OSTS
A
Sternkunde und Sterndi
IN
Babel
m
ASSYRIOLOGISCHE, ASTRONOMISCHE
UND ASTRALMYTHOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN
VON
FRANZ XAVER KUGLER S. J.
ERGÄNZUNGEN ZUM ERSTEN UND ZWEITEN BUCH.
IL TEIL
IX.-XIV. ABHANDLUNG:
STERNKUNDE UND CHRONOLOGIE
DER ÄLTEREN ZEIT.
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MÜNSTER IN WESTFALEN.
ASCII KNDCIHFKSCIIK VKULACiSHUCim ANDLINC
1914.
Ergänzungen
ZUM
ERSTEN UND ZWEITEN BUCH
IL TEIL
IX.-XIV. ABHANDLUNG:
STERNKUNDE UND CHRONOLOGIE DER ÄLTEREN ZEIT
VON
FRANZ XAVER KUGLER S. J.
AUSGEGEBEN- AM 10. JCM 1014.
MÜNSTER IN WESTFALEN.
ASCHENDoniMSClIK VEULAGSBUGHH.XNni.lNC
1914.
DRUCK DER
-Xi^SS^SoM^^^^raiTSrcS^iTCKEREI, MÜNSTER I.W.
Begleitwort.
Die folgenden Abliandlungen IX — XIV inkl. stehen in innigem Zusammen-
hang mit den vorausgegangenen: I— IV und VII.
Vor allem galt es, mehrere der dort gewonnenen Ergebnisse von Gestirn-
bestirnniungen einer .sorgfTdfigen Nachprüfung zu unterziehen, bereits Bewiesenes
zu bekräftigen oder stliärfer zu umgrenzen, in mehreren noch zweifelhaften
Ffdlen, wo möglich, eine Entscheidung zu trelfen, endlich auch einige Irrtümer
aus7Amierzen. Dies i.st der wesentliche Gegenstand der Abhandlungen IX und X.
Die folgende Abhandlung XI befaßt sich mit den eigentümlichen astro-
logischen Beziehungen der Konstellationen oder Einzelfixsterne zu den Planeten,
sowie ihrer Bedeutung in der astrologischen Geographie und Mythologie.
Eine Zusammenfassung und ganz wesentliche Erweiterung und Vertiefung
aller dieser Resultate bietet Abb. XII. Es ist daher ratsam, geiade diese
letztere in erster Linie zu berücksichtigen.
Ausdrücklich bemerke ich jedoch hierzu, daß bei den Quellenangaben lun-
jene Untersuchungen in Betracht kommen konnten, wo 1. die Entdeckung mit-
geteilt und -2. der erstmalige, vollgültige Beweis der jeweiligen These erbracht
wurde. Es handelt sich hieibei lediglich um die am 31. März 1VM3 verödent-
lichte I. Abb. dieser Ergänzungen. Irrtümlicherweise hat man alleiding.< geglaubt,
daß hier nur die heliaki.schen Aufgänge des Kj.NGSchen Textes B.MSfiliTs zur
Geltung gekommen sei; in Wirklichkeit sind auch alle anderen einschlägigen
und brauchbaren Stellen des gleichen Textes, insbesondere die korrespondieren-
den täglichen Auf- und Untergänge erschöpfend verwertet worden.
Was die von Bezold und Kopff , Zenit- und Äquatorialgestirne i>. oft'.-
erzielte Übereinstimmung mit jenen lange vorher bekannten Resultaten betrilll.
so ist dieser dankenswerten Förderung S. ]ii gebührend gedacht.
Die Verschiedenheit mehrerer unserer beiderseitigen nahezu gleichzeitig
(im Oktober IUI 3) veröffentlichten Ergebnisse mußte mich natürlich zu einer
eingehenden Diskussion der strittigen Fragen veranlassen. Solchen, die iler
.\stri>nomie nicht kundig sind, könnte es allerdings scheinen, daß ich dabei
allzu geringe Nachgiebigkeit gezeigt : aber ich glaubte hier mich um so mehr
an i\vn Grundsatz ,amicus Plato. .sed magis amica veritas' hallen zu nu'issen,
als es sich hier nicht um Meinungen, sondern um mathematisch beweisbare
Tatsachen oder klare Textangaben handelt.
Abb. XIII bezieht sich auf die babylonisclitn .lahresanlänge und .lalires-
punkfe. (.Sil- bietet zugleich die Antwort auf Weidsebs jün^;sten Versuch in
Babyloniaca VII. I IT., die Entdeckung der l'räzession als eint* Geisleslal der
Babylonier nachzuweisen).
IV Begleitwort.
Diese Abhandlung war bereits endgültig gesetzt als Weidners neue Schrift
.Alter und Bedeutung der babylonischen Astronomie und Astrallehre" erschien.
Die Antwort darauf gibt schon jetzt Abh. XIV, die gerade jenen Text behandelt,
der \V. und seinen Freunden von entscheidender Wichtigkeit erschien.
Sehr gerne werde ich bei W. — wie bei jedem andern — das Gute
anerkennen. Und so freut es mich, daß es ihm gelungen ist, zwei Parallel-
texte zu BM 80378 zu finden, aus einem andern Text die in diesen l]r-
gänzungen S. 15:2 bewiesene Gleichung MUL.MUL = Zap-pu abzulesen und
auch für die S. 171 — 174 bewiesene Identität ''■ IfA = Piscis austrinus ein paar
Wahrscheinlichkeitsgründe geltend zu machen. Im übrigen aber wird von W.s
neuen Aufstellungen und vermeintlichen Beweisen nur sehr wenig die Feuer-
probe bestehen.
Das Schlußheft dieser Ergänzungen wird voraussiclillich in den ersten
Monaten des nächsten .Jahres erscheinen imd mit einem ausführlichen Pvegister
des ganzen Bandes versehen sein.
Valkenburg | Holland). I. .Iiili l'.)li.
Der Verfasser.
IX.
Weitere Untersuchungen der babylonischen
Sternbilder.
Einleitendes.
A. Rückblick und neue Aufgaben,
Hcroitä die 1. Abliaiidlung dieser „l'^igäiizuiigeii" lüliitf uns zu tblgendoii
asirniioniisfhen Ergebnissen.
I . Der mittlere babylonisrlie Jaiiresanfanfr fiel nni — 500 anC den Tafr.
an dem n Arietis heliakiscli anfging (1. Nisan = 4. Ajiril gregor.). Da tler
mittlere Jahresanfang nach Sternk. II, l>00 um — '200Ö auf den 2(). April gregor.
fiel *). so hat derselbe weder in älterer noch in jüngerer Zeil etwas mit dem
Früldingsäquinoktium zu tun.
■2. Es besteben folgende Idenlitfden:
a) ^'■"'^' KU . MAL = (dem ganzen heutigen) Aries.
b) *• f?iil/ = Auriga.
(•) MI'L . M('L = Plejades 4" C oder o Persei, d. li. einem Stern, der etwa
7 Tage früher heliakiscli aufgebt als ij PIejad.
(I) ''■u'^JJ-e = Hyades, insbes. a Tauii (Aldebaran).
e) *• SIB . ZI . AX. NA = Orion.
i) '•■ MAä . TAB . BA TVB.TVIi = /. -f :(?) Ceminonmi.
g) " AL.IJ'I. = Cancer,
ii) "KAK .Sl .1)1 = Sirius,
i) i'-^iru = Hydra (zum Teil).
k) '' BAX = liogenförniige Sterngiu|i)ie bei ,'), > Canis maidris.
1) "Vli.BE = l.upus.
m) "ES.TK.NA.MA^.^IG = flenlaurus.
n) >< AB.SIM = n Virginis (Sjjica).
o) " SÜ.l'A = n Hoolis (Arcturus).
p) *■ Uz(t = Lyra (insbes. Wega).
q) A- //>?"< = Aquila.
r) '' MÄ.Tr = fi \- ß Capricorni (Koj)!).
.s) >> 8VliVli.B)Ui>" = ;• ■ fi Capricorni (Fiscbschwanz).
') Dieser Zi-ilpunkl wiinl niclil, wie S. 7 vprselientlich nngeiioiiiincn, durch doli lud.
AiifKanf; des Aldobarnii liestiiiiiiit (aiolie Abli. XII, II, 0).
KiikUt, .Slfi-iikunilr und SIcrtHllfiiHl, l-lrvtin/iinKi'n. ]I
142 Weitere Untersuchungen der babylonischen Sternbilder.
t) ''' SIM.MAH = ''■ §i-nu-mi-fu = (noid)-westliclier x'Xquarius (mindestens
ß, (I, X, f, )■ Aqiiarii).
u) ''■ A-nu-m-fu = {süd)-\vestliflier Piscis -|- Stenifiiljand w — u Pisciiiin.
v) '' DIL .GAN = östliciier Aqiiaiiiis -f f'.oUis. In lilterer Zeit gehörte dazu
aucli der spater abgesonderte KU. MAL {= Aiicsj.
\v) '■■ Lu-lim = Andiomeda.
x) "^Ü.GI = Perseus.
Die Abhandlungen II und III haben au diesen Ergelinissen nur \\'eniges
und Unwesentlifiies geändert. Die fileiehungen e, g, h, u, q und (zum Teil) u
sind zwar schon früher von anderer Seite vermutet oder behauptet worden;
abei- astronomisch bewiesen war keine einzige derselben.
Dies gilt insbesondere von der Gleichung KAK.SI.DJ = Sirius (vgl.
oben S. 1711'.). Mochte auch die eine oder andere assyriologisclie Erwägung
jene Gleichungen nahelegen; von Sicherheit konnte jedenfalls nicht im mindesten
die Rede sein. Die Entscheidung fiel hier — wie in allen verwandten Fragen —
der Astronomie zu. Und auch sie konnte ihre Aufgabe erst dann lösen,
als über die fraglichen Gestirne so klare und unzweideutige astronomische An-
gaben vorlagen, wie sie erst der neue KiNGSche Text BM 80378 geboten hat.
Obige Ergebnisse wurden bereits am 31. März 1913 veröffentlicht und
u. a. auch in der April-Nummer des Literari.schen Beiblatts zu den A.strono-
mischen Nachrichten (dem Ilauptorgan der Astronomen) Sp. 139 angezeigt.
Einer objektiven Wüi'digung kann es auch nicht entgehen, daß alle obigen
Gleichungen astronomisch in aller Strenge und fast durchweg mehr-
fach bewiesen sind. Das Werk der Entdeckung und ihrer wissen-
schaftlichen Begründung war also schon mit jener ersten Publikation
zum Abschluß gebracht.
Immerhin war eine .selbständige Nachprüfung meiner Ergebni.sse von
astronomischer Seite um so wünschenswerter, als manche Nicht-Astronomen
sich für die Tatsachen der babylonischen Sternkunde zwar lebhaft interessieren,
aber deren Zuverlässigkeit nicht aus den Argumenten selbst beurteilen können.
Zu einer solchen Untersuchung hat schon 2^/2 Monate nach meiner Publi-
kation der bekannte Assyi"iologe Bezold seinen astronomischen Kollegen Kopff
veranlaßt und die Ergebnisse in einer der Heidelberger Akademie am 18. Augnsl
eingereichten und in der i. Hälfte des Oktober erschienenen Abhandlung ') nieder-
gelegt. Zu meiner Genugtuung war nun Kopff im V^erein mit Bezold in der Lage,
meine obigen Gleichungen bis auf zwei im wesentlichen zu akzeptieren. Lfnd
auch diese C' SIM . MAH = Aquarius W und '' DIL .GAN = Aquarius E
-|- Getus) werden sie gewiß gleichfalls als zutreffend anerkennen, wenn sie
erfahren, daß SIM . MAH und Si-nu-nu-tum nur verschiedene Namen des
gleichen Gestirnes sind und daß iln-e Annahme: '' DIL .GAN = Pegasus un-
zulässig ist. Ebenso werden sie aus meinen Nachweisen entnehmen können, daß
') Zenith und Äquatorialgestirne Heidelberg und Zusätzen von Franz Boll
am babylonischen Fixsternhimmel in Heidelberg (Sitzungsber. d. Heidelberger
von Carl Bezold in Heidelberg. Mit astro- Akail. lillS; II Abh.), Zitations-Abkiiizung :
nomischon Beiträgen von Al'GLst Kopff in Z.\l'.
Weitere Unteraucbungen der babylonischen Sternbilder.
148
l'rokyon iiidit ein Bestandteil il<'.s KAK .SI .DI >f'\\i kann, dafs (im KiNGsclien
Text:) Ali.SIM nicht die <;anze Vir^j-o ist und MUL.MUL nicht iedi<;lich
(he Piejaden innlaKit. Dann aber werden unsere Kr^el)nisse — soweit sie <lie
o1)i'Mwenannten Gestirne hetreflen — in vollstem Kinkianfr stehen.
Das Verdienst der beiden Gelehrten beschränkt sidi jedocli dunhatis
niclit darauf, dazu beijretra^en zu haben, daß die von mir erkannten und
bewiesenen Tatsachen auch in nicht-astronomischen Kreisen die verdiente An-
erkeruiung finrlen.
Zum Teil im Verein mit ihrem um die Kiforschnn^' der {.'nechischen Astro-
logie sehr verdienten Kollegen Boll sind sie — auf meinen Ergebnissen weiter
bauend — auch zu neuen, sehr bemerkenswerten Resultaten gelangt, die in
der gleichen Akademieschrift Bezolds niedergelegt sind.
Wenige Tage vor der letzteren war die zweite Lieferung meiner , Er-
gänzungen" (Abb. ii — VIII) erschienen'). Es war mir nun eine Genugtuung, zu
') Was meine Transkriptinn und Clier-
sctzung des KiNCselioii Texics betrifft, so be-
dürfen oinij;e Rlelleii der Berielitigunf;. Ich
darf aber aiicli hinzufügen, daß dadurch die
Ergebnisse meiner astronomischen Unter-
suchungen und unser Urteil über die baby-
lonische Himmelsljunde in iteineni einzigen
Punkte berührt werden.
S. .52 (Z. 17) und .56 lies: gai-ri „des
starken" statt hi-ri (Meissner DhZ Sp. .SOS;).
S. 52 und 60 (Z. 38) ; 62 und 6.i (Z. 20—22)
ist mit Bf.zou)(ZÄF) statt alhil-zii k-iti-k-Ki-i^^
iiiiirntts-sd J\ L'I{ . Kl'li . ir (itiKiH-irJ zu lesen
und „ändert seinen Standort" zu übei-setzen.
Das folgende >iame(e) ih-bii- ist jedoch m. E.
als Zustandssatz zu fassen: „indem er den
Himmel durchreitet". Man beachte: auf das
Vcvi. iin<ihkir folgt das Praes. ibbii- ! Zur
Transkription vgl. auch Virolle.\ud, A Ch
Lstar VII, 21 und II Supl. LIII Rs 17, dem
jedoch die richtige Lesung von Kf'K . h' l'Jt.ir,
die auch durch seinen Text lstar IV, 13:
I>il-hiil miimtiz-zti In ä-iinh-kir nahe gelegt
wird, entgangen zu sein scheint.
S. 57 (Z. 23) ff. ist mit Ui-ZOLD I. c. HA
statt .V.l, al.Ko AS.IH.nA.MKä zu schrei-
ben. Dafür h'se ich jetzt tin-fiiili-hn-miii. Da-
mit fi'dll natürlich auch der Erklärungsver-
such von hl'.MA iliim-iiiiil.
S. 62 und 05 (Z. 23). Bl-/oi.l> (I. c. p. 24)
transkribiert und übci-setxt: (der Planet Mer-
kur) Ml M II iHtiiii I - iiimr (f) iuin-iii . . . l-niii
iirlii iniiiimlr-nui l-ma nrht tlliilxil = dessen
Name „Ilimmelshälfler" ist, . . . erscheint im
Verlauf eines MonaU und verschwindet im
Verlauf eines Monats (man vgl. dazu auch
die richtige Transkription der z. T. ganz
gleichen Stellen bei ViriOLiKALO, A Ch lÄtar
XXVIII, 44 und Supl. LIII, 26). Meine Tran-
skription und Cbei-setzung scheiterte an der
unrichtigen .Auffassung von Ml'.Xf als mii-
ziil statt iiim-sn. Doch kann ich micli Be/.oi.o
nur zum Teil anschließen. Was er mit Mii-
massil-sanie „Himmelsliälfter" wiedergibt, ist
im Text AS .M Ali; das ist aber '>}ilA!i —
'■!■ Siiiib (wie bereits 1. c. p. 62 und 65 von mir
angenommen). 3[A!i ist vielleicht In'üiini
„Zwilling", wofür auch das Idcogr. 'I M AS .
.W.l.S' = "Xinih (.Meissnkr SAI 1087) sprechen
würde. Besonders aber kommt in Betracht,
daß der Merkur als Morgen- und Abendstern
erscheint, somit eine Doppelrolle hat. Ver-
gleiche auch ViROLLE.\LD, A Ch lstar VII, 48:
•IHGAL.ainiiA (Zwillingsgottheit) -=
•I LU .HA [>.(;('. in. — DIo Präteritalform
iiiiiiiiiiir (Bezold) ist durch das Präsens
iiiiiiiiiiiiKii- zu ersetzen. — Der Sinn der
Übersetzung „erscheint im Verlauf eines
Monats und verschwindet im Verlauf eines
Monats" ist gewiß nicht ohne weiteres ver-
ständlich. Soll das heißen : in dem einen
Monat (etwa Nisan) erscheint er und dem
andern folgenden (Airu) versehwindet er,
oder: [nach dem Verschwinden) erscheint
er im Verlauf eines Monats (d. h. eines Zeil-
raums von 30'l!) wieder und ebens«! ver-
schwindet er wieder im Verlauf eines Mo-
nats Y Letztere Deutung scheint mir die
richtige. Zur Erläuterung setze ich die Da-
ten der heliakischen Aufgänge dt-s Merkur
am .Vbeud (a) und Morgen (a') und die he-
liakischen Untergänge am .Vbend (u) und
144
Weitere Untersuchungen der babylonischen Sternbilder.
konstatieren, daß die neuen Ergebnisse der Heidelberger sich in nicht wenigen
Fällen mit meinen eigenen vollkonmien oder fast vollkommen decken. (Jewili
eine nicht geringe Bürgschaft dalnr. daß \vii- -- die Heidelberger nnd ich —
auf dem richtigen Wesre waicii. llirr die betreffenden Eigebiiisse:
2. *■
4.A-.
7 k.
MAE. GJI). DA AS. NA Hezold-Boll: l^i
aplu restü sa ''An um
AN .KU. A. MKS
Za-ma-mi)
Uli. KV
NUN. Kl
APIN
iiior Kugler: Ursa miiioi-
Polaris „ Polaris
Kopff-Bezold: ); Opliiuclii (y) „ Ophinchns (sicher)
Boll: Opliiuchus S (y) ,. Opliinchus S (sicher)
KopFF : Hercules „ Hei'cnles
Kopff-Bezold: Vela „ V'ela -{ südl. Pn)ipi>
Boll: Triangulum „ Triangulniii
Dabei koinint es nali'irlicli in Ji'dcin cinzcliieii Fall in ei'ster Liiiii' da|-anf
an, mit welchen Gründen ein jeder seine Ansicht stützt.
Das Urteil hierüber nmß ich dem astronomisch bzw. assyiiologisch ge-
bildeten Leser überlassen; um aber ein solches zu erleichtern, setze ich die
Seitenzahlen der zu vergleichenden Belegstellen der Schi'ift Bezolds |B) nnd
meiner Ei-gänznngen |K| liicrhiM-.
4;j
1. Ursa minor
2. Polaris
?>. Ophinchns
4. Hercules
ö. Vela(4-südl.Puppis)
(). Triangulum
57(Z.^Of.)
50, Z. 1 1> : n. -1 30 ( I :!) f. : 42 ( II ) ; fi4 (Z. 1 7)
« 29(11); 43(li>): 48
1 13, n. i\ ** I 26 (7) f. ; 29 ( 1 1 ) ; 07 (Z. -10)
39 f. 52 f.
In einer größeren Zahl von anderen Fällen weichen allerdings unsere
Ergebnisse wesentlich voneinander ab. Dieser letztere Umstand veranlaßte
Morgen (u') aus der Tafel Sp. I, 128 (Hpping,
Astr. aus Bab. 160 ff.) liiprlicr.
I, 2
11, 11
III, 14
IV, 1
a
V, 5
II
V, 27
a'
VI, 27
u'
VII, 2G
a'
IX, 13 X, 4 X, 14 XI, 20
Man sieht hieraus, daß von a bi
XII, 29
u oder
a' bis u' bald erheblich weniger, bald er-
heblich mehr als 1 Monat verstreicht und
ebenso von u bis a' und u' bis a. Die Angabe
BM 86 378 II 16 f. operiert daher auf jeden
Fall nur mit einem rohen Mittelwert.
Unsichtbarkeit und Sichtbarkeit dauern
durchschnittlich einen Monat; das ist der
Realsinn der Stelle.
L'nd um diesen handelt es sicli vor allein.
Von der grammatikalischen Streitfrage (siehe
DLZ, 1913, Sp. 3037 nnd 1914, Sp. 29), wie
-ma zu fassen sei, können wir hier absehen.
Nach meiner bescheidenen, besonders aus der
Ominaliteratur geschöpften Erfahrung besagt
der auf -ma folgende Satz bald etwas regel-
mäßig Gleichzeitiges, bald einen zwar zu-
fälligen, aber wichtigen Begleitumstand, bald
eine Analogie, bald eine Schilderung der Art
und Weise von dem, was im Vordersatz aus-
gesagt ist.
S. 66 (Z. 29) ist mit Bezold da-iid-nie statt
DA . (tIR . ME zu lesen. Die Göttin Ishara
erscheint auch in Beschwörungstexten (so
Zi.vi.MERN, BBR 10, Surpu II, 171) als: «Is-
hn-ra lie-lil ihi-ihl-iiie „die Herrin der Wohn-
stätten".
Einige andere Transkriptionen sind in
Abh. XII, 207 ff. verbessert. Dort wird sich
auch Gelegenheit bieten, auf mehrere hierher
gehörige Wort- oder Zeichen- Erklärungen
einzugehen.
Wuitcre Uulcrsucliungcu der babylonischeu Sternbilder.
iiiicli ZU einer Reihe von eingehenden Neuuntersuchunfren (S. IWIT.). Dieselben
<nl|iii aller niciit nur eine iMiLscIieidung der obsciiweiienden Kragen herbei-
l'ähren, .sondern auch ganz neue Prohlenie erörtern und hofTeutlicii lö.sen.
[Auch W'EruNKK hat sich mit Identifikationen von Gestirnen abgegeben. Unter den
II in ili'ii Jahren 1911 und 1912 von ihm vertretenen Gleichungen
1. DIL. GAS — Aries; 2. KV. MAL ~ westlicher Aries; 3. (;A^f ^ „Nähe des
Stieres"; 4. 0'^ Li-e = „Nähe des Stieres"; 5. Xtirk-ablii = e, y Geminorum; 6. KAK .
SI.DI = Sirius + Prokyon ; 7. liAX = Arclurus; 8. AB.SIM — 109 Virginis;
9. Sr.PA = Spica; 10. i'U . KA .GAB . A = Sagittarius; 11. SJM.MAH = nörd-
licher Fisch; 12. Atiuiiitii = ß, y, i), i, y., ). Piscium ; 13. zikit akrahi (Stachel des
Skorpions) = ;., v, I), x, i Scorpii ; 14. .^AK . I'U + SAH.GAZ = /. + x Scorpii
sind nur die 6. und die 12. nahezu riclitig. Sie sind aber kein wissenschaft-
liches Resultat, sondern beruhen nachweisbar auf falschen oder unbewiesenen Voraus-
setzungen oder unrichtigen Schlußfolgerungen oder auch auf beiden zugleich.
Die Zufälligkeit der C. wurde schon oben S. 15ff. klar genug gezeigt. Und wer
die Darlegungen W.s in Babyloniaca VI, 147 ff. nur ein wenig prüft, wird sich überzeugen,
dal) es mit der 12. Gleichung nicht besser steht. Denn nach W.s Argumentation steht und
fällt seine Bestimmung von Aiiunilii mit seiner Anuahuic (11) Sl.\f . .\fAH = nördlicher
Fisch : letztere ist aber ganz falsch ; also !
Der Beweis für den Vordei-satz ist leicht. Nach den I. c. von W. beigebrachten Texten
muß Aiiiiiiilit östlich von SJM . MAH liegen. Somit folgt aus der 11. Gleichung daß ,1hm-
iiitH außerhalb unserer Pisees, etwa im nordöstlichen Cctus und im südwestlichen Taurus
anzunehmen wäre. Und dazu paßte auch die Reihenfolge der Gestirne in dem (Babyloniaca
VI, 151) angeführten Text, falls DIL. GAS — wie W. annahm — der Widder ist. Diese
Schlußfolgerungen hätten — wenn auch zu einem irrigen Resultate führend — der Dcukkraft
W.s gewiß weit mehr Ehre gemacht, als ein zufällig richtiges, aber auf Inkonsequenz be-
ruhendes Resultat.
W. hat auch — gleich anderen lange vor ihm — die Gleichung Slli . XI . .4.\ . SA
= Orion vermutet. Allein die hierfür in Bcitr. z. Ass. 1911, 7 angeführten Gründe sind
— wie auch Bi:/oi.i) in Zenith- und Ä(iuat(irialgestirne etc. S. 48 bestätigt — durchaus
nicht beweisend. W. wiederholt hier nur, was Thompson' (Reports) und andere schon
längst gewußt haben, nämlich, daß das Gestirn mehi-ere Sterne enthält, die in der Nähe der
Ekliptik stehen und unter Umständen hell glänzen können. Soleher Gestirne gibt es aber
viele; die angeführten Gründe beweisen also gar nichts. W. fühlt das selbst (siehe I. c. p. 7
(32)); gleichwohl setzt er in seiner Sternkarte (hinter S. 100) dem Orion den babyl. Namen
.'<IIi . XI . AS . SA (ohne Fragezeichen) bei. .\ueh in der Folgezeit stellt er die Identität
als sicher hin, ohne daß er auch nur den Versuch gemacht hätte, seine Behauptungen durch
neue und bessere Gründe zu stützen.
Gegen eine solche Methode muß im Interesse der Wissenschaft 1 rötest
erhoben werden. Sie wird auch dadurch illustriert, daß fast alle „Bestimmungen",
die W. als sein Eigentum betrachten kann, sich als im völligen Widerspruch mit den
astronomischen Texten herausstellen. Und dies gilt nicht nur für die Zeit vor dem Er-
scheinen des KiXGSchen Textes, sondern auch nach demselben. Erst einige Zeit nach der
Publikation meiner „Ergänzungen" tritt teilweise ein Wandel ein. Die Veranlassung ist
aber greifbar. Noch wenige Wochen später behauptet er in OLZ 1913 Sp. 151 zum h'.iK.
SI.DI gehöre sicher auch Prokyon. In A. Jerk.mi.\s' „Handbuch der Allorientalisohen
(ieisti>skultur" S. 129 dagegen wird diese Annahme zurürkgenommen unil zwar mit Be-
rufung auf „\VkP)sek, Handbuch I Kap. III" (ohne S<>ilenzalil !) — , also auf ein zu-
künftiges |!| Opus. Ebenso wurde dort mein Rwullat, daß H.tS - bogenförmige Slerngnippo
im Canis maior (bei r, A), von JERE.MIAS seinem Freunde mit dem gleichen prophetischen
Hinweis auf die noch nicht existierende Quelle, das Weihm Rsolie Opus, verbucht.
In gleicher Weise werden in dem Buche von Jfrem:as — ohne Nennung der wahren Quelle —
noch eine Reihe anderer Resultate, die nur durch solide astronomi.sohe Argumente (welche
146 Weitere Uiitersucluuif;eii der babyloniselieii Steniliililer.
sieli bei Wuidxkrs Beslimimuigeii nieinals finden) erlangt werden können, herüborgenoinrnen.
Ich gehe hier auf diese Dingo nicht ein; dies wird zur reeliten Zeit an einem andern Ort
geschehen. Einstweilen mag man sich aber die Frage beantworten, welches Vertrauen
deiiijenigeu gebührt, der auf Grund völlig klarer Angaben der B:il)yliiiiier (im KiNi;schon
Text) Gleichungen wie die folgenden aufstellt und festhält :
1. l^r.OI = Auriga [statt Peiscus)')
2. GAM ^= Perseus (oder Algol — />' Persei) [statt Auriga] ')
3. AI'IX = Ursa minor [statt Triangulum] ')
4. CR . HAH . I{A = o Ursao minoris [statt beim od. im Triangiilum] ')
5. Litlim = a Aurigae [statt Andromcda] ')
G. SIM.MAH = der nördliche der Pisces [statt Aquarius [Nj-W] ')
7. KN .TE. NA .MAS.SIO — „der kleine Löwe" [statt Centaurus] ')
H. IJ'GAL = Corona borealis [statt aCentauri od. ,6' Arac(V)]").
Eine „Astronomie", die eine Keihe von Gestirnen um 30, 60 und mehr Grade ver-
schiebt, tief im Süden stehende Gestirne hoch im Norden erglänzen läßt und ein Sternbild
in der Nähe der Ekliptik an den Nordjjol des Himmels versetzt, bedarf wohl keiner ernst-
haften Widerlegung.]
B. Ein Wort zur Methode der astronomischen
Untersuchung.
Bevoi- wir /ii ciiicr Nciiiiiitcisiicluiiij;- iiiclircrcr iidcIi slrittiiicr Anoahcii
de,-; KiNG.sdien Textes .-^chreiteii, ist die Frage iiacli der liierl)ei einzusciilagenden
.Methode iizw. der aii/.uweiidenden Genauigkeit zu erörtern. Wir werden seilen,
dafi diese Frage in einer Keiiie von Fällen von nicht geringer Bedeutung ist.
Bei meiner ersten Arbeit (Ergänz. S. 1 — :20) Jiabe ich die Neugebauer-
schen Positionen auf einen großen Globus aufgetragen, uin die gegen.seitige
Stellung der Gestirne für den Horizont von Babel (Polhölie = Säi/a") zu be-
stimmen. Außerdem habe ich die mühsame Berechnung zahlreicher heliaki-
scher Aufgänge für den gleichen Ort durchgeführt. Damit waren dem Leser
zugleich greifbare Belege in die Hand gegeben. Um aber auch für die Auf-
und Untergänge eine größere Genauigkeit zu erzielen und gleichfalls auch liier-
für Belege zu bieten, wurden von S. 51 ab alle Messungen durch Berechnungen
der Sternzeit in Graden {l" = i Minuten) ersetzt.
Anders Kopff. Wie er ZÄF p. 11 auiseinandersetzt, beschränkte er sich
darauf, (für sich selbst) mit Hilfe der NEUGEBAUERSchen Sterntafeln eine Karte
für das .Jahr — fiÜO und die geographische Breite 4- 36 Y^" anzulegen imd
eine Tafel der Zeit der Sonnenaufgänge für die verschiedenen Jahreszeiten
zusammenzustellen. Damit lassen sich — wie er meint — „die Zeit der heliaki-
schen Aufgänge und die gegenseitige Stellung der Gestirne für den Horizont
von Ninive mit hinreichender Sicherheit ablesen". Hierzu ist jedoch folgendes
zu bemerken.
