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Full text of "Ornithologisches Jahrbuch"

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FOKTHE  PEOPLE 

FOR  EDVCATION 

FOR  SCIENCE 

LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 


S^,e^:oL(^-- 


Ornithologisches  Jahrbuch. 


ORGAN 


für  das 


pakearktische  gaunengebiet. 


Herausgegeben  und  redigiert 


Victoi^  ^ifctep  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

früherer  Präsident  d.  „Com.  f.  oruith.  Beob.-Stat.  in  Oesterr  -Uugarn,"  Ehrenmitgl.  d,  „Ornith.Ver."  in 

Wieu  u.  d.  „ÜDgar.  ornith.  Centrale"  in  Budapest,  ausserord,  u.  coriespond.  Mitgl.  d.  „Deutsch.  Ver  b. 

Schutze  d.Vo(?elw."  in  Halle  ajS.,  der  Naturf  -Ge^ellsch  d.  Osterlaudes,"  Corresp.  Memb.  of  the  „  Amei. 

Oniithol. -Union"  in   New, -York,  Mitgl.  d.  „AUgem.   deutsch,   ornith.   Gesellgch."  in  Berlin  etc. 


IX.  Jahrgang. 

1898. 


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Hallein  1898. 

Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13. 
Verlag  des  Ilrrausgebers. 


-'^.4^//(p^ 


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III. 


Inhalt  des  IX.  Jahrganges. 
Aufsätze  und  Notizen. 


Seite 
G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis   Unoarns.   II.  Ueber  die  Formen 

der  UntergaUunsJ  Budijtes 83—112 

Frh.  V.  Besserer:    Ornithologisches  aus  Bayern 56 — 60 

—  Zu-  und  Abnahme  einiger  Vogelarten  in  Bayern  113 — 117 

—  Circits  pallidus  Sykes  in  Bayern 156—157 

J.  V.  Czatö:  Dr.   E.  A.   Bielz.  Ein  Nachruf 229—233 

E.  V.  Czynk:  Ein  dem  Untergang  geweihter  ornithologischer  Schatz  225 — 229 

Robert  Eder:  Zur  Vogelfauna  von  Gastein 7—24 

A.  Fritsch:     Über  die  Vogehvelt  in   der  Umgebung  der  Böhmer- 

vvald-.Seen,  des   schwarzen-  und    des  Teufelsees  221 — 225 

C.  E.  Hellmayr:   Muscicapa  parva  im  Wienerwald     ......  219 — 221 

Herm.  Johansen:    Ornithologische  Beobachtungen  im  Gouverne- 
ment Tomsk  während  des  Jahres  1897        .     .  177 — 195 
K.  Knezourek:    Ornithologische  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen 

nächster  Umgebung 24 — 44 

J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz  in  Mähren  123 — 156 

A.  Koller:  Scops  scups  aus  N. -Österreich       199 

C.  Loos:  Vertilgung  forstschädlicher  Insecten  durch  Vögel     .     .     .  67 — 68 

O.  J.  Luzecki:     Ornithologisches  aus  Bosnien  und    der  Bukowina  65 — 67 

V.  Menzbier:  Der  grüne  Laubsänger  <" P/i i/Huscoptia  riridaimv  B\yth.)  1 — 7 

Jul.  Michel:  Aus  dem  Elbthale 195—199 

C.  Parrot:   Falco  cenchn's  in   Bayern 120 

C.  Pogge:  Anas  niollissiuia,  in  Hessen 120 

H.  Precht:    Verzeichnis  der  im  Gebiete  der  Wümme  (Hannover) 

vorkommenden  Zug-  und  Standvögel 45 — 56 

J.  Talsky:  P.  Rudolf  Kaspar 68 — 70 

Const.  Gf.  Thun:  Mövenzug  im  Tiroler  Hochgebirge 233 


IV.  

Seite 
Rud.   Ritter  V.  Tschusi    zu    Scli  mid  hoffen  :     Ornitholo-^nsches 

aus  Vorarlberg. 60 — 65 

Victor  Ritter   v.  Tschusi   zu    Schmidhoffe  n:     Scli\varzko[)f- 

Möve  in  N. -Österreich 70—71 

—  Über  Fringüla  nivalis  in  Böhmen        .     .  71 

—  Aberration  von  Corpus  monedtila     ...  71 

—  Soniuteria  »(ö/fe.s/m«  in  Steiermark  u.  Tirol  72 

—  Pelecuniis  onocroUilus  in  Böhmen     ...  72 

—  P/shorinu  scops    (L.)    in     Oberösterreich  117  —  ll.S 

—  Yiütitr  »lonaclius  in  Livland    erlegt     .     .  118 — 119 

—  ,,  ,,         im  Salzburg'schen  erlegt  119 

—  Bemerkungen  über  die  europäischen  Grau- 

meisen   {Farns    jjalustris    auct.)    nebst 
Bestimmungsschlüssel  derselben       .     .     163 — 176 

—  Ornithologische  Collectaneen  aus  Öster- 

reich-Ungarn und  dem  Occupationsge- 

biete  V.  1896 203—210 

—  Ornithologische  Collectaneen  aus  Öster- 

reich-Ungarn und  dem  Occupationsge- 

biete  VI.   1897 210—219 

—  Buieo  ferox  in  Nieder-  und  Oberösterreich  234 

Literatur. 
Berichte  und  Anzeigen. 

G.  V.  V.  Almäsy:    Ornithologische    Recognoscierung  der    rumäni- 
schen Dobrudscha 161 

>Aquila.«  Zeitschrift  für  Ornithologie.  IV.  1897.  H.   1—4       ...        74,  236 
E.  Arrigoni  degli  Oddi.     Note    ornitologiche    per    l'anno  1895  75 

La  recente  cattura  di  un  fenicottero 

nel  Veneziano        76 

—  Nota  sopra  una  varieta  di  Nijroai  africana  76 

—  Nota    sopra    un'anomalia    di    colorito 

della   Querqaed'jla  rreccn  (L.)       .     .  76 

—  Sopra  gli  ibridi  del  ti])o  Anas  hoscus 
L    ((■  ChauleJasiiiiis  sfrejiei'iis  (L.)  colti 

in  Italia 158 

—  Le  recenti  comparse  del  P»//V»».y  Ä'»/J/ 

(Boie)  nel  Veneziano 158 

—  Nota    sopra    una    varieta   di    colorita 

osservata  in  un'   Atuis  hoscas  L.      .  158 

—  Notes  on  some  Specimens  of  Anatidae 

in  the  late  Count  Ninni's  Collection  158 

—  La  nidificazione   del  Milviis    migrans, 

Bodd.  nel    territorio  Veronese       .  158 

—  Nota  sopra  un  Gennaja  feldcygii  (Schi  ) 

colto  in  Calabria        .     .     .     .     .     .  159 


V. 


Seite 

R.  Blasius:  Die  deutschen  Grasmücken 157 

—  Vögel  (Braunschvveig's) 122 

A.  Brauner:     Kurzer    Bestimmungsleitfaden    des  jagdbaren  Wildes  der 

Steppenzone  Russlands 120 

—  Bemerkungen  über  die  Vögel  der  Krim 234 

St.  Chernel   v.   Chernelhäza:  Über  die  Anwendung  der  biologischen 

Zeichen 75 

Chr.  Deich  1er:  Zur  Kenntnis  einiger  Gallinago-hrien 76 

R.  Eder:  Die  Vögel  als  Wetterpropheten 77 

H.  Fischer-Sigwart:  Ornitholog.  Beobachtungen  vomjahre  1897     .     .  199 

A.  Fritsch:  Naturgeschichte  der  Vögel  Europa's.  III.  Aufl 199 

M.  Härms:  V.  Bianchi.  Zwei  f.  d.  Fauna  Russlands  neue  Vogelarten     .     .  75 

—  Übersicht  der  palaearkt.  Arten  der  Gditinng  Ccn-podacas     .     .  75 

F.  Helm:  Der  Dippelsdorfer  Teich  bei  Moritzburg 159 

C.  R.  He nn icke.  Naumann's   Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschlands 

und    des  angrenzenden  Mitteleuropa's.  II.  ßd  ,  Lief. 

11—22       .121 

F.   C.  Keller:   Einige   Bemerkungen  zur  Vogelbewegung  des  Jahres  1897  162 
O.  Kleinschmidt:    Beiträge  zur    Ornis    des   Grossherzogthums    Hessen 

und  der  Provinz  Hessen-Nassau       .     .     ...     .     .  122 

F.  Koske:  Ornitliologischer  Jahresbericht  über  Pommern       77 

Fr.  Lindner:  Die  preussische  Wüste  einst  und  jetzt 200 

C.  Loos:  Vögel  in:  J.  Fiedler,  Heimatskunde    des   politischen    Bezirkes 

Schluckenau  (Böhm.) 159 

L.  V.  Lorenz:  Zu  den  Bestrebungen  des  österr.  Bundes  der  Vogel  freunde 

in  Graz         160 

Alex.  V.  Lovassy:  Vögel  des  Balatonsees        159 

J.  V.  Madaräsz:  Suxicola  aurita  Temm.  und  Saxicola  melanoleucu    (Güld.) 

in  the  Hungarian  Ornis 200 

A.  Newton:  On  some  new  und  rare  Bird's  Eggs 160 

Preface  to  Lord  Lilford's    -Coloured    figures    of  the    Birds 

<jf  the  British   Islands 160 

P.  Pavesi:  Calendario  ornitologico  Pavese  1889—90 75 

—  —                          —               1893  —  95 75 

—  —                          —               1895—97 75 

J.  P.  Prazäk:  Über    die  Vergangenheit    und    Gegenwart  der  Ornitholo- 
gie in  Böhmen,  nebst  einer  »Bibliographia  ornithologica 

bohemica« 122 

G.  Radde:  Bericht  über  das  kaukas.  Museum  und  die  öffentliche  Biblio- 

thek in  Tifiis  f   d.  Jahr  1896 74 

W.  Rothschild,  E.  Hartert  und  O.Kleinschm  idt:  Cuinatihis  eremita 

(L.)  a  Europen  Bird 157 

W.  Russki:       Kurze    faunisüsche    Übersicht    der   südlichen    Zone    des 

Gouvernement  Tobolsk 73 


VI. 


Seite 
N.  V.  Ssomow:  Ornithologische  Fauna  des  Gouvernements  Charkow  .  235 
J.  K.  Tarnani:  Die  Immigration  einiger  Vögel  im  Weichselgebiel    .     .     120 

TodteDÜste. 

J.  A.  O.  V.  Riesenthal 82 

Dr.  E.  A.  Bielz 162 

Nachrichten. 

Ornitholugischer  Verein  in  Wien 80 — 82 

Erklärung 162 

Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte 202 

Jahres-Versammlung   der    ^Deutschen    Ornithologischen   Gesellschaft«  202 

An  deu   Herausgeber  einsfeganirene   DruckschrifteD. 

77  —  80,   162,   201,   236. 

Corrii^enda. 

p.  53,  Zeile  3  von  unten  steht  aputarola,  statt  squata roh . 

,,    63,  Zeile  11  von  oben  muss  es  heissen:  Zwei  Zwergreiher,  nicht  zwei  Ibisse. 

,,    66  muss  es  bei  Anser  segetum  heissen:  Bukowina,  nicht  Bosnien. 


J 


ORGAN 

für  das 

palaearktisclie  Pauneni^ebiet. 


Jahrgang  IX.  ji       Januar-Februar  1898. 


Heft  I. 


Der   grüae  Laubsäo^er   (Phylloscopus   viridaniis   Blytli.) 
im  europäischen  Russland. 

Von  Prof,  Mich.  v.  Menzbier. 

Der  grüne  Laubsäng-er  ist  vom  nördlichen  und  centralen 
Russland  angefangen  durch  das  westliche  Sibirien  bis  zum  Altai, 
bis  Turkestan,  Gilgit  und  Kaschmir  verbreitet.  Er  überwintert 
in  Indien,  Ceylon  inclusive,  in  Birma  und  Kochinchina. 

Wenn  wir  uns  mit  dem  Vorkommen  dieses  Vogels  in  un- 
serem Lande  bekannt  machen,  sehen  wir,  dass  dieser  Laubsänger 
im  Perm'schen  und  Ufim'schen  Gouvernement  weit  verbreitet 
ist  und  im  Orenbure'ischen  noch  nistet.  Weiter  nach  Westen  zu 
ist  seine  Verbreitung  noch  bei  weitem  nicht  aufgeklärt,  doch 
nistet  er  im  Kasan 'sehen  Gouvernement,  wahrscheinlich  im 
Tula'schen  und  ohne  Zweifel  im  Moskau'schen  Gouvernement 
(im  ersteren  wurde  er  von  P.  Suschkin,  im  zweiten  von  Prof. 
Kajgorodoff  erbeutet  und  von  mir  gefunden),  und  der  ver- 
storbene J.  S.  Poljakoff  hat  ihn  am  See  Latscha  im  Olonezk'- 
schen  Gouvernement  erlegt.  Obgleich  im  Tula'schen  und  Mos- 
kau'schen Gouvernement  der  grüne  Laubsänger  nur  in  der  letz- 
ten Zeit  erbeutet  worden  ist  und  weder  mir,  noch  Herrn  Lorenz 
begegnete,  als  wir  vor  einigen  Jahren  eifrig  gerade  die  Laub- 
sänger aufsuchten  und  collectierten,  —  so  glaube  ich  dessen- 
ungeachtet, dass  dieses  Vögelein  schon  seit  langen  Zeiten  im 
centralen  Russland  verbreitet  ist,  da  L.  P.  Sabanejeff,  welcher 
diesen  Laubsänger  auf  dem  Ural  gut  kennen  gelernt  hatte,  ihn 
in  die  Liste  der  Vögel  des  Jaro.slawer  Gouvernements  eintrug 
und  mir  sagte,  dass  er  ihn  an  vielen   Orten   des  Moskauer  und 


'1       V.  Menzbier:    Der  grüne  Laubsänger  {Phylloscopus  viridanns  ßlyth.). 

sogar  des  Twer'schen  Gouvernements  gehört  habe.  P.  P.  Susch- 
kin,  welcher  mit  dem  grünen  Laubsänger  im  Ufim'schen  Gou- 
vernement bekannt  geworden,  war  nachher  geneigt,  ihn  nach 
dem  Gesänge,  welchen  er  unter  Moskau  in  Petrowskoje-Rasu- 
mowskoje  hörte,  zu  bestimmen.  Wenn  man  in  Betracht  zieht, 
dass  der  Gesang  dieses  Laubsängers  sehr  cliarakteristiscli  ist, 
so  hält  es  äusserst  schwer,  die  Richtigkeit  dieser  Bestimmung 
in  Zweifel  zu  ziehen,  und  zw^ar  um  so  mehr,  als  sie  für  die 
anderen  Kreise  des  Moskauer  Gouvernements  durch  das  von 
Kajgorodoff  erbeutete  Exemplar  und  durch  meine  Beobacli- 
tungen  Bestätigung  gefunden  hat.  Im  Kasan'schen  Gouverne- 
ment wurde  dieser  Laubsänger  noch  von  Eversmiinn  ge- 
funden, doch  von  späteren  Collectoren  nicht  angetroffen,  uud 
nur  Herr  AL  1).  Ruzskj  erbeutete  ihn  dort  in  der  neuesten 
Zeit.  Alle  Nachrichten  über  sein  Vorkommen  im  Kaukasus  be- 
ruhen auf  Irrtlvüniern,  indem  man  ihn  mit  Ph.  nitidus  ver- 
wechselte. Beim  J3urclizuge  wurde  der  grüne  Laubsänger  im 
Gebiete  des  Flusses  Ural  uud  im  nördlichen  Uferlande  des  Kas- 
pischen  Meeres  erbeutet.  Li  Turkestan,  im  östlichen  .Sibirien 
und  sporadisch  in  China  lebt  unser  grüner  Laubsänger  theil- 
weise  mit  der  in  Lidisch-China  überwinternden,  ihm  nahestehenden 
Art /Y;.  plitmhritarsus  Swinh.  [Phyll.  niiddn/dorffii  "Mcxe^).  theil- 
weise  wird  er  durch  dieselbe  ersetzt.  Die  östliche  form  unter- 
scheidet sich  von  der  westlichen  durch  das  A^orhandensein 
zweier  heller  Ouerstreifen  auf  dem  Flügel. 

Die  Nachrichten  über  die  Lebensweise  des  grünen  Laub- 
sängers führe  ich  aus  den  mir  freundlichst  zur  Benützung  ge- 
stellten Notizen  von  Herrn  Teplouchoff,  aus  der  kürzHch  er- 
schienenen Arbeit  P.  Suschkin's  über  die  Vögel  des  Gouver- 
nements \'on  Ufa  und  nach  meinen  eigenen  Beobachtungen  an. 
„Dieser  Laubsänger, "'  sagt  HerrSuschkin,  „kommt  bei  ^vei- 
tem  nicht  häufig  vor,  obgleich  er  verbreitet  zu  sein  scheint  und 
in  allen  grossen  Wäldern  des  ebenen  Theiles  des  Gouvernements 
nistet.  Ich  fand  ihn  im  Ussenj-Iwanow'schen  Kronwalde  (Be- 
lebejewscher  Kreis),  in  der  Umgegend  desBlagowestschensk'schen 
Zawod  (Ufim'scher  Kreis)  und  hörte  seinen  charakteristischen  Ge- 
sang-in  der  Umgegend  von  Ufa  und  der  Umgegend  des  Kirchdorfes 
Eljdjak  (Birsk'scher  Kreis).  Im  Ural  begegnete  mir  dieser  Laub- 
sänger sonderbarer  Weise  gar  nicht,  obgleich  nach  Sabancjeff 
seine  Phyllopneusie  middendorffii  Meves  viel  nördlicher  gemein 


V.  Menzbier:    Der  grüne  Laubsänger  (Phylloscopus  viridanus  Blyth.).       3 

ist.  Dieser  Laubsänger  hält  sich  immer  in  den  Baumwipfeln 
auf,  was  sein  Erbeuten  sehr  erschwert.  Mir  beg-eg-nete  der- 
selbe stets  im  Hochwalde,  sowohl  in  Laubwäldern  (Blago- 
westschensk'sche  Zawod  und  Umgegend  von  Ufa),  als  in  ge- 
mischten Beständen.  Nach  meiner  Ansicht  ist  dieser  Vogel  noch 
beweglicher,  als  alle  übrigen  mir  bekannten  Laubsänger.  Jede 
Minute  fliegt  er  von  einem  Baume  zum  anderen,  wobei  er  nur, 
wenn  er  singt,  einen  Augenblick  an  einer  Stelle  verweilt.  Beim 
Singen  erhebt  und  wendet  er  sein  Köpfchen  ganz  so  wie  P//. 
trochilus.  Das  Lied  dieses  Laubsängers  ist  ganz  eigcnthümlich, 
sehr  laut  und  wohltönend  und  erinnert  nach  meiner  Meinung 
am  meisten  an  das  Lied  des  Zwergfliegenfängers  [Muscicapa 
parva) ^  nur  ist  es  viel  weicher  und  angenehmer.  Es  gelang  mir 
nicht,  weder  seine  Ankunft,  noch  seinen  Wegzug  zu  beobachten. 
Zum  erstenmal  vernahm  ich  den  Gesang  dieses  Laubsängers 
am  16./28.  Mai  (Ussenj-Jwanow'scher  Kronwald),  wo  aucli  der 
Vogel  selbst  erbeutet  wurde;  zum  letztcnmale  hörte  ich  ihn 
am  30.  Juni  (12.  Juli,   Kirchdorf  Eljdjak)." 

Th.  A.  Teplouchoff  gibt  folgende  wertvolle  Nachrichten 
über  das  Nisten  des  grünen  Laubsängers:  ,,Ich  konnte,"  schreibt 
er,  „lange  Zeit  das  Nest  dieses  Vögleins  nicht  finden,  weil  ich 
es  nicht  dort  suchte,  wo  es  nöthig  war;  es  erwies  sich,  dass 
er  auf  der  Erde  oder  nahe  an  deren  Oberfläche  nistet.  Ich  fand 
dreimal  das  ^QstwonPh.  viridanus.  Das  erste  stand  im  Garten  in 
der  Ecke  eines  halb  verfaulten  Treibbeetes,  eine  halbe  Arschin*) 
hoch  über  dem  Boden ;  das  zweite  befand  sich  ebenfalls  im 
Garten,  an  einem  mit  Brettern  umlegten  Haufen  Erde,  und  zwar 
in  einer  .Spalte  zwischen  zwei  Brettern  in  gleicher  Höhe,  und 
das  dritte  war  in  einem  fast  senkrechten  Abhango  eines  (fast 
einen  Arschin  tiefen)  trockenen  Grabens,  '^|^  Arschin  hoch  über 
seinem  Boden  angelegt.  Li  allen  diesen  Fällen  bestand  das 
ziemlich  umfangreiche  Nest  aus  grünem,  mit  dünnen  Grashalmen 
durchflochtenem  Moos,  dem  eine  kleine  Menge  Wolle  im  Li- 
nern  beigefügt  war.  Alle  drei  Nester  enthielten  schon  Junge, 
doch  lag  im  letzten  noch  ein  unversehrtes  Ei,  welches  sich 
als  ein  „Windei"  erwies.  Es  besass  die  für  die  Laubsänger 
vollkommen  typische  Form,  doch  war  seine  Schale  reinweiss, 
ohne  jede  Spur  von  Färbung 'oder  Tüpfeln." 

*)  1  Arschin  .=:  71  cm. 


4       V.  Menzbier:    Der  grüne  Laubsänger  {Phylloscopus  viridanus  Blyth.). 

Herr  Mcwcs  beobachtete  bei  seiner  Fahrt  nach  dem 
Ural  im  Jahre  1872  unseren  Vogel  unter  Perm  und  unter  Tibuk. 
Die  Vögel  lenkten  seine  Aufmerksamkeit  auf  sich  durch  ihren 
lauten  Gesang,  doch  war  es  infolge  ihrer  Eigenthümlichkeit,  sich  in 
den  Gipfeln  der  Bäume  auf/uhaltin,  äusserst  schwer  sie  zu  erbeuten. 
Am  9.  Juni  jedoch  gelang  es  Mewes  unter  Tibuk.  ein  Männ- 
chen und  ein  Weibchen,  welche  ihre  noch  nicht  flüggen  Jungen 
fütterten,  zu  erlegen.  Im  Kasan'schen  Gouvernement  wurde 
nach  M.  D.  Ruzsky  der  grüne  l.aubsänger  in  dem  Tzarevo- 
kokschaisk'schen,  dem  Kasan'schen  und  Mamadysch 'sehen  Kreise 
nistend  gefunden ;  doch  ist  er  dort  nicht  continuierlich,  sondern 
nur  j^tellenweise  verbreitet,  wobei  er  vorzüglich  die  Gegen- 
den mit  gemischten  Laubholz-,  Tannen-  und  Fichtenwäldern 
bevorzugt,  besonders  wenn  solche  auf  Hügeln,  hohen  Abhängen 
der  Flussthäler  und  Steilabhängen  stehen.  Von  den  Fluss- 
abhängen fliegt  dieser  Laubsänger  nicht  selten  auch  in  die 
Thäler  selbst.  In  der  Umgegend  von  Kasan  erscheint  er  spät, 
nicht  früher  als  im  halben  Mai.  Endhch  werde  ich  Wort  für 
Wort  das  anführen,  was  P.  P.  vSuschkin  vom  Vorkommen 
des  grünen  Laubsängers  im  Tula'schen  Gouvernement  sagt. 
„Ein  Exemplar  dieser  Art"  —  lesen  wir  bei  ihm  —  ,,ein  ö.  wurde 
von  mir  am  30.  V.  11.  VI.  1890  neben  Solodilowo  im  Kreise 
von  Bogoroditzk,  in  einem  Laubhaine  erbeutet,  welcher  vorwie- 
gend aus  ungefähr  60-jährigen  Eichen  mit  Birken  untermischt 
bestand.  Ein  anderes  Exemplar,  ebenfalls  ein  Ö,  beobachtete 
ich  Mitte  Mai  desselben  Jahres  in  dem  kleinen  Garten  des  herr- 
schaftlichen Sitzes  Masslowski-Chutor,  im  Kreise  Etfremoff  und 
erbet  tete  es  am  3./ 15.  VI.  1890.  Ich  wurde  auf  diesen  Laub- 
sänger infolge  seiner  starken  und  angenehmen  Stimme  aufmerk- 
sam, durch  welche  er  sich  von  den  übrigen  Laubsängern  scliarf 
unterscheidet.  In  seinen  Gewohnheiten  ist  er  nach  meiner  An- 
sicht dem  Phvlloscopus  trochilus  ähnlich.  Ausser  diesen  zwei 
Fällen  begegnete  mir  dieser  Laubsänger  im  Tula'schen  Gou- 
vernement nicht,  so  dass  er  dort  wohl  sehr  selten  ist,  obgleich 
er  nach  der  Jahreszeit,  zu  der  er  gefunden  wurde  und  nach 
dem  fast  ununterbrochenen  Gesänge  der  Männchen  zu  urtheilen, 
unzweifelhaft  hier  nistet." 

Im  Sommer  des  Jahres   1895  wurde  dieses  Vögelchen  von 
mir  25  Werst   weit   \-on  Moskau,     nämlich  im  Park   des  Kirch- 


V.  Menzbier:    Der  grüne  Laubsänger  {Phylloscopus  viridanus  Blyth.).       5 


dorfs  Archangelskoje,  der  hübschen  Residenz  des  Fürsten 
Jussupoff,  nistend  gefunden.  Zum  erstenmal  sah  ich  es  am  25. 
Mai/6.  Juni,  wahrscheinUch  bald  nach  seiner  Rückkehr  zu  sei- 
nem Brutorte.  In  Famihen  (alte  und  junge  Vögel)  beobachtete  ich 
zusammen  mit  Herrn  Suschkin  dieses  Vögel-  chen  im  Park 
von  Archangelskoje  zu  Anfang  des  letzten  Drittels  des  Juni  (an- 
fangs Juli). 

Im  Sommer  des  Jahres  1896  gelang  es  mir  endlich  selbst, 
mich  mit  den  Gewohnheiten  unseres  Vogels  in  dem  Archangels- 
koje bekannt  zu  machen.  Den  17./29.  Mai  verbrachte  ich  dort, 
und  obgleich  ich  die  ganze  Zeit  im  Parke  und  nebenden  Land- 
häusern verblieb,  hörte  und  sah  ich  denselben  nicht.  Am  25.  Mai 
(6.  Juni)  zog  ich  ganz  aufs  Land,  und  schon  am  nächsten  Tage 
hörte  ich  neben  meinem  Landhause  den  Gesang  des  seltenen  Laub- 
sängers. Das  Vögelchen  sang  jedoch  nicht  lange,  sondern  flog 
hoch  in  den  Kronen  der  Bäum.e  umher  und  kam  auch  in  die 
Nähe  meines  Landhauses,  aber  nicht  für  längere  Zeit.  So  ver- 
giengen  noch  zwei  oder  drei  Tage  und  darnach  war  dieser  Laub- 
sänger 4  —  5  Tage  lang  eine  gewöhnliche  Erscheinung  meines 
Gartens.  Er  kam  hier  am  Morgen  und  hielt  sich  da  bis 
gegen  3  Uhr  auf,  dann  und  wann  für  kurze  Zeit  wegfliegend, 
und  nach  der  genannten  Zeit  war  er  verschwunden.  Während 
dieser  Tage  trieb  sich  genannter  Laubvogel  nicht  ausschliess- 
lich in  den  Wipfeln  der  Bäume  herum,  sondern  kam  auch  in 
die  neben  der  Terrasse  ^vachsenden  mannshohen  Sträucher  herab, 
und  ich  konnte  ihn  zu  wiederholtenmalen  beobachten,  wobei 
ich  ganz  deutlich  nicht  nur  den  hellen  Augenstreif,  sondern 
auch  das  helle  Flügelband  wahrnahm. 

Der  Lieblingsaufenthaltsort  dieses  Laubsängers  war  eine 
aus  einigen  grossen  Faulbeerbäumen,  einer  Pappel,  Linden  und 
Birken  gebildete  Baumgruppe.  Hier  verweilte  er  lange  und 
während  der  heissesten  Tageszeit  hielt  er  hier  Ruhe,  wenn 
man  bei  einem  so  beweglichen  Vogel  von  Ruhe  reden 
kann.  In  der  That  ist  dieser  Laubsänger  äusserst  lebhaft,  und 
wenn  er  Nahrung  sucht,  ertönt  seine  Stimme  bald  von  dieser, 
bald  von  einer  anderen  Seite,  bald  sehr  hoch,  bald  verhältnis- 
mässig niedrig,  wobei  er  in  einem  Zeiträume  von  einigen  Minuten 
eine  Fläche  von  wenigstens  50 — 60  Quadratfaden  durchstreift. 
Den  Menschen  fürchtet  er  nicht,  und  öfters  Hess  er  sich  in  einer 


6       V.  Menzbier:  Der  grüne  Laubsänger  {Phylloseopus  viridanus  Blyth.) 

Entfernuny;"  von  2  —  3  Arschin  vor  mir  nieder,  oljgleicli  er  midi 
vortrefflich  sah.  Mit  anderen  X'ögeln  zankte  er  sicli  nicht  und 
suchte  seine  Nahrung  auf  denselbenBäumen,  wo  sich  unter  J.ocken 
FamiHen  von  Spechtmeisen,  Meisen,  Mönchsgrasmücken  u.  a. 
befanden,  ohne  auf  dieselben  auch  im  mindesten  zu  achten- 
Grosse  Vögel  oder  deren  Schatten,  sowie  das  Geräusch  des 
Flügelschlages  der  Dohlen,  Krähen  und  -Saatkrähen  flössten 
ihm  jedoch  Angst  ein  und  veranlassten  ihn,  sich  in  das  dichte 
Laub  der  Baumkronen  zu  flüchten  und  dort  zu  verstecken. 

Was  die  Stimme  des  Laubsängers  betrifft,  so  ist  selbe-  sehr 
merkwürdig.  Der  Lockruf  ist  ein  einfaches  Piepen,  der  Angst- 
schrei ein  „Tschi  —  tschi  -  rj  -  ri,  tschi  —  tschi  -  rj  — 
ri,"  der  Gesang  aber  besteht  aus  den  Silben  .,Tschi  —  tschi  — 
rj  —  ri,  tschi  —  tschi  —  rj  —  ri,  tschi  —  tschi  —  tschi,  tschjü  — 
tschjü  -  tschjü,"  die  sich  oft  und  in  verschiedenen  Combina- 
tionen  wiederholend,  einen  lauten,  angenehmen  und  eigenartigen 
Triller  bilden,  welcher  nach  meiner  Meinung  dem  Gesänge  keines 
anderen  unserer  Vögel  gleicht.  Im  allgemeinen  ist  der  Gesang 
von  Ph.  viridanus  sehr  ähnlich  demjenigen  des  ihm  nahestehen- 
den Ph.  nitidus,  welchen  ich  in  Borschom  gehört  habe,  nur  ist 
der  von  Ph.  viridanus  laviter  und  deutlicher.  Der  Laubsänger 
beginnt  sehr  früh  mit  dem  (xesange.  Gegen  den  1./'13.  Juni 
kann  man  ihn  schon  bald  nach  Tag-esanbruch  hören;  er  sing"t 
energisch  den  ganzen  Morgen  und  hört  um  3  LThr  nachmittags 
ganz  auf.  Die  Stimme  des  Vögelchens  ist  sehr  laut,  der  ganze 
Triller  rein,  silbertönend,  und  deswegenhört  man  diesen  Laub- 
sänger schon  aus  der  Perne.  Ich  hörte  ihn  vortrefflich,  wäh- 
rend er  auf  dem  Wipfel  einer  50—60  Arschin  hohen  Birke  in 
einer  Entfernung  von  100  und  sogar  mehr  Arschin  von  mir 
sang  ;  in  einer  Entfernung  von  20  —  25  Arschin  ist  sein  Gesang 
so  laut,  dass  man  unwillkürlich  das  Vögelchen  näher  zu  suchen 
geneigt  wäre. 

Im  Kirchdorfe  Archangelskoje  vernahm  ich  nur  einen 
dieser  Laubsänger  und  zweifle  nicht,  dass  hier  nur  ein  Pärchen 
nistete.  Vielleicht  brüteten  weiter  im  Walde  noch  andere  Paare; 
doch  weder  im  Park,  noch  in  den  Gärten  neben  den  Landhäu- 
sern hörte  ich  ein  zweites  Exemplar,  und  ihn  ohne  Gesang  zu 
bemerken  und  zu  erkennen,  ist  sehr  schwer.  Ich  bin  überzeugt, 
dass  sieh  sein  Nest  in  der  Nähe  befand,  sonst  wäre  es  schwer  zu 


Robert   Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


erklären,  warum  er  sich  so  gerne  in  meinem  Garten  aufliielt; 
doch  konnte  ich  das  Nest  nicht  auffinden,  da  er  neben  dem- 
selben nicht. sang.  Bis  zum  20.  VI./2.  Vll.sah  ich  kein  einziges- 
mal  zwei  Vögelchen  beisammen,  woraus  ich  schliesse,  dass  in 
der  ersten  Zeit  das  Weibchen  dem  Männchen  nicht  folgt,  son- 
dern wahrscheinlich  infolge  der  späten  Ankunft  sog'leich  den 
Nestbau  beginnt  und  sich  an  der  dazu  ausgewählten  Stätte 
aufhält.  Nach  energischem  Singen  während  einiger  Tage  lies 
das  Männchen  4  oder  5  Tage  lang  seine  Stimme  in  der  Nähe 
meines  Landhauses  gar  nicht  hören,  und  ich  ficng  schon  an  zu 
glauben,  dass  es  umgekommen  sei,  als  ich  es  um  den  8/20ten 
Juni  wieder  hörte  und  sah,  obgleich  es  sich  diese  Tage  über 
schon  nicht  so  stetig  in  meinem  Garten  aufhielt,  sondern  nur 
von  Zeit  zu  Zeit  hierher  geflogen  kam  und  sich  überhaupt 
noch  beweglicher  zeigte.  Am  11. /23.  Juni  hörte  ich  es  nur 
einmal  um  H  Uhr  an  jener  Oertlichkeit,  wo  ich  sein  Nest  ver- 
muthete.  Am  l',j./2ö.  abends  um  ÖY-j  Uhr  sah  ich  den  Vogel 
beim  Insectenfange  auf  einem  Faulbeerbaume  und  einer  Pap- 
pel, ohne  seine  Stimme  zu  hören.  Darauf  verschwand  er  bis  zum 
20.  VI./2.  VII.  Am  genannten  Tage  sah  ich  zum  letztenmale 
das  Männchen  und  gleichzeitig  mit  ihm  zum  ersten  und  letzten- 
male das  AVeibchen.  Das  Männchen  war  wie  früher  munter  und 
lebhaft,  das  Weibchen  aber  zeigte  stark  ge.  träubtes  Gefieder, 
wie  man  solches  bei  Vögeln  wahrnimmt,  welche  lange  gebrütet 
haben  und  das  Nest  verlassen.  Seit  dem  sah  ich  die  interes- 
santen Vögelchen  nicht  mehr,  w^eiss  daher  auch  nicht,  ob  es 
ihnen  gelungen  ist,  Junge  auszubrüten  oder  nicht.  Das  letztere 
dürfte  um  so  wahrscheinlicher  sein,  als  sich  das  Wetter  im  Juni 
sehr  ungünstig  zeigte,  und  die  Brüten  der  an  der  Erde  nistenden 
Vögelchen  gelitten  haben  dürften.  Dies  ist  alles,  was  wir  über 
das  Vorkommen  und  Leben  des  grünen  Laubsängers  im  euro 
päischen  Russland  wissen. 

Moskau,  im  November  1897. 


Zur  Vogelfauna  von  Gasteio. 

Von  Robert  Eder. 

Gelegentlich  eines  vierwöchentlichen  Aufenthaltes  im  Juli 
1897  im  herrlichen  Wildbad  Gastein  führten  mich  meine  Spa- 
ziergänge meist    in  das  Thal  der  Kötschach  und  weiter  hinein 


Robert  Kder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


in  die  Prossau  oder  aber  nach  Böckstein  und  in  das  ansteigende 
wildromantische  Anlaufthal,  zuweilen  bei  weniger  günstiger 
Witterung  auf  der  linken  Thalseite  der  Gasteiner  Ache  gegen 
Hofgastein  über  die  Erzherzog  Johann  Promenade  und  auf  diesen 
näher  und  ferner  vom  Badeorte  liegenden  Wegen  und  sonstigen 
nicht  näher  bezeichnetem  Spaziergängen  war  mir  Gelegenheit 
geboten,  ornithologischt;  Beobachtungen  zu  machen.  In  der  ersten 
Hälfte  des  Monates  herrschte  schönes  Wetter,  die  Vögel  san- 
gen noch  viel  oder  gaben  ihre  iVn Wesenheit  durch  lustiges  Ge- 
bahren  kund ;  später  waren  sie  wohl  mehr  mit  der  Fütterung 
und  Führung  der  mittlerweile  flügge  gewordenen  Jungen  der 
zweiten  Brut  beschäftigt  und  die  Elternpflichten,  sowie  das 
etwas  regnerische  Wetter,  welches  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Juli  lierrschte,  machte  sie  still  und  weniger  bemerkbar.  Bei 
zielbewusster  Beobachtung  kannte  ich  bald  die  Ortlichkeit,  wo 
ich  diesen  oder  jenen  Vogel  sicher  antreffen  konnte,  und  so 
war  es  mir  möglich,  den  zuweilen  vorerst  nur  flüchtig  gesehe- 
nen Vogel  nun  genau  und  wohl  auch  als  Brutvogel  bestimmen 
zu  können. 

Durch  die  Vermittelung  meines  gefälligen  Hausherrn,  Herrn 
Windischbauer,  lernte  ich  einen  Gasteiner  Mann,  Namens  Pel- 
zer kennen,  der  mir  die  dort  gebräuchlichen  Volksnamen  der 
Vögel  bekannt  gab,  sowie  er  mir  auch  Mittheilungen  über 
manche  Vögel  der  Ga.steiner  Gegend,  deren  Beobachtung  mir 
selbst  nicht  möglich  war,  machte.  Schliesslich  erfuhr  ich  noch 
kurz  vor  der  schon  geplanten  Abreise,  dass  eine  aus  Hofga- 
stein stammende  Vogelsammlung  sich  nun  im  Kötschachthale 
befände.  Auf  weiteres  Nachfragen  erfuhr  ich,  dass  dieselbe 
durch  Bemühungen  des  Herrn  Oberlehrer  Roland  in  Wildbad- 
gastein  und  eines  Wiener  Curgastes,  wenn  ich  nicht  irre,  Herrn 
Javorek,  der  Lehrmittelsammlung  der  Ortsschule  zugewiesen 
wurde.  Ich  wendete  mich  nun  an  den  Herrn  Oberlehrer  und  er- 
hielt in  entgegenkommender  Weise  eine  schriftliche  Anweisung, 
die  Sammlung,  welche  vorläufig,  bis  Raum  im  Schulgebäude 
geschaffen,  im  Jägerhause  im  Kötschachthale  aufbewahrt  wird, 
besichtigen  zu  dürfen.  Wieder  wanderte  ich  am  nächsten  Tage 
nach  dem  Kötschachthale,  aber  auch  diesmal  vergebens,  und 
erst  tags  darauf  konnte  ich  die  Sammlung  in  Augenschein  neh- 
men. Dieselbe,  aus  mehr  als  hundert  guten  Präparaten  bestehend, 


Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


wurde  von  dem  bereits  vor  einigen  Jahren  gestorbenen  Weiss- 
gärber  Andreas  Hampel  in  Hofgastein  in  der  Zeit  von  1847 
bis  1860  angelegt  und  besitzt  localen  Wert,  da  sie  bloss 
Repräsentanten  der  Gasteiner  Gegend  aufweist,  allerdings  zum 
grossen   Theile    Durchzugsvögel. 

Zu  Hause  angelangt,  war  mein  erstes:  in  Victor  Ritter  v. 
Tschusi  zu  Schmidhoffen's  Schrift  „Die  Vögel  Salzburgs"  (Salz- 
burg, 1877)  und  in  dessen  „I.  Nachtrag"  zur  selben  (1887)  nach- 
zusehen, ob  darin,  wie  ich  mit  Recht  vermuthete,  die  Samm- 
lung Hampel's  erwähnt  werde.  Weiterhin  fand  ich  in  der 
„Schwalbe",  XIII.  1889,  pp.  313,  325,  337)  einen  interessanten 
Artikel  von  Professor  Josef  Talsky,  „Zur  Ornis  des  Rauriser 
und  Gasteiner  Thaies  im  Herzogthum  Salzburg"  betitelt,  in  wel- 
chem das  Rauriser  Thal  ornithologisch  eingehender  behandelt 
wird,  Wildbad  Gastein  nur  berührt,  dagegen  die  erwähnte 
Sammlung,  damals  noch  im  Besitze  Hampel's  in  Hofgastein, 
ausführlich  besprochen  wird.  Der  Vergleich  der  dort  gebrach- 
ten Aufzählung  der  Präparate  mit  meinen  diesbezüglichen  No- 
tizen deckte  sich  bis  auf  zwei  oder  drei  Vögel,  welche  ent- 
weder derzeit  in  der  Sammlung  nicht  mehr  enthalten  sind,  oder 
die,  was  wahrscheinhcher  ist,  von  mir  übersehen  wurden,  was 
leicht  möglich  war,  da  die  ausgestopften  Vögel  in  einem  Boden- 
räume des  Jägerhauses  gedrängt  beisammen  standen. 

In  nachfolgender  Aufzählung  der  im  Gasteiner  Thale  bis- 
her beobachteten  Vogelarten  beziehe  ich  mich  auf  oben  er- 
wähnte Literatur  und  glaube  ich,  auf  Grundlage  dieser  und 
meiner  Nachforschungen  und  Beobachtungen  eine  ziemlich  voll- 
ständige Liste  der  dort  theils  nistenden,  theils  nur  durchziehen- 
den Vögel  zu  bringen. 

Ordnung:  Rapaces. 
Familie:     Vulturidae. 

Gvps  fulvus  (Gm.)  Am  11.  JuH  vormittags  sah  ich  einen 
Geier  aus  dem  Kötschachthale  kommend,  über  das  Gasteiner 
Thal  ziehen;  nachmittags  beobachtete  ich  drei  Geier  über  den 
Elendgletscher  schweben,  und  am  16.  Juli  sah  ich  wieder  drei 
Geier  im  Götschachthale  von  der  Himmelswand  gegen  den 
Elendgletscher  ziehen.  —  Ein  Jäger,  dem  ich  meine  Beobach- 
tung mittheilte,  sagte  mir,  dass  die  „Aasgeier"  zuweilen  auf 
Streifzügen  in  die  dortige  Gegend  kämen    und  dass  sie  in  den 


10  Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


Kärntner  Alpen  nisten.  —  Victor  Ritter  \\  Tsclitisi  /u  Schinid- 
hotfen  (J.  Naclitreiij;-  /u  ,.  Die  V()ycl  Salzburg-'s,"  p.  2o2)  schreibt 
über  diesen  Vogel  u.  a.  Folgendes:  Dieser  (teier  hat  sich  in 
den  letzten  Jahren  auffallend  stark  im  Gebirge  gemehrt,  so  dass 
er  dort  gar  keine  Seltenheit  mehr  ist.  —  Nach  dem  k.  k. 
Förster  i.  P.  Jos.  Wenger  sollen  die  braunen  Geier  nicht  über- 
wintern; sie  erscheinen  gewöhnlich  anfangs  Mai  imd  verschwin- 
den schon  wieder  gegen  Ende  Aug'ust.  —  Nach  F'orstmeister 
J.  V.  Koch-Sternfeld  hat  man  ihn  jetzt  noch  nicht  horstend  ge- 
funden. Er  scheint  sich  hauptsächlich  von  lebendem  Wild  zu 
nähren.  —  Ende  September  1884  beobachtete  man  nach  P. 
.Straubinger  im  Gasteiner  Tliale,  gegen  die  Tauern  zu  zweimal 
je  einen  und  im  Nassfeld  drei  Stück,  welch'  letztere  von  einer 
verschossenen  Gemse  aufgejagt  wurden. 

Gvparhis  harhatiis  (L.)  Obwohl  der  Bart-  oder  „Lämmer- 
geier" heute  nicht  mehr  in  den  Salzburger.  Tiroler  und  Kärnt- 
ner Alpen  vorkommt,  gegenwärtig  selbst  in  dem  Schweizer 
Alpen  zu  den  seltensten  Erscheinungen  gehört  und  nur  in  den 
Grenzgebirgen  Siebenbürgens  sich  noch  regelmässig  findet,  soll 
doch  hier  als  Reminiscenz  das  von  V.  Ritter  v.  Tschusi  („Die 
Vögel  Salzburg's,"  p.  2)  über  diesen  Vogel  Mitgetheilte  ange- 
führt werden:  „Nach  Dr.  Storch  raubte  ein  Geieradler  1872 
einen  Säugling  in  der  sogenannten  Löwengrube  bei  Böckstein  im 
Gasteiner  Thale.  Ehe  man  dem  Kinde  zu  Hilfe  kommen  konnte, 
hatten  es  die  zwei  im  Horste  am  Hirschkaar  befindlichen  Jungen 
bereits  zerrissen.  Den  14.  Juli  1828  schoss  der  Schernberg'sche 
Jäger  Schlagg  ein  altes  Weibchen  auf  der  Krimbachalpe  im 
Rauristhale.  Eine  Abbildung  zweier  Geieradler  hieng  ehemals 
ober  der  .Stiege  des  Hintergebäudes  im  Schlosse  Schernberg. 
—  Gistl  erwähnt  eines  in  Dux  an  der  Grenze  von  Salzburg 
erlegten  Exemplares.  —  Ein  schönes  altes  Männchen,  das  sich 
in  der  Sammlung  des  Stiftes  St.  Peter  in  Salzburg  befindet, 
wurde  laut  Hinterberger  1843  bei  Gastein  erlegt." 
Familie:      Falconidae. 

Milviis  mi/vus  (L.)  „Nach  Dr.  vStorch  wurde  1828  ein 
Exemplar  vom  Revierförster  Schmuck  bei  Badbrücke  im  Gas- 
teiner Thale  erlegt.  —  Nur  am  Zuge  berührt  dieser  Vogel 
unser  Land."   (Tschusi  1.   c.  p.   7.) 

Falco  tinnunculus    L.       Einen    Thurmfalken    sah    ich   bei 


Robert  Eder;    Zur  Vogelfauna  von  Gastein.  11 


Dorf  Gastein  einer  Felswand  zufliegen  und  später  beobachtete 
ich  einen  in  Wildbad  Gastein.  In  der  Hamperschen  Sammlung- 
stehen 5  und  Q.  Er  ist  nach  v.  Tschusi  (1.  c.  p.  lü)  im  Lande  auch 
im  Gebirge  überall  häufig,  brütet  auf  Thürmen,  in  steilen  Fels- 
wänden etc.  Er  ist  ein  Zugvogel,  doch  bleibt  die  Art  zuweilen 
in  einzelnen  Exemplaren,  meist  Männchen,  auch  den  Winter 
hindurch  im  Lande. 

Falco  vesperfinus  L.  „Nach  Dr.  Storch  wurde  ein  Roth- 
fussfalke  1835  zu  Gastein  erlegt.  —  Dieser  schöne  Falke  er- 
scheint bei  uns  nur  am  Zuge,  jedoch  nicht  alljährlich,  einzeln 
oder  in  kleinen  Gesellschaften."   (v.  Tschusi  1.   c.  p.   9.) 

Falco  subbuteo  L.  Wie  mir  mitgetheilt  wurde,  ist  ein  Ler- 
chenfalke bei  Wildbad  Gastein  im  Jahre  1895  erlegt  worden. 
Nach  V.  Tschu.si  (1.  c.  p.  8)  ist  der  Lerchenfalke  ein  ziemlich 
häufiger  Brutvogel  im  Salzburgischen,  der  Ende  März  ankommt 
und  im  September  oder  October  fortzieht. 

Astur  palumbarius  (L.)  Der  „Hühnerhabicht"  kommt  als 
Brutvogel  im  Gasteiner  Thale  vor.  Ist  in  der  Hampel'schen 
Sammlung  enthalten. 

Accipifer  nisus  (L.)  Der  Sperber  kommt  häufiger  als  der 
Hühnerhabicht  als  Brutvogel  im  Gasteiner  Thale  vor.  In  der 
Sammlung    enthalten. 

Aquila  fiilva  (L.)  Aqiiila  chrxsactus  (L.).  In  der  Hampel'- 
schen Sammlung  befindet  sich  ein  Steinadler  und  ein  Goldadler. 
Nach  V.  Tschusi  ist  die  Zahl  der  Steinadler  im  Salzburger  Ge- 
birge sehr  im  vSchwinden  begrifl^en,  da  ihnen  bei  den  allseitig 
wohlgepflegten  Jagden  eifrig  nachgestellt  wird.  (I.  Nachtrag  zu 
„Die  Vögel  Salzburg's,"  p.  234.)  Wie  mir  mitgetheilt  wurde, 
hat  in  diesem  Jahre  ein  Paar  Steinadler  im  „vSteinernen-Meer"- 
Gebirge  gehorstet  und  wurden  die  Jungen  ausgenommen.  Vul- 
gärnamen:  „Lämmergeier,"    „Gamsg"eier." 

Archibuko  lagopus  (Brunn.)  Ein  Rauhfus.sbussard  befindet 
sich  in  der  Sammlung.  Vulgärname:  „Schneefalk."  —  Eine 
nicht  häufige  Erscheinung  aus  dem  Norden. 

Buteo  biitco  (L.)  Der  Mäusebussard  ist  Standxogel  im  Gas- 
teiner Thale.  In  der  Prossau  sah  ich  ihn  wiederholt.  In  der 
Sammlung  ist  ein  Exemplar  aufgestellt.  Vulgärname:  „Geier", 
„Mausgeier." 


12  Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


Familie:    Strigidac. 

(^ayinc  passcrina  (L.)  Die  Sperling-.seule  soll  als  .Standvogel 
im  Gasteiner  Thale  vorkommen.  Vulgärname  :  „Auweih."  — 
Nach  Dr.  Storch  wurde  ein  Exemplar  am  12.  September  1854 
auf  dem  Thurme  von  St.  Nicolaus  in  Gastein  gefangen,  (v. 
Tschusi  „Die  Vögel  Salzburg's,"  p.   12.) 

Carine  noctua  (Retz.)  Der  Steinkauz  ist  Standvogel,  heisst 
„Habergeis",  auch  „gem.  Kauz";  die  Bevölkerung  fürchtet  ihn 
als  Todesanzeiger. 

Nxiiala  tengriialnii  (Gm.)  Nach  Talsky  befand  sich  ein 
Exemplar  des  Rauhfusskauzes  in  der  Hampel'schen  Sammlung. 
Ich  habe  diese  Eule  in  meinen  Notizen  nicht  verzeichnet,  viel- 
leicht das  Exemplar  übersehen.  „Ohne  Zweifel",  schreibt  Tschusi, 
„ist  der  Rauhfusskauz  im  Gebirge  nicht  allzu  selten,  doch  dürfte 
er  seiner  .Vhnlichkeit  wegen  mit  dem  Stinnkauze  meist  ver- 
wechselt werden." 

Svrnium  aluco  (L.)  Der  Waldkauz  ist  Standvogel,  Zw^ei 
Exemplare  sind  in  der  Sammlung.  Vulgärname:  Auweih," 
„Baumeule." 

Strix  fiammea  L.  Die  Schleiereule  soll  nach  meinem  Ge- 
währsmann im  Gasteiner  Thale  vorkommen.  Im  allgemeinen  ist 
diese  Eule  im  Salzburgischen  ziemlich  selten. 

Bubo  bubo  (L.)  In  der  Sammlung  stehen  zwei  Uhu.  Der 
„Buhi"  soll  auch  im  Gebirge  bei  Gastein  nisten,  wird  jedoch, 
weil  dem  Wilde  schädlich,  sehr  verfolgt.  Nach  Dr.  Storch  (v. 
Tschusi,  1.  c.  p.  15)  wurde  ein  Männchen  1862  am  Hirschkaar 
in  Gastein  erlegt. 

Asio  otus  (L.)  Die  Waldohreule  ist  Standvogel  im  Gastei- 
ner Thale.  In  der  Sammlung  enthalten.  Vulgärname:  „Auweih." 

Asio  accipitrinus  (Pall.)  Die  Sumpfohreule,  die  nur  auf 
dem  Zuge  vereinzelt  erscheint,  ist  in  der  Sammlung  aufgestellt. 

Ordnung :    Fissirostres. 
Familie:      Caprimulgidae. 

Capniniilgiis  ciiropaeus  L.  Die  Nachtschwalbe  hat  mein 
Gewährsmann  gelegentlich  bei  Jagden  im  Herbst  angetroffen. 
Sie  scheint  nur  auf  dem  Durchzuge  vorzukommen  und  dies 
verhältnismässig  selten. 

Familie:    Cypselidae. 

Apus  apus  (L.)   Der  Mauersegler  ist  ein  häufiger  Sommer- 


Robert  Eder;    Zur  Vogelfauna  von  Gastein.  13 

brutvogel  in  Bad  Gastein.  Er  kommt  in  den  ersten  Tagen 
des  Mai  und  zieht  Ende  Juli  fort.  Gegen  Mitte  Juli  sah  ich 
sie  schon  in  geringerer  Zahl  als  zu  Anfang  des  Monates, 
späterhin  nur  mehr  einzelne.  In  der  Hampel'schen  Sammlung 
enthalten  „Speier." 

Familie:    Hirun  dinidae. 
Hirundo  rustica  L.    Sommerbrutvogel,  sparsamer  an  Zahl 
in  Wildbadgastein ;  in  Dorfgastein  und  in  Hofg^astein    sah    ich 
mehr  Rauchschwalben.    In  der  Sammlung  befindlich.  —  Vulgär- 
name „Schwalben". 

Hirundo  urbica  L.  Die  Stadtschwalbe,  welche  den  son- 
derbaren Vulgärnamen  „Blähkasch",  den  auch  Talsky  für  das 
Rauristhal  angibt,  führt,  ist  ein    häufiger    Sommerbrutvogel. 

Ordnnng:  Insessores. 
Familie:    Cuculidae. 
Cuculus    canorus   L.     Kommt    im    Gasteiner    Thale     vor. 
Noch  gegen  Ende  Juli  habe  ich  einen  Kuckuck  wiederholt  auf 
einem  Zaune  sitzend    angetroffen.   In   der  Sammlung    enthalten. 
Ausser  dem  gewöhnlichen    JNamen  führt   er    auch    den    Namen 
„Brandrötelhabercht".     Mit  diesem  Namen    kommt    der    Aber- 
glaube zum  Ausdruck,    nach    welchem    der    flügge    gewordene 
Kuckuck  seine  Pfiegeeltern,  die  zumeist    Hausrothschwänzchen 
sind,  aufzehrt,  mithin  zum  Raubvogel  „Habicht"  wird. 
Familie:    Coraciidae. 
Coracias  garritla  E.    Nach    Dr.    vStorch  wurde    ein     Stück 
1851  im  Kötschachthale  in  Gastein,  ein  anderes  1864  in  Goldegg 
erlegt.     Die     Mandelkrähe    erscheint    im     Kronlande    Salzburg 
jährlich,  jedoch  in  geringer  Zahl  auf  dem  Zuge.    (v.  Tschusi  1.   c. 
p.  23.)    -  Zwei  Exemplare  sind  in  der  Hampel'schen  Sammlung. 
Familie:  Oriolidae. 
Oriolus  oriolus    (L.)     Ein  Goldamsel-Paar  befindet  sich   in 
der  Hampel'schen  Sammlung.     Kommt  hie  und  da    im    Herbst 
auf  dem  Zuge  ins  Gasteiner  Thal. 

Ordnung:  Goraces. 

Familie:  Sturnidae. 

Sturnus    vuloaris     E.     Der    Staar    kommt    nur     auf    dem 

Durchzuge  in  manchem  Jahre  vor.  In  der  Sammlung  enthalten. 

Familie:    Corvidae. 

Pyrrhocorax  pyrrhocorax   (L.)      Die    Alpendohle    nistet  im 


14  Robert  E der:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 

hohen   Gebirge.  Zur  Winterszeit  kommen  in  Scharen  die  „Stoan- 
krohn"   ins  Thal.   In   der  .Sammhing-. 

PxrrJiocorax  o/-acii/us  (1>.)  Mein  (xewährsniann  kennt  die 
Alpenkrähe,  indem  er  darauf  hinwies,  dass-  sie  Schnabel  und 
Füsse  roth  habe.  Nach  v.  Tschusi  kommt  sie  nur  äusserst 
selten  vor;  Hinterberg-er  traf  sie  einzeln  auf  d(n-  das  Ilerzog'- 
thum  Salzburg-  von  Kärnten  scheidenden  Tauernkette  an 
(Tschusi   1.   c.   p.   52). 

Co/anis  mouf'dula  (L.)  Die  Dohle  nistet  in  Track  ;  bei 
Tend  sah  ich  sie  fliegen ;  im  Gasteiner  Thale  kommt  sie  auf 
dem  Durchzuge  vor.  „Dahek',  ..Schlossdahel".  -  In  der  Samm- 
lung enthalten. 

CorvHS  coiuix  L.  Der  Kolkrabi'  kommt  im  hohen  (iebirge 
als  Brut\(>g'el   vor.    N^ulgärname:   „Rob". 

Corviis  roronr  L.  Die  Rabenkrähe  ist  ein  häufiger  Stand- 
vogel; sonst  auch   im   Zuge  in  gTossen  Scharen.   .. Krohn". 

C'orviis  con/ix  L.  Die  Nebelkrähe  ist  meinem  Trewährs- 
manne  bekannt;  Durchzugsvogel. 

Corvus  fnigilrgiis  T.  Die  „Saalkrohn"'  kommen  aul  (U-m 
Durchzuge  vor. 

Pifd  pica  (L.)  V.  Tschusi  (1.  c.  p.  19)  schreibt:  „Laut  Dr. 
Storch  findet  sie  sich  um  St.  Johann  (Pongau)  nicht  selten ; 
im  Gasteinerthale  dag-egen  sind  sämmtliche  Elstern  aus  unbe- 
kannten Ursachen  seit  dem  Jahre  18()1  verschwunden."  Auch 
mein  Gewährsmann  will  sie  im  Gasteiner  Thale  nicht  gesehen 
haben;  dagegen  beobachtete  ich  ein  Elsternpaar  in  der  Nähe 
der  Erzherzog  Johann-Promenade.  Ein  Exemplar  befindet  sich 
in   der  tlampel'schen  Sammlung-. 

(hirnilits  glandarius  (L.)  Dir  Eichelheher  ist  Standvogel, 
heisst  „Bohnhetz".  weil  er  die  Bohnenpflan/ungen  plündert. 
In  der  Sammlung. 

Nticifraga  carvocafnctes  (L.)  Tannenhc^her  beobachtete  ich 
wiederholt  in  der  Prossau.  Er  führt  den  Vulg"ärnamen  ,,Zirb'n- 
krakel"  und  ist  Standvogel.  Talskv  bringt  den  Namen  „Zirben- 
heher."  In  der  Schule  von  Wildbadgastein  steht  ein  schlang- 
schnäbliger  Tannenheher  und  in  Hampel's  Sammlung  befinden 
sich  ebenfalls  zwei  Exemplare  dieser  östlichen  Varietät, 


Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein.  15 


Ordnung:  Scansores. 

Familie:  Picidae. 

Picus  viridis  L.  Der  Grünspecht  ist  Standvogel,  jedoch 
seltener  als  der  grosse  Buntspecht.    In  der  Sammlung  enthalten. 

Picus  viridicaniis  Wolf.  v.  Tschusi  (1.  c.  p.  19)  schreibt: 
„Ein  Grauspecht  steht  in  der  Sammlung  Hampel's  in  Hof- 
gastein.  Im  allgemeinen  ist  er  bei  uns  ziemlich  selten." 

Dryocopus  martius  (L.)  Der  Schwarzspecht  ist  ein  sparsam 
vorkommender  Standvogel;  heisst  „Hohlkroh". 

Dendropicus  major  (L.)  Der  grosse  Buntspecht  ist  Stand- 
vogel und  heisst  „Rothspecht"  ;  häufiger  vorkommend  als  die 
anderen    Spechtarten. 

Dendropicus  minor  (L.)  Ein  Paar  kleiner  Buntspechte 
beobachtete  ich  auf  dem  Wege  von  der  Erzherzog  Johann- 
Promenade  nach  dem  Engl.  Cafe.   „Kloaner  Bamhackl". 

Picoides  iridacfyhts  alpiniis  (Br.)  \.  Tschusi  (1.  c.  p.  18) 
schreibt  u.  a.  in  Betreff"  des  dreizehigen  Spechtes;  .,Auch  in 
der  Sammlung  des  Weissgärbcrs  Hampel  in  Hofgastein  befindet 
sich  dieser  Specht,  welcher  nach  den  Angaben  Dr.  Storch's 
am  Fusse  des  Radhausberges  in  Gastein  in  der  Nähe  des 
Aufzuges  eben  uicht  ganz  selten  sein  soll." 

Jynx  torquilla  L.  Der  Wendehals  ist  in  der  Hampei- 
schen Sammlung  vertreten.  Er  dürfte  im  Gasteiner  Thale  selten 
auf  dem  Durchzuge  vorkommen;  mein  Gewährsmann  kennt 
ihn  nicht.  Talsky  führt  ihn  für  das  Rauristhal  unter  dem  Vulgär- 
namen „Schlechtwettervogel"  an,  weil  er  durch  sein  Geschrei 
„giesst,  giesst"  den  Regen  ankündigen  soll. 
Familie:  Sittida  e. 

Sitta  cacsia  Wolf.  Die  gelbbrüstige  Spechtmeise  ist  Stand- 
vogel, nicht  häufig,  lieisst  „Spechtmeise".  In  der  Sammlung 
ein  Exemplar. 

Familie:  Certhiidae. 
Tichodroma  mnraria  (E.)  Der  Alpenmauerläufer  wird  im 
Winter  in  Wildbadgastein  am  Thurme  der  alten  Kirche,  an 
Felswänden  etc.  öfter  gesehen  ;  er  brütet  im  Hochgebirge.  — 
„Mauerspecht",  „Mauerklaener".  —  In  der  Hampel'schen  Samm- 
lung befinden  sich  mehrere  Exemplare. 

Certhia  familiaris  E.  Der  langzehige  Baumläufer  kommt 
nach   meiner    Beobachtung    ziemlich    häufig    in     den    Gasteiner 


16  Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


Waldungen  v^or ;    er    wird    von    dem    Volke    zu    den     „Moisen" 

g-erechnet.   In  der  Sammlung  vorhanden.  Stand-  und  Strichvogel. 

Familie:   U  p  u  p  i  d  a  e . 

Upitpa  epops  I..  In  der  Hampersclien  Sammlung  befinden 
sich   mehrere   l^xemplare.     Der   \Viedeho})f  ist   Durchzugsvogcl. 

Ordnung:  Captores. 
Familie:    Lan  i  idae. 

Laiiius  exctibitor  L.  In  der  Sammlung  ein  Fxemplar  des 
Raubwürgers  befindlich.     Wintergast  zuweilen. 

Laniiis  collurio  L.      Rothrück.  Würger  5,  9  .i»  der  Samm- 
lung enthalten.  Talsky  führt  sein  Vorkommen    im    Rauristhale 
an  ;  ich  habe  im  Gasteiner  Thale  keinen  beobachtet,  doch  dürfte 
er  auch  dort  als  Sommerbrutvogel  vorkommen. 
Familie:  Muscicapidae. 

Muscicapn  grisola  L.  Talsky  erwähnt  den  grauen  Fliegen- 
fänger für  das  Rauristhal ;  ich  sah  ihn  flüchtig  bei  Wildbad- 
gastein.  Vulgärname  im  Rauristhale   „Stauenfohrer". 

Muscicapa  parva  Bchst.  Ich  hatte  Gelegenheit,  auf  dem 
Wege  zur  „Schwarzen  Liesel"  einen  Zwergfliegenfänger  im 
Jugendkleide  fast  täglich  zu  beobachten.  Durch  sein  Geklingel 
wurde  ich  jedesmal,  sobald  ich  an  die  Stelle  kam,  wo  er  sich 
aufhielt,  auf  ihn  aufmerksam  gemacht.  —  Talsky  hat  ihn  an 
der  Erzherzog  Johann-Promenade  beobachtet. 

Muscicapa  collaris  Bchst.     In  der  Sammlung    befindet  sich 
ein  Exemplar  des    jedenfalls    sehr    selten    auf    dem     Durchzuge 
dort   vorkommenden  weisshalsigen   Fliegenfängers. 
I^"  a  m  i  1  i  e :  A  m  p  e  1  i  d  a  e. 

Bouibycilla  garrula  L.  In  der  Sammlung  stehen  drei 
Stück  Seidenschwänze.  In  manchem  Winter  in  grösserer  Anzahl 
erscheinend,  doch  sehr  selten. 

Familie:  A  cce  ntoridae. 

Accentor  collaris  (Scop.)  Zwei  Exemplare  der  Alpenbrau- 
nelle befinden  sich  in  der  Sammlung.  „ Alpenflüevogel",  nach 
Talsky  ,,Steinlerche".  Die  Alpenbraunclle  nistet  im  Hochgebirge 
und  kommt  im  Winter  zu  Thal.  Nach  Talsky  wird  sie  dort  auch 
im  Käfige  gehalten,  wo  sie  manchmal  ein  höheres  Alter  erreicht. 

Accentor  modularis  (L.)  Ein  Belegstück  der  Heckenbrau- 
nelle  ist  in  der  Hampel'schen  Sammlung  enthalten,  v.  Tschusi 
schreibt  (1.  c.  p.  40*)  in  Betreff  des  Vorkommens  dieses  Vogels: 

*)  Seit  dem  mehrfach  als  Brutvogel  nachgewiesen.  D.  Herausgeb. 


Robert  Eder:     Zur  Vogelfauna  von  Gastein.  ]7 

„Ziemlich  spärlich  und  meist  nur  auf  dem  Zuge.  Seiner  ver- 
borgenen Lebensweise  wegen  wird  er  meist  übersehen.  — 
„Russerl". 

Familie:  T  roglo  d  y  tidae. 

Troglodytes  troglodytes  (L.)  Während  meines  vierwöchent- 
lichen Aufenthaltes  wurden  mir  die  Brutplätze  von  sechs  Paar 
Zaunkönigen  bekannt.  Die  Alten  flogen  noch  meist  mit  Atzung 
zu  den  Nestern.  Besonders  lebhaft  sangen  die  Männchen  in 
der  letzten  Woche,  als  bald  darauf  Regenwetter  eintrat.  — 
„Zaunschlüpfer.''  —  In  der  Sammlung  vertreten  —  Standvogel. 
Familie:   Cinclidae. 

Cinchts    aqiinficus    Bebst.      Bachamseln     traf    ich      an    der 

Gasteiner  Ache,  an  der  Kötschache.   wo  sie  auch    nisten.      Das 

Belegstück  in   der  Sammlung  ist  mit  „Wasseramsel"  bezeichnet, 

während  man  mir  für  sie  den   Vulgärnamen   „Bachstelz"  nannte. 

Familie:  Paridae. 

Parus  palustris.  L.  Die  Sumpfmeise  ist  die  häufigste  der 
dort  vorkommenden  Meisenarten.  Vulgärname:  .,Kothmoise". 
Stand-  und  Strichvogel.  In  der  Sammlung  vorhanden. 

Parus  ater  L.  Die  Tannenmeise  kommt  auch  häufig  vor, 
heisst  „Zöpfelmoise",  weil  sie  sich  gerne  an  Fichtenzapfen 
hängt.  Stand-   und    Strichvogel.    In    der    .Sammlung    vertreten. 

Parus  cristatus  L.  Die  Haubenmeise  ist  weniger  häufig 
als  wie  die  vorerwähnten  Arten ;  ich  habe  jedoch  die  „vSchopf- 
moise"   öfter  gesehen.  Stand-  und  Strichvogel. 

Parus  major  L.  Ich  habe  einige  Kohlmeisen  beobachtet; 
sie  wird  „Spiegelmoise"  genannt.  In  der  Sammlung  vertreten. 
Stand-  und  Strichvogel. 

Parus  coeruleus  L.  Talsky  schreibt  auf  Grund  der  ihm 
von  Vogelkundigen  gemachten  Mittheilungen  über  die  Blau- 
meise im  Rauristhale  „häufig".  Im  Gasteiner  Thale  ist  dies 
nicht  der  Fall ;  ich  habe  keine  angetroffen,  obwohl  sie  dort 
genügend  bekannt  ist  und  den  Namen  „Blomoisel"  führt.  In 
der  Sammlung  ein   Belegstück. 

Acredula  caudata  (L.)  Ich  habe  junge  Schwanzmeisen 
angetroffen;  sie  heisst  „Schneevogel"  und  „Schneemoise",  weil 
ihr  Erscheinen  Schneefall  anzeigen  soll. 

Rcgulus  rcgu/us  (L.)  Das  gelbköpfige  Goldhähnchen  habe 
ich  öfter  in  Gesellschaft    von    Meisen    und    langzehigen    Baum- 

2 


18  Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


läufcni  gesellen.     Das   „Goldliahnl"   ist    Stand-  und  Strichvoj^el. 
In   der  vSammlung  vorhanden. 

Ordnung:  Cantores. 
Familie:  S  y  1  v ii d  a e. 

Phvlloscopus  frochihis  (L.)  Den  Fitislaubvogel  habe  ich 
öfter  gehört;  jedenfalls  ist  er  Sommerbrutvogel. 

PJtxlloscopus  ruf  US  (Bchst.)  Auch  den  Weidenlaub  vogel 
habe  ich  einmal  singen  gehört  und  dürfte  er  wohl  auch  Som- 
merbrutvogel sein. 

Phylloscopus  honellii  (Vieill.)  Obwohl  ich  den  Berglaub- 
vogel selbst  nicht  beobachtet  habe,  so  unterliegt  es  nach  seinem 
anderweitigem  Vorkommen  im  Fände  keinem  Zweifel,  dass  er 
als  Jirutvogel  dort  vorkommt. 

Sylvia  curruca  (]..)  Die  Zaungrasmückc  kommt  als  Som- 
merbrutvogel vor. 

Sylvia  sylvin  (F.)  Desgleichen  die  Dorngrasmücke. 

Sylvia  atricapilla  (F.)  Die  Mönchsgrasmücke  nistet  in 
einigen  Paaren  in  den  Promenadeanlagen.  Sommerbrutvogel. 
„Schwarzplattl. " 

Sylvia  Jiortensis  Bchst.    Die  Gartensgrasmücke  nistet  gleich- 
falls in   den  Promenadeanlagen.  Sommerbrutvogel.  „Grasmück". 
F  a  m  i  1  i  e  :  F  u  r  d  i  d  a  c. 

lu/'dus  lurnila  l^.  Der  Gesang  der  Kohlamsel  ist  aller- 
orten zu  hören,  in  den  Anlagen  sowohl,  als  auch  im  Walde. 
„  Amschel". 

Turdus  torquatus  alpcstris  (Br.)  Auf  dem  Zuge  oft  in  Scharen 
vorkommend,  ist  die  „Ringelamsel"  im  Gebirge  Brutvogel.  In 
der  Hampel'schen  Sammlung  sind  zwei    Exemplare    aufgestellt. 

Turdus  pilaris  F.  Eine  Wachholderdrossel  steht  in  der 
Sammlung.  Durchzugsvogel. 

Turdus  viscivorus  F.  Die  Misteldrossel  ist  auch  Brutvogel, 
doch  auf  dem  Zuge  häufiger.  Heisst  ,,Zuen".  Ich  habe  sie 
wiederholt  angetroffen.  In  der  Sammlung  enthalten. 

Turdus  musicus  F.     Die  Singdrossel  ist  Sommerl^rut vogel, 
ihr  Gesang  ist  oft  zu  hören;     sie  heisst  „Droschel";    in   Rauris 
nach  Falsky   „Ziehmader",  doch  glaube  ich,  dass  dieser  Vulgär- 
name eher  für  die  Misteldrossel  zu  nehmen  sei. 
Familie:  Saxicolidae. 

Ruticilla  litis  (F.)    Das  Hausrothschwänzchen  ist  einer  der 


Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein.  19 


am    häufigsten     vorkommenden     V^ögel.     Sommerbrutvogcl.     — 
„Brontrötel".  In  der  Sammlung'. 

Ruticilla  phoenicura  (L.)  Ein  (xartenrothschwanz  (j  sah 
ich  in  den  Promenadeanlagen,  sowie  in  der  Kaiserin  Elisabeth- 
Promenade.  Meinem  Gevvährsmanne  ist  dieser  Vogel  nicht 
bekannt.     Für  das  Rauristhal  führt  ihn  Talsky  an. 

C\anccula  cyanecula  (Wolf.)  Ein  weissterniges  Blaukehl- 
chen  Ij  befindet  sich  in  der  Hampeischen  Sammlung.  Es  ist 
diis  einzige  Exemplar,  das,  wie  Talsky  schreibt,  dem  Sammler 
Hampel  untergekommen  ist. 

Erithacus  rubecula  (L.)  Das  ,,Rothkröpfl"  ist  ein  häufiger 
Sommerbrutvogel.     In   der  Sammlung  enthalten. 

Saxicola  ocnantlie  (L.)  In  der  Sammlung  befindet  sich  ein 
Exemplar  des  grauen  Steinschmätzers.  Tal.sky  führt  ihn  für 
das  Rauristhal  an;  er  hat  ihn  in  höheren  Lagen  wiederholt 
angetroffen;  jedenfalls  ist  er  auch  Brutvogel  des  (rasteiner 
Thaies. 

Prnfincola  nibr/ra  (L.)  Braunkehlige  Wiesenschmätzer  habe 
ich  auf  einer  Wiese  an  der  Fahrstrasse  nach  Böckstein  ange- 
troffen. Ein  Stück  in  der  Sammlung  enthalten.  Sommerbrut- 
vogel. Talsky  hat  diesen  Schmätzer  auch  im  Rauristhale 
beobachtet. 

lamilic:  Mo  tac  iUidae. 

Motacilla  alba  L.  In  Wildbadgastein  habe  ich  die  weisse 
Bachstelze  nicht  gesehen,  jedoch  bei  Hofgastein  einige  Paare 
und  bei  Dorfgastein.  Im  Rauristhal  soll  sie  nach  Talsky  sehr 
häufig  vorkommen  und  sie  führt  dort  den  Namen  „Bauvogel", 
aus  dem  Grunde,  weil  sie  zur  Zeit  des  P'eldanbaues  die  aufge- 
ackerten Furchen  durchsucht.   Sommerbrutvogel. 

Motacilla  boarula  L.  Die  Gebirgsbachstelze  nistet  an  der 
Gasteiner  Ache,  sowie  an  der  Kötschache  etc. ;  ich  hörte  für 
diesen  Vogel  den  Namen  „Stromläufer".  —  In  der  Sammlung 
enthalten.  Sommerbrutvogel. 

Anthus  spipoletta  (L.)  Talsky  erwähnt  den  Wasserpieper 
für  das  Rauristhal,  und  zwar  führt  er  für  ihn  den  Vulgär- 
namen   „Alpenvogel''  an. 

Anthus  trivialis  (L.)  Den  Baumpieper  habe  ich  oft  gehört 
und  gesehen.  Sommerbrutvogel.  Ein  Belegstück  in  der  Sammlung. 
Vul^ärname:   „Lerche", 

2* 


20  Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 


Familie:   A 1  a  u  d  i  d  a  e. 

Almida  (irvensis  L.  Talsky  sagt,  dass  die  FcldU-rchc  in 
der  Kegel  alle  Jalire  vorkomme.  Mein  Gewährsmann  kennt  dir 
l^\l(lli-rche  nicht,     in   der  Sammlung  ein   Exemplar. 

Galerida  cn' s/ata  (L.)    v.  Tschusi  (1.  c.  p.  28)  schreibt:   „IJie 
Schopflerche  kommt  bei   uns  nur  sehr  sparsam  vor.    Ein   I-'.xc-m- 
plar  steht  in   der  Sammhing  TTampel's  in   Hofgastein." 
Ordnung:  Crassirostres. 
V  a  m  i  1  i  e  :   ]{ m  l)  e r  i  /.  i  d  a  e. 

Emheriza  cifrinella  L.  Der  Goldammer  ist  Standvogel  und 
nach  dem  Buchfinken  der  gemeinste  Vogel  an  Strassen  und 
Wegen.   —    „Ammerling'',    „Groernling".   —    In   di-r  Sammlung. 

Emheriza  schoeiiichis  I..  In  der  Sammlung  befindet  sich 
ein    ^  des  Rohrammers. 

Familie:  Fringillidae. 

MontiJ rijigilla  )uv(tlis  (L.)  Der  .Schneefink  kommt  im  Winter 
zu  Thal.  In  der  Rauris  wird  er  „Bergfink"  genannt.  Ein 
Belegstück  in  der  Sammlung. 

Passer  montanus  (L.)  Talsky  sagt,  dass  der  „Gebirgsspatz" 
nur  im  Winter  in  die  Ortschaften  komme. 

Passer  douiesticus  (L.)  Die  Haussperlinge  wurden  vor  eini- 
gen Jahren  in  Wildbadgastein  ihrer  Schädlichkeit  halber  ausge- 
rottet und  nur  einige  wenige  haben  sich  erhalten.  In  Lend,  Hof- 
gastein etc.  habe  ich  Sperlinge  ang-etroffen.     In  der  Sammlung. 

Fringilla  coelehs  L.  Buchfiidvcn  gehören  zu  den  häufigsten 
Brutvögeln  des  Gasteiner  Tliales.   In  der  Sammlung.  —   „Fink." 

Fringilla  }}io7itifringilla  L.  Der  Bergfink  kommt  in  Scharen 
auf  dem  Durchzuge  vor;  heisst  „Bilkfink";  —  „Igowitz"  nach 
Talsky.   In  der  Sammlung  zwei  Stücke. 

CJirysovtitris  spiniis  (L.)  Erlenzeisige  habe  ich  wiederholt 
in  Paaren  angetroffen.  Nistvogel.   Vulgärnanie:   „Zeisei." 

Cardatelis  carduclis  (L.)  Der  Stieglitz  kommt  zuweilen  auf 
dem   Durchzuge  vor.   In   der  Sammlung. 

Acanthis  cnnnabina  (E.)  Der  Bluthänfling  ist  in  der  Samm- 
lung vertreten  ;  er  kommt  seltener  auf  dem  Durchzuge  xor  als 
der  Stieglitz. 

Acanthis  linatia  (E.)  In  der  Sammlung  befindet  sich  ein 
nordischer  Eeinfink.  \-.  Tschusi  schreibt:  „Der  nordische  Lein- 
fink oder  „Meerzeisel"  besucht  nur  selten  auf  dem  Zuge  unser 
Land.  (1.  c.  p.  58). 


Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein.  21 


Acanthis  rufescens  (Vieill.)  v.  Tschusi  weist  (1.  c.  p.  58) 
auf  den  südlichen  Leinfinken  hin  und  bringt  eine  ausführliche 
Beschreibung  desselben.  Dieser  Leinfink  wird  im  Gebirge 
„Rothzeisel"  genannt  und  brütet  in  manchen  Theilen  des  Lan- 
des nicht  selten.  So  sah  v.  Tschusi  den  19.  Juli  1871  einen 
jungen  Vogel  auf  den  Radstädter  Tauern  und  hörte  ihn  auch 
rufen.  —  Dieser  Vogel  dürfte  wohl  auch  bei  Gastein  hie  und 
da  vorkommen. 

Pyrrliula  curopaca  Vieill.  Der  Gimpel  ist  in  Wildbadgastein 
ein  verhältnismässig  häufiger  Standvogel;  ich  habe  ihn  oft 
einzeln  und  auch  in  Familien  angetroffen.  In  der  Sammlung. 

Loxia  curvirostra  L.  Mein  Gewährsmann  sagte  mir,  dass 
der  „Krummschnabel"  bei  Gastein  nur  selten  erscheine;  dage- 
gen schreibt  Talsky  für  das  Rauristhal,  dass  er  sich  das  ganze 
Jahr  hindurch  dort  auflialte,  wie  man  ihm  mittheilte. 

Coccothraustes  coccothraustes  (L.)  Talsky  führt  den  Kirsch- 
kernbeisser  als  Wintergast  im  Rauristhale  an ;  demgemäss  mag 
er  wohl  auch  in's  Gasteinerthal  zur  Winterszeit  zuweilen  kommen. 

Ordnung:  Golumbae. 

Familie  :     Columbidae. 

Coliimba  palumbus  L.  Die  Ringeltaube  ist  Sommerbrut- 
vogel ;  ich  habe  einige  Paare  beobachtet.  In  der  Sammlung 
enthalten.   Vulgärname:    „Wildtaube." 

Columba  oenas  L.  Die  Hohltaube  ist  ein  nicht  häufig  vor- 
kommender Sommerbrutvogel.  Vulgärname:  „Holztaube."  In 
der  Sammlung. 

Turfnr  tuiiti)'  (L.)  Die  Turteltaube  ist  Sommcrbrutvogel, 
doch  sehr  sparsam   vorkommend.     In  der  Sammlung  enthalten. 

Ordnung:  Rasores. 
Familie:    Tetraonidae. 

Tetrao  uroi:;aIlus  L.  Das  iVuerhuhn  ist  Standvogel.  Die 
Henne  heisst  „Bromhoernl'".  In  der  Sammlung  befindet  sich 
ein  Hahn. 

Tetrao  tetrix  L.  Das  Birkwild  ist  häufiger  als  das  Auer- 
wild. Ein  Birkhahn  befindet  sich  in  der  Sammlung.  Vulgär- 
name:  „Schildhahn." 

Tetrao  tetrix  X  urogallus  L.  In  der  Hampel'schen  Samm- 
lung steht  ein  Rackelhahn ;  gewöhnlicher  Typus.  Derselbe 
wurde  Mitte  der  50er  Jahre  bei  Dorf  Gastein  erbeutet.     Übri- 


22  Robert  Eder:    Zur  Vogelfauna  von  Gastein. 

gens  sollen,  wie  man  mich  versicherte,  im  Gasteiner  Thale  seit 
her  noch  einige  Rackelhähne  erlegt  worden  sein. 

Tetrao  bonasia  L.  Das  Haselhuhn  ist  Standv^ogel.  In  der 
Prossau  sollen  jährlich  mit  der  Locke  einige  erlegt  werden; 
doch  kommt  das  Haselvvild  immerhin  nur  sparsam  vor.  In  der 
Sammlung  stehen  2  Exemplare,    6,    9- 

Lagopus  mutus  (Montin.)  Das  Alpenschneehuhn  kommt  im 
Gebirge  vor.  Belegstück  in  der  Sammlung.  Vulgärname  : 
„Schneehoernl." 

Familie:  Perdicidae. 

Perdix  Sdxaiilis  (Meyer.)  Das  .Steinhtihn  kommt  auf  dem 
Gebirge  vor.  Alpenschneehühner  und  Steinhühner  kommen 
allerdings  dem  Jäger  selten  zum  Schusse,  doch  sind  sie  häufi- 
ger, insbesondere  Alpenschneehühner,  als  Haselhühner.  In  der 
Sammlung  befindet  sich  ein  Steinhuhn.  Vulgärname:  „Stoan- 
hörnl." 

Perdix  perdix  (L.)  In  der  Sammlung  befinden  sich  zwei 
Rebhühner,   6,   9-    Selten  vorkommend. 

Coiurnix  coturnix  (L.)  Wie  man  mir  sagte,  hört  man  den 
Wachtelschlag  nicht  gerade  selten  bei  Hofgastein,  wo  sie  auch 
brüten  soll.  In   der  Sammlung  2  Exemplare  befindlich. 

Ordnung:  Grallae. 
Familie:    C  h  a r a  d  r i  i  d a  e. 

Oedietiemus  oedienemus  (L.)  Zwei  iTriele  stehen  in  der 
Sammlung.  Wohl  seltener  Durchzugsvogel. 

V<7nellus  vanellus  (L.)  Kiebitze  kommen  öfters  auf  dem 
Durchzuge  vor.  Mehrere  Exemplare  in   der  Sammlung. 

Ordnung:  Grallatores. 

Familie:  Ciconiidae. 
Ciconia  eiconia    (L.)     Der  weisse  vStorch  kommt  auf  dem 
Durchzuge  vor.   Belegstück  in   der  Sammlung. 
Familie:    Ardeidae. 
Ardea  cinerea  L.     Der   graue  Reiher   ist  Durchzugsvogel. 
Belegstück  in  der  Sammlung. 

J^ycticorax  nycticorax  (L.)  Der  Nachtreiher  ist  Durchzugs- 
vogel. Belegstück  in    der  Sammlung. 

Familie:   G  allinulidae. 
Rallus  aquafieiis  L.     Die  Wasserralle  ist  ein  seltener  Durch- 
zugsvogel. Belegstück  in   der  Sammlung. 


Robert  Eder:    Zur  Vugelfauna  von  Gastein.  23 

Crex  crex  (L.)  Die  Wiesenralle  ist  meinem  Gewährsmanne 
unbekannt,  scheint  mithin  nur  auf  dem  Durchzuge  vorzukom- 
men. Belegstück  in  der  Sammlung  mit  .,Wiesenschnarrer"  be- 
zeichnet. 

Ortygometra  parva  (Scop.)  Das  kleine  Sumpfhuhn  ist  in 
der  Sammlung  vertreten.   Wohl  seltener  Durchzugsvogel. 

Ortygometra porzatta  (L.)  Desgleichen  das  getüpfelte  Sumpf- 
huhn.    Durchzugsvogel. 

Gallinula  chloropus  (L.)  Desgleichen  das  grünfüssige  Teich- 
huhn. Durchzugs  vogel. 

Fulica  atra  L.  2  Exemplare  des  schwarzen  Wasserhuhnes 
sind  in  der  Sammlung  belindHch.  Talsky  theilt  mit,  dass  eines 
davon  .seinerzeit  im  Spätherbste  auf  dem  Klockenkogel,  auf  der 
Westseite  des  Thaies  lebend  gefangen  wurde. 

Ordnung:  Scolopaces. 
Famlilie:    Sc  olopacidae. 

Scolopax  rasticula  L.  Die  Waldschnepfe  soll  ßrutvogel 
sein.  In  der  .Sammlung  enthalten.   —   „Waldschnepf." 

Gallinago  gallinago  (L.)  Die  Becassine  ist  Durchzugsvogel. 
Das  Belegstück  in  der  Sammlung  ist  mit  „Heerschnepf "  be- 
zeichnet. —  „Schnepf." 

Totanus  ftiscus  (L.)  Der  dunkle  Wasserläufer  ist  in  der 
Sammlung  vertreten.  Seltener  Durchzugsvogel. 

Totanus  ochropus  (L.)  Desgleichen  der  punktierte  Wasser- 
läufer; 2  Stücke. 

Totanus  hypoleucus  (L.)  Ein  Belegstück  des  Flussuferläu- 
fers ist  in  der  Sammlung  enthalten.  Durchzugsvogel. 

Ordnung.  Anseres. 
Familie:   Anatidae. 

Anscr  anser  (L.)  Die  Graugans,  „Wildgans",  kommt  auf 
dem  Durchzuge  vor. 

Anas  boscas  L.  Die  Stockente  kommt  auf  dem  Durchzuge 
vor;  Belegstück  in  der  Sammlung.  Kleinere,  ebenfalls  auf  dem 
Durchzuge  vorkommende  Enten,  werden  „Halbenten"  genannt, 
so  z.  B.: 

Anas  crccca  L.  Die  Krickente.    Belegstück  in  der  Sammlung-. 

Fuligula  clangula  (L.)  Die  Schellente  ist  ein  sehr  seltener 
Durchzugsvogel.   Belegstück  in  der  Sammlung 

Mergus  merganser  L.  Als  Belegstück  ein  Weibchen  des 
gro-ssen  Sägers  in  der  Sammlung.  Durchzugsvogel. 


24     Knezourek:  Orn.  Nutizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Uingel). 


Ordnung:  Urinatores. 

Familie:  P  o  d  i  c  i  p  i  d  a  e. 
Podicipes  fluviatilis  (Tunst.)    Der  Zwergsteissfuss  ist  Durch- 
zugsvogeL  Belegstück  in  der  Sammlung. 

Podicipes  cristatus    (L.)     Der    Haubentaucher    desgleichen  ; 
Bielegstück  in  der  Sammlung. 

Familie:  Colymbidae. 
Urinafor  scpfenirionalis  (L.)    Der  Nordseetaucher  ist  Durch- 
zugsvogel.  Belegstück  in   der  Sammlmig. 
Ordnung:  Longipennes. 
Familie:    Laridae. 
Stercorarius    longicauda    (Vieill.)      v.  Tschusi    berichtet   im 
Ornithol.  Jahrbuche  VII.     181)6   p.  81:    „Herr  Carl  Straubinger, 
Bürgermeister  in  Gastein,  erhielt  in  den  ersten  Septembertagen 
V.  J.  (1895)  eine  Raubmöv^c,  junges  Exemplar,  welche  todt    auf 
dem  Fleiss-Gletscher,  auf  dem  Wege  vom  Zirm-See  zum  Sonn- 
blick, also  mindestens  in   einer  Höhe   von   2544  m.  aufgefunden 
wurde." 

Rissa  tridactyla  (L.)  Eine  dreizehige  Möve  befindet  sich 
in  der  Sammlung. 

Larus  ridibundus  L.  Drei  Lachmöven  befinden  sich  in  der 
Sammlung. 

Familie:  Stern  i da e. 
Sterna  hirundo  L.      Eine  Flusseeschwalbe  ist  in  der  Samm- 
lung enthalten. 

Ornitholoiriscbe  Notizen  aus  Starkoc  uad  dessen 
nächster  Uuigebuug. 

Von   Oberlehrer  K   Knezonrek. 

Die  Veröffentlichung  nachstehender  Notizensammlung  be- 
zweckt, Bericht  über  die  bei  uns  vorkommenden  Vogelarten 
zu  geben.  Der  Umstand,  dass  das  einbezogene  Gebiet  klein  ist 
und  infolge  des  Waldmangels  in  nächster  Nähe  so  manche 
sonst  gewöhnliche  Vogelarten  fehlen  oder  wenigstens  als  Sel- 
tenheiten bezeichnet  werden  müssen,  lässt  die  Zahl  der  aufge- 
zählten Arten  klein  erscheinen.  Trotzdem  haben  auch  zu  uns 
einige   Arten  ihren   Weg  genommen,    die    nicht  nur  für  unsere 


Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.      25 

Gegend  allein  als  seltene  Ausnahmserscheinungx'n  bezeichnet 
werden  müssen.  Unser  Dorf  Starkoc  liegt  in  der  fruchtbaren 
Ebene  bei  Caslau  (Böhmen),  8  km.  davon  nordöstlich  entfernt, 
zunächst  der  Caslau-Chrudimer  Reichsstrasse.  Das  Terrain  der 
Umgebung  hat  südliche  Lage  und  ist  sanft  wellenförmig  ge- 
staltet. Im  Norden  verbreitet  sich  der  längliche  Rücken  des 
Eiseng'ebirges  mit  einer  durchschnittlichenHöhe  von  300  müber  dem 
Meeresspiegel.  Dieser  Rücken  ist  grösstentheils  bewaldet  und 
circa  8  —  5  Km.  vom  Dorfe  entfernt.  Um  das  Dorf  herum  liegen 
ausgedehnte  Felder,  Wiesen  sind  seltener.  Ein  grösseres  Ge- 
wässer fehlt;  nur  der  Fluss  Doubravka,  ein  kleiner  Nebenfluss 
der  Elbe,  durchfliesst  in  einer  Entfernung  von  2  Km.  von 
Starkoc  die  hiesig^e  Gegend  und  ausser  diesem  finden  sich  noch 
zwei  kleinere  Bäche,  nördlich  und  südlich  gelegen.  Nachstehende 
Notizen  stammen  aus  den  letzten  vier  Jahren  189.S  — 1896  und 
in   einzelnen  Phallen  auch  aus   1897. 

1.  Erithacus  cyaneculus  cyaiieculus  (Wolf).  Alljährlich 
auf  dem  Zuge  im  Frühjahre  im  Gebüsche  längs  des  Baches 
nahe  beim  Dorfe.  1893,  9.  IV.  1  Paar,  1894,  1.  IV.  1  Paar, 
1896,  19.  IV.  2  Paare.  Am  23.  IV.  1896  schoss  ich  ein  schwanz- 
loses 5?  obzwar  es  2  Tage  vorher  ganz  unversehrt  von  mir 
beobachtet  wurde.  Es  scheint,  dass  Katzen,  die  regelmässige 
Nachtgäste  dieser  Gebüsche  sind,  ihm  diesen  Defect  beigebracht 
haben.  Trotzdem  passende  Brutplätze  hier  vorhanden  sind, 
bleiben  keine  zum  Brüten  da. 

2.  Erithacus  rubeculus  (L.)  Nur  auf  dem  Durchzuge,  so 
am  9.  IV.  1893  im  Garten  gehört  und  gesehen,  aber  denselben 
Tag  auch  abgezogen.  > 

3.  Ruticilla  titis  (L.)  Regelmässiger  Bewohner  aller  um- 
liegenden Dörfer.  Hier  erschien  sie:  1893,  19.  III.  5?  1894, 
22.  III.  (5,  1895,  22.  III.  ö,  1896,  21.  III.  6.  Brütet  zwei- 
mal. Ein  Paar  nistet  schon  3  Jahre  hindurch  im  Presbyterium 
der  hiesigen  Kirche  auf  einem  Gesimse  oberhalb  des  Haupt- 
altares. Die  Alten  fliegen  durch  ein  zerschlagenes  Fenster  aus 
und  ein.  Im  Herbste  das  letztemal  bei  Bucic  1893,  am  7.  XII. 
(—  70  R.),  1894,  am  21.  X.  hier,  1895,  am  28.  X.  und  1896, 
am   18.  X.  gesehen. 

4.  Pratincola  riibicula  (L.)  Nur  einmal  am  27.  IV.  1893 
gesehen    und    auch  für  meine   Sammlung  geschossen.      Es  trieb 


26      Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Slarkoc  und  dessen  nächster  Umgeb. 

sich  auf  einrin  ,y;>  ac^kcrtcti  FcUlr  „Na-Vrcluich"   /.wischen  Starkoc 
und  Zbyslav  herum. 

5.  Pratincola  rubcfra  (L.)  Ein  sehr  häufiges  Vögelchen 
längs  der  Bäche,  hauptsächlicli  zur  Brütezeit.  Im  Sommer,  dann 
im  Herbste  sieht  man  ganze  Familien  auf  den  Feldern,  welche 
sehr  gerne  auf  den  Molinköpfen,  Mais-  und  Rübensamenstengeln 
herumsitzen.  Nistet  zweimal,  besonders  wenn  das  erste  (jelege 
zugrunde  gegangen  ist.  \ox\  den  Landleuten  wird  er  hier 
fehlerhaft  .,Konopka"  (Bluthänfiing)  genannt.  Frühjahrsankunft: 
1893,  24.  IV.  (1.  VI.  ein  Nest  mit  7  Eiern  und  am  4.  VI.  wo 
anders  ein  Nest  mit  5  flüggen  Jungen),  ISOl,  11.  IV.,  189."), 
25.  IV..  IS'IH  25.  IV.  Herbstzug  im  Se])tember,  aber  189H  sah 
ich  bei  schöner  AVitterung  4  Stück  noch  am  8.  October  auf 
einem  Rübenfelde  herumfliegen   und  Insecten   fangen. 

(3.  Saxicola  ocnaiiHic  (E.)  Einige  Paare  nisten  hier  alljährlich, 
obzwar  nicht  \iele  für  sie  passende  Nistplätze  \'orhanden  sind. 
Frühjahrsankunft  189.'^,  IE  IV.,  1895,  8.  IV.,  1896,  22.  III.  bei 
Husinec.  Während  meiner  14jährigen  Beobachtungszeit  habe  ich 
den  Steinschmätzer  nie  so  zeitig  beobachtet  und  gehört  wie 
1896;  es  herrschte  aber  auch  damals  im  März  eine  geradezu 
echte  Sommerwitterung. 

7.  Turdus  viscivorus  E.  Während  des  Zuges  den  29.  IIL 
1894  o  Stück  auf  den  Pappeln  und  Weiden  der  hiesigen  Wiesen. 

8.  Turdus  pilaris  E.  Nur  im  Winter  häufiger  bei  uns  vor- 
kommend. 1898,  8.  E  eine  Schar  von  circa  80  Stück  bei  Semtös. 
Dasselbe  Jahr  im  Herbste  hielt  sich  ein  grosser  Schwärm  einige 
Tage  hindurch  auf  den  Wiesen  unterhalb  des  Dorfes  auf.  Im 
November  1894  80  Stück  beim  Zbyslauer  Friedhofe  auf  den 
Vogelbeerbäumen.  Vom  8.  I.  bis  4.  II.  1895  kamen  sie  in  das 
Dorf  selbst,  und  um  dasselbe  hielt  sich  ein  Flug  von  circa 
60  Stücken  auf,  welche  sich  von  Hagebutten  und  Rainweide- 
beeren nährten.  Es  herrschte  eine  sehr  grosse  Noth  an  Nahrung, 
da  der  Schnee  sehr  hoch  lag  und  grosse  Kälte  herrschte.  Ich 
beobachtete  damals  diese  Drossel  als  Verbreiterin  der  Hecken- 
rose, indem  der  Hagebuttensamen,  welcher  mit  ihren  Ex- 
crementen  unverdaut  abgeht  und  verstreut  wird,  im  Frühjahr 
auf  manchen  Stellen  aufgeht.  Den  3.  I.  1896  ein  Schwärm  in 
„Kozi''   auf  Vogelbeeren. 


Knezourek;  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.       27 

9.  Turdus  merula  L.  Im  strengen  Winter  1895  erschien 
vom  26.  I.  an  täglich  ein  6  im  Garten  beim  Schulgebäude, 
traute  sich  aber  nicht  bis  auf  den  Futterplatz.  Ich  streute  ihm 
deswegen  in  das  offene  Gartenhäuschen  verschiedene  Abfälle 
von  Fleisch  und  Vogelbeeren  und  so  hielt  sich  die  Amsel  bis 
Fnde  Februar  hier  auf.  Am  0.  IL  früh  stieg  die  Kälte  bis  — 
20°  R.  Sonst  sieht  man   hier  das  ganze  Jahr  keine   Amsel. 

-  10.  Regulas  regiilus  (L.)  Gewöhnlich  auf  dem  Durchzuge, 
wie  z.  B.  1894,  10.  X.  1  Paar  in  der  Strassenallee,  1896,  17.  X. 
1  Paar  in  den  Dorfgärten. 

11.  Phylloscopus  ruf  US  (Bellst.)  Erscheint  regelmässig  auf 
demZuge,  brütet  aber  hier  nicht.  1895,  7.  III.  in  den  Gärten  und 
im  Weidengebüsch  längs  des  Baches  (starker  SO. -Wind,  regnerisch); 
1896,  22.  III.  bei  Lhotka,  und  noch  am  29.  IV.  schoss  ich  ein 
5  im  Garten  für  die  Sammlung;  1897,  24.  III.  erster  Gesang 
(tags  vorher  Sturm,  Regen,  W.-Wind.) 

12.  Phylloscopus  trochilus  (L.)  Auch  der  Fitis  ist  bei  uns 
nur  eine  Frühlingserscheinung,  der  im  April  eintrifft.  1894,  5.  IV. 
1  5  i'^  einer  Allee  längs  der  Felder,  bis  zum  25.  IV.  dort 
beobachtet;  1895,  29.  III.  das  erstemal  seinen  Gesang  gehört, 
auch  am  4.  IV.  bei  Zbyslav;  1896,  18.  IV.  bei  uns  im  Nachbar- 
garten singend  und  später  noch  am  1.  V.  und  10.  V.  Auf  dem 
Herbstzuge  nie  beobachtet. 

18.  Hypolais  philomela  (L.)  Alljährlich  nisten  4 — 6  Paare  hier 
und  auch  in  den  nächstliegenden  Dörfern.  Ihre  Ankunft  erfolgt 
im  Mai,  1893,  10.  V.;  1894,  5.  V.;  1895,  3.  V.  (diesmal  seltener 
als  je);  1896  erst  am  15.  V.,  also  verspätet  angekommen,  dafür 
aber  in  grösserer  Anzahl;  29.  VI.  fütterte  das  9  4  flügge  Junge. 
Im  September  verschwinden  alle. 

14.  Locustclla  fluviatilis  (Wolf).  1893,  16.  V.  längs  des  Flusses 
Doubravka  zwischen  Zbyslav  und  Bojman. 

15.  Acrocephalus  palustris  (Bchst.)  Erst  1896  am  8.  VI. 
das  erstemal  in  der  hiesigen  Umgebung  beobachtet.  Was  dabei 
mein  Interesse  erregte,  war,  dass  sich  hier  3  Paare  im  Korn- 
felde neben  der  Reichsstrasse  aufhielten  und  zwar  2  Paare 
knapp  neben  der  Strasse,  das  dritte  Paar  circa  300  m  von  der- 
selben entfernt  nächst  dem  Flusse  bei  der  Bucicer  Mühle.  Sie 
hielten  sich  an  diesen  Stellen  bis  17.  VII.  (also  40  Tage)  auf, 
bis   sie  durch  die  beginnende  Ernte  gezwungen  waren,  das  Feld 


28      Knezourck:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgab. 


zu  räumen.  Dass  sie  hier  gebrütet,  ergab  sich  am  16.  VI!.,  wo 
ich  um  1/4  ^  früh  beobachtete,  wie  die  Alten  die  Jungen  fütternd, 
Warnungsrufe  hören  Hessen.  Zweimal  traf  ich  sie  auch  auf 
Zwetschkenbäumen  sicli  herumtreibend.  Zeithch  in  der  Früh  und 
spät  abends,  wenn  Stille  herrschte,  konnte  man  seinen  dem  Garten- 
spotter  ähnlichen  schönen  Gesang  vernehmen.  Ein  5  machte  unter 
andern  den  Ruf  eines  Rebhahnes  ausgezeichnet  nach. 

16.  Acrocephalus  sttepcriis  (Vieill.)  Im  Frühjahre  1894  hörte 
ich  ihn  binm  Flusse  Doubravka  singen.  Später  wurde  er  nicht 
mehr  beobachtet. 

17.  Sylvia  afi'icapiUn  (L.)  Auf  dem  Frühjahrszuge  zweimal 
in  Gärten  beobachtet  und  zwar  1893  am  17.  V.  1  ö  und  1894 
am    1.   VI. 

18.  Sylvia  curruca  (L.)  1894,  26.  IV.  sang  sie  lustig  in 
Caslau  im  kleinen  Stadtparke  auf  dem  Hauptplatzc.  Im  Dorfe 
hörte  man  an  drei  Stellen  ihren  Gesang  das  ganze  Frühjahr 
hindurch.  1896.  10.  V.  hörte  ich  sie  das  erstemal,  1897,  6.  V. 
wieder  im  Caslauer  Parke.  Sie  nistet  hier  jedoch    nicht    häufig. 

1 9.  Sylvia  sxlvia  (L.)  ist  die  häufigste  Grasmücke  bei  uns.  Im 
Frühjahre  hält  sie  sich  in  den  Gebüschen  und  Strassenalleen, 
im  Sommer  in  den  Feldern  auf,  nach  der  Art  der  Baumpieper 
beim  Singen  in  die  Höhe  fliegend  und  dann  sich  sehr  gerne 
auf  die  Mohnstengel  setzend.  Ihr  Nest  wurde  in  Stachelbeer- 
stauden, auf  den  Stra.ssenbäumen  und  zweimal  im  Klee  gefun- 
den. Im  Jahre  1894  erschien  am  29.  IV.  hier  in  der  Allee  ein 
sehr  schön  singendes  und  andere  Vögel  nachahmendes  6,  das 
hauptsächlich  den  Fitislaubvogel  sehr  gut  imitierte,  1895,  5.  V. 
in  der  Allee  längs  der  Stras.se;  1896,  10.  V.  überall  zu  hören; 
1897,  28.  IV.  erster  Gesang  hörbar.  Im  September  ziehen  sie 
von  uns  fort. 

20.  Sylvia  hortensis  (Bchst.)  Alljährlich  auf  dem  Durchzuge. 
Ob  sie  hier  nistet,  ist  mir  unbekannt ;  in  dem  Dorfgarten  ist  es 
entschieden  nicht  der  Fall.  1893,  16.  V.  bei  Zbyslav,  20.  V.  hier; 
1894,  15.  V.  bei  der  Bucicer  Mühle  längs  des  Doubravka- 
Flusses ;    1896,   16.   V.  in  Starkoc. 

21.  Troglodxtes  troglodxlcs  (L.)  Gewöhnlich  nur  im  Winter, 
aber  jedes  Jahr  zu  hören.  1894,  9.  XII.  beim  Bache  im  Weiden- 
und  Feldahorngebüsche,  1896,  2.  II.  flog  ein  Stück  in  der 
hiesigen    Kirche   herum. 


Knezourek:   Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.     29 


22.  Parus  caeriilcus  L.  Stand-  und  Strichvogel,  aber  nicht 
häufig.  Im  vSommer  ausschUesshch  in  den  vStrassenalleen,  im 
Winter  in  den  Dorfgärten.  Auf  dem  Futterplatze  vor  der 
Schule  erscheint  sie  regelmässig'  von  December  an  bis  Ende 
März  und  verschwindet  dann  wieder.  1895  wurden  2  Paare, 
1896  3  Stück  und  1897   1  Paar  beobachtet. 

23.  /'öi^wi' »?^'ör  L.  Die  häufigste  unter  den  hiesigen  Meisen- 
arten; Stand-  und  Strichvogel.  Jeden  Winter  kommen  10  —  20 
Stück  auf  die  Futterplätze. 

24.  Alandd  arveiisis  L.  Erscheint  schon  im  Februar.  1893, 
16.  II.  auf  verschiedenen,  von  einander  ziemlich  entfernten 
Stellen,  19.  IL  circa  30  Stück  (bei  regner.  Wittenmg)  \on  W. 
gegen  O.;  189-1,  23.  IL  überall,  dann  trat  am  lö.  III.  starker 
Schnefall  ein,  und  der  Schnee  blieb  liegen.  Die  Lerchen  flogen 
scharenweise  hin  und  her,  blieben  jedoch,  und  gleich  darauf  folgte 
Thauwettc^'r.  Den  12.  IV.  lag  das  erste  Ei  im  Neste.  1895,27.11. 
lag'  überall  noch  Schnee  und  herrschte  eine  empfindliche  Kälte. 
Trotzdem  trafen  4  Stück  ein.  Am  2.  I[I.  erschienen  2  Flüge  aus 
SW.  kommend,  Hessen  sich  auf  den  Wiesen  bei  dem  nahen 
Dorfe  Semtöä  nieder  und  flogen  von  da  auf  die  Lehnen,  wo 
der  Schnee  verhältnismässig  noch  am  wenigsten  lag  und  suchten 
da  ihre  Nahrung.  Zu  dieser  Zeit  hörte  man  sie  nur  selten  singen, 
und  erst  vom  18.  III.  an,  wo  Thauwetter  eintrat,  wurde  der  Gesang- 
allgemein. 1896,  5.  III.  bei  Bucic  das  erstemal  gehört,  trotzdem 
sie  schon  seit  27.  IL  hier  waren,  zu  welcher  Zeit  jedoch  ein  heftiger 
Nordwestwind  wehte.  Im  Herbste  verlassen  uns  die  Lerchen 
regelmässig  in  der  ersten  Hälfte  des  October,  manche  verweilen 
auch  bis  Ende  des  Monats. 

25.  Galerida  arborea  (L.)  Fehlt  bei  uns,  kommt  aber  1/2 
Stunde  nördlich  oberhalb  des  Dorfes  Semtes  vor.  Erscheint  in 
der  Regel  im  März,  manches  Jahr  aber  schon  im  Februar. 

26.  Galerida  cristata  (L-.)  Standvogel.  Im  Sommer  auf  den 
Feldern  und  Feldwegen,  im  Winter  auf  der  Strasse  im  Dorfe 
selbst,  und  wenn  sie  da  nichts  mehr  finden,  so  fliegen  sie  auch 
in  grössere  Höfe  mit  den  Ammern  und  Spatzen,  um  dort  Nah- 
rung zu  suchen.  Wird  hier  überall  geschont,  aber  trotzdem  gibt 
es  hier  nicht  sehr  viele.  189.4,  17.  IV.  ein  Nest  mit  4  Eiern 
und  28.  IV,   ein  anderes  mit  3  Jungen. 


30       Knfizourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb  . 


27.  ]iudytes  flavits  (L.)  Hauptsächlich  nur  während  des 
Prühjahrszuges,  sehr  selten  im  Herbste.  1894,  7.  IW  bei  \'inar, 
9.  V^ .  3  Stück  auf  dem  frisch  geackerten  Felde  beim  Dorfe, 
VI.  IV.  1  Stück,  9.  \\  1  Paar  auf  den  nassen  Wiesen,  dann 
verschwunden.  1896,  26.  V.  (regnerisch)  1  Stück  hier  auf  dem 
Felde;   1897.   21.  IV.    l   Paar,  das  noch  bis  zum  29.  IV.  verblieb. 

28.  Mofacila  alba  L.  Alljährlicli  nisten  hier  einige  Paare, 
thcils  im  Dorfe,  theils  auf  den  Feldern.  ()l)z\var  es  hier  an  gün- 
stigen Nistplätzen  für  sie  fehlt.  Das  Nest  steht  gewöhnli(di 
unter  Feldbrücken.  Sie  erscheinen  zeitlich  im  Frühjahre,  so 
1898  am  21.  IL  1  6,  1894,  2.  III.  2  Stück.  Fs  herrschten  schöne 
Tage,  worauf  am  16.  III.  Schneefall  eintrat  und  die  Bachstelzen 
\ersclnvanden  ;  doch  erschienen  sie  bald  wieder.  189").  10.  III. 
1  .Stück.  Überall  lag'  noch  bis  zum  IT).  III.  Schnee,  worauf  die 
übrigen  eintrafen.  1896  kamen  sie  im  ganzen  etwas  verspätet 
an,  wie  auch  die  übrigen  Zugvögel.  Die  erste  zeigte  sieh  den 
12.  III.  Im  Herbste  hält  sich  die  Bachstelze  ziemlich  lang  bei 
uns  auf,  so   1894  bis  24.  X.,   1895  bis  29.  X.  und  1896  bis  1.  XL 

29.  Anthus pratensis  (L.)  Regelmässig  zu  beiden  Zugzeiten 
erscheinend,  hält  er  sich  hier  immer  einige,  manchmal  auch 
längere  Zeit  auf;  ob  er  aber  hier  nistet,  konnte  ich  noch  nicht 
constatieren.  1893,  23.  IV.  bei  Samtes  1  Paare  auf  einer  nassen 
Wiese;  1894,  80.  IV.  hier  auf  den  Wiesen;  1895,  2.  V.  eben- 
falls hier  ;  1896,  26.  IV.  auf  unseren  Wiesen.  Im  Herbste  kann 
man  ihn  schon  Ende  August  hier  beobachten,  aber  am  häufig- 
sten tritt  er  im  September  während  der  Rebhühnerja.gden  auf 
den  Klee-  und  Rübenfeldcrn,  wie  überhaupt  auf  den  L>ldern 
auf,  dagegen  bevorzugt  er  im  Frühjahre  meistens  nasse  Wiesen. 
Erschien  im  Herbste  1894  am  25.  IX.  in  circa  13  Stück. 
7.  X.  bei  Louöic  5  Stück  im  Rübenfelde;  189(i  am  9.  X.  und 
16.  X.  hörte  man   seinen   Ruf. 

30.  Aiithus  campcstris  (L.)  Was  schon  bei  der  Heidelerche 
erwähnt  wurde,  gilt  auch  für  den  Brachpieper.  Kaum  dass 
man  die  Höhenrücken  des  Eiseng-ebirges,  wo  vorherrschend  ein 
nur  wenig  fruchtbarer  Sandboden  zu  finden  ist,  besteig't,  so 
lässt  sich  auch  der  Brachpieper  hören.  In  unserer  fruchtbaren 
Gegend  ist  er  nur  während  des  Zuges  zu  sehen. 

31.  Eniberiza  hortiilana  L.  In  der  ganzen  Umgebung  von 
Starko(iundden  nächstliegenden  Dörfern,  wie  Podhofan,  Lipovec, 


Knßzourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.      31 


Loucic,  Buöic,  Vrdy,  Vinaf,  Zbyslav,  Weiss-Podol,  Scmtes  hält 
sich  überall  der  Gartenammer  auf  und  nistet  auch  hier,  so  dass 
man  ihn  nicht  zu  den  seltenen,  sondern  zu  den  gewöhnlichen 
Vögeln  rechnen  muss.  Er  erscheint  hier  regelmässig  im  April. 
1893  hörte  ich  ihn  am  25.  IV.  zum  erstenmal,  den  27.  IV. 
schoss  ich  2  Ö  Ö  für  meine  Sammlung.  Dasselbe  Jahr  vernahm 
man  an  15  Stellen  den  eintönigen,  traurig  klingenden  Gesang 
des  Männchens.  1894  erster  am  12.  IV.  bei  Bucic  in  einer  Allee 
an  der  Reichsstrasse.  Vom  25.  IV.  an  hörte  man  sie  schon 
überall.  Den  23.  V.  wurde  ein  Nest  nahe  einer  Feldallee  bei 
Zbyslav  auf  dem  Felde  g-efunden.  Dieses  befand  sich  in  einer 
kleinen  Höhlung',  und  am  27.  V.  sah  ich  vier  ein  wenig  grünlich 
gefärbte  Eier  darin,  die  aber  verlassen  waren.  Der  obere  Um- 
fangs-Durchmesser  des  Nestes  betrug  11  cm,  die  Tiefe  0  cm. 
Die  Eier  sind  runder  als  die  des  Goldammers,  eher  den  Finken- 
eiern ähnlich.  Ihr  Läng'sdurchmesser  betrug  21  mm,  der  Quer- 
durchmesser 15  mm.  1895  den  20.  IV.  in  der  Fcldallee  bei 
Starkoö.  Anfangs  Mai  war  von  früh  bis  abends  ihr  Gesang  zu 
hören,  und  ich  konnte  ihn  bei  offenen  Fenstern  bis  in  meine 
Wohnung  vernehmen.  Ende  Mai  und  anfangs  Jimi  fütterten 
die  Alten  die  Jungen.  Ein  Nest  befand  sich  im  Kornfelde 
zunächst  der  Strasse.  Am  16.  VI.  fand  ich  ein  Nest  in  einem 
Gerstenfelde,  ebenfalls  mit  Jungen.  1896  erschienen  sie  häufiger, 
aber  erst  am  27.  IV.  sangen  sie  fleissig.  Anfangs  Mai,  wo  es 
6  Tage  hindurch  regnete  und  ziemlich  kalt  war,  blieben  sie 
stumm,  bis  sich  das  Wetter  besserte.  Nach  einem  warmen 
Frühjahrsregen  singen  sie  so  wie  das  Schwarzplättchen  sehr 
eifrig.  Im  Mai  und  Juni  hört  man  den  Gesang  der  ,^5  ^^^ 
y.,9  Uhr  abends.  Im  Juli  ist  dies  schon  seltener  der  Fall  und 
im  August  geradezu  eine  Seltenheit;  nur  dann  und  wann  ver- 
räth  sie  ihr  Warnungsruf  Während  dieser  Zeit  halten  sich  die 
g-anzen  Familien  bereits  ausschliesslich  nur  auf  den  Feldern 
beisammen  auf  und  im  September  verlassen  sie  uns. 

