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Full text of "Archiv für österreichische Geschichte"

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I. 
Petrus  de  Pulka, 

Abgesandter  der  Wiener  Universität  am  Concilium  zu  Constanz. 


Von 


Friedrich  Firnhaber, 

correspondireDdem  Mitgliede  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien. 


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Archiv.  XV.  l  I U 


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Uas  Constanzer  Concilium,  eine  der  wichtigsten  Episoden  in  dem  vielbewegten 
Leben  K.  Sigismund's,  nimmt  insbesondere  als  Vorläufer  des  Coneils  zu  Basel 
eine  hervorragende  Wichtigkeit  ein.  Der  tiefe  Verfall  der  Kirche  ,  das  Ringen 
der  geistlichen  mit  der  weltlichen  Macht,  das  gesunkene  Ansehen  der  könig- 
lichen Gewalt  in  Deutschland,  die  geringe  Bedeutung  derselben  nach  aussen  — 
sind  charakteristische  Merkmale  der  Zeit.  Hier  zu  reformiren,  das  Schlechte 
zu  verbessern  ,  das  Verlorene  wiederzugewinnen  und  wiederherzustellen ,  die 
gestörten  Verhältnisse  in  Kirche  und  Staat  neu  zu  begründen,  waren  die  grossen 
Aufgaben,  welche  K.Sigismund  vorschwebten,  ihnen  widmete  er  mit  Aufopferung 
seine  ganze  Kraft  und  seine  ganze,  gewiss  aufrichtige  Thätigkeit. 

Dass  die  Folgen  der  aufgewandten  Mühe  und  Anstrengung  nicht  entspra- 
chen, dass  nach  dreijähriger  Dauer  des  Coneils,  und  so  vielen  Anstrengungen 
des  Königs  nur  wenig  Früchte  geerntet  wurden,  lag  mehr  in  der  Macht  der 
Verhältnisse,  welche  zu  bemeistern  Sigismund  bei  dem  besten  Willen  zu  schwach 
war,  und  in  den  Verhältnissen  selbst. 

Wir  bringen  in  den  folgenden  Blättern  einen  Beitrag  zur  Geschichte  des 
Coneils,  der,  zwar  von  keiner  hervorragenden  Bedeutung  für  dessen  äussere 
Geschichte,  jedoch  einen  Gegenstand  beleuchtet,  der  für  unser  specielles  Vater- 
land zunächst  von  Wichtigkeit  ist.  Ich  meine  das  Verhältniss  der  Wiener  Uni- 
versität und  ihre  Beziehungen  als  Corporation  zum  Concil. 

Wie  bekannt,  wurden  alle  Universitäten  —  in  ihrer  damaligen  Stellung 
geistliche  Corporationen  —  von  Papst  Johann  XXIII.  eingeladen,  das  ConciHum 
durch  Abgeordnete  zu  beschicken.  Diesem  Wunsche  entsprechend,  fanden  sich 
von  Nah  und  Fern  die  berühmtesten  Capacitäten  ein,  um  an  den  Kämpfen  für  die 
Kirche,  an  den  Reformen  der  geistlichen  Verhältnisse  Theil  zu  nehmen,  ihre  eige- 
nen Angelegenheiten  zu  ordnen,  die  Rechte  der  Universitfiten  zu  wahren  und 
zu  vermehren. 

Aus  Deutschland,  Frankreich  ,  England ,  Spanien ,  Italien  strömten  die 
Abgesandten  der  Universitäten  herbei. 

Auch  die  Wiener  Universität  beeilte  sich,  der  Aufforderung  Folge  zu 
leisten.  Eine  der  jüngsten,  1367  gegründet ,  wie  alle  Universitäten  rein  geist- 

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liches  Institut,  hatte  sie  das  grösste  Interesse  daran,  am  Concil  Theil  zu  nehmen ; 
dass  sie  die  Sache  als  wichtig  betrachtete,  beweist,  dass  sie  schon  4  Tage  nach 
dem  Eintreffen  des  Schreibens  des  Papstes  Johann  vom  25.  Juli  1414  —  am 
29.  Juli  die  Wahl  der  Abgesandten  vornahm  i).  Es  wurden  gewählt  mit  Mehr- 
heit der  Stimmen  der  Doctor  der  Theologie  Petrus  de  Pulka  und  Kaspar  de 
Meiselstein  doctor  decretorum  et  Ordinarius  lector  in  iure  canonico.  Diese 
beiden  bestimmte  die  Universität  zu  ihrer  Vertretung  —  ihnen  schlössen 
sich  freiwillig  mehrere  Andere  an. 

Kaspar  Meiselstein  kehrte  bald  nach  Wien  zurück,  um  erst  später  wieder 
sich  an  den  Ort  des  Concils  zu  begeben.  Peter  von  Pulka  blieb  von  Anfang  bis 
zu  Ende  des  Concils.  Seine  Briefe,  welche  er  von  dort  an  die  Wiener  Universität 
richtete  und  in  welchen  er  derselben  die  Vorgänge  daselbst  mittheilte,  bilden  den 
Inhalt  der  folgenden  Blätter.  Die  Wahl  der  Universität  bezüglich  Pulka's  kann 
eine  glückliche  genannt  werden.  Ausgezeichneter  Kanzelredner,  streng  wissen- 
schaftlich gebildeter  Mann,  reich  begabt,  geübt  in  Unterhandlungen,  dabei 
weder  Zelot  noch  Freigeist,  wurde  Petrus  de  Pulka  ein  thätiges  Glied  in  der 
hohen  Versammlung.  Seine  im  Concil  gehaltenen  Beden,  seine  Predigten, 
seine  theologischen  Schriften,  die  vielfältigen  Vermlttelungen  und  Unterhand- 
lungs-Aufträge während  seiner  Wirksamkeit  an  der  Wiener  Universität,  so  wie 
seine  hier  mitgetheilten  Briefe  sind  Beweise  für  das  oben  Gesagte. 

Ganz  richtig  beurtheilt  ihn  Schelhorn  (bei  Baupach,  evangelisches  Öster- 
reich p.  XVI),  gestützt  auf  seine  in  der  Stadtbibliothek  zu  Memmingen  befind- 
lichen Beden  ,  indem  er  sagt:  dass  Petrus,  ob  er  gleich  kein  Anhänger  des 
Huss  sondern  vielmehr  ein  Feind  desselben  gewesen ,  den  grossen  Verfall 
der  römischen  Kirche  ziemlich  wohl  eingesehen  „und  die  Nothwendigkeit  der 
„Beformation  in  allen  Ständen,  vornämlich  im  Geistliehen,  erkannt  und  solche 
„sehnlich  gewünscht  hat.  Da  er  aber  im  Namen  und  auf  den  Befehl  der  Wie- 
„ner  Universität  das  Concilium  besucht ,  so  kann  man  leicht  hieraus  schlies- 
„sen,  dass  er  einer  der  angesehensten  Männer  auf  derselben  müsse  gewesen 
„sein,  und  möchte  man  fast  auf  den  Gedanken  gerathen,  die  Universität  hätte 
„a  potiori  damals  selbst  die  gleichen  principia  geführt ,  und  sie  gleichsam 
„diesem  ihrem  deputato  in  den  Mund  gelegt."  Dass  diese  letztere  Ansicht 
vollkommen  richtig  ist,  zeigen  uns  Pulka's  Briefe  im  Zusammenhange  mit  den 
Auszügen  aus  den  Sitzungen  der  Universität  über  dieselben,  welche  Auszüge 
Kink   in  seiner  Geschichte  der  Wiener  Universität  im  2.  Bande  mittheilt. 

Leider  ist  die  Beihenfolge  dieser  Briefe  keine  vollständige.  Die  Angaben  bei 
Kink  (1.  c.)  beweisen  uns,  dass  viele  fehlen,  wie  auch  natürlich  die  geringe  Zahl 
derselben  von  vorneherein  vermuthen  liess.  Wir  besitzen  von  denselben  34, 
davon  32  im  Original  im  Besitze  der  Bibliothek  des  Klosters  Göttweih, 
zwei,  welche  aber  nicht  an  die  Universität,  sondern  an  den  Prior  der  Karthause 
Gaming  gerichtet  sind,  sind  in  einer  Handschrift  der  k.  k.  Wiener  Hofbiblio- 
thek eingeschaltet. 

Am  vollständigsten  ist  die  Reihe  im  Jahre  1415  ;  sie  enthält,  15  Stück,  vom 
Jahre  1416  haben  wir  nur  6,  8  vom  Jahre  1417,  5  von  1418. 

*)  Kink,  Geschichte  der  Wiener  Universität  II,  p.  48,  XVIII,  1  und  3. 


Bevor  wir  mm  die  Briefe  selbst  folgen  lassen,  wollen  wir  noch  die  wenigen 
Notizen,  welche  wir  über  ihren  Verfasser  sammeln  konnten,  in  Kürze  zusam- 
menstellen. 

Petrus  Tzach  oder  Tzech  de  Pulka  lebte  am  Ende  des  14.  und  im  An- 
fange des  15.  Jahrhunderts,  beiläufig  zwischen  1370 — 1430.  Nach  seinem 
Erscheinen  in  den  Würden  der  Universität  dürfte  er  in  den  70ger  Jahren 
des  14.  Jahrhunderts  geboren  sein.  Wenig  und  sparsam  sind  die  Notizen, 
welche  wir  über  sein  Leben  und  seine  Wirksamkeit  besitzen.  Selbst  über  seinen 
Namen  fehlen  uns  bestimmte  Angaben.  Er  selbst  nennt  sich  in  seinen  Briefen 
beinahe  immer  Petrus  dictus  de  Pulka ,  einige  Male  aber  blos  Petrus 
de  Pulka. 

Der  Catalogus  rectorum  etc.  arehigymnasii  Viennensis  von  Sorbait  (Eder), 
Viennae  1670,  4".  pag.  10,  5.^,  nennt  ihn  Petrus  de  Pulka,  und  zum  Jahre  1406 
Petrus  de  Tzach  de  Pulka;  Tilmez  in  seinem  Conspectus  bist,  univers.  nennt  ihn 
immer  de  Pulka ;  Apfalterer  nennt  ihn  Tzech  auch  Zach. 

In  den  Acten  der  Universität,  deren  Auszüge  mir  bezüglich  seiner  akademi- 
schen Würden  mitgetheilt  wurden,  wird  er  Petrus  Tzech  a  S.  Bernardo  alias 
Zech  a  Pulka  mehrere  Male  genannt.  Mit  einiger  Bestimmtheit  können  wir 
also  vielleicht  annehmen,  dass  sein  Familienname  Peter  Zech  gewesen  sei  ,  und 
dass  er  von  Pulka  in  Nieder-Österreich  gebürtig  war.  In  welcher  Verbindung 
er  mit  dem  Nonnenkloster  S.  Bernhard  gestanden  ist,  bevor  er  seine  Lauf- 
bahn an  der  Wiener  Universität  begann,  war  ich  nicht  im  Stande  zu 
erörtern. 

Die  so  eben  erwähnten  Auszüge  aus  den  Universitäts-Acten  wurden  mir 
bereits  vor  einigen  Jahren  von  dem  seither  verstorbenen  Dr.  Seherer  mitgetheilt. 
Hier  erscheint  Petrus  de  Pulka  zum  ersten  Male  im  Jahre  1396  als  Canonicus 
Viennae  promovirt  zum  Doctor  der  Philosophie.  In  demselben  Jahre  im  ersten 
Semester  wurde  er  auch  gleich  zum  Decan  der  philosophischen  Facultät  zum 
ersten  Male,  im  Jahre  1400  zum  zweiten  Male  im  II.  Semester  ,  und  zum  dritten 
Male  im  II.  Semester  1403  gewählt. 

1404  erscheint  er  als  Magister  artium  als  Ankläger  in  der  Sitzung  der 
theologischen  Facultät  am  Aschermittwoche  gegen  einen  ungenannten  magister 
artium.  Weder  die  Person  des  Geklagten  noch  der  Gegenstand  der  Anklage 
erhellt  aus  den  Acten  *).  In  derselben  Sitzung  belangte  er  und  Magister  Nico- 
laus Dinkelsbühl  einen  Augustiner  Prediger,  doch  nahm  die  Facultät  ihre 
Anklage  nicht  an  2).  Würden  wir  bei  diesen  beiden  Anklagen,  welche  uns  zei- 
gen, dass  Petrus  de  Pulka  schon  frühzeitig  als  selbstständig  und  als  Redner 
auftrat,  den  Gegenstand  kennen,  so  könnten  wir  wohl  einen  Schluss  ziehen, 
welcher  Richtung  sich  Petrus  hingegeben  habe.  Aber  auch  bei  der  zweiten 
Klage  fehlt  die  Angabe  des  Objectes. 

*)Kink:l.  c.  11,  p.  19,  1404  in  die  cinerum  congrcg.  facult.  thool.  propter 
magistrumPetrum  de  Pulka  qui  accusavit  quendam  magistrum  in  artibus  decano 
faciiltatis  propter  quedam  que  dixisse  debuisset  in  disputacionc  de  quolibet  et 
propter  absenciam  tnagistrorum  nihil  conclusuro  fuit. 

»)Kink,I.  c. 


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Im  Jahre  1407  circa  festum  Gcorgii  wurde  er  zum  ersten  Male  zum  Rector 
gewählt.  Wie  wir  aus  seinem  in  dem  Verzeichnisse  enthaltenen  Titel  entnehmen, 
war  er  nach  Beendigung  seiner  philosophischen  Studien  und  Erlangung  des 
gradus  zu  den  theologischen  Studien  übergetreten,  denn  er  erscheint  als  Bacca- 
laureus  formatus  theologiae  canonicus  Viennae. 

Kink  in  seiner  Geschichte  der  Wiener  Universität,  dem  wir  für  unsern  Gegen- 
stand so  viel  verdanken,  spricht  sich  über  die  Richtung  und  Zeit  der  damaligen 
Studien  der  Theologie  folgendermassen  aus:  Die  Theologie  schied  sich  mit 
scharfer  Abgrenzung  in  zwei  Theile,  deren  ersterer  sich  mit  der  heiligen  Schrift 
(sacra  pagina)  des  alten  und  neuen  Testamentes  befasste,  während  letzterer  die 
4  Bücher  der  Sentenzen  des  Petrus  Lombardus  enthielt,  und  vorzugsweise  die 
scholastische  Theologie  genannt  wurde.  Nach  sechsjährigem  Studium  der  Theo- 
logie konnte  man  sich  um  das  Baccalaureat  melden,  und  erhielt  von  der  Facultät 
irgend  ein  Capitel  der  h.  Schrift  angewiesen,  über  welches  man  unter  Anleitung 
eines  Doctors  vorzutragen  hatte. 

Nach  2  Jahren  durfte  man  in  gleicher  Weise  über  die  Sentenzen  vortragen. 
Demnach  unterschied  man  Bachalarii  biblici  und  Bachalarii  sententiarii,  beide 
aber  hatten  von  dem  Vortrags-Curse,  den  sie  durchzumachen  hatten,  den  Namen 
Cursores.  Jener  ßaccalareus,  welcher  das  dritte  Buch  der  Sentenzen  begonnen 
hatte,  hiessBachalarius  formatus.  Doch  erst  nach  3  Jahren,  also  im  Ganzen  nach 
einem  eilfjährigen  theologischen  Studium  konnte  man  sich  zur  Licenz  melden, 
welche  in  dieser  Facultät  zugleich  mit  dem  Doctorate  verliehen  wurde.  Wenn 
wir  diese  Zeitangaben  auf  Petrus  de  Pulka  anwenden  ,  so  sehen  wir  ,  wie  die 
Jahre  zusammentreffen:  i396  wurde  er  zum  Doctor  der  Philosophie  promovirt, 
unmittelbar  darauf  widmete  er  sich  dem  Studium  der  Theologie  und  erscheint 
nach  einem  eilfjährigen  Zeiträume  im  Jahre  1407  als  Baccalaureus  formatus.  Die 
einzige  Notiz,  die  wir  über  diese  Zwischenzeit  seiner  Studien  besitzen,  findet 
sich  bei  Kink,  1.  c.  107,  117:  Anno  1402  circa  festum  S.  Michaelis  in  eon- 
gregatione  facultatis  receptus  fuit  ad  eursus  legendos  M.  Petrus  de  Pulka, 
cui  fuit  assignatus  Lucas;  das  war  also  nach  sechsjährigem  Studium  die  Auf- 
nahme als  Baccalaureus. 

Während  seines  Rectorates  im  J.  1407  wurde  der  Process  des  Bischofs 
von  Trient,  Georg  Lichtenstein,  gegen  Erzherzog  Friedrich,  welcher  ihn  gefangen 
hielt,  vorgebracht.  Der  Bischof  hatte  sich  als  Mitglied  und  eraeritirter  Rector 
der  Universität  brieflich  an  diese  gewendet,  und  sie  um  ihre  Verwendung  bei 
den  Herzogen  Leopold  und  Ernst  von  Österreich  gebeten,  damit  er  seiner  Haft 
entledigt  würde  i).  Trotz  des  Eingehens  der  Universität  in  die  Angelegen- 
heit des  Bischofs  konnte  sie  nichts  für  ihn  erreichen^). 

Im  J.  1408  unter  dem  Rectorate  des  M.  Heinrich  KizbüchP)  wurde 
Petrus  de  Pulka  vom  akademischen  Senate  in  die  Commission  erwählt,  welche 
über  das  gegen  Gregor  XIL  versammelte  Concilium  von  Pisa  ein  Gutachten 
abgeben     sollte.      Wir     treffen     unseren    Petrus  hier     im    Vereine  mit  den 

*)  Das  Nähere  über  diesen  Gegenstand  s.  Brandig,  Friedrich  IV.,  p.  38  fT.  et  48. 
*)  Mitterndorfer,  consp.  p.  81.  —  Apfaltrer  p.  75. 
^)  Mitternd.  83,  Apfaltrer  1.  c. 


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ausgezeichnetsten  Namen,  den  besten  Kräften  der  Universität.  Die  M.  Rud- 
gerus  de  Ruremonda,  Joannes  Verwart,  Nieolaus  Dinlceisbühl,  Peter  Seglauer, 
Peter  Dekinger,  Theodor  de  Hamelburg,  meist  Männer,  welche  die  höchsten 
akademischen  Würden  bekleideten  oder  erlangten,  waren  seine  Genossen.  Das 
Gutachten  derselben  bezüglich  des  Concils  fiel  dahin  aus,  dass  die  Universität 
dem  Concilium  anhängen  und  Abgesandte  dazu  schicken  soll,  ohne  jedoch  dem 
Papste  den  Gehorsam  zu  entziehen,  bevor  Nützlichkeit  oder  Schädlichkeit  des 
Concils  für  die  Herstellung  des  Kirchenfriedens  erwiesen  sein  würde  *).  Dieser 
Beschluss  wurde  jedoch  erst  in  Vollzug  gesetzt,  nachdem  sich  die  Universität 
mit  dem  Herzog  Leopold,  dem  Bischof  Berthold  von  Freising  und  den  in 
Wels  versammelten  Räthen  des  Herzogs  über  die  einzuschlagenden  Massre- 
geln verständigt  hatte.  Eine  Stelle  bei  Kink^)  aus  den  Acten  der  theologischen 
Facultät  zeigt  uns,  dass  Pulka  bei  diesen  Vorverhandlungen  thätigen  Antheil 
nahm,  und  beweist  unsere  früher  aufgestellte  Ansicht  über  sein  hervorragen- 
des diplomatisches  Talent.  Er  nämlich  und  Mag.  Rudgerus  wurden  von  der 
philosophischen  Facultät  dazu  ausersehen,  den  Wunsch  der  Universität  sich 
an  die  Cardinäle  anzuschliessen,  und  dem  Concil  anzuhängen,  dem  Herzog 
Leopold  von  Osterreich  und  dem  Bischof  Berthold  von  Freisingen  mitzuthei- 
len,  und  dahin  zu  wirken,  dass  diese  sich  auch  der  Meinung  der  Universität 
anschlössen ;  Mag.  Konrad  Seglauer  wurde  an  die  Räthe  des  Herzogs  gesen- 
det, um  auch  diese  dahin  zu  stimmen.  Die  Angabe  bei  Kurz,  p.  15Jj,  „dass 
erst  jetzt  (nachdem  die  Abgeordneten  zurückgekehrt  waren)  die  Univer- 
sität beschlossen  hat,  sich  dem  Collegium  der  Cardinäle  anzuschliessen  und 
zwei  Abgesandte  aus  ihrer  Mitte  zum  Concilium  nach  Pisa  zu  schicken," 
wird  hierdurch  etwas  modificirt;  die  Universität  war  bereits  entschlossen 
(oder  doch  wenigstens  die  philosophische  Facultät),  dem  Concil  anzuhängen, 
und  stellte  es  sich  nun  zur  Aufgabe,  den  Fürsten  und  den  Bischof  von  Frei- 
sing dahin  zu  vermögen ,  dass  sie  der  Meinung  der  Universität  beiträten. 
Dann  erst  wählte  man  die  zwei  Abgeordneten  nach  Pisa  den  Dominikaner 
Franz  von  Retz  und  den  Mag.  Paul  Dekinger. 

1410  wurde  Petrus  de  Pulka  zum  Doctor  der  Theologie  und  Professor 
sacrae  paginae  ernannt,  und  in  demselben  Jahre  im  2.  Semester  zum  Decan 
der  theologischen  Facultät  gewählt^). 


*)  Apfaltrer  1.  c.  —  Mitterndorfer  1.  c.  —  Kurz,  Albrecht  II,  p.  155. 

*)  Kink  II.  37.  6:  1409.  22.  Febr.  Kt  facultati  artium  placuit,  quod  universi- 
tas  deberet  agere  conformiter  prioribus  actis  et  firmiter  astare  dominis 
Cardinalibus  quoad  Concilium  corum  (i.  e.  pisanum)  et  ad  hoc  idem  debe- 
rent  induci  prineipes  et  prelati ,  quantum  possibile  esset;  et  deputauit 
magistrum  Rodgerum  et  magistrum  petrum  de  pulka  ut  isti  hie  in  Vienna 
suaderent  domino  prineipi  et  domino  Frisiensi,  ut  facerent  idem  seeundum 
quod  prius  obligarunt  se;  et  ad  congregacionem  concilii  principis  deputauit 
mag.  Conradum  Seglawer  ad  suadcndum  idem  et  similiter  deputauerunt 
alie  facultates  suos  et  boc  fuit  conclusum.  Act.  fc.  th.  f.  123. 

')  Scberer's  Auszüge. 


8 

1411  war  er  Decan  der  theologischen  FacuUät  im  I.  Semester  und 
wurde  dasselbe  Jahr  zum  z  weiten  Male  zum  Reetor  gewählt*). 

In  dieses  Jahr,  während  seiner  Amtswirksamkeit,  fällt  die  Begünstigung, 
welche  die  Universität  erlangte,  einige  Personen  als  Tutoren  und  Conserva- 
toren  zu  erhalten,  welche  vor  Angriffen  von  Aussen  und  Willkür  der  Bürger 
schützen  sollten  ^). 

1412  bekleidete  er  die  Decanatswürde  der  theologischen  Facultät  im 
II.  Semester 3),  1413  dieselbe  im  I.  Semester*). 

Wir  nähern'  uns  jetzt  dem  Zeitpuncte ,  in  welchem  er  mit  einer  der 
grössten  Aufgaben ,  mit  welcher  ihn  die  Universität  ehren  konnte,  belastet 
wurde. 

Papst  Johann  XXIII.  hatte  zu  dem  ihm  abgedrungenen  Concil  in  einer 
deutschen  Stadt,  in  Constanz,  auch  eine  Einladung  an  die  Wiener  Universi- 
tät ergehen  lassen,  dasselbe  durch  Abgeordnete  zu  bescheiden.  Am  25.  Juli 
1414  langten  die  Schreiben  des  Papstes  an';  4  Tage  darnach,  am  29.  des- 
selben Monats  versammelte  sich  die  Universität  zur  Wahl  der  Männer, 
welche  sie  vertreten  sollte  ^). 

Mehrheit  der  Stimmen  entschied  für  den  Magister  Petrus  de  Pulka,Doc- 
tor  der  Theologie,  und  den  dom.  Caspar  de  Meiselstein,  Doctor  decretorum 
et  Ordinarius  lector  in  iure  canonico*).  Zugleich  wurde  beschlossen,  dass 
wenn  auch  andere  Mitglieder  der  Universität  jedoch  auf  eigene  Kosten  das 
Concil  zu  besuchen  wünschten  ,  ihnen  das  zwar  gestattet  sei,  doch  unter 
der  Bedingung,  dass  sie  mit  den  beiden  Abgesandten,  d.  i.  den  officiell 
Deputirten  der  Universität  in  ihren  Meinungsäusserungen  übereinstim- 
men '^).  Zugleich  bekamen  die  Gesandten  eine  Art  Instruction  über  mehrere 
im  Interesse  der  Universität  zu  betreibende  Angelegenheiten.  Es  ist  übri- 
gens aus  der  von  Kink  mitgetheilten  Stelle  aus  den  Acten  der  philosophi- 
schen Facultät  zum  9.  October  nicht  klar,  ob  die  Gesandten  an  jenem  Tage 
bereits  nach  Constanz  abgegangen  waren  und  man  ihnen  diese  Aufträge 
brieflich  zumitteln  wollte,  oder  ob  sie  noch  in  Wien  persönlich  anwesend 
waren. 

Wahrscheinlicher  ist  das  Letztere,  da  in  der  genannten  Sitzung  vom 
9.  October  auch  erst  die  Briefe  an  den  Papst,  den  Kaiser  und  das  Concil  ver- 
lesen wurden,  obwohl  der  Zeitraum  seit  der  Wahl  der  Gesandten  (29.  Juli  bis 
9.  October)  im  Vergleiche  mit  der  Eile,  mit  welcher  die  Wahl  vorgenommen 
wurde  ,  ein  ungewöhnlich  langer  genannt  werden  muss.  Weniger  seheinen 
hierauf  andere  Vorbereitungen  als  vielmehr  die  Geldfrage  eingewirkt  zu  haben. 
Zu    dieser  Ansicht  bestimmt  uns  der  Umstand ,   dass    zu    dem   Auszuge    der 

*)  Eder,  Apfaltrer. 

2)  Apfaltrer. 

^)  Scherer's  Auszüge. 

*)  Kink,  1.  c.  II,  21—24. 

5)  Kink,  1.  c.  11,  48,  XVIIl,   1   et  2. 

*)  Kink,  I.e.  —  Apfaltrer,  1.  c.  —  Tilmez,,  l.  c.  p.  101. 

')  Kink,  K  c.  p.  49. 


9 

Sitzung  vom  9.  October  (bei  Kink  1.  e.)  die  Kostenbeitrage  angehängt  sind, 
welche  die  einzelnen  Nationen  beisteuerten,  und  zwar,  die  österreichische 
22  Pfund  32  Denare,  die  rheinische  43  Pfund  83  Den.,  die  ungrische  und 
sachsische  zusammen  22  Pfund  66  Denare*).  Wir  wissen  nicht,  für  welche 
Zeit  und  in  welchem  Ausmasse  ihnen  diese  Summen  zugewiesen  wurden,  nur 
geht  aus  dem  ersten  Schreiben ,  welches  sie  aus  Constanz  an  die  Universität 
richteten  —  im  November  —  ^)  hervor,  dass  ihre  Bezüge  zu  gering  seien. 
Sie  beklagten  sich  über  die  grosse  Theuerung  in  Constanz,  so  dass  sie  mit  den 
ihnen  angewiesenen  Beträgen  nicht  auskommen  könnten. 

Das  nächste  Schreiben  ist  vom  Ende  des  Jahres  1414  und  wurde  in  der 
Universitäts-Sitzung  vom  4.  Jänner  1415  vorgelesen.  Es  enthält  eine  für  die 
Universität  höchst  wichtige  Nachricht,  nämlich  das  Gerücht,  der  Papst  wolle 
alle  deutschen  Universitäten  aufheben.  Es  entstand  die  Frage,  ob  man  sich 
in  dieser  Angelegenheit  an  den  Herzog  wenden  soll?  —  Die  Universität 
beschloss  aber,  dies  nicht  zu  thun  ,  sondern  ihre  Vertheidigung  ihren  eige- 
nen Abgeordneten  ans  Herz  zu  legen  ^),  ein  Beweis  mehr,  welches  Gewicht 
man  auf  die  Tüchtigkeit  der  Abgeordneten  legte.  In  einer  anderen  Angele- 
genheit jedoch  wollte  sich  die  Universität  an  den  Herzog  wenden,  um  ihn 
zu  bewegen,  dass  seine  Gesandtschaft  in  Cojistanz  die  Abgeordneten  der 
Universität  in  der  Erlangung  der  Jurisdiction  der  Universität  über  die  Kleriker 
unterstütze  *). 

Alle  diese  Notizen  über  die  Wirksamkeit  unserer  beiden  Gesandten 
haben  wir    nur    aus  den  Verhandlungs  -  Acten    der    Universität    entnommen 

*)  Kink,  1.  c.  II,  49,  3  :  Item  placuit  facultati  artium ,  quod  si  ambasiatores 
viderent  oportunitatem,  quod  moverent  in  concilio  de  syinonia,  de  promo- 
cione  inutilium  ad  beneficia  ecciesiastica  et  de  ceteris  defeclibus  et  exor- 
bitancijs  in  ecciesia  dei  (folgen  die  Kostenbeiträge). 

^)  Kink?  p.  49,  4.  Wir  kennen  dieses  Schreiben  nur  aus  dem  Excerpt  der 
Universitätssitzung  vom  27.  Nov.  Klagen  der  Gesandten  über  die  Theuerung 
„ita  quod  unus  cum  uno  equo  cottidie  indigeret  de  uno  floreno,  et  quod 
„pecunia  eis  assignata  non  sufficeret." 

•^)  Kink  n,  49,  S.Aus  den  Excerpten  der  Acten  der  fac,  art.  :  4.  Tan.  1415  con- 
gregata  universitas  ad  audiendum  quandam  literam  per  nuncios  universitatis  de 
concilio  constanc.  rectori  transmissam,  in  qua  continebatur,  quomodo  dicebatur 
in  Constancia,  quod  prepoüitus  patauiensis  seil,  wenceslaus  diceret,  se  posse 
et  velle  procurare ,  quod  dominus  papa  reuocaret  omnes  universitates 
alamanie.  Die  Universität  wählte  einen  Ausschuss,  um  hierüber  zu  berathen, 
und  weiter  wegen  der  Frage,  ob  man  sich  in  dieser  Angelegenheit  an  den 
Herzog  wenden  solle:  „et  placuit  Universität!  quod  non,  sed  quod  univer- 
sitas scriberet  suis  nuncijs  quod  defenderent  universitatem  in  honore  suo, 
et  quod  eisdem  nuncijs  destinarentur  litere  ejusdem  wenzeslai  Universität! 
directe  et  declarancia  bulle  papalis  dominorum  canonistarum  et  alia  iuuamenta. 

*)  Kink  11,49,  7:  1416,  18.  Jan.  Tertius  articulus  fuit  de  iurisdictione  habenda  in 
clericos  universitatis  et  per  ambasiatores  in  Constancia  obtinenda.  Placuit 
Universität!,  quod  dominus  rector  caperet  de  officialibus  suis  quos  vellet ,   et 


10 

welche  Kink  in  seiner  Geschichte  der  Wiener  Universität  im  II.  Bande  im 
Auszuge  mittheilt;  erst  jetzt  gegen  Ende  des  Jänner,  141^  fangen  unsere 
Originalbriefe  an.  Von  nun  an  gehen  sie  fort  bis  zum  Jahre  14i8.  Es  kann 
nicht  Aufgabe  sein,  bei  der  Skizzirung  der  Daten  über  das  Leben  des  Petrus 
de  Pulka,  in  das  Detail  der  Briefe  einzugehen.  Sie  enthalten  des  Interessanten 
über  die  Vorkommnisse  im  Concil ,  über  König  Sigmund  ,  Huss  u.  s.  w.  viel. 

Gegen  Ende  April  *)  reiste  Kaspar  von  Meiselstein  von  Constanz  ab 
zurück  nach  Wien,  denn  Pulka  erwähnt  ihn  als  Mitschreiber  seines  Briefes 
vom  18.  April,  aber  als  bereits  abgereist.  Da  die  Universität,  wie  es  scheint, 
beleidiget  war,  dass  die  Abgesandten  ihre  früheren  Briefe  nur  an  den  Rector 
und  nicht  an  die  ganze  Universität  richteten  so  addressirt  jetzt  Petrus  an 
den  Rector  und  das  Doctoren-  und  Magister-Collegium,  und  entschuldigt 
sich,  dass  sie  die  Vorkommnisse  für  nicht  hinreichend  wichtig  hielten,  um  die 
Versammlung  des  ganzen  Körpers  zu  rechtfertigen.  Zugleich  verspricht  er, 
dass  sein  College  Meyselstain  ihnen  mündlich  das  Entgangene  ergänzen  werde. 
Der  Einwirkung  Pulka's  ist  es  auch  zuzuschreiben,  dass  die  Universität  am 
8.  Mai  1415  beschloss  ^)  sich  nach  dem  Beispiele  der  Pariser  Universität  gänzlich 
an  das  Concil  anzuschliessen,  und  zwar  mit  Einstimmigkeit  der  Facultäten  ^). 

Auf  3  Punete,  deren  Pulka  häufig  in  seinen  Briefen  erwähnt,  wollen  wir 
die  Leser  derselben  vorzugsweise  aufmerksam  machen  ,  es  sind  dies  seine 
Bemühungen,  überall  das  Lob  des  Königs  Sigmunds  anzubringen,  sein  Andrin-, 
gen  an  die  Universität,  die  rotulos  hinsichtlich  der  Pfründen- Verleihung 
einzuschicken,  dann  die  Angelegenheit  des  Propstes  von  Passau  Wenzel 
Thiem,  des  zur  Verantwortung  gezogenen  Anklägers  der  Wiener  Universität*). 

Bis  zum  Mai  1418,  blieb  Petrus  de  Pulka  in  Constanz,  bis  zum  Schlüsse  des 
Concils  ;  zurückgekehrt  nach  Wien  hielt  er  am  31.  Mai  seinen  Bericht  über  die 
Ergebnisse  seiner  Bemühungen  „congregata  universitasadaudiendum  relacionem 
ven.  mag.  nostri  magistri  Petri  de  Pulka  doctoris  sacre  pagine  ambasiatoris 
universitatis  nostri  reuersi  de  constanciensi  concilio  que  audita  fuit  et  facultas 
arcium  valde  contenta  erat  de  suis  magnis  diligencia  sollici- 
tudine  et  laboribus  et  sibi  humiliter  regraciabatur^). 

dominum  principem  accederet  supponendo  eidem,  ut  ipse  dignaretur  scri- 
bere  sue  ambasciate,  ut  in  hoc  articulo  asslsterent  ambasiate  universitatis 
pro  dicta  iurisdictione  obtinenda. 

*)  Tilmez,  p.  105,  gibt  bestimmt  den  1.  Mai  an. 

=*)  Kink  II.  50,  8:  „congreg.  vniu.  ad  audiendam  literam  ei  transmissam  per 
mag.  nostrura  petrum  de  pulka  de  concilio.  In  qua  hortatus  fuit  universi- 
tatem,  quatenus  ad  instar  universitatis  paris.  scriberet  concilio,  se  velle 
assistere  et  adherere  sibi  penitus  atque  determinacionibus  suis.  Et  ex 
unanimi  consensu    facultatum  placuit  sie  fieri. 

^)  Am  5.  Juni  1415  ist  bei  Kink  die  Notiz,  dass  20  Goldgulden  an  die  Gesandten 
beim  Concil  geschickt  wurden.  Kink  II,  50,  10,  und  am  2.  Aug.  d.  J.  36  Gold- 
gulden 1.  c.   II,   50,   12. 

*)  S.  Kurz,  Albrecht  II,   1,  p.  201,  ff.  —Tilmez  p.  97,  ff. -Kink  1.  c.  II,  50,  13. 

5)  Kink  II,  51,  17. 


11 

Einige  Male  treffen  wir  ihn  noch  in  den  späteren  Jahren  seines  Lebens 
in  den  Acten  der  Universität. 

Im  J.  i419  trug  ihm  die  Universität  die  Vertheidigung  gegen  einige 
irrige  Lehrsätze  auf,  weiche  in  der  Juristenschule  aufgetaucht  waren. 

In  demselben  Jahre  nahm  die  Universität  zur  Schlichtung  der  Streitig- 
keiten bezüglich  einer  Irrlehre  in  Betreff  der  24  Heiligen  die  in  Judenburg 
verehrt  werd  en  ,  seine  Kräfte  in  Anspruch  *).  Nicolaus  Dinkelspühl  musste 
die  Widerlegung  gegen  dieselbe  verfassen ,  und  an  den  Archidiacon  und 
Orts-Pfarrer  schicken ,  Petrus  de  Pulka  aber  von  Seite  der  Facultät  abge- 
sondert an  diese  Beiden  schreiben. 

1421  wurde  er  zum  dritten  Male  zum  Rector  gewählt  im  October-). 
Während  dieses  Jahres  erhielt  die  Universität  von  der  Bürgerschaft  Wiens 
die,  bei  der  in  diesem  Jahre  stattgefundenen  ersten  Judenverfolgung  zer- 
störte Synagoge  zum  Geschenk. 

Bezüglich  seiner  Studien  ist  die  Notiz  interessant,  dass  er  und  Nicolaus 
Dinkelspühl  im  Jahre  1420  beauftragt  wurde,  sich  bei  dem  Herzoge  und  ande- 
ren Orten  für  die  Erlangung  einiger  hebräischer  Bücher  zu  verwenden.  Da 
die  Einführung  der  hebräischen  Sprache  als  Lehrfach  erst  in  späterer  Zeit 
geschah,  so  lässt  uns  diese  Notiz  einen  Blick  in  die  literarische  Thätigkeit 
unseres  Petrus  machen  ^). 

Im  Jahre  1421  wurde  er  von  der  Universität  beauftragt  zugleich  mit  dem 
Mag.  Bartholomeus,  Doctor  der  Theologie,  den  Streit  zwischen  dem  Magister 
Lauringus  und  Magister  Paulus  de  Praga  über  einige  häretische  Ausdrücke  zu 
schlichten  *). 

Im  Jahre  1423  wird  er  wieder  erwähnt  als  Testaments-Executor  des 
Dr.  Ulrich  Grünwalder.  Petrus  de  Pulka  ,  Theodorich  de  Hammelburga  und 
Thomas  Ebendorffer  als  Testaments -Executoren  kauften  nach  dem  letzten 
Willen  des  genannten  Doctors  der  Medicin  für  eine  legirte  Summe  das  Haus  zur 
rothen  Rose  nächst  den  Dominikanern  als  Stiftung  für  vier  Schüler,  woraus  die 
bursa  rosae  entstand^). 

Dieses  ist  das  letzte  Erscheinen  Pulka's ,  welches  wir  urkundlich  mit 
Sicherheit  annehmen  können.  Apfaltrer  führt  zwar  an,  dass  die  letzte, 
Erwähnung  Pulka's  im  Jahre  1432  in  den  Acten  der  theologischen  Facultät 
geschehe,  deren  Decan  er  in  diesem  Jahre  gewesen  sein  soll,  allein 
die  schon  öfter  erwähnten  Excerpte,  welche  mir  Dr.  Scherer  aus  den 
Universitäts-Acten  mittheilte,  sagen  ausdrücklich,  dass  es  irrig  sei,  dass  er 
im  Jahre  1432  Rector  gewesen.  Vom  Jahre  1423  an  also  erlischt  sein 
Andenken,  und  wir  können  nicht  mit  der  geringsten  Sicherheit  auf  sein 
Todesjahr  schliessen,  wenn  uns  nicht  der  Umstand  seines  Nichtmehrerschei- 
nens muthmassen  lassen  durfte,   dass  nur  sein  bald  nach  diesem  Jahre  erfolgter 

»)  Kink  II,  22,  7. 

*)  Scberer's  Extracte  et  Apfaltrer. 

*)  Kink  I,  p.  106,  Note  115. 

*)  Tilinez  conspectusp.  118. 

*)  Kink  I,   143,  Note   167. 


12 

Tod  die  Ursache  gewesen  sein  dürfte,  dass  die  Universität  seine  reichen  Kennt- 
nisse nicht  mehr  in  Anspruch  genommen  habe.  Wenn  wir  daher  beiläufig  die 
Zeit  seiner  Geburt  ura  1370  setzten,  so  dürfte  er  ein  Alter  von  nahe  bei  60  Jahren 
erreicht  haben. 


Tepzeichniss  der  wichtigsten  Schriften  Peters  von  Palka. 

(S.  Apfaltrer,  Scriptores  p.  101  et  Denis.) 

1.  Lectura  super  Lucam. 

2.  Lectura  in  epistolam  ad  Roman. 

3.  Petri  de  Pulka  et  Alexandri  ab  Alexandria  lectura  in  epist.  ad  Roman. 

4.  Exposicio  literalis  in  epist.  ad  Roman. 

5.  Super  epistola  ad  Corinth. 

6.  Pars  I.  dubioriim  in  I.  ad  Corinth.  (In  bibl.  palat.  caes.  Denis  II,  p.  308.) 

7.  „    II.         „         „    I.  etc.  Denis  II,  308.   Commentaria   scholastica  in 

I.  Pauli  ad  Corinth.  epist.  etc. 

8.  Sermones  de  Pestis. 

9.  Sermones  ad  concilium.  Hofbibl.  Sermones  varii,  quos  inter  Petri  Zach  de 
Pulka  in  festo  Petri  et  Pauli  in  concilio  Constant.  Denis  II,  p.  III,  1959; 
dann  Denis  I,  II,  1560.  Sermones  aliquot  Petri  de  Pulka  ambasiat.  Univ. 
Vienn.  ad  concil.  Constant.  1416  in  illud:  ostendite  vossacerdotibus  Luc. 
17.  item  in  illud:  Tu  es  petrus  Math.  16.  etc.  p.  1981. 

10.  Tractatus  contra  Hussitas  cod.  474.  Klostern.  Stiftsbibl.,  s.  Zeibig, 
Archiv  d.  Akademie  V,  p.  313. 

Denis  führt  noch  mehrere  Manuscripte  an,  welche  er  dem  Petrus  de  Pulka 
zuschreibt,  so  z.  B.  pag.  1S55  und  15S6,  III,  fol.  24,  pag.  15Ö9,  416.  Mss.  cod. 
pol.  In  demselben  Codex  pag.  197  ist  die  oratio  legatorum  academiae  Viennen- 
sis  bei  ihrer  Ankunft  bei  Papst  Johann  und  dem  Constanzer  Concil.  Denis 
schreibt  diese  Rede  dem  Petrus  de  Pulka  zu. 

Ebenso  XI,  fol.  200  und  XX,  fol.  312. 

Endlich  erwähnt  Denis  cod.  pol.  416,  I,  2,  1S54  eines  codex  chartac. 
lat.  sec.  XV,  fol.  340,  4.  der  die  Notiz  enthält :  Iste  liber  datus  est  pro 
libraria  domus  ex  parte  R.  M.  Petri  de  Pulka  sacre  theolog.  professoris 
eximii  cuius  anima  feliciter  requiescat  in  sancta  pace  amen. 


I. 
Ende  Jänner  141S. 
(Petrus  von  Pulka  meldet,  dass  die  Gesandtschaft  des  Petrus  de  Luna^) 
am  12.  Jänner   vor   König    Sigmund   erschien,   dessgleichen   am    13.    e.    die 
Gesandtschaft  des  Königs  von  Aragonien,  um  den  K.  Sigmund  einzuladen. 

*)  Zur  Unterstützung  des  Gedächtnisses  fügen  wir  bei,  da  Petrus  de  Pulka  die 
drei  Päpste  immer  mit  ihren  Familiennamen  bezeichnet:  Balthasar  Cossa  ist 
Johann  XXIIL,  Angelo  Corario:=  Gregor  XII.  Petrus  de  Luna  =Benedict  XII. 


13 

Johannes  Dominicus  legatus  a  latere  des  Papstes  Angelo  Corario  über- 
bringt die  Botschaft  des  letzteren,  auf  alle  Weise  zur  Einigung  der  Kirchen- 
spaltung hinwirken  zu  wollen. 

Sitzung  des  Concils  wegen  der  Ankunft  der  Engländer  verschoben.  Man 
fürchtet,  djis  Coneil  werde  bis  Ostern  dauern. 

Huss  im  Kerker,  Andringen  der  Böhmen  auf  seine  Freilassung,  Widerstand 
der  Nationen,  Schwanken  des  Königs.) 

Parata  semper  et  debita  obsequia  servitutis !  Praeeeptor  noster  ac  domine 
recolende.  Scientes  certissimum  quod  dominatio  vestra  ceterorumque  domi- 
norum  nostrorum  magistrorum  ac  doetorum  reverentiae  ardentissime  desi- 
derant  sepe  de  proeessu  sacri  Constantiensis  concilii  ac  unione  et  reforma- 
tione  eeclesiae  percipere  et  quasi  erectis  auribus  auscultare  et  revera  plerisque 
offerentibus  se  nunciis  raro  scribimus,  quia  deest  materia  digna  scriptis,  post 
ea  namque,  quae  nuper  scripsimus  nichil  pene  actum  est  nisi  quod  amba- 
siata  Petri  de  Luna  12™a  die  Januarii  coram  Romanorum  rege  comparuit 
perorando.  Et  ambasiata  regis  Arragonum  die  sequenti,  et  non  plus 
continebat  ipsorum  propositio  saltem  publica  in  effectum ;  nisi  quod  deside- 
rarent ,  quatenus  ipse  d.  rex  Romanorum  dignaretur  cum  ipsis  convenire  in 
mense  Aprilis  in  civitatc  Metensi  vel  quodam  alio  loco  et  ipsl  secum  vellent 
tractare  de  quibuslibet  modis  congruis  Dei  ecclesiam  reformandi.  Speratur 
tarnen,  quod  forte  alia  magis  congrua  regi  ad  partem  retulerint,  quam  sint 
illa.  Johannes  Dominici  legatus  a  latere  Angeli  Corario  cum  sibi 
adjunctis  obtulerunt  eundem  Angelum  paratum  omnem  viam  rationabilem 
uniendi  ecclesiam  Dei  usque  ad  cessionem  inclusive  dummodo,  alii  duo  parati 
sint  similiter  ad  cedendum.  Intelleximus,  quod  Rex  sit  optimae  spei;  alii 
vero  de  opposito  valde  formidant.  Sessio  alias  a  IT'"»  die  Decembris  usque  ad 
14tmn  (Jiein  Januarii  dilata,  postea  dilata  fuit  ad  24t"m  diem  ejusdem  ad  expec- 
tandum  Anglicos  et  alios  ad  instantiam  regis;  Anglici  venerunt  (ho)  die 
ante  solempnia  missarum  21ma  die  Januarii  et  quia  non  erant  ad  sessionem 
praevisi  instantibus  etiam  Francigenis  ipsa  sessio  dilata  est  ad  4'"™  diem 
Februarii;  hinc  perpendimus  ,  quod  nisi  D.  rex  per  amicabiles  tractatus  se 
interponit  non  finietur  concilium  ante  .Pasca.  Idcirco  dignemini  nobis  super 
prius  sepe  scriptis  celeriter  respondere,  nuncii  domini  nostri  principis  sepius 
ascendunt,  per  quos  rescribere  nobis  poteritis  quidquid  vultis.  Johannes  Huss 
detinetur  adhuc  in  carcere  et  respondit  ad  sibi  objecta,  cujus  responsiones 
una  cum  tribus  suis  codicibus  scilicet  libro  de  ecclesia ,  replicatione  cum 
magistro  Stephane  Palezz,  et  alia  replicatione  cum  magistro  Stanislao  factae 
materiac  praesentatae  sunt  domino  Cameracensi  Cardinali  quatenus  cum  aliis 
magistris  eas  videat,  qui  ad  haec  plures  deputavit  magistros.  Bohemi  importu- 
nissime  instant  apud  regem  pro  ejus  relaxatione  allegantes  salvum  conductum 
regis  esse  violatum  cum  tarnen  ipse  in  scriptis  fassussit,  se  sine  salvo  conductu 
venisse,  e  contra  nationes  InstaDt,  ut  annuat  ipsum  servari  in  carcere  ne  evadat 


^)  Capt.  28.  Nov.  Uli. 


14 

sicque  rex  ad  illam  nunc  partem  ad  aliam  se  inflectlt.  Propicio  Altissimo  omnes 
nos  filii  vestri  tarn  religiosi  quam  seculares  sospitate  potimur  optata,  qua  et  vos 
et  omnes  nostros  eonfratres  perfrui  exoptamus. 

Vestri  Petrus  de  Pulka  et 
Caspar  Mayselstain. 

Venerabili  ae  egregio  domino  Nieolao  de  Hebersdorf  reetori  alme  univer- 
sitatis  studii  Wyennensis  doctori  medicinae  eximio  vel  ejus  vices  gerenti  prae- 
eeptori  suo  ac  domino  recolendo. 

(Göttw.  Bibl.) 

11. 
7.  Februar  1415. 

(Wenig  Neuigkeiten,  Verschiebung  der  Sitzung  vom  17.  December  auf 
den  14.,  dann  24.  Jänner  endlich  auf  den  4.  Febr.  Wurde  auch  an  diesem 
Termin  nicht  gehalten,  wegen  des  Streites  über  die  Art  der  Abstimmung. 
Die  Gesandten  hoffen  auf  Gottes  Hilfe  für  die  Kirche ,  und  auf  die  Abdica- 
tion  aller  drei  Päpste. 

Huss  im  Kerker.  Cristanus  Brachadicz  angekommen,  und  in  Haft  genom- 
men. Gerüchte  hierüber.) 

Subjectivam  semper  promptitudinem  ad  quemvis  debitum  famulatum. 
Venerabilis  praeceptor  noster  ac  domine;  Scientibus  vestris  ac  aliorum 
dominorum  nostrorum  magistrorum  ac  doctorum  desideriis  quibus  de  sancte  Dei 
ecclesiae  unione  ac  reformatione  semper  erectis  auribus  audire  cupitis  crebris 
scriptis  satisfacere  nuUatenus  ineuria  vel  negligentia  differemus  si  aliqua  nobis 
digna  relatibus  se  ofFerrent.  Sed  ultra  priussepius  scripta  et  prasertimproxime  per 
servitoremmagistri  Ja  cobi  de  Paden  niehil  oecurril,  nisi  quod  sessio  primum 
ad  17  diem  Decembris  statuta  et  post  ad  14  diem  Januarii  dilata  et  tertio  ad  14 
diem^)  ejusdem  mensisprorogata  ulteriusad  4*"™  diem  Februarii  fuit  suspensa  et 
quia  de  scrutinio  votorum  an  scilicet  per  nationes  aut  singula  capita  habendum 
foret,  inter  nationes  quaestio  oriebatur  volentibus  Anglicis  Germanis  et  Galileis 
scrutinium  debere  fieri  per  nationes,  sicut  in  nostra  universitate  per  facultates, 
Ytalicis  vero  per  capita  singula,  non  est  adhuc  aliqua  sessio  celebrata  nee  alius 
terrainus  celebrandae  sessionis  constitutus.  Et  sie  in  accessoriis  tot  emergunt 
eontrarietates,  quod  de  principalis  materia  decisione  per  sententiam  aut  diflPi- 
nitionem  concilii  vix  potest  esse  spes  tenuis,  nisi  forte  altissimus  mentes  humanas 
inspirando  ecclesiae  suae  misericordissime  dignetur  succurrere;  verum  confidimus 
de  alio  processu  tractatus  amicabilis,  de  viacessionis  omnium  de  papatu  conten- 
dentium  de  qua  cessione  multum  spem  erigit,  quod  dominus  noster  dominus 
Johannes  XXHI  sepe  domino  regi  presentibus  etiam  aliis  principibus 
dixit,  quod  omnino  vellet  dare  pacem  ecclesiae  nee  ab  urbe  Constantia 
recedere  hoc  infecto ,  etiam  si  oporteret  papatui  renunciare  vel  etiam 
dexteram  perdere,  et  ambasiatae  PetrideLunaetAngeliCorarioad  idem 

*)  I.  e.  24.  V.  lit.  1. 


18 

suos  dominos  offerunt.  Ex  eo  vero  multi  timent,  quia  fertur,  quod  multi  temp- 
tentur  promissionibus  pecuniarum  et  aliis  modis  ut  Dominum  nostrum  in 
papatu  teneant  Pysano  concilio  insistendo  ;  hec  tamen  quasi  pro  nunc  secreta 
scribimus  requirentes  propter  bonum  ecclesiae  et  ad  obstruendum  ora  oblo- 
quentium,  quatenus  nonnisi  juratis  universitatis  et  sub  secreti  speeie  velitis 
alieui  revelare.  Quam  diu  stare  possumus,  stabimus,  sed  expensis  deficientibus 
revertemur,  nisi  ad  prius  vobis  scripta  aliud  nobis  respondebitis  aut  comise- 
ritis  per  mandatum.  Dignemini  quaesumus  ad  plurima  vobis  ante  scripta 
saltem  uno  verbo  literaliter  respondere;  quia  etiam  notari  possemus  tanquam 
sine  vestre  sollieitudinis  cura  hie  moremur;  eo  quod  aliis  privatae  personae, 
quarum  non  gerunt  negotia  scribunt,  nos  autem  quasi  abortivi  nee  uno  quidem 
apice  scriptotenus  aut  unica  saltem  salutatione  verbali  a  dominatione  vestra  aut 
aliquo  tanto  temporis  curriculo  meruimus  consolari.  Johannes  Huss  servatur  in 
earcere  ut  prius.  Supervenerunt  alii  ßohemi  unus  quidem  episcopus  asserens  se 
eonfessorem  regis  Bohemiae  eundem  regem  excusans  quod  nunquam  ipsum 
Huss  aut  Wiklefitas  foverit  sed  quod  ipsum  Huss  ad  conciliura  pro  examine 
suae  doetrinae  curaverit  destinare.  Post  cito  supervenerunt  alii  nuncii  ejus- 
dum  regis  Bohemiae,  inter  quos  est  magister  CristannusBraehadicz  astro- 
noraus  dicti  regis  rector  ecclesiae  Scti.  Michaelis  Frage  qui  asseritur  ipsius  Huss 
complex  et  sibi  par  aut  eo  pejor  et  est  arrestatus.  De  isto  asseritur  quod 
novae  favendo  haeresi  eorum  qui  in  ßohemia  docescunt,  quod  sicut  baptis- 
mus  est  de  necessitate  salutis  juxta  illud  Job.  3''"  „Nisi  quis  creatus  fuerit  etc." 
ita  Omnibus  fidelibus  necessarium  esse  ad  salutemsub  utraque  speeie  panis  vide- 
licet  et  vini  eucharistiae  sacramentum  suscipere,  quia  eque  praeceptive  dicitur 
Job.  16*"  „Nisi  manducaveritiscarnem  filii  hominis  etbiberitis  ejus  sanguinem  non 
habebitis  vitam  in  vobis"  et  ideo  in  sua  parochia  etiam  laycy  sacramentum 
eucharistiae  admittit  sub  utraque  speeie  ministrare. 

Vestri  Petrus  dictus  de  Pulka ,  et 
Caspar  Mayselstain  etc. 

Reverendo  ac  eximio  domino  magistro  Nicoiao  de  hebersdorf  medicinae 
et  artium  professori  rectori  alme  universitatis  studii  Wyennensis  aut  ejus  vice- 
gerenti  domino  suo  favoroso  d.  d.  Feria  6.  marcij  1415. 

(Göttw.  Bibl.) 

III. 
18.  April  1415. 

(Meyselstein  abgereist.  Wird  mündliche  Mittheilungen  machen.  Inder  auf 
den  18.  April  verlegten  Sitzung  wurde  beschlossen,  dass  der  Papst  von  jeder 
Nation  Procuratoren  wühlen  soll,  welche  auf  Begehren  des  Concils  die  Abdan- 
kung in  seinem  Namen  thun  können.  Man  soll  den  Papst  zur  Röckkehr  nach 
Conslanz  bewegen,  oder  ihn  der  päpstlichen  Würde  entsetzen. 

Beschluss  der  Pariser  Universität ,  die  Entfernung  des  Papstes  zu 
bedauern. 

Schreiben  des  Papstes  an  die  Herzoge  von  Bethun  und  Orleans  und  an 
den  König  von  Frankreich. 


16 

An  den  König  von  Böhmen.  Schreiben  der  Pariser  Universität  an  das 
Concil. 

Vorladung  des  Hieronymus  von  Prag. 

Die  Wiener  Universität  soll  auch  nach  der  Flucht  des  Papstes  ihre 
Anhänglichkeit  an  das  Concil  darthun.  Sie  soll  auch  den  Herzog  von  Öster- 
reich dazu  ermahnen  1). 

P.  S.  Abreise  zweier  Cardinäle  zum  Papst,  um  zu  unterhandeln.  Prote- 
station des  Hieronymus  von  Prag.) 

Orationes  cum  debito    ac    parato    in    omnibus  famulatu.    Venerabilissimi 
preceptores  ac  domini !  De  omnibus    in    sacro    concilio    usque    ad    recessum 
venerabilis    domini   Caspar i   Mayselstain    College     mei    carissimi    gestis 
reverentias  vestras  ego  secum   in  comrauni  ipso   teste    distincte  inforraauimus 
et  diffuse  per  literas  plurimas   et   extensas,    quas   tamen   ex    certa   industria 
non    totius    universitatis    sed  solius  domini   nostri    rectoris   epytaphyo    volui- 
mus  superscribi,  quia  videlicet    quaenam    tarn    exigua  occurrebant   quod    ea 
nee  relatione  digna  in  tanta  communitate  eensuimus  nee  tantas  vestras  reve- 
rentias ad  generalem    congregationem  pro  tarn  exilibus  fatigandas.  Idcirco  in 
una  de  primis  meis  literis  eidem  domino   nostro  rectori  scripsimus,  quatenus  si 
relatione  digna  censeret  que  scribimus,   ad  arbitrium  suorum  consiliariorum  ea 
referre  dignaretur,  et  idem  de  omnibus  sequentibus  intelligi  volebamus.  Verum 
cum  in    dominationum  vestrarum  litera ,    quam  per    dominum    Hermannum 
Piressum  recepimus,  intelleximus  vobis  placere  ut  toti  vestre   communitati 
scriberemus,  id  facere  curauimus  diligenter.  Si  quae  autem  minus   sufficienter 
forte  scripsimus    aut   scripta   forte    presentata   non   essent,    dictus    dominus 
Caspar  seripto  suflFicientius  ennarrabit.   Post  cujus  discessum  licet  Sabbatho 
precedenti    quasimodogeniti^)    fuisset  concilii  sessio  decreta  ad  diem  Martis^) 
quo  ipse  recessit:  tamen  dominis  cardinalibus,    tractatum   de   procuratoribus 
per  dominum   nostrum   papam  ad  renunciandum  papatui  constituendis  et  for- 
mam   proeuratorii    interponentibus   usque    hodie  est    dilata,    et  hodie*)   cum 
solitis  solemnitatibus  celebrata;  in  qua  ut  summariter  referam     quia   formam 
tam  cito  habere  nequeo,  diffinitum  est,  quod  dominus    papa,qui  iuxta 
d  elib  erationem     presentis     concilii     papatui    cedere     se    voto 
juramento    et    promi  ssi  o  ne  ass  tr  i  n  xit,    constituere    habet    de 
qualibet     natione    procuratores  nominatos    4   vel  eorum    duos 
cum    aliis   quos  voluerit,  quorum  duo  quilibet  etiam  eo  vel  aliis  invitis  renun- 
tiare  valeant  ad  ipsius   concilii  requisitionem  tempore  opportuno,  cum  pacto 
quod  non  habet  eos  revoeare  nee  de  nihilitate  ipsorum  vel     defeetu    formae 
proeuratorii  in  oportunis  clausulis  excipere  ymo  pro  suppletis  habere  omissas. 
Et  si  cohtraveniret  eo  facto  ejectus  debet  esse  a  papatu.  De  hoc  quoque  per 

)  S.  Kink  II,  50,  8.  1415.  in  vigil.  ascens.  congreg.  vniu.  ad  audiendam  literam 
ei  transmissam  per  magistrum  nostrum  petrum  de  pulka  de  concilio.  In  qua 
hortatus  fuit  universitatem,  quatenus  ad  instar  universitatis  paris.  scriberet 
concilio,  se  velle  assistere  et  adherere  sibi  penitus  atque  determinationibus 
suis.  Et  ex  vnanimi  consensu  facultatum  placuit  sie  lieri. 
2)  6.  Apr.  3)  9.  Apr.  *)  18.  Apr. 


17 

certas  solempnes  ambasiatores  ex  sacro  d.  cardinalium  collegio  et  natio- 
nibus  singulis  nominatos  humiliter  et  deuote  est  hortandus  ut  sie  faeiat  et 
si  nollet  acquieseere,  preeibus  et  hortatibus  nomine  eoneilii  legitime  requi- 
rendus.  Item  quatenus  ad  Constantiam  ad  implendum  promissa  sua  et  vota 
redeat,  vel  saltem  ad  Ulmam  Ravensburgam  vel  Basileam  divertat,  nee  inde 
sine  eonsensu  eoneilii  recedat ,  aut  ante  sui  promissi  et  voti  impletionem. 
Alioquin  eo  facto  sit  ejeetus  a  papatu.  Si  vero  infra  duos  dies  ab  hujusmodi 
requisitione  computandos  non  acquiescat  requisitioni  vel  infra  10  dies  ad 
unum  dietorum  4  loeorum  se  non  transferat,  eitandus  sit  per  edictum  pubii-' 
cum  ad  respondendum  ,  qualiter  exigentibus  suis  contumatia  et  diversione  ab 
executione  promissorum  et  aliis'  non  (?)  declarandus  tamquam  fautor  scis- 
matis  de  papatu  ejiciendus.  Item  quod  dominus  vieeeaneellarius  deberet  exer- 
cere  officium  suum,  signando  supplicationes ,  executionem  justitiae  concer- 
nentes;  alioquin  esset  contra  ipsum  per  concilium  procedendum  legitime 
via  juris.  Item  decernebatur,  quod  ad  reges  principes  comunitates  et  uni- 
versitates  etc.  ad  quos  videretur  expediens,  scribendum  «sset  per  ipsum  con- 
cilium de  reeessu  domini  papae  et  legitima  excusatione  d.  regis  et  totius 
eoneilii,  quod  videlicet  nee  causam  nee  occasionem  rationabiliter  movere  deben- 
tera  eidera  prestiterunt.  Ad  quod  movebatur  concilium  quadam  fama  satis  pub- 
lica quod  dominus  papa  aliquibus  scripserit  multas  causas  sui  recessus  cul- 
pando  dominum  regem  et  alios  de  multis  minus  bene,  sicut  clara  luce  com- 
pertum  est,  nam  herl  ambasiatores  universitatis  Parisiensis  in  natione  Galli- 
cana  publice  vocitatis  etiam  aliis  legerunt  literas  ejusdem  universitatis  datas 
2''>  die  Aprilis  in  plena  sua  congregatione  apud  s.  Bernhardum,  quibus  scribunt, 
quod  in  vigilia  Paschae  ^)  de  reeessu  papae  percipientes  plurimum  fuerint 
contristati  quodque  domino  papae  scripserint  commendando  suam  promis- 
sionem  cessionis  pure  et  simplicis  sed  non  ejus  recessum ,  ymo  suadendo 
reditum  sui  ad  gregem  sub  stilo  suasiuo  et  familiari  cujus  copiam  eidem 
literae  insertam  transmiserunt  eisdem.  Item  scripserunt  domino  duci 
Friderico  Austriae  cujus  copiam  non  publicauerunt,  quia  forte  non  erat 
transmissa.  Item  transmiserunt  copiam  bullae,  quam  dominus  papa  ad  prin- 
cipes F  r  a  n  c  i  a  e  et  nominatim  ad  duces  Bythuriae  etAurelianensem^)et 
puto  regem  Franc  iae  scripserat  de  suo  reeessu,  allegans  metum  qui  cadere 
poterat  in  constantem  deditque  nunciis  certas  instructiones,  quibus  de  hoc 
eosdem  possent  de  metu  rationabili  informare,  quarum  copia  in  eisdem  transmissae 
tunc  publicabantur,  quae  Deo  teste  nimis  parcendo  veritati,  causas  varias  sui 
recessus  et  maxime  metum  et  irrationabilitatem  processus  eoneilii  ac  affcctum 
suum  maximum  ad  effectum  perducendi  comodius  sua  vota  etc.  continebant 
culpando  in  eisdemgravissimetrespersonassincerissimasquas 
fere  consumit  et  comedit  zelus  domusDei  videlicet  Dominum 
regem,  dominum  patriarcham  Antiochenum  et  dominum  Sares- 
burgensem  doAnglla  quorum  sinceritatem  zeli  extollit  praesens  totasynodus 
sacrosancta.  Similia  scripsit  idera  dominus  papa  regibus  Bobemi  ae  quem 
etiam  Homanorum  regem  vocitat  et  Cr  acou  i  ae.  Item  scripsit  eadem  uniuersitas 

1)  .iO.  .Mhiä.  ^)  Bcthunc?   mnl  ürhüins. 

Archiv.  XV.  % 


18 

Parisiensis  toti  concilio  satis  late,  ipsum  animando,  quatenus  non  obstante  recessu 
d.  papae  viriliter  ageretperficiendobene  coepta  et  commendando  hucusque  gesta, 
promisit  se  eidemadhaesuram,  credituram  et  obedituram  in  omnibus  decernendis, 
quae  hodie  in  sessione  aperiebatur  et  publice  legebatur.  Item  tunc  in  eadem 
sessione  decernebatur  citatio  publica  per  edietum  ipsius  Jeronimi  de  Praga 
includens  salvum  conductum  ad  justitiam  quem  publicis  intimationibus  affixis 
valvis  ecclesiarum  et  domorum  in  octava  pascae  petiverat  adhue  domino 
Kasparo  praesente  ad  respondendum  cuilicet  sibi  in  causa  fidei  volenti  obji- 
cere,  de  qua  est  plurimum  infamatus  quatenus  infra  15  dies  compareat  si 
tunc  fiat  sessio,  alias  in  proxima  sessione  sequenti;  alias  etiam  contra  ipsum 
absentem  mediante  justitia  proeedetur  cujus  tunc  etiam  copia  legebatur.  Item 
deputabantur  comissarii  in  causa  fidei  de  articulis  45  Wykleff  et  260  et 
libris  ejusdem  et  Johannis  Huss  ad  procedendum  usque  ad  diffinitiuam  senten- 
tiam  exclusive.  Haec  summarie  quantum  memorari  potui  perstruxi ;  copias  vero 
praedictorum  procuratorii  etc.  quas.repentino  recessu  nuncii  (mittere)  nunc 
nequeo,  cum  aliis  literis  in  brevi  formaliter  destinabo.  Attentis  praescriptis 
dominationes  vestras  paternas  exhortor  in  domino,  quatenus  ex  eisdem  ac  domini 
Kaspari  verbalibus  relatibus  ubicunque  expedire  censueritis  velitis  excusare 
dominum  regem  et  totum  concilium  et  mendosas  adversariorum  relationes  aut 
scripta  si  quae  forte  ad  vos  vel  alios  circumsedentesadvenerint  excludere  et  veri- 
tatis  evidentiam  quam  nedum  ex  praemissis  sed  et  domini  Kaspari  et  reveren- 
dorumpatrum domini  n.  abbatisMellicensis  et  praepositi  Neuburgen- 
sis  et  reverendi  domini  Pataviensis  testimonio  affirmare  poteritis  securiter, 
studeatis  penitus  exsuffiare.  Insuper  multum  expedire  estimo  pro  nostrae 
universitatis  honore,  quatenus  acceptis  literis  concilii  domino  nostro  duci 
et  eidem  mittendis  quantocius  fieri  poterit,  rescribat  ipsi  concilio  ,  quatenus 
non  obstante  recessu  domini  papae,  et  quorumcumque  sibi  assistentium 
assertionibus  velitis  plene  stare  determinationi  concilii  secundum  formam 
procuratorii  per  vestros  legatos  destinati  nee  ab  ea  quomodolibet  declinare, 
committendo  mihi,  jam  unico  vestrarum  dominationum  legato  et  syndico, 
quatenus  cum  aliis  ejusdem  nostrae  matris  alumpnis  haec  offere  habeam,  ut 
ipsa  nostra  u  ni  versi  tas  matris  suae  universitatis  Parisiensis 
vestigia  quanto  vicinior  ceteris  pedissequa  tanto  plenius  insequatur.  Sed  et 
dominum  nostrum  principem  ad  simile  hortari  dignemini ,  quatenus  Juven- 
tus nullatenus  aetate  seniorum  prudentiae  maturitate  considerationis  rerum, 
quae  tractantur  maximarum  valeat  comparari.  De  gestis  et  successu  domini 
nostri  Friderici  ducis  Austriae  licet  dominum  nostrum  non  raodicum 
tangat  scribere  nescio,  nee  ad  vestras  reverentias  vel  ad  me  pertinere  cen- 
seo,  nee  dubito  quin  domino  nostro  generossimo  D.  Alberto  plus  quam  mihi 
constet,  cum  certiores  et  ad  illa  diligentiores  me  habeat  relatores.  Scriptum 
festinanter  et  inemendate  18  die  Aprilis  anno  d.  1415. 

Humillimus  vester  Petrus  dictus  de  Pulka. 

Credens  nunclum  repentine  recessurum  literas  etiam  inemendatas  clausi 
nee  eo  hucusque  manente  emendavi,  sed  Interim  occurrentia  decrevi  adjicere. 
Quod  videlicet  19  die  Aprilis  duo  cardinales  scilicets.  MareietFlorentinus 


19 

cum  singuliirum  nationum  deputatis  profecti  sunt  ad  dominum  papam 
Friburgum  quo  se  de  Laufenburga  transtulit  ad  requirendum  eum  et  seeum 
traetandum  super  diffinltis  in  proxima  sessione.  Item  21.  die  Aprilis  quidam 
publieavit  in  valvis  eeelesiarum  quod  Jeronimus  de  Praga  in  Swabaeh  prope 
Nurembergam  sub  testimonio  quorumdam  Nobilium  Bohemorum  hie  Con- 
stantiae  existentium  per  sua  sigilla  testificantium  publicauerit,  quod  hie 
Don  potuerit  habere  audientiam  petitam  ad  declarandum  et  probandum  suae 
doctrinae  veritatem  et  innotescentiam  deflere  se  impositis  (?)  nee  hie  esse  con- 
cilium  generale  sed  syuagogam  Sathanae.  Quod  sieut  est  utrum  adprobabit 
literas  d.  papae  directas  regibus  ß  ohem  ia  e  et  Craeoviae  etc. 

Venerabilibus  et  sapientibus  dominis  n.  rectori  ceterisque  egregiis  doc- 
toribus  et  magistris  almae  universitatis  studii  "Wyennensis  suis  preceptori- 
bus  metuendis  dd.  (Gottw.  Bibl.) 

IV. 
27.  April  1415. 
(Mittheilung  über  seine  Correspondenz.  Unsicherheit  der  Geldbeforderung. 
Bemühung  des  Concils  zur  Einigkeit  zu  gelangen.     Abreise  des   Papstes    von 
Laufenburg.   Gefangennehmung  des  Hieronymus  von  Prag. 

Fortsetzung  der  Versammlungen  de  articulis  Wyclef.  doctrina  et  per- 
sona damnandis.  Feierliche  Procession  des  Concils  mit  dem  K.  Sigmund. 
Lob  des  Königs  und  seines  Eifers.  Jurisdiction  über  die  Kleriker  von  Seite 
der  Universität.) 

Orationes  cum  devoto  semper  ac  dedito  famulatu.  Paternas  vestras  ac 
raetuendas  reverentias  de  omnibus  hie  per  sacrum  concilium  actis  ac  gestis 
in  communi  ego  eum  domino  Caspar  collega  meo  fidissimo  plurimis  literis 
diffuse  informavimus  et  apud  tam  certos  nuncios,  quod  de  praesentatione 
iterarum  non  erat  nobis  hesitandi  occasio.  Scripsimus  equidem  in  crastino 
Paschae  per  familiärem  dominum  Johannemde  Westvalia,  ante  domini- 
cam  Palmarum  per  r.  magistrum  Johannem  de  Hamelburg  circa 
dominicam  Reminiscere  per  quemdam  civem  Budensem  Michaelem  Laute! 
nomine  et  antea  per  Achacium  baccalaureum  etc.  et  alios  plures  dominorum 
praesentium  iMellicensis  etNeuburgensis  nuncios  antea  ymo  de  Monaco  ; 
verum  quod  plures  literarum  solum  tytulo  domini  n.  domini  rectoris  superscri- 
beudo  insignivimuseo  quod  qucnam  occurrcbant  tam  parva  quae  totius  universita- 
tis congregatione  judicabamus  indigna ;  irao  cxhibitionem  in  una  primarum 
literarum  eidem  domino  rectori  cum  suis  consiliariis  commisimus  idem  de 
reliquis  innuentes.  Scd  et  post  recessum  dicti  domini  Kaspari  de  Interim 
actis  per  quemdam  presbyterum  dominum  Wylhelmum  insinuavi  ut  valui  sub 
datis  20  die  Aprilis  aut  21™».  Post  in  crastino  scilicet  22  die  ejusdem  praecep- 
toris  niei  domini  et  magistri  Nicolai  de  Hobersdorf  rectoris  literas  per 
dominum  n.  Pracmonstratcnsem  exhibitorem  praesentium  consolatus  acccpi, 
scribentis  de  parata  pccunia  pro  sumptibus  nobis  mittenda ,  quae  proptcr 
viarum  pericula  tunc  milti  non  potuerit.  Revera  pericula  invalescunt  maxime  hie 
prope  Constaiili.im  qnia  onmes  Swcvi  et  Bavari  se  praeparant,  et  pracparavorunt 

2' 


20 

exierunt  et  exeunt  contra  dominum  nostrum  dominum  Fridericum  ducem 
Austriae  ad  invadendum  suas  civitates  fortalitia  et  terras,  et  dicuntur  jam 
ab  20  civitates  castra  et  fortalitia  notabiles  nuUo  resistente  obtentae.  Idcirco 
decrevi  a  venerabili  praeceptore  meo  magistro  Nicoiao  de  Dinkelspuhel 
20  florenos  recipere,  quos  nomine  cujusdam  Scolaris  recepit  ad  depositum, 
cui  cum  reverentiis  vestris  scripsero  persolvetis.  Nulla  de  statu  eoncilii  ultra 
tunc  scripta  notabilia  oceurrerunt,  nisi  quod  omnium  animis  firmatis  quantum 
in  nostra  stabit  obedientia  procedere  conabltur  ad  unionem,  etiam  si  oporteret 
domino  papa  invito;  qui  de  Laufenburg  ulterius  versus  Burgundiam  processisse 
dicitur  Brisacum  et  in  Mosmunster  proponere  proficisci.  Sed  speratur  frustra 
conari,  quia  dicitur, quod  Dux  Burgundiae  eo  die,  quo  suas  literas  et  instruc- 
iiones  adversus  concilium  accepit,  ab  alio  quodam  de  veritate  pro  concilio 
informatus  nuncium  domini  papae  cum  magna  indignatione  repulerit  nolens 
ejus  assertioni  contra  concilium  fidem  quomodolibet  adhibere.  Eodem  die 
22'ia  Aprilis  famabatur  magistrum  Jeronymum  de  Praga  esse  captum 
et  in  crastino  scilicet  23*'»  die  certae  literae  domini  Johannis  du  eis 
Bavar iae  praesentabantur,  in  cujus  villa  dicta  Hyrzzauinventus  est;  et  plures 
literae  nobilium  Bohemorum  tarn  latinae  quam  theotbunicae  quam  bohemicae 
testificantes ,  quod  nee  audientiam  nee  salvum  conductum  eoncilii  obtinere 
potuerit  sigillis  pendentibus  secum  feruntur  inventae,  quae  statim  domino  regi 
ad  Cell  ad  quam  pro  suscipiendo  fidelitatisjuramento  declinaverat  per  magistrum 
Alber  tum  deNuremberga  nuneiabantur  qui  ultra  solitum  gavisus  anulum 
regium  eidem  commisit, quatenus  sub  eo  domino  Jo  ha  n  ni  scriberet,  quatenus 
ipsum  Jeronymum  concilio  praesentare  dignaretur  cui  similiter  scribit.  Conti- 
nuus  est  tractatus  et  deliberatio  de  articulis  Byklef  doetrina  et  persona  damp- 
nandis  Interim  quod  nuncii  eoncilii  ad  dominum  papam  missi  expectantur 
26tadie  ejusdem  Aprilis  celebrata  missa  cum  sermone  in  loco  sessionis  fiebat 
solennissima  processio  eoncilii  de  ecclesia  majori  ad  s.  Petrum  ultra  Renum 
euntibus  primo  fratribus  mendicantibus  civitatis  post  clero  s.  Stephan i  et 
s.  Johannis  et  ecclesie  kathedralis,  post  clero  eoncilii,  post  magistris  et  doe- 
toribus  vniversitatum  post  ambasiatis  principum  et  regum  et  praelatorum, 
post  abbatibus-  episcopis  archiepiscopis  et  patriarchis  in  suis  pontificalibus, 
officiante  domino  patriarcha  anthyoceno;  postea  cardinalibus  in  suis  cappis 
solitis  cum  caudis  sine  tamen  vestibus  sacris  comitantibus  se  auditoribus  etc. 
curialibus  in  cappis;  post  dominus  rex  cum  populo  seculari,  qui  eodem  die 
redierat;  qui  revera  inauditam  sollicitudinem  et  laborem  processui  eon- 
cilii adhibet  adeo  ut  illi  soli  videatur  intendere.  Et  credo  quod  si  dominus 
Fridericus  se  sibi  humiliaret  decenter  et  aliqui  notabiles  se  interponerent 
affando  ad  processum  eoncilii  totum  iram  contra  eum  conceptam  licet  gravissi- 
mam  mitigaret.  In  eademprocessione  recepi  literas  paternitatum  vestrarum  datas 
feria  5'»  ante  reminiscere  per  quemdam  monachum  de  Ungaria  quibus  scribitis 
de  jurisdictione  in  clericos  impetranda,  de  qua,  quae  adhuc  praesentibus  amba- 
siatoribus  Serenissimi  domini  nostri  principis  cum  nobilibus  d.N.  de  Ekardsau 
N.  de  StarhembergN.  de  Herlsberg.  D.  decano  Pataviensi  et  magistro 
N i c 0 1  a 0  tractavimus,  et  faciendum  deliberavimus,  referet  dominus  Kasparus 
et  prius  in   simul  scripsimus  satis  clare.  Orate  et  alios    ad  orandum    hortari 


21 

dignemini    pro  ecclesia  universali  et  coneilio  quatenus  feliciter  ad  unionem  et 
reforinationem  Deo  placitas  dirigatur.  Scriptum  27.  die  Aprilis. 

Vester  Petrus  dictus  de  Pulka. 

Egregiis  et  sapientissimis  viris  domiiiis    N.    rectori  ceteris    doetoribus    et 
magistris  almae  universitatis  studii  Wyennae  suis  praeeeptoribus  metuendis. 
(Göttw.  ßibl.) 

V. 
5.  Mai  1415. 

(Sehwanken  des  Concils.  Verhandlungen  H.  Ludvvig's  von  Baiern  mit 
H.  Friedrich  von  Tirol  und  dem  Papste.  Ankunft  des  H.  Friedrieh  in  Constanz. 
Fürbitte  für  ihn  bei  dem  Könige,  Vorladung  des  Papstes.  Verurtheilung  des 
Hieronymus.  Flucht  des  Papstes  und  dessen  Auffindung  in  einem  Bordell.  Lob 
des  Königs.  H.  Friedrich  unterwirft  sich  dem  König.  H.  v.  Malatesta,  Gesandter 
Angelo  Corario's.) 

Orationibus  cum  famulatu  debito  praeoblatis  reverentiis  vestris  sapien- 
tissimis de  sacri  concilii  statu  et  successu  21.  die  Aprilis  per  dominum  Wilhel- 
mum  et  post  per  dominum  Cristannum  professum  ordinis  praemonstrat. 
domini  mei  domini  rectoris  literam  mihi  exhibentem,  quae  tunc  occurrebant  ut  novi 
diffuse  descripsi.  Quia  tarnen  varia  variis  cottidie  sibi  invicem  quasi  alternando 
ad  oppositas  partes  tendentia  succedunt,  ut  quasi  aurae  aspirante  inicio  nunc 
triste  celum  nubibusymbribus  et  commixlis  nivibus  tempestatem  terrae  ingerunt 
et  mox  plene  propulsis  nubibus  sere»o  sole  radiante  jocundissime  mundum  infe- 
riorem delectant,  ita  nunc  optatis  fidelium  votisdeunione  et  reformatione  eccle- 
siae  tristia  occurrunt  et  adversa  et  etiam  eodem  die  vel  momento  succedunt 
optata.  Ecce  post  adversa,  quae  scripsi  de  accessu  ambasiatae  concilii  ad  dominum 
papam  et  ejusdem  domini  papae  ulteriore  recessu  etc.  revertebatur  dominus 
Ludovicus  dux  Bavariae  a  domino  Frid  er  ic  o  duce  Au  Striae  ad  quem 
causa  tractandi  etipsura  ad  humiliationem  et  gratiam  domini  regis  reducendi 
transierat,et29.  die  ejusdem consolatorie  referebat,  quod  opportunissimo  tempore 
convenerit  cum  eodem,  quia  si  ultra  4.  horarum  spacium  tardasset  dominus 
papa  de  manibus  domini  Frid  erici  evasisset  petivitque  a  d.  rege  et  coneilio  sal- 
vum  conductum  pro  domino  Friderico  et  obtinuit,  et  idem  dominus F ri  der  icus 
30  die  Aprilis  personaliter  advenit  Constantiam,  primo  die  Maji  d.  Ludovicus 
cum  d.  burgravioNurembergensi  et  magno  comite  deUngaria  pro- 
volutis  gcnibus  pracscntibus  dcpututis  nationum  intercesserunt  pro  domino  Fri- 
derico apud  d.  regem  ;qui  respondit  quod  consueuisset  misericorditer  ignoscero 
suis  offensoribus  recognoscentibus  delicta  et  nunc  vellet  quantum  in  eo  esset 
similiter  facere;  sed  quia  peccatum  non  dimittitur,  nisi  ablatum  restituatur,  quod 
restitueret  d.  papam  ablatum  coneilio  et  toti  eccicsiae  et  candem  redderet  con- 
tcntam  seu  concilium  ejus  nomine,  post  vellet  sibi  imperialem  misericordiam  de 
commissis  in  se  liberaliter  exbibere,  petivitque  desingulis  nationibus  sibi  aliquos 
deputari,  qui  ipsam  causam  tractareut,  quod  ficbat,  dominus  papa  existente 
Domino  Lüde  vi  CO,  Friburgi  de  Neuburga  aufugaro  temptfivTTsed  reductus 
fuit  invitus  Friburgum  eoque    ingrediente  flebant    mulicres   evellentcs  crines 


22 

eoncurrebat  populus  quasi  ad  insultum  paratus,  timentes  obsldionem  civita- 
tis propter  ipsum,  quos  dominus  Ludovicus  pacauit  exponens  causam  reditus 
sui  non  contrariari  regi  nee  concilio.  Ex  talibus  et  taliter  attemptatis  eva- 
sionibus  d.  papae  decreverunt  nationes  sessionem  ad  2^^^  diem  Maji  ad 
decernendum  citationem  ejusdem  d.  papae  non  obstantibus  quibuseunque 
responsis  per  ambasiatam  ad  ipsum  missam  referendis,  quia  cum  jam  prae- 
sumatur,  optata  nequaquam  potiri  libertate  juxta  sepe  factam  protestationem 
ipse  prius  causaretur,  invalidum  esse  quidquid  promitteret  vel  ageret;  unde 
licet  eodem  vespere  rediret  ambasiata  tamen  non  audiebatur  ejus  relatio, 
quia  cum  tarde  esset  non  poterant  congregari  nationes,  nee  servat  dominus 
papa  eonditiones  sibi  oblatas;  hine  2«^"  die  Maji  in  publica  sessione  deeerne- 
batur  eitatio  domini  papae  et  suorura  sequentium  et  receptatorum,  quatenus 
9na  die  a  publicatione  ejus  ipse  personaliter  alii  vero  per  suffieientes  procura- 
tores  eoram  sacro  concilio  compareant  ad  audiendum  per  sententiam  dlflfinitivam 
procedi  ad  suspensionem  sui  ab  administratione  papatus  propter  fugam  suam 
a  concilio,  malam  administrationem,  dissipationera  bonorum  et  jurium  ecelesiae 
Romanae  et  aliarum  ecclesiarum ,  symoniam ,  fautoriam  scismatis,  et  alia 
eriraina,  de  quibus  existit  in  scandalum  ecelesiae  notorie  diffamatus  etc.  ut  in 
forma,  quam  cum  aliarum  diffinitionum  copiis  aportabo.  Et  3''»  die  Maji  pub- 
licabatur  eitatio  in  audientia  contradictarum  et  4'*  die  in  valvis,  hine  15  die  Maji 
instabit  terminus  comparendi.  Item  Jeronymus  de  Praga  sententiabatur 
eontumax ,  quia  in  ejusdem  sessionis  termino  sibi  in  eitatione  praefixo  non 
comparuit,  qui  captus  expeetatur  in  brevi  personaliter  addu- 
cendus.  Item  decernebatur  sessio  ad  4*»'"  diem  Maji  in  causa  fidei  ad  damp- 
nandum  43  artieulos  WyklefF  communes,  et  alios  260  allatos  per  Anglicos 
ejusque  memoriam  atque  libros.  Item  eodem  die  referebatur  quod  dominus 
papa  in  absentia  d.  ducis  iterum  attemptaverit  occulte  reeedere  de  Fri- 
burgo  et  fere  ad  tres  horas  ubique  quaesitus  tandem  inventus  fuerit  in  lupa- 
nari  indutus  desuper  cappa  raonachali  subtus  vero  habitu  layeali.  Sic  a 
Deo  totaliter  videtur  desertus  et  in  reprobum  sempiternum  datus  ut  non 
cogitet  nisi  machinationes  pessimas ,  ad  denigrandum  eeleberri- 
mam  famam  regis  cujus  laude m  merito  pronunciat  omnis 
ecelesia  et  ad  infirmandum  proeessum  concilii ,  seque  firmato  etiam 
scismate,  in  pestilentiae  residendo  kathedra  conservare.  A  magistro  meo 
Nicoiao  de  Dinkelspuhl  recepi  20  florenos  Renenses  sibi  pro  quodam 
studente  commendatos,  qui  vocatur  Conrad us  Rock  de  Rotenburga  notus 
magistro  Georio  de  Horaw  et  pluribus  magistris  nostris,  cui  quaeso  eosdem 
florenos  20  Renenses  dignemini  solvere  indilate.  Item  4*^  die  Maji  saneti  Floriani 
celebrabatur  sessio  ad  dampnationem  articulorum  et  memoriae  Wyklefi",  sed 
propter  extensionem  sermonis  in  quo  episcopus  Tholonensis  papam  quasi 
inaudito  modo  aceusabat  de  fautoria  scismatis  ex  suis  dictis  seriptis  et  factis, 
et  propter  multitudinem  articulorum  non  poterat  ipsa  sententia  eonsummari  sed  ad 
aliam  sequentem  sessionem  prorogabatur  diffinitionis  eomplementum.  Item 
5*adie  Mayi  de  vespere  dominus  Fridericus  venit  ad  gratiam 
d.  regis  hoc  modo:  ipse  in  praesentia  deputatorum  nationum  irt  loco 
congregationis  nationis  Germanicae    cum   domino  Ludovico  duee  Ba  va  riae, 


23 

burgravio  Nurembergensi  provolutis  genibus  omnes  suas  terras  et  sub- 
ditos  cum  persona  propria  obtulit  ad  gratiam  d.  regis  et  concilii  per  eundem  d. 
burgravium  et  ipse  promisit ,  se  haec  firmiter  servatunim.  Et  dominus 
rex  aeeepta  tali  oblatione  protestabatur  hoc  publice ,  quod  de  hiis 
Omnibus  haberet  disponere  ad  nutum  etiam  requirendo  notarios  et  vovit 
quod  restituat  papam  et  quod  juramentis  literis  cautionibus  et  promissionibus 
sui  ipsius  et  suorum  assecuret  se  inviolabiter  servaturum  deeernenda  per 
ipsum.  Et  sie  concilium  ex  parte  d.  Johannis  papae  poterit  de  unionc 
disponere.  Sed  et  dominus  de  Malatesta  est  in  Ludrisna  accedendo  ad 
concilium  ex  parte  Angeli  C  o  rarii  cum  pleno  mandato  ut  dieitur  etiam  ad 
cedendum,  petens  sibi  per  regem  de  salvo  conductu  d.  Pride  rici  ducis 
Au  Striae  vel  domini  Mediolanensis  provideri  et  sie  duorum  obedientiae  ut 
speratur  unientur  et  tertia  per  transitum  d.  regis  ad  Nyeeam  adunabitur 
largiente  domino  cum  eisdem.  Attamen  haec  speratae  unionis  opinio  nequa- 
quam  tepere  faciat  quaeso  vestrae  devotionis  affectus  et  desiderium  unionis 
quominus  oretis  vel  alios  orare  hortemini  ad  Deum  placandum  maus  nostris 
quia  incertus  est  futurus  rei  exitus  nee  dormit  antiquus  hostis ,  qui  conatur 
impedimenta  inferre  nee  quomodolibet  unita  ecclesiae  sequitur  reformatio, 
sed  nisi  emendemur  et  placemus  altissimum  etiam  unita  ipsa  eeclesia  stabi- 
mus  in  peccatis  propriis  et  in  Dei  offensa  nuUatenus  reformati  nobis  salu- 
briter  (?)  quod  plus  quam  unionem  sine  reformatione  tamquam  finem  plus  mediis 
Omnibus  arbitror  affamandum.  Scriptum  Constantiae  S*  die  Maji  anno  d.  1415. 

Humilis  vestrarum  dominationum 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Refertur  volatiliter  et  incerte  quod  quidem  trapezita  ytalicus  offerat 
regi  300,000  florenos  pro  d.  papa.  Sed  omni  spreta  pecunia  velit  stare 
firmiter  pro  ecclesiae  unione.    Addita  8*^  die  Maji. 

Venerabilibus  et  sapientissimis  viris  domino  n.  rectori  ceterisque  eximiis 
magistris  et  doctoribus  alme  universitatis  studii  Wyennensis  suis  praecep- 
toribus  metuendis.  d.  d.  (Göttw.  I3ibl.) 


VI. 

*^3.  Juli  141S.*) 

(Abreise  des  Königs  Sigmund  zum  Konig  von  Arragonien.  Verhör  des 
Hieronymus  von  Prag.  Feierliche  Messe  für  das  Gelingen  der  Bestrebungen 
K.  Sigmund's.  Dessen  Lob.  Klagen  gegen  die  Universität.) 

^)  Zwischen  diesem  und  dem  vorhergehenden  Briefe  müssen  einige  Briefe 
fehlen,  wie  wir  aus  den  Kxcerpten  hei  Kink  ersehen.  So:  „14i5  in  octaua 
„corp.  Christi  congreg.  univ.  ad  audiendum  literam  a  concilio  missam,  in  qua 
^petiit  mag.  Petrus  de  Pulka,  quatenus  universitas  intencionem  suam  sibi 
„insinuaret  ex  parte  collacionis  beneßciorum,  quorum  provisionem  et  collacio- 
„nem  quidam  in  concilio  existentes  estimant,  domino papu  debericommittendum, 


24 

Metuendi  patres  ac  domini !  Informationes  paternae  vestrae  de  modo  colla- 
tionis  beneficiorum  *)  oportunissimo  tempore  in  die  s.  Marie  Magdalenae ''^)  mihi 
praesentatae  sunt,  per  earum  p.  v.  filium  JohannemdeConstantia  baecalaureum 
artium.  Nam  cum  hueusque  omnes  tractatus  concilii  de  unione  eeclesiae  et  casu 
emergentibus  et  in  necessitatibus  imminentibus  habiti  fuerint  de  quibus  a  die  ad 
diem  usque  ad  egressum  serenissimi  Romanorumregisad  PetrumdeLuna 
etregemÄrragonum  exelusive  satis  late  per  diverses  deseripsi  etnovissime  duas 
sessiones  unam  pro  unione  obedientiarum    nostrae  et  Angeli    Corarii   Udairici 
2dam  de   sententia  diffinitiua  in  causa  Johannis  Huss  et  ejus  exeeutione  in 
octavaPetriet  Pauli  ^)  quibus  et  St'am  adjunxi  habitam  in  divisione  apostolorum  *) 
de  provisione  d.  An  geii  Corarii  et  de  benedictione  d.regis  per  quemdam  domi- 
num Johannem  de  Memmingen  notum  domino  Stephano  de  Falken- 
stein. Post  quae  hueusque  acta  sunt,  quae  seeuntur.  Dominus  rex  18  die  pre- 
sentis  mensis  Julii  recepit  se  ad  viam  versus  Nyceam  personaliter,  qui   Omnibus 
dominis    cardinalibus   circa  horam   2^^^  post  meridiem    in  claustro   praediea- 
torum  congregatis   cum   osculo    pacis   amorosissime  valedixit    et   circa    Petri 
domum   navem  conscendens   navigavit  in   Gotlieb,   quia   occupatus  tractatibus 
remotius  procedere  nequibat.  Sequenti  die  dicitur  navigasse    ßasileam,  sicque 
ad  satisfaciendum  termino  praefixo  disposuisse  ut  omnes  sibi  necessarii  ad  cotti- 
dianum  ministerium  et  quos  pro  sua  persona  praesentes  habere  disposuit,    binos 
habeant  equospro  majori  festinatione,  quodque  rex  Arragonum  audiens  famam 
periculi  et  minarum  eidem  regi  Romano  impositarum  potenter  disponat    sibi 
obviare,  quam  distanter  poterit.  Et  sie  speratur  quod  in  praesenti  mense  sint  con- 
venturi.  Haec  ex  fama  scribo  non  ex  certo.  19'^^  die  Julii  Jeronymus  respondit 
articulis  sibi  propositis  inter  cetera    negans  se  jurasse  coram  d,  ofl'iciali  patav. 
non  recedere,   concedens  tarnen  quod  obligaverit  se  sub  poena    excommunica- 
tionis  etc.  sed  coactus  timens  inearcerationem.  Speratur  ex  responsis  suis  quod 
sit  peniturus  utinam  sineeriter  et  ex  corde.  21»  die  Julii  celebrabatur  solempnis 
missa    cum   sermone    et    processione    secundum    constitutionem  de  qua    prius 
scripsi    pro     salutari     successu     d.    regis    in    quo    me    judice    post    deum 
hujus  concilii    praecipue    pendet   salus.    Ipse  per  duos  praesidentes  nationum 
remandavit  caritative  eisdera    nationibus   quatenus   diligenter  intendant   refor- 
mationi   eeclesiae    et   orent    pro    sua   salute.   24*»  die  Julii    proponitur   fieri 

„alii  vero  ordinarijs.  Wurde  ein  Äusschuss  niedergesetzt,  dessen  Vorschläge 
„später  —  fer.  4.  post  Johannis  Bapt.  —  angenommen  wurden."  (Leider 
fehlen  alle  diese  Sachen,  nur  der  Rahmen  hiefür  ist  da.  Kink  II,  59,  9); 
dann  1415,  19.  Juli.  „Congreg.  univ.  ad  audiendum  literam  de  concilio 
„missam.  Conclusum  fuit  concorditer,  quod  mag.  Petrus  de  Pulka  deberet 
„manere  in  concilio  usque  ad  finem.«  Kink  II,  50,    11. 

1415.   5.  Juni    wurden    20    Goldgulden    an    die    Gesandten     beim    Concil 
geschickt.  (Ibidem.) 

Solche  Notizen  über  Geldsendungen  kommen  auch  später  noch  einige  Male 
bei  Kink  vor,  so  am  2.  Aug.   1415   und  am   18.  Dec.  1417. 

*)  S.  die  vorige  Note,  Kink  11,  50,  9. 

2)   22.  Juli.   8)  6.  Juli.  *)  15.  Juli.   — 


25 

generalem  congregationem  ad  tractandum  de  reformationibus  statuum  ecclesiae. 
Et  speratur  de  bona  concordia  d.  cardinalium  etnationum,  qui  etiam  obtule- 
runt  se  nationibus  ad  hoc  perficiendum.  Dolenter  scribo,  quod  duobus  non  mihi 
scriptum  est  huc,  quod  nobiscum  a  multis  detrahatur  coneilii  processibus  quoad 
plura  et  quoad  rigorem  sententiae  contra  dominum  Balthasarum  etc.  De  quo 
vehementer  admiror,  non  solum  ego  sed  et  alii  cum  domino  et  fratri  meo  d.  Cas- 
s  p  aro  eonsocio,  quod  ipse  taliter  se  habuerit,  quod  nulla  potuerit  promissis  ejus 
adhibei'i  fides.  Protestabatur  nempe  publice  cum  adhuc  esset  Constantiae  coram 
toto  concilio,  quod  quidquid  ageret  (papa)  promittendo  vel  constituendoprotinus 
?el  renunciando  nisi  plena  potiretur  übertäte,  nullius vellet  esse  roboris  vel 
momenti,  et  imo  post  cum  sciretur  esse  in  manibus  illustrissimi  principis  domini 
F r  i  de r  i  c i  et  nulla  potiri libertate,  eumque  bullas  misisset  contra  concilium  diffa- 
matorias,nec  ejus  promissis  stari  posset  nulla  penitus  erat  aliavia  pacis  quam  ejus 
depositio.  Cumque  crimina  ejus  fuissent  detecta  inveniebantur  tam  enormia  et 
multiplicia,  quod  etiam  nimis  mite  videtur  secum  actum  quod  non  est  degradatus 
et  depositus  penitus  ab  omni  dignitate  et  ordine  clericali.  Non  patiamini  tales  obla- 
tratores  multiplicari  tacendo  veritatem,  ne  his  quibus  minus  de  praemissis  constat 
scrupulum  causetur  de  veritate  unici  summi  pontificis  concedente domino  eligendi, 
qui  revera  omnia  facta  coneilii  videtur  gratiosissime  dirigere  ad  prospera  etiam 
ultra  quam  credi  potest  aut  diei,  ymo  frequenter  occurrentes  adversitates  vertit 
in  melius,  quam  speratur,  et  ultra  humanam  providentiam  sua  immensa  sapientia 
disponit  omnia.  Qui  novit  etiam  tales  sinistre  affectos  oblatratores  compescere 
quando  volet.  Cui  devotas  preces  in  excelsum  pro  ecciesia  sua  porrigere  non 
cessate.  Omnes  vestri  filii  et  alumpni  ejus  gratia  jocundi  et  incolumes  hie 
consistunt,  similia  vobis  ex  intimis  exoptantes. 

Datum  Constantiae  24  die  Julii,  quae  erat  Appollinaris. 

Humilis  paternarum  v.  reverentiarum 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

„Venerabilibus  ac  egregiis  viris  dominis  N.  rectori  totique  collegio 
„doctorura  et  magistrorum  alme  universitatis  studii  Wyennensis  suis  prae- 
„ceptoribus  favorosis."  (Göttw.  Bibl.)' 