1. Die Wahl von Ninive (Breite o'j',^,") ^i'^ ^it cIl'I' Beobachtungen, aus
welchem unsere Sternlisten letztlich hervorgegangen seien, ist doch kaum
begründet: denn der Text BM SHIRTS ist in babylouLscher Schrift abgefaßt
') Siehe die Nachweise in diesen „Ergänzungen" und bei BrzoLD, Kopff u. Boll (ZAF).
■■') Sielie unten S. 17.5 und .\bh. XII, III; jedenfalls ein Stern tief im Süden.
Weitere Untoi-sucliungen der babylouiscUen Sternbilder. 147
iiiid iiiclifs spriclit dafür, daß er assyrischer Herkunft ist. Der wirkliche
Ik'ohaciituiitjsort köiiiilc weil eher iiocli etwas südliciicr als BaJjel iie<:eii.
•2. Leider lial uns Kofff die von ihm bestimmten Daten der heliaki^-hen
Aufgänge niclil mitgeteilt: jedenfalls ist es aber nicht recht versländlich. wie
seine graphiscln- .Methode für den vorliegenden Zweck brauchijare Resultate
ei-geljen kann.
:i. KopKF hält meine genauere Bestinuiiung für überllüssig: aber mit
Um-M-Jit:
Was znnäch.st die J)abylonischen Daten der heliakischen Autgänge
lirliitll. .so dürfen wir gerade deshalb, weil ihr Fehler + '2 — '.i Tage betragen
kami. nicht eine Methode zur Anwendiuig bringen, die noch größere Fehler
zuläßt. Denn haben letztere das entgegengesetzte Vorzeichen, so summieren
sich die beiden Fehler und vereiteln so eine sichere Kontrolle.
Noch weniger ist die Annahme Kopffs (1. c. p. 11) berechtigt, die Daten
k( [eil -ich bald auf einzelne Teile des Sternbildes, bald auf de.ssen Gesamt-
heit (mit andern Worten bald auf den östlichen Teil, bald auf die Mitte, bald
auf den westlichen Teil) beziehen. Dies ist schon von vornherein unwahr-
scheinlich. Wie hätten sich denn bei einer solchen Willkür die Babylonier
selbst zurecht finden können":' Zudem wurde jene Ansicht gerade durch
meine Berechnung der heliakischen Aufgänge als irrig erwiesen. Es stellte sich
dabei heraus, daß die Daten sich auf den Aufgang der westlichen (zuerst lier-
vorkommenden) l^artie der Sternbilder beziehen, wenn auch in einigen F'ällen
die Wahl iU's Einzel.sterns zweifelhaft bleibt. So in ganz aulTallender Weise
bei einer lleiiie von bekannten (iestirnen. die in meinen I-j-gänzungen ji. 4S
aufgeführl sind '). Einige kleine Unsicherheiten in liezug auf die Daten des
2. Halbjahres konmien lediglich daher, daß es zuweilen zweifelhaft bleibt, ob
dieselben dem babylonischen Bnndjahr von MM) Tagen entsprechend reduziert
sind oder nicht. Das von mir erkannte frinzip wird dadurch nicht wesentlich
beeinträchtigt.
Was die täglichen Auf- und tJntergänge betrilll. so mag eine lireh-
bare Sternkarte, wenn sie hinreichend genau ist, gewiß genügen, mn
auf tirund von babylonischen Angaben die Lage eines tJestirnes zu beslinunen;
aber in einem kritischen Falle — wie wir ihn z. B. oben S. .">, 2'.i(., '2^ an
den I'lejaden kennen gelernt haben — und wo es sich darum handelt, ob
beim .\ufgang eines Sternes ein anderer bereits untergegangen war oder noch
gerade am Horizont stand, genügt die.-;e graphische Methode doch wohl nicht.
Von der Uichtigkeit des Vorstehenden wird sich mein verehrter Kollege
gewiß überzeugen, wenn er u. a. Iblgende TaLsachen erwägt, die ihm — offen-
bar z. T. infolge .seines Verfahrens — entgangen sind.
') .Ausdrücklleli sei niicli belniit, da» ich lialb riielit in Bolraclit, W(>il sie nachweisbar
midi dabei ganz auf die ei^entl iolien Rroße Pissona n zen rwischen den AnKaben
Listen der lielial<isclien AnfKänK'' BM 8GS7H der Kuliiiinalionen und lieliakis4'lien Auf-
r.il. II, :)K-47; Ciil. 111,1-12 und deren Kanten enllialten. (Dies»'lben ln^lragen im
BeslätigunR dureli Ciil. 111,^4 48 besehränlje. Stundenwinkel nicht etwa nur „einige <?rade"
Die zum Teil davon abweichenden Ancaben wie Koffk, ZA XXVIll p. .t.')4 auKibt, si«n-
in Od. IV, I —30 kommen hierbei schon des- dern z. T. sehr viel mehr.)
14S Weitere Untersuchungen der babylonischen Sternbilder.
I. Die An^alHMi über MI'L . Ml'L stiniiiieii l)ci der Aniialiiiie. dalä dieses
tiestini lediglicli die Plejaden unilasse. nicht (vgl. oben S. 5, 'liiiü., i9).
"2. Zum babylonischen Schlangengestirn (Siru) ist auch /?Cancri zu
rechnen. Zu dieser Erkenntnis konnte Kopff heilich .schon wegen seiner irrigen
Beschränkung S//-« = Hydra E (östliche Hy(h-a) nicht geUmgen (siehe unlen
S. IT)? lt.).
;<. Zu PA.BIL .6Ä(1 geiuhi nicht nur un,-er Sagillarius, sondern auch
die Gruppe bei d Ophiuchi und dies in Übereinslinnnung mit den Tafeln der
Seleukidenzeit (vgl. oben S. HO (13)).
i. Aribii, der Rabe, umfaßt sicher .sowohl den heutigen C.orvus als
aucli wenigstens den östlichen Teil des Crater (siehe oben S. ::!Hr. : (i:? (Z. 11)
und unten Abii. Xll. II).
5. VU.BE ist niciit auf Lupus beschränkt, sondern greift noch in den
nordöstliciien Centaurus hinein (siehe oben S. .iS (10); 'M (ll>)).
ti. Die Gleichungen AN . DU . BA.MES = Serpens, AX.KV .A.ME8
^ üpliiuchus (größtenteils), Z./4 . 3/J . il/.4 == Ophiuchus Süd sind sicher (vgl.
S. :?0 (13); \-l{\\)\ 57 (Z. 28): M (Z. 17) mit Hezold ZÄF S. 50 Z. 12 n. 2.
7. Die Identifikation von GU.LA (in BM S(;:j78, Col. 111, 10 und 17f.)
mit A(|uarius d + n ist unmöglich (siehe unten S. KiCi).
8. Die Gleichung SIM.MAH = Capricornus E ist unmöglich (siehe
unten S. lt')2).
'.). DIL. GAS darf nicht mit un,<erem Pegasus (-f- n Andromedae identi-
liziert werden (siehe oben S. 12 (XX); 31 (15); 43 (12) und be.sonders unten
S. 1(53 ff.).
10. Die Gleichung A'LV. 3/J/f = Puppis ist unvereinbar mit BM 8(i378,
111, 20—23 (siehe unten Abb. XII, III, 3).
In diesen Hinweisen liegt dm-chaus kein Tadel; sie sollen nur zeigen, daß
die Kragen, die hier zu lösen sind, nicht selten weit größere Schwierigkeiten
bergen, als man anfangs glauben möchte. Diese Schwierigkeiten werden in
einer Reihe von Fällen noch dadurch vermehrt und gesteigert, daß der astro-
nomischen Be.stimmung erst durch eine sorgfältige Kombination mehrerer Texte
die Wege geebnet werden müssen, eine Vorarbeit, die nur durch fortwährendes
Ineinandergreifen von assyrologisch-sprachlichen und astronomischen Erwägun-
gen geleistet werden kann. Solche Anforderungen werden sich vor allem dort
geltend machen, wo ein und derselbe Name verschiedenen Konstellationen und
sell)st Planeten beigelegt worden und ganz besonders da, wo in verschiedenen
Epochen die Grenzen eines Sternbildes erhebliche Verschiebungen aufweisen.
Dafür bieten die folgenden Abhandlungen nicht wenige Belege.
Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
I. MUL . jul.
A. Bedeutung von M i'L.MUTj und ,,Sieben"gestirn. Die Zvvölfzahl
der Sterne des MI L.Ml L.
I. DiKs lilcoyraiiim Ml'L. M IL.
Daß MVL.MVL der Name dei- l'le.jailen ist. wissen wii- scIkhi läiif.'st.
Wir lialjen feiner oben S. (ö III) den Nailiweis erl)raclit. daß ainii noch ein
anderer Stern (C oder o Persei) dazu gehört. Was bedeutet aber das Doppel-
ideogramin (Stern -^ Stern) y Die einen erlaubten, darin ''"'''''"'' kakkubu .das
Gestirn" (««r' e^oyt]v) erbliclcen zu müssen; andere fassen das erste MI'Ij
gieiclifals als Determinativ, das zwite Ml'I^ daget,'en als Ideouranun für mul-
mtillti „Speer" oder dergl.
Ohne die letztere Bedeutung als eine sekundäre (mythologische) aus-
schließen zu wollen, bin ich jedoch zu der Überzeugung gelangt, daß die eigent-
liche und ursprüngliche Bedeutung: , Sternhaufen" (eine Schar ilicht beieinander
stehender Sterne) ist. Dazu führen folgende Wahrnehnnmgen :
1. VAC.h II Supl. XVII.:!: — (kjü Ml'Li'' (= kakhibüni) <f-pir liii/jiillii
itabbi-mn bu-lam iihallik = .wenn [iler Mond] eine Tiara von Sternen trägt, wird
ein Orkan losbreclieii von der Art, daß das [frciweidendel Vieh getötet wii-d-.
Ganz dieselbe Omenformel gilt nach VAC.h 1. Su|il. I. ^Mi für ilen Fall, daß dii-
Mond einen ayn MCL.MVL trägt.
•2. Stehen die Mi'L . Ml'L in der unmittelbaren Nähe der Venus, so
werden sie als ihr .Bart* gedeutet ( l)ilb<it zikim z<iknnt, oder auch zikn« ufot
= Venus legt sich einen Bart an, läßt sich einen Bart sprießen). So VA Cli
I Supl. XX.XIIJ, :2(). :{.■); Istar II. 17. Ks genüge hier die letztere .Stelle:
— ''' l)il-b(il zik-ii'i ziik-iKi-(it Ml'L. Ml'L itut idi-sa'): hui imni-in uzazü(zu)-wn
= ,Wenn Venus sich einen Bart aidegt" (die sich daran knüpfende Vnrans-
sagung ist stillschweigend zu ergänzen). .MI'L . MI'L -tehen an ihrer .Seite
beziehiuigsweise vor ihr".
Daß hier MI'L. MI'Ij eine .Srliar von Sternen bedeutet, i.-t ohne weilen-s
klar. Indes scheini mii- die folgende Stelle anzudeuten, daß man doch zwischen
einer Schar zerstreuter Sterne und den MI'L . MI'Ij unterschied. Die mit
') Ti'oiiiuin({!'Zfirlioii
150 Neuuntei-suchungen von einzelnen Gestirnen.
Siclierlieil iTg;in7.lc Sicllu VACIi Istai- VII. 7 laiitcl : j''I)il-linl liui "'■"'-' Xi/sdinn
zikim za-kiii j MUL . Mj U L: kakkaliänl i'' imi i/di-m izzuzH-inn/ - dk^
MUL . MVL oder Sloriie slclieii an iliier Seite".
Ine ich nicht, so decken .^icli hier MUL . MUL und „Steine" ehenso-
wcnij; vollständig wie in der vorerwähnten Stelle iiai i(/i-s<i niiil ina päni-sa.
Dann aber kann MUL . MUL nur eine besondere Schar, einen Haufen von
Sternen bedeuten, wie es eben die Plejaden sind. Dies wird sub II bestätiyt.
II. MUL. MUL als r'lejadenyestirn. Anzaiil iler Sterne der MUL.
~ MUL.
Wann bezeichnet aber MUL . MUL speziell die Plejaden':' Die Antwort
niul.'i lauten: Wenn die babylonischen Astiologen nicht sich seihst verwirren
wollten, so mußten sie iU)erall dort, wo nicht eine andere Bedeutung aus dem
aslronoinischen Zusammenhang ei-sichllich ist, stets die Plejaden verstehen.
Die Lösung der lOinwände, die dagegen vorgebracht werden könnten.
rubren uns nicht luu' zu einer Pestätigung unserer Deutung von MUL . MUL
als Sternliaul'en, sondern auch zu einem ganz neu(!n Krgehnis.
I. Einwand: MUL . MUL wird in vielen Fällen, wo sichei- die Plejaden
gemeint sind, als Singular, in anderen dagegen als Pliiial anIget'af.H; also
scheint es sich in den letztei'en Fällen um irgend eine and(;re Schar von
Sternen zu handeln.
Dem ist aber nicht so; denn auch bei MUL . MUL im Sinne von Plejaden
steht das Verbum nicht selten im Plural. Hier ein paar Beispiele :
a) VACh II Supl. IX, 1 ff.: I. Sin Ina Sl . LAL-su MUL . MUL ina idi-.iu
izziz(iz) ... i'. MUL. Ml L ina libbi-m izzizü ... 3. MUL. MUL ina libbi
karnäti-Su izzizü = 1. Wenn beim Erscheinen des Mondes MUL .MUL an
seiner Seite steht ... 2. Wenn die MUL . MUL darin stehen ... 3. Wenn
die MUL. MUL in seinen Hörnern stehen. Also in Z. 1 wird MUL .MUL
als Singular, in den folgenden Zeilen dagegen als Plural aufgefalat. Außerdem
wird in jeder Zeile die Plejadengottheit '' VH-bi „die Siebengottheit " genannt.
b) In Th<»mps. Rep. Nr. ^Ofi Rs '2L wird MUL.. MUL und dann äjj.GI
(Perseus) als in einem Mondhalo stehend eiwähnt [der betreffende Monat war
im gleichen Text Vs 2 angegeben]; somit ist es nicht zweifelhaft, daß MUL.
MUL hier die Plejaden, die Nachbarn des Perseus, sind. Und doch steht das
Verbum im Plural! (Sin tarba$u ilmi-ma MUL .MUL ina libbi-Su izzizüP'
ina satti siäti sinnisätiP' zakkareP' ulladäP^ = „Wenn der Mond von einem
Halo umgeben ist und obendrein (oder: so daß) die MUL. MUL darin stehen,
so werden im gleichen Jahr die Frauen Knaben gebären'.) Man vergleiche
außerdem damit Thomps. 223 A Vs 6, wo dieselbe Erscheinung {MUL . MUL
in einem Mondhalo) und die gleiche Vorbedeutung (männliche Geburten) erwähnt
wird, MUL . MUL aber als Singular behandelt ist.
Die Pluralform des Verbums beweist also nichts gegen unsere
obige Auffassung; der wechselnde Gebrauch des Singular und des Plural
beweist vielmehr, daß MUL . MUL als Kollektiv, als eine bestimmte Schar
oder- Gruppe (von Sternen) angesehen wurde.
Xcuunlci'buchungou vou einzelnen Gestirneo. 1dl
:.'. AI- ucilcrer Einwand ließe sich t;ellcnd niaclien: Wiederholt werden
(liii M I L . Ml'L nicJM- als 7 Sterne, nändidi hald 12, hald 10 znireschriehen.
alsri können hier nichl die I'le.jaden ^^eineinl seirr.
Es f,'eniif;e hier, auf VAdh Sujil. XXXlii, liOII. hin/.nwcisen. Zunäcli-I
ist von dem Falle die Ketle, daß Dilhut (Venus) im A /,-«/« sich einen Hart
anle^'l. Dies wird (wie oben S. IW) damit het'ründel, daß die iMCL . Ml'L
hui ereb '' Samsi awi päni-ki h iiiu itlei''-m izzazfii''-mn, d.h. die MUL . Ml'L
im Westen vor ihr bzw. zu ihren Seiten stehen. (Wie man schon aus dem
.Mipiiat |Nisaii] <i kennt, handelt es sich liier um die Ple.jaden, die am west-
lichen lluiizont. weil um diese Zeit noch östlich von der Sonne stehend, an
der Seite der Venus gesehen werden können.)
Dann fährt der 'J'ext fort :
Z. d'-'t. ''II (= Dil-hiit) Ina "'"'-' Airi \\ (^ zikim zuk-ini-iih ziiiiiiri'' ii iiiilii
ippunisfii'' MUL. MUL ULi''-su XII.
-2\: '' II (= Dil-hat) Ina """"^ Sicnni || (= zilfiiii zuk-Du-nl) hu.inlju inn iiinti
ihfi.lii: (fol^d eine Variante) MUL. MUL ULi''-su X.
=^ Wenn Venus im Airu sich einen Bart aniejrt, .so werden Hegen niul
Flut zurückgehalten; der Sterne des MUL .MUL sind XII.
= Wenn Vemis im Sivän .sich einen Bart aidegt, so wird Hungersnot
im Lande herrschen: (folgt eine Variante) der Sterne des MUL.
MUL sind X.
Wie aus dem Zusammenhang klar henorgeht, umfassen hier die MUL.
MUL sicher die Plejaden. Und der Text bietet dafür noch einen he.sonderen
Beweis. I.st nämlich unsere Annahme richtig, so darf in den folgenden Mo-
naten (Z. 2.Tt!'.) MUL . MUL nicht mehr neben Venus auftreten: denn dies ist
astrononiiscli unzulässig, da schon im Monat Diizu (selbst in einem rela-
tiv sehr früh beginnenden babylonischen Jahr) die Plejaden in der Morgenfrühe
bereits viel zu weit nach Westen stehen, um von der Venus selbst bei ihrer
größten Entfernung von der Sonne (4<i") erreicht zu werden. Und in der 'J'at
wird MUL. MUL von Düzuh'xs Addani nicht mehr genannt, sondern taucht
erst im folgenden Xhnntiu wieder auf. An seiner Stelle werdi n neben der
Venus andere Planeten und der Mond erwähnt.
Aus alledem geht hervor. I. daß MUL . MUL auch hier die Plejaden
bezeichnet, aber nicht nur diese, sondern auch die undiegenden Sterne und 1.
daß die Gesamtzahl der sichtbaren Sterne des Bildes im günstigeren
Falle \-l, im ungünstigeren nur lo beträgt. Letzteres läßt sich daraus er-
kläien, daß der (ilanz der Ix-i den Plejaden stehenden Venus im Sinin seine
größte Intensität erlangt und dann nicht alle .Sterne des MUL. MUL-BWAes
erkennen läßt.
Unsere Untersuchung hat somit folgende Tatsachen ei-geben:
I. Das Ididgramm .\l U L . M U L bezeichnet eine bestimmte ."^char
diilit brieinaniler stehender Sterne. (>inen .Sternhanfon".
•1. MUL. MUL bedeutet immer das PIejadeugestirn. lalls nicht
aus astronomischen Zusätzen lias CJegenteil ersichtlich ist: dabei
wird es balil als Plural, bald als Singular aufgefaßt.
152 Nouuntcrriiiclui Ilsen vuii i'inzt'lnen Gpstirneu.
3. Obwulil MCL.Ml'L aiisilirirklicli al;. (Icslini der „Siebeii^'oti-
llfit" l)i'zcicliucl wii'il. wi'rdcii iliiii j^ Icicli wuli I Vi Stpi'llP /.iij^cscli |-ie-
hcii, von (Iciicii aber iikil; I iclicrwcisc mir 10 sii-lilliar sind.
ad I Mild :!. Dem habyloiiisclieii Ideti^raiiiiii für di(; l'lcjaileii liegt also
dieselbe AiilTassuii,u zugrunde wie dem licbr. na'S, eigeiitlicii „Ilaufo". EbeiLso
im Syrisclien.
ad :?. a) Zwar wird das (leslini der yiebeugollheil '' IMIN . Hl ^ ^ihilll-
su-iiii) zugeschrieben; aber „Sieben" bat liier — wie so oft im Semilisi-licii und
speziell im Rabyloiiisciien — nicht als numerus, sondern als Ausdruck liir
die „Gesamtheit" (kissatu) zu gelten (vgl. hierzu auch die IrelTlicheii Aiis-
luhrungeii bei Mehn, Die bibl. und die babyl. Gottesidee p. 171'., 17t)).
b) Der Umstand, dal.'i man Ml'L.MUL gerade aus 12 Sternen bestehen
lielj, oH'enbait deutlich die auch sonst beobachtete Neigung, die Zahl der
Ilauplgotlheiten auf zwölt abzurunden (siehe hierzu auch Zimmehn, K.\T ' (ii's).
B. MIJL. M IL = l'(i')Z«ip2Ht (S(ii>ini-/).
Die Gottheit des Ple.jadengestirns hiet.^ Zd/ijid oder Sd/i/m und /war viel-
leicht mit Hücksicht auf die Plejadeii als (iestirn der Übtusch wem in iiiig.
I. Die IMeJaden = ''■Zd/iixi.
Dies ergibt sich aus mehrei'en Stellen, von denen .iedoch die rolgeiiden
genügen.
a) VAC.h II Supl. LXXV. :{: '••&» MVL.MUL iksud ii/,ulti(tij '' Vll~hi
"LU.BAD.SAG . US ''Zap-jja ikasswl-mn.
= „Wenn X'irgo \V (oder Coma Berenices yy ) die l'Iejaden erreicht: Speise
der Siebengottheit. Der Gott der Saturn])laneten erreicht (wirklich)
die Gottheit Zap/M."
Der Saturn erhält hier von dem ihm und den l'Iejaden am Horizont gegen-
überstehenden Gestirn Eru seineu Namen (siehe unten S. KM-, A). Die Gleichung
MUL . MUL = '' Zappa ergibt sicli hier ohne weiteres.
b) VAGh II Supl. LXVI.i': MUL. MUL '-■''Manhik ik.hol(wl) •'GÜ. UD
hl '' SAG . ME . GAR ''■ Za-up-pl ikas^ml-mu summofina) inn-mi(-a-tiim
''Srtw.s« ini/jhif summ(i(m(i) ku$$i( '' Adxd iraljhh etc.
= „Wenn die Plejaden das Gestirn Marduks erreichen, (d. h.) wenn
Merkur oder Jupitei- das Ge.stirn Zappa erreicht, .so wird, falls es heifa
ist. der Sonnengott eine Überschwennnung bereiten, falls es kalt
ist, der Regengott eine Cberschwemmung bereiten."
Data nicht imr Jupiter, sondern auch Merkur (letzterer zu Anfang des
Jahres, im Nisan und Airu) Mardukstern sein könne, wurde bereits in Stern-
kunde II, 77 — 84 nachgewiesen. Die Plejaden wurden um — 700 zu Babel
in der ersten Hälfte des Mai .sichtbar und somit konnte der Jupiter oder der
Merkur um diese Zeit in der Morgenfrühe in oder bei den Plejaden gesehen
werden. Die gewöhnliche Llisache der Frflhjahrs-Überschwenuuung in Baby-
lonien ist die durch die steigende Temperatur tjewirkte Schneeschmelze in
den Gebirgen des Nordens und Nordostens; das ist natürlich das Werk des
Neuuntersuchuogen von einzelnen Gestirnen. 153
Sonnengottes Sainas. Die zweite Ursaclie sind \vnliii'iiliiii(iiäliiili(li<- Hegen-
gfisse, die Adad sendet.
Auch hier ist MUL.MVL = '-ZapiM.
c) VAdfi 1 Siipl. L, 1 f. wie !)). dodi zum Teil zeistöit.
Z. 4: Ml'L.MUL I''-Eru(:'j/ lksu(l(uil) » Adad iniJj/jis '■■■Z>,-„p-lj>„l.
■1. Die I'lc jaiUii als Gestirn der Cberschweminun^'.
Aus den vorerwähnten Stellen b) und c) sowie aus einer Reihe anderer
(so VAC.h Istar XXXV, 7f.. 1 1 f.. l.-)f.; Thompson, Hep.20.JA, 3; VAC:ii I Supl.
L, 7) ergibt sicli, daß die PIejaden mit den alljäiirlichen Cber.scliwemnnmgen
in Verbindung gebracht werden. Begreifliciieiweise ! Der heliakische Unter-
gang der PIejaden fand um — TfKJ etwa am :>S. März gregor., der heliakische
-Aufgang etwa 42 Tage später statt. In ungefähr dieselbe Zeit fällt in der
Hegel das Steigen der Flüsse infolge der Schneeschmelze (von .Mitte .März
bis Knde Mai). Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß der Name Zuppa die
PIejaden als Flut- bzw. Cberschwenunungsgestirn kennzeichnen soll. Auch der
Lautbestand des Namens selbst scheint darauf hinzuweisen. Ein ähnlich lau-
tendes Wort ist za-ba, mit dem Flußdeterminativ nur. liekanntlich der Name
der beiden Nebenflüsse des Tigris, des oberen und des unteren Zäb. Es wird
bekanntlich von an „fließen, zerfließen' abgeleitet. Nun steht freilicli p zu-
weilen statt b und die Verdoppelung (j>p) könnte auf Kompensierung des vor-
ausgehenden langen Vokals beruhen (wie ntk-kii, statt rüku): gleichwohl wäre
die Ableitung: zapjm von 2ii zu gewagt. Da wir aus den syllabischen Schrei-
bungen nicht ersehen können, ob zuppa oder $appa zu lesen ist, käme auch
noch hebr. r^vs. fließen, überfließen (mit h:i etwas überschwenmien), wovon r.^^
„IJberschwenmuHig- (des Nil) in Betracht. Doch das alles sind nur Mut-
maßungen, die al)er der Beachtung wert sind.
IL Die „Zwillinge des Hirten" und ' DAIi . LUGAL.
Ausdehnung des '• • »S'77> . ZJ . A y . NA .
Die beiden (iestirne bilden das 8. ( • '.I.) und Id. der J:! Anugeslirne (s.
oben S. V>\ und ()3). Ihre Lage wird folgendermaßen beschrieben:
(8. I- 9.) '' MAS.TAB.ßA su ina wi/jrit >■ Slli . ZI . AS XA lz<n:,i
= das Zwillingsgestirn, das gegeiu'iber vom Gestirn des „Getremii (rtihl-
mäßigen) Ihrten des Himmels' (Orion) steht.
(10.) kiikkabu su arki-m izzazu >• DAR .LVdAL
= das Gestirn, das hinter ihm steht, ist das Gestirn DAU.Wr.AL.
Eine endgültige Deutung der beiden Gestirne war mir oben S. (j.! noch nicht
gilungen; sie soll aber jetzt gegeben werden.
I. Die Zwillinge des Hirten (= die Zw.. dii' gegenüber vom Orion
slchni).
Bereits oben sagte ich, daß sie entweder ^ /( : »/ ') '"''''' = r : c Ge-
minoruni sind. In iler Seleiikitlenzeit wurden fi f i/ als *• .i«-pil Imimi- ,Fuß-
') f (»Utt >i) ist S r.:l i'iii DiiK-kfclilir; vkI. SI.Miik. I 249.
154 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
ende der Zwillinge" (nämlicli der großen Zwillinge Ciastor und PoUux) betrachtet
[vgl. Sternk. 1, 29 und 260]. Wir haben al)er keinen Grund zur Annahme,
daß die beiden Sterne in früherer Zeit anders aufgefaßt wurden '). So bleiben
für die Zwillinge des Hirten nur ;' und ^ übrig. Begründen wir dies noch etwas
eingehender! Schon Epping (.\stronomisches aus Babyl. S. 12i>) iiat ;• Geniino-
runi mit den Zwillingen des Hirten identifiziert: wir bedürfen aber noch eines
zweiten Sterns. Dieser kann — wie ein Blick auf die Karte zeigt — nur ; Ge-
minoruni sein, y (Gr. 2.2) und f (3.7) sind bei Ptolemäus (Alniagest, Halma II, ö2)
am Ende der Füße des östlichen Zwillings. — Ganz anders Bezold. Zenith-
und Äqualorialgeslirne p. 48. Nach ihm besteht .kaum ein Zweifel", daß die
Zwillinge, die dem Hirten gegenüberstehen, n und y Orionis (Beteigeuze und
Bellatri.x) sind. Diese Annahme ist jedoch unzulässig, und 'zwar aus mehreren
Gi-ünden: 1. n und y Orionis liegen doch wohl zu weit auseinander, um als
„Zwillinge" gellen zu können. 2. B.s Deutung zerstört das Bild des Hirten,
also eines Mannes, das gerade zum ganzen Orion und nur zu diesem paßt.
Da B. auch den hellen Rigel (/?) vom Orion als Sondergestirn abtrennt (siehe
unten S. löfi), so bleibt im wesentlichen nur der Gürtel [b, f, C) übrig, den
B. .als Sihzktnna im engeren Sinn" aulTaßt, indem er auf die ,3 Chariten",
den „.Jakobsstab" und die ,hl. Dreikönige" der späteren Zeit hinweist. Da-
durch wird jedoch für das Verständnis der babylonischen Vorstellung schwerlich
etwas gewonnen. Bleiben wir daher beim Bilde eines Jlannes mit Kopf, Brust,
Armen, Beinen. 3. B.s Deutung widerspricht der Rolle der Zwillinge des Hirten als
Normalgestirn, d. h. als Ortsbestimmer des Planeten in zahlreichen Tafeln aus
der Seleukidenzeit. Als solche Ortsbestimmer konnten nämlich nur solche Fix-
sterne dienen, die von der Ekliptik nicht viel weiter entfernt sind als die Pla-
neten im Maximum ihrer geozentri.schen Breite. Dementsprechend haben nur
wenige Normalsterne (vgl. die Liste in Sternk. 1, 29) eine Breite von 9—10"
und hat nur ein einziger eine solche von 12.3. a und y Orionis sind aber mehr
als 10" von der Ekliptik entfernt. 4. B.s Annahme widerspricht obendrein den
zahlreichen babylonischen .Angaben von Planetenpositionen in bezug auf die
„Zwillinge des Hirten". Diese Angaben wurden zuerst von Eppi.\g und später
auch von mir rechnerisch geprüft, und sie alle weisen bestinmit darauf hin,
daß ;' Geminorum der Hauptstern jener Zwillinge ist. Siehe vor allem Epping.
Astron. aus Babylon p. 123 (5 Belege), ZA V. 3(33 (4 Belege), ZA VI, 224 f.
(3 Belege). Von meinen eigenen Berechnungen hier nur ein Beispiel:
R^GTS (ZA VI, 231), Z. 51 f.: sattu ItSö'i""" . . . Dazu müSu W ina na-
müri Mulu-babbar e(liS) tuätne sa reü 3 ainnutt = „165 (SÄ) [= — 14(')| . . .
Düzu 18 [= August 2] in der Morgenfrühe stand .Jupiter H ammat [= 7.5]
über den Zwillingen des Hirten".