32.  Emberiza  citruuila  L.  Wie  fast  überall,  so  auch  hier 
ein  ganz  gewöhnlicher  und  bekannter  Standvogel.  Hält  sich 
vom  Frühjahr  bis  zum  Winter  nur  auf  den  Feldern  auf.  Im 
Winter,  sobald  es  zu  schneien  anfängt,  zieht  er  in  das  Dorf. 
Mit  den  Buchfinken  und  Meisen  geniesst  er  die  Zuneigung 
unserer  Landleute. 


32      Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starko5  und  dessen  nächster  Umgeb. 


33.  Emberiza  calandra  L.  Wie  die  frühere  ist  auch  diese 
Ammerart  in  der  ganzen  Umgebung  sehr  bekannt,  hauptsäch- 
lich in  der  tiefer  liegenden  fnichtliarcn  Gegend.  Im  Hüg-ellande 
dtT  liisengebirge  sieht  man  ihn  seltener.  Um  ( iolc-Jenikau  ist 
er  unter  dem  Namen  ,,Russischer  Ammer"  bekannt  und  hält 
sich  hier  nur  im  Winter  scharenweise  auf.  Zu  dieser  Zeit 
kommt  er  auch  in  die  Dr)rfer  und  in  dii'  (rehöfte,  hauptsäclilich 
wenn  es  viel  Schiu-e  gibt,  wie  das  im  Jahre  bSilö  der  V'aW  war. 
Die  Alicen  und  h'clder  sind  seine  brvor/ngten  Aufenthaltsorte, 
wo  man  ihn  im  Frühjahre  und  den  gan/.cn  Sommer  über  aus- 
schliesslich sehen  und  hören  kann.  Seinen  bekannten  Gesang 
kann  man  auch  bei  Frost  und  Kälte  oft  \ernehmen  imd  er  ist 
immer  (\.v\'  erste,  der  <len  Lenz  bei  uns  willkonunen  heisst. 
Sein  Nest  ist  nicht  so  leicht  zu  finden,  obzvvar  der  Vogel  selbst 
wie  auch  der  Ortolan  vor  dem  Menschen  wenig  Scheu  zeigt 
und  ihn  l)is  auf  sehr  kleine   Distanz  an   sich   herankommen   lässt. 

34.  Calcariiis  nivalis  (L.)  lS9(i.  30.  1.  erschien  ein  Flug 
von  circa  40  Stück,  der  sich  hauptsächlich  auf  den  an  Lehnen 
gelegenen  Kleefeldern  aufhielt  und  dort  Nahrung  suchte;  2  noch 
junge  Vögel  wurden  hier  geschossen  und  kamen  in  meine 
Sammlung.  Am  13.  IIL  desselljen  Jahres  kam  bei  starkem 
Schneegestöber  um  7  Uhr  früh  eine  Schar,  die  sich  auf  einem 
circa  150  Schritte  von  der  vSchule  entfernten  Felde  niederliess, 
und  nach  kurzem  Aufenthalte  über  das  Dorf  in  nordwestlicher 
Richtung  wegzog. 

35.  Serinus  serinus  (L.)  Regelmässiger  Brut,  —  bez.  Som- 
mervogel. 18!)3,  7.  IV.,  1894,  12.  IV.  letzteres  Jahr  sehr  häufig 
vorkommend,  so  dass  sogar  auf  einem  Akazienbaume  auf  dem 
Dorfplatze  2  Nester  gefunden  wurden.  26.  VI.  ein  Nest  mit 
5  fast  flüggen  Jungen.  —  1895,  12.  IV.  bei  Zbyslav,  14.  YK . 
auch  hier;  19.  V.  ein  Nest  mit  5  Eiern  auf  einer  niedrigen 
Thuja  auf  unserem  Friedhofe.  3.  VII.  die  ersten  Jungen  der 
zweiten  Brut.  1896,  6.  IV.  hier,  trotzdem  es  noch  kalt  war  und 
schneite;  der  Schnee  blieb  aber  nicht  liegen.  Im  Herbste 
verlässt  uns  der  Girlitz  gewöhnlich  im  October,  manchesmal 
noch  später,  da  ihm  verschiedene  Pflanzensamen  noch  genug 
Nahrung  bieten.  Die  letzten  wurden  beobachtet:  1893,  18.  X., 
1894,  5.  XI.  8  Stück  bei  Weiss-Podol,  1895,  15.  X.  und  1896, 
31.   X.   (schönes  Wetter  herrschte  den  ganzen  Monat  über). 


Knßzourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.      33 

86.  Carduelis  carduclis  (L.)  Hält  sich  hier  durch  das  ganze 
Jahr  auf  und  nistet  auch  auf  dem  Dorfplatze  auf  den  Akazie  n- 
und  Kirschenbäumen.  1896,  4.  I.  flog  eine  Schar  von  circa 
25  .Stück  in's  Dorf  und  verzehrte  die  Samen  von  Lappa  tomen- 
tosa,  Cichorium  iniybus,  Dipsacus  sylvestris  etc.  15.  V.  ein  Nest 
auf  einem  Kirschbäumchen  auf  dem  Kindertummelplatze. 
Diese  Stelle  ist  die  lebhafteste  vom  ganzen  Dorfe,  hauptsächlich 
im  Frühjahre,  und  doch  scheint  das  das  Stieglitzpaar  nicht 
geniert  zu  haben. 

37.  Acanthis  linaria  (L.)  und  holboelli  (Br.)  1895,  16  XI. 
erschienenzwei  Scharen  an  der  StrassegegenWeisspodol, verzehrten 
da  den  Gras-  und  Cichoriensamen  und  hielten  sich  den  ganzen 
Winter  hindurch  bis  zum  13.  III.  1896  hier  auf,  an  welchem 
Tage  ich  3  Stück  davon  auf  der  Strasse  beim  Dorfe  (1  6  und 
2  99)  erlegte.  Ein  Paar  besitzt  eine  Totallänge  von  130  mm*) 
1  9  dagegen  nur  120  mm.  Am  22.  XL  1896  kam  wieder  eine 
Schar,  die  sich  gleichfalls  an  den  Strassen  herumtrieb.  Es  scheint, 
dass  die   Leinflnken  alljährliche  Wintergäste  bei  uns  sind. 

38.  Chloris  chloris  (L.)  Standvogel.  Im  Winter  1896  u.  1897 
erschienen  12  —  1 5  StückÖ  und  9  auf  dem  Futterplatze. Währendder 
Brutzeit  sind  diese  Vögel  sehr  scheu  und  fliegen  schon  von 
weitem  davon.  Im  Winter  dagegen,  wenn  sie  die  Noth  drängte, 
flogen  sie,  während  ich  Hanfstauden  auf  den  Zaun  band  und 
Sämereien  auf  den  Futterplatz  streute,  bis  zu  meinen  Hän- 
den. Auf  dem  Futterplatze  sind  sie  aber  sehr  streitige  und 
unruhige  Gesellen,  nicht  nur  anderen  Vögeln  gegenüber,  son- 
dern auch  untereinander. 

39.  Fringilla  coelebs  L.  Ein  Standvogel,  von  dem  wenig- 
stens einige  Exemplare  hier  das  Jahr  hindurch  verweilen  und 
zwar  auch  Weibchen,  welche  sonst  in  der  Regel  wegziehen. 
1895    und    1896  war  nur  1    9   da,   1897  3   99. 

40.  Fringilla  montifringilla  L.  Herbst-  und  Wintervogel. 
1895,  den  5.  I.  erschienen  die  Bergfinken  täglich  auf  meinem 
Futterplatze.  Den  12.  I.  hielten  sich  circa  20  Stück  im  Dorfe 
auf  und  kamen  alltäglich  in  der  Stärke  von  12  —  15  Stück  auf 
den  r~utterplatz  bei  der  vSchule.  Sobald  Thauwetter  eintrat, 
verschwanden  sie,  stellten  sich  aber  mit  jedem  Schneefall  wieder 
ein.     Im  Februar  verminderte  sich  ihre   Anzahl,    bis  am  27.   II. 


*)  Von  Hrn.  Dr.  J.  Prazäk  als  A.  lioJboelli  bestimmt. 


34     Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb. 


alle  verschwanden.  Ein  einzelnes  6  stellte  sich  noch  am  5.  III. 
ein  und  verweilte  hier  bis  zum  9.  III.,  wo  mildes  Wetter  ein- 
trat. 1896  zeigten  sich  am  11.  I.  15  Stück  auf  der  Strasse. 
Auf  dem  Futterplatze  w^urden  dieses  Jahr  keine  gesehen,  da  der 
Winter  mild  war  und  auch  sehr  wenig  Schnee  fiel,  so  dass  sie 
in  der  Umgebung  auf  den  Feldern  hinreichend  Nahrung  fanden. 
Am  31.  XII.  kamen  3  Stück  auf  den  Futterplatz.  1897,  0.  I. 
ein   Ö. 

41.  CoccotJuausstcs  coccothraustes  (L.)  Selten.  Ein  ö  wurde 
im  Juli  1896  bei  Podhofan  in  einer  Kirschenallee  erlegt,  wo 
es  nebst  anderen  einen  ziemlichen  Schaden  verursachte. 

42.  Passer  montanus  (L.)  Kommt  hier  häufig  \-or  und 
plündert  gemeinsam  mit  den  Haussperlingen  im  .Sommt-r  die 
Getreide-  und  Hirsefelder  in  beträchtlicher  Weise. 

43.  Passer  dornest ictis  (L.)  Der  häufigste  aller  Vögel.  \'er- 
ursacht  grossen  Schaden  an  den  Kirschen,  AVeintrauben  und 
den  Feldfrüchten  and  wird  von  den  Bewohnern  sehr  stark 
verfolgt.  In  der  Zbyslauer  Kirche  nistet  er  im  Fenster  hinter 
der  Orgel. 

44.  Stiirinis  vulgaris  L.  1893,  15.  II.  3  Stück  und  von 
da  an  immer  häufiger  werdend  1894,  16.  II.  1  Stück  (schöne, 
laue  Witterung),  24.  II.  2  Stück,  2.  III.  eine  Schar  von  30  Stück 
auf  den  Feldern,  7.  III.  gegen  300  Stück  auf  den  Wiesen.  Als 
am  15.  und  16.  III.  sehr  viel  Schnee  gefallen  war,  flogen  am 
17.  III.  die  Stare  fort  und  Hessen  sich  erst  am  21.  TU.  hier 
dauernd  nieder.  In  diesem  Jahre  hatten  sie  schon  am  29.  lY. 
Juiige,  die  den  22.  und  23.  V.  ausflogen.  Die  ztveite  Brut 
wurde  in  der    Zeit    vom    26.    bis    30.  VI.    flügge.    1895,    26.  IL 

3  Stück  bei  Vrdy  (überall  noch  viel  Schnee),  1  Stück  hier; 
2.  in.  6  Stück  auf  den  Wiesen,  dann  nachmittags  eine  grosse 
Schar  auf  den  Wiesen  bei  SemtöÄ.  Den  11.  III.  bei  Thauwetter 
vermehrte  sich  die  Zahl  der  vStare.  Dieses  Jahr  wurden  in 
unserem  Dorfe  viele  Starkästen  aufgehangen.  Am  5.  V.  waren 
schon  in  manchen  Nestern  Junge.  4.  VII.  krochen  Junge  der 
2.  Brut  aus.  1896,  10.  IL  an  den  alten  Brutplätzen;  bei  Weiss- 
podol  wurde  aber  schon   am   5.   IL   ein  Flug  beobachtet;   29.  IL 

4  Paare  hier  (starkes  Schneegestöber) ;  12.  III.  flog  eine  Schar 
mit  den  Dohlen  auf  der  Strasse  herum. 


Knezourek:   Orn.  Notizen  aus  Starküc  und  dessen  nächster  Umgeb.      35 


Im  Herbste  verlassen  uns  die  Stare  mit  den  Kiebitzen, 
halten  sich  aber  so  lange  als  möglich  hier  auf.  Ihr  Abzug 
erfolgt  gewöhnlich  nach  der  Rübenernte  —  Ende  October  oder 
Anfang  November.  Einige  Paare  nisten  hier  in  den  Höhlen 
alter  Birn-  und  Apfelbäume,  diese  den  Nistkästen  vorziehend. 
Die  Stare  erfreuen  sich  des  vollsten  Schutzes  unserer  Land- 
leute und  werden  hier  überall  geschont,  weil  man  ihre  Nützlich- 
keit immer  mehr  erkennen  lernt.  Den  Eigenthümern  der  Kirsch- 
baumanlagen hingegen  im  nahen  Semtes  und  Podhofan  verur- 
sachen sie  nach  dem  Ausfliegen  der  Jungen  ziemlich  grossen 
Schaden,  von  welchem  ich  mich  selbst  einigemale  überzeugen 
konnte.  Man  ist  daher  in  den  genannten  Ortschaften  genöthigt, 
einen  eigenen  Wächter  aufzustellen,  der  die  einfallenden  Stare 
vertreibt. 

45.  0?'iolus  oriolus  (L.)  Bei  uns  zeigt  sich  die  Goldamsel 
nur  im  Juli  und  August.  In  den  Erlen  beim  Elusse  Doubravka, 
dann  bei  der  Bucicer  Mühle  ist  sie  dageg'en  Brutvogel.  Sie 
erscheint  anfangs  Mai  und  bevor  sie  Ende  August  südlich 
zieht,  fliegt  sie  in  den  Dorfgärten  und  Strassenalleen  durch 
ihren   Sommerruf  sich  kenntlich  machend,  herum. 

46.  Garrulus glandarius  (J^.)  Einmal  im  Frühjahre  1893  sah 
ich  einen  auf  den  Wiesenbäumen  längs  des  Baches  herumfliegen. 
Der  Wald  ist  hier  sehr  entfernt  und  so  zeigt  sich  auch  der 
Eichelheher  nur  selten  hier. 

47.  Pica  pica  (L.)  Im  ganzen  eine  seltene  Erscheinung  bei 
uns,  und  auch  in  den  Wäldern  des  Eisengebirges  gehört  sie 
jetzt  zu  den  spärlich  vorkommenden  Vögeln.  Sie  wird  sehr 
stark  verfolgt  und  nur  ein  zugezogener  Vog"el  zeigt  sich  im 
Winter  zuweilen  hier,  so  im  Jahre  1893.  Im  April  I895  nistete 
aber  doch  ein  Paar  in  einer  Remise  bei  Ober-Bucic.  Aus  dem 
Neste  wurden  7  Eier  ausgenommen.  Dieses  Paar  baute  sich 
nach  Angabe  des  Hegers  ein  anderes  Nest  in  derselben  Remise, 
doch  wurde  auch  dieses  Gelege  vernichtet,  da  sie  als  Nest- 
plünderin  keinen  Schutz  verdient. 

48.  ColaeiLS  monedula  (L.)  Nistet  hier  nicht,  erscheint  aber 
im  Herbste  und  im  Winter,  mit  den  Saatkrähen.  Die  nächsten 
Brutplätze  befinden  sich  im  Thiergarten  zu  2ehusic. 

49.  Corviis  frugilegus  L.  Erscheint  als  regelmässiger  Win- 
tervogel in  der  zweiten  Hälfte  October  und  verlässt  uns  wieder 


36     Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb. 


im  März.  Nachtruhe  hält  die  »Saatkrähe  in  der  Fasanerei  bei 
Skowic,  im  Thicrgarten  bei  Zehusic  und  in  den  Gebirgswäldern. 
1894,  19.  IV.  die  letzte,  im  Herbste  zuerst  am  18.  X.  vom 
Norden  her;  1895,  7.  III.  eine  grosse  Schar  von  SW.  gegen 
NO.   1896,   12.  III.  ein  Flug  gegen  N. 

50.  Corvus  cornix  L.  Von  den  Feldraben  die  seltenste  Art. 
Kommt  bei  grosser  Nahrungsnoth  in  die  Dörfer.  So  kamen 
sie  im  Januar  und  Februar  1895  zu  dem  Schulgebäude  und 
stahlen  die  für  die  Meisen  bestimmten,  auf  den  umstehenden 
Bäumen   aufgehangenen    Unschlittstücke   und    Fleischüberreste. 

51.  Lanins  collurio  L.  Es  lässt  sich  zwar  nicht  leugnen, 
dass  der  rothrückige  Würger  auch  sehr  viele  Insecten  fängt, 
aber  in  seiner  Nähe  hält  sich  kein  anderer  Singvogel  auf. 
Ankunft:  1893,  8.  V.  überall,  1894,  10.  V.  das  erstemal  gehört. 
Herr  Förster  Kitzler  in  Horusic  zahlte  in  diesem  Jahre  im  Mai 
und  Juni  ein  Schussgeld  von  5  kr.  per  Würger  und  wurden 
in  dem  ihm  unterstehenden  Feldreviere  von  seinem  Forstwart 
100  Stück  geschossen.  1895  erfolgte  die  Ankunft  am  U.  V. 
und  den  31.  V.  wurde  schon  ein  Nest  mit  4  Eiern  (brauner 
Typus),  am  10.  VI.  ein  anderes  Nest  mit  6  Eiern,  (grüner 
Typus)  gefunden.  1896,  6.  V.  bei  Podhofan  ;  am  27.  VIII.  wur- 
den noch  auf  den  Bäumen  die  Jungen  der  2.  Brut  gefüttert. 
Ihre  Anzahl  war  wieder  eine  grosse 

52.  Laniiis  Senator  L.  In  unserer  Umgebung  kommt  diese 
Art  zwar  nicht  vor,  dafür  aber  in  dem  herrschaftlichen  Wein- 
garten bei  Josefsdorf,  am  südlichen  Abhänge  unseres  Eisen- 
gebirges, wo  er  keine  vSeltenheit  ist  und  ein  Exemplar  den 
22.   V.    1892  für  meine  Sammlung  geschossen  wurde. 

53.  Lantus  exciibitor  L.  Ist  hier  nach  dem  rothrückigen 
der  bekannteste  Würger.  Er  hält  sich  den  Winter  hindurch 
in  den  Remisen,  Alleen  und  Gestrüppen  auf  und  zeigt  sich  zu 
dieser  Zeit  auch  in  den  Wäldern.  14.  V.  1892  bei  Weiss-Podol 
erlegt.  Den  11.  V.  1895  hielt  sich  ein  5  durch  längere  Zeit 
in  der  Allee  bei  Louöic  und  Semt6.s  auf.  Am  30.  XII.  desselben 
Jahres  beobachtete  ich  einen  hinter  dem  Dorfe,  der  auf  Feld- 
sperlinge stiess.  Bei  meinem  Näherkommen  liess  er  davon  ab 
und  flog  auf  einen  Zwetschkenbaum.  Wie  ich  mittelst  des 
Glases  sah,  spie  er  dort  ein  Gewölle  aus,  das  ich  aufsuchte  und 
welches  Haare  und  Knochen  von  einer  Feldmaus  enthielt. 


Knezourek:   Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.      37 


54.  Muscicapa  collaris  Bechst.  Brütet  jedenfalls  im  2ehu- 
sicer  Thiergarten,  wo  ich  ihn  am  14.  VI.  1894  beobachtete. 
Auch  Förster  Gerstner  bestätigt  meine  Annahme. 

55.  Muscicapa  grisola  L.  In  allen  hiesigen  Ortschaften 
kinn  man  ein,  manchmal  auch  mehrere  Brutpaare  finden.  Den 
19.  VI.  1894  fand  ich  ein  Nest  in  einem  Weingeländer  ober- 
halb des  Fensters  eines  Landhäuschens,  das  am  28.  VI.  Junge 
enthielt.  1896  zeigten  sich  am  16.  VII.  schon  ganz  flügge  Junge 
auf  den  Telegraphendrähten  beim  Bahnhofe  der  Localbahn  Wrdy- 
Bucic. 

56.  Chelidonaria  urbica  (L.)  Überall  in  den  Dörfern  in 
grosser  Anzahl,  stellenweise  noch  häufiger  als  die  Rauchschwalbe. 
Ankunft:  1898,  24.  IV.  l  Paar  bei  Podhofau,  8.  V.  alle  hier. 
—  1894,  14.  IV.  l  Stück,  26.  IV.  mehrere  Paare  (schöne  Früh- 
lingswitterung, die  Bäume  standen  in  voller  Blüte).  —  1895, 
5.  V.  flogen  sie  um  den  Thurm  unserer  Kirche.  —  1896,  30. 
IV.  um  7  Uhr  früh  ein  Flug  von  40  Stück  beim  Flusse  Dou- 
bravka,  von  dem  ein  Theil  über  dem  Wasserspiegel  auf  und 
ab  flog,  während  die  anderen  auf  den  Telegraphen  drahten  aus- 
ruhten. Dieser  Flug  zog  weiter.  Im  Dorfe  zeigten  sich  die 
Stadtschwalben  noch  etwas  (vor  Mitte  Mai)  später  als  die  an- 
deren Jahre.  Den  24.  VIII.  beobachtete  ich  das  Füttern  der 
Jungen  noch  in  2  Nestern.  Der  Abzug  beginnt  gewöhnlich  an- 
fangs September.  1894,  5.  IX.  bis  8.  IX.,  1895,  2.  IX.,  11. 
IX.  und  28.  IX.  Trotzdem  die  Witterung  kühl  und  regnerisch 
war,  flogen  in  Zbyslau  noch  am  4.  X.  einige  umher.  —  1896, 
5.  IX.,  8.  IX.  je  ein  Schwärm  (gegen  150  —  200  Stück).  Das 
Schulgebäude  ist  der  Versammlungsplatz  der  Schwalben  des 
ganzen  Dorfes  und  von  hier  aus  erfolgt  der  Abzug,  der  man- 
chesmal schon  Ende  Juli  beginnt. 

57.  Hirundo  rustica  L.  Überall  häufig  vorkommend.  1898, 
5.  IV.  1  Stück  (warm),  7.  IV.  8  Stück  im  Dorfe.  -  1894,  2. 
IV.  1  Stück  bei  uns,  4.  IV.  1  Stück  bei  Weiss-Podol,  5.  IV. 
2  Stück  bei  Bucic.  College  Skocdopole  in  Caslau  sah  bereits 
am  31.  III.  über  dem  Caslauer  Teiche  1  Stück  herumfliegen. 
In  der  ersten  Hälfte  Juni  herrschte  Kälte  und  regnerische  Wit- 
terung und  infolge  des  Futtermangels  gieng  eine  grosse  An- 
zahl der  Jungen  und  auch  Alten  zugrunde  —  1895,  2.  IV. 
2  Stück  hier  (schöne  Witterung).    1896,  3.  IV.  2  St.   bei  Weiss- 


38     Knezüurck:   Orn.  Notizen  aus  Staikoc  und  dessen  nächster  Umgeb. 


Podül  und  4.  TV.  hier;  18.  IV.  wurde  ein  Stück  auf  dem  Weg 
nach  Podol  todt  aufgefunden,  dessen  Magen  ganz  leer  war. 
Vom  oO.  IV.  bis  6  Y.  regnete  es  fortwährend  und  die  Rauch- 
und  Stadtschwalben  hielten  sich  meistens  in  den  Stallungen 
oder  in  deren  Nähe  auf,  wo  sie  die  Fliegen  wegschnappten.  Durch 
diese  im  Mai  sehr  ungünstige  Witterung  gieng  eine  grosse  Zahl 
aller  Art  Vögel  zugrunde.  Am  21.  VIII.  wurden  noch  Junge 
im  Stalle  meines  Nachbars  gefüttert,  die  am  26.  VIII.  ausflogen. 
Herbstzug:  1894,  5.  X.,  meist  junge  Vögel  zu  sehen,  13.  X. 
2  Junge  bei  Zbyslau.  Am  3.  XII.  (früh  —  ö"  R.,  am  Tage  sehr 
schön  und  +  140  r_)  flog  ein  Stück  bei  Unter-Bucic  herum. 
1895,  4.  X.  noch  viele  da.  1896,  3.  X.  wenige  und  fast  nur 
junge  Vögel. 

58.  Apus  opus  (L.)  Alljährhch  brüten  2  —  3  Paare  in 
unserem  Kirchenthurme  und  eine  ähnliche  Zahl  auch  in  Semt6s, 
Zbyslau,  Weiss-Podol  und  Bucic.  Ankunft:  1893,  3.  V.,  1894, 
28.  IV.  hier  und  in  Semtes.  Mit  Ende  Juli  verschwanden  sii- 
gänzHch  von  uns.  1895,  11.  V.  zum  erstenmal  gesehen,  obzwar 
sie  im  nahen  Semte.s  schon  eine  Woche  früher  beobachtet  wur- 
den, wo  sich  auch  die  stärkste  Colonie  in  unserer  Umgebung 
befindet.  1896.  12.  V.  um  ^\.ß  Uhr  abends  flogen  3  Stück  um 
den  Kirchenthurm  herum. 

59.  Upiipa  epops  L.  Ist  für  unsere  Gegend  eine  Seltenheit. 
1893,  7.  IV.  1  Stück  auf  den  Wiesen  zunächst  Podhof an;  1895, 
11.  III.  bei  Weiss-Podol  gesehen. 

60.  Picus  viridis  L.  Kommt  hier  nicht  regelmässig  vor. 
1895,   3.   III.    1    ö    auf  der  Kirchenmauer  erlegt. 

61.  Picus  viridicaniis  Wolf.  Wie  die  vorerwähnte  Art. 
Ein  Paar  erschien  hier  am  10,  IL  1895  auf  dem  Kirchenthurme. 
Das  9  für  meine  Sammlung  geschossen,  das  Ö  hielt  sich  noch 
einige  Tage  in  den  Gärten  auf  und  verschw^and  dann.  Das 
Männchen  meiner  vSammlung  stammt  aus  der  Umgebung  von 
Hefman-Mestec  (1896). 

62.  Dendrocopiis  minor  (L.)  lune  sehr  seltene  Erscheinung. 
Am  29.  XII.  1896  sah  ich  einen  auf  einer  Pappel  gegenüber 
der  Schale. 

63.  Dendrocopus  major  (L.)  Im  September  1893  wurde 
hier  ein  6  im  Garten  erlegt.  Kommt  hier  jährlich  als  Winter- 
vogel vor. 


Kn(5zourek:   Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umcreb.      39 


64.  Jynx  torquilla  L.  Regfelmässig  erscheinender  Sommer- 
vogel. Erste  Ankunft:  1893,  12.  IV.,  1894,  9.  IV.,  1895,  10.  IV., 
1896,  26.  IV.  Er  nietet  in  den  Baumhöhlen  und  Starkästen. 
Der  Abzug  erfolgt  im  September.   Am  13.  IX.  noch  beobachtet. 

65.  Cuculiis  canonts  L.  Die  vielfach  verbreitete  Ansicht, 
dass  der  Kuckuck  waldlose  Gegenden  meide,  findet  bei  uns 
keine  Bestätigung.  In  den  hiesigen  Dorfgärten,  sowie  auch  in 
den  umliegenden  Obstbaumanlagen  und  Strassenalleen  hält  sich 
der  Kuckuck  während  seines  ganzen  ^'erwcilens  bei  uns  auf 
und  zwar  von  Mitte,  manchesmal  auch  Ende  April  bis  Ende 
Juli  und  junge  Kuckucke  noch  später  bis  September  und  Oc- 
tober.  Am  4.  X.  1890  wurde  ein  junger  Kuckuck  in  Litosic 
erlegt  und  befindet  sich  in  meiner  Sammlung.  1893  wurde  ein 
Kuckuck  in  einem  Bachstelzenneste  auf  dem  Dachboden  des  Hauses 
Nr.  41  in  Starkoc  ausgebrütet.  1894  rief  der  Kuckuck  den 
17.  tV.  zum  erstenmal  in  unseren  Gärten;  in  der  nächsten  Um- 
gebung hielten  sich  6  Stück  auf  —  1895,  16.  IV.  2  Stück  ge- 
sehen und  gehört  (schöne  Tage,  in  der  Sonne  bis  +  25''  R.). 
Am  10.  VII.  den  letzten  Ruf  gehört.  -  1896,  24.  IV.  in  der 
Allee  gerufen. 

66.  Strix  flainmca  L.  Im  benachbarten  Dorfe  Semte.s  hal- 
ten sich  ständig  einige  dieser  Eulen  auf.  Am  ;-!.  III.  1895  fiel 
eine  Schleiereule,  die  eine  Taube  geschlagen  liatte,  mit  dieser 
durch  den  Kamin  eines  Hauses  auf  die  Feuerstätte  desselben 
luid  wurde  gefangen. 

67.  Carine  noctiia  (Retz.)  Hält  sich  nur  zeitweise  auf  un- 
serem Kirchenthurme  auf.    Vor  Jahren  war  sie  häufiger  als  jetzt. 

68.  Nyctea  ulula  (L.)  Den  17.  XI.  1894  wurde  1  Stück 
nächst  Nerozhovic  bei  Hefman  Möstec  in  den  Nachmittagsstun- 
den von  dem  hiesigen  M^aldheger  geschossen.  Der  Vogel  be- 
findet sich  in  meiner  Sammlung. 

69.  Asio  accipttrinus  (Fall.)  Im  Herbste  und  im  Winter 
bei  den  Rebhuhnjagden  häufig  auf  den  Feldern  anzutreffen. 
1894,  31.  VIII.  2  Stück  bei  Wrdy.  —  1895,  28.  I.  (früh  —  13« 
R.,  tiefer  Schnee)  wurde  ein  altes  ö  unweit  des  Dorfes  im 
„Certüv  Dül"  erlegt,  welches  sich  durch  zwei  halbgekröpfte  Reb- 
hühner verrieth.  Es  hielt  sich  in  den  Löchern  der  alten  Stein- 
brüche  auf  und  nährte  sich  meistens  von  den  Rebhühnern,  die 


40     Kndzourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb. 


infolge  Nahrung-smangels  geschwächt  waren  und  sich  leicht  von 
der  Eule  fangen  Hessen. 

70.  As/o  otus  (L.)  Im  strengen  Winter  189.')  erschienen 
2  Stück  in  unserem  Dorfe.  Den  7.  Tl.  wurde  1  Stück  auf  dem 
Hofe  eines  Landmannes  geschossen  und  das  zweite  todt  in 
einem  Holzstosse  aufgefunden. 

71.  Falco  tinnunculus  L.  Man  muss  sich  wundern,  dass  der 
Thurmfalke  bei  uns  ein  recht  seltener  Vogel  ist.  Innerhalb  4 
Jahren  wurde  nur  ein  Stück,  ein  prachtvolles  altes  Männchen, 
im  ^ehu.^icer  Thiergarten  und  zwar  im  März  1896  vom  Heger 
erlegt.  Über  den  Feldern  sieht  man  ihn  hier  gar  nie. 

72.  Falco  peregrinus  Tunst.  Ein  jüngerer  Vogel  wurde 
vom  Sohne  des  Maierhofrendators  in  Zbyslau  zu  Anfang  Fe- 
bruar 189")  bei  den  Rebhühnerschütten  angeschossen,  als  er  ge- 
rade ein  Rebhuhn  kröpfte  und  dabei  von  einer  Schar  Saat- 
und  Nebelkrähen  attaquiert  wurde.  Da  er  durch  ein  Schrotkern 
nur  unbedeutend  an  einem  Auge  verwundet  war,  wurde  er 
bis  Mitte  April  in  Gefangenschaft  gehalten  und  dann  ausge- 
stopft. Einen  Monat  darauf,  den  8.  III.,  wurde  bei  einer  ähn- 
Hchen  Gelegenheit  an  einen  zweiten  geschossen,  der  aber  ent- 
kam. Allem  Anschein  nach  hält  sich  der  Wanderfalke  in  dem 
nahen  Thiergarten  bei  Zehusic  auf,  von  wo  aus  er  seine  Streif- 
züge gegen  Zbyslau  unternimmt,  wo  damals  viele  Rebhühner 
gefüttert  wurden. 

73.  Pandion  halia'äus  (L.)  Erscheint  oft  in  unserer  Gegend. 
1894  wurde  im  August  ein  Stück  bei  2ak  hinter  Caslau  ge- 
schossen und  den  28.  III.  1896  wieder  einer  bei  Zalesi,  der  sich 
in   der  Schulsammlung  in  Poteh  befindet. 

74.  Accipiter  nisus  (L.)  Ist  das  ganze  Jahr  hindurch  zu  sehen 
und  gehört  zu  den  gewöhnlichsten  Raubvögeln  der  hiesigen 
Gegend. 

75.  Circus pvgargus  (L.)  Im  September  und  October  1893 
wurden  3  Stück  vom  Präparator  Bucek  in  Zbyslau  ausgestopft. 
Sämmtliche  Vögel  stammten  aus  der  Umgebung  der  Sko- 
witzer  Fasaneric.   Alle  waren  junge  Vögel. 

76.  Circus  aerugmosiis  (L.)  Im  Herbste  1895  wurde  ein 
altes  5  nach  der  Angabe  des  Präparators  Pochobradsky  vom 
Förster  Hocke  bei  Hefman-Mestec  erlegt. 


Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgeb.      41 


77.  Cot II mix  coturnix  (L.)  Alljährlich,  aber  nicht  immer 
in  gleich  grosser  Zahl.  Frühjahrszug:  1893,  1.  V.  erster  Schlag 
bei  Wrdy  und  hier.  —  1894,  25.  IV.  zuerst  —  von  mir  aber 
erst  am  28.  IV.  an  zwei  Orten  gehört.  —  1895,  27.  IV.  auf 
„Wrchy"  bei  Zbyslau  gehört.  Dieses  Jahr  gab  es  auffallend 
wenige  Wachteln.  Den  10.  VI.  wurde  ein  Nest  mit  12  Eiern 
in  einem  Kleefelde  ausgemäht,  die  einer  Henne  untergelegt 
wurden,  welche  7  Junge  ausbrachte.  Hier  brüten  die  Wachteln 
Mitte  Juni.  —  1896,  7.  V.  erste  bei  Bucic  gehört.  Heuer 
kamen  die  Wachteln  am  spätesten  an.  Im  Herbste  noch  im 
October,  ja  sogar  noch  später  bei  den  Jagden  gesehen.  So 
wurden  im  Jahre  1893  noch  am  18.  XII.  2  Stück,  1894,  l.XI. 
1  Stück  vom  Hunde  gefangen;  189.3,  14.  XL  und  1896,  12.  X. 
noch  je   1   Stück  hier. 

78.  Pcrdix  perdix  (I^."*  Im  hiesigenjFeldreviere  und  auch 
in  der  Umgebung  gab  es  in  den  Jahren  1893  und  1894  viele 
Rebhühner.  Sehr  grosse  Verluste  erlitt  der  Rebhühnerbestand 
im  Winter  1895,  und  seit  dieser  Zeit  konnte  eine  Hebung  des- 
selben nicht  bemerkt  werden.  Trotzdem  die  Hühner  im  Jahre 
1895  geschont  wurden,  hat  sich  ihre  Zahl  nicht  einmal  in  dem 
folgenden  Jahre  1896  vergrössert.  Dieses  Jahr  war  übrigens 
ein  sehr  ungünstiges  für  dieses  Wild  und  überhaupt  für  alles 
andere,  da  durch  die  fortwährenden  Regen  und  Kälte  sehr 
viele  Brüten  vernichtet  wurden.  Ausserdem  gab  es  in  den  Jah- 
ren 1895  —  96  sehr  viele  Feldmäuse,  die  man  bestrebt  war  zu 
vergiften,  wobei  auch  viele  Rebhühner  den  Tod  fanden. 

79.  Phasianus  colchicus  L.  In  der  fürstl.  Auersperg'schen 
und  gräfl.  Thun'schen  Fasanerie  werden  noch  heute  Fasanen  ge- 
züchtet. Vor  30  Jahren  gab  es  viele  P'asanerien  in  der  Um- 
gebung von  Starkoc,  Zbyslau  und  Zafican.  Vor  2  Jahren  (1895) 
wurde  der  ganze  Fasanenbestand  in  den  Zehusicer  Thiergarten 
abgeschossen  und  durch  einen  neuen  ersetzt  und  das  gleiche 
Schicksal  steht  heuer  dem  Stamme  in  der  Skowntzer  Fasanerie 
bevor.  Verschiedene  Krankheiten  unter  den  Fasanen  veranlass- 
ten diese  Massregel. 

80.  Tuttiir  turtiir  (L.)  Im  Sommer  erscheinen  alljährlich 
die  Turteltauben  aus  den  Wäldern  kommend  auf  den  Feldern, 
manchesmal  sogar  in  grossen  Scharen.  Am  14.  V.  1894  war 
eine  Schar    von    circa    40  Stück  mit    den  Haustauben  auf  den 


42      Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starko'5  und  dessen  nächster  Umweb. 

mit  Kleesamen  besäten  Feldern  zu  sehen.  Bei  den  RebhühuLT- 
jagden  werden   oft  Turteltauben  geschossen. 

81.  Coliiiiiba  palumbus  L.  Diese  Taube  erschien  hier  ein- 
mal im  Herbste  auf  den  Feldern.  Ihre  Zahl  wird  immer  geringer. 

82.  Bofaiirus  stellaris  (L.)  Im  November  1894  wurde  ein 
Stück  bei  Hefman-Mestec  erlegt  und  befindet  sich  dasselbi- 
(es  ist  ein  altes  5)  ^ii  meiner  Sammlung. 

83.  Nycficorax  nycticorax  (L.)  Ein  schönes  6  wurde  den  4. 
V.  1894  bei  Zdechovic  geschossen  und  ist  Eigenthum  des  dorti- 
gen  Gutsverwalters  Müller. 

84.  Ciconia  ciconia  (L.)  Nur  auf  dem  Zuge.  1893  zogen 
am  9.  IV.  6  Stück  gegen  N  (schöne,  warme  Tage,  die  Nächte 
kühl).  —  1894  Hessen  sich  Ende  März  circa  250  Stück  nächst 
Weiss-Podol  nieder;  5.  IV.  13  Stück  gegen  NW.  (warmer  Tag. 
vorher  ein  Gewitter);  21.  IV.  flog  ein  Stück  sehr  niedrig  über 
das  Dorf  gegen  N.  Im  Mai  waren  viele  Störche  auf  den  Wie- 
sen zwischen  Jankowic  und  Pfelouc  zu  sehen.  Im  Juni  wurden 
bei  Horu.^ic  2  Stück  erlegt.  Am  13.  VII.  zeigten  sich  7  vStück 
auf  dem  Rückzuge  nach  S.  oberhalb  des  Dorfes.  Der  Storch 
ist  eine  alljährliche  Erscheinung-  bei  uns. 

85.  Ortxgometra  porza7ia  (L.)  Sehr  selten  und  nur  auf  dem 
Zuge.  Den  24.  IV.  1893  wurde  bei  Zehusic  ein  Stück  todt  ge- 
funden, welches  sich  am  Telegraphendrahte  erstossen  hatte. 

86.  Crex  crcx  (L.)  Regelmässiger  Brutvogel.  1894,  4.  V. 
zum  erstenmal  bei  Semtös  in  den  Feldern  gehört.  —  1895,  4.  V. 
ebendort  bei  Weiss-Podol  auf  den  Wiesen.  11.  V.  um  i/^lO  Uhr 
abends  erschallte  seine  Stimme  in  einem  an  der  Strasse  gele- 
genen Dorfgarten.  —  1896.  23.  V.  das  erstemal  in  den  Feldern 
beim  Dorfe  gehört;  27.  VI.  Junge  im  Dunenkleide  in  einem 
Rübenfelde.     Wird  oft  im  October  bei  der  Jagd  aufgegangen. 

87.  Gallinago  gallmago  (L.)  Selten  in  unserer  Umgebung. 
In  Krasnic  wurde  ein  9  den  15.  VII.  1895  beim  Mähen  auf  dem 
Neste  getödtet. 

88.  Numemus  arcuafns  (L)  Auf  dem  Herbstzuge  kann  man 
sie  oft  in  kleinen  Scharen  beobachten.  1892  wurde  im  October 
bei  HoruSic  1  Stück  für  die  Sammlung  der  Caslauer  Bürger- 
schule geschossen.  1894  zeig-ten  sich  den  5.  X.  6  Stück  bei 
dem  Dorfe,  die  auch  den  folgenden  Tag  noch  hier  waren.  Bei 
Horusic  wurden  dasselbe  Jahr  wieder  einige  beobachtet. 


Knezourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umgab.      43 

89.  Totanus  sp.?  Alljährlich  erschienen  im  Herbste,  zuweilen 
auch  schon  Ende  Juli,  verschiedene  Totaniis  an  den  Bächen 
und  bei  dem  Flusse  Doubravka.  Bis  jetzt  aber  fehlt  jedes 
Belegstück,  weshalb  ich  die  Arten   nicht  angeben  kann. 

90.  Vaucllus  vanellus  (L.)  Erscheinen  alljährlich  in  grosser 
Anzahl  und  brüten  hier  auch.  Im  Jahre  1893.  9.  III.  eine 
Schar  bei  Bucic  (Thauwetter),  1894,  7.  III.  unter  den  Staren 
auf  den  Wiesen  bei  Semtös  befand  sich  ein  Kiebitz.  Die  ersten 
wurden  aber  dieses  Jahr  schon  am  20.  IL  sicher  beobachtet. 
1895,  2.  KI.  1  Stück  mit  Staren  und  Lerchen  auf  den  Semtezer 
Wiesen;  12.  III.  9  Stück  bei  Zbyslau  (Thauwetter).  1896,  14.  III. 
die  ersten  bei  uns  auf  den  Wiesen  gehört,  obzwar  schon  früher 
welche  dagewesen  sein  sollen.  28.  IV.  volles,  circa  5  Tage 
bebrütetes  Gelege  (4  Eier),  auf  einem  trocken  gelegenen 
AVickenfelde  neben  der  Wiese.  Im  Herbste  verweilen  sie  noch 
länger  als  die  Stare  hier.  1895,  13.  XL  15  Stück  auf  „Wrchy" 
bei  Zbyslau  auf  dem  Kleestoppelfelde;  1896,  2.  XL  noch  grosse 
Scharen  auf  den  Feldern,   wahrscheinlich  Durchzügler. 

91.  Charadrius  pluvialis  L.  Wurde  nur  einmal  im  Herbste 
18y2  auf  den  überschwemmten  Wiesen  beim  Doubravka-Flusse 
zunächst  Bojman  geschossen.  Das  Exemplar  befindet  sich  aus- 
gestopft in  der  Sammlung  der  Zbyslauer  Schule. 

92.  Haeinatopus  ostrilegus  L.  Das  Exemplar  meiner 
Sammlung  stammt  aus  dem  Jahre  1892,  wo  es  beim  Flusse 
Doubravka'  g-eschossen  und  als  ganz  unbekannt  ausgestopft 
wurde.  Erst  1893  sah  ich  diese  Seltenheit  unserer  Gegend  und 
erwarb  sie  für  meine  Sammlung. 

93.  Anser  sp.?  Alle  Jahre  kann  man  zu  beiden  Zugzeiten 
Wildgänse  beobachten.  1895,  1.  VII.  9  Stück  vom  N.  gegen 
S.  sehr  niedrig  fliegend ;  22.  X.  zogen  im  Laufe  des  Tages 
3  Scharen  zu  20,  16  und  25  Stück  von  Norden  gegen  Süden, 
die  letzte  Schar  um  i/g-^  Uhr  abends  und  sehr  niedrig.  —  1896, 
14.  X.  13  Stück  laut  schreiend,  15.  XL  10  Stück  gegen  SO.- 
Wind  still  ziehend. 

94.  Alias  crecca  L.  Alle  Jahre  zeigen  sich  in  unserer  an 
Teichen  armen  Gegend  1—2  Paare,  hauptsächlich  im    Herbste. 

95.  Anas  querquedula  L.  Den  13.  IV.  1893  schoss  ich  auf 
dem  Doubravka-Flusse  bei  Wrdy  einen  ausgefärbten  Enterich, 


44      Knßzourek:  Orn.  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster  Umcreb. 


96.  Anas  boscas  L.  Die  häufigste  unter  den  Wildenten, 
1895,  1.  II.  bei  hohem  Schnee  und  grosser  Kälte  zeigte  sich 
ein  5  '^uf  dem  kleinen  Wasserbecken  auf  dem  Dorfplatze  in 
Starkoc  und  wurde  erlegt.  Eine  andere  wurde  im  März  1896 
bei  Semtös  geschossen. 

97.  Fuligula  clangula  (L.)  Vor  einigen  Jahren  wurden  auf  dem 
Doubravka-Flusse  zunächst  Zleby  5  —  6  Stück  dieser  Entenart 
geschossen.     Seit  dem  gelangten  keine  mehr  zur  Beobachtung. 

98.  Fuligula  ferina  L.  Am  22.  März  1897  wurde  ein  ausge- 
färbtes 5  ^uf  d^^  Elbe  bei  Selmic,  imweit  Kladrub,  aus  einer 
Schar  von   16  Stück  erlegt. 

99.  Laras  ridibundus  L.  Zeigen  sich  nur  im  Frühjahrt-,  im 
März  und  April.  1894,  18.  IV.  8  Stück,  30.  IV.  4  Stück  auf 
den  nassen  Wiesen  bei  Semte.s.  181t6,  24.  IV.  hielt  sich  während 
der  Frühjahrsüberschwemmung  bei  Kolin  eine  grosse  Menge 
der  Lachmöven  dortselbst  auf. 

lOü.  Larus  argentatus  Brunn.  Den  2.  X.  1894  schoss  ein 
hiesiger  Landmann  oberhalb  seines  Gehöftes  einen  grossen 
Vogel,  den  er  für  einen  Raubvogel  hielt.  Als  er  ihn  zu  mir 
brachte,  fand  ich  zu  meiner  grossen  A^erwunderung,  dass  es 
eine  junge  Silbermöve  war.  Später  las  ich  im  „Ornith.  Jahr- 
buche", Jahrg.  1895,  p.  165,  dass  auch  am  selben  Tage  ein 
solcher  Vogel  im  östl  Schlesien  unweit  Troppau  geschossen 
wurde.  Der  Magen  des  Vogels  war  gänzlich  leer.  Der  Vogel 
befindet  sich  jetzt  in  meiner  Vogelsammlung. 

10 i.  Slercorarius  pomalorhtnus  {Terava.)  In  der  Sammlung 
der  Ronover  Schule  steht  ein  schönes  Exemplar  dieser  Raub- 
möve,  welche  im  Jahre  1892  in  der  dortigen  Umgebung  erlegt  wurde. 

102.  Colvinbus  cristatus  L.  1893  wurde  im  Spätsommer  ein 
junger  Haubensteissfuss  gefangen  uu'l  lebte  über  1/2  Jahr  mit 
einer  Wildente  (ö)  in  Gefangenschaft.  Den  10.  IV.  1896  wurde 
ein  altes  Ö  auf  dem  Teiche  bei  Zdechovic  geschossen,  der  ein 
jahrelang  bekannter  ßrutplatz  des  Haubensteissfusses  ist. 

Starkoö  bei  Caslau,  im  Mai  1897. 


Vernntw.  Redacteur  Herausgeber  und  Verleger:  Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Sclimidhoöen,  Hallein. 
Druck  von  ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (österr.  Schlesien  i.  Kirchenplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

palaearktiscbe  Paunengebiet. 


Jahrgang  IX.  März-April  1898. 


Heft  2. 


Verzeichnis  der  im  Gebiete  der  Wümme  (Hannover)  vor- 
kommenden Zug-  und  Standvögel. 

Von  H.  Precht. 

Die  Wümmeniederung  beginnt  an  der  Westgrenze  der 
Lüneburger  Heide  als  flache  Senkung  und  erstreckt  sich  in 
einer  Länge  von  ca.  60  km.  in  westlicher  Richtung  bis  zur 
Einmündung  der  Wümme  in  die  Weser.  Der  obere  Theil  dieser 
Niederung,  etwa  bis  Rotenburg,  besteht  theils  aus  Sandboden, 
welcher  auf  weite  Strecken  mit  Heidekraut  bewachsen  ist,  theils 
aus  vorwiegend  uncultivierten  Mooren  und  ausgedehnten  Brü- 
chen, in  welchen  Erlen  und  Weiden  vorherrschen.  Die  angren- 
zenden Geestrücken  sind  stellenweise  bewaldet,  besonders  sind 
die  Forste  um  Rotenburg  erwähnenswert.  In  den  genannten 
Mooren  ist  der  Goldregenpfeifer  hie  und  da  Brutvogel,  ganz 
einzeln  auch  der  Kranich.  —  Unterhalb  Ottersberg  senkt  sich 
die  Niederung  noch  weiter  und  erreicht  in  dem  St.  Jürgensfelde 
zwischen  Lilienthal  und  Osterholz  den  tiefsten  Stand.  Das  St. 
Jürgensfeld  ist  ein  ehemaliger  flacher  Landsee,  jetzt  aber  durch 
Vermoderung  der  Sumpfgewächse  grösstentheils  in  Wiesenland 
und  Weiden  verwandelt.  Etwa  2  km.  westlich  von  Lilienthal 
hat  sich  noch  ein  See  erhalten;  derselbe  ist  ca.  2  km.  lang 
und  besteht  eigentlich  aus  mehreren  grösseren  Teichen,  welche 
im  vSommer  1/2  bis  2  Meter  tief  und  stellenweise  mit  Röhricht 
bewachsen  sind.  Diese  Teiche,  Blanken  genannt,  sind  im  Früh- 
jahr und  Sommer  der  Sammelplatz  zahlreicher  Sumpf-  und 
Wasservögel.  Die  Bewohner  der  angrenzenden  Ortschaften  be- 
schäftigen sich  im  Herbst  und  Frühjahr,  zur  Zugzeit,  eifrig  mit 


46     H.  Precht:  Verz.  d.  im  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Standvög. 

der  Entenjagd.  Hie  und  da  sieht  man  an  den  Blanken  mit 
Weiden  und  Röhricht  bewachsene  Hütten  von  2  Meter  Länge 
und  ein  Meter  Höhe.  Sobald  im  Herbst  der  Entenzug  beginnt, 
fährt  der  Jäger  abends  mit  einem  Boot  zur  Hütte  und  macht 
es  sich  darin  möglichst  bequem,  stellt  2  Zuggarne  aus,  setzt 
neben  dieselben  5  bis  6  Lockenten,  ladet  sein  Gewehr  und 
wartet  nun  geduldig  die  Nacht  über  auf  etwa  heranziehendes 
Wild.  Im  Herbste  schiesst  er  nicht  gern  auf  Enten,  um  sie  nicht 
scheu  zu  machen.  Er  zieht  sie  lieber  ein,  und  wenn  er  Glück 
hat,  bringt  er  morgens  10,  15  auch,  wohl  immerhin  aber  selten, 
20  bis  30  Enten  heim.  Daneben  wird  ab  und  zu  auch  noch 
anderes  Wassergeflügel  erlegt,  eine  Gans,  selten  auch  ein 
Schwan  u.  a.  m.  Theilweise  sind  diese  Entenjäger  die  besten 
Flugschützen,  welche  man  finden  kann  und  gibt  es  darunter 
solche,  die  auf  eine  Becassine  selten  fehlschiessen.  ]3as  beste 
Kunststück  aber  machte  vor  vielen  Jahren  ein  alter  Hütten- 
gänger: Er  bemerkte,  dass  ein  Seeadler  zwei  Wildgänse  ver- 
folgte, welche  er  beinahe  erreicht  hatte.  Da  die  Vögel  auf  ihn 
zustrichen,  nahm  er  seine  Doppelflinte  zur  Hand  und  legte 
seine  lange  einläufige  Entenflinte  g-rössten  Calibers  so  zurecht, 
dass  er  sie  nur  so  ergreifen  konnte.  Dann  erlegte  er  die  beiden 
Gänse  und  mit  der  grossen  Flinte  auch  den  Adler,  der  nicht 
schnell  genug  die  Richtung  zu  ändern  vermochte.  —  Zur 
Winterszeit,  oft  bis  in  den  April,  bildet  die  ganze  St.  Jürgens- 
niederung einen  einzigen,  mehr  als  eine  Quadratmeile  grossen 
See,  w^elcher  zu  Zeiten  von  hunderten  von  Gänsen,  Möven  vi. 
s.  w.  belebt  ist  und  finden  sich  dann,  namentlich  bei  stürmi- 
scher Witterung,  auch  solche  Gäste  ein,  welche  sonst  die  See 
und  das  Watt  nicht  zu  verlassen  pflegen. 

Im  St.  Jürgensfelde  habe  ich  seit  längeren  Jahren  ge- 
sammelt und  beobachtet.  Es  ist  anzunehmen,  dass  mir  von 
Kleinvögeln  die  eine  und  andere  Art  entgangen  sein  wird;  in 
Bezug  auf  die  grösseren  Arten  dürfte  indessen  so  ziemlich  alles 
Vorgekommene  aufgeführt  sein. 

Ordn.  Osciues.  Singvögel. 

1.  Erithacus  luscinia  (L.)    Nachtigall,     An  geeigneten   Ortlich- 
keiten  nicht  fehlend. 

2.  EritJiacus  cyancculus     (Wolf.)     Weissterniges  Blaukehlchen. 
Nicht  häufio-,  bei  Lilienthal   im  Moore  brütend. 


H.  Precht:  Verz.  d.  im  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Standvög.     47 

3.  Erithacus  rubeculus  (L.)  Rothkehlchen.  Nicht  selten. 

4.  Erithacus  phoenicurus  (L.)   Gartenrothschvvanz.   Häufig-. 

5.  Erithacus  titis  (L.)  Hausrothschwanz.  Häufig. 

6.  Pratincola  rubetra  (L.)   Braunkehlchen.  Nicht  selten. 

7.  Saxicola  oenanthe  (L.)  Grauer  Steinschmätzer.  Überall  vor- 
kommend, besonders  in  den  Mooren,  weil  in  Torfhaufen 
nistend. 

8.  Cinclus  cinclus  septentrionalis  (Br.)  Nordischer  Wasser- 
schwätzer.  Nur  einmal  bei  Seebergen  beobachtet. 

9.  Turdus  musicus  L.  Singdrossel.  Im  oberen  Wümmegebiet 
an  geeigneten   Orten  Brutvogel. 

10.  Turdus  iliacus  L.   Weindrossel.   Auf  dem  Zuge  häufig. 

11.  Turdus  viscivorus  L.  Misteldrossel.  Selten. 

12.  Turdtis  pilaris  L.  Wachholderdrossel.     Kommt  Ende   Octo- 
ber,  bleibt  bis  in  den  Mai;    brütend  nicht  beobachtet. 

13.  Turdus  merula-  L.     Amsel.     An    geeigneten    Orten    überall 
Brutvogel  und  überwintert  hier  meistens. 

14.  Turdus  torquatus  torquatus  (L.)    Nordische  Ringamsel.  Auf 
dem  Zuge,  jedoch   nicht  häufig. 

15.  Regulus  reguius  (L.)   Gelbköpfiges  Goldhähnchen.  Nicht  sel- 
ten  in  Tannenwäldern. 

16.  Regulus  ignicapillus     (Br.)      Feuerköpfiges     Goldhähnchen. 
Selten. 

17.  Phylloscopus  ruf  äs  (Bchst.)  Weidenlaubv^ogel.   Häufig. 

18.  Phylloscopus  trochilus  (L.)  Fitislaubvogel.   Seltener. 

19.  Phylloscopus  sibilator    (Bchst.)     Waldlaubvogel.     Häufig    in 
Waldungen. 

20.  Hypolais  philomela  (L.)    Gartenlaubvogel.  Nicht  selten. 

21.  Acrocephalus  schoenobae72us  (L.)    Schilfrohrsänger.  Häufig  im 
St.  Jürgensfelde. 

22.  Acrocephalus  palustris  (Bchst. j  Sumpfrohrsänger.  Häufig. 

23.  Acrocephalus  streperus  (Viell.)  Teichrohrsänger.    An  der  un- 
teren Wümme  nicht  selten. 

24.  Acrocephalus  arundinaceus     (L.)     Rohrdrossel.      Selten     bei 
Wasserhorst. 

25.  Sylvia  airicapilla  (T.)  Mönch.  Selten. 

26.  Sylvia  curruca  (L.)   Müllerchen.  Überall  vorkommend. 

27.  Sylvia  svlvia  (L.)  Dorngrasmücke.  Ziemlich  häufig. 


48     H.  Precht:  Verz.  d.  im  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Standvög. 


28.  Sylvia  simplex  (Lath.)  Gartengrasmücke.  Ziemlich  häufig. 

29.  Sylvia  nisoria  (Bchst.)  vSperbergrasmücke.  Selten;  an  der 
oberen   Widau  und  Rodau  brüten   einzelne  Paare. 

30.  Troglodytes  troglodytes  (L,)  Zaunkönig.   Überall   nicht  selten. 

31.  Acredula  caudata  (L.)  Weissköpfige  Schwanzmeise.  Nicht 
häufig. 

32.  Parus  crisfafus  L.  Haubenmeise.  In  Nadelwäldern  nicht  selten. 
83.  Parus  cacrulcits  L.   Blaumeise.  Nicht  selten. 

34.  Parus  palustris  1,.   vSumpfmeise.   Häufig. 

35.  Parus  atcr  L.  Tannenmeise.  Selten. 

36.  Parus  major  L.  Kohlmeise.  Häufig. 

37.  Sitta  europaea  cacsia  (Wolf.)  Kleiber.   Nicht  selten. 

38.  CertJiia  fainiliaris  L.  Baumläufer.   Nicht  selten. 

39.  ^ilauda  arvensis  L.  Feldlerche.  Überall  gemein,  überwintert 
in  manchen   Jahren. 

40.  Galerida  arborea  (L.)   Heidelerche.  Stellenweise  nicht  selten. 

41.  Galerida  crisfafa  (f..)  Haubenlerche.  Selten;  bei   Borgfeld. 

42.  Otocorys  alpcsfris  (L.)  Alpenlerche.  Zuweilen  als  Winterer- 
scheinung. 

43.  Budytes  ßavus  (L.)  Schafstelze.  Auf  Weiden  und  Wiesen 
häufig. 

44.  Motacilla  alba  L.  Weisse  Bachstelze.   Häufig. 

45.  Anthus  pratensis  (L.)  Wiesenpieper.  Sehr  häufiger  Brutvogel 
des  oberen  Wümmegebietes,  besonders  -der  Moore. 

46.  Anthus  trivialis  (L.)  Baumpieper.  Nicht  selten. 

47.  Emberiza  scJioeniclus  L.  Rohrammer.  Auf  feuchten  Wiesen 
nicht  selten. 

48.  Emberiza  hortulana.  L.   Gartenammer.  Nicht  sehr  selten. 

49.  Emberiza  citrinella  L.  Goldammer.  Gemein. 

50.  Emberiza.  calaudra  L.   Grauammer.   Nicht  häufig. 

51.  Calcarius  nivalis  (L.)  Schneeammer.  Wintererscheinung, 
häufig  im  St.  Jürgenfelde  an  den  sogen.  Feeken  (zusammen- 
geschw^emmte  Reste  Heu). 

52.  Loxia  curvirostra  L.  Fichtenkreuzschnabel.  Nur  gelegent- 
liche Erscheinung. 

53.  Pyrrhula  Pyrrhula  (L.)  Gimpel.   Wintererscheinung. 

54.  Carduelis  carduclis  (L.)  Stieglitz.  Sparsamer  Brutvogel,  im 
Winter  nicht  selten. 

55.  Chrysomitris  spinus  (L.)  Zeisig.  Häufiger  Wintervogel. 

56.  Acanthis  cannabina  (L.)  Bluthänfling.  Nicht  selten. 


H.  Precht:  Verz.d.  im  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Standvög.     49 

57.  Chloris  cJiloris  (L.)   Grünfink.  Nicht  selten,   Brutvogel. 

58.  FringiUa  coelchs  L.  Buchfink.   Häufig. 

59.  FringiUa  montifringilla  I..  Bergfink.  Häufig  auf  dem  Zuge. 

60.  Coccothraustes  coccofhraustes  (L.)  Kernbeisser.  Seltener 
Brutvogel. 

61.  Passer  montanus  (L,)  Feldspcrling.  Häufig. 

62.  Passer  domesticus  (L.)  Haussperling.  Gemein, 

63.  Sturnus  vulgaris  L.  Star.  Gemein,  in  milden  Wintern  blei- 
ben oft  einzelne  hier,  so   1896  am  28./Xn.  und  3./I.    97. 

64.  Oriolus  oriolus  (L.)  Pirol.   Nicht  selten. 

65.  Nucifraga  caryocatactes  (L.)  Tannenheher.    Selten  im  Herbst. 

66.  Garrulus  glandarius  (L.)  Eichelheher.  Häufiger  Brutvogel, 
im  Herbst  in   namhafter  Menge  streichend. 

67.  Pica  piea  (L.)  Elster.  Gemein,  besonders  in  grösseren  Dörfern. 

68.  Colaeus  ?nonedula  (L.)  Dohle.  Nur  in  einigen  grösseren  Ort- 
schaften, so  Lilienthal,  Rotenburg,  Brokel  ;  meist  nicht 
wandernd,  wenigstens  nicht  alle. 

69.  Corvus  frugilegus  L.  Saatkrähe.  Meist  auf  dem  Zuge ;  frü- 
her gab  es  bei  Lilienthal  und  Teufelsmoor   Ansiedelungen. 

70.  Corvus  cornix  L.  Nebelkrähe.  Vom  October  bis  März  in 
namhafter  Zahl  überwinternd. 

7L   Corvus  corone  L.  Rabenkrähe.  Gemeiner  Standvogel. 

72.  Corvus  corax  L.  Kolkrabe.  Selten;  in  den  Forsten  bei  Hid- 
dingen,  Rotenburg,  Hepstedt,  Wilstedt,  Waakhausen, 
Fischerhude,  Oberneuland   horstend  gefunden. 

73.  Lanius  collurio  L.  Rothrückiger  Würger.  An  geeigneten 
Örtlichkeiten  häufig. 

74.  Lanius  Senator  \..  Rothköpfiger  Würger.  Brütet  hier,  je- 
doch nicht  häufig. 

75.  Lanius  excubifor  L.  Raubwürger.  Nicht  selten,  Brutvogel 
auf  der  benachbarten  Geest. 

76.  ]\Iuscicapa  atricapilla  L.  Trauerfliegenschnäpper.  Wird  nur 
anfangs  Mai  auf  dem  Zuge  gesehen. 

77.  Muscicapa  grisola  L.   Grauer  Fliegenschnäpper.  Überall. 

78.  Anipelis  garrula  L.  Seidenschwanz.  Gelegentliche  Winterer- 
scheinung. 1897  erschien  er  am  12.  November  und  war  ca. 
4  Vv^ochen  recht  häufig,  so  dass  ich  gegen  20  Exemplare 
zum  Ausstopfen   erhielt. 

79.  Chelidonaria  urhica  (L.)  Mehlschwalbe.   Häufig. 

4 


50     H.  Precht:  Verz.  d.  im  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zu"- u.  Standvö". 


80.  Hirmido  rusficn  L,  Rauchschwalbe.   Häufig. 

81.  Clivicola  ripiU'ia  (L.)  Uferschwalbe.  Wo  steile  Wände  zu 
Siedelungen  passend,  vorhanden,  fehlt  sie  nicht,  so  bei  Torf- 
moor, Seebergen,  an  den  Canalufern  u.  s.   w. 

Ordn.  Strisores.  Schwirrvögel 

82.  Apus  apus  (L.)  Segler.   An  Kirchthürmen, 

83.  Caprimulgus  europaeus  L.  Nachtschwalbe.  Nicht  sehr  selten. 

Ordn.  Insessores.  Sitzfüssler. 

84.  Alcedo  ispida  L.  Eisvogel.  An  der  Wümme  und  ihren  Neben- 
bächen sehr  selten;  brütet  in  steilen  Ufern. 

Ordn.  Scansores.  Klettervögel. 

85.  Picus  viridis  L.  Grünspecht.  Hier  der  häufigste. 

86.  Dendropicus  minor  (L.)  Kleiner  Buntspecht.  Selten,  nur  bei 
Lilienthal  und  Seebergen  beobachtet  ;     ob  Brutvogel? 

87.  Dendropicus  medius  (L.)  Mittlerer  Buntspecht.    Sehr  selten. 

88.  Dendropicus  7najor  (L.)   Grosser  Buntspecht.   Nicht  selten. 

89.  Jyiix  torquilla  L.  Wendehals.  Nicht  seltener  Brutvogel. 

90.  Cuculus  canorus  L.  Kuckuck.  An  geeigneten  Orten  überall. 
Die  Eier  häufig  AntJius  pratensis  und  Motacilla  alba  anver- 
trauend. Ein  Junges  wurde  von  mir  ausnahmsweise  noch 
am  4.  October  gesehen.  1897  bereits  den  20.  April  gehört; 
sonst  nicht  vor  dem  28.  gen.  M. 

Ordn.  Raptores.  Raubvögel. 

91.  Strix  ßainmea  L.  vSchleiereule.   Ziemlich  häufig. 

92.  Carine  noctua  (Retz.)  Steinkauz.  Ziemlich  häufig. 

93.  Nyctala  tengnialini  (Gm.)  Rauhfusskauz.  Selten,  nur  einmal 
beobachtet. 

94.  Nyctea  scandiaca  (L.)  Schneeeule.  Ein  Exemplar  in  den 
Borgfelder  Wiesen  erlegt. 

95.  Svrnium  aluco  (L.)  Waldkauz.  Einzeln  in  geeigneten  Wal- 
dungen. 

96.  Asio  accipitrinus  (Fall.)  Sumpfohreule.  In  manchen  Win- 
tern häufig,  als  Brutvogel  selten,  doch  sicher  nachge- 
wiesen. 

97.  Asio  otus  (L.)  Waldohreule.   Gemein. 

98.  Falco  subbuteo  L.  Baumfalke.  An  geeigneten  Örtlichkeiten 
Brutvogel,  s.  z.  B.  in  Heidberg,  Seebergen  u.  a.  O. 

99.  Falco  aesalon  Tunst.  Merlin.  Auf  dem  Zuge,  ziemlich 
selten. 


H.  Precht:  Verz.d.  i.  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Standvög.       51 

100.  Falco  tinminculus  L.  Thurmfalke.  An  geeigneten  Orten 
überall  Brutvogcl.  Horstet  zuweilen  in  der  Giebelwand 
(Eulenloch)  der  Bauernhäuser.  Ueberwintert  ab  und  zu. 

101.  Falco  pcrcgriniis  Tunst.  Wanderfalke.  Zur  Zugzeit  alljähr- 
lich vorkommend,  folgt  den  Entenzügen.  Als  Brutvogel 
nicht  festgestellt. 

102.  Archibuteo  lagopus  (Brunn,)  Rauhfussbussard.  Einzeln  über- 
winternd. 

103.  Buteo  buteo  (L.)  Bussard.  Horstet  bei  Wilstedt,  Hepstedt, 
Rotenburg,  Hiddengen  und  überwintert  einzeln. 

104.  HaliaJus  albicäla  (L.)  Seeadler.  Auf  dem  Zuge,  z.  B.  im 
Jürgensfelde  fast  alljährlich  beobachtet,  an  den  Blanken, 
im  Bocklander  Felde,  bei  Wilstedt  erlegt,  stets  junge  Vögel. 

105.  Pandioii  haliaefus  (L.)  Flussadler.  An  der  oberen  Wümme 
alljährlich  auf  dem  Zuge  im  April  und  im  September, 
October. 

106.  Pcrtiis  apivonis  (L.)  Wespenfalke.  Durchziehend,  einmal 
am  26.  V.   und    1897   am   18.   V.   in  mehreren  Stücken. 

107.  JMihms  juilvus  (L.)  Gabelweihe.  Auf  dem  Zuge,  aber  selten. 

108.  Accipiter  nisus  (L.)  Sperber.  Gemein,  jedoch  nicht  überall 
Brutvogcl. 

109.  Astur  palumbarius  (L.)  Habicht.  Überall  vorkommender 
Brutvogel,  so  in  den  Forsten  bei  Rotenburg'. 

110.  Circus  aeruginosus  {l^.)  Rohrweihe.  Im  Blocklander-  und  St. 
Jürgensfelde  regelmässig  horstend. 

111.  Circus  cvancus  (L.)  Kornweihe.  Selten,  nur  einmal  horstend 
gefunden. 

112.  Circus  pygargus  (Gm.)  Wiesenweihe.  Im  unteren  Wümme- 
gebiet  ziemlich  häufiger  Brutvogel. 

Ordn.  Rasores.  Scliarrvögel. 

113.  Tetrao  tetrix  L.  Birkhuhn.  Standwild  im  oberen  Wümme- 
gebiet,  doch  nicht  sehr  häufig.  Neuerdings  bei  Tarmstedt, 
Wilstedt,  Grasberg  eingewandert. 

114.  Coturnix  coturnix  (L.)  Wachtel.  Nicht  häufig. 

115.  Perdix  perdix  (L.)  Rebhuhn.  Häufig. 

116.  Phasianus  colchicus  L.    Fasan.   Hie  und  da  ausgesetzt. 

Ordn.  Gyrantes.  Girrvögel. 

117.  Turtur  turtur  (L.)  Turteltaube.  Brutvogel  im  oberen  Wümme- 
gebiet. 

118.  Coluniba  pnluinbus  L.   Ringeltaube.  Häufig,  wandert  selten 


52      H.  Precht:  Verz.  d.  i.  Gebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Stand vög. 

und  ist  auch  in  diesem  Winter  (1807/98)   in  grossen  Flügen 
anzutreffen. 

119.  Columha  ocnas  L.  liohltaube.  Selten  auf  dem  Zuge  oder 
im  Winter. 

Ordn.  Gressores.  Schreitvögel. 

120.  Ardea  cinerea  L.  Grauer  Reiher.  Nicht  selten.  Eine  Horst- 
colonie  von  80 — 100  Paaren  befindet  sich  in  den  Hep- 
stedter  Büschen. 

121.  Ardea  iiii)iuta  L.  Zwergreiher.  An  der  unteren  Wümme. 
seltener  Brutvogel. 

122.  Botauriis  stellaris  (L.)  Rohrdommel.  War  früher  Brutvogel 
im  Blocklande  und  St.  Jürgensfeld ;  seit  der  Errichtung 
der  Entwässerungsmaschine  nur  noch  auf  dem  Zuge  vor- 
kommend. 

123.  Nycticorax  nycticorax  (L.)  Nachtreiher.  Sehr  selten  auf  dem 
Zuge.  Im  Bremer  Museum  stehen  2  Exemplare,  die  an  den 
Blanken  erlegt  wurden. 

124.  Ciconia  ciconia  (L.)  Weisser  Storch.  In  den  meisten  Ort- 
schaften brütet  ein  Paar. 

125.  Ciconia  nigra  (L.)  Schwarzer  Storch.  Selten.  Brutvogel  im 
Tarmstedter  Holze,  bei  Rotenburg  und  Hiddingen. 

126.  Platalea  leucerodia  L.  Löffler.  An  den  Blanken  wurden 
vor  Jahren  2  Stück  erlegt. 

127.  Plegadis  falcinellus  (L.)  Brauner  Sichler.  Ein  im  Bremer 
Museum  stehendes  Exemplar  wurde  bei  Lilienthal  oder 
Borgfeld  erlegt. 

Ordn.  Cursores.  Laufvögel. 

128.  Fulica  atra  L.  Blässhuhn.  An  der  unteren  Wümme  einzeln 
brütend,  auf  dem  Zuge  gemein. 

129.  Gallinula  chloropus  (L.)  Grünfüssiges  Teichhuhn,  Einzeln 
Brutvogel. 

130.  Orfygom'ctra  porzana  (L.)  Tüpfelhuhn.  In  der  unteren  Wüm- 
meniederung  häufig. 

131.  Crex  crcx  (L.)  Wachtelkönig.  Nicht  selten. 

132.  Rallus  aquaticus  L.  Wasserralle.   Seltener  Brutvogel. 

133.  Grus grus  (L.)  Kranich.  Im  Löhmoor  bei  Hemslingen  pflegte 
früher  ein  Paar  zu  brüten,  sonst  nur  auf  dem  Zuge. 

134.  Otis  tarda  L.  Grosse  Trappe.  Selten.  Ein  Stück  wurde  im 
December  1891  in  Blockland  erlegt,  am  25.  Januar  1897  6,9. 


H.  Precht:  Verz.  d.  i.  Gebiete  d  Wümme  vorkomm.  Zug- u.  Standvög.       53 


135.  Scolopax  rusticula  L.  Waldschnepfe.  Auf  dem  Zuge,  zu- 
weilen überwintert  ein  Exemplar. 

136.  Gallinago  gallinula  (L.)  Kleine  Sumpfschnepfe.  Auf  dem 
Zuge  nicht  selten. 

137.  Gallinago  gallinago  (L.)  Bekassine.  An  geeigneten  Orten 
überall  brütend,  auf  dem  Zuge  häufig. 

138.  Gallinago  major  (Gm.)  Grosse  Sumpfschnepfe.  Brutvogel 
im  unteren  Wümmegebiet,    nicht  selten. 

139.  Numenius  phaeopus  (L.)  Regenbrachvogel.  Einzeln  auf 
dem  Zuge. 

140.  Numeiiius  arcuatus  (L.)  Grosser  Brachvogel.  Hat  bei  Ot- 
tersberg gebrütet;  auf  dem  Zuge  nicht  sehr  selten. 

141.  Liinosa  atgocephala  (L.)  Uferschnepfe  „Greta"  (Vulgärname). 
An  der  unteren  Wümme,  St.  Jürgenfeld  und  Blockland 
häufiger  Brutvogel. 

142.  Totanus  pug7iax  (L.)  Kampfläufer.  Von  Fischerhude  bis 
Lesum  häufiger  Brutvogel. 

143.  Totanus  calidris  (L.)  Rothschenkel.  Im  St.  Jürgenfelde  nicht 
seltener  Brutvogel. 

144.  Totanus  littoreus  (L.)  Heller  Wasserläufer.  Auf  dem  Zuge, 
selten. 

145.  Totanus  glareola  (L.)  Bruchwasserläufer.  Auf  dem  Zuge 
im  Juli  und  August  nicht  selten. 

146.  Tringa  minuta  Leisl.  Zwergstrandläufer.  Auf  dem  Zuge, 
selten. 

147.  Tringa  temmincki  Leisl.  Grauer  Strandläufer.  Auf  dem 
Zuge,  selten. 

148.  Tringa  alpma  L.  Alpenstrandläufer.  Auf  dem  Zuge. 

149  Phalaropus  lobatus  (L.)  Schmalschnäbliger  Wassertreter. 
Auf  dem  Zuge,  selten. 

150.  Recurvirostra  avosctta  L.  Säbelschnabel.   Selten. 

151.  Vanellus  vanellus  (L.)  Kibitz.  Häufig,  wurde  noch  den  26. 
December   1897  hier  und  bei  Bremen  gesehen. 

152.  Charadrius  pluvialis  L.  Goldregenpfeifer.  Brutvogel  in  den 
Feldmarken,  Bellen,  Rosebruch,  Bothel,  Hemslingen,  Tarm- 
stedt  und  einigen  mehr,  doch  nicht  häufig. 

153.  Charadrius  spuatarola  (L.)  Kibitzregenpfeifer.  Auf  dem 
Zuge,  selten. 

154.  Arenaria  interpres  (L.)  Steinwälzer.   Auf  dem  Zuge,  selten. 


54.      H.  Precht:  Verz  d.  i  (jebiete  d.  Wümme  vorkomm.  Zug- u.Standvög. 


15ij.   Ilaetnatupus  os/rih'o-us'L.  Austcm  fisclR-r.  Auf  dem  Zugx»,  selten. 

Ordn.  Lamellirostres.  Zahnschnäbler. 

156.  Cygnus  olor  (Gm.)  Höckerschwan.  Wurde  mehrfach  erlebt, 
doch  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  ob  es  nicht  N-erwikU-rte  waren. 

157.  Cygniis  cxgnus  (L.)  .Singschwan.  Kommt  alljährlich  auf  dem 
Zuge  vor,  bleibt  bis  zum  Eintritte  strengen  Frostes,  oft 
den  ganzen  Winter.  Den  9.  März  1897  wurde  ein  ^  ad. 
bei  Moorhausen  erlegt.  Totall.   r43  m. 

158.  Cygnus  minor  PaU.  Kleiner  Singschwan.  Wird  ebenfalls  all- 
jährlich an  den  Blanken  gesehen  und  ab  und  zu  erlegt.  Ein 
hier  geschossener  C.  ////V/<^/' steht  im  Museum  zu  Sarajewo,  zwei 
in  Strassburg.  Bemerkt  sei,  dass  ich  geneigt  bin,  6^'^- 
7rus  hnvicki  als  verschieden  von  C.  minor  anzusehen ;  zur 
Zeit  fehlt  mir  jedoch  noch  genügendes  Beweismaterial. 

1  59.  Aiiscr  scgctum  (Gm.)  Saatgans.  Auf  dem  Zuge  die  hic;r  am 
häufigsten  vorkommende  Art. 

160.  Anscr  anscr  {!..)  Graugans.  Alljährlich  auf  dem  Zuge,  doch 
nicht  so  häufig. 

161.  Anscr  albifrons  (vScop.)  Blässgans.  Einzeln  vorkommend. 

162.  Branta  bcrnicla  (L.)  Ringelgans.   Auf  dem   Zug-e. 

163.  Tadorna  tadonia  (L.)  P^randgans.  .Vuf  dem  Zuge,  nicht 
alljährlich. 

164.  Anas  crecca  L.  Krickente.  Im  ganzen  Gebiete  an  geeigne- 
ten Orten    Brutvogel. 

165.  ^inas  qiicrquedula  L.  Knäkente.  Vereinzelt  Brutvogel,  auf 
dem   Zuge   nicht  selten. 

166.  Anas  acuta  L    Spiessente.   Brutvogel,   nicht  selten. 

167.  Anas  pcnelopc  L.  Pfeifente.    Auf  dem  Zuge  nicht  selten. 

168.  Anas  strepcra.  L.   Schnatterente.    Nur  durchziehend,  selten. 

169.  Anas  clypcataA^.  Löffelente.  Im  St.  Jürgensfelde  und  Block- 
lande einzeln   brütend. 

170.  Anas  boscas  L.  Stockente.  Brutvogel  an  den  meisten  Ne- 
benbächen  d"r  Wümme;   eine  der  hier  häufigsten   Arten. 

171.  Fuligula  hvrma/is  (L.)  Eisente.  Selten,  vor  mehreren  Jah- 
ren  2   Stück   erlegt. 

172.  Fuligula  clangula  (L.)  Schellente.  Auf  dem  Zuge  nicht  ge- 
rade selten. 

178.  Fuligula  nxroca  (Güld.)  Moorente.  Nicht  häufig. 

174.   Fulioula  Icrina  (L.)  Tafelente.    Regelmässig  vorkommend. 


H.  Precht:  Verz  d.  i. Gebiete  d.  Wümme  voikomm.  Zu"-  u.  Standvög.      55 


175.  Fuligula  cristata  (Lcach.)  Reiherentc.  Auf  dem  Zuge  nicht 
selten. 

176.  Fuligula  marila  (L.)   Bergente.  Seltener  als  vorige. 

177.  Oldemia  nigra  (L.)  Trauerente.  Selten  während  des  Früh- 
jahrszuges. 1896  wurden  2   6   erlegt. 

178.  Mergus  serrator  L.  Mittlerer  Säger.   Selten. 

179.  Mergus  merganser  L.  Gänsesäger.  Zur  Zugzeit  regelmässig, 
doch  nicht  häufig. 

180.  Mergus  albellus\..  Zwergsäger.  Nicht  häufig,  doch  alljährlich. 

Ordn.   Steganopodes.  Ruderfüssler. 
18L  Phalacrocorax  carba  (L.)   Kormoran.  Selten,  wird  nicht  all- 
jährlich beobachtet. 

Ordn.  Longipenues.  Seeflieger. 
182.  Hydrochelidon  nigra  (L.)  Schwarze  Seeschwalbe.    Häufiger 
Brutvogel    an    der    unteren    Wümme.    Nest    auf   Seerosen- 
blättern oder  Wasseraloe  stehend. 
18';3.   Sterna  hirundo  L.  Flus.seeschwalbe.    An  den  Blanken  brü- 
ten  zahlreiche  Paare. 

184.  Rissa  Iridaclyla  (L.)  Dreizehige  Möve.  Ein  9  ad.  wurde 
den  1.  December  1897  nach  anhaltendem  Weststurme  nicht 
weit  von  hier  verhungert  aufgefunden. 

185.  Larus  ridibundus  L.  Lachmöve.  Im  Frühling  und  Spät- 
herbst häufig;  im  St.  Jürgensfelde,  an  den  Blanken  brüten 
einzelne  Paare. 

186.  Zar«j'^rt;^?^^L.Sturmmöve.  Im  Frühling  und  Spätherbst  häufig. 

187.  Larus  inarinus  L.  Mantelmöve.  Einmal  ein  Exemplar  auf 
den   Blanken  erlegt;  sehr  selten.  Ein  5  j^v.  am  26.  IL   98. 

188.  Larus  argentatus  Brunn.  Silbermöve.  Im  Spätherbst  und 
Frühjahr  erscheinen   einzelne,  meist  junge  Vögel. 

189.  Stercorarius  parasiticus  (L.)  Schmarotzer-Raubmöve.  Sehr 
selten. 

190.  Stercorarius  poniatorhinus  (Temm.)  Mittlere  Raubmöve. 
Sehr  selten,  im  Frühjahr  ein   Stück  erbeutet. 

Ordn.  Urinatores.  Taucher. 

191.  Colymbus  fliiviatilis  Tunst.  Zwergsteissfuss.  Nicht  selten, 
einzeln  Brutvogel. 

192.  Colymbus  auritiis  L.   Ohrensteissfuss.  Selten. 

193.  Colymbus  griseigena  Bodd.  Rothhalssteissfuss.   Häufiger. 

194.  Colymbus  cristatus  L.  Haubensteissfuss.  Seltener  Brutvogel, 
auf  dem  Zuge  häufiger. 


56  V.  Besserer:  Ornithologisches  aus  Bayern. 


195.  Urinafor  scptcnirioiialis  (L.)  Nordscftauchcr.  Sehr  selten. 
Im  Frühjahr  l.S{)()  ein  Stück  erlej.^'-t  und  am  25.  Mai  1897 
ein  6  in  fast  vollständig'em  Prachtkleide ;  in  dem  rost- 
braunen Kehlflecke  befanden  sich  nur  mehr  einig^e  weisse 
Federn.  Das  Stück  wurde  auf  einem  grösseren  Teiche  an 
der  unteren  Wümme  erlegt.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  dass 
ein  Paar  dort  liat  brüten  wollen,  sondern  es  wird  lediglich 
der  Fischreichthum  zu  seinem  längeren  Verweilen  Veran- 
lassung g^egeben   haben. 

196.  Urinafor  arcticus  (L.)  Polartaucher.  Selten.  Ein  Exemplar 
wurde  vor  Jahren  bei  Grasberg  lebend  ergriffen  und  ein 
9  juv.   den   8.   April   1897   erlegt. 

197.  Merguliis  alle  (L.)  Krabbentaucher.  Anfangs  Februar  1897 
erhielt  ich  ein  9,  das  eine  Wegstunde  von  hier  verhungert 
aufgefunden  wurde.  Es  herrschte  zur  Zeit  ein  steifer  Nord- 
ost. Ich  nehme  an,  dass  der  Vogel  die  Ostsee  verlassen 
musste,  weil  sie  zugefroren  war  und  er  durch  den  Sturm 
nach  Südwesten  verschlagen   wurde. 

Moorhausen,  im  Januar  1898. 


Ornithologisches  aus  Bayern 

von  Freiherrn  v.  Besserer. 

Falco  cenchris  Naum.     Röthelfalk. 

Seit  Jahren  hoffte  ich  vergeblich,  einmal  unter  den  vielen 
Thurmfalken,  die  ich  theils  selbst  erlegte,  theils  bei  Präparatoren 
zu  sehen  und  zu  untersuchen  Gelegenheit  fand,  den  südlichen 
Röthelfalken  zu  entdecken. 

Ueber  sein  Vorkommen  im  rechtsrheinischen  Bayern  über- 
haupt fand  ich  in  der  einschlägigen  Literatur  nur  eine  sicher 
verbürgte  Angabe,  indem  Jäckel  in  seiner  „Systematischen  Über- 
sicht der  Vögel  Bayerns"  erwähnt,  dass  ein  ö  dieses  Falken, 
bei  dem  auch  das  9  gesehen  wurde,  im  Mai  1840  durch  Ober- 
förster Wich  von  Erlangen  im  Walde  bei  Möhrendorf  erlegt 
und  sodann  ausgestopft  in  der  Sammlung  der  Universität 
ersteren   Ortes  aufgestellt  worden  sei. 

Allerdings  berichtete  Forstmeister  Donle  von  Schwabach 
an  den  Herausgeber  des  Jäckelschen  Werkes,  Professor  Dr. 
R.  Blasius,  dass  er   diesen  Falken  im  Reichswalde  bei  Erlangen 


V.  Besserer:  Ornithologisches  aus  Bayern  57 

brütend  und  zuweilen  auch  bei  Schwabach  beobachtet  und  auch 
einige  Exemplare  g-cschossen  habe. 

Schon  im  IX.  ,,  Jahresbericht  des  Ausschusses  für  Beobach- 
tungsstationen der  Vögel  Deutschlands"  vom  Jahre  1884  erwähnt 
ihn  vorgenannter  Forstmeister  als  Brutvogel  der  Schwabacher 
lichten  Föhrenbestände,  und  auch  Oberförster  Franziss  in  der 
Innsterau  bei  Freyung  o.|W.  berichtet  ein  Gleiches.  Auch  im 
X,  Jahresbericht  (1885)  scheinen  ähnliche  Mittheilungen  einge- 
laufen zu  sein,  die  aber  Professor  Dr.  R.  Blasius,  gleich  den 
ersteren  sehr  in  Zweifel  zieht  mit  der,  meiner  Ansicht  nach 
sehr  wohlbegründeten  Bemerkung,  dast,  wenn  dieses  Vorkom- 
men thatsächlich  richtig  wäre,  ein  so  gewiegter  Kenner  der 
Ornis  Bayerns  wie  Jäckel,  der  noch  dazu  unfern  der  als  Brut= 
Stätte  bezeichneten  Gegend  seinen  Wohnsitz  hatte,  sicher  hievon 
genauestens  unterrichtet  gewesen  wäre  und  auch  Notiz  davon 
genommen  hätte.  Im  XL  Berichte  (1886)  sind  dann  keine  dies- 
bezüglichen Nachrichten  mehr  erwähnt.  Es  scheinen  aber  auch 
keine  in  Bayern  erlegten  Vögel  an  Professor  Blasius,  seiner 
Bitte  entsprechend,  zur  Bestimmung  eingeschickt  worden  zu 
sein.  Ich  meinerseits  kann  mich  der  Ansicht  nicht  verschliessen, 
dass,  wenn  dieser  doch  allgemein  für  Mitteldeutschland  als  seltene 
Erscheinung  anerkannte  Falke  thatsächlich  als  Brutvogel  bei 
uns  vorkäme,  die  Sammlungen  des  Staates,  der  Kreishauptstädte, 
Lehranstalten  u.  s.  w.  einige  in  Bayern  erlegte  Exemplare 
als  Belegstücke  enthalten  müssten,  w^as  aber  mit  Ausnahme 
des  vorerwähnten  .Stückes  in  Erlangen  factisch  nicht  der  Fall 
ist.  Für  Franken  ist  aber  hiemit  immerhin  sein  Vorkommen 
wirklich  nachgewiesen.  Dageg-en  war  er  bislang  für  den  Re- 
gierungsbezirk Schwaben  und  Neuburg  unbekannt.  Weder  Pelz- 
händler und  Präparator  Leu  in  Augsburg,  der  treue  Freund 
Jäckels,  der  sich  durch  seine  Beobachtungen  ein  grosses  Ver- 
dienst erworben  hat,  noch  der  kürzlich  verstorbene  tüchtige 
Forscher  Lehrer  Anton  Wiedemann  dahier,  erwähnen  in  ihren 
Zusammenstellungen  der  Avifauna  dieser  Gegend  den  Röthel- 
falken. 

Mit  freudiger  Ueberraschung  nahm  ich  somit  die  Mit- 
theilung des  Herrn  Präparators  Honstetter  entgegen,  dass  er 
vor  einigen  Jahren  ein  5  dieses  Falken  aus  Schwabmünchen, 
12  Km.    von    Augsburg,    zum     Ausstopfen    erhalten    habe,    das 


58  V.  Besserer:  Ornitholorfisches  aus  Bayern. 

gegenwärtig  im  Besitze  des  städtischen  Schutzmannes  Ziegler 
hierorts  sich  befinde.  Da  er  so  gütig  war,  mir  den  \'ogel  zur 
Ansicht  und  Untersuchung  zu  verschaffen,  gebe  ich  im  Folgen- 
den eine  möglichst  genaue  Beschreibung  desselben. 

Der  Falke,  Ö  im  2.  Jahre,  wurde  im  April  1891  bei  Schwab- 
münchen, Station  der  Bahnstrecke  Augsburg-Buchloe,  soviel  ich 
erfahren  konnte,  von  der  Aufhütte  aus  erleget.  Länge  29  cm., 
Tarsus  3.3,  Mittelzehe  ohne  Kralle  2.5,  Aussenzehe  ohne  Kralle 
1.6,  Schwanz  lö.5,  überragt  die  zusammengelegten  Flügel  um 
1  cm.  Flügelspitze  22  cm.  Oberschnabel  hornblau  mit  dunklem 
Ifaken  und  sehr  stark  ausgeschnittenem,  spitzen  Zahn.  Unter- 
schnabel gelblich,  gegen  die  Spitze  bläulich  angehaucht.  Wachs- 
haut, Augenkreise  und  Füsse  gelb.  ICrallen  weiss.  Nasenlöcher 
rund. 

Ivopf  und  Nacken  grau,  nur  bei  wenigen  Federchen  des 
J-lintcrkopfes  noch  etwas  rothbraune  Federränder.  Bartstreif 
kaum  kenntlich.  Kehle  und  ein  schmaler  Streifen  um  den 
vSchnabel  gelbweiss. 

Rücken  rothbraun.  Es  scheinen  hier  alle  Federn  bereits 
erneuert  zu  sein;  eine  einzige,  stark  verblichen,  zeig't  noch  das 
dunkle  Band  des  Jugendkleides. 

Die  oberen  Flügeldeckfedern,  deren  Federränder  stark 
abgestossen  sind,  zeig"en  noch  die  Lllrbung  des  Jugendkleides. 
Zunächst  des  Flügelbuges  befindet  sich  rechts  eine  bereits  grau 
gefärbte  obere  Deckfeder,  während  dieselbe  Feder  der  anderen 
Seite  auf  der  unteren  Hälfte  sclion  grau,  auf  der  oberen  dag^egen 
in  der  Umfärbung-  begriffen  ist.  An  dieser  letzteren  lässt  sich 
deutlich  wahrnehmen,  dass  die  graue  Farbe  durch  Umfärbung* 
aus  der  rothbraunen  und  zwar  vom  Federrand  ausgehend  entsteht. 

Die  grossen  Schwingen  sind  braun  mit  etwas  hellerem 
Rand.  Die  oberen  Schwanzdecken  sind  lichtgrau.  An  einigen 
Federn  des  Unterrückens  zeigt  sich  ebenfalls  die  Umfärbung 
ins  Graue  und  zwar  hier  vom  Schafte  ausg^ehend. 

Die  Schwanzfedern  tragen,  mit  xAusnahme  der  beiden 
mittelsten,  die  schon  erneuert  grau  mit  breiter  schwarzer  Binde 
und  weis.ser  Spitze  sind,  noch  die  Farbe    des   Jugendgefieders. 

Die  Unterseite  ist  gelblichweiss,  an  der  Brust  leicht,  am 
seitlichen  Gefieder  stärker  roströthlicli  angehaucht,  mit  vielen 
schwarzbraunen  rundlichen   Fleckchen  auf  letzterem. 


V.  Besserer:  Ornithologisches  aus  Bayern.  59 


Unterschwanzdecken  weiss.  Hosen  gelblichweiss  mit  ver- 
einzelten  Spitzfleckchen. 

Alihns  m:gra'ns  (Bodd.)    Schwarzer  Milan. 

Auch  im  heuri'jen  Jahre  hat  ein  Paar  schwarzer  Milane 
den  Horst  in  den  Auwaldungen  der  Donau  bei  Lauingen,  von 
dem  im  April  1896  das  brütende  9  Weibchen  herabgeschossen 
worden  war,  wieder  bezog-en. 

Der  Jagdbesitzer,  Herr  Gutsbesitzer  Fingado,  versprach 
mir  meiner  Bitte  gemäss,  das  Paar  zu  schonen  und  Beobach- 
tungen am  Horste  anzustellen. 

Vor  wenig  Tagen,  18.  Mai,  bekam  Honstetter  ein  schönes 
altes  9  aus  Pfaffenhofen  bei  Mertigen  mit  legereifen  Eiern  und 
ein  ebensolches  am  23.  Mai  aus  Nördlingen.  Letzteres  scheint 
ein  sehr  altes  Exemplar  zu  sein  ;  wenigstens  sprechen  die  sehr 
bedeutende  Grösse,  sowie  der  auffallend  weisse  Kopf  dafür. 
Beide  Vögel  enthielten   die  Ueberreste   von  jungen   LIasen. 

Allem   Anscheine  nach  scheint  sich    der    Schwarzmilan  in 
der  Donaugegend  des  Regierungsbezirkes  Schwaben  und  Neuburg 
neuerdings  mehr    auszubreiten,  während  sein  rother  Vetter  mehr 
und  mehr  abnimmt  und  als  Brutvog^el  immer  seltener  wird. 
Turdus  pilaris  L.    Wachholderdrossel. 

Als  Ergänzung  meiner  Beobachtung-  vom  verflossenen 
Jahre,  („Ornithol.  Jahrbuch,"  VII  6.  204)  möchte  ich  hier  noch 
mittheilen,  dass  wiederum  zwei  Paare  von  mir  in  den  Wersach- 
Auen  zwischen  Göggingen  und  Inningen  brütend  gefunden 
wurden.  Nach  Angabe  einiger  Jäg"er  und  Jag'dbesitzer  der 
Umgegend  sollen  auch  in  den  Lech- Auen  öfters  nistende  Wach- 
holder-Drosseln  gefunden  werden. 

Monticola  saxatilis  (L.)    Steindrossel. 

Am  19.  Mai  zeigte  mir  Präparator  Honstetter  ein  9,  das 
einige  Tage  vorher  bei  Fischen  im  Algäu  durch  einen  dortigen 
Gastwirt,  der  es  für  einen  Krammetsvogel  hielt,  geschossen  wor- 
den war.  Jäckel  erwähnt  nichts  über  das  Vorkommen  des 
Steinröthels  in  diesem  Theile  des  Gebirges  in  seiner  „Systema- 
tischen Übersicht  der  Vög-el  Bayerns";  doch  findet  sich  im 
IX.  Jahresbericht  (1884)  des  Aiisschusses  für  „Beobachtungs- 
stationen der  Vögel  Deutschlands"  von  ihm  eine  Notiz,  welche 
das  Eintreffen  dieses  X^ogels  bei  Hindelang-  im  Algau  am 
18.  März  erwähnt.    Die  folgenden  Jahresberichte  enthalten  keine 


60  R.  V.  Tschüs i:  Ornithologisches  aus  Vorarlberg. 


Angaben  mehr.  Leu  erwähnt  diesen  Vogel  gar  nicht,  und 
Lehrer  Wiedemann  giebt  in  seiner  Zusammenstellung  der  „Vögel 
des  Regierungsbezirkes  Schwaben  und  Neuburg"  (XXX.  Bericht 
des  naturwiss.  Ver.)  sein  Eintreffen  in  Hindelang  wohl  auf 
obige  Notiz  Jäckels  gestützt  an,  weiss  aber  über  sein  Brüten 
dortselbst  nichts. 

Die  Erlegung  eines  9  in  den  späteren  Tagen  des  Mai, 
weist  aber  doch  mit  einiger  Sicherheit  auf  ein  mögliches 
Brüten  in  dieser  Gegend  hin  und  es  ist  somit  die  Tödtung  des 
Vogels  entschieden  zu  beklagen,  da  weitere  Beobachtungen 
desselben  uns  eventuell  sicheren  Nachweis  über  denselben  als 
ßrutvogel  hätten  erbringen  können.  Das  präparierte  Exemplar 
ist  ein  jüngerer  Vogel.  Da  der  Schuss  den  Unterleib  stark 
verletzt  hatte,  konnte  eine  genauere  Untersuchung  des  Eier- 
stockes, aus  der  man  Schlüsse  auf  vorgeschrittene  Entwicklung 
der  Eier  hätte  ziehen  können,  nicht  angestellt  werden. 

Nycticorax  nvcticorax  (L.)    Nachtreiher. 

Eine  weitere  nicht  häufige  Erscheinung  fand  ich  am 
19.  Mai  bei  Honstetter  in  Gestalt  eines  alten  (^  dieses  Reihers, 
das  bei  Dinkelsbühl  geschossen  worden  war. 

Jäckel  giebt  an,  dass  er  vereinzelt  in  Bayern  brüte  und 
vermuthe  auch  ich,  dass  dies  an  der  Donau  an  geeigneten 
Stellen  nicht  unwahrscheinlich  sein  dürfte.  Er  ist  für  Schwaben 
des  öfteren  an  verschiedenen  Gewässern  nachgewiesen  und 
wurden  auch  junge  Vögel  zu  einer  Zeit  erlegt,  zu  der  sie 
wohl  noch  kaum  den  Herbstzug  begonnen  haben  dürften.  Auch 
Leu  und  Wiedemann  erwähnen  ihn,  letzterer  aber  als  sehr 
selten.  In  dem  X.  und  XL  Jahresbericht  des  Ausschusses  für 
Beobachtungstationen  der  „Vögel  Deutschlands"  finden  sich 
gleichfalls  ein  paar  kurze  Notizen  über  sein  Vorkommen  in 
Bayern. 

Augsburg,  im  Mai   1897. 


Ornithologisches  aus  Vorarlberg. 

Von  Rudolph   Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 

Während    meines     vierjährigen     Aufenthaltes    in     obigem 
Kronlande  hatte  ich  Gelegenheit,   die   Vogelwelt    desselben     — 


R.  V.  Tschusi:  Ornithologisches  aus  Vorarlberg.  61 


sowohl  im  Hochgebirge,  als  auch  im  Rheinthale  (Bodenseegebiet) 
—  genau  kennen  zu  lernen. 

Hier  will  ich  nun  einige  der  dort  weniger  häufig  vor- 
kommenden oder  speciell  auffallenden  Arten  anführen: 

Anfangs  Juni  1894  wurde  auf  der  Mittagsfluh  bei  Au  im 
Bregenzerwalde  vom  Jäger  Brucker  ein  Gänsegeier  [Gyps  fulvusj 
erlegt,  der  präpariert  im  Jagdhause  Hopfreben  des  Mr.  Maund 
steht. 

Im  September  1894  erhielt  Präparator  Honstetter  in  Bregenz 
ein  bei  Frastanz  erlegtes  Q  von  Aquila  fulva;  am  4.  XII.  1896 
konnte  ich  einen  an  der  Feldenfluh  bei  Schönebach  beobachten ; 
im  Frühjahre  1897  hob  Hr.  Anton  Gassner  aus  Bludenz  2  Junge 
aus  einem  Horste  an  der  „Rothen  Wand"  bei  Bludenz  aus  und 
erlegt  einen  der  Alten. 

Anfangs  Juli  1895  wurde  ein  Aquila  naevia  von  einem 
Fischer  in  Fussach  gefangen  und  bei  Präparator  Honstetter 
ausgestopft.  Am  15.  XL  1896  wurde  eine  bei  Sulzberg  (Bre- 
genzer-Wald)  erlegt,  die  auch  obiger  Präparator  erhielt ;  am 
2.  XII.   1896  sah  ich   eine  im  tiefen  Ifer  (Br.-Wald). 

xAm  9.  IX.  1894  wurde  am  Gebhardsbcrge  bei  Bregenz  ein 
Falco  aesalon  erlegt;  am  21.  X.  1896  sah  ich  einen  in  Hohen- 
weiler. 

Den  28.  October  1895  wurde  ein  Bubo  maximus  9  im 
Mehrerauer  Walde  bei  Bregenz  erlegt ;  es  war  dies  der  einzige, 
den  Präparator  Honstetter  während  dieser  Jahre  aus  dem 
Lande  erhielt. 

Am  „hängenden  vStein"*)  bei  Bludenz  sah  ich  den  28.  Juni 
1894  die  dort  alljährlich  in  einer  kleinen  Colonie  brütende 
Felsenschwalbe  {Clivicola  rupestris)^  ebenso  am  21.  VII.  und 
25.  VIL  1895.  In  den  Jahren  1896  und  1897  war  der  Brutplatz 
nicht  bezogen,  und  ich  konnte  in  der  Gegend  überhaupt  keine 
beobachten. 

Der  oft  zu  vielen  tausenden  am  Herbstzuge  im  Rohre 
nächtigende  Sturmis  vulgaris  überwintert  hier  alljährlich  in 
kleineren  Gesellschaften  bis  zu  20  Stück, 

In  den  Bergwäldern  Vorarlbergs  traf  ich  überall  die 
Alpenmeise  (Parus  montanus  montauus)  an. 

*)  Schon  P.  M.  Th.  Bruhin  erwähnt  diese  Colonie  in  seiner  »Ornis  des 
hängenden  Steines^  (Zeitschr.  ges.  Naturvv.  XXX.  1868,  p.  302). 


62  R.  V.  Tschüs i:  Ornithologisches  aus  Vorarlberg. 


Der  hübsche,  muntere  Berglaubvogcl  {PJiylloscopus  ho)irlli) 
brütet  sehr  zahlreich  am  Gebhardsberge  bei  Bregenz. 

Mcrula  torquata  alpesfris,  die  im  Hochgebirge  zahlreich 
brütet,  traf  ich  am  5.  XII.  1897  gelegentlich  einer  Gemsjagd 
in  einer  Heuhütte.  Der  anwesende  Jäger  versicherte  mir,  dass 
diese  Vögel  öfters  in  dergleichen   Objecten  überwintern. 

Im  Winter  treiben  sich  an  den  zahlreichen,  längs  der 
Bregenzer-Ache  wachsenden  Sanddornsträuchern  nach  hunderten 
und  oft  nach  tausenden  zählende  Flüge  von  Turdus  pilaris 
umher,  die  die  Beeren  obigen  Strauches  verzehren.  Einmal  konnte 
ich  in  zwei  Stunden  21   Stück  erlegen. 

Am  13.  September  erlegte  ich  in  der  Mehrerau  ein  roth- 
sterniges  Blaukehlchen  [Cyanecula  caendccuhi)  ^j,  da?<  in  der 
Sammlung  meines  Vaters  steht.  Cxanccula  cyanecu/a  zieht  zahl- 
reich durch. 

Am  12.  XL  1893  beobachtete  ich  in  der  Mehrerau  ein  J'/ui- 
tincola  rubicola. 

Ende  October  1894  sah  ich  zum  erstenmale  die  Hauben- 
lerche (Galerida  cristata)  in  Bregenz;  am  7.  XI.  1895  kamen 
2   auf  den  Exercierplatz. 

Am  3.  III.  1894  traf  ich  in  Hard  einen  einzelnen  Zigammer 
(Emheriza  cia)   5?  welchen  ich  erlegte. 

Herr  Major  Alexander  von  Homeyer,  der  mich  1894  in 
Bregenz  besuchte,  beobachtete  am  12.  V.  g.  J.  einige  Citri mlla 
alpina  auf  dem  Arlberg. 

Einen  im  Herbste  1893  bei  Lustenau  gefangenen  weiss- 
kehligen  Stieglitz  (Carduelis  carduelis  albigularis)  sah  ich  im 
Besitze  des  dortigen  bekannten   Vogelfängers  Bosch. 

Den  24.  November  1894  erlegte  ein  Bauer  in  Schwarzen- 
berg  (Bregenzerwald)  einen Rackelhahn  [Tetrao  tetrix  x  urogallus). 
Der  Kopf  gleicht  dem  eines  Birkhahnes ;  die  Brust  zeigt  violetten 
Glanz;  Bauch  wie  beim  Auerhahn,  ebenso  die  unteren  Stoss- 
decken;  der  Stoss  ist  einfarbig  schwarz,  nur  die  äussersten  Federn 
zeigen  sich  unbedeutend  nach  auswärts  gebogen. 

Am  1.  Mai  1896  erlegte  der  Besitzer  der  Jagd  Schönebach, 
Herr  von  Schwerzenbach,  einen  dem  oben  beschriebenen  voll- 
ständig gleichen  Rackelhahn. 

Tetrao  lagopns  beobachtete  ich  im  Hochgebirge  überall. 
Während  der  Balz  auf  den  kleinen   Hahn  im  oberen  Lechthale 


R.   V.  Tschusi:  Ornithologisches  aus  Vorarlberg.  63 

hatte  ich  Gelegenheit,  auch  den  Ruf  dieses  Huhnes  wiederholt 
zu  hören. 

Vor  mehreren  Jahren  wurde  ein  Q  von  0/is  tetrax  in  Hard 
erlegt  und  steht  im  Landesmuseum. 

In  den  achtziger  Jahren  wurde  ein  Falcincllus  igneus  im 
Rheinthale  geschossen.  Derselbe  befindet  sich  präpariert  bei 
Mr.  Norman  Douglass  in  Bludenz.  Herr  Baron  Lazarini  sah 
einen  am  17.  IX.  1884  bei  Fussach  erlegten  bei  Präparator 
Honstetter  in  Bregenz. 

Am  6.  September  1897  erhielt  Präparator  Honstetter  zwei 
junge  Ibisse  ;  bei  dem  einen  war  der  Oberschnabel  ca.  in  der 
Mitte  nach  rechts  abwärts  gebogen,  so  dass  die  obere  und 
untere  Schnabelspitze  ca.    1  cm  von  einander  abstanden. 

Im  September  1894  wurde  bei  Dornbirn  ein  kleines  Sumpf- 
huhn (Ortygomctra  parva)  geschossen. 

Der  Bekassinenzug  —  grösstentheils  die  g-ewöhnliche 
(Gallinago  gallinago)  —  ist  je  nach  den  Wasser  Verhältnissen 
ein  guter  oder  schlechter;  bei  hohem,  bis  in  den  Herbst  anhal- 
tendem Wasserstande  fällt  auch  der  x\ufenthalt  aller  Tringa- 
und   Totanus-Arten  weg. 

Am  26.  IX.  1895  erlegte  ich  in  Fussach  eine  Limosarufa, 
die  in  der  JSammlung  meines  Vaters  steht;  am  11.  IX.  1896 
sah  ich  ebendort  wieder  eine. 

Im  Herbste  1896  (September)  hatte  ich  wiederholt  Gelegen- 
heit, während  der  Bekassinenjagd  mehrere  AlacJictes  pugnax  zu 
erlegen,  bei  denen  mir  die  bedeutenden  Grössenunterschiede 
der  Geschlechter  auffielen. 

Totanus  glottis  erscheint  jeden  Herbst  auf  dem  Durchzuge. 

Hauptsächlich  in  grossen  Flügen  erscheint  der  Alpen- 
strandläufer (Tringa  alpinaj  auf  dem  Herbstzuge. 

Am  15.  October  1893  erlegte  ich  auf  dem  Exercierplatze 
bei  Mehrerau  einen  grauen  Zwergstrandläufer  (Tringa  temmincki)^ 
den  mein  Vater  in  seiner  Sammlung  besitzt. 

Einen  Sanderling  (Calidris  arenaria)  schoss  ich  den 
14.  October  1893  in  der  Mehrerau  und  sah  am  11.  und  12.  Octo- 
ber des  folgenden  Jahres  ein  Exemplar  am  Seeufer. 

Am  26.  IX.  1895  erlegte  ich  einen  Charadrius  squatarola 
in  Fussach, 


64  R.  V.  Tschusi:  Ornithologisches  aus  Vorarlberg. 

Am  19.  October  1896  wurde  in  der  Mehrerau  ein  junges 
Ö  der  Eiderente  (Somateria  moilissima)  erleg-t  und  bei  Präparator 
Honstetter  ausgestopft. 

Im  Herbste  und  Winter  treiben  sich  nacli  Hunderten 
zählende  Flüge  von  Enten  theils  auf  dem  Bodensee,  thcils 
an  deren  Ufern  umher,  Abends  ziehen  sie  dann  landwärts  und 
fallen  in  den  seichten  Wassergräben  ein,  um  morgens  wieder 
auf  den  See  zurückzukehren. 

Die  am  zahlreichsten  vorkommenden  Entenarten  sind  die 
Stockente  (Anas  boscas)  und  die  Krickente  (A,  crecca).  Im 
Herbste  und  Frühjahre  erscheinen  neben  anderen  die  Löffelente 
(A.  clypeata),  die  Spiessente  (A.  acuta)  und  die  .Schellente 
(FuligtUa  clangula)  noch  am  häufigsten. 

Die  Säger  sind  durch  alle  drei  Arten  vertreten.  K.xx\  zahl- 
reichsten tritt  der  prächtige  Gänsesäger  (Mergus  merganser)  auf, 
welcher  auch  hier  alljährlich  in   einzelnen  Paaren  brütet. 

Nur  über  Winter  halten  sich  hier  der  mittlere  [M.  serrator) 
und  der  Zwergsäger  (M.  albellus)  auf. 

Auf  dem  ganzen  .See,  hauptsächlich  den  Winter  über, 
trifft  man  den  Kormoran  (Phalacrocorax  carbo)  an.  Derselbe  ist 
hier  im  allgemeinen  unter  dem  Namen  „Seeadler"  bekannt, 
heisst  aber  in  dem  Gebiete  von  Hard-Fussach  „ungarische 
Rappa"  —  Rabe.  Die  Art  soll  bei  Rohrschach  brüten.  Ich 
selbst  beobachtete  sie  das  ganze  Frühjahr  und  den  Sommer 
hindurch  in  einzelnen  Individuen  auf  den  Schiffscheiben  — 
Zeichen,  welche  die  Untiefen  markieren.  Sie  sind  wohl  die  am 
schwersten  erlegbaren  Bewohner  unseres  .Seegebietes. 

Von  Taucherarten  findet  man  im  Winter  den  Zwergstei.ss- 
fuss  (Colymbus  fliiviatilis),  ferner  den  Haubensteissfuss  (Colymbus 
cristatiis),  der  ob  seines  hübschen  Pelzwerkes  sehr  gesucht  ist. 
.Seltener  kommt  der  Nordseetaucher  (Urinafor  sepfentrionalis)  vor ; 
einen  hier  vor  Jahren  erlegten  Colymbus  rubricollis  sah  ich 
präpariert. 

Unter  den  Möven  zeigt  sich  die  Lachmöve  (Larus  ridibu7idus) 
am  zahlreichsten  und  zwar  .Sommer  und  Winter.  In  letzterer 
Zeit  sieht  man  stets  unter  der  obigen  einige  Silbermöven 
(L.  argentatus).  Infolge  des  sehr  oft  schneelosen  —  zum  min- 
desten aber  milden  Winters   —     überwintern    stets,    wie    schon 


O.  Luzecki:  Ornithologisches  aus  Bosnien  und  der  Bukowina.  65 

oben  erwähnt,  kleinere  Gesellschaften  von  Sturnus  vulgaris, 
Motacilla  alba  und  Friiigilla  coclebs   6    und   9- 

An  den  nicht  gefrorenen  oder  nicht  versiegten  Sumpf- 
partien trifft  man  stets  Gallinago  gallinula,  einzelne  Gallinago 
gallinago  und  vereinzelte  Rallus  aquaticus.  Wiederholt  hatte 
ich  auch  Gelegenheit,  kleine  Gesellschaften  —  bis  zu  zehn  Stück 
—  von  Tringa  alpina  zu  beobachten,  die  bald  da,  bald  dort 
auftauchten,  um  sich  die  günstigsten  Nahrungsplätze  aufzusuchen. 

Die  ziemlich  fortgeschrittene  Regulierung  des  Rheines, 
der  Fussach  und  der  Lauterach  hatte  bis  jetzt  insoweit  keinen 
weiteren  Einfluss  für  den  Aufenthalt  der  Sumpf bewohner,  als 
sich  dieselben  nun  in  dem  abseits  dieser  Regulierung  gelegenen 
Terrain  aufhalten,  das  noch  immer  einen  bedeutenden  Flächen- 
raum einnimmt. 

Schwaz,  am   14.  Jänner   1898. 


Ornithologisches  aus  Bosniea  und  der  Bukowina. 

Von  0.  Luzecki. 

Ciconia  alba.  In  Wollowctz  bei  Mardzina  nächst  Radautz 
(Bukow.)  brütete  auch  im  vorigen  Jahre  ein  Storchpaar.  Der 
Horst,  der  sich  in  einem  Garten  in  nächster  Nähe  des  Weges 
bei  einem  Wohnhause  befindet,  steht  auf  einem  Weidenstumpf 
in  einer  Höhe  von  ungefähr  2 "5  m.  Da  der  rumänische  Bauer, 
auf  dessen  Besitz  der  Horst  steht,  selben  und  die  Brut  schonte, 
so  steht  die  Wiederkehr  des  Storchpaares  in  Aus.sicht.  Durch 
diesen  Fall  ist  das  erste  Horsten  des  weissen  Storches  in  der 
Umgebung  und  gleichzeitig  die  Ausdehnung  des  Brutgebietes 
genannter  Art  gegen  die  in  nächster  Nähe  liegenden  Karpa- 
thenausläufer  erwiesen. 

Ciconia  nigra.  Bei  Glitt  (Bukow.)  brütete  im  vorigen  Jahre  ein 
Schwarzstorch  auf  einer  nicht  allzuweit  vom  Waldsaume  ent- 
fernt stehenden  Tanne  in  ungefähr  etwas  überhalben  Höhe  des 
Baumes.  Vom  Volke  w^urden  die  Vögel  als  „Trappen"  bezeich- 
net. Gleich  daneben  horstete  Aquila  pomarina,  und  beide  Arten 
lebten  in  voller  Einigkeit  nebeneinander.  Da  sonst  kein  nennens- 
wertes Gewässer  in  der  nächsten  Nähe  ist,  begaben  sich  die 
Störche  nach  dem  3  Kilom.  entfernten  Komaner  Teiche,  von 
wo  aus  sie  die  Jungen  mit  Nahrung  versorgten. 


