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FORTHE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
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ITBOLOCISCIlESJiHIIBÜCe.
ORGAN
für das
palaearktische Faunengebiet.
Herausgegeben und redigiert
von
VIKTOR TSCHUSI-SCHMIDHOFFEN.
XXVIII. Jahrgang 1917.
Hallein 1919.
Verlag des Herausgebers. — Druck von Anton Pustet in Salzburg.
3^-1^*^-
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A
Inhalt des XXVIII. Jahrganges 1917.
Seite
W. Bacmeister: In welche Nester legen die württembergischen Kuckucke
hauptsächlich ihre Eier? 110
V. Capek: Der sibirische Tannenhäher {Nucifraga car. tnacrorhynchus) in
Mähren 1917 154
J. Hartwig: Aus dem Felde im Osten 52
C. Lindner: Bemerkung zu Schwanzraeisennest auf Fichte 49
C. Lindner: Emige kurze Beobachtungen aus den Bayerischen Alpen 50
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg 61
j. Michel: Ornithologische Reiseskizzen 1 u. 163
Jos. Noggler: Beobachtungen über den Vogelzug in Mariahof ... 51
Jos. Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale . . 35
Fr. Rohacek: Uebersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro . 116
Fr. Roha6ek: Beiträge zur Biologie der Sitta neumayr Mich 130
E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen zwischen Drau und Krndija 18
W. Rüdiger: Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet-Sümpfen . 153
G Schiebel: Die Vögel von Obertauern (Salzburg) 101
E. P. Tratz: Störche in Salzburg 53
E. P. Tratz: Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes 80
V. V. Tschusi: Kleine Notizen 54
A. Watzinger: Ornithologisches von Gmunden und Umgebung ... 46
A. Watzinger: Am Neste des Erlenzeisigs 47
O. V. Wettstein: Berichtigungen und Ergänzungen zur Ornis des
Gschnitztales bei Steinach am Brenner, Tirol 29
Literatur.
Berichte und Anzeigen.
Seite
Aquila XXII. u. XXIIl. 1915 u. 1916 60 u. 160
W. Bacmeister: Zur Ornithologie des Württemberg. Schwarzwaldes . . 156
IIL Bericht der Station „Lotos" in Liboch a. E., 1916 159
R. Fenk: Ornithologisches aus Thüringen 58
I, Ist der griechische Steinsperling als eigene Form zu unter-
scheiden und anderes über Petronia 58
H. Fischer-Sigwart: Kuttengeier, Gänsegeier in der Schweiz ... 157
I, Die Kreuzschnabel-Invasion 1909 158
„ Der Seidenschwanz (Bombydlla) und seine Züge
in der Schweiz im 20. Jahrhundert 158
H. Fischer-Sigwart: Seltene Vögel des Wauwilermooses nach Trocken-
legung des Wauwiler-Sees 158
VI
H. Fischer-Sigwart: Ueber den Vogelzug im schweizerischen Mittel-
lande und über den Vogelflug 158
W. Hennemann: Zum Vorkommen d. Baumpiepers i. mittl. Lennegeb. 59
„ Ornithologisches aus dem Spessart und der Mainebene 59
» Der Berghänfling als Wintergast in Westdeutschland 59
„ Zunahme von Accenior modularis infolge der Fichten-
kulturen im Sauerlande 59
„ Ausbleiben bezw. Auftreten der Bergfinken im Sauer-
lande anno 1915—16 60
Vorkommen der Nachtigall im Sauerlande .... 156
R. Heyder: Ornis Saxonica. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vögel im
Königreich Sachsen 55
7—9. Jahresbericht der Versuchstation Seebach 157
A. Ibarth: Die Vogelwelt der Insel Messina bei Danzig 155
R. Kollibay: Bemerkungen über einige tiirkestanische Vögel .... 57
F. Koske: Veröffentlichung über die Vögel Pommerns. Ornithologische
Bibliographie Pommerns bis 1915 159
A. Kiengel: Störche und Storchnester im östlichen Sachsen .... 160
P. Krüß: Vogelzug auf Helgoland in 1912 ii. 1913, nach Tagebüchern
der Vogelwarte 161
A. Laubmann: Nomenklatorische Bemerkungen zur Gattung Alcedo 57
» Ornithol. Beobachtungen aus d. Gebiete d. Maisinger-Sees 58
» Ueber die Begattungsart von Micropus opus .... 58
K. Logs: II. Bericht über die Tätigkeit der Ornithologischen Station des
„Lotos" in Liboch 1915 56
Museum Zofingen: Bericht über 1911 15 158
Oesterr. Monatsschrift für grundlegenden naturwissenschaftl. Unterricht 60
F. Pax: Wandlungen der schlesischen Tierwelt in geschichtlicher Zeit 155
Janko Ponebeek: Unsere Raubvögel 163
H. Reichling: Beiträge zur Vogelwelt des Münsterlandes 156
E. Rößler: Hrvatzka Ornitoloäka Centrala 1915 57
Gv. Sajovic: Ornithol. Notizen für Krain 1914—16 159
L. Sitowski: Ptaki Pienin (Vögel des Pienin) 55
Th. Studer u. G. v. Burg: Verzeichnis der schweizerischen Vögel und
ihre Verbreitungsgebiete. Neu bearbeitet 56
E. Stresemann: Beobachtungen über die Höhe des Vogelfluges . . . 157
H. Stadler: Zug der Mauersegler \ Micropus apus) im Mainnl 1916 . . 157
E. P. Tratz: II. Jahresbericht der ornithol Station Salzburg 1914-18 . 161
Nachrichten.
t
O. le Roi, O. Finsch 60
A. Kocyän, P. E. Heindl, E. Ritter v. Dombrowski, v. Berg . . 164
An den Herausgeber eingegangene Journale und Druckschriften . . 55, 164
irailliologisohes lahrbußh.
ORGAN
für; das
palaearktische Faunengebiet.
Jahrg. XXVIIi.
Jänner— April 1917.
Heft I.-2.
Ornithologische ßeiseskizzen.*)
Von Jul. Michel, Bodenbach.
(Fortsetzung.)
3. Adameil o- und Brentagruppe.
Über Gogole marschierte ich auf der schönen Landstraße durch
das üppiggrüne Tal, dessen Hänge von Mischwald bedeckt sind,
hinaus gegen Fucine. Der zu Berge stehende Wind machte die be-
reits wieder bemerkbare Hitze erträglich. Unterwegs traf ich nur
die gewöhnlichen Vögel der Niederung, Bachstelzen, Gold-
ammer, rotrückige Würger, Meisen etc. Nach einer
Mittagsrast ging es weiter auf der Tonalestraße der italienischen
Grenze zu. Die gewaltige Hitze, der schwere Rucksack und die an-
dauernd steigende Straße machten diesen Nachmittagsmarsch recht
unangenehm. Dazu kam noch der mächtige Staub, der sich immer
erhob, wenn ein Auto vorbeiraste oder ein mit 3 — 5 Maultieren be-
*) cfr. Orn. Jahrb. XXV. 1914, p. 182—191.
NB. Beim Wiederlesen dieser vor 4 Jahren geschriebenen Zeilen über-
kommt mich ordentlich eine Märchenstimmung. So war es einmal! Das wun-
derbare, von so wenig Menschen durchwanderte Adamello- und Presanella-
gebiet hat unterdessen alle Schrecken des Krieges kennen gelernt. Zwar ist
trotz aller Anstrengungen des Feindes der vielumstrittene Tonalepaß noch
immer in unseren Händen, aber das Qrenzhotel Locatori und die liebe,
trauliche Mandronhütte liegen in Trümmern. Dort am Presenagletscher, wo
einst der Mauerläufer so friedlich seine Jungen fütterte, krachten die Schüsse
und todeswund sanken viele unserer „welschen Bundesgenossen" in den
Schnee. Die Felszinnen und Gletscher der Umgebung bildeten den Schau-
platz hartnäckiger Kämpfe, das Antlitz der Steinriesen wurde von tausenden
Granaten durchfurcht und auch mancher unserer wackeren Verteidiger ruht
angesichts der mächtigen Berge im ewigen Schlafe.
Wann wird wieder der friedliche Wanderer hier ziehen ?
D. V.
Ausgegeben am 20. März 1917. 1
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
bpanntcr, leerer Wagen mit dem faul darauf liegeiKlcn \'cUiirino
üaherrollte. Über Pizano, wo die Sonntagsgäste sich mit Mora- und
Kcgelspiel in ziemlich geräuschvoller Weise vergnügten, führt die
Straße hoch am bewaldeten Berghange aufwärts gegen Westen.
Unten zur Linken das Tal. drüben auf der anderen Talseite hoch im
Walde das neu angelegte, noch nicht fertige Fort, das in äußerst
günstiger Lage fast die ganze Tonalestraße beherrscht und über
diesen Berghängen die schneebedeckte Spitze der nahen Presanella.
An verschiedenen Cantonieros geht es vorüber zur Baumgrenze.
Dann sieht man schon den Tonalepaß (1884 m), eine breite, welligi-,
fast baumlose Hochfläche zwischen den Bergen. Sehr froh war ich.
als ich bei Einbruch des Abends endlich das nahe der Reichsgrenze
zu gelegene Hotel Locatori. einen großen, schmucklosen Steinkasten,
vor mir liegen sah.
Das große, spartanisch eingerichtete Schlafzimmer zeigte statt
des Waschtisches eine etwas angebrochene Waschschüssel auf stroh-
geflochtenem Stuhle und an der W"and als Schmuck einen kleinen
Spiegel ohne Glas. Bett und eine kleine Wäschelade vervollstän-
digten die Einrichtung. In der Tür klaffte ein weiter Spalt, so daß
ich am anderen Morgen in meinem Bette liegend, durch denselben
über den schmalen Gang durch die offene Tür und das Fenster des
gegenüberliegenden Zimmers ins Freie sehen konnte, .^uch hatte der
geheime Ort keinen Riegel — aber die Hauptsache: es war überall
sauber, was man da unten nicht von jedem Gasthause behaupten
kann. Auch die große Gaststube war, abgesehen von einer mehr
originellen als geschmackvoll bemalten Decke, recht einfach und
wurde nur von zwei kleinen an der Wand hängenden Petroleum-
lampen (sogenannten Ganglampen) spärlich erhellt. Der deutsch-
sprechende, ungemein höfliche Wirt, welcher die ganze Bedienung
besorgte, erinnerte mich an eine Lustspielfigur. So ein Quecksilber-
inännchcn hatte ich noch nie gesehen. Wie von einer Tarantel ge-
stochen rannte er hin und her, nahm die Wünsche entgegen, wieder-
holte sie übermäßig laut, galoppierte in die Küche und schlug dabei
die Türen zu. daß die Fenster klirrten. Dort hörte man ihn mit
wahrer Feldhermstimme den Befehl erteilen. Mit Ausnahme des
ungewohnten weißen Brotes war das Essen aber gut. Da ich recht
müde war, wollte ich am nächsten Tage hier rasten und in der Um-
gebung ornithologische Studien machen. Mit Wonnegefühl legte ich
mich daher am frühen Morgen auf die andere Seite, als die anderen
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
Gäste — auch Besucher des Monte Vioz — zur Mandronhütte auf-
brachen und schhef bis 7 Uhr.
Nach dem Frühstücke wanderte ich mit Glas und Skizzenbuch
hinaus auf die von moorigen Wiesen und Matten bedeckte Hoch-
fläche. Der gänzliche Mangel an Vögeln, sowie die selbst vom Wirte
iart angedeutete Möglichkeit, auf Grund des Guckers und Skizzen-
buches von Österreichern oder Italienern als Spion zusammengepackt
zu werden, ließ mich bald meinen Entschluß, hier Rasttag zu halten,
bereuen und schnell entschlossen packte ich um 9 Uhr zusammen und
trat den Weitermarsch an. Über den neuen Erzherzog Eugen-Weg
ging es hinauf gegen den Adamello zu. Über Moorwiesen und
Matten steigt der manchmal etwas geröllige Weg meist mit bequemer
Steigung durch niederen krüppeligen Wald empor zur Baumgrenze.
Unterwegs beobachtete ich bis hierher nur ziehende Alpen-
sumpfmeisen und Zaunkönige. Weiter oben ging es dann
über steinige Halden mit kleinen eingestreuten Matten, von welchen
der grelle Pfiff der Murmeltiere herübertönte, hinauf zum Passe von
Monticelli. Wasserpieper und Rotschwänzchen schie-
ren die einzigen Bewohner zu sein. Vor mir lag ein weiter, gegen
Westen ansteigender Felsenkessel, dessen unterer Teil mit einem,
scheinbar kaum zu passierenden Chaos von großen und kleinen
Tonalitblöcken*) bedeckt ist, während der obere Teil von dem ziem-
lich steil ansteigenden Presenagletscher eigenommen wird. In dieser
P'elseneinöde liegen zwei kleine Seen, die Laghi Presena, der eine
grün, der andere schwarz. Hier hört der Weg auf, da aber die Stein-
blöcke ungemein fest liegen, so war das Überschreiten der Block-
halde viel leichter, als es aussah.
Die vorgerückte Stunde war wohl Ursache, daß alles so still da
oben war. Nur einen fütternden F 1 ü e v o g e 1 mit seinen Jungen
traf ich an. Den letzteren fehlte noch das charakteristische Rot-
braun der Brust. Beim Füttern ließen sie ein leises ,,tschib" ver-
nehmen. Bald war ich am Gletscher, dessen schneebedeckte Ober-
fläche aber schon stark erweicht war und besonders an steileren
Stellen viel Mühe verursachte. Zur Rechten lag eine mächtige, wohl
durch einen Bergsturz entstandene Schutthalde mit vielen größeren
Blöcken. Als ich vorbei wanderte, bemerkte ich plötzlich einen
kleinen, dunklen Vogel, der eigentümlich mit den Flügeln zuckte.
Das kann nur ein Mauerläufer (Tichodroma inuraria (/..) sein!
•) Tonalit, ein helles, granitähnliches Gestein.
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
Kichtig! Es ist der Langgesuchtc ! Wie verzückt stehe ich da und
beobachte den durchaus nicht scheuen \'ogel, wie er unter stetigem
PMügelzuckcn auf den Steinen umherhüpft, dann wieder in Lücken
schlüpft und an einer anderen Stelle aufs neue zum \'orschein kommt.
Jetzt fliegt er ein Stück aufwärts und deutlich ist der schön rote
Flügclbug wahrzunehmen. Ja, dort sitzt ja noch ein zweiter! Es i:>t
ein kaum flügge gewordener junger \ ogel, der mit den kurzen
I'lügeln schlägt, den schwachen Schnabel weit aufreißt und um
r utter bettelt. Der Alte füttert, sucht wieder und fliegt dann einige
Schritte seitwärts, wo ein zweites Junge sitzt und Nahrung heischt.
\'on mächtiger Freude durchdrungen beobachte ich das schöne Ea-
niilienbild. X'ergessen ist Müdigkeit, vergessen die schmerzende
Schulter und der .schw'ere Rucksack, ich sehe nur! Da schlägt
Donnergrollen an mein Ohr. über die Felsklippen, die ich oben an!
Morocaro-Passe überschreiten muß, ziehen Wolken und einzelne
Tropfen fallen bereits. Schwer, sehr schwer trenne ich mich von
dem reizenden Bilde, das sich mir tief in die Seele eingeprägt hat.
Zwei Schritte vor und einen zurück, so geht es mühsam am
Gletscher aufwärts. Endlich hin ich ganz erschöpft oben angelangt.
Nun sind aber auch die drohenden Wolken verschwunden und ich
bereue, nicht länger unten verweilt zu haben.
Ohne zu rasten steige ich sofort in der mit ganz weichem
Schnee ausgefüllten • steilen Scharte am Moracora (2975 m) nach
dem Talkessel der Mandronhüttc ab. Der unter den Füßen durch-
gehende Schnee bringt mich zum Falle und schon schieße ich, am
Rücken liegend, abwärts. Zum Glück sehe ich nicht weit unten eine
Felsennase in den Schnee hineinragen. Aui die rudere ich zu, fahre
mit den Füßen an und komme wieder zum Stehen. Die weiter unten
liegende Geröllhalde hätte sonst einen unangenehmen Abschluß der
unfreiwilligen Fahrt bilden können. Nun bleibe ich stehen und lasse
meine Blicke schweifen. \'or mir liegt ein gewaltiger Felsenzirkus,
im Westen durch eine klippenreiche Felsmauer abgeschlossen. Gegen
Süden zu liegen der Mandron- und Lobbiaglelscher, zwei mächtige
Gletscher mit einfacher Linienführung, getrennt durch eine Felsen-
kette, nicht romantisch, aber durch ihre Größe und majestätische
Ruhe imponierend. Weiter zurück der Gipfel des .^damello. Gegen
Osten breitet sich die Prcsanella mit ihren schneeigen Gipfeln aus,
ihr gegenüber ein auslaufender Kamm der .'\damellogruppe und da-
zwischen das waldreiche Val di Genova. Auf gut angelegtem Wege
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
geht es schnell hinab, bei den zwei Scuro-Seen vorüber zu der im
Kessel liegenden, von dem grauen Gestein sich kaum abhebenden
Mandronhütte der Sektion Leipzig (2447 m), einer echten deutschen
Hütte, gemütlich, einladend, sauber mit trefflicher Bewirtung;;-.
Daß hier der Rasttag abgehalten wird, stand beim ersten An-
blicke der alpinen Pracht in mir fest.
Der Nachmittag verging in angenehmer Ruhe und nacli er-
quickendem Schlafe zog ich früh hinaus. Der Boden des Kessels
besteht aus mächtigen, von dem Gletscher abgeschliffenen Fels-
kuppen, welche teilweise mit kurzem Rasen bedeckt sind. Dazwischen
liegen größere und kleinere Mulden mit kleinen Seen und moorigen
Pfützen. Die hellgrauen Tonalitblöcke, mit gelben Flechten bedeckt,
bilden mit dem grünen Rasen und den dunkelbraunen Moorpfützen
malerische Gegensätze. Aus dem Grün leuchteten die bekannten
Alpenblumen. Nur die Alpenrosen waren bereits verblüht. An den
moorigen Stellen flatterten die großen weißen Fahnen des Woll-
grases und Zwergwacholder und handhohe Lärchen krochen zwischen
den Steinen am Boden. Die Zahl der Vogelarten war freilich dafür
nicht groß. Graue Rotschwänzchen und Wasser-
p i e p e r, die letzteren in ziemlich großer Zahl, bevölkerten die
Mulden. Die Wasserpieper fütterten gerade ihre flüggen Jungen
und so hatte ich gründlich Gelegenheit, den Vogel in aller Ruhe /u
studieren. Die Sorge um die Jungen machte die Alten recht scheu
und fortwährend umflogen mich dieselben unter ängstlichen ,,Hiß-
hiß''-Rufen. Von den hier hausenden Schneehühnern fand ich
nur zwei weiße Schwungfedern. Westlich der Hütte trieb sich ein
Pärchen der Alpendohle herum. Zuerst suchten sie auf den
berasten Flächen Futter, dann flogen sie rufend in die Felsen, wo
sie, oft nebeneinander sitzend ein langgezogenes ,,Ziet !" hören ließen.
Mittlerweile war es bereits recht warm geworden und die Schafe
standen mit gesenkten Köpfen im Schatten der größeren Steinblöckc.
Nachmittag setzte ich meine Spaziergänge fort, traf aber nur
einige F 1 ü e v ö g e 1 und viele kleine, dunkelbraune Grasfrösche.
Eine erquickende Ruhe herrschte hier oben. Das wohlbekannte Ge-
birgsrauschen, dazwischen hie und da ein ferner Steinschlag oder
das gedämpfte Rollen eines fernen Gewitters, das war das ganze
Geräusch. Welch wohltuender Gegensatz zum lärmenden Treiben
der Großstadt! Gegen Abend kam der Hüttenwart, der Geheime
Rat Schulze aus T,eipzig vom Cercen zurück und erzählte mir,
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
daß sein Hund an der Baumgrenze ein kleines Hühnchen aus einer
ganzen Familie gefangen habe. Der Beschreibung nach dürfte es
ein Birkhuhn gewesen sein. Auch sagte er mir, daß öfters
Schwalbenflüge sich über den Seen zeigen. Wie ich am nächsten
Morgen mich unterwegs überzeugen konnte, handelt es sich um
Mehlschwalben {Hirundo urbica L.).
In angenehmen Gesprächen mit dem genannten Herrn und
einigen Bekannten vom Monte Vioz verging der Abend des schönen
Tages. Da Führer fehlten und eine Allcinbesteigung des Adamello
infolge der dui;ch die große Hitze frei gewordenen, vielen Gletscher-
spalten sehr gewagt gewesen wäre, zog ich am nächsten Morgen
talwärts. Tiefe Schatten lagerten noch über dem Tale von Genova,
als ich den Mandronkessel verließ und gegen 800 Meter auf gutem
Wege zur nächsten Talstufe abstieg. Eine Schar Mehlschwal-
ben zog unter lebhaftem Gezwitscher oben im Sonnenscheine tal-
aufwärts. Da die nächsten Wohnorte ziemlich weit entfernt sind.
dürfte es sich hier vielleicht um eine in den Felshängen südlich der
Presanella wohnende Kolonie handeln. Noch ein prächtiger Rück-
blick auf den in den letzten Jahren leider stark zurückgegangenen
Gletscherabbruch des Mandrongletschers, dann führte der Weg im
Walde weiter.
Gegen 8 Uhr erreichten die Sonnenstrahlen den Talboden. Im
Walde sangen Schwarzplättchen und Zaunkönige,
bei einer verlassenen Futterhütte vergnügten sich zwei graue
Hausrotschwänze und verschiedene Meisen waren über-
all zu hören. Auch ein Zimzahl (W e i d e n 1 a u b v oge 1
(Phylloscopus collybita (Vieill.), und eine Zaungrasmücke
ließen ihr Liedchen hören. Das von der Sarca durchflossene, wasser-
reiche Tal ist stark bewaldet und zeigt außer einigen Wasserfällen
verschiedene Spuren der Naturgewalten in Form von alten Lawinen-
gängen und Felsstürzen am südlichen Talhange. Weiter unten hörte
ich den charakteristischen Pfiff des Mäusebussards und
konnte bald drei dieser harmlosen Gesellen bei ihren Fhigspielen be-
obachten. Am unteren Ende des um weitere 800 Meter sich senken-
den Tales nimmt dasselbe bereits einen südlichen Charakter an.
Große Nußbäume und mächtige Edelkastanien erscheinen zwischen
den Trümmern eines ehemaligen Bergsturzes und am .\usgange
blickt zur Linken von einem Felsen ein freundliches Kirchlein, dem
hl. Stephan geweiht, auf den Wanderer herab. Vor mir lag die
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
fruchtbare, gut bewässerte Talerweiterung von Pinzolo. Dieselbe
durchquerend kam ich zwischen üppigen Wiesen, Bohnen- und
Gemüsefeldern an ein sehr breites, von Geschiebe ganz ausgefülltes
Flußtal, das von zwei seichten Wasserrinnen durchfurcht wurde. Die
an beiden Ufern angebrachten hohen Schutzmauern zeigten die Un-
zuverläßlichkeit dieses harmlos scheinenden Wässerleins zur Genüge.
Bald zog ich in das originelle Städtchen ein. Es war Sonntag. Die
Osterien waren gefüllt und überall erscholl das Schlagen der Fäuste
auf die Tische und das gewaltige Geschrei, welches das beliebte
Moraspiel (Erraten der aufgehobenen Fingerzahl) begleitet
Die Häuser in Alt-Pinzolo sind hochoriginell und spotten
förmlich unserer gebräuchlichen Regeln der Baukunst. Eingänge,
welche in förmliche Räuberhöhlen zu führen scheinen, tiefe Ge-
wölbe, offene Hausgiebel mit allen möglichen und unmöglichen
Zubauten, wechseln in bunter Reihe Nirgends eine Wiederholung,
überall eigenartig! Ich war entzückt über diese malerischen Buden
und als dann noch gegen Abend mit gewaltigem, vielstimmigen Ge-
bimmel eine große Herde brauner Ziegen mit ihrem ungeschlachten
Hirten einzog und sich in die Häuser verteilte, da kam ich mir wie
in einem Märchen vor.
Gegen Morgen tobte ein heftiges Gewitter; als ich aber um
7 Uhr aufbrach, war es bereits wieder sehr schön. An einer kleinen
Kirche mit einem prächtigen, aus dem i6. Jahrhunderte stammenden
al fresco gemalten Totentanze vorbei führt die Straße in vielen Win-
dungen hinauf gegen Madonna di campiglio. Im Tale herrschte eine
feuchte Wärme wie in einem Treibhause und öffnete alle Poren.
Endlich gelangte ich auf die höhere Talstufe und hatte nun einen
herrlichen Anblick der Felsenwildnis der Brenta-Gruppe.
Im Walde, sowie in dem Gesträuche zwischen den Feldern traf
ich verschiedene Meisen, Rotkehlchen, L a u b v ö g e 1,
Wiesensch mätzer. Dorn- und Zaungrasmücken, bei
den Häusern weißeBachstelzen. Bald bog ich von der hohen
Straße ab, kreuzte den Bach und wanderte dann in kühlem Waldes-
schatten im \"al Brenta am Bache aufwärts. Unterwegs hörte ich
einen Mäusebussard und sah eine fütternde Misteldros-
sel (Turdiis viscivorus L).
Nach einiger Zeit gelangte ich an eine natürliche Talsperre. Ein
mächtiger Felsriegel liegt hier quer über das Tal und sperrt dasselbe
vollständig ab. Passo dell Orso Cvvohl Bärenpaß?) heißt der Ort.
8 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
An einer hohen, etwas überhängenden Felswand in der Nähe
eines kleinen Wasserfalles sah ich plötzlich Schwalben ab- und zu-
fliegen. Zuerst dachte ich an Felsenschwalben, bald aber bemerkte
ich durch das Glas, daß es Mehlschwalben waren. Ungefähr
lo — 12 Paare hatten sich hier in einer Kolonie angesiedelt. Ein Teil
der Nester war als regelrechter Kugelabschnitt an den Felsen ange-
heftet, einige Vögel schlüpften aber in enge Spalten. Augenschein-
lich fütterten sie die Jungen. Lange schaute ich dem munteren
Treiben zu, dann kletterte ich auf dem schmalen Wege an dem Fels-
abstürze in die Höhe zur nächsten Talstufe. Diese war mit Fichten,
Erlen, Birken und Knieholz bewachsen. Mittags langte ich bei der
Malga bassa, einer kleinen, äußerst primitiven Hirtenhütte an, wo
ich von dem urwüchsigen Bewohner derselben in einer Holzschale
ausgezeichnete ,,Milk" bekam, w-elche mit einem Stücklein Brot ein
wohlschmeckendes Mahl bildete. Wie weit der liebe Mensch in der
sogenannten Kultur zurück war. konnte ich bald ersehen. Ich hatte
ihm eine Zigarre geschenkt. Der Beglückte wußte aber nicht, daU
man beim Rauchen die Spitze abschneiden muß und quälte sich nun
schnaubend und zutzclnd damit ab, bis ich darauf aufmerksam wurde.
Nach kurzer Rast zog ich weiter. Zwischen zwei steil abfallenden
Felswänden führte eine Schutthalde hinauf auf die letzte Talstufe,
eine trostlose und dabei doch großartig anmutende Einöde ohne jeg-
lichen Pflanzenwuchs. Selbst das Schmelzwasser verkriecht sich
zwischen die unzähligen Felsstücke, welche hier den Boden bedecken.
Und ringsum die hohen, kahlen, fast lotrechten Felswände und Türme
und am Schlüsse ein kleiner, aber steiler Schneehang, der zur Bocca
di Brenta (2540 m) führt.
Alles scheint hier erstarrt zu sein, kein tierischer T.aut ist r,u
vernehmen. Von Block zu Block springend dringe ich aufwärts.
Da grollt von den Zinnen herab der Donner. Wolken umziehen die
Häupter, Blitze zucken und schon fallen die ersten Tropfen. Unter
einem haushohen Felsen suche ich Schutz. Bald hört der Regen auf
und ich gehe weiter. Noch ein paarmal wiederholt sich dasselbe
Spiel, da verliere ich die Geduld und steige mühsam über den steilen,
schneebedeckten Hang zur Bocca empor. Auch hier machte der sehr
weiche Schnee viel zu schaffen und ich war wirklich froh, als ich
endlich keuchend am Ziele stand. Bald war ich in der auf der an-
deren Seite gelegenen nahen Tosa-Hütte. Zum Glück konnte ich
mit allerlei List ein einzelnes Bett erobern, denn die Hütte war voll
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
von Kraxlern und von dem allgemeinen Lager hatte ich unterwegs
..Wanzliches" gehört. Es war die reinste Kletterschule hier oben.
Von allen Seiten hörte man nur über Tritte, Griffe, Bänder, Culoirs
u. dgl. reden, so daß einem normal und harmlos auf der Erde Wan-
dernden schwindlig werden mußte. Da gab es einen Kletterherrgott,
einen jungen Kerl, der allein auf der Guglia, dem derzeitigen Mekka
aller Kletterfexe, gewesen und der nun mit einer wahrhaft souve-
ränen Verachtung auf alles minder ,, kletterhafte" herabschaute, dann
gab es eine Anzahl ihn anbetender Anfänger, die in scheuer Bewun-
derung jedes seiner den Lippen entfliehenden Worte als Heiligtum
hinnahmen. Selbst ich wurde im Freien das Opfer eines angehenden
,,Mauerklampfers", der mir unbarmherzig alle Spalten zeigte, in
denen er tags zuvor am nahen „Hausberge" emporgekrochen war.
Das Essen war mangelhaft, Fleisch und Rx)twein fehlte. Die
Reinlichkeit ließ auch vieles zu wünschen übrig.*) Dazu hatten mir
einige abgehende Italiener meinen alten, erprobten Bergstock mitge-
nommen, was Wunder, wenn es mir hier oben wenig gefiel. In den
nahen Felsen jagften sich unter grellen Pfiffen einige Alpen-
dohlen herum. Weiter war kein Vogel wahrzunehmen.
Ich war froh, als ich am kommenden Morgen nach Molveno
abstieg. Über Geröll und dann über dürftige Matten gelangte ich
wieder zur Baumgrenze. In dem noch mit Tauperlen bedeckten
Knieholze sah ich einige Hausrotschwänze, darunter auch
einen recht dunklen, und eine Zaunkönigfamilie. Alle
Augenblicke sah man eines der drolligen Kerlchen mit hocherhobe-
nem Schwänzlein aus dem Gezweige auftauchen und wieder ver-
schwinden. Welch' eine Summe von Lebenslust ! Allmählich misch-
ten sich Lärchen unter das Knieholz und bald wurde daraus ein
schöner Wald mit großen Fichten und Buchen. Unten im Tal ge-
langte ich an ein Bachbett, das mit mächtigen Steinblöcken erfüllt
war, nur das Wasser fehlte gänzlich. Erst weiter unten hörte man
es rauschen. An einer Säge („Segha" genannt) vorüber, wanderte
ich bald über das Anschwemmungsgebiet des kleinen Bächleins zum
tiefblauen Molvenosee. In den Sträuchem tummelten sich D o r n -
grasmücken, auf den Wiesen zahlreiche Wiesenschmät-
*) Das jetzt etwas weiter oben erbaute deutsche Haus wird seine
Besucher jedenfalls besser befriedigen. (Nunmehr ist es infolge welscher
Ränke in den Besitz des italienischen Alpenvereines übergegangen. D. V.)
10 Jiil. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
z e r. Schwalben durchkreuzten die Luft und auf den belaubten
Berglehnen waren auffallend viel Rabenkrähen zu bemerken.
In den Bohnenfeldcm beim kleinen Kirchlein S. Vigilius beob-
achtete ich eine Schar Sperlinge. Da dieselben äußerst scheu waren,
so dauerte es eine geraume Zeit, ehe ich ein hübsches Männchen mit
Sicherheit als Passer italiac ansprechen konnte. Der Ort selbst ist
klein und recht altertümlich und interessant. Schon der Toreingang
ist sehenswert und die engen bergigen Gassen sind malerisch. Dafür
sind einige neue große, mehr seitlich liegende Häuser das geschmack-
loseste, was man sehen kann. Große, nackte Steinkasten ohne jede
Gliederung, ohne jeden Schmuck, oft erst halb ausgebaut und schon
teilweise bewohnt. An dem großen Steinbrunnen, welcher eine zum
Waschen bestimmte, mit breitem, schrägen Steinrande versehene Ab-
teilung enthält, schlugen die Weiber ihre Wäsche und schnatterten
dabei gewaltig. Schönheiten fehlten gänzlich. Andere holten in
Kupferkesseln oder Holzcimem, welche an einem Tragjoche hingen,
Wasser und musterten neugierig den Fremdling. An den Füßen
hatten die Leute vielfach dicke, hölzerne, mit Riemen befestigte
Sandalen. Auf hölzernen Schlitten brachten sie das Heu von den
Bergen und aus den Fenstern der Obergeschosse ragte oft zum
Trocknen bestimmtes Astholz weit heraus. Kurz : ein originelles
örtlein !
Die Hitze nahm gewaltig zu und so rettete ich mich in die
große gewölbte Hausflur des ,,Aquila nera". Hier im Schatten des
,, schwarzen Adlers" w-äre es bei einem Gläschen Vino santo sogar
fein gewesen, wenn nicht die entsetzliche Fliegenplage jede Ruhe
grausam zerstört hätte.
So viel Fliegen habe ich in meinem ganzen Leben nie beisammen
gesehen wie hier! Ich lebte in stetem Kampfe mit den Bestien. Als
ich zufällig einen Blick in die Küche warf, sah ich auf einem Tische
einen schwarzen Klumpen liegen. Bei Annäherung der Köchin wurde
er plötzlich rot und die Luft herum dunkel, es war ein rohes Stück
Fleisch, das über und über mit Fliegen besetzt war. Obwohl ich als
Naturhistoriker allen Tieren einen gewissen Grad von Wohlwollen
entgegenbringe und daher nicht zimperlich und heikel bin. so habe
ich doch nicht mehr in die Küche geguckt. Nur die verfinsterten,
abgesperrten Zimmer gewährten einigen Schutz vor dieser histori-
schen Leibgarde des Teufels, .^m frühen Morgen traf ich den ita-
lienischen Sperling auch im Orte selbst, aber immer nur
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 11
auf den Dächern, nie auf der Gasse. Dabei waren die Vögel so scheu,
daß es wirklich sehr schwer wurde, einen mit dem Glase festzuhalten.
!^o wie sie sich beobachtet sahen, verschwanden sie in einer Baum-
krone und nur das Geschilp verriet ihren Aufenthalt. Gegen 6 Uhr
zogen sie auf das Feld hinaus. Allem Anscheine nach ist ihr Da-
sein kein ungestörtes.
Über Andalo-Fai fuhr ich dann nach Mezzo-Lombardo und von
da über St. Michele nach Bozen. Um 5 Uhr Nachmittag zeigte das
Thermometer 43 Grad Celsius an der Sonne, als ich nach Gries ging.
An derTalfer konnte ich noch einige Passer italiae beobachten. Dann
nah.men die Sehenswürdigkeiten Bozens, insonderheit das wohlbe-
kannte „Batzenhäusel" meine ganze Aufmerksamkeit so in An-
spruch, daß das ornithologische Tagebuch leer blieb. Die Mitter-
nacht zog näher schon, als ich am Walterplatze bei den letzten Klän-
gen der Militärmusik durch einige „Schälchen Heeßen"' die unge-
stümen Geister des Batzenhäusels bannte.
4. Umgebung von Lienz in Tirol.
Von Bozen fuhr ich über Franzensfeste durchs Pustertal, wobei
mir unterwegs viele Rabenkrähen zu Gesichte kamen. In Lienz
machte ich Halt und besuchte den Präparator Heinrich P i c h 1 e r,
um desen Präparate einer Durchsicht zu unterziehen und Erkundi-
gungen über die Alpenvögel der Umgebung einzuziehen. Der ge-
nannte Herr zeigte sich als guter Kenner der vorhandenen Stücke
und beantwortete meine sondierenden Fragen in einer Weise, dif
mich von der Richtigkeit seiner Auskünfte vollständig überzeugte.
Das Beobachtungsgebiet umfaßt einen Teil von Ost-Tirol und
zwar das obere Drautal in der Umgebung von Lienz : das Isel- und
Debanttal ; femer gehören dazu die Lienzer Dolomiten mit dem
, ..Spitz- und Rauchkofel" (1911 m), der östliche Teil des Defregger-
gebirges mit dem „bösen Weibele" (2523 m), „Schönbichele"
(1982 m) und dem Schloßberge von Brück, die Bergkette zwischen
dem Debant- und Iseltale und dem ,,Schleinitz" (2906 m), sowie die
südliche Fortsetzung derselben, die östliche Berglehne bei Nikols-
dnrf mit dem ,,Ziethenkoger' (2481 m).
Meinen damals gemachten Aufzeichnungen entnehme ich fol-
gendes :
Der Steinadler kommt in den Dolomiten öfters vor, fehlt
aber im Tauemgebiete. Pichler präpariert jedes Jahr 3 — 4 Stück.
12 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
Der Weißkopf geier ist im Debanttale und beim Wanger-
iiitzsee nicht so selten. Er kreist besonders gern an heißen Tagen
und Pichler i)eobachtete früher einmal 3 Stück zu gleicher Zeit.
Sperber, Habicht, T u r m f a 1 k und Lerchenfalk
sind unten im Tale, der Wanderfalk höher im Gebirge anzu-
treffen. Der W e s p e n b u s s a r d ist oft noch höher im Gebirge
vorzufinden als der Mäusebussard.
Der A he n d f a 1 k (Cerchneis vespertina { L.) zieht öfters An-
fang Mai in großer Menge das Drautal aufwärts bis Bruneck und
noch weiter und verliert .sich dann allmählich; doch ist die Zug-
zeit nur kurz.
Der U h u ist sehr selten auf der Schattenseite der Berge bei
Nikolsdorf. Vor nunmehr ungefähr 20 Jahren brütete er noch auf
der Schattenseite der Berge bei Ober-Lienz. Die Jungen wurden
ausgehorstet und die alten \'ögel gefangen und erlegt. Der Stein-
kauz ist häufig, der Rauhfußkauz {Aegolius funereus (L.)
viel seltener. Ich sah bei Pichler auch einen jungen im dunklen
Gefieder.
Der Sperlingskauz ( Glaucidium passerinum (L.) ist
nicht so selten und wurde früher beim \'ogelfangen öfters mit der
Leimspindel gefangen.
Der Kolkrabe ist überall verbreitet, in den Dolomiten wie
auch in den Tauern. Bei Nikolsdorf ist er häufig. Ist besonders bei
angeschweißten Gemsen zu finden.
Die Alpendohle ist überall anzutreffen. Der .^ 1 p e n-
segler {Cypselus melba (L.) ist im Schleinitzgebiete häufig zu
sehen.
Der Mauerläufer {Tichodroma muraria (L) bewohnt die
Galitzenklamm (zwischen Spitz- und Rauchkofe). Ebenso ist er in
den Dolomiten zu finden. Wenn im Herbste das Laub von den
Bäumen fällt, kommt er öfters an den Schloßturm bei Lienz.
Der Flüevogel {Accentor collaris (Scop.) ist in entspre-
chender Höhe überall im Gebirge verbreitet.
Der Stcinrötel {Monticola saxatilis (L) ist ein seltener
X'ogel, welcher im Defregger-Gebirge zwischen dem bösen Weibele
und Schönbichele ab und zu vorkommt.
Der Steinschmätzer ist überall zu finden.
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 13
Der Dreizeh enspeciit (Picaides trid. alpimts Br.) ist
am Schloßberge (Brück) öfters, sonst aber im Gebirge gewöhnlich
in einer Höhe von über looo Meter anzutreffen.
Das Schneehuhn ist im Defreggergebirge, sowie in den
Tauern bei Windisch-Matrei öfters, in den Dolomiten seltener zu
beobachten. Im Gebiete des Schleinitz, wie auch bei Nikolsdorf ist
auch das Steinhuhn noch vorhanden. Doch ist diese Art schein-
bar im Aussterben begriffen.
Hasel-, Au er- und B i r k w i 1 d kommt überall vor, auch
R a c k e 1 w i 1 d. Vor ungefähr 7 — 8 Jahren wurde ein Rackelhahn
bei Matrei, ein zweiter bei Schlaiten im Iseltale erbeutet. Die meisten
weisen den Birkhahntypus mit violettem Halse auf, einer besaß
Auerhahntypus. Der Alpenzeisig war Pichler nicht bekannt.
5. Im Krim m 1er Gebiet.
Die Tauernbahn trug mich wieder ins Salzburger Landl, wo ich
von Zell a. S. meine Reise durch das stellenweise fast ebene, ziemlich
breite Pinzgauer Tal nach Krimml fortsetzte. Große, üppig grüne
Wiesen und hie und da kleine Felder wechseln mit torfigen Sumpf-
strecken, an denen Schilf- und Erlenbestände vorherrschen. Vorbei
fährt das „Zügle" an den charakteristischen, grauen Holzzäunen,
hinter denen Unmengen von weißblühenden Spierstauden, allerlei
Sträucher und alte Ebereschen mit den sich bereits korallenrot fär-
benden Beerentrauben stehen, vorüber an den verwitterten, luftig
gebauten Heustadeln und den lieben, freundlichen Örtchen, bis es
endlich auf der Endstation Krimml halt macht.
.Zahlreiche Wiesensch mätzer, weiße Bachstelzen
und Rabenkrähen, sowie lustig zwitschernde Schwalben
belebten das Tal.
Nach kleinem Marsche auf der ansteigenden Straße auf der sich
viele Goldammer umhertreiben, ist das wohlbekannte Kirchdorf
erreicht und vertraute Gesichter heißen mich willkommen.
Am 15. August zog ich früh über die Gerlosplatte, den zumteil
hochflächenartig breiten Nordabfall des Plattenkogels, ins Tal der
wilden Gerlos. Über den mit schönem Hochwald bestandenen Ab-
hang gelangt man auf eine ziemlich ebene Fläche, welche mit Hut-
weiden und kleineren Beständen eines schon mehr verkümmerten
Nadelwaldes bedeckt ist. \'on dort her erschallte der Schrei des
dickschnäbligen T a n n e n h ä h e r s. Bei den einzelnen Almen
14 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
trieben sich Hausrotschwänze (Rotbrandl) sowie ziemlich
viele Wasserpieper umher und auch eine einzelne G e b i r g s-
bachstelze war zu sehen.
Von der Platte abwärts steigend, gelangte ich in das Tal der
wilden Gerlos. Der untere Teil desselben ist mehr lieblich als wild.
Mit geringer Steigung geht es über grüne Wiesen an Almen vorbei
zu einem Querriegel, über den man zur zweiten Talstufe gelangt.
Von den waldbedeckten Hängen zur Linken schallt der krei-
schende Ruf des Tanne nhehers herab. Bei den Hütten sind
zahlreiche Rotschwänze und am Bache viele Wasser-
p i e p e r zu sehen. Auf der zweiten Stufe ist das Tal enger. Der
Weg führt knapp am tosenden Bache, der schäumend zwischen den
vielen .Steinblöcken sich seinen Weg sucht. Der Baumwuchs wird
spärlicher und wie weiße Gerippe leuchten die gebleichten Stämmchen
abgestorbener I-'ichten aus dem Grün. Durch das Astgewirr schlüp-
fen nuintcre Zaunkönige und eine Herde schön dunkelbrauner,
wollige] )auter Ziegen, welche vielleicht schon mancher Tourist in
einiger Entfernung als ,, echte Jemsen" angesprochen hat, kommt
unter der I'ührung eines patriarchalisch aussehenden Bockes neu-
gierig heran. Das Tal wird immer enger und öder und zahlreiche
kleine Wasserfälle, welche über die seitlichen Fclsenhänge herab-
stürzen, geben ihm einen romantischen Anstrich. Die dritte Talstufe
ist ein ödes Felsenkar mit zahlreichen Spuren wilder Felsstürze,
das links und gradaus von Felswänden, rechts von den gletscherbe-
dtckten Hängen der wilden Gerlosspitze abgeschlossen wird. Das
Grün verschwindet allmählich und das Grau der Steine herrscht vor.
Zahlreiche W' a s s e r p i c p e r treiben hier ihr Wesen. Mächtige
knorrige Wurzelstöcke und Stammstücke sind die letzten Reste eines
früheren Waldes. Die grauen Felsblöcke sind mit gelben Flechten
und rotem \'eilchenmoos bedeckt und die Zahl der echten Alpen-
blumen wächst, je weiter wir aufwärts steigen. Über Blockhalden
und Moränen geht es zur steilen Wand, an der ein Fußsteig, den von
eben in gewaltigen Sprüngen hera^)stürzenden Bach übersetzend,
mühsam zur Höhe führt, auf welcher lawinengeschützt die Zittauer
Hütte (2330 m) thront.
Das Wetter hatte sich unterdessen recht häßlich gestaltet und
unter mächtigen Regenschauern hielt ich meinen Einzug.
Eine recht stürmische Nacht folgte und als ich am Morgen des
16. August früh in's Freie trat, da herrschte eine empfindliche Kühle.
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 15
Im Tale wogten dichte Nebel und der lustig pfeifende Wind trieb
zeitweilig mächtige Streifen davon zur Höhe.
Neben dem unteren Gerlos-See, der wie ein tiefdunkles Auge
zwischen den grauen Felsen liegt, stieg ich über die Blockhalden und
Moränen aufwärts gegen den Gerlosgletscher, um Schneehühner zu
suchen. In dem dürftigen Blattwerk der Silberwurz, welches hier die
Hauptnahrung derselben liefert, fand ich wohl Losung und ein meh-
rere Wochen altes, totes Junge, aber keine lebenden Hühner. An-
scheinend war das l'ier durch Steinschlag verunglückt und befand
sich bereits im Federwechsel. Die Daunen waren durch die Federn
des Jugendkleides ziemlich ganz verdrängt und im Flügel zeigten
sich sogar schon einige weiße Schwingen. Da immer ein Pärchen
Schneehühner in nächster Nähe der Hütte beobachtet worden war
und Touristen noch vor einigen Tagen solche bei der nahen Roßkar-
scharte gesehen hatten, so suchte ich jetzt auch das Gelände zur an-
deren Seite sorgfältig ab. Ich sah wohl unsere Hausrot-
s c h wä n z e und W a s s e r p i e p e r, hörte das „dridlit !"' des
F 1 ü e V o g e 1 s und beobachtete ein Pärchen in nächster Nähe, ich
sah ein eifrig zwischen den Steinen revierendes Hermelin, aber kein
Schneehuhn. Ärgerlich kehrte ich zur Hütte zurück.
W^ie mir der Hüttenwirt dann mitteilte, wurde vor ungefähr
20 Jahren auf dem Bergrücken am linken Gerlosufer ein Stein-
adler geschossen, seitdem aber keiner mehr gesehen.
Ich zeichnete nun das gefundene Huhn und balgte es hierauf
für meine Sammlung ab. Die kleine 6jährige Kati der Wirtin stand
dabei und ich sehe heute noch die entsetzten Augen der Kleinen und
höre noch den schmerzlichen Ruf: ,,Das arme Vogei tat mi
drbarmen!", als ich so mit dem Messer hantierte. Erst als ich ihr
das \'öglein dann sauber zugerichtet zeigte, da erheiterte sich wie-
der ihr Gesicht. Am liebsten hätte sie das liebe ,, Vogei" behalten.
Nach eingenommenem Mittagessen zog ich dann an dem oberen
Gerlos-See vorüber — ■ beide Seen haben vollkommen pflanzenleere
Ufer — zur Roßkarscharte (2845 ^)- '^'on wo sich ein schöner Blick
auf die eisbedeckten Gipfel der Umgebung öffnete.
Ich wanderte hierauf ganz langsam und scharf beobachtend zur
Richterhütte. Trotz aller Aufmerksamkeit gelangte außer H a u s -
rotschwanz und W a s s e r p i e p c r kein anderer \'ogel zur
Beobachtung. Interessant war mir ein Fleck mit rotem Schnee
nächst der Hütte.
16 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
Am anderen Morgen wanderte ich bereits vor 6 Uhr weiter zur
\Vindbachscharte und dem Krimmler Tauern. Es war wiederum
recht kühl, der Himmel überzogen und Nebel krochen aus der Tiefe
herauf. Beim Austritte aus der Hütte begrüßte mich ein Wasser-
pieper mit seinem „bist, bist!" sonst blieb alles still. Bald war
die Scharte (2848 m) erreicht, aber nur ein mit Nebel erfülltes Tal
bot sich dem Auge dar. Ebenso waren die Spitzen umschleiert. Ein
Mutterschaf mit zwei allerliebsten Lämmlein, welche bei meinem
Anblicke erschraken und mit großer Eile und viel Geschick über den
steinigen Hang hinabrutschten, das waren die einzigen Lebewesen.
Der Nebel wurde immer dichter und stieg immer höher. Da bei sol-
chem Wetter die Schneehühner gern umherziehen, so bog ich vom
Wege ab und kletterte über den blockbesäcten Berghang hinauf gegen
den ewigen Schnee zu. Wieder fand ich nichts als Losung und so
zog ich. dem Geschicke grollend, dem Tauem zu. Immer unwirt-
licher wurde die Gegend. Graue, mit gelben und schwarzen Flechten
bedeckte Steinblöcke, dazwischen hie und da ein braungrüner Rasen
mit wenig Halmen und dürftigen Pflänzlein, fast blumenlos. so bot
sich die Umgebung dar. Mit leisem ,.(ljib djib!" zogen einige F 1 ü e-
v ö g e 1 in kurzbogigem Fluge durch den Nebel, sonst lautlose Stille.
Nach 2^/2 Stunden stand ich auf dem mit einem Kreuze geschmück-
ten Krimmler Tauem (2634 m), der Grenze zwischen Salzburg und
Tirol. Vor mir lag das Ahrntal, aber die Dreihermspitze und die
anderen gekrönten Häupter hatten immer noch Hauben. In der
nahe gelegenen Neu-Gersdorfer Hütte kehrte ich ein. Das Maximum-
und Minimum-Thermometer zeigte 14V2 Grad Celsius Wärme und
eljensoviel Grad Kälte als Jahresergebnisse an.
Hie und da brach ein Sonnenblick durch die Wolken, aber das
Wetter war nichts weniger als verläßlich. Obwohl mir der Wirt
mitteilte, daß der Lausitzer Höhenweg ganz verschneit und kaum
aufzufinden sei und mir zu längerem Warten riet, machte ich midi
doch auf den Weg zur Bimlücke. Wirklich konnte man den Weg
nur mehr ahnen als sehen, aber es ging doch. Knapp vor der Lück'.'
traf ich zwischen den Felsen junge Steinschmätzer, welche
die W'ildnis einigermaßen belebten. Nach mühevollem Anstiege in
hohem Schnee stand ich endlich auf der Paßhöhe (267T m). Ein
wundervoller Blick auf den sonnenbcstrahlten großen Krimmler Kees
zu meinen Füßen lohnte reichlich die Mühe. Auch die Bergspitzen
zu meiner Rechten hatten sich bis auf kleine Häubchen frei gemacht.
jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 17
Den ziemlich langen Schlangenweg kürzte ich durch Laufen und
Abfahren auf dem schneebedeckten Hange teilweise ab und war so
bald am Gletscherrande unten bei 2050 m angelangt. Ich überquerte
dasselbe, setzte über die zwar kleine, aber recht tosende Krimmler
Ache und kletterte dann zu der fast 400 m höher liegenden Warns-
dorfer Hütte empor, dem gastlichen Heime unserer Sektion.
Nach einem prachtvollen Sonnenuntergänge erglühten noch ein-
mal die Bergspitzen im Osten und Süden der Hütte in rosigem
Lichte, um dann nach einiger Zeit langsam im Dunkel der Nacht zu
versinken. Aus dem Tale herauf drang das feierliche Rauschen der
Ache durch die nächtliche Stille und hoch oben strahlten in zittern-
dem Glänze die ewigen Sterne — ein feierlicher Abschied von den
Bergen ! —
Am nächsten Morgen ging ich auf das Gamsspitzel, den zahmen
Hausberg der Warnsdorfer Hütte (2891 m). Herrlich war der Blick
auf die vollkommen freien Berge der Venedigergruppe — weithin
bis zu den Zillertaler. Stubaier und ötztaler Bergen schweifte der
Blick.
Hier oben bei der Spitze kommt bei schlechtem Wetter auch das
Schneehuhn vor. Ein Führer fing vor einigen Jahren ein
junges. Auf das Angstgeschrei desselben kam die Henne herbei,
unternahm einen förmlichen Angriff auf den Mann und war nicht
aus der Nähe wegzubringen, bis er das Junge frei ließ.
Alpendohlen stellen sich bei der Warnsdorfer Hütte selten
ein. Bei großen Schneefällen kommen dafür viele Schneefin-
k e n, die sich sonst weiter oben aufhalten, in die Nähe des Unter-
kunftshauses. Vor beiläufig 10 — 11 Jahren nistete unter dem Dache
zwischen den Schindeln und Brettern ein M a u e r 1 ä u f e r, welcher
seine Jungen auch glücklich großzog. Hausrotschwanz und
Wasserpieper fehlen natürlich nicht.
Noch am Vormittage trat ich den Rückweg nach Krimml an.
Ein Stück unterhalb der Hütte beginnt bereits wieder der Bauni-
wuchs. Beim Tauemhause (1631 m) traf ich im dichten Knieholz
eine Familie des Alpen-Birkenzeisigs (Acanthis lin.
rufesens {VieilL), welcher hier Rotschopf heißt. Die versteckten
Jungen waren nur zu hören, während die Alten unter ängstlichem
,,täit !" mit gesträubtem Schöpfchen alle Augenblicke auf den Spitzen
der Zweige erschienen. Auch ein rotrückiger Würger trieb
sich in der Nähe herum. Auf den Höhen waren die Rufe des d i c k -
2
18 Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen.
s c ii n ä b c 1 i fj e n T a n n c n li c h c r s zu hören. Auch sind hier
die R i n er p. m s c 1 n ziemlich zahlreicli. Dafür fehlt das Stein-
h u h n. \\clches auf der Südseite der IJcrge bei Wald, einem Dörf-
Itin in uiiniittclbarer Nähe von der Krimmler Bahnstation, noch '.a
finden ist, freilich aber selten. \'on Raubvögeln kf)mmt der Maus e-
bussard, der Turmfalk (Falk oder Stößer s^enannt), der
Habicht (Hühnergeier") und .Sperber (\'ogelhabicht) öfters
vor.
Nach kurzer Ruhepause wanderte ich ilanii weiter talwärts.
Dabei traf ich eine Anzahl weißer Bachstelzen, weiter unten
(» c b i r g s s t e 1 z c n und W a s s e r p i e p e r neben einander. Bei
den Stromschnellen und den mächtigen, weltberühmten Fällen waren
auch diese verschwunden.
Mit der Ankunft in Krimml war meine Gebirgsreisc beendet.
Ornithologische Beobaclitungeu zwischen Dran und
Krndija.
(IV. oriiithologischer Bericht der .Kommission zur wissenschaflichen
Erforschung Syrmiens".)
Von Prof. Dr. E. Rößler, Zagreb.
Nachdem eine im Jahre 1914 am 14. Juli von Zagreb (Agram)
aus unternommene Kahnfahrt Save abwärts, die Zemun (Semlin)
zum Endziele hatte, bereits am 26. Juli durch die Mobilisierung in
DubiCica bei Babina Greda in Slavonien ein jähes Ende gefunden
hatte und auch im Jahre 191 5 in Folge des Krieges in Syrmien selbst
eine wissenschaftliche Tätigkeit vollkommen ausgeschlossen war.
wendete ich mich diesmal dem Gebiete zwischen dem Drauflusse und
dem Krndija-Gebirge zu.
Am 8. Augxist traf ich in N a fi i c e ein und unternahm sofort
am nächsten Tage einen Ausflug in die sich vom Km<Iija-Gebirge
nordwärts gegen die Drau erstreckende, ausgebreitete Ebene bis zum
Orte S u § i n e. Ornithologisch war dieser Ausflug nur wenig loh-
nend, wie dies in einem (jebiete. in dem nur weitreichende Felder
mit großen Hutweiden abwechseln, stets der Fall zu sein pflegt.
Bedeutend erfolgreicher war der Ausflug am 10. August, an
welchem Tage ich noch weiter nordwärts in der Ebene vordringend,
über die Orte Klokoöevac und § a p t i n o v c i hinaus zu den
Teichwirtschaften Bok.^idki L u g und Grudnjak gelangte.
Prof. Dr. E. Rößler: ürnithologische Beobachtungen. 19
Auf den beiläufig 600 Joch umfassenden Teichflächen, die im abge-
stockten Hochwald ausgebaut sind, der sie noch teilweise in seiner
alten Ursprünglickheit umrahmt, war auch das Vogelleben, beson-
ders natürlich was Sumpf- und Wasservögel anbelangt, sehr reicli-
haltig, sowohl in betreff der Anzahl der Individuen als auch so
ziemlich in derjenigen der Arten.
Dasselbe war auch am folgenden Tage auf der Teichwirtschaft
bei L i 1 i n d v o r nordwestlich von Nasice der Fall. Auch hier
sind die 700 Joch bedeckenden Teiche mit ihrem stellenweise sehr
dichten Schilf- und Rohrwuchse der Sammelplatz einer großen
Menge verschiedener Vogelartcn, von denen auch so manche gün-
stige Nistgelegenheiten in den umliegenden großen Waldungen
finden.
Die folgenden Tage bis zum 15. August ließen ornithologisch
wieder ziemlich viel zu wünschen übrig. Auf den ausgebreiteten
Feldern bei P o d ?■ o r a c, südwestlich von Nasic^, war die Vogel-
welt nur sehr schwach vertreten ; dasselbe konnte ich auch in der
L mgebung von O r a h o v i c a, nordwestlich von Nas'ce, konsta-
tieren und auch kurze Ausflüge von diesem Orte aus in das Krndija-
Gebirge bis R a d 1 o v a c und zur Ruine R u ^ i c a brachten außer
herrlichen Naturschönheiten nur wenig Abwechslung. Auch ein
Ausflug von Nafice südwärts in die Wälder der Kmdija war ver-
hältnismäßig von sehr geringem ornithologischem Erfolge.
Erst am 1 6. .■\ugust konnte ich mich wieder in D o n j i M i •
h o 1 j a c in den Auvvaldungen und den Weidengebüschen an der
Drau an reichhaltigerem Vogelleben erfreuen, was auch am 17. Au-
gust in BeliSce noch immer in ziemlichem Maße der Fall war,
obzwar die Umgebung dieses Ortes südlich gegen \' a 1 p o v o schon
wieder den Charakter der echten Kultursteppe trägt. Entschädigt
wurde ich für diesen ornithologisch wenig anregenden Ausfiug die
folgenden zwei Tage in den herrlichen Revieren bei Viljevo imi
M o s 1 a V i n a unweit der Drau, welche wegen ihres starken Hoch-
wildstandes zu einer gewissen Berühmtheit gelangt sind, so wie sie
auch wegen ihrer großen Waldschnepfen strecken in Jägerkreisen
allbekannt sind.
Am 20. August mußte meine diesjährige Reise leider abge-
schlossen werden, da das Arbeiten im Terrain durch die Bestimmun-
gen für das Kriegsgebiet trotz aller liebenswürdigen Zuvorkommen-
lieit der Militärbehörden doch immerhin ziemlich erschwert war.
2*
20 Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen.
Nachdem ich auch schon in den Jahren 1909 vom 18. bis 21. OU
tober und 1912 vom 31. Oktober bis 3. November in Naäice geweill
und hei dieser Gelej^enheit hauptsächhch an den Teichen bei LiUn
dvor nmitholigische Beobachtungen gemacht, auch kurze Ausflüge
in die Wälder der Krndija bis G o r n j a M o t i <^ i n a, südwestlich
von Naäice, sowie auf die Felder bei NaSiöka Breznica
iMiternommcn hatte, halte ich es für angezeigt, daß ich die Resultate
meiner Exkursionen in den vorerwähnten Gegenden als Fortsetzung
meiner bisherigen omithologischen Beiträge für .Slavonien, resp.
Syrmien, hier veröffentliche.
Pcrdix pcrdix (L.) Während ich heuer das Rebhuhn nur
zweimal zu Gesicht bekam und zwar am 13. August bei Orahovica
auf den Feldern und am 17. auf den Stoppeln bei Beliäce, je eine
kleine Kette, war es im Jahre 1912 anfangs November in der Um-
gebung von NaSice außergewöhnlich zahlreich und fand ich hier an-
läßlich einer Feldjagd sehr viele starke Ketten.
Coturnix coturnix (L.) scheint in den von mir durchstreiften
Gegenden sozusagen schon zu den Seltenheiten zu gehören, denn
ich sah überhaupt kein einziges Stück und hörte nur einmal eines bei
Orahovica am [3. August schlagen.
Phasianus colchicus L. ist sowohl in den Revieren bei Na§ice
als auch jenen bei Donji Aliholjac allenthalben sehr zahlreich
vertreten und wird auch stets auf den Feldern, besonders in der
Nähe der Waldungen, immer in größerer Zahl angetroffen.
Colitinba palumbns L. sah ich nur am 10. .August in einigen
Exemplaren auf der Fahrt zur Teichwirtschaft Boksicki Lug auf
den Feldern längs der Straße. Die Seltenheit ihres Auftretens in
diesem Gebiete kann vielleicht durch das Fehlen von Nadelwäldern
erklärt werden, die sie doch entschieden dem Laubwald vorzieht.
Turtiir turtur (L.) war überall in den von mir durchstreiften
Gegenden auf den Feldern, in kleineren Gehölzen und stets auf den
Räumen längs der Straßen zu sehen, wenn auch ihre Zahl gerade
nicht besonders groß genannt werden kann.
Fulica atra /,. treibt sich stets in gewöhnlich großer Zahl bis zu
den Herbstabfischungen auf allen von mir besuchten Teichen, teils
auf deren freien Waserflächen. teils auch im Schilf und Röhricht
herum, das ihnen überall genügend Nistgelegenheiten bietet.
Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen. 21
Anas boscas L. tummelt sich allenthalben auf den Teichen in
großer Anzahl herum und ist entschieden die hier am zahlreichsten
vertretene Vogelart. Auch in den Tümpeln der sumpfigen Teile des
Revieres Moslavina fand ich am 19. August mehrere Stücke und
konnte hier sogar ein noch nicht ganz flügges Junges mit den Hän-
den greifen.
Anas crecca L. sah ich nur einmal am 10. August gegen Abend
während der Rückfahrt von Bokäicki Lug nach Naäice über eine
große sumpfige Wiese streichen, auf deren anderem Ende sie auch
einfiel.
NyroCa fuligiila ( L. ) scheint ein sehr seltener Bewohner der
Teiche zu sein, da ich nur ein einziges Stück am 10. August in
Bokäicki Lug herumstreichen sah. Höchstwahrscheinlich liegt der
Grund seines seltenen \'orkommens in der geringen Tiefe der Teiche,
die er nur vorübergehend besucht, da er doch hauptsächlich ein Be-
wohner großer Seen und tiefer Teiche ist.
Hydrochelidon nigra (L.) ist auf den Teichen auch nicht in be-
sonders großer Zahl vertreten, wo sie allem Anscheine nach auch
brütet. Ich beobachtete im Grudnjak wie auch in Lilin dvor je eine
Familie, deren Junge noch nicht sehr gewandt im Fliegen waren,
also wahrscheinlich von einer verspäteten Brut stammten. Dieselben
ließen sich sehr oft nach kurzen Flugübungen auf die Blätter der
.Seerosen und anderer Wasserpflanzen nieder, um längere Zeit aus-
zuruhen, wobei sie dann stets von den laut lockenden Alten umflogen
wurden.
Sterna hirundo L. gehört auch nicht zu den häufigen Bewohnern
der Teiche, die sie nur zur Nahrungssuche aufsucht, da sie ihr absolut
keine Nistgelegenheien bieten. Auch bei Donji Miholjac beob-
achtete ich nur ein Paar, das langsam über den Altwassern der Drau
herumstrich.
Larus ridibundus L. kommt auf den Teichen auch nur wenig
zahlreich vor. Ich beobachtete in Lilin dvor am 31. Oktober 1912
zwei Stück im vollen Winterkleide und am 11. .A^ugust dieses Jahres
mehrere im Jugendkleide, unter denen sich kein einziges altes Stück
befand.
Vanellus vavelhis (L. ) beobachtete ich auch nur ein einziges-
mal, am 10. August, in mehreren kleineren Flügen an den Teichen in
22 Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen.
Bokäicki Lug, wo sie in ihrem bekannten Gaukelfluge laut ruk-n-.l
oft ganz nahe meinen Kahn umschwärmten.
Niimenius arquatus (L.) bekam ich auch nur einmal, am ii. .'Au-
gust, in Lilin dvor zu Gesicht, wo fünf Stück ziemlich hoch in der
Luft eine kurze Zeit über den Teichen herumflogen und dann wieder
fortzogen. Wahrscheinlich handelte es sich hier schon um den An-
fang des Herbstzuges, da der große Brachvogel bei uns gewöhnlich
nur auf dem Durchzuge zu beobachten ist.
Totanus calidris (L.) wurde nur in wenigen Exemplaren am
IG. .August in Boksic^ki Lug beobachtet, die nach Nahrung suchend
die Ufer der Teiche abstreiften. Auch am 31. Oktober igi2 stöberte
ich in Lilin dvor ein krankgeschossenes Stück auf, das wahrschein-
lich eben seiner Verletzung wegen vom Herbstzuge zurückgeblieben
war.
Tringoidcs hypoJcucus (L.) war auch nur am 10. .'\ugust in
Bok§icki Lug zu beobachten, wo sich mehrere Exemplare, nach ihrer
Gewohnheit jedes für sich allein, an den Ufern der Teiche herum-
trieben. Da diese \^ogelart hauptsächlich sandige Flußufer als Lieb-
lingsaufenthaltsorte bevorzugt, handelt es sich in diesem Falle allem
Anscheine nach schon um den .Anfang des Herbstzuges, auf dem
dann auch andere besonders an den Ufern mit Gebüsch bestandene
Gewässer aufgesucht werden.
Gallinago gallinago (L.) stöberte ich nur auf den nassen L^fern
der Teiche in Bok.^icki Lug am 10. .\ugust in mehreren Exemplaren
auf, welche sich stets mit \'orliebe längs des Waldrandes im Busch -
holze aufhielten.
Gallinago gallinula fL.) fand ich mit der vorstehenden .'\rt an
derselben ürtlichkcit auch in mehreren E.xemplaren vor.
Scolopax nisficola L. Tni Jahre 19 12 stieß ich am 2. November
ein Stück bei Gomja ^Totiiiina im Hochwalde auf und am nächsten
Tage fand ich zwei Stück bei Nasice im dichten Gebüsch einer ab-
gestockten Waldfläche in der Kmdija.
Ciconia ciconia (L.) fand ich in allen von mir durchstreiften
Gegenden, wenn auch in verhältnismäßig sehr geringer Zahl an. In
Belifice befanden sich am 15. August in einem Neste noch zwei nicht
ganz flügge Junge, was ich zu so später Zeit schon ziemlich oft zu
beobachten Gelegenheit hatte.
Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen. 23
Ciconia nigra L. sah ich nur ein cinzigesmal, am lo. Augusr,
und zwar ein Paar, welches über dem Hochwalde in Bokäicki Lug
seine Kreise zog, wo es wahrscheinlich auch sein Nest gehabt hatte.
Ardea purpurca L. gehört auf den Teichen in Boksiäki Lug
und Lilin dvor zu den selteneren Erscheinungen, da man ihn nur in
vereinzelten Exemplaren auf den freien Plätzen zwischen Rohr und
Schilf zu Gesicht bekommt.
Ardea cinerea L. war auf allen von mir besuchten Teichen sehr
zahlreich ; in Hokäicki Lug sah ich am lo. August sogar sehr
große Flüge, .\iich in den Jahren 1909 und 191 2 waren die Fisch-
reiher bei den .-Kbfischungen in Lilin dvor Ende Oktober noch ziem-
lich zahlreich vorhanden, was endlich nichts Außergewöhnliches ist.
da diese \'ogelart fast regelmäßig alljährlich bei uns an ziemlich
vielen Orten überwintert.
Ardeola ralloides (Scop.) ist in den von mir besuchten Gegen-
den eine sehr seltene Erscheinung, denn ich fand nur ein einziges
.'^tück am 11. .\ugust auf den Teichen in Lilin dvor.
Ardctta unnuta (L.) beobachtete ich auch nur einmal am selben
Orte wie die vorige .Art in zwei Exemplaren, die mit ihrer bekann-
ten Gewandtheit durch das Röhricht kletterten.
Circiis aeruginosus (L.) Ein Exemplar dieses schlanken,
scheuen Räubers sah ich am 31. Oktober 1912 über den Teichen bei
Lilin dvor niedrig hin und herstreichen.
Accipiter nisus (L.) Am 18. August beobachtete ich ein Stück
bei Viljevn, welches in reißendem Fluge dicht über der Erde über
die Felder strich. Am 31. Oktober 1912 trieb sich einer auf einem
abgefischten Teiche in Lilin dvor herum, wo ihm die aus dem
Schlamme herausragenden Baumstümpfe willkommene Ruheplätze
boten.
Buteo biileo (L.) beobachtete ich sowohl in den Wäldern der
Krndija als auch in der Ebene bei Nasice wie auch bei Moslavina
stets in einzelnen Exemplaren, die gewöhnlich hoch in der Luft ihre
Kreise zogen. Besonders häufig kann er für diese Gegenden aber
nicht genannt werden.
Aquila maculata Gm. fand ich nur ein einzigesmal im Hoch-
vvalde bei Moslavina am 19. .Augtist, wo er von uns aufgejagt, träge
über eine große Waldblöße strich.
24 Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen.
Halia'ctus albicilla (L.) kann, wenn auch nicht sehr häufig und
in größerer Zahl, so doch öfter beobachtet werden. Am ii. August
zogen drei .Stück lioch oben in der l.uft ihre Kreise über den Teichen
bei Lilin dvor und am 15. strichen zwei Stück über die \Välder in
der Nähe von Beüäde. Der Pächter der Teichwirtschaft BokSidki
Lug hält ein von ihm geflügeltes Stück in der Gefangenschaft, das
sich aber bei jeder Annäherung sehr ungestüm geberdet und wahr-
scheinlich als älterer \'ogel auch nie recht zutraulich werden wird.
Milvus migrans Bodd. sieht man stets in einzelnen Stücken über
die Teichflächen streichen, wobei er von Zeit zu Zeit auf das Wasser
stößt, um wahrscheinlich einen an der Oberfläche schwimmenden
Fisch zu erhaschen, aber auch das Wassergeflügel beunruhigt.
Falco peregrinus Tunst. sah ich nur ein einzigesmal, am
17. August, bei Beliäde ganz niedrig über die Felder streichen.
Falco tinnunculus T.. umkreiste am 13. August öfter rüttelnd
das Gemäuer der Ruine Ru2ica bei Orahovica, aus dem noch das
Geschrei der Jungen zu uns heruntertönte. Ein zweites Stück sah
ich am nächsten Tage im Walde bei Naäico im Krndija-Gebirge.
Coracias garrulus L. als hauptsächlicher Bewohner ebener, je-
doch nicht sumpfiger Gegenden, wurde auch in den heuer durch-
.■•treiften Gebieten nur zweimal beobachtet und zwar am 10. .August
bei BokSicki Lug auf einer großen Hutweide, wo ein Exemplar
von den Zweigen einiger Überständer auf Beute Ausschau hielt,
dabei öfter seinen Platz wechselnd, und am 18. bei \'iljevo. wo
einige junge Vögel auf den Telegraphendrähten längs der Straße
Siesta hielten.
Alcedo ispida L. sah ich nur einmal, am 31. Oktober 1912 über
einen Teich bei Lilin dvor in seinem bekannten reißend schnellen
Fluge dahinstreichen.
Picus viridis pinetorum (Brehm) gehört in den Laubwäldern
bei den Teichen in T,ilin dvor zu den gewöhnlicheren Erscheinungen,
wo er sich besonders an den zahlreichen .\meisenhaufen, die ihm
seine Hauptnahrung liefern, zu schaffen macht; am 31. Oktober 1912
sah ich hier auch einen die Tclephonstangen längs eines Feldweges
gründlich absuchen. Angetroffen habe ich ihn auch vereinzelt in
den Waldungen der Kmdija bei Naäico sowie auch in den .Au-
V äldem bei Donji Miholjac.
Prof. Dr. E. Köliler: Ornithologische Beobachtungen. 25
Dendrocopus major pinetorum (Brehm) ist auch in diesen Ge-
genden nicht besonders häufig; ich traf ihn nur vereinzelt in den
Laubwäldern des Krndija-Gebirges bei Nasice, dann bei Moslavina
und etwas häufiger bei Doniji Miholjac, wo er sich besonders gerne
auf den Weiden in den Auwäldern aufhält.
Dendrocopus medius (L.) scheint hier bedeutend seltener vor-
zukommen als dies in den östlichen Gebieten Slavoniens der Fall ist,
wo er entschieden der häufigste Buntspecht ist. Ich beobachtete nur
zwei Stück am 2. November 1912 in den Wäldern des Krndija-
Gebirges bei Gornja Motic^.ina.
Dryocopus niartius (L.) bekam ich nur ein einzigesmal, a!n
2. November 1912, im Hochwalde bei Gornja Moticina zu Gesicht.
Delichon urbica (L.) umflog am 10. August in hunderten von
Exemplaren den ganzen Tag einige Pappelbäume bei den Wirt-
schaftsgebäuden in Bokäicki Lug; es waren in der weitaus über-
wiegenden Mehrzahl junge Vögel, die in den benachbarten Stal-
lungen ausgebrütet worden waren. Sonst war diese Vogelart nur
sehr vereinzelt zu beobachten, was schon durch eine lange Reihe von
Jahren bei uns fast überall der Fall ist.
Hirundo rustica (L.) war in allen von mir besuchten Gegenden
auch heuer wieder in auffallend geringer Anzahl vertreten. Im
Jahre 1912 beobachtete ich noch ein Stück am 31. Oktober in Lilin
dvor.
Muscicapa grisola L. scheint nicht zu den häufigeren Erscheinun-
gen zu zählen, da ich ihn im ganzen nur zweimal beobachtete. Am
10. August tummelte sich eine Familie in den Reisighaufen auf den
Teichdämmen in Grudnjak herum und am 16. sah ich ein Stück in
einem Weidenhaine bei Donji Miholjac.
Troglodytes troglodytes (L.) Wenn ich dieses niedliche Vögel-
chen auch nur einmal, am 2. November 1912, bei Gornja MotiCina
zu Gesicht bekam, halte ich es doch für ausgeschlossen, daß er in den
von mir durchstreiften Gegenden eine so große Seltenheit sei,
sondern nehme vielmehr an, daß er wegen seiner versteckten Lebens-
weise eben selten beobachtet wird.
Turdus meriila L. hat sich auch hier schon mehr in die Nähe
des Menschen gezogen, wie dies schon in sehr vielen Gegenden der
Fall ist, und wird daher draußen im Walde nicht mehr sehr häufig
angetroffen.
26 Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen.
'iurdus viscivorus I.. ist in unseren Gegenden eigentlich nnr
Wintergast und ich traf sie dalier aiicli nur in mehreren F,xeni])laren
im Herbste iyi2 Ijei Lihn dvor, NaSice und Gurnja Moticina an.
Pratiiicola rubetra (L.) beobachtete ich nur einmal, am
13. August bei Orahovica, wo es sich auf den Hecken längs des
Weges zur Ruine Rufica herumtrieb.
Pratincülo rubicola (L.) sah ich auch nur einmal, am 18. August,
auf einem Telcgraphendrahle an der Straße hei \'iljevo.
Hypolais icterina (Vieill.) fand ich am 16. .\ugust in mehreren
Exemplaren in den Auwaldungen bei Donji Miholjac, wo sie ge-
schäftig und gewandt das Gebüsch und die Bäume durchfiatterten,
dabei die Zweige und Blätter nach Nahrung absuchend.
Sylvia communis Lath. trieb sich auch an derselben Örtlichkeit
wie die vorerwähnte .\rt im dichten Gestrüpp herum.
I.anius collurio L. war ülx-rall in dem von mir durchstreiften
Gebiete anzutreffen, wenn ich sein \'orkommen heuer auch nicht al»
besonders häufig nennen kann ; ein Männchen beobachtete ich bei
Donji Miholjac. wie es einen kleineren Vogel, den ich im Gebüsch
nicht näher ansprechen konnte, scharf angreifend aus seinem Reviere
vertrieb, um dann zufrieden auf seine Warte in einer Feldhecke zu-
rückzukehren.
Parus palustris communis Baldenst. traf ich ziemlich häufig in
den Laubwäldern des Krndija-Gebirges sowohl bei Na.^ice als auch
bei Orahovica, sowie auch im Hochwalde bei Moslavina. Meist
durchstreiften sie einzeln die Bäume und Gebüsche des Waldes, sel-
tener schon traf ich sie paarweise, nie aber in größeren Flügen.
Parus major L.. diese gewöhnlichste unserer Meisen, ist auch
i'.i diesen Gegenden eine der häufigsten Erscheinungen der Vogel-
welt. Überall im Walde, in den Hecken längs der Wege, auf den
Bäumen an den Straßen, in Gärten und Parkanlagen kann man diesen
munteren, unruhigen \'ogel antreffen, der fast ununterbrochen mit
der Nahrungssuche Ijeschäftigt ist. Im August traf ich auch noch
ziemlich viel junge Vögel der zweiten Brut unter Führung der alten.
Aegithalos caudatus europaeus (Herm.) traf ich in kleineren
Flügen in den Waldungen bei Orahovica und Viljevo. sowie auch m
einem Garten in Beliäde. Unter den bei Orahovica beobachteten
befanden sich audi einige Stücke mit ganz weißem Kopfe, von denen
Prof. Dr. E. Rößler: Ornithologische Beobachtungen. 27
H a r t e r t in seinem Werke: „Die Vögel der palaearktischen Fauna"'
Bd. I. pag. 384, sagt, daß sie deshalb nicht A. c. caudatus, sondern
wohl nur ausnahmsweise weißköpfige Individuen sind.
Sitta europaca caesia Wolf, eine sons't für gewöhnlich ziemlich
häufige Erscheinung in allen Wäldern, Feldgehölzen, Parkanlagen,
Obstgärten usw. traf ich nur ein einzigesmal, am 19. August, im
Reviere bei Moslavina an.
Certhia familiaris macrodactyla Brehm beobachtete ich auch nur
einmal am selben Orte wie vorige Art.
Motacilla alba L., obzwar gewöhnlich die häufigste unserer
Stelzen, scheint sie in diesen Gegenden nicht besonders zahlreich zu
sein. Ich traf nur einige Paare auf den Dämmen der Teiche in
Bokäicki Lug am 10. August, von denen sich auch einige auf den
aus dem Wasser ragenden Baumstrünken herumtrieben. Auch im
Jahre 1912 sah ich nur einige Stücke auf den Teichdämmen in Lilin
dvor.
Motacilla flava L. sah ich nur einmal, am 13. August, an den
Ufern des Baches Radlovac bei Orahovica.
Anthus campcstris (L.) beobachtete ich in ziemlich großer An-
zahl am 3. November 1912 während einer Feldjagd bei NaSicka
Breznica auf den Ackerungen, wo man diese scheuen, unruhigen
Vögel hurtig über den Boden rennen sah oder sie zu ihrem schnellen,
bogenförmigen Fluge aufstieß.
Galerida cristata (L.) gehört auch in dieser Gegend zu den
stets häufigen Erscheinungen auf den Straßen, Wegen, Viehweiden,
Feldern usw.
Coccothraustcs coccothraustes (L. ) kam mir nur einmal, am
14. August, in mehreren Exemplaren zu Gesicht, die die Obstgärten
von Naäice durchstreiften.
Fringilla coelebs L., eine sonst gewöhnliche Erscheinung in
unseren Gegenden, sah ich heuer nur einmal, am 16. August, bei
Donji Miholjac. Es war dies ein größerer Flug junger Vögel der
zweiten Brut, die sich auf einer Wiese an der Straße mit Nahrungs-
suche beschäftigten, von wo sie sich von Zeit zu Zeit auf die Bäume
längs der Straße zu einer kurzen Ruhepause niederließen. .A.uch
während meines Aufenthaltes in Nasice im Oktober 1909 beobachtete
ich nur ein Männchen.
Carduelis carduelis (L.) fand ich in kleineren Flügen stets auf
den Bäumen längs der Straßen, auf den Hecken an den Feldwegen
28 Prof. Dr. E. Rößler: Ornilhologische Beobachtungen.
wie auch auf den abgeholzten Schlägen in den Wäldern der Krndija
sowohl heuer im August als auch im Oktober und November der
Jahre 1909 und 1912 bei meinen damaligen Streifzügen in der Um-
gebung von Nasice
Emberiza citrinella ]-. scheint in den von mir durchstreiften Ge-
bieten auch nicht eben häufig zu sein. Ich sali nur einige Stücke am
10. August in den Hecken an der Straße bei Bok:^icki l.ug und
auch im Herbste der Jahre 1909 und 1912 traf ich nur wenige im
Gesträuch an den Teichdämmen bei Lilin dvor an.
Sturnus vulgaris L. sah ich nur einmal in einem kleinen Fluge
am 16. August bei Donji Miholjac auf einer Hutweide an der Drau,
wo sich diese munteren Vögel unter den dort weidenden Viehherden
emsig zu schafifen machten.
Oriolus oriolus ( L. ) hörte ich nur öfter in den Gärten von
Beliäce und Donji Miholjac. wo ich auch ein Männchen dieses
scheuen Vogels zu Gesicht bekam, der sich, obzwar er sich gerne in
der Nähe des Menschen ansiedelt, doch stets sorgsam nach Möglich-
keit seinen Blicken in den dichtesten Baumkronen zu entziehen weiß.
Corvus corax I,. Ein Pärchen dieser klugen, vorsichtigen, ge-
wandten Flieger sah ich am 13. August sich im Schneckenfluge bei
Orahovica über das Kmdija-Gebirge in die Höhe schrauben.
Corvus cornix L., diesen gewöhnlichsten Vertreter unserer
Rabenvögel, der sich allen Bodenverhältnissen anzupassen weiß, traf
ich auch heuer wieder allenthalben in größerer und kleinerer Anzahl
in den Wäldern, sowie auch auf den Viehweiden und Feldern an.
Er ist zu jeder Jahreszeit überall gemein. Im Herbst bei den Ab-
fischungen der Teiche sammeln sie sich an den in diesen zurückge-
bliebenen Wasserlachen, um sie nach eventuell noch vorhandenen
kleinen Fischen zu durchsuchen, die ihnen in dieser Zeit eine will-
kommene Nahrung bieten.
Lycos monedula sperniologus (Vieill.). sonst eine gewöhnliche
Erscheinung in allen unseren Gegenden, die sich zu jeder Jahreszeit
mit den Krähen in größeren oder kleineren .Scharen herumtreibt,
scheint in den von mir durchstreiften Gebieten nicht gerade zahlreich
zu sein. Ich traf nur am 18. August einen Flug auf den Feldern bei
Viljevo und am 31. Oktober 1912 eine große Schar an den Teichen
l>ci Lilin dvor.
Pica pica (L. ) ist auch in diesen (jegenden ziemlich zahlreich
vertreten und man trifft sie allenthalben auf den Feldeni, in kleineren
Dr. Otto V. Wettstein: Berichtig, u. Ergänz. z.Ornis des Gschnitztales. 29
Feldgehölzen, an den Waldrändern sowie auch auf den Bäumen
längs der Straße an.
Garrulus glandarius (L.) Während ich diesen listigen, klugen
Vogel heuer nur in den Revieren bei Viljevo und Moslavina in sehr
geringer .\nzahl, fast möchte ich sagen vereinzelt, antraf, beob-
achtete ich ihn im Herbst des Jahres 1912 in großer Menge in den
Waldungen der Krndija bei Naäice und Gomja Moticina, wohin sie
höchstwahrscheinlich die reiche Eichelernte angezogen hatte.
Berichtigungen und Ergänzungen zur Ornis des Gschnitz-
tales bei Steinach am Brenner, Tirol.
Von Dr. Otto v. Wettstein, Wien.
C. E. Hellmayr hat in seiner Arbeit: „Zur Ornis des oberen
Ötztales in Tirol", Ornith. Jahrb. XXV,, 1914, p. 147-liJ5,
einige Angaben in meinem im Ornith. Jahrb. XXIII., 1912,
p. 176 — 194, erschienenen Aufsatze über die Ornis des Gschnitz-
tales angezweifelt. Es war schon lange meine Absicht, meiner
damaligen Arbeit einige Ergänzungen und Berichtigungen folgen
zu lassen; in einigem i.st mir nun Hellmayr zuvorgekommen.
Die im Gschnitztale vorkommende Sumpfmeise ist Parus
airicapillus niontanus Baldenst. und nicht, wie in meiner Arbeit
angegeben, Parus atricapülus salicarius Er. Die Bälge wurden
damals richtig bestimmt, der falsche Name kam durch ein
bedauerliches Versehen in die A.rbeit und wurde leider zu spät
entdeckt, um wieder berichtigt werden zu können.
Die von mir angeführte Alpendohle ist natürlich der
jetzige Pyrrhocorax graculus (L.) wie ja schon aus dem ganzen
über diese Art handelnden Absatz hervorgeht. Die Bezeich-
nung Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) stammt aus der „N a t u r-
geschichte der deutschen Vögel" von C. G. Frid-
rich, 5. Aufl., neubearb. v. A. Bau, 1905, welches Buch
mir damals beim Schreiben meiner Arbeit gerade zu Gebot
stand und mit benützt wurde. Ohne die nomenklatorische Gültig-
keit des einen oder andern Namens prüfen zu wollen, sei hier
auf die, wie es scheint, verwechselte Benennung*) der beiden
Arten in diesem Werke aufmerksam gemacht.**)
*) Selbe waren aber bis dahin die einzigen gebräuchlichen. D. Herausg.
•*) Siehe auch Martert, Vögel d. palaearkt. F., Bd. 1., p. 36, 2. Fußnote.
30 Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales.
Der bei mir angeführte Cinclus cinclus L. gehört wahr-
scheinlich der Form C. c. meridiofialis Br. an. Die von mir
gewählte Benennung gab aber Hellmayr nicht das Recht,
zu glauben, daß ich damit die Form C. c. cinclus L. meine.
Die beiden von mir gesammelten Bälge gehören jungen Indi-
viduen an, nach denen sich die Form nicht sicher bestimmen
läßt, ich habe daher davon abgesehen, einen trinären Namen
zu gebrauchen.
Es ist doch selbstverständlich, daß der binäre Namen einer
Art, die in mehrere Subspezies aufgeteilt wurde, nur besagt,
daß das betreffende Tier zu dem Formen kreis dieser Art
gehört und die Frage nach der betreffenden Subspezies gar
nicht beantwortet. So ist im vorliegenden Falle mit dem Namen
Cinclus cinclus L. noch lange nicht behauptet, daß es gerade
C. c. cinclus L. sein soll *)
Ich gehe von dem Grundsatze aus, ein Tier nur dann
trinär zu bezeichnen, wenn man sich von seiner unterartlichen
Zugehörigkeit verläßlich durch Untersuchung oder Vergleich
überzeugen kann. Bei bloßer Beobachtung im Freien, wenn
man das Tier nicht in die Hand bekommt, ist das aber in den
allermeisten Fällen nicht mit Sicherheit möglich. So weit ist
unsere tiergeographische Kenntnis kaum von Mitteleuropa
gediehen, um ohne Risiko ein auf die Art hin erkanntes Tier
nur deshalb entsprechend trinär benennen zu können, weil es
in einem Gebiete beobachtet oder gesammelt wurde, aus dem
bisher nur diese oder jene Subspezies nachgewiesen wurde.
Die nachstehenden erwähnenswerteren Beobachtungen wur-
den in den Sommermonaten 1913, während eines zehntägigen
Aufenthaltes in Trins vor Kriegsausbruch, Ende Juli und An-
fang August 1914, und nach zweijähriger Unterbrechung in
der zweiten Hälfte August 1916 gemacht.
Nucifraga caryocatactes caryocatactes (L.).
Der Tannenhäher war im Sommer 1913 und 1914 im
Gschnitztal viel häufiger als früher. Besonders war er an
•) Die zu Mißverständnissen führende Anfügung desselben Autoren-
namens zu dem binären Namen des Formenkreises und dem trinären
Namen der „Stammform" ein und derselben Art ist für diejenigen, welche
die „Subspezies" der „Spezies" unterordnen und nicht beiordnen, eine
mißliche Sache, die der Diskussion wert wäre.
Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Qschnitztales. 31
einem neuen Holzschlag auf dem „Muliboden", in den Fichten-
wäldern der Schattenseite, stets zu sehen. Dort beobachtete
ich z. B. am 25. Juli 1913 fünf, am 8. August ein Stück. Am
7. August desselben Jahres sah ich einen Tannenhäher am
Gschnitzbach zwischen Steinach und Trins. Das bemerkens-
werteste Zusammentreffen mit ihm war aber an den Fel.shängen
der „Hohen Burg". Dort sah ich am lO. August 1913 drei
Stücke an der oberen Baumgrenze*), die, sich auf F e 1 s v o r-
sprünge und auf die letzten zerstreuten Bäume setzend, die
Felswände entlang zogen.
