Bagdad!  s.  'Abdalqädir,  Abu  1-Qäsim, 

Hatib  und  Ibn  Abi  Ja'qüb 
Bahä'aldln  'ÄmiU    307.  3 14  ff.   319 
Bahä'I  s.  Faidalläh 
Bahäimänöt  I.  und  II.   949 
Bahja  b.  Äser  610 
Bähila   115 
Bahlrä  76 

Bahrä'  —  Banü  B.    115 
Bahrain  75 
Bahlite  Debru  928 
Bajad  949 
Baiba  b.  Qurt  138 
Baibars   198.  207.   1056 
Baidäwi  35  f.  39.  46.  80.  182  f.  315. 

328.  347.   795 
BaihaqT  s.  Abül-Fadl,  Abu  1-Hasan 

und  Ibrählm  b.  Muhammad 
Bailär  95 


I  120 


C.  Bezold 


Bäiräi  1.  und  IL   94 S 

Bäiräi  III.   949 

Ba'lt  —  Banü  B.  300 

Bakakjä  957 

Bakit  I.  und  II.  948 

Bakr  b.  Wä'il   133  f.  136  f.  139.  141. 

145.    i49ff.   153  — Banü  B.   123- 

129.    153.   294 
Bakr  b.  Häriga    1060 
BakrT    s.    'Abdallah   b.    'AbdalazTz 

und  Mufaddal 
Baktrien,  Baktrer  S40.   1031  ff. 
Balädori  73.  342.  349.  437.   795 
Balawi  24.   73  f.   76.  87  f. 
Bal-Fäs  98 

Balh   185.   187  f.   190.  1031.  1034  f. 
Balhi     s.     Abäu     b.     'Utmän     und 

Ahmad  b.  Sahl 
Bähväi  950 
Ba  Mesdüs   103  f. 
Bämijän   187  f. 
Bamm   186 
Barä'  b.  Mälik  304  f. 
Baradän   167 
Har  AU    338.    551  ff.    556  f.    559  f. 

563-   565-   567-   767 
Bar  an  457 

Bar   Bahlul   338.    551  ff.    557.    567. 

574.   576  ff.  765.   767 
Barhadbesabbä  491.  495 
Barhebraeus,    auch    unter   Menärat 

•  ludse  zitiert  74.  197  f.  479.  550. 

554-   556  ff.   563-   565  ff- 
Baria  939 
Bariäu  928 
Barldl  s.   Abu  'Abdallah  und  Abu 

Jüsuf 
Bäriq  150 
Bar  Isai  894 
Barkiel  543 
Barnabas  812.  815 


Barpanther  871 

Barsabtä  477 

Bar  Seroäwai  765.   767 

Barzüjah  94 

Basan  684 

Basbas  8 

Basra  31.   117.    130.  134.  177.  195 

Bassär  b.  Burd  123 

Bast  s.  Bust 

Bastar(?)   183 

Bastwar   1035 

Basüs  129.   150.  300 

Bataks  677 

Bato  849 

Beeinnat  I.  947 

Be'emnat  IL   948 

Be'emnat  III.  949 

Bega  926 

Behist  1065 

Beirut  563 

BekrT  Mustafa   1067 

Bei    731.    971  ff-    983-    985  ff-    991. 

998  ff. 
Bel-bani   1013 
Belenäi  951 
Belephantes   1005 
Beiesa  925  ff. 
Belesys   1005 
Beletaras   1004  ff. 
Beletir   1005  ft".   1 011  ff. 
Beleus  1005 
Beliochus  1007 
Bellt  986 
Behtanas  998  ff. 
Ben-Hadad  879.  985 
Benjamin  484 

Ben  Sira  583  ff.  609  ff  800 
Berbern  275  f  417  f.  426.  432.  4393. 

445  ff 
Berehtl  943  f 
Berkitto  931.  938 


Index. 


II 27 


Beroea  834 

Berosus  980.  986.  1006 

IJerytos   745.   749  ff. 

Bes  1108 

Bet-'EwTre  487 

Bethel  683.   738 

Bet-Rabban  491  f. 

Bewarasp   1037 

Bhir  544 

Bihät  928.  931.  938 

Biheron  544 

Blhön  414 

Biläl  b.  Abi  Burda    1 1  7 

Bileam  725 

Bilwö  932 

Bingerbrück  873  f. 

Bion   1005  n.    1013 

Bisr  36 

Bol  731 

Borsippa  1009 

Bost  s.  Bust 

Brasilien  419 

Brittaner  859 

Buda  (Ofen)   204 

Budail   10 

Buhärä   184 

Buhärl   17.  216  f.   256  f.   259  f.  263. 

317.    324f.    331.  333.  S35-  355- 

431  f.  436.   789.   793 
Bülä  I.  949.  953 
Bülä  II.  949 
Bur  926 
Burd   125 
BurgumT  s.  Däbi' 
Buri  939 

Büsang   15S  —  s.  auch  PüSang 
Busrä  29 

Bust  177  ff.   184.   187  ff,    1035 
BustT  s.  'Abdallah  b.  Muhammad 
Buto   748 
Byblos  7  50  f. 


Caanadug  933 

V 

(  adäq  947 

Cäsar  466.  819.  826  f. 

Cäsarea  808.  810.  814 

(JagänT  s.  Abu  'Ali  imd  Abu  Bakr 

Cagänijän   174 

Cain  878.  893.  904  f.   909 

Callinicus  850 

Caracalla  744.  850.  856 

Carthago  322.  742.  750.  753.  755. 

861  f. 
Carus  858 
Carvoran  ?>()\.  863 
Cassius  Dio  842  f.  845.  856 
Cedrenus  909  ff. 
Cefa  930 
Celebes  355 
Ceres  862 
Cerom  932.   938 
Chaldäer  685.  797  f.   1014 
Chemmis   1 1  o  i 
Chinesen  311.  911 
Chios   577 
Chittagong  419 
Chnuni   1099.   1103.   1109 
Chons  730.   II 00.   II 09 
Christen  43.  86  f  219  f.  270  f  279ff. 

287.    312  f    321.  347.  351.   379. 

400  f  455.  Sooff   831  ff.  878 
Christus  881  f.   885.  890  f.  908 
Chryses  865.  868  f. 
Cicero  765.  822  f.  826 
Claudius  848 
Cömarät  944  f.   946.  948 
Constantin  833  f 
Constantine  427  ff.  433  ff. 
Constantinopel  44  ff.   1058.    1067 
Constantius  833 
Cordova  215 

Cornelius  806  ff.   811.  815 
Cossura  740 


1128 


C.  Bezold 


Crassus  841 
Curah-kan   1034 
Cypern   500.   502.  812 
Cyrillus  von  Alexandrien  871 
Cyrus  687.  689  f.   9S5.  looi.  1006 

Daaro  Nalai  934 

Dabba  b.  ]\Iihsan  al-'AnazI  26.  28. 

DabbT  s.  Mufaddal 

Däbi'  al-BurgumI  63.  66 

Dadisö'  496 

Dafirän  8  ff. 

Dagon  424 

Dahabl  267.  276.  328 

Dahtanüs  bint  Hägib  235 

Dair  al-'Adärä   157 

Dairä  deMär  Gabriel  weMär  Abra- 
ham 488 

Dair  Banü  Ahl  AhmTm  156 

Dair  al-Gamägim   128 

Dair  Hind  129 

Dair  al-Huwät   156 

Dair  Mar  Juhannä    156 

Dama  610 

Damanhürl  426 

Damascius  729  f.  749  ff.  754.  978. 
980 

Damaskus  74.  210.  309.  337-  343- 
345-  414.   521.   533-   1069.  1072 

Damiette  420 

Damlrl    73  f.    76  f.    80  f.    8^.    107. 

431-    565 
Dämötäi  942  f.  950 
Dan  706.  709.  716 
Daniel,  Prophet  879  ff.  8S3  ff.  887  f. 

891.  985 
Daniel  bar  Töbänitä  491.  493.  495 
DaqlqT  1040 
Därä  204 
Dardistän  419 


Darim   b.    Malik    b.    Han/.ala    134. 

148  —  Banü  D.   133.   145  f. 
Darius  880.  883  f.  887.   998.  1003. 

ICH.   1093 
Darmüs  949 
Darsaleh  949 
Daseiläse  947 
Dasit  I.  946  f. 
Dasit  II.  947 
Dathan  604.  878 
Dä'üd  b.  'Abbäs   188.   190 
Dä'üd  Sijäh   159 
Daus   138.   150 
David    79.    83.    359  ff.    643.    681. 

705.  7iof.   713.  716.  719.  878f. 

881.  887.  891.  920.  987  f.  990  ff. 
Dawar  188 
Dbaq,  Tba(i  543 
Deblöi  947 

Debora  620.  660.   727 
Decidius  Saxa  841 
Decius  8s  i  ff. 

Deddeq  Gabra  Märjäm  914 
Deggien  926.  929 
Degguzai  938 
Dekki  Admoköm  926 
Dekki  Aghne  926 
Dekki  Asellafi  933 
Dekki  Dighnä  928 
Dekki  Gebri  926.  939 
Dekki  Guzai,  Dekkuzai  928 f.  938 
Delier  827 
Delphi  712 
Demenät  449.   451 
Demetrios  825  f. 
Demosthenes  485 
Deoros  484 
Der  748 

Dericcen  931.  938 
Derketados   1005 
Deuterojesaia  686  f.  689  ff. 


Index. 


II29 


Dexippus  834 

Di'bil   109  f. 

urbil   116 

Dido  S62 

Dijärbekri  332 fif.  345.  348.  987 

Dik  al-Ginn  387 

Dildär  'Ali   317 

Dimisql  307  f, 

Din  315 

Dinärzäde  358  ft. 

Dinawar   163 

D  Ina  war!  336 

Diocletian  831.  833.  858 

Diodor,  Historiker  825.  1005.  ioo7f. 

Diodor  von  Tarsus  476.  489    491. 

493 
Diogenes   1067 

Dionysius  Exignus  467 

Dionysius  von  Teilmahre  479 

Dionysus  863 

Dioscoras  857 

Dioscorides  564 tif.   568 

Dioscuren  840 

Di  Raidän  457 

Dirham  b.  al-Hasan  {lies:  al-Husain) 

181 
Dirham  b.  Nasr  {bezw.  al-Na(lr)  1 78  ff. 

185 
Doeg  711 
Dolichenus  733 
Donatianus  861 
Dorotheus  560 
Drä  449.   451 
Du  1-ASväd  339 
Du  1-Magäz   129 
Du  Qär   127 

Du  1-Rumma   125.   239.  387.  390 
Du  1-Sunaina  139 
Dübän  361  ff.  367  ff. 
pubjäni  s.  Näbiga 
Duhl  b.  Saibän   143 


Duhli  s.  Abu  Guhaima 

Dukain  389 

Duraid  b.  al-Simma  119.  300 

Dü§arä  863 

Duwaid  b.  Zaid  b.  Nahd  1 1 5 

Ea  959!'.  962 f.  970.   97 2 ff.  985 

Ebal  991.  993.   995 

'Ebedjesus  494  ff. 

Ebjathar  706.   711.   713 

Edda  926 

Eden  906 

Edom  687 

Edris  I.  947.  949 

EdrTs  IL  U7id  III.   948 

Edrisi  556 

Efrem  949 

Eggelä  Hamcs  928 

Eggelä  Hasin  926.  928f. 

Ehfesi  938 

Ejjüb  Abela  312 

Ekbatana  419 

Ekked  I.  947 

Ekked  IL  948 

Elagabal  745 

Eleazar  888 

Elephantine   1095.   1099.   11 09 

Eli  684 

Elia,  Prophet   490.    506.   722.   724. 

879 
Elia  bar  Hömö  486 
Elia  von  Marvv  491.  495 
Elia  von  Nisibis  550  f. 
Elias  Levita  512 
Elis  825 

Elisa  724  f.   727.  985 
Elös  949 
Elpap  486 
Elymas  812.  814 
'Emar  947 
Emesa  322 


II50 


C.  Bezold 


Emin   159 

Endä  Akkolom  938 

Endä  Jaqob  930.  938 

Endä  Mericcä  933 

Engana  926 

Engedi  643 

En-lil  971  f.  974 

Enos  539 

Ephraim  666.  985.  989.  992.  996 

Mär  Ephrem  491  ff. 

Epidaurus  741.  746  f. 

Epiphanes,  Sohn  Antiochus'  IV.  von 

Kommagene  850 
Epiphanius,  Kirchenvater  871 
Epiphanius  Monachus  87; 
'Eqbä-Mika  el,  'Eqbämkel   I.  945  ff. 

950 
'Eqbämkel  II.  und  III.   948 
'Eqbäzgl   942 

'Eqbes,  Sohn  des  'Ailäi  952  f. 
'Eqbes  wad  Beles  949 
Erech  981 

Eridu  964.  972  f.   975  ff. 
Erötä  941  f. 

Esau  878.  Z?>i^.  887.  890  f. 
Esbendetis   1096 
Eshaq  I.  947 
Eshaq  II.  wid  III.  948 
Eshaqan,  Bet-E.  942,  946 
Esminis   1096.   1099 
Esmun  7  2  9  ff. 
Espmetis   1 1 1 2 
Esra  798 
Esthen  419 

Elana   1000  ff.   1012.   1014 
'Etel  I.  wid  II.  949 
Euaratos  usw.  829 
Eucharius  466 
Euphrat  210.  415.   557  f.  696.  841. 

959.  962 
Eupolemos  823  f. 


Euripides  764 

Eusebius  832.   980.   1007  f. 

Euteknos   764 

Eutropius  832.   834 

Eva  906  f.  909 

Ezäz  I.  947 

Ezäz  II.  953  f. 

Fadaukas   138.   150 

Fadl,  WezTr  159 

FadI  'amm  Muhammad  b.  al-'Abbäs 

385 
Fadl  b.  Sälih  189 

Fahr  al-RäzT  37 

Fahr!   193  ff. 

Faidalläh  Bahai   91 

Fajjüm  424 

Farah   186 

Farazdaq    116.    121  ff.    128.    132  ff. 

137  f.   294.   296.  299.  342  f.  348. 

388 
Färia  73 

FärjäbT  s.  Abu  'Abdallah 
Farrä'  40.  235.  787 
Fasan!  327 
FäsTl  946 
Fätima   153 
Fatimiden  342 
Fekäk  I.  lind  IL  947 
Fekäk  III.  949 
Fessaje  933 
Fez  312 
Finnen  419 

V  ,    , 

FirdausI,  auch  unter  Sähnähme  zittert 
1032.   1034.  1039  ff.  1067.   1073 

FlrüzäbädT,  auch  unter  QämQs  zitiert 
416.   789 

Flavianus  476 

Franzosen  419 

Frasiak   1032 

Frazdan   1035 


Index. 


11.^1 


Fredun   1032 

Frlgia  869 

Füräqe   955 

Furät  b.  al-Saib  31 

Fustät  335 

Futajja  --  Banü  F.    142 

Gabai-Sa'adä  947 
Gabäs  948 
Gaber  Rabbi  947 
Gabjen  933.   938 
Gabll  949 
Gäbir   116 

Gäbir  b.  'Abdallah  2.  ^;^^  f. 
Gäbir  b.  Hunajj  al-Taglibi    62.   66. 
^  69.   132.   144 
Gäbir  b.  Samura  321  f. 
Gabräi  wod  Bilwö  928 
Gabre  Gide  928 
Gabremkel  948 
Gabres  I.   947 
Gabres  II.  947.  949 
Gabres  IIL  949 

Gabriel,  Erzengel  2.  43.  318.  541  ff. 
Gabriel  von  Qatar  491.  493.  495 
Gabrü  Abbä  Dibo  933.  938 
Gabrü-Gabanä  952 
Ga'di  s.  Näbiga 

V  V 

GadTla  —  Banü  G.  297 

Gadlma  al-Abras   115 

Gadwal  b.  Nahsal   146 

Ga'far  15  f.   18 

GaTar  al-Ketiri  106 

Gahäd  949 

Gähiz,    auc/i    unter    Kitäb    al-bajän 

zitiert  59.  64 ff.  68.  7 2 f.  77.  79fif. 

83.  86.  110.  120.  305.  314.  321. 

in- 

Gahza   168 
Gailän  75 
Gaisän  47 


Gajus,  Enkel  des  x\ugustus  841.846 

Gajus,  Vater  des  Fannius  818.  820 

Gajus  Fannius  {mehrfacJi)  8i8ff.  823 

Galab  944 f.  951.  953 

Galäidös  949 

Galen  554.   566.   767 

Galerius  833 

Galfa    133.   137.   142 

Gälib  b.   Hanzala   145 

Gälib  Billäh  b.  al-Ahmar  324 

(kilib  el-Ge'eti   loi 

Gälib  al-Ketiri  105 

Galüdl,  Gulüdl  s.  'Isä 

Gamäli  s.  Ahmad 

R.  Gamaliel  611 

Gamil  b.  Mamar   124 

GamTl,  Sohn  des  Aläiräi  949 

Ganiistä  933.  938 

Ganäd  949 

(ianawl  s.  Abu  Gänim,  Kab  b.  Sa'd 

und  Sahm 
Gandal  b.  Nahsal   146 
Gandar  948 
Gangara   185 
GanT   115 

Gara-Märjäm  I.,  IL  und  III.  948 
Gar'antäit  942  f. 
Gardlz  188 
GardTzT   173  ff.    187  ff. 
Garenkiel  (Hagos)  928.  931.  938 
Gargls  949 
Garlr  b.  ^\tija  121  fif.  128.  132 ff.  387. 