VII. 
26.  Juli  1415. 

(Anhänglichkeit  des  Pfalzgrafen  Ludwig  an  das  Concil.  Abreise  Karl's 
?.  Malatcsta,  Gesandten  Papst  Gregor's  XII.  Antrag  des  Dom.  Florentinus, 
die  ausgezeichnete  Wirksamkeit  des  Coneils  und  die  vorzüglichen  Bemühun- 
gen des  Königs  anzuerkennen.  Die  volle  Bereitwilligkeit  der  Cardinüle  zur 
Unterhandlung  mit  den  Nationen  u.  s.  w.  Entgegnung  des  Patriarchen  von 
Antiochia. 

Schreiben  der  Universität  Paris  bezüglich  der  Verleihung  der  Pfründen. 

Miltheilung  über  die  Reise  des  Königs. 

Beschwerden  gegen  die  Universität  über  verleumderische  Gerüchte.) 


26 

Venerabiles  patres  magisfri  et  praeeeptores!    23*!^  die  presentis  mensis 
Julii    scripsi    per    honorabilem  magistrura   Mathyam  de  W  a  l  s  e  e    confratrem 
meum  quae    tune    digna    relatione    censebam.    Interea    eadem    die     dominus 
Ludovieiis    comes  palatinus  etc.  personaliter  se  presentauit    nationibus   et 
faeiente  solempnem  colloeutionem  domino  Job  ejus    oratore  obtulit    se  con- 
cilio  paratum  ad  omnia  sibi  ex  eommissione  vicis  regiae  incumbenti  ,  petens 
suis  non  parei  laboribus,  sibique   insinuari  siquid  pro  profeetu  saeri    eoncilii 
fuerit  aceomodum.  Cui  d.  N.  episcopus  Sarusburgensis  solempni  regratiaba- 
tur  eollocutione.  Item horavespertina dominus  Carolus  de  Malatesta  nationi 
Germanicae  valedicebat  diffusius  perorando  offerens  se  eoncilio,  futuro  unico 
summo  pontifici  et  universali  ecclesiae  ad  plenam  et  effeetuosam  obedientiam 
verbis  ac  gestibus  maturissimis  ae  moralissimis;    cui  dominus    Posoniensis 
similiter  brevi  eollocutione  regratiabatur  et  valedixit  nomine  nationis.  In  cra- 
stino    scilicet  24^»  die    Julii    ad   instantiam    revern>»rum   d.    cardinalium    toto 
eoncilio  in  loco  sessionis  congregato    raissa    tarnen    ae    aliis    solempnitatibus 
ceremoniarum  sessionis  omissis  rever'n"s  dominus  Florentinus  per    modum 
collocutionis    feeit  solempnem    propositionem    nomine   eorumdem    dominorum 
cardinalium  ;  quae,  ut  raptim  inteliigere  potui,  tria  summarie  continebat,  vide- 
licet  hujus   eoncilii    et  suorum  processuum   excellentem   commendationem  ac 
regiae  majestatis  assistentiam ,  quam  valde  extulit  asserens  nequaquam  huma- 
nitus  sed  diuinitus  acta  quae  gesta  sunt.  2*'»   Reverend,  d.  cardinalium   univer- 
sorum  et   singulorum   promptissimam   oblationem    ad   unanimiter  tractandum 
de    reformatione    ecclesiae    cum    deputatis    nationum    excusans    eosdem    de 
multis    exorbitationibus    de    quibus    culpantur    quia   illi    obviare     nequiverint 
cum    tarnen    de    aliquibus    tantam    habuerint    displicentiam ,    quod    nisi    in 
praesenti  eoncilio  reformatae    fuerint,    noluerint    ad    curiam    redire  nescien- 
tes  quid  ibi    agere  quodque   conceperint   et  conscripserint    plura    huic  operi 
accomoda,  et  valde  soUicite  laboraverint   pro    hujus    eoncilii    congregatione, 
adventu  d.  papae  et  ceteris.   Sed  et  de  hoc  exeusabat  eosdem  quod    tam  tarde 
ad  haec  se  Offerent,  quia  eoncilio  aliis  occupato  nunc  primo  temporis    opportu- 
nitas  se  offerret.   Et  nunc  operose  assistere  vellent  ut  incipiendo  a  cap  ite    seu 
statu  summi  pontificis  et  per  eos  aliosque  medios  descendendo  omnes  eccle- 
siae Status  in  pristinam  rectitudinem  secundum   reformationis    connotationem 
opportune  et  rationabiliter  reformentur.  3'^»  quod  haec  essent  praecipue  aggre- 
dienda  potius  conversione  mentium    ad  Deum    et   deuotione  orationum    quam 
diligentia    humanarum  inquisitionum,  inducens  exemplum  de  processu  eoncilii 
in  causa  unionis  in  qua  nullus  unquam  potuerit  firmiter  asserere  de  aliquo  modo 
procedendi  quod    esset  ydoneus  et  bonus   ymo  ipsemet  sepe   requisitus  aut 
cogitans  de  hoc  dixerit,  quod  in  tractu  sapientum  sensus  tales  esset    aperturus. 
Et  sie  Visum  esset  in  processu,  quod  multa  quae  humanitus  videbantur  impossi- 
bilia  facillime  sunt  patrata  Deo  coperante;  unde  hortabatur  ad    mutuam    unita- 
tem  caritatem  devotionem  et  pietatem.   Praemissa   propositione  finita  surgens 
rever™"s  d.  patriarcha  Anthyocenus  resumebat  summarie  dictae  propositionis 
puncta,  petens  quatenus  verba  conformarent  effectus.  Et  quia  dominus  Floren- 
tinus^rocessus  eoncilii  valde  commendaverat,  effectus  ejus  magis    Deo  quam 
humanis    altribuendo   providentiis,    petivit   quatenus   quasdam    protestationes 


27 

quorundam  eardinalium  et  verba  dlcta  contra  gesta  concilii  retractare  dignaretur. 
Etquia  idem  eosdem  d.  cardinales  deexorbitationibus  curiae  excusaverat  cepit  in 
particularibus  ymo  individuis  exorbitationes  etiam  eos  tangentes  clarissime 
enumerare  ita  ut  omnes  quasi  suspensis  animis  auscultarent  quid  diceret;  post 
surrexit  rcver"»"»  d.  cardinalis  camera  censis  asserens  quod  non  esset  alieui 
ambigendura  ,  quin  domini  cardinales  cordiales  suas  aftectiones  ad  unionem  ita 
vellent  ostendere  ut  etiam  effectus  opera  excedere  demonstrarent  (?)  petebat 
etiam  exprimi,  in  quibus  contra  processum  concilii  ali  quando  fuissent  prolestati 
vel  locuti.  qui  nesciret  ipse  aliquid  de  hoc,  sicut  et  credo;  verum  durius  etiam 
invehebat  verbis,  quasi  dominus  patriarcha  in  eollegium  eardinalium  impcgisset. 
Cui  respondens  dominus  patriarcba  remisit  ad  acta  concilii  in  quibus  si  quae  talia 
invenirentur  emendanda  ad  Judicium  concilii  ferret;  sin  autem  staret  sie.  Tunc 
ceteri  ne  multiplicatione  verborum  oriretur  scandalum,  intercipiendo  dicebant, 
non  sit  cura ;  si  quae  erunt  emendanda  emendabuntur.  Dcmum  presentabaturi 
litera  universitatis  P  ar  isiensis  et  legebatur,  quae  hortabatur,  ne  ante  elec- 
tionem  summi  pontificis  de  beneficiorum  collationibus  ullatenus  tractaretur, 
ne  inter  personas  concilii  ad  diversos  modos  affectas  dissensio  oriretur.  Sona- 
bant  etiam  aliqua  eorum  verba,  quod  ipsis  pro  bono  ecclesiae  videretur  expedire, 
quod  beneficia  non  electiva,  quibus  communiter  pauperes  sustentantur  in  studiis, 
quo  sui  (?)  dispositionem  et  collationem  apud  Romanam  curiam  remanerent. 
Item  2ö.  die  Julii  Jacobi  referebatur  quod  dominus  Attrebatensis  ambasiator 
ducis  Burgundiae  quibusdam  prelatis  insinuaverit,  quod  idem  dux  B  u  r  g  u  n- 
d  i a e  cum Comite  Sabaudiae  praecedenti  dominica domino  regi obviantes  ipsum 
personaliter  susceperint  gratissime  ;  binc  speratur  duce  domino  ab  eisdem  securis- 
sime  et  prosperrime  adducendus.  Nunc  restabit  tractatus  reformationis  de  cujus 
materia  si  quid  volueritis  mihi  mandative  scribere,  poteritis  in  brevi  una  cum 
hiis  de  quibus  nuper  paternarum  vestrarum  reverentiarum  responsum  satis 
necessariura  requisiui.  Scriptum  26.  die  Julii  anno  domini  lilJi.  Constantiae 
per  veslrum  Petrum  de  Pulka. 

Iterum  audiui  scriptum  esse  pluribus  quam  prius  quod  aliqui  in  nostra 
patria  calumpnientur  gesta  concilii  et  ea  quae  interessentes  scribunt,  dicentes 
literas  esse  conGctas,  quia  forte  scribentibus  mcndacium  non  possunt  apparenter 
imponere.  Quos  queso  ad  gloriam  Dei ,  profectum  ecclesiae  et  honorem  pro- 
prium ac  universitatis  dignemini  animose  compescere.  Ego  revera  non  mihi  sum 
conscius  aliquid  vobis  contra  veritatcm  scripsisse.  Multi  ex  vobis  manum  meam 
noscunt,  qua  semper  scripsi.  Sic  et  aliorum  vestrorum  alumpnorum  doctorum 
et  magistrorum  meorum  qui  sepe  scribunt  vohis  et  aliis  signeta  et  manus  notao 
habentur,  qui  nequaquaracujusquam  amore  vel  odiovcritati  in  minimo  derogarent. 
Siquid  de  per  me  scriptis  vertatur  in  dubium,  rescribite  mihi  quaeso  paterno 
iraproperantes  falsitatem,  quam  si  invenero,  non  utique  ex  animo  sed  incon- 
sideratione  rae  testor  scripsisse,  vel  scripturum  esse  retractabo.  Si  antem  verum 
quis  per  me  scriptum  ealumpniatus  fuerit  probabo,  defendendo  honorem 
paternarum  vestrarum  reverentiarum  cujus  nuncius  sum  ac  proprium,  ut  sie 
gesta  concilii  ymo  opera  Dei,  cujus  viae  sunt  irreprehensibiles  videantur.  Quas 
paternas  vestras  pietates  ad  devocionem  et  orationem  pro  ecclesia  Dei  hortari 
supertluuui  arbitror  quas  ex  intimis   nosco  devotissimis  alTectibus  enervere.    Kx 


28 

certa  causa  scribo  frequenter  toti  universitati  etiam  si  parva   scribo  unde  ad 

cavendum  multiplicitatem  fatigationum  potest  ipsa  universitas  domino  meo  d. 
rectori  committere  quod  Hteras  meas  aperiat,  et  quando  sib  oportunura  vide- 
bitur  ad  totam  Universitäten!  deducat  etc. 

Venerabilibus  et  egreg.    viris  dominis  d.  rectori    totique    cetui  doetorum 

et    magistrorum     almae    universitatis    studii  Wyennens.    suis    preceptoribus 

favorosis.  (Göttw.  Bibl.) 

VIII. 
24.  August  1415. 

(Vorladung  an  den  Propst  von  Passau  Wenzel  Tyem. 

Nachrichten  über  die  Reise  des  Königs. 

Schreiben  an  Johann  Dominici,  Cardinal  von  Ragusa,  von  zwei  Cardinälen 
des  Angelo  Corario  und  dem  Secretär  desselben.  Dessen  Abdication.  Hierony- 
mus  von  Prag  unterwirft  sich  ganz  dem  Ausspruche  des  Concils. 

Widerruf  der  gratiae  expectativae.  Über  die  Pfründen  -  Verleihung  an 
Gelehrte.) 

Venerabiles  praeceptores  mei  magistri  et  domini.  Intellexi  veridice,  quod 
pridie  missa  sit  citatio  contra  dominum  Wenczezzlaum  Tyem  praepositum 
Pataviensem,  quatenusabejusinsinuatione  SO''»»  die  personaliter  in  curia  compareat 
ex  parte  camerae  apostolicae  cujus  est  collector.  Quare  super  hijs  quae  dudum 
ex  parte  ipsius  paternis  vestris  scripsi  dominationibus  dignemini  mihi  respondere 
in  brevi.  Similiter  et  de  expensis  quia  non  habeo  nisi  27  florenos  ,  qui  vix  ad 
duos  menses  et  redifcum  meum  sufficient ;  de  fine  vero  concilii  in  tam  brevi 
tempore  pauci  sperant.  Imo  voluntatem  vestram ,  scilicet  quod  nuper  latius 
scripsi,  mihi  dignemini  demandare.  Ex  parte  domini  regis  Romanoruraet 
ambasiatae concilii  adPetrumdeLuna  post  ea  quae  nuper  scripsi nuUae literae 
ipsi  concilio  missae  sunt.  Sed  fertur  cuidam  cardinalium  scriptum  esse,  quod 
idem  rex  Arra  gonum  ambasiatores  dicti  domini  regis  Romanorum  scilicet 
Ottobonum  cum  suis  collegis  magnifiee  honoraverit  muneribus,  miraeque 
magnißcentiae  munera  ad  honorandum  ipsum  d.  regem  Romanorum  prac- 
paraverit  etiam  ad  valorem  multorum  millium  florenorum  nunciaveritque  eidem, 
quod  non  se  fatiget  festinando ,  quodque  omnia  bene  disposita  sint  erga 
P  etrum  de  L  una  ad  pacem  ecciesiae,  licet aliqualiter  mala  apparuerit  dispositio 
praeeedentium.  Quemadmodum  proxime  scripsi  domino  meo  domino  rectori 
post  recessum  domini  regis  nichil  relatione  dignum  in  concilio  actum  est,  nisi 
quod  32  deputati  8  de  qualibet  natione  et  toties  cardinales  cottidie  labo- 
rant  in  reformatione  capitum  ecciesiae  scilicet  Papae  futuri  cardinalium 
et  aliorum  statuum  ad  curiam  pertinentium ;  et  nuper  17'»»  die  Augusti  ut 
puto  fuit  sessio  in  qua  de  custodia  et  usu  bullae  concilii  etc.  cottidianam 
practicam  concernentia  determinabantur.  Proxima  dominica  ante  sermonem 
in  missa  quae  ante  processionem  concilii  pro  prosperitate  domini  regis  celebrari 
solet  pronunciabantur  duae  litera  missae  domino  JohanniDominici  cardinali 
Ragusino  una  per  duos  cardinalos  olym  Angeli  Corarii  qui  eidem  valde 
regratiabantur  de  scriptis,  quibus  eos  de  auctorizatione  concilii  renunciatione 


29 

facta  nomine  domini  sui  ac  duarum  obedientiarum  unione  inforraaverat  asseren- 
tes  se  de  his  cordialitergratulari,  petentes  abeodem  informari  amplius,  an  etiam 
ipsi  ad  concilium  accedere  debeant,  vel  qualiter  se  gerere  habeant  convenienter. 
Alia  litera  erat  unius  secretarii  ejusdem  An  gel  i  eontinens  quod  in  nocte,  quae 
inter  19»*°  et  20»™  dies  Julii  mediat,  literae  de  renunciatione  facta  nomine 
dicti  Angeli  etc.  eidem  fuerint  praesentatae  quas  cum  magna  jocunditate  mentis 
et  vultus  bilaritate  suscepisset,  gaudens  ex  intimis  se  ab  imposito  humeris  suis 
onere  absolutum.  Quodque  statim  in  crastino  mane  depositis  sandaüs  ac  cete- 
ris  summi  pontificis  insigniis  in  habitu  cardinalatus  ad  suorum  cardinalium  et 
aliorum  concionem  ad  ecclesiam  processisset  dicens  se  non  amplius  esse 
nee  veile  vocari  papam.  Cumque  quosdam  de  suis  lacrimantes  conspieeret 
ipse  hylaris  eos  ad  congaudendum  sibi  monuisset  pro  absolutione  ab  onere 
papatus  ac  unione  binc  sperata,  quodque  per  amplius  noluerit  in  aliquo  actu 
se  ut  papam  gerere,  ymo  quod  mirantibus  cunctis  adeo  se  bumiliaret,  ut 
si  quando  cum  aliquo  suorum  cardinalium  haberet  tractare  nequaquam  talem 
ad  se  vocaret,  sed  bonore  preveniendo  ad  alius  hospicium  personaliter  adve- 
niret.  DeJeronymo  nescio  quid  futurum  sit;  ipse  nullum  fatetur  errorem, 
et  promittit  se  velle  stare  determinationi  concilii  in  omnibus,  etiam  quoad 
dampnationem  articulorum  et  personarum  Jobannis  Wy  kleff  et  Jobannes 
Huss;  non  video  adbuc  contra  ipsum  gravius,  nisi  quod  in  excommunicatione 
d.  officialis  Patav.  hucusque  se  perdurasse  confessus  est  nee  petivisse  abso- 
lutionem  nisi  a  quodam  plebano  in  Praga,  qui  sibi  suaserit  ut  pro  absolu- 
tione laboraret,  binc  ipsum  absolverit  sibique  eucaristiae  sacramentum  mini- 
straverit.  Negat  se  jurasse  sed  solum  simplici  verbo  promisisse,  quod  non 
recederet  etc.  Attamen  puto,  quod  omnes  qui  affuimus  testati  simus  con- 
corditer  veritatem.  Ob  nimiam  multitudinem  gratiarum  ab  olim  D.  Johanne 
simoniace  concessarum  volunt  plurimi ,  quod  omnes  gratiae  expectativae 
indistincte  revocentur,  et  forte  sie  fiet  in  proxima  cessione.  Vellem  a  paterni- 
tatibus  vestris  informari  occulte  de  rationabili  et  eflficaci  modo,  quo  universi- 
tatibus  et  graduatis  et  doctis  provideri  posset  de  certis  beneficiis  vel  verius 
quo  beneficiis  de  doctis  personis  ac  ydoneis  provideri  posset  in  futurum  in 
casu  quo  coUationes  remanercnt  sedi  apostolicae  reservatae  vel  etiam  in 
casu  quo  ad  ordinarios  redirent  coUatores,  de  quo  mihi  videtur  satis  magna 
necessitas  et  ecciesiae  utilitas,  quia  nostis  quod  plurimi  tam  praelatorum 
i(juam  curialium  sunt  minus  bene  affecti  literati ;  unde  nisi  remedietur  deficien- 
tibus  universitatibus  et  communiter  (convenienter)  literatis  tohis  in  brevi  mun- 
(lus  in  detriinentum  salutis  animarum  plurimarum  gubernabitur  ydyotis.  Praecep- 
tores  ac  magistri  mei  m.  La nibertus,m.  Nicolaus  Dinkelspühel.m.  Bar- 
IhoIomaeusdeEboraco.m.JobannesStockacb  officialis Constantiensis, 
in.  Henricus  Neythard,  dominus  Wy  1  helmus  Kyrlcber,  m.  Conradusde 
If  yldeshaim  m.  Albardus,  m.  W  alt  berus  Lentzburg,  m.  Johannes 
liu  ebner,  m.  Johannes  Hapraeswil,  m.  Johannes  S  tu  ekel  oflTe- 
rente  se  oporlunitate  tractandi  cum  aliis  universitatibus  diligonter  veniunt  ad 
ipsarum  eongrcgationes  nomine  matris  nostrac  univcrsitatis  etc.  et  fideliler 
mihi  astant  collaborando  et  pro  honore  universitatis  comparendo  ut  frequcn- 
tcr    in    congregaliunibus     universitatum   Germaniac    simus    in    tanto    numcro 


30 

quaiito  omnium  aliarum  simul.  Venerabilis  dominus  Johannes  Abczieh  er 
auditor  etc.  eleetus  in  episcopum  Warmiensem  ad  honorem  universitatis  invi- 
tavit  proxime  praeeendenti  dominica  magistros  meos  Nicolaum  Dinkel- 
spühel,  m.  PetrumDekinger  magistrum  ConradumdeHyldeshaim 
et  me  intendens  post  alios  invitare  universitatem  in  hoc  speciaiiter  hono- 
rando.  Non  tepeat  quaeso  sed  amplius  semper  ferveat  vestrae  devotionis  affec- 
tus  ad  misericordem  patrem  omnium  pro  ecclesia  sua  quam  sanguine  redemit, 
quia  revera  oculis  cernimus  et  omnes  eonfiteri  cogimur  quod  omnia  quae  hucus- 
que  gesta  sunt  et  pro  pace  ecclesiae  ipsius  videntur  aeeomoda  non  humanis  con- 
siliis  aut  providentiis  sed  divinis  sunt  instinctibus  et  dispositionibus  asscribenda. 

Cui  et  paternas  vestras  reverentias  commendo.  Datum  Bartholomaei 
Constantiae  per  h.umilem  vestrum  Petrum  de  Pulka. 

Venerabilibus  ae  egregiis  viris  Dominis  n,  Rectori  ceterisque  doctoribus 
et  magistris  alme  universitatis  studii  Wyennensis  suis  praeceptoribus 
favorosis  d.  d.  (Göttvv.  Bibl.) 

IX. 
19.  April  1415. 

(Nachrichten  über  die  Reise  des  Königs.  Gerüchte  von  der  Abdankung 
Peters  de  Luna.) 

Orationes  jugiter  cum  debito  famulatu.  Venerabiles  mei  praeeeptores 
domini  et  magistri!  Totus  reverendissimorum  patrum  ae  sacrae  Constant. 
sinodi  cetus  jam  ultra  duos  menses  suspiriosis  desideriis  expectans  nichil 
certi  audire  potuit  de  serenissimi  d.  regis  et  suorum  nunciorum  ad  Arrago- 
niam  successibus,  usque  heri  circa  horam  6^^^  post  meridiem  deputatis  natio- 
num  insimul  congregatis  venit  quidam  nuneians  eisdem  ,  quod  literae  allatae 
essent,  ipsarumque  lator  apud  dominum  ducem  Hay  dlberg  ensem  tune  esset, 
et  quia  jam  longa  sessione  scilicet  trium  aut  fere  4  horarum  praelati  fuerant 
fatigati  nee  literae  praesentes  erant  decreverunt  in  crastinum  expectare. 
Sed  quia  plures  privatim  literas  sibi  missas  statim  legebant  et  se  bona 
nova  habere  affirmabant,  cunctis  secundum  cordis  sui  desideria  ad  meliora 
interpretantibus ,  evolavit  fama,  quod  literae  missae  sacro  concilio  contine- 
rent  Petrum  de  Luna  jam  papatui  libere  renunciasse.  Et  nescio  quo  dispo- 
nente  post  occasum  jam  solis  omnium  ecclesiarum  Constantiae  campanae 
celeberrimae  compulsabantur  et  multorum  corda  ad  jubilum  levabantur.  Sed 
mane  cum  ipsorum  nunciorum  literae  legerentur,  non  tam  grata,  ut  putabatur 
de  vespera  continebant.  Summa  siquidem  in  ipsis  contentorum  haec  erat,  quod 
dominus  rex  statuto  die  videlicet  15'»  Augusti  Narbonam  prospere  venerit.  Et 
ambassiata  solempnis  domini  Petri  de  Luna  in  Pergigniano  in  distantia 
10  milliarium  alamanicarum  constituti,  videlicet  tres  episcopi  tres  nobiles  et 
sex  doetores  cum  150  equis  dominum  regem  reverentissime  20"»»  die  Augusti 
accesserint,  cum  arcnga  eundem  humillime  ac  reverentissime  suscipiendo,  nun- 
tiantes  suminarie,  quod  dominus Petr  u  s  de  Luna  dummodo  per  suamcessionem 
posset  perfecta  unio  ecclesiae  fieri,  non  solum  paratus  sit  cedere  papatui,  ymo 
Omnibus  suis  rebus  et  vitae  corporali;  cumque   nichil  amplius  nee   in  publiöo 


31 

nec  ad  partemipse  rex  nosse  posset  eos  habere  in  comissis,  attendens  se  hujus- 
modi  generalia  verba  et  promissa  habuisse  hie  Constantiae  ab  ambasiata  ejus- 
dem  Petri  et  regis  Arragoniae,  eos  cumreverentia  debitaad  eundem  remisit.  Tan- 
dem rex A r r a g 0 n u m29"a  die Augusti applicuit  Perpignano  licet  tarn  invalidus 
corpore  ut  omnes  medici  sibi  motum  penitus  dissuaderent,  et  proposuit  ultimo 
die  Augusti  Narbone  cum  domino  rege  R  o  ma  norum  personaliter  eonvenire; 
praevenerunt  ipsum  solempnes  literae  et  nuneil  moram  ultra  statutum  terminum 
corporali  egritudine  legitime  excusantes;  et  quidam  de  suis  pro  certo  d.  Roma- 
norum regi  retulit,  quod  quasi  in  extremo  spiritu  constitutus  cum  jam  ob  vehe- 
raentiam  passionis  arenarum  et  calculi  pene  nulla  esset  etiam  medieis  spes  de 
vita,  cum  gemitu  dixerit:  Nichil  unquam  in  mundo  desideravi  tam  affectuose 
quam  videre  ecclesiam  Dei  reunitam  et  illum  principem,  qui  tanto 
conatu  pro  illa  et  ejus  reformatione  laborat,  ut  nec  rebus  nec  corpori  parcat, 
sed  forte  non  sum  dignus ,  fiat  voluntas  domini ;  quodque  modicura  releva- 
tus  contra  medicorum  consilia  navigio  se  commisit  et  fuerit  bona  spes  de 
ipsius  Salute  etc.  quae  in  copiis  plenius  continentur,  quas  propria  manu  scribere 
in  tam  brevi  non  potui ,  nec  alium  nunc  scriptorem  meliorem  habere  potui 
quare  venerabilis  domine  rector  de  mala  scriptura  consuetum  legere  priusquam 
praesententur  universitati  aut  transumere  facite,  quatenus  in  ejus  congregatione 
expeditius  legi  et  plenius  intelligi  valeant.  Scriptum  19  die  Septembris  etc. 
Super  scripsi  soli  vobis  domine  rector  ut  propter  copias  inclusas  aperiretis, 
altamen  toti  universitati  dignemini  quaeso  praesentare  quia  diu  nequivi  tarn 
grata  nunciare. 

Venerabili  ac  eximio  viro  domino  rectori  almae  universitatis  studiiWyennens. 
domino  suo  favoroso.  (Göttw.  Bibl.) 

X. 

26.  September  1415. 

(Hieronymus  von  Prag.  Nachrichten  über  die   Reise  des  Königs.  Gerüchte 
wegen  der  künftigen  Papstwahl.  Wenzel  Tyem.) 

Venerabiles  praeceptores  mei  et  domini ! 
Post  pauca  quae  20  die  mensis  praesentis  paternis  vestris  dominationibus 
insinuavi  per  baiolium  nobilis  domini  domini  Hart  nid  i  de  Po  tendo  rf  de  bis 
quae  de  Narbona  ambasiatae  concilii  scripserant  nichil  relatione  dignumoccurrit, 
nisi  quod  J  e  r  o  n  y  m  u  s  de  P  r  a  g  a  23  die  ejusdem  mensis  non  ut  prius  sub  vcrbis 
ex  proprio  Corde  formatis  sed  secundum  formam  verborum  perjudices  sibi  prae- 
scriptam  profitendo  katholicam  fidem  in  sessione  publica  concilii  omnes  errores 
.lo  h  annis  W  ikl  e  f  et  Joha  nni  s  Hu  ss  jurando  detestabalur  approbans  sen- 
tentiam  dampnationis  tam  ipsorum  errorum,  quam  personarum,  obligans  etiam  sc 
:»d  severitatem  canonicam  si  unquam  illis  consentaneus  in  posterum  foret,  ipsam 
professionem  etiam  manu  propria  tradens  in  seripto.  Cui  d.  cardinales  judiees 
sunt  genccfsissimi,  sed  alii  sibi  parum  de  persevcrantia  et  cordis  sinceritate 
confidunt;  hinc  puto  usque  ad  adventum  d.  regis  aut  forte  ad  finem  concilii  ipso 
staute  in  vincnlis  scntentia  differetur.  Pridie  dominus  Theodericus  (?)  dccre- 
torium  doctor  existens  incomitatu  ejusdem  d.  regis  scripsit  domino  Domini  co 


32 

doctori  decretorum  quod  ipse  cum  aliis  doctoribus  et  militibus  sccummissis 
ultima  dieAugusti  et  prima  Septembris  fuerint  cum  r  e  g  e  Arragonum  in  Per- 
plgniano  et  cum  eodemsimul  tractaverint  et  concordaverint,  quod  ibidem  debeant 
eonvenire  ambo  reges  cum  Petro  de  Luna  personaliter  ad  tractandum,  et  quod 
sit  optima  spes  de  fine  optato  citius  consequendo.  Quaeso  haec  bona  fidueia 
non  faciat  devotionem  vestram  tepescere ,  quia  dato  quod  actu  cessisset 
maxima  restat  difficultas  de  modo  eligendi  et  electione  summi  futuri  ponti- 
ficis  cum  difficillimum  omnibus  videafur  super  hiis  tres  obedientias  inter  se  et 
cum  dominis  eardinalibus  coneordare.  Sed  et  ipsis  concordantibus  difficillimum 
apparet  omnibus  vitare  discordiam  in  electione  praesertim  propter  nationes 
Italicam  et  Gallicanam,  quarum  quaelibet  vellet  papatum  apud  se  esse  etutraque 
multa  habet  adminicula  intentionis  suae  efficaciter  promotiva.  Idcirco  quaeso 
amplius  semper  vestrae  devotionis  fervor  inardescat  apud  Deum  ne  tanto- 
rum  laborum  et  expensarum  fructus  pereat,  et  tantum  fidelium  desiderium 
fraudetur,  sed  vestris  meritis  compleatur.  Praeterea  de  denunciatione  prae- 
positi  Pataviensis  nondum  habui  desideratum  responsum ;  literas  vestras  ipsi 
sacro  concilio  seriptas  23»  die  praesentis  mensis  suscepi.  Sed  quia  fere  omnia 
puncta  in  ipsis  tacta  jam  apud  reformatores  advisata  sunt,  et  si  quae  restarent 
privatim  ad  eos  deduci  possunt ,  praesertim  quia  de  praebendis  ecclesiarum 
kathedralium  solum  duae  petuntur  pro  graduatis,  cum  reformatores  de  pluribus 
advisaverint  et  universitates  pro  pluribus  instare  verisimiliter  disponent ,  ne 
ipsarum  intentioni  et  promotioni  pigriori  impedimentum  vel  occasionem  impe- 
dimenti  parare  videantur  apparet  magistris  meis  m.  Lamperto  et  m.  Nicoiao 
Dinkel  spuh  el  sieut  et  mihi  quod  non  sint  praesentandae,  cum  omnis  earum 
effectus  equaliter  vel  convenientius  ad  notitiam  concilii  deduci  valeat  praeter  hoc 
solum  quod  vestrarura  paternitatum  diligentia  latebit.  Et  hoc  tolerabilius  prae- 
misso  dampno  penitus  judicamus.  Scriptum  Constantiae  26  die  Septembris 
anno  d.  1415. 

Humilis  vestr.  paternitatum 
Petrus  de  Pulka. 
Venerabilibus  ac  egregiis  dominis   domino  n.  rectori  ceterisque  doctoribus 
et  magistris  alme  universitatis  studii  Wyenns.  dominis  et  praeceptoribus  favoro- 
sissimissuis.  (Göttw.  ßibl.) 

XI. 

27.  September  1415. 

(Wenzel  Tyem.  Pulka's  Ansicht  über  die  Anklage  gegen  denselben,  und  die 
vorzunehmenden  Schritte.  *) 

*)  In  dieser  Angelegenheit  beschloss  die  Universität  am  28.  October  1415  alle 
Papiere  an  Pulka  zuschicken,  die  zum  Behufe  seiner  Anklagung  vor  dem 
Concil  dienen  können,  sammt  einer  Declaration  der  Juiisten-Facultät ,  betref- 
fend die  Frage:  „quam  potestatem  habuissent  predicti,  Wenceslaus  Thiem  et 
suus  collega  Pax  de  ßononia  ad  predicandum  crucem  contra  Ladislaum  de 
Doracio  regem  SiclUe,  und  zwar  ad  denunciandum  predictos  Wencz.  et  pacem 
sacro  concilio  Constanc.  ut  pro  suis  excessibus  punireteosdem."  Kink  II,  13,50. 


33 

über  die  Verleihung  der  Pfründen  und  Provisionen,  Verfassung  der  rotuli. 
Hieronymus  von  Prag.) 

Venerabilis  doniine  reetor  !  Literas  dominationis  vestrae  datas  9"'»  dieSep- 
tembris  27™*  ejusdem  suseepi  in  quibus  inter  cetera  scribitis  quod  Universität! 
ineautum  videatur  d.  Wenzeslauum  Tyem  de  suis  injuriosis  et  detractoriis 
verbis  deferre ;  fateor  quidem  et  idipsum  teste  domino  nieo  ordinario  eon- 
corditer  sentiebamus. 

Nee  hoe  seribendo  intendebam,  sed  quod  denunciaretur  coneilio  super 
enormissimis  failaeiis  et  deeeptionibus  quibus  Christi  fideles,  praedieando  eir- 
cum  minime  deeipere  formidabat,  unde  et  me  signanter  hujus  gratia  seripsisse 
reeolo,  quod  in  easu,  quo  ipsa  ejus  denuneiatio  per  me  fienda  foret,  quod  mihi 
mitterentur  copie  sue  bulle,  ejus  deelamat  iones  doetorales  et  forme  absolutionis 
qua  sui  comissarii  utebantur,  et  informationes  de  suis  excessibus  quantum  tarnen 
autentiee  fieri  posset.  Quodque  dominus  noster  generosissimus  D.  Albertus 
Serenissimus  dux  Austrie  etc.  hortaretur  quatenussimilem  denunciationem 
suis  ambasiatoribus  committere  dignaretur  et  petitionem  quatenus  de  sufticienti 
cautela  deceptis  per  ipsum  fidelibus  per  concilium  provideretur  ne  credentes  se 
der  eundem  W.  et  ejus  commissarios  a  reservatis  absolutos  criminibus  impoeni- 
tentes  in  eisdem  dampnabiliter  morerentur.  Cetera  quae  scribitis  possetenus 
exequar  temporibus  opportunis.  Haec  si  placet  ad  matrem  meam  universitatem 
deducere  poteritis.  Attamen  quod  omnino  ordinetis  ea  ab  omnibus  celari  ut  odia 
evitentur.     Scriptum  eadem    die  Septembris. 

Vester  Petrus  de  Pulka  orator  humilis  et  servitor. 

(Auf  einem  beiliegenden  Zettel.)  De  coUationibus  beneficiorum  et  provi- 
sionibus  universitatum  non  bene  intelligo  quomodo  signandi  essent  rotuli 
universitatum  si  coUationes  reraanerent  apud  ordinarium  quia  scribitis  sive 
collationes  apud  papam  sive  apud  ordinarium  remaneant  disjunctive  quod 
universitates  rotulos  habeant  etc.  Dudum  nuper  scripsi,  quod  d.  Went  z  es- 
laus  praepositus  pataviensis  personaliter  citatus  est  ad  comparendum  ad 
kalendas  Octobris.  Et  si  placeret,  ipsum  de  suis  excessibus  quos  praedieando 
circum  commisit,  scriptis  vestris  denuneiare  coneilio,  vel  mihi  committere 
ut  universitatis  nomine  denunciarem,  quod  magistro  meo  m.  Nicoiao  de 
Dinkels p übel  magls  placet,  possetis  instare  circa  serenissimum  d.  nostrurp 
dominum  AI  her  tum,  quod  ipse  etiam  suis  ambasiatoribus  similia  comit- 
tere  dignaretur.  Et  mihi  transmittere  copias  buUarum  suarum  et  declamationes 
doetorales,  et  formam  absolutionis,  qua  sui  commissarii  utebantur,  et  informa- 
tiones de  suis  excessibus  etc.  tunc  haec  opportuno,  vel  saltem  mihi  intentionem 
vestram  rescribere  ut  sollieitudinem  diutinam  de  hoc  saepius  vobis  scribendi 
postponuni.  Et  haec  omnia  teneantur  omnino  secrete  ad  vitandum  odia  sine 
effectu.  Item  transmitto  per  praesentem  exhibitorem  S.nempe  professum  ordinis 
8.  Benedict!  copiam  professionis  Jeronymi  apertam,  quia  non  nocet  ymo 
verius  prodcst  si  aliis  quibuslibet  innotescat. 

Venorabili  ac  eximio  magistro,  ülrico  de  Petavia  rectori  ahne  universitatis 
studii  Wicnn.  ncrc  theologie  bacaulareo  formato  et  m.  artium  praeceptori  et 
domino  suo  singiilari. 

(Cottw.  Bibl.) 
Archiv.  XV.  3 


34 


XII. 

15.  October  141S. 

(Sehreiben  des  Cardinais  S.  Eustachii  über  die  Zustände  in  Rom.  Par- 
teiungen  ,  Krieg  ,  Verarmung.  Gerücht,  dass  Petrus  de  Luna  nicht  abdanken 
wolle.   Angebliche  Abgesandte  desselben  in  Rom. 

Nachrichten  von  Narbonne.  Vereinigung  mit  den  Griechen.  Polnische 
Gesandtschaft  von  Krakau. 

Nachrichten  vom  Könige  aus  Perpignan. 

Hieronymus  von  Prag.) 

Venerabiles  mei  praeceptores  domini  et  magistri  ! 
Paternarum  vestrarum  dominationum  aures  ex  innatis  pietatibus  ad  audien- 
dum  bonum  matris  ecclesiae  semper  erectas  nequiens  placidius  consolari  quam 
quae    ad    pacem    ejusdem  in  sacro  geruntur  concilio  scribendo;  et  iam  parva 
non  indignum  censeo  eisdem  vestris  paternitatibus  etsi  quanam  cum  fatigatione 
earundem    valeo,     nunciis    saltem   occurrentibus     exarare.     Sabbatho    quidem 
quae  erat  5*»  Octobris  in  congregatione  deputatorum  omnium  nationum  legeban- 
tur  literae  quas  reverendissimus  d.  n.  cardinalis  scti.   Eustachii  legatus  sedis 
apostolicae  de  statu  urbis   Romanae  et  aliorum  bonorum  ecclesiae  ipsi  coliegio 
cardinalium  scripserat  summarie  continentes,  quod  ipsa  urbs  Romana  ceteraque 
fortalitia  patrimonii    ecclesiae    tam   intestinis  bellis  quam  exteris  tante  esset 
attenuata  divitlis  quod  nisi  in  brevi  notabili  quantitate  pecuniae  suceurreretur, 
quin  satisfieret  armigeris  nequaquam  posset  in  subjectione   ecclesiae    conser- 
vari;  unde  petebat  et  celeriter  de  summo  provideri  pontifice  etdesubsidio  expen- 
sarum.  Idipsumetiamscribebantofficiales  camerae  urbis  Romanae.  Item  scribebat 
idem  d.  cardinalis  quod  quidam  olym    ejus    in   legibus    discipulus   nunc    vero 
studens  juris  canonici  puto  de  Florentia  sibi  scripserit  petendo,  quatenus    sibi 
et  cuidam  fratri  Johanni  episcopo  n.  ordinis  praedicatorum  nuncio  d.Petri   de 
Luna  aut   saltem  alteri    ipsorum  salvum  conductum    concedere  dignaretur  ad 
tractandum  secum  quaedam  ardua  ex  parte  ejusdem  d.  Petri  de  Luna.  Ipse  vero 
dubius  quid  expediret  praehabito  consilio  quorundam  fidelium   ecclesiae  decre- 
visset  ipsorum  annuere  petitioni  ambobus  parando  salvum   conductum  petitum^ 
Qui  advenientes  coram  eisdem  eonsulentibus  eundem  d.cardinalem  nomine  prae- 
fati  Petri  de  Luna  cum  maxima  hortati  fuissent  instantia,   quatenus   urbem 
Romanam  ceteraque    ecclesiae  bona  in  fidelissima  servaret  custodia,  ipsosque 
Romanos  et  aiios  ecclesiae  Romanae  subditos  inclinare  vellet  modis  congruis  ad 
sibi  parendum  ipsumque  ut   summum  pontificem  Romanum  suscipiendum.    Et 
ipse  possibili  sibi  acceleratione  satagere   vellet  Romam    accedere  personaliter 
sedemque  suam  inibi  coUocare.    Cumque  ipse  de  Cardinalis  diceret,   haec  esse 
dissona  hiis  quae  ambasiatae  nedum  regis   Arragonum    sed  etiam  ipsiusmet 
Petri  de  Luna  nuper  Constantiae  de  intentione  ejus  Petri  ad  dandam  pacem 
ecclesiae  d.  regi  Romanorum   exposuerant  ac   eis,    quae   cottidie    Constantiam 
deArragonia  describuntur,respondet  idem  frater  Johannes   quod  certus esset 
quod  ipse  d. Petrus  de  Luna  nequaquam  papatui  renuntiaret;  nisi  ambo  sui 
adversarii  in  plena  constituti  libertate  libere  renunciarent :    quodque  ea,   quae 


3S 

"Constantiae  referentur  scripta  esse  deNarbona,  nequaquaminde  esse  scripta,  sed 
hie  Constantiae  conficta.  Cumque  idem  d.  cardinalis  audiret  eos  omnino  velle 
contraria  concilio  practicare,  ipse  eos  licenciaverit  committens  quod  nequaquam 
in  dominio  ecclesiae  moram  traherent,  sed  cito  egredi  non  tardarent.  Ex  quibus 
quoriimdam  consternebantur  animi  ,  quasi  Petrus  de  Luna  viam  cessionis 
intenderet  declinare.  Verum  sequenti  feria  2''a  dominus  Sar  esbur  gensis  in 
congregatione  deputatorum  ex  adverso  retulit,  optima  esse  scripta  de  Narbona 
addens,  quod  etiam  esset  spes  magna  de  reductione  Graecorum  ad  ecclesiam 
Romanam.  Et  ambasiata  Pol  oniae  praesentavit  literas  regis  Cracoviae  sibi 
super  hoc  missas  ad  insinuandum  concilio,  quaesummariae  continebaut  quodfrater 
Theodor  US  ord.  praedicat.  vicarius  Constantinopolitanus  in  graeca,  latina  et 
ruthenica  unguis  peritus  ad  ipsum  in  eadem  causa  venerit,  per  quem  etiam 
speraret  gentem  suam  Ruthenicam  a  fide  christi  deviam  reducendam.  Sic  alter- 
nantur  relationes  variae  et  ambiguae  nunc  prosperae  nuncadversae  paucae  vero 
certae.  Nisi  quod  sequenti  feria  6'aqueerat  ll"iaOctobris  adveneritliteradomini 
Rige  nsis  data  24  die  Septembris  summariter  continens,  quod  reges  R  oma- 
norum  etAragoniae  starent  in  tractatu  Perpigniani  et  per  4  personas  duas 
ex  parte  regis  Romanorum  una  ex  parte  regis  Arragonum  et  una  ex  parte  P  e  t  r  i  de 
Luna  tractarent,  et  esset  optima  spes  de  optata  conclusione.  Similia  conti- 
nentes  liferae  legebantur  hodie  sed  alia  vaga  quae  hinc  inde  referuntur 
scribere  non  curo,  ne  forte  me  scribente  falsitatis  assertio  confirmetur.  Jero- 
ny  m  u  s  stat  ut  prius  nisi  quod  videtur  quibusdam  in  bonitate  voluntatis  aliqua- 
nter tepescere.  De  fine  concilii  nemo  novit.  Datum  Constantiae  15  die 
Octobris. 

Paternitatum  v.  humilis 
Petrus   dietus    de   Pulka. 

Venerabilibus  ac  egregiis  dominis  domino  n.  rectori  totique  cetui  doctorum 
et  magistrorum  almae  universitatis  studii  Wyenn.  suis  praeceptoribus  et 
dominis  metuendis  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XIII. 
7.  December  1415. 

(Nachrichten  von  Perpignan.  Thomas  doctor  deeretorum  wird  von  dort 
nach  Wien  kommen.  Schreiben  des  Erzbischofes  von  Riga  über  den  König. 
Petrus  de  Luna.  Unterhandlungen  mit  ihm.  Flucht  desselben.  Gesandtschaft 
des  Königs  von  Polen  und  seiner  Brüder.  Versicherung,  mit  dem  Concil  zu 
halten,  und  Ungern  vor  den  Türken  zu  schützen.) 

Venerabilcs  doraini  et  praeceptores!  De  successu  serenissimi  Roma- 
norum etc.  regis  ac  ambasiate  concilii  in  tractatibus  pacis  ecclesiae  cum 
Petro  de  Luna  post  ea ,  quae  nuper  per  venerabilem  patrem  dominum 
Lconhardum  priorem  gcmniccnsem  scribebam,  multa  quidem  cottidie 
referuntur  incerta  quae  ne  vestris  maturitatibus  etiam  tanquam  rclata  vobis 
referentibus  auctoritatem  accipiant ,  quia  frequenter  sibi  ipsis  contraria  et 
vcritati  dissona  inveniuntur,  et  nunc  bona  nunc  mala  reticere  statui.  Verum 
de  certo  noveritis,  quod  28.  die  Novcmbris  rediit  de  Perpigniano  et  Narbona 

3» 


36 

dominus  Thomas  doctor  deeretorura  qui  credo  pertranseundo  Wyennam 
reverentias  vestras  de  statu  dicti  tractatus  plenissime  informavit.  Venit  et 
quidam  nuneius  nationis  nostre  portans  literam  domini  archiepiscopi  Rigen- 
sis  quae  legebatur  Andreae  summarie  continens,  quod  dominus  rex  videns, 
se  solo  verborum  pasci  vento  die  ultima  Oetobris  sine  spe  optati  finis  se  ad 
recessum  a  Perpigniano  disposuerit  premittendo  coquinam  suam ,  et  alios 
ipsum  comitantes  quos  volebat,  quod  audiens  rexArragonum  cum  suis  in- 
stabat,  quod  saltim  ad  triduum  Perpigniani  remaneret  ipse  sibi  veliet  finem 
faeere.  Qui  pacis  ecelesiae  avidissimus  desiderator  non  solum  ad  triduum, 
ymo  ad  quintum  diem  ibidem  remansit.  Sed  iterum  considerans  verbis  effec- 
tum  non  dari  post  prandium  puto  5*»  die  Novembris  abiit  Narbonam,  omni 
jam  spe  destitutus.  Quod  audientes  rex  Arragonum,  et  ambasiate  regum  Na- 
varre  etCastelle,  et  communitatum  notabilium  de  obedientia  dicti  Petri 
de  Luna  satis  stupefacti  instabant  apud  ambasiatam  concilii,  quatenus  ipsum 
dominum  regem  ad  redeundum  vel  saltem  exspectandum  aliquantulumin  Narbona 
inducerent,  promittentes,  quod  uno  trium  modorum  omnino  vellent  finem  scis- 
mati  imponere,  vel  quod  ipse  Petrus  de  Luna  sponte  renunciaret  papatui 
vel  quod  premissa  monitione  canonica  per  quinque  dies  sibi  obedientiam 
concorditer  subtraherent,  vel  sua  pertinacia  exigente  captivitati  traderent. 
Et  4ta  hora  noctis  dicti  rex  et  regum  etc.  ambasiatores  sollempnem  lega- 
tionem  miserunt  Narbonam  ad  d.  regem  de  premissis  ipsum  possetenus  cer- 
tificantes.  Qui  pacis  ecelesiae  zelantissimus  remisit  suos  fidis&imos  Per- 
pignianum  prestolans  ipse  Narbone  inter  quos  erat  dictus  d.  Rigensis  qui 
ipsam  literam  redeundo  in  medio  inter  Perpignianum  et  Narbonam  nono  die 
Novembris  hora  nona  post  meridiem  dederat,  sicque  post  desperationem  iterum 
aliqualis  spes  rediit  unionis.  Item  2''a  die  Decembris  dominus  Sarisbur- 
gensis  in  congregatione  nationum  retulit  d.  cardinali  de  Brancatiis,  sibi 
ipsis  dominis  Colocensi  etSlewicensi  praescriptis  conformia  penitus  esse 
scripta  adjieiens  quod  ipse  d.  Petrus  de  Luna  audiens  premissam  obe- 
dientiae  suae  intentionem  stupefactus  velut  mortuus  homo  effectus  de  Per- 
pigniano  cum  duobus  suorum  cardinalium  et  magna  raultitudine  armatorum 
in  4  galeis  recesserit  ad  quoddam  fortalitium  fortissimum  fugiendo,  quodque 
sui  proprii  pacis  ecelesiae  zelantissimi ,  qui  ipsum  antea  ut  sanctissimum 
devotissimo  venerabantur  affectu,  jam  ipsum  tanquam  dyabolum  detestentur. 
Item  eodem  die  dominus  episcopus  Dolensis  referebat  pro  eerto  domino 
V  erd  ensi  me  audiente  quod  dieto  domino  cardinali  de  Brancatiis  scriptum 
esset,  quod  IS^  die  Novembris  esset  obedientia  solemniter  subtracta  per  reges 
et  communitates  superius  nominatos,  et  idem  d.  Verdunensis  idem  retulit  in 
plena  congregatione  totae  nostrae  Germanicae  nationi.  Verum  hoc  minus 
certum  reputo  quia  aliis  non  audio  fore  scriptum.  Item  Barbarae  tres  nota- 
biles  proceres  in  tota  concione  concilii  in  ambasiata  nova  regis  Cracoviae, 
et  fratris  ejus  Alexandri  alias  Wytoldi  ultra  priorem  ambasiatam,  quam 
cottidie  hie  habuit  idem  rex  proponebant  oblationem  eorundem  regis  et  dueis 
ad  asstandum  ipsi  coneilio  et  regi  Romanorum,  et  possetenus  cooperandum 
ad  treugas  et  communiter  pacandum  IJngariam  a  Turcis  aut  si  oporteret,  in 
absenfia  regis    fidelitor   defendendam  et  propugnandam  excusantes  eosdem  a 


i 


37 

detractorum  impositione  quam  emuli  ipsorüm  eis  imponant,  quod  Turcis 
contra  Un^ariam  auxiüum  prestiterint  vel  favorem.  Satis  angor ,  quod  multis 
quae  de  necessitatibus  meis  seripsi  etiam  per  plures,  quos  certos  reputavi, 
nullum  jam  fere  in  duobus  mensibus  ascendentibus  tarnen  pluribus  praeser- 
tim  de  üngaria  etiam  Wyenne  moram  trahentibus  habere  merui  responsum. 
Mora  domini  regis  de  die  in  diem  trahitur.  Nescitur  an  ante  festum  pasee 
concilium  eoncludi  valeat.  Non  multum  ultra  duos  menses  mihi  sumptus 
sufficiunt  quia  ultra  censum  jam  debitum  vix  circa  24  florenos  adhuc  habeo, 
etiam  omnibus  computatis ,  de  quibus  3  vel  4  verisimiliter  expendam  pro 
actis  concilii  copiandis.  Scriptum  festinanter  7"™^  die  Decembris  in  noctis 
profundo,  propter  inopinatum  latoris  reeessum. 

Vester  Petrus  de  Pulka. 

Venerabilibus  ac  egregiis  dominis  domino  n.  rectori  totique  cetui  doctorum 
et  magistrorum  almae  universitatis  studii  Wyenne  suis  praeceptoribus  favo- 
rosissimis  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 


XIV. 

17.  December  1415. 

(Schreiben  des  Erzbischofes  von  Riga  über  die  Reise  des  Königs  und  die 
Unterhandlungen  mit  Petrus  de  Luna.) 

Venerabilis  mi  domine  ac  recolende  mihi  jngiter !  14*»  Decembris  quaedam 
literae  reverendissimi  patris  d.  archiepiscopi  Rigensis  afFerebantur  datae 
21.  die  Novembris  in  summa  hiis  quae  priores  canebant  et  hiis  quas  7n»a  die 
praesentis  mensis  et  vobis  et  matri  meae  universitati  scripseram,  satis  concor- 
des ;  nisi  quod  commemorando  reeessum  Petri  de  Lunaa  Perpigniano 
annexum  continebat,  quod  d.  rex  Romanorum  et  ambasiata  concilii  exspectarent 
sub  spe  si  per  subtractionem  obedientiae  eidem  Petro  fiendae  possent  ad 
unionem  ecclesiae  devenire,  ex  quo  clare  elicitur,  quod  non  est  eidem  facta 
obedientiae  substractio  die  loa  Novembris  quemadmodum  nuper  scriptum 
reverendissimo  d.  n.  cardinali  de  Brancaciis  dicebatur.  Et  ego  credo  me 
scripsisse  quod  id  foret  incertum  ,  quia  alias  et  aliis  verosimiliter  foret 
scriptum.  Alia  non  occurrnnt ;  sed  hoc  potestis  matri  meae  universitati  et 
omnibus  singillatim  referre  mei  nomine,  cui  non  scribo  nunc  ,  quia  pro  tam 
exiguo  ipsam  indignum  reor  specialiter  congregare.  Scriptum  17»  die  Decem- 
bris anno  d.  1415. 

Vester  Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabill  ac    egregio    viro    d"»-    n.    rectori    almae    universitatis    studii 
Wyenn.  suo  praeceptori  ac  domino  favoroso  d.  d. 
(Göttw.  Bibl.) 


38 

XV. 

22.  December  14i5. 

(Über  die  Angelegenheit  des  Wenzel  Tyem.  Geldsachen.  Hoffnung  auf 
Schluss  des  Concils. 

Die  Gerüchte  über  die  Abdankung  des  Petrus  de  Luna  bestätigen  sich 
nicht.  Hieronymus  von  Prag. 

Streit  des  Capitels  von  Strassburg  mit  dem  Bischöfe.) 

Venerabilis  mi  praeceptor  et  domine.  Litteras  ae  mandata  recolendae 
semper  matris  meae  universitatis  ae  vestras  datas  18.  et  27.  diebus  Octo- 
bris  ex  parte  denunciationis  domini  Wentzl  Tyem  praepositi  patav.  etc. 
et  alias  datas  die  25.  Novembris  heri  jocunde  suscepi  et  SO  florenos  in  auro 
pro  suinptibus  per  honorabilem  virum  m.  MathiamdeWalsee;  verum  quod 
quia  jam  ferein  tribus  mensibus  ad  multa  quae  scripsi,  nuUum  habui  respon- 
sum,  considerans  consilium  ultra  communem  aestimationem  hominum  verisimi- 
liter  prolongandum,  recepi  nuper  a  venerabili  patre  d.  Leonhardo  priore 
Gamnicens  i20ducatos.  Et  post  nescius  illiusprovisionis recepi  etiam  a  venera- 
bili magistro  Nicoiao  de  Dinkelspuhel  10  florenos  renenses,  quos  idem 
magister  Nico  1  aus  recepit  in  commendam  ad  transmittendum  cuidam  studenti 
Wyenam  nomine  Conradus  RockdeRotenburga  notus  magistro  Curiae  de 
Rotenburg  etGeorgio  Haraio.  Et  spero,  quod  concilium  cooperante  Deo 
non  protendatur  in  tantum,  quin  illa  pecunia  michi  sufficiat.  Quare  peto  quatenus 
eidemConrado  Rock  eosdem  10  florenos  ren.  procuretis  solvere  indilate. 
Sepe  libenter  scriberem  de  processu  coneilii  si  quidquam  relatione  dignum 
oceurreret,  ultra  ea,  quae  nuper  per  cappellanum  d.  abbatis  Scotorum 
et  post  per  quemdam  scolarem  Slesitam  vel  Polonum  scripsi ,  multa  qui- 
dem  referuntur  incerta  hodie  optima  cras  pessima  et  vicissim  contraria,  bona 
non  credimus  quia  sepissime  prius  decepti  sumus,  ut  nuper,  ante  Michaelem 
quod  Petrus  de  Luna  actu  cessisset  et  noviter,  quod  post  ejus  recessum 
de  Perpigniano  subtracta  sibi  esset  obedientia,  quorum,  primum  tam  palam 
famabatur,  ut  pro  jubilo  et  gratiarum  actione  post  occasum  solis  omnes 
campanae  Constantiae  compulsarentur.  Et  dominus  Dolensis  referebat  domino 
Verdensi  secundum  esse  scriptum  domino  cardlnali  de  Brancaciis,  quae 
ambo  tandem  coinperiebantur  dissona  veritati  imo  incerta  ;  et  si  quaenam  magna 
et  placentia  videantur  et  satis  magnis  dicantur  scripta  vel  relata  et  ab  ipsis 
ut  sie  accepta  referantur,  statui  ad  vitandam  mendacii  suspicionem  calamum 
teinperare.  Non  scribo  matri  meae  universitati,  quia  tam  exiguis  ipsam  for- 
mitlo  literis  occupare,  cui  et  vobis  me  desidero  fore  jugiter  commendatum. 
Scriptum  in  crastino  S,  Thomae  videlicet  22»  die  Decembris  anno  domini  1413. 

Humilis  vester  Petrus  dictus  de  Pulka. 

Jeronimus  stat  in  priori  statu;  laboratur  praedisposite  in  causa 
reformationis  ecclesiae.  Tractatur  et  causa  ecclesiae  Argentinensis  cujus 
capitulum  cepit  electum  ut  dicitur  cum  consensu  vel  adjutorio  civitatis  impo- 
nens  sibi,  quod  alienando  destruxerit  ecclesiam  et  nudaverit  usque  ad  unicum 


I 

I 


39 

fortalitium,  quod  etiam  jam  alienare  disposuerit  et  relinquendo  ecelesiam  con- 
trahere  matriraonium  pro  utraque  parte,  sunt  maximae  disputationes  domi- 
nus donet  in  hac  et  aliis  causis  justitiam  praevalere.  Magistri  in  theologia  jam 
dederunt  in  seriptis  singuli  suas  sententias  de  novem  assertionibus  per 
eancellarium  Parisien,  denuntiatas,  Haec  addidi  ex  superhabundanti  ut  noseatis 
quod  libenter  magna  seriberem,  si  haberem. 

Veneiabili  ae  eximio  domino  n.  reetori  almae   universitatis  studii  Wyenn. 
suo  praeeeptori  ae  domino  favoroso  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XVI. 

1.  Jänner  1416. 
(Nacbrichten  von  König  Sigmund.  Freude  darüber  in  Constanz.) 

Venerabiles  patres  magistri  ac  domini  jugiter  metuendi!  A  quinque 
nunc  mensibus  paternis  v.  dominationibus  scribendi  materiam  me  non  habere 
querulatus  sum,  sed  nunc  propricio  deo  obtuüt  se  mihi  gaudiosa,  ut  nunciare 
habeam  vobis  gaudium  magnum  quod  erat  omni  populo  christiano;  nam  29  die 
Decembris  de  vespera  praesentabantur  deputatis  nationum  concilii  egregiae 
majestatis  et  ambasiatae  ejusdem  literae  gaudiosae ,  quarum  tenorem  ob 
firmiorem  certitudinem  hiis  includo  ;  quibus  lectis  inter  horam  4tam  et  5*»™ 
post  meridiem  una  cum  litera  regia  ad  comitem  palatinum  etc.  in  noctis 
crepusculo  episcopi  etc.  qui  aderant,  unanimiter  ascendebant  in  templum 
ecelesiae  cathedraüs  jubilando  cantantes  inibi  „Te  Daum  laudamus"  eonso- 
nantibus  solempnissime  omnibus  civitatis  campanis  interpolatim  usque  ad  horam 
fere  nonam.  In  crastino  pro  gratiarum  actione  celebrabatur  missa  solempnis 
Deo  Sanctissimo.  Et  post  materia  legationis  declarabatur  loco  sermonis  qui 
tam  inprovise  fieri  non  poterat  ;  legebantur  et  litterae  praedictae  duae  con- 
cilii. Et  quaedam  alia  per  quemdam  secretarium  cuidam  ad  partem  scripta, 
quae  ultra  alias  continebat,  quod  ultra  alias  difficultates  serenissimo  d.  regi 
in  traetatu  factas  etiam  objecta  essent  sibi  plura  gravissima  erimina  et  impro- 
peratum  de  pluribus  (contra)  papam  etiam  in  traetatu  concilii  actis  in  quibus 
se  tam  patienter  et  mite  amore  unionis  ecelesiae  gessisset  ac  rationabilissime 
excusaverit  quod  mirabile  apparet  et  inhumanum  in  super  quod  et  se  adeo 
erga  sathanam  primum  Petrum  de  Luna  humiliaverit  quod  etiam  nee  potue- 
rit  facere  simplex  miles.  Et  per  haec  omnia  vix  illos  cautelosos  Catelonos 
valuerit  evincere  et  ad  caritatem  et  pacem  aliqualiter  inclinare  ymo  quod 
adeo  multipliciter  fuerint  variati  et  instabiles  tractatuum  status  et  termini  ut 
quod  hodie  videbatur  quasi  conclusum  cras  in  disputativam  disceptationem 
vertebatur.  Et  saepe  dum  se  putarent  prospere  tractatus  ingredi  affuit  inter 
eos  dissipans  concilia  praeconcepta.  Attamen  conclusus  esset  modus  unionis 
perfectae  licet  forte  terminus  praefixus  et  termini  medii  longitudo  esset  ipsi 
concilio  aliqualiter  onerosus.  Conclusiones  autem  capitula  articuli  et  puncta 
non  sunt  certitudinalitcr  et  manifeste  nota  ,  sed  rclationi  ambasiatae  concilii 
reservata,  quae  et  tempore  suo  de  ipsis  certificatus  describam;  haec  revera 
jocunda  consolatio  et  si  non  de  jam  conservata  unione  fuerit  sed  dumtaxat 
de  promissione  eontigentis  futuri,  attamen  in  tanta   concilii  angustia   divinitus 


40 

superveniens  tanto  letiores  reddidit  pios  patrum  animos  quanto  jam  diutur- 
nissima  dilatione  spei  gravius  erant  aflFIicti;  niim  cum  jam  ad  5'"™  mensem 
a  domini  regis  etc.  absentia  solum  tres  literae  fide  dignae  una  regis  ad  con- 
cilium  in  die  omnium  sanctorum,  aliae  duae  domini  Rlgensis  ad  nationem 
Germanicam  et  satis  superficiales  perfunctoriae  et  universales  quarum  etiam 
ultima  minus  fiducialiter  praecedentibus  loquebatur  advenerint  nimium  fatiga- 
bantur  piorum  patrum  animi.  Sed  et  relatus  diversi  et  sibi  invieem  adversi 
cottidie  licet  ineerti  evolantes  nunc  optimi  eras  pessimi  ipsos  nimium  per- 
turbabant  et  adeo  ut  jam  nonnullis  licentiam  recedendi  petentibus  allegando 
defectum  sumptuum,  necessitatem  suarum  ecclesiarum  et  hujusmodi  timere- 
tur  dissolutio  concilii  imminere.  ünde  ipso  die  s.  Innocentium  ceperunt 
tractare  de  ambasiata  mittenda  ad  ipsum  dominum  regem  etc.  et  ambasiatam  ad 
eos  revocandum  indilate,  nisi  forte  infra  brevem  terminum  optatam  referre 
possent  pacis  conclusionem  nee  amplius  se  vanis  verborum  ventis  pertrahi 
sinerent  ne  forte  in  pejus  etiam  concilium  sine  alio  fructu  inaniter  solveretur. 
Erat  tune  non  modica  anxietas  de  mittendis  nunciis  talibus  et  tantis,  quales  et 
quanti  in  tanto  sufficerent  negotio  ac  decerent  majestatem  regiam  auctoritatem 
ecclesiae  ac  de  expensis  tantis  et  aliis  hujusmodi  oportunis  hortabatur  quasi 
flendo  ad  patienter  tolerandum  d.  Gnesensis  archiepiscopus  et  mittendum 
celeriter  et  tam  sincere  ut  alios  potuerit  ad  lacrimas  provocare.  Sed  in  tantis 
perplexitatibus  advenit  desiderata  consolatio  nimis  grata,  quae  adeo  exhilara- 
vit  omnium  eorda  ut  etiam  tempore  elevationis  post  sanctus  usque  ad  oratio- 
nem  dominicam  tubae  et  fistulae  altis  vocibus  concreparent  et  post  missam  in 
processione  concilii  similiter,  ac  cerei  plures  deportarentur  et  alia  ostenderen- 
tur  indicia  gaudiorum.  Attamen  nee  in  bis  sathan  defuit  moliens  inserere 
materiam  tristitiae  ac  lamenti ;  nam  ante  missam  dum  reverendissimi  d.  cardi- 
nales  etc.  congregarentur,  praesentabantur  oeto  literae  de  Bohemia  appensis 
452  sigillis  nobilium  procerum  et  baronum  contra  concilium  ex  parte  Huss 
etc.  Scribere  nequeo  propter  repentinum  et  inopinatum  recessum  latoris. 
Scriptum  1'«^  die  Januarii  anno  1416. 

Petrus  Pulka  non  potui  emendare 
praesentes,  nee  copiare. 

Venerabilibus  ac  egregiis  viris  dominis  n.  rectori  totique  cetui  doctorum  et 
magistrorum  almae  universitatis  studii  Wyennens.  etc.    • 
(Güttw.  ßibl.) 

XVII. 
15.  Jänner  1416. 
(Petrus  de  Pulka  an  den  Prior  Leonhard  der  Karthause  Gaming. 
Über  die   Gesandtschaft  des  Concils  an  Petrus  de  Luna.    Schreiben    des 
Königs    Sigmunds    an  das  Concil  und    an   den  Pfalzgrafen   sind  angekommen. 
Günstige  Aussichten    auf  Frieden. 

Schreiben  an  den  Patriarchen  von  Antiochia.  Lob  des  Königs.  Anklagen 
der  Böhmen  gegen  das  Concil.  Schreiben  des  Bisehof  von  Riga  aus  Avignon. 
Das  Concil  wird  noch  lange  dauern.) 


41 

Orationes  cum  debito  jugiter  famulatu.  Venerabilis  pater  post  recessum 
vestrum  hinc,  de  tractatu  Serenissimi  Romanorum  regis  ete.  et  ambasiatae 
concilii  cum  Petro  de  Luna  et  ejus  obedientia  ex  parte  unionis  ecelesiae 
nil  certum  relationeque  dignum  oeeurrit  usque  ad  crastinum  s.  Innocentium. 
Sed  diversa  et  adversa  relata  incerta  de  die  in  diem  alternabantur  nunc 
bona  nunc  mala,  quorum  varietas  ac  multiplieitas  piorum  animos  patrum 
quasi  spem  dejieiendo  nimis  aftlixit  tedioquc  affecit  adeo,  ut  in  die  s.  Inno- 
centium tractare  inciperent  de  ambasiata  ad  d.  regem  et  ambasiatam  ipsius 
concilii  transmittenda  Narbonam  quatenus  in  omnem  eventum  etiam  negotio 
infecto  redirent  indilate  nee  ulterius  vano  votorum  vento  in  gravamen  con- 
cilii ibidem  se  sinerent  detineri,  cum  jam  verosimiliter  apparet  ,  si  ipsius 
Petri  de  Luna  suaeque  obedientiae  sineera  foret  intentio  ad  pacem  ecelesiae 
an  sinistra  aut  effectus  aliquis  bonae  spei  erectus  ;  sie  autem  pene  desolatur 
et  desperatur.  In  crastino  Innocentium  apparuit  pastoribus  congregatis 
Christi  angelus  idest  nuncius  domini  nuncians  pacem  in  terra  hominibus 
bonae  voluntatis  per  literas  regias  unam  coneilio  alteram  comiti  Palatino  ac 
literam  ambasiatorum  coneilio  transmissas  continentes  summarie  quod  sepe 
libenter  seripsisset,  sed  tot  fuerint  in  tractatibus  difficultates,  impedimentorum 
illationes  instantiae  ac  mutationes,  ut  quae  hodie  habuerint  ut  conclusa,  cras 
invenerint  alterata.  Ideo  a  eerto  scribere  nequiverint  usque  ad  13.  Decembris 
diem  circa  meridiem.  D.  rexet  ambasiata  concilii  parte  ex  una  et  ambasiatae 
regumArragoniae  Castellae  Navarrae,  ac  comitis  Fux  i  parte  ex 
altera  suflTicientibus  fulcitae  mandatis  perfectam  coneluserint  ecelesiae  unionem 
certis  modis  et  viis eonditionibus  capitula  vero  articulos  et  puncta  con- 
clusa arabasiatores  sui  ac  concilii  essent  plenarie  relaturi,  et  in  crastino  pro 
graciarum  actione  missam  de  spiritu  s.  cum  processione  solemniter  celebra- 
verint.  Quibus  literis  in  refeetorio  minorum  coram  deputatis  et  aliis,  qui 
improvise  advenerant  perlectis  circa  occasum  solis  satis  exhilarabantur  pio- 
rum prius  turbata  corda  etiam  de  sola  promissione  pacis  futurae  contingentis 
et  incertae.  Et  statim  ascendentes  ad  eeelesiam  cathedralem  de  nunciato  gau- 
dio,  quo  auctore  deo  crevit  omni  populo  gloriam  in  altissimis  deo  per  ymp- 
num  Tedeum  laudamus  devotissime  concinnebant  consonantibus  eeleberrime 
Omnibus  campanis  civitatis  pluribus  etiam  vicibus  usque  ad  horam  vesperae 
nonam.  In  crastino  scilicet  penultima  die  Decembris  pro  gratiariim  actione 
felebratur  missa  de  spiritu  sancto  in  loco  sessionis,  et  vice  sermonis  ,  qui 
tarn  repentine  ßeri  nequibat  dominus  Tolonensis  declarat  ipsarum  literarum 
effectum  exhortans  ad  gratiarum  actiones,  legebantur  etiam  literae  praedictae 
et  quaedam  alia  privatim  puto  domino  Patriarcbae  Antioceno  scripta  per 
quendam  seeretarium,  quae  ad  singularem  laudem  domini  regis  Komanorum  refe- 
rebant  quod  inter  ceteras  difficultates  maximas  in  tractatibus  emergentes  ipse 
dominus  rex  etiam  graves  perpessus  accusationes  exprobrationes  improperia  et 
objectiones  plurimas  de  multis  tamquam  perperam  in  coneilio  perpetratis  et 
aliis,  de  quibus  tamen  se  rationabile  et  olTicacissime  excusaverit,  asserens  sicut 
et  verum  est,  quod  nil  umquam  attemptare  praesumpserit  nisi  ad  ordinationem 
concilii,  et  jussis  causas  etiam  actorum  ipsorum  assignando,  quemadmodum 
alii  plenius   scribunt   et    credo    circa    haec  particularia    plurima    post    ipsius 


42 

reditum  patebunt,  quibus  adjiciebatur  in  eadem  litera ,  quod  ipse  d.  rex 
amore  pacis  ecclesiae  praemissa  inestitnabili  paciencia  toUeravit,  ymo,  quod 
erga  Petrum  de  L  una  se  adeo  humiliaverit  quod  vix  similia  feeisset  simplex 
miles.  Infra  canonem  missae  et  elevationem  ad  ampliorem  expressionem 
gaudii  tubae  et  fistulae  in  ecclesia  celeberrime  eoncrepabant  cum  quibus  et 
ceteris  post  missam  proeessio  fiebat  ut  fieri  solet  omni  dominica  per  ecele- 
siam  solum  quia  pluuia  egredi  in  ornatibus  non  sinebat.  Nee  mirum  quod 
solum  de  fiendis  et  promissis  et  eonelusis  nondum  factis  sed  multipliciter  in- 
pendentibus  tante  jocundabantur  corda  piorum  ut  gratias  agerent  ante  fac- 
tum quia  dignum  est  ut  nulla  Dei  dona  etiam  si  pusilla  sint  gratiarum 
actione  frustrentur;  fragmenta  nempe  jubentur  apostoli  colligere  ne  pereant 
quia  non  decet  etiam  minima  Dei  dona  beneficia  oblivisci  sed  potius  etiam 
minima  grate  accepta  majorem  gratiarum  actionem  prevenire  etiam  gratitu- 
dine.  Sed  ecce  hostis  pacis  nee  unius  diei  gaudium  patiebatur  purum.  Nam 
dum  reverendissimi  d.  cardinales  etc.  ad  ipsam  missam  se  in  expectando  ut 
solent  congregarentnr,  misit  quemdam,  qui  dicitur  fuisse  familiaris  Jeronymi 
de  Praga,  qui  tunc  praesentabat  octo  literas  quorundam  Baronum  proce- 
rum  et  nobilium  Bohemiae  et  Moraviae  appensis  sigillis  432  sigiilatas, 
continentes  summarie  laudem  regni  Bobemiae  et  marchionatus  eorun- 
dem,  de  excellentia  christianismi  et  fidei  ibidem  ab  antiquo  servatae,  ita 
quod  nunquam  fuerit  ibi  haeresis  dogmatisata,  sed  justus  Johannes  Huss 
sit  injuste  ex  invidia  condempnatus,  sicut  conentur  etiam  quidam  facere 
Jeronymo  Philosopho  eximio,  eloquentiae  fönte  mananti  etc.  similia,  quodque 
quicumque  asserens  ibidem  unquam  dogmatigatas  fuisse  hereses  nunciatur 
tanquam  proditor  et  diffamator  regni,  excepto  solo  serenissimo  rege  Koma- 
norum  quem  credant  abhine  innoxium  et  immunem  adicientes  etiam  non 
obstante  cujuscumque  prohibitione  velint  usque  ad  sanguinem  evangelicos 
praedicatores  defendere  neminem  curando  usque  ad  unicum  summum  ponti- 
ficem,  tunc  velint  secundum  Christi  evangelium  obedire  in  licitis.  Praeterea 
IIa  die  Januarii  advenit  litera  domini  Rigensi  s  data  Avinione  28»  die  Decem- 
bris  continens  summarie  quod  d.  rex  Romanorum  attento  quod  Hispanis 
datus  esset  terminus  veniendi  huc  ad  concilium  per  totum  mensem  Marcii 
quodque  tempore  medio  ipse  multa  notabilia  agere  hie  posset ,  sed  ipsos 
Hyspanos  seu  obedientiam  Petri  deLuna  expectare  oporteret,  de  suorum 
consilio  decreverit  ire  ad  Franciam  et  pro  unione  firmatione  ac  exalta- 
tione  ecclesiae  reges  Franciae  et  Angliae  concordare  si  valeat  vel  saltem 
mter  eos  treugas  et  pacem  ad  tempus  ponere  ,  et  quod  ad  preparandum 
materiam  tractantibus  premiserit  magnum  comitem  et  ipsum  d.  Rigensem. 
Capitula  conclusa  de  modo  unionis  dicuntur  esse  haec,  sed  ut  seitis  tociens 
decepti  sumus  relatibus,  qui  etiam  credebantur  certissimi  ut  vobis  nolim 
scribere  ipsa  donec  ambasiata  concilii  decerto  ipsa  afferet  quae  cottidie  exspec- 
tatur.  Non  spero  de  fine  concilii  ante  festum  pentecostes  sed  quod  vero 
similius  per  magnam  partem  estatis  aut  totam  estatem  durabit.  Sed  tollera- 
bihus  est  post  tantum  tempus  etiam  per  minus  pati  sumptus  incommoda 
exilii  propriorumque  bonorum  neglectum,  quam  jam  praeterita  perdere  et 
forte  multis  futuris  temporibus  vix  tarn  propinque  ad  vnionem  ecclesiae  per- 


43 

venire.  Dudum  volui  paternitati  vestrae  scribere  ad  consolationem  patrum 
meorum  sed  neminem  ad  Ybsam  divertere  volentem  habere  potui ,  quorum 
patrum  meorum  orationibus  statum  eeelesiae  et  me  peceatorem  dignemiui 
diligentius  commendare,  ipsis  scribere  non  est  opus  quia  omnia  verba  com- 
munia  esse  novi.  Scriptum  festinanter  lo.  die  Januarii  anno  d.  1416  per 
magistrum  Petrum  de  Pulka. 

Venerabili  patri  domino  Leonhardo  priori  domus  throni  sanctae 
Mariae  in  Gemnico  ord.  chartusiensis. 

Cottidie  dissensionum  sator  nova  conatur  inter  nationes  et  personas  con- 
cilii  serere  discidiorum  zizania  sed  Caritas  piorum  quamquam  Dens  donat,  ea 
exterminat  imo  eosdem  pios  sollicitius  orationibus  adjuvate. 
(K.  K.  Hofbibl.  in  Wien.) 

XVIII. 
22.  Jänner  1416. 

(Nachrichten  vom  Könige.  Schreiben  des  Bischofs  von  Riga.  Sigmund  will 
nach  Frankreich  gehen.  Hoffnung  dass  der  König  bald  zurückkehrt.) 

Venerabilis  mi  praeceptor  et  domine  !  Nuncii  sacri  concilii  missi  cum 
domino  rege  Narbonam  dicuntur  prope  adesse  et  expectantur  cottidie.  Multa 
referuntur  incerta,  quae  scribere  noio  ,  pauca  vero  de  certis  nunc  notabilia. 
llma  die  Januarii  advenit  litera  domini  Rigensis  data  28^  die  Decembris 
avinione  summarie  continens  quod  quia  obedientia  Petri  de  Luna  totum 
mensem  Martii  haberet  ad  veniendum  Constantiamnec  tempore  medio  possenthic 
allqua  ardua  tractari  (Sigism.rex)  de  suorum  consilio  decreverit  intrare  Fran- 
ciam  ad  concordundum  reges  Franciae  et  Angliae,  vel  saltem  inter  ipsos 
statuendum  treugas  et  pacem  ad  tempus  ad  firmiorem  eeelesiae  unionem  et 
pacem  et  ad  praedisponendum  de  suo  ingressu  et  praeparandum  materiam 
tractandi  praemittere  voluerit  ipsum  d.  Rigensem  arcliiepiseopum  et  magnum 
comitem  de  Ungaria,  verum  post  16»  vel  17»  die  Januarii  advenit  quidam  refe- 
rens  quod  dux  Burgundiae  cum  40000  armatorum  esset  prope  Parisium 
cui  rex  Franciae  vellet  resistere ,  uride  putatur  quod  dominus  rex  mutabit 
propositum,  quia  ipse  et  Burgundiensis  minus  bene  ad  invicem  credunlur 
esse  aflFecti,  sed  quod  sit  via  directa  reversurus.  Ad  cujus  confirmationem 
referebat  reverendiss.  p.  n.  d.  cardinalis  Salu  t  iarum  19»  die  Januarii  episco- 
pis  Angliae,  quod  quidam  veniens  de  Lugduno  retulerit, quod  comcs  Souau- 
diae  occurreret  ipsi  domino  regi  obviam  et  secum  esse  voluerit  13»  Januarii  in 
Lugduno  ad  susscipiendum  eundem  reverenter  et  conducendum  per  sua  domi- 
nia  redeuntem  quae  si  vera  sunt  ipse  dominus  rex  in  brevi  aderit  ,  quod 
multuin  reputo  pro  salute  tractatuum  et  conservatione  concilii.  Solum  hoc 
seribo  ne  vagis  magnis  credatis  reiatibus  et  incertis.  Recommendo  me  vestrae 
dominationi  et  omnium  magistrorum  etc.  Sitis  sinccriter  devoti  deo  pro  eccle- 
sia  sancta  sua ;  puto  quod  ante  feslum  pcnlhecostes  non  valeat  tractalus 
concilii  eonsumari.  De  collatione  l)cnenciorum  nondum  aliquid  conelusum 
est,  nee  de  pruvisionc  pro  universitatibus  ;  bene  quidem  inter  reformatores 
materia  mota  est,  et  plures  de  universitatibus  Alamanniae  seu  Germaniae  con- 
gregati  ipsis  coromendaverunt  hanc  causam  et  ecrtum  ad    paeoni    et    ipsi  se 


44 

paratissimos  et  ad  hoe    veluti  affectissimos  ostenderunt.    Scriptum   Vincentii 
22  Januarii  anno  d.  1416. 

Dominationis  v.  humilis 
Petrus  dictus  de  Pulka  ad  mandatum. 

Venerabili  ae  eximo  domino  rectori  almae  universitatis  studii  Wyennens. 
praeeeptori  suo  et  domino  favoroso  vel  ejus  vices  gerenti  d.  d. 
(Göttw.  Bibl.) 

XIX  1). 

7.  Juli  1416. 

(Petrus  de  Pulka  an  den  Prior  Leonhard  von  Gaming.  Entschuldigungen 
wegen  langen  Stillschweigens.  Verurtheilung  des  Hieronymus  von  Prag.  Hinrich- 
tung desselben.  Schreiben  des  Johann  de  Opicis  ausBarcellona,  über  die  Unter- 
handlungen mit  Petrus  de  Luna.  Predigt  des  Cardinais  Florentinus.  Lob  des  Königs 
Sigismund.  Schreiben  des  Königs  von  Arragonien  hinsichtlich  seiner  Gesand- 
schaft und  der  Verzögerung  ihrer  Ankunft.  Ursachen  der  letzteren.) 

Venerabilis  mi  pater  et  domine  recolende.  Non  indignetur  queso  mihi  pater- 
nitas  vestra  ymo  apud  patres  meos  alios  de  conventu  medignetur  legittime  excu- 
sare,  quod  tam  diu  de  processu  et  statu  sacri  concilii  desiderata  non  scripsi, 
quia  revera  post  ea  quae  nuper  de  tractatis  Narbone  satis  insinuavi  diffusse,  non 
oecurrit  quidquam  relatione  dignum.  Nisi  ipsius  leronymi  digna  dampnatio 
facta  penultima  die  Maij  et  ejus  eodem  die  combustio  in  loco  Johannis  Huss  ad 
cujus  simiiitudinem  etiam  cineres  spargebantur  in  lacum.  J  u  s  t  a  inquam  coram  Deo 
dampnatio  quia  cum  noiens  respondere  judicibus  audientiam  publicam  obtinuisset 
ad  Votum  et  propter  multitudinem  articulorum  et  tumultuationem  ingentis 
populi  prima  die,  quae,  ut  puto  erat  23  Mayi  ipsa  audientia  compleri  non  posset 
statuebatur  sibi  dies  alia  videlieet  26  ejusdem  in  qua  post  responsionem  ad 
omnes  articulos  induxit  exempla  plurima  tam  philosophorum  gentilium  quam 
sanctorum  utriusque  testamenti  quod  veritas  et  innocentia  sepissime  a  mundi 
origine  falsis  testibus  et  mendaciis  esset  obruta,  sie  nunc  nee  mirum  esse ,  asse- 
rens,  si  emuli  sui  theotonici  contra  ipsum  falsis  testibus  praevalerent  assignans 
etiam  causam  concepti  contra  ipsum  rancoris  qualem  confingere  astuttissime 
poterat,  et  tandem  conclusive  subjunxit,  quod  alias  nimia  pietate  et  suasione 
20  judicum  in  causa  fidei  deputatorum  ac  misero  metu  mortis  inductus  in  plena 
congregatione  concilii  catholicam  fidem  profitens  enorme  et  gravissimum  commi- 
sisset  mendacium  contra  Johannen!  Wyk  Jeff  et  Job  annemHuss,asserendo 

*)  Aus  Kink  1.  c.  entnehmen  wir  folgende  Notiz  eines  hier  fehlenden  Briefes: 
1416  ipsa  die  cinerum  (4.  Mz.)  cong.  uniu.  ad  audiendum  literam  missam 
de  Constantia,  in  qua  considerauit  vniuersitas  unum  punctum  de  hussitis, 
quod  quosdam  de  sua  secta  raitterent  ad  omnes  terras  vicinas  qui  ipsorum 
errorem  predicarent,  propter  quod  vniuersitas  deputauit  doctores  et  magi- 
stros,  qui  de  remedio  salubri  toti  christianitati  et  honesto  uniuersitati 
possetenus  cogitarent.  Kink  51,  II,   14. 


45 

tunc  ipsos  tanquam  hereticos  juste  et  legitime  condenipnatos,  de  quibus  tarnen 
nunquam  maluin  seiverit  sed  multa  bona  ac  se  tarn  graviter  in  hoc  peccasse, 
quod  si  totus  mundus  suus  esset,  medietatem  dare  vellet  quod  non  fecisset 
unde  seiens  quod  relapso  non  pateat  venia  nunc  libere  profiteri  vellet,  quod  in 
Omnibus  adhereretdoctrineJ  ohan  nis  Wykleff ,  quem  in  nuUo  reputaret  errasse 
nisi  in  materia  de  saeramento  allaris, . .  .non  seeum  sed  cum  doctoribus  commu- 
nlter  de  prima  materia  receptis  vellet  finaliter  sentire  et  eductus  ad  poenitentiam 
usque  dictum  diem  penultimi  Maji  servabatur.  Preterea  in  tractatu  unionis  nichil 
hucusque  factum  est,  nisi  quod  primo  die  presentis  mensis  sc.  Julii  data  (?)  ut 
puto  8.  die  Junii  per  dominum  J  olianne  in  de  0 p i  c  i  s  ambasiatorem  concilii 
Barczelone  qui  missus  fuerat  ad  presentandum  literas  convocatorias  regi  Arra- 
gonum  etc.juxta  capitulaNarboneconcordata,  et  sie  idem  remansit  ad  sollieitan- 
dum  reges  et  alios,  ipsosque  Hrmandumin  bono  suo  proposito,  ne  calliditate  ipsius 
Pe  tri  de  L  un  a  seducantur.  Qui  seribebat  recomendando  modernum  regem 
Arragonum  de  sincero  zelo  ad  ecclesie  unionem  quodque  ejus  ambasiatores  ad 
concilium  deputati  eonstanter  assererentur  16**  die  Junii  eggressuri  atque  quod 
de  pluribus  aliis  credendum  esset  baiulo  plenius  etiara  experientia  informato. 
Quireferebat  quod  regina  et  tutores  regi  s  Ca  stell  e  adhue  in  elate  tenera  eon- 
stituti  miiltum  affeeti  essent  Petro  de  Luna.  Sed  communitates  et  alii  potentes 
repugnandovoluerint  predictos  a  regis  tutela  amovere  ac  regi  Arragonum  insi- 
nuaverint  quatenus  de  alijs  disponendo  tutoribus  ipsis  astaret,  qui  illuc  miserit 
nobiles  et  fideles  ut  disponerent  de  premissis.  Preterea  magister  Antonius  gene- 
ralis ord.  B.  Marie  de  Mercede  similia  praescriptis  per  dominum  J  o  a  n  n  e  m 
d  e  Op  i  eis  sibi  scripta  retulit  nee  non  et  quedam  alia  in  publica  congrega- 
tione  referenda,  petens  ob  id  sibi  hujusmodi  audientiam  publicam  certo  die 
dari  et  terminum  adventus  obedientiae  Petri  de  Luna  ad  festum  assump- 
tionis  B.  Marie  Virginis  ex  causis  rationabilibus  aut  saltem  ad  tres  ebdo- 
raadas  prorogari.  Nominabat  etiam  ambasiatores  ad  veniendum  deputatos 
eomites  et  alios  notabiles  laycos  et  doctores.  Et  interrogatus  de  adventu 
cardinalium  episcoporum  etc.  prelatorum  ,  respondit  sibi  de  biis  non  con- 
stare,  sed  istos  mitti  tamquam  unionis  ecciesiae  sincerrissimos  zelatores, 
quodque  prelati  a  Petro  de  Luna  seriosissime  requisiti  ne  vadant  Constan- 
tiara  audientes  non  nuUos  de  nostra  obedientia  cum  ipso  Petro  de  Luna 
certos  habere  tractatus  et  quosdam  sollicitare  regem  Arragonum  et  alios 
ut  subtractam  obedientiam  sibi  reddant  verisimiliter  non  ibunt  nisi  compel- 
lanfur  seriöse,  timentes  sibi  imminere  periculum  in  casu  quo  ipse  Petrus 
de  Luna  prevaleret  in  tantum  ut  in  Petri  kathedra  quomodolibet  rema- 
neret.  Prehabita  deliberatione  in  nationibus  4*»  die  Julii  congregato  plene  con- 
cilio  reverendissimus  pater  d.  card.  Flore ntinus  stans  in  an»bone  assumpto 
themate  „Pater  rogo  ut  sint  unum  sicut  et  nos  unum  sumus"  de  unitate 
ndelium  discrtissime  ut  solet  pluriina  perorabat,  inducens  ea  quae  hucusque 
IM  «MMwilio  magis  prospere  quam  sperabatur  humanitus  gesta ,  divinitus 
I  i'  i'lj  possunt  videlizet  de  concilii  congregatione  ,  de  dnarum  obedien- 
tiarum  uniono  et  de  lertiae  obedientiae  ccrta  expectationo  asserens  de  hiis 
Omnibus  post  doum  preoipuum  honorem  et  laudum  prcconia  inviclissimo  H  om  a- 
""•"'"    I    • '/ I     iiKiibiii    (IcImmc.   sicut  et  voro   (liLTniiiii  cl  jiisdim   ossc  dicunt 


46 

omnes  qui  tractatibus  a  principio  affuerunt.  Cui  adjunxit  quod  tunc  esset  ter- 
minus  quo  obedientia  Petride  Luna  comparere  tenetur  juxta  capitula 
Narbone  concordata,  quo  copiam  presenti  vel  prius  misi.  Deaudienda  essent 
legitima  documenta  et  ambasiata  reg'is  Arragonum  ac  sui  nomine  propo- 
nenda.  Postea  legebantur  instrumenta  publica  que  dietus  dominus  J  ohannes 
de  Opicis  miserat  de  presentatione  literarum  eonvocatoriarum  et  salvorum 
eonductuum  et  protestationibus  utrimque  factis  etc.  facientia  plenam  fidem. 
Deinde  dietus  magister  Anthonius  etc.  praesentabat  literas  credentiae 
regis  Arragonum  et  procuratorium  ad  excusandam  dilationem  adventus  suae 
ambasiatae  et  ulteriorem  terminum  postulandi  juxta  solitam  formam  procura- 
toriorum  satis  largam  longamque  praemissa  eollatione  exbortativa  ad  expectan- 
dum  patienter,  comendabat  domini  sui  sincerum  zelum  ad  unionem  ecciesiae 
excusans  ipsum  de  mora  quia  ambasiata  sua  in  termino  statuto  non  potuerit 
comparere  allegando  causas  sex,  que  ipsum  merito  excusarent,  prima  nociva 
retardatio  missionis  literarum  eonvocatoriarum  et  salvorum  eonductuum 
que  si  mortem  prioris  regis  Arragonum  in  tanto  prevenissent  ut  in  aliquali 
adhuc  fuisset  valetudine  «tatim  de  ipsarum  executione  disposuisset;  nunc 
autem  venerunt  ipso  in  mortis  articulo  constituto,  dum  jam  sibi  non  licebat 
de  humanis  sed  de  solis  celestibus  cogitare.  Secunda,  quia  cum  statim  ipsa- 
rum literarum  presentationem  sequeretur  mors  regis,  decebat  ymo  oportebat 
primogenitum  luctui  et  obsequiis  tanti  funeris  postpositis  omnibus  intendere 
condeccnter.  Tertia,  quia  cum  ipse  rex  novus  fuerit  in  regno  habens  com- 
petitores  potentissimos  oportebat  ejus  primogenitum  magis  novum  prius  in 
regno  stabilire,  ne  forte  aliis  ei  prevalentibus  privaretur  hereditate  paterna, 
et  concordata  capitula  exequi  non  valeret.  Quarta  malivorum  machinatio,  qui 
mortuo  patre  fillum  ad  obedientiam  Petri  de  Luna  et  violationem  capitu- 
lorum  predictorum  inducere  satagebant.  Quinta,  mutatio  ambasiatorum  quos 
pater  deputaverat  quos  ex  eertis  causis  filius  variavit.  Sexta ,  dift'icultas 
habendi  alios  tarn  notabiles  ut  decebat  tantique  tractatus  negotii  requirebat 
hincque  petebat,  quatenus  sacrum  concilium  dominum  suum  a  violatione  capi- 
tulorum  predictorum  Narbonae  concordatorum  haberet  excusatum,  sibique  saltem 
ad  unum  mensem  terminum  prorogaret.  Tandem  legebatur  concilii  responsio. 
Qua  se  ofFerebat  concilium  tunc  in  presenti  termino  quemcumque  de  obedien- 
tia Petri  de  Luna  habentem  sufficiens  mandatum  juxta  sepe  dieta  concor- 
data capitula  sibi  unire  et  incorporare  in  ipso  tunc  presenti  termino.  Quod- 
que  dictas  excusationes  reputaret  legitimas  ipsosque  absque  prejudi- 
cio  concordatorum  capitulorum  et  absque  discessu  ab  eisdem  vellet  ad 
unum  mensem  ipsorum  adventum  prestolari.  Protestabantur  postremo  utrae- 
que  partes  de  premissis  et  quod  per  ea  in  nullo  vellent  prius  concordatis 
capitulis  derogare  sequenti  diese.  5»  Julii  dietus  magister  Anthonius  asse- 
rebat  se  veridico  accepisse  relatu,  quod  ambasiata  Arragonum  eodem  die 
proposuerit  applicare  ad  Avinionem  a  qua  possent  in  12  vel  14  diebus  huc  ad 
Constantiam  advenire;  de  actis  per  serenissimum  re  gern  Roman  orum  etc. 
et  ejus  adventu  multa  referuntur,  quae  propter  varietatem  scribere  non  curavi, 
similiter  de  statu  Apuliae  et  Italiae.  Sed  queso  tanto  sollicitius  domino  Jesu 
Christo  sponsam  suam  orationibus  eommendare  curate,  quanto  nunc  in  arti- 
culo conclusionis  major  incumbit   necessitas    et   adversarius    amplius  sciendo 


47 

nequitiae  suae  virus  evomere  non  cessabit.  Scriptum  festinanter  7'»»  die  JuHi 
per  paternitatum  vestrarum  humilem  Petrum  de  Pulka.  Est  hie  quidara 
honorabilis  pater  ordinis  vestri  ut  dieitur  nomine  ejusdem  decretorunvdoctor 
et  prior  Coloniensis. 

Venerabili  patri  domini  Leonhardo  priori  monasterii  Gamnice  nsis  etc. 
et  conventui  ibidem,  praesentetur  in  Ybsa  ad  hospicium  pyligrimi. 

(K.  K.  Hofbibl.  in  Wien.) 

XX. 

16.  August  1416. 

(Nachrichten  vom  König  Sigmund  und  Petrus  de  Luna.  Gefahren  des 
Königs  in  England.  Ankunft  eines  Fraters  ord.  S.  Mariae  de  Mercede,  Vor- 
gangers der  Gesandtschaft  Peter's  de  Luna.    Hussitismus  in  Osterreich.) 

Reverendissime  ac  metuende  mi  domine.  Post  ea  quae  nuper  de  orta 
turbatione  per  famam  quod  obedientiam  Petrus  de  Luna  vellet  hue  mit- 
tere,  et  ejusdem  turbationis  sedatione  per  literas  domini  Johannes  de 
Opicis  quibus  asseruit  ambasiatam  ejus  10  die  Julii  exisse,  satis  ut  novi 
certitudinaliter  et  late  scripsi.  Inimici  et  emuli  pacis  ecclesiae  novum  mur- 
mur  suscitaverunt  asserentes,  literas  praedictas  hie  esse  confictas  et  nequa- 
quam  aliquam  de  Arrago  nia  exisse  ambasiatam  adducentes  relationes  quas 
dicebant  certissimas  ad  contrarium.  Sed  et  mala  malis  cumulantes  adjiciebant, 
quod  Serenissimus  Romanorum  rex  ex  tractatu,  quem  inter  reges  Fran- 
eiae  et  Angliae  attemtaverat  tantam  Anglicorum  incurrerit  indignationem, 
quod  nisi  ipsius  Angliae  regis  ac  procerum  regni  fultus  fuisset  presidio, 
captivitatis  aut  forte  mortis  periculum  sibi  a  plebeis  imminens  non  evasisset. 
Sed  iterum  Dens  consolando  suos  mestos  misit  quemdam  fratrem  ordinis 
B.  Mariae  de  Mercede,  qui  ambasiatam  Arragoniae  ab  Avinione  et  Sabaudia 
hue  festinando  antecessit  asserens  ipsam  in  instanti  nunc  ebdomade  affu- 
turam.  Sed  et  constanter  asseritur  quod  infra  4  vel  paulo  plures  adventurus 
sit  quidam  comes  deSulcz  a  serenissirao  rege  Romanorum  relaturus  sui 
nomine  certitudinaliter  de  ejus  adventu,  quod  videlicet  in  brevi  sit  venturus 
et  de  displicentia,  que  sibi  dicebatur  in  Anglia  fuisse  exhibita.  AngHci  male 
content!  se  asserunt  nihil  scire  ymo  confictum  esse  per  aemulos  ecclesiae  atque 
regis.  Alia  relatione  digna  non  occurrunt  nisi  quod  hie  publice  scitur, 
quod  hodie  primo  audivi  scilicet  quod  illustrissimus  princeps  et  dominus 
noster  dominus  Albertus  duxAustriae  licentiaverit  d.  officialem  de 
Austria  pro  eo,  quod  quosdam  Hussitas  suspectos  de  haeresi  de  sua  captivitate 
absque  ipsorum  absoluta  sententia  liberos  abire  dimisserit  ,  estimo  quod 
insligator  in  eadem  causa  hcresis  petet  contra  eundem  d.  officialem  decerni 
citationem  personalem,  contra  ipsum  coram  judicibus  concilii  processurus. 
Scriptum  velociter  16  die  Augusti  in  crastino  videlicet  Assumptionis  Virg. 
Mariae  Constantiae. 

Tarn  exilibus  matrem  meam  mctuendam  vexare  verebar  congregationcm 
idco  dominationi  v.  soli  supcrscripsi,  quae  potcrit  si  videbitur  haec  aliis 
insinuare  ad  partem  vel  si  optulerit  sc  oportunitas  in  tota  congregatione. 

Dominationis  v.  scrvitor  humillimus 
Petrus  dictus  de  Pulka. 


48 

Venerabili  ac  egregio  domino  domino  Johanni  de  Westvalia  rectori 
alme  universitatis  studii  Wyennensis  doctori  decretorum  eximio  suo  domino 
favoro»o.  (Göttw.  Bibl.) 

XXI. 

29.  August  1416. 

(Uneinigkeit  und  heftige  Aufregung  des  Coneils  durch  einige  Beschlüsse 
der  französischen  Nation.) 

