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Full text of "Ornithologisches Jahrbuch"

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FORTHE   PEOPLE 

FOR  EDVCATION 

FOR  SCIENCE 

LIBRARY 

OF 

THE  AMERICAN  MUSEUM 

OF 

NATURAL  HISTORY 

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ITBOLOCISCIlESJiHIIBÜCe. 

ORGAN 

für  das 

palaearktische  Faunengebiet. 

Herausgegeben  und  redigiert 


von 


VIKTOR  TSCHUSI-SCHMIDHOFFEN. 


XXVIII.  Jahrgang  1917. 


Hallein   1919. 
Verlag  des  Herausgebers.  —  Druck  von  Anton  Pustet  in  Salzburg. 


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A 


Inhalt  des  XXVIII.  Jahrganges  1917. 


Seite 
W.  Bacmeister:  In  welche  Nester  legen  die  württembergischen  Kuckucke 

hauptsächlich  ihre  Eier? 110 

V.  Capek:  Der  sibirische  Tannenhäher  {Nucifraga  car.  tnacrorhynchus)  in 

Mähren   1917 154 

J.  Hartwig:  Aus  dem  Felde  im  Osten 52 

C.  Lindner:  Bemerkung  zu  Schwanzraeisennest  auf  Fichte 49 

C.  Lindner:   Emige   kurze   Beobachtungen   aus  den  Bayerischen  Alpen  50 

F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg 61 

j.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen 1    u.  163 

Jos.  Noggler:  Beobachtungen  über  den  Vogelzug  in  Mariahof     ...  51 

Jos.  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale      .    .  35 

Fr.  Rohacek:  Uebersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro      .  116 

Fr.  Roha6ek:  Beiträge  zur  Biologie  der  Sitta  neumayr  Mich 130 

E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen  zwischen  Drau  und   Krndija  18 

W.  Rüdiger:  Einige  Notizen  über  Raubvögel  in  den  Pripjet-Sümpfen   .  153 

G    Schiebel:  Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg) 101 

E.  P.  Tratz:  Störche  in  Salzburg 53 

E.  P.  Tratz:  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes 80 

V.  V.  Tschusi:  Kleine  Notizen 54 

A.  Watzinger:  Ornithologisches  von  Gmunden  und  Umgebung  ...  46 

A.  Watzinger:  Am  Neste  des  Erlenzeisigs 47 

O.    V.    Wettstein:    Berichtigungen    und    Ergänzungen    zur   Ornis    des 

Gschnitztales  bei  Steinach  am  Brenner,  Tirol 29 

Literatur. 

Berichte  und  Anzeigen. 

Seite 

Aquila  XXII.  u.  XXIIl.  1915  u.  1916 60  u.  160 

W.  Bacmeister:  Zur  Ornithologie  des  Württemberg.  Schwarzwaldes  .    .  156 

IIL  Bericht  der  Station  „Lotos"  in  Liboch  a.  E.,  1916 159 

R.  Fenk:  Ornithologisches  aus  Thüringen 58 

I,          Ist   der   griechische   Steinsperling  als   eigene    Form    zu  unter- 
scheiden und  anderes  über  Petronia 58 

H.  Fischer-Sigwart:  Kuttengeier,  Gänsegeier  in  der  Schweiz      ...  157 

I,                     Die  Kreuzschnabel-Invasion   1909 158 

„  Der  Seidenschwanz  (Bombydlla)  und  seine  Züge 

in  der  Schweiz  im  20.  Jahrhundert 158 

H.  Fischer-Sigwart:  Seltene  Vögel  des  Wauwilermooses  nach  Trocken- 
legung des  Wauwiler-Sees 158 


VI 


H.  Fischer-Sigwart:  Ueber  den  Vogelzug   im  schweizerischen    Mittel- 
lande und  über  den  Vogelflug 158 

W.  Hennemann:  Zum  Vorkommen  d.  Baumpiepers  i.  mittl.  Lennegeb.  59 
„                 Ornithologisches  aus  dem  Spessart  und  der  Mainebene  59 
»                 Der  Berghänfling  als  Wintergast   in  Westdeutschland  59 
„                 Zunahme  von  Accenior  modularis  infolge  der  Fichten- 
kulturen im  Sauerlande 59 

„                 Ausbleiben  bezw.  Auftreten  der  Bergfinken  im  Sauer- 
lande anno  1915—16 60 

Vorkommen  der  Nachtigall  im  Sauerlande    ....  156 
R.  Heyder:  Ornis   Saxonica.    Ein  Beitrag   zur    Kenntnis   der  Vögel   im 

Königreich  Sachsen 55 

7—9.  Jahresbericht  der  Versuchstation  Seebach 157 

A.  Ibarth:  Die  Vogelwelt  der  Insel  Messina  bei  Danzig 155 

R.  Kollibay:  Bemerkungen  über  einige  tiirkestanische  Vögel     ....  57 
F.  Koske:  Veröffentlichung  über  die  Vögel  Pommerns.  Ornithologische 

Bibliographie  Pommerns  bis  1915 159 

A.  Kiengel:  Störche  und  Storchnester  im  östlichen  Sachsen      ....  160 
P.  Krüß:  Vogelzug  auf  Helgoland   in  1912  ii.   1913,   nach  Tagebüchern 

der  Vogelwarte 161 

A.  Laubmann:  Nomenklatorische  Bemerkungen  zur  Gattung  Alcedo  57 

»               Ornithol.  Beobachtungen  aus  d.  Gebiete  d.  Maisinger-Sees  58 

»                Ueber  die  Begattungsart  von  Micropus  opus    ....  58 
K.  Logs:  II.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Ornithologischen  Station  des 

„Lotos"  in  Liboch  1915      56 

Museum  Zofingen:  Bericht  über  1911     15 158 

Oesterr.   Monatsschrift    für  grundlegenden    naturwissenschaftl.  Unterricht  60 

F.   Pax:  Wandlungen  der  schlesischen  Tierwelt  in  geschichtlicher  Zeit  155 

Janko  Ponebeek:  Unsere  Raubvögel 163 

H.  Reichling:  Beiträge  zur  Vogelwelt  des  Münsterlandes 156 

E.  Rößler:  Hrvatzka  Ornitoloäka  Centrala  1915 57 

Gv.  Sajovic:  Ornithol.  Notizen  für  Krain  1914—16 159 

L.  Sitowski:  Ptaki  Pienin  (Vögel  des  Pienin) 55 

Th.  Studer  u.  G.  v.  Burg:  Verzeichnis  der  schweizerischen  Vögel  und 

ihre  Verbreitungsgebiete.  Neu  bearbeitet      56 

E.  Stresemann:  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Vogelfluges  .     .     .  157 

H.  Stadler:  Zug  der  Mauersegler  \ Micropus  apus)  im  Mainnl  1916  .     .  157 

E.  P.  Tratz:  II.  Jahresbericht  der  ornithol   Station  Salzburg   1914-18    .  161 

Nachrichten. 
t 

O.  le  Roi,  O.  Finsch 60 

A.  Kocyän,  P.  E.  Heindl,  E.  Ritter  v.  Dombrowski,  v.  Berg  .     .  164 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Journale  und  Druckschriften      .    .    55,  164 


irailliologisohes  lahrbußh. 


ORGAN 


für;  das 


palaearktische  Faunengebiet. 


Jahrg.  XXVIIi. 


Jänner— April  1917. 


Heft  I.-2. 


Ornithologische  ßeiseskizzen.*) 

Von  Jul.  Michel,  Bodenbach. 
(Fortsetzung.) 

3.  Adameil  o-  und  Brentagruppe. 
Über  Gogole  marschierte  ich  auf  der  schönen  Landstraße  durch 
das  üppiggrüne  Tal,  dessen  Hänge  von  Mischwald  bedeckt  sind, 
hinaus  gegen  Fucine.  Der  zu  Berge  stehende  Wind  machte  die  be- 
reits wieder  bemerkbare  Hitze  erträglich.  Unterwegs  traf  ich  nur 
die  gewöhnlichen  Vögel  der  Niederung,  Bachstelzen,  Gold- 
ammer, rotrückige  Würger,  Meisen  etc.  Nach  einer 
Mittagsrast  ging  es  weiter  auf  der  Tonalestraße  der  italienischen 
Grenze  zu.  Die  gewaltige  Hitze,  der  schwere  Rucksack  und  die  an- 
dauernd steigende  Straße  machten  diesen  Nachmittagsmarsch  recht 
unangenehm.  Dazu  kam  noch  der  mächtige  Staub,  der  sich  immer 
erhob,  wenn  ein  Auto  vorbeiraste  oder  ein  mit  3 — 5  Maultieren  be- 

*)  cfr.  Orn.  Jahrb.  XXV.  1914,  p.  182—191. 

NB.  Beim  Wiederlesen  dieser  vor  4  Jahren  geschriebenen  Zeilen  über- 
kommt mich  ordentlich  eine  Märchenstimmung.  So  war  es  einmal!  Das  wun- 
derbare, von  so  wenig  Menschen  durchwanderte  Adamello-  und  Presanella- 
gebiet  hat  unterdessen  alle  Schrecken  des  Krieges  kennen  gelernt.  Zwar  ist 
trotz  aller  Anstrengungen  des  Feindes  der  vielumstrittene  Tonalepaß  noch 
immer  in  unseren  Händen,  aber  das  Qrenzhotel  Locatori  und  die  liebe, 
trauliche  Mandronhütte  liegen  in  Trümmern.  Dort  am  Presenagletscher,  wo 
einst  der  Mauerläufer  so  friedlich  seine  Jungen  fütterte,  krachten  die  Schüsse 
und  todeswund  sanken  viele  unserer  „welschen  Bundesgenossen"  in  den 
Schnee.  Die  Felszinnen  und  Gletscher  der  Umgebung  bildeten  den  Schau- 
platz hartnäckiger  Kämpfe,  das  Antlitz  der  Steinriesen  wurde  von  tausenden 
Granaten  durchfurcht  und  auch  mancher  unserer  wackeren  Verteidiger  ruht 
angesichts  der  mächtigen  Berge  im  ewigen  Schlafe. 

Wann  wird  wieder  der  friedliche  Wanderer  hier  ziehen  ? 

D.  V. 

Ausgegeben  am  20.  März  1917.  1 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


bpanntcr,  leerer  Wagen  mit  dem  faul  darauf  liegeiKlcn  \'cUiirino 
üaherrollte.  Über  Pizano,  wo  die  Sonntagsgäste  sich  mit  Mora-  und 
Kcgelspiel  in  ziemlich  geräuschvoller  Weise  vergnügten,  führt  die 
Straße  hoch  am  bewaldeten  Berghange  aufwärts  gegen  Westen. 
Unten  zur  Linken  das  Tal.  drüben  auf  der  anderen  Talseite  hoch  im 
Walde  das  neu  angelegte,  noch  nicht  fertige  Fort,  das  in  äußerst 
günstiger  Lage  fast  die  ganze  Tonalestraße  beherrscht  und  über 
diesen  Berghängen  die  schneebedeckte  Spitze  der  nahen  Presanella. 
An  verschiedenen  Cantonieros  geht  es  vorüber  zur  Baumgrenze. 
Dann  sieht  man  schon  den  Tonalepaß  (1884  m),  eine  breite,  welligi-, 
fast  baumlose  Hochfläche  zwischen  den  Bergen.  Sehr  froh  war  ich. 
als  ich  bei  Einbruch  des  Abends  endlich  das  nahe  der  Reichsgrenze 
zu  gelegene  Hotel  Locatori.  einen  großen,  schmucklosen  Steinkasten, 
vor  mir  liegen  sah. 

Das  große,  spartanisch  eingerichtete  Schlafzimmer  zeigte  statt 
des  Waschtisches  eine  etwas  angebrochene  Waschschüssel  auf  stroh- 
geflochtenem Stuhle  und  an  der  W"and  als  Schmuck  einen  kleinen 
Spiegel  ohne  Glas.  Bett  und  eine  kleine  Wäschelade  vervollstän- 
digten die  Einrichtung.  In  der  Tür  klaffte  ein  weiter  Spalt,  so  daß 
ich  am  anderen  Morgen  in  meinem  Bette  liegend,  durch  denselben 
über  den  schmalen  Gang  durch  die  offene  Tür  und  das  Fenster  des 
gegenüberliegenden  Zimmers  ins  Freie  sehen  konnte,  .^uch  hatte  der 
geheime  Ort  keinen  Riegel  —  aber  die  Hauptsache:  es  war  überall 
sauber,  was  man  da  unten  nicht  von  jedem  Gasthause  behaupten 
kann.  Auch  die  große  Gaststube  war,  abgesehen  von  einer  mehr 
originellen  als  geschmackvoll  bemalten  Decke,  recht  einfach  und 
wurde  nur  von  zwei  kleinen  an  der  Wand  hängenden  Petroleum- 
lampen (sogenannten  Ganglampen)  spärlich  erhellt.  Der  deutsch- 
sprechende, ungemein  höfliche  Wirt,  welcher  die  ganze  Bedienung 
besorgte,  erinnerte  mich  an  eine  Lustspielfigur.  So  ein  Quecksilber- 
inännchcn  hatte  ich  noch  nie  gesehen.  Wie  von  einer  Tarantel  ge- 
stochen rannte  er  hin  und  her,  nahm  die  Wünsche  entgegen,  wieder- 
holte sie  übermäßig  laut,  galoppierte  in  die  Küche  und  schlug  dabei 
die  Türen  zu.  daß  die  Fenster  klirrten.  Dort  hörte  man  ihn  mit 
wahrer  Feldhermstimme  den  Befehl  erteilen.  Mit  Ausnahme  des 
ungewohnten  weißen  Brotes  war  das  Essen  aber  gut.  Da  ich  recht 
müde  war,  wollte  ich  am  nächsten  Tage  hier  rasten  und  in  der  Um- 
gebung ornithologische  Studien  machen.  Mit  Wonnegefühl  legte  ich 
mich  daher  am  frühen  Morgen  auf  die  andere  Seite,  als  die  anderen 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


Gäste  —  auch  Besucher  des  Monte  Vioz  —  zur  Mandronhütte  auf- 
brachen und  schhef  bis  7  Uhr. 

Nach  dem  Frühstücke  wanderte  ich  mit  Glas  und  Skizzenbuch 
hinaus  auf  die  von  moorigen  Wiesen  und  Matten  bedeckte  Hoch- 
fläche. Der  gänzliche  Mangel  an  Vögeln,  sowie  die  selbst  vom  Wirte 
iart  angedeutete  Möglichkeit,  auf  Grund  des  Guckers  und  Skizzen- 
buches von  Österreichern  oder  Italienern  als  Spion  zusammengepackt 
zu  werden,  ließ  mich  bald  meinen  Entschluß,  hier  Rasttag  zu  halten, 
bereuen  und  schnell  entschlossen  packte  ich  um  9  Uhr  zusammen  und 
trat  den  Weitermarsch  an.  Über  den  neuen  Erzherzog  Eugen-Weg 
ging  es  hinauf  gegen  den  Adamello  zu.  Über  Moorwiesen  und 
Matten  steigt  der  manchmal  etwas  geröllige  Weg  meist  mit  bequemer 
Steigung  durch  niederen  krüppeligen  Wald  empor  zur  Baumgrenze. 
Unterwegs  beobachtete  ich  bis  hierher  nur  ziehende  Alpen- 
sumpfmeisen  und  Zaunkönige.  Weiter  oben  ging  es  dann 
über  steinige  Halden  mit  kleinen  eingestreuten  Matten,  von  welchen 
der  grelle  Pfiff  der  Murmeltiere  herübertönte,  hinauf  zum  Passe  von 
Monticelli.  Wasserpieper  und  Rotschwänzchen  schie- 
ren die  einzigen  Bewohner  zu  sein.  Vor  mir  lag  ein  weiter,  gegen 
Westen  ansteigender  Felsenkessel,  dessen  unterer  Teil  mit  einem, 
scheinbar  kaum  zu  passierenden  Chaos  von  großen  und  kleinen 
Tonalitblöcken*)  bedeckt  ist,  während  der  obere  Teil  von  dem  ziem- 
lich steil  ansteigenden  Presenagletscher  eigenommen  wird.  In  dieser 
P'elseneinöde  liegen  zwei  kleine  Seen,  die  Laghi  Presena,  der  eine 
grün,  der  andere  schwarz.  Hier  hört  der  Weg  auf,  da  aber  die  Stein- 
blöcke ungemein  fest  liegen,  so  war  das  Überschreiten  der  Block- 
halde viel  leichter,  als  es  aussah. 

Die  vorgerückte  Stunde  war  wohl  Ursache,  daß  alles  so  still  da 
oben  war.  Nur  einen  fütternden  F  1  ü  e  v  o  g  e  1  mit  seinen  Jungen 
traf  ich  an.  Den  letzteren  fehlte  noch  das  charakteristische  Rot- 
braun der  Brust.  Beim  Füttern  ließen  sie  ein  leises  ,,tschib"  ver- 
nehmen. Bald  war  ich  am  Gletscher,  dessen  schneebedeckte  Ober- 
fläche aber  schon  stark  erweicht  war  und  besonders  an  steileren 
Stellen  viel  Mühe  verursachte.  Zur  Rechten  lag  eine  mächtige,  wohl 
durch  einen  Bergsturz  entstandene  Schutthalde  mit  vielen  größeren 
Blöcken.  Als  ich  vorbei  wanderte,  bemerkte  ich  plötzlich  einen 
kleinen,  dunklen  Vogel,  der  eigentümlich  mit  den  Flügeln  zuckte. 
Das    kann    nur    ein    Mauerläufer    (Tichodroma  inuraria   (/..)    sein! 


•)  Tonalit,  ein  helles,  granitähnliches  Gestein. 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


Kichtig!  Es  ist  der  Langgesuchtc !  Wie  verzückt  stehe  ich  da  und 
beobachte  den  durchaus  nicht  scheuen  \'ogel,  wie  er  unter  stetigem 
PMügelzuckcn  auf  den  Steinen  umherhüpft,  dann  wieder  in  Lücken 
schlüpft  und  an  einer  anderen  Stelle  aufs  neue  zum  \'orschein  kommt. 
Jetzt  fliegt  er  ein  Stück  aufwärts  und  deutlich  ist  der  schön  rote 
Flügclbug  wahrzunehmen.  Ja,  dort  sitzt  ja  noch  ein  zweiter!  Es  i:>t 
ein  kaum  flügge  gewordener  junger  \  ogel,  der  mit  den  kurzen 
I'lügeln  schlägt,  den  schwachen  Schnabel  weit  aufreißt  und  um 
r  utter  bettelt.  Der  Alte  füttert,  sucht  wieder  und  fliegt  dann  einige 
Schritte  seitwärts,  wo  ein  zweites  Junge  sitzt  und  Nahrung  heischt. 
\'on  mächtiger  Freude  durchdrungen  beobachte  ich  das  schöne  Ea- 
niilienbild.  X'ergessen  ist  Müdigkeit,  vergessen  die  schmerzende 
Schulter  und  der  .schw'ere  Rucksack,  ich  sehe  nur!  Da  schlägt 
Donnergrollen  an  mein  Ohr.  über  die  Felsklippen,  die  ich  oben  an! 
Morocaro-Passe  überschreiten  muß,  ziehen  Wolken  und  einzelne 
Tropfen  fallen  bereits.  Schwer,  sehr  schwer  trenne  ich  mich  von 
dem  reizenden  Bilde,  das  sich  mir  tief  in  die  Seele  eingeprägt  hat. 

Zwei  Schritte  vor  und  einen  zurück,  so  geht  es  mühsam  am 
Gletscher  aufwärts.  Endlich  hin  ich  ganz  erschöpft  oben  angelangt. 
Nun  sind  aber  auch  die  drohenden  Wolken  verschwunden  und  ich 
bereue,  nicht  länger  unten  verweilt  zu  haben. 

Ohne  zu  rasten  steige  ich  sofort  in  der  mit  ganz  weichem 
Schnee  ausgefüllten  •  steilen  Scharte  am  Moracora  (2975  m)  nach 
dem  Talkessel  der  Mandronhüttc  ab.  Der  unter  den  Füßen  durch- 
gehende Schnee  bringt  mich  zum  Falle  und  schon  schieße  ich,  am 
Rücken  liegend,  abwärts.  Zum  Glück  sehe  ich  nicht  weit  unten  eine 
Felsennase  in  den  Schnee  hineinragen.  Aui  die  rudere  ich  zu,  fahre 
mit  den  Füßen  an  und  komme  wieder  zum  Stehen.  Die  weiter  unten 
liegende  Geröllhalde  hätte  sonst  einen  unangenehmen  Abschluß  der 
unfreiwilligen  Fahrt  bilden  können.  Nun  bleibe  ich  stehen  und  lasse 
meine  Blicke  schweifen.  \'or  mir  liegt  ein  gewaltiger  Felsenzirkus, 
im  Westen  durch  eine  klippenreiche  Felsmauer  abgeschlossen.  Gegen 
Süden  zu  liegen  der  Mandron-  und  Lobbiaglelscher,  zwei  mächtige 
Gletscher  mit  einfacher  Linienführung,  getrennt  durch  eine  Felsen- 
kette, nicht  romantisch,  aber  durch  ihre  Größe  und  majestätische 
Ruhe  imponierend.  Weiter  zurück  der  Gipfel  des  .^damello.  Gegen 
Osten  breitet  sich  die  Prcsanella  mit  ihren  schneeigen  Gipfeln  aus, 
ihr  gegenüber  ein  auslaufender  Kamm  der  .'\damellogruppe  und  da- 
zwischen das  waldreiche  Val  di  Genova.     Auf  gut  angelegtem  Wege 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


geht  es  schnell  hinab,  bei  den  zwei  Scuro-Seen  vorüber  zu  der  im 
Kessel  liegenden,  von  dem  grauen  Gestein  sich  kaum  abhebenden 
Mandronhütte  der  Sektion  Leipzig  (2447  m),  einer  echten  deutschen 
Hütte,    gemütlich,    einladend,    sauber   mit    trefflicher    Bewirtung;;-. 

Daß  hier  der  Rasttag  abgehalten  wird,  stand  beim  ersten  An- 
blicke der  alpinen  Pracht  in  mir  fest. 

Der  Nachmittag  verging  in  angenehmer  Ruhe  und  nacli  er- 
quickendem Schlafe  zog  ich  früh  hinaus.  Der  Boden  des  Kessels 
besteht  aus  mächtigen,  von  dem  Gletscher  abgeschliffenen  Fels- 
kuppen, welche  teilweise  mit  kurzem  Rasen  bedeckt  sind.  Dazwischen 
liegen  größere  und  kleinere  Mulden  mit  kleinen  Seen  und  moorigen 
Pfützen.  Die  hellgrauen  Tonalitblöcke,  mit  gelben  Flechten  bedeckt, 
bilden  mit  dem  grünen  Rasen  und  den  dunkelbraunen  Moorpfützen 
malerische  Gegensätze.  Aus  dem  Grün  leuchteten  die  bekannten 
Alpenblumen.  Nur  die  Alpenrosen  waren  bereits  verblüht.  An  den 
moorigen  Stellen  flatterten  die  großen  weißen  Fahnen  des  Woll- 
grases und  Zwergwacholder  und  handhohe  Lärchen  krochen  zwischen 
den  Steinen  am  Boden.  Die  Zahl  der  Vogelarten  war  freilich  dafür 
nicht  groß.  Graue  Rotschwänzchen  und  Wasser- 
p  i  e  p  e  r,  die  letzteren  in  ziemlich  großer  Zahl,  bevölkerten  die 
Mulden.  Die  Wasserpieper  fütterten  gerade  ihre  flüggen  Jungen 
und  so  hatte  ich  gründlich  Gelegenheit,  den  Vogel  in  aller  Ruhe  /u 
studieren.  Die  Sorge  um  die  Jungen  machte  die  Alten  recht  scheu 
und  fortwährend  umflogen  mich  dieselben  unter  ängstlichen  ,,Hiß- 
hiß''-Rufen.  Von  den  hier  hausenden  Schneehühnern  fand  ich 
nur  zwei  weiße  Schwungfedern.  Westlich  der  Hütte  trieb  sich  ein 
Pärchen  der  Alpendohle  herum.  Zuerst  suchten  sie  auf  den 
berasten  Flächen  Futter,  dann  flogen  sie  rufend  in  die  Felsen,  wo 
sie,  oft  nebeneinander  sitzend  ein  langgezogenes  ,,Ziet !"  hören  ließen. 
Mittlerweile  war  es  bereits  recht  warm  geworden  und  die  Schafe 
standen  mit  gesenkten  Köpfen  im  Schatten  der  größeren  Steinblöckc. 

Nachmittag  setzte  ich  meine  Spaziergänge  fort,  traf  aber  nur 
einige  F  1  ü  e  v  ö  g  e  1  und  viele  kleine,  dunkelbraune  Grasfrösche. 
Eine  erquickende  Ruhe  herrschte  hier  oben.  Das  wohlbekannte  Ge- 
birgsrauschen,  dazwischen  hie  und  da  ein  ferner  Steinschlag  oder 
das  gedämpfte  Rollen  eines  fernen  Gewitters,  das  war  das  ganze 
Geräusch.  Welch  wohltuender  Gegensatz  zum  lärmenden  Treiben 
der  Großstadt!  Gegen  Abend  kam  der  Hüttenwart,  der  Geheime 
Rat  Schulze  aus  T,eipzig  vom  Cercen  zurück  und  erzählte  mir, 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


daß  sein  Hund  an  der  Baumgrenze  ein  kleines  Hühnchen  aus  einer 
ganzen  Familie  gefangen  habe.  Der  Beschreibung  nach  dürfte  es 
ein  Birkhuhn  gewesen  sein.  Auch  sagte  er  mir,  daß  öfters 
Schwalbenflüge  sich  über  den  Seen  zeigen.  Wie  ich  am  nächsten 
Morgen  mich  unterwegs  überzeugen  konnte,  handelt  es  sich  um 
Mehlschwalben   {Hirundo  urbica  L.). 

In  angenehmen  Gesprächen  mit  dem  genannten  Herrn  und 
einigen  Bekannten  vom  Monte  Vioz  verging  der  Abend  des  schönen 
Tages.  Da  Führer  fehlten  und  eine  Allcinbesteigung  des  Adamello 
infolge  der  dui;ch  die  große  Hitze  frei  gewordenen,  vielen  Gletscher- 
spalten sehr  gewagt  gewesen  wäre,  zog  ich  am  nächsten  Morgen 
talwärts.  Tiefe  Schatten  lagerten  noch  über  dem  Tale  von  Genova, 
als  ich  den  Mandronkessel  verließ  und  gegen  800  Meter  auf  gutem 
Wege  zur  nächsten  Talstufe  abstieg.  Eine  Schar  Mehlschwal- 
ben zog  unter  lebhaftem  Gezwitscher  oben  im  Sonnenscheine  tal- 
aufwärts. Da  die  nächsten  Wohnorte  ziemlich  weit  entfernt  sind. 
dürfte  es  sich  hier  vielleicht  um  eine  in  den  Felshängen  südlich  der 
Presanella  wohnende  Kolonie  handeln.  Noch  ein  prächtiger  Rück- 
blick auf  den  in  den  letzten  Jahren  leider  stark  zurückgegangenen 
Gletscherabbruch  des  Mandrongletschers,  dann  führte  der  Weg  im 
Walde  weiter. 

Gegen  8  Uhr  erreichten  die  Sonnenstrahlen  den  Talboden.  Im 
Walde  sangen  Schwarzplättchen  und  Zaunkönige, 
bei  einer  verlassenen  Futterhütte  vergnügten  sich  zwei  graue 
Hausrotschwänze  und  verschiedene  Meisen  waren  über- 
all zu  hören.  Auch  ein  Zimzahl  (W  e  i  d  e  n  1  a  u  b  v  oge  1 
(Phylloscopus  collybita  (Vieill.),  und  eine  Zaungrasmücke 
ließen  ihr  Liedchen  hören.  Das  von  der  Sarca  durchflossene,  wasser- 
reiche Tal  ist  stark  bewaldet  und  zeigt  außer  einigen  Wasserfällen 
verschiedene  Spuren  der  Naturgewalten  in  Form  von  alten  Lawinen- 
gängen und  Felsstürzen  am  südlichen  Talhange.  Weiter  unten  hörte 
ich  den  charakteristischen  Pfiff  des  Mäusebussards  und 
konnte  bald  drei  dieser  harmlosen  Gesellen  bei  ihren  Fhigspielen  be- 
obachten. Am  unteren  Ende  des  um  weitere  800  Meter  sich  senken- 
den Tales  nimmt  dasselbe  bereits  einen  südlichen  Charakter  an. 
Große  Nußbäume  und  mächtige  Edelkastanien  erscheinen  zwischen 
den  Trümmern  eines  ehemaligen  Bergsturzes  und  am  .\usgange 
blickt  zur  Linken  von  einem  Felsen  ein  freundliches  Kirchlein,  dem 
hl.  Stephan    geweiht,    auf   den    Wanderer  herab.     Vor  mir  lag  die 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


fruchtbare,  gut  bewässerte  Talerweiterung  von  Pinzolo.  Dieselbe 
durchquerend  kam  ich  zwischen  üppigen  Wiesen,  Bohnen-  und 
Gemüsefeldern  an  ein  sehr  breites,  von  Geschiebe  ganz  ausgefülltes 
Flußtal,  das  von  zwei  seichten  Wasserrinnen  durchfurcht  wurde.  Die 
an  beiden  Ufern  angebrachten  hohen  Schutzmauern  zeigten  die  Un- 
zuverläßlichkeit  dieses  harmlos  scheinenden  Wässerleins  zur  Genüge. 
Bald  zog  ich  in  das  originelle  Städtchen  ein.  Es  war  Sonntag.  Die 
Osterien  waren  gefüllt  und  überall  erscholl  das  Schlagen  der  Fäuste 
auf  die  Tische  und  das  gewaltige  Geschrei,  welches  das  beliebte 
Moraspiel  (Erraten  der  aufgehobenen  Fingerzahl)  begleitet 

Die  Häuser  in  Alt-Pinzolo  sind  hochoriginell  und  spotten 
förmlich  unserer  gebräuchlichen  Regeln  der  Baukunst.  Eingänge, 
welche  in  förmliche  Räuberhöhlen  zu  führen  scheinen,  tiefe  Ge- 
wölbe, offene  Hausgiebel  mit  allen  möglichen  und  unmöglichen 
Zubauten,  wechseln  in  bunter  Reihe  Nirgends  eine  Wiederholung, 
überall  eigenartig!  Ich  war  entzückt  über  diese  malerischen  Buden 
und  als  dann  noch  gegen  Abend  mit  gewaltigem,  vielstimmigen  Ge- 
bimmel eine  große  Herde  brauner  Ziegen  mit  ihrem  ungeschlachten 
Hirten  einzog  und  sich  in  die  Häuser  verteilte,  da  kam  ich  mir  wie 
in  einem  Märchen  vor. 

Gegen  Morgen  tobte  ein  heftiges  Gewitter;  als  ich  aber  um 
7  Uhr  aufbrach,  war  es  bereits  wieder  sehr  schön.  An  einer  kleinen 
Kirche  mit  einem  prächtigen,  aus  dem  i6.  Jahrhunderte  stammenden 
al  fresco  gemalten  Totentanze  vorbei  führt  die  Straße  in  vielen  Win- 
dungen hinauf  gegen  Madonna  di  campiglio.  Im  Tale  herrschte  eine 
feuchte  Wärme  wie  in  einem  Treibhause  und  öffnete  alle  Poren. 
Endlich  gelangte  ich  auf  die  höhere  Talstufe  und  hatte  nun  einen 
herrlichen  Anblick  der  Felsenwildnis  der  Brenta-Gruppe. 

Im  Walde,  sowie  in  dem  Gesträuche  zwischen  den  Feldern  traf 
ich  verschiedene  Meisen,  Rotkehlchen,  L  a  u  b  v  ö  g  e  1, 
Wiesensch  mätzer.  Dorn-  und  Zaungrasmücken,  bei 
den  Häusern  weißeBachstelzen.  Bald  bog  ich  von  der  hohen 
Straße  ab,  kreuzte  den  Bach  und  wanderte  dann  in  kühlem  Waldes- 
schatten im  \"al  Brenta  am  Bache  aufwärts.  Unterwegs  hörte  ich 
einen  Mäusebussard  und  sah  eine  fütternde  Misteldros- 
sel (Turdiis  viscivorus  L). 

Nach  einiger  Zeit  gelangte  ich  an  eine  natürliche  Talsperre.  Ein 
mächtiger  Felsriegel  liegt  hier  quer  über  das  Tal  und  sperrt  dasselbe 
vollständig  ab.     Passo  dell  Orso   Cvvohl  Bärenpaß?)    heißt  der  Ort. 


8  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

An  einer  hohen,  etwas  überhängenden  Felswand  in  der  Nähe 
eines  kleinen  Wasserfalles  sah  ich  plötzlich  Schwalben  ab-  und  zu- 
fliegen. Zuerst  dachte  ich  an  Felsenschwalben,  bald  aber  bemerkte 
ich  durch  das  Glas,  daß  es  Mehlschwalben  waren.  Ungefähr 
lo — 12  Paare  hatten  sich  hier  in  einer  Kolonie  angesiedelt.  Ein  Teil 
der  Nester  war  als  regelrechter  Kugelabschnitt  an  den  Felsen  ange- 
heftet, einige  Vögel  schlüpften  aber  in  enge  Spalten.  Augenschein- 
lich fütterten  sie  die  Jungen.  Lange  schaute  ich  dem  munteren 
Treiben  zu,  dann  kletterte  ich  auf  dem  schmalen  Wege  an  dem  Fels- 
abstürze  in  die  Höhe  zur  nächsten  Talstufe.  Diese  war  mit  Fichten, 
Erlen,  Birken  und  Knieholz  bewachsen.  Mittags  langte  ich  bei  der 
Malga  bassa,  einer  kleinen,  äußerst  primitiven  Hirtenhütte  an,  wo 
ich  von  dem  urwüchsigen  Bewohner  derselben  in  einer  Holzschale 
ausgezeichnete  ,,Milk"  bekam,  w-elche  mit  einem  Stücklein  Brot  ein 
wohlschmeckendes  Mahl  bildete.  Wie  weit  der  liebe  Mensch  in  der 
sogenannten  Kultur  zurück  war.  konnte  ich  bald  ersehen.  Ich  hatte 
ihm  eine  Zigarre  geschenkt.  Der  Beglückte  wußte  aber  nicht,  daU 
man  beim  Rauchen  die  Spitze  abschneiden  muß  und  quälte  sich  nun 
schnaubend  und  zutzclnd  damit  ab,  bis  ich  darauf  aufmerksam  wurde. 
Nach  kurzer  Rast  zog  ich  weiter.  Zwischen  zwei  steil  abfallenden 
Felswänden  führte  eine  Schutthalde  hinauf  auf  die  letzte  Talstufe, 
eine  trostlose  und  dabei  doch  großartig  anmutende  Einöde  ohne  jeg- 
lichen Pflanzenwuchs.  Selbst  das  Schmelzwasser  verkriecht  sich 
zwischen  die  unzähligen  Felsstücke,  welche  hier  den  Boden  bedecken. 
Und  ringsum  die  hohen,  kahlen,  fast  lotrechten  Felswände  und  Türme 
und  am  Schlüsse  ein  kleiner,  aber  steiler  Schneehang,  der  zur  Bocca 
di  Brenta  (2540  m)  führt. 

Alles  scheint  hier  erstarrt  zu  sein,  kein  tierischer  T.aut  ist  r,u 
vernehmen.  Von  Block  zu  Block  springend  dringe  ich  aufwärts. 
Da  grollt  von  den  Zinnen  herab  der  Donner.  Wolken  umziehen  die 
Häupter,  Blitze  zucken  und  schon  fallen  die  ersten  Tropfen.  Unter 
einem  haushohen  Felsen  suche  ich  Schutz.  Bald  hört  der  Regen  auf 
und  ich  gehe  weiter.  Noch  ein  paarmal  wiederholt  sich  dasselbe 
Spiel,  da  verliere  ich  die  Geduld  und  steige  mühsam  über  den  steilen, 
schneebedeckten  Hang  zur  Bocca  empor.  Auch  hier  machte  der  sehr 
weiche  Schnee  viel  zu  schaffen  und  ich  war  wirklich  froh,  als  ich 
endlich  keuchend  am  Ziele  stand.  Bald  war  ich  in  der  auf  der  an- 
deren Seite  gelegenen  nahen  Tosa-Hütte.  Zum  Glück  konnte  ich 
mit  allerlei  List  ein  einzelnes  Bett  erobern,  denn  die  Hütte  war  voll 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


von  Kraxlern  und  von  dem  allgemeinen  Lager  hatte  ich  unterwegs 
..Wanzliches"  gehört.  Es  war  die  reinste  Kletterschule  hier  oben. 
Von  allen  Seiten  hörte  man  nur  über  Tritte,  Griffe,  Bänder,  Culoirs 
u.  dgl.  reden,  so  daß  einem  normal  und  harmlos  auf  der  Erde  Wan- 
dernden schwindlig  werden  mußte.  Da  gab  es  einen  Kletterherrgott, 
einen  jungen  Kerl,  der  allein  auf  der  Guglia,  dem  derzeitigen  Mekka 
aller  Kletterfexe,  gewesen  und  der  nun  mit  einer  wahrhaft  souve- 
ränen Verachtung  auf  alles  minder  ,, kletterhafte"  herabschaute,  dann 
gab  es  eine  Anzahl  ihn  anbetender  Anfänger,  die  in  scheuer  Bewun- 
derung jedes  seiner  den  Lippen  entfliehenden  Worte  als  Heiligtum 
hinnahmen.  Selbst  ich  wurde  im  Freien  das  Opfer  eines  angehenden 
,,Mauerklampfers",  der  mir  unbarmherzig  alle  Spalten  zeigte,  in 
denen  er  tags  zuvor  am  nahen  „Hausberge"  emporgekrochen  war. 

Das  Essen  war  mangelhaft,  Fleisch  und  Rx)twein  fehlte.  Die 
Reinlichkeit  ließ  auch  vieles  zu  wünschen  übrig.*)  Dazu  hatten  mir 
einige  abgehende  Italiener  meinen  alten,  erprobten  Bergstock  mitge- 
nommen, was  Wunder,  wenn  es  mir  hier  oben  wenig  gefiel.  In  den 
nahen  Felsen  jagften  sich  unter  grellen  Pfiffen  einige  Alpen- 
dohlen herum.     Weiter  war  kein  Vogel  wahrzunehmen. 

Ich  war  froh,  als  ich  am  kommenden  Morgen  nach  Molveno 
abstieg.  Über  Geröll  und  dann  über  dürftige  Matten  gelangte  ich 
wieder  zur  Baumgrenze.  In  dem  noch  mit  Tauperlen  bedeckten 
Knieholze  sah  ich  einige  Hausrotschwänze,  darunter  auch 
einen  recht  dunklen,  und  eine  Zaunkönigfamilie.  Alle 
Augenblicke  sah  man  eines  der  drolligen  Kerlchen  mit  hocherhobe- 
nem Schwänzlein  aus  dem  Gezweige  auftauchen  und  wieder  ver- 
schwinden. Welch'  eine  Summe  von  Lebenslust !  Allmählich  misch- 
ten sich  Lärchen  unter  das  Knieholz  und  bald  wurde  daraus  ein 
schöner  Wald  mit  großen  Fichten  und  Buchen.  Unten  im  Tal  ge- 
langte ich  an  ein  Bachbett,  das  mit  mächtigen  Steinblöcken  erfüllt 
war,  nur  das  Wasser  fehlte  gänzlich.  Erst  weiter  unten  hörte  man 
es  rauschen.  An  einer  Säge  („Segha"  genannt)  vorüber,  wanderte 
ich  bald  über  das  Anschwemmungsgebiet  des  kleinen  Bächleins  zum 
tiefblauen  Molvenosee.  In  den  Sträuchem  tummelten  sich  D  o  r  n  - 
grasmücken,  auf  den  Wiesen  zahlreiche  Wiesenschmät- 

*)  Das  jetzt  etwas  weiter  oben  erbaute  deutsche  Haus  wird  seine 
Besucher  jedenfalls  besser  befriedigen.  (Nunmehr  ist  es  infolge  welscher 
Ränke  in  den  Besitz  des  italienischen  Alpenvereines  übergegangen.    D.  V.) 


10  Jiil.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

z  e  r.  Schwalben  durchkreuzten  die  Luft  und  auf  den  belaubten 
Berglehnen   waren  auffallend   viel   Rabenkrähen   zu  bemerken. 

In  den  Bohnenfeldcm  beim  kleinen  Kirchlein  S.  Vigilius  beob- 
achtete ich  eine  Schar  Sperlinge.  Da  dieselben  äußerst  scheu  waren, 
so  dauerte  es  eine  geraume  Zeit,  ehe  ich  ein  hübsches  Männchen  mit 
Sicherheit  als  Passer  italiac  ansprechen  konnte.  Der  Ort  selbst  ist 
klein  und  recht  altertümlich  und  interessant.  Schon  der  Toreingang 
ist  sehenswert  und  die  engen  bergigen  Gassen  sind  malerisch.  Dafür 
sind  einige  neue  große,  mehr  seitlich  liegende  Häuser  das  geschmack- 
loseste, was  man  sehen  kann.  Große,  nackte  Steinkasten  ohne  jede 
Gliederung,  ohne  jeden  Schmuck,  oft  erst  halb  ausgebaut  und  schon 
teilweise  bewohnt.  An  dem  großen  Steinbrunnen,  welcher  eine  zum 
Waschen  bestimmte,  mit  breitem,  schrägen  Steinrande  versehene  Ab- 
teilung enthält,  schlugen  die  Weiber  ihre  Wäsche  und  schnatterten 
dabei  gewaltig.  Schönheiten  fehlten  gänzlich.  Andere  holten  in 
Kupferkesseln  oder  Holzcimem,  welche  an  einem  Tragjoche  hingen, 
Wasser  und  musterten  neugierig  den  Fremdling.  An  den  Füßen 
hatten  die  Leute  vielfach  dicke,  hölzerne,  mit  Riemen  befestigte 
Sandalen.  Auf  hölzernen  Schlitten  brachten  sie  das  Heu  von  den 
Bergen  und  aus  den  Fenstern  der  Obergeschosse  ragte  oft  zum 
Trocknen  bestimmtes  Astholz  weit  heraus.  Kurz :  ein  originelles 
örtlein ! 

Die  Hitze  nahm  gewaltig  zu  und  so  rettete  ich  mich  in  die 
große  gewölbte  Hausflur  des  ,,Aquila  nera".  Hier  im  Schatten  des 
,, schwarzen  Adlers"  w-äre  es  bei  einem  Gläschen  Vino  santo  sogar 
fein  gewesen,  wenn  nicht  die  entsetzliche  Fliegenplage  jede  Ruhe 
grausam  zerstört  hätte. 

So  viel  Fliegen  habe  ich  in  meinem  ganzen  Leben  nie  beisammen 
gesehen  wie  hier!  Ich  lebte  in  stetem  Kampfe  mit  den  Bestien.  Als 
ich  zufällig  einen  Blick  in  die  Küche  warf,  sah  ich  auf  einem  Tische 
einen  schwarzen  Klumpen  liegen.  Bei  Annäherung  der  Köchin  wurde 
er  plötzlich  rot  und  die  Luft  herum  dunkel,  es  war  ein  rohes  Stück 
Fleisch,  das  über  und  über  mit  Fliegen  besetzt  war.  Obwohl  ich  als 
Naturhistoriker  allen  Tieren  einen  gewissen  Grad  von  Wohlwollen 
entgegenbringe  und  daher  nicht  zimperlich  und  heikel  bin.  so  habe 
ich  doch  nicht  mehr  in  die  Küche  geguckt.  Nur  die  verfinsterten, 
abgesperrten  Zimmer  gewährten  einigen  Schutz  vor  dieser  histori- 
schen Leibgarde  des  Teufels,  .^m  frühen  Morgen  traf  ich  den  ita- 
lienischen  Sperling  auch   im  Orte   selbst,   aber  immer   nur 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  11 

auf  den  Dächern,  nie  auf  der  Gasse.  Dabei  waren  die  Vögel  so  scheu, 
daß  es  wirklich  sehr  schwer  wurde,  einen  mit  dem  Glase  festzuhalten. 
!^o  wie  sie  sich  beobachtet  sahen,  verschwanden  sie  in  einer  Baum- 
krone und  nur  das  Geschilp  verriet  ihren  Aufenthalt.  Gegen  6  Uhr 
zogen  sie  auf  das  Feld  hinaus.  Allem  Anscheine  nach  ist  ihr  Da- 
sein kein  ungestörtes. 

Über  Andalo-Fai  fuhr  ich  dann  nach  Mezzo-Lombardo  und  von 
da  über  St.  Michele  nach  Bozen.  Um  5  Uhr  Nachmittag  zeigte  das 
Thermometer  43  Grad  Celsius  an  der  Sonne,  als  ich  nach  Gries  ging. 
An  derTalfer  konnte  ich  noch  einige  Passer  italiae  beobachten.  Dann 
nah.men  die  Sehenswürdigkeiten  Bozens,  insonderheit  das  wohlbe- 
kannte „Batzenhäusel"  meine  ganze  Aufmerksamkeit  so  in  An- 
spruch, daß  das  ornithologische  Tagebuch  leer  blieb.  Die  Mitter- 
nacht zog  näher  schon,  als  ich  am  Walterplatze  bei  den  letzten  Klän- 
gen der  Militärmusik  durch  einige  „Schälchen  Heeßen"'  die  unge- 
stümen Geister  des  Batzenhäusels  bannte. 

4.  Umgebung  von  Lienz   in  Tirol. 

Von  Bozen  fuhr  ich  über  Franzensfeste  durchs  Pustertal,  wobei 
mir  unterwegs  viele  Rabenkrähen  zu  Gesichte  kamen.  In  Lienz 
machte  ich  Halt  und  besuchte  den  Präparator  Heinrich  P  i  c  h  1  e  r, 
um  desen  Präparate  einer  Durchsicht  zu  unterziehen  und  Erkundi- 
gungen über  die  Alpenvögel  der  Umgebung  einzuziehen.  Der  ge- 
nannte Herr  zeigte  sich  als  guter  Kenner  der  vorhandenen  Stücke 
und  beantwortete  meine  sondierenden  Fragen  in  einer  Weise,  dif 
mich  von  der   Richtigkeit    seiner   Auskünfte  vollständig  überzeugte. 

Das  Beobachtungsgebiet  umfaßt  einen  Teil  von  Ost-Tirol  und 
zwar  das  obere  Drautal  in  der  Umgebung  von  Lienz :  das  Isel-  und 
Debanttal ;  femer  gehören  dazu  die  Lienzer  Dolomiten  mit  dem 
, ..Spitz-  und  Rauchkofel"  (1911  m),  der  östliche  Teil  des  Defregger- 
gebirges  mit  dem  „bösen  Weibele"  (2523  m),  „Schönbichele" 
(1982  m)  und  dem  Schloßberge  von  Brück,  die  Bergkette  zwischen 
dem  Debant-  und  Iseltale  und  dem  ,,Schleinitz"  (2906  m),  sowie  die 
südliche  Fortsetzung  derselben,  die  östliche  Berglehne  bei  Nikols- 
dnrf  mit  dem  ,,Ziethenkoger'    (2481  m). 

Meinen  damals  gemachten  Aufzeichnungen  entnehme  ich  fol- 
gendes : 

Der  Steinadler  kommt  in  den  Dolomiten  öfters  vor,  fehlt 
aber  im  Tauemgebiete.     Pichler  präpariert  jedes  Jahr  3 — 4   Stück. 


12  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

Der  Weißkopf  geier  ist  im  Debanttale  und  beim  Wanger- 
iiitzsee  nicht  so  selten.  Er  kreist  besonders  gern  an  heißen  Tagen 
und  Pichler  i)eobachtete  früher  einmal  3  Stück  zu  gleicher  Zeit. 

Sperber,  Habicht,  T  u  r  m  f  a  1  k  und  Lerchenfalk 
sind  unten  im  Tale,  der  Wanderfalk  höher  im  Gebirge  anzu- 
treffen. Der  W  e  s  p  e  n  b  u  s  s  a  r  d  ist  oft  noch  höher  im  Gebirge 
vorzufinden  als  der  Mäusebussard. 

Der  A  he  n  d  f  a  1  k  (Cerchneis  vespertina  {  L.)  zieht  öfters  An- 
fang Mai  in  großer  Menge  das  Drautal  aufwärts  bis  Bruneck  und 
noch  weiter  und  verliert  .sich  dann  allmählich;  doch  ist  die  Zug- 
zeit nur  kurz. 

Der  U  h  u  ist  sehr  selten  auf  der  Schattenseite  der  Berge  bei 
Nikolsdorf.  Vor  nunmehr  ungefähr  20  Jahren  brütete  er  noch  auf 
der  Schattenseite  der  Berge  bei  Ober-Lienz.  Die  Jungen  wurden 
ausgehorstet  und  die  alten  \'ögel  gefangen  und  erlegt.  Der  Stein- 
kauz ist  häufig,  der  Rauhfußkauz  {Aegolius  funereus  (L.) 
viel  seltener.  Ich  sah  bei  Pichler  auch  einen  jungen  im  dunklen 
Gefieder. 

Der  Sperlingskauz  ( Glaucidium  passerinum  (L.)  ist 
nicht  so  selten  und  wurde  früher  beim  \'ogelfangen  öfters  mit  der 
Leimspindel  gefangen. 

Der  Kolkrabe  ist  überall  verbreitet,  in  den  Dolomiten  wie 
auch  in  den  Tauern.  Bei  Nikolsdorf  ist  er  häufig.  Ist  besonders  bei 
angeschweißten  Gemsen  zu  finden. 

Die  Alpendohle  ist  überall  anzutreffen.  Der  .^  1  p e n- 
segler  {Cypselus  melba  (L.)  ist  im  Schleinitzgebiete  häufig  zu 
sehen. 

Der  Mauerläufer  {Tichodroma  muraria  (L)  bewohnt  die 
Galitzenklamm  (zwischen  Spitz-  und  Rauchkofe).  Ebenso  ist  er  in 
den  Dolomiten  zu  finden.  Wenn  im  Herbste  das  Laub  von  den 
Bäumen  fällt,  kommt  er  öfters  an  den  Schloßturm  bei  Lienz. 

Der  Flüevogel  {Accentor  collaris  (Scop.)  ist  in  entspre- 
chender Höhe  überall  im  Gebirge  verbreitet. 

Der  Stcinrötel  {Monticola  saxatilis  (L)  ist  ein  seltener 
X'ogel,  welcher  im  Defregger-Gebirge  zwischen  dem  bösen  Weibele 
und  Schönbichele  ab  und  zu  vorkommt. 

Der  Steinschmätzer  ist  überall  zu  finden. 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  13 

Der  Dreizeh  enspeciit  (Picaides  trid.  alpimts  Br.)  ist 
am  Schloßberge  (Brück)  öfters,  sonst  aber  im  Gebirge  gewöhnlich 
in  einer  Höhe  von  über  looo  Meter  anzutreffen. 

Das  Schneehuhn  ist  im  Defreggergebirge,  sowie  in  den 
Tauern  bei  Windisch-Matrei  öfters,  in  den  Dolomiten  seltener  zu 
beobachten.  Im  Gebiete  des  Schleinitz,  wie  auch  bei  Nikolsdorf  ist 
auch  das  Steinhuhn  noch  vorhanden.  Doch  ist  diese  Art  schein- 
bar im  Aussterben  begriffen. 

Hasel-,  Au  er-  und  B  i  r  k  w  i  1  d  kommt  überall  vor,  auch 
R  a  c  k  e  1  w  i  1  d.  Vor  ungefähr  7 — 8  Jahren  wurde  ein  Rackelhahn 
bei  Matrei,  ein  zweiter  bei  Schlaiten  im  Iseltale  erbeutet.  Die  meisten 
weisen  den  Birkhahntypus  mit  violettem  Halse  auf,  einer  besaß 
Auerhahntypus.     Der  Alpenzeisig  war  Pichler  nicht  bekannt. 

5.   Im  Krim  m  1er  Gebiet. 

Die  Tauernbahn  trug  mich  wieder  ins  Salzburger  Landl,  wo  ich 
von  Zell  a.  S.  meine  Reise  durch  das  stellenweise  fast  ebene,  ziemlich 
breite  Pinzgauer  Tal  nach  Krimml  fortsetzte.  Große,  üppig  grüne 
Wiesen  und  hie  und  da  kleine  Felder  wechseln  mit  torfigen  Sumpf- 
strecken, an  denen  Schilf-  und  Erlenbestände  vorherrschen.  Vorbei 
fährt  das  „Zügle"  an  den  charakteristischen,  grauen  Holzzäunen, 
hinter  denen  Unmengen  von  weißblühenden  Spierstauden,  allerlei 
Sträucher  und  alte  Ebereschen  mit  den  sich  bereits  korallenrot  fär- 
benden Beerentrauben  stehen,  vorüber  an  den  verwitterten,  luftig 
gebauten  Heustadeln  und  den  lieben,  freundlichen  Örtchen,  bis  es 
endlich  auf  der  Endstation  Krimml  halt  macht. 

.Zahlreiche  Wiesensch  mätzer,  weiße  Bachstelzen 
und  Rabenkrähen,  sowie  lustig  zwitschernde  Schwalben 
belebten  das  Tal. 

Nach  kleinem  Marsche  auf  der  ansteigenden  Straße  auf  der  sich 
viele  Goldammer  umhertreiben,  ist  das  wohlbekannte  Kirchdorf 
erreicht  und  vertraute  Gesichter  heißen  mich  willkommen. 

Am  15.  August  zog  ich  früh  über  die  Gerlosplatte,  den  zumteil 
hochflächenartig  breiten  Nordabfall  des  Plattenkogels,  ins  Tal  der 
wilden  Gerlos.  Über  den  mit  schönem  Hochwald  bestandenen  Ab- 
hang gelangt  man  auf  eine  ziemlich  ebene  Fläche,  welche  mit  Hut- 
weiden und  kleineren  Beständen  eines  schon  mehr  verkümmerten 
Nadelwaldes  bedeckt  ist.  \'on  dort  her  erschallte  der  Schrei  des 
dickschnäbligen   T  a  n  n  e  n  h  ä  h  e  r  s.      Bei     den     einzelnen     Almen 


14  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

trieben  sich  Hausrotschwänze  (Rotbrandl)  sowie  ziemlich 
viele  Wasserpieper  umher  und  auch  eine  einzelne  G  e  b  i  r  g  s- 
bachstelze  war  zu  sehen. 

Von  der  Platte  abwärts  steigend,  gelangte  ich  in  das  Tal  der 
wilden  Gerlos.  Der  untere  Teil  desselben  ist  mehr  lieblich  als  wild. 
Mit  geringer  Steigung  geht  es  über  grüne  Wiesen  an  Almen  vorbei 
zu  einem  Querriegel,  über  den  man  zur  zweiten  Talstufe  gelangt. 

Von  den  waldbedeckten  Hängen  zur  Linken  schallt  der  krei- 
schende Ruf  des  Tanne  nhehers  herab.  Bei  den  Hütten  sind 
zahlreiche  Rotschwänze  und  am  Bache  viele  Wasser- 
p  i  e  p  e  r  zu  sehen.  Auf  der  zweiten  Stufe  ist  das  Tal  enger.  Der 
Weg  führt  knapp  am  tosenden  Bache,  der  schäumend  zwischen  den 
vielen  .Steinblöcken  sich  seinen  Weg  sucht.  Der  Baumwuchs  wird 
spärlicher  und  wie  weiße  Gerippe  leuchten  die  gebleichten  Stämmchen 
abgestorbener  I-'ichten  aus  dem  Grün.  Durch  das  Astgewirr  schlüp- 
fen nuintcre  Zaunkönige  und  eine  Herde  schön  dunkelbrauner, 
wollige] )auter  Ziegen,  welche  vielleicht  schon  mancher  Tourist  in 
einiger  Entfernung  als  ,, echte  Jemsen"  angesprochen  hat,  kommt 
unter  der  I'ührung  eines  patriarchalisch  aussehenden  Bockes  neu- 
gierig heran.  Das  Tal  wird  immer  enger  und  öder  und  zahlreiche 
kleine  Wasserfälle,  welche  über  die  seitlichen  Fclsenhänge  herab- 
stürzen, geben  ihm  einen  romantischen  Anstrich.  Die  dritte  Talstufe 
ist  ein  ödes  Felsenkar  mit  zahlreichen  Spuren  wilder  Felsstürze, 
das  links  und  gradaus  von  Felswänden,  rechts  von  den  gletscherbe- 
dtckten  Hängen  der  wilden  Gerlosspitze  abgeschlossen  wird.  Das 
Grün  verschwindet  allmählich  und  das  Grau  der  Steine  herrscht  vor. 
Zahlreiche  W'  a  s  s  e  r  p  i  c  p  e  r  treiben  hier  ihr  Wesen.  Mächtige 
knorrige  Wurzelstöcke  und  Stammstücke  sind  die  letzten  Reste  eines 
früheren  Waldes.  Die  grauen  Felsblöcke  sind  mit  gelben  Flechten 
und  rotem  \'eilchenmoos  bedeckt  und  die  Zahl  der  echten  Alpen- 
blumen wächst,  je  weiter  wir  aufwärts  steigen.  Über  Blockhalden 
und  Moränen  geht  es  zur  steilen  Wand,  an  der  ein  Fußsteig,  den  von 
eben  in  gewaltigen  Sprüngen  hera^)stürzenden  Bach  übersetzend, 
mühsam  zur  Höhe  führt,  auf  welcher  lawinengeschützt  die  Zittauer 
Hütte    (2330  m)   thront. 

Das  Wetter  hatte  sich  unterdessen  recht  häßlich  gestaltet  und 
unter  mächtigen  Regenschauern  hielt  ich  meinen  Einzug. 

Eine  recht  stürmische  Nacht  folgte  und  als  ich  am  Morgen  des 
16.  August  früh  in's  Freie  trat,  da  herrschte  eine  empfindliche  Kühle. 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  15 

Im  Tale  wogten  dichte  Nebel  und  der    lustig    pfeifende    Wind  trieb 
zeitweilig  mächtige  Streifen  davon  zur  Höhe. 

Neben  dem  unteren  Gerlos-See,  der  wie  ein  tiefdunkles  Auge 
zwischen  den  grauen  Felsen  liegt,  stieg  ich  über  die  Blockhalden  und 
Moränen  aufwärts  gegen  den  Gerlosgletscher,  um  Schneehühner  zu 
suchen.  In  dem  dürftigen  Blattwerk  der  Silberwurz,  welches  hier  die 
Hauptnahrung  derselben  liefert,  fand  ich  wohl  Losung  und  ein  meh- 
rere Wochen  altes,  totes  Junge,  aber  keine  lebenden  Hühner.  An- 
scheinend war  das  l'ier  durch  Steinschlag  verunglückt  und  befand 
sich  bereits  im  Federwechsel.  Die  Daunen  waren  durch  die  Federn 
des  Jugendkleides  ziemlich  ganz  verdrängt  und  im  Flügel  zeigten 
sich  sogar  schon  einige  weiße  Schwingen.  Da  immer  ein  Pärchen 
Schneehühner  in  nächster  Nähe  der  Hütte  beobachtet  worden  war 
und  Touristen  noch  vor  einigen  Tagen  solche  bei  der  nahen  Roßkar- 
scharte gesehen  hatten,  so  suchte  ich  jetzt  auch  das  Gelände  zur  an- 
deren Seite  sorgfältig  ab.  Ich  sah  wohl  unsere  Hausrot- 
s  c  h  wä  n  z  e  und  W  a  s  s  e  r  p  i  e  p  e  r,  hörte  das  „dridlit !"'  des 
F  1  ü  e  V  o  g  e  1  s  und  beobachtete  ein  Pärchen  in  nächster  Nähe,  ich 
sah  ein  eifrig  zwischen  den  Steinen  revierendes  Hermelin,  aber  kein 
Schneehuhn.     Ärgerlich  kehrte  ich  zur  Hütte  zurück. 

W^ie  mir  der  Hüttenwirt  dann  mitteilte,  wurde  vor  ungefähr 
20  Jahren  auf  dem  Bergrücken  am  linken  Gerlosufer  ein  Stein- 
adler geschossen,  seitdem  aber  keiner  mehr  gesehen. 

Ich  zeichnete  nun  das  gefundene  Huhn  und  balgte  es  hierauf 
für  meine  Sammlung  ab.  Die  kleine  6jährige  Kati  der  Wirtin  stand 
dabei  und  ich  sehe  heute  noch  die  entsetzten  Augen  der  Kleinen  und 
höre  noch  den  schmerzlichen  Ruf:  ,,Das  arme  Vogei  tat  mi 
drbarmen!",  als  ich  so  mit  dem  Messer  hantierte.  Erst  als  ich  ihr 
das  \'öglein  dann  sauber  zugerichtet  zeigte,  da  erheiterte  sich  wie- 
der ihr  Gesicht.  Am  liebsten  hätte  sie  das  liebe  ,, Vogei"  behalten. 
Nach  eingenommenem  Mittagessen  zog  ich  dann  an  dem  oberen 
Gerlos-See  vorüber  — ■  beide  Seen  haben  vollkommen  pflanzenleere 
Ufer  —  zur  Roßkarscharte  (2845  ^)-  '^'on  wo  sich  ein  schöner  Blick 
auf  die  eisbedeckten  Gipfel  der  Umgebung  öffnete. 

Ich  wanderte  hierauf  ganz  langsam  und  scharf  beobachtend  zur 
Richterhütte.  Trotz  aller  Aufmerksamkeit  gelangte  außer  H  a  u  s  - 
rotschwanz  und  W  a  s  s  e  r  p  i  e  p  c  r  kein  anderer  \'ogel  zur 
Beobachtung.  Interessant  war  mir  ein  Fleck  mit  rotem  Schnee 
nächst  der  Hütte. 


16  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

Am  anderen  Morgen  wanderte  ich  bereits  vor  6  Uhr  weiter  zur 
\Vindbachscharte  und  dem  Krimmler  Tauern.  Es  war  wiederum 
recht  kühl,  der  Himmel  überzogen  und  Nebel  krochen  aus  der  Tiefe 
herauf.  Beim  Austritte  aus  der  Hütte  begrüßte  mich  ein  Wasser- 
pieper  mit  seinem  „bist,  bist!"  sonst  blieb  alles  still.  Bald  war 
die  Scharte  (2848  m)  erreicht,  aber  nur  ein  mit  Nebel  erfülltes  Tal 
bot  sich  dem  Auge  dar.  Ebenso  waren  die  Spitzen  umschleiert.  Ein 
Mutterschaf  mit  zwei  allerliebsten  Lämmlein,  welche  bei  meinem 
Anblicke  erschraken  und  mit  großer  Eile  und  viel  Geschick  über  den 
steinigen  Hang  hinabrutschten,  das  waren  die  einzigen  Lebewesen. 
Der  Nebel  wurde  immer  dichter  und  stieg  immer  höher.  Da  bei  sol- 
chem Wetter  die  Schneehühner  gern  umherziehen,  so  bog  ich  vom 
Wege  ab  und  kletterte  über  den  blockbesäcten  Berghang  hinauf  gegen 
den  ewigen  Schnee  zu.  Wieder  fand  ich  nichts  als  Losung  und  so 
zog  ich.  dem  Geschicke  grollend,  dem  Tauem  zu.  Immer  unwirt- 
licher wurde  die  Gegend.  Graue,  mit  gelben  und  schwarzen  Flechten 
bedeckte  Steinblöcke,  dazwischen  hie  und  da  ein  braungrüner  Rasen 
mit  wenig  Halmen  und  dürftigen  Pflänzlein,  fast  blumenlos.  so  bot 
sich  die  Umgebung  dar.  Mit  leisem  ,.(ljib  djib!"  zogen  einige  F  1  ü  e- 
v  ö  g  e  1  in  kurzbogigem  Fluge  durch  den  Nebel,  sonst  lautlose  Stille. 
Nach  2^/2  Stunden  stand  ich  auf  dem  mit  einem  Kreuze  geschmück- 
ten Krimmler  Tauem  (2634  m),  der  Grenze  zwischen  Salzburg  und 
Tirol.  Vor  mir  lag  das  Ahrntal,  aber  die  Dreihermspitze  und  die 
anderen  gekrönten  Häupter  hatten  immer  noch  Hauben.  In  der 
nahe  gelegenen  Neu-Gersdorfer  Hütte  kehrte  ich  ein.  Das  Maximum- 
und  Minimum-Thermometer  zeigte  14V2  Grad  Celsius  Wärme  und 
eljensoviel  Grad  Kälte  als  Jahresergebnisse  an. 

Hie  und  da  brach  ein  Sonnenblick  durch  die  Wolken,  aber  das 
Wetter  war  nichts  weniger  als  verläßlich.  Obwohl  mir  der  Wirt 
mitteilte,  daß  der  Lausitzer  Höhenweg  ganz  verschneit  und  kaum 
aufzufinden  sei  und  mir  zu  längerem  Warten  riet,  machte  ich  midi 
doch  auf  den  Weg  zur  Bimlücke.  Wirklich  konnte  man  den  Weg 
nur  mehr  ahnen  als  sehen,  aber  es  ging  doch.  Knapp  vor  der  Lück'.' 
traf  ich  zwischen  den  Felsen  junge  Steinschmätzer,  welche 
die  W'ildnis  einigermaßen  belebten.  Nach  mühevollem  Anstiege  in 
hohem  Schnee  stand  ich  endlich  auf  der  Paßhöhe  (267T  m).  Ein 
wundervoller  Blick  auf  den  sonnenbcstrahlten  großen  Krimmler  Kees 
zu  meinen  Füßen  lohnte  reichlich  die  Mühe.  Auch  die  Bergspitzen 
zu  meiner  Rechten  hatten  sich  bis  auf  kleine  Häubchen  frei  gemacht. 


jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  17 

Den  ziemlich  langen  Schlangenweg  kürzte  ich  durch  Laufen  und 
Abfahren  auf  dem  schneebedeckten  Hange  teilweise  ab  und  war  so 
bald  am  Gletscherrande  unten  bei  2050  m  angelangt.  Ich  überquerte 
dasselbe,  setzte  über  die  zwar  kleine,  aber  recht  tosende  Krimmler 
Ache  und  kletterte  dann  zu  der  fast  400  m  höher  liegenden  Warns- 
dorfer  Hütte  empor,  dem  gastlichen  Heime  unserer  Sektion. 

Nach  einem  prachtvollen  Sonnenuntergänge  erglühten  noch  ein- 
mal die  Bergspitzen  im  Osten  und  Süden  der  Hütte  in  rosigem 
Lichte,  um  dann  nach  einiger  Zeit  langsam  im  Dunkel  der  Nacht  zu 
versinken.  Aus  dem  Tale  herauf  drang  das  feierliche  Rauschen  der 
Ache  durch  die  nächtliche  Stille  und  hoch  oben  strahlten  in  zittern- 
dem Glänze  die  ewigen  Sterne  —  ein  feierlicher  Abschied  von  den 
Bergen !  — 

Am  nächsten  Morgen  ging  ich  auf  das  Gamsspitzel,  den  zahmen 
Hausberg  der  Warnsdorfer  Hütte  (2891  m).  Herrlich  war  der  Blick 
auf  die  vollkommen  freien  Berge  der  Venedigergruppe  —  weithin 
bis  zu  den  Zillertaler.  Stubaier  und  ötztaler  Bergen  schweifte  der 
Blick. 

Hier  oben  bei  der  Spitze  kommt  bei  schlechtem  Wetter  auch  das 
Schneehuhn  vor.  Ein  Führer  fing  vor  einigen  Jahren  ein 
junges.  Auf  das  Angstgeschrei  desselben  kam  die  Henne  herbei, 
unternahm  einen  förmlichen  Angriff  auf  den  Mann  und  war  nicht 
aus  der  Nähe  wegzubringen,  bis  er  das  Junge  frei  ließ. 

Alpendohlen  stellen  sich  bei  der  Warnsdorfer  Hütte  selten 
ein.  Bei  großen  Schneefällen  kommen  dafür  viele  Schneefin- 
k  e  n,  die  sich  sonst  weiter  oben  aufhalten,  in  die  Nähe  des  Unter- 
kunftshauses. Vor  beiläufig  10 — 11  Jahren  nistete  unter  dem  Dache 
zwischen  den  Schindeln  und  Brettern  ein  M  a  u  e  r  1  ä  u  f  e  r,  welcher 
seine  Jungen  auch  glücklich  großzog.  Hausrotschwanz  und 
Wasserpieper  fehlen  natürlich  nicht. 

Noch  am  Vormittage  trat  ich  den  Rückweg  nach  Krimml  an. 
Ein  Stück  unterhalb  der  Hütte  beginnt  bereits  wieder  der  Bauni- 
wuchs.  Beim  Tauemhause  (1631  m)  traf  ich  im  dichten  Knieholz 
eine  Familie  des  Alpen-Birkenzeisigs  (Acanthis  lin. 
rufesens  {VieilL),  welcher  hier  Rotschopf  heißt.  Die  versteckten 
Jungen  waren  nur  zu  hören,  während  die  Alten  unter  ängstlichem 
,,täit !"  mit  gesträubtem  Schöpfchen  alle  Augenblicke  auf  den  Spitzen 
der  Zweige  erschienen.  Auch  ein  rotrückiger  Würger  trieb 
sich  in  der  Nähe  herum.    Auf  den  Höhen  waren  die  Rufe  des  d  i  c  k  - 

2 


18  Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen. 

s  c  ii  n  ä  b  c  1  i  fj  e  n  T  a  n  n  c  n  li  c  h  c  r  s  zu  hören.  Auch  sind  hier 
die  R  i  n  er  p.  m  s  c  1  n  ziemlich  zahlreicli.  Dafür  fehlt  das  Stein- 
h  u  h  n.  \\clches  auf  der  Südseite  der  IJcrge  bei  Wald,  einem  Dörf- 
Itin  in  uiiniittclbarer  Nähe  von  der  Krimmler  Bahnstation,  noch  '.a 
finden  ist,  freilich  aber  selten.  \'on  Raubvögeln  kf)mmt  der  Maus  e- 
bussard,  der  Turmfalk  (Falk  oder  Stößer  s^enannt),  der 
Habicht  (Hühnergeier")  und  .Sperber  (\'ogelhabicht)  öfters 
vor. 

Nach  kurzer  Ruhepause  wanderte  ich  ilanii  weiter  talwärts. 
Dabei  traf  ich  eine  Anzahl  weißer  Bachstelzen,  weiter  unten 
(»  c  b  i  r  g  s  s  t  e  1  z  c  n  und  W  a  s  s  e  r  p  i  e  p  e  r  neben  einander.  Bei 
den  Stromschnellen  und  den  mächtigen,  weltberühmten  Fällen  waren 
auch  diese  verschwunden. 

Mit  der  Ankunft  in  Krimml  war  meine  Gebirgsreisc  beendet. 


Ornithologische  Beobaclitungeu  zwischen  Dran  und 

Krndija. 

(IV.  oriiithologischer  Bericht  der  .Kommission  zur  wissenschaflichen 

Erforschung  Syrmiens".) 

Von  Prof.  Dr.  E.  Rößler,  Zagreb. 

Nachdem  eine  im  Jahre  1914  am  14.  Juli  von  Zagreb  (Agram) 
aus  unternommene  Kahnfahrt  Save  abwärts,  die  Zemun  (Semlin) 
zum  Endziele  hatte,  bereits  am  26.  Juli  durch  die  Mobilisierung  in 
DubiCica  bei  Babina  Greda  in  Slavonien  ein  jähes  Ende  gefunden 
hatte  und  auch  im  Jahre  191 5  in  Folge  des  Krieges  in  Syrmien  selbst 
eine  wissenschaftliche  Tätigkeit  vollkommen  ausgeschlossen  war. 
wendete  ich  mich  diesmal  dem  Gebiete  zwischen  dem  Drauflusse  und 
dem  Krndija-Gebirge  zu. 

Am  8.  Augxist  traf  ich  in  N  a  fi  i  c  e  ein  und  unternahm  sofort 
am  nächsten  Tage  einen  Ausflug  in  die  sich  vom  Km<Iija-Gebirge 
nordwärts  gegen  die  Drau  erstreckende,  ausgebreitete  Ebene  bis  zum 
Orte  S  u  §  i  n  e.  Ornithologisch  war  dieser  Ausflug  nur  wenig  loh- 
nend, wie  dies  in  einem  (jebiete.  in  dem  nur  weitreichende  Felder 
mit  großen  Hutweiden  abwechseln,  stets  der  Fall  zu  sein  pflegt. 

Bedeutend  erfolgreicher  war  der  Ausflug  am  10.  August,  an 
welchem  Tage  ich  noch  weiter  nordwärts  in  der  Ebene  vordringend, 
über  die  Orte  Klokoöevac  und  §  a  p  t  i  n  o  v  c  i  hinaus  zu  den 
Teichwirtschaften  Bok.^idki  L  u  g   und    Grudnjak    gelangte. 


Prof.  Dr.  E.  Rößler:  ürnithologische  Beobachtungen.  19 

Auf  den  beiläufig  600  Joch  umfassenden  Teichflächen,  die  im  abge- 
stockten Hochwald  ausgebaut  sind,  der  sie  noch  teilweise  in  seiner 
alten  Ursprünglickheit  umrahmt,  war  auch  das  Vogelleben,  beson- 
ders natürlich  was  Sumpf-  und  Wasservögel  anbelangt,  sehr  reicli- 
haltig,  sowohl  in  betreff  der  Anzahl  der  Individuen  als  auch  so 
ziemlich  in  derjenigen  der  Arten. 

Dasselbe  war  auch  am  folgenden  Tage  auf  der  Teichwirtschaft 
bei  L  i  1  i  n  d  v  o  r  nordwestlich  von  Nasice  der  Fall.  Auch  hier 
sind  die  700  Joch  bedeckenden  Teiche  mit  ihrem  stellenweise  sehr 
dichten  Schilf-  und  Rohrwuchse  der  Sammelplatz  einer  großen 
Menge  verschiedener  Vogelartcn,  von  denen  auch  so  manche  gün- 
stige Nistgelegenheiten  in  den  umliegenden  großen  Waldungen 
finden. 

Die  folgenden  Tage  bis  zum  15.  August  ließen  ornithologisch 
wieder  ziemlich  viel  zu  wünschen  übrig.  Auf  den  ausgebreiteten 
Feldern  bei  P  o  d  ?■  o  r  a  c,  südwestlich  von  Nasic^,  war  die  Vogel- 
welt nur  sehr  schwach  vertreten ;  dasselbe  konnte  ich  auch  in  der 
L  mgebung  von  O  r  a  h  o  v  i  c  a,  nordwestlich  von  Nas'ce,  konsta- 
tieren und  auch  kurze  Ausflüge  von  diesem  Orte  aus  in  das  Krndija- 
Gebirge  bis  R  a  d  1  o  v  a  c  und  zur  Ruine  R  u  ^  i  c  a  brachten  außer 
herrlichen  Naturschönheiten  nur  wenig  Abwechslung.  Auch  ein 
Ausflug  von  Nafice  südwärts  in  die  Wälder  der  Kmdija  war  ver- 
hältnismäßig von  sehr  geringem  ornithologischem  Erfolge. 

Erst  am  1 6.  .■\ugust  konnte  ich  mich  wieder  in  D  o  n  j  i  M  i  • 
h  o  1  j  a  c  in  den  Auvvaldungen  und  den  Weidengebüschen  an  der 
Drau  an  reichhaltigerem  Vogelleben  erfreuen,  was  auch  am  17.  Au- 
gust in  BeliSce  noch  immer  in  ziemlichem  Maße  der  Fall  war, 
obzwar  die  Umgebung  dieses  Ortes  südlich  gegen  \'  a  1  p  o  v  o  schon 
wieder  den  Charakter  der  echten  Kultursteppe  trägt.  Entschädigt 
wurde  ich  für  diesen  ornithologisch  wenig  anregenden  Ausfiug  die 
folgenden  zwei  Tage  in  den  herrlichen  Revieren  bei  Viljevo  imi 
M  o  s  1  a  V  i  n  a  unweit  der  Drau,  welche  wegen  ihres  starken  Hoch- 
wildstandes zu  einer  gewissen  Berühmtheit  gelangt  sind,  so  wie  sie 
auch  wegen  ihrer  großen  Waldschnepfen  strecken  in  Jägerkreisen 
allbekannt  sind. 

Am  20.  August  mußte  meine  diesjährige  Reise  leider  abge- 
schlossen werden,  da  das  Arbeiten  im  Terrain  durch  die  Bestimmun- 
gen für  das  Kriegsgebiet  trotz  aller  liebenswürdigen  Zuvorkommen- 
lieit  der  Militärbehörden  doch  immerhin  ziemlich  erschwert  war. 

2* 


20  Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen. 

Nachdem  ich  auch  schon  in  den  Jahren  1909  vom  18.  bis  21.  OU 
tober  und  1912  vom  31.  Oktober  bis  3.  November  in  Naäice  geweill 
und  hei  dieser  Gelej^enheit  hauptsächhch  an  den  Teichen  bei  LiUn 
dvor  nmitholigische  Beobachtungen  gemacht,  auch  kurze  Ausflüge 
in  die  Wälder  der  Krndija  bis  G  o  r  n  j  a  M  o  t  i  <^  i  n  a,  südwestlich 
von  Naäice,  sowie  auf  die  Felder  bei  NaSiöka  Breznica 
iMiternommcn  hatte,  halte  ich  es  für  angezeigt,  daß  ich  die  Resultate 
meiner  Exkursionen  in  den  vorerwähnten  Gegenden  als  Fortsetzung 
meiner  bisherigen  omithologischen  Beiträge  für  .Slavonien,  resp. 
Syrmien,  hier  veröffentliche. 

Pcrdix  pcrdix  (L.)  Während  ich  heuer  das  Rebhuhn  nur 
zweimal  zu  Gesicht  bekam  und  zwar  am  13.  August  bei  Orahovica 
auf  den  Feldern  und  am  17.  auf  den  Stoppeln  bei  Beliäce,  je  eine 
kleine  Kette,  war  es  im  Jahre  1912  anfangs  November  in  der  Um- 
gebung von  NaSice  außergewöhnlich  zahlreich  und  fand  ich  hier  an- 
läßlich einer  Feldjagd  sehr  viele  starke  Ketten. 

Coturnix  coturnix  (L.)  scheint  in  den  von  mir  durchstreiften 
Gegenden  sozusagen  schon  zu  den  Seltenheiten  zu  gehören,  denn 
ich  sah  überhaupt  kein  einziges  Stück  und  hörte  nur  einmal  eines  bei 
Orahovica  am  [3.  August  schlagen. 

Phasianus  colchicus  L.  ist  sowohl  in  den  Revieren  bei  Na§ice 
als  auch  jenen  bei  Donji  Aliholjac  allenthalben  sehr  zahlreich 
vertreten  und  wird  auch  stets  auf  den  Feldern,  besonders  in  der 
Nähe  der  Waldungen,  immer  in  größerer  Zahl  angetroffen. 

Colitinba  palumbns  L.  sah  ich  nur  am  10.  .August  in  einigen 
Exemplaren  auf  der  Fahrt  zur  Teichwirtschaft  Boksicki  Lug  auf 
den  Feldern  längs  der  Straße.  Die  Seltenheit  ihres  Auftretens  in 
diesem  Gebiete  kann  vielleicht  durch  das  Fehlen  von  Nadelwäldern 
erklärt  werden,  die  sie  doch  entschieden  dem  Laubwald  vorzieht. 

Turtiir  turtur  (L.)  war  überall  in  den  von  mir  durchstreiften 
Gegenden  auf  den  Feldern,  in  kleineren  Gehölzen  und  stets  auf  den 
Räumen  längs  der  Straßen  zu  sehen,  wenn  auch  ihre  Zahl  gerade 
nicht  besonders  groß  genannt  werden  kann. 

Fulica  atra  /,.  treibt  sich  stets  in  gewöhnlich  großer  Zahl  bis  zu 
den  Herbstabfischungen  auf  allen  von  mir  besuchten  Teichen,  teils 
auf  deren  freien  Waserflächen.  teils  auch  im  Schilf  und  Röhricht 
herum,  das  ihnen  überall  genügend  Nistgelegenheiten  bietet. 


Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen.  21 

Anas  boscas  L.  tummelt  sich  allenthalben  auf  den  Teichen  in 
großer  Anzahl  herum  und  ist  entschieden  die  hier  am  zahlreichsten 
vertretene  Vogelart.  Auch  in  den  Tümpeln  der  sumpfigen  Teile  des 
Revieres  Moslavina  fand  ich  am  19.  August  mehrere  Stücke  und 
konnte  hier  sogar  ein  noch  nicht  ganz  flügges  Junges  mit  den  Hän- 
den greifen. 

Anas  crecca  L.  sah  ich  nur  einmal  am  10.  August  gegen  Abend 
während  der  Rückfahrt  von  Bokäicki  Lug  nach  Naäice  über  eine 
große  sumpfige  Wiese  streichen,  auf  deren  anderem  Ende  sie  auch 
einfiel. 

NyroCa  fuligiila  ( L. )  scheint  ein  sehr  seltener  Bewohner  der 
Teiche  zu  sein,  da  ich  nur  ein  einziges  Stück  am  10.  August  in 
Bokäicki  Lug  herumstreichen  sah.  Höchstwahrscheinlich  liegt  der 
Grund  seines  seltenen  \'orkommens  in  der  geringen  Tiefe  der  Teiche, 
die  er  nur  vorübergehend  besucht,  da  er  doch  hauptsächlich  ein  Be- 
wohner großer  Seen  und  tiefer  Teiche  ist. 

Hydrochelidon  nigra  (L.)  ist  auf  den  Teichen  auch  nicht  in  be- 
sonders großer  Zahl  vertreten,  wo  sie  allem  Anscheine  nach  auch 
brütet.  Ich  beobachtete  im  Grudnjak  wie  auch  in  Lilin  dvor  je  eine 
Familie,  deren  Junge  noch  nicht  sehr  gewandt  im  Fliegen  waren, 
also  wahrscheinlich  von  einer  verspäteten  Brut  stammten.  Dieselben 
ließen  sich  sehr  oft  nach  kurzen  Flugübungen  auf  die  Blätter  der 
.Seerosen  und  anderer  Wasserpflanzen  nieder,  um  längere  Zeit  aus- 
zuruhen, wobei  sie  dann  stets  von  den  laut  lockenden  Alten  umflogen 
wurden. 

Sterna  hirundo  L.  gehört  auch  nicht  zu  den  häufigen  Bewohnern 
der  Teiche,  die  sie  nur  zur  Nahrungssuche  aufsucht,  da  sie  ihr  absolut 
keine  Nistgelegenheien  bieten.  Auch  bei  Donji  Miholjac  beob- 
achtete ich  nur  ein  Paar,  das  langsam  über  den  Altwassern  der  Drau 
herumstrich. 

Larus  ridibundus  L.  kommt  auf  den  Teichen  auch  nur  wenig 
zahlreich  vor.  Ich  beobachtete  in  Lilin  dvor  am  31.  Oktober  1912 
zwei  Stück  im  vollen  Winterkleide  und  am  11.  .A^ugust  dieses  Jahres 
mehrere  im  Jugendkleide,  unter  denen  sich  kein  einziges  altes  Stück 
befand. 

Vanellus  vavelhis  (L. )  beobachtete  ich  auch  nur  ein  einziges- 
mal,  am  10.  August,  in  mehreren  kleineren  Flügen  an  den  Teichen  in 


22  Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen. 

Bokäicki  Lug,  wo  sie  in  ihrem    bekannten    Gaukelfluge    laut    ruk-n-.l 
oft  ganz  nahe  meinen  Kahn  umschwärmten. 

Niimenius  arquatus  (L.)  bekam  ich  auch  nur  einmal,  am  ii.  .'Au- 
gust, in  Lilin  dvor  zu  Gesicht,  wo  fünf  Stück  ziemlich  hoch  in  der 
Luft  eine  kurze  Zeit  über  den  Teichen  herumflogen  und  dann  wieder 
fortzogen.  Wahrscheinlich  handelte  es  sich  hier  schon  um  den  An- 
fang des  Herbstzuges,  da  der  große  Brachvogel  bei  uns  gewöhnlich 
nur  auf  dem  Durchzuge  zu  beobachten  ist. 

Totanus  calidris  (L.)  wurde  nur  in  wenigen  Exemplaren  am 
IG.  .August  in  Boksic^ki  Lug  beobachtet,  die  nach  Nahrung  suchend 
die  Ufer  der  Teiche  abstreiften.  Auch  am  31.  Oktober  igi2  stöberte 
ich  in  Lilin  dvor  ein  krankgeschossenes  Stück  auf,  das  wahrschein- 
lich eben  seiner  Verletzung  wegen  vom  Herbstzuge  zurückgeblieben 
war. 

Tringoidcs  hypoJcucus  (L.)  war  auch  nur  am  10.  .'\ugust  in 
Bok§icki  Lug  zu  beobachten,  wo  sich  mehrere  Exemplare,  nach  ihrer 
Gewohnheit  jedes  für  sich  allein,  an  den  Ufern  der  Teiche  herum- 
trieben. Da  diese  \^ogelart  hauptsächlich  sandige  Flußufer  als  Lieb- 
lingsaufenthaltsorte bevorzugt,  handelt  es  sich  in  diesem  Falle  allem 
Anscheine  nach  schon  um  den  .Anfang  des  Herbstzuges,  auf  dem 
dann  auch  andere  besonders  an  den  Ufern  mit  Gebüsch  bestandene 
Gewässer  aufgesucht  werden. 

Gallinago  gallinago  (L.)  stöberte  ich  nur  auf  den  nassen  L^fern 
der  Teiche  in  Bok.^icki  Lug  am  10.  .\ugust  in  mehreren  Exemplaren 
auf,  welche  sich  stets  mit  \'orliebe  längs  des  Waldrandes  im  Busch - 
holze  aufhielten. 

Gallinago  gallinula  fL.)  fand  ich  mit  der  vorstehenden  .'\rt  an 
derselben  ürtlichkcit  auch  in  mehreren  E.xemplaren  vor. 

Scolopax  nisficola  L.  Tni  Jahre  19 12  stieß  ich  am  2.  November 
ein  Stück  bei  Gomja  ^Totiiiina  im  Hochwalde  auf  und  am  nächsten 
Tage  fand  ich  zwei  Stück  bei  Nasice  im  dichten  Gebüsch  einer  ab- 
gestockten Waldfläche  in  der  Kmdija. 

Ciconia  ciconia  (L.)  fand  ich  in  allen  von  mir  durchstreiften 
Gegenden,  wenn  auch  in  verhältnismäßig  sehr  geringer  Zahl  an.  In 
Belifice befanden  sich  am  15.  August  in  einem  Neste  noch  zwei  nicht 
ganz  flügge  Junge,  was  ich  zu  so  später  Zeit  schon  ziemlich  oft  zu 
beobachten  Gelegenheit  hatte. 


Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen.  23 

Ciconia  nigra  L.  sah  ich  nur  ein  cinzigesmal,  am  lo.  Augusr, 
und  zwar  ein  Paar,  welches  über  dem  Hochwalde  in  Bokäicki  Lug 
seine  Kreise  zog,  wo  es  wahrscheinlich  auch  sein  Nest  gehabt  hatte. 

Ardea  purpurca  L.  gehört  auf  den  Teichen  in  Boksiäki  Lug 
und  Lilin  dvor  zu  den  selteneren  Erscheinungen,  da  man  ihn  nur  in 
vereinzelten  Exemplaren  auf  den  freien  Plätzen  zwischen  Rohr  und 
Schilf  zu  Gesicht  bekommt. 

Ardea  cinerea  L.  war  auf  allen  von  mir  besuchten  Teichen  sehr 
zahlreich ;  in  Hokäicki  Lug  sah  ich  am  lo.  August  sogar  sehr 
große  Flüge,  .\iich  in  den  Jahren  1909  und  191 2  waren  die  Fisch- 
reiher bei  den  .-Kbfischungen  in  Lilin  dvor  Ende  Oktober  noch  ziem- 
lich zahlreich  vorhanden,  was  endlich  nichts  Außergewöhnliches  ist. 
da  diese  \'ogelart  fast  regelmäßig  alljährlich  bei  uns  an  ziemlich 
vielen  Orten  überwintert. 

Ardeola  ralloides  (Scop.)  ist  in  den  von  mir  besuchten  Gegen- 
den eine  sehr  seltene  Erscheinung,  denn  ich  fand  nur  ein  einziges 
.'^tück  am  11.  .\ugust  auf  den  Teichen  in  Lilin  dvor. 

Ardctta  unnuta  (L.)  beobachtete  ich  auch  nur  einmal  am  selben 
Orte  wie  die  vorige  .Art  in  zwei  Exemplaren,  die  mit  ihrer  bekann- 
ten Gewandtheit  durch  das  Röhricht  kletterten. 

Circiis  aeruginosus  (L.)  Ein  Exemplar  dieses  schlanken, 
scheuen  Räubers  sah  ich  am  31.  Oktober  1912  über  den  Teichen  bei 
Lilin  dvor  niedrig  hin  und  herstreichen. 

Accipiter  nisus  (L.)  Am  18.  August  beobachtete  ich  ein  Stück 
bei  Viljevn,  welches  in  reißendem  Fluge  dicht  über  der  Erde  über 
die  Felder  strich.  Am  31.  Oktober  1912  trieb  sich  einer  auf  einem 
abgefischten  Teiche  in  Lilin  dvor  herum,  wo  ihm  die  aus  dem 
Schlamme  herausragenden  Baumstümpfe  willkommene  Ruheplätze 
boten. 

Buteo  biileo  (L.)  beobachtete  ich  sowohl  in  den  Wäldern  der 
Krndija  als  auch  in  der  Ebene  bei  Nasice  wie  auch  bei  Moslavina 
stets  in  einzelnen  Exemplaren,  die  gewöhnlich  hoch  in  der  Luft  ihre 
Kreise  zogen.  Besonders  häufig  kann  er  für  diese  Gegenden  aber 
nicht  genannt  werden. 

Aquila  maculata  Gm.  fand  ich  nur  ein  einzigesmal  im  Hoch- 
vvalde  bei  Moslavina  am  19.  .Augtist,  wo  er  von  uns  aufgejagt,  träge 
über  eine  große  Waldblöße  strich. 


24  Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen. 

Halia'ctus  albicilla  (L.)  kann,  wenn  auch  nicht  sehr  häufig  und 
in  größerer  Zahl,  so  doch  öfter  beobachtet  werden.  Am  ii.  August 
zogen  drei  .Stück  lioch  oben  in  der  l.uft  ihre  Kreise  über  den  Teichen 
bei  Lilin  dvor  und  am  15.  strichen  zwei  Stück  über  die  \Välder  in 
der  Nähe  von  Beüäde.  Der  Pächter  der  Teichwirtschaft  BokSidki 
Lug  hält  ein  von  ihm  geflügeltes  Stück  in  der  Gefangenschaft,  das 
sich  aber  bei  jeder  Annäherung  sehr  ungestüm  geberdet  und  wahr- 
scheinlich als  älterer  \'ogel  auch  nie  recht  zutraulich  werden  wird. 

Milvus  migrans  Bodd.  sieht  man  stets  in  einzelnen  Stücken  über 
die  Teichflächen  streichen,  wobei  er  von  Zeit  zu  Zeit  auf  das  Wasser 
stößt,  um  wahrscheinlich  einen  an  der  Oberfläche  schwimmenden 
Fisch  zu  erhaschen,  aber  auch  das  Wassergeflügel  beunruhigt. 

Falco  peregrinus  Tunst.  sah  ich  nur  ein  einzigesmal,  am 
17.  August,  bei   Beliäde  ganz  niedrig  über  die  Felder  streichen. 

Falco  tinnunculus  T..  umkreiste  am  13.  August  öfter  rüttelnd 
das  Gemäuer  der  Ruine  Ru2ica  bei  Orahovica,  aus  dem  noch  das 
Geschrei  der  Jungen  zu  uns  heruntertönte.  Ein  zweites  Stück  sah 
ich  am  nächsten  Tage  im  Walde  bei    Naäico  im  Krndija-Gebirge. 

Coracias  garrulus  L.  als  hauptsächlicher  Bewohner  ebener,  je- 
doch nicht  sumpfiger  Gegenden,  wurde  auch  in  den  heuer  durch- 
.■•treiften  Gebieten  nur  zweimal  beobachtet  und  zwar  am  10.  .August 
bei  BokSicki  Lug  auf  einer  großen  Hutweide,  wo  ein  Exemplar 
von  den  Zweigen  einiger  Überständer  auf  Beute  Ausschau  hielt, 
dabei  öfter  seinen  Platz  wechselnd,  und  am  18.  bei  \'iljevo.  wo 
einige  junge  Vögel  auf  den  Telegraphendrähten  längs  der  Straße 
Siesta  hielten. 

Alcedo  ispida  L.  sah  ich  nur  einmal,  am  31.  Oktober  1912  über 
einen  Teich  bei  Lilin  dvor  in  seinem  bekannten  reißend  schnellen 
Fluge  dahinstreichen. 

Picus  viridis  pinetorum  (Brehm)  gehört  in  den  Laubwäldern 
bei  den  Teichen  in  T,ilin  dvor  zu  den  gewöhnlicheren  Erscheinungen, 
wo  er  sich  besonders  an  den  zahlreichen  .\meisenhaufen,  die  ihm 
seine  Hauptnahrung  liefern,  zu  schaffen  macht;  am  31.  Oktober  1912 
sah  ich  hier  auch  einen  die  Tclephonstangen  längs  eines  Feldweges 
gründlich  absuchen.  Angetroffen  habe  ich  ihn  auch  vereinzelt  in 
den  Waldungen  der  Kmdija  bei  Naäico  sowie  auch  in  den  .Au- 
V  äldem  bei  Donji  Miholjac. 


Prof.  Dr.  E.  Köliler:  Ornithologische  Beobachtungen.  25 

Dendrocopus  major  pinetorum  (Brehm)  ist  auch  in  diesen  Ge- 
genden nicht  besonders  häufig;  ich  traf  ihn  nur  vereinzelt  in  den 
Laubwäldern  des  Krndija-Gebirges  bei  Nasice,  dann  bei  Moslavina 
und  etwas  häufiger  bei  Doniji  Miholjac,  wo  er  sich  besonders  gerne 
auf  den  Weiden  in  den   Auwäldern  aufhält. 

Dendrocopus  medius  (L.)  scheint  hier  bedeutend  seltener  vor- 
zukommen als  dies  in  den  östlichen  Gebieten  Slavoniens  der  Fall  ist, 
wo  er  entschieden  der  häufigste  Buntspecht  ist.  Ich  beobachtete  nur 
zwei  Stück  am  2.  November  1912  in  den  Wäldern  des  Krndija- 
Gebirges  bei  Gornja  Motic^.ina. 

Dryocopus  niartius  (L.)  bekam  ich  nur  ein  einzigesmal,  a!n 
2.  November  1912,  im  Hochwalde  bei  Gornja  Moticina  zu  Gesicht. 

Delichon  urbica  (L.)  umflog  am  10.  August  in  hunderten  von 
Exemplaren  den  ganzen  Tag  einige  Pappelbäume  bei  den  Wirt- 
schaftsgebäuden in  Bokäicki  Lug;  es  waren  in  der  weitaus  über- 
wiegenden Mehrzahl  junge  Vögel,  die  in  den  benachbarten  Stal- 
lungen ausgebrütet  worden  waren.  Sonst  war  diese  Vogelart  nur 
sehr  vereinzelt  zu  beobachten,  was  schon  durch  eine  lange  Reihe  von 
Jahren  bei  uns  fast  überall  der  Fall  ist. 

Hirundo  rustica  (L.)  war  in  allen  von  mir  besuchten  Gegenden 
auch  heuer  wieder  in  auffallend  geringer  Anzahl  vertreten.  Im 
Jahre  1912  beobachtete  ich  noch  ein  Stück  am  31.  Oktober  in  Lilin 
dvor. 

Muscicapa  grisola  L.  scheint  nicht  zu  den  häufigeren  Erscheinun- 
gen zu  zählen,  da  ich  ihn  im  ganzen  nur  zweimal  beobachtete.  Am 
10.  August  tummelte  sich  eine  Familie  in  den  Reisighaufen  auf  den 
Teichdämmen  in  Grudnjak  herum  und  am  16.  sah  ich  ein  Stück  in 
einem  Weidenhaine  bei  Donji  Miholjac. 

Troglodytes  troglodytes  (L.)  Wenn  ich  dieses  niedliche  Vögel- 
chen auch  nur  einmal,  am  2.  November  1912,  bei  Gornja  MotiCina 
zu  Gesicht  bekam,  halte  ich  es  doch  für  ausgeschlossen,  daß  er  in  den 
von  mir  durchstreiften  Gegenden  eine  so  große  Seltenheit  sei, 
sondern  nehme  vielmehr  an,  daß  er  wegen  seiner  versteckten  Lebens- 
weise eben  selten  beobachtet  wird. 

Turdus  meriila  L.  hat  sich  auch  hier  schon  mehr  in  die  Nähe 
des  Menschen  gezogen,  wie  dies  schon  in  sehr  vielen  Gegenden  der 
Fall  ist,  und  wird  daher  draußen  im  Walde  nicht  mehr  sehr  häufig 
angetroffen. 


26  Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen. 

'iurdus  viscivorus  I..  ist  in  unseren  Gegenden  eigentlich  nnr 
Wintergast  und  ich  traf  sie  dalier  aiicli  nur  in  mehreren  F,xeni])laren 
im  Herbste   iyi2  Ijei  Lihn  dvor,   NaSice  und  Gurnja  Moticina  an. 

Pratiiicola  rubetra  (L.)  beobachtete  ich  nur  einmal,  am 
13.  August  bei  Orahovica,  wo  es  sich  auf  den  Hecken  längs  des 
Weges  zur  Ruine  Rufica   herumtrieb. 

Pratincülo  rubicola  (L.)  sah  ich  auch  nur  einmal,  am  18.  August, 
auf  einem  Telcgraphendrahle  an  der  Straße  hei  \'iljevo. 

Hypolais  icterina  (Vieill.)  fand  ich  am  16.  .\ugust  in  mehreren 
Exemplaren  in  den  Auwaldungen  bei  Donji  Miholjac,  wo  sie  ge- 
schäftig und  gewandt  das  Gebüsch  und  die  Bäume  durchfiatterten, 
dabei  die  Zweige  und  Blätter  nach  Nahrung  absuchend. 

Sylvia  communis  Lath.  trieb  sich  auch  an  derselben  Örtlichkeit 

wie  die  vorerwähnte  .\rt  im  dichten  Gestrüpp  herum. 

I.anius  collurio  L.  war  ülx-rall  in  dem  von  mir  durchstreiften 
Gebiete  anzutreffen,  wenn  ich  sein  \'orkommen  heuer  auch  nicht  al» 
besonders  häufig  nennen  kann ;  ein  Männchen  beobachtete  ich  bei 
Donji  Miholjac.  wie  es  einen  kleineren  Vogel,  den  ich  im  Gebüsch 
nicht  näher  ansprechen  konnte,  scharf  angreifend  aus  seinem  Reviere 
vertrieb,  um  dann  zufrieden  auf  seine  Warte  in  einer  Feldhecke  zu- 
rückzukehren. 

Parus  palustris  communis  Baldenst.  traf  ich  ziemlich  häufig  in 
den  Laubwäldern  des  Krndija-Gebirges  sowohl  bei  Na.^ice  als  auch 
bei  Orahovica,  sowie  auch  im  Hochwalde  bei  Moslavina.  Meist 
durchstreiften  sie  einzeln  die  Bäume  und  Gebüsche  des  Waldes,  sel- 
tener schon  traf  ich  sie  paarweise,  nie  aber  in  größeren  Flügen. 

Parus  major  L..  diese  gewöhnlichste  unserer  Meisen,  ist  auch 
i'.i  diesen  Gegenden  eine  der  häufigsten  Erscheinungen  der  Vogel- 
welt. Überall  im  Walde,  in  den  Hecken  längs  der  Wege,  auf  den 
Bäumen  an  den  Straßen,  in  Gärten  und  Parkanlagen  kann  man  diesen 
munteren,  unruhigen  \'ogel  antreffen,  der  fast  ununterbrochen  mit 
der  Nahrungssuche  Ijeschäftigt  ist.  Im  August  traf  ich  auch  noch 
ziemlich  viel  junge  Vögel  der  zweiten  Brut  unter  Führung  der  alten. 

Aegithalos  caudatus  europaeus  (Herm.)  traf  ich  in  kleineren 
Flügen  in  den  Waldungen  bei  Orahovica  und  Viljevo.  sowie  auch  m 
einem  Garten  in  Beliäde.  Unter  den  bei  Orahovica  beobachteten 
befanden  sich  audi  einige  Stücke  mit  ganz  weißem  Kopfe,  von  denen 


Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornithologische  Beobachtungen.  27 

H  a  r  t  e  r  t  in  seinem  Werke:  „Die  Vögel  der  palaearktischen  Fauna"' 
Bd.  I.  pag.  384,  sagt,  daß  sie  deshalb  nicht  A.  c.  caudatus,  sondern 
wohl  nur  ausnahmsweise  weißköpfige  Individuen  sind. 

Sitta  europaca  caesia  Wolf,  eine  sons't  für  gewöhnlich  ziemlich 
häufige  Erscheinung  in  allen  Wäldern,  Feldgehölzen,  Parkanlagen, 
Obstgärten  usw.  traf  ich  nur  ein  einzigesmal,  am  19.  August,  im 
Reviere  bei  Moslavina  an. 

Certhia  familiaris  macrodactyla  Brehm  beobachtete  ich  auch  nur 
einmal  am  selben  Orte  wie  vorige  Art. 

Motacilla  alba  L.,  obzwar  gewöhnlich  die  häufigste  unserer 
Stelzen,  scheint  sie  in  diesen  Gegenden  nicht  besonders  zahlreich  zu 
sein.  Ich  traf  nur  einige  Paare  auf  den  Dämmen  der  Teiche  in 
Bokäicki  Lug  am  10.  August,  von  denen  sich  auch  einige  auf  den 
aus  dem  Wasser  ragenden  Baumstrünken  herumtrieben.  Auch  im 
Jahre  1912  sah  ich  nur  einige  Stücke  auf  den  Teichdämmen  in  Lilin 
dvor. 

Motacilla  flava  L.  sah  ich  nur  einmal,  am  13.  August,  an  den 
Ufern  des  Baches  Radlovac  bei  Orahovica. 

Anthus  campcstris  (L.)  beobachtete  ich  in  ziemlich  großer  An- 
zahl am  3.  November  1912  während  einer  Feldjagd  bei  NaSicka 
Breznica  auf  den  Ackerungen,  wo  man  diese  scheuen,  unruhigen 
Vögel  hurtig  über  den  Boden  rennen  sah  oder  sie  zu  ihrem  schnellen, 
bogenförmigen  Fluge  aufstieß. 

Galerida  cristata  (L.)  gehört  auch  in  dieser  Gegend  zu  den 
stets  häufigen  Erscheinungen  auf  den  Straßen,  Wegen,  Viehweiden, 
Feldern  usw. 

Coccothraustcs  coccothraustes  (L. )  kam  mir  nur  einmal,  am 
14.  August,  in  mehreren  Exemplaren  zu  Gesicht,  die  die  Obstgärten 
von  Naäice  durchstreiften. 

Fringilla  coelebs  L.,  eine  sonst  gewöhnliche  Erscheinung  in 
unseren  Gegenden,  sah  ich  heuer  nur  einmal,  am  16.  August,  bei 
Donji  Miholjac.  Es  war  dies  ein  größerer  Flug  junger  Vögel  der 
zweiten  Brut,  die  sich  auf  einer  Wiese  an  der  Straße  mit  Nahrungs- 
suche beschäftigten,  von  wo  sie  sich  von  Zeit  zu  Zeit  auf  die  Bäume 
längs  der  Straße  zu  einer  kurzen  Ruhepause  niederließen.  .A.uch 
während  meines  Aufenthaltes  in  Nasice  im  Oktober  1909  beobachtete 
ich  nur  ein  Männchen. 

Carduelis  carduelis  (L.)  fand  ich  in  kleineren  Flügen  stets  auf 
den  Bäumen  längs  der  Straßen,  auf  den  Hecken  an  den  Feldwegen 


28  Prof.  Dr.  E.  Rößler:  Ornilhologische  Beobachtungen. 

wie  auch  auf  den  abgeholzten  Schlägen  in  den  Wäldern  der  Krndija 
sowohl  heuer  im  August  als  auch  im  Oktober  und  November  der 
Jahre  1909  und  1912  bei  meinen  damaligen  Streifzügen  in  der  Um- 
gebung von   Nasice 

Emberiza  citrinella  ]-.  scheint  in  den  von  mir  durchstreiften  Ge- 
bieten auch  nicht  eben  häufig  zu  sein.  Ich  sali  nur  einige  Stücke  am 
10.  August  in  den  Hecken  an  der  Straße  bei  Bok:^icki  l.ug  und 
auch  im  Herbste  der  Jahre  1909  und  1912  traf  ich  nur  wenige  im 
Gesträuch  an  den  Teichdämmen  bei  Lilin  dvor  an. 

Sturnus  vulgaris  L.  sah  ich  nur  einmal  in  einem  kleinen  Fluge 
am  16.  August  bei  Donji  Miholjac  auf  einer  Hutweide  an  der  Drau, 
wo  sich  diese  munteren  Vögel  unter  den  dort  weidenden  Viehherden 
emsig  zu  schafifen  machten. 

Oriolus  oriolus  ( L. )  hörte  ich  nur  öfter  in  den  Gärten  von 
Beliäce  und  Donji  Miholjac.  wo  ich  auch  ein  Männchen  dieses 
scheuen  Vogels  zu  Gesicht  bekam,  der  sich,  obzwar  er  sich  gerne  in 
der  Nähe  des  Menschen  ansiedelt,  doch  stets  sorgsam  nach  Möglich- 
keit seinen  Blicken  in  den  dichtesten  Baumkronen  zu  entziehen  weiß. 

Corvus  corax  I,.  Ein  Pärchen  dieser  klugen,  vorsichtigen,  ge- 
wandten Flieger  sah  ich  am  13.  August  sich  im  Schneckenfluge  bei 
Orahovica  über  das  Kmdija-Gebirge  in  die  Höhe  schrauben. 

Corvus  cornix  L.,  diesen  gewöhnlichsten  Vertreter  unserer 
Rabenvögel,  der  sich  allen  Bodenverhältnissen  anzupassen  weiß,  traf 
ich  auch  heuer  wieder  allenthalben  in  größerer  und  kleinerer  Anzahl 
in  den  Wäldern,  sowie  auch  auf  den  Viehweiden  und  Feldern  an. 
Er  ist  zu  jeder  Jahreszeit  überall  gemein.  Im  Herbst  bei  den  Ab- 
fischungen der  Teiche  sammeln  sie  sich  an  den  in  diesen  zurückge- 
bliebenen Wasserlachen,  um  sie  nach  eventuell  noch  vorhandenen 
kleinen  Fischen  zu  durchsuchen,  die  ihnen  in  dieser  Zeit  eine  will- 
kommene Nahrung  bieten. 

Lycos  monedula  sperniologus  (Vieill.).  sonst  eine  gewöhnliche 
Erscheinung  in  allen  unseren  Gegenden,  die  sich  zu  jeder  Jahreszeit 
mit  den  Krähen  in  größeren  oder  kleineren  .Scharen  herumtreibt, 
scheint  in  den  von  mir  durchstreiften  Gebieten  nicht  gerade  zahlreich 
zu  sein.  Ich  traf  nur  am  18.  August  einen  Flug  auf  den  Feldern  bei 
Viljevo  und  am  31.  Oktober  1912  eine  große  Schar  an  den  Teichen 
l>ci  Lilin  dvor. 

Pica  pica  (L. )  ist  auch  in  diesen  (jegenden  ziemlich  zahlreich 
vertreten  und  man  trifft  sie  allenthalben  auf  den  Feldeni,  in  kleineren 


Dr.  Otto  V.  Wettstein:  Berichtig,  u.  Ergänz.  z.Ornis  des  Gschnitztales.    29 


Feldgehölzen,   an   den  Waldrändern    sowie    auch    auf  den  Bäumen 
längs  der  Straße  an. 

Garrulus  glandarius  (L.)  Während  ich  diesen  listigen,  klugen 
Vogel  heuer  nur  in  den  Revieren  bei  Viljevo  und  Moslavina  in  sehr 
geringer  .\nzahl,  fast  möchte  ich  sagen  vereinzelt,  antraf,  beob- 
achtete ich  ihn  im  Herbst  des  Jahres  1912  in  großer  Menge  in  den 
Waldungen  der  Krndija  bei  Naäice  und  Gomja  Moticina,  wohin  sie 
höchstwahrscheinlich  die  reiche  Eichelernte  angezogen  hatte. 


Berichtigungen  und  Ergänzungen  zur  Ornis  des  Gschnitz- 
tales bei  Steinach  am  Brenner,  Tirol. 

Von  Dr.  Otto  v.  Wettstein,  Wien. 

C.  E.  Hellmayr  hat  in  seiner  Arbeit:  „Zur  Ornis  des  oberen 
Ötztales  in  Tirol",  Ornith.  Jahrb.  XXV,,  1914,  p.  147-liJ5, 
einige  Angaben  in  meinem  im  Ornith.  Jahrb.  XXIII.,  1912, 
p.  176  —  194,  erschienenen  Aufsatze  über  die  Ornis  des  Gschnitz- 
tales angezweifelt.  Es  war  schon  lange  meine  Absicht,  meiner 
damaligen  Arbeit  einige  Ergänzungen  und  Berichtigungen  folgen 
zu  lassen;  in  einigem  i.st  mir  nun  Hellmayr  zuvorgekommen. 

Die  im  Gschnitztale  vorkommende  Sumpfmeise  ist  Parus 
airicapillus  niontanus  Baldenst.  und  nicht,  wie  in  meiner  Arbeit 
angegeben,  Parus  atricapülus  salicarius  Er.  Die  Bälge  wurden 
damals  richtig  bestimmt,  der  falsche  Name  kam  durch  ein 
bedauerliches  Versehen  in  die  A.rbeit  und  wurde  leider  zu  spät 
entdeckt,  um  wieder  berichtigt  werden  zu  können. 

Die  von  mir  angeführte  Alpendohle  ist  natürlich  der 
jetzige  Pyrrhocorax  graculus  (L.)  wie  ja  schon  aus  dem  ganzen 
über  diese  Art  handelnden  Absatz  hervorgeht.  Die  Bezeich- 
nung Pyrrhocorax  pyrrhocorax  (L.)  stammt  aus  der  „N  a  t  u  r- 
geschichte  der  deutschen  Vögel"  von  C.  G.  Frid- 
rich,  5.  Aufl.,  neubearb.  v.  A.  Bau,  1905,  welches  Buch 
mir  damals  beim  Schreiben  meiner  Arbeit  gerade  zu  Gebot 
stand  und  mit  benützt  wurde.  Ohne  die  nomenklatorische  Gültig- 
keit des  einen  oder  andern  Namens  prüfen  zu  wollen,  sei  hier 
auf  die,  wie  es  scheint,  verwechselte  Benennung*)  der  beiden 
Arten  in  diesem  Werke  aufmerksam  gemacht.**) 

*)  Selbe  waren  aber  bis  dahin  die  einzigen  gebräuchlichen.  D.  Herausg. 
•*)  Siehe  auch  Martert,  Vögel  d.  palaearkt.  F.,  Bd.  1.,  p.  36,  2.  Fußnote. 


30    Dr.  Otto  V.  Wettstein  :  Berichtig,  u.  Ergänz,  z.  Ornis  des  Gschnitztales. 

Der  bei  mir  angeführte  Cinclus  cinclus  L.  gehört  wahr- 
scheinlich der  Form  C.  c.  meridiofialis  Br.  an.  Die  von  mir 
gewählte  Benennung  gab  aber  Hellmayr  nicht  das  Recht, 
zu  glauben,  daß  ich  damit  die  Form  C.  c.  cinclus  L.  meine. 
Die  beiden  von  mir  gesammelten  Bälge  gehören  jungen  Indi- 
viduen an,  nach  denen  sich  die  Form  nicht  sicher  bestimmen 
läßt,  ich  habe  daher  davon  abgesehen,  einen  trinären  Namen 
zu  gebrauchen. 

Es  ist  doch  selbstverständlich,  daß  der  binäre  Namen  einer 
Art,  die  in  mehrere  Subspezies  aufgeteilt  wurde,  nur  besagt, 
daß  das  betreffende  Tier  zu  dem  Formen  kreis  dieser  Art 
gehört  und  die  Frage  nach  der  betreffenden  Subspezies  gar 
nicht  beantwortet.  So  ist  im  vorliegenden  Falle  mit  dem  Namen 
Cinclus  cinclus  L.  noch  lange  nicht  behauptet,  daß  es  gerade 
C.  c.  cinclus  L.  sein  soll  *) 

Ich  gehe  von  dem  Grundsatze  aus,  ein  Tier  nur  dann 
trinär  zu  bezeichnen,  wenn  man  sich  von  seiner  unterartlichen 
Zugehörigkeit  verläßlich  durch  Untersuchung  oder  Vergleich 
überzeugen  kann.  Bei  bloßer  Beobachtung  im  Freien,  wenn 
man  das  Tier  nicht  in  die  Hand  bekommt,  ist  das  aber  in  den 
allermeisten  Fällen  nicht  mit  Sicherheit  möglich.  So  weit  ist 
unsere  tiergeographische  Kenntnis  kaum  von  Mitteleuropa 
gediehen,  um  ohne  Risiko  ein  auf  die  Art  hin  erkanntes  Tier 
nur  deshalb  entsprechend  trinär  benennen  zu  können,  weil  es 
in  einem  Gebiete  beobachtet  oder  gesammelt  wurde,  aus  dem 
bisher  nur  diese    oder   jene  Subspezies    nachgewiesen    wurde. 