391 
Garir  b.  Harqä'  al-'IglT   150 f. 

Gas-Gamrot  954.  957 
Gassän  —  Banü  G.   295 
Gatan  98.   loi 

GauharT,  auch  //«/"«^r  Sahäh  zitiert  t,()(. 
48.  148.  212.  215.  217.  220.  353. 

^  787.   789 
Gawäliqi  79.   214.   217 


113- 


C.  Bezold 


öäweg  947 

Gawi  932 

Gaza,  Gazzat  457.   518.   521 

Gazälr,    auch   unter   Ihjä   zitiert   24. 

42.   311.  332.  337.  426.  430 
Gazan  1059 
Gazna,  Gaznin   1 8 7  f. 
Gazüli  s.  Abu  'Abdallah 
Geb   1108 

öebel  Nefüsa  440.  442 
Gebra  Merait  933.  938 
(jebül  I.  utui  II.  948 
Ge'däd  949 
Gedär  948 

Ge'eti  97  f.   10 1  f.   105 
Gel   101 

Gembä-Salabä  947 
Gemsed  1069 
Georgius  Kamsedinojo  579 
Mär  Georgius  von  Bet-'EwTre  487 
Gerät  953 
Gerba  440 

Germanen  349.  424    859 
Gernianus  766 
Geryville  428 
Geta  744 
Gezer  745 
Gibea  985.  994  f. 
Glhän  s.  Hibhän 
Güäi  928 

al-Giläni  s.    Abdalqädir 
Gilead  577.  879.  985  ff.  991 
Gilgamis  983  ff.   1000.   1003 
Glrän  {mit  i)  al-'Aud  388 
Girgeh  319 

Godefä  928.  931.  938 
Godo  Felassi  933.   938 
Gog  688.  692 
Goliath  709.  878 
Gomorra  647.  878.  889 
Gorak  1036 


Golö  Mokadä  926 

Gosü  Gara  Amläk  928 

Gotarzes  850 

Gothen  834 

Gratian  475  f.  834 

Gregor  von  Nazianz  464.   479 

Gregorius,  tnallefänä  491.  494 

Griechenland,  Griechen  526.  528. 
659  f.  804.  880.  883  f.  885.  887 
—  s.  auch  Jünän 

Gubsa  932.   938 

Gubsa  Gara  Amläk   928 

GüdT  80.  82 

Gue'es  938 

Guelö  930 

Guglän  (Gu'län?)   186 

Gügüi  947 

Guhfa  9 

Guhram   1034 

GumahT  s.  Abu  HalTfa  ujui  Mu- 
hammad b.  Salläm 

Gundet  928.  933.  938 

Gura  938 

Guraf  106 

Gurahsan  (?)   1036 

V 

Gurhum   113 

Gusam    b.    Bakr    b.    Hubaib,   Banü 

G.    134  f.    140.   152 
Guwain  183 
Guzai  938 

Güzgänl  175  ff.   181.   185.   187  ff. 
Gythium   749 

Habäb  947.  953 

Hablb  (b.  Bu'ag)   b.  ^Utba   b.   Sa'd 

139 
Häbis   130 

Habte  Gergi's  932.  938 
Häbür  204 
Hadämi   1 1 5  f. 
Hadda  9 


4 


«t 


Index. 


113: 


Hadegti   928 

Hadendoa  941 

Hadgu  931.  938 

Hadidä  927.  932.   938 

Hadlga  2  ff.   25.   27.  29 

Hatlramaut  97  ft".   130.   153.   297 

Hadrian  844.   850.   854 

Hafägi  s.  Sihäb 

Hafaröm   I.   942  ff.   948 

Hafaröm   IL   7^//d  III.   947 

Hätiz   1055  ff. 

Hag^^äg  43.   76 

HäggT  Hallfa   91.    128.   212  f.   226. 

267  ff. 
Hägib   1 1 8 
Häha  446.  451 
Hai  Gaon  765  f. 
Haigat  941  f.  944  f.  950  f.  953  f. 
Hajjän  —  Baml  H.   179 
Hailär  95 

Halles  I.  2^nd  II.  949 
Hailu   932.   938 
Hailü  wod  Amennäi  929 
Haimkel  948 
Häkim   1056 
Halabi   22.   73  f.  87 
Halaf  al-Ahmar   iii.    123 
Halibö  956 
Hälid  b.  Sadüs  297 
Halid  Zia   1081 
HalTl  b.  Hisäm,  i>ez7a.  HalTl  b.  Häsim 

160 
Halläg   173 

R.  Häma  b.  HanTna  310 
Hamagäi  947 
Haman  879 

Hamasen   926.   928.   939 
Hamawi    s.  'Abdalmalik   im^  Taql- 

aldln 
Hamdalläh  Mustaufl  198 
Hamdalläh  QazwTni   186 


Hammäd  al-Räwija   1 1 7 

Hammäm  b.  Gälib   137 

ijammurabi  4oof.  971  f.  1000.  1006 

Hamrä(?)   163 

Haniza  b.  'Abdalmuttalib   16.   25 

Hamza  Lsfahänl   178.   180.   185 

Hanägira  67 

Hanball  s.  Abu  1-Mawähib 

Häni'  b.  'Urwa  298 

Hannibal  861.  865 

Hansa  7  3  f. 

Hanzala  —   Banü   H.      134 f.    139. 

145  ff 
Hanzala  b.  Mälik   133.    136 
Haranrewä  941 

HarawT  s.  Muhammad  b.  Ahmad 
Harb  —  Banü  H.  391 
Harb  b.  Mis'ar  387 
Harb  b.  Umajja  74 
Harchebis,  Harchibis   iioi 
HarIrT,  ai/cÄ  unier  Durra  zitiert  43. 

50.   212  ff.   218  ff  345.  428.  435. 

787.   789. 
Härit  —  Banü  al-H.   130 
Härit  b.  'Amr  b.  Hugr  Akil  al-Murär 

125.   129.   133.   136  f.   141 
Härit  b.  Gusam   134 
Härit  b.  al-Hilliza  116.  136 f.  241.  259. 

295 
Härit  b.  Mu'äwia   —   Banü   H.    153 

Härit  b.  Zälim   293.   298 

Härita  b.  'Amr  b.  Abi  Rabi'a   134. 
136 

Harpchimis   1103 

Harran  963 
1    HarränT  s.  Muhammad  b.  Salläm 
'    Harsöi  947 

Hartbos   iioi 

Härün  al-RasTd   196.   284 
j    Haryotes   1 1 00 
\    Hasaisl  s.  Muhammad  b.  'Utmän 


H34 


C.  Bezold 


Hasala  1.  und  II.   949 

Hasalä  III.  952  f. 

Hasamä  953  f. 

Hasan  ba  'Atwah  98 

Hasan  b.  'Absün  205 

Hasan  b.  'All  336 

Hasan  b.  Dirham   iSi 

Hasbän  —  Banü  H.   142 

Häsim  —  Banü  H.   15.   18.   22 

Häsim  b.  'Abdmanäf  115 

Hassan   b.   Täbit    74.   76.   78.   125. 

296.   299  ft". 
Hathor   11 08 
Hätib  b.  'Arar   15.   19 
Hatib  al-Bagdädl  432 
Hatib  al-Sirbim  38.  52. 
Hätim   al-Tä'i    159.  257.  265.   296. 

1073 
Hauda  297 
Haulän  456 
Hawaci  942 
Hawän-räh  205 
Häz  'Abdülla  448 
y^äzin  38 

Hazö,  Hazötäi  941 
Hebselläse  1.  946  f. 
Hebselläse  II.  947 
Hebselläse  III.   948 
Hebselläse  IV.  und  V.  949 
Hebtan  I.  949 
Hebtan  II.  949  f. 
Hebtes  I.  948 
Hebtes  II.  949 
Hebtes  III.  953 
Hebt-GargTs  948 
Hedäd  I.  und  II.  947 
Hegesippus  871 
Hejäbü  947 
Heliana.K  840 
Hellanikos   1008 
Hemad  I.,  II.  und  III.  949 


Henänä  491.  495 

Henanlsö'  491.   494 

Henin  98.   104 

Henit  I.  946 f. 

Henit  IL  947 

Henoch  592 

Henösem  948 

Heracleopolis  magna   1 1 1 3 

Herakles   751  f. 

Herät   158.   183.   iSsfif.   189 f. 

Herennius  Etriiscus  835 

Herodes  8i4f.  828 f. 

Herodot  866.  868f.  911.  962.  998!!". 

1008 f.    lOII 

Herondas  741 

He.säl  949 

Hesekiel     85.     686  ff.     798.     881. 

889 
Hesen   loi 
Hesiod  1077 

Hesychius,  Lexikograph  564.   764 
Hesychius  Presbyter  763 
Hibhän(?)  al-Sfl  159 
Hibil  539 f.  544 
Hidäs  b.  Zuhair  116.   121 
Hieronymus  763.   768!.   1007 
Higäz   29.  86.   146 
Hijär   129 

Hiläl  —  Beni  H.   105.  440 
Hilcäl  b.   lläqa  al-SaibänT   150 
Hillel  621 
Hilmand   183 
Himjar  113.   115 
Himjarl  b.  Rijäh  b.  Jarbü    147 
Hind   129.   133.   149 
Hindus  573 
Hinw   150 
Hionier  1034 
Hirä'   2.  4.   316 
Hira   129.   296.  494.   1060 f. 
Hiram   752.  881  ff. 


I 


l 


Index. 


II". 


:>:) 


Hiras    b.    IsmaM    128.    131.    133  f. 

137.   142.   146 
Hisäm  b.  'Amr  al-Taglibl   138 
Hiskia  737  ft".  879.  881 
Hisn  — -  Banü  al-H.   143 
Hit  415 

Homer  550.   559.  865  ff.   1077 
Hömö  486 
Honi  308 
Horaz  859 

Horus   750.    109911".   1109.   aIii 
Hosea  667.   716.   722.   734.   752 
Hostüianus  835 
Hrant  1036 

Hubaib  —  Banü  H.   152 
Hudail  73  —  Banü  H.   120 
Hudali  s.  Abu  Dii'aib  ufiä  Ibn  Rib' 
Hüsen  Rahmi   1081  ff. 
Hufäf  119 
Hugastänl   169 

Hugr  Abu  Imru'  1-Qais   140  f. 
Hugr  b.   'Amr  b.  Muäwija  135 f. 
Hugr  b.  al-Härit   137 
Hujaij   46 
Hülägü   198  f. 

Humaid  b.  Taur  48.   50.   124 
Hunain    b.  Ishäq    283  ff.    554.    559. 

564  ff. 
Hunnen  573 
Huräsän     158  ff.    173  f.    178.     181. 

i84f.    190.   1032.   1035.    1043 
Husain  298 

Husain  Abu  Tähir   158 ff. 
Husain  b.  'Ali  b.  Tähir   15S 
Husain  b.  al-Humäm  al-MurrI   121. 

387 
Husain  b.  Tähir  158.    169.   189 
Husain  al-Räwi  43 
Husri  s.  Abu  Ishäq 
Hutai'a    73.    116  f.    236.    258.    260. 

299  f. 


Huwailid  25.   29 

Huzaima    b.    Hakim    al-Sulamä  24. 

27  ff. 
Hüzistän   191.    195 
HwärazmT  s.  Abu  'Abdallah  «//rti'Abü 

Bakr 
Hygieia  740.   745 
Hygin  9 1 1 
Hyspasinos  840 

Jacob,  Sohn  Isaak's  315.  355.  594. 

596.  603.  878.  888.  890.  985  ff 

992  f. 
Jacob,  Vater  von  Joseph  von  Naza- 

reth  871 
Jacob  von  Edessa  493    550.  552  f. 

555.  558ff.  565  f.  571  ff. 
Jacob  von  Nisibis  877  f. 
Jacob  von  Serug  963 
Jacobus  Hazzajä  492  f. 
Jacobus  major  812 
Jäti'  98.    100.   102 
Jäfi'l  310 

Jagln  I.  u/id  IL  947 
Jagln  III.  948 
Jagln  IV.  949 
lahdub  457 
Jahjä  b.  Abi  Hafsa  341 


Jahjä  b. 

Abi  Katlr 

2 

Jahjä  b. 

'Adi  279. 

281 

Jahjä  b. 

Aktam   16^ 

■> 

5 

Jahjä  b. 

V          , 

Ga  far   3 1 

Jahjä  b. 

al-ljasan 

199. 

202. 

208 

Jahjä  b. 

Sa'd  al-QaUän 

[17 

Jairi  Tochter  807 

Jamäma 

130  f.   134. 

US 

296 

Jaman   / 

•4.  87.   130 

Jamani 

y.  -San 'an 

Jamnia 

801 

Japhet  883 

206. 


11^6 


C.  Bezold 


Jaqöb  933 

Ja'qüb   b.  al-Lait    158.   164  f.   171  ff. 

Ja'qübT,  auch  unter  Ibn  Wäclih  zitiert 

17  f.  157  f.  160.  162  ft".  166  f. 

172  f.  184  ff.  335  f.  339.  344  f. 

350 
Jäqüt  44.  48.  7  7  f.  Zz-    93-  127. 
129  f.  153.  156.   158.   163  f. 
183.  190.  212.  275  f.  296.  308. 

315  f-  334-  556.  563-  1034  ff. 

1038 
Jarbu,  Banü  J.   148.   294 
Jarfä,  Jarfä'u   731 
Jäsir  163 
Jaskurl  s.  'Ubaida 
Jason  823 
latil  457 
Java  98 
Jaxartes   1033 

JazTd  b.  Muäwija  338.   391 
Jazid  b.  Zijäd  20 
Jazid  al-Räwi  36 
Jazidi  s.  Abu  'Abdallah 
Ibädl  s.  'Adi 
Ibn  'Abbäs  20.  28.  37.  39.  43.  81. 

120.  216.  2>öl 
Ibn  'Abdalalä  36 
Ibn    Abdirabbihi,    auch    unter    'Iqd 

zitiert   iio.    127.    328.    432.   435 
Ibn  Abi  al-Azhar  s.  Ibn  al-Azhar 
Ibn   Ab!    Ja'qüb    al-Nadim    al-Bag- 

dädl,     U7iter    Fihrist    zitiert    109. 

III.   173.   187.  388 
Ibn  Abi  Qainf?)   166 
Ibn  Abi  Qais  392 
Ibn  Abi  Usaibia  93.  2 83  f. 
Ibn  Ahmar  234.   236.   240.   246 
Ibn  al-Aräbl    60.    228.    239.    242. 

Ibn  al-'Assäl,    sähib    al-Sullani   913. 
923  —  s.  auch  Abu  1-Fara^ 


Ihn    al-Atlr    11.     16.    20.     30.     41. 

49.  87.  93.  123.  i27f.  132.  i66f. 

i73ff.     i78f.    181.    i84f.    i87ff. 

193.   i95ff.   205.  432 
Ibn  'Auf  114 
Ibn  al-Azhar  dez7ü.  Ibn  Abi  al-Azhar 

173.   177  f.   181.   184  ff.   189 
Ibn  Baitär   554.   558.   564.  567 
Ibn  Balaam  529 
Ibn  Bai  am   185.   189 
Ibn  BarrI  s.  Abu  Muhammad 
Ibn  Bassäm   173.   177 
Ibn  Batüta  203 
Ibn  Bibi   198 
Ibn  DänTjäl  1069 
Ibn  al-Dugunna  26 
Ibn  Duqmäq  322  f. 
Ibn  Duraid   73.  214.  217.  222.  226, 

297.  431 
Ibn  Esra  564 
Ibn  Gaddän(?)   164 
Ibn  Gajjat  765 
Ibn  Ginn!  72.   78.   215 
Ibn  Gud'än  87 

V 

Ibn  Guraig  2  7  f.  43 

Ibn  al-Habbärijja  91.  9  4  f. 

Ibn  Hablb  s.  Jünus  und  Muhammad 

Ibn  Hagala  327 

Ibn  al-Hägg  331.  337  f.  343.  345 

Ibn  al-Hajjän  267.   271 

Ibn  Haisam  176 

Ibn  Haldün    158.    165.    197  f.   268. 

■33^ 
Ibn  Hallikän    91.    128.    158.   162  ff. 

166.    168  f.    172  ff.    177  f.    180  f. 

184.    189  f.    193  f.    197  f.    2  11.   213  f. 
267 

Ibn  Häni   1066 
Ibn  Harma  388 
Ibn  al-Hatib  267.  271 
Ibn  Hauqal   275 


Index. 


II37 


Ibn   Hazm   267  ff. 

Ibn  Hiääm  7.  10.  15  ff.  19  f.  23.  26. 

73f.  77 ff".  83.88.  250.  256f.  26off. 

294  ff.  299.  301.  304.  335.  344. 

350.  787.  789.  796.  987 
Ibn  Humaid   20 
Ibn  Hürdädbeh  188.   1038 
Ibn  Ja'ls  46 
Ibn  Ishäq  2.   7.    10  f.   15  ff.  25  f.  73. 

79-  335 
Ibn  Katlr  72.   74  ff.  80.  86  f. 

Ibn  Mäga  317.  33s 
Ibn  Maijäda  124.   232 
Ibn  Mufarrig   125 
Ibn  Muhriz   118 
Ibn  al-Mulaqqin  211 
Ibn  al-Muqaffa'  92.   94. 
Ibn  Muqbil  230.   240 
Ibn  al-Mu'tazz   1 1  o 
Ibn  Qais  al-Ruqaijät   124 

V 

Ibn  Qattäf  (?,  var.  Qitän?)  al-Saibäni 

152 
Ibn  al-Qifti  194 
Ibn  Qutaiba   48.    76.   78.  80.  82  ff. 

logff.  115.  121.  i23ff.  180.  306. 