66  O.  Luzecki:  Ornithologisches  aus  Bosnien  und  der  Bukowina. 

Totanus  ochropus.  Am  9.  April  1893  erlegte  ich  an  einem 
kleinen  Teiche  nächst  (flitt  (Bukow.),  „Komaner''  genannt,  ein 
9  des  punktierten  Wasserläufers,  welches  eine  Schnabel-Defor- 
mität aufweist.  Während  der  Oberschnabel  bloss  um  1  mm 
durch  seine  Biegung  nach  links  von  dem  normal  gebildeten 
abweicht,  beträgt  die  seitliche  Abweichung  des  Unterschnabels 
3  mm  von  jenem.  Ausserdem  ist  der  Oberschnabel  um  3,  der 
Unterschnabel  um  4  mm  nach  unten  geneigt.  Der  Balg  ge- 
langte ir)   den   Besitz  des  Herausgebers  dieses  Jovirnals. 

Haematüpiis  ostrilegus.  In  der  zweiten  Julihälfte  1895  be- 
obachtete ich  bei  Ilidze  (Bosn.)  einen  Austernfischer.  Selber  war, 
seinenkiebitzartigen  Ruf  fortwährend  ausstossendundunsicher  um- 
herfliegend, schliesslich  auf  dem  Ufer  der  Zeljeznica  eingefallen. 
Trotz  meiner  vorsichtigen,  durch  Weidengebüsche  gedeckten 
Annäherung  flog  er  noch  ausser  vSchussweite  auf  und  der  ihm 
nachgesandte  Schuss  hatte  der  grossen  Entfernung  wegen  keinen 
Erfolg.  Nach  nochmaligem  Kreisen  entschwand  der  Vogel 
meinen  Blicken  im  Sarajevsko  polje.  Ungeachtet  aller  von 
Herrn  Gustos  O.  Reiser  verfügten  Massnahmen  und  der  von 
Herrn  v.  Führer  und  mir  gepflogenen  Nachsuche  gelang  es 
nicht  mehr,  des  Austernfischers  ansichtig  zu  werden. 

Cygnus  inusicus.  Vor  ca.  20  Jahren  wurde  ein  Singschwan  in 
Mardzina  (Bukow.)  ungefähr  eine  Meile  von  hier,  auf  einer  grossen, 
damals  noch  bestehenden  Lache,  die  auch  eine  mit  Röhricht 
bewachsene  Sumpfpartie  aufwies,  von  einem  Bauern  erlegt. 
Ausgestopft  befindet  sich  der  Vogel,  anscheinend  ein  5?  ir*^ 
Besitze  des  Herrn  Geometer  Heyhai  in  Solka. 

Anser  segetum.  Nach  einem  Jagdausfluge  am  Sylvester- 
tage 1892  heimkehrend,  vernahmen  wir  beim  Passieren  des 
nächst  dem  Krakbache  (Bosn.)  liegenden  Holzschlages  plötzlich 
Gänsegeschrei  und  gleich  darauf  zog  eine  Gans  nach  dem  mit 
Jungespen  schütter  bestandenen  Schlage,  wo  sie  einfiel.  Wir 
pürschten  uns  vorsichtig  hinauf,  und  als  sie  sich  erhob,  holten 
zwei  gleichzeitig  abgegebene  Schüsse  sie  herunter.  Es  war 
eine  Saatgans  und  ziemlich    abgemagert. 

Larus  fuscus.  In  der  zweiten  Hälfte  des  Juli  1895  erlegte 
ich  an  einer  kleinen  Sandbank  im  Zeljeznica-Flusse  bei  Ilidze 
ein  hübsches  Ö,  das  sich  als  erstes  Exemplar  aus  Bosnien  im 
Land^s-Museum   in  Sarajevo  befindet. 


Curt  Loos:  Vertilgung  forstschädlicher  Insecten  durch  Vögel.         67 

Bei  Czernowitz  .sah  ich  im  Jvini  1897  einen  Flug  von  20 
Stücken,  die  kreischend  und  fast  in  Dreiecksform  längs  des 
Pruth  flogen. 


Vertilgung  forstschädlicher  Insecten  durch  Vögel. 

Von  Curt  Loos. 

Seit  einer  Reihe  von  Jahren  zeigt  sich  im  nördlichsten 
Böhmen  der  Fichtennadelwickler  {Torfrix  comitana)  besonders 
auffällig,  und  es  hat  sich  derselbe  bereits  so  stark  vermehrt, 
dass  infolge  des  Raupenfrasses  sehr  viele  Fichten  mehr  oder 
weniger  stark  geschädigt  und  vereinzelt  jüngere  derselben  zum 
Absterben  gebracht  worden  sind. 

Häufig  sind  im  Herbste  Tannenmeisen  an  den  infolge  der 
die  Fichtennadeln  minierenden  Räupchen  gebräunten,  deutlich 
kenntlichen  Stellen  der  Fichtenzweige  bei  der  Suche  nach  dem 
Räupchen  fraglicher  Wicklerart,  welches  sich  unter  dem  aus 
ausgefressenen  Nadeln  und  Raupenkoth  bestehenden  Gespinnste 
verborgen  hält,  beobachtet  worden. 

Nach  einem  frischen  Schneefall  bemerkte  ich  am  29,  No- 
vember 1897  in  einem  etwa  35jährigem  Fichtenbestande  am 
Pirskenberg^e  eine  grössere  Anzahl  Tannenmeisen  auf  dem 
Boden  eifrig  picken  und  konnte  bei  näherer  Untersuchung 
bestätigen,  dass  auf  dem  Schnee  zahlreich  die  Räupchen  von 
Torfnx  co)iiitana  vorhanden  waren,  die  von  den  Meisen  aufge- 
lesen  wurden. 

Dürfte  die  .starke  Vermehrung  des  fraglichen  Wicklers 
nicht  in  Zusammenhang  mit  den  hier  epidemisch  auftretenden 
Lärchenminiermotten  zu  bringen  und  als  Folge  derselben  zu 
betrachten  sein?  Nachgewiesenermassen  bieten  die  Lärchen- 
miniermottenräupchen  den  Meisen  und  anderen  insectenfressen- 
den  Vögeln  länger  als  seit  einem  Jahrzehnt  eine  überaus  reich- 
liche und  leicht  zugängliche  Nahrungsquelle,  und  es  werden 
diese  Mottenräupchen  von  den  fraglichen  Vögeln  auch  sehr 
gern  aufgenommen.  In  g-leichem  Masse  nun  wie  sich  die 
insectenfressenden  Vögel  der  Vertilgung  dieser  Motte  zuwenden, 
werden  sie  von  anderen  Insectennahrungsquellen  abgelenkt  und 
insbesondere  jenen  Insecten  am  wenigsten  nachstreben,  die,  wie 


68  J.  Talsky:   P.  Rudolf  Kaspar. 

z.  B.  der  Fichtennadelwicklcr,  nur  mühevoll  zu  erlangen  sind. 
Wahrscheinlich  hat  sich  der  Fichtennadelwicklcr  auch  in  der 
Hauptsache  nur  dadurch,  dass  er  viele  Jahre  hindurch  der 
Verfolgung  insectenfressender  Vögel  in  verhältnismässig  gerin- 
gem Masse  ausgesetzt  war,  in  hiesiger  Gegend  zu  einer  solchen 
Macht  wie  gegenwärtig  zu  entwickeln   vermocht. 

Neben  der  Tannenmeise  wurde  noch  der  Eichelheher  als 
Vertilgcr  der  Tortrix  comitana  erkannt.  Am  80.  October  1897 
sind  im  Magen  eines  Eichelhehers  viele  kleine  Steinchen, 
Getreidereste,  mehrere  Brombeerkerne,  Käferreste  und  12  Stück 
wohlerhaltene  Räupchen  von  Tortrix  comitana  vorgefunden 
worden. 

Am  30.  und  31.  October  1897  haben  sich  die  Räupchen 
des  fraglichen  Wicklers  massenhaft  abgesponnen,  um  im  Boden 
das  Winterlager  zu  beziehen,  und  bei  dieser  Gelegenheit  mochten 
die  Räupchen  durch  den  Eichelheher  vom  Boden  aufgelesen 
worden  sein. 

Schluckenau,  im  Februar   1898. 


P    Rudolf  Kaspar. 

Ein  Nachruf. 
Von  J.  Talsky. 

Am  'J6.  Juli  1896  verschied  in  seinem  Geburtsorte  Blauda 
in  Mähren  P.  Kaspar,  ein  Priester,  welcher  in  ähnlicher  Weise 
wie  unser  unvergesslicher  Freund  P.  Blasius  Hanf,  neben  der 
gewissenhaften  Erfüllung  seiner  Standespflichten  noch  immer 
Zeit  genug  fand,  um  der  Naturwissenschaft  mit  Eifer  zu  dienen 
und  zumal  auf  dem  Gebiete  der  Ornithologie  in  anerkennens- 
werter Weise   thätig  zu  sein. 

Er  wurde  am  22.  October  1821  geboren  und  verrieth 
schon  in  den  Knabenjahren  viel  Vorliebe  für  verschiedene  frei- 
lebende Thiere,  namentlich  Vögel,  an  denen  die  schöne  Umge- 
bung seines  heimatlichen  Dorfes,  das  am  südlichen  Abhänge 
der  Sudeten,  unweit  von  der  vStadt  Schönberg  Hegt,  bis  heute 
noch  keinen  Mangel  leidet.  Sein  Vater  war  Schmied  und  Hess 
den  aufgeweckten  Sohn,  nachdem  er  den  ersten  Unterricht  zu 
Hause  genossen,  in   Olmütz  studieren.     Nach  Absolvierung  des 


J.  Talsky:  P.  Rudolf  Kaspar.  69 


Gymnasiums  und  der  damaligen  Philosophie  trat  Kaspar  im 
Jahre  1842  in  die  Theologie  ein  und  wurde  am  26.  Juli  1846 
zum  Priester  geweiht.  Sodann  kam  er  nach  Gross-Teinitz, 
unweit  von  Olmütz,  wo  er  zwei  Jahre  als  Cooperator  verblieb 
und  hierauf  nach  Kremsier  als  Vicar  zu  der  Capitularkirche 
bei  St.  Mauritz  berufen  wurde.  Neben  dieser  seiner  Stellung 
wurde  P.  Kaspar  zum  Lehrer  der  Naturgeschichte  an  dem  vom 
verstorbenen  Cardinal  Fürst-Erzbischof  Friedrich  in  der  Folge 
gegründeten  Knaben-Seminarium  bestimmt,  wo  er  in  hervor- 
ragender Weise,  bis  zum  Jahre  1872  wirkte.  Dasselbe  Jahr 
wurde  P.  Kaspar  zum  Pfarrer  und  später  zum  Dechant  in 
Holleschau  ernannt,  welche  Würde  er  durch  15  Jahre  beklei- 
dete. Im  Jahre  1887  trat  er  in  den  Ruhestand,  nahm  kurzen 
Aufenthalt  in  Olmütz,  um  dann  den  Rest  seines  Lebens  in  der 
Heimat  bei  seinen   Anverwandten  zuzubringen. 

Von  Jugend  an  ein  Verehrer  der  Natur,  verlegte  sich 
P.  Kaspar  als  Gymnasiast  mit  grossem  Fleisse  auf  das  Studium 
der  Naturgeschichte  und  setzte  es  mit  umso  grösserem  Erfolge 
als  Priester  fort.  Seine  besondere  Aufmerksamkeit  wandte 
er  jedoch  der  Vogelwelt  zu,  lernte  das  Ausstopfen  der  Vögel 
und  wurde  bald  ein  strebsamer  Beobachter  und  Sammler  der- 
selben. Während  seines  x'Vufenthaltes  in  Kremsier  an  der  March, 
in  einer  ausserordentHch  fruchtbaren  und  für  die  Thierwelt  sehr 
günstigen  Gegend,  gelang  es  ihm,  eine  namhafte  Zahl,  zum 
Theile  seltener  Vogelpräparate,  zusammen  zu  bringen.  Bei 
seinem  Abgange  nach  Holleschau  verblieb  ein  Theil  derselben 
in  den  Sammlungen  des  Knaben-Seminariums,  die  Hauptsamm- 
lung jedoch  widmete  P.  Kaspar  bei  seiner  Übersiedelung  nach 
Olmütz  dem  zur  damaligen  Zeit  von  dem  sogenannten  „Vater- 
ländischen Museum- Vereine"  daselbst  gegründeten  Museum.  Er 
war  einer  der  Gründer  und  der  erste  Custos  dieses  volksthüm- 
lichen  Institutes.  P.  KaSpar  blieb  als  Sammler  seiner  Beschäf- 
tigung bis  an  sein  Lebensende  treu.  Nach  seinem  Tode  ver- 
blieben noch  bei  60  Stück  in  Blauda  gesammelter  und  von 
ihm  präparierter  Vögel,  welche  zum  Theile  für  das  Olmützer 
Museum,  zum  Theile  jedoch  für  das  neu  errichtete  Gymnasium 
in  Hohenstadt  bestimmt  waren. 

P.  Kaäpar's  Collection  im  Olmützer  Museum  zählt  in  200 
Exemplaren     bei     140    in    Mähren    gesammelte    Vogelarten, 


70  V.  Tschusi:     Kleine  Notizen. 

worunter  nachstehende  hjcale  Seltenheiten  :  Aqitila  c/irvsaefus, 
iiaevia,  claitga,  Pandioii  halia'ctus,  Falco  perci^rinus,  Muscicnpa 
(ilbicollis,  Pastor  rositis  (xoni  Jahre  1S(3()).  (idlliniila  ininuta, 
Haeniatopiis  ostrilegus  (l!l.  März  1(SH2,  wälirend  einer  Inundation 
erlegt).  Ardea  purpiirca  (Juli  1859),  Xycficorax  griseus  5  <^<^- 
(Mai  1861),  Ibis  falcindlus  (Sommer  1860,  aus  einer  Schar  von 
40  Stück  geschossen).  Afcrgus  scrrafor  Q  ad.,  Älergus  iiicrgaiiser 
Ö9  od.  —  sämmtlich  aus  der  (iegend  von  K  r  e  m  s  i  e  r.  - 
Picus  fridacfvlus,  Nitiiienius  arcuatus  AW^WoWnschdiW.  Picus 
/(uconofus,  Oedicunnns  crrpifaiis  wnA  (Ucoiiui  nigra  aus  Blau  da. 
Tetrao  urogallus,  tctrix  und  bonasia  aus  Hochwald.  Falco 
aesalon  von  Hombok  bei  Olmütz.  }[onticola  saxatilis  aus 
Vöttau  an  der  Thava  und  Carbo  corjiioranus  aus  Napajedl 
im  Herbste   1868. 

An  Aberrationen  findet  man  hier:  Picus  major,  voll- 
kommen weiss  mit  rothem  Hinterhaupte ;  Einberiza  ciirinella, 
einem  sog.  grünen  Kanarienvogel  nicht  unähnlich  ;  Pica  caudata, 
anstatt  des  schwarzen  Gefiedersein  kaffeebraunes;  Pcrd  ix  cinerea 
(aus  Seelowitz)  ganz  weiss  und  Passer  doniesticus  fahlgelb. 

Von  den  ornithologischen  Publicationen  P.  Kaäpar's 
sind   mir  folgende  bekannt  geworden: 

Über  Farbenvarietäten  bei  Vögeln.  Verhandl.  der  k.  k. 
zool.-bot.    Gesellschaft  in  Wien.  1868. 

Bericht  über  zwei  in  Mähren  selten  vorkommende  Vögel 
(Ibis  falcincllus  und  Haeniatopus  ostrilegus).   —  Ibid.   1868. 

Onekterych  druzich  ptäkü,  jizto  na  Moravö  poi^idku  se 
vyskytuji.  (Ueber  einige  in  Mähren  selten  vorkommende  Vögel.) 
—  Casopis  musejniho  spolku  Olomuckeho.  (Zi  itschrift  des  Mu- 
seum-Vereines in   Olmütz.)  IH.    1886. 

Pozoroväni  ornithologickä  (Ornith.  Beobachtungen).  — 
Ibid.  III.   1886. 

Ptactvo  morav.ske.  (Die  Vögel  Mährens.)  Ibid.  1889.  Er- 
-schien  auch  als  Seperatabdruck,   8.   42  p. 

Olmütz,  im  Januar  1897. 


Schwarzkopf-Möve  in  Nieder- Österreich. 

Nach  einer  Notiz  in    „Waidmannsheil"   (XVI.  1896,  p.  127) 
schoss  F.   Ritter  v.  Raab  den   9.   April   1896  eine  Schwarzkopf- 


V.  Tschusi:    Kleine  Notizen,  71 

Möve  {Larus  melanocephalus)^  die  über  den  Kienberger  Teichen 
(Bez.  Scheibbs)  herumflog. 

Da  diese  Möve  meines  Wissens  in  N.-O.  noch  nicht  erlegt 
wurde,  ihr  Vorkommen  so  tief  im  Binnenlande  überhaupt  Be- 
denken erregen  musste,  so  wandte  ich  mich  an  den  Erleger, 
der  die  Freundlichkeit  hatte,  mir  mitzutheilen,  dass  er  genannte 
Möve,  deren  Kopf  russschwarz,  nach  Brehm  bestimmte  und 
einen  Irrthum  für  ausgeschlossen  halte.  Der  ausgestopfte  Vogel 
befindet  sich  im  Besitze  des  Genannten. 

V.  Tschusi   zu  Schmidhoffen. 


Über  Pringilla  nivalis  in  Böhmen. 

Wie  mir  der  Inhaber  der  bekannten  zoolog.  Grosshand- 
lung „Ornis''  in  Prag,  Herr  Th.  Wesely  schreibt,  wurde  ein  6 
des  Schneefinken  anfangs  Februar  1897  in  Wrschowitz  bei  Prag 
von  einem  Vogelfänger,  der  Hänflinge  fieng,  zufällig  gefangen 
und  zu  ihm  gebracht.  Der  Vogel  gelangte  in  den  Besitz  des  Prager 
Ciavierbauers  Kotik,  verendete  aber  nach  ca.   8  Tagen. 

Ausser  diesem  einen  Stück  bekam  Herr  Wesely  innerhalb 
30  Jahre  noch  zweimal  Schneefinken.  '^  .Stück  wurden  bei  Kö- 
nigsaal a.  Moldau  und  l  Stück  in  Skudra  b.  Wolenice  in  Süd- 
böhmen gefangen. 

V.  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


Aberration  von  Corvus  monedula. 

Zufolge  Mittheilung  des  Herrn  Oberförsters  F\  Schille  in 
Rytro  kam  demselben  eine  schöne  Aberration  der  Dohle  zur 
Präparierung  zu,  die  in  der  zweiten  Septemberhälfte  1896  bei 
Neusandez  (Galiz.)  von  Herrn  F.  Berski  erlegt  wurde.  Der 
Vogel  trägt  ein  schön  weisses,  glänzendes  Gewand  und  nur 
die  Enden  der  Schwingen  sind  schwarz  und  einige  Deckfedern 
des  Handgelenkes  rauchschwarz,  während  das  Hinterhaupt  leicht 
grau  angeflogen  ist.  Der  Schnabel  und  die  Füsse  sind  weiss. 
Das  interessante  Stück  befindet  sich  im  Besitze  des  Herrn  J. 
Zubrzyzki  in  Neusandenz. 

V.  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


72  V.  Tschusi:  Kleine  Notizen. 


Somateria  mollissima  in  Steiermark  und  Vorarlberg. 

Zufolge  grtällig<T  Mittlicilung  der  Max  Ritter  v.  Gutt- 
mann'schen  Jagdlcitung  in  Rottenman  wurde  am  29.  IX.  1896 
iin  Bache  des  sogenannten  Strechenthales,  in  einer  Seehöhe  von 
ca.  1150  m,  eine  Ente  geschossen,  die  sich  laut  Angabe  des 
Wiener  Präparators  J.  A.  Adam  als  Eiderente  {Somateria  mollis- 
sifna)   9  erwies. 

Wie  mir  mein  Sohn  Rudolf  aus  Bregenz  mittheilt,  wurde 
auch  dort  in  der  Mehrerau  den  19.  X.  genannten  Jahres  ein 
junges  (3  dieser  Entenart  erlegt. 

V.    Tschusi  zu  Sc hmidh offen. 


Pelecanus  onocrotalus  in  Böhmen. 

Verschiedene  Jagdzeitungen  brachten  die  Nachricht  von 
der  Erlegung  eines  Pelikans  auf  dem  Reviere  Hartessenreuth 
bei  Eger,  die  mich  vc-ranlasste,  bei  dem  Erleger,  Herrn  J.  Schug, 
nähere  Erkundigungen   einzuziehen. 

Derselbe  schreibt  mir:  „Der  von  mir  am  8.  X.  189(3  erlegte 
Pelikan  wurde  8  K'  Tage  früher  in  Königsberg  a.  d.  Eger 
gesehen,  wo  er  längs  des  p'lusses  dahintlog  und  wahrscheinlich 
dem  Fischfange  oblag.  Der  Beobachter,  ein  Eleischer,  erkannte 
den  Vogel  sofort,  da  er  die  Art  schon  in  Ungarn  gesehen 
hatte,  vmterliess  es  aber  mich  zu  benachrichtigen.  Die  Erbeutung 
des  Vogels  durch  mich  war  eine  reine  Zufallssache.  Mein  Nach- 
bar, der  gerade  auf  dem  Felde  beschäftigt  war,  sah  den  Peli- 
kan anstreichen  und  aufbäumen  und  theilte  mir  dies  mit,  als 
ich  mich  ohne  (xewehr  gleichfalls  auf  das  h'eld  begeben  wollte. 
Da  der  Vogel  auf  einer  dichten  Kiefer  sass,  so  fiel  das  An- 
birschen  nicht  schwer,  und  ich  war  fast  unter  dem  Baume,  als 
er  seine  mächtigen  Schwingen  entfaltete  und  auf  meinen 
Schuss  herabfiel.  Es  war  ein  vorjähriges  5  von  1.40  m  Länge 
und  2.50  m  hlugweite.  Im  Kröpfe  befanden  sich  einige  kleine 
Fische.  Der  Vogel  dürfte  in  die  Sammlung  des  Herrn  Dr. 
Markraf  in  Königsberg-  gelangt    sein. 

V.   Tschusi  zu  vSchmidhoffen. 


Literatur.  73 

Literatur. 
Berichte  und  Anzeigen. 

M.  Riisski.  Kurze  faunistische  Übersicht  der  südlichen  Zone  des  Gou- 
vernements Tobolsk.  —  Tobolsk,  1897  (russisch). 

In  einer  kleinen  Schrift,  die  einen  Rapport  an  den  Gouverneur  von 
Tobolsk  darstellt,  in  dessen  Auftrage  im  Jalire  1896  eine  Expedition  zur  natur- 
historischen Erforschung  des  südlichsten  Theils  des  Tobolsker  Gouvernements 
ausgerüstet  wurde,  macht  uns  der  durch  seine  gründlichen  Untersuchungen 
der  Kasaner  Avifauna  bekannte  Verfasser  mit  den  zoologischen  Ergebnissen 
dieser  in  die  Monate  Juni,  Juli  und  August  fallenden  Reise  bekannt.  Der  für 
uns  besonders  wertvolle  ornithologische  Theil  bietet  viel  des  Interessanten. 
Die  Fauna  des  genannten  Gebiets  (auch  ein  Theil  des  Akmolinsker  wurde 
untersucht)  zerfällt  nach  dem  Verfasser  in  folgende  5  Typen:  Steppenfauna, 
Waldfauna,  Salzwasserfauna,  Süsswasserfauna  und  Fauna  des  Kulturgebiets. 
Jeder  Typus  zerfällt  naturgemäss  in  diverse  Stationen,  die  theilweise  in  ein- 
ander übergehen.  So  werden  Schwarzerdesteppen  von  Salzsteppen  und  höher 
sich  erhebenden  Theilen  der  Steppe  an  den  Flüssen,  auf  Hügeln  und  niedri- 
gen Bergen  von  einander  geschieden.  Als  Stationen  der  Waldfauna  ergeben 
sich  Birkenparks,  Kieferwälder  und  gebüsch-  oder  waldbedecktc  Sümpfe.  Salz- 
seen und  Salzlachen,  Flüsse,  Süsswasserseen  und  Flussthäler,  die  Ansiedlungen 
des  Menschen  und  die  bebauten  Felder  bilden  die  einzelnen  Stationen  der 
folgenden  Typen.  Es  würde  uns  zu  weit  führen,  wollten  wir  die  beobachteten 
Formen  alle  anführen.  Es  sei  uns  gestattet,  einzelne  charakteristische  heraus- 
zugreifen. Die  Schwarzerdesteppe  weist  u.  a.  Anthiis  campestris,  Alauda  ar- 
censis,  Glareola  melanoptera,  VaneHus  gregarius  auf,  wozu  als  nicht  der  Steppe 
eigenthümlicher  Vogel  Circus  aeruginosus  hinzukommt.  Die  Fauna  der  Irtysch- 
abhänge  wird  von  Saxicola  morio,  Emberiza  hortulana,  Upu])»  epops,  Coracias 
(jarrida  ausser  anderen  Formen  zusammengesetzt.  Als  Bewohner  der  Birken- 
waldungen werden  u.  a.  angeführt:  Jynx  torquiUu,  Corints  frugilegiis,  Lanius 
iiiiiwr,  Fiingilla  coelehs,  PhijUuseopiis  trist is,  Cyanecula  leucocgana,  Turtur ferrago 
und  auritus,  L((gopus  albus.  In  Kieferwaldungen  sind  u.  a  angetroffen:  Symium 
uralense,  Piciis  leiiconotus  cirris,  Ci/pseltis  apus,  Coracias  garrula.  Für  Sümpfe, 
die  durch  Austrocknung  und  Bewachsung  von  Seen  entstanden  sind,  werden 
als  specifisch  angeführt:  Kmhi^riza  leucocephala,  Einb.  aureola  und  Iduna  cali- 
gata.  An  solchen  Sümpfen  sind  u.  a.  beobachtet:  Ctjanistes  ci/aniis,  P/ii/lioscopiis 
tristis,  Anthuscanipestris.  Sind  die  Sümpfe  mit  Weiden  versehen,  so  erscheinen  so- 
fort Emb.  aureola  und  Cißanecula  caenilecula.  Für  kleine  offene  Sümpfe,  die  einen 
See  umgeben  und  ihn  durch  allmähliges  Bewachsen  einengen,  ist  Motadl/a 
citreola  charakteristisch.  Die  Fauna  der  Seen,  die  sämmtlich  als  Relictenseen 
zu  betrachten  sind,  wird  in  Rohr-  und  Schilfdickichten  u.  a.  von  Motacilla 
flara  und  beemii,  Emb.  schoenirliis,  Acrocepludus  agrirolu,  j/hragmitis  und  tiirdoi- 
des,  Botaiirus  stellaris  und  minutus,  ausser  diversen  Möven  und  Seeschwalben 
etc.  zusammengesetzt.  Charakteristisch  für  Salzseen  sind  Tudonia  cornuta  und 
Recurcirosfra  avocetta.  Auf  dem  Boden  am  Ufer  der  Salzseen  brüten  Laras 
canus,  Slerna  ßavia/i/i.y,  Aegialites  minor,  Totaiiiis  calidri.s.  Aus  den  Fluss- 
thälern  werden  angeführt:   Einij.  aureola,  Motacilla  flava  undbeema,  Sijlina  hör- 


74  Literatur. 

tensis,  Cyanecnla  caerulecuJa;  als  Bewohner  der  Weidengebüsche  an  den  Seen 
im  Kurgan'schen  Kreise  Locustella  ßuviatilis.  Gemein  ist  Coti/le  riparia.  Besonders 
hervorgehoben  zu  werden  verdient  ein  Paar  Grus  lencogeranus,  vom  Verfasser 
am  See  Tawolshan  beobachtet;  wegen  grosser  Scheuheit  konnte  keiner  er- 
beutet werden.  Von  besonderem  zoographischem  Interesse  ist  die  Angabe  über 
das  Vorkommen  beider  Turteltauben  {Turlur  nuritufi  und  fernu/o)  nebenein- 
ander im  Kurgan'schen  Kreise. 

Auf  Seite  30  wirkt  beim  Lesen  störend,  dass  neben  der  Benennung  der 
europäischen  Turteltaube  in  Klammern  *Aeyith(ilns  pendullnus'^  steht.  Offenbar 
sind  beide,  sowohl  die  westliche  Turteltaube,  als  auch  die  Beutelmeise  ge- 
meint und  durch  ein  Versehen  die  wissenschaftliche  Bezeichnung  der  ersten 
und  der  russische  Name  der  zweiten  ausgelassen. 

Die  Sammlungen  werden  sämmtlich  in  das  Tobolsker  Museum  überge- 
führt werden. 

Zum  Schluss  sei  der  Wunsch  ausgesprochen,  dass  diesem  hoffentlich 
vorläufigen  Bericht  recht  bald  eine  genauere  Bearbeitung  des  gesammelten 
reichen  wissenschaftlichen  Materials   folgen  möge. 

H.  Joh  ansen. 


(1.  Radde.  Bericht  über  das  Kaukasische  Museum  und  die  öffentliche 
Bibliothek  in  TiHis  für  d.  J.  1896.  —  Tiflis,  1897.  8.  39  pp. 

Berichtet  über  die  Ausgabe  der  1.  Lief,  von  F.  F.  Kawraiskys,  die 
Salmoniden  der  Kaukasusländer,  dann  über  das  vom  Verf.  zum  Abschluss 
gebrachte  Werk,  die  Vegetation  der  Kaukasusländer,  sowie  über  die  Ermög- 
lichung der  Herausgabe  raisonierender  Kataloge  der  Sammlungen  des  Kaukas. 
Museums  durch  Zuwendung  einer  für  die  Zeit  von  5  Jahren  betragenden 
jährlichen  Subvention  des  Kaisers  von  ca.  2500  Rub. 

Zugewachsen  sind  der  Sammlung  an  aufgestellten  Vögeln  17,  an  Bälgen 
432  Exemplare.  Weitere  Berichte  geben  über  die  Erwerbungen  tler  übrigen 
Abtheilungen,  sowie  über  die  Museums-Correspondenz  und  die  öffentliche 
Bibliothek  Aufschluss.  T. 


„Aquila."  Zeitschrift  f  Ornithologie.  Organ  des  ungarischen  Central- 
bureaus  t.  ornith.  Beobachtungen.  IV.  Nr.  1,  2.  3,  4  mit  Taf  J.  —  Budapest, 
1897,  288  pp. 

Heft  1,  2,  3  enthält:  J.  Hegyfoky:  Die  Schwankungen  der  Angaben 
über  die  Ankunft  der  Zugvögel;  v.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  Wachtel 
und  ihre  Formen;  O.  Hermann:  La  France  et  la  migration  des  oiseau.x; 
G.  v.  Gaal:  Der  Vogelzug  in  Ungarn  während  des  Frühjahres  1896;  Csörgey: 
Falco  sacer  Briss.  (aus  d.  handschr.  Nachl.  J.  S.  Petinyi's)  m.  1  color.  Taf; 
U.  O.  C.  Ein  interessanter  Brief  aus  der  Save-Gegend;  O.  Her  man:  Über 
den  Mimikrismus;  E.  v.  Czynk:  Die  Uraleule;  G.  Ertl:  Nidologia  u.  Oologia. 
Weiters  finden  sich  kleine  Mittheilungen  und  Instituts-Angelegen- 
heiten. 

Heft  4:  O.  Her  man:  Recension  der  Zugsdaten  aus  Böhmen;].  Hegy- 
foky:    Über  den  Vogelzug  in  Böhmen;     Dr.  Palacky:     La    migration    des 


Literatur.  75 

oiseaux;  O.  Hermann:  Der  gegenwärtige  Angelpunkt  für  den  Vogelzug  in 
N. -Deutschland;  E.  v.  C. zynk:  Der  Schlangenbussard  (Cin-ai'hts  (jaUicuft  (L.). 
Kleinere  M  i  1 1  h  e  i  1  u  n  g  e  n,  I  n  s  t  i  t  u  t  s  -  A  n  g  e  1  e  g  e  n  h  e  i  t  e  n  u.  Literatur. 

T. 


P.  Pnveni.   Calendario  ornitologico  Pavese  1889—90.  (Estr.  d.:  »Bollet.  scient.« 
N.  2,  XII.  8.   11   pp.) 

—  Calendario  ornitologico  Pavese  1893— 9ri.  (Estr.  d.:   »Bollet.  scient.« 

N.  2-3.   1895.  8.   7  pp.) 

—  Calendario   ornitologico    Pavese  1895—97  (Estr.  d.:  »Bollet.  scient.« 

Nr.  3.  1897.  8.  11  pp.) 
Umfasst  in  chronologischer  Reihenfolge  in  erster  Linie  die  Beobach- 
tungen über  die  Ankunft,  den  Abzug  und  Durchzug  der  Vögel  in  der  Provinz 
Pavia,  dann  faunistische  Bemerkungen  über  einzelne  Arten  und  Angaben 
über  die  wahrgenommenen  Aberrationen.  Am  Schluss  jedes  Berichtes  wird 
ein  kurzes  Resume  jener  Erscheinungen  gegeben,  die  für  das  betreffende  Jahr 
charakteristisch  waren.  T. 


M.  H  ä  r  m  s.     V.  Bianchi.    Zwei    für  die    Fauna    Russlands    neue    Vogelarten. 

(Übers,  a.  d.  Russ.)     (»Orn.  Monatsber.«  V.  1897,  j).  162—169.) 

—  V.  BiaHchi.     Übersicht  der   palaearktischcn   Arten   der  Gattung 

(kirpodacus  Kaup.      (Übers,  a.  d.  Russ)     (Sep.  a.  I.  f.  O.  1898. 

p.   102—123.) 

Verf.  macht  uns  mit  den    in    russ.    Sprache    erschienenen    orn.    Arbeiten 

des  »Annuaire  du  Musee    zoologique    de    l'Academie    Imperiale  des  Sciences 

de  St.  Petersbourg,«   1896  und  1897  bekannt. 

In  ersterer  wird  Pasi^er  grisei(iularis  Sharpe  aus  dem  Transkaspi-Gebiete 
—  von  Zarudny  gesammelt  —  zum  erstenmal  nachgewiesen  und  eine  ausführl. 
Beschreibung  von  ^  und  Q  gegeben.  Weiters  wird  Starnus  sophiae  sp.  n. 
mit  ausführlicher  Beschreibung  abgehandelt  und  dazu  eine  Übersicht  der 
Gattung  Slarims  gegeben.  Wie  der  Übersetzer  richtig  bemerkt,  wurde  obige 
Staarform  schon  früher  von  Prazak  (O.  M.  III.  p.  144j  als  Stunuis  vulgaris  inter- 
we(?i!M*publiciert  und  erscheint  der  Bianchi'sche  Name  demnach  als  ein  Synonym. 
Die  zweite  Arbeit  gibt  eine  höchst  instructive  Uebersicht  sämmtlicher 
19  Arten  der  Gattung  Carpodants.  5  Arten  davon  gehören  der  Fauna  des 
russ.  Reiches  an.  T. 


Stef.  Chernel  v.  Chernelhäza.  Über  die  Anwendung  der  biologischen 
Zeichen.  (Sep.  a.:   »Aquila«.   1897,  p.  260—261). 

Verf.  bedauert,  dass  die  von  Seite  des  ung.-wiss.  Com.  auf  dem  II. 
J.  O.  Congresse  in  Budapest  in  Vorschlag  gebrachten  und  einstimmig  ange- 
nommenen biolog.  Zeichen  in  der  orn.  Literatur  keinen  festen  Fuss  gefasst 
haben  und  gibt  der  Bitte  Ausdruck,  sich  selber  der  Kürze,  Klarheit  und 
Übersichtlichkeit  wegen  zu  bedienen.  T. 


K.  Arrigoni  degli  Oddi.     Note  ornitologiche  per  l'anno  1895.  (Estr.:    »Atti 
See.  ital.  sc.  nat.«  Milano,  1897.  XXXVI.  8.  8  pp.) 


76  Literatur. 

Enthält  jene  bemerkenswerteren  Arten,  die  der  Verfasser  während  des 
Jahres  1895  erhielt  und  die  sich  in  seiner  Sammlung  aufgestellt  finden.  Von 
östlichen  Arten  finden  wir  darunter:  Emberiza  caesia  ^  Q  (Riola  vecchia, 
1<>.  IV.),  Thulasseus  caspius  ^  (Nizza,  2.  V.),  an  Bastarden;  Anas  bosai.s  fern 
X  domestica  {^),  Anas  hoscas  X  Cairina  moKchatu  {Q),  ferner  ein  hahnenfedri- 
ges  Q  von  Mergus  serrutor  und  einige  Aberrationen.  Am  Schlüsse  werden 
weitere  seltenere  orn.  Vorkommnisse,  die  zur  Kenntnis  des  Verf.  gelangten, 
registriert.  T. 


E.  Arrigoni  degli  Oddi  La  recente  cattura  di  un  fcnicottero  nel  Vene- 
ciano  (Ibid    XXXVI.  1897.  Estr.  8.  4  pp.) 

2  Flamingos  wurden  am  1.  III.  1896  in  der  Umgebung  von  Porto  di  Tre 
Porti  (Venezien)  gesehen  und  ein  (^  erlegt,  das  in  des  Verf.  CoUection 
gelangle.  Ausser  den  vereinzelten  Fällen  seines  Vorkommens  in  genannter 
Provinz  werden  auch  die  Daten  seines  Erscheinens  im  übrigen  Italien  und 
auch  in  Oesterreich  citiert.  T. 


E.  Arrigoni  degli  Oddi  Nota  sopra  una  varietä  di  Ngroai  africana  (Gm.) 
(Ibid.  Estr.  8.  5pp.  c.  1  Tab.) 

2  am  4.  IX.  1895  auf  dem  Lago  di  Sacagna  (Prov.  Rovigo)  erlegte 
Moorenten  (5  Q)  und  ein  ^  vom  4.  III.  1896  aus  Valle  di  Riola  Aperta 
(Venezien)  geben  dem  Verf.  Veranlassung  zu  Bemerkungen  über  eine  ab- 
weichende Färbung  dieser  Entenart.  Das  zuerst  erwähnte,  abgebildete  (5  hat 
vorne  und  an  den  Seiten  des  Halses  ein  grosses,  reinweisses  Halsband  und  an 
Stelle  der  schmalen  weissen  Partie  an  der  Schnabelwurzel  einen  ziemlich 
grossen  weissen  Kinnfleck.  T. 


E.  Arrigoni  degli  Oddi.  Nota  sopra  un'anomalia  di  colorito  della 
Querquedula  crecca  (L.)  (Ibid.  Estr.  8.   5pp.  c.  Tab.) 

Verf.  beobachtete  bei  der  Krickente  eine  eigenthümiiche  Farben-Ano- 
malie, die  immer  in  gleicher  Weise  und  symmetrisch  auftritt  und  sich  in  einer 
lichtfahlen  Färbung  äussert,  welche  Kinn,  Kehle,  die  Seiten  und  den  oberen 
Theil  des  Halses  überzieht.  6  Exemplare  (3  5'  3  Q)  werden  beschrieben 
und  die  Köpfe  von  3  (5,  1  "v"  auf  der  beigegebenen  Tafel  abgebildet.  Verf. 
schlägt  für  diese  Aberration  den  Namen  fahigulu  vor,  womit  wir  uns  jedoch 
nicht  einverstanden  erklären  können,  da  indi  viduel  le  Abweichungen  nicht 
mit  einem  speciellen  Namen  bezeichnet  werden  sollen.  T. 


Chr.  Deichler.  Zur  Kenntnis  einiger  GalUnago-Arten.  (Sep.  a. :  >'J.  f.  O.« 
XLV.  1897.  p.  142  —  154  m.  Textillustr.) 

Behandelt  auf  Grund  der  Untersuchung  des  Materials  des  Berliner 
Museums  und  einer  grossen  Anzahl  südamerikan.  Bekassinen  aus  dem  Museum 
des  Grafen  II.  Berlepsch  in  kritischer  Weise:     I.   GalUnago  inajor    (Gm.)     und 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften.  77 


G.  ni<jrlj>ennis  Bp. ;  II.  G.  solitarla  Hodgs,  G.  solit.  'laponint  Seeb,  u.  G.  hi/e- 
malis  Eversm.;  III.  vermuthlich  neue  Bekassine  aus  Japan  (G.  dn/na  Deichl.); 
IV.  über  Systematik  der  südamerikanischen  Bekassinen.  T. 


F.  Kosl-e.  Ornithologischer  Jahresbericht  über  Pommern  für  1896.  (Sep. 
a.   »Zeitschrift  f  Orn.«  1897.  8.  20pp.) 

Enthält  wie  die  früheren  Berichte  Zug-  und  biolog.  Beobachtungen  aus 
der  Provinz  Pommern.  Nur  eine  Schneeule  (Nyctea  scandiaca),  gegen  8  des  Vor- 
jahres, wurde  in  Wulflatzke,  27. |I.,  beobachtet,  bez.  erlegt,  v.  Ouistorp-Crenzow 
traf  am  2.  XI.  eine  Hausschwalbe  in  seinen  Viehställen  an.  T. 


R.  Eder.  Die  Vögel  als  Wetterpropheten.  (Sep.  a.:  »Die  Schwalbe«, 
XXI.  1897.  4.   14  pp.) 

Verf  hat  in  obigem  Essay  ein  von  grosser  Belesenheit  zeugendes, 
interessantes  Material  deponiert  und  jeder  der  angeführten  Vogelarten  die 
an  selbe  sich  knüpfende  volksthümliche  Bedeutung  als  Wetterprophet  mit 
den  betreffenden  Citaten  beigefügt.  T. 


An  den  Herausgeber  eiogegangene  Druckschriften. 

The  Auk.  A  quarterly  Journal  of  Ornithology.  —  New-York,  1897.  Vol.  XIV. 

Nr.  1 — 4.    Von  d.  Americ.  Orn.  Union. 
Mittheilungen  des  Ornithologischen  Vereines   in  Wien.     —     Wien, 

1897.  XXI.  Nr.  1—3.  Vom  Ver. 
Aquila.  Zeitschrift  für  Ornithologie.     —    Budapest,  1897.  IV.  Nr.  1—4.  Von 

der  U.-O.-C. 
Avicula.  Giornale  ornitologico  italiano.    —    Siena,  1897.  I.  Nr.  1 — 6.     Vom 

Herausgeb, 
Die  gefiederte  Welt.  —  Berlin,  1897.  XXVI.  Nr.  1—52.   Vom  Herausgeb. 
Der  zoologische  Garten.  —    Frankfurt  a.  M.,  1897.  XXXVIII.  Nr.  1—12. 

Vom  Herausgeb. 
Ornithologische  Monatsschrift  des  deutschen  Vereines  zum  Schutze  der 

Vogelwelt.  —  Gera,  1897.  Nr.  1—12.  Vom  Ver. 
Zeitschritt  für  Ornithologie  und  praktische  Geflügelzucht.  —  Stet- 
tin, 1897.  XXI.  Nr.  1—12.  Vom  Ver. 
The  Osprey.  An  illustrated  monthly  Magazine  of  Ornithology.  —  Galesburg, 

1897.  I.  Nr.  5,  7,  8—12;  IL  Nr.  1—4.  Vom  Herausgeb. 
La  Feuille  des  jeunes  Naturalistes.     —     Paris,    1897.    XXVIII.  Nr. 

315—326.  Vom  Herausgeb. 
The  Naturalist.  —  London,  1897.  Nr.  258—269.  Vom  Herausgeb. 
Annalen  des  k.  k.  naturhistorischen  Hof-Museums.  —  Wien,  1897.  XI. 

H.  1.  Vom  Mus. 
Vesmir.  Obräzkovy  casopis  pro  sifeni  ved  pfivodnich,    —  Prag,  1897.  XXVI. 

Nr.  14—24;  XXVII.  Nr.  1—5.  Vom  Herausgeb. 


78  An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften. 


Mittheilungen    der   Section    für  Naturkunde    d.  ö.    Touristen -Club. 

—  Wien,  1897.  IX.  Nr.  1—12.  Vom  Club. 

Bulletin  of  the  American  Museum  of  Natural  History.  —  New- 
York,  1897.  VX.  Vom  Mus. 

Verhandlungen  und  Mittheilungen  des  siebenbürgischen  Ver- 
eines für  Naturwissenschaften.  1896.  —  Hermannstadt,  1897. 
XLVI.  Vom  Ver. 

Bulletin  de  la  Societd  imperiale  des  Naturalistes  de  Moscou.  — 
Moskau,  1896.  Nr.  4;  1897,  Nr.  1,  2.  Von  d.  Ges. 

Smithsonian  Report.     U.-S.-National-Museum.  Year,  1894.     Washington, 

1896.  Von  d.  Smiths-Inst. 

Proceedings  of  the  Indiana  Academy  of  Science.     Year,  1894,   1895. 

—  Indianapolis,  1895,  1896.  Von  der  Ind--Acad.-Sc. 

Aus  der  Heimat.  —   Stuttgart,  1897.  X.  H.  1—6.  Vom  Herausgeb. 

55.  Bericht  über  das  Museum  Francisco-Carol  inum,    1896.     —     Linz, 

1897.  Vom  Mus. 

Mittheilungen     des     nordböhmischen     Excur  si  on  s-Cl  ubs.      — 

Leipa,  1897.  XX.  H.  1—4.  Vom  Club. 
Mittheilungen    des   naturwissenschaftlichen    Vereines    für  Steier- 
mark. 1896.  —  Graz,  1897.   Vom  Ver. 
North  American  Fauna.  Nr.  13.   —  Washington,  1879.  Vom  U.-S.  Dep.  of 

Agricult. 
Der  Weidmann.     —     Blasewitz-Dresden,  1897.  XXVIII.  Nr.  14— 52;  XXIX. 

Nr.  1 — 13.  Vom  Herausgeb. 
Der  deutsche  Jäger.  —  München,  1897.  XIX.  Nr.   l — 34.  Vom  Herausgeb. 
Jäger-Zeitung.        Saaz,  1807.  XIII.  Nr.  1—24.  Vom  Herausgeb. 
Diana.  —  Genf,  1897.  XV.  Nr.  1—12.  Von  d.  Redact. 
Waidmannsheil.  —  Klagenfurt,  1897.  XVII.  Nr.  1—24.  Vom  Verl. 
Hugo's  Jagdzeitung.  —  Wien,  1?97.  XXXX.  Nr.  1—24.  Von  d.  Redact. 
Illustriertes    österreichisches  Jagdblatt.     —     Brunn,  1897.    XIII.  Nr. 

1—12.  Vom  Verl. 
Deutsche  Jäger-Zeitung.  —  Neudamm,  1897.  XXIX.  Nr.  1-53;  XXX. 

Nr.  1—26. 
Wild  und  Hund.  —  Berlin,  1897.  III.  Nr.  1—53.  Vom  Verl. 
St.  Hubertus.  —  Cöthen,  1897.  XV.  Nr.  1—53.  Vom  Verl. 
Tidskrift  för  Jägare  och  Fiskare.    —    Helsingfors,   1897.  V.  H.  1  —  6. 

Vom  Herausgeb. 
Ja  garen.  —  Stockholm,  1897.  III.  H.  1,  2.  Vom  Herausgeb. 
Naturalien-Cabinet.  —  Grünberg,  1897.  IX.  Nr.  1—24.  Vom  Herausgeb, 
»Fauna.«     Verein    Luxemburger   Naturfreunde.     —     Luxemburg,    VI.  1896. 

VII.  1897.  Vom  Ver. 
P.  Pavesi.    Calendario  ornitologico  Pavese  1895—97.    —   (Estr.  d. :     »Bollet. 

scient«  N.  3.  1897.  8.  11  pp,)  Vom  Verf. 
Yearbook  of  the  U.S.  Departement  of  Agriculture.  1896.  —  Washington,  1897. 

Vom  U.  S.  Dep.  of.  Agricult. 
A.  Brauner.  Kurze  Bestimmungsangaben  der  zum  Wilde  gerechneten  Vögel 

der  Steppen  Russlands.  —  Cherson,  1897.  Kl.  8.  V.  und  186  pp.  (russ.) 

Vom  Verf. 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften.  79 

Stef.  Chernel  v.  Chernelhaza.     Über  die  Anwendung  der  biologischen 

Zeichen.  (Sep.  a.:    >Aquila,«  1897.  p.  260—261.)   Vom  Verf. 
A.  V.  Homeyer.  Meine  Eier-Sammlung   am  18.  XI.  1897.     (Verz.  derselben, 
als  Manuscr.  gedr.  Fol.  19  pp.)  Vom  Verf. 
—  Oologische  Plauderei.  —  Nat.  u.  Haus.  VI.  1897,  p.  65—69. 

M.  21  Abbild.  Vom  Verf. 
Rob.  Eder.     Die  Vögel  als  Wetterpropheten.     (Sep.  a. :    »Schwalbe.«    XXI. 

1897,   4.  14  pp.)  Vom  Verf 
H.  C.  Oberholser.    Description  of  a  new  Subspecies  of  Dendroica.  (Sep. a.: 
»The  Auk,«  XIV.  1897.  p.  76—79.)  Vom  Verf 

—  Critical    Remarks    on    Cistothoras  palustris  (Wils.)  &  its 

western  Allies.     (Sep.  a. :   »The    Auk,«  XIV.    1897,  p. 
186—196.)  Vom  Verf. 

—  Description    of  a   new    E>npi(lonax   with  Notes  on  Em- 

pidonax  difficilis  (Sep.  a. :    »The  Auk,«   XIV.  1897.  p. 
300—303.)  Vom  Verf 

—  Critical  Notes  on  the  Genus  Aiiripanis  (Sep.  a. :    »The 

Auk,«  XIV.  1897.  p.  390—394.  Vom  Verfasser. 

G.  R  a  d  d  e.  Bericht  über  das  kaukasische  Museum  und  die  öffentliche  Biblio- 
thek in  Tiflis  für  das  Jahr  1896.  —  Tiflis,  1897.  Vom  Verf 

H.  Schalow.  Über  die  Vogelfauna  des  Südpolargebietes.  —  (Sep.  a. :  »J.  f. 
O.«  1897.  p.  524—533.)  Vom  Verf 

C.  R.  Hen nicke.  Naumann,  Naturgeschichte  der  Vögel  Mittel-Europa's.  Lief. 
18—23.  —  Gera-Untermhaus,   1897.  Vom  Verl. 

O.  Kleinschmidt.  Beiträge  zur  Ornis  des  Grossherzogthums  Hessen  und 
der  Provinz  Hessen-Nassau.  (Sep.  a. :   »J.  t.  O.«  1898.  6  pp.)  Vom  Verf 

W.  Rothschild,  E.  Hartert  und  O.  Kleinschmidt.  Cumaiibis  eremita  (L.) 
a  european  Bird.  (,Sep.  a.;  »Novit.  Zool.«  IV.  1897.  p.  371—377  m.  T. 
VIII— X.  Von  d.  Verf 

M.  Härms.  V.  Bianchi.  Übersicht  der  palaearktischen  Arten  der  Gattung 
Carpodacus  Kaup.  (Übersetz.)  (Sep.  a. :  »J.  f  O.«  1898,  p.  102—123.) 

—  V.  Bianchi.  Zwei  für  die  Fauna  Russlands  neue  Vogelarten.  (Ausz 

a.  d.  Russ.)  »Orn.  Monatsber.«   1897,  p.  162—169.  Von  d.  Verf. 
R.  Blasius.  Über  die  deutschen  Grasmücken  (Vortr.).  (Sep.  a. :  »Ver.  Naturw.« 
Braunschw.  XI.  1897,  p.  22—25.)  Vom  Verf 

—  Vögel  (ßraunschweigs).     (Sep.  a. :     »Braunschweig.«  Festschr.  69. 

Vers.  d.  Naturf  u.  Arzte.  1897,  p.  89—97.)  Vom  Verf 
J.  P.  Prazak.     Über  die  Vergangenheit  und  Gegenwart   der  Ornithologie   in 
Böhmen,  nebst  einer  »Bibliographia  ornithologica  buhemica.«    —  Gera- 
Untermhaus,  1897.  8.  86  pp.  Von  d.  Verf 
F.  K  a  w  r  a  i  s  k  y.     Die    Lachse    der   Kaukasusländer    und   ihrer  angrenzenden 

Meere.  —  Tiflis,  1897.  gr.  8.  2  Lief  m.  5  Taf  Von  G.  Radde. 

E.  Arrigoni  degli  Oddi.      Sopra    gli    ibridi    del    tipo    Anas   boscas  L.    & 

ChaidelasniHS    streperus  (L.)    in    ItaHa.     (Estr.  d. :     »Atti   R.  Istit. 

Veneto  sc.  lett  &  arti,«  VIII.  Ser.  VII.  1896:97,  15  pp.)  Vom  Verf. 

—         Notes    on   some  Si)ecimens  of  Anatidae  in   the  late    Count   Ninni's 

Collection.  (From  :   »Ibis,  <   1898.  p.  67-74.)  Vom  Verf 


80  Nachrichten. 


E.  Arrigoni  degli  Oddi.  La  Nidificatione  del  Milvus  miijrans  Bodd.  nel 
territorio  Veronese.  (Estr.  d. :»Atti  R.  Istit.  Veneto  sc.  lett.  & 
arte.«  IX.  Ser.  VII.  1897|98.  22  pp.)  Vom  Verf. 

—  Nota  sopra  una  varietä  di  colorito   osservata  in  un'   Amts  hoscos  L. 

Estr. :  » Attisoc.  ital.  sc.  nat.«  Milano, XXXVII.  1898. 5  pp.)  Vom  Verf. 

—  Le  recente  Comparse    Pußinus  ktihli   (Boil.)    nel  Veneziana.     (Estr. 

»Atti  soc.  ital.  nat.«  Milano,  XXXVII.  1898,  5  pp.)  Vom  Verf 
-^         Nota   sopra    un    Gennaja  feldeggi   (Schi.)    colto    in    Calabria.    (Estr.: 
»Avicula.«  I.  1897.  3  pp.)  Vom  Verf 
Suche  tet.  GH  ibridi  naturali  tra  gii  Uccelli.  (Estr.:  » Avicula,  v;  I.  1897,  2  pp.) 

Vom  Verf. 
Alex.  V.  Lovassy.  Vögel  (des  Balatonsee's).  (Sep.  a.:   »Result.  d.  wissensch. 
Erforsch,  d.  Balatonsee's.«  II.  Th.  1.  —  Budapest,   1897.  Lex.  8.  23  pp.) 
Vom  Verf. 
N.  V.  Somow.  Ornithülogische  Eauna  des  Gouvernements  Charkow.  —  1897. 
Lex.  8.  IX.  u.  680  pp.  Vom  Verf  (russ.) 


Nachrichten. 

Opfiithologisehep   Vepcin    in  Wien. 

Laut  uns  zugekommenem  Circular  löst  sich  der  »Ornitholugischc  Ver- 
ein« nach  21-jährigem  Bestände  als  selbständiger  Verein  formell  auf  und  fu- 
sioniert sich  mit  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft  in  Wien,  ruft  in  selber 
eine  Section  für  Ornithologie  ins  Leben,  der  der  frühere  Vereinsausschuss 
angehört.  Im  Anschlüsse  an  genannte  Gesellschaft  erhofft  man,  eine  frucht- 
bringendere Thätigkeit  entfalten  und  bestimmte  Ziele  erfolgreicher  verfolgen 
zu  können  als  bisher.  Als  specielle  Aufgaben  stellt  sich  die  Section:  Fort- 
führung der  »Ornithologischen  Beobachtungs-Stationen«  und  mit  Hilfe  der- 
selben: Sammlung  von  Materialien  für  ein  genaues  Studium  der  Nahrung  der 
Vögel.  Ausserdem  wird  der  Pflege  der  heimischen  Vogelkunde  und  der  Frage 
des  Vogelschutzes  entsprechende  Aufmerksamkeit  zugewendet.  Die  Berichte 
des  »Com.  f  orn.  Beob.-Stat.«  werden  unter  dem  Namen  »Die  Schwalbe« 
zwanglos  ausgegeben;  die  bisherige  Vereinsschrift,  welche  unter  vorgenannte 
Namen  die  »Mittheilungen  des  Ornithologischen  Vereins«  brachte,  wird  ihr  Er- 
scheinen aber  einstellen.  Als  ordentliche  Mitglieder  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesell- 
schaft zahlen  die  Mitglieder  der  ornithologischen  wie  jeder  anderen  Section  einen 
Jahresbeitrag  von  6,  statt  wie  bisher  im  Vereine  von  5  fl.  ö.  W.  erhalten 
aber  dafür  ausser  den  Berichten  des  »Com.  f  orn.  Beob.-Stat.  in  Österreich«  die 
jährlich  in  10  Heften  erscheinenden,  alle  Gebiete  der  Zoologie  und  Botanik 
umfassenden  wertvollen  »Verhandlungen«  der  Gesellschaft.  Während  des  Win- 
tersemesters wird  an  einem  bestimmten  Tage  im  Monate  ein  Discussionsabend 
abgehalten  werden  und  die  Berichte  darüber  in  den  »Verhandlungen«  Auf- 
nahme finden.  Gegenüber  den  bisherigen  Verhältnissen  des  »Ornithologischen 
Vereines«  vermag  die  »Ornithologische  Section«  ihren  Mitgliedern  weit  gün- 
stigere Bedingungen  zu  bieten  und  erhofft  davon  nicht  nur  den  Beitritt  der 
früheren  Vereinsmitglieder,  sondern  auch  die  Gewinnung  neuer.  Anmeldungen 
zum  Eintritte  in  die  »Ornithologische  Section«  sind  an  das  Secretariat  der  k.  k. 
zool.-bot.  Gesellschaft  in  Wien,  I.,  Wollzeile  12,  zu  richten. 


Nachrichten.  81 


Die  kürzlich  erfolgte  Auflösung  obigen  Vereines,  dem  wir  vom  Anfange 
an  angehörten  und  mit  dem  uns  nicht  allein  das  gemeinsame  Interesse  an  der 
von  ihm  gepflegten  Wissenschaft  verband,  sondern  auch  Bande  der  Freund- 
schaft an  viele  seiner  Mitglieder  fesselten,  drängt  uns  die  Feder  in  die  Hand, 
selbem  einige  Worte  der  Erinnerung  zu  widmen. 

Der  Initiative  einer  kleinen  Schar  für  die  Ornithologie  begeisterter 
Männer  sein  Entstehen  verdankend  und  von  selben  gestützt  und  gefördert 
vermochte  der  Verein  aus  kleinen  Anfängen  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit 
zu  einer  Höhe  sich  zu  erheben,  welche  die  gehegten  Erwartungen  weit  über- 
traf Von  weitgehendster  Bedeutung,  nicht  allein  für  den  Verein,  sondern  für 
die  Pflege  der  Ornithologie  in  ganz  Österreich-Ungarn  überhaupt  war  der 
Umstand,  dass  unser  unvergesslicher  Kronprinz  Rudolf,  selbst  ein  eifriger 
Ornithologe,  das  Protectorat  über  jenen  übernahm  und  sich  auch  activ  an  den 
Vereins-Publikationen  betheiligte,  dadurch  diesem  bei  uns  bisher  nur  wenig 
gepflegten  Vv^issenszweige  ein  neues  Lüstre  verleihend.  Es  entbrannte  ein  wahrer 
Wettstreit,  und  mancher  der  »Alten«,  der  die  Feder  bereits  aus  der  Hand  gelegt, 
griff  wieder  nach  ihr  und  entflammte  in  neuem  Eifer  zu  der  von  ihm  einst 
gepflegten  Wissenschaft.  Aber  auch  junge  Kräfte  erschienen  auf  dem  Plane 
und  traten  mit  der  der  Jugend  eigenen  Begeisterung  ein  in  den  Wettstreit, 
an  welchem  beide  Reichshälften  sich  lebhaft  betheiligten.  Für  die  Ornitholo- 
gie in  Österreich-Ungarn  war  eine  neue  Aera  angebrochen  und  für  den  Ver- 
ein die  Zeit  seines  höchsten  Glanzes  eingetreten,  die  in  der  Abhaltung  des 
I.  Int.  Orn.  Congr.  (1884)  gipfelte,  an  welchem  sich  fast  alle  Staaten  Europas 
durch  Vertreter  betheiligten.  Der  wichtigste  Beschluss  dieses  unter  dem  Pro- 
tectorate  des  Kronprinzen  stehenden  Congresses  bildete  das  Inslebentreten 
des  »Permanenten  internationalen  ornithologischen  Comites«,  dessen  Aufgabe 
es  war,  orn.  Beob.-Stat.,  in  erster  Linie  zur  Erforschung  des  Vogelzuges,  an 
allen  bewohnten  Punkten  der  Erde  zu  errichten.  Konnte  sich  auch  dieser 
grosse,  in  seinem  vollen  Umfange  jedoch  praktisch  unausführbare  Gedanke 
nicht  erfüllen,  so  gab  er  doch  in  den  meisten  Staaten  die  Veranlassung  zur 
Errichtung  orn.  Beob. -Stationen  und  weiteste  Anregungen  zu  ornithologischen 
Studien  überhaupt.  Wie  der  I.  Internat,  ornith.  Congress  ausschliesslich  vom 
»Orn.  Verein«  geplant  war,  von  ihm  vorbereitet  und  ausgeführt  wurde,  so  gien- 
gen  auch  die  vorher  schon  (1882)  begründeten  »Orn.  Beob.-Stat.  in  Öst.-Ung.« 
auf  Anregung  des  Kronprinzen  aus  dem  »Orn.  Ver.«  in  Wien  hervor.  Um  auch 
weitere  Kreise  für  die  Vogelkunde  zu  interessieren  und  heranzuziehen,  veran- 
staltete der  Verein  verschiedentlich  grosse  Expositionen,  die  neben  der  wis- 
senschaftlichen —  auch  der  praktischen  Ornithologie  huldigten.  Ais  einen 
Fehlgriff  müssen  wir  es  wie  damals,  so  auch  heute  noch  bezeichnen,  dass  der 
Verein  mit  dem  Jahre  1884,  beziehungsweise  1885,  die  Geflügelzucht  und  das 
Brieftaubenwesen  in  sein  Programm  aufnahm.  Wenn  auch  der  Beitritt  einer 
grossen  Zahl  Vertreter  der  letztgenannten  beiden  Richtungen  den  Schein 
eines  Vortheües  für  den  Verein  zu  erwecken  schien,  so  erfüllte  sich  doch 
diese  Annahme  nicht  in  der  Praxis.  Die  »Mittheilungen  des  ornithologischen 
Vereines«  waren  ein  vorzugsweise  die  wissenschaftliche  Richtung  verfolgendes 
Blatt  und  da  passte  Geflügelzucht  und  Taubensport  nicht  hinein.  Getreu 
seinem  ursprünglichen  Zwecke  stand  aber  die  Pflege  der  Ornithologie  im 
Vereine  immer  an  erster  Stelle. 


82  Nachrichten. 


Das  Jahr  1889  brachte  dem  »Ornith.  Vereine«  einen  schweren  Schlag,  in- 
dem es  ihn  seines  hohen  Protectors  beraubte.  Aber  auch  die  »Mittheilungen« 
hatten  in  diesem  Jahre  eine  Schwenkung  Vollzügen,  welche  die  wissenschaft- 
liche Richtung  geradezu  zurückdrängte.  Das  war  ein  Fehlgriff  des  damaligen 
Redacteurs,  der  sich  bitter  gerächt  und  das  Ansehen  des  Vereines  schädigte. 
Wohl  fand  unter  den  nun  folgenden  fachmässigen  Redactionen  der  alte 
Curs  wieder  Geltung,  aber  der  Verein  vermochte  trotz  aller  Anstrengungen 
nicht  mehr  seine  ursprüngliche  Höhe  zu  erklimmen,  obschon  er  es  an  energi- 
schen Anstrengungen  und  materiellen  Opfern  nicht  fehlen  Hess.  Der  Tod 
V.  Pelzeln's,  an  dem  der  Verein  jederzeit  eine  kräftige  Stütze  gefunden;  der  Tod 
und  Rücktritt  anderer  thätigenOrnithologen;  der  Mangel  an  ornith.  Nachwüchse 
in  Wien,  wie  der  entschieden  sich  bemerkbar  machende  Rückgang  des  In- 
teresses an  Ornithologie  bei  uns  in  diesem  Decennium:  alles  das  waren 
schädigende  Momente,  denen  zu  steuern  ausser  der  Macht  des  Vereines  lag. 
Es  war  daher,  wie  wir  glauben,  ein  guter  Gedanke  des  Herrn  Dr.  L.  v.  Lorenz, 
der  dem  Vereine  den  Vorschlag  machte,  sich  als  Section  der  k.  k.  z.-b.  G. 
anzuschliessen  und  unter  deren  mächtigen  Fittichen  die  Pflege  der  heimischen 
Vogelkunde  und  die  neuerlich  begründeten  »Orn.  Beob.-Stat.  in  Österreich« 
fortzuführen.  Und  so  vollzieht  sich  die  Auflösung  des  »Ornith.  Vereines,«  aber 
selbe  erfolgte  nur  nominell,  indem  der  Gesammtausschuss  in  die  neu  begrün- 
dete ornitholog.  Section  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft  übertritt,  und  wir 
hoffen,  dass  die  meisten  früheren  Vereinsmitglieder  seinem  Beispiele  folgen 
werden. 

Unser  kurzer  Rückblick  würde  eine  empfindliche  Lücke  aufweisen, 
wollten  wir  nicht  auch  derjenigen  gedenken,  die  den  Verein  ins  Leben  ge- 
rufen, die  an  seiner  Wiege  gestanden.  Es  waren  dies  Herr  Dr.  C.  und  Frau 
AgI.  V.  Endres,  ferner  die  Herren  J.  Finger,  Graf  M.  St.  Genois,  E.  Hodek, 
Prof.  H.  Jeitteles,  J.  Kolazy,  Hofrath  v.  Marenzeller,  Hofrath  Micklitz,  Direc- 
tor  J.  Nevvald,  Custos  v.  Pelzeln,  Custos  A.  Rogenhofer,  C.  Ulbricht  und 
Fritz  Zeller,  deren  grösster  Theil  bereits  aus  dem  Leben  geschieden  ist 

Wir  erfüllen  weiters  nur  eine  Pflicht,  wenn  wir  zum  Schlüsse  noch 
zweier  Mitglieder  des  orn.  Vereines  gedenken,  deren  Namen  mit  selbem  in 
engster  Weise  verknüpft  sind.  Es  sind  dies  die  Herren  Adolf  Bachofen 
von  Echt,  Präsident  und  Fritz  Zelle  r,  I.  Vicepräsident  des  Vereines. 
Was  beide  dem  »Ornith.  Vereine«  waren,  was  sie  für  ihn  gethan,  das  wissen 
wir  Alle  und  wollen  es  auch  hier  dankbar  anerkennen. 

Durch  zahlreiche  Briefe,  die  uns  in  letzter  Zeit  zugekommen,  zieht  sich 
ein  wehmüthiger  Hauch  bei  Erwähnung  der  Auflösung  des  »Ornithologischen 
Vereines..^!  Auch  wir  bedauern,  dass  es  dazu  gekommen,  hoffen  jedoch,  dass 
selbe  unter  den  obwaltenden  Umständen  das  Beste  war;  und  so  rufen  wir: 
Der  »Ornithologische  Verein«  ist  todt,  es  lebe  die  »Ornitholog.  Section!« 

i 

J.   A.  O.   Von   l^iescnthal, 

kgl.  Oberförster  a.  D.,   zu  Charlottenburg,  am  22.  I.  d.  J.  im  68.  Lebensjahre. 

Verantw.  Reclacteur  Hersusgeber  und  Vt rieger:  Victor  Rllter  von  Tschusi  zu  SchmidhoWeD,  Hallein. 
Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (österr.  Schlesien),  Kirchenplatz  13. 


Ornitlioloaisclies  Jahriiucli. 


ORGAN 


für  das 


palaearktisclie  Pauneni^^ebiet. 


Jahrgang  IX. 


Mai-Jüni  1898. 


Heft  3. 


Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 
II.*) 

über  die  Formen  der  Untergattung  Budytes.**) 
Von  Dr.  G.  V.  Almäsy. 

Gelegentlich  einiger  Ausflüg"e  in  die  Riede  von  Temes- 
Kubin  und  auf  Grund  des  dortselbst  gesammelten  Materiales 
gelang  es  mir,  aus  der  interessanten  Gruppe  der  Schafstelzen 
die  für  Ungarn  neuen  Formen  MotaciUa  borealis  Sundev.,  A'Iota- 
cilla  feldeggii  Michail,  und  JMotacilla  feldeggii  paradoxa  (Chr. 
L.   Br.)   nachzuweisen. 

Da  die  Gruppe  der  Schafstelzen  überhaupt  eine  interes- 
sante oder  in's  Fach-Ornithologische  übersetzt,  eine  nichts 
wenig-er  als  klare  ist;  da,  wie  ich  im  Folgenden  zeigen  werde, 
verschiedene  Formen  derselben  mit  mehr  oder  wenig'er  Ree-el- 
mässigkeit  unsere  Gegenden  aufsuchen,  und  es  angezeigt  wäre, 
denselben  grössere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  als  es  bisher 
geschah:  so  halte  ich  es  nicht  für  unangemessen,  mich  im 
Nachstehenden  mit  dem  gesammten  Formenkreise  der  Schaf- 
stelzen etwas  eingehender  zu  beschäftigen  und  zu  leichterer 
Orientierung  in  demselben  eine  Art  Synopsis  der  einzelnen 
Formen  zu  geben. 

*)  vgl.   »Aquila,«   III,   1896,  p.   209. 

**)  Obgleich  vodiegende  Studie  bereits  im  Herbste  1896  abgeschlossen 
wurde,  so  hat  selbe  von  ihrem  Werte  doch  nichts  cingebüsst,  da  seither 
keine  Arbeit  erschienen  ist,  die  sich  in  eingehender  Weise  mit  der  Gruppe 
der  Schafstelzen  [Badytes)  beschäftigt  hätte.  Wir  hoffen,  durch  die  Veröffent- 
lichung dieser  Studie  das  Interesse  für  genannte  Gruppe  zu  wecken  und  zu 
weiteren  Forschungen  in  selber  Anregung  zu  geben.  Der  Herausg. 


84  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 


Wohlgcmerkt  kann  es  sich  hier  nur  um  einige  aufklärende 
Anhaltspunkte  handeln,  da  zu  einer  wissenschaftlich  vollständigen 
Behandlung"  der  schwierigen  Gruppe,  zu  einer  monographischen 
Bearbeitung  derselben,  es  der  Zuhilfenahme  eines  grossen  und 
complicierten  Apparates,  sowie  zahlreicher  Beleg-Exemplare 
und  umfassenden  literarischen  Materiales  bedarf,  das  mir  leider 
in  gewünschter  Vollständigkeit  nicht  zu  Gebote  steht. 

Zudem  ist  von  bewährter  Seite  eine  monographische 
Arbeit  über  die  Schafstelzen  in  Aussicht  gestellt.  Dr.  Lorenz 
von  Liburnau — Wien  sammelt  seit  längerer  Zeit  das  Materiale 
zu  einer  solchen,  deren  baldig  bevorstehendes  Erscheinen  in 
ornithologischen  Kreisen  gewiss  mit  Freude  begrüsst  werden  wird. 

Derngemäss  entschloss  ich  mich  bei  der  Abfassung  dieses 
Aufsatzes,  die  Eintheilung  der  einzelnen  Budyfcs-Formen  nicht 
meiner  subjectiven  Auffassung  gemäss  zu  treffen,  sondern  da- 
zu ein  vorliegendes  Quellenwerk  zu  benützen,  da  meine  Publi- 
cation  vor  allem  ja  den  Zweck  verfolgt,  die  stattliche  Reihe 
unserer  heimischen  Beobachter  mit  dem  gesammten,  ziemlich 
schwierigen  Formenkreise  näher  bekannt  zu  machen  und  wo- 
möglich zu  einschlägigen  Untersuchungen  anzuregen.  Ich 
konnte  jedoch  nicht  umhin,  bei  Besprechung-  der  einzelnen  Formen 
von  P'all  zu  Fall  die  vorhandenen  Controversen  zu  berühren 
und  diejenigen  Ansichten  auszusprechen,  die  ich  mir  in  den 
betreffenden  Fragen  auf  Grund  meiner  allerdings  in  beschei- 
denem Rahmen  gepflogenen  Untersuchungen  subjectiv  gebil- 
det habe. 

Bezügdich  Eintheilung-  und  Nomenclatur  lehnte  ich  mich 
streng  an  R.  B.  Sharp e's  Arbeit  über  die  Budytes  im  Ca- 
talog-ue  of  the  Birds  in  the  Britisch  Museum,  Bd.  X. 
(1884),  da  dieselbe  die  gründlichste  und  —  besonders  was  Sy- 
nonymie  anbelangt  —  die  erschöpfendste  ist^  welche  bisher 
über  diesen  Formenkreis  gebracht  worden  ist. 

Dieses  Princip  durchbrach  ich  nur  insoferne,  als  ich  bei 
den  subspecifischen  Formen  der  Gruppe  die  trinäre  Namen- 
gebung  in  Anwendung   brachte. 

Da  gerade  die  verwirrte  und  ungleichmässig  angewendete 
Namengebung-  bei  dieser  —  wie  bei  jeder  anderen  heikligen 
Gruppe  —  die  meisten  Schwierigkeiten  verursacht,  so  erscheint 
es  mir  nicht  überflüssig,  bei  der  Besprechung  der  einzelnen 
Formen  eine  kurze  Synonymie  derselben  einzuschalten. 


G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  85 

Ehe  ich  auf  die  Charakterisierung  der  einzelnen  Typen 
übergehe,  muss  ich  bemerken,  dass  unsere  Schafstelzen  an 
Grösse,  sowie  an  Farbe  des  Allgemeing-efieders  sich  so  nahe 
stehen  und  einander  so  auffallend  ähnlich  sind,  dass  markantere 
Unterscheidungen  in  erster  Linie  nur  aus  den  Farben  des 
Kopfes  und  aus  deren  Vertheilung-  gewonnen  \verden  konnten. 
Ich  beschränke  mich  denn  in  der  vorliegenden  Arbeit  aus- 
schliesslich auf  die  Wiedergabe  nur  dieser  Kennzeichen  und 
unterlasse  Allgemeinbeschreibungen  sowie  die  Angabe  von 
Massen,  weil  diese  keinerlei  Anhaltspunkte  von  durchgreifender 
Bedeutung    bieten. 

Der  Kopffarbe  nach  lassen  sich  g'rauköpfige,  dunkel- 
(sch warz-)köpfige  und  grünköpfige  Stelzen  unterscheiden. 

Der  Typus  aller  dieser  Formen  war  und  bleibt  Motacüla 
flava  L.,  zu  welcher  Bezeichnung',  ohne  Distinction,  alle  jene 
Forscher  zurückgreifen,  welche  aus  einem  oder  dem  anderen 
Grunde  in  eine  specifische  oder  subspecifische  Trennung  der 
einzelnen  Formen  nicht  eingehen  wollen,  so  z.  B.  Finsch 
und  Hartlaub  in  „Die  Vögel  Ost-Afrika's",  pp.  268 — 274,  u.  a  m. 

Motacilla  ßava  L. 

Schärpe,  Cat.  B.  X.  p.  516  ff.  tab.  VI.  Fig.  3—5. 

Linnd,  Syst.  Nat.  I.  p.  331  (1760);  Temm.  Man.  d'  Orn.  I.  p.  260  (1820); 
Naum.  Vög.  Deutschi.  IIT.  p.  839,  Taf  88  (1823);  Dresser,  B.  Europ.  III,  p. 
261,  tab.  129,  Fig.  1—2. 

Motacilla  negkcta  Gould,  P.  Z.  S.  1832,  p.   129. 

Biidytes  levcostriattis*)    Homeyer,  J.  f  O.   1878,  p.   128. 

Biidytes  flaveacens  Homeyer,  J.  f.  O.   1878,  p.   131. 

Quantitativ  der  bedeutendste  Vertreter  der  Schafstelzen 
bei  uns  zu  Lande,  bedarf  dieser  Vogel  als  allgemein  bekannt 
wohl  keiner  besonderen   Beschreibung. 

Die  übrigen  Mitglieder  der  Budytes-GmTp'pc  ähneln  —  wo- 
rauf nochmals  nachdrücklich  hingewiesen  sei  —  in  Plastik  und 
Gesammtbefiederung  diesem  erstbeschriebenen  Typus  bis  auf 
geringfügige  und  keineswegs  constante  Merkmale  bietende 
Unterschiede  vollständig ;  nur  die  Färbung  und  Zeichnung  des 
Kopfgefieders  variiert  bedeutend  genug,    um    bei    den    meisten 


*)  Dürfte  nach  uns  vorliegenden,  allerdings  nur  Herbstexemplaren  aus 
Alaska  von  flaims  subspecifisch  verschieden  sein.  Namentlich  erscheint  die 
Oberkörperfärbung  mehr  braun,-  die  Unterseite  mehr  grünlich-gelb. 

Der  Herausg. 


86  G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

Individuen  daraus  einen  sicheren  Schluss  auf  die  Formzuge- 
hörig-keit  ziehen  zu  können.  Ich  sage  ausdrückhch  „bei  den 
meisten,"  weil,  wie  Dr.  von  Lorenz  in  einem  Briefe  scherzend, 
aber  sehr  richtig  bemerkte,  immer  sich  einzelne  Individuen 
finden,  die  nicht  parieren  wollen,  das  heisst,  die  nirgends  recht 
unterzubring'en   sind. 

Auch  die  echte  Motacilla  flavd  L.  schwankt  bezüglich  der 
Vcrtheilung  von  Grau  und  Weiss  am  Kopfe,  ohne  dass  jedoch 
durch  die  bisherige  Kenntnis  dieser  Schwankungen  eine  sub- 
specifische  Trennung  —  bis  auf  die  nachstehend  zu  erwähnende 
Mot.  flava  beenia  Sykes.  —  geboten  erschien,  weshalb  auch 
Sharpe  die  E.  Homeyer'schen  Formen  leucostriafus  und  j^ß- 
vescens  als  Synonyma  zur  echten  flava  zog. 

Der  für  Ungarn  normale  oder  doch  häufigste  Typus  be- 
sitzt einen  nicht  allzubreiten,  rein  weissen  Superciliarstreifen, 
welcher  bis  an  das  Ende  der  Ohrdecken  zurück-  und  herab- 
reicht. Diese  sind  gTau  wie  die  übrige  Kopifärbung,  nur  in  der 
Mitte  der  durch  dieselben  gebildeten  muschelförmigen  Zeich- 
nung befindet  sich  ein  isoliert  stehender,  länglich-elliptischer 
weisslicher  Fleck. 

Vollständiges  Fehlen  dieses  Fleckes  (wobei  die  Ohrdecken 
hie  und  da  dunkler  als  die  Kopfplatte,  etwa  schieferfärbig  er- 
scheinen) einerseits,  grössere  Ausdehnung  desselben  bis  zum 
Verschmelzen  mit  dem  Weiss  des  Superciliarstreifens  und  des 
Kinnes  und  der  Kehle  andererseits  bezeichnen  die  Grenzen  der 
Variation   der  Form  Mot.  flava. 

Dies  letztere  —  das  Weiss  von  Kinn  und  Kehle  —  va- 
riiert übrigens  auch  bedeutend.  Bei  alten  Exemplaren  des  un- 
garischen vulgären  Typus  fehlt  es  in  der  Regel  ganz,  und  ist 
die  Unterseite  bis  zwischen  die  Unterkieferäste  gleichmässig 
gelb.  Oftmals  ist  jedoch  das  Kinn  mehr  oder  weniger  weiss, 
und  hie  und  da  breitet  sich  diese  Farbe  über  die  ganze  Kehle 
herunter  aus. 

Der  Vogel,  den  Dresser  auf  Tafel  129  als  Typus  der  cen- 
traleuropäischen Mot.  flava  L.  abbildet,  besitzt  Kinn  und  Kehle 
ganz  weiss,  und  zwar  das  Weiss  ziemlich  weit  herabreichend 
und  scharf  vom  Gelb  der  Brust  abgesetzt;  dabei  einen  schmalen 
Superciliarstreifen.  der  nicht  g-anz  bis  ans  Ende  der  Ohrdecken 
nach  rüchwärts  reicht,  und  einen  schmalen  weisslichen  Längs- 
fleck  in  der  Mitte  der  letzteren. 


G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  87 

Bei  unseren  ungarischen  Exemplaren  fand  ich,  dass  ge- 
wöhnlich die  Ausdehnung  des  Weiss  auf  dem  Kinn  und  auf 
der  Kehle  Hand  in  Hand  mit  einer  grösseren  Verbreitung  des- 
selben im  Supercilium  und  auf  dem  Ohrdeckenflecke  geht.  In- 
dividuen, welche  den  letzteren  und  den  Superciliarstreifen  nur 
so  gering  entwickelt  zeigen  wie  das  Dresser'sche  Exemplar, 
besitzen  bei  uns  regelmässig  Kehle  und  Kinn  satt  gelb. 

Radde  (Ornis  caucasica,  p.  221)  bemerkt  ebenfalls,  dass 
bei  den  Exemplaren  aus  den  Kaukasusländern  das  Weiss  von 
Kinn  und  Kehle  weniger  ausgesprochen  sei,  als  auf  dem  Dres- 
ser'schen  Bilde,  „da  bei  den  meisten  derselben  sich  das  Gelb 
fast  bis  zwischen  die  Unterkieferäste  zieht."  Jch  glaube  seiner 
Beschreibung  des  weiteren  entnehmen  zu  können,  dass  das 
Weiss  an  den  Kopfseiten  jener  Vögel  (Supercilium  und  Ohren- 
fleck) ebenfalls  nicht  sehr  ausgebreitet  sei,  da  er  ausdrücklich 
hervorhebt,  „es  fehle  zwar  keinem  Exemplar,  sei  aber  bei  jun- 
gen  Vögeln  auch  im  Frühjahr  nur  schwach  angedeutet." 

Dies  würde  eine  gewisse  Analogie  der  P'ärbung  jener 
Vögel  mit  der  des  bei  uns  vorherrschenden  Typus  bedeuten, 
deren  Begründung  ich  nicht  wie  Radde  es  thut,  im  höheren 
Alter  der  Individuen  zu  suchen  geneigt  wäre,  sondern  in  der 
südöstlichen  Heimat  derselben  (an  der  Grenze  des  Verbreitungs- 
gebietes der  dunkelköpfigcn  Stelzen  feldcggii  Michah.  und 
cinercicapilla  vSavi.),  da  bei  höherem  Alter,  auf  welches  beim 
Präparieren  ja  aus  mannigfachen  Indizien  ziemlich  sicher  ge- 
schlossen werden  kann,  meiner  Erfahrung  nach  regelmässig 
gerade  eben  eine  intensivere  Färbung  und  grössere  Ausbrei- 
tung des  Gelb  einzutreten  pflegt. 

Die  Beschreibung  des  Weibchens  und  der  jungen  Vögel 
unterlasse  ich  bei  dieser  wie  bei  den  folgenden  Formen,  da 
es  dem  Zweck  und  dem  Rahmen  dieses  Aufsatzes  genügend 
entspricht,  die  alten  Männchen  der  einzelnen  Formen  zu  cha- 
rakterisieren. Nur  bei  Mot.  feldeggii  Paradoxa  (Chr.  L.  Br.)  werde 
ich  kurz  auf  die  Kleider  der  Weibchen  zurückkommen. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  JMot.  flava  L.  erstreckt  sich 
über  ganz  Europa  und  Sibirien  bis  ins  östliche  Asien.  Hier 
wird  sie  im  centralen  und  westlichen  Sibirien  angebUch  durch 
die  Subspecies  Mot.  flava  bcema  Sykes  vertreten,     tritt  aber  in 


88  G.  V.    Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 


der  typisch'?n  Form  wieder  in  China  auf  und  besiedelt  jenseits 
des  Stillen  Oceans  von  Alaska  bis  in  die  Rocky  Moutains  die 
Westküste   Amerikas. 

Motacilla  flava  bccma  Sykes. 

Sharpe,  Cat.  B.  X.  p.  521,  tab.  VI.  fig.  6  (1884). 

Sykes,  Proc.  Zool.  Soc.  1832. 

Motacilla  flava  L.  Dresser,   Birds  of  Europ.  III.   p.  261. 

Budi/tes  hrcvicaudatt'.s  E.  Homeyer,  J.   f.  O.   1878,  ]).   131. 

Buchjtes  flai-m  (non  L.)  Hume,  Ibis,  1869,  p.  357;  Swinhoc,  1.  c.  1882, 
p.  110. 

Eine  östliche  Subspecies,  als  solche  von  Sharpe  des- 
halb aufrecht  erhalten,  weil  sie  in  ihrem  Verbreitungsgebiete 
als  vicariierende  Form  der  Mot.  flava  L.  auftreten  soll,  was 
allerdings  von  Dresser,  Supplement  IV.  p.  148  (1895)  bestritten 
wird.  Letzterer  weist  1.  c.  nach,  dass  die  Form  bccma  stets  nur 
mit  der  echten  flava  zusammen  vorkomme,  und  zieht  deshalb 
die  beiden  —  meiner  Ansicht  nach  wohl  unterscheidbaren  — 
Formen  ebenso  wie  in  Bd.  III.  seines  grossen  Werkes  unter 
dem  Namen  flava  zusammen. 

Dieselbe  unterscheidet  sich  von  Mot.  flava  L.  dadurch, 
dass  ihr  sehr  breites  Supercilium  bis  weit  gegen  die  Halsseiten 
hinabreicht  und  dort  mit  dem  Weiss  der  Ohrgegend,  des  Kin- 
nes und  der  Kehle  sich  verbindet,  so  dass  nur  knapp  unter 
dem  Auge,  gebildet  durch  die  obersten  schwärzlich -g-rauen  Ohr- 
decken (die  übrigen  Ohrdecken  sind  rein  weis.s),  ein  schmaler 
grauer  Streif  von  der  Schnabelwurzel  beginnend  bis  hinter  das 
Ohr  sich  hinzieht.  Dieser  unter  dem  x\uge  befindliche  graue 
Streifen  steht  aber  in  einem  grösseren  weissen  Felde  isoliert, 
während  bei  M.  flava  L.  stets  das  Grau  zusammenhängend  ist, 
und  das  in  der  Ohrgegend  aufgetragene  Weiss  in  einzelnen 
Partien  isoliert  steht.  Überdies  ist  die  Kopfplatte  von  MoL 
flava  beema  Sykes.  auffallend  licht  perlgrau  gefärbt,  während 
jene  von  Mot.  flava  L.  in  der  Regel  aschblau  ist,  obschon  bei 
letzterer  wohl  auch  Schwankungen  von  Schiefergrau  bis  zu 
hellem  Aschgrau  sich  finden. 

Für  Ungarn  ist  diese  Form  noch  nicht  nachgewiesen, 
könnte  aber  auf  dem  Durchzuge  sehr  mögiicherw^eise  bei  uns 
vorkommen,  worauf  auch  Sharpe  —  wenigstens  bezüglich  West- 


G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  89 

Europas    —    ihrem   Verbreitungsgebiete    und    ihrer    muthmass- 
lichen   Zugrichtung  zufolge,  hinweist. 

Ich  besitze  zwei  ungarische  Exemplare,  alte  Männchen, 
eines  aus  Diös-Jenö,  erlegt  am  7.  April  1894  und  eines  aus 
Tcmes-Kubin,  4.  April  1896,  welche  sich  sehr  der  Form  <5^^///« 
nähern,  indem  die  Superciliarstreifen  sehr  breit  und  lang  sind, 
und  die  Ohrdecken  sehr  viel  Weiss  zeig'en,  welches  mit  dem 
Weiss  von  Kinn  und  Kehle  fast  in  einander  fliesst.  Noch  mehr 
nähert  sich  dieser  Form  ein  Exemplar  aus  Hallein  (4.  Mai  1896), 
welches  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Herrn  von  Tschusi  zu 
Schmidhoffen  verdanke.  Bei  diesem  wie  bei  den  übrigen  Exem- 
plaren trennt  jedoch  ein  schmales  g"raues  Bändchen  —  wenn 
auch  untermischt  mit  weissen  Federchen  oder  wenigstens  Feder- 
lündern  —  das  Weiss  der  Supercilien,  der  Ohrdecken  und  der 
Kehle  von  einander.  Bei  der  echten  Mot.  bcciiia  Sykes  ist  der 
durchs  Auge  gehende  graue  Streif  schmäler;  das  Weiss  der 
Ohrdecken  beginnt  an  der  Wurzel  des  Oberschnabels  und  ist 
durch  keine  graue  Linie  von  dem  Weiss  der  Kehle  getrennt, 
sondern  vereinigt  sich  mit  diesem,  sowie  mit  jenem  des  Super- 
ciliarstreifens  unmittelbar.  Überdies  ist  die  Kopfplatte  der 
echten  beeina  noch  um  ein  Bedeutendes  lichter  als  bei  diesen 
—  allerdings  schon   recht  licht  gefärbten  —  Individuen. 

Mit  Berücksichtigung  dieser  Merkmale  sind  also  jene  drei 
Exemplare  meiner  Collection  und  ihnen  ähnliche  Individuen  zu 
Mot.  flava  L.  zu  stellen,  als  Zwischenglieder  zwischen  dieser 
und  der  Form  Mot.  flava  beema  Sykes. 

Das  Verbreitungsgebiet  dieser  letzteren  erstreckt  sich  wie 
erwähnt  über  West-  und  Central-Sibirien,  wo  sie  unserer  Mot. 
flava  L.  vicariiert,  oder  was  mir  wahrscheinlicher  erscheint, 
neben  derselben    häufig  auftritt. 

Älotacilla  borealis  Sundev. 

.Sharpe,  Cat.  B.  X.  p.  522,  tab.  VII.  fig.   1—3  (1884). 

Motaciild  flava  boreidis  Sundev.  Öfv.  k.  Vet.  Akad.  Förhandl.  Stockholm, 
1840,  p.  53;  Finsch  und  Hartlaub,  Vög.  O.-Afrik.  p.  272  (1870). 

MotaciUa  viridis  Gmel.*)  Syst.  natur.  I.  p.  962  (1788);  Gray,  Hand.  L.  B. 
I.  p.  247,  Nr.  3585  (1869);  Dreiser,  B.  Europ.  III.  p.  181,  tab.  129,  fig.  3  (1875). 

*)  Sharpe,  p.  522  in  not:  The  name  of  viridis,  by  vvhich  this  species 
is  generally    known,  should,    it    seems  to  me,     be    discarded,    Brown's    plate, 


90  G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Unfrarns. 


Biidijtes  liridis  Bp.  Consp.  av.  I.  p.  250  (1850). 

Budytes  atricapiUus  C.  L.  Brehm,  Vogelf.  p.   141   (1855). 

Biuhjtes  cinereoccqjillits  (nee  Savi!)  Swinhoc,  P.  Z.  S.  1871,  p.  364;  id. 
Ibis,  1882,  p.  109;  Tacz.  Bull.  S.  Zool.  France,  II.  p.  151  (1876);  David  Ä- 
Oustalet,  Ois.  Chine,  p.  303  (1S78). 

Budytes  flava  melaiujcephala  (nee  Licht!)  De  Selys,  Faune  Beige,  p,  83 
(1842). 

Motacilla  melanocephula  (nee  Lieht!)  Naumann,  XII.  Blas.  Nachtr.  p.  125; 
Gätke,  Vowelw.  Helg.  p.  350  (1891)  ptm. 

Budytes  melanocephaliis  rar.  viridis  Radde,   Orn.  Cauc.  p.  222. 

Motacilla  niyricapilla  (non  Müller)  Brehm. 

Budytes  horealis  Sewertzow.  Turkest.  p.  67  (1873);  E.  Homeyer,  J  f  O. 
1878,  p.  129;  id.  et  Tancre,  Milth.  O.  Ver.  Wien,  1883,  p.  86:  Tschusi,  Jah- 
resb.  d.  C.  f.  O.  Bcob.-Stat.  Ö.-Ung.  1882,  1883,  1886,  1887. 

Vom  südlichen  Schweden  angefangen  bis  an  die  Ostküste 
Asiens  verbreitet,  vertritt  diese  Art  (teste  Sharpe  als  solche 
aufzufassen!)  im  Norden  ihres  Verbreitungsgebietes  unsere  Mot. 
ßava  L. 

Sowohl  auf  dem  Herbst-  als  auch  auf  dem  Frühjahrszuge 
ist  sie  eine  keineswegs  überaus  seltene  Erscheinung  unseres 
Heimatlandes,  welche  nur  —  meines  Wissens  wenigstens  — 
bisher  in  den  meisten  Fällen  übersehen  worden  zu  sein  scheint. 

Sie  unterscheidet  sich  von  unserem  Grundtypus  Alot.  flava 
L.  vor  allem  durch  das  oftmalige  Fehlen  des  Superciliarstrcifens, 
durch  schiefergraue  bis  schwärzliche  (nicht  aschblaue)  Farbe 
der  Kopfplatte,  endlich  durch  schiefergraue  bis  schwärzliche 
Ohrdecken,  welche  bei  M.  ßava  stets  lichtgrau,  in  der  Regel  von 
der  Farbe'  der  Kopfplatte  und  nur  selten  dunkler  als  diese 
sind.  Ein  lichter  Mittelfleck  in  den  Ohrdecken  fehlt  stets  ;  die 
Federchen  rund  um  das  Auge  sind  schwarz. 

Sehr  alte  Männchen  besitzen  nebst  dunkelolivschwärzlichen 
Flecken  an  den  Kropfseiten  (zu  welchen  die  Form  überhaupt 
stark  inkliniert)  eine  einfarbige,  scharf  von  dem  Grün  des 
Rückens  und  dem  Gelb  der  Unterseite  sich  abhebende  schwarze 
Färbung  des  ganzen  Kopfes.  In  diesen  Fällen  zeigt  sich  jedoch 


on  which  the  name    was    founded  by  Gmelin,  not  being    recognizable    as  be- 
longing  to  a  Wagtail  at  all.  The  synonymy  is  as  follows: 

Grean  Wagtail,  Brown,    111.    Zool.    pl.    33  f.  2   (1775).     Motacilla    viridis, 
Gmel.  (1788);  Latham,  Ind.  Orn,  II.  p.  505  (1783). 


G    V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  91 


stets  ein  stumpfes  Russchwarz,  in  der  Regel  auf  den  obersten 
Tlieilen  des  Kopfes  etwas  matter,  lichter  oder  stumpfer  im 
Tone  als  abwärts  zu,  niemals  jedoch  ein  ganz  gleichmässiges, 
hornartig  glänzendes,  sattes  Kohlschwarz,  wie  es  die  Art  Mot. 
feldeggii  Michah.   auszeichnet. 

Der  quantitativ  häufigste  Typus  dieser  Form  dürfte  der 
folgende  sein  :  Kopfplatte  schieferschwärzlich  bis  russ-schwarz, 
ebenso  die  Ohrdecken,  welche  jedoch  bei  lichterer,  nur  schwärz- 
licher (nicht  schwarzer)  Kopfplatte  stets  um  einig-e  Nuancen 
dunkler  sind  als  diese.  Unterseite  bis  in  die  Kieferäste  gelb, 
nur  bei  jüngeren  Vögeln  weisses,  eher  nur  weissliches  Kinn. 
Superciliarstreifen  fehlt  oder  ist  (in  nicht  zu  häufigen  Phallen) 
nur  ang'edeutet  und  dann  in  der  Regel  nur  auf  einer  Kopfseite 
zu  finden.  Auf  die  sehr  bedeutenden  Schwankungen  des 
Ausseren  derselben  komme  ich  bei  der  nächst  folgenden  Form 
zurück.  .»..  ■ 

Wie  erwähnt,  ist  JMot.  borcalis  Sundev.  kein  besonders 
seltener  Gast  unserer  Heimat  während  der  Zug-sperioden  und 
wird  wohl  allenthalben,  wo  grössere  Schwärme  ziehender  Schaf- 
stelzen erscheinen,  unter  denselben  anzutreffen  sein.  Der  dunkle 
Kopf  kennzeichnet  die  Form  neben  der  echten  Mot.  flava  L. 
zur  Genüge;  auch  will  es  mir  scheinen,  dass  Vögel  ersterer 
Art  zwar  mit  Schwärmen  der  echten  flava  erscheinen,  sich  aber 
doch  nie  recht  eigentlich  unter  dieselben  mischen,  sondern  sich 
stets  ein   wenig  gesondert   halten. 

An  gut  typischen  Individuen  dieser  Art  seien  als  Beleg- 
exemplare für  Ungarn  folg'ende  Stücke  aufgezählt : 

^j  ad.,   17.   Mai   1895,  Temes-Kubin  (Coli.  Almäsy). 

5  ad.,  30.  April  1896,  ebenda  (Coli.  Almäsy). 

'(j  ad.,  8.   April  1892,  Velencze  (Coli.  Chernel). 

5  ad.,   9.   Mai    1895,   Cs.  Somorja  (Coli.   Chernel). 

Motacilla  borealis  cinereicapilla  Savi. 

Sharpe,  Cat.   B.   X.  p.  526.  tab.  VII.   flg.  4—6  (1884). 

Motacilla  cinercoc-ipiila  Savi,  Nuuv.  Giorn.  d.  Leiter  Nr.  .57,  p.  190  (1831); 
Bp.  Faun.  Ital.  Ucc.  tab.  31.  fig.  2  (1832  —  1841). 

Motacilla  melanocephala  (-{-  fcläcggii  Michah.)  Bruch,    Isis,  1832,  p.  1106. 

Biidjjtes  cinereocapilla  Bp.  Consp.  av.  I.  p.  249  (1850);  Chr.  L.  Br.  Vo- 
geif.  p.  141  (1855);  Fritsch,  Vögl.  Europ.  tab.  17,  fig.  16 -(1870). 

Motacilla  flava  dalmaiica  Sundev. 

Motacilla  flava  cinereocapUla  Temm.  Man.  d'  Orn,   IV.   p.   622  (1840). 

Motacilla  viridis  {-\-  borealis  Sundev.)  Gray. 


92 


G.  V.  Almdsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 


Motac:lla  cinereocapillo  Blasius,  Nachtr.  in  Naum.  Vög.  Deutsch.  XIII. 
p.  128,  tab.  373  (1860). 

Budijtes  feldegyii  (nee  Michah.)  Homeyer,  J.  f.  O    1878,  p.  130. 
r  ßiidi/tes  nielanocephalus  var.  viridis  Radde,  Orn.   Cauc.  j).  222. 

Als  südliche  Form  des  Artcomplexes  J\Iof.  hürcalis  Sundev. 
stellte  Sharpe  die  Subspecies  J/.  borealis  cinereicapilla  Savi., 
deren  Verbreitungsgebiet  die  Mittelmeerländer  und  —  theil- 
weise?  —  die  Balkanländer  umfasst,  wobei  sie  theils  mit  Mot. 
ßava  L.  zusammen  vorkommt,   theils  dieselbe  vicariiert. 

Diese  südliche  Form  ist  der  nördlichen  in  vielen  Fällen 
zum  Verwechseln  ähnlich,  ja  oft  gar  nicht  von  derselben  zu 
unterscheiden.  Exemplare  eines  ganz  reinen  Typus  lassen  sich 
zwar  leicht  auseinander  halten,  aber  wie  viel  Individuen  dieser 
Formen  „wollen  nicht  parieren",  —  und  in  solchen  Fällen,  falls 
Zeit  und  Provenienz  nicht  ein  entscheidendes  Moment  abgeben, 
bleibt  ein  verlässliches  Determinieren  immer  ein  missliches  Ding  ! 

Für  den  Zweck  der  vorliegenden  Arbeit  mag  ein  Gegen- 
überstellen der  Typen  beider  Formen  genügen. 


MotaciJla  boi-culis  Sundev. 

Die  Kopfplatte  immer  dunkler 
wie  bei  Mot.  flara,  zeigt  .starke  Nei- 
gung zu  schiefer-  bis  riiss-schwarzer 
Färbung. 

Supercilium  fehlt  in  der  Regel 
ganz. 

F  e  d  e  r  c  h  e  n  r  u  n  d  um  das 
Auge  schwarz. 


Ohrdeck.en  stets  einfarbig, 
schwärzlich  bis  schwarz.  Der  Farben- 
ton derselben  wohl  um  einige  Nuan- 
cen dunkler  als  die  Kopfplatte,  aber 
der  Contrast  nicht  zu  auffallend. 

Kinn  und  Kehle  bis  in  die  Un- 
terkieferäste gelb. 

An  den  Halsseiten  im  gelben 
Gefieder  gegen  den  Kropf  zu  meistens 
kranzförmig  eingestreute,  oliv-schvvärz- 
liche,  verwaschene  Flecke. 


Motarilla  horealis  cinerei  apilhi  Savi 

Kopfplatte  in  der  Regel  nur 
um  etwas  dunkler  wie  bei  M.  flava  L., 
zeigt  etwas  Neigung  zu  schieferschwärz- 
licher  Farbe,  wird  aber  nie  ganz 
schwarz. 

Supercilium  meistens  angedeu- 
tet, oft  recht  kräftig  ent^vickelt. 

F  e  d  e  r  c  h  e  n  r  und  um  das 
Auge  in  der  Regel  schwarz,  hie  und 
da  am  oberen  und  unleren  Rande  je 
ein  Viertelkreis  weiss. 

Ohrdecken  stets  cinfirbig, 
immer  dunkel,  fast  schiefer,  chwarz 
Der  Ton  derselben  contrastiert  mehr 
vun  jenem  der  Kopfplatte,  als  bei  M. 
boreidis  Sundev. 

Kinn  und  ganze  Kehle  in  der 
Regel  weiss. 

Fehlt  bei  dieser  Form  —  mit 
seltenen  Ausnahmen  —  ganz. 


G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  93 


Aus  den  immer  wiederkehrenden  Zusätzen  wie:  „in  der 
Regel",  „oft",  „meistens",  welche  alle  ihre  gute  Begründung 
hab«n,  sieht  man,  dass  keiner  der  angeführten  Charaktere 
durchgreifend  ist  und  allgemeine  Geltung  besitzt.  Diejenigen 
Merkmale,  welche  die  entscheidendste  Bedeutung  haben  sollen, 
nämlich:  „weisses  Kinn  und  weisse  Kehle,  sowie  mehr  oder 
weniger  Spuren  eines  Superciliarstreifens  bei  Mot.  bor.  cincrci- 
capilla  Savi,",  „Fehlen  des  Weiss  an  Kinn  und  Kehle  und 
Fehlen  des  Superciliums  bei  Mot.  borcalis  Sundev."  sind  meiner 
Ansicht   nach  keineswegs  verlässlich. 

Ich  besitze  Exemplare  der  südlichen  Form,  welche  nicht 
die  geringste  Spur  eines  Superciliums  aufweisen,  dabei  aber 
eine  breit  weisse  Kehle  besitzen.  Sharpe  führt  t.  c.  p.  525  bei 
Mot.  borealis  unter  y.  ein  ^  ad.  aus  Toskana  (16.  April)  an, 
„welches  durch  einen  schmalen  weissen  Superciliarstreifen  eine 
Annäherung  an  die  echte  Mot.  flava  L.  darstellt."  Individuen 
der  Mot.  borealis  cinereicapilla  Savi  mit  stark  ausgesprochenem 
SuptrciÜLim  und  lichter  Kopfplatte  nähern  sich  auffallend  der 
echten  Mot.  ßava  L.  Also  verbinden  Zwischenglieder  beide 
Formen  untereinander  und  mit  der  echten   Mot.  ßava  L. 

Die  beste  Auskunft  in  solchen  zweifelhaften  Fällen  würde 
die  Provenienz  der  Stücke  geben;  jedoch  bietet  diese  auch  kein 
ganz  verlässliches  Kriterium,  da  die  Winterquartiere  all'  dieser 
Formen  in  vielen  Fällen  dieselben  sind  und  auch  während  der 
Zugsperioden  Vermischungen  stattfinden  können,  abgesehen 
davon,  dass  manche  Formen  nicht  strenge,  vicariieren,  sondern 
sehr  wohl  neben  einander  denselben  Brutplatz  bewohnen  können. 

Drei  Männchen  meiner  Sammlung  (15.  V.  1895  Temes- 
Kubin,  17.  Mai  1895  von  ebendort  und  4.  Mai  1892  aus  Cs. 
Somorja),  sowie  ein  Stück  (5)  aus  der  Collection  meines  P>eun- 
des  Stef.  v.  Chernel  nähern  sich  in  der  Färbung,  besonders  durch 
das  auf  dem  Kinn  und  der  Kehle  auftretende  Weiss,  stark  Mot. 
borealis  cinereicapilla  Savi. 

Dr.  Lorenz  v.  Liburnau,  dermirbeider  Sichtung  meines 
und  des  mir  von  Freund  Chernel  zu  dieser  Arbeit  freundlich 
überlassenen  J5'^/(7^'/6'.s■-Materiales  in  der  liebenswürdigsten  Weise 
an  die  Hand  g'ieng  und  mir  auch  bei  der  Abfassung  dieses 
Aufsatzes  mit  Rath  und  That  entgegenkam,  wofür  ihm  an  dieser 
Stelle  der  schuldige,  herzlichste  Dank  ausgesprochen  sei,  schreibt 


94  G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

mir  bezüg-lich  dieser  Stücke  Folgendes:  „Dieselben  können  nach 
der  Färbung  ebenso  Bud.  borealis  als  Bud.  cinereicapillus  sein  ; 
es  gibt  Bud.  borealis  mit  ziemlich  viel  Weiss  auf  dem  Kinn 
(z.  B.  5  S'US  Velencze,  8.  April  1892,  Coli.  Chernel),  und  ander- 
seits findet  man  Exemplare  von  Bud.  cinereicapillus,  bei  denen 
sich  die  gelbe  Farbe  mehr  oder  weniger  weit  auf  der  Kehle 
ausbreitet,  wie  z.  B.  bei  Nr.  21  Coli.  Almasy,  (j  ad  aus  Udine, 
Italien.*) 

Reste  eines  Superciliarstreifens  findet  man  gelegentlich  bei 
B.  cinereicapillus  und  auch  bei  B.  borealis. 

Die  vorstehenden  vier  Exemplare  sind  nach  der  Färbung 
nicht  sicher  anzusprechen  ;  mit  Rücksicht  auf  den  Fundort  ist 
es  wahrscheinlicher,  dass  sie  zu  Bud.  borealis  gehören.  Aber 
Avenn  in  Temes-Kubin  Budyfes  melanocephalus  Licht.  {Mot.  fel- 
deggii  Michah.)  vorkommt,  warum  sollte  nicht  neben  diesem 
auch  Bud.  ci^iereicapiUus  Savi  vorkommen?" 

Soweit  Dr.  v.  Lorenz,  dessen  Urtheil  über  diese  Stücke 
ich  vollinhaltlich  gebe,  weil  ich  durch  dasselbe  eine  Bemerkung 
unterstützen  möchte,  welche  ich  an  dieser  Stelle  nicht  unter- 
drücken kann,  obwohl  sie  eigentlich  die  feste  Basis  der  ein- 
fachen Thatsachen  verlassend,  den  schwanken  Boden  der  Spe- 
culation  betritt. 

Ich  rechne  g-eg'enwärtig"  in  Übereinstimmung-  mit  Dr.  v. 
Lorenz  die  frag-lichen  Individuen  zu  Mot.  borealis  Sund.  —  aber 
ganz  richtig,  warum  sollten  es  nicht  ebensogut  M.  borealis  ci- 
nereicapilla  Savi.  sein,  nachdem  ja  —  was  viel  auffallender  ist 
—   Mof.  feldeggii  Michah,  im  Lande  sich  g-efunden  hat? 

Hätte  ich  nur  eines  dieser  Individuen  brütend  angetroffen, 
so.  hätte  ich  es  ohne  Bedenken  als  Mot.  borealis  cinereicapilla 
Savi.  publiciert ;  da  dies  leider  nicht  der  Fall  war,  sehe  ich 
mich  genöthigt,  dieselben  mit  dem  Namen  Mot.  borealis  Sud. 
zu  bezeichnen. 

Ich  erwähnte  vorher,  dass  diese  und  noch  andere  Formen 
der  Schafstelzengruppe  —  besonders  zur  Zugzeit  —  auf  einem 
und  demselben  Terrain  zugleich  vorkommen  können,  was  das 
Auseinanderhalten    der     einzelnen    Typen    sehr    erschwert    und 

*)  Das  in  Rede  stehende  Stuck,  dem  übrigen  Charakter  nach  zweifellos 
zu  Mot.  hör.  cinereicapilla  Savi.  gehörig,  besitzt  eine  gelbe  Kehle  und  sogar 
Spuren  von  Gelb  in  der  Kinnbefiederung. 


G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  95 

bei  dem  häufigen  Auftreten  intermediärer  Gestalten  gar  leicht 
den  Anstoss  dazu  geben  kann,  alles  unter  eine  Haube,  recte 
unter  einen  Namen  zu  zwingen,  wie  Finsch  und  Hartlaub 
auf  Grund  des  in  der  Winterstation  der  Vögel  g-esammelten 
Materiales  es  zu  thun  rathen.  Dies  scheint  mir  jedoch  —  mit 
Rücksicht  auf  recht  constante  Charaktere  (wie  bei  Alof.  caiii- 
pestris  Pall.  oder  Alof.  fcldcggii  jMichah.)  einerseits,  auf  das 
vollständig  oder  der  Masse  nach  vicariierende  Auftreten  einiger 
Formen  (wie  Mot.  campestris  Pall.,  borealis,  beeina)  während  der 
Brutzeit  andererseits  ebenso  zu  weit  gegangen  zu  sein,  als  eine 
—  wenigstens  durch  die  bisherigen  Forschungen  nicht  genügend 
motivierte  und  wohl  meist  nur  auf  Balg-Materiale  gestützte 
noch  grössere  Zersplitterung  des  Formenkreises. 

Wir  haben  gesehen,  dass  die  isolierte  östliche  Kolonie  von 
MoL  flava  L.  (in  Nord-Amerika  und  Ost-Asien)  systematisch 
nicht  von  unserer  westlichen,  centraleuropäischen  Älot.  flava  L. 
getrennt  worden  ist;  wir  werden  im  Nachstehenden  sehen,  dass 
die  grünköpfige  Mot.  campestris  Pall.,  welche  in  England  Älot. 
flava  L.  vertritt,  systematisch  mit  einer  ganz  isolierten  Kolonie 
identischer  Vögel  an  der  mittleren  und  unteren  Wolga  und  aus 
der  Transkaspi-Region  zusammengezogen  wurde ;  ohne  nun 
auf  ein  analoges  Verfahren  bezüglich  der  P'ormen  borealis  und 
cinereicapilla  hin  zu  arbeiten  (da  ja  beiderseits  die  Majorität 
der  Individuen  je  einem  wohl  unterscheidbaren  Typus  ange- 
hört), möchte  ich  doch  dem  Auseinanderhalten  derselben  in  zu 
strenger  Weise  und  damit  der  specifischen  Trennung  von  Mot. 
flava  L.  nicht   das  Wort  reden. 

Die  Formen  borealis  und  cinereicapilla  vertreten  Motacilla 
flava  L.  im  Norden  und  Süden  von  deren  westlichem  Verbrei- 
tungsgebiete und  kommen  an  den  Grenzen  dieses  Gebietes  ver- 
mischt mit  derselben  vor.  So  Mot.  borealis  und  Mot.  flava  un- 
zweifelhaft im  südlichen  Schweden,  Finnland,  —  durch  Russ- 
land und  Sibirien  bis  Ost-Asien,  —  so  Mot.  bor.  cinereicapilla 
und  Mot.  flava  in  Italien,  Dalmatien,  den  Balkanländern. 

Mot.  borealis  Sundev.  soll  ausserdem  als  Brutvogel  in 
Norddeutschland  (Pommern)  vereinzelt  nachgewiesen  worden 
sein,*)    ebenso    sollen    vereinzelte  Stücke    von  echten  Mot.  bor. 

*)  Was  E.  V.  Homeyer,  Mitth.  d.  O.  Ver.  Wien,  1893,  p.  86,  allerdings 
bestreitet. 


96  G   V.  Almäsy:   Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 


cinereicapilla  Savi.  in  Deutschland*)  uud  Belgien  sich  gefunden 
haben. 

Hier  an  der  westlichen  Verbreitungsgrenze  ist  aber  eine 
territorische  Trennung  der  drei  Budytcs-Yoxm^n  —  wenn  auch 
nicht  ganz  ohne  Ausnahmsfälle  —  so  doch  nahezu  vollständig 
scharf  zu  erkennen.  Anders  scheint  mir  die  Sache  im  Osten 
zu  liegen. 

Radde,  der  die  dunkelköpfig"en  Stelzen  zusammenzieht, 
erwähnt  in  der  „Ornis  caucasica"  eine  Form  derselben,  welche 
er  als  „var.  viridis  Gmel."  bezeichnet,  als  Brutvogel  der  Um- 
gebung von  Lenkoran  und  der  Ardebil-Ebene.  Bezüglich  des 
Äusseren  derselben  gibt  er  an,  dass  sie  „vollständig  mit  schwe- 
dischen Vögeln  stimmen,"  wonach  also  dieselben  unter  Mot. 
borealis  Sund,  zu  subsumieren  wären. 

Taczanowsky  (J.  f.  O.  1874.  p.  319),  schreibt  im  Be- 
richt über  die  orn.  Untersuchungen  Dr.  Dybowski's  in  Ost-Si- 
birien unter  dem  Namen  ^w«'.  einer eocapillus**)  Savi.  Folgendes: 
„Übergänge  von  cinereocapillus  Savi.  zu  Bud.  ßavus  sind  zahl- 
reich ;  der  kleinere  oder  grössere  weisse  Streif  hinter  dem  Auge 
erweitert  sich  allmählig  bis  zu  einem  langen  Streif  über  die 
ganze  Länge  des  Kopfes.  Bei  den  (j  der  echten  aschgrauköpfi- 
gen Vögel  und  bei  den  Übergangsexemplaren  geht  ein  schwar- 
zes Band  durch  Auge  und  Ohr,  welches  bei  denen  mit  langem 
Streif  {Bud.  ßavus)  blässer  ist. 

Diese  recht  anschauliche  Charakteristik  scheint  mir  — 
dem  Namen  entsprechend  —  entschieden  mehr  auf  Älof.  bor. 
cinereicapilla*'*'*)  Savi.  zu  passen,  als  auf  Mol.  borealis  Sundev., 
bei  der  ja  gerade  das  Fehlen  des  Superciliarstreifens  von  den 
meisten  Forschern,  die  sie  an  ihren  nordischen  Heimstätten 
sammelten,  besonders  betont  wird. 

Nun  liegt  Lenkoran  etwa  unter  89",  Ardebil  und  der  Sa- 
walan  etwa  unter  38"  N.  B.  —  also  etwa  auf  der  Höhe  von 
Athen  und  Palermo  —  während  das  Forschungsgebiet  Dr. 
Dybowski's  sich  unter  dem  60"  N.  B.  und  nördlich  davon  be- 
findet, also  annähernd  in  der  Breite  von  Bergen. 