Recolende  mi  praeceptor  et  domine!  Orta  est  quaedam  turbatio  concilii 
sed  dono  dei  statim  sedata.  Nam  natio  Gallicana  quedam  conclusit  eapitula 
de  ordinatione  et  modo  procedendi  et  una  cum  dominis  cardinalibus  insta- 
bant  ut  statim  per  totum  concilium  concluderentur  concorditer,  quae  qui- 
busdam  apparebant  saltim  in  certis  punctis  minus  expedientia  praesertim  pro 
nunc  cum  Arragones  statim  sint  venturi,  ratione  quorum  in  natione  Italica 
quibusdam  resistentibus  quibusdam  instantibus  ut  concluderentur  tarn  gravis 
oriebatur  dissensio  in  die  scti.  Bartholomei  ut  unus  de  cardinalibus  contra 
quendam  archiepiscopum  insurgeret  initendo  manus.  Et  communifer  dicta 
natio  Gallicana  cum  una  parte  nationis  Italicae  instaret  ut  in  plena  congrega- 
tione  super  ipsis  audirentur  feria  S^a  in  loco  sessionis  advocans  etiam  vicarium 
regium  quemdam  comitem  et  rectores  civitatis.  Et  quia  dudum  ad  cavendum 
scandala  in  sessione  concilii  decretum  est,  quod  nemini  detur  audientia 
publica  nisi  prius  presidentes  nationum  examinent  proponenda,  resistebant 
nationes  Germaniae  et  Angliae  quae  sibi  invicem  semper  in  bono  consentiunt. 
Et  eodem  die  impedita  tali  audientia  nationes  omnes  ad  concordiam  reduce- 
bantur.  Sed  causa  dictorum  cardinalis  et  archiepiscopi  comissa  est  arbitris  ut 
totaliter  complanetur  ;  haec  curavi  scribere  quia  cum  fama  plena  malis  pernici- 
bus  evolet  alis,  timui  ne  dominationes  vestra  et  aliorum  meorum  dominorum 
forte  imperfecte  audientes  discordiam  motam  esse  et  non  sedatam,  zelo  eccle- 
siae  in  suis  animis  nimium  turbarentur;  quae  ex  hoc  quaeso  nuUatenus  move- 
antur  ymo  alios  quietare  curent,  si  qui  forte  moti  aut  scandalizati  jam  fuissent 
et  cum  acrimonia  nimia  ut  multi  solent  referentes  compescant,  scientes  quod 
sperandum,  illam  turbationem  ad  speciale  magnum  bonum  concilii  et  ecclesiae 
a  deo  fuisse  permissam,  ne  quidam  postea  sint  ita  proni  ad  importune  majora 
vel  similia  attemptandum,  videntes  in  tam  parvo  subito  defecisse.  Arragones 
dicuntur  hodie  vel  cras  adventurii,  alia  non  occurrunt.  Si  non  occurrat  con- 
gregatio  totius  universitatis,  narrare  dignemini  ad  partem  omnibus  ut  conso- 
letur.     Scriptum    festinanter   4   kalendas  Septembris    anno  d.  1416. 

Dominationis    v.    humilis 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabili    ac   eximio   viro  domino    Johanni    de    Westvalia    rectori 
almae  universitatis  studii  Wyennensis  doctori  decretorum  egregio   et    domino 
suo  favoroso  aut  ejus  locum  tenenti. 
(Güttw.  Bibl.) 


49 

XXII. 

24.  Mai  1417. 

(Citation  des  Petrus  de  Luna.  Man  hofft  auf  einen  Ausspruch  gegen  ihn 
yor  Pfingsten.  Vereinigung  mit  den  Spaniern.) 

Venerabilis  ac  recolende  mi  praeceptor  et  domine!  Juxta  vestrae  commis- 
sionis  tenorem  per  iiteras  vestras  datas  15  die  Martii  alias  reeepi  mutuo 
4  florenos  Renanos  a  magistro  n.  m.  Theodorico  de  Hamelburg  quemadmodum 
per  eundem  reverentiae  vestrae  scripsi  et  nunc  offerente  se  oportunitate 
reeepi  12  florenos  ungar.  ab  honorabili  LeonhardoPokehel  de  Salz- 
burga  baeealaureo  in  artibus  et  filio  vestro.  Quos  quaeso  dignemini  eisdem 
m.  Theodorico  et  Leonhardo  solvere  indilate.  Post  recessum  dicti 
m.  Theodorici  nichil  relatione  dignum  hie  actum  est,  nisi  quod  termini 
servati  sunt  contra  Petrum  de  Luna.  Et  ad  crastinum  citatus  est  ad 
dicendum  contra  dicta  testium.  Et  quamvis  ante  instans  festum  Penthecostes 
posset  fieri  sententia  contra  ipsum,  tarnen  non  puto  quod  feratur,  quia  con- 
tinuo  cum  magna  laboratur  instantia  ad  unionem  Castellanorum  nobiscum  antea 
conservandam,  ne  forte  si  prius  sententiaretur ,  causari  possent  ,  quod  non 
a  concilio  plene  congregato  factum  esset,  hincque  haberent  occasionem  ipsi 
Petro  de  Luna  tanquam  non  ejecto  legitime  adhaerendi.  In  unlone  eadem 
nobiscum  est  maxima  difflcultas ,  quam  nonnulli  suspicantur  oriri  ex  hoc, 
quod  in  ipsa  sacra  synodo  inter  filios  dei  assit  etiam  Sathan  nee  tarnen  unus 
ymo  plures,  quorum  suggestionibus  Castellani  difficultant  materiam  et  se 
firmant  in  suis  propositis  difficultatibus  nimis  fixe.  In  manu  Dei  solius  est 
unio  ecclesiae  cui  quaeso  dignemini  ipsam  comendare  devote  et  alios  ad  id 
ipsum  sollicite  exhortari.  Dominationi  vestrae  et  omnium  dominorum  et 
praeceptorum  meorum  doctorum  et  magistrorum  me  humiliter  recommendo. 
Datum  Constantiae  24**  die  Maji  anno  d.  1417. 

Dominationis  vestrae  humilis 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabili    ac    eximio    viro    dno.  n.    rectori    almae    universitatis  studii 
Wyennens.  suo  praeceptori  et  domino  favoroso  d.  d. 
(Gottw.  Bibl.) 

xxm. 

16.  Juni  1417. 

(Verhandlungen  über  Petrus  de  Luna  und  seine  Gesandtschaft.  Zer- 
würfnisse mit  demselben.  Verhaftung  des  Leibarztes  des  Cardinais  de  Fliseo, 
Klagen  der  Cardinale  über  Verletzung  ihrer  Privilegien.  Einigung  der  Cardi- 
nale und  Nationen  über  den  Wahlmodus.  Streitigkeiten  von  Seite  der  Fran- 
zosen. Massnahmen  der  deutschen  Nation.) 

Paratum  jugiter   debitum    famulatum.    Recolendi   mei     praeceptorcs    et 
domini!  De  longa  mora  in  processibus  coneilii  contra    Petrum     de  Luna 
ei  aliis  et  vos  et  alios  neseientes  causam,    non    ambigo  plurimum  admirari. 
Archiv.  XV.  4 


50 

Tetigi  quidem  alias,  scribendo  in  genere  ipsam  causam  aliqualiter.  Et  magi- 
ster  Theod  ericus  (de  Hamelburg)  ipsam  bene  perpendebat  cum  aderat. 
Et  nunc  in  spera  (rem?)  tango.  Nam  cum  Castellani  feria  3*'^  ante  dominicam  de 
ramis  Palmarum  advenissent,  instante  termino  peremptorio  Petro  de  Luna 
sequenti  feria  5*^  non  poterat  die  medio  cum  ipsis  de  unione  ipsorum  cum 
concilio  tractari,  hinc  succedentibus  diebus  sacerrimis  differebatur  usque  ad 
Pascha.  Et  tunc  adhortati ,  ut  se  unirent ,  respondebant,  se  prius  opor- 
tere  certificari  de  pluribus,  quorum  tria,  quae  omnem  ingesserunt  diflficultateni, 
erant,  de  securitate  loci,  et  libertate  concilii ,  et  modo  eligendi  futurum 
summum  pontificem  ;  de  aliis  non  erat  magna  questio.  Quae  dominus  rex  ad 
nationes  detulit  desiderans,  quatenus  ipse  cum  collegio  cardinalium  de  securi- 
tate loci,  et  libertate  concilii  responderent,  quia  diutissime  probassent  et  de 
expertis  convenientius  quam  ipsemet  testificari  possent,  quibus  deliberatis  in 
octava  Paschae  proponebant  singuli  praesidentes  nationum  responsa,  ipsarum 
nomine  asserentes,  quod  omnes  contentissimi  essent  de  securitate  loci  et  liber- 
tate nisi  quod  natio  Gallicana  occasione  displicentiae  inter  reges  Romanorum 
et  Franciae  exortae  petebat  uberiorem  priore  salvum  conductum ,  quem 
d.  rex  eis  negabat,  nisi  concilium  decerneret ;  et  tunc  se  paratum  offerebat 
dare.  Sed  d.  vicecancellarius  nomine  collegii  cardinalium  respondet,  quod 
omnino  fuissent  seeuri ;  nee  pro  futuro  de  alio  hesitarent.  Sed  et  in  omnibus 
fuissent  liberi  praeter  quam  in  ordinatione  duorum  decretorum  concilii  de 
modo  eligendi,  in  ejectione  olim  d.  Joannis  et  cessione  olim  d.  Gregorii 
promulgatorum,  in  quae  ipsi  d.  cardinales  non  consensissent  libere,  sed  vi 
metus,  qui  poterat  cadere  in  constantissimos,  non  quidem  ex  parte  d.  regis 
aut  suorum  sed  ex  parte  quorundam  de  concilio  qui  tunc  per  expressum 
dixerint,  quod  nisi  ita  synodaliter  ordinaretur,  d.  Karo  lus  nuUatenus  cede- 
ret,  quare  resistentes ,  fautores  scismatis  et  turbatores  ecclesiasticae  unionis 
sacrique  concilii  eensentur ;  unde  timentes  puniri  ut  tales  in  illa  decreta 
non  libere  consensissent ;  de  qua  responsione  ultra  quam  dici  potest  eonster- 
nebantur  animi  omnium,  timentium  ne  sie  post  electionem  metum  allegando 
novum  scisma  inducerent  via  simili  qua  praesens  primitus  induxerunt.  Respon- 
detur  tamenCastellanis  decenter,  quod  de  modo  electionisnichil  tractatum  esset, 
sed  post  ipsorum  unionem  etPetri  de  Lun  a  ejectionem  et  eeclesiae  refor- 
mationem  tractandum  restaret  et  speraretur  quod  cum  bona  concordia  omnium 
nationum  et  cardinalium.  Sed  ipsi  forte  ex  dictis  cardinalium  moti  se  unire  nole- 
bant  dicentes  se  hoc  habere  in  commissis  in  certis  suis  instructionibus  quodque 
tolerabilius  eis  esset  servare  suum  papam  praesentem,  quam  in  alio  scismatealium 
recipere.  Interea  oriebantur  personales  displicentiae.  Nam  dominus  vicecamera- 
riusdetineri  jusserat  quemdam  doctorem  medicinae,  medicum  d.  cardin  alis  de 
F  1  i  s  c  0 ;  hinc  collegium  cardinalium  causabatur,  sua  privilegia  fuisse  violata ;  cau- 
sabatur  et  tota  fere  natio  Gallicana,  cujus  erat  suppositum,  quae  et  ipsum  d.  patri- 
archam  viceeamerarium  a  se  exclusit  allegans  contra  ipsum  plura,  quod  d.  rex 
gravissime  ferens  turbabatur  plurimum  ponendo  se  pro  patriarcha.  Sed  natio 
nostra  moestissima  se  ponebat  mediatricem  donee  turbatio  sopiretur  ;  unde 
modieum  intendebatur  materiae  unionis  Castellanorum  usque  ad  rogationes. 
Tunc  deliberabat    dominus   rex    ad    rogandum    hortandum    et    requirendum 


51 

d.  cardinales  quatenus  intuifu  Dei  et  unionis  ecclesiae  vellent  in  decreta 
concilii  de  modo  eleetionis  proxime  futurae  eonsentire  et  concordare  cum 
nationibus  in  modum  per  concilium  determinandum.  Nam  speraretur  quod 
Casteliani  in  tali  generali  coneordia  contentarentur;  quare  feeit  in  vigilia 
ascensionis  pro  se  et  omnibus  regibus  et  principibus  quorum  hie  erant  amba- 
siatae  praeter  regem  Franciae  et  pro  tribus  arehiepiseopis  electoribus 
imperii  et  pro  universitatibus  ParisiensiOxoniensietsexAlamanniae, 
qui  aeeepto  tempore  deliberandi  sequenti  puto  dominica  praesentabant  quam- 
dam  eedulam  valde  generaliter  continentem  quod  d.  cardinales  et  nationes 
de  modo  eligendi  essent  concordes  asserentes  in  hoc  Castellanos  esse  con- 
tentos.  Quae  dum  examinarentur  in  nationibus,  praesentabat  quidam  ut  dici- 
tur  ambasiatae  regis  Franciae  quamdam  aliam  eedulam,  ad  quam,  si  aceep- 
taretur,  Casteliani  se  unirent,  continentem,  quod  electio  celebranda  esset 
promiscue  per  cardinales  et  deputandos  nationum  de  qua  aliae  nationes  nil 
sciebant.  Interim  d.  cardinales  concipiebant  aliam  eedulam  in  particulari 
modum  eleetionis  continentem  in  hac  summa ,  quod  totum  collegium  cardina- 
lium  haberet  eligere,  et  cum  eis  singularum  nationum  deputati,  ita  quod  insi- 
mul  numerus  deputandorum  per  omnes  nationes  numerum  cardinalium  non 
excederet  et  nullus  acciperetur  in  papam  nisi  in  quem  consentirent  duae 
partes  cardinalium  et  cum  hoc  duae  partes  deputandorum  per  nationes.  Quam 
eedulam  offerebant  d.  regi  in  vigilia  Penthecostes  asserentes  se  certificatos 
per  Castellanos  etiam  publicis  instrumentis,  quod  illo  acceptato  se  statim 
unireut.  Quibus  respondit  majestas  regia  quod  tractare  cum  Castellanis 
de  modo  eleetionis  ante  unionem  ipsorum  et  ejectionem  Petri  de  Luna 
obviaret  capitulis  Narbone  conclusis  et  per  eum  et  singulos  de  concilio  juratis 
ideo  millatenus  consentiret;  feria2^apentecostes  d. cardinales  ipsam  eedulam  cum 
magna  solcmnitate  praesentabant  nationi  Gallicanae  operose  suadendo  ipsam 
acceptari,  quae  statim  ante  prandium  ipsam  aeceptabat,  ipsam  etiam  extollens 
laudibus  in  immensum,  feria  3''^  etiam  aliis  nationibus  solemniter  praesentabant. 
Et  natio  Anglicana  nee  super  ea  deliberare  volebatidem  sentiens  cum  domino  rege. 
Nalio  vero  Italica  eadem  vice  occasione  praesidentis  qui  tunc  eligendus  erat 
dividebatur  ita,  ut  verbis  adeo  ad  alterutrum  tumultuarent,  ut  de  mutuis  verberibus 
timeretur,  et  dominus  rex  in  propria  persona  se  in  tumultum  mitteret  ad 
sedandum.  Nostra  vero  natio  diversitatem  de  dicta  cedula  considerans  dissi- 
muiabat  eam  in  deliberatioaem  ponere.  In  crastino  sc.  feria  4*«  quatuor  tem- 
porum  dispositum  fuit  de  sessione  ad  audiendum  relationem  judicum  in  causa 
Petri  de  Luna.  Et  circa  evangelium  evocabantur  praelati  et  deputati, 
coram  quibus  protestabatur  una  pars  nationis  Italicae  tanquam  tola  natio  de 
injuriis  sibi  illatis  et  certis  comminationibus  sibi  factis,  protestabatur,  quod- 
que  nee  in  iliam  sessionem  nee  aliquem  actum  vellet  eonsentire ,  nisi  prius 
sibi  salisfieret  et  assecuraretur,  hinc  finita  misse,  et  post  diu  ,  cum  molliri 
non  possent  sine  relatione  redibat  unus  quisque  ad  propria,  rege  niniis  tur- 
bato.  Statim  natio  noslra  apud  alios  laborat ,  ut  se  interponerent ,  hinc  vix 
feria  sexta  ista  turbatio  sedabatur  et  sabbatho  fiebat  relatio  prius  diiata. 
Interim  non  cessabant  cardinales  et  Gallici  sollicitare  privatim  et  publice  de 
modo  eleetionis  in  cedula  praeoblata  ,    et    obtinuerunt  ipsam    ab    una  parte 

4* 


52 

nationis  Italicae  videlieet  Johannita rum  quae  fovet  sententiam  curiae  accep- 
tare.  Sed  et  privatim  apud  personas  singulares  procurabant  ipsam  subscrip- 
tione  propriarum  manuum  approbari,  iit  multorum  approbata  judicio  et  aue- 
toritate  minus  colorate  posset  a  nationibus  aliis  reprobari.  Instabat  rex  ex 
adverso  ut  natio  nostra  eedulam  repelleret;  sollieitabant  alii  e  contrario  ut 
aeeeptaret  alleg^antes  eam  sententiam  esse  et  justam  et  unionem  eeelesiae 
consummatam  et  ejus  repulsam  omnino  impeditam  et  multitudinem  sapien- 
tum,  qui  ipsam  approbaverant.  ünde  natio  nostra  Germanica  ut  potius  rationi 
quam  voluntati  inniteretur  disposuit  eedulam  omnibus  communicari  ,  requi- 
rens  quatenus  quilibet  diligenti  deliberatione  praehabita  suam  deliberationem 
et  motiva  scriberet,  postea  feria  3''^  post  festum  s.  Trinitatis  deputavit  8 
praelatos  8  magistros  theologiae  et  9  doctores  decretorum  et  legum ,  ad 
advisandum  ex  omnium  motivis  quid  super  ceduia  videretur ,  qui  invenerunt 
motiva  efficacissima  ad  ipsam  eedulam  repellendum  quorum  deliberatio 
instante  festo  sacramenti  referri  nationi  non  potuit,  usque  ad  crastinum  ejus- 
dem.  Eodem  die  sacramenti  hora  vespertina  referebant  quidam  de  consulibus 
civitatis  Consta ntiensis  quod  praecedenti  feria 3'''' ad  eos  missi  fuissent  pro 
parte  coUegii  d.  cardinalium  et  nationum  Italicae  et  Gallieanae  multi  numero 
fere  200  vel  plures  qui  regratiando  ipsis  de  securitate  et  pace  hucusque 
procurata  et  servata  petissent  pro  futuro  taliter  conservari,  adjicientes  obla- 
tam  esse  efficacem  viam  unionis  eeelesiae  per  d.  cardinales  ,  et  per  duas 
nationes  acceptatam  scilicet  Italicam  et  Gallicanam  ac  per  plurimos  peri- 
tiores  hujus  concilii  approbatam,  cui  tamen  alii  resisterent.  Unde  si  contin- 
geret  unionem  impediri  non  hoc  ipsis  sed  aliis  nossent  esse  impulandum. 
Quibus  respondissent  praehabita  deliberatione  cum  collegio  canonieorum  quod 
securitatem  et  pacem  vellent  quantum  in  eis  esset  sicut  hucusque  et  melius 
procurare.  Sed  de  via  unionis  oblata  ad  eos  non  pertineret  sed  ad  concilium, 
hinc  detulissent  ad  regiam  majestatem,  quae  ipsos  ad  nostram  remisisset 
nationem,  quibus  respondebatur  approbando  ipsorum  responsum  et  quod  ex 
rationabilibus  causis  non  potuerit  via  acceptari.  In  crastino  vocatis  omnibus 
praelatis  et  doctoribus  referebant  deputati  advisamenta  cedulae  quibus  con- 
corditer  idem  placebat.  Interveniebat  dominus  rex  seriosissime  inst  ans 
pro  response  ad  eedulam  jam  haesitans  de  natione  nostra  propter  longam 
moram;  cui  solum  responsum  fuit  in  genere  de  diligentia  circa  ipsius  exami- 
nationem  factam,  quodque  ad  sequentem  horam  tota  natio  esset  conventura 
super  eadem,  sed  de  advisatis  tacebatur  donec  natio  tota  concluderet.  Et 
sequenti  hora  8^''  conveniens  natio  tota  consensit  in  advisata,  eedulam  con- 
eludens  nullatenus  admittendam  ac  deputavit  responsuros  collegio  cardina- 
lium qui  minus  bene  contenti  quaerebant  rationes  offerentes  se  eis  satisfac- 
turos,  quibus  ofTerebantur  rationes  pro  alio  tempore  allegande  et  domino 
regi  qui  optime  fuit  contentus.  Item  in  festo  sacramenti  quidam  doctor 
utriusque  juris  intimavit  se  in  crastino  de  materia  cedulae  disputaturum 
ipsam  impugnando^  et  alius  vel  alii  ex  adverso  ipsam  defendere  per  certas 
conciones  de  haeresi  intimationem  faciendo.  ünde  natio  nostra  timens 
rumorem  et  seandala  conchisit  quod  non  esset  hoc  admittendum  in  loco 
nationis  nostrae  quo  intimatura  fuerat  ad  cavendum  seandala  et  sui  suspicionem 


53 

ne  erederetur  hoc  ordinasse,  hinc  mane  dum  tumultuosissime  cum  protestationl- 
bus  convenisset  multitudo  maxima  praesidens  noster  m.  Petrus  Dekinger 
ipsis  conelusionem  nationis  insinuavit  et  cum  maximo  tumultu  solvebatur 
eonventus;  hiis  aliqualiter  sedatis  d.  rex  et  etiam  tempore  meridiano  medi- 
antibus  Arragonensibus  et  Navarrensibus  tractabat  cum  Castellanis  ut  exclu- 
sis  hujusraodi  difficultatibus  nobis  unirentur  et  communiter  absente  ipso 
d.  rege  qui  profectus  est  Cellam  ad  d.  Lodvieum  ducem  Bavariae  ejus 
consiliarii  tractatum  continuarunt.  Qui  videntes  ipsorum  oecasione  tantas  ortas 
esse  diffieultates  ut  non  nulli  minarentur  recessum  et  alii  plurimi  procura- 
torum  revocationem  ,  mitigabantur  in  tantum ,  ut ,  toto  tractatu  et  certifica- 
tione  de  modo  electionis  nunc  omissis,  offerant  se  nunc  paratos  uniri;  unde 
hodie  coram  omnibus  deputatis  et  praesidentibus  nationum  et  consilio  regio 
se  offerebant  petentes,  sibi  diem  eertum  ad  unionem  ipsorum  assignari,  qui- 
bus  praefigebatur  proxima  feria  6'».  Item  statim  autem  hoc  hodie  petebat 
ambasiata  d.  H  enric  i  fratris  regisArragonum  magist  er  ordinis  milicie 
s.  Jacobi  deSpata  audientiam  publicam,  ad exhibendum se  concilio,  et oÖ'eren- 
dum  sead  uniendum  simul  cum  Castellanis,  quibus  assignabatur  hora  S'i^post  meri- 
diem,  hinc  hodie  habet  audientiam  oflFerens  se  unire  proxima  feria  6'»  cum  praedi- 
ctis  concilio,  quodque  sie  tunc  tota  ecclesia  uniatur  ut  nihil  restet  nisi  ejectio 
Petri  deLuna,  reformatio  et  electio,  quae  licet  difficillimae  sint  in  se,  tamen 
spero  quod  facilitentur  eo  quod  revelatis  cogitationibus  ex  multorum  cordibus 
malivoli  minus  valebunt  decipere  in  expertos.  Teste  Deo  toto  tempore  concilii  in 
cottidianis  varietatibus  nunquam  fuit  tam  longo  tempore  nee  duravit  adversitas 
et  timor  mali  quia  plus  quam  per  duos  menses  continue  fere  invaluerunt 
mala.  Sed  nunc  spero  quod  Hyspani  conditiones  hominum  magis  experti  planius 
incedent  sinceritati  domini  regis  et  aliorum  amplius  quam  antea  confidentes. 
Nam  intelligentes  se  esse  suspectos  ob  praemissa,  quod  cum  collegio  cardinalium 
natione  Italica  et  Gallica  colligationes  fecerint  juraverunt  Arragonenses  et 
juraturos  se  oflTerunt  domino  regi  quod  nee  cum  ipsis  nee  cum  aliis  quibuscum- 
que  ligas  etc.  fecerint ,  nee  facient  in  futurum  promittentes  etiam  se  velle 
sequi  dominum  regem  in  omnia  via  justa  et  canonica.  Orate  Deum  ut  perfi- 
eiat  quae  cepit  feliciter  ad  ecclesiae  unionem.  Parcatis,  quod  multiloquum  et 
rudiloquum  modum  epistolae  non    observat. 

Scriptum  in  crastino  scti.  Viti  manu  humilis  vestri  Petri  dicti  de  Pulka. 
Venerabilibus  ac  eximiis    dominis   domino    rectori    ceterisque    magistris 
et  doctoribus  almae  universitatis  studii  Wyenn.  suis  praeeeptoribus  recolendis. 
(Göttw.  ßibl.) 

XXIV. 

20.  Juli  14i7. 

(Streit  über  die  Belangung  vor  Gericht  der  Mitglieder  des  Coneils, 
zwischen  den  Cardinälen  und  den  Nationen. 

Muhe  des  Königs  wegen  der  Wahl  des  Papstes.  Wahl  von  Magistern 
und  Doctoren  der  Theologie  zur  Untersuchung  der  Zweifel  im  Processe  Peters 
de  Luna.  Beschluss  ihn  abzusetzen.) 


54 

Orationes  cum  debito  jugiter  famulatu.  Seripsi  alias  late  dominationi- 
bus  vestris  de  omnibus,  quae  oecurrebant  de  statu,  successibus  in  tractatibus 
saeri  coneilii  usque  ad  turbationem  ortam  dominica  ante  festum  s.  Petri  et 
Pauli  inclusive,  qua  domini  cardinales  cum  majoribus  partibus  nationum 
Galliae,  Italiae  et  Hyspaniae  causantes,  quod  duo  judicum  coneilii  fecissent 
certas  commissiones  13  vel  14  praelatis  et  aliis  ut  possent  procedere  con- 
tra quoslibet  turbatores  coneilii  etiam  usque  incarcerationem  etiam  invoca- 
tionem  brachii  saecularis,  ideoque  se  non  esse  in  plena  securitate,  ac  übertäte; 
protestabantur  se  deinceps  in  nullum  actum  velle  consentire  nisi  vi  metus  nisi 
plenissime  assecurarentur,  nee  si  alias  consentirent  in  aliquid  alicujus  esse 
roboris  vel  momenti  tamquam  vi  metus  extortum.  Judiees  autem  culpati 
negabant  se  baec  fecisse  aliis  constanter  affirmantibus  quod  fecissent  5  immi- 
nebant  undique  angustiae  cum  quasi  videretur  omnis  tractatus  unionis  rumpi 
et  forte  diuturnior  continuatio  scismatis  imminere ;  cumque  multis  intervenien- 
tibus  hinc  inde  tractatibus  totus  processus  fere  staret  arrestatus  serenissimus 
Romanorum  rex  misit  consiliarios  suos  prineipes  et  alios  ad  omnes  natio- 
nes  oflferens  eis  securitatem  plenam  in  forma  per  concilium  determinanda  vel 
si  mallent  per  nationem  Germaniae  advisandum  ac  petens  quatenus  in  agen- 
dis  expedite  procederent,  primo  ad  ejectionem  Petri  de  Luna,  2«'«  ad 
reformationem  ecclesiae  saltem  in  capite  seu  curia  Romana,  3*'a  ad  electionem 
papae  canonicam  liberam  et  justam.  Sed  non  contenti  dicebant  domini  car- 
dinales cum  sibi  conjunctis  quod  concilium  vix  de  certa  forma  posset  concor- 
dare,  cum  nationes  Germaniae  et  Angliae  cum  partibus  aliarura  ipsis  non  con- 
sentirent. Sed  volebant  per  se  dare  formam,  quae  aestimabatur  tarn  larga  ut 
non  obstantibus  decretis  coneilii  prius  editis  possent  libere  nullo  prohibente  aut 
transferre  hinc  concilium  aut  dissolvere  aut  in  agendis  quomodolibet  impe- 
dire.  Tunc  dominus  rex  offerebat  ipsis  securitatem  in  forma  latissima  et 
plenissima  cum  tali  tamen  clausula  salvis  decretis  coneilii  quam  solam  respue- 
bant  pro  qua  securitate  servanda  ipsis  omnes  prineipes  cum  judice  curiae 
et  magistro  curiae  regiis  ac  aliis  una  cum  consulatu  Constantiensi  se  obliga- 
bant.  Sed  et  ad  assecurandum  eos  contra  impressionem  aut  tumultuationem 
populärem,  quam  in  electione  se  timere  causabantur  offerebant  ipsis  nationes 
Germaniae  et  Angliae  cum  sibi  junetis,  ut  in  sessione  primo  celebranda  syno- 
daliter  deeerneretur ,  quod  non  fieret  electio  papae  nisi  secundum  determi- 
nationem  coneilii  faciendam  publice  cum  penis  maximis  secus  attemtancium 
ac  decreto,  quod  si  aliter  fieret  electio  esset  nulla  nee  quisquam  pro  papa 
reciperet  sie  electum.  Sed  illi  non  contenti  volebant  a  forma  securitatis  omnia 
verba,  de  decretis  coneilii  mentionem  facientia,  removeri;  et  ultra  praemissa 
nationem  Germaniae  per  omnia  sua  supposita  dictis  nationibus  et  cardinalibus 
et  singulis  eorum  promittere  et  jurare  in  plena  congregatione  more  solito,  quod 
quantum  in  eis  esset  hujusmodi  securitatem  defenderent  et  irapressioni  si 
quae  fieret  in  electione  resisterent  nee  in  electum  per  impressionem  consen- 
tirent; sed  et  circumjacentes  civitates  et  dominia  sibi  obligari  petebant  ut 
appareret  obligatio  a  seculis  inaudita.  Ex  adverso  timebatur  dolus  cum  tam 
exquisitam  formam  securitatis  peterent  experti  jam  anno  3tio  de  plenissima 
observantia  securitatis  et  praesertim  quia  clausulam  de  non  obstantibus  decretis 


55 

eoncilii  tantum  horrebant;  hinc  ex  utraque  parte  erant  suspiciones  dolorum  et 
in  nullo  procedebatur  in  prineipali  nisi  quod  judices  de  singulis  nationibus 
petebant  sibi  deputari  magistros  in  theologia  et  decretorum  ae  legum  doe- 
tores  super  dubiis  ex  proeessu  contra  Petrum  de  Luna  extractis,  qui  a 
crastino  s.  Petri  et  Pauli  usque  üdalriei  inclusive  cottidie  quaenam  solum,  quae 
nainque  bis  concernentes  latissime  pertractando  niaterias  dubiorum  concordi- 
ter  declarabant  ex  actis,  ipsura  Petrum  de  Luna  esse  notorie  per  jurum 
incorrigibilem  scismatis  nutrltorem  et  in  hiis  incorrigibilem  et  pertinacem  ymo 
deductum  erat  in  actis,  quod  ante  annos  13  Constitutionen!  quandam  ediderat, 
quam  usque  bodie  practicat  errorem  in  fide  continentem.  Sed  et  alii  duo  articuli 
bereticales  fuerant  sibi  objecti  unus  videlicet,  quod  per  nostram  potentiara  idem 
posset  esse  in  aliquo  loco  et  extra  eundum;  2*^^^  quod  si  ipse  ivisset  vel  misis- 
set  Pysas  ad  renunciandum  papatui,  sicut  sibi  a  nonnullis  suadebatur  atque 
renunciasset,  jam  ecclesia  non  haberet  claves  nee  habitura  esset  nisi  Christus 
denuo  incarnareturet  ei  claves  conferret  verum  quod  ipsi  vel  saltem  alter  eorum 
non  erant  contra  ipsum  sufficienter  secundum  rigorem  juris  probatus.  Et  omnium 
clarissime  et  latissime  haec  mala  contra  ipsum  declarabant  Arragonenses  et 
Francigenae  iidem  qui  olym  sibi  obediebant,  hinc  eodem  die  s.  Udalrici  conclu- 
debant  judices  exvotis  doctorum  ipsum  ejiciendum.  Sed  ob  praemissa  nequibant 
nationes  ad  citandum  ipsum  concordare  in  sessionem.  Accessit  et  aliud  impe- 
dimentum ,  videlicet  discordia  Castellanorum  cum  Arragonensibus.  Nam  eisdem 
Arragonensibus  alias  concessuro  est,  ut  in  sua  natione  non  solum  possint 
numerare  vota  praelatorura  regni  Arragoniae  sed  etiam  Syciliae  et  alio- 
rum  suorum  dominiorum ,  quod  Castellani  suo  regi  et  regno  praejudiciale 
reputant  dicentes ,  quod  tunc  regnum  Arragoniae  minus  existens  regno 
Castellae  majori  in  vocum  numero  praevaleret  unde  petunt  id  retractari,  alias 
noiunt  in  aliquem  processum  consentire.  Natio  nostra  ab  initio  rogabat  natio- 
nes et  obtinuit.  Deputatos  qui  more  solito  de  concordia  et  consensu  in  sessio- 
Dcm  tractarent,  sed  modicum  proficere  potuerunt.  Principes  seculares  visi- 
tabant  nationes  hortando  ymo  requirendo  sui  nomine,  quatenus  procederent 
imponendo  finem  offerentes  etiam  ulteriorem  securitatem  si  expediret.  Requi- 
rebat  etiam  cum  ipsis  natio  Anglicana  alias ;  sed  nostra  solum  petebat  vitans 
amaricationem,  quae  per  requisitionem  induci  poterat.  Hiis  omnibus  quasi 
in  deliberationem  et  tractatum  positis  et  pendentibus,  prudens  dominus  rex 
limitabat  se  ad  formam  securitatis  quam  prius  obtulerat,  et  die  dominica  ll'"'^ 
Julii  sigillatas  super  ea  litteras  sub  sigillis  suis  ac  principum  et  Constanti- 
ensium  se  obligantiuro  affixit  valvis  publice,  de  qua  aliqui  contentantur  alii  non. 
Gallici  ultra  jam  petunt,  se  literali  promissione  nationis  Gcrmanicae  contra 
impressionem  in  electione  papae  assecurari ,  et  natio  nostra  se  oflert  paratam, 
sed  de  forma  est  diversitas.  Interea  ad  partem  ambasiata  Sabaudiaeet  aliqui 
d.  regis  secretarii  Iractabant  de  concordia  d.  regis  cum  coUegio  d.  eardinalium ; 
et  est  facta  inter  eos  mutua  confederatio  et  obligatio  cujus  ostenduntur  formae 
incedulascd  divcrsificatae  etmultum  diversae;  ideo  non  conor  nunc  scribere.  Et 
qui  prius  tenebant  partem  eardinalium  contra  regem  male  contentantur,  quod  eis 
insciis  se  regi  confoedcraverint  et  c  contra  aliqui  adherentes  domino  regi  (IS^'^ 
Julii  tres  cardinales  nomine  coliegii  iunationeGcrmaniae  praesenlibus  etiam  aliis) 


S6 

referebant,  ipsum  collegium  eonsentire  velle  in  ordinem  procedendi,  quem  d.  rex 
desideraverat,  videlicet  primo  ad  ejectionem  antipapae  2«'«  ad  reformationem  3'»« 
ad  electionem.  Nesciebatur  tarnen  de  mutuu  obligatione  etcredebatur,  quod  adhe- 
rentesipsis  eardinalibus  etiam  eonsentirent  vel  saltem  facilius  ad  consentiendum 
induci  possent,  nee  restaret  nisi  disponere  pro  sessione  ad  minus  ad  diem  veneris 
vel  saturni  17.  Julii.  Sed  non  poterat  habere  consensus  ymo  publicatis  mutuls 
obligationibus  praemissis  difficultabatur  negotium  multis  timentibus  quod  car- 
dinales  cireumvenerint  regem  in  fraudem  reformationis.  Sie  die  veneris  d.  rex 
declinavit  ultra  lacum  in  Mersburg,  ibi  stat  usque  hodie,  laboratur  ad  invenien- 
dum  raodum  uniendi  nationes  inter  se  ut  etiam  invitis  eardinalibus  fiat  reformatio. 
In  solius  dei  manus  stant  omnia,  cujus  voluntas  fiat  per  omnia,  quae  ita 
nobis  sint  placita  ut  de  neeessitate  faeiamus  virtutem.  Heri  fuit  tractatus 
inter  deputatos  nationum  tarn  bene  dispositus  ,  ut  quasi  omnia  impedimenta 
viderentur  amota  usque  ad  unum  de  Castellanis ,  quod  reputabatur  hodie 
amovendum,  ut  fieret  sessio  die  crastina  vel  ad  diem  veneris  quia  illa  expe- 
dita  non  posset  differri  ejeetio.  Scriptum  est  de  urbe  Romana  quod  quidam 
stipendiarius  Perusinus  nomine  Brachius  ipsam  aceeperit  contra  legatum  urbis 
et  scribat  se  gubernatorem  urbis  et  disponat  de  senatu  etc.  et  seribitur 
quod  timeatur,  quod  habeat  aliud  de  farina  fermentata  (?)  a  Petro  de  Luna. 
Et  legatus  teneat  castrum  s.  Angeli  et  maxime  speret  de  auxilio  dominae 
Johannae  reginaeApuliae  sitque  nimia  miseria  in  urbe,  ita  ut  pluribus 
diebus  non  fuerit  unus  panis  venalis.  Dicitur  etiam,  quod  aliquae  communitates 
Italiae  forte  in  odium  regis  si  possent  acciperent  eundem  Petrum  de 
Luna.  In  cujus  Signum  ipsarum  astrologi  qui  solent  magis  vaticinari  eis  pla- 
centia  quam  in  astris  repraesentata  jam  praedueunt  futurum  esse  quemdam 
papam  in  partibus  Oecidentis  et  Italiae  potentissimum  nomine  Benedictum 
13tium  ipsum  designantes.  Item  sabbato  ingrediebatur  ambasiata  Januen- 
sium.  Item  Gallici  et  Anglici  dicuntur  noviter  commisisse  bellum  navale 
et  Anglici  perdidisse  5  naves,  cum  plurimus  gentibus.  Vestrarum  domina- 
tionum  alumpni  magistri  nostri  hie  omnes  bene  stant.  Orate  Deum  pro 
ecclesia  sancta  sua,  qui  nisi  eam  oculo  suae  pietatis  respiciat  in  vanum  oculi 
hominum  vigilabunt. 

Scriptum  festinanter  propter  reeessum  latoris  20  die  Julii.  Vestrarum 
dorainati  onum  humilis  Petri    dictidePulka  manu  propria  festinantis. 

Venerabilibus  ac  egregiis  dominis  n.  rectori   et  magistris    almae   univer- 
sitatis  studii  Wyennen.  suis  praeceptoribus  et  dominis  favorosis  d.  d. 
(Göttw.  Bibl.) 

XXV. 
18.  October  1417. 
(Pulka  wünscht  zurückberufen  zu  werden.  Hoffnung   die    Papstwahl  vor 
Martini  zu  vollziehen.  Rotulus  der  Universität.) 

Reverende  raagister.  Seripsi  nuper  caritati  vestrae  sed  et  magistro 
nostro  J  oha  n  ni  de  Tannis  confratri  nostro  viva  voce  commissum  quatenus 
a  matre  nostra  universitate  revocationem  mei  ante  instantem  hyemem  impetrare- 


57 

tis,  quod  iterum  peto  fieri  indilate  quia  de  inevitabili  periculo  corporis  timere 
habeo,  si  in  gelida  hieine  proficisci  oporteret  navigio.  Item  de  statu  concilii 
quoad  ea  quae  niiper  scripsi  jam  nequeo  adimplere;  de  aliis  vero  ejusdem 
niehil  dignum  memoriae  oceurit,  nisi  quod  ante  ebdomadam  singulae  nationes 
et  coUegium  cardinaliuni  dederunt  deputatos  ad  tractandum  de  modo  elec- 
tionis  papae  futuri  et  estimatur,  quod  ipsa  eleetio  sit  ante  martiui  utut 
felieiter  consummanda.  De  missione  rotuli  universitatis  omnino  videtur  mihi 
quod  fiat,  licet  enira  multa,  quae  utilia  viderentur  universitatibus  advisata 
sint  et  per  nostram  nationem  in  magna  parte  approbata  de  promotoribus 
suppositorura  universitatum  Germaniae,  tarnen  non  spero  quod  in  praesenti 
eoncilio  possint  conclusive  ad  effectum  deduci  sicut  nee  alia  plurima  refor- 
raationem  ecclesiae  concernentia  ,  eo  quod  diftlcillimum  sit  tam  diversorum 
statuum  morum  et  regionum  plurimos  homines  in  unam  sententiam  brevi 
tempore  concordare.  Nee  post  electionem  papae  possit  concilium  diu  rema- 
nere  congregatum  omnibus  fere  suum  hie  incolatum  quaerulantibus  prolon- 
gatum.  Ex  eadem  causa  credo  non  esse  timendum  quod  privilegia  conserva- 
torie  et  absentie  universitatis  nostrae  nunc  revocentur.  Sed  privilegiura  de 
jurisdictione  difficillime  ut  credo  poterit  impetrari  praesertim  propter  per- 
sonalem praesentiam  ordinarii  qui  utique  se  opponeret  et  una  secum  omnes 
alii,  censentes  per  hoc  ordinariam  jurisdictionem  coactari.  Item  scribitis,  quod 
majores  mei  amici  desiderent,  me  usque  ad  expeditionem  mittendi  rotuli  per- 
manere,  quod  personae  meae  est  intolerabile,  quia  non  sperarem  me  ante  Pasca 
reversurum  et  esset  universitati  omnino  inutile,  quia  praetieam  curiae,  quae  ut 
vereor  remanebit  ut  fuit  ita  destestatur  anima  mea ,  ut  tantum  de  ea  sciam 
hodie  quantum  sciebam,  dum  exirem  et  minus  essem  ad  illam  animosus ;  si 
tamen  rotulus  venerit  ante  eonclusionem  concilii  libenter  remanebo  ad  quinde- 
nam  vel  mensem  ut  ejus  praesentationi  assisterem  ita  quod  michi  nulla  ulte- 
rior  occupatio  imponatur.  Item  si  raittetur  rotulus  expedit  quod  universitas 
magistris  doctoribus  et  licentiatis  in  decretis  quos  hie  habet  omnibus  ymo 
siogillatim  cuilibet  scribat  supplicando,  quatenus  ambasiatori  rotuli  assistant 
in  praesentando  ad  honorem  universitatis  et  fruetum,  quia  papa  videns  tan- 
tam  multitudinem  magistrorum  et  doctorum  tanto  tempore  vacasse  insudasse 
laboribus  rei  publicae  universalis  ecclesiae  inclinabitur  ad  gratias  largiores. 
Datum  Lucae  anno  etc.  XVII^». 

Derelictus  sum  ita  a  domino  m.  rectore,  quod  nee  de  scriptis  nee  alias 
intimatis  unum  habui  responsum  et  cum  proxime  per  fratrem  scripserim  quod 
vix  haberem  sumptus  ad  mensem  Kaspari  interroganti  an  vellet  mihi  ali- 
quid scribere  respondet  se  niehil  scire  scribendum.  Decumbens  in  lecto 
cgritudinis  forte  habeo  4  florenos  in  terra  aliena. 

Honorabili  ae  scientifico  viro  magistro    Theoderico  deHamelburg 
canonico  ecclesiae  omnium  SS.  alias  s.  Stephani  Wyenne. 
(Gottw.  Bibl.) 


88 

XXVI. 
29.  October  1417. 

(Wichtige  Nachrichten  über  die  Vereinigung  der  vier  Nationen  bezüglich 
der  zu  schickenden  Wähler  und  des  Wahlraodus.  Auf  wen  sich  zwei  Theile  der 
Cardinäle  und  zwei  Theile  jeder  Nation  vereinigen,  der   soll  Papst  sein. 

Die  italienische  Nation  will  in  diesen  modus  nicht  eingehen. 

Endliche  Übereinstimmung  aller ,  und  öffentliche  Verkündigung  des 
Beschlusses.) 

Cum  humili  sui  recommendatione  debitum  jugiter  famulatura.  Recolendi 
mei  praeceptores  et  domini.  Heri  hora  prandii  cum  Kaspar  de  Erdinga 
hinc  abiret  non  habui  quidquam  memoria  dignum  quod  vestrae  reverentiae 
scriberem.  Sed  statim  eo  egresso  occurrit  relatione  dignissimum.  Nam  pen- 
dentibus  tractatibus  de  modo  electionis  inter  deputatos  nationum  et  collegii 
cardinalium  fere  18  diebus  et  variis  modis  propositis  de  nullo  poterant 
concordare  usque  hac  ebdomada  in  vigilia  s.  Symonis  et  Judae  4  nationes 
videlicet  Gallicana  Hyspanica  Anglicana  et  nostra  Germanica  concordabant 
in  hunc  modum,  quod  una  cum  collegio  cardinalium  quaelibet  natio  depu- 
taret  sex  electores.  Et  in  quemcumque  concorditer  consentirent  duae  partes 
cardinalium  et  cujuslibet  nationis  deputandorum  similiter  duae  partes  fiat  papa. 
Et  sie  quaelibet  natio  habet  suam  electionem  et  collegium  cardinalium  simi- 
liter suam.  Modus  tarnen  est  diffieilis  cum  oportet  sex  partium  cujuslibet 
duas  partes  concordare  hineque  sex  fieri  electiones  sed  multum  aequus  et 
secundum  praesentem  statum  concilii  et  ecclesiae  valde  ydoneus,  quia  quae- 
libet natio  pro  suo  interesse  habebit  vocem  etiam  efficacem.  Et  sperandum 
est ,  quod  pius  Dens  et  omnipotens  eui  nichil  est  difficile  dando  concordiam 
facilitet  ipsum  modum.  Natio  autem  5*»  scilicet  Italica  volens  stare  in  modo 
dudum  per  eardinales  oblato  adhuc  in  vigilia  dicta  sanctorum  apostolorum 
possetenus  resistebat ;  et  adhuc  heri  ante  prandiura  non  obstante  festo 
eorumdom  congregata  eadem  natione  plures  ipsorum  protestabantur  nomine 
plurium  episcoporum  quorum  se  dicebat  habere  mandata.  Et  praesertim 
ambasiata  regis  Siciliae  pro  130  episcopis  quod  in  ipsum  modum  nuUatenus 
consentirent  et  si  alii  consentirent  nollent  sibi  praejudicium  generari.  Sed  super- 
venientes  quidam  dominorum  cardinalium  inducebant  eandem  nationem  ad  con- 
cordandum  cum  ceteris;  et  praevaluerunt  ut  praemissis  protestationibus 
retractis  dictum  modum  acceptaret.  Et  statim  post  prandium  ipsarum 
omnium  nationum  una  cum  collegio  cardinalium  concordia  unanimis  divulgabatur 
per  universam  civitatem  ,  et  in  signum  gaudii  omnes  compulsabantur  cam- 
panae.  Unde  non  videtur  modo  restare  nisi  quod  modus  praedictus  in 
sessione  concilii  synodaliter  statuatur  et  deputentur  per  nationes  electores, 
qui  sperantur  in  futura  ebdomada  vel  citius  posse  consummari  ut  intrent  con- 
clave.  Nisi  quod  avertat  Deus  sator  zizaniorum  impedimentum  interserat 
iroprovisum  altissimi  pietalem  exorare  dignemini,  ut  confirmet  hoc  quod 
operatus  est  et  perficiat  ac  consumet  quemadmodum  hucusque  oportuit 
se    totum  effccisse  et  nichil   humana  industria   consummatum.    Scripsit   mihi 


59 

dominatio  vestra  quod  20  floreni  sint  mihi  pro  sumptibus  deputati  de  qui- 
bus  recepi  quinque  a  dicto  Kasparo  de  Erdinga,  et  alios  quinque  a 
quadam  eivissa  Constantiensi  onines  Renenses  quos  precor  dignemini  solvere 
indilate  quemadmodum  seripsi  magistris  n.  Nicoiao  de  Getesprünn 
et  Johanni  de  Gmunden.  Sed  20  floreni  etiam  üngaricales  non 
sufiricient  nisi  forte  concilium  eoneluderetur  infra  medium  raensem  quod 
non  speratur.  Timeo  etiam  quod  diffieulter  habere  possim  mutuum  quod 
Wyennae  solvatur  nisi  forte  casualiter.  ünde  oceurrente  certo  nuncio 
transmittatis  mihi  pecuniam  ad  minus  ad  sumariam  30  flor.  Altissimus 
vos  conservet.  Scriptum  Constantiae  in  crastino  SS.  Simonis  et  Judae. 

Humillimus  dominationum  vestrarum 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabilibus  egregiis  ac  sapientissimis  viris  dominis  n.  rectori  ceterisque 
magistris  et  doctoribus  almae  universitatis  studii  Wyennensis  suis  praecep- 
toribus  et  dominis  favorosis  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XXVII. 
6.  November  i417. 
(Nikolaus  Dinkelspühl  wurde  durch  die  deutsche  Nation  zum  Waiilmann 
für  die  Papstwahl  bestimmt.    Das  Conclave  beginnt  Montag  den  8.  November.) 

Reverende  mihi  jugiter  praeceptor  et  domine.  Multis  proxime  scriptis 
dominationi  vestrae  per  Nicolaum  de  Buda  hoc  unum  occurrit  adden- 
diim  quod  misericors  Dens  matrem  nostram  universitatem  in  hoc  specialiter 
honorare  disposuit,  quod  magister  noster  m.  Nicolaus  de  Dinkelspu- 
hei  per  nationem  Germaniae  deputatus  est  in  electorcm  summi  pontificis 
proxima  die  Jovis  praeterita.  Qui  proxime  futura  die  Lunae  cum  dominis  car- 
dinalibus  et  aliis  nationum  deputatis  ingredietur  conclave;  proposui  omnia 
prius  scripta  ob  majorem  certitudinem  repetere,  sed  non  patiebatur  recessus 
nuncii  praefestinus.  Datum  Constantiae  Leonhardi. 

Vestrae  dominationis  humilis 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabili  ac  egregio  viro  domino  n.  rectori  almae  universitatis  studii 
\\  yennensis  suo  praeceptori  et  domino  favoroso  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XXVIII. 

11.  November  1417*). 

(Otto  de  Colonna,  gewühlt  als  Martin  V.  Einführung  desselben  in  die 
Sitzung  durch  den   König.   Beschleunigung   des  Universitütsrotulus.    Zurück- 

*)  Am  20.  November  wurde  dieser  Brief  in  der  Universit&tssitzung  vorge- 
lesen, und  beschlosseD,  an  St.  Caecilientag  ein  Te  deum  Laudamus  und 
ein  Hochamt  bei  St.  Stephan  zu  halten.  Kink  II,  51,   15. 


60 

bleibung  einzelner  Abgeordneter  am  Orte   des  Coneils,  um  die   Reformation 
der  Kirche  fortzusetzen. 

Wünscht  Empfehlungsschreiben  von  den  Herzogen  Albrecht  und  Ernst  von 
Österreich  an  den  neuen  Papst.) 

Obedientiam  debitam  cum  parato  semper  animo  famulandi  dominationibus 
vestris;  aliquoties  prius  scripsi  et  signanter  latius  in  crastino  sanctorum 
Symonis  et  Judae  per  quemdam  scolarem  de  Buda  Nicolaum  nomine  notum 
magistro  ülrico  de  Egenburga  tam  de  modo  et  tempore  concordiae 
omnium  nationum  et  collegii  d.  cardinalium  super  modo  electionis  summi 
pontificis,  quam  de  collatione  benefieiorum  et  provisione  universitatum  et 
rotulo  mittendo.  Quibus  in  die  s.  Leonhardi  per  quemdam  cursorem  de 
Buda  perpauca  addidi  de  decreto  super  eo  sequenti  sabbatho  synodaliter 
edito  et  deputatione  electorum  ac  ingressu  ipsorum  ad  conclave  infra  10.  dies 
ab  ejusdem  decreti  diffinitione  et  quod  unus  electorum  pro  natione  Germa- 
nica deputatus  fuit  venerabilis  magister  noster  et  signanter  meus  praeceptor 
magister  Nicolaus  de  Dinkel  spühel.  In  quo  nedum  illustrissimus  prin- 
ceps  et  dominus  noster  dominus  Albertus  dux  Au  Striae  etc.  cujus 
pei-sonam  repraesentat  ut  ambasiator  ejusdem  ejusquetytulo 
ymo  clipeo  Austriae  usus  est  in  conclavi,  sed  et  tota  nostra  uni- 
versitas  plurimum  dinoscitur  honorata  cujus  est  magister  insignis.  Sed  et  in  die 
4  coronatorum  scripsi  de  sessione  ipso  die  habita  in  qua  diffiniebantur  certa 
in  conclavi  servanda  et  quod  pro  executione  decreti  penultimo  die  Octobris 
edito  electores  eodem  die  ingredi  deberent  conclave  et  jurabant  ibidem  custo- 
des  videlicet  serenissimus  R  o  manorum  rex,  marchioßrandenburgen- 
sis,  et  alii  plurimi.  Sed  eadem  scripta  non  mittebam  ex  errore  ut  puto  vel 
occupatione  vel  mei  vel  bajuli ;  hodie  vero  dignissima  relatione  occurrunt 
scribenda  nam  electoribus  in  conclave  dicto  die  lunae  8.  Novembris  statuta 
hora  ingressis ,  et  ibidem  juxta  Ordinationen!  sacri  concilii  jurantibus  ac 
visitatis  ipsorum  tabernaculis  et  comperto  quod  juxta  formam  decreti  omnia 
essent  disposita  claudebatur  conclave.  Et  in  crastino  scilieet  feria  tertia  simi- 
liter  feria  4^^  fiebat  totius  cleri  Constantiensis  et  concilii  processio  ad  ipsum 
conclave.  Et  quia  timebatur  longissima  electionis  mora  propter  difl'icultatem 
raodi  electionis  conclusi  tractabatur  ipsa  feria  4**  inter  deputatos  de  modis 
denotationis  observandis.  Sed  in  crastino  videlicet  feria  5'^  ipsa  die  s.  Mar- 
tini cum  post  missam  et  processionem  ipsa  synodus  ad  ecclesiam  principa- 
lem  et  locum  sessionis  redisset  et  licencianda  esset  venit  fama  et  vera 
relatio,  quod  in  summum  pontifieem  electus  esset  reverendissimus  in  christo 
pater  et  d.  d.  Oddo  eardinalis  de  Columpna,  cui  placuit  mutato  nomine 
se  Martinum  Stum  ^ore  romanorum  pontificum  nominare,  unde  fiebat  gene- 
ralis omnium  concursus  ad  conclave.  Et  tempore  prandii  praeparatus  requi- 
situs  ipse  electus  hora  vespertina  serenissimo  romanorum  etc.  rege  et 
electoribus  cum  innumera  et  incompescibili  multitudine  populi  conducebatur 
ad  locum  sessionis  et  communiter  ad  episcopale  palatium.  Et  sie  habet  ecclesia 
Dei  unicum  et  indubitatum  visibilis  ecclesiae  pastorem  quantotius  fieri  pote- 
rit  benedicendura  et  coronandum.   De  prae  paratione  et  missione  rotuli  apparet 


61 

mihi  et  aliis  vestrls  alumpnis  accelerandum  secundum  quod  proxinie  late  scripsi 
et  per  magistros  nostros  Theod.  de  Hammelburg  et  Johanne m  de 
Tannis  antea  viva  voce  insinuavi;  praesertim  si  fieri  poterit  ante  recessum 
magistrorum  et  doetorum  nostrorum  quia  sua  assistentia  honorare  poterunt 
universitatem  nostram  et  inrotulatos  efficaciter  promovere.  Scripsit  mihi 
alias  dominus  meus  dominus  rector  quod  deputati  mihi  essent  20  floreni  pro 
expensis,  qui  si  hodie  possem  recedere  nequaquam  mihi  sufTicerent  nee  hie 
habeo  nisi  quantum  a  Casparo  de  E  r  dinga  literis  meis  me  nostis  mutuo 
recepisse.  Conclusum  est  reformationem  debere  fieri  etiam  post  summi  pon- 
tificis  eleetionem  et  si  totum  eoncilium  non  posset  expectare  quod  saltem 
de  Omnibus  nationibus  deputarentur  certi  qui  ipsarum  auetoritate  reforma- 
tioDi  haberent  intendere.  Sed  quidquid  futurum  sit  nescio;  ad  minus  nempe 
egebo  50  florenis  quia  si  ante  ehristi  nativitatem  lieentiabor  ad  reditum 
timeo  me  navigio  repatriari  non  posse  propter  gelu  hiemis  ,  sed  oportere 
equis  uti.  Si  vero  me  hie  hiemare  oportebit  usque  ad  navigationis  tempus, 
hie  stando  et  tune  redeundo,  iterum  in  50  florenis  ')  medioeriter  contentabor. 
Insinuate  mihi  quaeso  voluntatem  vestram  tarn  de  meo  reditu  quam  de 
expensis  quia  sub  dubio  complacendi  vel  displieendi  dominafionibus  vestris  et 
siraul  sub  expensarum  penuria  temporis  perditione  negleetu  profeetus  pro- 
prii  tarn  in  studio  quam  quibuslibet  aliis  nimio  affectus  tedio  mente  simul 
conthabesco  et  corpore  ut  mihi  ipsi  et  aliis  reddar  inutilis  toto  evo. 

Scriptum  Constantiae  completo  die  s.  Martini  nocte  profunda  manu 
humillimi  vestri  Petri  dicti  de  Pulka. 

Pridie  hinc  abiit  Wyennam  quidam  civis  Constantiensis  nomine  Johan- 
nes Imholtz  cui  sumptus  si  quos  mihi  transmittere  decreveritis  secure 
per  modum  cambii  vel  alias  committere  poteritis  et  mihi  scriptis  summam 
notifieare  prout  censueritis  expedire.  Laudate  Deum  de  ecclesiae  unione 
perfecta  tanto  nunc  amplius  quam  post  Pysanum  eoncilium  quanto  nunc 
ipsam  dinoscitis  magis  indubitatam.  Et  ipsius  propicialionem  pro  ejus- 
dem  ecclesiae  efficaci  reformatione  suppliciter  exorate,  qiiia  nisi  in  prae- 
senti  concilio  effectualiter  hujusmodi  fiat  reformatio,  timeo,  quod  ipsam 
pauci  nos  intuebimur  in  hac  vita.  Insinuate  haec  omnibus  cum  debitis 
gratiarum  actione  et  Dei  laudibus  que  madmodum  post  Pysanum  eoncilium 
laudabiliter  perfecistis.  Si  rotulum  mittere  decreveritis,  impetretis  lite- 
ras  promotorias  de  bona  forma  et  favorabiles  illustrissimi  principis  domini 
nostri  d.  Alberti  ymo,  si  fieri  posset  etiam  domini  Ernesti  ducis 
Austriae  etc.  ad  ipsum  d.  n.  papam  electum,  qui  favorabilis  multum  ipsis 
creditur,  quia  se  ipsorum  consanguineum  confitetur. 

Venerabilibus  ac  egregiis  viris  domino  n.  rectori  magistris  et  doctori- 
bus  alme  universitatis  studii  Wyennensis  suis  praeccptoribus  et  dominis 
recolendis  d.  d. 

(Göltw.  Bibl.) 

')  Kink,  1.  c.  II,    51,    1«.    1417,    18.    Dec.  wurden  31   Guhlcn    lleiscgeia    für 
Peter  von  Pulka  abgeschickt  (act.  fac.  art  IIb.  II,  18). 


62 


XXIX. 

27.  December  i417. 

(Geldsachen.  Verhandlungen  der  gewählten  Reformatoren  über  den  Artikel 
de  collaeione  benefieiorum.  Die  Universität  möge  sieh  durch  den  Herzog  von 
Österreich  bei  dem  Papste  empfehlen  lassen.) 

Reeolende  mi  praeceptor  et  domine  !  Reverentiae  v.  literas  datas  dominiea 
prima  adventus  domini  feria  6*»  ante  Thomae  per  Franciscum  famulum  magi- 
stri  nostri  m.  Lamperti  suscepi  et  simul  per  eundem  accepi  etiam  literas 
vestras  et  aliorum  datas  dominiea  post  Martini,  quas  m.  Petrus  de 
Kapruncza  susceperat  praesentandas :  sed  in  Ingolstat  egritudine  appre- 
hensus  dicto  Francisco  ipsas  tradidit  et  tertiam  datara  in  crastino  s.  Eliza- 
beth similiter.  Frater  J  o  bann  e  s  Imholtz  paratus  est  mihi  dare  40  flore- 
nos  Ungar,  quos  ipse  Johannes  a  vobis  suscepit,  nee  censemini  quod  alias 
nesciens  de  illo  recepi  mutuum  a  domino  Leotoldo  de  Kranichberg 
quia  si  quid  residui  fuerit  restituam,  vel  si  placebit  restitui  Wyennae  disponam. 
Recepi  etiam  ut  prius  scripsi  10  florens  Ungar,  per  HenricumdeCzips. 
Transmisi  alias  per  famulum  Johann  em  de  septemtriliis  (sie)  patrem  Ladis- 
1  a i  d e B u d a  literas  pro  fratre  Sygis mundo  in Gemniko  expeditas  ut  credo  ad 
Votum  et  simul  magistro  Petro  de  Pirich  alias  literas  de  primariis  (?)  eisdem 
conjunctas  et  tria  confessionalia  domino  Thomae  de  Weytra  praesen- 
tanda.  Scripsi  alias,  quod  statim  coronato  domino  nostro  papa  deputabantur 
de  singulis  nationibus  et  collegio  d.  cardinalium  certi  reformatores.  Qui  inci- 
piendo  ab  articulo  de  collatione  benefieiorum  nequiebant  concordare.  Volente 
natione  Italica  ut  omnes  collationes  remanerent  apud  papam  sicut  hucusque 
ab  editione  Sexti  et  Clementinarum ,  quibus  consentiebant  Anglici  salvis  tamen 
observationibus  sui  regni  et  Hyspani  simpliciter.  Sed  natio  Gallicana  et  nostra 
volebant  eas  reduci  ad  ordinarios  juxta  jura  antiqua  quemadmodum  etiam 
mater  nostra  universitas  ante  censebat  processu  tamen  temporis  Gallici  fuis- 
sent  et  hodie  essent  contenti ,  quod  S'"'»  pars  collationum  apud  ordinarios 
libere  remaneret.  Cardinales  concordabant  cum  Italicis  addentes  reservatio- 
nes  certas  ultra  comprehensas  in  corpore  juris  videlicet  omnium  ecelesiarum 
cathedralium  et  aliarum  praelaturarum  valentium  anno  ultra  300  florenos 
omnium  secundariarum  post  pontificales  dignitatum  et  certorum  canonica- 
tuum  etc.  Et  sie  natio  nostra  petivit  dominum  nostrum  papam  quatenus  de 
hiis  aperiret  mentem  suam,  qui  respondit  mitissime  quod  si  nationes  in  aliquo 
concordassent  ipse  non  fuisset  discors  et  libenter  vellet  facere  quidquid 
posset  pro  reformatione.  Dicitur,  quod  praelatis  Galliae  tertia  pars  collationum 
sit  oblata,  de  qua  contentarentur  si  haberent  eam  omnino  libere  ita  quod 
in  ipsa  non  haberent  locum  reservationes  nee  rotuli  quorumcunque.  Pen- 
dentibus  ita  praemissis  sollicitant  magistri  universitatum  Galliae  et  Germaniae 
super  provisione  ipsis  facienda,  quantum  possunt;  sed  differenter.  Nara 
Galliae  rcpugnantes  suis  praelatis  suadent  expediens  fore  collationes  remanere 
apud  papam  juxta  voluntatemltalicorura  etc.  sibi  consenlaneorum,  et  Parisienses 


63 

dicunt  se  hoc  habere  in  suis  capitulis  et  instructiouibus  juratis  et  ideo  non  posse 
in  ah'um  modum  eonsentire;  allegantes  se  prius  sensisse,  qiiod  praelati  non 
servaverlnt  eis  promissa  de  quotis  collationum  in  synodo  Gallicana  assignatis. 
Aliquibus  vero  de  universitatibiis  Germaniae  apparet  hoc  reformationi  eccle- 
siae  plurimum  derogare.  Nee  pro  promotione  universitatum  expediens  attento 
quod  hucusque  per  rotulos  et  gratias  expectativas  modicum  nimis  est  ipsis 
provisum,  sed  quod  si  deputaretur  6*»  pars  in  kathedralibus  et  4*^  in  aliis, 
esset  provisio  melior  et  stabilior,  quia  certo  jure  subnixa  et  non  pure  de  gra- 
tia.  Etenim  quia  non  decet  nos  a  conclusione  nationis  recedere,  stamus  in 
genere  petendo,  quod  universitatibus  provideretur  vel  de  certis  quotis  juxta 
advisata  in  primo  reformatorio  et  in  nostra  natione  si  fieri  poterit  vel  per 
certas  praerogativas  in  gratiis  expectativis.  Et  dominus  noster  papa  gratio- 
sissime  semper  respondet;  nescio  quid  sequitur;  puto  quod  collationes  divi- 
denturut  pars  remaneat  apud  papam  et  pars  apud  ordinarios;  et  quod  universi- 
tatibus non  provideatur  nisi  per  rotulos  et  gratias  expectativas.  Si  vultis  rotu- 
lum  in  Alemania  expedire  et  parcere  expensis  et  laboribus  ad  Romam,  mittatis 
ipsum  indilate  et  sufTicit ,  quod  per  unicum  virum  providum  diligentem  et 
laboriosum  (fiat)  qui  si  venerit  ante  finem  concilii  cum  aliis  magistris  nostris, 
honeste  poterit  rotulum  praesentare  et  post  solus  ejus  reformationes  rotulis 
neeessarias  soUicitare.  Et  levius  erit  in  expensis  et  laboribus  hie  stare  pere 
mensem  vel  etiam  duos,  quam  sequi  curiam  ad  Italiam.  In  casu  quo  miseri- 
tis  rotulum  praemoneatis  latorem,  quod  tarn  in  via,  quam  hie  eelantem 
propter  praemissa  scilicet  se  exhibeat,  quasi  in  proprio  suo  negotio  vadat. 
Valde  expedivisset,  quod  dominus  princeps  per  ambasiatam  suam  ipsam  uni- 
versitatem  nostram  domino  n.  papae  recommendasset  et  si  adhuc  fieri  posset 
estimo  expedire;  hec  vestrae  reverentiae  signanter  scribo,  quae  non  omnia 
scribenda  vel  aperienda  judico  omnibus  ex  certis  causis,  sed  secundum  ea 
vos  ülios  movere  poteritis  et  eis ,  quae  congruunt  aperire  nullam  de  me 
faciendo  penitus  mentionem. 

Scriptum  festinanter  in  die  s.  Johannis  evang.  nativitate  27^  Decembris 
anno  d.  1418  manu  humilis  vestri  Petri  de  Pulka  salutantis  omnes  meos 
dominos  et  raagistros. 

Venerabili  ac  sapienti  viro  magistro  Theodor ico  de  Hammel- 
burg Baccalaureo  formato  in  theologia  canonico  eeclesiae  s.  Stephani 
Wyenne  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XXX. 
1.  Februar  1418. 

(Festmesse.  Rede  über  das  Concil  vor  dem  Könige,  dem  Papste  und  der 
ganzen  Versammlung. 

Freude  des  Königs  r.  Arragonien  über  die  Wahl  Martins  V.  Bestreben, 
den  Petrus  de  Luna  zur  Nachgiebigkeit  zu  bestimmen. 

Bekehrung  der  Samailcn.  Hoffnung  auf  Vereinigung  mit  den  Griechen, 
Mittheilungen  des  Königs  von  Polen  und  des  Erzbischofcs  von  Lemberg. 
Arbeiten  der  Keforraatoren.  Beneficien- Verleihung.) 


64 

Recolendi  mei  praeeepfores  et  domini.    Hodie   infra   missarum   solemnia, 
quae  pro  gratiarum  actione  agebantur,    in    loco  sessionis   eoram    dominis  n. 
papa  et   imperatore  ae  tota  synodo   generali  tarn  de    gratissima   Christianae 
ecclesiae  paee  ac  unione  ejusque  firmatione,  quam  eeclesiae  dilatatione  joeunda 
bonis  (breuis)  fiebat  relatio  quam  quantum  unica  audieione  recoHgere  valui, 
praesentibus  inseram.  Assumpto  themate  exeurrentis   dominiee  epistola  ,  „pro 
hujusmodi   gloriabor"    predicans     lepidissime   perorabat  quod  domino    nostro 
papae,    imperatori ,    synodo    et   universo    fideli    populo    de    ecclesiae     pace 
unione  dilatatione  et  profectu  gloriandum  sit  in  domino  non  in  se  nee  pro  se 
et  inducens  narrationem  gestorum  asserebat,  quod  rex    Arragonum    lectis 
sibi    literis    de    eoneordi      eleetione    d.     papae    Martini    V.     et     electionis 
modo    in    solito    gaudio    exultarit    adeo    ut    regiae    maturitatis    quasi      obli- 
tus  personallter    discurreret    nunc  ad    matrem   nunc  ad    cognatos     nunc    ad 
migrantes  qui  in  eadem  villa  secum  aderant,  nuncians  illis  ac  ad    congauden- 
dum  exhortans.  Insuper  et  in  omnibus  suis  civitatibus  et  ceteris  locis    laudes 
et  gratiarum  aetiones  in  ympnis  canticis  et  festis    letitie    deo    offerri    ordina- 
bat.  Sed  et  hec  regi  Castellae  et  reginae  ejus  genitrici  literatenus  insinuare 
eurabat.    Quae  grate  suscipientes  relata  mandabant  omnibus    obedire  domino 
Martino  papae  et  nequaquam  ulterius  suo  Benedicto,  ac  ipse  rex  Ar  r  ago- 
num  eadem  insinuare  eurabat  ipsi  Petro  de   Luna  per  ambasiatam  solennem 
praelatorum  ac  procerum,  ipsum  possetenus  exhortando,  quatenus  adhuc  pre- 
tenso  suo  juri  cedere  dignaretur.  Quo  in  sua  pertinacia  persistente  ipsa  ejus 
pertinacia  in  certis    locis    divulgata    ad    castrum    Paniscula    vocatum,     quod 
maritimum  est  et  firmissimum  in  quo  ipse  Petrus    de  Luna   a  Narbona  in  ^ 
tractatu  unionis  discesserat,  cum  serenissimus  Romano r um  rex  ibidem  esset 
in  tractatu,  et  se  usque  tunc  conservaverat,  idem  rex  Arragoniae    remisit 
ambasiatam  cum  edicto,  mandans  districte  precipiendo  omnibus    tam   clericis 
quam  laicis,  quatenus  a  tam  pestilenti  et  pertinaci  homine  recederent,  ipsum 
derelinquentes.  Cui  omnes  obtemperantes  discessisse  ab   ipso   asseritur.  Preter 
tres  personas,  quarum  conditiones  obaudivi,    sed    dicitur    quod    solum    una 
ipsarum  sit  notabilis  scilicet  cardinalis  de  ejus  sanguine.    Ex    quibus    si    ita 
se  habet,  ut  fertur,  unio  et  pax  ecclesiae  plurimum  dinoscitur  roborata.  Sub- 
jungebat  insuper  de  dilatatione  ecclesiae  per  conversionem  Samaitarum,  qui 
noviter  fidem  susceperunt  et  per  speratam  reductionem  Graecorum  ad  quos 
quemdam  de  dominis    cafdinalibus,    ut    creditur    Ragusinum,    legationera 
velle  suscipere   asserebat,  et  concludendo    idem   perorans    contra  symoniam 
et    usuram    hoc    novissimo  seeuli    tempore    invalescentes    acriter     invehebat 
hortans    ad    reformationem    eeclesiae    opportunara ;    post     quae     venerabilis 
dominus  Petrus  de  Lamberga  liceneiatus  in  decretis  nomine  regis  Polo- 
niae  legebat  literas  ejusdem  regis  et  archiepiscopi  Leopolensis  et  alterius 
cujusdam  episcopi,  quibus  continebatur  de  conversione  Samaitarum  et  rege- 
neratione  eorumdem  lavacro  baptismatis  sacri  in  tanta    multitudine,    ut  dicti 
episcopi  toto  mense  baptizando  occupati  fuerint,    et    ecciesiam    kathedralem 
cum  parochialibus  ecclesiis  erexerint   et  sufficienter    dotaverint,    ac    episco- 
pum  consecraverint  et  instituerint  atque  clerum  prout  fieri  pro  nunc  poterat 
competentem.    Extensa  erat  premissorum  relatie,  quam  et  anxiatus  pressura 


es 

non  omnino  plene  recolligere  potui  ,  nee  tarn  brevi  tempore  quam  audivi 
ad  plenum  carte  eommendare  scribendo  ob  repentiniim  latoris  reeessum,  quem 
heri  putabam  abiturum,  verum  si  quae  addcnda  oecurrerent,  postea  seribam 
opportune.  De  statu  reformationis  et  eoneilii  ae  ejus  feliei  eonditione  persona- 
liter fuisse  dorainationibus  vestris  seribendum  non  ambigerem  siquid  certi 
seirem  et  omnibus  praeferendum ,  si  non  haee  novitas  improvisa  prius  sibi 
ealamum  adraovisset.  Praecedenti  ebdomada  dominus  noster  papa  super  arti- 
culos  sibi  per  nationes  praesentatos  eisdem  exhibuit  meutern  suam,  quam 
pro  nunc  exarare  nequeo,  non  quoad  ea  quae  nos  concernunt  punetualiter 
videlieet  quod  tertia  pars  coUationum  remaneret  ordinariis  et  sibi  duae  partes 
ita  quod  prima  duo  beneficia  vacantia  eederent  papalibus,  tertiam  conferrent 
ordinariis  exeeptis  vacantibus  per  liberam  resignationem,  et  causa  permuta- 
tionis,  quae  neutri  parti  essent  computanda.  Item  quod  ultra  reservationes 
in  corpore  juris  clausas  et  in  extravagantibus  ad  regimen  (sie)  moderata 
(sie)  ad  numerum  officialium  curiae  consuetum  et  solum  ad  capellanos 
qui  fuerint  magistri  in  theologia,  doctores  juris  canonici  civilis  licen- 
tiati  in  eisdem  etiam  reservatae  sint  omnes  ecclesiae  metropolitanae  kathe- 
drales  et  praelaturae  exemtae  et  non  exemptae  quarum  fructus  secundum 
taxam  communem  decimae  extra  Italiam  et  Hyspaniam  130.  in  Italia  vero 
et  Hyspaniis  60  1  ibras  Turonensium  paruorum  scilicet  tot  ducatorum  valorem 
annuura  excedunt,  ita  quod  electiones  talium  ad  apostolicam  sedem  deferan- 
tur  infra  tempus  jure  constitutum  quae  si  non  praesententur  vel  non  fuerint 
eanonicae  papa  provideat,  si  canonice  confirmet  non  ex  rationabili  et  evidenti 
causa  de  fratrum  consilio,  de  utiliore  provideat.  Ad  minores  vero  praelatu- 
ras  non  exemptas  ordinarii  confirment  electos  legitime.  Item  quod  non  velit 
dare  gratias  expectativas  ,  nisi  ad  unicum  beneficiura  ,  nisi  ubi  sunt  beneficia 
valde  exilia  nee  ad  dignitates  majores  post  pontificalem  in  cathedralibus  nee 
in  principalibus,  in  collegiatis  nee  ad  prioratus  conventuales.  Pro  universita- 
tibus  et  graduatis  nichil  providit,  nisi  quod  ad  dignitates  majores  post  pontifi- 
cales  in  kathedralibus  et  principales  in  collegiatis  solum  magistri  aut  bacca- 
laurei  formati  in  theologia  doctores  vel  licenciati  in  altero  jure  assumantur 
si  haberi  valeant.  Et  quod  ceteris  literatis  in  praerogativis  datis  providen- 
dura  sit,  sed  primum  major  pars  nationis  nostrae  quasi  irridendo  refutat 
videlieet  de  praelaturis,  secundum  estimo  inutile.  Datae  jam  dicuntur  distri- 
butae.  In  quibus  universitates  sicut  antea  locum  habent  post  principes  et 
praelatos.  Examinatores  in  forma  pauperum  publice  per  valvas  deputati  sunt 
verum  quod  non  processerunt  ad  actum,  nee  audio  quod  aliqua  gratia  expec- 
tativa  signetur.  Sed  aliqui  putant  haec  suspendenda  esse  usque  ad  concor- 
diam  inter  papam  et  nationes  de  reformatione  vel  ad  minus  donec  nationes 
respondeant  domino  papae  super  tradita  sibi  per  ipsa  capitula  reformationis 
ea  acceptando  vel  refutando ;  propter  latoris  festinum  reeessum  nee  praemissa 
complete  scribere  valui  nee  emendare.  Sed  si  quae  in  praemissis  supplenda 
occurrant  postea  praesertim  in  concernentibus  dominationes  vestras  per  pro- 
ximum    nuncium    occurrentem    emendabo     possetenus    et    supplebo. 

Scriptum  Constantiae  prima  die  Februarii  anno  d.    1418    manu    oratoris 
vestrarum  dominationum  Petri  dicti  de  Pulka    et  humiilimi  servitoris. 
Archiv.  XV.  5 


66 

Venerabilibus  ae  egregiis  dominis  domino  n.  rectori  magistris  ac  docto- 
ribus  almae  universitatis  studli  Wyenn.  suis  praeceptoribus  et  dominis 
raetuendis.  (Göttw.  Bibl.) 

XXXI. 

10.  Februar  14i8. 
(Der  Papst  verleiht  schon  gratias  expeetativas.  Examinatores   pauperum 
werden     ernannt.     Der     Papst     soll     vor     Ostern     abreisen.     Rotulus     der 
Universität.) 

Orationes  cum  debito  jugiter  famulatu !  Recolende  mi  praeeeptor  et 
domine!  Dominus  papa  jam  ffaeit  gratias  exspeetativas  eunctis  petentibus 
signando  rotulos  plures  cottidie  etc.  deputavit  etiam  examinatores  pauperum 
et  jam  multi  sunt  examinati  licet  tractatus  reformationis  pendeat.  Et  instat 
apud  nationem  nostram  quatenus  super  advisamenta  reformationis  quae  alias 
ipse  dedit,  concludat  et  sibi  respondeat  ut  ad  alia  procedi  valeat  et  con- 
cilium  celeriter  concludi.  Famatur  etiam  a  nonnullis  quod  ante  festum 
pascae  sit  reeessurus;  unde  si  placeret  matri  nostrae  universitati  rotulum 
mittere  et  expediens  videretur ,  puto  non  esse  tardandum.  De  aliis  nichil 
occurrit  scribendum,  nisi  quod  pro  nunc  ut  timeo  non  erit  notabilis  refor- 
matio quantum  per  homines  stabit ,  nisi  Dens  ipse  praeter  nos  aliter  et 
melius  voluerit  ordinäre.  Scribit  dominatio  vestra  quod  mutuum  a  domino 
Leutoldo  Kranichberger  mihi  conpraestitum  solutum  sit  de  mea  pro- 
pria  pecunia  tanquam  pro  meis  personabilibus  necessitatibus  receperim  vel  de 
40  florenis  datis  Johanni  Imholtz  solvere  possim;  certe  tota  illa  summa 
tam  a  dicto  domino  Leotoldo  mutuata  quam  Johanni  Imholtz  com- 
missa  erit  mihi  pro  sumptibus  necessaria ,  quia  non  ut  putabam  statim  abire 
potero  sed  verisimiliter  hie  medium  quadragesimae  vel  pasca  expectabo. 
Verum  si  licebit  potius  hodie  quam  cras  redibo,  quia  nichil  utilitatis  delec- 
tationis  aut  honestatis  nostrae  hie  ultra  posse  agere  multum  spero.  Datum 
Constantiae  iO.  die  Februarii  in  crastino  cinerum  anno  d.  1418. 

Dominationis  vestrae  servitor  humilis 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabili  ac  egregio  domino  n.  rectori  alme  universitatis  studii  Wyenn. 
domino  et  fautori  suo  recolendo  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XXXII. 
19.  Februar  1418. 
(Bitte  wegen  des  rotulus.  Pfründenverleihung  des  Papstes.) 

Servitutis  debitae  jugiter  oblationem  cum  orationibus  indefessis.  Reco- 
lendi  mei  praeceptores  et  domini.  Dudum  quidem  de  apertione  gratiarum 
expectativarum  et  datarum  assignatione  dominationibus  v.  scripsissem  sed 
nunciantibus     mihi     pluribus     et     praesertim     Johanne     Imholtz    cive 


67 

Constantiensi  ante  ipsam  apertlonem  ipsias  rotuli  et  ambasiatoris  eitissimum 
aduentuni  ita  etiam,  ut  pro  eo  disponerem  de  hospicio;  et  dicentibus  Thoma 
et  Caspar  quod  infra  tridium  post  eos  egressurus  erat,  supersedi  quare  id 
raeae  pieeor  nequaquam  negligentiae  imputari.  Seripsi  alias  in  genere  domino 
meo  rectori  cum  literis  domini  raei  praepositi  ad  s.  Dorotheam  de  apertione 
gratiarum  expectativarum  sed  niehil  in  speeiali  eausae  praetaetae  designatae 
sunt  datae  hoc  ordine.  Septiino  kalendas  Februarii  est  data  papae  pro  fami- 
liaribus  suis  continuis  commensalibus:  6'"  kalendas  Februarii  eonelavis  et  pro 
illis  qui  fuerunt  in  eonelavi.  Et  etiam  pro  electoribus  non  praelatis.  3*»  kalendas 
Februarii  eardinalium  pro  continuis  familiaribus  domesticis  et  pro  nepotibus  fra- 
trum  etsororum  d.  Cardinalium  usque  ad  numerum  30  tarnen  pro  quolibet.  Et  pro 
dilectissolet  esse  data  penultima  usque  ad  numerura  60.  Et  cum  familiaribus  car- 
dinalium concurrent  familiäres  domestiei  domini  imperatoris  positi  in  rotulo  suo 
personali  usque  ad  numerum  100  personarura.  Et  pro  dilectis  usque  ad  numerum 
loO  in  rotulo  dilectorum  cardinalium.  4to  kalendas  Februarii  praelatorum  praesen- 
tium  in  curia  tempore  electionis  papae.  Et  quia  datur  eis  S^ia  pars  benefi- 
ciorum  ad  eorum  collationem  spectantium  dirainuendus  est  numerus  usque 
ad  10.  Cum  istis  concurrunt  reges:  pro  numero  personarum  providebitur ;  et 
universitas  studii  Parisiensis:  S*'"  kalendas  Februarii  praelatorum  absentium 
cum  quibus  concurrunt  duces  et  aliae  universitates  studiorum-  Pridie  kalen- 
dis  Febr.  eonventuum  capitulorum  comitum  baronum  habentium  lata  dominia; 
et  illorura,  qui  porrexerunt  supplicationes  suas  in  die  coronationis  papae. 
In  forma  pauperum  in  prima  aperitura  declarabitur  de  datis  etc.  Signati 
sunt  plures  rotuli  principum  et  praelatorum  et  ambasiatorum  ;  verum  quod 
de  praelatione  universitatls  Parisiensis  omnes  aliae  universitates  Galliae  male 
contentantur,  similiter  et  Germaniae  et  ad  equiparationem  possetenus  labora- 
bunt.  Si  dominationes  vestrae  mittere  rotulum  decreverint  possetenus  acce- 
lerate  propter  causas  alias  per  me  scriptas  ;  et  praesertim  propter  praesen- 
tiam  magistrorum  nostrorum,  quorum  intuitu  sperarem  valde  melius  et 
facilius  ymo  et  honestius  non  ambigo  posse  rotulum  promoveri.  Non  est  verisi- 
mile  mihi  nee  aliis  quod  dom.  papa  diu  post  paseha  sit  hie  mansurus  nee  quod 
in  Alaraania  ponat  alibi  suam  sedem  ,  unde  restaret  eum  ad  alium  locum 
distantiorem  cum  gravioribus  expensis  et  laboribus  ac  viarum  periculis  sequi 
ubi  deessent  promotores  hie  praesentes.  Datum  Constantiae  19  die  Febr. 
quae  erat  sabbatho  post  Invocavit. 

Dominationum  y.  humilis 
Petrus  dictus  de  Pulka. 

Venerabilibus  ac  egregiis  dominis  domino  n.  rectori  magistris  et  doc- 
toribus  almae  universilatis  studii  Wienn.  suis  praeceptoribus  et  dominis 
recolendis  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 


68 

XXXIII. 
1.  März  1418. 

(Beschleunigung  des  rotulus.  Gratiae  expeetativae.  Ankunft  eines  ruthe- 
nischen  Erzbisehofs  v.  Kyew  mit  Briefen  des  Königs  von  Polen.  Vereinigung 
mit  den  Griechen.) 

Recolende  mi  praeeeptor  et  domine!  Seripsi  dominationi  vestrae  motiva 
quare  mihi  videbatur  missio  rotuli  acceleranda  quae  iterare  non  oportet  nee  alia 
nunc  occurrunt.  Verum  multis  apparet  quod  expeetativae  gratiae  sint  minns  quam 
antea  valiturae.  Nam  ordinarii  habebunt  medietatem  suarumcollationum  libere  ita, 
quod  primum  beneficium  vacans  acceptare  poterit  papalis  secundum  Ordinarius 
libere  conferetnec  ipsam  papalis  acceptare  valebit  (secundicijs)  ?  conuenienter. 
Ex  qua  alternatione  aestimantur  lites  multiplicandae  etc.  Sunt  etiam  certa  bene- 
ficia  pro  graduatis  deputata  sed  pauciora  quam  alias;  potuissemus  obtinuisse  si 
tunc  non  fuissemus  inixi  gratiis  expectativis  ;  sunt  etiam  reservationes  multae 
gratiis  expectativis  derogantes.  Super  praemissis  tarnen  noiidum  est  conclusum 
speratur  hac  ebdomada  concludendum.  Alias  aduenit  quidam  archiepiscopus 
Ruthenorum  de  ritu  et  lingua  Graecorum  dictus  K  y  o  w»i  e  n  s  i  s ,  qui  pro- 
xima  die  veneris  25.  Februarii  in  publico  consistorio  literas  regis  Poloniae  et 
'fratris  sui  du  eis  Lituaniae  exhibebat  d.n.  papae  quibus  congratulantes  elec- 
tionisuae  et  unioni  ecclesiae,  dictum  arcbiepiscopum  de  zelo  reductionis  Grae- 
corum ad  Romanam  ecclesiam  commendabant  petentes  eisdem  dari  audientiam 
super  modo  reducendi  eosdem ;  quem  tarn  ipsi  in  literis  quam  ipse  archiepisco- 
pus vivae  vocis  oraculo  per  interpretem  exprimebant  videlicet  quod  dispone- 
retur  de  generalis  concilii  utrorumque  congregatione  ad  quod  summus  pontifex 
noster  personaliter  adveniret;  similiter  praelati  utriusque  partis  cum  doc- 
toribus  et  concordaretur  de  miti  ac  honesto  modo  unionis  nobiscum  quam  spera- 
rent  bene  facilem,  quia  patriarcha  Graecorum  sit  bene  dispositus  ad  prae- 
missa.  Et  in  casu  quo  forte  iratus  ipsorum  Imperator  amore  tyrannidis  et  iniquae 
exactionis,  quas  dicitur  exercere  in  ipsorum  clerum  reniteretur  malivole,  ipsi 
parati  essent  se  sibi  opponere  secundum  dispositionem  Romani  pontificis  et 
ejusdem  concilii.  Similemmodum  reducendi  eos  videlicet  per  congregationem con- 
cilii etiam  proponebat  ipse  archiepiscopus  per  interpretem.  Cruciferi  tarnen 
fidem  modicam  adhibent  praenarratis  Credo  quod  dominus  papa  non  diu  post 
pasca  in  Alamannia  sit  mansurus.  Referatis  de  praemissis,  quae  relatione  digna 
censuitis  matri  nostrae  universitati  quam  exilibus  scribendo  nolui  occupare. 
Scriptum  festinanter  prima  die  Martii.  Anno  d.  1418.  Manu  humilis  v.  Fe  tri 
dicti  de  Pulka. 

Venerabili  ac  eximio  viro  domino  n.  rectori  almae  universitatis  studii 
Wyenn.  suo  praeceptori  et  domino  recolendo.  d.  d.  (Göttw.  Bibl.) 

XXXIV. 
20.  März  1418. 
(Ankunft  des  rotulus  der  Universität   von  Köln,  dann  des  Heidelberger. 
Beschlüsse  über  die  Reformation  der  Kirche.  Gerücht  von  der  baldigen  Abreise 
des  Papstes.  Gerücht    eines    neuen  Concils.) 


69 

Venerabilis  ac  recolendi  mei  praeceptores  et  domini.  Scripsi  domlno  meo 
domino  rectori  nuper  feria  5'»  post  letare  per  queradam  monachum  de  Salem 
ordinis  Cistereiensis,  qui  in  erastino  estimabat  se  iturum  ad  Wyennam  causa 
studii,  sed  nescio  qua  oecasione  differens  heri  mihi  literas  remisit.  Hine  peto 
mihi  dilationem  scribendi  non  imputari  quia  non  oeeurrit  interim  aliquid  rela- 
tione  dignum.  Scripsi  inquam  tunc,  quod  precedente  die  scilicet  4*»  feria 
post  letare  advenit  ambasiata  universitatis  Coloniensis  cum  rotulo  suo 
et  rotulus  universitatis  Haidelber^ensis  dicitur  in  brevi  venturus.  Scripsi 
etiam  tunc,  quod  tractatus  super  reformatione  ecclesiae  quoad  certos  articu- 
los  in  quodam  decreto  contentos  adhuc  pendebat  inter  deputatos  nationum  ex 
una,  et  domini  papae  ex  altera  partibus  sed  pridie  scilicet  feria  2*'^  praesentis 
ebdomadae  penose  habita  est  sessio  in  qua  concordata  concorditer  pro  omnibus 
nationibus  sunt  diffinita,  super  certis  vero  articulis  super  quibus  non  poterat 
fieri  concordia  nationum,  ut  super  coUatione  beneficiorum  et  qualificatione  bene- 
ficiandorum  et  aliis  pluribus,  super  quibus  etiam  forte  non  expediret  conformis 
ordinatio  pro  omnibus  mundi  partibus ,  concordaverunt  nationes  singillatim, 
quaelibet  pro  se  cum  dominis  cardinalibus  pro  parte  domini  papae  deputatis.  Et 
natio  nostra  concordavit,  quod  in  medietate  collationum  gratiae  expectativae 
non  praejudicabunt  ordinariis.  Ita,  quod  collatio  alternatim  fiet  primum  bene- 
ficium  vacans  habebit  papalis,  secundum  Ordinarius  libere  conferet,  et  deinceps.  Et 
sie  gratiae  expectativae  in  una  medietate  beneficiorum  non  habebunt  locum.  Sed 
nee  in  primis  dignitatibus  post  pontificiam  in  kathedralibus  nee  in  principalibus 
in  collegiatis:  magistri  nostri  de  universitatibus  Germaniae  sollicitissime  labo- 
raverunt  ad  obtinendum  quotam  alias  ipsis  per  praelatos  oblatam,  videlicet 
ßtam  in  kathedralibus  canonicatibus  et  prebendis ,  et  4'am  in  collegiatis,  et 
Omnibus  beneficiis  aliis  curatis  et  non  curatis.  Imo  fuissent  contenti  in  6'»  omnium 
indistincte.  Sed  praelati  fortissime  resistebant  dicentes,  se  praemissa  solum 
ohtulisse  in  casu  quo  tota  collatio  apud  eos  remansisset,  ita,  quod  papa  solum 
ad  unam  collationem  duas  gratias  expectativas,  unam  in  speciali,  et  alteram 
in  forma  pauperum  concessisset.  Sed  cum  jam  solum  essent  habituri  medieta- 
tem,  reputabant  se  per  illam  quotam  nimium  pregravatos.  Unde  cum  difficultate 
maxima  obtinuimus  ö'^ns  partem  praebendarum  in  cathedralibus  pro  magistris 
licentiatis  et  baccalaureis  formatis  in  theologia  doetoribus  et  licentiatis  in 
altero  jurium,  doetoribus  medicinae  et  magistris  in  artibus,  qui  ad  septen- 
nium  rexerunt  in  eisdem,  vel  in  alia  facultate  studuerunt.  Et  sextam  partem 
canonicatuum  et  praebendarum  in  ecclesiis  collegiatis  pro  talibus  vel  magi- 
stris aut  licentiatis  in  artibus,  baccalaureis  in  theologia  vel  jure.  Sed  de 
modo  ingrediendi  restabat  difficultas  maxima.  Et  obtinuimus,  quod  in  kathedra- 
libus prima  sexta  sit  pro  dictis  graduatis  ita,  quod  ubicumque  in  ecciesia 
katbedrali  de  facto  non  sit  sexta  pars  hujusmodi  graduatorum,  proxime  vaca- 
tura  talibus  conferant,  si  haberi  possint,  non  obstantibus  gratiis  expectati- 
vis  aliorum,  sed  in  collegiatis  nolunt  hujusmodi  praerogativam  concedere, 
allegantes  multitudinem  magistrorum  in  artibus  et  aliorum  ,  propter  quod  in 
toto  quinquennio  quo  dicta  diirabit  ordinatio,  vix  prima  sexta  videretur 
posse  compleri.  üt  sie  omnium  aliorum  expectantium  gratiae  essent  frustratae 
nee  ordinarii  non  graduatis  aliquam  prebcndam  possent  conferre.  Et  propter 


70 

alias  causas  res  nimium  difficultatur.  Praesertim  cum  Interruptio  aut  vieis- 
situdo  videatur  quasi  in  Polonia  practieari.  De  illa  tarnen  sexta  adhuc  prae- 
lati  Poloniae  contendunt.  De  paroehialibus  autem  et  aliis  benefielis  praelati 
constanter  negabant  aliquid  pro  graduatis  deputare,  dicentes ,  quod  super- 
habundanter  provisum  sit  per  sextam  praebendarum  eanoniealium  in  kathedra- 
libus  et  collegiatis.  Tractatur  tarnen  jam ,  et  quasi  eertum  habemus ,  quod 
ad  paroehias  loeorum  insignium  solum  admittendi  sint  graduati  tales  quales 
ad  eeclesias  kathedrales  ,  et  aliqui  volunt ,  quod  deelaretur  ,  quod  primae 
parochiae  dieantur  insignes  quae  eommuni  estimatione  habent  3000  communi- 
cantium.  Nos  instamus,  ut  deelaretur  de  duobus  milibus  et  ubi  forte  taliter 
graduati  haberi  non  possent,  quod  ibi  etiam  admittantur  alii  graduati  infe- 
rioris  gradus  sicut  ad  canonicatus  ecelesiarum  eollegiatorum.  Aliquibus  etiam 
placet  ut  ordinetur  quod  nullus  ultra  unum  benefieium  vigore  praesentis 
ordinationis  assequatur  quatenus  adeo  plures  pertingat  provisio.  Timeo  quod 
vix  unura,  et  nullatenus  plura  possimus  obtinere.  Angustiati  sumus  nimis,  quia 
illa,  quae  nobis  pro  universitatibus  expedientia  videntur  obtinere  non  possu- 
mus.  Imo  nee  in  traetatum  dedueere  aecelerantibus  tarn  papa  quam  eardinali- 
bus  ad  coneludendum  traetatum  coneilii  et  nimio  teraporis  tractu  attediatis 
anhelantibus  ad  reeessum.  Et  i^o  oportet  nos  aceipere,  quod  datur ,  et  minus 
cireumstantionare  quam  velimus  ne  forte  exquisitis  subtilitatibus  provisio  to- 
taliter  impediatur.  Coneordata  est  etiam  pro  natione  nostra  provisio  vel  in- 
dultum  de  absolutione  symoniacorum  tam  in  ordinibus  quam  benefieiis  et 
dispensatione  super  praeteritis  et  nova  provisione  de  benefieiis  etc.  similiter 
contra  illaqueationem  per  eensuras  ecclesiastieas  generaliter  latas,  ut  excom- 
municationis,  interdicti  etc.  quod  nullus  teneatur  talibus  illaqueatis  vitare  nisi 
specialiter  deelaretur  ipsas  incidisse ,  et  omnia  talia  ,  quae  non  eoneernunt 
omnes  nationes  generaliter,  sed  unam  specialiter  non  diflfinientur  in  publica  ses- 
sione,  sed  expedientur  privatim  per  cancellarium  sub  sigillo  vice-cancellarii. 
Omnium  opinio  est,  quod  dominus  papa  non  diu  post  pasca  sit  hie  Constan- 
tiae  moraturus.  Attamen  locus  proxime  futuri  coneilii  post  quinquennium  cele- 
brandi  nondum  est  determinatus,  qui  tarnen  per  mensem  ante  finem  praesentis 
coneilii  debebit  determinari.  Multi  mirantur  de  mora  rotuli  nostri  quibus 
rationabilem  causam  tante  more  post  ejus  conclusionem  nescio  assignare. 
Praebete  quaeso  veniam  de  diffuse  et  inculte  scriptis,  quia  non  quaero  leporem 
cujus  me  nostis  ignarum,  sed  expressionem  simplicem  veritatis. 

Scriptum  Constantiae  feria  4*^  dominicae  coenae  23  Martii  anno  d.  1418 
manu  humillimi  vestri  Petri  dicti  de  Pulka. 

Credo  quod  expediat  premissa  de  collationibus  per  alios  quam  per 
universitatem  nostram  similiter,  et  provisionera  graduatorum  in  publicum 
deduci,  donec  finaliter  concludantur.  Sed  vobis  hoc  insinuandum  censui  qua- 
tenus secundum  ea  nossetis  gratias  petendum  in  rotulo  moderari. 

Venerabilibus  ac  egregiis  dominis  domino  n.  rectori  magistris  et  doctoribus 
almae  universitatis  studii  Wyenn.  suis  praeceptoribus  et  dominis  metuendis  d.  d. 
(Göttw.  Bibl.) 


n. 

Georg  III.  Stobaciis  von  Palmbiirg, 

Fürstbischof  von  Lavant. 


Nach  seinem  Leben  und  Wirken  geschildert 


Dr.  Jakob  Stepischneg, 

Domcapitaiar. 


73 


Einleitung. 


riines  der  älteren  Bisthümer  der  österreichischen  Monarchie  ist 
jenes  von  Lavant.  Es  erstreckt  sich  gegenwärtig  über  den  südöst- 
lichen Theil  von  Kärnten,  mit  dem  Bischofssitze  zu  St.  Andrea, 
einem  kleinen,  kaum  800  Einwohner  zählenden  Städtchen  im  Lavant- 
thale,  und  6  Decanaten  dann  über  den  vormaligen  Cillier  Kreis  in 
Untersteiermark  mit  14  Decanaten.  Wie  überhaupt  nach  Kärnten 
so  gelangte  auch  in  das  Lavantthal  die  erste  Kunde  vom  Christen- 
thume  von  Aquileja  aus.  Dasselbe  stand  daher  unter  dieser  Metro- 
pole, und  gehörte  nach  der  Stiftung  des  Bisthums  Tiburnia  (am 
Lurnfelde,  bei  Spital  in  Oberkärnten),  so  lange  es  bestand,  wahr- 
scheinlich zu  dieser  Diöcese.  Die  im  siebenten  Jahrhunderte  in 
Kärnten  eingewanderten  heidnischen  Slaven  wollten  daselbst  das 
Christenthum  bis  auf  die  letzte  Spur  ausrotten;  da  erwarb  sich 
die  Kirche  zu  Salzburg  das  unsterbliche  Verdienst  seiner  Wieder- 
erweckung und  abermaligen .  Begründung  in  diesem  Lande.  Der 
h.  Virgilius,  Bischof  zu  Salzburg,  sandte  den  h.  Modestus  als  Land- 
bischof —  Chorepiscopus  —  um  die  Mitte  des  achten  Jahrhunderts 
mit  einigen  Gefährten  nach  Carentanien. 

Zu  Maria -Saal,  wo   auch  seine  Gebeine  ruhen,  hatte  dieser 
Apostel    Carentaniens    einen    ordentlichen  Wohnsitz ,    von  wo  aus 


74 

er    seine  Belehrungsreisen    unternahm.    Der  Herr    segnete    seine 
Bemühungen. 

Durch  die  Entscheidung  Kaiser  Karl's  des  Grossen  (811), 
dass  die  Drave  die  Grenze  beider  Sprengel ,  Aquileja  und  Salzburg 
bilden  solle,  wurde  das  Lavantthal  förmlich  der  Diöcese  Salzburg 
einverleibt. 