1916 wurden keine gesehen.
Pyrrhocorax graculus (L.).
Wie alle Jahre, waren auch heuer, 19 i 6, die Alpendohle
in einer größeren Schar auf den Talwiesen bei Steinach zu
finden. Dabei fiel mir auf, wie systematisch die Wiesen von
diesen schwarzen Gesellen abgesucht werden. Der ganze Schwärm
sitzt nach dem Niederlassen gleichmäßig verteilt, aber doch
zusammenhaltend, auf der Wiese. Nachdem jeder Vogel einige
Schritte suchend vorgegangen ist, fliegen die hintersten auf
und setzen sich in schönem Gleitfluge vor den vordersten wieder
nieder. Dieser Vorgang wiederholt sich ununterbrochen und der
ganze Schwärm rückt auf diese Weise kontinuierlich über die
abzusuchende Wiese vor.
Pyrrhula pyrrhula (L.).
Ein einzelnes Weibchen, wahrscheinlich der Form P. p. euro-
paea Vieill. angehörig, sah ich in einem Fichtendickicht am
Austritt des Trunabaches in die Talwiesen am 8. August 1913.
Am 25. August 1916 glaube ich zwei Exemplare am sog. Muli-
boden flüchtig gesehen zu haben.
Anthus spinoletta spinoletta (L.).
War im Sommer 1913 in auffällig geringer Zahl gegen-
über früherer Jahre anzutreffen. Seither hatte ich keine Gelegen-
heit mehr, seine Standorte aufzusuchen.
*) Der dortige Wald ist reiner, lichter RoHöhrenwald. Nach Harte rt,
Vögl. d. palaearkt. F., Bd. 1., p. 26, wurde der Tannenhäher als Bewohner
solcher Wälder noch nicht sicher beobachtet.
32 Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales.
Certhia famlliarls macrodactyla Br.
Die in meiner früheren Arbeit angeführten 3 Bälge au.*;
der Trinser Umgebung sind in der Färbung alle typisch, das
erwachsene (^ vom 1. IX. 1009 ist aber dadurch bemerkens-
wert, daß sein Schnabel mit löö mm Länge die Schnabcllänge
von C. brachydactyla brachydactyla Br. erreicht.
Parus ater ater L.
Parus cristatus mitratus Br.
Parus atricapillus montanus Baldenst.
Diese Meisenarten scheinen durch schlechte Witterung zur
Brutzeit im Jahre 1913 ziemlich gelitten zu haben, denn man
sah relativ wenige, besonders wenig Junge. 1913 scheint mir
überhaupt ein für die Ornis sehr ungünstiges Jahr gewesen
zu sein.
1916 waren diese drei Meisenarten im Gschnitztale sehr häufig.
Meine beiden Haubenmeisen-Bälge aus Trins lassen sich
Von P. c. cristatus L. -Bälgen kaum unterscheiden.
Aegithalos caudatus europaeus (Herrn).
In meiner früheren Arbeit als A. c. vagans (Lath.) bezeichnet.
Von dieser Art liegen mir vier schöne Bälge aus Trins v"om
I.September 1912 vor. Drei derselben sind normale europaeus^
der vierte hat aber ganz weißen Kopf und keine Fleckchen
auf der Brust, kommt dalier A. c. caudatus (L.) ziemlich nahe.
Die Trübung der Ohrdecken und die Flügellänge stimmen aber
mit europaeus überein. Hartert (V. p. F.. Bd. I., p. 3S4)
erwähnt das Vorkommen solcher Exemplare vom westlichen
und mittleren Deutschland.
Schwanzmeisen waren im Juli 1913 und 1914 in der Um-
gebung von Trins häufig, 1916 sah ich kein einziges Stück.
Phylloscopus trochilus trochilus (L )
Diese Art wurde in einem männlichen Stück am 15. VIII.
1912 wiederum bei Trins erlegt. Am 24. VIII. 1916 sah ich ein
Pärchen auf einer Birke im ..Haslach" bei Trins.
Turdus musicus L. (= philomelos Br.).
Die Singdrossel trifft man im Gschnitztal selten an. Die
immer einzeln lebenden, sehr scheuen Vögel führen ein ver-
Dr. Otto V. Wettstein: Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales. 33
stecktes Dasein meist am Waldrande in dichtem Jungholze.
Auf den Talhängen gehen sie nicht weit hinauf.
Turdus merula L.
Diese Art erklärte ich in meiner früheren Arbeit als für
das Gschnitztal fraglich. Mir ist es inzwischen gelungen, sie
sicher nachzuweisen. In Steinach sah ich in den Gärten der
Villen „Edelweiß" und „Zirbenheim" am 7. August 1913 ein
Pärchen. In der Nähe unseres Hauses bei Trins beobachtete
ich die ganze zweite Hälfte August lyl6 hindurch mehrere
Amseln meist auf dem Boden sich umhertreiben. In ihrer Ge-
sellschaft traf man häufig auch Ringdrosseln, die aber bedeutend
scheuer waren.
Es liegt die Vermutung nahe, daß die Amsel erst in den
letzten Jahren im Gschnitztale seßhaft geworden ist, und ist es
dabei aucn auffällig, daß sie sich auch hier wieder gerade in
der Nähe menschlicher Wohnungen aufhielten.
Turdus viscivorus viscivorus L. und T. torquatus alpestris
(Br.) waren im August 1916 überall im Tale in auffälliger Menge.
Chelidon rustica rustica (L.) Rauchschwalbe.
Hirundo urbica urblca L. Mehlschwalbe.
Die Rauchschwalbe hat gegenüber der Mehlschwalbe sowohl
in Trins wie in Steinach sehr an Zahl abgenommen. Diese Er-
scheinung war in den Jahren 1913, 1914 und 1916 augen-
scheinlich. Im August 1916 sah ich Rauchschwalben in den
Ortschaften Trins und Gschnitz gar keine, in Steinach nur
wenige, dagegen sind die Mehlschwalben in allen drei Orten
in großer Zahl. 1913 war für das Gschnitztal überhaupt ein
schlechtes Schwalbenjahr.
Die Mauersegler nahmen in den letzten Jahren gleichfalls
sehr ab, 1916 habe ich in allen drei Ortschaften keinen ein-
zigen gesehen.*)
Dryocopus martlus martius (L.).
Der Schwarzspecht wurde von mir neuerlich am 25. August
1916 in den Fichtenwäldern der Südseite des Tales, am sog.
Muliboden, zweimal gesehen.
*) Siehe dagegen die Ausführungen über die Mauersegler im Gschnitz-
tale in meiner früheren Arbeit loc. cit. p. 190.
3
34 Dr. Otto V. Wettstein : Berichtig, u. Ergänz, z. Ornis des Gschnitztales.
Bubo bubo (L.).
Ein prächtiges Exerrjplar, anscheinend ein Weibchen, am
30. Juli 1913 gesehen. Es strich unter einem Krummholzslrauche
am Rande einer Felsschlucht an den Abhängen der „Hohen
Burg", auf der Nordscite des Tales, bei meinem Nahekommen
auf etwa 10 Schritt ab.
Buteo buteo (L.).
Mitte August des Sommers 1913 trieb sich im sog. Haslach
bei Trins ein Bussard herum, den ich dort öfter entweder auf
dürren Bäumen oder auf den Giebeln der Heu.städel aufgehakt
antraf.
An sonstigen Raubvögeln habe ich außer zwei Sperbern
und einem kleinen, mir unbekannt gebliebenem Falken in den
letzten Jahren nichts gesehen.
Tetrao tetrix L.
Zur Balzzeit 1916 wurde bei Gschnitz ein Birkhahn erlegt,
von dem der betreffende Schütze behauptete, es sei eine Kreu-
zung zwischen Birk- und Schneehuhn gewesen. Nach der mir
von ihm gemachten Beschreibung glaube ich aber eher, daß
es ein partiell-albinotischer Birkhahn mit weißem Kopte und
weißen Flügeln war, der leider damals der Küche überliefert
wurde.
Scolopax rusticola L.
Am 27. Juli 1914 fand ich auf den „Pflutschwiesen" am
Ausgang des Gschnitztales auf der nördlichen Talseite oberhalb
Steinachs ein anscheinend verlassenes, aber sehr gut erhaltenes,
unbebrütetes Gelege von vier Eiern der Waldschnepfe. Der
Fundort liegt in einem lichten, trockenen, hochstämmigen Rot-
föhrenbestand, also in für die Brutstellen der Waldschnepfe
typischem Gelände. Die hohe Lage von zirka 1200 in, so tief
im Hochgebirge, ist jedenfalls sehr bemerkenswert und gewinnt
bei den nur sehr spärlichen Angaben über Brutschnepfen in
diesen Gegenden an Interesse. Die Eier sind normal in Größe
und Färbung (oliv-graugrüne Form) und lagen in einer Ver-
tiefung des Bodens ohne besondere Unterlage. Erwähnt sei
noch, daß sich in nächster Nähe der Niststelle sowohl kleine,
sumpfige Wiesenstellen, als auch dichtes, niederes Föhren-
gestrüpp befindet.
Joseph Graf Plaz : Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 35
GalUnago major? (Gm.)
Am Morgen des 30. August 1916 stand in dem Schwemm-
land des Gschnitzbaches unweit der Kirche von Gschnitz eine
einzelne Sumpfschnepfe vor mir auf, die ich wegen ihrer Größe,
hauptsächlich aber wegen ihres nicht zickzackförmigen Ab-
fluges und schwerfälligen, niederen Streichens, was beides für
diese Art charakteristisch sein soll, als G. major angesprochen
habe.
Anas boscas L.
Bei der Bahnstation Unterber g — F erdinandsbrücke
im Wipptal sah ich bei der Vorbeifahrt am 15. August 1916
von dem dort sehr wilden, schäumenden Sill-Flusse drei Wild-
enten abstreichen.
Zttgsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale.
Von Joseph Graf Plaz.
Mein Beobachtungsgebiet ist die Umgebung des Schlöß-
chens „D i e H ö c h". Dieses liegt nach der österreichischen
Spezialkarte unter 47» 22' n. B. und 31» 2' ö. L. v. F., 976 m
über dem adriatischen Meere. Um 100/« tiefer erstreckt
sich das Tal der E n n s, welche am westlichen Hange des südlich
der Hoch ausmündenden Flachau -Tales entspringt, und
ihren Lauf von Reitdorf (2 km von hier) ab ostwärts gegen
Altenmarkt, Radstadt und weiter nach Steiermark
nimmt. Nach Westen zieht sich die Talfurche gegen Wag-
rein, St. Johann im Pongau und dann die Salzach
aufwärts dem P i n z g a u zu. Im Süden erheben sich die N i e-
deren Tauern, im Norden die nördlichen Kalkalpen,
dazwischen ein Mittelgebirgsstock, der sich von Reitdorf
und Eben im Osten nach St. Johann i. P. im Westen aus-
dehnt, und an dessen südöstlichem Abfalle die Hoch gelegen
ist. — Die Bodenbedeckung ist die in den nördlichen
Ostalpen allgemeine: die höchsten Lagen Felsen und Almen,
die mittleren Wälder, die unteren Hänge und der Talboden
Wiesen und Felder, an den Wasserläufen der E n n s und
L i t z 1 e n n s, welche aus der Richtung von W a g r e i n kommt,
vielfach nasse Wiesen, die hie und da in kleine, schilfbewach-
sene Sumpfstrecken übergehen.
36 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Ponß.iuer Ennstale.
Daß hier eine Zugstraße durchführt, ergibt sich aus dem
Auftreten verschiedener Vogelarten, welche hier z.vcifcllos nicht
brüten, z. B. Brachpieper, Goldamsel, Wiedehopf u. a.
Im Frühjahre dürfte der Vogelzug, wenigstens teilweise,
den Talniederungen folgen, was ich namentlich aus der so
späten Beobachtung der Wachtel und des Wachtelkönigs
schließe.
Im Herbste wählen wohl auch zartere Vogelarten den
Weg über die noch nicht oder nur weni^»- beschneiten Gebirge.
So sah ich um diese Zeit wiederholt Flüge von Hausrot-
schwänzen in verhältnismäßig sehr hohen Lagen, und heuer
am 13. September auf dem Bergzuge zwischen dem Zauch-
und Flachau-Tale in etwa 1850 vi Höhe unter einer
größeren Anzahl von Hausrotschwänzen einen Gartenrot-
schwanz. Krähen, Ringeltauben, auch Schwalben sah ich
wiederholt westwärts fliegen.
Die Daten über den Herbstzug 1912 und den Frühjahrs-
zug 1913 und 1914 sind wohl sehr lückenhaft, da ich mich
damals nur ab und zu hier aufhielt, doch glaubte ich diese, so
weit sie sich, verglichen mit späteren Boobachtungen als dem
Zeitpunkte des ersten Erscheinens und der letzten Beobachtung
entsprechend erwiesen, zur Vervollständigung des Gesamtbildes
beifügen zu dürfen.
Zum Vergleiche habe ich die in den letzten Jahren in
Salzburg von mir beobachteten Ankunftsdaten in Klammern
beigesetzt, und zwar bei dort einzeln überwinterten Arten :
Rotkehlchen, Bachstelzen den Tag, an welchem ich zuerst ein
häufigeres Vorkommen derselben wahrnahm.
Luscinla sveclca eyanecula (WolQ
1913: 14. IV. bei einem Dunghaufen ein schönes (^ mit
großem weißen Stern; sehr scheu. (Salzburg, 1911: 7. IV. (^\
1912: 12. u. 16. IV. (j".) — 1915: 4. IX. im Gemüsegarten ein
sehr vertrautes Junges.
Phoenicurus ochruros gibraltarlensls (Gm.).
1913: 15. X. die letzten 5 St. Neben dem braunkehligen
Wiesenschmätzer hier der häufigste Sommervogel. — 1914:
31. III. je ein graues und schwarzes (j", ersteres .singend; 29. X.
Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Eniistale. 37
ein graues ^f. — 1915: 25. III (^, 1. IV. erster Gesang,
2. IV. viele, 16. IV. Hauptzug; 26. X. die letzten auf dem
Wege nach Reitdorf.
Phoenicurus phoenicurus (L.).
1912: 10. X. p oder jun. beim Schlosse. Häufiger Brut-
vogel. - 1913: 23. IV. ^ singen gehört. (Salzburg, 1908:
11. IV.; 1909: 16. IV.; 1910: 12. IV.; 1911: 17. IV., 1912:
10. IV, 1913: 2. IV.); 1913: 3. X. ein St. — 1914: 21. IX. am
Wege nach Reitdorf 1 oder 2 St. — 1915: 17. IV. cf, 23. IV.
mehrere (5'c?, 9- V. p ; 15. X. ein St. bei Reitdorf.
Erlthacus rubecula (L.).
1914: 3. IV singen gehört, 5. IV. zahlreich. Häufiger Brut-
vogel, im Winter hier nie beobachtet. (Salzburg, 1911 : 14. III.;
1912: 20. III.; 1913: 4. III.; 1914: 9. III.) — 1915: 2. IV.
erstes gehört, um den 18. IV. Hauptzug.
PratJncola rubetra (L.).
1912: 17. IX. unterhalb der Hoch 1 St. Sehr häufiger
Brutvogel. — 1913: 28. IV. an der Litzlenns ^. (Salzburg,
1908: 9. V.; 1909: I. V.; 1910: 19. IV., 1911: 20. IV., 1912
23.IV.); 1913: 29. IX. 1 St. im Ennstal. — 1914: 10. IX. letzte
Beobachtung. — 1915: 26. IV. erste gehört, 30. IV. Haupt-
zug; 31. VIII. Hauptzug, doch sah ich noch am 1. IX. drei ein-
zelne und schließlich am 8. IX. den letzten, einen jungen Vogel,
bei Reitdorf.
Saxlcola oenanthe (L.).
1912: 4. IX. am Wege von Radstadt nach Reitdorf 4 St.,
darunter ein altes (^, später am Rückwege noch einige. Bis-
her hier nur während der beiden Zugzeiten beobachtet. —
1913: 5. V. 1 oder 2 J'J'. (Salzburg, 1910: 27. IV.; 1911:
12. IV.); 30. VIII. 3 p oder Junge. — 1914: 25. VII. 2 (5" u.
1 jun. am kiesigen Klemmbachufer am Wege nach R itdorf ;
2 VIII rf, 8. VIII. p u jun., 31. VIII. einige, alle an gleicher
Stelle. — 1915: C IV. 5, 29 IV. 5 u. 9; 28. IX. am Klemm-
berg bei Reitdorf 2 St., am 5. X. 1 St.
38 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale.
Turdus merula L.
1913: 24. X. die letzte beobachtet. Die Schwarzamsel hält
sich hier vom Frühjahr bis zum Herbst vereinzelt auf als sehr
scheuer Waldvogel. Im September sieht man sie häufiger als
sonst. Im Oktober verschwindet sie aus der Umgebung der
Hoch, soll aber im Ennstale auch im Winter beobachtet werden.
Scheint sich in den letzten Jahren hier vermehrt haben. —
1914: 10. bis 13. X. besonders zahlreich, dann keine mehr bis
zum 23. XI., wo ich die letzte, ein ,^ ad, sah. — 1915 16. III.
Warnungsruf gehört, 17. III. erster Gesang (in Salzburg 1911:
9. IL; 1912: 6. II) — 1915: 4. X. die letzten beobachtet.
Turdus torquatus alpestris (Br.).
Von etwa 1300/« aufwärts häufiger Brutvogel. 1913: 8. X.
In einem Fluge von etwa 20 Drosseln konnte ich 2 St. als 9
od. jun. der Ringamsel bestimmt erkennen. — 1914: 6. VI.
6 St. (Salzburg, 1908: 4. IV.; 1912: 3. IV.) ; 23. XI. im Walde
oberhalb der Hoch. — 1915: 1. IV. 5, 4. IV. Hauptzug;
29. IX. am Waldrande in etwa 1300 m die letzte gehört.
Turdus pilaris L.
1913: 26. IX. die ersten gesehen. Am Herbstzuge recht
häufig. — 1914: 30. IX. die ersten 10 St. auf Ebereschen. —
1915: 5.x. im Walde unterhalb der Hoch die ersten, zahlreich.
Turdus viscivorus L.
1913: 3. XL die letzten gehört; häufiger Brutvogel. —
1914: 17. X. im W^alde ober der Hoch die letzten gehört. —
1915: 15. III. ,5, 23 III. Hauptzug (überwintert in Salzburg);
15. X. die letzten.
Turdus musicus L.
1914: 23. XI. auf dem Wege nach Reitdorf 1 od. 2 St. —
1915: Glaube, die Singdrossel am \2. IV. gehört zu haben (in
Salzburg, 1910: 2. IV. ; 1911: 2. IV., 1913:2. IV.); 6. X. die
letzte.
Regulus ignicapillus (Temm.).
1914: 19.x. in etwa 1300 m Höhe im Walde das einzige
von mir gesehene St. angetroffen.
Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 39
Phylloscopus trochilus (L.).
1912; ll.X. 1 St. an der Litzlenns. Häufiger Brutvogel. —
1913: 17. IV. den ersten gehört. (In Salzburg, 1908: 11. IV.;
1909: 9.1V.; 1910: 8. IV ; 1911: 3. IV.; 1912: 30 III.; 1913:
29. III.) — 1915: 19. IV., Hauptzug 24. IV.
Phylloscopus collybita (Vieill.).
1913: 15. IV. den ersten gehört; häufiger Brutvogel, der
bis ziemlich hoch im Gebirge vorkommt. (Salzburg, 1911 : 26. III. ;
1912: 18. III.; 1913: 25. III.) — 1914: 2. IV. den ersten gehört;
9.x. in einem Fichtenzaune 2 St. — 1915: 16. IV.; Hauptzug
24. IV.
Phylloscopus sibilatrix (Bechst.).
1915: 2. VIII. Ein St. auf Lärchen oberhalb der Hoch;
das einzige bisher von mir beobachtete Exemplar.
Acrocephalus palustris (Bechst).
1915: 15. V., Hauptzug 28. V. Häufiger Brutvogel auf den
nassen Wiesen und Schilffeldern an der Enns und Litzlenns.
(Salzburg, 1909: 10. V.; 1910: 19. V.; 1911: 26. V.)
Sylvia borin (Bodd.).
1912: 4. IX. im Weidengebüsch an der Enns unterhalb
Radstadt 1 St.; die hier wohl am häufigsten brütende Gras-
mücke. - 1915: U.V., Hauptzug 15. V.
Sylvia communis Lath.
1914: 21. VIII. in einem Hollunderbusch 2 St. Brütet hier
weit spärlicher als bei Salzburg. — 1915 : 2. V. 2 St., Haupt-
zug 9. V., zu welcher Zeit die Dorngrasmücke recht zahlreich
zu beobachten war. (Salzburg, 1908: 9. V.; 1909: 9. V.; 1910:
26. IV.)
Sylvia curruca (L.).
1913: 10. V. die erste gehört; häufiger Brutvogel. (Salz-
burg, 1908: 4. V.; 1909: 39. IV.; 1910: 19. IV., 1911: 13 IV.;
1912: S.V.) — 1915: U.V. 5.
Prunella modularis (L).
Brutvogel. I9l3: 24. IV. 5. — 1914; 2. X. im Buschwerk
an einem Zaune. — 1915: 12. IV. 2 56 gehört.
40 Jeseph Graf Plaz: Zugsbeobachtuiigen aus dem Pongauer Ennstale.
Alauda arvensis L.
1913: 6. V. Die ersten im Ennstal singen gehört. Hier
oben beobachtete ich die Feldlerche nur einmal im Herbit. Im
Ennstal brütet sie, jedoch nicht häufig. (Salzburg, 191U: 26. II.;
1911: 18.11.; 1912: 22.11.; 1913; 3. III.; 191-1: 18.11.) - 1914:
4. XI. auf einem Kornstoppelfelde 1 St. — 1915: 15. III. am
Wege nach Reitdorf den ersten Lockruf, 6. V. im Ennstal die
ersten 2 bis 3 singen gehört.
Motacllla alba L.
Häufiger Brutvogel. 1913: 15. X. die letzten. — 1914: 20. X.
die letzten 15 St. am Wege nach Reitdorf. — 1915: 16.111.5,
22. III. Hauptzug. (Salzburg, 1911: 4. III.; 1912: 24.11.; 1913:
4. III.; 1914: 10. III.)
Motacilla boarula L.
1914: 1. IV. 1 St. Nicht so häufig wie die vorhergehende. —
1915: 11. IV. In einem Fluge Bachstelzen erkannte ich ein 5
dieser Art. Sie ist hier weit seltener als die weiße. (In Salz-
burg, wo sie wie die vorige einzeln überwintert, 1912: 7. III.;
1913: 5. III.)
Anthus trivlalis L.
1913: 17. IV. hörte ich auf den Berglehnen oberhalb der
Hoch den ersten singen. Ist sehr häufiger Brutvogel. (Salz-
burg, 1911: 12. IV.; 1912: 3. IV.; 1913: 4. IV.) ; 6. X. hielten
sich Baumpieper, Wiesen- und Brachpieper auf einem Hafer-
stoppelfelde auf. Der Hauptzug dürfte von 1. bis 3. X. gewährt
haben. — 1914: 9. IX. Hauptzug, der letzte 9. X. — 1915:
12. IV. den ersten gehört, 23. IV. Hauptzug; 7. IX. Haupt-
zug, 8. X. die letzten gehört.
Anthus pratensis L.
1918: 6. X. auf einem Haferstoppelfelde. Die ersten, die
hier nur durchziehen, 7 St., hörte ich am 2. X. — 1914:
25. IX. zuerst, 9. X. Hauptzug, 20. X. letzte Beobachtung. —
1916 : 6. IV. zuerst, 1. V. Hauptzug; 7. IX. viele, die ersten;
9. XI. vor Reitdorf einige; 10. IX. sehr viele; 13. IX. auf
gemähten Wiesen beim Dorfe Flachau einige; 23. IX. am
Klemmbache 1 St. ; 30. IX. 1 St. ; 4. X. eine große Menge,
dann keine bis 22. X., wo ich die letzten 20 St. sah.
Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 41
Anthus campestrls (L.).
1913: 19. IV. ein kleiner Flug auf einer Wiese beim Schlosse.
Ich beobachtete den Brachpieper regelmäßig- zu beiden Zug-
zeiten in geringer Menge. 6. X. auf einem Haferstoppelfelde. —
1914: 12. X. gegen 20 St. auf einem Kornstoppelfelde. —
1915: 8. IV. 1 St. in einem Fluge Pieper bei Reitdorf. 15. X.
zahlreich.
Anthus splno!etta (L.).
1915: 8. IV. Im Sommer seht häufig auf den Almen, ebenso
im Winter an der Salzach in Salzburg.
Emberlza cltrinella L.
Überwintert hier. Erster Gesang am 25. III. 1915. (Salz-
burg, 1911: 25.11; 1912: 12.11.; 1913: 26.11, 1914: 21.11.)
Acanthis carduelis (L.).
1914: 8.x. 2 St. am Wege nach Reitdorf, Bisher zur
Brutzeit hier niemals beobachtet.
Acanthis cannabina (L.).
1913: 3. X, die ersten 3 b's 4 St , Hauptzug am 14. X., an
welchem Tage sich große Flüge von 100 und mehr St. und
kleine Flüge auf den Stoppelfeldern herumtrieben. Letzte Be-
obachtung am 31.x. in zwei kleinen Gesellschaften von 5 und
10 Stück. Der Bluthänfling brütet in der nächsten Umgebung
von Hoch nicht, doch traf ich am 31. VI. 1913 ein Paar bei
Altenmarkt. - 1914: 14. IX. ein kleiner I'lug im Gemüse-
garten; 12.x. Hauptzug, bei 200 auf Haferstoppeln; 15. X. die
letzten 30 bis 40 auf einer Eberesche am Wege nach Reit-
dorf. — 1915: 4. X. sehr viele in größeren und kleineren
Flügen; 29. X. die letzten 20 auf einer Eberesche am Klemm-
bach bei Reitdorf.
Acanthis linaria subsp.?
1914: 26. XI. auf einer Eberesche am Wege nach Reitdorf
1 St., nach der rosa überflogenen Brust ein i5- Leider konnte
ich die Oberseite nicht sehen. Die alpine Form des Birken-
zeisigs traf ich am Gebirgszuge östlich der Flachau in etwa
1850 m Höhe.
42 Joseph üraf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale.
Fringilla coelebs L.
1915- cfö" überwintern hier, doch sah ich Ende Jänner wieder-
holt auch ein 9- Erster Schlag 16. III. (in Salzburg: 1909; 19. II ;
1910: 16. II.; 1911: 22. II; 1912: 13. II.; 1913: 6. IL; 1914:
17. IL).
Fringilla montifringilla L.
1913: 15. lY. die letzten beobachtet. Es war ein großer Flug,
die (^fo" hatten schon das fast vollständige Sommerkleid und sangen.
Die Bergfinken durchziehen die Gegend im Frühling und Herbst in
großen Scharen. Im Winter traf ich sie bisher nur selten und ein-
zeln; II. X. die ersten; 10. — 12. XL Hauptzug. Besonders am
II. hielten sie sich in Scharen, die ich auf 500 \'ögel schätzte, hier
auf. — 1914: 8. X. die ersten gehört, während des ganzen Oktobers
mehr weniger zahlreiche Flüge. — 1915 : Letzte Beobachtung 11. IV.,
größerer Flug; 15. X. die ersten gehört; 29. X. — 2. XL Hauptzug.
Coccothraustes coccothraustes (L.).
1915: 12. III. 2 St. beobachtet, sonst sah ich hier nie einen Kern-
beißer. Überwintert in Salzburg.
Passer montanus (L.).
1913: 23. X. die ersten beim Schlosse gehört, wo sich der Feld-
spatz nur im Spätherbst und Winter aufhält, während der Hausspatz
ganz fehlt. Beide Arten sind im Ennstal zu jeder Jahreszeit häufig.
— 1914: 18. X. die ersten 10 St. auf der Hoch, die von nun an den
Winter über in steigender Anzahl bis zu einigen zwanzig St. hier
\erbliebcn. — 1915: 26. III. letzte Beobachtung auf der Hoch;
28. X. die ersten 2 beim Schlosse.
Stumus vulgaris L.
1912: 24. X. zwischen Hoch und Reitdorf 20 St. In den Nist-
kästen überall brütend, verlassen die Stare wenige Tage nach dem
Flüggewerden der 2. Brut die Gegend und wurden von mir im
Herbste nur selten beobachtet. — 1914: 25. VIII. auf einer gemäh-
ten Wiese bei Reitdorf ein einzelner Star unter einer Schar Raben-
krähen. — 1915: 8. ni. einen, 22. IH. acht Stare, die mit kurzer
Unterbrechung bei schlechtem Wetter hier blieben. (Salzburg: 1910:
21. IL; 1911: 23. IL; 1912: 19. IL; 1913: 28. IL; 1914: 18. IL)
— 30. IX. bei beginnender Abenddämmerung 80 — ICX) südwärts ins
Flachautal fliegend.
Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 43
Oriolus oriolus (L.).
1913: 21. y. hielt sich ein Q in hohen Lärchen unweit des
Schlosses auf. Seltener Durchzügler im Frühjahr. (Salzburg: 1909:
9. V.; 1910: 7. V.: 191 1: 9. V.; 1912: 14. V.; 1913: 30. IV.) —
1915: 27. IV. hörte ich in einem schmalen Waldstreifen unterhalb
der Hoch gegen Abend eine unbestimmte Anzahl flöten und krei-
schen. Als ich mittags die Stelle beging, war dort von Goldamseln
nichts mehr zu bemerken. Am 15. V. hörte ich unfern von dort eine
kreischen.
Corvus frugilegus L.
1913 : Am 19. X. sah ich zwei große Scharen westwärts ziehen.
— 1914: 25. X. ein kleiner Flug gegen Reitdorf.
Corvus corone L.
1915: Verläßt im Oktober, spätestens anfangs November die
nähere Umgebung der Hoch vollständig, bleibt aber in kleinen
Flügen oder einzeln im Ennstal. i. III. sah ich die erste Rabenkrähe
wieder in der Richtung von Reitdorf hierherfliegen. Am 6. III.
hörte ich von hier aus die erste krächzen ; am 8. III. saß eine auf
einem benachbarten Baume; den 13. III. zeigte sich das erste Paar.
Sie brütet hier höchstens bis zu 1200 m Höhe. — 26. X. die letzte
in der Nähe des Schlosses gehört.
Lantus collurlo L.
1912: 17. IX. ein 9 ad. oder juv. ; 19. IX. ein juv. Ist hier ein
ziemlich häufiger Brutvogel, doch scheint er seit einigen Jahren an
Zahl abgenommen zu haben. — 1913: 6. V. ^ ; 21. V. das erste Paar.
(Salzburg: 1908: 9. V. ; 1910: 9. V. ; 1911 : 8. V. ; 1912: 26. IV.) —
1914: 30. VIII. das letzte q". — 1915: 8. V. hörte ich einen bei
Radstadt ; am 9. V. sah ich bei Reitdorf das erste (j', am 14. V. das
erste 9- — 28. \'III. zuletzt 2 juv.
Lantus excubitor L.
1913: 7. XII. unterhalb der Hoch im Gebüsch am Waldrande
I St. Zieht im Spätherbste einzeln durch. — 1914: i- XII. auf
einem Baumwipfel unweit des Schlosses i St. — 1915: 4- XI. ver-
folgte ein sehr schöner Raubwürger mit ganz weißer l'nterseite eine
Meise vergeblich in einer Baumkrone.
44 Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstnle.
Muscicapa atricapilla L.
1912: 19. IX. unterhalb der Hoch 1 St. Bisher nur zur Zugzeit
beobachtet. — 1915 : 9- V. saß ein schönes altes ^ auf einem Weiden-
busch an der Litzlenns. (Salzburg: 1908: 1. V.; 1909: 5. V.; 1910:
12. V.)
Muscicapa striata (Pall.)
1913: 27. und 29. VIII. je ein Stück, dürfte hier nur durch-
ziehen. — 1914: 3- IX. am Wege nach Reitdorf eine einzelne.
Cypselus apus (L.).
1903 : 8. V. in Altenmarkt 5 St. Da und in Radstadt häufiger
Brüter, in Reitdorf nur 2 — 3 Paare. (Salzburg: 1908: 5. V.; 1909:
26. IV.; 1912: 30. V.) — 1915: 4- V. in Reitdorf 4 St.
Chelidon rustica (L.).
1912: 21. X. in Altenmarkt i juv. Hat auf der Hoch nach
mehrjähriger Pause 1913 wieder zu nisten begonnen. Im Ennstal
sehr häufiger Brutvogel. — 1912: 20. IV. zwei einzelne in Alten-
markt. 21. IV. traf der Hauptzug in Reitdorf ein. (Salzburg:
3.. IV.: 1913: 5. IV.) — 1914: 4. — 9. IX. Hauptzug, 25. IX. in Reit-
dorf die letzten 4 — 5 St. — 5915: 16. IV. die erste in Reitdorf, wo sie
die letzten 4 — 5 St. — 1915: 16. I\. die erste in Reitdorf, wo sie
blieb: 26. IV. das erste Paar auf der Hoch; 8. \'. Eintreffen des
Hauptzuges. — i. — 5. IX. Hauptzug; 1. X. die letzte in Reitdorf
gesehen.
Hirundo urbica L.
1913: 6. V. 2 St. in Reitdorf, wo sie wie auch sonst im Ennstal
sehr zahlreich brütet. Nistet auf der Hoch und in den benachbarten
Bauernhöfen nicht. (Salzburg: 1909: 6. \'. ; 1910: 30. IV.) — 1914:
4. — 9. IX. Hauptzug. — 1915: 27. IV. I St. in Reitdorf; 10. V.
Hauptzug. — II. IX. Hauptzug; 15. IX. letzte in Reitdorf.
Caprimulgas etircpaeus L.
1914: 29. IV. flog in der Abenddämmerung eine Xachtschwalbe
am Schlosse vorbei, die einzige, welche ich bisher hier beobachtete.
Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale. 45
Upupa epops L.
1914: 14. VITI. wurde ein Stück in Reitdorf in ganz ermattetem
Zustande gefangen. — 1915: In dt-n letzten April- oder ersten Mai-
tagen wurde an der Litzlenns eine Wiedehopfe geschossen. (Salz-
burg: 191 1 : 7. IV.)
Jynx torquilla L.
1914: 22. VIII. am Wege nach Reitdorf auf einem Zaune i St. ;
dürfte hier nur durchziehen. — 5. VIII. am Wege nach Reitdorf
I ad. und i juv. ; 7. VIII. an gleicher Stelle 2 ad.; 10. VIII. eben-
dort 2 ad. und i juv. Die Jungen hatten die Stoßfedern kaum zur
halben Länge ausgewachsen. — 1915: 25. IV. und 10. V. hier gehört.
Cuculus canorus L.
1913 : 13. IV. die ersten gehört, häufiger Sommervogel. (Salz-
burg: 1908: 4. V.; 1909: 24. IV.: 1910: 26. IV.: 191 1: 20. IV.;
1912: 22. IV.) — 191 5: 23. IV. zuerst gehört.
Falco tinnunculus L.
1912: 21. IX. am Wege nach Reitdorf i St.: bisher hier nur
einzeln auf dem Durchzuge beobachtet. — 1Q13: 15. IV. q^. — 1915:
2. XI. jagte ein "Purmfalk auf Bergfinken.
Buteo buteo (L ).
1913: 21. X. die letzten. Im Sommer täglich zu beobachten. • —
1914: 31. III. 3 St. (Salzburg: 1911: 11. III.; 1912: 28. II.) —
7. IX. letzte Beobachtung. — 1915: i. IV. i St.; 28. IX. der letzte.
Columba palumbus L.
1914: 30. III. die 2 erstien. — 12. X. 6, 17. X. zogen 3 Ringel-
tauben hoch westwärts. — 1915: 26. III. die ersten gehört. —
15. X. letzte Beobachtung. Es zog ein Flug von ungefähr 300 St.
CoturnJx coturnlx (L.).
1913: 30. V. hörte ich in der Abenddämmerung den ersten
Schlag. Hier nur am Durchzuge, brütet zerstreut im Ennstale.
1915: 5. VI. mittags die erste gehört.
^^^j^^^^^^^^^^^^^cAo^^s aus Gmunüen und Umgebung.
Crex crex (L.).
UMV ^ VI. zuerst gehört. Durchzügler, zerstreut im Ennstal
nistend. (Salzburg: 1909-. ^S- V.; 191» : -5- V.; 191- 13- V) -
1915: 5. \'. den ersten gehört.
Vanellus vanellus (L.).
Tor4- 10 X. morgens auf einem Acker bei Reitdorf &-^ Stück.
Er Jnd de ..HeiHger Geistvogel" genannt. In früheren ahren be:
obadnetc ich ihn wiederholt in. Frühling auf den nahen Wesen an
der Enns bei Radstadt.
Ornitliologisches aus Gmunden nnd Umgebung.
(Herbst und Winter 1916.)
Von A. Watzinger.
Bis jetzt (9. I.) hatten wir beständig wechselndes Wetter,
Rega'lechseltemü Sonnenschein, hin und weder fiel etwas Schnee
-' r;? V^'^^nds Cansezug über Gmunden. seitdem
"nrtr™\egen.o Rauchschwalben an der
Marienbrücke. An ersterem Tage einige H a u s s c h w a 1 b e n
übe der Mitterau, am Traunufer viele R o t k e h 1 c h e n e.mg
"Uckenbraunellen und L a u b s ä n g e r (/'/. trocküus und
rnllvhita) auch w e i ß e B a c h s t e 1 z e n.
• ; XI aßt in Steinfeld bei Isch. be, sonnigem Wetter um
,C Uhr vormittags ein Kleiber semen Frühjahrsruf vernehmen.
8 XII MüWbachberg b. Traunk.rchen. Im Walde am Raben-
stein fallen m der Abenddämmerung tausende von P e r g f . n k e ,1
ein.
9 XII. Gmunden. Während der Aujagd im ''^^^"S'^^'^^^;:
land sehen Revier zeigten sich im Hofstätterholz -<^ ^nglbaue
ungeheure Schwärme von B e r g f i n k e n auf den Feldern. Na h
mittags wurde in einen Schwärm derselben geschossen und fielen
eeeen 20 Stück zur Erde. .
^ Der herzogliche Revierförster Dohmeier traf noch längere Z..t
hindurch täglich riesige Schwärme dieser Vögel ,m Grunberg--
^'^''17. XII. Am Theresientaler Wehr am Tratmufer in Gmunden
A. Watzinger: Am Neste des Erlenzeisigs. 47
treibt sicli mit Zaunkönigen ein W e i d e n 1 a u b v o g e 1 herum,
die Steingruppen und das Weidengeflecht nach Nahrung absuchend.
.'\ni gleichen Tage sreicht mittags ein Girlitz lockend über den
oberen Markt. Zwei Tage später beobachtete ich den Weidenlaub-
vogel an gleicher Stelle in Gesellschaft von Schwanz- und Blau-
meisen in den Weiden längs Betonverbauung.
G m u n d e n, Januar 1917.
Am Neste des Erlenzeisigs.
Von A. Watzinger.
Drei Jahre hindurch lenkte ich mein Augenmerk auf die mitt-
leren Höhenzüge in der Umgebung von Gmunden, Grünau, Scharn-
siein, Altmünster, Traunkirchen und Bad Ischl, wo ich zur Brütezeit
Erlenzeisige, an manchen Stellen förmliche Kolonien, anderwärts
vereinzelte Paare wahrgenommen hatte.
In dichteren Waldbeständen ist ein Beobachten der Vögel nur
am Rande von Blößen und Schlägen möglich, da sich ihr Leben und
Treiben hauptsächlich in den Wipfeln der hohen Nadelbäume ab-
spielt und nur Gezwitscher und Gesang ihr Vorhandensein verrät.
Im vergangenen Jahre (1915) konnte ich nur viele ausgeflogene
Junge feststellen, welche der Färbung wie der Stimme nach jun-
gen Girlitzen zum Verwechseln ähnlich sind ; nur der gelbe Streifen
in den Schwingen ist ein sicheres Kennzeichen. Kurz nach der Flug-
fähigkeit der Jungvögel dürfte auch das Wandern beginnen, da es
ii: den Gebieten, wo erst reges Stimmengewirr geherrscht hatte,
plötzlich ruhig geworden war und höchstens vereinzelte Exemplare
im Vorüherstreichen sich durch ihren Lockruf vernehmen ließen.
Die Ebenseer Vogelfänger, unter denen sonst sehr gute Beob-
achter zu finden sind, erzählen alle möglichen Märchen über das
Brüten des Erlenzeisigs.
In der zweiten Maihälfte d. J. beobachtete ich unter anderen
ein Zeisigpaar auf der ,,Windlingerhald", ca. 2 Stunden von Tratm-
kirchen entfernt, wo sich die Vögel auf den mit grauem Baummoos
und Bartflechten überwucherten Lärchen herumtrieben.
In einer Höhe von über 20 m sah ich das Pärchen auf einem
Aste, ca. 1.80 m vom Stamme entfernt, wiederholt auf dem gleichen
Punkte in der Flechten verschwinden und abstreichen.
48 A. Watzinger: Am Neste des Erlenzeisigs.
Am z-j. Mai konnte ich das ,/ inncrlialh einer Stunde zweimal
den Ast anfliegen sehen. Nachdem es unterwegs den Lockruf ganz
wenig hören ließ, zwitscherte es auf dem Aste ganz piano „dschd,
dschdd'", schlüpfte für kurze Zeit zu der vorher beobachteten Stelle
und strich wieder ab, in größerer Entfernung den Lockruf hören
lassend.
Eine halbe Stunde später, es war gegen 7 Uhr abends, befanden
sich plötzlich beide \'ögel über mir auf einer kleinen Fichte, wo das
9 vom ,3" aus dem Kröpfe gefüttert wurde. Nachdem letzteres ab-
gestrichen war, llog- das 9 auf das äußere Ende des Astes und lief
auf diesen entlang wie eine Maus zur erwähnten Stelle, von wo es
nicht mehr zum Vorschein kam. Heftiges Anklopfen an den Stamm
brachte es nicht zum Abstreichen. Trotz einer 12 m langen Leiter,
welche mir der ..Große Windlinger" herbeischleppen half, konnte ich
wegen der brüchigen Aste und des schlechten Halts der mit der
Rinde abgleitenden Bartflechten das Nest nicht erreichen. .Auch das
Erschüttern des ]')aumes durch die Klettcrvcrsuche und das An-
lehnen der schweren Leiter brachten den brütenden \'ogel nicht zum
Weichen.
Am 1. Juni wagte ich mit Steigeisen den Aufstieg, mußte aber,
(iben angekommen, mit einer I^ine den Ast herbeiziehen, um zu dem
unsichtbaren Neste zu gelangen. Erst jetzt stürzte das brütende 9
mit dem Kopfe nach unten heraus, fast bis auf die Erde, wo mein
junge zur Beobachtung aufgestellt war. Während ich noch aus
Leibeskräften damit beschäftigt war. das Nest in greifbare Nähe zu
bringen, kamen beide \'ögel stumm auf den in Bewegung stehenden
Ast, erst wegstreichend, als ich nach dem Neste gjiflf, um das wert-
volle Gelege für die Sammlung meines Freundes Lindorfor zu er-
beuten. Da, o Jammer! ein kurzes Ausgleiten der Leine, ein leichtes
Zurückschnellen des Astes — und ich konnte nur mehr das leere
Nest erlangen. Die schwachbcbrüteten Eier lagen zerschellt teil-
weise auf den unteren ,\sten und auf dem Moose und nutzlos war die
Kinderstube der besorgten Eltern vernichtet.
.'Ms ich vcrschundcn und zerkratzt unten ankam, schlüpften
beide Vögel um die Stelle ,, dschd dschdd" zwitschernd, wo ihre
Kinderwiege gestanden, an der sie mit aller Liebe ihrer kleinen
Vogelherzen hingen.
Solch bittere Unfälle können einem das .'^anmieln verleiden.
C. Lindner: Bemerkung zu „Scliwanzmeisennest auf Fichte". 4Ö
Wahrscheinlich sitzt auch der Alpenleinzeisig so fest auf den
Eiern, daß ihn ein starkes Erschüttern des Baumes nicht zum Ab-
streichen bringt. Ich erinnere mich einiger Fälle im Wildensee-
gebiet, wo ich diese Vögel lange Zeit beobachtete und die gleichen
Wahrnehmungen wie bei den ersteren machte, nur habe ich mich
durch das Ersteigen der Bäume nicht überzeugt, da ich es nicht für
möglich hielt, daß die brütenden Vögel einer so starken Erschütte-
rung standhalten würden und glaubte stets, ich hätte mich in der An-
nahme, daß da oder dort ein Nest sein müsse, getäuscht. Hoffentlich
kommt auch die Zeit noch, wo es mir möglich sein wird, Nester der
Acanthis linaria rufesccns zu finden.
G m u n d e n, im Juli 1916.
Bemerkung zu „Sehwanzmeisenuest auf Fichte".
Von C. Lindner, Naumburg.
Zu den mancherlei ornithologischen Mitteilungen der letzten
20 — 30 Jahre, die etwas besonders Auffallendes mitzuteilen glauben,
ohne daß jedoch die der Mitteilung zu Grunde liegende Beobachtung
irgendwie eine ganz außergewöhnhche wäre, gehört auch die von
C. Loos unter obiger Überschrift in Heft 3 — 6 des ,, Jahrbuches'".
Bei dem mitgeteilten Fall handelt es sich weder um eine vereinzelte,
noch auch rein örtliche Erscheinung. Ich habe, und zwar an geo-
graphisch weit auseinander erliegenden Örtlichkeiten, mehrfach
Schwanzmeisennester in Fichten von kaum ■'/^ m über dem
Boden bis etwa 15 m hoch gefunden und in einem Falle mich
überzeugt, wie dieselbe vereinzelte hochragende Fichte mehrmals
(von demselben Paare?) in aufeinanderfolgenden Jahren benutzt
Morden ist. Mir ist nicht zweifelhaft, daß andere Ornithologen die-
selben Beobachtungen gemacht haben, ohne sie darum gleich als
Merkwürdigkeit zu veröffentlichen. ,,In Vorarlberg sah Bau wie-
derholt Nester, die in den dichten, herabhängenden Behang alter,
einzelstehender Wetterfichten eingebaut waren." (Friderich,
5. Aufl.). Voigt fand das Nest „zwischen die Zweige eines kümmer-
lichen Lebensbäumchens eingebaut" (Excursionsb. 6. Aufl.) und
Ussher, dieser ausgezeichnete Freibcobachter schreibt in seinem
„Birds of Ireland" von der Platzwahl des Schwanzmeisennestes:
bald hoch auf einem Ulmenast, bald in einem flechtenüberzogenen
4
50 C. Lindner: Einige kurze Beobachtungen aus den Bayerischen Alpen.
Apfelbaum, wo das Nest einem Astknoten ähnelt, bald auf eineiu
Seitenast einer Fichte mit seitlichem Einflugsloch zwischen zwei
Zweigen des Astes, daran einer darüber, der andere drunter sich
befindet". Diese paar Zitate mögen genügen. —
Einige kurze Beobachtiingeu aus den Bayerischen Alpen.
Von C. Lindner, Naumburg a. S.
Daß auch einem scharfen, zuverlässigen Freibeobachter eine
„gute" Art infolge Nicht-Auseinanderlialtens mit einer ihr nahe-
stehenden in einem Faunengebiete entgehen kann, dafür liat mir
bezüglich der von mir wieder im vorigen Jahre (im Allgäu) und in
diesem Jahre (bei Garmisch) häufig beobachteten Alpen-
weidenmeise {Parits salicarhis montamis*) kein Geringerer
als Jäckel den Beweis geliefert. Er führt in seiner ,,Systemat.
Übers, der Vögel Bayerns" nur Pariis palustris auf, den er in einem
einzigen kurzen Satz abtut. Auch der Herausgeber dieses Werkes,
R. Blasius, fügt dem nichts hinzu. Dabei muß der Vogel schon bei
flüchtiger Beobachtung in den bayrischen Alpen auffallen. Mich
überraschte es, ihn noch in einer Höhe von etwa 1700 m zwischen
Kreuzershaus und Höllentodanger, wo nur die Legföhre noch ver-
einzelt wuchs, anzutreffen. Dabei hörte ich außer dem bekannten,
ziemlich modulationsfähigen „däh" auch ein scharf herausgespritztes
„pittitt", das mich lebhaft an Töne erinnerte, wie ich sie bisweilen
vom Thüringer Steinsperling vernahm. — Zwischen Kreuzeckhaus
und Alpspitze traf ich auch einige T a n n e n h ä h e r im
Jugend kleid an. Unterhalb des Hauses an einer unzugänglichen
schroffen Felswand hatten Kolkraben ihr Standquartier ; auch
am „Wank", östlich von Partenkirchen, hielt sich ein Pärchen Raben
auf". Auf einer sumpfigen Wiese zwischen Garmisch und Ham-
*) Nicht diese, sondern P. atricapillus submontanus Kleinschm. u. Tsch.
bewohnt die Bayerischen Alpen. Daß Jäciiel die Alpen- bez. VVeidenmeise
nicht erwähnt, findet darin seine Erl<lärung, daß selber einerseits über seine
Wohnorte, wo selbe wohl fehlte, wenig hinauskam, anderseits sein Werk
1882 bereits vollendet war, also zu einer Zeit, wo die feine Unterscheidung
der heimischen Formen noch nicht Eingang gefunden hatte und man den
Brehm'schen Sonderungen sehr skeptisch gegenüber stand. Wohl keine
Sammlung Deutschlands besaß damals, außer durch Chr. L. Brehm erhaltene
als P. salicarius etikettierte Weidenmeisen aus Deutschland. Jetzt, wo uns
ein reiches Material überall her die Kenntnis der einzelnen Formen ver-
mittelt, stößt die Konstatierung derselben auf keine Hindernisse. Bei Be-
urteilung früherer Forschungsweise wolle man das stets sich vor Augen
halten. D. Herausgeber.
Josef Noggler: Beobachtungen über den Vogelzug in Mariahof. 51
mersbach scheuchte ich an einem auf kurze Strecke von Binsen
schmal umsäumten und von etwas Gebüsch umgebenem Wässerchen
einen Kleinvogel auf, den ich nach einiger Beobachtung als Bin-
sensänger {Acrocephalns aquaticits) einwandfrei feststellen
konnte ; es war in der zweiten Hälfte des August und der Vogel
befand sich wohl schon auf dem Zuge. Während Jäckel die Alpen-
weidenmeise im Unterschied von der gewöhnlichen Sumpfmeise, die
nach meiner Beobachtung im Bayrischen Alpengebiet seltener als
jene vorkommt, nicht erwähnt, tut er der beiden Formen des Baum-
läufers ausdrücklich Erwähnung.
Beobachtungen über den Vogelzng in Mariahof.
1915.
Von Josef Noggler.*)
Erithacus rubecula 24. III.
Erithacus titys 23. III., 29. III. 3 ^(;j'.
Erithacus phoenicurus 20. IV. q".
Pratincola rubetra 22. IV.
Phylloscopus collybita 12. IV.
Alauda arvensis 18. III.
Motacilla alba 6. III.
Anthus pratensis 3. I\'.
Anthus spinoletta 24. III.
Emheriza schoeniclus 29. III.
Coccothraustes coccothraustcs 8. I. 2 St., 8. II. i St.
Acanthis cannabina 10. IV.
Sturmes vulgaris 5. III.
Oriolus galbnla 14. V.
Lanius excitbitor 30. III., I. XI.
Lanius collurio 5. V.
Muscicapa atricapilla 23. IV.
Hiriindo rustica 15. IV.
Delichon urbica 16. IV.
Riparia riparia 23. IV.
Cypselus apiis 2. V.
]ynx torquilla 14. V.
Upitpa epops 30. IV.
*) Vergl. Orn. Jahrb. XXV. Nr. 4/5, p. 192.
52 Oberleutnant Hartwig: Aus dem Felde im Osten.
Cerchneis tinnunculus 23. III. Hat hier überwintert.
Buteo butco 23. III. 2 St., 29. III.
Archibuteo lagopus il. XII.
Columba palumbus 17. III., 29. III.
Columba oenas 18. VII.
Turtur turtur 5. V. 5 St.
Coturnix coturnix 21. \.
Oedicnemus oedicuemus 16. l\\ 5 St.
Vanellus vanellus 28. III. 15 St., 29. III. i St.. 13. I\". i St.
12. X. 22 St.
Gallinago gallinula 4. IV. i St.. 24. IV. 2 St., 7. \'I1I. i St.
Joianus nebularius 13. u. 14. I\'. je i St.
Totanus glareola 15. IV. i St.
Anser fabalis 10. X. 10 St., 12. X. 14 St. Die Gänse hielten sich
hier durch 14 Tage auf und erlegte ich 2, ein Jagdfreund i Stück.
Anas boschas 23. III. :9> 29. HI. 3 cf, 6 9> 4- I^- cT» ^ 7,
13. IV. I cT. 2 9, 20. IV. cr9, 1- VIII. 5 St., 7. VIII. i6 st.,
30. X. 12 St., welch letztere lange auf dem Teiche verblieben.
Anas crecca 8. W . q", 9. IV. 9. 20. IV. (^, 24. IV. 2 5-
Nyroca marila 30. X. 0*9-
Nyroca fuligiila 14. IV. i St.. 30. X. 6 St.
Laras ridibundus 31. III. i St.. 24. IV. 4 St.
Colymbus nigricolUs 24. IV. i St.
Colymbus nigricans -'). IV. i St.
Hält sich hier auf.
Aus dem Felde im Osten.
Von Oberleutnant Hartwig.
I. XII. 1916.
Ein eigenartiges Schauspiel, das Sie vielleicht interessieren
dürfte, hatte ich unlängst (XI. 1916) zu beobachten Gelegenheit.
Wir hatten an diesem Tage ein kleines Artillcrieduell. Der erste
Schuß, der von feindlicher Seite abgegeben wurde (die Batterie
steht in einem Kiefemwalde), hatte zur Folge, daß wie täglich hun-
derte von Krähen und Dohlen unter lautem Gekrächze flüchteten.
Sie nahmen die Richtung auf unsere Stellung zu. Wie die \'orhut
in der Mitte der feindlichen und unserer Gräben anlangte, setzte
unsere Artillerie ein. Sofort machte die \'orhut kehrt und ver-
suchte, sich höher in die Lüfte zu schrauben. Die auf beiden Seiten
Eduard Paul Tratz: Störche in Salzburg. 53
immer lebhafter werdende Artillerietätigkeit brachte es jetzt mit
sich, daß bald nur ein großer schwarzer Knaul vorhanden war, der
ein unheimliches Gekrächze anstimmte. Im Kreuzfeuer ange-
kommen, schienen die Vögel den Kopf verloren zu haben. Plötzlich
brach ein Vogel nach links aus, ihm folgten gleich mehrere, jedoch
nach wenig Flügelschlägen machte der Führer wieder Kehrt und
schon hörte man aus weiter Feme das Rattern eines Motors. Nach
abermaligem sekundenlangen Kreisen versucht ein Teil, nach rechts
auszubrechen, docH ein aus dieser Gegend im gleichen Augenblick
kommender Flieger, schien auch diesen Durchbruch vereiteln zu
wollen. Da schoß nach einer kleinen Pause das erstemal unser
schwerer Mörser und in diesem Augenblick stürzte ein Vogel, es
hatte den Anschein, als ob er getroffen worden wäre, senkrecht nach
unten, um nach einer Wendung in niedriger Höhe über unsere Grä-
ben in schnellem Fluge zu streichen. Bei jedem Schuß wiederholte?
sich dasselbe Manöver bei einem Teil der Gesellschaft und bald
stürzte der letzte, ähnlich dem Purzeln der Purzeltaube, in die Tiefe.
Die Scheidewand zwischen Freund und Feind bildet ein Fluß.
Trotz des stündlichen heftigen Schießens halten sich hier Gänse und
Enten auf und manche Salve, wenn sie aufgescheucht über die Grä-
ben zogen, hat schon guten Braten gegeben. Auch der Fischadler ist
nicht selten. \'or einigen Tagen schoß ich einen solchen. Zwischen
den Drahtverhauen halten sich Hühner auf.
Störche in Salzburg.
Von Eduard Paul Tratz.
Wie mir Herr Dr. Max Baron Schwarz mitteilte, wurde von ihm
am 7. September 1916 auf einer Fichte im Park des Ansitzes Stadel-
bof, in nächster Nähe des Frachtenbahnhofes in Salzburg, ein weißer
Storch (Ciconia ciconia L) durch längere Zeit beobachtet. Ebenso
sah genannter Herr am 13. September 1916 einen kürzlich erlegten
Jungstorch in Gois bei Salzburg an einer Scheune angenagelt.
Jedenfalls waren diese beiden wahrgenommenen Exemplare
nicht die einzigen*) ihrer .A.rt im Salzburgischen, denn die Störche
*) Nach dem „Salzburger Volksblatt" vom 9. August erschienen am
7. v. M. über Puch bei Hallein 3 Störche und Heßen sich auf den Dächern
der Häuser, zuletzt auf dem Kirchendach nieder. Den kommenden Tag
suchten sie Nahrung auf den umliegenden Feldern. Zu beiden Zugzeiten in
geringer Zahl alljährlich das Land passierend, gehörte er ehemals zu den
Brutvögeln, so noch 1802 bei Adnet. D. Herausg.
54 von Tschusi: Kleine Notizen.
werden genau so wie die vielen Gänse durch die Krie,e:sverhältnisse
im Osten von ihrer ursprün,Q:lichcn rejrclmäßi.sjcn Reiseroute ver
(lrang;t und in westlichere Läng-cn verschlagen worden sein.
Zell am See, Herbst 1916.
Ranbmöven in Oberösterreich nnd Krain.
I.chrer O. Koller in Mauerkirchen erhielt am 2. X. 1916 eine
junge, sehr abgemagerte mittlere Raubmöve {Stcrcorariits pomari-
nus {Tem.), welche eine Bäuerin in einem Kartoffelfelde bei Mauer-
kirchen mit gebrochenem Flügel fand.
Derselbe bekam am 19. X. wieder eine solche, aber offenbar ein
älteres Tier, aus M i n n i n g bei Braunau a. I. zugeschickt, welches
der gräfiicli Strachwitz'sche Gtitsvervvalter auf einem Brachacker
erlegt hatte. .\uch dieser \'ogcl war sehr abgemagert.
Eine T.angsdiwanzraubmöve {Stercorarius longicaudatus
Vieill.) wurde laut der ..Grazer Tagespost" vom 20. IX. den 11. IX.
an der Save bei Krain bürg geschossen und dem I.aibacher
Museum überlassen.
voa Tschusi zu Schmldhoffen.
Eiderente (Somateria raollipsiraa (L.) im Salj^bur^ipchen.
Am 7. X. 1915 erlegte der Halleiner k. k. Forstmeister \\.
F 1 e ß 1 e r im PTalleiner Holzrechen ein junges q" im Federwechsel.
Es sollen noch mehrere Exemplare - — ob derselben .'\rt ! — anwesend
gewesen sein. Der Forstmeister besitzt den Vogel ausgestopft. Es
ist das erste für das Land nachgewiesene Stück.
von Tschusi zu Schmidhoffen.
RingelgSnse (Branta berniela (L.) in Oberösterreich.
Laut Mitteilung des k. k. Eichmeisters A. Wa t z i n g e r in
Gmunden erlegten am 19. November 1916 drei Schützen in der
N e u k i r c h n e r Jagd bei Lambach drei Ringelgänse, welche, aus
westlicher Richtung kommend, beim Schweigbaclie eingefallen waren
und sich leicht anpirschen ließen. Leider wanderten die seltenen
Stücke in die Bratpfanne. Nach Lindorfer-Lambach waren es
1 Q ad. und 2 jun.
von Tschusi zu Schmidhoffen.
Literatur. 55
Literatur.
Anzeigen und Besprechungen.
R. Heyder. Ornis Saxonica. Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt
des Königreichs Sachsen. (J. f. 0. 1916, Heft 2, p. 165-228; Heft 3, p. 277-324;
Heft 4, p. 429-488.)
Als einen Bescheidenheitstitel möchten wir es ansehen, wenn sich vor-
liegende Arbeit „Ein Beitrag zur Kenntnis der Vogelwelt des Königreichs
Sachsens" nennt; denn sie darf sich ihrem Inhalte nach mit vollem Rechte
als „Ornis Saxonica" bezeichnen. Sie schließt sich in ihrem ganzen
Aufbaue und ihrer Gründlichkeit würdig den zusammenfassenden Arbeiten
an, welche uns das letzte Dezennium über verschiedene Teile des Deutschen
Reiches geliefert hat. Sie enthält folgende Abschnitte: I. Geschichtliche Ent-
wicklung der Vogelkunde im Königreich Sachsen; IL die ornithologische
Literatur (415 Nrn.); 111. die geographische Verbreitung der Vögel im König-
reich, allgemeiner und besonderer Teil, welch letzterer 302 Arten aufzählt
und nähere Details über selbe bringt. Als regelmäßige Brutvögel werden
142—, als unregelmäßige 18 — und als solche verschwundene 10 Formen
bezeichnet. Über 11 Arten fehlen Nachweise ihres wahrscheinlichen Brütens.
Die in der Arbeit benützte Nomenklatur folgt im wesentlichen der A. Rei-
chenow's in „Kennzeichen der Vögel Deutschlands" (1902). Nicht unerwähnt
soll es bleiben, daß Verf. an den aus der Literatur übernommenen Angaben
die nötige sachliche Kritik übte, was sich insbesondere bei den älteren
Quellen als nötig erwies. T.
L. Sitowski. Ptaki Pienin (Vögel des Pienin). [Sprawozdaii Kom.
Fizyograf. Krakowie, 1916, p. 44—81. Poln. m. deutsch. Resume.]
Seit Ernst Schauer und Ant. Kocyan drang nur wenig ornitholo-
gische Kunde von galizischer Seite in die Öffenthchkeit. Wenngleich die
vorliegende Schrift auch nur ein kleines Gebiet galizischen Landes behandelt,
so ist es doch ein erfreuHches Zeichen, daß das Interesse für die Vogelwelt
im Osten der Monarchie, welches einst dort ein so reges war, nicht ganz
erloschen ist. Verf. behandelt die Vogelwelt des von Dunajec durchströmten
Pieningebirges, das sich bis zu einer Höhe von ungefähr 1000 m erhebt.
137 Arten werden für das Gebiet verzeichnet, welches sich faunistisch an
die benachbarten Teile der Karpathen anschließt, wie das Auftreten des
Alpen-Dreizehenspechts, der Ringdrossel und des Mauerläufers beweist, zu
denen sich noch der Tannenhäher gesellt. Monticola saxatilis, die Kocyan
anführt, hat Verfasser nie gesehen, dagegen werden Sitta c. homeyeri,
Parus a. assimilis, Picus leuconotus, Aegolius tengmalini, Aqiiila chrysaetus
als vorkommend angegeben. Nach Verf., dessen Angaben auf eigenen mehr-
jährigen Beobachtungen beruhen, bildet derDunajecdurchbruch in dem Pienin
eine stark besuchte Zughnie für die von der baltischen Küste her längs der
Weichsel und des Dunajec südwärts ziehenden Vögel. T.
56 Literatur.
Th. Studer u. G. v. Burg. Verzeichnis der schweizerisciien Vögel
und ihre Verbreitungsgebiete. Neu bearbeitet auf Grund des Kataioges der
in der Schweiz beobachteten Vögel mit Fragenschema der schweizerischen
Kommission. — Bern, 1916, gr. 8, 92 pp. m. 1 Karte. Preis: Fr. 3.50.
Form und Textanordnung entsprechen der ersten Ausgabe (1892),
doch trat an Stelle des veralteten Systems das von Sharp e in seiner
„Handlist of Birds" durchgeführte und bez. der angewandten Nomenklatur
folgten die Verf. zwar der „List of British Birds", doch wurden die in die Liste
der nomina conservanda aufgenommenen Gattungsnamen an Stelle der neu
angeführten älteren beibehalten oder gesetzt. Von den Lokalnamen konnte
Raummangels wegen nur eine Auswahl aus jedem Sprachgebiete gebracht
werden. Bei den Verbreitungsangaben sind die fremden angrenzenden Lan-
desteile einbezogen, auch wird auf das Auftreten seltener Arten unter Hin-
weis auf sicheres oder unsicheres Vorkommen aufmerksam gemacht. Das
System, nach welchem die schweizerischen Vögel (360 Formen) geordnet sind,
findet sich auf Seite 81—84. Daran schließen sich unter der Überschrift „Aber-
rationen" Angaben und kurze Besprechungen über Varietäten, Subspezies, fest-
gestellte Tendenz zur Variation, Fluktuationen, lokale Aberrationen, deren Zweck
es wohl ist, zur Aufmerksamkeit auf selbe und zu ihrer Prüfung anzuregen.
Der allgemeinen, kurzgefaßten Beschreibung des Beobachtungsfeldes ist
eine Karte beigefugt, in welcher die einzelnen Regionen eingetragen sind.
Für jene, die sich des Genauem über das Auftreten jeder Art informieren
wollen, sie auf den von G. v. Burg bearbeiteten „Katalog der schweize-
rischen Vögel" verwiesen, von dem bereits 12 Lieferungen erschienen sind.
T.
K. Loos. II. Bericht über die Tätigkeit der Ornithologischen Station
des „Lotos" in Liboch a. E. im Jahre 1915. („Lotos", 65, 1916, p. 91-111.)
Begreiflicherweise hat der andauernde Kriegszustand auch hier schädi-
gend eingegriffen und viele treue Mitarbeiter zur Verteidigung des Vater-
landes an die Front gerufen ; aber auch dort in der Ferne ist so mancher
bestrebt, neben dem Ernste der Pflicht auch der Wissenschaft zu dienen.
Da auch an die im Hinterlande Gebliebenen vermehrte Anforderungen traten
und ihre Tätigkeit vielfach ausschalteten, so ist es ein erfreuliches Zeichen
des für die Vogelberingung sich äußernden Interesses, daß sich 1915 wieder
eine ganze Reihe neuer Kräfte in den Dienst der Sache stellte. Gegen
65 Mitarbeiter des Vorjahres waren diesmal 45 tätig, doch mögen manche
Berichte wohl auch in Verlust geraten sein. 1915 wurden im ganzen 5182
Beringungen gemeldet, die sich auf 89 Arten verteilen. Die größten Berin-
gungszahlen weisen auf: Hirimdo rustica 1094, Laras ridibundus 916, Sturnus
vulgaris 848, Parus major 383 und Dclichon tirbica 332. Steht auch das der-
malige Beringungsergebnis gegen das des Jahns 1914 um etwa 800 St.
zurück, so ist doch immerhin das unter den dermaligen Verhältnissen er-
zielte Resultat ein sehr zufriedenstellendes. Manches Interessante verzeichnen
die Rückmeldungen. So wurde ein in Liboch beringter Star bei Florenz,
einer aus Dobern in Südportugal erbeutet; ein auf Liboclier Gebiet beringter
junger Schwarzspecht wurde in Westfalen geschossen; von am Hirnsener
Literatur. 57
Teiche beringten Lachmöven wurden solche rückgemeldet aus Tunis, Valencia,
N.-Holland, bei Cuxhafen, bei Emden, bei Hamburg, aus der Niederlande,
von der Tirol-Kärntner Grenze und von Sevilla. Für den Zusammenhalt der
einzelnen Glieder einer Kolonie spricht, wie Verf. berichtet, der Umstand,
daß mitunter ganze Kolonien ausbleiben, wie z. B. die seit vielen Jahren
bei Wittingau bestehende auf dem Boschiletzer Teiche, die 1915 ganz ver-
lassen war. Von Interesse sind die beiden Kartenskizzen, welche die Berin-
gungsfunde 1. bis 200 km und II. über 200 km im Umkreis zeigen. Speziell
aus letzterer Karte tritt die nord- bis südwestliche Zugrichtung der Möven
deutlich hervor, während der Osten geradezu gemieden wird. Die ver-
schiedenen Details, welche der Bericht bringt, wollen in selbem nachgesehen
werden. T.
R. KoUibay. Bemerkungen über einige turkestanische Vögel. (J. f. O.
1916, p. 582-604.)
Eine 1909 bezogene Sammlung von gegen 400 Bälgen, welche in der
Umgebung Taschkents und dem nicht fernen Gebirge zusammengebracht
wurde, gibt im Anschlüsse an einige aus der Gegend von Naryn zum Ver-
gleich herangezogener Stücke Verf. Veranlassung, zu einer kritischen Bespre-
chung derselben, welche bei dem Interesse, das die Vogelwelt Turkestans
beansprucht, volle Beachtung verdient. T.
E. Rößler. Hrvatska Ornitoloska Centrala XIV. 1914. — Zagreb, 1915,
91 pp.
Obgleich viele der Beobachter als Vaterlandsverteidiger im Felde
stehen, weist das Jahr 1914 doch für die Beobachtung des Frühjahrszuges
478 Beobachter an 366 Orten und für die des Herbstzuges 126 an 128 Orten
auf. Die Zahl der beobachteten Vogelarten beträgt 81 Arten für das Früh-
jahr und 36 für den Herbst. Die Bearbeitung ist sich gleich geblieben. Der
Charakter des Frühjahrszuges war ein früher, die Besiedlungs- bez. Durch-
zugsdauer währte kurz, die Kulmination fiel bei den einzelnen Arten nur in
ganz geringer Mehrzahl früher. Die Kulminationen traten hauptsächlich auf
bei steigendem Luftdruck, ausnahmsweise bei fallender Temperatur, Nord-
winden mit wenig Kalmen, schwachen Niederschlägen und nordwesthcher
bez. nördlicher Lage der Depression. Der Herbstzug zeigte einen späten
Charakter, die Abzugs- bez. Durchzugsdauer war kurz, die Kulminationen
traten Im ganzen etwas früher ein, am häufigsten bei fallendem Luftdruck
und fallender Temperatur, Nordwinden mit wenig Kalmen und schwachen
Niederschlägen. Was die Vogelberingung anbelangt, so wurden außer den
bisherigen Schwalben- und Storchringen auch solche für Drosseln und Krähen
angeschafft. Im ganzen wurden 552 Ringe abgegeben. Beringt wurden 14 Arten
in 170 Exemplaren, am meisten Hirundo rustica 87 St. Von an anderen Instituten
beringten Arten wurde nur eine Lachmöve mit der Ringnummer 20.909 der
Vogelwarte Rossiten am 8. IIL im Komitat Modrus-Fiume erlegt. T.
A. Laubmann. Nomenklatorische Bemerkungen zur Gattung Alcedo L.
1758. (Orn. Monatsb. 1916, 1, p. 4—7.)
58 Literatur.
— — Zur Nomenklatur unseres Eisvogels (Alcedo ispida L). [Verh.
Orn. Ges. Bayern XII. 1916, p. 238-241.]
In ersterer Arbeit weist Verf. nach, daß für die nordafrikanische Form
unseres Eisvogels der Name pallida A. E. Brehm 1853 in Verwendung kommen
müsse an Stelle Spate« Koenigs. — Weitere nomenklatorische Nachforschungen,
über welche die zweite Arbeit berichtet, haben ergeben, daß an Stelle der
bisher gebräuchlichen Speziesbezeichnung ispida L. atthis L. zu treten habe
und die nordafrikanische Form Alcedo atthis atthis L. heißen müsse. T.
A. Laubmann. Ornithologische Beobachtungen aus dem Gebiet des
Maisinger Sees. (Verh. Orn. Ges. in Bayern. Xll, 1916, p. 242—261.)
Den wichtigsten Teil des Gebietes, das kurz und übersichtlich geschil-
dert wird, bildet der 633 m ü. M. gelegene Maisinger See. Verf. verbrachte
in den Jahren 1912—1915 jedesmal längere Zeit daselbst und lernte das
reiche Vogelleben gründlich kennen. SO Arten werden für das Gebiet ange-
führt, darunter als interessanteste Botaurus stellaris und Nyroca ferina, die
sich beide als Brutvögel erwiesen. Auch eine Lachmövenkolonie beherbergt
der See, deren Bestand nach den Jahren wechselnd 100—300 Paare beträgt.
Über das Brüten der Rohrdommel und deren Stimmlaute, gibt Verf. näheren
Aufschluß. Es wäre gewiß wertvoll, wenn auf ähnliche Weise kleinere
Gebiete genau durchforscht würden. T.
A. Laubmann. Über den Begattungsakt von Micropus opus (L.)
(Orn. Monatsber. 1916, Nr. 9, p. 134—136).
Schildert, an die Beobachtungen von E. Hesse und P. Böhme an-
knüpfend, den Vorgang einer vom Verf. beobachteten Begattung eines
Seglerpaares in der Luft. T.
R. Fenk. Ornithologisches aus Thüringen. (Gef. Welt 1913, Sep. 4,
19 pp.)
Der vorliegende Tagebuchauszug von 1912 beansprucht doppeltes
Interesse, indem er einerseits zeigt, wie man beobachten soll, auf was alles
zu achten ist, damit aus dem Geschauten und Gehörten der Wissenschaft
auch ein Nutzen erwachse — die Berücksichtigung der da gegebenen Winke
seien allen wärmstens empfohlen — anderseits eine Fülle interessanten bio-
logischen Materials enthält, das dem begeisterten vogelkundigen Forscher
verrät, der Aug und Ohr in den Dienst der Sache gestellt und das so in
sich Aufgenommene auch trefflich zu schildern versteht. Man muß die
Arbeit mit Muße durchgelesen haben, um sie richtig einzuschätzen. Beson-
ders sei auf die Beobachtungen des Steinsperlings und der Weidenmeise
hingewiesen. T".
R. Fenk. Ist der griechische Steinsperling als eigene Form zu unter-
scheiden sowie anders über Petronia. (Orn. Monatsber. 22, 1917, Nr. 6,
p. 85-90.).
Verf. Untersuchungen an einem ausreichenden Material von Stein-
sperlingsbälgen aus dem ganzen Verbreitungsgebiete der Art haben erge-
Literatur. 59
ben, daß die griectiisclien Stücke, die bereits Chr. L. Brelim. als P. macro-
rhynchos 1855 beschrieben hatte, eine gut kenntliche Form darstellen. Den
west- und mitteleuropäischen Exemplaren gegenüber zeigen die Griechen
oberseits eine auffallend blassere und mattere Färbung, ein blasses, grau-
rostfarbiges Braun, gegenüber dem dunklen Schwarzbraun jener. Der hel-
leren Unterseite fehlt nahezu die bräunliche Wellung und die an den Schwanz-
federenden befindlichen Mondflecke sind verwaschener und gelblicher und
zeigen Neigung zu größerer Ausdehnung. Die Schnäbel erscheinen größer und
gestreckter. An diesen systematischen Teil anschließend, bringt Verf. eine
Reihe eigener Beobachtungen des deutschen Steinsperlings aus Westthüringen
(südl. von Weimar), wo er die Art auch in Starkästchen brütend fand, die
sie auch zur Winterszeit als Schlafstätte zu benützen scheinen. Schließlich
werden die Angaben aus der älteren Literatur — die leicht mögliche Über-
schätzung der Zahl eines Fluges — besprochen. T.
W. Hennemann. Zum Vorkommen des Baumpiepers (Anthus trivialis
L.) im mittleren Lennegebiet. (Jahresb. Westf. Prov.-Ver. Wissenschaft und
Kunst, 1913—1914, p. 95—97.)
Mit dem Schwinden der alten Laubwaldungen und dem Entstehen
von Blößen hatte sich der Bestand dieses ziemlich häufig vorkommenden
Brutvogels noch gehoben. Sein nach den Jahren wechselndes Auftreten
dürfte nach Verf. Ansicht in der zur Brütezeit herrschenden günstigen oder
ungünstigen Witterung zu suchen sein, teils auch in der Wiederaufforstung
der Schläge mit Fichten. Letzteres mag zum Teil bewirkt haben, daß er
sich verschiedentlich an mit Gras bewachsenen Böschungen der Bahndämme
angesiedelt hat, besonders dann, wenn sich zu beiden Seiten schützende
Dornhecken befinden. Über Ankunft und Abzug werden Angaben gebracht.
T.
W. Hennemann. Ornithologisches aus dem Spessart und der Main-
ebene von 1913. (Orn. Monatsschr. XXXIX, 191, Nr. 9, p. 471—478.)
Ein Ausflugsbericht dahin, der, da er im Oktober stattfand, sich natur-
gemäß nur auf die zu dieser Jahreszeit noch vorkommenden Arten beschränkt,
doch haben die vom Kgl. bayerischen Förster Conrad zu Heinrichsthal und
Hauptlehrer laut in Bonames erhaltenen Nachrichten einiges hinzugefügt.
So wird als häufigster Brutspecht der Schwarzspecht bezeichnet und das
Nisten des Kotkopfwürgers in Bonames erwähnt. T.
W. Hennemann. Der Berghänfling als Wintergast in Westdeutschland.
(Orn. Monatsb. 1916, Nr. 6, p. 83—85.)
Gibt auf Grund der diesbezüglichen Literatur eine Übersicht des Auf-
tretens des Berghänflings im Westen Deutschlands. T.
W. Hennemann. Über die Zunahme von Accentor modularis infolge
der Fichtenkulturen nebst Ankunftsdaten aus dem Sauerlande. (Orn. Monatsb.
1916, Nr. 10, p. 150—152.)
60 Nachricht.
Die Anlage von Fichtenkulturen begünstigt das Auftreten der Hecken-
brauneile; Ankunftsdaten des Vogels im Sauerlande, 1910—1916. T.
W. Hennemann. Zum Ausbleiben der Bergfinken im Sauerlande 1915.
(Orn. Monatsschr. XL!., Nr. 2, p. 95.)
— — — Zum Auftreten der Bergfinken 1915—1916. (Orn.
Monatsb. 1916, Nr. 10, p. 152—154.)
Hebt das gänzliche Ausbleiben der Art im Herbst 1915 im Sauerlande
und nach Bar. Snouckaert auch das nahezu Fehlen in Holland hervor. In
der zweiten Veröffentlichung weist Verf. darauf hin, daß nach den inzwi-
schen bekannt gewordenen Angaben der Bergfink 1915—1916 stellenweise
ganz ausblieb oder nur in sehr geringer Zalil auftrat, dagegen in Nord-
deutschland zahlreicher war. Der Grund des nahezu Fehlens in südlichen
Breiten ist nach Granvik in dem Zurückbleiben des Vogels in Schweden
begründet, wo die riesigen Massen reichliche Buchelnahrung fanden. Schließ-
lieh wendet sich Verf. gegen die irrtümliche Auffassung Granviks in seiner
ersten Arbeit. T.
Aquila. Zeitschrift der Kgl. ungar. ornithologischen Zentrale, gegründet
von 0. Herman, Redakteur T. Csürgey, XXII, 1915. — Budapest 1916.
gr. 8, 438 pp., m. 1 Taf. u. 27 Fig. im Text. (Ungarisch und Deutsch).
Enthält: J. Schenk, Vogelzug in Ungarn im Frühjahr 1914; Vogel-
markierungen der Kgl. ung. orn. Zentrale 1914 und 1915. — E. Greschik,
zur Histologie der Vogelhaut; über den Bau der Milz einiger Vögel. —
K. Lambrecht. Die erste ungarische präglaziale Vogelfauna. — J. v. Bit-
tera. Über die Nahrung des Habichts und Sperbers. — D. Lintia. Materia-
lien zu Avifauna Serbiens. — J. Hegyfoky. Vogelzug und Wetter im Früh-
ling 1914. — T. Csörgey. J. Salamon v. Petenyis Briefe an J. F. Nau-
mann u. s. w. T.
Österreichische Monatsschrift für grundlegenden naturwissenschaft-
lichen Unterricht. — Wien, (Tempsky.) XII, 1916. Preis 4 K.
Heft 1/2: E. P. Tratz: Die Ornithologie und deren Pflege in der
gegenwärtigen Zeit, p. 38—41. — Heft 11/12: F. Knauer: Zur Frage von der
Abnahme der Vögel, p. 355—362; V. R. v. Tschüs i zu Seh m id h o f f en :
Aus ornithologischen Briefen. III, (1915), p. 362—368. T.
Nachrichten.
t
Dr. Otto le Roi,
Leutnant d. R., Ritter des Eisernen Kreuzes, fiel in den Karpathen im
Oktober 1916.
Prof. Dr. Otto FInsch
in Braunschweig, am 1. Februar, im 78. Lebensjahre.
fpnithologisohes laiiFbucli.
ORGAN
ffir das
, palaearktische Faunengebiet.
Jahrg. xxvm. Mai— Dezember 1917. i Heft 3.-6.
Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg.
Von Oberförster F. Menzel, Calwörde.
Der Amtsgerichtsbezirk Harzbiirg bildet einen isoliert
liegenden, von den preußischen Provinzen Sachsen und Hannover
umschlossenen Teil des braunschweigischen Kreises Wolfen-
büttel. Die Größe beträgt rund 12.500 ha, wovon fast die
Hälfte (5654 ha) bewaldet ist. Die Waldungen bilden die drei
herzoglichen Forstamtsbezirke Harzburg I, II und III In den
niederen Lagen ist hauptsächlich Laubholz (Eiche und Buche)
vorhanden, während in den höheren Lagen fast ausschließlich
die Fichte vertreten ist. Ein prächtiger Laubholzwald ist der
nördliche Teil des Forstamtsbezirkes Harzburg I, der soge-
nannte Schimmerwald. Außer diesen grol.len geschlossenen
Waldungen gehören zum Bezirke die Feldmarken Bad Harz-
burg, Bettingerode, Westerode, Bündheim, Schlewecke, Har-
lingerode und Oker In diesen Feldmarken liegen nur unbe-
deutende kleine Feldhölzer.
In der Feldmark Bündheim befinden sich die großen Wiesen-
flächen des herzoglichen Gestüts, welche mit vielen einzeln
stehenden alten Eichen bestanden sind. In allen Ortschaften
liegen zahlreiche Gärten ; die größte Gartenanlage ist der rund
40 ha große sogenannte Meyer'sche Park in Bad Harzburg.
Letzterer ist sehr vogelreich und habe ich dort die schönsten
ornithologischen Beobachtungen machen können. Es brüteten
dort z. B. Acmthi'i spirms L., Pyrrhali pyrrhula curopaca Vieill.
Motacilla boarula L., Ccrthia brachydactyla Brehm, Sitta eiiro-
paea caesia Wolf, Parus ater L und rristafus mitrat us Brehm.
Regulus ig nicapi IIa Tem.m. nebst zahlreichen anderen Vogelarten.
62 F. Menzel : Vogel welt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg.
Drei größere Gewässer durohtließen den Beobachtung-s-
bezirk von Süden nach Norden, im Osten die die Grenze bil-
dende Ecker, im Westen die Oker, während die Radau die
Mitte des Bezirkes durchfließt. An stehenden Gewässern ist nur
ein kleiner Teich bei der Radaumühle vorhanden
Die höchste Erhebung- liegt im Süden, an der preußischen
Grenze im Forstorte Seilenberg mit 652,21 m über N. N
An literarischen Quellen standen mir zur Verfügung:
1) Prof. Dr. Blasius. Die Vögel des Herzogtums Braun-
schweig und der angrenzenden Gebiete. Braunschweig 1896.
2) I — IV. Jahresbericht des Ausschußes für Beobachtungs-
stationen der Vögel Deutschlands. Journal für Orjiith. 1877,
p. 278-3-il; 1S7S. p. 357—486; ISSO, p. 12—96 und p.
355 — 408. In diesen Jahresberichten hat der Verwalter des
P'orstamtsbezirks Harzburg II, Forstmeister Retemeyer seine
ornith. Beobachtungen niedergelegt. Zahlreiche Beobachtungen
verdanke ich den braunschweig. Forstbeamten, besonders den
Herrn Forstrat Nehring und Forstmeister Retemeyer. Ganz
besonderen Dank schulde ich Herrn Obergärtner Bungenstock,
dem Verwalter des Meyer'schen Parkes, einem sehr eifrigen
und kundigen Naturfreundes. Auch nach meiner Versetzung
von Harzburg hat Herr Bungenstock eifrig weiter beobachtet
und mir seine Aufzeichnungen mitgeteilt.
Ich selbst bin 10 Jahre, im 1898 — 1908 im Gebiete ornitho-
logisch tätig gewesen.
In systematischer Hinsicht bin ich der Arbeit Professor
Dr. Ant. Reichenows: „Kennzeichen der Vögel Deutschlands.
Neudamm, 1902" gefolgt. Die trinäre Bezeichnung liabe ich
nur da angewandt, wo ich die betreffende F"orm genau bezeichnen
wollte. Im Norden grenzt mein Beobachtung.sgebiel direkt ar
das Gebiet, das Oberpfarrer Dr. F. Linder. Quedlinburg in
seiner großen Arbeit: „Grundstein der Ornis des Fallstein-
gebietes" behandelt hat (26, 29 u. 37. Jahrgang der Ornitholog.
Monatsschrift). Liftdner hat nach Vollendung seiner Arbeit
noch ein „Sy.stematisches Verzeichnis aller bis Juli 1910 nach-
gewiesenen Vogelarten des Fallsteingebietes mit kurzer Cha-
rakteristik ihres Vorkommens" herausgegeben (erschienen bei
A. W. Zickfcldt, Ostcrwick a. H.j.
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichisbezirkeä Harzbur«. 63
Lindner's und meine Arbeit behandeln also zwei direkte
zusammenhängende Gebilde. Lindner hat für sein Gebiet 230
Vogelarten, darunter 12U Brutvögei festgestellt, während ich
nur 152 Arten, darunter 107 Brutvögcl aufführen konnte. Der
Hauptgrund für die geringere Anzahl der von mir beobachteten
Vogelarten liegt in dem vollständigen Fehlen größerer Wasser-
flächen.
Folgende Arten hat Lindner in seinem Gebiete nicht fest-
stellen können:
1) Herodias garzetta L. Nach Blasius einmal bei Bad Harz-
burg erlegt.
2) Tetrao urii'^aUiis L. ] . „. , ...
, , . ° \ nur in den tichtenwal-
deni des Gebirges.
3) Surniij ulula L. und
4) Aegolius fcngmalmi (xm.
1. Colymbus grisegena Bodd. Rothalssteißfuß.
Sehr seltener iJurchzügler. Herbs; iyü2 wurde ein j' am
Teiche der Radau- Mühle erlegt.
2. Colymbus nigricans Scop. Zvvergsteißfuß.
Brutvogel in 1 — '2 Pärchen auf dem feiche der Radau-
Mühle.
3. Larus argentatiis Brunn. Silbermöve.
Seltener Gast. In deti aciiiziger jatuen des vorigen Jahr
Hunderts wurden zwei junge .Silhermöven auf der Feldmark
Westerode erlegt.
4. Larus ridibundus L. Lachmöve.
Wurde verschiedentlich in den Feldmarken AVesterode und
Harlingerode erlegt.
5. Sterna hiruiido L. Flußseeschwalbe.
Wurde ebenfalls in den Feldmarken Westerode und Har-
lingerode öfter erlegt.
6. Anas boscas L. Stockente.
Jetzt wohl nur noch Durchzugsvogel. Vor der durchgeführten
Entwässerung und Aufforstung der Brücher Brutvogel.
7. Anas querquedula L. fCnäkente.
Früher Brut-, jetzt nur noch Durclizugsvogel. Ende April
1902 wurde noch ein Gelege im Riefenbruche gefunden.
8. Anas crecca L. Krickente.
Forstmeister Retenit-yer '.jt-uoacutete diese Ente Irülier im
Riefeubruche als Brutvogel. — 1902 wurde ein O auf einem
kleinen Teiche am Forstorte Schimmervvdld erlegt.
5*
64 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtbezirkes Harzburg.
9. Anser anser I.. Graugans.
Diirchzügler; wurde einige Male im (jcbiete erlegt.
10. Anser fabalis L. Saatganz.
Wurde ebenfalls auf dem Durchzuge erlegt.
11. Charadrius dubius Scup. Flußregenpfeifer.
Wie Lindner vermutete, ist der FluLiregcnpfeifer Brutvogel
im sog. Steinfelde an der Oker bei Harlingcrode. Ich habe
dort jedes Jahr den Vogel zur Brutzeit beobachtet und kann
sein Brüten als sicher annehmen, wenn ich auch das Nest nicht
gefunden habe.
12. Vanellus vanellus L. Kiebitz.
Ziemlich häufiger Durchzugsvogel, seltener Brutvogel.
13. Tringoides hypoleucos. L Flußuferläufer.
In jedem Herbsta, in den Muuateii August bis Oktober an
den kleinen Teichen im Meyer'schen Parke mehrere Stücke
beobachtet. Ein Belegexemplar für meine Sammlung wurde
am 2S. August 1907 erlegt.
14. Numenius arquatus L. Großer Brachvogel.
Durchzugs vogel. Wurde erlegt in den Feldmarken Weste-
rode und Harlingerode.
15. Gallinago gallinago L. Bekassine.
Früher Brutvogel in allen Brüchen; jetzt nur noch in 1 — 2
Pärchen im Hainischen Bruche. — Zur Zugzeit oft in dem
genannten Bruche beobachtet.