Hier liegt .sicher eine Beobachtung vor, wie aus dem ganzen Charakter
der Tafel erhellt. Dieselbe bietet aus verschiedenen aber bestiiimilen .Jahren
') Gegen Sternk. I 249. Auch Bezold worden sein sollten"; doch beginindet er es
bemerkt (ZAF 48): „es wäre immerhin seit- nicht (mit dem obigen Hinweis auf die spät-
sam, wenn die letzteren Sterne von den Ba- hahyl. Zeit).
byloniern nicht zu den Geraini gerechnet
Neuuntersuchuogen von einzelnen Gestirnen. 155
Angaben von Planetenpositionen, die dazu dienen, für das .Jaiir i23<> SÄ die
entsprec'lienden Positionen voraus zu berechnen; die Jaiue der Beobachtung'
liefreii demgemäf.^ jedesmal um die Periode des Planeten zurück, in unserem
Falle 71 .Jahre. Das Jahr IGö SA [= — liG] ist also außer Zweifel. Das
Daluni ist nach meiner Kollation Düzu 18 (nicht Abu IN, wie Epping und
Strassmaier in Kopie und Umschrift (ZÄ VI, 231 Z. o2; V, 36^ Z. i) irrtüm-
lich bicicn'); dagegen ist das ,jul. Datum — 140 .August 2, das F>ping angibt.
zutrelTend. Pur iliesen Tag ergeben sieb folgende ^'enzentrisclie Liingen (/) und
Hreiten (/i):
— 14f) / {i
.Jupiter 70" (»' — 0" 2(;'
;' Geminorum (itt* l.j' — 7" (>'
Die beiden Sterne haben also naiiezu die gleiche Länge und .Juiiiter steht
•'..Ci über ;- Geminorum. 3 ammat ist zwar nahezu 1 " mehr und 2-/3 nnimat
wäre der richtige Wert; aller diese Ungenauigkeit ändert am Tatbestand nicht
das mindeste. Denn kein anderer Stern in jener Gegend entspricht
aiii'ii nur entfernt dem Ergebnis der Hen-clMuin'-'. Insbesondere sind
n und ;■ Urioiiis ganz ausge.schlos.sen: denn
— 14(j l ß
n Orionis öS" 53' — Kl« 20';
j» Orlonis kommt erst redit nicht in i^etracht. Wenn Bezold 1. c p. \-x sagt:
„Daß .seinerzeit Eppings Rechnungen zu .stimmen schienen, ist de.shall) nicht
zu verwundern, da ja / Geminorum nur wenig nordöstlich von a Orionis liegt',
so i.st dies otTenbar ein Irrtum; denn das , Wenige" beträgt tafsä<-hlicli 11".
also nahezu die Hälfte eines Tierkreiszeichens.
II. Das (;.. Stirn DAR.LVGAL.
Oben S. 23 nahm ich als wahrscheinlich an, dieses Gestirn .sei mit
Prokyon (bzw. dem ganzen Canis minor) idenlisch. Dem ist in der Tal so.
Man beachte vor allem die Reihenfolge der Aufzählung der Gestirne! Zuerst
wird HIB . ZI . AN . NA (Orion), dann wei'den .die Zwillinge gegenüber dem
SIIi.ZI.AN.NA" erwähnt. Darauf folgt <ler DAIi.LVCAL .der hinli-r
ihm (((/-Av-a'»^ steht". Letzterer könnte an sich SIB .ZI . AN .NA (Orion) oder
da.s Zwillingsgesfirn (j-, | Geminorum) sein; aber nach Analogie der Lage-
beschreibung (S. (»2, 4) des KV .MAL (Aries), .der hinter ihm steht", il. h.
hinter deiu unmittelbar vorher genannten Gestirn der Aiiuiiilu (Pisces)
uutl nicht dem DIL. O AN (östlicher Aquarius und Gelu.^), bezieht sich auch
hier das |)ron. .suflix. .s'i/ auf das nnmiltelbar vorau.-;gehende Gestirn der Zwil-
linge des Hirten. (//•/./ .hinter" ist aber in astronomischen Tafeln stets =
„östlich von". In der Tat standen n und fi (lanis minoris um — 7(M) öst-
lich von y und ; Geminorum. während jt-ne heuli- (infolge der Ver.schiebnng
') Damit hüllet nucli ihr nndoror Irrliiiii ganz r>iit.<i|)n>rlion(l ilor in Stornk. I, 314 niis-
üus,-\iiiiu<>ii : ir>ri SÄ si>i Olli SrIi.tUJalir mit KPspriiolii'iioii Kegi'! (vkI S(i>i-iik. II, lelilen
cini'iii I! Kliil; dn'i .I:ilir ist i<iii CiMiii-iiijiilir, Ti'il).
156 Neuuntersucbungen von einzelnen Gestirnen.
des Äquators) mehr südöstlicli von diesen stehen. Ferner ist wolil zu be-
aciiten, daß die Zwillinge vor BAU .LUGAL genannt werden. Dadurch wird
die Identität de.s letzteren mit n Orionis (Beteigeuze), des einzigen Sterns, der
außer Canis minor allenfalls nocli in Krage käme, ausgeschlossen. Da nämlich
die Aufzählung der Gestirne von Wc.-t nach (Jst voranschreitet, so wäre es
ungereimt, zuerst die nordöstlich um ca. IS" von l Orionis abstehenden Zwil-
linge und hierauf erst — rückwärts schreitend — den ganz nahen « Orionis
zu erwähnen. Also bleibt auch hier nur die Annahme übrig: DAR . LUGAL
= Canis minor oder dessen hellster Stern Prokyon. Die Ansicht Bezolds
(I.e. p. 18), daß DAR .LVGAL „kaum ein anderer" Stern als /5 Orionis (Rigel)
.sein könne, scheitert .schon daran, daß dieser nicht „hinter" dem Orion steht,
sondern der vorderste (westlichste) Hanptstern des südlichen Orion ist und
es auch um — 700 wai-; vom ganzen eigentlichen Orion aber war damals nur
ein einziger Stern von Bedeutung (5) ein wenig (0.8) we.stlicher.
Nehmen wir noch hinzu, was oben S. l(j(:2)f. über die kleineren west-
lich.sten Sterne des SIB .ZI . AN .NA (die ;i-Gruppe des Orion) und S. 70
und IC)'.) über die Ausdehnung des SIB .ZI .AN . NA im Norden gegen die
Kkliptik hin gesagt ist, so gelangen wir zu folgenden Endergebnissen:
1. SIB. ZI. AN. NA umfaßte ungefäiir dieselben größeren und
kleineren Sterne wie unser Orion.
2. Die Zwillinge des Hirten (oder die Zwillinge, die dem Slß.
ZI . A N . NA gegenüberstehen = ;' -\- | Geniinonini.
:i. 1) AU . LVGAL, der hinter diesem (Gestirn) steht, ist Canis
minor oder dessen hellster Stern Prokyon.
III. '' KAK. SI.DI (kakkab inisre), das Pfeilgestirn.
Nach dem oben S. 4411'. bes. 4ü (vgl. auch unten S. Ki:!) erkannten
Prinzip, daß sich die Daten der heliakischen Aufgänge in EM S():]78 II, 3G— 47
III, 4— H (und die ent.^prechenden Intervalle in 111,34—48) auf die zuerst
autgehenden namhaften Sterne der Konstellationen beziehen, ist Sirius der
erste, westlichste Stern des KAK.til.DI (s. oben S. 7, VII). Der 7 Tage
zuvor aufgehende Prokyon kann daher nicht dazu gehören (gegen Bezolü
und KopFF, die ZÄF 13 (34); 23,11,0; 27,11,42 mit die.ser Möglichkeit >)
') Nacli KoPFF ist die Zugehöriglteit des « Canis maioris (Sirius) untergelit. Siehe
Prokyon sogar „walirselieinlieli" (ZÄF S. 49). oben S. 30 f. (13).
Er begründet dies damit, daß nach BM BoLL, ZÄF 59, seheint die Zugehörigkeit
86378 III, 27 r. der Untergang des KAK. von Prokyon zu KAK. SI.DI noch weniger
.S7 . Dl mit dem Aufgang des Sagittarius zu- zu bezweifeln. Er meint : „Die Verbindung
sammenfällt, beim Aufgang des letzteren aber von Sirius und Prokyon, die rechts und
Sirius bereits untergegangen sei. Diese links ungefähr gleich weit vom Äquator
Schlußfolgerung wäre riclitig, wenn I'A.BIL. stehen, war vorzüglicli geeignet, dessen Lage
.^A(r sich nur auf unseren Sagittarius er- zu markieren; man versteht nun, wie die
streckte. Dem ist aber nicht so. Zu I'.i . Babylonier dazu kamen, die beiden Sterne
UJL.SAG geiiört auch t> Ophiuchi, der in ein Bild zusammenzufassen und anderer-
etwa 7" (= 28 Minuten) früher aufgeht als seits, warum bei den Griechen der eine dann
NeuuntersucbuDgen von einzelnen Gestirnen.
157
recliiH'ii) '). Kies uinl duicli den obij.'eii Xacliweis. daß Prokyoii I)AIt .LVGAL
ist oder \vpiii{,'stciis zu iliin },'eliöit. bestäli^'t. Andere Gründe wurden Ijereils oben
S. 47 — 49 geltend ^eniacbl. Alles >priclit sotnil daCür, daß der östlidie Stern
!)z\v. die östlichen Sterne des „Pfeils" im Bofrenfjestirn liegen. In Betraiht
konnnen o- und <) oder »; T'.anis maioris (so schon oben S. i-'.t).
IV. ''•Sint, das Schlangengestirn.
Bereits oben S. 8 (VIII) wurde ihr Xacliweis erbiacht, daß zu dem
babylonischen (Jestirn der westliche Teil der Hydra und deren Ilauptstern «
gehört. Die.ses Krgebnis wurde S. :>(> durch Zahlenbelege bekräftigt. S. 47
wurde auch die Zugehörigkeit von /^Gancri nachgewie.sen ; ^int dehnte sich
also noch etwas weiter nach Westen aus als unsere Hydra. S. :^lf. (ITj)
ergab .sich, daß der östliche Teil der Hydra gleichfalls dazu gehört. Die
mythologischen Beziehungen des GestiiTis wurden S. fJ'.J, 13 erörtert.
Demgegenüber .steht die wiederholte .Vii^'alie Ixj Bf.zold-Kopff, ZAF
p. 14; p. 2:i r.ol. II, 8; ].. i>'.i Col. III, 17; p. 1] I Col. III. M: Sini = Hydra K
(die östliche Hydra).
Wie die beiden Kollegen zu dieser Beschränkung der Identität des (ie-
.stirnes auf den östlichen Teil unserer Hydra gekommen sind, ist mir nicht
erklärlich. Denn gerade die Zugehöi-igkeit der östlichen Hydra tritt am wenig-
sten klar hervor, wählend die der westlichen sich ohne weiteres aus den»
gleichzeitigen x\ufgang von $ini, KAK.Sl.DI (Sirius) und rii.GU .LA (Leo)
ergibt. Ich glaubte daher zuerst, daß Hydra E mu- ein Schreibfehler .sei;
das kann aber angesichts der dreimaligen Wiederholung kaum sein. Wenn
dagegen Kopff die Zugehörigkeit von /< Gancri nicht erkannte, so ei'klärt sich
das daraus, daß er es unterlassen hat, die heliakischen Aufgänge zu berech-
nen; denn hätte or es getan, so würde er gleich mir (oben S. 47) gemerkt
haben, daß der westlichste Stern {fn) tler Hydra ".I — 10 Tage(I) später als Sirius
erscheint, während y. Leonis nur 1 Tag später autgeht, daß also die babylo-
nische Angabe von einem gleichzeitigen (oil(>r nahezu gleichzeitigen) .\ufgimg
Krön; der andoro dann Ilmtxvtor genannt
wurde." Paraiif ist zu erwidern : 1. Um die
Lage zweier si> lieller Sterne wie Sirius; und
l'nikyon zu markieren, l)edurfte es gewill
keiner Orientierung nnoli dorn Äquator; aucii
ist i-s sehr unwalirsi'lieinlii'li, dali die Baby-
lonier hei der Kumhinntinn und üenonnung
der Slernliilder die I.ago dos lllmmi>lsäi|ua-
toi-s selmn bestimmt ballen. 2. ICs ist nicbt
zulretfend, dall Sirius und I'rokviui vorn
Äquator jemals ungefälir gleieben Abslanil
hallen ; denn die Peklinatiiinen der beiden
Sterne waren (naeli Ni i (iF.BACF.Ks Sternlafeln):
— 2000 — 1500 - 700
Prokyoii ) 5.8 f- 6.9 } 7.9
Sirius — 19.4 — 18.2 — 1C.7
KuKicr, SUTiikundi' und .Slvrnilicnid, KrKünzunKcn.
Sirius stand also in der älteren Zeit etwa
dreimal, um — 700 mehr als d<i|i|iell so weit
vom .\(|uator ab als Prokyon.
') Was Jkkk.mi.as, Alturient. Gcisleskullur
S. 129 über Pn)kyou sagt bzw. WiinNKR sa-
gen läßt, ist schon oben S. 145 ins reehle
I.ielit gestellt. Es sei nur n(H?h darauf hin-
gewiesen, ilall J|':kkmi.\s zwei Seiten vorher
(S. 127) die Wkiiinf.rscIic Hebauptung (Ha-
byloiilnra VI, 29 ff.) iioeli auln'i-bt hält. Sie
ist eben dort bei den naoblrügliehen Korrek-
turen, die er aus meinen von ihm tot-
geschwiegenen „Krgünzungen" gescliöpfl bat,
als freilieh recht unwillk< neuer Zeuge
stehen geblieben. Verhüllte Knilehiiung hat
J. auch sollst nicht gescheut.
1&8 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
von KäK.SI.DI, .?<■/•« und UR.GU.LA nur diirt-li die Annahme einer
giöfeeren westiiclien Ausdehnung de? /§;»-M-Gestirns gerechtfertigt weiden kann.
Aus dieser notwendigen Annahme ergab sich in Anbetracht der Vertei-
lung der Sterne im Westen von Hydra, daß ß Cancri zu Siru zu rechnen ist.
/? Cancri geht nur 1—-2 Tage später als x Leonis und nur i—'.l Tage später
als Sirius heliakisch auf: die Fehler bleiben also innerhalb dei- zulässigen
Grenzen.
Gegen die Zugehörigkeit von /ö Cancri könnte man höchstens einwenden:
»;, o, ^, f, C Hydrae bilden gewiß auch den Kopf des ^ifVH-Gestirns; /? Cancri
steht aber vom nächsten Kopfstern {/)) noch ö — i)" gen Westen. Das macht
jedoch keine Schwierigkeit: denn der Stern |8 Cancri ist entweder die Spitze der
weitvorgestreckten Zunge oder des Hernes der Schlange; ersteies ist das
wahrscheinlichere, da die Lage von n Cancri. bzw. n und % eher zu der des
Hornes (bzw. der Hörner) pal.it. (Vgl. .Jastrow. Rel. Bab. Ass., Bilderniapiic,
Nr. 29, 38, 198, 199.)
V. ' EiH. '-Hef/alaf und 'BAL. Uli . A
(kakkab halt um).
Das ß-M-Gestirn wurde von mir oben S. 41 ') als der westliche Teil
von Virgo angespiochen. Kopff dagegen vermutete, es sei .vielleicht" Tlonia
Berenices. Dabei .stützte er sich auf die Tatsache, daß ''■Eni in der Reiiif
der ^/i-yjK-Gestirne auf VR.GU LA (Leo) folgt und auf die Vermutung Bezolds:
zikpu = Zenit (siehe Bezolu, ZÄF p. 10). An späteren Stellen der gleichen
Abhandlung (S. 17 und 19) steht zwar die Gleichung ''■ Em (von Bezold A-hil
geschrieben) = Coma Berenices ohne Fragezeichen. Da jedoch keine zwingen-
den Gründe') geltend gemacht wurden, und solche aus dem Dokument BM
8G378 auch nicht entnommen werden konnten, so darf das Ergebnis nur als
eine begründete Vermutung gelten. Dies um so mehr, als die Gleichung zil^pu
= Zenit keineswegs erwiesen ist (siehe meine Gründe fürs Gegenteil S. 182 f.).
Inzwischen haben meine Untersuchungen des Textes AO 6478 (Rev.
d'Assyr. XI p. 15, 19sq.) festgestellt, dafe Eru nur entweder der westliche
Teil der Virgo oder Coma Berenices sein kann.
Versuchen wir es nach Möglichkeit, auf Grund des weiteren verfügbaren
Materials eine Entscheidung herbeizuführen.
1. ''Eru in einem Halo des Mondes. Beziehung des Gestirns zu
X AB.SIM f= ''BAX).
a) Thompson. Rep. Nr. 1.53 Vs. 7ff. :
(n) — Sin ina aläki-Su e-zi mnfiiru ißfikir(ir) ilmu XV'"'"' Mi '' §amsi in-
nammara (iiuir-va) nni-iti a-ija-fi '' Sin tarbaßii il-tn-mi '•'■ AB . SJM u
''■Eru inn lih-hi i'i-su-iiz-zu
') Dort A . KI transkribiert.
-") Siehe Bezold ZÄF, 58; vgl. unten S. 160.
NeuuntGrsucliungen von einzelnen Gestirnen.
159
(ß) — Sil) fnrhafsii ihni-ma ''■''BAN iiia lihhi-.m izziz KAL (= nsfftfi) p'
i-iKi-ilii-ru-iiiii /iii-iili-hii-hi tun iiiOli i-iii/Di-i/ii
(/') — '^'" '"''■" 'liiiiiiii'l ri-i/j-sii II ru-ii-du riilinli I'' *' F.ni iixi iarba/ii '' Slii
izzaz(az)-j)ni(l
= {(i) Wird (ior Mond in seinoni Laulo {.'elicninit '), sn sinkt dor Kiuifpieis.
(Wiiislicii) wird er (der Mond f»rst) am lö. Taj; mit ilor . Sonne jrfselicn.
Dif'so Nacht war der .Mond von cincni lialo miij.'^cixMi : All. S/M imd
Eni standen darin.
(ß) Unigil)t den Mond ein Haio, .';o werden — falls ^ '' liAX darin stf-lil —
(lewalttäti'je wiiten. .■^o dat.i das Hanbwesen im Lande fiberliand nimmt.
(;■) l'mjiilil den .Mond ein l'"liil.!, (so werden) frewailifre Re^'cnllutcn rin-
trctcn). Eni steht (wirl<hch) in dem Halo des Mondes.
[•;ri^hirnnf;en. {a) , Diese Nacht" weist anf die Zeit des Volhuondes.
Daralis lol;.'!. dal.i ''■Eni liier nicht — wie in manchen andern Ffdlen (woriTher
S. i'.il) der Vennsplanet. sondern nur das in Frage .stehende Sternhilil
.sein kann. Die.ses steht zngleich mit AB.SIM (hier Virgo oder mir deren
östlicher Teil mit Spica) in einem tarhagii, d. h. in einem Halo von höchstens
22" Radius. Die Ominalormeln {fi) nnd (;■) beziehen sich zweifellos — wie
in so vielen analogen Ffdien — auf die voran.sgegangene Beobachtung. ''' '' JiAS,
das flestirn der .Bogen "goftheit (Göttin). = '■AB.SIM. .Als .Bogen-goltheit
ist uns die l.star von Klam (oder des Ostens), die Tochter Knlils bekamil (siehe
oben S. 03, Z. 1 2, wo sie mit der bogenförmigen Sterngruppe r , i) < lanis maioris etc.
verknüpft ist). Sie i.st zugleich Cottin des V'enusplaneten als Morgenstern;
denn VACh Istar XXIX, 15: l>i,i '» AT.y (.?H(in) "< Dilhal "' BA\ = im Osten
ist Venus .Bogenstern".
Daß näni .Fluß" gleichfalls eine Ualoersclieinnng ist, ergibt sich mit
(icwißheit aus dem Zusatz: ''■Eni steht im Halo-) des Mondes. Di«- Frschi'i-
nung besteht wesentlich in einem horizontalen Lichtstreifen rechts und links
') e-su = ,sicli aufhalten, stehen hleihen',
vielleielit aueli ,Keheinnit werden'. Damit
«oll die verzögerte Bewegung de.s Monde><
angedeutet werden, infolge deren er erst a.ii
\a. Tag der Sonne gegenüber steht. Die nor-
tiiale Vollniondzeit ist iler 14. Monatstng (vgl.
Sternk. I, In); dieselhe wird eingehallen,
wenn der Mond in seinem Laufe m-ili (ruhig,
ungestört, konstant) ist. Dagegen tritt er
sehon am 13. Tag, wenn er in seinem Laufe
iilliihhn: (fiu-lgerissen, d. li. lieseldcunigl wird)
(siehe VACh Sin 111,44 -4P, woraus sich der
Sinn dieser lerinini techniei im wesentliehen
ohne weiteres ergibt). Vgl. Iiienu Jamkow,
Kel. Hab. .\ss. 11,404 u. r>72, sowie Wiidskr,
HA inu, 4, r,:i. Da <lie llesohleunigung des
Monillaufes ilein Kinflull einer fremden Maeht
ziigesehrieben wird, su dürfli- wuhl aueli die
Verzögerung von einer Bolelien, alsn niehl vom
Mond selbst ausgehen ; aus diesem Gründe ist
die üleiehung f-:u — „festgehalten, gehemmt
werden" niehl unwahrseheinlicli.
■) Die Annahme J.^strows (Rel. Bali. Ass.
II, 4!).'!'): „Turf- Inrhn.fiil ist wohl hier
ein Irrtum für inu lihhi, das an dieser Stelle
in den Berieliten gebräuchlich ist", ist un-
zulässig. Denn 1. würde dann nicht ".sVii
folgen, sondern -in; 2. bietet Thompson, Rep.
Xr. 00, 8 f. die analoge Angabc: .Vöi iiiirii
ih»i(mi) ri-lh-.'iii u rn-n-ilii nihiili fji ÜHiiiii !■'
>' .il..l.rL i»ii liifl^ix Sin .■.•.-.(.--Hin. Hier-
aus ist zugleich ersichtlich, ilall die Vor-
bedeutung le.liglich an die Art der llalo-
erseheinung geknüpft ist; denn die Aus-
li'gung ist.li.sellie, ob nun *■ .4/.. /,f 7, (Krebs)
Oller *• /■.■<■.. ilarin steht.
160 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
vom Halo; die iiiiisclilosi^ene Kreisfläche gleicht einer von einem Slroni t;e-
liildclen Insel'). Vfrl. die Figur in Stenik. 1. los.
1)) Thompson, Rep. Nr. IIS:
(«) — Sin näru ilnii(mi) ri-i/j-sii ii ni-a-dii nilxltl i'' i/iassiri''' ''Eni iiin
lib-bi ifzi-iz]
(/)') — Sin tarbaßu ilmi-ma ''■Bun jina lililii-.iu i'zizj nstfilli'' iii-mi-i/u-ni
/ju-ub-bu-fu Ina mäti [ibaSsij.
Die Angabe (a) ist wesentlich dieselbe wie (;•) im voiigen Text (a).
Ina libbi = ina tarha^i ''Sin.
Ebenso deckt sich (ß) mit {ß) sub (a).
Die Tatsache, daß ''Eni in einem farbasii stehen kann, ist also wieder-
holt hezengt. Nun hat aber ein tarbaßu im Gegensatz /.n einem stipuni (=
tarha^u nihil „großer Hof [Halo]-)'-) höchstens einen Radius von 22 ". Demgemäß
kann selbst im allergimstigstcn Fall, d. h. wenn der Mond .seine größte nöid-
liciie Breite (Abstand von der Ekliptik) hat, nur iI(m- größere, südlichere
Teil der Conia Berenices in einem tarbo?« stehen. Bei mittlerer Breite des
Monxles (in der Ekliptik) steht die ganze Hau|)tgru|)pe des Bildes außerhalb
des tarbaßu. Freilich ist, um im babylonischen Sinne sagen zu können, ein
Sternbild stehe in einem Halo. nicht erfordert, daß das ganze Bild ein-
ge.schlossen .sei, da ja auch von Slß. ZI .A. NA (Orion) und SÜ.(tI (Per.seus)
gesagt wird, daß sie in einem farbasu stehen können (Thompson, Rep. Nr.
2(W, 20(1); in diesen letzleren Fällen sind aber die Verhältnisse ungleich günsti-
ger. Aus diesem Grunde i.st es wenig wahrscheitilich. daß ''■Eni = (!oma
Berenices, sondern eher = westliche V'irgo.
2. Beziehung des '•'•Eni zum MUL.MVL (Plejadengestirn = Pleja-
den -|- umliegeiule .Steine) und '■'• Aribu (florvns -f Ci'ater z. '1'.).
a) Wiederholt begegnen wir in den Texten der Angabe: ''■Eni ana
MVL.MVL ikSud = .Der AVi<-Stern kommt an das Plejadengestirn heran'*.
'■'■Eni ist hier bald der Satuin (S. 152), bald der Venusplanet (S. 104), der am
östlichen Horizont dem Plejadengestirn sich nähert. Seinen Namen ''■Eni aber
entlehnt der Planet von dem am westlichen Horizont stehenden Sternbild
''■Eni. Es ist jedoch noch zweifelhaft, ob letzteres hiernach Virgo W oder
Coma Berenices ist (siehe unten S. 191).
b) Ebenso ist wiederholt davon die Rede, daß ''■Eni ana '■■Aribu (florvus
+ Crater z. T.) iksud (so in VA Ch II. Supl. LXVIII, 18, I. Supl. L, 8). Auch
hier ist ''■Em ein Planet (Saturn), dei' seinen Namen von dem Sternbild Eni
') Die Auffassung J.\stro\vs (1. c. p. 494) selten von einem t(irh(ii<n rahü oder supuru
von näru und ttiturtii ist unzutreffend. Ihre die Rede ist, Vieruht auf der Talsache, daß
wahre Bedeutung ist in Sternk. I, 108 und letzterer relativ selten ist. So wurden in
124 dargelegt. Holland (unter der Leitung von Dr. Ek.\m.\)
'■) Wie sehr man tarhrisii einfaehhin und während 10 Jahren (von 1892—1901) 1689
mtpiini unterschied, zeigt u. a. die Stelle Halos von 22", dagegen nur 38 Halos von
VACh Sin XXIV, 10. Der Grund, warum in 4G'' beobachtet (s. Phrnter-Ewer, Meteoro-
der Regel nur von einem liirhiixn und nur logische Optik, p. 274 f.).
NcuuutcrsucIlUDgc-n vun einzelnen UesUrnen. 161
eiitleliiit. die:5 wohl deshalb, weil er gerade in diesem Sternbild oder heliakisch
mit iiiiii aiiliu'iiht stellt. Von hier aus geht er nach dem Corvus. Das Stern-
liihl '• Kru ist daher allem xVnschein nach dem Corvus benachbart, also V'irgo W.
Ans den Darlegungen sub 1. und 2., b geht hervor, daß *■/>« (min-
destens) die Sterne Virgo W umfaßt; doch ist vor der Hand die Möglich-
keit nicht ganz ausgeschlossen, daß auch Coma Berenices dazu gerechnet wurde.
Davon ist auch die richtige Deutung der Gestirne HE .GÄL . A . A (Ife-
i/iil(ii) und BAL. UN. A abhängig. Kr.-^teres haben Bezold und Kopff mit
tlancs venatici, letzteres versuchsweise mit , Corona borealis(-')'' identifiziert. Die
Gleichung ffef/alai = Canes venatici .scheint mir jedoch aus den unten S. l'(l
dargelegten Gründen unannehmbar: weit eher kömite die Gleichung BAL.
UH.A = Corona borealis richtig sehi.
Nach HM 8ü:i7s IV, Hr. (sieh.; oben S. .jO) lolgen die Gestirne .so auf-
einander:
///•; . (lA L.A. A, fiü . I'A, B. [L.l i! . . J .
l'nil da (licsclhcii iliii 1 i e(^7;«-Gestirnen angehören und diese nach der lieilien-
folge ilirei- K uliiiina tionen geonlnet sind, so ist HE.dÄL.A.A westlich,
liAL.rit.A östlich von SC. PA (Arcturu.s) zu suchen.
Im gleichen Texte 1, 1:211'. (siehe oben S. b'l) dagegen ist die Heihenl'olge:
Ä Ü . PA, HE . GA L..I.A, BAL.l'H. A .
Nun konnnt in dieser Te.xtpartie regelmäßig zuerst das IIau|)tgestirn einer Grupjie
und dann erst folgen die Gestirne, die vor und hinter jenem stehen (hieiauf
wurde schon oben S. ö."} Z. 15 hingewiesen). Fliernach wäre HE.GAL.A.A
^= Stei'ngrn|)pe bei i; Bootis (in AO t)47S Sudun-niisu ,das Eselsjoch": siehe
unten S. ISC); B.lL.Ch'.A = Sterngruppe hei e Bootis (in AO (il-7S =
Suiliin-an.^u arkilu .das hintere Eselsjoch": siehe unten S. 18(1). Beide Ge-
stirne gehörten somit zur nördlichen .I<)cligrup|ie.
Es liegt aber noch eine andere Mögliclikeit vor: es ist die folgende.
Die Aufzählung der Gestirne in dem genannten Textabschnitt erfolgt im
allgemeinen in der Hichlung von W. nach O. Liegen aber je zwei oder drei
Heihen oder Schichten von Sternbildern übereinander, so werden zuerst die
Sternbilder der unteren, dann die Reihen ilei- nördlicheren von W. nach (). auf-
gezählt. So folgen auf die 1. Reihe: *' AVm (Virgo \V) und ^C.PA (Arctnrus,
hier vielleicht als Repräsentant der ganzen Siulun [.loch |gruppe), als -2. Reihe:
''■Ifeyaliii (Coma Berenices) und ''■BAL. l'h'.A (Corona borealis). als :{. Reihe:
die beiden Wagengestirne MAR. GW. DA (Lisa maior) nmi MAU. CID. DA
AS. SA (L'rsa minor) und zwischen beiden MV .011) .SAH . I>A, das Joch
des Minnnels (Draco): siehe oben S. :rl Z. l.")!!'.: S. .Vj Z. I.")IT.: Abb. XII, 1.
Diese letztere .Vnnahme hat weitaus am meisten für sich, und
zwar aus folgenden Gründen:
a) Coma Berenices ist eine zu aulfallende ge.sonderte Sterngruppe mul
steht zu hoch ül)er Vii-go W, mn dicker beigezählt zu werden;
b) die ma.ssenhafte Anhäufung kleiner Sterne in Coma Bereniies paßt
zur Bedeutung des sumeri.-ichen Namens hfii-ijäl = heijnllu .l^bertluQ".
Neuuntersucluingen von einzelnen Gestirnen.
c) Isl BAIj . l'lt . A niclif = C.oioiiii lioioali.s, so wi'inlc dieses .scliöiie
(iestirn, das sicher zu den i/iyjM-Geslii'neii fiehört (siehe V\.\ XI, 17.111 und
lüden S. I8(), III) in HM 8t)l{7S, 1, I II'. und iVH'. ganz übergangen woi-dcn sein.
Das ist aber doch reciit unwahrscheinlich.
Das Endergrehnis un^^erer Uidersnchuni; ist somit i'olp'ndes:
1. '•■Eni uinfal.it den AvesllicliPll Teil der X'iriid, iiislics. n.n.ij.y,
fV f \"iri;inis (mit .Vnsschlnl.s von /»' Viri,'inis und den nocli w rstlicliereu
Sternen i und r Viif;inis. die wenisistens in der spiilhaliy loni.schen
Zeit dem Löwen angehören). Die Zugehörigkeit von C.oiua Hereniccs ist
sehr nnwalnscheinlich.