Schon  unter  dem  h.  Modestus  soll  die  Kirche  zu  St.  Andrea 
erbaut  worden  sein;  in  mehreren  seit  861  vorhandenen  Urkunden 
wird  ihrer,  und  zwar  als  Pfarrkirche,  Erwähnung  gethan. 

Erzbischof  Eberhard  II.  von  Salzburg,  einer  der  ehrwürdigsten 
Kirchenfürsten  Deutschlands ,  hatte  zu  St.  Andrea  laut  Urkunde 
vom  20.  August  1212  mit  Bewilligung  des  Papstes  Innocenz  III. 
und  des  Kaisers  Friedrich's  II.  ein  Stift  für  regulirte  Chorherren  des 
h.  Augustin  gegründet.  Die  allzugrosse  Ausdehnung  des  Salzburger 
Sprengeis  bestimmte  ihn,  wie  (1215)  zu  Chiemsee,  und  (1219)  zu 
Seckau,  auch  zu  St.  Andrea  ein  Bisthum  zu  stiften,  was  er  nach 
erhaltener  Genehmigung  des  Papstes  Honorius  III.  mittelst  Urkunde 
vom  10.  Mai  1228  bewerkstelligte.  Das  neue  Bisthum  war  anfäng- 
lich sowohl  in  Hinsicht  des  Umfanges,  als  auch  der  Dotation  ein 
nicht  bedeutendes,  durch  die  Diöcesen  -  Begulirung  unter  Kaiser 
Joseph  II.  (1786)  erhielt  es  seine  gegenwärtige  Ausdehnung.  Sein 
Name  „Lavant"  ist,  nach  Herrn  Dr.  TangTs  Ansicht  nicht  vom 
Lavantthale ,  oder  dem  dasselbe  durchziehenden  Flusse  Lavant, 
sondern  von  der  zu  St.  Andrea  befindlich  gewesenen  Burg  Lavant, 
dem  Stammsitze  eines  bereits  am  Anfange  des  zwölften  Jahrhunderts 
vorkommenden  adeligen  Geschlechtes  herzuleiten. 

Der  9.  Bischof  Dietrich  Wolfhauer  (1318—1332)  kommt 
der  Erste  als  Fürstbischof  vor;  ununterbrochen  aber 
führen  diesen  Titel  die  Oberhirten  von  Lavant  erst  vom  Jahre  1446 
angefangen. 

Anfänglich  bildeten  die  Chorherren  zu  St.  Andrea  des  Bischofs 
Capitel,  bis  sich  dieses  Stift  1808  auflöste,  worauf,  mit  Bewil- 
ligung a.  h.  Sr.  k.  k.  Majestät  Franz  L,  1825  ein  seculares 
Domcapitel  an  dessen  Stelle  trat. 


75 

Mit  der  Staats-  und  Kirchengeschichte  Österreichs  am  Ende  des 
sechzehnten  und  Anfange  des  siebenzehnten  Jahrhunderts  ist  der 
Name  des  Fürstbischofes  Georg  III.  Stobaeus  von  Lavant  auf  das 
Innigste  verbunden.  Eine  Monographie,  welche  das  Leben  und  Wirken 
desselben  darstellt,  schien  mir  daher  eben  so  interessant  als  nicht 
ohne  Nutzen  zu  sein.  Die  mir  zu  Gebote  gestandenen  Quellen 
suchte  ich  gewissenhaft  zu  benützen.  Dieselben  waren  vor  Allem : 
die  Epistolae  ad  Diversos  Georgii  Stobaei  de  Palmaburgo,  Episcopi 
Lavantini,  Venetiis  MDCCXLIX;  die  im  Consistorial  -  Archive  zu 
St.  Andrea  vorfindlichen  Documente;  Friedrich  von  Hurter's  Ge- 
schichte Ferdinand's  IL ;  Dr.  T  a  n  g  Ts  Reihe  der  Bischöfe  von  Lavant ; 
P.  ,H ans iz's  Germania  sacra ;  A.  Julius  Caesar  Aquil.  Staats-  und 
Kirchengeschichte  von  Steiermark;  Anton  Klein s  Geschichte  des 
Christenthums  in  Österreich  und  Steiermark  u.  s.  w. 

St,  Andrea  im  Lavantthale  1854. 


Der  Verfasser. 


77 


Uie  vielseitige  Wirksamkeit  des  Fürstbischofs  Georg  III.  von  Lavant  und 
seine  Leistungen  für  Kirche  und  Staat  erheischen  es,  dass  dieselben  unter 
gewissen  allgemeinen  Gesichtspuncten  dargestellt  werden  :  wesshalb  wir  ihn  im 
ersten  Artikel  als  Bischof  seiner  Diöcese  ;  im  zweiten  in  seinem  Verhält- 
nisse zum  Papste  und  Metropoliten  ;  im  dritten  als  Statthalter  in  Inneröster- 
reich vorführen;  im  vierten  von  seiner  Mitwirkung  bei  der  Gegenreformation 
Erzherzogs  Ferdinand;  im  fünften  von  seiner  Beziehung  zur  Erzherzogin 
Mutter  Maria;  im  sechsten  von  jenem  zur  gesammten  übrigen  erzherzoglichen 
Familie  sprechen;  im  siebenten  endlich  noch  einige  Daten  über  seinen  persön- 
lichen Charakter  in  mehrfacher  Hinsicht  beifügen. 

Erster  Artikel. 

Fürstbischof  Georg   III.    Stobäus  von  Palmburg  als  Oberhirt  der   Dlocese  Lavant. 

Am  16.  März  1584  war  Georg  II.  Agricola,  seit  dem  7.  Mai  1570  Fürst- 
bischof von  Lavant,  seit  dem  Jahre  1572  aber  solcher  von  Seckau ,  und 
zugleich  noch  Administrator  des  Bisthums  Lavant,  gestorben. 

Zu  seinem  Nachfolger  auf  dem  bischöflichen  Stuhle  von  Seckau  erhielt  er 
den  Sigmund  von  Arzt,  Official  zu  Salzburg  und  Domherr  alldort,  so  wie  zu 
Piissau  undBrixon;  und,  als  derselbe  noch  vor  seiner  Confirmation  in  Salzburg 
starb,  den  eifrigen  Martin  Brenner.  Zum  Oberhirten  der  gleichfalls  erledigten 
Diöcese  Lavant  hingegen  ernannte  der  Erzbischof  von  Salzburg  Johann  Jakob 
aus  dem  tyrolischen  Hause  Kuen-Belasy, —  welchem,  da  er  in  Folge  eines 
Schlaganfalles  sehr  geschwächt  war,  1580  der  Dompropst,  und  nachherige 
Erzbischof  Georg  von  Küenburg  als  Coadjutor  beigegeben  war  —  mittelst 
Schreibens  vom  19.  October  1584  den  Domdechant  zu  Brixen,  Georg  Stobäus 
von  Palmburg.  Alsbald  nach  seiner  Consecration  hatte  der  neue  Oberhirt 
Besitz  von  seinem  Bisthume  genommen.  —  Der  Bericht  der  Commission  an 
den  Erzbischof  von  Salzburg  über  die  Aufnahme  und  Einantwortung  des 
Invcntariums  an  Fürstbisehof  Georg  III.  Stobäus,  den  30.  in  der  Beihonfolge 
der  Lavanter  Oberhirten,  ist  datirt:  St.  Andrea  im  Lavantthale  den  22.  Mai 
1585.  Das  Bisthum  hatte  er  ohne  Schulden  überkommen. 


78 

Leider  stehen  uns  über  die  früheren  Lebensverhältnisse  des  Fürstbischofs 
Georg  in.  vor  seiner  Erhebung  auf  den  Oberhirtenstuhl  von  Lavant,  und  von 
seiner,  ohne  Zweifel  schon  damals  sehr  erspriesslichen  Thätigkeit  nicht  umständ- 
lichere Daten  zu  Gebote.  Dass  derselbe  nicht  in  Deutschland  geboren  war,  darin 
stimmen  alle  Berichterstatter  überein.  Nach  dem  Lavanter  Verzeichnisse  stammte 
er  von  einem  adeligen  Geschlechte  in  Preussen  ab ,  welches  den  Beinamen 
„von  Palmburg"  führte. 

Nach  H.    V.    Hurter's   Ferdinand  IL,   IV.  Bd.,  S.  17,    war  Fürstbischof 
Georg  III.  im  Jahre  1532  zu  Braunsberg,  im  ehemaligen  polnischen  Antheile 
des  Herzogthums    Preussen    (im   heutigen    Königreiche    Preussen  ,    gleichna- 
miger Provinz,  Regierungsbezirk  Königsberg)  geboren.    Seine  Bildung  erhielt 
er  im  deutschen  Collegium  zu  Rom,  dessen  Gründer  bekanntlich  der  h.  Igna- 
tius  von  Lojola,  der  grösste  Wohlthäter  aber  der  gelehrte  Papst  Gregor  XIIL 
(1S73 — lS8o)  gewesen    ist.    Fürstbischof  Georg  III.    gehörte  zu  den  ersten 
Zöglingen  dieses  bis  in  die  Gegenwart  bestehenden  Institutes.  Seiner  eigenen 
Meldung  zufolge  hatte  er  daselbst  den  nachmaligen  Cardinal  Robert  ßellarmin 
zum  Lehrer  (Brief  anP.  Johann  Decker  aus  Krakau).  Seine  Ernennung  zum  Fürst- 
bischöfe geschah  1584  unter  der  Regierung  des  Erzherzogs  Karl  IL,  jüngsten 
Sohnes  des  am  25.  Juli  1564  gestorbenen  Kaisers  Ferdinand  I.  Dieser  hatte 
bereits  im  Jahre  1554  eine  sogestaltige  Theilung  der  Länder  unter  seine  Söhne 
für  den  Fall  seines  Todes  angeordnet,  dass  Maximilian  IL,  der  Älteste,  ausser 
dem  Kaiserthrone  und  den  Königreichen  Ungarn  und  Böhmen  von  den  eigent- 
lichen österreichischen  Stamm  -  Erbländern  Nieder-   und    Oberösterreich  mit 
Hallstatt  und  Ischl,  nebst  Neuburg  am  Inn  und  Wildenek,  der  Zweitgeborene, 
Ferdinand,   Tirol    mit  Schwaben,  Elsass,  den    Sundgau,    und    Burgau;  Karl, 
der  Jüngste  aber  (geboren  am  3.  Juni  1540  zu  Wien)  Innerösterreich,  nämlich 
Steiermark,  Kärnten,  Krain,  die  Grafschaft  Görz,  und  das  Küstenland  erhielt. 
Wie  überhaupt  der  religiöse  Zustand  Innerösterreichs  ein  trauriger  war,  so 
gilt  dies  auch  insbesondere  von  dem  Lavanter  Kirchensprengel,  als  Fürstbischof 
Georg  III.  die  oberhirtliche  Leitung  desselben  übernommen  hatte.  In  seinem  Pro- 
memoria,  welches  er  im  nämlichen  Jahre,  als  er  starb,  verfasste,  entwirft  er  ein 
nichts  weniger,  als  erfreuliches  Bild  seiner  Diöcese;  und  so  manche  Thatsache, 
von  welcher  in  des  Fürstbischofs  Briefen,  oder  in  sonstigen  geschichtlichen  Docu- 
menten  Erwähnung  geschieht,  zeigt,    dass  er  die  Farben  kaum  zu  grell  auf- 
getragen habe.  Die   religiösen  Neuerungen   durch    Luther  hatten  auch  in  das 
stille  Lavantthal  frühzeitig  Eingang  und  eben    hier  in  unmittelbarer  Nähe  des 
Bischofssitzes  hartnäckige  Anhänger  gefunden.    Dies  kann  aber  nicht  so  sehr 
befremden,  wenn  man  erwägt,  dass  der  Bischofsstuhl  von   Lavant   durch  fast 
12  Jahre  vorher,  ehe  ihn    Georg    Stobäus  einnahm,    nämlich   von    1572    bis 
1584    unbesetzt    war ,    und    die    Diöcese ,    wie    oben  bemerkt  wurde ,   vom 
Seckauer    Fürstbischöfe     Georg    Agricola    als    Administrator    verwaltet 
wurde.   Es  fehlte  dem  Sprengel  gerade  in  der  gefahrvollsten,  entscheidenden 
Zeit  ein  Hirte ,  der  ihn  ganz  in  der  Nähe   gehütet    und  über    des   Glaubens 
Reinheit  gewacht  hätte. 

Musste  da  nicht  auch  die  Disciplin    unter  dem,  der  unmittelbaren  Auf- 
sicht   seines    Bischofs    entrückten    Clerus    einigermassen    gelockert  werden? 


79 

Zwar  waren  auf  der  unter  dem  Erzbischofe  Johann  Jakob  zu  Salzburg  im  Jahre 
1369  vom  14.  bis  28.  März  abgehaltenen  Provineialsynode,  welcher  im  Namen 
des  wahrscheinlich  durch  Krankheit  gehinderten  Fürstbischofs  Martin  Hercules 
Rettinger  von  Wispach,  der  Propst  des  regulären  Chorherrenstiftes  zu  St. 
Andrea  bewohnte,  die  zweckmässigsten  Beschlüsse  gefasst  worden,  um  dem 
immer  weiteren  Vordringen  der  Irrlehren  zu  wehren,  und  das  katholische 
Bewusstsein  im  Volke  und  Clerus  zu  heben.  Mit  freudiger  Anerkennung  des  vom 
Erzbischofe  an  den  Tag  gelegten  Eifers  bestätigte  dieselben  Papst  Gregor  XIII. 
in  seinem  an  jenen  erlassenen  Breve  ddo.  28.  Juni  1572.  „Es  erübriget  nur, 
heisst  es  am  Ende  desselben,  dass,  was  so  heilsam  und  erspriesslich  durch  die 
gemeinsame  Übereinstimmung  der  Mitbischöfe  in  jener  Synode  festgesetzt 
wurde ,  von  Allen ,  welche  der  Diöcese  angehören ,  getreu  beobachtet  werde. 
Denn  fruchtlos  wurde  mit  noch  so  grosser  Anstrengung  eine  Synode  zusam- 
mengerufen und  abgehalten,  wenn  den  sonst  zweckmässigsten  Verfügungen  die 
Ausführung  mangelte."  Dazu  möchte  also  der  Erzbischof  seine  Mitbischöfe 
auflFordern. 

Aber  eben  diese  Ausführung  scheiterte  hie  und  da  an  der  Ungunst  der 
Zeitverhältnisse  und  an  der  Gegenwirkung  der  Protestanten,  welche  die 
gemeinsame  Gefahr  des  Vaterlandes  dazu  benützten,  um  von  dem  Landesfür- 
sten Zugeständnisse  zu  ihren  Gunsten  zu  erlangen. 

Auch  im  Lavantthale  wandten  sich  zunächst  die  dort  sesshaften  adeligen 
Geschlechter  der  neuen  Lehre  zu,  welche  sie  dann  in  immer  weiteren  Kreisen 
zu  verbreiten  suchten.  An  den  Freiherren  von  Ungnad  ,  Besitzern  der  Herr- 
schaft Sonnek,  unweit  Eberndorf  im  Jaunthale,  und  Waidenstein,  ungefähr 
2  Stunden  ober  Wolfsberg  hatte  der  Protestantismus  eine  der  kräftigsten 
Stutzen;  nicht  minder  an  dem  BVeiherrn  Johann  Friedrich  von  Hoft'mann, 
welchen  der  Bischof  von  Bamberg  unklug  genug  zum  Vicedom  in  Wolfsberg 
ernannt  hatte,  von  welchem  Posten  er  jedoch  lo83  enthoben  wurde. 
Bei  Wolfsberg  wurde  das  den  Herren  von  Payerhofen  gehörige  Schloss  glei- 
chen Namens  der  Sammelplatz  der  akatholischen  Stadtbürger,  welche  dort  ein 
eigenes  Bethaus  hatten.  Die  Lauheit  einiger  Priester,  sogar  offene  Hinneigung 
Einzelner  zum  Abfall  vollendete  das  Übel. 

Doch  so  schwierig  auch  die  Verhältnisse  waren  ,  unter  welchen  Fürst- 
bischof Georg  III.  sein  Oberhirtenamt  antrat,  er  schreckte  davor  nicht  zurück, 
sondern  mit  nie  gebeugtem  Muthe  machte  er  sich  an  die  Lösung  seiner  ihm  von 
Gott  und  der  Kirche  gewordenen  Aufgabe. 

Besondere  Aufmerksamkeit  widmete  Fürstbischof  Georg  alsbald  nach 
seinem  Amtsantritte  dem  regulirten  Chorherrenstifte  zu  St.  Andrea  ,  welches 
vom  Verderben  der  Zeit  auch  nicht  verschont  geblieben  war.  Kr  sah  sich 
unliebsam  bemüssiget,  gegen  einige  ihrem  Berufe  nicht  entsprechende  Mit- 
glieder, sogar  gegen  den  Vorstand  desselben,  mit  Strenge  vorzugehen.  Wie 
hStte  er  auch  am  Sitze  des  Bisthums  selbst  Unzukömmlichkeiten  unter  sei- 
nem Clerus  dulden  können,  wenn  es  ihm  ernstlich  darum  zu  thun  war,  seine 
Herde  im  Geiste  der  katholischen  Kirche  zu  erneuern?  Der  im  Jahre  1575 
erwählte  Propst  Valentin  Kummer  niusste  1585  seine  Stelle  niederlegen; 
im  Thesaurus  protocoUi  eollcgii  Andrcani  heisst  es:  Iste  praepositus  non  erat 


80 

homo  multi  valoris,  dissipabat  enim  bona  monasterii,  ideo  fuit  coactus  resignare. 
Habebat  contrarios  D.  Episcopum  et  DD.  Concanonieos.  Am  20.  Oetober  1S85 
hatte  ihm  Fürstbisehof  Georg  die  Temporalienverwaltung  abgenommen.  Auch 
die  Ordensstatuten  wurden  unter  diesem  Propste  vom  Fürstbisehof  Georg 
erneuert;  zweifelsohne  um  dem  unter  so  übler  Leitung  zu  besorgenden  immer 
tieferen  Verfalle  der  Zucht  und  Regel  zu  steuern.  Propst  Valentin  soll  am 
2.  April  lo86  gestorben  sein,  und  erst  nach  drei  Jahren  den  nicht  aus  der 
Capitelswahl  hervorgegangenen  ,  sondern  durch  den  Fürstbischof  unmittelbar 
bestellten  Blasius  Sorger  zum  Nachfolger  erhalten  haben  (1.^89 — 1590).  Nach 
dessen  bald  erfolgtem  Hinscheiden  wurde  die  Propstei  vom  Dechante  zu  Unter- 
drauburg,  Joseph  Saan,  administrirt,  bis  dieselbe  1594,  wieder  vom  Fürst- 
bischöfe Georg  selbst,  dem  Dominieus  Leo  verliehen  worden  war. 

Wir  dürfen  sicher  annehmen,  dass  der  Fürstbischof  zu  dieser  ,  allerdings 
dem  Wortlaute  der  Errichtungsurkunde  Erzbischofs  Eberhard  IL  in  Betreff 
der  freien  Propstwahl  zuwiderlaufenden  Verfügung  ,  nur  durch  die  wichtig- 
sten Gründe,  zumal  durch  die  Sorge,  dem  völligen  Ruine  des  Stiftes  vorzu- 
beugen ,  bestimmt  worden  sei.  —  Es  findet  sich  im  Consistorialarchive  zu 
St.  Andrea  ein  Fascikel  vor  mit  der  Aufschrift:  Constitutiones  dioecesanae 
faetae  ab  episcopo  Georgio  mit  dem  (nur  mit  Bleistift  angemerkten)  Datum; 
30.  April  1586. 

Darin  sagt  der  Fürstbischof:  seine  angelegenlichste  Sorge  sei  es 
gewesen,  seine  Diöcese  kennen  zu  lernen  und  in  die  Ordnung  zu  bringen. 
Den  Anfang  mache  er  mit  der  Kathedralkirche  zu  St.  Andrea.  Da  bei  den 
Canonikern  seiner  Kathedrale  väterliche  Ermahnung  nichts  fruchtete,  musste 
er  schärfer  eingreifen.  Den  Propst  (Valentin  Kummer)  entsetzte  er,  strafte 
auch  den  Decha»t  und  einige  Andere.  —  Er  sorgte,  so  viel  er  vermochte,  für 
bessere  Mitglieder.  Für  die  Canoniker  schrieb  er  eigene  Regeln  zusam- 
men ,  deren  Beobachtung  er  anbefahl.  Dieselben  handeln  über  folgende 
Puncte:  a)  Allgemeine  Principien  den  Orden  betreffend,  h)  Das  Gebet, 
Beichte  etc.  der  Canoniker.  c)  Gute  Sitten,  häusliche  Zucht,  d)  Abhaltung 
des  Gottesdienstes,  e)  Der  Predigten,  f)  Breviergebet,  g)  Ausspendung  der 
h.  Sacramente. 

Durchweg  sind  diese  Vorschriften  sehr  weise  berechnet ,  und  enthalten 
Vortreffliches,  was  insbesondere  von  den  Winken  über  das  Predigtamt  gilt. 
Der  religiöse  Vortrag ,  heisst  es  unter  Anderem ,  sei  der  Fassungskraft 
und  den  Bedürfnissen  der  Gläubigen  angemessen ,  und  halte  sich  ferne 
von  blos  augenblicklicher  Effectmacherei,  und  von  Erzählung  unbegrün- 
deter Wundergeschichten.  Und  für  wahr!  gerade  damals  war  die  eindring- 
liche Ermahnung  am  Platze ,  gegenüber  den  lauernden  Prädikanten ,  die 
nur  das  „reine  Wort  Gottes"  zu  verkünden  vorgaben,  die  Lehre  Jesu 
nach  der  irrthumslosen  Auffassung  der  katholischen  Kirche ,  ohne  fremd- 
artige Beimischungen,  darzulegen.  Dieser  bedurfte  sie  ja  zu  keiner  Zeit ; 
stets  bleibt  sie  Sieg'erin  durch  die  Kraft  ihrer  inneren  Wahrheit  und  durch 
den  Beistand  des  Herrn. 

Die  bemerkten,  während  der  mehrjährigen  Vacatur  des  bischöflichen 
Stuhles  in  die  Lavanter  Diöcese  eingeschlichenen  Übelstände  konnten  allerdings 


81 

nur  durch  den  Oberhirten  selbst  am  wirksamsten  behoben  werden.  Davon 
hatte  sich,  zum  Theile  durch  eigenes  Anschauen  der  apostolische  Nuntius  zu 
Wien  (wahrscheinlich  war  damals  zu  Grätz  noch  kein  solcher,  wie  später 
unter  dem  Erzherzoge  Ferdinand)  während  seiner  Reise  dahin  überzeugt,  und 
fühlte  sich  berufen  in  einem  Schreiben  ddo.  Wien  am  21.  December  1387 
—  unterschrieben  ist  Jos.  Andr.  Episcopus  (unleserlich  von  wo)  Nuntius 
apcus  —  den  Fürstbischof  darauf  aufmerksam  zu  machen ,  und  ihn  zu  erin- 
nern, den  Sprengel  zeitweilig  zu  besuchen,  um  persönlich  Abhilfe  zu  brin- 
gen. (Aus  dem  Consistor.  Archiv.)  Allein  man  würde  dem  Fürstbischöfe 
Georg  III.  gewiss  sehr  Unrecht  thun,  wenn  man  darum  meinte ,  er  habe 
seine  Diöcese  nicht  canonisch  visitirt,  war  er  anders  nicht  durch  Kränklich- 
keit, oder  anderweitige  Geschäfte,  —  wie  nachher  als  Statthalter  —  daran 
gehindert.  War  dies  Letztere  der  Fall ,  so  Hess  er  sich  wenigstens  genaue 
Berichte  der  in  seinem  Namen  die  Visitation  vornehmenden  Commissäre  vor- 
legen, und  traf  darnach  die  für  geeignet  erachteten  Massregeln,  zu  welchen 
selbst  hie  und  da  Entfernung  Anstoss  gebender  Pfründner  gehörte. 

So  liegen  Visitationsberichte  vor,  zumeist  des  Commissarius  zu  St.  Florian, 
aus  den  Jahren  1586,  1587,  1613,  1613 ;  ingleichen  des  Propstes  und  Erz- 
priesters zu  St.  Andrea,  Dominicus  Leo,  von  1603,  1608  u.  s.  w.  Im  Jahre 
1596  wird  einer  beabsichtigten  ohne  Zweifel  auch  bewerkstelligten  Kloster- 
visitation der  Dominikanerinnen  zu  Mahrenberg  durch  den  Fürstbischof  Georg 
Erwähnung  gethan. 

Über  seinen  geistlichen  Rechten,  welche  Fürstbischof  Georg  gegen  jeden 
Eingriff,  er  mochte  von  welcher  Seite  immer  kommen,  mannhaft  zu  vertheidigen 
wusste,  vergass  er  auch  der  Temporalien  nicht,  welche  er  hie  und  da  mit 
unnachsichtlicher  Strenge  wahrte.  Einst  hatten  zwei  Bauern  von  Lamm,  am 
Schönwege  (in  der  Nähe  von  St.  Andrea)  wohnend ,  salzburgische  Unter- 
thanen,  seinem  Jäger,  als  er  am  Lammberge  der  Jagd  oblag,  Rebhühner  zu 
schiessen  verwehrt,  indem  sie  ihm  dieselben  so  zu  sagen  von  der  Ferse 
verjagten,  zuletzt  aber  die  Bedingung  setzten,  der  Jäger  solle  mit  ihnen  die 
Rebhühner  auf  halben  Theil  fangen.  Weil  die  Bauern  vorgaben,  sie  thäten 
dies  auf  Befehl  des  Salzburger  Vicedoms  zu  Friesach,  Georg  Sigmund  von 
Neuhaus,  so  fragte  diesen  der  Fürstbischof  in  einem  Schreiben  ddo.  8.  Jänner 
1589  ob  dem  richtig  so  sei?  und  verlangte  für  diesen  Fall  Schadenersatz.  Im 
nächstfolgenden  Jahre  trat  er  gegen  eben  diesen  Vicedom  sehr  scharf  auf 
wegen  eines  Eingriffes  in  das  Fischereirecht  des  Lavanter  Bisthums. 

Den  Erzherzog  Ferdinand  bat  er  1597  um  die  Bestätigung  aller  Pri- 
vilegien Frei-  und  Hoheiten,  welche  das  Bisthum  von  weiland  den  römischen 
Kaisern  und  Erzherzogen  von  Österreich  erhalten  hatte.  Der  Erzherzog  will- 
fahrte der  Bitte. 

Im  Jahre  1500  am  10.  Juli  war  Erzherzog  Karl  IL,  Landesherr  in  Inner- 
österreich, gestorben  mit  Hinterlassung  von  eilf  lebenden  Kindern,  zu  welchen 
wenige  Wochen  nach  des  Vaters  Tode  das  zwölfte  kam.  Wir  führen  sie  hier 
dem  Alter  nach  auf:  Anna,  Maria  Christina,  Katharina  Renata,  Ferdinand, 
Gregoria  Maximiliana,  Eleonore,  Maximilian  Ernst,  Margaretha,  Leopold,  Maria 
Magdalena,  Constantia,  und  Karl  posthumus. 

Archiv.  XV.  6 


82 

Erzherzog  Ferdinand,  Karl's  ältester  Sohn  und  bestimmter  Nachfolger 
(geboren  am  19.  Juli  11)78),  war  bei  seines  Vaters  Tode  nicht  anwesend, 
denn  er  hatte  sich  am  11.  Jänner  lo90  an  die  von  Ludwig  dem  Reichen, 
Herzoge  von  Baiern,  zu  Ingolstadt  1472  gestiftete,  vom  Horzoge  Albrecht  aber, 
dem  Vater  der  Erzherzogin  Witwe  Maria  im  echt  katholischen  Geiste  aufge- 
frischte Universität  begeben.  Jesuiten  leiteten  damals  diese  berühmte  Lehr- 
anstalt. Erzherzog  Karl  II.  hatte  in  seiner  letztwilligen  Anordnung  den  Kaiser 
Rudolf  IL,  den  Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol,  die  Erzherzogin  Witwe  Maria, 
und  ihren  Bruder,  Herzog  Wilhelm  von  Baiern  als  Vormünder  seines  noch  min- 
derjährigen Sohnes  bestellt.  Nach  kurzer  Regentschaft  übergab  Ferdinand's 
Mutter  Maria,  dieselbe  in  die  Hände  des  Erzherzogs  Ernst,  Bruder  des  Kaisers 
Rudolph  IL,  welcher  sie  aber  auch  schon  1693  an  seinen  jüngeren  Bruder 
Maximilian  abtrat,  weil  er  die  Statthalterschaft  der  Niederlande  übernahm. 
Anfangs  März  1596  kehrte  Erzherzog  Ferdinand  aus  Ingolstadt  nach  Grätz 
zurück,  und  trat  im  Sommer  1S9d  selbstständig  die  Regierung  Innerösterreichs 
an.  Im  folgenden  Jahre  ernannte,  wie  später  ausführlicher  berichtet  wird, 
der  neue  Landesfürst  den  Fürstbischof  Georg  zu  seinem  Statthalter  in  Inner- 
österreich mit  der  Verpflichtung  in  Grätz  zu  residiren.  Hiedurch  wurde  der- 
selbe zwar  genöthiget,  ausserhalb  seiner  Diöcese  zu  wohnen ,  doch  Hess  er 
sich  auch  abwesend  die  Pflichten  eines  eifervollen  Bischofs  aufs  Beste  ange- 
legen sein,  und,  wenn  er  nur  immer  konnte ,  besuchte  er  St.  Andrea,  wenn  auch 
nur  auf  kurze  Zeit. 

So  oft  sich  eine  passende  Gelegenheit  darbot,  unterliess  er  es  nicht  an  sein 
Capitel,  das  schon  erwähnte  Chorherrenstift  zu  St.  Andrea,  Worte  oberhirt- 
licher  Sorgfalt  und  Ermahnungen ,  wie  sie  eben  Noth  thaten ,  zu  richten.  So 
schreibt  er  demselben  den  1.  Jänner  1604:  „Könnte  der  Mensch  körper- 
lieh dort  anwesend  sein,  wo  er  mit  den  Gedanken  am  liebsten  weilt,  so  würde 
ich  euch  jetzt  wohl  mündlich  anreden ,  und  Gaben  heilsamer  Lehren  euch 
mittheilen,  wie  dies  die  Seelenhirten  beim  Jahreswechsel  zu  thun  pflegen.  Ich 
sehne  mich  sehr  nach  euch ;  da  aber  der  träge  Körper  die  Schnelligkeit  des 
Geistes  nicht  zu  erreichen  vermag,  und  öff'entliche  Geschäfte  mich  hindern,  zu 
euch  zu  reisen  p  so  kann  ich  die  Gefühle  meines  Herzens  nur  dem  Briefe  anver- 
trauen. Ich  bete,  dass  die  wiederkehrende  Sonne,  oder  vielmehr  Jener,  der  die 
Sonne  lenkt,  auch  der  Urheber  einer  heiligen  Erneuerung  sein  möchte  ,  auf 
dass  mit  dem  Wachsthume  an  Jahren  ihr  zugleich  an  Tugend  zunehmet.  Es  ist 
billig,  dass  gerade  wir,  die  wir  den  Anderen  vorleuchten  sollen  jährlich, 
ja  täglich  und  stündlich  an  Tugend  und  Frömmigkeit  wachsen,  und  jene 
Vollkommenheit  anstreben,  welche  der  Herr  von  uns  verlangt.  Ich  weiss  euch 
nichts  Besseres  zu  wünschen.  Vergängliche  Dinge  ,  als  Gold  und  Silber  und 
was  der  Eitelkeit  Stofi"  bietet,  ziemt  weder  euch  zu  ersehnen,  noch  mir 
anzuwünschen ;  da  wir  laut  unseres  Berufes  schon  lange  unser  Herz  Höherem 
zugewendet  haben.  Damit  ich  euch  aber  doch  nicht  mit  blossen  frommen 
Wünchen  abfertige,  so  übersende  ich  euch  als  Neujahrsgeschenk  einige 
heilige  Gewänder,  mit  Gold  und  Seide  durchwirkt.  Bewahret  sie  als  fortwäh- 
rende Zeichen  meiner  väterlichen  Liebe  zu  euch."  Noch  im  nämlichen  Jahre, 
a»n  13.    August  sehrieb  der  Fürstbischof  neuerdings  den    Chorherren :    „Seid 


83 

eingedenk,  dass  ihr  als  Canoniker  zu  einer  grösseren  Vollkommenheit  berufen 
seid.  Habet  die  Regeln  des  h.  Augustin  fortwährend  vor  Augen  ;  wenigstens 
Einmal  in  der  Woche  sollen  sie  über  Tisch  vorgelesen  werden.  Haltet  fleissig 
Capitel,  auf  dass  Jeder  auf  seine  Pflicht  aufmerksam  gemacht  werde;  betet 
fleissig,  aber  nicht  blos  mit  dem  Munde,  sondern  auch  im  Geiste.  Bleibt 
gerne  zu  Hause ;  Frauenspersonen  sollen  euere  Wohnungen  niemals,  Miinnern 
nur  selten  und  aus  wichtigen  Ursachen  off'en  sein.  Alle  euere  Geschäfte 
sollen  ihre  bestimmte  Zeit  haben;  fliehet  den  Müssiggang,  die  Quelle 
aller  Übel«.  — 

Zum  Neujahr  1603  wünschte  der  Fürstbischof  seinen  Canonikern  wieder 
alles  Glück,  aber  nicht  jenes,  welches  den  Wechselfällen  der  Welt  ausgesetzt 
ist,  sondern  jenes,  welches  im  Christenthume  —  für  sie  insbesondere  unter  den 
Auspizien  des  h.  Augustin  —  seinen  Stützpunkt  hat.  Damit  sie  aber  des- 
selben theilhaft  werden,  sollen  sie  gewissenhaft  an  ihrer  Ordensregel  halten.  — 

Nachdem  Fürstbischof  Georg  1609  die  Statthalterschaft  über  Inner- 
üsterreich  niedergelegt  hatte,  wollte  er  ausschliesslich  nur  in  seiner  Diöcese 
leben,  bis  der  Tod  das  heilige  Band,  welches  ihn  an  sie  knüpte,  gelöst  haben 
werde.  Er  that  es  auch  —  nur  durch  wiederholtes  Verlangen  des  Erzherzogs 
Ferdinand  bewogen,  entfernte  er  sich  zwar  wieder  von  seiner  Kirche,  um 
dem  Erzherzoge  Karl  bei  der  Verwaltung  des  Bisthums  Breslau  durch 
ungefähr  anderthalb  Jahre  rathend  zur  Seife  zu  stehen.  Als  er  aber  im  Jahre 
1611  nach  St.  Andrea  zurückgekehrt  war,  blieb  er  ohne  längerer  Unter- 
brechung bis  zum  Ende  seines  Lebens  daselbst. 

Keine  kleine  Betriibniss  verursachte  ihm  daheim  nebst  ein  Paar  anderen, 
nicht  wohl  gearteten  Canonikern,  der  schon  genannte  Stiftspropst  Dominicus 
Leo,  welchen  er  schon  1S99  einmal  wegen  Excessen  suspendiren  musste, 
dann  aber  wieder  theilweise  mit  seinem  Vertrauen  beehrte.  Neuerlicher  Aus- 
artungen wegen  wurde  der  Propst  im  Jahre  1614  seiner  Würde,  und  sowohl 
des  activen  als  passiven  Stimmrechtes  verlustig  erklärt ;  jedoch  auf  Verwen- 
dung der,  mit  seiner  ökonomischen  Leitung  nicht  unzufriedenen  Canoniker 
—  wenigstens  provisorisch  —  an  seiner  Stelle  belassen.  Sein  Todestag 
wird  im  thesaurus  protocolli  collegii  Andreani  auf  den  1.  September  1619 
gesetzt.  —  Ein  harter  Mann  war  Fürstbischof  Georg  gewiss  nicht.  —  Kaum 
zwei  Jahre  vor  seinem  Hinscheiden  hatte  derselbe  zu  St.  Andrea  noch  ein 
Spital  der  Religiösen  Fate  ben  fratelli,  nach  der  Einrichtung  des  h.  Johann 
von  Gott  —  also  der  barmherzigen  Brüder  —  gestiftet,  welches  dermalen 
nicht  mehr  besteht.  Er  berichtet  dies  mit  Schreiben  ddo.  Lavant  (St.  An- 
drea) am  lo.  Juli  1616  dem  Cardinal  Melino,  ehemaligem  Legaten  in  Prag, 
Protector  des  Ordens,  mit  dem  Bemerken  ,  dass  er  mit  den  Leistungen  der 
Mönche  sehr  zufrieden  sei,  und  die  gemachten  Auslagen  nicht  bereue;  im 
(Jegentheile  sich  zu  noch  grösseren  Wohlthaten  an  dieselben  gerne  bereit 
erkläre. 

Dies  genügt,  um  daraus  zu  entnehmen,  dass  die  Lobsprüehe,  welche 
Fürstbischof  Georg  eben  wegen  seiner  apostolischen  Wirksamkeit  von  den 
berühmtesten  Männern  seiner  Zeit  erntete,  sehr  wohl  verdient  wnren.  So 
pries    ihn  unter  Anderen    der   tteclor  des   CoUegium    gernianicum    in   Rom, 

6* 


84 

Michael  Coredam ,  als  eine  Zierde  des  Episeopates.  An  ihn  hatte  sieh  der 
Fürstbischof  einst  um  Überlassung  eines  oder  des  anderen  Mitarbeiters 
(Priesters)  gewendet. 

Zweiter  Artikel. 

Fürstbischof  Georg  III.  voo  Lavant  in  seinem  Verhältnisse    zum  Papste   und    zum 

Metropoliten. 

Jene  Gefühle  tiefer  Ehrfurcht  und  treuer  Anhänglichkeit  an  den  heil, 
apostolischen  Stuhl  und  an  die  Person  des  Papstes,  als  des  Stellvertre- 
ters Christi  auf  Erden,  von  denen  jeder  wahrhaft  katholische  Bischof  beseelt 
ist,  hatten  auch  den  Fürstbischof  Georg  von  Lavant  in  besonderem  Grade 
ausgezeichnet;  so  wie  wiederum  der  heilige  Vater  demselben  bei  mancher 
Gelegenheit  Beweise  seines  Zutrauens  gab.  So  erliess  Papst  Clemens  VIII. 
am  23.  Juni  1595  ein  Breve  an  denselben,  worin  er  ihn  auffordert,  dem  Proto- 
notarius  und  Nuntius  in  Deutschland,  Ilieronymus  Porzia ,  in  der  Beilegung 
einiger  Streitigkeiten  zwischen  den  Jesuiten  und  Carthäusern  an  die  Hand  zu 
gehen.  —  Worüber  diese  Zwiste  entstanden  seien,  wird  nicht  gesagt;  wahr- 
scheinlich bestand  ihre  Veranlassung  darin,  dass  bereits  1590  Erzherzog 
Ernst,  Regent  in  Innerösterreich,  die  zwei  Carthausen  Seiz  und  Gayrach  (in 
Untersteier)  dem  Jesuiten  -  Collegium  zu  Grätz  geschenkt  hatte.  Der  Car- 
thäuser- Orden  wandte  sich  desswegen  an  den  Papst  Clemens  VIII.  und 
erwirkte  durch  seinen  Abgesandten ,  den  Prior  der  Carthause  zu  Paulani, 
Franz  von  Quietana,  wenigstens  so  viel,  dass  Seiz  1592  den  Carthäusern 
zurückgegeben  wurde  (im  Jahre  1782  wurde  es  aufgehoben);  Gayrach  aber 
blieb  aufgehoben,  womit  die  Carthäuser  noch  immer  nicht  einverstanden  sein 
mochten.  —  Sein  Nuntius,  sagt  der  Papst  weiter,  habe  zugleich  den  Auf- 
trag, auszuforschen,  auf  welche  Art  am  leichtesten  in  Laibach  ein  Jesuiten- 
Collegium  errichtet  werden  konnte  *). 

Als  sich  Fürstbischof  Georg  nach  reifer  Erwägung  zur  Annahme  der 
ihm  vom  Erzherzoge  Ferdinand  angebotenen  Statthalterei  entschloss ,  fügte 
er  ausdrücklich  die  Bedingung  bei ,  dass  auch  der  heil.  Vater  seine  Zustim- 
mung ertheile.  (Im  diese  bewarb  sich  der  Erzherzog  selbst,  worauf  Papst 
Clemens  VIIL  mittelst  Breve  vom  29.  November  1597  dem  Fürstbischöfe  die 
Erlaubniss  gab ,  bei  dem  Erzherzoge  in  Grätz  residiren  zu  dürfen ,  denn  er 
hege  die  Überzeugung,  dass  der  Bischof  daselbst  auf  mannigfache  Weise  der 
Sache  Gottes  und  der  katholischen  Religion  werde  dienen  können ,  und 
dass  er  seiner  (Lavanter)  Kirche  die  Hirtensorgfalt  nicht  ganz  entziehen, 
sondern  seine  Heerde  öfters  besuchen  werde. 

Gegen  Ende  des  Jahres  1598  hatte  Fürstbischof  Georg  die  Erzherzogin 
Witwe    Maria  auf   ihrer  Reise    nach  Spanien   bis   Mailand   begleitet   (wovon 

*)  Die  Jesuiten  waren  1797  nach  Laibach  gekommen  ;  der  Stiftbrief  ihres  Col- 
legiuras  aber  wurde  erst  am  5.  December  1603  ausgefertigt,  (v.  Hurter's 
Ferdinand.  B.  k,  S.  14.) 


85 

später  mehr).    Iq  St.  Andrea  wieder  angelangt,    beeilte    er  sich   (Sehreiben 
ddo.  Lavant  24.  April  i399)  bei  Sr.  Heiligkeit,  welche  damals  zu  Ferrara  weilte, 
sich  zu  entschuldigen,  dass  es  ihm  bisher  unmöglich  gewesen  seie,  ad  Limina 
Apostolorum   zu   kommen.    Zugleich    legte   er    Rechenschaft   ab   über    seine 
bisherige    Amtsführung,    und     zwar   dem   Papste    „als    dem   lebendigen 
Petrus,    dem   Bischöfe    der  Bischöfe,    seinem  obersten    Rich- 
ter."   Im   Eingange    schildert    er    das  Lavantthal    und    sagt:    er  habe  das 
Bisthum  auf    Ansuchen   des   Erzbischofes    Georg    von    Salzburg    im    Jahre 
1585    übernommen.    (Derselbe    war    nämlich    damals    schon    Coadjutor    des 
Erzbischofs  Johann  ,  welcher  1586  starb  ,  und  scheint  daher  auf   die  Ernen- 
nung    des    Bischofs    Stobäus     grossen    Einfluss    gehabt    zu    haben.    (Siehe 
1.  Art.)    Dann  beschreibt  er  seine  Diöeese ,  führt  ihre   Städte,  Flecken  und 
Kloster    auf,  bemerkt,    dass    das  Bisthum   verschiedene   Arten  von   Pfarren 
habe,  über  welche  dem  Bischöfe,  was  deren  Besetzung  betreffe,  nicht  überall 
gleiche  Rechte  zustehen.     Das   Lutherthum  habe   wohl  seine   Anhänger,    in 
den  Städten  zumeist;  doch   dürften   die   Prädicanten  nicht  mehr  lehren;   die 
Adeligen  lebten  hie  und  da    in  einer  Secte ,  die   sich   Jeder  nach  Belieben 
wählte.  In  den  exemten  Klöstern  leben  die    Mönche  regelwidrig;  wobei    die 
katholische    Religion   und   Disciplin  leide,  aber  auch  die  Güter  und  Gebäude 
dieser  Klöster  zu  Grunde  gehen.   Die  Dominikanerinnen    zu  Mahrenberg  wer- 
den   belobt.  —  Was  seine  Bisthumsverwaltung  betrifft,   so    hat   er  Glauben, 
Frömmigkeit,  Religiosität  gehoben.  Kirchen-  und  andere  Gebäude  hat  er  her- 
gestellt, den  bischöflichen  Palast  fast  ganz  neu  aufgebaut.  Auch  die  Einkünfte 
sind  verbessert;  Schulden  hat  er  keine,  wird  auch  keine  machen,  denn  er  ist 
mit  seinem  Einkommen  zufrieden.  Aber  auch  Geld  wird  er  nicht  viel  hinter- 
lassen; was  ihm  Gott  täglich  beschert,  verwendet  er   so,    wie    es  sich    für 
einen  treuen  Haushalter  Gottes  zu  ziemen  scheint.     Das  Bisthum    hat  er  nie 
anders  als   in  Staatsangelegenheiten  verlassen.  Schon  im  ersten  Jahre  seiner 
Statthalterschaft  sah  er  die  Prädicanten  aus  Grätz    und    aus  anderen   Orten 
ausgetrieben.    Wenn    er  nicht    abwesend    war,    predigte    er    alle    Sonn-   und 
Festtage.    Mehr    als   10.000  Kronen  hat    er   auf  Gebäulichkeiten    verwendet, 
meist  aus  dem,  was  er  auf  seinen  Gesandtschaftsreisen  durch  die  Freigebig- 
keit der  Könige  und  Fürsten  empfangen.  Für  sich  ,    für    seine    Freunde   und 
Anverwandte,  für    Fleisch  und   Blut   hat  er   nichts  behalten.   —   Der  Gottes- 
dienst wird  in  der  Kathedrale  zu  St.  Andrea  fleissig  besucht.  Ehedem  waren 
Katholiken  (eifrige)  selten;  jetzt  sind  es  die  Protestanten.  —  Am  Schlüsse 
bemerkt  er:  „Sollte  Se.  Heiligkeit  etwas  zu  rügen  finden,  so   wird    er   sich 
damit  trösten,  dass  der  gemeinsame  Vater  und  Hirte  rüge,  und  zwar  gewiss 
nicht  um  zu  verderben,  sondern  um  zu  retten." 

Unterm  4.  November  IGOO,  im  Jahre  des  Jubiläums  erhielt  Fürstbischof 
Georg  ein  sehr  anerkennendes  Schreiben  des  h.  Vaters  Clemens  VIII.  worin 
es  heisst,  dass  ihm  von  seinem  Nuntius  viel  Rühmliches  über  des  Bischofs 
ausgezeichnete  Frömmigkeit,  Klugkeit,  seinen  Eifer  für  die  Ehre  Gottes, 
besonders  aber  darüber  berichtet  worden  sei,  dass  er  den  Erzherzog  Fer- 
dinand in  dessen  Bemühungen  um  die  Wiederherstellung  der  katholischen 
Religion  auf  dus  Kräftigste  unterstütze,  und  ihm   auch  in  der  Augolegcuheil 


86 

der  Räuber  aus  Zengg*)  mit  wirksamem  Rathe  an  die  Hand  gehe,  endlich 
doch  mit  dem  Nuntius  in  Allem,  was  die  Ehre  Gottes  betrifft,  gemeinschaftlich 
handle.  Schliesslich  versichert  der  h.  Vater  schon  früher  von  des  Fürstbischofs 
Tugend  und  Verehrung  für  ihn  und  den  apostolischen  Stuhl  überzeugt  gewesen 
zu  sein,  versichert  denselben  seiner  Liebe  und  ermuntert  ihn  zur  Ausdauer. 

Übergross  war  die  Freude,  welche  Fürstbischof  Georg  über  diese  Aner- 
kennung des  h.  Vaters  empfand.  Er  dankte  ihm  dafür  (1.  Mai  1601),  indem 
er  versichert ,  gar  nicht  aussprechen  zu  können ,  welchen  Trost  er  daraus 
geschöpft  habe.  So  viel  Gnade  getraute  er  sich  wohl  nie  zu  erwarten!  Sehr 
bescheiden  berührt  er  seine  Mitwirkung  mit  dem  edlen  Erzherzoge,  —  dem 
ja  um  so  leichter  zu  rathen  ist,  je  weniger  er  eines  Rathgebers  bedarf,  — 
zur  Verbreitung  der  katholischen  Religion  und  zu  Beilegung  der  Zengger 
Angelegenheit.  Stets  wird  er  den  apostolischen  Mahnungen  getreuest  nach- 
kommen, und  die  gute  Meinung  Seiner  Heiligkeit  über  ihn  gewiss  nicht 
täuschen. 

In  einem  gleichzeitigen  Schreiben  an  den  Cardinal  Sylvius  Antonianus 
zu  Rom  äussert  sich  der  Fürstbischof :  Welches  Glück,  vom  Papste  niciit  nur 
mit  einem  vorübergehenden  Worte,  sondern  sogar  schriftlich  belobt  zu 
werden!   Dasselbe  sei  allen  Gütern  der  Welt  vorzuziehen!  — 

Einem  Manne,  der  sich,  wie  Fürstbischof  Georg  bewusst  war,  der  Kirche 
mit  aller  Aufopferung  gedient,  und  ihrem  sichtbaren  Oberhaupte  die  schuldige 
Ehrfurcht  jeder  Zeit  bezeugt  zu  haben ,  konnte  gewiss  nichts  Schmerzli- 
cheres begegnen  ,  als  wenn  seine  Ergebenheit  für  den  h.  Vater  durch  bös- 
willige Verleumdungen  in  Zweifel  gezogen  wurde.  Und  eben  in  diesem 
Punkte  war  er  in  Rom ,  —  von  Wem  ist  ungewiss  —  angeschwärzt  worden. 
Ist  es  ihm  demnach  zu  verargen,  dass  sich  sein  Schmerz  darüber  in  lauten 
Klagen  Luft  macht,  und  sich  damit  das  Streben  verbindet,  seine  Unschuld, 
so  viel  immer  thunlich,  zu  vertheidigen  ?  In  einigen  Schreiben  an  den  Car- 
dinal Borghese  rechtfertigt  er  sich  auf  das  Nachdrücklichste ;  so  bereits  am 
23.  März  1609 :  Die  Anklage ,  als  habe  er  über  den  Papst  übel  gesprochen,  ist 
die  erste,  sagte  er,  aber  auch  gänzlich  falsche,  welche  in  seinem  Leben  wider 
ihn  erhoben  wurde.  Was  hat  er  binnen  bald  12  Jahren  für  das  Vaterland, 
für  die  Religion  und  auch  für  das  Ansehen  des  h.  Vaters  gethan!  Er  ruft 
Gott  und.  sein  Gewissen  zu  Zeugen  an,  dass  er  hierin  von  jeder  Schuld  frei 
und  fälschlich  angeklagt  sei.  Die  Katholiken,  deren  Sache  er  bisher  verfoch- 
ten, und  sogar  die  von  ihm  stets  bekämpften  Protestanten  müssen  ihm  das  Zeug- 
niss  geben,  in  welcher  Weise  er  von  dem  Gesalbten  des  Herrn  gesprochen.  — 
Der  Cardinal  möge  ihm  den  Namen  des  Verleumders  nennen;  denn  was  ist 
gerechter  als  dies?  —  Später  macht  er  den  Cardinal  sogar  darauf  aufmerksam 
(20.  Februar  1610),  dass  man  den  Verleumdern  eines  Bischofs  oder  Priesters 

^)  Diese  Räuber  waren  Uskoken ,  welche  nach  der  Eroberung  von  Clissa, 
unweit  Spalatro  in  Dalmatien,  durch  die  Türken  1537  in  Zengg  Aufnahme 
fanden,  aber  durch  ihre  Raubzüge  zur  See  zu  fortwährenden  Beschwer- 
den der  Nachbarstaaten,  insbesondere  der  Republik  Venedig  Veranlassung 
gaben. 


8T 

nicht,  der  apostolischen  Weisung — nämlich  des  h.  Paulus  I,  Timoth,  5,  19.  — 
entgegen ,  zu  willig  sein  Ohr  leihen  sollte. 

Dass  es  den  geheimen  Angebern  denn  doch  nicht  gelungen  war,  den  Fürst- 
bischof Georg  um  das  persönliche  Vertrauen  des  h.  Vaters  Paul  V.  (seit  160ö)  zu 
bringen,  konnte  derselbe  zu  seiner  Beruhigung  aus  ein  Paar  Schreiben  des  Pap- 
stes, welchem  er  aus  Neisse  am  2.  Juni  1610  den  Gang  und  glücklichen  Erfolg  der 
Gegenreformation  dargelegt  hatte,  entnehmen.  Unterm  8.  OctoberlölO  belobt  ihn 
dieser  wegen  der  Liebe  und  des  Eifers,  womit  er  den  Erzherzog  Karl  in  der 
Verwaltung  des  Bisthums  Breslau  unterstütze ;  mit  einem  gleich  anerken- 
nenden Breve  ddo.  24.  Jänner  1614  wurde  der  Fürstbisehof  in  Erledigung 
eines  Amtsberichtes  erfreut ,  welchen  er  dem  im  November  1613  nach  Rom 
zurückkehrenden  apostolischen  Nuntius  zu  Grätz ,  Petrus  Antonius  Bischof 
von  Troja,  mitgegeben  hatte. 

Nicht  so  ganz  ungestört  blieb  immer  das  gute  Vernehmen  des  Fürst- 
bischofs Georg  mit  seinem  Metropoliten  zu  Salzburg.  Wie  sehr  er  das  Ver- 
trauen des  Erzbischofs  Georg  von  Küenburg  genoss,  ist  aus  einem  Schreiben 
desselben,  ddo.  Salzburg  den  letzten  December  1596  (aus  dem  Consistor.- 
Arehive),  an  ihn  zu  entnehmen.  Bei  dem  Stifte  U.  L.  F.  zu  Maria-Saal  (in  der 
Erzdiöcese)  —  heisst  es  darin  —  ist  der  katholische  Gottesdienst  sehr  herab- 
gekommen. Um  diesem  Übelstande  abzuhelfen,  wären  die  nicht  entsprechen- 
den Canonici  (am  dortigen  CoUegiatcapitel)  zu  entfernen,  und  ein  gelehrter, 
tauglicher  Decan  zu  bestellen.  Weil  die  dem  Stifte  Maria-Saal  incorporirte 
Pfarre  Klagenfurt  von  den  Lutherischen  intercipirt  ist,  so  will  der  Erzbischof 
dieselbe  wieder  vindiciren,  und  übersehickt  desshalb  dem  Fürstbischöfe  Georg 
eine  Copie  des  Schreibens  an  die  Verordneten  in  Klagenfurt  um  Restituirung 
der  Kirche.  Der  Fürstbischof  wolle  dasselbe  emendiren ,  wie  er  es  für  gut 
finde,  überhaupt  sein  Gutachten  darüber  abgeben*). 

Erzbischof  Georg  war  am  2S.  Jänner  1587  gestorben,  und  erhielt  zum 
Nachfolger  den  Wolf  Dietrich  (Wolfgang  Theodorich),  aus  einem  gräflichen 
Geschlechte  Uhätiens.  Er  war  ein  Sohn  des  Johann  Werner  von  Raitenau  in 
Langenstein  und  der  Helena  Gräfin  von  Hohenembs.  Die  Vorsehung  hatte  ihn 
mit  trefl'lichcn  Gaben  ausgestattet;  wenn  er  dieselben  nur  auch  mit  Mass  zu 
benützen  verstanden  hätte ! 

Unterm  4.  August  1587  erliess  der  neu  erwählte  und  bestätigte  Erz- 
bischof ein  Einladungsschreiben  an  Fürstbischof  Georg  (Consistor.-Archiv) 
mit  seinen  Pontificialien  in  Salzburg  zur  Conseeration  zu  erscheinen,  welche 
auf  den  18.  October,  als  den  21.  Sontag  nach  Trinitatis  ,  Tags  darauf  aber 
der  feierliche  Einzug  anberaumt  sei;  welcher  Aufforderung  der  Fürstbischof 
Folge  leistete.  Am  festgesetzten  Tage  fand  die  Conseeration  durch  den  Bischof 
zu  Passau,  Urban, 'unter  Assistenz  der  Bischöfe  von  Chiemsee  und  Lavant  Statt 

*)  Die  Gegenäusserung  des  Fürstbischofs  liegt  zwar  nicht  vor ;  doch  wird  er  ohne 
Zweifel  den  Erzbischof  in  seinem  Entschlüsse  nur  bestärkt  haben,  im  J.  1 508  eröff- 
nete er  als  salxburgischer  Generalvikar  die  Pfarrkirche  in  Klagenfurt  wieder  dem 
katholischen  Gottesdienste,  und  gab  sie  dem  Dechantc  von  Maria-Saal  zurück; 
doch  nicht  lauge  darnach  bcmäühligleu  öich  die  ProlcsUuleu  abcrmal«  derselben. 
• 


88 

Erzbischof  Wolf  Dietrich  rechtfertigte  nicht  durchweg  die  Erwartungen, 
welche  sich  an  seine  Erwählung  anknüpften.  Durch  manche  unüberlegten 
Schritte  entfremdete  er  sich  die  Gemüther  mehr  und  mehr,  und  machte  sich 
sogar  die  Fürsten  Österreichs  und  Baierns  durch  die  1607  getroffene  Bestim- 
mung abgeneigt,  dass  in  Zukunft  kein  Sprössling  dieser  beiden  Regenten- 
häuser, welche  sich  doch  immer  als  Wohlthäter  des  Hochstiftes  bewiesen 
hatten,  als  Erzbischof  von  Salzburg  gewählt  werden  dürfe.  Freilich  nahm  er 
die  Erhaltung  des  Friedens,  welcher  am  besten  durch  die  vollständigste  Neu- 
tralität des  Erzbisthums  gegenüber  den  benannten  Fürstenhäusern  gewahrt 
werde,  zum  Vorwande. 

Die  Veranlassung  aber,  welche  den  Erzbisehof  mit  dem  Fürstbischöfe 
Georg  von  Lavant  in  Conflict  brachte,  war  folgende:  Der  Magistrat  zu 
St.  Andrea  hatte  sich  trotz  viermaliger  Aufforderung  von  Seite  des  Fürst- 
bischofs geweigert,  die  Ehebrecherin  Agnes,  des  Paul  Zach  Eheweib,  entwe- 
der vor  das  geistliche  Gericht  zur  Bestrafung  zu  stellen ,  oder  selbst  abzu- 
strafen, wesshalb  der  Fürstbischof  über  den  Stadtrichter,  und  seine  Collegen, 
als  Verächter  seiner  und  der  Kirche  Macht,  das  Interdict  —  die  Excommuni- 
cation  —  verhängte ,  und  den  diesfälligen  Erlass  an  die  Thüre  der  Kathedral- 
kirche anzuschlagen  befahl.  Erzbischof  Wolf  Dietrich,  an  den  sich  die 
gebannten  Bürger  wandten,  Hess  dieselben,  ohne  vorläufige  Untersuchung  des 
Thatbestandes,  durch  seinen  Archidiacon  in  Unterkärnten ,  zumeist  aus  dem 
Grunde  wieder  lossprechen  ,  weil  die  St.  Andreäer  seine  Unterthanen  seien. 
Dieses  kränkte  den  Fürstbischof  Georg  ,  er  machte  in  zwei  Schreiben  an 
den  Erzbischof  (das  Erste  führt  das  Datum  Graecii  Idibus  Julii  1599;  das 
Andere  hat  keines)  seiner  Empfindung  in  etwas  harten  Ausdrücken  Luft.  „Was 
ist  so  ein  Verfahren  anders,  sagt  er,  als  die  kirchliche  Obrigkeit  dem  Hohne 
Preis  geben?—  Nicht  Deine  Unterthanen  habe  ich  gestraft;  denn  sie 
sind  eben  so  gut  meine  Untergebenen  in  Betreff  der  Seel sorge,  als 
Deine  hinsichtlich  der  leiblichen  Botmässigk  e  it.  Ich  habe  nur  räudige 
Schafe  aus  der  Heerde  ausgeschlossen.  —  Soll  ich  etwa  die  Schande  an  mir 
dulden,  und  mein  Recht  einem  Archidiacon  Preis  geben?  So  geht  ja  der 
Ehebruch  nicht  nur  frei  einher  ,  sondern  triumphirt  sogar  öffentlich  in  der 
Kirche  und  im  Wirthshause!  Gerade  am  Feste  des  h.  Johann  des  Täufers, 
der  lieber  sterben,  als  den  Ehebrecher  ertragen  wollte,  hat  sich  der  Archi- 
diacon solchen  Frevel  erlaubt.«  Zum  Schlüsse  droht  der  Fürstbischof  wieder- 
holt mit  der  Klage  beim  h.  Stuhle,  wenn  der  Erzbischof  das  Verfügte  nicht 
widerrufe,  und  erklärt,  dass,  bis  die  Gebannten  nicht  von  ihm  selbst  oder  vom 
Papste  losgesprochen  werden,  dieselben  im  Banne  bleiben.  —  Seinem  Capitel, 
dem  oft  erwähnten  Chorherrenstifte  zu  St.  Andrea,  notificirt  er,  dass  nicht 
nur  die  schuldigen  Bürger,  sondern  auch  der  Archidiacon  (Michael  Herbest) 
und  seine  Helfershelfer  sich  die  Excommunication  zugezogen  haben  —  welche 
Strafe,  —  wie  er  dem  Erzbischofe  bedeutete,  —  die  Bulle:  „Coena  Domini« 
über  die  Frevler  an  der  kirchlichen  Jurisdiction  verhänge.  — 

Der  Erzbischof  scheint  seine  Übereilung  eingesehen  zu  haben,  und,  wie 
der  Propst  und  der  Dechant  des  Capitels  dem  Fürstbischöfe  unterm  18.  Sep- 
tember 1599  berichteten  ,  hatten  die  widerspenstigen  Bürger  ihre  Reue   und 


89 

die  Bereitwilligkeit  erklärt ,  künftig  den  kirchlichen  Gehorsam  getreu  zu 
leisten ,  wesshalb  sie  auf  Bevollmächtigung  des  Fürstbischofs  wieder  feierlich 
in  die  Kirchengemeinschaft  aufgenommen  wurden.  (Consistorial- Archiv.) 
Sonderbar,  dass  die  Sache  damit  noch  nicht  vollends  beendet  war,  denn  in 
einigen  Briefen,  insbesondere  an  den  apostolischen  Nuntius,  Hieronymus  Porzia, 
lässt  der  Fürstbischof  noch  immer  hie  und  da  eine  gereizte  Stimmung  gegen 
den  Erzbischof  durchblicken. 

Wenn  Fürstbischof  Georg  in  diesem  unerquicklichen  Streite  auch  im 
Rechte  war,  und  nach  der  Weisung  des  h.  Concils  von  Trient  sess.  24.  de 
reform,  matrimonii  c.  8  vorgehen  wollte,  so  kann  doch  Niemand  seine  heftige 
Sprache  wider  den  eigenen  Metropoliten  rechtfertigen.  —  Ein  Beweis  mehr, 
dass  es  auch  im  Leben  der  ausgezeichnetsten  Männer  nicht  an  menschlichen 
Schwächen  fehle. 

Erzbischof  Wolf  Dietrich  hatte  sich  ein  tragisches  Ende  bereitet.  Der 
alterschwache  Propst  zu  ßerchtesgaden,  Jakob  Pitrich,  hatte  den  Bruder 
des  Herzogs  Max  von  Baiern,  Ferdinand,  Coadjutor  des  Kurfürsten  von  Cöln 
und  Canonicus  zu  Salzburg,  zu  seinem  Coadjutor  angenommen,  welcher  mit 
päpstlicher  Genehmigung  1S93  von  dieser  Würde,  und  im  folgenden  nach 
dem  Tode  des  Propstes  Jakob  von  der  Propstei  selbst  Besitz  nahm.  Erz- 
bischof Wolf  Dietrich,  der  auch  nach  ihr  verlangte,  besetzte  161i  das 
Ländchen  Berchtesgaden  und  vertrieb  den  Propst,  dessen  Sache  aber 
sein  Bruder,  Herzog  Max,  zur  eigenen  machte.  Vom  Capitel  und  den  Ständen 
zu  Salzburg  selbst  zum  Einschreiten  gegen  den  Erzbischof  eingeladen, 
rückte  der  Herzog  über  die  Grenze,  worauf  der  Erzbischof  den  Muth  verlor, 
und ,  nachdem  er  die  kostbarsten  Geräthschaften  vorausgeschickt ,  ver- 
kleidet, mit  14  Dienern  Abends  am  23.  November  g.  Jahrs  aus  Salzburg 
gegen  Kärnten  entfloh.  Herzogliche  Reiter  jagten  ihm  nach  und  ereilten  ihn 
in  der  Nähe  von  Gmünd  in  Ober-Kärnten  ,  worauf  er  als  Gefangener  zuerst 
auf  die  Feste  Hohenwerfen ,  dann  nach  Hohensalzburg  gebracht  wurde.  Er 
musste  seiner  Würde  entsagen;  starb  aber,  ergeben  in  sein  Schicksal,  am 
16.  September  1617.  (Siehe  P.  Hansiz's  Germania  sacra  tom.  H.)  Mit  päpst-. 
lieber  Erlaubniss  war  das  Salzburger  Capitel  zu  einer  neuen  Wahl  geschrit- 
ten, aus  welcher  der  Domherr  allda,  zugleich  Dompropst  von  Constanz  Marcus 
Sitticus,  aus  dem  Hause  der  Grafen  von  Hohenems  —  einer  Feste  zwischen 
Bregenz  und  Feldkirch  —  als  Erzbischof  hervorging.  In  einem  sehr  freund- 
lichen Schreiben  ddo.  Salzburg  am  30.  Juni  1612  dankt  derselbe  dem  Fürst- 
bischöfe Georg  für  die  Gratulation  zu  seiner  Wahl.  Die  Wünsche  desselben, 
sagt  er,  sind  ihm  um  so  angenehmer,  „weil  sie  von  einer  solchen 
Person  kommen,  deren  vortreffliche  Qualitäten  und  treuher- 
zige Neigung  gegen  dasErzbisthum  ihm  zum  höchsten  berühmt 
(angerühmt)  worden".  In  einem  zweiten  (28.  August  1612)  ladet  er 
den  Fürstbischof  zu  seiner  Consccration  und  zum  fürstlichen  Einzüge  auf  den 
7.  und  8.  October  ein.  Derselbe  solle  ihm  ein  sehr  angenehmer  lieber  Gast 
sein!  (Consistor. -Archiv.)  Fürstbischof  Georg  machte  von  der  Einladung 
Gebrauch,  und  erschien  in  Salzburg,  wo  am  anberaumten  Tage  die  Consc- 
cration durch   den  Bischof  Wolfgang    von  Regensburg    stalthatte.    In  einem 


90 

Briefe  an  den  Beichtvater  des  Erzherzogs  Ferdinand,  den  Jesuiten  P.  Bartho- 
lomäus Willer  ,  in  welchem  er  die  Festlichkeiten  beschreibt ,  sagt  er  von  dem 
abgesetzten  Erzbischofe  Wolf  Dietrich :  „Er  sei  stürmisch  und  äussere  sich : 
Die  Papalia  stelle  er  dem  Papste  zurück;  die  Imperialia  aber,  die  er  vom  Kai- 
ser empfangen,  behalte  er  für  sich;  gleich  als  ob  der  Erzbis  chof  von  dem 
Fürsten  zu  Salzburg  getrennt  werden  könne.  Gott  weiss,  welcher  Macchia- 
velli  ihm  dies  beigebracht  hat!" 

Es  wurde  schon  oben  bemerkt,   dass  sich    der   unglückliche   Erzbischof 
später  ruhig  benahm;  er  starb  eines  auferbaulichen  Todes. 


Dritter  Artikel. 

Fürstbischof  Georg  III.  von  Lavant  als  Statthalter  in  Inneroslerrekh. 

Einen  wichtigen  Wendepünct  im  Leben  des  Fürstbischofs  Georg  bildet 
seine  Ernennung  zum  Statthalter  in  Innerösterreich,  an  welchen  einflussreichen 
Posten  ihn  Erzherzog  Ferdinand  bald  hernach  berief,  als  er  die  selbstständigc 
Regierung  seiner  Lande  angetreten  hatte.  Dadurch  war  der  Thätigkeit  des 
viel  erfahrenen  Mannes  ein  weites  Feld  eröffnet;  da  war  es  ihm  gegönnt, 
seine  weitaussehenden  Plane  zum  Besten  der  katholischen  Kirche  über  die 
engen  Grenzen  seiner  Diöcese  hinaus  zu  verwirklichen.  Auch  zum  Frommen 
des  Staates  hatte  er  während  dieser  Zeit  als  nächster  Rathgeber  des  Fürsten 
höchst  Anerkennenswerthes  geleistet;  wesshalb  ihn  dieser  nach  langjähriger 
Mühewaltung  nicht  anders  als  mit  grossem  Bedauern  wieder  abtreten  sah. 

Sein  Vorgänger  im  Statthalteramte  war  der  fromme  Bischof  von  Laibach 
Johann  Tauscher  gewesen.  Der  an  ihn  ergangene  Ruf  machte  den  bisher 
ausschliesslich  seinem  h.  Berufe  lebenden  Fürstbischof  nachdenklich,  ob  er 
wohl  in  allwege  zu  entsprechen  vermöge ,  und  ob  es  nicht  gerathener  sein 
würde,  den  Antrag  abzulehnen?  Er  antwortete  dem  Erzherzoge  (13.  Septem- 
ber 1397):  „Er  ehre  des  Fürsten  väterliche  Gesinnung  gegen  seine  Unter- 
thanen  und  sein  Vorhaben,  seinem  Volke  einen  solchen  Verwalter  zu  geben, 
welcher  der  Geschäftsführung  kundig ,  Gott  liebend,  klug,  und  vom  Eifer  für 
die  Gerechtigkeit  beseelt  sei.  Aber,  frage  er  sich  selbst,  habe  denn  wohl  ich 
diese  Eigenschaften?  Dessen  kann  er  sich  noch  nicht  ganz  versichert  halten, 
und  bittet  also  um  Bedenkzeit ,  um  seine  Kräfte  zu  prüfen ,  ob  sie  einer 
solchen  Bürde  wohl  gewachsen  seien.  Sonst  müsste  auch  er  einst  jenes  Wort 
(des  Evangeliums)  hören:  „Dieser  Mensch  hat  angefangen  zu  bauen,  konnte 
aber  nicht  vollenden". 

Nachdem  er  aber  das  Amt  angenommen  ,  wurde  er  am  30.  Septem- 
ber (siehe  Dr.  Tangel)  als  Statthalter  installirt.  Nicht  lange  hernach  (am 
31.  October  1597)  erwidert  er  die  Beglückwünschung  des  Patriarchen  zu 
Aquileja,  Franciscus  Barbarus,  mit  dem  gewiss  aufrichtigen  Geständnisse,  dass 
er  es  beinahe  bereue  die  Statthalterschaft  nicht  abgelehnt  zu  haben,  denn 
sie  ist  doch  gewissermassen  fremd  seinem  Berufe,  und  er  ist  schon  im  Alter 
vorgerückt.  Unvorbereitet  kommt  er  aus  seiner  Müsse  in  den  Schwall  welt- 
licher Geschäfte,  in  einer  schwierigen  Zeit,  wo  es  nicht  leicht  ist  Freunden, 


r 


9t 

«resehwelge  denn  Feinden  und  Neidern,  Genüge  zu  thun.  Indess,  er  ver- 
traut nächst  Gott  auf  den  religiösen  Sinn  des  Erzherzogs.  —  So  bescheiden 
dachte  der  vor  Allen  als  tauglich  Erachtete  von  sich  selbst ! 

Strengste  Uneigennützigkeit  betrachtete  er  als  die  wesentlichste  Eigen- 
schaft eines  Richters.  Er  empfahl  sie  sowohl  Andern .  als  er  sie  selbst  beobach- 
tete. „Ein  Richter  soll  durchaus  keine  Geschenke  annehmen,  auch  nicht  unter 
dem  Scheine  von  Freundschaft,"  so  äusserte  sich  der  Fürstbischof  in  einem 
Schreiben  an  Maximilian  Eder,  als  er  diesem  zur  Aufnahme  unter  die  Mit- 
glieder des  Regierungssenates  Glück  wünschte.  Und  als  sich  eine  gewisse 
Barbara  Schitter  durch  ihren  Agenten  in  Grätz  bei  ihm  darüber  beklagte, 
dass  er  ihre  Geschenke  zurückgewiesen,  so  erklärte  ihr  der  Bischof,  wesshalb 
er  dies  gethan.  „Die  Gerechtigkeit  kann  nicht  frei  sein,  schrieb  er  ihr,  wenn 
sie  Geschenke  annimmt.  Auch  der  Schein  der  Bestechlichkeit  rauss  gemieden 
werden.** 

Fürstbischof  Georg  musste  als  Statthalter  nach  allen  Seiten  seine  Auf- 
merksamkeit richten;  überall  gab  es  zu  ordnen  und  abzuhelfen.  Die  Lage 
der  erzherzoglichen  Länder  war  keine  erfreuliche;  denn  im  Innern  machten 
die  unablässig  nach  grösserer  Religionsfreiheit  strebenden  Protestanten  viel 
zu  schaffen,  indess  von  Aussen  die  grösste  Gefahr  durch  die  Türkeneinfälle 
drohte.  Welche  rastlose  Thätigkeit  der  Fürstbischof  entwickelte,  beweisen 
schon  seine  vielen,  eben  während  der  Statthalterschaft  in  Angelegenheiten 
des  Vaterlandes  an  Personen  der  verschiedensten  Berufssphären  geschriebenen 
Briefe,  welche  schon  für  sich  allein  einen  sehr  interessanten  Beitrag  zur  Zeitge- 
schichte liefern.  Wir  werden  des  Fürstbischofs  Bemühungen  gegenüber  den 
Protestanten  im  nächsten  Artikel  ausführlicher  besprechen ;  hier  sei  von  sei- 
nen anderweitigen  Leistungen  die  Rede. 

Es  lag  ihm  sehr  daran,  dass  Person  und  Eigenthum  der  Bürger  gesichert 
sei;  desshalb  beschwerte  er  sich  in  einem  seiner  Briefe  an  den  Kanzler  und 
Regierungsrath  zu  Grätz,  Dr.  Wolfgang  Jöchlinger,  über  jene  Rathgeber  des 
Erzherzogs ,  welche  die  Freilassung  von  Gattinmördern  und  Ehebrechern 
verlangen.  „Solche  Bösewichte  sollen  exemplarisch  bestraft  werden  ;  sonst 
mehren  sich  die  Verbrechen  immer  mehr.  Wozu  führt  denn  der  Fürst  das 
Schwert?  Es  könnte  von  den  Verbrechern  am  Ende  gar  gegen  ihn  selbst" 
gezogen  werden.  Nicht  Blutdurst,  sagt  er,  gebe  ihm  diesen  Rath  ein,  sondern 
treue  Sorge  für  den  Landesfürsten  und  für  Aller  Wohl. 

Sogar  in  Kriegssachen  wurde  des  Fürstbischofs  Stimme  und  Rath  gerne 
gehört  und  beachtet;  mit  der  aufrichtigsten  Theilnahme  freute  er  sich 
der  Erfolge ,  welche  Erzherzog  Ferdinand  über  die  Türken  errang  ,  und 
beklagte  die  allfälligen  Nachtheile  gegenüber  dem  Erbfeinde  der  Christenheit. 
So  schreibt  er  (l*i.  October  ICOO)  unter  Anderem  an  die  Reformations- 
Commissäre  in  Kärnten :  „Wir  mühen  uns  hier  fruchtlos  ab  mit  der  Ver- 
theidigung  von  Canissa.  (Eine  Festung  unweit  des  Zusammenflusses  der  Mur 
und  der  Drau  ,  welcbö  die  Türken  am  7.  September  1600  zu  belagern 
begannen.)  Es  ist  vom  Feinde  schon  so  eingeschlossen  ,  dass  der  Besatzung 
weder  Proviant,  noch  Verstärkung  zugeführt  werden  kann.  Der  Herzog  von 
Mercoeur    rückte  zwar  mit  wenigen  Truppen    zum    Entsalze    heran ,    musste 


92 

aber  wieder  umkehren.  Der  Festungscommandant  —  Freiherr  Georg  von 
Paradeiser  —  versprach  wohl,  sich  bis  zum  letzten  Blutstropfen  zuhalten; 
aber,  da  nun  die  ganze  Kriegslast  auf  ihm  allein  liegt ,  ist  zu  besorgen,  dass 
er  den  Muth  verliere;  zumal  die  Türken  die  umliegenden  Sümpfe  schon  mit 
Brettern,  Reisig,  Balken  und  Flechten  in  Unzahl  belegen.  So  weit  ist  Canissa 
gebracht,  diese  Vormauer  Deutschlands  und  Italiens  !" 

Bald  darauf  (ddo.  Grütz  am  4.  November)  berichtet  er  dem  apostoli- 
schen Nuntius  Hieronymus  Porzia,  dass  Canissa  gefallen  sei.  Es  heisst  (10.  Cal. 
Novembris):  der  Commandant  habe  dasselbe  mehr  aus  Feigheit,  als  aus 
Nothwendigkeit  übergeben.  Nun  sei  die  Gefahr  für  die  gesammte  Christen- 
heit, insbesondere  für  Innerösterreich  sehr  gross;  wesshalb  Canissa,  wenn 
möglich,  wieder  genommen  werden  müsse. 

Erzherzog  Ferdinand  liess  es  auch  in  der  That  nicht  an  der  äussersten 
Anstrengung  fehlen,  um  die  verlorene  Festung  wieder  zu  gewinnen.  Auch 
auswärtige  Mächte,  insbesondere  der  Papst  und  der  König  von  Spanien, 
wurden  um  Hilfeleistung  an  Mannschaft  und  Geld  angegangen,  die  sie  bereit- 
willig gewährten.  Dieserwegen  schrieb  Fürstbischof  Georg  an  den  Cardinal 
Octavianus  Paravicini,  dass  der  Erzherzog  den  ausgezeichneten  Grafen  Sig- 
mund von  Thurn  an  seine  Heiligkeit  sende,  um  Beistand  zu  erlangen.  —  (Der 
Papst  erbot  sich  ausser  der  Mannschaft  zu  einem  Geldbeitrage  von  300.000 
Kronen.) 

Unterm  26.  Mai  meldet  der  Fürstbischof  dem  kaiserlichen  Kriegsrathe 
Bartholomäus  Petz,  dass  der  Erzherzog  dem  Verlangen  Sr.  kaiserlichen  Maje- 
stät, sein  Heer  gegen  die  Türken  nach  Ungern  zu  entsenden,  nicht  entspre- 
chen könne ;  denn  nach  dem  Falle  von  Canissa  stehen  seine  eigenen  Pro- 
vinzen dem  Feinde  oft'en ;  zudem  sind  die  Hilfstruppen  zur  Belagerung  dieser 
Festung  schon  bereit.  Zu  diesem  Zwecke  sind  sie  vom  Papste,  vom  Könige  von 
Spanien  und  dem  Grossherzoge  von  Toscana  bestimmt  worden.  Überdies 
wären  alle  Zurüstungen  zur  Belagerung,  welche  einige  hundert  tausend  Gulden 
kosten,  fruchtlos.  Der  Kaiser  wolle  also  nicht  zürnen ,  sondern  die  Wieder- 
eroberung Canissa's  durch  seine  Truppen  unterstützen.  Dies  liegt  in  seinem 
und  der  ganzen  Christenheit  Interesse. 

Fürstbischof  Georg  war,  wie  er  sieh  gegen  den  k.  Hofkriegsrath,  Johann 
Freiherr  von  Kisel,  äusserte,  persönlich  der  Ansicht,  man  solle  dem  Kaiser  wifl- 
fahren  und  Ofen  erobern ,  aus  Besorgniss,  dass  die  erzherzogliehen  und  Hilfs- 
truppen zur  Belagerung  von  Canissa  ohnehin  nicht  stark  genug  seien.  —  Er 
hatte  recht  gesehen!  —  Johann  von  Medici  bot  als  Anführer  des  von  seinem 
Bruder,  dem  Grossherzoge  von  Toscana ,  gestellten  Hilfscorps  von  2000  Mann, 
dem  Erzherzoge  seine  Dienste  zur  bevorstehenden  Belagerung  an.  Der  Fürst- 
bischof bedeutete  ihm  (1.  Juni  i601),  dass  dem  Herzoge  von  Mantua ,  Vincenz, 
einen  Blutsverwandten  der  steiermärkischen  Fürsten,  die  Vertretung  des  Erzher- 
zogs Ferdinand  schon  versprochen  sei,  wesshalb  er,  wenn  gefällig,  nur  den 
Posten  eines  Befehlshabers  der  Reiterei  erhalten  könne.  (Diesen  nahm  Johann 
von  Medici  zwar  an ,  hatte  sich  aber  nicht  nach  Erwartung  ausgezeichnet.) 
Papst  Clemens  VIII.  hatte  sein  Hilfsheer  von  10.000  Mann  unter  den  Befehl 
seines  Neffen,  des  Fürsten  Franz  Aldobrandini   gestellt,   welcher  später   zu 


93 

Warasdin  am  Fieber  starb.  Es  verlautete,  der  Fürst  werde  durch  Kärnten 
und  Judenburg  nach  Gratz  ziehen,  wesshalh  der  Fürstbischof  dem  Andreas 
Rosenberger  —  wahrscheinlich  sein  Verwalter  —  den  Auftrag  gab ,  densel- 
ben in  die  bischöfliche  Residenz  zu  St.  Andrea  einzuladen,  ihn  dort  mit  aller 
Liberalität  zu  bewirthen. 

Am  23.  August  war  Erzherzog  Ferdinand  selbst  zum  Relagerungsheere 
abgegangen,  was  Fürstbischof  Georg  seinem  Capitel  zu  St.  Andrea  mit  der 
Weisung  anzeigte,  dass  durch  acht  Tage  feierliche  Gebete  abgehalten  und 
Gott  durch  sonstige  gute  Werke  um  seinen  Segen  für  das  Unternehmen 
angefleht  werden  solle. 

Fürstbischof  Georg  begleitete  im  Geiste  den  Erzherzog,  welchem  er  herz- 
lichst ergeben  war,  bei  dem  gefahrvollen  Werke.  Unterm  27.  September  schrieb 
er  ihm  nach  Canissa,  welches  bereits  eingeschlossen  war:  „Es  bange  ihn,  weil 
der  Erzherzog  laut  Berichten  sich  selbst  der  grössten  Gefahr  aussetze ;  denn 
er  schlage  sein  Lager  auf  Schussweite  vom  Feinde  auf,  umreite  häufig  mit 
Wenigen  das  Lager,  und  leiste  nicht  minder  als  gemeiner  Soldat,  wie  als  Feld- 
herr Dienste.  Dies  sei  zwar  sehr  schön,  aber  höchst  gefahrvoll  für  Alle; 
denn  Allen  sei  an  seiner  Erhaltung  sehr  viel  gelegen.  Er  möge  sich  also 
mehr  schonen". 

Fürstbischof  Georg  war  mit  der  Art  der  Belagerung  nicht  ganz  einver- 
standen. Im  Briefe  an  den  aus  Lothringen  gekommenen  Zeugmeister  Orpheus 
Galloni  bemerkt  er  mit  Missfallen,  dass  das  Belagerungsheer  die  Zufuhr  von  Pro- 
viant in  die  Festung  gestatte.  Das  sei  eine  übel  angebrachte  Grossmuth,  welche 
sehr  bittere  Folgen  haben  könne.  Die  Entschuldigung,  dass  der  Feind  durch 
Tapferkeit,  nicht  durch  Hunger  bezwungen  werden  solle,  tauge  zu 
Nichts;  denn  wozu  Umwege,  wenn  man  auf  geradem  Wege  zum  Siege 
gelangen  kann  ? 

Die  Besorgniss  des  Fürstbischofs ,  dass  Canissa  nicht  werde  genommen 
werden,  wenn  anders  nicht  Gott,  —  wie  er  sich  in  einem  Schreiben  an 
den  Beichtvater  Ferdinand's  am  26.  October  ausdrückt  —  wegen  der  Fröm- 
migkeit des  Erzherzogs  den  Sieg  verleihe,  erwahrte  sich  leider  nur  zu 
bald.  Man  hätte  wohl  gethan  ,  nach  seinem  Rathe  die  Belagerung  freiwillig 
aufzuheben,  statt  mit  dem  Himmel  selbst,  d.  i.  mit  der  ungewöhnlich  früh  ein- 
getretenen Kälte,  und  üblen  Witterung  Krieg  zu  führen.  Daran,  so  wie  an 
der  Unfähigkeit  und  .  Unvorsichtigkeit  der  ausländischen  Führer  scheiterte 
die  Unternehmung.  Am  i7.  November  musste  das  Heer  seinen  Rückzug 
antreten,  nachdem  es  ansehnliche  Belagerungsvorräthe,  6000  Kranke  und 
Verwundete  zurückgelassen,  welchen  die  Türken  die  Köpfe  abschlugen.  (Siehe 
T.  Hurter's  Ferdinand  H.) 

Sehr  schmerzlich  berührte  die  Kunde  davon,  wie  alle  Patrioten ,  so  ins- 
besondere den  Fürstbischof.  Sein  grosster  Trost  war,  dass  Erzherzog  Fer- 
dinand keinen  persönlichen  Nachtheil  erlitten.  Er  bezeugte  diesem  brieflieh 
seine  Freude  darüber,  dass  er  wohlerhaltcn  in  Czakaturn  angelangt  sei,  und 
bald  nach  Grätz  zurückkehren  werde:  „Wenn  nur  der  Landesfürst  gerettet 
ist!  Der  Kriegsschaden  lässt  sich  leicht  wieder  herstellen!  Es  ist  sehr 
löblich,  heisst  es  weiter,  dass  Erzherzog  Ferdinand  mit  wahrhaft  öster- 


94 

reiehis  eher  G  ros  s  h  erz  ig-keit  (ma  gn  a  ninii  ta  te  austriaca)  das 
Missgeschick  ertrage.  Der  Ausgang  des  Krieges  liegt  ja  nicht  in  des  Menschen 
Macht,  sondern  hängt  von  Gott  ab !"  Zudem  hat  sich  ja  Se.  Durchlaucht  vor 
der  ganzen  "Welt  als  einen  muthigen  ,  opferwilligen  Vertheidiger  der  Chri- 
stenheit und  des  Vaterlandes  bewährt ! 

Erzherzog  Ferdinand  dachte  zwar  ferner  an  die  Wiedereroberung  von 
Canissa ;  aber  es  kam  nicht  mehr  dazu,  die  Festung  blieb  verloren ,  bis  sie 
im  Carlowitzer  Frieden  1699  mit  den  übrigen  ungrischen  Besitzungen  von 
den  Türken  herausgegeben  wurde. 

Die  schon  besprochenen  Räuber  aus  Zengg  machten  dem  erzherzoglichen 
Statthalter  auch  viele  Sorgen;  ein  gräuliches  Attentat  derselben  erfüllte  ihn 
mit  unsäglichem  Kummer.  Er  hatte  dem  dortigen  Bischöfe  Marcus  Antonius 
unterm  12.  Juli  1601  Dank  gesagt  für  seine  guten  Rathschläge,  wie  die  Piraten 
zu  bändigen  wären,  mit  dem  Beisatze,  dass  der  k.  k.  Commissarius  alldort,  Joseph 
Rabatta,  von  denselben  mit  gutem  Erfolge  Gebrauch  mache.  Eben  dieser  Stell- 
vertreter des  Landesfürsten  war  einem  höchst  traurigen  Loose  erlegen.  Am 
18.  December  1601  hatte  ihm  Fürstbischof  Georg  noch  gemeldet,  dass  seine 
Anträge,  wie  die  Zengger  Sache  ins  Reine  zu  bringen,  und  die  beschwerde- 
führenden Venetianer  zu  beschwichtigen  wären,  dermalen  wegen  der  Abwe- 
senheit der  Kriegsräthe,  —  welche  eben  in  Wien  aus  allen  Erbländern  zusam- 
mengetreten waren,  um  über  den  Türkenkrieg  zu  berathen  —  nicht  erlediget 
werden  können,  war  aber  nächstens  geschehen  werde.  Dass  der  ergriffene 
Anführer  der  üskoken  und  Piraten ,  Jurissa ,  in  Zengg  gefangen  gehalten 
werde,  sei,  meint  er,  nicht  zu  billigen ,  denn  es  könnte  seinetwegen  ein  Auf- 
ruhr entstehen,  und  ihm  (nämlich  dem  Rabatta)  etwas  Übles  zustossen.  Der- 
selbe möchte  den  Räuber  nach  Laibach  schicken. 

Wiederholt  warnte  ihn  der  Fürstbischof,  welcher  sich  seiner  überhaupt 
auch  gegen  Verdächtiger  am  Hofe  annahm,  sich  vor  den  üskoken  in  Acht 
zu  nehmen.  (4.  Jänner  1602.)  Was  der  tiefblickende  Staatsmann  befürch- 
tete, war  schnell  eingetroffen.  Am  30.  December  1601  gegen  Mittag  hatten 
tumultuirende  Zengger  das  Haus  des  erzherzoglichen  Abgeordneten  umzingelt, 
und  den  darin  gefangen  gehaltenen  Jurissa  mit  Gewalt  befreit.  Dieser  selbst 
streckte  alsdann  Rabatta  mit  einer  Kugel  nieder;  die  Übrigen  tödteten  ihn 
vollends,  worauf  die  Unmenschen  noch  gegen  seinen  Leichnam  in  empören- 
der Weise  wütheten,  sie  hieben  ihm  den  Kopf  ab,  welchen  sie  auf  einen 
Pallasch  steckten,  und  dann  von  der  obersten  Mauer-Einfassung  dem  Volks- 
hohne Preis  gaben. 

Die  Nachricht  hiervon  betrübte  den  Fürstbischof  auf  das  Äusserste. 
„0  hätte  er  doch  nie  Zengg  gesehen  !  schrieb  er  dem  (Stief-)  Bruder  des 
Gemordeten,  Johann  Jakob  von  Edling,  Präses  von  Krain;  oder  wäre  er  doch 
vorsichtiger  gewesen !«  —  Aber  er  fasste  sich  und  sprach  dem  Präses  noch 
Trost  zu,  indem  ja  Rabatta  in  der  Erfüllung  seiner  Pflicht  ein  Opfer  wurde. 
„Beruhige  dich«,  ruft  ihm  der  Fürstbischof  zu,  „menschlich  ist's  vom 
Schmerze  gedrückt,  eines  Thoren  aber,  davon  erdrückt  zu  werden!"  Zu- 
gleich aber  zeigte  er  den  Vorfall  dem  in  Prag  weilenden  Erzherzoge  Ferdinand 
an,  mit  dem  Beisatze,  dass  vier  der  Mörder  bereits  in  Grätz  gefangen  sitzen. 


9S 

Wir  übergehen  so  manche  Briefe,  welche  der  Fürstbischof  an  hervorra- 
gende Männer  in  Angelegenheiten  des  Staates  schrieb,  und  welche  auf  eben 
damals  vorgefallene,  insbesondere  kriegerische  Ereignisse  Bezug  haben.  In  ihnen 
begegnen  wir  mitunter  Namen,  welche  in  der  Profan-  und  Kirchengesehichte 
den  besten  Klang  haben;  als  da  sind  :  Der  schon  genannte  Patriarch  von 
Aquileja,  Franz  Barbaro,  welcher  die  Verwendung  des  Fürstbischofs  zur 
Beilegung  einiger  Differenzen,  betreffend  die  Berufung  einer  Synode,  die 
Widerspenstigkeit  der  Villacher  gegen  ihn  als  ihren  Oberhirten ,  und  die 
Eingriffe  des  Capitäns  von  Tolmain  in  die  kirchliche  Jurisdiction  in  Anspruch 
nahm;  ferner  [die  beiden  Grafen  Nicolaus  und  Georg  Zrini;  Peter  Casal, 
Secretär  des  Erzherzogs  Ferdinand;  Melchior  Kiesel,  damals  noch  Admini- 
strator des  Bisthums  Wien  und  Bischof  von  Neustadt ;  der  Bischof  von  Agram, 
Simon;  Graf  Philipp  von  Ahremberg;  Adolf  von  Altann;  Johann  Ambros  Graf 
von  Thurn  ;  Johann  Draskowitz,  General  in  Slavonien  und  Banus  von  Croa- 
tien  ;  Baron  Franz  Bathiani ;  Bischof  Martin  Siskowski  zu  Lutzk ,  dann  zu 
Plotzk  in  Polen;  Claudius  Rangoni,  Bischof  von  Reggio  und  apostolischer 
Nuntius  bei  dem  Könige  von  Polen;  Baron  Balthasar  von  Schrattenbach, 
Erzherzog  Ferdinand's  Obersthofmeister;  Graf  Max  Schrattenbach,  Oberst- 
hofmeister der  Erzherzogin  Witwe;  der  berühmte  Jesuit,  nachmaliger  Car- 
dinal-Erzbischof  zu  Gran,  Petrus  Pazmani  (damals  [1607]  Lehrer  der  Phi- 
losophie und  Theologie  zu  Grätz);  der  Cardinal -Erzbischof  zu  Gran,  Franz 
Forgacz  (1608);  Baron  Ludwig  Colloredo  in  Görz  ;  General  Rupert  von 
Eckenberg;  Hermann  von  Attems,  kaiserl.  Rath  und  Kammerpräsident;  Erz- 
herzog Ferdinand  selbst,  u.  A.  Aus  allen  Briefen  leuchtet  die  wärmste  Anhäng- 
lichkeit des  Fürstbischofs  zu  dem  Vaterland,  an  den  Landesfürsten,  das  lau- 
terste Streben  nach  Recht  und  Gerechtigkeit  hervor. 

Nicht  nur  Steiermark,  auch  die  anderen  Provinzen  waren  der  Gegen- 
stand seiner  regen  Sorgfalt.  Er  drang  z.  B.  darauf  (1607,  im  Briefe  an  Peter 
Casal),  dass  in  Görz  wieder  die  deutsche  Sprache  eingeführt,  und  den  Ruthen 
der  Regierung  ein  Prälat,  als  Vertreter  des  Clerus  beigegeben  werden  solle. 
Unparteiisch  stimmte  er  (1608)  dafür ,  dass  den  Ungern  bewilliget  würde, 
die  croatisch-slavonische  Grenze  wieder  selbst  zu  verwalten,  weil  sie  ja  das 
Ihrige  verlangen,  und  ihnen  die  Rückgabe  versprochen  worden  sei.  (Brief  an 
den  General  Rupert  Eckenberg.) 

Vor  Allem,  aber  benutzte  er  seine  Stellung  als  Statthalter  dazu,  sich  der 
Rechte  der  h.  Kirche  .und  ihrer  Vorsteher  kräftigst  anzunehmen.  Als  einen 
der  vielen  Belege  davon,  erwähnen  wir  hier  seines  Schreibens  an  den  Cardi- 
nal Sylvius  Antoniani  in  Rom  (26.  April  1602)  ,  worin  er  sich  bitter  dar- 
über beklagt,  „dass,  wie  überhaupt  der  geistliche  Stand  in  den  inneröster- 
reichischen Landen,  so  insbesondere  die  bischöfliche  Auctorität  in  letzter  Zeit 
sehr  an  Achtung  verloren  habe.  Dazu  trage  sehr  viel  bei,  dass  die  Bischöfe 
von  jedem  Menschen  aus  der  unbedeutendsten  Veranlassung  vor  dem  welt- 
lichen Gericht  belangt  werden  können,  vor  welchem  sie  persönlich  erscheinen, 
and  inmitten  der  Menge  des  Richters  Spruch  erwarten  müssen.  Er  habe 
schon  öfters  in  den  Erzherzog  gedrungen,  dass  die  Bischöfe  sich  wenigstens 
durch  Stellvertreter   ersetzen   lassen  dürften ,   und    ihm  dargethan    wie    sehr 


96 

von  solcher  Immunität  das  Ansehen  der  Religion  abhänge.  Seine  Durchlaucht 
wäre  wohl  geneigt,  den  Missstand  abzustellen,  aber  einige  Rathgeber  wenden 
ein,  dass  hiedureh  die  Privilegien  der  Provinzen  verletzt  würden.  Damit  lasse  sich 
der  Erzherzog  wieder  einschüchtern.  Der  heil.  Vater  allein  kann  dem  abhelfen, 
wenn  er  den  Erzherzog  diesfalls  ermahnen  würde.  Dieser  fromme,  dem  heil. 
Stuhle  ganz  ergebene  Fürst  würde  dem  Papste  eine  so  gerechte,  ja  noth- 
wendige  Forderung  gewiss  nicht  versagen.  Der  Cardinal  wolle  also  das  bespro- 
chene Anliegen  Sr.  Heiligkeit  anempfehlen." 

Papst  Clemens  VIII.  Hess  sich  die  Sache  sehr  angelegen  sein;  denn 
schon  am  13.  Juli  1602  erliess  er  ein  Breve  an  Erzherzog  Ferdinand,  worin  er 
die  persönliche  Vorladung  der  Bischöfe  vor  Gericht  als  einen  Missbrauch 
bezeichnet,  der  'die  Würde  und  Freiheit  der  Kirche  untergrabe;  und  den 
Fürsten  auffordert,  den  Bischöfen  zu  gestatten,  sich  durch  Andere  vertreten 
zu  lassen*). 

In  Folge  oftmaligen  Ansuchens  wurde  der  Fürstbischof,  welcher  sich 
so  sehr  nach  Ruhe  und  nach  seiner  Kirche  zurücksehnte,  vom  Erzherzoge 
seiner  Statthalterschaft  entbunden.  Am  28.  Sieptember  1608  bereits,  bat  er 
den  Fürsten:  „Rüstig  und  kräftig  kam  ich  in  den  Dienst  Euer  Durchlaucht; 
geben  Sie  mich  nun  als  grauen,  gebrochenen  Mann  mir  selbst  zurück, 
damit  ich  ungestört  für  meine  Kirche,  mein  Haus  und  meine  Seele  sorgen 
könne."  Er  war  am  13.  Jänner  1609  schon  in  Lavant  (nur  auf  kurze  Zeit  besuchte 
er  wieder  Grätz),  denn  an  demselben  Tage  wiederholte  er  von  dort  sein  Ansu- 
chen um  Entlassung  an  den  Erzherzog,  mit  dem  Beifügen,  dieser  wolle  sowohl 
dem  Papste,  als  auch  dem  Metropoliten  berichten,  dass  er  sein  Amt  frei- 
willig niedergelegt,  und  es  wohl  verwaltet  habe.  —  Ferdinand  wird  dem 
gewiss  willfahrt  haben. 

Am  8.  Mai  1609  werden  ihm  als  gewesenem  Statthalter  SOO  Gulden 
und  25  Fuder  Salz  jährlicher  Pension  angewiesen,  (v.  Hurte  r's  Ferdinand  II. 
Bd.  5,  S.  22.)  Erzherzog  Ferdinand  hatte  ihn  grossmüthig  beschenkt  (wie,  ist 
nicht  ganz  ersichtlich),  wofür  sich  der  Fürstbisehof  (ddo.  Palmburg  30.  Octo- 
ber  1609)  bedankt.  (War  das  Geschenk  etwa  die  obige  Pension?)  Ebenso 
stattet  dieser  (ddo.  S.  November  1609  den  Deputirten  von  Steiermark  sei- 
nen Dank  ab,  für  das  prachtvolle  von  einem  höchst  ehrenvollen  Schreiben 
begleitete  Geschenk  „ganz  aus  Gold  und  Künstlerarbeit,"  welches  ihm  durch 
den  Baron  Ruppert  Teuffenbach  in  Anerkennung  seiner  als  Statthalter  gelei- 
steten Dienste  überschickt  worden  war.  —  Noch  im  Jahre  1614  schrieb  ihm 
Erzherzog  Ferdinand's  Leibarzt,  Gisbert  Voss  (ddo.  Wien  21.  Juli),  dass  sein 
Andenken  bei  Hof  sehr  lebhaft  sei ,  und  derselbe  durch  seinen  Abgang  viel 
verloren  habe. 