Die  nachstehenden  erwähnenswerteren  Beobachtungen  wur- 
den in  den  Sommermonaten  1913,  während  eines  zehntägigen 
Aufenthaltes  in  Trins  vor  Kriegsausbruch,  Ende  Juli  und  An- 
fang August  1914,  und  nach  zweijähriger  Unterbrechung  in 
der  zweiten  Hälfte  August  1916  gemacht. 

Nucifraga  caryocatactes  caryocatactes  (L.). 
Der    Tannenhäher    war    im    Sommer    1913    und    1914    im 
Gschnitztal    viel    häufiger    als    früher.     Besonders    war    er    an 

•)  Die  zu  Mißverständnissen  führende  Anfügung  desselben  Autoren- 
namens zu  dem  binären  Namen  des  Formenkreises  und  dem  trinären 
Namen  der  „Stammform"  ein  und  derselben  Art  ist  für  diejenigen,  welche 
die  „Subspezies"  der  „Spezies"  unterordnen  und  nicht  beiordnen,  eine 
mißliche  Sache,  die  der  Diskussion  wert  wäre. 


Dr.  Otto  V.  Wettstein :  Berichtig,  u.  Ergänz,  z.  Ornis  des  Qschnitztales.    31 


einem  neuen  Holzschlag  auf  dem  „Muliboden",  in  den  Fichten- 
wäldern der  Schattenseite,  stets  zu  sehen.  Dort  beobachtete 
ich  z.  B.  am  25.  Juli  1913  fünf,  am  8.  August  ein  Stück.  Am 
7.  August  desselben  Jahres  sah  ich  einen  Tannenhäher  am 
Gschnitzbach  zwischen  Steinach  und  Trins.  Das  bemerkens- 
werteste Zusammentreffen  mit  ihm  war  aber  an  den  Fel.shängen 
der  „Hohen  Burg".  Dort  sah  ich  am  lO.  August  1913  drei 
Stücke  an  der  oberen  Baumgrenze*),  die,  sich  auf  F  e  1  s  v  o  r- 
sprünge  und  auf  die  letzten  zerstreuten  Bäume  setzend,  die 
Felswände  entlang  zogen. 

1916  wurden  keine  gesehen. 

Pyrrhocorax  graculus  (L.). 
Wie  alle  Jahre,  waren  auch  heuer,  19 i 6,  die  Alpendohle 
in  einer  größeren  Schar  auf  den  Talwiesen  bei  Steinach  zu 
finden.  Dabei  fiel  mir  auf,  wie  systematisch  die  Wiesen  von 
diesen  schwarzen  Gesellen  abgesucht  werden.  Der  ganze  Schwärm 
sitzt  nach  dem  Niederlassen  gleichmäßig  verteilt,  aber  doch 
zusammenhaltend,  auf  der  Wiese.  Nachdem  jeder  Vogel  einige 
Schritte  suchend  vorgegangen  ist,  fliegen  die  hintersten  auf 
und  setzen  sich  in  schönem  Gleitfluge  vor  den  vordersten  wieder 
nieder.  Dieser  Vorgang  wiederholt  sich  ununterbrochen  und  der 
ganze  Schwärm  rückt  auf  diese  Weise  kontinuierlich  über  die 
abzusuchende  Wiese  vor. 

Pyrrhula  pyrrhula  (L.). 
Ein  einzelnes  Weibchen,  wahrscheinlich  der  Form  P.  p.  euro- 
paea  Vieill.  angehörig,  sah  ich  in  einem  Fichtendickicht  am 
Austritt  des  Trunabaches  in  die  Talwiesen  am  8.  August  1913. 
Am  25.  August  1916  glaube  ich  zwei  Exemplare  am  sog.  Muli- 
boden flüchtig  gesehen  zu  haben. 

Anthus  spinoletta  spinoletta  (L.). 
War    im    Sommer    1913    in    auffällig  geringer  Zahl  gegen- 
über früherer  Jahre  anzutreffen.  Seither  hatte  ich  keine  Gelegen- 
heit mehr,  seine  Standorte  aufzusuchen. 


*)  Der  dortige  Wald  ist  reiner,  lichter  RoHöhrenwald.  Nach  Harte  rt, 
Vögl.  d.  palaearkt.  F.,  Bd.  1.,  p.  26,  wurde  der  Tannenhäher  als  Bewohner 
solcher  Wälder  noch  nicht  sicher  beobachtet. 


32    Dr.  Otto  V.  Wettstein :  Berichtig,  u.  Ergänz,  z.  Ornis  des  Gschnitztales. 

Certhia  famlliarls  macrodactyla  Br. 

Die  in  meiner  früheren  Arbeit  angeführten  3  Bälge  au.*; 
der  Trinser  Umgebung  sind  in  der  Färbung  alle  typisch,  das 
erwachsene  (^  vom  1.  IX.  1009  ist  aber  dadurch  bemerkens- 
wert, daß  sein  Schnabel  mit  löö  mm  Länge  die  Schnabcllänge 
von   C.  brachydactyla  brachydactyla  Br.  erreicht. 

Parus  ater  ater  L. 

Parus  cristatus  mitratus  Br. 

Parus  atricapillus  montanus  Baldenst. 

Diese  Meisenarten  scheinen  durch  schlechte  Witterung  zur 
Brutzeit  im  Jahre  1913  ziemlich  gelitten  zu  haben,  denn  man 
sah  relativ  wenige,  besonders  wenig  Junge.  1913  scheint  mir 
überhaupt  ein  für  die  Ornis  sehr  ungünstiges  Jahr  gewesen 
zu  sein. 

1916  waren  diese  drei  Meisenarten  im  Gschnitztale  sehr  häufig. 

Meine  beiden  Haubenmeisen-Bälge  aus  Trins  lassen  sich 
Von  P.  c.  cristatus  L. -Bälgen  kaum  unterscheiden. 

Aegithalos  caudatus  europaeus  (Herrn). 

In  meiner  früheren  Arbeit  als  A.  c.  vagans  (Lath.)  bezeichnet. 
Von  dieser  Art  liegen  mir  vier  schöne  Bälge  aus  Trins  v"om 
I.September  1912  vor.  Drei  derselben  sind  normale  europaeus^ 
der  vierte  hat  aber  ganz  weißen  Kopf  und  keine  Fleckchen 
auf  der  Brust,  kommt  dalier  A.  c.  caudatus  (L.)  ziemlich  nahe. 
Die  Trübung  der  Ohrdecken  und  die  Flügellänge  stimmen  aber 
mit  europaeus  überein.  Hartert  (V.  p.  F..  Bd.  I.,  p.  3S4) 
erwähnt  das  Vorkommen  solcher  Exemplare  vom  westlichen 
und  mittleren  Deutschland. 

Schwanzmeisen  waren  im  Juli  1913  und  1914  in  der  Um- 
gebung von    Trins  häufig,    1916    sah    ich    kein    einziges  Stück. 

Phylloscopus  trochilus  trochilus  (L ) 
Diese  Art  wurde  in  einem  männlichen  Stück  am   15.  VIII. 
1912  wiederum  bei  Trins  erlegt.  Am  24.  VIII.   1916  sah  ich  ein 
Pärchen  auf  einer  Birke  im  ..Haslach"  bei  Trins. 

Turdus  musicus  L.  (=  philomelos  Br.). 
Die  Singdrossel   trifft   man    im  Gschnitztal    selten    an.    Die 
immer    einzeln    lebenden,    sehr  scheuen  Vögel    führen    ein    ver- 


Dr.  Otto  V.  Wettstein:  Berichtig,  u.  Ergänz,  z.  Ornis  des  Gschnitztales.    33 

stecktes    Dasein    meist    am    Waldrande    in    dichtem    Jungholze. 
Auf  den  Talhängen  gehen  sie  nicht  weit  hinauf. 

Turdus  merula  L. 

Diese  Art  erklärte  ich  in  meiner  früheren  Arbeit  als  für 
das  Gschnitztal  fraglich.  Mir  ist  es  inzwischen  gelungen,  sie 
sicher  nachzuweisen.  In  Steinach  sah  ich  in  den  Gärten  der 
Villen  „Edelweiß"  und  „Zirbenheim"  am  7.  August  1913  ein 
Pärchen.  In  der  Nähe  unseres  Hauses  bei  Trins  beobachtete 
ich  die  ganze  zweite  Hälfte  August  lyl6  hindurch  mehrere 
Amseln  meist  auf  dem  Boden  sich  umhertreiben.  In  ihrer  Ge- 
sellschaft traf  man  häufig  auch  Ringdrosseln,  die  aber  bedeutend 
scheuer  waren. 

Es  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  die  Amsel  erst  in  den 
letzten  Jahren  im  Gschnitztale  seßhaft  geworden  ist,  und  ist  es 
dabei  aucn  auffällig,  daß  sie  sich  auch  hier  wieder  gerade  in 
der  Nähe  menschlicher  Wohnungen  aufhielten. 

Turdus  viscivorus  viscivorus  L.  und  T.  torquatus  alpestris 
(Br.)  waren  im  August  1916  überall  im  Tale  in  auffälliger  Menge. 

Chelidon  rustica  rustica  (L.)  Rauchschwalbe. 
Hirundo  urbica  urblca  L.  Mehlschwalbe. 

Die  Rauchschwalbe  hat  gegenüber  der  Mehlschwalbe  sowohl 
in  Trins  wie  in  Steinach  sehr  an  Zahl  abgenommen.  Diese  Er- 
scheinung war  in  den  Jahren  1913,  1914  und  1916  augen- 
scheinlich. Im  August  1916  sah  ich  Rauchschwalben  in  den 
Ortschaften  Trins  und  Gschnitz  gar  keine,  in  Steinach  nur 
wenige,  dagegen  sind  die  Mehlschwalben  in  allen  drei  Orten 
in  großer  Zahl.  1913  war  für  das  Gschnitztal  überhaupt  ein 
schlechtes  Schwalbenjahr. 

Die  Mauersegler  nahmen  in  den  letzten  Jahren  gleichfalls 
sehr  ab,  1916  habe  ich  in  allen  drei  Ortschaften  keinen  ein- 
zigen gesehen.*) 

Dryocopus  martlus  martius  (L.). 
Der  Schwarzspecht  wurde  von  mir  neuerlich  am  25.  August 
1916    in    den  Fichtenwäldern    der  Südseite  des  Tales,    am  sog. 
Muliboden,  zweimal  gesehen. 

*)  Siehe  dagegen  die  Ausführungen  über  die  Mauersegler  im  Gschnitz- 
tale  in  meiner  früheren  Arbeit  loc.  cit.  p.  190. 

3 


34    Dr.  Otto  V.  Wettstein :  Berichtig,  u.  Ergänz,  z.  Ornis  des  Gschnitztales. 

Bubo  bubo  (L.). 
Ein  prächtiges  Exerrjplar,  anscheinend  ein  Weibchen,  am 
30.  Juli  1913  gesehen.  Es  strich  unter  einem  Krummholzslrauche 
am  Rande  einer  Felsschlucht  an  den  Abhängen  der  „Hohen 
Burg",  auf  der  Nordscite  des  Tales,  bei  meinem  Nahekommen 
auf  etwa  10  Schritt  ab. 

Buteo  buteo  (L.). 

Mitte  August  des  Sommers  1913  trieb  sich  im  sog.  Haslach 
bei  Trins  ein  Bussard  herum,  den  ich  dort  öfter  entweder  auf 
dürren  Bäumen  oder  auf  den  Giebeln  der  Heu.städel  aufgehakt 
antraf. 

An  sonstigen  Raubvögeln  habe  ich  außer  zwei  Sperbern 
und  einem  kleinen,  mir  unbekannt  gebliebenem  Falken  in  den 
letzten  Jahren  nichts  gesehen. 

Tetrao  tetrix  L. 
Zur  Balzzeit  1916  wurde  bei  Gschnitz  ein  Birkhahn  erlegt, 
von  dem  der  betreffende  Schütze  behauptete,  es  sei  eine  Kreu- 
zung zwischen  Birk-  und  Schneehuhn  gewesen.  Nach  der  mir 
von  ihm  gemachten  Beschreibung  glaube  ich  aber  eher,  daß 
es  ein  partiell-albinotischer  Birkhahn  mit  weißem  Kopte  und 
weißen  Flügeln    war,    der  leider   damals    der  Küche  überliefert 

wurde. 

Scolopax  rusticola  L. 

Am  27.  Juli  1914  fand  ich  auf  den  „Pflutschwiesen"  am 
Ausgang  des  Gschnitztales  auf  der  nördlichen  Talseite  oberhalb 
Steinachs  ein  anscheinend  verlassenes,  aber  sehr  gut  erhaltenes, 
unbebrütetes  Gelege  von  vier  Eiern  der  Waldschnepfe.  Der 
Fundort  liegt  in  einem  lichten,  trockenen,  hochstämmigen  Rot- 
föhrenbestand, also  in  für  die  Brutstellen  der  Waldschnepfe 
typischem  Gelände.  Die  hohe  Lage  von  zirka  1200  in,  so  tief 
im  Hochgebirge,  ist  jedenfalls  sehr  bemerkenswert  und  gewinnt 
bei  den  nur  sehr  spärlichen  Angaben  über  Brutschnepfen  in 
diesen  Gegenden  an  Interesse.  Die  Eier  sind  normal  in  Größe 
und  Färbung  (oliv-graugrüne  Form)  und  lagen  in  einer  Ver- 
tiefung des  Bodens  ohne  besondere  Unterlage.  Erwähnt  sei 
noch,  daß  sich  in  nächster  Nähe  der  Niststelle  sowohl  kleine, 
sumpfige  Wiesenstellen,  als  auch  dichtes,  niederes  Föhren- 
gestrüpp befindet. 


Joseph  Graf  Plaz :  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale.    35 

GalUnago  major?  (Gm.) 
Am  Morgen  des  30.  August  1916  stand  in  dem  Schwemm- 
land des  Gschnitzbaches  unweit  der  Kirche  von  Gschnitz  eine 
einzelne  Sumpfschnepfe  vor  mir  auf,  die  ich  wegen  ihrer  Größe, 
hauptsächlich  aber  wegen  ihres  nicht  zickzackförmigen  Ab- 
fluges und  schwerfälligen,  niederen  Streichens,  was  beides  für 
diese  Art  charakteristisch  sein  soll,  als  G.  major  angesprochen 

habe. 

Anas  boscas  L. 

Bei  der  Bahnstation  Unterber  g — F  erdinandsbrücke 
im  Wipptal  sah  ich  bei  der  Vorbeifahrt  am  15.  August  1916 
von  dem  dort  sehr  wilden,  schäumenden  Sill-Flusse  drei  Wild- 
enten abstreichen. 

Zttgsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale. 

Von  Joseph  Graf  Plaz. 

Mein  Beobachtungsgebiet  ist  die  Umgebung  des  Schlöß- 
chens „D  i  e  H  ö  c  h".  Dieses  liegt  nach  der  österreichischen 
Spezialkarte  unter  47»  22'  n.  B.  und  31»  2'  ö.  L.  v.  F.,  976  m 
über  dem  adriatischen  Meere.  Um  100/«  tiefer  erstreckt 
sich  das  Tal  der  E  n  n  s,  welche  am  westlichen  Hange  des  südlich 
der  Hoch  ausmündenden  Flachau  -Tales  entspringt,  und 
ihren  Lauf  von  Reitdorf  (2  km  von  hier)  ab  ostwärts  gegen 
Altenmarkt,  Radstadt  und  weiter  nach  Steiermark 
nimmt.  Nach  Westen  zieht  sich  die  Talfurche  gegen  Wag- 
rein, St.  Johann  im  Pongau  und  dann  die  Salzach 
aufwärts  dem  P  i  n  z  g  a  u  zu.  Im  Süden  erheben  sich  die  N  i  e- 
deren  Tauern,  im  Norden  die  nördlichen  Kalkalpen, 
dazwischen  ein  Mittelgebirgsstock,  der  sich  von  Reitdorf 
und  Eben  im  Osten  nach  St.  Johann  i.  P.  im  Westen  aus- 
dehnt, und  an  dessen  südöstlichem  Abfalle  die  Hoch  gelegen 
ist.  —  Die  Bodenbedeckung  ist  die  in  den  nördlichen 
Ostalpen  allgemeine:  die  höchsten  Lagen  Felsen  und  Almen, 
die  mittleren  Wälder,  die  unteren  Hänge  und  der  Talboden 
Wiesen  und  Felder,  an  den  Wasserläufen  der  E  n  n  s  und 
L  i  t  z  1  e  n  n  s,  welche  aus  der  Richtung  von  W  a  g  r  e  i  n  kommt, 
vielfach  nasse  Wiesen,  die  hie  und  da  in  kleine,  schilfbewach- 
sene Sumpfstrecken  übergehen. 


36    Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Ponß.iuer  Ennstale. 

Daß  hier  eine  Zugstraße  durchführt,  ergibt  sich  aus  dem 
Auftreten  verschiedener  Vogelarten,  welche  hier  z.vcifcllos  nicht 
brüten,  z.  B.  Brachpieper,  Goldamsel,  Wiedehopf  u.  a. 

Im  Frühjahre  dürfte  der  Vogelzug,  wenigstens  teilweise, 
den  Talniederungen  folgen,  was  ich  namentlich  aus  der  so 
späten  Beobachtung  der  Wachtel  und  des  Wachtelkönigs 
schließe. 

Im  Herbste  wählen  wohl  auch  zartere  Vogelarten  den 
Weg  über  die  noch  nicht  oder  nur  weni^»-  beschneiten  Gebirge. 
So  sah  ich  um  diese  Zeit  wiederholt  Flüge  von  Hausrot- 
schwänzen in  verhältnismäßig  sehr  hohen  Lagen,  und  heuer 
am  13.  September  auf  dem  Bergzuge  zwischen  dem  Zauch- 
und  Flachau-Tale  in  etwa  1850  vi  Höhe  unter  einer 
größeren  Anzahl  von  Hausrotschwänzen  einen  Gartenrot- 
schwanz. Krähen,  Ringeltauben,  auch  Schwalben  sah  ich 
wiederholt  westwärts  fliegen. 

Die  Daten  über  den  Herbstzug  1912  und  den  Frühjahrs- 
zug 1913  und  1914  sind  wohl  sehr  lückenhaft,  da  ich  mich 
damals  nur  ab  und  zu  hier  aufhielt,  doch  glaubte  ich  diese,  so 
weit  sie  sich,  verglichen  mit  späteren  Boobachtungen  als  dem 
Zeitpunkte  des  ersten  Erscheinens  und  der  letzten  Beobachtung 
entsprechend  erwiesen,  zur  Vervollständigung  des  Gesamtbildes 
beifügen  zu  dürfen. 

Zum  Vergleiche  habe  ich  die  in  den  letzten  Jahren  in 
Salzburg  von  mir  beobachteten  Ankunftsdaten  in  Klammern 
beigesetzt,  und  zwar  bei  dort  einzeln  überwinterten  Arten : 
Rotkehlchen,  Bachstelzen  den  Tag,  an  welchem  ich  zuerst  ein 
häufigeres  Vorkommen  derselben  wahrnahm. 

Luscinla  sveclca  eyanecula  (WolQ 
1913:    14.  IV.   bei    einem  Dunghaufen    ein   schönes  (^   mit 
großem  weißen  Stern;  sehr   scheu.    (Salzburg,    1911:  7.  IV.  (^\ 
1912:  12.  u.  16.  IV.  (j".)  —   1915:  4.  IX.  im  Gemüsegarten  ein 
sehr  vertrautes  Junges. 

Phoenicurus  ochruros  gibraltarlensls  (Gm.). 
1913:    15.  X.  die  letzten  5  St.    Neben   dem  braunkehligen 
Wiesenschmätzer    hier   der    häufigste    Sommervogel.    —     1914: 
31.  III.  je  ein  graues  und  schwarzes  (j",  ersteres  .singend;  29.  X. 


Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Eniistale.    37 

ein  graues  ^f.  —  1915:  25.  III  (^,  1.  IV.  erster  Gesang, 
2.  IV.  viele,  16.  IV.  Hauptzug;  26.  X.  die  letzten  auf  dem 
Wege  nach  Reitdorf. 

Phoenicurus  phoenicurus  (L.). 

1912:  10.  X.  p  oder  jun.  beim  Schlosse.  Häufiger  Brut- 
vogel.    -    1913:    23.  IV.    ^   singen    gehört.    (Salzburg,    1908: 

11.  IV.;  1909:  16.  IV.;  1910:  12.  IV.;  1911:  17.  IV.,  1912: 
10.  IV,  1913:  2.  IV.);  1913:  3.  X.  ein  St.  —  1914:  21.  IX.  am 
Wege  nach  Reitdorf  1  oder  2  St.  —  1915:  17.  IV.  cf,  23.  IV. 
mehrere  (5'c?,  9-  V.  p ;  15.  X.  ein  St.  bei  Reitdorf. 

Erlthacus  rubecula  (L.). 

1914:  3.  IV  singen  gehört,  5.  IV.  zahlreich.  Häufiger  Brut- 
vogel, im  Winter  hier  nie  beobachtet.  (Salzburg,  1911  :  14.  III.; 
1912:  20.  III.;  1913:  4.  III.;  1914:  9.  III.)  —  1915:  2.  IV. 
erstes  gehört,  um  den   18.  IV.  Hauptzug. 

PratJncola  rubetra  (L.). 

1912:  17.  IX.  unterhalb  der  Hoch  1  St.  Sehr  häufiger 
Brutvogel.  —  1913:  28.  IV.  an  der  Litzlenns  ^.  (Salzburg, 
1908:  9.  V.;  1909:  I.  V.;  1910:  19.  IV.,  1911:  20.  IV.,  1912 
23.IV.);  1913:  29.  IX.  1  St.  im  Ennstal.  —  1914:  10.  IX.  letzte 
Beobachtung.  —  1915:  26.  IV.  erste  gehört,  30.  IV.  Haupt- 
zug; 31.  VIII.  Hauptzug,  doch  sah  ich  noch  am  1.  IX.  drei  ein- 
zelne und  schließlich  am  8.  IX.  den  letzten,  einen  jungen  Vogel, 
bei  Reitdorf. 

Saxlcola  oenanthe  (L.). 

1912:  4.  IX.  am  Wege  von  Radstadt  nach  Reitdorf  4  St., 
darunter  ein  altes  (^,  später  am  Rückwege  noch  einige.  Bis- 
her hier  nur  während  der  beiden  Zugzeiten  beobachtet.  — 
1913:    5.   V.    1   oder    2   J'J'.     (Salzburg,     1910:    27.  IV.;     1911: 

12.  IV.);  30.  VIII.  3  p  oder  Junge.   —    1914:    25.  VII.    2  (5"  u. 

1  jun.   am  kiesigen   Klemmbachufer    am   Wege  nach  R  itdorf ; 

2  VIII  rf,  8.  VIII.  p  u  jun.,  31.  VIII.  einige,  alle  an  gleicher 
Stelle.  —  1915:  C  IV.  5,  29  IV.  5  u.  9;  28.  IX.  am  Klemm- 
berg bei  Reitdorf  2  St.,  am  5.  X.   1  St. 


38    Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale. 

Turdus  merula  L. 
1913:  24.  X.  die  letzte  beobachtet.  Die  Schwarzamsel  hält 
sich  hier  vom  Frühjahr  bis  zum  Herbst  vereinzelt  auf  als  sehr 
scheuer  Waldvogel.  Im  September  sieht  man  sie  häufiger  als 
sonst.  Im  Oktober  verschwindet  sie  aus  der  Umgebung  der 
Hoch,  soll  aber  im  Ennstale  auch  im  Winter  beobachtet  werden. 
Scheint  sich  in  den  letzten  Jahren  hier  vermehrt  haben.  — 
1914:  10.  bis  13.  X.  besonders  zahlreich,  dann  keine  mehr  bis 
zum  23.  XI.,  wo  ich  die  letzte,  ein  ,^  ad,  sah.  —  1915  16.  III. 
Warnungsruf  gehört,  17.  III.  erster  Gesang  (in  Salzburg  1911: 
9.  IL;  1912:  6.  II)  —  1915:  4.  X.  die  letzten  beobachtet. 

Turdus  torquatus  alpestris  (Br.). 

Von  etwa  1300/«  aufwärts  häufiger  Brutvogel.  1913:  8.  X. 
In  einem  Fluge  von  etwa  20  Drosseln  konnte  ich  2  St.  als  9 
od.  jun.  der  Ringamsel  bestimmt  erkennen.  —  1914:  6.  VI. 
6  St.  (Salzburg,  1908:  4.  IV.;  1912:  3.  IV.) ;  23.  XI.  im  Walde 
oberhalb  der  Hoch.  —  1915:  1.  IV.  5,  4.  IV.  Hauptzug; 
29.  IX.  am  Waldrande  in  etwa  1300  m  die  letzte  gehört. 

Turdus  pilaris  L. 

1913:  26.  IX.  die  ersten  gesehen.  Am  Herbstzuge  recht 
häufig.  —  1914:  30.  IX.  die  ersten  10  St.  auf  Ebereschen.  — 
1915:  5.x.  im  Walde  unterhalb  der  Hoch  die  ersten,  zahlreich. 

Turdus  viscivorus  L. 

1913:  3.  XL  die  letzten  gehört;  häufiger  Brutvogel.  — 
1914:  17.  X.  im  W^alde  ober  der  Hoch  die  letzten  gehört.  — 
1915:  15.  III.  ,5,  23  III.  Hauptzug  (überwintert  in  Salzburg); 
15.  X.  die  letzten. 

Turdus  musicus  L. 

1914:  23.  XI.  auf  dem  Wege  nach  Reitdorf  1  od.  2  St.  — 
1915:  Glaube,  die  Singdrossel  am  \2.  IV.  gehört  zu  haben  (in 
Salzburg,  1910:  2.  IV. ;  1911:  2.  IV.,  1913:2.  IV.);  6.  X.  die 
letzte. 

Regulus  ignicapillus  (Temm.). 

1914:  19.x.  in  etwa  1300  m  Höhe  im  Walde  das  einzige 
von  mir  gesehene  St.  angetroffen. 


Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale.    39 

Phylloscopus  trochilus  (L.). 
1912;   ll.X.   1  St.  an  der  Litzlenns.  Häufiger  Brutvogel.  — 
1913:    17.  IV.  den  ersten    gehört.    (In  Salzburg,    1908:    11.  IV.; 
1909:  9.1V.;    1910:  8.  IV  ;    1911:    3.  IV.;    1912:  30  III.;   1913: 
29.  III.)  —    1915:  19.  IV.,  Hauptzug  24.  IV. 

Phylloscopus  collybita  (Vieill.). 
1913:  15.  IV.  den  ersten  gehört;  häufiger  Brutvogel,  der 
bis  ziemlich  hoch  im  Gebirge  vorkommt.  (Salzburg,  1911  :  26.  III. ; 
1912:  18.  III.;  1913:  25.  III.)  —  1914:  2.  IV.  den  ersten  gehört; 
9.x.  in  einem  Fichtenzaune  2  St.  —  1915:  16.  IV.;  Hauptzug 
24.  IV. 

Phylloscopus  sibilatrix  (Bechst.). 

1915:  2.  VIII.  Ein  St.  auf  Lärchen  oberhalb  der  Hoch; 
das  einzige  bisher  von  mir  beobachtete  Exemplar. 

Acrocephalus  palustris  (Bechst). 
1915:   15.  V.,  Hauptzug  28.  V.  Häufiger  Brutvogel  auf  den 
nassen  Wiesen    und  Schilffeldern    an   der  Enns    und   Litzlenns. 
(Salzburg,  1909:   10.  V.;  1910:   19.  V.;  1911:  26.  V.) 

Sylvia  borin  (Bodd.). 
1912:    4.  IX.    im  Weidengebüsch    an    der    Enns    unterhalb 
Radstadt    1   St.;    die  hier   wohl    am    häufigsten  brütende  Gras- 
mücke. -    1915:   U.V.,  Hauptzug   15.  V. 

Sylvia  communis  Lath. 
1914:  21.  VIII.  in  einem  Hollunderbusch  2  St.   Brütet  hier 
weit  spärlicher  als  bei  Salzburg.   —   1915  :  2.  V.  2  St.,    Haupt- 
zug 9.  V.,    zu  welcher  Zeit   die  Dorngrasmücke  recht  zahlreich 
zu  beobachten  war.  (Salzburg,  1908:  9.  V.;   1909:  9.  V.;    1910: 

26.  IV.) 

Sylvia  curruca  (L.). 

1913:  10.  V.  die  erste  gehört;  häufiger  Brutvogel.  (Salz- 
burg, 1908:  4.  V.;  1909:  39.  IV.;  1910:  19.  IV.,  1911:  13  IV.; 
1912:   S.V.)   —    1915:    U.V.   5. 

Prunella  modularis  (L). 
Brutvogel.  I9l3:    24.  IV.  5.  —  1914;  2.  X.  im  Buschwerk 
an  einem  Zaune.  —   1915:  12.  IV.  2  56  gehört. 


40    Jeseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtuiigen  aus  dem  Pongauer  Ennstale. 

Alauda  arvensis  L. 
1913:  6.  V.  Die  ersten  im  Ennstal  singen  gehört.  Hier 
oben  beobachtete  ich  die  Feldlerche  nur  einmal  im  Herbit.  Im 
Ennstal  brütet  sie,  jedoch  nicht  häufig.  (Salzburg,  191U:  26.  II.; 
1911:  18.11.;  1912:  22.11.;  1913;  3.  III.;  191-1:  18.11.)  -  1914: 
4.  XI.  auf  einem  Kornstoppelfelde  1  St.  —  1915:  15.  III.  am 
Wege  nach  Reitdorf  den  ersten  Lockruf,  6.  V.  im  Ennstal  die 
ersten  2  bis  3  singen  gehört. 

Motacllla  alba  L. 

Häufiger  Brutvogel.  1913:  15.  X.  die  letzten.  —  1914:  20.  X. 
die  letzten  15  St.  am  Wege  nach  Reitdorf.  —  1915:  16.111.5, 
22.  III.  Hauptzug.  (Salzburg,  1911:  4.  III.;  1912:  24.11.;  1913: 
4.  III.;  1914:  10.  III.) 

Motacilla  boarula  L. 

1914:  1.  IV.  1  St.  Nicht  so  häufig  wie  die  vorhergehende.  — 
1915:  11.  IV.  In  einem  Fluge  Bachstelzen  erkannte  ich  ein  5 
dieser  Art.  Sie  ist  hier  weit  seltener  als  die  weiße.  (In  Salz- 
burg, wo  sie  wie  die  vorige  einzeln  überwintert,  1912:  7.  III.; 
1913:  5.  III.) 

Anthus  trivlalis  L. 

1913:  17.  IV.  hörte  ich  auf  den  Berglehnen  oberhalb  der 
Hoch  den  ersten  singen.  Ist  sehr  häufiger  Brutvogel.  (Salz- 
burg, 1911:  12.  IV.;  1912:  3.  IV.;  1913:  4.  IV.) ;  6.  X.  hielten 
sich  Baumpieper,  Wiesen-  und  Brachpieper  auf  einem  Hafer- 
stoppelfelde auf.  Der  Hauptzug  dürfte  von  1.  bis  3.  X.  gewährt 
haben.  —  1914:  9.  IX.  Hauptzug,  der  letzte  9.  X.  —  1915: 
12.  IV.  den  ersten  gehört,  23.  IV.  Hauptzug;  7.  IX.  Haupt- 
zug, 8.  X.  die  letzten  gehört. 

Anthus  pratensis  L. 
1918:  6.  X.  auf  einem  Haferstoppelfelde.  Die  ersten,  die 
hier  nur  durchziehen,  7  St.,  hörte  ich  am  2.  X.  —  1914: 
25.  IX.  zuerst,  9.  X.  Hauptzug,  20.  X.  letzte  Beobachtung.  — 
1916  :  6.  IV.  zuerst,  1.  V.  Hauptzug;  7.  IX.  viele,  die  ersten; 
9.  XI.  vor  Reitdorf  einige;  10.  IX.  sehr  viele;  13.  IX.  auf 
gemähten  Wiesen  beim  Dorfe  Flachau  einige;  23.  IX.  am 
Klemmbache  1  St. ;  30.  IX.  1  St. ;  4.  X.  eine  große  Menge, 
dann  keine  bis  22.  X.,  wo  ich  die  letzten  20  St.  sah. 


Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale.    41 

Anthus  campestrls  (L.). 
1913:  19.  IV.  ein  kleiner  Flug  auf  einer  Wiese  beim  Schlosse. 
Ich  beobachtete  den  Brachpieper  regelmäßig-  zu  beiden  Zug- 
zeiten in  geringer  Menge.  6.  X.  auf  einem  Haferstoppelfelde.  — 
1914:  12.  X.  gegen  20  St.  auf  einem  Kornstoppelfelde.  — 
1915:  8.  IV.  1  St.  in  einem  Fluge  Pieper  bei  Reitdorf.  15.  X. 
zahlreich. 

Anthus  splno!etta  (L.). 

1915:  8.  IV.  Im  Sommer  seht  häufig  auf  den  Almen,  ebenso 
im  Winter  an  der  Salzach  in  Salzburg. 

Emberlza  cltrinella  L. 

Überwintert  hier.    Erster  Gesang    am    25.  III.  1915.    (Salz- 
burg,  1911:   25.11;   1912:   12.11.;   1913:  26.11,   1914:  21.11.) 

Acanthis  carduelis  (L.). 
1914:    8.x.    2    St.    am  Wege    nach    Reitdorf,     Bisher    zur 
Brutzeit  hier  niemals  beobachtet. 

Acanthis  cannabina  (L.). 
1913:  3.  X,  die  ersten  3  b's  4  St ,  Hauptzug  am  14.  X.,  an 
welchem  Tage  sich  große  Flüge  von  100  und  mehr  St.  und 
kleine  Flüge  auf  den  Stoppelfeldern  herumtrieben.  Letzte  Be- 
obachtung am  31.x.  in  zwei  kleinen  Gesellschaften  von  5  und 
10  Stück.  Der  Bluthänfling  brütet  in  der  nächsten  Umgebung 
von  Hoch  nicht,  doch  traf  ich  am  31. VI.  1913  ein  Paar  bei 
Altenmarkt.  -  1914:  14.  IX.  ein  kleiner  I'lug  im  Gemüse- 
garten; 12.x.  Hauptzug,  bei  200  auf  Haferstoppeln;  15.  X.  die 
letzten  30  bis  40  auf  einer  Eberesche  am  Wege  nach  Reit- 
dorf. —  1915:  4.  X.  sehr  viele  in  größeren  und  kleineren 
Flügen;  29.  X.  die  letzten  20  auf  einer  Eberesche  am  Klemm- 
bach bei  Reitdorf. 

Acanthis  linaria  subsp.? 
1914:  26.  XI.  auf  einer  Eberesche  am  Wege  nach  Reitdorf 
1  St.,  nach  der  rosa  überflogenen  Brust  ein  i5-  Leider  konnte 
ich  die  Oberseite  nicht  sehen.  Die  alpine  Form  des  Birken- 
zeisigs traf  ich  am  Gebirgszuge  östlich  der  Flachau  in  etwa 
1850  m  Höhe. 


42    Joseph  üraf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale. 

Fringilla  coelebs  L. 

1915-  cfö"  überwintern  hier,  doch  sah  ich  Ende  Jänner  wieder- 
holt auch  ein  9-  Erster  Schlag  16.  III.  (in  Salzburg:  1909;  19.  II  ; 
1910:  16.  II.;  1911:  22.  II;  1912:  13.  II.;  1913:  6.  IL;  1914: 
17.  IL). 

Fringilla  montifringilla  L. 

1913:  15.  lY.  die  letzten  beobachtet.  Es  war  ein  großer  Flug, 
die  (^fo"  hatten  schon  das  fast  vollständige  Sommerkleid  und  sangen. 
Die  Bergfinken  durchziehen  die  Gegend  im  Frühling  und  Herbst  in 
großen  Scharen.  Im  Winter  traf  ich  sie  bisher  nur  selten  und  ein- 
zeln;  II.  X.  die  ersten;  10. — 12.  XL  Hauptzug.  Besonders  am 
II.  hielten  sie  sich  in  Scharen,  die  ich  auf  500  \'ögel  schätzte,  hier 
auf.  —  1914:  8.  X.  die  ersten  gehört,  während  des  ganzen  Oktobers 
mehr  weniger  zahlreiche  Flüge.  —  1915  :  Letzte  Beobachtung  11.  IV., 
größerer  Flug;  15.  X.  die  ersten  gehört;  29.  X. — 2.  XL  Hauptzug. 

Coccothraustes  coccothraustes  (L.). 
1915:  12.  III.  2  St.  beobachtet,  sonst  sah  ich  hier  nie  einen  Kern- 
beißer.    Überwintert  in  Salzburg. 

Passer  montanus  (L.). 
1913:  23.  X.  die  ersten  beim  Schlosse  gehört,  wo  sich  der  Feld- 
spatz nur  im  Spätherbst  und  Winter  aufhält,  während  der  Hausspatz 
ganz  fehlt.    Beide  Arten  sind  im  Ennstal  zu  jeder  Jahreszeit  häufig. 

—  1914:  18.  X.  die  ersten  10  St.  auf  der  Hoch,  die  von  nun  an  den 
Winter  über  in  steigender  Anzahl  bis  zu  einigen  zwanzig  St.  hier 
\erbliebcn.  —  1915:  26.  III.  letzte  Beobachtung  auf  der  Hoch; 
28.  X.  die  ersten  2  beim  Schlosse. 

Stumus  vulgaris  L. 
1912:  24.  X.  zwischen  Hoch  und  Reitdorf  20  St.  In  den  Nist- 
kästen überall  brütend,  verlassen  die  Stare  wenige  Tage  nach  dem 
Flüggewerden  der  2.  Brut  die  Gegend  und  wurden  von  mir  im 
Herbste  nur  selten  beobachtet.  —  1914:  25.  VIII.  auf  einer  gemäh- 
ten Wiese  bei  Reitdorf  ein  einzelner  Star  unter  einer  Schar  Raben- 
krähen. —  1915:  8.  ni.  einen,  22.  IH.  acht  Stare,  die  mit  kurzer 
Unterbrechung  bei  schlechtem  Wetter  hier  blieben.  (Salzburg:  1910: 
21.  IL;  1911:  23.  IL;  1912:  19.  IL;  1913:  28.  IL;  1914:  18.  IL) 

—  30.  IX.  bei  beginnender  Abenddämmerung  80 — ICX)  südwärts  ins 
Flachautal  fliegend. 


Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale.    43 

Oriolus  oriolus  (L.). 
1913:  21.  y.  hielt  sich  ein  Q  in  hohen  Lärchen  unweit  des 
Schlosses  auf.  Seltener  Durchzügler  im  Frühjahr.  (Salzburg:  1909: 
9.  V.;  1910:  7.  V.:  191 1:  9.  V.;  1912:  14.  V.;  1913:  30.  IV.)  — 
1915:  27.  IV.  hörte  ich  in  einem  schmalen  Waldstreifen  unterhalb 
der  Hoch  gegen  Abend  eine  unbestimmte  Anzahl  flöten  und  krei- 
schen. Als  ich  mittags  die  Stelle  beging,  war  dort  von  Goldamseln 
nichts  mehr  zu  bemerken.  Am  15.  V.  hörte  ich  unfern  von  dort  eine 
kreischen. 

Corvus  frugilegus  L. 

1913 :  Am  19.  X.  sah  ich  zwei  große  Scharen  westwärts  ziehen. 
—  1914:  25.  X.  ein  kleiner  Flug  gegen  Reitdorf. 

Corvus  corone  L. 

1915:  Verläßt  im  Oktober,  spätestens  anfangs  November  die 
nähere  Umgebung  der  Hoch  vollständig,  bleibt  aber  in  kleinen 
Flügen  oder  einzeln  im  Ennstal.  i.  III.  sah  ich  die  erste  Rabenkrähe 
wieder  in  der  Richtung  von  Reitdorf  hierherfliegen.  Am  6.  III. 
hörte  ich  von  hier  aus  die  erste  krächzen ;  am  8.  III.  saß  eine  auf 
einem  benachbarten  Baume;  den  13.  III.  zeigte  sich  das  erste  Paar. 
Sie  brütet  hier  höchstens  bis  zu  1200  m  Höhe.  —  26.  X.  die  letzte 
in  der  Nähe  des  Schlosses  gehört. 

Lantus  collurlo  L. 

1912:  17.  IX.  ein  9  ad.  oder  juv. ;  19.  IX.  ein  juv.  Ist  hier  ein 
ziemlich  häufiger  Brutvogel,  doch  scheint  er  seit  einigen  Jahren  an 
Zahl  abgenommen  zu  haben.  —  1913:  6.  V.  ^ ;  21.  V.  das  erste  Paar. 
(Salzburg:  1908:  9.  V. ;  1910:  9.  V. ;  1911 :  8.  V. ;  1912:  26.  IV.)  — 
1914:  30.  VIII.  das  letzte  q".  —  1915:  8.  V.  hörte  ich  einen  bei 
Radstadt ;  am  9.  V.  sah  ich  bei  Reitdorf  das  erste  (j',  am  14.  V.  das 
erste  9-  —  28.  \'III.  zuletzt  2  juv. 

Lantus  excubitor  L. 

1913:  7.  XII.  unterhalb  der  Hoch  im  Gebüsch  am  Waldrande 
I  St.  Zieht  im  Spätherbste  einzeln  durch.  —  1914:  i-  XII.  auf 
einem  Baumwipfel  unweit  des  Schlosses  i  St.  —  1915:  4-  XI.  ver- 
folgte ein  sehr  schöner  Raubwürger  mit  ganz  weißer  l'nterseite  eine 
Meise  vergeblich  in  einer  Baumkrone. 


44    Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstnle. 

Muscicapa  atricapilla  L. 

1912:  19.  IX.  unterhalb  der  Hoch  1  St.  Bisher  nur  zur  Zugzeit 
beobachtet.  —  1915 :  9-  V.  saß  ein  schönes  altes  ^  auf  einem  Weiden- 
busch an  der  Litzlenns.  (Salzburg:  1908:  1.  V.;  1909:  5.  V.;  1910: 
12.  V.) 

Muscicapa  striata  (Pall.) 

1913:  27.  und  29.  VIII.  je  ein  Stück,  dürfte  hier  nur  durch- 
ziehen. —  1914:  3-  IX.  am  Wege  nach  Reitdorf  eine  einzelne. 

Cypselus  apus  (L.). 

1903 :  8.  V.  in  Altenmarkt  5  St.  Da  und  in  Radstadt  häufiger 
Brüter,  in  Reitdorf  nur  2 — 3  Paare.  (Salzburg:  1908:  5.  V.;  1909: 
26.  IV.;  1912:  30.  V.)  —  1915:  4-  V.  in  Reitdorf  4  St. 

Chelidon  rustica  (L.). 

1912:  21.  X.  in  Altenmarkt  i  juv.  Hat  auf  der  Hoch  nach 
mehrjähriger  Pause  1913  wieder  zu  nisten  begonnen.  Im  Ennstal 
sehr  häufiger  Brutvogel.  —  1912:  20.  IV.  zwei  einzelne  in  Alten- 
markt. 21.  IV.  traf  der  Hauptzug  in  Reitdorf  ein.  (Salzburg: 
3..  IV.:  1913:  5.  IV.)  —  1914:  4. — 9.  IX.  Hauptzug,  25.  IX.  in  Reit- 
dorf die  letzten  4 — 5  St.  —  5915:  16.  IV.  die  erste  in  Reitdorf,  wo  sie 
die  letzten  4 — 5  St.  —  1915:  16.  I\.  die  erste  in  Reitdorf,  wo  sie 
blieb:  26.  IV.  das  erste  Paar  auf  der  Hoch;  8.  \'.  Eintreffen  des 
Hauptzuges.  —  i. — 5.  IX.  Hauptzug;  1.  X.  die  letzte  in  Reitdorf 
gesehen. 

Hirundo  urbica  L. 

1913:  6.  V.  2  St.  in  Reitdorf,  wo  sie  wie  auch  sonst  im  Ennstal 
sehr  zahlreich  brütet.  Nistet  auf  der  Hoch  und  in  den  benachbarten 
Bauernhöfen  nicht.  (Salzburg:  1909:  6.  \'. ;  1910:  30.  IV.)  —  1914: 
4. — 9.  IX.  Hauptzug.  —  1915:  27.  IV.  I  St.  in  Reitdorf;  10.  V. 
Hauptzug.  —  II.  IX.  Hauptzug;  15.  IX.  letzte  in  Reitdorf. 

Caprimulgas  etircpaeus  L. 

1914:  29.  IV.  flog  in  der  Abenddämmerung  eine  Xachtschwalbe 
am  Schlosse  vorbei,  die  einzige,  welche  ich  bisher  hier  beobachtete. 


Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale.    45 

Upupa  epops  L. 
1914:  14.  VITI.  wurde  ein  Stück  in  Reitdorf  in  ganz  ermattetem 
Zustande  gefangen.  —  1915:  In  dt-n  letzten  April-  oder  ersten  Mai- 
tagen wurde  an  der  Litzlenns  eine  Wiedehopfe  geschossen.      (Salz- 
burg:   191 1 :  7.  IV.) 

Jynx  torquilla  L. 

1914:  22.  VIII.  am  Wege  nach  Reitdorf  auf  einem  Zaune  i  St. ; 
dürfte  hier  nur  durchziehen.  —  5.  VIII.  am  Wege  nach  Reitdorf 
I  ad.  und  i  juv. ;  7.  VIII.  an  gleicher  Stelle  2  ad.;  10.  VIII.  eben- 
dort  2  ad.  und  i  juv.  Die  Jungen  hatten  die  Stoßfedern  kaum  zur 
halben  Länge  ausgewachsen.  —  1915:  25.  IV.  und  10.  V.  hier  gehört. 

Cuculus  canorus  L. 
1913 :  13.  IV.  die  ersten  gehört,  häufiger  Sommervogel.     (Salz- 
burg:  1908:  4.  V.;   1909:  24.  IV.:   1910:   26.   IV.:    191 1:   20.  IV.; 
1912:  22.  IV.)  —  191 5:  23.  IV.  zuerst  gehört. 

Falco  tinnunculus  L. 

1912:  21.  IX.  am  Wege  nach  Reitdorf  i  St.:  bisher  hier  nur 
einzeln  auf  dem  Durchzuge  beobachtet.  —  1Q13:  15.  IV.  q^.  —  1915: 
2.  XI.  jagte  ein  "Purmfalk  auf  Bergfinken. 

Buteo  buteo  (L ). 
1913:  21.  X.  die  letzten.     Im  Sommer  täglich  zu  beobachten.  • — 
1914:  31.  III.  3  St.    (Salzburg:    1911:    11.    III.;    1912:  28.  II.)  — 
7.  IX.  letzte  Beobachtung.  —  1915:  i.  IV.  i  St.;  28.  IX.  der  letzte. 

Columba  palumbus  L. 

1914:  30.  III.  die  2  erstien.  —  12.  X.  6,  17.  X.  zogen  3  Ringel- 
tauben hoch  westwärts.  —  1915:  26.  III.  die  ersten  gehört.  — 
15.  X.  letzte  Beobachtung.    Es  zog  ein  Flug  von  ungefähr  300  St. 

CoturnJx  coturnlx  (L.). 
1913:    30.    V.    hörte    ich    in    der    Abenddämmerung  den  ersten 
Schlag.    Hier  nur  am  Durchzuge,  brütet  zerstreut  im  Ennstale. 
1915:  5.  VI.  mittags  die  erste  gehört. 


^^^j^^^^^^^^^^^^^cAo^^s  aus  Gmunüen  und  Umgebung. 

Crex  crex  (L.). 
UMV  ^    VI.  zuerst  gehört.     Durchzügler,  zerstreut  im  Ennstal 
nistend.     (Salzburg:   1909-.  ^S-  V.;  191»  :  -5-  V.;  191-  13-  V)  - 
1915:  5.  \'.  den  ersten  gehört. 

Vanellus  vanellus  (L.). 
Tor4-  10   X.  morgens  auf  einem  Acker  bei  Reitdorf  &-^  Stück. 
Er  Jnd  de    ..HeiHger  Geistvogel"  genannt.     In  früheren     ahren  be: 
obadnetc  ich  ihn  wiederholt  in.  Frühling  auf  den  nahen  Wesen  an 
der  Enns  bei  Radstadt. 

Ornitliologisches  aus  Gmunden  nnd  Umgebung. 

(Herbst  und  Winter  1916.) 
Von  A.  Watzinger. 
Bis    jetzt   (9.  I.)    hatten    wir    beständig    wechselndes    Wetter, 
Rega'lechseltemü  Sonnenschein,  hin  und  weder  fiel  etwas  Schnee 

-'  r;?  V^'^^nds  Cansezug  über  Gmunden.  seitdem 
"nrtr™\egen.o  Rauchschwalben  an  der 
Marienbrücke.  An  ersterem  Tage  einige  H  a  u  s  s  c  h  w  a  1  b  e  n 
übe  der  Mitterau,  am  Traunufer  viele  R  o  t  k  e  h  1  c  h  e  n  e.mg 
"Uckenbraunellen  und  L  a  u  b  s  ä  n  g  e  r  (/'/.  trocküus  und 
rnllvhita)    auch  w  e  i  ß  e  B  a  c  h  s  t  e  1  z  e  n. 

•  ;   XI     aßt    in    Steinfeld    bei    Isch.    be,  sonnigem  Wetter  um 
,C  Uhr  vormittags  ein  Kleiber  semen   Frühjahrsruf  vernehmen. 
8   XII     MüWbachberg  b.  Traunk.rchen.     Im  Walde  am  Raben- 
stein fallen  m  der  Abenddämmerung  tausende  von    P  e  r  g  f .  n  k  e  ,1 


ein. 


9    XII.   Gmunden.    Während  der  Aujagd  im  ''^^^"S'^^'^^^;: 
land  sehen  Revier  zeigten  sich    im    Hofstätterholz    -<^    ^nglbaue 
ungeheure  Schwärme  von  B  e  r  g  f  i  n  k  e  n  auf  den  Feldern.     Na  h 
mittags    wurde  in  einen    Schwärm    derselben    geschossen  und  fielen 

eeeen  20  Stück  zur  Erde.  . 

^      Der  herzogliche  Revierförster  Dohmeier  traf  noch  längere  Z..t 
hindurch    täglich    riesige    Schwärme    dieser    Vögel    ,m  Grunberg-- 

^'^''17.  XII.     Am  Theresientaler  Wehr  am  Tratmufer  in  Gmunden 


A.  Watzinger:  Am  Neste  des  Erlenzeisigs.  47 

treibt  sicli  mit  Zaunkönigen  ein  W  e  i  d  e  n  1  a  u  b  v  o  g  e  1  herum, 
die  Steingruppen  und  das  Weidengeflecht  nach  Nahrung  absuchend. 
.'\ni  gleichen  Tage  sreicht  mittags  ein  Girlitz  lockend  über  den 
oberen  Markt.  Zwei  Tage  später  beobachtete  ich  den  Weidenlaub- 
vogel  an  gleicher  Stelle  in  Gesellschaft  von  Schwanz-  und  Blau- 
meisen in  den  Weiden  längs  Betonverbauung. 
G  m  u  n  d  e  n,  Januar  1917. 


Am  Neste  des  Erlenzeisigs. 

Von  A.  Watzinger. 

Drei  Jahre  hindurch  lenkte  ich  mein  Augenmerk  auf  die  mitt- 
leren Höhenzüge  in  der  Umgebung  von  Gmunden,  Grünau,  Scharn- 
siein,  Altmünster,  Traunkirchen  und  Bad  Ischl,  wo  ich  zur  Brütezeit 
Erlenzeisige,  an  manchen  Stellen  förmliche  Kolonien,  anderwärts 
vereinzelte  Paare  wahrgenommen  hatte. 

In  dichteren  Waldbeständen  ist  ein  Beobachten  der  Vögel  nur 
am  Rande  von  Blößen  und  Schlägen  möglich,  da  sich  ihr  Leben  und 
Treiben  hauptsächlich  in  den  Wipfeln  der  hohen  Nadelbäume  ab- 
spielt und  nur  Gezwitscher  und  Gesang  ihr  Vorhandensein  verrät. 
Im  vergangenen  Jahre  (1915)  konnte  ich  nur  viele  ausgeflogene 
Junge  feststellen,  welche  der  Färbung  wie  der  Stimme  nach  jun- 
gen Girlitzen  zum  Verwechseln  ähnlich  sind ;  nur  der  gelbe  Streifen 
in  den  Schwingen  ist  ein  sicheres  Kennzeichen.  Kurz  nach  der  Flug- 
fähigkeit der  Jungvögel  dürfte  auch  das  Wandern  beginnen,  da  es 
ii:  den  Gebieten,  wo  erst  reges  Stimmengewirr  geherrscht  hatte, 
plötzlich  ruhig  geworden  war  und  höchstens  vereinzelte  Exemplare 
im   Vorüherstreichen    sich  durch   ihren  Lockruf  vernehmen  ließen. 

Die  Ebenseer  Vogelfänger,  unter  denen  sonst  sehr  gute  Beob- 
achter zu  finden  sind,  erzählen  alle  möglichen  Märchen  über  das 
Brüten  des  Erlenzeisigs. 

In  der  zweiten  Maihälfte  d.  J.  beobachtete  ich  unter  anderen 
ein  Zeisigpaar  auf  der  ,,Windlingerhald",  ca.  2  Stunden  von  Tratm- 
kirchen  entfernt,  wo  sich  die  Vögel  auf  den  mit  grauem  Baummoos 
und  Bartflechten  überwucherten  Lärchen  herumtrieben. 

In  einer  Höhe  von  über  20  m  sah  ich  das  Pärchen  auf  einem 
Aste,  ca.  1.80  m  vom  Stamme  entfernt,  wiederholt  auf  dem  gleichen 
Punkte  in  der  Flechten  verschwinden  und  abstreichen. 


48  A.  Watzinger:  Am  Neste  des  Erlenzeisigs. 


Am  z-j.  Mai  konnte  ich  das  ,/  inncrlialh  einer  Stunde  zweimal 
den  Ast  anfliegen  sehen.  Nachdem  es  unterwegs  den  Lockruf  ganz 
wenig  hören  ließ,  zwitscherte  es  auf  dem  Aste  ganz  piano  „dschd, 
dschdd'",  schlüpfte  für  kurze  Zeit  zu  der  vorher  beobachteten  Stelle 
und  strich  wieder  ab,  in  größerer  Entfernung  den  Lockruf  hören 
lassend. 

Eine  halbe  Stunde  später,  es  war  gegen  7  Uhr  abends,  befanden 
sich  plötzlich  beide  \'ögel  über  mir  auf  einer  kleinen  Fichte,  wo  das 
9  vom  ,3"  aus  dem  Kröpfe  gefüttert  wurde.  Nachdem  letzteres  ab- 
gestrichen war,  llog-  das  9  auf  das  äußere  Ende  des  Astes  und  lief 
auf  diesen  entlang  wie  eine  Maus  zur  erwähnten  Stelle,  von  wo  es 
nicht  mehr  zum  Vorschein  kam.  Heftiges  Anklopfen  an  den  Stamm 
brachte  es  nicht  zum  Abstreichen.  Trotz  einer  12  m  langen  Leiter, 
welche  mir  der  ..Große  Windlinger"  herbeischleppen  half,  konnte  ich 
wegen  der  brüchigen  Aste  und  des  schlechten  Halts  der  mit  der 
Rinde  abgleitenden  Bartflechten  das  Nest  nicht  erreichen.  .Auch  das 
Erschüttern  des  ]')aumes  durch  die  Klettcrvcrsuche  und  das  An- 
lehnen der  schweren  Leiter  brachten  den  brütenden  \'ogel  nicht  zum 
Weichen. 

Am  1.  Juni  wagte  ich  mit  Steigeisen  den  Aufstieg,  mußte  aber, 
(iben  angekommen,  mit  einer  I^ine  den  Ast  herbeiziehen,  um  zu  dem 
unsichtbaren  Neste  zu  gelangen.  Erst  jetzt  stürzte  das  brütende  9 
mit  dem  Kopfe  nach  unten  heraus,  fast  bis  auf  die  Erde,  wo  mein 
junge  zur  Beobachtung  aufgestellt  war.  Während  ich  noch  aus 
Leibeskräften  damit  beschäftigt  war.  das  Nest  in  greifbare  Nähe  zu 
bringen,  kamen  beide  \'ögel  stumm  auf  den  in  Bewegung  stehenden 
Ast,  erst  wegstreichend,  als  ich  nach  dem  Neste  gjiflf,  um  das  wert- 
volle Gelege  für  die  Sammlung  meines  Freundes  Lindorfor  zu  er- 
beuten. Da,  o  Jammer!  ein  kurzes  Ausgleiten  der  Leine,  ein  leichtes 
Zurückschnellen  des  Astes  —  und  ich  konnte  nur  mehr  das  leere 
Nest  erlangen.  Die  schwachbcbrüteten  Eier  lagen  zerschellt  teil- 
weise auf  den  unteren  ,\sten  und  auf  dem  Moose  und  nutzlos  war  die 
Kinderstube  der  besorgten  Eltern  vernichtet. 

.'Ms  ich  vcrschundcn  und  zerkratzt  unten  ankam,  schlüpften 
beide  Vögel  um  die  Stelle  ,, dschd  dschdd"  zwitschernd,  wo  ihre 
Kinderwiege  gestanden,  an  der  sie  mit  aller  Liebe  ihrer  kleinen 
Vogelherzen  hingen. 

Solch  bittere  Unfälle  können  einem  das   .'^anmieln  verleiden. 


C.  Lindner:  Bemerkung  zu  „Scliwanzmeisennest  auf  Fichte".         4Ö 


Wahrscheinlich  sitzt  auch  der  Alpenleinzeisig  so  fest  auf  den 
Eiern,  daß  ihn  ein  starkes  Erschüttern  des  Baumes  nicht  zum  Ab- 
streichen bringt.  Ich  erinnere  mich  einiger  Fälle  im  Wildensee- 
gebiet,  wo  ich  diese  Vögel  lange  Zeit  beobachtete  und  die  gleichen 
Wahrnehmungen  wie  bei  den  ersteren  machte,  nur  habe  ich  mich 
durch  das  Ersteigen  der  Bäume  nicht  überzeugt,  da  ich  es  nicht  für 
möglich  hielt,  daß  die  brütenden  Vögel  einer  so  starken  Erschütte- 
rung standhalten  würden  und  glaubte  stets,  ich  hätte  mich  in  der  An- 
nahme, daß  da  oder  dort  ein  Nest  sein  müsse,  getäuscht.  Hoffentlich 
kommt  auch  die  Zeit  noch,  wo  es  mir  möglich  sein  wird,  Nester  der 
Acanthis  linaria  rufesccns  zu  finden. 

G  m  u  n  d  e  n,  im  Juli  1916. 


Bemerkung  zu  „Sehwanzmeisenuest  auf  Fichte". 

Von  C.  Lindner,  Naumburg. 

Zu  den  mancherlei  ornithologischen  Mitteilungen  der  letzten 
20 — 30  Jahre,  die  etwas  besonders  Auffallendes  mitzuteilen  glauben, 
ohne  daß  jedoch  die  der  Mitteilung  zu  Grunde  liegende  Beobachtung 
irgendwie  eine  ganz  außergewöhnhche  wäre,  gehört  auch  die  von 
C.  Loos  unter  obiger  Überschrift  in  Heft  3 — 6  des  ,, Jahrbuches'". 
Bei  dem  mitgeteilten  Fall  handelt  es  sich  weder  um  eine  vereinzelte, 
noch  auch  rein  örtliche  Erscheinung.  Ich  habe,  und  zwar  an  geo- 
graphisch weit  auseinander  erliegenden  Örtlichkeiten,  mehrfach 
Schwanzmeisennester  in  Fichten  von  kaum  ■'/^  m  über  dem 
Boden  bis  etwa  15  m  hoch  gefunden  und  in  einem  Falle  mich 
überzeugt,  wie  dieselbe  vereinzelte  hochragende  Fichte  mehrmals 
(von  demselben  Paare?)  in  aufeinanderfolgenden  Jahren  benutzt 
Morden  ist.  Mir  ist  nicht  zweifelhaft,  daß  andere  Ornithologen  die- 
selben Beobachtungen  gemacht  haben,  ohne  sie  darum  gleich  als 
Merkwürdigkeit  zu  veröffentlichen.  ,,In  Vorarlberg  sah  Bau  wie- 
derholt Nester,  die  in  den  dichten,  herabhängenden  Behang  alter, 
einzelstehender  Wetterfichten  eingebaut  waren."  (Friderich, 
5.  Aufl.).  Voigt  fand  das  Nest  „zwischen  die  Zweige  eines  kümmer- 
lichen Lebensbäumchens  eingebaut"  (Excursionsb.  6.  Aufl.)  und 
Ussher,  dieser  ausgezeichnete  Freibcobachter  schreibt  in  seinem 
„Birds  of  Ireland"  von  der  Platzwahl  des  Schwanzmeisennestes: 
bald  hoch  auf  einem  Ulmenast,    bald    in    einem    flechtenüberzogenen 

4 


50    C.  Lindner:  Einige  kurze  Beobachtungen  aus  den  Bayerischen  Alpen. 

Apfelbaum,  wo  das  Nest  einem  Astknoten  ähnelt,  bald  auf  eineiu 
Seitenast  einer  Fichte  mit  seitlichem  Einflugsloch  zwischen  zwei 
Zweigen  des  Astes,  daran  einer  darüber,  der  andere  drunter  sich 
befindet".     Diese  paar  Zitate  mögen  genügen.  — 


Einige  kurze  Beobachtiingeu  aus  den  Bayerischen  Alpen. 

Von  C.  Lindner,  Naumburg  a.  S. 
Daß  auch  einem  scharfen,  zuverlässigen  Freibeobachter  eine 
„gute"  Art  infolge  Nicht-Auseinanderlialtens  mit  einer  ihr  nahe- 
stehenden in  einem  Faunengebiete  entgehen  kann,  dafür  liat  mir 
bezüglich  der  von  mir  wieder  im  vorigen  Jahre  (im  Allgäu)  und  in 
diesem  Jahre  (bei  Garmisch)  häufig  beobachteten  Alpen- 
weidenmeise  {Parits  salicarhis  montamis*)  kein  Geringerer 
als  Jäckel  den  Beweis  geliefert.  Er  führt  in  seiner  ,,Systemat. 
Übers,  der  Vögel  Bayerns"  nur  Pariis  palustris  auf,  den  er  in  einem 
einzigen  kurzen  Satz  abtut.  Auch  der  Herausgeber  dieses  Werkes, 
R.  Blasius,  fügt  dem  nichts  hinzu.  Dabei  muß  der  Vogel  schon  bei 
flüchtiger  Beobachtung  in  den  bayrischen  Alpen  auffallen.  Mich 
überraschte  es,  ihn  noch  in  einer  Höhe  von  etwa  1700  m  zwischen 
Kreuzershaus  und  Höllentodanger,  wo  nur  die  Legföhre  noch  ver- 
einzelt wuchs,  anzutreffen.  Dabei  hörte  ich  außer  dem  bekannten, 
ziemlich  modulationsfähigen  „däh"  auch  ein  scharf  herausgespritztes 
„pittitt",  das  mich  lebhaft  an  Töne  erinnerte,  wie  ich  sie  bisweilen 
vom  Thüringer  Steinsperling  vernahm.  —  Zwischen  Kreuzeckhaus 
und  Alpspitze  traf  ich  auch  einige  T  a  n  n  e  n  h  ä  h  e  r  im 
Jugend  kleid  an.  Unterhalb  des  Hauses  an  einer  unzugänglichen 
schroffen  Felswand  hatten  Kolkraben  ihr  Standquartier ;  auch 
am  „Wank",  östlich  von  Partenkirchen,  hielt  sich  ein  Pärchen  Raben 
auf".     Auf  einer  sumpfigen  Wiese  zwischen  Garmisch   und   Ham- 


*)  Nicht  diese,  sondern  P.  atricapillus  submontanus  Kleinschm.  u.  Tsch. 
bewohnt  die  Bayerischen  Alpen.  Daß  Jäciiel  die  Alpen-  bez.  VVeidenmeise 
nicht  erwähnt,  findet  darin  seine  Erl<lärung,  daß  selber  einerseits  über  seine 
Wohnorte,  wo  selbe  wohl  fehlte,  wenig  hinauskam,  anderseits  sein  Werk 
1882  bereits  vollendet  war,  also  zu  einer  Zeit,  wo  die  feine  Unterscheidung 
der  heimischen  Formen  noch  nicht  Eingang  gefunden  hatte  und  man  den 
Brehm'schen  Sonderungen  sehr  skeptisch  gegenüber  stand.  Wohl  keine 
Sammlung  Deutschlands  besaß  damals,  außer  durch  Chr.  L.  Brehm  erhaltene 
als  P.  salicarius  etikettierte  Weidenmeisen  aus  Deutschland.  Jetzt,  wo  uns 
ein  reiches  Material  überall  her  die  Kenntnis  der  einzelnen  Formen  ver- 
mittelt, stößt  die  Konstatierung  derselben  auf  keine  Hindernisse.  Bei  Be- 
urteilung früherer  Forschungsweise  wolle  man  das  stets  sich  vor  Augen 
halten.  D.  Herausgeber. 


Josef  Noggler:  Beobachtungen  über  den  Vogelzug  in  Mariahof.        51 

mersbach  scheuchte  ich  an  einem  auf  kurze  Strecke  von  Binsen 
schmal  umsäumten  und  von  etwas  Gebüsch  umgebenem  Wässerchen 
einen  Kleinvogel  auf,  den  ich  nach  einiger  Beobachtung  als  Bin- 
sensänger {Acrocephalns  aquaticits)  einwandfrei  feststellen 
konnte ;  es  war  in  der  zweiten  Hälfte  des  August  und  der  Vogel 
befand  sich  wohl  schon  auf  dem  Zuge.  Während  Jäckel  die  Alpen- 
weidenmeise  im  Unterschied  von  der  gewöhnlichen  Sumpfmeise,  die 
nach  meiner  Beobachtung  im  Bayrischen  Alpengebiet  seltener  als 
jene  vorkommt,  nicht  erwähnt,  tut  er  der  beiden  Formen  des  Baum- 
läufers ausdrücklich  Erwähnung. 


Beobachtungen  über  den  Vogelzng  in  Mariahof. 

1915. 
Von  Josef  Noggler.*) 

Erithacus  rubecula  24.  III. 
Erithacus  titys  23.  III.,  29.  III.  3  ^(;j'. 
Erithacus  phoenicurus  20.  IV.  q". 
Pratincola   rubetra  22.  IV. 
Phylloscopus  collybita  12.  IV. 
Alauda  arvensis  18.  III. 
Motacilla  alba  6.  III. 
Anthus  pratensis  3.  I\'. 
Anthus  spinoletta  24.  III. 
Emheriza  schoeniclus  29.  III. 

Coccothraustes  coccothraustcs  8.  I.  2  St.,  8.  II.   i   St. 
Acanthis  cannabina  10.  IV. 
Sturmes  vulgaris  5.  III. 
Oriolus  galbnla  14.  V. 
Lanius  excitbitor  30.  III.,  I.  XI. 
Lanius  collurio  5.  V. 
Muscicapa  atricapilla  23.  IV. 
Hiriindo  rustica  15.  IV. 
Delichon  urbica  16.  IV. 
Riparia  riparia  23.  IV. 
Cypselus  apiis  2.  V. 
]ynx  torquilla  14.  V. 
Upitpa  epops  30.  IV. 


*)  Vergl.  Orn.  Jahrb.  XXV.  Nr.  4/5,  p.  192. 


52  Oberleutnant  Hartwig:  Aus  dem  Felde  im  Osten. 

Cerchneis  tinnunculus  23.  III.    Hat  hier  überwintert. 
Buteo  butco  23.  III.  2  St.,  29.  III. 
Archibuteo  lagopus  il.  XII. 
Columba  palumbus  17.  III.,  29.  III. 
Columba  oenas  18.  VII. 
Turtur  turtur  5.  V.  5  St. 
Coturnix  coturnix  21.  \. 
Oedicnemus  oedicuemus  16.  l\\  5  St. 

Vanellus  vanellus  28.  III.  15  St.,  29.  III.  i  St..   13.   I\".  i   St. 
12.  X.  22  St. 

Gallinago  gallinula  4.  IV.  i  St..  24.  IV.  2  St.,  7.  \'I1I.  i  St. 

Joianus   nebularius  13.  u.  14.  I\'.  je  i  St. 

Totanus  glareola  15.  IV.  i  St. 

Anser  fabalis  10.  X.  10  St.,  12.  X.  14  St.  Die  Gänse  hielten  sich 

hier  durch  14  Tage  auf  und  erlegte  ich  2,  ein  Jagdfreund  i  Stück. 

Anas  boschas  23.  III.  :9>  29.  HI.  3  cf,  6  9>  4-  I^-  cT»  ^     7, 

13.  IV.  I  cT.  2  9,  20.  IV.  cr9,  1-  VIII.  5  St.,  7.  VIII.  i6  st., 

30.  X.  12  St.,  welch  letztere  lange  auf  dem  Teiche  verblieben. 

Anas  crecca  8.  W .  q",  9.  IV.  9.  20.  IV.  (^,  24.  IV.  2  5- 

Nyroca  marila  30.  X.  0*9- 

Nyroca  fuligiila  14.  IV.  i  St..  30.  X.  6  St. 

Laras  ridibundus  31.  III.  i  St..  24.  IV.  4  St. 

Colymbus  nigricolUs  24.  IV.  i  St. 

Colymbus  nigricans  -').  IV.  i  St. 
Hält  sich  hier  auf. 


Aus  dem  Felde  im  Osten. 

Von  Oberleutnant  Hartwig. 

I.  XII.   1916. 

Ein  eigenartiges  Schauspiel,  das  Sie  vielleicht  interessieren 
dürfte,  hatte  ich  unlängst   (XI.   1916)   zu  beobachten  Gelegenheit. 

Wir  hatten  an  diesem  Tage  ein  kleines  Artillcrieduell.  Der  erste 
Schuß,  der  von  feindlicher  Seite  abgegeben  wurde  (die  Batterie 
steht  in  einem  Kiefemwalde),  hatte  zur  Folge,  daß  wie  täglich  hun- 
derte von  Krähen  und  Dohlen  unter  lautem  Gekrächze  flüchteten. 
Sie  nahmen  die  Richtung  auf  unsere  Stellung  zu.  Wie  die  \'orhut 
in  der  Mitte  der  feindlichen  und  unserer  Gräben  anlangte,  setzte 
unsere  Artillerie  ein.  Sofort  machte  die  \'orhut  kehrt  und  ver- 
suchte, sich  höher  in  die  Lüfte  zu  schrauben.    Die  auf  beiden  Seiten 


Eduard  Paul  Tratz:  Störche  in  Salzburg.  53 

immer  lebhafter  werdende  Artillerietätigkeit  brachte  es  jetzt  mit 
sich,  daß  bald  nur  ein  großer  schwarzer  Knaul  vorhanden  war,  der 
ein  unheimliches  Gekrächze  anstimmte.  Im  Kreuzfeuer  ange- 
kommen, schienen  die  Vögel  den  Kopf  verloren  zu  haben.  Plötzlich 
brach  ein  Vogel  nach  links  aus,  ihm  folgten  gleich  mehrere,  jedoch 
nach  wenig  Flügelschlägen  machte  der  Führer  wieder  Kehrt  und 
schon  hörte  man  aus  weiter  Feme  das  Rattern  eines  Motors.  Nach 
abermaligem  sekundenlangen  Kreisen  versucht  ein  Teil,  nach  rechts 
auszubrechen,  docH  ein  aus  dieser  Gegend  im  gleichen  Augenblick 
kommender  Flieger,  schien  auch  diesen  Durchbruch  vereiteln  zu 
wollen.  Da  schoß  nach  einer  kleinen  Pause  das  erstemal  unser 
schwerer  Mörser  und  in  diesem  Augenblick  stürzte  ein  Vogel,  es 
hatte  den  Anschein,  als  ob  er  getroffen  worden  wäre,  senkrecht  nach 
unten,  um  nach  einer  Wendung  in  niedriger  Höhe  über  unsere  Grä- 
ben in  schnellem  Fluge  zu  streichen.  Bei  jedem  Schuß  wiederholte? 
sich  dasselbe  Manöver  bei  einem  Teil  der  Gesellschaft  und  bald 
stürzte  der  letzte,  ähnlich  dem  Purzeln  der  Purzeltaube,  in  die  Tiefe. 
Die  Scheidewand  zwischen  Freund  und  Feind  bildet  ein  Fluß. 
Trotz  des  stündlichen  heftigen  Schießens  halten  sich  hier  Gänse  und 
Enten  auf  und  manche  Salve,  wenn  sie  aufgescheucht  über  die  Grä- 
ben zogen,  hat  schon  guten  Braten  gegeben.  Auch  der  Fischadler  ist 
nicht  selten.  \'or  einigen  Tagen  schoß  ich  einen  solchen.  Zwischen 
den  Drahtverhauen  halten  sich  Hühner  auf. 


Störche  in  Salzburg. 

Von  Eduard  Paul  Tratz. 

Wie  mir  Herr  Dr.  Max  Baron  Schwarz  mitteilte,  wurde  von  ihm 
am  7.  September  1916  auf  einer  Fichte  im  Park  des  Ansitzes  Stadel- 
bof,  in  nächster  Nähe  des  Frachtenbahnhofes  in  Salzburg,  ein  weißer 
Storch  (Ciconia  ciconia  L)  durch  längere  Zeit  beobachtet.  Ebenso 
sah  genannter  Herr  am  13.  September  1916  einen  kürzlich  erlegten 
Jungstorch  in  Gois  bei  Salzburg   an  einer  Scheune  angenagelt. 

Jedenfalls  waren  diese  beiden  wahrgenommenen  Exemplare 
nicht  die  einzigen*)   ihrer  .A.rt  im  Salzburgischen,  denn  die  Störche 


*)  Nach  dem  „Salzburger  Volksblatt"  vom  9.  August  erschienen  am 
7.  v.  M.  über  Puch  bei  Hallein  3  Störche  und  Heßen  sich  auf  den  Dächern 
der  Häuser,  zuletzt  auf  dem  Kirchendach  nieder.  Den  kommenden  Tag 
suchten  sie  Nahrung  auf  den  umliegenden  Feldern.  Zu  beiden  Zugzeiten  in 
geringer  Zahl  alljährlich  das  Land  passierend,  gehörte  er  ehemals  zu  den 
Brutvögeln,  so  noch  1802  bei  Adnet.  D.  Herausg. 


54  von  Tschusi:  Kleine  Notizen. 

werden  genau  so  wie  die  vielen  Gänse  durch  die  Krie,e:sverhältnisse 
im  Osten    von    ihrer    ursprün,Q:lichcn    rejrclmäßi.sjcn    Reiseroute  ver 
(lrang;t  und  in  westlichere  Läng-cn  verschlagen  worden  sein. 
Zell    am    See,    Herbst  1916. 


Ranbmöven  in  Oberösterreich  nnd  Krain. 

I.chrer  O.  Koller  in  Mauerkirchen  erhielt  am  2.  X.  1916  eine 
junge,  sehr  abgemagerte  mittlere  Raubmöve  {Stcrcorariits  pomari- 
nus  {Tem.),  welche  eine  Bäuerin  in  einem  Kartoffelfelde  bei  Mauer- 
kirchen mit  gebrochenem  Flügel  fand. 

Derselbe  bekam  am  19.  X.  wieder  eine  solche,  aber  offenbar  ein 
älteres  Tier,  aus  M  i  n  n  i  n  g  bei  Braunau  a.  I.  zugeschickt,  welches 
der  gräfiicli  Strachwitz'sche  Gtitsvervvalter  auf  einem  Brachacker 
erlegt  hatte.     .\uch  dieser  \'ogcl  war  sehr  abgemagert. 

Eine  T.angsdiwanzraubmöve  {Stercorarius  longicaudatus 
Vieill.)  wurde  laut  der  ..Grazer  Tagespost"  vom  20.  IX.  den  11.  IX. 
an  der  Save  bei  Krain  bürg  geschossen  und  dem  I.aibacher 
Museum  überlassen. 

voa  Tschusi  zu  Schmldhoffen. 


Eiderente  (Somateria  raollipsiraa  (L.)  im  Salj^bur^ipchen. 

Am  7.  X.  1915  erlegte  der  Halleiner  k.  k.  Forstmeister  \\. 
F  1  e  ß  1  e  r  im  PTalleiner  Holzrechen  ein  junges  q"  im  Federwechsel. 
Es  sollen  noch  mehrere  Exemplare  - —  ob  derselben  .'\rt !  —  anwesend 
gewesen  sein.  Der  Forstmeister  besitzt  den  Vogel  ausgestopft.  Es 
ist  das  erste  für  das  Land  nachgewiesene  Stück. 

von  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


RingelgSnse  (Branta  berniela  (L.)  in  Oberösterreich. 

Laut  Mitteilung  des  k.  k.  Eichmeisters  A.  Wa  t  z  i  n  g  e  r  in 
Gmunden  erlegten  am  19.  November  1916  drei  Schützen  in  der 
N  e  u  k  i  r  c  h  n  e  r  Jagd  bei  Lambach  drei  Ringelgänse,  welche,  aus 
westlicher  Richtung  kommend,  beim  Schweigbaclie  eingefallen  waren 
und  sich  leicht  anpirschen  ließen.  Leider  wanderten  die  seltenen 
Stücke  in  die  Bratpfanne.  Nach  Lindorfer-Lambach  waren  es 
1  Q  ad.  und  2  jun. 

von  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


Literatur.  55 


Literatur. 
Anzeigen  und  Besprechungen. 

R.  Heyder.  Ornis  Saxonica.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Vogelwelt 
des  Königreichs  Sachsen.  (J.  f.  0. 1916,  Heft  2,  p.  165-228;  Heft  3,  p.  277-324; 
Heft  4,  p.  429-488.) 

Als  einen  Bescheidenheitstitel  möchten  wir  es  ansehen,  wenn  sich  vor- 
liegende Arbeit  „Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Vogelwelt  des  Königreichs 
Sachsens"  nennt;  denn  sie  darf  sich  ihrem  Inhalte  nach  mit  vollem  Rechte 
als  „Ornis  Saxonica"  bezeichnen.  Sie  schließt  sich  in  ihrem  ganzen 
Aufbaue  und  ihrer  Gründlichkeit  würdig  den  zusammenfassenden  Arbeiten 
an,  welche  uns  das  letzte  Dezennium  über  verschiedene  Teile  des  Deutschen 
Reiches  geliefert  hat.  Sie  enthält  folgende  Abschnitte:  I.  Geschichtliche  Ent- 
wicklung der  Vogelkunde  im  Königreich  Sachsen;  IL  die  ornithologische 
Literatur  (415  Nrn.);  111.  die  geographische  Verbreitung  der  Vögel  im  König- 
reich, allgemeiner  und  besonderer  Teil,  welch  letzterer  302  Arten  aufzählt 
und  nähere  Details  über  selbe  bringt.  Als  regelmäßige  Brutvögel  werden 
142—,  als  unregelmäßige  18  —  und  als  solche  verschwundene  10  Formen 
bezeichnet.  Über  11  Arten  fehlen  Nachweise  ihres  wahrscheinlichen  Brütens. 
Die  in  der  Arbeit  benützte  Nomenklatur  folgt  im  wesentlichen  der  A.  Rei- 
chenow's  in  „Kennzeichen  der  Vögel  Deutschlands"  (1902).  Nicht  unerwähnt 
soll  es  bleiben,  daß  Verf.  an  den  aus  der  Literatur  übernommenen  Angaben 
die  nötige  sachliche  Kritik  übte,  was  sich  insbesondere  bei  den  älteren 
Quellen  als  nötig  erwies.  T. 

L.  Sitowski.  Ptaki  Pienin  (Vögel  des  Pienin).  [Sprawozdaii  Kom. 
Fizyograf.  Krakowie,  1916,  p.  44—81.  Poln.  m.  deutsch.  Resume.] 

Seit  Ernst  Schauer  und  Ant.  Kocyan  drang  nur  wenig  ornitholo- 
gische Kunde  von  galizischer  Seite  in  die  Öffenthchkeit.  Wenngleich  die 
vorliegende  Schrift  auch  nur  ein  kleines  Gebiet  galizischen  Landes  behandelt, 
so  ist  es  doch  ein  erfreuHches  Zeichen,  daß  das  Interesse  für  die  Vogelwelt 
im  Osten  der  Monarchie,  welches  einst  dort  ein  so  reges  war,  nicht  ganz 
erloschen  ist.  Verf.  behandelt  die  Vogelwelt  des  von  Dunajec  durchströmten 
Pieningebirges,  das  sich  bis  zu  einer  Höhe  von  ungefähr  1000  m  erhebt. 
137  Arten  werden  für  das  Gebiet  verzeichnet,  welches  sich  faunistisch  an 
die  benachbarten  Teile  der  Karpathen  anschließt,  wie  das  Auftreten  des 
Alpen-Dreizehenspechts,  der  Ringdrossel  und  des  Mauerläufers  beweist,  zu 
denen  sich  noch  der  Tannenhäher  gesellt.  Monticola  saxatilis,  die  Kocyan 
anführt,  hat  Verfasser  nie  gesehen,  dagegen  werden  Sitta  c.  homeyeri, 
Parus  a.  assimilis,  Picus  leuconotus,  Aegolius  tengmalini,  Aqiiila  chrysaetus 
als  vorkommend  angegeben.  Nach  Verf.,  dessen  Angaben  auf  eigenen  mehr- 
jährigen Beobachtungen  beruhen,  bildet  derDunajecdurchbruch  in  dem  Pienin 
eine  stark  besuchte  Zughnie  für  die  von  der  baltischen  Küste  her  längs  der 
Weichsel  und  des  Dunajec  südwärts  ziehenden  Vögel.  T. 


56  Literatur. 


Th.  Studer  u.  G.  v.  Burg.  Verzeichnis  der  schweizerisciien  Vögel 
und  ihre  Verbreitungsgebiete.  Neu  bearbeitet  auf  Grund  des  Kataioges  der 
in  der  Schweiz  beobachteten  Vögel  mit  Fragenschema  der  schweizerischen 
Kommission.  —  Bern,  1916,  gr.  8,  92  pp.  m.  1  Karte.  Preis:  Fr.  3.50. 

Form  und  Textanordnung  entsprechen  der  ersten  Ausgabe  (1892), 
doch  trat  an  Stelle  des  veralteten  Systems  das  von  Sharp  e  in  seiner 
„Handlist  of  Birds"  durchgeführte  und  bez.  der  angewandten  Nomenklatur 
folgten  die  Verf.  zwar  der  „List  of  British  Birds",  doch  wurden  die  in  die  Liste 
der  nomina  conservanda  aufgenommenen  Gattungsnamen  an  Stelle  der  neu 
angeführten  älteren  beibehalten  oder  gesetzt.  Von  den  Lokalnamen  konnte 
Raummangels  wegen  nur  eine  Auswahl  aus  jedem  Sprachgebiete  gebracht 
werden.  Bei  den  Verbreitungsangaben  sind  die  fremden  angrenzenden  Lan- 
desteile einbezogen,  auch  wird  auf  das  Auftreten  seltener  Arten  unter  Hin- 
weis auf  sicheres  oder  unsicheres  Vorkommen  aufmerksam  gemacht.  Das 
System,  nach  welchem  die  schweizerischen  Vögel  (360  Formen)  geordnet  sind, 
findet  sich  auf  Seite  81—84.  Daran  schließen  sich  unter  der  Überschrift  „Aber- 
rationen" Angaben  und  kurze  Besprechungen  über  Varietäten,  Subspezies,  fest- 
gestellte Tendenz  zur  Variation,  Fluktuationen,  lokale  Aberrationen,  deren  Zweck 
es  wohl  ist,  zur  Aufmerksamkeit  auf  selbe  und  zu  ihrer  Prüfung  anzuregen. 
Der  allgemeinen,  kurzgefaßten  Beschreibung  des  Beobachtungsfeldes  ist 
eine  Karte  beigefugt,  in  welcher  die  einzelnen  Regionen  eingetragen  sind. 
Für  jene,  die  sich  des  Genauem  über  das  Auftreten  jeder  Art  informieren 
wollen,  sie  auf  den  von  G.  v.  Burg  bearbeiteten  „Katalog  der  schweize- 
rischen Vögel"  verwiesen,  von  dem  bereits  12  Lieferungen  erschienen  sind. 

T. 

K.  Loos.  II.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Ornithologischen  Station 
des  „Lotos"  in  Liboch  a.  E.  im  Jahre  1915.  („Lotos",  65,  1916,  p.  91-111.) 

Begreiflicherweise  hat  der  andauernde  Kriegszustand  auch  hier  schädi- 
gend eingegriffen  und  viele  treue  Mitarbeiter  zur  Verteidigung  des  Vater- 
landes an  die  Front  gerufen ;  aber  auch  dort  in  der  Ferne  ist  so  mancher 
bestrebt,  neben  dem  Ernste  der  Pflicht  auch  der  Wissenschaft  zu  dienen. 
Da  auch  an  die  im  Hinterlande  Gebliebenen  vermehrte  Anforderungen  traten 
und  ihre  Tätigkeit  vielfach  ausschalteten,  so  ist  es  ein  erfreuliches  Zeichen 
des  für  die  Vogelberingung  sich  äußernden  Interesses,  daß  sich  1915  wieder 
eine  ganze  Reihe  neuer  Kräfte  in  den  Dienst  der  Sache  stellte.  Gegen 
65  Mitarbeiter  des  Vorjahres  waren  diesmal  45  tätig,  doch  mögen  manche 
Berichte  wohl  auch  in  Verlust  geraten  sein.  1915  wurden  im  ganzen  5182 
Beringungen  gemeldet,  die  sich  auf  89  Arten  verteilen.  Die  größten  Berin- 
gungszahlen weisen  auf:  Hirimdo  rustica  1094,  Laras  ridibundus  916,  Sturnus 
vulgaris  848,  Parus  major  383  und  Dclichon  tirbica  332.  Steht  auch  das  der- 
malige Beringungsergebnis  gegen  das  des  Jahns  1914  um  etwa  800  St. 
zurück,  so  ist  doch  immerhin  das  unter  den  dermaligen  Verhältnissen  er- 
zielte Resultat  ein  sehr  zufriedenstellendes.  Manches  Interessante  verzeichnen 
die  Rückmeldungen.  So  wurde  ein  in  Liboch  beringter  Star  bei  Florenz, 
einer  aus  Dobern  in  Südportugal  erbeutet;  ein  auf  Liboclier  Gebiet  beringter 
junger  Schwarzspecht  wurde  in  Westfalen  geschossen;    von  am  Hirnsener 


Literatur.  57 


Teiche  beringten  Lachmöven  wurden  solche  rückgemeldet  aus  Tunis,  Valencia, 
N.-Holland,  bei  Cuxhafen,  bei  Emden,  bei  Hamburg,  aus  der  Niederlande, 
von  der  Tirol-Kärntner  Grenze  und  von  Sevilla.  Für  den  Zusammenhalt  der 
einzelnen  Glieder  einer  Kolonie  spricht,  wie  Verf.  berichtet,  der  Umstand, 
daß  mitunter  ganze  Kolonien  ausbleiben,  wie  z.  B.  die  seit  vielen  Jahren 
bei  Wittingau  bestehende  auf  dem  Boschiletzer  Teiche,  die  1915  ganz  ver- 
lassen war.  Von  Interesse  sind  die  beiden  Kartenskizzen,  welche  die  Berin- 
gungsfunde 1.  bis  200  km  und  II.  über  200  km  im  Umkreis  zeigen.  Speziell 
aus  letzterer  Karte  tritt  die  nord-  bis  südwestliche  Zugrichtung  der  Möven 
deutlich  hervor,  während  der  Osten  geradezu  gemieden  wird.  Die  ver- 
schiedenen Details,  welche  der  Bericht  bringt,  wollen  in  selbem  nachgesehen 
werden.  T. 

R.  KoUibay.  Bemerkungen  über  einige  turkestanische  Vögel.  (J.  f.  O. 
1916,  p.  582-604.) 

Eine  1909  bezogene  Sammlung  von  gegen  400  Bälgen,  welche  in  der 
Umgebung  Taschkents  und  dem  nicht  fernen  Gebirge  zusammengebracht 
wurde,  gibt  im  Anschlüsse  an  einige  aus  der  Gegend  von  Naryn  zum  Ver- 
gleich herangezogener  Stücke  Verf.  Veranlassung,  zu  einer  kritischen  Bespre- 
chung derselben,  welche  bei  dem  Interesse,  das  die  Vogelwelt  Turkestans 
beansprucht,  volle  Beachtung  verdient.  T. 


E.  Rößler.  Hrvatska  Ornitoloska  Centrala  XIV.  1914.  —  Zagreb,  1915, 
91  pp. 

Obgleich  viele  der  Beobachter  als  Vaterlandsverteidiger  im  Felde 
stehen,  weist  das  Jahr  1914  doch  für  die  Beobachtung  des  Frühjahrszuges 
478  Beobachter  an  366  Orten  und  für  die  des  Herbstzuges  126  an  128  Orten 
auf.  Die  Zahl  der  beobachteten  Vogelarten  beträgt  81  Arten  für  das  Früh- 
jahr und  36  für  den  Herbst.  Die  Bearbeitung  ist  sich  gleich  geblieben.  Der 
Charakter  des  Frühjahrszuges  war  ein  früher,  die  Besiedlungs-  bez.  Durch- 
zugsdauer währte  kurz,  die  Kulmination  fiel  bei  den  einzelnen  Arten  nur  in 
ganz  geringer  Mehrzahl  früher.  Die  Kulminationen  traten  hauptsächlich  auf 
bei  steigendem  Luftdruck,  ausnahmsweise  bei  fallender  Temperatur,  Nord- 
winden mit  wenig  Kalmen,  schwachen  Niederschlägen  und  nordwesthcher 
bez.  nördlicher  Lage  der  Depression.  Der  Herbstzug  zeigte  einen  späten 
Charakter,  die  Abzugs-  bez.  Durchzugsdauer  war  kurz,  die  Kulminationen 
traten  Im  ganzen  etwas  früher  ein,  am  häufigsten  bei  fallendem  Luftdruck 
und  fallender  Temperatur,  Nordwinden  mit  wenig  Kalmen  und  schwachen 
Niederschlägen.  Was  die  Vogelberingung  anbelangt,  so  wurden  außer  den 
bisherigen  Schwalben-  und  Storchringen  auch  solche  für  Drosseln  und  Krähen 
angeschafft.  Im  ganzen  wurden  552  Ringe  abgegeben.  Beringt  wurden  14  Arten 
in  170  Exemplaren,  am  meisten  Hirundo  rustica  87  St.  Von  an  anderen  Instituten 
beringten  Arten  wurde  nur  eine  Lachmöve  mit  der  Ringnummer  20.909  der 
Vogelwarte  Rossiten  am  8.  IIL  im  Komitat  Modrus-Fiume  erlegt.  T. 


A.  Laubmann.  Nomenklatorische  Bemerkungen  zur  Gattung  Alcedo  L. 
1758.  (Orn.  Monatsb.  1916,  1,  p.  4—7.) 


58  Literatur. 


—  —  Zur  Nomenklatur  unseres  Eisvogels  (Alcedo  ispida  L).  [Verh. 
Orn.  Ges.  Bayern  XII.  1916,  p.  238-241.] 

In  ersterer  Arbeit  weist  Verf.  nach,  daß  für  die  nordafrikanische  Form 
unseres  Eisvogels  der  Name  pallida  A.  E.  Brehm  1853  in  Verwendung  kommen 
müsse  an  Stelle  Spate«  Koenigs.  —  Weitere  nomenklatorische  Nachforschungen, 
über  welche  die  zweite  Arbeit  berichtet,  haben  ergeben,  daß  an  Stelle  der 
bisher  gebräuchlichen  Speziesbezeichnung  ispida  L.  atthis  L.  zu  treten  habe 
und  die  nordafrikanische  Form  Alcedo  atthis  atthis  L.  heißen  müsse.      T. 

A.  Laubmann.  Ornithologische  Beobachtungen  aus  dem  Gebiet  des 
Maisinger  Sees.  (Verh.  Orn.  Ges.  in  Bayern.  Xll,  1916,  p.  242—261.) 

Den  wichtigsten  Teil  des  Gebietes,  das  kurz  und  übersichtlich  geschil- 
dert wird,  bildet  der  633  m  ü.  M.  gelegene  Maisinger  See.  Verf.  verbrachte 
in  den  Jahren  1912—1915  jedesmal  längere  Zeit  daselbst  und  lernte  das 
reiche  Vogelleben  gründlich  kennen.  SO  Arten  werden  für  das  Gebiet  ange- 
führt, darunter  als  interessanteste  Botaurus  stellaris  und  Nyroca  ferina,  die 
sich  beide  als  Brutvögel  erwiesen.  Auch  eine  Lachmövenkolonie  beherbergt 
der  See,  deren  Bestand  nach  den  Jahren  wechselnd  100—300  Paare  beträgt. 
Über  das  Brüten  der  Rohrdommel  und  deren  Stimmlaute,  gibt  Verf.  näheren 
Aufschluß.  Es  wäre  gewiß  wertvoll,  wenn  auf  ähnliche  Weise  kleinere 
Gebiete  genau  durchforscht  würden.  T. 


A.  Laubmann.  Über  den  Begattungsakt  von  Micropus  opus  (L.) 
(Orn.  Monatsber.  1916,  Nr.  9,  p.  134—136). 

Schildert,  an  die  Beobachtungen  von  E.  Hesse  und  P.  Böhme  an- 
knüpfend, den  Vorgang  einer  vom  Verf.  beobachteten  Begattung  eines 
Seglerpaares  in  der  Luft.  T. 

R.  Fenk.  Ornithologisches  aus  Thüringen.  (Gef.  Welt  1913,  Sep.  4, 
19  pp.) 

Der  vorliegende  Tagebuchauszug  von  1912  beansprucht  doppeltes 
Interesse,  indem  er  einerseits  zeigt,  wie  man  beobachten  soll,  auf  was  alles 
zu  achten  ist,  damit  aus  dem  Geschauten  und  Gehörten  der  Wissenschaft 
auch  ein  Nutzen  erwachse  —  die  Berücksichtigung  der  da  gegebenen  Winke 
seien  allen  wärmstens  empfohlen  —  anderseits  eine  Fülle  interessanten  bio- 
logischen Materials  enthält,  das  dem  begeisterten  vogelkundigen  Forscher 
verrät,  der  Aug  und  Ohr  in  den  Dienst  der  Sache  gestellt  und  das  so  in 
sich  Aufgenommene  auch  trefflich  zu  schildern  versteht.  Man  muß  die 
Arbeit  mit  Muße  durchgelesen  haben,  um  sie  richtig  einzuschätzen.  Beson- 
ders sei  auf  die  Beobachtungen  des  Steinsperlings  und  der  Weidenmeise 
hingewiesen.  T". 

R.  Fenk.  Ist  der  griechische  Steinsperling  als  eigene  Form  zu  unter- 
scheiden sowie  anders  über  Petronia.  (Orn.  Monatsber.  22,  1917,  Nr.  6, 
p.  85-90.). 

Verf.  Untersuchungen  an  einem  ausreichenden  Material  von  Stein- 
sperlingsbälgen aus  dem   ganzen  Verbreitungsgebiete  der  Art  haben  erge- 


Literatur.  59 


ben,  daß  die  griectiisclien  Stücke,  die  bereits  Chr.  L.  Brelim.  als  P.  macro- 
rhynchos  1855  beschrieben  hatte,  eine  gut  kenntliche  Form  darstellen.  Den 
west-  und  mitteleuropäischen  Exemplaren  gegenüber  zeigen  die  Griechen 
oberseits  eine  auffallend  blassere  und  mattere  Färbung,  ein  blasses,  grau- 
rostfarbiges Braun,  gegenüber  dem  dunklen  Schwarzbraun  jener.  Der  hel- 
leren Unterseite  fehlt  nahezu  die  bräunliche  Wellung  und  die  an  den  Schwanz- 
federenden befindlichen  Mondflecke  sind  verwaschener  und  gelblicher  und 
zeigen  Neigung  zu  größerer  Ausdehnung.  Die  Schnäbel  erscheinen  größer  und 
gestreckter.  An  diesen  systematischen  Teil  anschließend,  bringt  Verf.  eine 
Reihe  eigener  Beobachtungen  des  deutschen  Steinsperlings  aus  Westthüringen 
(südl.  von  Weimar),  wo  er  die  Art  auch  in  Starkästchen  brütend  fand,  die 
sie  auch  zur  Winterszeit  als  Schlafstätte  zu  benützen  scheinen.  Schließlich 
werden  die  Angaben  aus  der  älteren  Literatur  —  die  leicht  mögliche  Über- 
schätzung der  Zahl  eines  Fluges  —  besprochen.  T. 


W.  Hennemann.  Zum  Vorkommen  des  Baumpiepers  (Anthus  trivialis 
L.)  im  mittleren  Lennegebiet.  (Jahresb.  Westf.  Prov.-Ver.  Wissenschaft  und 
Kunst,  1913—1914,  p.  95—97.) 

Mit  dem  Schwinden  der  alten  Laubwaldungen  und  dem  Entstehen 
von  Blößen  hatte  sich  der  Bestand  dieses  ziemlich  häufig  vorkommenden 
Brutvogels  noch  gehoben.  Sein  nach  den  Jahren  wechselndes  Auftreten 
dürfte  nach  Verf.  Ansicht  in  der  zur  Brütezeit  herrschenden  günstigen  oder 
ungünstigen  Witterung  zu  suchen  sein,  teils  auch  in  der  Wiederaufforstung 
der  Schläge  mit  Fichten.  Letzteres  mag  zum  Teil  bewirkt  haben,  daß  er 
sich  verschiedentlich  an  mit  Gras  bewachsenen  Böschungen  der  Bahndämme 
angesiedelt  hat,  besonders  dann,  wenn  sich  zu  beiden  Seiten  schützende 
Dornhecken  befinden.  Über  Ankunft  und  Abzug  werden  Angaben  gebracht. 

T. 

W.  Hennemann.  Ornithologisches  aus  dem  Spessart  und  der  Main- 
ebene von  1913.  (Orn.  Monatsschr.  XXXIX,  191,  Nr.  9,  p.  471—478.) 

Ein  Ausflugsbericht  dahin,  der,  da  er  im  Oktober  stattfand,  sich  natur- 
gemäß nur  auf  die  zu  dieser  Jahreszeit  noch  vorkommenden  Arten  beschränkt, 
doch  haben  die  vom  Kgl.  bayerischen  Förster  Conrad  zu  Heinrichsthal  und 
Hauptlehrer  laut  in  Bonames  erhaltenen  Nachrichten  einiges  hinzugefügt. 
So  wird  als  häufigster  Brutspecht  der  Schwarzspecht  bezeichnet  und  das 
Nisten  des  Kotkopfwürgers  in  Bonames  erwähnt.  T. 


W.  Hennemann.  Der  Berghänfling  als  Wintergast  in  Westdeutschland. 
(Orn.  Monatsb.  1916,  Nr.  6,  p.  83—85.) 

Gibt  auf  Grund  der  diesbezüglichen  Literatur  eine  Übersicht  des  Auf- 
tretens des  Berghänflings  im  Westen  Deutschlands.  T. 


W.  Hennemann.  Über  die  Zunahme  von  Accentor  modularis  infolge 
der  Fichtenkulturen  nebst  Ankunftsdaten  aus  dem  Sauerlande.  (Orn.  Monatsb. 
1916,  Nr.  10,  p.  150—152.) 


60  Nachricht. 


Die  Anlage  von  Fichtenkulturen  begünstigt  das  Auftreten  der  Hecken- 
brauneile;  Ankunftsdaten  des  Vogels  im  Sauerlande,  1910—1916.  T. 


W.  Hennemann.  Zum  Ausbleiben  der  Bergfinken  im  Sauerlande  1915. 
(Orn.  Monatsschr.  XL!.,  Nr.  2,  p.  95.) 

—  —  —  Zum  Auftreten  der  Bergfinken  1915—1916.  (Orn. 
Monatsb.  1916,  Nr.  10,  p.  152—154.) 

Hebt  das  gänzliche  Ausbleiben  der  Art  im  Herbst  1915  im  Sauerlande 
und  nach  Bar.  Snouckaert  auch  das  nahezu  Fehlen  in  Holland  hervor.  In 
der  zweiten  Veröffentlichung  weist  Verf.  darauf  hin,  daß  nach  den  inzwi- 
schen bekannt  gewordenen  Angaben  der  Bergfink  1915—1916  stellenweise 
ganz  ausblieb  oder  nur  in  sehr  geringer  Zalil  auftrat,  dagegen  in  Nord- 
deutschland zahlreicher  war.  Der  Grund  des  nahezu  Fehlens  in  südlichen 
Breiten  ist  nach  Granvik  in  dem  Zurückbleiben  des  Vogels  in  Schweden 
begründet,  wo  die  riesigen  Massen  reichliche  Buchelnahrung  fanden.  Schließ- 
lieh wendet  sich  Verf.  gegen  die  irrtümliche  Auffassung  Granviks  in  seiner 
ersten  Arbeit.  T. 

Aquila.  Zeitschrift  der  Kgl.  ungar.  ornithologischen  Zentrale,  gegründet 
von  0.  Herman,  Redakteur  T.  Csürgey,  XXII,  1915.  —  Budapest  1916. 
gr.  8,  438  pp.,  m.  1  Taf.  u.  27  Fig.  im  Text.  (Ungarisch  und  Deutsch). 

Enthält:  J.  Schenk,  Vogelzug  in  Ungarn  im  Frühjahr  1914;  Vogel- 
markierungen der  Kgl.  ung.  orn.  Zentrale  1914  und  1915.  —  E.  Greschik, 
zur  Histologie  der  Vogelhaut;  über  den  Bau  der  Milz  einiger  Vögel.  — 
K.  Lambrecht.  Die  erste  ungarische  präglaziale  Vogelfauna.  —  J.  v.  Bit- 
tera.  Über  die  Nahrung  des  Habichts  und  Sperbers.  —  D.  Lintia.  Materia- 
lien zu  Avifauna  Serbiens.  —  J.  Hegyfoky.  Vogelzug  und  Wetter  im  Früh- 
ling 1914.  —  T.  Csörgey.  J.  Salamon  v.  Petenyis  Briefe  an  J.  F.  Nau- 
mann u.  s.  w.  T. 

Österreichische  Monatsschrift  für  grundlegenden  naturwissenschaft- 
lichen Unterricht.  —  Wien,  (Tempsky.)  XII,  1916.  Preis  4  K. 

Heft  1/2:  E.  P.  Tratz:  Die  Ornithologie  und  deren  Pflege  in  der 
gegenwärtigen  Zeit,  p.  38—41.  —  Heft  11/12:  F.  Knauer:  Zur  Frage  von  der 
Abnahme  der  Vögel,  p.  355—362;  V.  R.  v.  Tschüs  i  zu  Seh  m  id  h  o  f  f  en  : 
Aus  ornithologischen  Briefen.  III,  (1915),  p.  362—368.  T. 


Nachrichten. 
t 

Dr.  Otto  le  Roi, 

Leutnant   d.    R.,   Ritter    des   Eisernen    Kreuzes,    fiel    in    den    Karpathen    im 

Oktober  1916. 
Prof.  Dr.  Otto  FInsch 

in  Braunschweig,  am  1.  Februar,  im  78.  Lebensjahre. 


fpnithologisohes  laiiFbucli. 

ORGAN 

ffir  das 

,     palaearktische  Faunengebiet. 


Jahrg.  xxvm.         Mai— Dezember  1917.        i  Heft  3.-6. 
Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg. 

Von  Oberförster  F.  Menzel,  Calwörde. 

Der  Amtsgerichtsbezirk  Harzbiirg  bildet  einen  isoliert 
liegenden,  von  den  preußischen  Provinzen  Sachsen  und  Hannover 
umschlossenen  Teil  des  braunschweigischen  Kreises  Wolfen- 
büttel. Die  Größe  beträgt  rund  12.500  ha,  wovon  fast  die 
Hälfte  (5654  ha)  bewaldet  ist.  Die  Waldungen  bilden  die  drei 
herzoglichen  Forstamtsbezirke  Harzburg  I,  II  und  III  In  den 
niederen  Lagen  ist  hauptsächlich  Laubholz  (Eiche  und  Buche) 
vorhanden,  während  in  den  höheren  Lagen  fast  ausschließlich 
die  Fichte  vertreten  ist.  Ein  prächtiger  Laubholzwald  ist  der 
nördliche  Teil  des  Forstamtsbezirkes  Harzburg  I,  der  soge- 
nannte Schimmerwald.  Außer  diesen  grol.len  geschlossenen 
Waldungen  gehören  zum  Bezirke  die  Feldmarken  Bad  Harz- 
burg, Bettingerode,  Westerode,  Bündheim,  Schlewecke,  Har- 
lingerode  und  Oker  In  diesen  Feldmarken  liegen  nur  unbe- 
deutende kleine  Feldhölzer. 

In  der  Feldmark  Bündheim  befinden  sich  die  großen  Wiesen- 
flächen  des  herzoglichen  Gestüts,  welche  mit  vielen  einzeln 
stehenden  alten  Eichen  bestanden  sind.  In  allen  Ortschaften 
liegen  zahlreiche  Gärten ;  die  größte  Gartenanlage  ist  der  rund 
40  ha  große  sogenannte  Meyer'sche  Park  in  Bad  Harzburg. 
Letzterer  ist  sehr  vogelreich  und  habe  ich  dort  die  schönsten 
ornithologischen  Beobachtungen  machen  können.  Es  brüteten 
dort  z.  B.  Acmthi'i  spirms  L.,  Pyrrhali  pyrrhula  curopaca  Vieill. 
Motacilla  boarula  L.,  Ccrthia  brachydactyla  Brehm,  Sitta  eiiro- 
paea  caesia  Wolf,  Parus  ater  L  und  rristafus  mitrat us  Brehm. 
Regulus  ig nicapi IIa  Tem.m.  nebst  zahlreichen  anderen  Vogelarten. 


62  F.  Menzel :  Vogel  welt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg. 


Drei  größere  Gewässer  durohtließen  den  Beobachtung-s- 
bezirk  von  Süden  nach  Norden,  im  Osten  die  die  Grenze  bil- 
dende Ecker,  im  Westen  die  Oker,  während  die  Radau  die 
Mitte  des  Bezirkes  durchfließt.  An  stehenden  Gewässern  ist  nur 
ein   kleiner  Teich  bei  der  Radaumühle  vorhanden 

Die  höchste  Erhebung-  liegt  im  Süden,  an  der  preußischen 
Grenze  im  Forstorte  Seilenberg  mit  652,21  m  über  N.  N 

An  literarischen  Quellen  standen  mir  zur  Verfügung: 

1)  Prof.  Dr.  Blasius.  Die  Vögel  des  Herzogtums  Braun- 
schweig  und  der  angrenzenden  Gebiete.  Braunschweig   1896. 

2)  I  — IV.  Jahresbericht  des  Ausschußes  für  Beobachtungs- 
stationen der  Vögel  Deutschlands.  Journal  für  Orjiith.  1877, 
p.  278-3-il;  1S7S.  p.  357—486;  ISSO,  p.  12—96  und  p. 
355 — 408.  In  diesen  Jahresberichten  hat  der  Verwalter  des 
P'orstamtsbezirks  Harzburg  II,  Forstmeister  Retemeyer  seine 
ornith.  Beobachtungen  niedergelegt.  Zahlreiche  Beobachtungen 
verdanke  ich  den  braunschweig.  Forstbeamten,  besonders  den 
Herrn  Forstrat  Nehring  und  Forstmeister  Retemeyer.  Ganz 
besonderen  Dank  schulde  ich  Herrn  Obergärtner  Bungenstock, 
dem  Verwalter  des  Meyer'schen  Parkes,  einem  sehr  eifrigen 
und  kundigen  Naturfreundes.  Auch  nach  meiner  Versetzung 
von  Harzburg  hat  Herr  Bungenstock  eifrig  weiter  beobachtet 
und  mir  seine  Aufzeichnungen  mitgeteilt. 

Ich  selbst  bin  10  Jahre,  im  1898  —  1908  im  Gebiete  ornitho- 
logisch  tätig  gewesen. 

In  systematischer  Hinsicht  bin  ich  der  Arbeit  Professor 
Dr.  Ant.  Reichenows:  „Kennzeichen  der  Vögel  Deutschlands. 
Neudamm,  1902"  gefolgt.  Die  trinäre  Bezeichnung  liabe  ich 
nur  da  angewandt,  wo  ich  die  betreffende  F"orm  genau  bezeichnen 
wollte.  Im  Norden  grenzt  mein  Beobachtung.sgebiel  direkt  ar 
das  Gebiet,  das  Oberpfarrer  Dr.  F.  Linder.  Quedlinburg  in 
seiner  großen  Arbeit:  „Grundstein  der  Ornis  des  Fallstein- 
gebietes" behandelt  hat  (26,  29  u.  37.  Jahrgang  der  Ornitholog. 
Monatsschrift).  Liftdner  hat  nach  Vollendung  seiner  Arbeit 
noch  ein  „Sy.stematisches  Verzeichnis  aller  bis  Juli  1910  nach- 
gewiesenen Vogelarten  des  Fallsteingebietes  mit  kurzer  Cha- 
rakteristik ihres  Vorkommens"  herausgegeben  (erschienen  bei 
A.   W.  Zickfcldt,  Ostcrwick  a.  H.j. 


F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichisbezirkeä  Harzbur«.  63 

Lindner's  und  meine  Arbeit  behandeln  also  zwei  direkte 
zusammenhängende  Gebilde.  Lindner  hat  für  sein  Gebiet  230 
Vogelarten,  darunter  12U  Brutvögei  festgestellt,  während  ich 
nur  152  Arten,  darunter  107  Brutvögcl  aufführen  konnte.  Der 
Hauptgrund  für  die  geringere  Anzahl  der  von  mir  beobachteten 
Vogelarten  liegt  in  dem  vollständigen  Fehlen  größerer  Wasser- 
flächen. 

Folgende  Arten  hat  Lindner  in  seinem  Gebiete  nicht  fest- 
stellen  können: 

1)  Herodias  garzetta  L.  Nach  Blasius  einmal  bei  Bad  Harz- 
burg erlegt. 

2)  Tetrao  urii'^aUiis     L.  ]  .  „.  ,  ... 
,     ,        .         °                                 \    nur  in   den   tichtenwal- 


deni   des  Gebirges. 


3)  Surniij  ulula    L.   und 

4)  Aegolius  fcngmalmi    (xm. 

1.  Colymbus  grisegena    Bodd.  Rothalssteißfuß. 
Sehr  seltener   iJurchzügler.     Herbs;    iyü2   wurde  ein    j'  am 
Teiche  der  Radau- Mühle   erlegt. 

2.   Colymbus  nigricans    Scop.  Zvvergsteißfuß. 
Brutvogel   in    1  — '2    Pärchen    auf   dem    feiche    der  Radau- 
Mühle. 

3.  Larus  argentatiis     Brunn.    Silbermöve. 

Seltener  Gast.  In  deti  aciiiziger  jatuen  des  vorigen  Jahr 
Hunderts  wurden  zwei  junge  .Silhermöven  auf  der  Feldmark 
Westerode  erlegt. 

4.  Larus  ridibundus  L.    Lachmöve. 
Wurde   verschiedentlich   in  den  Feldmarken   AVesterode   und 
Harlingerode  erlegt. 

5.  Sterna  hiruiido  L.    Flußseeschwalbe. 
Wurde    ebenfalls  in  den   Feldmarken   Westerode   und   Har- 
lingerode öfter  erlegt. 

6.  Anas  boscas    L.    Stockente. 
Jetzt  wohl  nur  noch  Durchzugsvogel.  Vor  der  durchgeführten 
Entwässerung  und  Aufforstung  der  Brücher  Brutvogel. 
7.  Anas  querquedula    L.  fCnäkente. 
Früher  Brut-,  jetzt  nur    noch  Durclizugsvogel.   Ende   April 
1902  wurde  noch  ein   Gelege  im   Riefenbruche  gefunden. 
8.  Anas  crecca    L.   Krickente. 
Forstmeister  Retenit-yer    '.jt-uoacutete  diese  Ente  Irülier  im 
Riefeubruche  als  Brutvogel.      —    1902   wurde    ein    O  auf    einem 
kleinen  Teiche  am   Forstorte  Schimmervvdld   erlegt. 

5* 


64  F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtbezirkes  Harzburg. 


9.  Anser  anser    I..  Graugans. 

Diirchzügler;   wurde  einige  Male  im   (jcbiete  erlegt. 

10.  Anser  fabalis    L.  Saatganz. 
Wurde  ebenfalls  auf  dem  Durchzuge   erlegt. 

11.  Charadrius  dubius  Scup.  Flußregenpfeifer. 
Wie  Lindner  vermutete,  ist  der  FluLiregcnpfeifer  Brutvogel 
im  sog.  Steinfelde  an  der  Oker  bei  Harlingcrode.  Ich  habe 
dort  jedes  Jahr  den  Vogel  zur  Brutzeit  beobachtet  und  kann 
sein  Brüten  als  sicher  annehmen,  wenn  ich  auch  das  Nest  nicht 
gefunden  habe. 

12.   Vanellus  vanellus   L.  Kiebitz. 
Ziemlich  häufiger  Durchzugsvogel,  seltener  Brutvogel. 

13.  Tringoides  hypoleucos.  L    Flußuferläufer. 

In  jedem  Herbsta,  in  den  Muuateii  August  bis  Oktober  an 
den  kleinen  Teichen  im  Meyer'schen  Parke  mehrere  Stücke 
beobachtet.  Ein  Belegexemplar  für  meine  Sammlung  wurde 
am  2S.   August   1907   erlegt. 

14.  Numenius  arquatus    L.  Großer  Brachvogel. 
Durchzugs vogel.    Wurde  erlegt  in  den  Feldmarken  Weste- 
rode und  Harlingerode. 

15.  Gallinago  gallinago  L.    Bekassine. 
Früher  Brutvogel  in  allen  Brüchen;  jetzt  nur  noch  in  1 — 2 
Pärchen    im    Hainischen    Bruche.  —    Zur    Zugzeit    oft    in    dem 
genannten  Bruche  beobachtet. 