2. Die (ileichungen ''■ Hrijalai = C.onia Beicuiccs und ''BAL.
l'N.A = Corona horealis') sind sehr wahrscheinlich.
VI. '' SJM.3IAII, '- Si-ini-nn-tiun, 'IM. SIS
(= ''■imbarij.
. Bezolu und Kopff (ZÄF li', 15. 2(3 1 7] erblicken in diesen drei Namen
Bezeichnungen von ver.<chiedeneii (ieslirnen. Ihre Identifikation der beiden
ersten ist tilM . MAI} = Capiicornus E. Siiuniütum = Aqnarius W. über
den , Stern ///(.v/'.v sagen sie nichts. In Wirklichkeit sind alle drei identisch.
Das ergibt sich schon aus dem Wortlaut der beti-eft'enden Stelle des King-
schen Textes t^ol. III. 71. '^j: ,lni Monat Tebet (X.) am 15. Tag erscheint am
Morgen {= geht heliakisch auf) das Uestirn SJM . MAJf, das CJestirn Sinünü-
tum, das Gestirn IM.älS". Handelte es sich um zwei oder drei Gestirne, so
würde wie in anderen Stellen de-sselben Textes vor dem letzten Namen die
("opula nicht fehlen und das Verbum im Plural stehen (erscheinen, nicht er-
scheint). Ferner ist SIM . MAH-^) ^ d\e „gro&e Schwalbe", und §i-nu-nu-ttim
(= Si-nun-tum), auch „Euphratgestirn" genannt, bedeutet gleichfalls „Schwalbe".
Die Apposition „Sturmgeslirn" rührt daher, daß der heliakische Aufgang am
X. I.") (oO. Dez. gregor.) in die Zeit der Stürme fälll.
Dazu gesellt sich auch ein astronomi.-x-her Giund. Am X. 1."» iieht /( Aquaiii,
am X. 21 >■ Atjuai'ii heliakisch aul', aber der Aufgang von Capricornus E lallt
erheblich spätei".
Der wahre Sachverhalt ist beieits oben S. 1 1 f. völlig richtig erkannt.
Dort sieht: tilM . MAH = Si-nu-iiii-tum = noidwestlicher Aquarius (minde-
stens o, ß, y.. (. r). Meine weiteien Untersuchungen (S. 42) konnten dies nur
bestätigen. Nach der Konfiguration der Sterne zu schließen, bilden x, i, //, )•
den Schwanz der .Schwalbe".
Auf S. 50 (unten) ist auch bereits auf die Identität i\ti> „Schwalben-
gestirns" nnd des ''■IM. SIS (= '' iwbnri) ,Sluringestirns'' hingewiesen.
') In AO 6478 erscheint Corona borealis ') Vgl. SIM = .finiuitH „Schwalbe" (BrCn.
unter dem Namen GAM-tu = ki/jpatu (siehe List 2101. Die Zeichen SIM . MAff mit der
meine Nachweise in RA XI, 17 (III). Aussprache nam-mtih allerdings = mirbü,
') Siehe oben S. 88. sirütu „Hoheit". Hier aber ist SIM.MAff
äi-im-mah zu lesen (Tho.mps. Rep. 246 B, 1).
Xeiiuntei-sucbiingen von cinzcinpn Gestirnen. 163
VII. I niL.GAN, i-GU.LA und '- Ln-lfm.
Nacli iiiciiitii hisliHiii.'('ii Dailet^uiijreii uiiifaßte J)JL . fi.l\ in l'iiiliesler
Zeit den östlidien A(iiiaiius, den Cetns und den Aries. Später (so in dem
KiNG.-icIien Text, Brit. Mus. S(;:{7S) war Aries als KU.. MAL abgetrennt und in
den 'i'exleii der spätesten Zeit verscliwand der Name DIL. GAS aus der Liste
iler Kkli|itik^"-stini<'; der üstliclie Aquarius hieß dann GL'. LA. Im KiNGsdien
Ttxt .il» i kdimiit (lii'stn Name noch den Sternen südwesllidi vom östlichen
Ai|u;iiiiis z.U. insbosmidere dem Fiscis ausirimis. Lu-lim = Androme<la.
Anders Hezoli) und Kopff (ZAK II. H». Wt nnd 7((). Nach ihnen he-
sleiicn lnlt.'cn(lc (ilciclinn^'cii : DIL .GAS = Pegasus • a Androniedae; Gl'. LA
= A(|iiarius <s ■ a: Lit-liiii = Andromeda -j- Cassiopeja.
Was isl richtig; ? I'riilfii wir /.nnächsl die betrellenden Stellen des Textes
\iv. Mus. .S(i:!7s:
A. Der heliakische Aufgang der Gestirne GV.LA, D/L.GAX
und Jjti-lhn.
f.ol. 111. 10 (v-l. (iIhii S. :;) hezeufft:
Am Xl. .". -iIkmi Gl. LA. DIL. GAS und Lu-lim lieliakisch auf.
Ist das Datum nicht reiluzieil '). so entspricht ihm i\<:r heliakische Anl-
ixau^; von 'n'.apricdrni (v^d. oben S. i und 1:2), der :!I8 Tage nach dem Ä<pii-
noktium nnd liUt Tage nach dem Aufgang von n Arietis (I. 1) erlolgf. Am
.\l. '.I ci-.sciieinen ;■ Acpiarii, C^egasi; das reduzierte Üalum ist XI. (i. Dagegen
sind sämtliche Hauptsterne der C.assiopeja (ß. n, y, d. t) geraume Zeit vorher
aufgegangen; ;- etwa 9; ß sogar schon IC» Tage vorher! Selb.st der Aufgang
von ß Pegasi ist schon vorüber. Denn es fand nach meiner Berechnung am
XI. -2 (reduziert X. r?9) statt. Am XI. 5 war ai.so der grölJte Teil des Pegasus
(x, n, f. t], ß, ß) erschienen: der helle Stern * (Größe i.8) schon seit 14. der
etwas weniger helle i; (tiröße 'A.'2) seit 10 Tagen. Angesichts dieser Tatsachen
scheinen mir zunächst die beiden Annahmen Bezolds nnd Kopkfs Ln-lim =
Andromeda • C.assiopeja nnd DIL . GAS =-- Pegasus (einfachhin) nicht zu-
lässig. DIL. GAS könnte höchstens den östlichen Pegasus undassen. Auch
der etwaige Einwand, die Daten der heliakischen .Aufgänge beziehen .sich nicht
auf die ersten hellen .Sterne eines Bildes, .sondern auf die mittleren, .scheitert
an der entgegengesetzten Hegel, die in dem ganzen Passus über die heliaki-
schen Aufgänge zutage tritt (siehe besonders oben S. Hin".). Warum aber
fehlen hier die Daten für den westlichen Pega.sus und für die das^iopeja":' Was
den Pegasus betritTt, so erklärt sich dies daraus, daß die llauptsterne des
;.'esamten Slertdtildes mit dem ('.ygnus eine Konfiguration, den l'il-kd-dii-a
.Paidher" bilden, des.sen Aufgang natürlich mit dem des Cvgnus (!."). Kislinm)
erfolgt. Das Kehlen fler C.assiopeja dagegen ist darauf zurückzuführen, daß
man die heliakischen .\ufgänge von allzu weit nördlich liegenden (iistiinen
hier wie auch sonst, so z. H. von Corona ln>r-ealis. Hercules, mit gutem (irunde
nicht in die Liste aufnahm.
') Siolio i.l)cn s. ;u.
Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
B. Die beim täglichen Aufgang von DIL.GAX, Gl'. LA
und Ln-lim untergehenden Gestirne.
C.ol. III. :!l r. (v^l oben S. :!I f.) bietet:
Wiiiii DI L .(i AS , Cl'.LA und Lti-lim aulVulicn.
gehen UJi.OU.LA, Sirii und EN . TE . NA-MAS . SIG unter.
Sicher sind die Gleichungen: UK.GU.LA = Leo: l^iru = die ganze
Hydra, -f- /} C.ancri (oben S. S, 2(), 31 und 47). EN .TE .NA-MA§ . älG
= Centaurus mit Ausnahme des nordöstlichen Teiles, der mit Sternen des
heutigen Lupus den Uli.BE bildet (oben S. Hi, i'S, :>l). Ferner ist Andro-
meda wenigstens ein Teil des Lii-lim (oben S. 1 i-, ;il).
500 A
n A(|iiarii
Sternzoit des
Aufgangs
'>I5!l2
219.n8j
221.25
237.9oJ
217.5.T.
A Capriciirni 'iiy.;>i)i
/i (r, t) Piscis anstr. 2:!7.B0
ß „ „ 244.861
n „ „ 250. le
a I'egasi
n Andronipdae
ni7.:t'.i
1Ü9.0H
204.5:1
208.28
213.07
216.11
21'J.38|
223.27
231.02 1
B
n Leonis
Stenizeit des
Untergangs
222^04
222.38
226.43
229.96
231.72
243.49
248.17
253.43
195.76
200.55
218.74)
251. 46(
259.72
214.14
223.13|
239.02
242. 34I
ß Cassiopejae
202.70
209.76
213.46
215.52
Androuicilae
214.25
226.60
231.85
235.37
238.11
240.34
Vorstehende Rechnungsergebnisse geben darüber Aufschluß, welche Einzel-
slerne in Betracht kommen. Was die beiläufige Gleichzeitigkeit von Aufgang
und Untergang betrifft, so richtet sich dieselbe vor allem nach den Sternen
sub B und zwar denen des Löwen und des Centaurus. TJie Aufgangszeiten
der Hydrasterne bieten wegen der großen Ausdehnung des Bildes keinen irgend-
wie sicheren Anhaltspunkt. Die Sterne des Löwen beginnen erst zin- Sternzeit
Neuuiitei-suflninufii von cinzclucn Gestirnen. 165
lt'2'2" ;mi w ertlichen Horizont zu viixlnvinden. Der erste Ijemerkensweiie
Stein (li's (leiitauiiis (r-) gehl zwar sclion liülicr unter (^ll-.li). Um diese Zeit
."ind aber die in IJetracht Iconnneiiden (iestirne .süIj A nocii nicht aul'!-'ejraii(,'en;
denn sie ersclieinen erst mit fH!a|iriforni {'211.')'}) oder mit ;- A(|narii (:?l't.'.(S).
Antk'rdeni loidcrt die Ilarniunie mit der Unter{;'angszeil fies Löwen einen
sjiiiteren Ansatz.
Das Ergeljnis ist nun folgendes: Bald nueli dem Aul'ganfr von rH'.apri-
corni (und der öslliclien Sterne des C.aper), ;• A(|narii (nnd damit des östlichen
Aquarius). dii- .Xndroniedasterne zwischen i und 0 gehen unter:
(t und f. Leunis sowie die Hydrasterne östlich von r und ;- (-leiitauri.
Außerdem gehen die ersten Sterne des Pegasus und der (lassiopeja auf,
wäiueiid die ersten Sterne der Hydra untei-geheii. Wäre nun Cassiopeja
ein Teil des Lu-lim und DIL . GAX = Pegasus, so hätte der Veifasser unserer
'l'afel gewiß statt C.ol. lil. IIIC. lolgenden Passus gesetzt:
,Wenn Lu-Hin uihI DIL .GAX aulgelien, geiit Sint (Hydra) unter"
und hierauf würde er ge.scinieljen haben:
,Wonn GU.LA aufgeht, gehen Uli. Gl. LA und ES .TL . SA . .\L[S .SKi
miler."
I)ies lim so iiielir, als die Zeilen der beiden Hrsclieinungen um mindestens
lö Zeitgrade (= I Stunde!) auseinander lagen.
C. Die beim Untergang von Gl'. LA aufgehenden Gestirne.
Nordwestlictie Ausdehnung des Gestirns.
Cuj. III. 171. {r^ V. Ciiij.i.e d('> Textabschnitts, vgl. oben S. JC):
Wenn KAK.til.Dl, ^irii und ÜB. GL'. LA aufgehen.
gehen Gl. LA und Nasrii unter.
KAK . Sl . DI = Sirius, Sini = Hydra • />' Cancri. Sn.^ni -= .\iiiiila.
Der Nachweis dieser Gleiciiungen wurde oben (siehe S. l»:i >ub II und S. K»
[.XV]) erbracht. VR. GU.LA = Leo.
lud nun zur rechnerisclien Prüfung I
,„„ , Sternzeit des
— oüü A , -
Aufgangs
I. Sirius :t53.K
/< Tanori HöI.O
II. '.1 llv.lia.' 358.5
\t „ 350.8
.11 Leiinis .IS.-). 8
III. f „ :i55.n
., SIernzeit des
l'nlergangs
/i I'iseis anstrini
" n II
f^ Caprleiirni
:152.8
:i58 — I"
.3.2
3.7
1." Aijuilae
356.G
3.7
ii^ Ai|uarii
lli.-i -|
Zum vollen Verständnis die.scr Werte bedürfen wir auch noch der un-
mitlelbai daraul folgenden .Angaben des gleichen Textes (lol III, l'.lf.
(= VI. Criippe i\v:i Textabschnitts):
Wenn lyd.itii und Surru aufgehen, geht Cm unter.
166 Neuuntersuchungen von einzelnen Gastirnen.
Die (,>l('icliun<rt'ii Knslu = f, n, >). i (lani.s iiiaioiis - nordl. I'ii|i|iis iiiid
Uza = Lyra wuiHeii oben (sielio ö. (iH suh \il; 9 |XII1)) ))e\viesen. Die
Identität, von Sitrni mit n Leonis (Heguius) hat schon Epping festgestellt.
Die liecliniing ei^ibt :
A
SlPiMizpit des
B
Stenizoit des
Aufgangs
Untergangs
|A Canis maioris
9T4
IP' ■
Lvrae
14!2
U „
10.4
1«
"
ia.3
n Loonis
12.«
Aus den berf'clini-tcii Werten dei- luidcn (^Iru|p|pen ii^ribl siili mit voller
Klarheit, dal.i dl. LA in niiherem Te.vt iiiclil der östliiiie A(|nai-iiis, speziell
fi — (5 sein kann. Denn <i, A. _■-' und erst leclil tlie Sterne östlich von '1 gehen
viel zu spät unter, um sich den übrigen sicheren uml luilcreinander harmo-
nierenden Angaben der V. (Iruppe (A I — III und l> II) zu lügen. So geht
« Aquarii 1.S.4 = 71!. <; = 1" lim s|);iter untei- als ti A(iuilae. (t, 1). C- A(|naiii
verschwinden sogar später als die Lyra-Slerne in der VI. Cirupjje! Dagegen
fügen sicii die Untergangszeiten von Piscis austi-inus durchaus den Angal)en
des Textes und a (Fomalhaut, Gr. 1.:^) ist gewiß der bedeutendste Stern des
GU . LA-Ges\hi\s. Andererseits sind wir genötigt, die (irenzen dieses Stern-
bildes in nordöstlicher und nordwestlicher Richtung gegen die Ekliptik hin um
einige Grade über Piscis austrinus hinaus zu veisciiieben. Dazu zwingt die
babylonisdie Angabe (Col. IV, :^lfr.), wonach Gü . LA in der Mondbahn steht,
und der Umstand (Col. III, lU), data das Gestirn am ö. ^ahäfu (XI. 5) heliaki.sch
aufgeht. Den obigen Berechnungen widerspricht es nun nicht, wenn wir als
östliche Grenze etwa eine zu der Riciitung a Piscis austrini — f> Capricorni durch
( Aquarii gehende Parallele annehmen. Dadurch fallen die Stei'ne v, i Aquarii
noch in das Sternbild ; außerdem können in nordwestlicher Richtung die Sterne
C, b, f, H des Capricornus — unbeschadet der oben erwähnten babylonischen
Sternkonfiguration des Ziegenfisches — mit hinzugenoninien werden. Ja ich
glaube sogar jetzt — entgegen meinem früheren Bedenken S. 13 (oben) —
berechtigt zu sein, auch d. den Haui)fstern des östlichen Capers, dem GV.LA-
Gestirn beizählen zu dürfen. Und dies aus folgenden Gründen. In der ganzen
Textpartie Col. III. 18 — 38. wo von gleichzeitigen Auf- und Untergängen die
Rede ist. wird der babylonische Ziegenfisch {= Capei- mit Fischschwanz
unserer Steinkarten) gar nicht erwähnt. Das ist um so auffallender, als es
.sich um ein Sternbild der Ekliptik handelt. Daraus läßt sich mit großer Wahr-
scheinlichkeit schließen, daß es in der Ordnung, die unsere Textpartie repiä-
sentiert, keinen Ziegenfisch gab. Dagegen mag man einwenden: aber im gleichen
Text Br. Mus. 86378. Col. II. 34 wiid doch der Ziegenfi.scli als letzter der
Sterne des Gottes E.A ausdrücklich erwähnt (s. oben .S.Wi, Z. 34). Ganz richtig!
Wo ist aber in jener Textpartie das obige GL'. L.4-Gestirn ? Freilich wird
dort (Z. '20) ein kakkahu GU.LA des E.A genannt. Wie wir jedoch S. ()7
gezeigt haben, ist dies .Sternbild durchaus nicht mit dem obengenannten identisch.
Der Text Br. Mus. 86378 bietet also in seinen verschiedenen Teilen zum Teil
ganz verschiedene Konfigurationen bzw. Benennungen.
NcuuntcrsuchuDgeD von einzelnen Gestirnen. 167
Aus den hislierigen Untersuchungen A— ('. eifiibt sicli:
I. Cassiopeja ist niclil ein Teil von Lu-Um.
-2. l'eiriiÄiis oder wenigstens der weslliciie Teil desselben gehört
nicht dem IHL.GAN an.
I!. (il .LA ninral.il den i'iscis austrinus und gegen Nordwesten
liiii liöclisf walirscheinlieli auch di-n ösllirlien <'.aper. Nach
Osten gieit't er nicht weit in ili'ii hi-ulipen A<|nariiis liinein.
'\ fi, •/. J.', // .\c(narii gehüieii ihm siclu-r niriit an.
D. Bestimnning des Gestirns IHL.GA^.
F>fschreiltung seiner Lage.
Die lokalen Meziehnngen des Dl L.GAS zu den uns bereits bekannten
Naclibargestirnen werden in Col. I. Kllf. (siehe oben S. (il t.) Iblgenderniaßen
dargestellt:
Z. 10. DIL. GAS. die W'nliiiiiiiy des K . A. dei- Vorläufer der (je-lirne ^ln^
A)iii.
i'l. Das (lesliiii, tias ilem DIL.dAX gcgcnnbeistehl, i.-t Si-iiii-iiu-l:iin
(^ westl. Aquarius).
'2'2. Das üeslirn, das hinter ihm steht, ist Aiiiiitilu (= l'isces V\'.).
Angenommen, DIL. GAN sei der östliche Teil des Pegasus; passen dazu
die babylonischen Angaben y Nein, denn der westliche Teil des Aquarius stellt
dem östlichen Teil des Pegasus nicht gegenüber, und der westliche Piscis steht
nicht hinter dem letzteren, sondern unter ihm oder ihm gegenüber.
.\ngenommen, i>7L . 6MA' sei der östliche Aquarius: stinnnt hierzu dei
babylonische Text? Gewiß! Denn der größere Teil des östlichen A(|uarius
steht im Süden von der Ekliptik, dem bis a Aquarii reichenden ^i-nu-mt-tum-
Uestirn gegenüber und hinter dem (d. ii. östlich vom) östlichen .\quarius sehen
wir den westlichen Piscis.
Daraus ergibt sich, daß DIL. GAS [in dem 'J'e.xt Brit. Mus. SC.HTS!]
wenigstens den größten Teil des östlichen A(|uarins umlaßt. Er delnit
sich al^er auch nach Osten längs der Ekliptik noch weiter aus.
:;. Östliche Ausdehnung i\i^> Dl L .GA.\-(U>[\vv\^.
a) Zeit seines täglichen Untergangs.
Br. Mus. 8t):i7S Col. III. i>l (vgl. oben S. ->7 |s]) gibt an:
wenn l^Ü.FA Eii-lil aufgeht, geht DI L.GAS unter.
Wir haben bereits oben gezeigt, daß dem Aufgang des !>C'.PA (.\iklurus
und waiuscheinlich die umliegenden Sterne des Bootes) der Untergang von
i'>, w. " Ceti folgt. Dagegen sind die Sterne des Pegasus heim .\ufgang von
T Bootis bereits untergegangen und nur der Stern n Andromedae — den «lalicr
KoPKK und Bezoi.d noch zum DIL. GAS rechnen müs.«en — gelit etwas sin'iter
unter, indem er dem aufgehenden n Bootis am Horizont gegenüberstellt. Das
könnte zur Not noch passen: al)er es fragt sich, ob n Pegasi als weslliciisler
Stern des DIL . GAS gellen kann. Dii' 'i'txtc lassen uns auch liierülnT nicht
im Zweifel. Wir sehen dies sofoil.
168 Neuuntet-sucliiingen von einzelnen Gestirnen.
I>) Die ostlic-lii' (iicuxe des V^YL . CrM A'-Geslinis. Celu.s iils lileilteii-
iler Bestandteil lier verseiiiedeiieii Ivunrit^iuatioiien des DIL.
(iAN.
S. !:; uuiile auf Giuiid von nieiireren bal)ylunisclien Texten der Naeli-
weis crliiaciit. daß DIL.GAX ursprünglich aueli noeli den Aiies uinl'alMi',
der aliei- später unter dem besonderen Namen KV . MAL abgetrennl wurde.
Da in Dril. Mus. 8(j:i78 der Aries diesen Namen lülni, .so spiegelt auch dieser
Te.xl die neue Ordnung wieder. Die östliche Grenze des alten DIL.GAN-
Gestirns bildeten die Plejaden ; die des neuen der Aries.
Im letzteren Fall beginnt DIL .GAN entweder auf der West- oilei' der
Südseite des Aries. Tritft ersteres zu, so umialst DIL. GAN den östlichen
Piscis, die südlichsten Sterne der Androineda und den weltlichen Pegasus; ist
dagegen letzteres lichtig, so besteht der DIL. GAN aus dem Cetus und dem öst-
lichen Afiuarius. Die Unzulässigkeit der ersten Annahme springt ohne weiteies
in die Augen; denn aiigesehen von der Inanspruchnahme eines bereits besetzten
(iebietes wäre ein dei-artig gestaltetes Sternbild ganz unhegreillich. Wir können
uns daher auf die positiven (!rnnde für die zweite Annahme beschriuiken.
Dabei kommt es uns in erster Linie darauf an, Celus als einen Bestandteil
des DIL .GAN nachzuweisen.
p]s geschieht dies auf Grund von Texten versciiiedener Arl. Der tnsle
ist eine Liste von Sternbildern in oiler in der Nähe der Ekliptik entsprechend
dem Sonnenlauf in den 1:2 Monaten des -Jahres; sie ist von Pinches, Academy
4. Nov. 1893 veröirentlicht und als Liste 11 in Sternk. I i23'J aufgenonnnen. Wir
nennen sie kurz Dokument k. Dei' zweite Text bezieht sich auf den heliakischen
Aufgang von Sternbildern in den aufeinanderfolgenden Monaten; er ist der
längst bekannte Text K" 105, den zuletzt Virolleaud, A Gh Istar XXVI mu
aufgelegt hat. Ei' heiße Dokument B. Beide Dokumente konmien daiin fibcr-
ein, dafa DIL. GAN nicht mehr den östlichen Arjuaiius umfaßt; sie iniln-
scheiden sich dagegen darin, daß im Dokument A von DIL .GAN m\v\\ dei-
Aries als KU.. MAL abgetiennt ist, währeiui im Dokument B DIL . GAN den
Aries noch umfaßt.
nokumeiit A.
KU . MAL Aries
MUL . MUL -rGÜ.AN. NA Plejades ~\- Taurus
SIB .ZI. AN. NA Ar MA§ .
TAB. BA GAL . GAL . A Orion ^ Gemini
AL.LUL Cancer
IJR.GU.LA Leo
AB . SIM Virgo
Zi-ba-fni-tiij Libra
8. Arah-mmna GIB. TAB Scorpio
'.). KisUnni PA . BIL . SAG Sagittarius
10. Tebifu HU HUR Capricornus
11. Sabätu GU.LA (hier!) Aquarius
li. Addarti DIL . GAN 7 rikis imni DIL . GAN + Band des Fisches.
1.
Nisannu
-)
Airii
3.
Sifänii
4.
Duz IC
5.
Abu
6.
Ulülii
7.
Tisrifu
Xcuuntcrsucliungcn von cinzelaen GcstirneD. 169
Daß hier der Su^ur-Fiach unserem Caper, GU.LA dem Aqiiaiius, ins-
besondere dem öslliclien entspricld. bodarl' iieines Beweises. Und was ist
DIL .GAX? Es ivann nicids anderes sein als der Ce(us, der mit ileni .Hand
des Fisches*" ilie Kkiiptikpartie ösliicli vom Aqnarius einschließt, fdmlicii wie.
die beiden Gestirne der i'lejaden und des Tanrns. di^r Orion und <he ZwiHinge
je einen Teil der Ekliptik umfassen'). An DIL .(i AS = Pegasus datregen
kann yar nicht ^'odadit wiTdfii.
I>ukumeiit IS (auszugsweise).
Z. 1. '' DI L . ''A\ iiia "'"'■' Xinaniii iftanmar (mar)
'.1. Ml'L . MCL iiin "'"f> Airi iffainnfir (mar)
6. ''■ "'* Li-e kfd satti izzaz (az)
8. *■• Sih-zi-an-na iiia ""'^ Sirüni ittatiitiar (mar)
9. '' KAK.SI.DI ina "'"^ Diizi iUanmar (mar)
'^i. inn '"'"'> Kmi im l ''■ DIL .(iAX ii MVL . MUL inmimarfi
— 7j. \. (Das Gestirn) Dil-};an erscheint im (Mnnat) Nisannu . . .
:>. (Das Gestirn) Plejades erscheint im (.Monat) Aim . . .
G. (Das Gestirn) Hyadcs mit Aldeharan steht all.jälirlich da . . .
8. (Das Gestirn) Oiiun erscheint im (Monat) Sivänu
'.). (Das Gestirn) Sirius erscheint im (.Monat) Düzu
Ö2. im (Monat) Nisaunn enscheint (das Gestirn) Dil-fran und [cventnell
ancli| das Gestirn der Ple.jaden.
Hier wird klar bezenf,'t. dati im Nisan in der Regel nur der DIL. (iAX
aufgeht, daß aber unter Umständen auch der Aufgang der Plejaden in den
1. Monat fällt (Z. 52). Dies geschaii dann, wenn der schwankende Anfang
des babylonischen lunisolaren Jahres sich erheblicii gegen den mittleren Jahres-
anlang verspätete. Dagegen bezeugt Z. 0, dals die Hyaden und Aldebaran in
jedem Jahr im Monat Airu lieliaki.scii aufgehen. (Die Deutimg kal satti =
„das ganze Jahr" liätte liier keinen Sinn.)
Und was ist dies für ein Sternbild, das im Nisan vor den Plejailen auf-
geht':' Kein anderes als Cetus - AriesI
Der westlichste Stern des Getus, nämhch (. geht 1 -2 Tage nach dem
Aipiinoktium auf. i Tage darauf folgt a .Vrietis. Dami ki.nuiien der Heiiie
nach fi, ij, C, o, ;- Geti. Letzterer eisciieiiit rund tO Tage nach a Arielis.
Die .Aufeinanderfolge der hfliakischen Aufgänge ist aus den Sternzeiten
der täglichen Aufgänge mit Berücksichtigung der (Jrößen er.sichtlicli. wie folgt:
GröDc Slernzcil dos AufgaiiKS Gröfle Slcrnzoit dp« AiifuariKS
1 Ceti 3.7 257°25 ," Coli 3.5 283^12
n Arictis 2.2 262.01 (.. „ 2.5—10 284.07)
If Ceti 2.4 271.38 ;■ „ 3.8 285.20
,y „ 3.5 271.54 .1 „ 2.9 288.01
Das Intorvall zwisrlion di>n licliakisolioii AnfünKcn vnii < und ;• Cc'li ergibt sioli aus
iinoli[i>l};cndcr Berechnung :
500 «JA SeliuDp<lii>;;i>ii Länni' der Sonne Ta;;e nacli il. .\i|uini>ktiuni
I Ceti 832?15 j — 22?34 IC>i lo^j 11.27(12)
;■ „ 9.28 I — 0.10 Ifi'ö r.l'lin 53.87 (54)
') Sil>-:i-iiii-iiii reiclit iiffonl)ar Kleicli dem lll l. . (1 AS'-CcU\^ nnlie .tu ilie Kkliptik
liiTiin: ihirniii ^iiid l.elile M n ii ilh :i li ii - Ce-tinie (s. •.I>c>ii .>;. 70 f I
170 Neuuntersuoluingen von einzelnen Gestirnen.
Wir sind damit am Ende unserer Untersuclmng des DIL . ö^A'-Gestirns
angolanjjt. Sio war vielleiciit die schwierigste auf dem ganzen Ge-
l)iote der Erforscluing der babylonischen Himmelstopographie, aber
auch die fruchtreicliste und folgenschwerste, wie alsbald ersichtlich ist.
Das Hauptergebnis ist folgendes. Es existierten nach den verschiedenen
Texten D/L. GJ^A -Gestirne von verschiedenem Umfang. Allen a))er ist der
Cetus gemeinsam.
l.Eorm: Aries -}- Cetus -|- östlicher Aquarins
II. „ : Aries -(- r.etus i ö-stl. Aquarins = <?r. L^
III. „ : Celus I östlicher Aquarins Aries = A'i[7. il/ylL
... ^ , i Anes = KU . MAL
I \ . _ : C < e t u s '
I östl. Aquarins = GU.LA
Die I. Form ist bis Jetzt niclil direkt nachweisbar. Sic eriiibt sich aber
mit Notwendigkeit als L'rform aller übrigen. Sie ist bereits oben S. 14 er-
kannt Mild kann als das große Sternbild bezeichnet werden, dessen einzelne
Sterne um etwa ^000 v. Chr. in der Zeit des befruchtenden r>egen.~ niul ih'v
folgenden Vegetationsperiode aufgingen.
Die II. Form wird jjelegl durch obiges Dokument B (R"' lü.j, Virolleaud,
AChl.star XXVI und durch eine Reihe anderer Angaben, so K -llä'.H (Virol-
leaud, 1. c. XXV) letzte Zeile.
Die 111. Form tritt auf in Rr. Mus. 8(;37S, Col. III. Kl, l>1.:!1.
Die IV. Form wird durch obiges Dokument A (.S. 1(18) rejjräsentiert.
Die l. Form ist jedenfalls die fdteste, die IV. die .jüngste. Ob von der
II. und IM. Form die eine oder die andere ;ilter ist oder ob sie gleichzeitig
nebeneinander von verschiedenen Asli-onomenschnlen angenonunen wurden,
läfät sich zurzeit nicht ermitteln. Das ist auch nicht von besondpiem Belang.
Vorstehende Untersuclmng ist für eine kritische Würdigung des babylo-
nischen Sternhinunels von größter Bedeutung. Sie zeigt einen auffallenden
Wandel, der sich in der Benennung und Umgrenzung mancher Sternbilder voll-
zogen hat. Das malinl zu großer Vorsicht und zwar in dniipelter llinsidit.