16. Gallinago gallinula L. Kleine Sumpfschnepfe.
Am 29. Dezember l!)OG erhielt ich ein j für meine
•Sammlung, welches durch Anfliegen an den Telephondraht auf
der Sägemühle getötet war.
17. Scolopax rusticola L. Waldschnepfe.
Brut und Durchzugsvogel. Brutpaare wurden festgestellt
im Schimmerwalde, im Hassel-, Marien- und Riefenbruche. —
1903 fand Forstmeister Retemeyer am Ettersberge ein verleg-
tes Ei. — Herbst 1905 und Frühjahr 1906 wurde je ein Exem-
plar in den Gestütswiesen und mitten in Harzburg unter den
Telephondrähten verendet aufgefunden. Im Meyer'schen Parke
stets im Herbste einzelne Stücke beobachtet.
18. Grus grus L. Kranich.
Regelmäßiger Durchzugsvogel.
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtbezirkes Harzburg. 65
19. Crex crex L. Wachtelkönig.
Häufiger Brutvogel, besonders in den großen Gestütswiesen.
Erhielt öfter ausgemähte Gelege.
20. GalHnula chloropus L. Grünfüßiges Wasserhuhn.
Brutvogel auf dem Teiche der Radaumühle. Am 1. Okto-
ber 1904 fing Bildhauer Sievers, Harzburg, ein p auf dem
flachen Dache seines Hauses, welches vorher auf den Zweigen
eines Birnbaumes gesessen hatte. Am 1. August HUT erlegte
Obergärtner Bungenstock im Mayer'schen Parke ein junges i^.
21. FuHca atra L. Bläßhuhn.
Nur einmal im Gebiete beobachtet. Am 10. April 1006
wurde im Mayer'schen Parke ein -^ erlegt.
22. Ciconia ciconia L. Weißer Storch.
Früher Brut-, jetzt nur noch Durchzugsvogel.
23. Ciconia nigra L. Schwarzer Storch.
Vom schwarzen Storche, der im Harze noch in einigen
Pärchen Brutvogel ist, wurde 1903 vom Forstmeister Rete-
meyer ein einzelnes Stück längere Zeit im Forstamtsbezirke
Harzburg II beobachtet.
24. Ardea cinerea L. Fischreiher.
Zur Zugzeit oft beobachtet. Am 2. August 1902 wurde ein
junges p im Meyer'schen Parke erlegt, welches den Gold-
fischen nachstellte.
25. Herodias garzetta L. Seidenreiher.
Nach Blasius einmal bei Harzburg erlegt.
26. Columba palumbus L. Ringeltaube.
Häufiger Brutvogel, besonders im Gebirge. In dem milden
Winter 1905/6 große Schwärme im Schimmerwalde beobachtet,
welche die Bucheckern auflasen.
27. Columba oenas L. Hohltaube.
Am Hazrande in den alten Laubholzbeständen noch recht
häufiger Brutvogel ; auch in den einzeln stehenden alten Eichen
auf den Gestütswiesen jedes Jahr mehrere Pärchen. Im Forst-
amtsbezirke Harzburg II wurden in den Forstorten Papenberg
und Breitenberg aufgehängte von Berlepsch'sche Nistkästen
sofort bezogen.
28. Turtur turtur L. Turteltaube.
Brutvogel in den Laubwäldern ; besonders zahlreich im
Schimmerwalde.
G6 F. Menzel : Vogelwell des Anitsgerichtsbezirkes Harzhurg.
29. Phasianus colchicus L. Fasan.
Brutvogd. Teils von den Jagdpächtern der Feldmarken
Bündluiim und Westerode ausgesetzt, teils von der Vienen-
burger Fasanerie zugewandert Am 14. Juli J906 erhielt ich
ein vcrl asser en Gelege. Der .Stand war ganz dicht an dem nach
(ioslar lührenden Wege
30. Perdix perdix L. Rebhuhn.
Brutvogel in sämtlichen Feldmarken, besonders in der Feld-
mark Ilarlingerodc. Am 3. Juli 1906 wurde in der Hazburger
Feldmark ein Gelege mit lö Eiern gefunden, welches, trotz-
dem dicht dabf-i eine Wiese gemäht wurde, glücklich auskam.
31. Coturni.x coturnix L. Wachtel.
Jetzt sehr seltener Brutvogel ; .soll früher häufiger vorge-
kommen sein
32. Tetrao urogalius 1.. Auerhuhn.
Seltener Standvogel in den höheren Lagen der Forstamts-
bezirke Harzburg II und III. In dem angrenzenden preußischen
Reviere Torfhaus sind öfter Hähne auf der Bah erlegt und
Gelepe aufgefunden.
33. Tetrao tetrix L. Birkhuhn.
Am iO. August 190r. im Riefenbruche einen einzelnen
Birkhahn beobachtet. Bei Torfhaus und Oderbrück sind von der
preußi.schen Forstverwaltung Einbürgerungsversuche gemacht,
welche abi^r .scheinbar mißlungen sind.
34. Circus cyanetis L. Kornweihe.
Am 2. September 19U5 Ijeobachteie ich ein einzelnes pracht-
volles Männchen im Hainischen Bruche.
35. Astur gentilis L. Hühnerhabicht.
Noch ziemlich häuHger Bruivogel ; jedes Jahr 3—4 Pär-
chen beobachtet Am If). Mai I9U7 fand ich im Steinfelde bei
Harlin2'''rude in einem kleinen Kiefernholze den Horst mit 3
Jungen Unter dem Horste lagen Reste von gerissenen Hasen
und Rebhühnern Molkenhauspächter Reuß erlegte ein altes Q,
welches beim Verfolgen eines Haushuhnes sich zwischen zwei
Gatterlatten festgeklemmt l.atie.
30 Accipiter nisus L. Sperber.
Häufiger Hl utvogel. Obergärtner Bungenstock erlegte im
Mey'erschen Parke in jedem Jahre mehrere Sperber. Am 27.
April 1908 jagte Hungenstock '.-in starkes 9 ^'O" einem Reb-
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgeriehtsbezirkes Harzburg. 67
huhne fort und legte sofort das Rebhuhn auf ein Tellereisen.
Kurze Zeit nachher saß das Sperberweibchen in der Falle. —
Gelege gefunden am 20. Mai — 15. Juni.
.37. Buteo buteo L. Mäusebussard.
Noch recht häufiger Brutvogel im ganzen Gebiete. Am 24.
April 1900 fand ich im Schimmerwalde einen Horst mit 3 stark ge-
fleckten Eiern. Da der fast vollständig weiße Bussard erlegt werden
sollte, ließ ich das Gelege ausnehmen und 2 Hühnereier in den.
Horst legen. Der Bussard brütete sofort weiter, trotzdem die
Hühnereier vollständig weiß gelassen waren. Als nach etwa
S Wochen der Bussard wieder vergeblich beschossen wurde,
kamenlaut piepend zwei etwa )— H Tagen alte Kücken herun-
ter gestürzt. Das eine Kücken war durch den Sturz sofort ge-
tötet, während das andere noch einige Stunden lebte. Die
Kücken waren auffallender Weise weder aus dem hochstehenden
Horste gefallen, noch von der .Stiefmutter getötet.
Über Ausbrüten von Hühnereiern durch Raubvögel in der
Freiheit und in der Gefangenschaft hat Dr. P. Leverkühn ver-
schiedene Beispiele in seinem Werke ^.Fremde Eier im Neste"
angeführt. — Am 18. Mai 1902 fand ich einen fast nur mit Ha-
ferstroh ausgelegten Horst mit einem vollständig ungefleckten
Ei, am folgenden Tage lag ein zweites sehr stark geflecktes Ei
im Horste. Förster Lüdecke fing am 25. März 1908 oben im
Gebirge ein altes Weibchen in einem Fuchseisen
38. Buteo lagopus Brunn. Rauhfußbussard.
Fast jeden Winter beobachtet ; wurde auch öfter im Ge-
biete erlegt.
3^' Aquila maculata Gm. Scheüadler.
Ende Mai 1908 beobachtete ich im Schimmerwalde und bei
Stapelburg einen großen Raubvogel, den ich für einen Stein-
adler hielt. Am 3. Juni wurde mir dann ein herrliches, etwa
Sjähriges C von Schelladler gebracht, welcher an dem „großen
Vecken.stedter Teiche*' erlegt war. Der Adler, von der Meister-
hand des zoolog. Präparators Braunholtz, Wolfenbüttel aufge-
stellt, bildet jetzt das kostbarste .Stück meiner .Sammlung. Bla-
sius führt 2 Fälle von \'ürkommen des Schelladlers in der Um-
gebung des Herzogtums Braunschweig an. 1) 1875 bei Hildes-
heim. 2) Jänner 1892 bei Alt-Jeßnitz (Prov. Sachsen, au der
anhaltischen Grenzei.
(JS F. Menzel : Vogelwelt des Amtsßerichtsbezirkes Harzburg.
4(». Aquila pomarina Ilichm. Schreiadler.
Seltener Brulvugel. i!iU2 und 190.3 beobachtete ich ein
Pärchen im Schimmerwalde, ohne den Horst auszufinden.
1<)08— 1910 brütete ein Pärchen ganz in der Nähe von Bad
Harzburg im Fors-torte Papenberg in einem alten Wespcnbus-
.'iardhcr.'-te. Ein Schreiadler kam last täglich Dach den Teichen
im Meid 'sehen Parke und fing dort Irösche, welche stets so-
fort auf einem starken, wagerecht stehenden Aste einer alten
Eiche verzehrt wurden. Trotzdem die Vögel in keiner Weise
gestört wurden, .sind sie 1911 nicht -wiedergekommen. Am 26.
XI. 1904 wurde vem Zahnarzt Hoppe ein Stück bei Wernige-
rode erlegt.
41. Pernis apivorus 1 . Wespenbussard.
Recht häufiger Brutvogel. Ich schätze den jährlichen Be-
.stand auf S— 10 Pärchen. Am 2,^. Mai 19(8 fand ich einen
Horst mit fast wcil.lcm, ganz schwach gt fleckten Ei. am 26.
Mai lag daneben ein prachtvoll gefärbtes. Konnte also, ebenso
wie oben beim Mäusebussard angeführt, feststellen, daß aus-
nahmsweise das zuerst gelegte Ei am wenigsten gefärbt ist.
42. Milvus milvus L. Gabelweihe.
Seltener Brutvogel. Ein, in manchem Jahre auch zwei Pärchen
beobachtet. Soll früher zahlreicher vorhanden gewesen sein.
43. Milvus migrans Bodd Schwarzer Milan.
Durchzugs-, vielleicht auch Brutvogel. Oft beobachtet, aber
Horst nicht gefunden. In den benachbarten Stapelpurgerwalde
Horst gefunden und sehr oft an den X'eckenstedter Teichen ge-
sehen
44. Falco peregrinus Tun st Wanderfalk.
Brutvogel an der Rabowkiippe bei Romkerhall im Ükcrtale.
Da die VTigel hier in keiner Weise gestört wurden, konnte
man das Pärchen oit m groser Nähe beobachten. In der
Nähe des Horstes wurden zahlreiche Überreste von Ringel- und
Haustauben gefunden. Außerdem brütet der Wanderfalke, wenn
auch nicht regelmäßig, an den Hausmannklippen im Eckertale.
Von hier erhielt ich am 29. April 1912 ein hochbcbrütetes,
verlassenes Gelege von 2 Eiern. —
45. Falco subbuteo L. Baumfalk.
2 — 3 Pärchen regelmäßig im Schimmerwalde. Herbst 1905
wurde im Meier'schen Parke ein junges ^ erlegt
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 69
46. Falco vespertinus L. Rotfußfalk.
Aniarg Juli IPOö erlegte Gutsbesitzer \on Voigt, Westerode
ein altes 5-
47. Faico tinnunculus L. Turmfalk.
Häufiger Biutvcgel, besondeis in den alten Eichen der Ge-
Etüts'wiesen. Am letzteren Orte brüteten in derselben Eiche zu
gleicher Zeit Turmfalk, Waldkauz und Hohltaube
48. Bubo bubo L. Uhu.
Nach Forstmeister Retemeyer bis 1878 Brutvogel im
Eckertale.
49 Asio otus L. Waldohreule.
Sparsamer Brutvogel, nur in den Verbergen des Harzes,
50. Asio flammeus Pontopp. Sumpfohreule.
1905 hat ein Pärchen im Hainischen Bruche gebrütet. Den
Horst habe ich zwar nicht gefunden, aber die große Familie
(2 alte, 5 junge Vögel) oft beobachtet. Soll in früheren Jahren
regelmäßig in dem Bruche gebrütet haben. Die Sumpfohreule
ist bisher im Herzogtume Braunschweig als Brutvogel nicht
festgestellt.
51. Strix aluco L. Waldkauz.
Noch recht häufiger Brutvogel in der E^bene und im Ge-
birge. Benutzt als ßrutplatz alte Raubvögel- und Krähenhorste
und Baumhöhlungen. Am 6. April 1903 fand ich am Scheiben-
stande im Riefenbachstale ein Gelege von 'd Eiern Trotzdem
die Höhlung nur 1 m über dem Erdboden sich befand und der
Brutbaum dicht an einem Fußwege stand, kam die Brut glück-
lich hoch.
52. Surnia ulula L. Sperbereule.
Mein Freund, Forstmeister Holtzberg- in Daundorf, erlegte
als junger Forstmann im Riefenbache im Winter 1887 eine
Sperbereule, welche sich noch jetzt in seinem Besitze befindet.
53. Aegolius tengmalmi Gm. Rauhfußkauz.
Brutvogel in den Harzwäldern. Zwei Fälle seines Vorkom-
mens im Gebiete kann ich anführen. '. Pastor Dr. F. Lindner,
Quedlinburg, berichtet in den Ornithologischen Monatsberichten
(XII. Jahrgang 1904 Nr. 6), daß bei Bad Harzburg ein Rauh-
fußkauz erlegt ist, der sich jetzt in der Liemann'schen Samm-
lung in Halberstadt befindet. 2. Anfang April 1906 wurde ein
zweiter Rauhfußkauz in dem angrenzenden preußischen Reviere
70 F. Menzel: Vogelwelt des Anitsgerichtsbezirkes Harzburg.
Altenau ganz in der Nähe de r BraunFchweigischen Grenze er-
legt, welcher in das Provinzial-Museurr. zu Hannover gekom-
men ist.
Ich selbst habe bei der Jagdausübung in den Harzbergeii
häufig kleine Eulen beobachtet, die nur dieser Art angehören
können. Leider konnte ich kein Belegstück sammeln, da ich
stets, wenn ich die Euli'n in Schußnähe latte, mit der Dop-
pelbüchse bewaffnet war. - D< r Rauhfußkauz war bisher für
das Herzogtum Braunschweig nicht nachgewiesen ; Blasius er-
wähnt ihn nicht.
54. Athene noctua Sc(i|-.. Steinkauz.
Brutvogel in den (bcncn Teil?n des Gebietes.
55 Tyto alba guttata Brchni. Schleiereule.
Brutvogel in allen Ortschaften des Gebietes.
56. Cuculus canorus •'.. Kuckuck.
Überall vorkommend, selten im Gehige. Hauptsächlich
werden der. ?ahln ich vcrhaidtnen Rctkehlchcn-Nistern die
Eier anvertraut, nur eirmfcl fand i( h (inen jurgfn Kuckuck
im Neste der Heckenbraunelle. Ais auffallend erwähne ich,
da(j im Hainischen Bruche, wo der rotrückige Würger sehr
häufig ist, nie cie Würgern» stcr vom Kuckuck zur Ablage seiner
Eier benutzt wurden.
57. Jynx torquilla I.. Wendehals.
Recht häufig in den Dörfern und an den Rändern des
Schimmerwaldes. Auch in Bad Harzburg in allen größeren
Gärten: im Meyer'schen Garten jedes Jahr 2—3 Pärchen Am
30. Mai 190.T enthielt ein Starenkasten ein Nest mit 11 Eiern.
58. Dryocopus martius L Schwarzspecht.
Am 28. April 19ul hörte ich zum ersten Male einen
Schwarzspecht, welcher bis dahin von mir im Gebiete nicht
beobachtet war. Als ich 190S Bad Harzburg verließ, waren
mindestens .5 Pärchen vorhanden. Also auch hier konnte eine
Zunahme des herrlichen Vogels festgestellt werden.
59. Dryobates major pinetorum Brehm. Großer Buntspecht.
Häufiger Brutvogel in den Laubwäldern und auch in den
reinen Fichtenbeständen des Gebirg-es.
60. Dryobates medius I Mittelspecht.
Nur im Schimmerwalde 2—3 Pärchen festgestellt.
J
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgeriehtsbeziikes Harzburg. 71
61. Dryobates minor hortorum Brehni. Kleinspecht.
Forstmeister Rettmeyer hat ihm üttrr bei Harzburg be-
obachtet. Ich selbst sah nur einmal ein 9 ^^ 10- April 1905
im Meyer'schen Parke.
62. Picus viridis pinelorum Brehm. Grünspecht.
Häufiger Brutvogel in den Laubwäldern der Ebt ne und
der Verberge.
63. Picus canus Gm Grauspecht.
Ich konnte 3 Pärchen feststellen ; 2 im Schimmerwalde
und 1 im Forstorte Papenberg. dicht bei Harzburg
64. Alcedo ispida L. Eisvogel.
Sparsamer Brutvogel an der Okcr, Radau und Ecker. Im
Herbst erschien regelmäßig ein Eisvogel an den Teichen im
Meyer'schen Parke. Am 15. April 1905 beobachtete ich ein
Stück längere Zeit an eim m ganz kleinen Teiche in einem
Garten,
65. Coraclas garrulus L. Blaurake.
Am 26. April 1877 beobachtete Forstmeister Retemeyer
ein Stück am Waldesrande bei Bad Harzburg.
66 Upupa epops L. Wiedehopf.
Bis 1899 Brutvogel im Schimmerwalde, seitdem verschwun-
den.
67. Apus apus L. Mauersegler.
Häufiger Hrutvotrcl in den r)(;irfern und in Rad Harzl";urg. .\ni
I. Juni iyü9 erhielt ich ein Gelege von 3 Eiern; das Nest l)efand sich
nur 4 m hoch unter den Dachziegeln eines niedrigen Nebengebäudes.
68. Caprimulgus europaeus L. Ziegenmelker.
Einige wenige l'aare zur Hrutzeit im Schimmerwalde sind im
Harze. Nest nicht gefunden.
69. Chelidon rustica L. Rauchschwalbe.
In den Dörfern noch iiäufiger i!rut\ ngfl, m Bad Harzburg nur
vvenige Paare.
70. Riparia riparia L. Uferschwalbe.
Oft an der ( )ker bei HarHngerode beobachtet : Brutplätze nicht
gefunden.
71. Hlrundo urbica L. Mehlschwalbe.
Überall im Gebiete recht häufiger Rrutvogel. .An der Scheune
eines Gasthauses in Had Harzlnirg jedes Jahr eine Kolonie von
50 — 60 Pärchen.
72. Bombycilla garrulus L. Seidenschwanz.
Winter 1878 von Forstmeister Retemeyer beobachtet. 1903 im
72 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg.
Winter einige Stück an der preußischen (irenze im Torfliäuser
Reviere gesehen. Februar 1907 hielten sich 10 Seidenschwänze etwa
14 Tage im Mcyer'schen Parke auf.
73. Muscicapa grisola Fall. Grauer Fliegenschnäpper.
Häufiger Brutvogel in den Ortschaften.
74. Muscicapa hypoleuca Fall. Trauerfliegenschnäpper.
Häufiger l'.rutxdgel in Hau Harzlnirg. in ik-n y)uriem nicht
beobachtet. .\ni 17. Mai 1905 enthielt ein Starenkasten im Meyer"-
schen l'srke 7 Eier.
75. Lanius excubitor L. Raubwürger.
Früher Stand-, jetzt nur noch Durchzugsvogcl. Fast in jedem
Herbste und Winter beobachtet.
76. Lanius minor Gm. Schwarzstirnwürger.
Hat nach Rciciiu-yer 1S78 noch bei liarzhiirg gebrütet. Ich selbst
sah nur einmal ein einzelnes Exemplar am 2. .April 1904 an der
Straße Eckerkrug — .Schimmerwald.
77. Lanius collusio L. Rotrückiger Würger.
überall ( ahge.sihen vdii lU-n höheren i iebirgslagen^ häufiger
Brutvogel, besonders zahlreich in den Gestütswiesen und im Haini-
.schenbruche. — .Am 4. Juni 1907 fand ich ein (iclege von 6 Stück,
drei Eier waren von kurzer gedrungener, drei Eier von sehr schlan-
ker Form : an demselben Tage in einer Fichte Gelege von 2 nor-
malen Eiern und 1 Doppelei. Am 5. Juni 1908 Xest mit 5 Eiern auf
einer Birke in einem kleinen Birkenwäldchen. Einmal, am 23. Mai
1907, fand ich ein Gelege von 7 Eiern.
78. Lanius Senator L. Rotköpfiger Würger.
Forstmeister Retenieyer be(>haclnete den rotköpfigcn Würger
Anr der Brutzeit in den Jahren 187^- -187S.
79. Corvus corax L. Kohlkrabe.
Hat nach Retemeyer bis 1878 im Gebirge gebrütet.
80. Corvus corone L. Rabenkrähe.
Häufiger Brutvogel in der l'.hene und in lUn X'orbergen.
81. Corvus comix L. Nebelkrähe.
Regelmäßiger Wintervogel.
82. Corvus frugilegus L. Saatkrähe.
Nur Dnrchzugsvoycl. In jedem lliilisK er.scliienen zahlreiche
Saatkrähen im Oberforstamtsgarten. um die Wallnußbäume zu
plündern.
F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 73
83. Coloeus monedula spermotogus Vieill. Dohle.
Nur Durchzugsvogel.
84. PIca plca L. Elster.
\'ereiiizelt als Brutvogel in den Feldhölzern.
85. Garrulus glandarius L. Eichelheher.
i'lieriill in ilen Wäldern hiiuliger Drutvogel.
86. Nucifraga caryocatactes macrorhynchos Brem. Dünnschnäbliger
Tannenheher
Nur diese rorm bisher beobachtet, im Herbst 1900 ringen sich
3 Stück im Dohnenstiege. Am 20. November 1907 wurde i Stück
beim Okertorsthause erlegt.
87. Oriolus oriolus L. Pirol.
Häufiger Brutvogel im Schimmervvalde. .\m 4. Juni 1907 fand
ich auf einer kleinen Erle in der Nähe hoher Pappeln Nest mit drei
Eiern. Ende Mai — Anfang Juni 1908 wurde ein Pärchen im Ober-
forstamtsgarten beobachtet.
88. Sturnus vulgaris L. Star.
Häufiger J^rutvogel in der F.bene und den \"orbergen.
89. Passer doraesticus L. Haussperling und
90. Passer montanus L Feldsperling.
Häufige Brutvögel in den Dörfern und Bad Harzburg.
91. Coccothraustes coccothraustes L. Kernbeißer.
Regelmäßiger ßrutvogel im Schimmerwalde : einige Pärchen
brüteten auch jedes Jahr im Meyer'schen Parke. Im Parke 19. V.
1902 4 Jimge und 1 frisches Ei; 25. V. 1903 Nest mit 4 verlassenen
Eiern; 12. \'. 1904 4 frische Eier, Nest auf Lärche; 30. VI. 1906,
Nest mit 1 faulem Ei. Junge bereits ausgeflogen.
92. Fringilla coelebs L. Buchfing.
Häufiger Butvogel. Im Meyer'schen Parke fand ich 2 Nester,
die fast vollständig aus weißer Watte hergestellt waren.
93. Fringilla montifringilla L. Bergfink.
Häufiger und fast regelmäßiger Wintergast. Besuchen in dem
milden W'inter 1905 — 6 große .Schwärme im .Schimmerwalde be-
obachtet, welche die Buchenkeme auflesen.
94. Chloris chloris L. Grünling.
Häufiger Brutvogel in den Gärten des ganzen Gebietes.
74 h. Menzel : Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg
95. Acanthis cannabina L Bluthänfling.
Häutiger Brutvuyxl. Am 14. Mai 1905 land ich im Meyer"scheii
l'arke ein Gelege von vollständig weißen Jilieni, ferner am 13. Mai
1907 im Steinielde bei Harl ingerode Nest mit 5 Eiern, von denen
4 ebenfalls vollständig wciB waren, während das 5. Ei stark gefleckt
war.
96. Acanthis linaria linaria L. Birkenzeisig.
L'nregelmäßiger \\ iniergasi. Winter 1907 große .Schwärme im
Meyer'schen Parke. Nur diese l'orm wurde bisher aufgefunden.
Vi. Acanthis spinus. L. Erlenzeisig.
Brutvogel im Gebirge und im Meyer'schen Parke. Ich hatte
das Glück, aus dem Parke 3 \ün den seltenen Gelegen zu bekom-
men. 7. Juni 1903 3 schwach bebrüiete. 12. Juni 1904 4 stark be-
l^rütete Eier: 24. Juni 1909 4 frische Eier. Anfang Juli 1904 aus-
geflogene Junge. Die Nester standen sehr versteckt auf Eichten.
9S. Acanthis carduelis L. Stieglitz.
Häufiger hrutvogel in (kn Gärten.
99. Serinus serinus L. Uirlitz.
Bi.s zum Jahre 1902 nicht im Gebiete beobachtet. 1907 hörte ich
das erste q" singen. 1903 konnte icli bereits 3 Pärchen feststellen. jet7i
hört man überall in den Giärten singende rfo".
ilX). Pyrrhula pyrrhula europaea Vieill. Gimpel.
Brutvogel im Schimmerwalde luid in den X'orhergen des Harzes.
Im Meyer'schen Parke brüteten in jedem Jahre 2 — 3 Pärchen. Hier
finde ich das Nest oft im Epheu am Hause. Die östl. I'^orm im Gehierc
nicht festgestellt.
101. Loxiacurvirostra L. Fichtenkreuzschnabel.
Jedes Jahr in den I-'ichtenwäldern des Harzes festgestellt. Nester
wurden in dem benachhanen preußischen Reviere Torfhaus gefunden.
102. Emberiza miliaria L. Grauammer.
t^berall in den Feldmarken : oft wurden mir Gelege gebracht,
die beim Mähen der Wiesen aufgefunden waren.
103. Emberiza citrinella L. Goldammer
Häufiger Brutvogel. Am 14. Mai I907 fand ich im Meyer'schen
Parke ein abnorm gezeichnetes (jelege. Gnuulf arbe ganz weiß, da-
rauf einzelne lilabraune Flecke. Die Eier sehen ähnlich den
Fichtenkreuzschnabel-Eiem.
P. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 75
104. Emberiza kortulana L. Ortoian.
Xur tiiiinal am lo. Mai iy05 ein ^ an der Straße Bad Harzberg-
— TIsenljurg beobachtet.
105. Emberiza schoeniclus L. Rohrammer.
Zur lirntzeit am Teiche bei der Radai: mühic beobachtet. Ne-
nicht gefunden.
106. Anthus pratensis L. Wiesenpieper.
.Sparsamer Brutvogel im Hainichcnbruche, wn ich am 27. April
1904 Xest mit 3 Eiern fand. In frülieren Jahren hat der Wiesen-
i^ieper nach Retemeyer im Marien- und Riesenbusche gel)rütet. bevor
die Büsche entwässert und aufgeforstet waren.
107. Anthus trivialis L. Baumpieper.
Häufiger Brutvogcl, besonders auf den Abtriebs- und Kuhur-
tiächen ini (iebirge.
108. Motacilla alba L. Weiße Bachstelze.
Häufiger Brutvogel im Gebiete mit Ausschluß des Gebirges.
1Ü9. Motacilla boarula L. Uraue Bachstelze.
Häitfiger Brutvogel, besonders an den Gebirgsbiichen. Im
Meyer'schen Parke jedes Jahr 2 — 3 Pärchen.
110. Motacilla flava L. Kuiisteize.
ßrutvogel in der Ebene, besonders zahlreich in den großen Ge-
stiitsw lesen.
111. Alauda arvensis L. Feldlerche.
Häufiger Brutvogel in den Feldmarken. .\uch von diesem \ ugel
gehen zahlreiche Brüten beim Mähen der Wiesen verloren.
112. Galerida cristata. L. Haubenlerche.
Seltener Brutvogel. Nur in den Feldmarken Harlingerode und
Westende festgestellt.
113. Certhia familiaris macrodactyla Brehm. Baumläufer.
Häufiger Standvogel in den Wäldern, auch in den Gebirgs-
wäldern.
114. Certhia brachydactyla Brehm. Kurzzehiger Baumläufer.
Nicht sij häufig als die vcirhergehende Art und nur in den
Gärten be(jbachtet. Im Oberforstamtsgarten und im Meyer'schen
Parke jedes Jahr mehrere Pärchen. Auch hier fand ich die früher
bei Helmstadt gemachte Beobachtung (vergl. Vogehvelt von Helm-
stadt und Umgebung. Ornith. Jahrbuch '909, Seite 111) bestätigt,
daß die Eier bedeutend kräftiger geflecKt sind, als die Eier der
vorhergehenden Art.
76 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg.
115. Sltta europaea caesia Wolf. Kleiber.
Häufiger Brutvogt-l im in-ljicti.- mit Au>^clilul,i der Fichtenwälder
des Gebirges. Im Meyer'schen Parke jedes Jahr 2 — 3 Pärchen, die
oft die Starenkasten als P>nitplatz benützten.
116. Parus major L. Kohlmeise.
Häufiger Brutvogel. .\i)ril irjoiS hatte uin ]':irchen sein Nest in
eine große, dicht über dem Erflboden befindliche Baumhöhlung ge-
baut, trotzdem natürliche Xesthohlen und zahlreiche Meisen- und
Starenkasten zur \ erfügung' standen.
117. Parus caeruleus L. Blaumeise.
Ebenfalls häutiger Brutvogel. Oft werden nur Berlepscli'sche
Nistkästen als Brutplatz benützt.
118. Parus ater L. Tannenmeise.
überall im Gebirge Brutvogel, auch iii'. .^leyer'schen l'arke
jedes Jahr 1 Pärchen.
119. Parus palustris communis Baldenst. Glanzköpfige Sumpf meise.
Il.'iihger Hrutv.igel: auch diese An benützt oft die Meisen-
kästen. .^n, 29. April 1912 in einem Nistkasten Gelege von 8 Eiern.
120. Parus cristatus mitratus Brehm. Haubenmeise
In den Wäldern ziemlicli häufiger lirulvogi!. 2 J';irchen jedes
Jahr im Meyer'schen Parke. Hier wurden nie die zahlreich vor-
iiandenen Nistkästen benützt, sondern immer selbstgezimmerte
Höhlungen, besonders in alten Weiden. — Stets fand ich sieben Eier
oder sieben Junge im Neste.
121. Aeglthalus caudatus caudatus I.. Weißköpfige Schvvanzmeise und
122. Aegithalus caudatus europaeus Henn. Schwarzbrauige
Schwanzmeise.
Jm (iebiete kommen beide Formen vor. Erwähnt sei, daß ich am
3. Mai 1902 im .'^chimmerwalde ein Nest der weißköpfigen ."^chwanz-
meise mit 12 vollständig ungefleckten Eiern und am j. Mai 1910 im
Meyer'schen Parke ein Nest der westlichen Form mit 11 blaurot ge-
fleckten Eiern fand. Bei Helmstadt fand ich auch von der ostl. Form
stets gefleckte Flier.
123. Regulus regulus L Gelbköpfiges Goldhähnchen.
Nur im Schimmerwalde und im Forstorte Papenberg b. Harz-
burg beobachtet, ohne das Nest zu finden.
124. Regulus ignicapilla Temm. Feuerköpfiges Goldhähnchen.
Häufiger Brutvogel. Im Meyer'schen Parke stets 3 — 5 Pärchen.
In jedem Jahre wurden mehrere Nester gefunden. Gelegezahl 8 — 10
P. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. ^^
Stück. Zwei Nester meiner Sanimliing- eiitliielten am lo., bezw.
21. Mai 8 und g frische Eier.
125. Troglodytes troglodytes L. Zaunkönig.
Häufiger Brutvogel ; besonders zahlreich in den Gebirgswäklern.
Im Meyer'schen Parke wurden an folgenden Orten Nester gefunden :
1) 1903 stand ein Xest im Ge vvächshause : die alten \'ögel flogen
durch eine zerbrochene Fensterscheibe ein und aus.
2) 1904 hatte ein Pärchen in einer alten Strohmatte, die über
einem Drahtzaun hing, sein Nest gebaut.
3) 1905 stand ein Nest in den Falten eines alten .Sackes, der ühcv
einem Ast hing.
4) 1906 fand ich ein Nest 5 ni hoch auf einem Balken am (ie-
wächshause.
126. Prunella modularis L. Heckenbraunelle.
Häufiger Brutvogel. Besonders zahlreich ist die Heckenbraunelle
m den Fichtenwälern des Gebirges. Einzelne Stücke blieben immer
im Winter zurück und besuchten dann regelmäßig die Futterplätze.
Erwähnt sei, daß viele Pärchen in den Gärten Harzburgs brüteten.
127. Sylvia nisoria Bechst. Sperbergrasmücke.
Nach Retemeyer bis 1878 Brutvogel bei Harzburg. Ich be-
obachtete nur einmal, am 15. Mai 1904, ein (j im Schimmerwalde.
128. Sylvia borin Bortd. Gartengrasraücke.
Mit Ausschluß des Gebirges überall häufiger Brutvogel.
129. Sylvia communis Lath. Dorngrasmücke.
Ebenfalls in der Ebene und den A'orbergen häufiger Brutvogel.
Besonders zahlreich ist die Dorngrasmücke im Hainischenbusclie
vertreten, wo auch der rotrückige Würger häufig vorkomm.t.
130. Sylvia curruca L. Zaungrasmücke und
131. Sylvia atricapilla L. Mönchgrasmüke.
Kommen im ganzen Gebiete als Brutvögel vor.
132. Acrocephaluä streperus Vieill. Teichrohrsänger.
Nur bei dem Teiche an der Radaumühle als Brutvogel fest-
gestellt.
133. Acrocephalus palustris Bechst. Sumpfrohrsänger.
Häufiger Brutvogel in der Ebene, besonders zahlreich in den
f^csti-.tswiesen und im Hainischenbusche. Oft wurden mir ausge-
mähte Gehege gebracht.
6
78 F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg.
134. Locustella naevia Bodd. Heuschreckensänger.
In jedtni Jalirc im Scliimnierwalde mehrere (j'q- geliört. Xest
nicht aufgefunden.
135. Hypolais icterina Vieill. Gartensänger.
Häufiger Brutvogcl in den Gärten.
13fi. Phylloscopus sibilator Bechst. Waldlaubsänger,
137. Phylloscopus trochilus L. Fitislaubsänger und
138. Phylloscopus collybita Vieill. Weidenlaubsänger.
.Sämtliche 3 Laub.sängcr ?ind Rnitvögcl. Während Fitis- und
Weidenlaubsänger ül)erall zu finden sind, konnte icli den \\'aldlaub-
sänger nur im Schimmerwalde als Brutvogel feststellen.
139. Cinclus cinclus aquaticus Bechst. Wasserschmätzer.
Brutvogel an sämtlichen Gebirgsbächen. Da die A'ögel nicht
verfolgt werden, lassen sich leicht beo1)achten. Am Kadauerwasser-
fall stand ein Nest in einer Höhlung hinter dem Wasserfalle, so daß
die ^'ögel, um zum Neste zu gelangen, stets durch das herabstür-
zende W^asser fliegen mußten.
140. Turdus philomelos Brehm. Singdrossel.
Häufiger Brutvogel. 1904 siedelte sich die Singdrossel auch im
Meyer'schen Parke an.
141. Turdus musicus L. Weindrossel.
Kegelmäßiger Durchzugsvogel.
142. Turdus viscivorus L Misteldrossel.
Überall in den Wäldern der l'.benc und \ orberge Brutvogel. Zur
Zugzeit auch oft im Gebirge auf den Abtriebsschlägen beobachtet.
143. Turdus pilaris L. Wachholderdrossel.
L nregelmäßiger Durchzugsvogel. In den Gestütswiesen be-
oliachtete ich 1904 und 1907 größere Schwärme zur Herbstzeit.
144. Turdus merula L. Amsel.
Häufiger Brutvogel. Im Meyer'schen Parke wurden oft die in
große Holzkübeln stehenden Lorbeerbäume für die Nestanlage be-
nützt. 1907 hatte eine Schwarzdrossel oben auf einer am Hause
hängenden Trittleiter gebaut. Da der Raum für ein Nest zu groß
war, hatte die Drossel zwei vollständige Nester nebeneinander gebaut
imü in das eine Nest die Eier gelegt. Am 5. Mai 1902 fand ich em
Nest mit 7 Eiern.
P. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg. 79
145. Turdus torquatus L. Ringdrossel.
Durch/.ugsvogel ; wurde l'i-üiier oft im IJohnenstiege gefangen.
(Ich vermute, daß die südliche Form: liirdus torquatus alpcstris
Brehm bei Harzburg Brutvogel ist, da verschiedene Forstbeamte und
ich selbst öfter ein q" der Ringdrossel im Sommer im Forstorte
Kattnase in der Kähe der Rabenklippen beobachtet haben. Alte Wald-
arLeiur versicherten mir fest, daß die Ringdrossel das ganze Jahr
im ticliirge vorkomme und dort auch brüte.)
146. Saxicola oenanthe L. Steinschmätzer.
Häufiger Brutvogel im Steinfelde bei Harlingerode ; auch an
anderen Stellen in den Feldmarken zur Brutzeit beobachtet.
147. Pratincola rubetra L. Braunkehliger Wiesenschmätzer
irläufiger Brutvogel in den Wiesengegenden, besonders zahlreich
in den Gestütswiesen.
148. Pratincola torquata rubicola L.
Von 1905 — 1908 beobachtete ich jedes Jahr 2 Pärchen im
Hainischenbruche, ohne das Nest auffinden zu können. Endlich am
I. Mai 1910 erhielt ich ein Nest mit 4 typischen Eiern. Dieses ist
der zweite sichere Beweis für das Brüten des Schwarzkehlchens im
Herzogtume Braunschweig. Zuerst stellte ich rubicola bei Marienthal
als Brutvogel fest, wo ich am 25. Mai 1897 ein Nest mit 4 Jungen
und I faulen Ei auffand (X'ogelwelt von Helmstedt und Umgebung
im Ornith. Jahrbuch 1909, Seite 116). — Blasius konnte noch keinen
sicheren Beweis für das Brüten auffiUtren.
149. Phoenicurus ochruros gibraltarensis Gm. Hausrotschwanz.
Hätifiger Brutvogel.
150. Phoenicurus phoenicurus L. Gartenrotschwanz.
Ebenfalls häufiger Brutvogel. 1907 war eine alte Zigarrenkiste
an die Hauswand im Oberforstamtsgarten genagelt, welche sofort
von einem Gartenrotschwanzpärchen bezogen wurde. Während das
9 brütete, saß das q" singend im Flugloche. — Am 25. Mai 1907
fand ich an der üker in der Höhlung einer Kopfweide ein Nest mit
8 Eiern.
151. Erithacus rubeculus L. Rotkehlchen.
Häufiger Brutvogel, besonders im Gebirge. Der Kuckuck legt
in der Harzburger Gegend hauptsächlich in die T-^otkehlchcnnester
seine Eier.
6»
so Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes:
152. Lusclnla megarhynchos Brehm. Nachtigall.
Bis 1908 Brutvuf,'^el im Schiinmcrwalde, seitdem \ersch\vunden.
ftn der Grenze des Gebietes, an den Okerhängen zwischen \'ienen-
bürg- "lind Scliladen sehr zahlreicher Bnitvcigcl.
Die Vogt'lwelt des östliciieu Arlbeiggebietes.
Von Ed. Paul Tratz.
]^eiter der Omithologischen Station in Salzburg.
l".s ist schade, daß gerade der X'ngehvelt Tirols, die zwei feilet
zu den interessantesten Faunengebieten gehört, in den letzten Jahren
so wenig Beachtung geschenkt worden ist. Seit dem Tode des bekann-
ten Innsbrucker \'ogelkundigen Franz A n z i n g e r wurde über
die 'Jiroler Urnis nichts Zusammenfassendes veröffentlicht. Finer
derartigen Unterlassungssünde muß übrigens auch ich mich selbst
überweisen, denn dank eines fast fünfjährigen Aufenthaltes in Xord-
tirol ist es mir gelungen, ein umfangreiches und zum Teil recht wert-
volles Datenmaterial, namentlicfi über das \'orkommen von Stein-
adler und Uhu, zu .sammeln. Der Mangel an Zeit versagte mir jedoch
bisher die Erarbeitung cu- Stoffes, j'ch hofi'e aber, dns nrch dem
Kriege einzubringen. Unterdessen sei hier das Ergebnis einer sieben
monatlichen Beobachtung aus dem Osten von Tirol und zwar aus
der Gegend von St. Anton am A r 1 b e r g, wohin mich meine
militärische Dienstleistung braclUe, niedergelegt. Die günstige Zeit,
die mir dabei zu Hilfe kam, nämlich vom Dezember (1916) bis
Juni (1917), gewährten mir einen guten Einblick in das dortige
Stand-, Strich- und Zugvogelieben.
Was im nachsielRudin nun folgt, ist das Resultat von in erster
Finie an Ort und Stelle selbst Festgestelltem, einiges auch von, von
verläßlicher Seite Gehörtem, was aber jeweils ausdrücklich erwähnt
wird.
Bezüglich des Standvogellebens in diesem Alpenteil habe ich
mir nie große Hoffnung auf besonders interessante Feststellungen
gemacht, dagegen erwartete ich mir doch manches Interessante von
der Zugzeit. Das war aber nicht der Fall und es will fast Schemen,
als ob meine Erwartungren in umgekehrter Weise erfüllt wurden.
I lat sich mir dazu nun ein ungünstiges Frülijalir geboten, oder liegt
Ed. Paul Tratz ; Die Vogelwelt des östlichen Aiiberggebieles. 81
diese Gegend tatsächlich außerhalb des Bereiches einer großen Zng-
straße, darüber zu entscheiden vermag ich infolge des spärlichen
Datenmateriales einer einzigen Zueperiodc naturgemäß nicht. Es
ist aber kaum anzunehmen, daß der Arlberg von den Massen der aus
dem Süden kommenden Zugvögeln völlig links liegen gelassen wird.
Vielleicht beeinträchtigte auch diesbezügliche Wahrnehmungen, die
während der Hauptzugzeit herrschende günstige Witterung. Nächt-
lichen ^'og■elzug, und zwar das Ziepen von Drosseln, hörte ich bloß
einmal, in der Nacht vom 28. auf 2g. April. Jedenfalls ist zu hoffen,
daß es später einmal, an der Hand der von unserem Ornithologischen
Institut geplanten Zentralisierung von X'ogelzugsbeobachtimgcn in
Österreich, möglich sein wird, darüber eingehenden Aufschluß zu
bekommen.
Was nun die lokalen Ortlichkeiten der hier niedergelegten
Beobachtungen betriflft, sollen vorerst darüber einige Zeilen kurz
berichten. Zur Hauptsache wurde westlich von St. Anton a. A.
beobachtet, einerseits im ca. 1500 — 1800 m ü. d. AI. gelegenen
r e r w a 11 1 a 1. andererseits in der Gegend zwischen St. Anton a. A.
( 1300 m ü. d. M.) und St. C h r i s t o p h a. A. ( 1800 m ü. d. M.),
also im Gebiete der östlichen Arlbergstraße und dann vcm St.
Anton a. A. ostwärts im S t a n z e r t a 1, im Bereich der Gemeinden
N a s s e r e i n, !>t. J a k o b. I' c 1 1 n e u und S c h n a n. zweimal
auch flüchtig bis in die Gegend von L a n d e c k und einmal in
W i e s b e r g und dem von dort nach Südwesten, gegen die Schweiz
hin führenden Paznauntal. Als Beobachtungszentrum ist
natürlich das Dorf St. A n t r, n a. .\. .selbst, bezw. dessen nähere
Umgebung zu betrachten. Die ganze dortige Gegend bietet vermöge
ihrer hohen Lage wenig bebautes Land, viel mittelalten Fichtenwald
ohne Unterholz, Almenboden und Felsen, die Umgrenzung schnce-
und gletscherreiche Hochgebirge.
Der Winter im Beobachtungsjahre zählt, nach Aussage der Ein-
l'.eimiscb.en. zu <!en wenig strengen: immerhin bedeckte vom Anfang
Dezember bis April eine ziemlich liohe .Schneeschichte das Land.
Mitte April kam abermals ein starker Schneefall und dann erst
begann das eigentliche Frühjahr. Die bekannte Erscheinung in den
Gebirgsgegenden, daß vor einem Schneefall die liochalpine und nach-
her die Vogelwelt im allgemeinen viel lebhafter ist l>estätigte sich
regelmäßig.
82 Tel. Piiul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes.
Meine Nachforschungen nach besonders seltenen befiederten
Alpenbewohncm waren nur teilweise von Erfolg, allerdings in diesen
1-ällen über alle Erwartungen erfreulich.
Über das einstige \'orkommen des Bartgeiers (Gyf>a'ctus
barbat iis) konnte ich selbst von den ältesten Bewohnern und Jägern
nichts erfahren. Von der Erbeutung eines jungen Kondors
(Sarcorhamphus gryphus). der vor Jahren' einem südfranzösischen
Tiergarten entflogen war und sich dann längere Zeit im Ferwall-
und Montafongebiete umhertrieb, wo er von einem Hirten gefangen
>vunle und hierauf in das Ferdinandeum in Innsbruck gelangte, erzähl-
te mir Dr. med. Kybiczka in St. Anton. \'om V h u (Biibo bubo) ver-
mag ich leider nur Bas eine zu berichten, daß er einmal vorgekommen
sein dürfte, worauf heute die volkstümliche Bezeichnung eines
Felsens im Ferwalltal, genannt „Buhinloch", schließen läßt. Von
der Alpenkrähe {Pyrrhocorax pyrrhocorax) konnte ich selbst in den
oft sehr großen Schwärmen der Alpendohlen {Pyrrhocorax graculits)
kein Exemplar feststellen. Merkwürdigerweise gelang es mir,
während meines ganzen Aufenthaltes auch nicht einmal, unseren far-
benprächtigsten Alpensprößling, den Mauerläufer (Tichodroma
iiiuraria) zu beobachten. Bei meinem vielen Umherstreifen hätte ich
ihn eigentlich antreffen müssen. Ja, ich habe wiederholt lange Zeit
einen Felsen, der mir als charakteristischer Aufenthaltsort für den
Mauerspecht .schien, scharf im -Auge behalten, — doch vergebens.
Trotzdem halte ich es für ganz unwahrscheinlich, daß diese interes-
sante \"ogelgestalt, die bei genauer Beobachtung überall im Ge-
birge zu finden ist, in den dortigen Bergen fehlen soll. Auf diese
negativen Befunde hin freut es mich umsomehr, die Ergebnisse
meiner Steinadler beobachtungen mitzuteilen. Nicht nur, daß
mir von Jägern wiederholt versichert wurde, im Ferwalltal sei seit
vielen Jahren ein jährlich besetzter Adlerhorst, dem stets i — 2
Tunge entkommen und daß die zur Zeit im genannten Tal hausenden
Steinadler, wahrscheinlich vier Stück, zwei alte und zwei junge
Vögel seien, war es mir selbst beschieden, Steinadler zu sehen und
einen, im Jahre 1914 im Ferwalltal dem Horst entnommen, für das
Institut zu erwerben. Ausführlicheres darüber folgt unten im
systematischen Teil. Vom \'orkommen des S t e i n h 11 h n e s
(Caccabis saxatilis) vermag ich nichts Positives anzuführen, will aber
erwähnen, daß nach Aussage des k. k. Försters K. K 1 i m m e r in
^t. Jakob, die einzige Gegend, wo Steinhühner vorkommen sollen,
Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 83
das Gebiet um die L e u t k i r c h e r h ü 1 1 e (2300 m ü. d. M.) sein
soll. Der Genannte erzählte mir auch vom H a s el h u li n ( Teirao
bonasia), daß dieses in der Gegend nur an ungefähr sechs Stellen zu
finden sei. Diese Angaben zu überprüfen, vermochte ich nicht.
Im ganzen konnte ich für das Gebiet 63 ^'ogelarten mit Be-
stimmtheit nachweisen, wovon mindestens 43 Brutvögel sind, .außer-
dem führe ich 10 Arten an. die ich einerseits als von mir unsicher
beobachtet, andererseits auf Grund der mir von Jägern gemachten
Mitteilungen erwähne.
Hier anschließend sei eine übersichtliche Zusammenstellung der
.Ankunftsdaten und Brutzeiten im Frühjahr 1917 gegeben.
Haaptzug, Nestbau. Eier. Junge,
Ende April ^ — —
Erstes
Ankunftsdatum
I.Misteldrossel 9. .'^pril
2. Singdrossel 9. > > .
3. Ringdrossel 23 » > »
4. Wasseramsel Standvogel —
5. Braunkehlchen 2. Mai Mitte Mai
6. Rotkehlchen 19. April Anfang Mai
7 Gartenrotschwanz 1. Mai S.Mai . ^
8. Hausrotschwanz 14. April Ende April Ende »
9. Zaungrasmücke 10. Mai — > .
10. Fitis Anfang Mai — —
11. Waldlaubsänger 10. Mai
12. Weidenlaubsärger 1. Mai
13. Tannenmeise Standvoge
14. Gebirgshachstelze (24.) 28. April — Mitte Mai —
15. Weiße Bachstelze 11. März Ende April — —
— — 10. Juni
20. Mai — —
Witte Mai — —
> > — 6. Juni
2. »
Letztes Drittel Mai
— 10. Juni
16. Wasserpieper
17. Baumpieper
18. Goldammer
19. Buchfink
20. Rabenkrähe
21. Dorndreher
22. Rauchschwalbe
23. M..hkchwalbe
24. Mauersegler
25. Kuckuck
26. Schwarzspecht
27. Turmfalke
28. Mäusebussard
29. Birkhuhn
9. .April » » Mitte Mai — —
2. Mai Erstes Drittel Mai — — —
Standvogel — Ende Mai — —
> 8. April erster Schlag — 29. Mai 14. Juni
. — Anfang Mai — Mitten. Ende Mai
24. Mai — — — 1<'. Juni
14 April Anfang Mai — — —
4. Mai 20. Mai 24. Mai — —
15. Mai — _ _ _
3. (28.; Mai — _ _ _
Standvogel — — 24. Mai —
18. Mai — _ _ _
(9) 11. April —
— Mitte Mai — —
Standvogel Erster Balzruf 7. April — —
Im folgenden führe ich nun in systematischer Anordnung die
verzeichneten Einzclbeobachtungen an. Den Kamen der \'ogelarten,
die ich mit Sicherheit feststellen konnte, sind laufende Xummom
84 Ed. Paul Tra(z : Die Vogelwelt des üstlithtn Arlberggebietes.
vorgesetzt, jenen, wovon icli Belee^exemplare für das Institut san;-
nielte. außerdem ein *.
1. Misteldrossel (Turdus viscivorus).
E r u 1 \ o i; c 1? — Die ersten, <t — 8 Slücl'vt sah ich am g. April
bei schönem Wetter, aber kaltem Westwind, an der Arlbergstraße
nächst des Alooserkreuzes. Am ii. April waren an gleicher Stelle
6 Stück, ebenso am 12. April 6 — 8. Am 28. April Hogen ca. 10 Mistel-
drosseln ostwärts. .Am 1. Mai horte ich eine aui der Ccconihöhe, am
2. Mai waren 2 — 3 beim „Stadle" unterhalb des Mooserkreuzes, des-
gleichen am 8. Juni. Die letzte Beobachtung machte ich am 14. Juni,
an welchem Tage ich auf der sogenannten ..l'lanie"*) 1 — 2 Stück
horte.
*2. Singdrossel (Turdus musicus).
B r u t \ o g e 1. — Die erste Singdrossel hörte ich am Vormittag
des 9. April oberhalb der Ceconihöhe. Am 11. April sang eine, am
14. .\pril sangen 3 — 5. Am 23. April sang ein Stück in tiefer
Schneelandschaft im Fcrwalltal. (legen Ende .\pril bis 10. Mai
überall zu hören, l'ni die Mitte Alai war ihr Gesang schon wieder
vereinzelt zu hören und in der Zeit vom 20. bis zum Ende d. M.
hörte der Gesang völlig auf. Am 4. Juni hörte ich ihren Warnruf,
am 8. Juni waren an der Arlbergstraße i — 2. — Ein Nest mit 4 noch
halbnackten Jungen brachte man mir aus dem Moostal am 10. Juni.
— 14. Juni 2 — 3 auf der „Planie", um die gleiche Zeit sangen wieder
einige Männchen, ebenso am 2~.. 2S. und 2g. Juni.
3. Wacholderdrossel (Turdus pilaris).
^\ i n t e r g a s t. — Am 14. Dezember igi6 gegen Abend sah
ich von der Arlbergstraße aus 14 Stück. — Ferner am 20. Dezember
eine, am 28. 3 Wacholderdrosseln. Am 5. und 6. Jänner 1917 je
I Stück. Am g. und 10. Jänner je 1 — 2 \'ögel, am 12. 3 Stück in
nächster Nähe der Häuser auf einem Berberitzenstrauch. Außerdem
sah ich Wacholderdrosseln im Jänner am 14. 1 — 2. am 18. 1, ig. 2,
20. I. 22. I, 24. 2, 2g. 2, im Februar am i. bei St. Jakob 2, 9. i, 12. 2
:)berhalb St. Jakob und 2 bei Pettneu, am 15. 2 beim Mooserkreuz
und die letzte am 21. an sjleicher Stelle.
*) Die „Planie" ist eine kleine Parkanlage am rechten Ufer der Rosanna
südlich des Dorfes St. Anton a. A.
Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Aiibcrggebietes. 85
4. Ringdrossel (Turdus torquatus).
Brutvogel. — Die beiden ersten, schön ausgefärbte Stücke,
waren am 23. April 1917 beim ..Waldhäusl" an der Arlbergstraße.
Am 4. Mai früh sah icli unterhalb des S. C. A. -Kopfes ( ein IJerg-
rücken nördlich von St. Anton) an einem windigen, kalten und
liaumarnien Hang oberhalb der Latschengrenze, inmitten der .Schnee-
landschaft 2 imd hörte mehrere Stücke singen. Am 19. Mai i — 2 an
der Arlbergstraße gehört. Dann beobachtete ich noch am 3. Juni 1
am gleichen Ort wie am 23. April und i beim „Kalteneck" an der
Arlbergstraße. Am .1.. Juni i an gleicher Stelle und ebenso am
8. Juni. In diesem lokalen Bereich scheinen i — 2 Panre gebrütet zu
haben.
5. Amsel (Turdus merula),
Strichvogel, (Brutvogel?) — Bei St. Anton a. A. habe
ich die Amsel nur einmal feststellen können und zwar westlich der
Häusergruppe Nasserein am 12. Februar 1917 i sehr scheues ^.
Am I. Februar sah ich i q" bei Pettneu und am 5. Februar i ^
zwischen St. Jakob und Pettneu. Das obere Stanzertal also bis in
die Gegend von St. Jakob und St. Anton scheint die Amsel nur
selten zu besuchen. Brutvogel ist sie dort nicht. Dagegen dürfte
sie als solcher im unteren Stanzertal in den Gemeindebezirken Stren-
gen und Mirsch schon vorkommen. In Landeck beobachtete ich am
16. Jänner viele Amsel rfcf und 2 99- ^'^ Paznauntal, das im großen
und ganzen dieselben \'erhältnisse aufweist wie das .'-^tanzertal.
nur in seinem unteren Teil viel reicher an Gestrüpp und Strauch-
werk ist, fand ich am 17. Juni zwischen den Ortschaften See und
Kappl viele Amsel-QfQ'. Die gemachten Beobachtungen sprechen
dafür, daß die Schwarzdrossel in diesen Tälern noch eine echte Wald-
bewohnerin ist und wo das Unterholz im Walde fehlt auch sie nicht
anzutreffen ist.
6. Wasseramsel (Cinclus clnclus aquaticus).
Stand vogcl. — Der Wasserschwätzer war sowohl an der
Posanna wie auch an den dortigen paar kleinen Gebirgsbächen, oft
mitten im Hochwald oder auf einem Wiesenhang, in vereinzelten
Stücken anzutreffen. Am 16. Februar war ein Stück im Ferwalltal
auf dem zugefrorenen Rosannabach, ca. 1550 m ü. d. M. Die No-
tierungen, die ich hier wegen ihrer großen Zahl und Cileichartigkeit
nicht wiedergeben will, erstrecken sich über die ganzen sieben
Monate,
86 Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes.
7. Braimkehliger Wiesenschmätzer (Pratincola rubetra).
B r u t V o g e 1. — Das erste r-f zeigte sich am 2. Mai am Rande
einer Waklblöße. oberhalb St. Anton. Am lo. Mai sah ich 2 (^-f
und 1 9- '''^"^ ^i- ^^' waren schon mehrere auf den Wiesen um
das Dorf. Ab 14. Mai fand man das Braunkehlchen überall auf den
Wiesen, ab 20. Mai paarweise und im Juni war es das am liäufigst
anzutreffende HrutvÖ!j;-elclien in der ganzen Gegend.
Schwarzkehliger Wiesenschmiitzer (Pratincola rubicoia).
Möglicherweise sah ich am iß. Mai ein Schwarzkehlchen.
8. Rotkehlchen (Erithacus rubeculus).
B r u t V u g c 1. — .Vm ly. April entdeckte ich oberhalb St.
.\nton „am Moos" das erste. .%n 28. April i Stück bei Nasserein.
Dann sah und hörte ich am i. Mai i — 2, 2. 2 — 5, 10. i und am
15. Mai traf ich es auf der „Planie". wohl schon brütend, an. Am
25. singen q'^' überall, am 8. Juni eines bei Stiegeneck im Ferwalltal.
!,'. Gartenrotschwänzchen (Erithacus phoenicurus).
Brutvogel. — Seine .Ankunft war der 1. Mai. .\n die.'^em
'lag sah ich i rf und i 9' desgleichen am 2. Mai. Am 5. Mai
waren 2 Paare da, ebenso am 10., von \\elchcn fortan i — 2 Paare
als Brulvögel in St. Anton waren. Die Jungen dürften um den
i). Juni licrum ausgefallen sein.
10. Hausrotschwänzchen (Erithacus titys).
B r u i \- o ge 1. Einen hall)en Munat früher als der vorgenannte
kam das Hausrötel. Am 14. April sah ich bei einem Bauernhaus an
der Arlbergstraße 1 ^ (singen'd) und i 9- Am 15. 1 q*. Am 26.,
27. und 28. April je mehrere singende (J^^. Gegen Ende April
häufig. Am 1. Mai i — 2 (^j^, 2. Mai mehrere cS(f. ebenso am 5.. 7.
und die Tage bis zum 10. Ende Mai paarweise überall. Am 2. Juni
finde ich ein Xest mit 4 Jungen auf dem Balken eines Kruzifixes an
der Kcichsstraße (ca. 2 Meter hoch). Am G. Juni eines, abermals
mit 5 Jungen, unter einem Hausdach, ca. 8 Meter hoch. .\m 8. Juni
eines mit 5 Jungen in einer Felscnspalte. Am 13. Juni mit 4 Jungen
in einem Stadel.
11. Alpenbraunelle (Prunella coWaris).
Strichvogel. — Am 13. Jänner 1917 zeigte sich bei h( phem
•Schnee eine .Alpenbraunelle auf dem Boden vor einem Bauernhause
mitten im Ort. Am 28. Jänner sehe ich eine zwischen den Häusern
am Fuße der Arlbergstraße. Am 19. Februar entdecke ich eine
Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 87
unter Föhren auf dem Waldboden an der Arlbergstraße. — Am
i6. Jänner sehe ich ein Stück auf einem Felsen oberlialb Landeck
längs der Straße nach Pfunds.
12. Zaungrasmücke (Sylvia curruca).
Brutvogel. — Am lo. Mai hörte ich auf der Planie ein
,, Müllerchen". Ende Mai und Anfang Juni treft'e ich es dort wieder-
holt an, wohl als Brutvogel. Finde auch alte Nester von ihm.
Über das Vorkommen anderer Grasmückenarten konnte ich
keine sicheren Wahrnehmungen machen. Am 29. Juni fange ich
einen Jungvogel, der möglicherweise eine vS". hortcnsis ist.
13. Weidenlaubsänger (Phylloscopus rufus).
Durchzügler. — Am i. Mai höre ich den ersten Zilpzalp,
am 2. 1 — 2 Exemplare.
14. Fitis (Phylloscopus trochilus).
B r u t V o g e 1 ? — In den ersten Tagen des Mai war der erste
Iritis zu hören. Am 10. Mai i — 2, ebenso am 15.
15. Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilator).
B r u t V o g e 1. — Am 10. Mai schwirren i — 2 Waldlaubsänger,
ebenso am 15. In der Zeit vom 20. bis 25. Mai ist er ülierall, na.nent-
lich auf der ,, Planie" zu hören, desgleichen in den ersten Tagen
vom Juni.
16. Zaunkönig (Troglodyles froglodytes).
Standvogel. — In vereinzelten Exemplaren überall und
während der ganzer; Zeit anzutreffen.
17. Gelbköpfiges Goldhähnchen (Regulus regulus).
S t r i c h - S t a n d V o g e 1. — Das Goldhähnchen traf ich sehr
s-elten im Wald, zumeist in kleinen Gesellschaften.
18. Schwanzmeise (Aegithalus caudatus europaeus).
Strichvogel. — Nur zweimal traf ich den ,,Pfamiensticl"
an und zwar einmal am 4. Jänner, wo mehrere Stücke einem größeren
Meisenschwarm folgten, und dann am 17. Februar, wo um die Däm-
merufursstundf^ e n on.ßer Schwärm längs des Rosannaba-hes strich.
Am t6. Jänner sehe ich eine in Landeck.
19. Haubenmeise (Parus cristatus mitratus).
Strichvogel. — Am 27. Jänner sind in einem Meisen-
schwarm auch I — 2 Schopfmeisen. Am 12. Februar treffe ich 2 — 3
88 Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes.
zwischen St. Jakuh und \'adiesen an. Am 13. Februar 2 — 3 an der
^Arlbergstraße. Am 19., 22. und 23. je eine im Ferwalltal.
20. Weidensumpfnieise (Panis atrlcapillus subsp).
Standvogel? — Hin ein/.igesnial und zwar am 16. Februar
treffe ich 2 — 3 Graumeisen im obersten F\'r\\alltal auf l'iclitenzapfcn,
nach (leren Samen suchend, an.
*2I. Tannenraeise (Partis ater).
Standvogel. — Am 38. Dezember an der Arlbergstraße ein
größerer Schwärm. Im üVirigen stets c!nrt und da in kleinen (irup-
pen streichend. Am 14. Februar höre ich bei herrlichem, warmen
Wetter ihre Hochzeitsrufe und beobachte scliim ihr Hochztits-
treiben. Am 10. Juni finde ich auf einer starken I,ärche nächst St.
.Ajiton ein Nest mit 3 Jungen.
Blaumeise (Parus caenileus).
Strichvogel? — Zwei am 22. Jänner beobachtete Meisen
waren wahrscheinlich Blaumeisen.
22. Kohlmeise (Parus major).
Strichvogel. — Nur in den Wintermonaten. meist ver-
einzelt und paarweise. Ende -April sind keine mehr anzutrelTen.
23. Baumläufer (Certhia familiaris macrodactylla).
Strichvogel. — Den Baumläufer fand ich nur einma'
unter einem Meisenscl v arm im l-'erwalltal, am 26. Jänner.
24. Feldlerche (Alauda arvensis).
In der Gegend von St. Anton fehlt sie vollständig. Dagegen ist
sie davon ostwärts, also talabwärts, um Pettneu anzutreflfen. .Am
28. April sah ich dort die erste.
25. Gebirgsbachstelze (Motacilla boarula).
Brutvogel. — In einzelnen Paaren im ganzen Gebiet anzu-
treflfen, selbst weit oben an den Hochgebirgsbächen. \m 24. April
sollen die ersten gesehen worden sein. Ich fand sie erst am 28. .April.
Mitte Mai dürfte ihre Brutzeit begonnen haben.
26. Weiße Bachstelze (Motacilla alba).
B r u t v o g e 1. — Die weiße Bachstelze war häufiger anzutreffen
und auflfallenderweise traf ich auch in St. Christoph ( 1800 m ü. d.
M.) nicht boarula. sondern J.ha als Brntvogel an. Die ersten flogen
am II. März vormittags gegen den .Arlberg zu. Dann notierte ich je
Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 89
ein rf am 14., 15., 16., und 17. März, am 7. und 8. April. Am
3. April waren mehrere >;u .seben, i^m 10. 3 Stück, am 11. 1 — 2, 14.,
15. und 16. mehrere. Am 18. und 19. April bei siarkem Schneefall
I — 3 Stücke. Am 26. April waren viele alba am Durchzug. Ab Ende
April einzelne Paare, in St. ,\nton selbst jedoch nur i — 2 Paare.
27. Wasserpieper. (Anthus spinoletta).
B r u t V o g e 1. — Er ist einer der häufigsten \ögel und auf
allen feuchten Wiesen anzutreffen. Der erste am 9. April. Ende April
war seine Hauptdurchzugszeit. Am i. Mai waren hunderte Wasser-
pieper auf allen feuchten Wiesen. Am 4. Mai beobachte ich auf dem
schneebedeckten S. C. A.-Kopf einige sich paarende Stücke. Als
lirutvogel fand ich ihn um St. Anton selbst nicht, dagegen im oberen
Ferwalltal bei der Konstanzerhütte am 2/. Juni, im Moostal am
i~. Mai und in St. Christoph am 18. Mai. Auf der Arlberghöhe, am
Kalteneck, um St. Christoph und westlich davon ist er ein sehr zahl-
reicher Brutvogel.
28. Baumpieper (Anthus trivialis).
B r u t V o g e 1. — In den schütteren Fichtenbeständen an der
Arlbergstraße hört man ihn öfters auf den Wij.fcln singen. Den ersten
traf ich am 2. Mai beim „Stadle", ungefähr 1450 m ü. d. M. an. Im
ersten Drittel des Mai war sein Durchzug.
Wiesenpieper (Anthus pratensis)i
Durchzügler. — Am 11. Mai vemiutlich einen VViesen-
pieper gehört.
29. Goldammer (Emberiza citrinella).
Standvogel und S t r i c h ^" o g e 1. — Im Dezember und
Jänner meist einzeln, aber auch in kleinen 1 rupps bis 10 .Stück. ?.!ur
Brutzeit, Ende Mai bis Anfang Juni, nur einzelne Paare.
30. Mitteleuropäischer Gimpel (Pyrrhula pyrrhula europaea).
Standvogel. — Am 16. Dezember i q' an der Arlberg-
straße. ^\m 14. Jänner 1 q". 1 O im Ferwalltal. Am i. Februar bei
Nasserein 10 — 15 Stück. Am 15. Juni 2 — 3 Gimpel beim Mooser-
kreuz. Im großen und ganzen selten.
31. Alpen-Lein Zeisig (Acanthis linarla rufescens).
B r u i V o j, e 1. — .'vni 4. Mai .■^angen auf dem S. C. A.-Kopf
dO Ed. Paul Tratz: Die Vogel weit des östlicheu Arlberggebietes'
zwei kleine \ ögelclicn, die ich mit P.fstinimtheit als Leinzeisige
ansprach.
32. Erlenzeisig (Acanthis spinus).
Strichvogel. — -Xin 22. und 23. Juni sah ich mehrere
Zeisige, Ende Juni wicderliolt beobachtet.
Grünfink (Chloris chloris) und Bergfink (Fringilla montifringilla).
Strichvögel. — Diese beiden Arten konnte ich nie mit
.'Sicherheit feststellen. Möglicherwei.se hörte ich am 12. .April 1 — 2
chloris und am 27. Dezember, sowie am 10. Jänner, vielleicht auch
am 9. und 2^. .Ajiril einige Bergfinken.
*33. Buclifink (Fringilla coelebs).
.Standvogel. — Mitte Dezember bis linde März nur i — 2 q".
Am 8. April erster Finkenschlag, sehr stümiXTlialt. .Am 11. April
singen schcMi mehrere, am ly. Ajiril viele. Am 1. .Mai sehe ich ein
l'aar. Der Fink steigt auch in dieser Ciegend, wie überall im Gebirge,
ziemlich hoch liinauf. Am 17. Mai hörte ich im Moostal ( 17 — 1800 m
.ü. d. AI.) mehrere singende g". Am 29. Mai finde ich auf der
„Planie" in einer niederen Fichte ein \est mit 5 noch nicht bebrüte-
ten Eiern, wovon ich eines nehme. Am 14. Juni sind 4 ungefähr i — 2
Tage alte Junge darin. Am 21. Juni war das Nest leer, nur frische
Exkremente zeigten, daß die Insassen kurz vorher ausgeflogen waren.
*34 Haussperling (Passer domesticus).
Standvogel. — In der ganzen Gegend in den Ortschaften.
Im Paznauntal vernnitlich fehlend. Ein (J aus St. Anton weist eine
sehr interessante rotbraune Kehlfärbung auf. Darauf zurückzukom-
men, behalte ich mir für eine andere Gelegenheit vor.
35. Schneefink (Montifringilla nivalis).
Strichvogel. — Der erste Trupp crscliien am 8. Januar
(nach R. Rück). Am 11. Januar beobachtet Hauptmann B. Siglär
wahrscheinlich den gleichen Schwärm. Am 12. Januar sieht meine
FVau 1 — 3 Stück vom F'cnster aus und am 14. Januar gegen -Abend
trelife ich auf der Arlbergstraße, gleich hinter St. Anton, 15 — 20
Stück an. .\m 18. Jänner fliegen ungefähr gleich viele .gegen den
Wald in der Kosannenschlucht, am gleichen Tage wird wohl dieselbe
Gesellschaft von einem Soldaten auf einem Misthaufen mitten im
Dorf gesehen. Am 19. Januar sind 16 Stück auf der Arlbergstraße,
am 23. 2 Schneefinken im Dorf und die letzten 8 \"ögel bei starkem
Schneefall am 21. Februar.
Ed. Paul Tratz: Die Vogelwak des östlichen Arlberggebietes. 91
Star (Sturnus vulgaris).
Strichvogel. — Am 21. Februar abends flog vermutlich
ein Star über St. Anton, ebenso schienen mir am 1. Wärz über St.
Anton nach Westen fliegende 15 — 20 \'ögel Stare gewesen zu sein.
*36. Rabenkrähe (Corvus corone).
Standvogel. — Im Winter ist die Rabenkrähe im allge-
meinen nur in vereinzelten Paaren zu sehen. Bei warmem Fohnwettcr,
so z. B. am 26. Dezember 1916, waren sie zahlreicher. Auch bei
Schneefall zogen sie weit häufiger. Ende April waren sie nur noch
paarweise anzutreffen. Am 16. Mai finde ich bei St. Anton ein Nest
mit 5 Jungen, am 31. Mai eines mit 4 Jungen und am 4. Juni ein
drittes mit 3 fast flüggen \'ögeln. Ab 20. Juni waren des Abends stets
große Gesellschaften von 20 bis 30 Individuen kreisend zu beobach-
ten. — Auffallend tritt der Zeitunterschied in dem Brüten zwischen
den höher und tiefer gelegenen Teilen des Stanzertal zu Tage. Fand
man Ende Mai und Anfangs Juni um St. Anton die ersten nackten
Jungkrähen, so konnte man am 30. Mai bereits in der Gegend von
Flirsch ausgeflogene Jungkrähen auf der Nahrungssuche begegnen.
37. Kolkrabe (Corvus corax).
Standvogel. — Zu den interessantesten Erscheinungen des
Arlberggebietes gehört der Kolkrabe. Es war mir auch beschieden,
Bruchteile seiner Lebensgewohnheiten mitten im mit Metern tiefen
Schnee bedeckten Hochgebirgsgelände zu belauschen, wie sie wolil
nur selten zur Beobachtung gelangen können. Am 22. Januar 1917
hörte ich im Ferwalltal auf einer Waldblöße nächst der „Wagner-
hütte" seinen Ruf. An diesem Tag legte ich dort ein „Luder" aus
und errichtete mir abseits dann am Waldrand eine Schneehütte zur
Beobachtung. Am 23. waren bereits zwei Raben am Platze. Nach
einem schoß ich mit der Kugel, fehlte ihn aber und beide flogen ab,
um bald darauf wiederzukommen. Ein zweiter Schuß ging wieder
fehl. Am 24. Januar früh waren abermals, wohl die beiden gleichen
Vögel beim ,, Fleisch". Diesmal waren sie aber schon weit vorsich-
tiger, flogen ab, aber ihr Hunger trieb sie wieder zurück. Am 26.
Januar vormittags waren sie wieder dort, kamen aber, durch mein
Anpürschen an die Hütte verscheucht, nicht mehr zurück. .\m
27. Januar nachmittags, vorher war frischer Schnee gefallen, war
von den Raben nichts zu hören noch zu sehen. Am 30. Januar früh,
25 Grad Kälte, waren wieder beide Yöge\ dort. Durch mein Anpür-
92 Ed. Paul Tratz : Die Vogeiwelt des östlichen Arlberggebietes.
sehen vertrieben, kam nach kurzer Zeit wieder einer zurück, der aber
bei einer ganz unbedeutenden Bewegung meinerseits in der Hütte
sofort verschwand. Als der Vogel wiederkam waren ungefähr 15
Saatkrähen am J^uder, die mit Ausnalime von einer, bei dessen Er-
scheinen sofort nach allen Richtungen davonflogen ; auch die eine
räumte ihrem größeren \ etter bald das Feld. Die beiden Kolkraben
setzten sich damals in nächster Nähe auf eine Fichte unil stießen von
Zeit zu Zeit Rufe aus, wie man sie sonst nur von einem Schwein
hören kann, manchmal erinnerten sie auch an ein kurzes, stoßweises
Blasen in ein Hom. Am 4. Februar nachmittags waren sie in der
Nähe des Beobachtungsplatzes, aber nicht beim Aas, sondern auf
Fichtenwipfeln und ließen von Zeit zu Zeit ihr „kroah" hören. Ich
stand ihnen auf ungefähr 250 Schritte frei gegenüber und sj^ttete
ihren Ruf nach, worauf einer ganz unerwartet darauf einging
und regelmäßig antwortete. ^\m 13. Februar sollen nach l'örster
Klinnuer 4 Raben auf dem Aas gewesen sein. .\m 22. Februar er-
schienen nach .schon längere Zeit hindurch hörbar gewesenem „Kluck-
sen" vermutlich fünf Kolke. Auf einen, der in den Asten einer I-'ichle
saß, schoß ich, er fiel in eine Schneemulcle und als ich mich über ihn
beugte um ihn aufzuheben, strich er. mir zwei kleine Federn zurück-
lassend, ab, um nicht wieder gefunden zu werden. .\m 22,. Februar
waren gleichfalls zwei Raben in der Nähe des Fleisches, gefielen sich
aber diesmal nur im Wettbewerb tonkünstlerisch recht zweifelhafter
Lautäußerungen und in heißem Liebcswerben. ich habe über meine
Wahrnehmungen an Kolkraben in der Jagdzeitung „Waidmannsheil"
ßd.37,Hft. II 1917 eine kleine Skizze veröffentlicht, woraus ich hier
die Schilderung der damaligen Beobachtung wiedergeben will:
„Frühmorgens, als es noch tief dunkel war, allerdings kalt, daß
es einem fast das Blut in den Adern zum Stocken brachte, zog ich
hinaus zum Luderplatz. Nahezu zum \erzwcifeln lang strich die
Zeit dahin und schon mußte ich in meiner Schneehütte blau geworden
sein, als sich endlich, so gegen 7 Uhr früh, von hoch oben kommend,
der erste ersehnte Ruf des anscheinend soeben zum Tagewerk
tiiegenden Raben vernehmen ließ. Lange, erwartungsvolle Minuten
kamen wieder, aber nichts mehr regte sich. Schon fühlte ich mich
versucht, das unlängst erprobte Spotten zu wiederholen und über-
legte noch gerade, ob ich's wagen sollte oder nicht. — Doch was war
das? — Aus meiner nächsten Nähe erschallt ein dumpfes, gedehntes
„Kroah". — Sollte er so mäuschenstill und unbemerkt herangeflogen
Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 93
sein? Kaum zum glauben! Fliegt er, aufgescheucht, über einen hin-
weg, dann vollbringt er Flügelschläge, deren Geräusch man auf
weite Entfernung hören kann. Und jetzt so wie damals beim Fr-
scheinen am Aas. kommt er still wie ein Geist. Da drängte sich mir
unwillkürlich wieder der Gedanke auf, wie vorsichtig, listig unil
findig dieser X'ogel doch ist. Fürwahr, man sollte große Schlauheit
eines Menschen nicht nach jener des Fuchses benennen, sondern die
Vorsichtigkeit des Kolk's zum N'ergleiche heranziehen. Denn darin
ist entschieden er größerer Meister. — Nun vergingen abermals
Minuten größter Spannung. Endlich hörte ich das l\nicken \on
.\sten rechts ober mir. Das schärfste Suchen kcmnte aber nichts
entdecken. Nach einer halben Stunde ungefähr erschollen nun in
Zwischenräumen von einer bis mehreren Minuten die unglaublichsten
Laute. Bald war es ein Grunzen wie von einem Schwein, bald war
es ein halblautes Gekläff wie von einem Flund, dann war es wieder
ein Raunen und Krächzen, ein Stöhnen und Blasen, Klucksen und
Trompeten, kurzum eine derartige l'üHe von unartikulierten Lauten
und Tönen, wie ich sie aus der rauhen, tiefen Kehle eines Kolkraben
nie vermutet hätte. Dabei schienen sie meinem Beobachtungsstau'.l
immer näher zu kommen. Den Vogel selbst konnte ich aber noch
immer nicht entdecken. — Plötzlich sah ich ihn denn doch. Sein
fortwährendes Drehen mit dem Kopf, sein Auslugen nach unten
und seitwärts, verriet ihn mir. Fr saß unterhalb des Wipfels einer
Lärche. Neben ihm war noch einer. Zu meiner größten Freude konnte
ich jetzt dem Liebestreiben dieses merkwürdigen, anziehenden,
sch\\arzen Gesellen — obgleich erst Ende Februar — lauschen und
zusehen. Fort neckten sich beide, jedoch die scharfe Beobachtung
der Umgebung nicht außer Acht lassend ; es versetzte gegenseitige
SchnabelhieLe, die zuweilen ein .Schnabelziehen zu sein schienen ;
dann gab es ein Flattern und Grunzen, Klucksen und Krächzen, bis
die Leidenschaft der Liebe dem Männchen seine Rechte zu holen
gebot. Der Begattungsakt selbst war sehr kurz, nur von heftigen
Flügelschlägen begleitet. Darnach war einen Augenblick Ruhe und
alsdann begann der männliche Vogel, der überhaupt der bewegliche
und allein , .tonangebende" zu sein schien, sich von Ast zu Ast und
Baum zu Baum dem Aasplatz zu nähern. Dabei verriet er eine Ge-
schicklichkeit und \"orsicht — die erstere im großen Gegensatz zu
seinem Gebaren auf dem Boden — die ihn rasch, ruhig und vor-
züglich gedeckt, vorwärts brachte, daß sie einem in der Tat ein
Staunen abzwingen mußte." •
7
94 Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes.
Am 13. März soll einer nächst „Stiegcneck" geflogen st-in. Am
21. A])ril besuchten 2 Kolkraben das Dorf St. .Xnton. setzten sich auf
einen l'tlock, krächzten und wurden von zwei Rabenkrähen belärmt.
Am 4. Mai sah ich ein Stück auf dem Wipfel einer kahlen W'etter-
lärche auf dem S. C. A.-Kopf. Die letzten zwei beoachtete ich am
7. Mai, als sie, wahrscheinlich von einer abgegangenen Lawine ange-
lockt, über St. Anton laut krächzten.
38. Nebelkrähe (Corvus comix).
W i n t e r g a s t. — Die Nebelkrähe war nur vereinzelt in den
großen Trupps der Saatkrähen anzutreffen. Ich notierte: 29. Jänner
1 — 3 Stück. I. März eine, 9. März 2 — 6 und am 13. April eine.
*39. Saatkrähe (Corvus frugilegus).
Wintergast. — In den W'inlcrnionatin war sie in der gan-
zen Gegend und überall, sowohl auf den Wiesen, im Dorf und selbst
mitten im Hochwald zu linden. Ihre Gesellschaften waren oft sehr
zahlreich und sämtliche \ ögel zeichneten sich durch eine auffallende
Vertrautheit gegenüber den Menschen aus. Aleine Aufzeichnungen
berichten über folgende Beobachtungen : Am 23. Jänner zielien früh
und mittags zwei Scharen gegen Westen, am 24. Januar fliegen kleine,
aber desto mehr Trupps über den Arlberg gegen Westen, außerdem
sind überall viele Saatkrähen, sogar mitten im Hochwald, am Rande
einer Blöße, wo eine auch das Opfer einer Marderfallc wird. Am
2"/. Jänner mehrere, am 28. viele, ebenso am 29. beim Schlachthaus
in St. Anton, außerdem beim ,,Luderplalz" im Ferwalltal. Am 30.
Jänner sitzen ungefähr 15 Saatkrähen beim Aase und fliegen nacl:
allen Richtungen auseinander, als ein Kolkrabe erschien; als dieser
abstrich, kamen sie wieder. Im Dorfe ist gleichfalls eine große An-
zahl, ebenso am 31. Jänner. An diesem Tage ist aber keine beim aus-
gelegten ,, Fleische" im Ferwalltal. Am 1. und 3. Februar weniger
Krähen. Am 4. Februar sind 2 — 3 beim ,. Luder", 5. Februar : wenig.
6. Februar: i .Stück beim Aase gefangen, 8. Februar: vereinzelte
Vögel außerhalb des Dorfes, 10. Februar: nur bei St. Jakob 6 — 10
Stück. 12. Februar: bei Pettneu 10 frugilegus, 19. Februar-. 15 bis 20
Saatkrähen unterhalb St. Jakob, 28. Februar: 1 — 2 in St. Anton.
Mit Ende Februar verschwanden sie.
40. Dohle (Coloeus monedula spermologus).
Strichvogel. — Ein cinzigesmal imd zwar am i. Februar
beobachtete ich in einem Garten in St. Jakob eine Dohle.
Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 95
41. Alpendohle (Pyrrhocorax graculus).
Strichvogel, ( B r u t v o g e 1) . ■ — Die Alpendolüen er-
schienen im Tal meist wie die Schneefinken vor einem größeren
Schneefall, ansonsten konnte man sie fast überall und immer auf den
Bergen antrefi'en. Am 4. und 5. Jaimer waren ca. 10 Alpendohlen in
St. Anton, nachdem es bereits sieben Tage geregnet hatte und nun-
mehr zu schneien begann. .\ni 24. Januar war ein Schwann von
ungefähr 50 Stück herunten, z. T. vergesellschaftet mit paar Saat-
krähen. Am 27. Jänner abermals em Schwärm. Am 5. Februar sind
zwischen Schnan und Pettneu 10 Dohlen ; die gleiche Anzahl am
8. zwischen Pettneu und St. Jakob. Am 10. Februar sind 8 Stück in
St. Jakob. Am 12. Februar sitzen 22 auf einer Wiese bei Pettneu.
Am 24. Februar mittags bei herrlichem Wetter verfolgen ca. 15
Alpendohlen einen Sperber. Am 4. März kreisten am Nordhang ver-
mutlich Alpendohlen. Am 7. März sind wieder 15 — 20 Stück im Tal,
nachdem nachts etwas Schneefall eintrat. Am io. April ein Trupp
von 14 Individuen, am 13. April ca. 30. Am 15. April, einem aus-
gesprochenen Law'inentag, warm und windig, etwas überzogen, sind
wieder 40 — 50 Alpendohlen im Tal. Am 17. tritt andauernder und
starker Schneefall ein. Am 26. April ca. 30 Stück, am 2. Mai, schön
und warm, 10 — ij und am 4. Mai, überzogen, 25 — 30 Stück.
*42. Tannenhäher (Nucifraga earyocatactes).
Standvogel. — Im ganzen Gebiet überall in einzelnen Exem-
plaren. Da sich meine Aufzeichnungen über die gesamte Zeit meines
Aufenthaltes beziehen, erwähne ich liier nur z\\i.-i liiologisch bemer-
kenswerte Wahrnehnumgcn. Im Winter und zwar Im, Ende Jänner
war der Alpenhäher selten zu hören ; im Laufe des Februar war sein
„Lärmen", namentlich im Ferwalltal, sehr häufig wahrzunehmen. Am
14. Februar beobachtete ich zwei Häher, die in einem geradezu un-
heimlichen Sturzflug, die Flügel eng angelegt und die Schwanzfedern
weit gefächert, von hoch oben kommend, über die Arlbergstraße in
die Tiefe stürzten.
43. Eichelhäher (Garrulus glandarius).
Strichvogel? — Ueber das \'orkommen des Eichelhähers
konnte ich mir kein klares Bild machen. Ich notierte nur 4 sichere
und eine unsichere Beobachtung. Am 27. Dezember an der Arlberg-
straße einen gehört, am 10. Tebruar 2 Stück bei Pettneu. am 23. Fe-
bruar im Ferwalltal möglicherweise einer ,, geschrien", ferner am
96 Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Ärlberggebietes.
9. März an der Arlbcrgstralk _' und am 1. Mai auf dem ..Mi ms" i — 2
gesehen.
44 Rotrückiger Würger (Lanius collurio).
]'. r u t V o g e 1. — Der Domdreher ist eine seltene Erscheinung
pcwtsen und dürfte in der l'mgcbung von St. Anton in ein bis zwei
ßrulpaarcn vorgekommen sein. Das i. q" sehe ich am 24. Mai nach-
mittags (ca. 1350 m ü. d. M.j in einem Gebüsch an der Arlberg-
slraße und fast an der gleichen Stelle ein y am 4- Juni, ebenso mög-
licherweise am 8. Jvmi. Am 10. Juni fliegt über die Straße unterhalb
St. Jakob ein Futter tragendes 9-
Raubwürger (Lanius excubitor).
W i n t e r g a s t. — Am 10. Jänner vermute ich, von der Arlberg-
straßc aus einen Raubwürger gesehen zu haben, der einen kleinen
\'ogcl verfolgte.
45. Rauchschwalbe (Chelidon rustica).
D u r c h z ü g 1 e r. — Die Rauchschwalbe brütete in St. Anton
a. A. nicht, dagegen wahrscheinlich in St. Jakob und kam auf ihrem
Durchzug früher an als die Hausschwalbe. Die erste erschien am
14. April, am 26. April um 6 Uhr abends sehe ich 2, am 28. April 2 — .\
Stück, am 1. Mai eine, am 7., 9. und 11. Mai je i bis 2. Am 15. Mai
paar rustica und die letzte am 20. Mai. .\ni y. Juni sehe ich eine
in St. Jakob.
46. Mehlschwalbe (Hirundo rubica).
B r u t V o g e 1. — Ihr Ankunftstag war der 4. Mai, jedoch war
nur eine, höchstens zwei zu sehen. Am 10. Mai möglicherweise eine
gehört, am 13. Mai flogen abends i — 2 umher und am 15. Mai be-
gannen ebenfalls 1 — 2 in St. Jakob Nistgelegenheiten zu suchen. Am
17. Mai eine gehört, am 19. i — 2 Stück ge.sehen, am 20. tagsüber
ebenfalls, dagegen waren abends schon bei 20 Stück auf der Xest-
suche? da oder wenigstens diesem Triebe folgend. .Am 21. Mai waren
nur mehr 2 — 3 zu sehen. 1 — 2 Brutpaare stellte ich am 24. Mai fest.
Am 2. Juni waren viele Hausschwalben, vielleicht sogar schon Junge
aus den tiefer gelegenen Ortschaften hier. Um diese Zeit brüten in
St. Anton ungefähr 4 — 6 Paare. Am 3. und 4. Juni waren abermals
viele junge Schwalben im Dorf. Am 8. Juni abends sehe ich in St.
Christoph am Arlherg (1800 m ü. d. M.) 6 — 8 Stück. Am 10. Juni
Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes. 97
viele urbica. Am 2j. Juni ?itzt eine kleine Gesellschaft, 12 — 15
Stück, auf der Straße und holt ,,Kot". Ich konnte aber keine zweite
Brut feststellen.
47. Mauersegler (Apus apus).
Gelegentlicher Besucher in St. .\nton. — Brutvo^el in St. Jakob.
— In St. Jakob erschienen die ersten Segler um den 15. Mai. Die
.-\nxalil der do- f im Kirchturm nistenden Paare konnte -ch zwar
nicht eruieren, aber viele waren es bestimmt nicht. Auf ihren v.mi
dort aus unternommenen Ausflügen, namentlich im Laufe des Juni,
kamen sie bis St. Anton. Der Grund, weshalb die Segler in St. Jakob
brüten, nicht aber in St. Anton, dürfte sich, abgesehen von dessen
höheren Lage, wohl auch im Mangel an entsprechenden Nislgelegen-
heiten dortselbst finden.
48. Kuckuck (Cuculus canorus).
Brutvogel? — Der erste Kuckucksruf soll nach Aussage
zweier Jäger am 3. Mai hoch vom Berg her zu hören gewesen sein.