*)  Die  aus  Böhmen  (Palliardi)  und  Mähren  (Schwab)  angeführten  Stücke 
von  cmet-eocapilla  erwiesen  sich  als  unzweifelhafte  borealis.  D.  Herausg. 

**)  Auch  hier  wird  es  sich  kaum  um  cinereocapilla,  sondern  wohl  um 
borealis  und  vielleicht  auch  um  beema  handeln.  D.  Herausg. 

***)  Vgl.  vorangehende  Anm.  D.  Herausg. 


G.  V.  Almäsy:    Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  97 

Erstere  Lage  würde  der  echten  Mof.  bor.  cinereicapilla 
Savi.  entsprechen,  letztere  der  echten  JMot.  horealis  Sundev. 
und  die  Beschreibung-en  der  beiden  genannten  Forscher  deuten 
eben  auf  den  umgekehrten  Fall  hin. 

Die  Grenze  des  Verbreitung-sgebietes  der  südlichen  Form 
cmereicapilla  ist  eben,  meiner  Ansicht  nach,  nach  Osten  (und 
Norden)  hin  nicht  zu  ziehen  ;  in  Klein-Asien  findet  sich  noch 
die  typische  Form  —  die  Kaukasusvögel  Radde's  sind  wohl 
territorial  nicht  von  diesen   zvi  trennen. 

Da  die  dunkelköpfigen  Formen  (nicht  fcldeggii  Michail.) 
unter  einem  oder  dem  anderen  Namen  nahezu  aus  g^anz  Asien 
nachgewiesen  sind,  so  vermuthe  ich,  dass  eine  scharfe  Grenze 
eines  südlichen  und  eines  nördlichen  Typus  im  Osten  überhaupt 
nicht  existiert,  sondern  dass  dieselben  —  worauf  auch  die 
zahlreich  wiederkehrenden  Zwischenglieder  aus  dem  Westen 
wie  aus  dem  fernsten  Osten  hinweisen  —  nichts  anderes  als 
subspecifische  Formen  der  Mot.  flava  L.  sind,  welche  im  Westen 
des  gesammten  Verbreitungsgebietes  (und  local  vielleicht  auch 
anderwärts)  zu  je  einem  distincten  südlichen  und  nördlichen 
Typus  sich  entwickelt  haben. 

Diese  Ansicht  Hesse  sich  noch  durch  Zugsdaten  unter- 
stützen, doch  würde  ein  Eingehen  in  dieselben  den  Rahmen 
dieses  Aufsatzes,  welchen  ich  durch  das  Einschalten  der  vor- 
stehenden subjectiven  Ansichten  ohnehin  über  Gebühr  ausge- 
dehnt habe,  allzusehr  überschreiten.  Nur  soviel  sei  da  erwähnt, 
dass  die  im  übrigen  ziemlich  übereinstimmend  gegebenen  Mi- 
grationsdaten der  Mot.  borealis  Sundev.  in  merkwürdigem  Wider- 
spruche mit  sehr  späten  Erlegungsdaten  dieser  Form  aus  süd- 
lichen, mediterranen  Gebieten  stehen  (so  z.  B.  Sharpe,  1.  c.  p. 
522,  Exemplar  c,  „Sicihen,  15.  Juni").  Aus  solchen  Fällen  möchte 
ich  den  Wahrscheinlichkeitsbeweis  ableiten,  dass  der  südliche 
Vogel,  also  Mot.  bor.  cincreicapilla  Savi.,  in  einzelnen  Fällen  im 
typischen   Kleide  seines  nordischen  Vetters  auftrete. 

Als  Brutvogel  ist  die  Form  für  Ungarn  bisher  noch  nicht 

nachgewiesen. 

Motacilla  feldeggii  Michah.  • 

Sharpe,  Cat.  B.  X.  p.  527.  tab.  VIII.  f.  1—4. 
Motacilla  melanocephaUt  Licht*)  Verz.  Doubl,  p.  36   (1823);  Teram.  Man. 

*)  Dieser  Name  ist  der  für  die  Art  gebräuchlichste,  und  besitzt  auch 
die  Priorität  gegenüber  der  Michahelles'schen  Bezeichnung  »feldeggii«. 


98  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

d'Orn.  IV.  p.  623  (1840);  Liiiderm.  Vög.  Griecli.  p.  82  (1860);  Naum. 
Blas.  Nachtrag,  p.  274  (1860);  Gray.  Hand-L.  I.  p.  247.  Nr.  3579  (1869);  Dresser, 
III.  p.  273,    tab.  160  (1875);  Gätke  (^-  borealis)  Voglw.  Helg.  (1891.) 

Motacilla  feldeggi  Michah.  Isis,  1830;  Bruch  (ciitereicapiUa  Savi)  Isis,  1831, 
p.  701;  Temm.  Man.  d'Orn.  IV.  p.  623. 

ßudi/tes  melanocephaJii.s.  Bp.  Consp.  av.  Lp.  250  (1850);  Brehm,  Reise 
Habe.sch,  p.  213;  Homeycr,  J.  f.  O.  1878  p.  127;  Radde,  Orn.  Cauc.  p.  222  (1884) 

MotacUlu  Kaien icze.nkii,  Krynicki  M.  S.  S. ;  Kalcnicz.  Bull.  Mose.  1839, 
p.  231.  Tab.  XX. 

Motacilla  flava  dalmaiica  Sundev. 

Budtjtes  nigricapilla  Bp.  Consp.  av.  I.  p.  249  (1850);  Brehm,  Naum.  1855 
p.  280;  Fritsch,  Vög.  Europ.  pl.   17,   Fig.  15  (1870). 

Motacilla  atricapilla  C.  L.  Brehm,  Vogelf.  p.  141  (1855.) 

Budytes  paradoxa  Ch.  L.  Br.  t.  c. 

Budytes  mdanogrisem  Homeyer,  J.  f.  O.  1878  p.  128. 

Budytes  aralensis  id.  t.  c. 

Budytes  melanocercijf")  id.  Mitth.  d.  Orn.   Ver.   Wien,  1883  p.  86. 

Da.s  Charaktcristikon  dieser  in  Südost-Europa,  besonders 
in  Griechenland  und  dem  0.sten  der  Balkanhalbinsel  bis  Cen- 
tral-Asien  heimischen  Art  ist,  wie  erwähnt,  das  in  Farbe  und 
Glanz  an  den  bekannten  Jais-Schmuck  erinnernde  weiche,  horn- 
glänzende  und  in  der  Struktur  seidenartige,  schwarze  Gefieder 
des  Kopfes.  Ein  Supercilium  fehlt  alten  Männchen  unter  allen 
Umständen ;  nur  junge  Vögel,  die  noch  nicht  vollständig  ver- 
färbt sind,  zeigen  eventuell  Spuren  eines  solchen.**)  Der  obere 
Theil  des  Kopfes  ist  niemals  matter  in  der  Farbe  wie  der  Rest, 
sondern  eher  umgekehrt,  noch  glänzender  und    tiefer    schwarz. 

In  Dalmatien  ist  die  Art  heimisch,  in  der  Herzegowina 
von  Custos  O.  Reiser  (der  auch  die  Güte  hatte,  meine  Stücke 
mit  solchen  bulgarischer  Provenienz  zu  confrontieren)  bereits 
1892,  in  Bosnien  seit  1896  nachgewiesen.  Mir  gelang  es,  das 
Vorkommen  dieser  schönen  Stelze  nunmehr  auch  für  das  süd- 
östliche Ungarn  zu  constatieren.  Ein  altes  Männchen  meiner 
Sammlung  im  nahezu  ausgefärbten  Prachtkleide  stammt  aus 
Temes  Kubin  und  wurde  am  21.  Mai  1896,  ebenso  wie  ein 
zweites,  weniger  schön    gefärbtes  jüngeres  5  von  meinem  dor- 


»      *)  Ich  besitze  ein  Originalexemplar  E.  T.  v.  Homeyer,  das  zu  melanocephala 
zu  zielien  ist.  D.  Herausgeb. 

**)  Auch  eine  zweifellos  onlogenetische  Stufe,  deren  Beobachtung  Licht 
in  die  phyletische  Stellung  der  im  übrigen  so  scharf  charakterisierten  Formen 
der  schwarzköpfigen  Stelzen  bringen  könnte! 


G.  V.  Alm  äs  y:  Addenda  zur  Orriis  Üng'arrts.  9'9 

tigen,  unermüdlichen    Begleiter  auf  allen   Excursionen,    Johann 
Klingl,   erbeutet. 

Einige  weitere  Bemerkungen  über  diese  schöne  Stelze 
folgen  bei  Besprechung  der  nachstehenden,  von  Sjharpe  zu 
Mot.  fcldcggii  Michah.  gestellten  Subspecies  : 

Motacilla  fclieggii  paradoxa  (Ch.  L.   B.) 

Sharpc  Cat.  B.  X.  p.  531.   tab.  VIII.  Fig.  5   (1884.) 

Biidijte^  punulu.vuy.   Chr.   L.   Br.  Vogelf.  p.   142  (1855) 
Motdcil/a  Kahiuczjiikii  (non    Kryn.)    Naum.,  Blas.    Nachtr.  p.  126    (1860);   Gray. 
Hand-L.  I.  p.  247  Nr.  3588.  (1869);  Homeyer,  J,  f.  O.   1878,  p.  129;    id.  Mitth. 
Orn.  Ver.  Wien,   18S3  p.  86  (-f  feldeggii  Michah.) 

Motucillit  flai'n  Kaien k'zenkii  Finsch,  Verhandl.  z.  b.  Gesellsch.  Wien,  1879. 

Motacilla  mdauücepliala  Dresscr,  Sapplcm.   IV.  (1895;. 

Diese  Form  besitzt  einen  breiten,  reinweissen  Superciliar- 
streifen,  während  Kopfplatte  und  Ohrg-egend  g'länzend  schwarz 
sind.  In  der  Mitte  des  ührenfleckes  steht  meist  ein  länglicher, 
weisslicher  Fleck. 

Ich  möchte  also  diese  Form  damit  charakterisieren,  dass 
sie  einer  Älot.  ßava^  L.  desjenigen  Typus  gleicht,  welchen  ich 
als  den  häufigsten  unserer  Gegenden  beschrieb,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  alles,  was  am  Kopfe  jener  flava  aschblau  ist, 
bei  Mot.  feldeggii  paradoxa  Br.  durch  ein  schönes,  glänzendes 
Schwarz  ersetzt  wird. 

Sharp  e  bestimmt  1.  c.  das  Verbreitungsgebiet  der  Form 
mit  den  folg'enden  Worten:  „From  Hung-ary  and  Dalmatia  to 
South  Russia  and  the  Crimea  as  far  as  long.  •47''  E." 

Ich  vermag  leider  nicht  die  Q^ielle  anzugeben,  aus  welcher 
Sliarpe  das  ungarische  Vorkommen  dieser  Stelze  geschöpft 
hat.  In  Chr.  L.  Brehms  Schriften  findet  sich  keine  Angabe 
darüber  und  meine  diesfalls  anderweitig  gepfiog'enen  Nachfor- 
schungen blieben  ebenfalls  erfolglos. 

Thatsache  ist  es  jedenfalls,  dass  ausser  dieser  Bemerkung 
Sharpe's  weder  in  der  mir  bekannten  Literatur,  noch  in  Samm- 
lungen das  Vorkommen  der  Mot.  f.4di'ggii  paradoxa  Br.  in 
Ungarn  belegt  war,  bis  PVeund  Chernel  und  ich  geleg'entlich 
einer  gemeinschaftlich  in  die  Riede  von  Temes  Kubin  unter- 
nommenen Excursion  eine  stattliche  Reihe  von  Belegexemplaren 
zu  erbeuten  und  das  verhältnismässig  recht  häufige  Vorkommen 
dieser  schönen  Form  zu  beobachten  so  glücklich  waren. 


100  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

Ein  altes  Männchen  im  Prachtkleide  erlegte  v.  Cherncl  am 
31.  Mai  1S95  in  der  Nähe  von  Kubin.  Zwei  weitere  alte  6 
meiner  Sammlung,  am  17.  und  18.  Mai  verflossenen  Jahres  in 
T.  Kubin  gesammelt,  besitzen  den  Superciliarstreifen  ebenso 
schön  entwickelt  wie  jenes  Ö,  haben  aber  das  Schwär/  der 
Kopfplatte  noch  nicht  so  vollständig  verfärbt  wie  dieses,  sondern 
mit  einzelnen  dunkelolivgrünlichen  Federstrahlen  mehr  oder 
weniger  durchsetzt  und  getrübt.  Ein  viertes  Exemplar  endlich 
(22.  September  1895),  welches  sich  ebenfalls  in  meiner  Samm- 
lung befindet,  zeigt  den  Superciliarstreifen  bei  schön  schwarzer 
Kopfplatte  weniger  deutlich  ausgeprägt  und  würde  weithin 
eine  Zwischenstufe  zwischen  dieser  Form  und  Mot.  feldeggii 
Michah.  repräsentieren. 

Sharpe  erklärt  1.  c.  allerdings  die  Spuren  eines  Supercili- 
ums,  die  sich  hie  und  da  bei  der  echten  Mot.  feldeggii  finden 
sollen,  als  die  Ueberreste  des  sehr  breiten  Superciliarstreifens 
des  Jugendkleides  —  dies  geht  jedoch  bei  dem  erw^ähnten 
Exemplare  mit  Rücksicht  auf  das  Sammlungsdatum  und  die 
übrige  Befiederung  nicht  wohl  an. 

Andere  Ornithologen  —  so  auch  ür.  v.  Lorenz  —  ziehen 
überhaupt  beide  Formen  zusammen  ;  wieder  andere,  wie  E.  von 
Homeyer,  führten  noch  weitergehende  Trennungen  durch.  So 
unterschied  letzterer  neben  dem  echten  Bud.  melanocephalus 
Licht  {-=  Mot.  feldeggii  Mich.)  noch  einen  rein  schwarzköpfigen 
Budytes  melanogriscus  und  ebensolchen  Budytes  aralensis  und 
neben  der  schwarzköpfigenForm  mit  weissen  Superciliarstreifen,  die 
er  mit  dem  Namen  Bud.  kaleniczenkii  Kryn.  belegt  (obschon 
diese  Bezeichnung  synonym  mit  unserer  ]\fot.  feldeggii  \?>i)^  noch 
eine  Forn),  Bud.  melanocervix  vom  Ural-,  Altai-  und  Kaspigebiet, 
bei  welcher  der  Superiliarstreifen  wenig*  entwickelt  sein  soll  oder 
auch  ganz  fehlt. 

Radde  und  Gätke  ziehen  diese  Formen  mit  Mot.  horealis 
Sundev.  und  Alot.  bor.  cincreicapilla  Savi  (?)  zusammen. 

Nach  der  von  Gätke  t.  c.  p.  351  gegebenen  Beschreibung 
„besonders  schön  schwarzköpfiger  alter  Männchen"  scheint  es 
mir,  sich  bei  denselben  um  echte  jMot.  feldeogH  Michah.  zu 
handeln,  da  das  besonders  betonte  glänzende  Schwarz  gerade 
auf  diese    Art    hinweist.     Asiatische   Vögel   derselben    könnten 


G.  V.  Almasy:   Addenda  zur  Ornis  Ungrarns. tOl 

g-ar  wohl,  wie  so  viele  andere  Heimatsgenossen,  auf  dem  Durch- 
zuge Helgoland  berühren. 

JohnCordeaux  (Ibis,  1875  p.  181)  bestätigt  denn  auch,  dass 
Gätke  einige  Stücke  der  echten  Mot.  vielanocephala  (feldeggii, 
Michah.)  auf  Helgoland  gesammelt  habe. 

Wie  dem  nun  auch  immer  sei,  beide  Formen,  die  rein 
schwarzköpfige  und  die  schwarzköpfige  mit  weissem  Supercilium 
fanden  sich  in  unserer  Heimat,  und  weiterer  Forschung  an  den 
lebenden  Thieren  ist  es  vorbehalten,  Klärung  in  die  systema- 
tische Frage  zu  bringen. 

Mir  gestattete  es  leider  bisher  meine  Zeit  nicht,  mich  ein- 
gehender mit  der  Biologie  dieser  Formen  zu  beschäftigen  und 
besonders  das  Brüten  derselben  zu  constatieren. 

Zweifellos  ist  es,  dass  so  gezeichnete  Exemplare  in  den 
von  Chernel  und  mir  besuchtem  Gebiete,  wenn  auch  nicht 
gerade  häufig,  so  doch  mehrfach  und  in  gepaarten  Paaren  ver- 
treten waren,  während  die  rein  schwarzköpfige  Form  bedeutend 
seltener  anzutreffen  ist.  Ferner  scheint  mir  aus  den  Angaben 
der  Literatur  zu  erhellen,  dass  die  P^orm  paradoxa  in  gewissen 
Gebieten,  wenn  auch  nicht  in  so  eng  begrenztem  als  Sharpe 
dasselbe  angibt,  der  echten  feldeggii  gegenüber  geradezu 
vorherrscht.  Dies  würde  also  für  eine  Distinction  der  erster- 
wähnten Form  sprechen. 

Dresser  (Suppl.  IV.  p.  147  ff.)  zieht  die  beiden  Formen 
zusammen,  insbesondere  mit  Hinweis  darauf,  dass  die  von  Sharpe 
angeführte  Verbreitung  der  paradoxa  nicht  zutreffend  sei  und 
weiter  östlich  als  der  47"  E.  vorgefundene  vereinzelte  Exemplare 
dieselbe  als  individuelle  Abweichung  erscheinen  Hessen.  Als 
Beleg  hiefür  führt  er  zwei  Exemplare  des  Brit.  Museum  aus 
'Indien  an,  5  ^-^^  Lojah  vom  lO./III.  1873  und  9  vom 
28./III.  desselben  Jahres  aus  Jambus. 

Eine  Beschreibung  der  5  dieser  Form  ist  mir  nicht  bekannt 
geworden,  und  ich  vermag  es  nicht  zu  entscheiden,  warum  das 
9  aus  Jambus  als  Mot.  feldeggii  paradoxa  Br.  bestimmt  wurde. 
Geschah  dies  auf  Grund  äusserer  Merkmale,  so  dürfce  über 
die  in  Rede  stehende  Form  doch  nicht  so  ohne  weiteres  der 
Stab  gebrochen  werden. 


102  G.  V.  Almäsy;  Addcnda  zur  Ornis  Ungarns. 

Das  mir  vorliegende  _9  war  dem  gleichzeitig"  erlegten  6 
angepaart,  kann  also  auf  Grund  dieses  Verhältnisses  im  Sinne 
der  Eintheilung  Sharpe's  getrost  als  Weibchen  der  Mot.  feldeggii 
paradoxa  Br.  bezeichnet  werden.  Dasselbe  zeigt  denn  auch 
thatsächlich  —  bei  sonstiger  Uebereinstimmung  mit  9  von 
der  echten  iiiclanocephala  -  einigte  auffallende  Merkmale, 
nämlich  einen  entschieden  bräunlicheren  Ton  der  Oberseite 
als  jene  zu  haben  pflegen,  und  dass  die  helle  Färbe  der 
Supercilien  bogenförmig  den  dunklen  Fleck  der  Ohrdecken 
umfasst  und  bis  an  die  lichten  Halsseiten  herabreicht,  sich  mit 
denselben  verbindend.  Nun  sind  aber  die  Weibchen  und 
jungen  Vögel  des  ganzen  Schafstelzenkreises  einander  so  ausser- 
ordentlieh  ähnlich  und  in  den  diakritischen  Merkmalen  so  sehr 
schwankend,  dass  ich  es  für  sehr  gewagt  halten  würde,  auf 
Grund  einiger  vereinzelter  Exemplare  eine  Beschreibung  von 
systematischer  Tragweite  zu  geben.  Nur  so  viel  sei  hier 
bemerkt,  dass  die  9  von  Mot.  ßava  L.,  Mot.  borcalis  Sunde v. 
und  Alot.  bor.  cinereicapilla  Savi.  stets  ein  bald  breiteres,  bald 
schmäleres  Supercilium  in  der  Art  wie  das  9  ad.  aus  Temes 
Kubin,  Mai  1896,  besitzen,  an  der  Oberseite  olivgrünlich,  am 
Kopfe  —  der  Kopfzeichnung  der  Ö  entsprechend  —  mehr 
graulich  gefärbt  sind,  und  dass  endlich  die  Säume  der 
Schwung-  und  Deckfedern  derselben  ins  Olivgrünliche,  das 
(schmutzige)  Weiss  der  Unterseite  ins  Ockergelbliche  spielt. 

Die  9  der  Mot.  feldeggii  Michah,  zeigen  an  der  Oberseite 
einen  mehr  bräunlichen  oder  mäusegrauen  Ton,  der  an  Kopf, 
Hals  und  Oberrücken  gleichmässig  ist  (nur  bei  ganz  alten  9 
ist  die  Kopfplatte  schwärzlich) ;  das  Supercilium  fehlt  entweder 
ganz  oder  ist  nur  an  der  Schnabelwurzel  oder  hinter  dem  Auge 
in  einem  kurzen  Stücke  angedeutet.  Die  Säume  der  Schwung- 
und  Deckfedern  sind  bräunlich  oder  weisslich,  ziehen  allenfalls 
ins  Gelbliche,  aber  nicht  ins  Grünliche. 

Unter  den  in  Temes  Kubin  gesammelten  9  befindet  sich 
noch  ein  Exemplar  (17.  Mai  1895,  Coli.  Almäsy),  welches  dem 
vorerwähnten  9  so  ziemlich  gleich  kommt;  ein  zweites,  am 
selben  Tage  gesammeltes  Stück  nähert  sich  mehr  dem  Typus 
des  Mot.  flava  L..  Alle  drei  9  besitzen  wohl  entwickelte  Super- 
ciliarstreifen,  die  ersteren  beiden  die  mäusegraue  Farbe,  welche 


Gi  V.  Almäsy:   Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  103 

^ —       -       . .  — .,■-•. 

die'  9   von  Mot.  fetdeggiiWiQ^adih.  gewöhnlich  zeigen,  noch  etwas 
bräunUcher    abgetönt;     das    dritte    nähert    sich     wie     erwähnt 
j\I.  ßava  L.  und  dürfte  der  Determination  Dr.  Lorenz'  zufolge, 
auch  eher  zu- dieser  Art  zu  stellen  sein. 
-     ■  Als  let;^te  Form  der  dunkelköpfigen  Schafstelzen  folgt 

Motacilla  xanthophrys  Sharpe. 
Sharpe,  Cat.  B.  X.  p.  532.  tab.  VIII.  fig.  6  (1884.) 
Dresser;  Supplement  lY.  1895,  p.  148,  tab,  664 
Motacilla  nielanocephala  var.,  Seebohm,  Ibis,  1884.  p.  428. 

Diese  Form,  welche  bisher  nur  aus  einigen  Exemplaren 
aus  dem  .Kaspigebiet  (Lenkoran  und  Bakum),  sowie  aus  Persien 
bekannt  ist,  gleicht  vollständig  dem  6  von  M.  fddeggii  paradoxa 
Br.,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  der  wohlentwickelte  Super- 
ciliarstreifen  nicht  weiss,  sondern  satt  kanariengelb,  von  der 
Farbe  der-   Unterseite    ist. 

Da  es  immerhin  möglich  wäre,  dass  ähnliche  Exemplare 
während  des  Zuges  bei  uns  vorkommen  könnten,  erwähne  ich 
diese  Form  hier. 

Als  Yerbreitungsgebiet  der  Form  gibt  Dresser  1.  c.  das 
Gebiet  von  der  Westküste  des  Schwarzen  Meeres  bis  Ost- 
Persien  an. 

•  Motacilla  campcstris  Pall. 

Sharpe,  Cat.  B.  X.  p.  510,  tab.  VI.  f.   1,  2. 

Motacilla  cnmpestrin  Pall.  Reise  Russ.  Reich.  III.  Anh<^.  p  697  (1776); 
Naum.,  Blas.  Vö^^  Deutsch.  XIII.  p.  130  tab.  372  (1860.);  Gray,  Hand-L.  B. 
I.  p.  247  Nr.  3581  (1869.);  Madaräsz,  Zeitschr.  f.  ges.  Orn,  1884,  p.  137.;  Fri- 
vvaldszky,  Av.  Hung.  p.   75  (1891.) 

Molac'Ua  ßareola  (non  Fall.);  Temm.  Man.  d'Orn.  p  183  (1835.);  Blas,  in 
Naum.  Vög.  Deutschi.  XIII.  p.  129.  (1860.) 

Budijtes  Uaiji  Bp.,  Cmpl.  L.  Eur.  und  N.  Am.  B.  p.  18  (1838);  id.  Consp. 
I.  p.  250  (1850.);  Fritsch,  Vög.  Europ.  Tab.  XVII.  F.  19.  (1870.);  Radde,  Orn. 
Cauc.  p.  .220  (1884.) 

Mot.  flava  anglica  Sundev.  1.  c.  (1840.) 

Bndi/tes  campcstris  Keys.  &  Blas.  Wirb.  Eur.  p.  49  (1840.);  A.  Brehm, 
Naum.  1855  p.  280;  id.  Reise-Hab.  (1863.) 

Motacilla  flmä  Baiji,  Schi.  Rev.  Grit.  p.  38  (1844.) 

Motacilla  Ratji  Gray,  Hand-L.  B.  I.  p.  247.  Nr.  3582  (1869.);  Dresser 
B.  Eur,  III.  p.  277.  Tab,  131  (1875);  Madaräsz,  Zeitschr.  f.  ges.  Orn.  1884,  p! 
137;  Gätke,  Vogelw.  Helg.  p.  352  (1891). 

Biuhjtes  neglectus  (nee  Gould!)  Brehm,  Vogelf.  p.  142  (1855.);  Gloger, 
Vollst.  Handb.  I.  p.  258  (1834.) ;  Homeyer&Tancre,  M.  Orn.  Ver.  Wien,  1883,  p,  86. 

Motacilla  flava  Gould,  P.  Zool.  Soc.  1832. 


104  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 


Mot.  flava,  var.  rai/i   Finsch  &  Hartlaub,    \'ö'y.  Ost.-Afr.    p.  273.    (1870) 

Mot.  flava,  rar.  caitipefttris  id.  t.   c. 

Mot.  flava,  var.  flavifrons  Severtz.  Turkest  p.  67  (1873.) 

Mot.  flava  flavicapillu  Petcnyi,  Term.  Tud.  Tärs.  evk.   1S42  p.   193. 

Diese  Schafstelze  zeichnet  sich  vor  allen  den  bisher  bespro- 
chenen dadurch  aus,  dass  ihr  Kopf  bis  an  die  Schnabelwurzel 
von  der  Farbe  des  Rückens  ist.  Die  normale  Farbe  ist  ein 
dunkles  Olivgelb,  bald  mehr  grünlich,  bald  mehr  kanariengelb ; 
Ober-  und  Unterseite  in  einem  Tone  gehalten.  Bei  sehr  alten 
Männchen  ist  der  Kopf  fast  rein  kanariengelb.  Diese  letztere 
Farbe  zeigt  der  Superciliarstreifen,  der  mithin  bald  deutlicher, 
bald  verschwommener  erscheint,  je  nachdem  die  übrige  Kopf- 
färbung mehr  ins  Grünliche  spielt  oder  nicht. 

Charakteristisch  für  diese  Art  und  als  sicheres  Kennzeichen 
wohl  zu  beobachten  ist,  dass  Stirn  und  Vorderkopf  derselben 
stets  dieselbe  Farbe  wie  die  Kopfplatte,  jedoch  um  mehrere 
Schattierungen  lichter,  mehr  ins  Gelbliche  ziehend,  zeigen. 

Junge  Vögel  —  alte  Q  gleichen  bis  auf  etwas  mattere 
Farben  so  ziemlich  den  Männchen  —  sind  stets  grünlicher  in 
der  Farbe  als  junge  Alof.  flava  L. ;  Stirn  und  Vorderkopf  sind 
auch  bei  ihnen  etwas  lichter  als  der  Kopf,  aber  ebenso  wie 
dieser  und  der  Rücken  grünlichbraun  gefärbt.  Das  Supercilium 
solcher  Vögel  ist    bräunlich-gelb    und    sehr  deutlich  entwickelt. 

Grau  fehlt  am  Kopfe  dieser  Art  stets. 

Ein  junger  Herbstvogel  derselben  wurde  von  J.  Petenyi 
im  August  des  Jahres  1841  im  Thuröczer  Comitate  erlegt  und 
befindet  sich  gegenwärtig  als  einziges  ungarisches  Belegexem- 
plar in  der  ornith.  Sammlung  des  National-Museums. 

Gelegentlich  der  Erwähnung  dieses  Vogels  sei  noch  auf 
eine  irrthümliche  Interpretation  der  von  Dr.  J.  von  Madaräsz 
in  dem  Artikel  „Die  Singvögel  Ungarns"  (Zeitschr.  f.  d.  ges. 
Ornith.  1884  p.  137)  in  extenso  gegebenen  Petenyi'schen  Publi- 
cation  aufmerksam  gemacht,  welche  sich  auch  in  Friwaldszky's 
Aves    Hungariae     eingeschlichen    hat.     Dortselbst*,     heisst     es 

nämlich:    „Teste  S.  Petcnyi plura  quam  centum 

individua  partes  meridionali  occidentales  versus    migrate  sunt." 

Die  Übersetzung  Dr.  v.  Madaräsz'  in  dem  obenerwähnten 

Artikel,  von  wo  der  Passus   der    Aves    Hungariae    genommen 

sein  dürfte,  ist  allerdings   nicht    ganz    klar    gefasst,     aber    der 

*)  p.  75.  Nr.  128. 


G.  V.  Almäsy:   Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  105 

Urtext  (M.  Kir.  Termeszet  Tudomanyi  tarsulat  evkönyve, 
1842,  p.  193)  lässt  sich  nur  so  deuten,  dass  am  20.  August  1841 
(nicht  1842,  wie  es  bei  Friwaldszky,  1.  c,  heisst)  bei  Stubnya 
im  Thuroczer  Comitat  „unter  hunderten  ziehender  Schafstelzen 
(scilicet  Mot.  flava  L.)  sich  ein  Exemplar  der  Mot.  campestris 
Pall  befand,"  welches  Petenyi    auch  erlegte. 

Dies  sei  hiemit  beiläufig  richtig  gestellt. 

Die  Verbreitung  der  Motacilla  campestris  Pall.  beschränkt 
sich  auf  zwei  inselartige,  vollkommen  getrennte  Gebiete,  deren 
westliches  den  Osten  und  Norden  Englands,  den  Süden  Schott- 
lands, Theile  von  Irland  und  des  nördlichen  Frankreich  umfasst, 
während  das  östliche  Verbreitungsgebiet  in  Turkestan  und  an 
der  unteren  und  mittleren  Wolga  gelegen  ist. 

Anfangs,  nach  der  Entdeckung  des  asiatischen  Auftretens 
der  Form,  wurde  diese  und  die  englische  Stelze  systematisch 
getrennt,  ja  sogar  noch  eine  dritte  Form  flaveola  unterschieden. 
Späteren  Untersuchungen  —  besonders  englischer  Forscher 
• —  blieb  es  vorbehalten,  die  m  orphologische  Identität  der  eng- 
lischen mit  den  Wolgavögeln  nachzuweisen,  und  heute  werden 
die  Wiesenstelzen  beider  Gebiete  allgemein  unter  dem  Namen 
Mot.  campestris  Pall.  vereinigt. 

In  den  zwischenliegenden  Gebieten  fehlt  diese  Form  voll- 
ständig und  wurde;  nur  ganz  vereinzelt  in  durchziehenden  Exem- 
plaren  constatiert. 

Das  Petenyi'sche  Exemplar  dürfte  mit  Rücksicht  auf  das 
Sammlungsdatum  unbedingt  aus  dem  östlichen  Verbreitungs- 
gebiete stammen  und  durch  wohl  für  immer  unaufgeklärte 
Einflüsse  aus  seiner  laut  Radde  dem  Kaspisee  entlang  verlau- 
fenden Zugsrichtung  zu  uns  verschlagen  worden  sein. 

Motacilla  taivana.  Swinh. 
Sharpe,  Cat.  B.  X,  p.  514  (1884.) 
Budjjies  raiji  (nee  Bp. !)  Swinhoe,  Ibis  1862,  p.  260. 
Hudijtes  taivanus,  Swinh.  P.  Z.  S.   1863  p.  334. 
Biidytes  melnnotis  Swinh.  Ibis,  1864,  p.  364. 

ßudi/tes  ccanpestris  (nee  Pall  !)  Taezanowski,  J.  f.  O.   1874,  p.  319. 
Budytes  flaviis  taivanus,  Seebohm,  Ibis,  1 884  p.  39. 

Diese  letzte  hier  zu  erwähnende  Schafstelze  kennzeichnet 
sich  durch  graue  Stirne,  grüne  Kopfplatte  und  kanariengelben 
Superciliarstreifen. 


106  G,  V,  .A)mä«y:   Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 


Dieselbe  bewohnt  laut  Sharpe  die  Kurilen,  Ost-Sibirien, 
Daurien  und  das  Amurland,  China  und  Formosa,  nach  welch' 
letzterer  Insel  (Taiwan)  sie  benannt  wurde. 

In  der  europäisch-palaearktischen  Region  ist  dieselbe 
bisher  nicht  nachg-ewiesen  —  wenig'stens  dem  ganz  reinen 
Typus  nach  nicht;  ob  ich  berechtigt  bin,  auch  diese  Form  auf 
Grund  dreier  (beziehungsweise  vier)  durch  meine  Plände  gegan- 
gener Exemplare  ungarischer  Provenienz  der  Avifauna  Ungarns 
anzureihen,  will  ich  nachstehend  darzustellen  versuchen. 

Ich  erlegte  am  22.  April  1895  in  Dios  Jenö  ein  schönes 
altes  5  3-i-is  dem  Kreise  der  Schafstclzen,  bei  welchem  die  Mitte 
der  Kopfplatte  —  etwa  vom  vorderen  Rande  des  Augenlides 
angefangen  bis  ans  Ende  des  Schädels  —  olivgrün  wie  der 
Rücken  gefärbt  ist,  und  nur  die  Stirne  und  ein  kleiner  halb- 
mondförmig'er  Fleck  ganz  rückwärts  im  Nacken  die  gewöhnliche 
aschgraue  Farbe  zeigen.  Der  breite  und  lange  Superciliar- 
streifen  ist  rein  kanariengelb  (von  der  Farbe  der  Unterseite), 
die  Ohrdecken  zeigen  vorherrschend  gelbe,  dann  olivgrünliche 
und  schwärzliche  Federn. 

Dr.  V.  Lorenz  sandte  mir  ein  später  näher  beschriebenes 
5  zur  Ansicht,  welches  dem  vorigen  sehr  ähnlich  ist,  jedoch 
mattere  Farben  und  mehr  graue  Federchen  in  der  grünen 
Kopfplatte  aufweist  als  jenes. 

Endlich  sah  ich  im  Präparatorium  des  Nationalmuseums 
ein  Paar  Schafstelzen  —  5  und  9  —  welche  Prof  Gabriel 
Szikla  bei  Stuhlweissenburg  oder  Dinyes  —  nähere  Daten  konnte 
ich  leider  nicht  erfahren  —  mit  einem  glücklichen  Schusse 
erbeutet  hatte. 

Das  Ö  dieses  Pärchens  hat  den  ganzen  Kopf  —  bis  auf 
die  Stirne  —  olivgrün  gefärbt,  die  Supercilien  desselben  sind 
rein  gelb,  die  Stirne  ist   aschgrau. 

Leider  ist  das  Präparat  aus  einem  Balge  aufgestellt,  wo- 
durch die  Structur  und  Anordnung-  der  Kopffedern  etwas 
gelitten  hat,  so  dass  ein  ganz  strenges  Beurtheilen  der  Kopf- 
platte und  Supercilien  nicht  stattfinden  kann. 

Auffallender  ist  aber  noch  das  dazu  gehörige  9  —  welches 
in  seiner,  von  der  typischen  flava  L.  entschieden  abweichenden 
Färbung  mich  sofort  an  ein  ang'ebliches  Mot.  taivana  Ö  juv. 
erinnerte,  welches  durch  die  bekannte  Firma  Schlüter  in  meinen 


G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  107 

Besitz  kam  und  Shanghai,  Ende  September  1890,  als  Sammlungs- 
datum aufweist. 

Bei  der  grossen  Schwierigkeit,  sich  authentische  Belege 
zu  dieser  ostasiatischen  Form  zu  verschaffen,  sowie  in  Anbe- 
tracht des  Umstandes,  dass  ich  nicht  in  der  Lage  war,  die  letzt- 
erwähnten Schafstelzen  des  N.  Museums  gründlich  unter  Zuzie- 
hung der  einschlägigen  Beschreibungen  zu  untersuchen,  ja  nicht 
einmal  dieselben  mit  meinem  oder  den  wenigen,  als  junge  5 
oder  9  bezeichneten,  in  der  Sammlung  des  Nat. -Museums 
befindhchen  Exemplaren  von  angeblichen  Mot.  taivana  ver- 
gleichen konnte,  wage  ich  es  nicht  zu  entscheiden,  ob  die  letzt- 
erwähnten Exemplare  als  typische  zu  dieser  Form  zu  ziehen, 
oder  ob  .sie,  wie  die  erstgenannten  beiden,  durch  kleine  Abwei- 
chungen von  derselben  zu  unterscheiden  seien. 

Doch  sei  es  mir  gestattet,  über  die  Form  taivana  über- 
haupt, wie  über  die  besprochenen  ungarischen  Individuen  insbe- 
sondere, meine  subjective  x\nsicht  hier  auszusprechen,  welche 
mich  zwar  von  vorneherein  mit  zwei  so  eminenten  Kennern 
WMC  R.  B.  Sharpe  und  Dr.  von  Lorenz  in  Widerspruch  bring-t, 
aber  möglicher  Weise  doch   nicht  ohne  Berechtigung  ist. 

Dr.  von  Lorenz  war  so  freundlich,  mir  seine  Meinung  über 
den  Diös-Jenöer  Vogel,  welchen  ich  ihm  als  fragliche  Ädof. 
taivana  wSvinhoe?  eingesendet  hatte,  in  eing-ehender  Weise  mit- 
zutheilen.  Er  schreibt  mir  über  denselben:  „Es  ist  dies  nichts 
„anderes  als  eine  Afot.  flava  L.,  bei  welcher  ein  grösserer  Rest 
„des  olivgrünen  Anfluges*)  stehen  geblieben  ist,  der  sich  bei 
„einzelnen  Exemplaren  der  verschiedenen  Formen  der  Unter- 
„gattung  Budytes  im  Frühjahre  öfters,  wenn  auch  in  geringerer 
„Ausdehnung  findet;  auch  die  vollständig  gelbe  Färbung  des 
„Superciliarstreifens  ist  auf  eine  grössere  Ausdehnung  dieser 
„Farbe  zurückzuführen,  welche  auch  nicht  selten  den  normal 
„weissen  Streifen  etwas  tingiert.  Ich  sende  Ihnen  zum  Verg-leich 
„ein  Exemplar  aus  der  Sammlung  des  Hofmuseums  (Nr.  10752), 
„welches  ich  am  22.  V.  1891  am  K.1.  Plattensee  erbeutet  habe, 
„und  das  auf  dem  Scheitel  zwischen  den  grauen  Federn  zahl- 
„reiche  solche  von    grünlicher    Farbe    eingestreut    enthält,    und 


*)  Ich  finde  dies  an  einem  Exemplare  von  M.  flava  (^  ad.  meiner  Samm- 
lung (Cremona,  Mai  1897)  bestätigt.     D.  Herausgeb. 


108  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

„bei  dem  auch  der  Superciliarstreifen  gelb  überflogen  ist,  bis 
„auf  eine  weisse  Stelle  in  der  Mitte  ober  jedem  Auge." 

Das  Plattensee-Exemplar  gleicht  —  bis  auf  weniger  aus- 
gebreitete und  weniger  intensive  Farben  —  wie  erwähnt  aller- 
dings sehr  dem  D.  Jenöer  Stücke  und  leitet  unbedingt  von 
demselben  zu  anderen  Individuen  hin,  welche  grünliche  Flecken 
am  Scheitel  und  gelbliche  Spuren  im  Supercilium  zeigen,  aber 
dennoch  unbedenklich  zu  Mot.  flava  L.  zu  stellen  sind. 

Sharpe  erwähnt  ebenfalls  (t.  c.  p.  515),  dass  er  Vögel 
von  den  Molukken,  die  als  Älot.  taivana  Swinh.  bestimmt  waren, 
aber  graue  Federchen  am  Hinterkopfe  trugen,  zur  echten  Mot. 
flava  L.  gestellt  habe. 

Die  mehrfach  erwähnten  grünlichen  Federchen  in  der 
Kopfbefiederung  und  gelben  Spuren  am  Supercilium  sind  in 
vielen  Fällen  Reste  des  ersten  Winterkleides,  welches  bei  fast 
allen  BudytesiornxQn  starke  Neigung  zum  olivgrünlichen  und 
zu  gelber  Tönung  alles  Weissen  zeigt.  Diese  recht  häufigen 
Fälle  sind  der  Structur  der  Federn  nach  und  aus  dem  ganzen 
Habitus  des  Gefieders  bei  einiger  Übung  recht  leicht  als  solche 
zu  erkennen.  Doch  finden  sich  auch  verhältnismässig  oft  Fälle,  wo 
das  eingestreuteVorkommen  jener  Farben  der  ganzen  Structur  der 
Federn  und  des  Kleides  nach  nicht  als  restliche  Spur  eines 
Winter-  oder  Jugendkleides  zu  deuten  ist,  s  o  n  d  t-  r  n  an 
alten  Vögeln  im  frisclicn,  vollständig  ausgefieder- 
ten Prachtkleide  auftritt. 

Am  häufigsten  treten  olivgrüne  Federchen  (von  der 
Rückenfarbe)  im  Grau  der  Kopfplatte  auf,  seltener  und  stets 
—  wenigstens  bei  dem  von  mir  untersuchten  Exemplare  —  nur 
in  einzelnen  Federn  solche  von  kanariengelber  Farbe. 

Herr  O.  Reiser  berichtet  Mot.  feldeggi  betreffend  auch 
über  das  Auftreten  einzelner  zimmtroth er  Federn  in  der  schwar- 
zen Kopfplatte.  Ich  fand  bei  Mot.  flava  und  bei  einem  Q  von 
Mot.  feldeggii  auch  einzelne  weisse  Federn  in  der  Kopfplatte. 
Die  letzteren  Farben  übergehend,  will  ich  mich  etwas  ein- 
gehender mit  dem  bei  Mot.  flava  L.  in  der  Kopfplatte  auf- 
tretendem Grün  beschäftigen. 

Einzelne  Federchen  dieser  Farbe  —  und  zwar  solche,  die 
nicht  als  Reste  eines  anderen  Kleides  aufgefasst  werden  können 


G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns.  109 

—  finden  sich,  wie  gesagt,  besonders  bei  alten  5  nicht  eben 
selten.  Diese  eingestreuten  Federn  verbinden  sich  öfter  —  wie  ich 
an  mehreren  Exemplaren  constatieren  konnte,  besonders  am 
rückwärtigen  Theil  des  Scheitels  zu  grösseren,  zusammenhän- 
genden grünen  Feldern,  wie  unter  anderen  ein  6  ad.  meiner 
Sammlung  aus  Diös  Jenö  (28/III.  1895)  ein  solches  besitzt  — 
und  verdrängen  bei  noch  grösserer  Ausdehnung  die  ursprüng- 
liche graue  Farbe  der  Kopfplatte  fast  vollständig,  wie  aus  der 
vorstehenden  Beschreibung  der  Exemplare  vom  Kl.  Plattensee, 
von  Diös  Jenö  und  von  Stuhlweissenburg   (?)  ersichtlich  ist 

Hand  in  Hand  mit  dieser  Abänderung  der  Scheitelfärbung 
geht  auch  eine  zunehmende  gelbe  Tingierung  der  Superciliar- 
streifen,  die  in  Spuren  in  der  Regel  schon  bei  allen  jenen 
Exemplaren  angedeutet  ist,  welche  selbst  nur  einzelne  grüne 
Federn  in  der  Kopfplatte  aufweisen. 

Aus  der  mir  zu  Gebote  stehenden  — -  und  zwar  zumeist 
aus  ungarischen  Exemplaren  bestehenden  —  Suite  von  der- 
gestaltig  variierenden  Schafstelzen  lässt  sich  also  ohne  weiteres 
eine  Übergangsreihe  zusammenstellen,  welche  von  der  ganz 
typischen  Mot.  ßava  L.  bis  zu  demjenigen  Stadium  hinüberleitet, 
welches  sich  von  der  Sharpe'schen  Mot.  taivana  Swinh.  nur 
mehr  dadurch  unterscheidet,  dass  am  Hinterhaupte  ein  kleiner 
Rest  der  primitiven  grauen   Farbe  stehen  geblieben  ist. 

Vorausgesetzt  nun,  dass  die  Form  Mot.  taivana  Swinh. 
infolge  ihres  vorherrschenden  Auftretens  in  einem 
typischen  Kleide  mit  Rücksicht  auf  ein  bestimmtes 
Verbreitungsgebiet  wirklich  eine  systematische  Distinction 
zulässt  und  nicht  vielmehr  sich  als  vereinzelte  individuelle 
Variation  im  Rahmen  der  Mot.  flava  L.  Gruppe  erweist,  etwa 
als  Rückschlag  auf  ein  vorhergegangenes  grünköpfiges 
phyletisches  Stadium,  eine  Annahme,  welche  durch  die  onto- 
genetischen  Stufen  der  grünen  und  gelblichen  Tinktion  aller 
Jugendkleider  zulässig  erscheint,  so  möchte  ich  —  gestützt  auf 
die  obenerwähnte  Übergangssuite  —  zweierlei  Conscquenzen 
aus  derselben  ziehen. 

Erstens,  dass  Mot.  taivana  Br.  nicht  als  selbständige  Art, 
wie  etwa  Mot.  campestris  Fall.,  aufzufassen,  sondern,  so  wie  es 


110  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

seitens  Seebohm's  geschah,  als  Subspecies  dem  Formenkreise 
Mot.  flava  L.  einzufügen  sei. 

Zweitens  —  wiederum  unter  der  wohlbetonten  Yorausr 
Setzung,  dass  die  Distinction  einer  grünköpfigen  Schafstelze 
mit  grauer  Stirne  und  gelbem  Supercilium  sich  als  stichhältig 
erweist  und  derartige  Exemplare  sich  nicht  als  individuelle 
Abweichungen  herausstellen  —  dass  die  ihrem  gesammten 
Charakter  nach  der  besprochenen  Form  näher  stehenden 
Individuen  auch  mit  dem  für  dieselbe  giltigen  Namen 
zu  b  elegen  sein. 

Bei  Benennung  intermediärer  Gestalten  muss  logischer 
Weise  die  e;"rössere  Affinität  ausschlaggebend  sein;  so 
wenig  ich  es  für  correct  halten  würde,  eine  sonst  typisch^ 
Mot.  flava  {typica)  wegen  einiger  grüner  Federchen  am  Kopfe 
für  Mot.  flava  taivana  Swin.  (wie  meinen  obigen  Ausführungen 
gemäss  die  Form  zu  benennen  wäre)  zu  erklären,  so  wenig 
logisch  scheint  es  mir,  einer  weniger  bekannten  und  kritischen 
Form  wegen  entsprechend  geringfügiger  Abweichungen  kurzweg 
den  Namen  der  allbekannten  „Erstlings"-  oder  richtiger  gesagt 
„erstbeschriebenen"  Form  beizulegen  und  die  übrigen  vorhan- 
denen und  überwiegenden  Charaktere  der  anderen  Form  ein- 
fach zu  ignorieren. 

Ein  solches  Vorgehen  kann  nur  dann  stattfinden,  wenn 
man  die  erstbeschriebene  Form  als  Art  und  damit  als  etwas 
phyletisch  Höheres  und  Gefestigteres  ansieht,  als  die  ,, subor- 
dinierte" Subspecies;  wenn  man  sich  consequent  der  Erkenntnis 
verschliesst,  dass  die  Formen  eines  Kreises  nichts  Anderes  sind, 
als  differierende  Entwicklungsrichtungen  („Anpassungsstadien") 
einer  und  derselben  Species.  Ist  man  sich  darüber  erst 
mal  klar  geworden,  so  wird  man  bei  der  Schwierigkeit  darüber 
zu  entscheiden,  was  ältere  und  was  jüngere  Form  sei,  gewiss 
äusserst  vorsichtig  im  bequemen  Vereinigen  werden  und 
im  Interesse  der  Forschung  selbst  jedes  erkennbare  Dif- 
ferenzierungsstadium evident  halten,  was  am  übersichtlichsten 
durch  die  systematische  Namengebung  erfolgt. 

In  diesem  Sinne  also  stimme  ich  dem  von  Sharpe  den 
Molukkenvögeln  gegenüber  angewendeten  Vorgehen  nicht  bei 
und  kann  mich  auch  den  Ausführungen  Dr.  v.  Lorenz'  nicht 
anschliessen,  sondern  halte  dafür,  dass  Vögel,    welche   die    tat- 


G.  V,  Älmäsy:  Addendazur  Ornis  Ungarns.  111 

vana^Cha.ra,k.tere  in  so  ausgesprochenem  Masse  besitzen,  wie 
die  drei  geschilderten  ungarischen  .Stücke,  auch  dann  mit  dem 
Namen  taivana  bezeichnet  werden  müssen,  wenn  sie  zwar  nicht 
ganz  vollständig  typisch  sind,  unter  allen  den  lilot.  /^cz'T'ß-Typen 
aber  dem    Taivana-Ty^w^  näher  stehen,  als  jedem  anderen. 

Gerade  mit  Rücksicht  auf  die  zu  klärenden  Fragen  halte 
ich  ein  solches  Vorgehen  für  nothwendig,  da  der  Name  Mot. 
ßava  L.  sonst  einen  zu  weiten  Spielraum  erhält  vmd  die  Lösung 
der  systematischen  Fragen,  die  nur  durch  schärfste  Distinction 
erreichbar  ist,  geradezu  illusorisch  gemacht  wird. 
,  Zum  Schlüsse  füge  ich  noch  ein  Schema  der  sämmtlichen 
Schafstelzenformen  in  jener  Eintheilung  und  unter  jenen  Bezeich- 
nungen'bei,  welche  mir  auf  Grund  meiner  Beschäftigung  mit 
dieser  interessanten  Gruppe  subjectivr  als  die  richtigsten,  bezie- 
hungsweise wahrscheinlichsten   erscheinen. 

Formenkreis  der  Motrcilla  campestris,  Fall. 
..     Besteht  aus  zwei  morphologisch  gleichwertigen  territorialen  Stämmen: 

a)  MotaciUa  campestris  Raiji  (Bp.)  (Britisches  Verbreitungsgebiet.) 

b)  MotaciUa  cffl«yje&-<r/s(^//j/crt)  (Fall.)  (Wolgagebiet.)  Kopf  von  der  Farbe  des 
Rückens,  gegen  die  Stirne  za  lichter,  ins  Gelbliche  ziehend;  Supercilium  gelb. 

Formenkreis  der  MotaciUa  flava,  L.  (als  der  erstbeschriebenen  Form.) 
■        ,  a)  MotaciUa  ßaixi  taivana'  (Swinh.). 

Kopfplatte  olivgrün;  Stirn  aschblau;  Supercilium  hochgelb. 

b)  MotaciUa  flava  (tifpica)  (L.) 
Kopfplatte  und  Ohrdecken  aschblau;  Supercilium  weiss. 

c)  MotaciUa  flava  cinereicapiUa  (Savi). 
Kopfplatte  aschgrau;  Ohrdecken  schieferschwärzlich;  Supercilium  ange- 
deutet; Kinn  und  Kehle  weiss. 

d)  MotaciUa  flava  horealis  (Sund.) 
Kopfplatte  russgrau-schwärzlich;   Ohrdecken   schi^fergrau;    Supercilium 
fehlt;  Kinn  und  Kehle  gelb;  am  Halse  ein  olivschwärzlicher  Fleckenkranz. 
e)  MotaciUa  flava  beema  (Sykes.) 
Kopfplatte     lichtperlgrau;     Supercilium,    Ohrdecken,    Kinn    und    Kehle 
ineinanderfliessend  weiss.  Unter  dem  Auge  ein  schmalgrauer  Streif. 
Formenkreis  der  MotaciUa  melanocephala,  Licht*) 
a)  MotaciUa  melanocephala  xanthophrys  (Sharpe.) 
Kopfplatte  und  Ohrdecken  glänzend  schwarz;  Supercilium  hochgelb. 

b)  MotaciUa  melanocephala  paradoxa  (Chr.  L.  Er.) 
Kopfplatte  und  Ohrdecken  glänzend  schwarz;  Supercihum  rein  weiss. 

c)    MotaciUa  melanocephala  (fi/pica).    (Licht.) 
Kopfplatte  und  Ohrdecken  glänzend  schwarz;  Supercilium  fehlt. 


*)  Wie  erwähnt,  gebührt  dem  Namen  „melanocephala"  die  Priorität  gegen- 
über dem  von  Sharpe  benützten  Namen  „feldeggi." 


112  G.  V.  Almäsy:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns. 

Es  ist  unnöthig  /u  erwähnen,  dass  die  den  einzelnen  Formen 
beigefügten  Schlüssel  sich  nur  auf  rein  typische  Stücke  bezie- 
hen. Gerade  die  zahlreichen  intermediären  Gestalten  bedingen 
den  subspecifischen  Charakter,  den  ich  im  Gegensatze  zu  Sharpe 
einzelnen  Typen  zuweise. 

Vermittelnde  Glieder  zwischen  Mot.  campestris  Pall.  und 
irgend  einer  anderen  Budyks-YoYm  sind  mir  —  wenigstens  aus- 
gefärbte Kleider  betreffend  —  nicht  zur  Kenntnis  gelangt, 
weshalb  ich  auch  dieselbe  für  eine  „wirklich  gute"  Species  halte. 

Nicht  so  ganz  durchdrungen  bin  ich  von  demselben  Falle 
bei  Mot.  melanoccphala  (-feldeggij,  obschon  die  von  mir  unter- 
suchten Exemplare  keinerlei  Anlass  zu  Verwechslungen  mit  der 
nordischen  Form  borealis  boten.  Da  jedoch  so  scharfe  Beobach- 
ter wie  Radde  und  Gätke  offenbar  nicht  ganz  sicher  im  x'Vus- 
einanderhalten  dieser  beiden  Typen  waren,  so  ist  es  nicht  aus- 
geschlossen, dass  auch  da  vermittelnde  Gestalten  A.nlass  dazu 
bieten  könnten,  die  Mitglieder  dieses  Formenkreises  dem  Kreise 
Mot.  flava  L.  einzuverleiben.  Dies  bezüglich  der  Hauptfor- 
men. Die  Subspecies  anlangend,  behielt  ich  die  von  Sharpe 
aufrechterhaltenen  bei,  trotzdem  sie  von  anderer  Seite  mehr- 
fach zusammengezogen  wurden,  weil  ich  überhaupt  einer 
möglichst  strengen  Distinction  —  schon  mit  Rücksicht  auf 
die  Zugserscheinungen,  wo  eine  solche  oft  von  grösstem  Werte 
sein  kann   —   stets  das  Wort  rede. 

Wenn  ich  aber  einerseits  auch  überzeugt  bin,  dass  Mot. 
flava  {typicd)  (L.)  im  jetzigen  Sinne  noch  mehrere,  vollkommen 
unterscheidbare  und  dem  Subspeciescharakter  vollständig  ent- 
sprechende Typengruppen  in  sich  begreift,  so  glaube  ich  anderer- 
seits, dass  die  Form  xanthophrys  ihre  Entstehung  der  wiederholt 
berührten  Tendenz  aller  Schafstelzen  verdankt,  das  Weiss  des 
Superciliarstreifens  mit  Gelb  zu  tingieren  —  dass  sich  dieselbe 
mithin  gelegentlich  als  paradoxa  var.  erweisen  dürfte.  Diese 
letztere  halte  ich  auf  Grund  meiner  eigenen  Erfahrungen  sicher 
für  keine  individuelle  Abweichung. 

Sei  dem  nun  wie  immer,  die  besprochenen  Formen 
existieren,  und  es  ist  nur  Aufgabe  weiterer  Beobachtungen, 
dieselben  näher  kennen  und  ihrem  wahren  Wesen  nach  beur- 
theilen  zu  lernen. 

Diös  Jenö,  im  September  1896. 


V.  Besserer:  Zu-  und  Abnahme  einiger  Vogelarten  in  Bayern.         113 

Zu-  und  Abnahme   einiger  Vogelarten  in  Bayern. 

Von  Freiherrn  v.  Besserer. 

Wenn  es  keinem  Zweifel  unterliegt,  dass  die  durch  die 
fortschreitende  Kultur  oder  durch  sonstige  Verhältnisse  hervor- 
gerufene Veränderung-  einer  Gegend  einen  ganz  wesentlichen 
Einfluss  auf  die  Avifauna  derselben  ausübt,  so  dass  einzelne 
Vogelarten,  denen  ihre  Existenzbedingungen  geraubt  oder  doch 
geschmälert  werden  und  die  sich  den  neuen  Verhältnissen  nicht 
anpassen  wollen  oder  können,  spärlicher  werden  oder  ganz  ver- 
schwinden, während  andere,  denen  hiedurch  günstigere  Bedin- 
gungen geboten  werden,  sich  mehr  und  mehr  ausbreiten  oder 
plötzlich  einwandern,  so  lässt  sich  doch  für  ein  Vordringen 
oder  Verziehen  einzelner  Arten  kein  genügend  sicherer  und 
einleuchtender  Grund  finden.  Vor  einem  solchen  Fall  stehen 
wir  bei  der  in  einigen  Gegenden  seit  etlichen  Jahren  stattfin- 
denden wesentlichen  Zunahme,  sowie  theilweisen  Einwanderung 
des  Schwarzmilans,  Milvus  migrans  (Bodd.),  und  der,  wie  es 
sbheint,  damit  zusammenhängenden  Abnahme  des  Rothmilans, 
Mtlvus  regalis  (Vieill.) 

Diese  Thatsache  fiel  mir  vor  einigen  Jahren  zuerst  in 
Lothringen  auf  und  ich  fand  ihre  Bestätigung  in  d'  Hamonville : 
„Les  oiseaux  de  la  Lorraine"  auch  ausgesprochen. 

Der  Rothmilan  gehörte  bis  Anfang  der  90er  Jahre  dort- 
selbst  zu  den  ganz  gewöhnlichen  Erscheinungen,  ja  er  war  so- 
gar der  häufigste  Raubvogel  der  Saarburg-Dieuzer  Gegend. 
Anfangs  März,  oft  sogar  schon  in  den  letzten  Februartagen, 
konnte  man  die  ersten  Exemplare  eintreffen  sehen,  und  es  ge- 
hörte keineswegs  zu  den  Seltenheiten,  dass  man  zur  Zeit  des 
Frühjahrszuges  12 — 15  und  auch  noch  mehr  dieser  Vögel  sich 
in  den  Lüften  tummeln  sah.  In  den  ausgedehnten  Waldungen 
der  Umgegend  horsteten  stets  mehrere  Paare,  so  dass  auch 
während  der  Sommermonate  dieser  schöne  Vogel  eine  regel- 
mässige Erscheinung  war.  Für  seine  Häufigkeit  sprechen  auch 
die  genauen,  zahlreichen  und  seit  einer  Reihe  von  Jahren  auf- 
gezeichneten Zugsbeobachtungen  über  ihn  in  den  ornithologi- 
schen  Beobachtungen  aus  Elsass-Lothrigen,  veröffentlicht  durch 
Freiherrn  v.  Berg  in  der  Ornis,  1895,  p.  264  &  265, 

Der  Schwarzmilan    traf  meistens  erst  später,    gewöhnUch 


114      V.  Besserer:     Zu-  und  Abnahme  einiger  Vogelarten  in  Bayern. 

Ende  März  oder  Anfang  April  auf  dem  Zuge  ein  und  wurde 
nur  ausnahmsweise  während  der  ^Sommermonate  beobachtet. 
Über  ihn  sind  auch  die  Zug'sbeobachtung-en  spärHcher  und 
entsprechend  lückenhafter.  \'om  Jahre  1894  an  gestaltete  sich 
die  Sache  plötzlich  ganz  anders.  Die  rothen  Milane  erschienen 
verhältnismässig-  spät  und  nur  in  ganz  geringer  Zahl,  so  dass 
kaum  ein  besetzter  Horst  zu  finden  war.  Dafür  trafen  aber 
mehrere  Paare  des  schwarzen  ein  und  horsteten  in  den,  die 
zahlreichen  Weiher  dieser  Gegend  umgebenden  Waldungen. 
Täglich  konnte  man  sie  zu  ganz  regelmässigen  Zeiten  zum 
Fischen  kommen  sehen. 

Ganz  ähnlich  verhielt  es  sich  im  Jahre  1895,  nur  mit  dem 
Unterschied,  dass  Alilvus  regalis  an  Zahl  eher  noch  weiter  ab- 
genommen hatte,  während  migrans  wdcderum  seine  Horstplätze 
bezog  und  seinen  Fischzügen  auf  den  Weihern  mit  grösster 
Pünktlichkeit  nachgieng. 

Es  war  somit  eine  unleng^bare  Ausbreitung  dieses,  mehr 
dem  vSüden  und  Osten  angehörenden  Milans  nach  Westen  ein- 
getreten. Dieselbe  wurde  auch  in  der  Rheinpfalz  wahrgenommen, 
wie  dies  die  Gebrüder  Heusslcr  in  Speier  in  ihren  „Vögel  der 
Rheinpfalz",  Ornis,  1895,  p.  487  mit  der  Angabe  bestätigen, 
dass  der  Schwarzmilan  seit  einigen  Jahren  im  Gegensatz  zum 
rothen  zunehme  und  diesen  bereits  an  Zahl  übertreffe. 

Fragen  wir  uns  nun  nach  der  Ursache  dieser  Erscheinung, 
so  dürfte  eine  vollgiltige  Erklärung  ausserordentlich  schwierig  sein. 
Die  zahlreichen  Weiher  der  Lothringer  Gegend,  die  Altwässer 
des  Rheines  können  kaum  die  Veranlassung  sein,  wenn  auch 
der  Schwarzmilan  ein  grosser  Fischfreund  ist  und  sich  gerne 
in  der  Nähe  von  Gewässern  ansiedelt;  denn  diese  waren  ja  in 
früheren  Jahren,  Jahrzehnten  und  sogar  Jahrhunderten  auch 
schon  vorhanden  und  hätten  ihn  somit  läng-st  anziehen  und  fes- 
seln können.  Eine  übergrosse  Vermehrung  in  den  bisher  von 
IhLÜ  bevorzugten  Gegenden  dürfte  wohl  auch  kaum  stattgefun- 
den haben;  dagegen  könnte  eine  zunehmende  Beunruhigung 
seiner  bisherigen  Brutplät«e,  sei  es  möglicherweise  durch  ver- 
mehrte Nachstellung  von  Seite  der  Jägerei  oder  von  Sammlern, 
namentlich  Eiersammlern,  oder  auch  durch  Kulturarbeiten  wie 
Eisenbahnbau,  Entwässerungsanlagen  und  forstwirtschaftlichen 
Betrieb,  der  Grund  sein,    dass  er  seinen  Zug  weiter  westwärts 


V.  Besserer:     Zur  und  Abnahme  einiger  Vogelarten  in  Bayern.       Il5 


als  bislang  ausdehnt  und  sich  in  Gegenden  niederlässt,  die  sei- 
nen g-ewohnten  Aufenthaltsorten  am  meisten  gleichen  und  ihm 
ähnliche  Horst-  und  iNahrungsbedingungen  bieten. 

"Wenn  ich  nun  hiemit  eine  freilich  nur  nothdürftig-e  Er- 
klärung für  das  westliche  Ausbreiten  des  schwarzen  Milans  ge- 
sucht zu  haben  glaube,  so  fehlt  uns  dennoch  eine  solche  für 
die  Abnahme  des  rothen.  Es  erscheint  mir  kaum  glaublich,  da.ss 
in  wenigen  Jahren  sein  Bestand  dermassen  gelichtet  worden 
wäre,  dass  er  zu  einer  Seltenheit  bei  uns  werden  musste.  Auch 
dass  er  in  Folge  fortgesetzter  Nachstellungen  die  ihm  seit  lan- 
ger Zeit  lieb  gewordenen  Gegenden  meiden  sollte,  kann  ich 
kaum  annehmen,  zumal  dieselben  gerade  in  den  genannten 
Gegenden  Lothringens  thatsächlich  kaum  nennenswerte  waren. 
Da  aber  die  kulturellen  Verhältnisse  sich  dort  nicht  g-eändert 
haben,  so  kann  es  nur  eine  Abneigung-  g-egen  seinen  schwarzen 
Vetter,  oder  die  den  meisten  Raubvög'eln  anhaftende  Unverträg- 
lichkeit und  Unduldsamkeit  gegen  die  in  gleiche  Örtlichkeiten 
sich  Eindrängenden  sein,  die  ihn  veranlasste,  ohne  es  zu  einem 
Kampf  kommen  zu  lassen,  als  feiger  Patron  diesem,  dem  ent- 
schieden wehrhafteren  und  kühneren,  das  Feld  zu  räumen. 

Das  Frühjahr  1896  brachte  meine  Übersiedlung  nach 
Augsburg,  und  ich  war  in  hohem  Grade  überrascht,  nach  kur- 
zer Zeit  hier  die  gleiche  Wahrnehmung  betreffs  dieser  beiden 
Vögel  machen  zu  müssen.  Im  Kreis  Schwaben  und  Neuburg 
war  mir  der  rothe  Milan  ■  seit  meiner  Kindheit  als  regelmässi- 
ger Brutvogel  an  der  Donau,  dem  Lech  u.  s.  w.  bekannt.  Ich  hatte 
des  Öfteren  Horste  desselben  sowohl,  als  lebende  und  erlegte 
Exemplare  gesehen.  Weitaus  seltener  war  der  schwarze  Milan. 
Jäckel  erwähnt  letzteren  in  seiner  „Systematischen  Übersicht 
der  Vögel  Bayerns"  allerdings  als  nicht  so  gemein  wie  den 
rothen,  bezeichnet  ihn  aber  als  einen  keineswegs  seltenen  Vogel, 
während  ihn  Lehrer  Andreas  "Wiedemann  in  seinen  „Vögeln 
des  Regierungsbezirkes  Schwaben  und  Neuburg", 
XXX.  „Jahresbericht  des  naturwissenschaftlichen  Vereines"  in 
Augsburg,  als  sehr  spärlich  anführt,  was  auch  aus  der  dortselbst 
aufgeführten  sehr  geringen  Zahl  erlegter  Exemplare  dieser  Art 
gegenüber  denen  der  anderen  zu  entnehmen  ist.  Jedenfalls  war 
er  ein  sehr  seltener  Brutvogel  im  Vergleich  zum  rothen. 

Präparator  Honstetter,  seit  Jahren  bereits,  früher  unter 


116      V.  Besserer:     Zu-  und  Abnahme  einiger  Vogelarten  in  Bayern. 


Jäckel's  Freund  Leu  und  nach  dessen  Tod  selbständig  hier 
thätig  und  mit  der  Vogelwelt  Schwabens  genau  vertraut,  theilte 
mir  mit,  dass  seit  2 — 3  Jahren  eine  auffallende  Abnahme  des 
rothen,  dagegen  eine  namhafte  Zunahme  des  schwarzen  Milans 
festzustellen  sei,  so  dass,  während  er  früher  jährlich  stets  -meh- 
rere Gabelweihen  zum  Ausstopfen  erhalten  habe,  solche  nun 
gar  nicht  mehr,  dafür  aber  häufig  vSchwarzmilane  eingeliefert 
würden.  Thatsächlich  bekam  er  auch  im  Frühjahr  1896  solche 
aus  verschiedenen  Gegenden,  darunter  ein  vom  Horst  geschosse- 
nes altes  Q  von  Lauingen  an  der  Donau,  während  nicht  ein 
rother  eingeschickt  wurde.  Ich  selbst  sah  im  Laufe  des  Jahres 
nur  einen  Einzigen  der  letzteren   Art. 

Im  Frühjahr  1897  erhielt  ich  von  Herrn  Gutsbesitzer  Fin- 
gado  aus  der  Nähe  von  Lauingen  die  Nachricht,  dass  wiederum 
ein  Paar  schwarzer  Milane  auf  einer  hohen  Eiche  den  Horst, 
von  dem  er  1896  das  Q  herabgeschossen  habe,  bezogen  hätten. 
Auf  meine  Bitte  hin  Hess  er  die  Vögel  ungestört  und  fand 
Anfang  Mai  das  aus  3  Eiern  bestehende  Gelege,  aus  denen 
nach  21  Tagen  die  Jungen  ausfielen,  die  leider  von  bübischer 
Hand  ausgenommen  wurden,  was  uns  die  Hoffnung  auf  interes- 
sante Beobachtungen  am  Horst  benahm.  Ein  zweites  Gelege 
fand  nicht  statt. 

Honstetter  bekam  im  Laufe  des  Monats  Mai  in  ganz  kur- 
zen Zwischenräumen  3  Q  aus  der  nächsten  Umgebung,  die 
sämmtliche  legereife  Eier  inne  hatten,  und  während  der  Sommer- 
monate sah  ich  selbst  verschiedene  Exemplare,  Dagegen  konnte 
ich  nicht  einen  rothen  Milan  beobachten,  bis  Ende  September 
und  Anfang  October  einige  Herbstwanderer  durchzogen.  Hon- 
stetter bekam  keinen  zum  Präparieren,  und  die  von  mir  befrag- 
ten Förster  und  Jäger  hatten  gleichfalls  keinen  gesehen.  Es 
hat  sich  demnach  auch  in  hiesiger  Gegend  derselbe  Vorgang 
abgespielt  wie  in  Lothringen,  ohne  davSS  es  mir  möglich  wäre, 
andere    als  die  vorerwähnten  Gründe  dafür  geltend  zu  machen. 

Eine  ähnlich  merkwürdige  Erscheinung  wie  bei  den  Mi- 
lanen, ist  die  auch  seit  mehreren  Jahren  in  hiesiger  Gegend 
beobachtete  starke  Zunahme  des  Grauspechtes,  Picus  canus  Gm., 
und  die,  wie  es  scheint,  mit  ihr  gleichen  Schritt  haltende  Ab- 
nahme des  Grünspechtes,  Picus  viridis  L. 

Während   letzterer    früher    ein    recht    häufiger    Bewohner 


V.  Tschusi:  Kleine  Notizen.  117 

der  hiesigen  Waldungen  war,  ist  er  jetzt  nurmehr  sehr  spärlich 
in  denselben  anzutreffen.  Dafür  findet  man  den  Grauspecht,  den 
auch  Jäckel  schon  für  die  Augsburger  Gegend  als  sehr  häufig 
bezeichnet,  thatsächlich  überall  angesiedelt. 

Präparator  Honstet t er,  der  mich  auf  diese  Thatsache  auf- 
merksam machte,  theilte  mir  mit,  und  ich  hatte  Gelegenheit,  mich 
persönlich  davon  zu  überzeugen,  dass  er  eine  ganz  bedeutende 
Zahl  Grauspecht  erhalte,  bis  einmal  ein  Grünspecht  eingeliefert 
werde. 

Wenn  ich  nun  nach  Gründen  für  diese  Erscheinung  suche, 
so  kann  ich  mich  der  Anschauung  nicht  verschliessen,  dass 
die  gegenwärtige  Forstwirtschaft,  die  insbesondere  die  Fichte 
in  geraden  monotonen  Reihen  anpflanzt  und  uns  in  Folge  des- 
sen ;  ausgedehnte  Nadelholzforste  von  einförmiger  Langweile 
hinstellt,  wesentlich  die  Schuld  daran  tragen  dürfte.  Der  Grün- 
specht, dem  Laubwaldungen  oder  wenigstens  gemischte  Be- 
stände Lebensbedingung  sind,  kann  und  will  sich  in  den  Ge- 
genden, wo  der  sogenannte  Bauernwald  immer  mehr  verschwin- 
det, wo  die  kleinen  Feldhölzer  und  Parzellen  abgeholzt  werden, 
den  neuen  Verhältnissen  nicht  anbequemen  und  meidet  daher 
mit  Überhandnähme  dieser  modernen  Waldkultur  immer  mehr 
die  bisher  von  ihm  bewohnten  Gegenden.  Allerdings  zieht  auch 
der  Grauspecht  Laubwaldungen  dem  Nadelwald  entschieden 
vor,  doch  scheint  er  auch  unter  den  Fichten  genügende  Nist- 
bäume zu  finden  und  somit  der  Laubbäume  entrathen  zu  kön- 
nen. Möglicherweise  besitzt  er  auch  ein  grösseres  Anpassungs- 
talent als  sein  grüner  Vetter,  das  ihm,  da  er  auch  in  Nadel- 
waldungen seine  Lieblingsnahrung  die  Ameisen  reichlich  vor- 
findet, über  die  Schwierigkeiten  der  neuen  Verhältnisse  leichter 
hinweghilft. 

Augsburg,   März   1898. 


Pishorina  scops  (L.)  in  Oberösterreicb. 

Herr  Lehrer  A.  Koller  in  Frankenburg  (Oberösterreich) 
erhielt  Ende  Mai  1895  von  Vöcklamarkt  eine  Zwergohreule, 
die  in  einem  Stalle  gefangen  wurde.  Ein  zweites  Exemplar, 
bei  Ungenach  geschossen,  bekam  der  Genannte  ca.  10  Tage 
später.     Beide  Stücke  wurden  von  A.  Koller  präpariert. 


li8  V.  Tschiisi:  Rleifrfe  Notizen'. 


Die  Verbreitung-  dieser  kleinen  Eule  in  Oberösterreich  ist 
noch  ungenügend  bekannt. 

J.  Hinterberger  bemerkt  in  seiner  Schrift  „Die  Vögel 
von  Österreich  ob  der  Enns"  (Linz,  1854)  p.  18:  „Muss  immer 
als  Seltenheit  betrachtet  wefden,  da  ihrer  nur  wenige  geschossen 
wurden,  wie  bei  Linz,  St.  Florian,  Kremsmünster,  in  deren 
Sammlungen  sie  auch  eingereiht  wurde." 

Chr.  Brittinger  sagt  in  seiner  Arbeit  „Die  Brutvögel 
Oberösterreichs"  (Linz,  1866)  p.  20  nur:  „Sie  nistet  in  Ober- 
österreich (Pregl.)" 

R.  O.  Karlsberger  (Mitth.  Orn.  Ver.  Wien,  X.  1886;  p. 
295)  erhielt  von  dem  Mauthausen  gegenüber,  schon  in  Nieder- 
österreich liegenden  Flecken  Biburg,  in  der  ersten  Juli-Hälfte 
1886  ein  Q,  das  in  einem  Starenkasten  auf  .^  Eiern  brütend 
ergriffen  wurde  und  nach  zehntägiger  Gefangenschaft  verendete. 

Nach  ihm  hielt  auch  der  seither  verstorbene  Präparator 
des  Museums  Francisco-Corolinum  in  Linz,  H  ä  r  i  n  g,  durch 
zwei  Jahre  ein  Paar  lebend,  das  im  Mühlviertel  gefangen 
worden  war. 

Aus  all'  dem  erhellt,  dass  die  Zwergohreule  Brutvogel  in 
verschiedenen  Theilen  Oberösterreichs  ist,  doch  fehlen  genauere 
Daten,  die  Klarheit  über  ihre  genauere  Verbreitung  und  Häu- 
figkeit geben  würden.  Wir  möchten  daher  die  Aufmerksamkeit 
auf  diese  kleine  Eule  lenken  und  zur  Erforschung  ihres  Vor- 
kommens in  Oberösterreich  anregen. 

V.  Tschusi   zu   Schmidh  of  f  e  n. 


Vultur  monachus  in  Livland  erlegt. 

Den  mir  zugekommenen  brieflichen  Mittheilungen  der 
Herren  Bar.  A.  v.  Krüdener  und  Bar.  Harald  London  ent- 
nehme ich  folgende  auf  die  Erlegung-  eines  Mönchsgeiers  bezüg-- 
liche  Daten: 

Am  10.  Mai  1897  (alt.  St.)  wurde  dem  Bär.  ti.  Loudon 
ein  Exemplar  genannten  Geiers  eingeliefert,  welches  ein  Bauern- 
jäger ca,  14  Tage  vorher  auf  dem  Felde  unter  Alt-Wrangels- 
hof  b.  Wolmar  angeschossen  hatte  und  ohne  viele  Mühe  einge- 
fangen werden  konnte.  Da  der  Geier  nur  leicht  geflügelt  war, 
hielt  ihn  Bar.  Loudon  3  Wochen  in  Gefangenschaft,  in  welcher 


V.  Tschusi:  Kleine  Notizen.  119 

er  sehr  zahm  wurde  und  präparierte  ihn  dann  für  seine  Samm- 
lung. Es  war  ein  altes  9  von  110  cm.  Totallänge  und  296  cm. 
Flugweite. 

V.  Russow  (Orn.  Ehst-,  Liv-  und  Curlands,  1880,  p.  12) 
führt  für  das  erwähnte  Gebiet  nur  3  sicher  verbürgte  Fälle  der 
Erlegung  an.  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


Vultur  moDacbus  L.  im  Salzburgischen  erlegt. 

Eine  durch  verschiedene  Jagdzeitungen  laufende  Notiz 
meldete  die  durch  Jäger  J.  Wal  In  er  am  19.  September  1897 
erfolgte  Erlegung  eines  Mönchsgeiers  im  Stubachthaie  (Ob.- 
Pinzgau.) 

Da  mir  eine  Verwechselung  mit  dem  Fahlgeier  (Gyps 
fulvus  (Gm.)  nicht  ausgeschlossen  schien,  wandte  ich  mich  an 
den  Erleger  bez.  näherer  Auskünfte,  in  dessen  Namen  mir  der 
k.  k.  Förster  K.  Eberl  in  Uttendorf  selbe  ertheilte,  denen  ich 
Folgendes  entnehme: 

Jäger  Wallner  traf  den  Geier  am  19.  September  bei 
ziemlich  schlechtem  und  nebligem  Wetter,  ungefähr  einige 
hunderte  Schritte  vom  Stubacher  Jagdhause  in  der  Nähe  von 
weidenden  Rindern  auf  dem  Boden  sitzen  und  konnte  ihn  mit 
Leichtigkeit  erlegen.  Denselben  Tag'  morgens  sah  ein  Vieh- 
hirte  auf  der  Wiedrechtshauseralpe  in  Stubach  einen  ähnlich 
grossen  Geier  vom  Felberthal  streichend,  welcher  über  die 
sogenannte  Geierwand  ins  Stubachthal  flog  und  der  wahrschein- 
lich der  vorgenannte  war.  Leider  wurde  von  dem  erlegten  Vogel 
der  Schnabel  abgeschnitten,  welcher  mir  zukam  und  die  Rich- 
tigkeit der  Bestimmung  ausser  Frage  stellt. 

Es  ist  der  zweite  zu  meiner  Kenntnis  gelangte  Fall  der 
Erlegung  eines  Mönchsgeiers  im  Salzburgischen.  Das  erste 
Stück,  welches  in  der  Sammlung  des  Borromaeums  in  Salzburg 
steht,  wurde  den  4.  Juni  1886  in  Adnet  bei  Hallein  geschossen, 
(Vgl.  Zeitschr.  f.  d.  ges.  Orn.  IV.   1887,  p.  283.) 

V.   Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


120  Literatur. 

Anas  mollissima  L.  in  Hessen. 

Mitte  Februar  dieses  Jahres  wurde  auf  der  Werra  nahe 
der  Brücke  bei  Witzenhausen  eine  Eider-Ente  im  Jugendkleide 
erlegt.  Das  Exemplar  steht  ausgestopft  beim  Hotelbesitzer  Herrn 
Cours  in  Witzenhausen. 

Han -Münden,  den   10.  März   1898. 

C.  Pogge. 

P^alco  cenchtis  in  Bayern. 

Mit  Bezugnahme  auf  die  Mittheilungen  meines  verehrten 
Freundes  Herrn  Baron  v.  Besserer  über  den  Röthelfalken 
(F.  cenchris  Naum.)  in  diesem  Journal  (IX.  1898,  p.  56 — 59) 
möchte  ich  constatieren,  dass  ich  im  vorigen  Jahre  bei  Prä- 
parator Henseler  dahier  einen  am  7.  Mai  aus  Mühldorf  am  Inn 
übersandten  Falco  cenchris  Q'  in  Augenschein  nehmen  konnte. 
Henseler  theiltc  mir  mit,  das  sei  das  einzige  Stück,  welches 
ihm  während  seiner  Geschäftspraxis  untergekommen  sei.  Ein 
von  mir  an  den  Erleger  gerichteter  Brief  blieb  unbeantwortet. 

München,  9.  April  1898.  Dr.  C.  Parrot. 


Literatur. 

Berichte  und  Anzeigen. 

A.  Bidiiiicr  Kurzer  Bestimmungsleitfaden  des  jagdbaren  Wildes  der 
Steppenzone  Russlands,  Th.  I.  Die  Vögel.  Chersson,  1897  (russisch.) 

Von  dem  Wunsche  beseelt,  möglichst  viele  Beobachter  aus  Jägerkreisen 
zum  Studium  und  der  Erforschung  der  Vogelwelt  heranzuziehen,  hat  der 
Verfasser  ein  kleines  Büchlein  erscheinen  lassen,  das  nicht  bloss  jeden  Interes- 
sierten in  Stand  setzt,  die  Jagdbeute  wissenschaftlich  correct  zu  bestimmen, 
sondern  auch  als  äusserst  wichtige  Beigabe  ein  Programm  zum  genauen 
Beobachten  des  Lebens  der  Vögel  überhaupt  enthält,  das  vom  Verfasser'  im 
Verein  mit  Herrn  A.  M.  Bykow  zusammengestellt  ist.  —  In  den  Leitfaden 
sind  aufgenommen  die  Schwimmvögel,  Sumpfvögel,  Hühner  und  Drosseln, 
d.  h.  sämmtliche  den  Jäger  interessierenden  Ordnungen,  wobei  unter  den 
Sumpf-  und  Schwimmvögeln  auch  solche  Gattungen  und  Arten  der  Vollstän- 
digkeit der  Übersicht  wegen  Berücksichtigung  gefunden  haben,  die  nicht 
gejagt  werden.  Wenn  ich  erwähne,  dass  unter  den  Drosseln  Turdas  varius, 
pilaris,  vlscivorus,  iliacus,  naumanni,  dubhis,  nmsiciis,  rußcoUis,  atrigidaris, 
merula,  torquatus,  .sibiricus,  ohscurus,  saxatiUs  und  ci/anits  mit  genauen  Diagno- 
sen versehen  sind  oder  unter  den  Kranichen  Grus  leucogeranm,  viridirostris, 
lencauchen,  virgo,  cinerea,  monachus  und  nntigone  der  Aufmerksamkeit  der  Jäger 


Literatur.  121 

Russlands  empfohlen  werden,  so  sieht  der  Leser,  mit  welcher  Genauigkeit 
der  Verfasser  bei  der  Abfassung  seines  Büchleins  zu  Werke  gegangen  ist.  Die 
Bestimmungstabellen  sind  hauptsächlich  Prof  v.  Menzbiers  Werk  »Die  Vögel 
Russlands«  entlehnt,  der  Text  dazu  nach  dem  genannten  und  auch  anderen 
Werken  zusammengestellt.  Vielen  Jägern  wird  die  Anleitung  zum  Präparieren 
der  Bälge  (Prof.  v.  Menzbiers  Werk  entnommen)  willkommen  sein,  wie  die 
recht  vollständige  Literaturübersicht,  enthaltend  die  wichtigsten  in  Betracht 
kommenden  ornithologischen  Werke  des  In-  und  Auslandes  und  die  auslän- 
dischen ornithologischen  Zeitschriften  nebst  Angabe  der  Preise,  jedem  Jäger, 
der  weiter  vordringen  will,  imentbehrlich  ist.  Die  Jäger  nicht  allein  des 
Steppengebiets  Russlands  werden  dem  Verfasser  Dank  wissen  für  die  Zusam- 
menstellung dieses  bequem  zur  Jagd  und  Excursionen  mitzunehmenden  Leit- 
fadens.    Wir  hoffen,  dass  dieses  Büchlein  die  verdiente  Verbreitung  findet. 

H.  Johansen. 


J.  K.  Tarnani.  Die  Immigration  einiger  Vögel  im  Weichselgebiet.  — 
Denkschriften  (Sapiski)  des  land-  und  forstwirtschaftlichen  Instituts  zu  Nowo- 
Alexandria.     Bd.  X.  Lief.  2)  (russisch  mit  deutschem  Resumd.) 

Bezieht  sich  hauptsächlich  auf  Serinus  Jwrtidamcn,  der  vom  Verfasser 
in  der  Umgebung  Nowo-Alexandria's  (Gouv.  Ljublin)  regelmässig  während  der 
Jahre  1894,  1895,  1896  und  1897  als  sehr  gewöhnliche  Erscheinung  beobachtet 
wurde.  Als  Ankunftsdaten  werden  für  diese  Jahre  der  10.  April,  6.  April, 
30.  März  und  24.  März  (alt.  St.)  angeführt.  Seit  dem  Jahre  1853  gehört  diese 
Art  der  Ornis  des  Weichseigebiets  an,  wo  sie  zuerst  im  Gouv.  Kielce  beo- 
bachtet wurde;  seit  1859  wurde  sie  in  der  Umgegend  von  Warschau  bemerkt, 
und  nun  hat  unser  Vögelchen,  das  vom  Verfasser  auch  im  Gouv.  Radom  ange- 
troffen wurde,  sich  nach  Osten  verbreitend,  Nowo-Alexandria  erreicht,  doch 
fehlen  Angaben  über  das  erste  Auftreten  daselbst. 

Ferner  führt  Verfasser  folgende  früher  nicht  bei  Nowo-Alexandria 
beobachtete  Arten  an:  Fratincola  rubicola,  EuticiUa  tithys,  Pelecanus  crispus, 
Phalacrocorax  carbo,  Larus  fuscus  (?),  Sterna  minuta  und  Stercorarius  pomatorhimis 

H.  Johansen, 

C.  R.  Henniche.  Naumann's  Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschlands  und 
des  angrenzenden  Mitteleuropa's.  IL  Bd.  Lief.  11 — 22,  gr.  Fol.  340  pp.  m. 
30  Chromotaf  —  Gera-Untermhaus,  1897.  Verlag  von  Fr.  Eug.  Kohler. 

Anknüpfend  an  unsern  letzten  Bericht  über  den  abgeschlossenen  VI.  Bd. 
(vgl.  d.  Journ.  VIII.  p.  198 — 199]  können  wir  heute  über  den  nun  auch  voll- 
ständig vorliegenden  It.  Bd.  referieren.  In  demselben  finden  sich  die 
Sylviinae,  Timeliidae,  Paridae  und  Certhiidae  abgehandelt.  Mit  Ausnahme  der 
Regulinae  und  Parinae,  welche  J.  P.  Prazak  bearbeitete,  hat  die  Bearbeitung 
aller  übrigen  R.  B  1  a  s  i  u  s  übernommen.  Beide  Autoren  unterzogen  sich  ihrer 
Aufgabe  mit  grösstem  Eifer  und  gewohnter  Gründlichkeit. 

Der  grösste  Theil  der  Tafeln  stammt  von  J.  G.  Keulemans,  weiters  von 
E.  de  Maes,  A.  Goering    und    O.  Kleinschmidt.     Leider    lassen    die    schönen 

-NB.  Larus  fuscus  (?)  ist  beim  Verfasser  mit  einem  Fragezeichen  versehen. 


122  Literatur. 

Tafeln  des  erstgenannten  Künstlers  manches  im  Colorit  zu  wünschen  übrig, 
was  wir  jedoch  auf  Rechnung  der  Reproduction  setzen  möchten.  Von  den 
de  Maes'schen  Tafeln  gefallen  uns  besonders  Tafel  15  (Goldhähnchen)  und 
23  (Spechtmeisen)  und  von  den  Kieinschmidt'schen  Taf  19  (Haubenmeisen). 
•Die  Reichert'schen  Eiertafeln  sind  als  sehr  hübsch  zu  bezeichnen. 

Bemerken  möchten  wir,  dass  auf  Taf  la  bei  Locustella  naevia  die 
Nummern  versetzt  sind.  Nr.  4  stellt  den  jungen,  —  5  den  alten  Vogel  dar  und 
nicht  umgekehrt.  Der  auf  Taf  1 4,  Nr.  1  abgebildete  Cindus  aquaticusist  ein  typischer 
albicoUis.  Wir  hielten  es  für  sehr  wünschenswert,  wenn  —  wie  in  den  Dresser- 
schen  »Birds  of  Europe«  —  auch  hier  am  Schlüsse  jedes  Abschnittes  angegeben 
würde,  aus  welcher  Örtlichkeit  die  zur  Abbildung  gelangten  Exemplare  stammen. 

Es  freut  uns,  den  textlichen  und  illustrativen  Wert  des  Werkes,  die 
beide  auf  der  Höhe  der  Zeit  stehen,  hervorheben  und  den  guten  Fortgang 
desselben  cohstatieren  zu  können.  T. 


J.  P.  Prazak.  Über  die  Vergangenheit  und  Gegenwart  der  Ornithologie 
in  Böhmen,  nebst  einer  »Bibliographia  ornithologica  bohemiea«.  —  Gera-Un- 
termhaus,  1897.  8.  86  pp. 

Bringt  auf  30  pp.  eine  kritische  Übersicht  der  ornithologischen  Forschun- 
aen  in  Böhmen  und  auf  weiteren  56  eine  Aufzählung  der  auf  das  Land  bezüg- 
lichen ornithologischen  Literatur.  Auffallender  Weise  ist  dem  Autor  unsere 
»Bibliographia  ornithologica«  (Verh.  k.  k.  zool.-bot.  Ges.  Wien,  Jahrg. 
1878,  p.  491— 544)  ganz  entgangen,  die  doch  zum  erstenmale  die  ornith.  Literatur 
Oesterreich-Ungarns  zusammenfasste.  Abgesehen  davon  wünschten  wir,  dass 
jedes  Land  eine  derartige,  gleich  sorgfältige  Arbeit  besitzen  möchte,  durch 
welche  insbesondere  dem  Anfänger  über  manche  Klippe  hinüber  geholfen 
würde.  T. 

^.  Blasim.  Vögel  (Braunschweig's).  (Sep.  a  :  »Braunsdiweig.  Festschr. 
69.  Vers.  Deutsch.  Naturf.  u.  Ärzte.«   »1897.  p.  89—97.) 

257  Arten  werden  für  das  Herzogthum  angeführt  und  bei  den  einzelnen 
Arten  kurze  Bemerkungen  über  ihr  locales  Auftreten  gegeben.  In  der  Form 
und  in  der  Behandlung  des  Stoffes  schliesst  sich  diese  Arbeit  den  vorange- 
gangenen Festschriften  an  und  gewährt  einen  guten  Überblick  über  die  Vogel- 
welt des  erwähnten  Gebietes.  T. 


0.  Kleinschill idt.  Beiträge  zur  Ornis  des  Grossherzogthums  Hessen  und 
der  Provinz  Hessen-Nassau.  (Sep.  a.:  »J.  f.  O.«  1898,  p.  1—6.) 

Herr  K.  Michaelis  in  Darmstadt  hat  Herrn  O.  Kleinschmidt  eine  Zu- 
sammenstellung, »Zur  Ornis  der  Umgebimg  von  Darrastadt«,  übersandt,  die 
dieser  mit  kurzen  Bemerkungen  versah.  Die  Liste  umfasst:  A.  Brutvögel,  B. 
Durchzugsvögel  und  Wintervögel,  C.  Irrgäste  und  bildet  den  VI.  Theil  der 
von  O.  Kleinschmidt  publicierten  oben  genannten  Beiträge.  Unter  den  ange- 
führten Irrgästen  finden  wir  auch  Falco  naumanni  (cenchris)  und  Panurus  hiarnücus. 

T. 


Verantw.  Rcdacteur,  Herausgeber  und  Verleger:  Victor  Ritter  von  Tscliusi  zu  Sclimiaiioften,  Hallein. 
Druck  von  Ignaz  Hwtwlg  in  Frendeutlial  (iistcrr.  SclUesien),  Klrcheuplatz  13. 


Ornitholoaisches 


ORGAN 

für  das 

palaearktisclie  Faunengebiet. 


Jahrgang  IX.   I|  Juli-August  1898. 


Heft  4. 


Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmtitz  in  Mähren. 

Von  Prof.  J.  Knotek, 

1894  habe  ich  im  3.,  1895  im  2.  Hefte  dieses  Journals 
über  das  Vorkommen  einiger  seltenerer  Vogelarten  aus  der 
Umgebung  von  Olmütz  berichtet.  Wenn  ich  im  Nachstehenden 
eine  Liste  der  Vög'cl  derselben  Gegend  bringe,  so  erhebt  die- 
selbe noch  lange  nicht  den  Anspruch  auf  Vollständigkeit,  da 
sie  sich  einerseits  nur  auf  jene  Arten  beschränkt,  die  ich  im 
Laufe  mehrerer  Jahre  selbst  beobachtete  oder  deren  Belege- 
stücke in  meiner  Privat-Sammlung  aufg'estellt  sind  oder  die  ich 
bei  verschiedenen  Jagdliebhabern  präpariert  sah;  anderseits  bin 
ich  schon  durch  viele  Jahre  dem  Beobachtungsgebicte  entrückt, 
so  dass  mir  infolg'e  dessen  über  die  letzten  Jahre  nur  wenige 
Daten  zur  Verfügung  standen.  Leider  war  es  mir  nicht  mög- 
lich, Einsicht  in  die  Sammlungen  der  Olmützcr  Schulen  zu  neh- 
men, was  ich  ganz  besonders  in  Bezug  auf  die  der  k.  k.  Ober- 
realschule bedauere,  da  in  deren  Besitz  mehrere  Localsamm- 
lungen  von  Privaten  übergegangen  sind.  Am  vollständigsten 
vermochte  die  Sammlung  des  ehemaligen  städt.  Försters  Schma- 
telka  in  Grügau  ein  Bild  der  Ornis  des  erwähnten  Gebietes  zu 
geben ;  selbe  wurde  jedoch  nach  dem  Tode  des  Genannten  ver- 
kauft, und  es  gelang  mir  nicht,  ihren  dermaligen  Besitzer  aus- 
findig zu  machen.     Selbe  enthielt  viele  mährische  Seltenheiten. 

Die  neueren  Angaben  beruhen  auf  dem  von  meinen  Brü- 
dern gesammelten  Belegmaterial.  Dann  wurden  einzelne  Arten 
aufgenommen,  die  von  Beobachtern  stammen,  die  ich  als  ganz 
zuverlässlich    kenne,     so    insbesonders    von    dem     nunmehrigen 


124  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 


Oberförster  Franz  Schreibi-r  in  Horka,  mein  Lehrmrister  im 
g-rünen  Fache,  dem  ich  an  dieser  Stelle  gleichzeitig-  meinen 
Dank  ausspreche. 

Aus  der  Literatur  wurden  nur  t-inige  Angaben  des  ver- 
storbenen Prof.  H.  L.  Jeitteles,  die  im  „zool.  Garten''  erschienen, 
benützt. 

Einzelne  Arten  fanden  weiters  Aufnahme,  deren  Consta- 
tierung  ausserhalb  der  engeren  Grenzen  der  Umgebung  von 
Olmütz  erfolgte. 

Erithacus  luscinia  (L.)  In  den  Parkanlagen  der  Stadt  und 
in  den  Auen  der  Umgebung  ist  die  Nachtigall  in  grosser  An- 
zahl Brutvogel. 

Erithacus  phüoinela  (Bechst.)  Nur  in  einzelnen  Jahren  fieng 
mein  Vater  in  dem  Erlenbuschwäldchen  zwischen  Kirwein  und 
Pfikas  einen  oder  zwei  Sprosser-  5  6  ^"^  ^^^  bekannten  Spring- 
netzen. In  der  Gefangenschaft  hielten  sie  sich  nie  lange.  Ob 
es  Brut-  oder  auf  dem  Durchzuge  begriffene  Vögel  waren,  kann 
ich  nicht  sagen.  Im  allgemeinen  ist  der  Sprosser  hier  nicht 
allzu  häufig. 

Erithacus  suecicus  (L.)  erscheint  nur  auf  dem  Frühjahrs- 
und Herbstzuge,    wogegen 

Erithacus  leucocyaneus  (Chr.  L.  Br.)  entschieden  die  häufi- 
gere Art  ist  und  in  den  Weidengebüschen  innerhalb  der  Befesti- 
gungswerke und  in  der  Umgebung  derselben  auch  brütet.  Ebenso 
wie  der  Nachtigall  wird  dem  Blaukehlchen  von  den  Vogelfängern 
stark  nachgestellt. 

Erithacus  rubeculus  (L.)  ist  in  diesem  Gebiete  ein  häufiger 
Brutvogel  und  erscheint  auf  dem  Frühjahrszuge  oft  in  grosser 
Anzahl. 

Ruticilla  phoenicura  (L.)  Nur  ein  einzigesmal  hatte  ich 
Gelegenheit,  ein  Futter  trag^endes  Paar  in  einem  Garten  in  So- 
batsch  bei  Littau  täglich  zu  beobachten.  Auf  dem  Zuge  sah  ich 
das  Gartenrothschwänzchen    öfters. 

Ruticilla  titis  (L.)  In  jedem  Dorfe  kann  man  sicher  meh- 
rere Paare  des  Hausrothschwänzchens  antreffen. 

Pratincola  rubetra  (L.)  Ein  sehr  häufiger  Brutvogel.  Ist  auf 
allen  Wiesen  längs  des  Marchflusses  anzutreffen,  und  um  Krön- 
au  fand  ich  besonders  viele  in  den  Lagerforts  und  Erdwerken, 
wo  ich  jährlich  mehrere  Nester  wusste. 


J.  Knotek:  Beitrag  zur  Grnis  der  Umgebung  von  Olmütz.  125 

Pratincola  nibicola  (L.^  In  meiner  Sammlung  befindet  sich 
ein  6  aus  der  Umgebung-,  das  ich  vom  Präparator  Zahradniöek 
in   Olmütz  erwarb. 

Saxicola  ocnanthc  (L.'  Auf  dem  Frühjahrsi^uge  ist  der  graue 
Steinschmätzer  eine  gewöhnliche  Erscheinung  auf  den  Äckern. 
Ein  häufiger  Brutvogel  ist  er  auf  den  Befestigungswerken  bei 
Krönau.  Viele  Nestergehenjährlich  durch  die  Dorfjugend  zugrunde. 

Monficola  saxatilis  (L.'>  Über  ein  einmaliges  Vorkommen 
im  Frühjahre  1878  bei  Krönau  habe  ich  im  „Ornith.  Jahrb.", 
Jahrg.    1894,  Heft  3  berichtet. 

Tiirdus  musicus  L.  Die  Singdrossel  ist  Brutvogel,  erscheint 
aber  auf  dem  Durchzuge  im  Herbste  oft   zahlreich. 

Turdus  iliacus  L.  Viel  häufiger  als  man  erwarten  sollte, 
traf  ich  die  Weindrossel 'im  Beobachtungsgebiete  an.  Im  April 
1884' trieben  sich  sehr  viele  auf  einem  Schlage  in  der  Nähe 
von  Neuschloss  bei  Littau  durch  mehrere  Tage  hindurch  herum, 
von  denen  ich  am  10.  d.  M.  2  Stück  erlegte.  Auch  auf  den 
Schläg'en  bei  Hinkau  sah  ich  in  verschiedenen  Jahren  im  Früh- 
jahre Weindrosseln. 

Turdus  pilaris  L.  Die  Zeiten  sind  schon  lang  vorüber, 
wo  ein  Dohnenstrich  nebst  anderen  Drosseln  an  einem  Tage 
über  100  Stück  Krammetsvögel  in  den  Ausläufern  des  mähr.- 
schles.  Gesenkes  lieferte.  Wenn  ich  auch  in  strengen  Wintern 
an  den  Ebereschen  längs  der  Strasse  Littau-Müglitz  zahlreiche 
Flüge  gesehen  habe,  so  kann  ich  mich  doch  nicht  auf  grössere 
Massen  erinnern. 

Bekanntlich  gehört  die  Wachholderdrossel  zu  den  Brut- 
vögeln Mährens,  wie  Baron  Dalberg  und  Capek  nachgewiesen 
haben.  Auf  meine  Nachfrage,  ob  Krammetsvögel  in  dem  der 
Stadtgemeinde  Olmütz  gehörigen  Aurevier  Horka  auch  zu  an- 
derer Zeit  als  im  Winter  vorkämen,  versicherte  mir  der  Forst- 
wart Pospisil  auf  das  Bestimmteste,  selbst  Nester  gefunden  zu 
haben.  Anfangs  einiges  Misstrauen  dieser  Aussage  entgegen- 
bringend, wurde  ich  schon  sehr  bald  von  deren  Richtigkeit 
überzeugt.  Wenige  Tage  darauf  wurde  ich  bei  einem  Reviergange 
durch  den  Waldort  Oberschall  durch  ein  Piepen  auf  einen  jun- 
gen, halbflüggen  Vogel  im  Grase  neben  dem  Steige  aufmerk- 
sam. Bei  dem  Versuche,  denselben  zu  erhaschen,  sah  ich  wohl, 
dass  es  eine  Drogsel  war;     als   er   aber,    sich  verfolgt  sehend, 


126  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 


anfieng  zu  schreien,  war  auch  schon  der  alte  Vog-el  äng-stHch 
rufend  bei  ihm.  Mein  freudiges  Erstaunen  war  gross,  eine  Wach- 
holderdrossel  sich  um  ihr  Junges  bemühen  zu  sehen.  Den  aUen 
Vogel  sah  ich  noch  öfters  in  der  Nähe  jener  Stelle. 

Turdits  viscivorus  L.  Von  allen  Drosseln  habe  ich  die 
Misteldrossel  am  seltensten  beobachtet  und  da  nur  im  Spät- 
herbst und  Winter. 

Merula  merula  (L.)  Wenngleich  die  Amsel  ein  üb(^raus 
häufiger  Brutvogel  ist,  so  begegnet  man  ihr  doch  erst  auf 
dem  Herbstzuge  in  grosser  Anzahl. 

Regulu'i  ignicapillus  (Brehm)  und 

Regulus  regulus  (L.)  Im  Herbst  und  Winter  erscheinen  regel- 
mässig beide  Arten,  allerdings  letztere  vorwiegend,  in  der  Ebene 
in  Begleitung  von  Meisen,  und  man  sieht  sie  emsig  in  Parkan- 
lagen, Gärten  und  Auen  den  überwinternden  Insekten  und  deren 
Brut  nachgehen.  Als  Knabe  bereitete  mir  der  Fang  der  Gold- 
hähnchen grosses  Vergnügen.  Sie  werden  mittels  einer  in  einen 
langen  Stock  gesteckten   Leimruthe  vom  Aste   „getupft." 

Phylloscopus  ruf  US  iBechst.)  und  Phylloscopus  sibilator 
(Bechst.)  kenne  ich  hauptsächlich  nur  vom  Frühjahrszuge,  wo 
sie  oft  zahlreich  in  den  Weidengebüschen  längs  der  Marcharme 
herumhüpften.  Ob  P.  trochilus  sich  unter  ihnen  befand,  wage 
ich  nicht  zu  behaupten. 

Hypolais  philomela  (L.)  Dieser  vorzügliche  Sänger  brütet 
recht  häufig  in  den  Gärten,  und  jedes  Jahr  konnte  ich  mehrere 
Nester  ausfindig  machen.  Zweimal  gelang  es  mir,  einen  jun- 
gen Vogel  aufzuziehen,  den  ich  durch  mehrere  Jahre  in  der 
Gefangenschaft  hielt.  Von  den  Vogelfängern  wird  ihm  zwar 
stark  nachgestellt,  und  werden  diese  „Spötter"  am  häufigsten 
mit  Zuhilfenahme  eines  Käuzchens  auf  Leimspindeln  gefangen 
und  theuer  verkauft.  Grosses  Vergnügen  bereitete  es  mir,  als 
ich  einen  bekannten  Vogelsteller  im  Horkauer  Reviere  beim 
Fange  betrat,  ihm  6  Stück  abnahm  und  selben  die  Freiheit 
schenkte. 

Acroccphalus  palustris  (Bechst.) 

Acrocephalus  streperus  (Vicill.) 

Acroccphalus  arundinaccus  (L.) 

Acroccphalus  schocnobanus  (L.) 

In  den  mit  Schilf  und  Weidengebüsch  bewachsenen  March- 


J.  Knotck;  Beilray  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  127 

armen  und  Wasserläufen  innerhalb  der  Olmützer  Befestigungs- 
werke und  der  mit  Schilf  und  Rohr  bewachsenen  Materialgrä- 
ben längs  der  Bahnen  brüten  zahlreiche  Paare  der  Rohrsänger ; 
unter,  ihnen  macht  sich  der  Drosselrohrsänger  am  häufigsten 
bemerkbar. 

Sylvia  atricapüla  (L.)  In.  der  Umgebung  des  „heiligen 
Berges"  fand  ich  nur  vereinzelt  das  Schwarzplättchen  und  auch 
auf  dem  Vogelmarkte  in  Olmütz  sieht  man  es  seltener  dahin 
gebracht. 

Sylvia  currucca  (L.)  Ich  besitze  nur  ein  einziges  Exemplar 
in  meiner  Sammlung,  welches  aus  der  Umgebung  stammt. 

Sylvia  sylvia  (L.)  Die  durch  die  intensive  Cultur  bedingte 
Entfernung  der  Dornen  und  anderer  Sträucher  längs  der  Grä- 
ben und  Feldraine  bringt  auch  eine  zusehende  Abnahme  der 
Dorngrasmücke  mit  sich  Die  in  Gartenhecken  brütenden  Paare 
verlieren  allzu  häufig  ihre  Brut  durch  Katzen  und  die  nestplün- 
dernde Dorfjugend,  der  in  der  Schule  leider  viel  zu  wenig  Be- 
lehrung diesbezüglich  zutheil  wird. 

Sylvia  nisoria  Bechst  Ein  einzigesmal  erlegte  ich  im  Jahre 
IST 7  in  einer  Gartenhecke  in  Krönau  einen  jungen  Vogel  statt 
eines  roth rückigen   Würgers. 

Troglodyfes  froglodytes  (L.)  Der  Zaunkönig  ist  in  den  Au- 
wäldern häufiger  Brutvogel  und  regelmässig  kommt  er  im 
Winter  in  die  Gärten^  wo  er  auch  in  den  Meisenkästen  ge- 
fangen wird. 

Acredula  caudata  (L.)  und  rosea  (Blyth.)  Nur  im  Winter 
sah  und  erlegte  ich  beide  Formen  oft  aus  einem  Pluge,  wenn 
sie  die  Jungwüchse  durchstreiften.     Häufig  sind  sie  aber  nicht. 

Parus  cristatus  L.  In  den  Nadelholzbeständen  des  „heili- 
gen Berggebietes"  bedeutend  seltener  als  die  nachfolgende  Art, 
Parus  ater  L.,   wo  beide  Brutvög"el  sind. 

Parus  caeruleus  L.  Dass  diese  Meise  nicht  nur  im  Winter 
im  Vereine  mit  Kohlmeisen  anzutreffen  ist,  sondern  auch  in 
den  Auen  brütet,  konnte  ich  im  Frühjahre  1890  constatieren. 
Knapp  neben  der  Baumschule  im  Horkaer  Revier  beobachtete 
ich  ein  Pärchen,  wie  es  Nestmaterial  in  ein  Astloch  einer  Eiche 
trug.  Vorsichtiger  als  die  Kohlmeise,  wird  sie  auch  viel  seltener 
in  den  Meisenkästen  von  der  Dorfjugend  gefarlgen,  erscheint 
überhaupt  auch  seltener  in  den  Gärten. 


128  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Um;Tebunrr  von  Olmütz. 


Parus  major  L.  Als  gemeiner  Brutvogel  kommt  sie  über- 
all im  Gebiete  vor,  sogar  in  den  Obstgärten  der  Ortschaften 
fand  ich  in  Baumlöchern  ihr  Nest.  Besonders  zahlreich  erschien 
sie  im  Spätherbst  und  Winter  und  viele  von  ihnen  werden  in 
den  vorerwähnten  Meisenkästen  gefangen.  Die  früher  häufige 
barbarische  Fangmethode  in  Sprenkeln  und  Kloben  ist  jetzt 
jedoch  ausser  Gebrauch. 

Pariis  communis*)  Baldenst.  Meine  Beobachtungen  dieser 
Meise  beschränken  sich  bloss  auf  die  Wintermonate  und  selbst 
da  sind  sie  nur  sehr  spärlich. 

Sitta  caesia  Wolf.  In  den  Auwäldern,  wenn  gerade  nicht 
häufig,  so  doch  hie  und  da  vertreten.  Ab  und  zu  kommt  eine 
Spechtmeise  in  die  Obstgärten  der  Ortschaften. 

Certhia  familiaris  L.  Dasselbe  gilt  vom  Baumläufer,  den 
man  häufiger  in  Gesellschaft  von  Meisen  findet. 

Alauda  arvensis  L.  Die  Anzahl  der  Brutpaare  in  der  fast 
ausschliesslich  der  intensiven  Landwirtschaft  gewidmeten  Ebene 
ist,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  eine  grosse.  Im  Herbste  sind 
grosse  Scharen  auf  den  Feldern  anzutreffen;  einzelne  Nachzüg- 
ler findet  man  häufig  noch  sehr  spät  im  Herbste,  wenn  schon 
der  erste  Schnee  fällt.  In  manchen  Jahren  waren  infolge  sehr 
warmer  Witterung  schon  Ende  Februar  zahlreiche  Lerchen  er- 
schienen. Der  darauf  folg'ende  starke  Schneefall  und  die  Kälte 
lichtete  dann  bedeutend  ihre  Reihen.  Scharenweise  waren  sie 
da  auf  den  Landstrassen  und  in  den  Ortschaften  mit  Schopf- 
lerche und  Goldammer  anzutreffen ;  viele  von  ihnen  wurden  er- 
froren aufgefunden. 

Galerida  arborea  (L.)  Als  Sommervogel  kenne  ich  die 
Lullenlerche  nur  aus  der  Umgebung  des  heiligen  Berges  ;  auf 
dem  Herbstzug  traf  ich  sie  jedoch  auch  in  der  Ebene  in  kleinen 
Gesellschaften. 

Galerida.  cristata  (L.)  Überall  ständiger  Brutvogel,  der  im 
Winter  die  Wege  belebt. 

Budytes  ßavus  (L.)  Die  gelbe  Bachstelze  kenne  ich  sowohl 
vom  Frühjahrs-  als  vom  Herbstzuge.  Besonders  im  Herbste  sieht 
man  auf  Stoppelfeldern  in  der  Nähe  von  Viehherden  oft  ganze 
Schwärme.  Ob  wir  es  aber  nur  allein  mit  B. ßavus  auf  dem  Zuge  zu 
thun  haben,  davon  konnte  ich  mir  keine  Gewissheit  verschaffen. 
*)  Wohl  subpahistris  Br.  D.  Herausg. 


J.   Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  129 

Motacilla  alba  L.  gehört  zu  den  ständigen  Brutvögeln  des 
ganzen  Gebietes.   Alljährlich  waren  mir  mehrere  Nester  bekannt. 

Motacilla.  melanope  Pall.  Die  Gebirgsbachstelze  fehlt  der 
nächsten  Umgebung  von  Olmütz  ganz,  erst  vom  heiligen  Berg 
an,  dann  gegen  Sternberg  und  Wisternitz  und  weiter  ins  Ge- 
birge hinein,  findet  man  sie,  jedoch  nicht  allzu  häufig. 

Anthus  pratensis  (L.)  und 

Anthus  trivialis  (L.)  Beide  Pieper  kenne  ich  nur  als  Zugvögel ; 
oft  sind  sie  in  grossen  Scharen  auf  den  Feldern  und  den  feuchten 
Marchwiesen  anzutreffen.  In  früheren  Jahren  sah  ich  viele  ge- 
fangene und  gerupft  zum  Verkaufe  als  Bratvögel  angebotene 
Pieper  auf  dem  Markte  in   Olmütz. 

Eniberiza  schocnicliis  L.  Ein  einziges  Mal  erinnere  ich 
mich,  ein  altes  Männchen  in  den  Weidengebüschen  einer  aus- 
gedehnten Sandbank  zwischen  Horka  und  Chomotau  im  Spät- 
herbst gesehen  zu  haben. 

Emberiza  citrinella  L.  ist  ein  gemeiner  Brutvogel,  der  im 
Winter  sehr  zahlreich  in  die  Ortschaften  kommt  und  in  schnee- 
reichen Wintern  auf  allen  Landstrassen  anzutreffen  ist.  In  sehr 
strengen  Wintern  sah  ich  auch  einzelne  Vögel  selbst  in  den 
äusseren  Strassen  der  Stadt. 

Emberiza  calandra  L.  Im  P^ühjahr  kann  man  oft  die  einför- 
mige Strophe  dieser  grossen  Ammer  an  mit  Gebüsch  bewach- 
senen Feldrainen  und  Wegen  hören.  Ein  einzigsmal  gelang  es 
mir,  ein  Nest  mit  Eiern  in  einem  Ivornfelde  unweit  des  Forts 
Nr.  20  zu  finden;  mehrmals  erhielt  ich  aber  halbflügge  Junge. 
Im  Herbste  sieht  man  die  Grauammer  in  kleinen  Gesellschaften 
auf  den  Feldern  herumstreifen  und  im  Winter  besuchen  kleine 
Flüge  auch  die  Gärten,  um  in  der  Nähe  der  Scheunen  in  Ge- 
meinschaft mit  Goldammern  und  Spatzen  ihre  Nahrung  zu 
suchen.  Einmal  beobachtete  ich  auch  auf  den  Wiesen  bei 
Hrebtshein  einen  part.  Albino,  der  in  beiden  Flügeln  einige 
weisse  Schwungfedern  hatte. 

Calcarius  nivalis  (L.)  Nur  strenge  Winter  bringen  diesen 
nordischen  Gast  in  unsere  Gegend.  Schon  Prof.  Jeitteles  be- 
richtet über  sein  zahlreiches  Erscheinen  1865.*)  Im  Frühjahre 
1874  fieng  ich  ihn  nach  eingetretener  plötzlicher  Schneeschmelze 
im  gedeckten  Wege,    der  die  beiden  Forts  Nr.    17   und   1'^  ver- 

*)  »Zoolog.  Garten«,  1865,  p.  275. 