Einmal muß man sich wohl hüten, vereinzelt auftretende Steinbilder mit den
aus anderen Dokumenten bekannten gleichnamigen einfach zu identifizieren,
selbst wenn man mit Sicherheit weiß, daß die gleichnamigen Konstellationen
in ungeffdir derselben Hinnnelsgegend liegen. Noch verhängnisvoller wäre aber
der entgegengesetzte Fehler, etwa aus dem AVidei-.sj)ruch zwischen spätbabj'lo-
nischen und älteren Dokumenten ohne weiteres den Schluß zu ziehen, diese
oder jene seien unzuverlässig und unbrauchbar. Die verschiedene Bedeutung
des ''■ Nünu (S. 171 ff.) mahnt im gleichen Sinnet).
Als gesichertes positives Gesamtergebnis der Untersuchungen der in Br.
Mus. 8(>378, Col. III, 7ff.[!!] genannten Sternbilder >'■ SIM.MAH C- äi-nit-nu-
fiini, ''IM. SIS), "GD.LA, ''DIL. GAN, "■ Lu-lim gilt Folgendes:
1. *"■ SIM . MAH = ''■ äi-nu-nu-tum „Schwalbengestirn" = *' IM .SIS „Sturm-
gestirn" = westlicher Aquarins, speziell x, e, u. v. ö. ß. n.
') Beachte auch die oben S. 23 f. wiedergegebene Bemerkung des Cl. Ptolkmaus.
Neuuntersuchuogen von einzelnen Gestirnen. 171
■1. ^ GL'.LA = Piscis austrinu?; -•- östl. rapricornus (sehr walir-
sclieinlicli) -^ südwestliche Ecke des östlichen Aquarins (möglich).
3. ''•DIL.GAN ^ östlicher Aquarius (mit den Sternen ;•. C, ';• '^)
- Cetns.
4. ''' Lu-Iini = Andi-oinoda. [Dazu j:ehören möglichorweise die vier kleinen
Sterne )■, c. o, n ( '.assiopejae (zwischen r Andromedae und « Cassiopejae).
vgl. Revue dAssyr. XI p. 18 (XII).]
Die neue Untersuchung bestätigt also in bezug auf 1.. :i. und 4. nu-ine
Ergebnisse S. 11 (XIX) und S. l:J(XX)fl['. durchaus; ebenso stimmt die Lokali-
sation von ''-GV .LA im wesentlichen mit der früheren (S. \2) überein.
Die Sterne des Microscopiums halie ich früher (S. l:{) nur deshalb dazu rechnen
müssen, weil ich glaubte, Sterne des östlichen Capricornus nicht in Anspruch
nehmen zu dürfen und anders dem Datum des heliakischen Aufgangs (XI. ."))
nicht Rechnung getragen werden konnte. Damit will ich aber das Microscopium
auch jetzt nicht ausschlieLicn.
Nochmals hebe ich hervor, dali die soeben sub -1. und :!. t-rwälmte
Lokalisation ih^Y beiden (iestirne GU.LA und hIL.GAS nur \\w di-n Text
HM 8r,:!7s Col. 111, Ktll. nachweisbar ist.
VIII. Die Gestirne des ^'- E . A.
I. HA (mnm) " i: . A = Der Fisch des '■• /•;./!.
Dieses Steinbild wii-d in dem KingscIicu TcxI llr. .Mii>. sc.ilTs \'s Col.
II, l'.l als erstes der A'. ^-Gestirne genannt:
*" .Vh«m '' E . A (ilik päii kukkdbOiii -ii'i-ul '' K . A
= Der Usch des E.A, der Vorlänfei' (Führer) der Sterne des E.A.
Wir haben denselben oben S. (57 mit dem (nni(l)östlichen unsfrer beiden
Pisces idcutilizieit ') und zwar gestützt
I. auf die Amiahme: ''' IfA (einfachhin) ^ iler nordösiliche unserer Pisces
(begründet S. 14. XXII):
■2. auf den Text III R rr.i Nr. -2. iMX., wona.h der Vennsplan.-t im '/VI"'!"
(X. Monat) '■■■l'zu (Caper). im Sahälu (XI. Monat) "Dil. .GAS. im Ail<l,i,u
(XII. Monal) ''' Xiimi "K.A genannt ward. Dies wurde S. <>7 so gedeutet:
Venus erlifdt ihren Nanu-n von dem jrwijljgi'n Ekliptikstirtdiild. indem sie
gerade steht.
Im weiteren Verlauf meiner Untersuchung stiegen mir jedoch ernstliche
Heilenken auf und zwar zunächst bezüglich der Identität: *• Nihiii ''K.A =
(Nord)östlicher Pisci.s. Es sind folgende drei:
I. Wie ist es denkbar, dalj der noidöstlicbe Piscis. der selbst schon
um - 70(l iiis zu clwa Id" nnr<lliche Deklination erreichte, also noch höher
über dem .\i|uator lag als >i, />' .Arii-tis iuhI Tanrus. zu dm Cestii-ncu lii-s
') Aiii'li Hi/i>ii> iiikI Kolli linlii-n ilii-s ^i'liiii (ZÄK IT).
172 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
E.A gerechnet werden konnte, die dncli im ültrigen nachweislmi' tief im
Süden liegen':'
'2. Als letztes Glied in der Reihe der E. ^4-Gestirne wird der Ziegenfisch,
unser (laper aut'geföhrt; .also müssen wir erwarten, daß der Fisch des E.A,
der das erste Glied der doch gewiß geschlossenen Kette bildet, in der Nähe des
r.aper und zwar östlich von ihm liegt. Dieser Erwartung entspricht aber der
(nord)östliche Fisch nicht im mindesten.
3. Wie sollten die Babylonier einem so unscheinbaren Sternbild wie
unserem nordöstlichen Piscis eine so wichtige Rolle zuei-kennen, Führer oder
Vorläufer dev Gestirne E.Ä's zu sein?
Die.se Bedenken lenkten meine Aufmerksamkeit auf ein ganz anderes Gestirn:
den Piscis austrinus. Bei diesem fallen sämtliche drei Einwürfe weg. Denn
er lag um — 7(K) tief im Süden (sein Ilauptstern a. hatte um — 700 eine
Deklination von — 4-1. 5), grenzt süiiöstlicli an den ('.aper und a Piscinis austrini
ist ein Stern erster Größe (1.3).
Steht aber dieser Annahme nicht der oben crwälmlc Text III R .">:! Nr. 3. iMf!'.
entgegen, wonach Venus im Ad dam den Nanien '• Aiaiu ''E.A führte ':-
Dem wäre .so. wenn unsere frühere Annahme richtig wäre, daß sich die Be-
nennung des Planeten nach dem Sternbild richtete, innerhalb dessen er im
Monat Addaru stand. Dem ist aber offenbar nicht so; vielmehr wurde dei-
Name dem Sternbild entlehnt, das in dem betreffenden Monat heliakisch
aufging. Den Beweis entnehmen wir dem sogenannten Dil-buf-T,\h\et 81-7-(i,
\0-2, das Brown in seinen Researches II p. löOff. veröffentlichte und das in
Sternkunde I, 2:2'.) (IV) aufgenommen ist. Auch hier handelt es sich um die
Namen der Venus-Planeten wälireiul il<'i- zwölf .Moniib' (\c!i .laliro iiinl .uhIi
hier wir<l Venus
im Tebitii l'zfal
„ SalidtK DIL. (tAX
„ Adiliini HA (= nnnu)
Fra"e —
genannt.
Außeidem
aber iieibi
liiei
■ — und d;
IS entsclit'idi-t
die Venus
im Älni
, Vlulu
HAN
MX. KI
, Ti.iritu
EX . TE. X.
{-MAS.SIG.
Die drei Gestirne aber, denen diese Nanien zukommen, liegen nicht in
der Ekliptik, sondern stehen weit von ihr ab; denn BAN, das Bogengestirn
= f, t) f'.anis maioris etc.; XUN.KI. das Eridu-Gestirn = Vela -|- südlicher
Teil von Puppis; EX . TE . XA-MAS . SIG = größter Teil des Centaurus.
Also kann es sich nur um Gestirne handeln, die in den betreffenden
Monaten heliakisch aufgehen.
Wir fragen aber weifer: Geld denn aucii Piscis austrinus im .Monat Addaru
wirklich auf':' ( »iiiie Zweifel I Dies Ichit siliun ein Nerglt-icli di-r Sti-rnzfiten
Neuuntersucliungen von einzelnen Oestirnen. 173
der tätlichen Aiiff:änge der Sterne des Pi.scis aufslrinus mit der von » Arietis,
der am I. I licliakiscli erscheint:
— oOO Grüße I, ,5 Sternzeit des Aufgangs
ß Pisfis austrini 4.4 i^.)^^.»?, — 4±70 :244!si4
u „ (FoiiKilliaiit) 1.1- :500.0(i -- \{)\){\ ^ÖO.Iti
H Arietis -Li :5r»8.G^ ^ \().-l'.'> ■H,iS)\
Ferner ergibt die Berectiniin^', daß Fomaliiant am H. (lö.) Adar laiia-
kisch aufj,'ing.
Sciiuugs- Länge der Tage . Datum (nacli
Bogen Sonne seit d. Äquin.
1-2" 351.51 35fi.5 (357)
12.5 352.40 357.4 (358)
seit I, 1 babyl. Weise)
343 XII. 14
344 XII. 15
Der „Fisch des E.A" ist darum fraglo.^ unser Piscis austrinus
oder des.sen hellster Stern Fomalhaut. Der Erfolg drängt zu der weiteren
Frage: ist am Ende ''HA (nünu), „der Fisch" (einfachhin) gleichCails mit dt'm
Piscis austrinus idenli.sch-' Dem ist wirklich so! Hier die Grfinde:
1. In dem oben genannten /A7-A«/-Tablet heißt Venus im Monat Addaru
einfach ''HA: in dem ganz entsjjrechenden Text III R ö:{ Xr. :?, :J4tf. *-//.l
■' E.A. Also "■ IfA = "■ HA " E . A.
■1. Der ''HA geht nach Br. Mus. 8(i378, Col. III, \-l am i:<. Addaru gleich-
zeitig mit Üi'i-gi (Perseu.s) heliakisdi auf.
Der heliakische Aufgang von a Piscis austrini fand — wie oben gezeigt —
gleichfalls um diese Zeit statt.
Es kann somit nicht zweifelhaft sein, daß
''•IfA ='' IfA ''E.A = Piscis austrinus oder (mit Rücksicht auf
das Datum des heliakischen Aufgangs genauer) a l'iscis austrini
(Fomalhaut).
Dagegen erheben sicii jedoch zwei Bedenken.
1. S. 1-2 und 171 kamen wir zu dem Ergebnis: der Piscis austrinus ist
ein Bestandteil des (Je.slirns OU.LA. Dies scheint aber doch der Annahme
''■IfA = «Piscis austrini zu wider.si)recheii, zumal gerade jenes Gl'.LA-
Geslirn und ''HA in einem und demselben Tcxtabscimitt Br. .Mus. S(;:{7S.
Cul. III, l:{-:W aultreten.
Die ganz einfache [..ö.sung ist diese: '' IJA bildet den siulüslliclun Teil
des '' (U'.LA. Isl dem .so, so darf in jenem Abschnitt niemals von dem
Untergang des ''IJA als einer von dem des ''■GL'. LA gelrennten Erscheinung
die Rede sein. Demi der Untergang von n Pi.scis austrini isl zugleidi der des
''■ GV . LA. Und in der Tat isl in jenem Ab.scImilt wohl von dem Untergang
des ''■GU . LA, nicht aber von dem des ''IJA die Rede (siehe oben S. rJi').
Der Piscis austrinus (insbes. «) bildet also in Br. -Mus. ,S(;:}7S, Col. 111
einen Teil des ''•GU.LA unter dem besonderen Namen ''■HA =
'' Xünii „der Fisch". Dieser sjiielt al.so eine ähidiche Rolle wie Kl'.M.XL
(Aries) im ''DIL. GAS. wie '' Ll'GAL (Regulus) im IR.Gl.LA (Leo).
KuKli'c. Sti'rnkundf und SU'rnilicnht, Hrvi^nzuntrcn. 13
174 Ncuuntersucliungeu von einzelnen Gestirnen.
2. Der ''■ IfA ist nach anderen Texten identisch mit dem babylonischen
Ziegenfiscli (Cai)riconius). Zum l^eweis diene Viholleaud, ACh istar V. I:>ff. :
\± "■Dil-hat ana *-.4ß./.S/.U ///(/ . . . /
13. "■im-bat ana *< AB.SIM [ifehhi-ma]
14. ''■ Dil-hat ana ^'- HA ifhi ahiktii ina mäti isstthin(nn)
15. '' Dil-bat ana >" SUHUh' . BIB'"' iteh/jima.
\-2. Falls Venus sich der Spi[ca nfdiert . . . (gechieht das und das)].
\'A. W'iuis näherte sich der Sp\ca. event. Virgo W. (wirklicii).
1 k Falls Venus sich dem „l'iscli- ufdiert, wird ein Morden im Lande sein,
lü. Venus lu'dierte sich dem „Ziegen fisch'" (wirklich).
Also "HA = " SUHVR.BIR'.'" ,Ziegenfisclr.
Man könnte entgegnen, der Sinn sei dieser: Die Venus schreitet von W.
nach 0. voran. Nähert sie sich dem „Fisch" (d. h. Piscis austrinus), so kann
diese Annäherung eine gröfsei-e oder geringere sein. Letzteres ist liier der
Fall: Venus konnnt zum Capricorims (Ziegenfiscli) heran, iiälieit sich aber
damit zugleich dem Piscis austrimis.
Eine derartige Auffassung der Omenregeln läßt sich jedoch nicht belegen;
vielmehr zeigt sich auch in anderen Fällen, daß die babylonischen Astrologen
mit Vorliebe in der Omenregel und in dem Faktum, auf das dieselbe an-
gewendet wird, dem gleichen Gestirn verschiedene Namen geben. So heißt es
in ViHOLLEAUD, A Ch Istar XXX, Ki:
/ — ''■ X] ana ''■ äü-gi iflß '' iJil-hut itli '' En-nir-sär-ni iiipuh-nui
= [Wenn das Gestirn X] an den Persous licraukumiiif. Die (inttin
Istar glänzt beim En-nte-sar-ra auf.
En-nte-sar-ra ist nur ein anderer Name für SÜ.(tI .Greis" (= Perseus);
vgl. oben S. 53.
Der hier eriiobene Kinwand vermag jedoch unsere obige Identifizierung
des Fisch-Sterns der zwei genannten Texte mit dem Piscis austrinus (speziell
Fomalhaut) nicht zu erschüttern. Er brachte nur die Tatsache ans Licht,
daß zu anderen Zeiten oder in anderen Astrologenkreisen der Ziegenfisch auch
einfach „der Fisch" hieß. Der heliakische Anfang dieses Fisches fällt nicht
in den Addaru, sondern viel früher.
2. Die übrigen Gestirne des f'-TJ.A, insbesondere
das Gestirn JS^U. MUS. DA (^ Nainassü).
Wir haben uns bereits oben S. fiö ff., bes. 69 mit letzterem Gestirn
beschäftigt, ohne darüber ins klare zu kommen. Die Feststellung des „Fisches
des ^^E.A' als Piscis austrinus (n) wii-d uns aber jetzt das rätselhafte Gestirn
erkennen lassen. '' NU. Ml't^ .DA kommt in den beiden S. 65 f. aufgeführten
Listen der .E. .4-Steine vor. die sich aber insbesondere bezüglich der Gestirne
HA und NU . MUS .DA zu widersprechen scheinen. Wir müssen sie daher
hier nochmals heranziehen.
Ncuuntcrsuchungen von einzelncu OesUfnen.
175
Ihi
Liste A.
( I. ar .LA
\ i. Siilmt Sil iiKi zihliOti
:!. M. Ml 'S. DA
i. HA
'). '' Ijti-ta-rak
(;. •'CAL.LAL
7. A7'A'*'
s. SIS.MAH
'.). " I'A II ''LI'dAL
Kl. SAH. Uli u SAU.GAZ
I I. l'A.BIL.tiAd
\'l. SI'Hlh'
Liste B.
I. HA "K.A
■1. Liikbibu G U . LA •' E . A :
>■■ NUN"' "E.A
ii. *• -V/.V. MÄlf[roo\As vom vorigen)
4. EN . TE. NA-MA^ . SIG
ö. C* GAN. GUäUli [auf der Seite
des vorigen]
. I l»if' zwei (icslirnc 1
-■' ''/'vi uti.i ''LUGAI.^
' I '' SamuS und ■' Ailml |
[hinter dem vorigen)
5. NU. MUS. DA (NmnmSfi)
• I. Uli . liE [auf der linlsen Seite des
1(1. Akrahu Skorpi.ms)
I I . Irat-akral)/
iL'.jDie zwei Sterne im Zik/t
I ;!. I «krabi: SAH. Uli u. SAH. GAZ
I 1. J'A . BI L . SAG [hinter dem
Voriycii)
1 .".. MA . Tl ' iincl SUIfUH . BIH >■'•'
a. BA
b. " Lii-ta-nik
c. "GAL.DAL
(1. A7'A'*'
e. .\7.V. l/.l//
[•. '' l'.l II '' LUGAL
g. NU .MUS. DA
Analyse »1er Liste A.
i. S üd 1 i (■ li (■ i- 1! i 11^'.
a Piscis aiistriiii
i'> Eridani (Y unsiclier)
rt, ß Coluillbae (? nur wahr-
sclielnlich)
Vela -f ^i"i'"- Pupi''-'' ■[ ''•"'-
nojjiis
Östl. riarilia (wahi-seheinlioh)
\ ß \- a Ceiitauri CO oder
IC ' /<Arae) (0
p" Sas-'ittaiii — a Phnonicis
)( kliiiatidii
— 7(10
— 4^"
— 53 "
— 30«
— r,3"l)is
— :{.-,»
- .H« ,
— 4'.)»
— tS" ,
^4(1»
(47" .
4C,")
r^iV' .
- V:!o
11. Nüldlirii
Beiläufiges Mille! :
ii i nirst Ück.
!i. SAH. Uli II SAH. GAZ /. • r S.oipli
li. l'.l . Hl L. SAG Sasritlariiis -] ,7 Oj.iiiii.lii
c. Sl flUll-V\<r\\ (!a|iricoriiiis
(1. GU. LA A.|iiaiins
C. Sllhilt .^<l iiiil :ilihiili Pisccs
17"
Deklination — 7(Ml
— 30»
— 30» bis— IS»
— -ITi" , — 17»
— 30» . - II"
H.iläufiges Mittel: j'l
l)i(^s('s lJint;siriek bat. weini man von i. Scoiiiii bi> n Pisciiiin rctliii«!,
eine Ansdelinimg von etwa I3ü" in iiektaszens^iun.
13*
176 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
Analyse der Liste B.
I. Süd li eil er Hiii^.
1. HA "E.A , Fisch des
E.A-
2. Das große Gestirn des
E.A: NUN"' "E.A
3. NIN.MAU
4. EX. TE. NA-MA^. §IG
5. ii'iGAN.GUäVR
\ Zwei Gestirne des
'• "PA und »LUG Ah
1 ''i§rt»(rts und 'Mf/arf
8. NV.MUä.DA r= Na-
niasm)
9. VR . BE (krilbu kgCi)
10. Akriihu „Skorjjiou"
11. Irat-aknihi .Bru.st des
Sicorpions"
I Die zwei Sterne im zikit
~\ akmbi „Stacliel des ;. L ,, Scorpii — 30«
'\ Skorpion.s'
IL PA.hlL.SAG SagiUarius ^ ,!l Oi)l]iuclii — :iO" „ —18«
lö. MÄ. TV und Sl'Hlli.
Dcklinati
(in
- 700
n Pisfis austriiii
- 4i>o
\"ela -f südl. Puppis + Ca-
nopus (mindestens)
— 53«
bis
— 35«
östliche Carina (wahrschciniipii)
- 54«
„
— 49«
GenfaurUS (mit Ausschluß der
nordöstl. Ecke
— 49«
r,
220
( '.lux (sehr wahrscheinlich)
— 49»
"
420
ß 1 n Geiitanii {'<) oder
— 48«
— 4(')«
C + /f Arae (?)
- 47«
„
- 4ü«
von ß Sajrittaiii bis a Phoe-
nicis
— 5(i"
-
- 1-3 «
Koiläufigos Mittel
: - 45»
f) rd ii c ii e s R i n j,'s l ü c )j.
Dckliiialion
— 700
Lupus ■ nordöstl. Gculaurus
— 35"
bis
— ^1«
Scorpius
— 18»
V
— 9«
a in. t) Scorjiii
— 19«
— 15«
BIR^"
Gapricüinus — 25» „ — 17»
Beiläufiges Mittel: — -l^'i"
Dieses Ringstück (von t? Genlauii l)is ^3 Capricorni) umtal.it etwa lli» in
Rektaszension.
Die Liste B besteht hiernacii ans 2 Reiiien von Gesliiiien, beide in der
Richtung von West nach Ost.
Die erste Reihe umfaßt 8 Gestirne und hält sich mehr südlich, die zweite
Reihe zählt 7 nördlichere Gestirne. Die erste bildet oEFenbar einen vollständigen
Ring, der mit NU.MUS.DA abschließt. Dieses Gestirn liegt also in un-
mittelbarer Nälie von Piscis austrinus und zwar westlich von ihm. Aus diesem
Grunde geht NU. MU§ . DA in der Liste A dem HA (a Piscis austrini) voraus.
Es besteht demnach hier wenigstens kein Widerspruch zwischen den beiden
Listen. Suchen wir nun NU . MUS .DA näher zu bestimmen!
1. In Co). II, 26 X (vgl. oben S. 6(>) heißt es von un.serem Gestirn:
kakkahu Sa arki-su-nu izzizu(zu) kima ''E.A ip/juhaf/ial kinia ''E.A
Iriihui'' "NU .MUS. DA ■' ADAD.
Neuuntei-suchungen von einzelnen Gestirnen.
= Das Gestirn, das hinter ihnen (den Steinen ^ -^ ß Arde?) steht, wie
i' E.A aufgeht, wie ^'E.A untergeht. ..ist .Vr..Vr.S"./^4, das
Gestirn des Wettergoltes.
Der Silin kann nur sein: Üas Gestirn XC . M C S . DA und das Ge-
stirn des A'.^ gellen gemeinsam auf und unter. Weiches ist nun das
(ieslirn des E.A? Wir wi.ssen aus zahlreichen bildhchen Darstellungen, daß
das Synibül des E.A der Ziegentisch ist; außerdem wird er in II R ü.j, :J7cff.
als Dant-abzu, Antilope des Ozeans (\Va.s.sertiefe) bezeichnet '). Es kann daher
nicht zweifelhaft sein, daß wir das E . .I-Geslirn in unserem Capricornus zu
sncheii haben und zunäclisl im Kopf (n, ß) de.s.seiben; denn gerade dieser
heißt nach V ACh Istar VI, d-I Ziege bzw. Antilope. Welche von allen in
Betracht konunenden Südsternen gehen mit diesen Sternen gleichzeitig auf und
unlery Die Berechnung gibt folgenden Aufschluß.
-,., . Sternzeit des Stern zeit des
Aufgangs Untergangs
a Capricorni 187.1 'M'>.'.\
ß , 188.9 US.H
ß Sagiltarii 188.8
a Phoenii'is — 343.5
Mit dem Aufgang von ß Capricorni wird der ganze Kopf sichtbar und
gleichzeitig erscheint /^' Sagittarii. Eben.'^o geht gleichzeitig mit /> ('.apricorni der
helle Stern a Phoenicis unter.
Hiernach umfaßt XV . Ml'S . DA folgende Sterne: /i, t Sagittarii, a Indi.
sämtliche in der Breite von Babel in histor. Zeit sichtbaren Sterne des Grus:
y, a, X, fi\ /('-, d^, lY-, d und n Phoenicis. Die (Jrößen und die Koordination
die.ser Sterne ffu- — 700 sind
Größe
ßKß'- Sagiltarii^) i.I (1.4)
<i Indi :{.!>
"Gruis 3.1
n „ 1 .'••
n Phoenicis :2.4
n Phoenicis ist zugleich der einzige noch in Betracht kommende Stern
zwischen Grus imd Kridanns; deim ;• und ^5 Phoenicis lagen zu tief, um in
Babylon noch ge.sehen werden zu können. Aus diesem Gnmde kann der mit
NU . MUS . DA gleichzeitig untergehende Stern nur /i Capricorni sein. «Phoe-
nicis erhob sich zur Zeit der Kulmination in Babel um — 7<Kl etwa I " •20'
über den Horizont, konnte also noch beobachtet werden.
Das Sternbild NU .Ml'^ .DA hat also eine ähnliche Ausdehnung wie
di.' Hydra. Nach K ^63 Vs 48 (Del. HW Ki9b) ist der Name Xamal^ii .Ge-
n
,'>
■2U.1-2
- V.\.\-2
i>.>S.Ol-
~ :>o.'.)\-
Die Sterne /., n ', ii ', <^ ',
l'83.10
— 47.31
<\", i'>Grui> sind von der
i>9i\43
- 55.U3
4. Größe.
3i'8.00
— 5f...J3
') Siehe Thl'REAL- Dangin, ZA XVIII, I3S Anm. I und Leipz. Semit. Stud. II, 2, 10
und 38. Vgl. auch Boll bei Bf./oi n, ZAF, .^3.
*) />'■ und (f (beide von der Gr. 4) liegen nur einige Hi«genMiinuten auseinander.
178 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
winimel" (?) zu lesen, ein Ausdruck, der besonders von Land- und Wassertieren
gebranclil wird. Hier jrill die Bezeiehnnny; vielleiclit der großen Zahl der Stei'ne,
die das langgezogene Bild cnUiält.
IX. Gleiche Benennung verschiedener Sternbilder.
Es ist eine merkwürdige, sich wiedeiholende Erscheinung in der babylo-
nischen Astrologie, daß zwei oder sogar diei verschiedene Sternbilder den
gleichen Namen tragen. Dabei lälll es auf, daß das eine derselben außer-
halb, das andere innerhalb des Ekliptikgürtels liegt.
So kennen wir ein Bogengestirn (''■BAN ^= ^kaStu), das gegen 50" südlich
von der Ekliptik steht; es ist die bogenförnn'ge Sterngruppe f, 6 etc. Ganis niaioris
-\- k, 1 Puppis. Außerdem wird aber aucii ''AB.SIM (östliche Virgo mit
der Spica) Bogengestirn genannt, wie aus einer Reihe von Textstellen (so
Thompson, Rep. Nr. '2-2i . Virolleauü ACh. Su|il. L, 14; s. auch oben S. l."JSf.)
hervoi'geht.
Eerner kennen wir ^- Uza ,Ziegengeslirn" sowohl als Bezeichnung unserer
l.,yra, die ca. 55" nördlich von der Ekliptik liegt, als auch des Ziegenkopfes
des .SH/((7cM-Fisches (unseres Caper) [VA Ch, Islar VI, :2:2|.
Weiterhin haben wir oben ''■ffA {= Xünii), das , Fischgestirn " als Piscis
auslrinus, speziell dessen liellsten Stern Fomalhaut erkannt, der etwa 20" süd-
lich von der Eklij)tik liegt; aber auch der Ziegenfisch (SUHUR . BIR^") heißt
in mehreren älteren Texten einfach ''•Nünu (oben S. 174) und — wenigstens
in den Texten der Spätzeit — erscheinen un.sere Pisces gleichfalls unter diesem
Namen [siehe rikis nüiii (Var. nii-nii) in Sternk. I, 221) (II) und 20 (l)|, wofür
in älteren Texten, z. B. VA Ch I.star VI. 17, KUN.ME§ = zibhüti ,(FiscIi)-
schwänze", in den Texten der babylonischen Spätzeit ZIB.ME = zihbäfi steht.
Desgleichen beachte man die verschiedenen G U. L^4-Gestirne S. 1 (iO, I G8. 1 03.
Endlich gibt es. wie wir sogleich zeigen werden, nicht nur im hohen
Norden einen ''■ MAIt .<!II> . DA „Wagengestirn", sondern auch in dei' Nälie
der Ekliptik.
Woher wohl diese nierkw-ürdigen Erscheinungen? Sie verdanken ver-
mutlich einem astrologischen Bedürfnis ihre Entstehung. Die Astrologie kon-
zentrierte ihre Aufmerksamkeit mit der Zeit immer mehr auf den Bereich der
sieben Planeten, auf die Vorgänge innerhalb des Zodiakus. Andererseits hatte
aber die Mythologie auch allerlei Beziehungen zwischen Gottheiten und be-
deutsamen Gestirnen geschaffen, welch letztere zu weit von der Ekliptik ab-
liegen, um mit den verschiedenartigen Planetenerscheinungen in Verbindung
gebracht werden zu können. In dieser Verlegenheit hat man den Namen jener
Gestirne auf solche in oder in der Nähe der Ekliptik übertragen. Offenbar
ans dem gleichen Gnmde hat man auch selbst die Planeten nicht nur nach
Ekliptiksternbildern sondern auch nach Konstellationen, die tief im Süden oder
hoch im Norden liegen, benannt (.siehe unten S. 193 f!".).
Und nun zu dem vorhin versprochenen Nachweis!
Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen. 179
Das Gestirn JIAJt.GIU.JJA in der Nähe der Ekliptik.
Zwei (icsliriiu dieses Namens: MAU .dlL) . DA (= xumhu, l,astwagen)
eiiifaclihin und MAR .GID .DA Ay.SA liaben wir hereils oben S. Ö5; ö7 iiach-
;,'ewieseii und zwar ersteres als Ursa inalor. letzteres als Ursa minor. Außer
die.sen i^lht es aber auch noch ein Gestirn MAR .GID . DA in der Ekliptik.
Darauf wurde .schon in Sternk. 11,75^ aufmerksam gemacht. Daran anknüpfend
weist Bezold, ZÄF 42 aucii auf VA Ch Istar V, D— II (und Supl. XLV. 3 f.)
sowie II. Supl. LXVI, 10 hin, wonach das Gestirn mit Perseus und den Flejaden
,in Beziehung stehen" kann, Bedingungen, die nach Boll bei dem in der
Sphaera barbarica erwähnten Wagen (Sphaera S. 108 IT.) genügend erfüllt
werden. Der betreffende Margidda entspreche daher offenbar dem Narkabtu
der babylonischen Spätzeit (nach Kugler /i + C Tauri).
Es sdieint mir indes notwendig, auf die Art der Beziehung iles Gestiins
zu Perseus und den Plejaden näher einzugehen; denn in der l)abj'lonischen
Astrologie werden viele (Jestiine zueinander in Beziehung gebracht, die durch-
aus keine Nachbarn sind. Außerdem muß der Verwertung der einzelnen Texte
die sichere Erkenntnis vorausgehen, daß der darin genannte M.lli .GID .DA
wirklich ein Fixsternbild und nicht etwa ein Planet ist.
Prüfen wir die einzelnen Stellen!
1. V.Vt'.li Istar XXI, S.jff. scheidet aus; denn hier ist — wie S. 19.jfr. ge-
zeigt wird — "MAR. GID. DA der Planet Venus!