321.  341.  388.  390.  433 
Ibn  Raö;ab  320 
Ibn  Raqiq  81 
Ibn  Raslq  68.  1 10.  112.  116 f.  ii9ff. 

I23f. 

Ibn  Rib'  al-Hudall  388 

Ibn  Rusta  176.   183 

Ibn  Sa'd  8.   14.  16 ff.  37.  109.  261. 

296.  344 
Ibn  Saddäd  198 

V 

Ibn  al-Sagari  48 

Ibn  Sa'id,  Geograph  210 

Ibn  Sa'id  al-Magribi  75 

Ibn  Sajjid  al-näs   16 

Ibn  al-Sarlj   163 

Ibn  Serapion  567 

Nöldeke  -Festschrift. 


Ibn  Sida  40 

Ibn  al-Sikkit    47  f.    61.    229.    246. 

296 
Ibn  Sinä  766 
Ibn  Sirln  114 
Ibn  Tagribirdl    (Tagnbardi)    195  f- 

33^-  335-  345f-  348 
Ibn  Taur  36 
Ibn  al-Tin  al-Raqql  316 
Ibn  'Umar  s.  'Abdallah 
Ibn  Wädih  s.  Ja'qübT 
Ibn  Wahb  37 
Ibn  Wäsil   198 
Ibn  Zaid  37 

Ibrähim,   fatimidischer  Grolier   342 
Ibrahim  b.  al-'Abbäs   162 
Ibrähim   b.   Muhammad    al-Baihaqi 

175.  328.   1073 
Ibrähim  b.  Husain   i8of. 
Ibrähim  b.  Sarkab   185 
Ida  869 

Idaugumad  449  ff. 
Idaugunädi'f  449.  451 
Idautännän  449.  451 
Idauzinzim  449.  451 
Idhämmü  449.  451 
Idnällen  449 
Jebbatit  949 
Jehüdäi  Gaon  551 
Jemen  s.  Jaman 
Jeremia  506.  661  ff.  684ff.  878.  881  f. 

884.  886.  888. 
Jericho   726.  984.  988.  991.  995 
Jerobeam  708  f. 
Jerpeel  735 
Jerusalem    305.    624.    646.    667  f. 

672    683  ff.  690.  692  ff.  717.  728. 

800.    808.   810.    812.    836.    880. 

883.  887  ff.  992 
Jesaia   667.   683K   716.   723.  879. 

883.  888  f. 

72 


1138 


C.  Bezold 


Jesus  74.  649.  806.  814.  855.  871  f. 

983  f.   990.  995 
'Igl  —  Banü  1.   150.   298 
'Igli    s.    Abu    Maimün,    6arir    imd 

Ismä'il 
Ignatios  4S4 
Ihdhan  449  fif. 
Ijäd  129.   133 
'Ijäd  293 

IjädT  s.  Abu  Du'äd 
Ijäsu  927 
Jim   1032 

Ikabb  b.  'Ikabb  b.  Kinäna  141  f. 
Ikonium  476 
Ikrima  b.  Garlr  124 
Ikrima  maulä  Ibn   'Abbäs   39.    41 
Ilirapaa  731 
niyrien  847  ff. 
Il-Maqqah  457 
Ilsaräh  457 

Imentägen  447.   449.  451 
Imhotep  730 
Imru'  1-Qais   al-Kindi  49,  58  f.  61. 

64.    68.   116.    118  f.   123  f   129 ff. 

135.   i45fif.  151.  256.  258.  26off. 

297.  388.  939 
Imru"  1-Qais   al-Taglibl  s.   Muhalhil 

b.  Rabi  a 
Imtä*^  22 

Indien   311.   366.  419.   572.  676  ff 
Intügg^ä  449.  451 
Joab  879 

Jo'an  s.  Griechenland 
Johannan  bar  Zu'bi   767 
R.  Johannan  b.  Zakkai  610 
Johannan,  mallefänä  491  i.  494 
Johannes  Chrysostomus  491.  493 
Johannes  der  Täufer  489 
Johannes  von  Bet-Rabban  491.  495 
Johannes  von  Ninive  491 
Johannes  von  Samannüd  913 


lolaos  736.  863 

Jona  79.  983  f.  990  f. 

Joppe  566.  808.  810.  814 

Jordan  991 

Jordanis  834  f. 

Joseph,  Sohn  Jacob's  79.  315.  605 f. 

782.  878.  989  f.  992  ff.  996 
Joseph  Caro   763 
Joseph  von  Nazareth  871 
Josephus  82.  752.  763.  811  ff  817  ff. 

848 
Josia  684.  722 
Josmaoglu   1089 
Josmir  540 

Josua  649.  725  f.  984  f  988  ff. 
R.  Josua  b.  Lewi  310 
Iptihartlsu   1098 
Iran  200 
Iränsäh  93 
'Iräq   76.   86.   130  f.   133.   148.   150. 

167.  191.  551.  1071  —  Al-'iräqän 

203 
Irob  Saho  926 
Isaak,  Sohn  Abraham's  79.  82.  593  f. 

890 
Isaak  b.  Abba  Mari   766 
'Isä  b.  Jazid  al-Gu(a?)lüdi  164 
Isaurien  577 
Isebel  879 
Isbahän,    Isfahän,    Ispahän   42.   93. 

165.   177  (?).   1071 
Isbahäm  s.  Abu  1-Farag  und  Rägib 

—  IsfahänT  s.  Hamza 
Isfandiar   1033  f. 

Ishäq  b.  Ibrahim  al-Mau-sill  385 
Ishäq    b.    Ibrahim    al-Tähirl    163  f. 

166 
Isis  750.   844.   1098.   1104.   1108 
Iskandar  s.  Alexander  d.  G. 
Ismael,  Sohn  Abraham's  81.   113 
Ismä'il  b.  Saif  al-lgll  37 


f 


Index. 


II39 


Ismail  al-Rawi  37 

IsnÜgen  449.  451 

Iso   519 

Bö'barnün  491.  493  f. 

Isö'bökt  495 

Isö'dad  491.  493 

Ispimätu   1 1 1 2 

Israel,  Israeliten  594.  596.  600.  602 f. 

605  f.  624.  629.  662.  666f.  681  ff. 

721.  724ff.  735ff.  741.  752.  782. 

799.  802.  878  f.  SSifif.  886.  888  f. 

983  ff. 
Issus  853 

Istahri   176  ff. 

Istar   1000.   1006.   1012 

Itaces  811 

Italien  419.  843  f.  846 

Itamara  459 

Jubah-kan   1034 

Juda,  Juden,  Judäa,  Judäer  30.  43. 

74.    84ff.    27of.    313.    321.    349. 

379.  400  f.  420.  425.  455.  519  ff. 

542ff.  552.  555.  666f.  683ff  690. 

721.  728.  737.  745-  759.   8^8ff. 

881  ff.  888  ff.   1064 
R.  Judah   766 

Judas  Makkabäus  823.  825 
Julia  Domna  861  f. 
Julian  833  f. 

Juluq-arslän  Husämaldin  201 
Jünän  361  ff.  370 
Juno  862 
Jünus  b.  Hablb  37.  81.  iiof.  113 f. 

ii7ff.  230  f.  385 
Jünus  b.  MuWija  b.  Abi  'Amr  b.  al- 

'Alä  123 
Juppiter  963  —  J.  Ammon  862  f.  — 

J.  Dolichenus  854 
Justinus  823.  842  f.  847 
I-'-z-l  Bajjin  457 
'Izzaldln  Masud  197 


Kaabet  930 

Ka'b  b.  Sa'd  al-GanawT  40.  47  ff. 

Ka'b  b.  Zuhair   116 

Kabiren  840 

Kabul   187  f. 

Kadnat  942 

Kai-Husrau   199.   1032 

Kai-Kawat  1036 

Kai-Us   1032 

Kajjär  95 

Kain   1035 

Kairo   210  f.   415.  420  f.  659 

Kaisän   122 

Kaisüm   163.   165 

Käk  95 

Kalb   142 

Kaleb  759 

Kalbi  s.  Muhammad  b.  al-Sä'ib  unti 

Zuhair  b.  Gancäb 
Kallimachos   10 14 
Kamel  I.  944  f.   948 
Kamel  IL  unt/  III,  947 
Kämkär   174 
Kanaan,  Kanaanäer  682.  727.  735 

739ff  745  f.  748.   753  ff 
Kapernaum  806 
Karh   1065 
KarhT  36 

Karküja,  Karkun,  Karkusa  183 
Karnak  1105 
Karüh   189 
Kaskar  491 
Kassa  932 
Katlr  b.  Ishäq  120 
Katir  b.  Raqqäq   179  f. 
Katlr  b.  Warqä   179 
Katiri    s.    'Abdallah,    Ahmad,    'AH, 

Ga'far,  Gälib,  Mansür  unä  Möhsin 
Kaukasus  311 
Kawad  1032 
Keei-Inseln  419 

72* 


II40 


C.  Bezold 


Kefel  94S 

Kefläi  933 

Kefle  932.  938 

Kemäl  Ho^endl  1074 

Kemäl  Pasahzädeh  320 

Kephalioii   1008 

Keremberä  954 

Kermän    93.    172.   184 ff.   190.  312 

Kewan  722 

Kimchi  769.   775 f. 

Kinäna  —  Banü  K.   136.   178.   297 

Kinda  127«.   133.    135.   137 

Kind!  s.  Abu  Jüsuf  tmd  Imru'  1-Qais 

Kingu  976.  979  f. 

Kirjath-jearim  991.  993 

Kirmän   165 

Kisä'i  239 

Kisar  978 

Kison  728 

Ko   II Ol 

Konia  209 

Konuphis   iioi 

Kopres  iioi 

Korah  604 

Korbaria  938 

Kos  741.   746  f.  818.  821  ff.  826  ff. 

Ktesias  997  ff   1004 f.  1007  ff. 

Küfa  130.   134.  345 

Kuläb  i27fif. 

Kulaib  116,   139.  297.  —  BanüK. 

150 
Kulfa  b.  Hanzala  145 

Kultüm  b.  Täbit  161 

Kumait  63.  70.  233.  239 

Kurden  411 

Kuring  183 

Kusiter  573 

Kutaijir  121.  388 

Kybele  750 

Kyounghta  419 

Mär  Kyriakos  487 


Laba  951.  956 f 

Laban  355.  985  f  989.  991 

Labid  116.  118.  120.  147.  230.  257. 

296.  300 
Labienus  Parthicus  840  f. 
Lagläg  —  Banü  L.  300 
Lahamu  978 
Lahhäm  b.  al-Härit   144 
Lähiql  s.  Abän 
Lahmiden   129 
Lahmu  978 
Lait  abü  Ja'qüb   177 
La'm  —  Banü  L.   296 
Las   183 
Lät  21 
Lateiner  526 
Latlf  1091 

Lawäi  942 ff  949.  952.   954 
Legäm  947 
Lentulus  827 
Levi  596 

Libanon  577  f.  684.  878 
Libyen  861  f 

Lihjänl   229.   231.   238.    240 
Lijüda  TLebüdä)  906 
Lilus   I II  2 
Livius  712.   82 2 
Loggo  Sarda  926.  928  f. 
Lolus   1 1 1 2 
Lorqa  867 
Lot  878.  984  f  995 
Lubaitö  932.  938 
Lubnä  —  Banü  L.   146 
Lud  905 
Lugaim  b.   Sab  b.    'AU  b.  Bakr  b. 

Wail   115 
Luhrasp   1032.   1035 
Lulu'  s.  Badraldln 
Lunus  852 
Luqmän  297 
Lyaeus  862  f. 


\\ 


Index. 


II41 


Lycophron  565.  866 
Lydda  808.  810.  S14 
Lykien  842  f. 

Maäl  Arha,  934 

Ma'awja  Qerös  941 

Madä'ini  109 

Madhig  —  Banü  M.   130 

Ma'dlkarib    133  f.    137.    140  ff.    153 

Maflas  948 

Magdalmulk    Abu    1-Fa(ll   As'ad    b. 

Müsä  92  f. 
Magier  270.   379 
Magog  688 

MagribI  s.  Urnajja  b.  Abi  1-Salt 
MahallT  35  f. 
Mahamad  L  947 
Mahamad  II.  948 
Mahamad  III.   949 
Mahamüd  947 
Mahari  I.  942 
Maharl  IL   949.   952 
Mahmud,  sähib  al-gazcä'ir  al-süd  375 
Mahmud  von  Gazlra  201 
Mahmud,  Ortokide  201.   207 
Mai  Aini  929 
Mai  Merakät  934 
Mai  Mosern!  934 
Mai  Saadä  929  f.  938 
Mai  Üle  957 

MaidänT  49.  67.  153.  294f.  297.  339 
Majjäfäriqm  201 

Maimonides  561.  615.  763.  765.  801 
Maimün  b.  Mihrän  3 1 
Maimüna  2  1 6 
Mäiräi  I.  941  f. 
Mäiräi  11.  949 
Mais  946 

Maisara  25.   27.   29 
Makajeh  930 
Makedonier  880.  887 


Makedonius  476 

Makkabäer  660 

Maleachi  696 

Mälek  945 

Malgamat  954  f. 

Malik  ASraf  Müsä   19S 

Mälik  b.  'Ämir  386 

Mälik  b.  Anas  317 

Mälik  b.  GuSam,  Banu  M.  134.  138 

Mälik  b.  Hammäd  al-Sahmi   119 

Mälik  b.  Matfüq  al-Sa'dl  387 

Mälik  b.  Misma'  150  ff. 

Mälik  b.  Nuwaira   119 

Malik  Kämil  Muhammad   198 

Malik  Näsir  Jüsuf  198 

Malik  Sälih  Ismä'il   198 

Ma'mar  36 

Ma'marl  s.  'Amr  b.  Mu'äd 

Mamün  159  ff.   284 

Man  b.  Aus  62.   259 

Manasse   721  f.   728.   989 

Manät  21 

Mandäer  537ff.  959.  965  ff. 

Mandar  950 

Mangü   199.  208 

Man-Naqmü  949 

Mansür  al-Ketiri   105  f. 

Mantäi  948 

Manuchihar  1032.  1038 

Manoah  783 

Maqä-Ezgl  949 

Maqäzgl  944 

Maqdisl  72 

Maqqarl    47f.    211.    267.   276.  324 

MaqrTzTj  auc^  tinter  Hitat  zitiert  7  8. 

82.   156.   198.  335.  339.   345 
Maragüz  92 9 f.   938 
Marcus  Antonius  848  f. 
Marcus  Aurelius  850 
Marcus,  Vater  von  G.  Fannius  820. 

822 


II42 


C.  Bezold 


M;\rdachai  879 
Mardonius  99S 
Marduk  714.  73of.  741.  751  f.  gsgf. 

962 f.  97oft".   1000.   1002 
Mareb  92 5 ff.  938 
Mär  Hananiä  486 
Mari  495 
Maria  489.   902  f. 
Märjä  941 
Marib  83 
Märidln  198.  400 
Mär  Mattai  486 
Marobod  849 
Marokko    430.     433  f.    437  f.    440. 

445  ff- 
Marräkes  446.  451 

Marrär  al-'Adawi   134.  388 

Martad    b.    'Abd   jankaf  al-Himjarl 

136 
Martad  b.  Sa  d  —  Banü  M.  145.  148 
Marw  491 

Marwän  —  Banü  M.   114 
Marwän  b.  al-Hakam  294.   345 
Mascara  427.  429 f.  433.  437 
Masdasnos  858 
Masmar  I.  U7id  II.  948 
Masmar  HI.  949 
Masnut  555 
Massabbär  952 
Massaua  939 
Masudi  73.  80.  i58f.  165.  173.  176. 

178.    183.   i88ff.  193.   196.    795 
Maudüd  b.  AbT  1-Fadl  al-Kurdl  388 
Mausili  s.  Ishäq  b.  Ibrähim 
Mäwardi  ^,  2  6 
Mawatte'  955 

Mäwijja  bint  al-Minqar  145 
Maximinus  Thrax  832.  838 
Maximus  464 
Mazandaran  1037 
MäzinI  III 


■   Medien,  Meder  167.  841.  845!.  880. 

883  ff.   1005.   1008.   loioff. 
Medlna   7  ff.    i4ff.    25  f.    335.   341. 

343.  345  ff.  987.   1058 
Megiddo  684 
Meherdates  844 
Mehmed  IL   1072 
Mehmed  Tevfik   1058 
Mehömmödbä  'Atwah,  b.  Hasan  100 
Mehömmöd  bä  'Atwah,  b.  Sa'id  98 
Mehre  931 
Mehri  782  ff. 
Mekäl  951  f. 
Mekelle   i  o  i 
Mekka   2.   4.  8  f.   14  ff.  22.  24,  26  f. 

30.  32.  73  f  89.   299.   301.  309. 

345.  454f.  704.  987.   1057 
Melchisedech  644  f. 
Melecheth   (Malkath)   des   Himmels 

669 
Meletius  464.  476 
Melhib  947 
Melqart  751.  863 
Memphis  703.   1095.   iioo 
Men  852  f. 
Menander  752 
Menassar   loi 
]\Ienches   11 11 
Mendes   1098 
Menelik  933 

Menöcehrl   1055  f   1063  ff. 
Menotyrannus  8  5  2  ff. 
Mensä',  Mense'äi  941  f.  948.  950  ff. 
Mercur  835 
Merettä  928 
Merettä  Kajeh  926  f. 
Merettä  Sebene  926  f  938 
Merkäb   950 
Mert-seger  739 
Mesafrö  929 
Mese  938 


Index. 