130  J.  Knotek:  Beitrai»  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 


bindet,  die  mir  damals  noch  unbekannten  Ammer  auf  Leim- 
spindeln. Auffallend  war  mir  die  allzugrosse  Vertrautheit  des 
auf  dem  Wege  Nahrung  suchenden  Vogels,  den  ich  mit  Leich- 
tigkeit einfieng.  Er  gieng  mir  in  wenigen  Tagen  zugrunde.  In 
meiner  Sammlung  befindet  sich  ein  ziemlich  lichtes  Exemplar 
vom  Winter  ISS^j'das  Präparator  Zahradnicek  auf  dem  Olmützer 
Markte  kaufte  und  mir  überliess.*) 

Ein  weiteres  präpariertes  Exemplar  besitzt  mein  Freund 
vmd  Hochschulcollega  Forstadjunkt  Bittmann  (Hannsdorf),  das 
er  nebst  einem  zweiten  wStücke  im  Februar  1893  in  vSchrein  bei 
Littau  erlegte. 

Loxia  curvirostra  L.  In  den  Nadelholzbeständen  der  bis 
an  die  Ebene  reichenden  Ausläufer  der  Sudeten  ist  der  Kreuz- 
schnabel eine  häufige  Erscheinung;  ^ab  und  zu  verfliegt  sich 
eine  Gesellschaft  bis  in  die  Nähe  von  Olmütz.  So  sah  ich 
öfters  Kreuzschnäbel  im  Stadtparke,  und  auch  im  vSeptember 
1894  entdeckte  ich,  durch  den  bekannten  Lockruf  aufmerksam 
gemacht,  einige  Vögel  in  den  Asten  einer  alten  Fichtengruppe 
im  Garten  meines  Onkels  in  der  Greinergasse. 

Bekanntlich  gehören  Albinos  des  Kreuzschnabels  zu  den 
grossen  vSeltenheiten,  weshalb  ich  nicht  unterlassen  kann,  auf  die 
Beschreibung  eines  solchen  Vogels,  der  sich  in  meinem  Besitze 
befindet,  näher  einzugehen.  Der  Erwerb  dieses  Vogels  war  mit 
bedeutenden  Schwierigkeiten  verbunden.  Beim  Besuche  meiner 
Heimat  im  September  1894  erzählte  mir  mein  Bruder  in  den 
letzten  Tagen  meines  Aufenthaltes  von  einem  weissen  Kreuz- 
schnabel, den  der  Olmützer  Vogelhändler  Plive  schon  längere 
Zeit  lebend  als  Curiosum  zeigte.  Der  Vogel  wurde  in  der  Um- 
gebung von  Sternberg,  wo  wie  überall  in  den  mährischen  Ge- 
birgen der  Fang  der  Kreuzschnäbel  als  Sport  der  Bevölkerung 
betrieben  wird,  gefangen  und  vom  genannten  Vogelhändler 
auf  dem  Markte  in  Olmütz  erstanden.  Die  mir  knapp  bemessene 
Zeit,  liess  mich  nicht  mehr  dazukommen,  den  Vogel  seilest  in 
Augenschein  zu  nehmen  ;  es  wäre  auch  zu  spät  gewesen,  da 
der  Kreuzschnabel  mittlerweile  nach  Berlin  verkauft  wurde. 
Den  Anstrengungen  meines  Vaters  gelang  es,  nach  mehreren 
Wochen  den  seltenen  Vogel  durch  Herrn  Plive  zurückzukaufen. 
Leider   hatte    ihn    der  Transport  so  geschwächt,     dass    er    vom 

*)  »Ornith.  Jahrb.«,  Jahrg.  1894,  Heft  3. 


J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  131 


Präparator.  Zahradnicek  getödtet  werden  musste.  Von  da  kam 
der  vielgereiste  weisse  Kreuzschnabel  nach  vielen  Irrfahrten 
als  frischer  Balg  in  meine  Hände,  um  schliesslich  von  der  kunst- 
fertigen Hand  Herrn  Zelebors  in  Sarajevo  aufgestellt  zu  werden. 
Leider  wurde  beim  Abbalgen  versäumt,  das  Geschlecht 
zu  bestimmen.  In  der  Gesammtfärbung  erscheint  der  Vogel  am 
ganzen  Oberkörper  stark  w^eissgrau  scheckig,  mit  gelbem  Anflug, 
wogegen  die  Unterseite  lichtgrau-gelb  ist ;  nur  die  rein  weissen 
Kopf-  und  Halspartien  heben  sich  schärfer  ab.  Stirne,  vScheitel, 
Backen,  Kehle  und  Gurgel  sind  reinweiss,  die  Federsäume  ein- 
zelner Paedem  mit  gelbem  Anflug;  Hinterkopf,  Nacken,  Schläfe 
und  Ohrengegend  weiss,  mit  eingesprengten  grauen  PY-dern. 
Rücken-  und  Bürzelfedern  theils  weiss  mit  gelbem  Anflug,  theils 
weiss  mit  breitem  dunkelgrauem  Rand  oder  ganz  grau.  Die 
gelben  Säume  des  Bürzels  intensiv  gelb;  Schwanzoberdecken 
dunkel,  Unterdecken  weiss.  Die  Steuerfedern  bis  auf  2  mitt- 
lere rein  weisse  dunkelgrau.  Oberbrust  vorherrschend  lichtgrau, 
Unterbrust  und  Bauch  schmutzigweiss,  die  Federsäume  citro- 
nengclb.  Die  Schwingen  dunkelgrau,  beiderseits  die  letzte 
Schwungfeder  und  zwei  grosse  Deckfedern  und  fast  sämmtliche 
kleine  Deckfedern  rein  weiss.  Schnabel  und  Krallen  licht-horn 
grau.  Iris  braun. 

Pyrrhula  europaea  Vieill.  Als  Strichvogel  begegnet  man 
ihm  im  Herbste  und  Winter  in  den  Gehölzen  und  Auen  und 
den  Parkanlagen  der  Stadt. 

Scrinus  serinns  (L.)  Den  Girlitz  konnte  ich  hier  nur  auf 
dem  Frühjahrszuge  beobachten,  während  er  vom  heiligen  Berg 
an  im  ganzen  nordöstlichen  Waldgebirge  bis  ins  obere  March- 
thal  bereits  Brutvogel  ist. 

Carduclis  carduelis  (L )  Als  häufiger  Brutvog-el  ist  er  im 
Herbste  oft  in  grossen  Flügen  auf  den  mit  Disteln  bewachsenen 
Hutungen  und  Wegen  häufig  anzutreffen,  wo  ihm  von  den 
Vogelfängern  stark  nachg'estellt  wird. 

Clirysumitris  spinus  (L.)  Manchen  Herbst  kommen  g'rosse 
Scharen  von  Zeisigen  und  streichen  von  einer  ErlengTuppe  zur 
andern. 

Acanfhis  caiinabina  (L.)  Verhältnismässig  seltener  konnte 
ich  den  Bluthänfling  beobachten,  und  von- 

Acanthis  flavirostris  besitze  ich  nur  ein  einziges  Exemplar 


132  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmülz. 


als  Belegstück  aus  der  Umgebung,  das  ich  Herrn  Zahradnicek 
in   Olmütz  verdanke. 

Acanthis  linaria  (L.)  Nach  meinen  Beobachtungen  sind 
grosse  Schwärme  im  Herbste  nur  in  manclien  Jahren  anzutreffen, 
und  die  unglaubliche  Vertrautheit  der  Vögel  ist  die  Schuld,  dass 
mancher  Vogelsteller  oft  mehrere  hundert  dieser  niedlichen 
Vögel  erbeuten  kann,  die  natürlich  getödtet  werden.  Wie  blind 
fallen  sie  auf  die  ausgestellten  Lockvögel.  Ich  besitze  einige 
gebalgte  Exemplare  vom  Jahre   ISÜ.'). 

Chlor is  chlor is  (L.)  Die  zahlreich  im  Gebiete  vorkommen^ 
den  Grünlinge  vereinigen  sich  im  Herbste  zu  grösseren  und 
kleineren  Schwärmen,  um  die  Hanffelder  zu  besuchen,  in  deren 
Nähe  sie  sich  so  lange  aufhalte  n,  bis  die  letzte  Garbe  einge- 
heimst ist.  Bekanntlich  w^erden  die  Hanfgarben  zum  besseren 
Austrocknen  in  Pyramiden  aufgestellt ;  werden  nun  diese  Gar- 
ben mit  Leimspindeln  dicht  besteckt  und  einige  Lockvögel  aus- 
gestellt, so  kann  man  sicher  sein,  falls  der  Schwärm  einfällt, 
eine  reiche  Beute  zu  machen,  w^as  für  die  Dorfjug-end  ein  be- 
liebtes Sonntagsvergnügen  ist.  Vertrieben  erscheinen  sie  in 
kürzester  Zeit  wieder,  insbesondere  wenn  sich  in  der  Nähe  ein 
Gehölz  oder  eine  Baumgruppe  befindet,  wo  sie  sich  nach  statt- 
gefundener Störung-  wieder  bald  beruhig-en  können.  Im  Winter 
trifft  man  sie  nur  vereinzelt,  oft  in  Gesellschaft  von  Finken  und 
Stieglitzen   an. 

Friii^illa  coclrbs  L.  ist  ülocrall  gemeiner  Brutvogel;  im 
Winter  nur  einzeln  anzutreffen,  im  Herbste  dagegen  in  Schlä- 
gen,  Gehölzen   und   an    Waldrändern   in  grossen   Schwärmen. 

Fringilla  moniifrifigilla  L.  Das  Erscheinen  des  Bergfinken 
ist  immer  ein  Zeichen  eines  streng-en  Winters;  auf  ein  recht 
zahlreiches  Vorkommen  kann  ich  mich  nur  im  Winter  1873 '74 
erinnern. 

Coccothraustcs  coccofhraustcs  (L.)  Der  Kernbeisser  gehört 
mit  zu  den  häufigen  Erscheinungen,  ob/war  ich  ihn  als  Strich- 
vogel an  verschiedenen  Orten  in  der  Umgebung  gefunden  habe. 
In  der  Nähe  des  Forsthauses  Allee  bei  Littau  haben  im  Jahre 
1883  einige  Paare  gebrütet. 

Passer  monfanus  (L.)  Den  Feldsperling  muss  ich  den 
gerade  selteneren  Vögeln  zurechnen.  In  so  grosser  Anzahl  als 
der  Haussperling  vorkommt,  so  w^enige  Feldsperlinge  wird  man 


J.  Knotek;  Reitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  133 

zur  Fruchtreife  und  selbst  im  Winter  in  den  Spatzenschwärmen 
entdecken.  Als  beliebte  Brutplätze  dienen  ihm  die  Spalten  in 
den  Auskleidungen  der  noch  allenthalben  vorkommenden  Zieh- 
brunnen, Mit  Schaudern  erinnere  ich  mich  noch  an  die  Kletter- 
übungen  nach  Nestern  in  diese  Brunnen  aus  meiner  Jugendzeit. 

Passer  doincsticus  (L.)  Überall  gemein.  Die  Neig-ung  zum 
Albinismus  irt  bekannt  und  part.  Albinos  konnte  ich  häufig 
beobachten.  So  wurde  auf  einer  Pyramidenpappel  in  Nedweis 
ein  ganzes  Geleg-e  „Weisschecken"  ausgebrütet,  deren  Mama 
nur  einige  weisse  Schwungfedern  hatte.  Auch  einen  rein  weissen 
Spatzen  kannte  ich  von  dort,  der  eingefangen  lange  im  Käfige 
eines  Herrn  in  Olmütz   gehalten   wurde. 

Sturniis  vulgaris  L.  Ich  kann  mich  nicht  erinnern,  irgend- 
wo den  Staar  brütend  gefunden  zu  haben,  trotzdem  ich  öfters 
aufgehängte  Nistkästen  sah.  Auf  dem  Herbstzuge  sieht  man 
oft  grosse  Schwärme. 

Pastor  roseiis.  Über  das  seltene  Vorkommen  des  Rosen- 
stares habe  ich  in  diesem  Journal  (1895,  Heft  2)  berichtet. 

Oriolus  oriolus  [1^.)  Sowohl  in  den  -\u\väldern,  als  auch  in 
der  nächsten  Umgebung  der  Stadt  ist  der  Pirol  ein  häufiger 
Brutvogel.  Wie  oft  habe,  ich  seinem  schwachen,  aber  angeneh- 
men Gesang'e  gelauscht ! 

Nucifraga  carvocatactes  uiacrorhvncJia  (Br.)  Auf  seinem 
Zuge  hat  auch  der  sibirische  Tannenhcher  die  Umgebung  von 
Olmütz  berührt.  Im  Reviere  Plorka  wurden  mehrere  Stücke  im 
Jahre  1882  beobachtet  und  auch  erlegt.  Mehrere  Stücke  wurden 
Herrn  Zahradnicek  zum  Ausstopfen  aus  der  Umgebung  ein- 
geliefert; auch  mein  Exemplar  vom  Jahre  1887  stammend,  ver- 
danke ich  genanntem  Herrn. 

Garrulus glandarius  (L.)  In  den  Marchauen  ist  er-,  wenn  gerade 
nicht  allzu  häufig,  so  doch  regelmässiger  Brutvogel  und  erscheint 
im  Herbste  dagegen  oft  zahlreich;  besonders  verweilen  die  Fa- 
milen  längere  Zeit,    wenn  die  Eichen  reichlich  getragen   haben. 

Pica  pica  (L.)  Zufolge  der  Consequenz,  mit  der  die  Elster 
vom  Forstpersonale  berechtigter  Weise  verfolgt  wird,  wird  sie 
immer  seltener  und  ihre  Scheuheit  und  Vorsicht  ist  unglaublich. 
Auf  alle  möglichen  Weisen  wird  ihr  stark  Abbruch  gethan. 

Colaeus  monedula  (L.)  Die  Dohle  ist  ein  gemeiner  Brut- 
vogel. Im  Herbste  1886  erlegte  ich  in  Horka  aus  einer  gro.ssen 
Schar  eine  Dohle  mit  theilweise  weissem  Kopfe. 


134  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

Corviis  fnigilcgiis  L.  Mit  Einbruch  des  Winters  sieht  man 
auch  überall  an  den  Strassen  die  vSaatkrähe.  Im  Herbste  und 
Frühjahre  erlegte  ich  sie  öfters  aus  der  Uhuhütte. 

Corviis  corone  L.  habe  ich  mit  Ausnahme  eines  einzigen 
Exemplares,  das  Revierförster  Schreiber  in  Horka  erlegte  und 
präparieren   Hess,  nie  gesehen. 

Wie  mir  auf  das  bestimmteste  vom  Forstpersonale  ver- 
sichert wurde,  brütete  im  Jahre  1880  im  Revier  Allee  bei 
Littau  ein  ganz  schwarzes  Krähenpaar.  vSchon  das  einzelne 
Brüten   deutet  auf  diese   Art  hin. 

Corvus  coniix  L.  Ebenso  wie  der  Elster  wird  auch  der 
Nebelkrähe  überall  in  den  Revieren  nachgestellt  und  wenig-en 
Brutpaaren  gelingt  es,  ihre  Jung-en  ungestört  aufzuziehen.  Wel- 
ches Vergnügen  bereitete  uns  das  Schiessen  der  Krähen  beim 
Abstreichen  aus  den  Nestern  w'ährend  der  Osterfcrien!  Ihre 
g-eringe  Zahl  vermehrt  sich  durch  Zuzug  im  Herbste.  Im  Som- 
mer 1897  erhielt  Oberförster  Schreiber  eine  ganz  weisse,  junge 
Nebelkrähe,  die  s(^hr  zahm  wurde. 

Lauius  exciibifor  L.  Im  Spätherbst  beobachtete  ich  einmal 
bei  Fort  Nr.  '!{)  einen  Raubwürger;  alle  Bemühungen,  seiner 
habhaft  zu  werden,  scheiterten  an  seiner  Scheuheit. 

Lanius  minor  Gm.  Noch  Ende  der  70er  Jahre  brütete  der 
Grauwürger  auf  den  Pappeln  längs  der  Strasse,  dort  wo  sich 
heute  der  Localbahnhof  und  das  Beamtenviertel  in  Olmütz  be- 
finden. xAuch  in  der  Johannis-.-\llee  und  in  der  Nähe  des  kleinen 
Exercicrplatzes  habe  ich  einzelne  Nester  gefunden.  Weiter  gegen 
Littau  zu,  längs  der  Reichsstrasse,  waren  dazumal  noch  alte 
Pappeln,  die  ihm  regelmässig"  als  Brutbäume  dienten.  Noch  in 
den  letzten  Jahren  sah  ich  längs  der  nach  Mähr. -Neustadt  füh- 
renden Strasse    zwischen    Chomotau   und   Kniebitz   Grauwürg'er. 

Lanius  Senator  L.  .Schon  als  kleiner  Junge  hörte  ich  von 
ineinem  Vater  den  rothköpfigen  Würger  als  g-uten  Sänger 
loben.  Allerdings  müssen  sich  Liebhaber  dazu  finden,  wie  vor 
ca.  .^0  Jahren  ein  Kapellmeister  aus  Olmütz,  der  von  meinem 
Vater  einen  frisch  eingefangenen  Rothkopf- Würger  gegen  ein 
Doppelgewehr  eintauschte  ;  den  nächsten  Tag  fieng  mein  Vater 
mit  Hilfe  eines  Käuzchens  einen  zw^eiten.  Lange  konnte  ich 
diesen  Würger,  den  ich  nur  nach  der  Beschreibung  meines 
Vaters  kannte,  in  der  Gegend  nicht  entdecken.  Den  ersten  sah 


J.  Knptek:  Beitrag  zpr  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  .135 

ich  an  der  Strasse  bei  Nedvveis,  und  im  vSommer  1887  traf  ich 
g-elegentHch  eines  Dienstrittes  in's  Artillerie-Munitions-Depöt 
bei  Olschan,  knapp  neben  dem  Orte,  eine  ganze  Famihe  in  den 
Kopfweiden  an.  Im  Sommer  1894  brüteten  2  Paare  in  der  Um- 
gebung des  Fort  Galgenberg  bei  Olmütz,  wo  auch  mein  Bruder 
mehrere  junge  Vögel  erlegte. 

Lanius  collurio  L.  ist  als  Brutvog'cl  gemein. 

Aiuscicapa  grisola  L.  Von  allen  Plieg-enfäng-ern  die  weit- 
aus häufigste  Art,  die  häufig  in  den   Obstgärten  brütet. 

Muscicapa  collaris  Bechst.  Ein  schönes  Männchen  erwarb 
ich  vom  Präparator  Zahradnicek. 

Ampelis  garriiliis  L.  Ein  einzigesmal  konnte  ich  einen 
grösseren  Flug  dieser  nordischen  Gäste  Anfang  Jänner  1884 
auf  dem  Galgenberge  beobachten.  Im  selben  Jahre  waren  sie, 
nach  den  zu  Markte  gebrachten  todten  .Stücken  zu  schliessen, 
recht  häufig.  Zu  Ostern  desselben  Jahres  konnte  ich  mit  meinem 
Collegen  Glatz  und  Forstadjunkt  Stella  unter  zahlreichen  auf 
einer  Eiche  sitzenden  Staren  zwei  Seidenschwänze  beobachten. 
Was  mag  die  beiden  Vögel  so  lange  zurückgehalten  haben  ? 
Im  Jahre  1888  waren  die  Seidenschwänze  wieder  recht  zahl- 
reich erschienen  und  von  den  vielen  vom  Präparator  Zahradni- 
öek  ausgestopften  Vögeln  erwarb  ich  zwei  Stücke,  von  denen 
sich  eines  in  der  Sammlung  unserer  Anstalt  in  Sarajevo  be- 
findet. 

Chelidon  urbica  (L.)    wie 

Hirundo   rustica  L.    sind   überall  Brutvögel. 

Clivicola  riparia  (L.)  Uferschwalben  sah  ich  nur  an  einem 
Marcharm  bei  Sedleisko. 

Apus  apus  (L.)  Bevor  die  Mauritius-Kirche  in  Olmütz  re- 
stauriert wurde,  brüteten  die  Mauersegler  in  enormer  Zahl  in 
den  Mauerspalten  und  machten  sich  durch  ihr  Geschrei  recht 
unangenehm  bemerkbar;  auch  die  alte  Domkirche  hatte  ihre 
zahlreichen  Brutpaare. 

Caprimulgus  europaeus  L.  In  den  um  Neuschloss  bei  Lit- 
tau  gelegenen  Revieren  waren  Nachtschwalben  zahlreiche  Brut- 
vögel. Auf  dem  Herbstzug  fand  ich  sie  sehr  oft  in  Rüben-  oder 
Kartoffelfeldern,  wo  sie  vor  dem  Vorstehhunde  aufflogen.  In 
der  Regel  sind  sie  zu  der  Zeit  so  fett,  dass  sie  kaum  abgebalgt 
werden  können. 


136  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

Upupa  cpops  L.  vSeine  Ankunft  im  Frühjahre  vc-rräth  er 
durch  seinen  bekannten  Paarungsruf.  Brutpaare  traf  ich  gerade 
nicht  allzu  häufige  im  Reviere  Allee  und  Horka;  eines  hatte  sein 
Nest  in  dem  Astlochc  eines  alten  Apfelbaumes  in  einem  Garten 
von  Krönau  angelegt  und  auch  die  Jungen  glücklich  bis  sie 
halb  flügge  waren,  grossgezogen.  Eines  Tages  waren  sie  ver- 
schwunden. Auch  den  Wiedehopf  trifft  man  häufig  auf  dem 
Herbstzuge  in   Rüben-  und  Kartoffelfeldern. 

Coracias  garrula  L.  So  selten  die  Blauracke  in  manchen 
Gegenden  ist,  so  muss  sie  für  die  Auen  der  Umgebung  von 
Olmütz  als  häufig  bezeichnet  werden.  Sehr  viele  brütende  Paare 
gab  es  im  Reviere  Horka,  insbesondere  in  dem  an  die  Wiesen 
grenzenden  Waldorte  Alt-Kladnitsch,  wo  sie  in  den  alten  Wipfel- 
dürren Eichen  genug  Bruthöhlen  fanden.  Auch  in  den  Neu- 
schlosser Auen   waren  sie  recht  häufig. 

Mcrops  apiaster  L.  Über  die  Beobachtung  des  Bienenfres- 
sers berichtete  ich  im  „Orn.  Jahrb."   1894,  Heft  3. 

Alcedo  ispida  L.  An  den  Flüssen  und  Bächen  ist  zwar 
der  Eisvogel  überall,  jedoch  nicht  zu  häufig  anzutreffen. 

Gecinus  viridis  (L.)  und 

Gecinus  canus  (Gm.)  Beide  Arten  befinden  sich  in  meiner 
Sammlung  und  gehören  mit  dem 

Dendrocopus  7najor  zu  den  gewöhnlichen  Spechtarten,  von 
denen  ich  letzteren  allerdings  verhältnismässig  zu  den  häufigsten 
rechnen  möchte. 

Dendrocopus  incdius  (L.)  Ein  einzigesmal  konnte  ich  mit 
Sicherheit  den  Mittel-Buntspecht  beobachten  und  zwar  war  es 
im  Frühjahre  1880.  Er  sass  auf  einer  in  einem  Gartenzaune 
stehenden  Kopfweide  in  Krönau.  Der  Vogel  war  offenbar  krank, 
denn  er  flog  auch  nicht  weg,  als  ich  ungefähr  5  Schritte  an 
ihm  vorübergieng  und  sogar  stehen  blieb,  um  mir  ihn  näher 
zu  besehen.  Als  ich  nach  einer  halben  .Stunde  zum  selben  Platze 
zurückkehrte,  sass  er  noch  immer  an  derselben  Stelle. 

Dendrocopus  minor  (L.)  Nur  einen  einzigen  Vogel  sah  und 
erlegte  ich  im  Sommer  1879  in  einem  grossen  Obstgarten  in 
Sobatsch  bei  Littau.  In  der  näheren  Umgebung  von  Olmütz 
habe  ich   nirgends  den  kleinen  Buntspecht  später  gesehen. 

Dryocopus  martius  (L.)  Als  seltenste  Spechtart  kommt  er 
nur  vereinzelt  in  den  zwischen  Sternberg  und  „heiligen  Berg'* 


J.  Knotek:  Beitrat.'  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  137 

und  weiter  östlich  gelegenen  Nadelholzbeständen  vor.  Von 
dort  stammt  auch   das  eine  Exemplar  meiner  Sammlung-. 

Jynx_  torquilla  L.  Häufiger  Brutvogel,  erscheint  auf  dem 
Herbstzuge  oft  zahlreich,  wo  er  auf  Feldern  und  Hecken  mit 
Dorndrehern   anzutreffen  ist. 

Cuculus  canonis  L.  In  den  Parkanlag^en,  den  um  die  Stadt 
.gelegenen  Gärten  und  Gehölzen,  wie  in  den  Auen  wird  von 
Alt  und  Jung-  der  Kuckucksruf  im  Frühjahr  bcgrüsst.  Wenigen 
Beobachtern  wird  es  vergönnt  gewesen  sein,  dem  Paarungsakt 
des  Kuckucks  zuzusehen.  Es  war  am  1.  Mai  1884.  Ich  stand 
am  Reh  Wechsel  unter  einer  Gruppe  Eichenoberständer  in  Ober- 
schall des  Horkauer  Revieres,  als  einer  von  den  in  der  Um- 
gebung sich  herumtreibenden  und  durch  seinen  Ruf  sich  be- 
merkbar machenden  Kuckucke  sich  in  den  Gipfel  einer  der 
Eichen  einschwang.  Kurze  Zeit  darauf  kam  ein  zweiter,  eigen- 
thümlich  flatternden  Fluges,  dabei  laut  rufend,  daher  geflogen 
und  bedeckte  den  ersten  sich  an  den  Ast  drückenden,  auf  einen 
Augenblick,  um  sofort  auf  die  nächste  Eiche  zu  überfliegen. 
Das  Weibchen  schüttelte  das  Gefieder,  wechselte  nach  kurzer  Zeit 
seinen  Platz  und  flog  in  derselben  Richtung  dem  mittlerweile 
abgestrichenen  Männchen  nach.  Zu  Pfingsten  1883  zählte  ich 
zu  beiden  Seiten  des  ein  paar  hundert  Schritte  langen  Eisen- 
bahndammes zwischen  der  Station  Schwarzbach  und  der  Du- 
brawa,  während  ich  dieses  Stück  passierte,  nichts  weniger  als 
7  Kuckucke,  darunter  den  einzigen  rothen  Vogel,  der  mir  in 
der  Gegend  vorgekommen  ist.  Auf  dem  Herbstzuge  ist  der 
Kuckuck  sehr  häufig,  und  da  auch  die  jungen  Kuckucke  weni- 
ger scheu  sind,  werden  sie  nur  allzu  oft  als  Sperber  verwech- 
selt und  erlegt. 

Carine  noctua  (Scop.)  Wiederholt  erhielt  ich  alte  und  auch 
junge  Steinkäuze.  Vielfach  werden  sie  zum  Vogelfange  benützt. 
In  meiner  Sammlung  befindet  sich  bloss  ein  Exemplar. 

SyrniuDi  aluco  (L.)  Auf  meinen  Reviergängen  sah  ich 
öfters  einen  Waldkauz  abstreichen,  erlegte  auch  2  Stücke  für 
meine  Sammlung.  Auch  der  Waldkauz  wird  in  Ermang-elung 
eines  Steinkauzes  zum  Vogelfange  g-ebraucht.  Ich  selbst  benützte 
einen  mit  Erfolg. 

Syrnium  uralense  (Pall.)  In  dem  sehr  kalten  Winter  1873 
—  74  brachte  einer  unserer  Arbeiter  eine  auf  dem  Wege  zwischen 


V138  J.  Knotek:  Beilrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

Horka  und  Krönau  todt  gefundene  grosse  Eule,  die  ich  damals 
allerdings  noch  niclit  kannte.  Aber  ihre  Grösse  und  besonders 
der  lange  Stoss  blieben  mir  noch  so  lebhaft  in  Erinnerung, 
dass.  als  ich  die  erste  gestopfte  Uraleule  sah,  die  Artzugehörig- 
keit  jenes  Stückes  sofort  erkannte.  Leider  wurde  dieses  seltene 
Exemplar  nicht  präpariert. 

Asw  accipitrinus  (Pall.)  Auf  dem  Herbstzuge  trifft  man 
nicht  selten  die  Sumpfohreule  auf  den  Feldern.  Verhältnis- 
mässig werden  wenige  erlegt,  denn  die  meisten  sind  sehr  scheu 
und  stehen  regelmässig  ausserhalb  Schussweite  auf.  Ich  gab 
mir  wiederholt  Mühe,  einer  dieser  Eulen  habhaft  zu  werden, 
doch  immer  vergebens.  Im  Spätherb.ste  1880  erlegte  mein  Vater 
ein  lichteres  und  ein  dunkleres  Exemplar  beim  Erdwerk  Nr.  19 
mit  einer  Doublette.  Das  lichtere  Stück,  ein  J^,  befindet  sich  in 
-meiner  Sammlung. 

Asio  otus  (L.)  Nach  meinen  Beobachtungen  ist  die  Wald- 
ohreule die  verhältnismässig  seltenste  Art.  Ein  Stück  erlegte 
ich  im  Juli  1888  in  Allee,  das  zweite  am  5.  October  1887  in 
Horka;  das  letztere  Exemplar  Hess  ich  präparieren. 

Strix  ßaiumca  L.  Eine  der  häufigsten  Eulen  ist  die  Schleier- 
eule. In  Kirchenthürmen  und  -Böden,  in  den  Festungswerken 
und  Scheunen  ist  sie  häufig"  anzutreffen.  Vielfach  wird  sie  auch 
gefangen.  So  gelangte  ein  Paar  durch  den  Dunstkamin  der  Mälzerei 
in  Nedweis  in  die  Darre,  wo  es  lebend  gefangen  wurde.  Beide 
Stücke  wurden  präpariert,  giengen  mir  aber  bald,  da  sie  schlecht 
vergiftet  waren,  durch  Mottenfrass  zugrunde.  Mein  Bruder  erlegte 
gelegentlich  einer  Rebhühnerjagd  am  Fort  Nr.  20  zwei  Schleier- 
eulen auf  einen  Schuss,  die  am  Rande  eines  Loches  sassen. 

Circus  aeruginosus  (L.)  Beim  Präparator  Zahradnicek  in 
Olmütz  sah  ich  eine  jung-e  Rohrweihe,  die  in  der  Umgebung 
geschossen  wurde.  Einen  ebenfalls  jungen  Vogel  schoss  Forst- 
adjunkt Bittmann  in  Schrein. 

Circus  cyaneus  (L.)  Auf  dem  Herb.stzuge  sah  ich  oft  ganz 
lichte  Weihen  auf  den  Feldern  Jagd  machen.  Da  es  mir  nie 
gelang,  einen  dieser  lichten  Vögel  zu  erlegen,  kann  ich  auch 
nichts  vSicheres  über  die  Artzugehörigkeit  sagen.  Die  erlegten 
Kornweihen,  die  ich  sah,  waren  durchgehends  junge  gelbe 
Vögel.  Ich  selbst  erlegte  am  8.  September  1886  im  Reviere 
Horka  eine  solche  Weihe,  als  sie  von  Krähen  verfolgt,  diesen  durch 


J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  139 

die  Eichengipfel  durchsausend,  entrinnen  wollte.  Ein  zweites 
Stück  schoss  ich  im  selben  Herbste  bei  Hinkau.  Die  bekannte 
Frechheit  der  Weihen  ist  beispiellos;  während  w^ir  in  einem 
Rübenfelde  eine  Kette  Rebhühner  beschossen  und  ein  „gestan- 
geltes"  Huhn  mühsam  weiterstrich,  war  urplötzlich  eine  Korn- 
weihe auch  schon  da.  verfolgte  das  kranke  Huhn  und  hätte  es 
gewiss  g'eschlagen,  wenn  nicht  auch  ein  gut  angebrachter 
Schuss  eines  Schützen   sie  daran   gehindert  hätte. 

Circifs  fyo-nrgus  (L.)  Noch  häufiger  als  die  Kornweihe  er- 
scheint auf  dem  Zuge  die  Wiesenweihe  mit  der  intensiv  rost- 
gelben Unterseite.  Itine  solche  junge  Weihe  erlegte  ich  Mitte 
September  in  der  Nähe  des  Neuhofes  bei  Littau. 

.;  Dass  auch  die  Steppen  weihe  auf  dem  Durchzug-e  anzu- 
treffen sein  wird,  bin  ich  vollkommen  überzeugt,  obgleich  mir 
noch  zweifellose  Belegstücke  fehlen. 

Tinnunculus  tinniinculus  (L.)  Der  Thurmfalke  ist  Brut- 
vogel. Vor  Jahren  brütete  ein  Paar  in  der  Mauer  der  Mauritius- 
kirche in  Olmütz.  Wiederholt  zog  ich  junge  Thurmfaiken  auf^ 
die  friedlich  mit  Tauben  und  Rebhühnern  in  einer  Kammer 
hausten.  Als  zweien  von  ihnen  die  Freiheit  gegeben  wurde, 
kamen  sie  sog'ar  in  ihre  alte  Behausung-  zurück  und  abermals 
ins  Freie  gesetzt,  kamen  sie  eine  Woche  lang  auf  den  Hof. 
Im  Herbste  sind  sie  eine  häufige  Erscheinung,  werden  leider 
noch  immer  wegen  ihrer  Fänge,  die  ein  vSchussgeld  eintragen, 
erlegt.   Auch  auf  den  Uhu  kommt  er  sehr  leicht. 

Falco  aesalon  Tunst.  In  meiner  Sammlung  befindet  sich 
ein  einziger  junger  Zwergfalke,  der  von  einem  Heger  im  Herbste 
1880  bei  Pinke  erlegt  wurde. 

Falco  subbutco  L.  Im  Pinker  Winkel  des  Revieres  Allee 
bei  Littau  stand  durch  mehrere  Jahre  ein  Horst.  Als  ich  Mitte 
Juli  1883  ihn  besuchte,  waren  die  Jungen  schon  ausserhalb  des 
Horstes  auf  den  Asten  der  alten  Eiche.  Mein  Begleiter  erlegte 
2  Stücke  davon  auf  einen  Schuss.  Im  Herbste  desselben  Jahres 
wurden  im  selben  Reviere  noch  mehrere  alte  und  junge  Vögel 
erlegt.  In  den  darauffolgenden  4  Jahren  erlegte  ich  regelmässig 
im  Herbste  im  Reviere  Horka  ein  bis  zwei  Lerchenfalken  von 
den  gipfeldürren  Eichenbeständen.  Auch  mein  Bruder  schoss 
in  den  letzten  Jahren  wiederholt  Baumfalken  auf  dem  Herbst- 
zuge. 


140  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 


Faico  ■peregrinus  Tunst.  Am  21.  Juli  18S4  sah  und  erleg-to 
ich  den  ersten  Wanderfalken  von  einer  Eiche  im  Revier  Allee; 
es  war  ein  jüngerer  Vog"el.  Am  4.  October  1897  kamen  gele- 
gentlich einer  Hasentreibjagd  im  Reviere  Horka  2  sich  jagende 
Wanderfalken  über  meinen  Stand  gestrichen,  von  denen  ich 
einen  flüggelte.  Den  10.  October  d.  J.  schoss  ich  einen  weiteren 
jungen  Vogel  am  Waldrande  von  Horka,  als  er  von  einer 
Schar  Krähen  und  Dohlen  verfolgt  wurde. 

Aquila  maculata*)  (Gm.)  Einen  Schreiadler  erlegte  der  jetzige 
Forstwart  Pospischil  an  der  March  im  Waldorte  Alt-Kladnitsch 
(Revier  Horka).  Dieses  Exemplar  dürfte  sich  in  einer  der  Ol- 
mützer  Schulen  befinden. 

Pandio7i  halia'etus  (L.)  Ein  schöner  Fischadler  wurde  in 
den  70er  Jahren  im  Revier  Horka  erlegt  und  steht  vielleicht 
heute  noch  in  einer  verzweifelten  Stellung  präpariert  auf  dem 
Ofen  im  Forsthaus  Horka. 

Archibuteo  lagopus  (Brunn.)  Der  unter  dem  Namen  „vSchnee- 
geier"  bekannte  Rauhfuss  gehört  im  Winter  zu  den  häufigen 
Erscheinungen;  regelmässig-  werden  einige  Stücke,  zumeist  aus 
der  Uhuhütte  erlegt.  Ende  Februar  und  Anfang  März  ist  der 
Zug  der  Bussarde  in  manchen  Jahren  ein  grossartiger;  einzeln, 
zu  zweien  oder  in  kleinen  Gesellschaften  kommen  sie  an  und 
befindet  sich  in  der  Richtung,  die  sie  eingeschlagen,  eine  Uhu- 
hütte, so  ist  es  ein  leichtes,  mehrere  dieser  wenig  scheuen 
Vögel  zu  erlegen.  Von  einem  kolossalen  Zuge  erzählte  mir 
wiederholt  Revierförster  Schreiber,  den  er  in  den  4:0er  Jahren 
bei  Wisternitz  mitgemacht.  An  einem  Vormittage  erlegte  er 
nicht  weniger  als  21  Stücke,  wobei  er  einmal  die  Uhuhütte 
wechselte.  Immer  wieder  kamen  sie  von  den  Feldern,  wo  auf 
jeden  Düngerhaufen  und  erhöhtem  Punkte  ein  oder  zwei  sassen, 
und  stiessen  auf  den  in  heller  Verzweiflung  an  dem  Boden 
angedrückten  Uhu.  Der  kürzlich  verstorbene  erzh.  Oberförster 
Max  Schreiber  erlegte  anfangs  der  70er  Jahre  7  Stück  an  einem 
Morgen.  Ich  selbst  sah  einmal  von  Früh  bis  Mittag  einen 
continuierlichen  Zug;  es  müssen  an  dem  Tage  mehrere  Hunderte 
das  Horkaer  Feldrevier  passiert  haben.  Unter  allen  Raubvögeln 
ist  er  der  häufig'ste,  den  man  bei  den  Jagdliebhabern  in  allen 
möglichen  Farbenabstufungen  ausgestopft  findet. 

*)  Unter  dieser  Bezeichnung  wird  der  Schelladlcr  verstanden.  D.  Herau.sg. 


J    Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  141 


Biiteo  hufeo  (L)  Der  Mäusebussard  erscheint  in  viel  gerin- 
gerer Zahl;  (Tst  im  Herbste  und  Winter  sieht  man  ihn  häufiger. 

Pcrnis  apivonis  (L)  In  der  Dubrava  (Reviere  des  Forst- 
amtes Neuschloss  bei  Littau)  ist  er  Brutvogel.  Im  Jahre  1883 
stand  im  Reviere  Neumühl  ein  Horst,  ebenso  im  Reviere  Allee, 
wo  im  vSommer  zwei  Junge  davon  erlegt  wurden,  wovon  eines 
in  meiner  Sammlung  sich  befindet.  Im  Juni  1882  erhielt  ich 
ein  schönes  altes  Pärchen  aus  demselben  Reviere.  Doch  alle 
Bemühungen  in  den  späteren  Jahren,  ein  Gelege  für  meinen 
Freund  Reiser  zu  erhalten,  waren  vergebens.  Die  späte  Brutzeit 
erschwert  die  Auffindung  der  Horste.  Am  16,  August  1886 
erlegte  ich  in  Horka  einen  alten  Wespenbussard.  Im  Mai  1893 
schoss  in  dem  benachbarten  Reviere  Forstadjunct  Bittmann 
ebenfalls  einen  alten   Vogel,  den  er  ausgestopft  aufbewahrt. 

Accipitcs  iiisiis  (L)  Infolge  der  Verfolgung  kommen  nur 
wenige  Paare  dazu,  ihre  Brut  aufzuziehen.  Ich  weiss  mich  nur 
auf  einen  Horst  zu  erinnern,  der  auf  einer  Lärche  bei  Neuschloss 
stand.  Das  Weibchen  wurde  auf  dem  Horste  erlegt  und  das 
Gelege  dabei  zertrümmert.  Mit  dem  Herbstzuge  kommen  auch 
die  Sperber  und  machen  die  Gegend  unsicher;  öfters  kann  man 
einen  oder  den  andern  auch  über  die  Stadt  streichen  sehen. 
Von  den  4  vSperbern  meiner  Sammlung  wurden  3  auf  merk- 
würdige Art  erbeutet :  Ein  altes  9  stiess  auf  Spatzen,  die  auf 
dem  Kranze  des  Dunstkamincs  der  Krönauer  Malzfabrik  sich 
im  Winter  wärmten.  Einer  muss  sich  durch  den  Kamin  ge- 
flüchtet haben,  wurde  vom  Sperber  verfolgt  und  beide  gelang- 
ten in  die  Darre.  Der  diensthabende  Mälzer  fand  den  Spatzen 
in  der  einen,  den  Sperber  in  der  anderen  Ecke  todt  liegen.  Ein 
altes  5  stiess  auf  dem  „Heiligen  Berge"  auf  einen  mit  Leim- 
spindeln umgebenen  Lockvogel  und  verklebte  sich  derart,  dass 
es  gefangen  wurde.  Der  dritte,  ein  altes  Ö,  stiess  im  Bräu- 
hausgarten der  Neugasse  angesichts  einer  Gesellschaft  auf  einen 
auf  einem  Baumstumpf  sitzenden  Spatzen,  verfehlte  ihn  und 
drückte  sich  durch  den  Stoss  auf  dem  Baumstumpfe  das  Brust- 
bein ein. 

Astur  palumbarius  (L)  Zum  Glücke  für  den  Niederwild- 
stand ist  der  Habicht  eine  Seltenheit.  Mehr  als  3  Stück  habe 
ich  im  Laufe  der  vielen  Jahre  sicher  nicht  gesehen;  er  fehlt 
auch  meiner  Sammlung.  Im  Reviere  Allee  wurden  2  junge 
Habichte  aus  der  Uhuhütte  erlegt 


142  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umfjebung  von  Olmütz. 


Gyps  fulvus  (Gm).  Vor  ca.  40  Jahren  s^ih  Revierförster 
wSchreiber  in  Horka,  dem  ich  die  Mittheilung  verdanke,  vom 
Damme  an  der  Rovna  aus,  einen  mächigen  Vog-el  mit  einer 
grossen  Halskrause  auf  den  Feldern  des  „Xcuteiches-'  sitzen. 
Vergebens  liess  er  sich  ihn  vom  Heger  zutreiben,  (k-r  X'ogel 
stieg  in  die  Hr)he  und  zog  in  der  Richtung  gegen  Nakl.  Die 
Beschreibung  des  Vogels  passt  nur  auf  den    \A''eisskopf. 

Tctrao  tetrix  L.  Als  Standwild  ist  das  Birkhuhn  nirgends 
anzutreffen  ;  sogar  das  Verstreichen  in  die  Ebene  aus  dem  Alt- 
vatergebirge ist  eine  grosse  Seltenheit.  Einen  solchen  verstri- 
chenen Hahn  trat  Anfang  der  siebziger  Jahre  Revierförster 
Schreiber  im  Horkaer  Reviere  in  der  Nähe  der  Baumschule  bei 
Dalibof  auf.  Einige  Tage  später  wurde  offenbar  derselbe  Hahn 
vom  Heger  in  dem  Waldtheile  Neu-Kladnitsch  gesehen.  Nach 
der  Eröffnung  der  Jagd  ereilte  ihn  sein  Schicksal  in  den  Erlen- 
busch-Parzellen der  Pfikaser  Gemeindejagd,  dort  wo  dieses  an 
das  Hinkauer  und  Öhlhüttner  Jagdgebiet  anstösst.  Ein  bäuer- 
licher Schütze  war  der  glückliche  Erleger,  der  im  Triumph  den 
unbekannten  Vogel  ins  Gemeindewnrtshaus  brachte,  wo  er  seiner 
Sichelfedern  zuerst  beraubt,  dann  auf  dem  Olmützer  Markte 
versilbert  wurde. 

Im  vSommer  1888  wurde  aus  dem  Reviere  Häusel  (an  der 
Bahnstrecke  Littau-Müglitz)  ins  E'orstamt  Neuschloss  eine  „Fa- 
sanhenne" eingeliefert,  die  sich  bei  genauer  Prüfung  als  ,.Birk- 
henne"  herausstellte.  Weitere  Vorkommnisse  vom  Birkwild 
sind  mir  unbekannt. 

Tctrao  boiiasia  L.  Nicht  einmal  in  den  Nadelholzbeständen 
nördhch  und  nordöstlich  vom  Heiligen  Berg  ist  heute  das 
Haselhuhn  anzutreffen.  Wenn  auch  nicht  zahlreich,  kommt  es 
erst  auf  der  F'^ürst  Liechtenstein'schen  Herrschaft  Plumcnau  vor, 
wo  in  dem  Revier  Prostiowiöek  mein  Freund  Glatz  jedes  Jahr 
einige  Ketten  angetroffen  und  auch  junge  Haselhühner  erlegt  hat. 

Perdix  perdix  (L.)  Die  günstige  Lage  und  die  zumeist 
gepflegten  Jagdterritorien  weisen  einen  sehr  guten  Rebhühner- 
stand auf.  Revierförster  Schreiber  in  Horka  hatte  einen  aus- 
gestopften isabellfarbigen  Hahn,  der  vor  mehreren  Decennien 
erlegt  wurde. 

Cütuniix  cotiiriiix  (L.)  Bekanntlich  sagen  nicht  alle  Loca- 
litäten  der  Wachtel  zu  und  so  ist  sie  auch   nicht  überall  gleich 


J.  Knote k:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  143 

zahlreich  anzutreffen.  Im  ganzen  ist  die  Zahl  der  Brutpaare 
nicht  gross ;  viele  56  werden  im  Frühjahr  in  vSteckgarnen  ab- 
gefangen, und  während  der  Rebhühnerjagden  habe  ich  oft 
während  eines  ganzen  Tages  nicht  eine  angetroffen.  21  Stücke 
waren  einmal  die  grösste  Zahl,  die  ich  in  einer  Saison  (1884) 
erlegen  konnte.  Meiner  Ansicht  nach  gibt  es  von  Jahr  zu  Jahr 
immer  weniger  Wachteln. 

Phasianus  colchicus  L.  Der  Fasan  wird  fast  überall  in  den 
Aurevieren  in  wilden  Fasanerien  gehalten,  von  wo  er  sich  weit 
in  die  Felder  verläuft  und  verfliegt.  Grossen  Schaden  richten 
die  Hochwässer  an,  besonders  wenn  nach  stattgefundenen  Wolken- 
brüchen die  March  und  die  kleineren  Zuflüsse  gerade  zur  Brut- 
zeit den  grössten  Theil  der  Auen  überschwemmen.  „Schecken" 
kommen  öfters  vor,  werden  aber  gewöhnlich  abgeschossen,  da 
sie  auch  mehr  dem  Raubwilde  ausgesetzt  sind. 

Syrrhaptes  paradoxus  (Fall.)  Über  sein  Vorkommen  habe  ich 
im   „Orn,  Jahrb."    1894,  Heft  3,  berichtet. 

Turtiir  furtur  (L)  In  den  Auen  und  Gebüschen  der  March- 
ufer  ist  die  Turteltaube  Brutvogel. 

Columba  palutnbus  L.  In  den  Nadelholzbeständen  um  den 
„Heiligen  Berg"  brütet  sie,  jedoch  nicht  allzu  zahlreich.  Im 
Revier  Allee  brütete  in  einer  kleinen,  mitten  im  Laubwald 
stehenden  Fichtengruppe  regelmässig  ein  Paar.  Im  Frühjahr 
halten  sich  die  Ringeltauben  in  der  Regel  eine  Zeit  lang  hier 
auf,  bevor  sie  ihre  Brutplätze  beziehen.  Nur  wenige  Paare 
bleiben  zurück.  Dafür  erscheinen  sie  im  Herbste  in  g-rossen 
Schwärmen  und  treiben  sich  längere  Zeit  auf  den  alten  Eichen 
herum.  Eine  interessante  Ringeltaube  wurde  im  Jahre  1882 
in  Ziadlovitz  bei  Loschitz  erlegt.  Sie  hatte  einen  doppelten 
Stoss  in  der  Weise,  dass  unterhalb  der  Unterschwanzdecken 
sich  ein  zweiter  normal  langer  Stoss  befand.  Das  seltene  Stück 
wurde  von  Oberlehrer  St.  Chytil  in  Loschitz  einem  Präparator 
übergeben,  dem  diese  doppelte  Anordnung  des  Stosses  nicht 
passen  mochte,  und  als  der  Tauber  präpariert  zurückkam,  hatte 
er  nur  einen,  aber  desto  reicheren  Stoss.  Der  untere  war  einfach 
neben  den  oberen  angenäht  worden. 

Columba  ocnas  L.  Mit  dem  langsamen  Verschwinden  der 
alten,  an  Höhlen  reichen  Eichenoberständer  wird  auch  die  Zahl 
der  Brutpaare  immer    kleiner.    Im    Herbste    erscheinen    jedoch 


144  J.  Knote k:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

grössere  Scharen,  oft  in  Gemeinschaft  mit  Ringeltauben  und 
verbleiben,  je  nach  einem  guten  oder  schlechten  Eich^'lmast- 
jahr  längere  oder  kürzere  Zeit. 

Ardea  cinerea  L.  Im  Sommer  sieht  man  öfters  an  der 
March  einen  oder  mehrere  graue  Reiher,  auch  traf  ich  im 
Revier  Horka  öfters  Reiher  auf  alten  Eichen  aufgebäumt.  Ich 
glaube  aber  nicht,  dass  irgendwo  in  der  Umgebung  von  Olmütz 
ein  Horst  sich  befindet.  Ab  und  zu  besuchen  Fischreiher  auch 
den  Sekernik-Teich  bei  Krönaü. 

Nycticorax  nycticorax  (L.)  Im  September  1884  traf  ich  am 
Mühlarm  im  Revier  Horka  einen  Nachtreiher,  den  ich  leider 
fehlte. 

Ardetta  minuta  (L.)  In  dem  Röhricht  der  Materialgräben 
längs  der  Bahn  von  Czernowier  bis  in  die  Dubrava  ist  der 
Zwergreiher  keine  Seltenheit,  wo  auch  regelmässig  mehrere 
Paare  brüten.  Ich  hatte  öfters  Gelegenheit,  bei  Schwarzbach 
welche  zu  sehen.     Mein  Exemplar  stammt  von  Czernowier. 

Botaurus  stellar is  (L.)  Während  einer  Rebhühnerjagd  bei 
Schwarzbach  strich  eine  Rohrdommel  gegen  das  Rohrdickicht 
der  Bahngräben,  leider  ausser  wirksamer  Schussdistanz. 

Ciconia  ciconia  (L)  Auf  dem  Frühjahrszuge  sieht  man  in 
kleineren  und  grösseren  Trupps  vStörche  kreisen  ;  sie  halten 
seltener  Rast  auf  den  nassen  Wiesen  oder  auf  den  alten  Eichen 
als  im  Herbst,  zu  welcher  Jahreszeit  viele  Hunderte  ermattet 
auf  allen  höheren  Bäumen  in  den  Auen  zu  kurzer  Nachtrast 
aufbäumen.  Mit  einbrechender  Dunkelheit  beschossen,  streichen 
sie  von  Baum  zu  Baum,  so  dass  es  ein  leichtes  ist,  mehrere 
zu  erlegen.  Einen  kolossalen  Zug  erlebte  ich  im  September 
1883  bei  Neuschloss.  In  der  ganzen  Dubrava  war  keine  alte 
Eiche,  auf  der  nicht  bis  zu  20  und  30  Störche  aufgebäumt 
waren.  Ihre  Zahl  nur  annähernd  zu  schätzen,  ist  unmöglich ; 
wo  man  hinsah,  sassen  Störche  und  von  den  Eichen  tiefer 
im  Bestände  hörte  man  ein  beständiges  Klappern.  Sie  waren 
so  ermüdet,  dass  sie  nicht  früher  wegstrichen,  bis  man  ganz 
unter  sie  kam.  Als  ich  2  Stück  herabgeschossen  hatte,  blieben 
noch  einige  trotz  der  Schüsse  ruhig  sitzen,  schauten  mich  an 
und  klapperten  nur. 

Mit  dem  Storche  und  seinem  Zuge  ist  der  Name  eines  in 
der  Gegend  allbekannten  Mannes  so  enge  •  verknüpft,    dass  ich 


J.  Knötek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  145 


nicht  unterlassen  kann,  seiner  Erwähnung  zu  thun.  Es  ist  dies 
der  seit  mehreren  Jahren  in  die  besseren  Jagdgründe  hinüber- 
gewechselte „locale  Forstadjunct"  Dostal  in  Hinkau.  Seine  Popu- 
larität verdankte  er  seiner  Kunst  als  Doctor  Eisenbart  und 
die  heilsame  Wirkung  seiner  Methode  schrieb  er  einem  einzigen 
mysteriösen  Mittel  zu,  benamset :  „Storchenfett."  Wenn  die 
Zugzeit  heranrückte,  hatte  er  überall  an  den  bekannten,  als 
Rastplatz  gerne  vom  Storch  aufgesuchten  Waldtheilen  Wachen 
ausgestellt.  Er  selbst  —  schon  ein  hoher  Sechziger  —  hatte 
keine  Rast  und  Ruh,  es  trieb  ihn  zu  den  alten  gipfeldürren 
Eichen,  unter  denen  er  die  ganzen  Nächte  zubrachte.  Mit 
Kennerblick  wurden  dann  die  selbst  geschossenen  oder  ihm 
eingelieferten  Störche  auf  ihre  Güte  geprüft  und  im  voraus 
die  Menge  Salbentiegel  erwogen,  die  ihm  die  Beute  einbrachte. 
Man  muss  nur  zugesehen  haben,  mit  welcher  Pedanterie  jedes 
Stückchen  „Fett"  abgelöst  wurde,  mit  welcher  Pünktlichkeit 
jeder  Röhrenknochen  aufgeschlagen  und  ausgekratzt,  sogar  die 
einzelnen  Fettheile  peinlichst  sortiert  wurden.  Auf  meine  Frage, 
warum  dies  nöthig,  wurde  mir  die  weise  Lehre  zutheil:  „Jeder 
Glied  vom  Storchen  heilt  dasselbe  Glied  beim  Menschen." 

Ciconia  nigra  (L.)  Der  schwarze  Storch  gehört  entschieden 
zu  den  grössten  Seltenheiten  und  berührt  die  Gegend  nur  auf  dem 
Zuge.  So  schoss  Revierförster  Schreiber  im  Revier  Horka  auf 
der  Wiesen-Enclav  e  Dalibof  im  Frühjahr  vor  vielen  Jahren  ein 
altes  Paar.  Im  August  18S4  stand  mir  ein  junger  Vogel  auf 
kurze  Distanz  aus  dem  Kobilnikbach  bei  Hinkau  auf;  leider 
war  ich  mit  der  Grenzaufnahme  beschäftigt  und  hatte  das 
Gewehr  nicht  bei  der  Hand.  Denselben  Vogel  sah  schon  einige 
Tage  früher  Revierförster  .Schreiber,  als  er  an  derselben  Stelle 
vorbeifuhr.  Der  Bach  schien  ihm  sehr  zu  behagen,  denn  ich 
traf  ihn  später  nochmals  an  dem  Bache  an,  diesmal  stand  er 
früh  auf,  zeichnete  auf  den  abgegebenen  Schuss  gut,  strich 
gegen  den  nahe  gelegenen  Schlag,  wo  er  leider  später  verwest 
aufgefunden  wurde.  Im  Herbste  1896  erhielt  Präp.  Za.hradnicek 
von  Littau  einen  schwarzen  Storch  zum  Conservieren. 

Fulica  atra  L.  Ob  das  Blässhuhn  in  den  stehenden  mit 
Rohr  und  Schilf  bewachsenen  Wässern  der  Marchwiesen  und 
den  Bahngräben  brütet,  kann  ich  nicht  bestimmt  behaupten. 
Auf  dem  Zuge  berührt  es  diese  Stelle  gewiss    und    wird    auch 


146  J.  Knotek:  Beitrat  zur  Ornis  der  Um^jebung  von  Olmütz. 

erlegt,  wie  dies  dann  und  wann  einzelne  Stücke  am  Wildpret- 
markt  beweisen.  Auch  auf  den  in  der  Nähe  der  Ortschaften 
gelegenen  Gemeindeteichen  erscheint  ab  und  zu  ein  Blässhuhn, 
so  am  Krönauer  Teiche  bei  den  Ziegelgruben.  Alein  Exemplar 
stammt  aus  Horka. 

Gallinula  chloropus  (L.)  In  den  früher  erwähnten  Ortlich- 
keiten  brütet  das  grünfüssige  Teichhuhn  in  ziemlicher  Anzahl  ; 
ich  sah  es  bei  Hätscheln,  Laska,  Chomotau  und  Horka.  In  den 
mit  Rohr  bewachsenen  Materialg-räben  bei  Schwarzbach  sah  ich 
öfters  gut  gedeckt  dem  Treiben  ganzer  Familien  zu,  erlegte 
auch  da  mehrere  Stücke. 

Oriygoinr/ra  porzana  {\^,)  Auf  den  sumpfigen  Wiesen,  in  den 
versumpften  Weidengebüschen  ist  es  auf  dem  Zuge  reclit  häufig. 
Am  24.  August  1S87  erlegte  ich  gelegentlich  der  Rebhühner- 
jagd  bei  Horka  ein   Stück,  das    aus  einem  Kleeacker  aufstand. 

Ortygonietra  parva  (Scop.)  Über  das  kleine  Sumpfhuhn 
äusserte  ich  mich  im  „Orn.  Jahrb."   1894,  Heft  8. 

Crcx  ci'ex  (L).  Die  ausgedehnten  sumpfigen  Wiesen  der 
Olmützer  Umgebung  und  auch  die  tiefer  gelegenen  feuchten 
Felder  sagen  so  recht  dem  Wachtelkönig  zu.  Überall  in  solchen 
Localitäten  kann  man  im  Frühjahr  den  knarrenden  Ruf  hören. 
Wiederholt  brachte  man  mir  Dunenjunge,  die  von  den  Wiesen- 
mähern erbeutet  wurden.  Jede  Mühe,  diese  kleinen  schwarzen 
Dinger  aufzuziehen,  ist  umsonst.  Ich  war  beim  Mähen  eines 
Kleeackers  zugegen,  wie  ein  Nest  mit  im  Ausschlüpfen  begrif- 
fenen Jungen  ausgehauen  und  die  Alte  gefangen  wurde.  Sie 
befand  sich  derart  in  der  Mauser,  dass  der  ganze  Körper  mit 
hervorbrechenden  Kielen  bedeckt  war.  Sie  wurde  in  P>eiheit 
gesetzt,  verliess  aber  ihr  Gelege.  Im  Herbste  kommen  sie  zahl- 
reich auf  dem  Zuge  vor. 

Rallus  aquaticus  L.  Im  April  1887  erhielt  ich  eine  schöne, 
am  Telegraphendrahte  erschlagene  Wasserralle;  im  Herbste 
1886  sah  ich  im  W^eidengebüsch  am  Ufer  eines  Tümpels  bei 
Horka  ein  Stück  verschwinden,  als  ich  gerade  im  Begriffe  war, 
eine  soeben  geschossene  Moorente  herauszuholen. 

Grus  grus  (L.)  Auf  dem  Zuge  begriffene  Kraniche  sieht  man 
öfters  in  grosser  Höhe  durchziehen ;  ich  selber  hatte  nie  Gelegen- 
heit, sie  irgendwo  Rast  haltend,  zu  beobachten. 

Obwohl  von  Vielen    für    unglaublich    gehalten    und    auch 


J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  OlmQtz.  147 


öfters  angezweifelt,  ist  der  vom  Revierförster  Schreiber  ver- 
bürgte Fall,  wonach  derselbe  einen  Kranich  von  einem  dürren 
Aste  einer  Eiche  beim  alten  Kladnitsch-Steg  herabschoss. 
Die  seltene  Reute  (mit  einem  einzigen  0-Schrott  durch  den 
Hals  getroffen)  wurde  Herrn  Baron  Buhl  in  Olmütz  übergeben 
und  präpariert. 

Scolopax  rusficii-la  L.  Leider  sind  in  den  Auen  die  Wald- 
schnepfen auf  dem  Frühjahrszuge  schon  recht  selten,  und  Jahre, 
wo  Revierförster  Schreiber  an  einem  Tage  13  Stück  beim 
Buschieren  bei  der  Baumsclude  erlegen  konnte,  kehren  nicht 
wieder.  Vor  15  Jahren  war  in  der  Dubrav^a  der  Schnepfen- 
strich noch  ein  guter  zu  nennen,  was  wohl  hauptsächlich  darin 
seinen  Grund  hatte,  weil  eine  grosse  Anzahl  von  Schnepfen  in 
den  Revieren  gebrütet  hatte.  Insbesondere  waren  es  die 
Dickungen  des  Waldortes  „Leger"  im  Revier  Allee,  wo  wie- 
derholt im  .Sommer  alte  Schnepfen  aufgetreten  und  eine  junge 
gefangen  wurde.  Im  Juni  und  Juli  konnte  man  noch  lustig- 
balzende Männchen  beim  Forsthaus  vorbeistreichen  sehen  oder 
hören.  Der  Herbstzug  geht  geräuschlos  vor  sich,  und  es  sind 
doch  nur  einzelne  Schnepfen,  die  man  von  Mitte  October  an 
aufstösst.  Ein  früher  sehr  günstiger  Ort  war  der  schon  seit  vie- 
len Jahren  abgetriebene  Pfiles  bei  Hinkau.  Nach  meinen  Auf- 
zeichnungen war  der  Herbst  in  den  Jahren  1884  und  1886  ein 
besonders  günstiger  für  den  Schnepfenzug  im  Reviere  Horka  ; 
wenigstens  habe  ich  da  verhältnismässig  mehr  Langschnäbler 
angetroffen. 

Gallinago  gallinago  (L.)  Trotz  der  günstigen  Lagen  traf 
ich  doch  nicht  allzuviele  Bekassinen  an ;  zumeist  waren  es 
Durchzügler,  die  ich  sogar  in  ganz  gewöhnlichen  Örtlichkeiten 
fand,  so  z.  B.  in  ganz  trockenen  Wiesen  und  Kleefeldern. 
Verhältnismässig  am  meisten  werden  sie  bei  Hreptschein  und 
Czernowir  angetroffen.  Dass  auch  einzelne  überwintern,  fand 
ich  dadurch  bestätigt,  dass  ich  selbst  bei  einer  Treibjagd  am 
24.  December  1884  in  der  Czervinka  (Revier  Allee)  an  einem 
Graben  eine  Bekassine  antraf.  Im  Herbst  sind  Bekassinen 
ständige  Gäste  am  Sekernik-Teiche. 

Gallinago  gaUinula  (L.)  Am  18.  September  1883  erlegte 
ich  auf  den  sumpfigen  Wiesen  bei  Littau  eine  kleine  Sumpf- 
schnepfe   von  drei  Stück,  die  fast  gleichzeitig    aufstanden  ;    es 


148  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 


ist  dies  meine  einzige  Beobachtung  dieser  Art.  Herrn  Zahrad- 
nicek,  von  dem  ich  zwei  Stück  präpariert  erhielt,  werden  jedes 
Jahr  welche  zum  Ausstopfen  gebracht.  Meine  Brüder  erlegten 
in  den  letzten  Jahren  wiederholt  kleine  Surapfschnepfen  am 
Sekernikteich. 

Gallinago  major  (L.)  Die  Doppelschnepfe  habe  ich  selbst 
nie  beobachtet,  erhielt  jedoch  von  Herrn  Zahradniöek  ein  Stück 
aus  der  Gegend  von  Czernovier.  Sie  scheint  selten  zu  sein  oder 
wird  vielfach  mit  der  Bekassine  verwechselt.  Im  Herbst  hS95 
erlegte  Bruder  Hugo  eine  Doppelschnepfe    am    Sekernikteiche. 

Numenius  arcuatus  (L.)  Den  charakteristischen  Pfiif  der 
Brachschnepfe  konnte  ich  öfters  hören,  jedoch  nur  ein  einzigesmal 
sah  und  beschoss  ich  vergeblich  grosse  Brachvögel  Ende  März 
1880  auf  den  mit  Wasserlachen  bedeckten  Marchwiesen  bei 
Hrebtschein.  An  diesem  Tage  war  überhaupt  ein  reges  Vogel- 
leben auf  diesen  Wiesen.  Verschiedene  Enten,  Strandläufer, 
Kiebitze,  Brachvögel  waren  überall  zu  sehen.  Ich  kann  mich 
noch  lebhaft  dieses  Tages  erinnern  und  wie  heute  sehe  ich  die 
besonders  begehrenswerten  Brachschnepfen  vor  mir.  Ganz  be- 
sonders sind  mir  noch  ihre  bedeutenden  Grössenunterschiede 
erinnerlich,  so  dass  es  nicht  unwahrscheinlich  sein  dürfte,  dass 
auch  N.  phaeopiis  darunter  gewesen  sei.  Mein  Bruder  sah 
Brachschnepfen  auch  am  Sekernikteiche,  wo  auch  von  den 
bäuerlichen   Schützen  welche  erlegt  wurden. 

Actitis  hypoleucus  (L).  Im  Sommer  ist  er  an  der  March 
eine  häufige  Erscheinung.  Wiederholt  habe  ich  Flussuferläufer 
erlegt,  vergebens  habe  ich  jedoch  in  Gegenden,  wo  er  mit 
Bestimmtheit  brütet,   nach  ihren   Nestern  gesucht. 

Jotaniis  pugnax  (L.)  Über  die  Beobachtung  und  Erlegung 
von  Kampfschnepfen  bei  Krönau  habe  ich  in  diesem  Journal, 
1894,  3.  Heft  berichtet.  Nach  den  Mittheilungen  meiner  Brüder 
wurden  schon  wiederholt  Kampfschnepfen  an  demselben  Teiche 
im  Frühjahre  und  Herbste  gesehen  und  von  den  Bauernjägern 
erlegt. 

Totanus  calidris  [L)  Meine  einzige  Beobachtung  beschränkt 
sich  auf  das  eine  Exemplar,  das  ich  am  29.  August  1893  am 
Sekernikteiche  sah. 

Totanus  fuscus  (L.)  Die  Beobachtung  und  Erlegung  von 
diesem  Wasserläufer  habe  ich  in  diesem  Journal,  1895,  Heft  2, 
veröffentlicht. 


J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  149 

Totarius  littoreus  (L.)  Der  helle  Wasserläufer  erscheint 
alljährlich  in  der  Umgebung  ;  ganz  besonders  behagen  ihm  die 
ausgedehnten  Sandbänke  der  March  südlich  von  Olmütz,  von 
wo  auch  mein  Exemplar  stammt.  Ausserdem  sah  ich  ihn  im 
Frühjahr  auf  den  überschwemmten  Wiesen  bei  Hrebtschein, 
am  Sekernikteich  und  einmal  im  Herbste  3  Stück  an  den 
Lachen  des  Krönauer  Ziegelschlages. 

Totanus  ochropus  (L.  ■  An  den  Ufern  der  grossen  March 
im  Revier  Horka  ist  er  den  ganzen  Sommer  anzutreffen  ;  am 
häufigsten  traf  ich  ihn  an  den  von  Weidengebüsch  umwach- 
senen todten  xArmen  und  auf  kleinen  Tümpeln  mitten  im  Be- 
stand. Ich  wage  die  Behauptung  auszusprechen,  dass  er  gerade 
hier  sogar  brüten  dürfte.  Einzelne  „Schwarzflügel",  w^e  er  hier 
genannt  wird,  überwintern,  wie  ich  selbst  gesehen  habe. 

Totanus  glarcoln  (L.)  Das  eine  Exemplar  meiner  Sammlung 
erhielt  ich  von   Herrn  Zahradnicek. 

Tringa  minufa  Leisl.  Vgl.  „Orn.  Jahrb.",  1894,  Heft  3. 
Noch  spät  im  October  desselben  Jahres  erlegte  mein  Bruder 
Fritz  das  letzte  Stück. 

Tringa  alpina  L.  Den  ersten  Alpenstrandläufer  erlegte  ich 
am  10.  October  1880  beim  Ziegelschlage  in  Krönau.  Einen 
weiteren  Vogel  erhielt  ich  vom  Herrn  Zahradnicek  ;  Ende  August 
und  Anfang  September  1893  waren  sie  am  Sekernikteiche 
erschienen.  (Vgl.  d.  Journ.,  189-J-,  Heft  .'!)  und  noch  Anfang 
October  erlegte  Bruder  Fritz  dort  einen. 

Phalaropus  hyperborcus  (L.)  Die  Erlegung  und  Beobachtung 
findet  sich  in  den  vorcitierten  Heft  3,  Jhg.  1894  des  „Orn. 
Jahrb."  Der  nach  Sarajewo  mitgenommene  Balg  wurde  von  der 
kunstfertigen  Hand  Präp.  Zelebors  naturgetreu  präpariert  und 
meiner  Auswahl-Collection  mähr.   Seltenheiten  einverleibt. 

Oedicnemus  oedicnctnus  (L.)  Im  Frühjahr  und  Herbst  er- 
scheint er  einzeln  auf  dem  Durchzuge  auf  den  Brachen.  Obwohl 
ich  ihn  öfters  sah,  wollte  es  mir  nie  gelingen,  einen  Triel  selbst 
zu  erlegen.  Erlegte  und  präparierte  Vögel  hatte  ich  öfters 
Gelegenheit,  bei  Jagdliebhabern  zu   sehen. 

J^ancllus  vanellus  (L)  Der  Kiebitz  ist  oft  das  belebende 
Element  auf  den  weiten  Feldercomplexen  zur  Frühjahrszeit, 
insbesondere  aber  im  Herbste,  wo  oft  riesige  Scharen  sich 
herumtreiben.     Die  feuchten    Wiesen    längs    der    March    sagen 


150  J.  Knotek;  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

ihm  sehr  zu,  und  viele  Paare  brüteten  darin.  Wiederholt  zogen 
wir  als  Knaben  auf  die  Nestersuche  auf  die;  Hrebtscheiner 
Wiese;  auch  junge  Kiebitze  haben  meine  Kameraden  dort 
gefangen. 

Aegialitis  curonicus  (Gm.)  Auf  den  Schotterbänken  der 
March  ist  er  Brutvogel.  An  der  Veistritz,  die  im  Sommer  fast 
wasserlos  ist,  habe  ich  ihn  besonders  häufig  getroffen  und  bei 
Bleich  einen  jungen  Vogel  gefangen.  Auf  dem  Herbstzuge 
erscheint  er  an   den   flachufrigen   Teichen   häufig. 

Aegialitis  hiaticula  (L).  Am  8.  September  1893  erlegte  ich 
einen  jungen  Vogel  am  vSekernikteich  bei  Krönau.  Weder  früher, 
noch  später  sah  ich  die   Art  wieder. 

Eudroinias  morinellus  (L.)  Die  Erlegung  von  Mornellregen- 
pfeifern  bei  Krönau  veröffentlichte  ich  im  3.  Heft,  Jahrg.  1894 
d.   „Orn.   Jahrb." 

Cliaradnus  pluvialis  L.  Einen  kleinen  Elug  Goldregen- 
pfeifer sah  ich  im  P>ühjahr  1880  auf  den  Wasserlachen  der 
Marchwiesen.  Ein  präpariertes  Exemplar  habe  ich  bei  Herrn 
Zahradnicek  g-esehen  und  ein  weiteres  Stück  erw^arb  Bruder 
Fritz  1896  von  einem  Präparator  in  Mähr. -Neustadt,  das  im 
Frühjahre  in   der  Nähe  der  Stadt  erlegt  worden  war. 

Cygniis  cxgnus  (L.)  Seit  dem  8.  December  1861,  an  welchem 
Tilge  ein  Schwan  an  der  March  erlegt  wurde,  wie  Prof.  Jeitteles 
im  zoologischen  Garten,  1865,  pag.  275  berichtet,  ist  meines 
Wissens  kein   Schwan   bei  Olmütz  mehr  gesehen  worden. 

Im  vorigen  Jahrhundert,  als  die  riesig'en  Kirweiner  Teiche 
noch  existierten,  sölkn  ungeheure  Mengen  von  Wa.sserg'e- 
flüg-el,  insbesondere  Enten  und  Gänse  dort  gebrütet  haben, 
so  dass  die  Bevölkerung-  von  Kirwein  im  Frühjahre  vornehmlich 
von  den  Eiern  lebte.  Herr.i  Revierförster  Schreiber  wurde  von 
einem  alten  Insassen  viel  von  diesem  Vogelreichthum  erzählt 
und  auch  auf  das  bestimmteste  versichert,  dass  auf  den  Kirweiner 
Teichen   sogar  wilde  Schwäne  gebrütet  hätten. 

Aiiser  scgetiiiii  (Gm.)  Auf  dem  Zuge  sieht  man  häufig 
Wildgänse  durchziehen,  und  manchmal  halten  einzelne  Schwärme 
kurze  Rast  auf  den  Feldern.  So  fielen  beim  Ziegelschlag-Teiche 
bei  Krönau  im  Herbste  1879  6  Gänse  ein  und  wurden  ver- 
gebens von  einem  Bauer  beschossen.  Im  October  1887  trieb 
sich  mehrere  Tayfe  hindurch  auf  den  FY^ldern  zwischen  Krönau, 


J.  Knotek:   Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  151 


Horka  und  Kirwein  eine  Schar  von  26  Stück  herum.  Ich  sah 
sie  wiederholt,  musste  aber  meine  Jagdgelüste  unterdrücken, 
da  sie  stets  auf  fremden  Jag-dterritorien  in  die  Saaten  einfielen. 
Als  ich  sie  das  letztemal  sah,  war  der  Schwärm  um  eine  Gans 
ärmer. 

Anser  anser  iL.)  Gewiss  sind  unter  den  durchziehenden 
Schwärmen  von  Wildgänsen  auch  graue  Gänse  vertreten.  Die 
einzige  Graugans,  die  ich  sah,  wurde  von  einem  Heger  mitten 
im  Bestände  des  Revieres  Horka  todt  aufgefunden  und  stand 
präpariert  viele  Jahre  auf  dem  Kasten  im  Zimmer  des  Revier- 
försters Schreiber;  später  wurde  sie  von  ihm  verschenkt. 

Es  sind  Fälle  bekannt,  wo  sich  Graugänse  Hausgänsen 
zugresellten*),  und  im  Nachstehenden  will  ich  einen  verbürgten 
Fall  erzählen.  Wenn  derselbe  auch  recht  unglaublich  klingen 
mag-,  so  mache  ich  darauf  aufmerksam,  dass  es  nicht  in  meiner 
Absicht  liegt,  den  Lesern  etw^a  ein  Ammenmärchen  auf- 
zutischen und  verwahre  mich  auf  das  Entschiedenste  gegen  jede 
solche  Zumuthung.  Das  Haus  in  dem  sich  der  merkwürdige 
Fall  abspielte,  war  das  meiner  Grossmutter  in  Loschitz. 

Eines  Tages  im  Frühjahr  zogen  grosse  Gänsescharen  mit 
lautem  Geschnatter  niedrig  über  die  Stadt.  Die  im  Hofe  befind- 
lichen Hausgänse  antworteten  fleissig  mit  hochgehobenen  Hälsen, 
als  auf  einmal  der  als  guter  L'Heger  bekannte,  grauweisse  Gän- 
serich sich  erhob  und  von  einem  gerade  vorbeistreichenden 
Schwärme  aufgenommen  wurde.  Dies  geschah  vor  den  x^ugen 
der  Hausleute,  die  wohl  die  Flucht  im  Anfang  nicht  ernst 
nahmen  ;  doch  der  liebe  Gänserich  blieb  aus.  Wer  beschreibt 
aber  die  grosse  Überraschung,  als  im  darauffolgenden  Herbste 
eines  Abends  wieder  Gänse  durchzogen,  ein  kleiner  Trupp 
sich  vom  Schwärm  lostrennte,  anfieng  über  dem  Hofe  zu  kreisen, 
mit  lautem  Geschrei  einfiel,  und  voran  der  grauweisse  Gänserich 
mit  7  Wildgänsen  im  Gefolge,  geradewegs  in  den  offenen  Stall 
marschierten.  Rasch  wurde  die  Thür  g'eschlossen,  die  Gänse 
eingefangen  und   —  geschlachtet. 

*)  So  gesellte  sich  zu  den  auf  der  Bosna  sich  aufhaltenden  Hausgän- 
sen des  Hausbesitzers  bei  der  Bosnabrücke  in  Rajlovac  (unweit  Sarajewo)  eine 
Graugans  durch  ungefähr  14  Tage  hindurch,  legte  sogar  ihre  Scheu  ab  und 
gieng  mit  ihnen  nachts  in  den  Stall.  Sie  wurde  eines  Tages  geschossen  und 
befindet  sich  präpariert  im  Landesrauseum. 


152  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

Anas  crecca  L.  Die  Krickente  g-ehört  zu  den  wenigen  Enten- 
arten, welche  liier  brüten.  In  der  Regel  sind  es  todte  Arme 
und  kleine  Lachen  im  Bestände  oder  auch  die  mehrmals  erwähn- 
ten Materialgräben  längs  der  Staatsbahn,  wo  ein  oder  das  an- 
dere Gesperre  ausgebrütet  wird.  Junge  Krickente  hatten  wir, 
wenn  auch  nicht  alljährlich,  im  Revier  Horka  und  Allee.  Auf  dem 
Sekernikteiche  ist  sie  öfters  anzutreffen. 

Anas  qucrqucdula  L.  Auf  dem  Frühjahrs/ug  sind  Scharen 
von  Knäckenten  auf  den  Wasserlachen  der  Marchwiesen  häufig. 
Zw'Ci  einzelne  Exemplare  im  Sommerkleide  erlegte  ich  auf  ein 
und  derselben  Stelle  in  einem  kleinen  Wassergraben  in  Pfiles 
bei  Hinkau  am  20.  August  1884  und  l.i.  August  1886.  Auf  dem 
Sekernikteiche  erlegte  Bruder  Fritz  ein  \9. 

Anas  clypeata  L,.  Anfang  September  IS96  erlegte  auf  dem 
Sekernikteiche  ein  Krönauer  Bauer  eine  weibliche  Löffelente 
aus  einer  Gesellschaft  von  4  Stücken,  die  vor  ihm  aufstanden. 
Mein  Bruder  Hess  sie  für  die  Sammlung   präparieren. 

Anas  acuta  L.  Ich  sah  nie  die  Spicssente;  mein  Collega 
Hradetzky  erlegte  ein  Exemplar  an  der  March  bei  Neumühl. 
Ende  September  1895  schoss  Bruder  Fritz  von  2  anwesenden 
Spiessenten  am  Sekernikteiche  ein   C. 

Anas  penelopc  L.  Zweimal  sah  ich  Pfeifenten  beim  Präp. 
Zahradnicek,  die  ihm  aus  der  Umgebung  eingeschickt  wurden. 
Im  Herbst  1896  erlegte  mein  Bruder  Hugo  ein  junges  Exemplar 
am  wSekernikteiche. 

Anas  boscas  L.  Die  Stockente  ist  das  g'anze  Jahr  anzu- 
treffen und  die  Zahl  der  Brutpaare  in  der  an  Gew'ässern  reichen 
Umgebung  ist  nicht  gering.  Am  20.  .September  1883  erlegte 
mein  Freund, Forstassistent  Glatz, auf demNeuteichebeiNeuschloss 
eine  Ente,  die  unter  dem  rechten  F^lügel  einen  zweiten  kürzeren 
hatte,  und  zwar  mit  Schwingen  von  normaler  Länge.  Wir  hatten 
am  selben  Tage  mehrere  Enten  erlegt.  Diese  mit  der  merk- 
würdigen Missbildung  behaftete  Ente  wurde  in  der  Wildkammer 
leider  mit  den  anderen  vermengt  und  gebraten ;  so  kam  ich 
um  ein  seltenes  Skelet. 

Wie  leicht  sich  Wildenten  zähmen  und  bastardieren  lassen, 
zeigt  folgender  Fall : 

Herrn  Oberförster  Glatz  in  der  Allee  wurde  ein  Gelege 
Stockenteneier  gebracht,  das  während  der  Nachbesserung  einer 


J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz.  153 

Cultur  gefunden  wurde.  Von  den  durch  eine  Henne  ausgebrü- 
teten Jungen  giengen  bis  auf  2  Erpel  alle  zugrunde;  diese 
aber  gediehen  wunderbar,  wurden  und  blieben  sehr  zahm,  trotz- 
dem ihnen  vollkommene  Freiheit  gewährt  wurde  und  sie  weite 
Flüge  in  das  Reviere  unternahmen.  Eine  wurde  leider  von 
einem  Gastschützen  auf  dem  Schnepfenanstand  erlegt.  Der 
überlebenden  wurde  eine  kleinere,  wildentenfärbig'e  Hausente 
beigegeben.  Da  diese  nicht  fliegen  konnte,  beg^leitete  sie  der 
Erpel  von  nun  an  zu  Fuss  auf  ihren  Ausflügen  in  den 
Jungmais.  Nach  einiger  Zeit  blieb  sie  aus  und  der  Erpel 
begann  wieder  seine  Flugübungen.  Erst  im  Juni  wurde  sie 
zufällig  auf  einer  Wasserlache  im  Jungmais  mit  12  Jungen 
entdeckt.  Später  führte  sie  dieselben  auch  heim,  und  abends 
theilte  die  ganze  Sippe  den  gemeinsamen  Stall.  Als  die  junge 
Schar  flügge  geworden,  unternahm  sie  unter  Führung  des 
Erpels  weite  Excursionen,  blieb  zum  Schluss  längere  Zeit 
auf  den  Materialgräben  aus,  so  dass  ihr  Abschuss  beschlossen 
wurde.  Die  übriggebliebenen  kehrten  doch  nach  Hause  zurück, 
wurden  eingefangen  und  zumeist  verschenkt.  Einen  prachtvollen 
Erpel  davon  hielt  mein  Vater  viele  Jahre  auf  dem  Hofe,  von 
wo  er  auf  den  Gemeindeteichen  seine  Flüge  unternahm  und 
während  der  Zeit  eine  grosse  Nachkommenschaft  mit  Hausenten 
erzeugte.  Sein  Elternpaar  hatte  noch  einmal  eine  Kette  Jung- 
enten geliefert,  die  sich  durch  besondere  Scheuheit  auszeich- 
neten. Eine  von  diesen,  meinem  Erpel  beigesellte  Ente 
flog  schon  den  nächsten  Tag"  weg.  Im  Forsthaus  Allee 
waren  einige  Halbblutenten  geblieben,  die  ebenfalls  in  der 
Umgebung  herumstreiften.  Sie  waren  die  Veranlassung,  dass 
einzelne  Wilderpel  sich  ihnen  im  Frühjahre  beigesellten, 
und  komisch  war  es  anzusehen,  wenn  diese  ihr  Naturell  soweit 
verleugneten,  dass  sie  beim  Forsthause  einfielen,  sich  aber 
höchstens  bis  zum  Gartenzaun  heranwagten.  Ofc  waren  2 — 3 
Freier  gleichzeitig  auf  der  Lichtung  hinter  dem  Forsthaus 
erschienen  und  warteten  bis  die  Enten  aus  dem  Hofe  heraus- 
kamen.    Heute  existiert  von  der  ganzen  Zucht  nichts  mehr. 

Clangula  glaucion  (L).  Unter  den  Enten  auf  dem  Früh- 
jahrszuge sah  ich  nur  einmal  einen  kleinen  Schwärm.  Forst- 
adjunct  Bittmann  in  Schrein  erlegte  ein  schönes  Exemplar  am 
3.  April   1892  an  der  March. 


154  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz. 

Fuligula  nvroca  (L).  Einen  männlichen  Vogel  erlegte  ich 
am  27.  August  1885  auf  einem  Wassertümpcl  bei  Horka.  In 
den  letzten  Jahren  wurden  schon  mehrere  Moorenten  auf  dem 
Frühjahrs-  und  Herbst/.uge  auf  dem  Sekernikteich  von  meinen 
Brüdern   erlegt. 

Fuligula  fuligula  (L.)  Ein  schöner  Erpel  wurde  im 
Jahre  1882  auf  der  ßastlache  in  der  Cerwinka  (Rev.  Allee  bei 
Littau)  erlegt  und  befand  sich  lange  Zeit  präpariert  im  Besitze 
des  Oberförster  Glatz.  Im  November  1897  erlegte  mein  Bruder 
Hugo  auf  dem   Sekernikteiche  eine  schöne  Reiherente. 

Fulioula.  marila  (L).  Eine  Ente  hatte  Herr  Revierförster 
vSchreiber  vor  mehreren  Jahren  in  Horka  erlegt  und  sie  auch 
präparieren  lassen. 

Souiaferia  iiiollissima  (L.)  Über  diese  mährische  Rarität 
berichtete  ich  im  Heft  3,  Jahrg.   1893  d.   „Ornith.  Jahrb." 

Mer<j;us  albclliis  L.  Ausser  dem  alten  ' ,  von  dem  ich  im 
3.  Heft  1894  des  ,,Orn.  Jahrb."  Erwähnung  that,  ist  mir  kein 
weiteres  erlegtes  oder  beobachtetes  Exemplar  bekannt. 

Mergus  vierganser  L.  Revierförster  Schreiber  in  Horka 
erlegte  vor  vielen  Jahren  an  der  March  3  an  einem  Eisloche 
.«»itzende  Männchen  auf  einen  Schuss.  Einen  von  diesen  Gänse- 
sägern Hess  er  präparieren. 

Obzwar  ich  von  dem  Vorkommen  resp  Durchzuge  mehrerer 
Seeschwalben- Arten  überzeugt  bin,  will  ich  doch  nur  die  beiden 
nachstehenden  anführen,  deren  Vorkommen  ich.  durch  Exem- 
plare belegt,  .sicher  feststellen   konnte.   Es  .sind: 

Stcrna.  niinuta  L.,  von  der  ein  Exemplar  auf  dem  Ziad- 
lovitzer  Schlossteiche  erlegt  und  von  Präp.  Zahradnicek  prä- 
pariert wurde, 

Sterna  ßuviafis  L.  besitze  ich  in  meiner  Sammlung  von 
der  March  bei  Olmütz. 

Farns  ridibundus  L.  Im  Frühjahre  erscheinen  oft  plötzlich 
die  Lachmövcn  und  beleben  sämmtliche  Gewässer  um  Olmütz. 
Ich  sah  sie  den  ganzen  Sommer,  allerdings  nicht  in  zu  grosser 
Zahl,  wie  dies  auf  dem  Zuge  geschieht,  z.  B.  an  der  March, 
wo  sie  auch  brüten  müssen,  wie  dies  die  jungten  Vögel  bezeugen. 
Im  April  1884  erlegte  ich  bei  Pinke  eine  Lachmöve  auf  den 
Sturzäckern  und  Mitte  November  1897  mein  Bruder  Hugo  eine 
am  Sekernikteiche. 


J.  Knotck:   Beitrat  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmülz.  155 


Lesfris  crepidatus  (Banks)  —  parasificus  SchäfFer  (nee  L) 
Diese  Raubmöve  wurde  im  Herbste  1877  von  einem  Heger  des 
Revieres  Allee  auf  den  Feldern  bei  Pinke  geschossen.  Oberförster 
Glatz  Hess  sie  präparieren  und  schenkte  sie  der  Sammlung  der 
k.   k.   Oberrealschule  in   (Jlmütz.*) 

Podiceps  fluviafilis  Tunst.  Von  allen  Tauchern  ist  der 
Zvvergsteissfuss  der  häufio-ste  und  in  der  nächsten  Umcrebun^j- 
der  Stadt  und  in  den  JMarcharmen  innerhalb  der  Festung-swer- 
ke  der  einzige  brütende.  Auf  dem  Herbstzuge  ist  er  an  verschie- 
denen Tümpeln  anzutreffen  und  auch  im  Winter  belebt  er  an 
manchen  Stellen  die  March  in  grosser  Zahl. 

Podiceps  nigricoUis  (Brehm)  Im  Herbste  1881  erleg'te  mein 
Vater  ein  sehr  schönes    ^^j  auf    dem    Krönauer    Gemeindeteiche. 

Podiceps  oriscigeiia  (Bodd.)  Forstadjunct  Stella  in  Allee 
besass  2  Rothhalssteissfüsse,  die  auf  der  Bachlache  in  der 
Cervinka  im  Herbste  erlegt  wurden.  Das  alte  Exemplar  erhielt 
ich  zum  Geschenk,  während  er  das  junge  mit  den  weissen 
Kopf-   und  Halsstreifen  für  sich  behielt. 

Podiceps  cristatus  L.  Wiederholt  sah  ich  Haubensteissfüsse 
in  den  Sammlungen  von  Privaten  ;  selbst  hatte  ich  weder 
Gelegenheit  einen  zu  erlegen,  noch  zu  beobachten.  Auf  dem 
KrönauerTeiche  wurde  vor  vielen  Jahren  ein  Stück  erlegt;  Forst- 
adjunct Bittmann  besitzt  einen  Steissfuss,  den  er  im  Juni  1893 
in  vSchrein   erlegte. 

Coly/iibus  arcticus  L.  Im  December  1884  muss  ein  grösserer 
Zug  vor  sich  gegangen  sein,  denn  Präp.  .  Zahradnicek  erhielt 
gewiss  an  10  Stück  Seetaucher  zum  Präparieren  oder  Abbalgen, 
von  denen  der  Besitzer  der  Kupfermühle  allein  5  oder  7  Stück 

*)  Herr  Prof.  Talsky  in  Ohnütz  hatte  die  Freundlichkeit,  die  Bestim- 
mung vorzunehmen  und  glaubt  in  derselben  L.  Bujfon'i  Bote  =  parasüicwi  L. 
zu  erkennen.  Nachdem  ihm  aber  eine  offenbare  Verwechslung  beider  Arten, 
nämlich  der  vorerwähnten  und  der  crepidatus  (Banks)  =  paraslticus  Schaffet 
(nee  L.),  wie  aus  der  Beschreibung  ersichtlich,  in  der  »Zeitschrift  f.  d.  gesammte 
Ornith.«  v.  Madaräsz,  Jhg.  1884,  p.  14,  »Zum  Vorkommen  von  Lestris  ßitffoni 
(Boie)  und  Lesfris  ponicfrina  (Temm.)  in  Mähren  und  Tirol,»  unterlaufen  ist, 
glaube  ich,  die  in  Rede  stehende  Möve  als  L.  crepidatus  (Banks)  =  parasiticus 
Schaff,  ansprechen  zu  müssen. 

Die  Synonymie  beider  Arten  wäre  folgende: 

Lestris  {Stercorarius)  crepidatus  (Banks),  L.parasiticus  Schäffer  (nee  Linn), 
L    richardsoiti  Swains.  und 

Lestris  parasiticus  L.,  L.  longicnudatus  Koch,  L.  cepluis  Leach,  L.  cre- 
pidata  Brehm  &  Schill,  L.  bufoni  Boie. 


156  Frhr.   v.   Besserer:     Circu>}  paVJdus  Sykes.  in  Bayern. 


an  der  March  erlegte.  Mein  Exemplar  ist  eines  von  diesen.  leh 
selbst  Hess  einen  sehr  starken  Vogel  für  Herrn  Rexierförster 
Schreiber  präparieren.  Er  wurde  um  dieselbe  Zeit  vom  localen 
Forstadjunct  Dostal  unterhalb  des  Wehres  an  der  Hauptmarch 
in  Hinkau  vergeblich  beschossen,  bis  ein  Bauer  ihn  endlich 
erlegte.     Wohin  dieses  Exemplar  kam,  ist  mir  unbekannt. 


Circus  pallidus  Sykes.  in  Bayern. 

Von  Freiherru  v.  Besserer. 

Am  19.  April  dieses  Jahres  schoss  der  gräflich  Treuberg- 
'sche  Jäger  Nagler  in  Mertingen  einen  Raubvogel,  den  ich  bei 
Präparator  Honstetter  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte  und 
als  zweijähriges  Männchen  der  Steppen  weihe  erkannte. 

Am  22.  April  wurde  durch  Herrn  A.  Martini  in  den  Lech- 
auen  bei  Haunstetten  ein  junges  9  derselben  Weihe  erlegt, 
das  ich  gleichfalls  bei  Honstetter  soweit  als  möglich,  da  beide 
Vögel  bereits  als  Zimmerzierde  ausgestopft  waren,  einer  ein- 
gehenden Untersuchung  unterzog.  Ich  selbst  beobachtete  am 
24.  April  nachmittags  in  den  Wertachauen  bei  Göggingen  zwei 
Stück,  konnte  ihrer  aber  trotz  mehrfacher  Versuche  nicht  hab- 
haft werden.  Um  keine  falsche  Diagnose  zu  stellen  und  jede 
Verwechslung  mit  Korn-  oder  Wiesenweihe  auszuschliessen, 
wandte  ich  mich  an  den  Herausgeber  dieses  Journals  mit  der 
Bitte  um  freundliche  Mittheilung  der  genauen  Kennzeichen 
dieser  Art,  welche  in  jeder  Beziehung  bei  den  beiden  erlegten 
Exemplaren  zutrafen.  Auch  bezüglich  der  beiden  von  mir  per- 
sönlich wahrgenommenen  habe  ich  keinen  Zw^eifel,  dass  sie  der 
gleichen  Art  angehörten,  da  ich  mit  dem  Glase  genau  die  Fär- 
bung zu  unterscheiden  vermochte,  die  mit  der,  des  von  Herrn 
Martini  geschossenen  Q  völlig  übereinstimmte.  Insbesondere 
war  die  rein  rostgelbe,  fleckenlose  Farbe  der  Unterseite  und 
die  ausserordentliche  Länge  des  Schwanzes,  der  in  der  Ruhe 
beträchtlich  über  die  zusammengelegten  Flügel  herausragte, 
sehr   auffällig. 

Die  Steppenweihe  ist  bisher  für  die  bayrische  Ornis  noch 
nicht  nachgewiesen  gewesen.  Jäckel  spricht  in  seiner  „Syste- 
matischen Übersicht  der  Vögel  Bayerns",  pag.  52,  zwar  die 
Vermuthung  aus,  dass  sie  in  Bayern  w^ahrscheinlich  nicht  fehle, 
aber    mit    der  Kornweihe    und    mit  Kleidern  der  Wiesenweihe 


Literatur.  157 

verwechselt  worden  sei.  Andreas  Wiedemann,  „Die  Vögel  des 
Regierungsbezirkes  Schwaben  und  Neuburg",  (XXX.  Jahresbe- 
richt des  naturwissenschaftl.  Ver.)  weiss  nichts  von  einer  Beob- 
achtung derselben.  Dennoch  dürfte  Jäckel  mit  seiner  Behaup- 
tung zweifelsohne  rechthaben,  und  ich  bin  der  festen  Über- 
zeugung, dass  schon  so  manches  Exemplar,  wie  so  vieles  An- 
dere infolge  Unkenntnis  und  Interesselosigkeit  verloren  gegan- 
gen ist.  Ich  kann  den  Beweis  hiefür  augenblickhch  erbringen, 
denn  eine  unter  den  älteren  Beständen  Honstetters  gefundene 
und  als  junges  5  der  Wiesenweihe  bestimmte,  vor  zwei  Jahren 
am  Lechfeld  erlegte  Weihe,  erwies  sich  bei  genauer  Untersu- 
chung ebenfalls  als  junge  vSteppenweihe.  Es  dürfte  somit  Rie- 
senthal's  Ausspruch,  dass  sie  weitaus  häufiger  bei  uns  vorkomme 
als  man  vermuthe,  entschieden  richtig  sein.  Allem  Anscheine 
nach  hat  heuer  eine  grössere  Zahl  dieser  Vögel  auf  dem  Zuge  unser 
Gebiet  berührt,  denn  am  9.  Mai  bekam  Honstetter  abermals 
ein  junges  ^j  ^-us  den  Lechauen  bei  Lechhausen,  das  der  Jäger 
des  Herrn  Regierungsdirectors  Pracher  g-eschossen  hatte.  Lei- 
der hatte  dieser  den  Vogel  bereits  verkauft,  so  dass  derselbe 
bei  meinem  Besuche  wie  die  beiden  anderen  schon  als  Schau- 
stück präpariert  war  und  mir  die  Erwerbung  unmöglich  wurde. 
Augsburg,  Mai   1898. 


Literatur. 
Berichte  und  Anzeigen. 

R.  Blasiii.'i.  Die  deulschen  Grasmücken  (Vortrag).  (Sep.  a. :  XI  Jahresb. 
»Ver.  f.  Naturw.«  Braunschweig,  1897.  p.  22—25.) 

Verfasser  liat  in  der  im  Erscheinen  begriffenen  neuen  Auflage  von 
Naumann's  Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschland's  die  Sylviinae  bearbeitet. 
Er  führt  aus,  dass  in  den  13  Bänden  der  8.  Ausgabe  vorgenannten  Werkes 
dessen  Nachträge  1860  abgeschlossen  wurden,  im  ganzen  26  Arten  Sylviinae 
angeführt  wurden,  während  er  jetzt  in  der  Lage  war,  41  Arten  für  Deutsch- 
land und  die  angrenzenden  Länder  zu  verzeichnen.  Nach  kurzer  Besprechung 
der  Vorzüge  der  neuen  Auflage  und  ihrer  Einrichtung  demonstriert  Verfasser 
den  grössten  Theil  der  von  ihm  darin  behandelten  Arten  der  Grasmücken 
unter  Vorweisung  von  Bälgen,  Nestern  und  Eiern  und  Gegenüberstellung  der 
alten  und  neuen  Tafeln  genannten  Werkes,  das  er  der  Einführung  in  Schule 
und  Haus  empfiehlt.  T. 

IV.  Rothschild,  E.  tlartert  und  0.  Kleinschmidt.  Comatibis  eremita  (L.), 
a  Europen  Bird.  (Sep.  a, :  .Novit.  Zool..<  IV.  1897.  p.  371—377,  w.  PI.  VIII— X.) 


1 58  Literatur. 

Nachdem  Herr  Oberlehrer  K.  Junghanns  in  Cassel  Hrn.  O.  Kleinschmidt 
zuerst  auf  die  eigenthümlichc  Abbildung  des  »Waldraben«  auf  Taf.  XVII.  im 
II.  Bande  von  Bechstein's  »Gemeinnutz.  Naturg.  Deutschi.«  aufmerksam  ge- 
macht hatte,  kamen  die  Verfasser  vorliegender  Arbeit  bei  Discussion  dieser 
Figur  durch  Gesner's  Beschreibung  seines  »Waldrapp«  und  weitere  Nach- 
forschungen in  der  Literatur  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  Gesner'sche  Vogel, 
nicht  wie  gewöhnlich  angenommen,  zu  den  Corvidae  gehöre,  sondern  Ibis  co- 
niata  der  neueren  Autoren  sei  und  vormals  Theile  Europa's  bewohnt  habe, 
aber  vor  dem   Ende    des  letzten  Jahrhunderts    aus  Europa  verschwunden   sei. 

Verfasser  eitleren  alle  Angaben  über  erwähnten  interessanten  Vogel 
aus  der  alten  Literatur  und  geben  seine  jetzige  Verbreitung  und  seine  Syno- 
nymie  an.  Auf  Taf.  VIII.  werden  die  Abbildungen  aus  Aldrovandus  und  Ges- 
ner,  auf  IX.  die  Bechstein-  und  Albin'schen  reproduciert.  Taf.  X.  bringt  eine 
schöne  Darstellung  des  im  Museum  zu  Tring  befindlichen  Vogels,  von  O. 
Kleinschmidt  herrührend.  T. 

E.  Arrigonl  degll  Oddl.  Sopra  gli  ibridi  del  tipo  Anas  hoscas  L.  & 
Chaulelasitnis  streperus  (L.)  colti  in  Italia.  (Estr. :  »Atti  R.  Istit.  Venet.  sc,  lett. 
&  arti«,  VIII.  Ser.  VII.  1896/7,  15pp.) 

Behandelt  in  ausführlicher  und  kritischer  Weise  die  5  bisher  aus  Italien 
nachgewiesenen  Bastarde  von  Anas  hoscas  und  Chaulelasmus  streperus.  Zum 
Schlüsse  werden  12  weitere,  in  ausländischen  Sammlungen  befindliche  Exem- 
plare aufgezählt.  T. 

E.  Arrigoni  degli  Oddi.  Notes  on  some  Specimens  of  Anatidae  in  the 
late  Count  Ninni's  Collection.  (Sep.  a. :  »Ibis«,  1898,  p.  67 — 74). 

Bespricht  einige  Arten  der  Anatidae  aus  der  gräflich  A.  P.  Ninni'schcn 
Sammlung,  welche  nur  in  der  Provinz  Venetien  erbeutete  Stücke  enthält  und 
nach  dem  Tode  des  Genannten  in  den  Besitz  der  Stadt  Venedig  gelangte. 
Als  besondere  Seltenheiten  seien  Soinateria  moUissima  ^,  Q  und  -S'.  spectabilis 
(5  hervorgehoben.  Jeder  Art  sind  Bemerkungen  über  Vorkommen  und  Ver- 
breitung in  der  Provinz  beigefügt.  T. 


E.  Arrigoni  degli  Oddi.     Le   recenti  comparse  del  Paffinns  Kidili   (Boic) 

nel  Veneziano.  (Estr.:  »Atti  Soc.  Ital.  sc.  natur.«  XXXVII.  Milano,  1898,  5pp.) 

Gibt  nähere  Details  über  das  Auftreten  dieser  für  Venetien  seltenen  Art. 

T. 

E.  Arrigoni  degli  Oddi.  Nota  sopra  una  varieta  di  colorito  osservata  in 
un'  Anas  boscas  L.  (Estr.:  »Atti  Soc.  sc.  natur.«  XXXVII.   Milano,  1898,  5  pp.) 

Beschreibungeines  in  Valle  Dragoiesolo  (Venetien)  erlegten  chlorochroi- 
stischen    Q   von  Anas  hoscas.  T. 

E.  Arrigoni  degli  Oddi.  La  nidificazionc  del  Milcus  migrans,  Bodd.  nel 
territorio  Veronese.  (Estr.:  »Atti  R.  Istit.  Veneto  sc,  lettere  und  arti«,  Ser. 
VII.  Venezia,  1897/98,  22pp.) 


Literatur.  159 

Verfasser  bespricht  eingehend  die  Verbreitung  des  für  ItaHen  seltenen 
¥ilvus  migrans  und  citiert  die  diesbezüglichen  Angaben  aus  der  Literatur 
Italiens.  Weiters  werden  Daten  über  Ankunft  und  Abzug,  über  das  Brüten, 
Beschreibungen  und  Masse  der  Eier,  über  die  Nahrung,  über  einen  Brüte- 
platz bei  Grezzano  und  zum  Schlüsse  Masse  von  ^  und  Q  und  die  Beschrei- 
bung vom  Nestjungen  bis  zum  ausgefärbten  Vogel  gegeben.  T. 


E.  Arrigoni  degli  Oddl.      Nota    sopra    un    Gennaja  fehh^ggii  (.Schi.)   colto 
in  Calabria.  (Estr. :  »Avicula«.  I.,  1897,  3pp.) 

Masse  und  ausführliche     Beschreibung    eines  dem    Verfasser   zugekom- 
menen, am  23.  März  1897  bei  Reggio  erlegten   9  j^n.  des  Feldeggsfalken. 

T. 

Alex    von  Looassg.    Vögel  des  Balatonsees.  (Sep.  a. :  »Result.  d.  wissensch. 
Erforsch,  d.  Balatonsees«.  II.  Th.  1,  Lex.  8.  23pp.  Budapest,  1897.) 

Verfasser,  von  der  Ungar.  Academie  derWissenschaften  mit  der  Erforschung 
der  Ornis  des  Balaton  beauftragt  und  seit  drei  Jahren  thätig,  legt  in  den  vor- 
liegenden Blättern  die  Ergebnisse  seiner  Beobachtungen  über  die  regel- 
mässigen Erscheinungen  in  der  Vogelvvelt  des  Sees  vor,  welche  sich  auf 
74  Arten  belaufen.  Die  weiter  fortgeführten  Forschungen  sollen  neben  Ergän- 
zungen der  gegenwärtigen  Angaben  hauptsächlich  der  Constatierung 
der  seltenen  und  zufälligen  Erscheinungen  dienen.  Von  den  regel- 
mässigen Brutvögeln  heben  wir  hervor:  Locustella  naevia,  fluvialitis  und  lusci- 
nioides,  Lusdniola  melanopogon,  Platalea  leiicerodia  und  Ardea  alba  und  von 
den  regelmässigen  Zugerscheinungen.  Laras  minutus.  Verfasser  führt  das  an 
dem  kleinen  Balaton  brütende  Blaukehlchen  unter  dem  Namen  Erithacus 
suecicus  an,  meint  aber  jedenfalls  das  weissternige,  E.  cganeculus.  Bei 
Local-Faunen  ist  es  von  grösster  Wichtigkeit,  die  localen  Formen  zu 
präcisieren,  besonders  heutzutage,  wo  man  deren  Wichtigkeit  und  Bedeu- 
tung würdigt.  Dass  übrigens  auch  das  rothsternige  Blaukehlchen,  E.  caeru- 
leciiia  (Fall.).,  auf  dem  Zuge  dort  vorkommen  dürfte,  halten  wir  für  durchaus 
nicht  ausgeschlossen.  T. 


E.  Loos.  Vögel  in:  J.  Fiedler's  Heimatskunde  des  politischen  Bezirkes 
Schluckenau.  —  Rumburg,   1898.   8.  p.  29-32.'' 

Eine  Liste  der  im  genannten  Bezirke  vom  Verf  constatierten  Arten. 
Wie  wir  den  handschriftlichen  Bemerkungen,  die  der  Autor  unserem  Exem- 
plare beigefügt  hat,  entnehmen,  wurden  einige  Arten  —  Lanius  rufus,  Oedic- 
neiniis  crepitans,  Charadrius  pluvinlis  und  liiaticula,  Scolopax  major  und  gaUinago 
—  durch  ein  Versehen  der  Redaction  als  Brutvögel  angeführt,  während 
sie    nur  Durchzugsvögel  sind,  was  hiermit  richtig  gestellt  sei.  T. 


F  Helm.  Der  Dippelsdorfer  Teich  bei  Moritzburg.  (Sep.  a. :  »Abh.  und 
Ber.  kgl.  zool.  u.  anthrop.-ethnogr.  Mus.«  Dresden,  1898/99.  VII.  Nr.  2,  p. 
76—83) 

Schildert  die  von  den  Theilnehmern  der  zu  Dresden  im  Mai  1897  abge- 
haltenen   22.    Jahresversammlung    der    »Deutschen  Ornitholog.  Gesell- 


160  Literatur. 

Schaft«  unternommene  Excursion  an  crcnanntem  Teich  und  die  dabei  wahr- 
genommene Vogelvvclt,  woran  sich  weitere  Angaben  über  seltenere,  auf 
Moritzburger  Gebiete  vorkommende  Vögel,  von  näheren  Angaben  begleitet, 
anschliessen.  T. 

L.  V  Lorenz.  Zu  den  Bestrebungen  des  österreichischen  Bundes  der 
Vogelfreuride  in  Graz.  (Sep.  a.:   »Vcrh.  k.  k.  zool.-bot.  Ges.«  Wien.  1S98.  3  pp.) 

Verf.  wendet  sich  mit  vollem  Rechte  gegen  einige  vom  genannten 
Bunde  ausgehende  Vorschläge,  bez.  gegen  die  in  denselben  enthaltenen 
Unrichtigkeiten,  und  begründet  seinen  Standpunkt  zu  jenen.  Auch  wir  haben 
uns  früher  schon  (Ö.slerr.  Forst-  und  Jagdzeit.,  1897,  p.  92— 93)  in  ähnlicher 
Weise  geäussert.  Auch  wir  wünschten  die  Beseitigung  des  Massenfanges  für 
die  Küche  wie  er  im  Süden  betrieben  wird,  bezweifeln  aber,  dass  im  Falle 
jene  gelingen  sollte,  den  erhoffien  Erfolg:  Vermehrung  der  Vogel  weit  dort, 
wo  die  Cultur  sie  —  gewisse  Arten  —  vertrieben,  auch  bei  Anwendung  künst- 
licher Mittel,  die  nur  in  wenigen  Fällen  die  natürlichen  zu  ersetzen  vermögen. 

T. 


A.  Neivtuii.  On  some  new  or  rare  ßird's-Eggs  (Sep.  a  :  ;>Prüc.  Z.  S.« 
London,  1897,  p.  890—894  mit   l   col.  Taf  L  1.) 

Der  berühmte  Autor  gibt  anknüpfend  an  seine  unter  dem  gleichen 
Titel  veröffentlichten  Arbeiten  in  dem  »Proceed.  Z.  S.  L«,  deren  letzte 
1871  erschien,  eine  Fortsetzung  derselben.  Von  palaearktisclu-;;  Arten  linden 
wir  angegeben : 

Tn'iKja  suharqautK.  Mr.  H.  L.  Popham  glückte  es,  als  erster  am  3.  Juli 
1897  auf  einer  Insel  an  der  Mündung  des  Jenisei  ein  Nest  mit  4  Eiern  aufzu- 
finden. Die  Grösse  ausgenommen,  gleichen  selbe  ungemein  denen  von  GalU- 
nago  (jalli)iago.  —  Turdus  varius.  Das  erste  Nest  mit  3  Eiern  erhielt  Mr. 
Swinhoe  bei  Ningpo  1872  und  gab  davon  1877  in  Mr.  Rowley's  »Orn.  Mise.« 
eine  Beschreibung.  Ein  zweites  Gelege  mit  4  Eiern  fand  Prof  J.  Ijima  bei 
Tokio.  Grösse  der  Eier  bedeutender  als  die  von  Turdun  rincirorto^',  Färbung: 
blass  bläulich-grün,  sehr  dicht  untl  fein  mit  röthlichbraunen  Flecken  besäet, 
die  gegen  das  stumpfe  Ende  an  einigen  Stellen  zusammenfliessen.  —  Einheriza 
rustica.  2  Eier,  von  Herrn  J.  A.  Sandman  in  Kivaryoki  (Finland),  5,  VI. 
1886,  gesammelt,  welche  die  ersten  in  Europa  gefundenen  sein  dürften.  Sie 
sind  blass  meergrün,  mit  unregelmässig  graulich-olivenfarbigen  Flecken  und 
Spritzern.  —  Fodoces  i)iiiidcrL  Das  Ei  aus  einem  Gelege  von  dreien,  in  Utch 
Adji,  Transkaspien,  von  M.  Zarudny  gesammelt,  ist  einzelnen  Eiern  der  Elster 
und  des  Unglückshehers  nicht  unähnlich  und  beweist  die  Verwandtschaft 
dieser  Gattung  mit  den  Krähen.  T. 


A.  Newton.  »Preface>^  to  Lord  Lilford's  »Coloured  Figures  of  the  i^irds 
üf  the  British  Islands«.  —  London,  1897.  8.  XVIII  pp 

Prof.  A.  Newton  wurde  eingeladen,  ein  Vorwort  zu  Lilford's  obengenanntem 
Werke  zu  schreiben  und  gibt  in  vorliegenden  Zeilen  verschiedene  Einzelheiten 
aus  dem  Leben    des  1896  verstorbenen,  langjährigen  Präsidenten  der  »British 


Literatur.  161 

Ornithologists'  Union  <,  mit  dem  ihn  ein  naliezu  45jähnger  Briefwechsel  ver- 
band. Newton's  »Preface«  gibt  ein  mit  charakteristischen  Strichen  gezeichnetes 
Lebensbild  Lord  Lilford's. 

G.  V  Alm/tsij.  Ornithologische  Recognoscirung  der  rumänischen  Do- 
brudscha.  (Sep.  a.:  >^Aquila«  V.  1898.  Budapest,  1898,  Kl.  4.  207  pp.  mit 
1  Karte  und  14  phototyp.  Bildern.  Ung.  und  deutsch.  Text.) 

Wenn  man  eine  grössere  Arbeit  in  einem  Zuge  zu  Ende  liest,  wie 
wir  das  bei  der  uns  vorliegenden  thaten,  so  ist  das  ein  Zeichen,  dass  Lihalt 
und  Form  zu  fesseln  verstanden,  und  wir  sind  der  Ansicht,  dass  es  andern 
ebenso  ergehen  wird,  die  Almäsy's  Schrift  in  die  Hand  nehmen;  denn  abue- 
sehen  von  dem  hier  in  erster  Linie  in  Frage  kommenden  ornithologischen 
Inhalte,  hat  es  der  Autor  in  trefflicher  Weise  verstanden,  auch  Land,  Leute, 
Sitten  und  Eindrücke  des  von  ihm  bereisten  Gebietes  zu  schildern  und  uns 
zum  Mitgenossen  alles  dessen  zu  machen,  was  an  seinen  Augen  vorüberzoa. 
Dies  letztere  wird  die  Schrift  auch  ausser  dem  Kreise  der  Ornitholocren  zu 
einer  fesselnden  und  belehrenden  machen,  zumal  es  sich  um  ein  Gebiet  han- 
delt, das  von  auswärts  nur  selten  berührt,  noch  seltener  betreten  und  bisher 
nie  so  eingehend  von  berufener  Feder  geschildert  wurde.  Soviel  über  den 
»Allgemeinen  Theil«,  der  103  Seiten  umfasst. 

Der  specielle  Theil  zerfällt  in  folgende  Abschnitte: 

II.  Verzeichnis  der  in  der  Dobrudscha  beobachteten  Arten;  III.  Notizen 
vermischten  Inhalts;  IV.   Mass-Tabelle;  V.  Oologisches;  VI.  Migratio. 

ad.  II.  210  Arten  werden  als  beobachtet  angeführt  und  Daten  über  Vor- 
kommen und  Verbreitung  gegeben. 

ad  III.  Behandelt  ausführlicher  —  theils  kritisch,  theils  biologisch  — 
die  interessanteren  Arten.  Beschrieben  wird  als  neue  Subspecies  Emheriza 
schoeniclus  t^cliusii,  die  den  Rohrbalten  eigenthümliclie  Form  des  Rohrammers 
welche  bei  ungefähr  schoeniclus-Grösue  die  Schnabelform  der  intermedia  und 
die  lichte  Färbung  der  typ.  östlichen  •pyrrhaloides  besitzt,  sich  daher  von 
allen  anderen  Rohrammern  sofort  kenntlich  unterscheidet. 

ad.  IV.  Angabe  der  iVIasse  der  gesammelten  Stücke,  welche  mit  gerin- 
ger Ausnahme  in  den  Besitz  des  bosn. -herzog.  Landes-Museums   übergiengen. 

ad.  IV.  Besprechung  der  Eierausbeute  durch  O.  Reiser. 

ad.  VI.  Der  Autor  erörtert  hier  des  Näheren  die  Zugverhältnisse  und 
gelangt  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Annahme  einer  pontischen  Zugstrasse  erfahre  eine  wesentliche 
Verstärkung. 

2.  Unverkennbar  zeige  sich  bei  nicht  wenigen  Arten  die  Neigung,  auf 
bestimmten  Wanderstrassen  zu  ziehen. 

3.  Als  Hauptzugsrichtung  ergab  sich  die  von  S.  nach  N. 

4.  Die  Beobachtungsresultate  scheinen  die  Annahme  einer  fluvialen 
Abzweigung  von  der  pontischen  Heer.strasse  donauaufwärts  zu  negieren  und 
machen  dagegen  die  Besiedlung  Ungarns  durch  die  Balkan-Depression  für 
wahrscheinlicher. 