16.  Gallinago    gallinula  L.  Kleine  Sumpfschnepfe. 

Am  29.  Dezember  l!)OG  erhielt  ich  ein  j  für  meine 
•Sammlung,  welches  durch  Anfliegen  an  den  Telephondraht  auf 
der  Sägemühle  getötet  war. 

17.  Scolopax  rusticola  L.   Waldschnepfe. 

Brut  und  Durchzugsvogel.  Brutpaare  wurden  festgestellt 
im  Schimmerwalde,  im  Hassel-,  Marien-  und  Riefenbruche.  — 
1903  fand  Forstmeister  Retemeyer  am  Ettersberge  ein  verleg- 
tes Ei.  —  Herbst  1905  und  Frühjahr  1906  wurde  je  ein  Exem- 
plar in  den  Gestütswiesen  und  mitten  in  Harzburg  unter  den 
Telephondrähten  verendet  aufgefunden.  Im  Meyer'schen  Parke 
stets  im  Herbste  einzelne  Stücke  beobachtet. 

18.   Grus  grus  L.  Kranich. 
Regelmäßiger  Durchzugsvogel. 


F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtbezirkes  Harzburg.  65 

19.  Crex  crex  L.    Wachtelkönig. 
Häufiger  Brutvogel,  besonders  in  den  großen  Gestütswiesen. 
Erhielt  öfter  ausgemähte  Gelege. 

20.    GalHnula  chloropus  L.  Grünfüßiges  Wasserhuhn. 
Brutvogel  auf  dem  Teiche  der  Radaumühle.    Am  1.  Okto- 
ber   1904    fing  Bildhauer  Sievers,    Harzburg,    ein    p    auf   dem 
flachen  Dache   seines  Hauses,  welches  vorher  auf  den  Zweigen 
eines  Birnbaumes  gesessen  hatte.     Am   1.   August  HUT  erlegte 
Obergärtner  Bungenstock  im  Mayer'schen  Parke  ein  junges  i^. 
21.  FuHca  atra  L.  Bläßhuhn. 
Nur    einmal    im  Gebiete    beobachtet.     Am    10.  April    1006 
wurde  im  Mayer'schen  Parke  ein    -^  erlegt. 

22.  Ciconia  ciconia  L.   Weißer  Storch. 
Früher  Brut-,  jetzt  nur  noch  Durchzugsvogel. 
23.  Ciconia  nigra  L.    Schwarzer  Storch. 
Vom    schwarzen  Storche,    der    im  Harze    noch  in    einigen 
Pärchen    Brutvogel    ist,     wurde    1903    vom    Forstmeister   Rete- 
meyer    ein    einzelnes    Stück    längere    Zeit    im   Forstamtsbezirke 
Harzburg  II  beobachtet. 

24.  Ardea  cinerea  L.  Fischreiher. 
Zur  Zugzeit  oft  beobachtet.  Am  2.  August   1902  wurde  ein 
junges    p   im    Meyer'schen    Parke    erlegt,    welches    den    Gold- 
fischen nachstellte. 

25.  Herodias   garzetta  L.  Seidenreiher. 
Nach  Blasius  einmal  bei  Harzburg  erlegt. 

26.  Columba  palumbus  L.  Ringeltaube. 

Häufiger  Brutvogel,  besonders  im  Gebirge.  In  dem  milden 
Winter  1905/6  große  Schwärme  im  Schimmerwalde  beobachtet, 
welche  die  Bucheckern  auflasen. 

27.  Columba  oenas  L.   Hohltaube. 

Am  Hazrande  in  den  alten  Laubholzbeständen  noch  recht 
häufiger  Brutvogel ;  auch  in  den  einzeln  stehenden  alten  Eichen 
auf  den  Gestütswiesen  jedes  Jahr  mehrere  Pärchen.  Im  Forst- 
amtsbezirke Harzburg  II  wurden  in  den  Forstorten  Papenberg 
und  Breitenberg  aufgehängte  von  Berlepsch'sche  Nistkästen 
sofort  bezogen. 

28.  Turtur  turtur  L.  Turteltaube. 

Brutvogel  in  den  Laubwäldern ;  besonders  zahlreich  im 
Schimmerwalde. 


G6  F.  Menzel :  Vogelwell  des  Anitsgerichtsbezirkes  Harzhurg. 

29.  Phasianus   colchicus  L.   Fasan. 

Brutvogd.  Teils  von  den  Jagdpächtern  der  Feldmarken 
Bündluiim  und  Westerode  ausgesetzt,  teils  von  der  Vienen- 
burger  Fasanerie  zugewandert  Am  14.  Juli  J906  erhielt  ich 
ein  vcrl  asser  en  Gelege.  Der  .Stand  war  ganz  dicht  an  dem  nach 
(ioslar   lührenden    Wege 

30.  Perdix  perdix  L.  Rebhuhn. 

Brutvogel  in  sämtlichen  Feldmarken,  besonders  in  der  Feld- 
mark Ilarlingerodc.  Am  3.  Juli  1906  wurde  in  der  Hazburger 
Feldmark  ein  Gelege  mit  lö  Eiern  gefunden,  welches,  trotz- 
dem dicht  dabf-i  eine  Wiese  gemäht  wurde,    glücklich  auskam. 

31.  Coturni.x  coturnix  L.    Wachtel. 

Jetzt  sehr  seltener  Brutvogel ;  .soll  früher  häufiger  vorge- 
kommen sein 

32.  Tetrao  urogalius  1..  Auerhuhn. 

Seltener  Standvogel  in  den  höheren  Lagen  der  Forstamts- 
bezirke Harzburg  II  und  III.  In  dem  angrenzenden  preußischen 
Reviere  Torfhaus  sind  öfter  Hähne  auf  der  Bah  erlegt  und 
Gelepe  aufgefunden. 

33.  Tetrao  tetrix  L.  Birkhuhn. 

Am  iO.  August  190r.  im  Riefenbruche  einen  einzelnen 
Birkhahn  beobachtet.  Bei  Torfhaus  und  Oderbrück  sind  von  der 
preußi.schen  Forstverwaltung  Einbürgerungsversuche  gemacht, 
welche  abi^r  .scheinbar  mißlungen    sind. 

34.  Circus  cyanetis  L.  Kornweihe. 

Am  2.  September  19U5  Ijeobachteie  ich  ein  einzelnes  pracht- 
volles Männchen  im  Hainischen  Bruche. 

35.  Astur  gentilis  L.    Hühnerhabicht. 

Noch  ziemlich  häuHger  Bruivogel  ;  jedes  Jahr  3—4  Pär- 
chen beobachtet  Am  If).  Mai  I9U7  fand  ich  im  Steinfelde  bei 
Harlin2'''rude  in  einem  kleinen  Kiefernholze  den  Horst  mit  3 
Jungen  Unter  dem  Horste  lagen  Reste  von  gerissenen  Hasen 
und  Rebhühnern  Molkenhauspächter  Reuß  erlegte  ein  altes  Q, 
welches  beim  Verfolgen  eines  Haushuhnes  sich  zwischen  zwei 
Gatterlatten  festgeklemmt  l.atie. 

30   Accipiter  nisus  L.  Sperber. 

Häufiger  Hl  utvogel.  Obergärtner  Bungenstock  erlegte  im 
Mey'erschen  Parke  in  jedem  Jahre  mehrere  Sperber.  Am  27. 
April    1908   jagte   Hungenstock    '.-in  starkes  9  ^'O"  einem  Reb- 


F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgeriehtsbezirkes  Harzburg.  67 

huhne  fort  und  legte  sofort  das  Rebhuhn  auf  ein  Tellereisen. 
Kurze  Zeit  nachher  saß  das  Sperberweibchen  in  der  Falle.  — 
Gelege  gefunden  am  20.  Mai  —   15.  Juni. 

.37.  Buteo  buteo  L.  Mäusebussard. 

Noch  recht  häufiger  Brutvogel  im  ganzen  Gebiete.  Am  24. 
April  1900  fand  ich  im  Schimmerwalde  einen  Horst  mit  3  stark  ge- 
fleckten Eiern.  Da  der  fast  vollständig  weiße  Bussard  erlegt  werden 
sollte,  ließ  ich  das  Gelege  ausnehmen  und  2  Hühnereier  in  den. 
Horst  legen.  Der  Bussard  brütete  sofort  weiter,  trotzdem  die 
Hühnereier  vollständig  weiß  gelassen  waren.  Als  nach  etwa 
S  Wochen  der  Bussard  wieder  vergeblich  beschossen  wurde, 
kamenlaut  piepend  zwei  etwa  )— H  Tagen  alte  Kücken  herun- 
ter gestürzt.  Das  eine  Kücken  war  durch  den  Sturz  sofort  ge- 
tötet, während  das  andere  noch  einige  Stunden  lebte.  Die 
Kücken  waren  auffallender  Weise  weder  aus  dem  hochstehenden 
Horste  gefallen,  noch  von    der  .Stiefmutter  getötet. 

Über  Ausbrüten  von  Hühnereiern  durch  Raubvögel  in  der 
Freiheit  und  in  der  Gefangenschaft  hat  Dr.  P.  Leverkühn  ver- 
schiedene Beispiele  in  seinem  Werke  ^.Fremde  Eier  im  Neste" 
angeführt.  —  Am  18.  Mai  1902  fand  ich  einen  fast  nur  mit  Ha- 
ferstroh ausgelegten  Horst  mit  einem  vollständig  ungefleckten 
Ei,  am  folgenden  Tage  lag  ein  zweites  sehr  stark  geflecktes  Ei 
im  Horste.  Förster  Lüdecke  fing  am  25.  März  1908  oben  im 
Gebirge  ein  altes  Weibchen  in  einem  Fuchseisen 
38.  Buteo  lagopus  Brunn.  Rauhfußbussard. 

Fast  jeden  Winter  beobachtet  ;  wurde  auch  öfter  im  Ge- 
biete erlegt. 

3^'    Aquila  maculata  Gm.  Scheüadler. 

Ende  Mai  1908  beobachtete  ich  im  Schimmerwalde  und  bei 
Stapelburg  einen  großen  Raubvogel,  den  ich  für  einen  Stein- 
adler hielt.  Am  3.  Juni  wurde  mir  dann  ein  herrliches,  etwa 
Sjähriges  C  von  Schelladler  gebracht,  welcher  an  dem  „großen 
Vecken.stedter  Teiche*'  erlegt  war.  Der  Adler,  von  der  Meister- 
hand des  zoolog.  Präparators  Braunholtz,  Wolfenbüttel  aufge- 
stellt, bildet  jetzt  das  kostbarste  .Stück  meiner  .Sammlung.  Bla- 
sius  führt  2  Fälle  von  \'ürkommen  des  Schelladlers  in  der  Um- 
gebung des  Herzogtums  Braunschweig  an.  1)  1875  bei  Hildes- 
heim. 2)  Jänner  1892  bei  Alt-Jeßnitz  (Prov.  Sachsen,  au  der 
anhaltischen  Grenzei. 


(JS  F.  Menzel :  Vogelwelt  des  Amtsßerichtsbezirkes  Harzburg. 


4(».  Aquila  pomarina  Ilichm.  Schreiadler. 
Seltener  Brulvugel.  i!iU2  und  190.3  beobachtete  ich  ein 
Pärchen  im  Schimmerwalde,  ohne  den  Horst  auszufinden. 
1<)08— 1910  brütete  ein  Pärchen  ganz  in  der  Nähe  von  Bad 
Harzburg  im  Fors-torte  Papenberg  in  einem  alten  Wespcnbus- 
.'iardhcr.'-te.  Ein  Schreiadler  kam  last  täglich  Dach  den  Teichen 
im  Meid 'sehen  Parke  und  fing  dort  Irösche,  welche  stets  so- 
fort auf  einem  starken,  wagerecht  stehenden  Aste  einer  alten 
Eiche  verzehrt  wurden.  Trotzdem  die  Vögel  in  keiner  Weise 
gestört  wurden,  .sind  sie  1911  nicht  -wiedergekommen.  Am  26. 
XI.  1904  wurde  vem  Zahnarzt  Hoppe  ein  Stück  bei  Wernige- 
rode erlegt. 

41.  Pernis  apivorus  1  .  Wespenbussard. 

Recht  häufiger  Brutvogel.  Ich  schätze  den  jährlichen  Be- 
.stand  auf  S— 10  Pärchen.  Am  2,^.  Mai  19(8  fand  ich  einen 
Horst  mit  fast  wcil.lcm,  ganz  schwach  gt fleckten  Ei.  am  26. 
Mai  lag  daneben  ein  prachtvoll  gefärbtes.  Konnte  also,  ebenso 
wie  oben  beim  Mäusebussard  angeführt,  feststellen,  daß  aus- 
nahmsweise das  zuerst  gelegte  Ei  am  wenigsten  gefärbt  ist. 
42.  Milvus  milvus  L.  Gabelweihe. 

Seltener  Brutvogel.  Ein,  in  manchem  Jahre  auch  zwei  Pärchen 
beobachtet.   Soll  früher   zahlreicher  vorhanden  gewesen  sein. 
43.  Milvus  migrans  Bodd    Schwarzer  Milan. 

Durchzugs-,  vielleicht  auch  Brutvogel.  Oft  beobachtet,  aber 
Horst  nicht  gefunden.  In  den  benachbarten  Stapelpurgerwalde 
Horst  gefunden  und  sehr  oft  an  den  X'eckenstedter  Teichen  ge- 
sehen 

44.  Falco  peregrinus    Tun  st   Wanderfalk. 

Brutvogel  an  der  Rabowkiippe  bei  Romkerhall  im  Ükcrtale. 
Da  die  VTigel  hier  in  keiner  Weise  gestört  wurden,  konnte 
man  das  Pärchen  oit  m  groser  Nähe  beobachten.  In  der 
Nähe  des  Horstes  wurden  zahlreiche  Überreste  von  Ringel-  und 
Haustauben  gefunden.  Außerdem  brütet  der  Wanderfalke,  wenn 
auch  nicht  regelmäßig,  an  den  Hausmannklippen  im  Eckertale. 
Von  hier  erhielt  ich  am  29.  April  1912  ein  hochbcbrütetes, 
verlassenes  Gelege  von  2  Eiern.  — 

45.  Falco  subbuteo  L.  Baumfalk. 

2 — 3  Pärchen  regelmäßig  im  Schimmerwalde.  Herbst  1905 
wurde  im  Meier'schen  Parke  ein  junges  ^  erlegt 


F.    Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg.  69 

46.  Falco  vespertinus  L.  Rotfußfalk. 

Aniarg  Juli  IPOö  erlegte  Gutsbesitzer  \on  Voigt,  Westerode 
ein  altes  5- 

47.  Faico  tinnunculus  L.  Turmfalk. 

Häufiger  Biutvcgel,  besondeis  in  den  alten  Eichen  der  Ge- 
Etüts'wiesen.  Am  letzteren  Orte  brüteten    in  derselben  Eiche  zu 
gleicher  Zeit  Turmfalk,  Waldkauz  und  Hohltaube 
48.  Bubo  bubo  L.   Uhu. 
Nach    Forstmeister    Retemeyer     bis     1878    Brutvogel    im 
Eckertale. 

49   Asio  otus  L.  Waldohreule. 
Sparsamer  Brutvogel,  nur  in  den  Verbergen  des  Harzes, 

50.  Asio  flammeus  Pontopp.  Sumpfohreule. 
1905  hat  ein  Pärchen  im  Hainischen  Bruche  gebrütet.  Den 
Horst  habe  ich  zwar  nicht  gefunden,  aber  die  große  Familie 
(2  alte,  5  junge  Vögel)  oft  beobachtet.  Soll  in  früheren  Jahren 
regelmäßig  in  dem  Bruche  gebrütet  haben.  Die  Sumpfohreule 
ist  bisher  im  Herzogtume  Braunschweig  als  Brutvogel  nicht 
festgestellt. 

51.  Strix  aluco  L.  Waldkauz. 
Noch  recht  häufiger  Brutvogel  in  der  E^bene  und  im  Ge- 
birge. Benutzt  als  ßrutplatz  alte  Raubvögel-  und  Krähenhorste 
und  Baumhöhlungen.  Am  6.  April  1903  fand  ich  am  Scheiben- 
stande im  Riefenbachstale  ein  Gelege  von  'd  Eiern  Trotzdem 
die  Höhlung  nur  1  m  über  dem  Erdboden  sich  befand  und  der 
Brutbaum  dicht  an  einem  Fußwege  stand,  kam  die  Brut  glück- 
lich hoch. 

52.  Surnia   ulula  L.  Sperbereule. 
Mein  Freund,  Forstmeister  Holtzberg-  in  Daundorf,  erlegte 
als    junger    Forstmann    im    Riefenbache    im  Winter  1887  eine 
Sperbereule,  welche  sich  noch  jetzt  in  seinem  Besitze  befindet. 

53.  Aegolius  tengmalmi  Gm.  Rauhfußkauz. 
Brutvogel  in  den  Harzwäldern.  Zwei  Fälle  seines  Vorkom- 
mens im  Gebiete  kann  ich  anführen.  '.  Pastor  Dr.  F.  Lindner, 
Quedlinburg,  berichtet  in  den  Ornithologischen  Monatsberichten 
(XII.  Jahrgang  1904  Nr.  6),  daß  bei  Bad  Harzburg  ein  Rauh- 
fußkauz erlegt  ist,  der  sich  jetzt  in  der  Liemann'schen  Samm- 
lung in  Halberstadt  befindet.  2.  Anfang  April  1906  wurde  ein 
zweiter  Rauhfußkauz  in  dem  angrenzenden  preußischen  Reviere 


70  F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Anitsgerichtsbezirkes  Harzburg. 

Altenau  ganz  in  der  Nähe  de  r  BraunFchweigischen  Grenze  er- 
legt, welcher  in  das  Provinzial-Museurr.  zu  Hannover  gekom- 
men ist. 

Ich  selbst  habe  bei  der  Jagdausübung  in  den  Harzbergeii 
häufig  kleine  Eulen  beobachtet,  die  nur  dieser  Art  angehören 
können.  Leider  konnte  ich  kein  Belegstück  sammeln,  da  ich 
stets,  wenn  ich  die  Euli'n  in  Schußnähe  latte,  mit  der  Dop- 
pelbüchse bewaffnet  war.  -  D<  r  Rauhfußkauz  war  bisher  für 
das  Herzogtum  Braunschweig  nicht  nachgewiesen  ;  Blasius  er- 
wähnt ihn  nicht. 

54.  Athene  noctua  Sc(i|-..  Steinkauz. 

Brutvogel  in  den  (bcncn    Teil?n  des  Gebietes. 

55   Tyto  alba  guttata  Brchni.  Schleiereule. 
Brutvogel  in   allen   Ortschaften  des  Gebietes. 

56.  Cuculus  canorus  •'..  Kuckuck. 

Überall  vorkommend,  selten  im  Gehige.  Hauptsächlich 
werden  der.  ?ahln  ich  vcrhaidtnen  Rctkehlchcn-Nistern  die 
Eier  anvertraut,  nur  eirmfcl  fand  i(  h  (inen  jurgfn  Kuckuck 
im  Neste  der  Heckenbraunelle.  Ais  auffallend  erwähne  ich, 
da(j  im  Hainischen  Bruche,  wo  der  rotrückige  Würger  sehr 
häufig  ist,  nie  cie  Würgern»  stcr  vom  Kuckuck  zur  Ablage  seiner 
Eier  benutzt  wurden. 

57.  Jynx  torquilla  I..   Wendehals. 

Recht  häufig  in  den  Dörfern  und  an  den  Rändern  des 
Schimmerwaldes.  Auch  in  Bad  Harzburg  in  allen  größeren 
Gärten:  im  Meyer'schen  Garten  jedes  Jahr  2—3  Pärchen  Am 
30.   Mai   190.T  enthielt    ein  Starenkasten  ein  Nest  mit   11  Eiern. 

58.  Dryocopus  martius  L  Schwarzspecht. 
Am  28.  April  19ul  hörte  ich  zum  ersten  Male  einen 
Schwarzspecht,  welcher  bis  dahin  von  mir  im  Gebiete  nicht 
beobachtet  war.  Als  ich  190S  Bad  Harzburg  verließ,  waren 
mindestens  .5  Pärchen  vorhanden.  Also  auch  hier  konnte  eine 
Zunahme  des  herrlichen  Vogels  festgestellt  werden. 

59.   Dryobates   major  pinetorum  Brehm.    Großer  Buntspecht. 
Häufiger    Brutvogel  in  den  Laubwäldern   und  auch  in   den 
reinen  Fichtenbeständen   des  Gebirg-es. 

60.  Dryobates   medius  I     Mittelspecht. 
Nur  im  Schimmerwalde  2—3  Pärchen  festgestellt. 


J 


F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgeriehtsbeziikes  Harzburg.  71 

61.   Dryobates  minor  hortorum  Brehni.  Kleinspecht. 

Forstmeister  Rettmeyer  hat  ihm  üttrr  bei  Harzburg  be- 
obachtet. Ich  selbst  sah  nur  einmal  ein  9  ^^  10-  April  1905 
im  Meyer'schen  Parke. 

62.  Picus  viridis  pinelorum  Brehm.  Grünspecht. 
Häufiger  Brutvogel    in    den    Laubwäldern  der  Ebt  ne  und 
der  Verberge. 

63.  Picus  canus  Gm    Grauspecht. 
Ich     konnte    3    Pärchen  feststellen  ;     2  im  Schimmerwalde 
und    1   im   Forstorte  Papenberg.  dicht  bei  Harzburg 

64.  Alcedo  ispida  L.  Eisvogel. 
Sparsamer  Brutvogel  an  der  Okcr,  Radau  und  Ecker.  Im 
Herbst  erschien  regelmäßig  ein  Eisvogel  an  den  Teichen  im 
Meyer'schen  Parke.  Am  15.  April  1905  beobachtete  ich  ein 
Stück  längere  Zeit  an  eim  m  ganz  kleinen  Teiche  in  einem 
Garten, 

65.  Coraclas  garrulus  L.  Blaurake. 

Am    26.    April   1877   beobachtete  Forstmeister  Retemeyer 
ein   Stück  am  Waldesrande  bei   Bad  Harzburg. 
66   Upupa  epops  L.  Wiedehopf. 
Bis   1899  Brutvogel  im  Schimmerwalde,  seitdem  verschwun- 
den. 

67.  Apus  apus  L.  Mauersegler. 
Häufiger  Hrutvotrcl  in  den  r)(;irfern  und  in  Rad  Harzl";urg.   .\ni 
I.  Juni  iyü9  erhielt  ich  ein  Gelege  von  3  Eiern;  das  Nest  l)efand  sich 
nur  4  m  hoch  unter  den  Dachziegeln  eines  niedrigen  Nebengebäudes. 

68.  Caprimulgus  europaeus  L.  Ziegenmelker. 

Einige  wenige  l'aare  zur  Hrutzeit  im  Schimmerwalde  sind  im 
Harze.     Nest  nicht  gefunden. 

69.  Chelidon  rustica  L.  Rauchschwalbe. 

In  den  Dörfern  noch  iiäufiger  i!rut\  ngfl,  m  Bad  Harzburg  nur 
vvenige  Paare. 

70.  Riparia  riparia  L.  Uferschwalbe. 

Oft  an  der  ( )ker  bei  HarHngerode  beobachtet :  Brutplätze  nicht 
gefunden. 

71.  Hlrundo  urbica  L.  Mehlschwalbe. 

Überall  im  Gebiete  recht  häufiger  Rrutvogel.  .An  der  Scheune 
eines  Gasthauses  in  Had  Harzlnirg  jedes  Jahr  eine  Kolonie  von 
50 — 60   Pärchen. 

72.  Bombycilla  garrulus  L.  Seidenschwanz. 

Winter  1878  von  Forstmeister  Retemeyer  beobachtet.   1903  im 


72  F.   Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg. 

Winter  einige  Stück  an  der  preußischen  (irenze  im  Torfliäuser 
Reviere  gesehen.  Februar  1907  hielten  sich  10  Seidenschwänze  etwa 
14  Tage  im  Mcyer'schen  Parke  auf. 

73.  Muscicapa  grisola  Fall.  Grauer  Fliegenschnäpper. 
Häufiger  Brutvogel  in  den  Ortschaften. 

74.  Muscicapa  hypoleuca  Fall.   Trauerfliegenschnäpper. 

Häufiger  l'.rutxdgel  in  Hau  Harzlnirg.  in  ik-n  y)uriem  nicht 
beobachtet.  .\ni  17.  Mai  1905  enthielt  ein  Starenkasten  im  Meyer"- 
schen  l'srke  7  Eier. 

75.  Lanius  excubitor  L.  Raubwürger. 

Früher  Stand-,  jetzt  nur  noch  Durchzugsvogcl.  Fast  in  jedem 
Herbste  und  Winter  beobachtet. 

76.  Lanius  minor  Gm.  Schwarzstirnwürger. 

Hat  nach  Rciciiu-yer  1S78  noch  bei  liarzhiirg  gebrütet.  Ich  selbst 
sah  nur  einmal  ein  einzelnes  Exemplar  am  2.  .April  1904  an  der 
Straße  Eckerkrug — .Schimmerwald. 

77.  Lanius  collusio  L.  Rotrückiger  Würger. 

überall  ( ahge.sihen  vdii  lU-n  höheren  i  iebirgslagen^  häufiger 
Brutvogel,  besonders  zahlreich  in  den  Gestütswiesen  und  im  Haini- 
.schenbruche.  —  .Am  4.  Juni  1907  fand  ich  ein  (iclege  von  6  Stück, 
drei  Eier  waren  von  kurzer  gedrungener,  drei  Eier  von  sehr  schlan- 
ker Form :  an  demselben  Tage  in  einer  Fichte  Gelege  von  2  nor- 
malen Eiern  und  1  Doppelei.  Am  5.  Juni  1908  Xest  mit  5  Eiern  auf 
einer  Birke  in  einem  kleinen  Birkenwäldchen.  Einmal,  am  23.  Mai 
1907,  fand  ich  ein  Gelege  von  7  Eiern. 

78.  Lanius  Senator  L.  Rotköpfiger  Würger. 
Forstmeister    Retenieyer    be(>haclnete    den    rotköpfigcn    Würger 

Anr  der  Brutzeit  in  den  Jahren  187^-  -187S. 

79.  Corvus  corax  L.  Kohlkrabe. 
Hat  nach  Retemeyer  bis  1878  im  Gebirge  gebrütet. 

80.  Corvus  corone  L.  Rabenkrähe. 

Häufiger  Brutvogel  in  der  l'.hene  und  in  lUn  X'orbergen. 

81.  Corvus  comix  L.    Nebelkrähe. 
Regelmäßiger  Wintervogel. 

82.  Corvus  frugilegus  L.   Saatkrähe. 

Nur  Dnrchzugsvoycl.  In  jedem  lliilisK  er.scliienen  zahlreiche 
Saatkrähen  im  Oberforstamtsgarten.  um  die  Wallnußbäume  zu 
plündern. 


F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg.  73 


83.  Coloeus  monedula  spermotogus  Vieill.  Dohle. 
Nur  Durchzugsvogel. 

84.  PIca  plca  L.  Elster. 

\'ereiiizelt  als  Brutvogel  in  den  Feldhölzern. 

85.  Garrulus  glandarius  L.  Eichelheher. 

i'lieriill  in  ilen  Wäldern  hiiuliger  Drutvogel. 

86.   Nucifraga    caryocatactes    macrorhynchos  Brem.    Dünnschnäbliger 

Tannenheher 

Nur  diese  rorm  bisher  beobachtet,     im  Herbst  1900  ringen  sich 

3  Stück  im  Dohnenstiege.     Am  20.  November  1907  wurde  i   Stück 

beim  Okertorsthause  erlegt. 

87.  Oriolus  oriolus  L.  Pirol. 

Häufiger  Brutvogel  im  Schimmervvalde.  .\m  4.  Juni  1907  fand 
ich  auf  einer  kleinen  Erle  in  der  Nähe  hoher  Pappeln  Nest  mit  drei 
Eiern.  Ende  Mai — Anfang  Juni  1908  wurde  ein  Pärchen  im  Ober- 
forstamtsgarten  beobachtet. 

88.  Sturnus  vulgaris  L.  Star. 

Häufiger  J^rutvogel  in  der  F.bene  und  den  \"orbergen. 

89.  Passer  doraesticus  L.  Haussperling  und 

90.  Passer  montanus  L    Feldsperling. 

Häufige  Brutvögel  in  den  Dörfern  und  Bad  Harzburg. 

91.  Coccothraustes  coccothraustes  L.  Kernbeißer. 

Regelmäßiger  ßrutvogel  im  Schimmerwalde :  einige  Pärchen 
brüteten  auch  jedes  Jahr  im  Meyer'schen  Parke.  Im  Parke  19.  V. 
1902  4  Jimge  und  1  frisches  Ei;  25.  V.  1903  Nest  mit  4  verlassenen 
Eiern;  12.  \'.  1904  4  frische  Eier,  Nest  auf  Lärche;  30.  VI.  1906, 
Nest  mit  1   faulem  Ei.  Junge  bereits  ausgeflogen. 

92.   Fringilla  coelebs  L.  Buchfing. 
Häufiger  Butvogel.   Im  Meyer'schen  Parke  fand  ich  2  Nester, 
die  fast  vollständig  aus  weißer  Watte  hergestellt  waren. 

93.   Fringilla  montifringilla  L.  Bergfink. 

Häufiger  und  fast  regelmäßiger  Wintergast.  Besuchen  in  dem 
milden  W'inter  1905 — 6  große  .Schwärme  im  .Schimmerwalde  be- 
obachtet, welche  die  Buchenkeme  auflesen. 

94.    Chloris  chloris  L.  Grünling. 

Häufiger  Brutvogel  in  den  Gärten  des  ganzen  Gebietes. 


74  h.  Menzel :    Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg 

95.  Acanthis  cannabina  L    Bluthänfling. 

Häutiger  Brutvuyxl.  Am  14.  Mai  1905  land  ich  im  Meyer"scheii 
l'arke  ein  Gelege  von  vollständig  weißen  Jilieni,  ferner  am  13.  Mai 
1907  im  Steinielde  bei  Harl ingerode  Nest  mit  5  Eiern,  von  denen 
4  ebenfalls  vollständig  wciB  waren,  während  das  5.  Ei  stark  gefleckt 
war. 

96.  Acanthis  linaria  linaria  L.  Birkenzeisig. 

L'nregelmäßiger  \\  iniergasi.  Winter  1907  große  .Schwärme  im 
Meyer'schen  Parke.     Nur  diese  l'orm  wurde  bisher  aufgefunden. 

Vi.  Acanthis  spinus.  L.  Erlenzeisig. 
Brutvogel  im  Gebirge  und  im  Meyer'schen  Parke.  Ich  hatte 
das  Glück,  aus  dem  Parke  3  \ün  den  seltenen  Gelegen  zu  bekom- 
men. 7.  Juni  1903  3  schwach  bebrüiete.  12.  Juni  1904  4  stark  be- 
l^rütete  Eier:  24.  Juni  1909  4  frische  Eier.  Anfang  Juli  1904  aus- 
geflogene Junge.     Die  Nester  standen  sehr  versteckt  auf  Eichten. 

9S.  Acanthis  carduelis  L.  Stieglitz. 

Häufiger   hrutvogel  in  (kn  Gärten. 

99.   Serinus  serinus  L.  Uirlitz. 

Bi.s  zum  Jahre  1902  nicht  im  Gebiete  beobachtet.  1907  hörte  ich 
das  erste  q"  singen.  1903  konnte  icli  bereits  3  Pärchen  feststellen.  jet7i 
hört  man  überall  in  den  Giärten  singende  rfo". 

ilX).  Pyrrhula  pyrrhula  europaea  Vieill.   Gimpel. 

Brutvogel  im  Schimmerwalde  luid  in  den  X'orhergen  des  Harzes. 
Im  Meyer'schen  Parke  brüteten  in  jedem  Jahre  2 — 3  Pärchen.  Hier 
finde  ich  das  Nest  oft  im  Epheu  am  Hause.  Die  östl.  I'^orm  im  Gehierc 
nicht  festgestellt. 

101.  Loxiacurvirostra  L.  Fichtenkreuzschnabel. 

Jedes  Jahr  in  den  I-'ichtenwäldern  des  Harzes  festgestellt.  Nester 
wurden  in  dem  benachhanen  preußischen  Reviere  Torfhaus  gefunden. 

102.  Emberiza  miliaria  L.  Grauammer. 

t^berall  in  den  Feldmarken :  oft  wurden  mir  Gelege  gebracht, 
die  beim  Mähen  der  Wiesen  aufgefunden  waren. 

103.    Emberiza  citrinella  L.  Goldammer 

Häufiger  Brutvogel.  Am  14.  Mai  I907  fand  ich  im  Meyer'schen 
Parke  ein  abnorm  gezeichnetes  (jelege.  Gnuulf arbe  ganz  weiß,  da- 
rauf einzelne  lilabraune  Flecke.  Die  Eier  sehen  ähnlich  den 
Fichtenkreuzschnabel-Eiem. 


P.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg.  75 

104.  Emberiza  kortulana  L.  Ortoian. 

Xur  tiiiinal  am  lo.  Mai  iy05  ein  ^  an  der  Straße  Bad  Harzberg- 
— TIsenljurg  beobachtet. 

105.  Emberiza  schoeniclus  L.  Rohrammer. 

Zur  lirntzeit  am  Teiche  bei  der  Radai:  mühic   beobachtet.  Ne- 
nicht  gefunden. 

106.   Anthus  pratensis  L.  Wiesenpieper. 

.Sparsamer  Brutvogel  im  Hainichcnbruche,  wn  ich  am  27.  April 
1904  Xest  mit  3  Eiern  fand.  In  frülieren  Jahren  hat  der  Wiesen- 
i^ieper  nach  Retemeyer  im  Marien-  und  Riesenbusche  gel)rütet.  bevor 
die  Büsche  entwässert  und  aufgeforstet  waren. 

107.  Anthus  trivialis  L.  Baumpieper. 
Häufiger  Brutvogcl,  besonders  auf   den  Abtriebs-  und    Kuhur- 
tiächen  ini  (iebirge. 

108.    Motacilla  alba  L.  Weiße  Bachstelze. 

Häufiger  Brutvogel  im  Gebiete  mit  Ausschluß  des  Gebirges. 

1Ü9.  Motacilla  boarula  L.  Uraue  Bachstelze. 
Häitfiger  Brutvogel,  besonders     an     den     Gebirgsbiichen.     Im 
Meyer'schen  Parke  jedes  Jahr  2 — 3  Pärchen. 

110.  Motacilla  flava  L.  Kuiisteize. 

ßrutvogel  in  der  Ebene,  besonders  zahlreich  in  den  großen  Ge- 
stiitsw  lesen. 

111.   Alauda  arvensis  L.  Feldlerche. 

Häufiger  Brutvogel  in  den  Feldmarken.  .\uch  von  diesem  \  ugel 
gehen  zahlreiche  Brüten  beim  Mähen  der  Wiesen  verloren. 

112.  Galerida  cristata.  L.  Haubenlerche. 

Seltener  Brutvogel.  Nur  in  den  Feldmarken  Harlingerode  und 
Westende   festgestellt. 

113.    Certhia   familiaris  macrodactyla  Brehm.  Baumläufer. 

Häufiger  Standvogel  in  den  Wäldern,  auch  in  den  Gebirgs- 
wäldern. 

114.  Certhia  brachydactyla  Brehm.  Kurzzehiger  Baumläufer. 

Nicht  sij  häufig  als  die  vcirhergehende  Art  und  nur  in  den 
Gärten  be(jbachtet.  Im  Oberforstamtsgarten  und  im  Meyer'schen 
Parke  jedes  Jahr  mehrere  Pärchen.  Auch  hier  fand  ich  die  früher 
bei  Helmstadt  gemachte  Beobachtung  (vergl.  Vogehvelt  von  Helm- 
stadt und  Umgebung.  Ornith.  Jahrbuch  '909,  Seite  111)  bestätigt, 
daß  die  Eier  bedeutend  kräftiger  geflecKt  sind,  als  die  Eier  der 
vorhergehenden  Art. 


76  F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg. 


115.  Sltta  europaea  caesia  Wolf.  Kleiber. 
Häufiger  Brutvogt-l  im  in-ljicti.-  mit  Au>^clilul,i  der  Fichtenwälder 
des  Gebirges.  Im  Meyer'schen  Parke  jedes  Jahr  2 — 3  Pärchen,  die 
oft  die  Starenkasten  als  P>nitplatz  benützten. 

116.  Parus  major  L.  Kohlmeise. 
Häufiger  Brutvogel.  .\i)ril   irjoiS  hatte  uin  ]':irchen  sein  Nest  in 
eine  große,  dicht  über  dem  Erflboden  befindliche  Baumhöhlung  ge- 
baut, trotzdem  natürliche  Xesthohlen  und   zahlreiche  Meisen-     und 
Starenkasten  zur  \  erfügung'  standen. 

117.  Parus  caeruleus  L.  Blaumeise. 

Ebenfalls  häutiger  Brutvogel.  Oft  werden  nur  Berlepscli'sche 
Nistkästen  als  Brutplatz  benützt. 

118.    Parus  ater  L.  Tannenmeise. 

überall  im  Gebirge  Brutvogel,   auch   iii'.     .^leyer'schen     l'arke 
jedes  Jahr  1  Pärchen. 
119.  Parus  palustris  communis  Baldenst.    Glanzköpfige  Sumpf meise. 

Il.'iihger  Hrutv.igel:  auch  diese  An  benützt  oft  die  Meisen- 
kästen. .^n,  29.  April  1912  in  einem  Nistkasten  Gelege  von  8  Eiern. 

120.  Parus  cristatus  mitratus  Brehm.  Haubenmeise 

In  den  Wäldern  ziemlicli  häufiger  lirulvogi!.  2  J';irchen  jedes 
Jahr  im  Meyer'schen  Parke.  Hier  wurden  nie  die  zahlreich  vor- 
iiandenen  Nistkästen  benützt,  sondern  immer  selbstgezimmerte 
Höhlungen,  besonders  in  alten  Weiden.  —  Stets  fand  ich  sieben  Eier 
oder  sieben  Junge  im  Neste. 

121.  Aeglthalus  caudatus  caudatus  I..  Weißköpfige  Schvvanzmeise  und 

122.    Aegithalus   caudatus    europaeus    Henn.    Schwarzbrauige 
Schwanzmeise. 

Jm  (iebiete  kommen  beide  Formen  vor.  Erwähnt  sei,  daß  ich  am 
3.  Mai  1902  im  .'^chimmerwalde  ein  Nest  der  weißköpfigen  ."^chwanz- 
meise  mit  12  vollständig  ungefleckten  Eiern  und  am  j.  Mai  1910  im 
Meyer'schen  Parke  ein  Nest  der  westlichen  Form  mit  11  blaurot  ge- 
fleckten Eiern  fand.  Bei  Helmstadt  fand  ich  auch  von  der  ostl.  Form 
stets  gefleckte  Flier. 

123.  Regulus  regulus  L    Gelbköpfiges  Goldhähnchen. 

Nur  im  Schimmerwalde  und  im  Forstorte  Papenberg  b.  Harz- 
burg beobachtet,  ohne  das  Nest  zu  finden. 

124.  Regulus  ignicapilla  Temm.    Feuerköpfiges  Goldhähnchen. 

Häufiger  Brutvogel.  Im  Meyer'schen  Parke  stets  3 — 5  Pärchen. 
In  jedem  Jahre  wurden  mehrere  Nester  gefunden.  Gelegezahl  8 — 10 


P.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg.  ^^ 


Stück.     Zwei  Nester  meiner  Sanimliing-  eiitliielten     am     lo.,     bezw. 
21.  Mai  8  und  g  frische  Eier. 

125.  Troglodytes  troglodytes  L.  Zaunkönig. 

Häufiger  Brutvogel ;  besonders  zahlreich  in  den  Gebirgswäklern. 
Im  Meyer'schen  Parke  wurden  an  folgenden  Orten  Nester  gefunden  : 

1)  1903  stand  ein  Xest  im  Ge  vvächshause :  die  alten   \'ögel  flogen 
durch  eine  zerbrochene  Fensterscheibe  ein  und  aus. 

2)  1904  hatte  ein  Pärchen   in  einer  alten     Strohmatte,     die     über 
einem  Drahtzaun  hing,  sein  Nest  gebaut. 

3)  1905  stand  ein  Nest  in  den  Falten  eines  alten  .Sackes,  der  ühcv 
einem  Ast  hing. 

4)  1906  fand  ich  ein  Nest  5  ni  hoch  auf  einem  Balken     am     (ie- 
wächshause. 

126.  Prunella  modularis  L.    Heckenbraunelle. 

Häufiger  Brutvogel.  Besonders  zahlreich  ist  die  Heckenbraunelle 

m  den  Fichtenwälern  des  Gebirges.  Einzelne  Stücke  blieben  immer 

im  Winter  zurück  und  besuchten  dann  regelmäßig  die  Futterplätze. 

Erwähnt  sei,  daß  viele  Pärchen  in  den  Gärten  Harzburgs  brüteten. 

127.  Sylvia  nisoria  Bechst.    Sperbergrasmücke. 

Nach  Retemeyer  bis  1878  Brutvogel  bei  Harzburg.  Ich  be- 
obachtete nur  einmal,  am  15.  Mai  1904,  ein  (j   im  Schimmerwalde. 

128.  Sylvia  borin  Bortd.  Gartengrasraücke. 

Mit  Ausschluß  des  Gebirges  überall  häufiger  Brutvogel. 

129.  Sylvia  communis  Lath.  Dorngrasmücke. 

Ebenfalls  in  der  Ebene  und  den  A'orbergen  häufiger  Brutvogel. 
Besonders  zahlreich  ist  die  Dorngrasmücke  im  Hainischenbusclie 
vertreten,  wo  auch  der  rotrückige  Würger  häufig  vorkomm.t. 

130.  Sylvia  curruca  L.  Zaungrasmücke  und 

131.  Sylvia  atricapilla  L.  Mönchgrasmüke. 

Kommen  im  ganzen  Gebiete  als  Brutvögel  vor. 

132.  Acrocephaluä  streperus  Vieill.   Teichrohrsänger. 

Nur  bei  dem  Teiche  an  der  Radaumühle  als  Brutvogel  fest- 
gestellt. 

133.  Acrocephalus  palustris  Bechst.  Sumpfrohrsänger. 
Häufiger  Brutvogel  in  der  Ebene,  besonders  zahlreich    in     den 

f^csti-.tswiesen  und  im   Hainischenbusche.     Oft  wurden  mir     ausge- 
mähte Gehege  gebracht. 

6 


78         F.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg. 


134.   Locustella  naevia  Bodd.  Heuschreckensänger. 
In  jedtni  Jalirc  im  Scliimnierwalde  mehrere  (j'q-  geliört.     Xest 
nicht  aufgefunden. 

135.  Hypolais  icterina  Vieill.    Gartensänger. 

Häufiger  Brutvogcl  in  den  Gärten. 

13fi.   Phylloscopus  sibilator  Bechst.  Waldlaubsänger, 

137.  Phylloscopus  trochilus  L.    Fitislaubsänger     und 

138.  Phylloscopus  collybita  Vieill.  Weidenlaubsänger. 

.Sämtliche  3  Laub.sängcr  ?ind  Rnitvögcl.  Während  Fitis-  und 
Weidenlaubsänger  ül)erall  zu  finden  sind,  konnte  icli  den  \\'aldlaub- 
sänger  nur  im  Schimmerwalde  als  Brutvogel  feststellen. 

139.    Cinclus  cinclus  aquaticus  Bechst.  Wasserschmätzer. 

Brutvogel  an  sämtlichen  Gebirgsbächen.  Da  die  A'ögel  nicht 
verfolgt  werden,  lassen  sich  leicht  beo1)achten.  Am  Kadauerwasser- 
fall  stand  ein  Nest  in  einer  Höhlung  hinter  dem  Wasserfalle,  so  daß 
die  ^'ögel,  um  zum  Neste  zu  gelangen,  stets  durch  das  herabstür- 
zende W^asser  fliegen  mußten. 

140.  Turdus  philomelos  Brehm.  Singdrossel. 

Häufiger  Brutvogel.  1904  siedelte  sich  die  Singdrossel  auch  im 
Meyer'schen  Parke  an. 

141.  Turdus  musicus  L.  Weindrossel. 

Kegelmäßiger  Durchzugsvogel. 

142.  Turdus  viscivorus  L   Misteldrossel. 

Überall  in  den  Wäldern  der  l'.benc  und  \  orberge  Brutvogel.  Zur 
Zugzeit  auch  oft  im  Gebirge  auf  den  Abtriebsschlägen  beobachtet. 

143.  Turdus  pilaris  L.  Wachholderdrossel. 

L  nregelmäßiger  Durchzugsvogel.  In  den  Gestütswiesen  be- 
oliachtete  ich  1904  und  1907  größere  Schwärme  zur  Herbstzeit. 

144.  Turdus  merula  L.  Amsel. 
Häufiger  Brutvogel.  Im  Meyer'schen  Parke  wurden  oft  die  in 
große  Holzkübeln  stehenden  Lorbeerbäume  für  die  Nestanlage  be- 
nützt. 1907  hatte  eine  Schwarzdrossel  oben  auf  einer  am  Hause 
hängenden  Trittleiter  gebaut.  Da  der  Raum  für  ein  Nest  zu  groß 
war,  hatte  die  Drossel  zwei  vollständige  Nester  nebeneinander  gebaut 
imü  in  das  eine  Nest  die  Eier  gelegt.  Am  5.  Mai  1902  fand  ich  em 
Nest  mit  7  Eiern. 


P.  Menzel:  Vogelwelt  des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg.  79 


145.  Turdus  torquatus  L.  Ringdrossel. 
Durch/.ugsvogel ;  wurde  l'i-üiier  oft  im  IJohnenstiege  gefangen. 
(Ich  vermute,  daß  die  südliche  Form:  liirdus  torquatus  alpcstris 
Brehm  bei  Harzburg  Brutvogel  ist,  da  verschiedene  Forstbeamte  und 
ich  selbst  öfter  ein  q"  der  Ringdrossel  im  Sommer  im  Forstorte 
Kattnase  in  der  Kähe  der  Rabenklippen  beobachtet  haben.  Alte  Wald- 
arLeiur  versicherten  mir  fest,  daß  die  Ringdrossel  das  ganze  Jahr 
im  ticliirge  vorkomme  und  dort  auch  brüte.) 

146.  Saxicola  oenanthe  L.  Steinschmätzer. 

Häufiger  Brutvogel  im  Steinfelde  bei  Harlingerode ;  auch  an 
anderen  Stellen  in  den  Feldmarken  zur  Brutzeit  beobachtet. 

147.  Pratincola  rubetra  L.  Braunkehliger  Wiesenschmätzer 

irläufiger  Brutvogel  in  den  Wiesengegenden,  besonders  zahlreich 
in  den  Gestütswiesen. 

148.  Pratincola  torquata  rubicola  L. 

Von  1905 — 1908  beobachtete  ich  jedes  Jahr  2  Pärchen  im 
Hainischenbruche,  ohne  das  Nest  auffinden  zu  können.  Endlich  am 
I.  Mai  1910  erhielt  ich  ein  Nest  mit  4  typischen  Eiern.  Dieses  ist 
der  zweite  sichere  Beweis  für  das  Brüten  des  Schwarzkehlchens  im 
Herzogtume  Braunschweig.  Zuerst  stellte  ich  rubicola  bei  Marienthal 
als  Brutvogel  fest,  wo  ich  am  25.  Mai  1897  ein  Nest  mit  4  Jungen 
und  I  faulen  Ei  auffand  (X'ogelwelt  von  Helmstedt  und  Umgebung 
im  Ornith.  Jahrbuch  1909,  Seite  116).  — Blasius  konnte  noch  keinen 
sicheren  Beweis   für  das  Brüten  auffiUtren. 

149.  Phoenicurus  ochruros  gibraltarensis  Gm.    Hausrotschwanz. 

Hätifiger  Brutvogel. 

150.  Phoenicurus  phoenicurus  L.    Gartenrotschwanz. 

Ebenfalls  häufiger  Brutvogel.  1907  war  eine  alte  Zigarrenkiste 
an  die  Hauswand  im  Oberforstamtsgarten  genagelt,  welche  sofort 
von  einem  Gartenrotschwanzpärchen  bezogen  wurde.  Während  das 
9  brütete,  saß  das  q"  singend  im  Flugloche.  —  Am  25.  Mai  1907 
fand  ich  an  der  üker  in  der  Höhlung  einer  Kopfweide  ein  Nest  mit 
8  Eiern. 

151.  Erithacus   rubeculus  L.  Rotkehlchen. 
Häufiger  Brutvogel,  besonders  im  Gebirge.  Der  Kuckuck  legt 
in  der  Harzburger  Gegend   hauptsächlich   in   die   T-^otkehlchcnnester 
seine  Eier. 

6» 


so         Ed.  Paul  Tratz:  Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes: 

152.  Lusclnla  megarhynchos  Brehm.  Nachtigall. 

Bis  1908  Brutvuf,'^el  im  Schiinmcrwalde,  seitdem  \ersch\vunden. 
ftn  der  Grenze  des  Gebietes,  an  den  Okerhängen  zwischen  \'ienen- 
bürg-  "lind  Scliladen  sehr  zahlreicher  Bnitvcigcl. 


Die  Vogt'lwelt  des  östliciieu  Arlbeiggebietes. 

Von  Ed.  Paul  Tratz. 

]^eiter  der  Omithologischen   Station   in  Salzburg. 

l".s  ist  schade,  daß  gerade  der  X'ngehvelt  Tirols,  die  zwei  feilet 
zu  den  interessantesten  Faunengebieten  gehört,  in  den  letzten  Jahren 
so  wenig  Beachtung  geschenkt  worden  ist.  Seit  dem  Tode  des  bekann- 
ten Innsbrucker  \'ogelkundigen  Franz  A  n  z  i  n  g  e  r  wurde  über 
die  'Jiroler  Urnis  nichts  Zusammenfassendes  veröffentlicht.  Finer 
derartigen  Unterlassungssünde  muß  übrigens  auch  ich  mich  selbst 
überweisen,  denn  dank  eines  fast  fünfjährigen  Aufenthaltes  in  Xord- 
tirol  ist  es  mir  gelungen,  ein  umfangreiches  und  zum  Teil  recht  wert- 
volles Datenmaterial,  namentlicfi  über  das  \'orkommen  von  Stein- 
adler und  Uhu,  zu  .sammeln.  Der  Mangel  an  Zeit  versagte  mir  jedoch 
bisher  die  Erarbeitung  cu-  Stoffes,  j'ch  hofi'e  aber,  dns  nrch  dem 
Kriege  einzubringen.  Unterdessen  sei  hier  das  Ergebnis  einer  sieben 
monatlichen  Beobachtung  aus  dem  Osten  von  Tirol  und  zwar  aus 
der  Gegend  von  St.  Anton  am  A  r  1  b  e  r  g,  wohin  mich  meine 
militärische  Dienstleistung  braclUe,  niedergelegt.  Die  günstige  Zeit, 
die  mir  dabei  zu  Hilfe  kam,  nämlich  vom  Dezember  (1916)  bis 
Juni  (1917),  gewährten  mir  einen  guten  Einblick  in  das  dortige 
Stand-,   Strich-   und  Zugvogelieben. 

Was  im  nachsielRudin  nun  folgt,  ist  das  Resultat  von  in  erster 
Finie  an  Ort  und  Stelle  selbst  Festgestelltem,  einiges  auch  von,  von 
verläßlicher  Seite  Gehörtem,  was  aber  jeweils  ausdrücklich  erwähnt 
wird. 

Bezüglich  des  Standvogellebens  in  diesem  Alpenteil  habe  ich 
mir  nie  große  Hoffnung  auf  besonders  interessante  Feststellungen 
gemacht,  dagegen  erwartete  ich  mir  doch  manches  Interessante  von 
der  Zugzeit.  Das  war  aber  nicht  der  Fall  und  es  will  fast  Schemen, 
als  ob  meine  Erwartungren  in  umgekehrter  Weise  erfüllt  wurden. 
I  lat  sich  mir  dazu  nun  ein  ungünstiges  Frülijalir  geboten,  oder  liegt 


Ed.  Paul  Tratz ;  Die  Vogelwelt  des  östlichen  Aiiberggebieles.        81 


diese  Gegend  tatsächlich  außerhalb  des  Bereiches  einer  großen  Zng- 
straße,  darüber  zu  entscheiden  vermag  ich  infolge  des  spärlichen 
Datenmateriales  einer  einzigen  Zueperiodc  naturgemäß  nicht.  Es 
ist  aber  kaum  anzunehmen,  daß  der  Arlberg  von  den  Massen  der  aus 
dem  Süden  kommenden  Zugvögeln  völlig  links  liegen  gelassen  wird. 
Vielleicht  beeinträchtigte  auch  diesbezügliche  Wahrnehmungen,  die 
während  der  Hauptzugzeit  herrschende  günstige  Witterung.  Nächt- 
lichen ^'og■elzug,  und  zwar  das  Ziepen  von  Drosseln,  hörte  ich  bloß 
einmal,  in  der  Nacht  vom  28.  auf  2g.  April.  Jedenfalls  ist  zu  hoffen, 
daß  es  später  einmal,  an  der  Hand  der  von  unserem  Ornithologischen 
Institut  geplanten  Zentralisierung  von  X'ogelzugsbeobachtimgcn  in 
Österreich,  möglich  sein  wird,  darüber  eingehenden  Aufschluß  zu 
bekommen. 

Was  nun  die  lokalen  Ortlichkeiten  der  hier  niedergelegten 
Beobachtungen  betriflft,  sollen  vorerst  darüber  einige  Zeilen  kurz 
berichten.  Zur  Hauptsache  wurde  westlich  von  St.  Anton  a.  A. 
beobachtet,  einerseits  im  ca.  1500 — 1800  m  ü.  d.  AI.  gelegenen 
r  e  r  w  a  11 1  a  1.  andererseits  in  der  Gegend  zwischen  St.  Anton  a.  A. 
(  1300  m  ü.  d.  M.)  und  St.  C  h  r  i  s  t  o  p  h  a.  A.  ( 1800  m  ü.  d.  M.), 
also  im  Gebiete  der  östlichen  Arlbergstraße  und  dann  vcm  St. 
Anton  a.  A.  ostwärts  im  S  t  a  n  z  e  r  t  a  1,  im  Bereich  der  Gemeinden 
N  a  s  s  e  r  e  i  n,  !>t.  J  a  k  o  b.  I'  c  1 1  n  e  u  und  S  c  h  n  a  n.  zweimal 
auch  flüchtig  bis  in  die  Gegend  von  L  a  n  d  e  c  k  und  einmal  in 
W  i  e  s  b  e  r  g  und  dem  von  dort  nach  Südwesten,  gegen  die  Schweiz 
hin  führenden  Paznauntal.  Als  Beobachtungszentrum  ist 
natürlich  das  Dorf  St.  A  n  t  r,  n  a.  .\.  .selbst,  bezw.  dessen  nähere 
Umgebung  zu  betrachten.  Die  ganze  dortige  Gegend  bietet  vermöge 
ihrer  hohen  Lage  wenig  bebautes  Land,  viel  mittelalten  Fichtenwald 
ohne  Unterholz,  Almenboden  und  Felsen,  die  Umgrenzung  schnce- 
und  gletscherreiche  Hochgebirge. 

Der  Winter  im  Beobachtungsjahre  zählt,  nach  Aussage  der  Ein- 
l'.eimiscb.en.  zu  <!en  wenig  strengen:  immerhin  bedeckte  vom  Anfang 
Dezember  bis  April  eine  ziemlich  liohe  .Schneeschichte  das  Land. 
Mitte  April  kam  abermals  ein  starker  Schneefall  und  dann  erst 
begann  das  eigentliche  Frühjahr.  Die  bekannte  Erscheinung  in  den 
Gebirgsgegenden,  daß  vor  einem  Schneefall  die  liochalpine  und  nach- 
her die  Vogelwelt  im  allgemeinen  viel  lebhafter  ist  l>estätigte  sich 
regelmäßig. 


82         Tel.  Piiul  Tratz:  Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes. 


Meine  Nachforschungen  nach  besonders  seltenen  befiederten 
Alpenbewohncm  waren  nur  teilweise  von  Erfolg,  allerdings  in  diesen 
1-ällen   über  alle   Erwartungen  erfreulich. 

Über  das  einstige  \'orkommen  des  Bartgeiers  (Gyf>a'ctus 
barbat iis)  konnte  ich  selbst  von  den  ältesten  Bewohnern  und  Jägern 
nichts  erfahren.     Von  der  Erbeutung     eines     jungen     Kondors 

(Sarcorhamphus  gryphus).  der  vor  Jahren' einem  südfranzösischen 
Tiergarten  entflogen  war  und  sich  dann  längere  Zeit  im  Ferwall- 
und  Montafongebiete  umhertrieb,  wo  er  von  einem  Hirten  gefangen 
>vunle  und  hierauf  in  das  Ferdinandeum  in  Innsbruck  gelangte,  erzähl- 
te mir  Dr.  med.  Kybiczka  in  St.  Anton.  \'om  V  h  u  (Biibo  bubo)  ver- 
mag ich  leider  nur  Bas  eine  zu  berichten,  daß  er  einmal  vorgekommen 

sein  dürfte,  worauf  heute  die  volkstümliche  Bezeichnung  eines 
Felsens  im  Ferwalltal,  genannt  „Buhinloch",  schließen  läßt.  Von 
der  Alpenkrähe  {Pyrrhocorax  pyrrhocorax)  konnte  ich  selbst  in  den 
oft  sehr  großen  Schwärmen  der  Alpendohlen  {Pyrrhocorax  graculits) 
kein  Exemplar  feststellen.  Merkwürdigerweise  gelang  es  mir, 
während  meines  ganzen  Aufenthaltes  auch  nicht  einmal,  unseren  far- 
benprächtigsten Alpensprößling,  den  Mauerläufer  (Tichodroma 
iiiuraria)  zu  beobachten.  Bei  meinem  vielen  Umherstreifen  hätte  ich 
ihn  eigentlich  antreffen  müssen.  Ja,  ich  habe  wiederholt  lange  Zeit 
einen  Felsen,  der  mir  als  charakteristischer  Aufenthaltsort  für  den 
Mauerspecht  .schien,  scharf  im  -Auge  behalten,  —  doch  vergebens. 
Trotzdem  halte  ich  es  für  ganz  unwahrscheinlich,  daß  diese  interes- 
sante \"ogelgestalt,  die  bei  genauer  Beobachtung  überall  im  Ge- 
birge zu  finden  ist,  in  den  dortigen  Bergen  fehlen  soll.  Auf  diese 
negativen  Befunde  hin  freut  es  mich  umsomehr,  die  Ergebnisse 
meiner  Steinadler  beobachtungen  mitzuteilen.  Nicht  nur,  daß 
mir  von  Jägern  wiederholt  versichert  wurde,  im  Ferwalltal  sei  seit 
vielen  Jahren  ein  jährlich  besetzter  Adlerhorst,  dem  stets  i — 2 
Tunge  entkommen  und  daß  die  zur  Zeit  im  genannten  Tal  hausenden 
Steinadler,  wahrscheinlich  vier  Stück,  zwei  alte  und  zwei  junge 
Vögel  seien,  war  es  mir  selbst  beschieden,  Steinadler  zu  sehen  und 
einen,  im  Jahre  1914  im  Ferwalltal  dem  Horst  entnommen,  für  das 
Institut  zu  erwerben.  Ausführlicheres  darüber  folgt  unten  im 
systematischen  Teil.  Vom  \'orkommen  des  S  t  e  i  n  h  11  h  n  e  s 
(Caccabis  saxatilis)  vermag  ich  nichts  Positives  anzuführen,  will  aber 
erwähnen,  daß  nach  Aussage  des  k.  k.  Försters  K.  K  1  i  m  m  e  r  in 
^t.  Jakob,  die  einzige  Gegend,  wo  Steinhühner  vorkommen  sollen, 


Ed.  Paul  Tratz :   Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes.       83 

das  Gebiet  um  die  L  e  u  t  k  i  r  c  h  e  r  h  ü  1 1  e  (2300  m  ü.  d.  M.)  sein 
soll.  Der  Genannte  erzählte  mir  auch  vom  H  a  s  el  h  u  li  n  (  Teirao 
bonasia),  daß  dieses  in  der  Gegend  nur  an  ungefähr  sechs  Stellen  zu 
finden  sei.     Diese  Angaben  zu  überprüfen,  vermochte  ich  nicht. 

Im  ganzen  konnte  ich  für  das  Gebiet  63  ^'ogelarten  mit  Be- 
stimmtheit nachweisen,  wovon  mindestens  43  Brutvögel  sind,  .außer- 
dem führe  ich  10  Arten  an.  die  ich  einerseits  als  von  mir  unsicher 
beobachtet,  andererseits  auf  Grund  der  mir  von  Jägern  gemachten 
Mitteilungen    erwähne. 

Hier  anschließend  sei  eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der 
.Ankunftsdaten  und  Brutzeiten  im  Frühjahr  1917  gegeben. 

Haaptzug,       Nestbau.    Eier.        Junge, 
Ende  April  ^  —  — 


Erstes 
Ankunftsdatum 

I.Misteldrossel  9.  .'^pril 

2.  Singdrossel                  9.      >  >  . 

3.  Ringdrossel  23       »  >           » 

4.  Wasseramsel  Standvogel  — 

5.  Braunkehlchen             2.  Mai  Mitte    Mai 

6.  Rotkehlchen               19.  April  Anfang  Mai 
7  Gartenrotschwanz        1.  Mai  S.Mai              .         ^ 

8.  Hausrotschwanz         14.  April       Ende  April       Ende  » 

9.  Zaungrasmücke  10.  Mai  —  >      . 

10.  Fitis  Anfang  Mai  —  — 

11.  Waldlaubsänger  10.  Mai 

12.  Weidenlaubsärger      1.   Mai 

13.  Tannenmeise  Standvoge 

14.  Gebirgshachstelze  (24.)  28.  April  —  Mitte  Mai  — 

15.  Weiße  Bachstelze      11.  März       Ende  April  —  — 


—         —         10.  Juni 


20.  Mai     —  — 

Witte  Mai  —  — 

>  >      —         6.   Juni 

2.       » 


Letztes  Drittel  Mai 


—        10.    Juni 


16.  Wasserpieper 

17.  Baumpieper 

18.  Goldammer 

19.  Buchfink 

20.  Rabenkrähe 

21.  Dorndreher 

22.  Rauchschwalbe 

23.  M..hkchwalbe 

24.  Mauersegler 

25.  Kuckuck 

26.  Schwarzspecht 

27.  Turmfalke 

28.  Mäusebussard 

29.  Birkhuhn 


9.  .April           »          »        Mitte  Mai  —  — 

2.  Mai    Erstes  Drittel  Mai       —          —  — 

Standvogel             —             Ende  Mai    —  — 

>     8.  April  erster  Schlag      —     29.  Mai  14.  Juni 
.                    —            Anfang  Mai  —  Mitten.  Ende  Mai 

24.  Mai               —                      —          —  1<'.  Juni 

14    April       Anfang  Mai            —          —  — 

4.  Mai           20.    Mai          24.   Mai      —  — 

15.  Mai                —                    _          _  _ 

3.  (28.;   Mai            —                     _           _  _ 

Standvogel           —                    —     24.  Mai  — 

18.  Mai               —                     _          _  _ 
(9)    11.    April          — 


—  Mitte  Mai   —  — 

Standvogel   Erster  Balzruf    7.  April      —  — 

Im  folgenden  führe  ich  nun  in  systematischer  Anordnung  die 
verzeichneten  Einzclbeobachtungen  an.  Den  Kamen  der  \'ogelarten, 
die   ich   mit   Sicherheit   feststellen   konnte,    sind    laufende    Xummom 


84       Ed.  Paul  Tra(z :   Die  Vogelwelt  des  üstlithtn  Arlberggebietes. 

vorgesetzt,  jenen,  wovon   icli   Belee^exemplare  für  das  Institut  san;- 
nielte.  außerdem  ein  *. 

1.  Misteldrossel  (Turdus  viscivorus). 

E  r  u  1  \  o  i;  c  1?  —  Die  ersten,  <t — 8  Slücl'vt  sah  ich  am  g.  April 
bei  schönem  Wetter,  aber  kaltem  Westwind,  an  der  Arlbergstraße 
nächst  des  Alooserkreuzes.  Am  ii.  April  waren  an  gleicher  Stelle 
6  Stück,  ebenso  am  12.  April  6 — 8.  Am  28.  April  Hogen  ca.  10  Mistel- 
drosseln ostwärts.  .Am  1.  Mai  horte  ich  eine  aui  der  Ccconihöhe,  am 
2.  Mai  waren  2 — 3  beim  „Stadle"  unterhalb  des  Mooserkreuzes,  des- 
gleichen am  8.  Juni.  Die  letzte  Beobachtung  machte  ich  am  14.  Juni, 
an  welchem  Tage  ich  auf  der  sogenannten  ..l'lanie"*)  1 — 2  Stück 
horte. 

*2.   Singdrossel  (Turdus  musicus). 

B  r  u  t  \  o  g  e  1.  —  Die  erste  Singdrossel  hörte  ich  am  Vormittag 
des  9.  April  oberhalb  der  Ceconihöhe.  Am  11.  April  sang  eine,  am 
14.  .\pril  sangen  3 — 5.  Am  23.  April  sang  ein  Stück  in  tiefer 
Schneelandschaft  im  Fcrwalltal.  (legen  Ende  .\pril  bis  10.  Mai 
überall  zu  hören,  l'ni  die  Mitte  Alai  war  ihr  Gesang  schon  wieder 
vereinzelt  zu  hören  und  in  der  Zeit  vom  20.  bis  zum  Ende  d.  M. 
hörte  der  Gesang  völlig  auf.  Am  4.  Juni  hörte  ich  ihren  Warnruf, 
am  8.  Juni  waren  an  der  Arlbergstraße  i — 2.  —  Ein  Nest  mit  4  noch 
halbnackten  Jungen  brachte  man  mir  aus  dem  Moostal  am  10.  Juni. 
—  14.  Juni  2 — 3  auf  der  „Planie",  um  die  gleiche  Zeit  sangen  wieder 
einige  Männchen,  ebenso  am  2~..  2S.  und  2g.  Juni. 

3.  Wacholderdrossel  (Turdus  pilaris). 

^\  i  n  t  e  r  g  a  s  t.  —  Am  14.  Dezember  igi6  gegen  Abend  sah 
ich  von  der  Arlbergstraße  aus  14  Stück.  —  Ferner  am  20.  Dezember 
eine,  am  28.  3  Wacholderdrosseln.  Am  5.  und  6.  Jänner  1917  je 
I  Stück.  Am  g.  und  10.  Jänner  je  1 — 2  \'ögel,  am  12.  3  Stück  in 
nächster  Nähe  der  Häuser  auf  einem  Berberitzenstrauch.  Außerdem 
sah  ich  Wacholderdrosseln  im  Jänner  am  14.  1 — 2.  am  18.  1,  ig.  2, 
20.  I.  22.  I,  24.  2,  2g.  2,  im  Februar  am  i.  bei  St.  Jakob  2,  9.  i,  12.  2 
:)berhalb  St.  Jakob  und  2  bei  Pettneu,  am  15.  2  beim  Mooserkreuz 
und  die  letzte  am  21.  an  sjleicher  Stelle. 


*)  Die  „Planie"  ist  eine  kleine  Parkanlage  am  rechten  Ufer  der  Rosanna 
südlich  des  Dorfes  St.  Anton  a.  A. 


Ed.  Paul  Tratz  :  Die    Vogelwelt   des  östlichen  Aiibcrggebietes.        85 


4.  Ringdrossel  (Turdus  torquatus). 

Brutvogel.  —  Die  beiden  ersten,  schön  ausgefärbte  Stücke, 
waren  am  23.  April  1917  beim  ..Waldhäusl"  an  der  Arlbergstraße. 
Am  4.  Mai  früh  sah  icli  unterhalb  des  S.  C.  A. -Kopfes  ( ein  IJerg- 
rücken  nördlich  von  St.  Anton)  an  einem  windigen,  kalten  und 
liaumarnien  Hang  oberhalb  der  Latschengrenze,  inmitten  der  .Schnee- 
landschaft 2  imd  hörte  mehrere  Stücke  singen.  Am  19.  Mai  i — 2  an 
der  Arlbergstraße  gehört.  Dann  beobachtete  ich  noch  am  3.  Juni  1 
am  gleichen  Ort  wie  am  23.  April  und  i  beim  „Kalteneck"  an  der 
Arlbergstraße.  Am  .1..  Juni  i  an  gleicher  Stelle  und  ebenso  am 
8.  Juni.  In  diesem  lokalen  Bereich  scheinen  i — 2  Panre  gebrütet  zu 
haben. 

5.  Amsel  (Turdus  merula), 

Strichvogel,  (Brutvogel?)  —  Bei  St.  Anton  a.  A.  habe 
ich  die  Amsel  nur  einmal  feststellen  können  und  zwar  westlich  der 
Häusergruppe  Nasserein  am  12.  Februar  1917  i  sehr  scheues  ^. 
Am  I.  Februar  sah  ich  i  q"  bei  Pettneu  und  am  5.  Februar  i  ^ 
zwischen  St.  Jakob  und  Pettneu.  Das  obere  Stanzertal  also  bis  in 
die  Gegend  von  St.  Jakob  und  St.  Anton  scheint  die  Amsel  nur 
selten  zu  besuchen.  Brutvogel  ist  sie  dort  nicht.  Dagegen  dürfte 
sie  als  solcher  im  unteren  Stanzertal  in  den  Gemeindebezirken  Stren- 
gen und  Mirsch  schon  vorkommen.  In  Landeck  beobachtete  ich  am 
16.  Jänner  viele  Amsel  rfcf  und  2  99-  ^'^  Paznauntal,  das  im  großen 
und  ganzen  dieselben  \'erhältnisse  aufweist  wie  das  .'-^tanzertal. 
nur  in  seinem  unteren  Teil  viel  reicher  an  Gestrüpp  und  Strauch- 
werk ist,  fand  ich  am  17.  Juni  zwischen  den  Ortschaften  See  und 
Kappl  viele  Amsel-QfQ'.  Die  gemachten  Beobachtungen  sprechen 
dafür,  daß  die  Schwarzdrossel  in  diesen  Tälern  noch  eine  echte  Wald- 
bewohnerin ist  und  wo  das  Unterholz  im  Walde  fehlt  auch  sie  nicht 
anzutreffen  ist. 

6.  Wasseramsel  (Cinclus  clnclus  aquaticus). 

Stand  vogcl.  —  Der  Wasserschwätzer  war  sowohl  an  der 
Posanna  wie  auch  an  den  dortigen  paar  kleinen  Gebirgsbächen,  oft 
mitten  im  Hochwald  oder  auf  einem  Wiesenhang,  in  vereinzelten 
Stücken  anzutreffen.  Am  16.  Februar  war  ein  Stück  im  Ferwalltal 
auf  dem  zugefrorenen  Rosannabach,  ca.  1550  m  ü.  d.  M.  Die  No- 
tierungen, die  ich  hier  wegen  ihrer  großen  Zahl  und  Cileichartigkeit 
nicht  wiedergeben  will,  erstrecken  sich  über  die  ganzen  sieben 
Monate, 


86       Ed.  Paul  Tratz:  Die  Vogelwelt   des  östlichen  Arlberggebietes. 


7.  Braimkehliger  Wiesenschmätzer  (Pratincola  rubetra). 
B  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Das  erste  r-f  zeigte  sich  am  2.  Mai  am  Rande 
einer  Waklblöße.  oberhalb  St.  Anton.  Am  lo.  Mai  sah  ich  2  (^-f 
und  1  9-  '''^"^  ^i-  ^^'  waren  schon  mehrere  auf  den  Wiesen  um 
das  Dorf.  Ab  14.  Mai  fand  man  das  Braunkehlchen  überall  auf  den 
Wiesen,  ab  20.  Mai  paarweise  und  im  Juni  war  es  das  am  liäufigst 
anzutreffende  HrutvÖ!j;-elclien  in  der  ganzen  Gegend. 

Schwarzkehliger  Wiesenschmiitzer  (Pratincola  rubicoia). 

Möglicherweise  sah  ich  am  iß.  Mai  ein  Schwarzkehlchen. 

8.  Rotkehlchen  (Erithacus  rubeculus). 

B  r  u  t  V  u  g  c  1.  —  .Vm  ly.  April  entdeckte  ich  oberhalb  St. 
.\nton  „am  Moos"  das  erste.  .%n  28.  April  i  Stück  bei  Nasserein. 
Dann  sah  und  hörte  ich  am  i.  Mai  i — 2,  2.  2 — 5,  10.  i  und  am 
15.  Mai  traf  ich  es  auf  der  „Planie".  wohl  schon  brütend,  an.  Am 
25.  singen  q'^'  überall,  am  8.  Juni  eines  bei  Stiegeneck  im  Ferwalltal. 

!,'.  Gartenrotschwänzchen  (Erithacus   phoenicurus). 

Brutvogel.  —  Seine  .Ankunft  war  der  1.  Mai.  .\n  die.'^em 
'lag  sah  ich  i  rf  und  i  9'  desgleichen  am  2.  Mai.  Am  5.  Mai 
waren  2  Paare  da,  ebenso  am  10.,  von  \\elchcn  fortan  i — 2  Paare 
als  Brulvögel  in  St.  Anton  waren.  Die  Jungen  dürften  um  den 
i).  Juni  licrum  ausgefallen  sein. 

10.  Hausrotschwänzchen  (Erithacus titys). 

B  r  u  i  \-  o  ge  1.  Einen  hall)en  Munat  früher  als  der  vorgenannte 
kam  das  Hausrötel.  Am  14.  April  sah  ich  bei  einem  Bauernhaus  an 
der  Arlbergstraße  1  ^  (singen'd)  und  i  9-  Am  15.  1  q*.  Am  26., 
27.  und  28.  April  je  mehrere  singende  (J^^.  Gegen  Ende  April 
häufig.  Am  1.  Mai  i — 2  (^j^,  2.  Mai  mehrere  cS(f.  ebenso  am  5..  7. 
und  die  Tage  bis  zum  10.  Ende  Mai  paarweise  überall.  Am  2.  Juni 
finde  ich  ein  Xest  mit  4  Jungen  auf  dem  Balken  eines  Kruzifixes  an 
der  Kcichsstraße  (ca.  2  Meter  hoch).  Am  G.  Juni  eines,  abermals 
mit  5  Jungen,  unter  einem  Hausdach,  ca.  8  Meter  hoch.  .\m  8.  Juni 
eines  mit  5  Jungen  in  einer  Felscnspalte.  Am  13.  Juni  mit  4  Jungen 
in  einem  Stadel. 

11.  Alpenbraunelle   (Prunella  coWaris). 

Strichvogel.  —  Am  13.  Jänner  1917  zeigte  sich  bei  h(  phem 
•Schnee  eine  .Alpenbraunelle  auf  dem  Boden  vor  einem  Bauernhause 
mitten  im  Ort.  Am  28.  Jänner  sehe  ich  eine  zwischen  den  Häusern 
am    Fuße  der  Arlbergstraße.      Am    19.    Februar   entdecke    ich    eine 


Ed.   Paul  Tratz:  Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes.        87 

unter  Föhren  auf  dem  Waldboden  an  der  Arlbergstraße.  —  Am 
i6.  Jänner  sehe  ich  ein  Stück  auf  einem  Felsen  oberlialb  Landeck 
längs  der  Straße  nach  Pfunds. 

12.  Zaungrasmücke  (Sylvia  curruca). 

Brutvogel.  —  Am  lo.  Mai  hörte  ich  auf  der  Planie  ein 
,, Müllerchen".  Ende  Mai  und  Anfang  Juni  treft'e  ich  es  dort  wieder- 
holt an,  wohl  als  Brutvogel.  Finde  auch  alte  Nester  von  ihm. 

Über  das  Vorkommen  anderer  Grasmückenarten  konnte  ich 
keine  sicheren  Wahrnehmungen  machen.  Am  29.  Juni  fange  ich 
einen  Jungvogel,  der  möglicherweise  eine  vS".  hortcnsis  ist. 

13.  Weidenlaubsänger  (Phylloscopus  rufus). 

Durchzügler.  —  Am  i.  Mai  höre  ich  den  ersten  Zilpzalp, 
am  2.  1 — 2  Exemplare. 

14.  Fitis  (Phylloscopus    trochilus). 

B  r  u  t  V  o  g  e  1  ?  —  In  den  ersten  Tagen  des  Mai  war  der  erste 
Iritis  zu  hören.     Am  10.  Mai  i — 2,  ebenso  am  15. 

15.  Waldlaubsänger   (Phylloscopus  sibilator). 

B  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Am  10.  Mai  schwirren  i — 2  Waldlaubsänger, 
ebenso  am  15.  In  der  Zeit  vom  20.  bis  25.  Mai  ist  er  ülierall,  na.nent- 
lich  auf  der  ,, Planie"  zu  hören,  desgleichen  in  den  ersten  Tagen 
vom    Juni. 

16.  Zaunkönig  (Troglodyles  froglodytes). 

Standvogel.  —  In  vereinzelten  Exemplaren  überall  und 
während   der  ganzer;   Zeit  anzutreffen. 

17.  Gelbköpfiges  Goldhähnchen  (Regulus  regulus). 

S  t  r  i  c  h  -  S  t  a  n  d  V  o  g  e  1.  —  Das  Goldhähnchen  traf  ich  sehr 
s-elten  im  Wald,  zumeist  in  kleinen  Gesellschaften. 

18.  Schwanzmeise   (Aegithalus  caudatus  europaeus). 

Strichvogel.  —  Nur  zweimal  traf  ich  den  ,,Pfamiensticl" 
an  und  zwar  einmal  am  4.  Jänner,  wo  mehrere  Stücke  einem  größeren 
Meisenschwarm  folgten,  und  dann  am  17.  Februar,  wo  um  die  Däm- 
merufursstundf^  e  n  on.ßer  Schwärm  längs  des  Rosannaba-hes  strich. 
Am   t6.  Jänner  sehe  ich  eine  in  Landeck. 

19.  Haubenmeise   (Parus  cristatus  mitratus). 

Strichvogel.  —  Am  27.  Jänner  sind  in  einem  Meisen- 
schwarm auch  I — 2  Schopfmeisen.  Am   12.  Februar  treffe  ich  2 — 3 


88       Ed.  Paul  Tratz :   Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes. 


zwischen  St.  Jakuh  und  \'adiesen  an.  Am   13.  Februar  2 — 3  an  der 
^Arlbergstraße.    Am   19.,  22.  und  23.  je  eine  im  Ferwalltal. 

20.    Weidensumpfnieise   (Panis  atrlcapillus  subsp). 
Standvogel?  —  Hin  ein/.igesnial  und  zwar  am  16.  Februar 
treffe  ich  2 — 3  Graumeisen  im  obersten  F\'r\\alltal  auf  l'iclitenzapfcn, 
nach  (leren  Samen  suchend,  an. 

*2I.  Tannenraeise  (Partis  ater). 
Standvogel.  —  Am  38.  Dezember  an  der  Arlbergstraße  ein 
größerer  Schwärm.  Im  üVirigen  stets  c!nrt  und  da  in  kleinen  (irup- 
pen  streichend.  Am  14.  Februar  höre  ich  bei  herrlichem,  warmen 
Wetter  ihre  Hochzeitsrufe  und  beobachte  scliim  ihr  Hochztits- 
treiben.  Am  10.  Juni  finde  ich  auf  einer  starken  I,ärche  nächst  St. 
.Ajiton  ein  Nest  mit  3  Jungen. 

Blaumeise   (Parus  caenileus). 

Strichvogel?  —  Zwei  am  22.  Jänner  beobachtete  Meisen 
waren  wahrscheinlich  Blaumeisen. 

22.    Kohlmeise  (Parus  major). 

Strichvogel.  —  Nur  in  den  Wintermonaten.  meist  ver- 
einzelt und  paarweise.  Ende  -April  sind  keine  mehr  anzutrelTen. 

23.  Baumläufer  (Certhia  familiaris  macrodactylla). 

Strichvogel.  —  Den  Baumläufer  fand  ich  nur  einma' 
unter  einem  Meisenscl  v  arm  im  l-'erwalltal,  am  26.   Jänner. 

24.  Feldlerche  (Alauda  arvensis). 

In  der  Gegend  von  St.  Anton  fehlt  sie  vollständig.  Dagegen  ist 
sie  davon  ostwärts,  also  talabwärts,  um  Pettneu  anzutreflfen.  .Am 
28.  April  sah  ich  dort  die  erste. 

25.  Gebirgsbachstelze  (Motacilla  boarula). 

Brutvogel.  —  In  einzelnen  Paaren  im  ganzen  Gebiet  anzu- 
treflfen, selbst  weit  oben  an  den  Hochgebirgsbächen.  \m  24.  April 
sollen  die  ersten  gesehen  worden  sein.  Ich  fand  sie  erst  am  28.  .April. 
Mitte  Mai  dürfte  ihre  Brutzeit  begonnen  haben. 

26.  Weiße  Bachstelze  (Motacilla  alba). 

B  r  u  t  v  o  g  e  1.  —  Die  weiße  Bachstelze  war  häufiger  anzutreffen 

und  auflfallenderweise  traf  ich  auch  in  St.  Christoph   ( 1800  m  ü.  d. 

M.)  nicht  boarula.  sondern  J.ha  als  Brntvogel  an.  Die  ersten  flogen 

am  II.  März  vormittags  gegen  den  .Arlberg  zu.  Dann  notierte  ich  je 


Ed.  Paul  Tratz :    Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes.        89 


ein  rf  am  14.,  15.,  16.,  und  17.  März,  am  7.  und  8.  April.  Am 
3.  April  waren  mehrere  >;u  .seben,  i^m  10.  3  Stück,  am  11.  1 — 2,  14., 
15.  und  16.  mehrere.  Am  18.  und  19.  April  bei  siarkem  Schneefall 
I — 3  Stücke.  Am  26.  April  waren  viele  alba  am  Durchzug.  Ab  Ende 
April  einzelne  Paare,  in  St.  ,\nton  selbst  jedoch  nur  i — 2  Paare. 

27.  Wasserpieper.  (Anthus  spinoletta). 

B  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Er  ist  einer  der  häufigsten  \ögel  und  auf 
allen  feuchten  Wiesen  anzutreffen.  Der  erste  am  9.  April.  Ende  April 
war  seine  Hauptdurchzugszeit.  Am  i.  Mai  waren  hunderte  Wasser- 
pieper auf  allen  feuchten  Wiesen.  Am  4.  Mai  beobachte  ich  auf  dem 
schneebedeckten  S.  C.  A.-Kopf  einige  sich  paarende  Stücke.  Als 
lirutvogel  fand  ich  ihn  um  St.  Anton  selbst  nicht,  dagegen  im  oberen 
Ferwalltal  bei  der  Konstanzerhütte  am  2/.  Juni,  im  Moostal  am 
i~.  Mai  und  in  St.  Christoph  am  18.  Mai.  Auf  der  Arlberghöhe,  am 
Kalteneck,  um  St.  Christoph  und  westlich  davon  ist  er  ein  sehr  zahl- 
reicher Brutvogel. 

28.  Baumpieper  (Anthus  trivialis). 

B  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  In  den  schütteren  Fichtenbeständen  an  der 
Arlbergstraße  hört  man  ihn  öfters  auf  den  Wij.fcln  singen.  Den  ersten 
traf  ich  am  2.  Mai  beim  „Stadle",  ungefähr  1450  m  ü.  d.  M.  an.  Im 
ersten  Drittel  des  Mai  war  sein  Durchzug. 

Wiesenpieper  (Anthus  pratensis)i 

Durchzügler.  —  Am  11.  Mai  vemiutlich  einen  VViesen- 
pieper  gehört. 

29.  Goldammer  (Emberiza  citrinella). 

Standvogel  und  S  t  r  i  c  h  ^"  o  g  e  1.  —  Im  Dezember  und 
Jänner  meist  einzeln,  aber  auch  in  kleinen  1  rupps  bis  10  .Stück.  ?.!ur 
Brutzeit,  Ende  Mai  bis  Anfang  Juni,  nur  einzelne  Paare. 

30.  Mitteleuropäischer  Gimpel  (Pyrrhula  pyrrhula  europaea). 

Standvogel.  —  Am  16.  Dezember  i  q'  an  der  Arlberg- 
straße. ^\m  14.  Jänner  1  q".  1  O  im  Ferwalltal.  Am  i.  Februar  bei 
Nasserein  10 — 15  Stück.  Am  15.  Juni  2 — 3  Gimpel  beim  Mooser- 
kreuz.     Im  großen  und  ganzen   selten. 

31.  Alpen-Lein  Zeisig  (Acanthis  linarla  rufescens). 

B  r  u  i  V  o  j,  e  1.  —  .'vni  4.  Mai   .■^angen  auf  dem  S.   C.  A.-Kopf 


dO       Ed.  Paul  Tratz:  Die  Vogel  weit  des  östlicheu  Arlberggebietes' 


zwei   kleine   \  ögelclicn,    die   ich   mit    P.fstinimtheit   als     Leinzeisige 
ansprach. 

32.  Erlenzeisig  (Acanthis  spinus). 

Strichvogel.  —  -Xin  22.  und  23.  Juni  sah  ich  mehrere 
Zeisige,  Ende  Juni   wicderliolt  beobachtet. 

Grünfink  (Chloris  chloris)  und  Bergfink  (Fringilla  montifringilla). 

Strichvögel.  —  Diese  beiden  Arten  konnte  ich  nie  mit 
.'Sicherheit  feststellen.  Möglicherwei.se  hörte  ich  am  12.  .April  1 — 2 
chloris  und  am  27.  Dezember,  sowie  am  10.  Jänner,  vielleicht  auch 
am  9.  und  2^.  .Ajiril  einige  Bergfinken. 

*33.    Buclifink  (Fringilla  coelebs). 

.Standvogel.  —  Mitte  Dezember  bis  linde  März  nur  i — 2  q". 
Am  8.  April  erster  Finkenschlag,  sehr  stümiXTlialt.  .Am  11.  April 
singen  schcMi  mehrere,  am  ly.  Ajiril  viele.  Am  1.  .Mai  sehe  ich  ein 
l'aar.  Der  Fink  steigt  auch  in  dieser  Ciegend,  wie  überall  im  Gebirge, 
ziemlich  hoch  liinauf.  Am  17.  Mai  hörte  ich  im  Moostal  (  17 — 1800  m 
.ü.  d.  AI.)  mehrere  singende  g".  Am  29.  Mai  finde  ich  auf  der 
„Planie"  in  einer  niederen  Fichte  ein  \est  mit  5  noch  nicht  bebrüte- 
ten Eiern,  wovon  ich  eines  nehme.  Am  14.  Juni  sind  4  ungefähr  i — 2 
Tage  alte  Junge  darin.  Am  21.  Juni  war  das  Nest  leer,  nur  frische 
Exkremente  zeigten,  daß  die  Insassen  kurz  vorher  ausgeflogen  waren. 

*34    Haussperling   (Passer  domesticus). 

Standvogel.  —  In  der  ganzen  Gegend  in  den  Ortschaften. 
Im  Paznauntal  vernnitlich  fehlend.  Ein  (J  aus  St.  Anton  weist  eine 
sehr  interessante  rotbraune  Kehlfärbung  auf.  Darauf  zurückzukom- 
men, behalte  ich  mir  für  eine  andere  Gelegenheit  vor. 

35.   Schneefink  (Montifringilla  nivalis). 

Strichvogel.  —  Der  erste  Trupp  crscliien  am  8.  Januar 
(nach  R.  Rück).  Am  11.  Januar  beobachtet  Hauptmann  B.  Siglär 
wahrscheinlich  den  gleichen  Schwärm.  Am  12.  Januar  sieht  meine 
FVau  1 — 3  Stück  vom  F'cnster  aus  und  am  14.  Januar  gegen  -Abend 
trelife  ich  auf  der  Arlbergstraße,  gleich  hinter  St.  Anton,  15 — 20 
Stück  an.  .\m  18.  Jänner  fliegen  ungefähr  gleich  viele  .gegen  den 
Wald  in  der  Kosannenschlucht,  am  gleichen  Tage  wird  wohl  dieselbe 
Gesellschaft  von  einem  Soldaten  auf  einem  Misthaufen  mitten  im 
Dorf  gesehen.  Am  19.  Januar  sind  16  Stück  auf  der  Arlbergstraße, 
am  23.  2  Schneefinken  im  Dorf  und  die  letzten  8  \"ögel  bei  starkem 
Schneefall  am  21.  Februar. 


Ed.  Paul  Tratz:  Die  Vogelwak  des  östlichen   Arlberggebietes.        91 

Star    (Sturnus  vulgaris). 

Strichvogel.  —  Am  21.  Februar  abends  flog  vermutlich 
ein  Star  über  St.  Anton,  ebenso  schienen  mir  am  1.  Wärz  über  St. 
Anton  nach  Westen  fliegende  15 — 20  \'ögel  Stare  gewesen  zu  sein. 

*36.   Rabenkrähe   (Corvus  corone). 

Standvogel.  —  Im  Winter  ist  die  Rabenkrähe  im  allge- 
meinen nur  in  vereinzelten  Paaren  zu  sehen.  Bei  warmem  Fohnwettcr, 
so  z.  B.  am  26.  Dezember  1916,  waren  sie  zahlreicher.  Auch  bei 
Schneefall  zogen  sie  weit  häufiger.  Ende  April  waren  sie  nur  noch 
paarweise  anzutreffen.  Am  16.  Mai  finde  ich  bei  St.  Anton  ein  Nest 
mit  5  Jungen,  am  31.  Mai  eines  mit  4  Jungen  und  am  4.  Juni  ein 
drittes  mit  3  fast  flüggen  \'ögeln.  Ab  20.  Juni  waren  des  Abends  stets 
große  Gesellschaften  von  20  bis  30  Individuen  kreisend  zu  beobach- 
ten. —  Auffallend  tritt  der  Zeitunterschied  in  dem  Brüten  zwischen 
den  höher  und  tiefer  gelegenen  Teilen  des  Stanzertal  zu  Tage.  Fand 
man  Ende  Mai  und  Anfangs  Juni  um  St.  Anton  die  ersten  nackten 
Jungkrähen,  so  konnte  man  am  30.  Mai  bereits  in  der  Gegend  von 
Flirsch  ausgeflogene  Jungkrähen  auf  der  Nahrungssuche  begegnen. 

37.   Kolkrabe  (Corvus  corax). 

Standvogel.  —  Zu  den  interessantesten  Erscheinungen  des 
Arlberggebietes  gehört  der  Kolkrabe.  Es  war  mir  auch  beschieden, 
Bruchteile  seiner  Lebensgewohnheiten  mitten  im  mit  Metern  tiefen 
Schnee  bedeckten  Hochgebirgsgelände  zu  belauschen,  wie  sie  wolil 
nur  selten  zur  Beobachtung  gelangen  können.  Am  22.  Januar  1917 
hörte  ich  im  Ferwalltal  auf  einer  Waldblöße  nächst  der  „Wagner- 
hütte" seinen  Ruf.  An  diesem  Tag  legte  ich  dort  ein  „Luder"  aus 
und  errichtete  mir  abseits  dann  am  Waldrand  eine  Schneehütte  zur 
Beobachtung.  Am  23.  waren  bereits  zwei  Raben  am  Platze.  Nach 
einem  schoß  ich  mit  der  Kugel,  fehlte  ihn  aber  und  beide  flogen  ab, 
um  bald  darauf  wiederzukommen.  Ein  zweiter  Schuß  ging  wieder 
fehl.  Am  24.  Januar  früh  waren  abermals,  wohl  die  beiden  gleichen 
Vögel  beim  ,, Fleisch".  Diesmal  waren  sie  aber  schon  weit  vorsich- 
tiger, flogen  ab,  aber  ihr  Hunger  trieb  sie  wieder  zurück.  Am  26. 
Januar  vormittags  waren  sie  wieder  dort,  kamen  aber,  durch  mein 
Anpürschen  an  die  Hütte  verscheucht,  nicht  mehr  zurück.  .\m 
27.  Januar  nachmittags,  vorher  war  frischer  Schnee  gefallen,  war 
von  den  Raben  nichts  zu  hören  noch  zu  sehen.  Am  30.  Januar  früh, 
25  Grad  Kälte,  waren  wieder  beide  Yöge\  dort.  Durch  mein  Anpür- 


92       Ed.  Paul  Tratz :  Die    Vogeiwelt  des  östlichen  Arlberggebietes. 

sehen  vertrieben,  kam  nach  kurzer  Zeit  wieder  einer  zurück,  der  aber 
bei  einer  ganz  unbedeutenden  Bewegung  meinerseits  in  der  Hütte 
sofort  verschwand.  Als  der  Vogel  wiederkam  waren  ungefähr  15 
Saatkrähen  am  J^uder,  die  mit  Ausnalime  von  einer,  bei  dessen  Er- 
scheinen sofort  nach  allen  Richtungen  davonflogen ;  auch  die  eine 
räumte  ihrem  größeren  \  etter  bald  das  Feld.  Die  beiden  Kolkraben 
setzten  sich  damals  in  nächster  Nähe  auf  eine  Fichte  unil  stießen  von 
Zeit  zu  Zeit  Rufe  aus,  wie  man  sie  sonst  nur  von  einem  Schwein 
hören  kann,  manchmal  erinnerten  sie  auch  an  ein  kurzes,  stoßweises 
Blasen  in  ein  Hom.  Am  4.  Februar  nachmittags  waren  sie  in  der 
Nähe  des  Beobachtungsplatzes,  aber  nicht  beim  Aas,  sondern  auf 
Fichtenwipfeln  und  ließen  von  Zeit  zu  Zeit  ihr  „kroah"  hören.  Ich 
stand  ihnen  auf  ungefähr  250  Schritte  frei  gegenüber  und  sj^ttete 
ihren  Ruf  nach,  worauf  einer  ganz  unerwartet  darauf  einging 
und  regelmäßig  antwortete.  ^\m  13.  Februar  sollen  nach  l'örster 
Klinnuer  4  Raben  auf  dem  Aas  gewesen  sein.  .\m  22.  Februar  er- 
schienen nach  .schon  längere  Zeit  hindurch  hörbar  gewesenem  „Kluck- 
sen"  vermutlich  fünf  Kolke.  Auf  einen,  der  in  den  Asten  einer  I-'ichle 
saß,  schoß  ich,  er  fiel  in  eine  Schneemulcle  und  als  ich  mich  über  ihn 
beugte  um  ihn  aufzuheben,  strich  er.  mir  zwei  kleine  Federn  zurück- 
lassend, ab,  um  nicht  wieder  gefunden  zu  werden.  .\m  22,.  Februar 
waren  gleichfalls  zwei  Raben  in  der  Nähe  des  Fleisches,  gefielen  sich 
aber  diesmal  nur  im  Wettbewerb  tonkünstlerisch  recht  zweifelhafter 
Lautäußerungen  und  in  heißem  Liebcswerben.  ich  habe  über  meine 
Wahrnehmungen  an  Kolkraben  in  der  Jagdzeitung  „Waidmannsheil" 
ßd.37,Hft.  II  1917  eine  kleine  Skizze  veröffentlicht,  woraus  ich  hier 
die  Schilderung  der  damaligen  Beobachtung  wiedergeben  will: 

„Frühmorgens,  als  es  noch  tief  dunkel  war,  allerdings  kalt,  daß 
es  einem  fast  das  Blut  in  den  Adern  zum  Stocken  brachte,  zog  ich 
hinaus  zum  Luderplatz.  Nahezu  zum  \erzwcifeln  lang  strich  die 
Zeit  dahin  und  schon  mußte  ich  in  meiner  Schneehütte  blau  geworden 
sein,  als  sich  endlich,  so  gegen  7  Uhr  früh,  von  hoch  oben  kommend, 
der  erste  ersehnte  Ruf  des  anscheinend  soeben  zum  Tagewerk 
tiiegenden  Raben  vernehmen  ließ.  Lange,  erwartungsvolle  Minuten 
kamen  wieder,  aber  nichts  mehr  regte  sich.  Schon  fühlte  ich  mich 
versucht,  das  unlängst  erprobte  Spotten  zu  wiederholen  und  über- 
legte noch  gerade,  ob  ich's  wagen  sollte  oder  nicht.  —  Doch  was  war 
das?  —  Aus  meiner  nächsten  Nähe  erschallt  ein  dumpfes,  gedehntes 
„Kroah".  —  Sollte  er  so  mäuschenstill  und  unbemerkt  herangeflogen 


Ed.  Paul  Tratz:  Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes.         93 


sein?  Kaum  zum  glauben!  Fliegt  er,  aufgescheucht,  über  einen  hin- 
weg, dann  vollbringt  er  Flügelschläge,  deren  Geräusch  man  auf 
weite  Entfernung  hören  kann.  Und  jetzt  so  wie  damals  beim  Fr- 
scheinen  am  Aas.  kommt  er  still  wie  ein  Geist.  Da  drängte  sich  mir 
unwillkürlich  wieder  der  Gedanke  auf,  wie  vorsichtig,  listig  unil 
findig  dieser  X'ogel  doch  ist.  Fürwahr,  man  sollte  große  Schlauheit 
eines  Menschen  nicht  nach  jener  des  Fuchses  benennen,  sondern  die 
Vorsichtigkeit  des  Kolk's  zum  N'ergleiche  heranziehen.  Denn  darin 
ist  entschieden  er  größerer  Meister.  —  Nun  vergingen  abermals 
Minuten  größter  Spannung.  Endlich  hörte  ich  das  l\nicken  \on 
.\sten  rechts  ober  mir.  Das  schärfste  Suchen  kcmnte  aber  nichts 
entdecken.  Nach  einer  halben  Stunde  ungefähr  erschollen  nun  in 
Zwischenräumen  von  einer  bis  mehreren  Minuten  die  unglaublichsten 
Laute.  Bald  war  es  ein  Grunzen  wie  von  einem  Schwein,  bald  war 
es  ein  halblautes  Gekläff  wie  von  einem  Flund,  dann  war  es  wieder 
ein  Raunen  und  Krächzen,  ein  Stöhnen  und  Blasen,  Klucksen  und 
Trompeten,  kurzum  eine  derartige  l'üHe  von  unartikulierten  Lauten 
und  Tönen,  wie  ich  sie  aus  der  rauhen,  tiefen  Kehle  eines  Kolkraben 
nie  vermutet  hätte.  Dabei  schienen  sie  meinem  Beobachtungsstau'.l 
immer  näher  zu  kommen.  Den  Vogel  selbst  konnte  ich  aber  noch 
immer  nicht  entdecken.  —  Plötzlich  sah  ich  ihn  denn  doch.  Sein 
fortwährendes  Drehen  mit  dem  Kopf,  sein  Auslugen  nach  unten 
und  seitwärts,  verriet  ihn  mir.  Fr  saß  unterhalb  des  Wipfels  einer 
Lärche.  Neben  ihm  war  noch  einer.  Zu  meiner  größten  Freude  konnte 
ich  jetzt  dem  Liebestreiben  dieses  merkwürdigen,  anziehenden, 
sch\\arzen  Gesellen  —  obgleich  erst  Ende  Februar  —  lauschen  und 
zusehen.  Fort  neckten  sich  beide,  jedoch  die  scharfe  Beobachtung 
der  Umgebung  nicht  außer  Acht  lassend ;  es  versetzte  gegenseitige 
SchnabelhieLe,  die  zuweilen  ein  .Schnabelziehen  zu  sein  schienen ; 
dann  gab  es  ein  Flattern  und  Grunzen,  Klucksen  und  Krächzen,  bis 
die  Leidenschaft  der  Liebe  dem  Männchen  seine  Rechte  zu  holen 
gebot.  Der  Begattungsakt  selbst  war  sehr  kurz,  nur  von  heftigen 
Flügelschlägen  begleitet.  Darnach  war  einen  Augenblick  Ruhe  und 
alsdann  begann  der  männliche  Vogel,  der  überhaupt  der  bewegliche 
und  allein  , .tonangebende"  zu  sein  schien,  sich  von  Ast  zu  Ast  und 
Baum  zu  Baum  dem  Aasplatz  zu  nähern.  Dabei  verriet  er  eine  Ge- 
schicklichkeit und  \"orsicht  —  die  erstere  im  großen  Gegensatz  zu 
seinem  Gebaren  auf  dem  Boden  —  die  ihn  rasch,  ruhig  und  vor- 
züglich gedeckt,  vorwärts  brachte,  daß  sie  einem  in  der  Tat  ein 
Staunen  abzwingen  mußte."  • 

7 


94        Ed.  Paul  Tratz:   Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes. 

Am  13.  März  soll  einer  nächst  „Stiegcneck"  geflogen  st-in.  Am 
21.  A])ril  besuchten  2  Kolkraben  das  Dorf  St.  .Xnton.  setzten  sich  auf 
einen  l'tlock,  krächzten  und  wurden  von  zwei  Rabenkrähen  belärmt. 
Am  4.  Mai  sah  ich  ein  Stück  auf  dem  Wipfel  einer  kahlen  W'etter- 
lärche  auf  dem  S.  C.  A.-Kopf.  Die  letzten  zwei  beoachtete  ich  am 
7.  Mai,  als  sie,  wahrscheinlich  von  einer  abgegangenen  Lawine  ange- 
lockt, über  St.  Anton  laut  krächzten. 

38.  Nebelkrähe  (Corvus  comix). 

W  i  n  t  e  r  g  a  s  t.  —  Die  Nebelkrähe  war  nur  vereinzelt  in  den 
großen  Trupps  der  Saatkrähen  anzutreffen.  Ich  notierte:  29.  Jänner 
1 — 3  Stück.  I.  März  eine,  9.  März  2 — 6  und  am  13.  April  eine. 

*39.  Saatkrähe  (Corvus  frugilegus). 

Wintergast.  —  In  den  W'inlcrnionatin  war  sie  in  der  gan- 
zen Gegend  und  überall,  sowohl  auf  den  Wiesen,  im  Dorf  und  selbst 
mitten  im  Hochwald  zu  linden.  Ihre  Gesellschaften  waren  oft  sehr 
zahlreich  und  sämtliche  \  ögel  zeichneten  sich  durch  eine  auffallende 
Vertrautheit  gegenüber  den  Menschen  aus.  Aleine  Aufzeichnungen 
berichten  über  folgende  Beobachtungen  :  Am  23.  Jänner  zielien  früh 
und  mittags  zwei  Scharen  gegen  Westen,  am  24.  Januar  fliegen  kleine, 
aber  desto  mehr  Trupps  über  den  Arlberg  gegen  Westen,  außerdem 
sind  überall  viele  Saatkrähen,  sogar  mitten  im  Hochwald,  am  Rande 
einer  Blöße,  wo  eine  auch  das  Opfer  einer  Marderfallc  wird.  Am 
2"/.  Jänner  mehrere,  am  28.  viele,  ebenso  am  29.  beim  Schlachthaus 
in  St.  Anton,  außerdem  beim  ,,Luderplalz"  im  Ferwalltal.  Am  30. 
Jänner  sitzen  ungefähr  15  Saatkrähen  beim  Aase  und  fliegen  nacl: 
allen  Richtungen  auseinander,  als  ein  Kolkrabe  erschien;  als  dieser 
abstrich,  kamen  sie  wieder.  Im  Dorfe  ist  gleichfalls  eine  große  An- 
zahl, ebenso  am  31.  Jänner.  An  diesem  Tage  ist  aber  keine  beim  aus- 
gelegten ,, Fleische"  im  Ferwalltal.  Am  1.  und  3.  Februar  weniger 
Krähen.  Am  4.  Februar  sind  2 — 3  beim  ,. Luder",  5.  Februar :  wenig. 
6.  Februar:  i  .Stück  beim  Aase  gefangen,  8.  Februar:  vereinzelte 
Vögel  außerhalb  des  Dorfes,  10.  Februar:  nur  bei  St.  Jakob  6 — 10 
Stück.  12.  Februar:  bei  Pettneu  10  frugilegus,  19.  Februar-.  15  bis  20 
Saatkrähen  unterhalb  St.  Jakob,  28.  Februar:  1 — 2  in  St.  Anton. 
Mit  Ende  Februar  verschwanden  sie. 

40.   Dohle  (Coloeus  monedula  spermologus). 

Strichvogel.  —  Ein  cinzigesmal  imd  zwar  am  i.  Februar 
beobachtete  ich  in  einem  Garten  in  St.  Jakob  eine  Dohle. 


Ed.  Paul  Tratz  :    Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes.        95 


41.   Alpendohle  (Pyrrhocorax  graculus). 

Strichvogel,  (  B  r  u  t  v  o  g  e  1) .  ■ —  Die  Alpendolüen  er- 
schienen im  Tal  meist  wie  die  Schneefinken  vor  einem  größeren 
Schneefall,  ansonsten  konnte  man  sie  fast  überall  und  immer  auf  den 
Bergen  antrefi'en.  Am  4.  und  5.  Jaimer  waren  ca.  10  Alpendohlen  in 
St.  Anton,  nachdem  es  bereits  sieben  Tage  geregnet  hatte  und  nun- 
mehr zu  schneien  begann.  .\ni  24.  Januar  war  ein  Schwann  von 
ungefähr  50  Stück  herunten,  z.  T.  vergesellschaftet  mit  paar  Saat- 
krähen. Am  27.  Jänner  abermals  em  Schwärm.  Am  5.  Februar  sind 
zwischen  Schnan  und  Pettneu  10  Dohlen ;  die  gleiche  Anzahl  am 
8.  zwischen  Pettneu  und  St.  Jakob.  Am  10.  Februar  sind  8  Stück  in 
St.  Jakob.  Am  12.  Februar  sitzen  22  auf  einer  Wiese  bei  Pettneu. 
Am  24.  Februar  mittags  bei  herrlichem  Wetter  verfolgen  ca.  15 
Alpendohlen  einen  Sperber.  Am  4.  März  kreisten  am  Nordhang  ver- 
mutlich Alpendohlen.  Am  7.  März  sind  wieder  15 — 20  Stück  im  Tal, 
nachdem  nachts  etwas  Schneefall  eintrat.  Am  io.  April  ein  Trupp 
von  14  Individuen,  am  13.  April  ca.  30.  Am  15.  April,  einem  aus- 
gesprochenen Law'inentag,  warm  und  windig,  etwas  überzogen,  sind 
wieder  40 — 50  Alpendohlen  im  Tal.  Am  17.  tritt  andauernder  und 
starker  Schneefall  ein.  Am  26.  April  ca.  30  Stück,  am  2.  Mai,  schön 
und  warm,  10 — ij  und  am  4.  Mai,  überzogen,  25 — 30  Stück. 

*42.  Tannenhäher  (Nucifraga  earyocatactes). 

Standvogel.  —  Im  ganzen  Gebiet  überall  in  einzelnen  Exem- 
plaren. Da  sich  meine  Aufzeichnungen  über  die  gesamte  Zeit  meines 
Aufenthaltes  beziehen,  erwähne  ich  liier  nur  z\\i.-i  liiologisch  bemer- 
kenswerte Wahrnehnumgcn.  Im  Winter  und  zwar  Im,  Ende  Jänner 
war  der  Alpenhäher  selten  zu  hören ;  im  Laufe  des  Februar  war  sein 
„Lärmen",  namentlich  im  Ferwalltal,  sehr  häufig  wahrzunehmen.  Am 
14.  Februar  beobachtete  ich  zwei  Häher,  die  in  einem  geradezu  un- 
heimlichen Sturzflug,  die  Flügel  eng  angelegt  und  die  Schwanzfedern 
weit  gefächert,  von  hoch  oben  kommend,  über  die  Arlbergstraße  in 
die  Tiefe  stürzten. 

43.   Eichelhäher  (Garrulus  glandarius). 

Strichvogel?  —  Ueber  das  \'orkommen  des  Eichelhähers 
konnte  ich  mir  kein  klares  Bild  machen.  Ich  notierte  nur  4  sichere 
und  eine  unsichere  Beobachtung.  Am  27.  Dezember  an  der  Arlberg- 
straße einen  gehört,  am  10.  Tebruar  2  Stück  bei  Pettneu.  am  23.  Fe- 
bruar im  Ferwalltal  möglicherweise  einer  ,, geschrien",     ferner     am 


96       Ed.  Paul  Tratz:   Die  Vogelwelt   des  östlichen  Ärlberggebietes. 

9.  März  an  der  Arlbcrgstralk  _'  und  am  1.  Mai  auf  dem  ..Mi ms"  i — 2 
gesehen. 

44  Rotrückiger  Würger  (Lanius  collurio). 
]'.  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Der  Domdreher  ist  eine  seltene  Erscheinung 
pcwtsen  und  dürfte  in  der  l'mgcbung  von  St.  Anton  in  ein  bis  zwei 
ßrulpaarcn  vorgekommen  sein.  Das  i.  q"  sehe  ich  am  24.  Mai  nach- 
mittags (ca.  1350  m  ü.  d.  M.j  in  einem  Gebüsch  an  der  Arlberg- 
slraße  und  fast  an  der  gleichen  Stelle  ein  y  am  4-  Juni,  ebenso  mög- 
licherweise am  8.  Jvmi.  Am  10.  Juni  fliegt  über  die  Straße  unterhalb 
St.  Jakob  ein  Futter  tragendes  9- 

Raubwürger  (Lanius  excubitor). 

W  i  n  t  e  r  g  a  s  t.  —  Am  10.  Jänner  vermute  ich,  von  der  Arlberg- 
straßc  aus  einen  Raubwürger  gesehen  zu  haben,  der  einen  kleinen 
\'ogcl  verfolgte. 

45.   Rauchschwalbe  (Chelidon  rustica). 

D  u  r  c  h  z  ü  g  1  e  r.  —  Die  Rauchschwalbe  brütete  in  St.  Anton 
a.  A.  nicht,  dagegen  wahrscheinlich  in  St.  Jakob  und  kam  auf  ihrem 
Durchzug  früher  an  als  die  Hausschwalbe.  Die  erste  erschien  am 
14.  April,  am  26.  April  um  6  Uhr  abends  sehe  ich  2,  am  28.  April  2 — .\ 
Stück,  am  1.  Mai  eine,  am  7.,  9.  und  11.  Mai  je  i  bis  2.  Am  15.  Mai 
paar  rustica  und  die  letzte  am  20.  Mai.  .\ni  y.  Juni  sehe  ich  eine 

in  St.  Jakob. 

46.    Mehlschwalbe  (Hirundo  rubica). 

B  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Ihr  Ankunftstag  war  der  4.  Mai,  jedoch  war 
nur  eine,  höchstens  zwei  zu  sehen.  Am  10.  Mai  möglicherweise  eine 
gehört,  am  13.  Mai  flogen  abends  i — 2  umher  und  am  15.  Mai  be- 
gannen ebenfalls  1 — 2  in  St.  Jakob  Nistgelegenheiten  zu  suchen.  Am 
17.  Mai  eine  gehört,  am  19.  i — 2  Stück  ge.sehen,  am  20.  tagsüber 
ebenfalls,  dagegen  waren  abends  schon  bei  20  Stück  auf  der  Xest- 
suche?  da  oder  wenigstens  diesem  Triebe  folgend.  .Am  21.  Mai  waren 
nur  mehr  2 — 3  zu  sehen.  1 — 2  Brutpaare  stellte  ich  am  24.  Mai  fest. 
Am  2.  Juni  waren  viele  Hausschwalben,  vielleicht  sogar  schon  Junge 
aus  den  tiefer  gelegenen  Ortschaften  hier.  Um  diese  Zeit  brüten  in 
St.  Anton  ungefähr  4 — 6  Paare.  Am  3.  und  4.  Juni  waren  abermals 
viele  junge  Schwalben  im  Dorf.  Am  8.  Juni  abends  sehe  ich  in  St. 
Christoph  am  Arlherg  (1800  m  ü.  d.  M.)  6 — 8  Stück.  Am  10.  Juni 


Ed.  Paul  Tratz:   Die  Vogelwelt  des  östlichen  Arlberggebietes.  97 


viele  urbica.  Am  2j.  Juni  ?itzt  eine  kleine  Gesellschaft,  12 — 15 
Stück,  auf  der  Straße  und  holt  ,,Kot".  Ich  konnte  aber  keine  zweite 
Brut  feststellen. 

47.  Mauersegler  (Apus  apus). 
Gelegentlicher  Besucher  in  St.  .\nton.  —  Brutvo^el  in  St.  Jakob. 
—  In  St.  Jakob  erschienen  die  ersten  Segler  um  den  15.  Mai.  Die 
.-\nxalil  der  do- f  im  Kirchturm  nistenden  Paare  konnte  -ch  zwar 
nicht  eruieren,  aber  viele  waren  es  bestimmt  nicht.  Auf  ihren  v.mi 
dort  aus  unternommenen  Ausflügen,  namentlich  im  Laufe  des  Juni, 
kamen  sie  bis  St.  Anton.  Der  Grund,  weshalb  die  Segler  in  St.  Jakob 
brüten,  nicht  aber  in  St.  Anton,  dürfte  sich,  abgesehen  von  dessen 
höheren  Lage,  wohl  auch  im  Mangel  an  entsprechenden  Nislgelegen- 
heiten   dortselbst  finden. 

48.  Kuckuck  (Cuculus  canorus). 

Brutvogel?  —  Der  erste  Kuckucksruf  soll  nach  Aussage 
zweier  Jäger  am  3.  Mai  hoch  vom  Berg  her  zu  hören  gewesen  sein. 
Am  28.  Mai  und  einige  Tage  später  soll  er  abermals  gehört  worden 
sein.  Am  8.  Juni  vermute  ich  vom  „Moostal"  her  einen  rufen  gehört 
zu  haben  und  am  13.  Juni  früh  höre  ich  einen  im  Ferwalltal.  Im  all- 
gemeinen scheint  er  in  dieser  Gegend  recht  selten  zu  rufen.  Oder 
handelt  es  sich  bei  vorgenannten  Beobachtungen  bloß  um  Durch- 
zügler? 

*49.  Kleiner  Buntspecht  (Drjobates  mi  or). 

Strichvogel.  —  Am  18.  Januar  schieße  ich  ein  3  in  St. 
Anton  von  einer  Birke  herunter. 

Buntspecht   (Dryobates  spec.  ?). 