II43 


Mesopotamien   iqST   210.  659 

Messene  825 

Metfä  Waltä  929.   938 

Micha  b.  Jimla  723.  879 

Micha  von  Ephraim   711.  988 

Michael,  Erzengel  543 

Michael  Interpres  491  fif. 

Michael  Syrus  463.  467 

Michal  713.   9S7 

Mikael  Sehul  925.  927 

Miknäs  445 

Min   1099.   1105.   1109 

Minqar  —  Banü  M.  300 

Mirhönd   184.   198  f. 

Miskat  457 

Misma'  b.  'Abdalmalik   113.   123. 

Mithras  967 

Mithrates  850 

Mithroachos  840 

Moab  356.  687 

Möhsin  al-Ketiri,  b.  'Abdallah  105  f. 

Möhsin  al-Ketiri,  b.  Gälib   105  f. 

Mösien  733 

Mogador  446 

Mose,  Sohn  Amram's  79.  350.  358. 

484.  490.   533.   594.  596.  602  ff. 

682.   726.  737  ff.   798.  800.802. 

811.  867.  878.  988  ff.  992  f. 
Mose    bar    Kefä    550.    552.    559  f. 

565  f. 
Mose  Benvenisti  553 

R.  Moses  b.  Nahman  763 
Moses  von  Chorene   1037 
Mosul  197  ff.  400.  487  f. 
Muäd  b.  öabal  315 
Muamraal  —  Banü  M.  301 
Mu'äwija   b.  Ab!  Sufjän   323.   337  f. 

342  f.  345  f.  391 
Mu'äwija  b.  'Amr  b.  al-Sarid   119 
Muawija  b.  Gusam   134 
Mubärizaldln   1056.   1059 


Mubarrad,  fueist  unter  Kämil  zitiert 

41  f.    46.    60.    63.    77.    257.   264. 

294  ff.  426.  430 
Mudlig  b.  Suwaid  297 
Müräd  1059 

Mufadclal  b.  Ma'.^ar  al-Bakrl  125 
Mufad(lal  al-pabbi,  auch  unter  Mu- 

faddalTjät    zitiert    62.     64.     127. 

131.   144.   294.   296.   300 
Mugähid  321 
Muglr  b.  'Ämir  360 
Mugira  b.  al-Muhallab  386 
Muhabbal  al-Sa'dl  121 
Muhägir  b.  Öubair  ab!  1-Haggä^  27 
Muhalhil   b.  Rabl'a   al-TagUbl    116. 

139-  387 

Muhallab   122 

MuhallabT  s.  Abu  Harb 

Muhammad  al-Nabl,  auch  unter  Pro- 
phet und  Qorän  bezw.  Süra  zitiert 
iff  7  ff.  23  ff  zi^.  71.  "73  ff  83 
85  ff.  98.  104.  107.  HO.  113 
159.  200.  216  ff.  248.  255  f.  258 
261.  263  f.  270.  295  f.  299.301 
306  f.    309.    31 5  f.    320  f.    323  ff. 

327 f-  zz"^-  ziz^-  öi(>^-  340 f. 

343  f.  346  ff.  402  f.  408.  414.  420 

426.     428.    431  f.     435  f.    453  ff. 

4S8ff  758.  793.  801  ff.  987.  1056 

1062  f.   1075 
Muhammad,  abü  Hi§äm  b.  al-Kalbl 

128 
Muhammad  Amin  al-Hä^i  268 
Muhammad  'Aufl  176  f.  179  ff.  190 
Muhammad     b.     al-'Abbäs     al-TüsT 

159  f. 
Muhammad  b.  'Abdallah  b.  Bakkär 

b.  Abi  Maimün  28 
Muhammad    b.  'Abdallah    b.   Tähir 

158.   i65f. 
Muhammad  b.  'Abdalmalik   164 


II44 


C.  Bezold 


Muhammad     b.    'Abdalrahmän     al- 

Ahdal  al-Zabldi  326 
Muhammad     b.    'Abdalrahmän     al- 

'ÄmirT,  unter  Mmw-Mz  zitiert  313. 

323-  325-  332.  348.  431 
Muhammad  b.  Abi  Bakr  al-Räzi  35  f. 
Muhammad  b.  'Absün(?)   205 
Muliammad  b.  Ahmad  al-HarawI  2  7 
Muhammad  b. 'Ali   113 
Muhammad  b.  Asad  b.  'All  3 86 
Muhammad  b.  Habib   72 
Muhammad  b.  Härün   160 
Muhammad  b.   al-Hasan    al-Saibäni 

323  f- 
Muhammad  b.  Humaid  al-TüsT  164 

Muhammad  b.  Ibrahim  (b.  Husain?) 

181  f. 
Muhammad  b.  al- Husain  b.  Mus'ab 

163 
Muhammad  b.  Jahjä  b.  Habbän  14  f. 
Muhammad  b.  Jahjä  al-SülT   186 
Muhammad  b.  Ishäq  b.  Ibrahim  166 
Muhammad  b.  Ka'b   20 
Muhammad  b.  Qais  2 1 
Muhammad  b.  Sa'd  al-Zuhri  s.  Ibn 

Sa'd 
Muhammad  b.  al-Sä'ib  al-Kalbl  38  f. 

41 

Muhammad  b.  Salläm  b.  'Abdalrah- 
män al-Harränl  28 

Muhammad  b.  Salläm  al-Gumahl 
109  ff. 

Muhammad  b.  Sawwär  37 

Muhammad  b.Tähir  158.  163  ff.  167. 
169.  185 

Muhammad  b.  'Ubaidalläh  b.  'Abd- 
allah b.  Tähir  158.  168 

Muhammad  b.  'Utmän  al-Ha^ä'isi  309 

Muhammad  b.  Wäsi    321 

Muhammad  Tähir  al-PattanI  42 

Muharriq  b-  Sa'd  b.  Mälik   145 


Muhäsin  du  1-A'wäd  339 

Muhibbaldln  48 

Muhibbi   1055.   1072 

MuhjTaldin  b.  'ArabI  319 

Muhtadi   172 

Muhtär   125 

Muhtasar  al-Qudürl  325 

Mullittu    1000 

Mumazzaq  62 ff.  66 f   295 

Mummu  9 74 ff 

Munabbih  115 

Mundir  b.  Imru'  1-Qais   153 

Mundir  b.  Mä'  al-Samä   129 

Mundir  b.  Muharriq   120 

Mundir  b.  al-Nu'män   133 

Mu'nis   168 

Müqän   1038 

Muqtadir  168.   172.   175.   193  f. 

Murädl  310 

Muraqqis  al-akbar  116.   353.  387 

Muraqqis  al-asgar  116.  3S7 

Murra  b.  Sufjän   137 f. 

Murri  s.  Husain  b.  al-Humäm 

Müsä  b.  Bugä   167 

Müsä  b.  Saiba  27 

Müsä  b.  'Uqba  18 

Mus 'ab,  abü  1-Husain  158 

Mus'ab  b.  'Umair  17 

MusabbihI  342 

Musaijab  b.  'Alas   116.   121 

Musaqqar   130 

Müsawi  s.  Radi 

Muslim  b.  'Aqil  298 

Muslim  b.  al-Haggäg  304.  306  f  313. 

317.  322.  328.  345f   348.  431 
Muslim  b.  'Uqba  294 
Mustadi  309 
Musta'in  185.   190 
Mustansir  198 
Musta'sim   198 
Mustau'ir  b.  Ka'b  b.  Nahd   115 


ü 


Index, 


II45 


Musur  457.  461 

Mut  1099.   1102.   1105.   1109 

Mutaclid  165.   168 

Mu'tasim   164 

Mutalammis   116.    121 

Mutannä  b.  Zur  a  27 

Mutaqqib  61.  64  f.  6 7  f. 

Mu'tarida  8 

Mutawakkil   166 

Mu'tazz  157.   166  ff.   186.   190 

Muttalib    b.  'Abdalmuttalib    b.    Ab! 

Wadä'a  27 
Muttaqi  Lilläh   193.   195  f. 
Muttawwn  s.  Abu  Bakr 
Mutunus  Tutunus  419 
Muzarrid   116.  300 
Mygdonius  848  f. 

Nabaräi  I.   947 
Nabaräi  IL  949 
Nabatäer  863 

Näbiga    al-Dubjäni     46.    83.    ii6ff. 
120.   256  ff.  262.   299.  388. 

V        r 

Näbiga  al-Ga  dl  116.   118.   120 

Nabite  wod  Salomön  929 

Nablus  5 13  ff.  533 

Naboth  879 

Nabü-abal-iddin  959.  962 

Nabürapa'   732 

Näfi'  333 f. 

Nagäsi  949 

Nagäsl  296 

XägizI  s.  'Abdallah  b.  Muhammad 

Nagran  86  f.   130.   148 

Nähr  al-'Augä  566 

Nähr  al-Z(?)aggäg   157 

Nahsal  b.  Därim   145 

Nah§al  b.  Harri   124 

NaisäbürT  s.  Nizämaldln 

Naizär  183 

Naks-i-Rustam  858 


Namir  b.   Qasit    —    Banu   N.   133. 

135-    137 
Namir  b.  Taulab  al-'UklT  121 

Namir  b.  Wabara   142 

Narsahl   184 

Narses  491.  493.  495 

Nasafi  35  f. 

Nasal  306.  321  f.  324.   327f.  333 

Nä§eh  948 

Näsir  bä  'Atwah  98.   100.  104  f 

Näsiraldln  Mahmud    190.   197 

Näsir-i-Husrau   152 

V 

Nasr  b.  Sabat   163 

Nasr  b.  Sajjär  181 

Natäbäi  949 

Nathan  ben  Jehiel  616 

Nathaniel  493 

Nausäd  190 

Nawär  123 

Nawawl    76.    306.    317.   323.    325. 

431 
Nawäzak  1034  f. 

Nawäzgl  942 

Näwed  954 

Nazianz  464 

Nebo   1009 

Nebukadnezar  685f.  879.  882  ff.  998 

Necho  684 

Nedroma  429 

Nefisa  422 

Nehemia  798 

Nehid-Beduinen  98 

Neit  1097.   1109.   II 12 

Nekos   II Ol 

Nektarius  467.  476 

Nemi  844 

Nephotes  11 04.   1109 

Nergal  461 

Nerva  844 

Nestorianer  492.  497.  653 

Nestorius  489.  491.  493 


1146 


C.  Bezold 


Neukaledonier  419 

Nicäa  476 

Nicander  764 

Nicocles  857 

Nicopolis  834 

Nikanor  823 

Nikolaus  von  Damaskus  82 8 f. 

Nikrah  456.  458.  461 

Nil  568 

Nimrod  883  fif. 

Ningiszida  731.   752 


Ninib 


/ö' 


.f. 


Ninive  201.    209.    419.    491.    743. 

886.   1008.   loii.   1036 
Ninus   1005.   1007  f. 
Ninyas  1007  f. 
Ninzadim  962 
Nippur  971  ff. 

Nisäpür,  Nisäpür  163 f.   187  ff. 
Nisibis  204.    284.    287.    495.  848  f. 

S77f. 
Nitokris  998 

Nizämaldin  al-Hasan  b.  Muhammad 

al-Naisäbün  38.   52 
Nizäm-i  'Arüd-i  Samarqandl   174 
Nizämalmulk   177.   184 
Noah  78f.  82.  592.   758 
Nob  667.   706.  709.  711.   716 
Nor  949 

Nudimmud  974.  979.  981 
Nüh  b.  Nasr  1 74 
Numairl  s.  Abu  Hajja 
Nu  man  b.  Mundir  114.   120.  296  f. 
Nu  man  b.  Qarta'  (var.  Qurai')   138 
Nu  man  b.  al-.SaqTqa  Abu   1-Mundir 

133 
Numidien  733 

Nur  1036 

Nüraldln  s.  Arslän-Säh  I, 

Nüraldln  al-Dimjätl  317 

Nusaib   124  f. 


Nusair  242  f. 

Nüsär,  Nüsär   190 

Nusku  963 

Nuwairl  79  f.   197  f.  208 

Obe  949 
Oberpfalz  419 
Obne  456 

Ogbazgi  Habta  Hannes  928 
Ohod  s.  Uhud 
Ok  183 

Omar    I.     16.     20.     28.     31  f.     49. 
301.    309.   324.  335f.  345.  432. 

731 
Omar  IL   309.  331.   1056 

Omajjaden  s.  Banü  'Umajja 

'Omer  Bä  'Abvah  9  7  ff. 

'Omer  el-Ge'eti   loi 

Onnophris   1099.   1108 

Omphis   1099 

Onäi  926 

Onkelos  505.  507.   510.   765 

Onuris   1098 

Oö  929 

Ophra  706,  711.  716 

Oppianus  565 

Oppinus  Statianus  841 

Oran  426  ff. 

Origenes  492.  495 

Omospades  847  f. 

Orodes  843  ff. 

Orontes   1036 

Osiris  993.   1099.   1103.   II 07  f. 

Osrhoene  855  f. 

Otor  s.  Assur 

Paapis   II 03 
Pachois   1 1 1 2 
Pachomios   11 03 
Paes  II 03 
Paian  733.   749  f. 


1 


Index. 


II47 


Palästina  406.   526.  562.  659.  683. 

688.    690.    692  f.   696.   716.   737. 

801.  836 
Palmyra  731.  735 
Pamin   1105 
Pamythes   1105 
Panammu   1027 
Pandera,  Pandira  usw.  871  ff. 
Pangwäj   187 

Panther,  Panthera  usw.   8  7 1  ff. 
Panyassis  i  o  1 1 

Pars  172.   183.   185.   187.   190 
Parther  696.  839  ff, 
Parthicus  857  f. 
Paulus  Aegineta  56S 
Paulus  der  Apostel  489.  802.  809  ff 

878.  892 
Pausanias  712.   729.   746.   753 
Perasais   1105 
Pergamon,  Pergamener  746  f.  821  ff 

827.  840 
Persien,  Perser  114.   133.   271.361. 

402  f.    687.   689.   801.  ^11.  840. 

857-  859.  877f.  88of.  883.  885ff. 

999.    1003  f.    1006.  loiofif    1095. 

II 10.    1 113  ff. 
Persicus  8  5  7  f. 
Pesawaran   183 
Peteamuphis   1102 
Pete  arp  ochrates  1104 
Petechnumis   1 1 03 
Peteesis,  Petisis  11 03 
Petemunis   11 04 
Petenephotes   1104 
Petesobchis,  Petesuchos   1105 
Petosiris   11 03 

Petrus  der  Apostel  489.  805  ff 
Petrus  der  Iberer  567 
Phaminis   1105 
Pharao  43.  79  f.  82.   11 14 
Pheneos  5  7  7  f. 


Phüä  743.   747 

Philippi  813.  840 

Philippinen  419 

Philippopel  834 

Philippus  von  Makedonien  880.  884. 

887 
Philippus  Arabs  831  f.  857  f. 
Philippus,  Evangelist  809.  8 1 1  f.  8 1 4  f. 
Phihster   667.    687.   867.  879.  991. 

993 
Philo  Alexandrinus  453  f.  459.  491. 

495.   763.  813.   920 
Philo  Byblius  749  f. 
Phoebus   862  f. 
Phönizien     713.     729.    740  ff     749. 

751  f-  754f- 
Phraates  IV.  841  ff. 

Phraates  V.   (Phraatacesj  841  ff. 

Phraates,  Prinz  8425. 

Phripaches   1 11 2 

Phunsis   II 03 

Pinachsi  714 

Pinehas  ha-Kohen  533 

Pirüz  b.  Kabk   188.    190 

Pisamilki   11 06 

Pisidon  Optimus  464 

Plato  764.   1067 

Plinius    552.    555.  557.   560.  562ff. 

567 
Plotin  538 

Plutarch  485.   764.   998.   1099 
Pnubs  747 
Polyaenus  84  r 

Polybius  822 f.  8 25 f.  ^z^.  863 
Pompeji  819.  827 
Pomsais  1105 
Pontius  Pilatus  465  f. 
Porphyrius  2  79f. 
Poseidon  840 
Psammetichos   1106 
Psellus  910 


II4S 


C.  Bezold 


Pseudo-Clemens  836 ff.  S95 

Pseudo-Jonathan  506.   508 

Ptah   1096.   1098.   1106.   1109 

Ptahil  544 

Ptolemäus  I.  887 

Ptolemäus  von  Alexandria  1037 

Püsang   iSi.   1850".   189  — s.  auch 


Büsan* 

Qähir 

194 

Qäimäz 

197 

Qais  — 

-  Banü  Q.    116.    i 

ZI- 

iSif. 

297. 

391 

Qais  b. 

'Ailän,  Banü  Q.  i 

31- 

148 

Qais  b. 

'Amr  b.  Abi  Rabfa  i 

36 

Qais  b. 

Hanzala  145 

1 

Qais  b. 

al-Hatim   125 

Qais  b. 

Ma'dikarib   129.   i 

53 

Qais  b. 

Talaba,  Banü  Q. 

145 

•  152 

Qaläti 

945 

Qaläwün   203 

QälT  49.   110  f.   117  f. 