Diese  wenigen  Andeutungen  mögen  genügen,  die  Aufmerksamkeit  auf 
diese  bedeutsame  Publikation  zu  lenken,  welche  sowohl  ihrem  Autor,  als  auch 
der  »Ung.  Orn.  Centrale«,  in  derem  Journale  sie  erschien,  zur  Ehre  gereicht. 

T. 


162  An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften. 


F.  C.  Keller  Einige  Bemerkungen  zur  Vogelbewegung  des  Jahres  1897. 
(Sep.  a.:   »Carinthia«,   11,   1898.  Nr.   1.  8«.  8  pp.)     , 

Kurze  Bemerkungen  über  die  Vogclzugs-Erscheinungcn  des  abgelau- 
fenen Jahres  in  Lavamünd  (KärntenX  Verf  will  am  18.  Februar  vereinzelte, 
zwei  Tage  später  hunderte  von  Biuliiles  jl  inis  auf  den  feuchten  Wiesen  neben 
der  Drau  und  Lavant  beobachtet  haben.  Jindi/tes  erscheint  nie  vor  A])ril  und 
so  kann  es  sich  nur  um  Motacilhi  siilphiirea  gehandelt  haben,  obgleich  das 
massenhafte  Auftreten  dieser  auffällig  erscheint.  —  Am  28  August  er.-^chien 
ein  Flug  von  mindestens  1000  Schwalben  (mstiea,  tirhicit  'O  in  Lavamünd  und 
verschwand  übei  Nacht,  ohne  dass  sich  die  einheimischen  Schwalben  diesem 
Zuge  angeschlossen  hätten.  Am  gleichen  Tage  soll  dieser  Zug  auch  in 
Wolfsberg  wahrgenommen  worden  sein.  Als  Seltenheiten  für  Kärnten  werden 
erwähnt  Hijdt  orhelidou  leucoptera  (Lavamünd,  L  V.)  und  Alaiida  calandi'o 
(ebenda  4./V.).  T. 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften, 

F.  C.  Keller:  Einige  Bemerkungen  zur  Vogelbewegung  des  Jahres  1897 
(Lavamünd  — Kärnten)  (Sep.  a.:   »Carinthia«,  1898,  Nr.  1.  8  pp.)  Vom  Verf 

C  Loos:  Vögel  in:  J.  Fiedler,  Heimatskunde  des  polit.  Bezirkes 
Schluckenau  (Böhm.)  —  Rumburg,  1898.  8.  p.  29—32.  Vom  Verf 

Helm:  Der  Dippelsdorfer  Teich  bei  Moritzburg.  (Sep.  a. :  »Anz.  und 
Ber.  kgl.  zool.  und  anthrop.-ethnogr.  Mus.«  Dresden  1898|9.  VIL  Nr.  2.  4.  p. 
76—83).  Vom  Verf 

Jahresbericht  des  Vereines  für  Vogelkunde  und  Vogelschutz  in  Salz- 
burg. XXII.  —  Salzburg  (1898).  Kl.  8.   48  pp.  Vom  Ver. 

L.  v.  Lorenz  Zu  den  Bestrebungen  des  österr.  Bundes  der  Vogelfreunde 
in  Graz.  (Sep.  a.:  »Verh.  k.  k.  zool.-bot.  Ges.  Wien,«  1898.  8.  3pp.)  Vom  Verf. 


Nachrichten. 

Dr.   Eduard  Albert  ßielz, 

Kgl.  Rath,  zu  Hermannstadt,  am  26.  V.  d.  J.  im  72.  Lebensjahre. 


Erklärung. 

Die  Dedication  der  Brochure:   Ȇber  die  Vergangenheit  und  Gegenwart 
der  Ornithologie  in  Böhmen«  von  J.  P.  Prazäk  erfolgte  gegen  meinen  Willen. 

v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


Verantw.  Redacteur,  Her&u.sgeber  und  Verleger:  Victor  Ritter  von  Tschui5l  zU  Schmidhoften,  Hailei u. 
Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudeutlial  (usterr.  Schle.sienj   Kirclienplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

paJaearktische  Faunen^ebiet. 


Jahrgang  IX.        September-October  1898. 


Heft  5. 


Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen  (Parus 
palustris  auct.)  nebst  Bestimiiiungsscblüssel  derselben. 

Von  Vict.  Ritter  v.  Tsclmsi  zu  Schmidhoffen. 

Die  Gruppe  der  Grau-,  Sumpf-  oder  Mönchsmeisen,  welche 
Kaup  unter  dem  Gattungsnamen  Poe.cile  vereinigte,  gehörte  seit 
lange  zu  den  Schmerzenskindern  der  Ornithologen.  Die  ver- 
hältnismässig grosse  Ähnlichkeit  ihrer  einzelnen  Formen  brachte 
es  mit  sich,  dass  noch  bis  in  die  neuere  Zeit  hinein  der  Linne'- 
sche  Name  Pa7'us  palustris  im  allgemeinen  auf  alle  Anwen- 
dung fand. 

Wohl  hatten  schon  lange  vorher  einzelne  Forscher,  so  ins- 
besonders  C.  v.  Baldenstein,  Chr.  L.  Brehm  und  de  Selys- 
Longchamps  den  Graumeisen  speciellere  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet und  verschiedene  Formen  beschrieben ;  aber  man  kann 
nicht  sagen,  dass  die  von  den  Genannten  vorgenommenen  Son- 
derungen Anerkennung,  noch  die  von  diesen  gebrauchten  Namen 
allgemeine  Geltung  gefunden  hätten.  Es  herrschte  in  dieser  Gruppe 
eine  ganz  ausserordentliche  Verwirrung  und  Unsicherheit  in 
der  Deutung-  der  einzelnen  Formen,  die  selbst  Dresser  in  sei- 
nen  „Birds  of  Europe"  nicht  zu  vermeiden  vermochte.  Der 
Grund  hierfür  war  ein  klarer;  es  fehlte  eben  allen  Sammlungen 
ein  ausreichendes  Material  von  dieser  Gruppe,  bez.  ihre  For- 
men, und  ohne  dieses  war  bei  der  grossen  Ähnlichkeit  derselben 
eine  Klärung  ganz  ausgeschlossen.  Die  Beschaffung  des  dazu 
nöthigen  beträchtlichen  Materiales  ist  zwar  durchaus  nicht  leicht, 
stösst   aber   heutzutage   nicht  mehr   auf  solche  Hindernisse  wie 


164        V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Giaumeisen. 

(Niemals,  ist  vielmehr  bedeutend  erleichtert,  da  auch  dic^  g"eg-en- 
wärtige  Sammelthätigkeit  eine  andere  gc-worden  ist,  indem  man 
so  ziemlich  überall  in  der  einzig  richtigen  und  wissenschaftlich 
begründeten  Methode  des  Sammeins  von  vSuiten  übergieng.  Auf 
diese  Art  —  rnag  sich  die  Sammelthätigkeit  nur  auf  rein  locale 
Vorkommnisse  beschränken  oder  auf  das  ganze  \"erbreitungs- 
gebiet  einer  bestimmten  Art  oder  Gattung  ausdehnen  —  ist  es 
jenem,  welcher  derartig  angelegte  Collectionen  in  den  Kreis 
seiner  Untersuchungen  einzubeziehen  v^^rmag.  ermöglicht,  die 
verschiedenen  Formen  und  ihre  Variabilität  zu  prüfen  und  zu 
studieren.  In  manchen  Fällen,  so  insbesonders  bei  vielen  Brehm'- 
schen  Subspecies,  deren  Wert  im  allgemeinen  allerdings  ein 
ungleicher,  die  aber,  wne  genaue  Prüfungen  ergaben,  zum  Theile 
ihre  volle  Berechtigung  haben,  genügen  bei  der  grossen  Aehn- 
lichkeit  der  vc^rwandten  Formen  und  der  Beschränktheit  der 
von  genanntem  Autor  angegebenen  unterscheidenden  Merkmale 
diese  nicht,  und  der  genaue  Vergleich  mit  den  Ivpen  wird  zur 
absoluten  Nothwendigkeit. 

Die  neueste  Zeit  brachte  uns  zwei  eing'ehendc  Arbeiten 
über  die  Gruppe  der  Sumpfmeisen:  J.  P.  Prazäk,  „Versuch 
einer  Monographie  der  palaearktischen  Sumpfmeisen  [Poecile 
Raup)",  (Orn.  Jahrb.  VI.  1895,  p.  8  —  59,  65  -99)  und  O.  Klein- 
schmidt: „Die  palaearktischen  Sumpfmeisen"  (Ibid.  VIII.  1897, 
{).  45  —  108)  und  desselben  Autors  (Pariis  salicarius  Q.  L.  Brehm 
und  die  ähnlichen  Sumpfmeisenarten  (,J.  f.  O.,"  XLV.  1897, 
p.   112  —  137). 

Ersterem  stand  ein  ganz  kolossales  Vergleichsmaterial 
zur  Benützung,  welches  er  an  der  Hand  der  einschlägigen 
Literatur  kritisch  bearbeitete  und  damit  die  Basis  für  weitere 
Forschungen  in  dieser  Grupjoe  legte.  Es  ist  begreiflich,  dass 
bei  einer  derartigen  Arbeit,  die  ihr  xAutor  selbst  einen  Versuch 
nennt  und  deren  Aufgabe  es  in  erster  Linie  war,  klärend  und  ord- 
nend zu  wirken,  manche  Annahmen  und  Deutungen  Pra^äk's 
sich  später  als  nicht  zutreffend  erwiesen;  aber  durch  diese  Ar- 
beit war  die  Kritik  der  einzelnen  Formen  ermöglicht  und  wei- 
tere Detailforschungen   angebahnt. 

Prazäk' s  „Versuch''  fand  schon  zwei  Jahre  später  einen 
Nachfolger  an  O.  Kleinschmidt.  Auch  diesem  stand  ein  be- 
deutendes Material  zur  Verfügung,  und,    was  von  ausserordent- 


V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen.         165 


lichem  Werte,  er  war  in  der  Lage,  Brehm's  Typen  eingehend 
untersuchen  und  vergleichen  zu  können,  ein  Umstand,  der  ge- 
rade in  dieser  schwierigen  Gruppe  den  einzigen  sicheren  Auf- 
schluss  über  manches  Zweifelhatte  zu  geben   vermochte. 

Wenn  auch  an  P  r  a  ^  a  k  '  s  Arbeit  anknüpfend,  gieng 
Kleinschmidt  doch  vollständig  eigene  Wege,  die  sich  in 
nicht  weniger  Hinsicht  der  Brehm'schen  Anschauung  an- 
schliessen. 

Als  einen  der  wichtigsten  Sätze  in  Kleinschmidt's  Ar- 
beit möchte  ich  den  hervorheben: 

„Die  Sumpfmeisen  zerfallen  in  zwei  scharf  ge- 
trennte Gruppen."  Kleinschmidt  sondert  die  Palustris- 
Formen  in  zwei  Gruppen: 

Glanzköpfe  (Farns  iiieridionalis)  und  Mattköpfe  (Parus 
salicarius)  und  gibt  eine  ausführliche  Charakteristik  derselben, 
aus  welcher  die  vollkommene  Berechtigung  für  die  artliche 
Sonderung  dieser  durch  keine  Uebergänge  verbundenen 
beiden  Gruppen   erhellt. 

Prazak  hat  die  nach  der  Jahreszeit  sehr  wandelbare 
Rückenfärbung  und  dann  auch  die  Grösse  zur  Unterscheidung 
herbeigezogen  und  ist  dadurch  vom  richtigen  Wege  abgelenkt 
worden. 

Kleinschmidt  zog  jene  erst  in  zweiter  Linie  in  Betracht 
und  zwar  die  frische  Herbstfärbung,  in  erster  Linie  aber  die 
Beschaffenheit  der  Kopfplatte  (Glanz-  oder  Mattkopf)  und  die 
Säume  der  Seeundarien,  die  beide  für  die  Unterscheidung  der 
zwei  Gruppen   wichtig,  weil  charakterisch  sind. 

Wie  die  neue  P'olio- Ausgabe  von  Naumann's  Naturge- 
schichte der  Vögel  Deutschland's  und  des  angrenzenden  Mittel- 
Europa's  (Bd.  IL  Lief.  9,  10)  beweist,  hat  sich  Prazak,  der 
darin  die  Pariden  bearbeitete,  Kleinschmidt's  Anschauungen 
zwar  angeschlossen,  hält  aber  das  Zusammenfallen  einiger  For- 
men für  wahrscheinlich. 

Ein  entschiedenes  Verdienst  Kleinschmidt's  ist  es,  die 
Graumeisenfrage  zu  einem  vorläufigen  Abschlüsse  gebracht, 
und  jene  Punkte  hervorgehoben  zu  haben,  die  noch  weiterer 
Klärung  bedürfen. 

Das  Verdienstliche  der  Kleinschmidt'schen  äusserst 
sorgfältigen    kritischen    Untersuchung    dieser    so     schwierigen 


166        V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen. 


Gruppe  kann  nur  der  \  oll  würdig'cMK  welcher  dersellien  an 
der  Hand  eines  reichen  Materials  schrittweise  /u  iolycn  \cr- 
mag".  was  mir  insbesonders  dadurch  ermöglicht  wurde,  dass 
Herr  O.  Kleinschmidt  die  Güte  hatte,  meine  Meisi'u.  die 
ihm  bei  .seiner  Arbeit  grossentheils  vorgelegen  hatten,  zu  de- 
terminieren. 

Wenn  ich  auch  im  grossen  und  ganzen  K  leinschmidt's 
Anschauungen  theile.  so  vermag  ich  das  doch  nicht  in  sämmt- 
lichen  Details,  wo  unsere  Ansichten  abweichen.  Deshalb  nu'WMitf 
ich  hier  einigen  sachlichen,  meinen  subjectiven  Standpunkt  \er- 
tretenden   Bemerkungen   Ausdruck   geben. 

In  Kleinschmidt's  zwei  Meisengruppen,  die  derselbe  als 
Subgenera,  wenn  auch  nur  provisorisch,  auffasst,  kann  ich  nur 
zwei  wohl  gesonderte  Arten  erblicken,  denen  die  unter  jeder 
derselben  angeführten  Formen  als  Subspecies  coordiniert  sind. 
Während  es  jederzeit  ein  Leichtes  ist,  die  Artangehörigkeit  der 
einzelnen  Formen  zu  bestimmen,  zeigen  diese  als  jenc;r  unter- 
ordnete und  sie  bildende  Glieder  minder  scharf  ausgeprägte 
Kennzeichen,  die  infolge  der  nahen  X'erwandschaft  zu  einander 
leicht  das  für  sie  Charakteristische  tnnbüssen  und  dadurch  die 
Deutung  zuweilen  zu  eimr  unsicheren  machen.  Kleinschmidt 
hat  letzteres  mehrfach  zugegeben,  was  seine  Unsicherheit,  zu 
w^elcher  Porm  manche  der  \on  ihm  untersuchten  Individuen 
gehören,  beweist.  Bei  einander  nahestehenden  P"ormen  ist  es 
oft  sehr  schwierig,  einzelne  Stücke  derselben  richtig  anzuspre- 
chen, wenn  sie  sich  nicht  im  frischen  Herbstkleide  befinden, 
welches  gerade  wie  Klei  n seh mi  dt  dargelegt,  für  die  Unter- 
scheidung der  Graumeisen-Formen  von  grösster  Wichtigkeit  ist, 
indem  später  alle  oben  verbleichen,  bezüglich  grauer*)  werden. 
Die  Untersuchung"  der  Individuen  im  frisch  vermauserten  Zu- 
stande bietet  demnach  die  meisten  Chancen  zur  sicheren  Be- 
stimmung. Wenn  die  Unterscheidung-  einzelner  Formen  eine  so 
subtile  ist,     so    w'äre    die    Frage    nicht   unberechtigt,     ob  solche 

*)  hl  diesem  gegen  das  Frühjahr  hin  alhnähligcn  Graucrwerden  aller 
Graumeisen,  wodurch  sie  einander  ähnhcher  werden,  cdalicke  ich  einen  Be- 
weis ihrer  nahen  Verwandschaft,  was  ja  auch  die  schwere  Unterscheidbarkeit 
in  diesem  Kleide  recht  deutlich  beweist.  Noch  marlcanter  tritt  uns  die  Aehn- 
lichkeit,  nicht  allein  die  der  Formen,  sondern  auch  die  der  Arten  bei  den 
Jugendkleidern  entgegen,  deren  einförmiges  —  ich  möchte  sagen  —  gemein- 
sames Kleid  noch  der  Distinctionszeichen  entbehrt 


V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen.         167 


scheinbar  so  unbedeutende  Differenzen  Berechtigung  haben,  eine 
Sonderung  herbeizuführen.  Ich  glaube  speciell  hier,  wo  es  sich 
um  die  Graumeisen  handelt,  mit  einem  entschiedenen  „Ja"  ant- 
worten zu  sollen.  Die  eingehendere  Kenntnis  der  Graumeisen 
ist  erst  eines  sehr  neuen  Datums  und  lange  noch  nicht  im  De- 
tail auf  das  ganze  Verbreitungsgebiet  derselben  ausgedehnt. 
Aus  diesem  Grunde  halte  ich  mit  Kleinschmidt  es  vorläufig 
für  nöthig,  die  beschriebenen  Formen,  auch  wenn  die  Unter- 
schiede nur  geringe  sind,  im  Auge  zu  behalten,  bis  es  das  ge- 
nauere Studium  der  Formen  beider  Arten  ermöglicht,  ein  defi- 
nitives Urtheil  über  die  Halt-  oder  Unhaltbarkeit  selber  zu 
fällen.  Wir  dürfen  dabei  allerdings  nicht  vergessen,  dass  sich  die 
einzelnen  Formen  von  einander  nicht  nur  nicht  scharf  abheben, 
sondern  oft  dort,  wo  zw^ei  Formen  zusammen  stossen,  verbin- 
dende Glieder  zwischen  einander  schieben,  die  aber  nicht  die 
Gleichheit  der  Formen,  sondern  nur  ihre  nahe  Verwandschaft 
documentieren.  Am  reinsten,  typisch  tritt  die  Form  immer 
nur  in  ihrem  Verbreitungscentrum  auf,  während  sie  gegen 
die  Peripherie  hin  Ankläng^e  an  ihre  benachbarten  Formen 
aufweist. 

Die  Länge  und  Stärke  des  Schnabels  wechselt  laut  Klein- 
schmidt bei  allen  Sumpfmeisen  durch  Einfluss  der  Jahreszeit 
und  die  Abnützung'.  Kl  ein  Schmidt  gibt  davon  in  seiner  Ar- 
beit, p.  95,  Fig.  A  C,  ß  D  Belege  und  gelangt  zu  dem  rich- 
tigen Schlüsse,  dass  bei  der  Bestimmung  mehr,  auf  den  Schna- 
bel-Charakter, als  auf  seine  absolute  Länge  Wert  zu  legen  sei. 

Kleinschmidt  bemerkt  (1.  c.  p.  64),  ein  Bestimmungs- 
schlüssel für  die  einzelnen  Arten*)  sei  nicht  nöthig,  da  man, 
wenn  man  das  Subgenus  bestimmt  habe,  die  Art  leicht  nach 
dem  Fundorte  ermitteln  könne.  Dieser  Anschauung  vermag  ich 
nicht  beizustimmen,  da  das  Verbreitungsgebiet  der  meisten 
Formen  nur  annähernd  bekannt  ist ;  ausserdem  würde  ein  sol- 
ches Verfahren  keine  Sicherheit  für  die  richtige  Bestimmung 
bieten,  da  wir  gegenwärtig  auch  darüber  nicht  orientiert  sind, 
wie  weit  sich  Graumeisen  im  Herbste  von  ihren  Standorten 
entfernen :  ob  sie  nur  beschränkt  streichen  oder  ob  sie  auch 
ziehen.  Kleinschmidt  hält  letzteres  in  einer  anderen  Arbeit 
(J.  f   O.  XLV.  1897,  p.  136)  nicht  für  wahrscheinlich  und  theilt 

*)  Kleinschmidt's  Auffassung  der  Art  weicht  von  meiner  ab. 


168        V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen. 


mir  brieflich  mit,  dat^s  er  den  Parus  salicariiis  zu  jeder  Zeit  an 
den  ihm  bekannten  Plätzen  finden  könne  und  ein  Sammler  in 
Süd-Tirol  auch  Panis  inoiildiius  im  Winter  auf  den  Sommer- 
plätzen dieser  Art  angetroffen  habe;.  Dies  würde  allerdings  dafür 
sprechen,  die  Graumeisen  als  Standvögel,  die  nur  beschränkt  die 
Oertlichkeit  wechseln,  anzusehen.  An  /-*.  acccdciis  habe  ich  jedoch 
die  Erfahrung  gemacht,  dass  sich  selber  im  Herbste  aus  den 
Gebirgswaldung'en  nicht  nur  in  tlic;  Vorberge  herabzieht,  son- 
dern gegen  den  Winter  zu  aucli  in  den  Salzachauen  erscheint 
und  dort  bis  zur  Winterneige  \erbleibt.  Dieser  streicht  also 
zum  mindesten,  wobei  ich  aber  nicht  bestreiten  will,  dass  andere 
an  ihren  Standplätzen  festhalten  mögen.  Vielleicht  bleiben  die 
alten  Vögel  stationär,  während  die  jungen  beschränkt  migrie- 
ren !  Genaue  Beobachtungen  werden  wohl  darüber  Licht  schaffen. 
Ich  bin  der  Anschauung,  dass  gerade  bei  dieser  schwieri- 
gen Gruppe  ein  Bestimmungschlüssel  noth  thut.  um  das  Er- 
kennen der  einzelnen  Formen  zu  erleichtern  und  wünsche,  dass 
der  von  mir  am  Schlüsse  gegebene  seinem  Zwecke  einiger- 
massen  entsprechen   mög^e. 

Vorher  mögen  einige  kritische  und  systematisch-  nomen- 
clatorische  Bemerkungen  über  die  einzelnen  Formen  hier  ihre 
Stelle  finden. 

Kleinschmidt  ist  meiner  Ansicht  nach  im  vollen  Rechte, 
wenn  er  den  Fants  palustris  \^.  der  X.  (1758)  Edition  der  Syst. 
Nat,  von  welcher  der  Beginn  der  wissenschaftlichen  Nomen- 
clatur  datiert,  auf  keine  bestimmte  Form  der  Graumeisen  mit 
Sicherheit  deutbar  hält,  was  aus  Linne's  Diagnose  und  der  An- 
gabe „Habitat  in  Europa"  ersichtlich  ist.  Nachdem  aber  der 
Linne'sche  Name  nicht  Formen  einer,  sondern  mindestens  zweier 
—  nach  meiner  Anschauung'  dreier  —  Arten  in  sich  schliesst. 
so  ist  seine  Verwendung  auch  als  Speciesname  au.sgeschlossen. 
Parus  palustris  L.  zerfällt  nach  meiner  Auffassung-  in  folgende 
Arten  : 

Parus  coiuiiiuiiis  (Baldenst.).  P.  cmereus  coiuunu/is  Baldenst. 
(Neue  Alpina,  II,   1827,  p.   '•]'!.)  Glanzkopfmeisen. 

Parus  montanus  (Baldt^nst.)^  P.  c-/nß?rus  mo^itauus  'Baldem^t. 
(Neue  Alpina,  IL    1827,  p.   H2.)     Mattkopfmeisen   (Alpenmeisen). 
Parus  borcalis  Selys-Longchamps.     (Bull.   Ac.    Roy.  Brux. 
1843,  p.   2.)  Mattkopfmeisen   (nordische  Graumeisen). 


'.'.  Tschusi:   Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen.  169 


Die  Commums-Gruppe  unterscheidet  sich  sehr  deutlich  von 
den  beiden  folgenden  durch  nicht  stufigen  Schwanz,  kleinen 
Kinnfleck,  die  kurze  schwarze  Kopfplatte  mit  bläulichem  Schim- 
mer, beschränktere  Ausdehnung  der  weissen  Halsseiten,  die  zu^ 
meist  unterhalb  der  Wangen  getrübt  sind,  braungraue  Schwung- 
und  Steuerfedern,  mit  der  Rückenfärbung  gesäumte  Armschwingen. 

Als  der  älteste  Name  für  diese  Art  gilt  co))iviuiiis  Baldenst. 

Panis  longirostris  Br.  Kleinschmidt  (1.  c.)  restituiert  den 
Brehm'schen  M.-S. -Namen  longirostris^'^)  (P.  palustris  longiros- 
tris) für  die  westeurop.  Form  der  Glanzkopfmeisen  aus  Frank- 
reich und  der  Rheingegend  und  betrachtet  sie  als  continentale 
Abweichung  des  Parus  dresscri  Stejn.  der  britischen  Inseln.  Als 
Kennzeichen  jener  gibt  Kleinschmidt  an:  „/^.  dresseri  sehr 
ähnlich,  kaum  heller,  aber  entschieden  grösser  und  mit  etwas 
grösserem  Schnabel."  Die  Flügelmasse  betragen  bei  longirostris 
6,16  —  6,70  mm.,  bei  dresseri  5,9  —  6,55  mm.  Die  Grössendifl^eren- 
zen  beider  sind  demnach  so  geringe  wie  die  Färbungsunter- 
schiede und  letztere  nur  einem  Auge  wahrnehmbar,  das  durch 
die  Untersuchung  grosser  Reihen  und  der  Brehm'schen  Typen 
aufs  äusserste  geschärft,  für  die  subtilsten  Unterschiede  em- 
pfänglich wurde.  Auch  die  Abweichungen,  die  die  vSchnäbel 
beider  in  ihrer  Stärke  aufweisen,  sind  geringfügig.  Mir  lag  von 
der  britischen  und  der  westeuropäischen  Meise  allerdings  nur 
ein  geringes  Material  vor,  aber  es  stammt  aus  der  gleichen 
Jahreszeit,  und  ich  vermochte  an  den  einzelnen  Indi\'iduen  nichts 
zu  entdecken,  was  eine  Sonderung  berechtigt  erscheinen  Hesse. 
Deshalb  vereinige  ich  beide  unter  dresseri diis  dem  ältesten  Namen, 
wie  das  auch  von  dem  Bearbeiter  dieser  Gruppe  in  der  neuen 
Ausgabe  des  Naum  a  n  n'schen  Werkes  angedeutet  wurde. 

P.  dresseri  und  longirostris  scheinen  ein  analoges  Beispiel 
zu  bieten  wie  Aegithalus  vagans  (Leach.)  [=  rosea  Blyth.].  Selbe 
kommt  sowohl  auf  den  britischen  Inseln,  als  auch  in  dem  west- 
hchen  und  zum  Theile  centralen  Theile  des  europäischen  Fest- 
landes vor.  Auch  bei  ihr  zeigen  die  insularen  Individuen  gewisse 
Verschiedenheiten  gegenüber  denen  des  Festlandes,  ohne  dass 
jedoch  die  Geringfügigkeit  derselben  eine  .subspecifische  Tren- 
nung rechtfertigen  würde. 

Verbrjeitung:   Grossbritannien,  Frankreich,  Rheingegend. 

*)  Der  Kürze  wegen  gebrauche  ich  hier  auch  für  die  Suhspecies  binäre  Namen. 


170        V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen. 


/'an/s  suhf^dliistris  Br.  scheint  sich  von  drcssen  durch 
helleren  Rücken,  minder  lebhaft  rostfarbig-  angeflogene  Flan- 
ken  ziemlich  gut   /u    unterscheiden. 

Verbreitung:  Deutschland  mit  Ausschluss  des  äussersten 
Nordostens  und  des  äussersten  Westens.  Oesterreich-Ungarn 
mit   Ausnahme   \'on   dessen   östlichem  Theile. 

Panis  coiiuiunns  Baldenst.  •>'i>^\\'isHl)paltislns  neihe,  weicht  aber 
durch  noch  helleren,  mehr  grauen  Ton  des  Oberkörpers  hinlänglich 
von  diesem  ab.  Die  von  Kleinschmidt  (1.  c.  p.  72)  erwähnten 
2  vStücke  meinerCollection  aus  Mariahof  vom  16.  II.  1892  und  14.  IV 
1891  zeigen  ein  allerdings  sehr  aulTallendes  graues  Oberkleid, 
das  Kleinschmidt  auf  Rechnung  der  vorgeschrittenen  Jahres- 
zeit setzt;  aber  die  hier  um  Hallein  vorkommende  Thalform  ist 
nach  zu  gleicher  Zeit  erlegten  Exemplaren  doch  entschieden 
bräunlicher  und  mit  vorhergehender  nicht  zu  verw^echseln,  wes- 
halb ich  unsere  Thalvögcl  zu  subpalustris  ziehe.  Der  Umstand, 
dass  die  Mariahofer  Vögel  bis  in  die  oberste  Waldregion  gehen, 
lässt  vermuthen,  dass  Thal-  und  Gebirgsform  verschieden  sind. 
Meine  Exemplare  aus  Mariahof  stimmen  mit  der  von  v.  Bal- 
denstein  g^egebenen  Beschreibung  (V.  c.  p.  351  völlig  überein, 
wogegen  die  Angaben  über  ihr  Vorkommen:  „Ueberall  in 
unseren  Thälern,  selten  bis  in  die  Mittelberge  hinauf,  weniger 
noch  in  hochliegenden  Waldungen"  auf  die  xAufenthaltsorte 
der  steiermärk'schen  nicht  stimmen,  da  die  dortige  Thalform 
mit  unserer  übereinstimmt,  die  ich  für  subpalustris  ansehe.  Be- 
merken möchte  ich  hier,  dass  mir  im  Salzburg'schen  noch 
niemals  eine  Glanzkopfmeise  in  hochgelegenen  Waldungen  vor- 
gekommen ist.  Beobachtungen,  die  ich  speciell  in  Bezug  auf 
die?se  Form  in  Mariahof  anregte,  werden  uns  hoifentlich  über 
manches  noch  Fragliche  Aufschluss  geben.  Nur  in  dem  Falle, 
dass  sich  —  was  ich  für  ganz  ausgeschlossen  halte  —  subpa- 
lustris als  identisch  mit  conuiiuins  erweisen  sollte,  würde  dieser 
als  ältester  Name  an  Stelle  jenes  zu  treten  haben. 
Ve  r b  r e i  t u  n g :   A Ipeng-ebiet. 

Parus  iiicridionalis  Liljeb.  Die  Vög'el  Skandinaviens  schei- 
nen denen  der  Ostseeprovinzen  gegenüber  einen  etwas  bräun- 
licheren Ton  des  Oberkörpers  aufzuweisen;  doch  halte  ich  in 
Anbetracht,  dass  nach  Osten  zu  die  lichtere  Färbung  bei  Arten, 


V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen.         171 

die  auch  dem  Westen  ang^ehören,  prävaliert  und  im  gegebenen 
I-'^alle  der  Unterschied  ein  überaus  geringfügig'er  ist,  eine  Son- 
derung beider  für  ganz  ausg-eschlossen.  Icli  befinde  mich  voll- 
kommen im  Einklänge  mit  Kleinschmidt  bezüglich  der  Wahl 
und  Berechtigung-  dieses  Namens,  den  ich  jedoch  subspec. 
anwende. 

Verbreitung- :  Südl.  Schweden,  Ost-Preussen,  Ostseepro- 
vinzen. 

Pariis  stagiiatilis  Br.  Bei  fast  gleicher  Grösse  und  Färbung 
der  vorherg'ehenden  und  nur  mit  etwas  bräunlicherem  Ton  der 
Oberseite  und  kürzerem  und  dickeren  Schnabel  steht  diese  dem 
ineridionalis  g-anz  ausserordentlich  nahe,  so  dass  man  sie 
geradezu  als  südliche,  bezw.  südöstliche  x'Vbzweigung  dieser 
ansehen  kann.  Ich  finde  jedoch  diese  Aehnlichkeit  nicht  so 
gehend,  wie  sie,  dass  sie  mit  ineridionalis  verwechselt  werden 
könnte,  Kleinschmidt  annimmt,  und  deshalb  bin  ich  dafür,  sie  von 
jener  zu  unterscheiden. 

Verbreitung:  Westungarn?,  Galizien,  Siebenbürgen,  Ru- 
mänien, Serbien,  Bosnien. 

Hr.  V.  Almasy  hat  diese  P'orm  kürzlich  (nach,  Klein- 
schmidt's  ßestimmungr)  für  die  Dobrudscha  (\'gl.  Ac[uila,  V.  181)5 
p.    106)   n^ichgewiesen. 

Als  leicht  unterscheidbare  Kennzeichen  der  Mo/iianus- 
Gruppe  gelten:  j.ange,  mattschwarze  Kopfplatte  mit  odt^r  ohne 
bräunliche  Reflexe  ;  ausgedehnte  weisse  Halsseiten,  an  ihren 
unteren  Partien  creme  — ,  die  Flancken  mehr  oder  wenig'er 
deutlich  rostfarben  überflogen  ;  Oberkörper  graubräunlich  bis 
bräunlichgrau.  Flüg-el  und  Schwanzfedern  —  letztere  stufig-  — 
in  der  Färbung  zwischen  jener  der  vorhergehenden  und  der 
folgenden  Art  stehend ;  Säume  der  Armschwingen  bräunlich 
oder  weisslichgr^lu. 

Pants  luonidims  Baldenst.  ist,  wH'nn  typisch,  eine  durch 
ihre  Grösse  und  die  breiten  Schwung--  und  .Schwanzfedern  in 
jedem  Kleide  leicht  unterscheidbare  Form  der  J/<?/?/rt««.s--Gruppe. 
Es  kommen  aber  auch  Individuen  vor,  die  offenbar  zu  illon- 
faniis  gezählt  werden  müssen,  deren  Schwung-  und  Steuerfedern 
aber  deutlich  schmäler  sind,  also  in  dieser  Beziehung-  zur  fol- 
genden Form  hinneigen.     P.  alpcsfris  Bailly  ist  synonym. 

Verbreitung:  Alpen. 


Tschusi:  Bemerkunsen  über' die  europäischen  (jraununscn. 


Panis  acccdciis  Br.  stellt  eino  kk-iniTi-  Ausg-abe  der  vori- 
g-en  dar,  von  ihr  ausserdem  durch  (he  auch  den  folgenden 
Formen  eigenen  stets  schmalen  Schwanzfedern    verschieden. 

Verbreitung:  Nadelwaldungen  in  gebirgigen  Gegenden 
von   Mitteldeutschland  bis  in   die  franz.   Schweiz. 

P.  iniirinus  Kleiuschm.  w(^'c.  Br.  ist  die  kleinste  P'orm  der 
Gruppe,  im  Tone  mehr  grau,  an    allen    Theilen    mehr   getri_ibt. 

Kleinschmidt,  der  die  Brehm'schen  Typen  untersuchte, 
wendet  den  obig-en  Namen  auf  die  Mattkopfmeisen  N.-Böhmens, 
Mährens,  Schlesiens  und  des  Tatragebirges  an  und  stellt  diese 
Form  zunächst  dem  Salicarius  Br.,  welcher  Autor  aber  damit 
kleinere,  dunklere  und  grauere  SalicariusAw^XwA&aQ^^  bezeichnete, 
die  aus  Renthendorf  stammen.  Klein  schmidt's  Anwendung 
des  Namens  auf  die  Mattkopfmeisen  oben  erwähnter  Gebiete 
beruht  auf  deren  McIM'a-  ( murin us-)  Färbung,  welche  selbe  besitzen 
und  steht,  wie  der  Verf.  (1.  c.  p.  82)  bemerkt,  nicht  in  vollem 
Finklange  mit  dem,  was  Brehm  darunter  verstand,  weshalb 
ich  hier  P.  inurintis  Kleinschm.  nee  Br.  schreibe.  Als  doppel- 
deutiger Name  müsste  daher  der  Brehm'sche  fallen  und  ein 
anderer  für  die  von  Kleinschmidt  fixierte  j^'orm  gewählt  werden, 
wenn  sich  selbe  als  berechtig't  erweisen  sollte. 

An  meinen  Exemplaren,  welche  die  Bestimmung  Klein- 
schmidt's  tragen,  finde  ich  weit  mehr  Aehnlichkeit  mit 
accedens  als  mit  salicarius,  zu  welcher  höchstens  ihre  Grö.sse 
hinneigt.  Ich  bin  daher  der  Ansicht,  dass  man  besser  daran 
thun   wird,   diese   Meise  mit  accedens  zu  vereinigen. 

Verbreitung:  Deutschland,  N. -Böhmen,  Mähren,  Schle- 
sien, Tatra. 

P.  assimilis  Br.  könnte  man  als  eine  lichtere  und  grauere 
Accedens  bezeichnen,  hv'x  der  die  Färbung  durchgehend  reiner 
zum  Ausdrucke  kommt  und  die  sich  ausserdem  durch  fast 
weisse  Secundarien-.Säume,  deutlich  rostfarben  überfiogene  Seiten, 
cremefarbig  überfiogene  unterste  Halsseiten  und  eine  schmale 
rostfarbige  Zont'  im  Nacken  leicht  von  der  vorhergehenden 
scheidet. 

Der  bosnische  Vogel  meiner  .Sanmdung  weicht  von  einem 
siebenbürg-ischen  (Kronstätlter)  Exemplare,  das  ich  Klein- 
schmidt danke,  durch  den  lebhaft  rostfarbig-en  Ton  des 
Oberrückens  cib.  —  Klein  Schmidt  hegt  Zweifel,  ob  dieses  Stück 


V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  euru])äischen  Graumeisen.  T 


■/.u  assimilis  gehöre.  Ich  stelle  es  zu  dieser  Form,  bei  der  wahr- 
scheinlich dort  die  erwähnte  Nackenfärbung  zu  deutlicherer 
Ausbildung-  gelang't. 

Verbreitung":  (Talizische  Karpathen,  transsylvanische 
Alpen  und  Gebirge   Bosniens. 

Panis  salicarius  (Br.)  In  der  (xrosse  zwischen  accedcns  und 
Hill  rin  IIS  stehend,  unterscheidet  sich  diese  Form  von  allen 
anderen  sehr  kenntlich  durch  den  braungrauen  Rücken,  die 
weit  hinauf  cremefarbig  überflogenen  Hals-  und  lebhaft  rost- 
farbig i.iberflogenen  Seiten,  nebst  weisslich-grau  gekanteten 
Armschwingen. 

Klein  Schmidt  (L.  c.)  sondert  diese  Meise  artlich  und 
zieht  zu  ihr  als  Subsp.  miiruius  und  accede?is.  Wollte  man 
salicarius  als  Art  auffassen,  so  müsste  man  es  bei  a\-si/7ii/is,  die 
Kleinschmidt  zu  iiioiifanus  zieht,  auch  thun.  Acccdens  und 
riiurinus  stehen  aber  in  der  Färbung  entschieden  montan us 
näher,  während  assimilis  die  Brücke  zu  salicarius  bildet  und 
dieser  das  äusserste  Extrem  der  AJontanus -YorniQn  darstellt. 

Ich  stelle  daher  salicarius  zunächst  dem  assimilis,  bei  dem, 
abg'esehen  von  der  Kückenfärbung",  alle  anderen  Färbungen 
dieses  angedeutet  sind,  besonders  bei  dem  vorhererwähnten 
bosnischen   Vogel. 

Neuester  Zeit  hat  Kleinschmidt  (Orn.  Monatsber.  VI.  1898, 
p.  o5)  auch  für  Eng'land  den  P.  salicarius  nachgewiesen,  der 
sich  jedoch  durch  ausg-edehntere,  lebhaftere  rostgelbe  P^ärbung 
von  dem  des  Festlandes  unterscheiden  soll,  also  ein  Seitenstück 
zu  dresser i.  Da  mir  kein  Exemplar  vorliegt,  vermag  ich  über 
den   Vogel   nicht  zu  urtheilen. 

Verbreitung:     England,  West-    und    Mittel-Deutschland. 

Von  der  Alonlan its-(jr\\Y>]i>d  sondert  sich  artlich  die  d(^r 
Borealis,  unterschieden  von  jener  durch  rein  schwarze  Kopf- 
platte, mehr  grauen  bis  weisslich-g'rauen  Ober-,  weisslichen,  seitlich 
nicht  rostfarbig  angehauchten  Unterkörper,  reinweisse  Hals- 
seiten, beide  letztere  ohne  cremefarbigen  Anflug;  durch  schie- 
fergrauen Ton  der  Schwung--  und  .Steuerfedern,  wovon  die 
Armschwingen  und  die  Steuerfedern  weiss  g-ekantet  sind. 

Pariis  horealis.  Selys-Longchamps.  Die  einzige  Vertreterin 
der  Art  in  Europa,  weiter  nach  Osten  zu  (Sibirien)  durch 
baicalensis  Swinh.   (—  macrura  Tacz.)   ersetzt. 


174         V.  T'schusi:  Bemerkunocn  über  die  europäischen  Graumei'^en. 


Wie  bei  den  (jlaiizkopfmeisen  die  skandinavischen  Stücke 
g-egenüber  den  russischen  einen  bräunhcheren  Ton  aufweisen, 
finden  wir  ein  Gleiches  bei  den  nordischen  Mattkopfmeisen, 
aber  so  unbedeutend,  dass  auch  hier  von  einer  Trennung  abge- 
sehen werden  muss.  Nach  Osten  liin  zeichnen  sie  sich  nur 
durch  reinere  und  hellere  Färbung  aus.  so  dass  ich  mich 
Kleinschmidt's  Ausspruche  anschliesse,  es  sei  bei  manchen 
Stücken  nicht  immer  leicht  zu  entscheiden,  ob  selbe  zu  boreahs 
oder  zu  baicalrusis^-)  Swinh.  zu  ziehen  seien.  Eben  die  nicht 
scharf  sich  abhebenden,  zuweilen  förmUch  „verwischten"'  Cha- 
raktere, wie  sie  sich  mehrfach  unter  den  Sumpfmeisen  finden, 
liefern  den  Beweis,  dass  man  es  mit  Formen  und  nicht  mit 
Arten   zu  thun   hat. 

Entgegen  der  Anschauung  Kleinschmidt's  betrachte  ich 
Selys-Longchamps  als  Autor,  von  borealis.  Dieser  beschrieb 
(1848)  allerdings  den  borealis  aus  Island  (wo  bisher  noch  niemand 
eine  Meise  gefunden  hatte),  aber  auch  aus  Norwegen  und 
charakterisiert  ihn  kenntlich,  so  dass  über  das,  was  Selys- 
Longchamps  ursprünglich  unter  seinem  P.  borealis  meinte, 
kaum  ein  Zweifel  herrschen  kann,  während  er  später  den  P.  aJf^csfns 
mit  seinem  borealis  vereinigte  und  damit  tliesem  Namen  eine 
ganz  andere  Bedeutung  gab.  Liljeborg.  den  Kleinschmidt 
„pro  usu"  als  Autor  für  borealis  citiert,  gab  wohl  eine  sehr 
eingehende  Beschreibung-  iNaum.  1852,  pp.  101  — -)  des  Vogels, 
sagt  aber:  „die  von  de  vSelys  gegebene  Beschreibung  stimmt 
genau  mit  dem  hier  von  mir  angegebenen  Vogel  überein." 
Demnach  wird  wohl  vSelys-Longchamps  als  Autor  für  diese 
Art  dem  Rechte  der  Priorität  gemäss  auch  ferner  zu  gelten 
haben. 

Was  den  Parns  eolletli  Stejn.  anbelangt,  so  .schrint  sich 
selber  nach  der  genauen  Untersuchung  Collett's  in  dcsscMi 
treftlichen,  leider  nur  wenig  berücksichtigten  „Mindre  Mi'dd.  vrdr. 
Norges  Fuglef-'  1891/5)2,  p.  8-1  — 35  als  individuelle  Aljwrichung 
zu  erweisen. 

Verbreitung:  Skandinavien.  Nord-RussUind.  Ostseepro- 
vinzen,  Ostpreusscn. 

*)  =  DKirj-iiriis  Tac/.  (1891).  Es  untciiiej^l  wo'^l  kaum  L-incni  Zwcilcl, 
dass  beide  Namen  identisch  '^ind  und  daher  oliigcn  als  älterem  die  I'riuritäl 
gebührt. 


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V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Graumeisen.         175 


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176        V.  Tschusi:  Bemerkungen  über  die  europäischen  Grauraeisen. 


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Herrn.  Joha  nse  n:   Orn.   Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     177 


Ornithologische  Beobachtungen 
im  Gouvernement  Tomsk  während  des  Jahres    1897*) 

Von  Herrn.  Joliansen. 

Ahiuda  arvr>!sis  \..  Im  Laufe  des  vero;-ang-encn  Beobacli- 
tungsjahres  ist  es  mir  geglückt,  ein  Exemplar  der  sibirischen 
Feldlerche  in  g-eringer  Entferntmg  von  Tomsk  am  1.  Mai  zu 
erbeuten.  Es  war  ein  9,  das  ohne  Artgenossen  im  weichen 
Erdreich  des  Irkutsker  Traktes  sich  Nahrung  suchte.  In  der 
nächsten  Umgegend  von  Tomsk  sind  sonst  Feldlerchen  nicht 
zur  Beobachtung  gelangt,  w^ährend  in  südlicheren  Theilen  des 
Gouvernements  diese  Art,  wo  Ackerbau  getrieben  wird,  recht 
häufig'  ist.  Aus  Kusnetzk  erfahre  ich,  dass  daselbst  Feldlerchen 
am  8.  Mai  von  F.  Stillmark  beobachtet  worden  sind,  doch  ist 
dieses  Datum  wohl  kaimi  als  Ankunftsdatum  zu  betrachten. 
Ich  selbst  hatte  Gelegenheit,  anfangs  Juni  sehr  viel  Feldlerchen- 
gesang bei  Barnaul  zwischen  den  Poststationen  Bjelojarskaja 
und  wShilina  zu  hören,  sowie  auf  der  Strecke  zwischen  Bijek 
und  dem  Kirchdorfe  Altaiskoje,  auch  in  der  Umgegend  des 
letzteren,  wo  Feldlerchen  recht  zahlreich  sind.  Die  zwei  in 
meiner  Sammlung-  befindlichen  Tomsker  Lerchen  gestatten  mir 
noch  nicht,  mich  über  deren  eventuelle  Zugehörigkeit  zur  Sub- 
species  cantarella  Bonap.  auszusprechen. 

Corviis  corax  L.  Der  Kolkrabe  war  auch  im  Laufe  des 
vergangenen  Jahres  in  den  kalten  Monaten  überaus  häufig  in 
der  nächsten  Umgegend  von  Tomsk.  Ich  behalte  mir  vor,  ein 
anderes  Mal  die  Zugehörigkeit  der  hiesigen  Kolkraben  zur 
vSubspecies  Sibiriens  Tacz.  zu  discutieren. 

Corvus  cornix  L.  Die  Tomsker  Nebelkrähen  scheinen  im 
Winter  wegzustreichen,  denn  ihre  Zahl  nimmt  in  der  kalten 
Jahreszeit  ab.  Am  6.  April  waren  sehr  viele  auf  dem  Tomjeise 
zu  sehen;  am  25.  April  waren  sie  in  Tomsk  an  den  Nestern 
beschäftigt;  am  L  Mai  befand  sich  in  einem  Nest  unweit  des 
Irkutsker  Trakts  bloss  ein  Ei ;  am  4.  Mai  fand  ein  Jäger  beim 
Dorfe  Kruglichina  in  einem  Nebelkrähenneste  3  Eier,  von 
denen  eins  bedeutend  kleiner  als  die  andern  gewesen  sein  soll. 
Leider  war  der  Mann  so  ungeschickt,   die     Rier   beim    Klettern 


*)  Vergl.  »Ornith.  Jahrb.«  VI.,  1895,  p.  183—206;  VII.,  1S96,  p.  125— 
146;  VIII.,  1897,  p.  121—136  und  p  159—184.  Sämmtliche  Daten  sind  auch 
in  diesem  Berichte  nach  dem  neuen  Stil. 


178     Herrn.  Joh  ansen:  Orn.  ßeobachtunaen  im  Gouvernement  Tomsk'. 


zu  zerdrücken.  Am  .?  1 .  Mai  hatten  Nel)clkrähen  l)ci  i<  riio-lieliina 
sowohl  l"-ier  als  v'ben  aus^eschlüpftt'  jnni^'c  in  einem  Xrst. 
Während  der  Rüekreise  ans  dem  Altai  sah  ich  in  di-v  <  r^tcn 
Hälfte  des  Aug'ust  dii-  ersten  Nebelkrähen  erst  unw«.  ii  des 
Dorfes  Katunskoje  bei  Bijsk.  im  Altai  ist  während  der  Som- 
mermonate, wenigstens  in  den  von  mir  besuchten  Gebieten,  die 
Nebelkrähe  nicht  anzutreffen  und  wird  durch  Corvus  coronc  L. 
vertreten. 

Colaeus  fiionedula  (L.)  Am  28.  März  spähte  ich  verg-ebens 
während  einer  Excursion  nach  Dohlen  aus.  Am  3.  April  wurde 
das  erste  Pärchen  am  Tomjzuflusse  Uschaika  beobachtet,  am 
4.  April  sah  ich  auf  dem  Irkutsker  Trakt  einige  wenige  Dohlen 
bei  schlechter  Witterung :  Schneegestöber  mit  Regen  bei  hefti- 
gem Winde.  Am  6.  April  war  ein  grosser  Plug  auf  dem  Tomj- 
eise  angelangt  und  trieb  sich  daselbst  in  Gesellschaft  \'on 
Krähen  und  Kolkraben  umher.  »Späterhin  gemein.  Bei  Barnaul 
am  11.  Juni  in  der  Objniederung  in  grossen  Gesellschaften 
überaus  häufig. 

?  Corvus  davuricus  Fall.  Ein  ornithologisch  nicht  unge- 
bildeter Herr  theilte  mir  mit,  dass  er  um  den  12.  Februar  eine 
Dohle  mit  recht  viel  Weiss,  besonders  auf  der  Unterseite,  in 
Tomsk  an  einer  Abfallgrube  beobachtet  habe.  Leider  wurde 
das  Exemplar  nicht  erbeutet,  was  umsomehr  zu  bedauern  ist. 
da  es,  wenn  kein  grober  Beobachtungsfehler  vorgelegen  hat, 
das  erste  in  Tomsk  angetrolfene  Exemplar  der  sibirischen  Dohle 
gewesen  wäre. 

Corvus  coronc  L.  Kommt  alljährlich  im  Wirter  aus  Ost- 
sibirien nach  Tomsk.  Brutvogel  im  Altai.  Auf  dem  Tomjeise 
noch  am  6.   April  gesehen. 

Corvus  I rugilegus  L.  Bei  Kusnetzk  \on  P".  Stillmark 
am  7.  Mai  beobachtet.  Zwischen  Bijek  und  dem  Kirchdorfe 
Altaiskoje  beobachtete  ich  auch  während  der  vorjährigen  Altai- 
reise die  Saatkrähe  in  Mengen  sowohl  zu  Anfang  Juni,  iils 
auch  in  der  ersten   Hälfte  des   August. 

Pico  pica  Icucopicra  (Gould.)  Recht  häufig.  Auf  dem  Tomj- 
eise am  G.  April.  Am  14  Mai  erhielt  ich  in  Kruglichina  ein 
Gelege  von  5  starkbebrüteten  Eiern ;  iin  demselben  Tage  be- 
fanden sich  in  einem  andern  Elsterneste  daselbst  zwei  Eier  und 
fünf  schon  ausgekrochene  Junge. 


Herrn.  J  ohansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     179 


Garrithts  hrandti  Eversm.  Den  rothköpfigen  Heher  be- 
obachtete ich  im  Laufe  des  vergang-enen  Jahres  bloss  zwei  Mal 
bei  Tomsk,  im  Birkenwalde  bei  Owetschkina  am  28.  März  und 
im  Kieferwaldc  nach  Sorkaljzewo  hin  am  ().  April.  Ferner 
erhielt  ich    ein  bei  Tomsk  am  26.  December  erlegtes   5. 

Perisoreus  infaustus  (L.)  Die  eventuelle  Zugehörigkeit  der 
hiesigen  Unglückshehen  zur  Subspecies  sibinciis-T.di.cz*)  zu  prü- 
fen, ist  eine  meiner  augenblicklichen  Bestrebungen  ;  doch  fehlt 
es  mir  an  Vergleichsmaterial  und  muss  daher  die  Discussion 
dieser  Frage  einstweilen  aufgeschoben  werden.  —  Am  6.  April 
beobachtete  ich  im  Kieferwalde  auf  dem  Wege  nach  Sorkalj- 
zewo bei  Tomsk  an  einem  in  einer  kleinen  Schlucht  neben  dem 
Wege  liegenden,  schon  zum  grössten  Theile  von  verschiedenen 
Säugern  und  Vögeln  stark  besuchten  Pferdecadaver  ein  Pärchen 
Unglücksheher,  welches  das  gefrorene  Fleisch  für  einen  grossen 
Leckerbissen  zu  halten  schien.  Beide  (*  und  7)  konnte  ich 
auch  ohne  grosse  Mühe  daselbst  schiessen.  In  Prof  v.  Menzbier's 
Werk  über  die  Vögel  Russlands  finde  ich  keine  Angabe  über 
eine  derartige  Nahrung  dieser  Heher. 

Nucifraga  carvocatacies  macrorhyncha  (Brehm.)  In  Tscherga 
im  Altai,  wo  ich  die  Sommermonate  des  vergangenen  Jahres 
verbrachte,  beobachtete  ich  diesen  Heher   nur  auf  dem  Kamm 


*)  Nach  dem  mir  vorheoenden,  allerdings  sehr  geringem  Materiale 
scheint  eine  subspecifische  Sonderung  des  sibirischen  Unglückshehers  voll- 
kommen berechtigt.  Von  schvt'cdischen  Exemplaren  unterscheidet  sich  mein 
sibirischer  Vogel  (Umgeb.  von  Tomsk,  25.  III.  1897  a.  St.  Q),  den  ich  Herrn 
Prof.  H.  Johansen  verdanke,  recht  auffällig.  Der  Eindruck,  den  dieser  jenem 
gegenüber  macht,  ist  der  eines  im  Gefieder  verblassten  Vogels.  Der  leich- 
teren Vergleichbarkeit  wegen  will  ich  die  Unterschiede  hier  angeben: 

Perisoreus   infa  usftis. 
Subsp.  infaustus  (L.)  j  Subsp.  sibiricus  (Tacz.) 


Kopfplatte  schwarzbraun  ( P.  luguhris- 
artig).  Oberkörper  grau,  mehr  durch 
Rostgelblich  getrübt.  Bauch, Weichen 
u.  unt.  Schwanzdecken  lebh.  rostgelb- 
lich. Schwingen  und 2  mittlere  Steuer- 
federn schiefergrau.  Grosse  Schwin- 
gendecken, Wurzeln  der  mittleren 
Schwingen  und  die  Steuerfedern  leb- 
haft rostroth.  Schnabel  länger  und 
stärker,  fast  gerade. 


Kopfplatte  düster  braun  (P.  cinctus- 
artig).  Oberkörper  mehr  grau,  erst 
unten  in  fahl  rostgelbl.  Färbung 
übergehend.  Bauch,  Weichen  und 
untere  Schwanzdecken  fahl  rostgelb- 
lich. Schwingen  und  2  mittlere  Steuer- 
federn aschgrau.  Grosse  Schwingen- 
decken, Wurzeln  der  mittl.  Schwingen 
und  die  Steuerfedern  fuchsig.  Schna- 
bel kürzer  und  schwächer,  schwach 
gebogen.  D.  Herausgab. 


180    Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  GoiTvernement  Tomsk. 

der  Staja.  des  höchsten  der  dieses  Kirchdorf  umgebenden  FierQ-i-, 
der  die  Höhe  der  Arven  erreicht.  Im  Laufe  des  Juli  und  im 
August  waren  die  Arvenheher  daselbst  eifrig  an  den  Zapfen 
dieser  Koniferen  beschäftigt. 

Pyrrhocorax  graculus  (L.)  und 

Pyrrhocorax  alpinus  iVieill.)  .Sowohl  die  Alpenkrähe,  als 
auch  die  Alpendohle  sind,  wie  mir  Prof  N.  Th.  Kastschenko 
mittheilt,  von  Prof.  W.  W.  Ssaposhnikow  im  Laufe  des  ver- 
gangenen Sommers  im  x\ltai  gesammelt  und  dem  /.ool.  Museum 
der  Tomsker  Universität  übergeben  worden. 

Shtrnus  menrMeri  (vSh.)  Die  ersten  Stare  wurden  in  l'omsk 
am  2.   April  g^esehen ;     an    den  Starkästen     erschienen     sie    am 

5.  April;  am  16.  Mai  fand  ich  noch  keine  Eier  in  einem  von 
mir  untersuchten  Neste.  Aus  der  Umgegend  von  Kusnetzk 
erfuhr  ich  von  F.  Stillmark  als  Beobachtungsdatum  den  8.  April, 
das  somit  wohl  kaum  als  Ankunftsdatum  gleiten  kann.  Im 
Kirchdorfe  Bogorodekoje  am  Obj  (etwa  ()0  Werst  von  Tomsk) 
fütterten  während  meiner  Durchreise  am  7.  Juni  die  Alten  eifrigst 
die  Jungen,  die  ihre  Schnäbel  aus  den  Starkästen  heraussteckten. 
Bei  Barnaul  traf  ich  am  1 1.  Juni  grosse  umherfliegende  Banden 
von   Staren   tin. 

Calcariits  nivalis  (L.)  Der  Schneeammer  besucht  in  g'rossen 
Schwärmen   bisweilen  die   Strasst'n   von   Tomsk.     So  sah  ich  am 

6.  Januar  einen  grossen  Flug-  dieser  Wintergäste  eine  Strasse 
unweit  des  Universität.sgebäudes  beleben.  Zum  letzten  Mal 
beobachtete  ich  sie  im  Frühjahre  am  1.  Mai;  ihre  Ankunft  im 
Herbste  habe  ich  nicht  beobachtet,  da  ich  verhindert  war, 
Excursionen  zu   m^ichen. 

(\ilcarius  laf'ponicus  (L.)  Im  Laufe  des  Septembers  in  sehr 
grossen  Flügen  auf  der  Wiese  am  Tomj  nördlich  von  der 
vStadt.  Diese  Spornammern  liessen  mich  sehr  nahe  herankom- 
men ;  vor  dem  Auffliegen  geben  sie  einen  Laut  von  sich,  der 
sich  durch   „trr,  trr"   wiedergeben  lässt.. 

Embrriza  schoeniclus  L.  Mehrere  Rohrammer  beobachtete 
ich  am   ö.  .September  beim  Tscheremoschnik. 

Enihcriza  nisfica  l^all.  Die  ersten  Waldammer  wurden 
am  22.  April  beobachtet.  Am  1.  Mai  traf  ich  diese  x\.rt  in 
grossen  Flüg-en  am  Irkutsker  Trakt  an.  Im  Herbste  beobachtete 
ich  wenige  am  10.  September  beim  Tscheremoschnik  im  Gebüsch. 


Herrn.  J  ohansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     181 


Emheriza  citrinella  L.  War  auch  im  vergang-enen  Jahre 
häufig.  Die  ersten  Goldammer  sollen  atn  28.  März  gesehen 
worden  sein  ;  ich  selbst  beobachtete  einen  starken  Flug  am 
1:.   April  beim  13orfe  Kornilowo. 

Emberiza  Irucoccphala  Gmel.  Die  ersten  Fichtenammer 
erblickte  ich  im  \'ergangenen  Jahre  am  15.  April.  In  der  Um- 
gegend von  Tscherga  traf  ich  diese  Art  nur  auf  den  Bergen 
an.  Ein  daselbst  am  18.  Juni  geschossenes  Exemplar  unter- 
scheidet sich  nicht  von  den  in  der  Umgegend  von  Tomsk 
erbeuteten. 

Emberiza  aurcola  Fall.  Auf  dem  Wege  zwischen  Bijsk 
und  dem  Kirchdorfe  Altaiskoje  häufig,  ebenfalls  in  der  Um- 
gegend von  Tscherga  im  Altai,  in  Flussthäleru,  wo  Weiden- 
gebüsch vorhanden. 

Loxia  bifasciata  (Brehm).  Prof.  Dr.  F.  Krüger  schoss 
am  4.  April  im  Walde  bei  Kruglichina  einen  Bindenkreuz- 
schnabel. Einen  Fehler  habe  ich  zu  berichtigen.  Im  Berichte 
für  1896  führte  ich  pag.  171  einige  Bindenkreuzschnäbel  unter 
dem  Namen  rubrijasciata  (Brehm)  an,  „deren  Flügelbinden,  ob- 
gleich recht  breit,  theilweise  blass-rosa  angehaucht  sind."  Wie 
ich  mich  nun  überzeugt  habe,  gehören  diese  Bindenkreuzschnäbel 
aber  nicht  zur  rothbindigen  Form,  resp.  Species,  die  Loxia  curvi- 
rostra  L.  nahe  steht,  sondern  zum  Formenkreis  der  Loxia 
bifasciata  (Brehm)  und  dürften,  wie  mir  Herr  Victor  Ritter  von 
Tschusi  zu  Schmidh offen  schreibt,  eine  Subspecies  von 
bifasciata  bilden. 

Loxia  curvirostra  L.  Auf  dem  Wege  nach  Sorkaljzewo 
schoss  ich  am  6.  April  ein  altes  6-  Der  Herausgeber*)  des 
„O.  J.",  dem  ich  mehrere  Exemplare  der  Ausbeute  des  Jahres 
1896  sandte,  theilt  mir  mit,  dass  dieselben  feinere  Schnäbel  und 
scheinbar  anderes  Roth  haben,  als  die  europäischen.  Ich  habe 
leider  in  meiner  Sammlung-  nicht  genügendes  Vergleichsmaterial 
an  Kreuzschnäbeln  aus  anderen   Gebieten. 


*)  Die  mir  durch  die  Güte  Herrn  H.  Johansen's  zugekommenen  Ex- 
emplare zeigen  im  männlichen  Kleide  ein  feurigeres  Roth  und  feinere  Schnä- 
bel als  die  mitteleuropäischen  Stücke.  Recht  auffallend  sind  auch  die  unteren 
Schwanzdecken,  die  ein  reineres,  mit  schwärzerer  Fleckung  versehenes  Weiss 
aufweisen.  In  allen  ihren  Verhältnissen  stehen  diese  Stücke  der  amerikani- 
schen Loxia  curvirostra  minor  (Br.)  näher  als  der  typ.  curvirostra. 

D.  Herausgeb. 


152"    Herrn.  Johansen.'  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk. 

Pinicola  enucleator  (L.)  Der  Hakengimpel  scheint  im  Laufe 
des  Winters  1897/98  bei  Tomsk  gewesen  zu  sein,  doch  war 
meine  Zeit  so  in  Anspruch  genommen,  dass  ich  keine  Beleg- 
stücke für  sein  diesmaliges  Auftreten  habe    auftreiben  können. 

Pinicola  erythrinus  (Pall.)  In  der  Umgegend  von  Tscherga 
im  Altai  am  Nordabhang  der  Staja  beobachtet  und  geschossen 
am  9.  und  12.  Juli.  Bei  Tomsk  erbeutete  ich  ein  juv.  dieser 
Art  am  5.  September  beim  Tscheremoschnik. 

Pyrrhula  coccinea  de  Selys.  Der  Gimpel  war  auch  im  ver- 
gangenen Jahre  im  Laufe  des  März  und  April  recht  zahlreich 
überall  vertreten. 

Acanthis  exilipes  (Coues).  Einen  riesigen  Schwärm  dieser 
schönen  Leinzeisige  in  hunderten  von  Individuen  beobachtete 
ich  auf  den  wenigen  und  geringen  schneentblössten  Stellen  am 
Irkutsker  Trakt  bei  Tomsk  am  17.  April.  Es  wimmelte  geradezu 
von  ihnen  ;  von  einer  schneefreien  Stelle  zur  anderen  fliegend, 
boten  sie,  von  der  Sonne  beleuchtet,  ein  schönes  Bild  !  Offen- 
bar derselbe  Schwärm  hielt  sich  auch  am  22.  April  daselbst 
auf.  Noch  am  1 .  Mai  traf  ich  viele  sibirische  Leinzeisige  an 
genannter  Oertlichkeit  an,  wo  sich  unterdessen  auch  Emberiza 
rustica  eingestellt  hatte.  Beide  Arten  suchten  in  gemischten 
Banden  ihre  Nahrung  auf  dem  feuchten  Boden  der  alten, 
grossen  Heerstrasse  in  grosser  Eintracht  und  so  durcheinander 
gemengt,  dass  ich  mit  einem  Schuss  beide  Arten  in  mehreren 
Exemplaren,  mehr  als  ich  wollte,   erlegen  konnte. 

Fringilla  montifringilla  L.  Bei  Tomsk  beobachtete  ich 
den  Bergfinken  am  18.  April,  doch  mag  er  immerhin  .früher 
angelangt  sein.  Bei  Kusnetzk  liat  F.  Stillmark  unsere  Vögel" 
am  8.   Mai  beobachtet. 

Carduclis  carduelis  iiiajor  (Tacz.)  Am  9.  Mai  war  ich  in 
der  Umgegend  von  Tomsk  bei  der  Ksendsowskaja  Saimka 
Zeuge  eines  Zweikampfes  von  Stieglitzmännchen,  der  sich  hoch 
auf  den  Zweigen  einer  noch  unbelaubten  Birke  abspielte  und 
dem  in  vollkommener  Ruhe  ein  weiblicher  .Stieglitz  zusah.  Der 
Verlauf  des  recht  hitzig  geführten  Kampfes  war  ein  unblutiger, 
insofern  als  bei  den  Kämpen  bloss  wenige  Federn  flogen;  mich 
interessierte  aber  das  Geschlecht  des  dritten,  so  ruhig  zuschauen- 
den „L^nparteiischen"  und  durch  einen  .Schuss  fiel  er,  ein  Opfer 
meiner  Wis.sbcgierde. 


Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     183 

Carduelis  caniccps  Vig.  In  der  Umgegend  von  Tscherga 
im  Altai  recht  häufig.  Auf  Feldwegen  beobachtete  ich  den  grau- 
köpfigen Stieglitz  am  17.  Juni,  an  einem  Walclbach  am  19.  Juni. 
In  der  Sprache  der  Altajer  heisst  unser  Vögelchen  „Kutschajak". 
Diese  Bezeichnung  wird  aber  für  sämmtliche  kleinere  sperlings- 
artige Vögel  angewendet  und  soll  nichts  weiter  als  „Vöglein" 
bedeuten.  An  dem  Nordabhang  der  Staja  in  kleinen  Banden 
am  30.  Juni.  Brutplätze  dieses  Stieglitzes  in  der  Nähe  von 
Tscherga  sind  wohl  die  bewaldeten  Abhäng-e  der  Staja  und  die 
Waldpartien  am  Flusse  wScherg^oil.  Juv.  dieser  Art  schoss  ich 
am  2.  und  12.  Juli  daselbst.  Sie  unterscheiden  sich  von  den 
Alten  dadurch,  dass  ihnen  das  Roth  am  Kopfe  gänzlich  fehlt, 
dass  die  graue  Färbung-  der  Brust  der  Alten  bei  den  juv.  in 
gTaubraune  Flecken  aufg-elöst  ist,  dass  ferner  die  Zeichnung  auf 
den  Schwingen  2.  Ordnung  bei  den  juv.  stark  ausgesprochen  ist 
und  blassbräunliche  Farbentöne,  statt  des  Weiss,  aufweist.  Dazu 
kommt  noch,  dass  die  Schwingen  1.  Ordnung  bei  den  Alten 
ganz  schwarz  sind,  während  bei  den  juv.  die  Spitzen  dieser 
Federn  mit  blassbräunlichen  Flecken  gezeichnet  sind.  Reinweiss 
sind  bei  den  juv.  bloss  die  Flecken  der    äusseren  Steuerfedern. 

Uragus  sibii'icus  (Fall.)  Der  schöne  langschwänzige  sibirische 
Gimpel  w^ar  im  Herbste  häufig  beim  Dorfe  Kisslowka  in  den 
Weidengebüschen  der  Tomjniederung.  und  ein  juv.  wurde  selbst 
in   der  Stadt  am   18.   October  mit   einem  Schlagbauer  gefangen. 

Certhia  familiär is  scandulaca  (Fall.)  Am  13.  October  wurde 
im  Nadelwalde  des  Dorfes  Kruglichina  bei  Tomsk  das  erste 
Exemplar  des  sibirischen  Baumläufers  (meiner  Sammlung)  er- 
beutet. Es  ist  ein  ö  und  zeichnet  sich  durch  stärkere  weisse 
Fleckenzeichnung  auf  dem  Rücken  von  Certhia  familiaris  L. 
aus,  die  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Herausgebers  dieser 
Zeitschrift  in  einem  schönen  6  vom  21.  October  1897  aus 
Hallein  verdanke.  Nach  der  Angabe  in  Prof.  v.  Menzbier's 
Werk  „Die  Vögel  Russlands"  ist  der  57.  Breitengrad  die  Nord- 
grenze unseres  Vögelchens.  Finsch  hat  in  der  Slowzow'schen 
Sammlung  in  Omsk  Exemplare  aus  der  Umgegend  dieser  Stadt 
gesehen  und  führt  dieselben  als  C.  familiaris  L.  an.  Noch 
deutlicher  und  dabei  falsch  sprechen  sich  die  Herren  Homeyer 
und  Tan  er  e  über  den  von  ihnen  aus  dem  Altai  nicht  erhal- 
tenen sibirischen  Baumläufer  aus,  indem  sie  sagen:  In  Sibirien 


184     Herrn.  Johansen:  Orn.  BeobachtariLren  im  Gouvernement  Tumsk. 

scheint  ausschliesslich  die  nordosteuropäische  Form,  die  echte 
farnilüiris  vorzukommen,  nur  dass  die  Schnäbel  etwas  grösser 
sind  und  die  Unterseite  stets  rein  weiss  ist."  Das  Hauptunter- 
scheidung-smerkmal  der  sil)irisclien  Baumläufer,  die  Rücken- 
färbung, lassen  die  genannten  Herren  aber  unerwähnt.  Wes- 
halb ist  der  Pallas'sche  Name  ,^sc<v)iduJaca''''  im  „Naumann"  in 
.^scatidulacca'-'   x'erändert  ? 

Hirundü  rustica  L.  Die  ersten  Rauchschwalben  bei  Tomsk 
am  21.  Mai  gesehen;  bei  Kusnetzk  beobachtete  F.  Stillmark 
Rauchschwalben  am  22.  Mai.  Im  Kirchdorfe  Bo§"orodskoje  am 
Obj  beobachtete  ich  auf  der  Durchreise  am  7.  Juni  luir  diese 
Schwalbenart.  Auch  weiterhin  in  den  Dörfern  am  Obj  und  im 
Altai  in  einzelnen  Niederlassungen  häufig,  z.  B.  in  Tscherga, 
wo  ich  die  folgende  Art   nicht  antraf. 

Chelidonaria  urbica  (L.)  Im  Dorfe  Mujuta  (etwa  20  Werst 
südlich  von  Tscherga)  im  iVltai  scheint  ausschliesslich  die  Mehl- 
schwalbe  vorzukommen. 

Muscicapa  grisola  L.  Eine  kleine  Bande  Fliegenschnäpper 
bemerkte  ich  am  27.  Juli  in  der  Nähe  von  Tscherga  im  i\ltai. 
Um  bei  der  Bestimmung  des  einen  erbeuteten  juv.  sicher  zu 
gehen,  verschaffte  ich  mir  durch  Schlüter  in  Halle  a.  S.  die  in 
Betracht  kommenden  Arten  und  finde,  dass  das  erleg"te  Exem- 
plar ein  typ.  juv.   des  grauen  Fliegenschnäppers  ist. 

Ampelis  garrulus  L.  Am  28.  März  schoss  ich  unweit  von 
Tomsk  einen  Seidenschwanz  (Ö),  dem  die  rothen  Hornplättchen 
der  Armschwingen  des  rechten  Flügels  fehlten,  während  die 
des  linken  Flügels  aasgebildet  waren.  Stud.  med.  A.  Welis- 
hanin  theilt  mir  mit,  dass  er  am  12.  »September  bei  der  Eisen- 
bahnstation Bassandaika  bei  Tomsk  Seidenschwänze  gesehen 
habe.  Wenn  keine  Verwechslung  mit  anderen  Vögeln  vor- 
liegt, wie  kaum  anzunehmen  ist.  so  spricht  ein  so  frühes  Er 
scheinen  von  Seidenschwänzen  vielleicht  dafür,  dass  sich  Brut- 
plätze nicht  gar  entfernt  von  Tomsk  vorfinden.  Schon  früher 
theilte  mir  Herr  College  S.  A.  Ssnehon  mit,  dass  er  sich 
erinnert,  auch  mitten  im  Sommer  (!)  Seidenschwänze  bei  Tomsk 
gesehen  zu  haben. 

Lanius  homeyeri  Cab.  Von  Raubwürgern  wurde  im  Laufe 
des  vergangenen  Jahres  bloss  diese  Art  erbeutet  und  zwar  ein 
9  am  31.  August  beim  Dorfe    Kruglichina,    das    nach    Mitthei- 


Herrn  Jühanse  n:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     185 

lung  von  Herrn  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen  nicht  ganz 
typisch  ist.  Ferner  schoss  ich  ein  typisches  prächtiges  6  am 
18.  September  in  der  Nähe  des  Dorfes  Kornilowo  und  erhielt 
von  stud.  med.  A.  P.  Welishanin  gleichfalls  ein  tvp.  Ö  dieser 
Art,  das  am  19.  .September  beim  Dorfe  Kisslowka  geschossen 
wurde.  Beide  Exemplare  bestimmte  ich  nach  M.  Bodganow's 
„Die  Würger  der  russischen  Fauna."  Am  16.  September  beobach- 
tete ich  einen  sehr  scheuen  Raubwürger,  wohl  dieser  Art  an- 
hörig, auf  der  Wiese  beim  Tscheremoschnik,  konnte  mich  aber 
leider  nicht  auf  nöthige  Entfernung"  nähern.  Dafür,  dass  die 
grossen  Würger  bei  uns  bisweilen  überwintern,  spricht  die  mir 
von  stud.  A.  P.  Welishanin  mitgetheilte  Beobachtung,  dass 
er  am  24.  December  1894  in  Tomsk  selbst  einen  grossen  Würger 
gesehen  habe. 

Lanins  colliirio  L.  Bei  Tomsk  und  auf  dem  Wege  zwischen 
Bijsk  und  dem  Kirchdorfe   Altaiskoje  häufig. 

Oriolus  oriolus  (L.)  Den  ersten  Ruf  des  Pirol  hörte  ich 
bei  Tomsk  am  24.  Mai.  Ist  wohl  im  ganzen  Gebiet  häufig. 
Ich  traf  ihn  an  mehreren  Stellen  während  der  Reise  in  den 
Altai,  sowohl  in  bewaldeten  Gegenden,  als  auch  in  der  steppen- 
artigen Fläche  zwischen  Bijsk  und  Altaiskoje,  wo  sein  Gekreisch 
im  August  aus  den  wenigen  Gebüschen  eines  Bienengartens 
erscholl.  In  der  Nähe  von  Tscherga  war  er  am  Nordabhang 
der  Staja  häufig.   Altajsch  heisst  er  „tomurtka."' 

Anthus  trivialis  (L.)  Der  Baumpieper  wurde  bei  Tomsk 
am  3.  Mai  beobachtet.  Die  Exemplare,  die  ich  im  Altai  bei 
Tscherg-a  zu  Gesicht  bekam,  sind  auch  frivialis-Ty'^^x\. 

Motacilla  citreola  Pall.  Recht  viele  Exemplare,  meist  juv., 
am  27.   August  bei  Tomsk. 

Motacilla  inclanope  Pall.  Die  Gebirgsbachstelze  hatte  am 
28.  Juni  flügge  juv.  bei  Tscherga  im  Altai.  Ist  viel  mehr  Baum- 
vogel, als  Alol.  alba^  resp.  personata.  Liebt  in  den  Bergen 
höhere  Partien,  wo  sie  sich  in  der  Nähe  von  Quellen  und 
geringen  Wasseradern  aufhält,  während  Motacilla  personata  tief 
in  den  Thälern,  an  grösseren  Bächen  sich  vorzugsweise  herum- 
treibt. 

Motacilla  personata  Gould.  Schon  im  Kirchdorfe  Altais - 
koje  zwischen  den  ersten  Erhebungen  des  Altai  ist  die  gewöhn- 
liche weisse  Stelze  durch  die  Maskenstelze  vertreten.  Am  8.  Juli 


186     Herin.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk. 

waren  bei    Tscherga    schon    flügge    juv.     Die    Altajer    nennen 
diese   Art  „iyrintschy." 

Mütacilla  alba  L.  Bei  Tomsk  die  ersten  gesehen  am 
16.  April.  Als  fernere  Ankunftsdaten  habe  ich  den  19.  und 
22.  April  in  Erfahrung  bringen  können.  Bei  Kusnetzk  sind 
von  P\  Stillmark  weisse  Bachstelzen  am  21.  April  beobachtet 
worden,  doch  könnte  sich  diese  Beobachtung  auch  Siwi  persona ia 
beziehen.  Leider  habe  ich  noch  keine  Bälge  von  dort  erhalten 
können.  Am  Obj  zwischen  der  Tomjmündung  und  Barnaul 
häufig,  auch  in   Barnaul  selbst,  aber  nur  alba. 

Bttdytes  flavus[L-\  Zwischen  Bijsk  und  Altaiskoje  beobachtete 
ich  g-elbe  Bachstelzen  am  14.  Juni,  da  ich  jedoch  keine  schoss, 
so  kann  ich  mich  über  die  Subspecies  nicht  äussern. 

Sitta  uralensis  Licht.  Li  der  Umg-egend  von  Tscherga 
im  Altai  nur  am  Nordabhang  der  Staja  beobachtet  und  erbeutet, 
wo  eine  Bande  Spechtmeisen  am  80.  Juni  ilire  Klettergewandt- 
heit an  alten  Lärchenstämmen   zeigte.   Altajisch:  Kochtösch. 

Regiilus  regulus  cristatus  (Koch.)  Am  18.  October  wurde 
bei  Kruglichina  ein  ö  erbeutet.  Es  ist  erst  das  zweite  Exem- 
plar meiner  Collection. 

Acrocephalus  dufyietorum  Bly  th.  Berichtigung.  Im  Berichte 
des  vorigen  Jahres  erwähnte  ich  unter  dem  Namen  Acrocepha- 
lus palustris  eines  bei  Tomsk  erbeuteten  Rohrsängers,  in 
welchem  der  Herausgxber  dieser  Zeitschrift  eben  palustris 
erblickt.*)  Jetzt,  wo  das  Exemplar  sich  wieder  in  meiner  Samm- 
lung befindet,  kann  ich  darin  nur  duinetorum  erblicken.  Die 
von  Finsch  als  Acrocephalus  palustris  angeführten  Exemplare 
aus  West-Sibirien  hält  Pleske  (Ornithographia  rossica  p.  541) 
für  dumetorum.  Acrocephalus  palustris  ist  somit  weder  in  West- 
Sibirien,  noch  im  Altai  nachgewiesen. 

Phylloscopus  trochilus  septeritrioiialis  (Brehm."!  Ankunft 
dieses  lichten  Laubvogels  zum  1,  Mai  ;  am  9.  Mai  beobachtete 
ich  mehrere  dieser  Art  an  Holzstücken.  Aesten  und  anderen 
Gegenständen,  die  auf  einer  aus  geschmolzenem  .Schnei'  ent- 
standenen Wasserlache  schwammen,  und  an  Gebüsclu-n.  die 
in  der  Lache  standen.  Die  kleinen  Sänger  suchten  hier  eifrig 
Insecten.     Den  Gesang  dieses  Laubvogels    hörte    ich    während 

*)  Eine  genaue  Untersuchung  des  mir  inzwischen  wieder  retuurnierten 
Exemplars  bestätigte  die  Annahme  Hrn.  Johansen's.  Der  Herausgeb. 


Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     187 

der  Objreise  häufig  vom  Ufer  und  den  waldbedeckten  Objinseln, 
so  am   7.  Juni. 

Phylloscopus  iristis  (Blyth.)  Dieser  für  Sibirien  so  charak- 
teristische Laubvogel  wurde  am   "JS.   April  beobachtet. 

Rcgiiloides  supercüiosiis  (Gmel).  Am  5.  Juli  erbeutete  ich 
an  der  bewaldeten  Nordseite  des  Stajacomplexes  bei  Tscherga 
im  Altai  diese  Art  in  einem  Exemplare,  das  ich  erst  nach 
halbstündigem  Suchen  im  Grase  fand.  Das  Sammeln  von  Laub- 
vögeln wird  durch  das  Nichtauffind^n  des  geschossenen  sehr 
erschwert. 

Sy!vui  cinerea  fiiscipilea  (Ssev.)  An  derselben  Localität 
wüe  den  vorhergehenden  Vogel   erbeutete  ich  am  ;-50.  Juni  ein  Q. 

Luscinia  philoniela  (Rechst.)  Den  ersten  Gesang  des  Spros- 
sers hörte  ich  in  Tomsk  in  der  Nacht  vom  24.  zum  25.  A'Jai. 
Mehrere  Birkenparks  in  einem  Theil  der  vStadt  sind  der  Lieb- 
ling saufenthaltsort  unseres  Sängers  im  Laufe  des  Mai.  In  den 
Gebüschen  am  Ufer  und  auf  den  Inseln  des  Obj  häufige  gehört 
in  den  Nächten  und  auch  am  Abend  während  der  Dampferreise. 

Cyanecula  coerulecula  (Pall.)  Ankunft  des  Blaukehlchens 
den  29.  April.  Bei  Kruglichina  beobachtet  und  geschossen  am 
21.   Mai  (i). 

Ruticilla  phocnicura  (L.)  Beobachtet  am  3.  Mai,  Ankunft 
wohl  einig'e  Tage  früher.   Im   Altai  bei  Tscherga  häufig. 

Pratincola  maiira  (Pall.)  Diese  Speciesbezeichnung  ist  als 
die  ältere  für  iiidica  Blyth.  zu  gebrauchen.  Im  Fluge  erinnert 
unser  Vog^el  stark  an  weisse  Falter  (Pieriden),  wie  mir  das 
auch  bei  Saxicola  iiiofio  Ehrbg.  im  Altai  auffiel.  Bei  Tomsk 
im  Laufe  des  vorigen  Jahres  nicht  beobachtet,  weil  ich  Ende 
Mai  und  im  August  keine  Zeit  zu  Excursionen  hatte,  den  Som- 
mer über  aber  von  Tomsk  abwesend  war.  Auf  der  Strecke 
zwischen  Bijak  und  dem  Kirchdorfe  Altaiskoje,  auch  im  Thale 
der  Angurla  bei  Tscherga  im  Altai  häufig,  sowie  in  anderen 
Flussthälern  daselbst.  Bisweilen  auf  Stangen  an  den  Gebäuden 
der  Bieneng'ärten  sitzend. 

Saxicola  oenanthe  (L.)  In  der  Umgegend  von  Tscherga  im 
Altai  häufig.  Bei  Tomsk  war  der  Steinschmätzer  in  der  ersten 
Hälfte  des  Septembers  eine  ungemein  häufige  Erscheinung. 
Hier  scheint  der  Bau  der  Eisenbahn  für  unseren  Vogel  eine 
Menge  ihm  zusagender  Plätze  geschaffen  zu  haben,  so  dass  die 


188     Herrn.  Johansen:  Orn.   Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk. 

Anzahl  der  Individuen  in  der  Nähe  von  Tomsk  sehr  zugenom- 
men hat. 

Saxicüla  isahcUina  Rüpp.  Tun  ^  dieses  .Steinschmätzers  er- 
beutete ich  für  meine  Sammhmg  am  24  Juni  bei  Tscherga  im 
Altai,  wo  diese  Art  häufig  ist. 

Saxicola  uion'o  (Ehrbg.)  Bei  Tscherga  im  Altai  während 
der  Sommermonate  sehr  häufig. 

Turdus  pilaris  L.  Die  Wachliolderdrossel  soll  am  11.  April 
angelangt  sein.  Ich  selbst  sah  sie  am  16.  und  22.  April.  x\m 
21.  Mai  hatten  diese  Drosseln  stark  angebrütete  Eier  und  auch 
schon  eben  ausgeschlüpfte  Junge.  In  der  Umgegend  von  Tscherga 
im  Altai  häufig,  besonders  am  Nordabhange  der  Staja.  Kaum 
flügge  juv.  der  zweiten    Brut  fand  ich  am    lö.  Jtili  daselbst. 

Turdus  })iusicus  L.  Recht  häufig  am  9.  Mai  bei  der  Ksend- 
sowskaja  Sai'mka  bei  Tomsk.  Anktinft  wohl  eine  Woche  (oder 
mehr?)  früher. 

Turdus  atrigularis  Temm.  Unter  den  vielen  Drosseln  (T. 
pilaris},  die  ich  am  16.  Mai  bei  der  Ivuchterin'schen  Sai'mka 
bei  Tomsk  beobachtete,  fiel  mir  eine  auf,  die  ohne  das  bekannte 
Gekreisch  von  einem  Baume  zimi  andern  '^<ö'g.  Obgleich  der 
Vogel  mich  mehrmals  nicht  heranliess,  gelang'  es  mir,  ihn  end- 
lich doch  zu  erbeuten  ;  es  war  die  für  .Sibirien  so  charakteri- 
stische schwarzkehlige  Drossel.  Im  Herbste  wurden  mehrere 
Turd.  (i l r ig u Iuris  bei  Tomsk  geschossen:  so  am  2.  Octobcr  von 
mir  bei  der  Birkhahnjagd  mit  dem  künstlich  nachgebildeten 
Lockvogel,  am  10.  October  an  Getreideschobern  in  Gesellschaft 
von  Pyrrhula  coccinea  und  Eiiib.  citniiella.  am  13.  October  von 
einem  Jäger  im  Nadelwalde  bei  Kruglichina. 

Cuculus  canorus  L.  Erster  Ruf  bei  Tomsk  am  21.  Mai. 
F.  Stillmark  notierte  den  Kucktick  bei  Kusnetzk  am  lo.  Mai. 
Bei  Barnatil  überaus  häufig-  am  12.  Juni.  Bei  Tscherga  schoss 
ich  ein  frei  atif  einem  Felsen  sitzendes    T  juv.  am  30.  Juli. 

Cuculus  intcnncdius  (Vahl.)  In  der  Umgegend  von  Tscherga 
im  Altai  hörte  ich  scnnen  Ruf  am  30.  Juni  auf  der  mit  ge- 
mischtem Wald  bedeckten  Nordseite  der  Staja.  Ein  juv.  mit  dem 
von  den  weissen  Enden  bloss  dreier  P>dern  gebildeten  Nacken- 
fleck und  den  Massen,  die  den  von  Prof.  v.  Menzbier  („Vögel 
Russland's")  entsprechen,  erbeutete  ich  bei  Tscherg'a  im  Altai 
am   12.  Juli. 


Herrn.  Johansen:  Orn.  ßeobachtunjjcn  im  Gouvernement  Tomsk.     189 


Jynx  torquilla  L.  Bei  der  Kuchterin'schen  Saimka  sah 
ich  einen  Wendehals  am  16.  Mai.  Bei  Kruglichina  schoss  ich 
zwei  Exemplare  (^  ^)  am  21.  Mai.  Bei  Tscherga  schoss  ich  am 
9.   Juli  ein   7   an   der  Nordseite  der  Staja. 

Dryocopus  martius  (L.)  Im  AValdgebiet  des  .Stajacomplexes 
bei  Tscherga  häufig. 

Dcndi'opicus  leiiconotus  cirris  (Fall.)  Auf  einer  Insel,  die 
mit  Weiden  und  anderen  vom  Eisgang  alljährlich  stark  mitge- 
nommen Büschen  bestanden  ist,  im  Flüsschen  Tscherga  bei 
meinem  gleichnamigen  .Sommeraufenthaltsorte  des  vorigen  Jah- 
res, schoss  ich  einen  jungen  weissrückigen  Buntspecht  am  3.  Juli. 
Altajisch  :  tschochur  domurtkti. 

Dendropicus  major  cissa  (Fall.)  Meiselte  am  16.  Mai  eifrigst 
in  einem  Faulbeerbaume  die  Nisthöhle,  hatte  aber  bloss  den 
Anfang  dazu  fertig. 

Dendropicus  minor  pipra  (Fall.)  Kam  im  vorigen  Jahre 
kein  Mal  zu   Gesicht. 

Picoidcs  trvdactylus  crissoleucos  (Bonap.)  Kam  gleichfalls 
nicht  zu  Gesicht. 

Piciis  caniis  L.  Am  \  2.  Juli  schoss  ich  einen  Grauspecht 
(juv.)  am  Fusse  der  Staja  an  deren  Nordseite  in  gemischtem 
Walde.  Mehrere  Grauspechte  sah  ich  am  14.  Juli  in  einem 
prächtigen  Kiefern vvalde  beim  Dorfe  Kamlak  im  Thale  der  Ssema. 
Die   Altajer  nennen  den   Grauspecht  Kok    domurtka. 

Alccdo  ispida  bengalensis  (Gmel.)  Der  Eisvogel  soll  am 
18.  April  bei  Tomsk  beobachtet  worden  sein.  Auf  dem  Tomj 
zwischen  Tomsk  und  der  Mündung  häufig.  Auch  auf  dem  Obj, 
wo  der  Dampfer  sich  mehr  am  Ufer  hielt,  resp.  dicht  an 
Inseln  vorüberfuhr,  sah  und  hörte  ich  öfters  unseren  prächti- 
gen Gesellen.  In  Tscherg^a  hörte  ich  von  einem  Exemplar,  das 
am  8.   August  daselbst  gesehen  worden  sein  soll. 

Merops  apiaster  L.  Stud  med.  A.  P.  Welishanin  beob- 
achtete am  22.  August  einen  Trupp  von  7  Bienenfressern  bei 
Barnaul  und  erlegte  mehrere  von  ihnen.  Ein  Exemplar  davon 
befindet  sich  in  meiner  Collection. 

Apus  apus  (L.)  Während  Mauersegler  in  Tomsk  selbst 
fehlen  und  in  d'^r  Umgegend  nur  wenig"  vorkommen,  sind  sie 
im  Altai  häufig,  so  bei  Tscherga,  wo  ich  diese  Art  am  19.  Jtini 
schoss  (5)-  C.  pacificus  scheint  bei  Tscherg^a  nicht  vorzukommen. 


190     Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk. 


Altajisch  heisst  der  Mauensegler  Karlg-asch  ;  die  Altajer  unter- 
scheiden also  Segler  von  Schwalben  nicht  (c.  f.  „Orn.  Jahrb.'' 
VIII.  p.    136). 

Upupa  epops  L.  Der  Wiedehopf  heisst  bei  den  russischen 
Bauern  des  Kirchdorfs  Tscherga  „tatarskij  pjetuschok"  und 
„tatarskaja  kurotschka"  (tatarisches  Hähnchen,  resp.  Hühnchen), 
Die  Altajer  nennen  ihn  „jaman  gusch".  Am  8.  August  schoss 
ich  daselbst  ein  .^j,  das  einzige  Exemplar,  das  ich  während  des 
ganzen  Sommers  dort  zu  Gesicht  bekam. 

Falco  tinnunculiis  L.  Am  Trakt  bei  Tomsk  am  22.  April 
gesehen,  wahrscheinlich  wohl  früher  angelangt.  Am  14.  Mai 
wurde  ein  wohl  unvollzähliges  Gelege  von  3  Eiern  dieses  Falken 
einem  Nebelkrähenneste  entnommen,  am  20.  JNIai  ein  wohl 
gleichfalls  unvollzähliges  Gelege  von  8  Eiern  in  einem  Elstern- 
neste gefunden.  Am  21.  Mai  fand  ich  ein  Gelege  von  4  bebrü- 
teten Eiern  im  Astloch  einer  uralten  Lärche  bei  Kruglichina. 
Mengen  von  Falken  dieser  Art,  sowie  auch  Falco  vespertinus 
sassen  auf  den  Telegrafendrähten  zwischen  Barnaul  und  Bijsk 
am   10.  und   11.  Juni.    Auch  bei  Tscherga  im  Altai    häuhg. 

Fnlco  cenchris^')^^wva.  Am  1.  August  erhielt  ich  in  Tscherga 
im  Altai  einen  jungen  Falken  dieser  Art  mit  hellen  Ivrallen. 
Nachdem  ich  ihn  10  Tage  lang  gehalten,  schenkte  ich  dem 
mittlerweile  zahm  und  flügge  gewordenen  die  Freiheit.  Von 
einem  Altajer.  der  diesen  Röthelfalk  bei  mir  sah,  wurde  der 
Vogel   ,,Kui   Kenek"  genannt. 

Falco  vcspcrtinus  L.  Den  Rothfussfalken  sah  ich  in  vielen 
Stücken  am  9.  Mai  bei  der  Ksendsowskiija  Sai'mka  bei  Tomsk; 
auch  am  1(3.  Mai  war  er  recht  häufig  bei  der  Kuchterin 'sehen 
Saimka.  Das  Brüten  dieses  P'alken  in  der  nächsten  Umgegend 
von  Tomsk  wird  von  einigen  Seiten  angezweifelt.  Am  20.  Mai 
hatte  ich  Gelegenheit,  folgendes  Gebahren  eines  Pärchens  un- 
serer Vögel  zu  beobachten.  An  der  Pforte  der  das  Dorf  Kor- 
nilowo  abgrenzenden  Einzäunung  steht  ein  mächtiger  Lärche n- 
pfosten,  dessen  oberster  Theil  ausgehöhlt  ist.  Hier  befand  sich 
ein  Pärchen  dieser  reizenden  Falken,  als  ich  auf  einer  Excursion 
die  (regend  passierte.  Das  ^j  bewarb  sich  eifrigst  um  das  9,  und 
abwechselnd  kroch  bald  der  eine,  bald  der  andere  der  Vög-el 
in  die  Aushöhlung.     Eier  waren  nicht  zu  finden.     Ich  erwähne 


*)  Die  Priorität  hat  b\  naumanni  Fleisch.  1818.  D.  Herausgcb. 


Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     191 


dieser  Beobachtung,  weil  ich  in  dem  Gebahren  der  Falken  einen 
ziemlich  sicheren  Hinweis  auf  ihr  daselbst  beabsichtig'tes  Brüten 
erblicke.  Auf  dem  Obj  beobachtete  ich  diesen  Falken  am  8.  Juni. 
Ausser  Drosseln  und  Nebelkrähen  flog-  auch  derselbe  von 
einem  Ufer  zum  andern  über  die  breite  Wasserfläche  des 
majestätischen  Stromes.  Während  des  Sommers  traf  ich  den 
Rothfussfalken    häufig-    in    der    Nähe    von    Tscherga   im    Altai. 

Milvus  7nelan.otis  (Temm.)  Beobachtet  bei  Tomsk  am  16. 
und  22.  April.  Am  20.  Mai  wurden  in  Kruglichina  einem  Neste 
3  Eier  entnommen  und  das  Nest  von  den  Bauern  zerstört.  Am 
21.  Mai  erhielt  ich  daselbst  aus  einem  anderen  Horste  o  schwach 
angebrütete  Eier.  Auf  dem  Tomj  fischten  diese  Milane  am  7. 
Juni  nach  Mövenart.  Diese  östliche  Art  unterscheidet  sich  be- 
züglich der  Art  des  Nahrungserwerbs  also  nicht  wesentlich  von 
seinem  europäischen  Vetter  (M.  nter).  Am  Obj  bis  nach  Barn- 
aul, auch  im  Altai  bei  Tscherga. 

Archibiiteo  pallidus  Menzb.  Diese  östliche  Form  des  rauh- 
füssigen  Bussards,  dessen  Brutgebiet  nach  Prof.  v.  M  e  n  z  b  i  e  r '  s 
Angaben  die  Tundra  Sibiriens  ostwärts  vom  Obj  ist,  erbeu- 
tete ich  bei  Tomsk  am  10.  October  im  Fluge  bei  der  Jagd  auf 
Birkhähne  mit  dem  künstlich  nachgebildeten  Lockvogel.  Vom 
w^estlichen  A.  lagopiis  unterscheidet  sich  diese  Form  durch  star- 
kes Hervortreten  von  hellen  und  lichten  Farben,  wie  das  bei 
so  vielen  sibirischen  Vögeln   der  Fall  ist. 

Circus  aeruginosus  (L.)  Die  Rostweihe  beobachtete  ich  am 
Irkutsker  Trakt  am  I.  Mai  in  einem  Exemplare,  doch  kam  ich 
nicht  zum  Schusse. 

Circus  macrurus  (Gmel.)  Die  langschwänzige  Steppenweihe 
war  auch  dieses  Mal  auf  der  Strecke  zwischen  Bijsk  und  Altais- 
koje häufig  (c.  f.   „O.  J."  VIII.  p.   122). 

Bubo  sibiricus  (vSchl.  &  Sus.)  Nur  diese  Art  des  Uhu 
kommt  bei  Tomsk  vor.  Im  Berichte  für  1894  ist  Bubo  bubo  (L.) 
zu  streichen.  Der  Irrthum  entstand  dadurch,  dass  ich  einzelne 
aufgestellte  Exemplare  des  europäischen  Uhu  zu  sehen  bekam, 
die  hier  erbeutet  sein  sollten  ;  letzteres  erwies  sich  als  falsch. 
Auch  der  sibirische  Uhu  ist  lichter  als  der  westliche. 

Svrnium  lapponicuui  (Retz.)  Während  eines  Wolfstreiben« 
wurde  in  meiner  Gegenwart  bei  Tomsk  ein  prächtiger  Bart- 
kauz am  27.  August  aufgetrieben  und  geschossen.  Dieses  Bepb- 


192     Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk. 

achtung\sdatum  könnte  dafür  spreclicMi.  dass  diese  schöne  Eule 
in   der  Umg^egend    x'on    l'omsk   Brutx'og'el   ist. 

Syrnium  uralensi'  (Pall.)  Während  einer  Hasenjagd  wurde 
ein  prächtiger  Uralkau/,  am  17.  (?)etober  beim  Dorfe  Krugli- 
china  bei  Tomsk  geschossen. 

Nyctea  ulula  doliata  (Pall.)  Bei  Prof.  \-.  IVIenzbier  finde 
ich  die  Angabe,  dass  die  östliche  Form  der  Sperbereule  von 
einigen  Autoren  subspee.  von  der  westlichen,  mehr  dunkleren, 
aber  .,ohne  genügenden  Grund"  unterschieden  wird.  Ininu  rhin 
spricht  sich  der  Einfluss  der  Continentalität  des  Klima's  auch 
an  diesem  Vogel,  wie  an  so  vielen  andern,  in  hellerer  Färbung 
des  Gefieders  aus.  Leider  fehlt  mir  noch  westliches  Vergleichs- 
material.  Ist  im   Laufe  des  Winters  häufig. 

Asio  accipitrinus  (Pall.)  Ein  Gelege  von  6  länglichen,  stark 
bebrüteten  Eiern,  höchst  wahrscheinlich  dieser  Art,  erhalten  aus 
Kruglichina  bei  Tomsk  vom  21.  Mai.  Am  10.  October  war 
diese  Eule  sehr  gewöhnlich  beim  genannten  Dorfe. 

Grits  grus  (L.)  Sehr  viele  Kranichspärchen  beobachtete 
ich  auf  der  Fläche  zwischen  Altaiskoje  und  Bijsk  am  16.  Au- 
gust. Im  Frühjahre  w^urden  Kraniche  bei  Tomsk  am  25.  April 
und  1.  Mai  gesehen.  F.  Stillmark  beobachtete  bei  Kusnetzk 
am   14.  Mai  etw^a  40  ziehende  Kraniche. 

Grus  virgo  (L.)  Ungefähr  in  der  ersten  Hälfte  des  Mai 
sind  bei  Barnaul  zwei  Jungfernkraniche  geschossen  und  einer 
derselben  von  Herrn  stud.  A.  Welis hanin  präpariert,  der 
Sammlung  der  Tomsker  Universität  übergeben  worden.  Der  Jung- 
fernkranich ist  für  das  Tomsker  Gouvernement  nicht  bloss  eine 
zufällige  Erscheinung,  sondern  scheint  in  den  südlicheren  Thei- 
len  desselben  häufig  vorzukommen.  So  habe  ich  in  Erfahrung 
gebracht,  dass  ein  Priester  in  der  Nähe  von  Tissulj  (Kreis 
Mariinsk)  diesen  Kranich  gefangen  gehalten  hat;  ferner  theilt 
mir  einer  meiner  Schüler  mit,  dass  diese  Art  im  Sommer  1897 
beim  Dorfe  Dubrowina  am  Obj  von  Bauern  in  einem  Exemplar 
aus  einer  Gesellschaft  von  mehreren  lebend  gefangen  worden 
sei,  die  sich  in  der  Umg^egend  dieses  Dorfes  aufgehalten  hatten. 
Das  sind  alles  Hinweise  darauf,  dass  der  Jungfernkranich  in  den 
Grenzen  des  Tomsker  Gouvernements  Brutvogel  ist.  und  dass 
sein  Verbreitungsgebiet  sich  nördlicher  erstreckt,  als  bisher 
angenommen   wird. 


Herrn.  Johansen:  Orn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk.     193 


Crex  crex  (L.)  Im  Gebiete  des  Obj  häufig-,  desg-leichen  auf 
den  das  Kirchdorf  Tscherga  einschhessenden  Hügehi  und  Berg-en. 

Fulica  atra  L,  Das  Blässhulin  soll  sehr  häufig  bei  Bog^o- 
tol  sein. 

Tnrtiir  ferrago  (Eversm.)  Diese  sibirische  Turteltaube  ist 
auch  in  der  Umgegend  von  Barnaul  häufig-,  so  auf  der  mit  Kiefern 
bestandenen  Strecke  zwischen  Barnaul  und  der  Poststation 
Bjelojavskaja  (11.   Juni). 

Tetrao  iiro^allus  L.  In  den  nördlichen  Theilen  des  Altai 
häufig  ;  in  südlichen  Theilen  ausserdem  noch  an  einigen  Stellen 
Jetrao  tirogalloides  (Midd.") 

Tefrao  fetrix  L.  Birkwild  hatte  um  Mitte  Mai  bei  Tomsk 
schon  stark  bebrütetc  Eier.  Im  Altai  bei  Tscherga  nach  Aus- 
sage der  dortigen  Jäger  recht  häufig. 

Bonasa  cancscens  (Spar.)  Im  Altai  bei  Tscherga  nach  An- 
gaben der  dortigen  Jäger  vorkommend. 

Perdix  perdix  rohiista  (E.  F.  v.  Hom.)  Kommtbei  Tscherga  vor. 

Cotumix  cofiirnix  (I,.)  Im  Gebiete  des  Obj  ist  die  Wachtel 
häufig.  Bei  Tomsk  im  Sommer  und  Herbst  des  vorigen  Jahres 
nicht  so  häufig  wie  früher.  Im  Altai  bei  Tscherga  gewöhnlich 
auf  den  Hüg-eln  und  Bergen. 

Gallinago  major  (Gm.)  Einen  Balzplatz  bei  Kruglichina 
besuchte  ich   am  20.  Mai. 

Gallinago  gallinago  (L.)   Ankunft  am  22.  April. 

Gallinago  megala  (Swinh.)  Diese  iVrt  erbeutete  ich  in 
einem  ;5  auch  im  Altai  beim  Kirchdorfe  Oktel  in  der  Nähe 
von  Tscherga  auf  einer  sumpfartigen,  übrigens  hochgelegenen 
Stelle  am  20.  Juni.  Das  Exemplar  besitzt  20  Steuerfedern.  Al- 
tajisch :  tenery  tegesi. 

Scolopax  rusticola  L.  Laut  Mittheilung  von  F.  Still - 
mark  bei  Kusnetzk  am   8.  Mai  beobachtet. 

Tringa  alpina  L.  Durchziehende  Alpenstrandläufer  am 
5.  September  bei  Tomsk  beobachtet  und   erbeutet. 

Tringa  minuta  Leisl.  Durchziehende  Zwergstrandläufer  be- 
obachtet und  geschossen  am   5.   September  bei  Tomsk. 

Limosa  rufa  Briss.  Wie  mir  stud.  med.  A.  Weüshanin 
mittheilt,  erbeutete  er  am  6.  Juni  bei  Barnaul  eine  rothe  Ufer- 
schnepfe und  übergab  das  Exemplar  der  Sammlung  der  Toms- 
ker  Universität. 


194     Herni;  Jbhansen:  Örn.  Beobachtungen  im  Gouvernement  Tomsk. 

Vanclhts  lumcllus  (L.)  Von  V.  .Stillmark  am  8.  Mai 
bei  Kusnetzk  erbeutet.  Am  Nordrande  des  Altai  beim  Kireli- 
dorfe  Kamenka  auf  der  Reise  nach    Tscherga  beobachtet. 

Haeniatopus  ostrilegus  1..  ist  ntich  Mittheilung  von  .-X. 
Stieren  im   Narym'schen   Kreise  ßrutvogel. 

•    ■  Charadrius  curonicus  Gm.    Diese  Regenpfeiferart  traf  ich 
am    17.  Juni  in  einem  Exemplar  (^)   bei  Tscherga  im   Altai  an. 

Charadrius  morinellus  L.  Auf  der  Wiese  beim  Tschere- 
moschnik  sah  ich  am  16.  September  8  Mornelle.  von  denen  ich 
einen  schoss. 

Larus  ridibundus  L.  Wohl  diese  Art  ist  in  Ivusnetzk  am 
15.  April  \'On  F.   Still  mark  beobachtet  worden. 

Sterna  hirundo  L.  An  der  Tomjmündung  beobachtete  ich 
dieselbe  am  7.  Juni  ausser  einigen  Lachmövcn,  Milanen,  Eis- 
vögeln und  Minierschwalben. 

Anser  sp.?  Am  1.  Mai  sah  ich  eine  Gesellschaft  von  sieben 
Wildgänsen  auf  einer  Wasserlache  des  Irkutsker  Trakts  bei 
Tomsk.  In  Kusnetzk  sind  Wildgänse  von  F.  Still  mark  am 
1.8.  April  beobachtet  worden.  Am  3.  October  zogen  sehr  viele 
Gänse  über  Kruglichina  in   der  Richtung  NO — SW. 

Anas  hosras  F.  Bei  Tomsk  gesehen  am  25.  April.  Laut 
Mittheilung  von  F.  Stillmark  überwintern  Enten  bei  Kus- 
netzk (c.  f.  „O.  J."  1895.  p.  205).  Stockenten  .sah  ich  auf  dem 
Obj  bis  Barnaul  häufig,  zuweilen  noch  zu  grösseren  Scharen 
(einmal  zählte  ich  9  Stück)  vereinigt ;  es  sind  wohl  ^  ü5  ^^^ 
sich  um  die  brütenden   Q  Q   nicht  kümmern  (7.-9.  Juni). 

Anas  acuta  L.     Bei  Tomsk  am  25.  April  beobachtet. 

Anas  querquedula  F.  Bei  Tomsk  am  2.  Mai. 

Anas  c?ecca  L.  Im  Walde  von  Kruglichina  auf  der  Erde 
brütend  am  2F  Mai  (9  Eier). 

Anas  rutila  Fall.  In  der  Umgegend  von  Tscherga  im 
Altai  recht  selten.  Nur  am  Flusse  Tscherga,  oberhalb  der  Ein- 
mündimgsstelle  des  Zuflusses  Buluchta  in  einem  Exemplar  am 
29.  Juli  beobachtet.  Bemerkenswert  erscheint  mir  das  unzählige 
Mal  über  eine  Stelle  erfolgende  Hin-  und  Herfliegen  dieser 
schönen  Ente  gegen  Sonnenuntergang. 

Mergus  albellus  L.  Auf  dem  Obj  recht  häufig. 

Cygizus  musicus  Bechst.  Im  Mai  hatte  ich  Gelegenheit, 
eine  grössere  Anzahl    von  Bälgen  Tomsker  Schwäne,    die  von 


Jul.  Michel:    Aus  dem  Elbthale.  195 


Pelzwerklmndlern  zur  Abfertigung-  nach  Europa  aufgekauft 
werden,  durchzusehen  und  mich  von  dem  Vorkommen  nur  die- 
ser Art  zu  überzeugen.  AVährend  der  Dampferreise  nach  Barnaul 
hatte  ich  auf  dem  Obj  am  7.  und  8.  Juni  Gelegenheit,  Sing- 
schwäne in  Paaren   zu  beobachten. 


Aus  dem  Elbthale. 

Von  Jul.  Michel. 

Durch  x\rbeiten  aller  Arten  ans  Haus  gefesselt,  ist  es  mir 
leider  nicht  mehr  möglich,  reiche  Beobachtungen  anzustellen, 
wie  dies  in  früheren  Jahren  der  P^all  war.  Ich  muss  mich  daher 
bei  meinen  Mittheilungen  auf  jene  selteneren  Vorkommnisse 
beschränken,  welche  mir  durch  Einlieferung  der  betreffenden 
Thiere  bekannt  werden.  Bitte  deshalb  die  geneigten  Leser,  mit 
dem  Wenigen  zufrieden  zu  sein  und  folg^endc  kurze  Auszüge 
aus  meinen   Tagebüchern   zur  Kenntnis  zu  nehmen. 

Falco  pcreginiis  Ger.  —  Wanderfalk.  Ein  Q  dieses  schönen, 
hier  in  den  Eelswänden  von  Niedergrund  a./Pl  noch  nistenden 
Räubers  bekam  ich  am  17.  Juli  d.  J.  Dasselbe  war  im  Klein- 
gefieder ziemlich  stark  in  der  Mauser.  Im  Magen  fanden  sich 
Federreste  und  Knochen  von  einem  kleinen  Haushühnchen. 
Der  Wanderfalk  nistet  hier  in  ein  bis  zwei  Paaren  ziemlich 
regelmässig,  ist  aber  schwer  zu  erbeuten,  sonst  wäre  er  gewiss 
schon  ausgerottet. 

Dass  auch  der  Uhu  —  Bubo  bubo  (L.)  —  bei  uns  noch 
nicht  ausgestorben  ist,  beweisen   folgende  zwei  Fälle  : 

Am  2.  Mai  1896  bekam  ich  ein  prächtiges  Ö,  welches  in 
Tissa  in   einem  Habichtskorbe  gefangen  wurde. 

Im  Herbste  1897  fieng  sich  in  Niedergrund  ein  Uhu  in 
einem  Eisen,  entfloh  aber  mit  demselben  und  wurde  erst  acht 
Tage  darauf  noch  lebend  mit  dem  Eisen  am  Fange  in  Maxdorf 
gefunden.  Das  Thier  wurde  verbunden  und  eingesperrt.  Der 
verletzte  P'ang-  fiel  nach  einiger  Zeit  ab.  Anfangs  riss  der  Vogel 
den  Verband  immer  ab,  zuletzt  aber  duldete  er  denselben  und 
befindet  sich  gegenwärtig  anscheinend  wohl  noch  in  der  Ge- 
fangenschaft. 

Circus  macrurus  (Gm.)  —  vSteppenweihe.  Am  27.  April  1897 
schlug  ein   „Stiesser"  in  einem  Garten  bei  Höfl.itz  (ca.  1  Stunde 


196  Jul.  Michel:   Aus  dem  Elbthale. 

von  Tetschen  im  Polzenthale  aufwärts  gelogen)  eine  Amsel  und 
wurde  dabei  erlegt.  Der  Vogel  erwies  sich  als  ein  junges  5  der 
Steppenweihe  und  hatte  5  mittelgrosse  Zauneidechsen  im  Magen. 
Derselbe  befindet  sich  gegenwärtig  noch  in  meiner  Sammlung. 

Muscicapa  collaris  Bchst.  —  Halsbandfliegenfänger.  Dieser 
für  unsere  Gegend  so  seltene  Vogel  wurde  vor  einigen  Jahren 
zuerst  von  mir  in  den  Buchenwäldern  bei  Tichlowitz  (elbauf- 
wärts) in  einigen  Exemplaren  aufgefunden.  Sonst  war  mir  von 
seinem  Vorkommen  nichts  bekannt.  Ende  Mai  d.  J.  nun  schickte 
mir  ein  befreundeter  Förster,  der  mich  seinerzeit  bei  der  Auf- 
findung in  Tichlowitz  begleitete,  ein  Ö  von  Rasseln  bei  Nieder- 
grund. Da  ich  dieses  Gebiet  bis  vor  zwei  Jahren  öfters  durch- 
streifte, ohne  eine  Spur  des  genannten  Vogels  zu  entdecken,  so 
muss  sich  derselbe  erst  seit  dieser  Zeit  dort  angesiedelt  haben. 

Gallinago  major  (Gm.)  —  Grosse  Sumpfschnepfe.  Alle 
Bekassinen,  welche  ich  bisher  von  hier  erhielt,  gehörten  der 
gewöhnlichen  Art  {Gall.  scolopacina  B.)  an.  Umsomehr  war  ich 
erfreut,  als  ich  am  G.Mai  1896  eine  Doppelschnepfe  von  Eulau 
bekam,  wo  sich  selbe  an  der  Teleg^rafenleitung  erstossen  hatte. 

Niimenius  phaeopus  (L.)  —  Regenbrachvogel.  Nach  Dr. 
Fritsch  ist  diese  Art  für  ganz  Böhmen  selten.  Anfang  Septem- 
ber vorigen  Jahres  brachte  mir  ein  Bahnbediensteter  einen 
lebenden  Regenbrachvogel,  den  er  leicht  verletzt  unter  der 
Telegraphenleitung  gefunden  und  bereits  einige  Zeit  in  einem 
.Schuppen  gefangen  gehalten  hatte.  Selbstverständlich  liess  ich 
mir  die  Gelegenheit,  einen  so  raren  Gast  lebend  beobachten  zu 
können,  nicht  entgehen.  Ich  fütterte  den  Vogel  mit  Regen- 
würmern, Quark  und  in  Milch  geweichter  Semmel.  Wenn  ich 
seinen  leicht  nachzuahmenden  Pfiff  ausstiess,  antwortete  er  so- 
fort. Ueber  Tag  verhielt  er  sich  meist  ruhig,  rumorte  dafür 
abends  ganz  gewaltig'  und  stiess  sich  bald  das  Gefieder  derartig 
ab,  dass  ich  ihn  nach  ca.  14  Tagen  tödten  musstc,  um  ihn  für 
meine  Sammlung  erhalten   zu  können. 

Fuligida  hyemalis  (E.)  —  Eisente.  Als  ich  am  19.  Novem- 
ber 1897  aus  der  .Schule  gieng-,  theilten  mir  die  Leute  am  Wei- 
her (dem  an  der  Elbe  gelegenen  Ortstheile  von  Bodenbach)  mit, 
dass  sich  eine  kleine  Ente  schon  den  ganzen  Vormittag  unbe- 
kümmert um  die  vielen  Zuschauer  in  der  Mündung  des  Eulau- 
baches  umhertreibe. 