*)  Ungeachtet  des  päpstlichen  Anlangens  blieb  es  beim  Alten ;  die  Schwie- 
rigkeiten ,  an  denen  des  Erzherzogs  bester  Wille  scheiterte,  scheinen  zu 
gross  gewesen   zu  sein. 


97 


Vierter  Artikel. 

Eiofluss  des  Fürstbischofs  Georg  III.  yon  Layant  auf  Erzherzog  Ferdinand's  Gegen- 
reformation. 

Erzherzog  Ferdinand,  der  Icatholisehen  Kirche  aufrichtigst  und  aus  voller 
Überzeugung  ergeben  ,  auf  das  Sorgfaltigste  nach  den  Grundsätzen  und  Lehren 
derselben  auferzogen,  hatte  vielleicht  schon  während  seines  Aufenthaltes  zu 
Ingolstadt  den  Plan  gefasst,  das  Lutherthum  aus  seinen  Landen  zu  verdrängen 
und  die  katholische  Religion  wieder  zur  alleinherrschenden  zu  machen.  Seine 
darauf  abzielenden  Massregeln  begreift  man  unter  der  sogenannten  „Gegen- 
reformation Ferdin  and's."  Nachdem  er  die  Regierung  Innerösterreichs 
angetreten,  schritt  er  bald  zur  Ausführung.  Ohne  Zweifel  nicht  ausser  aller 
Verbindung  damit  war  seine  Wallfahrtsreise,  nach  Loreto  und  Rom  ,  welche 
er  gegen  Ende  April  i598  unter  dem  Namen  eines  Grafen  von  Cilli  unter- 
nommen hatte.  Am  9.  Mai,  als  am  Vorabende  des  h.  Pfingstfestes  traf  er 
zu  Ferrara  ein ,  wo  ihn  der  damals  dort  anwesende  h.  Vater  auf  das  Herz- 
lichste empfing.  Nach  verrichteter  Andacht  in  der  casa  santa  zu  Loretto, 
kam  er  am  24.  Mai  nach  Rom,  wo  er  im  Collegium  der  Jesuiten  seine  Her- 
berge nahm.  Am  30.  Mai  reiste  er  von  dort  ab,  und  langte  in  den  letz- 
ten Tagen  des  Juni  wieder  in  Grätz  an.  Möglich,  dass  sich  Ferdinand  durch 
ein  zu  Maria  Loreto  abgelegtes  Gelübde  vor  Gott  noch  besonders  zur 
Bekämpfung  des  Protestantismus  verpflichtete;  aber  unwahr  ist  es,  dass  er 
dies  dem  Papste  zu  Rom,  der,  wie  gesagt,  damals  nicht  dort,  sondern  zu 
Ferrara  war,  durch  einen  feierlichen  Eid  angelobt  habe. 

Zum  richtigeren  Verständnisse  des  Folgenden  dürfte  es  nicht  unzweck- 
mässig sein  ,  wenn  wir  das  Schreiben  des  Fürstbischofs  Georg:  De  peracta 
reformatione  religionis  in  Stiria,  Carinthia,  Carniolia,  ad  serenissimum  prin- 
cipem  D.  Carolum  Archiducem  Austriae  (Erzherzog  Ferdinand's  jüngster 
Bruder),  Palmaburgi  Calendis  Maji  anni  1604  schon  hier  im  Auszuge 
mittheilen.  Daraus  wird  ersichtlich,  wie  der  Fürstbischof  die  Gegenreforma- 
tion selbst  und  die  ihr  zunächst  vorausgegangenen  religiösen  Zustände  auf- 
gefasst  und  betrachtet  habe  —  um  was  es  sich  im  vorliegenden  Schreiben 
besonders  handelt — woran  wir  dann  die  Daten  über  seine  Betheiligung  bei 
derselben  anreihen. 

Nach  vorausgeschickter  Bemerkung,  dass  die  Gegenreformation,  wie  nicht 
anders  zu  erwarten,  von  Manchen  nicht  nur  ausser-  sondern  sogar  inner- 
halb der  Kirche  stehenden  getadelt  werde,  heisst  es:  „Damit  Du  durchlauch- 
tigster Erzherzog!  Dir  selbst  ein  richtiges  Urtheil  über  dieselbe  bilden  kön- 
nest, erzähle  ich  ihren  Ursprung  und  Verlauf,  der  ich  ihr  Zuschauer 
vom  Anfange  bis  jetzt ,  ja  zum  grossen  Theilc  mitwirkende  Per- 
son war." 

„Vom  Anfange  ihrer  Bekehrung  durch  die  Predigten  Rupert's  und  Virgil's» 
dieser  Nachfolger  der  Apostel,  bis  auf  die  Zeit  Martin  Lutber's   verharrten 
die  Steirer,  Kärntner  und  Krainer  im  h.  Glauben,  und  zwar  im  altüberlieferten. 
Archiv.  XV.  7 


98 

In  demselben  dienten  sie  Gott,  unserem  Erlöser  und  Heilande,  unter' den 
Bannern  der  römischen  Kirche,  waren  glücklich,  blühten,  und  feierten  oft 
Triumphe  über  ihre  Feinde.  Luther  hatte  mit  seiner  Irrlehre  zuerst  einen 
grossen  Theil  von  Norddeutschland,  dann  auch  diese  Provinzen  angesteckt. 
Wie  einst  der  Apostel  (Paul)  den  Galatern,  so  möchte  ich  euch  zurufen,  ihr 
Steirer,  Kärntner  und  Krainer!  wer  hat  euch  bethört,  nicht  zu  gehorchen 
der  Wahrheit?  Gut  seid  ihr  bisher  gewandelt,  und  nun,  schon  in  letzter 
Zeit ,  wendet  ihr  euch  weg  von  der  Gnade  Christi  zu  einem  anderen 
Evangelium!  Fehlte  euch  etwas  im  alten  Glauben?  Er  brachte  euch  ja  nur 
Segen!  Leuchtete  euch  vielleicht  ein  neues  Glaubenslieht  vom  Himmel?  Wie 
wäre  dies  möglich  ?  Denn  Gott,  der  Offenbarer  des  Glaubens,  ist  ja  unwan- 
delbar; auch  der  katholische  Glaube  kann  somit  nicht  geändert  werden!  Was 
Gott  einmal  sprach,  bleibt  unverrückbar  fest,  wie  geschrieben  steht:  Das 
Wort  des  Herrn  währt  in  Ewigkeit .  Desswegen  sagt  der  Apostel  (zu  den 
Galatern)  :  wenn  auch  ein  Engel  vom  Himmel  euch  ein  anderes  Evangelium 
verkündete,  so  sei  er  im  Banne!" 

„Soll  etwa  der  wahre  Glaube,  bisher  durch  menschliche  Irrthümer  ver- 
dunkelt, jetzt  erst  wieder  zu  leuchten  beginnen?  Nein!  Gott  befahl  Chri- 
stum zu  hören,  Christus  aber,  seine  Apostel  und  ihre  Nachfolger ,  denen  er 
überdies  den  h.  Geist  versprach ,  der  sie  alle  Wahrheit  lehren  werde.  Die 
Kirche  irrte  nie  und  irrt  noch  jetzt  nicht !" 

„Die  Hauptursache,  warum  so  Viele  in  diesen  Provinzen  zu  Luther's  Lehre 
übertraten,  war,  weil  ihre  Werke  nicht  gut  waren;  vorzüglich  gilt  dies 
vom  Adel,  welcher  alsdann  alle  Kräfte  aufbot,  die  katholische  Religion  aus- 
zurotten. Er  bemächtigte  sich  der  öffentlichen  Ämter,  insbesondere  der  ober- 
sten Gerichts-  und  Militärstellen  ;  bald  setzte  er  seinen  Fuss  auch  auf  das 
kirchliche  Gebiet;  bemächtigte  sich  hie  und  da  einer  kleinen  Kirche,  dann 
auch  grösserer  Gotteshäuser,  und  übergab  sie  den  Prädikanten,  welche  sich 
aber  bisher  noch  nicht  öffentlich  sehen  Hessen.  Viele  Katholiken  Hessen  sich 
auch  von  Furcht,  von  Neuerungssucht,  oder  wodurch  schon  immer,  zum 
Abfalle  verleiten.  Es  geschah  sogar,  dass  bei  Gelagen  Einer  dem  Luther 
zutrank  (d.  i.  auf  ihn  ein  Hoch  ausbrachte) ,  der  Andere  (den  Toast  erwi- 
dernd) ihn  hineintrank,  und  so  ging  er  als  Lutheraner  nach  Hause,  der 
noch  kurz  vorher  dasselbe  als  Katholik  verlassen  hatte.  Ein  benennenswer- 
thes  Beispiel  davon  trug  sich  in  Judenburg  zu.  Ein  dortiger  Bürger  veran- 
staltete einen  Taufschmaus,  dem  zehn  Gäste,  neun  katholische  und  Ein 
unkatholischer,  beiwohnten.  Als  Alle  recht  heiter  waren  ,  trank  ihnen  dieser 
Luther's  Wort  zu.  Einige  zeigten  Anfangs  Bedenken ;  als  aber  der  Becher  im 
Kreise  herumging,  wurden  sie  bald  von  falscher  Scham  besiegt,  und  um  nicht 
als  Sonderlinge  gehöhnt  zu  werden,  griffen  sie  hastig  nach  demselben.  Nach- 
dem sie  ihn  geleert,  forderte  der  Zutrinker  von  Jedem  einzeln  das  Gelöbniss 
seines  neuen  Glaubens  ab;  Alle  entsagten  der  wahren  Religion  und  unter- 
schrieben das  lutherische  Glaubensbekenntniss." 

„Die  Katholiken  baten  den  Kaiser  Ferdinand  L  um  Abhilfe,  welcher  sie 
ihnen  auch  gewiss  ausreichend  gewährt  hätte,  wenn  er  nicht  zu  früh  gestor- 
ben wäre."  (loG4.j 


99 

„Nach  dem  Tode  dieses  Kaisers  übernahm  sein  drittgeborner  Sohn,  Karl, 
die  Regierung  dieser  Provinzen ,  ein  Fürst  von  ausgezeichneter  Herzensgüte 
und  Frömmigkeit.  Da  die  Akatholiken  Religionsfreiheit  nicht  erlangen  konn- 
ten, schlössen  sie  unter  einander  ein  Bündniss  zur  Vertheidigung  des  Luther- 
thums;  ja!  sie  beschlossen  sogar,  Karin  den  Eid  der  Treue  nur  dann  zu 
leisten,  wenn  er  ihnen  hinreichende  Garantie  hinsichtlich  der  Religionsfreiheit 
geben  würde.  Nachdem  sie  der  Fürst  zur  Eidesleistung  verhalten,  erliess  er 
ein  Edict ,  dass  Niemand  in  Religionssachen  weitere  Neuerungen  einführe, 
dass  alles  Kirchengut  zurückerstattet  werden ,  die  Prädikanten  ohne  Auf- 
schub abziehen  sollen."  —  Fruchtlos!  — 

„Endlich  schrieb  (1578)  Erzherzog  Karl  den  Landtag  nach  Brück  an  der 
Mur  aus.  Hier  übergab  er  den  Ständen  eine  Schrift,  in  welcher  die  den 
Staat  betreffenden  Verhandlungsgegenstände  abgefasst  waren ,  zur  Berathung. 
Die  Protestanten  versprachen  zwar  Anfangs  den  Befehlen  des  Fürsten  nachzu- 
kommen, erwiderten  aber  hernach:  die  Stände  können  nicht  früher  auf  Mittel 
sinnen,  den  Bedürfnissen  des  Vaterlandes  abzuhelfen,  bis  nicht  über  die  Reli- 
gionsangelegenheit zur  Beruhigung  ihres  Gewissens  etwas  Erwünschtes 
beschlossen  werde.  Erzherzog  Karl  entgegnete  kurz  :  der  Landtag  sei  wegen 
politischer  Angelegenheiten  einberufen  worden;  diese  sollen  sie 
gemeinschaftlich  mit  ihm  zu  ordnen  trachten,  ihre  allenfälligen  Forde- 
rungen hinsichtlich  der  Religion  aber  zu  einer  anderen  gelegenen  Zeit 
vorbringen." 

„Dem  wiederholten  Andringen  der  protestantischen  Ständemitglieder  setzte 
Karl  alle  möglichen  Vorstellungen  entgegen.  Alles  vergebens!  Schon  schickten 
sich  einige  Protestanten  zur  Abreise  (von  Brück)  an  ;  das  Volk  begann  unruhig 
zu  werden.  Noch  blieb  Karl  standhaft;  aber  nach  wenigen  Tagen  sah  er  sich 
endlich  genöthigt,  in  Etwas  nachzugeben.  Er  bewilligte  nämlich  dem  Adel  die 
freie  Religionsübung  in  den  vier  Städten  Grätz,  Judenburg,  Klagenfurt  und 
Laibach. 

„Dies  ging  nach  Sonnenuntergang  —  am  9.  Februar  —  vor  sich  ;  in  Abwe- 
senheit, ja  nicht  einmal  mit  Vorwissen  der  katholischen  Ständemitglieder. 
Ich  konnte  nicht  in  Erfahrung  bringen  (sagt  der  Fürstbischof)  ,  wodurch  denn 
eigentlich  der  Sinn  des  Fürsten  geändert  wurde.  (Er  meint,  es  sei  geschehen 
um  grösserem  Übel  zuvorzukommen.)  Als  nach  Tagesanbruch  die  Katholiken  den 
Vorgang  vernahmen,  wurden  sie  sehr  bestürzt;  die  Neuerer  aber  jubelten. 
Sogleich  eilten  die  Prädikanten  nach  den  bezeichneten  Städten,  führten  dort 
ihre  Gebräuche  ein,  verschrieen  die  Lehren  und  Gesetze  der  Kirche." 

„So  wurde  allmählich  der  Name  „Katholik"  zur  Schmach.  Sehr  Viele  fielen 
von  der  katholischen  Heligion  ab.  Die  Katholiken  lagen  den  Erzherzog  an ,  den 
Übergriffen  der  Lutheraner  (die  sich  nicht  auf  die  4  Städte  beschränken  woll- 
ten) Einhalt  zu  thun.  Als  der  Erzherzog  dieselben  auf  den  Brucker  Vertrag  auf 
merksam  machte,  entgegneten  sie:  „Sie  dürften  Niemanden  zurückweisen,  der 
an  das  Licht  des  Evangeliums  kommen  wolle.  Keinem  dürfe  der  Weg  des 
Heils  verschlossen  sein."  Darauf  befahl  der  Erzherzog  den  Landstanden  (Land- 
!•  nl(  ii).  iiiivcrweilt  die  Prädikanten  zu  entlassen;  denn  da  sie  sich  an  den  Ver- 
li'iig   nicht  hielten,  erachte  auch  er  sich  davon  entbunden." 


100 

„Die  Protestanten  übersandten  das  Ausweisungsdecret  an  den  Befehlshaber, 
der  die  Grenzen  des  Vaterlandes  gegen  die  Türken  vertheidigen  sollte,  —  Einer 
aus  den  Ihrigen  —  und  trugen  ihm  auf,  den  gefährdeten  Prädikanten  beizusprin- 
gen ;  worauf  derselbe  binnen  wenigen  Tagen  eine  Sehaar  gegen  Grätz  abord- 
nete ,  und  das  Gerücht  sich  verbreitete ,  Mehrere  würden  noch  folgen.  In  der 
Stadt  und  am  Hofe  gerieth  Alles  in  Schrecken.  Als  Karl  die  Deputirten  aus 
der  Provinz  fragte,  was  diese  Soldaten  wollen,  antworteten  sie:  „Ihnen  liege  die 
Vollziehung  des  neulichen  Ausweisungsdecrets  in  Betreff  der  Prädikanten  ob ; 
denn  da  dieselben  unter  sehr  mächtigem  Schutze  auf  den  Burgen  des  Adels 
sich  aufhielten,  könnten  sie  nur  durch  Waffengewalt  vertrieben  werden." 
Karl  merkte  wohl  die  mit  Hohn  gepaarte  List;  aber  um  einem  Aufrühre 
vorzubeugen,  widerrief  er  das  Beeret.  Über  die  ihm  persönlich  zugefugte 
Kränkung  setzte  er  sich  vor  der  Hand  hinweg,  einzig  darauf  bedacht,  wie  er 
wenigstens  die  Überbleibsel  der  Katholiken  erhalten  könnte." 

„Als  wirksamstes  Mittel,  dem  Umsichgreifen  des  Protestantismus  zu 
steuern,  erkannte  Erzherzog  Karl  den  Bau  eines  Jesuiten-CoUegiums  zu  Grätz, 
wozu  er  selbst  den  Grundstein  legte.  Zur  Abwehr  errichteten  aber  auch  die 
Akatholischen  zu  Grätz  ein  Collegium  mit  Professoren  aller  Facultäten,  und 
fügten  demselben  eine  ßuchdruckerei  bei." 

„So  oft  Einer  aus  den  Unsrigen  ihnen  zu  widerstehen  wagte,  erhoben  die 
Protestanten  alsbald  einen  gewaltigen  Lärm.  Dies  erfuhr  Johann  (Peter) 
Muchitz  (aus  Cilli  gebürtig),  ein  eben  so  frommer  als  gelehrter  Mann,  einst 
Propst  zu  Pöllau  (des  dortigen  Chorherrenstiftes,  -\-  als  solcher  1600),  welcher 
(1588)  eine  Schmähschrift  des  Prädikanten  Herbrand,  Professor  zu  Tübingen, 
widerlegt  hatte." 

„Dicgeplünderten  und  profanirten  katholischen  Kirchen  wurden  den 
Prädikanten  übergeben.  Nachdem  das  Jesuiten- Collegium  vollendet,  und  die 
Schulen  alldort  eröffnet  worden ,  luden  die  Professoren  der  Theologie  die 
lutherischen  zur  öffentlichen  Disputation  über  einige  aufgestellte  Thesen  ein ; 
wozu  Erzherzog  Karl  selbst  als  Zuhörer  kam.  Die  Lutherischen  raussten  als 
Besiegte  abziehen." 

„Von  den  Landständen  unterstützt,  gingen  die  protestantischen  Städte  in 
ihren  Übergriffen  immer  weiter.  Zuerst  vertrieben  die  Bürger  von  Mitters- 
dorf  in  Obersteier  ihren  rechtmässigen  Seelsorger,  und  setzten  einen  Prädi- 
kanten an  seine  Stelle.  Ähnliches  thaten  die  Iladkersburger,  die  Marburger, 
und  die  Bewohner  anderer  Städte  und  Flecken  in  Steiermark,  Kärnten  und 
Krain.  Karl  sandte  eilig  in  die  einzelnen  Ortschaften  Commissäre  ab  ,  welche 
das  Volk  zur  Besinnung  bringen  sollten,  aber  ohne  Erfolg.  Dieselben  gerie- 
then  hie  und  da  in  grosse  Gefahr.  Auch  die  Grätzer  fingen  nun  haufen- 
weise an  in  das  Lager  der  Protestanten  überzugehen;  wodurch  die  Kirchen 
beinahe  leer  wurden,  so  dass  der  Fürst  nur  mit  wenigen  Hofleuten  dem 
Gottesdienste  beiwohnte.  Die  Prädikanten  schmähten  die  Katholiken,  statt 
dass  sie  Gottes  Wort  verkündet  hätten,  nannten  selbst  den  Fürsten  „Beför- 
derer der  Abgötterei."  Dadurch  fasste  das  Volk  den  grimmigsten  Hass 
wider  die  Katholiken ,  besonders  waren  die  kirchlichen  Personen  fortwäh- 
rend ärgeren  Unbilden  ausgesetzt.     Es   erzählte    mir    einst    mein  Vorgänger 


101 

in  der  Statthalterschaft,  der  Bisehof  von  Laibaeh  (Johann  Tauscher),  dass 
er  selten  vom  Hofe  nach  Hause  oder  umgekehrt  ohne  Insulten  habe  kommen 
können.  Ich  wenigstens,  habe  damals  keinen  Priester  oder  Ordensmann  anders, 
als  in  fremder  Kleidung,  damit  er  unkenntlich  bleibe,  reisen  gesehen." 

„Besonders  in  Steiermark  war  der  Zustand  der  Katholischen  heinahe 
ein  verzweifelter.  Im  schönsten  Glänze  bewährte  sich  Karl's  Standhaftigkeit 
und  Frömmigkeit,  welcher  sogar  einige  kleingläubige  und  zaghafte  Prälaten 
und  Pfarrer  öfters  durch  seine  Reden  zum  Muthe  aneiferte.  Vor  Allem 
beschäftigte  ihn  der  Gedanke,  die  Prädikanten  aus  seinen  Landen  auszutrei- 
ben. Er  beauftragte  mich  mit  der  Entfernung  des  Predigers  und  Wiederein- 
setzung des  katholischen  Seelsorgers  in  dem,  dem  Erzbischofe  von  Salzburg 
gehörigen,  Marktflecken  Althofen  in  Kärnten.  Der  Prädikant  entfloh  noch 
früher,  worauf  der  Pfarrer  seinen  Platz  wieder  einnahm." 

„Indess  zankten  die  Prädikanten  selbst  unter  einander.  Der  Super- 
intendant  Zimmermann  (ein  geborener  Würtemberger)  wurde  bei  den  steie- 
rischen Ständen  als  des  Calvinismus  verdächtig  angezeigt ;  er  hingegen 
beschuldigte  seine  Collegen,  dass  dieser  dem  Matthias  Flaccus,  Jener  dem 
Oslander  (Andreas,  der  ältere  -|*  1552,  Professor  der  Theologie  etc.  zu 
Königsberg,  der  von  Luther  in  der  Lehre  von  der  Rechtfertigung  abwich) 
anhange.  Die  Aufforderung  der  Ständemitglieder  an  die  Hadernden ,  sich 
zu  vereinigen,  widrigens  sie  ihren  Platz  den  Jesuiten,  die  unter  sich 
ganz  einig  seien,  einräumen  sollen,  wirkte.  Sie  versöhnten  sich  bis 
auf  Einen." 

„Ein  zu  früher  Tod  entriss  den  Erzherzog  Karl,  diesen  tugendhaften,  an 
Eifer  für  die  katholische  Religion  Niemandem  nachstehenden  Fürsten,  seinen 
zum  Besten  der  Kirche  und  des  Staates  gefassten  Planen.  —  Nachdem  seinem, 
aus  Ingolstadt  zurückgekehrten  Sohne  Ferdinand  die  Regierung  seiner  Lande 
vom  Kaiser  übergeben  worden  war,  erhielt  derselbe  mit  Mühe  (1596)  die 
Huldigung  der  Steirer;  in  Kärnten  und  Krain  hatte  sie  darnach  (Anfangs 
1597)  ebenfalls  Statt.« 

„Auf  dem  steierischen  Landtage  (1599),  auf  welchem  Erzherzog  Ferdinand 
selbst  eine  Rede  hielt,  forderten  die  Protestanten  wiederholt  freie  Ueligions- 
übung ;  bei  jenem  für  Kärnten  —  im  nämlichen  Jahre  —  musste  ich  in  Fer- 
dinand's  Namen  den  Vorsitz  führen,  und  sollte  die  Stände  zu  baldiger  Hilfe- 
leistung gegen  die  Türken  stimmen.  Durch  drei  Monate  muhte  ich  mich 
damit  vergebens  ab ;  denn  die  Ständeglieder  (Landleute)  wollten  von  den 
Postulaten  des  Fürsten  nichts  hören,  bevor  ihnen  nicht  freie  Religionsübung 
zugestanden  würde.  Doch  war  nach  mehrtägigem  Gezanke  der  Ausgang  der 
gleiche  hier,  wie  in  Steiermark  und  Krain;  des  Fürsten  Güte  besiegte  die 
Störrigen.« 

„Die  Villacher  in  Oberkärnten  thaten  sich  durch  Gewaltthutigkciten  hervor. 
Sie  misshandelten  einen  Priester,  Namens  Jakob,  weil  er  das  Volk  vom  Luther- 
thume  abmahnte;  und  als  der  Patriarch  von  Aquileja  (Franz  Barbaro)  dorthin 
kam ,  um  eine  Pfarrkirche  seiner  Diöcese  (nämlich  St.  Jakob  in  Villach), 
welche  sich  die  Bürger  angeeignet,  zurück  zu  verlangen,  entstand  ein  Tumult 
(1594);  nur  durch  die  Mühe  des   Bamberger  Vicedoms,  Georg  von  Stadion 


102 

(Villaeh  gehörte  dem  Bisehofe  von  Bamberg),  entging  er  mit  den  Seinen  der 
Gefähr.  Die  Bürger  von  St.  Veit  in  Kärnten  setzten  an  die  Stelle  der  katho- 
lischen Stadträthe  protestantische  und  verordneten  ,  dass  kein  Katholik  das 
Bürgerrecht  künftighin  erhalten  solle.  Die  Rädelsführer  wurden  zwar  nach 
Grätz  in  das  Gefängniss  abgeführt,  aber  bald  wieder  entlassen  ,  nachdem  sie 
Abbitte  geleistet.  So  milde  handelte  der  Fürst!  Zu  Wolfsberg  verfolgten 
Handwerker  und  anderes  Volk  einst  zwei  Jesuiten,  Sigmund  und  Bartholo- 
mäus, über  eine  halbe  Meile  weit  mit  Geschrei  und  Steinwürfen.  Unter  dem 
Schutze  der  Waldungen,  und  auf  Seitenwegen  kamen  sie  glücklich  bei  mir 
in  Lavant  (St.  Andrea)  an,  aber  so  müde,  und  erschöpft,  dass  sie  kaum 
athmeten. — In  Klagenfurt  wurde  ein  Propst  (er  ist  nicht  näher  bezeichnet), 
der  Geschäfte  halber  dorthin  kam,  von  Lutheranern  mit  Schimpfworten, 
dann  auch  mit  Schlägen  übel  empfangen.  —  In  Steiermark  ging  es  nicht 
besser,  noch  schlimmer  aber  in  Krain  zu.  —  In  Klagenfurt  bes  assen  die  Aka- 
tholischen zwei  Kirchen.  Eine  davon  hatten  sie  selbst  unlängst  erbaut;  die 
Andere  aber  verlangten  die  Prälaten  zurück,  um  in  derselben  zur  Zeit  der 
Landtage  Gottesdienst  abhalten  zu  können.  Da  die  Kirche  nicht  gutwillig 
abgetreten  werden  wollte  ,  so  schickte  Erherzog  Ferdinand  (iS98)  Commis- 
säre  dorthin  ab ,  unter  welchen  auch  ich  mich  befand  (der  Fürstbischof). 
Da  ich  mit  dem  Zorne  des  Fürsten  drohte,  überschickten  mir  die  Prote- 
stanten endlich  die  Schlüssel  der  Kirche;  alsbald  trat  ich  in  dieselbe,  und 
übergab  sie  ihrem  Pfarrer  (dem  Dechante  zu  Maria-Saal ,  wie  schon  erwähnt 
wurde).  Die  Glocken  läuteten;  das  Te  Deum  ward  angestimmt,  worauf  ich 
eine  Rede  von  der  Kanzel  hielt.  —  Die  Kirche  wurde  zwar  den  Unseren  in 
Klagenfurt  von  den  Protestanten  wieder  entzogen,  aber  durch  Strenge  erhielt 
sie  Ferdinand  abermals  zurück." 

„Als  der  Fürst  einen  neuen  Landtag  in  Steiermark  und  in  den  andern 
Provinzen  berief,  konnte  er  von  den  Protestanten  nur  nach  langer  Verhand- 
lung erlangen,  dass  das  von  den  Türken  belagerte  Canissa  mit  grösserer 
Besatzung,  Getreide,  und  dem  sonst  Nothwendigen  versehen  werde.  Nach 
dem  Falle  dieser  Festung  schöpften  die  Protestanten  neue  Hoffnung  für  die 
Gewährung  freier  Religionsöbung  durch  den  bedrängten  Erzherzog;  dieser 
aber  bewilligte  sie  ihnen  auch  jetzt  nicht.  Die  darüber  erbosten  Prädikanten 
wollten  nicht  einmal  mehr  ihrem  Landesfürsten  die  schuldige  Achtung  bezeu- 
gen (der  Fürstbischof  erzählt ,  wie  zwei  aus  ihnen  den  Hut  nicht  abnahmen, 
als  sie  dem  Erzherzoge  mit  seiner  Mutter,  und  den  übriüren  Prinzen  in  Grätz 
begegneten)." 

„In  Klagenfurt  wäre  ein  Priester,  während  er  die  h.  iMesse  las,  von  einem 
Fanatiker  bald  erwürgt  worden;  ein  anderes  Mal  wurden  Wallfahrer  nach 
Maria-Saal  schändlich  misshandelt.  —  Zu  Eisenerz  in  Obersteiermark,  wo  die 
Bürger  gleichfalls  den  katholischen  Pfarrer  vertrieben,  und  ihn  durch  einen 
Prädikanten  ersetzten ,  wurde  der  dahin  abgeordnete  erzherzogliche  Rath, 
Namens  Kugelmann,  welcher  die  Sache  mit  Güte  beilegen  sollte,  unter  Hohn 
abgefertigt.  Endlich  dachte  Ferdinand  alles  Ernstes  daran,  aus  seinen  Landen 
das  Lutherthura  vollends  zu  verdrängen;  befragte  aber  vorläufig  noch  seine 
Rälhe  um  ihre  Meinungen.  Diese  waren   getheilt;    denn  einige   stimmten  für 


103 

Aufschub,  die  Andern  widerriethen  jede  Gewaltanwendung;  Einige  brachten 
öffentliche  Disputationen  zwischen  Katholiken  und  Protestanten  in  Vorschlag; 
wieder  Andere  stimmten  endlich  dem  Fürsten  bei." 

„Ferdinand  übertrug  mir  (dem  Fürstbischöfe)  das  Geschäft,  die  lutheri- 
schen Stadtrüthe  in  Grätz  mit  katholischen  zu  ersetzen.  Nach  dem  Mittag- 
male, zu  welchem  ich  sie  einlud,  verlangte  ich  von  ihnen  ,  sie  möchten  ent- 
weder dem  Protestantismus  entsagen  ,  oder  ihre  Posten  Andern  überlassen. 
Nach  einem  Tage  Bedenkzeit  erklärten  sie  sich  für  das  Zweite.  —  Bald 
hernach  verbot  der  Fürst  unter  schwerster  Strafe  alle  Conventikel  ohne 
vorläufige  Erlaubniss.  Die  Katholiken  fingen  an  Muth  zu  schöpfen.  Der  glaubens- 
eifrige Stadtpfarrer  in  Grätz  (Lorenz  Sonabender)  bat  den  Fürsten  ,  er  wolle 
die  Rechte  seiner  ihm  unlängst  verliehenen  Kirche  schützen,  denn  ihm,  nicht 
den  Prädikanten,  gebühre  hier  die  Seelsorge.  Nichts  konnte  dem  Erzherzoge 
willkommener  sein  ,  als  dieses  Ansuchen.  Denen ,  welche  auch  jetzt  noch 
Aufschub  riethen,  wegen  der  Türkengefahr,  entgegnete  Ferdinand:  „Ich  ver- 
fechte nicht  meine,  sondern  Gottes  Sache.  (Gott,  der  mir  den  Entschluss 
eingeflösst,  die  Religion  zu  reformiren  (d.  i.  die  katholische  wieder  herzu- 
stellen), wird  mir  auch  die  Kräfte  verleihen  dieses  Werk  zu  seiner  Ehre  und 
zum  Heile  der  Seelen  glücklieh  zu  vollbringen."  Und  alsbald  trug  er  den 
Verordneten  Steiermarks  auf,  die  Prädikanten  binnen  14  Tagen  aus  Grätz  zu 
verweisen.  Hievon  wurden  die  Prädikanten  selbst  verständigt.  Am  14.  Tage, 
als  am  letzten  Termine,  am  Vorabende  des  Festes  des  h.  Michael  verliessen 
diese  mit  ihren  Weihern  und  Kindern  die  Stadt.  Dies  geschah  im  Jahre  1598, 
worauf  Ferdinand  die  Prädikanten  aus  .Judenburg,  Klagenfurt  und  Laibach 
vertrieb.  Keiner  wagte  sich  zu  widersetzen.  Aus  Rache  wurden  die  Katho- 
liken vielfach  beunruhigt ;  selbst  Fremde  ;  so  der  Gesandte  des  Königs  von 
Spanien  (Philipp  II.) ,  Don  Wilhelm  von  St.  Clemente,  welcher  im  Septem- 
ber li)98  nach  Grätz  gekommen  war,  um  die  Erzherzogin  Margaretha, 
Ferdinand's  Schwester,  Braut  des  jetzigen  Königs  (Philipp  III.)  nach  Spanien 
zu  begleiten,  sammt  seinen  Dienern.  —  Hierauf  liess  der  Fürst  —  der 
Sicherheit  halber  —  300  in  Wien  geworbene  Musketiere  kommen  ,  welche 
die  Thore  besetzten ,  wodurch  Ruhe  und  Sicherheit  einigermassen  wieder 
einkehrten." 

„Die  Eisenarbeiter  von  Eisenerz  hatten  sich  mit  den  Salzsiedern  von 
Aussee  bewaffnet,  und  den  Friedhof  mit  der  Kirche ,  auch  die  Bergschiuch- 
ten  ,  durch  die  der  Weg  zum  Orte  führt ,  besetzt.  Die  Empörer  wurden 
zuerst  schriftlich  zur  Besinnung  ermahnt ;  da  aber  dies  nichts  fruchtete,  beauf- 
tragte der  Fürst  die  Äbte  von  Admont  (Benedictiner)  und  von  Neuberg 
(Cistercienser)  1000  Mann  in  Bereitschaft  zu  halten,  während  allerhand 
Waffenrüstung  in  ungeheure  Behälter  (in  Fässern)  verpackt,  an  den 
bestimmten  Ort  geschickt  wurde.  Der  Abt  von  Admont,  Johann  Hoffmann 
(Sohn  eines  armen  Schneiders  zu  Kremsbrücken  in  Oberkärnten),  übernahm  die 
Stelle  eines  Anführers  (im  October  1599).  Der  Freiherr  Andreas  von  Her- 
herstorf, geheimer  Rath,  war  einer  aus  den  Gefährten  des  Abts.  Zur  Nachtzeit 
besetzten  sie  das  Städtchen.  Die  StadtrSthe  wurden  eingekerkert  und  nach 
Grätz  abgeführt;  wo  sie  zwar  als  Hochverräther  (schon  wegen  der  schmählichen 


104 

Behandlung  des  erzherzoglichen  Commissärs)  zum  Tode  verurtheilt,  allein, 
nachdem  sie  die  Irrlehren  mit  dem  wahren  Glauben  vertauscht,  begnadigt 
und  entlassen  wurden.  Auch  das  Volk  ging  straflos  aus;  unter  der  einzigen 
Bedingung,  dass  es  den  Pfarrer  wieder  aufnehmen  und  der  katholischen  Reli- 
gion fortan  treu  anhängen  solle.  Von  Eisenerz  zog  der  Abt  von  Admont  nach 
Aussee,  wo  er  gleichfalls  die  Ordnung  wieder  herstellte." 

„Hierauf  hiess  der  Erzherzog  den  genannten  Freiherrn  von  Herberstorf  mit 
seiner  Schaar  nach  Untersteiermark  abgehen,  zur  Herstellung  der  katholischen 
Religion.  Als  aber  derselbe  noch  vor  der  Abreise  starb  ,  wurde  an  seine  Stelle 
der  Bischof  von  Seckau ,  Martin  Brenner,  berufen,  und  ihm  einige  Hauptleute 
und  fürstbischöfliche  Räthe,  Allen  aber,  damit  sie  desto  sicherer 
und  freier  ihrem  Auftrage  nachkommen  könnten,  dreihun- 
dert Musketiere  beigegeben,  deren  sie  sich  gegen  die  Auf- 
rührer, wenn  es  nöthig  sein  sollte,  bedienen  könnten.  (Also 
bildeten  dieselben  nur  die  Bedeckung  der  Commissionüre  5  auf  die  Durch- 
führung der  Gegenreformation  selbst,  welche  einzig  durch  Ermahnung  und 
Belehrung  bewerkstelliget  wurde,  hatten  sie  keinen  Einfluss.  Dies  musste  ein 
Zeitgenosse,  wie  der  Fürstbischof  es  war,  doch  wohl  am  besten  wissen.) 
Kaum  irgendwo  stiessen  sie  auf  ernstlic  he  Gefahren  oder  Hindernisse." 

„Nun  schien  die  kirchliche  Ordnung  nach  Möglichkeit  hergestellt ;  da 
war  ein  Prädikant  mit  seinem  Weibe  (1601)  nach  Grätz  gekommen,  mit 
Namen  Heisinger,  aus  Lauingen,  einer  Stadt  in  Schwaben.  Er  gab  sich  für 
einen  Propheten  aus  ,  vom  himmlischen  Vater  gesandt  gegen  die  Verfolger 
des  Evangeliums.  Als  Prophet  weissagte  er  den  Untergang  der  Papisten  binnen 
anderthalb  Monaten  ,  das  darauf  folgende  Gericht  und  Weltende.  Den  Erz- 
herzog, seine  Räthe  und  die  übrigen  Katholiken  beschuldigte  er  der  Gottlo- 
sigkeit und  Tyrannei;  sein  Weib  Eva  bestätigte  seine  Reden  durch  Stellen 
aus  der  h.  Schrift,  meist  aus  Moses  und  Daniel.  Endlich  wurden  sie  einge- 
sperrt und  als  Lästerer  zum  Tode  verurtheilt.  Es  ist  geschehen,  ich  weiss 
nicht  wie,  dass  auch  der  Scharfrichter  —  gleich  den  beiden  Verurtheilten  — 
von  Sinnen  kam ,  da  er  (während  er  denselben  doch  nur  Stillschweigen  hätte 
auflegen  sollen)  ihre  Kehlen  verstopfte  und  ihren  Athem  durch  einen  Strick 
absperrte.  (Im  Schreiben  des  Fürstbischofs  an  den  nachmaligen  Cardinal  Mel- 
chior Clesel,  ohne  Zweifel  aus  dem  Jahre  1601,  heisst  es  aber,  dass  der 
Scharfrichter  die  Leichen  der  auf  Befehl  des  Magistrates  von  ihm  im 
Kerker  erdrosselten  Eheleute  nachher  an  einen  Baum  gehängt  habe,  welche 
Variante  wahrscheinlicher  ist.)" 

„Diese  sind,  so  viel  ich  mich  erinnere,  die  Einzigen,  an  welchen 
durch  die  ganze  Zeit  der  Reformation  die  Todesstrafe  vollzogen  worden  ist, 
weil  die  Nothwendigkeit  dazu  zwang.  —  Der  Prädikant  Paulus  Odontius 
(von  dem  der  Fürstbischof  auch  in  dem  Briefe  an  den  apostolischen  Nuntius 
Hieronymus  Porzia,  ddo.  1.  Mai  1602,  Meldung  macht),  im  Schlosse  Wald- 
stein ob  Grätz,  welches  den  Freiherren  von  Windischgrätz  gehörte,  wusste 
der  auf  ihn  gemachten  Fahndung  stets  dadurch  zu  entgehen,  dass  er 
sich  bald  als  Bettler,  bald  als  Reisender,  ein  anderes  Mal  wieder  als 
Bauer  verkleidete.    Der  Stadthauptmann  von  Grätz,  Balthasar  Pettinger,  zog 


103 

mit  SO  Mann  in  aller  Stille  bei  finsterer  Nacht  nach  dem  Schlosse,  wo  der 
Prädikant  (am  25.  April  1602)  nach  zweistündigem  Suchen  endlich  in  der 
Speisekammer  unter  geräuchertem  Fleische  gefunden  ,  und  nach  Grätz  abge- 
führt wurde.  (Da  alle  von  den  Jesuiten  an  ihm  angestellten  Bekehrungs- 
versuche fruchtlos  waren ,  wurde  er  zuletzt  zur  Galeerenstrafe  verurtheilt. 
In  Senosetsch ,  drei  Meilen  von  Triest  entwischte  er  aber ,  und  wusste  auf 
Umwegen  Sachsen  zu  erreichen.) 

„Während  dies  in  Steiermark  vorging,  führte  der  Bischof  von  Laibach 
(Thomas  Chrön)  nach  Ferdinand's  Auftrag  die  Reformation  in  Krain  mit 
gleicher  Geschicklichkeit  aus." 

„Um  seinem  Werke  die  Krone  aufzusetzen,  Hess  Erzherzog  Ferdinand 
durch  alle  seine  Provinzen  verkünden,  dass  fortan  Niemand  einer  anderen 
Religion,  als  der  katholischen,  angehören  dürfe;  Wer  sich  nicht  zu  ihr 
bekennen  wolle,  dem  stehe  es  frei,  sieh  ein  anderes  Vaterland  zu  suchen, 
welches  seinem  Gewissen  mehr  zusage.  Nur  dem  Adel  ward  zwar  freie, 
aber  nicht  öffentliche  Ausübung  des  lutherischen  Bekenntnisses 
bewilligt." 

„Die  Freude  der  Katholiken  über  die  Herstellung  ihrer  Religion  war  sehr 
gross;  sie  äusserten  dieselbe  wohl  auch  laut,  aber  wunderbar!  Keiner  aus 
ihnen  erlaubte  sich  auch  nur  ein  hartes  Wort  wider  die  besiegten  Gegner, 
noch  viel  weniger  sannen  sie  auf  Rache  für  die  früher  erlittenen  Beleidi- 
gungen. Man  bemitleidete  sie  nur,  und  betete  zu  Gott  um  ihre  Bekehrung; 
worin  der  Fürst  mit  einem  guten  Beispiele  voranging;  denn  er  stellte  sehr 
oft  häusliche,  manchmal  auch  öffentliche  Andachten  zu  diesem  Zwecke  an. 
Und  nicht  fruchtlos  !" 

Merkwürdig  ist  das  Urtheil,  welches  der  Fürstbischof  am  Schlüsse 
seines  Schreibens  an  Erzherzog  Karl  über  die  Gegenreformation  fällt.  „Ihrem 
Ursprünge  nach,  sagt  er,  ist  'sie  beinahe  ein  Wunder,  weil  von  einem 
kaum  zwanzigjährigen  Fürsten,  in  vom  Protestantismus  schon  ganz  beherrsch- 
ten Ländern ,  in  der  gefahrvollsten  Zeit ,  ohne  Gewaltanwendung  und  Blut- 
vergiessen,  gegen  den  Rath  so  mancher  Katholiken,  mit  wahrhaft  heldenmü- 
thiger  Standhaftigkeit  unternommen  und  vollbracht.  Ich  bin  Fürst,  ent- 
gegnete Ferdinand  unter  Anderm  auf  die  vorgebrachten  Bedenken ,  und  sollte 
nicht  Hilfe  bringen  Denen,  die  ihrer  in  der  wichtigsten  Angelegenheit  des 
Lebens  bedürfen,  und  um  sie  flehen?  Ich  bin  Katholik,  und  sollte  den  Verfall 
meiner  Religion  dulden?  —  Soll  ich  den  völligen  Untergang  meiner  Auto- 
rität, und  unserer  Religion  abwarten  ?  Lieber  will  ich  hundertmal  sterben, 
als  diese  länger  noch  in  Gefahr  sehen.  Denn  s  i  e  getreten  und  gedrückt  sie, 
so  ist  mir  das    Leben   bitter. 

„Die  Gegenreformation  ging  einzig  aus  ihrer  Nothwendigkeit ,  aus  der 
Gewissenhaftigkeit  und  Gottesfurcht  des  Erzherzogs  und  aus  dem  Übermuthe 
der  Gegner  hervor.  Was  ihre  Ausführung  betiilTt,  so  kann  man  sich  gewiss 
nichts  Milderes,  und  Bescheideneres  denken.  Sie  geschah  nur  nach  und  nach, 
der  Anfang  wurde  mit  der  Wiedererstattung  der  von  den  Akalholiken  wegge- 
nommenen Kirchen  und  deren  Einkünfte  —  auch  da  nur  allmählich  —gemacht. 
Mit  den  Prädikantcn,    welche  oft    das    Volk   aufstacheln,    den    Fürsten,   die 


106 

Religion  und  ihre  Diener  verunglimpften,  wurde  gelinde  verfahren  ;  dieselbe 
Schonung  erfuhren  Städte,  Unterthanen  und  der  Adel. 

„Dem  ungeachtet,  schliesst  das  Schreiben,  gibt  es  und  wird  es  immer 
Solche  geben,  welche  über  diese  Reformation  bitter  und  gehässig  aburtheilen.-' 

Der  Antheil,  welchen  der  Fürstbischof  Georg  von  Lavant  an  der  Gegenre- 
formation hatte,  war  ein  wesentlicher,  ja  wir  dürfen  ihn  einen  entscheidenden 
nennen.  Er  hatte  den  Erzherzog  in  dem  einmal  gefassten  Entschlüsse  bestärkt, 
und  ihn  zur  Ausdauer  ermuntert;  überhaupt  alle  Mittel,  welche  ihm  seine 
Stellung  als  Statthalter  und  das  Ansehen,  worin  er  beim  Landesfürsten  stand, 
an  die  Hand  gaben,  aufgeboten,  um  das  schwierige  Werk  dem  erwünschten 
Ende  zuzuführen. 

Ehe  Ferdinand  zur  Ausführung  seines  Vorhabens  sehritt ,  wandte  er 
sich  an  den  Fürstbischof  mit  der  Aufforderung,  seine  Äusserung  hierüber 
abzugeben.  Dieser  kam  dem  Refehle  nach,  in  einem  Schreiben  an  den  Erz- 
herzog (ddo.  Lavant  20.  August  1598),  welches  auszugsweise  in  der  Samm- 
lung seiner  Rriefe,  vollständig  aber  bei  Hans  iz,  Germania  sacra  (Tom.  H, 
pag.  736)  zu  lesen  ist.  Er  lobt  den  Entschluss  Ferdinand's,  und  beantwortet 
folgende  drei  ihm  vorgelegte  Fragen:  1.  Ob  die  Reformation  wohl  jetzt 
vorzunehmen  räthlich  sei;  2.  in  welcher  Weise  sie  zu  geschehen  habe; 
3.  wo  damit  anzufangen  wäre? 

Zu  1.  äusserte  er  sich  dahin:  Der  Türkenkrieg  soll  kein  Hinderniss  sein, 
dass  sie  nicht  alsogleich  vorgehen  könnte.  In  Retreff  der  Religion  soll  es  ja 
keine  Menschenfurcht  geben.  Ausrottung  des  Irrthums  tauge  für  jede  Zeit, 
des  Krieges  sowohl,  als  des  Friedens.  Eben  die  Wiederherstellung  des  katho- 
lischen Glaubens  werde  bessere  Zeiten  bringen.  Auch  die  Resorgniss  vor 
einem  Rürgerkriege  sei  eine  übertriebene  und  dürfe  keinen  Aufschub  her- 
beiführen. 

Zu  2.  Einige  wollen  Gewalt  angewendet  wissen,  weil  der  Protestan- 
tismus durch  beinahe  40  Jahre  in  Innerosterreich  schon  tiefe  Wurzeln  geschla- 
gen habe.  Andere  rathen  durch  eine  recht  schmeichelnde  Regegnung  die  Aka- 
tholiken  zu  gewinnen  ;  wieder  Andere  schlagen  öffentliche  Disputationen  vor. 
Der  Fürstbisehof  aber  erklärt  sich  für  Keines  aus  diesen  Mitteln.  Jene,  die 
Zwang  anrathen,  sagt  er,  haben  wohl  Eifer,  aber  ohne  richtige  Einsieht. 
Wo  es  sich  um  Religion  handelt ,  kann  es  nichts  Gefährlicheres  geben  ,  als 
Waffengewalt.  Welchen  Gewinn  haben  wir  Katholiken  davon  ,  dass  wir  rebel- 
lische Kinder  der  Kirche  mit  Gewalt  in  sie  zurückführen?  Gott  will  ja 
nicht  im  Unwillen ,  sondern  mit  Rereitwilligkeit  gepriesen  und  verehrt 
werden!  —  Schmeichelei  hingegen  ist  unwürdig.  Disputationen  haben  sich 
bisher  als  Komödien  und  als  unnütz  erwiesen.  —  Also  was  ist  zu  thun?  — 
Der  Erzherzog  solle  seine  ihm  von  Gott  verliehene  Autorität  anwenden; 
befehlen,  dass  alle  Unterthanen  katholisch  werden;  die  nicht  Gehorchen- 
den auswandern  müssen.  Um  aber  seinen  Zweck  desto  sicherer  zu  erreichen, 
solle  er  die  Liebe  und  Zuneigung  seiner  Unterthanen  sich  zu  erwerben  trach- 
ten ;  wozu  die  besten  Mittel  folgende  seien :  zweckmässige  Polizei ,  durch 
welche  die  Rürger  im  Zaume  gehalten  werden,  dass  sie  den  Guten  nicht 
schaden;  unparteiische  Rechtspflege   und  Fürsorge,  dass    das  Getreide   und 


107 


sonst  zum  Lebensunterhalte  Nothwendige  Allen  um  einen  billigen  Preis  käuf- 
lieh sei. 

Zu  3.  Nicht  bei  allen  Stünden  zugleich  müsse  mit  der  Reformation 
begonnen  werden;  dies  wäre  zu  gewagt.  Der  Anfang  sei  vielmehr  mit  den 
Prädikanten,  als  den  Verführern,  zu  machen;  und  zwar  vor  der  Hand  in 
Grätz.  Schweigen  und  Auswandern  binnen  einer  bestimmten  Zeitfrist  sollen 
ihnen  bei  strenger,  selbst  Todesstrafe  im  Falle  ihres  Ungehorsams  aufgetra- 
gen werden.  Vorsichtshalber  könne  die  Stadt  von  einigen  katholischen  Sol- 
daten besetzt  und  bewacht  werden.  Zu  den  Kosten  würden  uöthigenfalls  die 
Prälaten  beisteuern. 

Erzherzog  Ferdinand  ging  ganz  nach  den  Rathschlägen  seines  treuen 
Statthalters  vor.  Unmittelbar  vor  seiner  Abreise  mit  der  Erzherzogin  Witwe 
und  der  Braut  König  Philipp's  III.  von  Spanien  nach  Italien,  trägt  der  Fürst- 
bischof seinem  Capitel  in  Lavant  auf:  „durch  ein  feierliches  Hochamt  Gott 
zu  danken  für  die  Austreibung  der  Prädikanten  aus  Grätz,  für  die  Erhal- 
tung des  Erzherzogs,  so  wie  seiner  selbst,  der  dazu  nach  Kräften  mitwirkte, 
zu  beten."  Die  Ausweisung  geschah,  sagt  er,  am  Tage  vor  dem  Michaelsfeste 
(1598)  gegen  Abend,  40  Jahre,  nachdem  sie  hereingekommen;  und  zwar 
ohne  Tumult,  ohne  Waffengewalt;  blos  durch  das  ernste  Decret  des  Fürsten. 
„Mögen  die  Leute  daräber  nach  Belieben  glossiren!'' 

Schon  aus  obigem  Gutachten  des  Fürstbischofs  Georg  erhellet,  dass  der- 
selbe bei  aller  Abneigung  gegen  den  Protestantismus,  der  von  ihm  als  ein 
unverantwortlicher  Abfall  von  der  Einen  Wahrheit  und  der  Einen  Kirche  Christi 
angesehen  wurde,  doch  gegen  die  Personen  der  Irrenden  nicht  von  Hass 
erfüllt  war,  so  wenig  als  Erzherzog  Ferdinand  selbt ,  der  gesagt  hatte :  er 
liebe  die  Irrenden  so  sehr,  dass  er  willig  sein  Leben  opfern  wollte,  wenn  er 
wüsste,  dass  sie  durch  seinen  Tod  auf  den  Weg  des  rechten  Glaubens  zurück- 
gebracht werden  könnten.  Einen  verfolgungssüchtigen  Mann  darf  man  sich  in 
dem  Bischof  nicht  vorstellen.  —  Noch  im  Jahre  1598  hatte  ihm  Erzherzog  Fer- 
dinand seine  Meinung  über  etwaige  Einführung  der  Inquisition  in  Inner- 
österreich abgefordert.  Der  Fürstbischof  erklärte ,  dass  dieselbe  in  den 
deutsehen  Provinzen,  nämlich  in  Steiermark,  Kärnten  und  Krain  nichts 
nützen,  wohl  aber  schaden  wurde.  Denn  hier  bekennten  bereits  zu  Viele 
öffentlich  und  frei  Luther's  Lehre,  wären  daneben  die  Ersten  in  der  Rechtspflege 
und  im  Heere.  Da  käme  sie  mithin  schon  zu  spät.  Anders  verhalte  sich  die 
Sache  in  den  italienischen  Provinzen,  wozu  die  Grafschaft  Görz,  Gradiska,  Tol- 
mein,  St.  Veit  (Fiume),  Triest,  Idria  ,  Aquileja  und  andere  Besitzungen  am 
adriatischen  Meere  gehören.  Diese  wären  von  der  Irrlehre  noch  nicht  angesteckt ; 
hier  könne  die  Inquisition  als  Abwehr  dienen. 

So  oft  der  Fürstbischof  über  den  Erzherzog  Ferdinand  zu  sprechen  kam, 
lobte  er  ihn  wegen  seines  Eifers  in  der  Vertheidigung  der  katholischen 
.Kirche;  so  unter  Anderm  in  zwei  Schreiben  an  den  Cardinal-Erzbischof  zu 
Mailand,  Friedrich  Borromäus  (Neffe  des  h,  Karl),  vom  Jahre  1599:  „Fer- 
dinand lässt  sich  in  der  Verfechtung  der  Sache  Christi  und  seiner  Kirche  nicht 
irre  machen;  bereit,  lieber  Alles,  als  die  Schmach  der  Kirche  in  seinen  Provin- 
zen länger  zu  dulden.  Er  wird  gedrückt,  in  die  Enge  getrieben.  Was  thut  dies? 


108 

Wegen  Gott  und  der  Kirche  gedruckt  werden,  rechnet  sich  der  beste  Landes- 
fürst zum  Glücke  an.  Übrigens  hoffen  wir,  fährt  der  Fürstbischof  fort,  dass 
auch  der  Papst  diese  Provinzen  nicht  verlassen  werde,  aus  denen  ja  Luther 
oder  Mohamed  so  leicht  nach  Italien  vordringen  können,  als  einst  die  Vandalen 
und  Gothen ,  und  dass  er  den  Fürsten  nicht  im  Stiche  lassen  werde ,  welcher 
sich  nach  keinem  andern  Ruhme  sehnt,  als  ein  Sohn  und  Beschützer  der  hei- 
ligen römischen  Kirche  zu  heissen  und  zu  sein." 

Und  wieder:  „Täglich  erhebt  sich  der  Erzherzog  zu  höherem  Ruhme. 
Er  äusserte  sich:  Eher  werde  er  sich  selbst,  als  seinem  Vorsatze  untreu  wer- 
den, die  Kirche  zu  vertheidigen.  Seinen  Ernst  auf  die  Probe  zu  stellen,  Hessen 
die  Protestanten  ein  Weib  (in  Grätz)  nach  ihrem  Ritus  begraben;  darauf 
folgte  Verbannung.  Auch  die  Vornehmen  lässt  er  nicht  straflos  ausgehen." 

In  dem  bereits  erwähnten  Schreiben  an  die  Reformatoren,  d.  i.  an  die 
Vollführer  der  Gegenreformation  in  Kärnten  (12.  October  1600)  bemerkt  der 
Fürstbischof  ,  dass  des  Erzherzogs  Freude  über  den  Erfolg  derselben  sehr 
gross  sei.  Sein  Brief  enthalte  die  näheren  Weisungen,  mit  welchen  er  (der 
Fürstbischof)  vollkommen  einverstanden  sei ;  vorzüglich  in  so  weit  sie  die 
Unterwerfung  der  Klagenfurter  beträfen.  —  Ferdinand's  Bemühungen  um  die 
Niederhaltung  des  Protestantismus  waren  von  Erfolg ;  da  stellte  aber  der 
Adel  von  Steiermark  ,  Kärnten  und  Krain  abermals  das  Begehren  um  freie 
Religionsübung.  Erzherzog  Ferdinand  wandte  sich  unter  Übersendung  eines 
Exemplars  der  Bittschrift  um  Rath  nach  Rom.  Als  dies  Fürstbischof  Georg 
erfuhr,  schrieb  er  (IS.  December  1603)  an  den  Cardinal  Cencio  Aldobran- 
dini :  „Dieser  Beweis  von  Ehrfurcht  gegen  den  h.  Vater  sei  zwar  höchst 
löblich,  doch  fühle  er  sich  etwas  beunruhiget,  dass  der  Erzherzog  nicht 
alsogleieh  den  Bittstellern  eine  abschlägige  Antwort  ertheilt  habe;  denn  die 
Erfahrung  lehre,  dass  in  so  ernsten  heiligen  Dingen  nichts  so  sehr  schade, 
als  Zaudern." 

„Es  verbreitete  sich  das  Gerücht, 'dass  Rom  wanke,  gleichsam  als  besorge 
man  dort,  es  möchte  dem  Erzherzoge  aus  der  Abweisung  obiger  Forderung 
irgend  welche  Gefahr  erwachsen.  Er  (der  Fürstbischof)  glaube  zwar  diesem 
Gerüchte  durchaus  nicht.  Es  könne  doch  nicht  der  erkämpfte  Sieg  wieder 
aufgegeben  ,  und  der  schon  im  sicheren  Hafen  geborgene  katholische  Glaube 
abermals  den  Wogen  der  hohen  See  preisgegeben  werden !  Mit  der  angedroh- 
ten Auswanderung  sei  es  den  Protestanten  nicht  Ernst.  Wenn  der  Landes- 
fürst sich  beständig  bleibe,  würden  vielmehr  die  Meisten  aus  dem  Adel  in 
den  Schooss  der  Kirche  zurückkehren,  was   Gott  verleihen  wolle!"  — 

Der  Cardinal  Hess  nicht  lange  auf  die  Antwort  warten.  In  derselben 
wird  dem  Eifer  des  Fürstbischofs  um  die  Wiederaufnahme  der  katholischen 
Religion  alle  Anerkennung  gezollt.  „Wohl  dir,  sagt  er,  du  tapferster 
Streiter  Christi !  Obwohl  der  Herr  zur  Prüfung  seiner  Getreuen  Irrlehren 
zulässt,  so  stellt  er  ihnen  doch  auch  die  kräftigsten  Kämpfer  entgegen  ; 
wie  er  dies  jetzt  in  jener  Provinz,  in  Innerösterreich,  gethan."  —  Die  Besorg- 
niss,  dass  Rom  wanken,  oder  dass  von  dort  zu  späte  oder  zu  wenig 
energische  Rathschläge  an  den  Erzherzog  erfolgen  würden,  sei  völlig  unbe- 
gründet. 


109 

Obige  Lobsprüche  wird  er  dem  Fürstbischöfe  wohl  auch  im  Hinblicke 
auf  ein  schon  früher  (nach  P.  Honsiz  Germania  sacra,  tom  II,  pag.  734 
bereits  im  December  1600)  an  Se.  Heiligkeit  P.  Clemens  VIII.  .unmittelbar 
gerichtetes  Schreiben  (von  der  auch  der  Cardinal  in  Kenntniss  gesetzt 
wurde)  ertheilt  haben.  In  diesem  bat  nämlich  der  Fürstbischof,  „es  möchte  ein 
Jesuiten-Collegium  in  Kärnten  errichtet  werden,  damit  die  Gegenreformation 
daselbst,  wo  es  an  Arbeitern  im  Weinberge  des  Herrn  mangle,  durch  den 
Uüterricht  und  die  anderweitige  Pflichterfüllung  der  Ordensväter  für  die  Dauer 
gesichert  würde.  Dies  Messe  sich  am  besten  bewerkstelligen,  wenn  die 
Propstei  Eberndorf  (im  Jaunthale  Kärntens  ,  wo  ein  Collegiatcapitel  bestand) 
dazu  verwendet  würde.  Der  Patriarch  von  Aquileja,  zu  dessen  Sprengel  Ebern- 
dorf gehöre,  werde  dagegen  nichts  einzuwenden  haben"*). 

Höchst  wahrscheinlich  nicht  viel  früher,  wenn  nicht  unter  Einem,  also  im 
Jahre  1603  (nicht  aber  1605,  wie  das  Datum  bei  Hans  iz  Germ,  sacra  pag.  736 
lautete),  als  sich  Fürstbischof  Georg  in  seiner  Sorge  um  den  Fortgang  der 
Gegenreformation  an  den  Cardinal  Aldobrandini  wandte ,  richtete  er  ein  sehr 
eindringliches  Schreiben  an  den  Erzherzog  Ferdinand  selbst. 

„Gross  ist  Dein  frommer  Eifer  für  Gott  und  die  Religion  —  so  beginnt 
dasselbe  —  gross  Dein  Fortschritt  in  der  Gottseligkeit!  Wenige  Jahre  regierst 
Du  erst,  das  achte  ist  zu  Ende,  das  neunte  hat  begonnen  (von  Ferdi- 
nand's  Rückkehr  aus  Ingolstadt  an  gerechnet) ;  noch  weniger  Jahre  sind  es, 
seit  Du  die  Religion  wieder  herzustellen  trachtest;  denn  kaum  ist  auf  das 
dritte  das  vierte  gefolgt  (seit  der  völligen  Ausweisung  der  Prädikanten), 
und  schon  athmen  die  Katholiken,  welche  beinahe  ganz  darniederlagen,  wieder 
auf,  —  Du  verlangst,  dass  ich  über  das  Begehren  der  lutherischen  Stände- 
glieder um  Religionsfreiheit  und  Widerruf  der  gegentheiligen  Decrete  meine 
Ansicht  aussprechen  solle.  Ich  will  es  thun ;  weiss  Dir  aber  nichts  Besseres 
zuzurufen,  als:  Imitare  te  ipsum,  ahme  Dich  selbst  nach!  —  Du  hast  so  schön 
begonnen,  also  sollst  Du  daß  Werk  fortsetzen;  sonst  wärs  ja  besser,  gar  nicht 
angefangen  zu  haben.  In  dem  Drangsal  erprobt  sich  des  Mannes  Muth!  So 
viel  hast  Du  schon  bisher  für  die  Kirche  gethan ;  willst  Du  Dir  jetzt  den 
Triumph  entwinden  lassen?  —  Man  wird  Dir  vielleicht  einwenden:  der  Adel 
werde  die  Beisteuer  verweigern  und  die  Lutheraner  in  Masse  auswandern! 
Diese  Besorgnisse  sind  eitel.  Den  ünterthanen  darf  es  nicht  freistehen,  ob  sie 
dem  Vaterlande  beistehen  wollen  oder  nicht.  —  Auch  auswandern  wird  der 
Adel  nicht,  wenn  er  Ernst  sieht,  sondern  eher  zum  Glauben  zurückkehren. 
Schon  bist  Du  bald  am  Ziele!  —  Wir  wollen  Gott  bitten,  dass  er  Dich  stärke!" 

Erzherzog  Ferdinand  schlug  das  Begehren  um  freie  Religionsübung  in  der 
That  auch  diesmal  ab;  worüber  Fürstbischof  Georg  in  einem  Schreiben  an  sein 

*)  Bereits  am  29.  Juli  1603  wurde  den  Jesuiten  das  Stift  Fiberndorf  übergeben; 
am  30.  November  1604  wurde  die  ihnen  sammt  dem  anstossenden  Bürger- 
spitale  überlassene  Kirche  in  Klagenfurt  zu  Ehren  der  Apostelfürsten  Petrus 
und  Paulus  eingeweiht;  am  11.  December  erfolgte  die  feierliche  Übergabe 
des  Collegiums  an  den  ersten  Rector  P.  Nicolaus  Cnronius.  (Programm  des 
Staats-Oymnasiums  zu  Klagenfiirt   Iböl.) 


HO 

Capitel  zu  St.  Andrea  berichtet.  „Ein  Gott,  Ein  Glaube,  Eine  Religion  —  so 
entgegnete  Ferdinand  den  Petenten  —  und  zwar  keine  andere,  als  diejenige 
welche  die. römisch-katholische  Kirche  bekennt!  An  ihr  haben  meine  Vorfahren 
schon  seit  dem  Beginne  des  österreichischen  Hauses  festgehalten  j  dieselbe  bin 
auch  ich  fest  entschlossen  zu  bewahren  und  zu  vertheidigen  bis  zu  meinem 
letzten  Athemzuge.  —  Gott  sei  Dank  und  Ehre!  —  schliesst  der  Fürstbischof  — 
Lob  auch  dem  Erzherzoge,  dessen  unbesiegte  Geistesstärke  und  ausgezeichnete 
Frömmigkeit  uns  diese  Freuden  bereitet  hat!  Bittet  Alle  Gott  um  seine  lange 
Erhaltung!« 

Auch  dem  oben  genannten  Cardinale  Cencio  Aldobrandini  meldete  der 
Fürstbischof  das  Ereigniss  und  dass  Ferdinand  den  Adelichen  Steiermarks, 
Kärntens  und  Krains  folgendermassen  geantwortet:  „Ich  rufe  Gott  zum  Zeugen 
an  und  ihr  wisst  es  selbst,  wie  ich  stets  gegen  euch  gesinnt  war.  Beweis 
dessen  sind  die  Einkünfte,  Ehren,  Privilegien,  mit  denen  ihr  überhäuft  und 
ausgezeichnet  wurdet.  Wenn  euch  dies  gering  scheint,  so  bin  ich  gern  bereit, 
mehr  und  Grösseres  hinzuzufügen.  Das  freie  Bekenntniss  des  Lutherthums 
aber  hängt  nicht  von  meiner  Macht  ab  und  ist  gegen  die  göttlichen ,  kirch- 
lichen und  Staatsgesetze,  gegen  mein  Gewissen  und  euer  eigenes  Heil.  Dess- 
halb  kann  ich  es  auch  nicht  bewilligen.  Nehmet  diesen  meinen  Entschluss 
nicht  übel  auf,  sondern  deutet  ihn  zu  eurem  Besten!  Ich  wünsche  nichts 
so  sehr,  als  dasselbe  zu  befördern.  Darüber  werde  ich  einst  beim  letzten 
Gerichte  Rechenschaft  ablegen  müssen.  In  allen  übrigen  erlaubten  Dingen  bin 
ich  euch  zu  aller  Willfährigkeit  erbötig." 

In  seiner  Antwort  (ddo.  7.  August  1604)  bemerkt  der  Cardinal ,  nachdem 
er  sich  in  den  grössten  Lobsprüchen  über  Erzherzog  Ferdinand's  Religions- 
eifer äussert,  dass  ihm  auch  des  Fürstbischofs  Tapferkeit  in  diesem  Kampfe 
nicht  entgehe,  obwohl  sie  dieser  durch  seine  Bescheidenheit  zu  verhüllen 
suche. 

Wahrscheinlich  nach  schon  niedergelegter  Statthalterschaft  empfahl 
dieser  dem  Erzherzoge  Ferdinand  (Brief  ohne  Datum)  recht  warm,  für 
gute  Priester  zu  sorgen;  es  sollen  daher  Alumnen  in  den  Collegien  unter- 
halten werden;  insbesondere  sei  dem  Concubinate  ernstlichst  zu  steuern;  nur 
so  werde  die  Frucht  der  Gegenreformation  eine  bleibende. 

Sogar  für  die  Besiegung  des  Protestantismus  ausserhalb  Innerösterreichs 
interessirte  sich  Fürstbischof  Georg  auf  das  Lebhafteste.  So  schrieb  er  dem 
Bischöfe  von  Agram  (6.  August  1604),  dass  die  Ausweisung  der  Prädikanten 
aus  Kopreiniz  wohl  nicht  so  schwer  zu  bewerkstelligen  sein  werde;  und  später 
(am  18.  März  1606)  wünscht  er  ihm  Glück,  dass  er  zu  Petrinia  die  Irrlehre 
im  Keime  erstickt  habe. 

Die  Lage  der  katholischen  Kirche  hatte  in  Steiermark  nach  Verlauf 
mehrerer  Jahre  —  als  Fürstbischof  Georg  schon  wieder  bei  seiner  Kirche  in 
Lavant  war  —  eine  etwas  ungünstigere  Wendung  genommen.  Kaiser  Matthias 
(seit  24.  Juni  1612)  besteilte  in  der  ersten  Hälfte  1613,  als  er  zum  Reichs- 
tage nach  Regensburg  abreiste,  den  Erzherzog  Ferdinand  zum  Statthalter 
von  Ungern  und  Österreich.  Als  solcher  hielt  sich  derselbe  meist  zu  Wien, 
und  als  sich  hier  die  Pest  äusserte,  zu  Wiener-Neustadt  auf.  Die  Protestanten 


111 

machten  sich  die  Abwesenheit  des  Fürsten  hie  und  da  zu  Nutzen  und  traten 
etwas  lauter  auf.  Darüber  klagt  der  Fürstbischof  in  einigen  Briefen  an  die 
P.  P.  Willer  und  Decker;  er  fürchtete  für  den  Bestand  der  mit  so  viel  An- 
strengung und  Opfern  durchgeführten  Gegenreformation.  Nach  seiner  Rückkehr 
nach  Grätz  gab  sich  Ferdinand  wieder  alle  Mühe,  vorzüglich  durch  Errich- 
tung verschiedener  Klöster  in  Steiermark,  der  Gefahr  zu  begegnen.  Die  Ordens- 
priester sollten  die  mit  ihren  Kräften  nicht  ausreichende  Pfarrgeistlichkeit 
in  der  Belehrung  des  Volkes,  zunächst  in  den  Missionen,  unterstützen.  Dem- 
ungeachtet  fühlte  sich  (siehe  Hansiz,  Germania  saeratom.  II,  pag.  742) 
Fürstbischof  Georg  gedrungen,  in  einem  Schreiben  (ddo.  Lavant  am  Tage  vor 
dem  Feste  des  Erzengels  Michael  1615)  an  den  Erzherzog  Ferdinand,  denselben 
recht  eindringlich  zur  völligen  Entfernung  der  Reste  des  Protestantismus 
aufzufordern.  „Heute,  sagt  er,  ist  gerade  der  Jahrestag  der  im  Jahre  1398  voll- 
brachten Ausweisung  der  Prädikanten  aus  Grätz.  Mit  der  grössten  Festlichkeit 
feiere  ich  diesen  Tag  im  Tempel  und  in  meinem  Hause.  —  Doch  um  Alles 
zu  sagen,  was  ich  auf  dem  Herzen  habe:  ich  glaube  noch  immer  nichts  gethan 
zu  haben ,  wenn  ich  die  Irrlehre  unter  uns  sich  ausbreiten ,  ja  herrschen 
sehe. Unser  Loos  wäre  fürwahr  das  traurigste,  wenn  Dir,  durchlauch- 
tigster Fürst,  etwas  Menschliches  widerführe,  was  Gott  abwenden  möge !  Das 
Trachten  der  Protestanten  geht  dahin ,  Dein  Werk  der  Reformation  zu 
vereiteln.  Dies  stört  meine  Freude  gewaltig;  und  ich  fürchte  für  unser  und 
unseres  Glaubens  Wohl.  Du  hast  der  Welt  ein  Beispiel  des  regsten  Eifers 
für  die  katholische  Religion  gegeben,  wohl  wissend,  dass  Deiner  dafür  eine 
ewige  Belohnung  harre.  Die  Vollendung  fehlt  noch,  auf  dass  Dir  die  Krone  zu 
Theil  werde.  —  Dem  Beginne  füge  das  Ende  hinzu!" 

Dieses  Schreiben  enthielt  die  letzte  Bitte  des  greisen  Fürstbischofs  an 
den  Erzherzog  in  Angelegenheiten  der  Gegenreformation,  an  welche  er  ja  alle 
seine  Kräfte  hingegeben  und  sie  zur  Aufgabe  seines  Lebens  gemacht  hatte. 
Er  meinte  nicht  ruhig  sterben  zu  können,  so  lange  dieselbe  nicht  zum 
Abschlüsse  gebracht  und  gesichert  würde. 

Man  würde  dem  Fürstbischöfe  Unrecht  thun,  wollte  man  seine  Bemü- 
hungen um  das  Gelingen  der  Gegenreformation  nur  als  religiöse  Unduldsam- 
keit beurtheilen.  Wenn  seine  Grundsätze  von  bürgerlicher  Toleranz 
auch  nicht  die  volle  Billigung  haben,  so  kann  ihm  doch  keip  Unparteiischer 
den  Ruhm  schmälern  wollen,  dass  er  vom  Eifer  für  die  katholische  Religion 
und  Kirche  glühte,  dass  er  für  dieselbe  aller  Aufopferung  fähig  war. 


Fünfter  Artikel. 

Fürstbischof  Georg  111.  von  Lavant  In  Beziehung  zur  Erzherzogin  Maria. 

In  welch  hohem  Ansehen  Fürstbischof  Georg  bei  seinem  Landesherrn, 
dem  Erzherzoge  Ferdinand  stand,  ergibt  sich  aus  dem  bisher  Gesagten  zur 
Genüge.  Eines  Gleichen  hatte  er  sich  von  Seite  der  Mutter  Ferdinand's, 
Maria,  ununterbrochen  zu  erfreuen.  Sie  war  die  Tochter  Herzogs  Albrecht  V. 
von  Baiern  und  der  Erzherzogin  Anna  von  Österreich,  Kaiser  Ferdinand's  I. 


112 

Tochter,  geboren  zu  München  am  20.  März  ISSl.  Ausgestattet  mit  einem 
hellen  Verstände  und  grosser  Willenskraft  genoss  sie  einer  sehr  sorgfälti- 
gen, streng  katholischen  Erziehung,  welche  ihre  Neigung  zu  religiösen  An- 
dachtsübungen, ihren  dem  Ernsten  zugewendeten  Sinn,  und  ihren  Widerwillen 
gegen  eitle  Vergnügungen  für  ihr  ganzes  Leben  festigte.  Nach  erhaltener 
Dispens  vom  h.  Vater  Pius  V.  vermählte  sie  sich  mit  dem  Erzherzoge  (Karl  II., 
ihrer  Mutter  Bruder)  am  26.  August  1571  zu  Wien;  am  10.  September 
darauf  wurde  sie  auf  das  Feierlichste  in  Grätz  empfangen ,  wo  sie  fortan  an 
der  Seite  ihres  dort  Hof  haltenden  Gemahles  lebte. 

An  dieser  ausgezeichneten  Fürstin  hatte  Fürstbischof  Georg  eine  grosse 
Gönnerin,  und  konnte,  schon  als  ihr  Begleiter  auf  mehreren  Reisen,  ihre 
edlen  Eigenschaften  des  Geistes  und  Herzens  genau  kennen  lernen,  densel- 
ben daher  gewiss  auch  das  wahrheitsgetreueste  Zeugniss  geben.  Erzherzogin 
Maria  hatte  den  betrübenden  Hinscheid  ihres  Gemahles  Karl  auch  dem 
damals  zu  St.  Andrea  weilenden  Fürstbischöfe  Georg,  mit  Schreiben  ddo. 
Grätz  am  12.  September  1590,  angezeigt,  und  ihn  eingeladen,  mit  seinen 
Pontificalien  an  dem  bestimmten  Tage  in  Grätz  zu  erscheinen,  dort  den  Got- 
tesdienst mit  Vigil  und  Seelenamt  für  den  verstorbenen  Landesherrn  zu 
verrichten  und  dessen  Leiche  sodann  nach  Seckau  zu  begleiten.  —  (Consist.- 
Archiv.) 

Dass  der  Fürstbischof  dieser  Aufforderung  Folge  geleistet  habe,  ist  zwar 
nicht  aufgezeichnet,  kann  jedoch  billiger  Weise  nicht  bezweifelt  werden  *). 

Als  nach  dem  Abtreten  des  Erzherzogs  Ernst  sein  jüngerer  Bruder  Maxi- 
milian die  Regentschaft  Innerösterreichs  übernahm ,  da  galt  es  wieder,  sich 
gegen  die  Türken  zu  rüsten,  und  alle  möglichen  Hilfsquellen  zu  eröffnen.  Von 
Wiener-Neustadt  erliess  Erzherzog  Maximilian  am  4.  März  1594  an  den 
Fürstbischof  Christoph  Andreas  von  Gurk  ,  Georg  Fürstbischof  von  Lavant, 
Karl  Grimming,  Dompropst  zu  Gurk,  und  Hansen  von  Passego  ,  seinen 
Rath  und  Landesverweser  in  Kärnten  den  Auftrag,  als  seine  Commissäre  am 
27.  März  sich  nach  Klagenfurt  zu  verfügen,  und  bei  dem,  am  folgenden  Mor- 
gen daselbst  zu  eröffnenden  Landtage  an  die  Stände,  neben  Überantwortung 
des  angeschlossenen  Credenzschreibens,  einen  Vortrag  zu  halten,  um  sie  zu 
möglichst  ausgiebiger  Beisteuer  zu  bewegen.  Der  Fürstbischof  von  Gurk, 
sammt  den  beiden  Mitcommissären  durch  eine  bevorstehende  Reise  verhin- 
dert, ersuchte  (ddo.  Strassburg  den  13.  März  1504)  den  Fürstbischof  Georg 
von  Lavant,  statt  ihrer  in  Klagenfurt  den  erwähnten  Vortrag  an  die  Stände 
zu  halten.  Alsogleich  erwiderte  ihm  der  Fürstbischof,  und  entschuldigte  sich, 
dass  er  wegen  seiner  Leibesschwachheit  an  der  Commission  nicht  werde  Theil 

*)  Erzherzogs  Karl  II,  Leiche  blieb  vom  12.  Juli  an,  durch  volle  drei  Monate 
in  der  Schlosscapelle.  Die  EingeAveide  wurden  an  der  Epistelseite  des  Hoch- 
altars von  St.  Ägyden  begraben;  erst  am  14.  October  kam  die  Leiche  in 
die  Hauptpfarrkirche.  Am  17.  October,  nach  dem  Todtenamte ,  wurde  der 
Sarg  erhoben,  und  am  21.  d.  M.  um  10  Uhr  in  einer  hiezu  neu  erbauten 
Capelle  der  Kathedralkirche  zu  Seckau  (in  Obersteiermark)  in  die  Gruft 
gesenkt,  (v.  Hurter's  Ferdinand  IL  Bd.  2,  S.  270.) 


113 

nehmen  können.  Auch  an  den  Herzog  Maximilian  selbst  schreibt  er  (ddo. 
St.  Andrea  am  29.  März  1594)  wegen  seiner  Leibesschwachheit, 
mit  welcher  er  noch  von  der  polnischen  Reise  her  beladen 
ist,  könne  er  der  Commission  zum  kärntnerischen  Landtage  nicht  beiwohnen. 
Er  bittet  desshalb  um  Entschuldigung ;  verleiht  ihm  Gott  die  Gesundheit,  wie 
er  sich  denn  taglich  besser  befindet  —  so  wird  er  stets  sehr  gerne  in  Unterthä- 
uigkeit  zu  Diensten  stehen.  (Cons.-Archiv.) 

Dieser  Brief  ist  besonders  in  der  Hinsicht  von  Bedeutung ,  weil  sich 
daraus  entnehmen  lässt,  dass  Fürstbischof  Georg  schon  damals  von  einer 
Reise  nach  Polen  zurückgekehrt  war.  Er  hatte  dieselbe  aus  Veranlassung 
der  Vermählung  der  Prinzessin  Anna  (Karl's  H.  ältesten  Tochter,  geboren 
am  16.  August  1573)  mit  Sigismund  HL,  Könige  von  Polen  (seit  1587;  im 
Jahre  1592  bestieg  er  auch  den  Thron  von  Schweden,  verlor  ihn  aber  1604 
an  seines  Vaters,  Johann  HL,  Bruder,  den  Herzog  Karl  von  Südermannland  ; 
er  war  ein  eifriger  Katholik),  als  Begleiter  der  Erzherzogin  Witwe  Maria  unter- 
nommen*). 

Etwas  über  ein  Vierteljahr  war  seit  der  Rückkehr  Erzherzog  Ferdinand's 
aus  Ingolstadt  nach  Grätz  verflossen  ,  als  seine  Mutter  Maria  abermals  eine 
weite  Reise  unternahm.  Es  war  nämlich  am  7.  Februar  1595  eine  Gesandt- 
schaft des  Fürsten  von  Siebenbürgen,  Sigmund  Bathori,  an  deren  Spitze 
Stephan  Bocskay  von  Kis-Marja  stand,  in  Grätz  zur  Brautwerbung  um  Marlens 
Zweitälteste  Tochter,  Maria  Christina  (geborei  den  10.  November  1574) 
erschienen.  Nachdem  am  5.  März  der  Heirathsvertrag  geschlossen  worden, 
erfolgte  am  15.  Juni  d.  J.  die  Abreise  der  Braut  mit  ihrer  Mutter.  Unter  den 
Begleitern  befanden  sich  der  Bischof  von  Triest  und  Fürstbischof  Georg 
von  Lavant.  Dieser  war  schon  am  9.  Juni  vonTwimberg  —  dem  bischöflichen 
Schlosse,  3  Stunden  oberhalb  St.  Andrea  —  abgefahren,  und  hatte  sich  in  Wien 
den  Erzherzoginnen  angeschlossen.  (Siehe  die  Reiseroute  bei  Dr.  Tange  I 
S.  239  u.  s.  f.,  und  in  v.  Hurter's  Ferdinand  H.)  Der  Weg  durch  Ungern 
war  wegen  der,  oft  bis  ganz  in  der  Nähe  der  freilich  mit  Escorte  Reisenden, 
streifenden  Türkenhorden  nicht  ohne  Gefahr.  In  Weissenburg,  der  Hauptstadt 
des  Fürstenthums,  hatte  die  Vermählung  Statt.  Die  Weiterreise  aus  Sieben- 
bürgen geschah  nach  Polen,  wo  man  am  S.  September  in  Krakau  eintraf. 
Der  Einladung  Königs  Sigmund  III.  und  seiner  Gemahlin  Anna,  welche  kurz 
vorher  (am  5.  Juni  1595)  ihren  ersten  Sohn,  nachmaligen  Konig  Ladislaus  V., 
geboren  hatte ,  nach  Polen  zu  kommen ,  entsprach  die  Erzherzogin  Witwe 
um  so  lieber,  weil  sie  bei  dieser  Gelegenheit  ihres  Eidams  Beistand  zu  dem, 
beinahe  ausschliesslich  auf  Österreich  lastenden  Kampfe  gegen  die  Türken 
ansuchen  konnte.  Am  26.  September  wurde  von  Krakau  aufgebrochen;  über 

')  Am  26.  M;ii  1592  hielt  die  Prinzessin  Anna  in  einem  von  acht  Pferden  gezo- 
genen Wagen,  der  König  zwischen  den  Bischofen  von  Lavant 
und  Breslau  unmittelbar  voranreitend,  den  Einzug  in  Krakau  ; 
wo  ihre  Trauung  und  Krönung  am  1.  Juni  stattfand,  (v.  Hurter's:  Fer- 
dinand II.,  Bd.  3,  S.  50).  Dies  war  also  des  Fürstbischofs  erste  Reise  mit 
der  P>zherzogin  Maria. 

Archiv.  XV.  8 


114 

Neisse,  Olmülz,  u.  s.  w.  langte  man  am  16.  October  Abends  in  Gratz  an, 
wo  der  Fürstbisehof  Georg  blieb,  indess  seine  Dienerschaft  am  18.  October 
St.  Andrea  erreichte. 

Die  unglückliche  Ehe  Maria  Christinens  mit  dem  charakterlosen  Sigmund 
Bathori  wurde,  da  sie  erwiesenermassen  nie  vollzogen  war,  1S99  vom  Papste 
Clemens  VIII.  aufgelöst.  Sigmund  starb  nach  vielfachen  Umtrieben,  deren 
er  sich  schuldig  machte,  1613  zu  Prag;  Maria  Christina  aber  war  sammt 
ihrer  Schwester  Eleonora  (geboren  den  2S.  September  1382)  im  Jahre  1607 
in  das  (um  1364)  von  den  Erzherzoginnen  Magdalena,  Margaretha  und  Helena, 
Kaisers  Ferdinand  I.  Töchter,  gestiftete  Kloster  Hall  in  Tirol  als  Nonne  ein- 
getreten, wo  sie  am  6.  April  1621  aus  dem  Leben  schied. 

Der  Infant  von  Spanien  und  Prinz  von  Asturien,  nachmaliger  König 
Philipp  III.,  Sohn  Philipp's  IL,  hatte  die  Erzherzogin  Gregoria  Maximiliana, 
ebenfalls  eine  Tochter  Mariens  (geboren  den  22.  März  1381)  sich  zur  Gemahlin 
erkoren  ;  als  sie  aber  noch  vor  der  Vermählung  (am  20.  September  1597) 
starb,  trat  ihre  jüngere  Schwester,  Margaretha  (geboren  den  25.  December 
1584)  an  ihre  Stelle. 

Am  24.  September  1398  wurde  zu  Grätz  zwischen  dem  spanischen  Bot- 
schafter, Don  Wilhelm  von  SL  Clemente,  und  deni  Fürstbischöfe  Georg  von 
Lavant,  als  Bevollmächtigten,  der  Heirathsvertrag  abgeschlossen.  Kurz  vorher 
(am  13.)  war  König  Philipp  II.  gestorben,  worauf  sein  Sohn  den  Thron 
bestieg.  Fürstbischof  Georg  war  abermals  als  Begleiter  der  königlichen  Braut 
und  ihrer  Mutter  Maria  ausersehen.  Nachdem  er  (am  27.  September)  schrift- 
lich dem  Propste  zu  St.  Andrea  seine  Diöcese  anempfohlen,  und  ihm  aufge- 
tragen hatte,  alle  Vierteljahre  Visitation  zu  halten,  während  gleiche  Weisungen 
an  den  Propst  zu  Unterdrauburg  und  an  den  Comniissarius  zu  St.  Florian 
ergingen,  reiste  er  ab  (am  30.  September),  und  zwar  um  Einen  Tag  vor  den 
Erzherzoginnen  nach  Mahrenberg,  um  im  dortigen  Dominikanerinnen -Kloster 
einige  Geschäfte  zu  schlichten.  Fürstbischof  Georg  machte  die  Reise  durch 
Kärnten  und  weiter  nur  bis  Mailand  mit,  von  wo  er  am  22.  December  zurück- 
kehrte und  am  16.  Jänner  1399  wieder  in  St.  Andrea  eintraf,  aber  alsbald 
nach  Klagenfurt  abging,  um  dem  dortigen  Landtage  im  Namen  des  Erzher- 
zogs zu  präsidiren.  Auf  dieser  Reise  schrieb  er  mehrere  Briefe  an  Verschie- 
dene, welche  seine  rege  Sorgfalt  für  das  Wohl  des  Staates  und  der  Kirche 
auch  in  der  Ferne  beurkunden.  So  aus  Ferrara,  wo  am  15.  November  Papst 
Clemens  VIII.  selbst  die  Ehe  der  Erzherzogin  mit  Philipp  III. ,  dessen  Stelle 
hier  Erzherzog  Albrecht,  Bruder  Kaisers  Rudolph  IL,  vertrat,  einsegnete, 
an  den  Kanzler  Wolfgang  Jöchlinger.  Diesem  bemerkte  er,  er  habe  vernom- 
men, dass  zu  Grätz  ein  Landtag  wegen  der  Kriegshilfe  gegen  die  Türken 
abgehalten  werden  solle.  Derselbe  dürfe  ja  nicht  wieder  durch  Umtriebe 
hinausgeschoben  und  vereitelt  werden.  Religionsgegenstände  sollten  da  nicht  zur 
Sprache  kommen.  Diese  gehörten  vor  das  kirchliche  Forum;  denn  den 
Kirchenvorstehern  gilt  der  Auftrag  des  Herrn:  ,, Weide  meine  Schafe" 
und:  „Wer  euch  höret,  der  höret  mich!" 

Dem  hier  aus  authentischen  Quellen  (siehe  insbesondere  v.  Hurter's 
Ferdinand  II.)  Angeführten  zufolge,  kann  Fürstbischof  Georg  nicht  in  Spanien 


115 

gewesen  sein  ,  wie  bei  Julius  Caesar  Aquil.  in  seiner  Geschichte  der  Steier- 
mark, Bd.  7,  S.  243  zu  lesen  ist.  Heisst  es  gleichwohl  in  des  Bischofs  Pro - 
memoria :  er  sei  nach  Italien,  Spanien  und  Siebenbürgen,  und  das  vierte 
Mal  nach  Polen  gereist,  so  können  wir  dies  etwas  unvollständig  Vorgebrachte 
nur  so  auslegen:  „nach  Polen  das  erste  Mal;  nach  Italien,  als  er  die  Erz- 
herzoginnen, die  nach  Spanien  reisten,  begleitete,  nach  Siebenbürgen, 
das  vierte  Mal  abermals  nach  Polen."  —  Die  Reisen  sind  hier  überdies 
nicht  genau  in  der  Ordnung  angegeben,  in  welcher  sie  gemacht  wurden.  — 
Diese  Deutung  ist  um  so  gegründeter ,  weil  der  Fürstbischof  in  seinem 
schon  erwähnten  Amtsberiehte  an  Se.  Heiligkeit  v.  J.  1599  sagt :  „Das  Bis- 
thum  habe  ich  nie  anders  als  in  Amtsangelegenheiten  verlassen;  so  als  ich 
mit  der  Erzherzogin  Witwe,  dieser  auf  dem  ganzen  Erdkreise  hochberühmten 
Frau  und  sehr  glücklichen  Mutter  von  Königinnen,  nach  Polen  (zur  Ver- 
mählung Anna's  mit  Sigismund  III.);  nach  Siebenbürgen,  und  heuer 
(wo  er  nämlich  zurückkam)  nach  Italien  reisen  musste." 

Auf  Ferdinand's  Vorhaben,  die  katholische  Religion  in  seinen  Landen 
herzustellen  ,  und  das  Lutherthum  daraus  zu  verdrängen,  wirkte  die  Erzher- 
zogin Witwe  wohl  ermunternd  und  aneifernd  ein,  obwohl  ihr  Einfluss  hie 
und  da  übertrieben  geschildert  wird.  Ist  es  ja  auch  nicht  wahr,  dass  sie 
ohne  Wissen  ihres  Gemahles  Karl  II.  die  Jesuiten  heimlich  aus  Baiern 
nach  Grätz  eingeführt  habe,  da,  abgesehen  davon,  dass  die  ersten  zwei  Jesui- 
ten aus  Innsbruck  nach  Grätz  gekommen  waren,  bereits  am  12.  Mai  1571 
—  also  vier  Monate  früher  als  Maria  in  Grätz  eintraf —  der  Rector 
aus  Wien  P.  Emerich  Torsler  alldort  mit  dem  Erzherzoge  Alles  wegen  der 
Gründung  eines  Collegiuras  verabredet  hatte.  Es  musste  ihr  wehe  thun, 
dass  Ferdinand  insbesondere  wegen  seiner  Gegenreformation  von  Manchen 
verkannt  und  seine  aufrichtigen  Absichten  verdächtiget  wurden,  als  wolle 
er  nur  seinen  Eigennutz  befriedigen.  Sie  mag  den  Fürstbischof  um  seine 
Meinung  hierüber  befragt  haben ,  welcher  ihr  in  einem  Schreiben  an  sie 
(ddo.  Grätz  den  12.  October  1601)  entsprach:  „Die  fortwährende  Begleiterin 
der  Tugend,  sagt  er,  ist  die  Missgunst,  die  Mutter  der  Verleumdung. 
Wer  ist  grossmüthiger ,  als  Ferdinand  gegen  die  Vorsteher  der  Kirche. 
Und  doch  verunglimpft  man  ihn,  dass  er  die  Einkünfte  der  Bisthümer  an 
sich  reisse!  Wie  unwahr  dies  sei,  spricht  die  Sache  selbst.  Sechs  Bisthümer 
gibt  es  in  seinen  Staaten:  das  Seckauer,  Gurker,  Lavanter,  Laibacher, 
jenes  zu  Petina  (Pibra  ,  bei  Mitterburg  in  Istrien)  und  das  Triester.  Die 
ersten  drei  haben  schon  bei  20  Jahren  einen  und  denselben  Bisehof.  Die 
übrigen  drei  wurden  unlängst  nach  dem  Tode  ihrer  Hirten  wieder  sogleich 
mit  Andern  besetzt.  Die  bischöflichen  Einkünfte  wurden  nirgends  verkümmert. 
Hätte  Ferdinand  so  etwas  thun  können?  Er,  der  die  Diener  der  Kirche 
begünstigt,  die  Bischöfe  ehrt,  die  Kirchen  bereichert.  Welche  Verleumdung! 
—  Schon  ins  fünfte  Jahr  vertrete  ich  die  Stelle  des  Fürsten  in  diesen  Pro- 
vinzen; bin  der  Erste  unter  seinen  Ruthen;  immer  habe  ich  gefunden,  dass 
derselbe  eben  so  sehr  für  den  Schutz  der  Kirchengüter,  als  für  sein  eigenes 
Heil  besorgt  sei.  —  Nicht  einmal  im  Traume  fiel  es  ihm  je  bei,  auch  nur 
Einen  Heller,  welcher  Gott  und  seiner  Kirche  geweiht  ist,   sich  anzueignen. 

8» 


116 

Die  Unschuld  des  besten  Fürsten  noch  weiter  durch  Gründe  beweisen  wollen, 
wäre  eben  so  viel,  als  der  Sonne  ein  Licht  anzünden.  Dies  Wenige  sei  vor- 
gebracht, um  dem  Befehle  Euer  Durchlaucht  nachzukommen." 

Am  10.  Februar  1598  war  Anna,  Königin  von  Polen,  nach  kaum  zurück- 
gelegtem 24.  Lebensjahre  mit  Hinterlassung  zweier  Kinder:  Anna  Maria 
(f  1600)  und  des  Kronprinzen  Ladislaus,  gestorben ;  worauf  1605  K.  Sigis- 
mund  um  ihre  Schwester  Constantia  (geb.  24.  December  1588)  durch  seine 
Abgeordneten ,  Martin  Siskowsky,  Bischof  von  Lutzk  (in  Volhynien),  und  den 
Marschall  Sigismund  und  Miskowsky  werben  Hess.  Am  22.  October  g.  J.  hielt 
Fürstbischof  Georg  an  dieselben  in  Grätz  eine  Anrede,  worin  er  die  Freude 
der  Erzherzogin  Witwe  über  die  abermals  auf  ihre  Tochter  gefallene  Wahl 
des  Königs  ausdrückt,  für  welche  bereits  der  heil.  Vater  Paul  V.  die  Dispens 
und  der  Kaiser  die  Genehmigung  ertheilt  hätten. 

Auch  diese  Tochter  führte  Maria  selbst  nach  Polen  ,  mit  den  Geschwi- 
stern der  Braut:  Maximilian  Ernst  und  Maria  Christina,  und  wieder  in 
Begleitung  des  Fürstbischofs  Georg.  Derselbe  erwiderte  an  der  Weichsel 
Namens  der  hohen  Reisenden  (am  28.  November  1605)  die  Begrüssung  der 
polnischen  Gesandten ,  und  hielt  am  12.  December  auf  dem  Felde  vor  Krakau 
an  den  König  selbst  eine  feierliche  Anrede.  Hierauf  folgte  der  Einzug  in 
Krakau,  wo  des  anderen  Tages  Constantia  als  Königin  gekrönt  und  die 
Trauung  durch  den  Cardinal  Masciniowsky,  des  Palatins  von  Sandomir  Bruder, 
vollzogen  wurde.  —  Am  5.  Februar  1606  erfolgte  die  Rückkunft  des  Fürst- 
bischofs und  seiner  hohen  Reisegesellschaft  nach  Grätz. 

Grosse  Besorgniss  empfand,  wie  Alle,  welche  die  hohen  Tugenden  der 
Erzherzogin  Maria  kannten,  auch  Fürstbischof  Georg,  als  sie  im  Jahre  1604 
sehr  gefährlich  erkrankte.  Er  berichtete  (ddo.  Grätz  den  20.  April)  dem 
Jesuiten  P.  Bartholomäus  Willer,  Ferdinand's  Beichtvater,  welcher  den  Erz- 
herzog Maximilian  Ernst  (Ferdinand's  Bruder)  auf  seiner  Wallfahrt  nach 
Rom  begleitete,  dass  Maria  kurz  vorher  dem  Tode  sehr  nahe  war ,  so  dass 
sie  von  den  Ärzten  schon  aufgegeben  wurde,  und  von  ihren  Kindern  Ab- 
schied nahm.  Nun  sei  sie  aber  wieder  hergestellt.  Binnen  acht  Tagen  ging 
die  glückliche  Umwandlung  vor  sich.  „So  viel  vermögen  die  Gebete  und 
Wallfahrten  der  Guten,  welche  während  ihrer  Krankheit  häufig  von  Personen 
aller  Stände  waren  abgehalten  worden!  Nicht  minder  hat  die  letzte  Ölung 
ihre  Kraft  bewährt;  denn  schon  während  derselben  schien  sich  die  hohe 
Patientin  an  Geist  und  Körper  zu  erholen." 

Wie  Erzherzog  Ferdinand  bei  seines  Vaters  Tode  nicht  gegenwärtig 
war,  so  wurde  ihm  auch  während  seiner  Abwesenheit  die  Mutter  durch  den 
Tod  entrissen.  Er  war  als  Stellvertreter  Kaiser  Rudolfs  H.  am  13,  November 
1607  von  Grätz  nach  Regensburg  zum  dorthin  ausgeschriebenen  Reichstage 
abgereist,  welchen  er  am  12.  Jänner  1608  mit  einer  glänzenden  Rede  eröff- 
nete. Seinem  Beichtvater  und  Begleiter  P.  Bartholomäus  Willer  meldete  der 
Fürstbischof  (ddo.  Palmburg  —  so  hiess  wahrscheinlich  nach  seinem  Fami- 
lienschlosse sein  Haus  in  Grätz  —  am  29.  April  1608) :  „Ein  höchst  trauriges 
Ereigniss !  Maria,  diese  heilige  Witwe,  die  fruchtbare  Mutter  glücklicher  Kin- 
der, die  Mutter  von  Königinnen,  der  Trost  Aller,  ist  gestorben,  nachdem  sie 


117 

erst  den  fünften  Tag  krank  war.  Am  Georgitage  gab  sie  mir  zu  meinem 
Geburtsfeste  ein  Angebinde:  am  Mareustage  (2d.  April)  wohnte  sie 
der  grossen  Litanei  noch  gesund  bei;  dann  ging  sie  zum  Mittagessen 
nach  Karlau,  wo  ihr  Unwohlsein  begann.  Am  nächsten  Tage  ging's  schlech- 
ter; am  dritten  war  Stillstand  ;  am  vierten  stellten  sich  Todeszeichen  ein  5 
am  fünften  Tage  starb  sie  (also  am  29.  April)  ungefähr  um  10  Uhr  Vormit- 
tags, während  wir  in  der  Kirche  „Allerheiligen"  öffentlichen  Gebeten  um  ihre 
Herstellung  oblagen.  Das  ist  das  Ende  dieser  ruhmwürdigen  Frau!  —  Wie 
traurig  es  nun  bei  uns  aussehe,  könnt  ihr  euch  leicht  vorstellen;  euren  Schmerz 
ermessen  wir  nach  dem  unsrigen.  Wir  haben  eine  besondere  Zierde  des  Hau- 
ses Österreich,  ja  der  christlichen  Welt  verloren!  Uns  Allen  ward  eine  tiefe 
Wunde  geschlagen;  keine  Arznei  scheint  sie  heilen  zu  können!"  —  Auch  an 
den  Erzherzog  Ferdinand  selbst  schrieb  er  (ddo.  Palmburg  den  1.  Mai  1608), 
und  versuchte  ihn  über  den  herben  Verlust  seiner  Mutter  zu  trösten:  „wenn 
dies  überhaupt  möglich,  und  es  nicht  besser  ist,  zu  schwei- 
gen, und  die  Linderung  des  Schmerzens  von  der  Zeit  zu 
er  warten."  —  Dieser  Trauerbericht  bestimmte  Ferdinand,  Regensburg  schon 
am  6.  Mai  zu  verlassen. 