Qanän 

136 

Qaranl 

s.  Uwais 

Qarir   i 

63 

Qarnin 

177 

Qäsim 

al-Räwi  43 

Qäsim, 

Tähiride  186 

QasTr  I 

63 

Qastall; 

in!  317.  325f.  328. 

ZZ^ 

3Z2,' 

335- 

345  f.  348.  431  f. 

436. 

763 

Qatäda  b.  Di'äma  36  ff.   5 

2 

Qatan 

b,  Nahsal  145 

1 

Qatar  . 

^91.  493.  496 

Qatan 

122 

Qazwlni  s.  Hamdalläh  una 

'  Zakarijä' 

Qerörä 

951 

Qida,  Qidda  130 

Qubäd 

133-   136 

Qudürl 

s.  Muhtasar 

Quhaif 

al-'UqailT  124 

Qurai§  —  Banü  Q.  8  ff.  73.  75.  987 
Quraiza  —  Banu  Q,   20  f. 
QuraSi  s.  Abu  Zaid 

V 

Qurra  b.  Sank  346 
Qurrän,  Banü  Q.   145.   148 
Qurt  b.  Sufjän   138 
Qutaiba  b.  Muslim  321 
Qutäml  260.  301.  306 

Rabah-kan  1034 

Rabbülä  74 

Rabf a,  Banü  R.  116.  123.  133.  i35f. 

Rabi'a  b.  Mälik  b.  Hanzala   134 

Rabfa  b.  Muhasin  du  1-A\väd    339 

Rabi'a  b.  Sufjän   116 

Rabtö  953 

RädT  Billäh  193  ff. 

Radi  al-MüsawT  309 

Rad'i  I.  949. 

Rad'T  II.  952  f. 

Rafael  usw.  543.  735 

Räfi^  b.  Sajjär   181 

Rägib   al-lsbahänl,    auch  unter  Mu- 

hädarät  zitiert  61,   67 f.    77.   82 
Rahab  984.  988.  994!. 
Rahel  986.  990!.  993 
Rähibr  s.  'Abdalrahmän 
Rahrahän   118 
Rai  159.   1037 
Rä  1   121.   1 2  3  f. 
Rama  987 
Ramla   195 
Rasbam  s.  Semül 

^  V 

Rasi  s.  Selomo 
Ra§Tdaldin  198 
Ravenna  849 

RäzT  s.  Abu  'Abdallah,  Abu  1-Husain, 
Fahr  und  Muhammad  b.  Abi  Bakr 
Reguel  543 
Rephabolos  731 
Rephaja  735 


H 


Index. 


II49 


Rephelos  731 
Rhodaspes  844  ff. 
Ribäb  130.  133.  i39f.  i43f.  151 
Rijäh  b.  Jarbu  — Banü  R.   143 
Rijähl  s.  Abu  1-Baidä' 
RijäST  s.  Abu  1-Fa(ll 
Rizäm  b.  Mälik  b.  Hanzala   134 
Robrä  926 

Rom,  Römer  349 f.  424.  500.  502. 
659.  741.  82off.  831  f.  834.  84off. 
Rörä-Salabä  953 

Ru'ba  62.  68.  82.  125.  241.   246 
RüdakI   1063.    1066.   1071.   1073 
Ruha  542 
Ruhhag  187  f. 
Ruqajja  bmt    Abd  Sams  72 
Ruqajja,  umm  Salama  134.  137 f.  141 
RutbTl   186  fif. 

Sa'adja  644 

Saba  456f   573.  577.  694 

Sabagadis  927 

Sabbäq-timsäh  1105 

Säber  949 

Sabriäö'  dePaulos  491.  495 

V 

Säbustl  s.  Abu  1-Hasan 

Sad  b.  Abi  Waqqäs  8 

Sa'd  b.  Gusam   134 

Sa'd  b.  Mälik,  Banü  S.   116  f. 

Sa'd  b.  Zaid  Manät  b.  Tamim,  Banü 

S.    133.   135.   137.   139.   144 
Sa'daldln  Sunbul  (?)  202 
SädalT  s.  Abu  1-Hasan 
Sa'dl    1058   —   s.    auch    Mähk    b. 

Matfüq  und  Muhabbal 
§ädraq    183 
Sadykos  749  f. 
Safadi  2 1 2 

V  - 

Säfii  103 

Saffäh   130.   138.   143.   150 

Saffäriden    164  f.    167.    169.   171  fif. 


Safrä'  8 

V 

Sagab   168 

SägänT,    auch    unter   O  (=  'Ubäb) 

zitiert  40.   789 
SägT   168 

SagizI  s.  Abu  l-'Abbäs 
Saglä  953 
Sah  b.  Mikäl   166 
Sahl  b.  Sa'd  333  f. 
Sahm  al-GanawT  47 

V  

Sahmi  s.  Mälik  b.  Hammad 
Saho  926 

Sahr  b.  Amr,  ahü  Hansa  73 
Sahr  b.  'Amr  b.  al-Sarld  119 
Sahr  b.  Nahsal  146 

V 

Sahrastäni   183.   186.  268  f. 
Sahrazürl  s.  Abu  Hafs 
äahrijär  359.  365.  375.  380 

V  V  - 

Sah  Sega    1056 
Sahtiel  543 

Saiba  72   —  Banü  S.   27. 
Saibän  —   Banü  S.   153 

V  ^^ 

Saibänl    s.    Abu     Amr,    Hiläl,    Ibn 
Qattäfz/;/«^  Muhammad  b.  al-Hasan 
Sa'ld  al-RäwI  3 6  f. 
Sa'id,  tufaili  416 
Said  Ba  'Atwah  98 
Said  b.  Gubair  311 
Sä'id  b.  Mahlad   165 
Sa'id  b.  Näsir  102 
Saida  427 

Saif  b.  Dt  1-Jazan  23.  25.  73 
Saihzäde  35  f. 
Sajjär  294 
Sajjid  'All  Muhammad  314 

V 

Säkat  950 

Sakkut  722 

Sakrän  b.  'Amr   1 7 

Saladin  207.  342 

Salama  al-Rä\vi  20 

Salama  b.  Hälid  b.  Ka'b  138.  143 


1150 


C.  Bezold 


Salama  b.  al-Harit  127.   130.  133  ff. 

i3Sff.   153 
Salama  b.  al-Hursub  al-Anniäri  388 
Salama  b.  Mälik  b.  al-Härit  137.  141 
Salama  b.  al-Gandal   121 
Salamis  1000 
Säleh  948 
Salem  645 
Sälih  b.  Nasr  {bezw.  b.  al-Nadr)  1 7  8  f. 

iSi  f.   185.   187 
Sälim  b.  Ka'b  b.  'Amr  137 
SalTt  Ka'b  b.  al-Härit  b.  Jarbü'  144 
Salläh  100  ff. 

Sallämi  174  ff.   179.   181.   189 
Salmä  bint  'AdT  b.  Rabfa  139  f. 
Salmän  al-FärisI  26 
Salmanassar   loio 
Salomo    79.    83.    359  ff.    707.    717. 

752.  881 
Salona  847 
Salsal  948 
Salüli  s.  X'gair 
Sa'm  s.  Syrien 
Sam'äni   190 
Sämäniden  172.   1 7  4  f. 
Samara  L  und  IL  948  * 

Samara  III,  949 
Samarä-Leul  949.  957 
Samaria,    Samaritaner    513  ff.    625. 

808  ff.  814  f.  888 
Samarqand  190.   1032 
Samarqandl  s.  Nizäm 
Sämarrä  157.   166  f. 
Samas  959.  962 
Samasirba  999.   1003 
Samassumukm  1013 
Samhar  939 

Samhüdi  332  ff.   343.  3455. 
Sammäh  63.   70.   116.   120.   159 
Sammar  4 1  o  f. 
Sammuramat  1009  f. 


Samos  828 
Samothrake  840 
Samrä  1.  und  II.   948 

V 

Samsi- Adad   1012 

Samsigeramos  849 

Samuel  484.   684.   716 

Sanadär  948 

San 'an  'Abdalrazzäq  Jamani   1074 

V 

Sanfarä  237 

Sanherib  684.  866 ff.  879. 

Sanhit  953 

Sapor  858 

Sapphira  810.  812.  8 14  f. 

Sara  419 

V 

Sarabl  s.  Badr 

Sarahs   1035 

Sarapis   1108 

Saraqa-Sangab   942,  949 

Saraqe  947 

Sarät   136 

Saräwe  926 

Sardanapallos   1005.    10071. 

Sardes  1000 

Sargon  I.   1006 f.   loiif. 

Sargon  II.  1013 

Sarf  b.  'Amr   144 

Särija   1681. 

V  V 

Sarkab  —  Banü  S.   179.   185 

Sarmaten  573 

Sarrabet  956 

Sassaniden  857  f. 

Satis   II 09 

Satt  al-'Arab   152 

Sauda  18 

Saul  643.  710.  716.  879.  987.  991 

Sawäd   167 

Sawäda  123 

Sazzega  938 

Scamander  869 

Schwaben  419 

§e'b  952.  956f. 


Index. 


1151 


Sebeos  1034 
Sebhaläb  949 
Sebu  312 
Sechmet  730 
Segerdale  934 
Segguaro  930 
Sehäi  932 

V 

Seherzäde  357  ff. 

Sehül  944  f.  952 

Seleba  93 8 

Seleucus  Nicator  887 

Seleukiden  824 

Sellbäzekä  491.   493  f. 

Sellasi  932 

R.  Selomo  Jishaqi  510.  55911.  565. 

644.   717.  765.  769 
Seltän  949 
Sem  883  f. 

Semiramis  998.   1005.   1007  ff. 
Semmer  931 
R.  Semül  b.  Me'lr  717 
Sengül  1.  und  IL  949 
Septimius    Severus    744.   850.    857. 

861 
Serae  926  ff.  931.  938 
Seraspadanes  844  ff. 
Serena  834 
Serenä  9  2  8  f. 
Sergius  812 
Serjänos  887 

V  , 

Serqijje  421 

Servius  869 

Seth  893.  900.  902.  904  ff.  909 

Setil  544 

Severus  bar  §akako  486 

Sewün  97  f.   105  f. 

Shür  67 

Siawahs   1032 

Si'b  biMakka  22 

V      .  V 

Sib  Gabala  127 
Sibäm  loi.   106 


STbawaihi  264.   791 

Sibüdln  956 

Sichern  989  f.  993 

Sidi  'Abdehahman  el-Megdüb  445  ff. 

Sidi  Ahmed  b.  Jusuf  445  ff. 

Sidi  Hammu  Güzgeruz  445  ff. 

Sidi-Harazem  312 

Sidon   687.    740.   750  f.  —   s.  auch 

Sirusäidän 
Sigistän   165 
Sihä   II 06 
Sihäb  —  Banü  S,   151 

V  , 

Sihäbaldin  al-TlfäsI  320 

V 

Sihäb  al-Hafägi  39.   72.   218 

V 

Sihelon  544 

V 

Sihon  414 

V  , 

Sihr  loi 

V  -  _ 

Sit  s.  Hibhän 

Silo  664  ff.  684 

Simezana  926.  928  ff.  938 

R.  Simon  b.  Gamaliel  617 

Simon  Magus  806  ff.  811.  814  f. 

Sin  963 

Sinai  316.   728.  813.  992 

Sinbil  116 

Sind  165 

Sindbäd  364 

Singär  —  Bäb   S.    201.   203  f.   208 

Sinodä  914 

Sirach  s.  Ben  Sira 

Siräqa  b.  Mälik  26 

äirbinl  s.  Hatib 

Sirusäidän  881  ff. 

Sisera  7  2  7  f. 

Sistän   172  f.   176  ff.   183  ff.    188  f. 

Skythen  684.  688.  842 

Slaven  419 

Sluh  445  ff. 

Smendes   1096 

Smintheus  865  ff. 

Smithis   11 07 


115: 


C.  Bezold 


Smit-t   1107 

Sobk   II 04 

Sodom  647.   87S.  S89.  984 

Sokmenls  1097 

Sokrates  466 

Soliman  Kanuni   1056 

Sophocles  566  f. 

Soqotri  782  ff. 

Spanien  324.   561.  842  f.  847 

Sparta  856 

Spenda-data  103  3  f. 

Spitama   1037 

Srael  543 

Stephanus  489.  810.  815 

Stüicho  834 

Strabo  42.0.  750.  840.  844f.  852.866 

Sübhälmaran  493 

Subki  s.  Tägaldin 

Suchos   iiog 

Süd!   1056.    1058.    io64f.    1068  ff. 

1072  ff. 
Südarabien  453  ff. 
Sufaiq  457 

V 

Sufjän   b.    Gärija    (dz7ü.    Härita)    b. 

SalTt  b.  Jarbü'   143 
Sufj.'in  b.  Mugä§r  128.   137 f. 
Sufjän  b.  'Ujaina  326 
Suidas  764.  841 
Sujütl,  aucA-  unter  Itqän  und  Muzhir 

zitiert    44.    52.    77.    79.    82.    87. 

110 fif.  116 ff.  123 f.  211.  213.  225 f. 

315  f.  324.  326.  346.  349-354-  787 
Sukkarl,    meist    unter    (Diw.)    Hud. 

zitiert  2 -^d^.  262ff.  294f  297  ff.  391 
Sulaimän  b.  'Abdallah  b.  Tähir  158. 

165.   167.   169 
Sulaimän  b.  al-Hasan  b.  Mahlad  195 
Sulaimän  al-öamal  36.  39 
§ülk.ä  956  f. 
Sulu  928 
Sumatra  677 


Sunaibi'at  140  f. 
Sür  741 

V 

Surahbll    127.    1 2  9  f    1321!    1 3  9  ff. 

144  f.    147 
Suräqa  al-Bäriqi   125 
Süs  445.  447.  449 ff. 
Susa  880 

Suvvaid  b.  Abi  Kähil   121 
Suwaid  b.  Ishäq  al-'Adawi   125 
Suwaid  b.  Kurä'  124 
Suzh-i  Pekah-kan   1034 
Syagrius  466 
Syene   i 11 o 

Syncellus  834,  909.   1005.   1007  f. 
Syrien,  Syrer  25.  2 7  ff.  86.  163.  312. 

338.   408.    425.    432.    438.  476. 

500.   5i9ff.  565.  651.  653.  655. 

696.  740.  843  ff.  861  f.  1069 

Ta'älibl78.  i74f.  426.43if  436. 1038 

Ta'äwTdl  309 

TabaränT  3 1 5  f.  327 

Tabarl  2.   7.  9.   13  ff.   20  f.   27.   36. 

ZZ.   41  ff.    52.    77  f.  80.   82.  87  f. 

110.   125.   136.   157 ff.  172  f.  181. 

i85ff.    256  ff.    261  ff.    294.    296. 

298.    309-    323-   334f-  338-  343- 
345.  428.  432.  436.   789 

Tabaristän   167.   190 

Tabarsi  424 

Tabea  806  ff.  815 

Tabesis  1107 

Tabir  31 5f 

Täbit  b.  Qurra  194 

Tabos  1107 

Tachos  1106 

Tacitus  842.  844f.  848 

Tämäsin  449.  451 

Tännän  446.  451 

Tätta  449.  451 

Tafäwa  115 


f 


I 


Index. 


1153 


Taff  1068 

Tagaw  1034 

Tägaldin  al-Subki   2 68  f. 

Taglib  —  Banü  T.   128h'.  133.  135. 

137«.  141.  145.  149.  i52ff.  391 
Taglibi  s.  Abu  1-Lahhäm,  Oäbir  b. 

Hunajj ,    Hi^äm    b.     Amr,    Imru 

1-Qais  ufiä  Muhalhil  b,  Rabi'a 
Tagolämt  449.  451 
Tagrit  480 

Tähir  b.  'Abdallah   158.    164.   178 
Tähir  b.   al-Husain   1570". 
Tähir  b.  Husain  b.  Tähir   189 
Tähir  b.  Muhammad  b.  'Abdallah  b. 

Tähir   158.   166 
Tähirideni56fF.  173.  175.  178.  i8of, 

185  ff.  189 
Tä'l  s.  Abu  Zaid  u/iä  'Amr  b.  Milqat 
Taif  26.   73-  75-  87-  89 
Tajjäha  al-Barrära  (?)   67 
Taiji'  —  Banü  T.   8^.  116,  242 
Taijibi  42 

Taim  b.  Usäma  —  Banü  T.    142 
Takalä  938 
Takles  I.  948 
Takles  II.   949 
TakrItI  s.  Abu  Rä'ita 
Takselläse  947 
TaTab  40.  60 
Ta'laba  b.  'Ukäba  143 
Ta'labi  78.  82.  87 
Talha  b.  Tähir  158.   162.   164 
Tamäzt  447.  449.  451 
Tamim — Banü  T.   116.   130.   138. 

141.   143.   149.   216.  328 
Tammi  b.  Muqbil   121 
Tammüz  752.   1000  f. 
Tamüd  80.  83.   115 
Tanger  447  f. 
Tanit  742.  863 
Taqafi  j.  Abu  1-Salt  unä  'Amr  b.  Sa'ld 

Xöldeke-Festschrift. 


Taqialdin  al-Haniawi  426 

Taqlf  —  Banü  T.  7  5  f. 

Tarafa  b.  al-'Abd    114.    116  f.   119. 