Am 28. Mai und einige Tage später soll er abermals gehört worden
sein. Am 8. Juni vermute ich vom „Moostal" her einen rufen gehört
zu haben und am 13. Juni früh höre ich einen im Ferwalltal. Im all-
gemeinen scheint er in dieser Gegend recht selten zu rufen. Oder
handelt es sich bei vorgenannten Beobachtungen bloß um Durch-
zügler?
*49. Kleiner Buntspecht (Drjobates mi or).
Strichvogel. — Am 18. Januar schieße ich ein 3 in St.
Anton von einer Birke herunter.
Buntspecht (Dryobates spec. ?).
? Am 14. Jänner höre ich einen und am 27. Jänner sehe icli,
vermutlich einen großen Buntspecht; vielleicht stammte ein Ende Mai
gehörter Ruf gleichfalls von einem major.
50. Grünspecht (Picus viridis pinetorum).
Standvogel. Am 7. Dezember hörte ich seinen Ruf. am
23. April hämmerte einer auf einer Lärche am ,,Moos" und im Juni,
so am 2., wo mehrere riefen, war er öfter vom Xordhang her zu ver-
nehmen.
*51. Schwarzspecht (Dryocopus martius).
Standvogel. -- Am 14. Jänner flog einer hoch über das
Ferwalltal hin, fiel dann ein und ließ seinen Schrei hören. Am
98 Ed. Paul Tratz : Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes.
31. jänmr einer bei Stiej4eiieck und an 3. Februar an der Arlherg-
straße. Am 24. Mai finde icb im Fcrwalltal in einer l'^iclitc eine
frische Jiöhle mit einem brütenden Weibchen und 3—4 Fiern. Das
Loch der Höhle war nach Xorden i^erichtet und vom FrdlMHJen unge-
fähr 6 — 7 ui hoch entfernt.
Waldohreule (Asio otus).
? — Ein am 28. Februar gehörter Ruf schien mir der einer
Ohreule gewesen >;u sein.
52. Waldkauz (Symium aluco).
? — Am 4. Mai hörte ich auf dem Wege zum S. C. A.-Kopf
um 4 Uhr früh das „Huhu" eines Waldkauzes.
53. Steinkauz (Athene noctua).
? — Im Besitze des h'örsters Klimmer befindet sich ein präi)a-
rierter .'Steinkauz, tien er vor etwa 6 Jaliren in der Nähe von St. Jakob
erlegt iiat.
54. Turmfalke (Cerchneis tinnunculus).
n r u t V o g e 1. — In der ganzen (hegend um St. .\nton war mir
nur ein Turn\talkenpaar bekannt. Fs hatte seinen Horst wahrschein-
lic!'. an einer steilen Felswand oberhalb St. Christoph m der Nähe
des „Maienkopfes". Beobachtet habe ich das ;-:• dort am 18. Mai und
3. Juni.
55. Sperber (Accipiter nJsus).
S t a n d V o g e 1. — Der Sperber war verhältnismäl.lig häufig
zu sehen. Am 24. J-"ebruar wurde einer von Alpendohlen verfolgt.
Am 23. A])ril einer nächst des Bahnhofes, ebenso in den letzten Tagen
des April. Am 2. Juni stöl.U einer unterhalb St. Jakob in eine Hecke
hinein, um bald darauf wieder ilavonzufliegcn. .\m 10. Juni verfolgt
ein Six;rber eine Mehlschwalbe. .\m 12., 13., 17.. und 21. Juni ist
je einer dieser kleinen Sirauchritter im Dorf St. .\nton, \\(ihl a<if der
Schwalbenjagd.
56. Habicht (Astur gentilis).
Standvogel. - .\in 13. Dezember vormittags lliegt ein
Habicht schreiend über St. .\nton. Dr. Rybiczka schoß vor einigen
Jahren ein C am Horst, das er ausgestopft besitzt.
Ed. Paul Trätz : Die Vogel welt des östlichen Arlberggebietes. 99
57. Mäusebussard (Buteo buteo).
R r u t V o g e 1. — Der \\ährend der Zug- und Brutzeit häufigst
zu seilende Raubvogel war der Mauser. Sein erstes Eintreffen er-
folgte möglicherweise am g., bestimmt aber am ii. April. Am
14. April treiben 3 Bussarde ihr äußerst anziehendes Flugspiel über
St. Anton. Am 23. April kreist einer oberhalb meines gefesselten
Steinadlers. Am 1. Mai waren wieder 4 Stücke zu sehen. Am
2. Mai, an gleicher Stelle wie tags vorher, zwei. Am 15. Mai kreuzten
abermals fünf Bussarde, von denen sich dann zwei trennten und
gegen das Moostal flogen, woher ich später wiederholt und zur sel-
ben Stunde zwei, manchmal ihr schönes Spiel in den Lüften treibend,
konunen sah, also Brutvögel waren. Am 16. Mai zwei, am 19. Mai
einer, ebenso am 29. Mai. Am 6. Juni 2 Bussarde oberhalb der Arl-
berghöhe und an gleicher Stelle einer am 8. Juni. Am 12. Juni
2 biifco an der Südseite von St. Anton, desgleichen am [/. Juni.
*58. Steinadler (Aquila clirysaetus).
.Standvogel. — Wie oben schon erwähnt, schätzen die
heimischen Jäger den gegenwärtigen Bestand an Adlern in der Um-
gebung von St. Anton, speziell im Ferwalltal, auf 4 Stück. Ich ver-
mag diese Aussage weder zu beweisen noch zu widerlegen. Tatsäch-
Iii.h ist aber der Steinadler im Ferwalltal öfters anzutreffen und ein
I-Iorst in der Nähe der Konstanzerhütte, wo in den früheren Jahren
fast regelmäßig ein bis zwei junge Adler ausgenommen wurden.
Den letzten nahm dort der Jäger Schuler aus Nasserein im Juni oder
Juli 1914 aus. Dieser \'ogel, ein Q, wurde im Februar 1917 von mir
von der Frau des eingerückten Jägers erworben und für die Samm-
lung der Station präpariert. Der \'ater des Jägers erzählte mir, daß
(iamals noch ein Fi im Horst war und um denselben Überreste von
cS Murmeltieren, zwei Schneehasen und 2 .'Schneehühnern lagen. —
Nach Erzählungen von den weit in der Gegend umher kommenden
Kameraden, wurden des öfteren Steinadler gesehen, mit Sicherheit
aber am 18. Juni in der Nähe der Jammtalhütte (Paznauntal), wo ein
Steinadler ungefähr 30 Schritte vor einer Patrouille ein laut
quitschendes Murmeltier fängt und davon trägt. — Ich selbst be-
obachtete einen Steinadler, unsicher, Mitte Dezember, wo er auf
einem dürren Raum auf dem Sattelkopf (1986 m ü. d. W.) ruhig
saß. - — Am 15. Februar sah ich lange Zeit einem hoch über dem
Ferwalltal schwebenden Paar zu. Ohne einen Flügelschlag zu tun.
durchmaßen sie kilometerlange Strecken, langsamen, ruhigen Gleit-
100 Ed. Paul Tratz: Die Vogelwelt des östlichen Arlberggebietes.
fluges. Am 2~. Juni nachniittags. unmittelbar vor einem starken Ge-
witter, sah ich nnweit der Konstanzerhütte im Ferwalltal einen sehr
nieder, wahrscheinlich auf der Murmeltier- oder Schneehühner jagd
begriffenen, mächliscn Steinadler streichen.
59. Ringeltaube (Columba palumbus).
B r u t V o g e 1. — Am zy. oder ^8. Mai soll die erste große
\\ ildlauhe gesehen worden sein. Am lo. Juni sah ich unterhalb St.
Anton 3 — 5 Stück und an gleicher Stelle am 12. Jimi 3 — 4. .\m
18. Juni flogen zwei über .St. .Anton.
60. Schneehuhn (Lagopus mutus).
Standvogel. - Das Sclinichuhn ist in den Höhen überall
oft in Ketten von 10 Stücken anzutreffen.
61. Auerhuhn (Tetrao urogallus).
Standvogel. — Hautig ist der Auerhahn gerade nicht. In
der Umgcbunjj St. .\ntons dürften im ^lai etwa 5 bis 6 Hähne ge-
balzt haben. Am 10. Juni beobachtete ich durch längere Zeit einen
auf einem Hang äsenden Hahn, der ganz unbekümmert um die un-
V, eit davon vorheiführende Bahn und Straße frei auf einer Höhen-
wiese spazierte.
*62. Birkhuhn (Tetrao tetrix).
Standvogel. — Am 3. I'ehruar werden von A. Stöckl 2 0*0*
auf dem Galzig gesehen. Am 7. April balzten nach Rück ebenfalls
am Hang des Galzig 2 Hähne. Um den 23. .April balzte nach Aus-
.sage des .Straßen wärters täglich gegen .Abend ein Hahn beim „Wald-
häusl"' an der Arlbergstraße. Am i. Mai balzen 3 Hähne unterhalb
des S. C. A. -Kopfes, am gleichen Tag höre ich mittags bei herrlichem
Wetter zwischen 12 I'hr und t I'hr einen gut balzenden Hahn aus
der Kiclitimg Moostal. .Am 3. .Mai balzten an gleicher Stelle wie
am ersten 3 Hähne, am 7. wird einer erlegt. — Das Birkwild ist ent-
schieden das häufigste Huhn in diesem Gebiet.
63. Stockente (Anas boscas).
.Strichvogel. — Selbst im tiefen Winter, so am 8. Februar,
zeigten sich an der Rosanna unterhalb Pettneu etwa 15 Stockenten.
Ende Februar wurden von meinen T.euten, deren Aussage vollkom-
men verläßlich ist, mitten im Ferwalltal bei der „Wagnerhütte" vom
völlig zugefrorenen Rosannabach 2 Stockenten aufgejagt. Am 3. Mai
sah Rück einen F^rpel unterhalb St. Jakob.
K a p r u n n e r t a 1, 6. Oktober 1917.
Prof. Dr. G. Schiebel : Die Vögel von Obertauern (Salzburg). 101
Die Vögel von Obertauern (Salzburg).
Von Prof. Dr. G. Schiebel.
Ungefähr auf halbem Wege zwischen Radstadt und Mauteni-
dorf, von ersterem Ort 22 km entfernt, liegt lieblich einsam an der
berühmten Tauernstraße nahe der 1738 m hohen Tauern])aßhöhe das
ehemalige ..Tauernhaus". jetzt Hotel Wisenegg genannt, welches
nebst einigen wenigen in der Umgegend zerstreut liegenden .\hnen
die Ortschaft ..Obertauern" vorstellt. Wisenegg liegt ganz knapp
über der Baumgrenze. Wenn man aus dem Hotel heraustritt, sieh.t
man Alpenrosen und allerlei .\lpenblumen, sowie große Bestände
der Legeföhre, in denen weiter abseits kleine Gruppen der Zirbel-
kiefer und einzelne solche Bäume stehen. An der Baumgrenze selbst
stellt die Lärche den Hauptbestandteil des auffälligen Baumwuchses
dar und auch dort bedecken den Boden weithin Legeföhren und
.\lpenrosen. Wisenegg hat 1634 m Seehöhe, ^'on dort aus kann
man schöne Ausflüge mit herrlicher Fernsicht unternehmen, so atif
die Seekaarspitze (2348 m), die ,,hohe Wand" westlich des Wilden-
sees, an diesem vorbei, ungefähr 2500 m ; rundherum liegen in leicht
erreichbaren Entfernungen einige schöne Seen, wie der Grünualdsec
(1935 m), der Hundsfeldsee ( 1781 m), der Wildsee ( 1876 m).
Die folgenden \'ogclbeobachtungen beziehen sich nur auf die
Umgebung von Wisenegg von der Baumgrenze aufwärts und
schließen auch den Rand der Baumgrenze bis zur Felser .\\m ein,
wo viel Lärchen stehen.
Ich besuchte das Gebiet bisher viermal, nämlich: 1012 -.om
24. bis 26. Juli und vom 6. bis 10. September. 1913: vom .u. Juli
bis 2. .A.ugust. 1914: vom 30. Juli bis 2. August. Gerade 1914
beabsichtigte ich dort genauer ornithologisch zu forschen, 1; nßte
aber infolge der allgemeinen Mobilisierung urplötzlich heimreisen.
Anas boscas L. Stockente.
Zur Zugzeit sollen vor mehreren Jahren nach .Aussage der
Hotelbesitzerin, Frau .Sektionschefswitwe Anna Wurmb, auf dem
Hundsfeldsee Stockenten erlegt worden sein. Die genauere Zeit
konnte ich nicht ermitteln.
Anas crecca L. Krickente.
Im Hotel Wisenegg befindet sich eine ausgestopfte Krickente
im Sommerkleid, die nach Aussage der Frau Sektionschef Wurmb
dort oben auf dem Zug erlegt worden war.
102 Prof. Dr. G. Schiebel: Die Vögel von Obertauern (Salzburg).
Tetrao tetrix L. Birkhuhn.
Xacli Aussap;e des Berufsjägers in n.aßiger Zalil vorhanden.
Lagopus mutus (Mont). Alpenschneehuhn.
Nach Aussage des Jägers kununt es duri vor. besonders von
Wisenegg gegen Süden und Südwesten, wo bisweilen auf geeigneten
J.ehnen viele beisammen angetroffen werden. Ich selbst sah keine.
Accipiter nisus (L.) Sperber.
leb sah ein anscheinend helles altes q* am 2~. Juli 1913 hoch
oben auf der Seekaarspitze. ein andercsnial ein Stück beim Hotel.
Buteo buteo (L.) Mäusebussard.
Am 26. Juli igi3 sahen der Jäger und ich einen dunklen Bussard
in der N'ähe des Hotels.
Nyctala tengmalmi (Gm.)
Dort oben sah ich diese Art zwar nicht, aber iin Gasthof zur
Post in Untertauem (1004 m) befindet sich ein au.sgestopftes Stück,
das der Postmeister Kohlmayr im Frühjahr 1913 bei Untertauem
im Eisen gefangen hatte, wie er mir erzählte.
Hirundo urbica L. Mehlschwalbe.
Einige Pärchen brüteten in \Vi,=cnegg. 1913 mehr als 1914.
Diese ist die einzige Schwalbenart dort. Daß die Mehlschwalbe ganz
bedeutend höher ins Gebirge geht als die Rauchschwalbe, habe ich in
zahlreichen Gegenden der Alpen gesehen, ohne daß ich jetzt alle Orte
a..ifzäbl(n könnte.
Corvus corax L. Kolkrabe.
Auf den hohen Gel)irgsspitzen um Obertauem ist der Kolkrabe
einzeln und in l'ärchen jeden Tag anzutreffen. So sah ich am
27. Juli 1913 auf der .'Seekaarspitze ein Paar, das herrliche Flug-
spiele aufführte. Wie zwei \'erliebte flogen sie eine Zeit lang knapp
parallel, so daß der Zuschauer fast hätte den Eindruck bekommen
können, als wäre es ein einziger Doppelvogel. Dann stiegen sie
plötzlich senkrecht in die Höhe, einander zum Scherz neckend, um un-
vermutet plötzlich wieder senkrecht in die Tiefe zu stürzen und dann
das Flugspiel von neuem zu beginnen. .Auf mich hat es immer freu-
dig, erhebend gewirkt, wenn ich die mir wohlbekannte Stimme
Krok. krok des Wotansvogels hörte. Schade nur. daß durch das
Auslegen von vergiftetem Luder so häufig Kolkraben in unseren
Prof. Dr. G. Schiebel: Die Vögel von Obertauern (Salzburg). 103
Alpen eingehen. Wie es scheint, sind in wissenschaftlichen Balg-
sannnlungen nnr sehr wenige sichere Alpenvögel zu finden. Es ist
aber auch ganz unmöglich, die Jäger, die das nutzlose Morden die-
ser Naturdenkmäler nun einmal grundsätzlich nicht unterlassen
können, zu überreden, daß sie dann die gemordeten X'ögel wenig-
stens an wissenschaftliche Sammlungen abgeben mögen. Ich bewege
mich seit mindestens 15 Jahren in den Alpen, konnte aber bisher
noch nie einen dortigen Kolkraben erwerben, obwohl ich in vielen
Gegenden die Jäger ersucht habe, zufällig vergiftete mir einzusen-
den. Kommt man dann in eine solche Gegend, dann heißt es: „Wir
haben ihn nicht sofort einpacken können, oder wir haben nicht
gewußt, ob Sie noch immer welche wollen und da haben wir ihn halt
weggeworfen". Immer das alte Lied, das von der Indolenz der Be-
völkerung Zeugnis gibt.
Wie ich schon an anderer Stelle (vgl. Deutsche Jäger-Zeitung,
57. Bd. P. 158 „Zum \'orkommen seltener Brutvögel in Deutschland
und Üsterreich-l'ngarn") betont habe, ist der Kolkrabe in den
österreichischen Alpen bloß ein hochalpiner Bewohner, jedoch dort
oben durchaus nicht so selten, wie Laien und solche Omithologen
glauben, die unsere Hochalpen nur vom Hörensagen kennen. Ich
habe ihn noch bei so ziemlich jedem hochalpinen Ausflug gesehen,
manchenorts, wie auf der Nordkette bei Innsbruck, sogar mehrere
Stücke gleichzeitig. Allerdings ist er in den .\lpen bei weitem nicht
so zahlreich wie an den Küsten des mittelländischen Meeres.
Garrulus glandarius (L.) Eichelhäher.
Über der Baumgrenze erscheint es nur ausnahmsweise, ist aber
gleich unterhalb Obertauern zu finden, aber nicht häufig. P2r ist und
bleibt doch eigentlich ein Bewuhncr mittlerer Gebirgslagen.
Nucifraga caryocatactes (L.) Tannenhäher.
Im Sommer fand ich alljährlich den Tannenhäher truppweise
in dem mit einzelstehenden Arven durchsetzten und mit Legeföhren
mul .Vlpenrosendickicht oder Alpenblumen geschmückten Gelände
nicht selten. Wenn man längere Zeit unter einem Gebüsch bei einer
von Tannenhähern bevorzugten Arve lauert, so kann man sicher
fein, daß besonders früh im Verlaufe einer Stunde viele, manchmal
ein Dutzend Tannenhäher hintereinander in kurzen Zwischenräumen
vorüberziehen. Sie scheinen, täglich die gleiche Richtung in ihrem
zigeunerhaften Streichen einzuschlagen. Dabei werden gewisse, oft
104 Prof. Dr. G. Schiebet : Die Vögel von Obertauem (Salzburg).
unscheinbare Bäume als Rastpunkte bevorzuget, andere uns günstiger
scheinende jjcniifdcn. ,\iich in der Bauniregion fand ich die Art oft.
z. H. unterhalb des Wcfjniachcrhauses.
Pyrrhocorax graculus (L ) Alpendohle.
Auf den höchsten Kämmen eine gewöhnliche Erscheinung.
Ich sah sie oft auf der Seekaarspitze und auf der anderen .'^eite der
.^traße schon lieim Wildcnsco und olien geg;cn die l'leißlingkeilspitze.
Acanthis linaria rufescens (Vieill.) Alpenleinzeisig.
Der Leinzeisig ist ein Charaktervogel von Wisenegg. In der
allernächsten Umgebung des Hotels, oft knapp davor, findet man
ihn im Juli und anfangs August in großen Flügen bis zu 30 Stück
und in kleinen Trupps. Ende Juli gab es viele flügge Junge, die zum
größten Teil noch von den Alten gefüttert wurden. Mit Vorliebe
suchen sie auf der Wiese längs der Paßstraße ihre Nahrung. Teil
beobachtete, daß sie sich gerne an die Erüchte des Sauerampfers
hielten. Ihr bevorzugter Aufenthalt sind die gleich östlich von Wise-
negg liegenden Knimmholzwäldchen : sie sitzen dann sowohl in den
I.egeföhrenbüschcn selbst, als auch auf einzeln herausragenden an-
dern Bäumen. Bei der Futtersucb.e hrdtcn sie gerne auf den Latten-
oder Bretterzäunen Rast. Es machte nur den Eindruck, daß mei-
stens einzelne alte \'ögel als Wachposten an der ."spitze von Sträu-
chem oder auf Zäunen sitzen, wenn der übrige Schwärm am Boden
mit Nahrungssuche beschäftigt ist. Die Vögel sind aber nicht
sehr scheu und, wenn man sich die Mühe nimmt, am Rande eines
Lieblingsplätzchen zu passen, so hat man bald nclcgcnhcit. sie aus
nächster Nähe zu beobachten.
Die I,ockstimme der Leinzeisige ist ziemlich melancholisch,
erinnert ein wenig an den metallisch klingenden Lockruf von Kreuz-
schnäbeln oder Grünlingen, zum Teil auch an den Lockruf des ander-
wärts ebenfalls ähnlich lebenden Zitronenzeisigs. Es ist ein der
Melancholie des Hochgebirges angepaßter Ruf.
Ein Männchen vom 25. Juli zeigt noch erbsengroße Hoden, was
wohl beweist, daß die Brütezeit ziemlich spät fällt. .\m 30. Juli 1913
fand ich ein Nest mit 3 ziemlich flüggen Jungen in der Nähe der
Eelseralm. Es stand auf einer Lärche, knapp am Stamme in etwa
4 m Höhe und war von hellgrauen Flechten äußerlich so verkleidet,
daß es von unten durchaus nicht zu erkennen gewesen wäre, wenn sich
nicht die Jungen bei der .Annäherung der Alten durch Rufen ver-
Prof. Dr. Q. Schiebel: Die Vögel von Obertauern (Salzburg). 105
raten halten. Der ganze Lärchenstamm war über und über mit hell-
grauen Flechten bewachsen und dieses Material nahmen die Lem-
zeisige auch zur äußeren \'erkleidung ihres zierlichen Nestes, das
im ganzen und großen am meisten an ein Buchiinknest erinnert.
Als ich am 2. Augaist einen Kletterer mitnahm, um die Jungen
zu heringen, waren diese schon ausgeflogen und so nahm ich das
leere Nest mit. Der I.einfink lebt dort in Höhen von x6oo bis
1800 .Meter Höhe.
Loxia curvifosta L. Kreuzschnabel.
Er trat unregelmäßig in germger Zahl auf, war aber im Hoch-
wald häufiger.
Anthus spinoletta (L.) Wasserpieper.
Dieser \'ogcl, den man am irefllichsLcn als , .Almpieper" benen-
nen könnte, ist ebenso wie der Leinzeisig ein Charaktervogel von
Obertauern. Rund um das Hotel ist er ungemein zahlreich auf den
Wiesen, im Krummholz auf den Spitzen der Büsche und am Rand
des Hochwaldes. Er geht weit hinauf, bis etwa 2000 Meter Elöhe.
Um den Wiklensee trifft man ihn ebenso wie am Grünwakl- und
Hundsfeldsee. Der bevorzugte Aufenthalt sind die Kruramholzreviere,
1600 bis 1800 Meter, da es dort überall Wasserpfützen und moorige
Wiesen gibt. Das Nest fand ich einigeniale. Es erinnert an das
Büdennest eines Goldammers, ist innen aus feinen Grashalmen ge-
flochten und wird mit X'orliebe in alten Kuhtritten eingebaut, falls
diese durch überhängende Rasen geschützt sind. Am 30, Juli 1913
fand ich ein Nest knapp neben einem viel begangenen Weg. Es war
leer, soll aber kurz vorher noch bezogen gewesen sein. Beim Grün-
waldsee in einer Höhe von rund 1900 Meter oder mehr fand ich
ebenfalls unmittelbar knapp neben einem \ iel begangenen Weg, der
zum See führt, ein Nest mit 3 nackten, eben ausgeschlüpften Jungen
am 27. Ulli 1913. Die Alten flogen, als ich am Wege, etwa einen
halben Meter entfernt vorbeiging, lautlos ab. Später wurden die
\'ögel, als sie groß genug geworden waren, von Fräulein Elsa
Wurmb beringt. Am i. August 191 3 fand ich, als ich mich zur Beob-
achtung der Leinzeisige an einem Zaun anstellte, ein Nest des Was-
serpiepers, das wieder recht sorglos angelegt war. Es war unter
einem Heidelbeerbüschchen in der Nähe einer Krummholzfläche, von
der Seite frei, der Zugang gegen Westen, während sonst die meisten
Vögel verschiedener Arten den Nestzugang gegen Osten gerichtet
106 Prof. Dr. G. Schiebel : Die Vögel von Obertauern (Salzburg).
haben. Ich berinj^te die 4 gerade flüggen Jungen, die sich jedoch
noch greifen ließen, mit den Salzburger Ringen 198 — 201.
Am 6. September 1913 sah ich bei Tweng im Lungau (1235 m)
zahlreiche W'asserpicper. deren \ ergesellschaflung mir den Ein-
druck von Durchreisenden machte. Talsächlich waren sie tagsdarauf
bei Wisenegg, wo allerdings Schneegestöber wie im Winter wütete,
nirgends mehr vorhanden. Soviel ich mit dem Glase (das bei trübem
feuchten Wetter allerdings versagt) sehen konnte, waren die Nögel
im Winterkleid (oder Jugendgefieder). Leider konnte ich sie nicht
genug nahe beobachten.
Motacilla boarula L Oebirgsbachstelze.
Diese .\rt ist niiUclmäßig li;iulig an allen Seen und Bächen. Hin
Pärchen brütete am Hotel Wisenegg. Das Nest stand vom Boden aus
erreichbar auf dem l'.alkcn unter dem Dach eines Nebengebäudes.
Ein flügges Junges davon beringte ich am 3. .\ugust 1913 mit dem
Salzburger Ring 206. während die andern erschreckt auseinander-
stoben und sich in der Umgebung unauffindbar verkrochen.
Certhia familiaris L. Baumläufer.
Unter den Meisen an der liaunigrenze in mäßiger Zahl.
Tichodroma murarla L. Alpentnauerläufer.
Am 6. September IQ12 sah ich, als ich bei Schneegestöber und
heftiger Kälte von Tweng gegen Obertauern mit dem Postwagen
fuhr, in der Nähe der Paßhöhe einen Alpenmauerläufer, der immer
vor dem Wagen weiterflüchtete, so daß ich ihn sehr lang bewundern
konnte. Zum Schluß ließ er sich auf einem Häuschen nieder und
ließ uns ohne Scheu vorüber fahren.
Sitta europaea caesia Wolf. Kleiber.
\ ereinzelt an der Baumgrenze bei der l'"elser- und Stockalm.
Parus major L. Kohlmeise.
Nicht selten, aber unregelmäßig.
Parus ater L. Tannenmeise.
An der Baumgrenze selten, häutig dagegen weiter unten im
Hochwald.
Parus crlstatus mitratus Brehm. Haubenmeise.
Diese Art kommt bis fast 2000 m Höhe vor, in 1800 m Höhe
ist sie eine gewöhnliche Erscheinung *)
*) Die gleiche Erfahrung machte ich in Tirol (Innsbrucii) und Kärnten, i. B. Hochobir,
wo Ich sie In Ober 2000 m Höhe fand.
Prof. Dr. G. Schlebel: Die Vögel von Obertauern (Salzburg.) 107
Parus atricapillus (wohl submontanus Kl. u. Tsch.) Alpenmeise.
Diese ist die häufigste Meisenart dieser Region und hält .sicii
mit \'orliebe im Krummholz selbst auf. ihr heiserer Ruf verrät sie
sofort. Sie geht so hoch hinauf, soweit es Büsche gibt.
Aegithalos caudatus (L.) Schwanzmeise.
An der Baumgrenze hei der l'elseralni und der Stocka'.ni
Troglodytes troglodytes (L.) Zaunkönig.
Häufig an der Baumgrenze und nicht selten m der h.uheron
Krummholzregion.
Prunella modularis (L.) Heckenbraunelle.
Am 31 luli 1913 sah ich in etwa 1700 — 1800 m Hohe auf
einer Arve eine Heckenbraunelle mit einem gefliigeiter Insekt im
Schnabel. Sie luckte scharf „zick" und war, wie ich ins Tagebuch
schrieb, ,.l>esclieiden gefärbt", vermutlich das Weibchen. Em zv.eitos
Stück, das auf der Arve andauernd lockte, konnte ich nicht erblicken.
Die Vögel dürften ihre Jungen in der nächsten Nähe gehabt haben,
da ich ihnen offenbar ein Dorn im Auge war. Auch in 1600 m Höhe
traf ich im Juli 1912 die Art im Krummholz an.
Prunella coUaris (L.) Alpenbraunelle.
\'on diesem mir sehr sympathischen \'ogel sagt Reiser so treff-
lich in der Urnis Balcanica H. Bd.. p. 57: „Dieselbe besitzt eine
ausgesprochene \'orliebe, sich immer die höchsten Kämme und
Kuppen der Gebirge zum Sommerwohnsitz auszuwählen und wird
daher oft übersehen, wenn von dem Beobachter eben nicht die
Kammhöhe oder die Spitze des Gebirges erreicht werden." Diesen
Ausspruch Reisers habe ich überall bestätigt gefunden, wo ich nach
diesem \'ogel suchte, sowohl in Tir(.)l ( Innsbrucker Nordecke,
Stripsenjoch bei St. Johann i. T.), Kärnten ( Hochobir und übrige
Karawanken), als auch in Corsica.
Bei Obertauern wird man die Art im Sommer vergeblich in der
näheren Umgebung von Wisenegg suchen. Wenn man aber am
Grünwald-see vorbei zur Seekaarspitze steigt, trifft man beim See
und weiter hinauf schnell mit ihr zusammen. Diese Vögel durch-
kriechen die Gesteinstrümmerfelder in den Kaaren, um Insekten
oder Tausendfüßler zu suchen *). Bei einem schauerlichen Gewitter,
*) In Corsica fand ich bei ber Magenuntersuchung zahlreiche Steinkriecher (Lithobius)
vor ungefähr 2200 m Höhe.
i08 Prof. Dr. G. Schiebet: Die Vögel von Obertauern (Salzburg).
das mich am 27. Juli 1913 auf der Seekaarspitze plötzlich über-
raschte, beobachtete ich, daß sich die vorher imi die Spitze des
Berges rege sich tummelnden Alpenbraunellen, furchtsam unter
Steine und in enge Felsspalten verkrochen. Ivnde Juli 1912 waren
beim Grünwaldsce Alte mit Jungen. Am 26. Juli 1913 aber sah ich
beim Wildensee bloß 1 Stück, von da aufwärts zunächst nur höchst
vereinzelte Stücke, aber oben auf der Spitze (,,Pleiß!ingkeil") in
2500 m Höhe gab es plcilzlicli sehr viele, auch flügge Junge.
Sylvia curruca (L.) Zaungrasmücke.
Genau so wie ich in Tirol (etwa ..Kaisersimlc" bei Hall) diese
Art hoch oben im Krummholzgelände angetroffen hatte, so war sie
auch bei \\ isenegg ziemlich häufig und Ende Juli in der Mauser. Ihr
Revier ist bi.s zur Höhe von rund 2000 m.
Acrocephalus palustris (Beclist.) Sumpfrohrsänger.
Am 6. September 1912 überreichte mir Frau Sektionschef
Wurmb ein Stück dieser Art lebend. Der \'ogel war flugunfähig,
offenbar während des Zuges in der Nacht \oni 5. zum 6. Sept. ver-
unglückt und wurde am Morgen beim Hotel gefunden. Heim Präpa-
rieren des bald darauf verendeten \ ogels, der sich als Männchen
ciwies, stellte ich eine leichte Beschädigung an der Stirn fest (blut-
unterlaufen), wo auch einige Federn fehlten. \ ermutlich hat sich
der Vogel an der Telegraiihenleitung angv;.stoßen.
Cinclus cinclus meridionalis Brehni. Bachamsel.
An den Bächen um die Tauernhöhe hält sich die Bachamsel nicht
selten auf, in Höhen von 1600 — 1700 m. Ich sah dort auch ein
Jugendkleid im Juli 1912 sehr nahe, da ich mich im Krummholz durch
Legeföhrcn und Alpenrosen gut gedeckt, bis etwa 2 ni nähern konnte.
Turdus torquatus alpestris (Brehm). Alpenringdrossel.
Dieser Charaktervogel der Hochalpenregion ist im Krummholz-
gclände um W'isenegg so außerordentlich häufig, daß ich es unter-
lassen kann, die vielen Datumsangaben meines Tagebuches besonders
zu nennen. Man trifft e^en jeden Tag und überall, wo Krummholz-
dickichte sind, mit der Ringdrossel zusammen. Am zahlreichsten ist
sie bei der Feiseralm und östlich ober dem Hotel, dort, wo die Lege-
föhrendickichte an sumpfige Wiesen grenzen. Am leichtesten sieht
man sie zeitlich morgens bei Sonnenaufgang, da diese X'ögel damals
gesellschaftlich am Rand der Krummholzdickichte Nahrung nac'i
Prof. Dr. G. Schiebe! : Die Vögel von Obertaueni (Salzburg). 109
Art unserer Amseln suchen. Ende Juli gibt es viele im Jugendge-
fieder und dies ist auch die Zeit der Mauser. Die Vögel sind ziemlich
scheu.
Ein am 31. Juli 1914 erlegtes altes Männchen (das gerade gesun-
gen hatte), befindet sich in voller Mauser. Man kann an dem Balg
viel lernen. Man sieht deutlich, daß der MauserN-organg nach dem
Gesetz der „posteroanteriorcn" Entwicklung fortschreitet, d. h. von
rückwärts nach vorn. Der Schwanz ist ganz frisch vermausert (jedoch
noch nicht ganz ausgewachsen), der Rücken ebenfalls, am Ober-
rücken gegen den Hals ist die Grenze. Hals und Kopf sind noch
völlig unvermausert, stark abgerieben, daher Ijraun schimmernd. An
der Unterseite ist vom Schwanz her alles frisch vermausert bis zum
weißen Halsring, der noch ganz unvermausert, abgerieben ist ebenso
wie die abgeriebene Kehle.
Saxicola oenanthe (L.) Grauer Steinschmätzer.
Ende Juli 1912 fand ich in dem von großen und kleinen Stein-
blücken übersäten schwer begehbaren Gelände um den tjrünwaldsee,
also in einer Höhe von rund igoo — 2000 m mehrere graue Stein-
.schmätzer u. zw. .Alte mit tlüggen Jungen, die alle ziemlich scheu
waren. 1913 fand icli jedoch an derselben .Stelle kein einziges Stück
\or. Ani der hohen Wand (Plcißlingkeil) sah ich keine.
In den österreichischen Alpen lernte ich den Steinschmätzer
ausschließlich als Bewohner der baumlosen hochalpinen Region
(gegen 2000 m) kennen, z. B. in Kärnten am Hochobir in einer Höhe
von rund 2000 m am 14. Juli lyir lauter liraune Stücke.
Erithacus titys (L.) Hausrotschvanz.
Der Hausrötling ist um Wisenegg nicht selten, am Cjrünwaldsee
sah ich Ende Juli 1912 viele }'ärchcn auch mit Jungen, die .\lten
alle im caiVii-Kleid ; an einer anderen Stelle auch ein schwarzes
Männchen, .\nfangs September 1912 waren, als eine hohe Schnee-
lage uns in Wisenegg gefangen liiclt. in der Nähe des Hotels viele
schon vermauserte graue Stücke zu sehen. An dieser Stelle möchte
ich erwähnen, daß ich, obwohl ich den Hausrotschwanz in verschie-
denen Teilen unserer Alpen anzutreffen Gelegenheit hatte (besonders
in Tirol), die Beobachtung machen konnte, daß tatsächlich in <len
hohen Gebirgslagen, also ungefähr ..über der liaumgrenze'" gan>'
unvergleichlich mehr graue als schwarze Männchen zu finden sind
(gemeint sind selbstredend nur die Alten), ."^clnvarze dagegen
sind die gewöhnliche Erscheinung in der Talsohle.
a
110 \V. Bacmeister : In welche Nesterlegen wurttemb. Kuckucke ihre Eier?
Mögen solche ( )rnithologen, die selbst nie die Gipfel unserer
Alpen betreten haben, sondern sie nur vi im Hörensagen oder von
Abliildunj^'en her kennen, von der Stube aus noch so sehr darüber
wettern und lachen und mich geringsciiätzig beurteilen, ich kann
nach I5jähriger Beobachtung getrost behaupten: In der kahlen hoch-
alpinen Region (über der Baumgrenze) unserer Alpen sind die
alten Hausrotschwanzmännchen zum größten Teil grau, nur selten
schwarz, wahrend sie in der Talsohle und im ebenen Machlantl der
Tiefländer größtenteils schwarz und nur >elten grau sind. Dies läßt
sich einfach so erklären, daß die Fortentwicklung zum schwarzen
Kleid im Hochgebirge mehr gchenunl wird als unten, so daß sie
dort oben anscheinend erst in späterem Alter so aussehen wie ander-
wärts meist sclion im zweiten Lebensjahr.
Erithacus rubeculus (L.) Rotkehlchen.
Das Rotkehlchen kommt meist in den feuchten Uebergangs-
wäklchen an der Baumgrenze vor. seltener im Krummholz, z. B. bei
der Stockalm. Am 6. Sept. 1912 war die Art zahlreich auf dem
Weg zwisclien Tweng (1233 m) und ( )liciiauern, wcjhl auf dem
Zuge. Im Schnee lag ein Stück tut neben der Straße.
In welche Nester legen die württeuibergischen Kuckucke
hauptsächlich ihre Eier?
von Walther Bacmeister.
Bevor der in der tMjerschrift gestellten Frage näher getreten
wird, ist die andere Frage zu beantworten : bevorzugen die Kuckucke
einer bestimmten geographisch abgegrenzten Gegend überhaupt eine
besondere Vogelart dieser Gegend? Oder legen nicht viehnehr die
Kuckucksweibchen ihre Eier eben einfach in die Nester von Vögeln.
die sie erfahrungsgemäß mit ihren lüern beglücken, ohne eine be-
sondere Vorliebe für bestimmte Arten an i\cn Tag zu legen? Ein nur
flüchtiger Blick in das Schrifttum zeigt, daß in der Tat mehrere
Forscher sich dahin aussprechen, daß die Kuckuckswcibchen ein-
zelner Gegenden bestimmten Vogelarten hauptsächlich und mit \"or-
liebe ihre Eier zum Ausbrüten überlassen.
W. Bacmeister : In welche Nester legen die württemb. Kuckucke ihre Eier? 111
J. F. Naumann sagt in seiner NaUir,L;cbchichte der \'ögel
Mitteleuropas" (Neue Auflage Bd. 4, S. 403) : ,,hi der hiesigen
Gegend (Ziebigk in Anhalt) habe ich sein l-'.i oder junges gewöhnlich
in den Nestern der MotaciUa alba und Sylz'ia siiiiplex, viel seltener
in denen von S. currnca und .V. syh'ia oder in denen des Zaunkönigs
oder der gelben Bachstelze gefunden, aber warum mag er sein Ei so
selten in das Nest der hier sehr gemeinen Sylvia africapüla legen,
die doch auch eine echte Grasmücke ist. deren Fortptlanzungsw-eisc
der der Gartengrasmücke so ganz erstaunhch iUmlich ist und deren
Lebensart so wenig von der dieser abweicht? Die Nester derselben
wären ebenso leicht und wegen der größeren Anzahl noch viel
leichter aufzufinden : woher nun dieser Widerwille? — Auch
Hipolais philomela nistet hier aulk-rordentlich häufig und 7^. phoeni-
curiis ist gemein, in deren Nester er sein Ei auch unterbringen soll ;
aber mein ^'ater und ich haben nie eins in den Nestern dieser Vögel
gefunden." Diesen Angaben fügt a. a. O. E. R c y, der in der Neu-
ausgabe des Naumann den Abschnitt über Cuciihis canorus be-
arbeitet hat, p. 404 hinzu : ,,\Vie für die Gegend von Leipzig der rot-
rückige Würger, so ist in Finnland das Gartenrotschwänzchen der
am häufigsten in .\nspruch genommene Brutvogel für das
Kuckucksei." Während also in Finland der Gartenrotschwanz vom
Kuckuck hauptsächlich bevorzugt wird, haben in der Gegend von
Ziebigk die Kuckucke das Nest desselben dort gemeinen \'ogels
beständig gemieden.
Wie verhält es sich nun mit den württembergischen Kuckucken?
Läßt sich auch bei ihnen eine bestimmte Neigung feststellen, ihre
Eier mit Vorliebe einer bestimmten Vogelart zum Ausbrüten zu
überlassen oder legen sie ihre Eier wahllos bald in dieses, bald in
jenes Nest der überhaupt als ISrut- und Pflegeeltern in Betracht
kommenden Arten ?
Schon früher fiel mir bei der Durchsicht der ,, Zugänge" zur
Sammlung der \'ögel des \'ereines für vaterländische Naturkunde
in Württemberg auf, daß wiederholt das über ganz Württemberg
verbreitete, häufig vorkommende und zuweilen überwinternde Rot-
kehlchen {Erithacus nibcciila L.)a\s Brut- und Pflegeeltern des
Gauchs eine Rolle spielte. Demzufolge wandte ich mich an den
Konservator der zoologischen Sammlung des Vereines, Herrn Ober-
studienrat Dr. L a m p e r t in Stuttgart, mit der Bitte um eine Auf-
stellung einer Liste der Kuckuck^eier des \'ereines. In freundlicher
1 12 W. Bacmeister: In welche Nester legen die würitemb. Kuckucke ihre Eier?
Weise kam der Genannte meinem Wunsche nadi und übersandte mir
folgende T.iste :
Je (in Kuckucksei ist vorhanden:
'■" ^?,'^^* von Fundort eingeliefert von am
5 Eier Erithacus rubecula I-. Stuttgart Dr. Jal. HofTmann 4. 8. 1870
5 . . . Kaltental O./A. Stuttgart Zitzmann 16.5.187"
> > Stadtwald Schorndorf Eeallehr. LSrcbner 4 6. 1877
Motacilla alba L. Sillenbroch im Scbönbtuch ^^''^^j^'^^^^^'"^ 1377
Erithacus rubecula L. ^Z^faT'BlIubSr^a ^"'"^-^- '^-- '■ '■ ^^««
Bruderhof, b. Hohentwlel^^'-'^^jj^;/-"*'- 2. 6. 1881
. . Schuasenried, 0. A.Valdsee Oberförster Frank Sommer 1881
_ . , Eey. -Forst. Keller ,, . ,„.„
Dorzbach Rovier-Förster ^'^' ^^^^
, . Oiengen a/Br. Schwendtner 4. 6. 1884
laringen 0. A. Blau- Eevier-Amt
beuren Blaubeuren
Würltembcrg Dr Jnl. Hoffmann
Bermaringen 0. A. Blau- Eevier-Amt „ , „
beuren Blaubeuren -^i-o-isöa
* * * sämtliche
Sylvia atricapilla > »
Hypolais icterina Vieill. > » gestiftet
' * im Jahre
1893
Phylloscopus trochilus L.
Accentor modularis L.
Anthus trivialis L. » »
Acanthis cannabina L. > »
Die einzelnen Fundorte der Kuckuckseier der Hoffmann'schen
Samnilun.sf sind nicht angegeben. — Endlich ist noch in der württeni-
bergischen Saniiiilung in Stuttgart ein Xest von Erithacus rubecula
mit darin ausgebrütetem jungen Kuckuck, gestiftet von Revierförster
Pfizenmaicr in Bebenhausen im Schönbuch aus deni Ende der 6oer
Jahre des vorigen Jahrhunderts.
In den von ]~ r e i h e r r n Richard von König-
W a r t b a u s e n in den Jahresheften des Vereines für vaterlän-
dische Naturkund'" in Württemberg veröfTentlicbten naturwissen-
schaftlichen Jahicsberichte aus Württemlx'rg finden sicli folgende
Angaben : Oberförster Fridolin traf im Besizheimer Wald am 4. Juni
1888 einen jüngeren Kuckuck im Neste eines Rotkehlchens, das in
eine Brunnenleilung gebaut hatte (Jahreshefte 1890 p. 141). — -^m
W. Bacmeister : In welche Nester legen die wiirttemb. Kuckucke ihre Eier ? 1 13
27. Mai 1889 wurde ein juni^er Kuckuck in einer mit Epheu bewach-
icnen Mauer des SchloBgartens in Eybach, (). A. Geislingen, in einem
Rotkehlchennest entdeckt und am 6. Juni in den Käfig gebracht.
Später ließ man den erwachsenen \'ogel fliegen. (Jahreshefte 1891
p. 180). — .Am 14. April 1890 erstmals rufend Schussenried ; Nest-
hocker aus einer Rotkchlchenbrut aufgezogen und dann frei gelas-
sen. Jahreshefte 1892. p. 184).
Nach einer handschriftlichen Aufzeiclinimg des Frhr. R. von
König- Warthausen nahm Lehrer Ziegler in Röhrwangen (O. A.
F.iberach) einen Kuckuck Mitte Juni 1867 aus einem Rotkehlchen-
nest und zog ihn auf.
In der Eiersanmilung des Robert Mayer-Museums in Heil-
bronn a. N.. die in jüngster Zeit von Sanitätsrat Dr. W" i i d
daselbst aufgestellt wurde und in der Hauptsache aus dessen Samm-
lung und derjenigen des K o m m e r z i e n r a t s L. Link in Heil-
bronn sich zusammensetzt, befinden sich atis dem Ende des vorigen
Jahrhunderts vier Gelege mit je einem Kuckucksei. Drei davon
sind Rotkehlchengelege, eines rührt von der Gartengrasmücke her.
Alle wurden im Württemberg' sehen Unterlande gefunden. Eines
dieser Gelege stammt aus der Sammlung des württembergischen
Oologen W i 1 h e 1 m T' a u 1 1 e n in Ü h r i n g e n. Dieser erfahrene
Kenner teilte mir mit, daß unter den in seiner Sammlung befind-
lichen elf württembergischen Kuckuckseiern nicht weniger als 8 dem
Neste des Rotkehlchens entnommen waren. Sieben Kuckuckseier
hat er selbst in den Jahren 1867 — 1880 im württembergischen
Unterlande eingesammelt. A'on diesen rührten aus dem Neste des
Rotkehlchens 4 Stück (mit zweimal 7 und je einmal 3 und 4 Stück
Nesteiern), je eins aus dem Neste des Zaunkönigs (ohne Nesteier),
der Gartengrasmücke (4 Nesteier) und des Großen Würgers
(Laniiis e.vcubitor) (mit 4 Nesteiern) her. Das dem Würgerneste
entnommene Ei war , .ausnahmslos schön rot und hatte braun-
schwarze Punkte und Flecken".
Aus der neuesten Zeit wäre noch zu erwähnen, daß nach einer
Mitteilimg von Herrn K o m m e r z i e n r a t Link in Heil-
bronn am 30. \'T. 1912 bei Flein, O. A. Heilbronn, ein junger
Kuckuck im Neste des Rotkehlchens gefunden und hernach aufge-
zogen wurde. Ich selbst habe am 10. VL 1914 einen jungen etwa 10
Tage alten Kuckuck im Neste des Waldlaubsängers (Phylloscopiis
1 14 W. Bacmeister : In welche Nester legen die württemb. Kuckucke ihre Eier ?
sibiliilor ( Mchst. ) auf dem Waßbcrg ht'i I U-illjiDiin gefunden. Zwei
lücr des Bnilvtigels lagen unbeschädigt vor dem Neste.
In der großen Eiersatnnilung des Freiherrn R. von
König- \\ a r t h a u s e n befinden sich aus Württemberg folgende
Kuckuckseicr ;
1)1 St. mit4 (frischen) von £A/f/!flfüsruöccu/a von Feuertaoh.O. A.Stuttgart, v. 8. 5.1850
2)1 St. mit 2 (frischen) v Sylvia simplex t. Qärtringen, 0. A. Herrenberg, t. U. 6. 1850
3) 1 St. mit 2 von Sylvia curruca von „ „ „ v. 18. 6, 1850
4) 2 St. (eines faul, das andere bebrütet) mit 4 bebrüteten v. Erithacus rubecula v. Aich,
0. A. Nürtingen, v. 20. 6. 1851.
5) 1 St. niit;4 (frischen) v. Erithacus rubecula v. Wangen, 0. A Göppingen v. 14. 5. 1852
6)1 St. schwach (bebrütet) mit 2 höchst bebrüteten V. Sylvia currucav. Wangen v 1.6. 1858
7)lSt. (hoohbebrütet) mit 2 hocbbebrüteten V. Erithacus rubecula^. Oirtringen, O.A Her-
renberg, V. 22. 5. 1854.
8) 1 St. aus dem Neste v. Erithacus rubecula v. Oärtringen, 0. A. Herrenberg v. 15. 6. 1854
9)1 St, ausdem verlass. leer. Nest v. Erith. rubecula^. "W&ngen, O.A. Qöppingenv.22.5. 1855
10) 1 St. (schwach bebrütet) mit 2 T. Accenior morfu/ans v. Hohenheim 0. A. Stuttgart,
V. 5. 6. 1855.
11) 1. St. (schwach bebrüt.) m. 3.v. Acccntur modularis v. Plieningen. 0. A. Stuttgart
V. 15. 6. 1855
12) 1 (bebrüt.) mit 2 v. Sylviasylvia v. Wangen, 0. A. Qöppirjen v. Jahre 1855
13) 1 St. mit 4 weit stärker bebrüt. V. P/i>7/oscopus rufus v. Thalheim. 0. A. Heilbronn
V.21. 5. 1S56
14)1 St. mit4T. Troglodytestroglodytesr.liiaXhHm.i}. A. Heiltronn, ans dem Jahre.
Aus dieser licdcutungsvolkn Zusammenstellung ergibt sich, dal.l
von 15 Kuckuckscicrn 7 dem .N'cste des Rotkehlchens, je 2 dem der
Hcckenbraunclle und der Zaungrasmücke und je eines dem Gelege
der (Jartcn- und Dorngrasniücke, des Weidenlaubsängers und des
Zaunkönigs entnommen worden waren. Erwähnt möge noch v.erden
— ohne des näheren auf die wissenschaftlich abgeschlossene J'rage
von der Gleichartigkeit der Abweichung der Kuckuckseier hinsicht-
lich denen des Krutvogels einzugehen — . daß von diesen 13
Kuckuckseiern elf eine entschiedene Abweichung von denjenigen
der Nestgeschwister, drei (Ziffer 12 — 14) eine wenn auch noch so
entfernte Beziehung zur äußeren Erscheinung der Eier der Pflege-
eltern aufweisen und nur eines (Ziffer 1 ) in Übereinstimmung mit
den Nestern sich befindet.
Aus dem bisher Ausgefülnteu ergibt sich, daß die w u r t l c lu-
1) e r g i s c h e n K u c k u c k i' eine besondere \' o r 1 i e b e
f ü r d a s R o t k e h 1 c h e n h a 1) e n u n d daß dieses für
a n n ä h e r n il zwei Drittel tl c r schwäbische n
Kuckucke die 1' f 1 c g e e 1 t e r n a b g i b t. Derselben Bevor-
W. Bacmeister: In welche Nesterlegen die wiirttemb. Kuckucke ihre Eier? 115
zugung erfreut sich nach C a p e k das niedliche Rotbriistcheii in
Mähren.
Ein ganz anderes, aber ebenso eigenartiges Bild als die Liste
der vrin König- Warthausen'schen Sammlung ergibt eine von der
Hand des bekannten Xaturforschers Rudolf Blasius unter dem
Ausfertigungstag ..Braunschweig 8. 3. 1876" herrührende Zusam-
menstellung, deren Einsicht ich der Freundlichkeit des Barons
Fritz von König- Wart hausen verdanke. In dieser wer-
den 17 Kuckuckseier mit .-Xngabe der Anzahl der Nester, der Zeit
und des Ortes des Fundes nebst Bemerkungen über die Färbung
aufgezählt. R. Blasius bemerkt am Ende der Liste, sämtliche
Kuckuckseier seien von ihm. seinem \'ater und Bruder persönlich in
der näheren l'mgebung Braunschweigs gesammelt oder ihnen von
ganz sicheren Gewährsmännern Ende der fünfziger oder Anfang
der secliziger Jahre des vorigen Jahrhunderts übergeben worden.
Hienach haben die Braunschweiger Kuckucke in 6 Fällen ihre Eier
in das Nest von Calamoherpe arundinacca, 4mal in das von Mota-
cilla alba gelegt und je einmal ihr Ei in das Gelege von Calamoherpe
phragmitis. Cal. turdoides, Sylvia syh'ia, Phylloscopus rnfus, Alauda
arvcnsis. ..Pratincola rubctra" (^ Erithacus rubeculus (],.) und
Laiiins collnrio eingeschmuggelt.
Ganz ähnlich ist das \'erhältnis nach einer mir ebenfalls in der
L'rschrift vorliegenden, von F"rh. Fritz von König-Warthansen zur
Einsicht überlassenen Liste von Adolf Nehrkorn vom i . II.
1876, von dessen bei Riddagshausen in Braunschweig Hlnde der
sechziger und Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahr-
hunderts gesammeften Knckuckseiern. Die.ser erhielt aus den
Nestern von Calamoherpe arundinacea 5, von C'(7/. piirati^initis und
Motacilla alba je 2. von Sylvia sylvia. Motacilla flava und Sylvia
hortensis je ein Kuckucksei.
Doch genug! Mit den soeben mitgeteilten Ergebnissen der
Sammeltätigkeit der (^rnithologen R. Blasius und .■\. Nehrkorn
kehre ich zum Ausgang meiner .'\usfuhrungcn zurück. .\uch die
Listen dieser gewiegten Kenner erweisen die Richtigkeit des Satzes,
daß in geographisch bestimmten Gegenden die Kuckucke besondere
Arten von Pflegeeltern bei der Eiablage bevorzugen.
116 Hptm. F.Rohacek: Ubersichtüber die Brutvögel der Bocche di Cattaro.
Übersicht über die BruhöJiel der Bocche di Cattaro.
Von Hauptmann Franz Rohäcek.
l'.iii lüclirjahriger Aufenthall in der Bocche di Cattaro, sowie
meine \ orlielie für OmitlHilo.t,ne und Oologie lassen es mijch
als berechtigt erscheinen, riickblickend Interessenten in diesem Ar-
tikel eine knappe Skizze über die dort anzutreffenden Brutvögel zu
geben.
Ich niiiH mich so kurz als möglich fassen, zunächst.
'.veil CS mir an Zeit mangelt und des weiteren, weil ich mein
gesammeltes Material nicht zur Hand habe und deswegen eine aus-
füJiriiche Behandhing der gesamten Öniis der Bocche mir für spätere
Zeiten vorliehalle.
\iji ausschicken muß ich nocli. daß ich unter Bocche di Cattaro
im ernithologischen Sinne nicht den durch die Reichsgrenzen abge-
steckten Kaum meine, sondern jenes Gebiet, das durch seine Glie-
derung als zusammengehörig erkannt werden muß : somit sind auch
initenihczügen die die innerste Bocche umschließenden Gebirgsstöcke
der Krivosije bis zum 1 .ovccngebiet.
Somit gehe ich meine Beobachtungen wie folgt :
1. Turdus viscivorus L.
Xui- einmal auf 1200 in gegen l-'.nde Juni ein N'est mit Jungen
8 m auf einer Buche gefunden.
2. Turdus phllomelos Br.
Mehrfach zur Brutzeit beobachtet, nichtsdestoweniger sehr rarer
linitvogel über 500 m. Nur einmal ein schon stark angebrütetes Ge-
lege gefunden.
3. Turdus merula L.
Häufiger Urutvogel in allen T.agen, wenn nur einige Büsche
vorhanden. .So fand ich ein Nest kaum 2 .Spannen überm Boden
in einer J-'elsnische, schlecht von einem kaum kniehohen Wacholder-
busch verdeckt : freilich noch der beste Platz weit umher, mitten
zwischen Salbei und Felsblöcken.
4. Monticola saxatilis L.
.\n ihm zusagenden Boden, manchmal nicht gerade selten, um
und über 1000 m.
Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro 117
5. Monticola cyanus L.
\'on der Meeresküste bis 1400 ni sind die Brutpaare stellenweise
ziemlich nahe beisammen zu finden.
6. Saxicola oenanthe L.
7. Saxicola stapazina (L.) J „ . ,
Saxicola hispanica hispanica (L.)
8. Saxicola rufescens (L.) |
I.etzterc beide auch in ihren Nebenformen von der Küste bis
zirka 1000 m.
Pratincola rubetra dalmatica Kollibay,
der in Süddalmatien vorkommen soll, konnte ich im ganzen
Gebiet nicht auffinden, da l'.eide Pratincola nur zur Zugzeir,
rcsp. hin und wieder im Winter hier anzutreffen sind.
9. Erithacus luscinia (L.)
Bis 400 m, manchmal direkte gemeiner Mrutvogel.
10. Erithacus rubecula (L.)
Traf ihn an n-anchen Stellen über 900 m allenthalben an, um ihn
an anderen ebenso guten ganz zu vermissen.
11. Erithacus titys (L.)
Ab 500 m bis zu den höchsten Spitzen, um 1000 m am häufig-
sten. Hier aubgesprochener Felsbewohner, wird er nur noch von
Siita lu'iunaycr übertroffen und kommt deshalb selbst im wildesten,
fast jeder \'egetation barem Karste noch häufig genug vor und dann
merkwürdiger Weise besonders zahlreich in der sog. C"öj>u'-Form.
■weswegen ich mich der Ansicht zuneige, daß Vögel aus solchen mise-
ren Gegenden länger ihr Jugendkleid beibehalten mögen.
12. Sylvia nisoria Bechst.
Nur einmal 2 Jungvögel in 500 m erlegt.
13. Sylvia orphea Gm.- hortensis auct.
Ich traf sie am häufigsten um 500 ni, ohne dabei zu zahlreich zu
sein.
14. Sylvia melanocephala (Gm.)
Bis 400 m guter Brutvogel.
15. Sylvia atricapilla (L.)
Entdeckte nur einmal durch Zufall ein Nest. .Auch sonst zur
Brutzeit nur als große Seltenheit beobachtet.
118 llptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro.
16. Sylvia communis Lath.
Häufig in allen Lagen.
17. Sylva curruca (L.)
'J'raf sie uiid da nui- sparsam um Soa- looo ni.
18. Sylvia subalpina Temm.
}5is 500 m die häufitr.ste der rirasniückcn.
19. Agrobates galactodes familiaris (Mernt^tr).
Beobachtete .sie als sehr seltenen Hrntvogel in <ler Zupa.
20. Hypolais icterina CVieill).
Halte ihn nach meinen Beobachtungen für einen sehr seltenen
Brutvogel der tiefsten Lagen.
21 Hypolais pallida (Hmpr. Ehrenb.)
Der am häufigsten hier vorkunmiende Spötter, den ich noch auf
500 m antraf: cib ilies die Grenze, kimntc ich mit Sicherheit nicht
ermitteln.
22. Hypolais olivetorum (Strickl.)
Er ist gerade nicht scllencr llriitN (igcl, den man nur dort suchen
darf, wo größere Olgärten vorhanden, ohne ihn jedoch auch dort
antreiben zu müssen : denn ich fand ihn die eine Stelle bevorzugen
und eine gleich gute oder noch bessere gänzlich meiden, ohne den
Grund hiefür angeben zu können. — Sein Gesang ist ein nicht gut
\\ iederzugebendes Gemenge von gurgelnden Tönen, so verschieden
\ on allen anderen \'ogelstimmen. daß man ihn daran erkennen wird,
ohne ihn je gehört zu haben.
23. Phylloscopus slbilatrix (Sechst.)
24. Phylloscopus callybitta (Vieill.)
Beide in allen Lagen zu finden, der crstere jedoch mehr häufig
unter 500 m. der zweite über ~,(yr) in
25. Acrocephalus schoenobaenus (L.)
Traf ihn einmal in der Zupa brütencl, und fand ein schon verlas-
senes Nest in der .Sutorina. — Im ganzen rarer Brutvogel.
26. Troglodytes troglodytes (L.)
Um und über 1000 m nicht gerade h;uifig brütend.
2Z. Parus major L.
Gemein in allen Lagen.
Hptm.F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche diCattaro. 119
28. Parus palustris communis L.
Über looo m stellenweise häufiger Brutvogel.
29. Parus lugubris Temm.
Bis 6oo m, so man ihre Eigenheiten kennnt, eigentlich nicht
gerade selten. — Besitze ein Gelege von 4 Eiern, die sich durch etwas
höheren Cilanz von den /'. ;;/(7/<)r-Eicrn unterscheiden.
30. Parus caeruleus L.
In allen Lagen.
31. Aeglthalos caudatus caudatus (L.)
Als die seltenste
32. Aegithalos caudatus europaeus (Herrn).
die am häufigsten anzutreffende, während
33. Aegithalos caudatus irbii (Sh. u. Dr.)
die Mitte hält, wenn man sie zahlenmäßig angehen sollte. Im
Sommer paarweise sehr versteckt lebend, fand ich ihre Nester ab
500 m aufwärts hin uufi wieder.
34. Sitta europaea caesia Wolf.
In allen Lagen.
35. Sitta neumayer Michah.
Um und über 400 m.
36. Tichodroma muraria (L.)
Fand ihn nur einmal mitten an einer jener Felsmauern brüten,
wie sie entstehen, wenn eine Höhle einbricht, ober ihm der Horst
emes Steinadlers, neben dem l'elsloch, das er bewohnte, das Nest
C'.ner A". neumayer unter den überhängenden Trümmern einige Fel-
senschwalben und in den Höhlen und abgrundtiefen Trichtern Fel-
sentauben und .'Mpendohlen. — Leider ist die Aufnahme, resp. deren
mehrere von den interessantesten Teilen dieses Gebietes wegen der
Entfernung, die ich einnehmen mußte, zu klein ausgefallen.
37 Motacilla alba L. und
38. Motacilla boarula L.
Beide an Stellen, wo nur entwas Wasser vorhanden, bis r200 m
während der Brutzeit zu beobachten.
39. Anthus trivialis (L.)
Nicht selten bis 500 m, darüber sehr sparsam.
120 Hptni. F. Roliacek: Übersichtüber die Brutvögel der Bocche di Cattaro.
40. Anthus campestrls (L.)
Als Biutvogel nur an gewissen, iiümmerlich bewachsenen Stel-
len in der Zupa und <irbril anfg'cfunden.
41. Calandrella brachydactila (Leisl).
Traf sie mit dem \'orhergenannten an gleichen Orten als sehr
selten.
42. Lullula arborea (L.)
Bis zu der 500 m Scbic-lilenlinie iTiitciKl.
43. Galerida cristata(L).
In allen Lagen, wenngleich nur dort, wo ausgiebiger Ackerbau
betrieben wird, daher nicht an allzuviel Punkten zu treffen.
44. Galerida cristata meridionalis Br.
Nur iri der Zupa. dort nicht selten angetroffen.
45. Emberiza calandra L.
Seltener lirutvogcl in der Zupa.
46. Emberiza melanocephala Scop.
Der am häutigsten hier bis cc. 750 ni brütende Ammer. — Von
den gesammelten Gelegen fiel mir auf. daß manche £. melanocephala
Gelege und manche Lanius callurio Gelege nicht zu unterscheiden
sind.
47. Emberiza cirlus L.
Macht 2 l^iruten pro Jahr, geht bis ca. 500 m.
48. Emberiza hortulana L.
In den tieferen Lagen nicht zu finden, am häufigsten um 800 —
1000 m.
49. Emberiza cia L.
In (len Lagen über 1000 ni sparsamer Hrutvogel.
50. Acanthis cannabia (L.) und A. c. mediterranea Tschusi —
Welche von den beiden Fomien hier vorkommt, konnte ich man-
gels an \"ergleichsmaterial noch nicht einwandfrei feststellen. —
Ziemlich seltener Hrutvogel in allen Lagen bis ca. 1200 m.
51. Carduelis carduelis (L.)
Ich traf ihn zwar auch noch auf Höhen von 1200 m brütend,
sein eigentliches Gebiet bilden jedoch die fruchtbaren, tieferen Lagen.
Hptm.F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche diCattaro. 121
52. Chloris chloris (L.)
I'and ihn nur in den tiefsten Lagen und da nur sparsam.
53. Fringilla coelebs L.
Gemein überall, wo er noch Bäume zu finden vermag.
54. Passer dotnesticus (L.)
Brutvogel in allen Lagen, wo größere Ansiedlungen vorhanden
oder dort, wie in den fruchtbaren Küstenniederungen, wo er immer
reichlich Nahrung zu finden vermag, dabei aber nicht so zahlreich,
wie man schlankweg anzunehmen geneigt sein wird ; in großen
Strichen wird man ihn gänzlich vermissen. Weiters findet man ihn
hier mehr als ich dies andersv^o beobachtete, fernab von allen
menschlichen Ansiedlungen auf Bäumen, hier den Ölbaum bevor-
zugend, külonienweise brütend. Diese Vögel, also aus so einer Kolonie,
unternehmen zu allen Jahreszeiten viel größere tägliche Streifereien,
als die aus den Ortschaften ; mit einem Worte, diese haben sich selbst-
ständig gemacht und bewiesen, daß sie auch ohne den Menschen
ganz gut zu leben vermögen und dies vielleicht nicht einmal zu ihrem
Nachteile.
55. Passer hispanlolensls hispanlolensis (Temm).
Einst ein abseits vom Orte stehendes, mitten in Ölgärten und
Bosko liegendes Haus bewohnend, errichtete ich mir dabei einen so-
gonannien Futterplatz, den ich vom Fenster meines Arbeitszimmers
gut beobachten konnte und auf den auch die hin und wieder erschei-
nenden Sperlinge die gesamten Begünstigungen ungeschmälert ge-
nießen durften, als ich schon nach wenigen Tagen ein, wie ich
damals glaubte, melanstisches Exemplar des P. doiucsticiis
beobachtete. Als aber deren plötzlich mehrere w'urden, erkannte ich
in ihnen Passer hispaniolensis imd suchte nun ihre Stand- und
Schlafplätze, eventuell Nester zu erkunden. Ich entdeckte so eine
kleine Kolonie von ihnen in dem unweit von meinem Hause gelegenen
Friedhofe, wo sie auf den Cypressen nisteten. Nachdem ich sie be-
sonders schützte und fütterte, hatte ich im kommenden Jahre die Ge-
nugtuung, drei Brautpaare direkt vor meinem l^enster auf einem
Orangenbaum beobachten zu können.
56, Coccothraustes coccothraustes (L.)
Brutvogel. Bis 400 m brütet er zweimal, im Mai und Juni/Juli.
*) Neu für das Gebiet. D. Herausg.
122 Hptm. F Rohäfiek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro.
57. Sturnus vulgaris L.
Ich sah als große Seltenheit i. j, 191 3 in c-iiieni für Otus scops
ausgehängten Kasten ein Paar brüten. Diesen Nistkasten hatte ein
mir befreundeter Herr für die kleine Kule ausgehängt und war
ebenso überrascht wie ich, denselben plötzlich von einem Starenpaar
angenommen zu linden. — Indem diese im folgenden Jahre aber
ausblieben, so glaube ich, daß es sich hier nur um ein auf dem Zug
geschwächtes oder aus sonstigen Gründen zum Hierbleiben gezwun-
genes Paar gehandelt haben mag.
58. Oriolus oriolus (L).
Bis 300 m nicht gerade seltener Brutvogel.
59. Pyrrhocorax graculus (L.) pyrrhocorax auct.
Nur in den höheren Lagen, also ab H(x> m, in Höhlen meist kolo-
iiienweisc nicht zu selten, aber auch nur zu 2 — 3 Paaren beisammen
brütend gefunden.
60. Oarrulus glandarius (L).
Ab 400 m und da im allgemeinen selten.
61. Pica pica (L).
Ich fand nur einmal ein Gelege zu 4 Stück. Der Horst stand
auf einer Buche ca. 12 m hoch, fernab von allen menschlichen An-
siedelungen, auf ungefähr 1000 m Seehöhe.
62. Colaeus monedula (L).
Nachdem ich sie im Sommer erlegte und beobachtete, so ver-
mute ich sie als sehr raren Brutvogel.
63. Corvus cornix L.
J'".rst um 1000 m stellenweise nicht seltener Brutvogel.
64. Corvus corax L.
Ich sah ihn horsten kaum 20 m über der Brandung im Fels der
Steilküste bis hinauf zu den wetterzerzausten Buchen der höchsten
Bergspitzen und doch sind die der tieferen Lagen so ganz grundver-
schieden in ihrem ganzen Benehmen gegen den einsamen, unver-
träglichen Bewohner der Höhen : denn, wie schon angedeutet, duldet
der Kolkrabe des Hochlandes nie und nimmer das Kindringen eines
anderen seiner .\rt, während der in den tieferen Lagen zu allen
Zeiten, wenn .-UH-h zufällig allein oder i^aarweise heute, so doch
Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. l23
i^clsnii lUurgen wieder mit 20 — 30 Seinesgleichen ohne Zank und
Hader l'elder und W'eidegründe oder den Seestrand u. dgl. nacli
l'"ntter absucht.
65. Lanius Senator L.
Derzeit immer seltener werdender I^rutvogel, den eben
66. Lanius collurio L.
immer mehr unil melir verdrängt, um selbst au Zahl zuzunehmen. .Sij
brüteten an mehreren mir bekannten Stellen noch im Jahre 1908 nur
Senator, aber schon im Jahre 1910 beobachtete ich ein merkliches
Schwinden desselben und ein \'ordringen des collurio. bis 1913 an
keinen dieser Stellen mehr der erstgenannte anzutretifen war, sondern
eben nur collurio. der den .'icimtor es nur mehr gönnt, sehr selten
und in weit von einander getrennten Paaren zu brüten.
67. Lanius minor Gm.
Nur einmal ein (ielege von ihm gefunden, auch sonst fast nie
beobachtet.
68. Muscicapa grisola L.
In allen Lagen und an manchen Stellen gemeiner Brutvogel.
69. Hirundo rustica L.
Dort, wo sie geeignete Gebäude zur Anlage ihres Nestes iimlet.
gerade auch nicht zu häufig.
Kannte zwei Ortschaften, wo ich die rotbäuchige, an savignü
erinnernde Varietät nicht selten brütend antraf.
70. Hirundo rufula Temm.
Beobachtete im Jahre igte durch den ganzen Juni und Juli fast
täglich ein Pärchen und vermute dieshalb, daß sie denn doch, wenn
auch selten, in der Zone der Strand felsen nisten.
71. Chelldonaria urbica (L.)
Ist die häufigste Schwalbe und geht auch bedeutend höher ins
Gebirge als H. rustica. Diese fand ich an der Seeküste an aufgelas-
senen Kalköfcn brüten.
72. Riparia rupestrls (Scop.)
Ohwijhl sie hier nicht gerade selten auftritt, so habe ich denn
doch nur zweimal ihr Brüten mit Sicherheit feststellen können. In
beiden Fällen waren es nur wenige, drei bis vier l^aare, die ihre
124 Hptm. F. Rohäcek : Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro.
Nester so angebracht hatten, daß es ein Ding der Unmöglichkeit war,
sie zu erreichen.
73. Apus apus (L.)
Dieser von mir liier nur in der nächsten Nähe der Küste mit
\'orliebe brütend angetroffene \ ogel scheint im Zunehmen begriffen
zu sein, denn ich fand mehrere Orte, die früher nur vcm Sperlingen be-
setzt gehalten wurden oder gänzlich unbenutzt standen, plötzlich von
ihm besetzt vor. \'ielleicht mag dieses Vordringen der Grund
des gänzlichen Wjschwindens als Brutvogel des früher hier an
mehreren Stellen brütenden Apus iiwlba sein ; denn mir ist kein Ort
mehr bekannt, den ich mit .Sicherheit als Brutort für ihn angeben
könnte.
74. Apus murinus (Br.)
Ich kenne nur drei Höhlen an der Seekü.ste. in denen sie mit
Afius iipits gemeinsam, aber nicht bunt durcheinander, sondern immer
nehrtre Pärchen derselben Gattung enger beisammen, nisten, ergo
nicht, wie Hartert für Spanien angibt, in getrennten Flügen
leben, wo sie sich doch beim Brüten noch mehr absondern müßten.
Des weiteren habe ich sie bei ihren bekannten Neckereien und l-'lug-
spielen sowohl wie beim ordnungsmäßigen Insektenfang gemeinsam
miteinander angetroffen und schoß derer auch weitab von ihren Brut-
kolonien aus Flügen von .Ipiis apus. — Im allgemeinen kommt
unirinus allerdings früher an als Apus apus und zieht auch bedeu-
tend .-])äter ab. .'^o fand ich in den Kolonien am 20. August noch
nicht flügge Junge vor, während der schwarze Segler schon längst
mit seinen Jungen weis wo herumzigeunerf. — Am 13. Sept. waren
die Kolonien noch immer von einzelnen S';iicken des A. a. muriuus
besetz-t.
75. Caprimulgus europaeus L.
üb es sich hiebei nicht etwa um C. eur. nieridionalis Harten
gehandelt iiai. ka'm ich nicht angeben, da ich nur ein Gelege fand,
ohne den Vogel selbst damals genauer bestimmen zu können.
Merops apiaster L.
der seinerzeit in der Zupa brütete, hat seine Brutkolonie ver-
lassen.
76. Alcedo ispida L.
Ein Gelege zu finden, gelang mir gar nicht, da ich aber den Eis-
vogel auch des Sommers über und zwar vornehmlich an der Küste
Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. 125
gegen die offene See beobachtete, so liake ich ihn für einen sehenen
Brutvogel.
77. Cuculus canorus L.
Als Brutvogel nach seiner .Vii in allen Lagen anzutreffen, war
und ist er einer jener ^ ögel, die mein stetes Interesse waciizuhalten
vermögen und dennoch bin ich derzeit nicht in der Lage, mit einem
halbwegs abschließenden Urteil über ihn mit mir fertig zu werden.
Denn die in der Bocche durch die Bodenkonfiguralion und der sie
bedeckenden \'egetation gegebenen Gegensätze und Übergänge be-
dingen in dem Betragen und der Lebensweise ein und derselben
Gattung manchmal große A'erschiedenhciten, wie ich ein Beispiel be-
reits beim Kolkraben gab.
Mein seinerzeitiger Artikel im ,,Ornith. Jahrbuch", Jahrgang
XX\'II, p. 134, behält seine Richtigkeit nur für jene Gebiete bei, wo
üppigste Vegetation in entsprechender Gruppierung den Kleinvögeln
und speziell den Sylviden ein masscnliaftcs \orkommen und gutes
Gedeihen zusichert und wieder ganz anderen \"erhältnissen sieht sich
der Kuckuck in den felsigen, wenig Plianzenwuchs aufweisenden
und daher nur spärlich von der \ ogelwclt besetzten (jebieten des
Hochkarstes gegenübergestellt.
Zwar habe ich genug diesbezügliches Material gesammelt, das
zu behandeln ein Kapitel für sich bedeuten würde. Dabei wäre un-
bedingt notwendig, so dieses Anspruch auf Wert machen wollte,
genauere Daten über alles, so auch über die Zieheltern des hierortigen
Kuckucks zu geben, was mir aber derzeit der A'erhältniss wegen,
unmöglich ist. Vm mir letztere l-'ragen leichter zu gestalten,
erkor ich mir seinerzeit einige hoffnungserweckende Burschen, die
ich, so sie mir nur etwas halbwegs Brauchbares überbrachten, gut
lielohnte ; doch, weh', die Geister, die ich rief, ward ich nun nicht
los, denn von allen Ecken her erhielt ich gegen Tabak, Schnaps und
Geld, was nur mit einem \'ogelei eine entfernte Ähnlichkeit besaß
und hatte damals eben Mühe geiuig, all' dies nur zu präparieren und
für eine spätere Bearbeitung so zu verstauen, daß nacliher noch
etwas Vernünftiges aus dem Wust zu stampfen wäre.
Für heute mag somit genügen, daß ich den Kuckuck noch über-
all antraf, wo Kleinvögel brüten, vom ruppigsten Bosko an bis
hinauf zur trostlosesten Felswildnis.
78. Jynx torquilla L.
Bis 500 m sparsamer Brutvogel.
i26 Hptm. F. Rohääek: Übersicht über die Brutvögel derBocchedi Cattaro.
79. Dryocopus inartius (L).
Traf ilm nur um und über iooo m als raren Brutvügel.
80. Dendrocopus leucotos lilfordi (Seh. u. Dr.)
Der am häufigsten von mir hier brütend gefundene Speclit, auch
nur den Iidhcn Lagen um und ülx-r irxio ni angehörend.
81. Dendrocopus major (L.)
82. Dendrocopus medius (L.)
Beide, ebenfalls nur den höchsten J^agen angehörend. Ich bin
der .\nsicht, daß medius ungleich hänfiger zu finden sei als major.
Dendrocopus minor (L.)
JCrlangte einmal ein Stück in 400 m Sechöhe im Sommer in
einem Edelkastanienwäldchen ; es war ein rf. Möglich, daß dieser
leicht zu übersehende \'ogel in den tieferen, mehr ebenen Hainen
und Wäldchen denn doch noch als Brutvogel aufgefunden werden
könnte.
83. Picus viridis L.
TCbenfalls nur den Schichten um und über 1000 m angehörend,
traf ich ihn an der einen Stelle gerade nicht zu selten, um ihn an
einer anderen gänzlich zu vermissen.
84. Athene noctua (Scop.)
]?rutvogel für alle ]..agtn, freilich in den tieferen, weil an Nah-
rung reicher, am meisten. Bemerken will ich, daß ich iixemplare
schoß imd andere sicher beobachtete, die ich für A. it. glaiix anspreche.
85. Bubo bubo (L.)
Brutvogel so ziemlich in allen ihm zusagenden Orten, wenn-
gleich schon selten und immer weniger werdend. — Ich selbst sah
noch einen Horst mit 4 und mein Bruder einen mit 3 Dunenvögeln.
86. Otus scops (L.)
Die gemeinste Eule der Niederungen, habe ich sie aber stellen-
weise noch bis 1000 m brütend gefunden.
\'on meinem l-lruder erhielt ich aus Krtale \ ögel, die ich für
O. s. graeca Tschusi halten möchte.
Die \'ulturidae übergehe ich hier mit der Begründung, daß es
mir nicht gelang, sie als Brutvögel zu konstatieren.
Was man mir als junge Geier überbrachte oder mir als deren
I
Hptm. F. Rohäcek: Obersicht über die Brutvögel der Bocche di Cattaro. 127
Horste zeigte, war alles aiiderc, wobei man sich aber unter alles
andere sehr viel denken muß, nur keines der Gesuchten.
87. Aquila chrysaetus (L.)
Nachdem mir zwei besetzte Horste bekanm waren, Brutvogel.
88. Buteo buteo (L.)
In wenigen l'aaren in allen Lagen brütend.
89. Falco peregrinus [Tunst.
Ich konnte nur einen besetzten Horst oberhalb Crahovae auf-
finden.
90. Cerchneis naumanni (Fleisch).
In allen Lagen in wenigen Paaren.
91. Cerchneis tinnunculus (L.)
Noch seltener als nauinaiini. Die Gelege meiner Sammlung fand
ich nur auf Felswänden oder Bäumen.
92. Astur palumbarius (L.)
Nur einmal einen Horst n-it nur einem Nestvogel in looo m
Höhe auf einer Buche, ca. i2 m hoch, gefunden.
93. Astur brevipes Severz.
Nur in den Hainen in der unmittelbaren Nähe der größeren
ebenen Niederungen der tiefsten Schichten und nur, wenn er dort
keinen entsprechenden Horstbaum findet, höchstens 300 m hoch ins
Berglad hinaufziehend.
94. Accipiter nisus (L.)
Fand ihn schon auf 400 m horstend. Sonst am meisten noch in
den hohen und höchsten Lagen, ohne dabei gerade zu häufig zu sein.
95. Turtur turtur (L.)
Diese Taube dürfte, weil im Sommer sehr versteckt lebend, hier
häufiger brüten als man anzunehmen geneigt wäre ; denn ich fand
einst ein Nest in der nächsten Nähe meiner Wohnung, ohne je das
Girren des .rj vernommen, noch beide \'ögel vorher dort zu Gesicht
bekommen zu haben.
96. Columba Hvia Briß.
Immer seltener werdender Brutvogel. — Nicht zu selten fand
ich nur i oder bis 3 Paare allehi brütend vor, freilich auch noch gut
besetzte Kolonien mit 30 und mehr Paaren.
9*
128 Hptm. F. Rohäcek : Übersicht über die Brutvögel der Bocche di Catiaro.
97. Caccabis saxatilis graeca (Briß.)
Nenne ich absichtlich nur graeca"^'), weil alle Gelege, die ich unter-
suchen kcinnte, typische i^raectr') waren u. mir keines vom Typus des
Alpensteinhuhns unicrkani; doch lasse ich die Möglichkeit offen, dab
auch noch Caccabis sasatilis hier aufgefunden würde und so die
Übergangsgrenze Ijestininit wäre. — im üljrigen will ich eine diesLe-
züglichc Beobachtung hier einschalten : Als mir einst ein stark ange
brütetes Gelege gebracht wurde und ich mir, um es nicht nutzlos
vernichtet zu wissen, nicht anders helfen konnte, als die Eier durch
Mazerieren zu entleeren, weil kein Amoniak noch Salmiak aufzutrei-
ben war, sie ergo durch drei Tage im Wasser liegen lassen mußte, be-
obachtete ich, daß die bis datto fast reinvveißen Eier plötzlich ganz
die Zeiclniung der Alpensteinhuhncier annahmen. Nach vollendeter
Präparation, also vollkommener Austrocknung, verschwand die
Eleckung wieder bis zum normalen graeca-Typus. — üb dies auch
bei schon längerer Zeit in Sammlungen erliegenden oder nur bei
frischen Stücken gelingt, endlich in der Natur draußen bei naßcm
^\'etter zur Brutzeit sich ebenfalls ereignet und so Anlaß zu Irrun-
gen gibt, kann ich derzeit nicht feststellen.
98. Coturnix coturnix (L.)
Nach dem Ruf des q" zu schließen, eigentlich an für \V^achtebi
geeigneten Stellen nicht selten. Ich erhielt 3 Gelege.
99. Ardea cinerea L.
Im Jahre 1913 teilte man mir mit, daß ein l'aar des grauen
Reihers an einen hohen Strandfelsen gegen die offene See horstend
und auch Junge erbrütend aufgefunden worden sei. Ich selbst
konnte mich von der Richtigkeit hievon persönlich leider nicht über-
zeugen, doch waren mir die Angaben dessen, der sie mir zukommen
ließ, von früher her stets als verläßlich bekannt.
100. Ortygometra porzana (L.)
\"ün dieser, sonst nur am Zug hier anzutreffenden Halle über-
brachte mir mein Hund am 10. 7. ujii in der Sutorina ein kaum
flügges, nicht etwa in Mauser befindliches Stück und einige Tage
später noch zwei, so daß es sich doch tun ein ausnaJnnsweiscs Brüten
geliandclt hat.
101. Tringoides hypoleucus (L.)
Am 28. Juni 191 1, als ich die Küste gegen die ofTene See ent-
lang fnlir inid dabei meinen Hund das Ufer absuchen ließ, trieb dieser
i
Hptm. F. Rohäcek: Übersicht über die Biutvögel der BocchediCatfaro. 129
drei noch nicht fiiie;ljare Juiigvögel in die See, die so gut tauchen
konnten, gleichsam unter Wasser fliegend, daß es dem Hund
viel Mühe kostete, endlich eines zu fangen. — Somit nehme ich an,
daß jene Vögel, die man in wenigen Exemplaren noch am häufigsten
an den Küsten gegen die offene See im Sommer beobachten kann,
hierorts auch brüten.
102. Anas crecca L.
Diese Ente fand ich im Mai 1013 unter einem Holzstoß in der
Zupa brätend an. Meiner Ansicht dürfte dies ein angebleites Stück
gewesen sein, dem sich ein zweites, ebenfalls am Abzüge verhin-
dertes, zugesellte, denn sonst habe ich vor und nachher nie dergleichen
mehr hier beobachtet.
103. Larus cachinnans Fall.
Um eine geringfügige Bootreparatur anläßlich eines nächtlichen
Langusten fanges in den ersten Junitagen 1910 zu beheben, ging ich
an einen Felsvorsprung an der Steijküste gegen die offene See an
Land, was mein Hund zu einer Untersuchung des steilen Küsten-
felsens benützte und dabei ein Paar Silbermöven, wie ich zuerst
glaubte, vcn ihren Schlafplätzen scheuchte. Nachdem diese abei^
nach ihm stießen und keine .^cheu vor den Leuten zeigten, bequemte
ich mich ebenfalls hinauf und fand zwei schon ziemlich erwachsene
Jung^ögel. — Damals war ich der Ansicht, daß genannte Möve
öfter an der Steilküste brüte. Später, als ich so ziemlich genau die
gesamte Küste kennen gelernt hatte und keine weitere derartige
Beobachtung mehr machte und diesbezügliches auch nicht erfragen
konnte, mußte ich meine Ansicht dahin ändern, daß es sich nur um
ein ausnahmsweises Brüten gehandelt haben mag.
Somit hal)e ich versucht, in Kürze die in der Bocchc di Cattaro
und dem angrenzenden Gebiete als dort brütend konstatierten Vögel
zu nennen und entnahm die diesbezüglichen Daten den Vormer-
kungen aus meinem ornithologischen Handbuche, welches ich jetzt
gerade bei mir führe und von früher her noch besitze.
Wäre es mir möglich, derzeit mein gesamtes ^Taterial zur Hand
zu haben, so würde ich es nicht unterlassen, genauere Daten zu
geben.
130 Hauptmann Franz Rohäcek: Zur Biologie d. Sitta neumayer.
Beiträge zur Biologie der Sitta iicümayer Mich.
\'on Hauptmann Franz Rohäcek.
Dort, wo es dem Karst gefällt, m seiner ganzen trostlosen Wild-
licit zu trotzen, dort, wo nur weißer Kalkfels, von Sonnengluten zer-
l)or.sien, von Kcgengüssen zernagt und zerfressen das Auge blendet
im I.iclit der Mittagsonne; wo tot und erstorben erscheint alles
i,c-btn in (:fcr tollen Fclswildnis. wo nichts sich regt als flMmiemd
die Luft über zerfetzte Felsgrate und kein Laut vernehmbar als da.-
Siinmun des durciiglühlen Gesteins; dort erschallt plötzlich heraus
das höhnische, weithintönende, langgezogene Gelächter der l'elsen-
spechtmeise.
Damit soll aber nicht gesagt sein, daß nur der wildeste, an
\^egetation ärmste Karst sein einzig bevorzugter Aufenthalt sei.
sondern nur, daß selbst dort, wo kein anderer \'ogel mehr es wagen
würde, sein, Nest zu bauen Si!ta iiciiuiaycr noch alles zu finden
wisse, was ihr nötig; denn man trifft sie auch in viel wirt-
licheren Gegenden wie zum Beispiel dort, wo üppigste \'egetation
in zäher Ausdauer gegen ein \'ordringen des kahlen Gesteins an-
kämpft, wo neben schrofTen Wänden uralte Buchen oder Eichen
stehen mitten zwischen einem Gewirr von ungeheuren Blöcken und
Schlin.g})fianzen. Dann mag es nicht zu selten vorkommen, daß an
.solchen .^teilen beide Spechtmeisen vertreten sind und hin und
wieder ihre Rollen vertauschen und die Baumspechtmeise die Spalten
und Ritze der Felsen durchschlüpft, während die Felsenspechtmeise
zur Abwechslung ebenso geschickt an den untersten, bemoosten
Teilen der alten Bäume klettert oder beide am Boden nach Futter
suchen.
Und sprach ich früher vom Brutgebiet der neiiniayer so
u ill ich es jetzt in Standgebiet ändern, denn ich traf die Brutvögel
selbst noch auf Höhen ülier 1400 m überwinternd an und nur aus-
nahmsweise mag es gewesen sein, claß die \'ögel ihr Revier ver-
ließen, wenn übergroßer Schneefall alles überdeckte und auch dann
war ihre Abwesenheit nur so lange, bis wieder gün.stigere Witte-
rung eintrat. — Somit gilt für ein gepaartes Paar der Sitta
ncitiiiaycri, daß sie, solange sie nicht gewalt.sam voneinander ge-
trennt werden. Sommer und Winter durch Jahre hindurch immer
im gewählten Standgebiete anzutreffen sein werden und in der
Regel sind es nur die Jimgvögel oder allein gewordene Paarvögel,
die im Herbst herumziehend angetroffen werden. —
i
Hauptmann Franz Rohäcek : Zur Biologie der Sitta neumayer. 131
Wie groß nun das Standrevier eines Pärchens ist? — Auf
500 ni im Umkreise stieß icli nur selten auf deren zwei und nur
einmal auf drei Brutpaare und habe deren samt Nest wohl mehr
als 50 entdeckt. Ich traf sie ihr Nest bauend nur in Felsspallen.
die gegen Regen und abfließendes Wasser, wie, war egal, geschützt
waren, nie aber so ihren Bau anbringend, daß das Wasser ihm hätte
schaden können : denn so solid der Bau auch ausgeführt wurde, ein
mehrtägiger Regen würde ihn vollends erweichen und abstürzen
lassen.