■2. Istar V, (»—11: — "■ Dil-hat i?ntr-ma ana pän ''MAU. GID. DA izziz-
ma (folgt Vorbedeutung) . . . " Dil-bat ina pän ''§Ü.G1 izzm-ma
= Wenn Venus erglänzt, während sie vor dem Wagengesfirn steht . . . Venus
steht wirklich vor dem "Sü-GI.
Daß hier §Ü.GI= Per.seus sei, ist nicht ohne weiteres klar; denn
^Ü.GI konunt als Zubehör eines narhibtu „Wagens^ auch ohne Sterndeter-
niinaliv vor; so: narkahtit SÜ . Gl = iiiii-ljd-ntm .sv( luirkabti (II R -11, Wgh).
Das Gottesdelcrminativ vor ^C.Gl be.seitigt den Zweifel nicht; denn auch be-
slinuTde Teile von anderen Sternbildern, so der Schwanzstei-n des Löwen
("zibbat '•■ UR.GU.LA) und die Stachelstcrne des Skorpions ('SAR. TR u
"SAR.GAZ) haben die.-^es Determinativ (siehe BM S(;:{7S. I. 10 und \\..V2).
Wenn man aber auch diese Bedenken fallen läßt und die zweifellos wahr-
scheiniicliere .Annahme ''^C'.GI = Per.seus als vollgültig annimmt, .^o folgt
doch aus der Stelle nicht, daß MAR. GID. DA = /<J :Tanri; denn diese
Sterne stehen zu weit nach Osten, um die Angabe: Vemis stehe ina pi'in (^
vor, westlich von) Perseus mit der vorau.sgehenden .Angabe. Venus ana pQn
''■ MAR . GID . DA in Einklang zu bringen. Man erwartet vielmehr, daß
MAR. GID. DA unmittelbar auf §Ü.GI folgt oder mit ihm identi.-^ch i.st.
3. VAC.h II. Supl. LXVI. 10: MCL-MCL u '■MAR. GID. DA IR.BI i=
isthii.i, milhOri.^) izziziii'' "Dil-bat ilH MV L . MV L S.IR (inapiMih :'l-ina
= Wenn das Plejaden- und das Wagengestirn beisanmien stehen (oder gleich-
zeilig dastehen?) |nie VurliodeuUmg wird slillschwoigcml liinzuKPfÜKtl Die
Venus leuchtet wirklich mit («»der gleichzeitig mit?) dem Plejadengestirn auf.
180 Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen.
Hier ist es zimäclist zweifeiiiatl, ob istenis (mitljMriS) und llti im lolcalen
oder temporalen Sinne zu verstehen sind i). Aufäerdem Ijezeicliuct liier MAR.
GW. DA den Planeten Venus ^).
Ähnlich lautet VACh II. Supl. LXXXIV, :;: MVL.Mi'L u >■ MAR (Ab-
kürzung von MAR .GW . DA':') miDjOfix (islritis) izzizii . . . '' LU . BAD ana
MUL.MVL ikSid. "LU.BAD „der Planet% der „das Plejadengestirn er-
reicht", scheint hier der Mars zu sein.
4. VACh Supl. XhV. :!: — z(fj(d-lu-mu-ii "^Ü.GI 81. GAB . . .
1: — zl$lal-lu-mu-n ^^ MAR. GW. DA GIL (iprik)-
mu izziz.
Hier werden allerdinfr.s SÜ .Gl wnä MAR .GW . DA iiintereinaiuler auf-
geführt; aber in gesondi lien Ominaformeln. Das Hintereinander in den Texten
beweist natürlich noch nicht ein Nebeneinander der Gestirne am Himmel. So
kommen MAR. GW. DA und Uza in II. Supl. LXIII, 13f., LXXXVIII, 12f.;
I. Supl. XXXIV, 36 f.; Istar XXI, 66 ff. und 83fr. hintereinander vor und doch
liegen die Konstellationen, die jene Namen tragen, gewiß nicht beisammen.
Was sagt aber die obige Textpartie ? ''■SÜ.GI ist hier, wie aus den
folgenden Zeilen 6 ff. hervorgeht, olfenbar das bekannte Sternbild (Per.seus).
Und z($)al-lu-mu-H?
Dieses Wort wird in K :2.JU (CT XXVI pl 40 = 2 H 4')) Col. IV, IS ff.
durch miSilj kukkahi, fa-ra-ar kakkabi, zi-im kakkabi, sa-lmnj-ma-tu] erklärt
und bedeutet einen auffallenden Glanz, wie er besonders Meteoren eigen
ist. Ähnlich wird z($;allumü in VA Ch II. Supl. LXIV, Z. 1 1 gedeutet, einem
Text, der — wie aus mehreren Stellen klar ersichtlich — auch tatsächlich
Meteorerscheinnngen behandelt. Z. 4: z($)allumü ''' MAR .GID. DA iprik-
ma izziz ist daher wohl = wenn ein Meteorschwarm das Wagengestirn ab-
sperrt (umschließt), indem er andauert (eigentl. stehen bleibt).
Hiernach ist es nicht unwahrscheinlich, daß MAR. GW. DA wenigstens
zum Teil dem Persans angehört und daß die genannten Meteorschwärme die
alljährlich in großer Ausdehnung daselbst auftretenden Peiseiden sind.
Es existieren indes noch andere Texte, die noch auffälliger den lokalen
Zusammenhang der beiden Gestirne zeigen, nämlich
5. a) VACh II. Supl. LXIV, Col. II, 7 ff.:
Z. 7. — ''■ Amurn'i \\ (= mes-fja im-sulj) ina """ Siibarlti'" . . .
8. Mu-lii A-mur-ni . . .
'.). — '■■ MAR . GW . DA II (= mes-ffa im-Suh) . . .
10. ''^ Amurü: "-SÜ.Gl . . .
'■) Vgl. hierzu die drei Angaben für den itti ahames innammarü = Mond und Sonne
XIV. Tag (Zeit des Vollmondes, also der werden miteinander gesehen. ^-LU.BAD
diametralen Stellung von Mond und Sonne, GU. VD itti Sin izzaz (VACh Sin III, 52)
bzw. Mond und dem der Sonne nahen Mer- = Merkur steht [gleichzeitig] mit dem
kur) Uli (Sin) itti ili (^ainsi) innaminiir = Mond da.
der Gott wird mit dem Gott (der Mond ■) Bezüglich der Benennung der Venus
wird mit der Sonne) gesehen. Sin u Sanias nach Konstellationen siehe S. 193 ff.
Neuuntersuchungen von einzelnen Gestirnen. 181
li) II. .Siipl. lAIII. II I.:
/,. \\ .\ — ]'■ Aiiiiirnc II (ines/jfi iiu-hihj iiui """ Siifxtrti ''' """ Elmiili '"
h umh u ilHiijUij
I -1. 1 — ] * MAU . (III) . DA II (= »les/ja inmth) SC Bl . Al^ . A .AN.
Ilifi i<l iiherail von nniha (Melcorglanz) ') die Ilecie, tier au.> den he-
treflenden Gestirnen hervorquellt. Aullallend ist, daß in (b) die Ersiheiiumg
im "MAU. GW. DA genau ebeiLSo ISÜ.BI.A§.A.AN = .eljenso" j gedeutet
wird, wie die im ''• Amuirü nämlich: es wird in Submtu und Elatu eine Hnnger;«-
not eintreten. Noch auffallender aber i.st, daß die Eiklärung " Aniurni =
"äÜ.OI (Perseus) in (a) gerade in Z. 10 steht, die doch zu dem ''MAR.
GJD.DA-Omen (Z. 0) gehört. Daß ''äÜ.GI als (Jestirn von Amun-ii
gilt, wi.ssen wir schon aus anderen Texten. Ebenso wissen wir aber auch,
daß "MAU. Gl. DA das IJestirn von Akkad ist (.siehe S. i'02).
Da gibt es wohl nur eine Lösung: ''äü.GI und "■ MAI! .GlD . DA
.sind Nachbargestirne imd beiden ist eine Jleteorerscheinung gemeinsam; da
außeiilem ersterer Amurrii, letzterer Akkad reprär-entiert, so kann keines dieser
beiden Länder von der schlinnnen Vorbedeutung (Hungersnol) belroflen werden;
es kommen In'erbei nur Siihaitu und Elaiii in Lctracht. Wir gelangen somit
hier auf anderem Wege zu dem gleichen Ergebnis wie sub 4., daß nändich
MAU .GID . DA ■/.. T. im heutigen Perseus liegt und zwar in der östlichen
Partie desselben. Möglicherwei.se fährt ^Ü .Gl »der Greis" auf dem Wagen;
doch wollen wir keine Voislellung befürworten, die nicht ausdrücklich durch
Texte belegt wird.
Was nun die beiden Sterne f> und 'Q Tauri belritl't, die in den spätbabylo-
niscben Texten als nördlicher und südlicher siir narkahti bezeichnet werden-),
so ist es allerdings wahrscheinlich, daß sie ehedem zum MAU .GID .D.4-
Gestirn geholten und zwar als die Zugstiere des W^agens (also stir = .h'tr,
st. c. von .sunt „Stier"), die wohl durch < Aurigae mit dem östlichen Perseus
in Verbindung gebracht worden sind. Sicheres imd Genaueres können uns
jedoch nur neue astronomische Texte vermitteln.
* *
*
Außer den S. 149—181 erwähnten Gestirnen bedürfen noch einige andere
einer Neuuntersuchung. Mit Rücksicht auf mehrere noch bestehende Unklar-
heiten ist es jedoch ratsam, sie in eine spätere Abhandlung einzufügen. Siehe
Abh. XII, '201 (i:
') Vgl. II. Supl. LXIV, Col. I, 1 und 2, I, 35). Dir Stcrnlistc in Sternk. I, 2'.l selilioltl
wonach mei-hit niui illani iniitih = iillii Ä«/i sich z. T. an die Liste bei Kri'iNG-Si K.^^SMAIER,
aiw illäiii kiiHnhn isnirur. Hier ist un- ZA VII, 224 f. an, auf die in Siemk. 1,31
zweideutig von einem nach Norden fahren- hingewiesen ist Die rnterschicde der beiden
den Meteor die Rede. Listen lieziehen sich lediglich auf die Tran-
') Der Nachweis stammt von ElPisc; ich skriptinn. Eine weitere Bereicherung un^ie^e^
konnte die Richtigkeit desselben auf Orund an- Kenntnis der „Normalsteme" bietet Stemk.
derer Dokumente nur bestätigen und auf ein I, 2.S9ff.
paar Varianten aufmerksam machen (Sternk.
X.
Die Zikpu-Sterne.
(Erf^clmissc oiiifi- Hevision der S. 77 — S7 angcstcllteri Uiitprsiiclmiio' des Textes
AO ()178 und neue Beiträge.)
Nai'hslcliciidH Aliliaiidluii^' knüpft an meine l'nlersnrliuniicn in Rev. d'Assyr.
(IxA) XI. 1— i'l, insbesondere 1:111. an. nin /.nnäciisl dcrni Kndergebnisse auch
den niclilassyi-iolof^iselien Lesern dei' Ergänzungen mitzuteilen. Hezüglieli fier
einzelnen asfrnnomiselien Belege und assyi-iologi.sclieu Interpretatidncn mnli ich
jedoch auf jene Abhandlung verweisen. Als neue Beiträge sind anzusehen:
I. eine weitere Begründung meiner Deulnng zikjm = „Ilöliepunkt" ; -2. die
Untersuchung der Quelle von vier erheblichen Fehlern in den Zahlenwerten
des Textes AO ()478; ;i. eine sachliche Kritik des Versuchs des astronomischen
Kollegen Kopff, die Sterne jenes Textes zu bestimmen.
Schon Ende Oktober 191:^, also kurz nach der Publikation der Ergänzun-
gen Abb. II— VIII, gelangte ich auf Grund weiterer Untersuchungen zu der
begründeten Überzeugung, daß die „Distanzen" der zikpu-Sierne in AO ()478
nicht Differenzen der Aufgang.s-, sondern der Kulminationszeiten darstellen.
Ursache meines früheren Irrtums waren einige lalsche Angaben der Babylonier
selbst. So erwiesen sich mehrere Daten des King sehen Textes BM 86378
t'.ol. IV, 13 — 30 als trügerisch (siehe oben S. 35 ff.); vor allem aber mufaten
einige Angaben von AO ()478 (siehe oben S. 79—83 und RA XI, 9— 13) zu
der irrigen Annahme führen, es handle sich um Differenzen der Aufgangszeiten.
Schon die Wahrnehmung indes, daß bei dieser Annahme die Ergebnisse der
Berechnung den babylonischen Werten in AO 6478 in einigen Fällen wenig
entsprachen, erregten meinen Zweifel. So z. B. bezüglich des Intervalls ''■Eni —
''■ Stii/tin-angu (RA XI, 13), dessen babylonischer Wert gegen Aufgang.s- und
für Kulminationszeiten sprach.
Entscheidend aber wirkten folgende Umstände: 1. Einige Berichte über
Mondfinsternisse aus der Seleukidenzeit bieten eine sichere Handhabe zur Be-
stimmung von zikpuSlernen, die in der Liste AO 6478 genamit werden. Die
so erlangten Ergebnisse aber zwingen zur Annahme, daß die Zeitdifferenzen
der Liste sich auf die Kulminationen der Sterne (und nicht auf deren Auf-
gänge) beziehen.
2. Die zikpiiSierue sind solche Normal- oder Leitsterne des nördlichen
Himmels, deren Kulmination die gleichzeitig auf- und untergehenden Gestirne
sowie den kurz vor oder nachher erfolgenden Eintritt einer Mondfinsternis
markieren. Demgemäß können ihre .Distanzen" auch nur die Zeitunterschiede
Die Zikpu-StPi-ne. 183
der Kuliiiinalionen (Meridiandurcligärige) bedeuten ; Differenzen der Aufgangs-
zoilon liätlcii hier i<eineii orsiciitliclien Zweik.
3. zikpii lieileiitet: ilöiiepuiikt, C.ulnien'). Der kakkuh zik-pi ist „Stern
<ler Kuiniinatiüii" -). d. Ji. einer jener Sterne, deren Kulmination von den
babylonischen Astronomen zur Zeittjestimnnmg im obengenannten Sinn lienützt
wurde.
Meiirere Gründe für diese Deutung von zikpii iiabe idi in I>A Xi. 1)
dargelegt. Ich füge denselben hier einen neuen hinzu.
zikfiit konmit auch in Verbindung mit Venus ~ imd soweit ich sehe —
nur liei diesem riancfen vor, so in VA C.h Istar II, 151'.-'):
*•■ Dil-bdt inn SIL . LAL-su is-ta-na-kn-a zuiiiif u mile illuki'i-iii ; ''■ Dil-hnt
ana zik-pi is-ht-na-ka-a zuiine ippurasi'i
= ,Werm die Venus bei ihrem Aufgang hochstellt, werden Hegengüsse und
Fluten kommen; wenn die Venus bis zum zikpii binaufsteht, so
werden Hegengüsse zurückgehalten."
Hier kann zikpii nur , äußerste Höhe" hedeutf-n, welche Venus erreicht,
wenn sie etwa 46" (äußerstes Maximum 17" :]0') von der Sonne entfernt i.st.
V'on einei- Stellung der Venus im Zenit ist hier gewiß nicht die Rede. Meine
(iründe sind folgende:
a) Stünde Venus im Zenit bzw. einige Grade unterhalb desselhen, .so
würde es sich um eine Erscheinung am Tage handeln. Letztere ist freilich
möglich ; sie wird auch in den Texten wiederholt erwähnt. So in VA Ch
Istar VI, 1-2: Uil-baf hm ""•!> fehl fit in UD.BAli .A..\S iümi iiiasli) ina erib
Satiisi . . . = Wenn Veims im Tf^jihi mittags im Westen (aufleuchtet). Ebenso
in Islar I, 57. Nach Supl. XXXV, 18 kann sie auch hin kabal siinie(e) ,in der
Mitte des Himmels", al.so im Meridian aufleuchten. An all den Stellen aber,
wo Venus in Verbindung mit zikpu genannt wird, liegt keine .\ndeulung vor.
daß es sich um eine Tagesbeobachtung handelt; eine solche findet sich auch
nicht in den unmittelbar vorausgebenden oder folgenden Omina. Handelt es
sich aber um eine Beobachtung in der Abend- oder Morgendämmerung, so ist
Venus im günstigsten Fall noch mehr als tö" vom Zenit entfernt: man kann
also auch nicht sagen, daß sie sich gegen den Zenit erhoben bat. Eine bloße
Aimüherung an letzteren findet ja bei jedem Zuwachs an Höhe statt.
1>) Wäre zikpii der , Zenit" oder überhaupt eine bestinunte Stelle des
llinnnei.sgewölbes, .so würde man schwerlich die nähere Heslimniung snme weg-
gela.ssen haben. Man sagt doch stets cläl sanu' (der obere Teil des Hinnuels) *),
isi'l snnU- das Fundament des Himmels (Horizont). Warum nie zikip gamrt
') Nicht „Zenit" (wie Be/old, Z.\F \i. G er gerade durch sie auf die Verniutungr ziffim
anniminl). = Zenit gekommen sei. Vergleiche damit
') Es kulniinioren zw.Tr alle Fixsterne; auch meine Darlegungen unten S. 189f(.
aber nur die Kulniinatli>n einer bestimmten ') Von den bisherigen Versuchen, die lo-
Serie hatte für die baltylonischen Astrunomen knien Beziehungen zwischen iiid inmf und
Bedeutung und daher auch deren besondere cM/ snmr festzustellen, sind die von Jf\'<en',
Bezeichnung als Sterne der Kulmination. KB VI, 1, 347f. <und 577) am benierkens-
') Auch Be/old 1. c. weist auf dies»- und wertesten. (Die Vermutung J.s p. 348, daß
ähnliche Stellen hin, und gibt sogar an, dall .Viiiinni-ir in IV R' 20 und 28 den Mond
184
Die Z%pu-Sterne.
C-) Wenn zikpii = Zenit, warum koiiinit der lerniiniis wetler heim Mond
und den Planeten Jupiter, Mars und Saturn vor, obwoiil dieselljen dem Zenit
schlechthin bezeichnen kOnnto, liallo ioli für
die einzig richtige.)
Nicht leicht zn ontsehoidon ist die Frage,
ob flät saiiie nur die Zenilregion oder einen
viel größeren Teil des Himmels umfaßt.
Poetisch -niythologisclie Texte können uns
dabei niclit viel helfen (so z. B. wenn es in
dem doppelsprachigen Mondhymnus IV R-
9, 42 heißt, daß der Mond islii isiil üaiiic aiia
elät saiHi' hin wandelt oder wenn nach IV
R- 28, 26 der Mond [Naiinnr] bei einem
Gewitter iua etat sanii iiiahi [verschwindet]).
Aber auch die asironomiseh-meteorologischen
Te.\to bieten keine entscheidenden Angaben.
In VA Ch II Supl. CVII Vs 6—8, Rs 2 wird
zwischen ina smiie, ina elät ianie und isid
iaiiif unterschieden, woraus wenigstens so
viel hervorgeht, daß rläl iniiif und isid iaiiie
nicht einander berühren. Die Stelle K 8864
Rs (nicht Vs, wie auch jetzt noch Vikollkaud
in A Ch II Supl. XXXVII angibt), 22—28:
ni-du 'pixü, xämii, iirkii, mlmii) iillii elät
idine adi isid saiiif iprik- ^= „ein (weißes,
rotes, gelbes, dunkles) Lichtband wölbt sich
von der Höhe des Himmels bis zum Hori-
zont" (vgl. meine Darlegungen in RA VIII
p. 122 sq.) sagt uns nichts Genaues über die
Lage des terminus a quo; dieser kann in
der Nähe des Zenits, er kann aber auch er-
heblich tiefer liegen.
Nach VA Ch Supl. LXIII, 8 : itrjiatu itltn
elät Same ana isid sa-j)latj, wo es sich an-
scheinend um eine sich von oben nacli dem
Horizont hin verdichtende Kumuluswolke
handelt, die sich bekanntlich nicht sein- hoch
über den Horizont erheben kann, würde
elät Same sehr weit herabreichen.
THO.MPS. Rep. Nr. 252, Z. 3 : '' TIB.AX. XA
nltii AX . PA 1= elät samel ana AX . UR
(= isid saiiie) iprik = „ein , Regenbogen'
wölbte sich von der Höhe des Himmels bis
zum Fundament des Himmels" scheint gleich-
falls dafür zu sprechen ; denn ein primärer
Regenbogen erreicht nur die Höhe von etwa
42", ein sekundärer die von 51°. Ist aber
TIE . AX . XA notwendig ^ Regenbogen ?
Keineswegs. Aus den in Sternk. II 96 und
104 angeführten Stellen ergibt sich nämlich
mit voller Klarheit, daß die Babylonier unter
Umständen auch Halobögen um Mond und
Sonne oder an der Seite dei-selben TIH .
A\ . XA genannt haben. Dies geht z. B. aus
VACh AdadVI, 5ff., 10 ff. hervor: — i,i„
"'"l> Xisaiini '^ Adnd riijim-sit iddi-nm liirkn
iimi „Uli libbi 'Igamsi is-ta-iia-hi-la 'ITIR.
AX .XA GAIl.SVff-sa ma-dis säum <Iänwsa
l.iiiia ijnm-lim ilmi-mn ümn irüb samii
izitnn . . . = „Wenn im Mcmat Nisan der
Weltengott seinen Donner erschallen läßt,
während ein Tages- Blitz aus der Sonne heraus-
fährt, ein TIR . AN . XA, dessen Farbe sehr
(vorzugsweise) rot ist, die Sonne wie ein
ijiniilii umgibt, sodann ein Wetter losbricht,
der (Wolkon)-nimuiel regnet..." und lOff.:
<l Till. AX .XA GAU.Sl'fi-su imi-di.s säimt
inii siiiiirl iamSi kiiiia t/niii-liiii ilmi-ma =
. . . ein Till . AX . XA, dessen Farbe sehr
(vorzugsweise) rot ist, auf der linken Seite
der Sonne sich wie ein ijamht herumlegt . . .
Hier ist aber 'J'lll . AX . XA gewiß kein Re-
genbogen ; denn ein solcher kann nicht die
Sonne umgeben' oder an ihrer Seite stehen;
die Sonne steht ja im Rücken dessen, der
einen Regenbogen sieht.
[Zur Übersetzung: Der merkwürdige Aus-
druck „iillH lililii '' Aiiiisi = aus der Sonne
heraus" ist wohl ähnlich zu verstehen wie inci
Ifabal äamsi „inmitten der Sonne" (hat der
Weltengott gedonnert), was in Tho.mpson
Rep. Nr. 254 so erklärt wird: der Wetter-
gott donnert in der Morgenfrühe beim Auf-
gang der Sonne. Der Sinn unserer Stelle ist
hiernach : wenn es bei Tagesanbruch blitzt
und donnert. Daher auch birku iimi ,,Tages-
Blitz" im Gegensatz zu hirhii midi „Nacht-
Blitz" (Z. 10). Anders J.^trow, Rel. II, 714 f.]
Wie kommt es aber, daß man einen Halo-
bögen zuweilen Tili . AX . XA (sonst = Re-
genbogen) nennt ? Nicht die Form, sondern
die Farbe bestimmte die Wahl des Namens.
Dies geht aus Thompsons Rep. 180 hervor:
„Die Sonne wird in einem tarbnmi '' TIR .
AX ■ XA (= regenbogenfarbigen Haloring)
gesehen."
[Damit erledigt sich auch der Einwand
\\eidners, Babyloniaea VI, 2'. Seine dort
ausgesprochene Ansieht, elät snme beginne
mit der Polhöhe von Babel (32' .,°), ist durch
nichts begründet.]
Wir können somit augenblicklich die Frage
nach der unteren Grenze von elät same nur
mit einem „non liquet" beantworten.
Die Zitpu-SterDO. 185
von Babel (32.5) näher kommen konnten als manche 0/A7)«-Fixsterne, noch
auch bei meteorologischen Beobaclilunjjen (besonders von Haloerscheinunfren) ?
W'aiiun nur in V'erbindunj^ und zwar wiederholt mit Venusy
Doch offenbar, weil es in ihrer scheinbaren Bahn einen zikpu '/M. der
dem Mond und den „oberen' Planeten fehlt. Lud das kann nur der Gipfel
sein, zu dem sie nach dem heliakischen Aufgang als Abend- oder Morgenstern
langsam emporsteigt. Einen solchen gii)t es freilich auch für den Merkur; aber
er liegt bedeutend niediiger. Das Maximum der Elongation des Merkur ist ja
nur etwa 27" und die Sichtbarkeit tiessclbcn crfdrdert außerdem einen tieferen
Sonnenstand als hei Venus.
Ergebnis: a) Trotzdem — wie bereits in diesen Ergänzungen S. ."jl und
in RA XI, 1(J (vgl. auch RA X, 222 Z. 6) festgestellt wurde — die zikpu-
Sterne des Textes AO 6478 allerdings nur durchschnittlich eine Deklination
von etwa 32" haben, also durchschnittlich den Zenit von Babel passieren,
so fordern doch mehicre Umstände, daß hier zikpu , Kulmination" und nicht
.Zenit" gedeutet wird.
b) zikpu in Verbin(hin<i mit Venus bedeulrl ihren höchsten Stand, den
sie als Abend- oder .Morgenstein bei ihrer grüLUen Entfernung von der Sonne
erreichen kann.
.\uf der so auf mehrfaclie Weise gewonnenen sicheren Erkenntnis, daß
die „Distanzen" in Aü 0478 Differenzen der Kulminationszeiten .sind, beruiit
die folgende Liste (S. 180).
Dieselbe enthält nebst den Namen der 20 zikpu-'äX.erne (I) und deren
/(■ilililferenzen nach babylonischer Angabe (a) die entsprechenden modernen
Bezeichmmgen (II) und die RektaszensionsdilTerenzen in Zeitgraden (b) für — 700.
Die Differenzen (a — b) geben Aufschluß über die babylonischen Eehlerheträge;
II derselben bleiben unter dem Absolutwert 1", 7 unter 2', 4 liegen zwischen
2» und 3«; 4 dagegen .sind entschieden fehlerhaft: V VI, VI/VII, XIX/XX und
XXII/X.XIII. Den beiden negativen Fehlerbelrägen — ."j.Ol und — ."i.Sl stehen
hier die positiven ^ .')..")'.( und -f •J--8 gegenüber. Daß zwischen IV und VII ein
Zeitraum von über 1 1 " übersprungen bzw. nicht beachtet ist, habe ich schon
früher (s. oben S. 80 f.) erkannt. Ich erklärte den Fehler damals durch die
Annahme, daß das Intervall ß — f) Herculis unbeachtet blieb. Schwerlich konnte
dies aber daher rühren, daß ein bahylnni.scher Beobachter so weit aus-
einanderliegende Sterne miteinander verwechselte; der Fehler nmßte vielmehr in
der Komposition der Tafel liegen, die jedenfalls aus mehreren Serien von
Beohachtimgen hervorgegangen ist, deren Aufzeichnung die einzelnen Sterne
nicht unzweideutig angab und so den nicht sehr kenntnisreitheii Tafelsclireiber
täuschte (s. oben S. 7'.lf. 83 umi RA XI, lOff.).
Ebenso führte ich das fehlerhafte Intervall XIX '.\X auf eine Verwirhselung
zweier Sterne i)ei der Komposition der Tafel zurück (oben S. 80, RA XI, 12).
Dei- Fehler XXII'X.XIII tiagegen, der l)ei der .\nnahmi' von Differenzen iler
.Vufgangszeiten gar nicht vorhanden war, wurdi- von mir erst nachträglich
(IIA \l. I V) als Tatsache k.HHtaliert.
186
Die Zikpu-Stcrne.
I
Babylonischer Name
a II
Diff. j Moderne Bezeichnung
b
Differenz der
Rektasz.
a
Differenz
(a-b)
1.
'^ Suchin
n Bootis (Aiitiinis)
II.
*'"• SiiduD-iiiisu inlttu
9" s Bootis
S°39
+ 0!61
III.
*"• Kippa-tii
12
ß Coronac liorenlis
1 1.25
+ 1.75
IV.
'' Ahü-a-ti
15
ß Hercuiis
16.52
— 1.52
V.
'■"■ Ur-ka-a-ii
5
C Hercuiis
6.23
— 1.23
VI.
Kahkahu eclu
10 l/( HeiTulis
15.61
— 5.61 !
VII.
'"Gmcni-din (= Bf-lithulüfi)
10a Lyrae
15.S1
— 5.81 !
VIII.
Kumaru ki *' Vd-ka-dü-a
20
Ö Cygni
18.64
+ 1.36
IX.
Kokkabu nibü ,w irti-^u
10
n Cygni
12.27
- 2.27
X.
^iiii:u jh *' Ud-ka-dii-a]
20
1/ Pegasi
22.53
— 2.53
XI.
Asidu [sa *■• Ud-ka-dii-(i]
20 n Aiidroniedae
18.94
+ 1.06
XII.
IV sa *■ Lulim
10 Gruppe bei v AiHlroiiiedae
9.71
4-0.29
XIII.
Kakkab umniulüti
lö 7 Androniodac; li l'oisei
15.34
— 0.34
XIV.
Kttkknbu nibü ki ''■Siif/i
15 1 ^ Persei
i (oder fi l'ersei)
13.6S
(14.79)
-L 1.32
(J 0.21)
XV.
''■ N<ip-<i]ni
10 e Fersei
(c + /^. ^! b Persei)
10.71
(9.12)
— 0.7 1
XVI.
*"■ Gandti
15 a Aurigae (»/ Aurigae)
14.77
+ 0.23
XVII.
^■liUtu m Gamli
10 T ( f- Ö) Aurigae
(oder ß Aurigae)
9.61
(9.76)
+ 0.39
(+ 0.24)
XVIII.
''■ MaS-tah-ba Imaljn'i]
30 n Geminoruni
26.94
(26.79)
+ 3.06
(+ 3.21)
XIX.
*• Mas-tah-ha arkü
5 ß Geminoruni
4.30
+ 0.70
XX.
^■Al-hil (= §Utu)
20 i Cancri
14.41
+ 5.59!
XXI.
II kakkabf 1'' sa kakkad
*"• Ur-gu-la
20
e -j- /t Leonis
1 7.59
(Mittelwert)
-~ 2.41
XXII.
Kakkabu IV sa irti-su
10
y Leonis
9.09
+ 0.91
XXIII.
Kokkabu II sa rapasti-su
20 <5 Leonis
14.72
+ 5.28 !
XXIV.
Kakkabu edu sa zibbati-su
10 /? Leonis
11.07
— 1.07
XXV.
>'Eru
10 J/ Virginis
{y C.oniae Berenices ?)
9.09
(9.78)
4-0.91
(0.22)
XXVI.
*■• Sudun-ansu
25 >/ Bootis
25.66
(24.97)
— 0.66
(0.03)
I.
*■"■ Öudun
8
a Bootis (Arcturus)
7.02
J- 0.98
Bemerkangen zn vorstehender Liste.
II.
Wahrscheinlich gehört zu e Bootis die südlich davon liegende Gruppe f, jt, Z<
aber aus den RA XI, 16 augeführten Gründen ist t der eigentliche ;r/fc/)»-Stern.