121.   147.   228.  243.  260  f.  1065 
Tarsus  476 
Tarzija  999.    1003 
Tasfäcön  I.  und  11.  947 
Ta.sfäcön  III.  949.  954  f.  957 
Tasfäcön  IV.  und  V.  949 
Tasfä-Leul  949 
Tasfälläse  947  f. 
Tasfä-Mlkael,  Tasfamkä'el,  Tasfäm- 

kel,  I.,  II.  und  III.  947 
Tasfämkel  IV.  und  V.  949 
Tauq  b.  al-Mugallis   190 
Taurus  841 
Tazerwalt  442 
Tbesis  1107 
Tbos  1107 
Tedrer  9  2  6  f.  929 
Tedrös  I.  947 
Tedrös  IL  und  III.  949 
Tegär  949 
Teglnäbäd  187 
Telesphoros  740 
Teil  el-Amarna  753 
Tell-Kefä  487 
Telmissus  842  f. 
Temärjäm  I.  und  U.  948 
Temärjäm  III.  949 
Temke'el  L,  II.  und  III.  947 
Temke'el  IV.  und  V.  948 
Temmanö  928 
Teos  1106 

Teräg  L,  il.  und  III.   949 
Terim   105  f. 
Teris  98.   106 
Tesfü  Marjam  938 
Teukrer  866 
Teukros-Rhetorios  911 
Teutamos   1008 

73 


II54 


C.  Bezold 


Theben  730.  739 

Theodor  von  Marw  491,   494 

Theodor  von  Mopsuestia  489.  491  ff. 

Theodoret  463  f.  491 

Theodosius    der   Grosse    463.    467. 

475  f-  ^33  f- 
Theodosius  von  Edessa  479 

Theophilus  Persa  491.  495 

Theophilus  Protospatharius  766 

Theophrast  552 

Thessalonike  476.  819 

Thisbe  821.  826 

Thot  747  f.   1098.   1109 

Thotortäos   1098 

Thrasymedes  746 

Thukydides  856 

Thumelicus  849 

Thusnelda  849 

Tiamat  970  ff. 

Tiberias-See  995 

Tiberiensische    Vokalisation    651  ff. 

Tiberius  845.  847  f. 

Tibrizi  41  f.  48.   76.   151 

TtfaSl  s.  Sihäbaldin 

Tiglatpileser  1012 

Tigranes  846 

Tigre  957 

Tigris  202  f.   208.   210.  558 

Timarchos  825 

Timotheus  von  Alexandrien  476 

'Jimotheus,  Apollinarist  476 

Timotheus,  mallefänä  491.  494 

Tinzärt  447.  449.  451 

Tiridates  841  ff".  —  dessen  Sohn  847  f. 

Tirimmäh  388 

Tirmidl  311.  313.  315.  317.  325ff. 

333-  348 
Titius  844 
Tiüt  447.  449.  451 
Tlemcen  312.  426  ff. 
Tobia  der  Jüngere  419 


Tobia  b.  Elieser   506 
Togräi  93 
Tora,  Tör'cäi  941 
Totes  Meer  647.  688 
Trajan  844.  850.  855 
Trikka  746  f. 
Tripolitanien  440 
Troas  869 
Trophonius  712 
Tubba    115 
Türken,  Turk -Völker  190.  .,. 

—  s.  auch  „Nachträge" 
Tuhäristän  187  f. 
Tukkü  931.  938 
Tukkü  wod  Zereggi  928 
Tum  1105.   1109 
Tumädir,  Banü  T.   146 
Tunis,  Tunesien  434.  440.  446 
Tünzulin  449.   451 
Tür  741 

Tur  i  Bratarus   1036  f. 
TüsT  s.  Muhammad  b.  al-'Abbäs  und 

Muhammad  b.  Humaid 
Tyrus  687. 751  f.  —  s.  auch .Sirusäidän 
Tzetzes  866 

'Ubaid  b.  Gusam  s.  'Abd  b.  Gusam 
'Ubaida  b.  Hiläl  al-Ja§kurT  1 2  2 
'Ubaidalläh   b.    'Abdallah    b.    Tähir 

157-   159-   163.   i65ff 
'Ubaidalläh  b.  Abi  Naglh  27 
Ubaidalläh  b.  Ahmad  b.  AbT  'lahir 

172.   178  ff.   185  f.   189  f. 
Ubaidalläh  b.  Sulaimän   168 
Ubie  927,  949 

'Udus  {bezw.  'Udas)  b.  Zaid  138.  147 
'Ugair  al-Salüli   124 
Ugedimt  449 

f. 


1  Uhud  304.  315 
!  Ukäz  295.  297 
I    'Ukl  —  Banü  'U 


124 


I 


Index. 


II55 


'Ukll  s.  Naniir  b.  Taulab 

Uläd  Mtä'  449 

Ulai  880 

Ulpius  Chresimus  850«. 

Uniajja  —  Banü  U.  15.  341-  344  ff- 

803 
Umajja  b.  'Abd  Sams  73 

Umajja  b.  Abi  1-Salt  7 1  ff. 

Umajja  b.  Abi  1-Salt  al-Magribl  76 

ümäma   IJint  Kasr   136 

'Umar  s.  Omar 

'Umar  b.  'AbdarazTz   124 

'Umar  b.  AbT  Rabfa  227.  256.  259. 

263 
Umar  b.  al-Hattäb   114.   120 
'Umar  b.  Laga'   124 
'Umar  b.  Sabba  109 f.   122 
'Umära  b.  Ab!  Tarafa  391 
Umm  Häni'  37 
Umm  Mabad  26 
Umm  Qatäm   137.   141 
Umm  Unäs   136 
Ummuhubur  980 
'Umr  Za'farän    156 
Ungarn   1069 
'Uqail  —  Banü   U.   123 
'Uqaill  s.  Quhaif 
Uriel  543 
'Urumia  1038 

'Urwa  b.  al-Ward  299  f.  354  f-  387 
'Urwa  b.  Zubair  9  f.   12  ff.   19  f. 
Usaijid  ^^^r^/.  Usaijida  133  f.   137  — 

Banü  U.   121.   133.   143 
Usäma  b.  Mälik  b.  Bakr  152 
Useruenabre  1099 
'Usum  b.  'Amr  142 
'Usum   b.   al-Nu'män    129.    135    — 

s.  auch  'Äsim 
'Utärid  b.  'Auf  146 
Utba  b.  Rabfa  26.  72 
Utba  b.  Sa'd  —  Banü    U.   139 


'Utmän    b.    'Affan    15.    17.    25.  28. 
53.   73.  182.   184.  335.  343-  34.S 
'Utmän  b.  al-Aswad  321 
Ut-napi§tim  979 

'Uwair  b.  Signa   130.   144.   147  ff. 
Uwais  al-Qarani  307 
'Uzzä  21 

Valerian  835 
Velleius  844 
Ventidius  841 
Verona  831 
Verus  850 
Vespasian  850 
Virgil  862  f.  869 
Virgo  Caelestis  861  ff. 
Viskayer  419 
Vonones  844  f. 

Wa'as  957 

Wadd  456.  458.  461 

Wädt  Tär'beh   105 

Wahb  b.  Munabbih  85.  87 

Wahb  b.   Umajja  b.   Abi  1-Salt  73 

Wakf   2 

AValä  Hannes  934 

Walä  Humer  934 

Walid  I.  341.  348 

WalTd  n.   1061.   1066 

Wallonen  419 

Wäqidi,    auch     unter    Usd    al-gäba 

zitiert  7  ff.  14-  16  ff.  20.  73.  305  ff. 

309f.  315  f.  323-  328.  334-  715 
Waraqa  b.  Naufal  7  8  f.  87 
Wäridät  150 
Wasim  b.  Täriq  115 
Wätiq  164 
Wiätasp   1032  ff. 
Wod  Akkele  Me§äl  928 
Wod  Alebä  933 
Wolde  Gabriel  929 
Wolde  Kidane  wod  Sulü  928 

73* 


II50 


C.  Bezold,  Index. 


Xenophon  764 
Xerxes  998  ff.   1014. 
Xisuthros  983  ft". 


1093 


Za'äir  947 

Zaare  932.  938 

Zabbän  b.  al-Härit   153  t". 

Zabldi,     meist    unter    Tag    al-'arüs 

zitiert  40.  44.  46  ff.  60.  68.  7 8  ff. 

82.    84f.    usf.    ii9f.    134.   138. 

2i7ff.   251.  295.  337ff.  343.  349. 

351.  353.  792  —  s.  auch  Muham- 
mad b.  'Abdalrahmän 
Zäbulistän   187  f. 
Zag^ägT  HO  f.   119.   125 
Zägmüzen  449.   451 
Zähir  342 

Zaid  b.  'Amr  7  8  f.  86 
Zaid  b.  Härita  25 
Zaid  b.  Nahsal,  Banü  Z.   145  f. 
Zaid  b.  Täbit  55 
Zaid  b.  Tamlm  —  Banü  Z.   133 
Zajjän  b.  Zain  309 
Zain  al-'Äbidln  314 
Zakarljä'  b.  Muhammad   al-QazwTnl 

44.  46.  66  f.  78.  311  f.  565    867. 

1067 
Zama'a  73 
Zamahsarlj  auch  unter  Ksäs  al-baläga 

und  al-Ka§§äf  zitiert  33.  37.  43. 

49f-    55-   79-  81.  768.  781.  789 
Zamät  L,  II.  und  III.   949 
Zanadegle  928.  939 
Zarang   176  f   183.   185 
Zarea  782 
Zarir   1035 
Zar'it  I.  946.  950 
Zarit  II.  948 
Zar  it  UI.  949 
ZarqänT  (ZurqänTj  325.   332.  348 


Zar  ütäit  942  f, 

Zebän  Bur  939 

Zabaonti  928.  938 

Zebed  941 

Zed  941 

Zegergi's  928 

Zengi  201 

Zephanja  722 

Zeqäziq  421 

Zere  Hannes  928 

Zeus  349 

Zhir  544 

Zibriqän  b.  Badr  118.  300 

Ziheron  544 

Zijäd  46 

Zijäd  b.  Sulaimän  al-Agam  386 

Zijäd  b.  abihi  342.  345 

Zijädi  s.  Abu  Hassan 

Zilla  629 

Zion    624.    684.    693.    695  f.    799. 

880  ff. 
Zminis  1096.   1099 
Zokolö  938 
Zonaras  832.  834 
Zoroaster  1 031  ff. 
Zosimus  832  ff. 
Zubair  b.  'All  42 
Zubair  b.  al-'Aw\väm  8  f. 
Zubair  b.  Bakkär   117 
Zuhair  b.  Abi  Suhnä  116  f.  120.  124. 

250.   293f.   299f.  795 
Zuhair  b.  Ganäb  al-Kalbi   1 1 5  f. 

V 

Zuhair  b.  Gu§am   134 

Zuhrl  al-RäwT  2  7  f   75    —   s.  auch 

Ibn  Sa'd 
Zulaim  b.  Hanzala  145 
Zunäm   168 
Zuraiq   158 
Zuraql  s.  Abu  'Ajjä§ 


I 


B.  Verzeichnis  erklärter  Wörter. 


I.    Hebräisch. 


1023  Dntj! 
356  '?«^?« 

356  ^n»n« 

1018  ]a« 

1018  nnuN 

I  o  1 9  rii.2{5 

714  D'^m  Dn\s 

1024  rrisiK 

621.  618  nnns 

785  r« 
760.  649  f.  ti^'^« 

1018  13« 

1020  tr^^nsV« 

1020   Db\S   ,DblS 

611  non)  IQ« 

ioi9f.  niss 

1018  ]ö« 

1016  ^i« 

649  f.  a^li» 

699  ff.  niD« 

102"?  HD« 

»J       TT 

102  2  pN-^DD« 
1021  "I2S 

765  nnDH  ynij« 
793  D>nx;5i« 

1017  lon« 
102 1  ins 

1024  ii« 


1017  n;ti^« 

1018  13B^« 

1018  e^m 

I02I  HEIS'« 

1024  n")^^« 

619  tysn 

7  03  ff.  1? 

1023  p'12 

1017  nys 

1018.  nbi  r\'i 

1017  ]n^a 

647  f-  '5?  cl? 

723  f.  n^n"?«  on 

1016  h)'\2 

1024.  757 ff-  ^'Ir 

102 1  a^P'^a 

1020  n|?"3iL 

1018  n*?? 
1017  nVa 

1022  ]3 
778.  772  1^^ 

644  ff.  ^i;ii  fi?i 

1021  /2"^ 
102 1  "in 

1023  n 


iiSS 

C.  Bezold 

772  noT 

1017  ^ns 

43 1  D^iJ'2  -^Ti 

102 1  nisS^3 

1020  7D\'l 

1018  0^3 

621  ^5'73 

785  f.  nan 

1017  «D3 

1020  n^it 

1020  ^D3 

•T 

1019  vt 

793  q:!?m 

1022  153 

1022  iDT 

**  * 

»  T  I 

1017  "iDä 

102  I  D'^ipt 

/ 

1024  p"1J 

1024  "lä 
1022  (TIS 

1019  y^n 

1022  D13 

V  V 

616  n^^nn 

413  n^t:^3 

778.  773  "^^n 

1022  ^^3 

622  ü'^hnn 

1021  nih3 

V     \ 

562  p'?n 

624  Dn 

1017  nan"? 

620  nion 

1022  ü^nV 

621  "jon 

217  lon 

1022  ^^30 

647  nnbno 

1024  *T]0 

86  «Bin 

1020  HMTO 

766 f.  i:jn 

1019  rii7jo 

1020  'pnn 

1017  Tino 

702  f.  i^^n 

1018  Tno 

■ 

1018  D30 

P 

1023  nita 

1021  131? 

"  1 

1019  DJ^^ 

1021  n?o 

f 

560  nntD 

773  f.  ^^0 
1023  ^^0 

790  ff.  ni»^_  ;^]  ,Q>p; 

1 0 I 9  nio 

ij 

"  794  ^^oi 

706  ff.  n3D0 

625  in  «riVD 

1018  ]3pp 

i 

707  f.  :i^^n 

716.  703.  598  b^vn 

T 

622  yin  li}^ 

1020  nsö 

4 

784.  781  ti^: 

1023  ]3B^0 

648 f.  n^i^^n  .v/a^in 

761  ft:  usw.  i22n  mn^ 

1023  HKJ 

U 

1023  «^3i 

*/ 

1018  "1!|3 

1019  ]ii 

636  Tn? 

1018  mo 

2 

Inde> 


II59 


737  iWn^ 

1018  D^DDi 

•   T  t 

742  ff.  Di 

1023  ^^pj 

428  «"in  npDj 

6i2  trsi 

101  s  n^|?^o 

792  D'B^: 

1024  '"Ii<D 

1022  H2Ü 

T  T 

778.  7 74 f.  22Ü 

1023  n^jD 

1018  ]5D 

648  laipo 
1021  151D 
I  o  2 1  inp 

102 I  7p 

1024  rhu 

1020  D''Öp 

1020  'jp 

1021  7Dp 

loio  "IBD 

102 1  |np 
1018  Dno 

•  T 

614  nuj; 

785  iiy 

1023  ti^K 

613  1» 

790  nb^ö  ,^j;o 
613  D^iyn  im 

354ff.  DJ^ 

356  V.s^öj; 

619   pDJ? 

1023  ^"3Si^ 

1019  ^^^V. 

534  pnj; 

221  n«^s 

T 

612  ti^öi  •'HS  .DO  ns 


1018  nptEs 

»     T 

1020  f.   "^^5 

616  f.  n^sn  »nb^'pD  3sn 

»  I       •       I  T  -      T 

1024    '^P? 

708  f.   ^DD 

io2^  riDis 

J  VI 

loiQ  D1S 
1023  ib's 
1023  ins 

1023  n^ 

727  f.  725.  720  ni.T  «ns 

719«:  D^tttyn  «2s 

648  pis 

1021  1« 

1023  T^ 

1020  D^S 

T     t 

1021  f)!^ 
778.   775  "11^ 

648  m  ,ns 

1022  ^ip_ 

1023  niip 

512  miDp 
1019  '"t^i? 

713   Dpp 

614  isp 
1024  j21p 

759  f.  3^3  B^«!  ,i"iön-t:^N-i 
788  n^^«i 

793  'OtJ'«^» 

618  ^^:nn 

649  nn 

648  f.  n^mn 

611  f.  mn  ,mn 

732  ff.   «DT 
613  f.  tr^tri 

394  D^mty 

794  ^^«Ofe' 


ii6o 


C.  Bezold 


1023   pp 
1023   "ib' 

723  f.  n^sity 

793  na» 

1017  ^2\^ 
793  D^n^nä^ 

1022  D2ty 

T     - 

IOI9    1^ 
1020     p^tJ' 

644  nntJ' 

1018  "iKiti^ 

1023  tsbü^ 

1023  bbü 

1021    D^ib'71!^ 
778.   776   DDÖ^ 

1023  ""iB^ 

1023   tSBty  ,t32^ 
1019   ^J5B^  ,bp^ 

1021  inB* 


1023   niü^lÜ' 

1017  l^ü 

792  f.   D^m 

1023  niri 

1022  Dinn 

1024  nnw 

1023  nnw 
1022  tr^iTP 
1017  n'?3n 

1020  T'j^ 
617  n'?n 
622  nür\ 
610  -iion 
777  Dan 
1024  riDiin 

1018  "i^3n 
615  f\^p:^ 

1024  noiiri 
716.  713.  708  f.  D^snn 


1 


IL  Syrisch. 
559  usw.  oa^io;^! 
554  ixro.ooQ^o^ 

567    JLJOV^.£DO( 
320    usw.    wOJjJ 

578  tnn.. ,^onn'->..^    .ffr>fnv\«%  .1 

576  ;;jxx::i^{ 

566  o-^JLa^^ 

784.  781  h^l 

563  usw.  iflo-aJLaJ 

566    usw.   >.rt\n  1  .  >%{ 

578  io^^ 
578  ,aji*jQ.ioJ 

560    usw.    fcQQj:^..ajJ 

578  \:^l  ^xuJ 

577  f-   JLaiQ-^i»{ 


566  usw.  )joS..'^nn( 

566.   564  i.ca^CDl 

575  U,^;.ai»J 

566    .nr»n  irt  iS  .  ft^ 

557  JL.^o;^( 

574  JLau^JLoi 

578  usw.  JLx>JLo( 

579-  573  f-  )jLa>( 

577  IM 

567  Jba-?   JbaJiJ 

559    v£»Q-^Jb» 

559  JLov>».Jb» 
577  usw.  ycx^Jicn'S.JLa 

503    vfiDOV^ 


Index. 