Ich fand Nester in kaum 50 cm Höhe, wo dichter Adier-
farn sie überragte bis zu 50 cm hoch oben am Fels, bald von über-
längendem Gesträuch verdeckt, bald frei und weithin sichtbar oder
auch im Halbdunkel an den Rändern jener abgrundtiefen, brunnen-
artigen Löcher im Karst, die Felscntauben und Alpendohlen zu
ihren Brutstätten wählen, kurz überall dort, wo, wie schon erwähnt,
sich ein Felsspalt findet, der von oben durch ein Gesimse oder
vortretenden Block oder vielleicht, weil selbst überhängend, es gegen
Wasser zu schützen im Stande ist.
Ist eine solche ihr zusagende Stelle gefunden, so be-
ginnt sie damit, Flügel- und Schwanzfedern vom Steinhuhn, der
Alpendohle oder vom Kolkraben etc., oder so sie es haben kann,
schließlich auch vom Haushuhn mit dem Schnabel in die Felsritzen
dort einzuzwängen, wo sie den Bau an die Wand setzen wül. 1) Ist
der Felsspalt 80 bis 100 cm lang, so verbaut sie ihn beiderseits, so
weit, innen dadurch rechts und links einen Gang schaffend, bis sie
in der Mitte den 20 — 25 cm im Üurchm.esser haltenden, halbkugel-
oder kugelförmigen Vorbau, das eigentliche Nest, beginnen kann,
dem sie dann in der Mitte noch eine Einflugröhre von 5 — 10 cm,
etwas nach abwärts geneigt, ansetzt.
Die Wandstärken und das verwendete Material zum Bau sind
nicht überall gleich; so ist der Bau dort, wo er an den Fels ange-
klebt v\-ird, 5 — 8 cm dick, um beim Flugloch kaum i cm zu betragen,
an erster Stelle meist aus gröberen, an letzterer aus feinstem Ma-
terial und innen durch das Ein- und Ausschlüpfen wie poliert. Ge-
baut wird dieser für einen kleinen Vogel manchmal ganz unge-
heuere Bau hauptsächlichst aus einer lehmigen Erde (hier meist
Fetten) vermengt mit Steinchen bis zur Haselnußgröße, bald mehr,
1) Nun hatte icli erneut Gelegenheit, ca. 15 Nester zu untersuchen, bei
denen keine' Federn in der wie oben angegebenen Art zur Verwendung
gebracht wurden.
132 Hauptmann Franz Rohäcek: Zur Biologie der Sitta neumayer.
bald weniger Federn, die fast ausscliließlich dem Kleingefieder
diverser Kleinvögel entstammen, dann etwas Schaf- und Ziegen-
liaaren, Sclincckengeliäuscn, Flügel von Käfern und Schmetter-
lingen, sowie Spuren von Moos und Gras, wie zufällig mitgenommen.
Einmal fand ich einen Dopi)clbau. der mit einer ca. 60 cm
langen Röhre, entstanden durch die \'ermauerung der Felsspalte,
verbunden war und ein andermal, als ich so ein Nest zwecks'Ent-
nahme des Geleges abnehmen mußte, baute der Vogel an derselben
Stelle ein neues binnen 5 Tagen fertig, dem er soviel Flügel
eines Nachtschmetterlings ( \'onlerflügel : schwarz-rot, Hinterflügel :
schwarz-gelb) beimengte, daß sein Nest hievon fast vollständig
verdeckt war und eher einen großen Hallen aus schon genannten
Schmetterlingen als einem Felsenkleibernest glich. —
Das Material zum Nestbau nuiß dieser \"ogel im trockenen
Karst meist sehr weit herbeisch1ep]ien oder aus feuchten
Felsspalten und -löchern herausholen. Ich vemiute, da
ich viele nur sehr früh morgens arbeitend antraf, daß sie auch tau-
feuchtes Material hiezu verwenden. Tm übrigen müssen sie es auch
mit ihrem Speichel vermischen, denn luu- aus feuchtem Lehm oder
dergl. könnte es doch nimmei' eine Sf)lche Festigkeit erreichen, daß
es mir manchmal schwer fiel, es mit der Hand zu zerbrechen und
dies halb, zumal wenn das Gelege tief rückwärts lag und ich alles
ausbrechen mußte, .m manche gute Messerklinge nicht mehr ganz
heil wegkam. — Doch gibt es noch eine andere Möglichkeit. Eben
möglich, daß jenes feuchte lehmartige Material mit dem von der
Sonne ausgeglühten Kalksteinchen, zumal wenn es nachher hin und
wieder dann doch mit Wasser wieder benetzt wird, endlich und
schließlich zementartig abbindet, denn je älter ein solches Nest,
desto härter imd widerstandsfähiger fand ich es vor.
In diesem Bau fand ich innen i/^. bei alten Nestern
bis das Dreifache an Gewöllen von Raubvögeln, meist wohl vom
Bussard als Unterlage für das Gelege und die folgenden Jungvögel,
und bei 54 untersuchten Nestern nur 7 mit Schafwollflocken, Hühner-
federn und lladem. — diese waren aber alle in der unmittelbaren
Nähe von liewohnten Orten. Dieses Gewölle ist. solange das Gelege
noch nicht vollzählig, wirr durcheinander, denn das Q bedeckt nach
dem Legen die Eier damit. Erst beim Brüten wird es wie eine
Tenne eben getreten und meist direkt vor dem lunflugsohr fand ich
in einer schön ausgerundeten fluide das Gelege. — \"on diesem Ge-
i
Hauptmann Franz Rohäcek: Zur Biologie der Sitta neumayer. 133
i
wolle bekommen die Eier bei längerem Regenwetter, wo wohl die
\ ögel. am meisten das das Q fütternde q' l'euchtigkvit
eintragen, schwärzliche, verschwommene Flecke oder Ammercier-
artige Zeichnungen, die sich selbst mit heißem Wasser manchmal
nur unvollkommen entfernen lassen.
Die Gelege fand ich vollzählig und noch nicht angebrütet im
Mittel :
o m bis 800 m Seehöhe gegen 25. April bis 5. Mai,
800 „ „ 1200 ,, ,, um den 15. Mai und ab
1200 ,, ., ab 25. bis Ende Mai. —
Nachgele^e fand ich bis ins erste Drittel Juli.
Die vollzähligen Gelege betrugen 8, am häufigsten 10, sehr
selten II und nur einmal 12 Stück Eier.
Gebe folgende gedrängte Beschreibung" von 60 Stück von mir
untersuchten und gemessenen Eiern :
Fast immer gestreckte Form, das sicherste Erkennungszeichen.
Meist glänzend, doch auch matt, dies sehr selten. — Grundfarbe
reines Weiß. — Fleckung, sehr selten ohne, also dann reinweiß,
meist wenig gefleckt, so die Mehrzahl, manchmal aber auch stark
gefleckt. Fleckung aber immer um den stärkeren Pol gehäuft ge-
funden. — Flecken entweder fein wie Nadelstiche, doch auch, wenn-
gleich seltener, Hirsekorngröße erreichend. Rand der Flecke ent-
^^"eder scharf und intensiv, gegen die Mitte zu lichter werdend oder
auch verwaschen, bald aussehend, als ob die Farbe mit einem Pinsei
aufgetragen und nachher wieder verwaschen worden wäre, ein
andermal, als wäre sie mit einem sehr trockenen Pinsel aufgesetzt
worden oder endlich, als würde man die Flecken mit sehr verdünn-
ter Farbe in kleinen Tropfen aufgetragen und nachher eintrocknen
gelassen haben, sodaß der Rand der Flecken stärker, die Mitte nach-
her lichter wurde. — Die Farbe der Flecken ist vergleichbar mit
gebranntem Lehm bis zu nassem Eisenrost. Schnörkel und Züge nie
gefunden, wie Rev angibt, dagegen sehr selten wie Nadelstiche klein
ein oder zwei Punkte von violetter Farbe pro Ei. — Schale nicht zu
selten am spitzen, noch seltener am stumpfen oder an beiden Polen
rauh und gekörnt. — Im frischen Zustande mit schön orangerotem
Hauch auf einem warmen Weiß, weil der tiefdunkle rote Dotter und
vielleicht auch das Eiweiß durchschimmern : denn nach dem .aus-
blasen werden sie sofort porzellanweiß, ebenso die schon angebrüte-
ten Eier. — 60 von mir gemessene Eier geben :
134 Hauptmann Franz Rohäcek : Zur Biologie der Sitta neumayer.
Max.: 25:17; 23:i7'5 mm,
Mittel : 23'! :i6'i mm,
Min. : 21 :i6 mm.
Dopphöhe, (iewiclit und Korn kann ich, weil meine Instrumente
nicht zur Hand, nicht angeben und werde dies, wenn erwünscht,
später nachholen.
Die Brütezeit dauert 14 — 15 Tage, wobei das 9 ^^s Xest an-
fangs nur wenig und später fast garnicht verläßt und fast aus-
schließlich vom (^ gefüttert wird, wie ich dies an 3 Paaren be-
obachtete. Dabei sitzt das 9 so fest, daß es erst das Gelege verläßt,
wenn man das Nest zerstört, um sich dann in einer Ecke zurückzu-
ziehen, w-o man es leicht mit der Hand fangen könnte.
Vm zu erfahren, wie oft Sitta neumayer nachlegen würde,
wenn ihm sein Gelege genommen, wenn ja, ob sich dieses in der
r'^gc verändern würde, ob sie wieder am alten Platze bauen würde
etc., wählte ich mir ein leicht zu beobachtendes Paar.
Das Nest, auf 1000 m Seehöhe, das ich am 19. April entdeckte,
enthielt noch kein Gelege. Dabei mußte ich es leider teilweise, ohne
die Einflugröhren zu zer.stören, also von seitwärts, abtragen. Am
4. Mai entnahm ich demselben Neste ein Gelege von 5 Eiern und am
16. Mai verließ das Paar aber doch ihren alten Nistplatz und baute
das Nest halb abgetragen werden mußte und ich kein Ei zurückließ
und das Pärchen trotzdem in 3 — 4 Tagen den Bau wieder hergestellt
hatte und das 0 sich im Legen nicht stören ließ. — Nach dem
16. Mai verließ das Paar aber doch ihren alten Nistplatz und bauten
kaum 20 m entfernt davon ein neues binnen 5 Tagen. — Dieses
mußte ich. meinen Plan beibehaltend, am 13. Juni vollkommen ab-
nehmen und entnahm daraus ein weiteres Gelege von 10 Stück. — -
Als ich nach .Ablauf von 5 Tagen die Stelle wieder besuchte, bauten
beide Vögel noch emsig an der Neuherstellung. Was mir aber da-
mals schon wunderlich vorkam, war, daß beide hauptsächlich nur
Gewölle eintrugen und entgegen, nie sonst Regel, die Einflugröhren
nicht bauten. Am 24. Juni fand ich zu meiner Ueberraschung, daß
der Bau dort, wo sonst die Einflugröhre sich befindet, vermauert
w-orden war. sodaß es glich, als wäre dort unter dem überhängenden
Fels nur ein Klumpen Lehm hervorgequollen. _ - Daß es aber wirk-
lich das Nest des Sitta «("((H/nv^r-Pärchens war. hatte ich zweifellos
beobachtet. —
So blieb der Bau bis zum nächsten Frühjahr und als ich" ihn
?
Hauptmann Franz Rohäcek : Zur Biologie der Sitta neumayer. !35
dann am 14. Mai gelegentlich wieder besuchen konnte, war er in nor-
maler Weise ausgebaut wurden und das y bereits beim Brüten.
Die dem oben erwähnten Paar abgenommenen Eier, in Summe
23 Stück, sind untereinander nicht verschieden. Durch diesen zwar
etwas rüden \'ersuch bin ich der Ueberzeugung, daß Sitta neumayer
an der einmal erwählten Niststelle zähe festhält, auch wenn ihm sein
Nest 2- bis 3mal vollkommen zerstört und .sein Gelege genommen
wird, es einfach wiedererbaut und vom neuen dt)rt brütet und man
au '" diese Art das tj veranlassen kann, 3 — 4 Gelege pro Jahr zu
oduzieren. —
Mehrfach beobachtete ich 5". neumayer, und dies meist früh
morgens und in der Nähe des Nestes, beim Begattungsakt, bei dem
das r^ meist derartig urkomische Posituren einnahm, daß ich ver-
suchen will, es wiederzugeben.
Die Aufforderung erging in den meisten Fällen vom 0, das mit
dem q" Futter suchend, letzteres plötzlich mit einem an Acgithalos
caudatus erinnerndem feinen zieh-zieh einlud und, auf einen Fels-
block in der bekannten Stellung, mit den Flügeln zitternd, das (j*
erwartete. Dieses flog nun in den allermeisten Fällen vorerst auf
60 — 80 cm zur Seite seines 9, "-'tn sich dann wie eine Zwergohreule
fast senkrecht aufzurichten und durch Anpressen des Gefieders ganz
schlank zu machen, den Schnabel dabei so hoch hebend, daß er in der
\'erlängerung des Körpers kam, in dieser Stellung ging er seitwärts,
also traversierend, langsam auf das 9 zu, dabei noch zu allem Über-
fluß mit dem Kopfe bei jedem Seitenschritt wankelnd als wäre ihm
die Halswirbel gebrochen, um es endlich zu treten, was eine Affäre
von I . — 2 Sek. war. Nachher sofort wieder die eingangs erwähnte
steife Stellung einnehmend, wiegte es sich wohl eine Minute lang
nach rechts und links, was das Urkomische nur noch erhöhte. Nach
3 — 4maligem Treten flog es dann ab, das noch immer bettelnde ^
verlassend, um vom nächsten, ihm passenden Fels sein gellende!-"
Lachen erschallen zu lassen. —
Soviel ich mich bemühte, liie Stimme in Buchstaben wenigstens
andeutungsweise auch anderen, die sie noch nicht gehört, zur Kennt-
nis zu bringen, gelang mir selbes nicht; möglich, daß ich hiezu zu
wenig Geschick besitze. — Der Hauptruf ist eben jenes höhnische,
weithintönende, langgezogene Gelächter, so ganz passend zu dem
Aufenthalte. Weiter eben beschriebenes, feines Zieh-zieh als Auf-
forderung zur Paarung und ein I — gdjüh -gdjüh . . w ohl 20 — 3/)
Mal wiederholter Wamungsruf. —
136 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
Obwohl ausgesprochener Felsenbewohner, sah ich sie doch
(ift, die verkrüppelten Bäumchen und Sträuchcr, wie sie in den Fels-
spalten i:nd an den Wänden gedeihen, absuchen oder auf ihn'jn sit/en.
Ist sie gut aufgelegt, und das scheint bei il'r immer der Fall, so fängt
sie nach Art der Sperlinge vorbeifliegende Insekten aus der Luft.
Im Sommer bilden ihre Nahrung nur Insekten, die sie an und
zwischen dem Gestein genugsam findet, in der schlechten Jahreszeit
nimmt sie aber auch Sämereien und kommt bei hohem Schnee selbst
bis zu den Düngerhaufen, dort dann in Gemcin?clir;'i niit Ammern
etwas Genießbares suchend. — Und wie es die Baunispechtmeise mit
den Buchenkernen, so macht es der Felsenkleiber mit jenen flachen,
bis zu 3 cm Durchmesser besitzenden Geliäuseschnecken, die sie zur
Zeit der Not. im Sommer scheinbar zum \'ergnügen, in einen passen-
den Felsspalt einklemmt und aufmeißelt, aber nur einen Teil der
besseren Partien verzehrt. Manchmal fand ich in einer Spalte, die
ihr besonders bequem .«ein mochte, deren wohl bis 20 Stück, jede
schon mehrfach angelocht. Einmal beobachtete ich sie im Winter,
wie sie eine Eidechse, die sie Gott weiss woher hervorgeholt haben
mochte, teilwei.-s verzehrte. —
Ein Paar, das ich seinerzeit in einem Zimmer mit wenig
anderen Vögeln hielt, war verträglich mit allen, nur nicht mit einem
dritten ihresgleichen. Als ich ihnen dann ein Nest von draußen mit-
brachte und es in einer Ecke an einem künstlichen Felsen möglichst
naturgetreu befestigte, nahmen sie es schon nach wenigen Stunden
an und das 0 legte später auch 3 Eier, die ich noch besitze inid
welche sich durch nichts von solchen von in der I-'reiheit befindlichen
Vögeln unterscheiden. Ich konnte sie leider nicht au.sbrüten lassen,
da ich meinen Wohnort wechseln mußte. —
Nachdem ich meine ornithologische Sammlung über diverse
Alterskleider und aus den verschiedensten Jahreszeiten und Gebieten
nicht zur Hand habe, so erlasse ich mir diesen Punkt und verschiebe
seine Erledigung für ein anderesmal.
OriiitholoKisehe Reisesldzzen.*
Von Julius Michel, Bodenbach.
Fortsetzung.
6. Z i 11 e r t a 1 e r .'\ 1 p e n ,
Es war am 2"]. Jvili iot2. als ich, von Innsbruck kommend, den
Weg von .'^t. Todok am Brenner ins Schmirntal einschlug, über
*) Cfr. Orn. Jahrb. XXVUI.1917. p. 1-18,
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 137
Außer- und Inner-Schmirn s^iiig es nach Käsern und von dort durch
das Tal des Kaserbaches hinauf über die unbewaldeten Höhen zum
Tuxer Joch (2340 m), wo icli gegen i Ulir anlangte. Anfangs führte
der Weg durch das enge, mehr schluchtälinliche Tal, das noch zahl-
reiche Spuren des vernichtenden Hochwassers, aber auch schon neue
und im Entstehen begriffene \\'eg- und Schutzbauten aufwies. Aus
allnr Herren Lander, besonders aber aus dem Süden, stammten die
.^beiter, welche jedenfalls weder zur Hebung der Moral, noch zur
Vermehrung der \dgehvelt beigetragen haben. Aus dei/i am rau-
schenden Bache stehenden Gestrüpp erscholl häufig der schmettemde
Gesang des Zaunkönigs, welcher außer Meisen fast der ein-
zige Bewohner des Tales schien.
Jenseits des Joches, welches einen schönen Ausblick auf die
nahen Ferrer bietet, traf ich oberhalb der ersten Häuser von Hhiter-
Tux auf den grasigen Hängen eine kleine Schar von .\ 1 p e ti-
d o h 1 e n an.
In dem Bauernbade Hinter-Tux, welches durch seine schönen
gebräunten Holzhäuser auffällt, hielt ich nu'ch einige Zeit auf und
zog dann weiter nach Lauersbach ( Vordcr-Tu.^:). Die Berghöhen
sind meist mit Wiesen bedeckt und nur einzelne Waldstreifen ziehen
sich herab gegen die Talsohle. Das kleme Örtchen ist um die Kirche
gruppiert. Die beiden Gasthäuser waren voll besetzt und so war ich
froh, berin Dorfschuster ein einfaches, aber satiberes Zimmer zur
Unterkunft zu erhalten. Der alte, ergraute Cieselle. \\'elcher nach
des Lebens Irrfahrten hier ein ruhiges Plätzchen gefunden hatte
und der, wie so viele Dorfschuster, etwas philjsophisch angehaucht
war, ersetzte mir die vom Großstadtpflaster heimtückisch ausge-
bissenen Flügelzwecken und so konnte ich am sonnigen Sunntag-
morgen getrost meine Wanderung weiter fortsetzen.
Außer den festlich geputzten friedlichen Talbevvohncrn, welche
zur Kirche zogen, traf ich auf den halbfertigen Wegen viele Gestal-
ten mit weniger vertrauenerweckendem Aussehen, die das stille Tai
mit Arbeitslärm erfüllten.
Endlich war auch diese Strecke überwunden und in größter
Seelenruhe pilgerte ich nun durch die Dornauberger Klamm gegen
Ginzling.
Hier öftnet sich zur Rechten das Floritental. an dessen Ende die
Greizer Hütte liegt.
Das verhältnismäßig breitere Tal trägt deutlich die Spuren
iä8 Jul. Michel: Ornithologische Reisesldzezri.
seiner Entstehung durch Gletscher an sich und besitzt nur wenig
bewaldete Hänge. Je weiter aufwärts, desto mehr Moränen zeigen
sich und endlich schließt der große Floitenkccs, die Floiten- und
Löfflerspitze das Tal ab. Die zeitigen Xachmittagsstunden sind füi
ornithologische Beobachtungen sehr ungünstig und so konnte ich
außer einem kreisenden Bussarde und den gewöhnlichsten Arten
nichts anderes beobachten. Unterwegs fand ich eine tote Schnee-
maus. Gern hätte ich das Tier präpariert, aber es war nicht nsehr
tadellos erhalten. Zweimal kehrte ich um, legte es aber nach sorg-
fältiger Prüfung immer wieder weg. Beim drittenmal Umkehren zog
ich aber doch das Pelzlein ab, um wenigstens eine Erinnerimg mit-
zunehmen.
Gegen Abend langte ich in der Greizer Hütte an. Leider ließ die
mangelnde Wärme keine Beliaglichkeit aufkommen. Der Hüttenwirl,
welcher zugleich Bergführer ist, gab mir auf meine Fragen einige
Aufschlüsse, welche ich hier kurz anführen will.
Der Steinadler horstet hier nicht, streicht aber hie und da
durch und hält sich bis zu 6 \Vochen auf. Wenn Gemsen geschosseti
«erden, finden sich schnell Raben ein. Die Alpendohle ist
öfters zu sehen. Ebenso der l" 1 ü h e v o g e 1, welcher hier nach den
Heublumcn (Grassamen), den er gern bei den Heustadeln aufsucht,
„Mieter" genannt wird. Der ebenfalls hier vorkommende Alpe n-
segler wird „Speier" (in der Schweiz „Spyr") genannt. Wie vor-
auszusehen, fehlt das ..Rotbrandl" ( Hausrotschwanz) nicht. Der
S c 1'. n e e f i n k brütet in der Xähe der Hütte, desgleichen der
Mauerläufer ( Mauerkloomer oder Steinpicker genannt). Auch
das Schneehuhn kommt in der Nähe der Hütte vor. Die W a s-
seramsel kommt herauf bis ins Kar, am Bache finden sicli
W a s s e r p i e p e r und Gebirgsbach stelzen. .Auch der
D r e i z e h e n s p e c h t ist im Tale zu finden. A u e r- und B i r k
wild ist weiter unten anzutreffen, desgleichen Habicht, Bus-
sard und Sperber. Der T u r m f a 1 k ( „Windbehen" ) kommt
bis herauf zur Hütte.
Fuchs, Steinmarder tmd Hermelin dringen bis zum Gletscher
vor, die „Ratzmaus'" (Gartenschläfer) ist weiter unten beim Gast-
haus zum Steinbock ansässig.
In der Nacht herrschte ein tüchtiger Sturm, selbst am Morgen
war es noch windig, sonst aber schön. Die Löfflerspitze (3882 m)
war das Ziel des Tages. Um '/^5 wurde aufgebrochen. Meine Suche
jul. Michel: Örnithologische Reiseskizzen. 139
nach Schneehühnern blieb erfolglos, nur einige Federn und weiter
oben am Schnee eine Menge Losung bestätigten die Aussage des
Führers. Dafür sah ich einige Flühe vögel. Allmählich umzogen
sich die Bergspitzen. Der, Aufstieg führte fortwährend über Gletscher
und Schnee. Manchmal waren tiefe Spalten zu überschreiten, int
ga.nl in war aber die Tour so ziemlich gefahrlos. Dafür war sie aber
etWas anstrengend, da langanhaltende Steigung von 30 — 40'^ gegen
den Gipfel zu sogar noch größer, zu überwinden war. In der Nähe
des Gipfels, der nach 5 Stunden erreicht wurde, beobachtete ich
einige Alpendohlen. Leider herrschte dichter Nebel, welcher
die Spitze nur ab und zu auf einige Minuten freigab, aber keinerlei
Aussicht zuließ ; mein gewohntes Bergpech ! Beim Abstiege kamen
wir ;)iif den Trippachkees. \'om Felsengrate, der diesen geger.
Süden zu begrenzt, hörte ich einen kurzen Gesang und sah gleich
darauf einen prächtigen Mauerläufer, welcher in unmittelbarer
Nähe den Kces überquerte. Wunderbar stach das schöne Rot von
dem weißen Hintergrunde ab. Der \'ogel tat immer nur einzelne
Flügelschläge und beschrieb kurze Bogen im Fluge. Nachdem der
größte Teil des Gletschers durch Abfahren rasch überwunden war,
suchte ich mir über den steinigen, mit Alpenrosen und Knieholz be-
deckten Hang den Weg ins Trippachta! und langte gegen 2 Uhr in
St. Johann im Ahrntale an.
Der Himmel hatte sich während des Abstieges ausgeheitert und
nur die Bergspitzen trugen noch Tarnkappen. Bald kam aber ein
mächtiges Gewitter, das mich auf meinem Marsche nach Tatifers
noch ziemlich einweichte. Mit knapper Not fand ich ein Unter-
kommen. Am anderen Morgen sah der Himmel trostlos aus und so
gab ich meine geplante Wanderung durch die Riesenfemergruppe
auf und wandte mich, einem lang gehegten Plane folgend, dem
sonnigen Süden Tirols zu.
7. S ü d - T i r o 1.
Wie im Jahre 19 12 war auch im folgenden Jahre das Wetter
in den Nord- und Mittelalpen während des Juli und August ,, unter
aller Kanone", weshalb ich beide Jahre meine Reisetage in Südtirol
verbrachte.
Ich besuchte zweimal das Nordufer des Gardasees, durchwan-
derte und durchfuhr je nach Bedarf das Tal von Ledro, Judicarien
bis Tione, von dort durchs Sarcatal über Tobliilo nach Trient, weiter
140 JuL Michel: Ornithologische Reiseskizzeil.
durch das Val Sugana über den ]>roconepaß zur Palagruppe,"*) außer-
dem das \ al el Algone, über l'inzolu und Madonna di Campiglio ins
Sulzberger Tal und von dort über die Mendel nach Bozen.
Um nicht weitschweifig zu werden, fasse ich teilweise das orni-
thulügische Ergebnis beider Reisen zusammen.
Am ]. August 1912 wanderte ich frühmorgens auf der weißen
staubigen Straße von der Bahnstation Mori zwischen den von
Mauern eingefriedeten Gärten, in denen Mais, Wein, Tabak und
Maulbeerbäume üppig wucherten, nach dem ziemlich schmutzigen
Orte Mori. Vögel waren wenig zu sehen und zu hören, dafür häm-
merten zeitweilig Maschiuengewclire von der Höhe herab und ich
dachte mir so lebhaft, wie angenehm das sein mußte, als Zielpunkt
dieser menschen freundlichen Maschine dahinzuwandem. Wer hätte
gedacht, dal3 im gleichen Monate 2 Jahre später schon blutiger Ernst
hier herrschen würde?
Von Mori ging es weiter ilurch das schmale 'ial von Loppio
zum gleichnamigen See. Die schmutzigen, ungekämmten Weiber in
den zerrissenen Röcken sahen echt italienisch aus, was man von der
\ ogelwelt nicht behaupten konnte, denn ich traf in der zur J Jnken
wachsenden Buschwaldung nur 1) r a u n k e h 1 i g e \\' i e s e n-
s c h m ä t z e r. r n t r ü c k i g e \\ ü r g e r und ein singendes
S c h w a r z p 1 a 1 1 c h e n.
Über die karstartige Wasserscheide zwischen dem Etschtale und
dem Gardasec gelangte ich nach .Xago. \'or dem Orte herrscht
wieder südliche Üppigkeit. Hinler dem farblosen, Sjiurcn deutlichen
Verfalles aufweisenden .Städtchen ragt ein kleiner Felskamm empor,
der eine alte Burgruine trä,gt und den Gardasee verdeckt. In dem
kleinen, gartenartigen Hofraume des besten Gasthofes hing eine
gefangene B 1 a u d r o s s e 1, welche ihren .schönen drosselartigen,
aber mit kreischenden Tönen versetzten Gesang fleißig ertönen ließ.
Bald durchschritt ich das kleine Fort von Nago vuid erfreute mich
an deiu wunderbaren Blicke auf den tiefblauen Gardasee mit seinen
hochragenden, steil abfallenden Felsen zur Rechten und den lang-
gestreckten hohen Rücken des Monte Baldo zur Linken. In feinen
Duft gehüllt erblickte im Süden die weißlich leuchtende Häuser-
masse von Desanzano. ein Weitblick, wie er nur .selten beschieden ist.
Durch das malerisch gelegene Torliole wanderte ich über die von
*) Zum grüßten Teile jetzt unmiUelbares Kriegsgebiet.
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 141
J'ruclitbarkcit strotzende Anscinveniimiiir;- iler weißgrünen Sarca,
vorüber am befestigten Monte Brionc nach Riva. Ans den Gärten
leuchteten herrliche Blumen, über die Mauern hingen duftende
Oleai^ lerblüten und die Luft zitierte ni der Sonnenglut.
w.n Riva hielt ich mich 4 Tage auf und unternahm bei herr-
lichlm Wetter eine Rundfahrt um den ganzen See und eine Teilfahrt
nach Salo. Die Farbenpracht des Sees, die wundervollen Stimmungs-
bilder am Abend mui:i man gesehen haben, um sich eine ricluige \'or-
stellung davon machen zu können. Abends lernte ich bei meinem
ersten Aufenthalte auch eine Spezialität \'on Riva, die lieblichen
Mücken, gründlich kennen*) und fing früh am kühlen Korridor
einen Skorpion. In Käfigen sah ich 3 junge Stein rötel und
einige Blaudrosseln und hörte im Garten des Hotels ein
S c h \v a r z p 1 ä 1 1 c h e n singen. ( Tberhallj Riva Hegt ein altes
Kastell, das ich besuchte. Hier stieß ich auf den Stein rötel.
Gegen 7 Uhr früh ersclioll aus den mit P>üschen l^esetzten Felsen ein
drosselartiger Gesang und bald sah ich den Urheber. Stolz aufgerich-
tet saß der Vogel auf einem Steine und musterte sorgfältig die l-^i^i-
gebung. Zeitweilig schlug er kurz mit den Flügeln. Dann flog er in
die Sträucher und auf den Boden um Nahrung aufzunehmen. Beim
Hüpfen trug er den Körper wagrecht und richtete sich dann wieder
plötzlich steil auf. Beim PTiegen fällt der rotbraune Schwanz stark
auf. Dadurch, wie auch durch seine Bewegungen bekommt der Stein-
rötel viel Aehnlichkeit mit dem Rotschwanz. Der Berghang, wo ich
ihn antraf, ist stark felsig und mit Sträuchern aller .^rt : Steineiche,
wildem Buchsbaum, Feigen, Sanddorn, stranchförmigen Eschen und
vereinzelten, ziemlich verkrüppelten Kiefern und h'ichtcn be<leckt.
Dazwischen sieht man Eylanthus, Ulmensträucher, Waldreben
und Brombeergebüsche. Am Boden stehen verschiedene Disteln,
Skabiosen, Wolfsmilch, spärlich Gras u. dgl. m.
Nach ungefähr einer halben Stunde verschwand der Steinrötel.
Aus dem Gebüsch höre ich ein rasches ,,tititititititit !,, (gewöhnlich
aus 7 Silben bestehend), konnte aber den \'ogel nicht auffinden.
Da fiel plötzlich ober mir eine ScJiar Wildtaulien ein, welche
ich nach sorgfältigem Betrachten mit dem Trieder als F e 1 s e n-
tauben ansprechen mußte. Nach der Arbeit „Die Vögel von
*) Ich wußte damals noch nicht, daß man vor dem Andrehen des Lichtes
die offenen Fenster schließen muß und trug infolgedessen noch nach S Tagen
die Spuren dieser elenden Plagegeister an mir.
i42 jul. Michel: Omitholögische Reiseskizzön.
'J'iiol und \"orarlberg von l'rof. Dr. K. W. v. Dalla Torre und Franz
Anzinger. Mitteilungen des ornith. \'ereines in Wien, 1897. Ergän-
zungsheft pag. 7 — ist das Wirkunimcn von Coliimba ihia in Tirol
noch nicht stichhältig nachgewiesen und auf die \ erwechslung mit
verwilderten Haustauben hingewiesen. Dann heißt es: ,.Au) ehesten
dürfte das Vorkommen im südlichsten Tirol, /.. B. an den Felsufern
des Gardasees, konstatiert werden, doch auch von dort liegen keine
bezüglichen Mitteilungen vor." Ich glaulje nun die letzteren durch
meine ßeobachtung erbracht zu haben.
Auch ich dachte zuerst an verwilderte Haustauben, wie ich solche
früher unter der Kettenbrücke zwischen Tetschen-Bodcnbach und in
den Magazinen der Dampfschiffahrtsgesellschaft in Tetschen öfters
beobachtet habe. Ich weiß, daß dieselben mitunter vollständig oder
bis auf ganz geringe Unterschiede (Flecken an den Flügeln, tmrein
weißen JUirzel etc.) den echten Felsentauben gleichen. Da aber in der
ganzen Schar sich kein einziges Exemplar mit abweichender,
variabler Haustaubenzeichnung befand, so darf man wohl unter Be-
rücksichtigimg der geeigneten Ocrtlichkeit mit Sicherheit annehmen,
daß es sich hier um die echte Felsentaube handelt. Nach einiger Zeit
erhoben sich dieselben und tlogen gegen die Berge zu.
Ich wanderte dann weiter gegen M. Magdalena. Das Gesträuch
wurde immer dichter und bald mischten sich Perückensträucher,
Zypressen und Oelbäume darunter. Stadt- und D o r f s c h w a 1-
b e n durchschnitten fröhlich zwitschernd die reine, klare Luft. Auf
den Oelbäunien trieb sich ein s c h w a r z k e h 1 i g e r Wiesen
schmätzer umher. Auch stieß ich auf eine Gesellschaft jutiger
Steinschmätzer, auf S u m p f m e i s e n, Buchfinken
und singende S c h w a r z p 1 ä 1 1 c h e n. Große, schöne Schmetter-
linge (Eisvogel, Waldportier) gaukelten zwischen den Sträuchem,
Eidechsen soimten sich und die großen ^^'einbergzikaden erfüllten
die Luft mit ihrem Schwirren. Dazwischen ertönten feierlich die
Glocken, welche zum Sonntagsgottesdienst riefen. 1-lin unvergeß-
licher Morgen im heiteren Süden ! —
Nach dem Besuche des hochinteressanten \'aronefalles (der Bach
stürzt in ganz engen, förmlich röhrenförmigen i^palten senkrecht
herab), trat ich auf der Straße den Heimweg an. .Am Fuße einer
]~elswand hörte ich 2 — 3mal einen rollenden Gesang wie von einem
Kanarienvogel, der in ein „dididi"' ausklang. Gern hrltte ich den
Jul. Michel : Ornithologische Reiseskizzen. 143
Sänger kennen gelernt, aber die ziemlich liolicn (jartenmauern riefen
mir ein 7 u deutliches Halt ! entgegen.
Bägn zweiten Besuche des Ponalef alles beobachtete ich am
26. JulFi9t3 sowohl an der in dem Felsen gesprengten Ponalestraße,
wie auch in der Ponaleschlucht mehrere Pärchen der Felsen-
schwalbe. Die Vögel flogen lautlos in raschen und mannig-
fachen Windungen in der Nähe der Felsen : ab und zu taten sie einige
rasche Flügelschläge, dann schwebten sie wieder leicht dahin. Die
weißen Schwanzflecken waren dabei nicht sichtbar. An der steilen
Felsenwand vor dem Ponalefalle beobachtete ich an dem gleichen
Tage auch einen Mauerläufer. Hoch oben umkreisten zwei
Bussarde (anscheinend W e s p e n b u s s a r d e) die mit einigen
Sträuchern besetzten Klippen und unten am See war ein dunkler
Raubvogel wahrzunehmen, welcher sich öfter bis zu der Wasser-
oberfläche niederließ und scheinbar Beute machte. Der Größe und
Fälbung nach dürfte es wohl ein schwarzer Milan gewesen
sein. Außerdem vernahm ich den Ruf eines Hau s-R o t s c h w ä n z-
c h e n s und den Gesang eines S c h w a r z p ! ä 1 1 c h e n s.
Vom Ponalefalle wanderte ich 1912 durch das ziemlich diciit
bevölkerte Ledrotal. Anfangs ist dasselbe felsig rnd i-oniantmch,
dann wird es breiter und ist sehr fruchtbar. Hier v/ähnt man sich in
heimischen Gefilden. Nur der Maulbeerbaum erinnert noch an den
Süden. Am Bache stehen Weiden, Eschen, Uhiiea Kiefern und
Fichten und allerlei bekannte Stauden und Kraute; . Dazu tragen
die Berghänge noch hübsche Fichtenbeständc, wie sie da unten sonst
nicht zu finden sind. Freilich sieht man auch, woiiin dieser Reich-
tum wandert. Mit 3 Maultieren bespannte \v'agf'n fahren die Bretter
hinab nach Riva, wo sie auf Segler verladen und nach Italien ge-
schafift werden. Auch die \^ogelwelt zeigte gan:-, das heimische Ge-
präge. Stadt- und D o r f s c h w a 1 b e n, K o h 1- und Sumpf-
meisen, Grünspechte, F^ i n k c n, G o 1 d a m m e r, weiße
Bachstelzen. Grasmücken und rotrückige Würger be-
leben die Gegend. Gegen Storo zu, im unbewohnten Tal Simpola,
treten die Berghänge wieder nahe an den Bach uml tragen wieder
den südlichen Buschwald.
Storo ist ein kleiner Ort, der durch die an den meist unansehn-
lichen Häusern wachsenden Weinreben ein anheimelndes Aussehen
erhält. In dem gemütlichen Garten eines kleinen Gasthauses machte
ich Mittagsrast und sah den recht unansehnlich gekleideten Weibern
10*
144 Jul. Michel : Ornithologische Reiseskizzen.
zu, welche am uttcntlichcn Brunnen iln- l\upfcr|?cschirr Ijlitzblan'.c
lieben und dabei ihren „Sprechanismus" eifrig betätigten.
Wo mögen die Führungsringe der Geschosse liegen, welche aus
diesem Stolze der Hausfrauen gefertigt wurden?
Im Orte selbst sah ich öfters Kanarienvögel und Stie-
glitze in den Käfigen, weiter oben in Condino eine Sing-
drossel.
Mit dem Postauto fuhr ich durch das anfangs noch südlichen
rfianzenwuchs aufweisende, allmählich aber rauher werdende Tal
von Judicarien bis Tione, wo schon die schneebedeckten Gipfel der
Adamello- und Presanellogruppe, wie auch die kahlen Felsberge der
lirenta herüberschauen. \ on Tione geht eine vorzügliche StratSe
gegen Osten, welche über der wildrauschenden Sarca in den Felsen
gesprengt in oft schwindelnder Höhe durch das höchst romantische
Tal nach Alle Sarche und dann von hier südlich durch das mit
unzähligen allen Moränen erfüllte Sarcatal nach .\rcü und Riva führt.
In Alle Sarche zweigt die Straße nach Tricnt ab. Diese führt an dem
reizend gelegenen Toblino vorüber. Auf einer in den Toblinosee
hineinragenden Landzunge liegt das alte, sehenswerte Kastell, dem
schon \iktor v. Scheflfel in seiner italieni.schen Reise so warme Worte
der Begeisterung widmet. j\i\ einem prächtigen Sonntagsmorgen
zog ich als einziger Gast in ilas Schloß ein. Ein wolkenloser blauer
Himmel leuchtete über dem winzigen, von Säulen umgebenen Hofe,
dessen I^oden der natürliche, unregelmäßige Fels bildet. Leise
jjlätscherte der Brunnen und die zahlreichen Dorfschwalben, welche
oben an den Gesimsen nach Art der Stadtschwalben brüteten,
zwitscherten so seelenvergnügt, daß einem das Herz aufging. Ange-
nehme Kühle herrschte in dem Gastzimmer, von welchem eine kleine
Terrasse in den See hinausführte. Auf dem mit zinnengekrönten
Mauern umgebenen äußeren Hofe stehen mächtige Xadelhäume. auf
dem abschüssigen kleinen Hange, der zum See hinabführt, ragt nebei\
der durchbrochenen Mauer eine mächtige Trauerweide empor.
Zypressen, l.orbccrsträucher und ]-'eigcnhäume, Zedern und Rosen-
hecken und unbekannte Sträucher beleben den felsigen Boden unc\
unten rauscht leise das Schilf im Morgenwinde. Tiefe Stille herrschte
ringsum. Xur das Summen der Insekten drang ms lauschende Ohr,
manchmal nur von dem mißtönenden, dafür aber förmlich gcheimnis-
\oll klingenden Schrei eines Pfaues oder dem halbverwehten, har-
monischen Zwiegesange fcnur Landlcute unterbrochen.
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 145
Wem käme da nicht zauberhafte Märchenstimmiing aus ver-
schwundener Jugendzeit, wer dächte da nicht ans verwunschene
Dornröschenschloß? Unvergeßlich wird mir der Eindruck dieser hier
verlebten Morgenstunden bleiben. Im nächsten Jahre kehrte ich mit
einem lieben Freunde wieder. Wie einst Scheffel, so „lagerten wir uns
ailhiero"' ein und genossen auf der Terrasse einen ebenso stimmungs-
vollen Abend.
Am See beobachtete ich einen Fischreiher, welcher sich
aus einer kleinen Schilfgruppe erhob. .\uch ein H a b i c h t zog, von
Schwalben eifrig verfolgt, über den See. Aus den buschigen Sträu-
cliern am Lande tönte vielfach das Locken von Ci r a s m ü c k e n
und aus einem am Wasser stehenden Strauche war der tiefe Ruf des
Drosselrohrsängers zu vernehmen. Außerdem waren nur weiße
Bachstelzen zu beobachten.
Gegen Mittag fuhr ich mit dem Autn weiter nach Trient. Die
Straße steigt immer mehr und mehr, durchquert zuerst eine noch,
ziemlich fruchtbare Gegend, welche aber hinter \ ezano einen karst-
artigen Charakter annimmt. Beim Überschreiten des letzten Berg-
rückens sieht man tief unten Trient, das viclersehnte Ziel der Wel-
schen, vor sich liegen. Nach erfolgter Einquartierung in einem
deutschen Hotel besuchte ich einige Kirchen. Die Besucher waren
zumeist Frauen, welche unter fleißigem Fächern zur Orgel sangen
oder Litaneien beteten. Auch einige Männer, die in malerischen,
theatermäßigen Effektstellungen herumknieten, befanden .-ich darun-
ter. Nach Beendigung des einen Gottesdienstes zogen die Leute in
Scharen in eine andere Kirche, während ich es vorzog einen kühlen
Biergarten aufzusuchen.
Trient ist in baulicher Hinsicht eine ungemein sjlienswürdige
Stadt. In den Anlagen beim Bahnhofe sang ein Schwarzplätteben,
auf allen Giebeln, \erzierungen, V'orsprüngen und Statuen der
Kirchen und Paläste saßen Haustauben in Menge.
Schon am nächsten Morgen wanderte ich frühzeitig auf der
schönen, anfangs durch romantische Felsschluchten führtiidea
Straße gegen Pergine. Nach mir kam die gesamte Garnison von
Trient, welche zu feldmäßigen Übungen weiter in die Bci-ge zog.
Am hohen Straßenrand stehend, ließ ich das Ivi^q-inient mit seinem
Drum und Dran an mir vorüberziehen und pilgerte dann langsam
nach. Während die Kolonne in Pergine rastete, besuchte ich die
sehenswerte, wieder hergestellte Burg Persen und v- änderte dann
146 Jul. Michel : Ornithologische Reiseskizzen.
längs des Caldonazo-Sees über das reichlich schmut/ige Tenno nach
l.evicG. Jenseits des Sees liegt eine kleine, bucklige Welt, das spater
vielgenannte Hochland von \ illgercut ( l'olgariaj, welches ich
ursprünglich besuchen wollte. Heute bereue ich es doppelt, daß ich
damals meinem Plane nicht getreu blieb.
]n dem buschigen Laubwalde zwischen Tenno und Levico
waren nur die gcwülinlichstcn Vogelarten zu hören. .'\m meisten
war, wie überall in Südtirol, das Schwarzplättchcn zu vernchnjen.
\'on Levico fuhr ich nach einem Gewitter init der Hahn durch
das breite \"al Sugana, vorüber an dem burgenreichen Borgo und
anderen aus der Offensive gegen unseren treuen Bundesgenossen
wohlbekannten Orten bis Strigno. Von dort gmg es hinauf gegen
Piavc Tessino. Unterwegs bemerkte ich zum ensten-jiale in Tirol die
i\ e b e 1 k r ä h e. Tch habe sonst überall auf meinen vielen Wan-
derungen nur immer die fi a b e n k r ä h e angetroffen.
Am anderen Morgen benutzte ich von Kastell Tessino aus
anstatt der neuen Heeresstraße den alten Karrenweg über den
Brocone-Paß. Aui elenden, jetzt völlig vernachlässigten Wegen und
.Stegen geht es zuerst durch Buschwald, dann über Matten und
Almen, zuletzt durch hohen Nadelwald hinauf zur Paßhöhe. Unten
in Tessino schnarrte früh eine Wiesenralle. L'nterwegs sah ich
auf den .\lnien r o t r ü c k i g e Würger und im Lärchenwalde
S u m p f m e i s e u, dem Locken nach die A 1 p e n s u m p f m e i s e.
Gar mancher Schweißtropfen fiel dort auf steinigem Boden, aber
endlich erreichte ich doch in 1617 m .Seehöhe die neue Straße am
Passe. Hier oben waren Wasserpieper daheim, dagegen
fehlte die alpine Flora gänzlich. Beim Abstiege traf ich auf den
Wiesen viele b r a u n k e h 1 i g e W i e s e n s c h m ä t z e r, in den
einzelnen Waldparzellen A 1 ]> e n s u m p f m e i s e n.
Bei der .\lbergo al cervo (Gasthaus zum Hirschen 1 in Ronco,
einem kleinen Dorfbeißel — blieb ich stehen und betrachtete fröhlich
schmunzelnd das Schikl. Der naive Maler hatte jedenfalls noch
keinen Hirsch gesehen und hatte nun eine kühn springende Gemse
mit sczessionistischer \errenkung der Glieder und zwei umgekehrt
nach rückwärts gebogenen Geweihstangen aufgemalt. Wie hätte sich
der edle „Pittore" gefreut, wenn er gesehen hätte, wie ein bar-
barischer Zeichenlehrer fein Kunstwerk skizzierte!
Die in zahlreichen Schleifen zutale führende Straße wird durch
unsagbar elende Fußsteige abgekürzt, denen ich unbedachterweise
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 147
folgte. Manch guter deutscher Schuhnagel rostet nun dort. In
unmittelbarer Nähe eines Häuschens trieb sich im Gemüsegarten ein
Stieglitz umher. Unten im Tale bei C'anale san Bovo traf ich
auf den gemähten Wiesen wiederum Nebelkrähen an. Die
Felder wareij hauptsächlich mit Mais und Kartoffeln bebaut. In
einem städtisch, leider recht geschmacklos eingerichteten Gasthause
machte ich Mittagsrast. Da hingen an der Wand einige elend aus-
gestopfte \'ögel, ein italienisch empfundes Bild von Faust und
Grctchen und — ich war vor Staunen fast sprachlos — die beiden
bekannten Wilddiebbilder, welche man bei uns so häufig in den Dorf-
wirtshäusern findet. Dann wurde die Reise über den niederen
Golbero-Paß nach I'rimör fortgesetzt, wo ich abends nach lostün-
diger Wanderung einlangte.
Das am nächsten Tage einsetzende Regenwetter veranlaßte micl\,
die Tour in die Palagruppe aufzugeben und mit ricm Postauto über
S. Martino de castrozzo, P?neveggio, Pedrazzo und Cavalese nach
Bozen zu fahren.
Bei meinem Aufenthalte in Brixen sah ich auf der Terrasse des
alten, gemütlichen Gasthofes ,,zum Elefanten" 4 Männchen vom
italienischen Sperling ( Passer italiae) und i vom g e-
wöhnlichen Hausspatzen, sowie einige Weibchen und
Junge, welche sich mit der bekannten \'ertrautheit die hingeworfenen
Brotkrumen holten.
1913 wanderte ich mit meinem Freunde vom Schloß Toblino
nach Judicarien.
Am Eingange in das bereits im \'orjahre passierte wilde Sarca-
Tal sah ich am 28. Juli eine F e 1 s e n s c h w a 1 b e und weiter innen
eine Schar von 13 — 15 A 1 p e n s e g 1 e r n, deren weiße Unterseite
im Sonnenscheine förmlich leuchtete. Außerdem beobachtete icli
noch S c h w a r z p 1 ä 1 1 c h e n, r o t r ü c k i g e AV' ü r g e r und
Zaunkönige, auf dem Wege nach Stenico ( am linken Ufer der
Sarca ) traf ich s c h w a r z k c h 1 i g e W i e s e n s c h m h t z e r mit
Jungen. Auffallend gering schien die Zahl der sonst so zahlreichen
Hausrotschwänze.
.Steninco, einst der Gerichtssitz von Judicarien, ist ein kleines,
bergiges Städtchen mit einem neueren und einem allcii .Stadtteile
und einer alten Burg. Der alte Teil übertrifft an Eigenart noch den
\on Pinzolo. Wenn man von der Burg auf diese alten Häuser herab-
sah, glaubte man ein altes Zeltlager vor sich zu sehen. Wie Filzdecken
148 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
hingen die moosigen, dicken Strohdächer herab. Die vielfach (kirch-
gebogenen h'irstlinicn der Haupt-, Zu- und Anbauten zeigten alle
möglichen Neigungswinkel, nur die wagrechte Linie fehlte. Die
Giebel waren ganz ohne Mauerwerk, so daß man in den derzeit
ziemlich leeren Bodenraum sehen konnte. Dazu die bergigen, mit
Katzenköpfcii der schlimmsten Art gepflasterten Gassen und Seiten-
gätichen mit allerlei Toreingängen, Mauern. Schlupflöchern und
äußeren Holzstiegen! Das war so etwas für mich. Ich kroch auch
in jeden Winkel, guckte in jedes halbwegs zugängliche Loch und
freute mich dieser sonderbaren Leute, während mein l-'rcund es vor-
zog, in die freie Natur zu ziehen. Leider habe ich mir nur ein altes
Haus abgezeichnet, das zum Abbruche bestimmt war. Hätte ich eine
Ahnung gehabt, daß bereits im nächsten Jahre dies alles ein Raub
der Flanmien werden würde, ich hätte wohl einen Rasttag zum
Zeichnen gemacht. Man muß sich .eigentlich nur wundem, daß so
etwas ausnehmend Feuergefährliches so lange bestehen konnte.
\'on Stcnico wanderten wir am nächsten Morgen in das
Algonetal.
Das ist ein kleines, von Nord nach Süd streichendes, enges
Nebental, dessen Seitenhänge hauptsächlich von Strauchwald mit ein-
gestreuten Nadelbäumen bedeckt sind. In großen Mengen kommt die
Waldrebe vor. Beobachtet wurden : Gebirgsbach stelzen,
Gesellschaften von Meisen aller Art, besonders viel S c li w a n /.-
meisen. fleißig singende S c h w a r z p 1 ä 1 1 c h e n und Z a u n-
k ö n ige. ^'on den letzten fiel mir ein Stück auf, dessen Gesang
mit Ausnahme einiger einleitender Töne ganz aus Trillem bestand,
wohl ein welscher Koloratursänger ! Auch Rotkehlchen waren
zu sehen. I.'ntcrwcgs stießen wir auf einen Förster, der sich im
Laufe des Gespräches allmählich wieder auf sein ehemals erlerntes
Deutsch erinnerte und so ein zusammenhängendes Gespräch ermög-
lichte. Xow ihm erfuhr ich, daß h u e r- imd B i r k w i 1 d im Tale
zu finden sei. Das .Schnee h u h n kommt in der angrenzenden
Brentagruppe ziemlich häufig vor, wird aber von Raubtieren \ iel
verfolgt. Das H a s e 1 h u h n, er nannte es F r a n k o 1 i n, ist auf
der westlichen Seite gegen Pinzolo vorzufinden. Zwei Tage zuvor
hatte er eine Henne mit Jungen oberhalb der ungefähr in der Mitte
des Tales liegenden alten Glashütte angetroffen. Im Tale selbst
kommen Habichte und Bussarde nicht selten vor. .A. d 1 e r
zeigen sich jährlich gewöhnlich i — 2mal. Jedenfalls kommen sie aus
Jul. Michel : Ornithologische Reiseskizzen. 149
der Brentagruppe. Der M a u c r 1 ;i u f e r ist nur im Winter zu
beobachten.
Bei der Malga Stablei ging es über das Joch hinab in das frucht-
bare Tal von Pinzolo. Oben tummelten sich viele Zaunkönige
in dem lockeren Fichtenhochwalde umher. Beim Abstiege hörte ich'
eine Singdrossel und einen Weidenlaubvogel.
Das freundliche Pinzolo war kaum wiederzuerkennen. Eine
schreckliche Feuersbrunst hatte kurz vorher den größten Teil des
Ortes fast vollständig zerstört. Ganze Gassen lagen noch in Schutt
und Trümmern. Ein trauriger Anblick, der mich lebhaft an das
seinerzeit ebenso vernichtete Prutz erinnerte. Mit Mühe und Not
konnten wir Unterkunft finden. Am 30. Juli 1913 früh brachen wir
auf und marschierten über Aladonna de campiglio bis Timaro im
Sulzbergtale.
Gern hätte ich festgesetzt, ob die Spatzen bei Pinzolo der italie-
nischen Spielart angehören, aber die Tiere waren derartig scheu und
trieben sich bei der alten Kirche San Vigilio immer auf den höchsten
Punkten des Turmes so wild und mißtrauisch umher, daß ich sie nicht
genau betrachten konnte. Auf diesen Wiesen viele b r a u n k e h I i ge
W i e s e n s c h m ä t z e r. Unterwegs wurden noch Schwär z-
plättchen, Goldammern, weiße Bachstelzen,
W a 1 d 1 a u b v ö g e 1. Weidenlaubvogel, alle Arten
Meisen und eine, Zaungrasmücke beobachtet. Eine halbe
Stunde vor Campiglio beobachtete ich auf Lärchen einen B e r g-
1 a u b V o g e 1.
Campiglio liegt auf einer Waldblöße imd erinnerte mich so leb-
haft an die böhmisch-sächsische Schweiz, daß ich schleunigst Reiß-
aus nahm. Sieht man doch vom Orte aus keine Bergspitze! Der Ab-
stieg nach Timaro führte durch schattigen Hochwald, bot aber omi-
thologisch nichts von Bedeutung. Mittelst Auto und Bahn fuhren wir
riann über Cles u. Fondo zur Mendel und weiter nach Bozen.
8. Nördliche K a 1 k a 1 p e n ( K a r w e n d e 1 und R o f a n ) .
Am 2. August 1913 verließ ich am frühen Morgen die Scharnit.^
und wanderte ins Karwendeltal. In dem langen, nur sanft anstei-
gendem, ziemlich einförmigen Tale konnte ich nur alle Meisen-
arten und Goldhähnchen beobachten. Weiter oben, wo be-
reits das Krummholz vereinzelt auftritt, hörte ich die S u m p f-
m e i s e singen und L a u b v ö g e 1 locken und sah an dem noch
ziemlich ruhig fließenden Bache eine W a s s e r a m s e 1. Allmählich
150 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
tritt der Hochw ald in die Talsohle und vereinzelte Bergahorne, diese
Charakterbäume des Karwcndels, sind zu sehen.
Auch der Bach wird nuinterer. Ein Bild blieb mir in der Er-
innerung: ein großer, weißgrauer l-"elsblock vom grünlichweißen
Wasser schäumend umspült, darauf Knieholz und blühende Alpen-
rosen und mitten d"rinn ein singender Zaunkönig! In der
Anger-Alni kehrte ich ein und erquickte mich an einer vorzüglichen
Alpenmilch. Wie gut, daß unsere Hausfrauen der großen Mehrzahl
nach diese nicht kennen, sonst säßen sie jetzt bei dem blauweißen
Wasser, vom Städter Milch genannt, und weinten blutige Tränen!
Hier saß inmitten der munteren Kinder ein alter Tiroler, den
ich natürlich über die \'ogelwelt ,,ausfratschelte". Der erzählte, daß
3 — 4 ^\"l;chen zuvor in der Hinterriß ein junger Steinadler
beim Ausfliegen zu Boden kam und von Hirten erschlagen wurde.
Auch sagte er, daß bei Umhausen im ütztale noch Stein hühner
vorkämen. Möglicherweise bezieht sich vielleicht diese Beobachtung
auf frühere Zeiten — ich vergaß den Mann um die Zeit zu fragen.
Schneehühner gibt es im Karwendel, auch .\ u e r- und
B i r k w i 1 d kommt vor. Bei der Angeralm ist S c h \v a r z- und
R i n g d r o s s e 1 vertreten. Selbstverständlich fehlt die Grätsche
(T a n n c n h e h e r) nicht und das Rotbrandl (hiausrot-
schwanz) ist überall zu finden. Außerdem zählte er mir die be-
kannteren häufigen Kleinvögel auf.
Das Murmeltier ist weiter drinnen im Kar und auch auf der
Bärenalpe zu finden. In der Hütte selbst sind Hausmaus und
..Waldratzen'' (Gartenschläfer) als Gäste zu bemerken. Beim Ab-
märsche beobachtete ich ein Männchen der gelben Gebirg s-
stelze und S c h o p f m e i s c n. Dann ging es aus dem noch
immer breiten Talboden im Zickzack über den steilen Querriegel
hinauf zum Karwendelhause. Schon unterwegs traten Wasser-
pieper mit Jungen und graue Hausrotschwänze auf,
oben am Hochalpensattel waren nur Wasserpieper wahrzu-
nehmen.
Als ich am nächsten Morgen weiter wanderte, sah ich meiirere
Alpendohlen, deren Gefieder im Sonnenscheine prächtig
glänzte. Ungefähr 300 m hinter der Hütte stand auf 50 m Entfer-
nung eine Gemse im Kar und äßte ganz ruhig. Ich wollte meinen
Augen nicht trauen und nahm den Trieder zur Hand — aber es
blieb eine richtige, wahrhaftige „Jemse".
Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen. 151
Nun achtete ich unterwegs auf (He Sandrießen und sah so l>is
12 Uhr mittags über 40 Stück, alte und junge Gemsen. Das Karwen-
delgebirge gehört wohl zu den wildreichsten Gebieten der .^Ipen.
Im Knieholzc traf ich graue H a u s r o t s c h w ä n z e und hörte
den A 1 p e n 1 e i n f i n k e n rufen. W a s s e r p i e p e r gab es
überall. Weiter unten, wo bereits wieder fliehten im Knieholze auf-
tauchen, sah ich 2 Gimpel und hörte S u m p f m c i s c n und
Zaunkönige. Auch eine Ringdrossel trieb ich aus einem
Latschenbusche auf.
Auf einer Lichtung, dem kleinen Ahornboden, stehen n";achtige,
flechten- und moosbedeckte, aber nicht sehr hohe Bergah<~irne. Den
Hintergrund bilden liohe, graue Felswände, von denen große Sand-
riesen herunterreichen. Auf einer derselben zählte ich 8 Gemsen.
Dann ging es wieder aufwärts. Li den mit Flechten bedeckten Fich-
ten waren nur AI e i s e n zu sehen. Beim Austritte aus dem Waide
auf die Alm erhoben sich viele AI isteldrosseln und R i n g-
drosseln, welche hier ihre Nahrung gesucht und aus einem ^^'as-
sertümpel getrmiken hatten. Auch Finken waren in größerer
Zahl dabei. Von der Ladiz-Alm, wo nur anttatt der vielbesungenen
Dirndeln etwas weniger saubere Männer eine gute Alilcii verab-
reichten, ging es über die Matten hinauf zum SuIlis-jocJ!. von wo aus
ich in den gegenüberliegenden Felshängen wiederum 12 Gemsen,
darunter einige Kitze, erblickte. In der Folge sah ich die durchaus
nicht Fcheuen Tiere in größeren und kleineren Rudelr; seltener allein,
noch öfters. Bei der Lalider Steinwand konnte ich sehr gut Stein-
schläge beobachten und den Gesang eines Flüevogels vernehmen .
Unterhalb des Joches waren wieder Wasserpieper zu sehen.
Nach einem ziemlich steilen Abstiege über Matten gelangte 'ch in die
Eng, das ist der flache Talboden des Eng-Baches. Auf den Wiesen
standen einzelne kräftige, aber wenig ausladende Bergahorne und hie
und da auch große Wettertannen. R o t s c h w ä n z e und W a s-
serpieper belebten die Gegend. Nach der im Gasthause zur Eng
abgehaltenen Mittagsrast ging es trotz des wehen Fußes wieder
rüstig in einen engen, schutterfüllten Tälchen mit reißendem Bache
emix)r zum Lamsenjoche. Wir dem Joche sah ich B e r g 1 e i n-
f i n k e n mit Jungen, W a s s e r p i e p e r und S u ni p f ni e i s e n.
Hier oben bei der Lamsenhütte gibt es Schneehühner und
Alpendohlen, aber keine Steinhühner. Am nächsten Morgen
bestieg ich allein die Hochnissel (2544 m), welche einen hübschen
152 Jul. Michel: Ornithologische Reiseskizzen.
Femblick auf die Zillertaler und die umliegenden Berge gewährt.
Auf dem mit etwas Kletterei verbundenen Aufstiege konnte ich nur
singende F 1 ü e v ö g e 1 beobachten, doch soll vor vier Jahren in den
Felswänden noch ein Steinadler gehorstet haben. Am Nachmit-
tage stieg ich in die Pertisau ab. Das breite, geröllerfüllte Tal des
Falztumbaches war vollständig trocken. Außer Sumpf- und
Schopfmeisen, braun kehligen W iesenschmät-
? e r n und weißen Bachstelzen gelangte nichts zur Be-
obachtung.
In Seespitz am .Achensee ülx-rnachtcte ich in einem scheuerartigen
Nebengebäude (unter mir residierte das Borstenvieh) und wanderte
am anderen Tage über Maurach ins Rofangebirge.
Im Walde unterwegs nur Meisen, Haus- und \V a 1 d r o t-
schwänzchen und Singdrosseln gesehen. Weiter oben
flog lautlos ein T a n n e n h e h e r von Baum zu I^aum und lockte
ein G i m )) c 1. in der l>furter Hütte, welche einen wundervollen
Bück auf den .\chensee und die westlich gelegenen Berge gewährt,
wurde gerastet und dann ging es in tiimmemder Sonnenglut durch
ein ödes, charakteri.stisches Kar (wohl das Grubenkar), das von
weißen, die bezeichnenden \'erwitterungsrinnen aufweisenden Kalk-
steinblöcken übersäet war. zwischen welchen spärlicher Rasen,
Alpenrosen und kümmerliche Zirbelkiefern gediehen. Die frische
Höhenluft milderte die Hitze. Unterwegs dachte ich mir aber trotz-
dem, wie gut es ist. daß der Schweiß nicht kalkhaltig ist, sonst hätte
ich sicherlich Tropfsteine an der Nase bekommen, \"on einem Hüter-
buben hörte ich. daß Schneehühner hier oben nicht selten sind.
.Auch den Mauerläufer kannte er. Bei der Kofanspitze waren
Alpendohlen zu sehen. Nach Cberkletterung des Sagzahnes,
einer Felsklippe, welche den Zugang zu dem Sonnen wendjoche ver-
sperrt, gelangte ich auf dasselbe. Es ist ein langgestreckter, grasbe-
deckter Rücken, der nach Osten zu in steilen, zerrissenen Felswänden
abstürzt. .Am südlichsten Punkte desselben genießt man einen herr-
lichen l)iick auf das Inntal, die Hohen Tauern und die Bergwelt des
mittleren Tirol. Auf den ATatten trieb sich eine Schar von minde-
stens loo Alpendohlen umher, welche in der sie charakteri-
sierenden Art das Gelände absuchte, dann unter gewaltigem Geschrei
kleine Flugspiele aufführte und sich hierauf auf den Felsblöcken zur
Rast niederließ und sich sonnte. Mit \'ergnügen betrachtete ich das
muntere Treiben, bis mich ein tiefes „goak" ober mir aufblicken ließ.
Wilh. Rüdiger: Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet-Sümpfen. 153
Ein mächtiger Kolkrabe zog dalier. bog aber schon nach wenigen
Augenblicken um eine Felsklippe und verschwand. Alle Anstrengun-
gen, den \'ogel in dem Felsgewirr des Steilabsturzes noch einmal zu
sehen, blieben leider vergeblich.
Bis auf das Kaisergebirge, das von Wolken verhüllt war, stand
die ganze Bergwelt klar und rein vor meinen Augen und beim Ab-
stiege bedauerte ich lebhaft, nicht oben geblieben zu sein. Als ich aber
am anderen Morgen in Kramsach bei Rattenberg aus den I-'edeni
kroch und den Regen sah, der alles ringsum einhüllte und dann
tagelang nicht mehr aussetzte, da war ich doch froh, den letzten
schönen Tag so glücklich ausgenützt zu haben.
Einige Notizen über Raubvögel in den Pripjet-Sämpfen.
Von Wilhelm Rüdiger.
Anfänglich in den Rokitno-Sümpfen, bin ich seit Mitte Septem-
ber 1916 im Pripiet-Surapfgebiet ; das Pripjetflüßchen fließt nur
4 km südlich von meinem Unterkunftsort enntfernt vorüber. Wäh-
rend Jahresfrist habe ich oft und häufig Gelegenheit gehabt, ornitho-
logische Beobachtungen zu machen und neben Kleinvögeln auch
Raubvögel erbeutet.
Am 14. Augtist 1917 schoß ich einen Buteu stminennannae; der
übervolle Magen des \'ogels enthielt nur Mäusereste. Pastor Klein-
schmidt erhielt diesen Bussard. Derselbe schreibt mir untemi 24. Au-
gust 1917: ,,Es ist ein sehr charakteristisches Stück von B. ciinnier-
inannae. schon fast darüber hinaus zvmi desertorum-T\\n\s hin-
neigend, aber doch ein echter ziiiunermannae nach Schwanzfärbung.
Der Schnabel hat auch die charakteristische kurz-winklige Form,
Flügel etwa 38, also wohl 9 ad." — .\n einigen späteren Tagen zogen
einzelne Vögel dieser Art ohne Aufenthalt nach NW. ; am 7. .Sep-
tember 1917 früh 6 Uhr überstrich mich ein Stück sehr niedrig, leider
hatte ich ein Gewehr nicht zur Hand ; schon mit bloßem Auge sah icli
die stark rostrot gefärbte Unterseite, was mir aber mein Prismenglar
erst recht gut zeigte. —
Weihen treten als Brutvögcl in den Pripjetsümpfen recht häufig
auf ; doch sind die \'ögel im Fluge nicht immer sicher zu bestimmen.
Sollen \'eröfifentlichungen und Behauptungen wirklich Wert
haben, tlann müssen Belegstücke gesammelt werden. So konnte ich
CircH.t pygcifiiiis durch Eier und Nestjunge feststellen. Beim Erben-
154 V. Capek: Der sibirische Tannenliälier.
ten versciiicdeiKT Rohrsänger, sowie Scliwirle fand ich am 3. Juli'
1917 einen Horst dieser Weihe im Weidengestrüpp. Der alte \'oge!
strich ab und wurde hiedurch zum N'crräter des Horste»;. Dieser barg
2 Eier und ein wohl 8 Tage altes junge: beide Kier waren ungleich
groß, doch klein und zeigten mir den Wiesen weihen-Typ. .^ni
27. Juli besuchte ich abermals diesen Horst und nahm nunmehr das
fast flügge Junge. Pastor Kleinschmidt war Rmpfänger und ?chreibt
mir dieser unter dem 2. August 1917: ..Ich habe von der VViesen-
weihe Flügelspitzen, Fänge und Hrustfedern, alles zum Bestimmen
wichtige aufgehoben. Obschon die Kennzeichen noch nicht recht
ausgebildet sind, zweifle ich doch bei der Kleinheit der Fänge nicht
daran, daß es eine Wiesenweihe ist."
Am 3. September 1917 wird eine Circiis macrourus erlegt: damit
auch dieser Vogel unzweifelhaft richtig bestimmt wird, schicke ich
ihn auch nach Dcdcrstedt Die Antwort lautet : ..Vielen Dank für
Sleppenweihen-Balg, <J jun. Kl."
Daß in meinem Reobachtungsgebiet aber auch Circiis aeniiii)wsiis.
die Rohrweihe, auftritt, kann ich damit bekräftigen, daß ich am
18. September iyi6 von einem Panjehause einen l'lügel entnehmen
konnte. Beide Flügel waren angebracht oberhalb der Eingangstür.
Auch diesmal war Pastor O. Kleinschmidt der Empfänger. In einem
J^^riefe vom 9. Oktober 1916 wird meine Bestimmung bestätigt.
Weim es mir nunmehr gelungen ist, das Vorkommen von Circus
pygargits. inacroiinis und aerugiiiosiis durch Belegstücke zu bekräf-
tigen, so haben mir meine vielen Beobachtungen im unendlich großen
Pripjet-Sumpfgebiet gezeigt, daß Circus pygargiis die gemeinste
Weihe ist. Danach dürfte macrourus kommen : sicherlich tritt aber
auch C. cyancus. die Kornweihe, auf. Hierfür aber müßte ich erst ein
Belegstück erbringen.
Der sibirische Taniieuhäher (Nucifraga ear. macrorliyu-
chos Breliiu) in Mähreu 1917.
V. Capek, Oslawan,
Am 7. Oktober wurde der erste Fremdling von einem Kenner
bei Oslawan beobachtet, tags darauf wohl derselbe \^ogel unweit da-
von geschossen. Am i6. Okt. hat ein Heger auf einer Wiese am
^^ aldrande 2 Stück gesehen, von welchen er einen für mich erlegte.
Auch die folgenden 5 Tage bemerkte er einigemal i oder 2 Stücke,
Literatur. 155
wohl nicht immer dieselben. Von anderer Seite ist mir keine Nach-
richt zugekommen. — Das erlegte Exemplar war ein junges Stück
mit weißer Flügclbinde ; von den beiden mittleren Steuerfedern war
die eine alt mit fast vollständig abgeriebener Endbinde, die andere
erneuert, gleich lang, die weiße Endbinde unversehrt.
V. Capek, Osla-.van.
Literatur.
Berichte und Anzeigen.
A. Ibarth. Die Vogelwelt der Insel Messina in : „Das staatliche Vogel-
schutzgebiet an der alten Weichselmündung bei Neufähr unweit Danzig."
[H. Conwentz. Beitr. Naturdenkmpfl. V. 1916. H. 3. p. 393-413.]
Die der Schilderung der Vogelwelt der seit 1915 als staatliches Vogel-
schutzgebiet erklärten Insel Messina bei Neufähr in Westpreußen voran-
gehenden Abschnitte behandeln die Schritte, welche zum Schutze der Insel
eingeleitet wurden (H. Conwentz), die Geschichte der Sicherung mit beson-
derer Berücksichtigung des Rechtes am Meeresstrand (E. Herrmann), die
Pflanzenwelt (H. Preuß). A. I b a r t h, Danzig, schildert auf Grund vieljähriger
Beobachtungen in sehr übersichtlicher Weise die Ornis dieses neuen Schutz-
gebietes, für welches bisher 123 Arten nachgewiesen wurden, von denen
27 als Seltenheiten und unregelmäßige — , 72 als regelmäßige Erscheinungen
und 24 als Brutvögel anzusehen sind. Von ersteren möchten wir hervor-
heben Uria lomvia, Hydrobates leucorhoa, Sterna caspia, Nyctea nyctea und
besonders Panurus biarmicus, von welchem am 17. XI. 1915 ein ganzer Flug
dieser für Westpreußen noch nicht nachgewiesenen Art im Rohr des Karau-
schenteiches angetroffen wurde. Da Verf. die Art auch im Juni 1916 fest-
stellen konnte, liegt ein Brüten derselben sehr nahe. Unter den regelmäßigen
Erscheinungen verdientauch der schmalschnäblige Wassertreter
Erwähnung, der im Herbst in größeren Gesellschaften auftritt. Bemerkt sei,
daß die Schilderung der Vogelwelt sich nicht ausschließlich auf die engen
Grenzen des dermaligen Schutzgebietes beschränkt, sondern auch auf das
angrenzende Gelände erstreckt, als dessen Mittelpunkt Messina gilt. Als ein
höchst erfreuliches Zeichen müssen wir es bezeichnen, daß inmitten des
tobenden Weltkrieges es ermöghcht wurde, ein neues Reservat der Tier-
und Pflanzenwelt zu schaffen. T.
F. Pax. Wandlungen der schlesischen Tierwelt in geschichtlicher Zeit.
[H. Conwentz. Beitr. Naturdenkmpfl. V. 1916. 3 H.p. 414-472 m. 5 Texttab.]
Unter Einbeziehung aller Tiergruppen entwirft Verf. in eingehender
Weise ein Bild der Wandlungen, welche die schlesische Tierwelt in geschicht-
licher Zeit erfahren hat, Ursache und Wirkung berücksichtigend. Wenn auch
156 Literatur.
da und dort direkte Eingriffe von Seite des Menschen Arten von isoliertem
Vorkommen ganz oder nahezu ganz vernichtet haben, so sind sie doch ver-
schwindend gegen die indirekten, welche die Kultur durch ihre Veränderung
der Bodendecke bewirkte, indem sie einerseits der indigenen Tierwelt die Le-
bensbedingungen entzog, andi rerseits dadurch aber anderen Formen wieder
die Einwanderung und Ausbreitung ermöglichte. Die immer weiter um sich
greifende veränderte Bodenbewirtsdiaftung, diefremdcs an Stelle des ursprüng-
lichen setzte, bewirkte als logische Folge auch einen \Vech'^el in dem
früheren Bestände der Tier- und Pflanzenwelt, indem andere Formen an
ihre Stelle treten,- für welche sich die Daseinsbedingungen geebnet haben.
Überall läßt sich das beobachten, wenn wir nur darauf achten. Es ist ge-
wiß anerkennend zu begrüßen, daß Verf. uns in vorli-gender Arbeit ein sehr
übersichtliches Bild der Veränderungen gegeben, welche die Tierwelt
Schlesiens bis in die Neuzeit erfahren hat. Ist auch nicht weniges für immer
verloren, so erwächst uns daraus die Pflicht, die noch vorhandenen, ohne
schützende Hand dem Aussterben verfallenden Reste, vor diesem Schicksale
nach Möglichkeit zu bewahren und zu erhalten. T.
W. Bacmeister. Zur Ornithologie des württembergischen Schwarz-
waldes. [Zoül. Beob. LVllI. 1917, Nr. 1. p. 4-16.]
Von der richtigen Annahme ausgehend, daß zuiri Ausbaue einer
Landesornis lokalfaunistische Beiträge als Bausteine unerläßlich sind, hat
Verf., derzeit als Hauptmann im Felde, die Muße eines Urlaubes dazu be-
nützt, die während eines zweimaligen Aufenthaltes in württembergischem
Schwarzwalde gesammelten Beobachtungen zusammen zu stellen. 67 Arten
werden für das Gebiet mit näheren Nachweisen ihres Auftretens aufgezählt
doch hält Verf. damit die Zahl für nicht erschöpft. Hervorgehoben sei ein
Exemplar von Glaucidium passerinum, welches vor ungefähr 10 Jahren im
Niederholz erlegt wurde und in der Sammlung von Schultheiß Schleech
steht. Verf. hält die Art als Brutvogel des Gebietes. T.
H. Reichling. Beiträge zur Vogelfauna des Münsterlandes. (44. Jahrb.
Westf. Prov.-Ver. VViss. u. Kunst. 1915/16. p. 154-168.]
Verf gibt hier seine mehrjährigen Beobachtungen, die vorzugsweise
die Brutzeit umfassen und sich auf die besonders typischen Arten und
wichtigsten Dmchzügler beschränken. Ciconia nigra, vor 40 Jahren Brut-
vogel, jetzt seltener Durchzügler; Ardea cinerea hat nur eine Brutkolonie
in Sythen, die aus 8—10 Paaren besteht ; Diyocopus martius ist seit unge-
fähr 15 Jahren Brutvogel; Emberiza liortulana sporadisch brütend; Serinus
serinus, 1908 zuerst festgestellt, ist in langsamer Zunahme begriffen ; Mota-
cilla boaritla, vor ca. 13 Jahren sehr spärlich, jetzt mehrfach Brutvogel
Anthiis spinoletta alljährlich auf dem Durchzuge in Trupps von 6 -8 Stück;
Erithacus cyanecitla tritt seit einigen Jahren etwas häufiger als Brut-
vogel auf T.
W. Hennemann. Zum Vorkommen der Nachtigall im Sauerlande.
[44. Jahrb. Westf. Prov.-Ver. Wiss. u. Kunst. 1915/16. p. 169—173.]
Die umfangreichen Nachfragen ergaben einen starken Rückgang, viel-
Literatur. 157
fach ein vollständiges Verschwinden der Nachtigall im Gebiete, das nach
Verf. Ansicht auf Beeinträchtigung ihrer Wohngebiete und die Vermehrung
der Katzen zurückzuführen ist. T.
E. Stresemann. Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges. [Verh.
Orn. Ges. Bayern. XIII. 1917. 1. p. 50-52.]
Auf die V. Lucanus'schen Beobachtungen und Fesstellungen über die
Höhe des Vogelzuges und die Sichtbarkeit des einzelnen Vogels, welche
z. B. bei der Drossel bereits bei 300 m endet, zurückgreifend, führt Verf.
seine eigenen Beobachtungen von einem Fesselballon aus an, die sich auf
den Mauersegler beschränken, den er in Höhen von 600—750 m feststellen
konnte. Das Aufsuchen so großer Höhen möchte Verf. als spielerische
Flugleistung ansehen. T.
H. Stadler. Vom Zug der Mauersegler {Micropus apus apus (L.) im
Maintal. 1916. [Verh. Orn. Ges. Bay. XIII. 1917. 1. p. 74-81.]
Eine sehr interessante, eingehende Studie über den Seglerzug im
Maintal, über Kommen und Gehen derselben, Durchzug nordischer bez.
östlich beheimateter, VVetterflucht bei andauernder kühler, regnerischen
Witterung und Rückkehr bei Ausheiterung. Verf. hat bez. der Wetterflucht
der Segler und deren abermalige Rückkehr, auch der nordischen, sehr wert-
volle Beobachtungen gemacht, die es verdienen, aufmerksam gelesen zu
werden und es wieder beweisen, wie viel es noch bei anderen gewöhn-
lichen Arten in biologischer Hinsicht zu erforschen gibt. Die Annahme Verf.,
daß die noch in der zweiten Julihälfte ost- und nordwärts durchziehenden
Segler in ihrer entfernten Brutheimat zur Fortpflanzung schreiten würden,
scheint mir, wie ich bereits an anderer Stelle bemerkte, doch sehr fraglich,
da nach meiner, allerdings nur einmaliger Beobachtung, das Brutgeschäft
von der Ablage des zweiten Ei und bis zum Ausfluge der Jungen 58 Tage,
also über 8 Wochen erfordert und man in Schweden anfangs Juni die Ge-
lege findet. T.
7., 8. u. 9. Jahresbericht (1915, 1916 u. 1917) der staatlich autori-
sierten Versuchs- und Musteranstalt für Vogelschutz von H. Freih. v.
Berlepsch auf Burg Sebach, erstattet von F. Schwabe. —Langensalza
1915, 1916, 1917. gr. 8, 9 und 20 pp.
Ungeachtet der langen Dauer des Weltkrieges und der durch ihn be-
dingten zahlreichen Hemmungen, hat die Seebacher Versuchs- und Muster-
anstalt das sich gestellte Ziel unentwegt weiter verfolgt, wie aus den drei
vorliegenden Jahresberichten, die einen stetigen Fortschritt in den Be-
strebungen aufweisen, ersichtlich ist, auf welche wir empfehlend verweisen.
F.Schwabe hat 1916 außerdem eine für die Allgemeinheit bestimmte
mit Textbildern versehene Broschüre, „Wo Vogelgesang, da Erntesegen!" Ein
Weckruf und Hinweis auf die Notwendigkeit und den Nutzen des Vogel-
schutzes im Land- und Gartenbau veröffentlicht, welche die weiteste Ver-
breitung verdient. T.
H. Fischer-Sigwart. Kuttengeier und Gänsegeier in der Schweiz.
[D. prakt. Forstw. f. d. Schweiz. 50. 1914. No. 9. p. 139—142.]
11
158 Literatur.
Am 24. V. wurden im Nessental, Berner Oberland, zwei Kuttengeier
erlegt, deren einer ins Museum von Neuenburg, der andere in die Privat-
sammlung des Hotelbesitzers in Engstelenalp gelangte. Ein Gänsegeier
wurde wieder im Juni bei Schuls in Graubünden gescl.ossen und von dem
Rhätischen Museum erworben. Die vom Verf. eingeleiteten sorgfaltigen
Nachforschungen ergaben, daß es bei allen drei Exemplaren sehr fraglich
erscheint, ob es sich tatsächlich um verflogene od. um entkommene
Tiere handelt. T.
Museum Zofingen. Bericht über die Jahre 1911/15. — Zofingen 1915.
gr. 8. 37 pp.
Gibt Bericht über die Erwerbungen und die Publikationen des Kon-
servators genannten Museums, H. Fischer-Sigwart. T.
H. Fischer-Sigwart. Die Kreuzschnabel-Invasion 1909. [Orn. Beob.
1915. H. 5 u. 6. sep. 7 pp]
Auch die Schweiz wurde während dieses denkwürdigen Zuges von
Kreuzschnäbeln überschwemmt. Verf. bringt als Anhang zu der über
diesen Zug auf Schweizer Gebiet von A. Heß im „Orn. Beob." 1915 ver-
öffentlichten Arbeit weitere Beobachtungen, aus denen ersichtlich ist, daß
sich die Invasion von August 1909 bis in den Winter 1909 u. 1910 erstreckte,
von da an abflauend, aber in Resten noch bis in den Sommer hinein sich
erstreckend. 1914 traten infolge guter Samenjahre Kreuzschnäbel recht
häufig auf, ohne daß man von einer Einwanderung aus dem Norden
sprechen konnte. T.
H. Fischer-Sigwart. Der Seidenschwanz (Bombycilla garrula L.) und
seine Züge in der Schweiz im 20. Jahrhundert. [Tierw. 1916. sep. 8. 7 pp.]
Nach kurzen Bemerkungen über das Kleid des Vogels, dessen Ge-
schlechter sich äußerlich nicht unterscheiden lassen, dann über die roten
Hornplättchen an den Schwanzspitzen, die sich auch wiewohl selten bei
alten 99 finden, zählt Verf. die größeren Invasionen im 19. Jahrhundert
und dann die im laufenden im Detail auf, welche sich auf die Jahre 1903—
1904 und 1913—1914 verteilen. Die erstere war die weit größere. T.
H. Fischer-Sigwart. Seltene Vögel des Wauwilermoses seit der
Trockenlegung des Wauvvilerseeleins. [Ornith. Beob. 1916. H. M. sep. 3pp.]
Hervorgehoben seien Otis tarda 5-. Februar 1855. Ciconia nigra 5
1875 erlegt, 1886 beobachtet, Plegadis falcinellus, ein Trupp von 5 Stück,
davon 30. V. 4 erlegt, Merops apiaster zeigte sich im Frühjahr 1911 ein
Flug, von dem 3 Ex. erlegt wurden. T.
H. Fischer-Sigwart. Über den Vogelzug im schweizerischen Mittel-
lande und über dem Vogelflug. [Zool. Beob. LVII. 1916. H. 4—6 sep. 47 pp.]
Beobachtungen sind es, welche der bekannte Schweizer Ornithologe
während eines Menschenlebens gesammelt, die viel Interessantes über den
Zug im allgemeinen wie besonders über den im schweizerischen Mittellande
berichten. Der Zug, dieses unerschöpfliche Thema, hat an Verf. einen
Literatur. 159
ebenso eifrigen wie verständnisvollen Beobachter gefunden, dessen Schiide-
rungen uns mit den Zugverhältnissen seines Gebietes vertraut machen,
welche immer sorgfältig registriert wurden. Wer sich für den Vogelzug
interessiert, den werden Verf. Ausführungen, die volle Beachtung verdienen,
von Anfang an bis zum Schlüsse fesseln. In einem späteren Abschnitte
wird die Art und Weise des Fluges und Zuges in den höchsten Luft-
schichten besprochen. Zwei Tabellen, Sommer-Zugvögel- und Wintergäste,
geordnet nach den mittleren Daten ihrer Ankunft, bilden den Abschluß
der Arbeit. T.
F. Koske. Die Veröffentlichungen über die Vogelwelt Pommerns.
Ornithologische Bibliographie Pommerns bis zum Ende des Jahres 1915.
[J. f. O. 1917. No. 1, 2. p. 1-42, 121 — 169.)
Der durch die seit vielen Jahren herausgegebenen ornithologischen
Jahresberichte aus Pommern bekannte Verfasser bietet uns hier eine umfang-
reiche Zusammenstellung der gesamten ornithologischen Veröffentlichungen
über Pommern, von den frühesten Anfängen (1530) bis 1915. Derartige
genaue Arbeiten besitzen großen Wert, denn die Kenntnis der Literatur ist
die Grundbedingung für jede Forschung. Soweit wir es zu beurteilen ver-
mögen, hat der Verf. alle Quellen gewissenhaft benützt und sich durch diese
mühevolle Arbeit gewiß den Dank, insbesondere der jüngeren Ornithologen
seiner Heimatprovinz erworben. Das gesamte Material ist nach Jahren und
innerhalb dieser alphabethisch geordnet. Ein Naraensverzeichnis am Schluß
verweist auf die Arbeiten der einzelnen Autoren. T.
Qv. Sajovic. Ornitologicni zapiski za Kranjesko v letih 1914 do 1916
(Ornithologische Notizen für Krain in den Jahrea 1914/16.) [Carniola VII. 1917.
No. Vj p. 70—93 m. Textb.]
Vorstehender Bericht gibt ausführliche Mitteilungen über alle ornitho-
logischen Vorkommnisse in Krain in der Zeit von 1914 — 1916, einschließlich
der Ankunftsdaten. Ein näheres Eingehen auf die gewiß interessante Arbeit
verhindert uns die Sprache, in der sie abgefaßt ist. T.
Dritter Bericht über die Tätigkeit der Ornithologischen Station des
„Lotos" in Liboch a. E. im Jahre 1916. Referiert von K. Loos, Leiter der
Station. [Lotos 65. 1917. Nr. 4. p. 103—114.]
Die störende Wirkung des Krieges zeigt sich bereits in dem Rück-
gang der Zahl der Mitarbeiter von 45 im Jahre 1915 auf 31 im Jahre 1916,
die dementsprechend auch in den Ergebnissen zum Ausdruck kommt.
Immerhin wurden im ganzen 72 Arten Vögel in 2858 Exemplaren beringt,
davon 263 in Böhmen, 69 in Mähren, 1 in Tirol, 9 in Ungarn, 66 in Galizien
und 102 in Rußland. Im ganzen weisen die drei Jahresberichte 13.958 be-
ringte Stücke auf. Der Ausfall in der Jungmövenmarkierung beruht zum Teil
in der Nutzung der Möveneier, zum Teil in der unterbliebenen Schilfnutzung
des Hirsener Teiches, wodurch die Jungmöven eine vorzügliche Deckung
hatten, welche sie vielfach der Beringerung entzog. Bemerkt sei, daß sich
die Lachmöven, entgegen dem Jahre 1915, wo sie ausgeblieben waren
11»
160 Literatur.
wieder auf dem Boschiletzer Teiche b. Wittingau einfanden. Hervorgehoben
sei die Beringung von 13 Waldschnepfen. Von rückgemeldeten Stücken
seien hervorgehoben Scolopax nisticola, am 23. V. 1914 in der Waldstrecke
„Drei Grenzen" beringt, wurde am 1. IV. 1916 im Nachbarrevier geschossen
Laras ridibundiis, in Hirsen, 13. V. 1915 beringt, am 13. II. 1916 bei Pisa — ,
ein ebendort 1916 markierter, am 30. VI. 1916 am Harz — , ein weiterer
ebendort gezeichneter im Juni in den Niederlanden erbeutet. Die allseitigen
Erfolge auf den Kriegsschauplätzen lassen nun doch ein baldiges Ende des
Krieges und damit die Rückkehr zu erfolgreicher Tätigkeit erhoffen. T.
Aquila. Zeitschrift der Kgl. Ungar. Ornith. Centrale. XXlll. 1916. —
Budapest 1917. Lex. 8. 599 pp. m. 2 Taf. und 9 Textabb. Ungar.— Deutsch.