Sechster  Artikel. 

Fürstbischof  Georg  HL  von  Lavant  in  seinem  Verhältnisse  zur  gesaiiimtcn  übrigen 
erzherzoglichen  Familie. 

Die  wahrhaft  aufrichtige  und  uneigennützige  Anhänglichkeit,  welche 
Fürstbischof  Georg  stets  gegen  das  erzherzogliche  Haus  bewies,  wurde  ihm 
mit  inniger  Zuneigung  von  Seite  aller  Mitglieder  desselben  vergolten.  Er 
war  ein  väterlicher  Freund  der  jungen  Prinzen  und  Prinzessinnen,  und  gerade 
als  solcher  manchmal  in  der  Lage,  durch  Belehrung  und  Ermahnung  sehr 
heilsam  auf  dieselben  einzuwirken,  —  Zwei  Brüder  Ferdinand's  hatten  sich 
schon  sehr  früh  dem  geistlichen  Stande  gewidmet ,  nämlich  Leopold  und 
Karl ;  mit  diesen  unterhielt  der  Fürstbischof  eben  desshalb  den  lebhaftesten 
Briefwechsel. 

Leopold,  geboren  am  9.  October  1586,  hatte  bereits  am  Feste  des 
h.  Johann  des  Täufers  lo96  vom  Seckauer  Fürstbischöfe  Martin  Brenner  die 
niederen  h.  Weihen  empfangen.  Er  wendete  sich  bald  darauf  (1597)  an  den 
Fürstbischof  Georg  mit  der  Frage:  wie  er  die  canonischen  Tageszeiten  mit 
Nutzen  beten  solle?  Sehr  schön  erwidert  ihm  dieser:  Es  freue  ihn,  dass 
sich  der  so  junge  Erzherzog  jetzt  schon  mit  dem  Breviergebete  vertraut 
mache.  Alle  Christen,  ganz  besonders  aber  die  Geistlichen,  seien  zum  Gebete 
verpflichtet;  siebenmal  des  Tages  sollen  wir  Gott  Lob  singen.  Diese  sieben 
Gattungen  des  Lobes  nenne  die  Kirche  die  sieben  canonischen  Hören. 
Hierin  sei  Rücksicht  zu  nehmen  auf  die  Zeit  und  auf  den  Stoff  des  Gebe- 
tes. Die  Zeit  der  einzelnen  Theile  des  Gebetes  solle  genau  eingehalten  wer- 
den ,  wie  dies  schon  ihr  Name  andeute ,  welchen  ihnen  die  Kirche  gewiss 
nicht  bedeutungslos  gegeben  habe.  Was  den  Inhalt  und  die  Meinung  betrifft, 
so  pflege  er  selbst  so  zu  beten :  In  der  Matutin  preise  er  Gott  wegen  seiner 


118 

Schöpfung  und  Erlösung  ,  in  der  Prim  flehe  er ,  dass  Gott  sein  Tagewerk 
segnen  wolle;  in  der  Terz  hitte  er  um  Vergebung  seiner  Schuld;  in  der 
Sext  um  jene  Tugenden,  deren  er  am  meisten  bedürfe;  in  der  Non  lege  er  alle 
Bedürfnisse  der  Seele  und  des  Leibes  dar,  und  bitte  Gott,  dass  er  diese 
wegnehmen,  jene  aber  vermindern  möge.  In  der  Vesper  opfere  er  sich  und 
all  das  Seine  Gott  auf;  im  Completorium  endlich  sage  er  Gott  Dank  für  alle 
empfangenen  Wohlthaten.  Diese  Art  zu  beten  habe  ihn  der  königliche  Pro- 
phet gelehrt.  —  Überdies  pflege  er  die  sieben  Bitten  des  „Vaterunser"  so  zu 
vertheilen,  dass  jeder  canonischen  Tageszeit  immer  eine  Bitte  entspreche.  Die 
dritte  Art  zu  beten  bestehe  darin,  dass  er  Gott  inbrünstig  bitte,  er  wolle  die 
sieben  Hauptsünden  aus  seinem  Herzen  vertilgen,  und  demselben  dafür  die  ent- 
gegengesetzten sieben  Gaben  des  h.  Geistes  einpflanzen.  Und  so  bete  er  nicht 
nur  in  seinem  eigenen,  sondern  auch  im  Namen  des  Nächsten  und  der  Kirche. 
—  „Welche  Art  und  Weise  Du  Dir,  durchlauchtigster  Prinz! —  so  schliesst 
der  Brief  —  schon  immer  auswählen  mögest,  bestrebe  Dich  ,  im  Geiste  und  in 
der  Wahrheit  mit  Ernst  und  Ausdauer  zu  beten;  dann  wird  Dein  Gebet  gewiss 
nicht  unfruchtbar  und  eitel  sein." 

Leopold  war  zum  Bischöfe  von  Passau  bestimmt.  Manche  damalige,  der 
heiligen  Kirche  aufrichtigst  ergebene  katholische  Regentenhäuser  bemühten 
sich  die  Wahl  ihrer  sogar  noch  minderjährigen  Prinzen  zu  Bisthümern 
durchzusetzen;  nicht  aus  ehrgeizigen  und  selbstsüchtigen  Absichten,  son- 
dern desshalb  zunächst,  um  die  Besetzung  der  Bisthümer  durch  protestantische 
Fürsten  zu  verhindern,  ürban,  aus  dem  adeligen  Geschlechte  von  Treubach, 
sass  seit  dem  Jahre  1361  auf  dem  bischöflichen  Stuhle  von  Passau.  Alfj  es 
sich  i.  J.  lo95  um  die  Bestellung  eines  Coadjutors  für  denselben  handelte, 
suchte  Herzog  Wilhelm  von  Bajern  die  Wahl  seines,  ebenfalls  noch  minderjäh- 
rigen Sohnes  Philipp,  seine  Schwester,  die  Erzherzogin  Witwe  Maria,  aber 
jene  Leopold's  durchzusetzen,  wobei  ihr  der  nachmalige  Cardinal  Melchior 
Clesel  erfolgreiche  Dienste  leistete.  Nachdem  iS98  mittlerweile  Bischof  Urban 
gestorben  war,  erkannte  Papst  Clemens  VIH.  den  Erzherzog  Leopold  als 
rechtmässig  erwählten  Bischof  von  Passau  an ;  ein  1600  erlassenes  Breve 
bestimmte  für  denselben  bis  zur  erreichten  Volljährigkeit  den  Unterhalts- 
betrag aus  dem  Bisthume,  welches  inzwischen  der  Passauer  Dompropst  Chri- 
stoph Pöttinger  verwaltete. 

Fürstbischof  Georg  setzte  allen  Werth  darauf,  dass  Leopold  —  der  sich 
mit  seinem  Bruder  Karl  meist  zu  Judenburg  aufhielt  —  zu  seinem  hohen 
Berufe  recht  tauglich  herangebildet  würde.  Desshalb  tadelt  er  in  einem 
Schreiben  den  Obersthofmeister  der  beiden  Prinzen,  Johann  Jakob  von  Lam- 
berg,  Domherrn  zu  Passau,  dass  er  den  jungen  Erzherzog,  bereits  erwählten 
Bischof,  zur  Jagd  verleite.  „Die  Enthaltsamkeit  davon  —  sagt  er  —  gebie- 
ten den  Clerikern  die  Canones,  die  Vernunft  und  die  Sitte.  Wer  für  Gott 
streiten  will,  darf  sich  nicht  in  weltliche  Geschäfte  verwickeln.  Jagd  nach 
Wild  und  jene  nach  Seelen,  vertragen  sich  nicht  mit  einander.  Dem 
Fürsten  ist  erlaubt  zu  jagen,  nicht  aber  dem  Bischöfe.  Ein  Bischof 
muss  von  Kindheit  an  an  das  Heilige  gewöhnt  werden.  Jagd  zieht  vom 
Studium  ab." 


119 

Das  neue  Jahr  1603  gab  dem  Fürstbischöfe  Georg  abermals  Veranlas- 
sung, dem  Erzherzoge  Leopold,  welchem,  und  seinem  Bruder  Karl  er  1602 
ein  Neujahrsgeschenk  zugeschickt  hatte,  alles  Glück  anzuwünschen.  Beim 
Jahreswechsel,  bemerkt  er,  soll  man  sich  insbesondere  der  Ermahnung  des 
Apostels  erinnern  :  „den  alten  Sauerteig  wegzuräumen."  Er  legt  dem  Prinzen 
recht  warm  die  Sorge  für  seine  ,  dem  allgemeinen  Gerüchte  nach  sehr  dar- 
niederliegende Diöcese  an  das  Herz.  Davon  hänge  ja  seine  Ehre  und  sein 
Heil  ab! 

Gegen  Ende  des  Jahres  1604  erhielt  Leopold  vom  h.  Vater  die  Voll- 
macht,  die  Verwaltung  des  Bisthumes  Passau  selbst  zu  übernehmen.  Als 
Fürstbischof  Georg  dies  erfahren,  schrieb  er  demselben  (ddo.  Palmburg 
den  1.  Jänner  160S):  „Rüste  Dich  nun  zur  Reise!  Was  weilst  Du  noch  zu 
Judenburg?  Welch  ein  Feld  ist  Dir,  Durchlauchtigster,  geöffnet!  Welch  eine 
Arbeit  wartet  dort  Deiner!  Was  fürchtest  Du?  Die  Last  der  Regierung? 
Wohl  ist  sie  sehr  schwer;  aber  die  Kräfte  dessen  werden  sie  stützen,  dem 
Du  Dich  gewidmet  hast!" 

Leopold  hatte  schon  i.  J.  1599  eine  Präbende  im  Capitel  zu  Strassburg 
erhalten,  und  nach  dem  Tode  des  dortigen  Bischofs,  Cardinais  von  Lothringen, 
1607,  trat  er  auch  daselbst  an  seine  Stelle.  Überdies  erhielt  er  1614  die 
fürstliche  Abtei  Murbach  im  Elsass;  seine  Hoffnung  aber  auf  das  Bisthum  Con- 
stanz,  welches  mit  Brixen  1600  durch  das  Hinscheiden  des  Cardinais  Andreas 
von  Österreich,  Sohnes  Ferdinand's  von  Tirol,  erledigt  war,  wurde  durch  eine 
andere  Wahl  des  Capitels  vereitelt.  Im  J.  1625  resignirte  er  (der  die  höheren 
h.  Weihen  nicht  empfangen  hatte)  seine  geistlichen  Ämter  in  die  Hände  des 
Papstes  Urban  VHL,  worauf  er  sich  1626  mit  Claudia,  Tochter  Ferdinand's, 
Grossherzogs  von  Toscana ,  vermählte.  Leopold  starb  den  3.  September  1633. 
(Siehe  v.  Hurter's  K.  Ferdinand  IL) 

Karl,  geboren  am  7.  August  1590,  hatte  den  ersten  Unterricht  von  Jakob 
Eberlein,  Pfarrer  zu  Brück  an  der  Mur,  des  Fürstbischofs  Martin  von  Seekau 
Vetter  und  Nachfolger,  erhalten.  Das,  wie  oben  erwähnt,  1600  erledigte  Bis- 
thum Brixen  wollte  der  h.  Stuhl  ihm  seiner  zu  grossen  Jugend  wegen  nicht 
anvertrauen.  Später  wurde  ihm  eine  Präbende  im  Domstifte  seines  Bruders 
Leopold  in  Passau  zu  Theil.  Ihm  hatte  Fürstbischof  Georg  die  minderen  h.  Wei- 
hen am  29.  August  1598  in  dem,  der  unbefleckten  Empfängniss  Maria  geheilig- 
ten Oratorium  der  Erzherzogin  Witwe  zu  Grätz  in  Gegenwart  aller  Prinzen 
und  Prinzessinnen  verliehen,  und  die  diesfälligen  Formaten  (1604)  an  KarPs 
Mutter  auf  deren  mehrmaliges  Begehren  eingesendet,  nachdem  er  sie  nach 
langem,  fruchtlosem  Suchen  zufällig  in  einem  Gebetbuche  gefunden. 

Karl  zeigte  in  seiner  frühesten  Jugend  —  spater  nicht  mehr  in  gleichem 
Grade  —  grosse  Wissbegierde;  der  Fürstbischof  hatte  zeitweise  vollauf  zu 
thun,  um  dieselbe  zu  befriedigen.  Seinen  vielleicht  auch  zunächst  dadurch 
veranlassten  Bericht  an  ihn  über  die  Gegenreformation  haben  wir  bereits  kennen 
gelernt.  In  mehreren  rein  didaktischen  Briefen  (wahrscheinlich  aus  d.  J.  1604) 
beantwortet  derselbe  verschiedene  Fragen  in  einer  Welse,  welche  des  Fürst- 
bischofs tief  christliche  Lebensweisheit  auf  das  Schönste  beurkunden.  Der 
Prinz  fragte  ihn  einst:  Was  denn  das  Kostbarste  unter  allen  Dingen  auf 


120 

der  Welt  sei?  Dieser  erwiderte:  „Eigentlich  sei  Alles  kostbar,  was  Gott 
geschaffen,  aber  in  verschiedenem  Grade.  Unter  den  Geschöpfen  stehe  obenan 
der  Mensch;  desshalb  solle  er  sich  nicht  durch  Laster  unter  dieselben 
erniedrigen.  Dem  Gebrauche  nach  sei  jenes  kostbarer,  was  in  näherer 
Beziehung  zum  Seelenheile  stehe,  und  das  sei  die  Zeit  ganz  besonders. 
Denn  von  ihr  hänge  ja  unsere  Glückseligkeit  im  Himmel  ,  unsere  Ewig- 
keit ab.  Wie  schwer  sündigt  also  derjenige,  welcher  die  Zeit  zum  Bösen 
missbraucht!"  — 

Karl  wollte  wissen,  was  denn  das  Stärkste  sei?  „Im  Allgemeinen 
lautet  die  Antwort,  das,  was  vor  Nichts  weicht  und  Alles  besiegt.  Dies  aber 
sei  einzig  nur  das  gu  te  Ge  wi  ss  en.  Wie  man  aber  ein  gutes  Gewissen 
erlange,  zeige  der  Weltap?)stel,  wenn  er  schreibt:  Ich  habe  einen  guten  Kampf 
gekämpft,  ich  habe  den  Glauben  bewahrt." 

Scherzhaft  fragte  ein  anderes  Mal  Karl:  warum  denn  gerade  er  jetzt  in 
den  Hundstagen  von  der  grossen  Hitze  so  sehr  leide,  der  Fürstbischof  aber  so 
wenig?  Dieser  entgegnete  recht  heiter:  „Das  kommt  daher,  weil  Du  frisch 
und  gesund  bist,  ich  aber  ein  alter  kränklicher  Mann  bin.  Freilich  könnte  man 
umgekehrt  behaupten:  wer  leide,  sei  krank,  nicht:  wer  nichts  leide!  — 
Ich  bin  ferners  zu  viel  beschäftigt,  als  dass  ich  auf  die  Sonnenhitze  Acht 
haben  könnte,  und  bestehe  aus  Körper  und  Geist,  nicht  aus  Wachs  und 
Butter." 

Auf  sein  Verlangen  thut  ihm  der  Fürstbischof  dar,  dass  und  wie  sehr 
dem  Landesfürsten  gute  und  treue  Rathgeber  nothwendig  seien.  „Auch  Du, 
schliesst  er,  sollst  nichts  ohne  weisen  Rath  unternehmen;  dann  wird  Dir  Alles 
glücklich  von  Statten  gehen." 

Der  Prinz  hatte  dem  Fürstbischöfe  zum  Kaufe  seines  Hauses  am  bequem- 
sten Posten  in  Grätz  (vielleicht  das  oft  erwähnte  „Palmburg")  gratulirt,  ihn 
aber  dabei  scherzweise  an  den  Spruch  David's  erinnert:  „divitiae  si  affluant, 
nolite  cor  apponere."  Der  Fürstbischof  bedankt  sieh  dafür,  meint  aber,  die 
Erinnerung  sei  überflüssig,  denn  er  habe  das  Haus  leer  und  Iheuer  gekauft, 
sei  also  nur  ärmer  geworden.  Überdies  lehre  der  königliche  Sänger  den 
rechten  Gebrauch  der  Reichthümer,  ohne  den  sie  zum  Gifte  und  zur  Pest 
werden.  Daher  soll  man  Almosen  geben,  und  zwar  nicht  nur  von  dem  Über- 
flüssigen, soll  auch,  wenn  noth ,  seiner  Bequemlichkeit  hie  und  da  etwas 
versagen. 

Ein  anderes  Mal  spricht  er  von  den  Gefahren  des  Hoflebens.  Dann 
wieder  legt  er  ihm  mit  Bezug  auf  den  Ausspruch  des  heil.  Paulus  I.  Timoth. 
IV,  V.  8  aus  einander,  was  die  Gottseligkeit  (pietas)  sei,  und  wie  sie  zu 
Allem  fromme. 

Auf  die  Frage,  welche  Tracht  sich  für  Kleriker  am  besten  zieme,  erhält 
Karl  zur  Antwort:  „Eine  weder  eitle,  noch  schmutzige." 

Derselbe  hatte  sich  an  den  Fürstbischof  gewendet,  um  durch  ihn  Dispens 
vom  Abgange  des  canonischen  Alters  zu  den  höheren  heiligen  Weihen  zu 
erwirken.  Dieser  erwiderte:  „Er  selbst  habe  nicht  die  Vollmacht  zu  dispen- 
siren;  aber  auch  um  des  Erzherzogs  willen  wolle  er  um  dieselbe  nicht  beim 
h.    Stuhle    einschreiten,   ja    nicht    einmal    die    ihm    von    dort  freiwillig 


i 


121 

angebotene  mochte  er  annehmen.  Ich  weiss,  sagt  er,  was  meinem  Gewissen 
frommt.  Ich  ängstige  mich  sehr,  so  oft  ich  Priester  reiferen  Alters 
weihen  solle,  ob  es  wohl  Würdige  sein  werden!  Und  nun  soll  ich  Unreifen 
die  Hände  auflegen  I  Der  Priester  nach  dem  Evangelium  soll  vollkommen  sein, 
und  sich  durch  heilige  Sitten,  Gelehrsamkeit,  Lehrautorität  empfehlen.  Diese 
Eigenschaften  werden  nur  durch  grosse  und  lange  Mühe  erworben.  Sie  kommen 
vor  dem  männlichen  Alter  Niemandem,  in  diesem  selbst  nur  Wenigen 
zu !  (Karl  wurde  auch  später  nicht  zum  Priester  geweiht.) 

Auf  abermalige  schriftliche  Anfragen  lehrt  ihn  der  Fürstbischof:  dass  die 
Furcht  Gottes  der  einzige  Zügel  sei,  um  die  unbändige  Jugend  im  Zaume  zu 
halten;  ferner,  dass  unter  den  Übeln,  welche  aus  der  Sünde  des  Adam  her- 
stammen, der  Tod  und  der  Verlust  des  Paradieses  wohl  grosse,  das  grösste  aber 
die  Blindheit  des  Geistes  (der  V'erlust  der  Gnade  Gottes)  sei. 

Erzherzog  Karl  wurde  zum  Bischöfe  von  Breslau  vom  dortigen  Capitel 
postulirt ,  wozu  ihn  Fürstbischof  Georg  in  einem  Schreiben  (ddo.  Palmburg 
18.  Juli  1608)  beglückwünscht.  „Heil  Dir,  sagt  er  unter  Anderm,  wenn  Dein 
Leben  und  Deine  Lehre  so  beschaffen  sein  werden,  dass  sie  Führer  und  Richt- 
schnur für  Alle  sein  können!" 

Erzherzog  Ferdinand,  wohl  wissend,  dass  sein  Bruder  noch  eines  weisen, 
erfahrneren  Rathgebers  bedürfe ,  ersuchte  den  kaum  von  der  Statthalterschaft 
abgetretenen  Fürstbischof  durch  seinen  eigens  an  ihn  abgesandten  Beicht- 
vater P.  Bartholomä  Willer,  das  Amt  eines  Obersthofmeisters  bei  Karl  zu 
übernehmen.  Jener  entschuldigte  sich  wohl  mit  seinem  Alter  und  seiner 
Gebrechlichkeit  (ddo.  Lavant  18.  September  1609),  kam  aber  doch  endlich 
der  wiederholten  dringenden  Aufforderung  des  Erzherzogs  nach.  Am  Vorabende 
des  Weihnachtsfestes,  am  vierten  Tage  nach  Erzherzog  Karl,  traf  er  in  Neisse 
ein,  wo  dieser  vorläufig  seinen  Sitz  aufgeschlagen  hatte. 

Im  Berichte  an  Erzherzog  Ferdinand  (ddo.  Otmachau  24.  Jänner  1610) 
beschreibt  der  Fürstbischof  den  religiösen  Zustand  der  Diöcese  Breslau  als 
einen  traurigen;  sie  ist,  sagt  er,  wegen  der  (im  Majestätsbriefe  Kaiser 
Rudolph's  am  11.  Juli  1609)  zugestandenen  Religionsfreiheit  sehr  herabge- 
kommen. —  Welche  Mühe  sich  derselbe  gab,  der  katholischen  Kirche  auch  in 
Schlesien  aufzuhelfen,  erhellt  insbesondere  daraus,  dass  er  (Neisse,  15.  October 
1610)  die  Königin  von  Polen,  Constantia,  bat,  sie  möge  ihren  Gemahl  Sigis- 
mund  III.  bewegen,  an  die  Herzoge  und  Stände  Schlesiens  ein  Ermahnungs- 
schreiben zu  erlassen,  sie  sollten  sich  aller  Gewaltthätigkeit  gegen  die  Katho- 
liken und  seinen  Schwager  Karl  enthalten.  Der  König  entsprach  dem  Gesuch 
(aus  dem  Lager  bei  Smolensk  den  14.  December  1610)  und  ging  zugleich 
den  Kaiser  Rudolph  II.  an,  die  Rechte  Karl's  und  der  katholischen  Kirche 
zu  schützen.  —  Am  13.  April  1611  verliess  Georg  Schlesien  und  schrieb 
(ddo.  Breslau  den  15.  October  1610)  an  Erzherzog  Ferdinand:  Er  sehne 
sich  nach  der  Ruhe  des  Körpers  und  des  Geistes  ,  wie  der  Hirsch  nach 
dem  Schalten  und  der  Taglöhner  nach  dem  Endo  seiner  Arbeit.  Am  6.  Mai 
langte  er  in  Lavant  (St.  Andrea)  an,  wo  es  sein  erstes  Geschäft  war,  über 
seine  Verwaltung  dem  Erzherzoge  Ferdinand  Rechenschaft  abzulegen  (ddo. 
7.  Mai  1011). 


122 

Von  Karl  werden  in  diesem  Berichte  lobenswerthe  Züge  angeführt;  nnr  sei 
er  kein  Freund  der  Musen,  welche  er  wie  Sehlangen  hasse.  Was  zur  ßeschützung 
des  katholischen  Glaubens  geschehen  könne,  sei  geschehen,  auch  ein  Streit 
zwischen  dem  Capitel  zu  Breslau  und  dem  Erzherzoge  Karl  geschlichtet  wor'den, 
durch  seine  (des  Fürstbischofs)  Vermittlung.  (Derselbe  betraf  den  Verlust 
des  Capitanates  —  der  Landeshaupfraannschaft  —  von  Schlesien  an  die 
Protestanten  und  überhaupt  den  herabgekommenen  Stand  der  katholischen 
Kirche.) 

Im  Consistorial-Archive  zu  St.  Andrea  befindet  sich  ein  Schreiben,  worin 
Karl  (ddo.  Neisse  30.  October  1617)  dem  Fürstbischöfe  meldef ,  er  habe  ein 
Canonikat  am  Domstifte  zu  Olmütz  angenommen.  Weil  er  aber  zur  Besitznahme 
die  ordentlichen  Formaten  über  die  erhaltene  Tonsur  und  die  über  vier  niederen 
Weihen  brauche,  so  wollen  ihm  dieselben  zugefertigt  werden.  (Er  wird  die 
ersten  wohl  verloren  haben,  welche  der  Fürstbischof  bereits  1604  an  die  Erz- 
herzogin-Mutter eingesendet  hatte.) 

Karl,  auch  Hoch-  und  Deutschmeister,  war  1624  zu  Madrid  gestorben,  bald 
darauf,  als  ihn  sein  Schwager  König  Philipp  III.  im  nämlichen  Jahre  erst  als 
Landpfleger  von  Portugal  berufen  hatte. 

Auch  bei  den  übrigen  Prinzen  und  Prinzessinnen  des  erzherzoglichen  Hauses 
galt  Fürstbischof  Georg  sehr  viel.  Bei  der  Vermählung  Ferdinand's  mit  Maria 
Anna  (Tochter  des  Herzogs  Wilhelm  von  Baiern,  Bruders  der  Erzherzogin- 
Mutter  Maria,  geb.  8.  December  l.i72  zu  München),  die  am  23.  April  1600  zu 
Grätz  statthatte,  hielt  er  die  wahrhaft  ausgezeichnete  Trauungsrede,  während 
die  Einsegnung  von  dem  Cardinal  Franz  von  Dietrichstein,  Bischof  zu  Olmütz, 
vorgenommen  wurde. 

Die  Königin  Margaretha  von  Spanien  hatte  ihm  noch  als  Braut  ein  Geschenk 
im  Werthe  von  1000  Ducaten  gemacht;  durch  ihre  sie  begleitende,  aus  Spanien 
nach  Hause  zurückkehrende  Mutter  überschickte  sie  ihm  wieder  eines,  wofür 
sich  der  Fürstbischof  (ddo.  Lavant  17.  November  1600)  bedankt.  Sie  starb  am 
3.  October  1611  eines  unverhofften  Todes,  worüber  der  Fürstbischof  im  Schrei- 
ben an  den  Erzherzog  Ferdinand  (ddo.  Lavant  23,  November  g.  J.)  sein  Leid- 
wesen ausdrückt. 

Der  Erzherzogin  Maria  Magdalena  (Ferdinand's  Schwester,  geb.  7.  October 
1587)  war  er  Firmpathe.  Zum  Neujahre  1603  verehrte  er  ihr  (laut  Schreibens 
an  den  erzherzoglichen  Leibarzt  Gisbert  Voss,  ddo.  31.  December  1602) 
tausend  auserlesene  Perlen,  die  er  um  mehr  als  330  Kronen  gekauft.  Im  Jahre 
1G08  hatte  sie  sich  mit  dem  Grossherzog  von  Toscana,  Cosmus  IL,  vermählt. 
Durch  einen  gewissen  Philibert  liess  sie  (1609)  dem  Fürstbischöfe  ihren  Gruss 
entrichten;  im  Briefe,  ddo.  Pisa  am  16.  April  1610,  an  ihn  sagt  sie,  dass,  so  sehr 
sie  ihm  die  verdiente  Buhe  nach  niedergelegter  Statthalterschaft  gegönnt  hätte, 
sie  sich  doch  sehr  darüber  freue,  dass  er  die  Verwaltung  des  Bisthums  Breslau 
für  ihren  noch  mehr  unerfahrenen  Bruder  zu  dessen  und  der  Beligion  Frommen 
übernommen  habe.  Sie  lobt  ihn  ausserordenth'ch,  nennt  ihn  ihren  besten  Vater, 
sich  selbst  aber  seine  Tochter.  (Maria  Magdalena  starb  1631.) 

So  drückt  auch  Constantia,  Königin  von  Polen,  im  Schreiben  ddo.  Wilna 
am  31.  März  1610  ihm  ihre  Freude  darüber  aus,  dass  er  ihrem  Bruder  Karl  zur 


123 

Seite  stehe.  „Wäre  dies  früher  geschehen,  so  würde  Karl  gewiss  vielen  Unan- 
nehmlichkeiten enthoben  worden  und  auch  das  Capitanat  von  Schlesien  nicht  in 
die  Hände  der  Akatholiken  gekommen  sein." 

Fürstbischof  Georg  war  dem  Hofleben  im  Allgemeinen  nicht  besonders 
hold;  aber  dem  Hofe  Erzherzog  Ferdinand's  spricht  er  doch  das  grösste,  gewiss 
bestverdiente  Lob.  „Es  gibt  keinen  heiligeren  Wandel,  keine  aufrichtigere 
Frömmigkeit,  kein  gerechteres  Handeln,  sehreibt  er  an  den  Regierungsrath 
Camillo  Suardus,  als  das  Ferdinand's  und  der  anderen  Erzherzoge.  Nach  dem 
Beispiele  des  Fürsten  richten  sich  die  Höflinge.  An  diesem  Hofe  wird  kein 
Schlechter  geduldet,  eben  so  wenig  als  das  Meer  einen  Todten  verträgt." 

Recht  lieblich  ist  die  kurze  Schilderung  des  Familienlebens  und  der  ein- 
zelnen erzherzoglichen  Personen,  welche  der  Fürstbischof  im  Briefe  (ddo. 
31.  December  1607)  an  den  Beichtvater  Ferdinand's  P.  Bartholomä  Willer, 
damals  mit  jenem  in  Regensburg,  entwirft.  „Alle  Prinzen  sind  gesund,  heisst 
es  darin.  Die  Erzherzogin -Mutter  klagt  zwar  hie  und  da  über  Kopfbeklem- 
mung, ist  aber  bald  wieder  frei  davon.  Maria-Anna  (Ferdinand's  Gemahlin) 
vereinigt  die  Eigenschaften  der  Maria  und  Martha  in  sich,  sie  ist  ein  Muster 
von  Güte.  Maximilian  Ernst,  voll  Bewegung,  ist  immer  mit  Etwas  beschäftigt; 
Karl  studirt  den  Cicero,  verlässt  ihn  aber  hie  und  da,  denn  er  ist  schon 
beredter  als  Cicero  und  klüger  als  ein  Fuchs  ;  der  kleine  Johann  Karl  (Ferdi- 
nand's Sohn,  geboren  1605,  -|-  1619)  ist  recht  geschwätzig,  die  Freude  seiner 
Grossmutter,  Mutter  und  der  Übrigen." 

Es  war  gewiss  ein  sehr  schönes  Verhältniss ,  in  welchem  Fürstbischof 
Georg  zum  hohen  Regentenhause  Innerösterreiehs  stand ! 


Siebenter  Artikel. 

Noch  einige  Bemerkungen  über  den  Charakter  Fürstbischofs  Georg  III.  von  Lavant.  - 

Sein  Tod. 

Wie  das  öffentliche  Leben  des  Fürstbischofs  Georg  beschaffen 
war,  und  was  er  in  der  Kirche  und  im  Staate,  wo  er  eine  so  hohe  Stellung 
einnahm,  für  Beide  Erspriessliches  geleistet  habe,  ist  bisher  dargethan  worden. 
Zur  Vervollständigung  des  von  ihm  entworfenen  Bildes  wird  hier  noch  Einiges 
angefügt,  was  seinen  persönlichen  Charakter  in  mehrfacher  Beziehung  aufzu- 
hellen im  Stande  ist. 

Die  betreffenden  Daten  sind  zumeist  seinen  Briefen  entnommen;  und  in 
der  That!  woraus  lässt  sich  auf  den  Charakter  eines  Menschen,  auf  seinen 
Werth  sicherer  schliessen,  als  gerade  aus  seinen  Briefen,  in  welchen  die 
innersten  Regungen  und  Wünsche  seiner  Seele,  seine  geheimsten  Gedanken 
und  Plane,  seine  Ansichten  um  so  wahrer,  je  offener  und  rückbaltsloser  dar- 
gestellt sind? 

Was  Fürstbischof  Georg  für  die  katholische  Kirche  in  Innerösterreich 
Grossartiges  vollbrachte,  ging  aus  seiner  aufrichtigsten  Überzeugung  von  ihrer 
guttlieheo  Einsetzung  und  der  alleinigen  Wahrheit  ihrer  L<>hre  hervor.  Man- 
ches Andere  noch  stellt  ihn  uns  als  einen  innig  frommen  Mann  dar.    Er  war 


124 

ein  Freund  des  Gebetes,  dem  er,  auch  noch  so  viel  beschäftigt,  gerne  oblag, 
ebenso  den  kirchlichen  Andachtsübungen,  deren  würdige  Feier  er  möglichst 
beförderte.  So  unter  Anderm,  als  er  1605  (Palmburg,  26.  Juli)  seinem  Capitel 
zu  St.  Andrea  die  päpstliche  Jubiläums- Ausschreibung  zur  Verlautbarung 
zufertigte.  „Ihr  wisst  ja,  sagt  er  in  der  Einleitung,  welche  Drangsale  jetzt  die 
christliche  Welt  drücken!"  Er  liebte  religiöse  Vereine  und  schloss  sich  selbst 
denselben  an.  Gewiss  war  er  über  die  Mittheilung  des  fünften  Generals  der 
Gesellschaft  Jesu,  Claudius  Aquaviva  (ddo.  Rom  den  19.  Mai  1604),  hoch 
erfreut,  dass  sich  nämlich  die  Gesellschaft  ihm  wegen  seiner  Tugend  und 
seines  Wohlwollens  zu  ihr  besonders  verpflichtet  fühle,  und  dies  nicht 
besser  an  den  Tag  legen  könne,  als  wenn  ihn  der  General  hiemit  kraft  seiner 
vom  Herrn  erhaltenen  Vollmacht  aller  Opfer,  Gebete,  Fasten  und  sonstigen 
guten  Werke,  welche  mit  der  Gnade  Gottes  in  der  ganzen  Gesellschaft  ver- 
richtet werden,  theilhaftig  mache. 

Die  Sodalität  der  heil.  Barbara  in  Wien  lud  ihn  (16.  November  1604)  als 
ihr  Mitglied  zum  bevorstehenden  Feste  der  heil.  Patronin  am  4.  December 
ein.  Sehr  bedauert  es  der  Fürstbischof  (ddo.  Palmburg  den  1.  December), 
dass  er  durch  Amtsgeschäfte  verhindert  sei,  zu  erscheinen. 

Fürstbischof  Georg  war  dem  Protestantismus  aus  ganzer  Seele  abgeneigt; 
auch  suchte  er  dessen  Bekenner  von  öffentlichen  Amtern  aus  religiösen 
Gründen  möglichst  ferne  zu  halten.  So  ereifert  er  sich  (im  Schreiben  an 
Erzherzog  Ferdinand,  ddo.  Grätz  am  18.  November  1608)  sehr  über  die- 
jenigen, welche  dem  Landesfürsten  den  Rath  geben,  er  solle  auch  Akatholiken 
in  den  Senat  aufnehmen.  „Dann  ginge  ja,  sagt  er,  die  Frucht  der  Reformation 
wieder  verloren.  Sollten  denn  die  Protestanten  tauglicher  sein  als  die 
Katholiken?« 

Aber  im  gewöhnlichen  Lebensverkehre  setzte  er  auch  gegen  die  Pro- 
testanten die  Pflichten  der  christlichen  Liebe  und  Höflichkeit  nicht  ausser  Acht. 
Er  lud  sie  hie  und  da  sogar  zu  Tische;  als  Jemand  dies  rügend  bemerkte, 
entgegnete  er,  dass  er  den  Herrn  nachahme,  der  ja  auch  mit  Solchen  umging, 
die  er  für  das  Himmelreich  gewinnen  wollte. 

Er  war  zwar,  wenn  es  die  öff'entliche  Sicherheit,  Zucht  und  Ordnung  galt, 
insbesondere  als  Statthalter,  sehr  strenge.  Als  sich  in  Grätz  die  Ruhestörungen 
und  Excesse  durch  Betrunkene  mehrten,  Raufereien,  sogar  Mofdthaten  vor- 
fielen, da  drang  er  bei  dem  Erzherzoge  (Schreiben  an  denselben  ddo.  Grätz, 
auch  den  18.  November  1608)  auf  das  Kräftigste  auf  Abstellung  der  Sauf- 
gelage, die  beinahe  allnächtlich  statthatten ,  und  bezeichnete  die  Straflosigkeit 
als  die  Quelle  solcher  Verbrechen.  Er  legte  aber  manchmal  sein  Fürwort  um 
Milde  ein,  wo  er  sie  am  Platze  hielt.  So  unter  Anderm  damals,  als  Erzherzog 
Ferdinand  den  zum  Tode  verurtheilten  Verbrecher,  welcher  sich  an  einem  die 
Messe  lesenden  Pfarrer  vergriffen,  zum  lebenslänglichen  Kerker  begnadigte. 
Der  Fürstbischof  rieth  (an  Erzherzog  Ferdinand  ddo.  Grätz  26.  August  1607) 
auf  Umwandlung  dieser  Strafe  in  eine  andere  zu;  theils  weil  lebensläng- 
licher Kerker  früher  hier  nicht  gebräuchlich  war,  theils  weil  er  eine 
schwerere  Strafe  sei  als  selbst  der  Tod.  „Was  soll  der  Verbrecher  im  Kerker 
thun?   fragt  er.     Was  denken  in  der  Finsterniss?    Wird  er  nicht  vergehen? 


125 

Ja,  wird  er  nicht  etwa  aus  Verzweiflung  mit  eigener  Hand  sich  den  Tod 
geben?" 

Er  half,  wo  er  konnte,  und  seine  Verwendung  wurde  gewiss  von  nicht 
Wenigen  in  Anspruch  genommen.  Verkannter  nahm  er  sich  mit  Wärme  an ; 
z.  B.  des  so  gräulich  ermordeten  Joseph  Rabatta  u.  A.  Es  gereichte  ihm  zum 
Vergnügen,  ihre  Unschuld  dargethan  zu  sehen.  Er  war  der  zartesten  unver- 
brüchlichen Freundschaft  fähig.  Es  ist  wahrlich  in  vielen  Briefen  des  Fürst- 
bischofs rührend  zu  lesen ,  wie  er  um  die  freundliche  Gesinnung  Solcher 
bittet,  die  unter  ihm  standen,  die  sich  durch  seine  Huld  hoch  geehrt 
und  beglückt  fühlten.  In  den  Schreiben  an  den  gelehrten  Robert  Turner 
(ein  geborner  Engländer  aus  Dervonshire,  tüchtiger  Philosoph  und  Theo- 
log ,  zu  Ingolstadt ,  später  Geheimschreiber  Erzherzog  Ferdinand's ,  *{-  wahr- 
scheinlich 160i)  beklagte  er  sich  manchmal,  dass  er  von  ihm  nichts  erfahre, 
er  möchte  ihm  zum  Beweise  seines  Andenkens  wenigstens  einen  leeren  Brief 
zuschicken.  Als  Turner  erkrankte,  stellt  er  ihm  Alles,  was  er  hat,  zu  Gebote, 
wenn  er  nur  sein  Leiden  erleichtern  könnte.  Mit  eben  solcher  Liebe  war  er 
dem  schon  genannten  Beichtvater  Ferdinand's,  P.  Bartholomä  Willer,  insbeson- 
dere aber  dem  Pater  Johann  Decker,  ebenfalls  aus  der  Gesellschaft  Jesu 
(Kanzler  der  Grätzer  Universität  und  Rector  des  Collegiums  zu  Olmütz, 
geboren  zu  Haesbrock  in  Belgien),  zugethan.  Nach  dessen  Umgang  sehnt  er 
sich  sehr  (noch  1614);  er  fühlt  sich  ganz  glücklich  bei  seiner  Kirche  in 
Lavant,  nur  „sein  P.  Decker"  geht  ihm  ab. 

Den  innigsten  Antheil  nimmt  der  Fürstbischof  am  Familienglücke  seines 
Neffen  Martin  von  Palmburg,  für  den  er  während  der  Studienzeit  zu  Ingol- 
stadt väterlich  sorgte,  und  welcher  sich  1608  mit  der  Enkelin  des  Präses  von 
Krain,  Johann  von  Edling,  Clara  von  Rabatta,  vermählte. 

Dieser  selbst  übersendet  er  kleine  Brautgeschenke  als  Beweise  seiner 
vollen  Beistimmung  zu  ihrer  Verehelichung.  —  Ein  Mann,  der  so  menschlich 
fühlt,  ist  gewiss  nicht  harten  Gemüthes! 

Er  weiss  so  schön  christlich  über  den  Verlust  theurer  Angehörigen  zu 
trösten,  als  z.  B.  (1601)  den  Kanzler  Wolfgang  Jöchlinger,  dem  seine  Gattin 
starb:  „Der  Herr  thut  Alles  wohl;  Er  gibt  und  nimmt  wieder;  man  solle  sich 
in  solchem  Falle  eben  als  Mann  zeigen"  u.  s.  w. 

Kleinliche  Eifersucht  war  ihm  fremd;  im  Gegentheile  freute  er  sich  des 
Guten,  durch  Wen  es  immer  geschah ;  wenn  fremde  Verdienste  Anerkennung 
fanden,  so  beeilte  er  sich,  dem  Belohnten  oder  Beförderten  zu  gratuliren,  wie 
er  dies  besonders  dann  that,  wenn  einer  seiner  Bekannten  auf  einen  bischöf- 
lichen Stuhl  oder  zu  einer  sonstigen  geistlichen  Würde  erhoben  wurde.  Zu 
Hause  und  in  Grätz  übte  er  gerne  Gastfreundschaft,  aber  ohne  übertriebenen 
Aufwand.  „Zu  Mittag  hat  er,  als  Statthalter,  meist  Hofleute  von  Adel  zu 
Gästen.  Aber  sein  Tisch  ist  (wie  er  seinem  Freunde  Karl  Finnik  berichtet) 
frugal,  sowohl  was  Speise  als  Trank  betrifft.  Verleumderische  oder  possen- 
reisserische  Gespräche  werden  da  nicht  geduldet."  Als  er  einmal  die  steieri- 
schen Deputirten  bewirthete,  paradirte  unter  den  Weinen  „echter  Wolfsberger." 
(Brief  an  Pater  Willer  12.  November  1608.)  —  Bewegung  und  Beschäftigung 
in   freier  Natur  war  ihm  Erholung  nach  anstrengender  Amtsarbeit.     „Sobald 


126 

er  Müsse  gewinnt,  eilt  er  in  sein  Tusculum  (in  oder  bei  Gratz,  etwa  das 
Palmburg?),  wo  er  ganz  Winzer  ist,"  sehreibt  er  1608  an  P.  Willer.  „Wenn 
die  Götter  von  den  Giganten  wären  aus  dem  Himmel  vertrieben  worden ,  so 
hätten  sie  sich  gewiss  keine  andere  Wohnstätte  als  sein  Tusculum  auserwählt" 
(an  Gisbert  Voss,  14.  Oetober  1609). 

Als  er  einige  Zeit  zu  St.  Florian  in  Steiermark  weilte,  sehrieb  er  an 
eben  diesen  Voss :  „Er  sehe  den  Schnittern  auf  dem  Felde  und  den  Maurern  zu, 
denn  er  lasse  ein  neues  Gebäude  aufFühren.  Seine  Freunde  möchten  aus  Grätz 
zu  ihm  kommen;  da  sollen  sie  finden  ein  Tractament  von  Gemüse  und  Hülsen- 
früchten. Dies  ist  jetzt  sein  Gericht;  es  schmeckt  ihm  aber  so  süss,  als  ihnen 
Pasteten  und  Hirschfleisch." 

Aus  seinen  Briefen  spricht  oft  die  heiterste  Laune;  hie  und  da  macht 
er  einen  Scherz.  Als  er  dem  P.  Willer  (ddo.  Krakau  den  13.  Jänner  1606) 
seine  baldige  Abreise  aus  Polen  meldet,  fügt  er  bei:  „Sieh  zu,  dass  wenn 
ich  nach  Hause  komme,  Alles  so  vorbereitet  sei,  wie  es  sich  für  einen  an 
königliche  Genüsse  Gewöhnten  ziemt."  Recht  drollig  berichtet  er  ihm  nach 
Regensburg  über  eine  Hasenjagd  in  der  Stadt  Grätz  selbst.  Die  daselbst  anwesen- 
den Deputirten  hatten  nämlich  bei  100  Hasen  sammt  den  Hunden  ausgelassen 
und  machten  .fagd  auf  sie.  Die  Bürger,  die  davon  nichts  wussten,  geriethen  in 
Schrecken.  Die  Akademiker  im  Jesuiten-CoUegium,  wo  eben  der  Fürstbischof 
zu  Mittag  speiste,  schrien  „Aufruhr!"  Der  Hector  stellte  an  alle  Thore  und 
Fenster  Wachen  hin,  die  er  mit  allerhand  Waffen,  als:  Speeren,  Pfählen, 
Brennholz,  Steinen  u.  dgl.  versah.  Auch  der  Fürstbisehof  postirte  sich  mit 
einem  Scheitholz  an  das  Hauptthor.  Schon  hörte  man  den  Lärm  ganz  in  der 
Nähe.  „Da  rief  ich  (sagt  er);  Auf,  Gefährten!  Der  Feind  ist  da!  Nun  braucht 
es  Muth!  Da  ich  aber  von  aussen  Mehrere  laut  lachen  hörte,  machte  ich  das 
Thor  ein  wenig  auf.  Wie  ich  aber  den  Kopf  vorstrecke,  husch!  da  stürzen 
15  Hasen,  von  den  Hunden  heftig  verfolgt,  um  sich  zu  retten,  durch  das  Thor. 
Als  die  Jäger  nach  ihnen  hinein  wollten,  schliessen  die  Wächter  mit  gewalti- 
gem Geschrei  das  Thor  zu.  Nicht  weit  davon  war  der  Kanzler;  der,  als  er 
das  Geräusch  hörte  und  meinte,  man  sei  schon  im  Handgemenge,  schrie: 
Der  Feind  ist  da!  Lasst  uns  kämpfen,  Brüder!  Der  Rector  aber,  als  er  den 
Irrthum  gewahr  wurde,  winkte  mit  der  Hand  Stillschweigen,  hiess  Alle  die 
Waffen  niederlegen  und  auf  die  Hasen  losgehen.  Am  selben  Tage  wurden  deren 
13  gefangen,  am  folgenden  die  übrigen  zwei,  von  denen  einige  unter  Freunde 
vertheilt,   die  anderen  aber  im  Collegium  verzehrt  wurden." 

Ein  anderes  Mal  erzählt  er  dem  Pater,  was  er  sich  für  einen  Spass 
erlaubt  habe.  Er  war  bei  einer  Jagd  auf  Biber.  Nach  derselben  wurde  gestritten, 
was  davon  am  besten  zu  essen  wäre;  endlich  entschied  man  sich  für  den  Schweif. 
Das  merkte  er  sich.  Am  nächsten  Tage  schickte  er  den  Höflingen  die  Schweife 
von  gefangenen  Wölfen;  damit  ist  er  aber  übel  angekommen,  denn  sie  fanden 
dieselben  sehr  unsehmackhaft. 

Fürstbischof  Georg  war  ein  Patriot  im  edelsten  Sinne.  Gemeinnützige 
Anstalten  hatten  an  ihm  einen  eifrigen,  opferwilligen  Beförderer,  insbesondere 
wenn  sie  auch  für  die  Kirche  vom  Nutzen  waren.  Schon  Erzherzog  Karl  H. 
hatte  mit  dem  Jesuiten-CoUegium  zu  Grätz  eine  andere  Anstalt  in  Verbindung 


127 

gebracht,  welche  vom  Erzherzog  Ferdinand  ansehnlich  erweitert  und  nach  ihm 
das  Ferdinandeum  genannt  wurde.  Ihr  Zweck  war,  Söhnen  unbemittelter 
Eltern  das  kostenfreie  Studium  gegen  die  einzige  Bedingung  zu  erleichtern, 
dass  sie  sich  zu  musikalischen  Leistungen  in  der  Hofkirche  verwenden  Hessen. 
Diesem  Institute  widmete  der  Fürstbischof  alle  Sorgfalt.  Er  hatte  dem  P.  Barth. 
Willer  am  li.  November  1604  mit  grosser  Freude  Geld  für  das  Collegium  ein- 
geschickt, mit  dem  Beisatze:  „Ich  meine,  dass  keine  Ausgabe  Gott  wohl- 
gefälliger sei,  als  jene  zur  Ausbildung  der  Jugend."  Unterm  2.  December  i606 
bedeutete  er  demselben:  „Die  Zöglinge  leiden  Mangel.  Zu  ihrem  Unterhalte 
habe  er  neulich  einen  Zehend  um  5000  Gulden  gekauft,  welche  er  aber  nicht 
bezahlen  könne.  Darum  wolle  Erzherzog  Ferdinand  entweder  das  Geld  her- 
geben oder  die  zollfreie  Ausfuhr  von  so  viel  Getreide  in  das  Gebiet  der  Vene- 
tianer  erlauben,  dass  obige  Summe  hereingebracht  werde."  —  Die  Hauptstadt 
Grätz  hatte  dem  Fürstbischöfe,  ausser  den  Vorkehrungen  für  die  Sicherheit  in 
ihr  als  Statthalter,  viel  zu  verdanken.  Er  wünschte  die  Errichtung  einer  Lehr- 
kanzel für  Rechtswissenschaften,  und  eines  Bisthums  allda  (Brief  an  P.  Willer, 
11.  November  1604);  verlangte  ihre  Befestigung,  als  einer  Grenzstadt,  und 
Beobachtung  grösserer  Eleganz  und  Ordnung  im  Aufbauen  der  Häuser,  weil 
sie  ja  die  Residenz  des  Landesfürsten  sei. 

Mehr  als  einmal  ergeht  er  sich  in  den  heftigsten  Ausdrücken  über  jene 
Protestanten,  als  Feinde  des  Vaterlandes,  welche  auf  den  Landtagen  die  Bei- 
steuer zum  Türkenkriege  geradezu  verweigern  oder  von  der  Gewährung  freier 
Religionsübung  abhängig  machen  wollten.  Er  selbst  kam  seiner  Bürgerpflicht 
bereitwilligst  nach.  Der  Regent  Erzherzog  Maximilian  bezeugt  ihm  (ddo.  Grätz 
den  14.  Mai  1594)  eigens  sein  Wohlgefallen  darüber,  dass  er  zur  bevorstehenden 
Kriegs-Expedition  dreihundert  Vierling  Haber  dargeben  wolle.  (Cons .-Archiv.) 
Nur  aus  Mangel  am  Gelde  konnte  er,  bei  dem  besten  Willen,  einer  vom  Erzherzog 
Ferdinand  an  ihn  am  28.  März  1597  erlassenen  Aufforderung  nicht  entsprechen. 
Derselbe  hatte  nämlich  vom  Kaiser  Rudolf  IL,  der  sich  in  einer  bedrängten 
Finanzlage  befand,  für  20,000  Gulden  Zobelfelle  erhalten,  um  sie  zu  verkaufen 
und  mit  dem  Erlöse  das  Kriegsvolk  zu  Petrinia  (an  der  Kulpa)  zu  bezahlen. 
Ferdinand  schickte  für  600  Gulden  davon  an  den  Fürstbischof  zur  Abnahme. 
Dieser  bedauert  (St.  Andrea  den  0.  Mai  1597)  sehr,  nicht  im  Stande  zu 
sein,  es  jetzt  zu  thun:  er  „wird  aber  hinfüro  mit  Allem,  so  ihm  der  Segen 
Gottes  geben  wird,  zu  Diensten  stehen  (Cons.-Archiv).  Er  erfüllte  sein  Ver- 
sprechen. Auch  in  seinem  Promemoria  bemerkt  er,  dass  er  Vieles  für  die 
Kriegsbedürfnisse  gegen  den  Feind  des  christlichen  Namens  hergegeben  habe. 

Aus  einigen  Äusserungen  des  Fürstbischofs  könnte  man  zwar  versucht 
werden  auf  Selbstgefiilligkeit  zu  schliessea,  aber  gewiss  würde  man  ihn  unge- 
recht beurtheilen.  Wenn  er  seiner  Leistungen,  wie  insbesondere  in  seinem,  im 
Todesjahre  verfassten  Promemoria  geschieht,  Erwähnung  macht,  so  thut  er 
es  nur  zu  seiner  Rechtfertigung,  weil  ersieh  hie  und  da  verkannt  wusste, 
hier  aber,  weil  er  es  sich  und  der  Welt  schuldig  zu  sein  glaubte,  am  Ende 
seiner  irdischen  Laufbahn  öffentlich  Rechenschaft  zu  geben  über  sein 
vieljähriges  Wirken  in  der  Kirche  und  im  Staate.  Bescheidenheit  darf  ihm 
nicht  abgesprochen   werden.    I^obsprüche  nahm  er  ungerne  an.    „Sind  meine 


128 

Verdienste,  schreibt  er  an  Robert  Turner,  wohl  richtig  so  gross  als  Du  sie  rühmst, 
oder  werden  sie  nicht  durch  Deine  Liebe  zu  mir  vergrössert?  Arbeiten  habe 
ich  wohl,  besonders  geben  mir  die  Türken  und  Akatholiken  viel  zu  thun; 
dann  die  unzähligen  Streitsachen,  die  ich  erledigen  muss.  Die  übrige  Zeit 
nehmen  das  Breviergebet  und  die  kirchlichen  Verrichtungen  in  Anspruch.  Doch 
dies  ist  noch  immer  nicht  so  viel,  dass  es  Lob  verdiente.  Es  könnte  von  mir 
mehr  verlangt  werden  als  ich  leiste.  Ich  bin  also  mehr  zu  bedauern  wegen 
der  Schwäche  meiner  Kräfte,  als  zu  loben  wegen  der  Menge  der  Arbeiten. 
Indessen,  das  Lob  beredter  Männer  zeigt  uns,  nicht  wie  wir  sind,  sondern 
wie  wir  sein  sollen." 

Erzherzog  Ferdinand  wollte  die  treuen,  aufopfernden  Dienste  seines  Statt- 
halters auch  dadurch  vergelten,  dass  er  ihn  zur  Erlangung  der  Cardinals- 
würde beim  heil.  Vater  in  Vorschlag  zu  bringen  gedachte.  Als  der  Fürst- 
bischof dies  erfahren,  bat  er  denselben  (ddo.  Palmburg  den  18.  Juli  1604), 
von  seinem  Vorhaben  abzustehen.  „Eure  Durchlaucht,  sagt  er,  wollen  für  mich 
den  Cardinalshut  erbitten?  Ihre  eigene,  und  Ihrer  Familie  angeborne  Güte 
macht  es  mich  glauben.  Durch  diese  Beförderung  würde  ich  aber  aus  dem 
stillen  Hafen  meines  Lebens  auf  das  weite,  gefahrvolle  Meer  hinausgetrieben. 
Und  so  wie  ich  mit  meinem  Loose  zufrieden  und  nach  nichts  Neuem  lüstern 
bin,  finde  ich  auch  grössere  Freude  an  dem  gütigen  Urtheile  Eurer  Durch- 
laucht über  mich,  als  an  dem  purpurfarbenen  Hute.  Ich  ziehe  es  vor,  von  einem 
solchen  Fürsten  so  grosser  Ehre  werth  g  eh  a  It  en  ,  als  damit  be  theilt  zu 
werden.  Damit  ich  Alles  sage:  ich  möchte  mich  fernerhin  nur  der  Betrach- 
tung himmlischer  Dinge  hingeben,  dadurch  die  Flecken  meines  vorigen  Lebens 
sühnen  und  die  kurze  mir  noch  bevorstehende  Laufbahn  in  wahrer  Gottesfurcht 
beschliessen."  —  Seine  Erhebung  unterblieb. 

Dass  Fürstbischof  Georg  genügsam  war,  ergibt  sich  wohl  daraus,  dass 
er  nie,  auch  nicht  den  leisesten  Wunsch  verrieth,  den  Hirtenstab  über  Lavant, 
diesem  damals  so  kleinen  und  schwach  dotirten  Bisthume,  mit  einem  andern 
zu  vertauschen. 

Ob  er  freimüthig  gewesen?  Ja  gewiss!  manchmal  wohl  vielleicht  zu  sehr; 
vorzüglich,  wenn  es  sich  nach  seiner  besten  Überzeugung  um  die  gute  Sache 
oder  um  sein  Recht  handelte.  Wir  haben  dies  schon  bemerkt.  Sogar  dem  Erz- 
herzoge Ferdinand  brachte  er  ungescheut  seine  Meinung  über  die  Beseitigung 
eines  oder  des  andern  Übelstandes  in  der  Verwaltung  vor.  In  einem  Schreiben 
an  den  Nuntius  und  Bischof  von  Sarzona,  Johann  (1608),  verbietet  er  sich  mit 
aller  Höflichkeit,  aber  eben  so  entschieden,  die  Visitation  seines  —  des  Lavanter 
—  Sprengeis.  „Er  weiss  schon  selbst  die  Pflichten  eines  guten  Hirten,  heisst  es 
darin,  und  ist  bemüht,  sie  zu  erfüllen.  Auch  hören  ohne  Zweifel  seine  Schafe 
lieber  die  Stimme  ihres  e  i  g  e  n  e  n ,  als  eines  fremden  Hirten  !" 

Menschenfurcht  kannte  der  Fürstbischof  eben  so  wenig ,  als  er  um  Men- 
schengunst buhlte. 

Seine  Briefe  beurkunden  ihn  überdiess  als  einen  wissenschaftlich  gebil- 
deten Mann,  als  einen  Freund,  einen  Mäcenas  der  Gelehrten,  ja  selbst  als  sol- 
chen. Er  war  in  der  alten  Literatur  nicht  unbewandert,  schrieb  ein  classisches 
Latein;  insbesondere  zeigte  er  sich  als  gründlichen  Theologen.    Seine  Polemik 


129 

gegen  den  Protestantismus  ist  schlagend.  Doch  wir  können  hier  zum  Beweise 
unserer  Behauptung  nur  Einiges  aus  dem  Vielen  anführen:  Der  Propst  von 
Seekau,  Sebastian,  hatte  von  ihm  Aufschluss  darüber  verlangt,  warum  sich  Jesus 
beschneiden  Hess.  Der  Fürstbischof  antwortete :  „um  das  Gesetz  zu  erfüllen 
Diese  Erfüllung  müsse  aber  nicht  so  verstanden  werden,  als  wenn  Jesus  seine 
Gläubigen  von  aller  Gesetzbeobachtung  frei  erklärte;  sondern  dass 
er  dem  alten  ein  ne  u es  und  zwar  vollkommenes  Gesetz  substituirte.  Aus 
dem  Ersteren  würde  ja  die  „absurde"  Behauptung  folgen,  dass  der 
hl  OS  se  Glaube  allein  zum  ewigen  Heile  genüge."  (Er  spielt  auf  die  Prote- 
stanten an.)  —  Höchst  wahrscheinlich  dem  nämlichen  Propste  (der  Brief  hat 
nämlich  keine  Aufschrift)  schreibt  er:  „Am  meisten  freue  ihn  das  Studium  der 
h.  Schrift.  Vorzüglich  seien  ihm  die  Ansprüche  Christi  und  der  Apostel  Quelle 
des  Lebens.  Die  schwierigsten  Stellen  aus  dem  neuen  Testamente  habe  er 
gesammelt,  und  ihnen  kurze  Erklärungen  katholischer  Lehrer  beigefügt". — 
Den  gelehrten  Jesuiten  P.  Fahianus  Quadrantinus  (zu  Stargard  in  Preussen 
"•eboren  ,  damals  zu  Ingolstadt)  ermunterte  er  zur  Ausgabe  seines  Werkes 
(vielleicht  der  von  ihm  verfassten  Biographie  der  Königin  Anna  von  Polen); 
ersucht  aber,  dass  ihn  Jener  darin  nicht  etwa  aus  Liebe  zu  sehr 
loben  möchte.  —  Den  Jesuiten  zu  Grätz  P.  Gisbert  Schavenhavius, 
welcher  eine  Schrift  über  die  hohe  Würde  der  Priester  verfasst  hatte, 
fordert  er  auf,  die  Frage  zu  beantworten:  warum  denn  doch  die  Priester 
lind  selbst  Bischöfe  häufig  so  wenig  geachtet  würden?  was  Jener  (ddo,  27.  Mai 
1604)  eben  so  freimüthig  als  richtig  thut.  — -  Aus  Krakau  (zur  Zeit  der  Ver- 
mählung König  Sigmund's  mit  Constantia)  verlangt  er  vom  P.  Johann  Decker, 
—  dem  er  schon  früher  (160.^)  die  Frage  vorlegte,  ob  den  Bischöfen  (er 
meint  wohl,  von  Lavant)  der  Fürstentitel  mit  Recht  gebühre?  —  Auskunft, 
„wann  sich  die  Geschichte  der  Judith  zugetragen  habe,  und  ob  der  in  der- 
selben vorkommende  König  Nabuchodonosor  Eine  Person  mit  Jenem  sei,  wel- 
cher Jerusalem  einnahm  und  zerstörte?"  Zugleich  spricht  er,  nachdem  er  den 
Gegenstand  sehr  gründlich  und  tiefsinnig  untersucht,  seine  Ansicht  dahin  aus, 
dass  es  zwei  verschiedene  Personen,  und  der  Nabuchodonosor  der  Judith  älter 
sei  (was  auch  in  der  That  so  ist).  —  Er  erbietet  sich  zur  Tragung  der 
Kosten,  damit  P.  Decker  ein,  nicht  näher  bezeichnetes,  Werk  herausgeben 
könne  (ddo.  Grätz  17.  November  1607).  —  Der  verdienstvolle  Propst  des 
reg.  Chorherrenstiftes  zu  Stainz,  Jakob  Rosolenz,  hatte  sein  Buch  über  Erz- 
herzog Ferdinand's  Gegenreformation  dem  Fürstbischöfe  zur  Kritik  unterlegt; 
welcher  es  ungünstig  beurtheilt.  Wahrscheinlich  hat  es  Jener  dann  verbes- 
sert. —  Im  Schreiben  an  P.  Willer,  ddo.  12.  November  1608,  sagt  er:  „Abends 
schwatze  er  mit  den  Musen,  bis  ihn  der  Schlaf  überwältige."  —  Der  schon 
erwähnte  erzherzogliche  Leibarzt,  Gisbert  Voss,  scheint  an  theologischen  Dis- 
cussionen  Gefallen  gehabt  zu  haben.  Einmal  fragte  er  den  Fürstbischof., 
warum  denn  die  ersten  Christen  Alles  gemeinsam  gehabt  hätten  ?  Ein  anderes 
Mal  verlangt  er  Aufschluss  über  die  Secten  der  Juden  zur  Zeit  Christi.  Mit 
grosser  Sachkenntniss  erwiderte  ihm  Jener  (aus  St.  Florian  in  Steiermark): 
„Das  Erstere  geschah:  1.  Weil  so  leichter  das  Evangelium  verbreitet  wurde; 
2.  weil  die  Liehe,  die  sie  verband,  esse  mit  sich  brachte;  3.  weil  sie,  und 
Archiv.  XV.  9 


130 

ihre  Habe  einzeln  nicht  sicher  waren.  Übrigens  war  dies  gemeinsame 
Leben  kein  G  ebot,  sondern  ganz  f  rei  wi  llig.  —  Zweier  Seelen,  sagt  er, 
erwähnt  die  evangelische  Geschichte;  nämlich  der  Pharisäer  und  der  Saddu- 
cäer.  Nach  Josephus  Flavius  gab  es  auch  Essäer,  oder  Essener,  welche  der 
Heuchelei  der  Pharisäer  und  des  Epicuräismus  der  Sadducäer  gleich  über- 
drüssig waren.  Was  die  beiden  :  Theudas  und  Judas  Galilaeus,  von  welchen, 
die  Apostelgeschichte  Meldung  macht,  eigentlich  lehrten,  lässt  sich  nicht 
bestimmt  angeben. 

Wissenschaftliche  Arbeiten  des  Fürstbischofs,  —  ausser  seinen  Briefen  — 
liegen  nicht  vor.  In  ein  paar  Schreiben  an  ihn  aus  den  Jahren  1612  und 
1613  lobt  P.  Johann  Decker  sehr  eine  ihm  zur  Durchsicht  und  ßeurtheilung 
voro-eleo-te  Schrift  über  die  Gegenreformation  sammt  einer  derselben  einzu- 
schaltenden kleinen  Abhandlung  (digressiuncula).  Darunter  ist  wahrscheinlich 
des  Fürstbischofs  ursprünglich  nicht  so  weitläufiger  Bericht  an 
den  Erzherzog  Karl  vom  Jahre  1604  ,  den  wir  aus  P.  Hansiz  anführten  ,  zu 
verstehen. 

Sehr  zu  bedauern  ist  der  Verlust  des  vom  Fürstbischöfe  verfassten 
Werkchens:  „de  clericorum  meorum  institutione"  welches  er  (ddo.  Lavant 
23.  April  1614)  Erzherzog  Ferdinand's  ältestem  Sohne  Johann  Karl,  gewidmet 
hatte.  Es  wird  gewiss  Vortreffliches  enthalten  haben. 


S  e  h  1  u  s  s. 

Des  Fürstbischofs  Georg  III.  von  Lavant  „Pro  ineuioria"  und  Tod. 
(Vergleiche  Dr.  Tangl,  S.   243  ff.) 

Das  mehrerwähnte  „pro  memoria"  des  Fürstbischofs,  welches  sich  am 
Ende  der  Sammlung  seiner  Briefe  befindet,  führt  den  Titel:  Georgius  de 
Palmburgo,  Dei  Gratia  Episcopus  Lavantinus  ,  Sacrae  Caesareae  Majestati, 
nee  non  Serenissimo  Regi  ßohemiae  Ferdinande,  Archiduci  Austriae  a  Sanc- 
toribus  Consiliis.  Ad  perpetuam  memoriam.  —  (Am  Schlüsse.)  Datum  Lavanti 
apud  S.  Andream  Anno  Domini  millesimo  sexcentesimo  decimo  octavo,  tertio 
Idus  Januarii,  Aetatis  nostrae  octogesimo  quinto,  Episcopatus  nostri  tri- 
ges  imo  quinto. 

Es  mahnt,  und  drängt  mich,  —  so  beginnt  dieser  Rechenschaftsbericht  des 
Bischofs  über  sein  gesammtes  Thun  —  am  Endpuncte  meines  Lebens  meinen 
Nachkommen  meine  Gesinnungsweise,  das  von  mir  im  Bisthume  Geleistete,  und 
dessen  Zustand  kurz  darzulegen.  Denn  ich  werde  schon  aufgeopfert,  und  in 
meine  Ohren  schallt  der  Ruf  des  Propheten:  Bestelle  Dein  Haus,  denn  Du  wirst 
sterben  und  länger  nicht  leben!  —    Den  Tod. fürchte  ich    nicht,    wohl    aber 


131 

das  letzte  Gerieht  Christi  ,  erschrecklicher  als  aller  Tod!  —  Ich  will  in 
jenem  Glauben  sterben,  welchen  die  h.  römisch-katholische  Kirche  lehrt; 
sie,  die  Säule,  und  Grundfeste  der  Wahrheit,  ohne  welchen  Glauben  Nie- 
mand Gott  gefallen  und  das  Heil  erlangen  kann.  Gott  verehre  und  liebe  ich 
als  das  höchste  und  einzige  Gut  aus  ganzem  Herzen.  Den  Nächsten  aber 
umfasse  ich  mit  derselben  Liebe ,  als  mich  selbst.  Ich  habe  keine  Klage 
wider  Andere  ;  hege  keinen  Groll  ,  keine  Rachsucht  noch  sonst  Etwas  ,  was 
gemeiniglich  bei  Beleidigten  anzutreffen.  Aber  auch  bitte  ich  und  beschwöre 
Alle,  denen  durch  mich  vielleicht  etwas  Menschliches  —  eine  Kränkung  — 
widerfahren,  mir  mit  gleicher  Milde  zu  verzeihen,  wie  uns  ja  Jesus  Christus 
auch  nach  seiner  Barmherzigkeit  unsere  Sünden  nachlässt.  —  Nun  noch  Einiges 
über  mein  Bisthum.  Er  fährt  fort:  43  Jahre  sind  es,  seit  er  das  Bis- 
thum  angetreten.  (Eine  offenbare  Unrichtigkeit,  die  aber  dem  Abschreiber 
oder  Drucker  zur  Last  zu  legen  sein  wird.  Im  Autographum  dürfte  35  (das 
Ernennungs-  und  Todesjahr  ganz  gerechnet)  mit  Ziffern,  nicht  mit 
Buchstaben  gestanden  haben.)  Ferner  erwähnt  er,  dass  der  Zustand  des 
Bisthums  in  geistlicher  Beziehung  sich  gehoben  habe  ;  seiner  Reisen  ,  Statt- 
halterschaft, Verwaltung  des  Breslauer  Bisthums,  seiner  thätigen  Theilnahme 
an  der  Gegenreformation  ;  dessen,  was  er  für  die  Kathedrale,  das  Chorherren- 
stift zu  St.  Andrea,  und  des  Temporale  des  Bisthums  gethan  ;  dass  er  die 
Einkünfte  desselben  nur  auf  das  Nothwendige  und  zu  Aufrechthaltung  seiner 
Würde,  nicht  aber  zum  Pompe  oder  zur  Bereicherung  seiner  Anverwandten 
und  Freunde  verwendet  habe.  Endlich  empfiehlt  er  sich  und  das  Seine  in  die 
Hände  des  Herrn,  durch  die  Fürbitte  der  Gottesmutter  und  aller  Heiligen." 
Fürstbischof  Georg  starb  noch  im  nämlichen  Jahre.  Nach  zu  Hause  abgelegter 
h.  Beichte  kam  er  am  10.  September  auf  dem  Schlosse  Tellerberg  —  bei  Völ- 
kermarkt—  welches  er  seinem  Neffen  Martin  v.  Palmburg  gekauft  und  geschenkt 
hatte,  auf  Besuch  an.  Am  12.  war  er  in  Klagenfurt,  wo  er  an  der  Sehwelle  der 
Jesuitenkirche  einen  Schlaganfall  erlitt.  Zu  Tellerberg  ,  wohin  er  am  14.  zurück- 
gekehrt war,  traf  ihn  am  19.  gegen  Mittag  abermals  der  Schlag  ;  am  23.  Octo- 
her  1618  zwischen  3  und  4  Uhr  Morgens  verschied  er ,  nachdem  er  Tags 
zuvor  von  seinem  Caplane  und  Beichtvater  die  sacramentale  Absolution  erhal- 
ten hatte.  Am  26.  d.  M.  wurde  sein  Leichnam  auf  einem  ganz  gewöhnlichen, 
mit  4  Pferden  bespannten  Wagen  ohne  Gepränge  nach  St.  Andrea  abge- 
führt, wo  derselbe  unvermuthet  schnell  anlangte,  wesshalb  man  ihm  nicht,  was 
beabsichtigt  war,  entgegengehen  und  ihn  feierlich  empfangen  konnte.  In  der 
Residcnz-Capelle  wurde  die  Leiche  dann  nach  Gebühr  aufgebahrt,  und  die 
vorgeschriebenen  Todten-Verrichtungen  abgehalten.  Erst  am  12.  December 
ging  die  Beerdigung  in  feierlicher  Weise  vor  sich.  Die  Leichenrede  hielt  in 
der  Kathedralkirche  ein  Chorherr  unter  Zugrundelegung  des  mit  Hinblick 
auf  den  Namen  des  hohen  Verblichenen  passend  gewählfen  Vorspruches  : 
Justus  ut  palma  florebit;  das  Seelenamt  aber  celebrirte  der  Abt  des 
nahen  Benedictinerstiftes  zu  St.  Paul. 

Fürstbischof  Georg    hatte    sich    selbst    seinen  BegrUbnissplatz  nahe    am 
Hochaltare  der  Domkirche,  und  das  Monument  —  einen  kupferfarbigen,  an  der 

9* 


132 

Epistelseite  in  der  Wand  eingemauerten  Marmorstein  mit  der  Inselirift  (siehe 
Dr.  Tangl)  bestimmt. 

Sein  Wahlspruch  war:  „Noli  vinei  a  malo,  sed  vinee  in  hono  malum". 

Gewiss  war  er  ein  Bisehof,  den  die  katholische  Kirche  in  Österreich  zu 
ihren  thatkräftigsten  Oberhirten  zählen  darf. 

Zu  seinem  Nachfolger  ernannte  Erzbischof  Marcus  Sittich  am  21.  Jän- 
ner 1619  den  Geheimrath  und  Hof-Vieekanzler  König  Ferdinand's  Leon-^ 
hard  Götz. 


133 


IIL 

Beiträge 


zur 


Geschichte  von  Mttnzbach  und  Windhaag 


Oberösterreich  im  einstigen  Machlandviertel. 


Franz  Xaver  Pritz, 

regnlirlem    Chorherrn    vou    St.    Florian. 


135 


Vorzügliche  Quellen. 


I.  Original  -  Urkunden  im  Museum  Francisco  -  Carolinura  zu  Linz  und 
Abschriften    aus  den  Originalen. 

II.  Topographia  Windhaagiana  aucta.  Durch  F.  Hyaeinthum  Marianum. 
Gedruckt  zu  Wien  1673,  mit  vielen  Abbildungen  von  Schlössern,  Ortschaften, 
Kirchen  und  Ruinen.  Der  Verfasser  hatte  mehrere  Jahre  in  Windhaag  gelebt 
und  dort  die  neue  Bibliothek  eingerichtet,  kannte  Alles  recht  gut  und  benützte 
viele  vorfindliche  Urkunden  und  Instrumente,  Münzbach  und  Windhaag  betref- 
fend. Er  begab  sich  dann  wiederum  in  das  Dominicanerkloster  nach  Wien 
zurück,  wo  er  dieses  Werk  im  Drucke  herausgab  und  dem  Grafen  von  Wind- 
haag widmete. 

III.  Eine  vorzugliche  Quelle,  besonders  für  die  Stiftung  und  Einrichtung 
der  Klöster  zu  Münzbach  und  Windhaag,  den  Stand  der  damaligen  Unter- 
thanen-  und  Rechtsverhaltnisse  u.  s.  w.,  ist  ein  Manuscript,  welches  wir 
benützten;  es  enthält  in  Klein-Quart  38  Blätter  und  hat  von  aussen  die  Auf- 
schrift :  Gesatzordnung  und  Observanden  zur  Information  Einer  zeitl.  Frauen 
Priorin  allhier  zu  Windhaag.  Von  aigner  Handt  der  Ersten  Frauen  Priorin  und 
Mitstüffterin  Eva  Magdalena  Gräfin  von  Windhaag  beschribener  hinterlassen 
worden.  Anno  1691.  —  Es  sind  aber  auch  einige  Daten  aus  dem  Jahre  1693  von 
ihr  angeführt.  Diese  Priorin  hat  noch  Mehreres  beschrieben ,  was  uns  leider 
nicht  zugekommen  und  wahrscheinlich  nicht  mehr  vorhanden  ist;  so  heisst  es 
im  ersten  Blatte  jenes  von  uns  benützten  Manuscriptes  (das  Stiftungsbüchel 
genannt)  „Verzeichniss  der  Büecher,  so  ich  beschriben  hab.<*  Es 
werden  zuerst  mehrere  geistliche  Werke  angeführt,  dann  folgt : 

Ordination  für  das  Windhaagerlsche  Convent. 

Beschreibung  der  Ämter,  des  Conventes. 

Ch  ronikenbue  h»  darin  des  Stifters  und  der  Stifterin  Leben  beschrie- 
ben. (Dies  w&re  unstreitig  das  Interessanteste.) 

Das  Arsenal,  so  ich  aus  Welsch  ins  Teitsch  versetzt  und  ist  gedruckt 
worden. 


136 

Buech  göttlicher,  heimlichei"  gnadten,  auf  Befelch  meines  Beichtvaters 
beschriben. 

Instructions-Büecher  für  die  Beichtväter,  für  den  Hofrichter,  Hofmeister, 
Spitalraeister  und  die  Bewohner  des  Spitales,  für  die  Zechpröpste  in  den 
verschiedenen  Pfarren,  und  mehrere  Stiftbriefe.  Zuletzt:  Geistliche  Nachtigall, 
ney  componirter,  geistlicher  Gesänge. 

IV.  Es  ist  noch  vorhanden  ein  Gebetbuch  des  Grafen  Joachim  von  Wind- 
haag. Es  ist  fast  vier  Finger  dick ,  in  lateinischer  Sprache  recht  deutlich 
geschrieben,  die  ersten  Buchstaben  bei  dem  Anfange  eines  Gebetes  sind  mit 
Silber  oder  schönen  Farben  geziert.  Es  enthält  vielerlei  Gebete  und  Betrach- 
tungen ,  mehr  oder  minder  schöne  Bilder ,  auch  ,  wie  das  ganze  Buch ,  auf 
Pergament  gemalt,  Scenen  aus  den  Evangelien  oder  dem  Leben  der  Heiligen 
darstellend.  Es  ist  im  Jahre  1656  zu  Windhaag  geschrieben  worden,  aber 
von  wem,  ist  nicht  gesagt;  fast  möchte  man  glauben,  von  EnzmüUer  selbst 
(allein  die  Menge  seiner  Geschäfte  Hessen  es  schwerlich  zu) ,  denn  in  dem 
beigefügten  Kalender  heisst  es  immer  bei  den  betreffenden  Tagen:  dies 
natalis  meus,  dies  nominis  mei,  dies  obitus  patris  vel  matris,  dies  nuptiarum, 
dies  natalis  conjugis  meae,  nativitatis ,  professionis  filiae  meae  etc.  Dies 
sind  aber  zugleich  auch  die  einzigen  Daten,  die  wir  aus  diesem  Buche 
schöpfen  können. 

Dieses  interessante  Gebetbuch  kam  als  Geschenk  Seiner  königlichen 
Hoheit  des  Erzherzogs  Maximilian  von  Este  durch  den  seligen  Bischof  Gre- 
gorius  von  Linz  im  Jahre  1840  an  das  Museum  Francisco-Carolinum. 


§.  1. 

Münzbach  und  Windhaag  vor  der  Stiftung  der  Kloster  daselbst. 

Die  Ortschaft  und  Pfarre  Münzbach  im  einstigen  Machland  sind 
sehr  alt;  letztere  erscheint  zum  ersten  Male  im  Jahre  IUI:  da  schenkte 
dieselbe  der  Adelige ,  Namens  Friedrich  (vielleicht  der  Erbauer  der- 
selben), sammt  dem  Vermögen  der  Pfarre  dem  Stifte  St.  Florian;  dies  geht 
aus  einer  Urkunde  hervor,  in  welcher  der  Bischof  Ulrich  von  Passau  die 
Besitzungen  jenes  Stiftes  und  insbesondere  den  Besitz  der  Pfarren  Münz- 
bach und  Wartberg  bestätigt.  Diese  Verhandlung  geschah  zu  Enns  am 
23.  August  IUI  1). 

Eine  zweite  Urkunde  ähnlichen  Inhalts  bestätigte  wieder  den  Besitz  von 
Münzbach;  sie  wurde  vom  Bischöfe  mit  Übereinstimmung  der  Domherren 
und  Ministerialen  ausgestellt  und  ist  auch  vom  23.  August  1111  datirt^). 

1)  Stulz's  Geschichte  des  Stiftes  St.  Florian.  Linz,  bei  Cajetan  Haslinger,  1835. 

S.  209,  Original-Urkunde  N.  X :  Ecclesia  munichispach  cum  dote,  quam  tra- 

didit  Friederich.  Actum  Lauriaco   1111,  X.  Kai.  Septembris. 
*)  L.  c.  S.  216,  Original  Nr.  XI:  Preterea    quidam  nobilis    bomo  Friedericus 

nomine  ecclesiam    in    Munichspach    cum    dote  ipsius  ecclesie    sepe  diclo 

monasterio  contulit.  Datum  Palavie  IUI,  33.  Augusti. 


137 


Auch  in  einer  Urkunde  des  Bischofs  Ulrich  von  Passau  vom  26.  Juni  1113 
wird  der  Besitz  der  Kirche  zu  Munzbach  sammt  einem  Zehenten  dem  Stifte 
St.  Florian  bestätigt*). 

Jedoch  nicht  lange  besass  es  diese  Pfarre ;  es  befand  sich  damals  in 
ziemlieh  schlechten  Umständen,  und  daher  übergab  der  edle  Bischof  Reginmar 
von  Passau  im  Jahre  1122  demselben  gegen  die  Pfarre  Münzbach  die  grosse  und 
einträgliche  Pfarre  Ried  bei  Mauthhausen^).  Die  Kirche  Münzbach  blieb  nun 
im  Besitze  der  Bischöfe  von  Passau  bis  zum  Jahre  1146;  da  übergab  der 
Bischof  Reginbert  das  Patronatsrecht  über  dieselbe  und  den  dritten  Theil  des 
Zehenten  dem  neu  errichteten  Chorherrenstifte   Waldhausen ^). 

Im  Jahre  1313  verkaufte  Laurenz,  Pfarrer  von  Münzbach,  einige  Besitzungen 
an  jenes  Stift  mit  Bewilligung  des  Bischofs  von  Passau  und  1325  trat  er 
als  Schiedsrichter  in  einem  Streite  des  Abtes  Konrad  von  Baumgartenberg 
gegen  Wisento,  Propst  von  Waldhausen,  über  einen  Drittelzehent  vom  Gute 
Hofstatt  auf*).  Bald  darnach  im  Jahre  1331  wurde  die  Pfarre  Münzbach  sammt 
der  Filiale  St.  Thomas  vom  Bischöfe  Albert  von  Passau  dem  Stifte  Waldhausen 
wegen  dessen  traurigen  Zustandes  gänzlich  einverleibt  und  dann  diese  Ein- 
verleibung auch  vom  Papste  Johann  XXII.  bestätigt^). 

Er  hatte  die  Untersuchung,  ob  das  Stift  wirklich  so  arm  sei,  den  Prä- 
laten von  Gleink,  St.  Florian  und  St.  Nikola  bei  Passau  übertragen  ,  welche 
den  Zustand  so  fanden  und  am  17.  Mai  d.  J.  die  Pfarre  wirklich  dem  Stifte 
einverleibten*). 

Der  Pfarrer  von  Münzbach  erhielt  dann  seine  Congrua  und  musste  jähr- 
lich dem  Stifte  10  Pfund  Pfennige  zur  Kleidung  der  Chorherren  zahlen,  und 
das  Übrige  gehörte  dem  Propste  für  die  Bedürfnisse  des  Stiftes  '). 

1347  stiftete  Herzog  Albrecht  II.  von  Österreich  eine  Frühmesse  in  der 
Kirche  zu  St.  Thomas  am  Blasensteine;  sie  sollte  dort  täglich  von  einem 
Chorherrn  aus  Waldhausen  gelesen  werden,  der  daselbst  auch  seinen  bestän- 
digen Sitz  hatte ^). 


*)  Stülz's  Geschichte,  S.  223  etc.,  Original  Nr.  XII  :  Ecclesia  in  Munichspach 

cum  una  decima.  Data  Patavie  11 13,  26.  Junii. 
2)  L.  c.  S.  234  etc., 'Original  Nr.  XVI,  datirt  Lauriacl   1122,  22.  Aprilis. 
')  Original-Urkunde   des  Bischofs  im  Museum  Francisco- Carolinum  zu  Linz.  — 

Meine  Geschichte  des  Stiftes  Waldhausen,  im  „Archive"  von  der  kais.  Akademie 

der  Wissenschaften  zu  Wien  herausgegeben,  B.IX,  1853,  S.  7.  Kurz's  Beitrüge^ 

B.  IV,  S.  419,  Nr.  I,  actum  1146,  und  Nr.  IV,  8.  427,  Jahr  1147,  16.  Mai. 
*)  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  S.  21  und  23. 
5)  Kurz's  Beiträge,  B.  IV,  S.  473.  Datum  Avinione  VII.  Cal.  Marcii,  Pontificatus 

nostri  anno  XIV. 
*)  L.  c.  S.  473  :  Incorporationem  parochialis  ecciesic  in  Munspach  cum  capella 

saneti  Thomae  eidcm  parochiali   ecclcbie  subjecta  etc.  —  Acta  et  gesta  sunt 

hec  anno  domini  MCCCXXXI,  XV.  Kai.  Junii. 
'^)  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  S.  23  und  24;  1331,  14.  September. 
•)  L.  c.    S.  26;  Kurz'8  Beiträge,  B.   IV,  S.  474,   aus   dem  Original««,   Wien, 

10.  Mai  1347. 


138 

Von  dieser  Zeit  au  wurde  St.  Thomas  fast  als  unabhängig  von  Münzbaeh 
betrachtet;  13S8  wird  schon  ein  Pfarrer  von  dort  genannt*)  und  1359, 
1388  u.  s.  f.  erscheint  diese  Kirche  als  selbstständig  ^). 

1477  wurde  nebst  anderen  Pfarren  auch  Münzbach  von  dem  päpstlichen 
Legaten,  Bischof  von  Forli,  dem  Stifte  Waldhausen  einverleibt  und  diese 
Einverleibung  im  Jahre  1483  vom  Papste  Sixtus  bestätigt^);  dies  war  aber  in 
Bezug  auf  Münzbach  nur  eine  Erneuerung  oder  vielleicht  war  diese  Pfarre  vom 
Stifte  weggekommen. 

Im  Jahre  1382  am  10.  Juni  vertauschten  Eberhard  und  Wenzel,  Vettern 
von  Capellen,  mit  Bewilligung  des  Herzogs  Albrecht  III.  (ertheilt  am  2.  Juni) 
das  österreichische  Satzgut ,  das  Fuchslehen  zu  St.  Thomas  im  Machland, 
weiches  sie  dem  Pfarrer  Kaumig  daselbst  gaben,  für  den  Hof  zu  Steinbach  in 
der  Pfarre  Altenburg*). 

1530  kam  dann  die  Pfarre  Münzbach  mit  allen  Rechten,  und  mit  päpst- 
licher, bischöflicher  und  landesfürstlicher  Bewilligung  an  Anna  von  Prag,  Witwe 
des  Lassla  von  Prag,  Besitzers  von  Windhaag,  um  eine  gewisse  Summe  Geldes, 
indem  damals  das  StiftWaldhausen  wegen  des  Türkenkrieges  grosse  Leistungen 
machen  musste^)  ;  so  gehörte  nun  die  Pfarre  Münzbach  zur  Herrschaft  Windhaag. 

Was  den  Markt  Münzbach  betrifl't ,  so  ist  er  auch  sehr  alt  und 
kommt  schon  in  einer  Urkunde  König  Friedricirsdes  Schönen,  Herzogs  von  Öster- 
reich, vom  Jahre  1318  an  Hanns  von  Capellen,  als  solcher  vor  ®).  Er  gehörte 
eigentlich  zur  Herrschaft  Klingenberg;  das  Schloss  gleiches  Namens  lag 
auf  einem  hohen  Felsen  in  der  Pfarre  Pabneukirchen,  ist  aber  schon  lange 
eine  Ruine.  Es  gehörte  anfangs  den  Herzögen  von  Österreich  und  wurde 
vom  Herzoge  Albreeht  Illr  im  Jahre  1395  den  zwei  Brüdern  Ernst  und  Wenzel 
von  der  Familie  Preuhafen  als  Leibgedinge  überlassen  ').  Als  Ernst  starb,  über- 
gaben es  im  Jahre  1397  die  Herzöge  Albreeht  IV.  und  Wilhelm  dem  Sohne  des- 
selben Georg  ebenfalls  als  Leibgedinge  ^).  Dann  kam  die  Herrschaft  an  verschie- 
dene adelige  Familien,  als  die  von  Rohrbaeh,  dann  an  die  Prüeschenken;  1491 
verkauften  diese  dieselbe  an  Leonhard  Schneckenreuter:  von  ihm  kam  sie  an 
Lassla  von  Prag  um  1500,  dann  an  Achaz  von  Losenstein  ;  1525  besass  die- 
selbe Lorenz  Krembser ,  Kaiser  Ferdinand's  I.  Einnehmer  und  Vicedom,  dann 
Erasmus  Gera,  Hofkaminerrath,  1562  Gabriel  Kollonitsch»). 

*)  Geschichte  von   Waldhausen,  S.  29,   Original. 

2)  L.  c.  S.  30,  33. 

^)  L.c.S.  39;  Originale  v.VValdhausen,  Wien  den  20.  Juli  14  77  U.Rom  1483, 14.  Mai. 

*)  Sechster  Bericht    über   das  Museum   Francisco- Carolinum   zu   Linz,     1842. 

S.  151.  —   Die  Kirche  Altenburg  liegt  nun  in  der  Pfarre  Windhaag. 
*)  Topographia  Windhaagiana  aucta.    Durch  Hyacinth  Marian.  Wien  1673,  S.  40. 

Nach  Instrumenten  datirt  vom  25.  Juli  und  24.  August  1530. 
«)  Sechster  Bericht  über  das  Museum  Francisco-Carolinum,  1842,  S.  128,  Nr.  22 . 
''')  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  S.  44. 
8)  L.  c.  S.  44. 
®)  So   sagen   wenigstens   die   Topographia     Windhaagiana    aucta,     S.  39,    und 

HoheneckI,  B.  II,  S.  759. 


139 

Später  fiel  sie  als  Lehen  an  Kaiser  Rudolf  II.  zurück,  welcher  im  Jahre 
1588  diese  Herrschaft  Klingenberg  sammt  dem  Schlosse  seinem  Bruder,  dem 
Erzherzoge  Maximilian,  erwähltem  Könige  von  Polen,  um  12.204  Gulden, 
6  Schillinge  und  20  Pfennige  verkaufte*).  Dieser  aber  überliess  schon  am 
10.  August  loSS  auf  Vermittelung  des  Erzherzogs  Ernst  die  Herrschaft  Klingen- 
berg sammt  dem  dazu  gehörigen  Markte  Münzbach  dem  Diener  desselben  und 
Oberdreissiger  zu  Üngarisch-Altenburg,  genannt  Lorenz  Schütter^). 

Bald  darnach  machte  Georg  Kirchhammer,  ein  Handelsmann,  protestantischer 
Bürger  zu  Wien  und  Mitglied  des  äusseren  Rathes,  eine  bedeutende  Stiftung  zu 
Münzbach.  Er  legte  nämlich  bei  den  damaligen  zwei  evangelischen  Ständen  des 
Landes  ob  der  Enns  ein  Capital  von  22.000  Gulden  Rheinisch  an  ;  die  Interessen 
mit  5  pCt.  jährlich,  im  Betrage  von  1100  fl.,  sollten  theils  zu  Stipendien 
für  Junglinge  ,  welche  sich  verpflichteten  ,  die  protestantische  Theologie  zu 
studiren,  und  theils  Hausarmen  zu  Wien  ausgetheilt,  600  Gulden  aber  davon 
zur  Errichtung  oder  Vermehrung  eines  akatholischen  Schulwesens  benützt  wer- 
den. Der  Stiftbrief  ist  unterm  Datum  Wien  vom  24.  April  1591,  der  Schuld- 
brief der  Stände  darüber  aber  erst  zu  Linz  24.  April  1593  ausgestellt.  Mit  der 
Vollziehung  dieser  Anordnung  des  Stifters  wurde  dessen  Schwiegersohn  und 
Universalerbe  Lorenz  Schütter  von  Klingenberg  betraut,  welcher  auch  dann 
in  dem  ihm  gehörigen  Markte  Münzbach  ein  protestantisches  Privat-Schulwesen 
für  Knaben  errichtete. 

Er  starb  im  Jahre  1599  und  sein  Sohn  Georg  war  sein  Erbe;  diese 
Anstalt  dauerte  auch  unter  ihm  fort  bis  1625:  da  wurde  sie  aufgehoben, 
weil  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  die  Religions-Reformation  im  ganzen  Lande  ob 
der  Enns  durchgeführt  wurde  und  die  protestantischen  Lehrer  und  Prediger 
überall,  also  auch  zu  Münzbach,  sich  entfernen  mussten.  Das  zur  Erhaltung 
des  Schulwesens  bestimmte  jährliche  Einkommen  wurde  nun  zu  anderen  from- 
men Zwecken  verwendet 3).  Georg  Schütter,  durch  grosse  Schuldenlast 
gedrängt,  überliess  seine  Güter  seinen  Verwandten,  denen  er  das  Meiste 
schuldig  war,  und  diese  verkauften  im  Jahre  1630  die  Herrschaft  Klingenberg 
sammt  dem  Markte  Münzbach  dem  Stifte  Waldhausen,  welches  jedoch  den 
Markt,  weil  er  zu  entfernt  lag,  mit  dem  neuen  Schulhause  und  dem  Spitale 
am  1.  September  1639  an  Joachim  Enzmüller  gegen  andere  Güter  vertauschte, 
welchen  Tausch  Kaiser  Ferdinand  HI.  in  einer  eigenen  Urkunde,  datirt  vom 
22.  August  1640  aus  Regensburg,  bestätigte*).  Enzmüller  kaufte  dann  auch 
von  einer  Bürgerin  ein  Hans  zu  Münzbach  um  300  Gulden  und  6  f.  Leitkauf, 


^)  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  S.  44  ;  nach  dem   Originale,    datirt  Pr<ig 

n.  März    1588. 
*)  L.  c,  nach  dem  Originale,  datirt  Krasnistaw  1588,   10.  August. 
*)  Sechster  Bericht  über  das  Museum  Francisco-Carolinum  zu  Linz,  nebst  Beiträgen 

zur  Landeükunde  von   Österreich    ob   der   Knnä    und    Salzburg.     Linz   1843. 

Das  k.   k.    Convict  zu   Kremsmünsler   und  seine  Stiftungen,  geschildert  von 

Karl  August  Reichenbach,  S.  108,202—205. 
*)  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  8.   44;  nach  der  Original-Urkunde  von 

Windbaag,  datirt  Regensburg  22.  August  1640. 


140 

und  befreite  es  von  allen  bürgerlichen  Lasten,  dass  es  ein  Freihaus  wurde. 
Er  kaufte  ferner  die  Herrschaft  Windhaag  sammt  dem  alten  Schlosse 
von  der  Familie  Schütter  am  17.  April  1636*). 

Dieses  Windhaag  ist  ein  altes  Besitzthum,  welches  aber  nach  und  nach 
an  verschiedene  Familien  kam,  theils  pfandweise,  theils  als  Lehen  vom  Lan- 
desfürsten. Im  Jahre  1300  besass  einen  halben  Theil  davon  das  Geschlecht 
Fr  ein  von  Windhaag  und  Freiherstorf,  der  andere  Theil  gehörte  den  Lass- 
bergern^).  Von  jener  Familie  Fr  ein,  welche  jedoch  wohl  die  nämliche  ist 
wie  jene  der  Freit  el  von  Windhaag,  welcher  Name  öfters  urkundlich  erseheint, 
kommt  im  Jahre  1333,  dann  1340  ein  Freitel  der  Junge  von  Windhaag  vor, 
welcher  in  diesem  Jahre  am  24.  April  dem  Kloster  Baumgartenberg  eine 
Hofstatt  zu  Huebenbach  in  der  Pfarre  Saxen  und  eine  Hube  zu  Münzbach 
verkaufte  ^). 

1345  erscheinen  wieder  ein  Freite]  der  Junge  von  Windhaag  und  seinige 
ünterthanen*). 

1361  versetzte  Heinrich  von  Windhaag  dem  Abte  Johann  von  Baumgarten- 
berg vier  Güter  in  der  Pfarre  Mitterkirchen  ^). 

1379  überliess  Otto  der  Frein  (der  Freitel)  seinem  Oheim  ,  Hanns  von 
der  Au,  seinen  Antheil  an  Witidhaag^);  der  Herzog  Albrecht  HL  belehnte 
ihn  mit  demselben  am  19.  Jänner  1379'^),  und  er  erhielt  im  Jahre  1380  auch 
den  andern  halben  Theil  von  den  Lassbergern  käuHich^). 

1400  war  Leopold  der  Drockendorfer,  Schenk  des  Herzogs  Leopold  ,  im 
Besitze  der  Hälfte  von  Windhaag  ^)  ,  verkaufte  dieselbe  aber  um  100  Pfund 
Wiener  Pfennige  im  Jahre  1407  an  Thomas  Tampeck  ^^). 

14S5  erscheint  Veit  der  Tampecker  als  Besitzer;  da  belehnte  ihn  König 
Ladislaus,  Herzog  von  Österreich,  mit  Windhaag  **).  So  blieb  es  bis  1485;  da 
kam  dieses  Besitzthum  sammt  dem  Tampeekhof  durch  Regina,  die  Tochter 
und  Erbin  des  Hanns  von  Tampeck,  des  letzten  dieses  Geschlechtes,  an  ihren 
Gemahl,  Lassla  von  Prag,  mit  dem  sie  sich  in  diesem  Jahre  1485  vermählte. 
Er  war  Kaiser  Friedrieh's  HL  Kämmerer  und  Erbmarschall  in  Kärnten  und 
wurde  von  ihm   am    25.  August   dieses  Jahres    mit  dem  Schlosse  Windhaag 

*)  Topographia  Windhaagiana  aucta,  S.  2. 

3)L.  c.  S.  1. 

^)  Original-Urkunde  von  Baumgartenberg.    Meine  Geschichte  des  Landes   ob  der 

Enns,  B.  II,  S.  697. 
*)  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  S.  26. 
^)  Meine  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns,  B.  11,  S.  700,   Hegest,    138  ;    nach 

dem  Copialbuche  von  Baumgartenberg  1361,  2.  Februar. 
®)  Topographia  Windhaagiana,  S.  1. 
^)  Li  chnowski's  Geschichte  des  Hauses  Habsburg,   B.  IV,  Regest,  1397,  k.  k. 

geheimes  Archiv.  Da  heisst  er  auch  :    Otto  der  Freitel. 
^)  Topographia  Windhaagiana. 
»)  L.  c.  S.  1. 

*®)  L.  c.  S.  1,  und  Original  von  Windhaag. 
")  Original  von  Windhaag,  Wien  23.  September  1455.  Hohe  neck,  B.  III,  S.  737. 


141 

belehnt,  welches  dem  Kaiser  von  Rechtswegen  von  Hanns  dem  Tampecker  heim- 
gefallen war  *). 

1491  bewilligte  Kaiser  Friedrich  III.  dem  Lassla  von  Prag  den  Burgfrieden 
und  das  Landgericht  zum  Schlosse  Windhaag,  welches  früher  bei  der  uralten 
Burg  Mitterberg,  dem  einstigen  Sitze  des  Landrichters  im  Machland,  die 
lange  und  noch  1333  der  Familie  von  Capellen  gehörte,  aber  landesfürstliches 
Lehen  war,  gewesen  war;  auch  verlieh  ihm  der  Kaiser  die  Wildbahn  und 
bestimmte  die  Grenzen  beider  ^}.  Dann  machte  Lassla  von  Prag  einen  Vergleich 
mit  seinem  Schwiegervater,  der  ihm  dazu  einige  Gülten  abtrat.  Durch  dieses 
Alles  wurde  nun  Windhaag  zu  einer  ordentlichen  Herrschaft  erhohen. 