?  Am  14.  Jänner  höre  ich  einen  und  am  27.  Jänner  sehe  icli, 

vermutlich  einen  großen  Buntspecht;  vielleicht  stammte  ein  Ende  Mai 
gehörter  Ruf  gleichfalls  von  einem  major. 

50.  Grünspecht   (Picus  viridis  pinetorum). 

Standvogel.  Am  7.  Dezember  hörte  ich  seinen  Ruf.  am 

23.  April  hämmerte  einer  auf  einer  Lärche  am  ,,Moos"  und  im  Juni, 
so  am  2.,  wo  mehrere  riefen,  war  er  öfter  vom  Xordhang  her  zu  ver- 
nehmen. 

*51.  Schwarzspecht  (Dryocopus  martius). 

Standvogel.  --  Am  14.  Jänner  flog  einer  hoch  über  das 
Ferwalltal  hin,  fiel  dann  ein  und   ließ   seinen     Schrei     hören.     Am 


98         Ed.  Paul  Tratz :  Die  Vogelwelt   des  östlichen  Arlberggebietes. 

31.  jänmr  einer  bei  Stiej4eiieck  und  an  3.  Februar  an  der  Arlherg- 
straße.  Am  24.  Mai  finde  icb  im  Fcrwalltal  in  einer  l'^iclitc  eine 
frische  Jiöhle  mit  einem  brütenden  Weibchen  und  3—4  Fiern.  Das 
Loch  der  Höhle  war  nach  Xorden  i^erichtet  und  vom  FrdlMHJen  unge- 
fähr 6 — 7  ui  hoch  entfernt. 

Waldohreule    (Asio  otus). 

?  —  Ein  am  28.  Februar  gehörter  Ruf  schien  mir  der  einer 
Ohreule  gewesen  >;u  sein. 

52.  Waldkauz  (Symium  aluco). 

?  —  Am  4.  Mai  hörte  ich  auf  dem  Wege  zum  S.  C.  A.-Kopf 
um  4  Uhr  früh  das  „Huhu"  eines  Waldkauzes. 

53.  Steinkauz  (Athene   noctua). 

?  —  Im  Besitze  des  h'örsters  Klimmer  befindet  sich  ein  präi)a- 
rierter  .'Steinkauz,  tien  er  vor  etwa  6  Jaliren  in  der  Nähe  von  St.  Jakob 
erlegt   iiat. 

54.   Turmfalke  (Cerchneis  tinnunculus). 

n  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  In  der  ganzen  (hegend  um  St.  .\nton  war  mir 
nur  ein  Turn\talkenpaar  bekannt.  Fs  hatte  seinen  Horst  wahrschein- 
lic!'.  an  einer  steilen  Felswand  oberhalb  St.  Christoph  m  der  Nähe 
des  „Maienkopfes".  Beobachtet  habe  ich  das  ;-:•  dort  am  18.  Mai  und 
3.  Juni. 

55.  Sperber  (Accipiter  nJsus). 

S  t  a  n  d  V  o  g  e  1.  —  Der  Sperber  war  verhältnismäl.lig  häufig 
zu  sehen.  Am  24.  J-"ebruar  wurde  einer  von  Alpendohlen  verfolgt. 
Am  23.  A])ril  einer  nächst  des  Bahnhofes,  ebenso  in  den  letzten  Tagen 
des  April.  Am  2.  Juni  stöl.U  einer  unterhalb  St.  Jakob  in  eine  Hecke 
hinein,  um  bald  darauf  wieder  ilavonzufliegcn.  .\m  10.  Juni  verfolgt 
ein  Six;rber  eine  Mehlschwalbe.  .\m  12.,  13.,  17..  und  21.  Juni  ist 
je  einer  dieser  kleinen  Sirauchritter  im  Dorf  St.  .\nton,  \\(ihl  a<if  der 
Schwalbenjagd. 

56.  Habicht  (Astur  gentilis). 

Standvogel.  -  .\in  13.  Dezember  vormittags  lliegt  ein 
Habicht  schreiend  über  St.  .\nton.  Dr.  Rybiczka  schoß  vor  einigen 
Jahren  ein  C  am  Horst,  das  er  ausgestopft  besitzt. 


Ed.  Paul  Trätz :   Die  Vogel  welt  des   östlichen  Arlberggebietes.         99 

57.  Mäusebussard  (Buteo  buteo). 

R  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Der  \\ährend  der  Zug-  und  Brutzeit  häufigst 
zu  seilende  Raubvogel  war  der  Mauser.  Sein  erstes  Eintreffen  er- 
folgte möglicherweise  am  g.,  bestimmt  aber  am  ii.  April.  Am 
14.  April  treiben  3  Bussarde  ihr  äußerst  anziehendes  Flugspiel  über 
St.  Anton.  Am  23.  April  kreist  einer  oberhalb  meines  gefesselten 
Steinadlers.  Am  1.  Mai  waren  wieder  4  Stücke  zu  sehen.  Am 
2.  Mai,  an  gleicher  Stelle  wie  tags  vorher,  zwei.  Am  15.  Mai  kreuzten 
abermals  fünf  Bussarde,  von  denen  sich  dann  zwei  trennten  und 
gegen  das  Moostal  flogen,  woher  ich  später  wiederholt  und  zur  sel- 
ben Stunde  zwei,  manchmal  ihr  schönes  Spiel  in  den  Lüften  treibend, 
konunen  sah,  also  Brutvögel  waren.  Am  16.  Mai  zwei,  am  19.  Mai 
einer,  ebenso  am  29.  Mai.  Am  6.  Juni  2  Bussarde  oberhalb  der  Arl- 
berghöhe  und  an  gleicher  Stelle  einer  am  8.  Juni.  Am  12.  Juni 
2  biifco  an  der  Südseite  von  St.  Anton,  desgleichen  am   [/.  Juni. 

*58.  Steinadler  (Aquila  clirysaetus). 

.Standvogel.  —  Wie  oben  schon  erwähnt,  schätzen  die 
heimischen  Jäger  den  gegenwärtigen  Bestand  an  Adlern  in  der  Um- 
gebung von  St.  Anton,  speziell  im  Ferwalltal,  auf  4  Stück.  Ich  ver- 
mag diese  Aussage  weder  zu  beweisen  noch  zu  widerlegen.  Tatsäch- 
Iii.h  ist  aber  der  Steinadler  im  Ferwalltal  öfters  anzutreffen  und  ein 
I-Iorst  in  der  Nähe  der  Konstanzerhütte,  wo  in  den  früheren  Jahren 
fast  regelmäßig  ein  bis  zwei  junge  Adler  ausgenommen  wurden. 
Den  letzten  nahm  dort  der  Jäger  Schuler  aus  Nasserein  im  Juni  oder 
Juli  1914  aus.  Dieser  \'ogel,  ein  Q,  wurde  im  Februar  1917  von  mir 
von  der  Frau  des  eingerückten  Jägers  erworben  und  für  die  Samm- 
lung der  Station  präpariert.  Der  \'ater  des  Jägers  erzählte  mir,  daß 
(iamals  noch  ein  Fi  im  Horst  war  und  um  denselben  Überreste  von 
cS  Murmeltieren,  zwei  Schneehasen  und  2  .'Schneehühnern  lagen.  — 
Nach  Erzählungen  von  den  weit  in  der  Gegend  umher  kommenden 
Kameraden,  wurden  des  öfteren  Steinadler  gesehen,  mit  Sicherheit 
aber  am  18.  Juni  in  der  Nähe  der  Jammtalhütte  (Paznauntal),  wo  ein 
Steinadler  ungefähr  30  Schritte  vor  einer  Patrouille  ein  laut 
quitschendes  Murmeltier  fängt  und  davon  trägt.  —  Ich  selbst  be- 
obachtete einen  Steinadler,  unsicher,  Mitte  Dezember,  wo  er  auf 
einem  dürren  Raum  auf  dem  Sattelkopf  (1986  m  ü.  d.  W.)  ruhig 
saß.  - —  Am  15.  Februar  sah  ich  lange  Zeit  einem  hoch  über  dem 
Ferwalltal  schwebenden  Paar  zu.  Ohne  einen  Flügelschlag  zu  tun. 
durchmaßen  sie  kilometerlange   Strecken,  langsamen,  ruhigen  Gleit- 


100      Ed.  Paul  Tratz:  Die  Vogelwelt  des   östlichen   Arlberggebietes. 


fluges.  Am  2~.  Juni  nachniittags.  unmittelbar  vor  einem  starken  Ge- 
witter, sah  ich  nnweit  der  Konstanzerhütte  im  Ferwalltal  einen  sehr 
nieder,  wahrscheinlich  auf  der  Murmeltier-  oder  Schneehühner jagd 
begriffenen,   mächliscn   Steinadler  streichen. 

59.    Ringeltaube    (Columba  palumbus). 
B  r  u  t  V  o  g  e  1.  —  Am  zy.  oder  ^8.    Mai   soll   die   erste  große 
\\  ildlauhe  gesehen  worden  sein.  Am  lo.  Juni  sah  ich  unterhalb  St. 
Anton  3 — 5   Stück  und  an  gleicher  Stelle  am   12.  Jimi  3 — 4.     .\m 
18.  Juni  flogen  zwei  über  .St.   .Anton. 

60.    Schneehuhn   (Lagopus  mutus). 

Standvogel.  -  Das  Sclinichuhn  ist  in  den  Höhen  überall 
oft  in  Ketten  von  10  Stücken  anzutreffen. 

61.   Auerhuhn  (Tetrao  urogallus). 

Standvogel.  —  Hautig  ist  der  Auerhahn  gerade  nicht.  In 
der  Umgcbunjj  St.  .\ntons  dürften  im  ^lai  etwa  5  bis  6  Hähne  ge- 
balzt haben.  Am  10.  Juni  beobachtete  ich  durch  längere  Zeit  einen 
auf  einem  Hang  äsenden  Hahn,  der  ganz  unbekümmert  um  die  un- 
V, eit  davon  vorheiführende  Bahn  und  Straße  frei  auf  einer  Höhen- 
wiese spazierte. 

*62.    Birkhuhn  (Tetrao  tetrix). 

Standvogel.  —  Am  3.  I'ehruar  werden  von  A.  Stöckl  2  0*0* 
auf  dem  Galzig  gesehen.  Am  7.  April  balzten  nach  Rück  ebenfalls 
am  Hang  des  Galzig  2  Hähne.  Um  den  23.  .April  balzte  nach  Aus- 
.sage  des  .Straßen wärters  täglich  gegen  .Abend  ein  Hahn  beim  „Wald- 
häusl"'  an  der  Arlbergstraße.  Am  i.  Mai  balzen  3  Hähne  unterhalb 
des  S.  C.  A. -Kopfes,  am  gleichen  Tag  höre  ich  mittags  bei  herrlichem 
Wetter  zwischen  12  I'hr  und  t  I'hr  einen  gut  balzenden  Hahn  aus 
der  Kiclitimg  Moostal.  .Am  3.  .Mai  balzten  an  gleicher  Stelle  wie 
am  ersten  3  Hähne,  am  7.  wird  einer  erlegt.  —  Das  Birkwild  ist  ent- 
schieden das  häufigste  Huhn  in  diesem  Gebiet. 

63.  Stockente  (Anas  boscas). 
.Strichvogel.  —  Selbst  im  tiefen  Winter,  so  am  8.  Februar, 
zeigten  sich  an  der  Rosanna  unterhalb  Pettneu  etwa  15  Stockenten. 
Ende  Februar  wurden  von  meinen  T.euten,  deren  Aussage  vollkom- 
men verläßlich  ist,  mitten  im  Ferwalltal  bei  der  „Wagnerhütte"  vom 
völlig  zugefrorenen  Rosannabach  2  Stockenten  aufgejagt.  Am  3.  Mai 
sah  Rück  einen  F^rpel  unterhalb  St.  Jakob. 
K  a  p  r  u  n  n  e  r  t  a  1,  6.  Oktober  1917. 


Prof.  Dr.  G.  Schiebel :   Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg).       101 

Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg). 

Von  Prof.  Dr.  G.  Schiebel. 

Ungefähr  auf  halbem  Wege  zwischen  Radstadt  und  Mauteni- 
dorf,  von  ersterem  Ort  22  km  entfernt,  liegt  lieblich  einsam  an  der 
berühmten  Tauernstraße  nahe  der  1738  m  hohen  Tauern])aßhöhe  das 
ehemalige  ..Tauernhaus".  jetzt  Hotel  Wisenegg  genannt,  welches 
nebst  einigen  wenigen  in  der  Umgegend  zerstreut  liegenden  .\hnen 
die  Ortschaft  ..Obertauern"  vorstellt.  Wisenegg  liegt  ganz  knapp 
über  der  Baumgrenze.  Wenn  man  aus  dem  Hotel  heraustritt,  sieh.t 
man  Alpenrosen  und  allerlei  .\lpenblumen,  sowie  große  Bestände 
der  Legeföhre,  in  denen  weiter  abseits  kleine  Gruppen  der  Zirbel- 
kiefer und  einzelne  solche  Bäume  stehen.  An  der  Baumgrenze  selbst 
stellt  die  Lärche  den  Hauptbestandteil  des  auffälligen  Baumwuchses 
dar  und  auch  dort  bedecken  den  Boden  weithin  Legeföhren  und 
.\lpenrosen.  Wisenegg  hat  1634  m  Seehöhe,  ^'on  dort  aus  kann 
man  schöne  Ausflüge  mit  herrlicher  Fernsicht  unternehmen,  so  atif 
die  Seekaarspitze  (2348  m),  die  ,,hohe  Wand"  westlich  des  Wilden- 
sees, an  diesem  vorbei,  ungefähr  2500  m ;  rundherum  liegen  in  leicht 
erreichbaren  Entfernungen  einige  schöne  Seen,  wie  der  Grünualdsec 
(1935  m),  der  Hundsfeldsee  ( 1781  m),  der  Wildsee  (  1876  m). 

Die  folgenden  \'ogclbeobachtungen  beziehen  sich  nur  auf  die 
Umgebung  von  Wisenegg  von  der  Baumgrenze  aufwärts  und 
schließen  auch  den  Rand  der  Baumgrenze  bis  zur  Felser  .\\m  ein, 
wo  viel  Lärchen  stehen. 

Ich  besuchte  das  Gebiet  bisher  viermal,  nämlich:  1012  -.om 
24.  bis  26.  Juli  und  vom  6.  bis  10.  September.  1913:  vom  .u.  Juli 
bis  2.  .A.ugust.  1914:  vom  30.  Juli  bis  2.  August.  Gerade  1914 
beabsichtigte  ich  dort  genauer  ornithologisch  zu  forschen,  1;  nßte 
aber  infolge   der  allgemeinen    Mobilisierung  urplötzlich   heimreisen. 

Anas  boscas  L.  Stockente. 

Zur  Zugzeit  sollen  vor  mehreren  Jahren  nach  .Aussage  der 
Hotelbesitzerin,  Frau  .Sektionschefswitwe  Anna  Wurmb,  auf  dem 
Hundsfeldsee  Stockenten  erlegt  worden  sein.  Die  genauere  Zeit 
konnte  ich  nicht  ermitteln. 

Anas  crecca  L.  Krickente. 

Im  Hotel  Wisenegg  befindet  sich  eine  ausgestopfte  Krickente 
im  Sommerkleid,  die  nach  Aussage  der  Frau  Sektionschef  Wurmb 
dort  oben  auf  dem  Zug  erlegt  worden  war. 


102  Prof.  Dr.  G.  Schiebel:  Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg). 


Tetrao  tetrix  L.  Birkhuhn. 

Xacli  Aussap;e  des  Berufsjägers  in  n.aßiger  Zalil   vorhanden. 

Lagopus  mutus  (Mont).  Alpenschneehuhn. 

Nach  Aussage  des  Jägers  kununt  es  duri  vor.  besonders  von 
Wisenegg  gegen  Süden  und  Südwesten,  wo  bisweilen  auf  geeigneten 
J.ehnen  viele  beisammen  angetroffen  werden.     Ich  selbst  sah  keine. 

Accipiter  nisus  (L.)    Sperber. 
leb  sah  ein  anscheinend  helles  altes  q*  am  2~.  Juli   1913  hoch 
oben  auf  der  Seekaarspitze.  ein  andercsnial  ein  Stück  beim  Hotel. 

Buteo  buteo   (L.)  Mäusebussard. 

Am  26.  Juli  igi3  sahen  der  Jäger  und  ich  einen  dunklen  Bussard 
in  der  N'ähe  des  Hotels. 

Nyctala  tengmalmi  (Gm.) 
Dort  oben  sah  ich  diese  Art  zwar  nicht,  aber  iin  Gasthof  zur 
Post  in  Untertauem  (1004  m)  befindet  sich  ein  au.sgestopftes  Stück, 
das  der  Postmeister  Kohlmayr  im   Frühjahr    1913  bei  Untertauem 
im  Eisen  gefangen  hatte,  wie  er  mir  erzählte. 

Hirundo  urbica  L.   Mehlschwalbe. 

Einige  Pärchen  brüteten  in  \Vi,=cnegg.  1913  mehr  als  1914. 
Diese  ist  die  einzige  Schwalbenart  dort.  Daß  die  Mehlschwalbe  ganz 
bedeutend  höher  ins  Gebirge  geht  als  die  Rauchschwalbe,  habe  ich  in 
zahlreichen  Gegenden  der  Alpen  gesehen,  ohne  daß  ich  jetzt  alle  Orte 
a..ifzäbl(n  könnte. 

Corvus  corax  L.  Kolkrabe. 

Auf  den  hohen  Gel)irgsspitzen  um  Obertauem  ist  der  Kolkrabe 
einzeln  und  in  l'ärchen  jeden  Tag  anzutreffen.  So  sah  ich  am 
27.  Juli  1913  auf  der  .'Seekaarspitze  ein  Paar,  das  herrliche  Flug- 
spiele aufführte.  Wie  zwei  \'erliebte  flogen  sie  eine  Zeit  lang  knapp 
parallel,  so  daß  der  Zuschauer  fast  hätte  den  Eindruck  bekommen 
können,  als  wäre  es  ein  einziger  Doppelvogel.  Dann  stiegen  sie 
plötzlich  senkrecht  in  die  Höhe,  einander  zum  Scherz  neckend,  um  un- 
vermutet plötzlich  wieder  senkrecht  in  die  Tiefe  zu  stürzen  und  dann 
das  Flugspiel  von  neuem  zu  beginnen.  .Auf  mich  hat  es  immer  freu- 
dig, erhebend  gewirkt,  wenn  ich  die  mir  wohlbekannte  Stimme 
Krok.  krok  des  Wotansvogels  hörte.  Schade  nur.  daß  durch  das 
Auslegen  von  vergiftetem  Luder  so  häufig  Kolkraben    in    unseren 


Prof.  Dr.  G.  Schiebel:  Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg).         103 

Alpen  eingehen.  Wie  es  scheint,  sind  in  wissenschaftlichen  Balg- 
sannnlungen  nnr  sehr  wenige  sichere  Alpenvögel  zu  finden.  Es  ist 
aber  auch  ganz  unmöglich,  die  Jäger,  die  das  nutzlose  Morden  die- 
ser Naturdenkmäler  nun  einmal  grundsätzlich  nicht  unterlassen 
können,  zu  überreden,  daß  sie  dann  die  gemordeten  X'ögel  wenig- 
stens an  wissenschaftliche  Sammlungen  abgeben  mögen.  Ich  bewege 
mich  seit  mindestens  15  Jahren  in  den  Alpen,  konnte  aber  bisher 
noch  nie  einen  dortigen  Kolkraben  erwerben,  obwohl  ich  in  vielen 
Gegenden  die  Jäger  ersucht  habe,  zufällig  vergiftete  mir  einzusen- 
den. Kommt  man  dann  in  eine  solche  Gegend,  dann  heißt  es:  „Wir 
haben  ihn  nicht  sofort  einpacken  können,  oder  wir  haben  nicht 
gewußt,  ob  Sie  noch  immer  welche  wollen  und  da  haben  wir  ihn  halt 
weggeworfen".  Immer  das  alte  Lied,  das  von  der  Indolenz  der  Be- 
völkerung Zeugnis  gibt. 

Wie  ich  schon  an  anderer  Stelle  (vgl.  Deutsche  Jäger-Zeitung, 
57.  Bd.  P.  158  „Zum  \'orkommen  seltener  Brutvögel  in  Deutschland 
und  Üsterreich-l'ngarn")  betont  habe,  ist  der  Kolkrabe  in  den 
österreichischen  Alpen  bloß  ein  hochalpiner  Bewohner,  jedoch  dort 
oben  durchaus  nicht  so  selten,  wie  Laien  und  solche  Omithologen 
glauben,  die  unsere  Hochalpen  nur  vom  Hörensagen  kennen.  Ich 
habe  ihn  noch  bei  so  ziemlich  jedem  hochalpinen  Ausflug  gesehen, 
manchenorts,  wie  auf  der  Nordkette  bei  Innsbruck,  sogar  mehrere 
Stücke  gleichzeitig.  Allerdings  ist  er  in  den  .\lpen  bei  weitem  nicht 
so  zahlreich  wie  an  den   Küsten  des  mittelländischen  Meeres. 

Garrulus  glandarius  (L.)  Eichelhäher. 

Über  der  Baumgrenze  erscheint  es  nur  ausnahmsweise,  ist  aber 
gleich  unterhalb  Obertauern  zu  finden,  aber  nicht  häufig.  P2r  ist  und 
bleibt  doch  eigentlich  ein  Bewuhncr  mittlerer  Gebirgslagen. 

Nucifraga  caryocatactes   (L.)  Tannenhäher. 

Im  Sommer  fand  ich  alljährlich  den  Tannenhäher  truppweise 
in  dem  mit  einzelstehenden  Arven  durchsetzten  und  mit  Legeföhren 
mul  .Vlpenrosendickicht  oder  Alpenblumen  geschmückten  Gelände 
nicht  selten.  Wenn  man  längere  Zeit  unter  einem  Gebüsch  bei  einer 
von  Tannenhähern  bevorzugten  Arve  lauert,  so  kann  man  sicher 
fein,  daß  besonders  früh  im  Verlaufe  einer  Stunde  viele,  manchmal 
ein  Dutzend  Tannenhäher  hintereinander  in  kurzen  Zwischenräumen 
vorüberziehen.  Sie  scheinen,  täglich  die  gleiche  Richtung  in  ihrem 
zigeunerhaften  Streichen  einzuschlagen.  Dabei  werden  gewisse,  oft 


104         Prof.  Dr.  G.  Schiebet :   Die  Vögel  von  Obertauem  (Salzburg). 

unscheinbare  Bäume  als  Rastpunkte  bevorzuget,  andere  uns  günstiger 

scheinende  jjcniifdcn.  ,\iich  in  der  Bauniregion  fand  ich  die  Art  oft. 
z.  H.  unterhalb  des  Wcfjniachcrhauses. 

Pyrrhocorax  graculus  (L  )  Alpendohle. 

Auf  den  höchsten  Kämmen  eine  gewöhnliche  Erscheinung. 
Ich  sah  sie  oft  auf  der  Seekaarspitze  und  auf  der  anderen  .'^eite  der 

.^traße  schon  lieim  Wildcnsco  und  olien  geg;cn  die  l'leißlingkeilspitze. 

Acanthis  linaria  rufescens  (Vieill.)  Alpenleinzeisig. 

Der  Leinzeisig  ist  ein  Charaktervogel  von  Wisenegg.  In  der 
allernächsten  Umgebung  des  Hotels,  oft  knapp  davor,  findet  man 
ihn  im  Juli  und  anfangs  August  in  großen  Flügen  bis  zu  30  Stück 
und  in  kleinen  Trupps.  Ende  Juli  gab  es  viele  flügge  Junge,  die  zum 
größten  Teil  noch  von  den  Alten  gefüttert  wurden.  Mit  Vorliebe 
suchen  sie  auf  der  Wiese  längs  der  Paßstraße  ihre  Nahrung.  Teil 
beobachtete,  daß  sie  sich  gerne  an  die  Erüchte  des  Sauerampfers 
hielten.  Ihr  bevorzugter  Aufenthalt  sind  die  gleich  östlich  von  Wise- 
negg liegenden  Knimmholzwäldchen  :  sie  sitzen  dann  sowohl  in  den 
I.egeföhrenbüschcn  selbst,  als  auch  auf  einzeln  herausragenden  an- 
dern Bäumen.  Bei  der  Futtersucb.e  hrdtcn  sie  gerne  auf  den  Latten- 
oder Bretterzäunen  Rast.  Es  machte  nur  den  Eindruck,  daß  mei- 
stens einzelne  alte  \'ögel  als  Wachposten  an  der  ."spitze  von  Sträu- 
chem  oder  auf  Zäunen  sitzen,  wenn  der  übrige  Schwärm  am  Boden 
mit  Nahrungssuche  beschäftigt  ist.  Die  Vögel  sind  aber  nicht 
sehr  scheu  und,  wenn  man  sich  die  Mühe  nimmt,  am  Rande  eines 
Lieblingsplätzchen  zu  passen,  so  hat  man  bald  nclcgcnhcit.  sie  aus 
nächster  Nähe  zu  beobachten. 

Die  I,ockstimme  der  Leinzeisige  ist  ziemlich  melancholisch, 
erinnert  ein  wenig  an  den  metallisch  klingenden  Lockruf  von  Kreuz- 
schnäbeln oder  Grünlingen,  zum  Teil  auch  an  den  Lockruf  des  ander- 
wärts ebenfalls  ähnlich  lebenden  Zitronenzeisigs.  Es  ist  ein  der 
Melancholie  des  Hochgebirges  angepaßter  Ruf. 

Ein  Männchen  vom  25.  Juli  zeigt  noch  erbsengroße  Hoden,  was 
wohl  beweist,  daß  die  Brütezeit  ziemlich  spät  fällt.  .\m  30.  Juli  1913 
fand  ich  ein  Nest  mit  3  ziemlich  flüggen  Jungen  in  der  Nähe  der 
Eelseralm.  Es  stand  auf  einer  Lärche,  knapp  am  Stamme  in  etwa 
4  m  Höhe  und  war  von  hellgrauen  Flechten  äußerlich  so  verkleidet, 
daß  es  von  unten  durchaus  nicht  zu  erkennen  gewesen  wäre,  wenn  sich 
nicht  die  Jungen  bei  der  .Annäherung  der  Alten  durch  Rufen  ver- 


Prof.  Dr.  Q.  Schiebel:   Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg).        105 


raten  halten.  Der  ganze  Lärchenstamm  war  über  und  über  mit  hell- 
grauen Flechten  bewachsen  und  dieses  Material  nahmen  die  Lem- 
zeisige  auch  zur  äußeren  \'erkleidung  ihres  zierlichen  Nestes,  das 
im  ganzen  und  großen  am  meisten  an  ein  Buchiinknest  erinnert. 

Als  ich  am  2.  Augaist  einen  Kletterer  mitnahm,  um  die  Jungen 
zu  heringen,  waren  diese  schon  ausgeflogen  und  so  nahm  ich  das 
leere  Nest  mit.  Der  I.einfink  lebt  dort  in  Höhen  von  x6oo  bis 
1800  .Meter  Höhe. 

Loxia   curvifosta  L.    Kreuzschnabel. 

Er  trat  unregelmäßig  in  germger  Zahl  auf,  war  aber  im  Hoch- 
wald häufiger. 

Anthus  spinoletta  (L.)  Wasserpieper. 

Dieser  \'ogcl,  den  man  am  irefllichsLcn  als  , .Almpieper"  benen- 
nen könnte,   ist  ebenso  wie  der  Leinzeisig  ein   Charaktervogel   von 
Obertauern.  Rund  um  das  Hotel  ist  er  ungemein  zahlreich  auf  den 
Wiesen,  im  Krummholz  auf  den  Spitzen  der  Büsche  und  am  Rand 
des  Hochwaldes.  Er  geht  weit  hinauf,  bis  etwa  2000  Meter  Elöhe. 
Um  den  Wiklensee  trifft  man  ihn  ebenso     wie  am  Grünwakl-     und 
Hundsfeldsee.  Der  bevorzugte  Aufenthalt  sind  die  Kruramholzreviere, 
1600  bis  1800  Meter,  da  es  dort  überall  Wasserpfützen  und  moorige 
Wiesen  gibt.     Das  Nest  fand  ich  einigeniale.     Es    erinnert    an     das 
Büdennest  eines  Goldammers,  ist  innen  aus   feinen  Grashalmen  ge- 
flochten und  wird  mit  X'orliebe  in  alten   Kuhtritten  eingebaut,  falls 
diese  durch  überhängende  Rasen  geschützt  sind.  Am  30,  Juli   1913 
fand  ich  ein  Nest  knapp  neben  einem  viel  begangenen  Weg.  Es  war 
leer,  soll  aber  kurz  vorher  noch  bezogen  gewesen  sein.  Beim  Grün- 
waldsee   in   einer  Höhe  von  rund    1900   Meter  oder   mehr   fand    ich 
ebenfalls  unmittelbar  knapp  neben  einem  \  iel  begangenen  Weg,  der 
zum  See  führt,  ein  Nest  mit  3  nackten,  eben  ausgeschlüpften  Jungen 
am  27.    Ulli   1913.   Die  Alten  flogen,  als  ich  am   Wege,   etwa  einen 
halben  Meter  entfernt  vorbeiging,  lautlos  ab.      Später  wurden     die 
\'ögel,   als  sie  groß   genug  geworden     waren,     von    Fräulein   Elsa 
Wurmb  beringt.  Am  i.  August  191 3  fand  ich,  als  ich  mich  zur  Beob- 
achtung der  Leinzeisige  an  einem  Zaun  anstellte,  ein  Nest  des  Was- 
serpiepers,  das  wieder  recht  sorglos  angelegt  war.     Es   war  unter 
einem  Heidelbeerbüschchen  in  der  Nähe  einer  Krummholzfläche,  von 
der  Seite  frei,  der  Zugang  gegen  Westen,  während  sonst  die  meisten 
Vögel  verschiedener  Arten   den  Nestzugang  gegen  Osten   gerichtet 


106       Prof.  Dr.  G.  Schiebel :  Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg). 

haben.  Ich  berinj^te  die  4  gerade  flüggen   Jungen,     die  sich  jedoch 
noch  greifen  ließen,  mit  den  Salzburger  Ringen  198 — 201. 

Am  6.  September  1913  sah  ich  bei  Tweng  im  Lungau  (1235  m) 
zahlreiche  W'asserpicper.  deren  \  ergesellschaflung  mir  den  Ein- 
druck von  Durchreisenden  machte.  Talsächlich  waren  sie  tagsdarauf 
bei  Wisenegg,  wo  allerdings  Schneegestöber  wie  im  Winter  wütete, 
nirgends  mehr  vorhanden.  Soviel  ich  mit  dem  Glase  (das  bei  trübem 
feuchten  Wetter  allerdings  versagt)  sehen  konnte,  waren  die  Nögel 
im  Winterkleid  (oder  Jugendgefieder).  Leider  konnte  ich  sie  nicht 
genug  nahe  beobachten. 

Motacilla  boarula  L    Oebirgsbachstelze. 

Diese  .\rt  ist  niiUclmäßig  li;iulig  an  allen  Seen  und  Bächen.  Hin 
Pärchen  brütete  am  Hotel  Wisenegg.  Das  Nest  stand  vom  Boden  aus 
erreichbar  auf  dem  l'.alkcn  unter  dem  Dach  eines  Nebengebäudes. 
Ein  flügges  Junges  davon  beringte  ich  am  3.  .\ugust  1913  mit  dem 
Salzburger  Ring  206.  während  die  andern  erschreckt  auseinander- 
stoben und  sich  in  der  Umgebung  unauffindbar  verkrochen. 

Certhia  familiaris  L.  Baumläufer. 

Unter  den   Meisen   an   der   liaunigrenze   in    mäßiger  Zahl. 

Tichodroma  murarla  L.  Alpentnauerläufer. 

Am  6.  September  IQ12  sah  ich,  als  ich  bei  Schneegestöber  und 
heftiger  Kälte  von  Tweng  gegen  Obertauern  mit  dem  Postwagen 
fuhr,  in  der  Nähe  der  Paßhöhe  einen  Alpenmauerläufer,  der  immer 
vor  dem  Wagen  weiterflüchtete,  so  daß  ich  ihn  sehr  lang  bewundern 
konnte.  Zum  Schluß  ließ  er  sich  auf  einem  Häuschen  nieder  und 
ließ  uns  ohne  Scheu  vorüber  fahren. 

Sitta  europaea  caesia   Wolf.  Kleiber. 
\  ereinzelt  an  der  Baumgrenze  bei  der  l'"elser-  und  Stockalm. 

Parus   major   L.  Kohlmeise. 

Nicht  selten,  aber  unregelmäßig. 

Parus  ater  L.   Tannenmeise. 

An  der  Baumgrenze  selten,  häutig  dagegen  weiter  unten  im 
Hochwald. 

Parus  crlstatus  mitratus    Brehm.    Haubenmeise. 
Diese  Art  kommt  bis  fast  2000  m  Höhe  vor,  in    1800  m   Höhe 
ist  sie  eine  gewöhnliche  Erscheinung  *) 


*)  Die  gleiche  Erfahrung  machte  ich  in  Tirol  (Innsbrucii)  und  Kärnten,  i.  B.  Hochobir, 
wo  Ich  sie  In  Ober  2000  m  Höhe   fand. 


Prof.  Dr.  G.  Schlebel:  Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg.)        107 


Parus  atricapillus  (wohl  submontanus  Kl.  u.  Tsch.)  Alpenmeise. 
Diese  ist  die  häufigste  Meisenart  dieser   Region   und  hält   .sicii 
mit  \'orliebe  im  Krummholz  selbst  auf.  ihr  heiserer  Ruf  verrät  sie 
sofort.     Sie  geht  so  hoch  hinauf,  soweit  es  Büsche  gibt. 

Aegithalos  caudatus  (L.)  Schwanzmeise. 

An  der  Baumgrenze  hei  der  l'elseralni  und  der  Stocka'.ni 

Troglodytes  troglodytes  (L.)  Zaunkönig. 

Häufig  an  der  Baumgrenze  und  nicht  selten  m  der  h.uheron 
Krummholzregion. 

Prunella  modularis  (L.)   Heckenbraunelle. 

Am  31  luli  1913  sah  ich  in  etwa  1700 — 1800  m  Hohe  auf 
einer  Arve  eine  Heckenbraunelle  mit  einem  gefliigeiter  Insekt  im 
Schnabel.  Sie  luckte  scharf  „zick"  und  war,  wie  ich  ins  Tagebuch 
schrieb,  ,.l>esclieiden  gefärbt",  vermutlich  das  Weibchen.  Em  zv.eitos 
Stück,  das  auf  der  Arve  andauernd  lockte,  konnte  ich  nicht  erblicken. 
Die  Vögel  dürften  ihre  Jungen  in  der  nächsten  Nähe  gehabt  haben, 
da  ich  ihnen  offenbar  ein  Dorn  im  Auge  war.  Auch  in  1600  m  Höhe 
traf  ich  im  Juli  1912  die  Art  im  Krummholz  an. 

Prunella  coUaris  (L.)  Alpenbraunelle. 

\'on  diesem  mir  sehr  sympathischen  \'ogel  sagt  Reiser  so  treff- 
lich in  der  Urnis  Balcanica  H.  Bd..  p.  57:  „Dieselbe  besitzt  eine 
ausgesprochene  \'orliebe,  sich  immer  die  höchsten  Kämme  und 
Kuppen  der  Gebirge  zum  Sommerwohnsitz  auszuwählen  und  wird 
daher  oft  übersehen,  wenn  von  dem  Beobachter  eben  nicht  die 
Kammhöhe  oder  die  Spitze  des  Gebirges  erreicht  werden."  Diesen 
Ausspruch  Reisers  habe  ich  überall  bestätigt  gefunden,  wo  ich  nach 
diesem  \'ogel  suchte,  sowohl  in  Tir(.)l  (  Innsbrucker  Nordecke, 
Stripsenjoch  bei  St.  Johann  i.  T.),  Kärnten  ( Hochobir  und  übrige 
Karawanken),  als  auch  in  Corsica. 

Bei  Obertauern  wird  man  die  Art  im  Sommer  vergeblich  in  der 
näheren  Umgebung  von  Wisenegg  suchen.  Wenn  man  aber  am 
Grünwald-see  vorbei  zur  Seekaarspitze  steigt,  trifft  man  beim  See 
und  weiter  hinauf  schnell  mit  ihr  zusammen.  Diese  Vögel  durch- 
kriechen die  Gesteinstrümmerfelder  in  den  Kaaren,  um  Insekten 
oder  Tausendfüßler  zu  suchen  *).  Bei  einem  schauerlichen  Gewitter, 


*)  In  Corsica  fand  ich  bei  ber  Magenuntersuchung  zahlreiche  Steinkriecher  (Lithobius) 
vor  ungefähr  2200  m  Höhe. 


i08         Prof.  Dr.  G.  Schiebet:  Die  Vögel  von  Obertauern  (Salzburg). 

das  mich  am  27.  Juli  1913  auf  der  Seekaarspitze  plötzlich  über- 
raschte, beobachtete  ich,  daß  sich  die  vorher  imi  die  Spitze  des 
Berges  rege  sich  tummelnden  Alpenbraunellen,  furchtsam  unter 
Steine  und  in  enge  Felsspalten  verkrochen.  Ivnde  Juli  1912  waren 
beim  Grünwaldsce  Alte  mit  Jungen.  Am  26.  Juli  1913  aber  sah  ich 
beim  Wildensee  bloß  1  Stück,  von  da  aufwärts  zunächst  nur  höchst 
vereinzelte  Stücke,  aber  oben  auf  der  Spitze  (,,Pleiß!ingkeil")  in 
2500  m  Höhe  gab  es  plcilzlicli  sehr  viele,  auch  flügge  Junge. 

Sylvia  curruca  (L.)  Zaungrasmücke. 

Genau  so  wie  ich  in  Tirol  (etwa  ..Kaisersimlc"  bei  Hall)  diese 
Art  hoch  oben  im  Krummholzgelände  angetroffen  hatte,  so  war  sie 
auch  bei  \\  isenegg  ziemlich  häufig  und  Ende  Juli  in  der  Mauser.  Ihr 
Revier  ist  bi.s  zur  Höhe  von  rund  2000  m. 

Acrocephalus  palustris  (Beclist.)   Sumpfrohrsänger. 

Am  6.  September  1912  überreichte  mir  Frau  Sektionschef 
Wurmb  ein  Stück  dieser  Art  lebend.  Der  \'ogel  war  flugunfähig, 
offenbar  während  des  Zuges  in  der  Nacht  \oni  5.  zum  6.  Sept.  ver- 
unglückt und  wurde  am  Morgen  beim  Hotel  gefunden.  Heim  Präpa- 
rieren des  bald  darauf  verendeten  \  ogels,  der  sich  als  Männchen 
ciwies,  stellte  ich  eine  leichte  Beschädigung  an  der  Stirn  fest  (blut- 
unterlaufen), wo  auch  einige  Federn  fehlten.  \  ermutlich  hat  sich 
der  Vogel  an  der  Telegraiihenleitung  angv;.stoßen. 

Cinclus  cinclus  meridionalis  Brehni.  Bachamsel. 

An  den  Bächen  um  die  Tauernhöhe  hält  sich  die  Bachamsel  nicht 

selten  auf,  in  Höhen   von    1600 — 1700  m.     Ich     sah  dort  auch  ein 

Jugendkleid  im  Juli  1912  sehr  nahe,  da  ich  mich  im  Krummholz  durch 

Legeföhrcn  und  Alpenrosen  gut  gedeckt,  bis  etwa  2  ni  nähern  konnte. 

Turdus  torquatus  alpestris  (Brehm).  Alpenringdrossel. 

Dieser  Charaktervogel  der  Hochalpenregion  ist  im  Krummholz- 
gclände  um  W'isenegg  so  außerordentlich  häufig,  daß  ich  es  unter- 
lassen kann,  die  vielen  Datumsangaben  meines  Tagebuches  besonders 
zu  nennen.  Man  trifft  e^en  jeden  Tag  und  überall,  wo  Krummholz- 
dickichte  sind,  mit  der  Ringdrossel  zusammen.  Am  zahlreichsten  ist 
sie  bei  der  Feiseralm  und  östlich  ober  dem  Hotel,  dort,  wo  die  Lege- 
föhrendickichte an  sumpfige  Wiesen  grenzen.  Am  leichtesten  sieht 
man  sie  zeitlich  morgens  bei  Sonnenaufgang,  da  diese  X'ögel  damals 
gesellschaftlich  am  Rand  der  Krummholzdickichte   Nahrung     nac'i 


Prof.  Dr.  G.  Schiebe! :  Die  Vögel  von  Obertaueni  (Salzburg).        109 


Art  unserer  Amseln  suchen.  Ende  Juli  gibt  es  viele  im  Jugendge- 
fieder und  dies  ist  auch  die  Zeit  der  Mauser.  Die  Vögel  sind  ziemlich 
scheu. 

Ein  am  31.  Juli  1914  erlegtes  altes  Männchen  (das  gerade  gesun- 
gen hatte),  befindet  sich  in  voller  Mauser.  Man  kann  an  dem  Balg 
viel  lernen.  Man  sieht  deutlich,  daß  der  MauserN-organg  nach  dem 
Gesetz  der  „posteroanteriorcn"  Entwicklung  fortschreitet,  d.  h.  von 
rückwärts  nach  vorn.  Der  Schwanz  ist  ganz  frisch  vermausert  (jedoch 
noch  nicht  ganz  ausgewachsen),  der  Rücken  ebenfalls,  am  Ober- 
rücken gegen  den  Hals  ist  die  Grenze.  Hals  und  Kopf  sind  noch 
völlig  unvermausert,  stark  abgerieben,  daher  Ijraun  schimmernd.  An 
der  Unterseite  ist  vom  Schwanz  her  alles  frisch  vermausert  bis  zum 
weißen  Halsring,  der  noch  ganz  unvermausert,  abgerieben  ist  ebenso 
wie  die  abgeriebene  Kehle. 

Saxicola  oenanthe  (L.)  Grauer  Steinschmätzer. 

Ende  Juli  1912  fand  ich  in  dem  von  großen  und  kleinen  Stein- 
blücken  übersäten  schwer  begehbaren  Gelände  um  den  tjrünwaldsee, 
also  in  einer  Höhe  von  rund  igoo — 2000  m  mehrere  graue  Stein- 
.schmätzer  u.  zw.  .Alte  mit  tlüggen  Jungen,  die  alle  ziemlich  scheu 
waren.  1913  fand  icli  jedoch  an  derselben  .Stelle  kein  einziges  Stück 
\or.     Ani  der  hohen  Wand  (Plcißlingkeil)  sah  ich  keine. 

In  den  österreichischen  Alpen  lernte  ich  den  Steinschmätzer 
ausschließlich  als  Bewohner  der  baumlosen  hochalpinen  Region 
(gegen  2000  m)  kennen,  z.  B.  in  Kärnten  am  Hochobir  in  einer  Höhe 
von  rund  2000  m  am  14.  Juli  lyir  lauter  liraune  Stücke. 

Erithacus  titys  (L.)  Hausrotschvanz. 

Der  Hausrötling  ist  um  Wisenegg  nicht  selten,  am  Cjrünwaldsee 
sah  ich  Ende  Juli  1912  viele  }'ärchcn  auch  mit  Jungen,  die  .\lten 
alle  im  caiVii-Kleid ;  an  einer  anderen  Stelle  auch  ein  schwarzes 
Männchen,  .\nfangs  September  1912  waren,  als  eine  hohe  Schnee- 
lage uns  in  Wisenegg  gefangen  liiclt.  in  der  Nähe  des  Hotels  viele 
schon  vermauserte  graue  Stücke  zu  sehen.  An  dieser  Stelle  möchte 
ich  erwähnen,  daß  ich,  obwohl  ich  den  Hausrotschwanz  in  verschie- 
denen Teilen  unserer  Alpen  anzutreffen  Gelegenheit  hatte  (besonders 
in  Tirol),  die  Beobachtung  machen  konnte,  daß  tatsächlich  in  <len 
hohen  Gebirgslagen,  also  ungefähr  ..über  der  liaumgrenze'"  gan>' 
unvergleichlich  mehr  graue  als  schwarze  Männchen  zu  finden  sind 
(gemeint  sind  selbstredend  nur  die  Alten),  ."^clnvarze  dagegen 
sind  die  gewöhnliche  Erscheinung  in  der  Talsohle. 

a 


110  \V.  Bacmeister :  In  welche  Nesterlegen  wurttemb.  Kuckucke  ihre  Eier? 

Mögen  solche  ( )rnithologen,  die  selbst  nie  die  Gipfel  unserer 
Alpen  betreten  haben,  sondern  sie  nur  vi  im  Hörensagen  oder  von 
Abliildunj^'en  her  kennen,  von  der  Stube  aus  noch  so  sehr  darüber 
wettern  und  lachen  und  mich  geringsciiätzig  beurteilen,  ich  kann 
nach  I5jähriger  Beobachtung  getrost  behaupten:  In  der  kahlen  hoch- 
alpinen Region  (über  der  Baumgrenze)  unserer  Alpen  sind  die 
alten  Hausrotschwanzmännchen  zum  größten  Teil  grau,  nur  selten 
schwarz,  wahrend  sie  in  der  Talsohle  und  im  ebenen  Machlantl  der 
Tiefländer  größtenteils  schwarz  und  nur  >elten  grau  sind.  Dies  läßt 
sich  einfach  so  erklären,  daß  die  Fortentwicklung  zum  schwarzen 
Kleid  im  Hochgebirge  mehr  gchenunl  wird  als  unten,  so  daß  sie 
dort  oben  anscheinend  erst  in  späterem  Alter  so  aussehen  wie  ander- 
wärts meist  sclion  im  zweiten  Lebensjahr. 

Erithacus  rubeculus  (L.)  Rotkehlchen. 

Das  Rotkehlchen  kommt  meist  in  den  feuchten  Uebergangs- 
wäklchen  an  der  Baumgrenze  vor.  seltener  im  Krummholz,  z.  B.  bei 
der  Stockalm.  Am  6.  Sept.  1912  war  die  Art  zahlreich  auf  dem 
Weg  zwisclien  Tweng  (1233  m)  und  ( )liciiauern,  wcjhl  auf  dem 
Zuge.      Im  Schnee  lag  ein  Stück  tut  neben  der  Straße. 


In  welche  Nester  legen  die  württeuibergischen  Kuckucke 
hauptsächlich  ihre  Eier? 

von  Walther  Bacmeister. 

Bevor  der  in  der  tMjerschrift  gestellten  Frage  näher  getreten 
wird,  ist  die  andere  Frage  zu  beantworten :  bevorzugen  die  Kuckucke 
einer  bestimmten  geographisch  abgegrenzten  Gegend  überhaupt  eine 
besondere  Vogelart  dieser  Gegend?  Oder  legen  nicht  viehnehr  die 
Kuckucksweibchen  ihre  Eier  eben  einfach  in  die  Nester  von  Vögeln. 
die  sie  erfahrungsgemäß  mit  ihren  lüern  beglücken,  ohne  eine  be- 
sondere Vorliebe  für  bestimmte  Arten  an  i\cn  Tag  zu  legen?  Ein  nur 
flüchtiger  Blick  in  das  Schrifttum  zeigt,  daß  in  der  Tat  mehrere 
Forscher  sich  dahin  aussprechen,  daß  die  Kuckuckswcibchen  ein- 
zelner Gegenden  bestimmten  Vogelarten  hauptsächlich  und  mit  \"or- 
liebe  ihre  Eier  zum  Ausbrüten  überlassen. 


W.  Bacmeister :  In  welche  Nester  legen  die  württemb.  Kuckucke  ihre  Eier?  111 


J.  F.  Naumann  sagt  in  seiner  NaUir,L;cbchichte  der  \'ögel 
Mitteleuropas"  (Neue  Auflage  Bd.  4,  S.  403)  :  ,,hi  der  hiesigen 
Gegend  (Ziebigk  in  Anhalt)  habe  ich  sein  l-'.i  oder  junges  gewöhnlich 
in  den  Nestern  der  MotaciUa  alba  und  Sylz'ia  siiiiplex,  viel  seltener 
in  denen  von  S.  currnca  und  .V.  syh'ia  oder  in  denen  des  Zaunkönigs 
oder  der  gelben  Bachstelze  gefunden,  aber  warum  mag  er  sein  Ei  so 
selten  in  das  Nest  der  hier  sehr  gemeinen  Sylvia  africapüla  legen, 
die  doch  auch  eine  echte  Grasmücke  ist.  deren  Fortptlanzungsw-eisc 
der  der  Gartengrasmücke  so  ganz  erstaunhch  iUmlich  ist  und  deren 
Lebensart  so  wenig  von  der  dieser  abweicht?  Die  Nester  derselben 
wären  ebenso  leicht  und  wegen  der  größeren  Anzahl  noch  viel 
leichter  aufzufinden :  woher  nun  dieser  Widerwille?  —  Auch 
Hipolais  philomela  nistet  hier  aulk-rordentlich  häufig  und  7^.  phoeni- 
curiis  ist  gemein,  in  deren  Nester  er  sein  Ei  auch  unterbringen  soll ; 
aber  mein  ^'ater  und  ich  haben  nie  eins  in  den  Nestern  dieser  Vögel 
gefunden."  Diesen  Angaben  fügt  a.  a.  O.  E.  R  c  y,  der  in  der  Neu- 
ausgabe des  Naumann  den  Abschnitt  über  Cuciihis  canorus  be- 
arbeitet hat,  p.  404  hinzu :  ,,\Vie  für  die  Gegend  von  Leipzig  der  rot- 
rückige  Würger,  so  ist  in  Finnland  das  Gartenrotschwänzchen  der 
am  häufigsten  in  .\nspruch  genommene  Brutvogel  für  das 
Kuckucksei."  Während  also  in  Finland  der  Gartenrotschwanz  vom 
Kuckuck  hauptsächlich  bevorzugt  wird,  haben  in  der  Gegend  von 
Ziebigk  die  Kuckucke  das  Nest  desselben  dort  gemeinen  \'ogels 
beständig  gemieden. 

Wie  verhält  es  sich  nun  mit  den  württembergischen  Kuckucken? 
Läßt  sich  auch  bei  ihnen  eine  bestimmte  Neigung  feststellen,  ihre 
Eier  mit  Vorliebe  einer  bestimmten  Vogelart  zum  Ausbrüten  zu 
überlassen  oder  legen  sie  ihre  Eier  wahllos  bald  in  dieses,  bald  in 
jenes  Nest  der  überhaupt  als  ISrut-  und  Pflegeeltern  in  Betracht 
kommenden  Arten  ? 

Schon  früher  fiel  mir  bei  der  Durchsicht  der  ,, Zugänge"  zur 
Sammlung  der  \'ögel  des  \'ereines  für  vaterländische  Naturkunde 
in  Württemberg  auf,  daß  wiederholt  das  über  ganz  Württemberg 
verbreitete,  häufig  vorkommende  und  zuweilen  überwinternde  Rot- 
kehlchen {Erithacus  nibcciila  L.)a\s  Brut-  und  Pflegeeltern  des 
Gauchs  eine  Rolle  spielte.  Demzufolge  wandte  ich  mich  an  den 
Konservator  der  zoologischen  Sammlung  des  Vereines,  Herrn  Ober- 
studienrat Dr.  L  a  m  p  e  r  t  in  Stuttgart,  mit  der  Bitte  um  eine  Auf- 
stellung einer  Liste  der  Kuckuck^eier  des  \'ereines.  In  freundlicher 


1 12  W.  Bacmeister:  In  welche  Nester  legen  die  würitemb.  Kuckucke  ihre  Eier? 


Weise  kam  der  Genannte  meinem  Wunsche  nadi  und  übersandte  mir 
folgende   T.iste : 

Je  (in   Kuckucksei  ist  vorhanden: 

'■"  ^?,'^^*               von  Fundort            eingeliefert  von        am 

5  Eier     Erithacus  rubecula  I-.             Stuttgart             Dr.  Jal.  HofTmann  4.  8.  1870 

5       .             .                 .  Kaltental  O./A.  Stuttgart      Zitzmann  16.5.187" 

>                >  Stadtwald   Schorndorf  Eeallehr.  LSrcbner  4    6.  1877 

Motacilla  alba  L.    Sillenbroch  im  Scbönbtuch  ^^''^^j^'^^^^^'"^      1377 

Erithacus  rubecula  L.  ^Z^faT'BlIubSr^a  ^"'"^-^-  '^--  '■  '■  ^^«« 
Bruderhof,  b.  Hohentwlel^^'-'^^jj^;/-"*'-  2.  6.  1881 

.  .  Schuasenried,  0.  A.Valdsee  Oberförster  Frank  Sommer  1881 

_      .      ,  Eey. -Forst. Keller  ,,  .  ,„.„ 

Dorzbach  Rovier-Förster    ^'^'  ^^^^ 

,  .  Oiengen  a/Br.  Schwendtner      4.  6.  1884 

laringen  0.  A.  Blau-    Eevier-Amt 
beuren  Blaubeuren 

Würltembcrg        Dr  Jnl.  Hoffmann 


Bermaringen  0.  A.  Blau-    Eevier-Amt       „     ,      „ 
beuren  Blaubeuren       -^i-o-isöa 


*  *  *  sämtliche 

Sylvia  atricapilla  >  » 

Hypolais  icterina  Vieill.  >  »  gestiftet 

'  *  im  Jahre 

1893 


Phylloscopus  trochilus  L. 
Accentor  modularis  L. 


Anthus    trivialis  L.  »  » 

Acanthis  cannabina  L.  >  » 

Die  einzelnen  Fundorte  der  Kuckuckseier  der  Hoffmann'schen 
Samnilun.sf  sind  nicht  angegeben.  —  Endlich  ist  noch  in  der  württeni- 
bergischen  Saniiiilung  in  Stuttgart  ein  Xest  von  Erithacus  rubecula 
mit  darin  ausgebrütetem  jungen  Kuckuck,  gestiftet  von  Revierförster 
Pfizenmaicr  in  Bebenhausen  im  Schönbuch  aus  deni  Ende  der  6oer 
Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts. 

In  den  von  ]~  r  e  i  h  e  r  r  n  Richard  von  König- 
W  a  r  t  b  a  u  s  e  n  in  den  Jahresheften  des  Vereines  für  vaterlän- 
dische Naturkund'"  in  Württemberg  veröfTentlicbten  naturwissen- 
schaftlichen Jahicsberichte  aus  Württemlx'rg  finden  sicli  folgende 
Angaben :  Oberförster  Fridolin  traf  im  Besizheimer  Wald  am  4.  Juni 
1888  einen  jüngeren  Kuckuck  im  Neste  eines  Rotkehlchens,  das  in 
eine  Brunnenleilung  gebaut  hatte  (Jahreshefte  1890  p.  141).  —  -^m 


W.  Bacmeister :  In  welche  Nester  legen  die  wiirttemb.  Kuckucke  ihre  Eier  ?  1 13 


27.  Mai  1889  wurde  ein  juni^er  Kuckuck  in  einer  mit  Epheu  bewach- 
icnen  Mauer  des  SchloBgartens  in  Eybach,  ().  A.  Geislingen,  in  einem 
Rotkehlchennest  entdeckt  und  am  6.  Juni  in  den  Käfig  gebracht. 
Später  ließ  man  den  erwachsenen  \'ogel  fliegen.  (Jahreshefte  1891 
p.  180).  —  .Am  14.  April  1890  erstmals  rufend  Schussenried ;  Nest- 
hocker aus  einer  Rotkchlchenbrut  aufgezogen  und  dann  frei  gelas- 
sen.    Jahreshefte  1892.  p.   184). 

Nach  einer  handschriftlichen  Aufzeiclinimg  des  Frhr.  R.  von 
König- Warthausen  nahm  Lehrer  Ziegler  in  Röhrwangen  (O.  A. 
F.iberach)  einen  Kuckuck  Mitte  Juni  1867  aus  einem  Rotkehlchen- 
nest und  zog  ihn  auf. 

In  der  Eiersanmilung  des  Robert  Mayer-Museums  in  Heil- 
bronn a.  N..  die  in  jüngster  Zeit  von  Sanitätsrat  Dr.  W"  i  i  d 
daselbst  aufgestellt  wurde  und  in  der  Hauptsache  aus  dessen  Samm- 
lung und  derjenigen  des  K  o  m  m  e  r  z  i  e  n  r  a  t  s  L.  Link  in  Heil- 
bronn sich  zusammensetzt,  befinden  sich  atis  dem  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  vier  Gelege  mit  je  einem  Kuckucksei.  Drei  davon 
sind  Rotkehlchengelege,  eines  rührt  von  der  Gartengrasmücke  her. 
Alle  wurden  im  Württemberg' sehen  Unterlande  gefunden.  Eines 
dieser  Gelege  stammt  aus  der  Sammlung  des  württembergischen 
Oologen  W  i  1  h  e  1  m  T'  a  u  1 1  e  n  in  Ü  h  r  i  n  g  e  n.  Dieser  erfahrene 
Kenner  teilte  mir  mit,  daß  unter  den  in  seiner  Sammlung  befind- 
lichen elf  württembergischen  Kuckuckseiern  nicht  weniger  als  8  dem 
Neste  des  Rotkehlchens  entnommen  waren.  Sieben  Kuckuckseier 
hat  er  selbst  in  den  Jahren  1867 — 1880  im  württembergischen 
Unterlande  eingesammelt.  A'on  diesen  rührten  aus  dem  Neste  des 
Rotkehlchens  4  Stück  (mit  zweimal  7  und  je  einmal  3  und  4  Stück 
Nesteiern),  je  eins  aus  dem  Neste  des  Zaunkönigs  (ohne  Nesteier), 
der  Gartengrasmücke  (4  Nesteier)  und  des  Großen  Würgers 
(Laniiis  e.vcubitor)  (mit  4  Nesteiern)  her.  Das  dem  Würgerneste 
entnommene  Ei  war  , .ausnahmslos  schön  rot  und  hatte  braun- 
schwarze Punkte  und  Flecken". 

Aus  der  neuesten  Zeit  wäre  noch  zu  erwähnen,  daß  nach  einer 
Mitteilimg  von  Herrn  K  o  m  m  e  r  z  i  e  n  r  a  t  Link  in  Heil- 
bronn am  30.  \'T.  1912  bei  Flein,  O.  A.  Heilbronn,  ein  junger 
Kuckuck  im  Neste  des  Rotkehlchens  gefunden  und  hernach  aufge- 
zogen wurde.  Ich  selbst  habe  am  10.  VL  1914  einen  jungen  etwa  10 
Tage  alten  Kuckuck  im  Neste  des  Waldlaubsängers    (Phylloscopiis 


1 14  W.  Bacmeister :  In  welche  Nester  legen  die  württemb.  Kuckucke  ihre  Eier  ? 

sibiliilor  (  Mchst. )  auf  dem  Waßbcrg  ht'i  I  U-illjiDiin  gefunden.     Zwei 
lücr  des  Bnilvtigels  lagen   unbeschädigt  vor  dem  Neste. 

In  der  großen  Eiersatnnilung  des  Freiherrn  R.  von 
König-  \\  a  r  t  h  a  u  s  e  n  befinden  sich  aus  Württemberg  folgende 
Kuckuckseicr ; 

1)1  St.  mit4  (frischen)  von  £A/f/!flfüsruöccu/a von Feuertaoh.O.  A.Stuttgart,  v.  8.  5.1850 
2)1  St.  mit  2  (frischen)  v  Sylvia  simplex  t.  Qärtringen,  0.  A.  Herrenberg,  t.  U.  6.  1850 

3)  1  St.   mit  2   von  Sylvia  curruca  von  „  „  „        v.  18.  6,  1850 

4)  2  St.  (eines  faul,  das  andere  bebrütet)  mit  4  bebrüteten  v.  Erithacus  rubecula  v.  Aich, 

0.  A.  Nürtingen,  v.  20.  6.  1851. 

5)  1  St.  niit;4  (frischen)  v.  Erithacus  rubecula  v.  Wangen,  0.  A  Göppingen  v.  14.  5. 1852 
6)1  St.  schwach  (bebrütet)  mit  2  höchst  bebrüteten  V.  Sylvia  currucav.  Wangen  v  1.6. 1858 
7)lSt.  (hoohbebrütet)  mit  2  hocbbebrüteten  V.  Erithacus  rubecula^.  Oirtringen,  O.A  Her- 
renberg, V.  22.  5.  1854. 

8)  1  St.  aus  dem  Neste  v.  Erithacus  rubecula  v.  Oärtringen,  0.  A.  Herrenberg  v.  15.  6. 1854 
9)1  St,  ausdem  verlass.  leer. Nest  v.  Erith. rubecula^. "W&ngen,  O.A.  Qöppingenv.22.5. 1855 

10)  1  St.  (schwach  bebrütet)  mit  2  T.  Accenior  morfu/ans  v.  Hohenheim  0.  A.  Stuttgart, 

V.  5.  6.  1855. 

11)  1.  St.  (schwach bebrüt.)  m.  3.v.  Acccntur  modularis  v.  Plieningen.  0.  A.  Stuttgart 

V.   15.  6.  1855 

12)  1  (bebrüt.)  mit  2  v.  Sylviasylvia  v.  Wangen,  0.  A.  Qöppirjen  v.  Jahre  1855 

13)  1  St.  mit  4  weit  stärker  bebrüt.  V.  P/i>7/oscopus  rufus  v.  Thalheim.  0.  A.  Heilbronn 

V.21.  5.  1S56 
14)1  St.  mit4T.  Troglodytestroglodytesr.liiaXhHm.i}.  A. Heiltronn,  ans  dem  Jahre. 

Aus  dieser  licdcutungsvolkn  Zusammenstellung  ergibt  sich,  dal.l 
von  15  Kuckuckscicrn  7  dem  .N'cste  des  Rotkehlchens,  je  2  dem  der 
Hcckenbraunclle  und  der  Zaungrasmücke  und  je  eines  dem  Gelege 
der  (Jartcn-  und  Dorngrasniücke,  des  Weidenlaubsängers  und  des 
Zaunkönigs  entnommen  worden  waren.  Erwähnt  möge  noch  v.erden 
—  ohne  des  näheren  auf  die  wissenschaftlich  abgeschlossene  J'rage 
von  der  Gleichartigkeit  der  Abweichung  der  Kuckuckseier  hinsicht- 
lich denen  des  Krutvogels  einzugehen  — .  daß  von  diesen  13 
Kuckuckseiern  elf  eine  entschiedene  Abweichung  von  denjenigen 
der  Nestgeschwister,  drei  (Ziffer  12 — 14)  eine  wenn  auch  noch  so 
entfernte  Beziehung  zur  äußeren  Erscheinung  der  Eier  der  Pflege- 
eltern aufweisen  und  nur  eines  (Ziffer  1  )  in  Übereinstimmung  mit 
den  Nestern  sich  befindet. 

Aus  dem  bisher  Ausgefülnteu  ergibt  sich,  daß  die  w  u  r  t  l  c  lu- 
1)  e  r  g  i  s  c  h  e  n  K  u  c  k  u  c  k  i'  eine  besondere  \'  o  r  1  i  e  b  e 
f  ü  r  d  a  s  R  o  t  k  e  h  1  c  h  e  n  h  a  1)  e  n  u  n  d  daß  dieses  für 
a  n  n  ä  h  e  r  n  il  zwei  Drittel  tl  c  r  schwäbische  n 
Kuckucke  die  1'  f  1  c  g  e  e  1  t  e  r  n  a  b  g  i  b  t.     Derselben  Bevor- 


W.  Bacmeister:  In  welche  Nesterlegen  die  wiirttemb.  Kuckucke  ihre  Eier?  115 


zugung  erfreut  sich  nach  C  a  p  e  k  das  niedliche  Rotbriistcheii  in 
Mähren. 

Ein  ganz  anderes,  aber  ebenso  eigenartiges  Bild  als  die  Liste 
der  vrin  König- Warthausen'schen  Sammlung  ergibt  eine  von  der 
Hand  des  bekannten  Xaturforschers  Rudolf  Blasius  unter  dem 
Ausfertigungstag  ..Braunschweig  8.  3.  1876"  herrührende  Zusam- 
menstellung, deren  Einsicht  ich  der  Freundlichkeit  des  Barons 
Fritz  von  König- Wart  hausen  verdanke.  In  dieser  wer- 
den 17  Kuckuckseier  mit  .-Xngabe  der  Anzahl  der  Nester,  der  Zeit 
und  des  Ortes  des  Fundes  nebst  Bemerkungen  über  die  Färbung 
aufgezählt.  R.  Blasius  bemerkt  am  Ende  der  Liste,  sämtliche 
Kuckuckseier  seien  von  ihm.  seinem  \'ater  und  Bruder  persönlich  in 
der  näheren  l'mgebung  Braunschweigs  gesammelt  oder  ihnen  von 
ganz  sicheren  Gewährsmännern  Ende  der  fünfziger  oder  Anfang 
der  secliziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  übergeben  worden. 
Hienach  haben  die  Braunschweiger  Kuckucke  in  6  Fällen  ihre  Eier 
in  das  Nest  von  Calamoherpe  arundinacca,  4mal  in  das  von  Mota- 
cilla  alba  gelegt  und  je  einmal  ihr  Ei  in  das  Gelege  von  Calamoherpe 
phragmitis.  Cal.  turdoides,  Sylvia  syh'ia,  Phylloscopus  rnfus,  Alauda 
arvcnsis.  ..Pratincola  rubctra"  (^  Erithacus  rubeculus  (],.)  und 
Laiiins  collnrio  eingeschmuggelt. 

Ganz  ähnlich  ist  das  \'erhältnis  nach  einer  mir  ebenfalls  in  der 
L'rschrift  vorliegenden,  von  F"rh.  Fritz  von  König-Warthansen  zur 
Einsicht  überlassenen  Liste  von  Adolf  Nehrkorn  vom  i .  II. 
1876,  von  dessen  bei  Riddagshausen  in  Braunschweig  Hlnde  der 
sechziger  und  Anfang  der  siebziger  Jahre  des  vergangenen  Jahr- 
hunderts gesammeften  Knckuckseiern.  Die.ser  erhielt  aus  den 
Nestern  von  Calamoherpe  arundinacea  5,  von  C'(7/.  piirati^initis  und 
Motacilla  alba  je  2.  von  Sylvia  sylvia.  Motacilla  flava  und  Sylvia 
hortensis  je  ein  Kuckucksei. 

Doch  genug!  Mit  den  soeben  mitgeteilten  Ergebnissen  der 
Sammeltätigkeit  der  (^rnithologen  R.  Blasius  und  .■\.  Nehrkorn 
kehre  ich  zum  Ausgang  meiner  .'\usfuhrungcn  zurück.  .\uch  die 
Listen  dieser  gewiegten  Kenner  erweisen  die  Richtigkeit  des  Satzes, 
daß  in  geographisch  bestimmten  Gegenden  die  Kuckucke  besondere 
Arten  von  Pflegeeltern  bei  der   Eiablage  bevorzugen. 


116  Hptm.  F.Rohacek:  Ubersichtüber  die  Brutvögel  der  Bocche di  Cattaro. 

Übersicht  über  die  BruhöJiel  der  Bocche  di  Cattaro. 

Von  Hauptmann  Franz  Rohäcek. 

l'.iii  lüclirjahriger  Aufenthall  in  der  Bocche  di  Cattaro,  sowie 
meine  \  orlielie  für  OmitlHilo.t,ne  und  Oologie  lassen  es  mijch 
als  berechtigt  erscheinen,  riickblickend  Interessenten  in  diesem  Ar- 
tikel eine  knappe  Skizze  über  die  dort  anzutreffenden  Brutvögel  zu 
geben. 

Ich  niiiH  mich  so  kurz  als  möglich  fassen,  zunächst. 
'.veil  CS  mir  an  Zeit  mangelt  und  des  weiteren,  weil  ich  mein 
gesammeltes  Material  nicht  zur  Hand  habe  und  deswegen  eine  aus- 
füJiriiche  Behandhing  der  gesamten  Öniis  der  Bocche  mir  für  spätere 
Zeiten   vorliehalle. 

\iji ausschicken  muß  ich  nocli.  daß  ich  unter  Bocche  di  Cattaro 
im  ernithologischen  Sinne  nicht  den  durch  die  Reichsgrenzen  abge- 
steckten Kaum  meine,  sondern  jenes  Gebiet,  das  durch  seine  Glie- 
derung als  zusammengehörig  erkannt  werden  muß :  somit  sind  auch 
initenihczügen  die  die  innerste  Bocche  umschließenden  Gebirgsstöcke 
der  Krivosije  bis  zum   1  .ovccngebiet. 

Somit  gehe  ich  meine  Beobachtungen  wie  folgt : 

1.  Turdus  viscivorus  L. 

Xui-  einmal  auf  1200  in  gegen  l-'.nde  Juni  ein  N'est  mit  Jungen 
8  m  auf  einer  Buche  gefunden. 

2.  Turdus  phllomelos  Br. 
Mehrfach  zur  Brutzeit  beobachtet,  nichtsdestoweniger  sehr  rarer 
linitvogel  über  500  m.   Nur  einmal  ein  schon  stark  angebrütetes  Ge- 
lege gefunden. 

3.  Turdus  merula  L. 

Häufiger  Urutvogel  in  allen  T.agen,  wenn  nur  einige  Büsche 
vorhanden.  .So  fand  ich  ein  Nest  kaum  2  .Spannen  überm  Boden 
in  einer  J-'elsnische,  schlecht  von  einem  kaum  kniehohen  Wacholder- 
busch verdeckt  :  freilich  noch  der  beste  Platz  weit  umher,  mitten 
zwischen  Salbei  und  Felsblöcken. 

4.  Monticola   saxatilis   L. 

.\n  ihm  zusagenden  Boden,  manchmal  nicht  gerade  selten,  um 
und  über   1000  m. 


Hptm.  F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro  117 

5.  Monticola  cyanus  L. 

\'on  der  Meeresküste  bis  1400  ni  sind  die  Brutpaare  stellenweise 
ziemlich  nahe  beisammen  zu  finden. 

6.  Saxicola  oenanthe  L. 

7.  Saxicola  stapazina  (L.)    J    „      .  , 

Saxicola  hispanica  hispanica  (L.) 
8.  Saxicola  rufescens  (L.)     | 

I.etzterc  beide  auch  in  ihren   Nebenformen   von    der  Küste    bis 

zirka  1000  m. 

Pratincola  rubetra  dalmatica  Kollibay, 
der  in  Süddalmatien  vorkommen  soll,    konnte    ich    im    ganzen 
Gebiet  nicht  auffinden,     da     l'.eide     Pratincola     nur     zur     Zugzeir, 
rcsp.  hin  und  wieder  im  Winter  hier  anzutreffen  sind. 

9.  Erithacus  luscinia  (L.) 

Bis  400  m,   manchmal  direkte  gemeiner   Mrutvogel. 

10.  Erithacus  rubecula  (L.) 

Traf  ihn  an  n-anchen  Stellen  über  900  m  allenthalben  an,  um  ihn 
an  anderen  ebenso  guten  ganz  zu  vermissen. 

11.  Erithacus  titys  (L.) 

Ab  500  m  bis  zu  den  höchsten  Spitzen,  um  1000  m  am  häufig- 
sten. Hier  aubgesprochener  Felsbewohner,  wird  er  nur  noch  von 
Siita  lu'iunaycr  übertroffen  und  kommt  deshalb  selbst  im  wildesten, 
fast  jeder  \'egetation  barem  Karste  noch  häufig  genug  vor  und  dann 
merkwürdiger  Weise  besonders  zahlreich  in  der  sog.  C"öj>u'-Form. 
■weswegen  ich  mich  der  Ansicht  zuneige,  daß  Vögel  aus  solchen  mise- 
ren  Gegenden  länger  ihr  Jugendkleid  beibehalten  mögen. 

12.    Sylvia  nisoria   Bechst. 

Nur  einmal  2  Jungvögel  in  500  m  erlegt. 

13.  Sylvia  orphea  Gm.-    hortensis  auct. 

Ich  traf  sie  am  häufigsten  um  500  ni,  ohne  dabei  zu  zahlreich  zu 
sein. 

14.  Sylvia   melanocephala  (Gm.) 
Bis  400  m  guter  Brutvogel. 

15.  Sylvia  atricapilla  (L.) 

Entdeckte  nur  einmal  durch  Zufall  ein  Nest.  .Auch  sonst  zur 
Brutzeit  nur  als  große  Seltenheit  beobachtet. 


118  llptm.  F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro. 

16.  Sylvia   communis    Lath. 

Häufig  in  allen  Lagen. 

17.  Sylva  curruca  (L.) 

'J'raf  sie  uiid  da  nui-  sparsam  um  Soa-    looo  ni. 

18.  Sylvia  subalpina   Temm. 

}5is  500  m  die  häufitr.ste  der  rirasniückcn. 

19.    Agrobates  galactodes  familiaris  (Mernt^tr). 
Beobachtete  .sie  als  sehr  seltenen   Hrntvogel  in  <ler  Zupa. 

20.  Hypolais  icterina  CVieill). 
Halte  ihn  nach  meinen   Beobachtungen    für  einen   sehr  seltenen 
Brutvogel  der  tiefsten  Lagen. 

21  Hypolais  pallida  (Hmpr.  Ehrenb.) 
Der  am  häufigsten  hier  vorkunmiende  Spötter,  den  ich  noch  auf 
500  m  antraf:     cib  ilies  die  Grenze,  kimntc  ich  mit  Sicherheit  nicht 
ermitteln. 

22.  Hypolais  olivetorum  (Strickl.) 
Er  ist  gerade  nicht  scllencr  llriitN  (igcl,  den  man  nur  dort  suchen 
darf,  wo  größere  Olgärten  vorhanden,  ohne  ihn  jedoch  auch  dort 
antreiben  zu  müssen :  denn  ich  fand  ihn  die  eine  Stelle  bevorzugen 
und  eine  gleich  gute  oder  noch  bessere  gänzlich  meiden,  ohne  den 
Grund  hiefür  angeben  zu  können.  —  Sein  Gesang  ist  ein  nicht  gut 
\\  iederzugebendes  Gemenge  von  gurgelnden  Tönen,  so  verschieden 
\  on  allen  anderen  \'ogelstimmen.  daß  man  ihn  daran  erkennen  wird, 
ohne  ihn  je  gehört  zu  haben. 

23.  Phylloscopus  slbilatrix    (Sechst.) 

24.  Phylloscopus  callybitta    (Vieill.) 

Beide  in  allen  Lagen  zu  finden,  der  crstere  jedoch  mehr  häufig 
unter  500  m.  der  zweite  über  ~,(yr)  in 

25.  Acrocephalus  schoenobaenus   (L.) 
Traf  ihn  einmal  in  der  Zupa  brütencl,  und  fand  ein  schon  verlas- 
senes Nest  in  der  .Sutorina.  —  Im  ganzen  rarer  Brutvogel. 

26.  Troglodytes  troglodytes  (L.) 

Um  und  über  1000  m  nicht  gerade  h;uifig  brütend. 

2Z.  Parus  major   L. 

Gemein   in  allen  Lagen. 


Hptm.F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  diCattaro.  119 

28.  Parus  palustris  communis   L. 

Über   looo  m  stellenweise  häufiger  Brutvogel. 

29.  Parus  lugubris  Temm. 
Bis  6oo  m,  so  man    ihre  Eigenheiten    kennnt,    eigentlich    nicht 
gerade  selten.  —  Besitze  ein  Gelege  von  4  Eiern,  die  sich  durch  etwas 
höheren  Cilanz  von  den   /'.   ;;/(7/<)r-Eicrn   unterscheiden. 

30.  Parus   caeruleus  L. 

In  allen  Lagen. 

31.  Aeglthalos  caudatus  caudatus  (L.) 

Als  die  seltenste 

32.  Aegithalos  caudatus   europaeus   (Herrn). 

die  am  häufigsten  anzutreffende,  während 

33.  Aegithalos  caudatus  irbii  (Sh.  u.  Dr.) 
die  Mitte  hält,  wenn  man  sie  zahlenmäßig  angehen   sollte.     Im 
Sommer  paarweise  sehr  versteckt   lebend,    fand  ich    ihre   Nester  ab 
500  m  aufwärts  hin  uufi  wieder. 

34.  Sitta    europaea  caesia  Wolf. 
In  allen  Lagen. 

35.  Sitta  neumayer  Michah. 
Um  und  über  400  m. 

36.  Tichodroma  muraria  (L.) 

Fand  ihn  nur  einmal  mitten  an  einer  jener  Felsmauern  brüten, 
wie  sie  entstehen,  wenn  eine  Höhle  einbricht,  ober  ihm  der  Horst 
emes  Steinadlers,  neben  dem  l'elsloch,  das  er  bewohnte,  das  Nest 
C'.ner  A".  neumayer  unter  den  überhängenden  Trümmern  einige  Fel- 
senschwalben und  in  den  Höhlen  und  abgrundtiefen  Trichtern  Fel- 
sentauben und  .'Mpendohlen.  —  Leider  ist  die  Aufnahme,  resp.  deren 
mehrere  von  den  interessantesten  Teilen  dieses  Gebietes  wegen  der 
Entfernung,  die  ich  einnehmen  mußte,  zu  klein  ausgefallen. 

37    Motacilla  alba  L.     und 

38.  Motacilla  boarula  L. 

Beide  an  Stellen,  wo  nur  entwas  Wasser  vorhanden,  bis  r200  m 
während  der  Brutzeit  zu  beobachten. 

39.  Anthus  trivialis  (L.) 
Nicht  selten  bis  500  m,  darüber  sehr  sparsam. 


120  Hptni.  F.  Roliacek:  Übersichtüber  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro. 

40.  Anthus  campestrls  (L.) 

Als  Biutvogel  nur  an  gewissen,  iiümmerlich  bewachsenen  Stel- 
len in  der  Zupa  und  <irbril  anfg'cfunden. 

41.  Calandrella  brachydactila  (Leisl). 
Traf  sie  mit  dem  \'orhergenannten  an  gleichen  Orten  als  sehr 
selten. 

42.  Lullula  arborea  (L.) 
Bis  zu  der  500  m  Scbic-lilenlinie  iTiitciKl. 

43.  Galerida  cristata(L). 

In  allen  Lagen,  wenngleich  nur  dort,  wo  ausgiebiger  Ackerbau 
betrieben  wird,  daher  nicht  an  allzuviel  Punkten  zu  treffen. 

44.  Galerida   cristata  meridionalis  Br. 
Nur  iri  der  Zupa.  dort  nicht  selten  angetroffen. 

45.  Emberiza  calandra  L. 

Seltener  lirutvogcl  in  der  Zupa. 

46.  Emberiza  melanocephala  Scop. 

Der  am  häutigsten  hier  bis  cc.  750  ni  brütende  Ammer.  —  Von 
den  gesammelten  Gelegen  fiel  mir  auf.  daß  manche  £.  melanocephala 
Gelege  und  manche  Lanius  callurio  Gelege  nicht  zu  unterscheiden 
sind. 

47.  Emberiza  cirlus  L. 

Macht  2  l^iruten  pro  Jahr,  geht  bis  ca.  500  m. 

48.  Emberiza  hortulana  L. 

In  den  tieferen  Lagen  nicht  zu  finden,  am  häufigsten  um  800 — 
1000  m. 

49.  Emberiza  cia  L. 

In  (len  Lagen  über   1000  ni  sparsamer  Hrutvogel. 

50.  Acanthis   cannabia  (L.)    und  A.  c.  mediterranea  Tschusi  — 

Welche  von  den  beiden  Fomien  hier  vorkommt,  konnte  ich  man- 
gels an  \"ergleichsmaterial  noch  nicht  einwandfrei  feststellen.  — 
Ziemlich  seltener  Hrutvogel  in  allen  Lagen  bis  ca.  1200  m. 

51.  Carduelis  carduelis  (L.) 

Ich  traf  ihn  zwar  auch  noch  auf  Höhen  von  1200  m  brütend, 
sein  eigentliches  Gebiet  bilden  jedoch  die  fruchtbaren,  tieferen  Lagen. 


Hptm.F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  diCattaro.  121 


52.  Chloris   chloris   (L.) 

I'and  ihn  nur  in  den  tiefsten  Lagen  und  da  nur  sparsam. 

53.  Fringilla  coelebs  L. 

Gemein  überall,  wo  er  noch  Bäume  zu  finden  vermag. 

54.  Passer  dotnesticus  (L.) 
Brutvogel  in  allen  Lagen,  wo  größere  Ansiedlungen  vorhanden 
oder  dort,  wie  in  den  fruchtbaren  Küstenniederungen,  wo  er  immer 
reichlich  Nahrung  zu  finden  vermag,  dabei  aber  nicht  so  zahlreich, 
wie  man  schlankweg  anzunehmen  geneigt  sein  wird ;  in  großen 
Strichen  wird  man  ihn  gänzlich  vermissen.  Weiters  findet  man  ihn 
hier  mehr  als  ich  dies  andersv^o  beobachtete,  fernab  von  allen 
menschlichen  Ansiedlungen  auf  Bäumen,  hier  den  Ölbaum  bevor- 
zugend, külonienweise  brütend.  Diese  Vögel,  also  aus  so  einer  Kolonie, 
unternehmen  zu  allen  Jahreszeiten  viel  größere  tägliche  Streifereien, 
als  die  aus  den  Ortschaften ;  mit  einem  Worte,  diese  haben  sich  selbst- 
ständig gemacht  und  bewiesen,  daß  sie  auch  ohne  den  Menschen 
ganz  gut  zu  leben  vermögen  und  dies  vielleicht  nicht  einmal  zu  ihrem 
Nachteile. 

55.  Passer  hispanlolensls  hispanlolensis  (Temm). 
Einst  ein  abseits  vom  Orte  stehendes,  mitten  in  Ölgärten  und 
Bosko  liegendes  Haus  bewohnend,  errichtete  ich  mir  dabei  einen  so- 
gonannien  Futterplatz,  den  ich  vom  Fenster  meines  Arbeitszimmers 
gut  beobachten  konnte  und  auf  den  auch  die  hin  und  wieder  erschei- 
nenden Sperlinge  die  gesamten  Begünstigungen  ungeschmälert  ge- 
nießen durften,  als  ich  schon  nach  wenigen  Tagen  ein,  wie  ich 
damals  glaubte,  melanstisches  Exemplar  des  P.  doiucsticiis 
beobachtete.  Als  aber  deren  plötzlich  mehrere  w'urden,  erkannte  ich 
in  ihnen  Passer  hispaniolensis  imd  suchte  nun  ihre  Stand-  und 
Schlafplätze,  eventuell  Nester  zu  erkunden.  Ich  entdeckte  so  eine 
kleine  Kolonie  von  ihnen  in  dem  unweit  von  meinem  Hause  gelegenen 
Friedhofe,  wo  sie  auf  den  Cypressen  nisteten.  Nachdem  ich  sie  be- 
sonders schützte  und  fütterte,  hatte  ich  im  kommenden  Jahre  die  Ge- 
nugtuung, drei  Brautpaare  direkt  vor  meinem  l^enster  auf  einem 
Orangenbaum  beobachten  zu  können. 

56,  Coccothraustes  coccothraustes  (L.) 
Brutvogel.    Bis  400  m  brütet  er  zweimal,  im  Mai  und  Juni/Juli. 


*)  Neu  für  das  Gebiet.    D.  Herausg. 


122  Hptm.  F  Rohäfiek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro. 


57.  Sturnus  vulgaris  L. 

Ich  sah  als  große  Seltenheit  i.  j,  191 3  in  c-iiieni  für  Otus  scops 
ausgehängten  Kasten  ein  Paar  brüten.  Diesen  Nistkasten  hatte  ein 
mir  befreundeter  Herr  für  die  kleine  Kule  ausgehängt  und  war 
ebenso  überrascht  wie  ich,  denselben  plötzlich  von  einem  Starenpaar 
angenommen  zu  linden.  —  Indem  diese  im  folgenden  Jahre  aber 
ausblieben,  so  glaube  ich,  daß  es  sich  hier  nur  um  ein  auf  dem  Zug 
geschwächtes  oder  aus  sonstigen  Gründen  zum  Hierbleiben  gezwun- 
genes Paar  gehandelt  haben  mag. 

58.  Oriolus   oriolus    (L). 
Bis  300  m  nicht  gerade  seltener  Brutvogel. 

59.  Pyrrhocorax  graculus  (L.)        pyrrhocorax  auct. 

Nur  in  den  höheren  Lagen,  also  ab  H(x>  m,  in  Höhlen  meist  kolo- 
iiienweisc  nicht  zu  selten,  aber  auch  nur  zu  2 — 3  Paaren  beisammen 
brütend  gefunden. 

60.  Oarrulus  glandarius  (L). 
Ab  400  m  und  da  im  allgemeinen  selten. 

61.  Pica  pica  (L). 
Ich  fand  nur  einmal  ein  Gelege  zu  4  Stück.     Der  Horst  stand 
auf  einer  Buche  ca.    12  m  hoch,  fernab  von  allen  menschlichen  An- 
siedelungen, auf  ungefähr  1000  m  Seehöhe. 

62.  Colaeus  monedula   (L). 
Nachdem   ich  sie  im  Sommer  erlegte  und  beobachtete,  so   ver- 
mute ich  sie  als  sehr  raren  Brutvogel. 

63.  Corvus  cornix  L. 

J'".rst  um  1000  m  stellenweise  nicht  seltener  Brutvogel. 

64.  Corvus  corax    L. 

Ich  sah  ihn  horsten  kaum  20  m  über  der  Brandung  im  Fels  der 
Steilküste  bis  hinauf  zu  den  wetterzerzausten  Buchen  der  höchsten 
Bergspitzen  und  doch  sind  die  der  tieferen  Lagen  so  ganz  grundver- 
schieden in  ihrem  ganzen  Benehmen  gegen  den  einsamen,  unver- 
träglichen Bewohner  der  Höhen :  denn,  wie  schon  angedeutet,  duldet 
der  Kolkrabe  des  Hochlandes  nie  und  nimmer  das  Kindringen  eines 
anderen  seiner  .\rt,  während  der  in  den  tieferen  Lagen  zu  allen 
Zeiten,  wenn  .-UH-h  zufällig  allein   oder  i^aarweise     heute,     so     doch 


Hptm.  F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro.  l23 


i^clsnii  lUurgen  wieder  mit  20 — 30  Seinesgleichen  ohne  Zank  und 
Hader  l'elder  und  W'eidegründe  oder  den  Seestrand  u.  dgl.  nacli 
l'"ntter  absucht. 

65.  Lanius  Senator  L. 

Derzeit  immer  seltener  werdender  I^rutvogel,  den  eben 

66.  Lanius   collurio  L. 

immer  mehr  unil  melir  verdrängt,  um  selbst  au  Zahl  zuzunehmen.  .Sij 
brüteten  an  mehreren  mir  bekannten  Stellen  noch  im  Jahre  1908  nur 
Senator,  aber  schon  im  Jahre  1910  beobachtete  ich  ein  merkliches 
Schwinden  desselben  und  ein  \'ordringen  des  collurio.  bis  1913  an 
keinen  dieser  Stellen  mehr  der  erstgenannte  anzutretifen  war,  sondern 
eben  nur  collurio.  der  den  .'icimtor  es  nur  mehr  gönnt,  sehr  selten 
und  in  weit  von  einander  getrennten   Paaren  zu  brüten. 

67.  Lanius  minor  Gm. 

Nur  einmal  ein  (ielege  von  ihm  gefunden,  auch  sonst  fast  nie 
beobachtet. 

68.  Muscicapa  grisola  L. 
In  allen  Lagen  und  an  manchen  Stellen  gemeiner  Brutvogel. 

69.  Hirundo  rustica  L. 

Dort,  wo  sie  geeignete  Gebäude  zur  Anlage  ihres  Nestes  iimlet. 
gerade  auch  nicht  zu  häufig. 

Kannte  zwei  Ortschaften,  wo  ich  die  rotbäuchige,  an  savignü 
erinnernde  Varietät  nicht  selten  brütend  antraf. 

70.  Hirundo  rufula  Temm. 

Beobachtete  im  Jahre  igte  durch  den  ganzen  Juni  und  Juli  fast 
täglich  ein  Pärchen  und  vermute  dieshalb,  daß  sie  denn  doch,  wenn 
auch  selten,  in  der  Zone  der  Strand felsen  nisten. 

71.  Chelldonaria  urbica  (L.) 

Ist  die  häufigste  Schwalbe  und  geht  auch  bedeutend  höher  ins 
Gebirge  als  H.  rustica.  Diese  fand  ich  an  der  Seeküste  an  aufgelas- 
senen Kalköfcn  brüten. 

72.  Riparia  rupestrls  (Scop.) 

Ohwijhl  sie  hier  nicht  gerade  selten  auftritt,  so  habe  ich  denn 
doch  nur  zweimal  ihr  Brüten  mit  Sicherheit  feststellen  können.  In 
beiden   Fällen   waren  es  nur  wenige,    drei   bis   vier  l^aare,   die   ihre 


124  Hptm.  F.  Rohäcek :  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro. 

Nester  so  angebracht  hatten,  daß  es  ein  Ding  der  Unmöglichkeit  war, 
sie  zu  erreichen. 

73.  Apus  apus  (L.) 
Dieser  von  mir  liier  nur  in  der  nächsten  Nähe  der  Küste  mit 
\'orliebe  brütend  angetroffene  \  ogel  scheint  im  Zunehmen  begriffen 
zu  sein,  denn  ich  fand  mehrere  Orte,  die  früher  nur  vcm  Sperlingen  be- 
setzt gehalten  wurden  oder  gänzlich  unbenutzt  standen,  plötzlich  von 
ihm  besetzt  vor.  \'ielleicht  mag  dieses  Vordringen  der  Grund 
des  gänzlichen  Wjschwindens  als  Brutvogel  des  früher  hier  an 
mehreren  Stellen  brütenden  Apus  iiwlba  sein ;  denn  mir  ist  kein  Ort 
mehr  bekannt,  den  ich  mit  .Sicherheit  als  Brutort  für  ihn  angeben 
könnte. 

74.  Apus  murinus  (Br.) 

Ich  kenne  nur  drei  Höhlen  an  der  Seekü.ste.  in  denen  sie  mit 
Afius  iipits  gemeinsam,  aber  nicht  bunt  durcheinander,  sondern  immer 
nehrtre  Pärchen  derselben  Gattung  enger  beisammen,  nisten,  ergo 
nicht,  wie  Hartert  für  Spanien  angibt,  in  getrennten  Flügen 
leben,  wo  sie  sich  doch  beim  Brüten  noch  mehr  absondern  müßten. 
Des  weiteren  habe  ich  sie  bei  ihren  bekannten  Neckereien  und  l-'lug- 
spielen  sowohl  wie  beim  ordnungsmäßigen  Insektenfang  gemeinsam 
miteinander  angetroffen  und  schoß  derer  auch  weitab  von  ihren  Brut- 
kolonien aus  Flügen  von  .Ipiis  apus.  —  Im  allgemeinen  kommt 
unirinus  allerdings  früher  an  als  Apus  apus  und  zieht  auch  bedeu- 
tend .-])äter  ab.  .'^o  fand  ich  in  den  Kolonien  am  20.  August  noch 
nicht  flügge  Junge  vor,  während  der  schwarze  Segler  schon  längst 
mit  seinen  Jungen  weis  wo  herumzigeunerf.  —  Am  13.  Sept.  waren 
die  Kolonien  noch  immer  von  einzelnen  S';iicken  des  A.  a.  muriuus 
besetz-t. 

75.  Caprimulgus  europaeus  L. 

üb  es  sich  hiebei  nicht  etwa  um  C.  eur.  nieridionalis  Harten 
gehandelt  iiai.  ka'm  ich  nicht  angeben,  da  ich  nur  ein  Gelege  fand, 
ohne  den  Vogel    selbst  damals  genauer  bestimmen  zu  können. 

Merops  apiaster  L. 

der  seinerzeit  in  der  Zupa  brütete,  hat  seine  Brutkolonie  ver- 
lassen. 

76.  Alcedo  ispida  L. 
Ein  Gelege  zu  finden,  gelang  mir  gar  nicht,  da  ich  aber  den  Eis- 
vogel auch  des  Sommers  über  und  zwar  vornehmlich  an  der  Küste 


Hptm.  F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro.  125 

gegen  die  offene  See  beobachtete,  so  liake  ich  ihn  für  einen  sehenen 
Brutvogel. 

77.  Cuculus   canorus   L. 

Als  Brutvogel  nach  seiner  .Vii  in  allen  Lagen  anzutreffen,  war 
und  ist  er  einer  jener  ^  ögel,  die  mein  stetes  Interesse  waciizuhalten 
vermögen  und  dennoch  bin  ich  derzeit  nicht  in  der  Lage,  mit  einem 
halbwegs  abschließenden  Urteil  über  ihn  mit  mir  fertig  zu  werden. 
Denn  die  in  der  Bocche  durch  die  Bodenkonfiguralion  und  der  sie 
bedeckenden  \'egetation  gegebenen  Gegensätze  und  Übergänge  be- 
dingen in  dem  Betragen  und  der  Lebensweise  ein  und  derselben 
Gattung  manchmal  große  A'erschiedenhciten,  wie  ich  ein  Beispiel  be- 
reits beim  Kolkraben  gab. 

Mein  seinerzeitiger  Artikel  im  ,,Ornith.  Jahrbuch",  Jahrgang 
XX\'II,  p.  134,  behält  seine  Richtigkeit  nur  für  jene  Gebiete  bei,  wo 
üppigste  Vegetation  in  entsprechender  Gruppierung  den  Kleinvögeln 
und  speziell  den  Sylviden  ein  masscnliaftcs  \orkommen  und  gutes 
Gedeihen  zusichert  und  wieder  ganz  anderen  \"erhältnissen  sieht  sich 
der  Kuckuck  in  den  felsigen,  wenig  Plianzenwuchs  aufweisenden 
und  daher  nur  spärlich  von  der  \  ogelwclt  besetzten  (jebieten  des 
Hochkarstes  gegenübergestellt. 

Zwar  habe  ich  genug  diesbezügliches  Material  gesammelt,  das 
zu  behandeln  ein  Kapitel  für  sich  bedeuten  würde.  Dabei  wäre  un- 
bedingt notwendig,  so  dieses  Anspruch  auf  Wert  machen  wollte, 
genauere  Daten  über  alles,  so  auch  über  die  Zieheltern  des  hierortigen 
Kuckucks  zu  geben,  was  mir  aber  derzeit  der  A'erhältniss  wegen, 
unmöglich  ist.  Vm  mir  letztere  l-'ragen  leichter  zu  gestalten, 
erkor  ich  mir  seinerzeit  einige  hoffnungserweckende  Burschen,  die 
ich,  so  sie  mir  nur  etwas  halbwegs  Brauchbares  überbrachten,  gut 
lielohnte ;  doch,  weh',  die  Geister,  die  ich  rief,  ward  ich  nun  nicht 
los,  denn  von  allen  Ecken  her  erhielt  ich  gegen  Tabak,  Schnaps  und 
Geld,  was  nur  mit  einem  \'ogelei  eine  entfernte  Ähnlichkeit  besaß 
und  hatte  damals  eben  Mühe  geiuig,  all'  dies  nur  zu  präparieren  und 
für  eine  spätere  Bearbeitung  so  zu  verstauen,  daß  nacliher  noch 
etwas  Vernünftiges  aus  dem  Wust  zu  stampfen  wäre. 

Für  heute  mag  somit  genügen,  daß  ich  den  Kuckuck  noch  über- 
all antraf,  wo  Kleinvögel  brüten,  vom  ruppigsten  Bosko  an  bis 
hinauf  zur  trostlosesten   Felswildnis. 

78.  Jynx  torquilla  L. 

Bis  500  m  sparsamer  Brutvogel. 


i26  Hptm.  F.  Rohääek:  Übersicht  über  die  Brutvögel  derBocchedi  Cattaro. 


79.  Dryocopus  inartius  (L). 

Traf  ilm  nur  um  und  über  iooo  m  als  raren  Brutvügel. 

80.  Dendrocopus  leucotos  lilfordi    (Seh.  u.  Dr.) 
Der  am  häufigsten  von  mir  hier  brütend  gefundene  Speclit,  auch 
nur  den  Iidhcn  Lagen  um  und  ülx-r   irxio  ni  angehörend. 

81.  Dendrocopus  major  (L.) 
82.  Dendrocopus  medius  (L.) 
Beide,  ebenfalls  nur  den  höchsten   J^agen  angehörend.   Ich   bin 
der  .\nsicht,  daß  medius  ungleich  hänfiger  zu  finden  sei  als  major. 

Dendrocopus  minor  (L.) 
JCrlangte  einmal  ein  Stück  in  400  m  Sechöhe  im  Sommer  in 
einem  Edelkastanienwäldchen ;  es  war  ein  rf.  Möglich,  daß  dieser 
leicht  zu  übersehende  \'ogel  in  den  tieferen,  mehr  ebenen  Hainen 
und  Wäldchen  denn  doch  noch  als  Brutvogel  aufgefunden  werden 
könnte. 

83.  Picus  viridis  L. 

TCbenfalls  nur  den  Schichten  um  und  über  1000  m  angehörend, 
traf  ich  ihn  an  der  einen  Stelle  gerade  nicht  zu  selten,  um  ihn  an 
einer  anderen  gänzlich   zu  vermissen. 

84.  Athene  noctua  (Scop.) 
]?rutvogel  für  alle  ]..agtn,  freilich  in  den  tieferen,  weil  an  Nah- 
rung reicher,  am  meisten.  Bemerken   will  ich,   daß   ich      iixemplare 
schoß  imd  andere  sicher  beobachtete,  die  ich  für  A.  it.  glaiix  anspreche. 

85.  Bubo  bubo  (L.) 

Brutvogel  so  ziemlich  in  allen  ihm  zusagenden  Orten,  wenn- 
gleich schon  selten  und  immer  weniger  werdend.  —  Ich  selbst  sah 
noch  einen  Horst  mit  4  und  mein  Bruder  einen  mit  3  Dunenvögeln. 

86.  Otus  scops  (L.) 

Die  gemeinste  Eule  der  Niederungen,  habe  ich  sie  aber  stellen- 
weise noch  bis  1000  m  brütend  gefunden. 

\'on  meinem  l-lruder  erhielt  ich  aus  Krtale  \  ögel,  die  ich  für 
O.  s.  graeca  Tschusi  halten  möchte. 

Die  \'ulturidae  übergehe  ich  hier  mit  der  Begründung,  daß  es 
mir  nicht  gelang,  sie  als  Brutvögel  zu  konstatieren. 

Was  man  mir  als  junge  Geier  überbrachte  oder  mir  als  deren 


I 


Hptm.  F.  Rohäcek:  Obersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Cattaro.  127 


Horste  zeigte,   war   alles  aiiderc,    wobei   man  sich   aber   unter  alles 
andere  sehr  viel  denken  muß,  nur  keines  der  Gesuchten. 

87.  Aquila  chrysaetus    (L.) 
Nachdem  mir  zwei  besetzte  Horste  bekanm  waren,   Brutvogel. 

88.  Buteo  buteo  (L.) 
In  wenigen  l'aaren  in  allen  Lagen  brütend. 

89.  Falco  peregrinus  [Tunst. 
Ich  konnte  nur  einen  besetzten    Horst  oberhalb   Crahovae  auf- 
finden. 

90.  Cerchneis  naumanni  (Fleisch). 

In  allen  Lagen  in  wenigen  Paaren. 

91.  Cerchneis  tinnunculus  (L.) 
Noch  seltener  als  nauinaiini.    Die  Gelege  meiner  Sammlung  fand 
ich  nur  auf  Felswänden  oder  Bäumen. 

92.  Astur  palumbarius  (L.) 

Nur  einmal  einen  Horst  n-it  nur  einem  Nestvogel  in  looo  m 
Höhe  auf  einer  Buche,  ca.  i2  m  hoch,  gefunden. 

93.  Astur  brevipes  Severz. 

Nur  in  den  Hainen  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  größeren 
ebenen  Niederungen  der  tiefsten  Schichten  und  nur,  wenn  er  dort 
keinen  entsprechenden  Horstbaum  findet,  höchstens  300  m  hoch  ins 
Berglad   hinaufziehend. 

94.  Accipiter  nisus  (L.) 

Fand  ihn  schon  auf  400  m  horstend.  Sonst  am  meisten  noch  in 
den  hohen  und  höchsten  Lagen,  ohne  dabei  gerade  zu  häufig  zu  sein. 

95.  Turtur  turtur  (L.) 
Diese  Taube  dürfte,  weil  im  Sommer  sehr  versteckt  lebend,  hier 
häufiger  brüten  als  man  anzunehmen  geneigt  wäre ;  denn  ich  fand 
einst  ein  Nest  in  der  nächsten  Nähe  meiner  Wohnung,  ohne  je  das 
Girren  des  .rj  vernommen,  noch  beide  \'ögel  vorher  dort  zu  Gesicht 
bekommen  zu  haben. 

96.  Columba  Hvia   Briß. 

Immer  seltener  werdender  Brutvogel.  —  Nicht  zu  selten  fand 
ich  nur  i  oder  bis  3  Paare  allehi  brütend  vor,  freilich  auch  noch  gut 
besetzte  Kolonien  mit  30  und  mehr  Paaren. 

9* 


128  Hptm.  F.  Rohäcek :  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche  di  Catiaro. 


97.  Caccabis  saxatilis  graeca  (Briß.) 
Nenne  ich  absichtlich  nur  graeca"^'),  weil  alle  Gelege,  die  ich  unter- 
suchen kcinnte,  typische  i^raectr')  waren  u.  mir  keines  vom  Typus  des 
Alpensteinhuhns  unicrkani;  doch  lasse  ich  die  Möglichkeit  offen,  dab 
auch  noch  Caccabis  sasatilis  hier  aufgefunden  würde  und  so  die 
Übergangsgrenze  Ijestininit  wäre.  —  im  üljrigen  will  ich  eine  diesLe- 
züglichc  Beobachtung  hier  einschalten :  Als  mir  einst  ein  stark  ange 
brütetes  Gelege  gebracht  wurde  und  ich  mir,  um  es  nicht  nutzlos 
vernichtet  zu  wissen,  nicht  anders  helfen  konnte,  als  die  Eier  durch 
Mazerieren  zu  entleeren,  weil  kein  Amoniak  noch  Salmiak  aufzutrei- 
ben war,  sie  ergo  durch  drei  Tage  im  Wasser  liegen  lassen  mußte,  be- 
obachtete ich,  daß  die  bis  datto  fast  reinvveißen  Eier  plötzlich  ganz 
die  Zeiclniung  der  Alpensteinhuhncier  annahmen.  Nach  vollendeter 
Präparation,  also  vollkommener  Austrocknung,  verschwand  die 
Eleckung  wieder  bis  zum  normalen  graeca-Typus.  —  üb  dies  auch 
bei  schon  längerer  Zeit  in  Sammlungen  erliegenden  oder  nur  bei 
frischen  Stücken  gelingt,  endlich  in  der  Natur  draußen  bei  naßcm 
^\'etter  zur  Brutzeit  sich  ebenfalls  ereignet  und  so  Anlaß  zu  Irrun- 
gen gibt,  kann  ich  derzeit  nicht  feststellen. 

98.  Coturnix  coturnix  (L.) 
Nach  dem  Ruf  des  q"  zu  schließen,  eigentlich  an  für  \V^achtebi 
geeigneten  Stellen  nicht  selten.     Ich  erhielt  3  Gelege. 

99.  Ardea  cinerea   L. 

Im  Jahre  1913  teilte  man  mir  mit,  daß  ein  l'aar  des  grauen 
Reihers  an  einen  hohen  Strandfelsen  gegen  die  offene  See  horstend 
und  auch  Junge  erbrütend  aufgefunden  worden  sei.  Ich  selbst 
konnte  mich  von  der  Richtigkeit  hievon  persönlich  leider  nicht  über- 
zeugen, doch  waren  mir  die  Angaben  dessen,  der  sie  mir  zukommen 
ließ,  von  früher  her  stets  als  verläßlich  bekannt. 

100.  Ortygometra  porzana  (L.) 

\"ün  dieser,  sonst  nur  am  Zug  hier  anzutreffenden  Halle  über- 
brachte mir  mein  Hund  am  10.  7.  ujii  in  der  Sutorina  ein  kaum 
flügges,  nicht  etwa  in  Mauser  befindliches  Stück  und  einige  Tage 
später  noch  zwei,  so  daß  es  sich  doch  tun  ein  ausnaJnnsweiscs  Brüten 
geliandclt  hat. 

101.  Tringoides  hypoleucus   (L.) 

Am  28.  Juni  191 1,  als  ich  die  Küste  gegen  die  ofTene  See  ent- 
lang fnlir  inid  dabei  meinen  Hund  das  Ufer  absuchen  ließ,  trieb  dieser 


i 


Hptm.  F.  Rohäcek:  Übersicht  über  die  Biutvögel  der  BocchediCatfaro.  129 

drei  noch  nicht  fiiie;ljare  Juiigvögel  in  die  See,  die  so  gut  tauchen 
konnten,  gleichsam  unter  Wasser  fliegend,  daß  es  dem  Hund 
viel  Mühe  kostete,  endlich  eines  zu  fangen.  —  Somit  nehme  ich  an, 
daß  jene  Vögel,  die  man  in  wenigen  Exemplaren  noch  am  häufigsten 
an  den  Küsten  gegen  die  offene  See  im  Sommer  beobachten  kann, 
hierorts   auch   brüten. 

102.  Anas  crecca  L. 

Diese  Ente  fand  ich  im  Mai  1013  unter  einem  Holzstoß  in  der 
Zupa  brätend  an.  Meiner  Ansicht  dürfte  dies  ein  angebleites  Stück 
gewesen  sein,  dem  sich  ein  zweites,  ebenfalls  am  Abzüge  verhin- 
dertes, zugesellte,  denn  sonst  habe  ich  vor  und  nachher  nie  dergleichen 
mehr  hier  beobachtet. 

103.  Larus  cachinnans  Fall. 

Um  eine  geringfügige  Bootreparatur  anläßlich  eines  nächtlichen 
Langusten fanges  in  den  ersten  Junitagen  1910  zu  beheben,  ging  ich 
an  einen  Felsvorsprung  an  der  Steijküste  gegen  die  offene  See  an 
Land,  was  mein  Hund  zu  einer  Untersuchung  des  steilen  Küsten- 
felsens benützte  und  dabei  ein  Paar  Silbermöven,  wie  ich  zuerst 
glaubte,  vcn  ihren  Schlafplätzen  scheuchte.  Nachdem  diese  abei^ 
nach  ihm  stießen  und  keine  .^cheu  vor  den  Leuten  zeigten,  bequemte 
ich  mich  ebenfalls  hinauf  und  fand  zwei  schon  ziemlich  erwachsene 
Jung^ögel.  —  Damals  war  ich  der  Ansicht,  daß  genannte  Möve 
öfter  an  der  Steilküste  brüte.  Später,  als  ich  so  ziemlich  genau  die 
gesamte  Küste  kennen  gelernt  hatte  und  keine  weitere  derartige 
Beobachtung  mehr  machte  und  diesbezügliches  auch  nicht  erfragen 
konnte,  mußte  ich  meine  Ansicht  dahin  ändern,  daß  es  sich  nur  um 
ein  ausnahmsweises  Brüten  gehandelt  haben  mag. 

Somit  hal)e  ich  versucht,  in  Kürze  die  in  der  Bocchc  di  Cattaro 
und  dem  angrenzenden  Gebiete  als  dort  brütend  konstatierten  Vögel 
zu  nennen  und  entnahm  die  diesbezüglichen  Daten  den  Vormer- 
kungen aus  meinem  ornithologischen  Handbuche,  welches  ich  jetzt 
gerade  bei  mir  führe  und  von  früher  her  noch  besitze. 

Wäre  es  mir  möglich,  derzeit  mein  gesamtes  ^Taterial  zur  Hand 
zu  haben,  so  würde  ich  es  nicht  unterlassen,  genauere  Daten  zu 
geben. 


130  Hauptmann  Franz  Rohäcek:  Zur  Biologie  d.  Sitta  neumayer. 


Beiträge  zur  Biologie  der  Sitta  iicümayer  Mich. 

\'on  Hauptmann  Franz  Rohäcek. 

Dort,  wo  es  dem  Karst  gefällt,  m  seiner  ganzen  trostlosen  Wild- 
licit  zu  trotzen,  dort,  wo  nur  weißer  Kalkfels,  von  Sonnengluten  zer- 
l)or.sien,  von  Kcgengüssen  zernagt  und  zerfressen  das  Auge  blendet 
im  I.iclit  der  Mittagsonne;  wo  tot  und  erstorben  erscheint  alles 
i,c-btn  in  (:fcr  tollen  Fclswildnis.  wo  nichts  sich  regt  als  flMmiemd 
die  Luft  über  zerfetzte  Felsgrate  und  kein  Laut  vernehmbar  als  da.- 
Siinmun  des  durciiglühlen  Gesteins;  dort  erschallt  plötzlich  heraus 
das  höhnische,  weithintönende,  langgezogene  Gelächter  der  l'elsen- 
spechtmeise. 

Damit  soll  aber  nicht  gesagt  sein,  daß  nur  der  wildeste,  an 
\^egetation  ärmste  Karst  sein  einzig  bevorzugter  Aufenthalt  sei. 
sondern  nur,  daß  selbst  dort,  wo  kein  anderer  \'ogel  mehr  es  wagen 
würde,  sein,  Nest  zu  bauen  Si!ta  iiciiuiaycr  noch  alles  zu  finden 
wisse,  was  ihr  nötig;  denn  man  trifft  sie  auch  in  viel  wirt- 
licheren Gegenden  wie  zum  Beispiel  dort,  wo  üppigste  \'egetation 
in  zäher  Ausdauer  gegen  ein  \'ordringen  des  kahlen  Gesteins  an- 
kämpft, wo  neben  schrofTen  Wänden  uralte  Buchen  oder  Eichen 
stehen  mitten  zwischen  einem  Gewirr  von  ungeheuren  Blöcken  und 
Schlin.g})fianzen.  Dann  mag  es  nicht  zu  selten  vorkommen,  daß  an 
.solchen  .^teilen  beide  Spechtmeisen  vertreten  sind  und  hin  und 
wieder  ihre  Rollen  vertauschen  und  die  Baumspechtmeise  die  Spalten 
und  Ritze  der  Felsen  durchschlüpft,  während  die  Felsenspechtmeise 
zur  Abwechslung  ebenso  geschickt  an  den  untersten,  bemoosten 
Teilen  der  alten  Bäume  klettert  oder  beide  am  Boden  nach  Futter 
suchen. 

Und  sprach  ich  früher  vom  Brutgebiet  der  neiiniayer  so 
u  ill  ich  es  jetzt  in  Standgebiet  ändern,  denn  ich  traf  die  Brutvögel 
selbst  noch  auf  Höhen  ülier  1400  m  überwinternd  an  und  nur  aus- 
nahmsweise mag  es  gewesen  sein,  claß  die  \'ögel  ihr  Revier  ver- 
ließen, wenn  übergroßer  Schneefall  alles  überdeckte  und  auch  dann 
war  ihre  Abwesenheit  nur  so  lange,  bis  wieder  gün.stigere  Witte- 
rung eintrat.  —  Somit  gilt  für  ein  gepaartes  Paar  der  Sitta 
ncitiiiaycri,  daß  sie,  solange  sie  nicht  gewalt.sam  voneinander  ge- 
trennt werden.  Sommer  und  Winter  durch  Jahre  hindurch  immer 
im  gewählten  Standgebiete  anzutreffen  sein  werden  und  in  der 
Regel  sind  es  nur  die  Jimgvögel  oder  allein  gewordene  Paarvögel, 
die  im   Herbst  herumziehend   angetroffen   werden.   — 


i 


Hauptmann  Franz  Rohäcek :  Zur  Biologie   der  Sitta  neumayer.        131 

Wie  groß  nun  das  Standrevier  eines  Pärchens  ist?  —  Auf 
500  ni  im  Umkreise  stieß  icli  nur  selten  auf  deren  zwei  und  nur 
einmal  auf  drei  Brutpaare  und  habe  deren  samt  Nest  wohl  mehr 
als  50  entdeckt.  Ich  traf  sie  ihr  Nest  bauend  nur  in  Felsspallen. 
die  gegen  Regen  und  abfließendes  Wasser,  wie,  war  egal,  geschützt 
waren,  nie  aber  so  ihren  Bau  anbringend,  daß  das  Wasser  ihm  hätte 
schaden  können :  denn  so  solid  der  Bau  auch  ausgeführt  wurde,  ein 
mehrtägiger  Regen  würde  ihn  vollends  erweichen  und  abstürzen 
lassen. 

Ich  fand  Nester  in  kaum  50  cm  Höhe,  wo  dichter  Adier- 
farn  sie  überragte  bis  zu  50  cm  hoch  oben  am  Fels,  bald  von  über- 
längendem  Gesträuch  verdeckt,  bald  frei  und  weithin  sichtbar  oder 
auch  im  Halbdunkel  an  den  Rändern  jener  abgrundtiefen,  brunnen- 
artigen Löcher  im  Karst,  die  Felscntauben  und  Alpendohlen  zu 
ihren  Brutstätten  wählen,  kurz  überall  dort,  wo,  wie  schon  erwähnt, 
sich  ein  Felsspalt  findet,  der  von  oben  durch  ein  Gesimse  oder 
vortretenden  Block  oder  vielleicht,  weil  selbst  überhängend,  es  gegen 
Wasser  zu  schützen  im  Stande  ist. 

Ist  eine  solche  ihr  zusagende  Stelle  gefunden,  so  be- 
ginnt sie  damit,  Flügel-  und  Schwanzfedern  vom  Steinhuhn,  der 
Alpendohle  oder  vom  Kolkraben  etc.,  oder  so  sie  es  haben  kann, 
schließlich  auch  vom  Haushuhn  mit  dem  Schnabel  in  die  Felsritzen 
dort  einzuzwängen,  wo  sie  den  Bau  an  die  Wand  setzen  wül.  1)  Ist 
der  Felsspalt  80  bis  100  cm  lang,  so  verbaut  sie  ihn  beiderseits,  so 
weit,  innen  dadurch  rechts  und  links  einen  Gang  schaffend,  bis  sie 
in  der  Mitte  den  20 — 25  cm  im  Üurchm.esser  haltenden,  halbkugel- 
oder  kugelförmigen  Vorbau,  das  eigentliche  Nest,  beginnen  kann, 
dem  sie  dann  in  der  Mitte  noch  eine  Einflugröhre  von  5 — 10  cm, 
etwas   nach  abwärts  geneigt,  ansetzt. 