Inhalti: Stef. v. Chernel, Beim Anbruch eines neuen Zeitalters; Über
dasNisten des Seidenschwanzes in Ungarn; Horstbaumund Stimme des Wespen-
bussards ; Ornithologische Beiträge aus den Feldbriefen Nikol. v. Chernels ;
der Mauerläufer im Komilate Zaia ; Überwintern der Zugvögel. — H. Bodnär:
Weiße Kohlraben und andere Farbenvariatäten ; — B. v. Hauer: Der
heurige ungewöhnlich lange Herbst. — L. Kostka: Der Einfluß des hohen
Wasserstandes auf die ungarische Tiefebene. — D. L i n t i a : Materialien
zur Avifauna Serbiens (Schluß). — A. Bar. Mannsberg: Ornithologische
Beobachtungen aus Dalmntien im April— September 1916. — V. Maurus:
Neueres Nisten der VVachholderdrossel in Ungarn. — E. Nagy: Neueres
Vorkommen von Nisaetus fasciatus in Ungarn; Vorkommen von Gavia
arcticus in Ungarn während der Sommerzeit; Das neuere Vorkommen von
Gavia glacialis und das erste von Gavia atlamsi in Ungarn; Das Nisten des
Zeisigs in der Liptoer Fatra; Das Brüten des Edelreihers auf dem weißen
See bei Lukäcsfalva. — B. Racz: Das einstige Nisten des Edelreihers im
Biharer Sarret. — H. Schenk: .Altberühmte siebenbürgische Vogelsamm-
lungen; Lappländische Rauhfußbussarde in Ungarn; Die Vogehvelt der Ürbö-
puszta im Jahre 1915 und 1916; Das einstige Nisten der Schwarzkopfmöve
in Ungarn. — G. Szomjas: Briefe a. d. Hortobägy. — J. Behränd:
Erfahrungen bei der Vogelberingung. — Stef. v. Chernel: Der Früh-
jahrszug 1916 in Köszeg; Beitrag zur experimentellen Beobachtungen des
Vogelzuges: - j. Hegyfoky: Vogelzug und Wetter im Frühling 1915
und 1916. - L. Kiräly: Die Ankunft der Vögel in Silno im Frühjahr 1916.
— L. V. Komis: Vogelzugsbeobachtungen an der Strypafront im Frühjahr
1916. — D. Lörinczy: Ornithophaenologische und nidologische Beob-
achtungen in Kolosvär 1906 und 1907, — Z. Neubauer: Den ersten
Storch. — J. Schenk: Der Vogelzug im Frühjahr 1915 und 1916. —
B. S z e ö t s sen. : Aus meinen Beobachtungen über Beringung und Vogel-
schutz. — K. L am brecht: Geschichte und Bibliographie der Palaeo-
Ornithologie. — Bibliographia ornithologica Hungarica 1910—1916. u. a.
T.
A. Kiengel. Störche und Storchnester im östlichen Sachsen. [A\it-
teil. Landesvcr. Sachs. Heimatsch. 1917. VL H. 2./3. Separ. Lex. 8. 16 pp. m.
6 Textabb. und 1 Kärtchen.]
Die einstige weite Verbreitung des Storches im Sachsenlande ist auf
Literatur. 161
ein Minimum zurückgegangen und schreitet noch weiter fort. Verf. hat sich
der dankenswerten Aufgabe unterzogen, den Storchbestand im östlichen
Schlesien festzustellen. 1916 befanden sich daselbst noch 42 Storchnester,
Wovon 17 besetzt waren, doch kamen nur in 16 Junge auf. Als noch reich-
licher besetztes Gebiet ist das von Bautzen anzusehen, das im gleichen
Jahre noch 12 Brutpaare aufwies. Verf. bespricht weiters die Ursachen der
stetigen Abnahme der Störche, ohne daß sich hiefür ein ausschlaggebender
Grund ergeben würde. Jedenfalls wirken verschiedene Umstände dabei mit,
besonders die Wasserregulierungen in jeder Form, zn denen in neuer Zeit,
wie Verf. bemerkt, sich als sehr gefahrbringend die Starkstromleitungen ge-
sellen. Biologisches über den Storch, das Verhalten der Ortsbewohner
gegenüber demselben und eine genaue Übersicht des Storchbestandes im
Jahre 1916 mit präzisen Angaben bilden den Abschluß der durch gelungene
Aufnahmen von Storchnestern gezierten Schrift, der auch eine kleine Ver-
breitungskarte beigefügt ist. T.
P. Krüß. Der Vogelzug auf Helgoland in den Jahren 1 912 und 1913
Nach Tagebüchern der Vogelwarte der Kgl. biologischen Anstalt auf Helgo-
land zusammengestellt. [J. f. 0. 1917. Sonderh. 120 pp.]
Die Teilnahme Dr. Weigold's an der Szetschwan-Expedition und
seine Verhinderung infolge des Krieges an der Rückkehr haben die Ver-
öffentlichung der sonst jährlich von ihm zusammengestellten Berichte über
den Vogelzug auf Helgoland während der Jahre 1912 und 1913 zur Unmög-
lichkeit gemacht, zumal auch sein Vertreter Arno Marx zu den Fahnen
einberufen wurde. In sehr dankenswerter Weise hat der Direktor der biolo-
gischen Anstalt auf Helgoland, Geh. Regr. Prof. Dr. Fr. Heineke, die
seit Kriegsbeginn geschlossen wurde, veranlaßt, daß wenigstens Auszüge
aus den vorliegenden Tagebüchern über genannte Jahre veröffentlicht
werden und betraute mit der Ausführung den als geübten Gehilfen Weigolds
und guten Vogelkenner dazu geeigneten Präparator der Anstalt P. Krüß,
dessen Bericht nun vorliegt. Er bringt in chronologischer Reihenfolge die
Tagebuchdaten über die beobachteten Arten und die Witterungsangaben
und gewährt in dieser Zusammenstellung ein gutes Bild der täglichen Zug-
bewegung. Von Raritäten seien erwähnt: Carpodacus erythrinus juv., das
4 St. für Helgoland, Calcarius lapponicus, Emberiza rustica, Budytes rayi u. a.,
die sich in einer Schlußliste angegeben finden. T.
E. P. Tratz. 2. Jahresbericht der Ornithologischen Station in Salz-
burg. Institut für Vogelkunde und Vogelschutz. Kriegsjahre 1914— April 1917.
— Salzburg (Selbstverlag) 1917. Lex. 8- 26 pp. mit 6 Tafeln. Preis Kr. 2-50.
Es muß als ein erfreuliches Zeichen des regen wissenschaftlichen
Interesses und Strebens bezeichnet werden, daß, wenn vielfach auch ein-
geschränkt durch den nun schon über drei Jahre an unseren Süd- und Ost-
grenzen tobenden Krieg, die Betätigung an der Wissenschaft nicht nur nicht
erlahmte, sondern ihren Weg unbeirrt weiter verfolgt und ausbaut. Zählt
auch die Vogelkunde leider zu den bei uns im Verhältnis zu anderen am
wenigsten verbreiteten Disziplinen, so verfolgen doch die Vertreter dieses
issenschaftszweiges ihr Studium mit vollem Eifer und Erfolg.
462 Literatur.
Schon einmal hatte ich Gelegenheit, bei Besprechung des 1. Jahres-
berichtes*, der von E. P. Tratz 1913 ins Leben gerufenen „Ornitholo-
gischen Station" in Salzburg auf die erfreulichen Erfolge hingewiesen,
welches dieses aus Privatmitteln gegründete und erhaltene Unternehmen
gleich im ersten Jahre seines Bestehens zu verzeichnen gehabt hatte. Jetzt
liegt der 2. Jahresbericht für die Kriegsjahre 1914— April 1917 vor. Er ent-
hält folgende Abschnitte : 1. Das Vorwort, 2. Allgemeines, 3. Institutsange-
legenheiten, 4. Veröffentlichung der Station, bez. des Berichterstatters,
5. Bericht über die Vogelberingung, 6. Kleine Mitteilungen.
Eine wesentliche Änderung, bez. Erweiterung erfuhr das Arbeits-
programm durch Umgestaltung der „Ornithologischen Station" in ein
„Institut für Vogelkunde und Vogelschutz", welches sich
neben der Pflege der wissenschaftlichen — auch die Pflege der praktischen
Vogelkunde in allen ihren Zweigen zur Aufgabe gestellt hat. Es ist ein
großes Ziel, das sich Tratz gesteckt, indem er für die diesseitige Reichs-
hälfte bemüht war, aus eigenen Mitteln ein Institut zu begründen und
allmählich auszugestalten, das uns bisher ganz gefehlt und einem tatsäch-
lichen Bedürfnisse entspricht. Auch die Herausgabe einer illustrierten „Ornitho-
logischen Monatschi ift" ist geplant.
Zur Beringung gelangten durch 72 Personen in den Jahren 1914 — 1916
87 Vogelarten in 1552 Exemplaren, wovon die Rückmeldung von 46 Exem-
plaren in 25 Arten erfolgte. Besonderes Interesse beanspruchen folgende
Fälle: Waldschnepfe, 20. V. 1914 als Jungvogel in Chotilic (Böhm.)
beringt, wurde am 18. IV. 1916 unfern der Markierungsstelle erlegt. Ein
Fall, der von großem Erinnerungsvermögen zeugt, betrifft einen Turm-
falken, der jung aufgezogen und aus der Hand gefüttert, gewohnt war,
auch, als ihm im Frühling die Freiheit geschenkt worden, auf Ruf und
Pfiff sich auf die Hand seines Pflegers zu setzen. Er führte dies auch nach
einer halbjährigen Abwesenheit desselben aus. Ein am 17. XII. 1913 in
Flattach (Kämt.) markierter Seidenschwanz wurde den 19. XII. 1913 in
Gorredo (S.-Tirol) gefangen, legte also in kaum 2 Tagen eine Strecke von
ca. 200 Km. zurück. Eine von Millinger in Lungötz (Salzb.) als Nestvogel
beringte Saatkrähe wurde 260 Km. westlich in Wollishofen (Schweiz)
gefangen. Abgesehen von dieser Konstatierung verdient auch das ganz
isolierte Brüten dieser Art im Salzburgischen, wo wir sie bisher nur als
regelmäßigen Durchzugs- und VVintervogel kannten, besondere Beachtung und
wir möchten noch beifügen, Nachprüfung. Von Staren wurde ein in Mähren
gezeichneter in Süd-Frankreich, ein in Schlesien beringter in Süd-Spanien
— von Si n gdr oss ein 2 im Trencsiner Kom. beringte in Umbrien (Ital.),
eine in N.-Tirol gezeichnete auf Minork:i erbeutet. Dies zur flüchtigen Über-
sicht des Gebotenen. Zwei Tafeln nach photographischen Aufnahmen zeigen
einen beringten Steinadler, den Baumhorst eines solchen und einen Vogel-
felsen, alle in der Herzegowina und einen beringten Wachtelkönig. Ganz
besonders sei auf die auf vier Tafeln gebrachten Kartenskizzen hingewiesen,
welche den Zug von Star, Seidenschwanz, Grünling und Sing-
*) Orn. Jahrb. 1914 p. 19fi.
Literatüi". 163
drossel, die in farbiger Darstellung gebracht werden, durch Schattierung
vom Ausgangspunkt bis zum Erbeutungsort bezeichnen.
Die schon in den ersten Jahren unter den so schwierigen Verhält-
nissen erzielten Resuhate, die mit allen Kräften angestrebte Ausgestaltung
der „Station" in ein „Institut für Vogelkunde und Vogelschutz" lassen er-
hoffen, daß das neue Institut .auch von Seite der Ministerien* jene Förderung
und Unterstützung finden werde, die nicht nur seine Erhaltung — , sondern
auch die weitere Ausgestaltung desselben für die Hinkunft sichert. T.
Dr. Janko Ponebsek. Na§e Ujede. I. del : Sove (Unsere Raubvögel
I. Teil: Eulen) Sep. aus „Carniola" 1915—16, gr. 8. pp. 155 mit 10 Schwar-
bild. u. 8 Beilagen — Laibach 1917. Preis Kr. 350.
Mit Vergnügen und Interesse wird jeder Natur-, besonders Vogel-,
freund dieses Buch durchblättern. Der Verfasser ist ein erfahrener Jäger und
Kenner der Vogelwelt**) und hat seine Arbeit 1915—16 in „Carniola", der
Zeitschrift des „Murzejsko drustvo z Kranjsko" in Laibach herausgegeben.
Nach einer Vorrede führt er die oologische und ornithologische Literatur
an, slowenische, kroatische, lateinische und vor allem deutsche Werke und
Zeitschriften. Nach einer kurzen Schilderung der Naturgeschichte der Vögel
ihrer geistigen Eigenschaften, sowie ihrer Verbreitung werden die Systematik^
die Kennzeichen, die Vogel-, Eier- und Ncstersammiungen besprochen,
ferner die Messungen der Vögel und die Einteilung des Werkes gegeben.
Indem er nun an dem Kern seiner Arbeit schreitet, führt er den Unter-
schied zwischen Nacht- (Striges) und Tagraubvögeln (Accipitres) an. In dem
sytematischen und beschreibenden Teile behandelt er alle 13 europ. Eulen-
arten, von denen 12 als in Krain vorkommend festgestellt sind. Die stoffliche
Behandlung der einzelnen Arten ist eine erschöpfende und vollendete, ins-
besondere bezüglich ihrer Verbreitung und ihres Vorkommens, da ihm hierzu
eine reiche Belegliteratur zur Hand ist. In der Nomenklatur folgt er der
Reicheiiow's. Von volkstümlichen Bezeichnungen werden alle slavischen und
viele deutsche, Italienische, französische und englische angeführt. Geschmückt
ist das Werk mit den schönen Zeichnungen des fleißigen Ornithologen
juL Michel, den die Leser von seinen Aufsätzen im „Waidmannsheil"
kennen und mit 7 bekannten Talfen der Eulenfänge aus dem Werke
Dr. Hennicke's. Dem Schlüsse des Werkes fügt der Autor noch zwei Be-
stimmungsschlüssel bei ; einen nach Reichenow und einen zweiten nach
Dr. K. Hennicke („Die Fänge der im Mitteleuropa vorhandenen Raubvögel").
Die Slovenen hatten bis jetzt noch kein so gediegenes, praktisches
und interessant geschriebenes modernes Werk über die Vogelwelt und ist
der gute Wille und das Bestreben des Verfassers nur zu begrüßen, daß er
auf dem einmal eingeschlagenen Wege nicht innezuhalten gedenkt und daß
er uns in Bälde mit dem II. Teile „Kragulji" (Accipitres) überraschen will,
dem wir mit Interesse entgegensehen. K. KnSzourek.
•) Inzwischen wurde dem Institut vom \i. k. Ackerbaumlnisteriuni eine einmalige
Subvention verliehen.
*•) Das Buch ist in erster Linie für Jäger geschrieben.
164 An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.
Nachricliten.
t
Anton Kocyän,
Revierforster i. P., in Mokragy (Arva) im Alter von 81 Jahren.
P. Emmeran Heindl, O. S, B.
Superior des Klosters Andechs.. 10 V. 1917.
Ernst Ritter v. Dombrowski,
zu Graz, 12. Xli. 1917 im 56. Lebensjahre.
Frhr. von Berg,
Landforstmeister a. D. zu Straßburg i./E., 21. Xi. 1917 im 76. Lebensjahre.
An den Herausgeber eingegangene Jonrnalc nnd Schriften.
The Auk. A quarterly Journal of Ornithology. — Cambridge, Maas. 1916.
XXXIII Nr. 1—2.
.Aqui la. Zcitsc ir. f Ornithologie; Budapest X.KI, 1914, XXtl. 1915; XXIII.
1916; XXIV 1917.
Falco. — Halle a. S. 1916, XII. Nr. 1—2; XIII. 191". Nr. 1—5 m. 2 Sondern.
Beraiah. Zoographia infinita. — Halle a. S. 1916, 1917.
Ornithulogischer B eob a ch t e r. — Bern, XIII. 191 5/1 6. Nr. 1 — 12; XIV
1916/17, Nr. 1 — 12. XV; 1917 Nr. 1—3.
Ornithol ogische Monatsschrift.— Magdeburg XLI. 1916 Nr. 1 — 12;
XLIII. 1917. Nr. 1—12.
Die gefiederte Welt. — Magdeburg 1915, XLI V Nr. 1—52; 1916. XLV
Nr. 1—52; 1917. XLVI. Nr. 1—52.
Verhandlungen der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern. XII.
München 1916, Heft 4 u Nomenciator der Vögel Bayerns; 1917. Heft
1-3.
Jaarbericht Nr. 7. Club van Ncderlandsche Vogelkundigen
— Deventer 1917.
The Oölogist. — Albion, XXXIII. 1916 Nr. 1, 2, 5, 11.
Ardea. Tijdschrift der Nederland'sche Ornithol ogische Vereeniging —
Leiden, 1916. V. Nr. 1 — 4; 1917. VI. Nr. 1—4.
The Condor. Bulletin ot the Cooper Ornilhological Club of California
Los Angeles, Calif. 1916. XVIII. Nr. 2.
Bird Lore. — Harrisburg 1916, VIIL Nr. 1—4.
Dansk Ornithologisk Forenings Tidsskrift. — Kjobenhavn.
1915/16, Nr. 1 — 4; 1916/17 Heft 1—4.
Mitteilungen der Sektion für Naturkunde d. ö. Touristen-Klub. — Wien
1915, XXIII. Nr. 1-12; 1916. XXIV. Nr. 1-12; 1917. XXV. Nr. 1-4
Aus der Heimat. — Stuttgart 1915, XXVIII; 1916. XXIX; 1917. XXX.
Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines in Steiermark. —
Graz. 1916, 53 (1915); 1917, 53 (1916)
An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften. 165
Jahrbücher des nassauischen Vereines für Naturkunde — Wiesbaden
1916, 69; 1917, 70.
Verhandlungen und IVIitteilungen des Siebenbürgischen Vereines für
Naturwissenschaften — Hermannstadt 1914. LXIV. Nr. 1 — 6.
Naturalien-Kabinett. — Grünberg 1916, XXVIll; 1917. XXIX.
Mitteilungen des nordböhm. Ver. Heimatforsch, und Wanderpflege (nord-
böhra. E.xkursion-Klub). — Leipa 1915, XXXVIII. Heft 1 — 4. 1916.
XXXIX. H. 1-4; 1917. XL. H. 1-4.
Der Schweizerjäger. — Kaltenbrunn 1916; 1., 1917. II.
Zwinger und Feld. — Stuttgart l9l6, XXIV; 1917. XXV.
Jäger-Zeitung. — Saaz 1916, XXVII ; 1917. XXVIll.
Waidmannsheil. — Klagenfart 1915, XXXVI; 1916. XXXVVII ; 1917
XXXVIII.
Wild und Hund. - Berlin 1916, XXII; 1917. XXill.
Deutsche Jäger-Zeitung. — Neudamm, Bd. 66—69
Weidwerk und Hundesport. — Wien 1916, XXI; 19r. XXIll.
Urar.ia. — Wien 1916. IX; 1917. X
Zoologischer Beobachter. — Frankfurt a. M. 1916. LVII. Nr. 1—12;
1917. LVIII. Nr. 1 — 12.
Verhandlungen der k. k. zjolog.-bot. Gesellschaft in Wien. — Wien
1916. LXVI. Nr. 1-10; 1917. LXVII. Nr. 1—10.
Illustrierte nützliche Blätter. — Wien 1916. XXXII. Nr. 1 — 12. 1917
XXXIII. Nr. 1-9.
University of California Publications in Zoology. — Ber-
keley 1916. Vol. XII. 4-15; Vol. XIII. Nr. U, 12; Vol. XV. Nr. 1;
Vol. XVI. Nr. 1—8, 12—16; Vol. XVII. Nr. 6.
Jahrbuch des ungarischenKarpathenvereines. — Iglö 1916, 1917.
Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum. — Linz 1916, 74; 1917, 75.
Lotos. Naturwissenschaftliche Zeitschrilt. — Prag 1915, 63. Bd. Nr 1—10;
1916, 64, Nr. 1—10.
Lotos. Naturwissenschaftliche Schriften 1915 Xr. 1.
Österreichische Monatsschrift für den grundlegenden naturwissen-
schaftlichen Unterricht. — Wien (Verlag F. Tempksy) 1916, XII
Nr. 1 — 12; 1917. XIII. Nr. 1—11.
Der Deutsche Jäger. — München 1916, 38, Nr. 1 — 52; 1917, 39. Nr. 1 — 52
Bulletin of the American Museum of Natural History. —
New- York 1916, XXXIV. Art. X, XVII.
Blätter für Naturkunde und Naturschutz Niederösterreichs. — Wien 1917.
IV. Nr. 1-6.
St. Hubertus. — Cöthen 1916. 34; 1917. 35.
Monatshefte für den naturwissenschaftlichen Unterricht aller Schul-
gattungen. — Leipzig und Beriin (Teubner) 1916. IX. Heft. 1—12:1917
X. H. 1-12.
Geograp hische Z ei tschr i ft. —Leipzig (Teubner) 1916 XXII. H. 1 — 12.
California Fish & Game Conservation of Wild Life through Edu-
cation San Francisco 1. 1914/15, Nr. 4; IL 1916, Nr. 1—4.
166 ■ An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.
Heimntschut 2. Schutz der Natur. ;D. Bund Heimatsch. II. 1916. H. 4.]
Stef. V. ( h ernel. Literaturbesprechungeii : Gf. Stcf. Aml)rozy, Krieg und
Vogelschutz. Eine Bitte a. d. Frauen. — Malnoya. 1916. 8. 15 pp.
Schriften des D. L e hr erve r eine s für Naturkunde: Reitter
Fauna germanica. Käfer, V. Bd.; K. Eckstein, Die Schmetterlinge
Deutschlands. 11. Bd.
Frhr. v. Berg. Über die Ursache des Entstehens von Korkziehr-Gehörnen
und Geweihen. [Zeitschr. allg Deutsch-Jagdsch. Ver. 1917]
L. Di eis und H. Frhr. Geyr v. Sc h w eppen bürg. Beiträge zur Flora
der Zentral-Sahara und ihre Pflanzengeographie [Englers Bot. Jahrb.
LIV. 1917. 5. Heft.]
H. Conwentz. Beiträge zur Naturdenkmalpflege. Bd, VI. H. 1, Berlin 1917.
W. Sedlaczek. Über die Lebensweise der Nonnenraupe. [Centralbl. ges.
Forst'v. Wien 1917. 43. Heft 3—6 p. 67—170.]
G. V. Rui-4. Tierkunde für schweizerische Mittelschulen. Gemeinde-, Bezirks-,
Real- und Fortbildungsschulen. — Kaltbrunn 1918, 8, 67. p. p.
O. V. Wettstein. Wissenschaftliche Ergebnisse der mit Unterstützung der
Kaiser-Akad. d. Wissenschaften in Wien von F. Werner unternom-
menen zoologischen Expedition nach dem Anglo-Ägyptischen Sudan
(Kordofan) 1914. II. Bearbeitung der gesammelten Vögel und Säuge-
tiere. — Denkschr. Kais.-Akad. Wissensch. Wien. Mathem.-Naturw.
Kl. 94. Bd. 1917. 4. 139 pii. m. 4 Taf., 1 Karte, 13 Textabb.
Indlex.
Acanthis cannabina41, 51, 74, 112, 120.
., cannab. mediterran. 120.
„ carduelis 41, 74.
„ linaria 41, 74.
„ linaria rufescens 17, 49, 8Q, 104.
spinus 61, 74, 90.
Accentor collaris 51.
modularis 59, 112, 114.
Accipiter nisus 23, 66, 98, 102, 127.
Acrocephalus aquaticus 51.
palustris 39, 77, 108.
„ schoenobaenus 118
„ streperus 77.
Aegithalus caudatus 32, 76, 107, 119.
irbyi 119.
„ „ europaeus26, 32,
76, 87, 119.
Aegolius funereus 12.
„ tengmalmi 55, 63, 69.
Agrobates galactodes famil. 118
Alauda arvensis 40, 51, 75, 88, 115
Alcedo atthis atthis 58.
ispida 24, 58, 71.
Anas boscas 21, 35, 52, 63, 100, 101.
„ crecca 21, 52, 63, 101, 129
« querquedula 63.
Anser anser 64.
Anser fabalis 52, 64.
Anthus campestris 27, 41, 120.
pratensis 40, 51, 75, 89.
spinoletta 31, 41, 51, 89, 105,
156.
trivialis 40, 59, 75,89, 112, 119.
Apus apus 71, 97, 123.
„ melba 124.
„ murinus 124
Aquiia chi^saetos 55, 99, 126.
„ maciilata 23, 67.
., pomarina 68.
Archibiiteo lagopus 52.
Ardea cinerea 23, 65, 128, 156.
r, purpurea 23.
Ardeola ralloides 23.
Ardetta minuta 23.
Asio flammeus 69.
., otus 69, 98.
Astur brevipes 127.
,, gentilis 66, 98.
,. palumbarius 127.
Athene noctua 70, 98, 126.
Bombycilla garrula 71, 158.
Botaurus stellaris 58.
Branta bernicla 54.
Bubo bubo 34, 69, 82, 126.
Budytes rayi 161.
Buteo buteo 23, 34, 45, 52, 66, 99, 102,
127.
., desertorum 1 53.
.. lagopus 66.
,1 zimmermannae 153.
C.
Caccabis saxatilis 82, 128.
n „ graeca 128.
Calamoherpe arundinacea 115.
„ phragmitis 115.
„ turdoides 115.
Calandrella brachydactyla 120.
Calcarius lapponicus 161.
Caprimulgus europaeus 44, 71, 124.
Carduelis carduelis 27, 120.
Carpodacus erythrinus 161.
Cerchneis naumanni 127.
tinnunculus 52, 98, 127.
vespertinus 12.
Certhia brachydactyla 61, 75.
familiaris 27, 32, 75, 88, 106.
Charadrius dubius 64.
Chelidon rustica 33, 44, 71, 96.
Chelidonaria urbica 123.
Chloris chloris 73, 90, 121.
Cicnnia ciconia 22, 53, 65.
nigra 23, 65, 156, 158
Cinclus cinclus aquaticus 30, 78, 85.
meridionalis 30, 108
Circus aeruginnsus 23, 154.
cyaneus 66, 154.
„ niacrurus 154.
pygargns 1 53.
168
Index.
Coccothraustes coccothraustes 27, 42,
51, 73, 121.
Coloeus monedula 73, 94, 122.
Columba livia 127, 142.
„ oenas 52, 65.
palumbiis 20, 45, 52, 65, 100.
tiirtiir 65.
Colymbus grisegena 63.
„ nigricans 52, 63.
„ nigricollis 52.
Coracias garrula 24, 71.
Corvus corax 28, 72, 91, 102, 122.
comix 28, 72, 94, 122.
corone 43, 72, 91.
„ frugilegiis 43, 72, 94.
Coturnix coturnix -.'0, 45, 52, 66, 128.
Crex crex 46, 65.
Cuculus canorus 45, 70, 97, 111, 125.
Cypselus apus 44, 51.
„ melba 12.
D.
Delichon urbica 25, 51, 56.
Dendrocopus leucotos lilfordi 126.
major 35, 126.
medius 25, 126.
„ minor 126.
Dryobates major 70, 97.
„ medius 70.
„ minor 70, 97.
Dryocopns martius 25, 33, 70, 97, 126,
156.
E.
Emberiza calandra 120.
cia 120.
cirius 120.
citrinella 28, 41, 74, 89.
hortulana 75, 120, 156.
./ melanocephala 120.
I, miiiaria 74.
„ rustica 161.
„ schoeniclus 51, 75.
Erithacus cyanecula 156.
„ luscinia 117.
„ phoeniciirus 51, 86.
„ nibeculus 37, 51,79, 86, HO,
in, 112, 114, 115, 117.
titys 51, 86, 109, 117.
Faico peregrinus 24, 68, 127.
„ subbuteo 68.
» tinnunculus 24, 45, 69.
„ vespertinus 69.
Fringilla coelebs 22, 42, 73, 90, 121.
montifringilia 42, 73, 90.
Fulica atra 20, 65.
G.
Galerida cristata 27, 75, 120.
„ meridionalis 120.
Oailinago gallinago 22, 64.
gallinula 22, 52, 64.
t. major 35.
Gallinula chloropus 65.
Qarrulus glandarius 29, 73, 95, 103, 122
Qavia adamsi 160.
» arcticus 160.
„ glacialis 160.
Glaucidium passerinum 12, 156.
Grus grns 64.
Gypaetus barbatus 82.
H.
Haliaetus albicilla 24.
Herodias garzetta 63, 65.
Hirundo rustica 25, 51, 56, 57, 123.
urbica 6, 33, 44, 71, 96, 102.
Hydrobates leucorrhoa 155
Hydrochelidon nigra 21.
Hypolais icterina 26, 78, 111, 112, 118
., olivetorum 118.
pallida 118.
J.
Jynx torquilla 45, 51, 70, 125.
L.
Lagopus mutus 100, 102.
Lanius collurio 26, 43, 51, 72, 96, 115,
123.
excubitor 43, 51, 72, 96, 113.
minor 72, 123.
Senator 72, 123.
larus argentatus 63.
„ cachinnans 129.
ridibundus 21, 52, 56, 63.
Index.
169
Loxia curvirostra 74, 105.
Locustella naevia 78.
Lullula arborea 120.
Luscinia megarhynchos 80.
„ suecica cyanecula 36.
Lycos monedula 28.
M.
Merops apiaster 158.
Milvus migrans 24, 68.
„ milvus 68.
Monticola cyanus 117.
., saxatilis 12, 55, 116.
Montifringilla nivalis QO.
Motacilla alba 27, 40, 51, 75, 88, 111,
112, 115, 119.
boarula 40, 61, 75, 88, 105,
106, 119, 156.
flava 27, 75.
Muscicapa atricapilla 44, 51.
grisola 25, 72, 123.
I, hypoleuca 72.
„ striata 44.
N.
Nisaetus fasciatus 160.
Nucifraga caryocafactes 30, 73.
„ » macrorhyncha
95, 103, 154.
Numenius arcuatiis 22, 64.
Nyctala tengmalmi 102.
Nyctea nyctea 155.
Nyroca ferina 58.
fuligula 21, 52.
„ marila 52.
O.
Oedicnemiis oedicnemus 52.
Oriolus oriolus 28, 43, 51, 73, 122.
Ortygometra porzana 128.
Otis tarda 158.
Otiis scops 126.
P.
Panurus biarmicus 155
Pariis ater 32, 61, 76, 88, 106.
I, atricapilius assimilis 55.
■- „ borealis 107.
montanus 29, 32, 50,
Parus atricapilius salicarius 29.
caeruleus 76, 88, 119.
„ cristatus 32, 61, 76, 87, 106.
,, lugubris 119.
major 26, 56, 76, 88, 106, 118.
palustris 26, 76, 119.
» salicarius 50.
Passer domesticus 73, 90, 121.
., hispaniolensis hispaniolensis 121.
„ itaiiae 10, 11, 147.
„ montanus 42, 73.
Perdix perdix 20, 66.
Pernis apivorus 68.
Petronia 58.
Phasianus colchicus 20, 66.
Phoenicurus ochruros gibraltariensis
36, 79.
„ phoenicurus 37, 79.
Pliylloscopus coUybita 39, 46, 51, 78,
118.
ruf US 87, 114, 115.
sibilator 39, 78, 87, 114,
118.
trochilus 32, 38, 46, 78,
87, 112.
Pica pica 28, 73, 122.
Picoides tridactylus 13.
Picus canus 71.
„ leuconotus 55.
„ viridis 24, 71, 97, 126.
Plegadis falcinellus 158.
Pratincoia rubetra 26, 37, 51, 79, 86.
H „ dalmatica 116.
rubicola 26, 79, 86.
Prunella collaris 86, 107.
modularis 39, 77, 107.
Pyrrhuia europaea 31, 61, 74, 89.
r, pyrrhuia 31.
Pyrrhocorax graculus 29, 31, 82, 95,
104, 122.
pyrrhocorax 29, 82.
R.
Regulus ignicapilius 38, 61, 76.
„ regulus 76, 87.
Riparia riparia 51, 71.
rupestris 123.
Ruticilla phoenicurus 111.
Index.
170
Sarcorhaniphus gryphiis 82.
Saxicola oenanthe 37, 79, 109, 117
„ rufescens 117.
„ stapazina 1 1 7.
„ hispaiiica hispanica 117.
Scolopax nisticola 22, 34, 64.
Serinus serimis 74, 156.
Sitta caesia 27, 61, 76, 106, 119.
„ europaea homeyeri 55.
„ neumayer 119, 130-136.
SoiTiateria mollissima 54.
Stercorarius loiigicaiida 54.
„ pomarinus 54.
Sterna caspia 155.
„ hirundo 21, 63.
Strix aliico 69.
Slurnus vulgaris 28, 42, 51
56,
73, 91,
122.
Surnia
ulula
63,
59.
Sylvia
atricapilla
77,
111,
112, 117.
„
borin
39,
77.
„
communis
26,
39,
77,
117.
ti
cunuca 39
77,
87,
108
111, 114
117
II
hortensis
15.
„
meianocephala
117
II
nisoria
77,
117
„
orphea 117
II
Simplex 111, 114.
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14
-
B n
Sylvia subalpina 1 18.
Sylvia 111, 114, 115.
Syrnium aluco 98.
T.
Tetrao bonasia 83.
tetrix 34, 66, 100, 101.
urogalius 63, 66, 100.
Tichodroma muraria 3, 12,82, 106, 119.
Totanus calidris 22.
glareola 52.
„ nebularius 52.
Tringoides hypoleucus 22, 64, 128.
Troglodytes troglodytes 25, 77, 87, 107.
114, 118-
Turdus merula 25, 33, 38, 78, 85, 116
musicus 32, 38, 78, 84.
„ philomclos 78, 116.
pilaris 38, 78, 84.
„ torquatus 79, 84.
alpestris 33, 38, 79,
108.
viscivorus 7, 26, 33, 38, 78, 84,
116.
Turtur turtur 20, 52, 127.
Tyto alba guttata 70
U.
Upupa epops 45, 51, 71.
Uria louivia 155.
V.
Vanellus vanellus 21, 46, 52, 64.
.Calvurde". statt „Calwörde".
„Riesenbruche", statt „Reifonbache".
im Scbimmerwalde „und", statt „sind^.
^coUurio'^ statt coUiish".
.za' statt ,.vor" der Brutzeit.
„Besuchen" zu streichen.
„1902", statt ,1907".
„Riesenbruche". statt „Riesenbasche".
, Brücher" statt „Büsche".
„Sillenbuih" in Schönbroch statt „Sillcnbrach'.
Dörzbach
„1887" statt „188H-
„Besigheiner" stritt „Bcsizlieiraer".
„Pantlen" statt „l'autlen.
„Wartberg" statt „Waßbori;'.
„Nesteiem" statt „Nestern".
„15" statt ,13".
fWarthansen" statt .Warthanson".
ORGAN
für das palaearktische Faunengebiet.
Herausgegeben
Viktor Tschusi-Schmidhoffen.
Heft 1
XXIX. Jahrgang.
-6. Jänner — Dezember 1918.
Nachdruck vorbehalten.
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des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezuge für Deutschü-sterreieli
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gegen Rücksendung. — Alle Zusendungen, als Manuskripte (deutlich geschrieben),
ilruelisi-brilten zur Besprechung, Bestellungen, Auzeigen uud Beilagen bitteu
wir an den Herausgeber. TiiuuHnbof bei Halleiu, Salzburu-, zu adressi.M-eu.
Hallein 1919.
Verlag des Herausgebers. — Druck von Anton Pustet, Salzburg
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liin;,'!' andaiimudo B>-tfii'lj<jiriiiii];,'iij in li.'r Ihilioivu hnirk'^ivi liiil'Dii oiiiCB Wechsel
dernelld^M nötiir goniai'bt iinil lass^'n hotten, daß durch •polhen ein re^^hiiaftitrer* Er-
schoiiii-n dos »Ornitliolojfjschen .lahrbiiclics ermöglicht wird. Die stelif? ,i,'.'waltijf stei-
geudcii Dn'ick- und Painerpreisc zwingen leiilnr nicJit uiir zu einer räumlichen Ein-
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un.vernieidlich ist, um bis zur Rückkehr (.'«-'rdneter Verhältnisse selbes fortführen zu
künÄeii, Derselbe stellt sich derzeit auf 12 K bezw. 12 it bei dirok-tcm Be/uj; und
;inl 14 K durch den Buchhandel.
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für da.»! laufend» Jahr wird dringondst ersucht. Ikr HrinHxijehi'r.
Von ilsi OiDiilog. Mi, Iniiil lii VogeH id Vooelsdiiilz
in Mnixbiirg; (Inhaber nind Ix'ifcr Eduard, Paul Tratz) «ind bisher crscbidüeu:
dir I. Jiiliresbertcht 1913 zum P-reise von 2.50 K
dtr II. Jahresbericht 1!)U bis April 1917 ^ » » 4.50 K
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Jahrgang XXIX. Jänner Dezember 1918. Heft 1—6.
Art — Unterart oder Form — Formenkreis.
Von Dr. J. Gengier.
Es ist, besonders in den letzten Jahren, sehr viel über den
Wert der Art, Species und der Unterart, Subspecies gesprochen
und geschrieben worden. Trotzdem kann ich mich i<einer der
herrschenden Ansichten so ohne weiteres anschUeßen. Daher habe
ich mir selbst die Sache ganz genau angesehen und will nun
das von mir gefundene Resultat den Fachgenossen in aller Kürze
darlegen.
Diese meine Untersuchungen haben mich dahin geführt, zu
sagen, es gibt keine Art und es gibt keine Unterart, es gibt nur
Formenkreise, die sich aus einzelnen geographischen Formen zu-
sammensetzen. Alle diese Formen eines Formenkreises sind gleich-
wertig und es kann keine der andern unter- oder übergeordnet
werden. Jedes geographisch in sich abgeschlossene Ganze hat in
der Regel — es muß aber nicht immer sein — seine eigene geo-
graphische Form, die sich eben der Heimat genau angepaßt hat
und sich von der der benachbarten Gegend — geographisch ab-
geschlossenen ist hier natürlich gemeint - in Größe, Farbe,
Schnabelform usw. unterscheiden läßt.
Eine solche Form ist auch in ihren Lebensbedingungen an
die Heimat fest gebunden. Daher kann eben in einer Gegend
nur eine geographische Form eines Formenkreises Brut- oder
Standvogel sein. Ausnahmen davon kommen natürlich während
der beiden Zugszeiten und zur Winterszeit vor, während welcher
sich Individuen verschiedener Formen eines und desselben For-
menkreises in derselben Gegend vorübergehend oder auf Monate
nebeneinander aufhalten können.
Mit dieser Erklärung ist auch die Bestimmung der Art oder
Hauptart, Species, in Wegfall gekommen, was in Zukunft zweifel-
los viele und große Fehler verschwinden läßt. Denn welche Form
1
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien.
eines weit verzweigten Formenkreises ist denn die Art, Species
und welche Formen sind die Unterarten, Subspecies? Z. B. bildet
Emberiza citrinella L., der Goldammer, einen Fornienl<reis, dessen
Formen sich weit nach Norden, Osten und Westen erstrecl<en.
Bis jetzt hat man angenommen, daß die von Linne benannte
nordische Form die Art, Species sei und hat die anderen Formen
als Unterarten, Subspecies bezeichnet. Nun hat aber Duncker im
J. f. O. 1Q12 p. 6Q in einer hochinteressanten ornithogeographi-
sehen Arbeit nachgewiesen, daß die Wiege der Emberiziden in
Asien zu suchen sei, also auch die des Formenkreises citrinella.
Mithin könnte dann nicht die nordeuropäische Form citrinella
als die Art, Species mehr gelten, sondern es müßte die Form
erythrogenys als die asiatische die Art, Species sein und die euro-
päischen Formen wären Unterarten, Subspecies.
Mit der Oleichstellung aller Formen eines Formenkreises
fallen aber solche Fehler oder Bedenken vollkommen weg. Es
gibt keine Art, es gibt keine Unterart, es gibt nur sich vollstän-
dig gleichwertige, einen Formenkreis bildende geographische
Formen.
Ornithologisches aus Syrmien.
Von Dr. J. Gengier.
Klein-Syrmien, die Jäckel'sche Weihergegend, in nächster
Nähe meiner Heimat, habe ich oft durchforscht und meine Be-
obachtungen an verschiedenen Orten veröffentlicht. Daß es mir
aber auch einmal vergönnt sein werde, einen Teil Syrmiens selbst
zu sehen und zu durchwandern, hatte ich nie gedacht.
Vom August 1Q16 bis zum Oktober 1917 kam ich monat-
licii mindestens zweimal durch den südöstlichen Teil des ge-
nannten Landes, von Peterwardein bis Semlin es durchquerend.
Den Hauptaufenthalt nahm oder besser gesagt, mußte ich jedes-
mal nehmen in Neu-Pazova oder in Batajnica. Von dort aus
konnten wir des öfteren einen oder mehrere Sammelausflüge in
die Umgegend machen und auch einige Beute mit nach Hause
nehmen.
Alles das, was ich während meines jedesmaligen Aufent-
haltes in Syrmien gesehen und gehört, habe ich sorgfältig auf-
J
Dr. J. Gengier: Omithologisches aus Syrmien.
gezeichnet und gebe es nun in den folgenden Zeilen den Fach-
genossen bekannt. Viel ist es ja nicht, aber doch immerhin ein
kleiner Beitrag zur Ornis des Landes.
Systematische Auseinandersetzungen muH ich hier vollkom-
men bei Seite lassen; ich verspare mir alle diese Fragen und
hre Lösung auf eine spätere, ruhigere Zeit, ich gebe nur bei
den einzelnen Formen die von mir gesammelten und unter-
suchten Stücke an.
1. Corvus corax corax L. 1758. Kolkrabe.
Diesen stattlichen Raben, der mir schon von weitem durch
seine Größe auffiel, traf ich im April bei Vojka, im Juli und
September bei Batajnica und im November um Karlowitz und
Cortanovci. Ich beobachtete den Vogel fast stets paarweise, nur
einmal einen allein und einmal mehrere beisammen. Bei Bataj-
nica kam ein Paar sofort auf das Aas. Alle hatten starken braunen
Schimmer auf den Flügeln.
2. Corvus cornix cornix L. 1758. Nebelkrähe.
Die graue Krähe ist Brut- und Standvogel in der ganzen
durchreisten Gegend, doch scheint neben den Sommerjungen in
den Wintermonaten noch ein nicht unerheblicher Zuzug aus
anderen Gegenden stattzufinden. Denn im August, September
und Oktober sieht man überall an der Donau ganze Flüge dieser
Vögel. Aber auch noch in den ersten Apriltagen traf ich solche
Schwärme um Batajnica, A\itte Juni um Karlowitz und ebenda
in den letzten Julitagen ganze Massen am Ufer der Donau, wo
die Vögel häufig bis zum Bauch im Wasser standen. Im Oktober
sah ich sie sehr häufig in den Weinbergen, wo sie oft in solcher
Menge sich aufhiellen, daß auf jedem Pfahl eine Krähe saß.
Die slavonischen Nebelkrähen zeichnen sich durch einen
sehr braungrauen Gefiederton aus.
Belegstück: v ad. 2. 12. 1916. Semlin (Zemun).
3. Corvus frugiiegus frugilegus L. 1758. Saatkrähe.
Eine Saatkrähenkolonie konnte ich auf meinen Wegen in
Syrmien nicht finden. Aber vom August bis Ende März — je
einen kleinen Flug sah ich sogar noch am 17. April bei Cor-
tanovci — wimmelte es in der ganzen Gegend von kleinen,
großen und riesigen Flügen dieser schwarzen Krähe. Ueber alle
l*
Dr. J. Qengler: Ornithologisches aus Syrmien.
Felder, Wiesen und Weinberge sind die Vögel verbreitet, dabei
aber das Flachland vorziehend und die Fruska gora meidend.
Im November war die Hochflut. Einzelne Saatkrähen sah ich
Ende April Nahrung suchend in der Nähe von Semlin. Vielleicht
brüteten einzelne Paare in der dortigen Umgegend.
Im Dezember ist der Eierstock rosenrot.
Belegstück: V ad. 23. 12. 1916. Semlin (Zemun).
4. Coioeus monedula spermoiogus (Vieill.) 1817. Mitteleuro-
päische Dohle.
5. Coioeus monedula collaris (Drumm.) 1846. Osteuropäische
Dohle.
Belegstück: cT ad. 24. 4. 1Q17. Semlin (Zemun).
Nach meinen Beobachtungen muß die Grenze der südöst-
lichen Dohlenform und der mitteleuropäischen in Slavonien lie-
gen. Denn ich traf reine spermoiogus in Karlowitz und Neu-
Pazova, reine collaris in Semlin. Es ist natürlich sehr leicht mög-
lich, daß die Donau oder die Fruska gora die Grenze bilden,
oder daß die Brutvögel von Slavonien collaris, die Strichvögel
aber spermoiogus sein können, denn der bei Neu-Pazova unter-
suchte Vogel war ein Dezembervogel, während aber der von
Karlowitz und der von Semlin Aprilvögel sind. Wie dem nun
auch sei, ich kann vorläufig nur beiiaupten, daß beide Formen
in Slavonien vorkommen.
Als Brutvogel traf ich die Dohle in Peterwardein, Karlo-
witz, Cortanovci, Batajnica und Semlin.
Riesige Flüge traf ich bereits am 21. Juni an der Donau
bei Karlowitz, daim später große Schwärme im September, Ok-
tober und November um Peterwardein, Karlowitz, Neu-Pazova,
Batajnica und Semlin. Besonders der Bahnhof der letztgenannten
Stadt war ein sehr beliebter Aufenthalt der Dohlen.
Im April waren die Hoden sehr groß, rahmgelb, rot geädert.
6. Rica pica pica (L) 1758. Elster.
Die Elster ist ein sehr häufiger Standvogel in ganz Slavo-
nien. Im Herbst sieht man oft ganze Mengen der schönen Vögel
beisammen. Dabei bindet sie sich absolut nicht an eine baum-
reiche Gegend, sondern kommt auch in der ödesten Pußta vor
und nimmt zum Nistplatz mit jedem Bäumchen vorlieb.
J
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien.
7. Sturnus vulgaris vulgaris L. 1758. Star.
Als Brutvogel konnte ich den Staren nirgends feststellen.
Aber sehr große Flüge dieser V'ögel, Ende Juli fast nur aus
Jungen, später aus Alten und Jungen gemischt, sah ich bis in
den Oktober hinein um Karlowitz, Neu-Pazova und Batajnica
umherstreifen. Im Oktober verschwanden dann die Vögel aus
der Gegend.
Belegstück: 9 ad. 16. 9. 1917. Batajnica.
8. Oriolus oriolus oriolus (L) 1758. Pirol.
Den Piro! traf ich als nicht seltenen Brutvogel im Juli um
Beska, India, Neu-Pazova und Semlin. Am 18. August sah ich
den letzten in der Umgebung der letztgenannten Stadt.
Die Pirole haben ihre Nester in den um die einzelnen
Bauernhöfe herumstehenden Bäumen, auch in den um die Bahn-
höfe angeordneten Baumpflanzungen. Ich wunderte mich, wie
der bei uns so scheue Vogel auf so niederen, schlecht belaubten
Bäumen, unter denen fortwährend A-lenschen, Vieh und Wagen
mit großem Lärm sich umherbewegen, sein Nest bauen, brüten
und seine Jungen großziehen mag.
9. Chloris chloris (L) 1758. Grünling.
Den Grünling konnte ich als Brutvogel feststellen um Peter-
wardein, Karlowitz, Beska und Semlin. Er ist auch dort ein Be-
wohner der Gärten. Der Gesang unterscheidet sich nicht von
dem der deutschen Vögel. Die letzten umherstreichenden Grün-
finken sah ich zu Anfang Oktober.
Ich muß die Frage der geographischen Form hier offen-
lassen, denn es gelang mir leider nicht, ein Stück der slavoni-
schen Vögel zu sammeln. Aber die frei auf den Aesten sitzen-
den, singenden und leicht zu sehenden Männchen hatten eine
sehr intensiv gelb gefärbte Unterseite.
10. Carduelis carduelis carduelis (L.) 1758. Stieglitz.
Der Stieglitz war Brutvogel um Peterwardein, Beska, Corta-
novci, India und Batajnica. Er war nicht selten und brütete meist
in den aus den Hecken hervorwachsenden höheren Bäumchen.
Besonders zahlreich war er im Herbst und Winter, wo er meist
in kleinen Flügen um Peterwardein, Karlowitz, Cortanovci, Beska,
India, Neu-Pazova, Batajnica und Semlin sich umhertrieb. Die
Dr. ]. Oengler; Ornithologisches aus Syrmien.
letzten Flüge sah ich dort Ende Dezember. Im Oktober sangen
bei den Flügen stets einzelne Männchen flott und ließen sogar
das „Pink" deutlich hören.
11. Acanthis cannabina cannabina (L.) 1758. Bluthänfling.
Nur im Herbst und Winter konnte ich den Bluthänfling
beobachten. Ende Oktober waren einzelne in den Ausläufern der
Fruska gora und im Dezember trieben sich grolle und kleine
Flüge in der Ebene um Alt-Pazova, Batajnica und Semlin um-
her. Am 23. Dezember sangen in solchen Flügen einzelne Männ-
chen laut wie im Frühjahr.
12. Serinus canarius serinus (1..) 1766. Oirlitz.
lieber den CMrlitz kann ich fast nichts berichten. Singende
Männchen traf ich in den ersten Tagen des April in den Qärten
von Karlowitz und Neu-Pazova. Sonst aber sah und iiörte ich
den ganzen Sommer liindurch an keinem der besuchten Orte
wie auch nicht an den beiden vorgenaimten Plätzen einen üir-
litz. Wäre der Vogel dagewesen, er hätte mir doch sicher nicht
entgehen können, zumal ich noch eigens nach ihm Ausschau hielt.
13. Fringilla coelebs coelebs L. 1758. Buchfink.
Der Buciifink war Brutvogcl in und um Peterwardein,
Karlowitz, Beska, Predgradje, Batajnica und Semlin. Er war über-
all zahlreich, besonders aber um die letztgenannte Stadt. Sein
Gesang bot keine Besonderheiten; er war schlecht. Vom 24. Ok-
tober an kam kein Buchfink, weder Männchen noch Weibchen,
in der bereisten Gegend zur Beobachtung.
14. Passer domesticus domesticus (L.) 1758. Haussperiing.
Ueberali Standvogel. Man findet häufig freie Nester auf den
Bäumen, die oft große Aehnliciikeit mit Ploceiden-Nestern haben.
Dafi der Haussperling kein schlechter Flieger, wie vielfach an-
genommen wird, ist, geht daraus hervor, daß ein altes Weibchen
nicht nur lange Zeit flott neben meinem fahrenden Zug herflog
denselben auch, ohne zurückzubleiben, mehrmals überflog.
Im Oktober trieben sich um India geradezu riesige Flüge
alter und junger Vögel umher.
Belegstück: ■' ad. 23. 12. UHü. Semlin (Zemun.)
15. Passer montanus montanus (L.) 1758. Feldsperling.
Auch ein zahlreicher Standvogel ist der Feldsperling, ich
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien.
fand ihn um Peterwardein, Karlowitz, Cartonovci, Beska, India,
Alt- und Neu-Pazova, Batajnica und Semlin. In den Herbst- und
Wintermonaten tritt er in großen Flügen auf, die in Hecken und
Maisfeldern, in Stroh- und Getreideschobern, aber auch in den
Weiden am Rande der Sümpfe ihr Unwesen trieben.
Belegstück: 9 ad. 29. Q. 1916. Semlin (Zemun.)
16. Emberiza calandra calandra L 1758. Grauammer.
Ein recht zahlreicher Brutvogel um Peterwardein, Corta
novci, Beska, india. Alt- und Neu-Pazova und Batajnica ist der
Grauammer. Vom März bis zum September waren die Vögel
überall, im August in großen Flügen, die teilweise ganz aus
jungen Vögeln bestanden. Ende Juli sah man überall flügge Junge
in Menge. Ende März sangen die Männchen sehr eifrig auf den
Telegraphendrähten.
Die Hoden waren im März grol3, weißgelb.
Belegstücke: cf juv. 25. 8. 1916. Batajnica.
cT ad. 28. 3. 1917. Batajnica.
cf ad. 17. 6. 1917. Neu-Pazova.
d" ad. 17. 7. 1917. Batajnica.
c^ juv. 28. 7. 1917. Batajnica.
17. Emberiza citrinella L. 1758. Goldammer.
Auch hier kann ich zur Zeit nicht mit voller Sicherheit die
geographische Form des Goldammers angeben.
Der Vogel trat nicht selten auf, doch viel häufiger in den
Monaten August, September und Oktober, ebenso im Februar
und März als zur eigentlichen Brutzeit. Während dieser traf ich
ihn um Peterwardein, Karlowitz, Cortanovci und Semlin. Sin-
gende Männchen hörte ich nur selten. Im Oktober traten öfters,
besonders um Cortanovci Flüge auf. Sonst sah ich den Vogel
um Beska, India, Alt-Pazova und Batajnica.
Im Februar waren die Hoden mibhweiß.
Belegstücke: 9 ad. 1. 10. 1916. Cortanovci.
J ad. 10. 2. 1917. Batajnica.
18. Emberiza cia cia L 1766. Zipammer.
Im Juni, Juli und August konnte ich einige Paare dieser
Ammer um Peterwardein, Cortanovci und Semlin beobachten.
Doch scheint diese Form dort nur sehr selten aufzutreten; den
Gesang konnte ich nicht ein einziges Mal hören.
8 Dr. J. Qenglcr: Ornithologisclies aus Syrmien.
IQ. Emberiza schoenicius schoenicius L 1758. Rohrammer.
Der Rohrammer war in den Sommermonaten in den Rohr-
wäldern zwischen Neu-Pazova und Batajnica zahlreich zu Hause.
Ein dort am 28. Juli erlegtes altes Männchen, das aber leider
nicht präpariert werden konnte, gehörte der mitteleuropäischen
Form schoenicius an.
Im Oktober und November war der Vogel, manchmal in
kleinen Flügen zu beobachten um Peterwardein und Karlowitz
in den ungeheuren Rohrwäldern und zwar in viel größerer Menge
als im Sommer an den zuerst genannten Plätzen.
20. Calandrella brachydactyia brachydactyla (Leis!) 1814.
Kurzzehige Lerche.
Ein singendes Männchen dieser Lerchenform beobachtete
ich Mitte Juni in der Nähe von Alt-Pazova.
21. Galerida cristata (L.) 1758. Haubenlerche.
Auch hier bin ich zur Zeit noch nicht in der Lage, mich
über die in Slavonien getroffenen Haubenlerchen so zu äußern,
daß ihre Zugehörigkeit zu einer geographischen Form zweifellos
feststeht.
Trotz Sumpf land und feuchten Wiesen ist die Haubeulerche
ein zahlreicher Standvogel im ganzen von mir besuchten Oebiet.
Dies gilt aber mit Sicherheit nur für die Gegenden entlang der
Bahnlinie sowie in und um die Ortschaften. Ob weiter ab davon
im festbebauten Land oder in der Fruska gora die Verhältnisse
ebenso liegen, entzieht sich meiner Beurteilung. Am zahlreichsten
traf ich den Vogel Anfang April und Anfang Oktober; im April
meist in Paaren, im Sommer in kleinen Gesellschaften, häufig
aus Familien bestehend.
Im März ist der Hoden ziemlich vergrößert, gelblichweiß,
der Eierstock schön gelb.
Belegstücke: ad. 9. 8. 1Q16. Batajnica.
S ad. 25. 8. 1016. India.
cT 25. 8. 1916. India.
cf ad 29. 9. 1916. Batajnica.
cT ad. 14. 10. 1916. Batajnica.
9 jun. 14. 10. 1916. India.
Q ad. 2. 12. 1916. Semlin.
Dr. J. Cjengler: Ornithologisches aus Syrmien.
9 ad. 2. 12. 1916. Semlin.
V ad. 23. 12. 1916. Semlin.
t/- ad. 28. 3. 1917. Batajnica.
j' juv. 18. 6. 1917. Batajnica.
22. Lullula arborea (L) 1758. Heidelerche.
Nur einmal, am 27. März fand ich eine größere Menge
von Heidelerchen auf den Wiesenplätzen hinter Batajnica. Die
Vögel waren noch auf dem Zuge und am andern Tage voll-
kommen aus der Gegend verschwunden.
23. Alauda arvensis arvensis L. 1758. Feldlerche.
Als recht zahlreichen Durchzügler traf ich die Feldierche
im März sowie im September und Oktober in ganz Synnien, be-
sonders im südlichsten ebenen Teil des Landes. Aber auch als
Brutvogel konnte ich sie feststellen um Peterwardein, Cortanovci,
Beska, India, Alt- und Neu-Pazova, Batajnica und Semlin. Doch
ist sie bei weitem nicht so häufig wie in Deutschland, im Gegen-
teil in der Fruska gora sah und hörte ich sie nur wenige Male,
am zahlreichsten traf ich sie um Alt- und Neu-Pazova. Den
letzten kleinen Flug bemerkte ich Mitte Oktober.
Ende März war der Eierstock leicht vergrößert, gelblich.
Belegstück: , ad. 27. 3. 1917. Batajnica.
24. Anthus campestris catnpestris (L.) 1758. Brachpieper.
Als Durchzügler traf ich den Brachpieper Ende August und
Anfang September um Neu-Pazova und Batajnica, wo er sich in
wenigen Stücken auf trockenem Oediand aufhielt.
25. Anthus pratensis (L.) 1758. Wiesenpieper.
Ebenfalls als Durchzügler, aber als einen viel zahlreicheren
beobachtete ich in den Monaten September und Oktober, sowie
Ende März den Wiesenpieper. Auf trockenem Oediand sowie
auf Wiesen trieb er sich im Herbst in Flügen, im Frühjahr mehr
in kleinen Gesellschaften umher. Ich fand ihn um Peterwardein,
India, Neu-Pazavo und Batajnica. Während der Brutzeit konnte
ich keinen entdecken.
Ende März war der Eierstock noch vollkommen klein und
gelblichweiß.
Belegstück: ^ ad. 27. 3. 1917. Batajnica.
10 Dr. J. Gengier : Ornithologisches aus Syrmien.
26. Anthus spinoletta spinoletta (L.) 1758. Wasserpieper.
Am 10. Februar trieben sich mehrere Wasserpieper an einem
kleinen Tümpel in der Nähe von AltPazova umher.
27. Motacilla flava flava L. 1758. Schafstelze.
Die Schafstelze ist ein sehr zahlreicher Brutvogel um Peter-
wardein, Karlowitz, NeuPazova, Batajnica und Semlin. Solche
Mengen dieser lebhaften Vögel auf verhältnismäßig engem Raum
kann man nicht leicht in anderen bebauten Gegenden wieder
finden. Erst gegen Ende April konnte man die singenden Männ-
chen überall feststellen, aber Mitte September verschwanden sie
schon wieder aus der Gegend, im Juli gab es, besonders um
Batajnica, unzählige Jungvögel. Anfang September war reicher
Zuzug aus anderen Gegenden zu bemerken.
Die Hoden der Jungvöge! sind blaugrün.
Belegstücke: 9 juv. 25. 8. 1916. Batajnica.
S ad. 18. 6. 1917. Batajnica.
^ ad. 18. 6. 1917. Batajnica.
cf ad. 7. 7. 1917. Batajnica.
cf juv. 7. 7. 1917. BBtajnica.
Andere geographische Formen der Schafstelze stielten mir
trotz aller Achtsamkeit nicht auf.
28. Motacilla cinerea cinerea Tunst. 1771. Oebirgsstelze.
Am 27. März beobachtete ich ein Paar Qebirgssteizen am
Wasser in der Nähe von Karlowitz.
29. Motacilla alba alba L. 1758. Bachstelze.
Die Bachstelze fand ich als Brutvogel um Peterwardein,
Karlowitz, India, Alt- und Neu-Pazova, Batajnica und Semlin. Im
März erchien sie liier, die letzten sah ich am 14. Oktober. Ich
kann nicht sagen, daß der Vogel gerade häufig gewesen wäre;
er war wohl überall da, aber nie in größerer Anzahl.
Am 28. März trugen die Vögel nocii nicht das volle Hoch-
zeitskleid, der Eierstock war aber schon stark vergrößert, glasig
und gelblichweiß.
Belegstücke: 9 ad. 27. 3. 1917. Batajnica.
,/ ad. 15. 9. 1917. Batajnica.
30. Parus major major L 1758. Kohlmeise.
Als Standvogel fand ich die Kohlmeise zahlreich in und
Dr. ]. Qengler: Ornithologisches aus Syrmien. 11
um Peterwardein, Karlowitz, Cortanovci, Beska, Alt-Pazova, Bataj-
nica und Semlin.
31. Parus caeruleus caeruleus L 1758. Blaumeise.
Die Blaumeise traf ich ebenfalls als Standvogel, doch viel
weniger zahlreicii als die vorhergehende, um Karlowitz, Corta-
novci und Semlin.
32. Parus palustris communis Bald. 1827. Sumpfmeise.
Diese Sumpfmeise ist Brutvogel in der Umgegend von
Semlin. Denn ich sah sie im Laufe des Sommers öfters an den
Ufern der Save mit eben flüggen, noch geführten und gefütter-
ten Jungen, im Oktober sah ich Sumpfmeisen bei Peterwardein
und Karlowitz.
33. Parus atricapillus subsp.? Mattköpfige Sumpfmeise.
Vom August bis Dezember sah ich öfters mattköpfige Grau-
meisan im Schilfwald um Peterwardein und Karlowitz, haupt-
sächlich aber in den Weidenbäumen an der Save um Semlin.
Es waren stets mehrere beisammen im losen Verbände, aber
kein Flug.
Trotz aller Bemühungen gelang es nicht, ein Belegstück
dieser Form zu erhalten. Es waren, wie ich zweifellos feststellen
konnte, mattköpfige Stücke, aber die Entfernung waren eben stets
doch zu weit, um die geographische Form sicher ansprechen zu
können.
34. Aegithalus caudatus europaeus (Herrn.) 1804. Schwanz-
meise.
Ende März begegnete mir ein kleiner Trupp Schwanzmeisen
auf den Bäumen an der Landstraße hinter Karlowitz.
35. Reguius ignicapillus ignicapilius (Temm.) 1820. Sommer-
goldhähnchen.
Am 15. September waren alle Büsche um Batajnica voll
von diesen kleinen Vögeln, die sich augenscheinlich auf dem
Zuge gegen Süden befanden.
36. Lanius minor Gm. 1788. Schwarzstirnwürger.
Der schwarzstirnige Würger ist sehr zahlreich und steht in
der Häufigkeit wenig dem rotrückigen nach. Er ist Brutvogel
um Cortanovci, Indiapußta, hidia, Alt- und Neu-Pazova, Bataj-
12 Dr. J. Gengier: Omithologisches aus Syrmien.
nica und Semiin. Die Vögel sind im Juli mit den flüggen Jungen
in Mengen in den Maisfeldern und treiben sich dort, von Pflanze
zu Pflanze fliegend, umher wie kleine Elstern. Die jungen Vögel
sind ganz außerordentlich dumm und lassen den Menschen ganz
nahe an sich herankommen.
Ein am 18. Juni untersuchtes altes Weibchen hatte den
Eierstock so klein wie im Winter.
Belegstücke: v ad. 18. 6. 1Q17. Batajnica.
9 juv. 28. 7. 1917. Batajnica.
cT juv. 28. 7. 1917. Batajnica.
37. Lanius excubitor excubitor L 1758. Raubwürger.
Den großen Würger traf ich im Juni bei Cortanovci an;
ich glaube daher, ihn für diese Gegend mit Recht als Brutvogel
ansprechen zu dürfen. Im März und April beobachtete ich ihn
um Batajnica und zwar in großer Anzahl, während ich während
der ganzen Brutzeit keinen solchen Würger in der Gegend treffen
konnte. Wahrscheinlich waren die von mir gesehenen Würger,
fast nur Junge im Herbst, Strichvögel, die aus benachbarten Ge-
genden stammten.
Am 23. Dezember sah ich einen alten Würger auf einem
Strohschober bei Alt-Pazova sitzen.
Belegstück: cf juv. 9. 8. 1916. Batajnica.
38. Lanius Senator Senator L. 1758. Rotkopfwürger.
Nur wenige Male konnte ich diesen schönen Würger be-
obachten. Im Juni sah ich einmal ein Stück bei Beska, Ende
Mai eines bei Semiin, im Juli mehrere Stücke im Jugendkleid
in den Maisfeldern um das Stationshaus der Haltestelle India-
pußta und den letzten alten Vogel ebenfalls an diesem Platz am
17. August. Ob diese Form zu den Brutvögeln Slavoniens zu
rechnen ist, ist mir sehr zweifelhaft.
39. Lanius collurio L. 1758. Rotrückiger Würger.
Ein zahlreicher Brutvogel, einer der häufigsten Sommer-
vögel der dortigen Gegend überhaupt, ist der rotrückige Würger.
Von der ersten Maihälfte bis zum 15. September sieht man auf
allen Telegraphendrähten, auf allen großen Büschen solche
Würger sitzen. Vom 21. Juni an kamen dann noch die flüggen
Jungen dazu. Keinem Orte fehlte der Vogel, selbst an den be-
lebten Bahnhöfen war er stets zu Hause.
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 13
Einzelne recht reichhaltige Spötter konnte ich unter ihnen
finden, doch waren die meisten alten Männchen, die sich hören
ließen, Stümper.
Durch seine Frechheit ist der Würger sehr leicht zu schießen
und man hätte nach Belieben viele Stücke sammeln können.
Am 17. Juni fiel am Bahnhof Beska ein altes Männchen in
meine Hand, das einen Flügelspiegel besitzt.
Belegstücke: d' juv. 25. 8. 1916. Neu-Pazova.
d ad. 17. 6. 1917. Beska.
cT ad. 18. 6. 1917. Batajnica.
d juv. 15. 9. 1917. Batajnica.
d juv. 15. 9. 1917. Batajnica.
40. Muscicapa ficedula ficedula (L.) 1758. Fliegenschnäpper.
Anfangs September fand großer Durchzug von grauen
Fliegenschnäppern in Neu-Pazova statt. Auf allen hohen Mais-
stauden und in den Weinbergen saßen die Vögel und waren
gar nicht scheu. Es waren sehr viele Jungvögel darunter.
Belegstück: 9 ad. 1. 9. 1917. Neu-Pazova.
41. Phylloscopus collybita coliybita (Vieill.) 1817. Weiden-
laubvogel.
Am 27. März, einem Hauptzugstag in Slavonien, wimmelte
es in der ganzen Gegend von Karlowitz bis Batajnica von
Weidenlaubsängern. In aufgelöster Reihe zogen immer neue Men-
gen von Süden her durch, überall singende Männchen dabei:
selbst auf den Bäumen an den Landstraßen saßen alle Aeste
voll von den lebhaften grünlichen Vögelchen. Sie scheinen durch
die zuvor herrschende Kälte zurückgehalten gewesen zu sein
und zogen daher jetzt bei besserer Witterung um so rascher und
in um so größerer Anzahl vorwärts.
Einen viel weniger lebhaften Durchzug konnte ich im Sep-
tember feststellen, wo sich besonders um Batajnica größere Men-
gen zeigten. Sie sitzen dann in allen Büschen, selbst im niedersten
Wiesengestrüpp.
Die Hoden waren Ende März etwas vergrößert, hochgelb.
Belegstücke: d juv. 29. 9. 1916. Batajnica.
9 ad. 27. 3. 1917. Batajnica.
d ad. 27. 3. 1917. Karlowitz.
14 Dr. j. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien.
d ad. 15. 9. 1917. Batajnica.
d ad. 16. g. 1917. Batajnica.
42. Phylloscopus trochilus trochilus (L) 1758. Fitislaubvogel.
Im April traf ich den Fitis einmal um Karlowitz. Im Sep-
tember zog der Vogel in Menge dem Süden zu; ich sah ihn
da um Neu-Pazowa und ganz besonders zahlreich am 29. Sep-
tember um Batajnica.
Ich habe wiederholt die Beobachtung gemacht, daß die
beiden genannten Laubsänger ihre Hauptzugstage zu gleicher
haben, ich fand auch öfter beide Formen untereinander gemischt.
Belegstück: d ad. 16. 9. 1917. Batajnica.
43. Phylloscopus sibilator sibilator (Bechsl.) 1793. Waldlaub-
vogel.
Als Durchzügler beobachtete ich diesen Laubsänger im Sep-
tember nm Neu-Pazova und Batajnica. Am 1. Oktober zogen
besonders viele durch die Umgegend der letztgenaimten Stadt.
Belegstück: d ad. 1. 10. 1917. Batajnica.
44. Acrocephalus arundinaceus arundinaceus (L) 1758. Dros-
selrohrsänger.
Der Drosselrohrsänger ist ein sehr zahlreicher Bewohner
Syrmiens. Von Mai bis zum August kann man den unruhigen
Vogel in allen Schilf- und Rolirwäldern sehen und ganz beson-
ders hören. Noch am 25. August waren alle Plätze von ihnen
belebt.
Als Brutvogel traf ich ihn um Peterwardein, Karlowitz,
Neu-Pazova und Semlin. Bei seiner Ankunft bewohnt er noch
überall das alte gelbe Rohr vom vorigen Jahr und singt in diesem
genau so wie im frischen grünen. Eine solche Menge dieser
großen Rohrsänger auf so verhältnismäßig kleinem Raum bei-
sammen kann man in Mitteleuropa nirgends finden. Ihr lauter,
lärmender Gesang gleicht schon mehr einem großen Spektakel
und ist weithin zu hören.
Leider ist der Vogel so schwer zu sammeln. Zu schießen
ist er ja leicht, aber der geschossene fällt dann in das Wasser
und ist in den meisten Fällen verloren.
Nester konnte ich weder suchen noch finden. Denn einmal
war mein jedesmaliger Aufenthalt zu kurz und dann braucht ein
Dr. J. Gengier: Omithologisches aus Syrmieh. 15
Eindringen in die dichten Roiirwälder eine längere Vorbereitung
und größere Hilfsmittel.
Im Juni sind die Hoden groß und rahmgelb.
Belegstücke: o ad. 25. 8. 1Q16. Karlowitz.
d" ad. 17. 6. 1917. Neu-Pazova.
45. Acroceplialus streperus streperus (Vieiil.) 1817. Teich-
rohrsänger.
Diesen kleinen Rohrsänger traf ich im Mai und Juni in
unglaublicher Zahl in jedem, auch dem kleinsten Rohrwald oder
Rohrstück um Peterwardein, in geringerer Menge um Karlowitz
und Semlin. Solche Massen dieser quäkenden und quaksenden
Sänger hatte ich noch nie gesehen oder gehört. Weithin schallte
der Gesang unaufhörlich vom Tagesanbruch bis zur sinkenden
Nacht. Die letzten sah ich am 25. August um Batajnica.
Auch hier konnte ich aus dem oben angegebenen Grund
Nester weder suchen noch sammeln.
Belegstück: d ad. 25. 8. 1Q16. Batajnica.
46. Acrocephalus palustris (Bechst.) 1802. Sumpfrohrsänger.
Viel seltener als die beiden genannten Rohrsänger trat mir
der Sumpfrohrsänger entgegen; die meisten traf ich um Bataj-
nica, weniger um Neu-Pazova und Semlin. Auch diese Form war
noch bis Ende August in Syrmien anzutreffen.
Daß ich gerade diesen Rohrsänger so viel seltener traf als
die anderen, mag wohl auch daher kommen, daß unter dem
großen Lärm der anderen Rohrsänger und musizierenden Rohr-
bewohner der so viel feinere Gesang des Sumpfrohrsängers zu
wenig zur Geltung gelangt und daher meiner Beobachtung viel-
fach entging.
47. Acrocephalus schoenaboenus (L.) 1758. Schilfrohrsänger.
Nur bei Neu-Pazova beobachtete ich diesen Rohrsänger im
Monat Juni. Er war dort in den größeren und kleineren Sümpfen
sehr zahlreich und übertraf an manchen Stellen an Zahl die
beiden anderen Rohrsänger.
48. Hypolais icterina (Vieiil.) 1817. Gartenspötter.
Als Brutvogel traf ich den Gartenspötter in den Gärten in
und um Karlowitz gar nicht selten; sonst konnte ich ihn wäh-
rend der Sommermonate nirgends feststellen. Aber am Zug
16 Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmied.
konnte ich ihn Ende August in ziemlicii großer Anzahl in der
Umgegend von Batajnica bemerken.
Belegstück: 9 ad. 25. 8. 1916. Batajnica.
4Q. Sylvia nisoria nisoria (Bechst.) 17Q5. Sperbergrasmücke.
Anfang August sah und hörte ich mehrmals Sperbergras-
mücken in den Gebüschen an den Abhängen in der Umgegend
von Karlowitz. Einen Gesang während der Sommermonate konnte
ich nie hören, es bleibt also sehr zweifelhaft, ob diese Grasmücke
in der Gegend auch Brutvogel ist.
50. Sylvia atricapilla atricapilla (L.) 1758. Schwarzplättchen.
Die schwarzköpfige Grasmücke ist Brutvogel in allen durch-
reisten Gegenden Slavoniens, denn ich hörte im April, Mai und
Juni häufig ihren Gesang aus Hecken und Gebüschen heraus
erschallen.
51. Sylvia communis communis Lath. 1787. Dorngrasniücke.
Diese sonst so zahlreiciie Grasmücke traf ich hier nur sehr
spärlich im Mai, Juni und Juli um Karlowitz und Semlin.
52. Sylvia curruca curruca L. 1758. Zaungrasmücke.
Die Zaungrasmücke beobachtete ich nur wälirend des Som-
mers in der Umgegend von Batajnica und da nur ganz auBer-
ordentlich spärlich.
Die Hoden sind im Juni graugelb.
Belegstück: cf ad. 17. 6. 1917. Batajnica.
53. Turdus merula merula L 1758. Amsel.
Die slavonische Amsel glaube ich noch zur mitteleuropäi-
schen Form rechnen zu dürfen. Sichere Beweise dafür habe ich
aber nicht in Händen.
Als Standvogel traf ich sie in Gärten und Anpflanzungen
in und um Peterwardein und Beska. Nach meinen Erfahrungen
kann sie nur ein sehr spärlicher Vogel dort sein, denn, wenn
der Vogel auch meinem Blick entgangen wäre, sein Lied hätte
doch unfehlbar seine Anwesenheit verraten.
54. Oenanthe oenanthe grisea (Br) 1831. Steinschmätzer.
Die von mir untersuchten Vögel gehörten der Form grisea
an. Als Brutvogel konnte ich den Steinschmätzer in Synnien
br. j. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 17
nicht feststellen. Als Durch zugsvogel war er dagegen in beiden
Zugszeiten sehr zahlreich.
Der Frühjahrszug hatte am 27. März, einem schönen, nur
etwas windigen Tag, seinen Höhenpunkt. Es wimmelte an diesem
Tage geradezu von Steinschmätzern um Batajnica. Die weitaus
größere Anzahl waren alte Männchen, so daß selten ein Weib-
chen darunter zu sehen war. Der Herbstzug hatte am 18. August,
einem sehr schönen, windstillen, heißen Tag, den Höhepunkt;
doch waren es an diesem Tage fast nur Weibchen. Viele Wieseu-
schmätzer (rubetra) waren unter die Steinschmätzermassen ge-
mischt. An beiden genannten Tagen waren die Vögel äußerst
scheu und unruhig.
Am 27. März waren die Hoden etwas vergrößert, hochgelb.
Belegstücke: cT ad. 27. 3. 1917. Batajnica.
9 ad. 18. 8. 1Q17. Batajnica.
55. Saxicola rubetra rubetra (L.) 1758. Braunkehliger Wiesen-
schmätzer.
Ich konnte diesen Wiesenschmätzer den ganzen Sommer
über weder hören noch sehen. Er fehlt also als Brutvogel in
den von mir durchreisten Gegenden.
Als Durchzügler konnte ich ihn dagegen mehrmals beob-
achten. Am 18. August war starker Durchzug in der Umgegend
von Batajnica, doch konnte ich an diesem Tag nur ausschließ-
lich junge Vögel feststellen. Am 1. September war schwacher
Zug alter Vögel in der Umgebung von Neu-Pazova zu bemerken.
Belegstücke: 9 ad. 25. 8. 1916. Batajnica.
cf juv. 18. 8. 1917. Batajnica.
cT juv. 18. 8. 1917. Batajnica.
-f juv. 18. 8. 1917. Batajnica.
56. Saxicola torquata rubicola (L.) 1766. Schwarzkehliger
Wiesenschmätzer.
Als Brutvogel, aber keineswegs als häufigen, beobachtete
ich diesen Wiesenschmätzer um Karlowitz, Beska, AltPazova
und Batajnica.
Ueber den Zug oder Durchzug dieser Form habe ich keine
Beobachtungen sammeln können.
57. Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L) 1758. Wald-
rotschwanz.
2
tÖ Dr. J. Gengier: Ornithologisclies aus Syrmien.
Das erste Waldrotschwänzchen, ein prachtvolles altes Männ-
chen, traf ich am 27. März in den Kopfweiden an der Donau
bei Karlowitz. Es wimmelte dort von diesen Vögeln, die nach
den so kalten Tagen jetzt hei Eintritt besserer Witterung auf
raschem Durchzug zu ihrer Brutheimat waren.
Im April beobachtete ich Waldrotsciiwänze um Peterwar-
dein, die dort ihrem Benehmen nach sicherlich Brutvögel waren.
Vom Hausrotschwanz sah icii in den 15 Monaten in Syr-
mien keine Spur.
58. Luscinia megarhynchos megarhynchos (Br.) 1831. Nachtigall.
Die Nachtigall scliiug von Mitte April bis in die zweite
Hälfte des Juni in den Gebüschen an den Abhängen zwischen
Karlowitz und Cortanovci überall in großer Anzahl. Es muß
hier Paar an Paar wohnen. Die Gesänge waren nicht schlecht
und abwechslungsreich, aber gegen die im Moseltal gehörten
etwas kurz.
59. Erithacus rubeculus rubeculus (L) 1758. Rotkehlchen.
Im März und April fand ich das Rotkehlchen um Corta-
novci und Batajnica. Die Vögel sangen wenig und leise, sciiei-
kerten viel und waren sehr unruhig, so daß ich zweifellos noch
Zugvögel vor mir hatte. Im Sommer konnte ich Rotkehlciien
nicht beobachten.
Im März ist der Eierstock noch klein und liochgelb.
Belegstück: 9 ad. 28. 3. 1Q17. Batajnica.
60. Hirundo rustica rustica L. 1758. Rauchschwalbe.
Die Rauchschwalbe ist ein zahlreiclier Brutvogel in und um
Peterwardein, Karlowitz, Cortanovci, Beska, Indiapußta, India,
Alt- und Neu-Pazova, Batajnica und Semlin. Sie kam Mitte
April zu den Brutplätzen und zog am 29. September wieder ab.
Sehr viele Stücke zeigten eine braune oder stark braun
überlaufene Unterseite. Ein sehr beliebter Aufenthalt ist das Ufer
der Donau; hier sieht man an schönen Tagen viele Hunderte
von Rauchschwalben über das Wasser hineilen und durch rasches
Eintauchen ein flüchtiges Bad nehmen. Viele Schwalben kann
man auch, wahrscheinlich wegen Mangels jeder anderen Sitzge-
legenheit, auf niederen Büschen mitten in den Wiesen nach Art
der Wiesenschmätzer sitzen sehen; andere rütteln über dem
Wasser wie ein Turmfalke über der Wiese.
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 19
Viele Nester findet man in den kleinen leeren Häusciien,
die in den Wiesen stehen. Oft ist liier die Rauchschwalbe auch
gezwungen, ihr Nest an die Außenseite, auch an die hölzerne
Außenseite der üebäude anzubringen.
Vom 20. August an sah man große Massen um Karlowitz
sich zusammenziehen und in den dortigen Rohr- und Schilfwäl-
dern übernachten bis, wie schon gesagt, am 29. September alle
verschwunden waren.
Belegstück: J juv. 29. 9. 1916. Batajnica.
61. Delichon urbica urbica (L) 1758. Mehlschwalbe.
Die Mehlschwalbe konnte ich als Brutvogel feststellen in
Peterwardein, Karlowitz, Beska, India, Batajnica und Semlin. Die
ersten sah ich am 17. April, die letzten am 3. September. Daß
der Vogel gerade zahlreich gewesen wäre, kann ich nicht be-
haupten, eher das Gegenteil.
62. Riparia riparia riparia (L.) 1758. Uferschwalbe.
Mehrere große Kolonien fand ich in der Umgegend von
Karlowitz in hohen Steilwänden, die aus einer eigenen Art von
Lehmerde zu bestehen schienen. Mitte Juli war die größte Kolonie
stark besetzt, so daß man von der Ferne den Eindruck erhielt,
man stehe vor einem riesigen Bienenstock. Anfang April flogen
die ersten Uferschwalben an der Don.iu umher. Am 3. Septetnber
waren noch einzelne Schwalben an der großen Kolonie, sehr
viele an der Donau. Später sah ich keine mehr, doch kann ich
den Tag des Abzuges nicht angeben.
63. Micropus apus apus (L.) 1758. Mauersegler.
Nur in Peterwardein konnte ich den Mauersegler als zahl-
reichen Brutvogel feststellen. Sonst sah ich den Vogel nicht ein-
mal an irgendeinem Ort, obwohl ich doch sehr genau nach ihm
Ausschau hielt und der lärmende Vogel nicht leicht zu über-
sehen ist.
Sollte der Mangel an hohen steinernen Gebäuden sein
Fehlen bedingen?
64. Upupa epops epops L 1758. Wiedehopf.
Nur selten trat mir dieser merkwürdige Vogel in Syrmien
entgegen, im Juli und August sah ich einzelne Wiedehopfe auf
20 Dr. J. Oengler: Omithologisches aus Syrmien.
den Viehweiden bei Beska und um Batajnica. An Nistgelegen-
heiten fehlt es in den dortigen Gegenden allerdings sehr.
65. Coracias garrulus garruius L 1758. Blaurake.
Im August und September hielten sich vorübergehend sehr
viele Blauraken in den hohen Maisstauden in der Umgebung von
Batajnica auf. Da die Vögel, alte und junge gemischt, schon an
und für sich sehr scheu waren und ihnen daher sehr schlecht
beizukommen war, gingen angeschossene Stücke auch noch in
den dichtbestandenen Maisfeldern stets verloren.
66. AIcedo atthis ispida L. 1758. Eisvogel.
Einen einzigen Eisvogel sah ich am 27. März an einem
kleinen versumpften Bach in der Nähe von Karlowitz.
67. Picus viridis pinetorum (Br.) 1831. Grünspecht.
Zweimal traf ich im Laufe des Sommers mit dem Grün-
specht zusammen. Einmal kletterte ein altes Männchen an einer
Art Silberpappel in der Nähe von Karlowitz umher und ein an-
dermal sah ich zwei Grünspechte an den Bäumen längs des
Bahndammes zwischen Semlin und der Savebrücke.
68. Asio flammeus flammeus (Pont.) 1763. Sumpfohreule.
In der Nacht vom 20. zum 21. Oktober kamen ganz in der
Nähe von Karlowitz gegen 11 Uhr abends mehrere Sumpfohr-
eulen, die zweifellos auf dem Zuge waren, zur Beobachtung.
69. Athene noctua noctua (Scop.) 176Q. Steinkauz.
Den Steinkauz traf ich als Standvogel um Karlowitz, Beska
und Batajnica. In und um die letztgenannte Ortschaft war er sehr
zahlreich und machte dort des Nachts von den hohen Maisstau-
den aus Jagd auf die überall herumhuschenden Feldmäuse.
70. Strix aluco aluco L. 1758. Waldkauz.
Am 23. Dezember fand ich einen Waldkauz auf einem frei-
stehenden Baume im Eelde bei Batajnica. Der Vogel saß in hal-
ber Höhe dieses Baumes auf einem starken Ast, fest an den
Stamm angedrückt.
71. Faico peregrinus peregrinus Tunst. 1771. Wanderfalk.
Den ersten Wanderfalken beobachtete ich am 17. August,
den letzten am 23. Dezember. Ich traf je ein Stück hei Alt- und
bei Neu-Pazova, bei Batajnica und Semlin. Die Vögel saßen zu-
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 21
meist auf Bäumen, oft ganz nahe an der Straße und waren ziem-
lich frech. Mit Ausnahme des bei Batajnica gesehenen Stückes,
das ein altes Weibchen zu sein schien, waren die Vögel jüngeren
Alters. Sie hielten sich in der Gegend nicht auf, sondern waren
andern Tages stets verschwunden.
72. Faico subbuteo subbuteo L. 1758. Baumfalk.
Im Frühjahr und Herbst kam ich je einmal mit diesem
kleinen Falken zusammen. Ich sah einmal einen Baumfalken bei
Semlin und dann zwei Stück bei Batajnica. Auch diese Vögel
kann ich nur als Durchzügler ansprechen.
73. FaIco vespertinus vespertinus L. 1766. Rotfußfalk.
Am 9. August waren mehrere Rotfußfalken um Neu-Pazova.
Ein in der Abenddämmerung angeschossenes altes Männchen
ging leider in den Maisfeldern verloren.
74. FaIco naumanni naumanni Fleisch. 1818. Rötelfalk.
Von diesem kleinen zutraulichen Falken sah ich im August
mehrere Stücke bei Cortanovci und sieben Stück bei Neu-Pazova,
am 12. September ein altes Weibchen kurz vor Semlin.
Es begegneten mir wohl noch eine ganze Menge kleiner
Falken, aber ich konnte ihre Zugehörigkeit zu irgendeiner Form
nicht mit Sicherheit feststellen.
75. FaIco tinnunculus tinnunculus L. 1758. Turmfalk.
Den Turmfalken traf ich am häufigsten an. Ich sah während
der Brutzeit einzelne und Paare bei Peterwardein, Karlowitz und
Batajnica. An der Festung von Peterwardein war fast stets auf
der Donauseite ein Paar zu sehen, das dort seine Flugspiele trieb
und seine Stimme erschallen ließ, also sicher irgendwo in den
Festungsmauern brütete. Im August und September sah ich öfters
einzelne und mehrere zusammengesellte Turmfalken rüttelnd oder
umhersitzend um Peterwardein, Neu-Pazova und Batajnica. An
letzterem Platze stellte er den in ziemlicher Anzahl vorhandenen
Feldmäusen eifrig nach und man konnte häufig, ein für mich
recht seltsamer Anblick, Turmfalken auf den Spitzen hoher Alais-
stauden aufblocken sehen.
76. Buteo buteo buteo (L.) 1758. Mäusebussard.
Der Mäusebussard ist in den Monaten Oktober, November
22 Dr. J. Oengler: Ornithologisclies aus Syrmien.
und Dezember kein seltener Vogel um Beska, Alt- und Neu-
Pazova, Batajnica und Semlin.
Diese Herbstvögel waren größtenteils schmutzigbraun mit
wenig hellerem Bauch und schienen fast durchgängig Jungvögel
zu sein; doch sah ich auch einmal ein über Beska und Umge-
gend kreisendes Paar, das eine sehr helle Unterseite zeigte. Die
Vögel saßen gern auf den großen Strohschobern umher und
lauerten von dort aus auf Beute. Ein auffallend kleiner Bussard
geriet einmal in einen großen kreisenden Krähenschwarm und
wurde da während des Fluges bösartig mißhandelt. So oft der
gequälte Vogel den Rand des Schwarmes erreiciit hatte und sich
aus der Gesellsciiaft drücken wollte, ward er von den krächzen-
den Krähen immer wieder mitten in das Gewimmel hineinge-
trieben und mußie so die Flugübungen mitmachen und dabei
viele Federn lassen.
Zur Brutzeit traf ich Bussarde um Alt-Pazova, Batajnica und
Semlin. Diese Brutvögel zeichneten sich durch eine auffallend
rotbraune Oberseite aus. Das Weibchen eines bei Batajnica
stationierten Paares war ausnehmend groß.
77. Circus aeruginosus aeruginosus (L.) 1758. Rohrweiii.
im Juli konnte ich zahlreiche Rohrweihen über den Schilf-
wäldern zwischen Peterwardein und Karlowitz, sowie auf und
über dem teilweise überschwemmten, teilweise versuniptien Oed-
land an der Save bei Semlin beobaciiten.
78. Circus cyaneus cyaneus (L.) 1766. Kornweih.
im August und September sah ich mehrere, dabei sehr
schöne alte Männchen um India, Alt-Pazova und Batajnica.
7Q. Circus pygargus (L) 1758. Wiesenweih.
Fin altes prachtvolles Männchen dieser Form flog am 24.
Mai lange über das Oedland zwischen der Stadt Semlin und
dem Saveufer hin und her und strich zuletzt auf die Zigeuner-
insel zu ab.
80. Astur gentilis gentilis (L.) 1758. Habicht.
im September beobachtete ich einzelne Habichte um Neu-
Pazova und Batajnica. Sonst konnte ich den Vogel nirgends
feststellen.
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 23
81. Accipiter nisus nisus (L) 1758. Sperber.
Wenn ich annehme, daß ein Vogel nur dann als Brutvogel
für ein Oebiet angesprochen werden darf, wenn er dort zwischen
dem 15. April und dem 15. August ständig angetroffen wird, so
kann ich den Sperber nur für Batajnica und Umgegend als
Brutvogel anführen. Im März traf ich noch Sperber um Karlowitz,
hidia und gleichfalls um Batajnica. Die Vögel waren sehr frech
und holten ihre Beute, meist Hausspedinge, auf den belebten
Bahnhöfen und kröpften, wenn nicht ernstlich verscheucht, die
Beute gleich am nächsten Dachfirst. Bei Batajnica ließ sich ein
alter Sperber dreimal mit seiner Beute auiaeioen, eiie er endlich
endgültig das Weite suchte.
82. Milvus milvus milvus (L) 1758. Gabelweih.
Diesen Milan beobachtete ich im September und Oktober
spärlich um Neu-Pazova und Batajnica. Die Vögel waren dort
sicherlich nur Durchzügler.