Der Helligkeit nach wäre a Coronae vorzuziehen; aber die Berechnung befürwortet
die Wahl von ß.
Möglich sind auch die vier kleinen Sterne ,t, o, ;, r Cassiopeiae an der nördlichen
Grenze der Andromeda.
■/ Andromeda ist als Stern der nnimnlüti (Schwachen), nämlich des lichtschwachen
Cumulus h Persei aufgefaßt, mit dem der Stern nahezu gleichzeitig kulminiert.
XV. Die größere Helligkeit vei-sehafft e den Vorzug; an sich niögl. ist aber auch C (4 Größe).
XVII. Möglieherweise bildet (i mit i, r, r, It eine Gruppe (den Handgriff des Gamlu).
Hier ist statt der Rektaszension der ereten beiden Sterne f und u das arithmeti-
sche Mittel ihrer Rektaszensionen gewählt, was gewiß erlaubt und sogar vorzu-.
ziehen ist. Dadurch bleibt die Ungenauigkeit des Intervalls XX/XXI innerhalb
der zulässigen Grenzen. (Vgl. RA XI, 15 f.)
III.
XII.
XIII.
XXI
Die Zilfpu-Sterne. 187
Obige Erkläiungsweise halte jedenfalls sehr viel für sich. Wenn sie sich
aber in bezug auf das Intervall ß — ö Herculis nicht bestätigte, so verdanke icii
diese Erkenntnis nur den sicheren Angaben einer Tafel vom Jahre 80 v. Chr.,
wonach der VI. Stern = // Herculis ist (RA XI, 17. VI). Statt einer Lücke
zwischen zwei Sternen von über ll' erscheinen jetzt gleich hinteieinander zwei
Fehlbeträge von zusammen 11.4. Dieselben sind gewiß nicht wenigei- schlimm.
Von einem Beobachtungs-Fehler kann indes hier noch weniger die Rede
sein; denn es ist eher denkbar, daß ein Beobachter, der seine Messungen zu
verschiedenen Zeiten anstellt, sich bezüglich des terminus a quo einmal irrt
und .so in seiner Serie eine Lücke hervorruft, als daß er zweimal hintereinander
Fehler von — ö.C) und — 5.8, also Fehlbeträge von je 32-23 Zeitminuten
sich zuschulden kommen läßt. Um sie zu erkennen, bedurfte es keiner
Wassenihr, es genügte der Augenschein, eine oberflächliche Abschätzung der
Gestirndistanzen.
Der Kehler fällt vielmehr entweder dem zur Last, der die Tafel aus ver-
scliiedenen Beobachtungen zusammensetzte (wie oben dargelegt) oder einem
späteren Abschreiber, der schadhaft gewordene Partien des Originals durch
eigene Weisheit zu ergänzen suchte. Und so sind wohl auch die andern beiden
großen Fehler XIX/XX und XXII/XXIII zu erklären. Schwerlich wird eine
andere Lösung der Frage gefunden werden. Von der Zulässigkeit derselben
wird sich jeder Astronom, der sich eingehender mit der älteren Sternkunde
der Babylonier befaßt, leicht überzeugen. Lehrreich ist in dieser Beziehung
besonders die Venus-Tafel K 160 (Sternkunde II 2.j8fif.). Das Schriftstück
enthält erwiesenermaßen sehr grobe Entstellungen eines weit älteren richtigen
Originals (s. Sternkunde II, bes. 2711'.). Die gleichen Fehler finden sich in
K 2321 + 3032 und beide Tafeln gehen zweifellos auf eine gemeinsame Vor-
lage zurück, die natürlich von der gleichen Güte war. Noch interessanter aber
ist, daß der babylonische .\stronom, der auf Grund der Beobachtungsserien
von K 160 die mittleren Zeitintcrvalle der Venuserscheinungen ableitete, die
groben Fehler, die man in jene Serie hineingeflickt hatte — mit einer einzigen
Ausnahme — nicht einmal merkte. (Vgl. Sternk. II. :27Gfl'.. bes. 270; Ergänz.
10(1(1'.) Der Fall ist um so lehrreicher, als es sich hier um ein astronomisches
Dokument handelt, das mehrfach aufgelegt und sogar als (irundlage einer
schematischen Darstellung der Venuserscheinungen benutzt wurde. Was hier
Tatsache ist, kann auch bezüglich unserer SIernliste nicht als unwahrscheinlich
gelten. Eine Kontrolle derselben hätte ihre Fehler allerdings bald aufgedeckt;
aber eine solche ist oflenbar lange Zeit unterbliebin. In der Scicukidtnzeit
wäre ein derartiger Schlendrian nicht denkbar.
Mein Artikel in der Revue d'Assyr. XI, 1, 1—21, auf den ich mich in
Vorstehendem wiederholt berufen konnte, ei-schien zwar erst Mille Februar UM 4-,
aber diese Verspätung beruhte lediglich auf Mangel an Raum ; siehe TmmEAr-
Dangin, Rev. d'Ass. X 222 ', wo auch bereits bemerkt wird, daß ich .<eil der
Publikation der 2. Lieferung meiner Ei-gänzungen (s. ol)en S. 21—140) zu teil-
weise anileren Schlußfolgerungen gelangt sei. Worin dieselben vor allem be-
standen, konnte man aus Rev. d'A.ss. X. 221 gleichfalls klar ersehen. Denn
188 Die Zi^pu-Sterne.
es licilM dort: „Le preniiei- Systeme expriine, d'apios Kugler, des mesures de
teiiips: le poids de l'eaii qui s'ecoule de la clepsydre, mesure le tenips eutre
les passages de dcux etoiles au meridien" '). Diese Feststellung liat
mein Kollege auf meinen ausdrücklichen Wunsch hinzugefügt.
Nun ging mir wenige Tage vor dem Erscheinen meines eigenen Aitikels
Rev. d'Ass. XI. 1 als Separatum aus ZA XXVIII, 352 ff. „Aus einem Briefe des
Herrn Prof. August Kopff an C Bezold" zu, wo gegen meine — frühere —
Ansicht, es handele sich wahrscheinlich um Unterschiede der Aufgangszeiten,
Stellung genonnnen wird. Sow'old Kopff als Bezold (der den Brief mit einer
Reihe von Zusätzen versah) hallen daher tjUenbar die mich betrerfeiiden An-
gaben Thureau-Dangins ganz überseh(>ii lizw. mißverstanden, wie sie iiiii' auch
meldeten.
Übrigens hat Kopff selbst für seine Ansicht, es handele sich um Unter-
schiede der Kiilminationszeiten, keinen stichhaltigen Grund vorgebracht. Sie
dünkte ihm nur deshalb .wahrscheinlicher, weil Bestimmungen von Stern-
al)ständen wohl leichter bei Beobachtungen von deren Kulminations- als von
deren Aufgangszeiten ausgeführt werden können". Koeff vergifjt aber dabei
ganz, 1. daß Beobachtungen im babylonischen Flachland mit klarem
Horizont in Frage stehen, und -2. daß sich die Babylonier vorzugsweise mit
Horizonlbeobaclitungen abgegeben haben.
Aus dem angeführten Grunde haben einige seiner an sich zutrelienden,
mit den meinigen sich deckenden Identifizierungen natürlich nur hypothe-
tische Geltung, was ja auch Kopff .selbst (1. e. p. 357) zugibt. Sicherheit er-
langen sie erst dnrcli die RA XI, 13 f. (und oben S. 182 ff.) geschaffene feste Basis.
Wenn Kopff ferner eine von mir — gleichfalls früher — angenommene
Lücke zwischen ß und d Hercules be.streitet, so deckt sich seine Ansicht in
erfreulicher Weise mit meinen Darlegungen in RA XI, 14 ff., bes. lü.
Doch kann ich seiner Begründung nicht beipflichten. Kopff sagt: „Die
Annahme, daß die babylonischen Astronomen in offenbar vielgelesenen und.
wie es nach dem Befund von |BM| S(;37S und seinen Duplikaten den Anschein
hat, ziemlich sorgfältig tradierten Schulterten durch mehr als drei Jahrhunderte
hindurch die falsche Identifizierung zweier um über 10" voneinander entfernter
Sterne nicht sollten bemerkt haben, ist nahezu undenkbar." Die hierbei ge-
machten Voraussetzungen werden jedoch nicht leicht zu beweisen sein oder
wenn sie es auch wären, kaum zu den Schlußfolgerungen Kopfes berechtigen.
Statt langer Ausführungen bitte ich nur das zu beachten, was oben S. 187
über den wichtigen Text K. 160 gesagt ist. Die häufige Lesung und die sorg-
fältige Tradierung waren bei den alten Babyloniern und Assyrern erfahrungs-
gemäß nicht genügend, grobe Irrtümer aus ihren astronomischen Schriften zu
entfernen. Und gei-ade diejenige Partie des angezogenen Textes BM 8G378,
') Hier werden zuerst die Maße des lieh derjenigen, die im Texte genannt wei-ilen).
I. Systems als Zeitmaße charakterisiert. Dann Die Hervorhebung durch Sperrdruck rülirt
folgt die Anwendung dieses Gewichts- von mir her; sie findet sicli in RA X, 221
maßes zur Bestiuimung der Zeit zwischen nicht,
den Kulminationen je zweier Sterne (natür-
Die Zikpu-Sterne. 189
die von den Kulminationen und gleichzeitifren lieliakischen Aufgängen handelt,
leidet an nicht geringeren Fehlern |s. Ahh. Xll {-H)l IW). I, :2J. Da konnte nur
eine ern.stliafte Kontrollmessung Wandel schallen: aher diese imterhlieb: andern-
lalls hätte man — wie bereits oben hervorgehoben — auch die nachweisbar in
AO G478 vorhandenen Fehler von id)er ij" ausgemerzt.
Der wirklich zwingende Grund, die obenerwähnte , Lücke- anlV.u;.'eben,
ist ein ganz anderer (s. oben S. Is7).
KoPFF ist ferner der Ansicht, dal.! die heileren Sterne nach Möglichkeit
zu bevorzugen sind; den gleichen (irundsalz habe auch ich in RA XI, Ulf.
befolgt; doch ist nach mir jene Möglichkeit erheblicii begrenzter als bei Kopff.
Es macht ja freilich keine Schwierigkeit, fdierall tue hellsten Sterne auszu-
wählen, wenn man dafür stets eine innerhalb weiter Grenzen schwankende
Ungenauigkeit der Beobachtung in Kauf nehmen darf. Ist dies aber zulässig-'
Nach KopFF sollen die Beobachtungsfehler |sicl] in den Rektiszensionen 4",
ja sogar 5" {einschließlich der Abrnndungslehler) betragen, und solcher Fälle
liegen, die Richtigkeit seiner Idontilizierungen vorau.«gesetzl, nicht wenige vor.
Es ist indes — imi es zu wiedeiholeii — nicht recht begreiflich, daß man —
selbst bei der primitivsten Methode — eine Ditferenz von .j", also einen Zeit-
unterschied von 20 Minuten nicht bemerkt haben .soll. Das ist ja noch
3 Minuten mehr als die Bckla.szensionsdilTeienz von d und /;' (leiuinornm
(Castor und Pollux) !
Obendioin trifft es nicht zu, daß die von Kopkf bestimmten Sterne keine
größeren Dilferenzen aufweisen. Das läßt sich freilich aus seiner Liste I. c.
p. 1557 sq. nicht ersehen; denn auch hier beruft er sich lediglich auf seine
Karte (für — COO), die uns nicht vorliegt, und bietet keine Zahlenbelege.
Doch läßt sich dieser Mangel durch Berechnung der bei Neügebauer. Stern-
tafeln, fehlenden Positionen ohne sehr große Mühe ersetzen. Es ist im Fol-
genden für /i r.ygni, nach Kopff der VIIL .Stern der Liste, geschehen. Man
vergleiche nun die babylonischeu Dilferenzen mit den Unterschieden der Itekt-
aszensionen der von Kopff angenonunenen Sterne VII, VIII und IX!
, , Bahyl. Rektasz. -,.,,
<» Difför. -TOn ^'"'■'
VII. Jiilif lidlofi I .2()'< « Lyrae 25tCr. I ||=^)j
VIII. KiiiiKini s,i Vd-hi-ilii-ii ' /JCygni i'GT.s J
IX. Mbii s,i irll-su I '"" ;• r.ygni :>S1..-) , '■'•'
Die Dillerenz /i ('.ygni—n Lyrae wäie also um rund '.•" zu klein.
Wenn aber die Bestinnnung von VIII zweifellos ganz irrig ist. welche
Gewähr bieten dann die folgenden davon abhängigen (ileichungeny Sie er-
scheinen aber auch in sich bedenklich. Dei" J\iiifu des Panthers (X) soll
u ('.e|)hei und dei- Asiitu des Panthers {XI) o Amlromeda sein. Aber — ganz
abgesehen davon, <laß nach S. Mi:!, RA XI, IS und Abh. XII (-UM tt.) I Oplieus
schwerlich zum Panther gehört — empfahl sich « Cephei, dessen Deklination um
— 7ü<) ^>'2X) betrug, also volle iO° nördlich vom Zenit von Babel stand,
nicht als zihpii-ük'rn (s. oben S. ISiifT.). -Ms solchen hätte mau noch weil
eher (i oder « Cassiojieiae verwciulen können, die aber in der IJste Kopffs
KiikUt. SlvTiiküiuli' iiiul StiTnillcMMt, Kfvitn/iinKt'ii. 14
190 Die Zi^pu-Sterne.
fehlen. Und der kleine Stern o Andromedae soll den Asidu (des Bein oder
dgl.) eines gewalli^'en Raubtieres repräsentieren. Das leuchtet nicht recht ein.
Ferner glaui)t Kopff, IV so ''■ Lulim sei a Andromedae. Bezold macht
dazu die Bemerkung', daß nicht (wie Thureau-Dangin und ich annehmen) „Die
vier des ''■ Lulim", sondern „Stern 4 von Luliin" zu deuten sei. Er macht
sich allerdings .selbst den Einwand, daß „Stern" voi' 4 fehle, meint dann
aber: „die vier Sterne des Lulim" hätte der Schreiber wohl durch 4 kakkabäni
sa Lulim ausgedrückt wie später die „zwei Sterne des Kopfes des Löwen"
durch 2 kakkabäni Sa kakkad Urt/ula. Darauf erwidere ich: gewiß hätte der
Schreiber das getan, wenn — wie der Kopf des Löwen aus zwei — Lulim
sich lediglich aus vier Sternen zusammensetzte. Das trifft aber nicht zu.
IV sa ''Lulim bezeichnet wohl vier nahe beisammen stehende Sterne
innerhalb des Lulim. Hätte aber der Schreiber „den 4. Stern von Lulim"
(das ist doch der Sinn von Bezolijs Deutung) bezeichnen wollen, so würde er
gewiß — wie in andern Fällen — kakhihu IV geschrieben haben, zumal ein
Mangel an Raum nicht vorlag. Die Deutung Kopefs wäre indes auch mit der
Übersetzung Bezolds kaum in Einklang zu bringen, falls, wie beide jetzt (ZA,
358) — gegen früher (ZÄF, 1 1-*, 4(>f.) - annehmen, n Andromedae der west-
lichste Hauptstern des Lulim ist. Denn da die Zählung der Sterne von W.
nach ü. voranschreitet, wäre n Andromedae nicht als viertel', sondern als
erster Stern des Bildes zu betrachten.
Die Identitizierung von /)' m '•' Lulim mit a Andromedae paßt außeidem
sehr wenig zu der Position des mittelbar folgenden Xibü sa bi'tgi, der sicher
entweder ß oder n Persei ist. Denn die babylonische Zeitditlerenz der beiden
Sterne ist 15 -f 15 = 30^'; die Rektaszensionsdifferenz ß Persei — «Andromedae
dagegen 38.83 und die von a Persei — n Andromedae sogar 40.42.
Den zwischen beiden stehenden kakkob mnmulnti hat Kopff mit „firuppe
bei C Andromedae' identifiziert; allein diese .Gruppe" ist allzu wenig determi-
nierbar, um als kulminiei-endes Leitgestiin fkakkab zikpi) gelten zu können;
auch ist zu beachten, daß es nicht kiikkiiliaiii uiininilufi heißt, sondern kakkab
ummulüti, ,der Stern der Schwachen".
Der Stern (XXIJ.) kakkabu IV ia irti-su ist nach Kopff C Leonis und
(XXIIL) kakkabu II sa rapasti-su l) i^eonis. In RA XI, 19 habe ich jedoch den
Nachw'eis geführt, daß ersterer /, letzleier t) Leonis ist.
(XXV.) ''■ Eni (von ihm mit Bezold A-bil geschr.) wird von Kopff mit
Goma Berenices identifiziert. iN'ach meiner Berechnung RA XI, 15 und 20
würde y Comae Ber. (Gr. 4.7) in der Tat sehr gut passen ; doch siehe die
Gegengründe oben S. 161 f.
Was die a Lyrae vorausgehenden Sterne betrifft, so ist ihre Bestinmiung
gleichfalls nicht einwandfrei.
Der (III.) Stern GAM-tu^) ist nach RA XI, 17 doch eher /i Coronae als a.
Ferner ist der VI. Stern : kakkabu edu (DIL) sicher nicht | oder j^ Herculis,
sondern ,« Herculis (RA XI, 17 f.). Zu letzterem würde alleidings die Annahme
(IV.) MAÖ-a-ti^) = iT Herculis stinnnen. Las.sen wir aber diese Gleichung gelten.
so wird die Differenz (III.) r; .4.1/-/» -(IV.) MAS-a-ti 2o!l, bzw, (wahrscheinlich)
Die Zikpu-Sterne. 191
22.7 statt 15' (babylonisrh) betragen. Außerdem hätte man gerade den hellen
ß Hercnlis (Größe 2.7), der als W . .Stern sehr gut paßt, gar nicht beachtet.
Das alles klingt aber nicht recht glaubhaft.
Soviel über Kopffs Identiflzierungsvcrsiiihc. Im Ansclilul.i liif-raii koninit
er auch auf das 111. Maßsystem unseres Textes (s. oben S. 78 und vor allem
HA XI, 2fr.) zu sprechen. Nach ihm ist es der Parallelkreis in 3G" Deklination
(ungefähr die Breite von Ninive). den man in Gls Ol Ml Teile eingeteilt habe. Wie
konunt es aber zu dem Wert !5()"';'
Er selbst gibt hierüber keinen direkten Aufschluß; aber es läßt sich
millelbar aus seinen Berechnungen S. 3.j4 erkemien, wo er zu zeigen ver-
sucht, daß die Z/A-y^H-Steinbilder um — tiOO sich am besten dem Zenit eines
Ortes von der geographischen Breite SG** (Ninive) anschmiegen. Die gleiche
Annahme begegnet uns schon in ZÄF (i, wo Bezold seine seit langem gehegte
Vermulung zikpu = Zenit durch die Lage mehrerer der in BM S(iH7S, Col.
IV, 4 ff. aufgezählten, teils von mir, teils von Kopff bestimmten ^/A-y^M-Geslirne
zu bestätigen sucht. Dagegen nmß jedoch folgendes geltend gemacht werden:
1. Die Voraussetzung, die in babylonischer Schrift abgefaßten Tafeln BM
S():i7.S und AO (1478 beziehen sich auf den Zenit von Ninive, ist unberechtigt
(s. oben S. I4()f.); die Existenz eines assyrischen Duplikats (K 9704 siehe oben
S. IKlff.) des zweiten Textes beweist dagegen nichts; denn wir kennen eine
ganze Menge von assyrischen Kopien babylonischer Originale: davon aber,
daß man in Babylonien, dem Ilauptsitz der Astronomie, as.syri.sche Sternkunde
importiert hätle, wissen wir nichts. 2. Der in Z.\ 354 f. erwähnte Versuch
KopFFS .'scheitert an der rnsicherheit und zum Teil auch an der Unrichligki-it
der Voraussetzungen. Kopff opeiiert mit ,den .Xbständen der von uns als
sicher oder doch wahrscheinlich identifizierten ^/A/JH-Slernbilder vom astro-
nomischen Zenit bei 'M\^ geographischer Breite". Allein selbst von den im
wesentlichen richtig identifizierten Sternbildern kennen wii- meistens ni<ht die
von den Babyloniern angenonunene Ansdehmnig, wodurch auch die Bestim-
mung der Mitte um mehrere Grade un.sicher wird. l'L> . KA .<iAli . A i>l
nach Kopff (lygnus |- Cepheus; um aber die Mitte zu beslinunen. läßt er
Cepheus ganz außer acht; ebenso verfährt er bei Lulim, den er für .Andronied.i
(wahrscheinlich - C.assiopeia) hält; demi hier wird Andromeda und zwai- .in
ihrer heutigen Ausdehnung'* allein berücksichtigl. Das ist doch zu wrni^'
konse(|uent. äÜ.I'A soll nach Bezold und Kopff iler ganze Bootes sein; da>
scheint mir aber kainn gerecht IV-rl igt; denn wir haben nur Belegt- für die
Gleichung SÜ.PA = Arktur, höchstens Bootes Süd (S. '.i. 7:!. .')(•)). Für verfeldl
nndj ich aber die Annahme von Bf.zold und Kopff: lli-iji'il-ai = C.anes ve-
natici halli-n. Als ein kulminieicndes Orientieinngsgestirn liegm lelzlere viel
zu IkkIi; demi <lei' einzige in Bctiachl konnuende Stein n hatte um l'(H>
eine Deklination von etwa 52". Nicht recht versländlich i.<t es auch, wii'
Bezold imd Kopff dieses Sternbild als ZeniHerid)ild ansehen kömun. wo
') Diese Schreibweison wiinloii liior mit lieh ilor riolill);oii (..iuIIim-iiii»; iIit lipiden
Rücksicht auf die von Koii i 1. c. p. :15M an- Xanion (ki}ii»i-lii, Aho-n-lh siclu- l!.V XI, 17,
gownnülon (tinniti, .Xtninli) gcwSlilt. Rozü);-
14*
192 Die Zikpu-Sterne.
doch selbst die südlichsten Sterne desselben noch beträchtlich über dem Zenit
von Ninive stehen (und vom Zenit von Babel sind sie noch U^," "t^'h' entfernt).
Die Babylonier müßten sidi denn ihren Zenit als eine Kalotte von zirka 40"
Durchmesser vorgestellt haben. Doch brauchen wir mit dieser Möglichkeit
um so weniger zu rechnen, als nach S. 1S3 zikpu nicht Zenit, sondein Höhe-
punkt. C.ulmen bedeutet.
I)at3 KoPFF meiner Erklärung der Zahl (JiSUüd (siehe ol)en S. 78 und
besonders ZA XI, öff.) als eines Produkts aus einem reellen Faktor ((J48 =
Anzahl der in der Peripherie eines größten Kreises enthaltenen mittleren
Monddurchmesser) und einem ideellen Faktor (1000 = N'icizaiil) biistinimt.
Ireut mich sehr. Auch hat es micli interessiert, daß er der ^lü^diciikeit
Raum gibt, die Babylonier hätten damals noch nicht mit der Vorstellung einer
Himmelskngel gerechnet, sondern angenommen, daß bis über den Zenit hinaus
die Parallelkreise gleichen Umfang haben mit dem Äquator.
Ganz die gleiche Idee habe ich nändich im Herbst 191:5 dem Kollegen
Thubeau-Dangin wiederholt brieflich ausgespiochen und begründet (was derselbe
— wo nötig — mir gewiß gern bestätigt und auch ans seinen Antworten hervor-
geht). Ich halle auch jetzt noch diese Krklärnngsweise für annehndjar, wenn auch
keineswegs für siciier. Es ist nämlich auch möglich, daß man die Bogenlänge
des Äquators des Himmels = 720 000 hiru und die des Parallelkreises, auf
den die ^lÄ-yjK-Sterne bezogen werden, = fiiSOOO heni annahm (siehe RA
XI. 201".. wo ich die Ansicht Thuheaü-Dangins astronomisch zu begründen
suchte). Hieinach hätte man den Äquator als das 720fache des Sonnen-
durclunesseis von '/l»" i"'tl den letzterem entsprechenden Aqualorbogen ^= 1000
heru gesetzt. Dem Wendekreis des Krebses kämen dann GGO= 1:2 X '"'-^ Sonnen-
durchmesser zu. wofür man aber — um <ler bequemen Teilbarkeit willen —
12X54- = 648 angenommen hätte. Doch siehe 1. c. p. 21 und beachte außer-
dem, daß man als Maßeinheit für Sterndistanzen doch wohl eher den mittleren
Monddurchmesser als den Sonnendurchme.sser annahm; dann aber müßten wir
dabei verbleiben, ilaß die 648000 beru einem giößten Hinniielskieis angehören
und die alleren Babylonier — wie später noch Ptolemäus — den mittleren
Monddurcimiesser = 33V3' setzten. Wie dem aber auch sei, das Prinzip der
Kreisteilung in ()480OO brni, das oben S. 78 und besonders RA XI, öff. dar-
gelegt wurde, bleibt dadurch unberührt.
XI.
Benennung von Planeten nach Sternbildern
und Himmelsgegenden.
I. Von Konstellationen entlehnte Planetennamen.
Eine sehr häiifi<re Er.sclieiniiiifr der hahylnnisclien Aslrolo.u'ie ist die Be-
iieiinim^' von Planelen h/.w. Planelen^'ottlieiteu iiadi Fixslernhilderii. Dies be-
zeugen nielnere Slernlisten, so /.. B. K i'nO, K I I iN:{. K tlO-J (CT XXVI PI. 40,
11 iMid 1i') und zalilreiclie Ominafornieln. So willkürlich dies auch scheinen
nia;;, so stellt sich doch hei nfdierer l'rüfun;^ heraus, daß eine solche Benennung;
in wirklichen astrononiischen Beziehungen ihren (Jrniid hat.
Wir haben bereits oben S. 17:2 gezeifjt, daß die \'(iius ilUlbuti in den
einzelnen Monaten jedesmal nach einem Sternbild benannt wurde, das in dem
betreffenden Monat heliakisch aufging. So heißt Venus
im Düzn Xaiifjru- ek-li (Cancer)
, Aiiu li.iX (f, f> etc. canis maioris ^- nördl.
Puppis)
, Ululii .Vr.V.A'/ (Vela ■ sfidl. Puppis)
, Tisritn KX. TK. S. \ . M. 1 S . SIC (Centaurus)
1 Ki>liMni 1^',^^; "i ^. ^. I |Sagillariu-
. Tebiiu r-<( (Capricornus. Kopf)
. SalMlii 1>I L.dAX H'ih-iliuii (östlicher A(|uarius)
I HA (= nfinu) l,n- • . ^
- ■^''•"" \Hi"K A |(Piscis ansirmus spec. o)
Vielfach konunt aber ein ganz anderer (irundsalz zur (iellung. Es ist
folgender. Der l'lahel, der in ein (iestirn H eintritt, winl nach dem (Jestirn
.\ benannt, das aulgehl, wenn B uniergeht, oder untergehl, wenn B aufgelil.
Die beiden (iestirne stehen also am Horizont einander gegenüber (in Opposition).
Die .\strologen diücklen dies so aus: *' A * B iki<ud = das (Jestirn A ,er-
rei(ht(e)" das fiesirii B oder umgekehrt. Dies hat aber den Astrologen noch
nicht gem'igt. Sie dehnten die Benennung des Planelen nach dem jenseits
stehenden (iestirn auch auf den Fall aus. wo dieses gerade untergegangen i.st,
wenn das diesseitige Cieslirn aufgeht. Es heißt dann: *' .\ (iiki * • B ikstifi =
') Bonclilo, (Ion hier k>ikkri>> dl' . I.A „das pri>H(< Costirn" cino pnnz andere Ki>nMp|la-
tiiin dni-slelll als in ilon S. HU", und ir>8 bosprochoncn Texlon.
194 Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden.
(las Gestini A erreicht(e) B nahezu. Meistens lautet die Omenformel aber noch
allgemeiner so: '■"■ A aiia *" B ithi = das Gestirn A nähert(p) sich dem Gestirn B.
Aber auch ohne dei'artige Angaben läßt sicii feststellen, daß Planeten nach
derjenigen Konstellation benannt wurden, zu der sie sich gerade in Oppo-
sition befanden.
A. '•• ICrti = Venus (als Morgenstern) im Bereich der Plejaden.
Diese Tatsache läßt sich mehrfach belegen.
(a) Thompson, Rep. 205 A, Iff.:
(«) — '' Dit-bat ina '"'"f> Xisannu ir-jhi] ehfir nuili iha.l^if.^i): . . .
Iß) _ fr.ß.,, MUL.MVL iksii'l(ml) ['' Ailwl ira/j/jis/ ''■ Dil-but imi Hb MUL.
MUL [izzaz]
= Wenn Venus im Nisan untergeht, wird die Ernte des Landes sein : . . .
Wenn *" Eni (Virgo W oder Goma ik'renices f 'r'":']) die Plejaden erreicht,
wird Adad eine Überschwemmung bewirken. Die Venus steht
(wirklich) in den Plejaden.
(b) ViROLLEAUi), AC.h, .Su|j1. L, 7:
— ''Eni inta MUL. MUL ihsurlfwl) •'4'''"' irabhh i-' Dilbat /*■.../
(c) ViROLLEAUD, II Supl. LXVIII, 17:
— ''■Eni ana MUL . /MULJ ik.^ud(ud) ina .satti ^iäti ''[Adad inih/jix]
Wenn '■'Eni die Plejaden nahezu erreicht, so wird Adad im gleichen
Jahre eine Überschwemmung bewirken.
Aus diesen Stellen geht hervor, daß Dilbat (Venus) ''Em genannt wird,
woim sie die Plejaden erreicht oder nahezu erreicht. Dies läßt sich natürlich
nur auf Grund einer auffallenden Beziehung der Plejaden zu dem i/>«-Gestirn
veistehen. Da nun letzteres Virgo W oder Coina Berenices (??) ist, so kann jene
Beziehung nur darin bestehen, daß ''Eni ganz oder iiaiiezu gleichzeitig mit
dem Aufgang der Plejaden untergeht. Ergebnis der lieclinung für — 700:
Sternzeit des
Untergangs
e (70) Virginis 269.1 (cca.^so")
;' Goma Berenices 277.1
B. '■• fVf = Venus (als Abendstern) im Cancer.
Venus wird in einer Reilie von Texten '•' Uza genaimt, so z. B. in VA Ch
JSupl. XXXIV, 36 und II Supl. CXIX, 14. Es existiert aber auch ein Text,
der nicht nur die Tatsaclie aufs klarste bezeugt, sondern auch über die ent-
sprechende Position der Venus und den Grund ihrer eigentümlichen Benennung
Aufschluß gibt ; es ist Thompson, Rep. Nr. 207 :
(a) " D'd-bat ina erib Samsi ina Jjarran sii-iit '' En-lil innaminar(mar) an-ni-u
pi-si-ir-sü
— " Dil-bat ina ""''-' Sivüni innamir Mimkuiim(tini) '"''' nakri
Sternzeit des
Aufgangs
C Persei
275.8
); Tauri
281.2
Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden. 195
{ß) — '' Dil-bttt iiia hfiiran Sn-ut '' Eii(lU) innamirlir) sar Äkkculi'^' mahha
In irriissl
{■}■) a-dii ünifii'' V VI '-■ AL . LUL i-kd^-Sn-ud fin-ni-ü pi-si-ir-sii
— ''■ Uza a-na '•' AL. LVL it/}i(/ji) [liier folf-'en sehr gfiiislij.'e V'orbefleu-
tiingenj ''■ Uza '' Dil-bat
= (o) Venus wird im Westen im Weg des Enlil gesehen (d. li. sie geht
dort auf). Dies ist die Deutung hiervon :
Wird Vijnus im Monat Sivan gesehen, Niederlage des F'eindes.