Die  Wandstärken  und  das  verwendete  Material  zum  Bau  sind 
nicht  überall  gleich;  so  ist  der  Bau  dort,  wo  er  an  den  Fels  ange- 
klebt v\-ird,  5 — 8  cm  dick,  um  beim  Flugloch  kaum  i  cm  zu  betragen, 
an  erster  Stelle  meist  aus  gröberen,  an  letzterer  aus  feinstem  Ma- 
terial und  innen  durch  das  Ein-  und  Ausschlüpfen  wie  poliert.  Ge- 
baut wird  dieser  für  einen  kleinen  Vogel  manchmal  ganz  unge- 
heuere Bau  hauptsächlichst  aus  einer  lehmigen  Erde  (hier  meist 
Fetten)  vermengt  mit  Steinchen  bis  zur  Haselnußgröße,  bald  mehr, 

1)  Nun  hatte  icli  erneut  Gelegenheit,  ca.  15  Nester  zu  untersuchen,  bei 
denen  keine'  Federn  in  der  wie  oben  angegebenen  Art  zur  Verwendung 
gebracht  wurden. 


132       Hauptmann  Franz  Rohäcek:  Zur  Biologie  der  Sitta  neumayer. 

bald  weniger  Federn,  die  fast  ausscliließlich  dem  Kleingefieder 
diverser  Kleinvögel  entstammen,  dann  etwas  Schaf-  und  Ziegen- 
liaaren,  Sclincckengeliäuscn,  Flügel  von  Käfern  und  Schmetter- 
lingen, sowie  Spuren  von  Moos  und  Gras,  wie  zufällig  mitgenommen. 
Einmal  fand  ich  einen  Dopi)clbau.  der  mit  einer  ca.  60  cm 
langen  Röhre,  entstanden  durch  die  \'ermauerung  der  Felsspalte, 
verbunden  war  und  ein  andermal,  als  ich  so  ein  Nest  zwecks'Ent- 
nahme  des  Geleges  abnehmen  mußte,  baute  der  Vogel  an  derselben 
Stelle  ein  neues  binnen  5  Tagen  fertig,  dem  er  soviel  Flügel 
eines  Nachtschmetterlings  (  \'onlerflügel :  schwarz-rot,  Hinterflügel : 
schwarz-gelb)  beimengte,  daß  sein  Nest  hievon  fast  vollständig 
verdeckt  war  und  eher  einen  großen  Hallen  aus  schon  genannten 
Schmetterlingen  als  einem  Felsenkleibernest  glich.  — 

Das  Material  zum  Nestbau  nuiß  dieser  \"ogel  im  trockenen 
Karst  meist  sehr  weit  herbeisch1ep]ien  oder  aus  feuchten 
Felsspalten  und  -löchern  herausholen.  Ich  vemiute,  da 
ich  viele  nur  sehr  früh  morgens  arbeitend  antraf,  daß  sie  auch  tau- 
feuchtes Material  hiezu  verwenden.  Tm  übrigen  müssen  sie  es  auch 
mit  ihrem  Speichel  vermischen,  denn  luu-  aus  feuchtem  Lehm  oder 
dergl.  könnte  es  doch  nimmei'  eine  Sf)lche  Festigkeit  erreichen,  daß 
es  mir  manchmal  schwer  fiel,  es  mit  der  Hand  zu  zerbrechen  und 
dies  halb,  zumal  wenn  das  Gelege  tief  rückwärts  lag  und  ich  alles 
ausbrechen  mußte,  .m  manche  gute  Messerklinge  nicht  mehr  ganz 
heil  wegkam.  —  Doch  gibt  es  noch  eine  andere  Möglichkeit.  Eben 
möglich,  daß  jenes  feuchte  lehmartige  Material  mit  dem  von  der 
Sonne  ausgeglühten  Kalksteinchen,  zumal  wenn  es  nachher  hin  und 
wieder  dann  doch  mit  Wasser  wieder  benetzt  wird,  endlich  und 
schließlich  zementartig  abbindet,  denn  je  älter  ein  solches  Nest, 
desto  härter  imd  widerstandsfähiger  fand  ich  es  vor. 

In  diesem  Bau  fand  ich  innen  i/^.  bei  alten  Nestern 
bis  das  Dreifache  an  Gewöllen  von  Raubvögeln,  meist  wohl  vom 
Bussard  als  Unterlage  für  das  Gelege  und  die  folgenden  Jungvögel, 
und  bei  54  untersuchten  Nestern  nur  7  mit  Schafwollflocken,  Hühner- 
federn  und  lladem.  —  diese  waren  aber  alle  in  der  unmittelbaren 
Nähe  von  liewohnten  Orten.  Dieses  Gewölle  ist.  solange  das  Gelege 
noch  nicht  vollzählig,  wirr  durcheinander,  denn  das  Q  bedeckt  nach 
dem  Legen  die  Eier  damit.  Erst  beim  Brüten  wird  es  wie  eine 
Tenne  eben  getreten  und  meist  direkt  vor  dem  lunflugsohr  fand  ich 
in  einer  schön  ausgerundeten  fluide  das  Gelege.  —  \"on  diesem  Ge- 


i 


Hauptmann  Franz  Rohäcek:    Zur  Biologie  der  Sitta  neumayer.        133 


i 


wolle  bekommen  die  Eier  bei  längerem  Regenwetter,  wo  wohl  die 
\  ögel.  am  meisten  das  das  Q  fütternde  q'  l'euchtigkvit 
eintragen,  schwärzliche,  verschwommene  Flecke  oder  Ammercier- 
artige  Zeichnungen,  die  sich  selbst  mit  heißem  Wasser  manchmal 
nur  unvollkommen  entfernen  lassen. 

Die  Gelege  fand  ich  vollzählig  und  noch  nicht  angebrütet  im 
Mittel : 

o  m  bis  800  m  Seehöhe  gegen  25.  April  bis  5.  Mai, 
800  „     „   1200  ,,         ,,         um  den   15.  Mai  und  ab 
1200  ,,  .,         ab  25.    bis  Ende  Mai.  — 

Nachgele^e  fand  ich  bis  ins  erste  Drittel  Juli. 

Die  vollzähligen  Gelege  betrugen  8,  am  häufigsten  10,  sehr 
selten   II  und  nur  einmal  12  Stück  Eier. 

Gebe  folgende  gedrängte  Beschreibung"  von  60  Stück  von  mir 
untersuchten  und  gemessenen  Eiern : 

Fast  immer  gestreckte  Form,  das  sicherste  Erkennungszeichen. 
Meist  glänzend,  doch  auch  matt,  dies  sehr  selten.  —  Grundfarbe 
reines  Weiß.  —  Fleckung,  sehr  selten  ohne,  also  dann  reinweiß, 
meist  wenig  gefleckt,  so  die  Mehrzahl,  manchmal  aber  auch  stark 
gefleckt.  Fleckung  aber  immer  um  den  stärkeren  Pol  gehäuft  ge- 
funden. —  Flecken  entweder  fein  wie  Nadelstiche,  doch  auch,  wenn- 
gleich seltener,  Hirsekorngröße  erreichend.  Rand  der  Flecke  ent- 
^^"eder  scharf  und  intensiv,  gegen  die  Mitte  zu  lichter  werdend  oder 
auch  verwaschen,  bald  aussehend,  als  ob  die  Farbe  mit  einem  Pinsei 
aufgetragen  und  nachher  wieder  verwaschen  worden  wäre,  ein 
andermal,  als  wäre  sie  mit  einem  sehr  trockenen  Pinsel  aufgesetzt 
worden  oder  endlich,  als  würde  man  die  Flecken  mit  sehr  verdünn- 
ter Farbe  in  kleinen  Tropfen  aufgetragen  und  nachher  eintrocknen 
gelassen  haben,  sodaß  der  Rand  der  Flecken  stärker,  die  Mitte  nach- 
her lichter  wurde.  —  Die  Farbe  der  Flecken  ist  vergleichbar  mit 
gebranntem  Lehm  bis  zu  nassem  Eisenrost.  Schnörkel  und  Züge  nie 
gefunden,  wie  Rev  angibt,  dagegen  sehr  selten  wie  Nadelstiche  klein 
ein  oder  zwei  Punkte  von  violetter  Farbe  pro  Ei.  —  Schale  nicht  zu 
selten  am  spitzen,  noch  seltener  am  stumpfen  oder  an  beiden  Polen 
rauh  und  gekörnt.  —  Im  frischen  Zustande  mit  schön  orangerotem 
Hauch  auf  einem  warmen  Weiß,  weil  der  tiefdunkle  rote  Dotter  und 
vielleicht  auch  das  Eiweiß  durchschimmern :  denn  nach  dem  .aus- 
blasen werden  sie  sofort  porzellanweiß,  ebenso  die  schon  angebrüte- 
ten Eier.  —  60  von  mir  gemessene  Eier  geben  : 


134       Hauptmann  Franz  Rohäcek :  Zur  Biologie  der  Sitta  neumayer. 


Max.:  25:17;  23:i7'5  mm, 

Mittel :  23'!  :i6'i  mm, 

Min. :  21  :i6  mm. 

Dopphöhe,  (iewiclit  und  Korn  kann  ich,  weil  meine  Instrumente 
nicht  zur  Hand,  nicht  angeben  und  werde  dies,  wenn  erwünscht, 
später  nachholen. 

Die  Brütezeit  dauert  14 — 15  Tage,  wobei  das  9  ^^s  Xest  an- 
fangs nur  wenig  und  später  fast  garnicht  verläßt  und  fast  aus- 
schließlich vom  (^  gefüttert  wird,  wie  ich  dies  an  3  Paaren  be- 
obachtete. Dabei  sitzt  das  9  so  fest,  daß  es  erst  das  Gelege  verläßt, 
wenn  man  das  Nest  zerstört,  um  sich  dann  in  einer  Ecke  zurückzu- 
ziehen, w-o  man  es  leicht  mit  der  Hand  fangen  könnte. 

Vm  zu  erfahren,  wie  oft  Sitta  neumayer  nachlegen  würde, 
wenn  ihm  sein  Gelege  genommen,  wenn  ja,  ob  sich  dieses  in  der 
r'^gc  verändern  würde,  ob  sie  wieder  am  alten  Platze  bauen  würde 
etc.,  wählte  ich  mir  ein  leicht  zu  beobachtendes  Paar. 

Das  Nest,  auf  1000  m  Seehöhe,  das  ich  am  19.  April  entdeckte, 
enthielt  noch  kein  Gelege.  Dabei  mußte  ich  es  leider  teilweise,  ohne 
die  Einflugröhren  zu  zer.stören,  also  von  seitwärts,  abtragen.  Am 
4.  Mai  entnahm  ich  demselben  Neste  ein  Gelege  von  5  Eiern  und  am 
16.  Mai  verließ  das  Paar  aber  doch  ihren  alten  Nistplatz  und  baute 
das  Nest  halb  abgetragen  werden  mußte  und  ich  kein  Ei  zurückließ 
und  das  Pärchen  trotzdem  in  3 — 4  Tagen  den  Bau  wieder  hergestellt 
hatte  und  das  0  sich  im  Legen  nicht  stören  ließ.  —  Nach  dem 
16.  Mai  verließ  das  Paar  aber  doch  ihren  alten  Nistplatz  und  bauten 
kaum  20  m  entfernt  davon  ein  neues  binnen  5  Tagen.  —  Dieses 
mußte  ich.  meinen  Plan  beibehaltend,  am  13.  Juni  vollkommen  ab- 
nehmen und  entnahm  daraus  ein  weiteres  Gelege  von  10  Stück.  — - 
Als  ich  nach  .Ablauf  von  5  Tagen  die  Stelle  wieder  besuchte,  bauten 
beide  Vögel  noch  emsig  an  der  Neuherstellung.  Was  mir  aber  da- 
mals schon  wunderlich  vorkam,  war,  daß  beide  hauptsächlich  nur 
Gewölle  eintrugen  und  entgegen,  nie  sonst  Regel,  die  Einflugröhren 
nicht  bauten.  Am  24.  Juni  fand  ich  zu  meiner  Ueberraschung,  daß 
der  Bau  dort,  wo  sonst  die  Einflugröhre  sich  befindet,  vermauert 
w-orden  war.  sodaß  es  glich,  als  wäre  dort  unter  dem  überhängenden 
Fels  nur  ein  Klumpen  Lehm  hervorgequollen.  _  -  Daß  es  aber  wirk- 
lich das  Nest  des  Sitta  «("((H/nv^r-Pärchens  war.  hatte  ich  zweifellos 
beobachtet.  — 

So  blieb  der  Bau  bis  zum  nächsten   Frühjahr  und  als   ich"  ihn 


? 


Hauptmann  Franz  Rohäcek :    Zur  Biologie  der  Sitta  neumayer.        !35 

dann  am  14.  Mai  gelegentlich  wieder  besuchen  konnte,  war  er  in  nor- 
maler Weise  ausgebaut  wurden  und  das  y  bereits  beim  Brüten. 

Die  dem  oben  erwähnten  Paar  abgenommenen  Eier,  in  Summe 
23  Stück,  sind  untereinander  nicht  verschieden.  Durch  diesen  zwar 
etwas  rüden  \'ersuch  bin  ich  der  Ueberzeugung,  daß  Sitta  neumayer 
an  der  einmal  erwählten  Niststelle  zähe  festhält,  auch  wenn  ihm  sein 
Nest  2-  bis  3mal  vollkommen  zerstört  und  .sein  Gelege  genommen 
wird,  es  einfach  wiedererbaut  und  vom  neuen  dt)rt  brütet  und  man 
au '"  diese  Art  das  tj  veranlassen  kann,  3 — 4  Gelege  pro  Jahr  zu 
oduzieren.  — 

Mehrfach  beobachtete  ich  5".  neumayer,  und  dies  meist  früh 
morgens  und  in  der  Nähe  des  Nestes,  beim  Begattungsakt,  bei  dem 
das  r^  meist  derartig  urkomische  Posituren  einnahm,  daß  ich  ver- 
suchen will,  es  wiederzugeben. 

Die  Aufforderung  erging  in  den  meisten  Fällen  vom  0,  das  mit 
dem  q"  Futter  suchend,  letzteres  plötzlich  mit  einem  an  Acgithalos 
caudatus  erinnerndem  feinen  zieh-zieh  einlud  und,  auf  einen  Fels- 
block  in  der  bekannten  Stellung,  mit  den  Flügeln  zitternd,  das  (j* 
erwartete.  Dieses  flog  nun  in  den  allermeisten  Fällen  vorerst  auf 
60 — 80  cm  zur  Seite  seines  9,  "-'tn  sich  dann  wie  eine  Zwergohreule 
fast  senkrecht  aufzurichten  und  durch  Anpressen  des  Gefieders  ganz 
schlank  zu  machen,  den  Schnabel  dabei  so  hoch  hebend,  daß  er  in  der 
\'erlängerung  des  Körpers  kam,  in  dieser  Stellung  ging  er  seitwärts, 
also  traversierend,  langsam  auf  das  9  zu,  dabei  noch  zu  allem  Über- 
fluß mit  dem  Kopfe  bei  jedem  Seitenschritt  wankelnd  als  wäre  ihm 
die  Halswirbel  gebrochen,  um  es  endlich  zu  treten,  was  eine  Affäre 
von  I . — 2  Sek.  war.  Nachher  sofort  wieder  die  eingangs  erwähnte 
steife  Stellung  einnehmend,  wiegte  es  sich  wohl  eine  Minute  lang 
nach  rechts  und  links,  was  das  Urkomische  nur  noch  erhöhte.  Nach 
3 — 4maligem  Treten  flog  es  dann  ab,  das  noch  immer  bettelnde  ^ 
verlassend,  um  vom  nächsten,  ihm  passenden  Fels  sein  gellende!-" 
Lachen  erschallen  zu  lassen.  — 

Soviel  ich  mich  bemühte,  liie  Stimme  in  Buchstaben  wenigstens 
andeutungsweise  auch  anderen,  die  sie  noch  nicht  gehört,  zur  Kennt- 
nis zu  bringen,  gelang  mir  selbes  nicht;  möglich,  daß  ich  hiezu  zu 
wenig  Geschick  besitze.  —  Der  Hauptruf  ist  eben  jenes  höhnische, 
weithintönende,  langgezogene  Gelächter,  so  ganz  passend  zu  dem 
Aufenthalte.  Weiter  eben  beschriebenes,  feines  Zieh-zieh  als  Auf- 
forderung zur  Paarung  und  ein  I — gdjüh  -gdjüh  .  .  w ohl  20 — 3/) 
Mal  wiederholter  Wamungsruf.   — 


136  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 


Obwohl  ausgesprochener  Felsenbewohner,  sah  ich  sie  doch 
(ift,  die  verkrüppelten  Bäumchen  und  Sträuchcr,  wie  sie  in  den  Fels- 
spalten i:nd  an  den  Wänden  gedeihen,  absuchen  oder  auf  ihn'jn  sit/en. 
Ist  sie  gut  aufgelegt,  und  das  scheint  bei  il'r  immer  der  Fall,  so  fängt 
sie  nach  Art  der  Sperlinge  vorbeifliegende  Insekten  aus  der  Luft. 

Im  Sommer  bilden  ihre  Nahrung  nur  Insekten,  die  sie  an  und 
zwischen  dem  Gestein  genugsam  findet,  in  der  schlechten  Jahreszeit 
nimmt  sie  aber  auch  Sämereien  und  kommt  bei  hohem  Schnee  selbst 
bis  zu  den  Düngerhaufen,  dort  dann  in  Gemcin?clir;'i  niit  Ammern 
etwas  Genießbares  suchend.  —  Und  wie  es  die  Baunispechtmeise  mit 
den  Buchenkernen,  so  macht  es  der  Felsenkleiber  mit  jenen  flachen, 
bis  zu  3  cm  Durchmesser  besitzenden  Geliäuseschnecken,  die  sie  zur 
Zeit  der  Not.  im  Sommer  scheinbar  zum  \'ergnügen,  in  einen  passen- 
den Felsspalt  einklemmt  und  aufmeißelt,  aber  nur  einen  Teil  der 
besseren  Partien  verzehrt.  Manchmal  fand  ich  in  einer  Spalte,  die 
ihr  besonders  bequem  .«ein  mochte,  deren  wohl  bis  20  Stück,  jede 
schon  mehrfach  angelocht.  Einmal  beobachtete  ich  sie  im  Winter, 
wie  sie  eine  Eidechse,  die  sie  Gott  weiss  woher  hervorgeholt  haben 
mochte,   teilwei.-s  verzehrte.   — 

Ein  Paar,  das  ich  seinerzeit  in  einem  Zimmer  mit  wenig 
anderen  Vögeln  hielt,  war  verträglich  mit  allen,  nur  nicht  mit  einem 
dritten  ihresgleichen.  Als  ich  ihnen  dann  ein  Nest  von  draußen  mit- 
brachte und  es  in  einer  Ecke  an  einem  künstlichen  Felsen  möglichst 
naturgetreu  befestigte,  nahmen  sie  es  schon  nach  wenigen  Stunden 
an  und  das  0  legte  später  auch  3  Eier,  die  ich  noch  besitze  inid 
welche  sich  durch  nichts  von  solchen  von  in  der  I-'reiheit  befindlichen 
Vögeln  unterscheiden.  Ich  konnte  sie  leider  nicht  au.sbrüten  lassen, 
da  ich  meinen  Wohnort  wechseln  mußte.  — 

Nachdem  ich  meine  ornithologische  Sammlung  über  diverse 
Alterskleider  und  aus  den  verschiedensten  Jahreszeiten  und  Gebieten 
nicht  zur  Hand  habe,  so  erlasse  ich  mir  diesen  Punkt  und  verschiebe 
seine  Erledigung  für  ein  anderesmal. 

OriiitholoKisehe  Reisesldzzen.* 

Von  Julius  Michel,  Bodenbach. 

Fortsetzung. 
6.  Z  i  11  e  r  t  a  1  e  r  .'\  1  p  e  n , 

Es  war  am  2"].  Jvili  iot2.  als  ich,  von  Innsbruck  kommend,  den 
Weg  von   .'^t.    Todok   am  Brenner   ins   Schmirntal  einschlug,     über 

*)  Cfr.  Orn.  Jahrb.  XXVUI.1917.  p.  1-18, 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  137 


Außer-  und  Inner-Schmirn  s^iiig  es  nach  Käsern  und  von  dort  durch 
das  Tal  des  Kaserbaches  hinauf  über  die  unbewaldeten  Höhen  zum 
Tuxer  Joch  (2340  m),  wo  icli  gegen  i  Ulir  anlangte.  Anfangs  führte 
der  Weg  durch  das  enge,  mehr  schluchtälinliche  Tal,  das  noch  zahl- 
reiche Spuren  des  vernichtenden  Hochwassers,  aber  auch  schon  neue 
und  im  Entstehen  begriffene  \\'eg-  und  Schutzbauten  aufwies.  Aus 
allnr  Herren  Lander,  besonders  aber  aus  dem  Süden,  stammten  die 
.^beiter,  welche  jedenfalls  weder  zur  Hebung  der  Moral,  noch  zur 
Vermehrung  der  \dgehvelt  beigetragen  haben.  Aus  dei/i  am  rau- 
schenden Bache  stehenden  Gestrüpp  erscholl  häufig  der  schmettemde 
Gesang  des  Zaunkönigs,  welcher  außer  Meisen  fast  der  ein- 
zige Bewohner  des  Tales  schien. 

Jenseits  des  Joches,  welches  einen  schönen  Ausblick  auf  die 
nahen  Ferrer  bietet,  traf  ich  oberhalb  der  ersten  Häuser  von  Hhiter- 
Tux  auf  den  grasigen  Hängen  eine  kleine  Schar  von  .\  1  p  e  ti- 
d  o  h  1  e  n  an. 

In  dem  Bauernbade  Hinter-Tux,  welches  durch  seine  schönen 
gebräunten  Holzhäuser  auffällt,  hielt  ich  nu'ch  einige  Zeit  auf  und 
zog  dann  weiter  nach  Lauersbach  ( Vordcr-Tu.^:).  Die  Berghöhen 
sind  meist  mit  Wiesen  bedeckt  und  nur  einzelne  Waldstreifen  ziehen 
sich  herab  gegen  die  Talsohle.  Das  kleme  Örtchen  ist  um  die  Kirche 
gruppiert.  Die  beiden  Gasthäuser  waren  voll  besetzt  und  so  war  ich 
froh,  berin  Dorfschuster  ein  einfaches,  aber  satiberes  Zimmer  zur 
Unterkunft  zu  erhalten.  Der  alte,  ergraute  Cieselle.  \\'elcher  nach 
des  Lebens  Irrfahrten  hier  ein  ruhiges  Plätzchen  gefunden  hatte 
und  der,  wie  so  viele  Dorfschuster,  etwas  philjsophisch  angehaucht 
war,  ersetzte  mir  die  vom  Großstadtpflaster  heimtückisch  ausge- 
bissenen Flügelzwecken  und  so  konnte  ich  am  sonnigen  Sunntag- 
morgen  getrost  meine   Wanderung  weiter  fortsetzen. 

Außer  den  festlich  geputzten  friedlichen  Talbevvohncrn,  welche 
zur  Kirche  zogen,  traf  ich  auf  den  halbfertigen  Wegen  viele  Gestal- 
ten mit  weniger  vertrauenerweckendem  Aussehen,  die  das  stille  Tai 
mit  Arbeitslärm  erfüllten. 

Endlich  war  auch  diese  Strecke  überwunden  und  in  größter 
Seelenruhe  pilgerte  ich  nun  durch  die  Dornauberger  Klamm  gegen 
Ginzling. 

Hier  öftnet  sich  zur  Rechten  das  Floritental.  an  dessen  Ende  die 
Greizer  Hütte  liegt. 

Das   verhältnismäßig  breitere  Tal  trägt     deutlich     die     Spuren 


iä8  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reisesldzezri. 


seiner  Entstehung  durch  Gletscher  an  sich  und  besitzt  nur  wenig 
bewaldete  Hänge.  Je  weiter  aufwärts,  desto  mehr  Moränen  zeigen 
sich  und  endlich  schließt  der  große  Floitenkccs,  die  Floiten-  und 
Löfflerspitze  das  Tal  ab.  Die  zeitigen  Xachmittagsstunden  sind  füi 
ornithologische  Beobachtungen  sehr  ungünstig  und  so  konnte  ich 
außer  einem  kreisenden  Bussarde  und  den  gewöhnlichsten  Arten 
nichts  anderes  beobachten.  Unterwegs  fand  ich  eine  tote  Schnee- 
maus.  Gern  hätte  ich  das  Tier  präpariert,  aber  es  war  nicht  nsehr 
tadellos  erhalten.  Zweimal  kehrte  ich  um,  legte  es  aber  nach  sorg- 
fältiger Prüfung  immer  wieder  weg.  Beim  drittenmal  Umkehren  zog 
ich  aber  doch  das  Pelzlein  ab,  um  wenigstens  eine  Erinnerimg  mit- 
zunehmen. 

Gegen  Abend  langte  ich  in  der  Greizer  Hütte  an.  Leider  ließ  die 
mangelnde  Wärme  keine  Beliaglichkeit  aufkommen.  Der  Hüttenwirl, 
welcher  zugleich  Bergführer  ist,  gab  mir  auf  meine  Fragen  einige 
Aufschlüsse,  welche  ich  hier  kurz  anführen  will. 

Der  Steinadler  horstet  hier  nicht,  streicht  aber  hie  und  da 
durch  und  hält  sich  bis  zu  6  \Vochen  auf.  Wenn  Gemsen  geschosseti 
«erden,  finden  sich  schnell  Raben  ein.  Die  Alpendohle  ist 
öfters  zu  sehen.  Ebenso  der  l"  1  ü  h  e  v  o  g  e  1,  welcher  hier  nach  den 
Heublumcn  (Grassamen),  den  er  gern  bei  den  Heustadeln  aufsucht, 
„Mieter"  genannt  wird.  Der  ebenfalls  hier  vorkommende  Alpe  n- 
segler  wird  „Speier"  (in  der  Schweiz  „Spyr")  genannt.  Wie  vor- 
auszusehen, fehlt  das  ..Rotbrandl"  ( Hausrotschwanz)  nicht.  Der 
S  c  1'.  n  e  e  f  i  n  k  brütet  in  der  Xähe  der  Hütte,  desgleichen  der 
Mauerläufer  ( Mauerkloomer  oder  Steinpicker  genannt).  Auch 
das  Schneehuhn  kommt  in  der  Nähe  der  Hütte  vor.  Die  W  a  s- 
seramsel  kommt  herauf  bis  ins  Kar,  am  Bache  finden  sicli 
W  a  s  s  e  r  p  i  e  p  e  r  und  Gebirgsbach  stelzen.  .Auch  der 
D  r  e  i  z  e  h  e  n  s  p  e  c  h  t  ist  im  Tale  zu  finden.  A  u  e  r-  und  B  i  r  k 
wild  ist  weiter  unten  anzutreffen,  desgleichen  Habicht,  Bus- 
sard und  Sperber.  Der  T  u  r  m  f  a  1  k  ( „Windbehen" )  kommt 
bis  herauf  zur  Hütte. 

Fuchs,  Steinmarder  tmd  Hermelin  dringen  bis  zum  Gletscher 
vor,  die  „Ratzmaus'"  (Gartenschläfer)  ist  weiter  unten  beim  Gast- 
haus zum  Steinbock  ansässig. 

In  der  Nacht  herrschte  ein  tüchtiger  Sturm,  selbst  am  Morgen 
war  es  noch  windig,  sonst  aber  schön.  Die  Löfflerspitze  (3882  m) 
war  das  Ziel  des  Tages.    Um  '/^5  wurde  aufgebrochen.  Meine  Suche 


jul.  Michel:  Örnithologische  Reiseskizzen.  139 


nach  Schneehühnern  blieb  erfolglos,  nur  einige  Federn  und  weiter 
oben  am  Schnee  eine  Menge  Losung  bestätigten  die  Aussage  des 
Führers.  Dafür  sah  ich  einige  Flühe  vögel.  Allmählich  umzogen 
sich  die  Bergspitzen.  Der, Aufstieg  führte  fortwährend  über  Gletscher 
und  Schnee.  Manchmal  waren  tiefe  Spalten  zu  überschreiten,  int 
ga.nl  in  war  aber  die  Tour  so  ziemlich  gefahrlos.  Dafür  war  sie  aber 
etWas  anstrengend,  da  langanhaltende  Steigung  von  30 — 40'^  gegen 
den  Gipfel  zu  sogar  noch  größer,  zu  überwinden  war.  In  der  Nähe 
des  Gipfels,  der  nach  5  Stunden  erreicht  wurde,  beobachtete  ich 
einige  Alpendohlen.  Leider  herrschte  dichter  Nebel,  welcher 
die  Spitze  nur  ab  und  zu  auf  einige  Minuten  freigab,  aber  keinerlei 
Aussicht  zuließ ;  mein  gewohntes  Bergpech !  Beim  Abstiege  kamen 
wir  ;)iif  den  Trippachkees.  \'om  Felsengrate,  der  diesen  geger. 
Süden  zu  begrenzt,  hörte  ich  einen  kurzen  Gesang  und  sah  gleich 
darauf  einen  prächtigen  Mauerläufer,  welcher  in  unmittelbarer 
Nähe  den  Kces  überquerte.  Wunderbar  stach  das  schöne  Rot  von 
dem  weißen  Hintergrunde  ab.  Der  \'ogel  tat  immer  nur  einzelne 
Flügelschläge  und  beschrieb  kurze  Bogen  im  Fluge.  Nachdem  der 
größte  Teil  des  Gletschers  durch  Abfahren  rasch  überwunden  war, 
suchte  ich  mir  über  den  steinigen,  mit  Alpenrosen  und  Knieholz  be- 
deckten Hang  den  Weg  ins  Trippachta!  und  langte  gegen  2  Uhr  in 
St.  Johann  im  Ahrntale  an. 

Der  Himmel  hatte  sich  während  des  Abstieges  ausgeheitert  und 
nur  die  Bergspitzen  trugen  noch  Tarnkappen.  Bald  kam  aber  ein 
mächtiges  Gewitter,  das  mich  auf  meinem  Marsche  nach  Tatifers 
noch  ziemlich  einweichte.  Mit  knapper  Not  fand  ich  ein  Unter- 
kommen. Am  anderen  Morgen  sah  der  Himmel  trostlos  aus  und  so 
gab  ich  meine  geplante  Wanderung  durch  die  Riesenfemergruppe 
auf  und  wandte  mich,  einem  lang  gehegten  Plane  folgend,  dem 
sonnigen  Süden  Tirols  zu. 

7.  S  ü  d  -  T  i  r  o  1. 

Wie  im  Jahre  19 12  war  auch  im  folgenden  Jahre  das  Wetter 
in  den  Nord-  und  Mittelalpen  während  des  Juli  und  August  ,, unter 
aller  Kanone",  weshalb  ich  beide  Jahre  meine  Reisetage  in  Südtirol 
verbrachte. 

Ich  besuchte  zweimal  das  Nordufer  des  Gardasees,  durchwan- 
derte und  durchfuhr  je  nach  Bedarf  das  Tal  von  Ledro,  Judicarien 
bis  Tione,  von  dort  durchs  Sarcatal  über  Tobliilo  nach  Trient,  weiter 


140  JuL  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzeil. 


durch  das  Val  Sugana  über  den  ]>roconepaß  zur  Palagruppe,"*)  außer- 
dem das  \  al  el  Algone,  über  l'inzolu  und  Madonna  di  Campiglio  ins 
Sulzberger  Tal  und  von  dort  über  die  Mendel  nach  Bozen. 

Um  nicht  weitschweifig  zu  werden,  fasse  ich  teilweise  das  orni- 
thulügische  Ergebnis  beider  Reisen  zusammen. 

Am  ].  August  1912  wanderte  ich  frühmorgens  auf  der  weißen 
staubigen  Straße  von  der  Bahnstation  Mori  zwischen  den  von 
Mauern  eingefriedeten  Gärten,  in  denen  Mais,  Wein,  Tabak  und 
Maulbeerbäume  üppig  wucherten,  nach  dem  ziemlich  schmutzigen 
Orte  Mori.  Vögel  waren  wenig  zu  sehen  und  zu  hören,  dafür  häm- 
merten zeitweilig  Maschiuengewclire  von  der  Höhe  herab  und  ich 
dachte  mir  so  lebhaft,  wie  angenehm  das  sein  mußte,  als  Zielpunkt 
dieser  menschen  freundlichen  Maschine  dahinzuwandem.  Wer  hätte 
gedacht,  dal3  im  gleichen  Monate  2  Jahre  später  schon  blutiger  Ernst 
hier  herrschen  würde? 

Von  Mori  ging  es  weiter  ilurch  das  schmale  'ial  von  Loppio 
zum  gleichnamigen  See.  Die  schmutzigen,  ungekämmten  Weiber  in 
den  zerrissenen  Röcken  sahen  echt  italienisch  aus,  was  man  von  der 
\  ogelwelt  nicht  behaupten  konnte,  denn  ich  traf  in  der  zur  J  Jnken 
wachsenden  Buschwaldung  nur  1)  r  a  u  n  k  e  h  1  i  g  e  \\' i  e  s  e  n- 
s  c  h  m  ä  t  z  e  r.  r  n  t  r  ü  c  k  i  g  e  \\  ü  r  g  e  r  und  ein  singendes 
S  c  h  w  a  r  z  p  1  a  1 1  c  h  e  n. 

Über  die  karstartige  Wasserscheide  zwischen  dem  Etschtale  und 
dem  Gardasec  gelangte  ich  nach  .Xago.  \'or  dem  Orte  herrscht 
wieder  südliche  Üppigkeit.  Hinler  dem  farblosen,  Sjiurcn  deutlichen 
Verfalles  aufweisenden  .Städtchen  ragt  ein  kleiner  Felskamm  empor, 
der  eine  alte  Burgruine  trä,gt  und  den  Gardasee  verdeckt.  In  dem 
kleinen,  gartenartigen  Hofraume  des  besten  Gasthofes  hing  eine 
gefangene  B  1  a  u  d  r  o  s  s  e  1,  welche  ihren  .schönen  drosselartigen, 
aber  mit  kreischenden  Tönen  versetzten  Gesang  fleißig  ertönen  ließ. 
Bald  durchschritt  ich  das  kleine  Fort  von  Nago  vuid  erfreute  mich 
an  deiu  wunderbaren  Blicke  auf  den  tiefblauen  Gardasee  mit  seinen 
hochragenden,  steil  abfallenden  Felsen  zur  Rechten  und  den  lang- 
gestreckten hohen  Rücken  des  Monte  Baldo  zur  Linken.  In  feinen 
Duft  gehüllt  erblickte  im  Süden  die  weißlich  leuchtende  Häuser- 
masse von  Desanzano.  ein  Weitblick,  wie  er  nur  .selten  beschieden  ist. 
Durch  das  malerisch  gelegene  Torliole  wanderte  ich  über  die  von 


*)  Zum  grüßten  Teile  jetzt  unmiUelbares  Kriegsgebiet. 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  141 


J'ruclitbarkcit  strotzende  Anscinveniimiiir;-  iler  weißgrünen  Sarca, 
vorüber  am  befestigten  Monte  Brionc  nach  Riva.  Ans  den  Gärten 
leuchteten  herrliche  Blumen,  über  die  Mauern  hingen  duftende 
Oleai^  lerblüten  und  die  Luft  zitierte  ni  der  Sonnenglut. 

w.n  Riva  hielt  ich  mich  4  Tage  auf  und  unternahm  bei  herr- 
lichlm  Wetter  eine  Rundfahrt  um  den  ganzen  See  und  eine  Teilfahrt 
nach  Salo.  Die  Farbenpracht  des  Sees,  die  wundervollen  Stimmungs- 
bilder am  Abend  mui:i  man  gesehen  haben,  um  sich  eine  ricluige  \'or- 
stellung  davon  machen  zu  können.  Abends  lernte  ich  bei  meinem 
ersten  Aufenthalte  auch  eine  Spezialität  \'on  Riva,  die  lieblichen 
Mücken,  gründlich  kennen*)  und  fing  früh  am  kühlen  Korridor 
einen  Skorpion.  In  Käfigen  sah  ich  3  junge  Stein  rötel  und 
einige  Blaudrosseln  und  hörte  im  Garten  des  Hotels  ein 
S  c  h  \v  a  r  z  p  1  ä  1 1  c  h  e  n  singen.  ( Tberhallj  Riva  Hegt  ein  altes 
Kastell,  das  ich  besuchte.  Hier  stieß  ich  auf  den  Stein  rötel. 
Gegen  7  Uhr  früh  ersclioll  aus  den  mit  P>üschen  l^esetzten  Felsen  ein 
drosselartiger  Gesang  und  bald  sah  ich  den  Urheber.  Stolz  aufgerich- 
tet saß  der  Vogel  auf  einem  Steine  und  musterte  sorgfältig  die  l-^i^i- 
gebung.  Zeitweilig  schlug  er  kurz  mit  den  Flügeln.  Dann  flog  er  in 
die  Sträucher  und  auf  den  Boden  um  Nahrung  aufzunehmen.  Beim 
Hüpfen  trug  er  den  Körper  wagrecht  und  richtete  sich  dann  wieder 
plötzlich  steil  auf.  Beim  PTiegen  fällt  der  rotbraune  Schwanz  stark 
auf.  Dadurch,  wie  auch  durch  seine  Bewegungen  bekommt  der  Stein- 
rötel viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Rotschwanz.  Der  Berghang,  wo  ich 
ihn  antraf,  ist  stark  felsig  und  mit  Sträuchern  aller  .^rt :  Steineiche, 
wildem  Buchsbaum,  Feigen,  Sanddorn,  stranchförmigen  Eschen  und 
vereinzelten,  ziemlich  verkrüppelten  Kiefern   und    h'ichtcn  be<leckt. 

Dazwischen  sieht  man  Eylanthus,  Ulmensträucher,  Waldreben 
und  Brombeergebüsche.  Am  Boden  stehen  verschiedene  Disteln, 
Skabiosen,  Wolfsmilch,  spärlich  Gras  u.  dgl.  m. 

Nach  ungefähr  einer  halben  Stunde  verschwand  der  Steinrötel. 
Aus  dem  Gebüsch  höre  ich  ein  rasches  ,,tititititititit !,,  (gewöhnlich 
aus  7  Silben  bestehend),  konnte  aber  den  \'ogel  nicht  auffinden. 

Da  fiel  plötzlich  ober  mir  eine  ScJiar  Wildtaulien  ein,  welche 
ich  nach  sorgfältigem  Betrachten  mit  dem  Trieder  als  F  e  1  s  e  n- 
tauben  ansprechen  mußte.     Nach  der  Arbeit     „Die     Vögel     von 


*)  Ich  wußte  damals  noch  nicht,  daß  man  vor  dem  Andrehen  des  Lichtes 
die  offenen  Fenster  schließen  muß  und  trug  infolgedessen  noch  nach  S  Tagen 
die  Spuren  dieser  elenden  Plagegeister  an  mir. 


i42  jul.  Michel:  Omitholögische  Reiseskizzön. 


'J'iiol  und  \"orarlberg  von  l'rof.  Dr.  K.  W.  v.  Dalla  Torre  und  Franz 
Anzinger.  Mitteilungen  des  ornith.  \'ereines  in  Wien,  1897.  Ergän- 
zungsheft pag.  7  —  ist  das  Wirkunimcn  von  Coliimba  ihia  in  Tirol 
noch  nicht  stichhältig  nachgewiesen  und  auf  die  \  erwechslung  mit 
verwilderten  Haustauben  hingewiesen.  Dann  heißt  es:  ,.Au)  ehesten 
dürfte  das  Vorkommen  im  südlichsten  Tirol,  /..  B.  an  den  Felsufern 
des  Gardasees,  konstatiert  werden,  doch  auch  von  dort  liegen  keine 
bezüglichen  Mitteilungen  vor."  Ich  glaulje  nun  die  letzteren  durch 
meine  ßeobachtung  erbracht  zu  haben. 

Auch  ich  dachte  zuerst  an  verwilderte  Haustauben,  wie  ich  solche 
früher  unter  der  Kettenbrücke  zwischen  Tetschen-Bodcnbach  und  in 
den  Magazinen  der  Dampfschiffahrtsgesellschaft  in  Tetschen  öfters 
beobachtet  habe.  Ich  weiß,  daß  dieselben  mitunter  vollständig  oder 
bis  auf  ganz  geringe  Unterschiede  (Flecken  an  den  Flügeln,  tmrein 
weißen  JUirzel  etc.)  den  echten  Felsentauben  gleichen.  Da  aber  in  der 
ganzen  Schar  sich  kein  einziges  Exemplar  mit  abweichender, 
variabler  Haustaubenzeichnung  befand,  so  darf  man  wohl  unter  Be- 
rücksichtigimg der  geeigneten  Ocrtlichkeit  mit  Sicherheit  annehmen, 
daß  es  sich  hier  um  die  echte  Felsentaube  handelt.  Nach  einiger  Zeit 
erhoben  sich  dieselben  und  tlogen  gegen  die  Berge  zu. 

Ich  wanderte  dann  weiter  gegen  M.  Magdalena.  Das  Gesträuch 
wurde  immer  dichter  und  bald  mischten  sich  Perückensträucher, 
Zypressen  und  Oelbäume  darunter.  Stadt-  und  D  o  r  f  s  c  h  w  a  1- 
b  e  n  durchschnitten  fröhlich  zwitschernd  die  reine,  klare  Luft.  Auf 
den  Oelbäunien  trieb  sich  ein  s  c  h  w  a  r  z  k  e  h  1  i  g  e  r  Wiesen 
schmätzer  umher.  Auch  stieß  ich  auf  eine  Gesellschaft  jutiger 
Steinschmätzer,  auf  S  u  m  p  f  m  e  i  s  e  n,  Buchfinken 
und  singende  S  c  h  w  a  r  z  p  1  ä  1 1  c  h  e  n.  Große,  schöne  Schmetter- 
linge (Eisvogel,  Waldportier)  gaukelten  zwischen  den  Sträuchem, 
Eidechsen  soimten  sich  und  die  großen  ^^'einbergzikaden  erfüllten 
die  Luft  mit  ihrem  Schwirren.  Dazwischen  ertönten  feierlich  die 
Glocken,  welche  zum  Sonntagsgottesdienst  riefen.  1-lin  unvergeß- 
licher Morgen  im  heiteren  Süden !  — 

Nach  dem  Besuche  des  hochinteressanten  \'aronefalles  (der  Bach 
stürzt  in  ganz  engen,  förmlich  röhrenförmigen  i^palten  senkrecht 
herab),  trat  ich  auf  der  Straße  den  Heimweg  an.  .Am  Fuße  einer 
]~elswand  hörte  ich  2 — 3mal  einen  rollenden  Gesang  wie  von  einem 
Kanarienvogel,  der  in  ein  „dididi"'    ausklang.      Gern   hrltte   ich   den 


Jul.  Michel :  Ornithologische  Reiseskizzen.  143 


Sänger  kennen  gelernt,  aber  die  ziemlich  liolicn  (jartenmauern  riefen 
mir  ein  7  u  deutliches  Halt !  entgegen. 

Bägn  zweiten  Besuche  des  Ponalef alles  beobachtete  ich  am 
26.  JulFi9t3  sowohl  an  der  in  dem  Felsen  gesprengten  Ponalestraße, 
wie  auch  in  der  Ponaleschlucht  mehrere  Pärchen  der  Felsen- 
schwalbe.  Die  Vögel  flogen  lautlos  in  raschen  und  mannig- 
fachen Windungen  in  der  Nähe  der  Felsen :  ab  und  zu  taten  sie  einige 
rasche  Flügelschläge,  dann  schwebten  sie  wieder  leicht  dahin.  Die 
weißen  Schwanzflecken  waren  dabei  nicht  sichtbar.  An  der  steilen 
Felsenwand  vor  dem  Ponalefalle  beobachtete  ich  an  dem  gleichen 
Tage  auch  einen  Mauerläufer.  Hoch  oben  umkreisten  zwei 
Bussarde  (anscheinend  W  e  s  p  e  n  b  u  s  s  a  r  d  e)  die  mit  einigen 
Sträuchern  besetzten  Klippen  und  unten  am  See  war  ein  dunkler 
Raubvogel  wahrzunehmen,  welcher  sich  öfter  bis  zu  der  Wasser- 
oberfläche niederließ  und  scheinbar  Beute  machte.  Der  Größe  und 
Fälbung  nach  dürfte  es  wohl  ein  schwarzer  Milan  gewesen 
sein.  Außerdem  vernahm  ich  den  Ruf  eines  Hau  s-R  o  t  s  c  h  w  ä  n  z- 
c  h  e  n  s  und  den  Gesang  eines  S  c  h  w  a  r  z  p  !  ä  1 1  c  h  e  n  s. 

Vom  Ponalefalle  wanderte  ich  1912  durch  das  ziemlich  diciit 
bevölkerte  Ledrotal.  Anfangs  ist  dasselbe  felsig  rnd  i-oniantmch, 
dann  wird  es  breiter  und  ist  sehr  fruchtbar.  Hier  v/ähnt  man  sich  in 
heimischen  Gefilden.  Nur  der  Maulbeerbaum  erinnert  noch  an  den 
Süden.  Am  Bache  stehen  Weiden,  Eschen,  Uhiiea  Kiefern  und 
Fichten  und  allerlei  bekannte  Stauden  und  Kraute; .  Dazu  tragen 
die  Berghänge  noch  hübsche  Fichtenbeständc,  wie  sie  da  unten  sonst 
nicht  zu  finden  sind.  Freilich  sieht  man  auch,  woiiin  dieser  Reich- 
tum wandert.  Mit  3  Maultieren  bespannte  \v'agf'n  fahren  die  Bretter 
hinab  nach  Riva,  wo  sie  auf  Segler  verladen  und  nach  Italien  ge- 
schafift  werden.  Auch  die  \^ogelwelt  zeigte  gan:-,  das  heimische  Ge- 
präge. Stadt-  und  D  o  r  f  s  c  h  w  a  1  b  e  n,  K  o  h  1-  und  Sumpf- 
meisen, Grünspechte,  F^  i  n  k  c  n,  G  o  1  d  a  m  m  e  r,  weiße 
Bachstelzen.  Grasmücken  und  rotrückige  Würger  be- 
leben die  Gegend.  Gegen  Storo  zu,  im  unbewohnten  Tal  Simpola, 
treten  die  Berghänge  wieder  nahe  an  den  Bach  uml  tragen  wieder 
den  südlichen  Buschwald. 

Storo  ist  ein  kleiner  Ort,  der  durch  die  an  den  meist  unansehn- 
lichen Häusern  wachsenden  Weinreben  ein  anheimelndes  Aussehen 
erhält.  In  dem  gemütlichen  Garten  eines  kleinen  Gasthauses  machte 
ich  Mittagsrast  und  sah  den  recht  unansehnlich  gekleideten  Weibern 

10* 


144  Jul.  Michel :  Ornithologische  Reiseskizzen. 


zu,    welche   am    uttcntlichcn   Brunnen    iln-    l\upfcr|?cschirr   Ijlitzblan'.c 
lieben  und  dabei  ihren  „Sprechanismus"   eifrig  betätigten. 

Wo  mögen  die  Führungsringe  der  Geschosse  liegen,  welche  aus 
diesem  Stolze  der  Hausfrauen  gefertigt  wurden? 

Im  Orte  selbst  sah  ich  öfters  Kanarienvögel  und  Stie- 
glitze in  den  Käfigen,  weiter  oben  in  Condino  eine  Sing- 
drossel. 

Mit  dem  Postauto  fuhr  ich  durch  das  anfangs  noch  südlichen 
rfianzenwuchs  aufweisende,  allmählich  aber  rauher  werdende  Tal 
von  Judicarien  bis  Tione,  wo  schon  die  schneebedeckten  Gipfel  der 
Adamello-  und  Presanellogruppe,  wie  auch  die  kahlen  Felsberge  der 
lirenta  herüberschauen.  \  on  Tione  geht  eine  vorzügliche  StratSe 
gegen  Osten,  welche  über  der  wildrauschenden  Sarca  in  den  Felsen 
gesprengt  in  oft  schwindelnder  Höhe  durch  das  höchst  romantische 
Tal  nach  Alle  Sarche  und  dann  von  hier  südlich  durch  das  mit 
unzähligen  allen  Moränen  erfüllte  Sarcatal  nach  .\rcü  und  Riva  führt. 
In  Alle  Sarche  zweigt  die  Straße  nach  Tricnt  ab.  Diese  führt  an  dem 
reizend  gelegenen  Toblino  vorüber.  Auf  einer  in  den  Toblinosee 
hineinragenden  Landzunge  liegt  das  alte,  sehenswerte  Kastell,  dem 
schon  \iktor  v.  Scheflfel  in  seiner  italieni.schen  Reise  so  warme  Worte 
der  Begeisterung  widmet.  j\i\  einem  prächtigen  Sonntagsmorgen 
zog  ich  als  einziger  Gast  in  ilas  Schloß  ein.  Ein  wolkenloser  blauer 
Himmel  leuchtete  über  dem  winzigen,  von  Säulen  umgebenen  Hofe, 
dessen  I^oden  der  natürliche,  unregelmäßige  Fels  bildet.  Leise 
jjlätscherte  der  Brunnen  und  die  zahlreichen  Dorfschwalben,  welche 
oben  an  den  Gesimsen  nach  Art  der  Stadtschwalben  brüteten, 
zwitscherten  so  seelenvergnügt,  daß  einem  das  Herz  aufging.  Ange- 
nehme Kühle  herrschte  in  dem  Gastzimmer,  von  welchem  eine  kleine 
Terrasse  in  den  See  hinausführte.  Auf  dem  mit  zinnengekrönten 
Mauern  umgebenen  äußeren  Hofe  stehen  mächtige  Xadelhäume.  auf 
dem  abschüssigen  kleinen  Hange,  der  zum  See  hinabführt,  ragt  nebei\ 
der  durchbrochenen  Mauer  eine  mächtige  Trauerweide  empor. 
Zypressen,  l.orbccrsträucher  und  ]-'eigcnhäume,  Zedern  und  Rosen- 
hecken und  unbekannte  Sträucher  beleben  den  felsigen  Boden  unc\ 
unten  rauscht  leise  das  Schilf  im  Morgenwinde.  Tiefe  Stille  herrschte 
ringsum.  Xur  das  Summen  der  Insekten  drang  ms  lauschende  Ohr, 
manchmal  nur  von  dem  mißtönenden,  dafür  aber  förmlich  gcheimnis- 
\oll  klingenden  Schrei  eines  Pfaues  oder  dem  halbverwehten,  har- 
monischen Zwiegesange  fcnur  Landlcute  unterbrochen. 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  145 


Wem  käme  da  nicht  zauberhafte  Märchenstimmiing  aus  ver- 
schwundener Jugendzeit,  wer  dächte  da  nicht  ans  verwunschene 
Dornröschenschloß?  Unvergeßlich  wird  mir  der  Eindruck  dieser  hier 
verlebten  Morgenstunden  bleiben.  Im  nächsten  Jahre  kehrte  ich  mit 
einem  lieben  Freunde  wieder.  Wie  einst  Scheffel,  so  „lagerten  wir  uns 
ailhiero"'  ein  und  genossen  auf  der  Terrasse  einen  ebenso  stimmungs- 
vollen Abend. 

Am  See  beobachtete  ich  einen  Fischreiher,  welcher  sich 
aus  einer  kleinen  Schilfgruppe  erhob.  .\uch  ein  H  a  b  i  c  h  t  zog,  von 
Schwalben  eifrig  verfolgt,  über  den  See.  Aus  den  buschigen  Sträu- 
cliern  am  Lande  tönte  vielfach  das  Locken  von  Ci  r  a  s  m  ü  c  k  e  n 
und  aus  einem  am  Wasser  stehenden  Strauche  war  der  tiefe  Ruf  des 
Drosselrohrsängers  zu  vernehmen.  Außerdem  waren  nur  weiße 
Bachstelzen  zu  beobachten. 

Gegen  Mittag  fuhr  ich  mit  dem  Autn  weiter  nach  Trient.  Die 
Straße  steigt  immer  mehr  und  mehr,  durchquert  zuerst  eine  noch, 
ziemlich  fruchtbare  Gegend,  welche  aber  hinter  \  ezano  einen  karst- 
artigen Charakter  annimmt.  Beim  Überschreiten  des  letzten  Berg- 
rückens sieht  man  tief  unten  Trient,  das  viclersehnte  Ziel  der  Wel- 
schen, vor  sich  liegen.  Nach  erfolgter  Einquartierung  in  einem 
deutschen  Hotel  besuchte  ich  einige  Kirchen.  Die  Besucher  waren 
zumeist  Frauen,  welche  unter  fleißigem  Fächern  zur  Orgel  sangen 
oder  Litaneien  beteten.  Auch  einige  Männer,  die  in  malerischen, 
theatermäßigen  Effektstellungen  herumknieten,  befanden  .-ich  darun- 
ter. Nach  Beendigung  des  einen  Gottesdienstes  zogen  die  Leute  in 
Scharen  in  eine  andere  Kirche,  während  ich  es  vorzog  einen  kühlen 
Biergarten  aufzusuchen. 

Trient  ist  in  baulicher  Hinsicht  eine  ungemein  sjlienswürdige 
Stadt.  In  den  Anlagen  beim  Bahnhofe  sang  ein  Schwarzplätteben, 
auf  allen  Giebeln,  \erzierungen,  V'orsprüngen  und  Statuen  der 
Kirchen  und  Paläste  saßen  Haustauben  in  Menge. 

Schon  am  nächsten  Morgen  wanderte  ich  frühzeitig  auf  der 
schönen,  anfangs  durch  romantische  Felsschluchten  führtiidea 
Straße  gegen  Pergine.  Nach  mir  kam  die  gesamte  Garnison  von 
Trient,  welche  zu  feldmäßigen  Übungen  weiter  in  die  Bci-ge  zog. 
Am  hohen  Straßenrand  stehend,  ließ  ich  das  Ivi^q-inient  mit  seinem 
Drum  und  Dran  an  mir  vorüberziehen  und  pilgerte  dann  langsam 
nach.  Während  die  Kolonne  in  Pergine  rastete,  besuchte  ich  die 
sehenswerte,  wieder  hergestellte  Burg  Persen   und  v- änderte    dann 


146  Jul.  Michel :  Ornithologische  Reiseskizzen. 

längs  des  Caldonazo-Sees  über  das  reichlich  schmut/ige  Tenno  nach 
l.evicG.  Jenseits  des  Sees  liegt  eine  kleine,  bucklige  Welt,  das  spater 
vielgenannte  Hochland  von  \  illgercut  ( l'olgariaj,  welches  ich 
ursprünglich  besuchen  wollte.  Heute  bereue  ich  es  doppelt,  daß  ich 
damals  meinem  Plane  nicht  getreu  blieb. 

]n  dem  buschigen  Laubwalde  zwischen  Tenno  und  Levico 
waren  nur  die  gcwülinlichstcn  Vogelarten  zu  hören.  .'\m  meisten 
war,  wie  überall  in  Südtirol,  das  Schwarzplättchcn  zu  vernchnjen. 

\'on  Levico  fuhr  ich  nach  einem  Gewitter  init  der  Hahn  durch 
das  breite  \"al  Sugana,  vorüber  an  dem  burgenreichen  Borgo  und 
anderen  aus  der  Offensive  gegen  unseren  treuen  Bundesgenossen 
wohlbekannten  Orten  bis  Strigno.  Von  dort  gmg  es  hinauf  gegen 
Piavc  Tessino.  Unterwegs  bemerkte  ich  zum  ensten-jiale  in  Tirol  die 
i\  e  b  e  1  k  r  ä  h  e.  Tch  habe  sonst  überall  auf  meinen  vielen  Wan- 
derungen nur  immer  die  fi  a  b  e  n  k  r  ä  h  e  angetroffen. 

Am  anderen  Morgen  benutzte  ich  von  Kastell  Tessino  aus 
anstatt  der  neuen  Heeresstraße  den  alten  Karrenweg  über  den 
Brocone-Paß.  Aui  elenden,  jetzt  völlig  vernachlässigten  Wegen  und 
.Stegen  geht  es  zuerst  durch  Buschwald,  dann  über  Matten  und 
Almen,  zuletzt  durch  hohen  Nadelwald  hinauf  zur  Paßhöhe.  Unten 
in  Tessino  schnarrte  früh  eine  Wiesenralle.  L'nterwegs  sah  ich 
auf  den  .\lnien  r  o  t  r  ü  c  k  i  g  e  Würger  und  im  Lärchenwalde 
S  u  m  p  f  m  e  i  s  e  u,  dem  Locken  nach  die  A  1  p  e  n  s  u  m  p  f  m  e  i  s  e. 
Gar  mancher  Schweißtropfen  fiel  dort  auf  steinigem  Boden,  aber 
endlich  erreichte  ich  doch  in  1617  m  .Seehöhe  die  neue  Straße  am 
Passe.  Hier  oben  waren  Wasserpieper  daheim,  dagegen 
fehlte  die  alpine  Flora  gänzlich.  Beim  Abstiege  traf  ich  auf  den 
Wiesen  viele  b  r  a  u  n  k  e  h  1  i  g  e  W  i  e  s  e  n  s  c  h  m  ä  t  z  e  r,  in  den 
einzelnen  Waldparzellen  A  1  ]>  e  n  s  u  m  p  f  m  e  i  s  e  n. 

Bei  der  .\lbergo  al  cervo  (Gasthaus  zum  Hirschen  1  in  Ronco, 
einem  kleinen  Dorfbeißel  —  blieb  ich  stehen  und  betrachtete  fröhlich 
schmunzelnd  das  Schikl.  Der  naive  Maler  hatte  jedenfalls  noch 
keinen  Hirsch  gesehen  und  hatte  nun  eine  kühn  springende  Gemse 
mit  sczessionistischer  \errenkung  der  Glieder  und  zwei  umgekehrt 
nach  rückwärts  gebogenen  Geweihstangen  aufgemalt.  Wie  hätte  sich 
der  edle  „Pittore"  gefreut,  wenn  er  gesehen  hätte,  wie  ein  bar- 
barischer Zeichenlehrer   fein    Kunstwerk   skizzierte! 

Die  in  zahlreichen  Schleifen  zutale  führende  Straße  wird  durch 
unsagbar  elende  Fußsteige  abgekürzt,   denen   ich   unbedachterweise 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  147 

folgte.  Manch  guter  deutscher  Schuhnagel  rostet  nun  dort.  In 
unmittelbarer  Nähe  eines  Häuschens  trieb  sich  im  Gemüsegarten  ein 
Stieglitz  umher.  Unten  im  Tale  bei  C'anale  san  Bovo  traf  ich 
auf  den  gemähten  Wiesen  wiederum  Nebelkrähen  an.  Die 
Felder  wareij  hauptsächlich  mit  Mais  und  Kartoffeln  bebaut.  In 
einem  städtisch,  leider  recht  geschmacklos  eingerichteten  Gasthause 
machte  ich  Mittagsrast.  Da  hingen  an  der  Wand  einige  elend  aus- 
gestopfte \'ögel,  ein  italienisch  empfundes  Bild  von  Faust  und 
Grctchen  und  —  ich  war  vor  Staunen  fast  sprachlos  —  die  beiden 
bekannten  Wilddiebbilder,  welche  man  bei  uns  so  häufig  in  den  Dorf- 
wirtshäusern findet.  Dann  wurde  die  Reise  über  den  niederen 
Golbero-Paß  nach  I'rimör  fortgesetzt,  wo  ich  abends  nach  lostün- 
diger  Wanderung  einlangte. 

Das  am  nächsten  Tage  einsetzende  Regenwetter  veranlaßte  micl\, 
die  Tour  in  die  Palagruppe  aufzugeben  und  mit  ricm  Postauto  über 
S.  Martino  de  castrozzo,  P?neveggio,  Pedrazzo  und  Cavalese  nach 
Bozen  zu  fahren. 

Bei  meinem  Aufenthalte  in  Brixen  sah  ich  auf  der  Terrasse  des 
alten,  gemütlichen  Gasthofes  ,,zum  Elefanten"  4  Männchen  vom 
italienischen  Sperling  ( Passer  italiae)  und  i  vom  g  e- 
wöhnlichen  Hausspatzen,  sowie  einige  Weibchen  und 
Junge,  welche  sich  mit  der  bekannten  \'ertrautheit  die  hingeworfenen 
Brotkrumen  holten. 

1913  wanderte  ich  mit  meinem  Freunde  vom  Schloß  Toblino 
nach  Judicarien. 

Am  Eingange  in  das  bereits  im  \'orjahre  passierte  wilde  Sarca- 
Tal  sah  ich  am  28.  Juli  eine  F  e  1  s  e  n  s  c  h  w  a  1  b  e  und  weiter  innen 
eine  Schar  von  13 — 15  A  1  p  e  n  s  e  g  1  e  r  n,  deren  weiße  Unterseite 
im  Sonnenscheine  förmlich  leuchtete.  Außerdem  beobachtete  icli 
noch  S  c  h  w  a  r  z  p  1  ä  1 1  c  h  e  n,  r  o  t  r  ü  c  k  i  g  e  AV'  ü  r  g  e  r  und 
Zaunkönige,  auf  dem  Wege  nach  Stenico  ( am  linken  Ufer  der 
Sarca  )  traf  ich  s  c  h  w  a  r  z  k  c  h  1  i  g  e  W  i  e  s  e  n  s  c  h  m  h  t  z  e  r  mit 
Jungen.  Auffallend  gering  schien  die  Zahl  der  sonst  so  zahlreichen 
Hausrotschwänze. 

.Steninco,  einst  der  Gerichtssitz  von  Judicarien,  ist  ein  kleines, 
bergiges  Städtchen  mit  einem  neueren  und  einem  allcii  .Stadtteile 
und  einer  alten  Burg.  Der  alte  Teil  übertrifft  an  Eigenart  noch  den 
\on  Pinzolo.  Wenn  man  von  der  Burg  auf  diese  alten  Häuser  herab- 
sah, glaubte  man  ein  altes  Zeltlager  vor  sich  zu  sehen.  Wie  Filzdecken 


148  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

hingen  die  moosigen,  dicken  Strohdächer  herab.  Die  vielfach  (kirch- 
gebogenen h'irstlinicn  der  Haupt-,  Zu-  und  Anbauten  zeigten  alle 
möglichen  Neigungswinkel,  nur  die  wagrechte  Linie  fehlte.  Die 
Giebel  waren  ganz  ohne  Mauerwerk,  so  daß  man  in  den  derzeit 
ziemlich  leeren  Bodenraum  sehen  konnte.  Dazu  die  bergigen,  mit 
Katzenköpfcii  der  schlimmsten  Art  gepflasterten  Gassen  und  Seiten- 
gätichen  mit  allerlei  Toreingängen,  Mauern.  Schlupflöchern  und 
äußeren  Holzstiegen!  Das  war  so  etwas  für  mich.  Ich  kroch  auch 
in  jeden  Winkel,  guckte  in  jedes  halbwegs  zugängliche  Loch  und 
freute  mich  dieser  sonderbaren  Leute,  während  mein  l-'rcund  es  vor- 
zog, in  die  freie  Natur  zu  ziehen.  Leider  habe  ich  mir  nur  ein  altes 
Haus  abgezeichnet,  das  zum  Abbruche  bestimmt  war.  Hätte  ich  eine 
Ahnung  gehabt,  daß  bereits  im  nächsten  Jahre  dies  alles  ein  Raub 
der  Flanmien  werden  würde,  ich  hätte  wohl  einen  Rasttag  zum 
Zeichnen  gemacht.  Man  muß  sich  .eigentlich  nur  wundem,  daß  so 
etwas  ausnehmend  Feuergefährliches  so  lange  bestehen  konnte. 

\'on  Stcnico  wanderten  wir  am  nächsten  Morgen  in  das 
Algonetal. 

Das  ist  ein  kleines,  von  Nord  nach  Süd  streichendes,  enges 
Nebental,  dessen  Seitenhänge  hauptsächlich  von  Strauchwald  mit  ein- 
gestreuten Nadelbäumen  bedeckt  sind.  In  großen  Mengen  kommt  die 
Waldrebe  vor.  Beobachtet  wurden :  Gebirgsbach  stelzen, 
Gesellschaften  von  Meisen  aller  Art,  besonders  viel  S  c  li  w  a  n  /.- 
meisen.  fleißig  singende  S  c  h  w  a  r  z  p  1  ä  1 1  c  h  e  n  und  Z  a  u  n- 
k  ö  n  ige.  ^'on  den  letzten  fiel  mir  ein  Stück  auf,  dessen  Gesang 
mit  Ausnahme  einiger  einleitender  Töne  ganz  aus  Trillem  bestand, 
wohl  ein  welscher  Koloratursänger !  Auch  Rotkehlchen  waren 
zu  sehen.  I.'ntcrwcgs  stießen  wir  auf  einen  Förster,  der  sich  im 
Laufe  des  Gespräches  allmählich  wieder  auf  sein  ehemals  erlerntes 
Deutsch  erinnerte  und  so  ein  zusammenhängendes  Gespräch  ermög- 
lichte. Xow  ihm  erfuhr  ich,  daß  h  u  e  r-  imd  B  i  r  k  w  i  1  d  im  Tale 
zu  finden  sei.  Das  .Schnee  h  u  h  n  kommt  in  der  angrenzenden 
Brentagruppe  ziemlich  häufig  vor,  wird  aber  von  Raubtieren  \  iel 
verfolgt.  Das  H  a  s  e  1  h  u  h  n,  er  nannte  es  F  r  a  n  k  o  1  i  n,  ist  auf 
der  westlichen  Seite  gegen  Pinzolo  vorzufinden.  Zwei  Tage  zuvor 
hatte  er  eine  Henne  mit  Jungen  oberhalb  der  ungefähr  in  der  Mitte 
des  Tales  liegenden  alten  Glashütte  angetroffen.  Im  Tale  selbst 
kommen  Habichte  und  Bussarde  nicht  selten  vor.  .A.  d  1  e  r 
zeigen  sich  jährlich  gewöhnlich  i — 2mal.  Jedenfalls  kommen  sie  aus 


Jul.  Michel :  Ornithologische  Reiseskizzen.  149 

der  Brentagruppe.  Der  M  a  u  c  r  1  ;i  u  f  e  r  ist  nur  im  Winter  zu 
beobachten. 

Bei  der  Malga  Stablei  ging  es  über  das  Joch  hinab  in  das  frucht- 
bare Tal  von  Pinzolo.  Oben  tummelten  sich  viele  Zaunkönige 
in  dem  lockeren  Fichtenhochwalde  umher.  Beim  Abstiege  hörte  ich' 
eine  Singdrossel  und  einen  Weidenlaubvogel. 

Das  freundliche  Pinzolo  war  kaum  wiederzuerkennen.  Eine 
schreckliche  Feuersbrunst  hatte  kurz  vorher  den  größten  Teil  des 
Ortes  fast  vollständig  zerstört.  Ganze  Gassen  lagen  noch  in  Schutt 
und  Trümmern.  Ein  trauriger  Anblick,  der  mich  lebhaft  an  das 
seinerzeit  ebenso  vernichtete  Prutz  erinnerte.  Mit  Mühe  und  Not 
konnten  wir  Unterkunft  finden.  Am  30.  Juli  1913  früh  brachen  wir 
auf  und  marschierten  über  Aladonna  de  campiglio  bis  Timaro  im 
Sulzbergtale. 

Gern  hätte  ich  festgesetzt,  ob  die  Spatzen  bei  Pinzolo  der  italie- 
nischen Spielart  angehören,  aber  die  Tiere  waren  derartig  scheu  und 
trieben  sich  bei  der  alten  Kirche  San  Vigilio  immer  auf  den  höchsten 
Punkten  des  Turmes  so  wild  und  mißtrauisch  umher,  daß  ich  sie  nicht 
genau  betrachten  konnte.  Auf  diesen  Wiesen  viele  b  r  a  u  n  k  e  h  I  i  ge 
W  i  e  s  e  n  s  c  h  m  ä  t  z  e  r.  Unterwegs  wurden  noch  Schwär  z- 
plättchen,  Goldammern,  weiße  Bachstelzen, 
W  a  1  d  1  a  u  b  v  ö  g  e  1.  Weidenlaubvogel,  alle  Arten 
Meisen  und  eine,  Zaungrasmücke  beobachtet.  Eine  halbe 
Stunde  vor  Campiglio  beobachtete  ich  auf  Lärchen  einen  B  e  r  g- 
1  a  u  b  V  o  g  e  1. 

Campiglio  liegt  auf  einer  Waldblöße  imd  erinnerte  mich  so  leb- 
haft an  die  böhmisch-sächsische  Schweiz,  daß  ich  schleunigst  Reiß- 
aus nahm.  Sieht  man  doch  vom  Orte  aus  keine  Bergspitze!  Der  Ab- 
stieg nach  Timaro  führte  durch  schattigen  Hochwald,  bot  aber  omi- 
thologisch  nichts  von  Bedeutung.  Mittelst  Auto  und  Bahn  fuhren  wir 
riann  über  Cles  u.  Fondo  zur  Mendel  und  weiter  nach  Bozen. 

8.  Nördliche  K  a  1  k  a  1  p  e  n  (  K  a  r  w  e  n  d  e  1  und  R  o  f  a  n  ) . 
Am  2.  August  1913  verließ  ich  am  frühen  Morgen  die  Scharnit.^ 
und  wanderte  ins  Karwendeltal.  In  dem  langen,  nur  sanft  anstei- 
gendem, ziemlich  einförmigen  Tale  konnte  ich  nur  alle  Meisen- 
arten und  Goldhähnchen  beobachten.  Weiter  oben,  wo  be- 
reits das  Krummholz  vereinzelt  auftritt,  hörte  ich  die  S  u  m  p  f- 
m  e  i  s  e  singen  und  L  a  u  b  v  ö  g  e  1  locken  und  sah  an  dem  noch 
ziemlich  ruhig  fließenden  Bache  eine  W  a  s  s  e  r  a  m  s  e  1.  Allmählich 


150  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

tritt  der  Hochw  ald  in  die  Talsohle  und  vereinzelte  Bergahorne,  diese 
Charakterbäume  des  Karwcndels,  sind  zu  sehen. 

Auch  der  Bach  wird  nuinterer.  Ein  Bild  blieb  mir  in  der  Er- 
innerung: ein  großer,  weißgrauer  l-"elsblock  vom  grünlichweißen 
Wasser  schäumend  umspült,  darauf  Knieholz  und  blühende  Alpen- 
rosen und  mitten  d"rinn  ein  singender  Zaunkönig!  In  der 
Anger-Alni  kehrte  ich  ein  und  erquickte  mich  an  einer  vorzüglichen 
Alpenmilch.  Wie  gut,  daß  unsere  Hausfrauen  der  großen  Mehrzahl 
nach  diese  nicht  kennen,  sonst  säßen  sie  jetzt  bei  dem  blauweißen 
Wasser,  vom  Städter  Milch  genannt,  und  weinten  blutige  Tränen! 

Hier  saß  inmitten  der  munteren  Kinder  ein  alter  Tiroler,  den 
ich  natürlich  über  die  \'ogelwelt  ,,ausfratschelte".  Der  erzählte,  daß 
3 — 4  ^\"l;chen  zuvor  in  der  Hinterriß  ein  junger  Steinadler 
beim  Ausfliegen  zu  Boden  kam  und  von  Hirten  erschlagen  wurde. 
Auch  sagte  er,  daß  bei  Umhausen  im  ütztale  noch  Stein  hühner 
vorkämen.  Möglicherweise  bezieht  sich  vielleicht  diese  Beobachtung 
auf  frühere  Zeiten  —  ich  vergaß  den  Mann  um  die  Zeit  zu  fragen. 
Schneehühner  gibt  es  im  Karwendel,  auch  .\  u  e  r-  und 
B  i  r  k  w  i  1  d  kommt  vor.  Bei  der  Angeralm  ist  S  c  h  \v  a  r  z-  und 
R  i  n  g  d  r  o  s  s  e  1  vertreten.  Selbstverständlich  fehlt  die  Grätsche 
(T  a  n  n  c  n  h  e  h  e  r)  nicht  und  das  Rotbrandl  (hiausrot- 
schwanz)  ist  überall  zu  finden.  Außerdem  zählte  er  mir  die  be- 
kannteren häufigen  Kleinvögel  auf. 

Das  Murmeltier  ist  weiter  drinnen  im  Kar  und  auch  auf  der 
Bärenalpe  zu  finden.  In  der  Hütte  selbst  sind  Hausmaus  und 
..Waldratzen''  (Gartenschläfer)  als  Gäste  zu  bemerken.  Beim  Ab- 
märsche beobachtete  ich  ein  Männchen  der  gelben  Gebirg  s- 
stelze  und  S  c  h  o  p  f  m  e  i  s  c  n.  Dann  ging  es  aus  dem  noch 
immer  breiten  Talboden  im  Zickzack  über  den  steilen  Querriegel 
hinauf  zum  Karwendelhause.  Schon  unterwegs  traten  Wasser- 
pieper mit  Jungen  und  graue  Hausrotschwänze  auf, 
oben  am  Hochalpensattel  waren  nur  Wasserpieper  wahrzu- 
nehmen. 

Als  ich  am  nächsten  Morgen  weiter  wanderte,  sah  ich  meiirere 
Alpendohlen,  deren  Gefieder  im  Sonnenscheine  prächtig 
glänzte.  Ungefähr  300  m  hinter  der  Hütte  stand  auf  50  m  Entfer- 
nung eine  Gemse  im  Kar  und  äßte  ganz  ruhig.  Ich  wollte  meinen 
Augen  nicht  trauen  und  nahm  den  Trieder  zur  Hand  —  aber  es 
blieb  eine  richtige,  wahrhaftige  „Jemse". 


Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen.  151 

Nun  achtete  ich  unterwegs  auf  (He  Sandrießen  und  sah  so  l>is 
12  Uhr  mittags  über  40  Stück,  alte  und  junge  Gemsen.  Das  Karwen- 
delgebirge gehört  wohl  zu  den  wildreichsten  Gebieten  der  .^Ipen. 

Im  Knieholzc  traf  ich  graue  H  a  u  s  r  o  t  s  c  h  w  ä  n  z  e  und  hörte 
den  A  1  p  e  n  1  e  i  n  f  i  n  k  e  n  rufen.  W  a  s  s  e  r  p  i  e  p  e  r  gab  es 
überall.  Weiter  unten,  wo  bereits  wieder  fliehten  im  Knieholze  auf- 
tauchen, sah  ich  2  Gimpel  und  hörte  S  u  m  p  f  m  c  i  s  c  n  und 
Zaunkönige.  Auch  eine  Ringdrossel  trieb  ich  aus  einem 
Latschenbusche  auf. 

Auf  einer  Lichtung,  dem  kleinen  Ahornboden,  stehen  n";achtige, 
flechten-  und  moosbedeckte,  aber  nicht  sehr  hohe  Bergah<~irne.  Den 
Hintergrund  bilden  liohe,  graue  Felswände,  von  denen  große  Sand- 
riesen herunterreichen.  Auf  einer  derselben  zählte  ich  8  Gemsen. 
Dann  ging  es  wieder  aufwärts.  Li  den  mit  Flechten  bedeckten  Fich- 
ten waren  nur  AI  e  i  s  e  n  zu  sehen.  Beim  Austritte  aus  dem  Waide 
auf  die  Alm  erhoben  sich  viele  AI  isteldrosseln  und  R  i  n  g- 
drosseln,  welche  hier  ihre  Nahrung  gesucht  und  aus  einem  ^^'as- 
sertümpel  getrmiken  hatten.  Auch  Finken  waren  in  größerer 
Zahl  dabei.  Von  der  Ladiz-Alm,  wo  nur  anttatt  der  vielbesungenen 
Dirndeln  etwas  weniger  saubere  Männer  eine  gute  Alilcii  verab- 
reichten, ging  es  über  die  Matten  hinauf  zum  SuIlis-jocJ!.  von  wo  aus 
ich  in  den  gegenüberliegenden  Felshängen  wiederum  12  Gemsen, 
darunter  einige  Kitze,  erblickte.  In  der  Folge  sah  ich  die  durchaus 
nicht  Fcheuen  Tiere  in  größeren  und  kleineren  Rudelr;  seltener  allein, 
noch  öfters.  Bei  der  Lalider  Steinwand  konnte  ich  sehr  gut  Stein- 
schläge beobachten  und  den  Gesang  eines  Flüevogels  vernehmen  . 
Unterhalb  des  Joches  waren  wieder  Wasserpieper  zu  sehen. 
Nach  einem  ziemlich  steilen  Abstiege  über  Matten  gelangte  'ch  in  die 
Eng,  das  ist  der  flache  Talboden  des  Eng-Baches.  Auf  den  Wiesen 
standen  einzelne  kräftige,  aber  wenig  ausladende  Bergahorne  und  hie 
und  da  auch  große  Wettertannen.  R  o  t  s  c  h  w  ä  n  z  e  und  W  a  s- 
serpieper  belebten  die  Gegend.  Nach  der  im  Gasthause  zur  Eng 
abgehaltenen  Mittagsrast  ging  es  trotz  des  wehen  Fußes  wieder 
rüstig  in  einen  engen,  schutterfüllten  Tälchen  mit  reißendem  Bache 
emix)r  zum  Lamsenjoche.  Wir  dem  Joche  sah  ich  B  e  r  g  1  e  i  n- 
f  i  n  k  e  n  mit  Jungen,  W  a  s  s  e  r  p  i  e  p  e  r  und  S  u  ni  p  f  ni  e  i  s  e  n. 
Hier  oben  bei  der  Lamsenhütte  gibt  es  Schneehühner  und 
Alpendohlen,  aber  keine  Steinhühner.  Am  nächsten  Morgen 
bestieg  ich  allein  die  Hochnissel  (2544  m),  welche  einen     hübschen 


152  Jul.  Michel:  Ornithologische  Reiseskizzen. 

Femblick  auf  die  Zillertaler  und  die  umliegenden  Berge  gewährt. 
Auf  dem  mit  etwas  Kletterei  verbundenen  Aufstiege  konnte  ich  nur 
singende  F  1  ü  e  v  ö  g  e  1  beobachten,  doch  soll  vor  vier  Jahren  in  den 
Felswänden  noch  ein  Steinadler  gehorstet  haben.  Am  Nachmit- 
tage stieg  ich  in  die  Pertisau  ab.  Das  breite,  geröllerfüllte  Tal  des 
Falztumbaches  war  vollständig  trocken.  Außer  Sumpf-  und 
Schopfmeisen,  braun  kehligen  W  iesenschmät- 
?  e  r  n  und  weißen  Bachstelzen  gelangte  nichts  zur  Be- 
obachtung. 

In  Seespitz  am  .Achensee  ülx-rnachtcte  ich  in  einem  scheuerartigen 
Nebengebäude  (unter  mir  residierte  das  Borstenvieh)  und  wanderte 
am  anderen  Tage  über  Maurach  ins  Rofangebirge. 

Im  Walde  unterwegs  nur  Meisen,  Haus-  und  \V  a  1  d  r  o  t- 
schwänzchen  und  Singdrosseln  gesehen.  Weiter  oben 
flog  lautlos  ein  T  a  n  n  e  n  h  e  h  e  r  von  Baum  zu  I^aum  und  lockte 
ein  G  i  m  ))  c  1.  in  der  l>furter  Hütte,  welche  einen  wundervollen 
Bück  auf  den  .\chensee  und  die  westlich  gelegenen  Berge  gewährt, 
wurde  gerastet  und  dann  ging  es  in  tiimmemder  Sonnenglut  durch 
ein  ödes,  charakteri.stisches  Kar  (wohl  das  Grubenkar),  das  von 
weißen,  die  bezeichnenden  \'erwitterungsrinnen  aufweisenden  Kalk- 
steinblöcken übersäet  war.  zwischen  welchen  spärlicher  Rasen, 
Alpenrosen  und  kümmerliche  Zirbelkiefern  gediehen.  Die  frische 
Höhenluft  milderte  die  Hitze.  Unterwegs  dachte  ich  mir  aber  trotz- 
dem, wie  gut  es  ist.  daß  der  Schweiß  nicht  kalkhaltig  ist,  sonst  hätte 
ich  sicherlich  Tropfsteine  an  der  Nase  bekommen,  \"on  einem  Hüter- 
buben hörte  ich.  daß  Schneehühner  hier  oben  nicht  selten  sind. 
.Auch  den  Mauerläufer  kannte  er.  Bei  der  Kofanspitze  waren 
Alpendohlen  zu  sehen.  Nach  Cberkletterung  des  Sagzahnes, 
einer  Felsklippe,  welche  den  Zugang  zu  dem  Sonnen wendjoche  ver- 
sperrt, gelangte  ich  auf  dasselbe.  Es  ist  ein  langgestreckter,  grasbe- 
deckter Rücken,  der  nach  Osten  zu  in  steilen,  zerrissenen  Felswänden 
abstürzt.  .Am  südlichsten  Punkte  desselben  genießt  man  einen  herr- 
lichen l)iick  auf  das  Inntal,  die  Hohen  Tauern  und  die  Bergwelt  des 
mittleren  Tirol.  Auf  den  ATatten  trieb  sich  eine  Schar  von  minde- 
stens loo  Alpendohlen  umher,  welche  in  der  sie  charakteri- 
sierenden Art  das  Gelände  absuchte,  dann  unter  gewaltigem  Geschrei 
kleine  Flugspiele  aufführte  und  sich  hierauf  auf  den  Felsblöcken  zur 
Rast  niederließ  und  sich  sonnte.  Mit  \'ergnügen  betrachtete  ich  das 
muntere  Treiben,  bis  mich  ein  tiefes  „goak"  ober  mir  aufblicken  ließ. 


Wilh.  Rüdiger:  Einige  Notizen  über  Raubvögel  in  den  Pripjet-Sümpfen.  153 


Ein  mächtiger  Kolkrabe  zog  dalier.  bog  aber  schon  nach  wenigen 
Augenblicken  um  eine  Felsklippe  und  verschwand.  Alle  Anstrengun- 
gen, den  \'ogel  in  dem  Felsgewirr  des  Steilabsturzes  noch  einmal  zu 
sehen,  blieben  leider  vergeblich. 

Bis  auf  das  Kaisergebirge,  das  von  Wolken  verhüllt  war,  stand 
die  ganze  Bergwelt  klar  und  rein  vor  meinen  Augen  und  beim  Ab- 
stiege bedauerte  ich  lebhaft,  nicht  oben  geblieben  zu  sein.  Als  ich  aber 
am  anderen  Morgen  in  Kramsach  bei  Rattenberg  aus  den  I-'edeni 
kroch  und  den  Regen  sah,  der  alles  ringsum  einhüllte  und  dann 
tagelang  nicht  mehr  aussetzte,  da  war  ich  doch  froh,  den  letzten 
schönen  Tag  so  glücklich  ausgenützt  zu  haben. 


Einige  Notizen  über  Raubvögel  in  den  Pripjet-Sämpfen. 

Von  Wilhelm  Rüdiger. 

Anfänglich  in  den  Rokitno-Sümpfen,  bin  ich  seit  Mitte  Septem- 
ber 1916  im  Pripiet-Surapfgebiet ;  das  Pripjetflüßchen  fließt  nur 
4  km  südlich  von  meinem  Unterkunftsort  enntfernt  vorüber.  Wäh- 
rend Jahresfrist  habe  ich  oft  und  häufig  Gelegenheit  gehabt,  ornitho- 
logische  Beobachtungen  zu  machen  und  neben  Kleinvögeln  auch 
Raubvögel  erbeutet. 

Am  14.  Augtist  1917  schoß  ich  einen  Buteu  stminennannae;  der 
übervolle  Magen  des  \'ogels  enthielt  nur  Mäusereste.  Pastor  Klein- 
schmidt erhielt  diesen  Bussard.  Derselbe  schreibt  mir  untemi  24.  Au- 
gust 1917:  ,,Es  ist  ein  sehr  charakteristisches  Stück  von  B.  ciinnier- 
inannae.  schon  fast  darüber  hinaus  zvmi  desertorum-T\\n\s  hin- 
neigend, aber  doch  ein  echter  ziiiunermannae  nach  Schwanzfärbung. 
Der  Schnabel  hat  auch  die  charakteristische  kurz-winklige  Form, 
Flügel  etwa  38,  also  wohl  9  ad."  —  .\n  einigen  späteren  Tagen  zogen 
einzelne  Vögel  dieser  Art  ohne  Aufenthalt  nach  NW. ;  am  7.  .Sep- 
tember 1917  früh  6  Uhr  überstrich  mich  ein  Stück  sehr  niedrig,  leider 
hatte  ich  ein  Gewehr  nicht  zur  Hand ;  schon  mit  bloßem  Auge  sah  icli 
die  stark  rostrot  gefärbte  Unterseite,  was  mir  aber  mein  Prismenglar 
erst  recht  gut  zeigte.  — 

Weihen  treten  als  Brutvögcl  in  den  Pripjetsümpfen  recht  häufig 
auf ;  doch  sind  die  \'ögel  im  Fluge  nicht  immer  sicher  zu  bestimmen. 
Sollen  \'eröfifentlichungen  und  Behauptungen  wirklich  Wert 
haben,  tlann  müssen  Belegstücke  gesammelt  werden.  So  konnte  ich 
CircH.t  pygcifiiiis  durch  Eier  und  Nestjunge  feststellen.  Beim  Erben- 


154  V.  Capek:  Der  sibirische  Tannenliälier. 

ten  versciiicdeiKT  Rohrsänger,  sowie  Scliwirle  fand  ich  am  3.  Juli' 
1917  einen  Horst  dieser  Weihe  im  Weidengestrüpp.  Der  alte  \'oge! 
strich  ab  und  wurde  hiedurch  zum  N'crräter  des  Horste»;.  Dieser  barg 
2  Eier  und  ein  wohl  8  Tage  altes  junge:  beide  Kier  waren  ungleich 
groß,  doch  klein  und  zeigten  mir  den  Wiesen weihen-Typ.  .^ni 
27.  Juli  besuchte  ich  abermals  diesen  Horst  und  nahm  nunmehr  das 
fast  flügge  Junge.  Pastor  Kleinschmidt  war  Rmpfänger  und  ?chreibt 
mir  dieser  unter  dem  2.  August  1917:  ..Ich  habe  von  der  VViesen- 
weihe  Flügelspitzen,  Fänge  und  Hrustfedern,  alles  zum  Bestimmen 
wichtige  aufgehoben.  Obschon  die  Kennzeichen  noch  nicht  recht 
ausgebildet  sind,  zweifle  ich  doch  bei  der  Kleinheit  der  Fänge  nicht 
daran,  daß  es  eine  Wiesenweihe  ist." 

Am  3.  September  1917  wird  eine  Circiis  macrourus  erlegt:  damit 
auch  dieser  Vogel  unzweifelhaft  richtig  bestimmt  wird,  schicke  ich 
ihn  auch  nach  Dcdcrstedt  Die  Antwort  lautet :  ..Vielen  Dank  für 
Sleppenweihen-Balg,  <J  jun.      Kl." 

Daß  in  meinem  Reobachtungsgebiet  aber  auch  Circiis  aeniiii)wsiis. 
die  Rohrweihe,  auftritt,  kann  ich  damit  bekräftigen,  daß  ich  am 
18.  September  iyi6  von  einem  Panjehause  einen  l'lügel  entnehmen 
konnte.  Beide  Flügel  waren  angebracht  oberhalb  der  Eingangstür. 
Auch  diesmal  war  Pastor  O.  Kleinschmidt  der  Empfänger.  In  einem 
J^^riefe  vom  9.  Oktober  1916  wird  meine  Bestimmung  bestätigt. 

Weim  es  mir  nunmehr  gelungen  ist,  das  Vorkommen  von  Circus 
pygargits.  inacroiinis  und  aerugiiiosiis  durch  Belegstücke  zu  bekräf- 
tigen, so  haben  mir  meine  vielen  Beobachtungen  im  unendlich  großen 
Pripjet-Sumpfgebiet  gezeigt,  daß  Circus  pygargiis  die  gemeinste 
Weihe  ist.  Danach  dürfte  macrourus  kommen :  sicherlich  tritt  aber 
auch  C.  cyancus.  die  Kornweihe,  auf.  Hierfür  aber  müßte  ich  erst  ein 
Belegstück  erbringen. 


Der  sibirische  Taniieuhäher  (Nucifraga  ear.  macrorliyu- 
chos  Breliiu)  in  Mähreu  1917. 

V.  Capek,  Oslawan, 

Am  7.  Oktober  wurde  der  erste  Fremdling  von  einem  Kenner 
bei  Oslawan  beobachtet,  tags  darauf  wohl  derselbe  \^ogel  unweit  da- 
von geschossen.  Am  i6.  Okt.  hat  ein  Heger  auf  einer  Wiese  am 
^^  aldrande  2  Stück  gesehen,  von  welchen  er  einen  für  mich  erlegte. 
Auch  die  folgenden  5  Tage  bemerkte  er  einigemal  i  oder  2  Stücke, 


Literatur.  155 

wohl  nicht  immer  dieselben.  Von  anderer  Seite  ist  mir  keine  Nach- 
richt zugekommen.  —  Das  erlegte  Exemplar  war  ein  junges  Stück 
mit  weißer  Flügclbinde ;  von  den  beiden  mittleren  Steuerfedern  war 
die  eine  alt  mit  fast  vollständig  abgeriebener  Endbinde,  die  andere 
erneuert,  gleich  lang,  die  weiße  Endbinde  unversehrt. 

V.  Capek,  Osla-.van. 


Literatur. 
Berichte  und  Anzeigen. 

A.  Ibarth.  Die  Vogelwelt  der  Insel  Messina  in  :  „Das  staatliche  Vogel- 
schutzgebiet an  der  alten  Weichselmündung  bei  Neufähr  unweit  Danzig." 
[H.  Conwentz.  Beitr.  Naturdenkmpfl.  V.  1916.  H.  3.  p.  393-413.] 

Die  der  Schilderung  der  Vogelwelt  der  seit  1915  als  staatliches  Vogel- 
schutzgebiet erklärten  Insel  Messina  bei  Neufähr  in  Westpreußen  voran- 
gehenden Abschnitte  behandeln  die  Schritte,  welche  zum  Schutze  der  Insel 
eingeleitet  wurden  (H.  Conwentz),  die  Geschichte  der  Sicherung  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  des  Rechtes  am  Meeresstrand  (E.  Herrmann),  die 
Pflanzenwelt  (H.  Preuß).  A.  I  b  a  r  t  h,  Danzig,  schildert  auf  Grund  vieljähriger 
Beobachtungen  in  sehr  übersichtlicher  Weise  die  Ornis  dieses  neuen  Schutz- 
gebietes, für  welches  bisher  123  Arten  nachgewiesen  wurden,  von  denen 
27  als  Seltenheiten  und  unregelmäßige  — ,  72  als  regelmäßige  Erscheinungen 
und  24  als  Brutvögel  anzusehen  sind.  Von  ersteren  möchten  wir  hervor- 
heben Uria  lomvia,  Hydrobates  leucorhoa,  Sterna  caspia,  Nyctea  nyctea  und 
besonders  Panurus  biarmicus,  von  welchem  am  17.  XI.  1915  ein  ganzer  Flug 
dieser  für  Westpreußen  noch  nicht  nachgewiesenen  Art  im  Rohr  des  Karau- 
schenteiches angetroffen  wurde.  Da  Verf.  die  Art  auch  im  Juni  1916  fest- 
stellen konnte,  liegt  ein  Brüten  derselben  sehr  nahe.  Unter  den  regelmäßigen 
Erscheinungen  verdientauch  der  schmalschnäblige  Wassertreter 
Erwähnung,  der  im  Herbst  in  größeren  Gesellschaften  auftritt.  Bemerkt  sei, 
daß  die  Schilderung  der  Vogelwelt  sich  nicht  ausschließlich  auf  die  engen 
Grenzen  des  dermaligen  Schutzgebietes  beschränkt,  sondern  auch  auf  das 
angrenzende  Gelände  erstreckt,  als  dessen  Mittelpunkt  Messina  gilt.  Als  ein 
höchst  erfreuliches  Zeichen  müssen  wir  es  bezeichnen,  daß  inmitten  des 
tobenden  Weltkrieges  es  ermöghcht  wurde,  ein  neues  Reservat  der  Tier- 
und  Pflanzenwelt  zu  schaffen.  T. 


F.  Pax.  Wandlungen  der  schlesischen  Tierwelt  in  geschichtlicher  Zeit. 
[H.  Conwentz.  Beitr.  Naturdenkmpfl.  V.  1916.  3  H.p.  414-472  m.  5  Texttab.] 

Unter  Einbeziehung  aller  Tiergruppen  entwirft  Verf.  in  eingehender 
Weise  ein  Bild  der  Wandlungen,  welche  die  schlesische  Tierwelt  in  geschicht- 
licher Zeit  erfahren  hat,  Ursache  und  Wirkung  berücksichtigend.  Wenn  auch 


156  Literatur. 

da  und  dort  direkte  Eingriffe  von  Seite  des  Menschen  Arten  von  isoliertem 
Vorkommen  ganz  oder  nahezu  ganz  vernichtet  haben,  so  sind  sie  doch  ver- 
schwindend gegen  die  indirekten,  welche  die  Kultur  durch  ihre  Veränderung 
der  Bodendecke  bewirkte,  indem  sie  einerseits  der  indigenen  Tierwelt  die  Le- 
bensbedingungen entzog,  andi  rerseits  dadurch  aber  anderen  Formen  wieder 
die  Einwanderung  und  Ausbreitung  ermöglichte.  Die  immer  weiter  um  sich 
greifende  veränderte  Bodenbewirtsdiaftung,  diefremdcs  an  Stelle  des  ursprüng- 
lichen setzte,  bewirkte  als  logische  Folge  auch  einen  \Vech'^el  in  dem 
früheren  Bestände  der  Tier-  und  Pflanzenwelt,  indem  andere  Formen  an 
ihre  Stelle  treten,- für  welche  sich  die  Daseinsbedingungen  geebnet  haben. 
Überall  läßt  sich  das  beobachten,  wenn  wir  nur  darauf  achten.  Es  ist  ge- 
wiß anerkennend  zu  begrüßen,  daß  Verf.  uns  in  vorli-gender  Arbeit  ein  sehr 
übersichtliches  Bild  der  Veränderungen  gegeben,  welche  die  Tierwelt 
Schlesiens  bis  in  die  Neuzeit  erfahren  hat.  Ist  auch  nicht  weniges  für  immer 
verloren,  so  erwächst  uns  daraus  die  Pflicht,  die  noch  vorhandenen,  ohne 
schützende  Hand  dem  Aussterben  verfallenden  Reste,  vor  diesem  Schicksale 
nach  Möglichkeit  zu  bewahren  und  zu  erhalten.  T. 


W.  Bacmeister.  Zur  Ornithologie  des  württembergischen  Schwarz- 
waldes. [Zoül.  Beob.    LVllI.  1917,  Nr.  1.  p.  4-16.] 

Von  der  richtigen  Annahme  ausgehend,  daß  zuiri  Ausbaue  einer 
Landesornis  lokalfaunistische  Beiträge  als  Bausteine  unerläßlich  sind,  hat 
Verf.,  derzeit  als  Hauptmann  im  Felde,  die  Muße  eines  Urlaubes  dazu  be- 
nützt, die  während  eines  zweimaligen  Aufenthaltes  in  württembergischem 
Schwarzwalde  gesammelten  Beobachtungen  zusammen  zu  stellen.  67  Arten 
werden  für  das  Gebiet  mit  näheren  Nachweisen  ihres  Auftretens  aufgezählt 
doch  hält  Verf.  damit  die  Zahl  für  nicht  erschöpft.  Hervorgehoben  sei  ein 
Exemplar  von  Glaucidium  passerinum,  welches  vor  ungefähr  10  Jahren  im 
Niederholz  erlegt  wurde  und  in  der  Sammlung  von  Schultheiß  Schleech 
steht.  Verf.  hält  die  Art  als   Brutvogel  des  Gebietes.  T. 


H.  Reichling.  Beiträge  zur  Vogelfauna  des  Münsterlandes.  (44.  Jahrb. 
Westf.  Prov.-Ver.  VViss.  u.  Kunst.  1915/16.  p.  154-168.] 

Verf  gibt  hier  seine  mehrjährigen  Beobachtungen,  die  vorzugsweise 
die  Brutzeit  umfassen  und  sich  auf  die  besonders  typischen  Arten  und 
wichtigsten  Dmchzügler  beschränken.  Ciconia  nigra,  vor  40  Jahren  Brut- 
vogel, jetzt  seltener  Durchzügler;  Ardea  cinerea  hat  nur  eine  Brutkolonie 
in  Sythen,  die  aus  8—10  Paaren  besteht ;  Diyocopus  martius  ist  seit  unge- 
fähr 15  Jahren  Brutvogel;  Emberiza  liortulana  sporadisch  brütend;  Serinus 
serinus,  1908  zuerst  festgestellt,  ist  in  langsamer  Zunahme  begriffen  ;  Mota- 
cilla  boaritla,  vor  ca.  13  Jahren  sehr  spärlich,  jetzt  mehrfach  Brutvogel 
Anthiis  spinoletta  alljährlich  auf  dem  Durchzuge  in  Trupps  von  6  -8  Stück; 
Erithacus  cyanecitla  tritt  seit  einigen  Jahren  etwas  häufiger  als  Brut- 
vogel auf  T. 

W.  Hennemann.    Zum    Vorkommen   der    Nachtigall    im   Sauerlande. 
[44.  Jahrb.  Westf.  Prov.-Ver.  Wiss.  u.  Kunst.  1915/16.  p.  169—173.] 

Die  umfangreichen  Nachfragen  ergaben  einen  starken  Rückgang,  viel- 


Literatur.  157 


fach  ein  vollständiges  Verschwinden  der  Nachtigall  im  Gebiete,  das  nach 
Verf.  Ansicht  auf  Beeinträchtigung  ihrer  Wohngebiete  und  die  Vermehrung 
der  Katzen    zurückzuführen  ist.  T. 


E.  Stresemann.  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Seglerfluges.  [Verh. 
Orn.  Ges.  Bayern.  XIII.  1917.  1.  p.  50-52.] 

Auf  die  V.  Lucanus'schen  Beobachtungen  und  Fesstellungen  über  die 
Höhe  des  Vogelzuges  und  die  Sichtbarkeit  des  einzelnen  Vogels,  welche 
z.  B.  bei  der  Drossel  bereits  bei  300  m  endet,  zurückgreifend,  führt  Verf. 
seine  eigenen  Beobachtungen  von  einem  Fesselballon  aus  an,  die  sich  auf 
den  Mauersegler  beschränken,  den  er  in  Höhen  von  600—750  m  feststellen 
konnte.  Das  Aufsuchen  so  großer  Höhen  möchte  Verf.  als  spielerische 
Flugleistung  ansehen.  T. 

H.  Stadler.  Vom  Zug  der  Mauersegler  {Micropus  apus  apus  (L.)  im 
Maintal.  1916.  [Verh.  Orn.  Ges.  Bay.  XIII.  1917.  1.  p.  74-81.] 

Eine  sehr  interessante,  eingehende  Studie  über  den  Seglerzug  im 
Maintal,  über  Kommen  und  Gehen  derselben,  Durchzug  nordischer  bez. 
östlich  beheimateter,  VVetterflucht  bei  andauernder  kühler,  regnerischen 
Witterung  und  Rückkehr  bei  Ausheiterung.  Verf.  hat  bez.  der  Wetterflucht 
der  Segler  und  deren  abermalige  Rückkehr,  auch  der  nordischen,  sehr  wert- 
volle Beobachtungen  gemacht,  die  es  verdienen,  aufmerksam  gelesen  zu 
werden  und  es  wieder  beweisen,  wie  viel  es  noch  bei  anderen  gewöhn- 
lichen Arten  in  biologischer  Hinsicht  zu  erforschen  gibt.  Die  Annahme  Verf., 
daß  die  noch  in  der  zweiten  Julihälfte  ost-  und  nordwärts  durchziehenden 
Segler  in  ihrer  entfernten  Brutheimat  zur  Fortpflanzung  schreiten  würden, 
scheint  mir,  wie  ich  bereits  an  anderer  Stelle  bemerkte,  doch  sehr  fraglich, 
da  nach  meiner,  allerdings  nur  einmaliger  Beobachtung,  das  Brutgeschäft 
von  der  Ablage  des  zweiten  Ei  und  bis  zum  Ausfluge  der  Jungen  58  Tage, 
also  über  8  Wochen  erfordert  und  man  in  Schweden  anfangs  Juni  die  Ge- 
lege findet.  T. 

7.,  8.  u.  9.  Jahresbericht  (1915,  1916  u.  1917)  der  staatlich  autori- 
sierten Versuchs-  und  Musteranstalt  für  Vogelschutz  von  H.  Freih.  v. 
Berlepsch  auf  Burg  Sebach,  erstattet  von  F.  Schwabe.  —Langensalza 
1915,  1916,  1917.  gr.  8,  9  und  20  pp. 

Ungeachtet  der  langen  Dauer  des  Weltkrieges  und  der  durch  ihn  be- 
dingten zahlreichen  Hemmungen,  hat  die  Seebacher  Versuchs-  und  Muster- 
anstalt das  sich  gestellte  Ziel  unentwegt  weiter  verfolgt,  wie  aus  den  drei 
vorliegenden  Jahresberichten,  die  einen  stetigen  Fortschritt  in  den  Be- 
strebungen aufweisen,  ersichtlich  ist,  auf  welche  wir  empfehlend  verweisen. 
F.Schwabe  hat  1916  außerdem  eine  für  die  Allgemeinheit  bestimmte 
mit  Textbildern  versehene  Broschüre,  „Wo  Vogelgesang,  da  Erntesegen!"  Ein 
Weckruf  und  Hinweis  auf  die  Notwendigkeit  und  den  Nutzen  des  Vogel- 
schutzes im  Land-  und  Gartenbau  veröffentlicht,  welche  die  weiteste  Ver- 
breitung verdient.  T. 

H.  Fischer-Sigwart.  Kuttengeier  und  Gänsegeier  in  der  Schweiz. 
[D.  prakt.  Forstw.  f.  d.  Schweiz.  50.  1914.  No.  9.  p.  139—142.] 

11 


158  Literatur. 


Am  24.  V.  wurden  im  Nessental,  Berner  Oberland,  zwei  Kuttengeier 
erlegt,  deren  einer  ins  Museum  von  Neuenburg,  der  andere  in  die  Privat- 
sammlung des  Hotelbesitzers  in  Engstelenalp  gelangte.  Ein  Gänsegeier 
wurde  wieder  im  Juni  bei  Schuls  in  Graubünden  gescl.ossen  und  von  dem 
Rhätischen  Museum  erworben.  Die  vom  Verf.  eingeleiteten  sorgfaltigen 
Nachforschungen  ergaben,  daß  es  bei  allen  drei  Exemplaren  sehr  fraglich 
erscheint,  ob  es  sich  tatsächlich  um  verflogene  od.  um  entkommene 
Tiere  handelt.  T. 


Museum  Zofingen.  Bericht  über  die  Jahre  1911/15.  —  Zofingen  1915. 
gr.  8.  37  pp. 

Gibt  Bericht  über  die  Erwerbungen  und  die  Publikationen  des  Kon- 
servators genannten  Museums,  H.  Fischer-Sigwart.  T. 


H.  Fischer-Sigwart.  Die  Kreuzschnabel-Invasion  1909.  [Orn.  Beob. 
1915.  H.  5  u.  6.  sep.  7  pp] 

Auch  die  Schweiz  wurde  während  dieses  denkwürdigen  Zuges  von 
Kreuzschnäbeln  überschwemmt.  Verf.  bringt  als  Anhang  zu  der  über 
diesen  Zug  auf  Schweizer  Gebiet  von  A.  Heß  im  „Orn.  Beob."  1915  ver- 
öffentlichten Arbeit  weitere  Beobachtungen,  aus  denen  ersichtlich  ist,  daß 
sich  die  Invasion  von  August  1909  bis  in  den  Winter  1909  u.  1910  erstreckte, 
von  da  an  abflauend,  aber  in  Resten  noch  bis  in  den  Sommer  hinein  sich 
erstreckend.  1914  traten  infolge  guter  Samenjahre  Kreuzschnäbel  recht 
häufig  auf,  ohne  daß  man  von  einer  Einwanderung  aus  dem  Norden 
sprechen  konnte.  T. 

H.  Fischer-Sigwart.  Der  Seidenschwanz  (Bombycilla  garrula  L.)  und 
seine  Züge  in  der  Schweiz   im  20.  Jahrhundert.  [Tierw.  1916.    sep.  8.  7  pp.] 

Nach  kurzen  Bemerkungen  über  das  Kleid  des  Vogels,  dessen  Ge- 
schlechter sich  äußerlich  nicht  unterscheiden  lassen,  dann  über  die  roten 
Hornplättchen  an  den  Schwanzspitzen,  die  sich  auch  wiewohl  selten  bei 
alten  99  finden,  zählt  Verf.  die  größeren  Invasionen  im  19.  Jahrhundert 
und  dann  die  im  laufenden  im  Detail  auf,  welche  sich  auf  die  Jahre  1903— 
1904  und  1913—1914  verteilen.  Die  erstere  war  die  weit  größere.  T. 


H.  Fischer-Sigwart.  Seltene  Vögel  des  Wauwilermoses  seit  der 
Trockenlegung  des  Wauvvilerseeleins.  [Ornith.  Beob.  1916.   H.  M.  sep.  3pp.] 

Hervorgehoben  seien  Otis  tarda  5-.  Februar  1855.  Ciconia  nigra  5 
1875  erlegt,  1886  beobachtet,  Plegadis  falcinellus,  ein  Trupp  von  5  Stück, 
davon  30.  V.  4  erlegt,  Merops  apiaster  zeigte  sich  im  Frühjahr  1911  ein 
Flug,  von  dem  3  Ex.  erlegt  wurden.  T. 


H.  Fischer-Sigwart.  Über  den  Vogelzug  im  schweizerischen  Mittel- 
lande und  über  dem  Vogelflug.    [Zool.  Beob.  LVII.  1916.  H.  4—6  sep.  47  pp.] 

Beobachtungen  sind  es,  welche  der  bekannte  Schweizer  Ornithologe 
während  eines  Menschenlebens  gesammelt,  die  viel  Interessantes  über  den 
Zug  im  allgemeinen  wie  besonders  über  den  im  schweizerischen  Mittellande 
berichten.    Der    Zug,    dieses    unerschöpfliche   Thema,    hat    an    Verf.    einen 


Literatur.  159 


ebenso  eifrigen  wie  verständnisvollen  Beobachter  gefunden,  dessen  Schiide- 
rungen uns  mit  den  Zugverhältnissen  seines  Gebietes  vertraut  machen, 
welche  immer  sorgfältig  registriert  wurden.  Wer  sich  für  den  Vogelzug 
interessiert,  den  werden  Verf.  Ausführungen,  die  volle  Beachtung  verdienen, 
von  Anfang  an  bis  zum  Schlüsse  fesseln.  In  einem  späteren  Abschnitte 
wird  die  Art  und  Weise  des  Fluges  und  Zuges  in  den  höchsten  Luft- 
schichten besprochen.  Zwei  Tabellen,  Sommer-Zugvögel-  und  Wintergäste, 
geordnet  nach  den  mittleren  Daten  ihrer  Ankunft,  bilden  den  Abschluß 
der  Arbeit.  T. 


F.  Koske.  Die  Veröffentlichungen  über  die  Vogelwelt  Pommerns. 
Ornithologische  Bibliographie  Pommerns  bis  zum  Ende  des  Jahres  1915. 
[J.  f.  O.  1917.  No.  1,  2.  p.  1-42,  121  —  169.) 

Der  durch  die  seit  vielen  Jahren  herausgegebenen  ornithologischen 
Jahresberichte  aus  Pommern  bekannte  Verfasser  bietet  uns  hier  eine  umfang- 
reiche Zusammenstellung  der  gesamten  ornithologischen  Veröffentlichungen 
über  Pommern,  von  den  frühesten  Anfängen  (1530)  bis  1915.  Derartige 
genaue  Arbeiten  besitzen  großen  Wert,  denn  die  Kenntnis  der  Literatur  ist 
die  Grundbedingung  für  jede  Forschung.  Soweit  wir  es  zu  beurteilen  ver- 
mögen, hat  der  Verf.  alle  Quellen  gewissenhaft  benützt  und  sich  durch  diese 
mühevolle  Arbeit  gewiß  den  Dank,  insbesondere  der  jüngeren  Ornithologen 
seiner  Heimatprovinz  erworben.  Das  gesamte  Material  ist  nach  Jahren  und 
innerhalb  dieser  alphabethisch  geordnet.  Ein  Naraensverzeichnis  am  Schluß 
verweist  auf  die  Arbeiten  der  einzelnen  Autoren.  T. 


Qv.  Sajovic.  Ornitologicni  zapiski  za  Kranjesko  v  letih  1914  do  1916 
(Ornithologische  Notizen  für  Krain  in  den  Jahrea  1914/16.)  [Carniola  VII.  1917. 
No.  Vj  p.  70—93  m.  Textb.] 

Vorstehender  Bericht  gibt  ausführliche  Mitteilungen  über  alle  ornitho- 
logischen Vorkommnisse  in  Krain  in  der  Zeit  von  1914 — 1916,  einschließlich 
der  Ankunftsdaten.  Ein  näheres  Eingehen  auf  die  gewiß  interessante  Arbeit 
verhindert  uns  die  Sprache,  in  der  sie  abgefaßt  ist.  T. 

Dritter  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Ornithologischen  Station  des 
„Lotos"  in  Liboch  a.  E.  im  Jahre  1916.  Referiert  von  K.  Loos,  Leiter  der 
Station.  [Lotos  65.  1917.  Nr.  4.  p.  103—114.] 

Die  störende  Wirkung  des  Krieges  zeigt  sich  bereits  in  dem  Rück- 
gang der  Zahl  der  Mitarbeiter  von  45  im  Jahre  1915  auf  31  im  Jahre  1916, 
die  dementsprechend  auch  in  den  Ergebnissen  zum  Ausdruck  kommt. 
Immerhin  wurden  im  ganzen  72  Arten  Vögel  in  2858  Exemplaren  beringt, 
davon  263  in  Böhmen,  69  in  Mähren,  1  in  Tirol,  9  in  Ungarn,  66  in  Galizien 
und  102  in  Rußland.  Im  ganzen  weisen  die  drei  Jahresberichte  13.958  be- 
ringte Stücke  auf.  Der  Ausfall  in  der  Jungmövenmarkierung  beruht  zum  Teil 
in  der  Nutzung  der  Möveneier,  zum  Teil  in  der  unterbliebenen  Schilfnutzung 
des  Hirsener  Teiches,  wodurch  die  Jungmöven  eine  vorzügliche  Deckung 
hatten,  welche  sie  vielfach  der  Beringerung  entzog.  Bemerkt  sei,  daß  sich 
die  Lachmöven,   entgegen    dem   Jahre   1915,    wo    sie   ausgeblieben    waren 

11» 


160  Literatur. 

wieder  auf  dem  Boschiletzer  Teiche  b.  Wittingau  einfanden.  Hervorgehoben 
sei  die  Beringung  von  13  Waldschnepfen.  Von  rückgemeldeten  Stücken 
seien  hervorgehoben  Scolopax  nisticola,  am  23.  V.  1914  in  der  Waldstrecke 
„Drei  Grenzen"  beringt,  wurde  am  1.  IV.  1916  im  Nachbarrevier  geschossen 
Laras  ridibundiis,  in  Hirsen,  13.  V.  1915  beringt,  am  13.  II.  1916  bei  Pisa  — , 
ein  ebendort  1916  markierter,  am  30.  VI.  1916  am  Harz  — ,  ein  weiterer 
ebendort  gezeichneter  im  Juni  in  den  Niederlanden  erbeutet.  Die  allseitigen 
Erfolge  auf  den  Kriegsschauplätzen  lassen  nun  doch  ein  baldiges  Ende  des 
Krieges  und  damit  die  Rückkehr  zu  erfolgreicher  Tätigkeit  erhoffen.        T. 

Aquila.  Zeitschrift  der  Kgl.  Ungar.  Ornith.  Centrale.  XXlll.  1916.  — 
Budapest  1917.  Lex.  8.  599  pp.    m.  2  Taf.  und  9  Textabb.  Ungar.— Deutsch. 