Jul.  Michel:    Aus  dem  Elbthale.  197 


Bald  sah  ich  das  Entlein,  das,  trotzdem  ich  auf  einem 
Stege  stehend  nur  .'^ — 10  m  von  ihm  entfernt  war,  doch  emsig 
nach  der  sich  hier  in  grossen  Scharen  tummehiden  Fischbrut 
tauchte.  Nur  wenn  die  Zuschauer  etwas  zu  viel  Lärm  machten, 
schwamm  der  Vogel  einige  Meter  hinaus  in  die  freie  Elbe,  um 
aber  sofort  wieder  zurückzukehren.  Von  Zeit  zu  Zeit  erhob  sich 
die  Ente  nach  Art  der  Taucher  mit  der  ganzen  Brust  über  den 
Wasserspiegel,  schlug  mit  den  Flügeln  oder  nestelte  im  Gefieder. 
Auch  ihren  Ruf,  ein  sanftes  „wäk!",  liess  sie  vernehmen.  Ich 
war  geneigt,  sie  für  eine  junge  Schellente  zu  halten,  nur  störte 
mich  das  viele  Weiss  am  Kopfe.  Zwei  Stunden  später  hielt  ich 
den  Vogel,  der  von  einem  hiesigen  Forstbeamten  durch  einige 
Schüsse  erbeutet  worden  war,  in  den  Händen  und  konnte  selben 
als  eine  junge  Eisente  constatieren.  Der  Kropf  war  ganz  mit 
F'ischbrut  gefüllt.  Meines  Wissens  wurde  diese  Art  hier  noch 
nie  erlegt. 

Da  die  Elbe  den  ganzen  Winter  1897  —  98  eisfrei  war,  so 
fehlte  es  nicht  an  anderen   nordischen   Gästen. 

So  hielt  sich  auf  der  Tetschner  Seite  an  der  Mündung  des 
Polzens  einige  Tage  hindurch  ein  9  vom  Gänsesäger  —  Mergus 
merganser  L.  —  in  Gesellschaft  dreier  Zwergtaucher  [Podiceps 
minor)  auf.  Zehn  Tage  zuvor  wurde  bereits  ein  vStück  —  viel- 
leicht dasselbe  —  hier  beobachtet. 

Alcrgus  serratoi'  L.  —  Mittlerer  Säger.  Am  8.  März  d.  J. 
bekam  ich  vom  Maxdorfer  Teiche  ein  prächtig  ausgefärbtes  Ö 
(nach  Dr.  Fritsch  sollen  alte  ö  sehr  selten  sein)  vom  genann- 
ten Säger,  das  tagszuvor  dort  erlegt  wurde.  Am  gleichen  Tage 
zeigten  sich  5  Stück  derselben  Species  auf  einem  kleinen  Teiche 
in  Schönfeld  bei  Kreibitz  a./N.-B.,  wo  ein  Heger  3  davon,  2  Ö 
und  1  9,  mit  einem  Schusse  erbeutete.  Allerdings  kostete  der 
eine,  welcher  nur  geflügelt  war,  noch  weitere  9  Schuss,  ehe  er 
in  seine  Hände  gelangte. 

Das  eine  Männchen  zeigte  ebenfalls  das  vollständige 
Hochzeitskleid,  während  das  zweite  durch  sein  Uebergangskleid 
sich  als  jüngerer  Vogel  documentierte. 

Wie  mir  Herr  Eg.  Tschinkel  in  Schönfeld,  welcher  die 
Vögel  präparierte,  mittheilte,  hatten  alle  Säger  merkwürdiger- 
weise den  Kropf  nur  mit  grob  zerrupften  Wasserpflanzen 
gefüllt. 


198  Jul.  Michel:   Aus  dem  Elbthale. 

Ein  g-leichfalls  sehr  hübsches  altes  -^  bekam  ich  vor  eini- 
gen Jahren  von  Niedergrund,  wo  es  mit  einem  zweiten  jüngeren 
im  Frühjahre  geschossen  wurde. 

ColMiibus  arcticus  L.  —  Polartaucher.  Ausser  dem  bereits 
in  meinem  letzten  Berichte  (Jahrg.  VIII..  pag.  151  dieser  Zeit- 
schrift) erwähnten  Exemplare  von  Kleinpriesen  wurden  noch 
weitere  am  28.  November  1897  in  Nestomitz  a./E.  und  am 
27.  December  in  Niedergrund  erlegt.  Im  letztgenannten  Orte 
wurde  bereits  einige  Zeit    zuvor    ein    Polartaucher    geschossen. 

Das  zweite  Stück  wurde  lebend  gefangen,  nahm  aber 
keine  Nahrung  an.  Dasselbe  war  um  2  cm.  kürzer  als  ein  am 
26.  November  desselben  Jahres  am  Eibdamme  bei  Bodenbach 
lebend  gefangener  Nordseetauchcr  —  Colymbus  septentrionahs  L. 


Im  Anschlüsse  will  ich  noch  einige  Abnormitäten  anführen, 
welche  ich  in  der  letzten  Zeit  in  den  Händen  hatte. 

Hahnenfedrige  Henne  von  Phasianus  colchicus.  An- 
fang November  1897  bekam  ich  von  der  Graf  Chotek'schen 
Herrschaft  in  Grosspriesen  eine  hahnenfedrige  Fasanhenne. 

Rücken,  Flügel  und  Schwanz  sind  normal.  Kropf  und 
Vorderbrust  sind  lebhaft  rothbraun,  zum  Theil  mit  kupferrothem 
Glänze,  die  ganze  Unterseite  mehr  braun  als  bei  der  Henne. 
Der  Hals  ist  blaugrün  wie  beim  Hahn,  der  Kopf  grün  mit 
hellbrauner  Zeichnung.  Beim  Secieren  fand  ich  nahe  beim 
After  (vielleicht  im  Eileiter  ?)  ein  häutiges  Gebilde,  das  zusam- 
mengerollt war  und  beim  Ausbreiten  beinahe  die  Grösse  eines 
Hühnereies  erreichte.  .Sollte  dasselbe  in  causalem  Zusammen- 
hange mit  der  Hahnenfedrigkeit  stehen? 

Bastard  zwischen  Stieglitz  und  Kanarienvogel. 
Derselbe  wurde  hier  zwischen  Stieglitz  Ö  undKanarien  Q  gezüchtet 
und  längere  Zeit  im  Käfige  gehalten.  V\\  der  Gesammtfärbung 
erinnert  der  Vogel  an  einen  Hänfling-.  Die  sonst  rothen  Stellen 
am  Kopfe  sind  gelblich  wie  bei  lange  im  Iväflge  g^ehaltenen 
Leinfinken.  Der  gelbe  Spiegel  am  P^lügel  ist  ebenfalls  gelblich, 
alle  beim  Stieglitz  weissen  Stellen  sind  bräunlich,  nur  am 
Bauche  ist  reines  Weiss  vorhanden.  Die  seitlichen  Bauchfedern 
sind  braun  mit  dunklen,  verwaschenen   Schaftflecken    versehen. 

Am   13.  Juni  1.  J.  bekam   ich    von    vSchneeberg    ein    voll- 


Literatur.  199 

Ständig  weisses  Exemplar  von  Motacilla  alba  —  weisse 
Bachstelze.  Die  sonst  weissen  Stellen  am  Kopfe,  sowie  die 
hellen  Federsäume  am  Flüg-el  sind  gelblich.  Das  Auge  war 
dunkel,  Schnabel  und  Füsse  hell. 

Partiellen  Albinismus  fand  ich  bei : 

Corvus  monedula  —  Dohle  (weisse  Flecken  in  der  schwar- 
zen Kopfplatte),  Passer  dofnesttcus  —  Haussperling  (weissen 
Rücken  und  ebenso  gefärbte  Schwingen),  Erithacus  rubecula  — 
Rothkelchen  (theilweise  weisse  Handschwingen),  Bubo  bubo  — 
Uhu,  g'efangenes  Exemplar  (theilweise  weisse  Schwung-  und 
Steuerfedern)  und  Tetrao  urogaUiis  -  Auerhahn  (einzelne  weisse 
Halsfedern). 

Bodenbach  a./E.,  im  Juli   1898. 


Scops  scops  aus  Nieder-Österreich. 

Erhielt  heute  ein  9  der  Zwergohreule  aus  Rohr  im  Geb. 
zum  Ausstopfen,  das  einen  deutlichen  Brutfleck  aufwies,  also 
offenbar  gebrütet   hatte. 

Franken  bürg  (Ob.-Ö.),    11.  Juni    1898. 

A.  Koller. 


Literatur. 
Berichte  und  Anzeigen. 

H.  FiscliL'v-Siyicart.  Ornithologische  Beobachtungen  vom  Jahr  1897. 
(Sep.  a. :?  8.  18pp.) 

Schliesst  sich  an  die  vorhergehenden  Publicationen  des  Verf.  (Vgl. 
Orn.  Jahrb.  1897,  p.  41)  aus  der  Schweiz  an  und  enthält  manche  interessante 
faunistische  und  biologische  Notiz.  Sehr  ausführlich  wird  über  den  Storch 
m  Zofingen  berichtet.  T. 

A.  Fritttc/t.  Naturgeschichte  der  Vögel  Europa's.  Text,  3.  AuH.  —  Prag, 
1898,  gr.  8,  XV  und  506  pp.  nebst  Register.  Preis  Mk.  12.— 

Ein  unveränderter  Neudruck  des  Textes  des  bekannten  Werkes,  das 
besonders  an  den  österr.  Lehranstalten  eine  ganz  ausserordentliche  Verbrei- 
tung gefunden  hat  und  dessen  Atlas  nahezu  vergriffen  ist.  Wir  verweisen 
gleichzeitig  auf  die  Anzeige  in  diesem  Hefte.  T. 


200  Literatur. 

Fr  Lindner-  Die  jjreussische  Wüste  einst  und  jetzt.  Bilder  von  der 
Kurischen  Nehrung.  Anhang:  Vollständiges  Verzeichnis  aller  bis  zum  Früh- 
jahre 1898  auf  der  Nehrung  beobachteten  Vogelarten.  Osterwieck,  Harz 
(Verl.  A.  W.  ZickfeMt^  1898.  Gr.  8.  72  pp.  m  2  Karten  und  19  Text-Illustra- 
tionen. Preis  Mk.  1.80. 

Verfasser  hat  die  Kurische  Nehrung  in  den  Jahren  1888 — 1892  zum 
Zwecke  ornithologischer  Forschungen  besucht  und  als  erster  die  Aufmerksam- 
keit der  Ornithologen  auf  das  ebenso  reiche,  als  mannigfaltige  Vogelleben, 
welches  zur  Zugzeit  auf  diesem  in  su  vielfacher  Beziehung  hochinteressanten 
Streifen  deutschen  Landes«  herrscht,  gelenkt. 

Zumeist  gemeinsam  mit  Dr.  C.  Floericke,  der  emige  fahre  in  Rositten 
lebte,  behandelte  Verfasser  in  mehreren,  in  verschiedenen  Journalen  erschie- 
nenen Arbeiten  in  eingehender  Weise  die  Ornis  besagten  Gebietes.  Die  Liebe 
zu  diesem,  eigenthümlicher  Reize  nicht  entbehrenden,  das  Interesse  des  For- 
schers wie  des  Laien  beanspruchenden  Gebiete  der  »Preussischen  Wüste, 
das  Verfasser  nach  allen  Richtungen  hin  durchwandert  und  genau  kennen 
gelernt  hatte,  veranlasste  ihn,  dieses  in  populär-wissenschaftlicher  Form  wei- 
teren Kreisen  zu  schildern,  was  ihm  nach  unserer  Ueberzeugung  vollkommen 
gelungen  ist.  Die  der  Schrift  beigegebenen  Karten  und  vorzüglichen  Illustra- 
tionen ergänzen  und  erläutern  den  knapp,  aber  Hott  geschriebenen  Text  in 
anschaulicher  Weise. 

Für  den  Ornithologen  speciell  wird  das  als  Anhang  gedruckte  Ver- 
zeichnis der  bis  zum  Frühjahre  1898  auf  der  Kurischen  Nehrung  constatierten 
Vogelarten  von  besonderem  Interesse  sein,  das  239  Arten  aufweist  und  kurze 
Bemerkungen  über  Vorkommen  enthält.  Erwähnt  sei,  dass  wir  Alcedo  ispida 
in  der  Liste  vermissen,  der  uns  von  Förster  Schiweck  aus  Süderspitze  zur 
Ansicht  zukam.  -  T. 

J.  V.  Mddtträrz.  Saxicoltt  (iitrifa  Temm.  und  S:i.rif()l((  iiwlaiwleuca  (Güld.) 
in  the  Hungarian  Ornis.     S.  1.  e.  a.  8"  7  pp.  m.  1  Textillustr. 

Da  in  dem  ungar.  National-Museum  die  Ornis  des  ungarischen  Littorales 
nicht  vertreten  war,  wurde  Verf.  von  der  Direction  genannten  Instituts  beauf- 
tragt, die  für  dieses  Gebiet  charakteristischen  Formen  zu  sammeln,  v.  Madaräsz 
nahm  im  Mai  d.  J.  mit  dem  IMuseums-Präparator  Station  in  Novi.  In  den 
vorliegenden,  in  ungar.  und  engl.  Sprache  erschienenen  Blättern,  werden 
die  Namen  einiger  Erwerbungen  angeführt  und  nur  die  zwei  obengenannten 
Arten  eingehender  besjjrochen. 

Von  Sa.r.  melanoleuca  fand  der  Präparator  bei  Povile  ein  ^  ad.  zwischen 
den  Dornen  von  Pallunis  ncule.dtiis  eingeklemmt,  das  ca.  4  Tage  vorher  den 
Tod  gefunden  haben  mochte  und  in  der  gleichen  Position  ausgestopft  wurde. 
Eine  Abbildung  des  Präparates  ist  beigefügt.  Verf  gibt  eine  kurze  Schil- 
derung des  Benehmens  dieses  Schmätzers,  der  sich  als  sehr  scheu  erwies,  und 
bemerkt,  dass  selber  wie  auch  6'.  aurita  Temm.  im  ungar.  Littorale  häufig 
sei.  Beide  Arten  fand  er  auch  reichlich  im  Agramer  Museum  verlreten. 
Schliesslich  wird  bemerkt,  dass  nicht  nur  das  bei  Novi  gesammelte  Stück 
der  aurita,  sondern  die  meisten  ^  ad.  des  Agramer  Museums  nahezu  gleich 
sind  mit  der  von  O.  Reiser  (Ornis  Balc.  II.  Taf.  II.)  gegebenen  Abbildung 
der  Sax.  amphileuca  Hempr.  &  Ehrb.,  welche  Verf.  nur  für  einen  Färbungs- 
zustand jener  hält.  T. 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften.  201 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften, 

G.   V.   V.   Almäsy:  Ornitiiologische  Recognoscierung  der  rumänischen  Dobrud- 

scha.  (Sep.   a. :      Aquilas    V.   1898.    p.   1  — 207,m.    1  Karte   und    14   photo- 

typ.  Bildern.  Vom  Verf. 
J.  P.  Prazäk:    Materialien   zu    einer    Ornis    Ost-Galiziens  (Sep,  a.:   »J.  f.  O« 

XLV.  1897,  p.   365--479).  Vom  Verf 
J.  F.  Prazäk:  Über  einen  neuen  Vogel  vom  oberen  Vang-tse-Kiang  und  Tung- 

ling-See.  (Sep.  a. :   »Orn.  Monatsschr.     XXII.  p.  3'J7— 328j.    Vom  Verf 
G,  Vallon:    Alcuni    uccelli    molto    rari    per    la    provincia  del  Friuli.(Sep.  a. : 

»Avicula.«  I,  3,  3,  3  und  12  pp.)  Vom  Verf 
A.  Newton:  On  some  new  und  rare  Bird's  Eggs.  (From:   >Proc.  Zool,   Soc.« 

London,  1897.  p.  890—894  m.  1  col.  Taf;>  Vom  Verf 
A.  Newton:  Preface  to  Lord  Lilford's  >^Coloured  figures  of  the^Birds  of  the 

British  Islands.  —  London,  1897.  8.  XVIII.  pp.  Vom  Verf 
H.  Johansen.  Über  die  Vögel  des  Gouvernements  Tomsk.    —  Tomsk,    1898 

Kl.  8.  69  pp.  (russ.)  Vom  Verf 
R.     Ridgway.     Descriptions     of  supposed    new    Genera,    Species  .&  Sub- 

species    of    American  Birds     I.    Fringillidae.     (Sep.  a. :    »The  Auk«,  XV. 

1898,  p.  223—230.)  Vom  Verf 
R.  Biedermann:  Die  Raubvögel    des    Fürstenthums    Lübeck    und    nächster 

Umgebung.  (Sep,  a. :   *Orn,  Mona'tsb,«  VI,  1898,  p.  73—81.  Vom  Verf 
J.   Talsky:  Aus  der  Vogelwelt  der    Umgebung  von  Olmütz    (Orn.  Skizzej.  — 

Mähr.  Tagbl.,  Olmütz,  6.  VII.,  1898.  Vom  Verf 
G.  v.  Almäsy:    Fischereiverhältnisse  und  Fischer  in  der  rumän.  Dobrudscha. 

Mitth.  österr.   Fischerei-Ver.,  XVIII.  1898,  Nr.  5.  Vom  Verf 
W.  Obermeyer:  Pilz-Büchlein.     Unsere  wichtigsten  essbaren  Pilze   in    Wort 

und  Bild.     Mit  25  Taf  in  Farbendr.  —  Stuttgait    (Verl.  von  K.  G,  Lutz) 

1898,   12,   160   pp.  Vom  Verl. 
Yearbook  of  the  U.  S.  Department  of  Agriculture.  1897.  —  Washington,  1898. 

Vom  U.  S,  Departm.  of  Agricult. 
Dr.  Carl  Ohlsen.    [Biogr.    Skizze    desselben.]     (Sep.  a. :    »Deutsch.  Thierfr. » 

1898,  No.  8).  Leipzig,  1898,  8.  4  pp.  m.  Porträt. 
Fr.  Lindner:    Die  preussische  Wüsie  einst  und  jetzt.   Osterwieck.  (Harz,  1898. 

Lex  8.  72  pp.  m.  2  Karten  u.  19  Text-Illustr.)  Vom  Verl. 
H.  Fischer-Sigwart.     Ornithologische     Beobachtungen     vom     Jahre     1897. 

(Sep.  a.:?  8.  18  pp.)  Vom  Verf 
A.  Fritsch:     Naturgeschichte  der  Vögel  Europa's.  III.  AuH.    ^    Prag,    1898. 

Gr.  8.  XV  und  .506  pp.   Vom  Verf 
J.  V.  Madaräsz:  Saxicola  auritn  Temm.M.x\^  Saxicola  melanoleuca  {Gü\d.)m  ihe. 

Hungarian  Ornis.  S.  1.  e,  a.  8.  7  pp.   m.  1  Textill.  Vom  Verf 
H.  Winge:  Fuglene  ved  de  danske  Fyr.  i  1897.  (Sep.  a.:  »Vidensk.  Meddel. 

fra  den  naturh.  Foren«  i  Kbhvn.  1898.  p.  431 — 488  m.  1  Karte.  Vom  Verf 
F.  Koske:  Ornithologischer  Jahresbericht  über  Pommern  für  1897.    (Sep.  a.: 
Zeitschr.  f  Orn.«  etc.   1898,  8.  17  pp.)  Vom  Verf 


202  Nachrichten. 


Nachrichten. 

Die  70.  Versammlung  »Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte«  in  l^üsscl 
dorf  rindet  in  den  Tagen  vom  19.  bis  24.  September  d,  j.   statt. 


Die  diesjährige  Jahres- Versammlung  der  »Deutschen  Omithologischeu 
Gesellschaft»  findet  in    Berlin  vom   8.  bis   10.  Octobcr  statt. 

Fest-Ordnung. 
Sonnabend,    den    8.  October  1898. 
Abends  77-  Uhr:   Ver^mmlung  im  kleinen  Saale  des  Architekten-Vereins- 
hauses,  Wilhelmstr.  92,   II. 

1.  Eröffnung  der  Versammlung. 

2.  Vortrag  des  Herrn   Prof.   Dr.  König   (Bonn)  über  seine  Reise  i^ach 
dem  Sinai. 

3.  Nachher  geselligeVereinigung  im  Tunnel  des  Architekten- Vereinshauses. 

Sonntag,  den   9.  Octol)cr  1898. 
Vormittags    9  Uhr:     Versammlung   in  der   zoologischen  Sammlung    des 
Kgl.  Museums  für  Naturkunde,  Invalidenstrasse  43  (Mittel-Eingang). 
A.  Geschäftliche    Sitzung. 

1.  Bericht  des  Kassenführers.  Wahl  des  Ausschusses  für  Rechnungsprüfung. 

2.  Neuwahl  des  Vorstandes  und  der  ausscheidenden  Zahl  der  Ausschuss- 
mitglieder. 

B.  Wissenschaftliche    Sitzung. 

Vorträge:  Herr  Dr.  Heinroth  über  Mauser  und  Verfärbung.  —  Hr. 
Dr.  Reichen ow  über  die  Vögel  der  Bismarck-Inselgruppe.  —  Weiter  sind 
Vorträge  angemeldet  von  den  Herren  Graf  Berlepsch,  Baron  v.  Erlanger 
und   H.  Schalow. 

Um  2  Uhr  gemeinsames  Mittagessen  im  Restaurant  »Zur  Hochschule«, 
Invalidenstrasse  40. 

Nachmittags:     Fortsetzung  der  Vorträge. 

Abends:     Gesellige  Vereinigung  im  Architekten-Tunnel. 
Montag,    den    10.  October    1898. 

Vormittags  9  Uhr:  Versammlung  im  zoologischen  Garten.  Besichtigung 
des  Gartens.  ■ —  Um  1  Uhr  Mittagessen  im  Restaurant  des  Gartens.  —  Schluss 
der  Jahres- Versammlung. 

Zu  zahlreicher  Betheiligung  ladet  die  Mitglieder  ein  im  Auftrage  des 
Vorstandes  Prof  Dr.  Reichenovv,  Generalsecretär. 

Nich tmitgüeder,  welche  sich  an  der  Jahres- Versammlung  als  Gäste 
betheiligen  wollen,  sind  willkommen  und  werden  um  vorhergehende  Anmeldung 
beim  Generalsecretär,  Berlin  N.,  Invalidenstrasse  43,  ersucht. 


Veraiitw.  Redacteur,  Herausgeber  und  Verleger:  Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Sclimidhoffen,  Hallcin. 
Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudentlial  (österr.  Sctilesien)  Kirchcnplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

palaearktiscbe  Paunengebiet. 


Jahrgang  IX.       November-December  1898. 


Heft  6. 


Ornithologische  Collectaneen  aus  Oesterreich-ÜDgarn  und 
dem  Occupationsgebiete.  *) 

Von  Vict.  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 
V.  1896.  **) 
Oesterreich. 

Vultur  monachus  L.   —  Mönchsgeier. 

Bukowina.  Gutsbesitzer  Rieh.  Döhner  in  Dorna-Watra 
schoss  am  3.  November  im  Dzumalengebiete  ein  Exemplar  des 
dort  auch  nur  vereinzelt  mehr  vorkommenden  Mönchsgeiers. 
Seine  Flugweite  betrug  264  cm.  (Weidw.  i.  W.  und  B., 
VI.   1896,  p.  56). 

Gyps  fulvus  (Gm.).   —  Fahlgeier. 

Kärnten.  „Als  durch  den  späten  Schneefall  im  Mai 
Hunderte  von  Schafen  in  den  Hochalpen  (des  Fieser-  und  Malter- 
thales)  verendeten,  zeigte  sich  der  weissköpfige  Geier  in  grös- 
serer Gesellschaft  und  waltete  seines  Sanitätsdienstes.  Besonders 
im  Gebiete  des  Göss-  und  Pollagrabens  konnte  man  den 
stattlichen  Raubvogel  durch  eine  geraume  Zeit  beobachten". 
(St.  in:  „Weidmh.",  XVF   1896,  p.   198.) 


*)  Der  Zweck,  welchen  vorstehende  Excerpte  aus  )  agdzeitungen  ver- 
folgen, ist,  die  darin  enthaltenen  ornithologischen  Notizen,  welche  leicht  dem 
Blicke  des  Ornithologen  entgehen  können,  festzuhalten.  Da  es  aber  nicht 
ausgeschlossen  erscheint,  dass  manche  Angaben  auf  unrichtigen  Bestimmun- 
gen beruhen,  so  bitten  wir  jene,  welche  in  der  Lage  sind,  Berichtigungen  vor- 
zunehmen, selbe  uns  mittheilen  zu  wollen. 

**j  Vgl.  Orn.  Jahrb.,  VIII.  1897,  p.  24—34. 


204  Ornith.  CoUectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete 


Schlesien.  Der  fürstbischöfliche  Oberförster  ().  Hühner  in 
Alt-Reihwiesen  erlegte  im  Juni  ein  7  '^•'^  -''^-  ''"t  Flugweite. 
111.   österr.  Jagdbl  .  XII.    IS9G,  p.    109.) 

jUjuila  fulva  (]..).   —  Steinadler. 

Böhmen.  Forstadjunkt  Braun  schoss  am  31.  October 
auf  der  Herrschaft  Dymokur  einen  Steinadler  von  222  cm 
Flugweite,  den  er  der  Schule  in  Zahornitz  schenkte.  (Jägerz. 
B.  u.  M.  XII.   1896.  p.   217.) 

Gutsverwalter  Friedr.  Bernard  in  Lobkowitz  erlegte  den 
21.  November  im  Neratowitzer  Reviere  einen  Koenigs-  (wohl 
Stein-)   adler    von   233  cm  Flugweite.     (Ibid.  XII.    1896,  p.   227.) 

Am  22.  November  schoss  der  Heger  Plihan  in  Ringen- 
hain am  linksseitigen  Wittigufer  (Friedland)  ein  Exemplar 
von  über  200  cm  Flugweite.  (Ibid.  XII.  1896,  p.  227; 
Weidmh.  XVII.   1897,  p.  25.) 

Galizien.  Revierförster  Krejci  in  Rosulna  in  den 
galizischen  Karpathen,  erlegte  im  Sommer  d.  J.  ein  Stück  von 
222  cm  Flugweite,  das  ein  Rehkitz  geschlagen  hatte.  {Weidmh. 
XVI.   1896,  p.   91—95.) 

Schlesien.  Den  21.  April  wurde  auf  der  Herrn  G.  Groh- 
mann  gehörigen  Herrschaft  Konskau  von  einem  Heger  ein  ^ 
von  200  vvi\  Flugweite  erlegt.  (111.  österr.  Jagdbl.  XII.  1896, 
p.   78;    Hugo's  Jagdz.  XXXIX.   1896,  p.  311.) 

T  i  r  o  1.  Der  Pächter  der  Gemeindejagd  von  Telfs  im 
Stubai-Thale  erlegte  —  nach  dem  „Tiroler  Boten''  —  im  August 
einen  Steinadler  in  den  Schlickerwänden.  (Jägerz.  f.  B.  u.  M. 
XII.  1896,  p.   167.) 

Aqiiila  pomarma  Br.    —   Schreiadler. 

Böhmen.  Im  November  schoss  der  fürstl.  Löwenstein'- 
sche  Forstadjunkt  A.  Hanig  im  fürstlichen  Park  zu  Haid  einen 
Schreiadler  von  160  cm.  (Jägerz.  für  B.  u.  M.  XII.  1896. 
p.  227.) 

Haliactiis  alhicilla  (L.).    —   Seeadler. 

Böhmen.  Am  6.  November  erlegte  der  Gastwirt 
Krejza  beim  Dorfe  Mrtnik  der  fürstl.  Metternich'schcn  Domäne 
Plass  ein  Stück  von  220  cm  Flugweite.  (( ).  1^'.  u.  J.  Z.  XIV. 
1S96,  p.   389.) 

Pandion  haliaetus  (L.).  —  Fischadler. 

Böhmen.  Seit  längerer  Zeit  trieb  sich  in  den  Auen- 
wäldern   in     Kell    l),Melnik    a/E.     ein    Flussadler    umher,    ohne 


Ornith.  CoUectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete.  205 


dass  es  geling-en  wollte,  seiner  habhaft  zu  werden.  Den  2.  Mai 
erblickten  zwei  Fischer  den  Vog-el.  der  in  der  Elbe  lag  und 
mit  den  Flügeln  heftig"  herumschlug-,  ohne  sich  erheben  zu 
können.  Sie  fuhren  nun  auf  den  Vogel  los  und  erg-riffen  ihn 
nachdem  sie  ihn  mit  der  Ruderstange  öfters  unter  das  Wasser 
getaucht  hatten.  Der  Vogel  wies  keine  Verletzungen  auf  und 
dürfte  beim  Stossen  nach  .einem  Fische  sich  zu  sehr  durch- 
nässt  haben,  so  dass  ihm  das  Erheben  von  der  Wasserfläche 
unmöglich  wurde.  (F.  S.  Kamel,  Jägerz.  f.  B.  u.  M.  XII.  1896, 
p.  96.) 

Circaefus  gaUicus  (Gm.).   —  Schlangenadler. 

Mähren.  Am  24.  October  schoss  Revierförster  Gürtler 
in  Strelitz  b/Brünn  einen  Schlangenadler,  dessen  Länge  66  cm, 
die  Flugw^eite  180  cm  betrug.  (111.  österr.  Jagdbl.  XII.  1896, 
p.   174.) 

Buteo  ferox  (Gm.).    —   Adlerbussard. 

N  i  e  d  e  r  ö  s  t  e  r  r  e  i  c  h.  Der  Bauer  x\nt.  Giger  fieng  am 
16.  Januar  um  ^^8  Uhr  früh  in  Rückersdorf  b/Korneuburg  in 
der  sogenannten  Kugelschlucht  bei  den  Weinkellern  in  der 
Nähe  des  Dorfes  einen  Adlerbussard,  den  Apotheker  J.  v.  Kwizda 
ankaufte  und  bei  dem  Präparator  A.  Haffner  in  Wien  aus- 
stopfen lie.ss.  (Hugo's  Jagdz.  XXXIX.  1896,  p.  119  —  120; 
Wild  und  Hund,  II.  1896;  Mitth.  N.-Oe,  Jagdsch.-Ver.  1896, 
p.    110.     Näheres  vgl,   Orn.   Jahrb.,   VII.    1996,  p.   118.) 

Falco  aesalon  Tunst.    —   Zwergfalke. 

Böhmen.  Hr.  J.  Wildt  erlegte  im  Januar  bei  Saaz  ein 
5.     (Jägerz.  f.  B.   u.  M.  XII.   1896,  p.  44.) 

Kärnten.  In  Weisach  schoss  Hr.  N.  Thaler  einen 
Zwergfalken,  als  selber  g-erade  unter  Sperlinge  stiess.  Totall.  25, 
Flugw.  39  cm.     (Weidmh.  XVI.  1896,  p.  88.) 

Nvctea  scandiaca  (L.).   —   Schneeule. 

Böhmen.  Hr.  Wilh.  Tschocher  in  Welmschloss  b/Saaz 
erlegte  Ende  Februar  im  Reviere  des  Hrn.  W.  Kummer  eine 
fast  ganz  weisse  vSchneeule,  die  nur  wenige  braune  Fleckchen 
aufwies.  Dieselbe  hatte  150  cm  Flugweite  und  wurde,  da  sie 
nur  geflügelt  war,  lebend  gehalten.  (Jägerz.  f,  B.  u.  M.  XII. 
1896,  p.  44.) 

Den  16.  November  wurde  im  Dienstwagen  des  Nacht- 
Schnellzuges  bei  Prihislau  — Schlappener  b/Tetschen  a/E.  das 
Fenster  zertrümmert  und  ein  prachtvolles  Stück  der  Schneeule 


206  Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete. 

lag-  auf  dem  Boden,  durch  die  in   den  Kopf  gedrungenen  Glas- 
splitter getödtet.     (J.   V.  Pelikan,   Weidmh.    XVII.    1897,  p.   80.) 

(Hr.  J.  \'.  Pelikan,  an  den  ich  mich  um  Auskunft  wandte, 
theilte  mir  mit,  dass  es  sich  thatsächlich  um  eine  Schneeule 
handle,  welche  ausgestopft  in  den  Besitz  des  kais.  Rathes 
Hartwig.  Vorstand    des  N.-W. -Bahnhofes  in    Wien,   übergieng.) 

Corvus  cornix  L.   —  Nebelkrähe. 

Böhmen.  Ingenieur  H.  Koch  beobachtete  bei  Budweis 
einigemale  ein  gelblich-weiss  gefärbtes  Stück  mit  schwarzem 
Kopfe.     (Weidm.  XXVII.    1896,  p.   190.) 

Colneus  monedula  (L.).    —  Dohle. 

Böhmen.  Am  13.  März  schoss  Hr.  Latzel  jun.  eine 
Dohle  mit  weissem  Bauche  und  einigen  weissen  Federn  auf 
den  Flügeldecken.  Vor  einigen  Jahren  erlegte  Hr.  K.  Latzel 
sen.,  ebenfalls  in  Kolin,  eine  ganz  weisse.  (Weidmh.  XVI. 
1896,  p.   128.) 

Passer  doincstixus  (L.).    —  Haussperling. 

S  t  e  i  e  r  m  a  r  k.  Hr.  Rasser  beobachtete  im  November 
fast  täglich  auf  dem  Bauplatz  gegenüber  dem  Postpalais  in 
Graz  einen  Sperling,  dessen  Gefieder  bis  auf  die  etwas 
dunklere  Brust  blendend  weiss  war.   (Weidmh.  XVI.  1896,  p.  338.) 

Tirol.  Dr.  H.  Purgstaller  sah  in  Elbingenalp  im  Garten 
des  Postmeisters  eine  Sperlingsfamilic,  wovon  2  Alte  normal,  die 
3  Jungen  aber  weiss  waren.      (Weidmh.   XVI.    1896,  p.   241.) 

Columba  paluinbus  L.   —  Ringeltaube. 

Nied  "r  ÖS  terreich.  Am  24.  December  erlegte  der  Revier- 
jäger H.  Janec/ek  im  Revier  Ekartsau  eine  Ringeltaube. 
(M.  Seh.  in:  Weidmh.,  XVII.   1897,  p.  41.) 

Otis  tctrax   \..   — •  Zwergtrappe. 

Galizien.  Ende  August  1895  schoss  Revierförster 
Krejci  in  Rosulna  ein   ?   (Weidmh.  XVI.    1896.  p.   94.) 

Steiermark.  Anfangs  Januar  erlegte  der  Jäger  der 
Schentur'schen  Jagdgesellschaft  im  Revier  Lieboch  b/Graz  ein 
jüngeres  O.     (Hugo's  Jagdz.   XXXTX.   1896,  p.   120.) 

Tetrao  tetrix  L.   —   Birkhuhn. 

Galizien.  In  der  erzherzogl.  Forst  Verwaltung  Kamesch- 
nitz wurde  am  4.  Mai  vom  erzherzogl.  Jäger  P.  Ude  ein 
balzender  Birkhahn  gehört.  Auf  8  Stunden  im  Umkreise  fehlt 
dort  dieses  Wild.    (C.  M. :  Weidmh.  XVI.   1896,   p.   224.) 


Ornith.  CoUectaneeii  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete.  207 


Tetrao  urogallus  L.   —  Auerhuhn. 

wS  t  e  i  e  r  m  a  r  k.  Im  November  gesellte  sich  zu  den 
Hühnern  im  Hofe  des  Pfarrhauses  zu  St.  Veit  b/Graz  ein 
Auerhahn,  der  wahrscheinlich  aus  dem  Revier  des  Rannach- 
kogels  stammte.  Abends  Hess  sich  der  Hahn  im  Vereine  mit 
den  Haushühnern  ruhig  von  der  mit  der  Aufsicht  des  Geflügels 
betrauten  Magd  dem  Stalle  zutreiben.  Bis  der  Jagdpächter 
verständigt  und  der  Hahn  abgeholt  wurde,  vergiengen  4  Tage. 
Nach  weiteren  14  "'"agen  war  er  bereits  so  zahm,  dass  er  die 
Aesung,  die  aus  allerhand  Beeren,  hauptsächlich  aus  Schwarz- 
beeren, Sämereien  und  Fichtennadeln  bestand,  aus  der  Hand 
nahm  und  seinem  Wärter  auf  den  Rücken  flog.  Der  Hahn 
befindet  sich  in  einem  grossen,  für  ihn  wohnlich  einge- 
richteten Gartenhause,  (v.  B.  :  Wild  und  Hund,  III.  1897, 
p.   153.) 

Tetrao  teti'ix  L.   x  urogallus  L.    —   Rackelhuhn. 

Steiermark.  Hr.  E.  Poglayen  erlegte  auf  der  Balz  in 
Missling  in  1300  Meter  Höhe  einen  Rackelhahn.  Färbung 
normal.     Totallänge  75  cm.,   Gewicht  2'37   K.    (Weidmh.   XVI. 

1896,  p.   182—183.) 

Tetrao  tetrix  L.  X  Phasianus  colchicus  L.  —  Birkhuhn- 
Fasan. 

Böhmen.   Bei  Zelc  wurde  in  der  Jagdsaison  ein  Bastard 
erlegt,    der   die  Merkmale    vom  Birkhuhn  und  Fasan  aufwies. 
(Ö.    F.    u.    J.-Z.,   XIV.    1896,    p.    355 ;    Hugo's  Jagdz.  XXXX. 

1897,  p.  30.) 

Perdix  perdix  (L.).   —  Rebhuhn. 

Böhmen.  Das  böhm.  Landes-Museum  erhielt  vom  Forst- 
amt Lub  bei  Pfestitz  ein  Rebhuhn,  dessen  Oberschnabel  bei 
5  cm  lang  und  fast  totanusa,rt{g  gebildet  war.  (Ö.  F.  u.  J.-Z., 
XIV.  1896,  p.  292,  m.  Abbild.) 

Fulica  atra  L.  —  Blässhuhn. 

Niederösterreich.  Den  27.  März  fieng-  rin  Winzer 
in  einem  Weinberge  bei  Sievering  (XIX.  Wien.  Bez.)  ein 
Blässhuhn  in  einem  Bockdorngestrüppe.  (H.  Wagner:  Ö.  F. 
u.  J.-Z.  XIV.   1896,  p.   109.) 

Numenius  arcuatus  (L.).  —  Grosser  Brachvogel. 

Kärnten.  Dr.  Schaumberger  schoss  am  25.  August  in 
einem  Kleefelde  in  Nikelsdorf  b/Paternion  ein  Stück.  (Weidmh. 
XVI.   1896,  p.   306.) 


208  Ornith.  Collcctaneen  ausOesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete. 

Pcle.canus  ouocrofalus  L.    —   Gemeiner  Pelikan. 

Böhmen.  Den  8.  October  erleg-te  der  Jagdpächter  Hr. 
J.  Schug  auf  dem  Reviere  Hartessenreuth  b/Eger  einen  gem. 
Pehkan,  der  240  cm  klafterte.  (D.  J.  Z.  XXVIII.  1S96,  p.  90; 
St.  Hub.  XIV.  1896,  p.  ():J6;  D.  Jag.  XVIII.  1896.  p.  ?A1  \ 
Hugo's  Jagdz.  XXXIX.  1896.  p.  699;  J.-Z.  f.  B.  u.  M.  XII. 
1896.   p.   227;  Weidmh.    XVI.    1896,  p.   806.) 

G  a  1  i  z  i  (;  n.  Ende  October  1895  .schoss  der  Förster 
Marek  auf  der  Herr.schaft  Bohorodczan  einen  ausgewachsenen 
Pelikan  und  kurze  Zeit  darauf  der  Revierförster  Schupik  einen 
zweiten  auf  der  Nachbarschaft  Slotwina.  CKrejci :  Weidmh. 
XVI.   1896,  p.  94.) 

Somatcria  iiiollissiyna  (L.).    —   Eiderente. 

Steiermark.  Wurde  am  29.  September  in  dem  M.  R. 
V.  Guttmann'schen  Revier  Rottenmann  in  einer  Seehöhe  von 
1125  m  erlegt  und  präpariert.  (Kemttisch:  Hugo's  Jagdz. 
XXXX.    1897,  p.   98.) 

Cygnus  musicus    Bchst.  —  Singschwan. 

K  r  a  i  n.  Am  24.  December  erlegte  Hr.  J.  Sega,  Lehrer 
in  Unterloitsch,  auf  einer  Fasanenjagd  ein  Exem])lar  von 
14Ö  cm  Totallänge,  285  cm  Plugweite  und  8'/4  K.  Gewicht. 
(Weidmh.  XVII.   1897,  p.  99.) 

Ufinator  glacialis  (L.).  —   Eistaucher. 

Böhmen.  Ingenieur  H.  Koch  schoss  am  10.  Januar  ein 
Stück  bei  Budweis.    (Weidm.  XXVII.   1896.  p.    190.) 

Laras  melanocephaliis  Natt.    —   Schwarzköpfige  AIövc. 

Niederösterreich.  Hr.  J.  R.  v.  Raab  erlegte  den 
9.  April  eine  schwarzköpfige  Möve,  die  über  den  Kienberger 
Teichen  herumflog.     (Weidmh.  XVI.    1896,  p.    127.) 

Ungarn. 

Aqiiiln  f  11  Iva  (E.).   —    Steinadler. 

vS  i  e  b  e  n  b  ü  r  g"  e  n.  Hr.  v.  Spiess  in  Mcrmannstadt  schoss 
am  Abende  aus  der  Luderhütte  auf  einem  au.sgelegten  Pferde- 
kadaver einen  Fuchs,  den  er  an  Ort  und  Stelle  liegen  Hess 
und  nächtigte  in  der  Hütte.  Als  der  Morgen  graute,  erschie- 
nen Krähen  und  Raben  unter  grossem  Geschrei  und  thaten 
sich  an  dem  Aase  gütlich.  Plötzlich  stob  die  vSchar  ausein- 
ander, worauf  ein  Seeadler  vom  nahen  Walde  angestrichen 
kam  und  ca.   60  Schritte  auf  einer  Terrainerhöhung  aufblockte. 


Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete,  209 


Dann  strich  er  ab,  Hess  sich  auf  dem  Fuchse  nieder  und  begann 
ihn  zu  kröpfen.  Auf  einmal  kam  ein  Steinadler  dahergestrichen, 
attaquierte  den  Seeadler,  der  nun  den  Fuchs  verliess,  worauf 
der  Steinadler  seine  Stelle  einnahm,  um  das  begonnene  Werk 
zu  vollenden.  Die  Versuche  jenes,  die  ihm  abg-ejagte  Beute 
wieder  zurückzuerobern,  wurden  von  diesem  abgewiesen  und 
so  wandt  sich  der  Seeadler  dem  Pferdekadaver  zu,  auf  welchem 
ihn  Hr.  v.  Spiess  erlegte.  Es  war  ein  jüngeres  ^  von  230  cm 
Flugweite.     (Weidmh,  XVI.   1896,  p.  31.» 

Feldmarschallicutenant  A.  v.  Spiess  erlegte  den  27.  Decem- 
ber  unweit  des  Schewiesbaches  bei  Hermannstadt  ein  Q  von 
235*)  cm  Flugweite.     (Weidmh.  XVH.   1897,  p.  37.) 

(Eine  durch  viele  Jagdzeitungen  laufende  Notiz  besagt:  »Ein  seltener 
Vogel  wurde  in  der  Nähe  von  Bellye  in  Ungarn  geschossen.  Derselbe  war 
ein  Adler  grösster  Gattung,  der  um  den  Hals  einen  stählernen  (auch  silbernen) 
Reif  trug,  auf  welchem  die  Jahreszahl  1645  und  ein  halbverwischtes  Wappen 
eingegraben  war.  Der  Vogel  wurde  von  einem  Essegger  Bürger  angekauft 
und    dem  Agramer  Museum  gespendet« 

Trug  auch  diese  Notiz  die  Unwahrscheinlichkeit  an  ihrer  Stirne,  so 
unterliess  ich  es  doch  nicht,  die  eingehendsten  Nachforschungen**)  anzustellen, 
als  deren  Resultat  sich  ergab,  dass  es  sich  um  eine  »Zeitungs-Ente«  handle. 
Ich  kann  mir  nicht  versagen,  diesen  zur  grössten  Vorsicht  bei  Benützung 
von  Zeitungsnachrichten  mahnenden  Eall  auch  hier  festzunageln.) 

Aquila- mclana'ctiis  (L.).   — •  Kaiseradler. 

Ungarn.  Graf  Ladisl,  Esterhaz)^  sclioss  bei  Sarosd 
(Com.  Feher)  einen  Kaiseradler,  der  gerade  im  Begriffe  war, 
einen  Hasen  zu  kröpfen.     (St.  Hub.   XIV.    1896,  p.   72.) 

Otis  tetrax  L.   —   Zwergtrappe. 

Siebenbürgen.  Am  10.  August  wurde  von  einem 
Hermannstädter  Jäg-er  während  der  Wachteljag'd  eine  Zwerg- 
trappe erlegt.  Leider  verfiel  das  seltene  Stück  der  Bratpfanne. 
(J.  Gromer:  Weidmh.  XVI.  1896,  p.  281.) 

Cygnus  minor  Fall.  —   Zwergschw^an. 

Ungarn.  Am  28.  November  erlegte  ein  Heger  in  Alt- 
Bistritz  (Ob. -Ungarn)  1  Exempl.  von  180  cm  Flugw^eite.  (E.  Wei- 
bel:     Weidmh.  XVII    1897,  p.  28). 

Die  Masse  lassen  es  ausser  Zweifel,  dass  es  sich  hier  nicht 
um  den  Zwergschwan,  sondern  um  den  Sing-,  wahrscheinlich 
den   Höckerschwan  handelt. 


*)  Dies  ist  wohl  unrichtig  —  zu  hoch  —  angegeben. 
**)  Vgl.  Hugo's  Jagdzeit.  XXXX.  1897,  p.  571. 


210  Oinith.  Collcctaneen  aus  Oesterr. -Ungarn  und  dem  Occupationsgcbiete. 


^inscr  segeiuiii  (Gm.)   —   Saatjj'ans. 

Ungarn.  vSeit  Men.scheng-edenken  war  in  Ung-arn  kein  .so 
reicher  Zug  von  Wildgänsen  zu  beobachten  wie  in  diesem  Herbst 
und  Winteranfang  in  der  Gegend  des  Velenczc-to;  hauptsäch- 
lich  waren   es   .Saatgänse.    (H.:   St.    Hubert.   XIV.    189().    p.    729.) 

Occupations-Gebiet. 

Caccabis  saxahlts  (iMey.)   —    Steinhuhn. 

Bosnien.  Peter/ilka  in  Kalinovik  erlegte  .von  einer  vor 
dem  Hunde  aufstehenden  Kette,  welche  auf  Fichten  auf- 
bäumten,  8   5.   (Weidmh.  XVI.    1896,  p.   806.) 


Ornithologische  Collectaneen  aus  Oesterreich-Ungarn 
und  dem  Occiipations£:ebiete. 

vun  Vict.  Ritter  v.  Tschusi  zu  ScLmidhoffen 

VI.  1897. 

Österreich. 

Viilfiir  monachiis  L.    —    Mönch.sgeier. 

Salzburg-.  Im  Stubachthaie  (Ob.-Pinzgau)  erlegte  der 
Jäger  J.  Wallner  am  19.  September  einen  Kuttengeier  von 
280  cm.  Flugweite.  (D.  Jäger,  XIX.,  1897.  p.  292;  Mitth.  n.-ö. 
Jagdsch.-Ver.  1897,  p.  405;  Schmederer :  Weidmh.,  XVIII.  1897. 
p.  306.) 

Steiermark        Am   20.   Juni  wurde    auf   der  fürstl.   Alfr. 
Windischgrätz'schen   Herrschaft  Rohitsch   ein  Mönchsgeier    ge- 
schossen. (().   F.  u.  J.-Zeit.,    XV.   1897,  p.   216;    Deutscher  Jag. 
XIX.   L897,  p.  198;    Hugo's  Jagdz.  XXXX.  1897.  p.  439.) 
G\ps  fiilvus    (Gm.)  —  Fahlgeier. 

Kärnten.  Am  15.  Juli  schoss  der  M.  Ritter  v.  Pongratz'- 
sche  Jäger  Puclur  im  Radigraben  ein  Exemplar.  (Weidmh. 
XVII.   1897,  p.  225.) 

Aquila  fulva    (L.)   —  Steinadler. 

Böhmen.  Der  k.  u.  k.  Hofförster  Heinr.  Heran  in 
Kladrub  erlegte  am  21.  November  ein  Q  von  215  cm.  Flug- 
weite. Am  23.  g.  M.  wurde  das  Ö  auf  einem  mit  Strychnin 
präparierten  Hasen  verendet  gefunden.  (Ö.  F.  u.  J.-Zeit,  XV. 
1897,  p.  407.) 

Mähren.  Jäger  Mandrysch  schoss  am  18.  October  in 
dem  Simoradzer  Walde  nächst  Skotschau  einen  Steinadler  von 
2  m.  Flugweite.  (Jagdz.  f.   ß.   u.  M.  XIII.   1897,  p.  205.) 


Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete.  211 

Ein  Steinadler  wurde  auf  dergräfl.  Rud.  Wrbna'schen  Herr- 
schaft Hollesf.'hau  im  Reviere  Kosteletz  am  27.  October  durch 
den  Revierförster  K.  Sykora  erlegt.  Total!.  92  cm.,  Flugw. 
200;  Flügell.  62;  Stossl.  as.  (Oberf.  Weiss:  111.  ö.  Jagdbl.  XIII. 
1897,  p.  181-182;  Jägerz.  f.  B.  u.  M.  XIII.  1897.  p.  236; 
Ö.  F.  u.   J.-Zeit.,  XY.    1897,  p.   888.) 

Niederösterreich.  Der  fürstl.  Palffy'sche  Revierförster 
H.  W.  Kubisch  erlegte  am  10.  Januar  in  der  Au  zwischen  Zwern- 
dorf  und  Marchegg  ein  Exemplar  von  2  m.  Flugweite  und 
machte  den  Vogel  der  vSchulsammlung  in  Zwerndorf  zum  Ge- 
schenke. (Jägerz.  f.  B.  u.  M.,  XIII.  1897,  p.  25  ;  Ö  F.  u.  J. 
Zeit.  XV.    1897,  p.  29.) 

Schlesien.  Am  19.  October  schoss  der  erzherzogl.  Aus- 
hilfsjäger Mandrysch  im  Simoradzer  Walde  nächst  Skotschau 
a./W.  ein  Exemplar,  das  2  m.  Flugweite  hatte.  (H.  Holewa : 
Weidmh.  XVII.    1897,  p.   880.) 

Steiermark.  Den  26.  Mai  wurde  von  dem  k.  u.  k. 
Forstpraktikanten  A.  auf  der  Vobisalpe  bei  Eisenerz  ein  Stein- 
adler-^ geschossen,  dessen  Flugweite  190  cm.  betrug.  Seit  vier 
Jahren  gelangte  in  dem  Hofjagdbezirke  Eisenerz  kein  Stein- 
adler mehr  zum  x\bschusse,  obwohl  jährhch  einige  in  der  Hoch- 
schwabgruppc  horsten,  die  auf  ihren  Streifzügen  gegen  Eisenerz 
und  Radmer  ziemlich  oft  beobachtet  werden.  (Th.  Micklitz : 
Hugo's  Jagdz.  XXXX.  1897,  p.  382-883;  Weidm.  XXVIII. 
1897.  p.  310.) 

Tirol.  Der  Förster  Klotz  aus  Ischgl  in  Paznaun  nahm 
am  6.  Juli  aus  einem  in  einer  steilen  Felswand  befindlichen 
Horste  im  Timbathaie  2  Junge  mittelst  Seil  aus.  Im  Horste 
befanden  sich  Reste  von  Murmelthieren,  Hasen,  Auer-  und 
Schneehühnern.  Einen  der  alten  Adler  erlegte  derselbe  Förster 
mehrere  Tage  nachher.  (Jägerz.  f.  B.  u.  M.  XIII.  1897,  p.  132.) 
Aqiiila  clanga  Fall.    —   Schelladler. 

Mähren.  Den  10. Mai  schoss  Hr.  Rieh.  Hoffmann  in  Bisku- 
pitz  ein  Exemplar.  Totall.  68g,  Schnabell.  4;  Mundsp.  5;  Lauf 
11;  Mittelzehe  5,  Kralle  26;  PTugw.  162  cm.  (Weidmh.  XVII. 
1897,  p.   168.) 

Aquila  sp.? 

Böhmen.  Der  Meierhofpächter  R  Urban  in  Liebeschitz 
bei  Bilin  erlegte  im  Mai  in  der  Nähe  des  Borschen  einen  Adler 
von  137  cm.  Spannweite.  (Jägerz.  f.  B.  u.  M.  XIII.  1897,  p.  102.) 


212   Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete. 


Astur  pdlitiiibarius    (L.)    —    Habicht. 

Steiermiirk.  Im  October  ereignete  es  sich,  dass,  als 
ein  Bauer  im  Revier  des  Hrn.  Kaltenegger  in  Allerheihgi-n 
b.  Judenburg  vom  Walde  kommend,  in  seine  Behausung  trat 
und  das  Hausthor  offen  liess,  knapp  hinter  ihm  her  ein  grosser 
Hühnerhabicht  einen  doppelt  so  gTossen  Vogel  verfolgte,  der 
durch  die  Thüre  ins  Haus  flog  und  sich  in  eine  Küchenecke 
drückte.  Der  Verfolger  entkam  auf  demselben  Wege,  während 
der  Verfolgte  ergriffen  wurde  und  sich  als  einjähriger  Auer- 
hahn  entpuppte.  (J.  Stroinigg:  Weidmh.  XVII.  1897,  p.  331.) 
C^ircus  pxgargiis  (L.)    —   Wiesen  weihe. 

Böhmen.  Hr.  Sim.  Pauhis  in  Saaz  schoss  gegen  Ende 
August  in  seinem  Reviere  Straubitz-Welchau  ein  Exemplar,  das 
in  meine  Sammlung  gelangte.  (Jägerz.  f.  B.  u.  AI.  XIH.  1897, 
p.   162.) 

Circus  macrunis    (Gm.)   —   vSteppenweihe. 

Schlesien.   Ein  bei  Wigstadtl  erlegtes  Stück  erhielt  Herr 
Alex.  Klimitschek.  (Illustr.    österr.    Jagdbl.    XIV.    1898,  p.  64.) 
Cariiic  iioctiia    (Retz.)   —  Steinkauz. 

.Steiermark.  Anfang-s  April  brütete  auf  dem  Heuboden 
des  Schlo.sses  Wöllan  ein  Steinkauz.  Bei  der  Besichtigung  des 
Horstes  fand  sich  in  selbem  eine  ganze  und  eine  halbe  Fortlle 
und  den  nächsten  Tag  wieder  eine  solche  und  der  Kopf  einer 
Maus.  (A.  M.:   Weidm.  XVII.   1897,  p.    127.) 

Svrnium  uralensc    (Fall.)    —    Uraleule. 

Steiermark.  Nach  Freiherrn  von  AVarsberg  jun.  wurde 
am  30.  XII.  1897  in  der  Gemeindejagd  St.  Martin  a.  d.  Pack 
gelegentlich  einer  Treibjagd  ein  Exemplar  erlegt.  (Weidmh. 
XVIII.   1898,  p.  82.) 

Nyctala  tcngmalmi    (Gm.)   --   Rauhfusskauz. 

.Schlesien.  Hr.  A.  Klimitschek  bekam  ein  bei  Wigstadtl 
erlegtes  Exemplar  für  seine  Sammlung.  (Illustr.  österr.  Jagdbl. 
XIV,  1898,  p.  64.) 

Nvcfea  iilula    (L.)   —   Sperbereule. 

Mähren.  Am  18.  October  erlegte  der  gräflich  Dubsky- 
sche  Förster  Ferd.  Strisch  in  Bedfichau  bei  Lipitz  eine  Sper- 
bereule, die  auf  dem  Gipfel  einer  einzeln  stehenden  Fichte  sass. 
(Talsky:  Illustr.   österr.  Jagdbl.   XIV.    1898,  p.   64.) 

Schlesien.  Zu  Beginn  des  Novembers  wurde  in  Wig- 
stadtl gelegentlich  einer  Treibjagd  von  Hrn.  J.  Krasnitzki  eine 


Ornith.  CoUectaneen  aus  Oesterr. -Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete.   213 


„Falkeneule"  erlegt.  (A.  Klimitschek:  „111.  österr.  Jagdbl." 
XIII.  1R97,  p.  182;  XIV.  1S98,  p.  64.)  Der  Vogel  befindet  sich 
in   des  Letztgenannten  Sammlung. 

Bubo  bubo    (L.)   —   Uhu. 

Steiermark.  Ende  März  wurde  im  Revier  des  Directors 
Schneefuss  ein  Uhu  in  einem  Pfahleisen  gefangen.  (Weidmh. 
XVII.   1897,  p.    153.) 

Hirnndo  rustica    L.   —    Rauchschwalbe. 

Böhmen.  Im  September  schoss  Oberlieutenant  Stück 
in  der  Nähe  der  Ziegeleien  bei  der  „schönen  Aussicht''  unweit 
von  Budweis  eine  weisse  Hausschwalbe.  (Jägerz.  f.  B.  u.  M.. 
Xtll.    1897,  p.    183;  Weidmh.   XVII.    1897,  p.   296.) 

Hr.  Rittmeister  W.  Günther  beobachtete  im    Sommer    an 
der     dem    Egerflusse     zugekehrten    Seite  der   Stadt    Laun   eine 
weisse  Schwalbe.   (Weidmh.   XVIII.    1898,  p.   42. 
Nuci/raga    caixocatactcs    macrorhyiichus   (Br.)    —    Dünnschnäbe- 
lig-er  Tannenheher. 

Niederösterreich.  In  der  vorletzten  vSeptemberwoche 
beobachtete  der  fürstl.  Forstverwalter  K.  .Schläger  in  Mauer- 
bach b.  Wien  einen  Flug  von  12 — 13  Tannenhehern.  Ein  in 
der  letzten  Augustwoche  im  Waldviertel  erlegter  Tannenheher 
war  ein  dünnschnäbeliger.  (Hugo's  Jagdz.  XXXX.  1897,  p. 
606  —  607.) 

Es  dürfte  sich  hier  in  beiden  Fällen  kaum  um  dünnschnäbelige  Tan- 
nenheher gehandelt  haben,  sondern  um  unseren  gewöhnlichen  Alpenheher, 
welcher  in  diesem  Herbste  vielfach  in  ganz  ungewöhnlich  grosser  Zahl,  selbst 
in  solchen  Gegenden  auftrat,  wo  er  als  eine  Ausnahmserscheinung  anzusehen 
ist.  (Der  Herausgeb.j 

Tetrao  boiiasia  L.  —  Haselhuhn. 

Steiermark.  Findet  sich  bei  Judenburg  sehr  zahlreich. 
(J.  Stroing:  Weidmh.  XVII.   1897.  p.  26.) 

Tetrao  tefrix    L.   —   Birkhuhn. 

Niederösterreich.  Forstverwalter  F.  R.  Sposec  in  Schloss 
Jaidhof  b.  Gföhl  erlegte  im  Herbste  einen  sehr  starken  Hahn, 
dessen  Schwingen  schneeweiss  waren.  (Hugo's  Jagdz.  XXXX. 
1897,  p.   669.) 

Galizien.  Hr.  J.  Grünwald  berichtet  aus  Galizien  (ohne 
Ortsangabe),  dass  1896  ein  ganz  weisser  Hahn  auf  einem  Re- 
vier balzte,  der  aber  angeschossen,  verloren  gieng.  (Weidmh. 
XVII.   1897,  p.   152.) 


214    Ornith   Collectaneen  aus  Oesterr. -Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete. 

Bölimen.  Den  S.  Octobcr  wurde  in  dem  gräfl.  Wald- 
.stein"schen  Revier  LJnter-(Truppau  ein  9  mit  vollkommen  aus- 
gebildetem Hahnenstosse  erlegt  und  kam  in  die  Sammlung  des 
Dr.  Alf.  Hofice.  (H.  Kriso:  Weidmh.  XVII.  1897,  p.  307;  D. 
Jag.   X.    1897,  p.   804.) 

Der  dermalige  Besitzer  genannten  Exemplars,  k.  k.  Be- 
zirk.^arzt  in  Münchengrätz,  schreibt  mir  darüber  Folgendes  : 

„Genannte  Henne  wurde  bei  Ober-Rokitai.  unweit  von 
Münchengrätz  geschossen.  Die  Grösse  und  Färbung  entspricht  der 
einer  alten  Q,  doch  ist  letztere  intensiver.  Der  vStoss  ist  aber 
vollkommen  so  entwickelt,  wie  bei  einem  einjährigen  Birkhahn. 
Die  Farbe  der  16  cm.  langen  und  2/-  cm.  breiten  äusseren 
Stossfedern  ist  fast  dieselbe  wie  bei  einer  Birkhenne,  aber  diese 
Federn  sind  auf  der  Innenfahne  kohlschw^arz  und  nur  mit  un- 
deutlichen rostgelblichen  Wellenlinien  versehen.  Alle  Stos.sfedern 
haben  grauweisse,  1  — 15  cm.  breite  .Spitzen.  Die  mittleren 
Unterschwanzdeckfedern  sind  reinweiss,  die  seitlichen  spärlich 
schwarz  und  rostgelblich  gerändert.  Die  Geschlechtsorgane 
waren  im  Herbste  sehr  undeutlich  entwickelt  und  konnten 
wegen  fortgeschrittener  Fäulnis  nicht  mit  Sicherheit  bestimmt 
werden.  Die  Musculatur  war  sehr  schlaff  und  wahrscheinlich 
infolge  von   x\lterssch wache  hochgradig  atrophisch." 

Niederösterreich.  Im  November  wurden  in  Merkersdorf 
bei  Herzogbierbaum,  unweit  Korneuburg,  im  Revier  des 
Schmiedmeisters  Schirnbeck  2  Birkhühner  geschossen,  (v.  Kwiz- 
da:  Hugo's  Jagdz.  XXXX.   1897,  p.  699.) 

Tetrao  urogallus    L.   —   Auerhahn. 

Steiermark.  Im  April  brachte  eine  Bäuerin  von  der 
Ramsau  bei  Schladming-  nach  dem  gleichnamigen  Schlosse 
einen  gefangenen  x'Vuerhahn,  der  sie  wiederholt  angefallen  hatte. 
Da  eine  genaue  Untersuchung  des  Vogels  keine  äussere  Ver- 
letzung ergab,  wurde  er  den  nächsten  Morgen  (24. /IV.)  im 
Beisein  des  Prinzen  August  von  Coburg  im  -Schlossgarten 
wieder  in  Freiheit  ge^-etzt.  Kurze  Zeit  beäugte  der  Hahn  die 
Umgebung,  breitete  seine  Schwingen  aus,  erhob  sich  und  strich 
über  die  Häuser  des  Marktes  nach  dem  nächstgelegenen  Fasten- 
bergwalde ab.  (St.  Hub.,  XV.   1897,  p.  831,  347). 

Tetrao  tetrix  L.   x   T.   urogallus  L.    —   Rackelhuhn. 

Mähren.  Hr.  Ant.  Dreher  schoss  mit  seinen  Gästen 
auf  seiner    Herrschaft    Hrottowitz    während     der     Birkhahnbalz 


Ornith.  CoUectaneeh  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Oecupatiönsgebi&ter  215 


im  Mai  fünf  Rackelhäline.  (111.  (Jsterr.  Jag-dbl.  XIII.  1897,  p. 
-Si;  Jägerz.  f.  B.  u.  M.  XIII.  1807.  p.  113;  Hugo's  Jagdz. 
XXXX.    1897,  p.   413;  Österr.   F.   u.  J.-Zeit.   XV.  1897,    p.  183.) 

Nach  gefälliger  Mittheilung  des  herrschaftlichen  Ober- 
försters Hr.  J.  Wazatsch  kommt  in  der  dortigen  Gegend  nur 
Birkwild  vor  und  wird  erst  seit  einigen  Jahren  eine  Auerhenne 
beobachtet,  welche  jährlich  brüten  soll.  Rackelhcnnen  wurden 
nicht  beobachtet,  wahrscheinlich  nicht  als  solche  erkannt.  Im 
Frühjahre  1894  wurde  hier  der  erste  Rackelhahn  erlegt,  seit 
dem  nicht  wieder  bis  heuer,  wo  die  5  Hähne  geschossen  wur- 
den und  zwar  alle  auf  einem  Balzterrain.  Die  Waldungen  sind 
wohl  für  Birkwild,  nicht  aber  für  Auergeflügel  geeignet.  Ein 
Balzen  der  Rackelhähne  wurde  nicht  beobachtet.  Die  Rackel- 
hähne  kanicn  immer  zu  den  für  das  Birkwild  errichteten 
Schirmen  und  wurden  aus  den   .Schirmen   erlegt. 

Steiermark.  Den  30.  April  erlegte  Se.  kgl.  Hoheit  der 
Herzog  von  Parma  in  seinem  Revier  Strallegg  auf  dem  Ein- 
fall einen  Rackelhahn  mit  Birkhahntypus.  Der  Revierjäger 
beobachtete  den  Hahn  schon  durch  längere  Zeit.  Sein  eigen- 
thüml-iches  Melden  glich  einem  heiseren  Gekrächze.  Sobald  er 
eine  Henne  vernahm,  artete  selbes  in  ein  lautes  Röhren  aus, 
und  der  Hahn  nahm  dann  die  Stellung  eines  kollernden  Schild- 
hahnes an.  Er  wurde  wiederholt  in  Gesellschaft  zweier  Auerhennen 
gesehen.  Der  Hahn  wog  2  Ko.  700  Gr.,  war  78  cm.  lang  und  hatte 
eine  Flugweite  von  1,10  cm.  Kopf  im  allgemeinen  der  eines  Schild- 
hahnes; Schnabel  schw^ärzlicli ;  Hals  und  Brust  grünlich  und  violett 
schillernd;  Rücken  blauschwarz;  Rosen  die  eines  Auer- 
hahns.  (A.  Vallerant:   Weidmh.   XVII.    1897,  p.    182.) 

Ardea  alba    L.  —  Silberreiher. 
Böhmen.    Am     28.     Mai    schoss     der    Revierförster     Th. 
Niedzl  auf  der  sumpfigen    Waldwiese    im    Revier    Stadtgut    in 
Carlsbad  nächst  dem  Echo    einen    Silberreiher.    Flugweite     160 
cm.  'J.  Woidich:  Weidmh.   XVII.   1897,  p.   183.) 

Bofaurus  stdlaris    (L.)   —.Rohrdommel. 
Böhmen.     Den  20.   April  fiengen   Knaben  im  Trnowaner 
Busche  b.   Saaz  eine  Rohrdommel,   nachdem  selbe   vorher    von 
einem   Steinwurfe    getroffen    worden    war.    (Jägerz.    f.  B.  u.  M. 
XIII.   1897,  p.   82.) 


216  Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete. 


Xvi'ficorax  nycticorax    (L.)   —   Nachtroilier. 

Böhmen.  Am  9.  April  zogen  gegen  20  Naclitreiher  in 
Schönbach,  Bez.  Eger,  über  den  Garten  und  liessen  sich  auf 
dem  benachbarten  Felde  nieder.  (Dr.  Junger:  Jagdz.  f.  B.  u. 
M.  XIII.    1897,  p.   74.) 

Ciconia  ciconia    (L.)   —   Weisser  Storch. 

Böhmen.  Auf  dem  Altschlosse  zu  Libejic  (S.-Böhm.) 
befindet  sich  seit  3  Jahren  auf  dem  Giebel  eines  Erkers  ein 
künstlich  angelegtes  Storchnest,  zu  welchem  die  Störche  am 
1.  April  rückkehrten.  Als  am  16.  Juni  ein  sehr  starker  Hagel 
(bis  zur  Hühnereigrösse)  fiel  und  zahlreiches  Kleinwild  und  viele 
Vögel  tödtete,  sass  das  9  rnit  ausgebreiteten  Schwingen  und 
gesenktem  Kopfe  auf  dem  Neste  über  ihren  Jungen  und  harrte 
auch  dann  noch  aus,  als  ein  faustgrosses  Eisstück  dem  armen 
Thiere  den  linken  Oberflügel  entzwei  schlug  und  das  Blut  sicht- 
bar über  die  weissen  Flügeldecken  herabrieselte.  Erst  nach 
dem  Unwetter  versuchte  das  Q  abzufliegen,  fiel  aber  zu  Boden 
und  Hess  sich  fangen.  Der  Flügel  wurde  amputiert  und  der 
Vogel  in  Pflege  genommen.  Nach  dem  Unwetter  fand  sich 
das  Ö  bald  ein  und  fütterte  die  Jungen.  Tags  darauf  erschien 
auf  dem  Horste  ein  zweiter  Storch,  wurde  aber  von  dem  ö 
zurückgewiesen  und  verschwand.  (P.  Reissler  :  Weidmh.  XVII. 
1897,  p.  239.) 

Steiermark.   Anfangs  Mai 'wurde  in  Gaishorn  eine  Schar 
von  50  Störchen  beobachtet,  welche  vom  Liesingthal  kommend, 
durch  das  Paltenthal  über    die    Gebirge    in    das  Ennsthal    zog. 
(W.  V.  Jetzer:    Weidmh.  XVII.   1897,  p.   170.) 
Otis  tefrax    L.  —  Zwergtrappe. 

K  r  a  i  n.  Den  24.  November  wurde  in  Schneeberg  (Inner- 
krain)  ein    9   erlegt.     (J.   Boykow:  Weidmh.  XVIII.  1898,  p.  12.) 

Im  Revier  des  Hrn.  Baron  Gagern  wurden  auch  zwei 
Zwergtrappen  geschossen,  1  St.  davon  dem  Laibacher  Museum 
übergeben    (Weidmh.  XVIII    1898,  p.  52.) 

Scolopax  riisticiila  L.  —  Waldschnepfe. 

Böhmen.  Revierförster  A.  Hawel  im  District  Grasbaum, 
Revier  Spitzberg  der  gräfl.  C.  v.  Buquoy'schen  Herrschaft 
Pressnitz  im  böhm.  Erzgebirge,  beobachtete  am  15.  Juli  eine 
Waldschnepfe,  die  ihr  Junges  zwischen  den  Ständern  forttrug 
und  während  dieser  Flugtour  eine  mehr    aufrechte     Körperhai- 


Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete.    217 


tung-  einnahm,    also    den    Kopf   hoch,    den    vStecher    horizontal 
hielt.   (Zd.   Low:  Hugo's  Jag-dz.   XXXX.    1897,  p.   541.) 
Anas  boscns    L.    —   Stockentt\ 

Mähren.  Forstadjunct  F.  Rubv  sah  am  28.  Februar  im 
Revier  Millau  eine  Stockente  aufstehen  und  bemerkte  eine 
zweite  (5),  die  auf  einem  Kiefernaste  stand.  (Wild  und  Hund, 
III.    1897,  p.  233.) 

Larus  argentatus    Brunn.    —  Nordische  Silbermöve. 

Niederösterreich.  Den  30.  November  wurde  bei  Göstling 
a.  d.  Ybbs  1  Stück  geschossen.  (G  Schön  :  Weidmh.  XVIII. 
1898,   p.   15.) 

Colymbiis  nigricollis    (Br.)    —    Schwarzhalssteissfuss. 

Böhmen,  (jkonomieadjunct  E.  Totusek  schoss  am  30.  Juni 
unweit    de:.    Meierhofes     Richenburg-     auf     dem     Teiche     „pod 
Ochozi"   ein  Exemplar.   (Weidmh.   XVII.   1897,  p.  225.) 
Urinatflr  sepfenfrinnalis    (L.)    —   Nordseetaucher. 

Böhmen.  Am  1.  November  erlegte  der  fürstliche  Forst- 
amtsadjunct  A.  Hanig  auf  dem  Fohlhutteiche  zwischen  Zebau 
und  Gosslup  b.  Miess  ein  Exemplar  von  65  cm  Länge.  (Jägerz. 
f  B.  u.  M.  XIIL   1897,  p.  217.) 

Urinator  arcticus    (L.)   —  Polartaucher. 

Böhmen.  Den  23.  November  wurde  in  Nestomitz  a.  E 
ein  Polartaucher  gefangen,  der,  da  keine  Verletzung  an  ihm 
zu  bemerken  war,  wohl  aus  Mattigkeit  sich  auf  den  Boden 
niedergelassen  hatte.   (J.  St.  :  Weidmh.   XVII.   1897,  p.  332.) 

Oberösterreich.  Am  18.  April  schoss  Förster  K.  S.  in 
Steyregg  einen  Polartaucher,  der  sich  im  Prachtkleide  befand. 
(J.  Roth:  Weidmh.  XVII.    1897,  p.  97.) 

Ungarn. 

Falco  peregrinus  Tunst.   —   Wanderfalk. 

Siebenbürgen.  Contc  G.  Veith  sah  am  21.  Januar  in 
der  Stadt  Hermannstadt  einen  ganz  weissen  Wanderfalken,  der 
von  Krähen  verfolgt,  niedrig  über  die  Dächer  strich.  (F.  C. 
Keller:  Weidmh.  XVII.   1897,  p.  57.) 

Buteo  buteo    (L.)   —  Gemeiner  Mäusebussard. 

Siebenbürgen.  Conte  G.  Veith  schoss  den  20.  Novem- 
ber einen  Mäusebussard  bei  Kronstadt,  dessen  Zunge  durch 
den  Unterkiefer  herausgewachsen,  an  der  Spitze  sich  ver- 
dickte und  schwielig  war.  Der  Vogel  war  auffallend  abge- 
magert. (Weidmh.   XVIIL   1898,  p.   14-15.) 


218   Ornith.  Collectaneen  aus  Oesterr.-Ungarn  und  dem  Occupalionsgebiete. 

Bufco  hutro  deserformii   (Daud."!    —    Wüstcnbu-sard. 

Sieben  liürg-en.  Hr.  G.  v.  Otterfels  erlegte  im  (iehiete 
des  Kronstädter  Jag-d-Vereines  auf  -der  Krähenhütte  einen 
Wüstenbussard.  *)  Die  Totallänge  betrug  Mi  cm.  Flügellänge 
36,  Stosslänge  20.  „Uas  Benehmen  des  Vogels  war  dem  des 
Mäusebu-ssards  ähnlich,  nur  waren  alle  Bewegungen  auffallend 
rascher  und  eleganter,  einzelne  plötzliche  Wendungen  erinner- 
ten geradezu  an  den  Hühnerhabicht.  Stimme  liess  er  keine 
hören.  Seine  Augen  waren  dunkelbraun."  ((x.  v.  Otterfels 
Weidmh.  XYII.   1897.  p.  278-279.) 

Scolopax  rusticula    L.   Waldschnepfe. 

Ungarn.  Baron  Stefan  V6csey  in  Waitzcn  erlegte  am 
1.  April  eine  ganz  lichtgelbe  Waldschnepfe  bei  sonst  normaler 
Zeichnung,  und  ein  Jäg-er  in  Zsercz  (Com.  Borsod)  schoss  am 
4.  April  ein  rein  weisses  Exemplar.  (A.  J. :  St.  Hubert,  XV- 
1897,  p.  241.) 

S.  Heytmänek  jun.  sah  im  Frühjahre  bei  dem  bekannten 
Präparator  Dr.  x\d.  Lendl  in  Budapest  ein  Stück,  das  weiss 
gefärbt  war  und  die  normale  Zeichnung  in  kaum  wahrnehm- 
baren grauen  Tönen  zeigte.  Selbes  wurde  den  4.  April  in 
Zsercz  (Com.  Borsod)  von  einem  Förster  geschossen.  (Vgl.  oben). 
Das  zweite  Stück  schoss  Bar.  Stef.  Vecsey  in  Väcz  (Waitzen). 
Grundfarbe  lichtgelb,  Zeichnung  von  licht-  bis  dunkelbraun, 
Ständer,  Stecher  und  Augen  normal.  (Vgl.  oben.)  (Österr.  F.  u. 
J.-Zeit.  XV,   1897,  p.   183.) 

Cygnus  fcygnus  (L.)?  —  Singschwan. 

An  der  Save  nächst  Brod  erscheinen  alljährlich,  beson- 
ders nach  einem  gelinden  Winter  auf  dem  Durchzuge  Schwäne, 
welche  oft  2,  auch  3  Wochen  lang,  theils  auf  der  Save  oder 
in  deren  Altwässern,  ferner  in  den  ausgedehnten  vSümpfen  sich 
aufhalten,  um  dann  im  März  wieder  gegen  Norden  zu  ziehen. 
(X:  Weidmh.  XVII.    1897,  p.  169.) 

Am  25.  December  wurden  in  Draueck  bei  Apatin  7  Schwäne 
beobachtet,  welclie  in  südlicher  Richtung  weiter  flogen.  (K.: 
Weidmh.  XVIIL  1898,  p.  42.) 

*)  Es  wäre  eraünscbt,  wenn  das  betreffende  Exemplar  von  einem 
Fachmanne  untersucht  würde.  Wahrscheinlich  handelt  es  sich  um  Buteo  buteo 
zimmermannae  Ehmcke  und  nicht  um  B.  h.  desertorum,  der  mit  Sicherheit  bei 
uns  noch  niemals  erlegt  wurde.  Alle  dazu  gezogenen  Bussarde  erwiesen 
sich  als  nicht  hierher  gehörig  und  dürften,  falls  nicht  abweichende  gewöhn- 
liche Mäusebussarde,  der  Subsp.  zimmermannae  angehören.     Der  Herausgeb. 


Muscicapa  parva  im  Wienerwald.  219 


Pelecanus  (onocrotalus  L.)  ?   —   Gemeiner  Pelikan. 
Den    18.  Decemtaer    zeigten    sich    in    Drauek    bei     Apatin 
2  Pelikane.  (K. :  Woidmh.  XVIII.   1897,  p.  42.) 

Occupationsgebiet. 
l^etmo  hoiiasia  L.    —   Haselhuhn. 
Bosnien.   C.   Fritz  fand  das  Gewicht  der  von  ihm  erleg- 
ten    Haselhähne     zwischen      370— 4öO    Gr.     schwankend.     Der 
schwerste,  am   20.   December  erlegte   5,  wog  492  Gr.  (Weidmh. 
XVII.   1897.  p.   57.) 

Tetrao  tetfix  L.  <  T.  urogallus  L.  —  Rackelhuhn. 
Bosnien.  Hr.  L.  Karaman,  Director  der  techn.  Mittel- 
schule in  .Sarajewo,  erlegte  zu  Ostern  in  der  Gegend  von  Glamoc 
in  der  „Hrblji"  auf  dem  Martak  einen  starken  Rackelhahn  mit 
vorwiegendem  Birkhahntypus.  (Hugo's  Jagdz.  XXXX.  1897, 
p.  319     D.  Jag.  XIX.   1897,  p.   159.) 


Muscicapa  parva  im  Wienerwald. 

von  C.  E.  Hellmayr. 

Hr.  E.  Rzehak  hat  vor  einigten  Jahren  die  Verbreitung 
des  Zwerg'fliegenfängers  in  Österreich-Ungarn  (vSep.  aus:  ,,Die 
Schwalbe,"  1898  94)  eingehender  besprochen;  am  dürftigsten 
waren  in  genannter  Brochure  die  Nachrichten  aus  unserem 
Kronlande,  was  ja  bei  dem  gering-en  Interesse,  das  man  bei  uns 
der   Vogelkunde  entgeg'enbringt,  nicht  zu  verwundern  ist. 

Ich  führe  nur  einige  Daten  zum  Beweise  an,  wie  wenig 
über  unseren  Vogel  bekannt  war.  O.  Reiser  erwähnt  eini- 
ger Paare  im  Buchenwalde  bei  Dornbach,  (III.  Jahresbericht, 
p.  143)  ;  in  der  Finger'schen  Collection  befindet  sich  ein  Exem- 
plar von  der  nämlichen  Localität ;  im  naturhistorischen  Museum 
steht  ein  Nest  mit  Weibchen  von  der  Sofienalpe  (Dr.  v.  Lorenz, 
Die  Ornis  v.  Ö.-Ung.,  Saal  XXIX.  p.  39).  Dies  das  wenige,  auf 
den  Wienerwald  Bezügliche.  In  Betreff  der  Angabe  Perzina's 
(Orn.  Jahrb.  II.  p.  238)  will  ich  bemerken,  dass  der  Zwerg"- 
fliegenfänger  weder  im  Prater,  noch  in  den  Auen  der  Donau 
brütet,  sich  auch  zur  Brutzeit  daselbst  nicht  aufhält,  weil  mir 
sein  Gesang  bei  meinen  wiederholt  dorthin  unternommenen 
Excursionen  gewiss  nicht  entgangen  wäre.  Die  von  Perzina 
beobachteten  Vögel  dürften  erst  nach  vollendeter  Brut  einge- 
wandert sein.  ! 


220  •  Muscicapa  parva  im  Wienerwald. 


Ich  konnte  mich  der  Vermuthung  nicht  entschlafen,  dass 
man  den  Zwergfliegenfänger  in  der  Umgebung  der  Hauptstadt 
vielfach  übersehen  hat,  zumal  ihm  in  den  herrlichen  Buchen- 
wäldern des  Wienerwaldes  ausserordentlich  zusagende  Wohn- 
plätze  geboten  sind.  Meine  Vermuthung  sollte  nicht  getäuscht 
werden.  Tm  Mai  1894  hörte  ich  in  der  Nähe  der  Westbahn- 
station Weidlingau  einen  unbekannten  Vogelge.sang.  Ich  gieng 
dem  räthselhaften  Sänger  nach  und  erblickte  in  geringer  Höhe 
über  mir  —  den  Zwergfliegenfänger.  An  weiteren  Nachfor 
schungen  hinderte  mich  meine  Erkrankung,  und  so  konnte  ich 
erst  heuer  wieder  dieselben  aufnehmen,  (rleich  bei  der  ersten 
Tour  (am  22.  Mai)  traf  ich  den  Zwergfliegenfänger  an  und  war 
so  glücklich,  ihn  als  ßrutvogel  nachweisen  zu  können.  Während 
des  Frühjahres  fand  ich  nun.  dass  er  im  Wienerwald  keines- 
wegs so  selten  ist,  als  man  bisher  nach  den  s]iärlichcn  Anga- 
ben hätte  schliessen  können;  denn  ich  habt-  an  einem  Nach- 
mittage an  sieben  Stellen  singende  Männchen  gehört  und 
beobachtet.  Ich  notierte  ihn  für  folgende  Orte:  Rekawinkel, 
Saubühel,  Sofienalpe,  Weidlingau.  Kellerwiese.  Wolfsgraben  etc. 
Wenn  er  aucli  nicht  häufig  zu  nennen  ist,  so  kann  man 
ihn  doch  mit  Sicherheit  in  allen  hohen  Buchenwäldern  suchen. 
Im  Wienerwalde  lebt  unser  Vogel  nur  im  reinen  Buchenwalde, 
besonders  wo  die  Stämme  nicht  allzu  dicht  neben  einander 
stehen  und  die  Kronen  ein  üppiges,  schützendes  Laubdach 
bilden;  hingegen  meidet  er  schon  Stellen,  wo  nur  vereinzelte 
Nadelbäume  eingesprengt  sind. 

Seinem  Lebensweise  und  Fortpflanzung  sind  schon  aus- 
führlich geschildert  worden;  ich  will  mich  deshalb  auf  wenige 
Worte  beschränken.  In  seinem  Benehmen  hat  er  die  grösste 
Ähnlichkeit  mit  den  Laubsängern,  seine  Verwandtschaft  mit  den 
Fliegenfängern  verräth  er  nur  durch  das  fortwährende  Zucken  mit 
den  Flügeln.  LTnunterbrochen  in  Bewegung,  hält  er  sich  zumeist 
in  den  höheren  Zweigen  auf  und  kommt  selten  tiefer  als  10  m. 
Sein  Lockton  ähnelt  dem  des  Gartenröthlings,  ist  aber  heller 
und  beinahe  zweisilbig,  etwa  wie  „fühl-it,"  wobei  die  zweite 
Silbe  gleichsam  als  Nachtakt  erscheint.  Seinen  klingenden 
Ge.sang  lässt  er  (mit  Ausnahme  der  Mittagsstunden)  recht 
fleissig,  am  lebhaftesten  in  der  Frühe  und  des  Abends  von 
5  —  7  Uhr  hören:  doch  verstummt  er  schon  bald  nach  Mitte 
Juni.   Er  ist    bei     dixerscn    Li;.lividuen    auch     verschieden     und 


über  die  Vogelwalt  in  der  Umgebunor  der  Böhm^rwaldseen.  221 


erinnerte  mich  an  den  Baumpieperg-esang-.  Sehr  häufig  hört 
man  das  von  Baldanuis  angegebene  „tink  tink".  Tch  habe  an 
()rt  und  StelU-  den  Gesang  eines  \  folgendermassen  notiert: 
„zi  delt_  zi  delt  zi  delt  tink  tink  tink  zi  ziah  dell  deia  deia." 
Wer -ihn  einmal  gehört  liat.  kann  ihn  nicht  verkennen.  Von 
der  Fortpflanzung  kann  ich  nicht  \iel  sagen.  Die  Nester  (2) 
stehen  ziemhch  hoch  (lU  m.)  auf  Buchen,  an  dem  Stamme  ange- 
.lehtit  undaufSeitenästegebaut.  Anfangs  Juni  scheinen  die  meisten 
Gelege  (4  Eier)  vollzählig  zu  sein ;  doch  habe  ich  darin  zu 
wenig  Erfahrung".  Bemerken  will  ich  noch,  dass  blasskehlige 
Männchen  verhältnismässig  häuhg  vorkommen. 
Mödling,  am    14.   August   1898. 


Über  die  Vogelwelt  in  der  Unigebung  der  Böhmerwald- 
Seen,  des  Schwarzen  und  des  Teufelssees. 

Von  Prof.  Dr.  A.  Frltscli. 

Die  fliegende  vStation  des  „Comites  für  Landesdurchfor- 
schung von  Böhmen"  war  während  drei  Jahren  am  Ufer  des 
schwarzen  Sees  postiert,  um  die  Fauna  der  Umgebung  und 
namentlich  das  Plancton  des  Sees  zu  untersuchen,  bei  welcher 
Gelegenheit  ich  auch  der  Vogelwelt  meine  Aufmerksamkeit 
widmete,  über  die  ich  folgende  Notizen  der  Oeffentlichkeit 
mittheile. 

Der  Böhmerwald  steht  im  Rufe,  sehr  vogelarm  zu  sein, 
was  davon  herkommt,  dass  die  Touristen  meist  erst  im  August 
und  September  hier  eintreffen,  wo  jeder  Wald  stille  ist.  Ganz 
anders  verhält  sich  die  Sache,  wenn  man  schon  im  Mai,  zur 
Zeit,  wo  noch  meterhoch  der  Schnee  liegt,  hier  eintrifft.  Da 
ertönt  vom  frühen  Morgen  bis  tief  in  die  Nacht  der  melodische 
Gesang  des  Rothkehlchens,  von  dem  an  den  Ufern  des  Sees 
etwa  15  Paare  brüten.  Auch  der  Gesang  der  Drossel  und  der 
Finken  trägt  zur   Anmuth  dieser  idyllischen  Gegend  bei. 

Doch  wollen  wir  unsere  Beobachtungen  dem  System  nach 
verzeichnen!  Wir  hatten  erst  später  uns  mit  Schusswaffen  ver- 
sehen, konnten  aber  doch  bei  dem  blockigen  Terrain  manche 
Art  kleiner  Vögel,  die  wir  hörten,  nicht  erlegen,  um  die  Species 
sicherzustellen. 


222  Über  die  Vogelwelt  in  der  Umgeburiff  der  Böhmcrwaldseen. 

Der  <4'e^iTicinc^  Bussard  flogf  nur  einmal  über  den  See  und 
ein  Wespenbussard  wurde  in  der  Nähe   erlegt. 

D(^r  Finkensperber  nistet  einige  hundert  .Sehritte  nördlieli 
vom  Pavillon  und  ein  anderes  Paar  in  der  Nähe  des  Spitzber- 
o-es.  Zahlreiche  Skelette  von  Drosseln,  l'^inken  und  Meisen,  die 
wir  unter  dem  Horste  sammelten,  bewiesen  die  Gefährlichkeit 
dieses  Räubers  für  die  kleine  Vogelwelt. 

Ein  mir  vom  Herrn  Oberförster  Komärek  eingeliefertes 
altes  Weibchen  des  Thurmfalken  hatte  14  Stück  Bergeidechsen 
im  Kröpfe,  und  dieses  war  wohl  die  Ursache,  dass  es  w^ährend 
der  Verdauungssiesta  erlegt  werden   konnte. 

Von  Eulen  vernahmen  wir  nur  die  Stimme  einer  kleinen 
Art,  wahrscheinlich  Athene  nocfua.  auf  der  Seewand.  Eine 
ganze  Familie  des  Waldkauzes  liess  sich  eines  Abends  an  der 
Lehne  unterhalb  des  Horizoiitahveges  laut  hören. 

Der  Schwarzspecht  ist  in  der  Umgegend  des  Sees  Stand- 
vogel und  hatte  am  Spitzberg-  sein  Nest  in  einer  kcrnfaulen 
Buche.  Nachdem  der  Baum  gefällt  worden  war,  fand  man.  dass 
vom  Eingangsloche  zum  Grunde  des  Nestes  die  Entfernung  fast 
1  m  betrug.  Es  enthielt  als  Unterlage  nur  ganz  wenige  Federn. 

Ein  anderes  Exemplar  des  Schwarzspechtes  wurde  kürz- 
lich im  Dohnensteig  gefangen  und  kam  in  eine  Privatsammlung. 
Andere  kleinere  Spechtarten  hörten  wir  wiederholt,  bekamen 
sie  aber  nicht  zu  Gesicht. 

Den  Kuckuck  hörten  wir  aus  der  Ferne  tiefer  unten,  etwa 
beim  Seeförster  öfters  rufen. 

Der  Eisvogel  erschien  nur  einmal  am  Seeufer. 

Der  Zaunkönig  ist  ein  ständiger  Bewohner  der  Umgebung 
des  Sees,  und  die  Insekten,  welche  sich  in  Menge  bei  unseren 
Kjökenmödengs  einfanden,  lockten  ihn  bis  in  die  unmittelbare 
Nähe  der  Station. 

])en  Baumläufer  erlegten  wir  in  der  Form  von  Certhia 
familiaris  mit  rostrothem  Rücken  und  schneeweissem  Bauche. 
Der  Kleiber,  Sitta  caesia  W.  et  M.,  lässt  sich  besonders  im 
Herbst  hören.  Von  Meisen  wohnen  hier  in  Menge  die  Tannen- 
meisen,  deren  Gesang  man  den  ganzen  Tag  hört  und  die  auch 
unweit  der  Station  nisteten.  Ungeniert  nahm  sie  zum  Nestbau 
das  Werg  aus  den  Stricken  unserer  Transportkörbe. 

Seltener  ist  die  Haubenmeise,  die  aber  auch  in  der  Nähe  des 
Sees  g-enistet  hat.     Ein  junge:    ILxemplar  erlegten  wir  am  24.  Juli 


über  die  Vogelwelt  in  der  Umgebung  der  Böhmerwaldseen.  223 


Der  Baumpieper  war  regelmässig  in  der  Umg-ebung  des 
Teufelssees  zu  hören. 

Das  Schwarzplattl  [Syk'ia  atricapillä)  nistet  regelmässig  in 
der  Nähe  der  „grossen  Tanne"  am  Horizontalweg-e,  wo  wir 
auch   öfters  seinen   Gesang  wahrnahmen. 

Von  Laub  vögeln  vernahmen  wir  nur  die  Plivlloscopas 
trochilus. 

Das  gemeine  Goldhähnchen  ist  wohl  der  häufigste  Vogel 
der   Umgebung  des  Sees  und  brütet  auch  daselbst. 

Die  Ufer  des  Sees  wurden  häufig  von  der  Gebirgsbach- 
stelze  besucht,  welche  am  Bache  unterhalb  des  Sees  nistete. 

Die  weisse  Bachstelze  erschien  seltener  und  hielt  sich  mehr 
bei  dem  grossen  Pavillon  auf. 

Unter  der  Seewand  nistete  ein  Paar  des  Wasserschwätzers, 
knapp  am  Wasserspiegel  unter  den  Felsblöcken.  Ein  junges, 
eben  fiüg-ges  Exemplar  erlegten  wir  am  28.   Juli. 

Die  Wachholderdrossel  hörten  wir  Ende  Juli.  Die  Sing- 
drossel sang  sehr  fleissig  im  Mai  an  den  Ufern  des  Sees,  im 
Juli  nicht  mehr.  Die  zahlreichen  Reste  dieses  Vogels  unter  dem 
Sperberneste  zeigen,  wie  gefährlich  dieser  Räuber  diesem  edlen 
Singvogel  ist. 

Die  Ringdrossel  {Turdits  torquatus  alpcstris)  kommt  etwas 
weiter  am  Oser  vor.  Das  Rothkehlchen  ist  sehr  häufig-,  und  der 
Hausrothschwanz  zeigte  sich  im  Herbst  in  der  Nähe  der  Station. 
Eine  Dorfschwalbe  wurde  am  25.   August    am    See    beobachtet. 

Der  Kreuzschnabel  hält  sich  constant  in  der  Nähe  der 
gTossen  Fichten  an  der  Tunnelhalde  auf  und  überflog  auch  oft 
den  See.  Am  17.  März  erhielten  wir  von  der  genannten  Loca- 
lität  ein  Nest  mit  3  halbflüggen  Jungen,  deren  Schnabel  noch 
keine  Andeutung'  der  Kreuzung  zeigte.  Das  Nest  bestand  aus 
Tannenreisern  und  war  mit  Moos  und  Wolle  ausgepolstert,  ent- 
hielt aber  kein  Pech.  Es  stand  bloss  8  m.  vom  Boden  entfernt, 
nahe  beim  Stamme  auf  einem  Seitenaste.  Breite  23  cm., 
Vertiefung  9  cm. 

Der  Buchfink  schlug  sehr  eifrig  im  Mai  an  den  Ufern  des 
Sees.  Dass  er  später  verschwand,  mag  das  nahe  nistende  Sper- 
berpaar auf  dem   Gewissen   haben. 

Den  Zeisig  hörten  wir  nur  einmal. 

Der  Gimpel  kommt  im  Winter  an  den  Seeufern  auf  den 
Eberesclienbäumen   vor. 


224  Über  die  Vogelwelt  in  der  Umgebung  der  Böhmerualdseen. 

Ein   Sperling"  cTschien   c-innuil   am   "JH.    August. 

Die  Rabenkrähe  {('on'iis  roro/ie)  nistet  in  der  Partie  zwi- 
schen   dem    See   und   dem   Spitzberg. 

Der  Tannenlielier  {Niicifraga,  carvocalacfcs)  ist  in  dem  vom 
See  nach  Norden  g-clegenen  (3ser- Walde  Standvogel  und  nistet 
hier,  da  ganz  jung'c  Vögel  vom  Forstpersonale  im  Sommer  be- 
obachtet wurden.  Seine  Stimme  hörten  wir  auch  im  September 
auf  der  Secwand. 

Von   Tauben  kommt   nur  die   Hohltaube   \'or. 

Das  Auerwild  ist  hier  ein  häufiger  Standvogxd,  von  dem 
alljährlich  mehrere  Stücke  auf  der  Balz  erlegt  werden.  Der 
Birkhahn   fehh. 

Das  Haselhuhn  nistete  unweit  vom  See.  Ein  am  Boden 
im  Moose  angeleg'tes  Nest  mit  2  Eiern  brachten  wir  von  da 
für  die  Museumsammlung-  mit. 

Ein  Nest  der  Waldschn^-pfe  mit  vier  leeren  Eiern  wurde 
uns  vom  Oserwalde  eingeliefert. 

Von  Wasservögeln  kamen  bloss  2  Arten  zur  Beobachtung 
und  zwar  ein  Paar  Knäckenten  am  26.  Juli,  welches  früh  um 
S   Uhr  den   See  umkreiste,   imi  gleich    darauf   zu   verschwinden. 

Eines  Tages  gewahrten  wir  in  der  Dämmerung  unter  der 
Seewand  einen  jungen  Lappentaucher,  etwa  in  der  Grösse  des 
Pod.  nibricollis.  Derselbe  war  weniger  scheu,  tauchte  nicht  bi'i 
unserer  Annäherung,  und  als  er  endlich  aufflog,  schien  er  ver- 
wundet zu  sein.  Wir  verschoben  die  Jagd  auf  den  nächsten 
Morgen,  aber  der   Vogel   war  dann   nicht  mehr  zu  sehen. 

Verzeichnis  der  in  der  Umgebung  des  Schwarzen  Sees  beobachteten  Vogelarten.*) 


Buteo  citiercus  Bj). 
Pernis  apivonis  ("uw 
^iccipitcr  nisus    Pall. 
Tinnunculiis  aldiidarins  Br. 
Athene  noctua  Bp.   (?) 
Svrnium  aluco  Sav. 


Picus  martms  L. 
Cuculus  cano7us  J.. 
Alcedo  ispida  E. 
Troglodytcs  curopaciis  Cu\' 
Certhia  famiiiaris  L. 


*)  Die  Nomenclatur  .stimmt  mit  derjenigen,  die  in  dem  bei  uns  weit 
verbreiteten  Werke  Die  Vögel  Europa's*  angewandt  ist  und  mit  dem  im 
Archiv  für  Landesdurchfurschung,  Band  II,  publicierten  Verzeichnis  der  Vögel 
Böhmens.  Die  neu  geänderten  Namen  findet  man  in  Reichenow's  »System. 
Verzeichn.  der  Vü<'el  Deutschland's«    (Berlin,  U 


Ein  dem  Untergange  geweihter  ornith.  Schatz. 


225 


Sitta  caesia  M.   et  W. 
Parus  ater  L. 
Parus  o-istatus  L. 
Anihus  arboreus  Bechst. 
Motacilla  sulphurea  Bechst. 
Motacilla  alba  L. 
Cinclus  aquaticus  Bechst. 
Turdus  pilaris  L. 
Turdits  musicus  L. 
Turdus  torquatus  alpestris  Br. 
Phyllopncuste  trochilus   Meyer. 
Regulus  cristatus  Ray. 
Sylvia  atricapilla  Lath. 


Lusciola  rubecula  K.  et  Bl. 
Lusciola  erythaca  Bp. 
Hirundo  rustica  L. 
Nucifraga  caryocatactes  Cuv. 
Corvus  corone  L. 
Fr  in gi IIa.  coelebs  L. 
Passer  domesticus  Bp. 
Fringilla  spinus  L. 
Pyrrhula  vulgaris  Fall. 
Loxia  curvirostra  L. 
Columba  oenas  L. 
Bonasia  sylvestris  Brehm. 
Tetrao  urogallus  L. 
Querquedula  circia  Bp. 
Podiceps  subcris latus  ? 


Eio  dem  Unterganfire  geweihter  ornithologischei  Schatz. 

Von  Edward  v.  Czynk. 

Es  war  im  Februar  und  März  dieses  Jahres,  als  ich,  durch 
ein  hartnäckiges  Leiden  gezwungen,  in  dem  in  jeder  Hinsicht 
wunderbaren,  in  dem  thermenreichen,  walddurchwobenen  Karls- 
bad weilte.  Die  Saison  hatte  noch  nicht  begonnen,  und  das 
fashionable  Weltbad  war  zur  gemüthlichen  „Bürgerstadt"  zu- 
sammengeschrumpft. Gelangweilt  standen,  gleichsam  wie  mit 
geschlossenen  Augen,  die  zwischen  Fels  und  Wald  hineinge- 
klemmtcn  drei  und  v4erstockhohen  Häuser  mit  der  langen  Reihe 
grüner  Jalusien.  Noch  lag  Schnee  und  Eis  auf  den  dichtbewal- 
deten Hängen,  wenn  auch  die  Strassen  durch  die  der  Tepel 
entsteigenden  Dämpfe,  welche  der  Überschuss  des  in  den  Fluss 
geleiteten  heivSsen  Sprudelwassers  erzeugte,  des  weissen  „Lein- 
tuches der  Natur  entbehrten".  „Täglich  kam  der  weisse  Sclave," 
dorthin,  „wo  die  heissen  Wasser  sprudeln,  täglich  ward  er 
bleich  und  bleicher."  hätte  ich  singen  können,  wenn  ich  auch 
nicht  Mohamed  heisse  und  nicht  „von  jenem  Stamme  Asra" 
bin,  „welche  sterben,  wenn  sie  lieben,"  denn  mir  war  wahrhaftig 
die  Lust  zum  Singen  und  Lieben  vergangen.  Doch  nein,  die 
Liebe  war  noch  da:  eine  grosse,  unendliche  liebe,  welche  mich, 
seit  ich  denken,  seit  ich  sehen  kann,  gefangen  hält;  welche  mich 
in  allem  Leid  und  Weh  stets  begleitet,    mich    in    den   trübsten 


226  Ein  dem  Untergange  gevveihler  ornith.  Schatz. 

Stunden  meines  Lebens  aufgerichtet,  mir  neuen  Lebensmuth 
und  Hoffnung  gab  :  die  hehre  keusche  Liebe  für  die  Natur.  Sie 
loderte  noch  ebenso  heiss  in  dem  siechen  Körper,  als  zu  jener 
Zeit,  wo  ich  pochend  auf  die  von  jugendauf  in  Wind  und  Wet- 
ter gestählte  Gesundheit  gelegentlich  der  Hahnenbalze  auf  dem 
blanken  Schnee  oder,  wenn  Nebel  und  Nacht  mich  auf  der 
Gamspürsche  überraschten,  im  nackten  (restein  übernachtete. 
Auch  an  jene  Stelle  war  sie  mir  gefolgt,  zu  welcher  Karl 
IV.  der  kranke  Hirsch  geführt,  und  wenn  ich  in  der  winter- 
lichen und  doch  so  herrlichen  Natur  in  Begleitung  meiner  düs- 
teren Gedanken  das  enge  Tepel-Thal  entlang  spazieren  gieng- 
oder  mühselig  die  dem  Gestein  abgerungenen  Pfade  zum  „Hir- 
schensprung," zur  „Stephaniewarte,"  „Franz  Josefs-Höhc"'  tind 
anderen  höher  gelegenen,  wunderbaren  Aussichtspunkten  mich 
emporarbeitete,  da  machte  mich  das  herrliche  Waldpanorama, 
das  Leben  und  Treiben  des  winterlichen  Forstes  scheinbar  ge- 
sund und  verscheuchte  die  schwarzen  Gedanken,  welche  sich 
dann  abends  in  meinen  vier  Wänden  gleich  Furien  wieder  an 
mich  herandrängten. 

War  es  am  Morgen,  wenn  glitzernder  Rauhreif  an  Baum 
und  Strauch  haftete  oder  später  im  März  am  Nachmittage, 
wenn  laue  Frühlingsluft  mit  dem  sprossenden  Gras  mit  verein- 
zelten Blütenkindern  spielte  und  heller,  lockender  Sonnenschein 
durch  die  hohen  Kiefern-  und  Buchenzweige  blickte:  es  war 
immer  schön,  und  unablässig  schweifte  der  Blick  über  die  herr- 
liche Landschaft,  welche  Menschenfleiss,  Kunst  und  Natur  zu 
einem  Eldorado  für  das  kranke  Menschenkind  geschaffen.  War 
auch  die  Vogelwelt  arm,  war  sie  nur  auf  die  Standvögel  be- 
schränkt, so  bot  -sie  doch  auf  Schritt  und  Tritt  Anregung.  Wie 
eigenthümlich  berührte  mich  unser  Vogelproletarier,  der  überall 
vorkommende,  sich  überall  bemerkbar  machende  Spatz!  Li 
Karlsbad  ist  er  der  „reinste-'  Kaminfeger,  so  schwarz,  so 
schmutzig  russig  ist  der  kecke  Bursche.  Mit  Schreck  und  Ver- 
achtung würde  ihn  sein  sauber  gekleideter  siebenbürgischer 
Vetter  betrachten.  Kohl-,  Blau-.  Tannen-,  Sumpf-  und  Hauben- 
meisen tummelten  sich  zirpend  auf  den  Kiefern,  suchten  zwischen 
der  borkigen  Rinde  nach  Kerfen,  und  hoch  über  „Pupps  Grand- 
Hotel"  scholl  scharf  von  der  bew^aldeten  Lehne  herab  der  helle 
Schrei  des  Schwarzspechtes  oder  im  Gestrüpp  zeterte  eine 
Schwarzamsel,   liess  sich   ein   Fink   vernehmen   oder  rutschte  ein 


Ein  dem  Untergange  geweihter  ornith.  Schatz.  227 


Spechtmeisenpaar  am  glatten  Buchenstamm  hin  und  her,  wäh- 
rend auf  dem  Fahrweg  sich  Goldammer  tummelten,  auf  den 
Alleebäumen  krächzend  Rabenkrähen  hockten  und  in  die 
krystallhellen  Pluthen  die  Bachamsel  den  gedrungenen  Leib 
tauchte.  Schwerfälligen  Fluges  strichen  Nebelkrähen  über  das 
Thal,  Bussarde  zogen  ihre  Kreise  und  dort,  wo  sich  der  Wald 
verdichtet,  wohin  kaum  der  Fuss  des  Winterkurgastes  hinge- 
langt, dort  fand  ich  oft  des  Waldes  Gazelle,  das  schmucke  Reh, 
seltener  den   niedlichen   Tetraonen.  das   Haselhuhn. 

So  vergiengen  meine  Tage  in  „kurgemässem"  Einerlei, 
bis  mich  ein  Schreiben  meines  lieben  Freundes  von  Tschusi 
aus  meiner  Lethargie  riss  und  mich  auf  etwas  aufmerksam 
machte,  auf  was  ich  ganz  vergessen  und  was  von  nun  an  einen 
grossen  Theil  meiner  Zeit  in  willkommener  Weise  in  Anspruch 
nahm  und  meine  schlummernde  ornitholog'ische  Thätigkeit  wie- 
der wachrüttelte,  mich  in  die  Mysterien  dieser  schönen  Wissen- 
schaft zeitweilig  vertiefen  machte.  Es  war  die  grosse  Sammlung' 
des  nun  seit  zehn  Jahren  verstorbenen  Karlsbader  J'^orstmeisters 
Wenzel  Koch,  auf  welche  meine  Aufmerksamkeit  gelenkt 
wurde.  In  seinem  prächtigen  vier  Stock  hohen  Hause  „Kosmos", 
welches  wie  alle  Karlsbader  Häuser  nicht  zum  Selbstgebrauche, 
sondern  zum  Erwerbe,  d.  h.  für  Kurgäste  erbaut  wurde,  hatte 
der  alte  Herr  all'  das  zusammengetragen  und  bis  zu  seinem  für 
die  Ornithologie  viel  zu  früh  eingetretenen  Ende  treu  und  sorg- 
sam bewahrt,  was  ihm  im  Leben  sein  Um  und  Auf  war.  In  den 
langen  Gängen  finden  wir  kapitale  Geweihe  und  Gehörne,  so- 
wie ausgestopfte  Köpfe  von  Edel-  und  Damhirsch,  Reh  und 
Wildschwein.  Die  Wände  der  Wohnung  schmücken,  wenn  auch 
nicht  Originale  unserer  Jagdmaler,  so  doch  von  echtem  Jäger- 
blut zeigende  Jagdbilder  in  oft  eigenthümliohen  Rahmen,  z.  B. 
aus  Birkenstämmen;  Möbel  aus  Geweihen  und  Gehörnen,  von 
denen  besonders  ein  grosser  aus  Damschaufeln  herg'estcllter 
Lehnstuhl  deshalb  hervorgehoben  zu  werden  verdient,  weil  auf 
jeder  einzelnen  vSchaufel  Scenen  aus  dem  Leben  des  Dam- 
wildes in  heller  flachvertiefter  Arbeit  vorkommen,  vervollständigen 
die  Einrichtung".  Die  Bilder  hatte  ein  Sträfling  im  Kerker  ge- 
schnitzt, und  als  das  letzte  halb  fertig  war,  da  wurde  er  begnadig't. 

Den  Glanzpunkt  des  .Sammeleifers  des  kündigten  Jäg'ers 
und   ()rnithologen   bildet  aber  seine  Vogelsammhmg.   Die  vielen, 


228  Ein  dem  Untergange  geweihter  ornith.  Schatz. 


theils  selbst,  tlieils  durch  andere-  erlegten  Vög-el  präparierte 
Koeh  selbst,  und  das  l^'ehlende  verschaffte  er  sich  theils  im 
Tauschwege,  theils  durch  Ankauf,  üas  Hauptgewicht  legte  er 
darauf,  die  vollständige  Ornis  Böhmens  zusammenzubringen, 
und  dies  ist  ihm  meiner  Ansicht  nach  gelungen;  denn  ich  dürfte 
kaum  irre  gehen,  wenn  ich  behaupte,  dass  in  Böhmen  kaum, 
eine  zweite  vollständigere  Privatsammlung  existiert.  Wie  so 
manches  nach  unserem  Tode  anders  wird,  wie  so  mancher  Kunst- 
schatz, welcher  mit  Bienenfleiss  zusammengetragen,  den  Sammler 
ein  Vermögen  gekostet,  nach  seinem  Tode  entweder  unter  gleichgil- 
tige  Erben  vertheilt  oder  unter  den  Hammer  gelangt,  um  nach  allen 
Richtungen  der  Windrose  verschleppt,  der  (3ffentlichkeit  entzogen, 
oft  dem  Ruin  entgegengeführt  zu  werden  ;  so  ist  es  auch  Koch's 
Sammlung  ergangen.  Zwar  befindet  sie  sich  noch  immer  im 
„Kosmos",  zwar  stehen  die  Repräsentanten  der  böhmischen 
Ornis  noch  immer  mit  statuenhafter  Ruhe  in  ihren  Schränken  ; 
doch  der  Ehrenplatz,  an  welchem  diese  einst  mit  ihrem  Inhalt 
den  Beschauer  entzückten,  das  Interesse  des  Ürnithologen  in 
höchstem  Grade  her\orriefen,  ist  gewechselt,  und  tiefes  Mitleid, 
ja  Trauer  erfasst  den  Naturhistoriker  bei  ihrem  Anblicke.  Im 
Souterrain  sind  die  meisten  Kästen  untergebracht.  Das  feuchte 
Erdgeschoss  hat  dicken  Schimmel  auf  Schnabel  und  Füssen 
erzeugt,  die  Drähte  strotzen  von  Rost,  und  dicker  Staub  lagert 
auf  dem  zum  Theil  arg  verblichenen  Gefieder.  Die  „Grossen" 
der  Sammlung,  welche  infolge  ihrer  Dimensionen  keinen  Raum 
in  den  Schränken  fanden,  die  einheimischen  Säugethiere,  welche 
auf  den  Kästen  standen,  sind  förmlich  von  Staub  inkrustiert 
und  wahre  Zerrbilder  ihres  eigenen  Ichs  geworden,  lioch  oben 
im  vierten  Stock,  hart  unter  dem  Dache  des  Hauses,  wo  im 
Sommer  eine  Hitze  wie  unter  den  Bleidächern  Venedig's  herr- 
schen mag.  dort  haben  weibliche  Hände  —  o  sancta  simplicitas! 
—  um  ihnen  das  heimische  Klima  zu  verschaffen,  die  Kinder 
der  Tropen,  die  Exoten,  hinaufgeschafft.  Ja.  frauer  beschlich 
auch  mich  bei  dem  Anblick  der  oben  und  unten  aufgehäuften 
ornithologischen  Schätze,  denn  sie  sind  fast  zum  naturhistori- 
schen Trödel  herabgesunken,  sie  .sind  unrettbar  dem  Untergange 
geweiht,  wenn  nicht  eine  kundige  Hand  den  arg  beschmutzten 
Weizen  von  der  Spreu  scheidet  und  was  noch  zum  retten  ist, 
in  letzter  .Stunde  dem  Verderben  entreisst.  Mögen  diese  Zeilen 
dazu  beitragen,     in    berufenen    Kreisen    das  Interesse  für  diese 


Dr.  Eduard  Albert  Bielz.  229 


Sammlung-  wachzurufen;  möge  wenigstens  ein  Theil  der  Koch'- 
schen  Sammlung  wieder  halbwegs  ein  wissenschaftliches  „J3a- 
sein"  fristen  und  noch  manches  Jahr  beredtes  Zeugnis  vom 
Wissen  und  Sammeleifer  dessen  ablegen,  der  sie  geschaffen 
und  bis  zu  seinem   Ende  treu  behütet  hat! 

In  sieben  riesigen  Kästen  hat  Koch  lOoO  Stück  Vögel 
zusammengebracht.  13ass  er  hauptsächlich,  ja  ausschliesslich 
Ornithologe  war,  beweist  der  Umstand,  dass  er  nur  über  40 
Säugethiere  verfügte.  Herr  J.  Talsky  hat  in  den  „Mittheilun- 
gen des  Ornitholog.  Vereines"  in  Wien  (1887,  p.  8,  4)  eingehen- 
der über  diese  für  Böhmen  so  wichtige  Sammlung  berichtet 
und  die  localen  Seltenheiten  derselben  hervorgehoben,  so  dass  ich 
es  für  überflüssig  halte,  selbe  hier  anzuführen,  indem  ich 
auf  den  Artikel  des  Genannten  verweise.  Bemerkt  sei,  dass  so 
ziemlich  alle  Vögel  der  böhmischen  Ornis  vertreten  sind  und 
manche  Seltenheit  die  Sammlung  noch  wertvoller  macht,  wes- 
halb ich  nur  nochmals  wünschen  würde,  dass  nicht  nur  wenig- 
stens der  noch  brauchbare  Theil  gerettet  werde,  sondern  dass 
derselbe  auch   im  Lande   verbleibe. 


Dr.  Eduard  Albert  Bielz. 

Ein  Nachruf 

Von   Johann   v.    Csatö. 

x\m  27.  Mai  1898  verschied  in  seiner  Geburtsstadt  Nagy- 
Szeben  (Hermannstadt)  E.  A.  Bielz,  einer  der  hervorragend- 
sten und  thätigsten  Naturforscher  Siebenbürgens.  Begeistert 
für  die  Natur  und  die  Wissenschaften  machte  er  es  sich  zur 
Aufgabe,  sein  engeres  Vaterland  „Siebenbürgen"  in  jeder 
Richtung  zu  durchforschen.  Er  erwarb  sich  über  die  geogra- 
phischen und  naturwissenschafthchen  Verhältnisse  dieses  Landes- 
theiles  so  genaue  Kenntnisse  wie  kaum  ein  Zweiter,  was  seine 
weiter    unten    aufgezählten    literarischen    Leistungen     beweisen. 

Bielz  wurde  am  4.  Februar  1827  zu  Nagy-Szeben  (Her- 
mannstadt) geboren,  wo  sein  Vater  Michael  Bielz,  Besitzer  und 
Begründer  der  ersten,  1821  in  Siebenbürgen  errichteten  Stein- 
druckerei und  Begründer  des  heute  noch  blühenden  Sieben- 
bürgischen Vereins  für  Naturwissenschaften  war. 