II61 


219  iar» 

575  i»oM> 

566  usw.  ioa^»Q-=» 

576  JLw^ 

577  JIä.^    I 

572   )L^ 

338    JliO-^ 

503    yy^    ,;_^ 

551  f.  IhsA.^ 

577   i^.i->\x> 

566  QviN V=  )   Kq^^    ' 

767  ii^ 

220  Lma 

•               vi. 

578  )jL^iii;-o 

554  \i£o'^^ 

575  Vja 

575  hs^ 

575  J»Q^^ 

565    usw.  iiao  1  .N.  JL^ 

575    J^Ö->!^ 

554  Ik^i 

552   lipis^ 

575  l**°>^/» 

575  lir^ 

578  (Kj)üdJi^4 

566     fcfiOO^flDoX^ 

576  Jl>^W^ 

566  USW.  Jlfn*\.»^^ 

568  usw.  vQ.,^o;>^ 

576  {Ka.^ 

568  U^4 

552  usw.  (tv^VJl^^ 

568    usw.    cCDO»Q.a-V^ 

893  yii^a-3^((?) 

575  y^ 

578  Uma    fcsA^^io 

791   )a^J 

559  f.  usw.    )ji«o>\o>   ,tjoo.t»qis.  011 

572  JLo; 

579  Jl^o^ 

572  JLo? 

553  Jbi-»? 

559  {ovXJLa 

557  \ih^ 

553  usw.  JLa;o^ 

575   JtiOJJ'OLj 

5^6    usw.    ,r«.cs»\rt, 

577   i-a 

560    usw.    .f^  .\'Mf^ 

557  vfiDo(;_^)jj-a_D 

557    usw.    Irrt'vö 

553  J;^ 

568    JliO.^    CkXo 

576  usw.  JLaxöo; 

575  usw.  J>Kia.o 

576.  572  Ih^) 

574  \ycRr>  fJN-flxo 

565  Jl-U.>-J 

574  f-  jLa;-o 

577  l^) 

572  JLio;»a 

II 

52                                                    C.  Bezold 

575  ?tt-D 
579  \i^ 

574  usw.  JL^^QLaÄ 
57  5  (»»OAflo 

556    ^SLQD 

503  ;ot.^ 

579  U*ÄÄ 

577   (fcoQjaii. 
:;67   usw.  .<v.«ft^-v\ 

579  JLiCTv>fiflD 

575  ^oX 
555  vj^«^ 

503  JLä^ 

555  11^ 

577  ^^^£ßho 
564  (tv^a\> 

577  li;4-^ 
790  ^^\. 

574  (lio-»)   l^idi. 

575  ^a^aio 

579  JLaoA   pa^ 

576    (JOiO 

219  l)^   po.^ 

553    jjJOiO 

577  f-  JIä;^ 

560  (^ffia^ 

- 

576 f.  JKa^Qj 

568  o;.,^JL3 
578  4m.ß)jJL9 

575  k^ 

579- 

573  usw.  vpiosJLa 

220    {>OjJ 

567  usw.  ^JaXcHS 

555  JLoJ 
564  JLotJ 

56J 

575  Us^oÄ 

'    usw.    .(V>r>  o><^S  f»  g^ 
568    uaQ.AQ3 

\ 

567    U>^"    ^^5^Ä 

579-  573f-  usw.  (JL^-s:^ 

557     (*flDO>JLaflD=)    tfiDO»(Q_0D      , 

22  1     {1.Q3 

576  JLu^ 
574  Ks 

1 

566    Jkv    ^.iO     v^aoO-QQ 
576    USW.    v*^jL^ 

573  U^-oQD 

575  f-  JtA^fldÄ 
555  f-  ^AaA3 

220    (vÖAd 

1 

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567  usw.    v,*ä)Jj» 
565    iJoAcT) 

575  l^>op 

568  cflo.^;-^vny> 

578  (;jaj 
561   J^.a-k*j 

t 

572  f.  ;;jij» 
564  (JLafiD 

558  f. 

usw.   Q.^    fO^JLo 

577  JLjoajJJLo 

« 

i 

i 

r. 

Index. 


II63 


567  voioJLo 

563  ovi^JLsoi^ 

567   ya^=>ajO 

578  usw.   ifiDOioaÄ 

574  vQ^^i^<xo 

567   Q  nn  n  .»qjd 

556  (ly^=)  ly-ua 

577    usw.    yO^DQ^ojju^ 

556  jlx, 
581  f.    OXl^fl 

575  JLoo 
579  iaAÄ 

576    JLflCLO 

567  usw.  vpw^wua^o 

551  l^^'yl 
572  )0i 


577  0.1-^i 
567   JbA-J    JlaäV 


572  ;-dU. 

556  f.  usw.  IIq.2^ 

573  )viina 

577  i^s;^^ 

221    );6V-^Jt 

792    ^*'ft^JL    jt^ 

575  im 

563  tisajjoL 

790  ^:!o   )^^i>^ 

794  ^l 

793   1  "T*^  N-t>^l    ,;.nr>:ki^l 

558  CjL 


III.  Mandäisch. 


781  n^« 
541  «^"^W 

545.  540  Kn«"?«  fH"?« 

539  «i«i« 

538  «:«o 

541  «^i«n'?n:i 
538  k:dij 

541  .sn"iKoin 
767  «"i:jm 

540  f.  «s«"??: 


966  f.  «m^öso 
539  «riDita^: 

541  «msiv  ,«mDj; 

539  «^^^V 

537  ff.  «imv 
541  N^rs 

538   «TD 

541  K^:i'?^D 

541  N^DnD  ,«onD 

965  ff.  «nn^£ 

541  Kn^Viy 


IV.  Sonstiges  Aramäisch. 

1108  usw.  noikS 
H08  "»sn-nDi« 


784.  781  n'i< 

563   usw.  DiDS 


ii64 


C.  Bezold 


551  n^n"?« 

IUI  nin-DS 

1099  Di:n-Ds 

iioS  ^DN 

1099  ]0"D« 

1099   n>3"DS 

im   ncö-DS 

559  P"1SDS 

1108.  1099  iDiriD« 
1099  i'jonD« 

559  usw.  ]S''Sfc< 
iiio  ^£5S« 

II 08  ins« 


559 


^ö«n 


219  113 

551  f.  «n^i^n 
II 00  (?)  nin 

623  NiGH  12:« 
552  «inb^J 
552  «nn^i 

560  usw.  yy^b)i 

221  s'p'ni 

553  f.  usw.  «ij'is^n 

II 09.  XI 00  (?)  in 

iioo  (?)  «i3n 

II 00  (?)  ID^tDTDn 

554  «tt^i  Nion 

1109  iiin 
1109  Din 

1098  ]nröin 
IIOO  Din 

1110  (Ton 
1100  ]0"^£n 

765  f.  «irn  ,«i:{n 

1109  in 

IIOO  tonn 


iioi  ^nn-in 
554  usw.  siDin 
IIOI  (?)  snmn 

1 1 1  o  iinnn 
im  ''srin 

563  usw.  Dilta 
560  f.  snntD 

1 1  o  9  !i^ 
791  DO^, 

IIOI  (?)  p-ID 
557  «^SID 
555  «"^112 

IIIO  in^D 

555  «^^^'^2 
565  usw.  n''D7D 

562  DS^nSDD 

563  «tr'is 

1112  "h'h 
784.  781  rcb 

553  «i«^^ö 

1110  i'^no 

1 111  nnio 
IIIO  yiiDo 

1101  (?)  n-'tai 
220  «Ti 

1102  (?)  tJ^£:"it3D: 

562  «n'in'piD 

11 02  (?)  p•^o 

IIIO  ]1D 

789  «B^P 

IIIO  Dino 

564  usw.  Sn''S^D 

II02  (?)  mcD 

564  ^IJD 
1109  "DD 


Index. 


II65 


555  »<ö'1  «fT 
555  D^nty  -i:2Dj; 

790  ^'V) 
1102  D::nTiiy 

1102  ""sn-njy 
II 02  (?)  nn-n:v 

1102.  1099  {?)  ^Diimy 

559  rsy 

II 10  ^2«S 
liio  ^£5«Ö 
1103   jy^lD 

II 03  niTö 

1 1 1  2   Tis 

II 03   DTIS 

II 03   ""SITÖ 

1103  ^D«-13S 

1103  nortaD 

11 03  niirrtas 
II 04  tD"ins"in"£2s 

11 04  (?)   -»DS 
II 04   (?)   ]1ö-t3D 

II 04  (?)  "»Dsrias 
II 04.  1099  f]nn£i"t3D 

11 04  *ini"t3S 

1105   p^D"t3D 

1105  nnD'[D]s 

11 05  Din"t3D 
562    usw.   Nmo^D 

1105   ]Ö-2 

1105   riDDS 

II05  ^^"2 

II 06   (?)  -JjyDDS 

II 12  n"'iivt3BB 

1106  nnspip£5 

555  «^S 

1106  itTöns 
II 06  nnans 


1109  nns 

II 06  nns 

561  usw.  Nn:n:{ 

556  i^niv^i 

556  «nai"?:»' 

2l8    «Vi' 

556  «2ij-i:ip 

556  «iiits'-rp 
563  usw.  miir'^p 

IUI  (?)  '2bp 
IUI  (?)  b)hp 

564   D^^^p 

581  f.  d'?p 

613   D^DI 
731  f.  «D"l 

557  f.  «tsuty 

558  D'Tinty 
1106  (?)  iD^snty 

221  piD^ty 
II 07  ^n^oty 

556   SiUlDtJ' 

1107  (?)  «an 

1107  D3n 

558  usw.  «n^DD^in 

558  «Dn  «mn 

1107  Di2n"n 

II 09  mnn 

1107  "'sriTi 

1107  ^iD'tan 

1107  (?)  ""«on 

794  '^ 
II 10  Diisa^n 


ii66 


C.  Bezold 


V.  Arabisch. 


253  /^ 

253  <ß^ 

253  7^^ 

253  J^^ 
68   JI4.I  yL\ 

253  S-'^* 
2 1 6  j-oäJI  ^>  \ 

228    U-Jr^    V );1 

241     V_A.<<>4.w^a     >_ a  <i  i4i«.i \ 
253     ._^-^\ 

235  C^y^  J^j^^  ^ft>  y^\ 

238    ,j^.^fa$^    ^jP-^ 

218    g'ol 

244    J-«äi^    J.-0I 

234  <*^v;3^'5  «^^-^^^»^  5-^ 

241    L_aj'^    \^\ 

253    L^* 

253    J^"^ 
412    !i;l;*     ^^ 

244    J^5    J^ 
253    ^* 

236    v^^ 

'  ^  if ''      ' 

236  ^_^-.*^^f^  ^«^y^  i 

253  d>S\ 

248  Jl 

35  ff-  ,\ 


453  ff  jr^^ 

253  c^^ 

437   c?-r^r^' 

247   <^M   AJ-<1 

785  f.  olo^ 

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230  ^* 
320  C^^yf\ 

2^6       voLJ^^I     J-O     ,y-Uo^^l 
436     ^.w^l 

789  <ü|r  ,v^r 

233    «y=r^^    i^T*' 

427  Ä.IXaV1  ,^'^\ 

424    Jp;Vl    jil 
232    JoJ 

246 

229  ciu.»^  <:^ 

234  j4^ 
9 

405  (.5<^ 

236  ^-^  ^^b 

395  ^\ 

232  ^>UJ1:5  ^>U1 

215  ^Jjo 

232  Ji^  J^ 


I 


f 


I 


Index. 


I167 


247  ^^ 
236  ^^l 

220  >%-»*> 'j  )y*^- 

758  f.  8*^^ 
424  ?^^^  nf. 

243  3^ 

84  5^ 

243  J;b_5  .^;b,  dJ^b 

434  ^^^^ 

217  <_jl>Oj> 

215  ^/^ 

,48  ^Üir'U  *T^\  ,J^  J^ 

433  j<^ 

238  J^ 

2  qq  JaJJ^/« 
2  20  (J^^=4^ 

406  crl^  e^ 
396  ^UJ 

220  v_lj^b 


233  j^ 

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220  J^or»-:-^ 


405  A.A-JÖ  f»-^Ä-> 


I  k- '  n 


235  /^j>  ^^ 
88  ^y»-o 


247  ^^^ps  ^S^^ 

216  «^ 

396  ^^^ 

244  iOwJ^-lb   i)LA>JJl!\   C^A>   fiö^ 

437   ->--? 
232   ^xJb 

409  ,_?^i^'  f>jA^ 
241  ji-«  j^ 
427  f^^  c^^ 

70. 63  ^^  cr-y 

412  (^^^^^ 

219  ;y 


233  ^ 

412  ^^bj"  ,^b 

243  ^y 

234  j^ 

233  l^bjöl^  l^b^Jöl 

412  ^'-^ 

SU 

435  "^^^^ 

433  J^*^ 

796  crj  £:^ 

218  f.  (i^frr*  fd-' 

247 


«Co 


ii6S 


C.  Bezold 


.42  JjUJi^  JL^^  fJ^r°5  <3:r*    ■ 

42 8  5^1j     I 

230  xif^'^  ■ '  ■  cr^^ 

4^1    ä^UaJI    J^' 

237  ^^b  o^^" 

241   <-J>-i 

M^  ^^   UJ    «M 

242    <*itÜ\  .  .  .  <*-äjJ\ 

435    c^' 
247  <^L>  <*^IJ" 

243    iJli   iJlJ" 

243    ^b' 

227   { )L-> 


254 


228  f.   ^ 


254    g^ 

254   J^ 

233    Jy^^ 
254   u^' 

232      v>.Ä^      i>.Äj 

254  J*^' 

247     (^-^iUa     <*.-*iU 
254    e-xJÜ" 

242       l^_Ä-fiJ       (wÄ-(0 

254  Jj^" 
254  J^" 


-< 


245  Jw-J^  J^" 

254  r^ 

244  J*^  Jj' 

246  ^  p^  f?;5  ?"  '?7^-3  r^- 

254  ^>-«p 

254  r*^' 

234  j-^^  /^ 

254  J-^" 

254  cr»^ 

793  C>^" 
254  <^Up 


254  u»- 


I  I  9  ^:^^^ 
254  v*"^' 

226    d )v>.Sw^     ->-^^ 

319     <!k,^  aj.,«^     «J^äJ 
9 

219  ^^-^-^=^ 
244  J>>-i^ 

232  ;3^V.  ^3  ^^=F^-^ 

217    <*^s.vXs>. 

235    ''J^ 
396  y./^ 


228 


228     (^ >^v>^ 


Vi) 

406     ^^.;^ 
246    ^^^    C>)^ 


Index. 


II69 


247  ^^: 


^/^ 


216 


396    ^Uw 

396  Uo.^1  ^-^4- 
245  J^^?^ 

319   iL^i  e^sr\l.\ 
232    ^sr   ^XAofc 

430  ^-'^4- 

231     ^Lopl^    -Uii 

222  J3VI   ^^;>U-=w 

738  c>^ 

68  cr<^ 

246   c^^-^   O^^ 

216    <^>Lr».  i 

239  dy^  d^r*- 

239.    226    5^Li    J^'-Ä- 

405   ^^.  »^.   ^Iä. 

248    -«(^y*- 

219     »-^Ja- 

238      ^r^3      i-r^^ 

415    <*^^:s. 
413    «^.^^^ 

431    v.^^ 

233  ^r™Jb  .4^^ 
430     -^^ 


Nöldeke-  Festschrift. 


238  J^3  J^ 

229  viUi^  cu 
229  <J^s^\ä.«  <*wS"v.Ä.T.s: 


429  7^ 

234  ,455  .'?^  ^^ 
422  *li-iö  ^sr*- 

396  o-^SX:^ 

787   v>-^»   ^>-=«- 

232  o^'J'^t^/d a  <yJJ<^^ 
<  J»  ^ 

787  * JvXS». 

398  <^Ä.itXÄ. 
232  Zi;^  S^v.Xiw 

229  jr^'*^  r^)^^*^^ 

241  i_23U(<»  i>_siLÄ» 

242  33'^  3^^ 

237  ^T-^^  ^^ 
236  Lt-O-Ä.  Va  '  <<«*fc. 

236  ^1—^5  ^-^'^^^ 
237  <*.-4-jba  <^-^',Ji. 

226  -^-^i    .-...•»rw 

246  ^:^^'  o-^  c;-^--=^ 

220  2ta<'<'«*v 

232  3^-  3'^  o*-^  J^ 

234  »>;  ^:^  'if^ 

227  ^.f^   r^-r^< 
74 


II70 


C.  Bezold 


422.     34S.     331     v_jU==> 


'."  -'•'    -'..^  '1'    -f.  •' '  ^ 


220     ,  "a. 


j\. 