83. Milvus migrans migrans (Bodd.) 1783. Schwarzer Milan.
Ein nicht seltener Raubvogel ist der schwarze Milan, den
ich nicht nur im August, September und Oktober, sondern auch
in den Sommermonaten um Peterwardein, Karlowitz, Cortanovci,
Neu-Pazova und Batajnica antraf. Im Herbst hielt er sich auch
um fndiapußta und Semlin auf. Ich sah häufig an der Donau
fischende Milane.
84. Pernis apivorus apivorus (L.) 1758. Wespenbussard.
Wespenbussarde beobachtete ich in den letzen Julitagen um
Beska und Batujnica und im August um Alt-Pazova und Bataj-
nica. Es waren meist einzelne Stücke, nur einmal fand ich drei
Jungvögel zusammen auf Oedland umherlaufen und am Boden
nach Beute suchen.
85. Pandion haliaetus haliaetus (L) 1758. Fischadler.
Am 24. Mai sah ich an der Donau in der Umgegend von
Karlowitz einen alten Fischadler, der lange über das Wasser hin-
flog und endlich auf einem am Ufer freistehenden Baume auf-
bäumte.
86. Ciconia ciconia ciconia (L) 1758. Storch.
Der Storch ist ein zahlreicher Brutvogel in Syrmien. Die
ersten sah ich dort am 27. März, die letzten am 31. August.
24 Dr. J. Geiigler: Omitliologisches aus Syrmien.
Paare wohnen in I'eterwardein, Karlowitz, Alt- und Neu-
Pazova, Batajnica und Semlin. In Peterwardein steht ein besetztes
Nest auf dem Kamin eines ganz niederen Hauses und in Bataj-
nica sind drei Nester auf den Dächern nebeneinander stehender
Häuser. Die Paare vertragen sich aber in solcii naher Nachbar-
schaft ganz gut.
Ein altes, unbevcohntes Gebäude mit schadiiaftem Dacli,
das in einer grolkn Wiese bei Batajnica steht, sclieint ein ganz
besonderer Lieblingsplatz der dortigen Störche zu sein, denn fast
zu jelier Zeit des Tages stehen drei Störche auf diesem Dache
und zwar meist so verteilt, daß man von der Ferne herkommend,
drei Wetterfahnen zu sehen vermeint.
Schon vom 15. Juli an sieht man in den Sumpfwiesen und
in der Nähe der vielen Wassertümpel Ansammlungen von Stör-
chen und bis finde Juli nehmen diese Ansammlungen immer zu.
So kann man 24 Störche an einem Bach bei Batajnica Nahrung
suchend beisammen stehen sehen, 10 — 12 Stück ist die gewöhn-
liche Zahl der gesellschaftlich die Wiesen absuchenden Störche.
Dann auf einmal eines Tages sind alle verschwunden und man
sieht sich vergeblich nach den großen Vögeln, dieser Zierde einer
Gegend um.
87. Giconia nigra (L.) 1758. Schwarzstorch.
Am 25. August beobachtete ich einen schwarzen Storch
zwischen Peterwardein und Karlowitz am Rande eines großen
Tümpels mit voller Sicherheit. Wahrscheinlich waren dit hinter
ihm stehenden dunklen \'öqel auch solche Störche.
88. Plegadis faicinellus faicineilus (L.) 17ö6. Sichler.
Während des Sommers fand ich den braunen Sichler nicht
selten in Syrmien. Im Juni und Juli waren stets viele auf den
Wiesen um die Donauufer bei Karlowitz, einmal sieben Stück
beisammen; dann am 18. Juni ganze Mengen in dem sumpfigen
Ueberschwemmungsgebiet an der Save um Semlin und zwar die
meisten zwischen dem Eisenbahndamm und der Fußgängerbrücke
nach Belgrad, weniger auf der anderen Seite. Die in der Sonne
goldig glänzenden Vögel stocherten eifrig mit ihren langen
Schnäbeln im weichen Grund herum. Im August und Oktober
traf ich mehrmals Sichler auf den Wiesen an der Donau zwischen
Karlowitz und Cortanovci.
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 25
8Q. Platalea leucorodia leucorodia L. 1785. Löffelreiher.
Am 17. Juni beobachtete ich einen Löffelreiher auf den
Sumpfwiesen bei Kariowitz. Er schritt bedächtig am Ufer ent-
lang und gründelte mit seinem Schnabel eifrig im Wasser.
90. Ardea cinerea cinerea L. 1758. Fischreiher.
Den Fischreiher fand ich sowohl an der Donau als auch
an und in den verschiedenen Sümpfen und Tümpeln um Kario-
witz und Batajnica und zwar in den Monaten Juni, Juli, August,
September, Oktober und Dezember. Brutplätze oder Kolonien
konnte ich nicht sehen, die waren jedenfalls weitab von meinem
Weg gelegen. Von Batajnica sah ich meist nur einzelne wenige
Stücke im Juli und September, aber in der Umgegend von
Kariowitz und zwar in der näheren wie weiteren, an der Donau
wie auf den überschwemmten Wiesen war stets in den oben
genannten Monaten eine größere Anzahl Reiher zu sehen. Be-
sonders im Juli und August war die Zahl dieser Vögel, junge
und alte, die ersteren in der Ueberzahl, oft eine so bedeutende,
daß eine sichere Schätzung der Menge unmöglich war. Ueberall
standen da die Vögel im Wasser, zwischen den Hausgänsen und
dem Weidevieh und ließen sich durch nichts in ihrer Beschäfti-
gung stören.
Ql. Ardea purpurea purpurea L. 1766. Purpurreiher.
Im Juni, Juli und August war stets eine ziemliche Anzahl
von Purpurreihern an denselben Plätzen um Kariowitz, wie sie
oben genannt sind, zu sehen, doch war gegen die grauen Reiher
ihre Anzahl geradezu verschwindend. Sie mischten sich auch
nicht so zutraulich unter das Vieh. Die meisten sah ich am
21. Juni.
92. Casmerodius albus albus (L.) 1758. Edelreiher.
Den Edelreiher sah ich des öfteren in Syrmien. Um Kario-
witz beobachtete ich vier Stück am 7., ein Stück am 15. und
ein Stück am 28. Juli, drei Stück am 25. August, dann um
Batajnica ein Stück am 28. und vier Stück am 29. Juli. Die
Vögel waren scheu und ließen den Menschen nicht allzu nahe
an sich herankommen.
93. Ardeola ralloides ralloides (Scop.) 1769. Rallenreiher.
Auch der eigenartige Rallenreiher war um Peterwardein
26 Dr. J. Qengler: Ornitliologisches aus Syrmien.
und Karlowitz im Rohrwald wie an der Donau in den Monaten
Juni, Juli, August und Oktober nicht selten zu sehen. Die Vögel
hielten sich aber meist in kleinen Familien oder Trupps von
3—8 Stück zusammen, von den andern Reihern getrennt. Ihr
Lieblingsaufenthalt war eine mit niederem Buschwerk bewach-
sene langgestreckte Insel in der Donau.
94. Nycticorax nycticorax nycticorax (L.) 1758. Nachlreiher.
Im Juni beobachtete ich in einem großen Sumpf vor Karlo-
witz auf einem Weidenbaum drei Nachtreiher; im August sah
ich an derselben Stelle und auch noch etwas südlich davon
wiederholt solche Reiher, einmal einen sehr schönen alten, ein-
mal zwei Juiigvögel.
95. Ixobrychiis minutus (L) 1766. Zwergrohrdomniel.
Zwergrohrdommeln konnte ich im August, September und
Oktober in den Rohrwäldern zwisciien Peterwardein und Karlo-
witz beobachten, manchmal, wie z. B. am 3. September in größerer
Anzahl. Sicherlich waren da in der Tiefe des Rohrs noch eine
Menge dieser seltsamen Vögel für mich unsichtbar verborgen.
Am 29. Juli iiielten sich zwei Stück in der Nähe des Saveufers
westlich von Semlin auf.
96. Botaurus stellaris stellaris (L.) 1758. Rohrdommel.
Im August und September kamen des öfteren, besonders
in den Rolirwäldern zwischen Peterwardein und Karlowitz große
Rülirdomuieln zur Beobachtung. Besonders Anfang September
1917 zeigten sich um Karlowitz auffallend viele. Am S.Juli wurde
eine schöne alte Rohrdommel in einein der um Batajnica befind-
lichen Sümpfe geschossen, kam aber leider nicht in meinen Be-
sitz. Zweifellos haben die Vögel dort in einem der großen Sumpf-
wälder gebrütet.
97. Anser fabalis fabalis (Lath.) 1 /87. Saatgans.
Am 10. Februar trafen wir auf einer überfrorenen Wiese in
der Nähe von Semlin eine Saatgans, die dort ziemlich teilnahms-
los saß und von Elstern und Saatkrähen umlagert war. Der
Vogel war scheinbar vor einiger Zeit krank geschossen und sah
nun hier seinem Ende hilflos entgegen.
98. Anas platyrhynchos piatyrhynchos L. 1758. Stockente.
Solche Massen von Stockenten sieht man wohl selten auf
Dr. J. Qengler: Ornithologisches aus Syrniien. 27
einem so kleinen Raum beisammen wie hier. Im August be-
ginnen sich bereits große Mengen an der Donau und in allen
Sümpfen und Tümpeln sowie auf den überschwemmten Wiesen
und Tümpeln anzusammeln. Im Oktober ist der Höhepunkt er-
reicht. Es tummeln sich dann Tausende und Tausende dort um-
her, auch im Anfang Dezember sind noch recht viele da, dann
flaut es aber wieder ab und bis Ende April sind die großen
Massen verschwunden. Von Mitte April an sieht man viele Paare
beisammen und in der Mitte des Juni beginnen sich die ersten
Jungen zu zeigen.
Der Herbst 1'916 war viel entenreicher als der von 1Q17.
99. Nettion crecca crecca (L.) 1758. Krickente.
Nur um Peterwardein sah ich im April Männchen und fand
ich im Mai Krickentenpaare in den Sümpfen. Sonst sah ich die
hübsche kleine Ente in Menge in März um Batajnica, im August
und besonders im Oktober um Peterwardein, Alt-Pazowa und
Batajnica.
100. Querquedula querqueduia (L.) 1758. Knäckente.
Am 6. Dezember beobachtete ich einen ganzen Flug Knäck-
entcn in der Nähe von Karlowitz.
101. Mareca penelope (L.) 1758. Pfeifente.
Die Pfeifente traf ich nur einmal im Frühjahr, Anfang April
bei Peterwardein, im Oktober und Dezember aber in ganzen
Flügen an der Donau und auf Wassertümpeln um Karlowitz.
102. Spatula clypeaia (L) 1758. Löffelente
Am 25. August waren viele Löffelenten um Karlowitz zu sehen.
103. Dafila acuta (L.) 1758. Spießente.
Um Karlowitz beobachtete ich Anfang Dezember und An-
fang April mehrere Spießenten. Die letztgenannten waren pracht-
volle alte Männchen im tadellosen Hochzeitskleid.
104. Nyroca ferina ferina (L.) 1758. Tafelente.
Tafelenten brüten zweifellos in den Sümpfen um Karlowitz,
denn ich sah am 21. Juni viele junge Enten dieser Form und
Ende Juli flügge junge Tafelenten bei Batajnica. Sie flogen gegen
Süden ir einer Kette, also wahrscheinlich den Sümpfen um. Semlin
zu. Im August kamen häufig Tafelenten in der Umgebung von
28 Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien.
Karlowitz zur Beobachtung, so daß man den Vogel zu den häu-
figen Erscheinungen rechnen muß.
105. Nyroca fuligula (L) 1758. Reiherente.
Um Karlowitz sah ich im August und Oktober viele Reiher-
enten. Die Weibchen waren dabei stark in der Mehrzahl; sie
waren in Flügen beisammen.
lOö. Palacrocorax carbo carbo (L) 1758. Kormoranscharbe.
im August, September und Oktober sah ich einzelne Kor-
moraiie auf den Wassern um Karlowitz und einmal fünf Stück
auf der Save bei Semlin. Den ganzen Sommer über zeigten sich
Kormorane im Sumpf bei Batajnica, die dort wohl zweifellos in
beschränkter Anzahl brüteten. Am 15. Juli sah ich einen einzelnen
alten Kormoran am Rande eines großen Schilfwaldes hinter
Peterwardein.
107. Phalacrocorax pygmaeus (Gm.) 1789. Zwergscharbe.
Zwergscharben konnte ich nur wenige sehen, im Juni traf
ich einzelne alte Vögel im Sumpf von Karlowitz, Alt- und Neu-
Pazova, im September einzelne in einem großen Schilfwald bei
Karlowitz.
108. Podiceps cristatus cristatus (L.) 1758. Haubentaucher.
Ende April traf ich einen Haubentaucher auf einem Tümpel
hinter Cortanovci. Sonst sah ich diese Vögel nur im August und
Oktober um Karlowitz, einmal 2 — 3, einmal sogar 5 Stück bei-
sammen.
109. Podiceps grisegena grisegena (Bodd.) 1783. Rothals-
taucher.
Am 1. April waren auf den Wassertümpeln westlich von
Semlin viele solche Taucher beisammen. Ende April sah ich fünf
Stück bei Karlowitz und Ende Juli und Anfang September waren
mehrere an der gleichen Stelle zu beobachten.
110. Podiceps ruficoiiis ruficoliis (Fall.) 1764. Zwergtaucher.
Im Frühjahr und Herbst waren sehr viele Zwergtaucher um
Peterwardein, Karlowitz und Semlin auf allen Wassern zu sehen.
Im Mai und Juli sah ich den Vogel auch um Peterwardein und
Karlowitz. Wo und ob die Vögel dort Bruivögel sind, kann ich
nicht sagen, denn Alte mit Jungen sah ich nie.
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmien. 29
111. Eudromias morinelius (L) 1758. Mornellregenpfeifer.
Am 7. Juli beobachtete ich in der Nähe von Batajnica
mehrere Regenpfeifer, die ich trotz meines eigenen Sträubens für
nichts anderes als für Mornellregenpfeifer ansprechen kann.
112. Charadrius hiaticula hiaticuia L. 1758. Sandregenpfeifer.
Sandregenpfeifer sah ich im September und noch im Novem-
ber in kleinen Gesellschaften in der Umgegend von Karlowitz
Die Vögel waren gar nicht scheu, verloren sich aber stets rasch
in der Menge der anderen.
113. Vanellus vanellus (L.) 1758. Kiebitz.
Im Frühjahr und Herbst sammeln sich riesige Massen von
Kiebitzen in Syrmien an. Besonders im Oktober wimmelt es an
der Donau und auf den feuchten Wiesen um Karlowitz von diesen
Vögeln. Schon Mitte Juli kommen die ersten großen Flüge dort
an; bereits am 28. Juli sah ich dort große Mengen von Jungvögeln.
Als Brutvogel beobachtete ich den Kiebitz um Karlowitz
und India. Ende März und Anfang April sah ich ihn nicht selten
um Batajnica und Semlin.
Belegstück: d^ juv. 15. Q. 1917. Batajnica.
114. Actitis hypoleucus (L.) 1758. Flußuferläufer.
Nur zur Zugzeit im März und Ende August traf ich kleine
Flüge auf den Sandbänken der Donau unweit Karlowitz und in
den Sümpfen in der Umgegend von Batajnica. Die Vögel waren
unruhig und scheu und heßen sich nicht nahe kommen.
115. Tringa ocrophus ocrophus L. 1758. Waldwasserläufer.
Nachdem ich im August schon einige Waldwasserläufer in
der Umgegend von Karlowitz flüchtig gesehen hatte, konnte ich
Ende Oktober ganze Massen dieses Vogels in derselben Gegend
beobachten.
116. Totanus totanus totanus (L.) 1758. Rotschenkel.
Im Oktober hielten sich sehr viele Rotschenkel in der Um-
gegend von Karlowitz auf.
117. Totanus erythropus (Fall.) 1764. Dunkler Wasserläufer.
Ende Oktober beobachtete ich auf den Wiesen an der Donau
bei Karlowitz einen Flug dieser Vögel.
30 Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrinien.
1 18. Totanus nebularius nebularius (üunner.) 1707. Heller Was-
serläufer.
im Oktober zogen Flüge dieses Wasseriäufers durcli die
Umgegend von Kariowitz.
IIQ. Himantopus himantopus (L.) 1758. Stelzenläufer.
Am 15. November, bei schönem warmen Wetter, sah ich
bei Kariowitz an einem Tümpel in der Nähe des Flusses fünf
Stelzenläufer sich herumtreiben. Eine Verwechselung mit einer
anderen Vogelform ist völlig ausgeschlossen, denn ich konnte
die Vögel aus verhältnismäßig großer Nähe lange Zeit mit dem
Glas beobachten. Die interessanten Vögel vrateten mit ihren lan-
gen Beinen in der Nähe des Ufers umher und suchten mit dein
Schnabel eifrig im Wasser und gründelten mit raschen Kopfbe-
wegungen.
120. Numenius arquatus arquatus (L) 1758. Brachvogel.
Während des Sommers sah ich im Mai und Juni auf den
Donauwiesen bei Kariowitz einzelne Brachvögel. Wahrscheinlich
hatten diese Vögel ihre Brutplätze am anderen Donauufer und
waren nur zur Nahrungssuche hier herüber gekommen.
Viele, auch ganze Flüge, sah ich vom 28. Juli an bis zu
Ende Oktober um Kariowitz. Auf den überlaufenen Wiesen der
Donau entlang trieben sich die Brachvögel unter dem andern
Gewimmel umher, leicht auffallend durch ihre Gestalt mit dem
langen gebogenen Schnabel.
121. Numenius phaeopusphaeopus (L.) 1758. Regenbrachvogel.
Im Oktober begegnete ich ebenfalls bei Kariowitz, wo sich
alles zusammenzufinden scheint, was durch die Gegend streicht
oder zieht, einmal einer kleinen Gesellschaft von sieben Regen-
brachvögeln, ein anderes Mal einen kleinen Flug. Vom 29. Ok-
tober an waren keine mehr zu sehen.
122. Hydrochelidon nigra nigra (L.) 1758. Trauerseeschwalbe.
Die schwarze Seeschwalbe sah ich nur zweimal im Herbst,
einmal einige im September an der Donau bei Kariowitz und
ein anderes Mal am 1. Oktober einen Flug zwischen Kariowitz
und Cortanovci.
123. Sterna hirundo L 1758. Flußseeschwalbe.
Im August und Oktober waren diese Seeschwalben in alten
und jungen Stücken zahlreich an der Donau um Kariowitz.
Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmieii.
124. Larus minutus Fall. 1776. Zwergmöve.
Am 17. Juni waren drei Zwergmöven an einem weitausge-
delinten Sumpf südlich von Peterwardein.
125. Larus ridibundus L 1766. Lachmöve.
Die Lachmöve ist die häufigste Mövenform in den bereisten
Gegenden. Nicht nur im Herbst, Winter und Früiijahr, sondern
auch in den Sommermonaten treiben sich diese Möven in großer
Zahl an der Donau um Karlowitz, in den Sümpfen um Peter-
wardei;:. Neu-Pazova und an der Donau und Save um Semlin
umher. Auch im Felde hinter pflügenden Bauern sieht man sie,
doch viel seltener als bei uns. Im Juli trifft man geradezu Massen
im Jugendkleid an und auf der Donau, aber aucii der kleinste
Wassertümpel ist von ihnen besetzt und von überall her tönt
ihr iiäßliches Geschrei. Besonders im Oktober sah ich die größten
Flüge, alte und junge Vögel gemischt, an allen Wassern umher-
streichen.
126. Larus canus canus L. 1758. Sturmmöve.
D-e Sturmmöve ist im Herbst an der Donau bei Karlowitz,
besonders aber an der Save bei Semlin keine seltene Erschei-
nung; ich sah sie dort im August, September und Oktober.
127. Larus argentatus argentatus Pont. 1763. Silbermöve.
Am 28. Juli sah ich eine Silbermöve im Jugendkleid an
der Donau bei Karlowitz. Der Vogel stand unter anderen Möven
am Ufer und fiel schon aus der Ferne durch seine Größe auf.
128. Megalornis grus grus (L) 1758. Kranich.
Nur einmal bemerkte ich drei Kraniche im Herbst 1Q16,
auf einer Wiese östlich von Karlowitz. Sicher waren noch meiirere
in der Nähe, die ich aber nicht entdecken konnte.
129. Ralius aquaticus aquaticus L. 1758. Wasserralle.
Im Oktober traf ich mehrmals Wasserrallen bei Peterwardein.
130. Gallinula chloropus chloropus (L.) 1758. Grünfüßiges
Teichhuhn.
Als Brutvogel beobachtete ich das grünfüßige Teichhuhn
in den Schilfwäldern um Peterwardein, Karlowitz, Neu-Pazova
und Semlin. Im Herbst war en die Vögel viel zahlreicher zu sehen
32 Dr. J. Gengier: Ornithologisches aus Syrmieti.
aber niemals in solciien Mengen wie z. B. das Biäßhuhn. Die
meisten sali icii Mitte November um Karlowitz. Der Vogel mag
allerdings desiialb für weniger häufig angesehen werden, weil er
recht versteckt, besonders zur Brutzeit lebt.
Belegstück: 9 ad. 17. 6. 1Q17. Neu-Pazova.
131. Fulica atra atra L. 1758. Bläßhuhn.
Zur Brutzeit fand ich das Bläßhun in den Sümpfen hinter
Peterwardein, um Karlowitz und Semlin und zwar besonders um
letztgenaimte Stadt in großer Menge auf allen geeigneten Wassern.
Nach der Brutzeit aber, besonders im Oktober, und vor
der Brutzeit im März konnte ich Bläßhühner zu Tausenden und
Tausenden beobachten von Peterwardein bis Karlowitz, um Bataj-
nica auf allen, auch den kleinsten Wassertümpeln und um Semlin;
hier besonders in dem sumpfigen Land mit den unzähligen
Wassertümpeln zwischen Bahndamm und Save. Hier tummelten
sich die schwarzen Vögel in unzählbaren Mengen umher.
132. Streptopeiia turtur turtur (L.) 1758. Turteltaube.
Als Brutvogel traf ich diese hübsche kleine Taube um Karlo-
witz, Cortanovci, Beska, India, Alt-Pazova und Batajnica. Sie
brütete vielfach in kleinen Akaziengehölzen und hielt sich mit
Vorliebe in den längs der Bahnstrecke stehenden Bäumen auf.
Am 20. August sah ich die letzten.
133. Perdix perdix perdix (L.) 1758. Rebhuhn.
Im Sommer fand ich das Rebhuhn als Brutvogel um Alt-
Pazova und Batajnica. Sonst traf ich einzelne und ganze Ketten
im Februar um Vojka, im September um Alt-Pazova und Bataj-
nica und im Oktober um Peter ocardein.
134. Coturnix coturnix coturnix (L.) 1758. Wachtel.
Die Wachtel ist ein ganz außerordentlich zahlreicher Brut-
vogel um Neu-Pazova und Batajnica. Besonders im Juni war
der Vogel überall zu sehen und von Tagesanbruch bis zur
Dunkelheit zu hören. Am 28. Juli waren die Jungen fast flügge,
aber doch noch nicht ganz flugfähig, so daß es uns gelang, ein
Stück in einem Maisfeld mit der Hand zu fangen.
E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau. 33
Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau.
Von Eduard Paul Tratz,
Leiter des d.-ö. ornitlioiogischen Instituts und der Vogelschutz-Station in Salzburg.
In den „Mitteilungen der Gesellschaft für Salzbur-
ger Landeskunde", Bd. LVII, Jhrg. 1917 brachte ich unter
dem Titel »Ornithologisches aus Zell am See und dem
Pinzgau" einen Bericht über das Vogelleben im Herbst 1916
auf dem und um den Zeliersee. Nun war es mir im Sommer
und Herbst d. J. 1917 beschieden, fast fünf Monate in dem vom
Zeliersee aus südlich gelegenen Kaprunertal zu verbringen,
welche Gelegenheit ich naturgemäß dazu benutzte, die vorjähri-
gen Beobachtungen zu ergänzen und zu erweitern. Der Aufent-
halt gerade in diesem Tale war mir um so willkommener, als
ich schon im Vorjahre diese natürliche Fortsetzung des Zeller-
seebeckens nach Süden auf Grund verschiedener Wahrnehmun-
gen für eine frequentierte Vogelzugsstraße hielt, wenngleich auch
der etwaige weitere Verlauf derselben infolge des im Süden
vorgelagerten Glocknermassives ein Rätsel schien. — Nun ver-
mag ich trotz dieses mehrmonatlichen Aufenthaltes inmitten des
erwähnten Tales, die gefaßte Vermutung weder zu bejahen noch
zu verneinen. Die gemachten Beobachtungen ermöglichen kein
abschließendes Urteil darüber. Es will fast eher scheinen, daß
dieses Sacktal mit seinem stufenartigen Abbau und der vereisten
3000 Meter hohen Rückenwand wohl einen großen Teil der
Vögel zum Weiterfliegen verlockt, daß es aber gleichzeitig für
so manche der großen und kleinen beschwingten Wanderer eine
bittere Enttäuschung bringt, der sie vielfach zum Opfer fallen.
Denn steigen sie vom kalt lächelnden Zeliersee auf, verlassen
das schützende Schilfdickicht der Seeufer und folgen dem un-
widerstehlichen Drange nach Süden über die saftigen Wiesen
der ersten beiden Stufen des Kaprunertales, um dann über oder
in den duftenden Wald, dem Abschluß der zweiten Talstufe
unterhalb des Kesselfalles (1100 m ü. d. M.), zu fliegen und ge-
langen sie selbst noch auf den mit ungezählten großen und kleinen
Steinen übersäten Almenboden der dritten Stufe, den sogenann-
ten Wasserfallboden (1430-1630 m ü. d. M.), so ahnen sie
nicht, daß ihnen in Bälde, so sie nicht ihre Fittiche in die eis-
kalte Höhe von fast 4000 Metern zu tragen vermögen, um da-
3
34 E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau.
durch die Gletscher zu übersetzen (niederer zu fliegen ist wegen
der grellen Lichtreflexe des Oletschergebietes kaum möglich), —
der jammervolle Erfrierungstod bevorsteht. Wie viele Vertreter
aller möglichen Arten haben auf diese Weise schon ihr wander-,
liebes- und sangesreiches Leben beschließen müssen. Ihre
starren, kalten, zuweilen auch schon zerfallenen Leiber oder Kno-
chen gaben und geben dann so manchem Qletscherwanderer
Anlaß zum Nachdenken über das: Wieso? Woher? Wohin?*)
Fürwahr der Vogelzug in der Alpenwelt birgt noch so viele
Rätsel, deren Lösung mit der Entschleierung so mannigfacher
Faktoren zusammenhängt, daß ihm ungleich schwieriger beizu-
kommen ist, als jenem an den Küsten und im Flachland. Nur eine
intensive Beringungstätigkeit und eine systematische, gewissen-
hafte und konstante Beobachtung wird auch dieses Problem noch
lösen können. Es wird daher eine der künftigen Aufgaben des
Ornithologischen Institutes in Salzburg sein, diesen Teil der
Vogelzugsforschung ganz besonders zu pflegen und dabei das
Gebiet des Zellerseebeckens mit sämtlichen seiner Ausläufer
als eine der wichtigsten Passierstellen und Raststationen der
Zugvögel, im Auge zu behalten.
Zu diesem Zwecke ist aber vorher die genaue Kenntnis
der dort beheimateten Vogelwelt nötig. Beiträge dazu möge die
bereits oben angeführte und die hier niedergelegte Arbeit bieten.
Die vorliegenden Beobachtungen beziehen sich ausschließ-
lich auf das Kaprunertal und zwar vom Quellgebiet der Ka-
prun erache, das ist der 2000 m ü. d. M. gelegene Moser-
boden, bis zu deren Mündung in die Salzach unterhalb des
Dorfes Kaprun (786 m ü. d. M.). Der Hauptteil der Beobach-
tungen stammt aus der Mitte des Tales, der Gegend unterhalb
des 1100 m ü. d. M. gelegenen Kesselfalles, wo ich meinen
Sitz im ehemaligen Wirtshaus »Zum Kaprunerthörl" aufgeschlagen
hatte. Außerdem wurde ziemlich regelmäßig, zwei bis dreimal
wöchentlich, auf dem 1400 bis 1600 m ü. d. M. gelegenen
•) Mir wurden während meines dortigen Aufenthaltes mehrere derartige Fälle be-
kannt, unter anderem auch von einem großen Schreitvogel. Leider hat ihn aber der
betreffende „Finder' liegen gelassen und konnte ihn später nicht wieder finden. Es
müßten übrigens weit mehr umgekommene Vögel im Qletschergebiet gefunden werden,
würden sie nicht von den in diesen Regionen fast immer wehenden Winden und von
diesen aufgewirbeltem Schnee verweht werden. Der Verfasser.
i
E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau. 35
Wasserfallbüden und dem 2000 m ü. d. M. gelegenen Moser-
boden beobachtet. Wenn in den nachfolgend angeführten Fest-
stellungen keine nähere Ortsangabe gemacht ist, beziehen sich die
Beobachtungen auf die nächste Umgebung meines Wohnsitzes.
An Vögeln wurde diesmal infolge des dort jagdlich streng
gehegten Fürst Liechtenstein'schen Revieres nur wenig gesam-
melt, dagegen konnten einige wertvolle biologische Objekte,
namentlich vom Schwarzspecht Dryocopus niartius (L), für
unser Institut beschafft werden. Die gesammelten Vogelarten sind
mit einem * versehen.
Im ganzen wurden 53 Vogelarten mit Bestimmtheit nach-
gewiesen und außerdem 6 Vogelarten als dort vorkommend.
Von diesen 5Q Arten sind bestimmt 39 Brutvögel, wahrscheinlich
aber noch mehr.
Nun mögen noch einige allgemeine Bemerkungen über
Zugs- und Strichwahrnehmungen folgen. Die ersten Anzeichen
des Zuges verriet die Misteldrossel am regnerischen 27. August,
wo ca. 25 — 30 Stücke auf den Wiesen, unruhig hin und her
fliegend, nach Nahrung suchten. Am 7. Oktober, nachdem es
tags vorher bis zum Kesselfall herab geschneit hatte, machte sich
an Singdrosseln eine auffallende Unruhe bemerkbar und am
14. Oktober waren sie bereits in großer Anzahl, auf einer kleinen
Wiese allein gegen 100 Individuen, versammelt. Auch der 20.
Oktober bedeutete für sie einen Reisetag. — Die grauen Stein-
schmätzer verschwanden vom Wasserfallboden im ersten Drittel
des September, nachdem dort bereits am 7. September Schnee-
fall war. Das Rotkehlchen schien im Anfang Oktober bereits
auf der Wanderschaft zu sein und die Hausrotschwänze des
Wasserfallbodens verließen ihn ebenfalls am Anfange dieses
Monates. Bachstelzen, ob boarula oder aiba vermag ich leider
nicht festzustellen, begannen mit ihrer Wanderung ungefähr am
13. September und erreichten darin den Höhepunkt Ende Okto-
ber, namentlich am 31. Oktober, wo Regen und Schneefall ein-
trat. Die Wasserpieper äußerten eine besondere Unruhe um
die Mitte des September und zogen einen Monat später gänz-
lich ab. — Die Stare im Salzachtal versammelten sich ebenfalls
Mitte Oktober.
Von Strichvögeln begannen ab Ende August die einzelnen
Meisenschwärme, vergesellschaftet mit Certhia und Sitta, ihr
3*
36 E. P.-Tratz: Ornithologisches aus dem Kajiruiiertal im Piiizgau.
Vagabundieren, Ende Oktober der Zeisig und Ende September
große, oft bis zu 100 Stüci< zählende Trupps der Raben-
krähe.
Von der Veröffentlichung der Tagebuchnotierungen wurde
diesmal Abstand genommen und es folgen im nachstehenden
die Beobachtungen in systematischer Anordnung.
1. Misteldrossel. — Turdus viscivorus L
Brutvogel. Vom Juli bis September vereinzelt überall. Am
15. Juli treibt sich eine Familie mit noch recht unbeholfenen
Jungen im Walde umher. Desgleichen am 25. Juli zwei bis drei
Familien. Am 27. August sind auf den Wiesen um das Haus
25—30 Stück, wohl schon zugsbereit.
*2. Singdrossel. — Turdus philomelos Br.
Brutvogel. Während der ganzen Zeit einer der häufigsten
Vögel. Ihr Gesang verstummte um die Mitte des Juli, vielleicht
am 17. Am 25. Juli fliegen zwei bis drei Familien aus. Im
August und September hörte man nur hin und wieder ihren
Warnlaut. Mit 7. Oktober befanden sie sich bereits auf der
Wanderschaft und waren am 14. Oktober, wo gegen 100 Stücke
und am 20. Oktober, wo bereits Schnee fiel, viele anzutreffen
mitten im Zug.
3. Waldamsel. - Turdus merula L
? Ueber das Vorkommen der Amsel vermag ich mir kein
Bild zu machen. Sie dürfte aber nur Durchzügler sein. So hörte
ich eine am 5. Oktober in der Nähe des Königsstuhles, also ca.
1300 m ü. d. M., und sah am 20. Oktober auf den Vogelbeer-
bäumen im Garten vor dem Haus bei Schneefall 2 d d,
ebenso ein d am 21. Oktober.
4. Wasseramsel. — Cinclus cinclus meridionaiis Br.
Brutvogel, aber nur vereinzelt. Am 9. Oktober hörte ich
ein Stück auf dem Wasserfallboden, ca. 1400 m ü. d. M.
5. Steinschmätzer. — Saxicola oenanthe L.
Brutvogel auf dem Wasseriallboden, doch nicht häufig. Der
letzte kam am 5. September zur Beobachtung. Soviel ich aus
der Entfernung festzustellen vermochte, waren es durchwegs
braune Stücke. Auch Schiebel vermerkt diese Wahrnehmung
aus Kärnten vom Hochobir. (Ornith. Jahrb. XXVIII, p. 109). Es
E. P. Tiatz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau. 37
dürfte angezeigt sein, dieser Tatsactie mehr Aufmerksamiceit zu-
zuwenden. Allerdings ist das Material dazu in der Sammlung
sehr sporadisch. Ich werde in einer späteren Arbeit darauf zu-
rückkommen.
*6. Braunkehlchen. — Pratincoia rubetra L
Brutvogel zu Beginn des Tales bis ungefähr zur sogenannten
»Bürg". Davon aufwärts traf ich ihn nicht mehr an. Am 11. Juli
fing ich einen eben flügge gewordenen Jungvogel.
7. Rotkehlchen. ~ Erithacus rubeculus L.
Brutvogel, jedoch vereinzelt im ganzen Tal bis oberhalb
des Kesselfalles. Am 5. Oktober waren sie bereits auf der Wan-
derschaft begriffen. Das letzte notierte ich am 18. Oktober.
*8. Oartenrotschwanz. — Phoenicurus phoenicurus L
Brutvogel. Fast in jeder Scheune und in jedem Haus des
Tales, bis zu ungefähr 900 m ü. d. M. hat oder hatte er sein
Nest aufgeschlagen. Am 11. Juli waren die Jungen ausgeflogen.
*9. Hausrotschwanz. — Erithacus titys L
Brutvogel. Von Kaprun bis zum Moserboden (d. i. 2000 m
ü. d. M.) überall zu hören und zu sehen. Namentlich häufig ist
er auf dem Wasserfallboden (1400-1600 m ü. d. M.j. Am 25.
Juli sind in einem Nest beim „Kaprunerthörl" (ca. 900 m ü. d.
M.) 5 Junge. Arn gleichen Tage beobachtete ich auf dem Wasser-
fallboden ein ausnehmend dunkles, fast an den typischen gibral-
tariensis erinnerndes rf. Ca/ra- Kleider sind allerdings Regel.
Anfang Oktober schienen sie vom Wasserfallboden verschwunden
zu sein, so daß ich am 9. schon keine mehr zu sehen bekam.
Am 18. Oktober waren viele im Tale.
10. Alpenbraunelle. — Pruneila collaris L.
Brutvogel in der Höhe des Moserbodens. Beobachtet habe
ich dortselbst am 16. und 17. August je 2 Stücke, am 25. Sep-
tember 3, am 29. September 1-2 und am 13. Oktober vermut-
lich 1 Exemplar.
11. Gartengrasmücke. - Sylvia borin Bodd.
? In meinen Notizen finde ich nur am 31. August 2 Stücke
als beobachtet. Ich vermag mich aber nicht mehr zu erinnern,
wo und unter welchen Umständen es der Fall war.
38 E P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal iin Pinzgau.
*12. Teich roh rsänger. — Acrocephalus streperus Vieill.
? Durchzügler. Am 21. September ein sich in ein Zimmer
verirrtes cf gefangen.
13. Weidenlaubsänger. - Phylloscopus collybita Vieill.
— Vermutlich im Juli einigemale gehört. Am 2Q. September
zilpte ein Stück auf dem Wasserfallboden bei der Orglerhütte,
(ca. 1500 m ü. d. M).
*14. Zaunkönig. — Troglodytes troglodytes L.
Brutvogel, im ganzen Tale vereinzelte Paare. Am 13. Juli
ein junges d" gefangen.
15. Gelbköpfiges Goldhähnchen. — Regulus regulus L.
Brutvogel, als solcher zwar nicht unmittelbar nachgewiesen,
doch als bestimmt anzunehmen. Beobachtet, bezw. gehört habe
ich es nur zweimal und zwar am 13. September und am 28.
Oktober.
16. Schwanzmeise. — Aegithalos caudatus L
— Nur einmal, am 13. Oktober 6 -8 Stücke festgestellt in
der kleinen Au bei Wüstelau.
17. Alpenmeise. — Parus atricapillus (wohl submontanus
KI. & Tsch.).
Am 19. und 28. Oktober in Meisenschwärmen. Ansonsten
nie angetroffen, dürfte aber dennoch viel verbreitet sein.
18. Tannenmeise. — Parus ater L
Brutvogel. Die häufigst vorkommende Meisenart während
der ganzen Beobachtungszeit.
19. Kohlmeise. — Parus major L
— Nur einmal, am 19. Oktober mit Sicherheit festgestellt.
20 Kleiber. — Sitta europaea caesia Wolf.
— Am 2. Oktober waren 1—2 Stücke in einem Meisen-
schwarm oberhalb des Kesseifalles, ebenso am 1. November und
am 18. Oktober 1 Stück im Garten.
Alpenmauerläufer. — Tichodroma muraria L.
Standvogel. Nach Angabe mehrerer Offiziere und Soldaten
waren im Herbst fast täglich ein bis mehrere Mauerläufer an
der Felswand unmittelbar hinter dem Moserbodenhotel.
E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau. 39
21. Baumläufer. — Certhia familiaris L
— So wie im vergangenen Jahre nur einmal und zwar in
einem Meisenschwarm am 28. Oktober beobachtet.
22. Qebirgsbachstelze. — Motacilla boarula L.
Brutvogel. Vom Juli bis September vereinzelte Paare über-
all, so auch auf dem Wasserfaliboden. Am 23. Juli sind die
Jungen bereits ziemlich groß.
23. Weiße Bachstelze. - Motacilla alba L
Brutvogel. In den tieferen Lagen des Tales brütend. Am
21. September waren sie schon am Zug begriffen.
24. Wasserpieper. — Anthus spinoletta L
Brutvogel. Schiebel bezeichnet ihn ganz trefflich als »Alm-
pieper". (Cfr. Orn. Jahrb. XXVIll, p. 105.) Er ist auch in der Tat
ein Charaktervogel des Almenbodens wie kein zweiter. Auf dem
Wasserfallboden und auch höher hinauf ist er bis in die ersten
Tage des Oktober ungemein zahlreich. Um die Mitte des Sep-
tember scheint er aber schon mit seiner Wanderung zu beginnen,
um dann gegen die Oktobermitte fast plötzlich zu verschwinden.
25. Gimpel. — Pyrrhula pyrrhula L.
Brutvogel. Oberhalb des Kesselfalles und beim sogenannten
Königsstuhl, dem Beginn des Wasserfallbodens, war er vom Juli
bis Anfang Oktober regelmäßig in 1 bis 2 Stücken zu sehen,
oder zu hören.
26. Buchfink. — Fringilla coelebs L.
Brutvogel. Im Tal vereinzelt. Sein Gesang war bis Ende
Juli (23.) häufig zu hören. Am 29. September war 1 (vielleicht 2)
Stück bei der Orglerhütte auf dem Wasserfallboden.
27. Erlenzeisig. — Chrysomitis spinus L
— Beobachtungen finden sich darüber in meinen Notie-
rungen wie folgt: am 25. Juli beim Kesselfali 2 Stück, davon
1 cT singend, am 12. September 2 Stück, am 19. September
8—10 Stück. Am 13. Oktober 6-8 in der Höhe des Königs-
stuhles, am 28. Oktober ein Schwärm im Tale und am 1. No-
vember 30—40 Stück auf dem Wasserfallboden. Man vergl. auch
Nr. 28.
28. Alpenleinzeisig. - Acanthis linaria rufescens Vieill.
40 E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Piiugau.
— Mit Sicherheit nur am 20. September zwischen Wasser-
fallboden und Moserboden im Alpenrosengestrüpp 1—2 Stücke
festgestellt. Vielleicht waren am 1. November ö-8 kleine Vögel
in der Nähe des Königsstuhles ebenfalls linaria, wahrscheinlicher
aber spinus.
29. Star. — Sturnus vulgaris L.
Brutvogel im Salzachtal. Am 14. Oktober waren im Salzach-
tal zwischen Kaprun und Zell am See sehr viele Stare. Im Ka-
prunertal kam er nicht vor, auch nicht während des Zuges.
30. Rabenkrähe. — Corvus corone L.
Brutvogel. Im Juli überall häufig. Ende September grofk
Flüge bis 100 Stücke. Steigt zuweilen ziemlich hoch hinauf, so
war am 2. Oktober ein Stück auf dem Wasserfallboden.
31. Kolkrabe. — Corvus corax L.
Brutvogel in der Umgebung. Das Tal besuchte er des
öfteren und pflegte gewöhnlich an einem und demselben Ort
an der Ostseite des Tales längere Zeit zu verweilen und aufzu-
bäumen. Nur am 17. Juli waren nachmittags 5 Individuen bei-
sammen, ansonsten, so am 25. August, 12. und 13. September je
1 — 2 Stücke, am 20. September saften zwei auf einer „Wetter-
lärche" ober des Königsstuhles, am 27. Oktober vernahm man
seine Stimme, ebenso am 29. Oktober und am 28. Oktober er-
schien er wieder zu dreien.
32. Dohle. - Coloeus monedula spermologus Vieill.
Brutvogel in der Ruine bei Kaprun. Es dürften dort einige
hundert Exemplare wohnen. In das Tal verflog sich, meinen Be-
obachtungen nach, keine.
33 Eichelhäher. - Garrulus glandarius L.
Brutvogel, doch durchaus nicht so häufig. Er steigt auch
ziemlich hoch, so bis in die Gegend des Königsstuhles, hinauf.
34. Tannenhäher. — Nucifraga caryocatactes L.
Brutvogel, jedoch so wie sein Vetter nicht übermäßig zahl-
reich, außerdem beobachtete ich ihn meist einzeln. In gewissen
Zeiten lärmt er besonders viel, so z. B. in der ersten Hälfte des
September. Aehnliches stellte ich im östlichen Arlberggebiete fest.
(Cfr. Orn. Jahrb. XXVIII., p. 95).
E. P. Tratz : Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau
35. Alpendohle. — Pyrrhocorax graculus L.
Brutvogel in den hohen Lagen. Auf dem Wasserfallhoden,
noch mehr aber auf dem Moserboden eine gewöhnliche Erschei-
nung. In der Regel waren 6 — 8 Stück vergesellschaft, nur am 1.
November auf dem Wasserfallboden 30. Auch einzelne Exemplare
kann man wiederholt sehen. Herunten im Tal, selbst vor oder
während eines Scheefalles, erschienen sie während der Beobach-
tungszeit nicht.
36. Rotrückiger Würger. - Lanius coilurio L.
Brutvogel in wenigen Paaren, nächst Kaprun.
37. Rauchschwalbe. — Hirundo rustica L. und
38. Mehlschwalbe. — Hirundo urbica L.
Brutvögel in Kaprun, doch wiegt die Mehlschwalbe vor.
In den Julitagen dehnten sie ihre Besuche bis ins Tal hinein
aus. Am 10. September waren in Zell am See viele Hundert
Mehlschwalben.
Kuckuck. — Cuculus canorus L.
? Ein am 10. Juli oberhalb des Kesselfallhauses beobach-
teter grauer Vogel könnte ein Kuckuck c? gewesen sein. Im
Frühjahr soll sein Ruf zu hören sein.
39. Großer Buntspecht.— Dryobates major pinetorum Br.
Brutvogel im unteren Teil des Tales. Am 14. Juli war ein
Paar längere Zeit zu beobachten. Ansonsten hörte man von Juli
bis September öfters seinen Ruf.
40. Grünspecht. - Picus viridis pinetorum Br.
Brutvogel in den tieferen Lagen. Seinen Ruf vernahm man
häufig während des Juli und hin und wieder bis Oktober.
45. Schwarzspecht. - Dryocopus martius L.
Brutvogel bis in die Gegend des Kesselfalles. Ob er wirk-
lich die häufigste Spechtart im Tale ist, oder ob es bloß seinem
weitschallenden Ruf und seiner auffallenden Erscheinung zu
danken ist, daß er so oft zur Beobachtung kommt, vermag ich
nicht zu unterscheiden. Tatsache ist aber, daß er fast täglich
und zu jeder Stunde auf irgend eine Art wahrzunehmen ist.
Zwei seiner Bruthöhlen, und zwar eine in einer vom Frühjahrs-
sturme gefällten Fichte, sowie eine zweite, kaum 60 Schritte
42 E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau.
davon entfernte, befanden sich an einer Lisiere oberhalb des
Gasthauses „Kaprunerthörl". Die zweitgenannte neue Höhle war
6 — 8 Meter hoch anj^eiegt und bMci<te gegen Süden.
Wahrscheinlich gehörten beide einem und demselben Vogel
an, der, naclidem ihm seine erste Höhle verloren ging, sich
gleich daneben ein neues Heim schuf. Sehr zahlreich sind im
ganzen Gebiet „Futterhöhien" des Schwarzspechtes, darunter
solche in mächtigen alten Fichten, die fast 1 m in der Höhe
und 30 40 cm in der Tiefe messen. Die kleinen »Versuchs-
höhlen" sind regelmäßig im Quadrat oder Rechteck und die
großen mit einem riesenhaften, sich in der Mitte nicht schließen-
den 8 zu vergleichen. Einige besonders charakteristische dieser
Spechtarbeiten wurden für das Museum der Station gesammelt.
46. Steinkauz. — Athene noctua Scop.
— Nur am 27. August abends ihren Ruf gehört
47. Turmfalke. — Faico tinnunculus L.
Brutvogel. Sowohl in der Ruine von Kaprun, als hoch oben
an einem steilen Felsen auf dem Wasserfallboden, also in einer
Höhe von ca. 1600 m ü. d. M., gegenüber der Orglerhütte, horstete
er. Ende Juli waren die Jungen im Hochgebirge bei ihren ersten
Flugversuchen zu beobachten. Einige Tage, nachdem die Jungen
ausgeflogen waren, verschwand die ganze Familie aus der Ge-
gend. In der unteren Taliiälfte zeigten sich während des Juli hin
und wieder einzelne Stücke. Am 23. Juli verfolgte ein Turmfalke
einen Mäusebussard und stieß auf ihn.
48. Baumfalke. FaIco subbuteo L
— Am 11. Juli flog ein Baumfalk dicht neben mir, in
kaum 3 m Höhe, nächst Kaprun.
49. Sperber. Accipiter nisus L.
Brutvogel. Im Juli und September vereinzelt angetroffen.
Habicht. ~ Astur palumbarius L.
— Ein am 12. September auf einer hohen Fichte unter-
halb des Kesselfalles aufgebäumter großer, schlanker Raubvogel
dürfte ein Hühnerhabicht gewesen sein.
50. Mäusebussard. — Buteo buteo L.
Brutvogel. Der häufigste Raubvogel im unteren Tal ist der
Mäusebussard. Er ist eigentlich eine tägliche Erscheinung ent-
E. P. Tratz: Ornithologisches aus dem Kaprunertal im Pinzgau. 43
weder einzeln, paarweise oder in Gesellschaft bis 6 Stüci<e. In
der Zeit vom 30. August bis 23. September hielt sich mit
regelmäßiger Sicherheit zu gleicher Stunde an gleicher Stelle ein
Bussard auf, der eine vom übrigen Bussardlaut völlig abwei-
chende Stimme hatte. Dieser Vogel hatte ein Vergnügen daran,
seine eigentlich widerliche, grelle Stimme oft stundenlang zum
besten zu geben. Ich zweifelte einigemale sogar an seiner Art-
zugehörigkeit, zumal er von anderen Bussarden gemieden wurde
und vermeinte einen Schreiadler vor mir zu haben. Aber ich
glaube mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen, daß er doch ein
buteo war.
51. Ringeltaube. — Columba paliimbus L
Durchzügler. Am 11. September flogen im unteren Teile
des Tales 6 Ringeltauben, sonst sah ich keine.
52. Wachtel. — Coturnix coturnix L.
Brutvogel Im Salzachtal unterhalb Kaprun. Am 11. Juli
schlugen dort 3 — 4 Stücke innerhalb eines ganz kleinen Raumes.
*53. Haselhuhn. — Tetrao bonasia L
Brutvogel. Am 17. Juli brachte mir ein Soldat ein aus
einer größeren Familie heraus gefangenes junges 9 • Das Hasel-
huhn dürfte, wie überall in unserer Gegend, auch in den be-
waldeten Teilen des unteren Kaprunertaies relativ häufig sein.
Außerdem soll nach Aussage des dortigen Aufsichtsjägers
das Auerwild (Tetrao urogalliis L) und das Birkhuhn (Tetrao
tetrix L) ganz gut vertreten sein. Vom Alpenschneehuhn
(Lagopus mutus Mo/itJ berichteten mir auch in diesem Jahre
einige Offiziere und Soldaten, daß sie es öfters in der Umge-
bung des Moserbodens angetroffen haben.
Zum Schlüsse möge noch berichtet werden, daß am 22.
September, 5 Uhr früh, zwei große graue „langhalsige" Vögel —
wohl Reiher (Ardea cinerea L.) — nicht sonderlich hoch, talaufwärts
fliegend gesehen wurden. Desgleiclien sollen am 16. oder 17.
Oktober Enten (Anas spec?) über den Wasserfallboden ge-
flogen sein.
Eine eigene Beobachtung, deren Feststellung mir trotz lan-
gen Wartens und genauen Besehens mit dem Fernglas nicht
möglich war, wurde am 14. Juli gerade unterhalb des Moser-
44 Karl Obermayer: Die Vogelwelt von Tulln bei Wien.
bodens gemacht. Es saßen damals 2 kleine, graue Falken an
einer sehr steilen und hohen Felswand und flogen dann in einem
auffallend schnellen Fluge ab. Ihre Artzugehörigkeit vermochte
ich nicht zu erkennen. Späteres, wiederholtes Passen darauf war
vergeblich.
Komen, 30. Juli 1918.
Die Vogelwelt von Tulln bei Wien.
Von Karl Obermayer.
Tul'n und Umgebung liegen in ausgesprochenem Flach
laiid. Es kommen daher hauptsächlich nur solche V'ogelarten in
Betracht, die ein derartiges Gelände lieben. Abweichungen da-
von ergeben sich bei Beobachtungen zur Zeit des Frühjahrs- und
Herbstzuges.
Saat- und Nebelkrähen (Corvus frugUegus und cornix), so-
wie Elstern (Pica pica) brüten in der weiteren Umgebung in
den Auen in beträchtlicher Anzahl, insbesondere die letztere hat
sich in den Kriegsjahren infolge Einberufung vieler Jäger sehr
vermehrt. Alljährlich im Spätherbst sieht man täglich Saatkrähen
und Dohlen (Coloeus monedula) zu ungezählten Tausenden abends
die Schlafplätze aufsuchen, nachdem sie sich vorher auf den
Sandbänken der Donau gesammelt haben.
Nußhäher (Qarrulus glaudanus) sind hier gemein, beson-
ders im Herbst kommen viele von anderswoher auf die Eichen
in den herzoglichen Auen. Der Tannenhäher, und zwar der
sibirische (Nucifraga caryocatactes macrorhynclws) , erschien vor
einigen Jahren in großen Scharen.
Dem Star (Stunius vulgaris) hatte ich vor mehreren Jahren
8 Nistkästen in meinem Garten angebracht, die alle bezogen
wurden, auch in der Nachbarschaft hatten welche genistet, doch
sind in den letzten zwei Jahren alle wieder verschwunden und
kein einziger Star brütet in Tulln mehr. Zwei Gelistunden von
hier traf ich jedoch heuer welche an, die dort wahrscheinlich in
Weidenkoppen ihre Niststätten hatten.
Der Pirol (Oriolits oriolus) ist in jedem stärkeren Holzbe-
stande anzutreffen. Ein im Vorjahre gefundenes Nest stand nicht
höher als 2 m über dem Boden und war mit Ausnahme der
Karl Obermayer: Die Vogel weit von Tulln bei Wien. 45
inneren Polsterung lediglich aus den Papiertelegraphenstreifen
gebaut, die vom Militär weggeworfen worden waren.
Kernbeißer (Coccothraustes coccothmiistes) haben heuer hier
gebrütet, da ich die Alten mit den ausgeflogenen Jungen sah.
Früher zeigte sich die Art bei uns nur im Frühjahr und ich be-
obachtete sie öfters in den Gärten beim Verzehren der Baum-
knospen.
Stieglitz (Carduelis cardiielis), Buchfink (Fringilla coelebs),
ürünling (Chloris chloris), Girlitz (Serinus s. gennanicus) und
Goldammer (Emberiza dtrinella) sind als die häufigsten Brut-
vögei zu bezeichnen, in Minderheit treten Wiesen- und Rohr-
ammer (Emberiza hortulana und sclioenidus) auf. In letzterer
Zeit siedelten sich in den großen Gärtnereien Bluthänflinge
(Acanthis cannabina) an. Als alljährliche oder in Zwischenräumen
von mehreren Jahren beobachtete Wintergäste sind folgende zu
nennen: Erlenzehig (Spiniis spinus) , Bluthänfling (A. cannabina),
Bergfink (Fringilla montifringilla) , Birkenzeisig (Acanthis linaria),
Gimpel (Pyrrhula pyniiula) und Kreuzschnabel (Loxia curvirostra) ,
letzterer nur durchfliegend, da hier keine Nadelbäume vorhan-
den sind.
Wohl den größten Bestand an Vögeln einer Art haben die
Feldlerchen (Alaiida arvensis) zu verzeichnen, die beträchtlich
an Zahl von Jahr zunehmen. Die Haubenlerche (Galerida cristata)
erhielt sich so ziemlich auf ihrem gleichen kleinen Bestände.
Heidelerchen (Lullula arborea) konnte ich erst ein einzigesmal
im Herbst 1916 auf dem Durchzuge beobachten. Baumpieper
(Anthus trivialis) sind nur vereinzelt zu sehen. Baumläufer
(Certhia fam. macrodactyla) kommen nur gelegentlich im Herbst
und Winter vor. Kleiber (Sitta cur. caesia) brüten alljährlich in
einigen Paaren, fast immer in denselben Höhlungen der Kastanien-
bäume. Von den Meisenarten sind Kohl- (Pariis major), Blau-
(P. caeruleus), Tannen- (P. ater) und Schwanzmeise (Aegithalus
caud. europaeus) anzutreffen. Die 3 erst genannten Arten nehmen
wegen mangelnder Nistgelegenheit immer mehr und mehr ab.
Die Blaumeise habe ich hier schon lange nicht zu Gesicht be-
kommen. Als Jungen hatten wir oft 20 und mehr der beiden
letztgenannten Meisen gefangen und gaben ihnen nach einigen
Tagen wieder die Freiheit. Heute könnte ich wohl kaum 2 er
46 Karl Obermayer: Die Vogel weit von Tulln bei Wien.
beuten. Wintergoldhähnchen (Reffiilus regulus) zeigen sich nur
gelegentlich auf dem Herbst- und Winterzug.
Der Seidenschwanz iRonibycilla ffarrulus) war im Jahre
1913 zum letzenmal bei uns. ich fing 3 Stück, ließ aber die
argen Fresser bald wieder fliegen. Von den Fliegenschnäppern
kommt hier nur der graue (Miiscicapa grisolal vor, in der Um-
gebung jedoch, an der Berglelnie, habe ich auch den Halsband-
fliegenschnäpper iM. collaris) angetroffen. Fitis iPhylloscopus
trochilus) und Weidenlaubvogel (Pliylloscopus coUybita) sind sehr
häufig, auch der Heuschreckenrohrsänger iLocustella naeviai ist
nicht selten. Der Sumpfrohrsänger (Acroceplialus palustris) brütet
hier jedes Jahr in beträchtlicher Zahl. In einem abgelegenen
sumpfigen, mit Röhricht bestandenen Gewässer findet sich auch
der Drosselrohrsänger (Acroceplialus arundinaceus) alle Jahre in
mehreren Paaren ein. Der Oartenspötter iliypolais icterina) ist
alljährlich in ungefähr 20 Paaren vertreten. Diesen Vogel beob-
achtete ich ganz besonders, weiß daher ihre Anzahl ziemlich
genau anzugeben, da fast immer dieselben Standplätze bezogen
werden und es selten vorkommt, daß ein Paar sich an einer
Stelle ansiedelt, wo es im Vorjahre noch nicht gebrütet hat.
Leider wird dem Vogel hier durch Wiener Fänger mit Hilfe
eines sogenannten „Stichvogels" oft noch zur Zeit nachgestellt, wo
schon das 9 auf den Eiern sitzt. Die Sperbergrasmücke (Sylvia
nisoria) dürfte wahrscheinlich häufiger sein, als ich beobachtete.
Ich hielt diesen Vogel noch nicht im Käfig und kenne auch
seinen Gesang zu wenig, um ihn sicher ansprechen zu können.
Seines scheuen Wesens wegen konnte ich ihn bisher noch sehr
selten beobachten. Daß diese Grasmücke hier brütet, konnte
ich vor 2 Jahren feststellen, wo ich ihr Nest in einem Reisig-
haufen in unmittelbarer Nähe eines Feldgehölzes auffand und
das Paar die ganze Brutzeit über daselbst antraf. Ganz in der
Nähe befand sich auch das Nest eines Rotrückenwürgers (Lanius
collurio), dessen cf die Grasmücken oftmals verfolgte. Die Brut
kam glücklich aus. Garten- und Zaungrasmücke (Sylvia liippolais
und 5. curruca) nisten alljährlich in sehr beträchtlicher Anzahl,
eigentümlicherweise besonders das Schwarzplättchen und die bei-
den vorgenannten am rechten Donauufer in Stadtnähe viel häu-
figer als am linken, obwohl an diesem große zusammenhängende
Auen liegen und weit mehr Ruhe herrscht. Das Schwarzplättchen
Karl Obermayer: Die Vogelwelt von Tulln bei Wien. 47
(S. atricapilla) ist der häufigste Vogel in unserer Gegend und
zwar nicht nur in den Auen, sondern in jedem Garten i<ann
man seinen schönen Schlag vernehmen. Singdrosseln (Turdiis
philomelos) brüten ziemlich zahlreich in den ausgedehnten Auen.
Die Misteldrossel {T. viscivorus) zeigt sich nur zur Winterszeit.
Die Amsel (Turdus merula), die sich hier genau wie in anderen
Gegenden sehr vermehrte und von den Auen immer häufiger
in die Stadtgärten übersiedelte, ist in den letzten Jahren bis auf
wenige Paare wieder ganz verschwunden. Meiner Ansicht nach
dürfte dies auf die mit Recht oder Unrecht erfolgte Verfolgung
dieses als Gartenschädling angesehenen Vogels zurückzuführen
sein. Der Hausrotscliwanz (Plioenicurus ochruros gibraltariensis)
tritt sehr häufig, der Gartenrotschwanz (Plioenicurus plioenicurus)
nur vereinzelt auf. Die Nachtigall (Luscinia megarhynchos), welche
in früheren Jahren in jedem Jungholz zu finden war und die
wegen ihres ausgezeichneten Schlages als »TuUnervogel" bei den
Gesangsliebhabern bekannt war, wie M. Rauch in seinen »Sänger-
fürsten" erwähnt, ist bis auf ganz vereinzelte £:xemplare ganz
verschwunden. Durch 5— 6 Jahre, auch heuer, brütet ein Paar
an einer sehr lebhaften Austraße am linken Donauufer. Aufallend
ist mir, daß sich von diesem Paar noch keine Jungen angesie-
delt haben. Zweimal fand ich das Nest und weiß, daß selbe
auch ausgeflogen sind. Rotkehlchen (Erithacus rubecula) sind
bei uns sehr häufig. Im zeitlichen Frühjahr 1914 fing ich zum
Zwecke der Beringung in einem kleinen Schlagnetz in drei Wo-
chen über 30 Stück an ein und derselben Stelle. Beim Fange
dieser fing ich auch Blaukehlchen (Luscinia suecica cyaneculal,
die sich auf dem Durchzuge befanden, und erst dadurch bin ich
auf selbe aufmerksam geworden. Sie ziehen alljährlich fast auf
den Tag genau — 3.-4. April — hier längs der Donau durch
und zwar in ansehnlicher Zahl. Heckenbrau neuen (Prunella nio-
dularis) brüten hier nur vereinzelt, doch kann man viele auf
dem Frühjahrszuge beobachten. Der Zaunkönig (Troglodytes
troglodytes) kommt nur vereinzelt vor.
Rauchschwalben (Hirundo rustica), Mehlschwalben (Deli-
chon urbica) und Uferschwalben (Riparia riparia) zeigen sich in
den letzten Jahren wieder zahlreicher als früher. Wahrscheinliche
Ursache, daß sie zur Kriegszeit im Süden weniger verfolgt wur-
den als früher. Der Mauersegler (Micropus apus) erscheint all-
48 Karl Obermayer: Die Vogelwelt von Tulln bei Wien.
jälirlicli in der ziemlicli gleiclibleibenden Zahl, ca. 15—20 Paare.
Da sich hier außer drei Kirchtürmen nur wenige hohe Häuser
finden, dürfte er wegen fehlender Nistgelegenheit nicht häufiger
vorkommen.
Im Vorjahre fand ich auf einer Blölk im Walde das Nest
eines Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus) mit 2 Eiern, fand
aber leider keine üelegenheit mehr, mich über den weiteren Ver-
lauf des Brutgeschäftes zu orientieren.
In einigen Paaren tritt auch der Eisvogel (Alcedo attliis
ispidal als Brutvogel auf. Heuer hatte ich am 17. September zum
erstenmal Gelegenheit, 3 Blauracken iCoracias garrulai, welche
sich auf dem Durchzuge befanden, längere Zeit beobachten zu
können. Daß sie bei uns öfters durchziehen, wußte ich, da ich
bei einem bekannten Jäger mehrere ausgestopfte sah. - Der
Kuckuck (Cuculus canorus) ist in jedem stärkeren Holzbestande
anzutreffen. Im Frühjahre 1916 sah ich auf einer Wiese, die durch
den großen Tullnbach von den Auen getrennt ist, an einem
trüben Nachmittage annähernd 20 Kuckucke auf einmal, welche
am Boden herumhüpften und dabei sich langsam westwärts be-
wegten. Dieselben waren nichts weniger als scheu und ließen
sich ganz nahe beobachten. Der Kuckuck macht durch sein Ge-
baren selbst Leute auf sich aufmerksam, die sich für die Vogel-
welt wenig oder gar nicht interessieren. Oft wurde ich gefragt,
was das für ein Vogel sei. Oft läßt er in Menschennähe am
Boden sitzend seinen Ruf ertönen, fliegt beim Vorbeigehen auf
den nächsten Baum, um dann wieder auf die Straße herunter
zu kommen.
Von den Spechten zeigt sich nur der Grünspecht (Picus
viridis pinetoninij, der große (Dryobates major pinetorum) und
der Zwergspecht (Dryobates minor hortorum). Von letzterem fand
ich die mit Eiern besetzte Nisthöhle, doch wurde selber später
verlassen. Der Wendehals (Jynx torquilla) , der voriges Jahr nicht
hier brütete, war heuer in einem Paare vorhanden.
Von Eulen kommen bei uns nur der Waldkauz (Strix altico),
der Steinkauz (Carine noctua) und die Ohr- lAsio otiisj und die
Schleiereule (Tyto alba guttata) vor. Von ersterem fand ich im
Vorjahre am 24. März eine besetzte Höhle, in der sich bereits
2 — 3 Tage alte Junge befanden. -- Vor mehreren Jahren hatte
ich Gelegenheit, mich von der Nützlichkeit der Schleiereule zu
Karl Öbermayer: Die Vogelwelt von Tulln bei Wien. 49
Überzeugen. Der Turmwächter der hiesigen Pfarrkirche zeigte
mir nämlich den Horst dieser Eule, der sich im Turme auf
einer Holzstiege befand und in welchem 3 halberwachsene
Junge lagen. Ober- und unterhalb der Stiege standen die Nester
der Tauben mit Eiern und Jungen, die sich nicht scheuten, trotz
der Eulen, da zu nisten, weil sie wohl von selben nicht belä-
stigt wurden. Auf einer Stufe unterhalb des Horstes lagen nicht
weniger als 23 Feldmäuse, welche für die Fütterung der Jungen
bestimmt waren. Ein Beweis, daß die Schleiereule vollste Scho-
nung verdient.
Turmfalken (Falco tinnunculus) und Sperber (Accipiter nisusi
horsten hier, doch nimmt ersterer an Zahl jährlich ab. Als
Durchzügler erscheinen der Abendfalk (Falco vesperünus) , der
Habicht (Astur gentilis) , der Rauchfuß- (Archibiiteo lagopus) und
der Mäusebussard (Buteo buteo) , Wiesen- (Circus pygargus) und
Kornweihe (Circus cyaneus). Im herzoglich Ratibor'schen Forst-
revier, jedoch am linken Donauufer, wurden von dem Förster im
Vorjahre innerhalb 8 Tagen 3 Seeadler (Haliaetus albicilla) er-
legt. Besonders schön war ein 9 , das eine Flügelspannung von
240 cm aufwies.
In den Auen, in welchen sich ein abgebauter Donauarm,
die sogenannte f,alte Donau" befindet, sah ich gleichzeitig 17
graue Reiher (Ardea cinerea), die teils im Wasser standen, teils
aufgebäumt waren. Dieses Gebiet ist Eigenrevier des Herzogs
von Ratibor; hier befinden sich auch die Horstplätze der Reiher,
die vollste Schonung genießen. — Heuer hatte ich auch das
Glück, in diesem Revier zwei prachtvolle Silberreiher (Cas-
merodius albus) zu beobachten und hielten sich selbe das ganze
Jahr da auf, so daß ich annehme, daß sie hier auch gehorstet*)
haben.
Im Herbst ,1915 erschienen auf der vorgenannten „Alten
Donau" Q Singschwäne (Cygnus cygnus) und erlegte der herzog-
liche Förster 2 Stück davon. Ich selbst hatte noch nie Gelegen-
heit, Schwäne hier zu sehen. — Alljährlich erscheinen als Winter-
gäste, deren Zahl nach Tausenden zählt, Saat- (Anser fabalis)
') Das Wiedererscheinen dieses ehemals im Augebiete der weiteren Umgebung
Wiens heimischen Edelreihers, noch mehr sein Horsten daselbst, müßte als ornithologi-
sches Ereignis bezeichnet werden. Hoffentlich wird ihm der bisher gewährte Schutz auch
ferner zuteil. Der Herausgeber.
4
50 Karl Obermayer: Die Vogelwelt von Tulln bei Wien.
und Graugänse (A. unser). — Stockenten (Anas platyrchynclios)
sind in jedem abgelegenen Donauarm massenhaft vorhanden, im
Winter auch Schell- (Olaucionetta dangula), Krick- {Nettion
crecca) und Knäckenten (Querquedula querqiiedula) in starken
Flügen, besonders auf der „alten Donau", da deren Ufer selten
begangen werden. Zu gleicher Zeit Stellt sich auch der Qänse-
säger (Mergus merganser) ein.
Kormorane {Phalacrocorax carboi sind nicht selten und es
ist eine alltägliche Erscheinung, Flüge von 10-20 Stück die
Donau auf- und abwärts ziehen zu sehen. Besonders heuer er-
zielt die Kolonie eine beträchtliche Vermehrung, nachdem bei
Wien die „Lobau", die kaiserliches Besitztum gewesen und in
der Reiher- und Kcrmoran-Kolonien erhalten wurden, abgeholzt
und landwirtschaftlichen Zwecken dienlich gemacht wurde. Die
Bewohner dieser Kolonien dürften sicii in die herzoglichen Auen
zu der bereits vorhandenen Kolonie geflüchtet haben.
Der Zwergtaucher (Podiceps nigricollis) ist jährlicher
Wintergast.
Flußregenpfeifer (Charadnus dubius curonicus) sind häufig
und der Kiebitz (Vanellus vanellusj brütet in einzelnen Paaren.
Lachmöven (Laras ridibundus) , welche in früheren Jahren
auf einigen Sandbänken der Donau in großer Anzahl gebrütet
hatten, blieben schon durch einige Jahre bis auf wenige Paare
ganz aus. Daß sich diese Vögel in einer Weise zähmen lassen,
wie nachfolgend geschildert wird, hätte ich nie gedacht. Ein
Fischer brachte einem hiesigen Advokaten 2 Junge, die im Qarten
in einem vergitterten Räume untergebracht wurden. Eines Tages
entwichen beide beim Füttern und flogen der Donau zu, wo sie
fischten. Alles Rufen und Locken war vergeblich, aber zum
größten Erstaunen flogen sie abends ihrer bisherigen Behausung
zu und begehrten Einlaß, der ihnen mit Freuden gewährt wurde.
Den nächsten Tag wurden sie ausgelassen und abends waren
sie wieder rückgekehrt und so ging es den ganzen Sommer
fort, ohne daß sie gefüttert wurden, da sie ihre Nahrung draußen
suchten. Da sie im Herbst wahrscheinlich mit ihren Artgenossen
fortgezogen wären, wurden sie der Menagerie in Schönbrunn
geschenkt.
Der Wachtelkönig (Crex crex) nistet nur in wenigen Paaren
hier. Wasserralle (Rallus aquatkusj und das Teichhuhn (Oalli-
A. Walcher: Winterbeobachtungen über den Alpenleinzeisig 51
nula chloropus) kommen in einem großen sumpfigen, diclit mit
Rohr und Binsen verwachsenen Gewässer sehr häufig vor. Von
ersterer verunglücken alljährlich einige Exemplare an den Tele-
grapheudrähten der durch die Au führenden Bahnstrecke. — Das
BIeßhuhn (Fulica atra) nistet wohl auch hier, aber soweit ich
Erfahrung habe, nur in einigen Paaren.
Tulln, Dezember 1918.
Winterbeobachtungen über den Alpenleinzeisig in den
Sölker Tauern.
Von A. Walcher.
Einer an mich ergangenen freundlichen Aufforderung von
Seiten des Herausgebers dieser Zeitschrift, über meine an den
Alpenleinzeisigen (Acanthis linarla nifescens) im verflossenen
Winter gemachten Beobachtungen im „Ornith. Jahrb." des Nähe-
ren zu berichten, gerne entsprechend, möchte ich vorweg neh-
men, daß ich von zeitlichen Beobachtungsangaben tunlichst Ab-
stand nahm, da mir die damals gemachten Aufzeichnungen
gegenwärtig nicht zur Verfügung stehen.
Ort der Beobachtung ist der Kirchhügel von Oroß-Sölk in
den Sölker Tauern südöstlich von Gröbming im steirischen Enns-
tale. Der frei aufragende, nach Süd und West schroff, nach Nord
und Ost steil abfallende, mit einem sehr schwachen gemischten
Bestand bestockte Hügel trägt auf seiner Kuppe Kirche und
Pfarrhof; beide Gebäude sind von einer 2 m dicken Ringmauer,
die eine wechselnde Höhe von 8— 14 m aufweist, umgeben.
Etwas tiefer und außerhalb dieses mächtigen Baues steht das
holzgezimmerte Schulhaus, in dem ich wohnte. An der erwähnten
Ringmauer sammelte ich seit 1905 Beobachtungen über mehr
als 30 Vogelarten, die zu Zwecken der Verdauung dem Mörtel-
bewurf dieser Mauer zusprachen. Zu diesen Gästen der altehr-
würdigen Ringmauer — sie ist samt den ursprünglich natürlich
anderen Zwecken dienenden Gebäuden ein Bauwerk der Römer-
zeit — zählt auch der Alpenleinzeisig. So oft es mir seit dem
Jahre 1905 gegönnt war, im Winter auf einige Tage oder Wochen
im Elternhause weilen zu können, immer konnte ich den Lein-
4*
52 A. Walcher: Winterbeobachtungen über den Alpenleinzeisig.
Zeisig in kleineren oder größeren Flügen als anwesend feststellen.
Im letzten Winter, wo ich mit kurzen Unterbrecliiingen von Mitte
November 1918 bis Mitte März 1Q19 mich zuhause aufhielt, trat
der Leinzeisig in bisher nie beobachteter Menge auf. Es waren,
dies konnte ich unschwer feststellen, zwei große Flüge, davon
der eine an 200, der zweite an 300 Stück zählend. Blieb das
Wetter durch mehrere Tage gleichartig, so kamen die beiden
Schwärme, meist aus verschiedener Richtung, seltener schon ver-
einigt, mit fast uhrenmäßiger Pünktlichkeit um Va 1 1 Uhr vor-
mittags und um 2/44 Uhr nachmittags angeflogen. Ich gestehe,
daß diese große Regelmäßigkeit des täglichen Eintreffens mir
Bewunderung vor der Feinheit der tierischen Sinne abnötigte.
Bei Witterungsumschlag wie auch trüber Witterung fiel der An-
flug vormittags eine halbe Stunde später, nachmittags bis zu
einer halben Stunde früher. Niemals flogen die Vögel direkt die
Mauer an; stets war es die gleiche aus dem westlichen Abgrund
aufstrebende Lärche, in deren oberen Aesten und Zweigen sich
die Vögel für einige Augenblicke niederließen, um erst von hier
aus in kleinen, rasch aufeinander folgenden Trupps sanft abwärts
gleitend die Mauer zu gewinnen. Immer aber blieben acht, zehn
und mehr Vögel auf der Lärche zurück, die, auch das konnte
ich jedesmal wahrnehmen, von einzelnen von der Mauer früher
abfliegenden Vögeln abgelöst wurden, um nun ihrerseits zur
Aufnahme der Kieselsteinchen an die Mauer zu kommen. Ob
die im Lärchenwipfel verbliebenen Vögel als „Warner" anzu-
sehen waren oder nicht, wage ich in keinem Sinne zu äußern
weil das Verhalten derselben, wie besonders auch des gesamten
übrigen am Mörtelbewurf hängenden Schwarmes bei meiner An-
näherung ein rätselhaftes, besser gesagt rätselhaft vertrauens-
seliges war. Ich möchte dies kurz schildern. Die Anflugsstelle
auf der nach Westen schauenden Ringmauer befindet sich knapp
an der NW-Ecke derselben und reicht bis zu dritthalb Meter
vom Boden herab. Eine behutsame Annäherung an die Ecke,
wobei man das letzte Stück in Sicht der „Warner" auf der Lärche
zurücklegen mußte, ermöglichte es mir, so oft ich es versuchte,
jedesmal, bei langsamem, vorsichtigen Vorbeugen des Kopfes
um die Ecke, viele dieser zierlichen Vögel auf nur Handspann-
breite vor mir zu sehen. Und angesichts des in so bedrohlicher
Nähe verharrenden Menschen pickte die ganze Gesellschaft fried-
A. Walcher: Winterbeobachtungen über den Alpenleinzeisig. 53
lieh und unbekümmert am Mörtel weiter! Gleichwohl wurde
ich aber auch gewahr, daß den Vögeln der Sicherungstrieb trotz-
dem innewohnt; nach wenigen Sekunden eifrigen Pickens folgte
für eines Augenblickes Kürze das Sichvergewissern, ob die Luft
rein sei. Sehr ausgeprägt scheint das Zusammengehörigkeitsge-
fühl der Mitglieder eines Schwarmes und mag dies durch nach-
stehende Beobachtung erhärtet werden. Erfolgte der Abflug der
beiden gleichzeitig an der Kirchmauer sitzenden Völker einheit-
lich in einer Wolke, so trennten sie sich nichtsdestoweniger stets
noch in meiner Sicht wiederum in zwei Flüge und schlugen je-
der für sich einen anderen Weg ein. Und einmal konnte ich
mit aller wünschenswerten Deutlichkeit für die Richtigkeit obiger
Annahme die mich in Staunen versetzende Beobachtung machen,
daß tatsächlich der Zusammenhalt der Mitglieder einer Gesell-
schaft ein sehr fester ist. Die Anflugsstelle wird durch den Erd-
leiter eines Blitzableiters in zwei ungefähr gleiche Hälften ge-
teilt. Der eine Schwärm klebte bereits auf der mir näher gele-
genen Hälfte, zufällig in einem breiten Kreisring verteilt; die da-
durch entstehende Kreisinsel von 1 m Durchmesser blieb völlig
vogelleer. Unmittelbar darauf flog der zweite Schwärm und zwar
auf die rechte Hälfte; 9 Leinzeisige dieses zweiten Fluges aber
ließen sich auf der Kreisinsel nieder, rings umgeben von Mit-
gliedern des ersten Schwarmes, der nach einer weiteren Minute
geschlossen abstrich. Kein Leinzeisig der rechten Hälfte flog mit
ab und ebenso hockten auf der Kreisinsel auch noch die 9 Lein-
zeisige. Die um sie abstiebende Rotte gleichartiger Genossen riß
sie also nicht mit.
Ohne irgendwelche Zweifel kann ich in der Aufschrift
meines Berichtes von Beobachtungen am Alpenleinzeisig
sprechen, denn in der ersten Märzhälfte konnte ich wieder an
der Hand meiner bei der Flucht aus Kärnten im November 1918
mit bangen Gefühlen dort zurückgelassenen kleinen ornithologi-
schen Bücherei und auf Grund meiner vielmals aus kleinster
Entfernung gemachten Beobachtungen mit Sicherheit feststellen,
daß beide Schwärme wohl ausschließlich aus zu Acanthis linaria
rufescens gehörigen Stücken zusammengesetzt waren. Von Tschusi,
mein hochverehrter Lehrer, bestimmte 5 Leinzeisige, die ich in
der Weihnachtswoche ohne Auswahl aus dem vereinigten Trupp
erlegte, als nifescensSivLcke:. Zu letztgenanntem Zeitpunkte war
54 A. Walcher: Winterbeobachtungen über den Alpenleinzeisig.
ich also über die unterartliche Zugehörigkeit der von mir be-
obachteten Leinzeisige noch ganz im unklaren. Daß ich bis zu
meinem Abgehen von Groß-Sölk immer die gleichen Gesell-
schaften vor mir hatte, ist jedoch meine feste Ueberzeugung, die
noch, wie bereits betont, gestützt wird durch die viele Wochen
hindurch gemachten Beobachtungen auf handgreifliche Entfer-
nung. Nie hörte ich, wohl infolge meines geringen Hörvermögens,
weder von der ganzen Truppe noch von einzelnen Vögeln irgend
einen Laut und gewiß geht z. B. dem gleichzeitigen Abflug von
der Mauer irgend ein Ruf voraus. Als nicht weniger erwähnens-
wert darf angeführt werden, daß einzelne Leinzeisige, die beim
Wegflug der ganzen Sippe von der Ringmauer dort noch weiter
verblieben und so den Anschluß an die bereits hinter Wald und
Hügel fliegenden Artgenossen verloren, sich nicht mehr vom
Kirchhügel entfernten, sondern auf den vielen Birken desselben
sich so lange herumtrieben, bis sie in den Lüften überm Hügel
ihrer Kameraden ansichtig wurden, die der Ringmauer ihren Be-
such abzustatten, wieder kamen. Solche unfreiwillige Halbtags-
einsiedler konnte ich mit meinem Glase auf den Birken des
Kirchhügels mehrmals feststellen.
Bei meinen zahlreichen kürzeren und längeren Streifungen
an den Hängen und in den Wäldern der Sölk stieß ich des
öfteren auf die Leinzeisige; immer war es nur die Birke, auf
dem ich sie antraf; dieser Baum scheint demnach der alleinige
Nahrungsspender des Leinzeisigs während der Winterszeit zu
sein. Gleichmäßig braun besät ist die Schneefläche unter einer
Birke, auf der die Leinzeisige Aufenthalt gehalten und ich fand
in den letzten Wochen meines Aufenthaltes keine Birke mehr,
die nicht schon von ihnen abgeerntet war. Also dehnen sie ihre
Nahrungsflüge wohl sehr weit aus; wenigstens sah ich nie, daß
ein von einer so großen Schar schon einmal besuchter Baum
später wieder von ihr beflogen worden wäre. Denn auch die
Art, wie die Leinzeisige bei der Nahrungssuche vorgehen, ist
immer wieder dieselbe und zeigt nicht nur von Gründlichkeit,
sondern auch von Zweckmäßigkeit. Stets hält das Volk sich wäh-
rend der Atzung eng beisammen, dermaßen, daß immer nur ein
kleiner Teil des Baumes von ihm besetzt ist. Ununterbrochen
findet aber ein Sichüberstellen der einzelnen Vögel von
Zweig zu Zweig statt, so daß diese Einzelbewegungen in
M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 55
ihrer Summe ein zwar langsames, doch beständiges Vorrücken
des gesamten Trupps über den ganzen Baum ergeben. Auffallend
war, daß die Leinzeisige in freier Flur, zum Unterschied von
ihrem Verhalten bei der Kirche, viel scheuer waren. Sie hielten
nie aus, wenn ich versuchte, unter den Baum zu treten, auf dem
sie saßen.
Und indem ich so allerwege auf die Spuren dieser mir
liebgewordenen Tierchen traf, denen ich in unmittelbarster Nähe
in die blinkenden Aeuglein blicken durfte und das leuchtende
Rot der kleinen Stirnfederchen bewundern konnte, wurde ich
erst recht inne, daß das Beobachtungsgebiet einen großen Reich-
tum an Birken aufweist; geschlossene und dabei nur kleine Be-
stände traf ich zwar nur wenige an ; doch überall, im Misch-
wald wie in Feldgehölzen und an Bachufern ist die Birke ein
häufig auftretender Baum. So findet der Alpenleinzeisig des winter-
lichen, tief verschneiten Sölktales täglich sein „Tischlein deck
dich" vor; und das nach Hunderten von Köpfen zählende (in
der ornithologischen Literatur scheint solch zahlreiche Vergesell-
schaftung von rufescens noch nicht bekannt zu sein), durch
mehrere Monate dauernde X'orkommen dieser gefiederten Alpen-
bewohner findet damit seine natürliche Erklärung.
Graz, im Mai 1919.
Aus dem Leben unserer Waldhühner.
Von M. Merk-Buchberg, München.
Ueber unsere drei Tetraonen - das Auerhuhn, Tetrao
urogalliis L, das Birkhuhn T. tetrix L und das Haselhuhn,
T. bonasia L. besitzen wir ein altes, vielseitiges und reich-
verzweigtes Schrifttum. Aber wenn ich die Neudarbietungen von
Jahr zu Jahr verfolge und mir dazu gegenwärtig halte, was mir
seit über drei Jahrzehnten diese drei Arten edelsten Flugwildes
zu sagen haben, dann kann ich nicht finden, daß wir bereits
alle Materialien über derenLe bensweise lückenlos besitzen. Im
Gegenteil finde ich, daß sich die Kenntnis der meisten Autoren,
die über die Tetraonen schreiben, auf deren Balzzeitleben und
-treiben beschränkt, und auch hier ist das Wissen nichts weniger
als lückenlos. Nur solche Beobachter, die beruflich an den Stand-
56 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
orten der Tetraonen zu tun haben, Forst- und Jagdbeamte also,
teilen uns gelegentlich auch über das Brutgeschäft der genannten
drei Arten einiges mit, ohne jedoch zumeist das Interesse zu
finden, das ihre Mitteilungen verdienten. Es war mir u. a. gar
nicht befremdlich, daß der Herausgeber des „Ornithologischen
Jahrbuch" auf eine in die Presse, wohl vornehmlich in die jagd-
presse, geleitete Umfrage nach Orts-, d. h. Standortsänderungen
des Auer- und Birkwildes außerordentlich wenige und dürftige
Antworten bekam. Es fehlt eben an Interesse und Beobachter-
fleiß. Und während in der Balzzeit den Jagd-Zeitungen eine be-
ängstigende Fülle von Arbeiten zugeht, die meist das Thema
«Mein erster Hahn" variieren, ist sonst das Jahr über von den
Tetraonen nur wenig Interessantes zu hören und zu lesen. Und
auch die Balzzeitberichte enthalten wenig beachtenswertes: Hütten-
rast, Aufstieg und möglichst rascher Abschuß, oft am Arme
des oder der Führer, zum langweiligen Ende dann noch die ab-
gedroschene Klage: »Und es hat mich sehr verdrossen, daß ich
den Hahn in der Liebe geschossen", oder ein nicht minder
schales Neidpoem, wie schön es der Hahn gehabt habe, mitten
im Liebesrausch enden zu dürfen. Der Hahn wäre, könnte er
wieder lebendig werden und nach Menschenweise reden, jeden-
falls anderer Meinung. Aber auch biologisch hat uns der ge-
schossene Hahn nichts mehr zu sagen, während der lebende
Sänger des Frühlings, der Fürst der Dämmerung, uns außeror-
dentlich viel zu künden weiß.
Wir wollen den lebenden Tetraonen auf ihrer einsamen
Fährte nachhängen!
Da war es mir immer befremdlich, hören und lesen zu
müssen, wie außerordentlich dumm und beschränkt unsere Wald-
hühner seien, manche konnten sich nicht genug darin tun, sie
für mindestens so dumm zu erklären, wie die farbenprächtigen
Glieder der Gattung Phasianus. Wer sich viel mit Fasanen be-
schäftigt, die nicht geradezu gekäfigt sind, wird wohl mit den
Jahren darauf kommen, daß auch die Fasanenarten und -rassen
nicht so unbegabt, sondern besser sind als ihr Ruf und daß der
viel nachgeschriebene Spruch: „Je dümmer der Vogel, desto
besser der Braten", nichts ist als ein alter, abgedroschener, fauler
Witz. An Begabung stehen die Tetraonen, die der Menschenhand
von jeher gewichen sind und nur vereinzelt ganz außerordent-
M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 57
lieh geschickten und gewissenhaften Pflegern sich gefügt haben,
ganz bedeutend über den dem Menschen nie so recht aus der
Hand gekommenen Fasanen, und wenn i. a. den Hühnervögeln
nur eine gute oder teilweise vielleicht auch mindere Durch-
schnittsbegabung zuerkannt werden mag, so stehen die Rauhfuß-
hühner gewiß nicht unter dem Durchschnittsmaß.
Bloßstellungen infolge hoher Balzerregtheit, infolge begrün-
deter oder unbegründeter Furcht oder auch ein mitunter ge-
zeigter Eigensinn können nicht ohne weiteres als testimonium
paupertatis gedeutet werden. Wie viele ähnliche Fälle finden
sich bei Wildtieren, die als begabt geschätzt oder auch über-
schätzt werden. Der schreiende Hirsch, der mausende Fuchs, die
wurmende Schnepfe, der kröpfende Raubvogel usw., der Fuchs-
bau am Dorfweg, das Horsten und Brüten von Raubvögeln, Cor-
viden, Tauben in nächster Umgebung des Menschen, der im
Stadtbach jagende Fischotter, der dem ruhig stehenden oder
sitzenden Beobachter „auf die Stiefel spuckende" Hase u. dgl. m.!
Haben nicht auch schon bei Feuersnot „kopflos" gewordene
Menschen die Spiegel aus dem Fenster geworfen und Kleider
und Bettgerät die Treppe hinuntergetragen?
Ich habe rege gemachte Auerhähne in Remisen, kleine Ge-
hölze, Dickungen, Latschenstreifen laufen und dort so lange sich
drücken sehen, bis die Störung vorüber und die Luft wieder
rein war. Von Hirschen, Garns-, Rehböcken und Keilern hörte
ich dergleichen als Beweise geradezu berechnender Schlauheit
rühmen, warum will man es nicht recht haben, daß im gleichen
Falle eine Waldhuhnart eine nicht mindere Begabung bekundet
wenn sie das gleiche Benehmen zeigt? Ich habe gegenüber laut
sich nähernden Störenfrieden Waldhühner sich drückend an ihrem
Standort verharren, gegenüber schleichenden, aber bemerkten
Näherkommenden lautlos sich davonstehlen sehen, das gleiche
Verhalten, das bei anderen Haar- und Flugwildarten als Zeichen
von Unterscheidungsvermögen und Begabung gepriesen wird .