230  Dr.  Eduard  Albert  Biclz. 


Er  erhielt  seine  Ausbildung'  im  evaiig.  (  )bergymiiasium 
sfiner  Geburtsstadt  und  der  daselbst  bestandenen  juridischen 
J^'akultät  (1846— 1<S48),  worauf  er  sofort  in  die  Praxis  bei  der 
dortigen  k.  k.  Kameral-Forstverwaltung  trat.  Sodann  diente 
er  in  dem  Infanterie-Regimente  Nr.  H2  als  Ueutenant.  woratif 
er  im  September  1850  in  den  Civildienst  übertrat  u.  /..  als 
Bezirksamt.s-Concipi.st.  Später  wurde  er  zum  ünterbezirks- 
Kommissär  ernannt,  1851  bei  den  Finanzbehörden  angestellt 
und  18G7  vom  königl.  ungarischen  Finanz-iNIinisterium  zum 
Finanz-Sekretär  befördert 

Infolge  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit  auf  dem 
Gebiete  der  Landeskunde  und  Statistik  berief  ilm  das  k.  ung. 
Handelsministerium  im  October  1869  zur  Mitwirkung  bei  der 
Volkszählung  in  Ungarn  in  das  statistische  Landesbureau  in 
Budapest  und  ernannte  ihn  bei  der  neuen  Organisierung  dieses 
Amtes  im  Ajiril  1871  zum  L  Alinisterial-Sekretär  und  Stellver- 
treter des   Amts- Vorstandes. 

Im  Jahre  187-')  erwählte  ihn  die  ungarische  Akademie 
der  Wissenschaften   /um  korrespondierenden   Mitgliede. 

Bei  d(T  Aufstellung  der  Volks-Schul-Inspectorate  im 
Jahre  1873  wurde  er  zum  Schulinspector  für  den  sogenannten 
Königsboden,  später,  1876,  in  gleicher  Eigenschaft  für  das 
.Szebener  Comitat  ernannt  und  ihm  von  Sr.  Majestät  dem 
Könige  der  königliche  Raths-Titel  verliehen. 

1859  und  1860  wurde  er  von  der  Reg-ierung  beauftragt, 
an  der  geologischen  Aufnahme  Siebenbürgens  theilzunehmen. 
Im  Jahre  1874  und  1875  ernannte  ihn  das  Ministerium  zum 
Mitgliede  jener  gemischten  internationalen  Commission,  welche 
beauftragt  war,  die  Landesgrenzen  gegen  Rumänien  festzu- 
stellen, wobei  er  Gelegenheit  hatte,  Siebenbürgen  und  seine 
Hochgebirge  zu  bereisen.  Leider  verursachte  ihm  die  schlechte 
Witterung  im  Hochgebirge  ein  schweres  Augenleiden,  infolge- 
dessen erst  sein  rechtes  und  dann,  1878,  auch  das  linke  Auge 
erblindete.  Aus  diesem  Grunde  war  er  gezwungen,  in  den 
Ruhestand  zu  treten.  Aber  sein  Geist  ruhte  nicht.  Durch  seine  theils 
dienstlichen,  theils  ausserdienstlichen  Bereisungen  Siebenbürg-ens 
hatte  er  sich  so  g-enaue  Kenntnisse  der  geographischen  und  natur- 
g'eschichtlichen  Verhältnisse  dieses  Landtheiles  erworben,  so  dass 
er  mit  Hilfe  seines  bis  auf  die  kleinsten  Details  sich  erstreckenden 


Dr.  Eduard  Albert  Bielz.  -         231 


frischen  (Tcdächtnisses  befähigt  war,  trotz  seiner  gänzlichen 
Erblindung-  mit  Hilfe  eines  Schreibers  fortwährend  literarisch  zu 
arbeiten  und  seinen  ausgebreiteten  wissenschaftlichen  schrift- 
lichen Verkehr  aufrecht  zu  erhalten.  Mehrere  seiner  wissen- 
schaftlichen  Arbeiten    verdanken    dieser    Zeit    ihre    Entstehung. 

Im  Jahre  1896  wurde  er  auf  Grund  seiner  Verdienste 
um  die  heimische  Naturforschung  von  der  königl.  Universität 
in    Koloz.svär    zum  Doctor    philosophite  honoris  causa   ernannt. 

Bielz  war  Vorstand  des  Siebenbürgischen  Vereins  für 
Naturwissenschaften,  Vorstand-Stellvertreter  des  Vereins  für 
Siebenbürgische  Landeskunde  und  des  Siebenbürgischen  Kar- 
pathen-Vereins  in  Nagy-Szeben  (Hermannstadt),  ferner  Mitglied 
mehrerer  wissenschaftlichen  Vereine. 

Von  seiner  vielseitigen  literarischen  Thätigkeit  geben 
seine  folgenden  Publicationen   Zeugnis: 

Selbständige  Werke: 

1.  Fauna  der  Wirbelthiere  Siebenbürgens.  Eine  systematische 
Aufzählung  und  Beschreibung  der  in  Siebenbürgen 
vorkommenden  Säugethiere,  Vögel.  Amphibien  und 
Plsche.     1856. 

Dieses  Werk  erschien  mit  den  späteren  Beobachtungen 
reichlich  ergänzt,  zum  zweitenmal,  1888,  in  den  Verhandlungen 
und  Mittheilungen  des  Siebenbürgischen  Vereins  für  Natur- 
wissenschaften. 

2.  Kurzgefasste  Erdbeschreibung  von  Siebenbürgen  für  den 
Schulgebrauch.    1856.   In  zweiter   Auflage    1858. 

8.  Handbuch  der  Landeskunde  Siebenbürgens  mit  Ueber- 
sichtskarte.    1857. 

4.  Fauna  der  Land-  und  Süsswasser-Mollusken  vSiebenbürg-ens. 
1862.    In  zweiter  Auflage   1867. 

5.  Reisehandbuch  für  Siebenbürgen  mit  Karte.  1867.  In 
zweiter  Auflage  unter  dem  fitel:  „Siebenbürgen,  ein 
Handbuch  für  Reisende".    1885. 

.     6.    Die  Mineralquellen  und  Heilbäder  Siebenbürgens.    1882. 

7.  Die  Gesteine  Siebenbürgens  (Mineralien  und  P'elsarten). 
1888.     Zweite  Auflage    1889. 

8.  Beitrag  zur  Höhlenkunde  Siebenbürgens.    1884. 

9.  Die  Erforschung  der  Käfer-Fauna  Siebenbürgens  bis 
zum  Schlüsse  des  Jahres   1886.   1887. 

10.    Die  Burg-en   und  Ruinen  in  Siebenbürgen.     1898. 


232  Dr.  Eduard  Alhert  Bielz. 


Ferner    xen'itfcMitlichte    er    in    xersehiedencn    wissi-uschaft- 
lichen  JahrbücMieni  und  Zeitschriften  foloiMule  kleinere  Arlieiten  : 

1.  Das  Chonchylienlager  bei  Heitau.  (Cong'erienschichie).  IS-lti. 

2.  Beiträge  zur  Fauna  der  Wirb.-lthiere  .Siebenbürgens.   1S5Ü. 

3.  .Systematisches  Verzeichnis  der  Käfer  Siebenbürgens.  1852. 

4.  Zwei  neue  .Schlie.ssmundschnecken   iClausilien).     1852. 

5.  Beschreibung  der  Höhle  Oncseasze  im  Bihargebirge.    1852. 

6.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Land-  und  Süssvvasser-Mollusken 
Siebenbürgens.    1853  —  1854. 

7.  Die  lebeiiden   P'ische  und  rabenartigen  Vögel.    1854. 

8.  Mineralogisch-geognostischc   Abhandlungen.   1855. 

9.  Malakologischc  Notizen  aus  Siebenbürgen.   1857^1858. 

10.  Vorkommen  und  Verbreitung  der  Mineralkohle  in  Sieben- 
bürgen.   1858. 

11.  Vorarbeiten    zu    einer    P'auna    der    Land-  und  Süsswasser- 
Mollusken  Siebenbürgens.    1859—1863. 

12.  Bericht    über    die    geolog.     Uebersichts- Aufnahme     durcli 
die  k.  k.  geologische  Reichsanstalt.    1859  — 1860. 

13.  Beitrag  zur  Geschichte  und  Statistik  des  .Steuerwesens  in 
Siebenbürgen.    1861. 

14.  Beitrag  zur  Geschichte  merkwürdiger  Naturbegebenheiten 
in  Siebenbürgen.    1862. 

1 5.  Ein  Blick  auf  Siebenbürgen  und  Bilder  aus  Siebenbürgens 
Karpathen.    1864  —  1865. 

16.  Die     jungtertiären  -  Schichten      nächst     Krajova     in      der 
Walachei.   1864. 

17.  Land-  und  Süsswasser-Mollusken  des  österreichischen  Kaiser- 
staates, I.  Hälfte.   1865. 

18.  Warum    im   inneren  Becken  Siebenbürgens    keine    Erdöl- 
quellen vorkommen.    1865. 

19.  Beiträge  zurChonchyHenfauna  Kolozsvär's  (Ungarisch).  1868. 

20.  Excursionen  in  .Siebenbürgen    1869. 

21.  Die    Zeit    der  Wanderung     der   Vögel    in     Siebenbürgen 
(Ungarisch). 

22.  Dakische  Tetradrachmen.   1874. 

23.  Trigonometrische  Höhenmessungen  in  Siebenbürgen.   1875. 

24.  Trachyttuffe  Siebenbürgens.   1875. 

25.  Neubearbeitung   von    Michaelis  Erdbeschreibung    und  Ge- 
schichte von  Ungarn.   1880.  III.  Aaüage  1888. 


Mövenzug  im  Tiroler  Hochgebirge.  233 

26.  Thit'rleben     der    Siebenbürg'ischen     Karpathen     und     eine 
(jemsenjagd  auf  dem  Kerzer-Gebirg-e.    1881. 

27.  Meteoritenfall   bei    Atocs    und    geolog-ische    Notizen.     1882. 

28.  Das     Vorkommen     und     die   Verbreitung     von     Juniperus 
Sabina  und   ^'wv/?»«- Arten   in   Siebenbürgen.    188(:!. 

29.  Ueber      die      in      Siebenbürgen      vorkommenden       Fleder  - 
mause.    1886. 

30.  Der  Gebirgssee  Gyilkost()  in   der  Gyergvö   und  seine  Ent- 
stehung in   unserer   Zeit. 

Diese  literarische  Thätigkeit  sichert  dem  Verstorbenen 
einen  bleibenden  Namen  in  tler  Wissenschaft,  und  sein  An 
denken   werden    seine  Freunde  treu   im  Herzen  bewahren. 


Mövenzug  im  Tiroler  Hochgebirge. 

Am  27.  September  18Ü8  um  12  Uhr  mittags  beobachtete  ich 
auf  der  Mittagspitze*)  (2386  m),  genau  von  Norden  kommend, 
einen  Zug  von  circa  50  Stück  Möven  (Larus  ndibundus),  welcher 
in  derselben  Richtung  wie  er  \on  Norden  gekommen  war,  in 
genau  südlicher  Direction  weiterzog  und  das  Innthal  kreuzte. 
Da  ich  eben  auf  der  Spitze  des  oben  genannten  Berges  stand, 
als  der  Zug  der  Möven  von  Norden  gleich  einer  von  heftigem 
Winde  getriebenen  Wolke  herankam,  bemerkte  ich  genau,  wie 
haarscharf  die  Vögel  am  Berge  vorbeiflogen  und  nur  durch 
die  Anwn^senheit  von  Menschen  abgeschreckt,  in  kleinem  Bogen 
uns  auswichen,  um  dann  wieder  in  südlicher  Richtung  weiter 
zu  ziehen.  Ausser  dem  kleinen  Bogen,  in  welchem  sie  der 
Sipitze  auswichen,  nahmen  sie  von  uns  keine  Notiz.  Ich  blickte 
den  Möven  noch  lange  mit  dem  Fernglase  nach  und  sah,  wie 
sie  auch  jenseits  des  Innthales,  hart  am  Gipfel  des  Gilfert, 
(circa  2400  m)  die  gegenüberliegende  Kette  kreuzten. 
Nebenbei  möchte  ich  bemerken,  dass  ich  auch  Schneefinken 
(Fringilla  nivalis)  in  grosser  Zahl  auf  der  Spitze  antraf  und 
ihre  Nester  mit  noch  zerbrochenen  Resten   von   Eiern  fand. 

Graf  Const.  Thun, 


*)  Die  Mittagspitze  liegt  bei  Vomp  im  Unterinnthaie,  gegenüber  Schwaz 
und  gehört  zur  Karvvendelgruppe,  speciel!  Hochnisselgruppe. 


234  Buteo  ferox  in  Nieder-  u.  Oberösterreich. 


Buteo  ferox  in  Nieder-  und  Oberösterreich. 

In  Nr.  10,  p.  .')7  1  der  „Mitth.  d.  n.-ö.st.  Jagdsch.-Ver. ''  von  diesem 
Jahre  berichtet  Hr.  fürstl.  Geheimrath  Morgan,  dass  auf  seiner 
Uhuhütte  im  Revier  Gries  b.  Rohr  im  Gebirge  durch  den 
Gemeindesecretär  Bugl   ein   Adlerbussard  erlegt  wurde. 

Diese  Mittheilung  veranlasste  mich,  nähere  Erkundigungen 
bei  Hr.  Morgan  einzuziehen,  da  es  ja  ein  seltenes 
ornithologisches  Vorkommnis  betraf,  über  welches  es  wün- 
schenswert war,  volle  Sicherheit  zu  erlangen,  ob  es  sich  that- 
sächlich  um  die  genannte  Art  handle. 

Den  mir  freundlichst  zur  Verfügung  gestellten  Details 
entnehme  ich.  dass  ein  Irrthum  in  der  Bestimmung  ausgeschlos- 
sen und  der  Vog"el  am  5.  September  auf  der  Nesselbachhöhe 
bei  Rohr  erlegt  worden  sei.  Leider  verschwand  die  seltene 
Beute,  welche  den  nächsten  Tag  nach  Wien  zum  Ausstopfen 
gesendet  werden  sollte  und  in  einem  Holzschuppen  über  Nacht 
aufgehängt  war,  auf  unerklärliche   Weise. 

Weiters  schreibt  der  Genannte.  „Dass  dc>r  Adlerbussard 
bei  uns  in  Osterreich  zu  den  Raritäten  gehört,  ist  wohl  wahr; 
dessen  ungeachtet  habe  ich  selbst  schon  8  Exemplare  geschos- 
sen. So  erlegte  ich  im  September  1882  auf  meinem  Gute 
Morganshof  bei  Aufham  am  Attersee  ein  6  und  ein.Qundim 
October  1883  ebenfalls  dort  wieder  ein  6-  alle  drei  ausser- 
ordentlich schöne,  .stattliche  Exemplare,  die  ich  meinem  Freunde 
Baron  Roth-Rostkof  zum  Geschenke  gemacht  habe,  der  .sie 
noch  heute  als  Zierden   seines  Schlosses  nächst  Riga    besitzt." 

V.   Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


Literatur. 
Berichte  und  Anzeigen. 

A.  Branner.  Bemerkungen  über  die  Vögel  der  Krim. 
Odessa,  1898.  44  pp.  (russisch). 

Vorliegende  Schrift  enthält  sorgfältige  Beobachtungen  über  150  und 
einige  Species  der  Avifauna  der  Krim,  eine  Sammlung,  die  vom  Verfasser  im 
Laufe  des  Jahres  1894  und  theilweise  1896  zusammengebracht  worden  ist. 
Die  Beobachtungen  werden  veröffentlicht,  da  sie,  wenn  auch  nicht  zu  Ende 
geführt,  durch  die  Übersiedlung  des  Verfassers  nach  Cherson  einen  Abschluss 
gefunden  haben.  Was  die  Einzelheiten  der  verdienstvollen  Arbeit  betrifft,  so 
kann  in  einem    Referat  natürlicherweise    nur  weniges  hervorgehoben  werden; 


Literatur.  235 

ich  Iicschränke  mich  zu  erwähnen,  dass  pag.  9  die  Unterschiede  zwischen 
Lanis  (jelnstes  und  Larus  ridibiindus  in  den  Jugendstadien  auseinander  gesetzt 
werden  und  auf  pag.  20  die  Mittheilung  gemacht  wird,  dass  die  schwarzen 
Halsfedern  von  Turtur  coinnuui.'s  Gr.  der  Krim  nicht  weisse,  sondern  hcU- 
blaugraue  Spitzen  haben.  Ferner  findet  der  Verfassei-,  dass  der  Krim'sche 
grosse  Buntspecht  mehr  »dem  gewöhnlichen  europäischen«  gleicht,  im  Gegen- 
satz zu  der  Anschauung  von  A.  Nikolskij  (1891),  nach  welcher  der  genannte 
Specht  in  der  i^ärbung  sich  dem  kaukasischen  P.  -poehami  nähert  fpag.  33). 
Die  Beobachtungen  Dr.  G.  R  a d  d  e '  s,  welche  seinerzeit  von  Herrn  A.  Nikolskij 
durchgehends  angezweifelt  wurden,  werden  vom  Verfasser,  was  die  Ornis  der 
Ssiwaschgegend  betrifft,  bestätigt.  Besondere  Aufmerksamkeit  hat  der  Verfasser 
den  Staren  zugewandt  (pag.  36  f).  Es  erweist  sich,  dass  sämmtliche  Stare  der 
Krim  zu  St.  phorpui/roiiotus  Sharpe  gehören,  während  im  Chcrssoner  Kreise, 
wie  auch  im  westlichen  Theile  des  Odessaer  Kreises  nur  St.  nunzhieri  vor- 
kommt. Der  Dnjepr  bildet  die  Grenze.  Bezüglich  des  Haussperlings  wird  con- 
statiert,  dass  Exemplare  aus  der  Krim  mit  solchen  aus  Chersson,  Polen  und 
Tomsk  übereinstimmen.  Das  einzige  Exemplar  von  MotaciUa  melanope  in  der 
Sammlung  des  Verfassers  hat  eine  Schwanzlänge  von  10,4  cm.  Die  gleichfalls 
nur  in  einem  Exemplar  vorhandene  liuticilla  titii-  gehört  zur  europäischen 
Form  und  nicht  zur  kaukasischen.  Wir  schliessen  mit  dem  Wunsche,  dass  es 
dem  Verfasser  dennoch  gelingen  möge,  seine  Absicht  auszuführen,  die  Orni- 
thologie der  Krim  im   Laufe  eines  längeren  Zeitraumes  zu  durchforschen. 

H.  J  o  h  a  nse  n. 

N.  V.  Ssomoi(\  Ornitho logische   Fauna    des    Gouvernements 
Charkow.    —  Charkow,  1897.  LX.,  194  -f  680  Seiten  (russisch). 

Ein  stattlicher  Band,  die  Ornis  des  Charkower  Gouvernements  behan- 
delnd, das  Resultat  22-jährigen  Beobachtcns  und  Saramelns,  liegt  vor  uns. 
Das  Werk  besteht  aus  einem  allgemeinen  Theile  von  194  Seiten  und  einem 
speciellen  von  649  Seiten;  den  Schluss  des  Werkes  bilden  ein  erster  Anhang 
(p.  650  und  651),  das  alphabetische  Verzeichnis  der  russischen  Benennungen 
(p.  653 — 660),  ferner  ein  zweiter  Anhang  (pag.  661  —  666),  das  alphabetische 
Verzeichnis  der  wissenschaftlichen  Benennungen  (pag.  667 — 679)  und  ein  Ver- 
zeichnis der  Errata.  Das  erste  Capitel  des  allgemeinen  Theils  behandelt  die 
ornithologische  Localliteratur,  die  ornithologische  Sammlung  des  zoologischen 
Museums  der  Charkower  Universität  und  schildert  den  Verlauf  der  persönlichen 
Beschäftigung  des  Verfassers  mit  der  Ornis  des  Charkower  Gouvernements 
Das  zweite  Capitel  enthält  allgemeine  Angaben  über  das  Gouvernement,  wo- 
bei Lage,  Areal,  Relief  Geotektonik,  Morphologie  der  Oberfläche,  Bodenver- 
hältnisse, Hydrographie,  Klima  ausführlichst  behandelt  werden.  Das  dritte  Ca- 
pitel bespricht  die  Flora,  das  vierte  die  Säugethiere,  Reptilien  und  Amphi- 
bien des  Gouvernements.  Capitel  5  gibt  eine  Charakteristik  der  Avifauna  des 
Gouvernements  und  zerfällt  in  a)  Systematische  Zusammensetzung,  b)  Einthei- 
lung  der  Vögel  nach  deren  Lebensweise,  Art  des  Vorkommens,  Verbreitung 
innerhalb  des  Gouvernements,  c)  Eintheilung  der  Vögel  nach  deren  Stationen, 
locale  Gruppierungen  der  Brutvögel,  d)  Emtheilung  der  Vögel  nach  zoogeo- 
graphischen Zonen,  nach  deren  geographischer  Verbreitung  überhaupt  und 
Grenzen  der  Verbreitung  einiger  Arten  im  Gouvernement. 


236  An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften. 


Der  specielle  Thcil  behandelt  die  einzelnen  Arten  in  systematischer 
Reihenfolge.  Bei  den  Species  sind  Literaturangaben,  Zugdaten,  Masse,  Beleg- 
stücke, biologische  Beobachtungen,  ijcMnerkensuerte  Färbungserscheinungen 
etc.  angeführt.  Mit  einer  fortlaufenden  Nummer  sind  Arten  gekennzeichnet, 
deren  Vorkommen  absolut  sicher  ist.  Species,  deren  Vorkommen  nicht  be- 
wiesen ist,  über  welche  irrthümliche  Angaben,  hauplsächlich  von  Prof.  Czcrnay 
herrührend,  vorliegen,  werden  ohne  Nummer  an  ihrer  systematischen  Stelle 
eingereiht  und  einer  kritischen  Beleuchtung  imlerworfen.  Gleichfalls  ohne 
Nummer  werden  die  nicht  mehr  im  Gouvernement  vorkommenden  Tetraoni- 
den  behandelt.  Die  Avifauna  des  Gouvernements  Gharkow  wird  von  293  Spe- 
cies zusammengesetzt,  von  welchen  die  Arten  Nr.  285-293  im  zweiten  An- 
hang besprochen  werden. 

Indem  wir  den  Verfasser  zum  Abschluss  seines  höchst  verdicnstvoll'^n 
Werkes  beglückwünschen,  bedauern  wir,  dass  der  uns  bemessene  Raum  nicht 
gestattet,  zu  den  interessanten  Einzelheiten  des  daran  so  reichen,  voluminösen 
Werkes  überzugchen,  eines  Werkes,  das  von  fundamentaler  Bedeutung  für  die 
Kenntnis  der  Avifauna  des  Charkower  Gouvernements  ist  und  als  Vorbild  für 
derartige  Forschungen  in  anderen  Gouvernements  des  weiten  Reiches  dienen 
möge.  II.  Johansen. 

»Aquila«.  Zeitschrift  für  Ornithologie.  Organ  des  »Ungar.  Centralljureaus 
f.  ornith.  Beobachtungen«.  V.  Nr.  1-3.   —  Budapest  1898 

Enthält:  G.  v.  Almäsy:  Ornithologische  Recognoscicrung  der  rumäni- 
schen Dobrudscha  m.  Karte.  (Vgl.  Orn.  Jahrbuch  IX.  ji.  161);  Kleinere 
Mittheilungen,  Institutsangelegenheiten,  Personalia,  Postscriptum.  T. 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften. 

B.  Plazek:  Der  krähende  Steinrüthcl.  (Sep.  a.:  Nat.  \  Haus.«  4.  2  pp.) 
Vom  Verf 

A.  Bonomi:  Una  nuova  sottospecie  di  Emhcrizci  sdioeniclitti  L,.  o  Migliario  di 
Palude.  (Sep.  a. :   »Avicula«  II.  1898.  8.  4  pp.)  Vom  Verf. 

E.  Oustalet:  Ornis.  Bulletin  du  Comite  ornithologique  international.  IX. 
(1897/98).  Paris,  1898.     Vom  Com. 

G.  Kolthoff  och  L.  A.  Jägerskiöld:  Nordens  Fäglar.  —  Stockholm,  (F.  >S: 
G.  Beyer's  Büktörlagsaktiebolag),  1895  —  1898.    4.    1  —  17    Lief     Vom  Verl. 

H.  Meerwar th:  Beobachtungen  über  Verfjirbung  (ohne  Mauser)  der  Schwanz- 
federn brasilianischer  Raubvögel  nebst  einem  Beitrag  zur  Phylogenese  der 
Raubvogelzeichnung.  (Sep.  a. :  Zool.  Jahrb.,«  Abth.  f  Syst.  etc.  XI.  1898, 
p.  65—88  m.  Taf  8—10.)  Vom  Verf 

R.  Biedermann:  Die  Rauln'ögel  des  Fürstenthums  Lübeck  und  nächster 
Umgebung.  (Sep.  a. :     Orn.  Monatsb,.    VI.    1898,    p.    121  —  130,   159-163.) 

Vom  Verf 


Verariiw.  rledacteur,  Her&u.Siicber  und  Verleiier :  Victor  Riltpr  von  Tschusi  zu  Scliiuidlioflfpn,  HaUeiii. 
Druck  von  Ifjnsiz  Hartwic  in   Freiuleiilhal  lü.sicrr.  Sdilcsioni    Kinlicniilatz  lU. 


Index, 


R. 

Acanthis  cannabina  '20,  48,   131. 
,,         flavirostris  1?A. 
holboelli  33. 
linaria  20,  33,  132. 
,,         linaria  exilipes  182. 
,,         rufescens  21. 
Accenlor  collaris  16. 

,,  modularis  16. 

Accipiter  nisus  11,  40,   51,  141,  224. 
Acredula  caudata  17,  48,  127. 

,,  ro.sea  127. 

Acrocephalu'^  agricolus  78. 

arundinaceus  47,   126. 
,,  durnetorum  186. 

palustris    27,    47,   126. 
,,  phragmitis  73. 

,,  schoenobaenus  47,126. 

streperus  28,   126. 
turdoides  73. 
Actitis  hypoleucus  148. 
Aegialitis  curonicus  150. 

hiaticula  150. 
Aegiaiites  minor  73. 
Aegithalus  pendulinus  74. 

vagans  169. 
Alauda  arvensis  20,  29,   48,  73,    128, 
177. 
,,       calandra  162. 
cantarella  177. 
Alcedo  ispida  50,  136,  200  224. 

,,  ,,       bengalensis  189. 

Ampelis  garrulus  49,   135,  184. 
Anas  boscas  23,  44,  54,  64,   76,  152, 
158,   194,  217. 
,,        fera  domestica  76. 

X  Cairina  moschata  76 
clypcata  54,  64,   1.52. 
crecca  23,  43,  54,  64,  152  194. 
acuta  54,  64,   152,  194. 
mollissima  120. 
penelopc  54,  152. 
tjuerquedula   43,  54,   152,   194. 
rutila   194. 
strcpera  54 
Anser  albifrons  54. 

anser  23,  54,  151. 


Anser  segetum  54,  66,  150,  210. 
Anthus  arboreus  225. 
,,        campestris  30,  73. 

pratensis  30,  48,   129. 
,,        spipoletta  19. 

trivialis  19,  48,   129,  185. 
Apus  apus  12,  38,  50,   135,  189. 
Aquila  clanga  70,  211. 

chrysactus  11,  70. 
fulva  11,  61,  204,  208,  210. 
maculata  140. 
melanaetus  209. 
naevia  61,  70. 
pomarina  65,  204. 
Archibuteo  lagopus  11,  51,  140. 

pallidus,  191. 
Ardea  alba  159,  215. 

cinerea  22,  52,  144. 
,,       minuta  52,   63. 
,,       purpurea  70. 
Ardetta  minuta  144. 
Arenaria  interpres  53. 
Asio  accipitrinus  12,  39,  50,  138,  192. 

„      otus  12,  40,  50,  138. 
Astur  nisus  51. 

palumbarius  11,  141,   212. 
Athene  noctua  222,  224. 


Bonasa  canescens  193. 
,,         sylvestris  225. 
Bombycilla  garrula  16. 
Botaurus  minuta  73. 

stellaris  42,  52,  73,  144,  215. 
Branta  bernicla   54. 
Bubo  bubo  12,   191,  195,  199,  213. 
maximus  61. 
sibiricus  191. 
Budytes  aralensis  98,  100. 

atricapillus  90. 

borealis  90,  94. 

brevicaudatus  88. 

campestris  103,  105. 

cinereicapillus  94. 

cinereucapillus  90,  91. 

feldeggii  92. 


238 


Index 


Budytes  Hava  melanocephala  90. 
„         Havescens  85,  86. 

rtavus  30,  48,  88,  96,  162  186. 
,,         fiavus  taivanus  100. 
,,         kalcniczenkii   100. 
,,         Icucüstriatus  85,  86. 
,,         melanoccphalus  98,  100. 
,,  ,,  viridis  92. 

,,         melanocervix  98. 
,,         melanogriseus  98,   100. 
,,         melanotis  105. 
,,         nci^lectus  103. 
,,         nigricapillus  98. 
paradoxa  98,  99. 
rayi  103,   105. 
,,  taivanu.s  105. 

viridi.s  90. 
Buteo  buteo  11,  51,   141.  205,  217. 
,,  ,,      desertorum  218. 

,,        cinereus  224. 
ferox  234 


Caccabis  saxatilis  210. 
Calcarius  lapponicus  180. 

nivalis  32,   48,   129,   180. 
Calidris  arenaria  63. 
Caprimulgus  europaeus    12,  50,  135 
Carbu  cormoranus  70. 
Carduelis  albigalaris  t)2. 
,,  caniceps  183. 

carduelis20,  33,48,  131. 
,,         major  182. 
Carine  noctua  12,  39,  50,    137,    212. 

,,        passerina   12. 
Certhia  familiaris    15,    48,    128.    183, 
222,  224. 
,,        scandulaca  183. 
Charadrius  curonicu?  194. 
inorinellus  194. 
liluvialis  43,  53.  150,  159. 
,,  .squatarola  53,  63. 

Chaulelasmus  streperus  158. 
Chelidon  urbica  135. 
Chelidonaria  urbica  37,  49,   184. 
Chloris  chlüris  33,   49.   132. 
Chirysomitris  spinus  20,   48,   131. 
Ciconia  alba  65. 

ciconia  22,  42,  52,   144,  216. 
nigra  52,  65,   70,   145. 
Cinclus  aquaticus  17,  122,  223. 

,,        sei)tentrionalis  47. 
Circactus  gallicus  75,  205. 
Circus  aeruginosus  40,  51,  73, 138, 191. 
cyaneus  51,   138. 
macrurus  191,  195,  212. 
,,        pallidus  156. 

pygargus  40,  51,   138,  212. 


Citrinella  alpina  62. 
Clangula  glauciun  153. 
Clivicula  riparia  50,  6  ,   135. 

,,         rupestiis  61. 
Coccothraustcscüccothraustes  21,  34, 

49. 
Colaeus  monedula,   14,    34,    49,    133, 

178,  206. 
Columba  oenas  2I,  52,  143,  206,  225. 
palumbüs  21,   42,    51,     143. 
turtur  21. 
Colymbus  arcticus  55,   155,   198. 
,,  cristalus  4  4,  55. 

,,  fluviatilis  55 

,,  griseigena  55. 

,,  nigricollis  217. 

,,  rubiicullii  64. 

septcntrionalis  198. 
Comatibis  eremila  157. 
Coracias  garrula  13,  73,  136. 
Corvus  corax -14,   49,   177. 

cornixM.  36,49,134,177,206. 
coronc   14,    49,  134,    178,  224 
225. 
,,        davuiicus   178. 
,,         frugilegus  14,  34,  49,  73,  134, 
178. 
monedula  71,   199. 
Cotyle  riparia  74. 

Coturnix  coturnix  22,  41,  51,  142,  193. 
Crex  crex  23,   42,  52,   146,  193. 
Cuculus  canorus  13,  39,  50,  137,  188, 
224. 
intermedius  188 
Cyanecula  caerulecula  62,  73,74,187. 
,,  cyanecula   19,  62. 

,,  leucocyanea   73. 

Cyanistes  cyaneus  73. 
Cygnus  cygnus  54,  150. 
minor  54,    209. 
musicus  66,   194,  208. 
,,        olor  54. 
Cypselus  apus  73. 

,,  pacificus  189. 

D. 

Dendrojjicus  leuconotus  cirris  189. 
major  15,  38,  50,  136. 
,,  ,,       cissa  189. 

minor  15,  38,  50,   136. 

pipra  189. 
medius  50,   136. 
Dryocopus  martius  15,   136,   189. 


Emberiza  aureola  73,  181. 

calandra  32,   48,  129. 


Index. 


239 


Emberiza  caesia  76 
„         cia  62. 

citrinella  20,31,  48,70,  129, 
181. 
,i         hortulana  30,  48,   73. 
„         intermedia  161. 
,,         leucocephala  73,   181. 
,,         pyrrhuloides  161. 

rustica  160,  180,   182. 
schoeniclus  20,  48,  73,  129, 
161,    180,    236. 
tschusii  161. 
Erithacus  caerulccula  159. 

,,  cyaneculus  46,   159. 

,,  cyaneculus  cyaneculus  25. 

,,  leucocyanea  124. 

,,  luscinia  46,  124. 

,,  philomela  124. 

,,         phoenicurus  47. 

rubeculus  19,  25,47,   124, 
199. 
,,         suecicus   124,   159. 
titis  47. 
Eudromias  morinellus  150. 

P. 

Falcinellus  igneus  63. 
Falcu  aesalon  50,  61,  70,  139,  205. 
cenchris  5(->    120,  122,   190. 
,,        naumanni  122. 
,,        peregrinus  40,51,  70.  140,  195, 

217. 
,,       sacer  74. 

subbuteo  11,  50,   139. 
tinnunculus  10,  40,  51,  190. 
,,        vespertinus  11,   190. 
Fringilla  coelebs  20,  33,  49,  65,    73, 
132,  225. 
montifringilla    20,     33,     49, 
132,  182. 
,,         nivalis  71. 
,,         spinus  225. 
Fulica  atra  23,  52,   145,  193,  207. 
Fuligula  clangula  23,   44,   54,  64. 
,,         cristata  55, 
,,         ferina   44,  54. 
,,         fuligula  154. 
,,         hyemalis  54,   196. 
,,         marila  55,   154. 
nyroca  54,  154. 

G. 

Galerida  arborea  29,  48,  128. 

cristata  20,  29,  48,  62,  128. 
Gallinago  gallinago23,  42,  53,  63,  65, 

147    160,   193. 

gallinula  53,  65,  147. 


Gallinago  major  53,   76,   193,   196. 

,,  megala   193. 

Gallinula  chloropus  52,   146. 

,,         minuta  70. 
Garrulus  brandti   179. 

glandarins  14,   35,  49,  133. 
Gecinus  canus  136. 
,,         viridis  136 
Gennaja  feldeggi  159. 
Glareola  melanoptera  73. 
Grus  cinerea  120. 

grus  52,   146,   192. 
leucachen  120. 
leucogeranus  74,  120. 
viridirostris  120. 
virgo  120,  192 
Gypaetus  barbatus  10. 
Gyps  fulvus  9,   61,   142,  203,  210. 

Haematopus  ostrilegus    43,    54,    66, 

70,   194. 
Haliaetus  albicilla  51,  204. 
Hirundo  rustica   13,  37,  50,  135,  162, 
184,  213,   225. 
urbica  13,   162. 
Hydrochelidon  leucoptera  162. 

,,  nigra  55. 

Hypolais  philomela  27,  47,   126. 


I. 


Ibis  falcinellus  70. 
Iduna  caligata  73. 


Jynx  torquilla  15,  50,  73,   137,  189. 


Lagopus  albus  73. 
mutus  22. 
Lanius  collurio  16,  36,  49,  135,   185, 
exubitpr  16,  36,  49,  134. 
,,       homeyeri  184. 
minor  73,   134. 
,,       rufus  159. 

Senator  36,  49,  134. 
Larus  argentatus  44,   55,  64,  217. 
,,       canus  55,   73. 
,,       fuscus  66,  121, 
,,      gelastes  235. 
,,       marinus  55. 
,,      melanocephalus  71,  208. 
minutus  159. 


240 


Index. 


Larus  ridibundus  24,  44,  55,  64,  154, 

194,  233,  2:-!5. 
Lestris  buffoni  155, 
„         ciepidatus  155. 
,,         longicauda  155. 
„         parasitica  155. 
l)omarina  155. 
Limosa  aegocephala  53. 

rufa  63,   193. 
Lücustella  fluviatilis  27,  74,  159. 
,,  luscinioides  159. 

,,  naevia  159. 

Loxia  bifasciata  181. 

curvirostra  21,  48,   130. 
,,       minor  181. 
Lusciola  erythaca  225. 
,,  ruJDecuIa  223. 

Luscinia  philomela   187. 
Lusciniola  melanonogon  159. 


Machetes  pugnax  63. 
Mergulus  alle  56. 
Mergus  albellus  55,  64,   154,   194. 
,,         merganser    23,     55,   64,    70, 

154,  497. 
,,         serrator  55,   70,  76,   197. 
Merops  apiaster  l.'iö,  189. 
Merula  merula  126. 

torquata  alpestris  62. 
Milvus  ater  191. 
,,        melanotis  191. 
,,        migran.s  59,   11,"..   114,   158. 

milvus  10,  51. 
,,        regalis  113,  1 14. 
Monticola  saxatilis  59,   70,  125. 
Montifringilla  nivalis  20. 
Motacilla  alba  19,  30,  48,  65, 126,  186, 
199,  225. 
,,         atricapilla  98. 
,,         beema  73. 
,,         boarula  19. 

boreali.s  83,  89,  91,  92,  93, 
94,   95,  96,  97,  100, 
102,   112. 
,,       cinereicapilla87,91, 
92.  93,  94,    95,    96, 
97,  102. 
brevicaudatus  88. 
campestris  95, 103, 105, 109, 
111,  112. 
rayi  103. 
cinereocapilla  91,  92,  96. 
citreola   70,  185. 
teldeggii  83,  87,  91,  95,  97, 
98,    99,    100,    101, 
102,  103,  108,  112. 


Motacilla  feUleggii  paraduxa  83,  87, 
99,   101,   102,   103. 
,,         Hava  anglica  103. 

„  73,  85,  86,  88,  89,  90, 
91,  93,  95,  97,  99,  102, 
103,  104,  105,  106,  107, 
108,  109,  110,  111,  112, 
186. 
„  ,,  beema  73,    86,    87,  88, 

89,  95,  111. 
,,  borealis  89,  111. 
,,  ,,  campestris  104. 

,,  ,,  cinereicapilla   91,    111. 

,,  ,,  cinereocapilla  100. 

,,  dalmatica  91,  98. 
,,  ,,  fluvifrons  104. 

,,  ,,  Havicapilla  104. 

,,  ,,  kaleniczenkii  99. 

,,  ,,  melanocephala  90,    97, 

99,   102,    111,   112. 
,,  ,,  layi  104 

,,  taivana    105,   110,   111. 
tiaveola  103,   105. 
,,         kaleniczenkic  98,  99. 
,,         melanocephala  90,  91,   101, 

103. 
,,  ,,         parado.xa    111. 

xanthophrys 
111. 
,,         melaocervix  100. 
„         mclanope  129,  185,  235. 
,,         neglecta  85. 
,,         nigricai)illa  90. 
parado.xa  112. 
liersonata  185,   186. 
rayi   103. 
,,         sulphurur  161,  225. 

taivana  107,  108,   109,  111. 
viridis  89,  91. 
,,  .xanthophrys  103,   112. 

Muscicapa  albicollis  70. 
atricapilla  49. 
cüllaris  16,  37,   135,  196. 
grisola  16.  37,  49,  135,  185. 
parva  3,   16,  219. 


Nucifraga  carvocatactes  14,   49,  224 
225. 
,,       caryocatactes  macrorhyncha 
133,   179,  213. 
Numenius  arcuatus  42,  53,   148,  207. 

,,  phaeopus  53,  196. 

Nyctala  tengmalmi  12,   50,  212. 
Nyctea  scandiaca  50,   77,  205. 
ulula  39,  212. 
doliata  192. 


Index. 


241 


Nycticorax  griseus  70. 

„  nycticorax  22,  42,  52,  60, 

144,   216. 
Nyroca  africana  76. 


Oedemia  ni^ra  55. 
Oedicnemus  crepitans  30,  159. 

oedicnemus  22,  149. 
Oriolus  üriolus  13,  35,  49,  133,   185. 
Ortvgometra  parva  23,  63,  146. 

porzana  23.  42,  52,  146. 
Otis  tarda  52. 

tetrax  63,  206,  208,  216. 
Otocorys  alpestris  48. 


Pandion  haliaetus  40,  51,  70,140,204. 
Panurus  biarmicus  122. 
Parus  accedens  168,  172,  173. 

alpestris  171,   174. 
,,       assimilis  172,  1  73. 

ater  17,  48,  225. 
,,      baicalensis  173,  174. 
,,       borealis  168,  173,  174. 
,,  ,,         baicalensis  176. 

,,  ,,         borealis  176. 

caeruleus  17,  29,  48,  127. 
,,       cinereus  communis  168. 

colletti  174. 
,,       communis  communis  128,  168, 

170,   175. 
,,  ,,  dresseri  175. 

,,  ,,  meridionalis  175. 

,,  ,,  stagnatilis  175. 

,,  ,,  subpaiustris   175. 

„       cristatus  17,   48,  127,  225. 
,,      dresseri  169. 
,,       longirostris  169. 
,,      macrurus  173. 
,,       major  17,  29,   48,  128. 
,,      meridionalis  165,  170,  171. 
,,       montanus  168,  171,  .173. 
,,  ,,  accedens  176. 

,,  ,,  assimilis  176 

,,  ,,  montanus  61,  176. 

,,  ,,  murinusl72,l73,176. 

,,  ,,  salicarius  176. 

,,  palustris  17,  48,  163,  168. 
,,  palustris  longirostris  169. 
,,  ,,         subpaiustris  170. 

salicarius  164, 165, 168, 172, 173. 
,,      stagnatilis  170. 
,,       subpaiustris  170. 
Passer  domesticus  20,34,  49,70,133, 
199,  206,  225. 


Passer  griseigularis  75. 

montanus  20,  34,  49,  132. 
Pastor  roseus  70,   133. 
Pelecanus  crispus  121. 

onocrotalus  72,    208,    219. 
Perdix  cinerea  70. 

perdix    22,   41,  51,   142,  207- 
robusta  193. 
,,         saxatilis  22. 
Perisoreus  infaustus  179. 
Sibiriens  179. 
Pernis  apivorus  51,  141,  224. 
Phalacrocorax  carbo  55,  64,  121. 
Phalaropus  hyperboreus  149. 

,,  lobatus  53. 

Phasianus  colchicus  41,  51,  143. 
Phyllopneuste  trochilus  225. 
Phylloscopus  lionellii  18,  62. 
midderdorffi  2. 
;,  nitidus  2,  6. 

,,  plumbeitarsus  2. 

rufus  18,  27,    47,    126. 

,,  sibilator  47,   126. 

tristis  73,   187. 

trochilus    3,    4,   18,  27, 

47,   126,   223. 

,,  ,,        septentrionalis 

186. 
,,  vindanus  1,   3,  6. 

Pica  caudata  70. 
„     pica  14,  35,  49,   133. 
,,        ,,     leucoptera  178. 
Picoides  tridactylus  70. 
Picus  canus  116,    189. 

leuconotus  70,   73. 
major  70. 
m.artius  224. 
poelzami  235. 
tridactylus  70, 
viridicanus  15,  38. 
viridis  15,  38,  50,  116. 
Pinicola  enucleator  182. 
,,         erythrinus  182. 
Platalea  leucerodia  52,  159. 
Plegadis  falcinellus  52. 
Podiceps  cristatus  24,  155. 
fluviatilis  24,  155. 
griseigena  155. 
minor  197. 
nigricoliis  155. 
rubricoUis  224. 
subcristatus  225. 
Podoces  panderi  166. 
Pratincola  rubetra  19,  26,   47,  124. 
rubicola  25,  62,   121,  124. 
indica  187. 
,,  ,,         maura  187. 

Puffinus  kuhli  158. 


242 


Index. 


Pynhocorax  alpinus   180. 
Pyrrhücorax  graculus  14,  180. 

pyrrhocorax  13. 
Pyrrhula  coccinea  182. 

europaea  21,  131. 

pyrrhula  48. 

vulgaris  225. 


Querquedula  circia  225. 
"        ,,  crecca,  76. 

,,  fulvigula  '76. 


Rallus  aquaticus  22,  52,  65,  146. 
Recurvirostra  avocetta  53,   73. 
Regulus  cristatus  186,  225. 

ignicapillus  47,  126. 

rcgulus  17,  27,  47,   126. 
Reguloides  supcrciliosus  187. 
Rissa  tridactyla  24,  55. 
Ruticilla  phoenicura  18,  124,   187. 

titis  18,  25,   121,    124,    235. 

S. 

Saxicola  amphileuca  200. 
aurita  200,  201. 
isabellina  188. 
melanoleuca  200,  201. 
moriü  73,  187,  188. 
oenanthe  1 9,  26,  47, 125, 187. 
Scolopax  rusticula  23,  53,  147,   193, 

216,  218. 
Scops  scops  199. 
Serinus  serinus  32,   121,   131. 
Sitta  caesia  15,  128,  222,   225. 
,,  ,,       caesia  48. 

,,      uralensi.s   48,  186. 
Somateria  mollissima  64,  72,  154, 158, 
208. 
,,         spectabilis  158. 
Stercorarius  longicauda  24. 
,,  parasiticus  55. 

,,  pomatorhinus44,55,121. 

Sterna  fluviatilis  73,  154. 

hirundo  24.  55,   194. 
,,       minuta   121,  154. 
Strix  rtammea  12,  39,  50,  138. 
Sturnus  menzbieri  235. 

phori)hyronotu.s  235. 
vulgaris  13,  34,  49,    61,    133. 
intermedius  75. 
menzbieri  180. 
soi>hiae  75. 


Svlvia  atricapilla  18,  28,  47,  127,  223, 

225. 
Sylvia  cinerea  fuscipilea  187. 
curruca  18,  28,  47,  127. 
hürtensis  18,  28,   73. 
„       nisoria  48,   127. 
,,       Simplex  48. 

Sylvia  18,  28,   47,  127. 
Syrnium  aluco  12,  50,  137,  224. 
,,         lapponicum  191. 

uralense  73,  137,    192,    212. 
Syrrhaptes  i)aratloxus  143. 


Tadorna  cornuta  73. 
,,         tadorna  54. 
Tetrao  bonasia  22,  70,  142,  213,  219. 
lagopus  62 

tetrix  21,51,  70,  142,  193,  206, 
213. 
,,  ,,     ><  phasianus  207. 

,,     >:  urogallus  21,62,207, 
213,  219. 
unigallus  70,    193,    199,    207, 
213,   225. 
Thalasscus  casiiius  76. 
Tichodroma  muraria  15. 
Tinnunculus  alaudarius  224. 

tinnunculus  139. 
Totanus  calidris  53,   73,  148. 
tuscus  23,  148. 
,.         glarcola  53. 
,,         glottis  63. 
,,         hvpoleucus  23. 

littoreus  53,  149. 
,.         ochropus  23,  66,   149. 
pugnax  53,  148. 
Tringa  alpina  53,  63,  65,    149,     193. 
minuta  53,  149,   193. 
,,       subarcuata  160. 
,,       temmincki  53,  63. 
Troglodytes  europaeus  224. 

troglodytes  17,  28,  48,127 
Turdus  atrigularis  120,   188. 
,,        cyanus  120. 
dubius  120, 
iliacus  47,   120,  125. 
mcrula  18,  27,   47,  120. 
musicus  18,  47,120,  125,  188, 
225. 
,,        naumanni   120. 
,,        übscurus  120. 

pilaris  18,  26,  47,  59,  62,  120, 

125,   188,  225. 
rutkollis  120. 
saxatilis  120. 
sibiricus  120. 


Index. 


243 


Turdus  torquatus  120, 

alpestris  18,  223,225. 
n  ,,         torquatus  47. 

varius  120,   160. 
viscivorus  18,26,47,120,160. 
Turtur  auritus  73,   74. 
,,        communis  235. 

ferrago  73,   74,   1Q3. 
turtur  21,  41,  51.   143. 


Upupa  epoi:rs  16,  38, 


136,    190. 


Uragus  sibiricus  183. 
Urinator  arcticus  56,  217. 

glacialis  208. 

se|)tentrionaiis  56,    64,    217. 


V. 


Vanellus  gregarius  73. 

vanellus  22,  43,  53, 149,  194. 
Vultur  monachus   118,  119,  203,  210. 


Beilage  zum   »Ornithol.  Jahrb.«   IX.  1898,   Heft  6  (Nov.— Dec.) 


Tetrao  tetrix  tschusii  subsp.  nov, 

Vorläufige  Mittheilung 
von  H.  Johansen. 


Dem  g-ewöhnlichen  Birkwilde  mit  blauem  Metallglanze  der 
(^  (5  sehr  ähnlich,  sich  aber  von  ihm  durch  das  Auftreten  von 
weisser  Farbe  an  der  Rasis  sämmtlicher  Steuerfedern  bei  beiden 
Geschlechtern  unterscheidend.  Die  weisse  Färbung-  tritt  sowohl 
auf  den  Aussen-,  als  auch  auf  den  Innenfahnen  auf  und  kann 
eine  Ausdehnung  bis  zu  5  cm  erreichen. 

Fundort:  Umgegend  von  Tomsk  (Westsibirien).  Im  Herbste 
1898  in  mehreren  Exmplaren  beiderlei  Geschlechtes  erlegt.  Hier 
auch  durch  zahlreiche  Uebergänge  mit  dem  gewöhnlichen  west- 
lichen  Tetrao  tetrix  L.  verbunden. 

Ausführliche  Beschreibung  folgt  später  in  diesem  Journale. 
Tomsk,   11/23.  November  1898. 


m 


ORGAN 


für  das 


pakearktische  gaiineiigebiet . 


Herausgegeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

ruberer  Präsident  cl.  „Com,  f  ornith.  Beob  -Stat  in  Oesterr. -Ungarn,"  Ehrenmitgl.  d  „Ornith. 
Ver."  in  Wien  ti.  d.  „Ungar,  ornith.  Centrale"  in  Budapest,  ausferord.  u.  correspoud.  Mitgl.  d 
„Deutsch. Ver.  z.  Schutze d.A''ogelw."  in  Halle  ajS.,  d<r,,>!aturf.-GesellBch  d.  Osterlandes,"  Coiresp 
Memb.  of  the  „Amer.  Ornithol.  Union"  in  New-York,  Mitgl.  d    „Allgem.  deutsch,  ornith.  Gesellsch." 

in  Berlin,  etc. 


IX.   Jahrgang. 
Heft   1.    —    Januar — Februar  1898. 


Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  bezweckt  ausschliesslicli  die  Pflege  der 
palaearktischen  Ornithologie  und  erscheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von  2 '/,,  Druck- 
bogen, Lex.  8.  Eine  Vermehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafebi  erfolgt 
nach  Bedarf.  —  Der  Preis  des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  directem  Bezüge 
für  das  Inland  10  Kronen  (5  ü.  Ö.W.),  to  das  Ausland  10  Mk.  =  12.50  Frcs. 
=  10  sh.  =  4.50  Rbl.  pränumerando,  im  Buchhandel  6  fl.  ö.  W.  =  12  Mark. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
6  Kronen  (3  fl.  ö.  W.)  ^=  6  Mk.  (nur  direct).  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Räume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme.  Beilagen-  und  In- 
seraten-Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Znsendungen,  als  Manuscripte,  Druckschriften  zur  Besprechung,  Abon- 
nements, Annoncen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Herausgeber,  Villa  Tännen- 
hof  bei  Hallein,  Salzb.,  zu  adressieren. 


Hallein  1898. 

Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13 

Verlag  dts  Herausgebers. 


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(ts,^^  Wir  ersuchen,  die  noch  mehrfach  ausständigen  Abonnements  ehestens  begleichen  zu 
icollen  und  machen  darauf  aufmerksam,  dass  selbe  längstens  nach  Empfang  des  1.  Heftes 
zu  erlegen  sind. 


In  mcinfMii  Verlag"e  erscheint: 

S)  11  tn  Sl  fl  fl       Naturgeschichte  der  Vögel 
dUllldUll^  Mitteleuropas. 


Xeu  bearbeitet  von 
Prof.  Dr.  R.  B/asius  und  Prof.  Dr.  W.  Blasius  in  Braunschweig-, 
Dr.  R.  Biiri  in  Bern,  Stefan  Cherncl  von  Chernelhdza  in  Yelencze 
i Ungarn),  Dr  Ciirt  Floericke  in  Klein-Linde,  Dr.  ^i.  Gir fanner 
in  St.  Gallen.  Prof.  A.  Goering  in  Leipzig,  F.  Grabo7vsky  in 
Braunschweig.  E.  Hartcrt  in  Tring  (England),  Dr.  F.  Helm  in 
Chemnitz,  Dr  Carl  R.  Hennicke  in  Gera,  ^.  G.  Keulemans  in 
Southend  on  Sea  (Eng'land),  O.  Kleinschuiidt  in  Nierstein,  Dr. 
O.  Koepcrt  in  Altenburg.  Direktor  Dr.  P.  LeverküJrn  in  Sofia, 
Oscar  von  Löwss  of  Mcnar  in  Wenden  (Livland),  E.  de  Macs  in 
Bonn.  Prof.  Dr.  \V.  MarsJiall  in  Leipzig,  P.  Müller- Kämpf  in 
Ahrenshoop  i.  M.,  Jos.  vaji  Plcyel  in  Wien,  Dr.  J-.  P.  Prdzak 
in  Edinburgh  (Schottland),  Othniar  Reiser  in  Sarajevo  (Bosnien), 
Dr.  E.  Rcy  in  Leipzig,  Alex.  Reichert  in  Leipzig,  J.  Rohwedcr 
in  Husum.  Oberförster  O.  v.  RicsentJial  in  Charlottenburg,  Prof. 
I  )r.  ().  Taschcnberg  in  Halle  a.  S.,  J.  Thicnemann  in  Leipzig, 
]^ictor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen  in  Villa  Tännenhof 
bei  Hallein,  Reg.-  und  Forstrat  Jacobi  von  Wangelin  in  Merseburg, 
Hofrat  Dr.  W.  Wurm  in  Bad  Teinach. 
Herausgegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera. 
Vollständig  in  höchstens  120  Eoliolieferungen  mit  je  3  chromo- 
lithographischen  Tafeln  und   .3 — 4  Bogen   Text. 

SubskHptionspi^eis  pro  Lieferung  1  M. 

Schon  seit  vielen  Jahren  fesselt  dieses  hochbedeutsame, 
weltberühmte  Werk  mein  ganzes  Interesse.  Geraume  Zeit  trug 
ich  mich  mit  dem  Gedanken,  dieses  klassische  ornithologische 
Universalwerk 

ZU  einem  wirklich  wohlfeilen  Jedem  erschwinglichen  f  reise 

dem  litterarischen  Verkehr  zu  übergeben  —  ein  Plan,  dessen 
Ausführung  aus  technischen  Gründen  bis  zur  Stunde  unmöglich 
war!  Heute  ist  es  mir  eine  Freude,  Ihnen  von  der  Durchführung 
Mitteilung  machen  zu  können.  Ich  bin  überzeugt,  dass  das  seither 
von  Tausenden  vergeblich  vielumworbene  treffliche  Werk,  welches 
früher  in  seiner  Oktavau.sgabe  (13  Bde.  Text  mit  396  Kupfer- 
tafeln) M.  636  gekostet  und  antiquarisch  nie  unter  M.  400 — 480 
offeriert  und  immer  seltener  geworden,  auf  diesi'm  Wege  mehr 
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Dieses   zu  effeiehen   ist  mein  Zoueek. 


Fr.  Eugen  Köhler  in  Gepa-Untermhaus. 


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zu  sammeln.  Alle  Objecie  werdni  genau  determi7iiert 
und.  uiil  Datum-  7fnd  Fiind ort- Angabe  versehen.  Für 
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Inhalt  des  1.  Heftes. 


^' Seite 

V.  Menzbier:    Der  grüne  Laubsänger  [Phi/Uoscopiis  virid'.iutts  Blyth.i  1 

Robert  Eder:  Zur  Vogelfauna  von  Gastein        .         .         .         .  .7 

K.  Knczourek:  Ornithologische  Notizen  aus  Starkoc  und  dessen  nächster 

Umgebung         ............     24 


A  TUTTI  I  LETTORI  DI  QUESTO  PERIODICO 

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2.5  Abzüge  zu  2  Seiten  fl.  — '70.  m.  separ.  Titel  fl.  1-70  u.  separ.  Umschlag  fl.  3-20 
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25        „  „    4       ,,         „      1-70,    „         „  ,,       ,,   2-70  „        ,.  ,.  .,  4-70 

50        „  „    4       „         „      2-20,    .,         „  .,       ..   4'20  „        ,,  „  „  5-20 

Bei  6  und  mehr  Seiten  erhöht  sich  der  Preis  per  Seite  um  je  30  kr. 
Bei  Bestellungen,  welche  an  die  unterzeichnete  Buchdruckerei  zu  richten 
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Ignaz  Hartwig,  Buchdruckerei,  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13. 


Verantw.  Redacteur,  Herausgeber  und  Verleger  :  Victor  Eitter  von  Tschusi  zu  Schniidhoffen.  Hallein 
Druck  von  Ignaz  Hartwig,  Freudenthal,  Kirchenplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

pakearMisehe  f aiinengebiet. 

Herausgegeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

ruberer  Präsident  d.  „Com.  f  ornjth.  Beob  -Stat.  in  Oesterr. -Ungarn,"  Ehrenmitsl.  d  „Ornith. 
Ver."  in  AjVien  u.  d,  „Ungar,  ornith.  Centrale''  in  Budapest,  ausserord:  u,  correspond.  Mitgl.  d 
„Deutsch.Ver.  z.  Schutze d.Vogelw."  in  Ilalie  a|S.,  der„Naturf.-(-iesellsch.  d,  Osterlandes,"  Corresp 
Memb.  of  the  „Amer.  Ornithol.  Union"  in  New-York.  Mitgl.  d.  „Allgem.  deutsch,  ornith.  Gesellsch." 

in  Berlin,  etc 


IX.  Jahrgang. 
Heft  2.   —    März— April  1898. 


Bas  „Ornithologische  Jahrbuch"  iDezweckt  ausschliesslich  die  Mege  der 
palaeärktischen  Ornithologie  und  erscheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von  2  '4  Druck- 
bogen, Lex.  8.  Eine  Yermehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafebi  erfolgt 
nach  Bedarf.  —  Der  Preis  des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  directem  Bezüge 
für  das  Inland  10  Kronen  (5  fl.  ö.W.),  für  das  Ausland  10Mk.=  12.50  Frcs. 
=  10  sh.  =  4.50  Rbl.  pränumerando,  im  Buchhandel  6  fl.  ö.  W.  =  12  Mark. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
6  Kronen  (3  fl.  ö.  W.)  =  6  Mk.  (nur  dir e et).  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
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Alle  Zusendungen,  als  Manuscripte,  Druckschriften  zur  Besprechung,  Abon- 
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Hallein  1898. 

Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13 

Verlag  des  Herausgebers. 


&5 


Uvjf^  Wir  ersuchen^  die  noch  mehrfach  ausständigen  Abonnements  ehestens  begleichen  zu 
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In  meinem  Verlage  erscheint: 

S)  11  m  ^  fl  fl       Naturgeschichte  der  Vögel 
dUllldllU^  Mitteleuropas 


Neu  bearbeitet  von 
Prof.  Dr.  A'.  Blasiiis  und  Prof.  Dr.  IV.  Bhisius  in  Braunschweig, 
Dr.  R.  Buri  in  Bern.  Stefan  ClurncI  von  Chtrnelhdza  in  \'elencze 
(Ungarn).  Dr.  Cnri  Flocnckc  in  Kknn-Linde.  Dr.  xi.  Girtanner 
in  St.  Gallen.  Prof.  A.  Goeriitg  in  Leipzig,  F.  Grabowsky  in 
Braunst  Inveig.  E.  Hartcrf  in  Tring  (Engiand),  Dr.  F.  Helm  in 
Chemnitz.  Dr  Carl  R.  Hcnnicke  in  Gera,  J.  G.  Keulemans  in 
Southend  on  Sea  (England).  O.  Kleinschmidt  in  Nierstein,  Dr. 
O.  Koepert  in  Altenburg,  IJirc-ktor  Dr.  P.  Leverknlm  in  Sofia, 
Oscar  i'oii  Löwi.s  of  Menar  in  Wenden  (Livland),  E.  de  Maes  in 
Bonn.  Prof.  Dr.  M\  Marshall  in  Leipzig-,  R.  Müller-Kämpff  in 
Ahrenshoop  i.  IM.,  ^^.s".  von  Plexel  in  Wien.  Dr.  J.  P.  Prdzak 
in  Edinburgh  (Schottland),  OfJnnar  Reiser  in  Sarajevo  (Bosnien), 
Dr.  E.  Rex  in  Leipzig,  Alex.  Reichert  in  Leipzig,  J.  Rohweder 
in  Husum,  Oberförster  O.  v.  Riese jitl/al  in  Charlottenburg,  Prof. 
Dr.  O.  Tasehenberg  in  Halle  a.  S.,  J.  Thienemann  in  Leipzig, 
Jl'etor  Ritter  von  Tschusi  zu  ScJiniidlioffen  in  Villa  Tännenhof 
bei  Hallein.  Reg.-  und  For.strat  Jacobivon  Wangelin  in  Merseburg, 
Hofrat  Dr.  W.  Wurm  in  Bad  Teinach. 
Herausgegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera. 
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offeriert  und  immer  seltener  geworden,  auf  diesem  Wege  mehr 
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Fr.  Eugen  Köhler  in  ßßra-Uaiißrmhaus. 


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Ende  Octobcr  d.  J.  begab  ichviich  nach  Abessinien, 
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denke, um  Naturalien  SkUei*  Ant,  ferner  Geweihe 
und  Gehörne,  sowie  Sämereien  und  Knollengewächse 
zu  sammeln.  Alle  Objecte  werden  genau  determiniert 
und  mit  Datum-  und  Fundort-Angabe  versehen.  Für 
tadellose  Präparierung    übernehme   ich    volle  Garantie. 

Speciclle  Aufträge,  wie  solche  bezüglich  Abnahme 
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Naturgeschichte  der  Vögel  Europas. 

Von  Med.  Dr.  ANTON  FRITSCH. 

Dieses  Werk  ist  das  zugänglieiiste  und  billigste  Hilfsmittel  zur  Bestimmung 
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gen der  sämmtliehen  Vögel  Europas  in  ihren  verschiedenen  Fafbenkleidern.  Die- 
selben sind  in  lithographischem  Farbendrucke  hergestellt,  welcher  nicht  nur  den 
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Inhalt  des  2    Heftes. 


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kommenden Zug-  und  Standvögel       ...... 

Frhr.  v.  Besserer:  Ornithologisches  aus  Bayern  .... 

Rud.  V.  Tschusi  zu  Schmidhoffen:  Ornithologisches  aus  Vorarl 
berg       ............ 

O.  J.  Luzecki:  Ornithologisches  aus  Bosnien  und  der  Bukowina  . 

Curt  Loos:  Vertilgung  forstschädlicher  Insecten  durch  Vögel 

J.  Talsky:  P.  Rudolf  Kaspar 

Vict.  V.  Tschusi  zu  Schmidhoffen:  Kleine  Notizen 

Literatur  (Berichte  und  Anzeigen) 

An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften 

Nachrichten 


45 
56 

fiO 
65 

67 
68 
70 
73 
77 
80 


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50        „         „   2       „        „      1-20,   „        „  „       „   2-20  „        „  „  „  3-70 

25        „  „    4       „         „      1-70,    „         „  „       „  2-70  „        „  „  „  4-70 

50        „  „    4       „         ,,      2-20,    „        „  „       .,   4-20  „        „  „  „  5'20 

Bei  6  und  mehr  Seiten  erhöht  sich  der  Preis  per  Seite  um  je  30  kr. 

Bei  Bestellungen,  welche  an  die  unterzeichnete  Buchdruckerei  zu  richten 
sind,  ersuchen  wir,  sich  eines  separaten  Blattes  zu  bedienen  und  dieses  mit 
genauer  Adresse  versehen,  dem  Manuscripte  beizufügen. 

Ignaz  Hartwig,  Buchdruckerei,  Freudenthal  (Oest.  Schles.),  Kirchen- 
platz 13. 


Verautw.  Redacteur,  Herausgeber  and  Verleger  :  Victor  Bitter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen,  Hallein 
Druck  von  Iguaz  Hartwig,  Freudenthal,  Kirchenplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

p^laearktisehß  faiinengebiet. 


Herausgegeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

früherer  Präsident  d.  „pom.  f    ornith.  Beob.-Stat.  in  Oesterr.-XJugaru,"   Ehrenmitgl.  d,   „Ungar. 

ornitli.  Centrale'"  inBudapest,  ausserord.  u.  correspoixd.  Mitgl.  d.  „Deutsch.   Ter.  z.  Schv    -e  d. 

Vogelw."  in  Halle  a]S.,  der„Naturf -Gesellsch.  d.  Osterlandes,"  Corresp.  Memb.  of  the  „Amer.  Orni- 

thol.  Union"  in  Xew-York.  Mitgl.  d.  „Allgem.  deutsch,  ornith.  GtseKscli."  in  Berlin,  etc. 


IX.   Jahrgang. 
Heft  8.    —    Mai— Juni   1898. 


Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  bezweckt  ausschliesslich  die  Füege  der 
palaearktisohen  Ornithologie  und  erscheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von  2",  Druck- 
bogen, Lex.  8,  Eine  Yermehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln  erfolgt 
nach  Bedarf.  —  Der  Preis  des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  directem  Bezüge 
für  das  Inland  10  Kronen  (5  f!.  ö.  W.),  für  das  Ausland  10  Mk.  =  12.50  Frcs. 
=  10  sh.  =  4,50  Rbl.  pränumerando,  im  Buchhandel  6  fl.  ö.  W.  =  12  Mark. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
6  Kronen  (3  fl.  ö.  W.)  =  6  Mk.  (nur  dir e et).  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Räume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme.  Beilagen-  und  In- 
seraten-Berechnung  nach  Yereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuscripte,  Druckschriften  zur  Besprechung,.  Abon- 
nements, Annoncen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Heransgeber,  Yilla  Tanne n- 
hof  bei  Eallein,  Salzb.,  zu  adressieren. 


Hallein  1898. 

Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Eirchenplatz  13 


Vejlag  ilis  Hei  ausgibers. 


'^-^  "    ^Vir  ersuchen,  die  noch  mehrfach  aiis-sfünd/'i/en  Aboiineinenls  ehestens  heyteichen  zu 
w  ollen. 


K 


In  meinem  Verlage  t^rscheint: 

^  1 1  m  Si  n  n        Naturgeschichte  der  Vögel 
dUllldlUl^  Mitteleuropas 


Neu  bearbeitet  xon 
Prof.  Dr.  R.  Blasi/is  und  Prof.  Dr.  W.  lUasius-  in  Braunschweig, 
Dr.  R.  Buri  in  Bern,  Stefan  Chcriicl  von  (  hcrnelhaza  in  W-lencze 
(Ungarn\  Dr.  Ciirt  Floericke  in  Klein-Pinde,  Dr.  A.  Girianner 
in  vSt.  Gallen.  Prof.  A.  Goering  in  Leipzig-,  F.  Graboivsky  in 
Braunschweig.  E.  Hartcrt  in  Tring  (England).  Dr.  F.  Helm  in 
Chemnitz,  Dr  Carl  R.  Hennicke  in  Gera,  J.  G.  Kculonans  in 
Southend  on  Sea  (England),  O.  Kleinschmidt  in  Xierstein,  Dr. 
O.  Koepert  in  Altenburg,  ]3irektor  Dr.  P.  Lcverla'ihn  in  Sofia, 
Oscar  von  Löwis  of  Mcnar  in  Wenden  (Livland),  E.  de  Maes  in 
Bonn,  Prof.  Dr.  W.  Marshall  in  Leipzig.  P.  Miillcr-Kämpff  xxs. 
Ahrenshoop  i.  M.,  Jos.  von  Plcyel  in  Wien,  Dr.  J.  P.  Prdzak 
in  Edinburgh  (Schottland),  Othmar  Reiser  in  Sarajevo  (Bosnien), 
Dr.  E.  Rey  in  Leipzig,  Alex.  Reichert  in  Leipzig,  J.  Rohweder 
in  Husum,  Oberförster  O.  v.  Riesenthal  in  Charlottenburg,  Prof. 
Dr.  O.  Taschenberg  in  Halle  a.  S.,  J.  Thienemann  in  Leipzig, 
Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen  in  Villa  Tännenhof 
bei  Hallein,  Reg.-  und  Forstrat  Jacobi  von  Wangelin  in  Merseburg, 
Hofrat  Dr.  W.  Wurm  in  Bad  Teinach. 
Herausgegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera. 
Vollständig  in  höchstens  120  Foliolieferungen  mit  je  3  chromo- 
lithographischen Tafeln  und   8 — 4  Bogen  Text. 

SubskHptionsprels  pro  Lieferung  1  Mm 

Schon  seit  vielen  Jahren  fesselt  dieses  hochbedeutsame, 
weltberühmte  Werk  mein  ganzes  Interesse.  Geraume  Zeit  trug 
ich  mich  mit  dem  Gedanken,  dieses  klassische  ornithologische 
Universalwerk 

ZU  einem  wirklicfi  wohlfeilen  Jedem  erschwinglichen  f  reise 

dem  litterarischen  Verkehr  zu  übergeben  —  ein  Plan,  dessen 
Ausführung  aus  technischen  Gründen  bis  zur  Stunde  unmöglich 
war!  Heute  ist  es  mir  eine  Freude,  Ihnen  von  der  Durchführung 
Mitteilung  machen  zu  können.  Ich  bin  überzeugt,  dass  das  seither 
von  Tausenden  vergeblich  vielumworbene  treffliche  Werk,  welches 
früher  in  seiner  Oktavausgabe  (13  Bde.  Text  mit  396  Kupfer- 
tafeln) M.  636  gekostet  und  antiquarisch  nie  unter  M.  400—480 
offeriert  und  immer  seltener  geworden,  auf  diesem  Wege  mehr 
oder  weniger  Gemeingut  werden  wird. 

Dieses  2.U  epreiehen  ist  mein  Zcaeck. 


Fr.  Eugen  Köhler  in  Gera-Üntomhaus. 


Samnielreise  nacli  AtessiDieD. 

Ende  Octobcf  d.  J.  begab  ich  mich  nach  Abessinien, 
züo  ich  bis  April  kommenden  Jahres  zu  verweilen  ge- 
denke, um  Naturalien  Sättei*  Art^  ferner  GeiüeiJie 
lind  Gelidrne,  sozvie  Sämereien  und  Knollengenuichse 
zu  sammeln.  Alle  Objecte  werden  genau  determiniert 
tind  mit  Datum-  und,  Fundort-  An  gäbe  versehen.  Für 
tadellose  Präparicrung    iiberneJwie   ich    volle  Garantie. 

Specielle  Aufträge.,  wie  solche  bezüglich  Abnahme 
ganzer  Sammlungen,  erbitte  ich  mir  nach  MsäSSSkUSäf 

posiB  restantem 

Gm  Schratter^ 

Naturaliste  &  Preparateur. 


Naturgeschichte  der  Vögel  Europas. 

Von  Med.  Dr.  ANTON  FRITSCH. 

Dieses  Werk  ist  das  zngänglieiiste  und  hiiligste  Hilfsmittel  zur  Bestimmung 
und  zum  Studium  der  Vogel  Europas.  Dasselbe  enthält  auf  61  Tafeln  680  Abbildun- 
gen der  siimmtlielien  Vögel  Europas  in  ihren  verschiedenen  Farbenkleidern.  Die- 
selben sind  in  lithographischem  Farbendrucke  hergestellt,  welcher  nicht  nur  den 
sorgfältig  mit  Wasserfarben  colorierten  Abbildungen  gleichkommt,  sondern  dieselben 
durch  Gleichheit  der  Exemplare  und  durch  Dauerhaftigkeit  übertrifft.  Der  Text  ist 
in  Octav  5()6  Seiten  stark  und  enthält  ausser  Synonymik  und  einer  kurzen  Beschrei- 
bung der  Arten  auch  Angaben  über  Vaterland,  Nahrung.  Lebensweise  und  allen 
Wissenswerte  in  kurzer  Darstellung. 

In  Commission  bei   F.    TEMSKY  in  Prag. 
Preis  ungebunden  in  Mappe  fl.  72*—  in  Prachteinband  fl.  83'— 

#  Probetafel  gratis.  # 

Lehranstalten,  weichesieh  direet  an  den  Verfasser(Prag,  Brenntegasse25)  wenden, 
wird  eine  ansehnliche  Preiserniedrignng  und  auch  bequeme  Zahlungsraten  gestattet. 


Preisgekrönt  mit  \4L  üedaillen. 

Laboratorium  und  Naturalien-Hanillung  von  S.  Cav.  Brogi,  Siena 

(Ital.) 

Kauf   und  Verkauf,    Tausch    und  Präparation    von  Thieren.    Pflanzen,    Mineralien, 
Fossilen,  sowie  aller  Sammel-,    Präparations-  und  Conservierungs-Utensilien. 


Inhalt  des  3    Heftes. 


G.  V.  Almäsv:  Addenda  zur  Ornis  Ungarns       ..... 
Frhr.  v.  Besserer:  Zu-  und  Abnahme  einiger  Vogelarten  in  Bayern 
Kleine  Notizen :Vict.  v.  TschusizuSchmidhoffen. 

—  C.  Pogge 

—  C.  Parrot 

Literatur  (Berichte  und  Anzeigen)         ....... 


R3 
113 
117 
120 
120 

r.'o 


Zwei  hülDsche  Bälge 

von  Sarcorhamijhus  gryphuSf  C^  und  7  und  einen  Balg 
^■on  Apterix  manteUl  gebe  ich  billig  ab. 

Carl  Hilgert,  Präparator,  N. -Ingelheim  a.  R. 


Preis-Schema  für  Separat-Abdrücke. 

25  Abzüge  zu  2  Seiten  fl.  —'70,  m.  separ.  Titel  fl.  170  u.  separ.  Umschlag  fl.  3-20 
50        „         ,,   2       „        „      1-20,   „        „  „       „   2-20  „        „  „  „  3'70 

25         „  „    4       „         „      1'70,   „         „  „       „  2-70  „        „  „  „  4-70 

50        ,,  ,,    4       „         „      2-20,    „        „  „       „  4-20  ,,        ,,  „  „  5-20 

Bei  6  und  mehr  Seiten  erhöht  sich  der  Preis  per  Seite  um  je  30  kr. 
Bei  Bestellungen,  welche  an  die  unterzeichnete  Buchdruckerei  zu  richten 
sind,  ersuchen  wir,  sich  eines  separaten  Blattes  zu  bedienen    und    dieses   mit 
genauer  Adresse  versehen,  dem  Manuscripte  beizufügen. 

Ignaz  Hartwig,  Buchdruckerei,  Freudenthal  (Oest.  Schles.),  Kirchen- 
platz 13. 


Zur  gefalligen  Benachrichtigung! 

Jene,  welche  die  ihnen  fehlenden  Jahrgänge  des  „Ornitliolog.  Jahrbuches" 
zu  ergänzen  wünschen,  können  selbe  —  mit  Ausnahme  des  1.  und  der  je- 
weiligen 2  letzten  abgeschlossenen,  für  welche  der  Abonnementspreis  gilt  — 
zum  ermässigten  Preise  von  je  7  Mk.  pr.  Jahrgang  beziehen.  Bei  Abnahme 
der  ganzen  Reihenfolge  tritt  noch  eine  kleine  Preisreduction  ein.  Einzelne 
Hefte  älterer  Jahrgänge  werden,  soweit  sie  noch  vorhanden  sind,  zu  0.80  Mk. 

abgegeben. 

Die  Redaction  des  "Ornithol.  Jahrbuches«. 


Veraiitw.  Redacteur,  Herausgeber  und  Verleger  :  Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen,  Hallein. 
Druck  von  Ignaz  Hartwig,  Freudenthal,  Kirchenplatz  13. 


Keiu  Eiitomologp,  kein  Naturalieuliändler,    Sammler    und    Liebhaber,  kein  Samm- 
lungs-  und  Muaeumvorstand  kaun  heutzutage 


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Freiinserate  (jede  Zeile  me'ir  5  Pf.),  sowie  zahlreiche  andere  Vergünstigungen  laut  Pro- 
spect.  Alle  Zuschriften  erbittet 

Reinhold   £d.  Hoflniann,  Grünberg  pr.  Schi. 


Naturgeschichte  der  Vögel  Europas. 

Von  Med.  Dr.  ANTON  FRITSCH. 

Dieses  Werk  ist  das  zugänglichste  und  biiliffste  Hilfsmittel  zur  Bestimmung 
und  zum  Studium  der  Vögel  Europas.  Dasselbe  enthält  auf  61  Tafeln  680  Abbildun- 
gen der  sämmtlichen  Vögel  Europas  in  ihren  verschiedenen  Farbenkleidern.  Die- 
selben sind  in  lithographischem  Farbendrucke  hergestellt,  welcher  nicht  nur  den 
sorgfältig  mit  Wasserfarben  eolorierten  Abbildungen  gleichkouimt,  sondern  dieselben 
durch  Gleichheit  der  Exemplare  und  durch  Dauerhaftigkeit  übertrifft.  Der  Text  ist 
in  Octav  506  Seiten  stark  und  enthält  ausser  Synonymik  und  einer  kurzen  Beschrei- 
bung der  Arten  auch  Angaben  über  Vaterland,  Nahrung,  Lebensweise  und  allen 
Wissenswerte  in  kurzer  Darstellung. 

In  Commission  bei    F.    TEMSKY  in  Prag. 
Preis  ungebnnden  in  Mappe  fl.  72'—  in  Prachteinband  fl.  83'— 

#  Probetafel  gratis.  # 

Lehranstalten,  welche  sich  directandenVerfasser(Prag,Brenntegasse 25)  wenden, 
wird  eine  ansehnliche  Preiserniedrigung  und  auch  bequeme  Zahlungsraten  gestattet. 


000000000000000300000000 

Bälge,  Eier,  Reptilien,  Käfer 

etc. 

aus   dem   Occupationsgebiete,    wie   auch   aus   den 

anderen  Balkanländern  hat  abzugeben: 

Lm  von  Vadmexö,  Mostai*,  Bakamovic  25m 

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lohalt  des  4.  Heftes. 


Seite 

Prof.  J.  Knotek:  Beitrag  zur  Ornis  der  Umgebung  von  Olmütz  in  Mähren  123 

Frhr.  v.  Besserer:   Circus  pallidus  Sykes  in  Bayern         ....  156 

Literatur  (Berichte  und  Anzeigen) 157 

An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften 162 

Nachrichten 162 

Erklärung 162 

Preis-Schema  für  Separat-Abdrücke. 

25  Abzüge  zu  2  Seiten  fl.  —-70,  m.  separ.  Titel  fl.  1-70  u.  separ.  Umschlag  fl.  3-20 
50        „         „   2       „        „      1-20,   „        „  „       „   2-20  ,,        „  „  „  3'70 

25         „  „   4       „         „      1'70,    „         „  „       „  2-70  „        „  „  „  4-70 

50        „         „   4       „        „     2-20,   „        „  „       „  4-20  „        „  „  „  5-20 

Bei  6  und  mehr  Seiten  erhöht  sich  der  Preis  per  Seite  um  je  30  kr. 
Bei  Bestellungen,  welche  an  die  unterzeichnete  Buchdruckerei  zu  richten 
sind,  ersuchen  wir,  sich  eines  separaten  Blattes  zu  bedienen    und   dieses   mit 
genauer  Adresse  versehen,  dem  Manuscripte  beizufügen. 

Ignaz  Hartwig,  Buchdruckerei,  Freudenthal  (Oest.-Schies.),  Kirchen- 
platz 13. 

Zur  gefälligen  Benacfirichtigun 

Jene,  welche  die  ihnen  fehlenden  Jahrgänge  des  „Ornitholog.  Jahrbuches" 
zu  ergänzen  wünschen,  können  selbe  —  mit  Ausnahme  des  1.  und  der  je- 
weiligen 2  letzten  abgeschlossenen,  für  welche  der  Abonnementspreis  gilt  — 
zum  ermässigten  Preise  von  je  7  Mk.  pr.  Jahrgang  beziehen.  Bei  Abnahme 
der  ganzen  Reihenfolge  tritt  noch  eine  kleine  Preisreduction  ein.  Einzelne 
Hefte  älterer  Jahrgänge  werden,  soweit  sie  noch  vorhanden  sind,  zu  0.80  Mk. 
abgegeben.  Die  Redaction  des  »Ornithol.  Jahrbuches«. 

Prei^«gekröllt   mit   14  lUedailleii. 

Laboratorium  und  Naturalion-Üanillung  von  S.  Cav.  Brogi,  Siena 

._-.—.    (Ilal.)   — — ^ 

Kauf   und  Verkauf,    Tausch    und  Präparation    von  Thieren,    Pflanzen,    Mineralien. 
Fossilen,  sowie  aller  Sammel-,    Präparations-  und  Conservierungs-Ütensilien 

B  i  1 1,  e. 

Im  Mai  d.  J.  traten  in  verschiedenen  Theilen  Deutschlands  flug-  und 
scharenweise  Eichelheher  {Garruhis  glandarins)  auf  Um  diese  interessante 
Erscheinung  eines  Wanderns  zur  Brütezeit  genannter  Art  weiter  verfolgen  zu 
können,  bitten  wir  alle,  die  derartige  Wahrnehmungen  zu  machen  in  der  Lage 
waren,  um  gefl.  Zusendung  möglichst  genauer  Angaben,  die  sich  auf  die  Dauer 
und  Richtung  des  Zuges,  und  ob  selber  in  Flügen  oder  Scharen  erfolgte,  zu 
beziehen  hätten.  Wir  sagen  allen,  die  uns  durch  Berichte  zu  erfreuen  geden- 
ken, im  voraus  unseren  Dank. 

Hallein,  5.  Juni  1898.  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 

Verantw.  Redaoteur,  Herausgeber  and  Verleger  :  Victor  Bitter  von  Tschusi  zu  SchmidboCTen,  Hallein 
Druck  von  Ignaz  Hartwig,  Preudenthal,  Kircbenplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

pakearktische  Jaunengebiet. 


Herause-egeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

früherer  Präsident  d.  „Com.  f    ornith.  Beob.-Stat.  in  Oesterr. -Ungarn,"   Ehrenmitg  1.  d    „Ungar 

ornith    Centrale"  in  Budapest,  ausserord.  u.  correspond.  Mitgl.  d.  „Deutsch.    Ver.  z.  Schutze  d 

Vogel w  "  in  iIallea|S.,  dtr„Naturf.-(Tesellsch.  d.  Osterlandes,"  Corresp.Memb.  of  the  ,iAmer.  Orni- 

ihol.  Union"  in  JTew-York  Mitgl.  d.  „AUgem.  deutsch,  ornith.  Geaellsch."  in  Berlin,  etc. 


IX.   Jahrgang. 
Heft  4.    —    Juli— August  1898. 


Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  bezweckt  ausschliesslich  die  Pflege  der 
palaearktischen  Ornithologie  und  erscheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von  2  '/.^  Druck- 
bogen, Lex.  8.  Eine  Yermehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln  erfolgt 
nach  Bedarf.  —  Der  Preis  des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  directem  Bezüge 
für  das  Inland  10  Kronen  (5  fl.  ö.W.),  für  das  Ausland  10  Mk.  =  12.50  Frcs. 
=  10  sh.  =  4.50  Rbl.  pränumerando,  im  Buchhandel  6  fl.  ö.  W.  =  12  Mark. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
6  Kronen  (3  fl.  ö.  W.)  =  6  Mk.  (nur  direct).  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Räume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme.  Beilagen-  und  In- 
seraten-Berechnung  nach  Vereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuscripte,  Druckschriften  zur  Besprechung,  Abon- 
nements, Annoncen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Herausgeber,  Villa  Tännen- 
hof  bei  Hall  ein,  Salzb.,  zu  adressieren. 


m 


Hallein  1898. 

Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13. 

Verlag  des  Herausgebers. 


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ßs^gf*    Wir  ersuchen,  die  noch  mehrfach  ausstand  Igen  Aboniienieuts  ehestens  hegleichen  zu 
wollen. 


K 


In  meinem  Verlage  erscheint: 

^  11  m  Si  fl  fl       Naturgeschichte  der  Vögel 
dUllldllll^  Mitteleuropas 


Neu  bearbeitet  von 
Prof.  Dr.  R.  Blasius  und  Prof.  Dr.  W.  Blasius  in  Braunschweig-, 
Dr.  R.  Buri  in  Bern,  Stefan  Chernel  von  Chernelhdza  in  Velencze 
(Ungarn),  Pr.  Curt  Floericke  in  Klein-Linde,  Dr.  A.  Girtanner 
in  St.  Gallen,  Prof.  A.  Goering  in  Leipzig,  F.  Graboivsky  in 
Braunschweig,  E.  Hartert  in  Tring  (England),  Dr.  F.  Helm  in 
Chemnitz,  Dr  Carl  R.  Hennicke  in  Gera,  y.  G.  Keulemans  in 
Southend  on  Sea  (England),  O.  Kleinschmidt  in  Nierstein,  Dr. 
O.  Koepert  in  Altenburg,  Direktor  Dr.  P.  Leverkühn  in  Sofia, 
Oscar  von  Löwis  of  Menar  in  Wenden  (Livland),  E.  de  Maes  in 
Bonn,  Prof.  Dr.  W.  Marshall  in  Leipzig,  P.  Müller-Kämpff  in 
Ahrenshoop  i.  M.,  Jos.  von  Pleyel  in  Wien,  Dr.  J.  P.  Prdzak 
in  Edinburgh  (Schottland),  Othmar  Reiser  in  Sarajevo  (Bosnien), 
Dr.  E.  Rey  in  Leipzig,  Alex.  Reichert  in  Leipzig,  J.  Rohweder 
in  Husum,  Oberförster  O.  v.  Riesenthal  in  Charlottenburg,  Prof, 
Dr.  O.  Taschenberg  in  Halle  a.  S.,  J.  Thienemann  in  Leipzig, 
Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen  in  Villa  Tännenhof 
bei  Hallein,  Reg.-  und  Forstrat  Jacobi  von  Wangelin  in  Merseburg, 
Hofrat  Dr.  W.  Wurm  in  Bad  Teinach. 
Herausgegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera. 
Vollständig  in  höchstens  120  FoHoHeferungen  mit  je  3  chromo- 
lithographischen Tafeln  und  3 — 4  Bogen  Text. 

SubsUHpHonspreis  pro  Lieferung  f  ilf. 

Schon  seit  vielen  Jahren  fesselt  dieses  hochbedeutsame, 
weltberühmte  Werk  mein  ganzes  Interesse.  Geraume  Zeit  trug 
ich  mich  mit  dem  Gedanken,  dieses  klassische  ornithologische 
Universalwerk 

ZU  einem  wirklich  wohlfeilen  Jedem  erschwinglichen  f  reise 

dem  litterarischen  Verkehr  zu  übergeben  —  ein  Plan,  dessen 
Ausführung  aus  technischen  Gründen  bis  zur  Stunde  unmöglich 
war!  Heute  ist  es  mir  eine  Freude,  Ihnen  von  der  Durchführung 
Mitteilung  machen  zu  können.  Ich  bin  überzeugt,  dass  das  seither 
von  Tausenden  vergeblich  vielumworbene  treffliche  Werk,  welches 
früher  in  seiner  Oktavausgabe  (18  Bde.  Text  mit  396  Kupfer- 
tafeln) M.  636  gekostet  und  antiquarisch  nie  unter  M.  400-— 480 
offeriert  und  immer  seltener  geworden,  auf  diesem  Wege  n)ehr 
oder  weniger  Gemeingut  worden  wird. 

Dieses  zu  epfeiehen  ist  mein  Zuieek. 


■^i 


Fr.  Eugen  Köhler  in  Gepa-Üntomhaus. 


ORGAN 


für  das 


pak^earktische  I^Qiinengebiet. 

Herausgegeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

früherer  Präsident  d.  „Com.  f    ornitli.  Beob.-Stat    in  Oestprr. -Ungarn,"    Ehreniriitj],  d    „Ungar. 

ornith.  Centrale'"  in  Budapest,  ausserord.  n.  correspoud.  MitsL  d.  „Deutsch.    Ver.  z.  Schutze  il- 

Vogel  w  "  iiiJIalle  a|S.,  der  „Naturf.-fJosellsch.  d.  Ostarlandes,"  Corresp.  Meinb.  of  the  „Amer.  Orni' 

thol.  Union"  in  New-York   JMitgl.  d.  „Allgem.  deutscli.  ornith.  (jcsellsch,-'  in  Berlin,  etc. 


Heft 


IX.   Jahrgang. 
September — October  1898. 


Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  fcezweckt  ausschliesslicli  die  Pflege  der 
palaearktischen  Ornithologie  und  erscheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von  2"„  Druck- 
bogen, Lex.  8.  Eine  Vermehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln  erfolgt 
nach  Bedarf.  —  Der  Preis  des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  directem  Bezüge 
für  das  Inland  10  Kronen  (5  ü.  ö.  W.),  für  das  Ausland  10  Mk.  =  12.50  Pres. 
=  10  sh.  =  4.50  Rbl.  pränumerando,  im  Buchhandel  6  fl.  ö.  W.  =  12  Mark. 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
6  Kronen  (3  fl.  ö.  W.)  =  6  Mk.  (nur  direct).  Eauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Saume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme.  Beilagen-  und  In- 
seraten-Berechnung  nach  Yereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuscripte,  Druckschriften  zur  Besprechung,  Abon- 
nements, Annoncen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Herausgeber,  Yilla  Tanne n- 
hof  bei  Hallein,  Salzb.,  zu  adressieren. 


It>,^    Wir  ersach'n,  che  noch  mehrfach  aussfändigen  Abonnements  ehestens  hef/leicJien  zii- 
<■  ollen. 


In  meinem 

Kaumann, 


In  meinem  Verlage  erscheint: 

Naturgeschichte  der  Vöge 
Mitteleuropas 


Neu  bearbeitet  \on 
Pr(jf.  1  )r.  R.  Blasiiis  und  Prof.  Dr.  W.  Blasius  in  Braunschweig, 
Dr.  J\.  L'iiri  m  Bern.  Stefan  Chernel  von  Chernelhdza  in  Velencze 
(Ungarn),  T)r.CHrt  Flocricke  in  Klein-Linde,  Dr.  A.  Girtanner 
in  St.  Gallen,  Prof.  A.  Goering  in  Leipzig,  F.  Grabowsky  in 
Braunschweig,  E.  Hartcrf  in  Tring  (England),  Dr.  F.  Helm  in 
Chemnitz,  Dr  Carl  R.  Hennicke  in  Gera,  J.  G.  Keuleinans  in 
Southend  on  .Sea  (England),  O.  Kleinschmidt  in  Nierstein,  Dr. 
O.  Koepert  in  Altenburg,  Direktor  Dr.  P.  Leverkiihn  in  Sofia, 
Oscar  von  Lö'wis  of  Mcnar  in  Wenden  (Livland),  E.  de  Maes  in 
Bonn,  Prof.  Dr.  W.  Afarshall  in  Leipzig,  P.  Miillfr-Kiimpff  in 
Ahrenshoop  i.  M.,  Jos.  von  Pleyel  in  Wien,  Dr.  J.  P.  Prdzak 
in  Edinburgh  (Schottland),  Otlniiar  Reiser  in  Sarajevo  (Bosnien), 
Dr.  E.  Rey  in  Leipzig,  Alex.  Reichert  in  Leipzig,  J.  Rohweder 
in  Husum,  Oberförster  O.  v.  Riesenthal  in  Charlottenburg,  Prof. 
Dr,  O.  Taschenberg  in  Halle  a.  S.,  J.  Thienemann  in  Leipzig, 
l^ictor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen  in  Villa  Tännenhof 
bei  Hallein,  Reg.-  und  Forstrat  Jacobi  von  Wangelin  in  Merseburg, 
Hofrat  Dr.  W.  Wurm  in  Bad  Teinach. 
Herausgegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in  Gera. 
Vollständig  in  höchstens  120  Foliolieferungen  mit  je  3  chromo- 
lithographischen  Tafeln  und   3 — 4  Bogen  Text. 

SubskHittionspi*eis  pro  Lieferung  1  Mm 

Schon  seit  vielen  Jahren  fesselt  dieses  hochbedeutsame, 
weltberühmte  Werk  mein  ganzes  Interesse.  Geraume  Zeit  trug 
ich  mich  mit  dem  Gedanken,  dieses  klassische  ornithologische 
Univcrsalwerk 

ZU  einem  wirklicli  wohlfeilen  jedem  erschwinglichen  f  reise 

dem  litterarischen  Verkehr  zu  übergeben  —  ein  Plan,  dessen 
xlusführung  aus  technischen  Gründen  bis  zur  Stunde  unmöglich 
war!  Heute  ist  es  mir  eine  Freude,  Ihnen  von  der  Durchführung 
Mitteilung'  machen  zu  können.  Ich  bin  überzeugt,  dass  das  seither 
von  Tausenden  verg'eblich  vielumworbene  treffliche  Werk,  welches 
früher  in  seiner  Oktavausgabe  (13  Bde.  Text  mit  396  Kupfer- 
tafeln) M.  636  geko.stet  und  antiquarisch  nie  unter  M.  400 — 480 
offeriert  und  immer  seltener  geworden,  auf  diesem  Wege  mehr 
oder  weniger  Gemeingut  werden  wird. 

Dieses   zu  epreichen   ist  mein  Zcueek. 


Fr.  Eugen  Köhler  in  Gera-Untermhaus. 


Naturgeschichte  der  Vögel  Europas. 

Von  Med.  Dr.  ANTON  FRITSCH. 

Dieses  Werk  ist  das  zugänglichste  und  billia-ste  Hilfsmittel  zur  Bestimmung 
und  zum  Studium  der  Vögel  Europas.  Dasselbe  enthält  auf  61  Tafein  680  Abbildun- 
gen der  sämmtliehen  Vögel  Europas  in  ihren  verschiedenen  Farbenkleidern.  Die- 
selben sind  in  lithographischem  Farbendrucke  hergestellt,  welcher  nicht  nur  den 
sorgfaltig  mit  Wasserfarben  colorierten  Abbildungen  gleichkommt,  sondern  dieselben 
durch  Gleichheit  der  Exemplare  und  durcii  Dauerhaftigkeit  übertrifft.  Der  Text  ist 
in  Octav  5ii6  Seiten  stark  und  enthält  ausser  Synonymik  und  einer  kurzen  Besehrei- 
bung der  Arten  auch  Angaben  über  Vaterland,  Nahrung.  Lebensweise  und  allen 
Wissenswerte  in  kurzer  Darstellung. 

In  Comraission  bei    F.    TEMSKY  in   Prag. 

Preis  ungebunden  in  Mappe  fl.  72-—  in  Pracliteinband  fl.  83"— 

Preis  des  Textes  allein   Mk.    12. 

Von  dem  completen  Atlas  sind  nur  noch  einige  Exemplare 
vorhanden.   Ausserdem  sind  einige  Exemplare    zu    haben    von: 

fass 

sammt  Text. 

29  Tafeln,  209  Seiten  Text  zum  erniedrigten  Preise  von  Mk.  50, — . 

Vorwort  zur  dritten  Auflag-e.  Auf  vielfaches  Verlangen 
entschloss  ich  mich,  den  Text  zu  meinem  Werke  Vögel  Europas 
von  neuem  drucken  zu  lassen,  da  derselbe  auch  ohne  die  fast 
vergriffenen  Tafeln  ein  nützliches  Handbuch  zum  Studium  der 
Ornitholog-ie  bildet  und  ihn  selbständig  dem  Buchhandel  zu 
übergeben. 

Prag,  im  Jänner   1898.  Dr.   Ant   Frltsch. 


Kein  Entomologie,  kein  Naturalienhändler,    Sammler    und    Liebliaber,  kein  Samm- 
lungs-  und  MusenmvorBtand  kann  heutzutage 


M  mit 


(X    Jahrgang.) 

entbebren,  denn  es  ist  jet/t  unbestritten  die  billigste,  gediegenste,  zuverlässigste 
und  reichiialtigste  aller  naturwissenschaftlichen  Fachzeitschriften,  welche 
besonders  den  Handel,  Kauf,  Verkauf  und  Tausch  in  bester  Weise  unterstützt 
und  vermittelt. 

Inserate  haben  denkbar  besten  Erfolg. 

Monatlich  2  Nummern  je  16 — 24  Seiten  stark.  Leser  in  allen  Erdtheilen  ;  nach 
Brasilien  allein  gehen  18  Exemplare.  Vereinsblatt  zweier  Welt-  und  vieler  Localvereiiie. 
Jeder  sollte  sich  die  bezügliclien  Drucksachen  senden  lassen,  und  versenden  -wir  zur  Orien- 
tierung franco  für  70  Pf.  in  Briefmarken  eine  starke  Sendung  von  250  Gr.,  enthaltend  ein 
starkes  Vereinsheft,  Probenummoru  obiger  Zt'itung,  Inhaltsverzeichnisse,  div,  Beilaireii, 
Prospecte,  Preiskatalo'.re,  kunstvolle,  Imciist  naturgetreu  dargestellte  farbenprächtige  Probc- 
tafeln,  Mitgliedorverzeiciinisse  u.  s.  w. 

Pro  Quartal  bei  jeder  Postanstalt  nur  80  Pf.  Mitgliederhaben  jährlich  100  Zeilen 
Freiinserate  (jede  Zeile  mehr  .9  Pf.),  Powie  zahlreiche  andere  Vergünstigungen  laut  Pro- 
spect.  Alle  Zuschriften  erbittet 

Reinhold   E<1.  Hoftniann,  Grünberg  pr.  Schi. 


Inhalt  des  5    Heftes. 

Seite 

^'ict()r  Ritter  v.  Tschusi    zu    Sc  hmi  dh  offen  :     Bemerk  untren    über 
die  europäischen  Graumeisen  {Parus  p((/iiy/)-is  auct.)  nel)st  Besiim- 
mungsschlüssel  dersell)en  .......  163 

llerm.  Johansen:     Ornithologische   Beobachtungen  im  (io\ivernemenl 

Tomsk  während  des  Jahres  1897        .         .         .  .  .     ]77 

Juk  Michel:  Aus  dem  Elbthale         . 1<)5 

.\.   Kuller:   .SVv.yw  scoj/s  aus  N. -Österreich  .         .  .199 

JJteratur  (l^erichte  und  Anzeigen)         .         .         .         .  .         .  .199 

An  den  Herausgebe  r  eingegangene  Druckschriften     .....     JÜO 

Nachrichten 'joi 

ooopooooooooopoooooooooo 

Bälge,  Eier,  Reptilien,  Käfer 

etc. 

aus   dem    Occupationsgebiete,    wie    auch    aus    den 

anderen  Balkanländern  hat  abzugeben: 

Lj  von  Vadlmexö,  Mostai*^  Bakantovic  25m 

ÖOÖOÖÖÖÖOOOOOOOOOOOOOOOÖ 


Preis-Schema  für  Separat-Abdrücke. 

25  Abzüge  zu  '_'  Seiten  fi^  —'70,  m.  separ.  Titel  fi.  1-70  u.  separ.  Umschlag  f].  o-20 
50        ,,  ,,    2       ,,         ,,      1-20,    ,,         ,,  ,,       ,,    2-20  „        ,,  „  .,  3'70 

25         ,,  ,,    4       ,,         ,,      V7(),    ,,         ,,  ,,       „   2-70   ,,         ,,  .,  ,,  4-7U 

50         „  ,,    4       ,,         ,,      2-20,    ,,         „  ,,       „    4-20   ,,         ,,  ,,  ,,  5'20 

Bei  6  und  mehr  Seiten  erhöht  sich  der  Preis  per  Seite  um  je  ÜO  kr. 
Bei  Bestellungen,   welche  an  die  unterzeichnete  ßuchdruckerei  zu  richten 
sind,  ersuchen  wir,  sich  ein<^s  separaten  Blattes  zu   bedienen    und    dieses    mit 
genauer  Adresse  versehen,  dem  Manuscripte  beizufTv^cn. 

Ignaz  Hartwig,  Buchdruckerei,  Freudenthal  (Oest.  Schles.),  Kirchen 

platz  13. 


Zur  gefalligen  Benachrichtigung! 

Jene,  welche  die  ihnen  fehlenden  Jahrgänge  des  „Orilitholog.  Jahrbuches" 
zu  ergänzen  wünschen,  können  selbe  —  mit  yXusnahme  des  1.  und  der  je; 
weiligen  2  letzten  abgeschlossenen,  für  welche  der  Abonnementspreis  gilt  — 
zum  ermässigten  Preise  von  je  7  Mk.  pr.  Jahrgang  beziehen.  Bei  Abnahme 
der  ganzen  Reihenfolge  tritt  noch  eine  kleine  Preisreduction  ein.  Einzelne 
Hefte  älterer  Jahrgänge  werden,  soweit  sie  noch  vorhanden  sind, »zu  0.80  Mk. 
abgegeben.  Die  Redaction  des  »Ornithol.  Jahrbuches*. 

Verantw,  Redactour,  Herausgeber  and  Verleger  :  Victor  Rittervon  Tschusi  zu  Scliinidhoffeii,  Hallein. 
Druck  von  Ignaz  Harlwis;,  Kreudentlial,  Kirchcnplatz  13. 


ORGAN 

für  das 

pakearktisehe  gaunengebiet. 

Herausgegeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen, 

früherer  Präsident  d.  „Com.  f.  ornith.  Beob.-Stat.  in  Oesterr -Ungarn,"   Ehrenmital.  d    „Ungar. 

ornith.  Centrale'*  in  Budapest,  ausperord.  u.  correspoud.  Mitgl.  d.  „Deutsch.    Ver.  z.  Schutze  d 

Vogelw."  in  Halle  a|S.,  der^Naturf.-Gesellsch.  d.  Osterlandes,"  Corresp.  Merab.  of  the  „Amer.  Omi" 

thol.  Union"  in  New-York  Mitgl.  d.  „Allgem.  deutsch,  ornith.  Gesellsch,"  in  Berlin,  etc. 


Heft  6. 


IX.   Jahrgang^. 
November — December   1898. 


Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  bezweckt  ausschliesslich  die  Pflege  der 
palaearktischen  Ornithologie  und  erscheint  in  6  Heften  in  der  Stärke  von  2'-,  Druck- 
bogen, Lex.  8.  Eine  Yermehrung  der  Bogenzahl  und  Beigabe  von  Tafeln  erfolgt 
nach  Bedarf.  —  Der  Preis  des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  directem  Bezüge 
für  das  Inland  10  Kronen  (5  fl.  ö.  W.),  für  das  Ausland  10  Mk,  =  12.50  Frcs. 
=  10  sh.  =  4.50  Rbl.  pränumerando,  im  Buchhandel  6  fl.  ö.  W.  =  12  Mark, 

Lehranstalten  erhalten  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise  von 
6  Kronen  (3  fl.  ö.  W.)  ^=  6  Mk.  (nur  direct).  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Eaume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme.  Beilagen-  und  In- 
seraten-Berechnung  nach  Yereinbarung. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuscripte,  Druckschriften  zur  Besprechung,  Abon- 
nements, Annoncen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Herausgeber,  Villa  Tännen- 
hof  bei  Hall 8 in,  Salzb.,  zu  adressieren. 


Hallein  1898. 

Druck  von Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13. 

Verlag  des  Herausgebers. 


^Ljf  Da  mit  diesem  Hefte   der  Jahrgang   schliesst,  sehen  wir  der  Begleichung  der  noch 
nussfändigen  Ahonnements  ehestens  entgegen. 


K 


In  meinem  Verlage  erscheint: 

Sllim^nn       Naturgeschichte  der  Vögel 
dUllldllil^  Mitteleöropas 


Neu  bearbeitet  von 
Prof.  Dr.  R.  Blasius  und  Prof.  Dr.  W.  Blasius  in  Braunschweig, 
Dr.  R.  Biiri  in  Bern,  Stefan  Chernel  von  Chernelhdza  in  Velencze 
(Ungarn),  Dr.  Curt  Floericke  in  Klein-Linde,  Dr.  A.  Girtanner 
in  St.  Gallen,  Prof.  A.  Goering  in  Leipzig,  F.  Grabowsky  in 
Braunschweig,  E.  Hartert  in  Tring  (England),  Dr,  F.  Helm  in 
Chemnitz,  Dr  Carl  R.  Hennicke  in  Gera,  ^.  G.  Keulemans  in 
Southend  on  Sea  (England),  O.  Kleinschmidt  in  Nierstein,  Dr. 
O.  Koepert  in  Altenburg,  Direktor  Dr.  P.  Leverkiihn  in  Sofia, 
Oscar  von  Löwis  of  Menar  in  Wenden  (Livland),  E.  de  Maes  in 
Bonn,  Prof.  Dr.  W.  Marshall  in  Leipzig,  P.  Milller-Käjnpff  in 
Ahrenshoop  i.  M.,  Jos.  von  Pkyel  in  Wien,  Dr.  J.  P.  Prdzak 
in  Edinburgh  (Schottland),  Othmar  Reiser  in  Sarajevo  (Bosnien), 
Dr.  E.  Rcy  in  Leipzig,  Alex.  Reichert  in  Leipzig,  J.  Rohweder 
in  Husum,  Oberförster  O.  v.  Riesenthal  in  Charlottenburg,  Prof. 
Dr.  O.  Taschenberg  in  Halle  a.  S.,  J.  Thicnetnann  in  Leipzig, 
Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhofen  in  Villa  Tännenhof 
bei  Hallein,  Reg.-  und  Forstrat  Jacobi  von  Wangelin  in  Merseburg, 
Hofrat  Dr.    W.    Wurm  in  Bad  Teinach. 

Herausgegeben  von  Dr.  Carl  R.  Hennicke  in   Gera. 
Vollständig  in  höchstens  120  Foliolieferungen  mit  je  3  chromo- 
lithographischen Tafeln  und  3 — 4  Bogen  Text. 

Subskriptionspreis  pro  Lieferung  1  M. 

Schon  seit  vielen  Jahren  fesselt  dieses  hochbedeutsame, 
weltberühmte  Werk  mein  ganzes  Interesse.  Geraume  Zeit  trug 
ich  mich  mit  dem  Gedanken,  dieses  klassische  ornithologische 
Universalwerk 

ZU  einem  wirklich  wohlfeilen  Jedem  erschwinglichen  f  reise 

dem  litterarischen  Verkehr  zu  übergeben  —  ein  Plan,  dessen 
Ausführung  aus  technischen  Gründen  bis  zur  Stunde  unmöglich 
war!  Heute  ist  es  mir  eine  Freude,  Ihnen  von  der  Durchführung 
Mitteilung  machen  zu  können.  Ich  bin  überzeugt,  dass  das  seither 
von  Tausenden  vergeblich  vielumworbene  treffliche  Werk,  welches 
früher  in  seiner  Oktavausgabe  (13  Bde.  Text  mit  396  Kupfer- 
tafeln) M.  636  gekostet  und  antiquarisch  nie  unter  M.  400—480 
offeriert  und  immer  seltener  geworden,  auf  diesem  Wege  mehr 
oder  weniger  Gemeingut  werden  wird. 

Dieses  zu  epfeiehen  ist  mein  Zcueck. 


Fr.  Eugen  Köhler  m  ßera-Untomhaus. 


Ein  wissenschaftliches  Prachtwerk: 

„NORDENS    FÄGLAR" 

von  KolthofT  und  Jägerskiöld. 

72  lithographierte  Tafeln  in  Farben  mit  Text. 
Preis  des  Werkes  in  18  Lieferungen  41  Mark,  gebunden  49  Mark. 
Gegen  Einsendung  des  obigen   Betrages    übersenden    wir 
dem  geehrten  Besteller  franco  das  Werk. 

F.  &  G.  Beijers  Bokförlagsaktiebolag, 
Stockholm,  Schweden. 


Jäganen 


(Der   Jäger.)    Illustrerad    nordisk    Halfarsskrift 
_  (Illustr.  nordische  Halbjahresschrift),  utgifven  af 

herausgegeben  von  Hugo  Samzelius.  —  Stockholm  Wahl- 
ström und  Widstrand.)  8«,  jährl.  2  Hefte  mit  zahlreichen  Licht- 
druckbildern und  Text-Illustrationen.  Preis  3  Kronen  p.  Jahr. 
Dieses  seit  1895  erscheinende,  reich  illustrierte  Journal  bringt 
Beiträge  von  schwedischen,  norwegischen,  dänischen  und  finni- 
schen Jägern,  Zoologen  und  Künstlern.  Man  pränumeriert  bei 
der  oben  genannten  Buchhandlung  od.  beim  Herausgeber, 
Nederkaliks,  Norbotten-Län,  Schweden. 


Preiütsekrönt  mil  14  Medaillen. 

Laboratorium  und  Naturalien-Hanillong  von  S.  Cav.  Brogi,  Siena 

— ^    (Ital.)   — — 

Kauf  und  Verkauf.    Tausch    und  Präparation    von  Thieren,    Pflanzen,    Mineralien, 
Fossilen,  sowie  Lieferung  aller  Sammrtl-,  Präparations- u.  Oonservierungs-Ütensilieu. 


Kein  KiitomoloRH,  kein  NatnraHenhändler,   Sammler    uud    Liebliaber,  kein  Samm- 
lungS'  and  Museumvorstand  kann  heutzutage 


(X  Jahrgang.) 

entbehren,  denn  es  ist  jetzt  unbestritten  die  billigste,  gediegenste,  zuverlässigste 
und  reichhaltieote  aller  naturwissensehaftliehen  Fachzeitsehritten,  welcbe 
besonders  den  Handel,  Kauf,  Verkauf  uud  Tausch  in  bester  Weise  unterstützt 
und  vermittelt. 

Inserate  haben  denkbar  besten  Erfolg. 

Monatlich  2  Nummern  je  16—24  Seiten  stark.  Leser  in  allen  Erdtheilen ;  nach 
Brasilien  allein  gehen  18  E'i.empl.ire.  Vereinsblatt  zweier  Welt-  und  vieler  LocaIvMeiue. 
Jeder  sollte  sieh  die  bezüglichen  Drucksachen  senden  lassen,  und  versenden  wir  zur  Orien- 
tierung franco  für  70  Pf  in  Briefmarken  eine  starke  Sendung  von  250  Gr.,  enthaltend  ein 
starkes  Vereinsheft,  Probenumniern  obiger  Ziitung,  Inhaltsverzeichnisse,  div^  Beilaaen, 
Prospecte,  Preiskatalo  'e,  kunstvolle,  höchst  naturgetreu  dargestellte  farbenprächtige  Probe- 
tafeln, Mitglii  derver^eichnisse  u.  s.  w.  ,    ,.  .    ,„„  .»  -i 

Pro  Quartal  bei  jeder  Postanstalt  nur  80  Pf  Mitgliederhaben  .lährluh  100  -bellen 
Freiinserate  (jede  Zeile  me'ir  5  Pf.),  sowie  zahlreiche  andere  Vergünstigungen  laut  Pro- 
specf.  Alle  Zuschriften  erbittet 

Rein  hold   Ed.  Hoff  mann,  Grünberg  pr.  Schi. 


Inhalt  des  6    Heftes. 

Seite 

Victor  Ritter  v.  Tschusi   zu   Schmidhoffen:  Ornithologische  Col- 

lectaneen  aus  Österreich-Ungarn  und  dem    Occupationsgebiete  1896  203 
Victor  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen:  Ornithologische  Col- 

lectaneen  aus  Österreich-Ungarn  und  dem  Occupationsgebiete  1897  210 

C.  E.  Hellmayr:  Mnscicapa  parva  im  Wienerwald         .  .         .         .         .  219 
Prof  Dr.  Fritsch:  Über  die  Vogel  weit  in  der  Umgebung  der  Böhmer- 

wald-Seen,  des  schwarzen  und  des  Teufeissees           ....  221 
Eduard  v.  Czynk:      Ein    dem    Untergang    geweihter    ornithologischer 

Schatz ...  225 

Johann  v.  Csatö:  Dr.  Eduard  Albert  Bielz.  Ein  Nachruf        .         .         ,  229 
Gf.  C.  Thun:     Movenzug  im  Tiroler  Hochgebirge    .....  233 
V.  Tschusi  zu  Schmidhoffen:     Buteo  ferrox  in    Nieder-    und    Ober- 
österreich   234 

Literatur  (Berichte  und  Anzeigen) 234 

An  den  Herausgeber  eingegangene  Druckschriften     .....  236 

Bälge,  Eier,  Reptilien,  Käfer 

etc. 

aus   dem   Occupationsgebiete,    wie   auch    aus   den 

anderen  Balkanländern  hat  abzugeben : 

L^  von  Vadmexöf  Mostar,  Bakamoviö  25, 

Preis-Schema  für  Separat-Abdrücke. 

25  Abzüge  zu  2  Seiten  fl.  — -70,  m.  separ.  Titel  fl.  1  70  u.  separ.  Umschlag  fl.  3-20 
50        „         „   2       „        „      1-20,   „        „  „       „   2-20  „        „  „  ,,  3-70 

25        „  „   4       „         „      1-70,   „         „  „       „  2-70  „        „  „  „  4  7i) 

50        „  „   4       „         „      2-20,   „        „  „       „   4-20  „        „  „  „  5-20 

Bei  6  und  mehr  Seiten  erhöht  sich  der  Preis  per  Seite  um  je  30  kr. 
Bei  Bestellungen,  weiche  an  die  unterzeichnete  Buchdruckerei  zu  richten 
sind,  ersuchen  wir,  sich  eines  separaten  Blattes  zu  bedienen   und    dieses   mit 
genauer  Adresse  versehen,  dem  Manuscripte  beizufügen. 

Ignaz  Hartwig,  Buchdruckerei,  Freudenthal  (Oest.-Schles.),  Kirchen- 
platz 13. 

Zur  gefälligen  Benachrichtigung! 

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zu  ergänzen  wünschen,  können  selbe  —  mit  Ausnahme  des  1.  und  der  je- 
weiligen 2  letzien  abgeschlossenen,  für  welche  der  Abonnementspreis  gilt  — 
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der  ganzen  Keihcnlulge  tritt  noch  eine  kleine  Preisreduction  ein.  Einzelne 
Hefte  älterer  Jahrgänge  werden,  soweit  sie  noch  vorhanden  sind,  zu  0.80  Mlc. 
abgegeben.  Die  Redaction  des  »Ornithol.  Jahrbuches«. 

Verautw,  Kedacteur,  Hi-rausgeber  und  Verleger  r  Victor  Rittervon  Tschusi  zu  ScbinMhoffen,  Hallein. 
Druck  von  Iguaz  Hartwig,  Freudenthal,  Kircbenplatz  13. 


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