217     v^'^^-^ 

247   sLoia  aLojs,,    «!> 

412     C,>^'^==-^    rC,--=^ 
239    i>^^^    L^Wrg"^    ^.35 

239  Liü4  i^i-i^  J^' 


242 


t-^-^  ^'^^  ^^^^  ^^ 

242    >^_Ä.i.AäJlo.    k_Ä.i.Ü 
398  jtSlL 


437 


^^ 


396 


233 


.,-»_>     ,JLs>.  f,JU     _a_^ 


88.   85  is^^'lÄ- 

244     J^5     J^ 
228     ^ek5\a     (^  iv^^^ 

?  ^ 
413  <3-^ 

395  <*^/^*  J^-^ 

433  ^y^ 

218  z^ 


217 


1^^^- 


242    ^.^^^^^ 

246  , 
247   iü\^  ^Lä- 

'Ml     ■         •.    r'" 
2  2 1  _5y^-''  c.5^"*^  '^."^  ok-'-^ 

229  ^3  ^ 
86  f.  ^i.>wL^ 

247  yj-^3  ^'^s^- 

229   'o^    b^Ä- 
229    ils^^^J^    ilsr?^i    :^'-T^P^  ^^^^^ 

235  ;)y^^  •  •  •  )V-^ 

233  ^^  .-^^ 

236  o'^i^  .r'^S^ 
238  ^^p^5  ^^s^ 

244  J^^i?-  •  • .  4^-  ^ J^^^  J^^ 
245  j^y  sy- 

429  ^^^ 
395  ^l^ 

238  u.^?.y^  L>*-:;^^3  <J^:^ 

247  äCoj  ^^^  »LCsi- 


22: 


229 


398.  395  )9^ 
235  i^3  >^ 

239  <^üa^«  Aho*>. 


234  ; 


239 


Index. 


II7I 


436  (^^J^ 


3  » 


237  cr=^^^ 


227  V >Lo.  k )lj^ 

395  jr>- 
229  <*^^V^  <*«Ä.1-Ä- 

^j^>  fcr=r*5  cT^^'^ 

242  ^^^l 


,yb^b^L.L,_^.^^^  ,. 


227 


220  ^Uä- 

247  <>;^  J-f 
767^1^ 

2  I  6  '^.-.^i.-;^ 

228  ^^J  ^'oL 

236  ;b  ^lil 

238  ^"^ 

220  LJt^ir^ 

437  ^-^r^ 

434  ;-^^  ?^ 

234  y^^  j-Tr^ 

398  <*^-fr»-  fj^^ 

146  ^-f:^  f^-^-rr^ 

246  ^.;j5  *-^^ 

427  ^^ 


428  cljb 
453  V'  ß^ 

235  4*^  r^'^  /'^ 

235  «J4:^5  «;'>-'> 

410  <^.«^>iX^ 

395  «S3 
427  <*^,ÜXj^^> 

248  <J^-^5  ^::o.^^ 
219  ^.™^> 


74^ 


1 1  "- 


C.  Bezold 


326  ff.  *ls-J^J^ 
795  o>-  ^^ 

427  ;b 


^30  ^.»«-jU  2"-^  ^ 


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234  ^Li^^  ;b 


153  f 


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63  ^.^ 
437  ^>^.^^^^ 


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243  j>>~=*-»  ■'^'"■^'^ 


227 


242  i^_a..^^ 

242  Jj> 


759f-  ^b 
398  <*^Ä.lwXi.\  ,_^|; 

435  c^^r"  't:-^ 

220  -:^  j^ 
427  ^^Ja>\»^ 

22  2  J^'^^  5-:^;)  y^--^ 
240  5^^ 

254  ^^ 

254  ^;^ 

254  ^) 


241  >IJ  ) 


405  ^=^r^  ^j^r* 
218  <*^«^^ 

104  J^y 

406  f.  J^_; 

430  ^5 
407  ^v 

219  ^bj; 

396  ^^) 

564  ^l^J 

218  i^-Aii; 

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Index. 


117 


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Index. 


II75 


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Index. 


II 77 


242  Ji.J> 

245  "f^b 

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395  < 

787 

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236  'f..y^  f-'f 
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431   *l-w.^\  K^bLs 

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243  ^3^^  ^i^ 

244  Jl-^i»  J'-* 
152  C-j'-^'^ 

219    l )^^0»-* 

229     Clil-A^     Cjl& 


219 

233  j^.^^^i  y^\ 

405.     402     ^<01-bJ     f^^^Oi^     ,^Uft 

427  J'^-«-'^ 


246  ^.u 

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398.     219    ^-^-^ 
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395  J^jp 
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435.   418   j-Ui^ 

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254  ^-^^^ 
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13  f.   <^^Ui 


Index. 


II79 


42 S  »j=j.U 

433  r^^^^ 
232   S^Lfcö   »j^  fi'^   v>i   ,Jv-^«   Jvä 


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415  ^r.jr^ 

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427  f.  411  <ilL-.a:? 


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242  ^«(^J^ÜJl 

241  v_i>'^ 

234  V^ 

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220  V ipüLo 

396  ^J3 

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238   ^fi    <>f 


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218  ^o-»*ö' 

245  r^r*'^  f^r*^ 

414  J-*iX3 

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222.    2lb    y%aS\    pr-<a3    fr-"*^ 
254    ^9 

215     d^^^hiZ 

247  »LUJl  .  .  .  »IkiJl 

233  ;Lift  ^Us 

435   J^^" 
430  ^^ 

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215  ^W~^" 
219    ij^^k-vk^ie 

404   JJüJL'i   ,JJC)j' 

428     |«.L3 

396  j;Ji' 

394     J-«-3      ,y^X^ 


219  «^«.^v^L^ 


236  ^-^^ 


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429      ^^j^L^ 
327.      323  f.     0^^' 

396  CjUS 

327    <^--„äio    g^  l 

240    1^^--^" 

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396  L^xi 

247    s'-::^_5    sls 


215    LftJU/ol    pls 

410  (^ >ui' 

254  ^ 
234  J-^ 

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146  ylXxi 
240   i^ÄJb    ii^ÄJl^ 

411    l57=S-'^^ 

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413     US-^^ 
239    iij     lä^" 

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244   d-JJ-A  .  .  .  Ci.OJ«^' 

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235  ;^' 

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232     vX^ 


235  j^J 

239  ^-J 

243  dSZ-^ 

254  c-^ 
229    Isrvsr^    Ls'^'" 


Index. 


II81 


318.  3i3f.  J.U.] 
231  l^  liJ 

429  j^y^  ^^'^"^ 

247  ÜliJ 

227  ^^NUl 

228  «-lUi-Lo  fCj^-ftJ 

247  *Lb.J 

242  J^  Jj 
242  v3^-^  v3^^-^ 

413   ^^r-^   <^-^iJ 

..        ^        ..        ^ 

240  <:^S'i^aa  (iJ^i^ 

229  ^UJ 

235  »^;^J 

2  4 1  <^j»M>.J 

228  ^\J 

246  ^^iJl  ^11)1 

781  tt.  ^^J 

418  .^J^jJl  'ixlj\ 


238 


242  ^x^ 

787.  248 1;- 

236  ^^^.^  ^^r^ 

219  ,v 

221  >;;^p 

236  P.^ 

232  J.- 


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240   .^»sJ»-« 

2^6  f.   .^Lo 
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230  ^'V^  ^^v^ 

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229  ^'yu 

233  ^i^* 


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2  4. 2 

245  ^Ur?  ^-4^ 

•46  c.--*^  c.-<^ 
412  J^.U^ 

396  O^r^ 


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331  ff.  ^^1« 

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253  J-^ 

394  (►l^ 

233  7-==^ 

219  ^oli^ 

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C.  Bezold 


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244  Jb  J^* 

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243  3/f  ^/ 

220  J^'^^ 
306.  304  iJ^Mil^^   jj^-iiXj 


253  ^^-^ 


253  7^^ 

395  £^-> 

237  ^^t^?  ,j-t^ 
403  ^L^äJ 

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218  ^-^J,     ^-9-^ 


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233  i^.i\j^    8^Ü 

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217  J.J^S 

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241  ^y^^  ^^-"^  fj-^^  5-*-^ 

253  lJlJo 

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245  o-^^ 

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238  c>^.3^^  u^.y  fL>^.y 


239  ?^^  c^y 


244  J^^5  J^Li 
-«•^^  X  f ^  ^  < 

234  «j^»l  »J«=r> 
253  ^^^ 


I 


220  8v^ 
220  ^^ 


233  J-*  7?^ 

0 

327-  323  /^^  »^^ 

88.  79  4->'^"_5 
398.  394  ^li'^1  ,y3 

231  ^y 

231  y>^^Sr     yX-^^a 

216  ^>3 
395f  ^^ 

429  Ja.A*;^ 
^   -'   j« 

231  *i^ir=  ^y 


215  kl^.-^X!  Lö^ö 


245  J^i 

247  *Li.Ul  .  .  .  sX&Jj\ 


Index. 


IlS- 


217    ^^^ 

240   d^^^ 

245  (^i5ö  d^ys^ 

427   ^\J^\)1 
236  ^»3 

240     ^  \o,     5J)J>      >»J« 

218  ä)-^ 

68  JJ_5\ 

427   'i'^-fjJ^ 

218  (J,^  fV^ 

228f. 


251 


o.^ib 


251  J-^A 

240  g^^3   5-^* 

251    J^* 
^        i  ^         i 

228     ^-ÖUl     "Je,     Cl^Ul     M     ^Ia 

252  .==* 

2  t;  2     ,^s:* 
252    ..rV^ 


252    >— «-^ 


252    ^=?^ 
252    ^iv>>A    f^''^*    f?r^-* 

252.     219    ^u>^A 


252     v_3->vA 


252      -AA 

404        kXftv>-?g^ 

252  V )ÄA 

235  )^^  ;^* 

234  y^  ■ . .  ;* 

252  (^ ),A 


:28  i »^''^"ö,  V >iIa 


25: 


.0.1  ,•<; 


430  *U.I  ^^,A 


■52  ^y'^ 


236  Ly'3'***^33  ^r^* Lv^A 

237  ^"-^^5  cr='^"^  3^ 

238  j=^?.3  >4^. 

228  sU.J  »li-A  fO'-ä-J  O'-ä-A 

2!;  2  ,.^A 

241  jX^^  J^ 

244  <*^1j«  <^aA 

236  j<^^-i^  ^^A 

240  g-*-^-=^  J.i-A 

252  CJ./~Ä 

240  ^i>.-i^-^  äA 

245  (ii^xjlA 

2'?t;  S;.<^J  S;^A  ^'^a.      ;^Ä 

248  Ij»^  Ujb 
251  ,,öt 

216  LAo,  '.A 


iiS4 


C.  Bezold 


22  1     J_«h(3-^ 
46  f.     ^^A 

248  *^U  ^^\ 

239  LULl  LU^i 

240  j-^^l  5^L*  f^"^  ^L* 


5  -'  -»• 

00    ,•  »-•■'^4-r'O 


247  c?<r  C!-:^  fo-r 


0-: 


227  t >Lo 

240  ,^3r-s^\>  d^-"-^-  d?V^- 
234  O/^i^  ^j^ 


43  7 


ädamt,  pl.  atoädim    106 

<7//a,  ^//a   102 

'a/2e/<2   I  o  I 

el-ämer  434 

^fxd'7  gerba,  ''äse'l  hälüwa  436 

'äwäis  429 

bäb-edäär,  bäb-elkürr  430 

^Ä/zr  10 1 

d-beläd  106 

^(f^/za  ^//z  436 

^^/w,  bhima  428 

<f/-<^/r  430 

büferräh  436 

bünädem  427 

//ar^   106 

^öj-,  jedüs   104 

döbqr  430 

(//(ir  'a/ä  4  2  9  f. 

diigär  428 

ybr/,  pl.  furüt,  ferüt  104 

gcbUe/i,  pl.  gl'bwelch   106 

gebsek,  pl.  ^(f^ifj   106 

getiißh,  pl.  gonfän   104 

/«7'ä  431 

hadgät  429 

hadra   i  o  i 

hädükennäs  437 

hanini  ' ämer  428 


/järgi,  härgtja  428 
/larifch   104 
;     /zi-Zz^//  436 
el-hawäna  427 

^<^'r  el  heir,  /leräk,  'ala  Jieir,  h/är  437 
/«^///^  thattaf  105 
ingatab   104 
kawif  104 
Z.?^^,  Igä;  jilgi   104 
/^/;«  cd-dän,  lehn  el-gambus  99 
viaandus  eddenja  429 
magällh  99 
mäuweii  435 
7ncrw,  pl.  //wm    106 
««.$■   106 
«^z^  bärda.  nefstt  mejita  429 

«i^^o^fl'    lOI 

«/zMa   435 
mviura  436 
qläwi  429 
ri5//f  428 
i-(f^<i/  104 
sekkina  437 
serwäl  429 
sindäsi  423 
j-/^/«a  437 
stbc'rra  430 
swälah  429 


Index. 


Il8: 


iagfil  I02 
te's'öd,  ts'od  437 


iuj.sia  434 
uga     104 


VI.  Sabäisch. 

457   ^HN 

458  n"?« 
456  ff.  "lons  ,no« 


459  1«^ 
456  ^no 

460  □'?y 
460  nny 


VII. 

un  939 

'l'Afif  921 
A''?.^  916 
A'llvh  921 

h^"l^'*l9'^^  917 

A'JÄrt  921 
A"rh  921 
A<>A  790 
Am^  921 

r"hArt.  939 

ilxCt^^-  916 
rhAf  939 
rh,V,  rhV  939 
rhiV  939 

rh'>•no'^,  ;h'}vf''f-  93S 

th^d,  86 

<^Afl>-,  ^A©  919 

ao^Hi^'i  915 

^»•YfHC  922 

ao't^th-  fo^lh,  o^^du  920 

i't^Trf-AjR^'J  917 

<r*Trh  921 

Nöldeke-Festschrift. 


Abessini  SC  h. 

*^ao^  921 
jP'<?.T  919 

>i/^'<i.fl)-  915 
»'PCn  917 


<^<5.'V''T*  914 

hChh^'  914    922 

AAA'  'PA;'"  939 

A*^ !  KOA  939 
{if^dao  939 

AlP"i'  ■•  oic^»  922 

rt<5.*e'"l*  914 

A'>?ifl>-  916 

ti'il^dCi'i  920 

<^AV^  939 

ACrf\  921 

rt*PAfl>-  9^13  —  'ü^'i  '  rt'  922 

fi9sf{  920 

7iAA".*PA;»"  939 
4^C^*I"-  920 

*^'I">*^'  usw.  920 

75 


ii86 


C.  Bezold 


4».^.  «fej?  939 

«&4»,h  921 

«feÄ'ri  919 

4»ÄA  ••  hnAn.'>  92=  —  nöÄ' :  4»' 

915  — TICIIC-^»  916 
*4-V.  921 

nAn,'> '  hHc<r.  922 

'f'^<{.  '  '>h'ft  922 
'Ptb^'i  916 

i'.^rh,  921 

vnc  91S 

'>*7ir'ftTfim.  '>*7</»'pftm.  920 

VmA:*7/*'  918  ff. 
'JA'HP-'}  920 
h'iS^C  922 


?iA/ii-^  920 
^lArt^ft  usw.  920 
KA-tS"^  920 
rMÄ-  917 
hCtx^ao^^A  920 
^CA^.CA  920 

?iCn:4»rC9i4ff 

918 
KACP-'>  920 
Ä'^Tf  922 

Mr)^m^  920 
>»y)P-ft  920 

h^o^  939 
^70-11  921  f. 


—  Ken.'?/*' 


hArti'"  939 

Vi.A'/:  920 
v».A  939 

\\C  920 

oAriL  !*7dTf  917 
(U-ZVÄ-  920 

(DCOi^,  (D^^Oh^:  919 

oiAVlj?^  ■  n*.^  916 
ai:5»TJ?'}  917 
i^oihii  919 

OlT'O  919 
hö'n^  915 

HC  918  — An.sHC9i5  — OdÄ-: 

HC  916 
'HCfl>-  917 
'H'>7-A  939 
'f'H*P^  922 

-h^*^^  916 

^^^  915 

Ä4i4»  ■  ^-zo-n,  A'fe* !  hc^;^  922 

J^Vhf ,  jf  rh  939 

-jjpft;f-  939 
7"<lrt  939 
TJrh.  939 

T>H.  918 

i*7^.<w>,  i'/i^iw»  939 

l^T.^V  ••  H</»>J^  916 

11^  939 


Index. 


I187 


Ä^y.  921 

ÄCft'i:^  920 
^11?''}  920 


7irv. '  WV-V  939 

<foA'l:  920 
4111  ■  Ti-f-A  939 

'i;Afl  usw.   920 


VIII.  Griechisch. 

(Für  die  auf  S.  551  ff.  erklärten  Tiernamen  s.  das  Verzeichnis  S.  569  f.) 

et?  1079  I    (TapKOKoXXa  320 


KTtiq    1077  fif. 
|L111V     1079 


(TKriTTTpOV    349 

(TiaivGo^  866 


75' 


BINDtNG  SECT. 


JANS     1981 


^ 


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Bezold,  Carl  (ed.) 

Orientalische  Studien 
Theodor  Nöldeke  zum  sieb- 
zigsten Geburtstag  gewidmet 
Vol.  2 


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