Das  Schloss  Mitterberg,  damals  schon  eine  Ruine,  kam  ebenfalls  an  Wind- 
haag, aber  das  Übrige  wurde  vom  Kaiser  Friedrich  IlL  um  das  Jahr  1493  an  die 
Prueschinke,  Freiherren  von  Stettenberg  (dann  Grafen  von  Hardeck  genannt), 
zum  Schlosse  Greinburg,  welches  sie  in  jenem  Jahre  erbauten,  verkauft  ^). 
Lassla  von  Prag  Avurde  im  Jahre  1305  vom  Kaiser  Maximilian  I.  in  den  Freiherrn- 
stand erhoben  und  führte  nun  den  Namen  von  Windhaag.  Nach  dem  Tode  seiner 
ersten  Gemahlin  vermählte  er  sich  um  1505  mit  Anna,  der  Tochter  des  Fux  von 
Fuxberg,  Rath  des  Kaisers  Maximilian. 

Er  hinterliess  nach  seinem  Tode,  um  1515,  mehrere  Söhne,  aber  seine 
Witwe  Anna  verwaltete  während  der  Jugend  derselben  treflflich  die  Herrschaft 
Windhaag  und  kaufte  dazu  im  Jahre  1525  von  Julius  Grafen  von  Hardeck 
das  alte  Saxenegg,  welches  dann  als  ein  Amt  zur  Herrschaft  Windhaag 
gehorte. 

Dieses  Saxenegg,  liinst  ein  Schloss  in  der  Pfarre  St.  Thomas  am  Blasen- 
steine gelegen,  nun  eine  Ruine,  war  im  Besitze  verschiedener  Familien  gewesen. 
1359  besass  es  der  Ritter  Burchard  der  Chneusser,  welcher  vermöge  eines  Ver- 
trages mit  dem  Propste  Johann  von  Waldhausen  und  dem  Pfarrer  von  St.  Thomas 
die  Erlaubniss  erhielt,  in  dieser  seiner  Burg  einen  Caplan  zu  halten,  welcher 
den  Gottesdienst  für  seine  Familie  und  die  Hausleute  besorgen  sollte.  Bischof 
Gottfried  von  Passau  bestätigte  diese  Anordnung*).  1382  verkaufte  Hanns  der 
Chneusser  dem  Herzoge  Albrecht  III.  die  Feste  Saxenegg  ^).  Dann  kam  sie  an 
die  Drockendorfer,  und  1405  überliess  Herzog  Wilhelm  für  sich  und  für  Herzog 
Albreeht  V.  dem  Schweinwarter,  seinem  Truchsess,  diese  Feste,  welche  er  von 
Hanns  dem  Drockendorfer  gelöst  hatte  *). 

1410  übergaben  die  Herzöge  Leupold  und  Ernst  diese  Burg  an  Erhart  und 
Wilhelm  von  Zelking  als  Leibgedinge,  da  sie  dieselbe  vom  Schweinwarter  an  sich 

*)  Original  von  Windhaag,  1485,  25.  August,  Rotweil.  Meine  Geschichte  des 
Landes  ob  der  Enns,  B.  II,  S.  733,  Regest.  489. 

^)  Original  von  Windhaag.  Auch  Topographia  Windhaagiana,  S.  39. 

3)  lloheneck,  B.  II,  S.  236. 

*)  Meine  Geschichte  von  Waldhausen,  S.  30;  nach  einem  Originale  von  Wald- 
hausen, datirt  vom  38.  März  1359. 

^)  Meine  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns,  B.  II,  Seite  703,  Regest.  196, 
1382,  17.  Februar,  k.  k.  geheimes  Archiv. 

•)  L.  c.  S.  710  ;   1405,  17.  Februar. 


142 

gebracht  hatten  *).  Dann  kam  S  a  xe  n  e  g  g  an  die  Grafen  von  Hardeek,  welche 
es  nun  im  Jahre  1323  an  Anna,  die  Witwe  des  Lassla  von  Prag,  verkauften. 
Diese  erbaute  im  Jahre  1324  von  Neuem  die  Schlosscapelle  zu  Windhaag;  es 
durfte  dort  täglich  Messe  gelesen  und  der  Gottesdienst  gehalten  werden  durch 
einen  eigenen  Geistlichen,  wozu  der  Pfarrer  von  Altenburg  (nun  Pfarre 
Windhaag  genannt)  am  8.  September  1324  seine  Einwilligung  gegeben  hatte  ^) ; 
auch  war  sie  vom  päpstlichen  Legaten,  vermöge  der  Bullen  vom  31.  Juli  und 
13.  August  d.  J.,  mit  Privilegien  und  Ablässen  versehen  worden  •"). 

Als  im  Jahre  1339  die  Söhne  des  Lassla  von  Prag,  Hanns,  Lassla  und 
Andreas,  das  Erbe  ihrer  Eltern  theilten,  erhielt  Andreas,  der  Jüngste,  die 
Herrschaft  Windhaag  und  das  Schloss  Pragthal  *).  Nach  dessen  Tode  im 
Jahre  1372  erbte  dessen  jüngster  Sohn  Beides,  verkaufte  es  aber  1397,  als 
der  Letzte  seines  Stammes,  an  Lorenz  Schütter  von  Klingenberg  ^).  Nachdem 
dieser  1399  gestorben  war,  führten  seine  Witwe  Barbara,  geborne  Pruner,  und 
die  ihr  zugetheilten  Gerhaben  die  Verwaltung  darüber ,  bis  ihr  Sohn  Georg 
Schütter  dieselbe  persönlich  übernahm.  Er  besass  nun  Windhaag  bis  zum 
Jahre  1629,  wo  er  es  an  seine  Verwandten,  denen  er  sehr  viel  schuldig  war, 
gerichtlich  abtrat;  diese  aber  verkauften  dann  am  17.  April  1636  Windhaag 
sammt  Saxenegg  und  dem  Schlosse  Pragthal,  welches  Andreas  von  Prag  im 
Jahre  1364  neu  erbaut  hatte  •'),  an  Joachim  Enzmüller,  später  Reichsgrafen 
von  Windhaag.  Damals  kam  nun  mit  dieser  Herrschaft  auch  die  dazu  gehörige 
Pfarre  Münzbach  an  ihn ;  da  aber  Windhaa  g  ein  landesfürstliches  Lehen 
war,  so  machte  er  es  frei  und  sich  eigenthümlich;  der  Freibrief  darüber  ist  datirt 
von  Wien,  den  13.  September  1642  ').  Nachdem  er  nun  in  dieser  Gegend  so 
bedeutende  Besitzungen  hatte,  beschloss  er  auch  davon,  vermöge  seines  edlen, 
grossartigen  Charakters,  einen  schönen  Gebrauch  zu  machen.  Doch  wir  müssen 
diesen  Mann,  der  sich  um  Österreich  und  besonders  um  das  Land  ob  der  Enns 
so  sehr  verdient  machte,  näher  kennen  lernen. 

*)  L.  c.  S.  711,  Regest.  315,  Wien  den  4.  April  1410;  aus  der  Oe  dt 'sehen 
Sammlung. 

'^)  L.  c.  S.  726,  Regest.  547,   Original  von  Windhaag. 

^)  Topographia  Windhaagiana,  S.  4. 

*)  Meine  Geschichte  des  Landes  ob  der  Enns,  B.  II,  S.  727,  Regest.  553;  Origi- 
nal von  Windhaag,  Theilbrief  des  elterlichen  Erbes  zwischen  den  Brüdern 
von  Prag,  datirt  VVindhaag  den  27.  April  1539. 

5)  L.  c.  B.  II,  S.  728,  Regest.  579,  actum  Windhaag  den  12.  April  1597. 

^)  Man  vergleiche  xu  allem  diesem  über  Windhaag  Gesagten  meine  Geschichte 
des  Landes  ob  der  Enns,  B.  II,  S.  643,  644,  und  die  Topographia  Windhaagiana 
aucta,  S.  1- — 3. 

'^)  Topographia  Windhaagiana,  S.  2. 


143 


§.  2. 

Joachim  Enzmriller,  seine  Stellung  und  seine  Besitzungen  in  Österreich. 

Er  wurde  am  21.  Februar  1600  geboren  und  am  folgenden  Tage  getauft; 
sein  Vater  hiess  Jodocus,  der  Name  seiner  Mutter  ist  nicht  beliannt,  docii 
walirscheinlich  hiess  sie  Eva,  weil  ihre  Enkelin,  die  Tochter  EnzmüUer's,  diesen 
Namen  erhielt. 

Sein  Vaterland  war  Schwaben,  aber  der  Geburtsort  ist  unbekannt.  Seine 
Eltern  waren  zwar  bürgerlichen  Standes,  jedoch  von  einer  ausgezeichneten 
Familie,  weiche  von  Alters  her  ein  Wappen  hesass,  worin  der  Greif  den 
Hauptbestandtheil  ausmachte;  dergleichen  Wappen  führten  sonst  auch  raths- 
fähige  Familien  zu  Augsburg.  Er  studirte  als  Jüngling  die  Rechte  und  kam  als 
Rechtsgelehrter  nach  Linz.  Er  wurde  dann  in  Wien  zum  Doctor  der  Rechte 
befördert,  ward  Advocat  und  Secretär  der  Landschaft  oder  der  Stände  zu  Linz; 
bald  darnach  war  er  schon  kaiserlicher  Rath,  Fiscal  und  ständischer  Syndicus. 
Er  entsagte  aber  bald  dieser  Stelle  und  bewarb  sich  um  die  Landmannschaft 
im  Lande  ob  der  Enns,  nachdem  er  in  den  Ritterstand  erhoben  worden  war; 
am  12.  April  1636  war  er  schon  als  Ritter  immatriculirt  worden  ^). 

Am  19.  August  1636  ward  er  Regimentsrath  in  ünterösterreich  und  blieb 
es  auch  unter  Kaiser  Ferdinand  III.,  welchem  er  als  solcher  den  28.  März  1637 
den  Eid  ablegte. 

Am  5.  Jänner  1631  wurde  er  in  den  Freiherrnstand  erhoben,  dann  im 
Anfange  des  Jahrs  1652  zum  Reformations-Commissär  im  Viertel  o.  d.  Mannharts- 
berge  ernannt.  Er  erhielt  die  freie  Bedienung  schon  den  26.  Juni  16ö2  und  am 
11.  Juli  die  Confirmation  darüber  ohne  Abbruch  seiner  bisher  gehabten,  noch 
habenden  Ordinari-Stellen  und  aller  damit  verbundenen  Rechte. 

Am  1.  März  16ö7  wurde  er  zum  General-Reformations-Commissär  für  ganz 
ünterösterreich  ernannt^);  dann  ward  er  es  auch  für  Oberösterreich. 

Es  waren  nämlich  selbst  nach  der  strengen  Reform  unter  Kaiser  Ferdinand  II. 
?iele  Tausende  von  Protestanten  noch  in  Österreich  ob  und  unter  der  Enns 
zurückgebliehen  ;  diese  suchte  man  nun  zum  katholischen  Glauben  zurückzu- 
fuhren;  Joachim  Enzmüller  bekehrte  auch  durch  seine  weisen  Anstalten,  durch 
Gewandtheit  und  unermüdeten  Eifer  für  diese  Sache  eine  grosse  Monge,  noch 
mehr  in  ünterösterreich  als  im  Lande  ob  der  Enns.  Die  Zahl  der  durch  ihn 
Bekehrten  wird  sogar  auf  40,000  angeschlagen ! 

Und  er  konnte  mit  Recht  in  der  Grabsebrift,  die  er  sieh  selbst  einst 
verfertigte,  sagen : 

„Nefandana  haeresim  ex  Austria  inferiori  ejecit" 

^)  Zeitschrift  dco  Museum  Francisco  -  Carolinum  mi  Linz,  1843,  Nr.  27, 
28  ,  „über  Joachim  Enzmüller,  Grafen  von  Windhaag'' ,  von  Schumann  von 
Mansegg. 

')  Nntizenblatt,  herausgegeben  von  der  historischen  Commission  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien  als  Beilage  zum  „Archiv  Tür  Kunde 
österreichischer  Geschicbtsquellcu*',  Jahrgang  18öl,  Nr.  17,  S.  263,  267. 


144 

Er  hatte  freilich  auch  manche  Anklagen  und  Verfolgungen,  vorzüglich  von 
Seiten  protestantisch  Gesinnter,  zu  erdulden,  aber  er  vertheidigte  sich  und  drang 
siegreich  durch. 

Auch  der  Kaiser  Leopold  I.  erkannte  seine  grossen  Verdienste  um  Staat 
und  Kirche  und  erhob  ihn  im  Jahre  1669  in  den  Reichsgrafenstand,  und  er 
nannte  sich  dann  gewöhnlich  „Graf  und  Herr  von  Windhaag",  um  welchen 
Titel  er  angesucht  hatte.  Und  in  eben  diesem  Jahre  erscheint  er  auch  in  einer  sehr 
hohen  politischen  Stellung,  nämlich  als  Sr.  k.  k.  Majestät  Rath  und  Regent  der 
niederösterreichischen  Lande,  was  so  viel  heisst  wie:  Präsident  der  Regierung*). 

Er  hatte  sich  zuerst  vermählt  mit  Maria  Kirchstetter  von  Kirchstetten,  aus 
einer  sehr  alten  niederösterreichischen  adeligen  Familie;  sie  war  die  Tochter 
des  kaiserlichen  Secretärs  und  Rathsherrn  von  Wien  Christoph  Kirchstetter, 
welcher  vom  Kaiser  Matthias  im  Jahre  1612  auch  in  den  Reichsadelsstand 
erhoben  worden  war.  Sie  wurde  am  19.  Mai  1608  geboren  und  am  21.  September 
1627  mit  Joachim  Enzmüller  vermählt;  sie  gebar  ihm  eine  Tochter,  Eva,  sein 
einziges  Kind,  und  starb  am  10.  März  1659.  Seine  zweite  Gemahlin,  welche  ihn 
überlebte,  war  Maria  Emilia  Katharina,  geborne  Gräfin  von  Sprinzenstein,  aus 
einer  oberösterreichischen  Familie,  Tochter  des  Grafen  Simon  Hieronymus  und 
seiner  Gattin  Emilia  Katharina,  gebornen  von  Walkehfels  ^). 

Joachim  Enzmüller  war  ein  sehr  reicher  Mann  und  hatte  viele  Besitzungen; 
nebst  den  schon  erwähnten  im  Machlande  besass  er  in  Unterösterreich  die  Herr- 
schaften Reichenau,  Rosenburg  und  Wolfshofen,  Gross-Perchtolz,  Kirchstetten, 
Neunzehn,  Gross-Poppen  und  Wurmbach. 

1.  Reichenau  am  Freiwald  im  V.O.  M.B.,  welches  er  am  4.  September  16S2 
von  der  Familie  der  Freiherren  von  Leysersammt  den  Glashütten  erkaufte;  dazu 
gehörte  das  Aigen  Gross-Perchtolz  sammt  dem  Herrenhause  daselbst  und 
das  Dorf  Langenschlag  eine  Stunde  entfernt,  auch  mit  einem  Herrenhause  und  einer 
Meierei.  Reichenau  liegt  nicht  weit  von  der  Grenze  des  Landes  ob  der  Enns  und 
Böhmens.  Er  Hess  im  Jahre  1661  daselbst  auf  seinem  Grund  und  Boden,  wo  Böhmen 
das  Land  ob  und  unter  der  Enns  zusammenstossen,  eine  Säule  setzen  und  die 
Bildnisse  der  h.  Patrone,  des  Wenzeslaus,  Leopold  und  St.  Florian  darauf  malen^). 

2.  R  0  s  e  n  b  u  r  g ,  ein  grosses,  schönes  Schloss  imV.  0.  M.  B.,  nahe  dem  Flusse 
Kamp,  eine  Stunde  von  dem  Benedictiner-Kloster  Altenburg  und  eben  so  weit 
von  der  Stadt  Hörn  entfernt.  Es  gehörte  einst  der  Familie  von  Rogendorf,  dann 
verschiedenen  Anderen;  zuletzt  kam  es  im  Jahre  16o7  durch  Cessionen  an  Herrn 
Johann  Ignaz  Spindler  von  Hofegg,  k.  k.  n.  ö.  Regimentsrath,  welcher  es  jedoch 
mit  allem,  was  dazu  gehörte,  schon  am  8.  October  1638  dem  Joachim  Enzmüller 
verkaufte,  der  das  Schloss,  den  Meierhof  u.  s.  f.  im  besten  Zustande  herstellte. 
Zur  Herrschaft  Rosenburg  gehörten  damals  auch  der  freie  adelige  Sitz  Wolfs- 
hofen, das  Freihaus  und  der  Edelsitz  zu  Meissau  und  mehrere  andere  Ämter  *). 

*)  Topographia  Windhaagiana. 
*)  H ebene ck,  B.  II,  S.  488,  489. 
*)  Topographia  Windhaagiana,  S.  46. 

*)  Weitläuftiger  über  diese  Besitzungen  Enzraüllers  ist  abgehandelt  in  der  Topogra- 
phia Windhaagiana,  S.  50  u.  s.  f.  Es  sind  darin   auch  alle  Schlösser  abgebildet. 


145 

3.  Das  Schloss  und  Landgut  Gross-Poppen,  drei  Meilen  von  Rosenburg 
entfernt,  kaufte  Enzmüller  am  14.  Februar  1636  mit  den  dazu  gehörigen 
Dörfern  und  Häusern  von  Sigmund  von  Isen.  Da  es  ein  landesfürstliehes 
Lehen  war,  machte  er  es  im  Jahre  1663  frei  und  baute  das  ruinirte  Schloss 
grösstentheils  neu  auf. 

4.  Schloss  und  Herrschaft  Neunzehn,  eine  Stunde  von  Gross-Poppen, 
drei  Stunden  von  Zwettel  und  Waidhofen  an  der  Thaya  entfernt,  kaufte  er  am 
28.  October  1638  von  dem  Freiherrn  Rudolph  von  Leyser  auf  Kronsegg  und 
Schiltern. 

Auch  dieses  schon  ziemlich  verfallene  Schloss  liess  er  herstellen  und  sehr 
verschönern.  Zu  dieser  Herrschaft  gehörte  auch  der  adelige  Freisitz  Wurmba  eh. 

5.  Das  Schloss  Kirchstetten  an  der  mährischen  Grenze  zwischen 
Nikolsburg  und  Staats  im  V.  ü.  M.  B.  brachte  er  am  26.  Februar  1636  von 
Eustach  von  Altheim  an  sich. 

6.  Er  besass  auch  einige  Zeit  den  Auhof,  ein  adeliges  Landgut  in  der 
Pfarre  Pergkirchen,  in  der  NähÄ  des  Marktes  Perg,  welches  er  samrat  dem 
Meierhofe  im  Jahre  1663  von  Christoph  Adam  Meixner  gekauft  hatte.  Er 
überliess  aber  den  Auhof  am  27.  Februar  1667  gegen  andere  Güter  und  Geld 
dem  Kloster  Baumgartenberg,  welchen  Tausch  oder  Verkauf  der  Kaiser 
Leopold  L  am  3.  Juli  d.  J.  bestätigte  ^). 

Zu  Windhaag  hatte  seit  alter  Zeit  der  sogenannte  Eibelspergerhof 
gehört ,  welcher  zwischen  Linz  und  Ebelsberg  lag.  Er  war  ein  Passau'sches 
rittermässiges  Lehen,  wurde  aber  verschiedenen  Personen  gegen  gewisse 
Abgaben  überlassen;  weil  er  jedoch  von  Windhaag  zu  entlegen  war,  so  ver- 
kaufte ihn  Enzmüller  am  12.  Juli  1666  dem  Gabriel  Heinrich  Baldegger*). 

Er  hatte  auch  drei  Häuser  zu  Wien,  eines  zwischen  der  vorderen  und 
hinteren  Bäckergasse,  nahe  der  Universität  und  dem  Kloster  der  Dominicaner, 
welches  er  am  11.  Februar  1648  von  der  Frau  Anna  Sophia,  Witwe  des 
Sebastian  Scheffier,  erkauft  hatte;  die  zwei  anderen  lagen  in  der  Rossau,  nahe 
der  Donau  und  dem  Servitenkloster,  jedes  hatte  einen  grossen  Garten;  eines 
derselben  hatte  er  am  27.  Mai  1631  von  den  Erben  des  Adam  Ekl,  k.  k.  Taxa- 
tors bei  der  niederösterreichischen  Regierung,  das  andere  den  27.  October  1633 
von  Lukas  Frischenhauser,  Raitrath  zu  Wien,  erkauft  ^j. 

Enzmüller  besass  auch  ein  grosses  Haus  zu  Linz  auf  dem  Stadtplatze 
neben  dem  Schmidthor,  welches  er  schon  im  Jahre  1633  an  sich  brachte  und 
viel  schöner  herstellen  liess.  Er  versah  dasselbe  nach  erhaltener  bischöflicher 
Erlaubniss  (datirt  vom  30.  April  1633)  mit  einer  Hauscapelle.  —  Eivllich 
gehörte  ihm  noch  das  Mauth-  und  Herrenhaus  mit  einem  schönen  Garten  zu 
Neumarkt  an  der  Ips,  welches  er  den  16.  April  1634  von  Albrecht  Grafen 
von  Zinzendorf,  Sr.  k.  k.  Majestät  geheimem  Rathe,  erkauft  hatte*). 

^)  Topograpbia  Windbaagiana,   S.  61.    Meine  Geschichte  von  HiiUiDgartenberg, 

S.  46. 
*)  Topographia  Windhaagiana,  S.  60;  Kaufbrief  vom  12.  Juli  1666. 

)  L.  c.  S.  58,  59. 
^)  L.  c.  S.  60. 
Archiv.  XV.  iO 


146 


§3. 

Stiftungen  des  Enzmüllerj  Grafen  von  Windhaag,  im  Lande  ob  der  Enns. 
Stiftungen    und    wohltliätige    Anstalten    zu    Münzbaeii. 

Von  diesen  seinen  Besitzungen  und  iiiren  Erträgnissen  wollte  Enzmüller, 
da  er  nur  ein  einziges  Kind  hatte,  nämlich  seine  Tochter  Eva  Magdalena, 
welche  aber  als  Nonne  in  einem  Dominicaner-Kloster  zu  Tulln  lebte,  einen 
edlen  Gebrauch  machen,  besonders  zur  Beförderung  des  katholischen  Glaubens, 
zur  Hilfe  für  Arme  und  Kranke,  zur  Unterstützung  von  Studirenden,  und  zum 
Emporbringen  der  Wissenschaften. 

Wir  wollen  nun  zuerst  berichten,  was  er  in  diesen  Beziehungen  zu  Münz- 
bach bewerkstelligte. 

a^Studienanstaltzu  Münzbach. 

Es  war,  wie  wir  schon  früher  berichteten,  um  1591  eine  protestantische 
Schulanstalt  daselbst  von  Kirchhammer  gestiftet  worden,  welche  jedoch  im  Jahre 
1625  wieder  aufhörte.  Kaiser  Ferdinand  II.  hatte  1629  verordnet,  dass  zwar  eine 
jede  Stiftung,  durch  welche  auf  die  Beförderung  des  protestantischen  Lehramtes 
und  Glaubens  gedacht  wurde,  bei  ihrer  Kraft  verbleiben  und  der  Wille  des 
Stifters  erfüllt  werden  sollte,  aber  mit  der  Einschränkung  und  Bedingung, 
dass  Alles,  was  für  die  protestantische  Religion  gestiftet  war,  zur  Beförderung 
der  katholischen  zu  verwenden  sei.  Nachdem  nun  Enzmüller  Windhaag  mit 
Münzbach  an  sich  gebracht  hatte,  so  haben  die  Schütter'schen  Erben  und 
Verwalter  der  Kirchhammer'schen  Stiftung  in  Bezug  auf  Wiederaufrichtung 
des  zu  Münzbach  einst  bestandenen  Schulwesens  mit  ihm  unterm  10.  April 
1641  einen  Vergleich  abgeschlossen,  vermöge  dessen  er  daselbst  eine  katholische 
Schulanstalt  zu  errichten  und  für  die  Zukunft  zu  erhalten  sich  verpflichtete, 
wogegen  jene  Erben  und  Verwalter  demselben  und  seinen  Erben  alles  Ein- 
kommen und  alle  Rechte  abtraten,  welche  sie  und  ihre  Nachkommen  in  Kraft 
der  Kirchhammer'schen  Stiftung  und  des  darüber  ausgefertigten  Stiftbriefes 
oder  anderwärts  wegen  dieses  Schulwesens  gehabt  haben  oder  hätten  haben 
mögen.  Dieser  Vergleich  wurde  dann  auch  am  17.  August  1641  von  Sr.  Majestät 
dem  Kaiser  Ferdinand  III.  bestätigt^). 

Enzmüller  brachte  dies  auch  bald  in  Vollzug:  es  wurde  sein  Freihaus 
(nahe  dem  später  dort  erbauten  Kloster)  dazu  verwendet;  es  waren  daselbst 
immer  zwei  oder  drei  Professoren  und  sechs  Alumnen ,  welche  mit  allem 
Nöthigen  versehen  wurden,  aber  auch  Andere  konnten  dort  ohne  Bezahlung 
eines  Schulgeldes  studiren.  Sie  wurden  in  den  sogenannten  Rudimentis,  in 
der  lateinischen  und  griechischen  Sprache,  in  der  Poesie  und  Rhetorik,  im 
Gesänge  und  in  der  Instrumental-Musik  unterrichtet;  es  waren  sechs  Classen 

*)  Sechster  Bericht  über  das  Museum  Francisco-Carolinum.  Linz  1842.  Das 
k.  k.  Convict  zu  Kremsmünster  und  seine  Stiftungen.  Von  Karl  August  Rei- 
chenbach.   S.  202  —  204.  —  Topographia  Windhaagiana,  S.  40. 


147 

und  Jahrgänge.  Alles  wurde  aber  genauer  bestimmt  und  regullrt,  nachdem 
das  Dominieanerkloster  zu  Münzbaeh  gestiftet  und  jene  Studienanstalt  den 
Priestern  dieses  Ordens  übertragen  worden  war. 

bj  Gründung  des  Dominicanerklosters   zu  Münzbach. 

Enzmüller  hatte  schon  lange  den  Plan  gefasst,  daselbst  ein  solches  Kloster 
zu  errichten,  und  begann  auch  schon  im  Jahre  1662  dafür  Sorge  zu  tragen. 
Er  wandte  sich  nämlich  zuerst  an  den  Erzherzog  Leopold  Wilhelm,  damaligen 
Bisehof  zu  Passau,  und  erhielt  nach  zweimaligen  Conferenzen  unterm  Datum 
des  20.  September  1662  von  demselben  die  Incorporation  der  Pfarre  und 
Kirche  Münzbach  zu  dem  neu  zu  erbauenden  Dominieanerkloster.  DieVogtei 
darüber  und  andere  weltliche  Rechte  blieben  jedoch  bei  der  Herrschaft  Windhaag. 
Diese  Einverleibung  bestätigte  später,  zwischen  1664  und  1673,  auch  der  Bischof 
Wenzeslaus  von  Passau  *).  Da  jedoch  die  Kirche  sehr  alt  und  in  schlechtem 
Zustande,  auch  zu  klein  war,  beschloss  Enzmüller,  dieselbe  fast  ganz  neu  zu 
erbauen,  zu  vergrössern  und  zu  verschönern.  Am  12.  Oetober  1664  wurde  mit 
grosser  Feierlichkeit  der  erste  Stein  sowohl  zur  Kirche  als  zum  Kloster 
gelegt  und  dann  thätig  im  Baue  fortgefahren  und  der  Thurm  erhöht.  Der 
Boden  der  Kirche  wurde  mit  rothem  und  weissem  Marmor  gepflastert ,  das 
obere  Gewölbe  sammt  dem  ganzen  Innern  schön  ausgemalt ;  von  schwarzem 
gebeiztem  Holze  wurden  neun  Altäre  und  eine  Kanzel  errichtet,  und  eine 
ansehnliche  Orgel  mit  sieben  Registern  aufgestellt.  Vor  dem  Hochaltare  liess 
er  ein  grosses  steinernes  Grabmal  für  sich  und  seine  Familie  errichten  und 
es  mit  einem  eisernen  Gitter  einfangen;  daselbst  wurde  auch  seine  erste 
Gemahlin  Maria  begraben,  welche  am  10.  März  1659  gestorben  war  ^). 

An  diese  Kirche,  auf  dem  Platze,  wo  früher  der  im  Jahre  16S4  gänzlich 
abgebrannte  Pfarrhof  stand  ,  in  der  Nähe  des  Schulhauses  für  Studirende, 
wurde  das  Kloster  gebaut,  und  mit  allem  Nothdürftigen  versehen. 

Es  wurden  in  demselben  zwölf  Zellen  nach  einander,  errichtet,  es  war 
daselbst  ein  grosses  Refectorium  und  unterhalb  desselben  ein  bedeutender 
Keller.  Um  die  Zellen  war  ein  langer  Gang,  durch  welchen  die  Mönche  in 
dieselben,  und  die  Professoren  durch  eine  eigene  Thür  in  die  daran  slossende 
Stiftschule  kommen  konnten.  Es  waren  zwei  Hauptstiegen,  und  im  oberen 
Stockwerke  18  Zimmer,  theils  für  Kranke,  theils  für  geistliche  Gäste.  Vom 
Kloster  sah  man  auf  den  ganzen  Markt  Münzbach  und  in  weite  Ferne  bis  zur 
Donau  hin,  von  den  Zellen  aber  in  den  grossen,  schönen  Klostergarten,  auf 
den  Meierhof  und  selbst  nach  Windhaag  hin.  In  dem  geistlichen  Chore  hinter 
dem  Hochaltare  waren  zwölf  Chorstühle  von  zierlicher  Tischlerarbeit,  und  in 
der  Mitte  desselben  eine  kleine  Orgel  zum  Gebrauche  der  Religiösen.  Daneben 
war  ein  eigenes  Bibliothekszimmer  für  dieselben  mitOrdoiisbüchern  und  anderen. 
Es  gehörte  zum  Stifte  auch  ein  grosser,  neu  erbauter  Meierhof  mit  Pferden, 
Rindvieh  u.  s.  w.,  und  ein  Teich. 

Der  Bau  dieses  Klosters  kostete  dem  Stifter  beilüufig  20.000  Gulden;  er 
bestimmte  auch  dazu  Zehenten  und  ein  Capital  von  GOOO  Gulden. 

^)  Topographia  Windhaagiana,  S.  41. 
*)  L.  c.  S.  41,  42. 

10» 


148 

Das  Kloster  wurde  vorzüglich  zu  Ehren  des  heiligen  Joachim  gegründet; 
neun  Väter  und  drei  Laienbrüder  waren  die  ersten  Bewohner  desselben.  Der 
Pater  Vincentius  Hauser,  welcher  die  Tochter  des  Enzmüller  vom  Kloster  zu 
Tulln,  wo  sie  Nonne  war,  nach  Windhaag  gegen  Ende  des  Jahres  1667  begleitet 
hatte,  wurde  der  erste  Prior  oder  Vicarius  zu  Münzbach;  mit  ihm  kam 
auch  dahin  F.  Hyacinthus  Marianus,  Lector  der  heiligen  Schrift,  welcher 
längere  Zeit  als  Bibliothekar  die  grosse  Bibliothek  zu  Windhaag  einrichtete 
und  ordnete  und  dann  die  „Topographia  Windhaagiana  aucta"  herausgab. 
Das  Kloster  war  im  Jahre  1669  vollendet  und  vom  3.  December  d.  J.  ist 
der  Stiftungsbrief  ausgestellt,  in  dem  auch  die  Verpflichtungen  und  Bedin- 
gungen für  die  Dominicaner  enthalten  waren;  er  wurde  von  dem  Provincial, 
vom  Prior  und  Convent  daselbst  unterschrieben  und  mit  ihren  Siegeln  ver- 
sehen. Sie  verpflichteten  sich  gegen  den  Stifter,  die  Stifterin,  ihre  Tochter 
Eva  Magdalena,  und  ihre  Erben,  Folgendes  zu  beobachten  und  zu  vollführen: 

I.  In  religiöser,  kirchlicher  Beziehung. 

a)  Sie  sollen  alle  Tage  zur  Prim  die  erste  Messe  für  den  Stifter  lesen. 

h)  Nach  seinem  Tode  die  drei  Tage,  nämlich  den  ersten,  siebenten  und 
dreissigsten  Tag  nach  katholischer  Sitte  mit  zwei  gesungenen  Ämtern  und  der 
Todtenvigil,  dann  alle  Jahre  den  Jahrestag  mit  zwei  Ämtern  und  derVigil  feiern, 
und  eben  so  sollte  es  in  Betreff  der  Stifterin  und  der  Tochter  Magdalena  nach 
ihrem  Tode  sein. 

c}  Sie  sollen  nach  und  nach  für  den  Stifter  1000  heilige  Messen  lesen, 
auch  alle  Quatember  ein  Seelenamt  für  den  Stifter  und  seinen  ganzen  Stamm 
halten.  Ferner  müssen  sie  am  26.  Februar  für  den  Vater  des  Stifters  *)  einen 
Jahrestag  mit  zwei  gesungenen  Ämtern  halten  und  am21.0ctober  den  Sterbetag 
seiner  Mutter  auf  ähnliche  Weise  begehen.  Aber  an  den  Jahrestagen  des 
Stifters ,  der  Stifterin  und  ihrer  Tochter  Magdalena  sollen  sie  allezeit  das 
Requiem  und  Lobamt  mit  Leviten  halten,  wozu  ihnen  der  Stifter  einen  gold- 
gestickten Ornat  verehrte;  auch  gab  er  ihnen  zwei  kleine  silberne  Monstranzen, 
seine  Tochter  aber  schenkte  ihnen  50  Gulden  zum  Ankaufe  einer  grösseren. 

d)  Da  zu  dieser  Zeit  auch  das  Nonnenkloster  zu  Windhaag  schon  bestand, 
so  waren  die  Dominicaner  verpflichtet,  so  oft  der  Beichtvater  der  Nonnen 
oder  sein  Nebenpriester  ausreisen  wollten  oder  krank  sein  würden,  den  Gottes- 
dienst zu  Windhaag  ohne  Entgelt  zu  versehen;  sie  konnten  sich  aber  dess- 
wegen  mit  den  Beichtvätern  abfinden.  Besonders  aber  sollten  sie  auf  höfliches 
Ansuchen  der  jeweiligen  Priorin  zu  Windhaag  am  Palmsonntage  zur  Passion 
singen,  wie  auch  am  Charfreitage  den  Gottesdienst  halten  helfen,  und  letzteres 
auch  an  den  drei  Jahrestagen  des  Stifters,  der  Stifterin  und  ihrer  Tochter, 
nachdem  zu  Münzbach  dieses  geschehen  sein  würde,  auch  zu  Windhaag  thun. 
Im  Monate  Juni  sollten  sie,  wie  auch  die  Franciskaner  zu  Grein,  am  ersten 
Sonntage  nach  St.  Anton  von  Padua  den  Gottesdienst  in  der  Portiuncula-Kirche 
zu  Windhaag  halten,  im  Juli  das  Fest  der  heiligen  Magdalena  und  der  Kirch- 
weihe, im  August  den  ersten  Sonntag  nach  dem  Portiuncula-Feste,  wie  im 
Juni,  feiern  helfen,  im  October  eben  so  den  ersten  Sonntag  nach  dem  Feste 

^J  Er  war  am  26.  Februar  1616  gestorben. 


149 

des  heiligen  Franz  Seraphicus.  Endlieh  so  oft  im  Kloster  zu  Windhaag  die  Ein- 
kleidung oder  der  Profess  einer  Nonne  vor  sieh  gehen  würde,  sollten  sie  (so  wie 
an  den  genannten  Festtagen)  die  völlige  Musik  mit  den  Alumnen  und  dem  Schul- 
meister (der  sie  darin  unterrichtete)  halten  '). 

II.  Verpflichtung  der  Dominicaner  zu  Münzbach  in  Betreff 
des  Studienwesens  unddes  Alumnates. 

In  dem  Cessionsbriefe ,  welchen  am  20.  Jänner  1669  Joachim  Enzraüller 
zu  Windhaag  ausstellte ,  bestimmte  er  die  600  Gulden  Interessen  von  der 
Kirchhammer'schen  Stiftung  für  die  Vorsteher  des  Klosters  zu  Münzbach,  mit 
der  Bedingung,  dass  sie  die  Jugend  in  Gottesfurcht  und  in  den  Studien,  auch 
in  der  Musik  und  im  Gesänge  unterrichten  und  besonders  sechs  Alumnen  in 
Speisen,  Kleidern  und  was  sonst  nothwendig  ist,  unterhalten  sollten.  Dazu 
Hess  sich  auch  der  Dominicaner -Orden  laut  seiner,  dem  Cessionsbriefe  von 
1669  beigefügten  Erklärung  (datirt  Wien  8.  Juni)  herbei. 

Der  Graf  von  Windhaag  behielt  aber  sich  und  seinen  Erben  vor,  die 
Alumnen  selbst  aufzunehmen  und  Alles  zu  verordnen,  was  zur  beständigen  Fort- 
pflanzung und  Beförderung  dieses  Schulwesens  dienen  könnte  '^).  Er  Hess  auch 
das  Schulgebäude  und  Alumnat,  ganz  nahe  dem  Kloster,  diesem  einverleiben 
und  recht  tauglich  zurichten.  Die  Dominicaner  übernahmen  also  diese  Anstalt 
und  stellten  die  Lehrer  aus  ihrer  Mitte  auf.  Das  Kloster  genoss  dafür 
300  Gulden  von  den  jährlichen  Interessen  pr.  600  Gulden,  das  Übrige  wurde 
für  die  Alumnen  verwendet,  welche  von  ihnen  Kost  und  Kleidung,  und  zwar 
täglich  drei,  an  Festtagen  vier  Speisen,  aber  immer  nur  Wasser  zum  Tranke 
erhielten.  Alle  Jahre  zu  Ostern  oder  Pfingsten  bekamen  sie  ein  neues  Kleid 
von  braunem  Tuche ,  jährlich  vier  Paar  Schuhe  und  jedes  zweite  Jahr  einen 
Mantel.  Der  Graf  hatte  auch  eine  genaue  Instruction  und  Ordnung  sowohl  für 
die  Alumnen  als  für  die  Priester  vorgeschrieben.  Die  Knaben  mussten  bei  allen 
gestifteten  Jahrestagen  und  ausserordentlichen  Feierlichkeiten,  welche  in  der 
Kirche  Portiuncula  oder  in  der  Klosterkirche  zu  Windhaag  gehalten  wurden, 
erscheinen  und  den  Gottesdienst  mit  figurirten  Ämtern  verherrlichen  helfen. 
Obwohl  die  Priorin  von  Windhaag  über  sie  befehlen  konnte,  so  Hess  sie 
doch  gewöhnlich  wegen  Erhaltung  freundschaftlichen  Verhältnisses  den  Prior 
darum  ersuchen.  Über  dieses  Alumnat  mussle  der  Hofrichter  von  Windhaag 
im  Namen  der  Priorin  fleissige  Aufsicht  führen,  damit  die  Knaben  nach  des 
Stifters  Vorschrift  gut  verpflegt  würden  und  keine  Klage  hätten.  Die  jeweilige 
Priorin  hatte  vermöge  des  Testamentes  des  Grafen  das  Recht,  die  Knaben 
dem  Pater  Prior  zu  Münzbach  zu  präsentiren,  jedoch  ehe  sie  einen  in  das 
Alumnat  aufnahm,  musste  sie  sich  mit  ihm  und  dem  Präfecten  besprechen,  ob 
er  dazu  tauglich  wäre. 

Jeder  Knai>e  musste  der  Priorin  einen  von  ihm  eigenhändig  geschriebenen 
und  noch  dazu  von  einem  anderen  Knaben,  gleichsam  als  Zeugen,  unterfer- 
tigten  Revers  ausstellen.    Was  aber  die  Aufnahme  in  dieses  Alumnat  betraf, 

•)  Nach  dem  Manuscripto  der  ersten  Priorin. 

^)  Nach   einer  collationirten  Abschrift  der  Cessionsurkunde,  datirt    Linz  den 
11.  December  1726,  im  stSndlscben  Archive  bu  Llnx. 


150 

so  sollten  vermöge  der  Anordnung  vor  Allen  den  Vorzug  haben:  die  Kinder 
der  Bürger  und  der  Ünterthanen,  dann  die  Kinder  der  Beamten  und  Bedienten, 
ferner  jene,  welche  von  den  Verwandten  oder  Sehwägern  des  Grafen  empfohlen 
wurden,  endlieh  jene,  welche  zum  Studiren  tauglich  erkannt  wurden.  Anfangs 
liess  die  Stifterin,  die  erste  Gemahlin  des  Grafen,  den  Alumnen  ihre  Betten 
umsonst  zubereiten,  später  aber  wurde  mit  Wissen  und  Einwilligung  der  ersten 
Priorin  Magdalena  die  Einrichtung  getroffen,  dass  jeder  neu  aufgenommene  Knabe 
ein  Bett  für  sich  mitbringen  musste  *). 

In  Münzbach  studirten  die  Alumnen  durch  sechs  Jahre;  von  dort  kamen 
sie,  als  nach  dem  Tode  des  Grafen  von  Windhaag  das  grössere  Alumnat  zu 
Wien  errichtet  wurde,  in  dieses  und  setzten  ihre  Studien  fort. 

III.  Die  Dominicaner  hatten  auch  die  Pfarre  Münzbach  zu  versorgen; 
diese  war  dem  Kloster  einverleibt  und  wurde  nur  jährlich,  wie  andere  Kirchen, 
vom  Dechant  visitirt.  Der  Prior  war  immer  zugleich  Pfarrer  und  wurde  von 
dem  Provincial  dem  Bischöfe  präsentirt. 

Jede  Priorin  von  Windhaag  war  aber  darüber  rechtmässige  Vogtei-,  Lehens- 
Frau  und  Grundobrigkeit.  Sie  setzte  auch,  jedoch  mit  Wissen  des  Priors,  die 
Zechpröpste,  den  Schulmeister  und  Messner  ein  oder  schaffte  sie  ab.  Die 
Instruction  für  dieselben  hatte  schon  der  Graf  Joachim  entworfen,  seine  Tochter 
aber  hat  sie  noch  vermehrt  und  verbessert.  Es  bestand  ein  eigenes  Inventarium 
und  die  Zechpröpste  mussten  jährlich  eine  ordentliche  Rechnung  über  alle 
Empfänge  und  Ausgaben  ablegen,  und  zwar  der  Priorin  von  Windhaag  vor 
Lichtmessen.  Sie  zog  dabei  den  Hofrichter  zu  Rathe,  und  die  Rechnung  wurde 
öffentlich  in  der  Kanzlei  zu  Windhaag  gemacht;  die  Priorin  sass  dabei  an 
einem  Tische  in  einem  inneren  Zimmer  und  hatte  den  Vorsitz,  daneben  waren 
der  Prior,  der  Hofrichter  und  der  Hofschreiber.  Sie  unterschrieb  zuerst  die 
Rechnung,  dann  der  Prior  zur  linken  Seite  derselben,  und  weiter  unterhalb  der 
Hofrichter.  Dann  gab  dieser  dem  Prior  und  den  Zechpröpsten  ein  kleines  Mit- 
tagsmahl, wozu  von  dem  Einkommen  der  Kirche  drei  Gulden  verwendet  wurden. 

Die  Kirche  Münzbach  hatte  übrigens  ünterthanen.  Wiesen,  Zehente  und 
Getreidekästen. 

Die  Kirehenpröpste  führten  die  Aufsicht  über  das  alte  deutsche  Schul- 
haus zu  Münzbach,  in  welchem  auch  der  Schulmeister  mit  seiner  Familie 
wohnte  und  die  Kinder  unentgeltlich  unterrichten  musste;  was  an  dem 
Schulgebäude  zu  machen  war,  wurde  von  dem  Einkommen  der  Kirche 
bestritten. 

IV.  Die  Dominicaner  hatten  ferner  die  Pfarre  Altenburg  (nahe  bei 
Windhaag)  zu  versehen.  Sie  war  sehr  alt,  die  Herrschaft  Windhaag  hatte  in 
derselben  ihre  meisten  ünterthanen  und  war  darüber  Patron  und  Vogtei.  Nach 
der  Stiftung  des  Nonnenklosters  und  dem  Tode  des  Stifters  hatte  die  jeweilige 
Priorin  beide  Rechte.  Diese  Pfarre  war  in  ihrem  Vermögen  sehr  herabge- 
kommen, so  dass  um  jene  Zeit  kein  eigener  Pfarrer  sich  dort  befand,  sondern 
der  Caplan  im  Schlosse  Windhaag  war  zugleich  Pfarrer  von  Altenburg  und 
genoss  die  Windhaag'sche  Capellen-Stiftung  pr.  2000  Gulden. 

*)  Alles  dieses  nach  dem  Manuscripte  der  ersten  Priorin. 


131 

In  Abwesenheit  der  Herrschaft  hielt  er  an  Sonn-  und  Feiertagen  den  Gottes- 
dienst zu  Altenburg,  an  Wochentagen  aber  las  er  die  heilige  Messe  zu  Windhaag. 
Da  aber  Joachim  Enzraüller  sich  einen  steten,  eigenen  Caplan  auf  seine  Kosten 
hielt,  so  nahm  er  jene  2000  Gulden  von  der  Capellen- Stiftung  weg  und  über- 
ÜTig  dieselbe  an  das  Kloster  Münzbach,  verordnete  aber,  dass  ein  jeder  Prior 
allda  auch  die  Pfarre  Altenburg  durch  einen  Priester  des  Conventes  versehen 
lassen  sollte.  Dieses  Gotteshaus  besass  jedoch  einiges  Holz,  Äcker,  Wiesen  und 
Zehente,  einen  Pfarrhof  und  ein  Messnerhaus;  in  der  Kirchfe  war  auch  die  Grab- 
stätte der  Familie  von  Prag.  Es  war  ferner  angeordnet ,  dass  die  Priorin  von 
Windhaag  auf  Ansuchen  des  Priors  von  Münzbach  den  von  ihm  zum  Pfarrer 
bestimmten  Priester  dem  Bischöfe  von  Passau  prösentiren  sollte,  welcher  dann 
demselben  ein  Änstellungsdecret  zuschickte.  Die  Priorin  ernannte  die  zwei 
Zechpröpste  und  den  Schulmeister,  welcher  zugleich  Messner  war.  Der  Pfarr- 
hof und  das  Messnerhaus  mussten  von  dem  Einkommen  der  Pfarre  erhalten 
werden. 

Die  Kirchenrechnung  wurde  nach  der  Angabe  des  Schulmeisters  zu  Alten- 
burg selbst  vom  Hofschreiber  gemacht,  welcher  dafür  einen  Gulden  erhielt;  der 
Hofrichter  führte  dabei  anstatt  der  Priorin  den  Vorsitz ,  aber  die  Rechnung 
musste  ihr  zur  Bestätigung  übergeben  werden. 

Magdalena,  die  Tochter  des  Stifters  von  Münzbach  und  Windhaag,  Hess  in 
der  dortigen  Kirche  einen  neuen  Hochaltar  machen ,  stiftete  ein  ewiges  Licht 
davor  und  errichtete  einen  Stiftbrief,  vermöge  dessen  dort  jährlich  am  Magda- 
lenentage  eine  heilige  Messe  für  sie  und  nach  ihrem  Tode  ein  Jahrestag  gehalten 
werden  sollten.  Am  Bartholomäusfeste  war  der  Kirchtag;  der  Amtmann  nahm 
das  Standgeld  ein  und  übergab  es  der  Priorin  ^). 

c}  Das  Kloster  Münzbach  musste  auch  einen  Priester  als  Vicarius  nach 
Rechberg  stellen.  Dieses  war  früher  nur  eine  Filiale  von  Pierbach  und  es 
wurde  dort  von  hier  aus  jeden  dritten  Sonntag  Gottesdienst  gehalten.  Joachim 
Enzmüller  machte  aber  nach  Rechberg  eine  neue  Stiftung  mit  Gründen  und 
Zehenten  und  errichtete  den  Pfarrhof  für  einen  Priester ,  der  immer  dort 
wohnen  sollte  ;  auch  die  Kirche  wurde  vergrössert.  Der  Bischof  von  Passau, 
Leopold  Wilhelm  ,  Erzherzog  von  Österreich  ,  erklärte  Rechlierg  unterm 
Datum  des  15.  August  1656  als  selbstständige  Pfarre  und  als  unabhängig  von 
Pierbach. 

Der  Stiftbrief  Joachim  Enzmüller's  ist  vom  6.  December  1657,  dem  Feste 
des  heiligen  Nikolaus,  dem  die  Kirche  geweiht  ist,  datirt  2).  Das  Prfisentations- 
recht,  die  Vogtei  und  Lehensherrlichkeit  gehörten  der  jeweiligen  Priorin  von 
Windhaag.  Schon  die  erste  Priorin  ernannte  zwei  Unterthanen  zu  Zechpröpsten, 
denen  sie  auch  eine  Instruction  und  ein  Inventarium  zustellte;  die  Kirchen- 
rechnung wurde  in  der  Art  und  Weise  wie  zu  Altenburg  aufgenommen.  Die 
Priorin  nahm  stets  den  Pfarrer  aus  dem  Kloster  Münzbach  ,  der  ihr  aber  vor 
dem  Antritte  der  Pfarre  einen  Revers  ausstellen  musste;  sie  präsentirte  ihn  dem 
Bischöfe  von  Passau ,  welcher  ihn  jedoch  nur  auf  drei  Jahre  anstellte  und  ihm 

^)  Nach  dem  Manuscripte. 

')  Topograpbia  Windhaagiana,  S.  41. 


1S2 

den  Titel  Vicar  ertheilte;  nach  drei  Jahren  musste  wieder  die  Präsentation 
erfolgen,  die  Unkosten  davon  musste  er  selbst  bestreiten  *). 

Den  Zehent  der  Pfarre  genoss  das  Kloster  Münzbaeh  ,  es  musste  aber  den 
Vicarius  ,  der  zu  Reehberg  wohnte ,  mit  Lebensmitteln  und  Wein  versehen.  Die 
erste  Priorin  von  Windhaag  stiftete  dort  200  Gulden  Capital  zu  einem  ewigen 
Lichte,  und  eine  heilige  Messe  für  sich,  so  lange  sie  lebte,  am  23.  Februar  als  an 
ihrem  Geburtstage,  dann  am  2.  Mai  als  dem  Tage  ihres  Professes,  und  am  23.  Juli 
als  an  ihrem  Namensfeste  ;  nach  ihrem  Tode  sollte  immer  ein  Jahrestag  abge- 
halten werden. 

Wenn  der  Vicar  in  Rechberg  starb  ,  musste  der  Hofrichter  im  Namen  der 
Priorin  inventiren  und  sperren  und  konnte  dazu  den  Prior  einladen;  dies  Letztere 
aber  sollte  unterlassen  werden ,  wenn  der  Dechant  von  Freistadt  selbst  zur 
Sperre  kommen  würde  ^). 

An  den  dortigen  fünf  Kirchtagen  musste  der  Amtmann  von  Saxenegg  das 
Standgeld  einsammeln  und  der  Priorin  übergeben. 

d)  Joachim  Enzmüller  hatte  zu  Münzbach  auch  ein  Spital,  noch  zu  Leb- 
zeiten seiner  ersten  Gemahlin,  für  sechs  Männer  und  eben  so  viele  Weiber  einge- 
richtet; das  frühere  war  schon  seit  längerer  Zeit  eingegangen.  Er  Hess  ihnen 
braune  Mäntel  von  Tuch  mit  langen  Ärmeln  machen;  jede  Person  besass  in  ihrem 
Zimmer  ein  grünes  Himmelbett  mit  Vorhängen,  ein  grünes  Tischlein,  solchen  Stuhl 
und  solche  Truhen;  sie  hatten  die  nöthige  Beheizung,  einen  Becher  von  Zinn,  drei- 
mal in  der  Woche  Fleischspeisen.  Eine  Pupille  der  Herrschaft  musste  dort  als 
Meierin  ihren  Hofdienst  abdienen,  zu  Spitalmeistern  wurden  ein  Bürger  und  ein 
Bauer  bestimmt;  letzterer  musste  die  nöthigen  Fuhren  umsonst  für  das  Spital 
leisten,  war  aber  dafür  von  aller  Robot  frei.  Zu  dem  Spitale  gehörten  ein  Gar- 
ten mit  Obstbäumen,  Wiesen,  Äcker  und  ein  Zehent;  auch  zwei  Kühe,  mehrere 
Schweine  und  Hühner  waren  für  dasselbe  bestimmt. 

Das  Spital  war  zu  Ehren  der  heiligen  Barbara  gestiftet ;  eine  Capelle  mit 
einem  Altare  befand  sich  in  demselben,  wo  die  Bewohner,  wenn  sie  krank  waren, 
die  heilige  Messe  hören  konnten ,  welche  die  Priester  von  Münzbach  lesen 
mussten.  Diese  hatten  auch  die  Verpflichtung,  den  Kranken  Beichte  zu  hören,  sie 
zu  communiciren,  ihnen  die  letzte  Ölung  zu  ertheilen  und  die  Verstorbenen  einzu- 
segnen; sie  mussten  dieses  Alles  unentgeltlich  leisten.  Der  Graf  verschaffte  dem 
Spitale  in  seinem  Testamente  noch  überdies  1000  Gulden,  welche  seine  Tochter 
nach  Belieben  entweder  zur  Aufnahme  mehrerer  in  das  Spital  oder  zur  Ver- 
besserung des  Zustandes  der  Gegenwärtigen  verwenden  konnte.  Sie  that  das 
Letztere ,  verbesserte  ihre  Kleidung ,  verschaffte  ihnen  täglich  Fleischspeisen 
(ausgenommen  an  den  gesetzlichen  Fasttagen)  und  ein  Seitel  Bier.  Sie  legte 
ihnen  aber  dafür  auf ,  dass  sie  täglich  eine  heilige  Messe  hören  und  dann  zu 
Hause  einen  Rosenkranz  beten,  an  allen  Festtagen  Jesu  und  Mariens,  am  St.Mag- 
dalenentage  und  am  Sonntage  vor  oder  nach  des  Stifters  Sterbetage  die  heilige 
Beichte  verrichten  und  die  heilige  Communion  empfangen  sollten  ;  an  die- 
sen Tagen  bekamen  sie   aber  auch  anstatt   des  Bieres  Wein.     Sie  Hess  das 

*)  Nach  dem  Manuscripte  der  Priorin, 
*)  Auch  nach  dem  Manuscripte. 


I 


153 

Spital  verschönern,  mit  Bildern  zieren,  das  Wappen  des  Stifters  dort  aufstellen, 
schenkte  ein  grosses  Kreuz  zu  Leichenbegängnissen ,  ein  Crucifix  und  ein 
schönes  Marienbild.  Zwei  Bürger  wurden  nun  zu  Spitalmeistern  ernannt ;  der 
Bader,  welcher  die  Kranken  besorgte,  erhielt  jährlich  4  Gulden.  Die  Spitalauf- 
seher mussten  jährlich  die  Rechnung  legen,  welche  die  Priorin  und  der  Hofriehter 
durchschauten  und  prüften;  die  Bewohner  des  Spitales  durften  dabei  erscheinen, 
wurden  über  ihren  Zustand  und  ihre  Behandlung  gefragt,  und  getröstet  entlassen. 
Sie  konnten  zu  kleinen  Arbeiten,  wie  Nägel  ausziehen,  Hopfen  pflücken  u.  dgl., 
aufgefordert  werden,  wo  sie  dann  mehrBrod  erhielten;  sie  durften  aber  nicht  als 
Tagewerker  um  Geld  arbeiten.  Verdienten  sie  jedoch  etwas,  ohne  dass  der  Ord- 
nung im  Spitale  Eintrag  geschah  ,  so  musste  es  in  die  allgemeine  Casse  abge- 
liefert werden. 

Bei  der  Aufnahme  in  das  Spital  sollten  besonders  die Unterthanen  und  Dienst- 
leute des  Grafen  und  ihre  Nachkommen  berücksichtigt  werden  *}. 

e)  Einführung  der  Erzbrüderschaft  Jesu,  Mariens  und 
des   ewigen  Rosenkranzes. 

Enzmüller  liess  dieselbe  schon  vor  Erbauung  des  Klosters  zu  Münzbach  am 
2.  Februar  1653  durch  den  Prediger -Orden  einführen  und  so  einrichten  ,  wie 
es  in  grossen  Städten  der  Fall  war.  Er  ernannte  einen  Rector  aus  dem  Laien- 
stande und  einen  Vicerector ,  einen  Secretär  und  einen  Ansager.  Für  die 
Priester ,  welche  dazu  gehörten  ,  war  ein  Dominicaner  als  geistlicher  Vater 
bestimmt.  Über  die  Brüderschaft  selbst  hatte  nach  der  Gründung  des  Klosters 
kein  Prior  von  Münzbach  etwas  zu  befehlen.  Der  Stifter  wollte  vielmehr ,  dass 
die  Rechnung  des  Klosters,  welche  dem  Prior  und  Procurator  zustand,  von  der 
Brüderschaft  untersucht  und  von  dem  Rector  und  dem  geistlichen  Vater  ratificirt 
werden  sollte.  Er  gab  die  Mittel  dazu  her,  dass  die  Patres  ein  eigenes  Brüder- 
schaftsbüchlein und  Kataloge  der  Verstorbenen  jährlich  drucken  lassen  und 
vertheilen  konnten.  Die  Mitglieder  hatten  ein  eigenes  Local  für  das  Geld  und 
die  Schriften  der  Brüderschaft;  die  Rechnung  wurde  alle  zwei  Jahre  um  Licht- 
messen aufgenommen  und  der  Stifter  unterschrieb  sich  immer  vor  allen  Anderen. 
Nach  seinem  Tode  wollte  man  jedoch  dies  nicht  mehr  der  Priorin  von  Windhaag 
gestatten  und  ertheilte  ihr  nur  die  Rechnung  in  Abschrift.  Zur  Wahl  der  Rec- 
toren  mussten  allezeit  der  Hofrichter  und  andere  Beamte  beigezogen  werden; 
es  gab  bei  dieser  Brüderschaft  auch  Consultores. 

Der  Stifter  that  derselben  viel  Gutes;  er  verehrte  ihr  mehrere  schön  einge- 
fasste  Reliquien,  Tafeln  und  Bilder,  und  eine  geschnitzte  grosse  Statue  der  Mutter 
Gottes  mit  dem  Kinde  Jesus,  und  liess  dieselbe  schön  kleiden,  um  bei  der  Pro- 
cession  der  Brüderschaft  mitgetragen  zu  werden;  er  liess  ferner  15  sogenannte 
Geheimniss-Stäbe  (mit  Abbildungen  der  Geheimnisse  des  Hosenkranzes)  und  fünf 
blaue  und  eben  so  viele  rothe  und  gelbe  Röcke  für  die  Trüger  derselben  ver- 
fertigen. In  seinem  Testamente  vermachte  er  dieser  Brüderschaft  ßOO  Gulden 
unter  der  Bedingung,  dass  sie  von  ihrem  Einkommen  die  weissen  Wachskerzen 
zu  seinem  und  seiner  Familie  Jahrestagen  hergeben  sollte.  Da  aber  hierüber  nichts 

^)  Nach  dem  Manuscripte. 


154 

Näheres  bestimmt  war  und  es  der  Brüderschaft  hätte  beschwerlieh  fallen  können, 
so  Hess  seine  Tochter  und  Erbin  Magdalena  mit  Rath  geistlicher  und  weltlicher 
Personen  von  den  anliegenden  Capitalien ,  welche  von  der  Kirche  Münzbach 
kamen  und  mit  denen  der  Stifter  für  die  Kirchenbaukosten  entschädigt  worden 
war,  loO  Gulden  der  Brüderschaft  übergeben  und  errichtete  mit  ihr  einen  Stift- 
brief, worin  sie  die  Anzahl  der  Kerzen  festsetzte  ;  dieselbe  sollte  nämlich  bei 
dem  Jahrestage  des  Stifters  140,  bei  jenen  der  Stifterin  und  der  Tochter,  nach 
ihrem  Tode,  50,  für  den  Vater  und  die  Mutter  des  Stifters  25  Kerzen,  vier  Loth 
schwer,  aufstecken  *). 

f)  Joachim  Enzmüller  machte  auch  mit  der  Pfarre  Pergkirchen  eine 
Änderung;  diese  war  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  im  Jahre  1624  dem  Abte  Kaspar 
von  Baumgartenberg  übergeben  worden  ,  allein  die  Vogtei  darüber  gehörte  seit 
alter  Zeit  zur  Herrschaft  Windhaag;  nun  wurde  dieselbe  auf  Ansuchen  des  Abtes 
Bernard  durch  eine  Commission  und  einen  Vergleich  jenem  Kloster  in  so  fern 
überlassen,  dass  der  Abt  einen  Pfarrer  nach  seinem  Belieben  dort  anstellen  und 
dem  Bischöfe  präsentiren  konnte,  doch  sollte  er  ihn  stets  der  Herrschaft  Wind- 
haag anzeigen  und  dieselbe  als  Vogtei  verehren  ,  welche  auch  den  Messner  und 
die  Kirchenrechnung  aufnahm.  Nach  dem  Tode  des  Stifters  machte  seine  Toch- 
ter wieder  eine  Veränderung;  der  Abt  versprach  nämlich  diese  Kirche  zu  Ehren 
des  heiligen  Georg  zu  restauriren  und  auf  seine  Kosten  verschönern  zu  lassen ; 
daher  überliess  sie  ,  indem  das  Kloster  Windhaag  ohnehin  keinen  Nutzen  davon 
hatte,  auf  Ansuchen  des  Abtes  die  ganze  Vogtei  auch  über  die  Kirchenrechnung 
und  den  Messner  dem  Kloster  Baumgartenberg  ,  jedoch  gegen  Cedirung  von 
1000  Gulden  ,  welche  zu  Klamm  anliegend  waren ;  aber  die  landesgerichtliche 
Jurisdiction ,  die  Grundherrlichkeit  und  die  Wildbahn  behielt  sie  ihrem  Kloster 
Windhaag  vor ;  sie  überliess  dem  Abte  auch  einen  ünterthan  ,  der  ohnehin 
der  Vogtei  unterthänig  war,  gegen  einen  anderen,  welcher  jedoch  weniger 
eintrug  ^). 

Was  das  Kloster  zu  Münzbach  betrifft ,  so  ist  noch  zu  bemerken  ,  dass 
dasselbe  von  dem  Bischöfe  zu  Passau  unterm  Datum  des  12.  December  1675 
förmlich  bestätigt  wurde  und  dass  immer  pro  primis  fructibus  (bei  dem  Wechsel 
eines  Priors)  zehn  Gulden  nach  Passau  bezahlt  werden  mussten  ^). 

Auch  die  Einverleibung  der  Pfarre  Münzbach  zum  Kloster  erhielt  am  14.  Mai 
1681  eine  neue  Bestätigung  vom  Bischöfe  Sebastian  von  Passau  *). 

Das  neue  Schloss  zu  Wiiidhaag  saiuiut  den  Nebengebäuden. 

I.  Joachim  Enzmüller  hatte  überall  auf  seinen  neu  erkauften  Herrschaften 
mit  vielen  Unkosten  die  alten  Schlösser,  Kirchen  und  Capellen  in  einen  besseren 
Zustand  bringen  und  verschönern,   und  neue  Gebäude  aufführen  lassen;   dieses 

*)  Nach  dem  Manuscripte.  , 

^)  Auch  nach  dem  Manuscripte. 

^)  Original-Urkunde  von  Waldhausen. 

*)  Nach  der  Original-Urkunde  darüber. 


155 

that  er  nun  auch  zu  Windhaag ,  wo  er  gewöhnlich  wohnte  ,  wenn  ihn  nicht  die 
Geschäfte  anderswo  festhielten.  Er  hatte  im  alten  Schlosse  daselbst  Wohnungen 
für  sich  und  seine  Leute  ,  für  die  Beamten  und  die  Kanzlei  herrichten  lassen, 
allein  es  genügte  ihm  mit  der  Zeit  nicht  mehr.  Es  war  in  vieler  Hinsicht  unbe- 
quem und  in  einem  alterthümlichen  Style  erbaut ;  er  beschloss  daher  neben 
demselben  ein  ganz  neues,  grosses  und  schönes  Schloss  aufzuführen  und  das- 
selbe herrlich  einzurichten  zu  einer  angenehmen  Residenz  für  sich  und  zur 
Zierde  des  Landes. 

Wann  der  Anfang  zu  demselben  und  den  Nebengebäuden  gemacht  wurde, 
ist  uns  nicht  bekannt ,  es  scheint  jedoch  nach  dem  Jahre  I60O  geschehen  zu 
sein.  Das  neue  Schloss  wurde  nahe  an  das  alte  angebaut  und  durch  eine  Brücke 
über  den  Graben  bei  dem  Eingange  in  dieses  mit  ihm  in  Verbindung  gesetzt. 
Ein  neuer  tiefer  Graben  wurde  aus  dem  Felsen  gehauen  und  eine  ßrustmauer 
vor  dem  Schlosse  gezogen.  Über  eine  Aufzugbrücke  kam  man  zu  dem  Haupt- 
thore;  oberhalb  dessen  ragte  ein  hoher  Thurm  empor,  in  dem  mehrere  Zimmer 
sich  befanden.  Vor  der  Fronte  war  ein  grosser,  ebener  Platz  mit  vieler  Mühe 
angelegt ,  welchen  ein  Springbrunnen  zierte ,  der  nach  dem  Muster  jenes  zu 
Augsburg  auf  dem  Weinmarkt  stehenden  verfertigt  wurde.  Im  Innern  des 
neuen  Schlosses  war  ebenfalls  ein  grosser  Hof  mit  einem  Springbrunnen  ;  es 
befanden  sich  darin  schöne  bequeme  Wohn-  und  Gastzimmer ,  dann  eine  drei- 
fache Gallerie;  in  einer  waren  gemalt  zu  sehen  die  vier  grossen  Monarchien, 
als  die  babylonische,  persische,  griechische  und  römische;  in  der  mittleren  die 
Portraits  der  vorzüglichsten  römischen  Kaiser  ,  ausser  jenen  aus  dem  Hause 
Österreich;  diese  waren  nebst  anderen  ausgezeichneten  Fürsten  aus  demselben 
in  der  dritten  Gallerie,  der  Letzte  von  ihnen  war  der  Kaiser  Leopold  I.;  auf  der 
Seite  gegen  den  Schlosshof  befanden  sich  die  Portraits  der  Gemahlinnen  dieser 
Kaiser. 

Im  Schlosse  war  auch  eine  schöne  Capelle;  es  bestand  zwar  schon  früher 
eine  ausserhalb  des  alten  Schlosses,  allein  sie  war  schlecht  gebaut  und  kaum 
mehr  brauchbar;  daher  wurde  nun  daselbst  eine  fast  ganz  neue  errichtet  und  mit 
dem  neuen  Schlosse  verbunden,  mit  neuen  Altären,  Bildern,  Stühlen  und  einer 
Kanzel,  mit  einer  Beichtstube  und  Sacristei  versehen.  Der  Boden  war  mit 
weissem  und  rothem  Marmor  gepflastert  und  die  Herrschaft  konnte  sich  von 
ihrer  Wohnung  durch  einen  Gang  in  ein  schönes  Oratorium  begeben ,  wo  sie  in 
die  Capelle  sehen  ,  ja  über  eine  Stiege  in  diese  selbst  gelangen  konnte.  Unter 
der  Capelle  war  eine  Gruft  zur  Betrachtung  des  bittern  Leidens  und  Sterbens 
Jesu  ,  zum  Theile  aus  einem  Felsen  gehauen.  Diese  Capelle  wurde  auf  Bitten 
des  Erbauers  am  29.  Juni  1664  von  dem  damaligen  Weihbischofe  zu  Passau 
sammt  der  Gruft  feierlich  eingeweiht  *). 

Grossartig  und  reichhaltig  war  auch  die  Bibliothek  zu  Windhaag. 
Der  Stifter  hatte  schon  viele  Bücher  von  seinen  Voreltern  geerbt  und  dann 
Hylmhard  Jorger's  hinlorlassene  vortreffliche  Bibliothek,  welche  sich  zu  Steier- 
(M-k  iiL'fand,  durch  Kiuii  :ia  sich  gebracht.  Allein  dazu  kamen  noch  mehrere 
Tausende,  welche  Enzmüllcr  von  Buchhändlern  kaufte,  ferner  die  Bibliotheken 

*)  Topographia  Windhaagiana,  S.  5. 


1S6 

der  Herren  von  Minkennitz,  Fernberger  u.  s.  w.  Da  das  schon  bestehende  Local 
der  Bibliothek  viel  zu  klein  war,  so  erbaute  er  noch  zwei  grosse  Stockwerke; 
in  jener  Bibliothek,  welche  die  alte  genannt  wurde,  waren  die  Bücher  aufge- 
stellt ,  welche  bis  auf  das  Jahr  15o0  erschienen  waren;  im  zweiten  Saale  ,  die 
neue  Bibliothek  geheissen  ,  waren  die  Bücher  von  diesem  Jahre  bis  1650, 
und  im  dritten  Saale ,  die  moderne  Bibliothek  genannt,  die  Bücher  von 
i630  bis  zu  seiner  Zeit. 

Alle  drei  Locale  waren  gut  gewölbt,  mit  grossen  Fenstern,  schönen  Stucca- 
turarbeiten,  Gemälden  und  Bildern  der  vorzüglichsten  Gelehrten  versehen.  Bücher 
waren  vorhanden  aus  allen  Facultäten  und  Gattungen  der  Wissenschaft ;  zwei 
schöne  Globen  befanden  sich  auch  dort.  Ansehnliche  Manuscripte ,  dreissig 
geschriebene  Bücher  de  rebus  politicis  et  privatis  variarum  nationum, 
besonders  auch  die  Stände  Österreichs  betreffend,  ferner  Gemälde,  die  wichtig- 
sten Ereignisse  der  neueren  Zeit  darstellend ,  waren  dort  zu  sehen.  Sie  war 
unstreitig  damals  die  vorzüglichste  Bibliothek  im  Lande  ob  der  Enns.  Ihre 
Einrichtung  fällt  in  die  Jahre  1656—1670;  der  Dominicaner  Hyacinthus  Maria- 
nus war  längere  Zeit  mit  der  Anordnung  derselben  beschäftigt  *). 

An  die  Bibliothek  war  die  Kunstkammer  angebaut;  sie  hatte  eine  Länge 
von  sechs  Klaftern.  Der  grösste  Theil  davon  wurde  nach  dem  Jahre  1660  aus 
der  Verlassenschaft  des  Adam  Fernberger,  Rait-Marsehall  bei  den  niederöster- 
reichischen Ständen,  angekauft.  Es  befanden  sich  in  schönen  schwarzen  Kästen 
Seltenheiten  der  Natur  und  Kunst,  von  Gold,  Silber,  Elfenbein  und  Edelsteinen, 
Reliquien,  ein  Einhorn  und  ein  Rhinoceros  von  Bildhauerarbeit,  Gemälde  auf 
Holz  und  Kupfer,  Stücke  von  Gyps,  Kunststücke  und  Schnitzwerke  von  Holz. 
Ferner  seltene  ausländische  Vögel,  Mineralien  der  verschiedensten  Gattung  und 
Kupferplatten ,  worauf  die  Wappen  fast  aller  Familien  des  ganzen  österreichi- 
schen Adels  gravirt  waren. 

Mitten  in  der  Kunstkammer  stand  der  Münzkasten,  von  schwarzem 
gebeiztem  Holze  und  mit  vielen  goldenen  Zierrathen  versehen.  Es  befanden  sich 
in  demselben  600  Schubladen,  worin  alte  und  neue  Münzen  waren,  und  zwar  von 
den  verschiedensten  Völkern  ,  von  Gold  und  Silber  ;  die  Zahl  derselben  wurde 
auf  20.000  Stücke  angegeben  2). 

Unter  der  modernen  Bibliothek  war  die  Rüstkammer  mit  drei  Abthei- 
lungen; dazugehörten  sieben  eiserne  Feldkanonen  mit  ihren  Lafetten,  welche 
jedoch  wegen  ihrer  Grösse  unter  der  Gallerie  aufgestellt  waren  ;  dann  viele 
eiserne  Kugeln  ,  zwei  kleine  Kanonen  von  Metall ,  eine  Menge  Musqueten  und 
Lunten,  neun  aus  Harnischen  gebildete  Statuen,  Hellebarden,  Partisanen,  Helme, 
Casquete  ,  Scheibenröhre  ,  worunter  manche  mit  zierlich  eingelegten  Figuren, 
Pistolen,  Terzerole ,  Stilete,  grosse  Schlachtschwerter,  rothe,  gelbe,  grüne 
Schützenröcke,  türkische  Pfeile,  Bogen,  Köcher,  Panzer,  Schilde,  39  Gewehre, 
welche  den  rebellischen  Bauern  im  Kriege  abgenommen  worden  waren,  Trom- 
meln, Pfeifen,  Kriegsfahnen,  endlich  die  beiden  Bildnisse  des  Grafen  Adam 
Herberstorf,  Statthalters  im  Lande  ob  der  Enns  während  des  Bauernkrieges, 

*)  Topographia  Windhaagiana,  S.  9  —  17. 
3)L.  c.  S.  17  — 19. 


157 

und  des  baierischen  Generals  Pappenheim,  des  Besiegers  der  Bauern  im  Jahre 
4626*).  Diese  Rüstkammer  mit  den  Waffen  wollte  der  Graf  von  Windhaag  dem 
Kaiser  zu  Wien  widmen  ,  damit  dieselben  zur  Zeit  der  Noth  verwendet  werden 
könnten;  als  er  sich  aber  überzeugt  hatte,  dass  die  Zeughäuser  in  Wien  ohnehin 
gut  genug  versehen  seien,  so  unterliess  er  es  und  verordnete,  die  Waffen  zur 
anfälligen  Vertheidigung  des  Schlosses  Windhaag  selbst  gegen  einen  plötzlichen 
Anfall  zu  gebrauchen. 

Aus  der  Rüstkammer  gelangte  man  in  die  We  rk  zeugkammer,  worin 
sich  vielerlei  Handvverkzeug  befand,  z.  B.  für  Buchbinder,  Goldschmiede,  Bild- 
hauer, Drechsler,  Tischler,  Schlosser  u.  s.  f. 

Der  Römer -Saal  war  mit  Abbildungen  aus  der  Geschichte  Roms  von 
den  ältesten  Zeiten ,  der  Könige  und  Kaiser,  der  Städte  Rom,  Constantinopel 
und  Wien,  und  mit  Landkarten  geziert. 

Der  Öster  r  e  ich  er  -  Sa  a  1  prangte  mit  Gemälden  aus  der  Geschichte 
Österreichs,  mit  den  Bildnissen  der  Kaiser  aus  dem  Hause  Habsburg,  mit  sehr 
vielen  Portraits  aus  dem  österreichischen  Adelstande  und  selbst  von  Damen; 
aber  das  Brustbild  Kaiser  Ferdinand's  HI.  war  künstlich  aus  Erz  gegossen. 

Der  Speisesaal  war  an  den  vier  Wänden  geschmückt  mit  den  Bildern 
der  Kaiser ,  Könige  und  Herzöge  aus  dem  Hause  Habsburg ,  immer  mit  ihren 
Wahlsprüchen  und  grösstentheils  mit  den  Portraits  ihrer  Gemahlinnen  und  Töch- 
ter und  den  Sinnbildern  derselben ,  bis  auf  Kaiser  Leopold  L  Von  diesem  Saale 
kam  man  zu  einem  Altane,  von  dem  eine  sehr  schöne  Aussicht  war. 

Ferner  befanden  sich  im  Schlosse  eine  wohl  eingerichtete  Apotheke  und 
ein  Laboratorium,  schöne  Gastzimmer,  Keller,  Küchen,  Speisekammern  u.  dgl. 
In  der  Schlafkammer  der  Herrschaft  war  ein  vergoldeter  Altar  zu  Ehren  des 
heiligen  Schutzengels,  nebst  Bildern  mehrerer  Heiligen.  Zu  bemerken  ist  noch 
die  schöne  Sala  terrena ,  deren  Fussboden  mit  weissem  und  rothem  Marmor 
gepflastert  war  und  worin  sich  ein  Springbrunnen  befand.  Ein  kleiner  Lust- 
garten schied  dieselbe  von  der  herrlichen  Grotte,  welche  mit  vielen  Figuren  und 
einem  Springbrunnen  geziert  war. 

Ausserhalb  des  Schlosses  waren  zehn  Teiche,  mehrere  Brunnen  und  eine 
grosse  Cisterne ,  ferner  ein  wohl  eingerichtetes  Brauhaus  ,  ein  doppeltes  Bad, 
sechs  kleine  Häuser  für  Künstler  und  Handwerker ,  die  Hofschmiede  ,  Binder- 
und Zeug-Stadel,  das  Back-  und  das  Wasch-Haus;  alles  gehörte  zum  Schlosse. 
Sehr  gross  und  schön  war  der  eigentliche  Hofgarten,  mit  Blumen  und  Obst- 
bäumen, Weinhecken  und  Gängen  versehen;  in  der  Mitte  desselben  standen  ein 
Lusthaus  und  ein  Springbrunnen. 

Gross,  wohlgebaut  und  festgewölbt  war  auch  der  viereckige  Meierhof ; 
da  waren  ein  Thurm,  Zimmer,  Stallungen  und  ein  grosser  Röhrbrunnen,  an  den- 
selben grenzte  ein  Garten  mit  einem  Lusthaus,  daneben  befanden  sich  auch  die 
Wohnung  des  Gärtners,  Waschkuchen,  die  Pfisterei,  Getreidekästen  u.  s.  f.  "). 
IL  Als  ein  Nebengebäude  stand  ausserhalb  des  neuen  Schlosses  d  i  e 
Kirche  Portiuncula  oder  der  heiligen  Maria  zu  den  Engeln. 

^)  Topographia  Windhaagiana,  S.  20  u.  s.  w. 

*)  Nach  der  Topographia  Windhaagiana  und  den  Abbildungen  in  derselben. 


158 

Dies  war  ein  Bau  ganz  eigenthüml icher  Art  und  die  Veranlassung  dazu 
war  eine  Reise,  welche  Enzmüller  im  Jahre  1645  nach  Italien  machte.  Er  kam 
nämlich  auf  derselben  am  22.  Mai  in  das  Thal  Spoleto  und  nach  Assisi ,  wo  die 
kleine  Kirche  Portiuncula  stand  ,  welche  jedoch  der  heilige  Franciscus  Sera- 
phicus  zum  Haupte  seines  Ordens  erwählt  und  wofür  er  im  Jahre  1223  den 
grossen  Ahlass  erhalten  hatte.  Der  Anblick  derselben  ergriff  den  Enzmüller 
gewaltig  und  er  gelohte,  mit  Einwilligung  des  Franciscaner-Ordens  und  des 
Bischofs  von  Passau  bei  seinem  Schlosse  Windhaag  eine  ganz  ähnliche  Kirche 
zu  erbauen.  Er  reiste  dann  auch  nach  Rom,  wo  er  die  Ehre  hatte,  bei  dem 
Papste  Innocenz  X.  am  23.  Juni  1645  eine  Audienz  zu  erhalten,  welcher  ihm 
auch  mancherlei  geistliche  Gnaden  ertheilte.  Zu  diesem  Baue  bei  Windhaag 
erhielt  er  einen  bauverständigen  Capuziner,  den  Pater  Franciscus  ,  der  von 
seinem  Ordens -General  eigens  zur  Abmessung  und  Verfassung  eines  genauen 
Abrisses  aus  Venedig  nach  Portiuncula  geschickt  wurde,  welches*  ihm  auch  recht 
gut  gelang.  Er  kam  dann  nach  Windhaag  und  leitete  den  Bau  unter  Beihilfe 
des  Pater  Jovita,  welcher  des  Ordens  Definitor  Generalis  war. 

Am  1.  April  1651  wurde  der  Stiftbrief  ausgestellt  und  am  1.  Mai  d.  J.  der 
Grundstein  gelegt  in  Gegenwart  eines  bischöflichen  Abgesandten,  vieler  Stan- 
despersonen und  einer  grossen  Menge  Volkes.  Nach  wenigen  Monaten  war  schon 
der  Bau  der  Kirche  vollendet,  der  Boden  mit  Marmor  gepflastert,  eine  Sacristei 
und  das  Musikchor  hinter  dem  Altare  errichtet.  Neben  der  Kirche  waren  Woh- 
nungen für  einen  Messner  und  auch  für  Gäste  hergerichtet. 

Am  Vordertheile  derselben  war  der  Ursprung  der  Andacht  von  Portiuncula 
abgebildet,  aber  ober  dem  Hauptthore  stand  die  Aufschrift :  Porta  coeli ,  und 
gleich  darunter  waren  die  Worte  des  heiligen  Franz  Seraphicus  in  Betreff'  des 
Ablasses  angebracht:  „Augusti  hie  veniam  dat  tibi  quaeque  dies'',  um  anzu- 
zeigen, dass  zu  Assisi  dieser  Ablass  nicht  nur  am  2.  August,  sondern  an  jedem 
Tage  des  Jahres  genommen  werden  könne.  Auf  dem  Altare  in  der  Kirche  stand 
zuerst  der  Tabernakel ,  ober  demselben  in  einer  Reihe  waren  zu  sehen  :  der 
heilige  Franciscus ,  Benedictus  ,  zwei  Engel  (davon  die  Kirche  auch  „Kirche 
Maria  der  Engel"  genannt  wurde)  ,  die  heilige  Scholastica ,  die  heilige  Clara. 
Oben  war  das  Bild  von  der  Verkündigung  Mariens  künstlich  gemalt  ^). 

Das  Ganze  war  wohl  schon  früher  benedicirt  worden  ,  aber  die  eigentliche 
Consecration  wurde  den  29.  .Juni  1664  voft  dem  Weihbischofe  von  Passau  feier- 
lich vorgenommen.  Der  Stifter  hatte  für  diese  Kirche  vom  Papste  einen  voll- 
kommenen Ablass  dreimal  im  Jahre  erhalten,  am  Feste  des  heiligen  Anton  von 
Padua,  zu  Portiuncula  (2.  Aug.)  und  am  Feste  des  heiligen  Franz  Seraphicus.  Die 
Feier  war  aber  immer  auf  den  nächsten  Sonntag  nachher  verlegt ,  damit  die 
Leute  Zeit  dazu  hätten  und  an  ihren  Arbeiten  nicht  gehindert  würden,  und  weil 
an  den  genannten  Festtagen  selbst  die  benachbarten  Capuziner  und  Francis- 
caner  die  Feier  in  ihren  Kirchen  hielten.  Es  wurden  auch  immer  Processionen 
und  Kirchtage  abgehalten.  Diese  Ablässe  dauerten  aber  immer  nur  auf  sieben 
Jahre  ;  dann  musste  von  der  Priorin  zu  Windhaag  durch  einen  Dominicaner  zu 
Rom  um  die  Verleihung  derselben  angesucht  werden  ,  was  manche  Ausgaben 

*)  Topographia  Windhaagiana,  S.  6 — 8. 


159 

verursachte.  An  den  obengenannten  Sonntagen  hielten  die  Franciseaner  von 
Grein  zu  Windhaag  den  Gottesdienst,  die  Dominicaner  von  Windhaag  predigten 
und  hörten  Beichte  nach  ausdrücklicher  Anordnung  des  Stifters  in  seinem  Testa- 
mente. Alle  Patres  erhielten  von  der  Priorin  Geschenke;  Legate  waren  ohnehin 
auch  für  sie  vermacht  und  es  musste  für  dieselben  eine  reichliche  Mahlzeit  mit 
8  bis  10  Speisen  und  Wein  zugerichtet  werden. 

In  dieser  Kirche  Portiuncula  war  auch  ein  Opferstock  angebracht,  welcher 
immer  nach  Weihnachten  durch  den  Hofmeister  in  Gegenwart  des  Beichtvaters 
der  Nonnen  eröfinet  wurde ;  das  Geld  musste  der  Priorin  übergeben  werden. 

An  diese  Kirche  war  das  Wohnhaus  des  Messners  angebaut ,  welcher  ein 
Schneider  sein  musste  ,  um  die  Kirchenparamente  ausbessern  zu  können  ;  er 
musste  übrigens  den  Dienst  bei  allen  drei  Kirchen  versehen  ,  niimlich  zu  Por- 
tiuncula, in  der  Stiftskirche  und  in  der  alten  Schlosscapelle,  und  besonders  um 
das  ewige  Licht  besorgt  sein.  Er  hatte  jährlich  15  Gulden  Besoldung ,  freie 
Wohnung  und  Kost,  auch  Bier  und  noch  andere  Emolumente  *^). 

§.  3. 
Die  Stiftung  des  Nonnenklosters  zu  Windhaag. 

Eine  der  grössten  Stiftungen  machte  Joachim  Enzmüller  ,  indem  er  das 
Nonnenkloster  der  Dominicanerinnen  oder  des  Prediger -Ordens  zu  Windhaag 
gründete.  Die  Veranlassung  dazu  war  seine  schon  bekannte  Tochter  Eva, 
geboren  den  23.  Februar  1629.  Ihr  stand  eine  glänzende  Zukunft  bevor, 
Ansehen,  Reichthum,  die  Freuden  dieses  Lebens  warteten  ihrer;  aber  sie  ent- 
sagte freudig  und  freiwillig  denselben  allen,  und  trat  in  den  strengen  Orden  der 
Dominicanerinnen  und  zwar  in  dem  berühmten  Kloster  zu  Tulln  in  Unteröster- 
reich ,  welches  Kaiser  Rudolf  I.  von  Habsburg  nach  seinem  Siege  über  Ottokar 
gestiftet  hatte.  Sie  wurde  daselbst  am  2.  April  1647  eingekleidet,  erhielt  den 
Namen  Magdalena  und  begann  das  Noviziat.  Sie  unterrichtete  sich  dann  in 
den  Statuten  des  Ordens  ,  lebte  genau  und  streng  nach  denselben  und  legte 
dort  am  2.  Mai  1650  als  Nonne  die  feierlichen  Gelübde  ab.  Da  jedoch  ihr  Vater 
sie  mehr  in  seiner  Nähe  zu  haben  wünschte  ,  so  beschloss  er  das  alte  Schloss 
Windhaag  zu  einem  ähnlichen  Kloster  herzurichten,  dieses  mit  guten  Einkünften 
zu  versehen  und  zu  bewerkstelligen  ,  dass  seine  Tochter  als  Priorin  demselben 
vorstehen  und  alles  leiten  könnte.  So  geschah  es  auch  ;  er  machte  diese  Stif- 
tung, versicherte  dieselbe  und  erhielt  die  voriäuOge  Bewilligung  des  Bischofs  von 
Passau  und  die  Erlaubniss  des  Kaisers  Leopold  I.  dazu  ,  welcher  in  einem 
eigenen  Diplome  das  Kloster  bestätigte  ,  es  in  seinen  besonderen  Schutz  nahm 
und  der  niederösterreichischen  Regierung,  wie  auch  der  Landoshau|)tm:)nnschaft 
ob  der  Enns  streng  auftrug ,  dieses  Kloster  bei  dessen  Vermögen  und  Rechten 
immer  kräftig  zu  schirmen. 

Im  Jahre  1607  war  alles  vollendet,  das  Stift  für  zwölf  Nonnen  eingerichtet 
und  mit  allem  Nöthigen  versehen,  und  fflr  eine  jede  derselben  waren  100  Reichs- 
thaler zur  Sustentation  versichert. 

')  Nach  dem  Manuscripte. 


160 

Der  edle  Stifter  wendete  sieh  nun  an  den  damaligen  General  des  Domini- 
caner-Ordens, Johann  Baptist  (gebornen  Grafen  von  Marinis),  um  die  Bewilli- 
gung, dass  seine  Tochter  mit  noch  fünf  anderen  Nonnen  aus  dem  Kloster  zu  Tulln 
entlassen  werde  und  nach  Windhaag  sich  begeben  dürfe  ,  um  hier  das  neue 
Kloster  zu  beziehen.  Der  General  bewilligte  es  auch ,  allein  es  konnten  nicht  so 
viele  Nonnen  ohne  Schaden  des  Stiftes  entlassen  werden  und  es  zogen  daher 
nur  drei  Chorschwestern  und  eine  Laienschwester  von  Tulln  ab,  und  kamen  auf 
Anordnung  des  Provinciais  des  Prediger-Ordens,  Friedrich  Adriani,  sammt  der 
Tochter  des  Stifters,  Eva  Magdalena,  am  24.  Decemher  1667  in  Windhaag  an. 
Von  dem  Austritte  aus  Tulln  bis  hierher  wurden  sie  von  ihrem  Beichtvater,  Pater 
Vincenz  Huuser,  Vicarius  (dann  erster  Prior  zu  Münzbach),  und  vom  F.  Hyacin- 
thus  Marianus  begleitet. 

Im  Anfange  des  Jahres  1668  wurde  also  eigentlich  das  Kloster  constituirt, 
Eva  Magdalena  indessen  als  Priorin  eingesetzt  und  dann  als  solche  1669  vom 
Bischöfe  zu  Passau,  Wenzeslaus,  Grafen  von  Thun,  ordentlich  bestätigt.  Recht 
bald  schon  traten  zwölf  Jungfrauen  von  gemeinem  Stande  in  dieses  Kloster  ein, 
so  dass  die  Nonnen  von  Tulln  wieder  dorthin  zurückkehren  konnten. 

Zur  Einkleidung  der  ersten  Jungfrau,  welche  in  das  Kloster  Windhaag  trat, 
Hess  der  Stifter  ein  sehr  schönes,  sogenanntes  Brautkleid  von  blauem  Taffet  mit 
einer  Schleppe  und  langen  Ärmeln  machen  ,  in  welchem  dieselbe  feierlich  zum 
Altare  zur  Einkleidung  zog.  Dieses  Kleid  verehrte  aber  später  die  erste  Priorin 
sammt  schönen  Schleiern  der  Rosenkranz  -  Brüderschaft  zu  Münzbach,  um  die 
Marienstatue  mit  demselben  zu  zieren. 

Die  ersten  neu  aufgenommenen  Nonnen  unterrichtete  die  Priorin  selbst  im 
Lesen,  Singen  und  klösterlichen  Gottesdienste,  und  lehrte  sie  auch  die  Ämter  im 
Kloster  zu  verrichten ;  sie  war  überhaupt  eine  sehr  verständige  und  thätige 
Person.  Ihre  Kirche  war  die  alte  Schlosscapelle,  wo  sie  auch  den  Chor  hielten; 
im  Schlosse  wohnten  auch  ihre  zwei  Beichtväter  ^). 

Das  Kloster  wurde  am  9.  Mai  1673  vom  Bischöfe  von  Passau  ordentlich 
bestätigt  ^}.  Was  das  Verhältniss  des  Stiftes  zu  jenem  Bischöfe  und  dem 
Dominicaner  -  Orden  betrifft ,  so  war  es  mit  beiderseitiger  Einwilligung  in 
gewisser  Beziehung  ein  eigenthümliches.  Der  Bischof  verblieb  Oberhaupt  des- 
selben, und  wenn  der  Orden  den  Nonnen  etwas  Beschwerliches  auflegen  würde, 
so  konnten  sie  sich  nach  Passau  um  Schutz  wenden  ;  wenn  etwas  gegen  die 
Clausur  gesündigt  werden  sollte,  so  hatte  auch  nur  der  Bischof  das  Recht,  die 
Untersuchung  darüber  vorzunehmen  und  das  Unrechte  abzustellen.  Ferner 
musste  auch  bei  jeder  Einkleidung  oder  Ablegung  der  feierlichen  Gelübde  einer 
Nonne  vorher  durch  einen  Abgeordneten  des  Bischofs  das  Scrutinium  vorge- 
nommen werden.    Doch  war  das  Kloster  auch  in  mancher  Hinsicht  vom  Bischöfe 

*)  Nach  dem  Munuscripte  der  Priorin. 

^)  Notizenblatt ,  von  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien  heraus- 
gegeben. Jahrgang  1853,  Nr.  23.  Blatricula  Dioecesis  Pataviensis  per  Austriam 
superiorem.  1633  etc.  S.  459  u.  s.  w.  —  S.  487  heisst  es:  Monasterium 
sanctimonialium  ordinis  S.  Dominici  in  Windhaag  a  comite  de  Windhaag  fun- 
datum  et  aucl.  ordinarie  anno  1673  die  9.  Maji  confirmatum. 


161 

exemt  und  ihm  nicht  ganz  so  unterthanig,  wie  z.B.  das  Kloster  der  Domini- 
canerinnen zu  Minnbach  (Imbach)  in  Unterosterreich.  Der  Bichof  Sebastian  von 
Passau  stellte  aber  erst  im  Jahre  1681  darüber  einen  ordentlichen  gesiegelten 
Revers  aus  *). 

Was  den  Provincial  des  Dominicaner-Ordens  betrifft,  so  hatte  er  das  Recht, 
das  Kloster  zu  visitiren,  ob  die  Satzungen  des  Ordens  genau  befolgt  würden,  und 
die  Beichtväter  zu  bestimmen  ;  aber  er  konnte  nichts  wider  die  bischöflichen 
Confirmationspunctc  thun ,  noch  durfte  er  sich  in  das  Ökonomische  einmischen 
oder  etwas  in  dieser  Hinsicht  auflegen  (wie  dies  Alles  doch  zu  Tulln  der  Fall 
war),  worüber  das  Kloster  Windhaag  vom  Provincial  einen  eigenen  Revers 
erhalten  hatte. 

In  Ansehung  des  Verhältnisses  zum  Landesfursten  war  derselbe  durch  die 
besondere  Gnade  und  Erklärung  Kaiser  Leopold's  I.  der  Beschützer  des  Klosters 
in  Bezug  auf  das  Vermögen  und  die  verschiedenen  Besitzungen  desselben.  Jede 
Priorin  sollte  ihn  in  dieser  Beziehung  als  Oberhaupt  verehren,  und  wenn  sie 
starb  ,  musste  um  einen  Commissär  von  der  Landeshauptmannschaft  zu  Linz, 
vom  Bischöfe  zu  Passau  und  vom  Orden  zur  neuen  Wahl  schriftlich  angesucht 
werden. 

Ihrem  klösterlichen  Leben  lag  die  alte  Regel  des  heiligen  Augustin  zu 
Grunde;  dazu  kamen  aber  die  Statuten  vom  heiligen  Dominicus  und  die 
Anordnungen,  welche  die  erste  Priorin  gemacht  hatte;  sie  beschwor  auch 
alle  nachfolgenden  Vorsteherinnen,  dieselben  genau  zu  beobachten  und  davon 
nicht  zu  dispensiren.  Es  waren  anfangs  zwölf  Chorschwestern  und  vier  Laien- 
schwestern ;  sie  mussten  dem  Chore  und  ihren  Ordensregeln  Genüge  leisten, 
aber  auch  die  Ämter  besorgen,  sogar  Handwerke  erlernen  und  die  jüngeren 
Nonnen  wieder  in  denselben  unterrichten,  damit  alles  Nöthige  für  das  Kloster 
in  diesem  selbst  besorgt  und  verfertigt  werden  konnte. 

Jede  Nonne  hatte  einen  Klosternamen ,  den  sie  bei  der  Einkleidung 
erhielt,  aber  auch  einen  Beinamen,  wie  aus  dem  folgienden  Verzeichnisse  der- 
jenigen erhellt,  welche  noch  während  der  Lebenszeit  des  Stifters  im  Kloster 
waren,  worin  auch  ihre  besondere  Bestimmung  oder  Beschäftigung  angegeben  ist. 

1.  Eva  Magdalena,  Priorin,  Tochter  des  Stifters. 

2.  Maria  Dominica,  Subpriorin,  von  der  Kreuzigung  Christi. 

3.  M.  Rosa,  von  der  Blutschwitzung  Christi,  Schaffnerin. 

4.  M.  Katharina,  von  der  Geisselung  Christi,  Apothekerin. 

5.  M.  Agnes,  von  der  Krönung  Christi,  Gärtnerin. 

6.  M.  Augustina,  von  den  fünf  Wunden  Christi,  Gewandmeisterin. 

7.  M.  Margarita,  von  den  sieben  Worten  Christi,  Kellnerin. 

8.  M.  Osana,  von  der  Kindheit  Christi,  Kusterin  (sie). 

9.  M.  Stephana,  von  der  Geburt  Christi,  Milchsammlerin. 

10.  M.  Columba,  von  der  Urständ  Christi,  Refenderin  (sie). 

11.  M.  Adelheid,   von  der  Kreuzigung  Christi,  Nadcrin. 

12.  M.  Diana,  von  der  Himmelfahrt  Christi,  KrankenwSrlerin. 

13.  M.  Hypolita,  von  der  Verklärung  Christi,  Kantcrin  (Singmeisterin). 

*)  Nach  dem  Manuscripte. 

Archiv.  XV.  11 


I 


162 

14.  Magdalena,  von  der  Mutter  Gottes,  Metten- Weckerin. 

15.  Martha,  von  der  Himmelfahrt  Mariens,  Köchin. 

16.  Caritas,  vom  heiligen  Kreuze,  Unterköchin. 

Die  Beschäftigungen  und  Arbeiten  der  Nonnen  waren  sehr  mannigfaltig, 
ja  manche  erseheinen  sonderbar,  welche  jedoch  grösstentheils  von  den  Laien- 
schwestern ausgeführt  wurden  ;  sie  mussten  Bucher  binden,  drechseln,  Leuchter 
machen,  Schuhe,  Pantoffeln,  Gürtel,  Messerscheiden  verfertigen,  Leder,  Zwirn 
und  Seide  färben,  Tischler-  und  Bildhauerarbeiten,  selbst  Klemptnerarbeiten 
für  die  Küche  und  in  die  Keller  liefern  u.  s.  f. 

Die  Schaffnerin  musste  die  Gärtnerei  und  die  Wirthschaft  verstehen, 
Zuckerbackwerk,  Unschlittkerzen  und  Seife  machen.  Die  A  poth  ekerin  sollte 
Alles  verstehen,  was  in  eine  Apotheke  gehört,  und  es  für  die  Kranken  'anzu- 
wenden wissen,  wie  ein  Doctor  und  ein  Chirurgus,  sowohl  für  innerliche 
Krankheiten  als';*  für  äussere  Schäden. 

Die  Kantorin  musste  den  Choralgesang  kennen,  vollkommen  lateinisch 
und  deutsch  lesen  und  schreiben ,  die  kirchlichen  Ceremonien  verstehen  und 
die  Orgel  spielen  können. 

Die  Ku Sterin  (vom  lateinischen  custos  ecclesiae)  sollte  Wachskerzen 
machen,  Oblaten  backen,  die  Kirchenwäsche  besorgen  und  herrichten,  schöne 
Arbeiten  von  Blumen  verfertigen. 

Die  Gewandmeisterin  musste  alle  Kleidung  der  Nonnen  verfertigen 
und  die  Kürschnerei  verstehen,  Strümpfe  stricken  und  Spitzen  für  die  Kirche 
machen.  Ebenso  sollten  im  Kloster  die  Cilicien  aus  Rosshaaren  und  Eisen, 
auch  die  Geissei  gemacht  werden. 

Die  sogenannte  Refenderin*)  musste  die  verschiedenen  Gänge  und  das 
Refectorium  reinigen  und  besorgen,  einheizen  u.  dgl. 