Inhalti:  Stef.  v.  Chernel,  Beim  Anbruch  eines  neuen  Zeitalters;  Über 
dasNisten  des  Seidenschwanzes  in  Ungarn;  Horstbaumund  Stimme  des  Wespen- 
bussards ;  Ornithologische  Beiträge  aus  den  Feldbriefen  Nikol.  v.  Chernels ; 
der  Mauerläufer  im  Komilate  Zaia ;  Überwintern  der  Zugvögel.  —  H.  Bodnär: 
Weiße  Kohlraben  und  andere  Farbenvariatäten ;  —  B.  v.  Hauer:  Der 
heurige  ungewöhnlich  lange  Herbst.  —  L.  Kostka:  Der  Einfluß  des  hohen 
Wasserstandes  auf  die  ungarische  Tiefebene.  —  D.  L  i  n  t  i  a :  Materialien 
zur  Avifauna  Serbiens  (Schluß).  —  A.  Bar.  Mannsberg:  Ornithologische 
Beobachtungen  aus  Dalmntien  im  April— September  1916.  —  V.  Maurus: 
Neueres  Nisten  der  VVachholderdrossel  in  Ungarn.  —  E.  Nagy:  Neueres 
Vorkommen  von  Nisaetus  fasciatus  in  Ungarn;  Vorkommen  von  Gavia 
arcticus  in  Ungarn  während  der  Sommerzeit;  Das  neuere  Vorkommen  von 
Gavia  glacialis  und  das  erste  von  Gavia  atlamsi  in  Ungarn;  Das  Nisten  des 
Zeisigs  in  der  Liptoer  Fatra;  Das  Brüten  des  Edelreihers  auf  dem  weißen 
See  bei  Lukäcsfalva.  —  B.  Racz:  Das  einstige  Nisten  des  Edelreihers  im 
Biharer  Sarret.  —  H.  Schenk:  .Altberühmte  siebenbürgische  Vogelsamm- 
lungen; Lappländische  Rauhfußbussarde  in  Ungarn;  Die  Vogehvelt  der  Ürbö- 
puszta  im  Jahre  1915  und  1916;  Das  einstige  Nisten  der  Schwarzkopfmöve 
in  Ungarn.  —  G.  Szomjas:  Briefe  a.  d.  Hortobägy.  —  J.  Behränd: 
Erfahrungen  bei  der  Vogelberingung.  —  Stef.  v.  Chernel:  Der  Früh- 
jahrszug 1916  in  Köszeg;  Beitrag  zur  experimentellen  Beobachtungen  des 
Vogelzuges:  -  j.  Hegyfoky:  Vogelzug  und  Wetter  im  Frühling  1915 
und  1916.  -  L.  Kiräly:  Die  Ankunft  der  Vögel  in  Silno  im  Frühjahr  1916. 
—  L.  V.  Komis:  Vogelzugsbeobachtungen  an  der  Strypafront  im  Frühjahr 
1916.  —  D.  Lörinczy:  Ornithophaenologische  und  nidologische  Beob- 
achtungen in  Kolosvär  1906  und  1907,  —  Z.  Neubauer:  Den  ersten 
Storch.  —  J.  Schenk:  Der  Vogelzug  im  Frühjahr  1915  und  1916.  — 
B.  S  z  e  ö  t  s  sen. :  Aus  meinen  Beobachtungen  über  Beringung  und  Vogel- 
schutz.   —   K.  L  am  brecht:    Geschichte  und   Bibliographie   der  Palaeo- 

Ornithologie.  —  Bibliographia  ornithologica  Hungarica  1910—1916.  u.  a. 

T. 

A.  Kiengel.  Störche  und  Storchnester  im  östlichen  Sachsen.  [A\it- 
teil.  Landesvcr.  Sachs.  Heimatsch.  1917.  VL  H.  2./3.  Separ.  Lex.  8.  16  pp.  m. 
6  Textabb.  und  1  Kärtchen.] 

Die  einstige   weite  Verbreitung   des  Storches  im  Sachsenlande  ist  auf 


Literatur.  161 


ein  Minimum  zurückgegangen  und  schreitet  noch  weiter  fort.  Verf.  hat  sich 
der  dankenswerten  Aufgabe  unterzogen,  den  Storchbestand  im  östlichen 
Schlesien  festzustellen.  1916  befanden  sich  daselbst  noch  42  Storchnester, 
Wovon  17  besetzt  waren,  doch  kamen  nur  in  16  Junge  auf.  Als  noch  reich- 
licher besetztes  Gebiet  ist  das  von  Bautzen  anzusehen,  das  im  gleichen 
Jahre  noch  12  Brutpaare  aufwies.  Verf.  bespricht  weiters  die  Ursachen  der 
stetigen  Abnahme  der  Störche,  ohne  daß  sich  hiefür  ein  ausschlaggebender 
Grund  ergeben  würde.  Jedenfalls  wirken  verschiedene  Umstände  dabei  mit, 
besonders  die  Wasserregulierungen  in  jeder  Form,  zn  denen  in  neuer  Zeit, 
wie  Verf.  bemerkt,  sich  als  sehr  gefahrbringend  die  Starkstromleitungen  ge- 
sellen. Biologisches  über  den  Storch,  das  Verhalten  der  Ortsbewohner 
gegenüber  demselben  und  eine  genaue  Übersicht  des  Storchbestandes  im 
Jahre  1916  mit  präzisen  Angaben  bilden  den  Abschluß  der  durch  gelungene 
Aufnahmen  von  Storchnestern  gezierten  Schrift,  der  auch  eine  kleine  Ver- 
breitungskarte beigefügt  ist.  T. 

P.  Krüß.  Der  Vogelzug  auf  Helgoland  in  den  Jahren  1  912  und  1913 
Nach  Tagebüchern  der  Vogelwarte  der  Kgl.  biologischen  Anstalt  auf  Helgo- 
land zusammengestellt.  [J.  f.  0.  1917.  Sonderh.  120  pp.] 

Die  Teilnahme  Dr.  Weigold's  an  der  Szetschwan-Expedition  und 
seine  Verhinderung  infolge  des  Krieges  an  der  Rückkehr  haben  die  Ver- 
öffentlichung der  sonst  jährlich  von  ihm  zusammengestellten  Berichte  über 
den  Vogelzug  auf  Helgoland  während  der  Jahre  1912  und  1913  zur  Unmög- 
lichkeit gemacht,  zumal  auch  sein  Vertreter  Arno  Marx  zu  den  Fahnen 
einberufen  wurde.  In  sehr  dankenswerter  Weise  hat  der  Direktor  der  biolo- 
gischen Anstalt  auf  Helgoland,  Geh.  Regr.  Prof.  Dr.  Fr.  Heineke,  die 
seit  Kriegsbeginn  geschlossen  wurde,  veranlaßt,  daß  wenigstens  Auszüge 
aus  den  vorliegenden  Tagebüchern  über  genannte  Jahre  veröffentlicht 
werden  und  betraute  mit  der  Ausführung  den  als  geübten  Gehilfen  Weigolds 
und  guten  Vogelkenner  dazu  geeigneten  Präparator  der  Anstalt  P.  Krüß, 
dessen  Bericht  nun  vorliegt.  Er  bringt  in  chronologischer  Reihenfolge  die 
Tagebuchdaten  über  die  beobachteten  Arten  und  die  Witterungsangaben 
und  gewährt  in  dieser  Zusammenstellung  ein  gutes  Bild  der  täglichen  Zug- 
bewegung. Von  Raritäten  seien  erwähnt:  Carpodacus  erythrinus  juv.,  das 
4  St.  für  Helgoland,  Calcarius  lapponicus,  Emberiza  rustica,  Budytes  rayi  u.  a., 
die  sich  in  einer  Schlußliste  angegeben  finden.  T. 


E.  P.  Tratz.  2.  Jahresbericht  der  Ornithologischen  Station  in  Salz- 
burg. Institut  für  Vogelkunde  und  Vogelschutz.  Kriegsjahre  1914— April  1917. 
—  Salzburg  (Selbstverlag)  1917.  Lex.  8-  26  pp.  mit  6  Tafeln.  Preis  Kr.  2-50. 
Es  muß  als  ein  erfreuliches  Zeichen  des  regen  wissenschaftlichen 
Interesses  und  Strebens  bezeichnet  werden,  daß,  wenn  vielfach  auch  ein- 
geschränkt durch  den  nun  schon  über  drei  Jahre  an  unseren  Süd-  und  Ost- 
grenzen tobenden  Krieg,  die  Betätigung  an  der  Wissenschaft  nicht  nur  nicht 
erlahmte,  sondern  ihren  Weg  unbeirrt  weiter  verfolgt  und  ausbaut.  Zählt 
auch  die  Vogelkunde  leider  zu  den  bei  uns  im  Verhältnis  zu  anderen  am 
wenigsten  verbreiteten  Disziplinen,  so  verfolgen  doch  die  Vertreter  dieses 
issenschaftszweiges  ihr  Studium  mit  vollem  Eifer  und  Erfolg. 


462  Literatur. 


Schon  einmal  hatte  ich  Gelegenheit,  bei  Besprechung  des  1.  Jahres- 
berichtes*, der  von  E.  P.  Tratz  1913  ins  Leben  gerufenen  „Ornitholo- 
gischen  Station"  in  Salzburg  auf  die  erfreulichen  Erfolge  hingewiesen, 
welches  dieses  aus  Privatmitteln  gegründete  und  erhaltene  Unternehmen 
gleich  im  ersten  Jahre  seines  Bestehens  zu  verzeichnen  gehabt  hatte.  Jetzt 
liegt  der  2.  Jahresbericht  für  die  Kriegsjahre  1914—  April  1917  vor.  Er  ent- 
hält folgende  Abschnitte  :  1.  Das  Vorwort,  2.  Allgemeines,  3.  Institutsange- 
legenheiten, 4.  Veröffentlichung  der  Station,  bez.  des  Berichterstatters, 
5.  Bericht  über  die  Vogelberingung,  6.  Kleine  Mitteilungen. 

Eine  wesentliche  Änderung,  bez.  Erweiterung  erfuhr  das  Arbeits- 
programm durch  Umgestaltung  der  „Ornithologischen  Station"  in  ein 
„Institut  für  Vogelkunde  und  Vogelschutz",  welches  sich 
neben  der  Pflege  der  wissenschaftlichen  —  auch  die  Pflege  der  praktischen 
Vogelkunde  in  allen  ihren  Zweigen  zur  Aufgabe  gestellt  hat.  Es  ist  ein 
großes  Ziel,  das  sich  Tratz  gesteckt,  indem  er  für  die  diesseitige  Reichs- 
hälfte bemüht  war,  aus  eigenen  Mitteln  ein  Institut  zu  begründen  und 
allmählich  auszugestalten,  das  uns  bisher  ganz  gefehlt  und  einem  tatsäch- 
lichen Bedürfnisse  entspricht.  Auch  die  Herausgabe  einer  illustrierten  „Ornitho- 
logischen Monatschi  ift"  ist  geplant. 

Zur  Beringung  gelangten  durch  72  Personen  in  den  Jahren  1914 — 1916 
87  Vogelarten  in  1552  Exemplaren,  wovon  die  Rückmeldung  von  46  Exem- 
plaren in  25  Arten  erfolgte.  Besonderes  Interesse  beanspruchen  folgende 
Fälle:  Waldschnepfe,  20.  V.  1914  als  Jungvogel  in  Chotilic  (Böhm.) 
beringt,  wurde  am  18.  IV.  1916  unfern  der  Markierungsstelle  erlegt.  Ein 
Fall,  der  von  großem  Erinnerungsvermögen  zeugt,  betrifft  einen  Turm- 
falken, der  jung  aufgezogen  und  aus  der  Hand  gefüttert,  gewohnt  war, 
auch,  als  ihm  im  Frühling  die  Freiheit  geschenkt  worden,  auf  Ruf  und 
Pfiff  sich  auf  die  Hand  seines  Pflegers  zu  setzen.  Er  führte  dies  auch  nach 
einer  halbjährigen  Abwesenheit  desselben  aus.  Ein  am  17.  XII.  1913  in 
Flattach  (Kämt.)  markierter  Seidenschwanz  wurde  den  19.  XII.  1913  in 
Gorredo  (S.-Tirol)  gefangen,  legte  also  in  kaum  2  Tagen  eine  Strecke  von 
ca.  200  Km.  zurück.  Eine  von  Millinger  in  Lungötz  (Salzb.)  als  Nestvogel 
beringte  Saatkrähe  wurde  260  Km.  westlich  in  Wollishofen  (Schweiz) 
gefangen.  Abgesehen  von  dieser  Konstatierung  verdient  auch  das  ganz 
isolierte  Brüten  dieser  Art  im  Salzburgischen,  wo  wir  sie  bisher  nur  als 
regelmäßigen  Durchzugs-  und  VVintervogel  kannten,  besondere  Beachtung  und 
wir  möchten  noch  beifügen,  Nachprüfung.  Von  Staren  wurde  ein  in  Mähren 
gezeichneter  in  Süd-Frankreich,  ein  in  Schlesien  beringter  in  Süd-Spanien 
—  von  Si  n  gdr  oss  ein  2  im  Trencsiner  Kom.  beringte  in  Umbrien  (Ital.), 
eine  in  N.-Tirol  gezeichnete  auf  Minork:i  erbeutet.  Dies  zur  flüchtigen  Über- 
sicht des  Gebotenen.  Zwei  Tafeln  nach  photographischen  Aufnahmen  zeigen 
einen  beringten  Steinadler,  den  Baumhorst  eines  solchen  und  einen  Vogel- 
felsen, alle  in  der  Herzegowina  und  einen  beringten  Wachtelkönig.  Ganz 
besonders  sei  auf  die  auf  vier  Tafeln  gebrachten  Kartenskizzen  hingewiesen, 
welche  den  Zug  von  Star,   Seidenschwanz,    Grünling   und   Sing- 


*)  Orn.  Jahrb.  1914    p.  19fi. 


Literatüi".  163 


drossel,   die  in  farbiger  Darstellung  gebracht  werden,  durch  Schattierung 
vom  Ausgangspunkt  bis  zum   Erbeutungsort  bezeichnen. 

Die  schon  in  den  ersten  Jahren  unter  den  so  schwierigen  Verhält- 
nissen erzielten  Resuhate,  die  mit  allen  Kräften  angestrebte  Ausgestaltung 
der  „Station"  in  ein  „Institut  für  Vogelkunde  und  Vogelschutz"  lassen  er- 
hoffen, daß  das  neue  Institut  .auch  von  Seite  der  Ministerien*  jene  Förderung 
und  Unterstützung  finden  werde,  die  nicht  nur  seine  Erhaltung  — ,  sondern 
auch  die  weitere  Ausgestaltung  desselben  für  die  Hinkunft  sichert.  T. 

Dr.  Janko  Ponebsek.  Na§e  Ujede.  I.  del :  Sove  (Unsere  Raubvögel 
I.  Teil:  Eulen)  Sep.  aus  „Carniola"  1915—16,  gr.  8.  pp.  155  mit  10  Schwar- 
bild.  u.  8  Beilagen  —  Laibach  1917.  Preis  Kr.  350. 

Mit  Vergnügen  und  Interesse  wird  jeder  Natur-,  besonders  Vogel-, 
freund  dieses  Buch  durchblättern.  Der  Verfasser  ist  ein  erfahrener  Jäger  und 
Kenner  der  Vogelwelt**)  und  hat  seine  Arbeit  1915—16  in  „Carniola",  der 
Zeitschrift  des  „Murzejsko  drustvo  z  Kranjsko"  in  Laibach  herausgegeben. 
Nach  einer  Vorrede  führt  er  die  oologische  und  ornithologische  Literatur 
an,  slowenische,  kroatische,  lateinische  und  vor  allem  deutsche  Werke  und 
Zeitschriften.  Nach  einer  kurzen  Schilderung  der  Naturgeschichte  der  Vögel 
ihrer  geistigen  Eigenschaften,  sowie  ihrer  Verbreitung  werden  die  Systematik^ 
die  Kennzeichen,  die  Vogel-,  Eier-  und  Ncstersammiungen  besprochen, 
ferner  die  Messungen   der  Vögel  und    die  Einteilung  des  Werkes   gegeben. 

Indem  er  nun  an  dem  Kern  seiner  Arbeit  schreitet,  führt  er  den  Unter- 
schied zwischen  Nacht-  (Striges)  und  Tagraubvögeln  (Accipitres)  an.  In  dem 
sytematischen  und  beschreibenden  Teile  behandelt  er  alle  13  europ.  Eulen- 
arten, von  denen  12  als  in  Krain  vorkommend  festgestellt  sind.  Die  stoffliche 
Behandlung  der  einzelnen  Arten  ist  eine  erschöpfende  und  vollendete,  ins- 
besondere bezüglich  ihrer  Verbreitung  und  ihres  Vorkommens,  da  ihm  hierzu 
eine  reiche  Belegliteratur  zur  Hand  ist.  In  der  Nomenklatur  folgt  er  der 
Reicheiiow's.  Von  volkstümlichen  Bezeichnungen  werden  alle  slavischen  und 
viele  deutsche,  Italienische,  französische  und  englische  angeführt.  Geschmückt 
ist  das  Werk  mit  den  schönen  Zeichnungen  des  fleißigen  Ornithologen 
juL  Michel,  den  die  Leser  von  seinen  Aufsätzen  im  „Waidmannsheil" 
kennen  und  mit  7  bekannten  Talfen  der  Eulenfänge  aus  dem  Werke 
Dr.  Hennicke's.  Dem  Schlüsse  des  Werkes  fügt  der  Autor  noch  zwei  Be- 
stimmungsschlüssel bei ;  einen  nach  Reichenow  und  einen  zweiten  nach 
Dr.  K.  Hennicke  („Die  Fänge  der  im  Mitteleuropa  vorhandenen  Raubvögel"). 

Die  Slovenen  hatten  bis  jetzt  noch  kein  so  gediegenes,  praktisches 
und  interessant  geschriebenes  modernes  Werk  über  die  Vogelwelt  und  ist 
der  gute  Wille  und  das  Bestreben  des  Verfassers  nur  zu  begrüßen,  daß  er 
auf  dem  einmal  eingeschlagenen  Wege  nicht  innezuhalten  gedenkt  und  daß 
er  uns  in  Bälde  mit  dem  II.  Teile  „Kragulji"  (Accipitres)  überraschen  will, 
dem  wir  mit  Interesse  entgegensehen.  K.  KnSzourek. 

•)  Inzwischen  wurde  dem  Institut  vom  \i.  k.  Ackerbaumlnisteriuni  eine  einmalige 
Subvention  verliehen. 

*•)  Das  Buch  ist  in  erster  Linie  für  Jäger  geschrieben. 


164  An  den  Herausgeber  eingegangene   Journale  und  Schriften. 

Nachricliten. 
t 

Anton  Kocyän, 

Revierforster  i.  P.,  in  Mokragy  (Arva)  im  Alter  von  81  Jahren. 

P.  Emmeran  Heindl,  O.  S,  B. 

Superior  des  Klosters  Andechs..  10  V.  1917. 

Ernst  Ritter  v.  Dombrowski, 
zu  Graz,  12.  Xli.  1917  im  56.  Lebensjahre. 

Frhr.  von  Berg, 
Landforstmeister   a.  D.  zu  Straßburg  i./E.,  21.  Xi.  1917  im  76.  Lebensjahre. 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Jonrnalc  nnd  Schriften. 

The  Auk.  A  quarterly  Journal    of  Ornithology.   —    Cambridge,   Maas.  1916. 

XXXIII  Nr.  1—2. 
.Aqui  la.  Zcitsc  ir.  f   Ornithologie;  Budapest  X.KI,  1914,  XXtl.    1915;  XXIII. 

1916;  XXIV  1917. 
Falco.  —  Halle  a.  S.  1916,  XII.  Nr.  1—2;  XIII.  191".  Nr.  1—5  m.  2  Sondern. 
Beraiah.  Zoographia  infinita.  —  Halle  a.  S.  1916,  1917. 
Ornithulogischer  B  eob  a  ch  t  e  r.  —  Bern,  XIII.  191 5/1 6.  Nr.  1  —  12;  XIV 

1916/17,  Nr.  1  —  12.  XV;  1917   Nr.  1—3. 
Ornithol  ogische   Monatsschrift.—  Magdeburg  XLI.  1916    Nr.  1  —  12; 

XLIII.    1917.  Nr.  1—12. 
Die  gefiederte  Welt.  —  Magdeburg  1915,  XLI V  Nr.  1—52;  1916.   XLV 

Nr.  1—52;  1917.  XLVI.  Nr.  1—52. 
Verhandlungen     der    Ornithologischen    Gesellschaft     in    Bayern.     XII. 

München  1916,  Heft  4  u   Nomenciator  der  Vögel  Bayerns;    1917.   Heft 

1-3. 
Jaarbericht     Nr.    7.     Club    van   Ncderlandsche    Vogelkundigen 

—  Deventer  1917. 
The  Oölogist.  —  Albion,  XXXIII.  1916    Nr.  1,  2,  5,  11. 
Ardea.    Tijdschrift     der    Nederland'sche    Ornithol  ogische     Vereeniging     — 

Leiden,  1916.  V.  Nr.  1  —  4;  1917.  VI.  Nr.  1—4. 
The    Condor.    Bulletin    ot   the   Cooper  Ornilhological  Club   of  California 

Los  Angeles,  Calif.  1916.  XVIII.  Nr.  2. 
Bird  Lore.  —  Harrisburg  1916,  VIIL  Nr.  1—4. 
Dansk    Ornithologisk     Forenings     Tidsskrift.    —     Kjobenhavn. 

1915/16,  Nr.  1  —  4;    1916/17  Heft  1—4. 
Mitteilungen  der  Sektion    für  Naturkunde  d.  ö.  Touristen-Klub.  —  Wien 

1915,  XXIII.  Nr.  1-12;  1916.  XXIV.  Nr.  1-12;  1917.  XXV.  Nr.  1-4 
Aus  der  Heimat.  —  Stuttgart  1915,  XXVIII;    1916.  XXIX;  1917.  XXX. 
Mitteilungen     des    naturwissenschaftlichen     Vereines    in    Steiermark.    — 

Graz.  1916,  53  (1915);  1917,  53  (1916) 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Journale  und  Schriften.  165 


Jahrbücher    des    nassauischen   Vereines    für   Naturkunde    —  Wiesbaden 

1916,  69;  1917,  70. 

Verhandlungen    und    IVIitteilungen    des    Siebenbürgischen    Vereines    für 

Naturwissenschaften    —  Hermannstadt    1914.  LXIV.  Nr.   1 — 6. 
Naturalien-Kabinett.  —  Grünberg  1916,  XXVIll;  1917.  XXIX. 
Mitteilungen  des  nordböhm.  Ver.  Heimatforsch,  und  Wanderpflege  (nord- 

böhra.    E.xkursion-Klub).     —  Leipa   1915,    XXXVIII.     Heft   1  —  4.  1916. 

XXXIX.  H.  1-4;  1917.  XL.  H.  1-4. 
Der  Schweizerjäger.  —  Kaltenbrunn    1916;  1.,  1917.  II. 
Zwinger  und  Feld.  —  Stuttgart  l9l6,  XXIV;  1917.  XXV. 
Jäger-Zeitung.  —  Saaz  1916,  XXVII ;  1917.  XXVIll. 
Waidmannsheil.  —  Klagenfart    1915,    XXXVI;    1916.     XXXVVII ;    1917 

XXXVIII. 
Wild  und  Hund.  -  Berlin  1916,  XXII;  1917.  XXill. 
Deutsche  Jäger-Zeitung.  —  Neudamm,  Bd.  66—69 
Weidwerk  und  Hundesport.  —  Wien  1916,  XXI;  19r.  XXIll. 
Urar.ia.  —  Wien  1916.  IX;  1917.  X 
Zoologischer   Beobachter.  —  Frankfurt  a.  M.  1916.  LVII.  Nr.  1—12; 

1917.  LVIII.  Nr.  1  —  12. 

Verhandlungen  der  k.  k.  zjolog.-bot.  Gesellschaft  in  Wien.  —  Wien 
1916.  LXVI.  Nr.  1-10;  1917.  LXVII.  Nr.  1—10. 

Illustrierte  nützliche  Blätter.  —  Wien  1916.  XXXII.  Nr.  1  —  12.  1917 
XXXIII.  Nr.  1-9. 

University    of    California    Publications    in    Zoology.    —    Ber- 
keley 1916.  Vol.  XII.  4-15;  Vol.  XIII.  Nr.  U,  12;     Vol.  XV.  Nr.  1; 
Vol.  XVI.  Nr.  1—8,  12—16;  Vol.  XVII.  Nr.  6. 

Jahrbuch  des  ungarischenKarpathenvereines.  —  Iglö  1916,  1917. 

Jahresbericht  des  Museum  Francisco-Carolinum.  —  Linz  1916,  74;  1917,  75. 

Lotos.  Naturwissenschaftliche  Zeitschrilt.  —  Prag  1915,  63.  Bd.  Nr  1—10; 
1916,  64,  Nr.  1—10. 

Lotos.  Naturwissenschaftliche  Schriften  1915  Xr.  1. 

Österreichische  Monatsschrift  für  den  grundlegenden  naturwissen- 
schaftlichen Unterricht.  —  Wien  (Verlag  F.  Tempksy)  1916,  XII 
Nr.  1  —  12;  1917.  XIII.  Nr.  1—11. 

Der  Deutsche  Jäger.   —  München  1916,  38,  Nr.  1  —  52;  1917,  39.  Nr.  1  —  52 

Bulletin    of    the  American    Museum    of    Natural    History.    — 
New- York  1916,  XXXIV.  Art.  X,  XVII. 

Blätter  für  Naturkunde  und  Naturschutz  Niederösterreichs.  —  Wien  1917. 
IV.  Nr.    1-6. 

St.   Hubertus.  —  Cöthen  1916.  34;  1917.  35. 

Monatshefte  für  den  naturwissenschaftlichen  Unterricht  aller  Schul- 
gattungen. —  Leipzig  und  Beriin  (Teubner)  1916.  IX.  Heft.  1—12:1917 
X.  H.  1-12. 

Geograp  hische  Z  ei  tschr  i  ft.  —Leipzig   (Teubner)  1916  XXII.  H.  1  —  12. 

California  Fish  &  Game  Conservation  of  Wild  Life  through  Edu- 
cation  San  Francisco  1.    1914/15,  Nr.  4;  IL  1916,  Nr.  1—4. 


166        ■  An    den  Herausgeber  eingegangene  Journale  und  Schriften. 

Heimntschut  2.  Schutz  der  Natur.  ;D.  Bund  Heimatsch.  II.  1916.  H.  4.] 

Stef.  V.  (  h  ernel.  Literaturbesprechungeii  :  Gf.  Stcf.  Aml)rozy,  Krieg  und 
Vogelschutz.  Eine  Bitte  a.  d.  Frauen.  —  Malnoya.    1916.  8.  15  pp. 

Schriften  des  D.  L  e  hr  erve  r  eine  s  für  Naturkunde:  Reitter 
Fauna  germanica.  Käfer,  V.  Bd.;  K.  Eckstein,  Die  Schmetterlinge 
Deutschlands.  11.  Bd. 

Frhr.  v.  Berg.  Über  die  Ursache  des  Entstehens  von  Korkziehr-Gehörnen 
und  Geweihen.  [Zeitschr.  allg    Deutsch-Jagdsch.  Ver.  1917] 

L.  Di  eis  und  H.  Frhr.  Geyr  v.  Sc  h  w  eppen  bürg.  Beiträge  zur  Flora 
der  Zentral-Sahara  und  ihre  Pflanzengeographie  [Englers  Bot.  Jahrb. 
LIV.  1917.  5.  Heft.] 

H.  Conwentz.  Beiträge  zur  Naturdenkmalpflege.  Bd,  VI.  H.  1,    Berlin   1917. 

W.  Sedlaczek.  Über  die  Lebensweise  der  Nonnenraupe.  [Centralbl.  ges. 
Forst'v.  Wien  1917.  43.   Heft  3—6  p.  67—170.] 

G.  V.  Rui-4.  Tierkunde  für  schweizerische  Mittelschulen.  Gemeinde-,  Bezirks-, 
Real-  und  Fortbildungsschulen.  —  Kaltbrunn  1918,  8,  67.  p.  p. 

O.  V.  Wettstein.  Wissenschaftliche  Ergebnisse  der  mit  Unterstützung  der 
Kaiser-Akad.  d.  Wissenschaften  in  Wien  von  F.  Werner  unternom- 
menen zoologischen  Expedition  nach  dem  Anglo-Ägyptischen  Sudan 
(Kordofan)  1914.  II.  Bearbeitung  der  gesammelten  Vögel  und  Säuge- 
tiere. —  Denkschr.  Kais.-Akad.  Wissensch.  Wien.  Mathem.-Naturw. 
Kl.  94.  Bd.  1917.  4.  139  pii.  m.  4  Taf.,  1  Karte,  13  Textabb. 


Indlex. 


Acanthis  cannabina41,  51,  74,  112,  120. 
.,        cannab.  mediterran.   120. 
„         carduelis  41,  74. 
„        linaria  41,  74. 
„        linaria  rufescens  17, 49, 8Q,  104. 
spinus  61,  74,  90. 
Accentor  collaris  51. 

modularis  59,  112,  114. 
Accipiter  nisus  23,  66,  98,  102,  127. 
Acrocephalus  aquaticus  51. 

palustris  39,  77,  108. 
„  schoenobaenus  118 

„  streperus  77. 

Aegithalus  caudatus  32,  76,  107,  119. 
irbyi  119. 
„  „  europaeus26,  32, 

76,  87,  119. 
Aegolius  funereus  12. 

„         tengmalmi  55,  63,  69. 
Agrobates  galactodes  famil.  118 
Alauda  arvensis  40,  51,  75,  88,  115 
Alcedo  atthis  atthis  58. 

ispida  24,  58,  71. 
Anas  boscas   21,  35,  52,  63,  100,  101. 
„     crecca  21,  52,  63,  101,  129 
«      querquedula  63. 
Anser  anser  64. 
Anser  fabalis  52,  64. 
Anthus  campestris  27,  41,  120. 
pratensis  40,  51,  75,  89. 
spinoletta  31,  41,  51,  89,  105, 
156. 
trivialis  40,  59,  75,89,  112,  119. 
Apus  apus  71,  97,  123. 
„      melba  124. 
„      murinus  124 
Aquiia  chi^saetos  55,  99,  126. 
„        maciilata  23,  67. 
.,       pomarina  68. 
Archibiiteo  lagopus  52. 
Ardea  cinerea  23,  65,  128,  156. 

r,      purpurea  23. 
Ardeola  ralloides  23. 
Ardetta  minuta  23. 


Asio  flammeus  69. 

.,      otus  69,  98. 
Astur  brevipes  127. 

,,      gentilis  66,  98. 

,.      palumbarius  127. 
Athene  noctua  70,  98,  126. 

Bombycilla  garrula  71,  158. 
Botaurus  stellaris  58. 
Branta  bernicla  54. 
Bubo  bubo  34,  69,  82,  126. 
Budytes  rayi  161. 

Buteo  buteo  23,  34,  45,  52,  66,  99,  102, 

127. 

.,      desertorum   1 53. 

..       lagopus  66. 

,1      zimmermannae  153. 

C. 

Caccabis  saxatilis  82,  128. 

n  „        graeca  128. 

Calamoherpe  arundinacea  115. 
„  phragmitis   115. 

„  turdoides  115. 

Calandrella  brachydactyla  120. 
Calcarius  lapponicus  161. 
Caprimulgus  europaeus  44,  71,  124. 
Carduelis  carduelis  27,  120. 
Carpodacus  erythrinus  161. 
Cerchneis  naumanni  127. 

tinnunculus  52,  98,   127. 
vespertinus  12. 
Certhia  brachydactyla  61,  75. 

familiaris  27,  32,  75,  88,  106. 
Charadrius  dubius  64. 
Chelidon  rustica  33,  44,  71,  96. 
Chelidonaria  urbica   123. 
Chloris  chloris  73,  90,   121. 
Cicnnia  ciconia  22,  53,  65. 

nigra  23,  65,   156,   158 
Cinclus  cinclus  aquaticus  30,  78,  85. 
meridionalis  30,   108 
Circus  aeruginnsus  23,  154. 
cyaneus  66,  154. 
„       niacrurus  154. 
pygargns  1 53. 


168 


Index. 


Coccothraustes  coccothraustes  27,  42, 
51,  73,  121. 
Coloeus  monedula  73,  94,  122. 
Columba  livia  127,  142. 
„        oenas  52,  65. 

palumbiis  20,  45,  52,  65,  100. 
tiirtiir  65. 
Colymbus  grisegena  63. 
„  nigricans  52,  63. 

„  nigricollis  52. 

Coracias  garrula  24,  71. 
Corvus  corax  28,  72,  91,  102,  122. 
comix  28,  72,  94,   122. 
corone  43,  72,  91. 
„       frugilegiis  43,  72,  94. 
Coturnix  coturnix  -.'0,  45,  52,  66,  128. 
Crex  crex  46,  65. 

Cuculus  canorus  45,  70,  97,  111,  125. 
Cypselus  apus  44,  51. 
„        melba  12. 
D. 
Delichon  urbica  25,  51,  56. 
Dendrocopus  leucotos  lilfordi  126. 
major  35,  126. 
medius  25,  126. 
„  minor  126. 

Dryobates  major  70,  97. 
„  medius  70. 

„  minor  70,  97. 

Dryocopns  martius  25,  33,  70,  97,  126, 

156. 
E. 
Emberiza  calandra  120. 
cia  120. 
cirius  120. 

citrinella  28,  41,  74,  89. 
hortulana  75,  120,  156. 
./         melanocephala  120. 
I,         miiiaria  74. 
„         rustica  161. 
„         schoeniclus  51,  75. 
Erithacus  cyanecula  156. 
„         luscinia  117. 
„         phoeniciirus  51,  86. 
„         nibeculus  37,  51,79,  86,  HO, 
in,   112,  114,  115,  117. 
titys  51,  86,   109,  117. 


Faico  peregrinus  24,  68,  127. 

„      subbuteo  68. 

»      tinnunculus  24,  45,  69. 

„      vespertinus  69. 
Fringilla  coelebs  22,  42,  73,  90,  121. 

montifringilia  42,  73,  90. 
Fulica  atra  20,  65. 

G. 

Galerida  cristata  27,  75,  120. 

„        meridionalis   120. 
Oailinago  gallinago  22,  64. 

gallinula  22,  52,  64. 
t.  major  35. 

Gallinula  chloropus  65. 
Qarrulus  glandarius  29,  73,  95,  103,  122 
Qavia  adamsi  160. 
»      arcticus  160. 
„      glacialis  160. 
Glaucidium  passerinum  12,  156. 
Grus  grns  64. 
Gypaetus  barbatus  82. 

H. 

Haliaetus  albicilla  24. 

Herodias  garzetta  63,  65. 

Hirundo  rustica  25,  51,  56,  57,  123. 

urbica  6,  33,  44,  71,  96,  102. 
Hydrobates  leucorrhoa  155 
Hydrochelidon  nigra  21. 
Hypolais  icterina  26,  78,  111,  112,  118 
.,         olivetorum  118. 

pallida   118. 

J. 

Jynx  torquilla  45,  51,  70,  125. 

L. 

Lagopus  mutus  100,  102. 
Lanius  collurio  26,  43,  51,  72,  96,  115, 

123. 
excubitor  43,  51,  72,  96,  113. 
minor  72,   123. 
Senator  72,  123. 
larus  argentatus  63. 
„       cachinnans  129. 

ridibundus  21,  52,  56,  63. 


Index. 


169 


Loxia  curvirostra  74,  105. 
Locustella  naevia  78. 
Lullula  arborea  120. 
Luscinia  megarhynchos  80. 

„        suecica  cyanecula  36. 
Lycos  monedula  28. 
M. 
Merops  apiaster  158. 
Milvus  migrans  24,  68. 

„        milvus  68. 
Monticola  cyanus  117. 

.,  saxatilis  12,  55,  116. 

Montifringilla  nivalis  QO. 
Motacilla  alba  27,  40,  51,  75,  88,  111, 
112,  115,  119. 
boarula  40,   61,  75,  88,  105, 
106,  119,  156. 
flava  27,  75. 
Muscicapa  atricapilla  44,  51. 
grisola  25,  72,  123. 
I,  hypoleuca  72. 

„  striata  44. 

N. 
Nisaetus  fasciatus  160. 
Nucifraga  caryocafactes  30,  73. 

„  »  macrorhyncha 

95,   103,  154. 
Numenius  arcuatiis  22,  64. 
Nyctala  tengmalmi   102. 
Nyctea  nyctea  155. 
Nyroca  ferina  58. 

fuligula  21,  52. 
„       marila  52. 

O. 

Oedicnemiis  oedicnemus  52. 
Oriolus  oriolus  28,  43,  51,  73,  122. 
Ortygometra  porzana  128. 
Otis  tarda  158. 
Otiis  scops   126. 

P. 
Panurus  biarmicus  155 
Pariis  ater  32,  61,  76,  88,  106. 

I,      atricapilius  assimilis  55. 

■-  „  borealis  107. 

montanus  29,  32,  50, 


Parus  atricapilius  salicarius  29. 

caeruleus  76,  88,  119. 
„       cristatus  32,  61,  76,  87,  106. 
,,       lugubris  119. 

major  26,  56,  76,  88,  106,  118. 
palustris  26,  76,  119. 
»       salicarius  50. 
Passer  domesticus  73,  90,  121. 
.,      hispaniolensis  hispaniolensis  121. 
„       itaiiae  10,  11,  147. 
„       montanus  42,  73. 
Perdix  perdix  20,  66. 
Pernis  apivorus  68. 
Petronia  58. 

Phasianus  colchicus  20,  66. 
Phoenicurus    ochruros    gibraltariensis 

36,  79. 
„  phoenicurus  37,  79. 

Pliylloscopus  coUybita  39,  46,   51,  78, 

118. 
ruf  US  87,  114,  115. 
sibilator  39,  78,  87,  114, 
118. 
trochilus  32,  38,  46,  78, 
87,  112. 
Pica  pica  28,  73,  122. 
Picoides  tridactylus  13. 
Picus  canus  71. 
„      leuconotus  55. 
„      viridis  24,  71,  97,  126. 
Plegadis  falcinellus   158. 
Pratincoia  rubetra  26,  37,  51,  79,  86. 
H  „       dalmatica  116. 

rubicola  26,  79,  86. 
Prunella  collaris  86,  107. 

modularis  39,  77,   107. 
Pyrrhuia  europaea  31,  61,  74,  89. 

r,        pyrrhuia  31. 
Pyrrhocorax  graculus  29,   31,    82,  95, 

104,   122. 
pyrrhocorax  29,  82. 

R. 

Regulus  ignicapilius  38,  61,  76. 

„        regulus  76,  87. 
Riparia  riparia  51,  71. 
rupestris    123. 
Ruticilla  phoenicurus  111. 


Index. 


170 


Sarcorhaniphus  gryphiis  82. 
Saxicola  oenanthe  37,  79,  109,  117 

„        rufescens  117. 

„        stapazina  1 1 7. 

„        hispaiiica  hispanica  117. 
Scolopax  nisticola  22,  34,  64. 
Serinus  serimis  74,  156. 
Sitta  caesia  27,  61,  76,  106,  119. 
„      europaea  homeyeri  55. 
„      neumayer  119,  130-136. 
SoiTiateria  mollissima  54. 
Stercorarius  loiigicaiida  54. 
„  pomarinus  54. 

Sterna  caspia  155. 

„       hirundo  21,  63. 
Strix  aliico  69. 
Slurnus  vulgaris  28,  42,  51 


56, 


73,  91, 
122. 


Surnia 

ulula 

63, 

59. 

Sylvia 

atricapilla 

77, 

111, 

112,   117. 

„ 

borin 

39, 

77. 

„ 

communis 

26, 

39, 

77, 

117. 

ti 

cunuca  39 

77, 

87, 

108 

111,  114 

117 

II 

hortensis 

15. 

„ 

meianocephala 

117 

II 

nisoria 

77, 

117 

„ 

orphea  117 

II 

Simplex  111,   114. 

Pag 

61, 

ZeiU 

7 

von 

Corri 

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B            n 

Sylvia  subalpina  1 18. 

Sylvia  111,  114,  115. 
Syrnium  aluco  98. 

T. 

Tetrao  bonasia  83. 

tetrix  34,  66,  100,  101. 
urogalius  63,  66,  100. 
Tichodroma  muraria  3,  12,82,  106,  119. 
Totanus  calidris  22. 
glareola  52. 
„        nebularius  52. 
Tringoides  hypoleucus  22,  64,  128. 
Troglodytes  troglodytes  25,  77,  87,  107. 

114,  118- 
Turdus  merula  25,  33,  38,  78,  85,  116 
musicus  32,  38,  78,  84. 
„       philomclos  78,  116. 

pilaris  38,  78,  84. 
„       torquatus  79,  84. 

alpestris   33,  38,  79, 

108. 

viscivorus  7,  26,  33,  38,  78,  84, 

116. 

Turtur  turtur  20,  52,   127. 

Tyto  alba  guttata  70 

U. 

Upupa  epops  45,  51,  71. 
Uria  louivia  155. 

V. 
Vanellus  vanellus  21,  46,  52,  64. 


.Calvurde".  statt  „Calwörde". 
„Riesenbruche",  statt  „Reifonbache". 
im  Scbimmerwalde  „und",  statt  „sind^. 
^coUurio'^  statt  coUiish". 
.za'  statt  ,.vor"  der  Brutzeit. 
„Besuchen"  zu  streichen. 
„1902",  statt  ,1907". 
„Riesenbruche".  statt  „Riesenbasche". 
, Brücher"  statt  „Büsche". 

„Sillenbuih"  in  Schönbroch  statt  „Sillcnbrach'. 
Dörzbach 

„1887"  statt  „188H- 
„Besigheiner"  stritt  „Bcsizlieiraer". 
„Pantlen"  statt  „l'autlen. 
„Wartberg"  statt  „Waßbori;'. 
„Nesteiem"  statt  „Nestern". 
„15"  statt  ,13". 
fWarthansen"  statt  .Warthanson". 


ORGAN 

für  das  palaearktische  Faunengebiet. 


Herausgegeben 


Viktor  Tschusi-Schmidhoffen. 


Heft  1 


XXIX.  Jahrgang. 
-6.    Jänner  — Dezember  1918. 


Nachdruck  vorbehalten. 

Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  braweckt  ausscblioßlich  die  Pflege  der  palae- 
;irktischon  Orintliolr.gio  uud  erscheint  in  6  Heften  Lexikon-Oktav.  —  Der  Preis 
des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Bezuge  für  Deutschü-sterreieli 
12  K,  für  J)eiitschlan<l  12  M,  für  <las  AushMid  14  Mk.  pränumerando,  im  Bueb- 
liandel  14  K,  14  Mk..  V.ilks-  und  Mittelsolnden  ki'mnen  deu  Jahrgang  zu  dem 
ermaliigten  Preise  von  8  K  bezw.  8  Mk.  (nur  direkt)  erhalten.  —  Kauf- 
iind  Tausehanzeigen  fiaden  uaeb  vorbaiidenem  Räume  auf  dem  ümseblage  Aul- 
nahrae,  Beilagen-  und  Inseraten- Bercehmmg  na<-li  Vereinbarung  ProbeheiFte  nur 
gegen  Rücksendung.  —  Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte  (deutlich  geschrieben), 
ilruelisi-brilten  zur  Besprechung,  Bestellungen,  Auzeigen  uud  Beilagen  bitteu 
wir  an  den  Herausgeber.  TiiuuHnbof  bei  Halleiu,  Salzburu-,  zu  adressi.M-eu. 


Hallein  1919. 

Verlag  des  Herausgebers.  —  Druck  von  Anton  Pustet,  Salzburg 


■<:■ 


Zur  gefälligen  Beachtung! 

liin;,'!'  andaiimudo  B>-tfii'lj<jiriiiii];,'iij  in  li.'r  Ihilioivu  hnirk'^ivi  liiil'Dii  oiiiCB  Wechsel 
dernelld^M  nötiir  goniai'bt  iinil  lass^'n  hotten,  daß  durch  •polhen  ein  re^^hiiaftitrer*  Er- 
schoiiii-n  dos  »Ornitliolojfjschen  .lahrbiiclics  ermöglicht  wird.  Die  stelif?  ,i,'.'waltijf  stei- 
geudcii  Dn'ick-  und  Painerpreisc  zwingen  leiilnr  nicJit  uiir  zu  einer  räumlichen  Ein- 
schränknnt,'  des  Jahrbuches,  sondern  auoli  zu  einer  Erhöhung  des  Bezu)r.>preises,  der 
un.vernieidlich  ist,  um  bis  zur  Rückkehr  (.'«-'rdneter  Verhältnisse  selbes  fortführen  zu 
künÄeii,  Derselbe  stellt  sich  derzeit  auf  12  K  bezw.  12  it  bei  dirok-tcm  Be/uj;  und 
;inl  14  K   durch  den  Buchhandel. 

>Cui    eheste   Begleichunj;    der   vielen   noch  auHstitndi^n  Bezugsgebührcn  snwii    .i  r 
für  da.»!  laufend»  Jahr  wird  dringondst  ersucht.  Ikr  HrinHxijehi'r. 


Von  ilsi  OiDiilog.  Mi,  Iniiil  lii  VogeH  id  Vooelsdiiilz 

in    Mnixbiirg;  (Inhaber  nind  Ix'ifcr  Eduard,  Paul  Tratz)  «ind   bisher  crscbidüeu: 

dir    I.  Jiiliresbertcht  1913 zum  P-reise  von  2.50  K 

dtr  II.  Jahresbericht  1!)U  bis  April  1917     ^         »        »    4.50  K 

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Naumanns  Naturgeschichte  der  Vögel, 

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ForsningsTidsskrIft 

Zeitschrift  des  dänischen 
ornithologi.sch.  Vereines. 

Behandelt  iusl)esondere  die  däni.schi;, 
nordeuropäi.sohc  und  arktische  Fauna 
(Grönland),  er.scheint  viermal  jährlick. 
in  der  Stärke  von  .jp  drei  Druckbugen. 
Preis  des  Jahrganges,  ilen  Illustrationen 
und  kolorierte  Tafeln  zieren,  5  Mk. 
Alle  Zusendungen  sind  zu  richten  an 
<len  Redakteur:  O.Helm's,  Sanatoriet  ved 
Makk'ebolle  I'jord  pr.  Pejrup,  Danemark. 


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Monatsberichte  fiir  Vogelkunde 
und  Vogelschutz. 

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in  der  Schweiz.  Redaktion  Jiir  den  deut- 
schen Teil:  KarlDaut  in  Bern  iSchweiz), 
für  den  frunzösischen  Teil:  Prof.  Mathey 
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Preis  Fr.  5. —  jährlich. 

Pn^ibehefte  kostenfrei. 

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Ornithölö^isehes  Jahrbuch. 

Ör^an  für  das  palaearHtisehe  f  aunen^ebiet. 

Jahrgang  XXIX.  Jänner     Dezember  1918.  Heft  1—6. 

Art — Unterart  oder  Form — Formenkreis. 

Von  Dr.  J.  Gengier. 

Es  ist,  besonders  in  den  letzten  Jahren,  sehr  viel  über  den 
Wert  der  Art,  Species  und  der  Unterart,  Subspecies  gesprochen 
und  geschrieben  worden.  Trotzdem  kann  ich  mich  i<einer  der 
herrschenden  Ansichten  so  ohne  weiteres  anschUeßen.  Daher  habe 
ich  mir  selbst  die  Sache  ganz  genau  angesehen  und  will  nun 
das  von  mir  gefundene  Resultat  den  Fachgenossen  in  aller  Kürze 
darlegen. 

Diese  meine  Untersuchungen  haben  mich  dahin  geführt,  zu 
sagen,  es  gibt  keine  Art  und  es  gibt  keine  Unterart,  es  gibt  nur 
Formenkreise,  die  sich  aus  einzelnen  geographischen  Formen  zu- 
sammensetzen. Alle  diese  Formen  eines  Formenkreises  sind  gleich- 
wertig und  es  kann  keine  der  andern  unter-  oder  übergeordnet 
werden.  Jedes  geographisch  in  sich  abgeschlossene  Ganze  hat  in 
der  Regel  —  es  muß  aber  nicht  immer  sein  —  seine  eigene  geo- 
graphische Form,  die  sich  eben  der  Heimat  genau  angepaßt  hat 
und  sich  von  der  der  benachbarten  Gegend  —  geographisch  ab- 
geschlossenen ist  hier  natürlich  gemeint  -  in  Größe,  Farbe, 
Schnabelform  usw.  unterscheiden  läßt. 

Eine  solche  Form  ist  auch  in  ihren  Lebensbedingungen  an 
die  Heimat  fest  gebunden.  Daher  kann  eben  in  einer  Gegend 
nur  eine  geographische  Form  eines  Formenkreises  Brut-  oder 
Standvogel  sein.  Ausnahmen  davon  kommen  natürlich  während 
der  beiden  Zugszeiten  und  zur  Winterszeit  vor,  während  welcher 
sich  Individuen  verschiedener  Formen  eines  und  desselben  For- 
menkreises in  derselben  Gegend  vorübergehend  oder  auf  Monate 
nebeneinander  aufhalten  können. 

Mit  dieser  Erklärung  ist  auch  die  Bestimmung  der  Art  oder 
Hauptart,  Species,  in  Wegfall  gekommen,  was  in  Zukunft  zweifel- 
los viele  und  große  Fehler  verschwinden  läßt.  Denn  welche  Form 

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Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


eines  weit  verzweigten  Formenkreises  ist  denn  die  Art,  Species 
und  welche  Formen  sind  die  Unterarten,  Subspecies?  Z.  B.  bildet 
Emberiza  citrinella  L.,  der  Goldammer,  einen  Fornienl<reis,  dessen 
Formen  sich  weit  nach  Norden,  Osten  und  Westen  erstrecl<en. 
Bis  jetzt  hat  man  angenommen,  daß  die  von  Linne  benannte 
nordische  Form  die  Art,  Species  sei  und  hat  die  anderen  Formen 
als  Unterarten,  Subspecies  bezeichnet.  Nun  hat  aber  Duncker  im 
J.  f.  O.  1Q12  p.  6Q  in  einer  hochinteressanten  ornithogeographi- 
sehen  Arbeit  nachgewiesen,  daß  die  Wiege  der  Emberiziden  in 
Asien  zu  suchen  sei,  also  auch  die  des  Formenkreises  citrinella. 
Mithin  könnte  dann  nicht  die  nordeuropäische  Form  citrinella 
als  die  Art,  Species  mehr  gelten,  sondern  es  müßte  die  Form 
erythrogenys  als  die  asiatische  die  Art,  Species  sein  und  die  euro- 
päischen Formen  wären  Unterarten,  Subspecies. 

Mit  der  Oleichstellung  aller  Formen  eines  Formenkreises 
fallen  aber  solche  Fehler  oder  Bedenken  vollkommen  weg.  Es 
gibt  keine  Art,  es  gibt  keine  Unterart,  es  gibt  nur  sich  vollstän- 
dig gleichwertige,  einen  Formenkreis  bildende  geographische 
Formen. 


Ornithologisches  aus  Syrmien. 

Von  Dr.  J.  Gengier. 

Klein-Syrmien,  die  Jäckel'sche  Weihergegend,  in  nächster 
Nähe  meiner  Heimat,  habe  ich  oft  durchforscht  und  meine  Be- 
obachtungen an  verschiedenen  Orten  veröffentlicht.  Daß  es  mir 
aber  auch  einmal  vergönnt  sein  werde,  einen  Teil  Syrmiens  selbst 
zu  sehen  und  zu  durchwandern,  hatte  ich  nie  gedacht. 

Vom  August  1Q16  bis  zum  Oktober  1917  kam  ich  monat- 
licii  mindestens  zweimal  durch  den  südöstlichen  Teil  des  ge- 
nannten Landes,  von  Peterwardein  bis  Semlin  es  durchquerend. 
Den  Hauptaufenthalt  nahm  oder  besser  gesagt,  mußte  ich  jedes- 
mal nehmen  in  Neu-Pazova  oder  in  Batajnica.  Von  dort  aus 
konnten  wir  des  öfteren  einen  oder  mehrere  Sammelausflüge  in 
die  Umgegend  machen  und  auch  einige  Beute  mit  nach  Hause 
nehmen. 

Alles  das,  was  ich  während  meines  jedesmaligen  Aufent- 
haltes in  Syrmien  gesehen  und  gehört,   habe    ich  sorgfältig  auf- 


J 


Dr.  J.  Gengier:  Omithologisches  aus  Syrmien. 


gezeichnet  und  gebe  es  nun  in  den  folgenden  Zeilen  den  Fach- 
genossen bekannt.  Viel  ist  es  ja  nicht,  aber  doch  immerhin  ein 
kleiner  Beitrag  zur  Ornis  des  Landes. 

Systematische  Auseinandersetzungen  muH  ich  hier  vollkom- 
men bei  Seite  lassen;  ich  verspare  mir  alle  diese  Fragen  und 
hre  Lösung  auf  eine  spätere,  ruhigere  Zeit,  ich  gebe  nur  bei 
den  einzelnen  Formen  die  von  mir  gesammelten  und  unter- 
suchten Stücke  an. 

1.  Corvus  corax  corax  L.  1758.     Kolkrabe. 

Diesen  stattlichen  Raben,  der  mir  schon  von  weitem  durch 
seine  Größe  auffiel,  traf  ich  im  April  bei  Vojka,  im  Juli  und 
September  bei  Batajnica  und  im  November  um  Karlowitz  und 
Cortanovci.  Ich  beobachtete  den  Vogel  fast  stets  paarweise,  nur 
einmal  einen  allein  und  einmal  mehrere  beisammen.  Bei  Bataj- 
nica kam  ein  Paar  sofort  auf  das  Aas.  Alle  hatten  starken  braunen 
Schimmer  auf  den  Flügeln. 

2.  Corvus  cornix  cornix  L.  1758.     Nebelkrähe. 

Die  graue  Krähe  ist  Brut-  und  Standvogel  in  der  ganzen 
durchreisten  Gegend,  doch  scheint  neben  den  Sommerjungen  in 
den  Wintermonaten  noch  ein  nicht  unerheblicher  Zuzug  aus 
anderen  Gegenden  stattzufinden.  Denn  im  August,  September 
und  Oktober  sieht  man  überall  an  der  Donau  ganze  Flüge  dieser 
Vögel.  Aber  auch  noch  in  den  ersten  Apriltagen  traf  ich  solche 
Schwärme  um  Batajnica,  A\itte  Juni  um  Karlowitz  und  ebenda 
in  den  letzten  Julitagen  ganze  Massen  am  Ufer  der  Donau,  wo 
die  Vögel  häufig  bis  zum  Bauch  im  Wasser  standen.  Im  Oktober 
sah  ich  sie  sehr  häufig  in  den  Weinbergen,  wo  sie  oft  in  solcher 
Menge  sich  aufhiellen,  daß  auf  jedem  Pfahl  eine  Krähe  saß. 

Die  slavonischen  Nebelkrähen  zeichnen  sich  durch  einen 
sehr  braungrauen  Gefiederton  aus. 

Belegstück:    v    ad.  2.  12.  1916.     Semlin  (Zemun). 

3.  Corvus  frugiiegus  frugilegus  L.  1758.     Saatkrähe. 

Eine  Saatkrähenkolonie  konnte  ich  auf  meinen  Wegen  in 
Syrmien  nicht  finden.  Aber  vom  August  bis  Ende  März  —  je 
einen  kleinen  Flug  sah  ich  sogar  noch  am  17.  April  bei  Cor- 
tanovci —  wimmelte  es  in  der  ganzen  Gegend  von  kleinen, 
großen  und  riesigen  Flügen  dieser  schwarzen  Krähe.  Ueber  alle 

l* 


Dr.  J.  Qengler:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


Felder,  Wiesen  und  Weinberge  sind  die  Vögel  verbreitet,  dabei 
aber  das  Flachland  vorziehend  und  die  Fruska  gora  meidend. 
Im  November  war  die  Hochflut.  Einzelne  Saatkrähen  sah  ich 
Ende  April  Nahrung  suchend  in  der  Nähe  von  Semlin.  Vielleicht 
brüteten  einzelne  Paare  in  der  dortigen  Umgegend. 

Im  Dezember  ist  der  Eierstock  rosenrot. 

Belegstück:    V    ad.  23.  12.  1916.  Semlin  (Zemun). 

4.  Coioeus  monedula  spermoiogus  (Vieill.)  1817.  Mitteleuro- 
päische Dohle. 

5.  Coioeus  monedula  collaris  (Drumm.)  1846.  Osteuropäische 
Dohle. 

Belegstück:   cT   ad.  24.  4.  1Q17.  Semlin  (Zemun). 

Nach  meinen  Beobachtungen  muß  die  Grenze  der  südöst- 
lichen Dohlenform  und  der  mitteleuropäischen  in  Slavonien  lie- 
gen. Denn  ich  traf  reine  spermoiogus  in  Karlowitz  und  Neu- 
Pazova,  reine  collaris  in  Semlin.  Es  ist  natürlich  sehr  leicht  mög- 
lich, daß  die  Donau  oder  die  Fruska  gora  die  Grenze  bilden, 
oder  daß  die  Brutvögel  von  Slavonien  collaris,  die  Strichvögel 
aber  spermoiogus  sein  können,  denn  der  bei  Neu-Pazova  unter- 
suchte Vogel  war  ein  Dezembervogel,  während  aber  der  von 
Karlowitz  und  der  von  Semlin  Aprilvögel  sind.  Wie  dem  nun 
auch  sei,  ich  kann  vorläufig  nur  beiiaupten,  daß  beide  Formen 
in  Slavonien  vorkommen. 

Als  Brutvogel  traf  ich  die  Dohle  in  Peterwardein,  Karlo- 
witz, Cortanovci,  Batajnica  und  Semlin. 

Riesige  Flüge  traf  ich  bereits  am  21.  Juni  an  der  Donau 
bei  Karlowitz,  daim  später  große  Schwärme  im  September,  Ok- 
tober und  November  um  Peterwardein,  Karlowitz,  Neu-Pazova, 
Batajnica  und  Semlin.  Besonders  der  Bahnhof  der  letztgenannten 
Stadt  war  ein  sehr  beliebter  Aufenthalt  der  Dohlen. 

Im  April  waren  die  Hoden  sehr  groß,  rahmgelb,  rot  geädert. 

6.  Rica  pica  pica  (L)  1758.    Elster. 

Die  Elster  ist  ein  sehr  häufiger  Standvogel  in  ganz  Slavo- 
nien. Im  Herbst  sieht  man  oft  ganze  Mengen  der  schönen  Vögel 
beisammen.  Dabei  bindet  sie  sich  absolut  nicht  an  eine  baum- 
reiche Gegend,  sondern  kommt  auch  in  der  ödesten  Pußta  vor 
und  nimmt  zum  Nistplatz  mit  jedem  Bäumchen   vorlieb. 


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Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


7.  Sturnus  vulgaris  vulgaris  L.  1758.     Star. 

Als  Brutvogel  konnte  ich  den  Staren  nirgends  feststellen. 
Aber  sehr  große  Flüge  dieser  V'ögel,  Ende  Juli  fast  nur  aus 
Jungen,  später  aus  Alten  und  Jungen  gemischt,  sah  ich  bis  in 
den  Oktober  hinein  um  Karlowitz,  Neu-Pazova  und  Batajnica 
umherstreifen.  Im  Oktober  verschwanden  dann  die  Vögel  aus 
der  Gegend. 

Belegstück:    9    ad.  16.  9.  1917.  Batajnica. 

8.  Oriolus  oriolus  oriolus  (L)  1758.     Pirol. 

Den  Piro!  traf  ich  als  nicht  seltenen  Brutvogel  im  Juli  um 
Beska,  India,  Neu-Pazova  und  Semlin.  Am  18.  August  sah  ich 
den  letzten  in  der  Umgebung  der  letztgenannten  Stadt. 

Die  Pirole  haben  ihre  Nester  in  den  um  die  einzelnen 
Bauernhöfe  herumstehenden  Bäumen,  auch  in  den  um  die  Bahn- 
höfe angeordneten  Baumpflanzungen.  Ich  wunderte  mich,  wie 
der  bei  uns  so  scheue  Vogel  auf  so  niederen,  schlecht  belaubten 
Bäumen,  unter  denen  fortwährend  A-lenschen,  Vieh  und  Wagen 
mit  großem  Lärm  sich  umherbewegen,  sein  Nest  bauen,  brüten 
und  seine  Jungen  großziehen  mag. 

9.  Chloris  chloris  (L)  1758.     Grünling. 

Den  Grünling  konnte  ich  als  Brutvogel  feststellen  um  Peter- 
wardein,  Karlowitz,  Beska  und  Semlin.  Er  ist  auch  dort  ein  Be- 
wohner der  Gärten.  Der  Gesang  unterscheidet  sich  nicht  von 
dem  der  deutschen  Vögel.  Die  letzten  umherstreichenden  Grün- 
finken sah  ich  zu  Anfang  Oktober. 

Ich  muß  die  Frage  der  geographischen  Form  hier  offen- 
lassen, denn  es  gelang  mir  leider  nicht,  ein  Stück  der  slavoni- 
schen  Vögel  zu  sammeln.  Aber  die  frei  auf  den  Aesten  sitzen- 
den, singenden  und  leicht  zu  sehenden  Männchen  hatten  eine 
sehr  intensiv  gelb  gefärbte  Unterseite. 

10.  Carduelis  carduelis  carduelis  (L.)  1758.    Stieglitz. 

Der  Stieglitz  war  Brutvogel  um  Peterwardein,  Beska,  Corta- 
novci,  India  und  Batajnica.  Er  war  nicht  selten  und  brütete  meist 
in  den  aus  den  Hecken  hervorwachsenden  höheren  Bäumchen. 
Besonders  zahlreich  war  er  im  Herbst  und  Winter,  wo  er  meist 
in  kleinen  Flügen  um  Peterwardein,  Karlowitz,  Cortanovci,  Beska, 
India,  Neu-Pazova,   Batajnica    und  Semlin  sich  umhertrieb.     Die 


Dr.  ].  Oengler;  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


letzten  Flüge  sah  ich  dort  Ende  Dezember.  Im  Oktober  sangen 
bei  den  Flügen  stets  einzelne  Männchen  flott  und  ließen  sogar 
das  „Pink"  deutlich  hören. 

11.  Acanthis  cannabina  cannabina  (L.)  1758.     Bluthänfling. 
Nur    im  Herbst    und  Winter    konnte    ich    den  Bluthänfling 

beobachten.  Ende  Oktober  waren  einzelne  in  den  Ausläufern  der 
Fruska  gora  und  im  Dezember  trieben  sich  grolle  und  kleine 
Flüge  in  der  Ebene  um  Alt-Pazova,  Batajnica  und  Semlin  um- 
her. Am  23.  Dezember  sangen  in  solchen  Flügen  einzelne  Männ- 
chen laut  wie  im  Frühjahr. 

12.  Serinus  canarius  serinus  (1..)  1766.     Oirlitz. 

lieber  den  CMrlitz  kann  ich  fast  nichts  berichten.  Singende 
Männchen  traf  ich  in  den  ersten  Tagen  des  April  in  den  Qärten 
von  Karlowitz  und  Neu-Pazova.  Sonst  aber  sah  und  iiörte  ich 
den  ganzen  Sommer  liindurch  an  keinem  der  besuchten  Orte 
wie  auch  nicht  an  den  beiden  vorgenaimten  Plätzen  einen  üir- 
litz.  Wäre  der  Vogel  dagewesen,  er  hätte  mir  doch  sicher  nicht 
entgehen  können,  zumal  ich  noch  eigens  nach  ihm  Ausschau  hielt. 

13.  Fringilla  coelebs  coelebs  L.  1758.     Buchfink. 

Der  Buciifink  war  Brutvogcl  in  und  um  Peterwardein, 
Karlowitz,  Beska,  Predgradje,  Batajnica  und  Semlin.  Er  war  über- 
all zahlreich,  besonders  aber  um  die  letztgenannte  Stadt.  Sein 
Gesang  bot  keine  Besonderheiten;  er  war  schlecht.  Vom  24.  Ok- 
tober an  kam  kein  Buchfink,  weder  Männchen  noch  Weibchen, 
in  der  bereisten  Gegend  zur  Beobachtung. 

14.  Passer  domesticus  domesticus   (L.)    1758.     Haussperiing. 
Ueberali  Standvogel.  Man  findet  häufig  freie  Nester  auf  den 

Bäumen,  die  oft  große  Aehnliciikeit  mit  Ploceiden-Nestern  haben. 
Dafi  der  Haussperling  kein  schlechter  Flieger,  wie  vielfach  an- 
genommen wird,  ist,  geht  daraus  hervor,  daß  ein  altes  Weibchen 
nicht  nur  lange  Zeit  flott  neben  meinem  fahrenden  Zug  herflog 
denselben  auch,  ohne  zurückzubleiben,  mehrmals  überflog. 

Im  Oktober  trieben  sich  um  India  geradezu  riesige  Flüge 
alter  und  junger  Vögel  umher. 

Belegstück:     ■'    ad.  23.   12.   UHü.  Semlin  (Zemun.) 

15.  Passer  montanus  montanus  (L.)  1758.     Feldsperling. 
Auch   ein  zahlreicher  Standvogel    ist  der  Feldsperling,     ich 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


fand  ihn  um  Peterwardein,  Karlowitz,  Cartonovci,  Beska,  India, 
Alt-  und  Neu-Pazova,  Batajnica  und  Semlin.  In  den  Herbst- und 
Wintermonaten  tritt  er  in  großen  Flügen  auf,  die  in  Hecken  und 
Maisfeldern,  in  Stroh-  und  Getreideschobern,  aber  auch  in  den 
Weiden  am  Rande  der  Sümpfe  ihr  Unwesen  trieben. 
Belegstück:    9    ad.  29.  Q.  1916.  Semlin  (Zemun.) 

16.  Emberiza  calandra  calandra  L  1758.     Grauammer. 

Ein  recht  zahlreicher  Brutvogel  um  Peterwardein,  Corta 
novci,  Beska,  india.  Alt-  und  Neu-Pazova  und  Batajnica  ist  der 
Grauammer.  Vom  März  bis  zum  September  waren  die  Vögel 
überall,  im  August  in  großen  Flügen,  die  teilweise  ganz  aus 
jungen  Vögeln  bestanden.  Ende  Juli  sah  man  überall  flügge  Junge 
in  Menge.  Ende  März  sangen  die  Männchen  sehr  eifrig  auf  den 
Telegraphendrähten. 

Die  Hoden  waren  im  März  grol3,  weißgelb. 
Belegstücke:    cf   juv.  25.  8.  1916.  Batajnica. 
cT   ad.   28.  3.  1917.  Batajnica. 
cf   ad.    17.  6.  1917.  Neu-Pazova. 
d"   ad.    17.  7.  1917.  Batajnica. 
c^   juv.  28.  7.  1917.  Batajnica. 

17.  Emberiza  citrinella  L.  1758.    Goldammer. 

Auch  hier  kann  ich  zur  Zeit  nicht  mit  voller  Sicherheit  die 
geographische  Form  des  Goldammers  angeben. 

Der  Vogel  trat  nicht  selten  auf,  doch  viel  häufiger  in  den 
Monaten  August,  September  und  Oktober,  ebenso  im  Februar 
und  März  als  zur  eigentlichen  Brutzeit.  Während  dieser  traf  ich 
ihn  um  Peterwardein,  Karlowitz,  Cortanovci  und  Semlin.  Sin- 
gende Männchen  hörte  ich  nur  selten.  Im  Oktober  traten  öfters, 
besonders  um  Cortanovci  Flüge  auf.  Sonst  sah  ich  den  Vogel 
um  Beska,  India,  Alt-Pazova  und  Batajnica. 

Im  Februar  waren  die  Hoden  mibhweiß. 

Belegstücke:    9    ad.  1.  10.  1916.  Cortanovci. 
J   ad.  10.  2.  1917.  Batajnica. 

18.  Emberiza  cia  cia  L  1766.     Zipammer. 

Im  Juni,  Juli  und  August  konnte  ich  einige  Paare  dieser 
Ammer  um  Peterwardein,  Cortanovci  und  Semlin  beobachten. 
Doch  scheint  diese  Form  dort  nur  sehr  selten  aufzutreten;  den 
Gesang  konnte  ich  nicht  ein  einziges  Mal  hören. 


8  Dr.  J.  Qenglcr:  Ornithologisclies  aus  Syrmien. 

IQ.  Emberiza  schoenicius  schoenicius  L  1758.    Rohrammer. 

Der  Rohrammer  war  in  den  Sommermonaten  in  den  Rohr- 
wäldern zwischen  Neu-Pazova  und  Batajnica  zahlreich  zu  Hause. 
Ein  dort  am  28.  Juli  erlegtes  altes  Männchen,  das  aber  leider 
nicht  präpariert  werden  konnte,  gehörte  der  mitteleuropäischen 
Form  schoenicius  an. 

Im  Oktober  und  November  war  der  Vogel,  manchmal  in 
kleinen  Flügen  zu  beobachten  um  Peterwardein  und  Karlowitz 
in  den  ungeheuren  Rohrwäldern  und  zwar  in  viel  größerer  Menge 
als  im  Sommer  an  den  zuerst  genannten  Plätzen. 

20.  Calandrella  brachydactyia  brachydactyla  (Leis!)  1814. 
Kurzzehige  Lerche. 

Ein  singendes  Männchen  dieser  Lerchenform  beobachtete 
ich  Mitte  Juni  in  der  Nähe  von  Alt-Pazova. 

21.  Galerida  cristata  (L.)  1758.     Haubenlerche. 

Auch  hier  bin  ich  zur  Zeit  noch  nicht  in  der  Lage,  mich 
über  die  in  Slavonien  getroffenen  Haubenlerchen  so  zu  äußern, 
daß  ihre  Zugehörigkeit  zu  einer  geographischen  Form  zweifellos 
feststeht. 

Trotz  Sumpf land  und  feuchten  Wiesen  ist  die  Haubeulerche 
ein  zahlreicher  Standvogel  im  ganzen  von  mir  besuchten  Oebiet. 
Dies  gilt  aber  mit  Sicherheit  nur  für  die  Gegenden  entlang  der 
Bahnlinie  sowie  in  und  um  die  Ortschaften.  Ob  weiter  ab  davon 
im  festbebauten  Land  oder  in  der  Fruska  gora  die  Verhältnisse 
ebenso  liegen,  entzieht  sich  meiner  Beurteilung.  Am  zahlreichsten 
traf  ich  den  Vogel  Anfang  April  und  Anfang  Oktober;  im  April 
meist  in  Paaren,  im  Sommer  in  kleinen  Gesellschaften,  häufig 
aus  Familien  bestehend. 

Im  März  ist  der  Hoden  ziemlich  vergrößert,  gelblichweiß, 
der  Eierstock  schön  gelb. 

Belegstücke:  ad.  9.  8.  1Q16.  Batajnica. 

S   ad.  25.  8.  1016.  India. 

cT   25.  8.  1916.  India. 

cf   ad  29.  9.  1916.  Batajnica. 

cT   ad.  14.  10.  1916.  Batajnica. 

9   jun.  14.  10.  1916.  India. 

Q    ad.  2.  12.  1916.  Semlin. 


Dr.  J.  Cjengler:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


9  ad.  2.  12.  1916.  Semlin. 

V  ad.  23.  12.  1916.  Semlin. 

t/-  ad.  28.  3.  1917.  Batajnica. 

j'  juv.  18.  6.  1917.  Batajnica. 

22.  Lullula  arborea  (L)  1758.     Heidelerche. 

Nur  einmal,  am  27.  März  fand  ich  eine  größere  Menge 
von  Heidelerchen  auf  den  Wiesenplätzen  hinter  Batajnica.  Die 
Vögel  waren  noch  auf  dem  Zuge  und  am  andern  Tage  voll- 
kommen aus  der  Gegend  verschwunden. 

23.  Alauda  arvensis  arvensis  L.  1758.    Feldlerche. 

Als  recht  zahlreichen  Durchzügler  traf  ich  die  Feldierche 
im  März  sowie  im  September  und  Oktober  in  ganz  Synnien,  be- 
sonders im  südlichsten  ebenen  Teil  des  Landes.  Aber  auch  als 
Brutvogel  konnte  ich  sie  feststellen  um  Peterwardein,  Cortanovci, 
Beska,  India,  Alt-  und  Neu-Pazova,  Batajnica  und  Semlin.  Doch 
ist  sie  bei  weitem  nicht  so  häufig  wie  in  Deutschland,  im  Gegen- 
teil in  der  Fruska  gora  sah  und  hörte  ich  sie  nur  wenige  Male, 
am  zahlreichsten  traf  ich  sie  um  Alt-  und  Neu-Pazova.  Den 
letzten  kleinen  Flug  bemerkte  ich  Mitte  Oktober. 

Ende  März  war  der  Eierstock  leicht  vergrößert,  gelblich. 

Belegstück:     ,    ad.  27.  3.  1917.  Batajnica. 

24.  Anthus  campestris  catnpestris  (L.)  1758.  Brachpieper. 
Als  Durchzügler  traf  ich  den  Brachpieper  Ende  August  und 

Anfang  September  um  Neu-Pazova  und  Batajnica,  wo  er  sich  in 
wenigen  Stücken  auf  trockenem  Oediand  aufhielt. 

25.  Anthus  pratensis  (L.)  1758.     Wiesenpieper. 

Ebenfalls  als  Durchzügler,  aber  als  einen  viel  zahlreicheren 
beobachtete  ich  in  den  Monaten  September  und  Oktober,  sowie 
Ende  März  den  Wiesenpieper.  Auf  trockenem  Oediand  sowie 
auf  Wiesen  trieb  er  sich  im  Herbst  in  Flügen,  im  Frühjahr  mehr 
in  kleinen  Gesellschaften  umher.  Ich  fand  ihn  um  Peterwardein, 
India,  Neu-Pazavo  und  Batajnica.  Während  der  Brutzeit  konnte 
ich  keinen  entdecken. 

Ende  März  war  der  Eierstock  noch  vollkommen  klein  und 
gelblichweiß. 

Belegstück:    ^    ad.  27.  3.  1917.  Batajnica. 


10  Dr.  J.  Gengier :  Ornithologisches  aus  Syrmien. 

26.  Anthus  spinoletta  spinoletta  (L.)  1758.     Wasserpieper. 
Am  10.  Februar  trieben  sich  mehrere  Wasserpieper  an  einem 

kleinen  Tümpel  in  der  Nähe  von  AltPazova  umher. 

27.  Motacilla  flava  flava  L.  1758.     Schafstelze. 

Die  Schafstelze  ist  ein  sehr  zahlreicher  Brutvogel  um  Peter- 
wardein,    Karlowitz,   NeuPazova,    Batajnica  und  Semlin.    Solche 
Mengen  dieser  lebhaften  Vögel  auf  verhältnismäßig  engem  Raum 
kann    man    nicht    leicht   in    anderen  bebauten  Gegenden   wieder 
finden.  Erst  gegen  Ende  April  konnte  man  die  singenden  Männ- 
chen überall  feststellen,   aber  Mitte  September  verschwanden  sie 
schon  wieder   aus   der  Gegend,    im  Juli   gab  es,   besonders  um 
Batajnica,    unzählige  Jungvögel.    Anfang  September   war   reicher 
Zuzug  aus  anderen  Gegenden  zu  bemerken. 
Die  Hoden  der  Jungvöge!  sind  blaugrün. 
Belegstücke:     9    juv.  25.  8.  1916.  Batajnica. 
S   ad.  18.  6.  1917.  Batajnica. 
^    ad.  18.  6.  1917.  Batajnica. 
cf   ad.  7.  7.  1917.  Batajnica. 
cf   juv.  7.  7.  1917.  BBtajnica. 
Andere   geographische  Formen   der  Schafstelze  stielten  mir 
trotz  aller  Achtsamkeit  nicht  auf. 

28.  Motacilla  cinerea  cinerea  Tunst.  1771.    Oebirgsstelze. 
Am  27.  März  beobachtete    ich    ein  Paar  Qebirgssteizen  am 

Wasser  in  der  Nähe  von  Karlowitz. 

29.  Motacilla  alba  alba  L.  1758.     Bachstelze. 

Die  Bachstelze  fand  ich  als  Brutvogel  um  Peterwardein, 
Karlowitz,  India,  Alt-  und  Neu-Pazova,  Batajnica  und  Semlin.  Im 
März  erchien  sie  liier,  die  letzten  sah  ich  am  14.  Oktober.  Ich 
kann  nicht  sagen,  daß  der  Vogel  gerade  häufig  gewesen  wäre; 
er  war  wohl  überall  da,  aber  nie  in  größerer  Anzahl. 

Am  28.  März  trugen  die  Vögel  nocii  nicht  das  volle  Hoch- 
zeitskleid, der  Eierstock  war  aber  schon  stark  vergrößert,  glasig 
und  gelblichweiß. 

Belegstücke:     9    ad.  27.  3.  1917.  Batajnica. 
,/    ad.  15.  9.  1917.  Batajnica. 

30.  Parus  major  major  L  1758.     Kohlmeise. 

Als  Standvogel    fand    ich  die  Kohlmeise   zahlreich    in    und 


Dr.  ].  Qengler:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  11 

um  Peterwardein,  Karlowitz,  Cortanovci,  Beska,  Alt-Pazova,  Bataj- 
nica  und  Semlin. 

31.  Parus  caeruleus  caeruleus  L  1758.    Blaumeise. 

Die  Blaumeise  traf  ich  ebenfalls  als  Standvogel,  doch  viel 
weniger  zahlreicii  als  die  vorhergehende,  um  Karlowitz,  Corta- 
novci und  Semlin. 

32.  Parus  palustris  communis  Bald.  1827.     Sumpfmeise. 
Diese   Sumpfmeise    ist   Brutvogel    in    der  Umgegend    von 

Semlin.  Denn  ich  sah  sie  im  Laufe  des  Sommers  öfters  an  den 
Ufern  der  Save  mit  eben  flüggen,  noch  geführten  und  gefütter- 
ten Jungen,  im  Oktober  sah  ich  Sumpfmeisen  bei  Peterwardein 
und  Karlowitz. 

33.  Parus  atricapillus  subsp.?  Mattköpfige  Sumpfmeise. 
Vom  August  bis  Dezember  sah  ich  öfters  mattköpfige  Grau- 

meisan  im  Schilfwald  um  Peterwardein  und  Karlowitz,  haupt- 
sächlich aber  in  den  Weidenbäumen  an  der  Save  um  Semlin. 
Es  waren  stets  mehrere  beisammen  im  losen  Verbände,  aber 
kein  Flug. 

Trotz  aller  Bemühungen  gelang  es  nicht,  ein  Belegstück 
dieser  Form  zu  erhalten.  Es  waren,  wie  ich  zweifellos  feststellen 
konnte,  mattköpfige  Stücke,  aber  die  Entfernung  waren  eben  stets 
doch  zu  weit,  um  die  geographische  Form  sicher  ansprechen  zu 
können. 

34.  Aegithalus  caudatus  europaeus  (Herrn.)  1804.  Schwanz- 
meise. 

Ende  März  begegnete  mir  ein  kleiner  Trupp  Schwanzmeisen 
auf  den  Bäumen  an  der  Landstraße  hinter  Karlowitz. 

35.  Reguius  ignicapillus  ignicapilius  (Temm.)  1820.  Sommer- 
goldhähnchen. 

Am  15.  September  waren  alle  Büsche  um  Batajnica  voll 
von  diesen  kleinen  Vögeln,  die  sich  augenscheinlich  auf  dem 
Zuge  gegen  Süden  befanden. 

36.  Lanius  minor  Gm.  1788.     Schwarzstirnwürger. 

Der  schwarzstirnige  Würger  ist  sehr  zahlreich  und  steht  in 
der  Häufigkeit  wenig  dem  rotrückigen  nach.  Er  ist  Brutvogel 
um  Cortanovci,   Indiapußta,    hidia,    Alt-  und  Neu-Pazova,    Bataj- 


12  Dr.  J.  Gengier:  Omithologisches  aus  Syrmien. 


nica  und  Semiin.  Die  Vögel  sind  im  Juli  mit  den  flüggen  Jungen 
in  Mengen  in  den  Maisfeldern  und  treiben  sich  dort,  von  Pflanze 
zu  Pflanze  fliegend,  umher  wie  kleine  Elstern.  Die  jungen  Vögel 
sind  ganz  außerordentlich  dumm  und  lassen  den  Menschen  ganz 
nahe  an  sich  herankommen. 

Ein  am  18.  Juni  untersuchtes  altes  Weibchen  hatte  den 
Eierstock  so  klein  wie  im  Winter. 

Belegstücke:  v  ad.  18.  6.  1Q17.  Batajnica. 
9  juv.  28.  7.  1917.  Batajnica. 
cT  juv.  28.  7.  1917.  Batajnica. 

37.  Lanius  excubitor  excubitor  L  1758.     Raubwürger. 

Den  großen  Würger  traf  ich  im  Juni  bei  Cortanovci  an; 
ich  glaube  daher,  ihn  für  diese  Gegend  mit  Recht  als  Brutvogel 
ansprechen  zu  dürfen.  Im  März  und  April  beobachtete  ich  ihn 
um  Batajnica  und  zwar  in  großer  Anzahl,  während  ich  während 
der  ganzen  Brutzeit  keinen  solchen  Würger  in  der  Gegend  treffen 
konnte.  Wahrscheinlich  waren  die  von  mir  gesehenen  Würger, 
fast  nur  Junge  im  Herbst,  Strichvögel,  die  aus  benachbarten  Ge- 
genden stammten. 

Am  23.  Dezember  sah  ich  einen  alten  Würger  auf  einem 
Strohschober  bei  Alt-Pazova  sitzen. 

Belegstück:   cf   juv.  9.  8.  1916.  Batajnica. 

38.  Lanius  Senator  Senator  L.  1758.    Rotkopfwürger. 

Nur  wenige  Male  konnte  ich  diesen  schönen  Würger  be- 
obachten. Im  Juni  sah  ich  einmal  ein  Stück  bei  Beska,  Ende 
Mai  eines  bei  Semiin,  im  Juli  mehrere  Stücke  im  Jugendkleid 
in  den  Maisfeldern  um  das  Stationshaus  der  Haltestelle  India- 
pußta  und  den  letzten  alten  Vogel  ebenfalls  an  diesem  Platz  am 
17.  August.  Ob  diese  Form  zu  den  Brutvögeln  Slavoniens  zu 
rechnen  ist,  ist  mir  sehr  zweifelhaft. 

39.  Lanius  collurio  L.  1758.     Rotrückiger  Würger. 

Ein  zahlreicher  Brutvogel,  einer  der  häufigsten  Sommer- 
vögel der  dortigen  Gegend  überhaupt,  ist  der  rotrückige  Würger. 
Von  der  ersten  Maihälfte  bis  zum  15.  September  sieht  man  auf 
allen  Telegraphendrähten,  auf  allen  großen  Büschen  solche 
Würger  sitzen.  Vom  21.  Juni  an  kamen  dann  noch  die  flüggen 
Jungen  dazu.  Keinem  Orte  fehlte  der  Vogel,  selbst  an  den  be- 
lebten Bahnhöfen  war  er  stets  zu  Hause. 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  13 

Einzelne  recht  reichhaltige  Spötter  konnte  ich  unter  ihnen 
finden,  doch  waren  die  meisten  alten  Männchen,  die  sich  hören 
ließen,  Stümper. 

Durch  seine  Frechheit  ist  der  Würger  sehr  leicht  zu  schießen 
und  man  hätte  nach  Belieben  viele  Stücke  sammeln  können. 

Am  17.  Juni  fiel  am  Bahnhof  Beska  ein  altes  Männchen  in 
meine  Hand,  das  einen  Flügelspiegel  besitzt. 

Belegstücke:    d'  juv.  25.  8.  1916.  Neu-Pazova. 
d   ad.  17.  6.  1917.  Beska. 
cT   ad.  18.  6.  1917.  Batajnica. 
d   juv.  15.  9.  1917.  Batajnica. 
d   juv.  15.  9.  1917.  Batajnica. 

40.  Muscicapa  ficedula  ficedula  (L.)  1758.    Fliegenschnäpper. 
Anfangs   September    fand    großer    Durchzug    von    grauen 

Fliegenschnäppern   in  Neu-Pazova  statt.    Auf   allen  hohen  Mais- 
stauden   und    in  den  Weinbergen    saßen    die  Vögel    und    waren 
gar  nicht  scheu.  Es  waren  sehr  viele  Jungvögel  darunter. 
Belegstück:    9    ad.  1.  9.  1917.  Neu-Pazova. 

41.  Phylloscopus  collybita  coliybita  (Vieill.)  1817.  Weiden- 
laubvogel. 

Am  27.  März,  einem  Hauptzugstag  in  Slavonien,  wimmelte 
es  in  der  ganzen  Gegend  von  Karlowitz  bis  Batajnica  von 
Weidenlaubsängern.  In  aufgelöster  Reihe  zogen  immer  neue  Men- 
gen von  Süden  her  durch,  überall  singende  Männchen  dabei: 
selbst  auf  den  Bäumen  an  den  Landstraßen  saßen  alle  Aeste 
voll  von  den  lebhaften  grünlichen  Vögelchen.  Sie  scheinen  durch 
die  zuvor  herrschende  Kälte  zurückgehalten  gewesen  zu  sein 
und  zogen  daher  jetzt  bei  besserer  Witterung  um  so  rascher  und 
in  um  so  größerer  Anzahl  vorwärts. 

Einen  viel  weniger  lebhaften  Durchzug  konnte  ich  im  Sep- 
tember feststellen,  wo  sich  besonders  um  Batajnica  größere  Men- 
gen zeigten.  Sie  sitzen  dann  in  allen  Büschen,  selbst  im  niedersten 
Wiesengestrüpp. 

Die  Hoden   waren  Ende  März  etwas  vergrößert,    hochgelb. 

Belegstücke:    d   juv.  29.  9.  1916.  Batajnica. 
9    ad.  27.  3.  1917.  Batajnica. 
d  ad.  27.  3.  1917.  Karlowitz. 


14  Dr.  j.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


d   ad.  15.  9.  1917.  Batajnica. 
d   ad.  16.  g.  1917.  Batajnica. 

42.  Phylloscopus  trochilus  trochilus  (L)  1758.  Fitislaubvogel. 

Im  April  traf  ich  den  Fitis  einmal  um  Karlowitz.  Im  Sep- 
tember zog  der  Vogel  in  Menge  dem  Süden  zu;  ich  sah  ihn 
da  um  Neu-Pazowa  und  ganz  besonders  zahlreich  am  29.  Sep- 
tember um  Batajnica. 

Ich  habe  wiederholt  die  Beobachtung  gemacht,  daß  die 
beiden  genannten  Laubsänger  ihre  Hauptzugstage  zu  gleicher 
haben,  ich  fand  auch  öfter  beide  Formen  untereinander  gemischt. 

Belegstück:    d   ad.  16.  9.  1917.  Batajnica. 

43.  Phylloscopus  sibilator  sibilator  (Bechsl.)  1793.  Waldlaub- 
vogel. 

Als  Durchzügler  beobachtete  ich  diesen  Laubsänger  im  Sep- 
tember nm  Neu-Pazova  und  Batajnica.  Am  1.  Oktober  zogen 
besonders  viele    durch    die  Umgegend    der  letztgenaimten  Stadt. 

Belegstück:   d   ad.  1.  10.  1917.  Batajnica. 

44.  Acrocephalus  arundinaceus  arundinaceus  (L)  1758.  Dros- 
selrohrsänger. 

Der  Drosselrohrsänger  ist  ein  sehr  zahlreicher  Bewohner 
Syrmiens.  Von  Mai  bis  zum  August  kann  man  den  unruhigen 
Vogel  in  allen  Schilf-  und  Rolirwäldern  sehen  und  ganz  beson- 
ders hören.  Noch  am  25.  August  waren  alle  Plätze  von  ihnen 
belebt. 

Als  Brutvogel  traf  ich  ihn  um  Peterwardein,  Karlowitz, 
Neu-Pazova  und  Semlin.  Bei  seiner  Ankunft  bewohnt  er  noch 
überall  das  alte  gelbe  Rohr  vom  vorigen  Jahr  und  singt  in  diesem 
genau  so  wie  im  frischen  grünen.  Eine  solche  Menge  dieser 
großen  Rohrsänger  auf  so  verhältnismäßig  kleinem  Raum  bei- 
sammen kann  man  in  Mitteleuropa  nirgends  finden.  Ihr  lauter, 
lärmender  Gesang  gleicht  schon  mehr  einem  großen  Spektakel 
und  ist  weithin  zu  hören. 

Leider  ist  der  Vogel  so  schwer  zu  sammeln.  Zu  schießen 
ist  er  ja  leicht,  aber  der  geschossene  fällt  dann  in  das  Wasser 
und  ist  in  den  meisten  Fällen  verloren. 

Nester  konnte  ich  weder  suchen  noch  finden.  Denn  einmal 
war  mein  jedesmaliger  Aufenthalt  zu  kurz  und  dann  braucht  ein 


Dr.  J.  Gengier:  Omithologisches  aus  Syrmieh.  15 


Eindringen  in  die  dichten  Roiirwälder  eine  längere  Vorbereitung 
und  größere  Hilfsmittel. 

Im  Juni  sind  die  Hoden  groß  und  rahmgelb. 

Belegstücke:     o    ad.  25.  8.  1Q16.  Karlowitz. 

d"  ad.  17.  6.  1917.  Neu-Pazova. 

45.  Acroceplialus  streperus  streperus  (Vieiil.)  1817.  Teich- 
rohrsänger. 

Diesen  kleinen  Rohrsänger  traf  ich  im  Mai  und  Juni  in 
unglaublicher  Zahl  in  jedem,  auch  dem  kleinsten  Rohrwald  oder 
Rohrstück  um  Peterwardein,  in  geringerer  Menge  um  Karlowitz 
und  Semlin.  Solche  Massen  dieser  quäkenden  und  quaksenden 
Sänger  hatte  ich  noch  nie  gesehen  oder  gehört.  Weithin  schallte 
der  Gesang  unaufhörlich  vom  Tagesanbruch  bis  zur  sinkenden 
Nacht.  Die  letzten  sah  ich  am  25.  August  um  Batajnica. 

Auch  hier  konnte  ich  aus  dem  oben  angegebenen  Grund 
Nester  weder  suchen  noch  sammeln. 

Belegstück:   d   ad.  25.  8.  1Q16.  Batajnica. 

46.  Acrocephalus  palustris  (Bechst.)  1802.    Sumpfrohrsänger. 
Viel  seltener  als  die  beiden  genannten  Rohrsänger  trat  mir 

der  Sumpfrohrsänger  entgegen;  die  meisten  traf  ich  um  Bataj- 
nica, weniger  um  Neu-Pazova  und  Semlin.  Auch  diese  Form  war 
noch  bis  Ende  August  in  Syrmien  anzutreffen. 

Daß  ich  gerade  diesen  Rohrsänger  so  viel  seltener  traf  als 
die  anderen,  mag  wohl  auch  daher  kommen,  daß  unter  dem 
großen  Lärm  der  anderen  Rohrsänger  und  musizierenden  Rohr- 
bewohner der  so  viel  feinere  Gesang  des  Sumpfrohrsängers  zu 
wenig  zur  Geltung  gelangt  und  daher  meiner  Beobachtung  viel- 
fach entging. 

47.  Acrocephalus  schoenaboenus  (L.)  1758.    Schilfrohrsänger. 
Nur  bei  Neu-Pazova  beobachtete  ich  diesen  Rohrsänger  im 

Monat  Juni.  Er  war  dort  in  den  größeren  und  kleineren  Sümpfen 
sehr  zahlreich  und  übertraf  an  manchen  Stellen  an  Zahl  die 
beiden  anderen  Rohrsänger. 

48.  Hypolais  icterina  (Vieiil.)  1817.    Gartenspötter. 

Als  Brutvogel  traf  ich  den  Gartenspötter  in  den  Gärten  in 
und  um  Karlowitz  gar  nicht  selten;  sonst  konnte  ich  ihn  wäh- 
rend   der    Sommermonate    nirgends    feststellen.    Aber    am  Zug 


16  Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmied. 


konnte   ich  ihn  Ende  August   in   ziemlicii  großer  Anzahl  in  der 
Umgegend  von  Batajnica  bemerken. 

Belegstück:    9    ad.  25.  8.  1916.  Batajnica. 

4Q.  Sylvia  nisoria  nisoria  (Bechst.)  17Q5.    Sperbergrasmücke. 

Anfang  August  sah  und  hörte  ich  mehrmals  Sperbergras- 
mücken in  den  Gebüschen  an  den  Abhängen  in  der  Umgegend 
von  Karlowitz.  Einen  Gesang  während  der  Sommermonate  konnte 
ich  nie  hören,  es  bleibt  also  sehr  zweifelhaft,  ob  diese  Grasmücke 
in  der  Gegend  auch  Brutvogel  ist. 

50.  Sylvia  atricapilla  atricapilla  (L.)  1758.    Schwarzplättchen. 

Die  schwarzköpfige  Grasmücke  ist  Brutvogel  in  allen  durch- 
reisten Gegenden  Slavoniens,  denn  ich  hörte  im  April,  Mai  und 
Juni  häufig  ihren  Gesang  aus  Hecken  und  Gebüschen  heraus 
erschallen. 

51.  Sylvia  communis  communis  Lath.  1787.     Dorngrasniücke. 
Diese  sonst  so  zahlreiciie  Grasmücke  traf  ich  hier  nur  sehr 

spärlich  im  Mai,  Juni  und  Juli  um  Karlowitz  und  Semlin. 

52.  Sylvia  curruca  curruca  L.  1758.     Zaungrasmücke. 

Die  Zaungrasmücke  beobachtete  ich  nur  wälirend  des  Som- 
mers in  der  Umgegend  von  Batajnica  und  da  nur  ganz  auBer- 
ordentlich  spärlich. 

Die  Hoden  sind  im  Juni  graugelb. 

Belegstück:   cf   ad.  17.  6.  1917.  Batajnica. 

53.  Turdus  merula  merula  L  1758.     Amsel. 

Die  slavonische  Amsel  glaube  ich  noch  zur  mitteleuropäi- 
schen Form  rechnen  zu  dürfen.  Sichere  Beweise  dafür  habe  ich 
aber  nicht  in  Händen. 

Als  Standvogel  traf  ich  sie  in  Gärten  und  Anpflanzungen 
in  und  um  Peterwardein  und  Beska.  Nach  meinen  Erfahrungen 
kann  sie  nur  ein  sehr  spärlicher  Vogel  dort  sein,  denn,  wenn 
der  Vogel  auch  meinem  Blick  entgangen  wäre,  sein  Lied  hätte 
doch  unfehlbar  seine  Anwesenheit  verraten. 

54.  Oenanthe  oenanthe  grisea  (Br)  1831.     Steinschmätzer. 
Die  von  mir  untersuchten  Vögel  gehörten  der  Form  grisea 

an.    Als  Brutvogel    konnte    ich   den   Steinschmätzer    in  Synnien 


br.  j.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  17 

nicht  feststellen.    Als  Durch zugsvogel  war  er  dagegen  in  beiden 
Zugszeiten  sehr  zahlreich. 

Der  Frühjahrszug  hatte  am  27.  März,  einem  schönen,  nur 
etwas  windigen  Tag,  seinen  Höhenpunkt.  Es  wimmelte  an  diesem 
Tage  geradezu  von  Steinschmätzern  um  Batajnica.  Die  weitaus 
größere  Anzahl  waren  alte  Männchen,  so  daß  selten  ein  Weib- 
chen darunter  zu  sehen  war.  Der  Herbstzug  hatte  am  18.  August, 
einem  sehr  schönen,  windstillen,  heißen  Tag,  den  Höhepunkt; 
doch  waren  es  an  diesem  Tage  fast  nur  Weibchen.  Viele  Wieseu- 
schmätzer  (rubetra)  waren  unter  die  Steinschmätzermassen  ge- 
mischt. An  beiden  genannten  Tagen  waren  die  Vögel  äußerst 
scheu  und  unruhig. 

Am  27.  März  waren  die  Hoden  etwas  vergrößert,  hochgelb. 

Belegstücke:    cT   ad.  27.  3.  1917.  Batajnica. 
9    ad.  18.  8.  1Q17.  Batajnica. 

55.  Saxicola  rubetra  rubetra  (L.)  1758.  Braunkehliger  Wiesen- 
schmätzer. 

Ich  konnte  diesen  Wiesenschmätzer  den  ganzen  Sommer 
über  weder  hören  noch  sehen.  Er  fehlt  also  als  Brutvogel  in 
den  von  mir  durchreisten  Gegenden. 

Als  Durchzügler   konnte    ich  ihn  dagegen  mehrmals  beob- 
achten. Am  18.  August  war  starker  Durchzug  in  der  Umgegend 
von  Batajnica,    doch  konnte   ich  an  diesem  Tag  nur  ausschließ- 
lich junge  Vögel   feststellen.    Am    1.  September    war  schwacher 
Zug  alter  Vögel  in  der  Umgebung  von  Neu-Pazova  zu  bemerken. 
Belegstücke:     9    ad.  25.  8.  1916.  Batajnica. 
cf   juv.  18.  8.  1917.  Batajnica. 
cT   juv.  18.  8.  1917.  Batajnica. 
-f   juv.  18.  8.  1917.  Batajnica. 

56.  Saxicola  torquata  rubicola  (L.)  1766.  Schwarzkehliger 
Wiesenschmätzer. 

Als  Brutvogel,  aber  keineswegs  als  häufigen,  beobachtete 
ich  diesen  Wiesenschmätzer  um  Karlowitz,  Beska,  AltPazova 
und  Batajnica. 

Ueber  den  Zug  oder  Durchzug  dieser  Form  habe  ich  keine 
Beobachtungen  sammeln  können. 

57.  Phoenicurus  phoenicurus  phoenicurus  (L)  1758.  Wald- 
rotschwanz. 

2 


tÖ  Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisclies  aus  Syrmien. 


Das  erste  Waldrotschwänzchen,  ein  prachtvolles  altes  Männ- 
chen, traf  ich  am  27.  März  in  den  Kopfweiden  an  der  Donau 
bei  Karlowitz.  Es  wimmelte  dort  von  diesen  Vögeln,  die  nach 
den  so  kalten  Tagen  jetzt  hei  Eintritt  besserer  Witterung  auf 
raschem  Durchzug  zu  ihrer  Brutheimat  waren. 

Im  April  beobachtete  ich  Waldrotsciiwänze  um  Peterwar- 
dein,  die  dort  ihrem  Benehmen  nach  sicherlich  Brutvögel  waren. 

Vom  Hausrotschwanz  sah  icii  in  den  15  Monaten  in  Syr- 
mien keine  Spur. 

58.  Luscinia  megarhynchos  megarhynchos  (Br.)  1831.  Nachtigall. 
Die  Nachtigall  scliiug   von  Mitte  April    bis   in   die   zweite 

Hälfte  des  Juni  in  den  Gebüschen  an  den  Abhängen  zwischen 
Karlowitz  und  Cortanovci  überall  in  großer  Anzahl.  Es  muß 
hier  Paar  an  Paar  wohnen.  Die  Gesänge  waren  nicht  schlecht 
und  abwechslungsreich,  aber  gegen  die  im  Moseltal  gehörten 
etwas  kurz. 

59.  Erithacus  rubeculus  rubeculus  (L)  1758.     Rotkehlchen. 

Im  März  und  April  fand  ich  das  Rotkehlchen  um  Corta- 
novci und  Batajnica.  Die  Vögel  sangen  wenig  und  leise,  sciiei- 
kerten  viel  und  waren  sehr  unruhig,  so  daß  ich  zweifellos  noch 
Zugvögel  vor  mir  hatte.  Im  Sommer  konnte  ich  Rotkehlciien 
nicht  beobachten. 

Im  März  ist  der  Eierstock  noch  klein  und  liochgelb. 
Belegstück:    9    ad.  28.  3.  1Q17.  Batajnica. 

60.  Hirundo  rustica  rustica  L.  1758.     Rauchschwalbe. 

Die  Rauchschwalbe  ist  ein  zahlreiclier  Brutvogel  in  und  um 
Peterwardein,  Karlowitz,  Cortanovci,  Beska,  Indiapußta,  India, 
Alt-  und  Neu-Pazova,  Batajnica  und  Semlin.  Sie  kam  Mitte 
April  zu  den  Brutplätzen  und  zog  am  29.  September  wieder  ab. 

Sehr  viele  Stücke  zeigten  eine  braune  oder  stark  braun 
überlaufene  Unterseite.  Ein  sehr  beliebter  Aufenthalt  ist  das  Ufer 
der  Donau;  hier  sieht  man  an  schönen  Tagen  viele  Hunderte 
von  Rauchschwalben  über  das  Wasser  hineilen  und  durch  rasches 
Eintauchen  ein  flüchtiges  Bad  nehmen.  Viele  Schwalben  kann 
man  auch,  wahrscheinlich  wegen  Mangels  jeder  anderen  Sitzge- 
legenheit, auf  niederen  Büschen  mitten  in  den  Wiesen  nach  Art 
der  Wiesenschmätzer  sitzen  sehen;  andere  rütteln  über  dem 
Wasser  wie  ein  Turmfalke  über  der  Wiese. 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  19 


Viele  Nester  findet  man  in  den  kleinen  leeren  Häusciien, 
die  in  den  Wiesen  stehen.  Oft  ist  liier  die  Rauchschwalbe  auch 
gezwungen,  ihr  Nest  an  die  Außenseite,  auch  an  die  hölzerne 
Außenseite  der  üebäude  anzubringen. 

Vom  20.  August  an  sah  man  große  Massen  um  Karlowitz 
sich  zusammenziehen  und  in  den  dortigen  Rohr-  und  Schilfwäl- 
dern übernachten  bis,  wie  schon  gesagt,  am  29.  September  alle 
verschwunden  waren. 

Belegstück:   J   juv.  29.  9.  1916.  Batajnica. 

61.  Delichon  urbica  urbica  (L)  1758.     Mehlschwalbe. 

Die  Mehlschwalbe  konnte  ich  als  Brutvogel  feststellen  in 
Peterwardein,  Karlowitz,  Beska,  India,  Batajnica  und  Semlin.  Die 
ersten  sah  ich  am  17.  April,  die  letzten  am  3.  September.  Daß 
der  Vogel  gerade  zahlreich  gewesen  wäre,  kann  ich  nicht  be- 
haupten, eher  das  Gegenteil. 

62.  Riparia  riparia  riparia  (L.)  1758.     Uferschwalbe. 
Mehrere   große  Kolonien    fand   ich    in  der  Umgegend  von 

Karlowitz  in  hohen  Steilwänden,  die  aus  einer  eigenen  Art  von 
Lehmerde  zu  bestehen  schienen.  Mitte  Juli  war  die  größte  Kolonie 
stark  besetzt,  so  daß  man  von  der  Ferne  den  Eindruck  erhielt, 
man  stehe  vor  einem  riesigen  Bienenstock.  Anfang  April  flogen 
die  ersten  Uferschwalben  an  der  Don.iu  umher.  Am  3.  Septetnber 
waren  noch  einzelne  Schwalben  an  der  großen  Kolonie,  sehr 
viele  an  der  Donau.  Später  sah  ich  keine  mehr,  doch  kann  ich 
den  Tag  des  Abzuges  nicht  angeben. 

63.  Micropus  apus  apus  (L.)  1758.     Mauersegler. 

Nur  in  Peterwardein  konnte  ich  den  Mauersegler  als  zahl- 
reichen Brutvogel  feststellen.  Sonst  sah  ich  den  Vogel  nicht  ein- 
mal an  irgendeinem  Ort,  obwohl  ich  doch  sehr  genau  nach  ihm 
Ausschau  hielt  und  der  lärmende  Vogel  nicht  leicht  zu  über- 
sehen ist. 

Sollte  der  Mangel  an  hohen  steinernen  Gebäuden  sein 
Fehlen  bedingen? 

64.  Upupa  epops  epops  L  1758.     Wiedehopf. 

Nur  selten  trat  mir  dieser  merkwürdige  Vogel  in  Syrmien 
entgegen,    im  Juli  und  August   sah  ich  einzelne  Wiedehopfe  auf 


20  Dr.  J.  Oengler:  Omithologisches  aus  Syrmien. 


den  Viehweiden   bei  Beska  und  um  Batajnica.    An    Nistgelegen- 
heiten fehlt  es  in  den  dortigen  Gegenden  allerdings  sehr. 

65.  Coracias  garrulus  garruius  L  1758.     Blaurake. 

Im  August  und  September  hielten  sich  vorübergehend  sehr 
viele  Blauraken  in  den  hohen  Maisstauden  in  der  Umgebung  von 
Batajnica  auf.  Da  die  Vögel,  alte  und  junge  gemischt,  schon  an 
und  für  sich  sehr  scheu  waren  und  ihnen  daher  sehr  schlecht 
beizukommen  war,  gingen  angeschossene  Stücke  auch  noch  in 
den  dichtbestandenen  Maisfeldern  stets  verloren. 

66.  AIcedo  atthis  ispida  L.  1758.     Eisvogel. 

Einen  einzigen  Eisvogel  sah  ich  am  27.  März  an  einem 
kleinen  versumpften  Bach  in  der  Nähe  von  Karlowitz. 

67.  Picus  viridis  pinetorum  (Br.)  1831.    Grünspecht. 

Zweimal  traf  ich  im  Laufe  des  Sommers  mit  dem  Grün- 
specht zusammen.  Einmal  kletterte  ein  altes  Männchen  an  einer 
Art  Silberpappel  in  der  Nähe  von  Karlowitz  umher  und  ein  an- 
dermal sah  ich  zwei  Grünspechte  an  den  Bäumen  längs  des 
Bahndammes  zwischen  Semlin  und  der  Savebrücke. 

68.  Asio  flammeus  flammeus  (Pont.)  1763.    Sumpfohreule. 

In  der  Nacht  vom  20.  zum  21.  Oktober  kamen  ganz  in  der 
Nähe  von  Karlowitz  gegen  11  Uhr  abends  mehrere  Sumpfohr- 
eulen, die  zweifellos  auf  dem  Zuge  waren,  zur  Beobachtung. 

69.  Athene  noctua  noctua  (Scop.)  176Q.     Steinkauz. 

Den  Steinkauz  traf  ich  als  Standvogel  um  Karlowitz,  Beska 
und  Batajnica.  In  und  um  die  letztgenannte  Ortschaft  war  er  sehr 
zahlreich  und  machte  dort  des  Nachts  von  den  hohen  Maisstau- 
den aus  Jagd  auf  die  überall  herumhuschenden  Feldmäuse. 

70.  Strix  aluco  aluco  L.  1758.     Waldkauz. 

Am  23.  Dezember  fand  ich  einen  Waldkauz  auf  einem  frei- 
stehenden Baume  im  Eelde  bei  Batajnica.  Der  Vogel  saß  in  hal- 
ber Höhe  dieses  Baumes  auf  einem  starken  Ast,  fest  an  den 
Stamm  angedrückt. 

71.  Faico  peregrinus  peregrinus  Tunst.  1771.     Wanderfalk. 
Den  ersten  Wanderfalken    beobachtete  ich    am  17.  August, 

den  letzten  am  23.  Dezember.  Ich  traf  je  ein  Stück  hei  Alt-  und 
bei  Neu-Pazova,  bei  Batajnica  und  Semlin.  Die  Vögel  saßen  zu- 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  21 


meist  auf  Bäumen,  oft  ganz  nahe  an  der  Straße  und  waren  ziem- 
lich frech.  Mit  Ausnahme  des  bei  Batajnica  gesehenen  Stückes, 
das  ein  altes  Weibchen  zu  sein  schien,  waren  die  Vögel  jüngeren 
Alters.  Sie  hielten  sich  in  der  Gegend  nicht  auf,  sondern  waren 
andern  Tages  stets  verschwunden. 

72.  Faico  subbuteo  subbuteo  L.  1758.     Baumfalk. 

Im  Frühjahr  und  Herbst  kam  ich  je  einmal  mit  diesem 
kleinen  Falken  zusammen.  Ich  sah  einmal  einen  Baumfalken  bei 
Semlin  und  dann  zwei  Stück  bei  Batajnica.  Auch  diese  Vögel 
kann  ich  nur  als  Durchzügler  ansprechen. 

73.  FaIco  vespertinus  vespertinus  L.  1766.    Rotfußfalk. 

Am  9.  August  waren  mehrere  Rotfußfalken  um  Neu-Pazova. 
Ein  in  der  Abenddämmerung  angeschossenes  altes  Männchen 
ging  leider  in  den  Maisfeldern  verloren. 

74.  FaIco  naumanni  naumanni  Fleisch.  1818.    Rötelfalk. 
Von  diesem  kleinen  zutraulichen  Falken  sah  ich  im  August 

mehrere  Stücke  bei  Cortanovci  und  sieben  Stück  bei  Neu-Pazova, 
am  12.  September  ein  altes  Weibchen  kurz  vor  Semlin. 

Es  begegneten  mir  wohl  noch  eine  ganze  Menge  kleiner 
Falken,  aber  ich  konnte  ihre  Zugehörigkeit  zu  irgendeiner  Form 
nicht  mit  Sicherheit  feststellen. 

75.  FaIco  tinnunculus  tinnunculus  L.  1758.    Turmfalk. 

Den  Turmfalken  traf  ich  am  häufigsten  an.  Ich  sah  während 
der  Brutzeit  einzelne  und  Paare  bei  Peterwardein,  Karlowitz  und 
Batajnica.  An  der  Festung  von  Peterwardein  war  fast  stets  auf 
der  Donauseite  ein  Paar  zu  sehen,  das  dort  seine  Flugspiele  trieb 
und  seine  Stimme  erschallen  ließ,  also  sicher  irgendwo  in  den 
Festungsmauern  brütete.  Im  August  und  September  sah  ich  öfters 
einzelne  und  mehrere  zusammengesellte  Turmfalken  rüttelnd  oder 
umhersitzend  um  Peterwardein,  Neu-Pazova  und  Batajnica.  An 
letzterem  Platze  stellte  er  den  in  ziemlicher  Anzahl  vorhandenen 
Feldmäusen  eifrig  nach  und  man  konnte  häufig,  ein  für  mich 
recht  seltsamer  Anblick,  Turmfalken  auf  den  Spitzen  hoher  Alais- 
stauden  aufblocken  sehen. 

76.  Buteo  buteo  buteo  (L.)  1758.    Mäusebussard. 

Der  Mäusebussard  ist  in  den  Monaten  Oktober,  November 


22  Dr.  J.  Oengler:  Ornithologisclies  aus  Syrmien. 


und  Dezember  kein  seltener  Vogel  um  Beska,  Alt-  und  Neu- 
Pazova,  Batajnica  und  Semlin. 

Diese  Herbstvögel  waren  größtenteils  schmutzigbraun  mit 
wenig  hellerem  Bauch  und  schienen  fast  durchgängig  Jungvögel 
zu  sein;  doch  sah  ich  auch  einmal  ein  über  Beska  und  Umge- 
gend kreisendes  Paar,  das  eine  sehr  helle  Unterseite  zeigte.  Die 
Vögel  saßen  gern  auf  den  großen  Strohschobern  umher  und 
lauerten  von  dort  aus  auf  Beute.  Ein  auffallend  kleiner  Bussard 
geriet  einmal  in  einen  großen  kreisenden  Krähenschwarm  und 
wurde  da  während  des  Fluges  bösartig  mißhandelt.  So  oft  der 
gequälte  Vogel  den  Rand  des  Schwarmes  erreiciit  hatte  und  sich 
aus  der  Gesellsciiaft  drücken  wollte,  ward  er  von  den  krächzen- 
den Krähen  immer  wieder  mitten  in  das  Gewimmel  hineinge- 
trieben und  mußie  so  die  Flugübungen  mitmachen  und  dabei 
viele  Federn  lassen. 

Zur  Brutzeit  traf  ich  Bussarde  um  Alt-Pazova,  Batajnica  und 
Semlin.  Diese  Brutvögel  zeichneten  sich  durch  eine  auffallend 
rotbraune  Oberseite  aus.  Das  Weibchen  eines  bei  Batajnica 
stationierten  Paares  war  ausnehmend  groß. 

77.  Circus  aeruginosus  aeruginosus  (L.)  1758.     Rohrweiii. 

im  Juli  konnte  ich  zahlreiche  Rohrweihen  über  den  Schilf- 
wäldern zwischen  Peterwardein  und  Karlowitz,  sowie  auf  und 
über  dem  teilweise  überschwemmten,  teilweise  versuniptien  Oed- 
land  an  der  Save  bei  Semlin  beobaciiten. 

78.  Circus  cyaneus  cyaneus  (L.)  1766.     Kornweih. 

im  August  und  September  sah  ich  mehrere,  dabei  sehr 
schöne  alte  Männchen  um  India,  Alt-Pazova  und  Batajnica. 

7Q.  Circus  pygargus  (L)  1758.     Wiesenweih. 

Fin  altes  prachtvolles  Männchen  dieser  Form  flog  am  24. 
Mai  lange  über  das  Oedland  zwischen  der  Stadt  Semlin  und 
dem  Saveufer  hin  und  her  und  strich  zuletzt  auf  die  Zigeuner- 
insel zu  ab. 

80.  Astur  gentilis  gentilis  (L.)  1758.     Habicht. 

im  September  beobachtete  ich  einzelne  Habichte  um  Neu- 
Pazova  und  Batajnica.  Sonst  konnte  ich  den  Vogel  nirgends 
feststellen. 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  23 

81.  Accipiter  nisus  nisus  (L)  1758.     Sperber. 

Wenn  ich  annehme,  daß  ein  Vogel  nur  dann  als  Brutvogel 
für  ein  Oebiet  angesprochen  werden  darf,  wenn  er  dort  zwischen 
dem  15.  April  und  dem  15.  August  ständig  angetroffen  wird,  so 
kann  ich  den  Sperber  nur  für  Batajnica  und  Umgegend  als 
Brutvogel  anführen.  Im  März  traf  ich  noch  Sperber  um  Karlowitz, 
hidia  und  gleichfalls  um  Batajnica.  Die  Vögel  waren  sehr  frech 
und  holten  ihre  Beute,  meist  Hausspedinge,  auf  den  belebten 
Bahnhöfen  und  kröpften,  wenn  nicht  ernstlich  verscheucht,  die 
Beute  gleich  am  nächsten  Dachfirst.  Bei  Batajnica  ließ  sich  ein 
alter  Sperber  dreimal  mit  seiner  Beute  auiaeioen,  eiie  er  endlich 
endgültig  das  Weite  suchte. 

82.  Milvus  milvus  milvus  (L)  1758.     Gabelweih. 

Diesen  Milan  beobachtete  ich  im  September  und  Oktober 
spärlich  um  Neu-Pazova  und  Batajnica.  Die  Vögel  waren  dort 
sicherlich  nur  Durchzügler. 

83.  Milvus  migrans  migrans  (Bodd.)    1783.    Schwarzer  Milan. 
Ein   nicht  seltener  Raubvogel   ist  der  schwarze  Milan,   den 

ich  nicht  nur  im  August,  September  und  Oktober,  sondern  auch 
in  den  Sommermonaten  um  Peterwardein,  Karlowitz,  Cortanovci, 
Neu-Pazova  und  Batajnica  antraf.  Im  Herbst  hielt  er  sich  auch 
um  fndiapußta  und  Semlin  auf.  Ich  sah  häufig  an  der  Donau 
fischende  Milane. 