Nur Nachbeterei oder mißverstandene Lebensäußerungen und
mißdeutetes Verhalten können das Urteil zeitigen, die Wald-
hühner seien einfachhin dumm. Der unter für den Daherkom-
menden günstigen Umständen überraschte Hahn, der vielleicht
fest geschlafen hat, donnert freilich erst ab, wenn der möglicher-
weise gänzlich Ueberraschte und selbst Erschrockene dicht an
58 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
ihm steht; wie aber rumpelt erst ein überraschter Hirsch davon,
und wurden nicht schon schlafende Füchse durch einen klatschen-
den Hieb auf die Keulen darauf aufmerksam gemacht, daß sie
sich in ihnen sicherlich nicht erwünschter Naciibarschaft befän-
den? Was mir andere Wildtiere als klug und nicht klug zu deu-
tendes gezeigt haben, das haben mir auch die Waldhühner ge-
zeigt, und ich vermag längst nicht mehr zu der Schulmeinung
zu stehen, sie seien unter dem Durchschnitt begabte und gerade-
zu dumme Wiidvogelarten.
Vom Rebhuhn sagen alle Reisjäger, es habe gelernt und
Gelerntes vererbt. Unter der Wirkung der neuzeitlichen Feuer-
waffen ist aus dem früheren „Sichdrücker", den noch AI tum
kannte und wiederholt lebenswahr schilderte, ein geradezu ge-
fürchteter Flüchter geworden, und allenthalben hört man klagen:
wir haben kaum noch geeignete Hunde zur ausgiebigen Nutzung
des Hühnerreviers, sie sind fast alle nicht oder nicht mehr schnell
genug. Wir sehen das Auervcild, das Birkwild und das Hasel-
wild Reviere, auch solche ohne belangreiche Bestandes- oder
Vegetationsänderung, verlassen, wenn dort ihnen geltende Un-
ruhe sich einnistet, wir sehen Birkwild Stand behalten, selbst
wenn ihm die „Kultur" auf den Leib rückt, wenn es sich un-
verfolgt weiß, wir sehen Haselwild in der Nähe von Jagdhütten
und Winterstuben brüten, wir sehen die Balzplätze immer häufi-
ger in unnahbare Gegenden und Lagen hinaus- und emporverlegt,
wir sehen von den Waldhühnern Ort und Zeit genutzt, geeignet
werdende Reviere besiedelt werden usw. — warum soll gerade die
Gattung Tetrao besonders dumme Vertreter aufweisen? Ihr Ver-
halten spricht dem vorurteilslosen Prüfer nicht für Dummheit,
dies um so weniger, als das einzelne Stück bekundet, daß es
innerhalb des dem Tiere eigenen Fähigkeitenkreises Erfahrungen
sammelt, diese verwertet, daß es im gewissen Sinne „lernt", und
das Verhalten der Art bekundet von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, daß
Erfahrungen und daraus sich ergebendes Verhalten auch vererbt
werden.
Um nun zunächst von dem Auerhuhn zu reden, so sei,
um ab ovo zu beginnen, auf die außerordentliche Verschieden-
heit der Gelege nach Zahl und Farbe der Eier verwiesen. Ein
von mir gehütetes Auerwildgelege enthielt nur drei Eier, von
denen zwei ausfielen, das dritte war unbefruchtet gewesen. Da-
M. Merk-Buch berg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 59
bei hatte es sich nicht um ein Nachgelege gehandelt, denn das
Gelege war gezeitigt gewesen, als die Balz noch lange nicht zu
Ende war. Es ist übrigens nicht leicht, zu unterscheiden, ob ein
Gelege ein zeitlich normales oder ein Nachgelege ist. Da man
doch nur selten eine Henne so genau kennt, daß man zuver-
lässig sagen könnte, ob es ein altes öder ein junges Stück ist,
kann die geringere Eierzahl der ganz jungen oder ganz alten
Henne oder die beträchtlichere Eierzahl der Henne in mittleren
Jahren keine unbedingt zuverlässige Auskunft auf die Frage geben,
ob Gelege oder Nachgelege. Auch der Zeitpunkt des Gezeitigt-
seins gibt in gedachter Weise nicht unbedingt zuverlässige Aus-
kunft. Denn so wie junge Hähne meist später in die Balz treten,
als alte, und nicht selten bis in den Juni hinein, wenn eben schon
die für sie später beginnende Rauhe einsetzt, balzen, so werden auch
die Hennen zu sehr ungleichen Fristen balzwillig, d.h. paarungslustig.
Es liegt hierin ein wertvolles Hilfsmittel zur Erhaltung dieser so ur-
wüchsig harten und rauh-bedürfnislosen Art, und ich habe es immer
und immer wieder gesehen, selbstverständlich zu meiner größten
Freude, daß auch in den am ärgsten ausgeschundenen Auerwild -
revieren der Bestand nicht „totzuschlagen" ist, solange dort Plätze
und Verstecke sind, die entweder an sich unzugänglich oder
doch so beschaffen sind, daß der sich Nähernde unbedingt von
dem bedrohten Geflüg vernommen werden muß. Das eine oder
andere Stück entrinnt dann doch in die Verborgenheit, findet
Gelegenheit zum Treten oder Getretenwerden, und so sehen wir
Reviere dauernd von Auerwild besetzt, deren Besitzer von der Fähigkeit
oder dem guten Willen, zu hegen und zu erhalten, himmelweit ent-
fernt sind. Wo freilich das Auerwildrevier gleich einem offenen
Herzen vor seinem Besitzer ausgebreitet liegt, kann unsäglicher
Schaden gestiftet werden. Das Wild rückt aus oder wird vernichtet.
Dieses Ausrücken kann von dem vergrämten und vertretenen
Hahn ausgehen, der die Hennen mitnimmt, oder die hahnlosen
Hennen rücken aus und suchen Reviere auf, wo ihnen Hähne
zur Verfügung stehen. Uebrigens stellt sich ja das Auerwild in
manchen Gegenden auch ohne erkennbare Ursache aus altge-
wohnten Ständen in neue um. So haben wir Reviere mit bevor-
zugten Winterlagen, gute Balzplatzreviere, bevorzugte Sommer-
stände u. dgl. m. In sehr „späten Jahren" pflegen tiefer gelegene
Balzplätze bezogen zu werden, doch kann von einer regelmäßig
60 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
wahrzunehmenden Erscheinung hier nicht die Rede sein. Ich
habe alte Hähne mit ihren Hennen dem Nachwinter entgegen
in höhere Lagen rücken sehen, und dort lag dann der Balzplatz
in unnahbar geschütztem Schweigen.
Als die Höchstzahl der Eier eines Geleges findet sich die
Zahl 16 verzeichnet. Ich habe nie mehr als 12 gefunden, ohne
jedoch die Angabe der höheren Zahl als unrichtig bezeichnen
zu wollen. Das Gesperr ist allerhand genügend bekannten Un-
fällen und Mißlichkeiten ausgesetzt, und wenn man im späteren
Teile des Jahres die Henne von vier bis sechs Sprößlingen be-
gleitet sieht, ist der Anblick solch einer Kette schon sehr erfreulich.
Die Größe der Eier ist nicht so schwankend wie deren
Färbung veränderlich ist. Die Grundfarbe ist i. a. die der Zwiebel
schale, die Zeichnung ändert nach Größe, Verteilung und Nuance
erheblich. Manche Eier zeigen große braune Flecken und Wische,
andere nur Spritzer, wieder andere Tupfen. J. 01t kannte ein
Gelege von sechs fast weißen Eiern, die vor Buchenaufschlag
im Heidelbeerwuchs eines Kiefernwaldholzes gebettet waren.
(Deutsche Jägerzeitung, Neudamm, Bd. 69, Nr. 26, S. 40Q.) Ich
kannte ein ebenso beschaffenes, aus vier Eiern bestehendes Ge-
lege und kannte auch die Henne dazu, die die Ausheilung einer
schweren Laufverletzung überstanden hatte. Mutmaßlich war
d er Farbstoffmangel auf >, Stoffwechselstörung« infolge des Krank-
heits- und Heilungsprozesses unter zweijährigem Geltesein zu-
rückzuführen, denn in späteren Jahren brachte die Henne stär-
kere und normal gezeichnete Gelege. An ihren Nachkommen
war Pigmentarmut oder sonst abnorme Zeichnung nicht festzu-
stellen gewesen.
An sich sind Henne und Gelege gut geschützt und gedeckt.
Da aber die Brutstätte mitunter nahe an Wegen und Steigen
liegt, sind unliebsame Störungen und Frevel alljährlich wieder-
kehrende Ereignisse. Im Anfange der Brutzeit ist die Auerhenne
gegen Störungen empfindlicher als später und verwildert leicht;
mit fortgeschrittener Brutzeit — diese dauert 28 Tage — nimmt
sie Störungen weniger übel, ihr Bruteifer steigert sich immer
mehr, und führt sie erst einmal, so kann man keine eifrigere,
treuere und mutigere Mutter finden als eben die Auerhenne.
Mit gesträubtem Gefieder und zornigem Jocken nimmt sie den
Feind an, und selbst wehrhafte Gegner, wie Krähen, wurden
M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 6l
schon von verteidigenden Auerhennen zu Tode gehackt. Bei
Störungen am Gelege kommt es darauf an, ob der Störenfried
sich so näherte, daß ihn die brütende Henne noch in einiger
Entfernung wahrnehmen konnte, oder ob die Henne förmlich
überrumpelt wurde. Im ersteren Falle schleicht sie, wenn sie
nicht sich tief drückend sitzen bleibt, behutsam davon; im letz-
terem Falle verläßt sie das Gelege in polternder Flucht und
schleudert dabei manches fii aus der im Verlauf des Legens und
Brütens entstandenen Mulde heraus. Kehrt die Henne nach sol-
chen gröblichen Ueberfällen überhaupt wieder zum Gelege zu-
rück, so kommt es vor, daß sie den verzettelten Inhalt heraus-
geschleuderter und dabei zerbrochener Eier aufnimmt.
Ich habe öfters bemerkt, daß in der Kette stehende Jung-
hähne selbständiger, aber auch ungestümer sind wie junge
Hennen. Junge Hähne trennen sich mitunter auch schon im
ersten Herbst von der Kette, doch bleibt diese in der Regel den
Winter über vereint, um sich erst gegen die Balzzeit hin, be-
stimmt aber dann zu trennen, wenn die älteren Hähne die Balz-
plätze fest bezogen haben und die balzwilligen Hennen diesen
dann auch zustehen, um sie insgesamt, sich an andere Balzplätze
zerstreuend, zu verlassen, wenn sie ihres Hahnes verlustig gin-
gen, oder um einzeln abzustreichen, wenn sie sie sich befruchtet
fühlen, worauf dann allmählich das Brutgeschäft von neuem einsetzt.
In dem ungemein strengen Nachwinter 1916/17 konnte ich
allenthalben feststellen und erkunden, daß die Baumbalz nur
spärlich zu beobachten, die Bodenbalz namentlich in gebirgigen
Lagen fast als Regel anzusprechen war. Die Morgenbalz war da-
bei äußerst lebhaft mit zum Teil prächtigem Balzwetter, da die
»Knospenpause" manche Balzjagd vereitelte. Fiel die Balz noch
dazu mit ihrer Balzfeste in die Vollmondsperiode, so zeigte sie
das altbekannte Bild: die Hähne spielten am Abend so gut wie
gar nicht, fielen in der Nacht nach geringem Balzgesang vom
Aste und standen längst bei den Hennen, wenn programmgemäß
die Frühbalz hätte stattfinden sollen. So beobachtete ich in der
Balz 1Q15 einen Althahn, der abends eifrigst bei den Hennen in
einem tiefen Steilgraben paradierte, dann »zu Fuß" gemächlich
seinem Schlafbaum zu bummelte, sich »wortlos" emporschwang
und darauf nach etlichem leisen Sichumstellen einschlief. In der
Nacht um etwa 1 Uhr erwachte er, rauschte er, machte ein paar
62 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
Spiele und ritt dann ab. Nach dem Mondwechsel flackerte die
Balz flammengleich zu voller Lebhaftigkeit empor, um nach
wenigen Tagen vorüber zu sein.
Ein merkwürdiges Verhalten zeigte ein sehr alter und also
erfahrener Hahn, der beim frühesten Morgengrauen vom Schlaf-
baum fiel, mit den Schwingen schlagend und lebhaft spielend
über einen Schneefleck und eine Reiß'n emporlief, um dann in
einem mittelwüchsigen Bestand unbekannten Aufenthalts zu ver-
schwinden.
Der Ausdruck „vom Baume fallen" entstammt der Weid-
mannssprache und bezeichnet das Abreiten oder Abstreichen des
Hahnes. Ich habe es aber auch einmal gesehen, daß ein* auf
seinem Ast mit Würde paradierender Hahn mit einem Fuße in
die Luft griff, den Halt verlor und prasselnd und polternd, einen
Regen von Nadeln und Reisig mitnehmend, zu Boden rumpelte.
Er bäumte nach diesem Ereignis nicht wieder, sondern wechselte
laufend vom Balzplatze weg, mutmaßlich den Hennen zu, die
ich seitab in einer Blöße wußte.
Vor dem Treten nähert sich der Hahn der Henne unter
bald gravitätischen, bald tänzelnden Bewegungen und Schwen-
kungen. Schließlich drückt sich die balzwillige Henne, die unter
dem starken Hahne fast völlig verschwindet. Das nur kurze Frist
währende Treten ist von ein- bis dreimaligem Wippen der
Schaufel des Hahnes begleitet. Nach dem Treten schüttelt sich
der Hahn das Gefieder, die Henne tut dasselbe in noch stärke-
rem Maße, und ist die Henne zwei- bis dreimal getreten, so
steht sie allmählich von dem Balzplatze ab, um den Freuden und
Pflichten der Mutterschaft entgegenzugehen. In der Zeit des Brü-
tens und Führens lebt jede Henne für sich allein, und nur zur
Winterszeit wird der Zusammenhalt etwas engerer; in der Balz-
zeit kennt die Henne in erster Reihe nichts als die Befriedigung
des Balztriebes, und auf der Höhe der Balzwilligkeit stehende
Hennen sind in außerordentlichem Maße benommenen Sinnes,
außerhalb dieser Anspannung des Begehrens sind sie jedoch
rege und wachsam, und eben dieser Wachsamkeit der doch
meist nicht einzeln, sondern zu zweien und darüber bei ihm
stehenden Hennen verdankt der Hahn erfreulicherweise recht
häufig Rettung und Leben. Geraten beim Führen zwei Hennen
und ihr Gesperre neben- und untereinander, so kümmert sich
M. Merk-Buch berg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 63
kein Teil um den andern. Ja, ich sah eine Auerhenne nach den
stärkeren Jungen eines Nachbargesperres hacken, als sich diese
unter die noch geringeren Jungen des eigenen Qesperres misch-
ten, als wollte sie eine Beeinträchtigung oder Verkürzung der
Aesung hintanhalten; das gleiche Bild, wie es gelegentlich der
Qeflügelhof zeigt. In den Winterständen finden sich freilich die
Glieder verschiedener Qesperre zusammen, die Hähne und die
Hennen je für sich. Selten sieht man bei vergesellschafteten
Winterhähnen eine Henne; ist dies doch der Fall, so weiß ich
nicht, ob es sich dabei stets um eine alte Oelthenne handelt.
Die das bisher behaupteten, werden es wohl auch nicht zuver-
lässig gewußt haben.
Noch ein Wort über das Auffinden von Auerwild in un-
bekanntem Revier! So eigenartig zerstreut und so verschieden
nach Höhe und Tiefe die Balzplätze immer liegen mögen, Wasser
und moorige Stellen sind immer die Zentren der Bestände. Wo
Gräben im Gebirge sind, steht das Auerwild in diesen oder in
deren Nähe, — „je dreckiger, desto lieber", meinte ein alter
Auerwildheger mir gegenüber. Der Mann hatte recht; wo ich
die schmutzigsten Stiefel bekam, habe ich die reichsten und
schönsten Auerwildstudien und -Erinnerungen eingeheimst.
Durch sein örtlich noch immer recht häufiges Vorkommen
im Flachlande, durch seine offenere Lebensweise und seine
größere Regsamkeit ist das Birkwild im allgemeinen besser be-
kannt wie das Auerwild. Nur seine oft so belangreichen Orts-
veränderungen bilden vielfach auch für erfahrene Birkwildkenner
ein ungelöstes Rätsel. Zum Teil führen sich, so im Flachlande,
diese Ortsveränderungen zurück auf die Umgestaltung der Boden-
beschaffenheit. Die um sich greifende Stadt, Industrie-Anlagen,
Bodenentwässerung, Moorkultivierung, Aenderungen im Forst-
und Vegetationsbild bringen auch Ortsveränderungen des Birk-
wildes mit sich, die zwar bedauerlich, aber schließlich unver-
meidlich sind. Bei aller Beweglichkeit bekundet das Birkwild
einen gewissen Eigensinn hinsichtlich seiner Standortstreue. So
habe ich Jahre hindurch die reichen Birkwildreviere im Ammer-
moos zoologisch und botanisch durchforscht und dabei beob-
64 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
achtet, daß die Ammer in einer gewissen Gegend nie vom Birk-
wilde überstrichen wurde, obschon das dort nur schmale Flüß-
chen an die Flugleistungen des Birkwildes keinerlei nennens-
werten Anspruch gemacht hätte. Mit stiller Erheiterung beob-
achtete ich oft die langen Gesichter der »Jenseiter", wenn im
Diesseits die Spielhähne bliesen und kullerten, daß das ganze
Moos davon lebendig wurde.
Ortsveränderungen sind dann auch bedingt durch unge-
zügelten Jagdbetrieb. Es mögen auf den Revieren des Flachlandes
noch so viele Hähne auf einem Balzplatze sicli zusammenfinden,
ein jeder hat als Trethahn einen gewissen, nur wenige Quadrat-
meter umfassenden Balz- und Tretplatz inne, wo er die Henne
tritt und von dem er den Eindringling abkämpft. Wird unter
diesen Trethähnen, die stets alte Hähne sind, einer um den an-
dern, und dies noch dazu zu früh abgeschossen, so hat die Er-
satzmöglichkeit eben ihre Grenzen, das Fortpflanzungsgeschäft
ist mehr oder weniger unterbunden, und mit der Zeit verläßt
das Birkwild ein Revier, in dem ihm so verständnislos und übel
mitgespielt wird. Die Hauptgefahr für solche Reviere liegt nicht
so sehr darin, daß sie überhaupt bejagt werden, — est modus
in rebus, — sondern daß bei der großen jagdlichen Beliebtheit
des Birkwildes und seiner doch verhältnismäßig nicht zu schwie-
rigen Jagd der Liebhaber es zu viele sind, die »auf den kleinen
Hahn gehen". Es heißt dann vielfach, derartige Maßnahmen
seien zur Bestandesregulierung nicht zu umgehen. Bestandesre-
gulierung durch einen einzelnen sehr erfahrenen Wild- und sehr
genauen Revierkenner mag von Fall zu Fall eine sehr greifbare
Sachlichkeit haben, in der Verallgemeinerung dieses Begriffes
auf all und jedes jagdliche Gebahren wird mit dem Worte be-
wußt und unbewußt viel Schwindel getrieben und die vermeint-
liche Regulierung findet weit mehr nach der schlimmen als nach
der guten Seite hin statt.
Einen sehr wesentlichen Faktor zur Vertreibung des Birk-
wildes aus seinen ursprünglichen Standorten erblicke ich in der
Einbürgerung von Fasanen. Es wird oft gesagt, Birkwild und
Fasanen vertrügen sich gut miteinander, das ist aber tatsächlich
nur der Fall, solange die Fasanen in nur geringem Bestände vor-
handen sind. Mit zunehmendem Fasanenbestande nimmt immer
das Birkwild ab, um endlich aus der alten Heimat sich völlig
M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner. 6S
zu verstreichen. Ich lasse die Entscheidungsfrage offen, ob die
Schmälerung der Aesung oder die Beunruhigung durch die Fa-
sanen die Hauptursache des Abwanderns darstelle; m. E. spielen
beide Umstände mit. Von einer allzu einseitigen Vorliebe für
die Gattung Phasianus möchte ich überhaupt und für alle Re-
viere warnen, auch da, wo Rücksichten auf Birkwild und an-
deres Wildgeflügel nicht obwalten. Wohl gewährt ein Fasanenstand
eine beachtenswerte jagdliche Rente, und wo der Fasan nicht
überhand nimmt, gewährt er, u. a. als Mäusejäger und nament-
lich als Schneckenvertilger, einen beachtenswerten Nutzen. Ueber-
wuchert aber sein Bestand, so wird eine Plage daraus. In den
zum Teil kraß überhegten Fasanenrevieren Belgiens z. B. wur-
den die Fasanen von der Feldbau treibenden Bevölkerung vor
dem 1914 ausgebrochenen Kriege als eine wahre Feldplage
empfunden, nach dem Urteil von Sachverständigen mit allem
Recht.
Der Verlag J. Neumann in Neu-Damm veröffentlichte i. J.
1Q16 den Farbendruck einer Abbildung eines Bastards zwischen
Birkhahn und Fasanhenne, gemalt von Dr. Ernst Schaff. Der-
gleichen Hybriden kommen ab und zu auf Revieren vor, wo
Fasanen neben Birkwild auftauchen; immerhin sind sie selten,
seltener als die sonst bekannten Tetraonen- Hybriden.
Im Mittel- und Hochgebirge hängen Ortsveränderungen
des Birkwildes, abgesehen von den Folgen forstwirtschaftlicher
Maßnahmen und etwaigen Folgen schädlicher Jagdausübung, in
der Hauptsache zusammen mit den Witterungsverhältnissen. Im
allgemeinen steht das Birkwild im Hochgebirge in höheren Lagen
als das Auerwild, es kann wenigstens höher hinaufrücken, doch
sind auch dem harten Spielgeflügel hinsichtlich seiner Ausdauer
Schranken gesetzt, und unter besonders ungünstigen Witterungs-
verhältnissen ist eben ein Verweilen in der unwirtlichen Region
nicht möglich. Derartige Ortsveränderungen sind nur vorüber-
gehend und haben nichts gemein mit jenem Rücken, das das
Birkwild dauernd der Heimat entführt. Derartige Beobachtungen
sind einwandfrei festgestellt. So schrieb mir i. J. 1916 der k
Förster Hohenadl aus seinem Hochgebirgsrevier Griesen an
der Grenze zwischen Bayern und Tirol, das Birkwild nehme dort
unbegreiflicherweise immer mehr ab und all das, trotzdem es
nicht bejagt werde, trotz jagdlich einwandfreier Hege des Re-
5
66 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
viers und trotzdem in den letzten Jahren absichtlich kein Spiel-
hahn mehr geschossen worden sei. Auch Krankheiten und das
Auftreten des Hämoproteus beim Birkwilde sind dort nicht be-
kannt.
Ob derartige Abwanderungen vielleicht mit der von Geo-
logen und Botanikern längst erkannten »Verwilderung der Alpen"
im Zusammenliang stehen, kann ich nur mutmaßen, Beweise
dafür oder dagegen stehen mir zur Zeit nicht zur Verfügung.
Das Ha sei wild, das die Reihe der hier erwähnten Tetra-
onen-Arten zum guten Ende beschlieikn wolle, war mir von
meiner frühen Jugend an der Gegenstand besonderer Zuneigung.
Ich habe ilnn bis auf den heutigen Tag viel Beobachterfleiß ge-
widmet und iiabe um seinetwillen mancherlei Mühen und Stra-
pazen ertragen, ich darf sagen: gerne ertragen. So ist mir das
Haselwild ein guter, ein recht vertrauter Bekannter geworden,
trotz seiner verborgenen Zurückgezogenheit, aus der es selten
nur heraustritt, so selten, daß ein nicht Kundiger sich vielleicht
lange in einem Hasel wildrevier bewegt, ohne die Anwesenheit
des kleinsten Waldhuhns auch nur zu ahnen. Doch kommen
Ausnahmeerscheinungen vor, wie ja denn die Tetraonen insge-
samt bis zu einem gewissen Grade unberechenbar sind. Meine
Frau, mich und den uns begleitenden Hund iiielt ein auf einem
Buchenheister mitten auf einer Blöße stehender Haselhaim eigen-
willig auf geringe Entfernung aus, trotzdem wir uns ihm bei
„lautem" Schnee und Harsch nähLrUii. Er ritt erst ab und strich
ins nahe Holz, als wir unter ihm durchschritten.
Auf einem somiigen, durch reichen Beerenwuchs ziehenden
Steig sah ich einige Wochen zwei Haselhähne sogar in der
Kampfzeit einträchtig beieinander aushalten und so offen am
Steig stehen, daß ich sie regelmäl5ig schon von weitem wahr-
nahm, wenn ich in den gemeinten Revierteil kam. Einem an
Berg und Wild nicht gewöhnten Naturfreund konnte ich einen
am Holzrande zu Baume stehenden Haselhahn nur dadurch
kenntlich machen, daß ich, sehr gegen meine Gepflogenheit,
unausgesetzt mit dem Bergstock nach ihm deutete; der Hahn
hielt mein unglaublich ungeschicktes Manipulieren mit nicht
M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Watdhühnet öt
minder unglaublicher Geduld aus. In einem anderen Falle lief
ein Haselhahn vor mir über den Steig und begann dicht an der
Böschung nebenan im Beerenwuchs zu äsen. Beim ruhigen An-
sitzen sind mir schon Haselhühner bis dicht vor die Genagelten
gelaufen.
Das Haselwild tut sich sehr rege um, beherrscht jedoch
kein sehr großes Revier. Ortsveränderungen kommen u. a. weniger
vor als beim Auer- und Birkwild. In meinen alpinen und vor-
alpinen Beobachtungsrevieren steht das Birkwild i. a. in den
höheren Lagen, wohin Auerwild nur selten rückt. So ist das
Birkwild durch Wintersnot am ersten zum Sichumstellen in tiefere
Lagen genötigt. Das Auerwild steht mit vereinzelten zeitlichen
Ausnahmen in mittleren und unteren Lagen und stellt sich hori-
zontal weiter um als vertikal, besonders während der Balzzeit,
und dann wieder im Herbst. Das Haselwild teilt in der Haupt-
sache die Standortslage mit dem Auerwilde, eher hat es noch
die Neigung, etwas tiefer zu stehen. In den wenigen, mir be-
kannten Revieren des Flachlandes verlälU es, wohl aus Aesungs-
liebhaberei, mitunter die größeren Waldbestände und nimmt vor-
übergehend Feldgehölze und Remisen zum Aufenthaltsorte. Eine
gewisse Härte und Ausdauer ist dem Haselwilde, das als der
zarteste Tetraone gilt, nicht abzusprechen, sonst könnte es z. B.
im Bayerischen Walde nicht Standwild sein, einem Gebirge, das
in manchen Wintern eine trostlose Schneewüste darstellt.
Gleichwie das Birkwild in manchen Gegenden merklich
zurückgeht, so nimmt auch das Haselwild, letzteres vielleicht in
noch höherem Maße, auch da ab, wo ihm jagdlich wenig oder
gar nicht nachgestellt wird. Das Auerwild ist ja meist, wo sein
Bestand sich mindert, das Opfer jagdlicher Gier und Verständnis-
losigkeit, wo ihm das Gelände nicht den einen oder anderen
Zufluchtsort bietet, wie oben gezeigt. So sind z. B. die noch zu
Jäckels Zeiten berühmt gewesenen Auerwildstände von Dießen,
Raisting und Wessobrunn in der Ammerseegegend in der bru-
talsten Weise ausgeschossen worden. Ich bin damals selbst am
Orte gewesen, als eine Oberstabsarztensgattin aus München sieben-
mal auf den balzenden Hahn sich führen ließ, lange bevor die
spärlich vorhandenen Hennen getreten sein konnten. Der Ur-
sachen zum Bestandesrückgang des Haselwildes gibt es mehrere,
bekannte und unbekannte. Aenderungen im forstlichen Bestand
68 M. Merk-Buchberg: Aus dem Leben unserer Waldhühner.
mögen einiges beitragen, obschon eine Gegend, es fiele denn
der Waid völlig, i<aum derart verändert werden dürfte, daß nicht
dem Haselwilde neben der verlorenen Heimat eine neue sicli
böte. Maßlose Waldbeerenernte mit ihren lange andauernden
Störungen und allem Drum und Dran kann u. a. auch von er-
heblichem Schaden sein. Dazu kommt die örtlich nicht zu leug-
nende Zunahme des Raubwildes, nicht nur in Kriegs-, sondern
auch in Friedenszeiten, nachdem mit dem Anwachsen des Jagd-
liebhaber- und Jagdläufertums die eigentliche, jagdlich-hegerische
Befähigung von Jahr zu Jahr mehr und mehr zurückgeht. Gegen
ein zahlreich vorhandenes Raubwild ist freilich das Hasel wild
wehrlos. Auf den Andechser Höhen ist das Haselwild noch vor
zehn Jahren spärliches Standwild gewesen, P. Emeram Haindl
O. S. B. kannte es noch und liebte es sehr, mit einem Male war
es ohne erkennbare Ursache verschwunden, ein typischer Fall
für erklärungsloses „Ausgehen" dieser prächtigen und liebens-
werten Waldhühnerart!
Ein hochbetagter Forstmann äußerte Förster H ohe na dl
in Griesen gegenüber, das Haselwild nehme ab, seitdem der
Hahn in der Balz Schonzeit habe. Der Hähne würden es, meinte
der Greis, gegenüber den Hennen zu viele, die Hähne kämpften
sich gegenseitig ab, ließen die Hennen nicht zur Ruhe kommen
und diese brüteten sich dann über Windeiern schier zu Tode.
Hinwiederum wäre es verkehrt, auch bei konstant bleiben-
den Bestandesverhältnissen einen dichten Stand des Haselwildes
erwarten zu wollen. Dafür ist dieser edle Wildvogel viel zu un-
gesellig, zu streitsüchtig und rechthaberisch. Schon in den Wochen
der fröhlichen, von treuester Muttersorge beschirmten Jugendzeit
beginnen die Hähnchen zu streiten, und ist später einmal ein
gewisses Revier besetzt, so wird von dessen Grenzen jeder Ein-
dringling nach Möglichkeit abgekämpft.
Hahn und Henne halten getreulich zusammen. Das Oesperr
wird bis in den September hinein geführt, wobei der Hahn
wenigstens in den letzten Wochen mithilft. Vom Herbste an
trennen sich die Ketten, in den Hochsommer und Herbst fällt
die Kampfzeit, und jetzt werden auch die zusagenden Standorte
in Besitz genommen. Nichtsdestoweniger kommt es vor, daß
ab und zu auch eiiunal im Spätjahr eine geringe Kette aufgeht,
W. Bacnieister: Zur Nistfrage der Schwanzmeisen. 69
wolil Angehörige einer und derselben Familie, die sich aus
irgendwel ciien Gründen zum Zusammenhalten entschlossen haben.
Bezüglich des Schlafens des Haselwildes habe ich einige
Beobachtungen besonders notiert. Im Sommer habe ich Hasel-
wild, ein Tagwild, bis 10 Uhr nachts rege angetroffen. In
»meinen" Revieren ist der Baumschlaf Regel, doch kommt auch
in der guten Jahreszeit Bodenschlaf vor. ich habe bei nächtlichem
Gang zu der und jener mir zugänglichen Hütte wiederholt
schlafendes Haselwild, das mich bis dicht an sich herankommen
ließ, aufgegangen. Die Haselhühner schliefen diesfalls nahe am
Steig am Fuße von Bäumen oder Büschen und pflegten nach
dem Aufgegangenwerden in der Nähe in Bäume zu treten.
Haselhuhnküken siud gleich anderen Junghühnern Meister
im Sichdrücken, Verkriechen und Verbergen. Ich sah einzelne
Küken eines Gesperrs sich mit den Blättern von Adenostyles
alpina decken, als die Henne, die den Beobachter wahrgenom-
men haben mußte, zu warnen anhub.
Das Leben der Waldhühner bietet dem Forscher wie dem
Heger gleich viel Anziehendes. Möge es dieser liebenswerten
Vogelgattung nie an wohlwollenden Beobachtern fehlen!
Zur Nistfrage der Schwanzmeisen.
Von W. Bacmeister.
Den Mitteilungen von C. Loos über „Schwanzmeisennest
auf Fichte" im Orn. Jahrb. 1Q16, p. 138 und der „Bemerkung"
hiezu von C. Lindner, ebendaselbst 1Q17, p. 49 möchte ich in
Kürze folgendes beifügen:
Auch mir erschien es — wie C. Lindner — als nichts Un-
gewöhnliches, daß Schwanzmeisen auf Fichten nisten. In den
zwei letzten Jahren hatte ich wiederholt Gelegenheit, Schwanz-
meisen beim Nestbau zu beobachten. Am 9. April 1915 sah ich
in den Karpathen (Ostbeskiden) einem Pärchen bei der Anfertigung
seines Nestes zu. Es war nahezu vollendet und befand sich im Walde
auf einer starken Eiche, eingebaut in eine Astgabel nahe an der
Spitze, etwa 12 m über der Erde. Am 4. Mai 1916 beobachtete
ich ein Paar, das in einem Park in Heilbronn sein Nest in der
spitzwinkligen Astgabel einer Pyramidenpappel etwa 3 m über
70 W. Bacmeister: Zur Nistfrage der Schwanzmeisen.
der Erde angelegt hatte. Das eine der beiden Ehegatten hatte
dunkle Kopfstreifen, das andere fast ganz weiikn Kopf. Im sel-
ben Jahre konnte ich in den Argonnen zwei Schwanzmeisen-
pärchen beim Bau des Nestes beobachten. Beide hatten ihr Nest
auf Fichten gebaut. Im Januar und Februar 191Ö sah ich außer-
ordentlich viele Schwanzmeisen in den Nordargonnen. Sie wiesen
alle Grade von Schattierungen des Kopfes auf. Ein rein weili-
köpfiges war nicht darunter. Wo man Weißköpfe vor sich zu
haben glaubte, zeigte sich bei näherer Besichtigung, daß doch
immer wieder dunkle Federn im Kopfgefieder vorhanden waren,
so daß ein grauer Schimmer durciibracli und das reine Weiß
trübte. Ich habe dort eine schöne Reihe gesammelt. Die ge-
nauere Untersuchung und die Ausmessungen gaben Veranlas-
sung, die ostfranzösischen Schwanzmeisen als besondere geogra-
phische Form unter dem Namen Aegithalos caudatus expugnatus
abzutrennen (zu vergl. hierüber Falco, 12. Jahrg. IQlö, p. 18).
Näheres hierüber ist einer späteren Veröffentlichung mit Abbil-
dungen in „Berajah" vorbehalten. — Schon Ende Februar lösten
sich aus den zahlreichen Schwärmen der Schwanzmeisen einzelne
Paare. Am 15. März 1Q16, abends öVs Uhr nahm ich ein Stück
am Waldrande wahr, das Flechten von einer Eiche abklaubte und
forttrug. Am 18. März trieb sich ein Paar an derselben Stelle
herum. Eines kam mir auf der Fichte, unter der ich mich ange-
stellt hatte, bis auf 2 m nahe. Längere Zeit hielt sich das Pär-
chen auf dem Baume auf; das Nest konnte ich nicht entdecken.
Erst am 10. April fand ich es. Es \x'ar etwa 31/2 m über der
Erde im Außengezweig der Fichte und war, soweit ich dies von
unten her sehen konnte, auf den Ast gegen dessen Spitze zu auf-
gebaut, hing also nicht in der Schwebe. Es war etwa 2 Hände
hoch. Ich wollte es photographieren, ein Urlaub aber unterbrach
diese Absicht. Als ich nach dem Urlaub wieder nach dem Neste
sah, war es zerstört und nur noch ein kleiner Teil desselben mit
eingewobenen Taubenfedern fand sich unter der Fichte vor. Ein
anderes auf einem Waldwege aufgefundenes zerstörtes Schwanz-
meisennest enthielt viele Rebhuhnfedern. Am Fundorte desselben
standen keine Fichten in der Nähe. Es konnte aber auch von
dem Räuber dorthin verschleppt worden sein. Ein weiteres Nest
eines von mir beobachteten Schwanzmeisenpaares hatte dasselbe
Schicksal. Dieses wurde im üarten meiner damaligen Wohnung
Karl Becker: Das Vorkommen der Mittel- oder Schnatterente. 71
auf einer Riesenfichte angelegt, ebenfalls auf einem der unteren
Aeste ziemlich nahe an der Spitze des Zweiges, etwa 41/2 in
über der Erde. Es war so geschickt verborgen, daß man das
Nest selbst nicht sehen konnte. Das eine der Gatten hatte fast
einen weißen Kopf, nur etwas Grau schimmerte im Nacken durcii,
das andere hatte ausgesprochen dunkle Kopfzeichnung. Beide
trugen Nistmaterial herbei, am 15. April noch abends zwischen
6 und 7 Uhr. Auch dieses Nest war leider nach meiner Rück-
kehr aus dem Urlaub zerstört und restlos verschwunden.
Zum Vorkommen der Mittel- oder Schnatterente fChau-
lelasmus streperus) in Niederösterreich als Brutvogel.
Von Karl Becker.
Am 2. August 1917 fing ich an einem Altwasser der Donau
bei Stromkilometer 25 nächst Orth von einem Schof Enten die
beiden Alten und zwei Junge, welche ich als Mittel- oder Schnatter-
enten zu erkennen glaubte; dieselben wurden von mir beringt
und freigelassen. Tags darauf erlegte ich ein altes Exemplar der-
selben Gattung und am 17. August eine der am 2. August von
mir beringten und freigelassenen Enten am selben Altwasser.
Nachdem in der von Robert Eder in Mödling herausge-
gebenen Schrift »Die Vögel Niederösterreichs" die Mittel- oder
Schnatterente nicht erwähnt ist, habe ich ein am 28. Oktober
1Q17 in Orth erlegtes gleiches Exemplar zur Feststellung der Art
an den Autor eingesendet, welcher dasselbe nun tatsächlich als
Mittel- oder Schnatterente erkannte und bestätigte.
Obwohl diese Ente in v. Frauenfelds „Wirbeltierfauna Nie-
derösterreichs" p. 121 als Brutvogel der Donauinseln angeführt
ist, hat Eder dieselbe in „Die Vögel Niederösterreichs" nicht mehr
erwähnt, nachdem seitiier keine Daten über diese Ente, auch in
der riOrnis Vindobonensis" mehr gebracht wurden.
Durch die vorerwähnte Feststellung ist nun das Vorkommen
und Brüten*; der Mittelente in Niederösterreich nicht mehr an-
zuzweifeln.
Orth a. d. Donau, im Mai 1918.
•) Das Brüten der Schnatterente, welches Kronprinz Rudolf (ürn. Beob. Auwald.
Donau b. Wien, J. f. O. 1879, p. 198) in vereinzelten Fällen für möglich hielt, ohne
72 F. Böhm : Langes Verweilen von BombyciUa garrula in der Bukowina.
Langes Verweilen von BombyciUa garrula in der Bui<owina.
Die Seidenschwänze sind in der Bukowina ständige Winter-
gäsle, auch der Bevöli<erung bekannt. Von den iiiesigen Deutschen
werden sie „Häubel" genannt, wohl wegen der Holle am Kopfe.
Sie halten sich meist in den Tannenbeständen auf, die reichlich
Viscuni album aufweisen. Sonst waren sie gewöhnlich Ende März
oder Anfang April versciiwunden, heuer weilten sie liier in Flügen
bis anfangs Mai, so dali ich schon an die Möglichkeit ihres
Brütens bei uns dachte, das sich aber nicht erfüllte. So lange
wie heuer blieben sie noch nie.
Fürstental b. Mardzina, August 1918.
Forstmeister F. Böhm.
Literatur.
Berichte und Anzeigen.
J. Schenk, hauna Regni Hungariae. Animaliuin Hungariae Hucusque
Cognitorum Enutneratio Systematica. Aves. In Memoriain Regni Hungariae
Mille Abhinc Annis Constituti. Edidit Regia Societas Scientiarurn Naturalium
Hungarica. Editio Separata. - Budapest, 1917. Lex. 8. 114 pp. mit ! Karte.
Vorliegende für Ungarn grundlegende Arbeit zerfällt in drei Abschnitte :
Der erste ip. 1—40) behandelt die Geschichte der Ornithologie von ihren
ersten Anfängen bis auf unsere Tage, berücksichtigt auch alle öffentlichen und
privaten ornithologischen Sammlungen, gibt eine Liste der domestizierten, der
akklimatisierten und der aus der Gefangenschaft entflohenen Arten, sowie der
prähistorischen und fossilen Funde. Im ganzen sind für Ungarn 381 Formen,
wovon 247 Brutvögel nachgewiesen. Die Ornis umfaßt 167 (153;*i mitteleuro-
päische, 98 (69) südliche und südöstliche, 75 (10) nördliche, vorwiegend ark-
tische, 31 (10) östliche, 8 (4) westliche Formen, 1 indigene und I Hybriden.
Der zweite Abschnitt (p. 41—74) behandelt die gesamte ornithologische Lite-
ratur Ungarns nach den Autoren in alphabetischer Reihenfolge. Der dritte
fp. 75-114) führt in systematischer Reihenfolge die Arten und Formen der
ungarischen Ornis an mit kurzen Angaben ihrer Ankunft und ihres Abzuges,
Vorkommens, Häufigkeit oder Seltenheit. Ein Index der Genera und der Autoren
bildet den Abschluß. Eine farbige Kartenskizze Ungarns zeigt uns die Ein-
teilung in 8 Regionen.
Es ist wahrlich erfreulich, eine derartige Arbeit, die ebenso großen Fleiß
als gründliche Kenntnis erfordert, in die Hand zu bekommen. Jeder, der sich
darüber Sicherheit erlangt zu haben, ist nun sichergestellt. K. Becker fügt brieflich bei,
daß er die Art während seines dreijährigen Aufenthaltes in Oi1h öfters zu Gesicht bekam.
Der Herausgeber.
•) Die in ( ) gesetzten Zahlen betreffen die der Brutvögel.
Literatur. 73
mit der Vogeiwelt Ungarns besctiäftigt, wird sie zu Rate zietien müssen und
der heranwachsenden Generation wird sie nicht nur ein Führer sein, sondern
sie auch lehren, die Verdienste ihrer Vorgänger zu achten und würdigen. Nur
eines habe icli bedauert, daß bei jenen Arbeiten, die nur in ungarischer
Sprache erschienen, die deutsche Uebersetzung der Titel nicht aufgenommen
wurde, was die Benützung der Literatur für einen der ungarischen Sprache
nicht Kundigen erschwert. T.
M. IVlerk-Buchberg. Sanimelbericht zur jagdlichen Vogelkunde Deutsch-
lands. Jahrgang 1917. Nach Berichten der jagdlichen und naturwissenschaftli-
chen Fach- und Tagespresse. In Auftrag gegeben und herausgegeben vom Hes-
sischen jagdklub Darmstadt. - 1918. gr. 8. 91 pp.
Der Vorsitzende des Hessischen Jagdklubs, Kommerzienrat O. Hieckler
in Darmstadt, trug sich schon lange mit dem Gedanken, ähnlich meinen „Orni-
thol. Kollektaneen" solche für Deutschland herauszugeben, doch die Ausführung
scheiterte bisher, da eine dafür geeignete Kraft nicht gefunden wurde. Nun
glückte es, den bekannten Jagdschriftsteller Merck- Buch berg dafür zu ge-
winnen und der erste Jahrgang dieses Sammelberichtes liegt uns in einem statt-
lichen Hefte vor. Die Zusammenstellung erfolgte in nahezu gleicher Art wie
bei den Kollektaneen aus Oesterreich-Ungarn. In der Nomenklatur folgt Ver-
fasser A. Reiclienows Angaben. Es freut uns, konstatieren zu können, daß
nicht nur die Veröffentlichung zur jetzigen Zeit (November 1918i erfolgen
konnte, sondern, daß sie auch ihrem Zwecke vollkommen entspricht und dem
Ornithologen wie dem Jäger eine gewiß willkommene Uebersicht alles dessen
bietet, was zerstreut und vielfach unbeachtet der Vergessenheit anheimfallen
würde. Hoffen wir, daß diesem Berichte weitere folgen werden. Bemerkt sei,
daß es sich auf p. 84 wohl um die Gebirgsbachstelze, nicht aber um die Schaf-
stelze handeln dürfte, da letztere bei uns nicht überwintert. T.
Oesterreichische Monatschrift für naturwissenschaftliche Fortbildung. —
Wien, 1918. XIV. 10 Hefte.
Der Jahrgang enthält an auf Ornithologie bezughabenden Aufsätzen:
J. Köferl, Der Rabe; Der Schwarzspecht; Tiere als Wetterpropheten; F.
Knauer, Das Ringexperiment, R. Berndl, Standvögel im Winter. T.
K. Daut und A. Heß. II. Bericht über die Tätigkeit der schweizerischen
Zentralstation für Ringversuche in Bern in den Jahren 1914-1916. - Basel,
1917. gr. 8. 19 pp. (Aus „Orn. Beob." 1917).
Aus dem uns vorliegenden 11. Berichte ist ersichtlich, daß ungeachtet
der auch für die Schweiz ungünstigen Verhältnisse die Ergebnisse zufrieden-
stellend waren und der Stand der Mitarbeiter sich erhöhte. In der Zeit von
1914 — 1916 wurden im ganzen 813 Vögel in 40 Arten mit „Helvetia-Ringen"
versehen. Hervorgehoben sei, die wiederholt auch hier erfolgte Konstatierung,
daß die alten Kohl-, Kot- und Blaumeisen als Standvögel in ihrem engeren
Gebiete verbleiben, während die Jungen streichen und ziehen. Das Gleiche
74 Literatur.
gilt aucli für die Spechtmeise. Als Anhang sind die außerhalb der Schweiz
beringten, aber daselbst erlegten Vogelarten angeführt. Die bisher selbständige
«Schweizerische Zentralstation für Ringversuche" wurde mit Beginn 1916/17
von der „Schweizerischen üesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz" über-
nommen, was für jene gewiß von Vorteil sein wird. Wir wünschen dem Unter-
nehmen das beste Gedeihen. T.
A. Voigt. Deutsches Vogelleben. Zugleich Exkursionsbuch für Vogel-
freunde. II. Aufl. ~ Leipzig und Berlin (B. G. Teubner) 1918. Kl. 8. 126 pp.
Preis geb. Mk. I.5Ü t 30%.
Voigts „Deutsches Vogelleben" haben wir schon in seiner ersten Auflage
(cfr. Orn. Jahrb. 1909, p. 228) freudig begrüßt, weil es dem Laien auf leichte und
faßliche Weise die Kenntnis der Vogelwelt vermittelt, indem die einzelnen
Arten nach Lebensgemeinschaften angeführt werden. Jedes Gelände ist durch
gewisse Arten charakterisiert und so braucht man bei einem Ausflug nur den
dasselbe betreffenden Abschnitt aufzuschlagen, um die daselbst auftretende
Vogelwelt geschildert zu finden. Das orientiert schnell und gut und regt zu
Beobachtungen an. Daß Verfasser, dem wir das treffliche „Exkursionsbuch
zum Studium der Vogelstimmen" danken, auch diese als wichtige Erkennungs-
zeichen berücksichtigt, ist wohl selbstverständlich. Die vorliegende II. Auflage
wurde einer völligen Umarbeitung unterzogen, ihre räumliche Ausdehnung er-
fuhr zwar eine kleine Kürzung, ihr Inhalt aber eine Erweiterung und Vertie-
fung. Wie die erste Auflage wird auch diese vielen ein Führer sein in die
heimatliche Vogelkunde und nicht wenige werden dem Verfasser zu Dank ver-
pflichtet sein, daß er sie so gut geleitete. T.
E. P, Tratz. Ornithologisches aus Zell a. S. und dem Pinzgau. Mitteil,
der Ges. für Salzb. Landesk. LVII. 1917. Sep. Lex. 8. 12 pp.
Verfasser verbrachte die Zeit von Mitte September bis Ende November
in militärischer Verwendung in Zell am See und benützte die dienstfreie Zeit
zu omithologischen Beobachtungen, die uns hier geboten werden. Das Gebiet
des Zellersees fand bisher keinen Beobachter, verdient aber, wie wir aus des
Verfassers Darlegungen ersehen, volle Beachtung, die sich nicht auf die hei-
mische Vogelwelt beschränkt, sondern besondersauf die Durchzügler ausdehnt,
für die der See einen willkommenen Rastplatz darstellt. Aus den vorerst chrono-
logisch, dann systematisch aufgezählten Daten ergibt sich die Beobachtung von
61 Arten. Der 22. Oktober, ein sonnenloser, kalter Herbsttag, Schnee lag bis
lüOO m herab, war der stärkste Zugtag. 800—1000 Bläßhühner schwammen in
der SW-Ecke des Sees, Tausende im südlichen Seeteile, darunter auch ein par-
partieller Albino, der, wie auch eine einzelne Bläßgans, erlegt wird. Eine
einzelne junge Silbermöve wird gesichtet, gegen Abend machte sich starker
Gänseduichzug und Stockenten zu Hunderten bemerkbar. Der Zeller See scheint
für die durchziehenden Sumpf- und Wasservögel ein wichtiger Sammelpunkt
zu sein. T.
Literatur. 75
E. D. van Oort. Ornithologia Neeilandica. De Vogels van Nederland. —
s'Gravenhage (Mart. Nijlioff) |1918/19|. Fol.
Der bekannte Ornilhologe und Direktor des naturwissenschaftlichen
Reichsniuseums in Leiden, E. D. van Oort, bietet uns, wie aus den vorliegen-
den Lieferungen 1 —5 ersichtlich, ein Prachtwerk ersten Ranges, welches die
Vogelarten der Niederlande in Wort und Bild behandelt. Das Werk, welches
nach seinem Abschluß 5 Bände bilden wird, erscheint in 40 Lieferungen in
Folio, wovon alljährlich 4—5 zur Ausgabe gelangen, deren jede neben dem
Text 10 Tafeln enthält, so daß das vollständige Werk 400 Tafeln bringen wird.
Der Preis beträgt für die Lieferung 12.50 Gulden holländisch.
Der Text bringt bei jeder Art außer dein wissenschaftlichen lateinischen
und holländischen Namen, das älteste Zitat, sowie weitere aus der holländi-
schen Literatur, woran sich die niederländischen Volksnamen und die eng-
lische, deutsche und französische Benennung anschließen. Es folgt dann die
sorgfältige Beschreibung vom d und 9 im Sommer- und Winterkleid, auch
des Jugend- und Dunenkleides. Daran schließen sich die Angaben über die
Verbreitimg und Lebensweise, Beschreibung von Nest und Eiern. Was die
Tafeln anbelangt, welche gewöhnlich beide Geschlechter in nach der Jahreszeit
verschiedenem Kleide und auch die des Jugendstadiums bringen, so verdient
der Schöpfer derselben, M. A. Koekkoek, vollstes Lob, denn seine Leistungen
stehen denen Keulemanns nicht nach. Druck und Papier sind vorzüglich. Da
außerdem der Preis in Anbetracht des Gebotenen ein sehr mäßiger ist, so
wird das Prachtwerk auch auswärts viele Liebhaber finden, die es in ihrer
Bibliothek nicht missen möchten. T.
C. Floericke. Forscherfahrt in Feindesland. — Zweiter Teil: Ornithologisch-
wissenschaftliche Ergebnisse. Mit 3 Vogelzugkarteu. — Stuttgart 1918. Kosmos.
(Frankh'sche Verlagshandlung). 8. 127 pp.
Der bekannte Autor behandelt in diesem Buche 345 für die Dobrudscha
und Donaubalta von Braila bis Cernavoda nachgewiesene Vogelformen oder
vielleicht besser gesagt Formenkreise. Er geht dabei sehr vorsichtig zu Werk
und vermeidet es, sich den oft irrtümlichen Angaben Dombrowskis anzu-
schließen. Leider hat der Autor es versäumt — er gibt ja dafür seine Gründe
an, — größere Serien zu sammeln, die Klarheit über so manches Unklare, wie
z. B. über die Buteo-Frage, hätte bringen können, doch werden bei vielen
Formen genaue Maße der Vögel sowohl als auch der dort gesammelten Eier
angegeben. Die Ausführungen über den Vogelzug und die Zugsstraßen sind
sehr lesenswert und die beigegebenen Karten, besonders die beiden Verbrei-
tungskärtchen, ganz vortrefflich.
Es ist eine sehr fleißige, übersichtliche Arbeit, die auch die Literatur
gut berücksichtigt und interessante Vergleiche mit der Ornis Mitteleuropas und
der Nachbarländer bringt. Dr. J. Qengler.
W. Rüdiger. Ornithologische Beobachtungen in den Gouvernements
Kowno und Kurland. (Arch. Naturg. 82. 1916. 3. H. p. 12-27.)
Trotz der wenigen Tage, welche Verfasser der Vogelwelt widmete, ver-
mochte er über 57 Arten zu berichten. Den 11. Juni 1916 wird in einem
76 Literatur.
Wachliolderstraiiche unweit des Gutes Meßhof ein Nest mit 5 Eiern des Karmin-
gimpeis gefunden. 1".
R. renk. Ueber das Vorkommen von Anthus spinoUlia spinoletia in
Thüringen und im Harz. (J. f. O. ]ubil.-H. p. 28-34.)
Auf Grund eingehender Untersuchungen wird das Brulvorkomnien des
Wasserpiepers in Thüringen und im Harz endgültig negiert. T.
F. V. Lucanus. Die Höhe des Vogelzuges. (D. Naturwiss. V. 1917 H. 2Q.
p. 477— 482 )
Verfasser beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Erforschung bezw.
Feststellung der Höhe des Vogelzuges und bietet uns hier die Gesamtergeb-
nisse seiner diesbezüglichen Studien, welche die Gätke'schcn Angaben über
die gewaltigen Höhen, in welchen sich die Vogelzüge nach ihm vollziehen
sollen, sehr wesentlich reduzieren. Verfasser gibt über alle seine Versuche
detailliert Aufschluß und legt alles klar, so daß dieser Teil des Vogelzuges -
die Höhe, in welcher er sich vollzieht - als erledigt zu betrachten ist, wen ig-
stens soweit es sich um die Ebene und das Hügelland handelt. Im Gebirge
liegen die Verhältnisse doch wohl anders, da die Vögel, selbst Arten, die unter
normalen Verhältnissen niedrig über dem Boden ziehen, hier gezwungen sind,
große Höhen zu forcieren, zu welchen sie sich im Flachlandc kaum erheben
dürften. Was wir im Innern vom Vogelzug wahrnehmen, sind wohl, abge-
sehen von durch ungünstige Witterungseinflüsse zum Niederlassen genötigten
Wanderern, meist nur schwache Reste dessen, was ungesehen und unbeob-
achtet über uns hinwegzieht. T.
Club van Nederlandsche Vogelkundigen. Jaarbericht Nr. 6. Deventer 1916.
gr. 8. 119 pp. m. 3 Taf. und 1 Kartensk. - Nr. 7. Deventer 1917. gr. S.
103 pp. m. 7 Taf. und 1 Portr, - Nr. 8. Deventer 1918. gr. 8. 103 pp. m.
4 Taf. und 1 Textabb.
Der Jahresbericht über 1916 enthält Versammlungsbeiichte , R. Bar.
Snouckaert, Waarnemingen van I. X. 1915—30. IX. 1916; C. Eijkraan,
Avifauna van Baarn en Omstreken ; G. J. v. Oordt, Enige Waarnemingen
van 1. IX. 1915—1. IX. 1916; P. Hens, De Duinpieper {Anthus campestris
(L.); R. Bar. Snouckaert, Met Vinckem; derselbe, Doer an verzanieling vo-
gels van de provincie Harar in Z. O. Abyssinie; ferner Nekrologe, Literatur.
Die beigefügten photographischen Naturaufnahmen verdienen alles Lob.
Der 7. Jahresbericht bringt außer den Sitzungsberichten an Arbeiten
R. Bar. Snouckaert, Waarnemingen van 1. X. 1916 30. IX. 1917; W. C.
van Heurn, Vit het Vogclleven van „Nederland tusschen de Tropen"; R. Bar.
Snouckaert, Wejzigingen in de namen van eenige Vogelsoorten ; over de
Verbreiding van CoccycoUus iris; Gele Kwikstaarten ; Drie zomers aan zee ;
ferner Nekrologe, Literatur. Für die beigegebenen Naturaufnahmen gilt das im
6. Bericht Gesagte.
Literatur. 77
Im 8. Jahresbericht finden wir anßer den Sitzungsberichten Arbeiten
von Baron Snoucitaert van Schauburg, Ornithologie vom Nederland,
Waarnemingen van 1 . X. 1917—- 30. IX. 1918, Het bezoek aan 's Graveland;
A. H. De Cyclus van het rijstveld; Bar. Snouckaert van Schau bürg:
Bubis Monograph of The Pheasants, De Keep; C. V. Steeckeren: Jets over
de Javaansche boomgierz wabus; Bar. Snouckaert van Schauburg, Het
blauwe Fazantje wijziging in de namen van eenige Vogelsoorten, Trekpatrijzen
en Drentsche Patrijzen, Necrologie, Literatur & varia.
Die leitende Hand des Klubs — R. Bar. Snouckaert van Schau-
burg — führt denselben zu erfreulichen Erfolgen und Ansehen. T.
Hrvatska OrnitoloSka Centrala. C. Rößler. XV. 1915. — Zagreb 1916.
gr. 8. 81 pp. XVI. 1916. - Zagreb 1918. gr. 8. 74 pp.
Es ist begreiflich, daß bei der großen Zahl ständiger Beobachter, die
sich im Felde befinden, die Beobachtungen litten und manche Lücke aufweisen;
es darf aber auch auf die erfreuliche Tatsache hingewiesen werden, daß sich
neue Beobachter gefunden, die sich bemühten, für jene einzuspringen, so daß
die Tätigkeit der Kroat Ornith. Zentrale auch während der beiden genannten
Jahre, wenn auch manche Einschränkung, so doch keine Unterbrechung er-
fuhr, wie aus den vorliegenden Berichten ersichtlich ist. 1915 beteiligten sich
an den Frühjahrsbeobachtungen 345 Beobachter an 280 Orten, 1916 272 Be-
obachter an 230 Orten. Die Herbstbeobachtungen wurden ausgeführt 1915 von
147 Beobachtern an 134 Orten, 1916 von 88 Beobachtern an 78 Orten. 1915
war der Charakter des Frühjahrszuges normal spät, die Besiedlungs-, bezw.
Durchzugsdauer kurz. Die Kulminationen fielen in der Hauptsache später, die
des ganzen Frühjahrszuges liegt in der Pentade: IV. 16-20. Die Kulmina-
tionen traten hauptsächlich bei steigender Temperatur, Nordwinden mit wenig
Kalmen und bei schwachen Niederschlägen auf, während der Einfluß des Luft-
druckes nicht bemerkbar war. Der Charakter des Herbstzuges war ein nor-
mal früher, die Duichzugsdauer eine kurze. Die Kulminationen fielen im all-
gemeinen früher, die des ganzen Herbstzuges liegt in der Pentade IX. 18-22.
Die Kulminationen traten am häufigsten bei steigendem Luftdrücke, fallender
Temperatur, Nordwinden mit wenig Kalmen und bei starken Niederschlägen
auf. An Vogelringen wurden 425 Stück versendet, jedoch nur 98 verwendet
und zwar vorwiegend bei den beiden Schwalbenarten. Schließlich wendet sich
Prof. Dr. E. Rößler gegen eine Kritik des Dr. C. Floericke, des vorhergehen-
den Jahresberichtes, welche darin ausklingt, „daß die ganze Beringerei über-
haupt keine wissenschaftliche Methode darstellt, sondern - risum teneatis
amici - lediglich ein spielerisches Verlegenheitsmittel".
Der Charakter des Frühjahrszuges 1916 war ein früher, die Be-
siedelungs- bezw. Durchzugdauer eine kurze. Die Kulminationen im Frühjahr
fielen früher, die Kulmination des ganzen Zuges in die Pentade IV. 1-5. Die
Kulminationen traten vorwiegend bei steigender Temperatur, Nordwinden mit
wenig Kalmen und bei bald stärkeren, bald schwächeren Niederschlägen auf;
ein Einfluß des Luftdruckes war nicht bemerkbar. Der Herbstzugcharakter
78 Nachrichten.
war ein später, die Diirchziigsdaiier wäinte kurz, die Kulininatioiicii fielen
später, die des ganzen Znges in die Pentade X. 18-22; sie traten am häufig-
sten bei fallender Temperatur, Norwinden mit wenig Kalmen und bei Nieder-
schlägen verschiedener Menge auf, während der Luftdruckeinfluß nicht beson-
ders hervortrat. Von 300 versandten Ringen gelangten 32 zur Verwendung.
Die Bearbeitung der Berichte und die Zusammenstellung derselben in ihrer
Gänze danken wir dem Leiter der „Kroat. Ornith. Zentrale" Prof. Dr. F. Rößler,
der auch In der jetzigen schweren Zeit die Einhaltung des alten Kurses er-
möglichte. T.
Nachrichten.
In der Vorstufe der zur Verstaatlichung der von Ed. Paul Tratz im
Jahre 1913 gegründeten staatlich subventionierten Ornithologischen Station in
Salzburg wurde derselben vom D.-ö. Staatsamt für Land- und Forstwirtschaft die
Bezeichnung D.-ö. Orn it hol ogisches Institut und Vogelschutzstation
in Salzburggegebenund ihrem Leiter Eduard Paul Tratz wurde der Titel eines
Direktors dieser Anstalt zuerkannt. - Das Institut wird ab 15. Juli im Schloß
Hellbrunn untergebracht und seine Sammlungen daselbst der Oeffentlichkeit
zugänglich gemacht werden.
Prof. G. Martonelli,
Direktor des Museo Civico in Mailand, ebenda am 11. Dezember 1917 im
62. Lebensjahre.
R. Eder,
zu Mödling, am 8. März 1918.
Aufruf zur Mitarbeit an einer Avifauna Hessens.
Die Unterzeichneten haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Avifauna
von Hessen zu bearbeiten. Im Interesse der Wissenschaft richten sie an alle
Ornithologen, die sich jemals mit der hessischen Vogelwelt befaßt haben, die
Bitte, sich mit ihnen iu Verbindung zu setzen. Für ornitliologische Mitteilun-
gen jeder Art, vor allem unveröffentlichter oder in weniger bekannten Zeit-
schriften und Zeitungen enthaltener Aufsätze und Notizen, wären sie dankbar.
Um auch die Vogelzugsverhältnisse in unserem Gebiet zu klären, bitten wir
nnt Ringen der Vogelwarten von Helgoland oder Rositten Vögel zu markieren
und darüber auch uns zu berichten. Die Verfasser von Aufsätzen ornitholo-
gischen und zoologischen Inhalts werden um Zusendung derselben an unten-
stehende Adressen gebeter.. Mitteilungen aus dem nördlichen und nordöst-
lichen Kurhessen (Niederhessen) und den angrenzenden Gebieten sind an
Schnurre-Göttingen, solche aus dem südlichen Kurhessen (Oberhessen),
Nachrichten. 79
aus Waldeck, Nassau, Hesse n -Da rinstadt uud angrenzenden Gegenden
(Röhn, M aj n-Rhe in-Q ebiet) an Sun kel -Marburg zu richten.!
Otto Schnurre, stud. zool., Werner Sunkel, stud. zool.,
Göttingen, Aileestraße 14. Marburg a. L., Frankfurterstraße 55.
An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften.
Aquila. Zeitschrift für Ornithologie. - Budapest, XXIV. 1917.
Falco. XIV. 1918. Nr. I, 2, nebst Ornis Germanica.
Berajah. Zoographia infinita. 1918. Falco peregrinus p. 55-62, m. Taf. XXVllI
-XXXI.
Ornithologischer Beobachter. - Basel 1917/18 XV. Nr.4-12; 1918/19 Nr. 1-3.
Ornithoiogische Monatsschrift. - Gera 1918. XLIll. Nr. 1-12.
Verhandlungen der ornithologischen Gesellschaft in Bayern. München 1918.
Xlll., Heft 3, 4.
Die Gefiederte Welt. ~ Magdeburg 1918. XLVII. Nr. 1-52.
Jaarbericht Nr. 8 Club van Nederlandsche Vogelkundigen. — Deventer 1918.
Ardea. Tijdschrift der Neederlandsche Ornithoiogische Vereenigung. — Leiden
1918. VII. Nr. 1-4.
Dansk Ornithologisk Forenings Tidsskrift. - Kjobenhavn 1918. XII. Nr. 1-4.
Naturalien-Kabinett. - Grünberg 1918. XXX. Nr. 1—24.
Zoologische Beobachter. Frankfurt a. M. 1918. LIX. H. 1-12.
Blätter für Naturkunde und Naturschutz Niederösterreichs. — Wien 1918. V.
Nr. 1-6.
Mitteilungen der Sektion für Naturkunde d. ö. Touristen-Klub. - Wien 1917.
XXX. Nr. 1-4; 1918. XXX. Nr. 1-12.
Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. — Graz 1918. 54.
Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereines für Naturwissen-
schaften. - Hermannstadf 1917. LXVI (1916) .. 1918. LXVII. (1917).
Mitteilungen des nordböhmischen Vereines für Heimatforschung und Wander-
pflege. — Leipa 1918. 41. Nr. 1-4.
Aus der Heimat. Stuttgart?
Jahrbücher des nassauischen Vereines für Naturkunde. - Wiesbaden 1918.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft. Wien 1918.
LXVIII. H. 1 - 10.
75. Jahresbericht des Museum Francisco-Carolinum. - Linz a. D. 1917.
Lotos. Naturwissenschaftliche Zeitschrift. - Prag?
Oesterreichische Monatsschrift für den grundlegenden naturwissenschaftlichen
Unterricht. - Wien 1918. XIV. H. 1-12.
Der Deutsche Jäger. - München 1918. 40. Nr. 1-52.
Wild und Hund. - Berlin 1918. XXIV. Nr. 1-52.
St. Hubertus. — Cöthen 1918. 36. 1-52.
Deutsche Jäger-Zeitung. — Neudamm 1918. 72.
Waidmannsheil. — Klagenfurt 1918. 38. Nr. 1-24.
Waidwerk und Hundesport. — Wien 1918. XXIII. Nr. 1-24.
80 Nachrichten.
Jäger-Zeitung. — Saaz 1918. 29. Nr. 1 ■ 24.
Zwinger und Feld. - Stuttgart 1918. XXVII. 1-24.
Der Schweizerjäger. — Kaltenbrunii 1918. III. Nr. 1, 3-5, 7—10, 13—17,
20-23.
X. Bericht des Lehrer-Klubs für Naturkunde. Sektion des Brünner Lehrervereines.
li)(W lUU. — Brunn 1915.
H. Conwentz. Merkbuch für Naturdenknialpflege und verwandte Bestrebungen.
- Ikriin 1918. Kl. 8. 109 pp.
Monatsschrift für den naturwissenschaftlichen Unterricht aller Schulgattungen.
Leipzig (Teubner) 1918. XL Heft 1/2.
Deutscher Jäger-Kalender für das Jahr 1919. Ein Waidmannsbuch für Heim
und Revier. Zusammengestellt von M. Merk-Buchberg. - München (1918).
1. 288 pp Preis Mk. 4.50 fco.
Ni. Sassi. Beitrag zur Ornis Zentralafrikas. IL Teil. Wissenschaftliche Ergeb-
nisse der Expedition R. Grauer nach Zentralafrika, Dezember 1909 bis Febr.
1911. - Annalen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums. Wien 1916. XXX.
p. 239-306 m. Taf. VII u. Vlll,
Fischer-Sigwart. Sumatra und die sumatraischen Schmetterlinge des Zofinger
Museums. (Zofinger Tagbl. 1918.)
Die noch ausständigen Abonnements-Beiträge ersuchen wir,
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J
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für das
palaearktische Faunengebiet.
Herausgegeben
von
Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen.
XXVIIl. Jahrgang.
Heft 1.— 2. — Jänner— April 1917.
Nachdruck vorbehalten.
Das „Ornithologische Jalirbnch" bezweckt aussohliesslich die Pflege
der palaearktisclien Ornitliologie und erscheint in 6 Heften Lex. 8. — Der Preis
des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge fui' das Inland 10 Kronen,
für das Ausland 10 Mk. prännmerando, im Buchhandel 12 Kronen, 12 Mark.
Volks- und Mittelschulen können den Jahrgang zu dem ermässigten Preise
von 6 Kronen bez. 6 Mk. (nur direkt) erhalten. Kauf- und Tauschanzeigen
finden nach vorhandenem Räume auf dem Umschlage Aufnahme, Beilagen- und
Inseraten-Berechnung nach Yereinbarung. Probebefte nur gegen Rücksendnng.
Alle Zasendnngen, als Manuskripte (dentlicb geschrieben), Druckschriften
zur Besprechung, Bestellungen, Anzeigen und Beilagen bitten wir an den Heraus-
jr, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren.
,5^^ Hallein, 1917. .^^
"#^SäU '''■"<!'* vo" 'gnaz Hartwig in Freudenthal (Schles.), Kirchenplatz 13. .,/SÄ>iv.g
^S^K»' Verlag des Herausgebers. "ilF&i^
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Ausgegeben am 20. März 1917.
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2iirpfl.K8fliilfllsiliDifi!
senden Bezüelich erößerer Mannskrintp orhitton
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Preise des „Ornilhologischen Jahrbuches"
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(Zeitschrift des dänischen
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Fauna (Grönland), erscheint vier-
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ten an den Redakteur: O. Helm's,
Sanatoriet ved Nakkebolle Fjord
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Joseph Graf Plaz: Zugsbeobachtungen aus dem Pongauer Ennstale . . 35
A. VVatzinger: Ornithologisches aus Gmunden und l'mgebung ... 46
A. VVatzinger: Am Neste des Erlenzeisigs . . 47
C. Lindner: Bemerkung zu „Schuanzmeisennest auf Fichte" .... 49
C. Lindner: Einige kurze Beobachtungen aus den Bayerischen Alpen. 50
Josef Noggier: Beobachtungen über den Vogelzug in Mariahof ... 51
Oberleutnant Hartwig: Aus dem Felde im Osten 52
Eduard Paul Tratz: Störche in Salzburg 53
von Tschusi: Kleine Notizen 54
Literatur 55
Nachrichten 60
Zur Bespreclmug eiugelaugte Dmekscliriften.
R. Hey der. Ornis Saxonica. (J. f. O. 1916.)
C. E. Hellmayr <& Laubmann. Nomenklator der \ögel Bayerns. —
München 1916.
A. La üb mann: Über den Begattungsakt von Micropits apiis apus (L.)
[Orn. Monatsb. 1916].
— — Nomenklatorische Bemerkungen zur Gattung Akedo
[Ibid. 1916].
— — Zur Nomenklatur unseres Eisvogels. [\'erh. Orn. Ges in
Bayern, XII].
— — Ornithologische Beobachtungen a. d. Gebiete des Mai-
singer Sees. [Ibid. XII].
L. Sitowski. Ptaki Pienin. [Acad. litter. Cracoviensis 1916].
K. Loos. 2. Bericht der ornith. Station Liboch a. E.. 1915. [Lofos 1916].
F. Schwabe. 8. Jahresbericht der Besuchs- und Musterstation für Vogel-
schule in Seebach. — Langensalza 1916
R. Fenk. Ornithologisches aus Thüringen. [Gef. W. 1913).
Club van Nederlandsche Vogel kundigen. VI. jaarbericht.
P. Kollibay. Bemerkungen über einige turkestanische Vogel. [J. f. O. 1916J.
J. Ponebsek. Nase Ujede. 1. del: Sove. — Ljubljani 1907.
W. Hennemann. Zum Vorkommen der Nachtigall im Sauerlande. [44. Jahres-
bericht VVestf. Prov.-Ver. 1915 16.]
H. Reichling. Beiträge z. Vogelfauna des Münsterlandes. [Ibid. 1915/16.]
H. Conwentz. Beiträge z. Naturdenkmalpflege. [V. Bd. III. Heft.]
H. Rendahl. 1. ornitbologischer Jahresbericht (1913) aus Schweden. [Orn.
Monatsschr. XVI.]
Frhr. v. Berg. Die Schonzeit der Waldschnepfe in Deutschland. [Wild und
Hund 1915.1
Verantw. Redakteur, Herausgeber u Verleger: Viktor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen, Hallein.
Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (österr. Schlesien), Kirchenplatz 13.
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Ausgegeben am . Juni 1918.
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palaearktische Faunengebiet.
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von
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Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen.
XXVIII. Jahrgang.
Heft 3.-6. — Mai— Dezember 1917.
Nachdruck vorbehalten.
Das „Ornithologische Jahrbuch" bezweckt anssohliesslich die Pflege
der palaearktischen Ornithologie nnd erscheint in 6 Heften Lex. 8. — Der Preis
des Jahrganges (6 Hefte) beträgt bei direktem Bezüge für das Inland 10 Kronen,
für das Ausland 10 Hk. prännmerando, im Buchhandel 12 Kronen, 12 Hark.
Volks- und Mittelschulen können den Jahrgang zu dem ermässigten Preise
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Inseraten-Bereohnung nach Vereinbarung. Probehefte nur gegen Rücksendang.
Alle Zusendungen, als Manuskripte (dentlich geschrieben), Druckschriften
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geber, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg, zu adressieren.
Hallein, 1918.
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Verlag des Herausgebers.
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Z-U-r gefälligen Beac"h.tnrLg I
statt der unrichtigen Inhaltsangabe zu Jahrgang 1916 liegt ein Blatt
mit der richtiggestellten bei.
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nüf;ende Ersatz durch ungeschuUe ililfsl<räfte machten ein früheres lüscheir.en
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(Fortsetzung von Seite 4.)
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welt. (J. f. O. 65. 1917. 2. Bd.).
— — Die Vogelberingungen in den preußischen Staaten (D.-Jäg.-
Zeit. 63. 1917).
— — Die Hohe des Vogelzuges. (D. Naturw. V. 1917).
F. Tischler Der Rotkehlpieper in Ostpreußen. (Orn. Monatsschr. 1917):
— Über Benehmen und Stimme des Sumpfläufers. (Ibid. 1917).
— Über den Zug der nordischen Schafstelze in Ostpreußen.
(Falco 1917).
— Die Kleider des Fichtenkreuzschnabels. (J. f. O, 1917. 2. Bd )
E. Geb hardt. Fichtelgebirgsbeobachtungen. (Verh. Orn. Ges. Bayern 1917).
R. F e n k. Über das Vorkommen von Anthus spin. spinoletta in Thüringen
und am Harz. (f. f. O 1917).
3H. F r h r. G c y r v. S c h w e p p e n b u r g. Ins Land der Tuareg. (J. f. O. 191 7).
— — — Die ornithographische Stellung de.s
Tuaregberglandes (Ibid. 1917J.
K, Loos. III. Jahresbericht der Ornithologischen Station Liboch a. E.
(Lotos 1917).
iF. Schwabe. Jahresbericht der Versuchs-Musteranstalt für Vogelschutz in
Seebach. (Langensalza 1917).
(it. Hennicke. Schwindende Vogelarten in Deutschland l'N'aturdenkm. Vortr.
' ■- und Aufs. II. Bd. 1917.)
W. Rüdiger. Ornith. Beobachtungen in den Gouvernements Kcnvno und
Kurland (Arch. Naturg 1917.)
■Club van Nederlandsche Vogel kund igen. Jaarbericht Nr. 7 —
Deventer 1917.
E. P. Tra'z. Ornithologisches aus Zell und dem Pinzgau (Mittel!. Ges.
Salzburg. Landesk. 1917).
P. Kollibay. Bemerkungen über eiiTige Turkestaner Vögel. — (J. f. O. ;917\
A. Koenig. Die Eulen Ägyptens. (J. f. O. 1917 Extrah).
W. Rüdiger. Massenhafter Zug von Micropus apus (L.) in den Pripjet-
Sümpfen. (Ornith. Monatsschr. 1918).
— — Das Nisten von Hänflingen und Grünlingen in Gebäuden
Ornith. Monatsber. 1918.
"W. Junk. Vertebrata recentia et fossilia. — Berlin 1918. 8. 450 pp.
F. V. Lucanus. Über die geographischen Formen von Turdus viscivorus L.
(J. f O. 1917).
A\". Sunkel : Champagne-Sommer. (Zool. Beob. 1917.)
A. Jakobi. Die Schutzfärbung der Schneehühner. (D. Naturwiss. VI. 1918).
H. Reichling. Beiträge zur Vogelfauna des JMünsterlandes (1917) (45. Jahresb.
Westf. Prov.-Ver. Wiss. u. Kunst. 1916/17.)
Hrvatska Ornitoloska Central a. XVI. 1916. — Zagreb -Agram 1918.
E. üößler. Ornithologisches aus dem Papuk-, KrnJija- und Dilj-Gebirge.
(Separ.)
F. Lindner. Hiddensoes Vogelwelt im Jahre 1917 (C)rn. Monatsschr. 1918).
Inhalt des III.— VI. Heftes.
Selt^
Oberförsler F. Menzel: Vogelwelt des Amtsgerichtsbezirkes Harzburg 61
Ed. Paul Tratz: Die Vonelwelt des ostlichen Arlberg(jebietcs. ... 80
Prof. Dr. G. Schiebe! : Die Vögel von Obcrtauern (Salzburg) ... 101
W. Ba cm eist er: In welche Nester legen die württembergischen
Kukkucke hauptsächlich ihre Eier- HO
Hauptmann Franz Rohäcck: Übersicht über die Brutvögel der Bocche
di Cattaro 'i'
Haujitmann Franz Ri'Iki cek : Beiträge zur Biologie der Silta ncumayer
Mich l.'.'
Jul. Michel : Ornitliologische Reiseskizzen (Fortset/.ung) 136
Wilhelm R üdiger : Kinige Notizen über Raubvogel in den l'ripjet-Sümpfen 153
V. Capek: Der sibirische Tannenhäher (Nucifraga car macrorhynchos
Brehm.) in Mähren 1917 154
Literatur 165i
Nachrichten ■ 164
An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften 164
Zur Besprechung eingelangte Druckschriften.
E, -Stresemann. Beobachtungen über die Höhe des Seglerfluges <Verh.
Orn. Ges. Bay. Xlll. 1917).
H. Stadler. Vom Zug der Mauersegler im Maintal 1916. (Ibid. XIII. 1917 1
E, Stechow. Ornithologische Beobachtungen aus Bad Nauheim. (Verb
Orn. Ges. Hay. XIII. 1917).
J. Schenk. A Köcsagok alkonya. (TermCs zettudom. Közlöny 1917).
W. Bacmeister. Zur Ornithologie des Württembergischen Schwarz Waldes-
(Zool. Beob. 1917).
T. Krüß. Eichelhäher auf Ilelgoloml. (Orn. Monatsschr. 1917).
¥. K o s k e. Die Veröffentlichungen über die Vogelwelt Pommerns. (J. f. ]. 1917).
W. Bacmeister. Ornithologische Erinnerungen an die Ostbeskiden
(Gef. W. 1917).
W. Schalow. Über die Vogelfauna des Bodenseebeckens. (J. f O. 1917).
Aqui la. Budapest 1916. XXIII.
J. Thienemann. Krieg u Vogelzug {Sehr, phys.-ökon. Ges. Königsberg.1916 -
— — Ausnutzung der Krähenkolonien. (Koenigsberger allgj
Zeit. 6. V. 1917. 1 Beil. Nr. 210).
A. K 1 e n g e 1. Störche und Storchnester im östlichen Sachsen. (Mitteil.
Landesver. sächs. Heimatsch. VI. 1917. 2/3 H. sep. 16 pp).
Stef. V. eherne 1. Bei Anbruch eines neuen Zeitalters, (Aquila 1916).
— — Über das Nisten des Seidenschwanzes in Ungarn.
(Ibid. 1916).
— — Horstbaumund Stimme des Wespenbussards, (Ibid. 1916)..
— — Nereologies. (Ibid. 1916). _
— _ Orniihologische Beiträge a. d. Feldbriefen Nikolaus v.
Chernels (Ibid. 1916).
E. P. Tratz. II. Jahresbericht d. Ornithologischen Station in Salzburg^
(Salzburg. 1917).
— Vom Kolkraben. (Waidmh. 1917).
K. Dau t und A. He ß. II. Bericht über die Tätigkeit der Schweizerischoi»«!
kingversuche. (Orn. Beob. 1917).
H,Frhr. Ge V r. V. Sc h wei'pe nburg. Ins Land d. Tuareg. 1. (J. f.0. 1917 ;
W. Sunkel. VorlrQhling im Flandern. (Gf. W. XLVI. 1917. Nr. 2).
H. Stadler. Die Rufe und Gesänge des Bergiaubvogels. (Tierw. 1917j, j
— und r Schmitt, l'^ragen und Aufgaben der Vogelsprach- ^
— künde. (J. t. O. 65. 1917. 2. Bd.).
(Fortsetzung auf Seite 3.)
Verantw. Redakleur,:Herausgeber u. Verleger ; Viktor Ritter v. Tschusi zu Sclimidhoften, H.nllSn
Druck von Ignaz Hartwig in Freudenthal (iisterr. Schlesien i. Kirchcnplatz 13.
ttUiOoiogieuodOiiiillioloiie,
• inziges seit 1B91 in Europa eis('liein<Miilt\<
l'achorgaii. herausgegeben von Wilhelm
Rüdiger, Hochzeit In der Neumark. Der
Alifmiemeiitsiuvi^ beträgt ftir das Jahr
lioi direkter ZusomUing 24 ilk., naeli-den
liinderu' des Weltpostvereins 25 Mk. prii-
uiiuieraudo: Prolieiuimuiern 7ö Pfg.
Vogelliebliabern
Halbb
Anleitung, Vögel aüszu»w^
und zu konservieren.
Mit vielen Abljildungen. Preis brosehiert
m. 1.—, geb. Mk. 1.50. Verlag: -Die
Jagd<. <.i m.b.H. Berlin -Sebüuberg 1.
Preise des .,Ornithologischeii Jahrbuches".
l. (1890), XIII. (1902) und X\TII. (190(i) vergriffen, nur ein/.elne Hefte vorliaudi-n. —
lU. (lS92i, XI. (1900), XU. (WOl), XV. (;1904) a Mk. 10.— und die jeweiligen drei
litzteii Mk. 12.— bezw. 14.— .Alle übrigen a Mk. 7.—. Einzelne Hefte, soweit vur-
kinden, das elnfaebe Hk. 3. — , das doppelto Hk. 6.—.
(Fortsetzung von Seite 4.)
H. Fischer-Sigwart. Ornithologische Beobachtungen 1918. [Orn. Beob. 1918.]
— - Der Alpensegler, ein-' Kirchturmvogel. [Tierwelt 1918]
— — Die Nistkasten in Zofinger Waldungen. [Zofinger Tag-
blatt 1918.]
— — Die Storchenkolonie in Brittau 1918. [Ibid. 1919.]
E. Stresemann. Drei Jahre Ornithologie zwischen Verdun und BeU'ort. [Verli.
der Orn. Oesellsch, Bayerns. 1918.]
— — Beitrag zur Kenntnis der Brutvögel der Voralpen. [Ibid. 1913.]
— — Zum Schwingengeräuscb der Schellente. [Ibid. 1918.]
— — Hugo Alayhoff. Nachruf. [Ibid. 1918.]
Fr. Lindner. Die Vogelwelt der Pommerschen Inseln im Juni und Juli 1918.
[Orn. iMonatsschr. 1918.]
Stcf. V. Chernel. Daten zur Vogelfauna Ungarns. [Aqiiila XXIV. 1917.]
F. Koscke. Die Sammlung ponimerscher Vögel in Greifswald. [|. f. O. 1919.]
A HeR Vom Aussterben des Bartgeiers in den Alpen. [Schweizer Jagdz. VII. 1919.]
— — Vom rothalsigen Steißfuß. — ??
F. P. Tratz. Der Waldrapp. Mitteilungen d. ornith. Instituts Salzburg. 1919.
— — Beiträge zur Ornithologie d. südlichen Venetiens und des Küsten-
landes. [J. f. O. 1919.]
E. D. van Oort. Ornithologia Neerlandica. Lief. 3-5. — 's Qravenhage. [.Marl
Nyhoff, 1918,19.]
Museum Zofingen. Berichte 1915,18.
U. Bährmann. Ueber die Vögel d. Umgebung von Ruhland. [J. f. O. 1919.]
— — Zum Vorkommen d. Weidenmeise an der Schwarzen Elster.
[Orn, Monatsschr. 1919.]
H. Stadler. Cettia cetti, der Seidenrohrsänger in Friaul. [Verh. der Orn.
Ges. Bayerns. 1919.]
O. Wettstein. Das Vogelleben d. Donauäuen bei Wien einst und jetzt. [Bl.
Naturk. und Natursch. N.-Oe. 1919.]
J. Thiencniann. Vorkommen der Küstenseeschwalbe in Ostpreußen. Ueber Ver-
heerungen durch andauernde Kälte in der Vogelwelt. [Sein-.
Phys.-ökon. Ges. Königsberg. 1Q17.]
E. P. Tratz. Alpenländisches Vogelmerkbüchlein. [Salzburg 1919.]
R. Schelcher. Ornithologische Beobachtungen in Galizien. [Verh. der Orn.
Ges. Bayerns. 1919.]
A. Heß. Vom Naturleben an den 3 bernischen Moränenseen. — ?
H. V. Boetticher. Ornithologische Beobachtungen in der Muß-Alla-Qruppe. —
[J. f. O. 1919]
J..Thienemann. XVIII. Jahresbericht (1917) der Vogelwarte Rositten [J. f. O. 1919.)
"^
Inhalt des I. bis 6. Heftes.
Seile
Dr. J. Q eil gl er, Art- Unterart odei' Form - Fornieiikreis 1
Ornithologisclies aus Synnieii 2
F.duard Paul Trat^, Oinilhologisdies aus dem Kaprunertal im Pinzgau . 3"?-.
Karl Obermayer, Die Vogelwelt von Tulln bei Wien 4)
A. Welcher, Winterbeobachtungen über den Alpenleinzeisig in den Sölker
Tauern il
M. Merk-.liuchberg, Aus dem Leben unserer Waldhühin-i d'j
W. Backmeister, Zur Nistfrage der Schwanzmeisen . . 0')
Karl Becker, Zum Vorkommen der Mittel- oder Schnatterente (Chautelas-
miis streperusj in Niederösterreicli als Brutvogel 71
F. Böhm,' Langes Verweilen von Bombycilla garrula in der Bukowina . . 72
Literatur ... .72
Nachrichten . . 78
An den Herausgeber eingegangene Journale und Schriften 70
Titelblatt, Inhalt und Index zum Jahrgang 1917.
Zur Anzeige eingelangte Druckschriften.
F. V. Lucanus. Der Zug der Waldschnepfe (Scnlopax rusticula L.) [Sitzungs-
bericht der Gesellschaft der Naturf. Fr. Berlin 1918.]
K. Floeriecke. Forscherfahrt in Feindesland. II. T. Ornitliologisch-wissenschaft-
liche Ergebnisse. - Stuttgart 1918.
P. Kriiß. Berichte über die Vogelberingung 1913- 1916 und den Vogelzug auf
Helgoland 1914-1917. [J. f. O. Sonderh. 1918.]
P. Kalbhenn. Anleitung Vögel auszustopfen und zu konser\'ieren. II. Aufl.
Berlin-Schöncberg.
M. Merk-Buch berg. Sammelbericht zur jagdlichen Vogelkunde Deutschlands.
1917. — Dannstadt 1918.
C. Schaff Neues vom Rebhuhn. [D. Jager-Zeitung, 1918.]
O. V. Burg. Die Vögel der Schweiz XIII. Lief, - Bern 1918.
A. Heß. Von der Zu- oder Abnahme von Vogelarten. [Schweiz. Bl. Ornith., (Je-
flügel- und Kaninchenzucht 1918.]
Club van Nederlandsche Vogelkundigen. 8. Jaarbericht. - Deventer 1918.
W. Knopfli. Beiträge zur Morphologie und Entwicklungsgeschichte des Brust-
skelettes der Vögel. [Vierteljahrschr. d. naturf. Oesellsch. Zürich 1917.1
- Vogelschutzbestreb, d. S. O. G. 1915- 1917.1. u. 2. Teil. [Tierw. 1918)
— — Bericht über das Vogelschutzgebiet im Kaltbrunner Ried. [Tier-
welt 1918.]
A. Laubmanii. Beiträge zur Avifauna des Eibsees im Algäu [Verh. der orn.
Gesellschaft Bayerns XIII.)
— Zum Vorkommen der Felsenschwalbe bei Pfronten. [Ibid. 1918.]
— — Die geographische Variation des Fornienkreises Corvus cornix.
[Ibid. 1918.]
'- — Eine neue Rabcnkrälie aus Japan. [Ibid. 1917.]
— — Neuer Name für Alccdo grandis. [Ibid. 1917.)
— - Chr. Daniel Erdt. Nachruf. [Ibid. 1918.]
— — Bemerkungen zu Fulica stenoleuca. [Orn. Monatsbericht
1917.]
- Zur Baumläuferfrage, [Ibid. 1918.)
E. P. Tratz. Der Ausbau der Ornithologischen Station Salzburg. - Salzburg 1919.
— — Entwurf für ein internationales Naturschutz- und Vogelschutzgesetz
— Salzburg 1919.
(Fortsetzung auf Seite 3.)
Veranlwoitlicher Kodaktcor, Herausiieber and Verlener: Viktor Tseliari-Sflimidlioflen. HaUeiii.
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