Zu  dem  Convente  gehörten  auch  die  zwei  Beichtväter  ;  diese  waren,  nach- 
dem P.  Hauser  Prior  oder  Vicar  zu  Münzbach  geworden  war,  der  P.  Gregorius 
Seiler,  welcher  vom  Kloster  die  Kost  und  60  Gulden  erhielt,  und  der  zweite 
(welcher  immer  sein  Socius  im  Manuscripte  genannt  wird)  P.  Kaspar  Arthuber, 
der  ebenfalls  die  Kost,  aber  nur  40  Gulden  Besoldung  hatte.  Zu  den  Dienern 
des  Conventes  rechnete  man  auch  den  Pfisterer  oder  Bäcker  für  das  Kloster, 
welcher  die  Kost  und  20  Gulden  Gehalt,  und  einen  Kirchendiener,  der  stets  ein 
Schneider  sein  musste  und  nebst  der  Kost  6  Gulden  jährliche  Besoldung  hatte. 


§.  6. 

Der  Tod  des  Grafen  von   Windhaag. 

So  war  beiläufig  der  Stand  der  Dinge  zu  Münzbaeh  und  Windhaag  bei 
Lebzeiten  des  Stifters  beschaffen,  allein  nun  nahte  das  Ende  seines  thätigen 
Wirkensund  schönen  Lebens  heran;  er  war  alt  und  schwach  geworden  und 
entschlief  ruhig  in  dem  Herrn,  und  zwar  nach  der  Aufschrift  auf  seinem  Grabmale 
am  21 .  Mai  167S.  Dieses  Grabmal  stand  und  steht  noch  in  der  Kirche  zu  Münzbach 

*)  Sie  hatte  besonders  das  Refent,  d.   I.  das  Refectorium  zu  besorgen. 


163 

in  einer  grossen  Nische,  aus  Marmor  gehauen;  oben  liegt  das  Biidniss  des 
Stifters  in  Lebensgrösse ,  auch  von  Stein ;  es  ist  mit  einem  Gitter  von  Eisen 
eingefasst.  In  demselben  ruhen  er  und  seine  erste  Gemahlin  Maria  in  kupfernen 
Särgen  ,  mit  darauf  gemalten  Wappen  und  mit  Inschriften.  An  der  Mauer  bei 
dem  Grabmale  Hess  dann  seine  Tochter  aufhängen  des  Stifters  und  der  Stifterin 
Wappen  von  Bildhauerarbeit  gemacht,  mit  Farben,  Gold  und  Silber  geschmückt, 
die  vergoldeten  Sporen  des  Grafen  und  seinen  Degen.  Er  selbst  Hess  das  Grab- 
mal von  weissem  und  rothem  Marmor,  während  er  lebte,  machen  und  soll  beide 
Aufschriften  auf  demselben  selbst  verfasst  haben,  die  seinige  freilich  nur  bis 
zur  Bestimmung  des  Jahres  und  Tages  seines  Todes.  Diese  lautet  folgender- 
massen: 

Deo  Uni  Trinoque  Authori  Fidei! 

Cujus  Gratia 

Joachimus  S.  R.  Imp.  Comes  Ab  et  In  Windhag  etc. 

Commissarii  Generalis  Cura  Sibi    Demandata 

D.  Ferdinande  III. 

Nefandam  ex  Austria  Inferiori  Ejecit  Haeresim, 

Ecclesiam  Isthanc 

Restauratam  A  se  Auctam  Et  Ornatam 

Debitae  Gratitudinis  Causa 

Electo  Sibi  In  Eadem  Monumente 

Dedicavit, 

Cui  Coenobium  Sub  Honore  S.  Joachimi 

Ä  Fundamentis  Erectum  Dotatumque 

Adjecit, 

Victurus  et  Resonaturus  Semper 

Deo  Suo  laudes 

In  Servis  Dei  F.  F.  Praedicatoribus 

Et  Hoc  Viuens  Sibi  Morituro  Posuit, 

Mortalitäten! 

Quam  Indult  XXI.  Februarii  Anno   Salutis  MDC. 

Eandem  Exuit  Anno  MDCLXXV.  die  XXI.  Maji, 

Sepultus  In  Conventu  Münzbacensi. 

Die  Grabsehrift  seiner  Gemahlin  ist  folgende: 

Deo  Optimo  Maximo 

Mariae  Baronissae  Ab  Et  In  Windhag  etc. 

Conjugi  Duicissimae,  Integerrimae, 

rt  Cum  Tempore 

Tumuü  Aeqiie  Consors  Esset  Ac  Thaiami 

Moestissimus  Maritus 

Joachimus  S.  R.  Imp.  Comes  Ab  Et  In  Windhag 

Posuit, 

Sui  Et  Debiti  Memor  Et  Fidei  Amorem 

Qualicunque  Hoc  Obscrvantiac  Suae 

Contestatus  Argumente 

11» 


164 

Donec  Numini  Placeat  Tumulo 

Jüngere,  Ae  Domum 

Ad  Misericordiae  Suae  Complexus 

Resuseitare. 

Nata  XIX.  Maji  Anno  M.D.CVIIT. 

Denata  Vero  Anno  M.D.C.LIX.  die  X.  Martii. 

Beide  sind  genau  nach  dem  Grabmale  abgesehrieben;  diese  Inschriften 
sind  auch  im  3.  Bande  von  Hohe  neck  S.  84i  abgedruckt,  jedoch  nicht 
ganz  richtig. 

Gegen  das  Jahr  und  den  Tag  des  Todes  Joachim's  Grafen  von  Windhaag, 
wie  sie  in  der  Grabschrift  bezeichnet  sind,  werden  übrigens  von  Schumann 
von  M  an segg  Zweifel  erhoben;  er  gibt  den  31.  Mai  1678  als  die  Zeit  des 
Todes  an  und  stützt  sich  dabei  auf  eine  Familienschrift,  in  welcher  gesagt 
wird,  dass  des  Grafen  Joachim  Testament  gleich  nach  seinem  Tode  bei  der 
Landeshauptmannschaft  von  Oberösterreich  am  6.  Juni  1678  eröffnet  und 
öffentlich  verlesen  worden  sei.  Ferner  sei  ein  Codicill  zu  seinem  Testamente 
vorhanden  vom  19.  December  1676  und  ein  anderes  vom  9.  Mai  1678  datirt  ^). 
Diese  sind  uns  jedoch  nie  zu  Gesichte  gekommen  und  wir  zweifeln  an 
der  Richtigkeit  der  Angabe.  In  einem  Extracte  des  Testamentes  (welches 
vom  letzten  October  1670  datirt  ist),  der  im  Jahre  1726  gemacht  und 
genau  collationirt  wurde,  kommt  nur  ein  Codicill  vor,  datirt  Windhaag  den 
8.  December  1672;  dieses  haben  wir  selbst  gesehen.  Auch  ist  in  Schumann's 
Angabe  derTodestag  Joachim's  irrig  auf  den  31.  Mai  angesetzt,  denn  in  dem 
Manuscripte  der  Priorin,  wo  oft  von  dem  Tode  und  dem  Testamente  ihres  Vaters, 
über  leider  nie  von  dem  Jahre  des  Sterbens  desselben  die  Rede  ist,  wird 
immer  der  21.  Mai  als  der  Tag  seines  Todes  angegeben,  und  stets  musste 
er  auch  als  der  Jahrestag  dieses  Ereignisses  gefeiert  werden. 

Bemerken  müssen  wir  aber  doch,  dass  es  auffallend  ist,  dass  erst  im 
Jahre  1680  die  Herrscb-^ft  Windhaag  der  Tochter  und  Erbin  des  Grafen 
feierlich  übergeben  worden  ist.  Auch  ist  jener  oben  angeführte  Extract  gemacht 
worden  aus  dem  von  der  Landeshauptmannschaft  über  das  gräffich  Windhaag'sche 
Testaments-Codit'ill  und  andere  appendices  gemachten  und  unter  des  Herrn 
Landschreibers  Michael  Antoni  Engel  eigenhändigen  Unterschrift  sub  dato 
13.  Juni  1678  ausgefertigten  Original-transumpto^). 

§.  7. 

Anordnungen  liu  Testamente  des  Grafen  von  Windhaag  und  neue  Stiftungen  desselben. 

Der  Graf  hatte  in  seinem  Testamente  wichtige  Anordnungen  gemacht, 
welche  theils  seine  alten  Stiftungen  betrafen,  theils  neue  gründeten.  Die  Aus- 
führung derselben  hatte  der  Erblasser  seinerToehter  Eva  Magdalena  übertragen, 

*)  Zeitschrift  des  Museum  Francisco-Carolinum  auf  das  J.  1843  ;  Nr.  28,  S.  Hl. 

^)  So  heisst  es  im  Aclenstücke  oder  Exlracte,  welcher  aber  leider  erst  bei  Nr.  IV 

des  Testamentes  anfängt;  das  Vorhergehende  ist  hier  nicht  mehr  vorhanden. 


165 

welche  eigentlich  seine  üniversalerbin  war  und  dann  auch  Alles  getreu 
zu  vollführen  sieh  bestrebte.  Die  grosse  Herrschaft  Windhaag  mit  Allem, 
was  dazu  gehörte,  und  allen  Rechten  wurde  ihr  jedoch  erst  am  1.  Novem- 
ber 1680  feierlich  übergeben.  Die  kaiserlichen  Commissüre  dabei  waren  der 
hochwurdige  Herr  Abt  Bernhard  von  Baumgartenberg  und  Herr  Michael  Anton 
Engel,  Landschreiber  zu  Linz;  als  bischofliche  Commissäre  erschienen  Herr 
Anton  Graf  von  Losenstein,  Dompropst,  und  Herr  Maximus  Staner,  Kanzler  zu 
Passau  ,  abgeordnet  von  dem  Fürstbischöfe  Sebastian  Grafen  von  Pötting  *). 
Die  Herrschaft  Windhaag  gehörte  aber  nicht  etwa  seiner  Tochter  Magdalena 
zur  ganz  freienVerfügung  darüber,  sondern  sollte  dem  Kloster  Windhaag  incor- 
porirt  oder  einverleibt  werden.  Wir  wollen  die  Stelle  darüber  aus  dem  Extracte 
des  Testamentes  wörtlich  anführen:  „Und  obwohlen  ich  zwar  dasselbe  neue 
Kloster  Anfangs  nach  inhalt  meines  dem  fürstlichen  Bistumb  Passau  eingehen- 
digten Instrumentes  nur  auf  zwelff  Schwestern  und  für  jede  jährlich  ainhundert 
Reichsthaler  gestüflftet,  so  will  und  verordtne  ich  doch  mit  vertrösteter  Landts- 
furstlicher  Allergnedigster  Special-Consens,  dass  mehrermelte  meine  aigenthumb- 
liche  ganze  Herrschaft  Windthaag  mit  sambt  dem  Markht  Münzbach  neben  selbigem 
Spitallund  allen  angehörigen  Herrschafts-Gerechtigkeiten  alss  Juribus  Patronatus 
und  Advocatiae  respective  über  die  Pfarren  Münzbach,  Altenburg,  Pettkirichen 
(d.i.  Pergkirchen). Rechbergund  Schloss Capell  Windthaag,  sambt  dem Khürchen- 
schatz  sowohl  zum  Khürchl  Portiunculae,  als  auch  erstermelter  Schloss  Capell 
und  zur  Gruft  S.  Mariae  Magdalenae  gehörig,  nitweniger  die  Apodeckhen  darzue 
gewidmet  und  gleich  alssbalden  nach  meinem  zeitlichen  Ableiben  demselben 
neuen  Jungfrauen  Kloster  wirklich  incorporirt  und  eingeantwordtet  werden 
solle.  Darzue  ich  auch  ausstrücklich  verstandten  haben  will  das  jus  praesen- 
tandi  Alumnos  sowohl  naeher  Münzbach  alss  auch  auf  das  vorhabende  neue 
Alumnat  oder  Seminarium  naeher  Wienn,  Ingleichen  alles  vorhandtene  Vieh 
und  Baumanzeug  in  beeden  Meyrhöffen  Windthag  und  Pragthal,  fürnemblich 
aber  die  Wein  im  Kheller  und  Traydt  auf  dem  Kasten,  in  Summa  alles  und 
jedes  was  sich  nicht  allein  in  immobilibus  nach  inhalt  des  gefertigten  Urbarii 
und  anderer  vorhandener  brieflicher  Documenten,  sondern  auch  in  mobilibus 
daselbst  zu  Windthag  und  auch  angehörungen  zur  Zeit  meines  Todtfahls 
betindten  wird  und  von  mir  nicht  austrucklich  ausgenommen  oder  anderwehrts 
hin  verwendet  worden  ist,  dagegen  aber  solle  die  iezige  und  Khünftige  Priorin 
schuldig  sein  die  hernach  specificirten  beede  Legata  dem  Kloster  Münzbach 
abzustatten,  alss  nemblich  mit  gewisser  Mass  die  verschaffte  Sechs  tausent 
Gulden  und  bei  Khünftigen  Jahr  -  Tagen  die  Spendt  und  Almosen,  weichein 
meinen  und  meiner  Gemahlin  seel.  Exequien  in  Gelt  oder  victualien  auszu- 
theilen  sein  werden".  Nebst  diesen  fiOOO  Gulden,  welche  bei  Windhaag  anlie- 
gend blieben,  vermachte  der  Graf  noch  ferner  in  seinem  Codicille,  datirt  den 
8.  December  i672,  dem  Kloster  Münzbach  einen  Schuldschein  pr.  Ü'Mil  Gulden, 
Einen  Schilling,  V/^  Pfennige .  welchen  ihm  die  Eiseneompagnie  zu  Steier  für 
geliehenes  Geld  ausgestellt  hatte  ^). 

')  Nach  dem  Manuscripte  der  Friorin. 

*)  Nach  dem  Codicille  in  dem  schon  angefahrten  Extraet«. 


166 

Die  Tochter  des  Grafen  und  erste  Priorin  zu  Windhaag  vollzog  auch  die 
Anordnungen  ihres  Vaters,  besorgte  die  Legate  und  die  neuen  Stiftungen 
desselben. 

Was  sie  in  Bezug  auf  das  Kloster  Münzbach,  die  Kirche,  das  Spital  und 
Alumnat  daselbst,  ferner  in  Betreff  der  Pfarren  Rechberg,  Pergkirchen  und 
Altenburg  that  und  anordnete,  ist  schon  vorher  gesagt  worden,  um  den 
Zusammenhang  nicht  zu  zerreissen.  Hier  ist  also  noch  die  Rede  von  den 
zwei  neueren  Stiftungen  des  Grafen,  nämlich  von  der  Errichtung  des 
grossen  Alumnates  und  dann  der  Win  dh  a  a  g'sc  hen  Bibliothek 
zu  Wien. 

I.  Was  das  Erstere  betrifft,  so  hatte  der  Graf  in  seinem  Testamente  ver- 
ordnet, dass  nach  Abstattung  aller  Legate  von  seinem  übrigen  Vermögen  ein 
Alumnat  zu  Wien  auf  so  viele  ,  als  es  austragen  würde  ,  gestiftet  werden 
sollte  ,  in  welches  aber  keiner  aufzunehmen  wäre  ,  als  jener  ,  der  sich  schon 
in  der  sechsten  Schule  befände.  Er  bestimmte  dazu  sein  eigenthumliches 
Haus  zu  Wien  in  der  Bäckerstrasse  (von  dem  schon  vorher  die  Rede  war). 
Die  Vollziehung  dieser  Anstalt  war  seiner  Tochter  überlassen ,  welche  auch 
den  Prior  der  Dominicaner  in  jener  Stadt  im  Namen  des  ganzen  Ordens 
zu  Rathe  zog.  Es  waren  anfangs  nur  sechs  Alumnen  dort  und  diese  Anstalt 
gleichsam  eine  Fortsetzung  derjenigen  zu  Miinzbach ;  allein  später  wurde 
die  Zahl  immer  grösser.  Für  jeden  Zögling  waren  eigentlich  200  Gulden 
bestimmt;  davon  erhielten  sie  Kost,  Kleidung,  Dinte  ,  Papier  u.  s.  w.  Ein 
Doctor  der  Rechte  sollte  immer  die  Oberaufsicht  führen ,  welcher  für  seine 
Mühe  jährlich  100  Gulden  bekam;  auch  ein  Hofmeister  oder  Präceptor  wa^. 
angestellt. 

Was  die  Kost  und  Kleidung  der  Alumnen  betrifft,  so  sollten  sie  täglich 
zu  Mittag  vier,  Abends  drei  Speisen,  und  noch  dazu  am  Dinstag,  Donnerstag 
und  Sonntag  einen  Braten  und  jeder  ein  Seitel  Wein  erhalten;  sie  bekamen 
jährlich  einen  neuen  Rock  von  braunem  Tuche,  mit  blauen  seidenen  Bändern 
versehen,  oder  er  konnte  auch  zugeknöpft  werden,  ferner  die  übrige  Kleidung 
und  alle  zwei  Jahre  einen  Mantel. 

Die  erste  Priorin  und  jede  nachfolgende  zu  Windhaag  hatte  das  Präsen- 
tationsrecht nach  Art  und  Weise  wie  für  das  Alumnat  zu  Münzbach.  Doch  musste 
sie  sieh  vorher  bei  dem  Prior  zu  Münzbach  erkundigen ,  ob  der  Candidat  oder 
Vorrückende  auch  würdig  und  tauglich  sei.  Die  Präsentation  wurde  aber  an 
das  Landmarsehallgericht  zu  Wien  eingesendet,  welches  eigentlich  im  Namen 
des  Landesfürsten  die  Oberaufsicht  über  das  Alumnat  führte  und  von  dem 
mit  Wissen  und  Einwilligung  der  ersten  Priorin  die  Statuten  für  die  Zöglinge 
entworfen  wurden.  Es  musste  ihr  aber  jährlich  die  Rechnung  über  die  Capi- 
talien,  Interessen  und  Ausgaben  zur  Einsicht  und  Beurtheilung  übersendet 
werden.  Auch  wurde  von  der  Priorin  ein  Mandatar  ernannt,  welcher  jährlich 
15  Gulden   erhielt. 

Die  Bestimmung  der  Alumnen  daselbst  war  nun,  in  die  höheren  Studien  ein- 
zutreten, die  Philosophie,  Mathematik,  Physik  zu  studiren  und  dann  zu  den  soge- 
nannten Facultäts- Wissenschaften  überzugehen.  Übrigens  waren  sie  besonders 
verpflichtet,  an  dem  Jahrestage  des  Stifters  zu  beichten  und  zu  communiciren. 


1 
I 


167 

und  dem   dabei  abgehaltenen  Gottesdienste  vom  Anfange   bis   zum  Ende  bei- 
zuwohnen, auch  musste  jeder  die  Vigil  und  einen  Rosenkranz  beten  *). 

Wir  haben  schon  früher  gesagt,  dass  besonders  die  Abkömmlinge  der 
Verwandten  des  Grafen  von  Windhaag  zu  dieser  Stiftung  vorgeschlagen  wer- 
den sollten;  da  er  nun  selbst  ausser  seiner  Tochter,  der  Priorin,  keine 
leiblichen  Descendenten  hatte  ,  so  verstand  er  unter  den  Abkömmlingen  seiner 
Familie  seine  Schwester  Anna  Maria,  verehelichte  Pirkl  von  Pirkenfeld,  und 
den  Bruder  seiner  ersten  Gemahlin,  Johann  von  Kirchstetter,  Syndicus  an  der 
Universität  zu  Wien,  dann  k.  k.  Rath  und  Kriegsrichter.  Dieser  hatte  drei 
Söhne  und  eine  Tochter  Katharina ;  von  jenen  pflanzte  Franz  Joseph  die 
Familie  der  Kirchstetter  fort,  aber  von  der  Katharina  stammte  dann  Maria 
Regina,  nachher  verehelichte  Freiin  von  Feigenputz  und  Griessegg  ab,  welche 
dem  Windhaag'schen  Alumnate  zu  Wien  80.000  Gulden  (!?)  vermachte, 
wodurch  für  die  Alumnen  desselben  die  nothigen  Kosten  zur  Erlangung  der 
Doctorwürde,  nämlich  300  Gulden,  bestritten  werden  konnten^);  es  soll  die 
Zahl  der  Alumnen  sogar  auf  dreissig  gekommen  sein. 

II.  Von  der  grossartigen  Bibliothek  zu  Windhaag  war  schon  vorher  die 
Rede ;  dieselbe  wurde  immer  vermehrt  und  nun  nach  dem  Willen  des  Stifters 
nach  Wien  gebracht  ,  wo  sie  einen  viel  grösseren  Nutzen  stiften  konnte. 
Sie  sollte  bei  den  Dominicanern  daselbst,  aber  ausserhalb  ihres  Klosters, 
errichtet  werden.  Es  wurde  auch  aus  dem  hinterlassenen  Vermögen  des 
Stifters  ein  Platz  um  7000  Gulden  erkauft  und  ein  schönes  Gebäude  aufgeführt, 
worin  die  Bücher  gut  geordnet  aufgestellt  wurden.  In  der  Bibliothek  war  ein 
Portrait  des  Grafen,  und  eine  Statue  aus  Marmor,  ihn  vorstellend.  Oberhalb 
des  Thores  prangte  das  Windhaag'sche  Wappen  und  unterhalb  desselben  war 
in  Marmor  gegraben  mit  goldenen  Buchstaben  die  Aufschrift :  „Bibliotheca 
Windhaagiana"  angebracht.  Dabei  waren  ein  geistlicher  Bibliothekar,  welcher 
200  Gulden  Gehalt  hatte,  ein  weltlicher  Bibliotheksschreiber  mit  50  Gulden 
und  ein  Zimmerwärter  mit  30  Gulden  angestellt. 

Zum  Ankaufe  neuer  Bucher ,  von  Papier  und  anderen  nothwendigen 
Sachen  waren  jährlich  300  Gulden  bestimmt  und  alles  wurde  aus  der  Verlassen- 
schaft des  Stifters  bestritten.  Die  Stunden,  in  denen  man  die  Bibliothek 
besuchen  und  benützen  konnte,  waren  genau  angeordnet.  Der  Stifter  hatte  auch 
befohlen,  dass  zwei  Inspectoren  (Superintendenten  genannt)  über  dieselbe 
aufgestellt  werden  sollten,  einer  von  der  Regierung  und  einer  von  der  Uni- 
versität: ein  Jeder  bekam  jährlich  eine  Remuneration  von  25  Reichsthalern ; 
daneben  war  noch  ein  Curator  ad  latus  mit  50  Gulden  Gehalt.  Der  Convent  der 
Dominicaner  verpflichtete  sich,  jährlich  für  den  Stifter  einen  Jahrestag  feierlich 
nach  der  Sitte  des  Ordens  zu  halten  ,  indem  die  Bibliothek  doch  als  eigent- 
lich ihm  gehörig  betrachtet  wurde  '). 

*)  Nach  dem  Manuscripte  der  Priorin. 

*)  Schumann  von  Man  segg,  1.  c.  S.  1 12,  und  Zeitschrift  dea  Museums,  1844, 

8.  21,  22. 
*)  Nach  dem  Manuscripte  der  Priorin. 


168 


§.8. 
Das  neue  Kloster  und  die  Kirche  zu  Windhaag. 

Nach  dem  Tode  des  Stifters  und  der  im  Jahre  1680  an  seine  Tochter  erfolg- 
ten Übergabe  der  Herrschaft  Windhaag  und  zum  Theile  des  grossen,  hinterlas- 
senen  Vermögens,  beschloss  sie  ein  ganz  neues,  umfangreiches  Kloster  unweit 
des  alten,  sammt  einer  Kirche  zu  erbauen.  Die  Nonnen  hatten  bisher  im  alten 
Schlosse  gewohnt,  wo  manches  zu  klein  und  unbequem  war;  die  Schloss- 
capelle  und  der  Chor  waren  ebenfalls  zu  wenig  geräumig  und  schön,  und  die 
Tochter  des  Stifters  wollte  das  Kloster  auf  34  Chorschwestern  und  sieben 
Laienschwestern  bringen,  von  denen  ohne  ünterlass  zur  Tages-  und  Nachts- 
zeit der  Chor  gehalten,  gesungen  und  gebetet  werden  könnte,  ohne  dass  es 
denselben  zu  schwer  fallen  oder  ihrer  Gesundheit  nachtheilig  sein  würde. 

Das  neugebaute,  schöne  Schloss  konnte  sie  nicht  dazu  benützen,  sie  selbst 
und  die  Nonnen  konnten  nichts  davon  profitiren ;  wahrscheinlich  befürchteten 
sie  auch  eine  unruhige  Nachbarschaft ,  wenn  vielleicht  eine  andere  Familie 
dasselbe  bewohnen  würde ,  und  sie  wollten  ganz  ungestört  ihrem  heiligen 
Berufeleben.  Auch  wäre  wohl  die  Erhaltung  des  Schlosses  in  gutem  Zustande  mit 
vielen  Kosten  von  Seiten  des  Klosters  verbunden  gewesen,  und  so  beschloss 
die  Priorin  Eva  Magdalena  als  Erbin,  das  schöne  Schloss  ganz  niederzubrechen, 
und  die  Materialien  desselben  zum  Baue  des  neuen  Klosters  zu  verwenden. 
Sie  wählte  dazu  den  dem  Schlosse  gegenüber  liegenden  Hügel,  wo  der  zierliche 
Hofgarten  sich  befand. 

Es  war  am  15.  Tage  des  Monats  April  1681 ,  als  der  Beichtvater  der 
Nonnen  zu  Windhaag,  P.  Cölestinus  Essing,  sein  Gehilfe  P.  Thomas  Olmann,  und 
der  ausserordentliche  Beichtvater  Thomas  Hamreiter,  Pfarrer  von  Hechberg, 
die  Grundfeste  mit  Schaufeln  (nach  damaliger  Sitte  bei  kirchlichen  Gebäuden) 
zu  graben  anfingen  ;  am  21.  danach  legten  die  Priorin  Eva  Magdalena,  die 
Subpriorin  Maria  Agnes  und  Maria  Margarita,  die  Schaffnerin,  den  ersten  Stein 
zum  Klostergebäude  und  der  Bau  wurde  rastlos  fortgesetzt. 

Sehr  feierlich  war  die  Grundsteinlegung  zur  Klosterkirche,  welche  im 
Jahre  1685  vorgenommen  wurde;  am  21.  Juli,  als  dem  Vorabende  von 
St.  Magdalena,  dem  Namensfeste  der  ersten  Priorin  und  Stifterin,  legte  diese 
selbst  den  ersten  Grundstein ,  am  folgenden  Tage  aber  wurde  der  geweihte 
Stein  von  dem  Propste  zu  St.  Florian,  David  Fuhrmann,  in  Gegenwart  hoher 
Cavaliere  und  edler  Damen  feierlich  eingelegt  und  dann  ein  Hochamt  gehalten. 
Den  15.  August  1689  bezogen  die  Priorin,  14  Chor-  und  5  Laienschwestern 
das  Kloster. 

Im  Jahre  1691  wurden  sowohl  diese  Kirche  als  auch  das  Kloster  ganz 
vollendet  und  eingerichtet,  die  fünf  Gärten  ausgenommen  ,  welche  noch  längere 
Zeit  in  Anspruch  nahmen. 

Im  Jahre  1693  am  6.  October  wurde  vom  Fürstbischöfe  Johann  Philipp 
zu  Passau,  gebornem  Grafen  von  Lamberg,  die  neue  Kirche  sammt  dem  Hoch- 
altare zu  Ehren  der  heiligen  Magdalena,  der  Altar  an  der  rechten  Seite  zu 
Ehren  des  heiligen  Dominicus,  und  jener  links  der  heiligen  Agnes  eingeweiht. 


169 

Das  Hochaltarblatt  wurde  im  Jahre  1690  von  Wolfgang  Johann  Dallinger  in 
Linz  gemalt.  —  Am  nämlichen  Tage  empfingen  bei  der  heiligen  Messe  alle  Nonnen 
die  Communion,  und  die  Priorin  hielt  sieben  derselben  zur  Firmung. 

Hernach  wurden  eine  grosse,  eine  mittlere  und  eine  kleine  Glocke  geweiht. 
Auch  der  Dompropst  von  Passau,  Graf  von  Harrach,  befand  sich  zu  Windhaag 
und  nahm  kirchliche  Weihen  vor.  Es  war  zugleich  eine'grosse  Tafel,  wobei  über 
200  Personen  speisten;  ein  eigener  Koch  war  von  Linz  hergerufen  worden, 
dem  die  Priorin  800  Gulden  bezahlte.  Der  Fürstbischof  erhielt  von  ihr  nebst 
kostbaren  geistlichen  Sachen  auch  JOO  Ducaten  ;  alle  Unkosten  zusammen 
beliefen  sich  auf  1811  Gulden  56  Kreuzer. 

Das  Kirchweihfest  sollte  immer  am  nächsten  Sonntage  nach  Maria 
Geburt  gehalten  werden.  Ob  zu  dieser  Zeit  auch  das  Kloster  selbst  einge- 
weiht wurde,  ist  nicht  gesagt,  aber  sehr  wahrscheinlich,  weil  von  einerneuen 
Einweihungsfeier  nirgends  mehr  die  Rede  ist  und  alle  Theile  desselben  ,  alle 
Localitäten  als  irgend  einem  Heiligen  geweiht  noch  von  der  ersten  Priorin 
in  ihrem  Manuscripte  aufgeführt  werden.  Dieses  geschah  mit  den  verschie- 
denen Garten,  sogar  mit  den  Behältnissen  unter  der  Erde,  den  Gewölben 
und  Kellern,  mit  den  Zellen  der  Nonnen,  ihrem  Dormitorium  ,  dem  Wärme- 
zimmer, den  Winter-  und  Sommer-Exercitienzimmern,  mit  der  Bibliothek,  der 
Kusterei,  der  Novizenstube  und  dem  Novizialschlafhause,  mit  dem  Archive, 
dem  Oratorium,  dem  Kreuzgange,  der  Beichtstube,  der  Apotheke  ,  dem  Labo- 
ratorium, dem  Kerker,  dem  Werkhause,  dem  Refectorium,  den  verschiedenen 
Zimmern  und  Gängen,  dem  Capitelhause,  den  Zimmern  der  Kostkinder,  mit 
der  Küche  und  anderen  kleinen  Behältnissen,  dem  Sprachzimmer,  der  inneren 
und  äusseren  Kanzlei,  den  Localitäten  für  die  Kranken,  dem  Badezimmer, 
der  Gewandkammer  u.  s.  w.  Im  Schlafhause  der  Nonnen  war  der  alte,  ganz 
vergoldete  Altar  zu  Ehren  Mariens  Himmelfahrt  und  der  14  Nothhelfer  auf- 
gestellt, welchen  Anna  von  Prag  im  Jahre  1524  hatte  machen  lassen. 

Im  Kreuzgange  waren  mehrere  Statuen  und  Bilder  von  Heiligen ,  ein 
Altar  und  ein  grosses  Crucifix.  —  Die  Priorin  hatte  zwei  Zimmer  zu  ihrem 
Gebrauche  und  eine  eigene  Nonne  als  Wärterin. 

Die  Klosterfrauen  befolgten  in  ihrem  religiösen  Leben  als  Grundlage  die  ^ 
Regel  des  heiligen  Augustin,  die  Statuten  des  heiligen  Dominions  und  jene  Ver- 
ordnungen, welche  die  Stifterin  Eva  Magdalena  sowohl  in  kirchlicher  als  in  welt- 
licher Beziehung  gemacht  hatte,  und  von  welchen  keine  Priorin  dispensiren  sollte. 
Sobald  die  Zahl  der  34  Chor-  und  7  Laienschwestern  voll  sein  würde,  sollte  auch 
Tag  und  Nacht  im  Chore  Gott  gepriesen  und  zu  ihm  gebetet  werden.  Sie  sollten 
abwechseln;  dazu  war  ein  Theil  der  Nonnen  für  den  rechten  und  ein  Theil  für  den 
linken  Chor  bestimmt.  Der  Terz,  Non  und  Vesper  wohnte  aber  der  ganze  Convent 
bei.  Sie  hatten  auch  junge  Mädchen  zur  Erziehung  im  Kloster  und  solche,  welche 
einst  Nonnen  werden  wollten  ,  diese  mussten  auch  an  bestimmten  Stunden 
beten.  Sie  wohnten  in  eigenen  Localitäten  und  standen  unter  der  unmittel- 
baren Aufsicht  und  Leitung  einer  Chorschwester,  welche  Ki  ndermeisterin 
genannt  wurde.  Sie  hatten  ebenfalls  Klosternamen,  und  diese  waren  solche  von 
Nonnen  des  Ordens  des  heiligen  Dominicus ,  welche  heilig  oder  selig  gespro- 
chen worden  waren.   Die  erste  Priorin  machte  ein  langes  Verzeiebniss  solcher 


170 

Namen  und  bestimmte  die  Festtage  derselben.  —  Da  die  Zahl  der  Nonnen  nun 
vermehrt  wurde ,  bedeutende  Besitzungen  an  das  Kloster  kamen  und  die 
Geschäfte  sich  vermehrten,  so  wurde  auch  die  Zahl  der  Amter  in  demselben 
vergrössert  oder  einzelne  doppelt  besetzt;  so  gab  es  nun  zwei  Kastnerinnen, 
Krankenwärterinnen,  Apothekerinnen,  Kusterinnen  und  Kellermeisterinnen; 
neue  Ämter  waren  nun:  eine  Bibliothekarin,  welche  meistens  zugleich  die 
Subpriorin  war,  eine  Novizenmeisterin,  Wasch-  und  Bettmeisterin, 
eine  Suecenterin  (sie),  welche  das  Heizen  der  Zimmer  besorgte,  eine 
Naderin,  eine  Beschliesserin  und  eine  Gärtnerin. 


§.9. 

Besitzungen  des  neuen  Klosters  zu  Windhaag  in  einiger  Entfernung,   und  verschie- 
dene Einrichtungen  in  demselben. 

Diesem  Kloster  war  nun  die  Herrschaft  Windhaag  mit  allen  Rechten  ein- 
verleibt; dieselbe  war  aber  sehr  bedeutend,  denn  es  gehörten  dazu  mehrere 
Besitzungen,  welche  derselben  ferner  oder  näher  lagen;  zu  jenen  sind  zu 
rechnen:  der  Markt  Münzbach,  sammt  dem  Spitale  und  dem  Freihause 
daselbst,  dann  das  Schloss  und  der  Meierhof  zu  Pragthal.  Im  Markte 
Münzbach  befanden  sich  3i  Bürger-  und  il  Wimmer -Häuser  (gewidmete), 
alle  mit  kaiserlichen  Freiheiten  begabt.  Die  Besitzer  mussten  bei  Lebzeiten 
des  Stifters  alle  Jahre  hundert  Eimer  Wein  von  seinen  Weingärten  abnehmen; 
sie  erhielten  aber  dann  eine  Herabsetzung  und  nahmen  nur  30  Eimer  ab, 
zahlten  aber  jährlich  70  Gulden.  Nach  seinem  Tode  milderte  die  Erbin  auch 
dieses  und  bestimmte  nur  50  Gulden  in  zwei  Raten,  jedoch  mit  dem  Vorbe- 
halte, dass  eine  andere  Priorin  wieder  die  alte  Forderung  machen  könnte. 
Sonst  trug  dieser  Markt  nur  15  fl.  3  Seh.  Robotgeld,  3  fl.  22  Pfennige 
Dienste  und  von  jedem  Rüstgelde  den  Überschuss  von  2  fl.  4  Seh.  ein. 

Übrigens  mussten  diese  Unterthanen  immer  zur  Schnittzeit,  zu  der  Jagd 
und  bei  der  Bereitung  des  Landgerichtes  Dienste  leisten. 

Jährlich  am  Andreastage  kamen  zwei  Bürger  in  Mänteln  zur  Priorin  und 
erbaten  von  ihr  ein  T  ei  d  i  n  g  (Gerichtstag)  und  eine  Richterwahl ;  später  Hess 
sie  ihnen  den  Tag  verkünden,  damit  sie  sich  wegen  einer  Mahlzeit  vorbereiten 
konnten.  An  demselben  wurden  dann  der  Hofrichter  und  der  Hofschreiber  in 
einer  Kalesche  von  Windhaag  nach  Munzbach  geführt;  es  wurden  das  Teiding 
abgehalten,  ein  Protokoll  aufgenommen,  Stimmen  eingesammelt  und  denen, 
welche  auf  ihre  Ämter  resignirt  hatten  und  etwa  wieder  dazu  erwählt  wurden, 
dieselben  provisorisch  zurückgegeben. 

Die  Priorin  bestimmte  nun  den  Tag,  an  dem  sie  nach  Windhaag  kommen 
sollten;  da  hielt  ihnen  dieselbe  in  Gegenwart  des  Hofriehters,  der  Subpriorin 
und  der  Schaffnerin  eine  Ermahnung  und  machte  die  Ämter  bekannt,  welche 
der  Hofrichter  zu  übertragen  hatte,  und  die  Personen,  denen  sie  anvertraut 
wurden;  es  wurden  nämlich  ernannt:  ein  Marktriehter,  sechs  Bathsfreunde, 
zwei  Fleisch-  und  Brodbeschauer,  ein  Marktfürsprecher,  zwei  Brunnenmeister 
und  auf  der  Seite  der  Herrschaft  zwei  Tazer  (Tazeinnehmer). 


171 

Die  Angestellten  konnten  nun  auch  ihre  Angelegenheiten  vortragen  und 
erhielten  Beseheid;  dann  zogen  sie  wieder  nach  Hause,  Das  Robotgeld  und 
die  Dienste  brachten  sie  mit  einander  am  29.  September,  den  Vorlag-Bestandt 
(sie)  *)  theils  zum  neuen  Jahre,  theils  zu  Sonnenwenden. 

Von  einer  Schuld  der  Bürger  zu  Münzbach  pr.  265  Gulden  schenkte  ihnen 
die  erste  Priorin  65  Gulden,  das  Übrige  wurde  nach  und  nach  abgezahlt. 

Die  Wimer  -)  (sie)  mussten  allezeit  bei  Veränderungen  einen  Brief  lösen, 
und  es  wurde  ihnen  bei  einem  Todesfalle  vom  Kloster  aus  gesperrt  und  inven- 
tirt;  sie  zahlten  kein  Freigeld,  den  Dienst  und  die  Robot  gaben  sie  dem  Kloster 
Münzbach,  als  ihrem  eigentlichen  Pfarrer.  Die  Fleischhauer  mussten  das  Fleisch 
dem  Stifte  Windhaag  allezeit  um  2  Pfennige,  auch  die  Kerzen  das  Pfund  um 
einen  Kreuzer  wohlfeiler  geben  als  Anderen.  Ihre  Grundstücke  durften  die 
Wimer  ohne  Wissen  und  Erlaubniss  der  Priorin  nicht  verkaufen,  auch  die 
Burger  mussten  jeden  Kauf  anzeigen;  ohne  Willen  der  Priorin  durfte  kein 
Bürger  entlassen  oder  aufgenommen  werden.  Alle  Strafen,  welche  über  fünf 
Gulden  betrugen,  durfte  der  Marktrichter  nicht  einfordern,  sondern  musste 
dieselben  dem  Hofrichter  überlassen;  das  Drittheil  der  von  jenem  eingenom- 
menen Strafgelder  gehörte  ihm,  das  Übrige  musste  er  der  Priorin  verrechnen 
und  überliefern,  und  ihr  auch  die  Markt  rechnung  überreichen.  Zu  Miinzbach 
waren  jährlich  drei  Märkte  und  in  der  Fasten  ein  Wochenmarkt;  das  Kloster 
Windhaag  hatte  daselbst  den  Taz  pr.  6  Kandel,  welchen  einst  der  Graf  erkauft 
hatte,  ferner  das  üngeld  pr.  3  Kandel;  dieses  Letztere  gehörte  zwar  nach 
Grein,  das  Kloster  hatte  es  aber  in  Bestand  genommen.  Taz  und  üngeld  lagen 
auch  auf  den  drei  Hoftavernen  zu  Münzbach,  Windhaag  und  Rechberg' ;  beide 
wurden  alle  Vierteljahre  durch  den  Hofmeister  und  Hofschreiber  beschrieben. 
Auch  diejenigen,  welche  nicht  leitgaben,  d.  i.  Wein  ausschenkten,  sondern 
denselben  nur  im  Gebinde  verkauften,  mussten  ihn  beschreiben  lassen  und 
schriftlich  anzeigen,  wohin  sie  ihn  verkauft  hatten ;  dann  mussten  die  Wirthe 
an  dem  ihnen  von  der  Priorin  bestimmten  Tage  kommen  und  Taz  und  üngeld 
bezahlen. 

Die  Hoftaverne  zu  Munzbach  gehörte  ganz  dem  Kloster  Windhaag,  und 
es  war  der  Wirth  ein  ünterthan  desselben  mit  Robot  und  Dienst;  die  Priorfn 
ordnete  jedoch  an,  weil  das  Kloster  selbst  den  Wein  kaufen  musste,  dass  er 
gegen  jährlichen  Bestand  von  40  Gulden  den  Wein  kaufen  durfte,  wo  er  wollte, 
das  Bier  musste  er  aber  immer  vom  Brauhause  zu  Windhaag  nehmen:  statt 
des  Tazes  wurden,  durch  die  Güte  der  Priorin,  von  ihm  nur  jährlich  sechs 
Gulden  bezahlt.  Bei  diesem  Hofwirthe  mussten  alle  Zehrungen  im  Saxenegger 
Amte  gehalten  werden;  der  Wirth  war  zugleich  Bäcker,  weil  dieses  Recht  auf 
der  Taverne  lag. 

*)  Unter  Vorlage  verstand  man  den  freien  Einkauf  des  Weines  von  Seiten 
der  Unterthanen ,  welcher  von  der  Herrschaft  denselben  auf  gewisse  Zeit 
gegen  eine  bestimmte  Summe  gestattet  oder  in  Bestand  gegeben  wurde. 

*)  Unter  diesen  sind  solche  zu  verstehen,  deren  Besitzungen  zwar  der  Herrschaft 
unterthänig  waren,  die  aber  ihre  Abgaben  an  eine  Kirche  cinzuliercrn  halten, 
welcher  eigentlich  ihr  Besitztbum  gewidmet  war.  (Widern,  Widum,  Wim.) 


172 

Dem  Kloster  Windhaag  gehörte  auch  das  Freihaus  zu  Münzbaeh,  welches 
der  Stifter  früher  von  einer  Bürgerin  um  300  Gulden  und  6  Gulden  Leitkauf 
an  sich  gebracht  und  von  allen  Lasten  befreit  hatte.  Dabei  war  ein  schöner 
Garten  und  ein  Stall ;  es  litt  aber  einst  durch  eine  Feuersbrunst  grossen  Schaden, 
indem  das  Dach  des  Hauses,  die  Stallungen  und  Scheunen  verbrannten;  ersteres 
wurde  wieder  hergestellt,  aber  die  anderen  Gebäude  nicht.  Dieses  Haus  war, 
ausser  zwei  Zimmern  und  dem  Garten,  um  sechs  Gulden  jährlich  in  Bestand 
gegeben  worden.  Da  es  aber  zu  wenig  eintrug,  so  übergab  die  erste  Priorin 
dasselbe  ihrem  Hofrichter  und  Landgerichtsverwalter  Ehrenreich  Schönbäcker, 
welcher  lange  in  Diensten  des  Grafen  von  Windhaag  gewesen  war,  gegen 
das  geringe  Capital  von  iSO  Gulden  und  6  Gulden  Leitkauf,  damit  er  in  seinem 
Alter  eine  ruhige  Wohnung  hätte.  Jenes  Capital  sollte  aber  immer  auf  dem 
Hause  liegen  bleiben,  und  jährlieh  7  Gulden  4  Schillinge  Interessen  abliefern; 
sie  behielt  sich  jedoch  die  landgerichtliche  und  obrigkeitliche  Jurisdiction  vor. 
Es  wurde  ihm  auch  mit  Einwilligung  der  Bürgerschaft  erlaubt ,  bürgerliche 
Gewerbe  zu  treiben  (nach  Ausweisung  ihrer  kaiserlichen  Freiheiten);  wenn  er 
den  Wein  nicht  ausschenken,  sondern  nur  im  Gebinde  verkaufen  würde,  sollte 
er  vom  Taz  ganz  frei  sein.  Übrigens  nannte  man  ihn  weder  Burger,  noch 
Wimer,  und  es  war  ihm  nicht  erlaubt,  mehrere  Grundstücke  zu  haben,  als  der 
einstige  Besitzer  hatte;  wollte  er  mehrere  kaufen  und  sollte  dieselben  ein  Bürger 
des  Marktes  verlangen,  so  musste  er  sie  demselben  überlassen. 

Dem  Kloster  Windhaag  gehörten  ferner  das  Schloss  und  der  Meier- 
hof zu  Pragthal;  da  aber  dieser  und  die  Ökonomie  doch  zu  weit  vom 
Kloster  entfernt  lagen ,  als  dass  die  Nonnen  selbst  die  Aufsicht  hätten  führen 
können,  so  beschloss  die  erste  Priorin  nach  dem  Rathe  geistlicher  und  welt- 
licher Herren,  den  Meierhof  einem  wohlhabenden  Salnitersieder  zu  vererben,  dazu 
alle  Gründe,  Wiesen  und  Wälder,  Gärten  und  fruchtbaren  Bäume,  welche  früher 
zu  zwei  Höfen  gehört  hatten,  die  Krotenthalhöfe  hiessen  und  zu  dem  Meier- 
hofe geschlagen  worden  waren,  um  800  Gulden,  für  Leitkauf  und  fertige 
Taxe  10  Gulden  4  Schillinge,  zu  verkaufen  und  mit  einer  Herrenforderung 
zu  belegen. 

Man  bemerkte  jedoch  bald,  dass  dieser  Verkauf  dem  Kloster  schädlich  war, 
weil  dadurch  ein  grosser  Mangel  an  Heu  für  den  Meierhof  zu  Windhaag  sich 
herausstellte.  Daher  brachte  die  Priorin  jenen  Meierhof  zu  Pragthal  wieder 
käuflich  gegen  obige  Summe  an  sich;  aber  kleinere,  vereinzelte  Häuser,  Gründe 
und  Wiesen  verkaufte  sie  um  gute  Preise  an  Bauern  und  Tagelöhner,  so  dass 
das  Kloster  einen  viel  grösseren  Nutzen  hatte  als  zuvor.  Die  Erhaltung  des 
ziemlich  grossen  Schlosses  Pragthal  machte  auch  viele  Unkosten,  und  da  man 
ohnehin  Mangel  an  Steinen  beim  Klosterbau  zu  Windhaag  hatte,  so  fasste  die 
Priorin  den  Entschluss  ,  dasselbe  ganz  abbrechen  und  die  Steine ,  worunter 
viele  grosse  Quaderstücke  waren,  nach  Windhaag  führen  zu  lassen;  nur  so 
viel  Hess  man  übrig,  dass  ein  kleines  Haus  hergerichtet  werden  konnte,  wozu 
ein  Grund  und  einiges  Holz  gegeben  wurden;  man  verkaufte  es  dann  einem 
Weber  um  62  Gulden,  Leitkauf  3  Gulden,  und  bestimmte  die  Herrenforderung 
auf  3  Gulden.  —  Das  Kloster  Windhaag  war  auch  im  Besitze  einer  Taverne  zu 
Rechberg,  Hoftaverne  genannt;  darauf  sass  ein  Unterthan,  welcher  mit  einer 


173 

Herrenforderung  belegt  war,  auch  ein  Bäckerreeht  war  dabei;  die  Vorlage  des 
Weines  wurde  dem  Wirthe  um  2  Gulden  jährlich  überlassen,  das  Bier  aber 
musste  er  im  Kloster-Brauhause  zu  Windhaag  kaufen  und  den  Taz  bezahlen; 
der  Bestand  der  Vorlage  konnte  übrigens  von  beiden  Seiten  aufgekündet 
werden.  Es  war  auch  in  dieser  Taverne  ein  Stock  (Gefangnisslocal  mit  einem 
Stocke,  an  dem  der  Schuldige  festgemacht  wurde),  und  es  hatte  der  Wirth 
die  Macht,  die  Strafbaren  in  denselben  einzulegen  *). 

§.  10. 
Besitzungen  des  Klosters  Windhaag  In  der  uächsten  Umgebung. 

Dazu  gehörte  das  alte  Schloss  zu  Windhaag;  in  diesem  hatten 
früher  die  Nonnen  gewohnt,  nun  aber  war  dort  noch  eine  Wohnung  für  den 
Hofrichter  und  seine  Familie,  welcher  auch  eine  geschriebene  Instruction  und 
zwei  Inventarien  hatte,  in  deren  einem  die  Mobilien,  in  dem  anderen  die 
Urkunden  und  Documente  verzeichnet  waren.  Ihm  war  ein  Hofschreiber  bei- 
gegeben, weicherauch  ein  Inventar  der  Mobilien  hatte;  bei  ihrer  Abtretung  vom 
Dienste  mussten  die  Inventarien  dem  Hofmeister  übergeben  werden.  Der  Hof- 
schreiber erhielt  die  Kost  vom  Kloster  Windhaag  und  zur  Besoldung  15  Gulden; 
er  bezog  aber  die  Kanzleitaxen.  Der  Hofrichter  bekam  für  die  Kost  50  Gulden, 
taglich  einen  Achtering  Wein  und  zwei  Laibe  Conventbrod.  Der  Hofschreiber 
und  Gärtner  assen  an  demselben  Tische,  der  Brauer,  Binder  und  Pfisterer 
speisten  auch  mitsammen.  Zwei  unterthänige  Mägde  mussten  für  sie  kochen ; 
diese  assen  mit  den  Handwerkern.  Dem  Messner,  weil  er  verehelicht  war, 
wurde  wie  anderen  Handwerksleuten  die  Kost  in  seine  Wohnung  geschickt. 

Zu  den  Dienern  des  Klosters  rechnete  man  den  Hofrichter  und  Land- 
gerichtsverwalter, den  Hofmeister  und  den  Hofschreiber,  welche  der  Priorin 
den  Eid  der  Treue  ablegen  mussten,  ferner  den  Gärtner,  den  Brauer,  den 
Binder,  den  Pfisterer  oder  Bäcker,  und  den  Messner. 

Im  Dienste  des  Klosters  waren  übrigens  auch  ein  Hofamtmann,  ein  Ober- 
förster und  mehrere  Jäger,  welche  ebenfalls  beeidet  wurden. 

Eine  bedeutende  Besitzung  war  ferner  der  grosse  Meierhof,  zunächst- 
dem  Kloster  Windhaag,  welchen  der  Stifter  neu  erbaut  hatte.  In  demselben 
wohnte  der  Hofmeister,  der  eine  Instruction  und  ein  Inventar  besass.  Er 
hatte  die  Aufsicht  über  alle  Mobilien  und  Geräthschaften  sowohl  in  den  sechs 
Gastzimmern  und  an  anderen  Orten  des  alten  Schlosses,  als  auch  des  Meier- 
hofes, über  alle  Handwerker  im  Dienste  des  Klosters,  über  das  Gesinde  und 
über  die  Gebäude. 

Er  bekam  anstatt  der  Kost  sechs  Metzen  Roggen,  zwei  Mefzcn  Gerste, 
neun  Eimer  Bier  und  50  Gulden  Gehalt,  freie  Wohnung  und  das  nothige  Holz. 
Im  Meierhofe  waren  viele  Kammern  für  die  Knechte  und  Mägde  u.  s.  w., 
eine  Stall ung  für  siebzehn  rothbraunc  Schweizerkühe,  eine  andere  für  acht- 
zehn Ochsen  gleicher  Farbe  und  einen  Stier,  ferner  Örter  für  das  junge  oder 
kranke   Vieh.      Der   Schafstall   enthielt   wenigstens   50  flämische  Schafe  und 

*)  Alleo  nach  dem  Manuscriple  der  Priorin. 


174 

zwei  Widder.  Im  Pferdestalle  standen  sechs  schöne  schwarze  oder  braune  Rosse 
und  jenes  des  Hofrichters.  Auch  waren  daselbst  Localitäten  für  Hühner,  Reb- 
hühner, für  fremde  Pferde,  Gewölbe  zur  Aufbewahrung  der  Jagdgeräthe, 
Böden  für  das  Getreide  und  andere  Behältnisse. 

Im  Meierhofe  befanden  sieh  der  Ober -Rossknecht  mit  einem  Lohne  von 
6  Gulden,  der  Unterknecht  mit  ä  Gulden;  die  ersten  drei  Ochsenknechte 
bekamen  jeder  6  Gulden,  die  anderen  5  Gulden,  der  Kuhknecht  5  Gulden, 
der  Schafhirt  2  Gulden  4  Schillinge,  die  Gartenbuben  jeder  4  Gulden;  über 
alle  diese  war  der  Meier  zur  Aufsicht  und  zur  Leitung  der  Ökonomie  gesetzt; 
er  war  gewöhnlich  ein  lediger  ünterthan,  hatte  wie  die  Genannten  die  Kost 
und  6  Gulden  Lohn. 

Die  M  e  i  e  r  i  n  hatte  die  Aufsicht  über  die  weiblichen  Dienstboten,  rausste 
für  die  Leute  des  Meierhofes  kochen  und  hatte  3  Gulden  Lohn;  eben  so  viel 
bekamen  die  Ober-  und  Unterdirne;  sie  hatten  aber  sonst  manche  Emolumente. 

Auch  das  Brauhaus  des  Klosters,  welches  vom  Stifter  neu  erbaut  und 
von  seiner  Tochter  renovirt  worden  war,  war  gut  eingerichtet  und  mit  allem 
Nöthigen  versehen;  da  wohnte  der  Brauer,  welcher  gewöhnlich  unverehelicht  war. 

Zum  Schlosse  gehörte  ferner  die  Pfisterei,  in  der  das  nöthige  Brod 
gebacken  wurde;  daneben  waren  die  Hofschmiede,  die  Holzhütten,  und  die 
Stuben  der  Nachtwächter  nahe  an  den  Mauern  des  Klosters;  diese  hatten 
jährlich  jeder  5  Gulden  Gehalt. 

Die  Ho  f  ta  ve  rn  e  ,  womit  das  Recht  der  Bäckerei  verbunden  war,  besass 
einige  Zeit  ein  Ünterthan;  er  zahlte  jährlich  10  Gulden  Dienste  für  alle 
Herrenforderung.  Er  wurde  nach  dem  Tode  des  Stifters  abgestiftet,  erhielt 
aber  auf  seine  Bitten  das  kleine  Waschhaus  käuflich;  es  wurde  ihm  unent- 
geltlich das  Bäckerrecht  von  der  Taverne  auf  dasselbe  übertragen  und  er  selbst 
zum  Hofbäcker  erhoben.  Dieses  Recht  konnte  aber  von  einer  Priorin  wieder 
auf  die  Taverne  zurückgebracht  oder  einem  Bäcker  gegen  ordentliche  Bezahlung 
auf  dem  Hause  gelassen  werden.  Die  Taverne  selbst  wurde  damals  einem 
braven  Manne,  Johann  Kirchweger,  welcher  den  Titel  Hofwirth  führen 
durfte,  um  421  Gulden  verkauft  und  ihm  gegen  eine  bestimmte  Summe  die 
Vorlage  von  Wein,  Bier  und  Branntwein  gestattet. 

In  dieser  Taverne  mussten  die  Unterthanen  im  Hofamt,  im  Neu-Perg- 
kirchner-  und  Lindenöder-Amt  alle  Zehrungen  halten,  Avie  Gelöbnisse  und  Hoch- 
zeiten, Kindtauf-  und  Todtenmahle,  Häuserkäufe  und  andere  Abhandlungen. 
Allezeit  am  nächsten  Tage  nach  dem  6.  Jänner  wurde  dort  das  Teiding  für  alle 
jene  Ämter  abgehalten,  wobei  der  Hofrichter,  Hofmeister  und  Hofschreiber  sich 
einfanden;  Letzterer  musste  auch  das  Teidinggeld  einnehmen  und  der  Priorin 
verrechnen. 

Da  aber  jener  Hofwirth,  Johann  Kirchweger,  nicht  aufhausen  konnte,  so 
kaufte  ihm  die  Priorin  um  421  Gulden  die  Taverne  wieder  ab,  machte  ihn 
zum  Hofmeister,  Hess  die  Taverne  fast  neu  erbauen  und  gab  sie,  aber  immer 
nur  auf  drei  Jahre,  in  Bestand  *). 

*)  Ebenfalls  nach  dem  Manuscripte. 


175 


§.11. 

Ökonomie,  Zehciiten,  Dienste,  herrschaftliche  Einnahmen,  Steuern. 

Die  Ölconomie  des  Klosters  Windhaag  war  selir  bedeutend;  es  besass  79  Joch 
Wiesen  und  158  Jocli  Äciier,  wo  jedocli  nur  Roggen  und  Hafer  wuciis;  Weizen 
beliam  es  als  Zehent  aus  den  besseren  Gegenden;  die  Gerste  musste  geltauft 
werden ,  darnach  wurde  auch  der  Preis  des  Bieres  regulirt.  Die  erste  Priorin 
kaufte  noch  zu  dieser  Ökonomie  5  Joch  Wiesen  in  der  Gegend  von  Pragthai 
Die  Waldungen  des  Klosters  waren  auch  sehr  umfangreich;  sie  betrugen  437  Joch 
und  enthielten  verschiedene  Gattungen  von  Bäumen,  als  Eichen,  Tannen  ,  Fich- 
ten, Föhren,  Erlen,  Eiben,  Buchen  und  Linden,  dann  Holz  zum  Zimmern  und 
Blöcke.  Die  Wälder  wurden  von  acht  Unterförstern  besorgt,  die  keinen  Gehalt, 
jedoch  anderes  Einkommen  hatten  und  unter  dem  Oberförster  standen ,  der 
immer  zugleich  ein  Jäger  sein  musste.  Er  hatte  15  Gulden  Besoldung  und  das 
Fangrecht  (d.i.  vom  Hochwildpret  den  Theil  vom  Kopfe  bis  zur  dritten 
Rippe  von  dem  verkauften  Wilde).  Er  musste  jährlich  um  Weihnachten  eine 
Rechnung  legen,  wohin  er  das  übrige  Holz  und  Reisig  verkauft  habe;  er  sollte 
die  R  eisgejai  dbestände  ausfertigen,  d.  i.  die  Bestandgebung  der  niederen 
Jagd  auf  Rehe,  Hasen,  Füchse  und  Rebhühner  besorgen,  auch  der  Wiidbann 
oder  die  höhere  Jagd  stand  unter  seiner  Aufsicht  und  Leitung.  Es  wurde  übri- 
gens jährlich  nur  ein  Mal  und  zwar  nach  Michaelis  von  Klosterleuten  gejagt,  was 
aber  dem  Oberförster  nichts  eintrug. 

Das  Kloster  besass  ferner  Fisch  wässer  und  Teiche,  es  hatte  das 
Fischrecht  in  der  Naarn  und  hielt  dort  einen  eigenen  Fischer ;  da  wurden  auch 
Fischottern  gefangen  und  er  hatte  zwei  Schillinge  Fangrecht  für  jede.  Das  Fisch- 
recht in  der  Aist  wurde  wegen  grösserer  Entfernung  gegen  12  Gulden  und  eine 
Lieferung  von  Fischen  in  Bestand  gegeben  ,  auch  der  Bach  Dobra  war  sammt 
dem  Reisgejaid  um  4  Gulden  4  Schillinge  verpachtet.  Zum  Kloster  gehörten 
noch  22  Krebsbäche,  worin  ein  bestellter  Unterthan  zu  fangen  schuldig  war; 
er  bekam  aber  für  100  Stück  grosse  Krebse  nur  6  Kreuzer  und  für  100  iileine 
3  Kreuzer.  In  der  Nähe  des  Klosters  befanden  sich  auch  neun  Teiche  volL 
von  Karpfen,  Hechten  und  anderen  Fischen;  alle  drei  Jahre  wurden  sie  ausge- 
fischt und  aufs  Neue  wieder  besetzt.  Im  Kloster  seihst  war  ein  kleiner  Teich, 
in  dem  sich  Schildkröten  befanden ,  und  in  einem  Zwinger  ein  Garten ,  in  dem 
Schnecken  herangezogen  wurden. 

Das  Kloster  besass  auch  mehrere  Steinbrüche,  wo  theils  Mühlsteine,  theils 
herrliche  Stücke  zu  Brunnenkörben ,  Thürpfosten ,  Fensterstucken  und  zu 
Bauten  versciiafft  werden  konnten.  In  Pragthal  besass  es  einen  guten  Lehmboden 
und  grossen  Ziegelofen,  worin  mehrere  tausend  Ziegeln  auf  ein  Mal  gebrannt 
werden  konnten;  100  derselben  wurden  um  4  Schillinge  verkauft;  spater,  im 
Jahre  1685,  wurde  der  Lehmgrund  dem  Hafner  zu  Perg  in  Bestand  gegeben. 

Was  die  Zehenien  betrifft,  so  hatte  Windhaag  früher  einen  von  Steiereck, 
welches  eigentlich  ein  Passau'schcs  Lehen  und  bei  1000  Gulden  werth  ,  auch 
sehr  nützlich  und  gut  gelegen  war;  allein  nach  dem  Tode  des  Stifters  löste  jene 
Herrschaft  denselben  um  800  Gulden  ein,  und  alle  Bemühungen,  ihn  wieder  zu 


176 

erhalten,  scheiterten.  Dann  hatte  Windhaag  noch  sechserlei  Zehenten,  welche 
aher  grösstentheils  in  Stroh  gefechst  wurden ;  dabei  war  auch  ein  Zehent  von 
Flachs  ,  den  die  Unterthanen  selbst  zum  Kloster  bringen  mussten.  Der  Mitter- 
kirchner Zehent  im  Machlande  wurde  immer,  aber  nur  auf  drei  Jahre,  in  Bestand 
verlassen.  Dann  besass  das  Kloster  den  kleinen  Machland-Zehent,  Blut  zehent 
genannt,  welcher  von  dem  Hofmeister  oder  dem  Amtmanne  allezeit  um  Sonnen- 
wenden beschrieben  und  eingenommen  wurde  ;  die  Giinse  und  Enten  mussten 
eingeliefert,  die  Hühner  aber  und  andere  Hausthiere  mit  Geld  abgelöst  werden. 
Nebst  diesem  Zehenten  hatte  das  Kloster  auch  den  sogenannten  Küchendienst 
von  den  Unterthanen  ;  dazu  gehörten  2325  Eier,  ferner  Gänse,  Hühner  und  Käse; 
sie  konnten  aber  diese  alle  ablösen,  und  bezahlten  für  eine  Henne  10  Kreuzer, 
für  einen  Hahn  5  Kreuzer,  für  eine  Gans  30  Kreuzer,  für  ein  Stück  Käse  4  Pfen- 
nige; die  zwei  Frischlinge  mussten  sie  aber  lebendig  bringen,  welche  dann  im 
Meierhofe  zu  Windhaag  entweder  gemästet  oder  geschlachtet  wurden.  Was  den 
Hanf,  Mohn  und  die  Erbsen  betraf,  so  gaben  die  Unterthanen  entweder  eben  so 
viel  Weizen  dafür  oder  für  einen  Metzen  1  Gulden  4  Schillinge.  Der  Küchendienst 
wurde  ihnen  übrigens  nicht  in  ihr  Herrenforderungs-Büchlein  eingeschrieben. 
Andere  Dienste  oder  Abgaben  an  die  Herrschaft  Windhaag  waren  folgende  : 
Robotgelder  für  abgelöste  Robot,  das  Anfallgeld,  wenn  Jemand  ein 
Haus  oder  Besitzthum  erbte  ,  Gespunstgeld  oder  Ablö sung  für  gesponnenen 
Hanf  und  Flachs,  der  Dienst  von  Haus  und  Gründen  ,  den  alle  (ausser  den 
Vogtholden)  zu  Maria  Geburt  zu  leisten  hatten  und  wobei  jeder  auch  einen 
Pfennig  Schreibgeld  bezahlen  musste ,  ferner  das  Teidinggeld  für  Abhal- 
tung des  Gerichtstages,  das  Wach  t  gel  d  (wahrscheinlich  eine  Ablösung  von  dem 
einstigen  Dienste  der  Bewachung  der  Herrschaft),  die  sogenannte  Weih  nac  hts- 
Ehrung,  eine  Ablösung  der  sonst  um  jene  Zeit  gelieferten  Naturalien  ,  das 
Sterbe haupt,  —dies  war  früher  das  zweitbeste  Stück  Rindvieh,  welches  nach 
dem  Tode  eines  Unterthans  oder  Lehensmannes  an  die  Herrschaft  abgeliefert 
werden  musste,  später  aber  gewöhnlich  um  einen  schon  bestimmten  Preis  abge- 
löst wurde  *) ,  —  ferner  die  F  r  e  i  g  e  1  d  e  r  bei  Verkäufen  der  Häuser,  Schreib- 
und  Urkunden-Taxen;  alles  dieses  musste  der  Hofrichter  einnehmen,  aber 
sogleich  der  Priorin  verrechnen.  Hofdienst-Abfindung,  Strafgelder,  Lehens- 
abfindungen und  dergleichen  wurden  auch  von  ihm  der  Priorin  zur  Ratification 
übergeben  und  das  Geld  von  ihr  eingenommen.  Um  Michaelis  wurde  das 
Bestandgejaid  oder  die  niedere  Jagd  verlassen,  die  Register  der  Pachter  in 
der  Kanzlei  aufgenommen  und  vom  Jäger  unterfertigt,  und  umGeorgi  wurde  das 
Geld  eingenommen.  Die  Inleut-Steuer  an  die  Herrschaft  wurde  im  Teiding 
beschrieben ,  das  Geld  von  den  Amtleuten  eingenommen  und  der  Priorin  ver- 
rechnet; eben  so  wurde  von  ihnen  das  Bestandgel  d  von  den  Kirchtagen 
in  den  Pfarren  Altenburg,  Pergkirchen  und  Rechberg  gesammelt  und  der 
Priorin  übergeben.  DasForstgeld  von  verkauftem  Holze  und  Reisige  wurde  vom 

^)  In  einer  sehr  alten  Aufzeichnung  vom  Jahre  1277  kommt  das  Sterbehaupt 
unter  dem  Namen  Totlaip  vor  und  wird  erklärt  als:  „Secundum  pecus  post 
Optimum."  Sitzungsberichte  der  k.  Akademie  zuWien,  1853,  Bd.  XI,  IV.  und  V. 
Heft,   S.  941. 


r 


177 

Oberförster  eingebracht,  zu  Ende  des  Jahres  schriftlich  verrechnet  und  der 
Priorin  eingeliefert. 

Andere  Abgaben,  welche  die  Unterthanen  leisten  mussten,  waren  die  Rüst- 
gelder —  diese  gehörten  dem  Landesfürsten, — und  dann  die  L  an  ds teuer, 
welche  von  den  Stünden  des  Landes  ausgeschrieben  wurden.  Beide  nahm  der 
Hofrichter  ein  und  brachte  sie  in  das  Landhaus  zu  Linz ,  der  Überschuss  aber 
wurde  von  ihm  der  Priorin  verrechnet;  dieser  trug  gewöhnlich  sammt  dem  von 
Münzbach  auf  ein  volles,  ganzes  Rüstgeld  60  fl.  o  Schill,  ein  ,  in  das  Landhaus 
aber  wurden  713  fl.  6  Schill,  übergeben. 

Der  Landsteuer -Überschuss  betrug  113  fl.  32  kr.,  welche  der  Hofrichter 
der  Priorin  theils  zu  Sonnenwenden ,  theils  zu  Martini  erlegte ;  ins  Landhaus 
wurden  aber  zu  Mittfasten  157  fl.  1  Schill.  1  D.  und  eben  so  viel  zu  Martini 
abgeliefert  *). 

§.  i2. 

Ton  den  Unterthauen  und  den  verschiedenen  Äuifern  und  Leistungen  5  Art  und  Welse 

der  Verwaltung. 

Nach  dem  Tode  des  Stifters  wurden  seiner  Tochter  als  Erbin  sammt  den 
drei  Hoftavernen  345  Unterthanen  übergeben  ,  davon  aber  einer  ,  als  Lieh ten- 
stein'sches  Lehen,  ganz  hinwegkam,  ohne  dass  ein  Ersatz  geschehen  wäre; 
die  übrigen  Unterthanen  lösten  einen  neuen  Brief  auf  ihre  Namen.  Dieselben 
waren  in  fünf  Ämtern  vertheilt;  erstens  im  Hofamte,  wo  die  Priorin  den 
Georg  Puchmaier  am  Tremelpichlgut  zum  Amtmann  einsetzte;  er  hatte  unter 
sich  142  Bauern  sammt  dem  Hofwirthe;  diesen  hat  die  Priorin  nach  und  nach 
sechs  Unterthanshäuser  hinzugestiftet ,  es  waren  also  im  Ganzen  148.  Im 
Amte  Pergkirchen  erhielt  sie  46  Unterthanen,  denen  sie  den  Gregor  Holzner 
am  Robatslehen  als  Amtmann  vorsetzte ;  dazu  stiftete  sie  auch  noch  zwei 
Unterthanen.  Im  Neu-Amte,  welches  ebenfalls  der  vorhergenannte  Amtmann 
leitete,  befanden  sich  nur  11  Unterthanen.  Im  Amte  Linden  öd,  welches 
damals  dem  Amtraanne  von  Pergkirchen  zugetheilt  wurde,  waren  49  Unter- 
thanen. Im  Amte  Saxenegg  war  Jakob  Puechmayr  am  Baumgartengut 
Amtmann ;  da  befanden  sich  96  Untertha  nen,  und  die  Priorin  stiftete  noch 
zwei  dazu. 

Alle  mussten,  wenn  eine  neue  Priorin  erwühlt  wurde,  einen  Lehensbrief 
lösen,  und  wenn  Einer  eines  Anderen  Haus  kaufte,  miisste  er  nebstdem  auch  eine 
Lehensabfindung  geben,  er  mochte  nun  ein  Unterthan  oder  ein  Fremder  sein. 
Dergleichen  Briefe  wurden  jahrlich  vor  dem  Gerichtstage  vom  Hofschreiber 
geschrieben  der  Priorin  übergeben,  in  der  Kanzlei  in  ihrem  Beisein  mit  dem 
grossen  Siegel  des  Klosters  gefertigt  und  dann  dem  Hofriehter  überreicht, 
damit  er  dieselben  im  Teiding  austheilen  konnte.  Denjenigen,  welche  das  Geld 
nicht  sogleich  erlegen  konnten,  wurde  es  als  Ausstand  in  einem  Buche  angemerkt. 

An  den  nachfolgenden  Tagen  mussten  immer  die  Unterthanen  vor  der 
Obrigkeit  oder  der  Herrschaft  erscheinen: 

^)  Nach  dem  Manuscripte. 

Archiv.  XV.  12 


178 

1 .  Am  7.  Jänner  kamen  alle  Ämter  (Saxenegg  ausgenommen)  in  der  Hoftaverne 
zu  Windhaag  zusammen;  da  wurde  vom  Hofrichter  im  Beisein  des  Hofmeisters,  des 
Hofschreibers  und  der  Amtleute  das  Teiding  nach  alter  Sitte  abgehalten  und  die 
Sehranne  mit  zwölf  Beisitzern,  aus  den  vermögliehsten  Unterthanen  gewählt, 
besetzt,  welche  dort  ihre  Sitze  hatten.  Die  Priorin  konnte  nun  ihre  Besehwerden 
gegen  die  Unterthanen  und  diese  gegen  dieselbe  vorbringen  und  eine  Ent- 
scheidung erhalten.  Bei  der  darauf  folgenden  Mahlzeit  musste  jeder  seinen  Theil 
bezahlen.  Gleich  nach  dieser  Verhandlung  wurde  der  Gerichtsdiener  ausgesendet, 
die  Schulden  an  die  Herrschaft  einzufordern.  Er  hatte  ein  kleines  Haus,  welches 
die  Priorin  in  gutem  Zustande  erhalten  musste  ,  bekam  von  der  Herrschaft 
8  Klafter  schlechtes  Holz,  8  Metzen  Korn,  und  wenn  er  straffällige  Leute  zu 
bewachen  hatte  oder  dergleichen  anzeigte,  so  durfte  er  auch  nach  Gutdünken 
des  Hofrichters  als  Landgerichtsverwalters  von  denselben  Strafgelder  ein- 
sammeln. Auch  musste  er  ungehorsame  oder  zögernde  Unterthanen  zur  Herr- 
schaft abholen  und  sie  mussten  ihm  dafür  Strafgelder  zahlen. 

2.  Gleich  nach  Pauli  Bekehrung  wurde  das  Robotgeld  angesagt  und  da 
kamen  am  ersten  Tage  das  Hofamt,  am  zweiten  die  drei  kleinen  Ämter,  am 
dritten  das  Saxenegger  Amt.  Dieses  Geld  nahm  die  Priorin  selbst  ein  und 
zwar  in  Gegenwart  der  SchafFnerin  und  noch  einer  Nonne;  die  Bezahlung 
wurde  in  das  Herrenforderungs-Buch  eingetragen. 

3.  Nach  dem  2.  Februar  wurde  das  Lichtmess-Rüstgeld  angesagt  und 
vom  Hofrichter  eingenommen. 

4.  Am  ersten  Donnerstage  darnach  war  das  Teiding  des  Saxenegger 
Amtes  in  der  Taverne  zu  Münzbach  und  es  wurde  gehalten  wie  zu  Windhaag. 
Die  Amtleute  resignirten  immer  ihre  Ämter  und  wurden  nach  dem  Willen 
der  Priorin  entweder  bestätigt  oder  entlassen. 

5.  Im  März,  zu  Mittfasten,  wurden  das  Büstgeld  und  die  Landsteuer 
angesagt,  dieselben  dem  Hofrichter  zu  erlegen. 

6.  Am  Georgitage  nahm  die  Priorin  den  Georgidienst  für  die  ledigen 
Grundstücke  ein  ;  es  waren  sieben  solche  Unterthanen  und  eilf  Fremde,  deren 
jeder  einen  Bestandbrief  darum  lösen  musste,  und  die  bei  Veränderungen 
wie  behauste  Unterthanen  mit  Freigeldern  belegt  wurden;  auch  wurde  zu 
dieser  Zeit  der  Gejaid-Bestand  eingefordert. 

7.  Im  Juni  oder  Juli  wurde  nach  Belieben  der  Priorin  die  Einbringung 
der     Rückstände  angesagt. 

8.  Im  August  wurde  das  Laurenzi-Rüstgeld  vom  Hofrichter  angesagt 
und  eingenommen. 

9.  Im  September,  einen  Tag  nach  Maria  Geburt,  musste  jeder  Unter- 
than  seine  Haus-  und  Grunddienste  der  Priorin  bringen  und  den  Schreib- 
pfennig bezahlen. 

iO.  Im  October  wurden  wieder  die  Ausstände  angesagt. 

11.  Im  November  wurde  das  Martini-Rüstgeld  vom  Hofrichter,  das  Anfall- 
und  Gespunstgeld  von  der  Priorin  eingenommen  ,  und  im  December  wurden 
wieder  die  Ausstände  eingetrieben.  Bald  zu  Anfange  des  Jahres  oder  in  den 
Fasten,  nach  Gewohnheit,  wurde  den  Unterthanen  befohlen,  ihre  Kinder,  welche 
über  zwölf  Jahre    alt    waren ,    der  Priorin  vorzustellen  ;  dann   wurden  alle  in 


I 


179 

der  Kanzlei  nach  Alter,  Namen  und  ihrem  Aufenthalte  besehrieben.  Bei  dieser 
Verhandlung  musste  der  Hofmeister  gegenwärtig  sein  und  jene  auswühlen, 
welche  zum  Dienste  im  Meierhofe,  oder  im  Garten  oder  zum  AVächterdienste 
tauglich  waren  ;  er  musste  darüber  für  die  Priorin  ein  Verzeichniss  machen, 
damit  sie  nach  und  nach  zum  Hofdienste  von  ihr  genommen  werden  konnten. 
Jedes  Unterthanskind  beider  Geschlechter  musste  drei  Jahre,  jedoch  gegen 
eine  bestimmte  Bezahlung,  dienen;  diejenigen  aber,  welche  untauglich  oder 
durch  Heirathen  daran  verhindert  waren,  mussten  sich  mit  Geld,  nach  Bestim- 
mung der  Priorin,  welche  den  Hofrichter  darüber  zu  Rathe  zog,  abfinden 
oder  ablösen. 

Um  Sonnenwenden  wurde  der  kleine  IVfachland  -  Blutzehent  durch  den 
Hofmeister  und  den  Amtmann  beschaut  und  der  Priorin  verrechnet.  Am 
St.  iMichaelstage  vor  Aufgang  der  Sonne  musste  der  Tampecker  -  Bauer  im 
Namen  des  Klosters  Windhaag  zu  Achleithen^)  den  verzügten  Dienst 
(bei  Verzug  oder  Verspätung  desselben  ging  das  Besitzthum  verloren)  mit  sechs 
Schillingen  entrichten  wegen  eines  Zehenten,  welcher  dem  Kloster  V^^indhaag 
von  dem  Stifte  Tegernsee  in  Baiern  zu  Lehen  verliehen  worden  war;  sollte 
derselbe  wegen  Versäumnisses  des  Bauers  verloren  gehen,  so  hatte  das  Klo- 
ster den  Schadenersatz  von  jenem  Bauer  anzusprechen;  sonst  wurden  die 
sechs  Schillinge  demselben  allezeit  an  seiner  Herrenforderung  abgerechnet 
oder  auch  baar  bezahlt. 

Es  waren  auch  viele  ledige  Grundstücke  in  den  verschiedenen  Ämtern, 
von  denen  die  Herrenforderung  zu  nehmen  war  ;  56  Fremde,  41  Unterthanen 
besassen  dieselben.  Die  Besitzer  waren  schuldig,  als  noch  das  Schloss  Prag- 
thal bestand,  dahin  einen  Tagewerker  zum  Schnitte  (zur  Ernte)  zu  schicken, 
aber  nach  dem  Verkaufe  des  Meierhofes  alldort  und  der  Grundstücke  des- 
selben musste  jeder  einen  Schilling  Schnittergeld  zahlen;  dies  trug  zusammen 
10  fl.  1  Schilling  aus.  Übrigens  mussten  die  Unterthanen,  obwohl  sie  Robotgeld 
zahlten,  dennoch  den  Bedarf  an  Wein  ,  Kalk,  Holz,  Getreide,  Heu,  Kraut  und 
an  anderen  Sachen  dem  Kloster  zuführen,  sie  mussten  Handrobot  leisten  beim 
Schnitte,  Kraut-  und  Rübenschneiden  u.  s.  w.,  und  obwohl  sie  das  Anfallgeld 
zahlten,  mussten  sie  doch  die  nöthige  Gerste  der  Herrschaft  um  den  Werth 
wie  er  überall  war,  auch  die  nöthigen  Kälber  nach  Beschreibung  derselben 
um  einen  der  Priorin  beliebigen  Preis  vor  anderen  anbieten.  Welche  Vögel 
hatten,  waren  verpflichtet,  dieselben  vor  allen  Anderen  dem  Kloster  zu  geben, 
die  kleinen  das  Stuck  um  einen  Pfennig,  die  grösseren  um  einen  Kreuzer, 
die  Kernbeisser  um  zwei  Pfennige,  die  Drosseln  um  zwei ,  die  Kranawitvögel 
um  3  Kreuzer. 

Den  Amtleuten  wurden,  so  lange  sie  dem  Amte  vorstanden  ,  das  Robot-, 
Anfall-  und  Gespunstgeld  nachgelassen,  aber  den  Haus-  und  Küchendienst 
und  alle  anderen  Geldabgaben  mussten  sie  wie  jeder  ünterthan  leisten,  doch 
hatten  sie  auch  ihre  Kanzleitaxen  einzunehmen.  Es  wurden  jedoch  dem  Hof- 
amtmanne,  weil  er  sich  fast  immer  bei  der  Kanzlei  einfinden  und  auch  im 
Meierhofe  brauchen  lassen  musste,  jährlich  vom  Kloster  vier  Metzen   Roggen 

^)  Ein  Schloss  am  rechten  Ufer  der  Donau,  gegenOber  von  Baumgartenberg. 

12* 


180 

verabfolgt  und  wenn  er  zu  Mittag  noch  in  der  Kanzlei  oder  im  Meierhofe 
war,  hatte  er  die  Kost  wie  die  anderen  Handwerksleute,  doch  bekam  er  dabei 
weder  Brod  noch  Trank.  Übrigens  mussten  sich  alle  Amtleute  zugleich  jeden 
Montag  und  Freitag  in  der  Kanzlei  anmelden,  um  zu  fragen  ,  ob  die  Priorin 
oder  der  Hofrichter  etwas  zu  befehlen  haben.  Der  Graf  von  Windhaag  war 
schon  während  seines  Lebens  wohlthätig  und  nachsichtig  gegen  seine  Unter- 
thanen  gewesen,  aber  auch  in  seinem  Testamente  ordnete  er  noch  manches 
Gute  für  sie  an.  Er  Hess  allen  denselben  auf  seinen  Gütern  das  Robotgeld 
für  ein  ganzes  Jahr  nach,  welche  aber  keines  zu  bezahlen  hatten,  waren  von 
der  Landsteuer  frei;  auch  alle  Abgaben,  mit  welchen  sie  seit  zwei  Jahren  bis  zu 
seinem  Tode  ausständig  waren,  durften  nicht  eingefordert  werden.  Er  bestimmte 
ferner  1000  fl.  Almosen,  von  denen  seine  Tochter  den  armen  Unterthanen 
700  fl.  und  dem  Bettelvolke  300  fl.  austheilen  sollte.  Ferner  war  jede  Priorin 
vermöge  seines  Testamentes  verpflichtet,  jährlich  50  fl.  unter  die  Armen  zu 
vertheilen ,  nämlich  S  fl.  zu  Münzbach  am  26.  Februar ,  als  dem  Todestage 
des  Vaters  des  Stifters  von  Windhaag:  blieb  etwas  übrig,  so  gehörte  der 
Rest  den  ärmsten  Unterthanen  in  dem  Pergkirchner  und  im  Neu-Amte;  ferner 
IS  fl.  auch  zu  Münzbach  am  9.  März,  als  an  dem  Todestage  der  ersten  Gemahlin 
des  Stifters ,  der  Rest  war  im  Saxenegger  Amte  zu  vertheilen  ;  dann  am 
2i.  Mai,  als  dem  Todes-  oder  Jahrestage  des  Stifters,  15  fl.,  der  Rest  gehörte 
den  ärmsten  im  Hofamte;  am  20.  October,  als  am  Jahrestage  seiner  Mutter» 
5  fl.  zu  Münzbach,  der  Rest  war  für  die  ärmsten  im  Lindenöder  Amte  bestimmt. 
Seine  Tochter  selbst  verordnete  ,  dass  an  ihrem  Sterbetage  jährlieh  10  fl. 
dort  ausgetheilt  werden  sollten,  wo  ihr  Leichnam  ruhen  würde;  der  Rest 
aber  sei  in  allen  Ämtern  auszutheilen. 

Sie  war  auch  früher  gegen  ihre  Unterthanen  sehr  gut  und  wohlthätig; 
sie  unterstützte  Verarmte  und  durch  Feuer  Verunglückte ,  half  ihnen  mit 
Geld  und  Materialien,  liess  manchen  die  Herrenforderung  nach,  die  zu  stark 
belastet  waren  und  desswegen  nicht  vorwärts  kommen  konnten,  legte  aber 
bisweilen  das  Geschenkte  strafbaren  oder  vermöglicheren  Unterthanen  auf, 
damit  das  Kloster  keinen  bedeutenden  Schaden  hatte. 

Dergleichen  Veränderungen,  so  wie  Verkäufe  und  Stiftungen,  von  denen 
schon  die  Rede  war,  durfte  die  erste  Priorin  noch  machen,  weil  sie  von  ihrem 
Vater  mündlich,  und  schriftlich  im  Testamente,  dazu  die  Gewalt  erhalten  hatte 
und  die  Vollzieherin  dieses  Testamentes  war  ;  sie  erklärte  aber  ausdrücklich, 
dass  keine  ihrer  Nachfolgerinnen  solche  Veränderungen  machen  oder  von  dem 
Vermögen  des  Klosters  ohne  Erlaubniss  des  Landesfürsten,  als  obersten  Schutz- 
herrn des  Klosters,  etwas  hintangeben  oder  verkaufen  dürfte^). 

Wie  lange  nun  diese  thätige  und  weise  Priorin  noch  dem  Kloster  vor- 
stand, konnten  wir  lange  nicht  genau  bestimmen;  nur  so  viel  wussten  wir, 
dass  sie  bei  der  Einweihung  der  Klosterkirche  zu  Windhaag  im  J.  1693 
noch  lebte  und  kräftig  wirkte.  Damals  befanden  sich  24  Nonnen,  worunter 
zwei  Novizinnen,  daselbst;  Beichtväter  waren:  P.  Johann  Schleisser  und  P.  Paul 
Flach,  als  ausserordentlicher  wird  P.  Angelus  Baumann  angeführt. 

*)  Alles  ist  genau  nach  dem  Manuscriple  der  Priorin  bearbeitet. 


181 

Nun  wurde  endlich  ein  Todtenbuch  aufgefunden  (welches  die  erste  Priorin 
selbst  angefangen  hatte) ;  diesem  zufolge  starb  sie  am  dritten  Jänner  1700 
in  dem  ziemlich  hohen  Alter  von  70  Jahren  und  10  Monaten  ;  sie  wurde  in 
der  neuen  Klostergruft  begraben. 

Von  der  ferneren  Geschichte  dieses  Klosters  wissen  wir  fast  nichts  mehr; 
wir  kennen  weder  die  Reihe  der  Priorinnen,  noch  etwaige  Schicksale  oder 
bedeutende  Veränderungen  ,  doch  scheint  nichts  Besonderes  vorgefallen  zu 
sein.  Was  aber  die  Verwaltung  in  weltlicher  Hinsicht  betrifft,  so  wissen  wir, 
dass  durch  die  Sorgfalt  der  Landesfürsten  in  späterer  Zeit  gewöhnlich 
benachbarte  Prälaten  die  Administration  des  Klosters  führten,  vielleicht  wegen 
des  grossen  Anwesens,  welches  zu  leiten  mancher  Priorin  zu  schwer  fiel, 
oder  aus  anderen  Gründen;  gut  für  das  Kloster  war  es  gewiss.  Ein  solcher 
Administrator  war  der  brave  Abt  Eugenius  von  ßaumgartenberg ,  welcher 
im  J.  1765  durch  ein  kaiserliches  Decret  dazu  ernannt  wurde. 

Ihm  folgte  in  diesem  Amte  der  Propst  Matthäus  von  St.  Florian,  und  an 
seine  Stelle  trat  im  J.  1775  Christian  III.,  der  letzte  Abt  von  Baumgartenberg. 


§.  i3. 

Letzte  Schicksale  der  Kloster  Wliidbaag   und  .Vunzhach    ond   der    Stiftungen  des 
Grafen  Joachim  von  Wiiidhaag. 

Es  nahte  endlich  auch  für  die  beiden  Klöster  W  i  n  d  h  a  a g  und  Münzbach 
die  Zeit  ihres  Unterganges  ;  sie  fielen  als  ein  Opfer  des  Klosfersturmes  unter 
Kaiser  Joseph  II.  Bestimmte  Acten  über  das  Jahr  und  den  Tag  der  Aufhebung 
beider  haben  wir  nicht  aufgefunden,  jedoch  andere,  aus  denen  wenigstens 
das  Jahr  deutlich  hervorgeht.  So  wurde  am  26.  September  1782  von  dem 
Bisthume  Passau  der  hochwürdige  Herr  Franz  Steininger  zum  geistlichen 
Vorsteher  der  Exnonnen,  welche  aber  damals  noch  zu  Windhaag  beisam- 
men lebten,  ernannt  und  ihm  die  Vollmacht  ertheilt ,  auch  ausserhalb  des 
Klosters  im  Orte  Windhaag  einstweilen  provisorisch  und  mit  Abhängigkeit  von 
dem  nächsten  Pfarrer  die  Seelsorge  auszuüben*).  Vermöge  eines  anderen 
Decretes  von  der  damaligen  Landeshauptmannschaft  zu  Linz,  datirt  vom  7.  Octo- 
ber  1782,  wurde  ihm  als  Vorsteher  der  Exnonnen  ein  Gehalt  von 
600  Gulden  durch  Anweisung  der  Einkünfte  der  Klosterkirche,  der  Best  aber 
aus  den  eingezogenen  Kl  o  s  t  e  r  g  ü  t  e  rn  abgereicht  und  ihm  seine 
Wohnung  in  dem  Hause  des  Beichtvaters  angewiesen.  In  diesem  Jahre  war 
also  das  Kloster  schon  aufgelöst,  und  nach  einer  alten  Aufzeichnung  geschah 
die  eigentliche  Aufhebung  den  1.  April  d.  J.  Aber  die  meisten  Nonnen  blieben 
noch  hier  und  lebten  gemeinschaftlich  ,  selbst  Exnonnen  von  anderen  Klöstern 
fanden  sich  daselbst  ein. 

Am  6.  October  wurde  der  Chor  das  letzte  Mal  von  den  Nonnen  gesungen, 
es    war    am  Rosenkranzfeste;    am  Tage  darnach    fing  das   vom    Bisehofe    zu 

*)  Nach  Actenstücken  im  bischöflichen  Archive  zu  Lim.  —  Passau  den  36.  Sep- 
tember 1782.  —  Linz  den  7.  October  1782. 


182 

Passau  vorgeschriebene  Gebet  an,  nämlich  die  sieben  Busspsalmen  und  an 
jedem  Samstage  das  Officium  beatae  Mariae  virginis. 

Wie  lange  dieses  Zusammenleben  oder  die  Congregation  noch  gedauert 
habe,  können  wir  nicht  genau  angeben;  nur  so  viel  ist  bekannt,  dass  noch 
im  Jahre  1790  die  Schwester  Magdalena,  welche  früher  ausgetreten  war  und 
zu  Linz  bei  den  Elisabethinerinnen  lebte,  sich  wieder  nach  Windhaag  begab, 
wo  sie  bis  zur  gänzlichen  Auflösung  des  klösterlichen  Lebens  verblieb ;  dann 
wurde  sie  in  das  Spital  zu  Münzbach  gebracht.  Wir  glauben ,  dass  diese 
Congregation  um  jene  Zeit  aufhörte,  als  Windhaag  und  Münzbach  im  J.  1792 
dem  Domcapitel  von  Linz  zur  Nutzniessung  überlassen  wurden. 

Wir  wollen  auch  noch  bemerken,  dass  jener  Franz  Steininger  dann  der 
erste  Pfarrer  der  neu  errichteten  Pfarre  Windhaag  ward ;  er  wurde  am 
21.  Mai  178S  zu  Linz  als  solcher  investirt*).  Früher  gehörte  Windhaag 
selbst  zur  Pfarre  Altenburg,  die  jetzt  nur  eine  Filiale  von  jener  ist.  Franz 
Steininger  starb  am  23.  März  1805. 

Was  nun  die  Auflösung  des  Klosters  zu  Mün  zbach  betriffst,  so 
ist  uns  nur  bekannt,  dass  dieselbe  im  J.  1785  geschah.  Am  14.  Mai  d.  J. 
bestand  es  noch,  nach  einer  Zuschrift  des  P.  Dominic  Thronner,  damaligen 
Provinciais,  welcher  in  dem  Capitel  zu  Wien  am  10.  Mai  als  solcher  bestätigt 
worden  war  und  dieses  dem  Bischöfe  von  Linz  anzeigte,  weil  in  seiner  Diöcese 
ein  Kloster  der  Dominicaner  bestand'^).  Ein  solches  befand  sich  aber  auch 
zu  Steier,  welches  am  16.  Juli  1785  aufgelöst  wurde. 

Unterm  Datum  des  29.  August  d.  J.  übergab  Cajetan  Stallmayer, 
Exsuperior  von  Münzbach,  eine  Bittschrift  an  das  Consistorium  zu 
Linz  um  Ertheilung  der  Jurisdiction  für  die  Gegend  um  Enns  ,  wo  er  sich 
nach  Autlösung  des  Klosters  zu  Münzbach  aufhielt,  bis  ihm  die  Anstellung 
zu  Theil  werden  würde,  welche  ihm  seit  einigen  Monaten  versprochen  worden 
war^).  Die  Auflösung  erfolgte  also  zwischen  dem  Mai  und   August  1785. 

Zu  Münzbach  blieb  immer  die  alte  Pfarre  und  sie  wird  nun,  wie  jene  von 
Windhaag,  von  Weltpriestern  besetzt;  Patron  über  dieselben  und  über  die  Pfarre 
Rechberg  ist  seit  jener  Zeit  der  Religionsfond.  Die  Besitzungen  Windhaag, 
Münzbach  und  die  verschiedenen  dazu  gehörigen  Ämter  wurden  am  24.  Jän- 
ner 1792  noch  vom  Kaiser  Leopold  IL  dein  Domcapitel  zu  Linz  zur  Nutz- 
niessung bestimmt,  dann  demselben  vom  Kaiser  Franz  IL,  seinem  Nachfolger, 
übergeben;  aber  die  Dotationsurkunde  wurd§  erst  am  29.  December  1817 
von  diesem  Kaiser  errichtet  und  ausgefertigt.  Nebst  diesen  Umänderungen 
trafen  andere  auch  die  schönen  Stiftungen  des  Grafen  von  Windhaag  sowohl 
zu  Münzbach  als  zu  Wien.  Die  Studienanstalt  im  ersteren  Orte  hörte  auf, 
das  Capital  wurde  aber  zu  Handstipendien  für  Studirende  verwendet.  Dies 
dauerte  bis  zur  Errichtung  des  k.  k.  Convictes  zu  Kremsmünster  im  Jahre  1805, 
damals  wurde  nämlich  bestimmt,  dass  nur  die  ursprünglich  von  Georg  Kirch- 
hamraer  für  eine  Schulanstalt  zu  Münzbach  gestifteten  jährlichen  600  Gulden, 

^)  Nach  Actenstücken  im  bischöflichen  Archive  zu  Linz. 

*)  Ebendaselbst. 

^)  Auch  nach  einem  Äctenstücke. 


183 

welche  der  Graf  von  Windhaag  zum  Unterhalte  von  sechs  Alumnen  gewidmet 
hatte,  zur  Einbeziehung  für  das  Conviot  geeignet  seien.  Das  Präsentations- 
recht darüber  wurde  dem  Linzer  Domcapitel,  als  Nutzniesser  der  Herrschaft 
Windhaag  und  des  dazu  gehörigen  Münzbach,  überlassen  ;  doch  musste  immer 
die  allerhöchste  Bestätigung  angesucht  werden.  Da  aber  die  Einkünfte  der 
einzelnen  Stiftungen  schon  nicht  mehr  zureichten,  um  die  volle  Zahl  dersel- 
ben zu  erhalten,  so  wurden  sie  zusammengezogen  und  im  Jahre  1811  vermöge 
der  herabgesetzten  Interessen  aller  Obligationen  nochmals  vermindert,  so  dass 
endlich  nur  mehr  ein  Kirchhammer'scher  Stiftungsplatz  im  Convicte  zu 
Kremsmünster  war*). 

So  dauerte  es  bis  zur  neuen  Anordnung  im  Jahre  1849,  wo  diese  Anstalt 
als  eine  kaiserliche  aufhörte  und  nur  als  eine  Privat  -  Anstalt  des  Klosters 
fortbestand,  in  welche  gegen  bestimmte  Bezahlung  jeder  Taugliche  aufgenom- 
men werden  konnte;  da  entstanden  nämlich  aus  der  Kirchhammer'schen  Stif- 
tung wieder  Handstipendien. 

Das  grössere  Alumnat  zu  Wien  mit  allen  Stiftungen  hob  ebenfalls 
Kaiser  Joseph  H.  auf  und  verwandelte  die  Stiftungsplätze  in  Stipendien 
mit  Darreichung  eines  Jahrgeldes  von  beträchtlicher  Summe,  welche  noch 
die  Windhaag'schen  Stipendien  genannt  und  ebenfalls  vom  Domcapitel  zu 
Linz,  jedoch  mit  Bestätigung  der  Regierung,  verliehen  werden.  Dies  war 
freilich  nie  der  Wille  des  Stifters  gewesen,  sondern  vielmehr  eine  geregelte 
Erziehung  der  Alumnen  unter  genauer  Aufsicht,  mehr  entfernt  von  der  Welt 
und  ihren  Verlockungen  ;  doch  lebten  auch  immer  einige  der  Betheilten  im 
Convicte  zu  Kremsmünster  und  dann  im  einstigen  Convicte  in  Wien  zur 
Vollendung  ihrer  Studien. 

Auch  über  die  Windhaag'sche  Bibliothek  zu  Wien,  welche 
nach  dem  Willen  des  Stifters  für  sich  bestehen  und  keinem  Kloster  oder 
Collegium  einverleibt  werden  sollte,  verfügte  Kaiser  Joseph  H.  etwas  ganz 
anderes  ;  sie  wurde  als  selbstständige  Anstalt  aufgehoben  und  der  Univer- 
sitäts-Bibliothek zu  Wien  einverleibt. 

Das  Barbara -Spital  zu  Münzbach  verblieb  bis  jetzt,  aber  im  Jahre  1784 
kamen  die  Siechen  ,  welche  die  Stadt  Linz  zu  versorgen  hatte,  dorthin  und 
standen  unter  einem  eigenen  Verwalter;  dies  dauerte  bis  1849,  wo  die 
Siechenanstalt  nach  Linz  verlegt  wurde,  nachdem  der  Magistrat  den  soge- 
nannten Posthof  in  der  Nähe  der  Stadt  zu  diesem  Zwecke  im  Jahre  1848 
angekauft  und  hergerichtet  hatte. 

Nun  befinden  sich  zu  Münzbach  nur  der  Pfarrer  und  der  Cooperator. 
Bemerkenswerth  in  der  Kirche  ist  ein  kreisförmiger  alter  Stein  ober  dem 
Portale  in  der  inneren  Seife  derselben,  welcher  den  heiligen  Laurentius  mit 
dem  Hoste  vorstellt  und  die  Jahreszahl  1100  enthält,  welche  wahrscheinlich 
die  Zeit  der  Erbauung  dieser  Kirche  angibt. 

Was  das  Klostcrgebäude  zu  Windhaag  betrifft,  so  wurde  es  theils 
in  Abtheilungen  verkauft,  theils  diente  es  zur  Wohnung  domcapitelischer 
Beamten  und  ihrer  Witwen.    Ein  Theil  liegt  nun  in  Ruinen,  besonders  wo  einst 

^)  n  e  i  c  h  e  n  l>  a  c  h ,  I.  0.  S.  20*  —  207. 


184 

die  Zellen  der  Nonnen  waren.  Die  Peterskirche,  als  ehemalige  Capelle  des  alten 
Schlosses ,  wo  die  Klosterfrauen  vor  dem  Baue  des  neuen  Stiftes  wohnten, 
ist  nun  ein  Getreidekasten  des  Brauers,  das  Schloss  selbst  eine  Buine.  Das  liebe 
Portiuneula-Kirchlein,  an  den  Pfarrhof  angebaut,  ist  jetzt  ein  Stall  und  eine 
Holzhütte.  Es  befindet  sich  nun  zu  Windhaag  noch  eine  Wohnung  für  die  Dom- 
herren, wenn  sie  hinabkommen,  und  eine  für  den  Oberförster  des  Domcapitels. 
Gegen  Ende  des  Jahres  1854  wurde  das  noch  übrige  Gebäude  verkauft. 


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DB       Archiv  für  österreichische 
1  Geschichte 


A73 
Bd. 15 
Heft  1 


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