84.  Pernis  apivorus  apivorus  (L.)  1758.    Wespenbussard. 
Wespenbussarde  beobachtete  ich  in  den  letzen  Julitagen  um 

Beska  und  Batujnica  und  im  August  um  Alt-Pazova  und  Bataj- 
nica. Es  waren  meist  einzelne  Stücke,  nur  einmal  fand  ich  drei 
Jungvögel  zusammen  auf  Oedland  umherlaufen  und  am  Boden 
nach  Beute  suchen. 

85.  Pandion  haliaetus  haliaetus  (L)  1758.     Fischadler. 

Am  24.  Mai  sah  ich  an  der  Donau  in  der  Umgegend  von 
Karlowitz  einen  alten  Fischadler,  der  lange  über  das  Wasser  hin- 
flog und  endlich  auf  einem  am  Ufer  freistehenden  Baume  auf- 
bäumte. 

86.  Ciconia  ciconia  ciconia  (L)  1758.    Storch. 

Der  Storch  ist  ein  zahlreicher  Brutvogel  in  Syrmien.  Die 
ersten  sah  ich  dort  am  27.  März,  die  letzten  am  31.  August. 


24  Dr.  J.  Geiigler:  Omitliologisches  aus  Syrmien. 


Paare  wohnen  in  I'eterwardein,  Karlowitz,  Alt-  und  Neu- 
Pazova,  Batajnica  und  Semlin.  In  Peterwardein  steht  ein  besetztes 
Nest  auf  dem  Kamin  eines  ganz  niederen  Hauses  und  in  Bataj- 
nica sind  drei  Nester  auf  den  Dächern  nebeneinander  stehender 
Häuser.  Die  Paare  vertragen  sich  aber  in  solcii  naher  Nachbar- 
schaft ganz  gut. 

Ein  altes,  unbevcohntes  Gebäude  mit  schadiiaftem  Dacli, 
das  in  einer  grolkn  Wiese  bei  Batajnica  steht,  sclieint  ein  ganz 
besonderer  Lieblingsplatz  der  dortigen  Störche  zu  sein,  denn  fast 
zu  jelier  Zeit  des  Tages  stehen  drei  Störche  auf  diesem  Dache 
und  zwar  meist  so  verteilt,  daß  man  von  der  Ferne  herkommend, 
drei  Wetterfahnen  zu  sehen  vermeint. 

Schon  vom  15.  Juli  an  sieht  man  in  den  Sumpfwiesen  und 
in  der  Nähe  der  vielen  Wassertümpel  Ansammlungen  von  Stör- 
chen und  bis  finde  Juli  nehmen  diese  Ansammlungen  immer  zu. 
So  kann  man  24  Störche  an  einem  Bach  bei  Batajnica  Nahrung 
suchend  beisammen  stehen  sehen,  10  —  12  Stück  ist  die  gewöhn- 
liche Zahl  der  gesellschaftlich  die  Wiesen  absuchenden  Störche. 
Dann  auf  einmal  eines  Tages  sind  alle  verschwunden  und  man 
sieht  sich  vergeblich  nach  den  großen  Vögeln,  dieser  Zierde  einer 
Gegend  um. 

87.  Giconia  nigra  (L.)  1758.    Schwarzstorch. 

Am  25.  August  beobachtete  ich  einen  schwarzen  Storch 
zwischen  Peterwardein  und  Karlowitz  am  Rande  eines  großen 
Tümpels  mit  voller  Sicherheit.  Wahrscheinlich  waren  dit  hinter 
ihm  stehenden  dunklen  \'öqel  auch  solche  Störche. 

88.  Plegadis  faicinellus  faicineilus  (L.)  17ö6.    Sichler. 
Während  des  Sommers  fand  ich  den  braunen  Sichler  nicht 

selten  in  Syrmien.  Im  Juni  und  Juli  waren  stets  viele  auf  den 
Wiesen  um  die  Donauufer  bei  Karlowitz,  einmal  sieben  Stück 
beisammen;  dann  am  18.  Juni  ganze  Mengen  in  dem  sumpfigen 
Ueberschwemmungsgebiet  an  der  Save  um  Semlin  und  zwar  die 
meisten  zwischen  dem  Eisenbahndamm  und  der  Fußgängerbrücke 
nach  Belgrad,  weniger  auf  der  anderen  Seite.  Die  in  der  Sonne 
goldig  glänzenden  Vögel  stocherten  eifrig  mit  ihren  langen 
Schnäbeln  im  weichen  Grund  herum.  Im  August  und  Oktober 
traf  ich  mehrmals  Sichler  auf  den  Wiesen  an  der  Donau  zwischen 
Karlowitz  und  Cortanovci. 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  25 


8Q.  Platalea  leucorodia  leucorodia  L.  1785.     Löffelreiher. 

Am  17.  Juni  beobachtete  ich  einen  Löffelreiher  auf  den 
Sumpfwiesen  bei  Kariowitz.  Er  schritt  bedächtig  am  Ufer  ent- 
lang und  gründelte  mit  seinem  Schnabel  eifrig  im  Wasser. 

90.  Ardea  cinerea  cinerea  L.  1758.    Fischreiher. 

Den  Fischreiher  fand  ich  sowohl  an  der  Donau  als  auch 
an  und  in  den  verschiedenen  Sümpfen  und  Tümpeln  um  Kario- 
witz und  Batajnica  und  zwar  in  den  Monaten  Juni,  Juli,  August, 
September,  Oktober  und  Dezember.  Brutplätze  oder  Kolonien 
konnte  ich  nicht  sehen,  die  waren  jedenfalls  weitab  von  meinem 
Weg  gelegen.  Von  Batajnica  sah  ich  meist  nur  einzelne  wenige 
Stücke  im  Juli  und  September,  aber  in  der  Umgegend  von 
Kariowitz  und  zwar  in  der  näheren  wie  weiteren,  an  der  Donau 
wie  auf  den  überschwemmten  Wiesen  war  stets  in  den  oben 
genannten  Monaten  eine  größere  Anzahl  Reiher  zu  sehen.  Be- 
sonders im  Juli  und  August  war  die  Zahl  dieser  Vögel,  junge 
und  alte,  die  ersteren  in  der  Ueberzahl,  oft  eine  so  bedeutende, 
daß  eine  sichere  Schätzung  der  Menge  unmöglich  war.  Ueberall 
standen  da  die  Vögel  im  Wasser,  zwischen  den  Hausgänsen  und 
dem  Weidevieh  und  ließen  sich  durch  nichts  in  ihrer  Beschäfti- 
gung stören. 

Ql.  Ardea  purpurea  purpurea  L.  1766.     Purpurreiher. 

Im  Juni,  Juli  und  August  war  stets  eine  ziemliche  Anzahl 
von  Purpurreihern  an  denselben  Plätzen  um  Kariowitz,  wie  sie 
oben  genannt  sind,  zu  sehen,  doch  war  gegen  die  grauen  Reiher 
ihre  Anzahl  geradezu  verschwindend.  Sie  mischten  sich  auch 
nicht  so  zutraulich  unter  das  Vieh.  Die  meisten  sah  ich  am 
21.  Juni. 

92.  Casmerodius  albus  albus  (L.)  1758.    Edelreiher. 

Den  Edelreiher  sah  ich  des  öfteren  in  Syrmien.  Um  Kario- 
witz beobachtete  ich  vier  Stück  am  7.,  ein  Stück  am  15.  und 
ein  Stück  am  28.  Juli,  drei  Stück  am  25.  August,  dann  um 
Batajnica  ein  Stück  am  28.  und  vier  Stück  am  29.  Juli.  Die 
Vögel  waren  scheu  und  ließen  den  Menschen  nicht  allzu  nahe 
an  sich  herankommen. 

93.  Ardeola  ralloides  ralloides  (Scop.)  1769.     Rallenreiher. 
Auch    der    eigenartige    Rallenreiher   war   um   Peterwardein 


26  Dr.  J.  Qengler:  Ornitliologisches  aus  Syrmien. 


und  Karlowitz  im  Rohrwald  wie  an  der  Donau  in  den  Monaten 
Juni,  Juli,  August  und  Oktober  nicht  selten  zu  sehen.  Die  Vögel 
hielten  sich  aber  meist  in  kleinen  Familien  oder  Trupps  von 
3—8  Stück  zusammen,  von  den  andern  Reihern  getrennt.  Ihr 
Lieblingsaufenthalt  war  eine  mit  niederem  Buschwerk  bewach- 
sene langgestreckte  Insel  in  der  Donau. 

94.  Nycticorax  nycticorax  nycticorax  (L.)  1758.    Nachlreiher. 

Im  Juni  beobachtete  ich  in  einem  großen  Sumpf  vor  Karlo- 
witz auf  einem  Weidenbaum  drei  Nachtreiher;  im  August  sah 
ich  an  derselben  Stelle  und  auch  noch  etwas  südlich  davon 
wiederholt  solche  Reiher,  einmal  einen  sehr  schönen  alten,  ein- 
mal zwei  Juiigvögel. 

95.  Ixobrychiis  minutus  (L)  1766.    Zwergrohrdomniel. 
Zwergrohrdommeln  konnte  ich  im  August,  September  und 

Oktober  in  den  Rohrwäldern  zwisciien  Peterwardein  und  Karlo- 
witz beobachten,  manchmal,  wie  z.  B.  am  3.  September  in  größerer 
Anzahl.  Sicherlich  waren  da  in  der  Tiefe  des  Rohrs  noch  eine 
Menge  dieser  seltsamen  Vögel  für  mich  unsichtbar  verborgen. 
Am  29.  Juli  iiielten  sich  zwei  Stück  in  der  Nähe  des  Saveufers 
westlich  von  Semlin  auf. 

96.  Botaurus  stellaris  stellaris  (L.)  1758.     Rohrdommel. 

Im  August  und  September  kamen  des  öfteren,  besonders 
in  den  Rolirwäldern  zwischen  Peterwardein  und  Karlowitz  große 
Rülirdomuieln  zur  Beobachtung.  Besonders  Anfang  September 
1917  zeigten  sich  um  Karlowitz  auffallend  viele.  Am  S.Juli  wurde 
eine  schöne  alte  Rohrdommel  in  einein  der  um  Batajnica  befind- 
lichen Sümpfe  geschossen,  kam  aber  leider  nicht  in  meinen  Be- 
sitz. Zweifellos  haben  die  Vögel  dort  in  einem  der  großen  Sumpf- 
wälder gebrütet. 

97.  Anser  fabalis  fabalis  (Lath.)  1  /87.  Saatgans. 

Am  10.  Februar  trafen  wir  auf  einer  überfrorenen  Wiese  in 
der  Nähe  von  Semlin  eine  Saatgans,  die  dort  ziemlich  teilnahms- 
los saß  und  von  Elstern  und  Saatkrähen  umlagert  war.  Der 
Vogel  war  scheinbar  vor  einiger  Zeit  krank  geschossen  und  sah 
nun  hier  seinem  Ende  hilflos  entgegen. 

98.  Anas   platyrhynchos   piatyrhynchos   L.    1758.    Stockente. 
Solche  Massen  von  Stockenten   sieht   man    wohl  selten  auf 


Dr.  J.  Qengler:  Ornithologisches  aus  Syrniien.  27 


einem  so  kleinen  Raum  beisammen  wie  hier.  Im  August  be- 
ginnen sich  bereits  große  Mengen  an  der  Donau  und  in  allen 
Sümpfen  und  Tümpeln  sowie  auf  den  überschwemmten  Wiesen 
und  Tümpeln  anzusammeln.  Im  Oktober  ist  der  Höhepunkt  er- 
reicht. Es  tummeln  sich  dann  Tausende  und  Tausende  dort  um- 
her, auch  im  Anfang  Dezember  sind  noch  recht  viele  da,  dann 
flaut  es  aber  wieder  ab  und  bis  Ende  April  sind  die  großen 
Massen  verschwunden.  Von  Mitte  April  an  sieht  man  viele  Paare 
beisammen  und  in  der  Mitte  des  Juni  beginnen  sich  die  ersten 
Jungen  zu  zeigen. 

Der  Herbst  1'916  war  viel  entenreicher  als  der  von  1Q17. 

99.  Nettion  crecca  crecca  (L.)  1758.     Krickente. 

Nur  um  Peterwardein  sah  ich  im  April  Männchen  und  fand 
ich  im  Mai  Krickentenpaare  in  den  Sümpfen.  Sonst  sah  ich  die 
hübsche  kleine  Ente  in  Menge  in  März  um  Batajnica,  im  August 
und  besonders  im  Oktober  um  Peterwardein,  Alt-Pazowa  und 
Batajnica. 

100.  Querquedula  querqueduia  (L.)  1758.     Knäckente. 

Am  6.  Dezember  beobachtete  ich  einen  ganzen  Flug  Knäck- 

entcn  in  der  Nähe  von  Karlowitz. 

101.  Mareca  penelope  (L.)  1758.    Pfeifente. 

Die  Pfeifente  traf  ich  nur  einmal  im  Frühjahr,  Anfang  April 
bei  Peterwardein,  im  Oktober  und  Dezember  aber  in  ganzen 
Flügen  an  der  Donau  und  auf  Wassertümpeln  um  Karlowitz. 

102.  Spatula  clypeaia  (L)  1758.    Löffelente 

Am  25.  August  waren  viele  Löffelenten  um  Karlowitz  zu  sehen. 

103.  Dafila  acuta  (L.)  1758.     Spießente. 

Um  Karlowitz  beobachtete  ich  Anfang  Dezember  und  An- 
fang April  mehrere  Spießenten.  Die  letztgenannten  waren  pracht- 
volle alte  Männchen  im  tadellosen  Hochzeitskleid. 

104.  Nyroca  ferina  ferina  (L.)  1758.    Tafelente. 
Tafelenten  brüten  zweifellos  in  den  Sümpfen  um  Karlowitz, 

denn  ich  sah  am  21.  Juni  viele  junge  Enten  dieser  Form  und 
Ende  Juli  flügge  junge  Tafelenten  bei  Batajnica.  Sie  flogen  gegen 
Süden  ir  einer  Kette,  also  wahrscheinlich  den  Sümpfen  um.  Semlin 
zu.  Im  August  kamen  häufig  Tafelenten    in  der  Umgebung  von 


28  Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien. 


Karlowitz  zur  Beobachtung,  so  daß  man  den  Vogel  zu  den  häu- 
figen Erscheinungen  rechnen  muß. 

105.  Nyroca  fuligula  (L)  1758.    Reiherente. 

Um  Karlowitz  sah  ich  im  August  und  Oktober  viele  Reiher- 
enten. Die  Weibchen  waren  dabei  stark  in  der  Mehrzahl;  sie 
waren  in  Flügen  beisammen. 

lOö.  Palacrocorax  carbo  carbo  (L)   1758.   Kormoranscharbe. 

im  August,  September  und  Oktober  sah  ich  einzelne  Kor- 
moraiie  auf  den  Wassern  um  Karlowitz  und  einmal  fünf  Stück 
auf  der  Save  bei  Semlin.  Den  ganzen  Sommer  über  zeigten  sich 
Kormorane  im  Sumpf  bei  Batajnica,  die  dort  wohl  zweifellos  in 
beschränkter  Anzahl  brüteten.  Am  15.  Juli  sah  ich  einen  einzelnen 
alten  Kormoran  am  Rande  eines  großen  Schilfwaldes  hinter 
Peterwardein. 

107.  Phalacrocorax  pygmaeus  (Gm.)  1789.    Zwergscharbe. 
Zwergscharben  konnte  ich  nur  wenige  sehen,    im  Juni  traf 

ich  einzelne  alte  Vögel  im  Sumpf  von  Karlowitz,  Alt-  und  Neu- 
Pazova,  im  September  einzelne  in  einem  großen  Schilfwald  bei 
Karlowitz. 

108.  Podiceps  cristatus  cristatus  (L.)    1758.     Haubentaucher. 
Ende  April  traf  ich  einen  Haubentaucher  auf  einem  Tümpel 

hinter  Cortanovci.  Sonst  sah  ich  diese  Vögel  nur  im  August  und 
Oktober  um  Karlowitz,  einmal  2  —  3,  einmal  sogar  5  Stück  bei- 
sammen. 

109.  Podiceps  grisegena  grisegena  (Bodd.)  1783.  Rothals- 
taucher. 

Am  1.  April  waren  auf  den  Wassertümpeln  westlich  von 
Semlin  viele  solche  Taucher  beisammen.  Ende  April  sah  ich  fünf 
Stück  bei  Karlowitz  und  Ende  Juli  und  Anfang  September  waren 
mehrere  an  der  gleichen  Stelle  zu  beobachten. 

110.  Podiceps  ruficoiiis  ruficoliis  (Fall.)  1764.    Zwergtaucher. 
Im  Frühjahr  und  Herbst  waren  sehr  viele  Zwergtaucher  um 

Peterwardein,  Karlowitz  und  Semlin  auf  allen  Wassern  zu  sehen. 
Im  Mai  und  Juli  sah  ich  den  Vogel  auch  um  Peterwardein  und 
Karlowitz.  Wo  und  ob  die  Vögel  dort  Bruivögel  sind,  kann  ich 
nicht  sagen,  denn  Alte  mit  Jungen  sah  ich  nie. 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmien.  29 


111.  Eudromias  morinelius  (L)  1758.    Mornellregenpfeifer. 
Am    7.  Juli    beobachtete    ich    in    der  Nähe    von   Batajnica 

mehrere  Regenpfeifer,  die  ich  trotz  meines  eigenen  Sträubens  für 
nichts  anderes  als  für  Mornellregenpfeifer  ansprechen  kann. 

112.  Charadrius  hiaticula  hiaticuia  L.  1758.  Sandregenpfeifer. 

Sandregenpfeifer  sah  ich  im  September  und  noch  im  Novem- 
ber in  kleinen  Gesellschaften  in  der  Umgegend  von  Karlowitz 
Die  Vögel  waren  gar  nicht  scheu,  verloren  sich  aber  stets  rasch 
in  der  Menge  der  anderen. 

113.  Vanellus  vanellus  (L.)  1758.    Kiebitz. 

Im  Frühjahr  und  Herbst  sammeln  sich  riesige  Massen  von 
Kiebitzen  in  Syrmien  an.  Besonders  im  Oktober  wimmelt  es  an 
der  Donau  und  auf  den  feuchten  Wiesen  um  Karlowitz  von  diesen 
Vögeln.  Schon  Mitte  Juli  kommen  die  ersten  großen  Flüge  dort 
an;  bereits  am  28.  Juli  sah  ich  dort  große  Mengen  von  Jungvögeln. 

Als  Brutvogel  beobachtete  ich  den  Kiebitz  um  Karlowitz 
und  India.  Ende  März  und  Anfang  April  sah  ich  ihn  nicht  selten 
um  Batajnica  und  Semlin. 

Belegstück:   d^  juv.  15.  Q.  1917.  Batajnica. 

114.  Actitis  hypoleucus  (L.)  1758.     Flußuferläufer. 

Nur  zur  Zugzeit  im  März  und  Ende  August  traf  ich  kleine 
Flüge  auf  den  Sandbänken  der  Donau  unweit  Karlowitz  und  in 
den  Sümpfen  in  der  Umgegend  von  Batajnica.  Die  Vögel  waren 
unruhig  und  scheu  und  heßen  sich  nicht  nahe  kommen. 

115.  Tringa  ocrophus  ocrophus  L.  1758.  Waldwasserläufer. 
Nachdem  ich  im  August  schon  einige  Waldwasserläufer  in 

der  Umgegend  von  Karlowitz  flüchtig  gesehen  hatte,  konnte  ich 
Ende  Oktober  ganze  Massen  dieses  Vogels  in  derselben  Gegend 
beobachten. 

116.  Totanus  totanus  totanus  (L.)  1758.  Rotschenkel. 

Im  Oktober  hielten  sich  sehr  viele  Rotschenkel  in  der  Um- 
gegend von  Karlowitz  auf. 

117.  Totanus  erythropus  (Fall.)  1764.    Dunkler  Wasserläufer. 
Ende  Oktober  beobachtete  ich  auf  den  Wiesen  an  der  Donau 

bei  Karlowitz  einen  Flug  dieser  Vögel. 


30  Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrinien. 

1 18.  Totanus  nebularius  nebularius  (üunner.)  1707.  Heller  Was- 
serläufer. 

im  Oktober  zogen  Flüge  dieses  Wasseriäufers  durcli  die 
Umgegend  von  Kariowitz. 

IIQ.  Himantopus  himantopus  (L.)  1758.  Stelzenläufer. 

Am  15.  November,  bei  schönem  warmen  Wetter,  sah  ich 
bei  Kariowitz  an  einem  Tümpel  in  der  Nähe  des  Flusses  fünf 
Stelzenläufer  sich  herumtreiben.  Eine  Verwechselung  mit  einer 
anderen  Vogelform  ist  völlig  ausgeschlossen,  denn  ich  konnte 
die  Vögel  aus  verhältnismäßig  großer  Nähe  lange  Zeit  mit  dem 
Glas  beobachten.  Die  interessanten  Vögel  vrateten  mit  ihren  lan- 
gen Beinen  in  der  Nähe  des  Ufers  umher  und  suchten  mit  dein 
Schnabel  eifrig  im  Wasser  und  gründelten  mit  raschen  Kopfbe- 
wegungen. 

120.  Numenius  arquatus  arquatus  (L)  1758.  Brachvogel. 
Während  des  Sommers   sah  ich    im  Mai  und  Juni  auf  den 

Donauwiesen  bei  Kariowitz  einzelne  Brachvögel.  Wahrscheinlich 
hatten  diese  Vögel  ihre  Brutplätze  am  anderen  Donauufer  und 
waren  nur  zur  Nahrungssuche  hier  herüber  gekommen. 

Viele,  auch  ganze  Flüge,  sah  ich  vom  28.  Juli  an  bis  zu 
Ende  Oktober  um  Kariowitz.  Auf  den  überlaufenen  Wiesen  der 
Donau  entlang  trieben  sich  die  Brachvögel  unter  dem  andern 
Gewimmel  umher,  leicht  auffallend  durch  ihre  Gestalt  mit  dem 
langen  gebogenen  Schnabel. 

121.  Numenius  phaeopusphaeopus  (L.)  1758.  Regenbrachvogel. 
Im  Oktober  begegnete  ich  ebenfalls  bei  Kariowitz,  wo  sich 

alles  zusammenzufinden  scheint,  was  durch  die  Gegend  streicht 
oder  zieht,  einmal  einer  kleinen  Gesellschaft  von  sieben  Regen- 
brachvögeln, ein  anderes  Mal  einen  kleinen  Flug.  Vom  29.  Ok- 
tober an  waren  keine  mehr  zu  sehen. 

122.  Hydrochelidon  nigra  nigra  (L.)  1758.  Trauerseeschwalbe. 
Die  schwarze  Seeschwalbe  sah  ich  nur  zweimal  im  Herbst, 

einmal  einige  im  September  an  der  Donau  bei  Kariowitz  und 
ein  anderes  Mal  am  1.  Oktober  einen  Flug  zwischen  Kariowitz 
und  Cortanovci. 

123.  Sterna  hirundo  L  1758.    Flußseeschwalbe. 

Im  August  und  Oktober  waren  diese  Seeschwalben  in  alten 
und  jungen  Stücken  zahlreich  an  der  Donau  um  Kariowitz. 


Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmieii. 


124.  Larus  minutus  Fall.  1776.     Zwergmöve. 

Am  17.  Juni  waren  drei  Zwergmöven  an  einem  weitausge- 
delinten  Sumpf  südlich  von  Peterwardein. 

125.  Larus  ridibundus  L  1766.     Lachmöve. 

Die  Lachmöve  ist  die  häufigste  Mövenform  in  den  bereisten 
Gegenden.  Nicht  nur  im  Herbst,  Winter  und  Früiijahr,  sondern 
auch  in  den  Sommermonaten  treiben  sich  diese  Möven  in  großer 
Zahl  an  der  Donau  um  Karlowitz,  in  den  Sümpfen  um  Peter- 
wardei;:.  Neu-Pazova  und  an  der  Donau  und  Save  um  Semlin 
umher.  Auch  im  Felde  hinter  pflügenden  Bauern  sieht  man  sie, 
doch  viel  seltener  als  bei  uns.  Im  Juli  trifft  man  geradezu  Massen 
im  Jugendkleid  an  und  auf  der  Donau,  aber  aucii  der  kleinste 
Wassertümpel  ist  von  ihnen  besetzt  und  von  überall  her  tönt 
ihr  iiäßliches  Geschrei.  Besonders  im  Oktober  sah  ich  die  größten 
Flüge,  alte  und  junge  Vögel  gemischt,  an  allen  Wassern  umher- 
streichen. 

126.  Larus  canus  canus  L.  1758.    Sturmmöve. 

D-e  Sturmmöve  ist  im  Herbst  an  der  Donau  bei  Karlowitz, 
besonders  aber  an  der  Save  bei  Semlin  keine  seltene  Erschei- 
nung; ich  sah   sie  dort  im  August,  September  und  Oktober. 

127.  Larus  argentatus  argentatus  Pont.  1763.    Silbermöve. 
Am    28.  Juli    sah  ich    eine  Silbermöve    im   Jugendkleid    an 

der  Donau  bei  Karlowitz.  Der  Vogel  stand  unter  anderen  Möven 
am  Ufer  und  fiel  schon  aus  der  Ferne    durch    seine  Größe  auf. 

128.  Megalornis  grus  grus  (L)  1758.     Kranich. 

Nur  einmal  bemerkte  ich  drei  Kraniche  im  Herbst  1Q16, 
auf  einer  Wiese  östlich  von  Karlowitz.  Sicher  waren  noch  meiirere 
in  der  Nähe,  die  ich  aber  nicht  entdecken  konnte. 

129.  Ralius  aquaticus  aquaticus  L.  1758.     Wasserralle. 

Im  Oktober  traf  ich  mehrmals  Wasserrallen  bei  Peterwardein. 

130.  Gallinula  chloropus  chloropus  (L.)  1758.  Grünfüßiges 
Teichhuhn. 

Als  Brutvogel  beobachtete  ich  das  grünfüßige  Teichhuhn 
in  den  Schilfwäldern  um  Peterwardein,  Karlowitz,  Neu-Pazova 
und  Semlin.  Im  Herbst  war  en  die  Vögel  viel  zahlreicher  zu  sehen 


32  Dr.  J.  Gengier:  Ornithologisches  aus  Syrmieti. 

aber  niemals  in  solciien  Mengen  wie  z.  B.  das  Biäßhuhn.  Die 
meisten  sali  icii  Mitte  November  um  Karlowitz.  Der  Vogel  mag 
allerdings  desiialb  für  weniger  häufig  angesehen  werden,  weil  er 
recht  versteckt,  besonders  zur  Brutzeit  lebt. 

Belegstück:    9    ad.  17.  6.  1Q17.  Neu-Pazova. 

131.  Fulica  atra  atra  L.  1758.    Bläßhuhn. 

Zur  Brutzeit  fand  ich  das  Bläßhun  in  den  Sümpfen  hinter 
Peterwardein,  um  Karlowitz  und  Semlin  und  zwar  besonders  um 
letztgenaimte  Stadt  in  großer  Menge  auf  allen  geeigneten  Wassern. 

Nach  der  Brutzeit  aber,  besonders  im  Oktober,  und  vor 
der  Brutzeit  im  März  konnte  ich  Bläßhühner  zu  Tausenden  und 
Tausenden  beobachten  von  Peterwardein  bis  Karlowitz,  um  Bataj- 
nica  auf  allen,  auch  den  kleinsten  Wassertümpeln  und  um  Semlin; 
hier  besonders  in  dem  sumpfigen  Land  mit  den  unzähligen 
Wassertümpeln  zwischen  Bahndamm  und  Save.  Hier  tummelten 
sich  die  schwarzen  Vögel  in  unzählbaren  Mengen  umher. 

132.  Streptopeiia  turtur  turtur  (L.)  1758.    Turteltaube. 

Als  Brutvogel  traf  ich  diese  hübsche  kleine  Taube  um  Karlo- 
witz, Cortanovci,  Beska,  India,  Alt-Pazova  und  Batajnica.  Sie 
brütete  vielfach  in  kleinen  Akaziengehölzen  und  hielt  sich  mit 
Vorliebe  in  den  längs  der  Bahnstrecke  stehenden  Bäumen  auf. 
Am  20.  August  sah  ich  die  letzten. 

133.  Perdix  perdix  perdix  (L.)  1758.     Rebhuhn. 

Im  Sommer  fand  ich  das  Rebhuhn  als  Brutvogel  um  Alt- 
Pazova  und  Batajnica.  Sonst  traf  ich  einzelne  und  ganze  Ketten 
im  Februar  um  Vojka,  im  September  um  Alt-Pazova  und  Bataj- 
nica und  im  Oktober  um  Peter ocardein. 

134.  Coturnix  coturnix  coturnix  (L.)  1758.    Wachtel. 

Die  Wachtel  ist  ein  ganz  außerordentlich  zahlreicher  Brut- 
vogel um  Neu-Pazova  und  Batajnica.  Besonders  im  Juni  war 
der  Vogel  überall  zu  sehen  und  von  Tagesanbruch  bis  zur 
Dunkelheit  zu  hören.  Am  28.  Juli  waren  die  Jungen  fast  flügge, 
aber  doch  noch  nicht  ganz  flugfähig,  so  daß  es  uns  gelang,  ein 
Stück  in  einem  Maisfeld  mit  der  Hand  zu  fangen. 


E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau.         33 


Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau. 

Von  Eduard  Paul  Tratz, 

Leiter  des  d.-ö.  ornitlioiogischen  Instituts  und  der  Vogelschutz-Station  in  Salzburg. 

In  den  „Mitteilungen  der  Gesellschaft  für  Salzbur- 
ger Landeskunde",  Bd.  LVII,  Jhrg.  1917  brachte  ich  unter 
dem  Titel  »Ornithologisches  aus  Zell  am  See  und  dem 
Pinzgau"  einen  Bericht  über  das  Vogelleben  im  Herbst  1916 
auf  dem  und  um  den  Zeliersee.  Nun  war  es  mir  im  Sommer 
und  Herbst  d.  J.  1917  beschieden,  fast  fünf  Monate  in  dem  vom 
Zeliersee  aus  südlich  gelegenen  Kaprunertal  zu  verbringen, 
welche  Gelegenheit  ich  naturgemäß  dazu  benutzte,  die  vorjähri- 
gen Beobachtungen  zu  ergänzen  und  zu  erweitern.  Der  Aufent- 
halt gerade  in  diesem  Tale  war  mir  um  so  willkommener,  als 
ich  schon  im  Vorjahre  diese  natürliche  Fortsetzung  des  Zeller- 
seebeckens  nach  Süden  auf  Grund  verschiedener  Wahrnehmun- 
gen für  eine  frequentierte  Vogelzugsstraße  hielt,  wenngleich  auch 
der  etwaige  weitere  Verlauf  derselben  infolge  des  im  Süden 
vorgelagerten  Glocknermassives  ein  Rätsel  schien.  —  Nun  ver- 
mag ich  trotz  dieses  mehrmonatlichen  Aufenthaltes  inmitten  des 
erwähnten  Tales,  die  gefaßte  Vermutung  weder  zu  bejahen  noch 
zu  verneinen.  Die  gemachten  Beobachtungen  ermöglichen  kein 
abschließendes  Urteil  darüber.  Es  will  fast  eher  scheinen,  daß 
dieses  Sacktal  mit  seinem  stufenartigen  Abbau  und  der  vereisten 
3000  Meter  hohen  Rückenwand  wohl  einen  großen  Teil  der 
Vögel  zum  Weiterfliegen  verlockt,  daß  es  aber  gleichzeitig  für 
so  manche  der  großen  und  kleinen  beschwingten  Wanderer  eine 
bittere  Enttäuschung  bringt,  der  sie  vielfach  zum  Opfer  fallen. 
Denn  steigen  sie  vom  kalt  lächelnden  Zeliersee  auf,  verlassen 
das  schützende  Schilfdickicht  der  Seeufer  und  folgen  dem  un- 
widerstehlichen Drange  nach  Süden  über  die  saftigen  Wiesen 
der  ersten  beiden  Stufen  des  Kaprunertales,  um  dann  über  oder 
in  den  duftenden  Wald,  dem  Abschluß  der  zweiten  Talstufe 
unterhalb  des  Kesselfalles  (1100  m  ü.  d.  M.),  zu  fliegen  und  ge- 
langen sie  selbst  noch  auf  den  mit  ungezählten  großen  und  kleinen 
Steinen  übersäten  Almenboden  der  dritten  Stufe,  den  sogenann- 
ten Wasserfallboden  (1430-1630  m  ü.  d.  M.),  so  ahnen  sie 
nicht,  daß  ihnen  in  Bälde,  so  sie  nicht  ihre  Fittiche  in  die  eis- 
kalte Höhe  von  fast  4000  Metern    zu   tragen  vermögen,   um  da- 

3 


34        E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau. 

durch  die  Gletscher  zu  übersetzen  (niederer  zu  fliegen  ist  wegen 
der  grellen  Lichtreflexe  des  Oletschergebietes  kaum  möglich),  — 
der  jammervolle  Erfrierungstod  bevorsteht.  Wie  viele  Vertreter 
aller  möglichen  Arten  haben  auf  diese  Weise  schon  ihr  wander-, 
liebes-  und  sangesreiches  Leben  beschließen  müssen.  Ihre 
starren,  kalten,  zuweilen  auch  schon  zerfallenen  Leiber  oder  Kno- 
chen gaben  und  geben  dann  so  manchem  Qletscherwanderer 
Anlaß  zum  Nachdenken  über  das:  Wieso?  Woher?  Wohin?*) 

Fürwahr  der  Vogelzug  in  der  Alpenwelt  birgt  noch  so  viele 
Rätsel,  deren  Lösung  mit  der  Entschleierung  so  mannigfacher 
Faktoren  zusammenhängt,  daß  ihm  ungleich  schwieriger  beizu- 
kommen ist,  als  jenem  an  den  Küsten  und  im  Flachland.  Nur  eine 
intensive  Beringungstätigkeit  und  eine  systematische,  gewissen- 
hafte und  konstante  Beobachtung  wird  auch  dieses  Problem  noch 
lösen  können.  Es  wird  daher  eine  der  künftigen  Aufgaben  des 
Ornithologischen  Institutes  in  Salzburg  sein,  diesen  Teil  der 
Vogelzugsforschung  ganz  besonders  zu  pflegen  und  dabei  das 
Gebiet  des  Zellerseebeckens  mit  sämtlichen  seiner  Ausläufer 
als  eine  der  wichtigsten  Passierstellen  und  Raststationen  der 
Zugvögel,  im  Auge  zu  behalten. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  aber  vorher  die  genaue  Kenntnis 
der  dort  beheimateten  Vogelwelt  nötig.  Beiträge  dazu  möge  die 
bereits  oben  angeführte  und  die  hier  niedergelegte  Arbeit  bieten. 

Die  vorliegenden  Beobachtungen  beziehen  sich  ausschließ- 
lich auf  das  Kaprunertal  und  zwar  vom  Quellgebiet  der  Ka- 
prun erache,  das  ist  der  2000  m  ü.  d.  M.  gelegene  Moser- 
boden, bis  zu  deren  Mündung  in  die  Salzach  unterhalb  des 
Dorfes  Kaprun  (786  m  ü.  d.  M.).  Der  Hauptteil  der  Beobach- 
tungen stammt  aus  der  Mitte  des  Tales,  der  Gegend  unterhalb 
des  1100  m  ü.  d.  M.  gelegenen  Kesselfalles,  wo  ich  meinen 
Sitz  im  ehemaligen  Wirtshaus  »Zum  Kaprunerthörl"  aufgeschlagen 
hatte.  Außerdem  wurde  ziemlich  regelmäßig,  zwei  bis  dreimal 
wöchentlich,    auf   dem    1400   bis    1600   m    ü.    d.    M.    gelegenen 


•)  Mir  wurden  während  meines  dortigen  Aufenthaltes  mehrere  derartige  Fälle  be- 
kannt, unter  anderem  auch  von  einem  großen  Schreitvogel.  Leider  hat  ihn  aber  der 
betreffende  „Finder'  liegen  gelassen  und  konnte  ihn  später  nicht  wieder  finden.  Es 
müßten  übrigens  weit  mehr  umgekommene  Vögel  im  Qletschergebiet  gefunden  werden, 
würden  sie  nicht  von  den  in  diesen  Regionen  fast  immer  wehenden  Winden  und  von 
diesen  aufgewirbeltem  Schnee  verweht  werden.    Der  Verfasser. 


i 


E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau.         35 

Wasserfallbüden  und  dem  2000  m  ü.  d.  M.  gelegenen  Moser- 
boden beobachtet.  Wenn  in  den  nachfolgend  angeführten  Fest- 
stellungen keine  nähere  Ortsangabe  gemacht  ist,  beziehen  sich  die 
Beobachtungen  auf  die   nächste  Umgebung   meines   Wohnsitzes. 

An  Vögeln  wurde  diesmal  infolge  des  dort  jagdlich  streng 
gehegten  Fürst  Liechtenstein'schen  Revieres  nur  wenig  gesam- 
melt, dagegen  konnten  einige  wertvolle  biologische  Objekte, 
namentlich  vom  Schwarzspecht  Dryocopus  niartius  (L),  für 
unser  Institut  beschafft  werden.  Die  gesammelten  Vogelarten  sind 
mit  einem  *  versehen. 

Im  ganzen  wurden  53  Vogelarten  mit  Bestimmtheit  nach- 
gewiesen und  außerdem  6  Vogelarten  als  dort  vorkommend. 
Von  diesen  5Q  Arten  sind  bestimmt  39  Brutvögel,  wahrscheinlich 
aber  noch  mehr. 

Nun  mögen  noch  einige  allgemeine  Bemerkungen  über 
Zugs-  und  Strichwahrnehmungen  folgen.  Die  ersten  Anzeichen 
des  Zuges  verriet  die  Misteldrossel  am  regnerischen  27.  August, 
wo  ca.  25 — 30  Stücke  auf  den  Wiesen,  unruhig  hin  und  her 
fliegend,  nach  Nahrung  suchten.  Am  7.  Oktober,  nachdem  es 
tags  vorher  bis  zum  Kesselfall  herab  geschneit  hatte,  machte  sich 
an  Singdrosseln  eine  auffallende  Unruhe  bemerkbar  und  am 
14.  Oktober  waren  sie  bereits  in  großer  Anzahl,  auf  einer  kleinen 
Wiese  allein  gegen  100  Individuen,  versammelt.  Auch  der  20. 
Oktober  bedeutete  für  sie  einen  Reisetag.  —  Die  grauen  Stein- 
schmätzer verschwanden  vom  Wasserfallboden  im  ersten  Drittel 
des  September,  nachdem  dort  bereits  am  7.  September  Schnee- 
fall war.  Das  Rotkehlchen  schien  im  Anfang  Oktober  bereits 
auf  der  Wanderschaft  zu  sein  und  die  Hausrotschwänze  des 
Wasserfallbodens  verließen  ihn  ebenfalls  am  Anfange  dieses 
Monates.  Bachstelzen,  ob  boarula  oder  aiba  vermag  ich  leider 
nicht  festzustellen,  begannen  mit  ihrer  Wanderung  ungefähr  am 
13.  September  und  erreichten  darin  den  Höhepunkt  Ende  Okto- 
ber, namentlich  am  31.  Oktober,  wo  Regen  und  Schneefall  ein- 
trat. Die  Wasserpieper  äußerten  eine  besondere  Unruhe  um 
die  Mitte  des  September  und  zogen  einen  Monat  später  gänz- 
lich ab.  —  Die  Stare  im  Salzachtal  versammelten  sich  ebenfalls 
Mitte  Oktober. 

Von  Strichvögeln  begannen  ab  Ende  August  die  einzelnen 
Meisenschwärme,  vergesellschaftet  mit  Certhia  und  Sitta,  ihr 

3* 


36         E.  P.-Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kajiruiiertal  im  Piiizgau. 

Vagabundieren,  Ende  Oktober  der  Zeisig  und  Ende  September 
große,  oft  bis  zu  100  Stüci<  zählende  Trupps  der  Raben- 
krähe. 

Von  der  Veröffentlichung  der  Tagebuchnotierungen  wurde 
diesmal  Abstand  genommen  und  es  folgen  im  nachstehenden 
die  Beobachtungen  in  systematischer  Anordnung. 

1.  Misteldrossel.  —  Turdus  viscivorus  L 

Brutvogel.  Vom  Juli  bis  September  vereinzelt  überall.  Am 
15.  Juli  treibt  sich  eine  Familie  mit  noch  recht  unbeholfenen 
Jungen  im  Walde  umher.  Desgleichen  am  25.  Juli  zwei  bis  drei 
Familien.  Am  27.  August  sind  auf  den  Wiesen  um  das  Haus 
25—30  Stück,  wohl  schon  zugsbereit. 

*2.  Singdrossel.  —  Turdus  philomelos  Br. 

Brutvogel.  Während  der  ganzen  Zeit  einer  der  häufigsten 
Vögel.  Ihr  Gesang  verstummte  um  die  Mitte  des  Juli,  vielleicht 
am  17.  Am  25.  Juli  fliegen  zwei  bis  drei  Familien  aus.  Im 
August  und  September  hörte  man  nur  hin  und  wieder  ihren 
Warnlaut.  Mit  7.  Oktober  befanden  sie  sich  bereits  auf  der 
Wanderschaft  und  waren  am  14.  Oktober,  wo  gegen  100  Stücke 
und  am  20.  Oktober,  wo  bereits  Schnee  fiel,  viele  anzutreffen 
mitten  im  Zug. 

3.  Waldamsel.     -  Turdus  merula  L 

?  Ueber  das  Vorkommen  der  Amsel  vermag  ich  mir  kein 
Bild  zu  machen.  Sie  dürfte  aber  nur  Durchzügler  sein.  So  hörte 
ich  eine  am  5.  Oktober  in  der  Nähe  des  Königsstuhles,  also  ca. 
1300  m  ü.  d.  M.,  und  sah  am  20.  Oktober  auf  den  Vogelbeer- 
bäumen im  Garten  vor  dem  Haus  bei  Schneefall  2  d  d, 
ebenso  ein    d  am  21.  Oktober. 

4.  Wasseramsel.   —  Cinclus  cinclus  meridionaiis  Br. 

Brutvogel,  aber  nur  vereinzelt.  Am  9.  Oktober  hörte  ich 
ein  Stück  auf  dem  Wasserfallboden,  ca.  1400  m  ü.  d.  M. 

5.  Steinschmätzer.   —  Saxicola  oenanthe  L. 

Brutvogel  auf  dem  Wasseriallboden,  doch  nicht  häufig.  Der 
letzte  kam  am  5.  September  zur  Beobachtung.  Soviel  ich  aus 
der  Entfernung  festzustellen  vermochte,  waren  es  durchwegs 
braune  Stücke.  Auch  Schiebel  vermerkt  diese  Wahrnehmung 
aus  Kärnten  vom  Hochobir.  (Ornith.  Jahrb.  XXVIII,  p.  109).     Es 


E.  P.  Tiatz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau.         37 

dürfte  angezeigt  sein,  dieser  Tatsactie  mehr  Aufmerksamiceit  zu- 
zuwenden. Allerdings  ist  das  Material  dazu  in  der  Sammlung 
sehr  sporadisch.  Ich  werde  in  einer  späteren  Arbeit  darauf  zu- 
rückkommen. 

*6.  Braunkehlchen.  —  Pratincoia  rubetra  L 

Brutvogel  zu  Beginn  des  Tales  bis  ungefähr  zur  sogenannten 
»Bürg".  Davon  aufwärts  traf  ich  ihn  nicht  mehr  an.  Am  11.  Juli 
fing  ich  einen  eben  flügge  gewordenen  Jungvogel. 

7.  Rotkehlchen.  ~  Erithacus  rubeculus  L. 

Brutvogel,  jedoch  vereinzelt  im  ganzen  Tal  bis  oberhalb 
des  Kesselfalles.  Am  5.  Oktober  waren  sie  bereits  auf  der  Wan- 
derschaft begriffen.    Das  letzte  notierte  ich  am  18.  Oktober. 

*8.  Oartenrotschwanz.   —   Phoenicurus  phoenicurus  L 
Brutvogel.    Fast  in  jeder  Scheune  und    in  jedem  Haus  des 
Tales,    bis  zu  ungefähr  900  m  ü.  d.  M.    hat   oder   hatte    er  sein 
Nest  aufgeschlagen.    Am  11.  Juli  waren  die  Jungen  ausgeflogen. 

*9.  Hausrotschwanz.  —   Erithacus  titys  L 

Brutvogel.  Von  Kaprun  bis  zum  Moserboden  (d.  i.  2000  m 
ü.  d.  M.)  überall  zu  hören  und  zu  sehen.  Namentlich  häufig  ist 
er  auf  dem  Wasserfallboden  (1400-1600  m  ü.  d.  M.j.  Am  25. 
Juli  sind  in  einem  Nest  beim  „Kaprunerthörl"  (ca.  900  m  ü.  d. 
M.)  5  Junge.  Arn  gleichen  Tage  beobachtete  ich  auf  dem  Wasser- 
fallboden ein  ausnehmend  dunkles,  fast  an  den  typischen  gibral- 
tariensis  erinnerndes  rf.  Ca/ra- Kleider  sind  allerdings  Regel. 
Anfang  Oktober  schienen  sie  vom  Wasserfallboden  verschwunden 
zu  sein,  so  daß  ich  am  9.  schon  keine  mehr  zu  sehen  bekam. 
Am  18.  Oktober  waren  viele  im  Tale. 

10.  Alpenbraunelle.  —   Pruneila  collaris  L. 

Brutvogel  in  der  Höhe  des  Moserbodens.  Beobachtet  habe 
ich  dortselbst  am  16.  und  17.  August  je  2  Stücke,  am  25.  Sep- 
tember 3,  am  29.  September  1-2  und  am  13.  Oktober  vermut- 
lich 1  Exemplar. 

11.  Gartengrasmücke.   -   Sylvia  borin  Bodd. 

?  In  meinen  Notizen  finde  ich  nur  am  31.  August  2  Stücke 
als  beobachtet.  Ich  vermag  mich  aber  nicht  mehr  zu  erinnern, 
wo  und  unter  welchen  Umständen  es  der  Fall  war. 


38         E  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  iin  Pinzgau. 

*12.  Teich  roh  rsänger.  —  Acrocephalus  streperus  Vieill. 
?  Durchzügler.  Am  21.  September  ein  sich  in  ein  Zimmer 
verirrtes   cf    gefangen. 

13.  Weidenlaubsänger.   -   Phylloscopus  collybita  Vieill. 

—  Vermutlich  im  Juli  einigemale  gehört.  Am  2Q.  September 
zilpte  ein  Stück  auf  dem  Wasserfallboden  bei  der  Orglerhütte, 
(ca.  1500  m  ü.  d.  M). 

*14.  Zaunkönig.   —  Troglodytes  troglodytes  L. 
Brutvogel,     im  ganzen  Tale  vereinzelte  Paare.   Am  13.  Juli 
ein  junges  d"   gefangen. 

15.  Gelbköpfiges  Goldhähnchen.  —   Regulus  regulus  L. 
Brutvogel,   als  solcher  zwar  nicht  unmittelbar  nachgewiesen, 

doch  als  bestimmt  anzunehmen.  Beobachtet,  bezw.  gehört  habe 
ich  es  nur  zweimal  und  zwar  am  13.  September  und  am  28. 
Oktober. 

16.  Schwanzmeise.  —  Aegithalos  caudatus  L 

—  Nur  einmal,  am  13.  Oktober  6  -8  Stücke  festgestellt  in 
der  kleinen  Au  bei  Wüstelau. 

17.  Alpenmeise.  —  Parus  atricapillus  (wohl  submontanus 
KI.  &  Tsch.). 

Am  19.  und  28.  Oktober  in  Meisenschwärmen.  Ansonsten 
nie  angetroffen,  dürfte  aber  dennoch  viel  verbreitet  sein. 

18.  Tannenmeise.  —  Parus  ater  L 

Brutvogel.  Die  häufigst  vorkommende  Meisenart  während 
der  ganzen  Beobachtungszeit. 

19.  Kohlmeise.  —   Parus  major  L 

—  Nur  einmal,   am  19.  Oktober  mit  Sicherheit  festgestellt. 

20   Kleiber.  —   Sitta  europaea  caesia  Wolf. 

—  Am  2.  Oktober  waren  1—2  Stücke  in  einem  Meisen- 
schwarm  oberhalb  des  Kesseifalles,  ebenso  am  1.  November  und 
am  18.  Oktober  1  Stück  im  Garten. 

Alpenmauerläufer.  —  Tichodroma  muraria  L. 

Standvogel.  Nach  Angabe  mehrerer  Offiziere  und  Soldaten 
waren  im  Herbst  fast  täglich  ein  bis  mehrere  Mauerläufer  an 
der  Felswand  unmittelbar  hinter  dem  Moserbodenhotel. 


E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau.         39 

21.  Baumläufer.  —  Certhia  familiaris  L 

—  So  wie  im  vergangenen  Jahre  nur  einmal  und  zwar  in 
einem  Meisenschwarm  am  28.  Oktober  beobachtet. 

22.  Qebirgsbachstelze.  —  Motacilla  boarula  L. 

Brutvogel.  Vom  Juli  bis  September  vereinzelte  Paare  über- 
all, so  auch  auf  dem  Wasserfaliboden.  Am  23.  Juli  sind  die 
Jungen  bereits  ziemlich  groß. 

23.  Weiße  Bachstelze.  -   Motacilla  alba  L 
Brutvogel.    In    den  tieferen  Lagen    des  Tales  brütend.    Am 

21.  September  waren  sie  schon  am  Zug  begriffen. 

24.  Wasserpieper.   —  Anthus  spinoletta  L 

Brutvogel.  Schiebel  bezeichnet  ihn  ganz  trefflich  als  »Alm- 
pieper".  (Cfr.  Orn.  Jahrb.  XXVIll,  p.  105.)  Er  ist  auch  in  der  Tat 
ein  Charaktervogel  des  Almenbodens  wie  kein  zweiter.  Auf  dem 
Wasserfallboden  und  auch  höher  hinauf  ist  er  bis  in  die  ersten 
Tage  des  Oktober  ungemein  zahlreich.  Um  die  Mitte  des  Sep- 
tember scheint  er  aber  schon  mit  seiner  Wanderung  zu  beginnen, 
um  dann  gegen  die  Oktobermitte  fast  plötzlich  zu  verschwinden. 

25.  Gimpel.   —   Pyrrhula  pyrrhula  L. 

Brutvogel.  Oberhalb  des  Kesselfalles  und  beim  sogenannten 
Königsstuhl,  dem  Beginn  des  Wasserfallbodens,  war  er  vom  Juli 
bis  Anfang  Oktober  regelmäßig  in  1  bis  2  Stücken  zu  sehen, 
oder  zu  hören. 

26.  Buchfink.  —   Fringilla  coelebs  L. 

Brutvogel.  Im  Tal  vereinzelt.  Sein  Gesang  war  bis  Ende 
Juli  (23.)  häufig  zu  hören.  Am  29.  September  war  1  (vielleicht  2) 
Stück  bei  der  Orglerhütte  auf  dem  Wasserfallboden. 

27.  Erlenzeisig.  —  Chrysomitis  spinus  L 

—  Beobachtungen  finden  sich  darüber  in  meinen  Notie- 
rungen wie  folgt:  am  25.  Juli  beim  Kesselfali  2  Stück,  davon 
1  cT  singend,  am  12.  September  2  Stück,  am  19.  September 
8—10  Stück.  Am  13.  Oktober  6-8  in  der  Höhe  des  Königs- 
stuhles, am  28.  Oktober  ein  Schwärm  im  Tale  und  am  1.  No- 
vember 30—40  Stück  auf  dem  Wasserfallboden.  Man  vergl.  auch 
Nr.  28. 

28.  Alpenleinzeisig.  -    Acanthis  linaria  rufescens  Vieill. 


40        E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Piiugau. 

—  Mit  Sicherheit  nur  am  20.  September  zwischen  Wasser- 
fallboden und  Moserboden  im  Alpenrosengestrüpp  1—2  Stücke 
festgestellt.  Vielleicht  waren  am  1.  November  ö-8  kleine  Vögel 
in  der  Nähe  des  Königsstuhles  ebenfalls  linaria,  wahrscheinlicher 
aber  spinus. 

29.  Star.  —   Sturnus  vulgaris  L. 

Brutvogel  im  Salzachtal.  Am  14.  Oktober  waren  im  Salzach- 
tal zwischen  Kaprun  und  Zell  am  See  sehr  viele  Stare.  Im  Ka- 
prunertal kam  er  nicht  vor,  auch  nicht  während  des  Zuges. 

30.  Rabenkrähe.  —   Corvus  corone  L. 

Brutvogel.  Im  Juli  überall  häufig.  Ende  September  grofk 
Flüge  bis  100  Stücke.  Steigt  zuweilen  ziemlich  hoch  hinauf,  so 
war  am  2.  Oktober  ein  Stück  auf  dem  Wasserfallboden. 

31.  Kolkrabe.  —  Corvus  corax  L. 

Brutvogel  in  der  Umgebung.  Das  Tal  besuchte  er  des 
öfteren  und  pflegte  gewöhnlich  an  einem  und  demselben  Ort 
an  der  Ostseite  des  Tales  längere  Zeit  zu  verweilen  und  aufzu- 
bäumen. Nur  am  17.  Juli  waren  nachmittags  5  Individuen  bei- 
sammen, ansonsten,  so  am  25.  August,  12.  und  13.  September  je 
1  —  2  Stücke,  am  20.  September  saften  zwei  auf  einer  „Wetter- 
lärche" ober  des  Königsstuhles,  am  27.  Oktober  vernahm  man 
seine  Stimme,  ebenso  am  29.  Oktober  und  am  28.  Oktober  er- 
schien er  wieder  zu  dreien. 

32.  Dohle.   -   Coloeus  monedula  spermologus  Vieill. 

Brutvogel  in  der  Ruine  bei  Kaprun.  Es  dürften  dort  einige 
hundert  Exemplare  wohnen.  In  das  Tal  verflog  sich,  meinen  Be- 
obachtungen nach,  keine. 

33    Eichelhäher.  -   Garrulus  glandarius  L. 

Brutvogel,  doch  durchaus  nicht  so  häufig.  Er  steigt  auch 
ziemlich  hoch,    so  bis  in  die  Gegend  des  Königsstuhles,    hinauf. 

34.  Tannenhäher.  —  Nucifraga  caryocatactes  L. 

Brutvogel,  jedoch  so  wie  sein  Vetter  nicht  übermäßig  zahl- 
reich, außerdem  beobachtete  ich  ihn  meist  einzeln.  In  gewissen 
Zeiten  lärmt  er  besonders  viel,  so  z.  B.  in  der  ersten  Hälfte  des 
September.  Aehnliches  stellte  ich  im  östlichen  Arlberggebiete  fest. 
(Cfr.  Orn.  Jahrb.  XXVIII.,  p.  95). 


E.  P.  Tratz :  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau 


35.  Alpendohle.  —   Pyrrhocorax  graculus  L. 

Brutvogel  in  den  hohen  Lagen.  Auf  dem  Wasserfallhoden, 
noch  mehr  aber  auf  dem  Moserboden  eine  gewöhnliche  Erschei- 
nung. In  der  Regel  waren  6  —  8  Stück  vergesellschaft,  nur  am  1. 
November  auf  dem  Wasserfallboden  30.  Auch  einzelne  Exemplare 
kann  man  wiederholt  sehen.  Herunten  im  Tal,  selbst  vor  oder 
während  eines  Scheefalles,  erschienen  sie  während  der  Beobach- 
tungszeit nicht. 

36.  Rotrückiger  Würger.    -  Lanius  coilurio  L. 
Brutvogel  in  wenigen  Paaren,  nächst  Kaprun. 

37.  Rauchschwalbe.  —  Hirundo  rustica  L.  und 

38.  Mehlschwalbe.  —  Hirundo  urbica  L. 

Brutvögel  in  Kaprun,  doch  wiegt  die  Mehlschwalbe  vor. 
In  den  Julitagen  dehnten  sie  ihre  Besuche  bis  ins  Tal  hinein 
aus.  Am  10.  September  waren  in  Zell  am  See  viele  Hundert 
Mehlschwalben. 

Kuckuck.  —  Cuculus  canorus  L. 

?  Ein  am  10.  Juli  oberhalb  des  Kesselfallhauses  beobach- 
teter grauer  Vogel  könnte  ein  Kuckuck  c?  gewesen  sein.  Im 
Frühjahr  soll  sein  Ruf  zu  hören  sein. 

39.  Großer  Buntspecht.—  Dryobates  major  pinetorum  Br. 

Brutvogel  im  unteren  Teil  des  Tales.  Am  14.  Juli  war  ein 
Paar  längere  Zeit  zu  beobachten.  Ansonsten  hörte  man  von  Juli 
bis  September  öfters  seinen  Ruf. 

40.  Grünspecht.   -   Picus  viridis  pinetorum  Br. 

Brutvogel  in  den  tieferen  Lagen.  Seinen  Ruf  vernahm  man 
häufig  während  des  Juli  und  hin  und  wieder  bis  Oktober. 

45.  Schwarzspecht.    -  Dryocopus  martius  L. 

Brutvogel  bis  in  die  Gegend  des  Kesselfalles.  Ob  er  wirk- 
lich die  häufigste  Spechtart  im  Tale  ist,  oder  ob  es  bloß  seinem 
weitschallenden  Ruf  und  seiner  auffallenden  Erscheinung  zu 
danken  ist,  daß  er  so  oft  zur  Beobachtung  kommt,  vermag  ich 
nicht  zu  unterscheiden.  Tatsache  ist  aber,  daß  er  fast  täglich 
und  zu  jeder  Stunde  auf  irgend  eine  Art  wahrzunehmen  ist. 
Zwei  seiner  Bruthöhlen,  und  zwar  eine  in  einer  vom  Frühjahrs- 
sturme gefällten    Fichte,    sowie   eine   zweite,    kaum    60    Schritte 


42         E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau. 

davon    entfernte,   befanden    sich   an    einer   Lisiere   oberhalb  des 

Gasthauses  „Kaprunerthörl".  Die  zweitgenannte  neue  Höhle  war 
6  —  8  Meter  hoch  anj^eiegt  und  bMci<te  gegen  Süden. 

Wahrscheinlich  gehörten  beide  einem  und  demselben  Vogel 
an,  der,  naclidem  ihm  seine  erste  Höhle  verloren  ging,  sich 
gleich  daneben  ein  neues  Heim  schuf.  Sehr  zahlreich  sind  im 
ganzen  Gebiet  „Futterhöhien"  des  Schwarzspechtes,  darunter 
solche  in  mächtigen  alten  Fichten,  die  fast  1  m  in  der  Höhe 
und  30  40  cm  in  der  Tiefe  messen.  Die  kleinen  »Versuchs- 
höhlen" sind  regelmäßig  im  Quadrat  oder  Rechteck  und  die 
großen  mit  einem  riesenhaften,  sich  in  der  Mitte  nicht  schließen- 
den 8  zu  vergleichen.  Einige  besonders  charakteristische  dieser 
Spechtarbeiten    wurden  für  das  Museum  der  Station   gesammelt. 

46.  Steinkauz.  —  Athene  noctua  Scop. 

—  Nur  am  27.  August  abends  ihren  Ruf  gehört 

47.  Turmfalke.   —   Faico  tinnunculus  L. 

Brutvogel.  Sowohl  in  der  Ruine  von  Kaprun,  als  hoch  oben 
an  einem  steilen  Felsen  auf  dem  Wasserfallboden,  also  in  einer 
Höhe  von  ca.  1600  m  ü.  d.  M.,  gegenüber  der  Orglerhütte,  horstete 
er.  Ende  Juli  waren  die  Jungen  im  Hochgebirge  bei  ihren  ersten 
Flugversuchen  zu  beobachten.  Einige  Tage,  nachdem  die  Jungen 
ausgeflogen  waren,  verschwand  die  ganze  Familie  aus  der  Ge- 
gend. In  der  unteren  Taliiälfte  zeigten  sich  während  des  Juli  hin 
und  wieder  einzelne  Stücke.  Am  23.  Juli  verfolgte  ein  Turmfalke 
einen  Mäusebussard  und  stieß  auf  ihn. 

48.  Baumfalke.         FaIco  subbuteo  L 

—  Am  11.  Juli  flog  ein  Baumfalk  dicht  neben  mir,  in 
kaum  3  m  Höhe,  nächst  Kaprun. 

49.  Sperber.        Accipiter  nisus  L. 

Brutvogel.    Im  Juli  und  September  vereinzelt  angetroffen. 

Habicht.   ~   Astur  palumbarius  L. 

—  Ein  am  12.  September  auf  einer  hohen  Fichte  unter- 
halb des  Kesselfalles  aufgebäumter  großer,  schlanker  Raubvogel 
dürfte  ein  Hühnerhabicht  gewesen  sein. 

50.  Mäusebussard.  —   Buteo  buteo  L. 

Brutvogel.  Der  häufigste  Raubvogel  im  unteren  Tal  ist  der 
Mäusebussard.    Er    ist    eigentlich  eine  tägliche  Erscheinung  ent- 


E.  P.  Tratz:  Ornithologisches  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau.         43 


weder  einzeln,  paarweise  oder  in  Gesellschaft  bis  6  Stüci<e.  In 
der  Zeit  vom  30.  August  bis  23.  September  hielt  sich  mit 
regelmäßiger  Sicherheit  zu  gleicher  Stunde  an  gleicher  Stelle  ein 
Bussard  auf,  der  eine  vom  übrigen  Bussardlaut  völlig  abwei- 
chende Stimme  hatte.  Dieser  Vogel  hatte  ein  Vergnügen  daran, 
seine  eigentlich  widerliche,  grelle  Stimme  oft  stundenlang  zum 
besten  zu  geben.  Ich  zweifelte  einigemale  sogar  an  seiner  Art- 
zugehörigkeit, zumal  er  von  anderen  Bussarden  gemieden  wurde 
und  vermeinte  einen  Schreiadler  vor  mir  zu  haben.  Aber  ich 
glaube  mit  Bestimmtheit  annehmen  zu  dürfen,  daß  er  doch  ein 
buteo  war. 

51.  Ringeltaube.  —  Columba  paliimbus  L 

Durchzügler.  Am  11.  September  flogen  im  unteren  Teile 
des  Tales  6  Ringeltauben,  sonst  sah  ich  keine. 

52.  Wachtel.  —  Coturnix  coturnix  L. 

Brutvogel  Im  Salzachtal  unterhalb  Kaprun.  Am  11.  Juli 
schlugen  dort  3  —  4  Stücke  innerhalb  eines  ganz  kleinen  Raumes. 

*53.  Haselhuhn.  —  Tetrao  bonasia  L 

Brutvogel.  Am  17.  Juli  brachte  mir  ein  Soldat  ein  aus 
einer  größeren  Familie  heraus  gefangenes  junges  9  •  Das  Hasel- 
huhn dürfte,  wie  überall  in  unserer  Gegend,  auch  in  den  be- 
waldeten Teilen  des  unteren  Kaprunertaies  relativ  häufig  sein. 

Außerdem  soll  nach  Aussage  des  dortigen  Aufsichtsjägers 
das  Auerwild  (Tetrao  urogalliis  L)  und  das  Birkhuhn  (Tetrao 
tetrix  L)  ganz  gut  vertreten  sein.  Vom  Alpenschneehuhn 
(Lagopus  mutus  Mo/itJ  berichteten  mir  auch  in  diesem  Jahre 
einige  Offiziere  und  Soldaten,  daß  sie  es  öfters  in  der  Umge- 
bung des  Moserbodens  angetroffen  haben. 

Zum  Schlüsse  möge  noch  berichtet  werden,  daß  am  22. 
September,  5  Uhr  früh,  zwei  große  graue  „langhalsige"  Vögel  — 
wohl  Reiher  (Ardea  cinerea  L.)  —  nicht  sonderlich  hoch,  talaufwärts 
fliegend  gesehen  wurden.  Desgleiclien  sollen  am  16.  oder  17. 
Oktober  Enten  (Anas  spec?)  über  den  Wasserfallboden  ge- 
flogen sein. 

Eine  eigene  Beobachtung,  deren  Feststellung  mir  trotz  lan- 
gen Wartens  und  genauen  Besehens  mit  dem  Fernglas  nicht 
möglich  war,   wurde   am    14.  Juli  gerade   unterhalb   des  Moser- 


44  Karl  Obermayer:  Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei  Wien. 

bodens  gemacht.  Es  saßen  damals  2  kleine,  graue  Falken  an 
einer  sehr  steilen  und  hohen  Felswand  und  flogen  dann  in  einem 
auffallend  schnellen  Fluge  ab.  Ihre  Artzugehörigkeit  vermochte 
ich  nicht  zu  erkennen.  Späteres,  wiederholtes  Passen  darauf  war 
vergeblich. 

Komen,  30.  Juli  1918. 


Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei  Wien. 

Von  Karl  Obermayer. 

Tul'n  und  Umgebung   liegen  in  ausgesprochenem  Flach 
laiid.    Es  kommen  daher  hauptsächlich  nur  solche  V'ogelarten  in 
Betracht,    die  ein  derartiges  Gelände  lieben.    Abweichungen  da- 
von ergeben  sich  bei  Beobachtungen  zur  Zeit  des  Frühjahrs-  und 
Herbstzuges. 

Saat-  und  Nebelkrähen  (Corvus  frugUegus  und  cornix),  so- 
wie Elstern  (Pica  pica)  brüten  in  der  weiteren  Umgebung  in 
den  Auen  in  beträchtlicher  Anzahl,  insbesondere  die  letztere  hat 
sich  in  den  Kriegsjahren  infolge  Einberufung  vieler  Jäger  sehr 
vermehrt.  Alljährlich  im  Spätherbst  sieht  man  täglich  Saatkrähen 
und  Dohlen  (Coloeus  monedula)  zu  ungezählten  Tausenden  abends 
die  Schlafplätze  aufsuchen,  nachdem  sie  sich  vorher  auf  den 
Sandbänken  der  Donau  gesammelt  haben. 

Nußhäher  (Qarrulus  glaudanus)  sind  hier  gemein,  beson- 
ders im  Herbst  kommen  viele  von  anderswoher  auf  die  Eichen 
in  den  herzoglichen  Auen.  Der  Tannenhäher,  und  zwar  der 
sibirische  (Nucifraga  caryocatactes  macrorhynclws) ,  erschien  vor 
einigen  Jahren  in  großen  Scharen. 

Dem  Star  (Stunius  vulgaris)  hatte  ich  vor  mehreren  Jahren 
8  Nistkästen  in  meinem  Garten  angebracht,  die  alle  bezogen 
wurden,  auch  in  der  Nachbarschaft  hatten  welche  genistet,  doch 
sind  in  den  letzten  zwei  Jahren  alle  wieder  verschwunden  und 
kein  einziger  Star  brütet  in  Tulln  mehr.  Zwei  Gelistunden  von 
hier  traf  ich  jedoch  heuer  welche  an,  die  dort  wahrscheinlich  in 
Weidenkoppen  ihre  Niststätten  hatten. 

Der  Pirol  (Oriolits  oriolus)  ist  in  jedem  stärkeren  Holzbe- 
stande anzutreffen.  Ein  im  Vorjahre  gefundenes  Nest  stand  nicht 
höher  als  2  m    über  dem  Boden    und    war   mit   Ausnahme   der 


Karl  Obermayer:  Die  Vogel  weit  von  Tulln  bei  Wien.  45 


inneren    Polsterung   lediglich    aus    den   Papiertelegraphenstreifen 
gebaut,  die  vom  Militär  weggeworfen  worden  waren. 

Kernbeißer  (Coccothraustes  coccothmiistes)  haben  heuer  hier 
gebrütet,  da  ich  die  Alten  mit  den  ausgeflogenen  Jungen  sah. 
Früher  zeigte  sich  die  Art  bei  uns  nur  im  Frühjahr  und  ich  be- 
obachtete sie  öfters  in  den  Gärten  beim  Verzehren  der  Baum- 
knospen. 

Stieglitz  (Carduelis  cardiielis),  Buchfink  (Fringilla  coelebs), 
ürünling  (Chloris  chloris),  Girlitz  (Serinus  s.  gennanicus)  und 
Goldammer  (Emberiza  dtrinella)  sind  als  die  häufigsten  Brut- 
vögei  zu  bezeichnen,  in  Minderheit  treten  Wiesen-  und  Rohr- 
ammer (Emberiza  hortulana  und  sclioenidus)  auf.  In  letzterer 
Zeit  siedelten  sich  in  den  großen  Gärtnereien  Bluthänflinge 
(Acanthis  cannabina)  an.  Als  alljährliche  oder  in  Zwischenräumen 
von  mehreren  Jahren  beobachtete  Wintergäste  sind  folgende  zu 
nennen:  Erlenzehig  (Spiniis  spinus) ,  Bluthänfling  (A.  cannabina), 
Bergfink  (Fringilla  montifringilla) ,  Birkenzeisig  (Acanthis  linaria), 
Gimpel  (Pyrrhula  pyniiula)  und  Kreuzschnabel  (Loxia  curvirostra) , 
letzterer  nur  durchfliegend,  da  hier  keine  Nadelbäume  vorhan- 
den sind. 

Wohl  den  größten  Bestand  an  Vögeln  einer  Art  haben  die 
Feldlerchen  (Alaiida  arvensis)  zu  verzeichnen,  die  beträchtlich 
an  Zahl  von  Jahr  zunehmen.  Die  Haubenlerche  (Galerida  cristata) 
erhielt  sich  so  ziemlich  auf  ihrem  gleichen  kleinen  Bestände. 
Heidelerchen  (Lullula  arborea)  konnte  ich  erst  ein  einzigesmal 
im  Herbst  1916  auf  dem  Durchzuge  beobachten.  Baumpieper 
(Anthus  trivialis)  sind  nur  vereinzelt  zu  sehen.  Baumläufer 
(Certhia  fam.  macrodactyla)  kommen  nur  gelegentlich  im  Herbst 
und  Winter  vor.  Kleiber  (Sitta  cur.  caesia)  brüten  alljährlich  in 
einigen  Paaren,  fast  immer  in  denselben  Höhlungen  der  Kastanien- 
bäume. Von  den  Meisenarten  sind  Kohl-  (Pariis  major),  Blau- 
(P.  caeruleus),  Tannen-  (P.  ater)  und  Schwanzmeise  (Aegithalus 
caud.  europaeus)  anzutreffen.  Die  3  erst  genannten  Arten  nehmen 
wegen  mangelnder  Nistgelegenheit  immer  mehr  und  mehr  ab. 
Die  Blaumeise  habe  ich  hier  schon  lange  nicht  zu  Gesicht  be- 
kommen. Als  Jungen  hatten  wir  oft  20  und  mehr  der  beiden 
letztgenannten  Meisen  gefangen  und  gaben  ihnen  nach  einigen 
Tagen  wieder  die  Freiheit.    Heute  könnte  ich  wohl  kaum  2  er 


46  Karl  Obermayer:  Die  Vogel  weit  von  Tulln  bei  Wien. 

beuten.  Wintergoldhähnchen    (Reffiilus  regulus)    zeigen    sich  nur 
gelegentlich  auf  dem  Herbst-  und  Winterzug. 

Der  Seidenschwanz  iRonibycilla  ffarrulus)  war  im  Jahre 
1913  zum  letzenmal  bei  uns.  ich  fing  3  Stück,  ließ  aber  die 
argen  Fresser  bald  wieder  fliegen.  Von  den  Fliegenschnäppern 
kommt  hier  nur  der  graue  (Miiscicapa  grisolal  vor,  in  der  Um- 
gebung jedoch,  an  der  Berglelnie,  habe  ich  auch  den  Halsband- 
fliegenschnäpper iM.  collaris)  angetroffen.  Fitis  iPhylloscopus 
trochilus)  und  Weidenlaubvogel  (Pliylloscopus  coUybita)  sind  sehr 
häufig,  auch  der  Heuschreckenrohrsänger  iLocustella  naeviai  ist 
nicht  selten.  Der  Sumpfrohrsänger  (Acroceplialus  palustris)  brütet 
hier  jedes  Jahr  in  beträchtlicher  Zahl.  In  einem  abgelegenen 
sumpfigen,  mit  Röhricht  bestandenen  Gewässer  findet  sich  auch 
der  Drosselrohrsänger  (Acroceplialus  arundinaceus)  alle  Jahre  in 
mehreren  Paaren  ein.  Der  Oartenspötter  iliypolais  icterina)  ist 
alljährlich  in  ungefähr  20  Paaren  vertreten.  Diesen  Vogel  beob- 
achtete ich  ganz  besonders,  weiß  daher  ihre  Anzahl  ziemlich 
genau  anzugeben,  da  fast  immer  dieselben  Standplätze  bezogen 
werden  und  es  selten  vorkommt,  daß  ein  Paar  sich  an  einer 
Stelle  ansiedelt,  wo  es  im  Vorjahre  noch  nicht  gebrütet  hat. 
Leider  wird  dem  Vogel  hier  durch  Wiener  Fänger  mit  Hilfe 
eines  sogenannten  „Stichvogels"  oft  noch  zur  Zeit  nachgestellt,  wo 
schon  das  9  auf  den  Eiern  sitzt.  Die  Sperbergrasmücke  (Sylvia 
nisoria)  dürfte  wahrscheinlich  häufiger  sein,  als  ich  beobachtete. 
Ich  hielt  diesen  Vogel  noch  nicht  im  Käfig  und  kenne  auch 
seinen  Gesang  zu  wenig,  um  ihn  sicher  ansprechen  zu  können. 
Seines  scheuen  Wesens  wegen  konnte  ich  ihn  bisher  noch  sehr 
selten  beobachten.  Daß  diese  Grasmücke  hier  brütet,  konnte 
ich  vor  2  Jahren  feststellen,  wo  ich  ihr  Nest  in  einem  Reisig- 
haufen in  unmittelbarer  Nähe  eines  Feldgehölzes  auffand  und 
das  Paar  die  ganze  Brutzeit  über  daselbst  antraf.  Ganz  in  der 
Nähe  befand  sich  auch  das  Nest  eines  Rotrückenwürgers  (Lanius 
collurio),  dessen  cf  die  Grasmücken  oftmals  verfolgte.  Die  Brut 
kam  glücklich  aus.  Garten-  und  Zaungrasmücke  (Sylvia  liippolais 
und  5.  curruca)  nisten  alljährlich  in  sehr  beträchtlicher  Anzahl, 
eigentümlicherweise  besonders  das  Schwarzplättchen  und  die  bei- 
den vorgenannten  am  rechten  Donauufer  in  Stadtnähe  viel  häu- 
figer als  am  linken,  obwohl  an  diesem  große  zusammenhängende 
Auen  liegen  und  weit  mehr  Ruhe  herrscht.  Das  Schwarzplättchen 


Karl  Obermayer:  Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei   Wien.  47 


(S.  atricapilla)  ist  der  häufigste  Vogel  in  unserer  Gegend  und 
zwar  nicht  nur  in  den  Auen,  sondern  in  jedem  Garten  i<ann 
man  seinen  schönen  Schlag  vernehmen.  Singdrosseln  (Turdiis 
philomelos)  brüten  ziemlich  zahlreich  in  den  ausgedehnten  Auen. 
Die  Misteldrossel  {T.  viscivorus)  zeigt  sich  nur  zur  Winterszeit. 
Die  Amsel  (Turdus  merula),  die  sich  hier  genau  wie  in  anderen 
Gegenden  sehr  vermehrte  und  von  den  Auen  immer  häufiger 
in  die  Stadtgärten  übersiedelte,  ist  in  den  letzten  Jahren  bis  auf 
wenige  Paare  wieder  ganz  verschwunden.  Meiner  Ansicht  nach 
dürfte  dies  auf  die  mit  Recht  oder  Unrecht  erfolgte  Verfolgung 
dieses  als  Gartenschädling  angesehenen  Vogels  zurückzuführen 
sein.  Der  Hausrotscliwanz  (Plioenicurus  ochruros  gibraltariensis) 
tritt  sehr  häufig,  der  Gartenrotschwanz  (Plioenicurus  plioenicurus) 
nur  vereinzelt  auf.  Die  Nachtigall  (Luscinia  megarhynchos),  welche 
in  früheren  Jahren  in  jedem  Jungholz  zu  finden  war  und  die 
wegen  ihres  ausgezeichneten  Schlages  als  »TuUnervogel"  bei  den 
Gesangsliebhabern  bekannt  war,  wie  M.  Rauch  in  seinen  »Sänger- 
fürsten" erwähnt,  ist  bis  auf  ganz  vereinzelte  £:xemplare  ganz 
verschwunden.  Durch  5— 6  Jahre,  auch  heuer,  brütet  ein  Paar 
an  einer  sehr  lebhaften  Austraße  am  linken  Donauufer.  Aufallend 
ist  mir,  daß  sich  von  diesem  Paar  noch  keine  Jungen  angesie- 
delt haben.  Zweimal  fand  ich  das  Nest  und  weiß,  daß  selbe 
auch  ausgeflogen  sind.  Rotkehlchen  (Erithacus  rubecula)  sind 
bei  uns  sehr  häufig.  Im  zeitlichen  Frühjahr  1914  fing  ich  zum 
Zwecke  der  Beringung  in  einem  kleinen  Schlagnetz  in  drei  Wo- 
chen über  30  Stück  an  ein  und  derselben  Stelle.  Beim  Fange 
dieser  fing  ich  auch  Blaukehlchen  (Luscinia  suecica  cyaneculal, 
die  sich  auf  dem  Durchzuge  befanden,  und  erst  dadurch  bin  ich 
auf  selbe  aufmerksam  geworden.  Sie  ziehen  alljährlich  fast  auf 
den  Tag  genau  —  3.-4.  April  —  hier  längs  der  Donau  durch 
und  zwar  in  ansehnlicher  Zahl.  Heckenbrau  neuen  (Prunella  nio- 
dularis)  brüten  hier  nur  vereinzelt,  doch  kann  man  viele  auf 
dem  Frühjahrszuge  beobachten.  Der  Zaunkönig  (Troglodytes 
troglodytes)  kommt  nur  vereinzelt  vor. 

Rauchschwalben  (Hirundo  rustica),  Mehlschwalben  (Deli- 
chon  urbica)  und  Uferschwalben  (Riparia  riparia)  zeigen  sich  in 
den  letzten  Jahren  wieder  zahlreicher  als  früher.  Wahrscheinliche 
Ursache,  daß  sie  zur  Kriegszeit  im  Süden  weniger  verfolgt  wur- 
den als  früher.    Der  Mauersegler  (Micropus  apus)    erscheint  all- 


48  Karl  Obermayer:  Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei  Wien. 


jälirlicli  in  der  ziemlicli  gleiclibleibenden  Zahl,  ca.  15—20  Paare. 
Da  sich  hier  außer  drei  Kirchtürmen  nur  wenige  hohe  Häuser 
finden,  dürfte  er  wegen  fehlender  Nistgelegenheit  nicht  häufiger 
vorkommen. 

Im  Vorjahre  fand  ich  auf  einer  Blölk  im  Walde  das  Nest 
eines  Ziegenmelkers  (Caprimulgus  europaeus)  mit  2  Eiern,  fand 
aber  leider  keine  üelegenheit  mehr,  mich  über  den  weiteren  Ver- 
lauf des  Brutgeschäftes  zu  orientieren. 

In  einigen  Paaren  tritt  auch  der  Eisvogel  (Alcedo  attliis 
ispidal  als  Brutvogel  auf.  Heuer  hatte  ich  am  17.  September  zum 
erstenmal  Gelegenheit,  3  Blauracken  iCoracias  garrulai,  welche 
sich  auf  dem  Durchzuge  befanden,  längere  Zeit  beobachten  zu 
können.  Daß  sie  bei  uns  öfters  durchziehen,  wußte  ich,  da  ich 
bei  einem  bekannten  Jäger  mehrere  ausgestopfte  sah.  -  Der 
Kuckuck  (Cuculus  canorus)  ist  in  jedem  stärkeren  Holzbestande 
anzutreffen.  Im  Frühjahre  1916  sah  ich  auf  einer  Wiese,  die  durch 
den  großen  Tullnbach  von  den  Auen  getrennt  ist,  an  einem 
trüben  Nachmittage  annähernd  20  Kuckucke  auf  einmal,  welche 
am  Boden  herumhüpften  und  dabei  sich  langsam  westwärts  be- 
wegten. Dieselben  waren  nichts  weniger  als  scheu  und  ließen 
sich  ganz  nahe  beobachten.  Der  Kuckuck  macht  durch  sein  Ge- 
baren selbst  Leute  auf  sich  aufmerksam,  die  sich  für  die  Vogel- 
welt wenig  oder  gar  nicht  interessieren.  Oft  wurde  ich  gefragt, 
was  das  für  ein  Vogel  sei.  Oft  läßt  er  in  Menschennähe  am 
Boden  sitzend  seinen  Ruf  ertönen,  fliegt  beim  Vorbeigehen  auf 
den  nächsten  Baum,  um  dann  wieder  auf  die  Straße  herunter 
zu  kommen. 

Von  den  Spechten  zeigt  sich  nur  der  Grünspecht  (Picus 
viridis  pinetoninij,  der  große  (Dryobates  major  pinetorum)  und 
der  Zwergspecht  (Dryobates  minor  hortorum).  Von  letzterem  fand 
ich  die  mit  Eiern  besetzte  Nisthöhle,  doch  wurde  selber  später 
verlassen.  Der  Wendehals  (Jynx  torquilla) ,  der  voriges  Jahr  nicht 
hier  brütete,  war  heuer  in  einem  Paare  vorhanden. 

Von  Eulen  kommen  bei  uns  nur  der  Waldkauz  (Strix  altico), 
der  Steinkauz  (Carine  noctua)  und  die  Ohr-  lAsio  otiisj  und  die 
Schleiereule  (Tyto  alba  guttata)  vor.  Von  ersterem  fand  ich  im 
Vorjahre  am  24.  März  eine  besetzte  Höhle,  in  der  sich  bereits 
2  —  3  Tage  alte  Junge  befanden.  --  Vor  mehreren  Jahren  hatte 
ich  Gelegenheit,    mich    von  der  Nützlichkeit   der  Schleiereule  zu 


Karl  Öbermayer:  Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei  Wien.  49 


Überzeugen.  Der  Turmwächter  der  hiesigen  Pfarrkirche  zeigte 
mir  nämlich  den  Horst  dieser  Eule,  der  sich  im  Turme  auf 
einer  Holzstiege  befand  und  in  welchem  3  halberwachsene 
Junge  lagen.  Ober-  und  unterhalb  der  Stiege  standen  die  Nester 
der  Tauben  mit  Eiern  und  Jungen,  die  sich  nicht  scheuten,  trotz 
der  Eulen,  da  zu  nisten,  weil  sie  wohl  von  selben  nicht  belä- 
stigt wurden.  Auf  einer  Stufe  unterhalb  des  Horstes  lagen  nicht 
weniger  als  23  Feldmäuse,  welche  für  die  Fütterung  der  Jungen 
bestimmt  waren.  Ein  Beweis,  daß  die  Schleiereule  vollste  Scho- 
nung verdient. 

Turmfalken  (Falco  tinnunculus)  und  Sperber  (Accipiter  nisusi 
horsten  hier,  doch  nimmt  ersterer  an  Zahl  jährlich  ab.  Als 
Durchzügler  erscheinen  der  Abendfalk  (Falco  vesperünus) ,  der 
Habicht  (Astur  gentilis) ,  der  Rauchfuß-  (Archibiiteo  lagopus)  und 
der  Mäusebussard  (Buteo  buteo) ,  Wiesen-  (Circus  pygargus)  und 
Kornweihe  (Circus  cyaneus).  Im  herzoglich  Ratibor'schen  Forst- 
revier, jedoch  am  linken  Donauufer,  wurden  von  dem  Förster  im 
Vorjahre  innerhalb  8  Tagen  3  Seeadler  (Haliaetus  albicilla)  er- 
legt. Besonders  schön  war  ein  9 ,  das  eine  Flügelspannung  von 
240  cm  aufwies. 

In  den  Auen,  in  welchen  sich  ein  abgebauter  Donauarm, 
die  sogenannte  f,alte  Donau"  befindet,  sah  ich  gleichzeitig  17 
graue  Reiher  (Ardea  cinerea),  die  teils  im  Wasser  standen,  teils 
aufgebäumt  waren.  Dieses  Gebiet  ist  Eigenrevier  des  Herzogs 
von  Ratibor;  hier  befinden  sich  auch  die  Horstplätze  der  Reiher, 
die  vollste  Schonung  genießen.  —  Heuer  hatte  ich  auch  das 
Glück,  in  diesem  Revier  zwei  prachtvolle  Silberreiher  (Cas- 
merodius  albus)  zu  beobachten  und  hielten  sich  selbe  das  ganze 
Jahr  da  auf,  so  daß  ich  annehme,  daß  sie  hier  auch  gehorstet*) 
haben. 

Im  Herbst  ,1915  erschienen  auf  der  vorgenannten  „Alten 
Donau"  Q  Singschwäne  (Cygnus  cygnus)  und  erlegte  der  herzog- 
liche Förster  2  Stück  davon.  Ich  selbst  hatte  noch  nie  Gelegen- 
heit, Schwäne  hier  zu  sehen.  —  Alljährlich  erscheinen  als  Winter- 
gäste,   deren  Zahl    nach    Tausenden  zählt,   Saat-    (Anser  fabalis) 


')  Das  Wiedererscheinen  dieses  ehemals  im  Augebiete  der  weiteren  Umgebung 
Wiens  heimischen  Edelreihers,  noch  mehr  sein  Horsten  daselbst,  müßte  als  ornithologi- 
sches  Ereignis  bezeichnet  werden.  Hoffentlich  wird  ihm  der  bisher  gewährte  Schutz  auch 
ferner  zuteil.  Der  Herausgeber. 

4 


50 Karl  Obermayer:  Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei  Wien. 


und  Graugänse  (A.  unser).  —  Stockenten  (Anas  platyrchynclios) 
sind  in  jedem  abgelegenen  Donauarm  massenhaft  vorhanden,  im 
Winter  auch  Schell-  (Olaucionetta  dangula),  Krick-  {Nettion 
crecca)  und  Knäckenten  (Querquedula  querqiiedula)  in  starken 
Flügen,  besonders  auf  der  „alten  Donau",  da  deren  Ufer  selten 
begangen  werden.  Zu  gleicher  Zeit  Stellt  sich  auch  der  Qänse- 
säger  (Mergus  merganser)  ein. 

Kormorane  {Phalacrocorax  carboi  sind  nicht  selten  und  es 
ist  eine  alltägliche  Erscheinung,  Flüge  von  10-20  Stück  die 
Donau  auf-  und  abwärts  ziehen  zu  sehen.  Besonders  heuer  er- 
zielt die  Kolonie  eine  beträchtliche  Vermehrung,  nachdem  bei 
Wien  die  „Lobau",  die  kaiserliches  Besitztum  gewesen  und  in 
der  Reiher-  und  Kcrmoran-Kolonien  erhalten  wurden,  abgeholzt 
und  landwirtschaftlichen  Zwecken  dienlich  gemacht  wurde.  Die 
Bewohner  dieser  Kolonien  dürften  sicii  in  die  herzoglichen  Auen 
zu  der  bereits  vorhandenen  Kolonie  geflüchtet  haben. 

Der  Zwergtaucher  (Podiceps  nigricollis)  ist  jährlicher 
Wintergast. 

Flußregenpfeifer  (Charadnus  dubius  curonicus)  sind  häufig 
und  der  Kiebitz  (Vanellus  vanellusj  brütet  in  einzelnen  Paaren. 
Lachmöven  (Laras  ridibundus) ,  welche  in  früheren  Jahren 
auf  einigen  Sandbänken  der  Donau  in  großer  Anzahl  gebrütet 
hatten,  blieben  schon  durch  einige  Jahre  bis  auf  wenige  Paare 
ganz  aus.  Daß  sich  diese  Vögel  in  einer  Weise  zähmen  lassen, 
wie  nachfolgend  geschildert  wird,  hätte  ich  nie  gedacht.  Ein 
Fischer  brachte  einem  hiesigen  Advokaten  2  Junge,  die  im  Qarten 
in  einem  vergitterten  Räume  untergebracht  wurden.  Eines  Tages 
entwichen  beide  beim  Füttern  und  flogen  der  Donau  zu,  wo  sie 
fischten.  Alles  Rufen  und  Locken  war  vergeblich,  aber  zum 
größten  Erstaunen  flogen  sie  abends  ihrer  bisherigen  Behausung 
zu  und  begehrten  Einlaß,  der  ihnen  mit  Freuden  gewährt  wurde. 
Den  nächsten  Tag  wurden  sie  ausgelassen  und  abends  waren 
sie  wieder  rückgekehrt  und  so  ging  es  den  ganzen  Sommer 
fort,  ohne  daß  sie  gefüttert  wurden,  da  sie  ihre  Nahrung  draußen 
suchten.  Da  sie  im  Herbst  wahrscheinlich  mit  ihren  Artgenossen 
fortgezogen  wären,  wurden  sie  der  Menagerie  in  Schönbrunn 
geschenkt. 

Der  Wachtelkönig  (Crex  crex)  nistet  nur  in  wenigen  Paaren 
hier.    Wasserralle  (Rallus  aquatkusj  und  das  Teichhuhn  (Oalli- 


A.  Walcher:  Winterbeobachtungen  über  den  Alpenleinzeisig  51 


nula  chloropus)  kommen  in  einem  großen  sumpfigen,  diclit  mit 
Rohr  und  Binsen  verwachsenen  Gewässer  sehr  häufig  vor.  Von 
ersterer  verunglücken  alljährlich  einige  Exemplare  an  den  Tele- 
grapheudrähten  der  durch  die  Au  führenden  Bahnstrecke.  —  Das 
BIeßhuhn  (Fulica  atra)  nistet  wohl  auch  hier,  aber  soweit  ich 
Erfahrung  habe,  nur  in  einigen  Paaren. 
Tulln,  Dezember  1918. 


Winterbeobachtungen  über  den  Alpenleinzeisig  in  den 
Sölker  Tauern. 

Von  A.  Walcher. 

Einer  an  mich  ergangenen  freundlichen  Aufforderung  von 
Seiten  des  Herausgebers  dieser  Zeitschrift,  über  meine  an  den 
Alpenleinzeisigen  (Acanthis  linarla  nifescens)  im  verflossenen 
Winter  gemachten  Beobachtungen  im  „Ornith.  Jahrb."  des  Nähe- 
ren zu  berichten,  gerne  entsprechend,  möchte  ich  vorweg  neh- 
men, daß  ich  von  zeitlichen  Beobachtungsangaben  tunlichst  Ab- 
stand nahm,  da  mir  die  damals  gemachten  Aufzeichnungen 
gegenwärtig  nicht  zur  Verfügung  stehen. 

Ort  der  Beobachtung  ist  der  Kirchhügel  von  Oroß-Sölk  in 
den  Sölker  Tauern  südöstlich  von  Gröbming  im  steirischen  Enns- 
tale.  Der  frei  aufragende,  nach  Süd  und  West  schroff,  nach  Nord 
und  Ost  steil  abfallende,  mit  einem  sehr  schwachen  gemischten 
Bestand  bestockte  Hügel  trägt  auf  seiner  Kuppe  Kirche  und 
Pfarrhof;  beide  Gebäude  sind  von  einer  2  m  dicken  Ringmauer, 
die  eine  wechselnde  Höhe  von  8— 14  m  aufweist,  umgeben. 
Etwas  tiefer  und  außerhalb  dieses  mächtigen  Baues  steht  das 
holzgezimmerte  Schulhaus,  in  dem  ich  wohnte.  An  der  erwähnten 
Ringmauer  sammelte  ich  seit  1905  Beobachtungen  über  mehr 
als  30  Vogelarten,  die  zu  Zwecken  der  Verdauung  dem  Mörtel- 
bewurf dieser  Mauer  zusprachen.  Zu  diesen  Gästen  der  altehr- 
würdigen Ringmauer  —  sie  ist  samt  den  ursprünglich  natürlich 
anderen  Zwecken  dienenden  Gebäuden  ein  Bauwerk  der  Römer- 
zeit —  zählt  auch  der  Alpenleinzeisig.  So  oft  es  mir  seit  dem 
Jahre  1905  gegönnt  war,  im  Winter  auf  einige  Tage  oder  Wochen 
im  Elternhause  weilen  zu  können,    immer  konnte  ich  den  Lein- 

4* 


52  A.  Walcher:  Winterbeobachtungen  über  den  Alpenleinzeisig. 

Zeisig  in  kleineren  oder  größeren  Flügen  als  anwesend  feststellen. 
Im  letzten  Winter,  wo  ich  mit  kurzen  Unterbrecliiingen  von  Mitte 
November  1918  bis  Mitte  März  1Q19  mich  zuhause  aufhielt,  trat 
der  Leinzeisig  in  bisher  nie  beobachteter  Menge  auf.  Es  waren, 
dies  konnte  ich  unschwer  feststellen,  zwei  große  Flüge,  davon 
der  eine  an  200,  der  zweite  an  300  Stück  zählend.  Blieb  das 
Wetter  durch  mehrere  Tage  gleichartig,  so  kamen  die  beiden 
Schwärme,  meist  aus  verschiedener  Richtung,  seltener  schon  ver- 
einigt, mit  fast  uhrenmäßiger  Pünktlichkeit  um  Va  1 1  Uhr  vor- 
mittags und  um  2/44  Uhr  nachmittags  angeflogen.  Ich  gestehe, 
daß  diese  große  Regelmäßigkeit  des  täglichen  Eintreffens  mir 
Bewunderung  vor  der  Feinheit  der  tierischen  Sinne  abnötigte. 
Bei  Witterungsumschlag  wie  auch  trüber  Witterung  fiel  der  An- 
flug vormittags  eine  halbe  Stunde  später,  nachmittags  bis  zu 
einer  halben  Stunde  früher.  Niemals  flogen  die  Vögel  direkt  die 
Mauer  an;  stets  war  es  die  gleiche  aus  dem  westlichen  Abgrund 
aufstrebende  Lärche,  in  deren  oberen  Aesten  und  Zweigen  sich 
die  Vögel  für  einige  Augenblicke  niederließen,  um  erst  von  hier 
aus  in  kleinen,  rasch  aufeinander  folgenden  Trupps  sanft  abwärts 
gleitend  die  Mauer  zu  gewinnen.  Immer  aber  blieben  acht,  zehn 
und  mehr  Vögel  auf  der  Lärche  zurück,  die,  auch  das  konnte 
ich  jedesmal  wahrnehmen,  von  einzelnen  von  der  Mauer  früher 
abfliegenden  Vögeln  abgelöst  wurden,  um  nun  ihrerseits  zur 
Aufnahme  der  Kieselsteinchen  an  die  Mauer  zu  kommen.  Ob 
die  im  Lärchenwipfel  verbliebenen  Vögel  als  „Warner"  anzu- 
sehen waren  oder  nicht,  wage  ich  in  keinem  Sinne  zu  äußern 
weil  das  Verhalten  derselben,  wie  besonders  auch  des  gesamten 
übrigen  am  Mörtelbewurf  hängenden  Schwarmes  bei  meiner  An- 
näherung ein  rätselhaftes,  besser  gesagt  rätselhaft  vertrauens- 
seliges war.  Ich  möchte  dies  kurz  schildern.  Die  Anflugsstelle 
auf  der  nach  Westen  schauenden  Ringmauer  befindet  sich  knapp 
an  der  NW-Ecke  derselben  und  reicht  bis  zu  dritthalb  Meter 
vom  Boden  herab.  Eine  behutsame  Annäherung  an  die  Ecke, 
wobei  man  das  letzte  Stück  in  Sicht  der  „Warner"  auf  der  Lärche 
zurücklegen  mußte,  ermöglichte  es  mir,  so  oft  ich  es  versuchte, 
jedesmal,  bei  langsamem,  vorsichtigen  Vorbeugen  des  Kopfes 
um  die  Ecke,  viele  dieser  zierlichen  Vögel  auf  nur  Handspann- 
breite vor  mir  zu  sehen.  Und  angesichts  des  in  so  bedrohlicher 
Nähe  verharrenden  Menschen  pickte  die  ganze  Gesellschaft  fried- 


A.  Walcher:  Winterbeobachtungen  über  den  Alpenleinzeisig.  53 


lieh  und  unbekümmert  am  Mörtel  weiter!  Gleichwohl  wurde 
ich  aber  auch  gewahr,  daß  den  Vögeln  der  Sicherungstrieb  trotz- 
dem innewohnt;  nach  wenigen  Sekunden  eifrigen  Pickens  folgte 
für  eines  Augenblickes  Kürze  das  Sichvergewissern,  ob  die  Luft 
rein  sei.  Sehr  ausgeprägt  scheint  das  Zusammengehörigkeitsge- 
fühl der  Mitglieder  eines  Schwarmes  und  mag  dies  durch  nach- 
stehende Beobachtung  erhärtet  werden.  Erfolgte  der  Abflug  der 
beiden  gleichzeitig  an  der  Kirchmauer  sitzenden  Völker  einheit- 
lich in  einer  Wolke,  so  trennten  sie  sich  nichtsdestoweniger  stets 
noch  in  meiner  Sicht  wiederum  in  zwei  Flüge  und  schlugen  je- 
der für  sich  einen  anderen  Weg  ein.  Und  einmal  konnte  ich 
mit  aller  wünschenswerten  Deutlichkeit  für  die  Richtigkeit  obiger 
Annahme  die  mich  in  Staunen  versetzende  Beobachtung  machen, 
daß  tatsächlich  der  Zusammenhalt  der  Mitglieder  einer  Gesell- 
schaft ein  sehr  fester  ist.  Die  Anflugsstelle  wird  durch  den  Erd- 
leiter eines  Blitzableiters  in  zwei  ungefähr  gleiche  Hälften  ge- 
teilt. Der  eine  Schwärm  klebte  bereits  auf  der  mir  näher  gele- 
genen Hälfte,  zufällig  in  einem  breiten  Kreisring  verteilt;  die  da- 
durch entstehende  Kreisinsel  von  1  m  Durchmesser  blieb  völlig 
vogelleer.  Unmittelbar  darauf  flog  der  zweite  Schwärm  und  zwar 
auf  die  rechte  Hälfte;  9  Leinzeisige  dieses  zweiten  Fluges  aber 
ließen  sich  auf  der  Kreisinsel  nieder,  rings  umgeben  von  Mit- 
gliedern des  ersten  Schwarmes,  der  nach  einer  weiteren  Minute 
geschlossen  abstrich.  Kein  Leinzeisig  der  rechten  Hälfte  flog  mit 
ab  und  ebenso  hockten  auf  der  Kreisinsel  auch  noch  die  9  Lein- 
zeisige. Die  um  sie  abstiebende  Rotte  gleichartiger  Genossen  riß 
sie  also  nicht  mit. 

Ohne  irgendwelche  Zweifel  kann  ich  in  der  Aufschrift 
meines  Berichtes  von  Beobachtungen  am  Alpenleinzeisig 
sprechen,  denn  in  der  ersten  Märzhälfte  konnte  ich  wieder  an 
der  Hand  meiner  bei  der  Flucht  aus  Kärnten  im  November  1918 
mit  bangen  Gefühlen  dort  zurückgelassenen  kleinen  ornithologi- 
schen  Bücherei  und  auf  Grund  meiner  vielmals  aus  kleinster 
Entfernung  gemachten  Beobachtungen  mit  Sicherheit  feststellen, 
daß  beide  Schwärme  wohl  ausschließlich  aus  zu  Acanthis  linaria 
rufescens  gehörigen  Stücken  zusammengesetzt  waren.  Von  Tschusi, 
mein  hochverehrter  Lehrer,  bestimmte  5  Leinzeisige,  die  ich  in 
der  Weihnachtswoche  ohne  Auswahl  aus  dem  vereinigten  Trupp 
erlegte,  als  nifescensSivLcke:.    Zu    letztgenanntem  Zeitpunkte    war 


54  A.  Walcher:  Winterbeobachtungen  über  den  Alpenleinzeisig. 

ich  also  über  die  unterartliche  Zugehörigkeit  der  von  mir  be- 
obachteten Leinzeisige  noch  ganz  im  unklaren.  Daß  ich  bis  zu 
meinem  Abgehen  von  Groß-Sölk  immer  die  gleichen  Gesell- 
schaften vor  mir  hatte,  ist  jedoch  meine  feste  Ueberzeugung,  die 
noch,  wie  bereits  betont,  gestützt  wird  durch  die  viele  Wochen 
hindurch  gemachten  Beobachtungen  auf  handgreifliche  Entfer- 
nung. Nie  hörte  ich,  wohl  infolge  meines  geringen  Hörvermögens, 
weder  von  der  ganzen  Truppe  noch  von  einzelnen  Vögeln  irgend 
einen  Laut  und  gewiß  geht  z.  B.  dem  gleichzeitigen  Abflug  von 
der  Mauer  irgend  ein  Ruf  voraus.  Als  nicht  weniger  erwähnens- 
wert darf  angeführt  werden,  daß  einzelne  Leinzeisige,  die  beim 
Wegflug  der  ganzen  Sippe  von  der  Ringmauer  dort  noch  weiter 
verblieben  und  so  den  Anschluß  an  die  bereits  hinter  Wald  und 
Hügel  fliegenden  Artgenossen  verloren,  sich  nicht  mehr  vom 
Kirchhügel  entfernten,  sondern  auf  den  vielen  Birken  desselben 
sich  so  lange  herumtrieben,  bis  sie  in  den  Lüften  überm  Hügel 
ihrer  Kameraden  ansichtig  wurden,  die  der  Ringmauer  ihren  Be- 
such abzustatten,  wieder  kamen.  Solche  unfreiwillige  Halbtags- 
einsiedler konnte  ich  mit  meinem  Glase  auf  den  Birken  des 
Kirchhügels  mehrmals  feststellen. 

Bei  meinen  zahlreichen  kürzeren  und  längeren  Streifungen 
an  den  Hängen  und  in  den  Wäldern  der  Sölk  stieß  ich  des 
öfteren  auf  die  Leinzeisige;  immer  war  es  nur  die  Birke,  auf 
dem  ich  sie  antraf;  dieser  Baum  scheint  demnach  der  alleinige 
Nahrungsspender  des  Leinzeisigs  während  der  Winterszeit  zu 
sein.  Gleichmäßig  braun  besät  ist  die  Schneefläche  unter  einer 
Birke,  auf  der  die  Leinzeisige  Aufenthalt  gehalten  und  ich  fand 
in  den  letzten  Wochen  meines  Aufenthaltes  keine  Birke  mehr, 
die  nicht  schon  von  ihnen  abgeerntet  war.  Also  dehnen  sie  ihre 
Nahrungsflüge  wohl  sehr  weit  aus;  wenigstens  sah  ich  nie,  daß 
ein  von  einer  so  großen  Schar  schon  einmal  besuchter  Baum 
später  wieder  von  ihr  beflogen  worden  wäre.  Denn  auch  die 
Art,  wie  die  Leinzeisige  bei  der  Nahrungssuche  vorgehen,  ist 
immer  wieder  dieselbe  und  zeigt  nicht  nur  von  Gründlichkeit, 
sondern  auch  von  Zweckmäßigkeit.  Stets  hält  das  Volk  sich  wäh- 
rend der  Atzung  eng  beisammen,  dermaßen,  daß  immer  nur  ein 
kleiner  Teil  des  Baumes  von  ihm  besetzt  ist.  Ununterbrochen 
findet  aber  ein  Sichüberstellen  der  einzelnen  Vögel  von 
Zweig   zu    Zweig    statt,    so    daß    diese    Einzelbewegungen    in 


M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner.  55 


ihrer  Summe  ein  zwar  langsames,  doch  beständiges  Vorrücken 
des  gesamten  Trupps  über  den  ganzen  Baum  ergeben.  Auffallend 
war,  daß  die  Leinzeisige  in  freier  Flur,  zum  Unterschied  von 
ihrem  Verhalten  bei  der  Kirche,  viel  scheuer  waren.  Sie  hielten 
nie  aus,  wenn  ich  versuchte,  unter  den  Baum  zu  treten,  auf  dem 
sie  saßen. 

Und  indem  ich  so  allerwege  auf  die  Spuren  dieser  mir 
liebgewordenen  Tierchen  traf,  denen  ich  in  unmittelbarster  Nähe 
in  die  blinkenden  Aeuglein  blicken  durfte  und  das  leuchtende 
Rot  der  kleinen  Stirnfederchen  bewundern  konnte,  wurde  ich 
erst  recht  inne,  daß  das  Beobachtungsgebiet  einen  großen  Reich- 
tum an  Birken  aufweist;  geschlossene  und  dabei  nur  kleine  Be- 
stände traf  ich  zwar  nur  wenige  an ;  doch  überall,  im  Misch- 
wald wie  in  Feldgehölzen  und  an  Bachufern  ist  die  Birke  ein 
häufig  auftretender  Baum.  So  findet  der  Alpenleinzeisig  des  winter- 
lichen, tief  verschneiten  Sölktales  täglich  sein  „Tischlein  deck 
dich"  vor;  und  das  nach  Hunderten  von  Köpfen  zählende  (in 
der  ornithologischen  Literatur  scheint  solch  zahlreiche  Vergesell- 
schaftung von  rufescens  noch  nicht  bekannt  zu  sein),  durch 
mehrere  Monate  dauernde  X'orkommen  dieser  gefiederten  Alpen- 
bewohner findet  damit  seine  natürliche  Erklärung. 

Graz,  im  Mai  1919. 


Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 

Von  M.  Merk-Buchberg,  München. 

Ueber  unsere  drei  Tetraonen  -  das  Auerhuhn,  Tetrao 
urogalliis  L,  das  Birkhuhn  T.  tetrix  L  und  das  Haselhuhn, 
T.  bonasia  L.  besitzen  wir  ein  altes,  vielseitiges  und  reich- 
verzweigtes Schrifttum.  Aber  wenn  ich  die  Neudarbietungen  von 
Jahr  zu  Jahr  verfolge  und  mir  dazu  gegenwärtig  halte,  was  mir 
seit  über  drei  Jahrzehnten  diese  drei  Arten  edelsten  Flugwildes 
zu  sagen  haben,  dann  kann  ich  nicht  finden,  daß  wir  bereits 
alle  Materialien  über  derenLe  bensweise  lückenlos  besitzen.  Im 
Gegenteil  finde  ich,  daß  sich  die  Kenntnis  der  meisten  Autoren, 
die  über  die  Tetraonen  schreiben,  auf  deren  Balzzeitleben  und 
-treiben  beschränkt,  und  auch  hier  ist  das  Wissen  nichts  weniger 
als  lückenlos.  Nur  solche  Beobachter,  die  beruflich  an  den  Stand- 


56  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 

orten  der  Tetraonen  zu  tun  haben,  Forst-  und  Jagdbeamte  also, 
teilen  uns  gelegentlich  auch  über  das  Brutgeschäft  der  genannten 
drei  Arten  einiges  mit,  ohne  jedoch  zumeist  das  Interesse  zu 
finden,  das  ihre  Mitteilungen  verdienten.  Es  war  mir  u.  a.  gar 
nicht  befremdlich,  daß  der  Herausgeber  des  „Ornithologischen 
Jahrbuch"  auf  eine  in  die  Presse,  wohl  vornehmlich  in  die  jagd- 
presse, geleitete  Umfrage  nach  Orts-,  d.  h.  Standortsänderungen 
des  Auer-  und  Birkwildes  außerordentlich  wenige  und  dürftige 
Antworten  bekam.  Es  fehlt  eben  an  Interesse  und  Beobachter- 
fleiß. Und  während  in  der  Balzzeit  den  Jagd-Zeitungen  eine  be- 
ängstigende Fülle  von  Arbeiten  zugeht,  die  meist  das  Thema 
«Mein  erster  Hahn"  variieren,  ist  sonst  das  Jahr  über  von  den 
Tetraonen  nur  wenig  Interessantes  zu  hören  und  zu  lesen.  Und 
auch  die  Balzzeitberichte  enthalten  wenig  beachtenswertes:  Hütten- 
rast, Aufstieg  und  möglichst  rascher  Abschuß,  oft  am  Arme 
des  oder  der  Führer,  zum  langweiligen  Ende  dann  noch  die  ab- 
gedroschene Klage:  »Und  es  hat  mich  sehr  verdrossen,  daß  ich 
den  Hahn  in  der  Liebe  geschossen",  oder  ein  nicht  minder 
schales  Neidpoem,  wie  schön  es  der  Hahn  gehabt  habe,  mitten 
im  Liebesrausch  enden  zu  dürfen.  Der  Hahn  wäre,  könnte  er 
wieder  lebendig  werden  und  nach  Menschenweise  reden,  jeden- 
falls anderer  Meinung.  Aber  auch  biologisch  hat  uns  der  ge- 
schossene Hahn  nichts  mehr  zu  sagen,  während  der  lebende 
Sänger  des  Frühlings,  der  Fürst  der  Dämmerung,  uns  außeror- 
dentlich viel  zu  künden  weiß. 

Wir  wollen  den  lebenden  Tetraonen  auf  ihrer  einsamen 
Fährte  nachhängen! 

Da  war  es  mir  immer  befremdlich,  hören  und  lesen  zu 
müssen,  wie  außerordentlich  dumm  und  beschränkt  unsere  Wald- 
hühner seien,  manche  konnten  sich  nicht  genug  darin  tun,  sie 
für  mindestens  so  dumm  zu  erklären,  wie  die  farbenprächtigen 
Glieder  der  Gattung  Phasianus.  Wer  sich  viel  mit  Fasanen  be- 
schäftigt, die  nicht  geradezu  gekäfigt  sind,  wird  wohl  mit  den 
Jahren  darauf  kommen,  daß  auch  die  Fasanenarten  und  -rassen 
nicht  so  unbegabt,  sondern  besser  sind  als  ihr  Ruf  und  daß  der 
viel  nachgeschriebene  Spruch:  „Je  dümmer  der  Vogel,  desto 
besser  der  Braten",  nichts  ist  als  ein  alter,  abgedroschener,  fauler 
Witz.  An  Begabung  stehen  die  Tetraonen,  die  der  Menschenhand 
von  jeher  gewichen   sind   und   nur  vereinzelt  ganz  außerordent- 


M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner.  57 

lieh  geschickten  und  gewissenhaften  Pflegern  sich  gefügt  haben, 
ganz  bedeutend  über  den  dem  Menschen  nie  so  recht  aus  der 
Hand  gekommenen  Fasanen,  und  wenn  i.  a.  den  Hühnervögeln 
nur  eine  gute  oder  teilweise  vielleicht  auch  mindere  Durch- 
schnittsbegabung zuerkannt  werden  mag,  so  stehen  die  Rauhfuß- 
hühner gewiß  nicht  unter  dem  Durchschnittsmaß. 

Bloßstellungen  infolge  hoher  Balzerregtheit,  infolge  begrün- 
deter oder  unbegründeter  Furcht  oder  auch  ein  mitunter  ge- 
zeigter Eigensinn  können  nicht  ohne  weiteres  als  testimonium 
paupertatis  gedeutet  werden.  Wie  viele  ähnliche  Fälle  finden 
sich  bei  Wildtieren,  die  als  begabt  geschätzt  oder  auch  über- 
schätzt werden.  Der  schreiende  Hirsch,  der  mausende  Fuchs,  die 
wurmende  Schnepfe,  der  kröpfende  Raubvogel  usw.,  der  Fuchs- 
bau am  Dorfweg,  das  Horsten  und  Brüten  von  Raubvögeln,  Cor- 
viden,  Tauben  in  nächster  Umgebung  des  Menschen,  der  im 
Stadtbach  jagende  Fischotter,  der  dem  ruhig  stehenden  oder 
sitzenden  Beobachter  „auf  die  Stiefel  spuckende"  Hase  u.  dgl.  m.! 
Haben  nicht  auch  schon  bei  Feuersnot  „kopflos"  gewordene 
Menschen  die  Spiegel  aus  dem  Fenster  geworfen  und  Kleider 
und  Bettgerät  die  Treppe  hinuntergetragen? 

Ich  habe  rege  gemachte  Auerhähne  in  Remisen,  kleine  Ge- 
hölze, Dickungen,  Latschenstreifen  laufen  und  dort  so  lange  sich 
drücken  sehen,  bis  die  Störung  vorüber  und  die  Luft  wieder 
rein  war.  Von  Hirschen,  Garns-,  Rehböcken  und  Keilern  hörte 
ich  dergleichen  als  Beweise  geradezu  berechnender  Schlauheit 
rühmen,  warum  will  man  es  nicht  recht  haben,  daß  im  gleichen 
Falle  eine  Waldhuhnart  eine  nicht  mindere  Begabung  bekundet 
wenn  sie  das  gleiche  Benehmen  zeigt?  Ich  habe  gegenüber  laut 
sich  nähernden  Störenfrieden  Waldhühner  sich  drückend  an  ihrem 
Standort  verharren,  gegenüber  schleichenden,  aber  bemerkten 
Näherkommenden  lautlos  sich  davonstehlen  sehen,  das  gleiche 
Verhalten,  das  bei  anderen  Haar-  und  Flugwildarten  als  Zeichen 
von  Unterscheidungsvermögen  und  Begabung  gepriesen  wird . 
Nur  Nachbeterei  oder  mißverstandene  Lebensäußerungen  und 
mißdeutetes  Verhalten  können  das  Urteil  zeitigen,  die  Wald- 
hühner seien  einfachhin  dumm.  Der  unter  für  den  Daherkom- 
menden günstigen  Umständen  überraschte  Hahn,  der  vielleicht 
fest  geschlafen  hat,  donnert  freilich  erst  ab,  wenn  der  möglicher- 
weise  gänzlich  Ueberraschte   und    selbst  Erschrockene   dicht  an 


58  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 


ihm  steht;  wie  aber  rumpelt  erst  ein  überraschter  Hirsch  davon, 
und  wurden  nicht  schon  schlafende  Füchse  durch  einen  klatschen- 
den Hieb  auf  die  Keulen  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  sie 
sich  in  ihnen  sicherlich  nicht  erwünschter  Naciibarschaft  befän- 
den? Was  mir  andere  Wildtiere  als  klug  und  nicht  klug  zu  deu- 
tendes gezeigt  haben,  das  haben  mir  auch  die  Waldhühner  ge- 
zeigt, und  ich  vermag  längst  nicht  mehr  zu  der  Schulmeinung 
zu  stehen,  sie  seien  unter  dem  Durchschnitt  begabte  und  gerade- 
zu dumme  Wiidvogelarten. 

Vom  Rebhuhn  sagen  alle  Reisjäger,  es  habe  gelernt  und 
Gelerntes  vererbt.  Unter  der  Wirkung  der  neuzeitlichen  Feuer- 
waffen ist  aus  dem  früheren  „Sichdrücker",  den  noch  AI  tum 
kannte  und  wiederholt  lebenswahr  schilderte,  ein  geradezu  ge- 
fürchteter  Flüchter  geworden,  und  allenthalben  hört  man  klagen: 
wir  haben  kaum  noch  geeignete  Hunde  zur  ausgiebigen  Nutzung 
des  Hühnerreviers,  sie  sind  fast  alle  nicht  oder  nicht  mehr  schnell 
genug.  Wir  sehen  das  Auervcild,  das  Birkwild  und  das  Hasel- 
wild Reviere,  auch  solche  ohne  belangreiche  Bestandes-  oder 
Vegetationsänderung,  verlassen,  wenn  dort  ihnen  geltende  Un- 
ruhe sich  einnistet,  wir  sehen  Birkwild  Stand  behalten,  selbst 
wenn  ihm  die  „Kultur"  auf  den  Leib  rückt,  wenn  es  sich  un- 
verfolgt  weiß,  wir  sehen  Haselwild  in  der  Nähe  von  Jagdhütten 
und  Winterstuben  brüten,  wir  sehen  die  Balzplätze  immer  häufi- 
ger in  unnahbare  Gegenden  und  Lagen  hinaus-  und  emporverlegt, 
wir  sehen  von  den  Waldhühnern  Ort  und  Zeit  genutzt,  geeignet 
werdende  Reviere  besiedelt  werden  usw.  —  warum  soll  gerade  die 
Gattung  Tetrao  besonders  dumme  Vertreter  aufweisen?  Ihr  Ver- 
halten spricht  dem  vorurteilslosen  Prüfer  nicht  für  Dummheit, 
dies  um  so  weniger,  als  das  einzelne  Stück  bekundet,  daß  es 
innerhalb  des  dem  Tiere  eigenen  Fähigkeitenkreises  Erfahrungen 
sammelt,  diese  verwertet,  daß  es  im  gewissen  Sinne  „lernt",  und 
das  Verhalten  der  Art  bekundet  von  Jahrzehnt  zu  Jahrzehnt,  daß 
Erfahrungen  und  daraus  sich  ergebendes  Verhalten  auch  vererbt 
werden. 

Um  nun  zunächst  von  dem  Auerhuhn  zu  reden,  so  sei, 
um  ab  ovo  zu  beginnen,  auf  die  außerordentliche  Verschieden- 
heit der  Gelege  nach  Zahl  und  Farbe  der  Eier  verwiesen.  Ein 
von  mir  gehütetes  Auerwildgelege  enthielt  nur  drei  Eier,  von 
denen  zwei  ausfielen,  das  dritte  war  unbefruchtet  gewesen.    Da- 


M.  Merk-Buch berg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner.  59 

bei  hatte  es  sich  nicht  um  ein  Nachgelege  gehandelt,  denn  das 
Gelege  war  gezeitigt  gewesen,  als  die  Balz  noch  lange  nicht  zu 
Ende  war.  Es  ist  übrigens  nicht  leicht,  zu  unterscheiden,  ob  ein 
Gelege  ein  zeitlich  normales  oder  ein  Nachgelege  ist.  Da  man 
doch  nur  selten  eine  Henne  so  genau  kennt,  daß  man  zuver- 
lässig sagen  könnte,  ob  es  ein  altes  öder  ein  junges  Stück  ist, 
kann  die  geringere  Eierzahl  der  ganz  jungen  oder  ganz  alten 
Henne  oder  die  beträchtlichere  Eierzahl  der  Henne  in  mittleren 
Jahren  keine  unbedingt  zuverlässige  Auskunft  auf  die  Frage  geben, 
ob  Gelege  oder  Nachgelege.  Auch  der  Zeitpunkt  des  Gezeitigt- 
seins gibt  in  gedachter  Weise  nicht  unbedingt  zuverlässige  Aus- 
kunft. Denn  so  wie  junge  Hähne  meist  später  in  die  Balz  treten, 
als  alte,  und  nicht  selten  bis  in  den  Juni  hinein,  wenn  eben  schon 
die  für  sie  später  beginnende  Rauhe  einsetzt,  balzen,  so  werden  auch 
die  Hennen  zu  sehr  ungleichen  Fristen  balzwillig, d.h.  paarungslustig. 
Es  liegt  hierin  ein  wertvolles  Hilfsmittel  zur  Erhaltung  dieser  so  ur- 
wüchsig harten  und  rauh-bedürfnislosen  Art,  und  ich  habe  es  immer 
und  immer  wieder  gesehen,  selbstverständlich  zu  meiner  größten 
Freude,  daß  auch  in  den  am  ärgsten  ausgeschundenen  Auerwild - 
revieren  der  Bestand  nicht  „totzuschlagen"  ist,  solange  dort  Plätze 
und  Verstecke  sind,  die  entweder  an  sich  unzugänglich  oder 
doch  so  beschaffen  sind,  daß  der  sich  Nähernde  unbedingt  von 
dem  bedrohten  Geflüg  vernommen  werden  muß.  Das  eine  oder 
andere  Stück  entrinnt  dann  doch  in  die  Verborgenheit,  findet 
Gelegenheit  zum  Treten  oder  Getretenwerden,  und  so  sehen  wir 
Reviere  dauernd  von  Auerwild  besetzt,  deren  Besitzer  von  der  Fähigkeit 
oder  dem  guten  Willen,  zu  hegen  und  zu  erhalten,  himmelweit  ent- 
fernt sind.  Wo  freilich  das  Auerwildrevier  gleich  einem  offenen 
Herzen  vor  seinem  Besitzer  ausgebreitet  liegt,  kann  unsäglicher 
Schaden  gestiftet  werden.  Das  Wild  rückt  aus  oder  wird  vernichtet. 
Dieses  Ausrücken  kann  von  dem  vergrämten  und  vertretenen 
Hahn  ausgehen,  der  die  Hennen  mitnimmt,  oder  die  hahnlosen 
Hennen  rücken  aus  und  suchen  Reviere  auf,  wo  ihnen  Hähne 
zur  Verfügung  stehen.  Uebrigens  stellt  sich  ja  das  Auerwild  in 
manchen  Gegenden  auch  ohne  erkennbare  Ursache  aus  altge- 
wohnten Ständen  in  neue  um.  So  haben  wir  Reviere  mit  bevor- 
zugten Winterlagen,  gute  Balzplatzreviere,  bevorzugte  Sommer- 
stände u.  dgl.  m.  In  sehr  „späten  Jahren"  pflegen  tiefer  gelegene 
Balzplätze  bezogen  zu  werden,   doch  kann  von  einer  regelmäßig 


60  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 


wahrzunehmenden  Erscheinung  hier  nicht  die  Rede  sein.  Ich 
habe  alte  Hähne  mit  ihren  Hennen  dem  Nachwinter  entgegen 
in  höhere  Lagen  rücken  sehen,  und  dort  lag  dann  der  Balzplatz 
in  unnahbar  geschütztem  Schweigen. 

Als  die  Höchstzahl  der  Eier  eines  Geleges  findet  sich  die 
Zahl  16  verzeichnet.  Ich  habe  nie  mehr  als  12  gefunden,  ohne 
jedoch  die  Angabe  der  höheren  Zahl  als  unrichtig  bezeichnen 
zu  wollen.  Das  Gesperr  ist  allerhand  genügend  bekannten  Un- 
fällen und  Mißlichkeiten  ausgesetzt,  und  wenn  man  im  späteren 
Teile  des  Jahres  die  Henne  von  vier  bis  sechs  Sprößlingen  be- 
gleitet sieht,  ist  der  Anblick  solch  einer  Kette  schon  sehr  erfreulich. 

Die  Größe  der  Eier  ist  nicht  so  schwankend  wie  deren 
Färbung  veränderlich  ist.  Die  Grundfarbe  ist  i.  a.  die  der  Zwiebel 
schale,  die  Zeichnung  ändert  nach  Größe,  Verteilung  und  Nuance 
erheblich.  Manche  Eier  zeigen  große  braune  Flecken  und  Wische, 
andere  nur  Spritzer,  wieder  andere  Tupfen.  J.  01t  kannte  ein 
Gelege  von  sechs  fast  weißen  Eiern,  die  vor  Buchenaufschlag 
im  Heidelbeerwuchs  eines  Kiefernwaldholzes  gebettet  waren. 
(Deutsche  Jägerzeitung,  Neudamm,  Bd.  69,  Nr.  26,  S.  40Q.)  Ich 
kannte  ein  ebenso  beschaffenes,  aus  vier  Eiern  bestehendes  Ge- 
lege und  kannte  auch  die  Henne  dazu,  die  die  Ausheilung  einer 
schweren  Laufverletzung  überstanden  hatte.  Mutmaßlich  war 
d  er  Farbstoffmangel  auf  >, Stoffwechselstörung«  infolge  des  Krank- 
heits-  und  Heilungsprozesses  unter  zweijährigem  Geltesein  zu- 
rückzuführen, denn  in  späteren  Jahren  brachte  die  Henne  stär- 
kere und  normal  gezeichnete  Gelege.  An  ihren  Nachkommen 
war  Pigmentarmut  oder  sonst  abnorme  Zeichnung  nicht  festzu- 
stellen gewesen. 

An  sich  sind  Henne  und  Gelege  gut  geschützt  und  gedeckt. 
Da  aber  die  Brutstätte  mitunter  nahe  an  Wegen  und  Steigen 
liegt,  sind  unliebsame  Störungen  und  Frevel  alljährlich  wieder- 
kehrende Ereignisse.  Im  Anfange  der  Brutzeit  ist  die  Auerhenne 
gegen  Störungen  empfindlicher  als  später  und  verwildert  leicht; 
mit  fortgeschrittener  Brutzeit  —  diese  dauert  28  Tage  —  nimmt 
sie  Störungen  weniger  übel,  ihr  Bruteifer  steigert  sich  immer 
mehr,  und  führt  sie  erst  einmal,  so  kann  man  keine  eifrigere, 
treuere  und  mutigere  Mutter  finden  als  eben  die  Auerhenne. 
Mit  gesträubtem  Gefieder  und  zornigem  Jocken  nimmt  sie  den 
Feind  an,   und    selbst    wehrhafte  Gegner,    wie  Krähen,    wurden 


M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner.  6l 

schon  von  verteidigenden  Auerhennen  zu  Tode  gehackt.  Bei 
Störungen  am  Gelege  kommt  es  darauf  an,  ob  der  Störenfried 
sich  so  näherte,  daß  ihn  die  brütende  Henne  noch  in  einiger 
Entfernung  wahrnehmen  konnte,  oder  ob  die  Henne  förmlich 
überrumpelt  wurde.  Im  ersteren  Falle  schleicht  sie,  wenn  sie 
nicht  sich  tief  drückend  sitzen  bleibt,  behutsam  davon;  im  letz- 
terem Falle  verläßt  sie  das  Gelege  in  polternder  Flucht  und 
schleudert  dabei  manches  fii  aus  der  im  Verlauf  des  Legens  und 
Brütens  entstandenen  Mulde  heraus.  Kehrt  die  Henne  nach  sol- 
chen gröblichen  Ueberfällen  überhaupt  wieder  zum  Gelege  zu- 
rück, so  kommt  es  vor,  daß  sie  den  verzettelten  Inhalt  heraus- 
geschleuderter und  dabei  zerbrochener  Eier  aufnimmt. 

Ich  habe  öfters  bemerkt,  daß  in  der  Kette  stehende  Jung- 
hähne selbständiger,  aber  auch  ungestümer  sind  wie  junge 
Hennen.  Junge  Hähne  trennen  sich  mitunter  auch  schon  im 
ersten  Herbst  von  der  Kette,  doch  bleibt  diese  in  der  Regel  den 
Winter  über  vereint,  um  sich  erst  gegen  die  Balzzeit  hin,  be- 
stimmt aber  dann  zu  trennen,  wenn  die  älteren  Hähne  die  Balz- 
plätze fest  bezogen  haben  und  die  balzwilligen  Hennen  diesen 
dann  auch  zustehen,  um  sie  insgesamt,  sich  an  andere  Balzplätze 
zerstreuend,  zu  verlassen,  wenn  sie  ihres  Hahnes  verlustig  gin- 
gen, oder  um  einzeln  abzustreichen,  wenn  sie  sie  sich  befruchtet 
fühlen,  worauf  dann  allmählich  das  Brutgeschäft  von  neuem  einsetzt. 

In  dem  ungemein  strengen  Nachwinter  1916/17  konnte  ich 
allenthalben  feststellen  und  erkunden,  daß  die  Baumbalz  nur 
spärlich  zu  beobachten,  die  Bodenbalz  namentlich  in  gebirgigen 
Lagen  fast  als  Regel  anzusprechen  war.  Die  Morgenbalz  war  da- 
bei äußerst  lebhaft  mit  zum  Teil  prächtigem  Balzwetter,  da  die 
»Knospenpause"  manche  Balzjagd  vereitelte.  Fiel  die  Balz  noch 
dazu  mit  ihrer  Balzfeste  in  die  Vollmondsperiode,  so  zeigte  sie 
das  altbekannte  Bild:  die  Hähne  spielten  am  Abend  so  gut  wie 
gar  nicht,  fielen  in  der  Nacht  nach  geringem  Balzgesang  vom 
Aste  und  standen  längst  bei  den  Hennen,  wenn  programmgemäß 
die  Frühbalz  hätte  stattfinden  sollen.  So  beobachtete  ich  in  der 
Balz  1Q15  einen  Althahn,  der  abends  eifrigst  bei  den  Hennen  in 
einem  tiefen  Steilgraben  paradierte,  dann  »zu  Fuß"  gemächlich 
seinem  Schlafbaum  zu  bummelte,  sich  »wortlos"  emporschwang 
und  darauf  nach  etlichem  leisen  Sichumstellen  einschlief.  In  der 
Nacht  um  etwa  1  Uhr  erwachte  er,  rauschte  er,  machte  ein  paar 


62  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 


Spiele  und  ritt  dann  ab.  Nach  dem  Mondwechsel  flackerte  die 
Balz  flammengleich  zu  voller  Lebhaftigkeit  empor,  um  nach 
wenigen  Tagen  vorüber  zu  sein. 

Ein  merkwürdiges  Verhalten  zeigte  ein  sehr  alter  und  also 
erfahrener  Hahn,  der  beim  frühesten  Morgengrauen  vom  Schlaf- 
baum fiel,  mit  den  Schwingen  schlagend  und  lebhaft  spielend 
über  einen  Schneefleck  und  eine  Reiß'n  emporlief,  um  dann  in 
einem  mittelwüchsigen  Bestand  unbekannten  Aufenthalts  zu  ver- 
schwinden. 

Der  Ausdruck  „vom  Baume  fallen"  entstammt  der  Weid- 
mannssprache und  bezeichnet  das  Abreiten  oder  Abstreichen  des 
Hahnes.  Ich  habe  es  aber  auch  einmal  gesehen,  daß  ein*  auf 
seinem  Ast  mit  Würde  paradierender  Hahn  mit  einem  Fuße  in 
die  Luft  griff,  den  Halt  verlor  und  prasselnd  und  polternd,  einen 
Regen  von  Nadeln  und  Reisig  mitnehmend,  zu  Boden  rumpelte. 
Er  bäumte  nach  diesem  Ereignis  nicht  wieder,  sondern  wechselte 
laufend  vom  Balzplatze  weg,  mutmaßlich  den  Hennen  zu,  die 
ich  seitab  in  einer  Blöße  wußte. 

Vor  dem  Treten  nähert  sich  der  Hahn  der  Henne  unter 
bald  gravitätischen,  bald  tänzelnden  Bewegungen  und  Schwen- 
kungen. Schließlich  drückt  sich  die  balzwillige  Henne,  die  unter 
dem  starken  Hahne  fast  völlig  verschwindet.  Das  nur  kurze  Frist 
währende  Treten  ist  von  ein-  bis  dreimaligem  Wippen  der 
Schaufel  des  Hahnes  begleitet.  Nach  dem  Treten  schüttelt  sich 
der  Hahn  das  Gefieder,  die  Henne  tut  dasselbe  in  noch  stärke- 
rem Maße,  und  ist  die  Henne  zwei-  bis  dreimal  getreten,  so 
steht  sie  allmählich  von  dem  Balzplatze  ab,  um  den  Freuden  und 
Pflichten  der  Mutterschaft  entgegenzugehen.  In  der  Zeit  des  Brü- 
tens  und  Führens  lebt  jede  Henne  für  sich  allein,  und  nur  zur 
Winterszeit  wird  der  Zusammenhalt  etwas  engerer;  in  der  Balz- 
zeit kennt  die  Henne  in  erster  Reihe  nichts  als  die  Befriedigung 
des  Balztriebes,  und  auf  der  Höhe  der  Balzwilligkeit  stehende 
Hennen  sind  in  außerordentlichem  Maße  benommenen  Sinnes, 
außerhalb  dieser  Anspannung  des  Begehrens  sind  sie  jedoch 
rege  und  wachsam,  und  eben  dieser  Wachsamkeit  der  doch 
meist  nicht  einzeln,  sondern  zu  zweien  und  darüber  bei  ihm 
stehenden  Hennen  verdankt  der  Hahn  erfreulicherweise  recht 
häufig  Rettung  und  Leben.  Geraten  beim  Führen  zwei  Hennen 
und  ihr  Gesperre   neben-  und   untereinander,    so   kümmert    sich 


M.  Merk-Buch berg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner.  63 

kein  Teil  um  den  andern.  Ja,  ich  sah  eine  Auerhenne  nach  den 
stärkeren  Jungen  eines  Nachbargesperres  hacken,  als  sich  diese 
unter  die  noch  geringeren  Jungen  des  eigenen  Qesperres  misch- 
ten, als  wollte  sie  eine  Beeinträchtigung  oder  Verkürzung  der 
Aesung  hintanhalten;  das  gleiche  Bild,  wie  es  gelegentlich  der 
Qeflügelhof  zeigt.  In  den  Winterständen  finden  sich  freilich  die 
Glieder  verschiedener  Qesperre  zusammen,  die  Hähne  und  die 
Hennen  je  für  sich.  Selten  sieht  man  bei  vergesellschafteten 
Winterhähnen  eine  Henne;  ist  dies  doch  der  Fall,  so  weiß  ich 
nicht,  ob  es  sich  dabei  stets  um  eine  alte  Oelthenne  handelt. 
Die  das  bisher  behaupteten,  werden  es  wohl  auch  nicht  zuver- 
lässig gewußt  haben. 

Noch  ein  Wort  über  das  Auffinden  von  Auerwild  in  un- 
bekanntem Revier!  So  eigenartig  zerstreut  und  so  verschieden 
nach  Höhe  und  Tiefe  die  Balzplätze  immer  liegen  mögen,  Wasser 
und  moorige  Stellen  sind  immer  die  Zentren  der  Bestände.  Wo 
Gräben  im  Gebirge  sind,  steht  das  Auerwild  in  diesen  oder  in 
deren  Nähe,  —  „je  dreckiger,  desto  lieber",  meinte  ein  alter 
Auerwildheger  mir  gegenüber.  Der  Mann  hatte  recht;  wo  ich 
die  schmutzigsten  Stiefel  bekam,  habe  ich  die  reichsten  und 
schönsten  Auerwildstudien  und  -Erinnerungen  eingeheimst. 


Durch  sein  örtlich  noch  immer  recht  häufiges  Vorkommen 
im  Flachlande,  durch  seine  offenere  Lebensweise  und  seine 
größere  Regsamkeit  ist  das  Birkwild  im  allgemeinen  besser  be- 
kannt wie  das  Auerwild.  Nur  seine  oft  so  belangreichen  Orts- 
veränderungen bilden  vielfach  auch  für  erfahrene  Birkwildkenner 
ein  ungelöstes  Rätsel.  Zum  Teil  führen  sich,  so  im  Flachlande, 
diese  Ortsveränderungen  zurück  auf  die  Umgestaltung  der  Boden- 
beschaffenheit. Die  um  sich  greifende  Stadt,  Industrie-Anlagen, 
Bodenentwässerung,  Moorkultivierung,  Aenderungen  im  Forst- 
und  Vegetationsbild  bringen  auch  Ortsveränderungen  des  Birk- 
wildes  mit  sich,  die  zwar  bedauerlich,  aber  schließlich  unver- 
meidlich sind.  Bei  aller  Beweglichkeit  bekundet  das  Birkwild 
einen  gewissen  Eigensinn  hinsichtlich  seiner  Standortstreue.  So 
habe  ich  Jahre  hindurch  die  reichen  Birkwildreviere  im  Ammer- 
moos zoologisch    und   botanisch  durchforscht   und    dabei    beob- 


64  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 


achtet,  daß  die  Ammer  in  einer  gewissen  Gegend  nie  vom  Birk- 
wilde  überstrichen  wurde,  obschon  das  dort  nur  schmale  Flüß- 
chen  an  die  Flugleistungen  des  Birkwildes  keinerlei  nennens- 
werten Anspruch  gemacht  hätte.  Mit  stiller  Erheiterung  beob- 
achtete ich  oft  die  langen  Gesichter  der  »Jenseiter",  wenn  im 
Diesseits  die  Spielhähne  bliesen  und  kullerten,  daß  das  ganze 
Moos  davon  lebendig  wurde. 

Ortsveränderungen  sind  dann  auch  bedingt  durch  unge- 
zügelten Jagdbetrieb.  Es  mögen  auf  den  Revieren  des  Flachlandes 
noch  so  viele  Hähne  auf  einem  Balzplatze  sicli  zusammenfinden, 
ein  jeder  hat  als  Trethahn  einen  gewissen,  nur  wenige  Quadrat- 
meter umfassenden  Balz-  und  Tretplatz  inne,  wo  er  die  Henne 
tritt  und  von  dem  er  den  Eindringling  abkämpft.  Wird  unter 
diesen  Trethähnen,  die  stets  alte  Hähne  sind,  einer  um  den  an- 
dern, und  dies  noch  dazu  zu  früh  abgeschossen,  so  hat  die  Er- 
satzmöglichkeit eben  ihre  Grenzen,  das  Fortpflanzungsgeschäft 
ist  mehr  oder  weniger  unterbunden,  und  mit  der  Zeit  verläßt 
das  Birkwild  ein  Revier,  in  dem  ihm  so  verständnislos  und  übel 
mitgespielt  wird.  Die  Hauptgefahr  für  solche  Reviere  liegt  nicht 
so  sehr  darin,  daß  sie  überhaupt  bejagt  werden,  —  est  modus 
in  rebus,  —  sondern  daß  bei  der  großen  jagdlichen  Beliebtheit 
des  Birkwildes  und  seiner  doch  verhältnismäßig  nicht  zu  schwie- 
rigen Jagd  der  Liebhaber  es  zu  viele  sind,  die  »auf  den  kleinen 
Hahn  gehen".  Es  heißt  dann  vielfach,  derartige  Maßnahmen 
seien  zur  Bestandesregulierung  nicht  zu  umgehen.  Bestandesre- 
gulierung durch  einen  einzelnen  sehr  erfahrenen  Wild-  und  sehr 
genauen  Revierkenner  mag  von  Fall  zu  Fall  eine  sehr  greifbare 
Sachlichkeit  haben,  in  der  Verallgemeinerung  dieses  Begriffes 
auf  all  und  jedes  jagdliche  Gebahren  wird  mit  dem  Worte  be- 
wußt und  unbewußt  viel  Schwindel  getrieben  und  die  vermeint- 
liche Regulierung  findet  weit  mehr  nach  der  schlimmen  als  nach 
der  guten  Seite  hin  statt. 

Einen  sehr  wesentlichen  Faktor  zur  Vertreibung  des  Birk- 
wildes aus  seinen  ursprünglichen  Standorten  erblicke  ich  in  der 
Einbürgerung  von  Fasanen.  Es  wird  oft  gesagt,  Birkwild  und 
Fasanen  vertrügen  sich  gut  miteinander,  das  ist  aber  tatsächlich 
nur  der  Fall,  solange  die  Fasanen  in  nur  geringem  Bestände  vor- 
handen sind.  Mit  zunehmendem  Fasanenbestande  nimmt  immer 
das  Birkwild  ab,    um  endlich  aus  der    alten  Heimat    sich    völlig 


M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner.  6S 


zu  verstreichen.  Ich  lasse  die  Entscheidungsfrage  offen,  ob  die 
Schmälerung  der  Aesung  oder  die  Beunruhigung  durch  die  Fa- 
sanen die  Hauptursache  des  Abwanderns  darstelle;  m.  E.  spielen 
beide  Umstände  mit.  Von  einer  allzu  einseitigen  Vorliebe  für 
die  Gattung  Phasianus  möchte  ich  überhaupt  und  für  alle  Re- 
viere warnen,  auch  da,  wo  Rücksichten  auf  Birkwild  und  an- 
deres Wildgeflügel  nicht  obwalten.  Wohl  gewährt  ein  Fasanenstand 
eine  beachtenswerte  jagdliche  Rente,  und  wo  der  Fasan  nicht 
überhand  nimmt,  gewährt  er,  u.  a.  als  Mäusejäger  und  nament- 
lich als  Schneckenvertilger,  einen  beachtenswerten  Nutzen.  Ueber- 
wuchert  aber  sein  Bestand,  so  wird  eine  Plage  daraus.  In  den 
zum  Teil  kraß  überhegten  Fasanenrevieren  Belgiens  z.  B.  wur- 
den die  Fasanen  von  der  Feldbau  treibenden  Bevölkerung  vor 
dem  1914  ausgebrochenen  Kriege  als  eine  wahre  Feldplage 
empfunden,  nach  dem  Urteil  von  Sachverständigen  mit  allem 
Recht. 

Der  Verlag  J.  Neumann  in  Neu-Damm  veröffentlichte  i.  J. 
1Q16  den  Farbendruck  einer  Abbildung  eines  Bastards  zwischen 
Birkhahn  und  Fasanhenne,  gemalt  von  Dr.  Ernst  Schaff.  Der- 
gleichen Hybriden  kommen  ab  und  zu  auf  Revieren  vor,  wo 
Fasanen  neben  Birkwild  auftauchen;  immerhin  sind  sie  selten, 
seltener  als  die  sonst  bekannten  Tetraonen- Hybriden. 

Im  Mittel-  und  Hochgebirge  hängen  Ortsveränderungen 
des  Birkwildes,  abgesehen  von  den  Folgen  forstwirtschaftlicher 
Maßnahmen  und  etwaigen  Folgen  schädlicher  Jagdausübung,  in 
der  Hauptsache  zusammen  mit  den  Witterungsverhältnissen.  Im 
allgemeinen  steht  das  Birkwild  im  Hochgebirge  in  höheren  Lagen 
als  das  Auerwild,  es  kann  wenigstens  höher  hinaufrücken,  doch 
sind  auch  dem  harten  Spielgeflügel  hinsichtlich  seiner  Ausdauer 
Schranken  gesetzt,  und  unter  besonders  ungünstigen  Witterungs- 
verhältnissen ist  eben  ein  Verweilen  in  der  unwirtlichen  Region 
nicht  möglich.  Derartige  Ortsveränderungen  sind  nur  vorüber- 
gehend und  haben  nichts  gemein  mit  jenem  Rücken,  das  das 
Birkwild  dauernd  der  Heimat  entführt.  Derartige  Beobachtungen 
sind  einwandfrei  festgestellt.  So  schrieb  mir  i.  J.  1916  der  k 
Förster  Hohenadl  aus  seinem  Hochgebirgsrevier  Griesen  an 
der  Grenze  zwischen  Bayern  und  Tirol,  das  Birkwild  nehme  dort 
unbegreiflicherweise  immer  mehr  ab  und  all  das,  trotzdem  es 
nicht  bejagt    werde,    trotz   jagdlich    einwandfreier  Hege   des  Re- 

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66  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 


viers  und  trotzdem  in  den  letzten  Jahren  absichtlich  kein  Spiel- 
hahn mehr  geschossen  worden  sei.  Auch  Krankheiten  und  das 
Auftreten  des  Hämoproteus  beim  Birkwilde  sind  dort  nicht  be- 
kannt. 

Ob  derartige  Abwanderungen  vielleicht  mit  der  von  Geo- 
logen und  Botanikern  längst  erkannten  »Verwilderung  der  Alpen" 
im  Zusammenliang  stehen,  kann  ich  nur  mutmaßen,  Beweise 
dafür  oder  dagegen  stehen  mir  zur  Zeit  nicht  zur  Verfügung. 


Das  Ha  sei  wild,  das  die  Reihe  der  hier  erwähnten  Tetra- 
onen-Arten  zum  guten  Ende  beschlieikn  wolle,  war  mir  von 
meiner  frühen  Jugend  an  der  Gegenstand  besonderer  Zuneigung. 
Ich  habe  ilnn  bis  auf  den  heutigen  Tag  viel  Beobachterfleiß  ge- 
widmet und  iiabe  um  seinetwillen  mancherlei  Mühen  und  Stra- 
pazen ertragen,  ich  darf  sagen:  gerne  ertragen.  So  ist  mir  das 
Haselwild  ein  guter,  ein  recht  vertrauter  Bekannter  geworden, 
trotz  seiner  verborgenen  Zurückgezogenheit,  aus  der  es  selten 
nur  heraustritt,  so  selten,  daß  ein  nicht  Kundiger  sich  vielleicht 
lange  in  einem  Hasel wildrevier  bewegt,  ohne  die  Anwesenheit 
des  kleinsten  Waldhuhns  auch  nur  zu  ahnen.  Doch  kommen 
Ausnahmeerscheinungen  vor,  wie  ja  denn  die  Tetraonen  insge- 
samt bis  zu  einem  gewissen  Grade  unberechenbar  sind.  Meine 
Frau,  mich  und  den  uns  begleitenden  Hund  iiielt  ein  auf  einem 
Buchenheister  mitten  auf  einer  Blöße  stehender  Haselhaim  eigen- 
willig auf  geringe  Entfernung  aus,  trotzdem  wir  uns  ihm  bei 
„lautem"  Schnee  und  Harsch  nähLrUii.  Er  ritt  erst  ab  und  strich 
ins  nahe  Holz,  als  wir  unter  ihm  durchschritten. 

Auf  einem  somiigen,  durch  reichen  Beerenwuchs  ziehenden 
Steig  sah  ich  einige  Wochen  zwei  Haselhähne  sogar  in  der 
Kampfzeit  einträchtig  beieinander  aushalten  und  so  offen  am 
Steig  stehen,  daß  ich  sie  regelmäl5ig  schon  von  weitem  wahr- 
nahm, wenn  ich  in  den  gemeinten  Revierteil  kam.  Einem  an 
Berg  und  Wild  nicht  gewöhnten  Naturfreund  konnte  ich  einen 
am  Holzrande  zu  Baume  stehenden  Haselhahn  nur  dadurch 
kenntlich  machen,  daß  ich,  sehr  gegen  meine  Gepflogenheit, 
unausgesetzt  mit  dem  Bergstock  nach  ihm  deutete;  der  Hahn 
hielt   mein    unglaublich    ungeschicktes    Manipulieren    mit    nicht 


M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Watdhühnet  öt 


minder  unglaublicher  Geduld  aus.  In  einem  anderen  Falle  lief 
ein  Haselhahn  vor  mir  über  den  Steig  und  begann  dicht  an  der 
Böschung  nebenan  im  Beerenwuchs  zu  äsen.  Beim  ruhigen  An- 
sitzen sind  mir  schon  Haselhühner  bis  dicht  vor  die  Genagelten 
gelaufen. 

Das  Haselwild  tut  sich  sehr  rege  um,  beherrscht  jedoch 
kein  sehr  großes  Revier.  Ortsveränderungen  kommen  u.  a.  weniger 
vor  als  beim  Auer-  und  Birkwild.  In  meinen  alpinen  und  vor- 
alpinen Beobachtungsrevieren  steht  das  Birkwild  i.  a.  in  den 
höheren  Lagen,  wohin  Auerwild  nur  selten  rückt.  So  ist  das 
Birkwild  durch  Wintersnot  am  ersten  zum  Sichumstellen  in  tiefere 
Lagen  genötigt.  Das  Auerwild  steht  mit  vereinzelten  zeitlichen 
Ausnahmen  in  mittleren  und  unteren  Lagen  und  stellt  sich  hori- 
zontal weiter  um  als  vertikal,  besonders  während  der  Balzzeit, 
und  dann  wieder  im  Herbst.  Das  Haselwild  teilt  in  der  Haupt- 
sache die  Standortslage  mit  dem  Auerwilde,  eher  hat  es  noch 
die  Neigung,  etwas  tiefer  zu  stehen.  In  den  wenigen,  mir  be- 
kannten Revieren  des  Flachlandes  verlälU  es,  wohl  aus  Aesungs- 
liebhaberei,  mitunter  die  größeren  Waldbestände  und  nimmt  vor- 
übergehend Feldgehölze  und  Remisen  zum  Aufenthaltsorte.  Eine 
gewisse  Härte  und  Ausdauer  ist  dem  Haselwilde,  das  als  der 
zarteste  Tetraone  gilt,  nicht  abzusprechen,  sonst  könnte  es  z.  B. 
im  Bayerischen  Walde  nicht  Standwild  sein,  einem  Gebirge,  das 
in  manchen  Wintern  eine  trostlose  Schneewüste  darstellt. 

Gleichwie  das  Birkwild  in  manchen  Gegenden  merklich 
zurückgeht,  so  nimmt  auch  das  Haselwild,  letzteres  vielleicht  in 
noch  höherem  Maße,  auch  da  ab,  wo  ihm  jagdlich  wenig  oder 
gar  nicht  nachgestellt  wird.  Das  Auerwild  ist  ja  meist,  wo  sein 
Bestand  sich  mindert,  das  Opfer  jagdlicher  Gier  und  Verständnis- 
losigkeit,  wo  ihm  das  Gelände  nicht  den  einen  oder  anderen 
Zufluchtsort  bietet,  wie  oben  gezeigt.  So  sind  z.  B.  die  noch  zu 
Jäckels  Zeiten  berühmt  gewesenen  Auerwildstände  von  Dießen, 
Raisting  und  Wessobrunn  in  der  Ammerseegegend  in  der  bru- 
talsten Weise  ausgeschossen  worden.  Ich  bin  damals  selbst  am 
Orte  gewesen,  als  eine  Oberstabsarztensgattin  aus  München  sieben- 
mal auf  den  balzenden  Hahn  sich  führen  ließ,  lange  bevor  die 
spärlich  vorhandenen  Hennen  getreten  sein  konnten.  Der  Ur- 
sachen zum  Bestandesrückgang  des  Haselwildes  gibt  es  mehrere, 
bekannte  und  unbekannte.     Aenderungen  im  forstlichen  Bestand 


68  M.  Merk-Buchberg:  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühner. 


mögen  einiges  beitragen,  obschon  eine  Gegend,  es  fiele  denn 
der  Waid  völlig,  i<aum  derart  verändert  werden  dürfte,  daß  nicht 
dem  Haselwilde  neben  der  verlorenen  Heimat  eine  neue  sicli 
böte.  Maßlose  Waldbeerenernte  mit  ihren  lange  andauernden 
Störungen  und  allem  Drum  und  Dran  kann  u.  a.  auch  von  er- 
heblichem Schaden  sein.  Dazu  kommt  die  örtlich  nicht  zu  leug- 
nende Zunahme  des  Raubwildes,  nicht  nur  in  Kriegs-,  sondern 
auch  in  Friedenszeiten,  nachdem  mit  dem  Anwachsen  des  Jagd- 
liebhaber- und  Jagdläufertums  die  eigentliche,  jagdlich-hegerische 
Befähigung  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  und  mehr  zurückgeht.  Gegen 
ein  zahlreich  vorhandenes  Raubwild  ist  freilich  das  Hasel  wild 
wehrlos.  Auf  den  Andechser  Höhen  ist  das  Haselwild  noch  vor 
zehn  Jahren  spärliches  Standwild  gewesen,  P.  Emeram  Haindl 
O.  S.  B.  kannte  es  noch  und  liebte  es  sehr,  mit  einem  Male  war 
es  ohne  erkennbare  Ursache  verschwunden,  ein  typischer  Fall 
für  erklärungsloses  „Ausgehen"  dieser  prächtigen  und  liebens- 
werten Waldhühnerart! 

Ein  hochbetagter  Forstmann  äußerte  Förster  H  ohe  na  dl 
in  Griesen  gegenüber,  das  Haselwild  nehme  ab,  seitdem  der 
Hahn  in  der  Balz  Schonzeit  habe.  Der  Hähne  würden  es,  meinte 
der  Greis,  gegenüber  den  Hennen  zu  viele,  die  Hähne  kämpften 
sich  gegenseitig  ab,  ließen  die  Hennen  nicht  zur  Ruhe  kommen 
und  diese  brüteten  sich  dann  über  Windeiern  schier  zu  Tode. 

Hinwiederum  wäre  es  verkehrt,  auch  bei  konstant  bleiben- 
den Bestandesverhältnissen  einen  dichten  Stand  des  Haselwildes 
erwarten  zu  wollen.  Dafür  ist  dieser  edle  Wildvogel  viel  zu  un- 
gesellig, zu  streitsüchtig  und  rechthaberisch.  Schon  in  den  Wochen 
der  fröhlichen,  von  treuester  Muttersorge  beschirmten  Jugendzeit 
beginnen  die  Hähnchen  zu  streiten,  und  ist  später  einmal  ein 
gewisses  Revier  besetzt,  so  wird  von  dessen  Grenzen  jeder  Ein- 
dringling nach  Möglichkeit  abgekämpft. 

Hahn  und  Henne  halten  getreulich  zusammen.  Das  Oesperr 
wird  bis  in  den  September  hinein  geführt,  wobei  der  Hahn 
wenigstens  in  den  letzten  Wochen  mithilft.  Vom  Herbste  an 
trennen  sich  die  Ketten,  in  den  Hochsommer  und  Herbst  fällt 
die  Kampfzeit,  und  jetzt  werden  auch  die  zusagenden  Standorte 
in  Besitz  genommen.  Nichtsdestoweniger  kommt  es  vor,  daß 
ab  und  zu  auch  eiiunal  im  Spätjahr  eine  geringe  Kette  aufgeht, 


W.  Bacnieister:  Zur  Nistfrage  der  Schwanzmeisen.  69 

wolil  Angehörige  einer  und  derselben  Familie,  die  sich  aus 
irgendwel  ciien  Gründen  zum  Zusammenhalten  entschlossen  haben. 

Bezüglich  des  Schlafens  des  Haselwildes  habe  ich  einige 
Beobachtungen  besonders  notiert.  Im  Sommer  habe  ich  Hasel- 
wild, ein  Tagwild,  bis  10  Uhr  nachts  rege  angetroffen.  In 
»meinen"  Revieren  ist  der  Baumschlaf  Regel,  doch  kommt  auch 
in  der  guten  Jahreszeit  Bodenschlaf  vor.  ich  habe  bei  nächtlichem 
Gang  zu  der  und  jener  mir  zugänglichen  Hütte  wiederholt 
schlafendes  Haselwild,  das  mich  bis  dicht  an  sich  herankommen 
ließ,  aufgegangen.  Die  Haselhühner  schliefen  diesfalls  nahe  am 
Steig  am  Fuße  von  Bäumen  oder  Büschen  und  pflegten  nach 
dem  Aufgegangenwerden  in  der  Nähe  in  Bäume  zu  treten. 

Haselhuhnküken  siud  gleich  anderen  Junghühnern  Meister 
im  Sichdrücken,  Verkriechen  und  Verbergen.  Ich  sah  einzelne 
Küken  eines  Gesperrs  sich  mit  den  Blättern  von  Adenostyles 
alpina  decken,  als  die  Henne,  die  den  Beobachter  wahrgenom- 
men haben  mußte,  zu  warnen  anhub. 

Das  Leben  der  Waldhühner  bietet  dem  Forscher  wie  dem 
Heger  gleich  viel  Anziehendes.  Möge  es  dieser  liebenswerten 
Vogelgattung    nie  an  wohlwollenden  Beobachtern  fehlen! 


Zur  Nistfrage  der  Schwanzmeisen. 

Von  W.  Bacmeister. 

Den  Mitteilungen  von  C.  Loos  über  „Schwanzmeisennest 
auf  Fichte"  im  Orn.  Jahrb.  1Q16,  p.  138  und  der  „Bemerkung" 
hiezu  von  C.  Lindner,  ebendaselbst  1Q17,  p.  49  möchte  ich  in 
Kürze  folgendes  beifügen: 

Auch  mir  erschien  es  —  wie  C.  Lindner  —  als  nichts  Un- 
gewöhnliches, daß  Schwanzmeisen  auf  Fichten  nisten.  In  den 
zwei  letzten  Jahren  hatte  ich  wiederholt  Gelegenheit,  Schwanz- 
meisen beim  Nestbau  zu  beobachten.  Am  9.  April  1915  sah  ich 
in  den  Karpathen  (Ostbeskiden)  einem  Pärchen  bei  der  Anfertigung 
seines  Nestes  zu.  Es  war  nahezu  vollendet  und  befand  sich  im  Walde 
auf  einer  starken  Eiche,  eingebaut  in  eine  Astgabel  nahe  an  der 
Spitze,  etwa  12  m  über  der  Erde.  Am  4.  Mai  1916  beobachtete 
ich  ein  Paar,  das  in  einem  Park  in  Heilbronn  sein  Nest  in  der 
spitzwinkligen  Astgabel    einer  Pyramidenpappel    etwa  3  m  über 


70  W.  Bacmeister:  Zur  Nistfrage  der  Schwanzmeisen. 

der  Erde   angelegt   hatte.    Das    eine    der  beiden  Ehegatten  hatte 
dunkle  Kopfstreifen,  das  andere  fast  ganz  weiikn  Kopf.     Im  sel- 
ben Jahre    konnte    ich    in    den  Argonnen    zwei    Schwanzmeisen- 
pärchen beim  Bau  des  Nestes  beobachten.  Beide  hatten  ihr  Nest 
auf  Fichten  gebaut.  Im  Januar  und  Februar  191Ö  sah  ich  außer- 
ordentlich viele  Schwanzmeisen  in  den  Nordargonnen.  Sie  wiesen 
alle  Grade    von  Schattierungen    des  Kopfes  auf.    Ein  rein  weili- 
köpfiges  war   nicht    darunter.     Wo  man  Weißköpfe   vor  sich  zu 
haben  glaubte,  zeigte    sich    bei    näherer  Besichtigung,    daß  doch 
immer  wieder  dunkle  Federn  im  Kopfgefieder  vorhanden  waren, 
so   daß  ein  grauer  Schimmer  durciibracli    und    das    reine  Weiß 
trübte.    Ich   habe   dort   eine   schöne   Reihe   gesammelt.    Die  ge- 
nauere Untersuchung    und    die  Ausmessungen   gaben    Veranlas- 
sung, die  ostfranzösischen  Schwanzmeisen  als  besondere  geogra- 
phische Form  unter  dem  Namen  Aegithalos  caudatus  expugnatus 
abzutrennen    (zu  vergl.   hierüber   Falco,    12.  Jahrg.    IQlö,    p.  18). 
Näheres  hierüber  ist    einer  späteren  Veröffentlichung   mit  Abbil- 
dungen in  „Berajah"   vorbehalten.  —  Schon  Ende  Februar  lösten 
sich  aus  den  zahlreichen  Schwärmen  der  Schwanzmeisen  einzelne 
Paare.  Am  15.  März  1Q16,  abends  öVs  Uhr  nahm   ich  ein  Stück 
am  Waldrande  wahr,  das  Flechten  von  einer  Eiche  abklaubte  und 
forttrug.    Am    18.  März   trieb  sich    ein  Paar    an  derselben  Stelle 
herum.  Eines  kam  mir  auf  der  Fichte,  unter  der  ich   mich  ange- 
stellt hatte,   bis  auf  2  m  nahe.    Längere  Zeit  hielt  sich  das  Pär- 
chen auf  dem  Baume  auf;  das  Nest  konnte  ich  nicht  entdecken. 
Erst  am  10.  April    fand  ich  es.    Es   \x'ar   etwa  31/2  m    über  der 
Erde  im  Außengezweig  der  Fichte  und  war,  soweit  ich  dies  von 
unten  her  sehen  konnte,  auf  den  Ast  gegen  dessen  Spitze  zu  auf- 
gebaut, hing  also  nicht  in  der  Schwebe.    Es  war  etwa  2  Hände 
hoch.  Ich  wollte  es  photographieren,  ein  Urlaub  aber  unterbrach 
diese  Absicht.  Als  ich  nach  dem  Urlaub  wieder  nach  dem  Neste 
sah,  war  es  zerstört  und  nur  noch  ein  kleiner  Teil  desselben  mit 
eingewobenen  Taubenfedern  fand  sich  unter  der  Fichte  vor.  Ein 
anderes  auf  einem  Waldwege  aufgefundenes  zerstörtes  Schwanz- 
meisennest enthielt  viele  Rebhuhnfedern.  Am  Fundorte  desselben 
standen  keine  Fichten    in  der  Nähe.    Es   konnte   aber  auch  von 
dem  Räuber  dorthin  verschleppt  worden  sein.  Ein  weiteres  Nest 
eines  von  mir  beobachteten  Schwanzmeisenpaares  hatte  dasselbe 
Schicksal.  Dieses  wurde  im  üarten  meiner  damaligen  Wohnung 


Karl  Becker:  Das  Vorkommen  der  Mittel-  oder  Schnatterente.  71 


auf  einer  Riesenfichte  angelegt,  ebenfalls  auf  einem  der  unteren 
Aeste  ziemlich  nahe  an  der  Spitze  des  Zweiges,  etwa  41/2  in 
über  der  Erde.  Es  war  so  geschickt  verborgen,  daß  man  das 
Nest  selbst  nicht  sehen  konnte.  Das  eine  der  Gatten  hatte  fast 
einen  weißen  Kopf,  nur  etwas  Grau  schimmerte  im  Nacken  durcii, 
das  andere  hatte  ausgesprochen  dunkle  Kopfzeichnung.  Beide 
trugen  Nistmaterial  herbei,  am  15.  April  noch  abends  zwischen 
6  und  7  Uhr.  Auch  dieses  Nest  war  leider  nach  meiner  Rück- 
kehr aus  dem  Urlaub  zerstört  und  restlos  verschwunden. 


Zum  Vorkommen  der  Mittel-  oder  Schnatterente  fChau- 
lelasmus  streperus)  in  Niederösterreich  als  Brutvogel. 

Von  Karl  Becker. 

Am  2.  August  1917  fing  ich  an  einem  Altwasser  der  Donau 
bei  Stromkilometer  25  nächst  Orth  von  einem  Schof  Enten  die 
beiden  Alten  und  zwei  Junge,  welche  ich  als  Mittel-  oder  Schnatter- 
enten zu  erkennen  glaubte;  dieselben  wurden  von  mir  beringt 
und  freigelassen.  Tags  darauf  erlegte  ich  ein  altes  Exemplar  der- 
selben Gattung  und  am  17.  August  eine  der  am  2.  August  von 
mir  beringten  und   freigelassenen  Enten  am  selben  Altwasser. 

Nachdem  in  der  von  Robert  Eder  in  Mödling  herausge- 
gebenen Schrift  »Die  Vögel  Niederösterreichs"  die  Mittel-  oder 
Schnatterente  nicht  erwähnt  ist,  habe  ich  ein  am  28.  Oktober 
1Q17  in  Orth  erlegtes  gleiches  Exemplar  zur  Feststellung  der  Art 
an  den  Autor  eingesendet,  welcher  dasselbe  nun  tatsächlich  als 
Mittel-  oder  Schnatterente  erkannte  und  bestätigte. 

Obwohl  diese  Ente  in  v.  Frauenfelds  „Wirbeltierfauna  Nie- 
derösterreichs" p.  121  als  Brutvogel  der  Donauinseln  angeführt 
ist,  hat  Eder  dieselbe  in  „Die  Vögel  Niederösterreichs"  nicht  mehr 
erwähnt,  nachdem  seitiier  keine  Daten  über  diese  Ente,  auch  in 
der  riOrnis  Vindobonensis"  mehr  gebracht  wurden. 

Durch  die  vorerwähnte  Feststellung  ist  nun  das  Vorkommen 
und  Brüten*;  der  Mittelente  in  Niederösterreich  nicht  mehr  an- 
zuzweifeln. 

Orth  a.  d.  Donau,  im  Mai  1918. 


•)  Das  Brüten  der  Schnatterente,  welches  Kronprinz  Rudolf  (ürn.  Beob.  Auwald. 
Donau  b.  Wien,   J.  f.  O.  1879,  p.  198)  in   vereinzelten  Fällen   für   möglich   hielt,   ohne 


72    F.  Böhm :  Langes  Verweilen  von  BombyciUa  garrula  in  der  Bukowina. 


Langes  Verweilen  von  BombyciUa  garrula  in  der  Bui<owina. 

Die  Seidenschwänze  sind  in  der  Bukowina  ständige  Winter- 
gäsle,  auch  der  Bevöli<erung  bekannt.  Von  den  iiiesigen  Deutschen 
werden  sie  „Häubel"  genannt,  wohl  wegen  der  Holle  am  Kopfe. 
Sie  halten  sich  meist  in  den  Tannenbeständen  auf,  die  reichlich 
Viscuni  album  aufweisen.  Sonst  waren  sie  gewöhnlich  Ende  März 
oder  Anfang  April  versciiwunden,  heuer  weilten  sie  liier  in  Flügen 
bis  anfangs  Mai,  so  dali  ich  schon  an  die  Möglichkeit  ihres 
Brütens  bei  uns  dachte,  das  sich  aber  nicht  erfüllte.  So  lange 
wie  heuer  blieben  sie  noch  nie. 

Fürstental  b.  Mardzina,  August  1918. 

Forstmeister  F.  Böhm. 


Literatur. 

Berichte  und  Anzeigen. 

J.  Schenk,  hauna  Regni  Hungariae.  Animaliuin  Hungariae  Hucusque 
Cognitorum  Enutneratio  Systematica.  Aves.  In  Memoriain  Regni  Hungariae 
Mille  Abhinc  Annis  Constituti.  Edidit  Regia  Societas  Scientiarurn  Naturalium 
Hungarica.    Editio  Separata.   -   Budapest,  1917.    Lex.  8.  114  pp.   mit  !   Karte. 

Vorliegende  für  Ungarn  grundlegende  Arbeit  zerfällt  in  drei  Abschnitte  : 
Der  erste  ip.  1—40)  behandelt  die  Geschichte  der  Ornithologie  von  ihren 
ersten  Anfängen  bis  auf  unsere  Tage,  berücksichtigt  auch  alle  öffentlichen  und 
privaten  ornithologischen  Sammlungen,  gibt  eine  Liste  der  domestizierten,  der 
akklimatisierten  und  der  aus  der  Gefangenschaft  entflohenen  Arten,  sowie  der 
prähistorischen  und  fossilen  Funde.  Im  ganzen  sind  für  Ungarn  381  Formen, 
wovon  247  Brutvögel  nachgewiesen.  Die  Ornis  umfaßt  167  (153;*i  mitteleuro- 
päische, 98  (69)  südliche  und  südöstliche,  75  (10)  nördliche,  vorwiegend  ark- 
tische, 31  (10)  östliche,  8  (4)  westliche  Formen,  1  indigene  und  I  Hybriden. 
Der  zweite  Abschnitt  (p.  41—74)  behandelt  die  gesamte  ornithologische  Lite- 
ratur Ungarns  nach  den  Autoren  in  alphabetischer  Reihenfolge.  Der  dritte 
fp.  75-114)  führt  in  systematischer  Reihenfolge  die  Arten  und  Formen  der 
ungarischen  Ornis  an  mit  kurzen  Angaben  ihrer  Ankunft  und  ihres  Abzuges, 
Vorkommens,  Häufigkeit  oder  Seltenheit.  Ein  Index  der  Genera  und  der  Autoren 
bildet  den  Abschluß.  Eine  farbige  Kartenskizze  Ungarns  zeigt  uns  die  Ein- 
teilung in  8  Regionen. 

Es  ist  wahrlich  erfreulich,  eine  derartige  Arbeit,  die  ebenso  großen  Fleiß 
als  gründliche  Kenntnis  erfordert,  in  die  Hand  zu  bekommen.  Jeder,  der  sich 

darüber  Sicherheit  erlangt  zu  haben,  ist  nun  sichergestellt.  K.  Becker  fügt  brieflich  bei, 
daß  er  die  Art  während  seines  dreijährigen  Aufenthaltes  in  Oi1h  öfters  zu  Gesicht  bekam. 

Der  Herausgeber. 
•)  Die  in  (  )  gesetzten  Zahlen  betreffen  die  der  Brutvögel. 


Literatur.  73 


mit  der  Vogeiwelt  Ungarns  besctiäftigt,  wird  sie  zu  Rate  zietien  müssen  und 
der  heranwachsenden  Generation  wird  sie  nicht  nur  ein  Führer  sein,  sondern 
sie  auch  lehren,  die  Verdienste  ihrer  Vorgänger  zu  achten  und  würdigen.  Nur 
eines  habe  icli  bedauert,  daß  bei  jenen  Arbeiten,  die  nur  in  ungarischer 
Sprache  erschienen,  die  deutsche  Uebersetzung  der  Titel  nicht  aufgenommen 
wurde,  was  die  Benützung  der  Literatur  für  einen  der  ungarischen  Sprache 
nicht  Kundigen  erschwert.  T. 

M.  IVlerk-Buchberg.  Sanimelbericht  zur  jagdlichen  Vogelkunde  Deutsch- 
lands. Jahrgang  1917.  Nach  Berichten  der  jagdlichen  und  naturwissenschaftli- 
chen Fach-  und  Tagespresse.  In  Auftrag  gegeben  und  herausgegeben  vom  Hes- 
sischen jagdklub  Darmstadt.   -    1918.  gr.  8.  91  pp. 

Der  Vorsitzende  des  Hessischen  Jagdklubs,  Kommerzienrat  O.  Hieckler 
in  Darmstadt,  trug  sich  schon  lange  mit  dem  Gedanken,  ähnlich  meinen  „Orni- 
thol.  Kollektaneen"  solche  für  Deutschland  herauszugeben,  doch  die  Ausführung 
scheiterte  bisher,  da  eine  dafür  geeignete  Kraft  nicht  gefunden  wurde.  Nun 
glückte  es,  den  bekannten  Jagdschriftsteller  Merck- Buch berg  dafür  zu  ge- 
winnen und  der  erste  Jahrgang  dieses  Sammelberichtes  liegt  uns  in  einem  statt- 
lichen Hefte  vor.  Die  Zusammenstellung  erfolgte  in  nahezu  gleicher  Art  wie 
bei  den  Kollektaneen  aus  Oesterreich-Ungarn.  In  der  Nomenklatur  folgt  Ver- 
fasser A.  Reiclienows  Angaben.  Es  freut  uns,  konstatieren  zu  können,  daß 
nicht  nur  die  Veröffentlichung  zur  jetzigen  Zeit  (November  1918i  erfolgen 
konnte,  sondern,  daß  sie  auch  ihrem  Zwecke  vollkommen  entspricht  und  dem 
Ornithologen  wie  dem  Jäger  eine  gewiß  willkommene  Uebersicht  alles  dessen 
bietet,  was  zerstreut  und  vielfach  unbeachtet  der  Vergessenheit  anheimfallen 
würde.  Hoffen  wir,  daß  diesem  Berichte  weitere  folgen  werden.  Bemerkt  sei, 
daß  es  sich  auf  p.  84  wohl  um  die  Gebirgsbachstelze,  nicht  aber  um  die  Schaf- 
stelze handeln  dürfte,  da  letztere  bei  uns  nicht  überwintert.  T. 


Oesterreichische  Monatschrift  für  naturwissenschaftliche  Fortbildung.  — 
Wien,  1918.  XIV.  10  Hefte. 

Der  Jahrgang  enthält  an  auf  Ornithologie  bezughabenden  Aufsätzen: 
J.  Köferl,  Der  Rabe;  Der  Schwarzspecht;  Tiere  als  Wetterpropheten;  F. 
Knauer,  Das  Ringexperiment,  R.  Berndl,  Standvögel  im  Winter.       T. 


K.  Daut  und  A.  Heß.  II.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  schweizerischen 
Zentralstation  für  Ringversuche  in  Bern  in  den  Jahren  1914-1916.  -  Basel, 
1917.    gr.  8.  19  pp.  (Aus  „Orn.  Beob."   1917). 

Aus  dem  uns  vorliegenden  11.  Berichte  ist  ersichtlich,  daß  ungeachtet 
der  auch  für  die  Schweiz  ungünstigen  Verhältnisse  die  Ergebnisse  zufrieden- 
stellend waren  und  der  Stand  der  Mitarbeiter  sich  erhöhte.  In  der  Zeit  von 
1914 — 1916  wurden  im  ganzen  813  Vögel  in  40  Arten  mit  „Helvetia-Ringen" 
versehen.  Hervorgehoben  sei,  die  wiederholt  auch  hier  erfolgte  Konstatierung, 
daß  die  alten  Kohl-,  Kot-  und  Blaumeisen  als  Standvögel  in  ihrem  engeren 
Gebiete  verbleiben,   während    die  Jungen   streichen    und  ziehen.    Das  Gleiche 


74  Literatur. 


gilt  aucli  für  die  Spechtmeise.  Als  Anhang  sind  die  außerhalb  der  Schweiz 
beringten,  aber  daselbst  erlegten  Vogelarten  angeführt.  Die  bisher  selbständige 
«Schweizerische  Zentralstation  für  Ringversuche"  wurde  mit  Beginn  1916/17 
von  der  „Schweizerischen  üesellschaft  für  Vogelkunde  und  Vogelschutz"  über- 
nommen, was  für  jene  gewiß  von  Vorteil  sein  wird.  Wir  wünschen  dem  Unter- 
nehmen das  beste  Gedeihen.  T. 

A.  Voigt.  Deutsches  Vogelleben.  Zugleich  Exkursionsbuch  für  Vogel- 
freunde. II.  Aufl.  ~  Leipzig  und  Berlin  (B.  G.  Teubner)  1918.  Kl.  8.  126  pp. 
Preis  geb.  Mk.  I.5Ü  t  30%. 

Voigts  „Deutsches  Vogelleben"  haben  wir  schon  in  seiner  ersten  Auflage 
(cfr.  Orn.  Jahrb.  1909,  p.  228)  freudig  begrüßt,  weil  es  dem  Laien  auf  leichte  und 
faßliche  Weise  die  Kenntnis  der  Vogelwelt  vermittelt,  indem  die  einzelnen 
Arten  nach  Lebensgemeinschaften  angeführt  werden.  Jedes  Gelände  ist  durch 
gewisse  Arten  charakterisiert  und  so  braucht  man  bei  einem  Ausflug  nur  den 
dasselbe  betreffenden  Abschnitt  aufzuschlagen,  um  die  daselbst  auftretende 
Vogelwelt  geschildert  zu  finden.  Das  orientiert  schnell  und  gut  und  regt  zu 
Beobachtungen  an.  Daß  Verfasser,  dem  wir  das  treffliche  „Exkursionsbuch 
zum  Studium  der  Vogelstimmen"  danken,  auch  diese  als  wichtige  Erkennungs- 
zeichen berücksichtigt,  ist  wohl  selbstverständlich.  Die  vorliegende  II.  Auflage 
wurde  einer  völligen  Umarbeitung  unterzogen,  ihre  räumliche  Ausdehnung  er- 
fuhr zwar  eine  kleine  Kürzung,  ihr  Inhalt  aber  eine  Erweiterung  und  Vertie- 
fung. Wie  die  erste  Auflage  wird  auch  diese  vielen  ein  Führer  sein  in  die 
heimatliche  Vogelkunde  und  nicht  wenige  werden  dem  Verfasser  zu  Dank  ver- 
pflichtet sein,  daß  er  sie  so  gut  geleitete.  T. 


E.  P,  Tratz.  Ornithologisches  aus  Zell  a.  S.  und  dem  Pinzgau.  Mitteil, 
der  Ges.  für  Salzb.  Landesk.  LVII.  1917.  Sep.  Lex.  8.  12  pp. 

Verfasser  verbrachte  die  Zeit  von  Mitte  September  bis  Ende  November 
in  militärischer  Verwendung  in  Zell  am  See  und  benützte  die  dienstfreie  Zeit 
zu  omithologischen  Beobachtungen,  die  uns  hier  geboten  werden.  Das  Gebiet 
des  Zellersees  fand  bisher  keinen  Beobachter,  verdient  aber,  wie  wir  aus  des 
Verfassers  Darlegungen  ersehen,  volle  Beachtung,  die  sich  nicht  auf  die  hei- 
mische Vogelwelt  beschränkt,  sondern  besondersauf  die  Durchzügler  ausdehnt, 
für  die  der  See  einen  willkommenen  Rastplatz  darstellt.  Aus  den  vorerst  chrono- 
logisch, dann  systematisch  aufgezählten  Daten  ergibt  sich  die  Beobachtung  von 
61  Arten.  Der  22.  Oktober,  ein  sonnenloser,  kalter  Herbsttag,  Schnee  lag  bis 
lüOO  m  herab,  war  der  stärkste  Zugtag.  800—1000  Bläßhühner  schwammen  in 
der  SW-Ecke  des  Sees,  Tausende  im  südlichen  Seeteile,  darunter  auch  ein  par- 
partieller  Albino,  der,  wie  auch  eine  einzelne  Bläßgans,  erlegt  wird.  Eine 
einzelne  junge  Silbermöve  wird  gesichtet,  gegen  Abend  machte  sich  starker 
Gänseduichzug  und  Stockenten  zu  Hunderten  bemerkbar.  Der  Zeller  See  scheint 
für  die  durchziehenden  Sumpf-  und  Wasservögel  ein  wichtiger  Sammelpunkt 
zu  sein.  T. 


Literatur.  75 


E.  D.  van  Oort.  Ornithologia  Neeilandica.  De  Vogels  van  Nederland.  — 
s'Gravenhage  (Mart.  Nijlioff)  |1918/19|.  Fol. 

Der  bekannte  Ornilhologe  und  Direktor  des  naturwissenschaftlichen 
Reichsniuseums  in  Leiden,  E.  D.  van  Oort,  bietet  uns,  wie  aus  den  vorliegen- 
den Lieferungen  1  —5  ersichtlich,  ein  Prachtwerk  ersten  Ranges,  welches  die 
Vogelarten  der  Niederlande  in  Wort  und  Bild  behandelt.  Das  Werk,  welches 
nach  seinem  Abschluß  5  Bände  bilden  wird,  erscheint  in  40  Lieferungen  in 
Folio,  wovon  alljährlich  4—5  zur  Ausgabe  gelangen,  deren  jede  neben  dem 
Text  10  Tafeln  enthält,  so  daß  das  vollständige  Werk  400  Tafeln  bringen  wird. 
Der   Preis  beträgt  für  die  Lieferung  12.50  Gulden  holländisch. 

Der  Text  bringt  bei  jeder  Art  außer  dein  wissenschaftlichen  lateinischen 
und  holländischen  Namen,  das  älteste  Zitat,  sowie  weitere  aus  der  holländi- 
schen Literatur,  woran  sich  die  niederländischen  Volksnamen  und  die  eng- 
lische, deutsche  und  französische  Benennung  anschließen.  Es  folgt  dann  die 
sorgfältige  Beschreibung  vom  d  und  9  im  Sommer-  und  Winterkleid,  auch 
des  Jugend-  und  Dunenkleides.  Daran  schließen  sich  die  Angaben  über  die 
Verbreitimg  und  Lebensweise,  Beschreibung  von  Nest  und  Eiern.  Was  die 
Tafeln  anbelangt,  welche  gewöhnlich  beide  Geschlechter  in  nach  der  Jahreszeit 
verschiedenem  Kleide  und  auch  die  des  Jugendstadiums  bringen,  so  verdient 
der  Schöpfer  derselben,  M.  A.  Koekkoek,  vollstes  Lob,  denn  seine  Leistungen 
stehen  denen  Keulemanns  nicht  nach.  Druck  und  Papier  sind  vorzüglich.  Da 
außerdem  der  Preis  in  Anbetracht  des  Gebotenen  ein  sehr  mäßiger  ist,  so 
wird  das  Prachtwerk  auch  auswärts  viele  Liebhaber  finden,  die  es  in  ihrer 
Bibliothek  nicht  missen  möchten.  T. 

C.  Floericke.  Forscherfahrt  in  Feindesland.  —  Zweiter  Teil:  Ornithologisch- 
wissenschaftliche  Ergebnisse.  Mit  3  Vogelzugkarteu.  —  Stuttgart  1918.  Kosmos. 
(Frankh'sche  Verlagshandlung).  8.  127  pp. 

Der  bekannte  Autor  behandelt  in  diesem  Buche  345  für  die  Dobrudscha 
und  Donaubalta  von  Braila  bis  Cernavoda  nachgewiesene  Vogelformen  oder 
vielleicht  besser  gesagt  Formenkreise.  Er  geht  dabei  sehr  vorsichtig  zu  Werk 
und  vermeidet  es,  sich  den  oft  irrtümlichen  Angaben  Dombrowskis  anzu- 
schließen. Leider  hat  der  Autor  es  versäumt  —  er  gibt  ja  dafür  seine  Gründe 
an,  —  größere  Serien  zu  sammeln,  die  Klarheit  über  so  manches  Unklare,  wie 
z.  B.  über  die  Buteo-Frage,  hätte  bringen  können,  doch  werden  bei  vielen 
Formen  genaue  Maße  der  Vögel  sowohl  als  auch  der  dort  gesammelten  Eier 
angegeben.  Die  Ausführungen  über  den  Vogelzug  und  die  Zugsstraßen  sind 
sehr  lesenswert  und  die  beigegebenen  Karten,  besonders  die  beiden  Verbrei- 
tungskärtchen,  ganz  vortrefflich. 

Es  ist  eine  sehr  fleißige,  übersichtliche  Arbeit,  die  auch  die  Literatur 
gut  berücksichtigt  und  interessante  Vergleiche  mit  der  Ornis  Mitteleuropas  und 
der  Nachbarländer  bringt.  Dr.  J.  Qengler. 

W.  Rüdiger.  Ornithologische  Beobachtungen  in  den  Gouvernements 
Kowno  und  Kurland.  (Arch.  Naturg.  82.  1916.  3.  H.  p.  12-27.) 

Trotz  der  wenigen  Tage,  welche  Verfasser  der  Vogelwelt  widmete,  ver- 
mochte   er    über  57  Arten  zu  berichten.    Den    11.  Juni    1916   wird    in    einem 


76  Literatur. 


Wachliolderstraiiche  unweit  des  Gutes  Meßhof  ein  Nest  mit  5  Eiern  des  Karmin- 
gimpeis  gefunden.  1". 

R.  renk.  Ueber  das  Vorkommen  von  Anthus  spinoUlia  spinoletia  in 
Thüringen  und  im   Harz.  (J.  f.  O.  ]ubil.-H.  p.  28-34.) 

Auf  Grund  eingehender  Untersuchungen  wird  das  Brulvorkomnien  des 
Wasserpiepers  in  Thüringen  und  im  Harz  endgültig  negiert.  T. 


F.  V.  Lucanus.  Die  Höhe  des  Vogelzuges.  (D.  Naturwiss.  V.  1917  H.  2Q. 
p.  477— 482  ) 

Verfasser  beschäftigt  sich  schon  seit  Jahren  mit  der  Erforschung  bezw. 
Feststellung  der  Höhe  des  Vogelzuges  und  bietet  uns  hier  die  Gesamtergeb- 
nisse seiner  diesbezüglichen  Studien,  welche  die  Gätke'schcn  Angaben  über 
die  gewaltigen  Höhen,  in  welchen  sich  die  Vogelzüge  nach  ihm  vollziehen 
sollen,  sehr  wesentlich  reduzieren.  Verfasser  gibt  über  alle  seine  Versuche 
detailliert  Aufschluß  und  legt  alles  klar,  so  daß  dieser  Teil  des  Vogelzuges  - 
die  Höhe,  in  welcher  er  sich  vollzieht  -  als  erledigt  zu  betrachten  ist,  wen  ig- 
stens  soweit  es  sich  um  die  Ebene  und  das  Hügelland  handelt.  Im  Gebirge 
liegen  die  Verhältnisse  doch  wohl  anders,  da  die  Vögel,  selbst  Arten,  die  unter 
normalen  Verhältnissen  niedrig  über  dem  Boden  ziehen,  hier  gezwungen  sind, 
große  Höhen  zu  forcieren,  zu  welchen  sie  sich  im  Flachlandc  kaum  erheben 
dürften.  Was  wir  im  Innern  vom  Vogelzug  wahrnehmen,  sind  wohl,  abge- 
sehen von  durch  ungünstige  Witterungseinflüsse  zum  Niederlassen  genötigten 
Wanderern,  meist  nur  schwache  Reste  dessen,  was  ungesehen  und  unbeob- 
achtet über  uns  hinwegzieht.  T. 

Club  van  Nederlandsche  Vogelkundigen.  Jaarbericht  Nr.  6.  Deventer  1916. 
gr.  8.  119  pp.  m.  3  Taf.  und  1  Kartensk.  -  Nr.  7.  Deventer  1917.  gr.  S. 
103  pp.  m.  7  Taf.  und  1  Portr,  -  Nr.  8.  Deventer  1918.  gr.  8.  103  pp.  m. 
4  Taf.  und  1  Textabb. 

Der  Jahresbericht  über  1916  enthält  Versammlungsbeiichte ,  R.  Bar. 
Snouckaert,  Waarnemingen  van  I.  X.  1915—30.  IX.  1916;  C.  Eijkraan, 
Avifauna  van  Baarn  en  Omstreken ;  G.  J.  v.  Oordt,  Enige  Waarnemingen 
van  1.  IX.  1915—1.  IX.  1916;  P.  Hens,  De  Duinpieper  {Anthus  campestris 
(L.);  R.  Bar.  Snouckaert,  Met  Vinckem;  derselbe,  Doer  an  verzanieling  vo- 
gels  van  de  provincie  Harar  in  Z.  O.  Abyssinie;  ferner  Nekrologe,  Literatur. 
Die  beigefügten    photographischen  Naturaufnahmen  verdienen  alles  Lob. 

Der  7.  Jahresbericht  bringt  außer  den  Sitzungsberichten  an  Arbeiten 
R.  Bar.  Snouckaert,  Waarnemingen  van  1.  X.  1916  30.  IX.  1917;  W.  C. 
van  Heurn,  Vit  het  Vogclleven  van  „Nederland  tusschen  de  Tropen";  R.  Bar. 
Snouckaert,  Wejzigingen  in  de  namen  van  eenige  Vogelsoorten ;  over  de 
Verbreiding  van  CoccycoUus  iris;  Gele  Kwikstaarten ;  Drie  zomers  aan  zee ; 
ferner  Nekrologe,  Literatur.  Für  die  beigegebenen  Naturaufnahmen  gilt  das  im 
6.  Bericht  Gesagte. 


Literatur.  77 


Im  8.  Jahresbericht  finden  wir  anßer  den  Sitzungsberichten  Arbeiten 
von  Baron  Snoucitaert  van  Schauburg,  Ornithologie  vom  Nederland, 
Waarnemingen  van  1  .  X.  1917—- 30.  IX.  1918,  Het  bezoek  aan  's  Graveland; 
A.  H.  De  Cyclus  van  het  rijstveld;  Bar.  Snouckaert  van  Schau  bürg: 
Bubis  Monograph  of  The  Pheasants,  De  Keep;  C.  V.  Steeckeren:  Jets  over 
de  Javaansche  boomgierz  wabus;  Bar.  Snouckaert  van  Schauburg,  Het 
blauwe  Fazantje  wijziging  in  de  namen  van  eenige  Vogelsoorten,  Trekpatrijzen 
en  Drentsche  Patrijzen,  Necrologie,  Literatur  &  varia. 

Die  leitende  Hand  des  Klubs  —  R.  Bar.  Snouckaert  van  Schau- 
burg —  führt  denselben  zu  erfreulichen  Erfolgen  und  Ansehen.  T. 


Hrvatska  OrnitoloSka  Centrala.   C.  Rößler.    XV.  1915.  —   Zagreb  1916. 
gr.  8.  81  pp.        XVI.  1916.  -     Zagreb  1918.  gr.  8.  74  pp. 

Es  ist  begreiflich,  daß  bei  der  großen  Zahl  ständiger  Beobachter,  die 
sich  im  Felde  befinden,  die  Beobachtungen  litten  und  manche  Lücke  aufweisen; 
es  darf  aber  auch  auf  die  erfreuliche  Tatsache  hingewiesen  werden,  daß  sich 
neue  Beobachter  gefunden,  die  sich  bemühten,  für  jene  einzuspringen,  so  daß 
die  Tätigkeit  der  Kroat  Ornith.  Zentrale  auch  während  der  beiden  genannten 
Jahre,  wenn  auch  manche  Einschränkung,  so  doch  keine  Unterbrechung  er- 
fuhr, wie  aus  den  vorliegenden  Berichten  ersichtlich  ist.  1915  beteiligten  sich 
an  den  Frühjahrsbeobachtungen  345  Beobachter  an  280  Orten,  1916  272  Be- 
obachter an  230  Orten.  Die  Herbstbeobachtungen  wurden  ausgeführt  1915  von 
147  Beobachtern  an  134  Orten,  1916  von  88  Beobachtern  an  78  Orten.  1915 
war  der  Charakter  des  Frühjahrszuges  normal  spät,  die  Besiedlungs-,  bezw. 
Durchzugsdauer  kurz.  Die  Kulminationen  fielen  in  der  Hauptsache  später,  die 
des  ganzen  Frühjahrszuges  liegt  in  der  Pentade:  IV.  16-20.  Die  Kulmina- 
tionen traten  hauptsächlich  bei  steigender  Temperatur,  Nordwinden  mit  wenig 
Kalmen  und  bei  schwachen  Niederschlägen  auf,  während  der  Einfluß  des  Luft- 
druckes nicht  bemerkbar  war.  Der  Charakter  des  Herbstzuges  war  ein  nor- 
mal früher,  die  Duichzugsdauer  eine  kurze.  Die  Kulminationen  fielen  im  all- 
gemeinen früher,  die  des  ganzen  Herbstzuges  liegt  in  der  Pentade  IX.  18-22. 
Die  Kulminationen  traten  am  häufigsten  bei  steigendem  Luftdrücke,  fallender 
Temperatur,  Nordwinden  mit  wenig  Kalmen  und  bei  starken  Niederschlägen 
auf.  An  Vogelringen  wurden  425  Stück  versendet,  jedoch  nur  98  verwendet 
und  zwar  vorwiegend  bei  den  beiden  Schwalbenarten.  Schließlich  wendet  sich 
Prof.  Dr.  E.  Rößler  gegen  eine  Kritik  des  Dr.  C.  Floericke,  des  vorhergehen- 
den Jahresberichtes,  welche  darin  ausklingt,  „daß  die  ganze  Beringerei  über- 
haupt keine  wissenschaftliche  Methode  darstellt,  sondern  -  risum  teneatis 
amici   -   lediglich  ein  spielerisches  Verlegenheitsmittel". 

Der  Charakter  des  Frühjahrszuges  1916  war  ein  früher,  die  Be- 
siedelungs-  bezw.  Durchzugdauer  eine  kurze.  Die  Kulminationen  im  Frühjahr 
fielen  früher,  die  Kulmination  des  ganzen  Zuges  in  die  Pentade  IV.  1-5.  Die 
Kulminationen  traten  vorwiegend  bei  steigender  Temperatur,  Nordwinden  mit 
wenig  Kalmen  und  bei  bald  stärkeren,  bald  schwächeren  Niederschlägen  auf; 
ein  Einfluß  des  Luftdruckes  war  nicht  bemerkbar.   Der  Herbstzugcharakter 


78  Nachrichten. 


war  ein  später,  die  Diirchziigsdaiier  wäinte  kurz,  die  Kulininatioiicii  fielen 
später,  die  des  ganzen  Znges  in  die  Pentade  X.  18-22;  sie  traten  am  häufig- 
sten bei  fallender  Temperatur,  Norwinden  mit  wenig  Kalmen  und  bei  Nieder- 
schlägen verschiedener  Menge  auf,  während  der  Luftdruckeinfluß  nicht  beson- 
ders hervortrat.  Von  300  versandten  Ringen  gelangten  32  zur  Verwendung. 
Die  Bearbeitung  der  Berichte  und  die  Zusammenstellung  derselben  in  ihrer 
Gänze  danken  wir  dem  Leiter  der  „Kroat.  Ornith.  Zentrale"  Prof.  Dr.  F.  Rößler, 
der  auch  In  der  jetzigen  schweren  Zeit  die  Einhaltung  des  alten  Kurses  er- 
möglichte. T. 


Nachrichten. 

In  der  Vorstufe  der  zur  Verstaatlichung  der  von  Ed.  Paul  Tratz  im 
Jahre  1913  gegründeten  staatlich  subventionierten  Ornithologischen  Station  in 
Salzburg  wurde  derselben  vom  D.-ö.  Staatsamt  für  Land-  und  Forstwirtschaft  die 
Bezeichnung  D.-ö.  Orn  it  hol  ogisches  Institut  und  Vogelschutzstation 
in  Salzburggegebenund  ihrem  Leiter  Eduard  Paul  Tratz  wurde  der  Titel  eines 
Direktors  dieser  Anstalt  zuerkannt.  -  Das  Institut  wird  ab  15.  Juli  im  Schloß 
Hellbrunn  untergebracht  und  seine  Sammlungen  daselbst  der  Oeffentlichkeit 
zugänglich  gemacht  werden. 


Prof.  G.  Martonelli, 

Direktor  des  Museo  Civico  in  Mailand,  ebenda  am  11.  Dezember  1917  im 

62.  Lebensjahre. 

R.  Eder, 

zu  Mödling,  am  8.  März  1918. 


Aufruf  zur  Mitarbeit  an  einer  Avifauna  Hessens. 

Die  Unterzeichneten  haben  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht,  eine  Avifauna 
von  Hessen  zu  bearbeiten.  Im  Interesse  der  Wissenschaft  richten  sie  an  alle 
Ornithologen,  die  sich  jemals  mit  der  hessischen  Vogelwelt  befaßt  haben,  die 
Bitte,  sich  mit  ihnen  iu  Verbindung  zu  setzen.  Für  ornitliologische  Mitteilun- 
gen jeder  Art,  vor  allem  unveröffentlichter  oder  in  weniger  bekannten  Zeit- 
schriften und  Zeitungen  enthaltener  Aufsätze  und  Notizen,  wären  sie  dankbar. 
Um  auch  die  Vogelzugsverhältnisse  in  unserem  Gebiet  zu  klären,  bitten  wir 
nnt  Ringen  der  Vogelwarten  von  Helgoland  oder  Rositten  Vögel  zu  markieren 
und  darüber  auch  uns  zu  berichten.  Die  Verfasser  von  Aufsätzen  ornitholo- 
gischen und  zoologischen  Inhalts  werden  um  Zusendung  derselben  an  unten- 
stehende Adressen  gebeter..  Mitteilungen  aus  dem  nördlichen  und  nordöst- 
lichen Kurhessen  (Niederhessen)  und  den  angrenzenden  Gebieten  sind  an 
Schnurre-Göttingen,    solche  aus  dem  südlichen  Kurhessen  (Oberhessen), 


Nachrichten.  79 


aus  Waldeck,  Nassau,  Hesse  n -Da  rinstadt  uud  angrenzenden  Gegenden 
(Röhn,  M  aj  n-Rhe  in-Q  ebiet)  an  Sun  kel -Marburg  zu  richten.! 
Otto  Schnurre,  stud.  zool.,  Werner  Sunkel,  stud.  zool., 

Göttingen,  Aileestraße  14.  Marburg  a.  L.,  Frankfurterstraße  55. 


An  den  Herausgeber  eingegangene  Journale  und  Schriften. 

Aquila.  Zeitschrift  für  Ornithologie.   -   Budapest,  XXIV.  1917. 

Falco.  XIV.  1918.  Nr.  I,    2,  nebst  Ornis  Germanica. 

Berajah.  Zoographia  infinita.  1918.    Falco  peregrinus  p.  55-62,  m.  Taf.  XXVllI 

-XXXI. 
Ornithologischer  Beobachter.  -    Basel  1917/18  XV.  Nr.4-12;  1918/19  Nr.  1-3. 
Ornithoiogische  Monatsschrift.    -   Gera  1918.  XLIll.  Nr.  1-12. 
Verhandlungen    der    ornithologischen  Gesellschaft    in  Bayern.     München  1918. 

Xlll.,  Heft  3,  4. 
Die  Gefiederte  Welt.   ~   Magdeburg  1918.  XLVII.  Nr.  1-52. 
Jaarbericht  Nr.  8    Club  van    Nederlandsche    Vogelkundigen.  —    Deventer  1918. 
Ardea.  Tijdschrift  der  Neederlandsche  Ornithoiogische  Vereenigung.  —  Leiden 

1918.  VII.  Nr.  1-4. 
Dansk  Ornithologisk  Forenings  Tidsskrift.   -    Kjobenhavn  1918.    XII.    Nr.  1-4. 
Naturalien-Kabinett.    -   Grünberg  1918.  XXX.  Nr.  1—24. 
Zoologische  Beobachter.         Frankfurt  a.  M.  1918.  LIX.  H.  1-12. 
Blätter   für  Naturkunde   und   Naturschutz  Niederösterreichs.  —  Wien  1918.    V. 

Nr.  1-6. 
Mitteilungen    der  Sektion   für  Naturkunde  d.  ö.  Touristen-Klub.  -   Wien  1917. 

XXX.  Nr.   1-4;   1918.  XXX.  Nr.   1-12. 
Mitteilungen  des  naturwissenschaftlichen  Vereines  für  Steiermark.  —  Graz  1918.  54. 
Verhandlungen  und  Mitteilungen  des  Siebenbürgischen  Vereines  für  Naturwissen- 
schaften.  -   Hermannstadf  1917.  LXVI  (1916) ..  1918.  LXVII.  (1917). 
Mitteilungen    des   nordböhmischen  Vereines   für  Heimatforschung   und  Wander- 
pflege. —  Leipa  1918.  41.  Nr.  1-4. 
Aus  der  Heimat.        Stuttgart? 

Jahrbücher  des  nassauischen  Vereines  für  Naturkunde.   -   Wiesbaden  1918. 
Verhandlungen    der   k.   k.    zoologisch-botanischen    Gesellschaft.  Wien    1918. 

LXVIII.  H.   1  -  10. 
75.  Jahresbericht  des  Museum  Francisco-Carolinum.   -   Linz  a.  D.  1917. 
Lotos.  Naturwissenschaftliche  Zeitschrift.   -  Prag? 
Oesterreichische   Monatsschrift   für    den  grundlegenden  naturwissenschaftlichen 

Unterricht.    -   Wien  1918.  XIV.  H.   1-12. 
Der  Deutsche  Jäger.   -   München  1918.  40.  Nr.  1-52. 
Wild  und  Hund.   -    Berlin  1918.  XXIV.  Nr.  1-52. 
St.  Hubertus.  —  Cöthen  1918.  36.  1-52. 
Deutsche  Jäger-Zeitung.  —  Neudamm  1918.  72. 
Waidmannsheil.  —  Klagenfurt  1918.  38.  Nr.  1-24. 
Waidwerk  und  Hundesport.  —  Wien  1918.  XXIII.  Nr.  1-24. 


80  Nachrichten. 


Jäger-Zeitung.  —  Saaz  1918.  29.  Nr.  1  ■  24. 

Zwinger  und  Feld.    -   Stuttgart  1918.  XXVII.  1-24. 

Der  Schweizerjäger.    —    Kaltenbrunii    1918.    III.    Nr.  1,    3-5,    7—10,    13—17, 

20-23. 
X.  Bericht  des  Lehrer-Klubs  für  Naturkunde.  Sektion  des  Brünner  Lehrervereines. 

li)(W     lUU.  —  Brunn   1915. 
H.  Conwentz.  Merkbuch  für  Naturdenknialpflege    und  verwandte  Bestrebungen. 

-  Ikriin   1918.  Kl.  8.  109  pp. 
Monatsschrift    für  den  naturwissenschaftlichen  Unterricht  aller  Schulgattungen. 

Leipzig  (Teubner)  1918.  XL  Heft  1/2. 
Deutscher  Jäger-Kalender    für   das  Jahr   1919.    Ein  Waidmannsbuch    für  Heim 

und  Revier.  Zusammengestellt  von  M.  Merk-Buchberg.  -  München  (1918). 

1.  288  pp    Preis  Mk.  4.50  fco. 
Ni.  Sassi.    Beitrag   zur  Ornis  Zentralafrikas.    IL  Teil.    Wissenschaftliche    Ergeb- 
nisse der  Expedition  R.  Grauer  nach  Zentralafrika,  Dezember  1909  bis  Febr. 

1911.  -  Annalen  des  k.  k.  Naturhistorischen  Hofmuseums.  Wien  1916.  XXX. 

p.  239-306  m.  Taf.  VII  u.  Vlll, 
Fischer-Sigwart.  Sumatra   und    die  sumatraischen  Schmetterlinge   des   Zofinger 

Museums.  (Zofinger  Tagbl.  1918.) 


Die  noch  ausständigen  Abonnements-Beiträge  ersuchen  wir, 
ehestem^  einzusenden. 


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J 


ORGAN 


für  das 


palaearktische   Faunengebiet. 


Herausgegeben 

von 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


XXVIIl.  Jahrgang. 
Heft  1.— 2.  —  Jänner— April  1917. 


Nachdruck   vorbehalten. 


Das  „Ornithologische  Jalirbnch"  bezweckt  aussohliesslich  die  Pflege 
der  palaearktisclien  Ornitliologie  und  erscheint  in  6  Heften  Lex.  8.  —  Der  Preis 
des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Bezüge  fui'  das  Inland  10  Kronen, 
für  das  Ausland  10  Mk.  prännmerando,  im  Buchhandel  12  Kronen,  12  Mark. 
Volks-  und  Mittelschulen  können  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise 
von  6  Kronen  bez.  6  Mk.  (nur  direkt)  erhalten.  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Räume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme,  Beilagen-  und 
Inseraten-Berechnung  nach  Yereinbarung.  Probebefte  nur  gegen  Rücksendnng. 
Alle  Zasendnngen,  als  Manuskripte  (dentlicb  geschrieben),  Druckschriften 
zur  Besprechung,  Bestellungen,  Anzeigen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Heraus- 
jr,  Villa  Tännenhof  bei  Hallein,  Salzburg,  zu  adressieren. 


,5^^  Hallein,   1917.  .^^ 

"#^SäU     '''■"<!'*  vo"  'gnaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13.      .,/SÄ>iv.g 
^S^K»'  Verlag  des  Herausgebers.  "ilF&i^ 


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Ausgegeben  am  20.  März  1917. 


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senden     Bezüelich  erößerer  Mannskrintp  orhitton 


I  Manuskripte  ersuchen    wir.   ToUitl 


deutlich  geschrieben  und  drncUartl 

am  besten  in  Maschinenschrift  —  «, 
Bezüglich  größerer  Manuskripte  erbitten   wir  vorherige  Anfrage.    Der  Hera 


-4 


Preise  des  „Ornilhologischen  Jahrbuches" 


«a^M 


Jahrgang   1   (iS„o),  Xl\  (i.,u.^j-.\XIii   iu,i2;,-\X\  1.  (1916)  a  10  Mk.  - 
erste  Jahrtjaiig  kann  nur  bei  Abnahme  der  ganzen  R. 
abgegeben   werden. 
„      III  (1892),  XT  (I900)-Xin  (1902).  XV  (1904).  XVII  (ino6)  a  8  Mk 
.,        II  (.89.).  IV  (.893)-X  f  .899).  XIV  ^903)    XVI  dSxVl  1 1   ( 
a  6  Mk.  ^ 

liinzelne  Hefte,  s<.wiit  sie  vorhanden,  werden  das  einfache  yu  Mk    1  =*, 
.las  doppelte  .u  Mk.  3.-  abgegeben.  ^^  Herausgeber       ' 


Dansk  Oriiitliologisk 
Forenings  Tidsskrift 

(Zeitschrift  des  dänischen 
ornithologischen  Vereines). 
Behandelt  insbesondere  die  däni- 
sche, nordeuropäische  u.  arktische 
Fauna  (Grönland),  erscheint  vier- 
mal jährlich  in  der  Stärke  von  je 
drei  Druckbogen.  Preis  des 
Jahrganges,  den  Illustrationen 
u.  kolorierte  Tafeln  zieren,  5  Mark. 
—  Alle  Zusendungen  sind  zu  rich- 
ten an  den  Redakteur:  O.  Helm's, 
Sanatoriet  ved  Nakkebolle  Fjord 
#*,     pr.  Pejrup,  Danemark.     ,% 


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Seite 

jul.  Michel:  Ornilhologische  Reiseskizzen 1 

frof.  Dr.  E.   RöBler:    Ornithologische  Beobachtungen   zwischen   Drau 

und  Krndija LS 

Dr.  Otto  V.  W'ettstein:  Berichtigungen  und  Ergänzungen  zur  Ornis  des 

(jschnitztales  bei  Steinach  am  Brenner,  Tirol 29 

Joseph  Graf  Plaz:  Zugsbeobachtungen  aus  dem  Pongauer  Ennstale  .    .  35 

A.  VVatzinger:  Ornithologisches  aus  Gmunden  und  l'mgebung    ...  46 

A.  VVatzinger:  Am  Neste  des  Erlenzeisigs .     .  47 

C.  Lindner:  Bemerkung  zu  „Schuanzmeisennest  auf  Fichte"    ....  49 

C.  Lindner:  Einige  kurze  Beobachtungen  aus  den  Bayerischen  Alpen.  50 

Josef  Noggier:  Beobachtungen  über  den  Vogelzug  in  Mariahof  ...  51 

Oberleutnant  Hartwig:  Aus  dem  Felde  im  Osten 52 

Eduard  Paul  Tratz:  Störche  in  Salzburg 53 

von  Tschusi:  Kleine  Notizen 54 

Literatur 55 

Nachrichten 60 


Zur  Bespreclmug  eiugelaugte  Dmekscliriften. 

R.  Hey  der.  Ornis  Saxonica.  (J.  f.  O.  1916.) 

C.  E.  Hellmayr  <&  Laubmann.    Nomenklator    der    \ögel    Bayerns.    — 

München  1916. 
A.  La  üb  mann:  Über  den  Begattungsakt  von  Micropits  apiis  apus  (L.) 
[Orn.  Monatsb.  1916]. 

—  —  Nomenklatorische  Bemerkungen  zur  Gattung  Akedo 

[Ibid.  1916]. 

—  —  Zur  Nomenklatur   unseres   Eisvogels.    [\'erh.   Orn.   Ges    in 

Bayern,  XII]. 

—  —  Ornithologische    Beobachtungen    a.     d.    Gebiete    des    Mai- 

singer Sees.  [Ibid.  XII]. 
L.  Sitowski.  Ptaki  Pienin.  [Acad.  litter.  Cracoviensis  1916]. 
K.  Loos.  2.  Bericht  der  ornith.  Station  Liboch  a.  E..  1915.  [Lofos  1916]. 
F.  Schwabe.  8.  Jahresbericht  der  Besuchs-  und  Musterstation  für  Vogel- 
schule in  Seebach.  —  Langensalza  1916 
R.  Fenk.  Ornithologisches  aus  Thüringen.  [Gef.  W.  1913). 
Club  van  Nederlandsche  Vogel  kundigen.     VI.  jaarbericht. 
P.  Kollibay.  Bemerkungen  über  einige  turkestanische  Vogel.  [J.  f.  O.  1916J. 
J.  Ponebsek.    Nase  Ujede.    1.  del:  Sove.  —  Ljubljani  1907. 
W.  Hennemann.  Zum  Vorkommen  der  Nachtigall  im  Sauerlande.  [44.  Jahres- 
bericht VVestf.  Prov.-Ver.  1915  16.] 
H.  Reichling.  Beiträge  z.  Vogelfauna  des  Münsterlandes.  [Ibid.  1915/16.] 
H.  Conwentz.  Beiträge  z.  Naturdenkmalpflege.  [V.  Bd.  III.  Heft.] 
H.  Rendahl.   1.  ornitbologischer  Jahresbericht  (1913)   aus  Schweden.   [Orn. 

Monatsschr.  XVI.] 
Frhr.  v.  Berg.  Die  Schonzeit  der  Waldschnepfe  in  Deutschland.  [Wild  und 

Hund  1915.1 


Verantw.  Redakteur,  Herausgeber  u  Verleger:  Viktor  Ritter  v.  Tschusi  zu  Schmidhoffen,  Hallein. 
Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (österr.  Schlesien),  Kirchenplatz  13. 


?UV.ot' 


Ausgegeben  am      .  Juni  1918. 


ORGAN 

für  das 

palaearktische  Faunengebiet. 


Herausgegeben 

von 

r 

Victor  Ritter  von  Tschusi  zu  Schmidhoffen. 


XXVIII.  Jahrgang. 
Heft  3.-6.  —  Mai— Dezember  1917. 


Nachdruck   vorbehalten. 


Das  „Ornithologische  Jahrbuch"  bezweckt  anssohliesslich  die  Pflege 
der  palaearktischen  Ornithologie  nnd  erscheint  in  6  Heften  Lex.  8.  —  Der  Preis 
des  Jahrganges  (6  Hefte)  beträgt  bei  direktem  Bezüge  für  das  Inland  10  Kronen, 
für  das  Ausland  10  Hk.  prännmerando,  im  Buchhandel  12  Kronen,  12  Hark. 
Volks-  und  Mittelschulen  können  den  Jahrgang  zu  dem  ermässigten  Preise 
von  6  Kronen  bez.  6  Hk.  (nur  direkt)  erhalten.  Kauf-  und  Tauschanzeigen 
finden  nach  vorhandenem  Räume  auf  dem  Umschlage  Aufnahme,  Beilagen-  und 
Inseraten-Bereohnung  nach  Vereinbarung.   Probehefte  nur  gegen  Rücksendang. 

Alle  Zusendungen,  als  Manuskripte  (dentlich  geschrieben),  Druckschriften 
zur  Besprechung,  Bestellungen,  Anzeigen  und  Beilagen  bitten  wir  an  den  Herans- 
geber, Villa  Tännenhof  bei  Hallein,  Salzburg,  zu  adressieren. 


Hallein,    1918. 

Druck  von  Ignaz  Hartwig  in  Freudenthal  (Schles.),  Kirchenplatz  13. 
Verlag  des  Herausgebers. 


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Z-U-r  gefälligen  Beac"h.tnrLg  I 

statt  der  unrichtigen   Inhaltsangabe   zu   Jahrgang    1916   liegt   ein   Blatt 
mit  der  richtiggestellten  bei. 

Die  Einziehung  des  Setzeriiersonals  der  Druckerei,  der  schwere  und  unge- 
nüf;ende  Ersatz  durch  ungeschuUe  ililfsl<räfte  machten  ein  früheres  lüscheir.en 
der  noch  ausständigen  Hette  des  Jahrganges  1917  zur  Uniiiöglichlceit.  Titelblatt, 
Inhalt  und  Namensliste  folgen  im  nächsten  Hefte. 

Um  eheste  Begleichung  der  vielen  noch  ausständigen  Bezugsgtbühren  wird 
dringendst  ersucht 

Manuskrijjte  ersuchen  wir,  deutlich  geschrieben  und  druckfertig,  am  besien 
mit  MHschinsclirift,  einzusenden.  Bezüglich  größerer  Manuskripte  erbitten  wir 
vorherige  Anfrage.  Der  Herausgeber. 

Preise  des  „Ornithologischen  Jahrbuches". 

I    ll.<«90)  vergriffen,  nur  einzelne  Hefte  vorhanden 
III.  (1892J.  XI.  (1900)  —   XIII.  (1902),  X\UI.  (19(16,1  a  iWk.   10-00.^ 
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welt. (J.  f.  O.  65.  1917.  2.  Bd.). 

—  —  Die  Vogelberingungen  in  den  preußischen  Staaten  (D.-Jäg.- 

Zeit.  63.  1917). 

—  —  Die  Hohe  des  Vogelzuges.  (D.  Naturw.  V.  1917). 

F.  Tischler    Der  Rotkehlpieper  in  Ostpreußen.  (Orn.  Monatsschr.  1917): 

—  Über  Benehmen  und  Stimme  des  Sumpfläufers.  (Ibid.  1917). 

—  Über    den    Zug    der     nordischen    Schafstelze    in    Ostpreußen. 
(Falco  1917). 

—  Die  Kleider  des  Fichtenkreuzschnabels.  (J.  f.  O,  1917.  2.  Bd  ) 
E.  Geb  hardt.  Fichtelgebirgsbeobachtungen.  (Verh.  Orn.  Ges.  Bayern  1917). 
R.  F  e  n  k.  Über    das  Vorkommen  von    Anthus  spin.  spinoletta  in  Thüringen 

und  am  Harz.  (f.  f.  O    1917). 
3H.  F  r  h  r.  G  c  y  r  v.  S  c  h  w  e  p  p  e  n  b  u  r  g.  Ins  Land  der  Tuareg.  (J.  f.  O.  191 7). 
—  —  —  Die    ornithographische  Stellung    de.s 

Tuaregberglandes  (Ibid.  1917J. 
K,  Loos.    III.    Jahresbericht    der    Ornithologischen    Station     Liboch    a.    E. 

(Lotos  1917). 
iF.  Schwabe.    Jahresbericht  der  Versuchs-Musteranstalt  für  Vogelschutz  in 

Seebach.  (Langensalza  1917). 
(it.  Hennicke.  Schwindende  Vogelarten  in  Deutschland  l'N'aturdenkm.  Vortr. 
'  ■-         und  Aufs.  II.  Bd.  1917.) 
W.  Rüdiger.  Ornith.    Beobachtungen    in    den    Gouvernements    Kcnvno  und 

Kurland  (Arch.  Naturg    1917.) 
■Club  van  Nederlandsche   Vogel  kund  igen.  Jaarbericht  Nr.    7  — 
Deventer   1917. 

E.  P.  Tra'z.    Ornithologisches    aus   Zell     und    dem   Pinzgau    (Mittel!.  Ges. 

Salzburg.  Landesk.  1917). 
P.  Kollibay.  Bemerkungen  über  eiiTige  Turkestaner  Vögel.  —  (J.  f.  O.  ;917\ 
A.  Koenig.  Die  Eulen  Ägyptens.  (J.  f.  O.  1917  Extrah). 
W.  Rüdiger.    Massenhafter    Zug    von  Micropus  apus  (L.)    in    den    Pripjet- 

Sümpfen.  (Ornith.  Monatsschr.  1918). 

—  —    Das  Nisten    von   Hänflingen    und   Grünlingen   in  Gebäuden 

Ornith.  Monatsber.  1918. 
"W.  Junk.  Vertebrata  recentia  et  fossilia.  —  Berlin  1918.  8.  450  pp. 

F.  V.  Lucanus.  Über  die  geographischen  Formen  von  Turdus  viscivorus  L. 

(J.   f  O.  1917). 
A\".  Sunkel  :  Champagne-Sommer.  (Zool.  Beob.  1917.) 

A.  Jakobi.    Die  Schutzfärbung  der  Schneehühner.   (D.  Naturwiss.  VI.  1918). 
H.  Reichling.  Beiträge  zur  Vogelfauna  des  JMünsterlandes  (1917)  (45.  Jahresb. 

Westf.  Prov.-Ver.  Wiss.  u.  Kunst.  1916/17.) 
Hrvatska  Ornitoloska  Central  a.  XVI.  1916.  —  Zagreb  -Agram  1918. 

E.  üößler.  Ornithologisches  aus  dem  Papuk-,    KrnJija-    und   Dilj-Gebirge. 

(Separ.) 

F.  Lindner.  Hiddensoes  Vogelwelt  im  Jahre  1917   (C)rn.  Monatsschr.  1918). 


Inhalt  des  III.— VI.  Heftes. 

Selt^ 

Oberförsler  F.  Menzel:    Vogelwelt    des  Amtsgerichtsbezirkes  Harzburg  61 

Ed.  Paul  Tratz:    Die    Vonelwelt  des    ostlichen  Arlberg(jebietcs.  ...  80 

Prof.  Dr.  G.  Schiebe!  :  Die  Vögel  von  Obcrtauern  (Salzburg)     ...  101 
W.    Ba  cm  eist  er:    In    welche    Nester    legen    die    württembergischen 

Kukkucke  hauptsächlich  ihre  Eier-       HO 

Hauptmann  Franz  Rohäcck:  Übersicht  über  die  Brutvögel  der  Bocche 

di  Cattaro 'i' 

Haujitmann  Franz  Ri'Iki  cek  :  Beiträge  zur  Biologie  der  Silta  ncumayer 

Mich l.'.' 

Jul.  Michel  :  Ornitliologische  Reiseskizzen  (Fortset/.ung) 136 

Wilhelm  R  üdiger  :  Kinige  Notizen  über  Raubvogel  in  den  l'ripjet-Sümpfen  153 
V.  Capek:  Der    sibirische  Tannenhäher  (Nucifraga  car    macrorhynchos 

Brehm.)  in  Mähren   1917 154 

Literatur 165i 

Nachrichten ■ 164 

An  den  Herausgeber  eingegangene  Journale  und  Schriften 164 

Zur  Besprechung  eingelangte  Druckschriften. 

E,  -Stresemann.  Beobachtungen    über    die  Höhe    des   Seglerfluges  <Verh. 

Orn.  Ges.  Bay.  Xlll.  1917). 
H.  Stadler.  Vom  Zug  der  Mauersegler  im  Maintal   1916.  (Ibid.  XIII.  1917 1 
E,  Stechow.    Ornithologische    Beobachtungen    aus    Bad    Nauheim.    (Verb 

Orn.  Ges.  Hay.  XIII.   1917). 
J.  Schenk.  A  Köcsagok  alkonya.  (TermCs  zettudom.  Közlöny  1917). 
W.  Bacmeister.    Zur  Ornithologie  des  Württembergischen  Schwarz  Waldes- 

(Zool.  Beob.  1917). 
T.  Krüß.  Eichelhäher  auf  Ilelgoloml.  (Orn.  Monatsschr.   1917). 
¥.  K  o  s  k  e.  Die  Veröffentlichungen  über  die  Vogelwelt  Pommerns.  (J.  f.  ].  1917). 
W.   Bacmeister.     Ornithologische     Erinnerungen     an    die     Ostbeskiden 

(Gef.  W.  1917). 
W.  Schalow.  Über    die  Vogelfauna  des  Bodenseebeckens.  (J.  f  O.    1917). 
Aqui  la.  Budapest  1916.  XXIII. 
J.  Thienemann.  Krieg  u  Vogelzug  {Sehr,  phys.-ökon.  Ges.  Königsberg.1916  - 

—  —  Ausnutzung  der    Krähenkolonien.    (Koenigsberger  allgj 

Zeit.  6.  V.  1917.  1   Beil.  Nr.  210). 
A.  K 1  e  n  g  e  1.    Störche    und    Storchnester   im    östlichen   Sachsen.    (Mitteil. 
Landesver.  sächs.  Heimatsch.  VI.  1917.    2/3  H.  sep.  16  pp). 
Stef.  V.  eherne  1.  Bei  Anbruch  eines  neuen  Zeitalters,  (Aquila  1916). 

—  —  Über     das    Nisten    des    Seidenschwanzes     in     Ungarn. 

(Ibid.  1916). 

—  —  Horstbaumund  Stimme  des  Wespenbussards,  (Ibid.  1916).. 

—  —  Nereologies.  (Ibid.  1916).  _ 

—  _  Orniihologische  Beiträge    a.  d.    Feldbriefen    Nikolaus  v. 

Chernels  (Ibid.  1916). 
E.  P.  Tratz.    II.  Jahresbericht    d.    Ornithologischen    Station    in     Salzburg^ 
(Salzburg.  1917). 
—  Vom  Kolkraben.  (Waidmh.  1917). 

K.  Dau  t  und  A.  He  ß.    II.  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Schweizerischoi»«! 

kingversuche.  (Orn.  Beob.  1917). 
H,Frhr.  Ge  V  r.  V.  Sc  h  wei'pe  nburg.  Ins  Land  d.  Tuareg.  1.  (J.  f.0. 1917  ; 
W.  Sunkel.  VorlrQhling  im  Flandern.  (Gf.  W.  XLVI.  1917.  Nr.  2). 
H.  Stadler.  Die  Rufe  und  Gesänge  des  Bergiaubvogels.   (Tierw.  1917j,  j 

—  und  r  Schmitt,    l'^ragen    und  Aufgaben    der   Vogelsprach- ^ 

—  künde.  (J.  t.  O.  65.  1917.  2.  Bd.). 

(Fortsetzung  auf  Seite  3.) 

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Preise  des  .,Ornithologischeii  Jahrbuches". 

l.  (1890),  XIII.  (1902)  und  X\TII.  (190(i)  vergriffen,  nur  ein/.elne  Hefte  vorliaudi-n.  — 

lU.   (lS92i,   XI.  (1900),  XU.  (WOl),  XV.  (;1904)  a  Mk.  10.—  und  die  jeweiligen  drei 

litzteii  Mk.  12.—  bezw.  14.— .Alle  übrigen  a  Mk.  7.—.  Einzelne  Hefte,  soweit  vur- 

kinden,  das  elnfaebe  Hk.  3. — ,  das  doppelto  Hk.  6.—. 

(Fortsetzung  von  Seite  4.) 

H.  Fischer-Sigwart.    Ornithologische  Beobachtungen  1918.  [Orn.  Beob.  1918.] 

—  -  Der   Alpensegler,    ein-' Kirchturmvogel.    [Tierwelt    1918] 

—  —  Die   Nistkasten    in   Zofinger   Waldungen.   [Zofinger  Tag- 

blatt 1918.] 

—  —  Die  Storchenkolonie  in  Brittau  1918.  [Ibid.  1919.] 

E.  Stresemann.  Drei   Jahre  Ornithologie  zwischen  Verdun  und  BeU'ort.    [Verli. 

der  Orn.  Oesellsch,  Bayerns.  1918.] 

—  —        Beitrag  zur  Kenntnis  der  Brutvögel  der  Voralpen.  [Ibid.  1913.] 

—  —        Zum  Schwingengeräuscb  der  Schellente.  [Ibid.  1918.] 

—  —        Hugo  Alayhoff.  Nachruf.  [Ibid.  1918.] 

Fr.  Lindner.  Die  Vogelwelt  der   Pommerschen    Inseln   im  Juni   und    Juli  1918. 

[Orn.  iMonatsschr.  1918.] 
Stcf.  V.  Chernel.  Daten  zur  Vogelfauna  Ungarns.  [Aqiiila  XXIV.  1917.] 

F.  Koscke.  Die  Sammlung  ponimerscher  Vögel  in  Greifswald.  [|.  f.  O.  1919.] 

A   HeR   Vom  Aussterben  des  Bartgeiers  in  den  Alpen.  [Schweizer  Jagdz.  VII.  1919.] 
—      —  Vom  rothalsigen  Steißfuß.  —  ?? 

F.  P.  Tratz.  Der  Waldrapp.   Mitteilungen    d.    ornith.    Instituts    Salzburg.    1919. 
—  —     Beiträge  zur  Ornithologie  d.  südlichen  Venetiens  und   des  Küsten- 

landes. [J.  f.  O.  1919.] 
E.  D.  van  Oort.  Ornithologia  Neerlandica.  Lief.  3-5.   —  's  Qravenhage.    [.Marl 

Nyhoff,  1918,19.] 
Museum  Zofingen.  Berichte  1915,18. 
U.    Bährmann.    Ueber   die  Vögel    d.   Umgebung  von    Ruhland.  [J.  f.  O.  1919.] 

—  —       Zum    Vorkommen  d.  Weidenmeise    an   der  Schwarzen    Elster. 

[Orn,  Monatsschr.  1919.] 

H.  Stadler.  Cettia  cetti,  der  Seidenrohrsänger  in  Friaul.  [Verh.  der  Orn. 
Ges.  Bayerns.  1919.] 

O.  Wettstein.  Das  Vogelleben  d.  Donauäuen  bei  Wien  einst  und  jetzt.  [Bl. 
Naturk.  und  Natursch.  N.-Oe.  1919.] 

J.  Thiencniann.  Vorkommen  der  Küstenseeschwalbe  in  Ostpreußen.  Ueber  Ver- 
heerungen durch  andauernde  Kälte  in  der  Vogelwelt.  [Sein-. 
Phys.-ökon.  Ges.  Königsberg.  1Q17.] 

E.  P.  Tratz.  Alpenländisches  Vogelmerkbüchlein.  [Salzburg  1919.] 

R.  Schelcher.  Ornithologische  Beobachtungen  in  Galizien.  [Verh.  der  Orn. 
Ges.  Bayerns.  1919.] 

A.  Heß.  Vom  Naturleben  an  den  3  bernischen  Moränenseen.  — ? 

H.  V.  Boetticher.  Ornithologische  Beobachtungen  in  der  Muß-Alla-Qruppe.  — 
[J.  f.  O.  1919] 

J..Thienemann.  XVIII.  Jahresbericht  (1917) der  Vogelwarte  Rositten  [J.  f.  O.  1919.) 


"^ 


Inhalt  des  I.  bis  6.  Heftes. 

Seile 

Dr.  J.  Q  eil  gl  er,  Art-  Unterart  odei'  Form  -  Fornieiikreis  1 

Ornithologisclies  aus  Synnieii 2 

F.duard  Paul  Trat^,  Oinilhologisdies  aus  dem  Kaprunertal  im  Pinzgau    .  3"?-. 

Karl  Obermayer,  Die  Vogelwelt  von  Tulln  bei  Wien 4) 

A.  Welcher,  Winterbeobachtungen    über  den  Alpenleinzeisig  in  den  Sölker 

Tauern il 

M.  Merk-.liuchberg,  Aus  dem  Leben  unserer  Waldhühin-i  d'j 

W.  Backmeister,  Zur  Nistfrage  der  Schwanzmeisen .         .  0') 

Karl  Becker,   Zum  Vorkommen  der  Mittel-  oder  Schnatterente  (Chautelas- 

miis  streperusj  in  Niederösterreicli  als  Brutvogel 71 

F.  Böhm,'  Langes  Verweilen  von  Bombycilla  garrula  in  der  Bukowina     .    .  72 

Literatur     ...         .72 

Nachrichten .     .  78 

An  den  Herausgeber  eingegangene  Journale  und  Schriften 70 

Titelblatt,  Inhalt  und  Index  zum  Jahrgang  1917. 

Zur  Anzeige  eingelangte  Druckschriften. 

F.  V.  Lucanus.  Der  Zug  der  Waldschnepfe   (Scnlopax    rusticula  L.)  [Sitzungs- 
bericht der  Gesellschaft  der  Naturf.  Fr.  Berlin  1918.] 
K.  Floeriecke.    Forscherfahrt  in  Feindesland.   II.  T.  Ornitliologisch-wissenschaft- 

liche  Ergebnisse.   -   Stuttgart  1918. 
P.  Kriiß.  Berichte  über  die  Vogelberingung   1913- 1916  und  den  Vogelzug  auf 

Helgoland  1914-1917.     [J.  f.  O.  Sonderh.  1918.] 
P.    Kalbhenn.    Anleitung    Vögel    auszustopfen   und    zu    konser\'ieren.    II.    Aufl. 

Berlin-Schöncberg. 
M.  Merk-Buch  berg.    Sammelbericht  zur   jagdlichen    Vogelkunde   Deutschlands. 

1917.  —  Dannstadt  1918. 
C.  Schaff    Neues  vom  Rebhuhn.  [D.  Jager-Zeitung,  1918.] 
O.  V.  Burg.  Die  Vögel  der  Schweiz    XIII.  Lief,    -   Bern  1918. 
A.  Heß.  Von   der  Zu-  oder  Abnahme  von  Vogelarten.  [Schweiz.  Bl.  Ornith.,  (Je- 

flügel-  und  Kaninchenzucht  1918.] 
Club  van  Nederlandsche   Vogelkundigen.  8.  Jaarbericht.  -  Deventer  1918. 
W.  Knopfli.    Beiträge   zur   Morphologie   und   Entwicklungsgeschichte  des  Brust- 
skelettes der  Vögel.  [Vierteljahrschr.  d.  naturf.  Oesellsch.  Zürich  1917.1 
-       Vogelschutzbestreb,  d.  S.  O.  G.  1915- 1917.1.  u.  2.  Teil.  [Tierw.  1918) 

—  —       Bericht   über  das   Vogelschutzgebiet    im  Kaltbrunner   Ried.    [Tier- 

welt 1918.] 
A.  Laubmanii.    Beiträge  zur   Avifauna   des   Eibsees  im    Algäu    [Verh.   der  orn. 
Gesellschaft  Bayerns  XIII.) 

—  Zum  Vorkommen  der  Felsenschwalbe  bei  Pfronten.  [Ibid.  1918.] 

—  —      Die  geographische  Variation  des  Fornienkreises  Corvus  cornix. 

[Ibid.  1918.] 
'-  —       Eine  neue  Rabcnkrälie  aus  Japan.  [Ibid.  1917.] 

—  —      Neuer  Name  für  Alccdo  grandis.  [Ibid.  1917.) 

—  -      Chr.  Daniel  Erdt.  Nachruf.  [Ibid.  1918.] 

—  —      Bemerkungen   zu   Fulica   stenoleuca.    [Orn.    Monatsbericht 

1917.] 

-  Zur  Baumläuferfrage,  [Ibid.  1918.) 

E.  P.  Tratz.  Der  Ausbau  der  Ornithologischen  Station  Salzburg.  -  Salzburg  1919. 
—       —     Entwurf  für  ein  internationales  Naturschutz-  und  Vogelschutzgesetz 
—  Salzburg  1919. 

(Fortsetzung  auf  Seite  3.) 


Veranlwoitlicher  Kodaktcor,  Herausiieber  and  Verlener:  Viktor  Tseliari-Sflimidlioflen.  HaUeiii. 


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