[fi) Wird Venus im Weg des Eiüil gesehen, so hat der König von Akkad
keinen Rivalen.
(;■) Nach Ablauf von ö — (i Tagen erreicht sie den Krebs. Dies ist die
Deutung hiervon : Falls *"■ Vza sich dem Krebs nähert [sehr günstige
V'f)rbedeulungen |. *■' Vza (ist) die Venus.
.Man beachte vor allem, daß Venus hier als Abendstern aufgeht. Warum
aber heißl sie Vza (Ziege)? Analog dem vorigen Fall (sub I) wird dies wahr-
scheinlich daher rühren, daß Venus und das Sternbild l'za in Ojjposition sind.
Hiernacii stände die heliakisch aufgegangene Venus am westlichen, Vza am
östliclicu Horizont und. da Venus nach wenigen Tagen den Krebs erreicht, so
müßte dieser östlich von ihr (also etwas höher) stehen.
Stimmt das?
*' Vza ist der (wenigstens ideographisch) gemeinsame Name für un.sere
Lyra (siehe oben S. I 7S) und den Kopf des Capricornus (des babylonisciien
Zi(>genfisches). Letzteres ist auch durch \'A(lli islai- VL d-l: ''Vza kakkad
" SVliVR-Biu^" ausdrücklich bezeugt.
Die Lyra scheidet indes hier aus: denn ihr Auf- oder Untergang hat mit
dem des Krebses nichts zu tun. Dagegen entspricht der Kopf des Steinbocks
{n, ß (lapricorni) ganz unserer Erwartung. Demi
Stpriizeit des l Stenizeil des
Aufgangs ' Untergangs
a flapricorni 187.1 i'> (lancri WYAJ
ß . LSS.f» ;. . M»8.8
Sicht nun die Venus am westlichen lloiizoid a Capricorni gerade gegen-
über, so geht sie um Ls7« Sternzeil unter. ."> Tage später hat ihre Rekt-
aszension inn rund d" zugenonuueii und ihr liniergang erfolgt daher tun l'.t3",
also nahezu gleichzeitig mit i7 C.ancri und steht in dessen Nähe. Dies genügt
uns vollkoiumen. Eine genauere LJerechming wäre angesichts der iinvoll-
koiiwneni'ii babylonischen Reobachlmigsweise ganz zwecklos.
C. '•• Mi h' .(.' 1 1>. ItA = Venus (als Abendstern) in Virgo E.
Wie *■ t^^ff, so ist auch '• M Mi .(HD . DA .Wagengestinr «in Name des
Venusplanelen. Dies tritt in mehreren Texten klar iiervor.
So in VACh Supl. XXXIV. :1C. f.: II. Supl. CXIX. II- um! i'O. wo fraglos
Venus (Dithat) zuerst Vza, dann MAli.GID.DA genannt wird. Dasselbe
läßt sich auch wohl in Klar XXI, (»ti— ,S:> und s.")fr, amuhmen. flenn ein
196 Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden.
Gestirn, das bald am linken oder rechten Hörn des Mondes, bald in diesem
selbst stellt, ist kein Sternbild, sondern ein einzelner Stern. Aufaerdem ist
aus der vorausj;ehenden Partie des Textes ersichtlich, daß die daselbst auf-
tretenden Sternbiklernamen sich größtenteils auf Planeten (.Jupiter und Mer-
kur) beziehen. Ebenso ist ^ MAR. GW. DA in Istar XXll, .3 olVenbar =
Dilbat (Venus). Noch weitere Belege werden folgen.
Wann lieißt aber Venus das „ Wagengestirn " ? Wenn wir annehmen dürfen,
daß dieser Benennung das gleiche Prinzip zugrunde liegt wie der Bezeichnung
^■Uza der Venus (s. S. 194 f.), so ergibt sich, daß die Venus in der Opposition
zu dein der Ekliptik nahen MAR .GID .DA-^ievwhM den Namen des letzteren
trägt. Da nun aber jenes MAR . GW . D.l-Stenibild wenigstens zum Teil im
östlichen Perseus liegt (siehe oben S. 17!») und dieser aufgeht, wenn die öst-
liche Virgo am westlichen Horizont sieht, so dürfte MAR .GW. DA = Venus
in der Virgo zu suchen sein.
Das scheint auch durch VACIi II. Suf)!. L.WIII Bs. 7-10 bestätigt zu
weiden, wo in einer und derselben Liru])j)e je zweimal ''M AR .GID . DA
und ''■■ yl/i . S/i¥ erwähnt werden '). Denn dies kann kaum anders gedeutet
werden als so: "MAR. GW. DA steht in dem Sternbild AB.SIM (Virgo E).
Auticrdem handelt der Text olfensichtlich von Planelenerscheinungen (so von
*" Ll'L.A = Mars, '■•A'««« = Merkur usw.). Somit ist es wohl nicht gewagt,
"MAR. GW. DA als Venus in Virgo E zu deuten.
Gehen wir einen Schritt weiter! Wenn Venus in ihrer Opposition zum
aufgehenden Perseus MAR. GW. DA heißt, .so ist sie natürlich Abendstern.
Und als solcher tritt sie unter dem gleichen Namen auch in VA Ch Samas
XVI, 10 auf. Denn es heißt dort kimsu erib-ma Ina manzazi-su "MAR. GID. DA
izziz, d. h. wenn die Sonne untergeht und an ihrer Stelle MAR. GW. DA
steht. In den vorausgehenden Omina ist im gleichen Zusannuenhang vom
Merkur als Abendstern und dem Mond, in dem daraulfbigenden vom Jupiter
in seiner Stellung am westlichen Iloiizont die Hede ('' Da-pi-iui ^= Ju)iiter im
Westen; vgl. Istar XXXVIl, 11. und II. Supl. XLIX. KU: '' ID.AL.KUD
(= Däpinu) ana ereb '' Sainsi. Näheres .S. i!)9 f.).
Außerdem wird auch in der Dilbat-Tafe] 81-7-(), lOi' (Brown, Besearclies II
p. löOff.; vgl. Sternk. I. 230 [IV]) "MAR. GW. DA als DUbul (Venus) des
^^'estens (bzw. bei Sonnenuntergang) bezeichnet.
Wiederholt wird "MAR. GID .DA auch mit ulidn „Finsternis" in Ver-
bindung gebracht. So in VA Ch Istar XXV. 1 und 77 : "■ MAR . GID . DA
a-na atall. Nach astronomischen Gründen darf man freilich hier nicht suchen;
dagegen läßt sich aus astrologischen Stellen ersehen, daß das Zusammentreffen
von MAR. GID. DA = Venus mit dem MUL.GIG (= kalfkahu $alme) -) auf ein
') Man beachte, daß jede Gruppe sonst = der '' Saliini (der Beständige), der Sonnen-
in der Regel nur die Omina eines einzigen gott". Der Saturn ist nach babylonischer
Gestirnes umfaßt. Anschauung der nächtliche Vertreter der
') Siehe IIR49 Nr. 3,42: J/rX.G/C; »(m- Sonne. [U Sa-n!-mc (Var. U !}al-lam) ist
al-me) Si'R \ilSAG.US (k-aimänu) "Ä/wos durchaus nicht der „schwarze Gott" und
= „Der Stern GIG, der Gott der Dunkelheit, ebensowenig ist der Saturn „Unglücksplanet".
Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden. 197
komiiiiMKies Unwetter bzw. t-iiK^ lliimiiclsvorfin.steniiig hinweist. So in VA C.li
II. Siipl. CXIX,20: '-■MAI,'. GW. DA id Säi-i I kakkabu GIG MmKud) •' A<lad
ir(thl}i{,(if): atalü ishkmi = „Wenn MAli .GIIJ . DA (= Venus) im Süden
den Saturn orreiclit, winl Adad eine (Ref.'en)niit Ijewicken bzw. e.-; wird
eine Finsternis eintreten". .Man vgl. dazu aucli VA Cli L^tar XXf, OOlf. und
VIII. 17.
Der Vorgang; bestellt ollenbar darin, daü Saturn im Lichte der nahen
Venus verblaßt oder verschwindet. Vielleicht sah man darin ein entferntes
Analogon zu der V^erfinsterung der Sonne durch den Mond, indem der Saturn
die Sonne, die Venus den Mond vertritt. (Die Göttin des Venu.5sterns galt ja
als Tochter des Mondgottes.)
D. DIL. GAN = Mars in Virgo E.
Das oben hei der Deutung von MAlt .GID . DA als Venus zur Gellung
gekonnnene IVinzip erfährt durch TnosiPSOiN, Kep. Nr. !->S (= III H öl n. »i)
eine willkommene Bestätigung. Der Text enthält Angaben über Jhirs vom
['>. und 16. Tag des Monats Nisan (beachte Rs 1:2!). Rs AK. behandelt den
allgemeinen Fall, wo der (Voll-)Mond von einem Halo umgeben ist, in dem
zugleich der Mars steht. Darauf folgt der besondere Fall, wo der Mars oben-
drein im Zodiakus eine bestimmte Stellung einnimmt. Die Stelle (Z. tift'.)
lautet:
Sin tarhiifii ilmi-iiin '' 1)11.. GAS imt lihbi-.hi />i/>//i) [lulgl Vorbedeutung]
i' Dl L.GAS "AB.SIM
= Ist der Mond von einem llalo umgeben, wrdirenil DIL . (• .IS (= .Mars)
darin steht | folgt Vorbedeutung] "DIL. GAS ist Sleni ih-< Ali.SLM
(Virgo E).
Ks ist ohne weiteres klar, daß das Sternbild DIL. GAS (Otus -{-
Aries oder C.etus allein) im Nisan und besonders zur Zeit iles Vollmonds nicht
in einem Mondhalo stehen kann, .\l.so ist hier DIL. GAS der entsprechende
flauet Mars ( Muitnbanft-mHh'inu) . Das wird übiigens auch durch den Text
selbst, insbesondere durch Rs. 10 bezeugt.
Nun wird />/L. 0'.4.V = Mars als Stern von vl/i.67.V (Virgo F) erklärt,
was hier nur so verstanden werden kann : .Mars steht in Virgo F. Nach «leni
bereits mehrfach bestätigten Friir/.ip nn'issen sich daher Virgo F und Getus
( r .\rios) am Horizont einander gegenüberstehen. Dem ist wirklich so, wie
die folgende Berechnung für --'7<K) beweist.
Die entgegenstehenden Behauptungen boruhon Xi-lni-ni-lum „Goslirn <lor Wsjgo" ernaunt.
ganz und par auf unwisscnsoliafUii-hon Kmii- Kbonso wird drr AT. It.MxiV. /7> (Merkur)
blnaiiiinon. Illornuf nülior einzugehen vor- in II R hl, lüa als *'• <llti Zi-lm-iii-tiim be-
biolet der Cliaraklor dieser Sclirift; es wird zeiclinet. Daniil hängt zusaninien, daß nicht
abi-r anderswo geschehen.] Saturn, «las Xaolil- nur der Saturn, sDndern aucli der Merkur
geslirn (im (iegensatz 7>ir Sonne, dem Tages- als Stern des (Sonnengottes) Xinib galt (siehe
gcslirn), wird in II If t'.t Xr. 3 *' '/i-hn-tin-nii <ilieii S. 19H').
Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegendeu.
Sternzpit des
Rtenizeit des
Aufgangs
Untergaugs
i Ceti
255?32
Spica
259!l2
a Arietis
i'Ü0.2;{
C Virginis
268.81
»; Cleti
269.72
( »
27.J.1.J
Hieraus ist ersitliliiil
i. (hiß beim
Aufgang von (
'.('tns luid Aries Virgo E
am westlichen Horizont steht.
II. Verschiedene Namen der Planeten in verschiedenen
Himmelsgegenden.
Von zwei Planeten, tiem .hipiter un(t der Venus, bezeugen meluere Texte
verschiedene Namen, die an iiire Stellung in verschiedenen Hinuiielsgegenden
geknüpft sind.
Bezüglich Venus ist dies aus HI R 58 Nr. 2 R.s. 8IT. (= VACh istar
VIII, 8ff.) bekannt. Hiernach i.st sie als Morgenstern männlich, (Stern) des
§amas, War von Af/rKlr, ''XV der Sterne; als Abendstern dagegen weiblieh,
(Stern) des " J/vI« (Ninib) '). Woi' von Unik {Erech). liclit-iläiii {GöHerheniu).
Doch spielen diese mythologischen Benennungen in der astrologischen Literatur,
so weit sie uns vorliegt, keine i)emerkenswcrte Rolle.
Dagegen konuiit hier eine andere Unterscheidungsweise mehr zm- Geltung.
Dilbat heißt (nach VACh l.star XXIX. 1.5) hta '^ XUM (füan) d. Ii. .im Osten"
"^BAS (kasti) d. h. „Bogenstern" : dagegen ist (nach 81-7-6, 102, siehe Sternk.
I, 229 sub [iV]) '' MAli.CtlD.DA „der Wagenstenr = „Dilbat des Westens",
was auch durcli andere Stellen bestätigt wird (s. oben S. 195 ff.). Bezüglich des
Ursprungs der beiden Namen vergleiche man die Darlegungen oben S. 152;
179: 193 fr. über die Stellung von Planeten in Opposition zu Konstellationen.
'' BAN = östliche Virgo wnA ><■ MAR . GID . DA = Sterngruppe, zu der
der östliche Teil des Perseus gehört. Als Jahreszeit der Orientieiung ist der
Jahresanfang vorausgesetzt. Dann steht das Sternbild MAU . GID . DA im
') Zu Siiiib (il MA^^ als Sonne des wesl- mit yinib, die Ost-Sonne dagegen mit Warnas
liehen Horizonts vgl. Jessen, KB VI, 1, 537 f. in Verbindung gebracht wird, so ist darin
Seine Ausführungen sind — wenn man von wohl eine mythologisclic Cbergangsstufe zu
dem Abstecher auf das alttestamentliche Ge- erblicken. Die Gestaltsveränderung des Son-
biet absieht — durchaus zutreffend. Daß nenhalls gegen den westlichen Horizont hin
Sinih auch Ost-(Morgen-)Sonne ist — wie fällt nämlich aus verschiedenen Gründen
wiederum Jensen, Kosmol. 460 ff. gezeigt hat— mehr auf als der umgekehrte Vorgang am
spricht nicht dagegen. Die charakteristische östlichen Horizont; darum sagt der Babylo-
riesengroße, aber etwas plattgedrückte Sonnen- nier wohl, daß die dem Horizont sich nähernde
Scheibe, mit der Xitiib in Verbindung ge- Sonne i>m GAL-sii, in ihrem Großsein bzw.
bracht wird, ist ja auch dort sichtbar. In Großwerden sei, während er die große Scheibe
der Tat ist >'hii6 Gott der Horizont-Sonne, am östlichen Horizont nicht erwähnt. (Ver-
wie er nach anderen Texten auch Gott des wandte Erscheinungen, ihre Ursachen und
Merkur-Planeten sowohl am östlichen wie ihre Wirkungen auf die Vorstellungen der
am westlichen Horizont ist (s. oben S. 143'). Babylonier werden in einem späteren Kapitel
Wenn in III R 53 Xr. 2 nur die West-Sonne behandelt werden.)
%
Uciicniuiiiy villi riaiieten nach SliTiiliildcin und lliniMielsgegendcn. 199
Osten, der V'^enusplanet MAR .GIl) .DA jenem gregenüber, also im Westen;
das Sternbild ''■HAN d:i^'ff:eii im Westen, ni.so der gleichnamige Venuspianet
im Osten.
Diese Unterscheidung ist ahei- wohl erst das Produkt der späteren Astro-
logie. In der Regel wird Venus wie als Morgen-, so auch als Abendstern
Dil-Ixil (sei es mit dem Gottesdeferminativ AN oder dem Sterndeterminativ
MUL, seltenei- UL), zuweilen auch " Isfar genannt. In nachweisbar aus der
Wende des III. und II. .lahrtausends v. Ohr. stanmienden Tafeln erscheint Venus
unter dem Namen NIN . DAR . AN . NA. (Zur Erklärung des Namens f)il-bat
sielie unter nihü (Index!) und zu der von NIN . DAIi . AN . NA .Sternk. II, :2()1.)
Auch Jupiter wird je nach seiner Stellung in verschiedenen Himmels-
gegenden mit verschiedenen Namen belegt; so heißt er im Osten l'MUN.
PA.P:, im Westen VD.AL.KVD (= Dapiinr. P.rCnnow. List, .".7.")!).
Hierfür folgende Belege:
a) VACh Islar XXXVII. tf.:
4. [. . .J ina ßit '' Satmi '• l'MiN . l'A . K = [.Inpiter] im Osten [heißt]
ÜMUN.FA.i:.
"i. I . . .] i»ii erf'h '' Snmsi '' Da-pi-j itii/ =^ | .liipilci] im Wistcn |li(ißt]
l)(i/iiini.
b) Bekannt ist die silion in Sternkunde 1, 1 1 verweitete Stelle, wonach
''■'' Manluk bei seinem Ersclieinen (also im Osten) CMLN . P.4 . K, in
einer Höhe vcm 1 (2Y) KAS.IiU 8A<i . ME .C AH, im .Meridian (htlml
mmr) Nibiru genannt wird.
c) II. Supl. Xi.lX. 1(1(0.: Am Tage des Verschwindens des Mondes (inn
umi biMnäi)^) standen der Mund, die Venus und die Großen Zwillinge nach
Osten hin, '' l'I) . AL . KlID gegen Westen (ana ei;b Samsi).
d) Samas XVI, 1:2: — Samsu erib-ma hm watizazi-Su '' Da-pi-nu izzh =
„W'eiin, nachdem die Sonne untergegangen ist, der Ihipinu ihre Stelle
einnimmt", also sieht auch hiei' Ikipiiiu im Westen.
e) Sin I, ;21 : — Sin imi inni 30'""" inn<imir-ma ''('/>. AI, . I\ ll> uiui
päiii-.su KI . 'J'A-niii izziz(ijzj) = Wenn, nachdem der Mond am ;{(). Tag
sichtbar ward, (1> . AL . KCl) vor ihm (d. i. westlich davon) unterhalb
sieiil . . . Hier iianilelt es sich abermals um eine Erscheimmg im
Wesl.'n.
Damit hängt auch die verschiedene Deidung des Jupiter in einem Mond-
halo zusammen. Steht UM (' N . PA . K i\nr'm, so wird der König von Akkad,
den Jupiter repräsentiert, bekriegt bzw. belagert und zwar durch ein Heer des
Landes Amurni (des Wesllandes). So in Thompson, Rep. Nr. Ol; vgl. auch
'.II 1!>. 7. Dagcgin wini Jupiter als SA(1 . MK .dAli oder Nibiru in einem
Mondhalo nicht mit Amunii in Verbindung gebraciit. SA(i . ME.GAli im
Ilaio weist nur im .dlgemeinen auf eine Belagerung des Königs von .\kkad
hin (Thompson. Rep. Ni. '.ti*, '.t:t. '.».">, '.((l usw.): Nibini im llalo wird übrrlianpt
') Aiii ri.-itliolioM lluriziinl, in diT Mor^ondäiiiini'niiiK.
200 Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden.
niclil politisili gedeutet (Thompson. Rep. 94,5). \UD .ÄL.KUD (Dap'nni) in
einem llalo finde icli niri^ends er\v;duit.| Das alles läßt sich wohl folgender-
maßen eikläien.
Der rialo bedeutet IJedräujJiii.^, insbesondere lielagfiung duirli eine feiiid-
lirlie Ma.lil. Steht Jupiter (als UMUK.PA.k) im Osten. .-,, konnnt der
Feind — man beachte die Opposition — von Westen. Im höheren Stand-
punkt (als SÄG. ME. GAU) — 30» (45 «, (iOo?) — über den Horizont ist die
Position des Jupiter in bezog auf die Hinnnelsgegenden nicht so determiniert;
daher fehlt die Oppo.sition zu einer bestinmiten Großmacht und somit ist nur
im allgemeinen von einer „Belagerung des Königs von Akkad" die Rede. Noch
weniger liegt bei der Stellung des Jujjiter im Meridian eine solche Opposition
vor. Die Deutung auf eine lielagerung des Königs kommt daliei' gai- nicht in
Betraclit.
Man dar! jeilocii aus vorstehender Terminologie nicht schließen, daß in
allen astrologischen Dokumenten l'MUS.FA.E den Jupiter im Osten. VI).
AL.KVD (Ihijiiiiu) den Jupiter im Westen bedeutet. Denn es ist schon
a priori nicht wahrscheinlich, daß man einen soh-iien Unterschied schon in i\vi\
ältesten Dokumenten der astrologischen Literatur maclilc und auch Ifn- die
spätere Zeit wäre eine konse(|uente Durchführung imch zu beweisen. Kin
solcher Versuch würde aini- an dir entgegengesetzten Tatsache scheitern. So
ergibt sich aus VAC.h Sin 111. l'.l, daß Jupiter unter genau denselben Um-
ständen wie oben sub (e). wo er '' VI). AL.KUD heißt, " VMUN.PA.E ge-
nannt wird. Ebenso bezeugt 11. Supl. II, 17 und -20, daß VMVN.PÄ.iJ am
1. Monatstag beim Mond, also im Westen stehen kami. Bemerkenswert ist,
daß in diesem letzleren Schriftstück (Z. -2-2) aucli der alt(^ Name des Venus:
M.\ . PAli . AN. XA auftritt. Aber audi ohnedies .sind wir zur Annahme
berechtigt, daß die ebengeuanntcn Dokumente einer Zeit angehören, wo man
in der Bezeichnung des Jui)iter noch nicht seiner verscliiedenen Stellung am
Himmel Rechnung trug.
Von den drei erwähnten Namen (tes Jupiter >ind Xlliiru (Xchinij .der
rberschreiter" 1) und V.MV.WI'A.I;' .Herr des stiahlenden Aufgangs" allem
Anschein nach die älteren. Der sjiäter (sciion im VII. Jahrh.) weitaus häufig.ste
Name SAG . ME . GAN. der als Ehrentitel Marduks zuweilen auch in der
religiösen Literatur auftritt -'). scheint jüngeren Ursprungs zu sein ■).
') Schon im Schöpfunijsepos V, fi. Ergänzungen zu / — ''■ SAG . ME . GAR iiia
') So im Marduk-Hyrnnus K. 7592 -j- 8717 se-ir-li ilx-li(/-iiii .^an-äni nakrnli istllimü sind
+ DT 363,41 (Martin, Textes religieux, 118). hier aber ebensowenig begründet wie in Istar
') Nach den Textergänzungen bei ViROl.- IV, 34. In beiden Tafeln ist ja von Jupiter
LEALD, ACh Istar XV, 28 (vgl. auch IV, 34) gar nicht die Rede, sondern nur von Venus,
wäre allerdings der Name SAG .ME. GAR Daher ist statt SAG .ME. GAR in XV, 28 :
schon um 2000 V. Chr. im Gebrauch gewesen ; NIN . DAR . AN . XA, in IV, 34: 'I Dil-hat
denn die Tafel geht — wie Sternk. II, 266 ff. zu setzen (vgl. Istar XI, 2.t und I. Supl.
gezeigt — auf jene alte Zeit zurück. Die XXXIV, 8 t'.).
Beucnnung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden. 201
III. Ein merkwürdiges Planeten-Schema.
(Die :i('> (iestiiiic i\<-y iln-i ( lidüstaati-ii Akkd'l. Ebmi. Amurru.)
1. Nachweis der Beziehungen des sogen. Astrolabs Pinches' zu den
Gestirnen der drei Großstaaten.
Das vüii Pinches' (IHAS 1 '.100, 573— ."J) veröfTentliehto, unglückliciierweise
.A.strolal)" frenaiinte VerzeiLlini.s uiiifafH :{(J (Jestiriie, die aiisdieiiieiid nach
einem inatlieniatisclien Prinzip geordnet .sind. Die.se lie.stirne sind, wie im
Folgenden nacligowiesen werden .soll, Repräsentanten der drei althabvlonisclien
Groß.staaten Aiiiurni, Akkml, Eluni. Der Beweis eigibl sicli duicli \'t'rgleicliung
der folgenden Listen.
Das Verzeichnis umfaßt 4 Gruppen: 1. Die Gestirne des Sivänn, Düzu
und Abu; 2. die des Ulülu, Tisritu und Arah-sanina; 3. die des Kislimu, Tebitu
und Sabätu; 4. die des Adäru, Nisannu und Airu. Jedem dieser Monate
kommen drei Gestirne zu. I'm jedoch den Vergleich mit den folgenden leisten
zu erleichtern, halten wir in unserer Anordnung die gewöhnliche Reihenfolge
der Kalendermonale ein, heginnen also mit Nisan (Liste A).
Die Zeichen O * • hinter den Geslirnnamen in Liste A beziehen .--ich
auf dir Listen 1:5, G, D und haben folgende Bedeutung: O = Gestirn von
Akhiitl (('.), * = Gestirn von Kliim (D), • = (iestirn von Amurru (B). Um-
gekehrt zeigen die Zahlen [l|. [2|, [3] in den Listen B, C, D an, ob der Stern
der I., '1. oder 3. des entsprechenden Monats in Liste A ist.
\. IMc 3(1 (iestii'iio des .so^. .\sti(»lab.s.
III. Sivänn
Slli.ZI .AS .SA O
/ 7/ . .1 •
Sini •
VI. llfiln
/.'/// •
HAl> .(!A (= ''</-/.() •
Sr.l'A O
l.\. Ki^limn
Muiliiliitnii iinitiiiiu •
in.KA. ni .A •
l:„ O
XII. Addarn
//.l •
I.II..A •
.\l<in/,ik- O
1. Xisaniiii
11. Aini
1. DI L.GAS
•
MVL.Ml L
•
± DIL. HAT
*
SC .<il
•
3. AI'IS
Q
A-iiii-iii-lii
O
W. Dn/.ii
V. .\l.n
1. K.iK.SI.DI
•
/.M.V
•
■1. .»/.IN. IAH. HA
*
.l/.IS. TAIi.liA
3. AL.Kt h
Q
(iAL.a.
1/. •
MAU. (111). DA
o
VII. Tisriln
VIII. Arah-s;
iniiia
1. M.WMAH
•
tu. HF.
O
ll. Zi-hii-ni-tu
Q
am. IAH
•
3. A'.V. TK.SA.
HAH
•
MAS.SK;
•
X. Tebitu
XI. ^Am[
n
1. ar.i.A
*
Sr.MIS.DA
•
■1. AL.H L
•
SL\l..MAH
•
3. in.iir
O
l>A Mf
O
202 Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden.
B. Die 12 Gestirne
von
Annirrii (CT XXVI, 11).
I. DIL . GAN
MI
VII. SIN.MAH [1|
II. SÜ.GI
UM
VIII. LUGAL [aj
III. Siru
l:il
IX. MuStaharrii-
IV. KAK.Sl.DI
[ll
niiiidnu \ \ \
V. MAS . TAB . BA
X.AL.LUL \r>\
GAL.GAL.LA
[2]
XI. SIM.MAH [i>|
VI. Bin
[1]
XII. LUL.A [-2]
Vorstehende (in a.^syrischcr Sclirill iii)tiefar3te) Liste wini von I bis VII
ikl.) (Inifh den (l.;il>yloiiis(lien) Text CT XXVI, 44 Rs, letzte Zeilen, i)esl-itigt.
('. IMe 12 «ieslinie von Al:l.<i<f (CT XXVI, 44 Rs 511.).
I.
AFIN [•! 1
VII.
Zi-ha-ni-tum
1^1
II.
A-tiu-iii-tu 1 '■'< 1
VIII.
Uli . BE
rn
III.
S IB. ZI. AN. NA |l|
IX.
VZA
p^i
IV.
r D.ALK CD [:ij
X.
II) . HU
m
V.
M.l/H/.GUf.DA \:\]
XI.
DA.MU
m
VI.
sr.i'A |;!l
XII.
yi-hi-nnii
i:5J
Ein \'eiglei(li der beiden Listen 15 und C zeigt ohne weiteres, daü die
12 Gestirne von Amunu und die 12 Gestirne von Akkad zu den 3(1 Sternen
der Liste A gehören. Die Namen sind hier nnd dort fast diu-ehweg gleich ge-
schrieben. Der 3. Stern des Monats Sivänn ist doib wdlil nicht — wie IIommel,
Aufs. un<l Ahh. p. 4Ci) bietet ~ Naiujaru, sondern MUS (?ini). UD.AL. KUD
in C, IV = AL.KUI) in A, IV, :!; ebenso ist Ni-bi-nim in C, XII identisch
mit Manliik in A, XII, 3. Endlich ist HAB in A, VllI, 3 sachlicli idcnlis.h
mit LUGAL in H, VllI, nämlich = .Iu|)iter (siehe unten S. 204).
CT XXVI. 44, Rs 1—:] bietet ancli noch folgenden Reste der 12 Sterne
von Elam (NUM.MA^')
1 . kakkab Qlli _ 7'^ß ^ A«AA„I, UD ,KA.DÜ. Aj
2 kakkah Q IJ_ Ijl kakkah j ^y/ U. MUÖ . DA ''"''*°'' HA/
3. 12 kakkabani ""« j N UfM . MA *' J
Allem An.schein nach standen in der (2.) Zeile drei Ge.stirne, so daß
GU.LA die X. Stelle einnahm. In iter Tat gehört dieses Gestirn auch in der
Liste A dem X. Monat an. Unter der eben gemachten Voraussetzung ist Glli.
TAB der VIII. Stern. Und dies stinunt abermals mit Liste A überein. Somit
kann es nicht zweifelhaft sein, daß die noch übi-ig gebliebenen Gestirne der
Liste A die 12 Gestirne von EUiiii darstellen. Somit haben wir
1>. IHe 12 (Je.stiriiP IJ/tnii :
VII. KN.TE.NA MAS.SIG [31
VllI. GIN. TAB [2]
IX. UD.KA.DU.A [2]
X. GU.LA [1]
XI. NU.Ml S.DA [\]
Xn. HA [1J
I.
DIL. BAT |2]
IL
MUL.MUL fl]
III.
Uli.A \2\
IV.
MAS. TAB. BA fl]
V.
BAN fl
VI.
BÄD.GA [2]
Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden. 203
Unsere kleine Untersuchung lehrt zugleich die historische Integrität
der in Liste A vorliegenden Benennung und Ordnung der Gestirne *),
wir bedürfen also weder eines neuen insclniftlirlien Belegs noch einer weiteren
Kollation, um mit Bestimmtheit sagen zu können: die babylonischen bzw. assyri-
schen Astrologen operierten in der Tat mit einem solchen Gestirnverzeichnis.
Ks mag indes darauf hingewiesen werden, daß das Fragment 81, 7-27, 81
(Craig, Astrol.-Astron. Texts. p ()7; VmoLLEAUD. L'Astrol. cliald. Istar XXXIX
[wo jedoch die zwei letzten Zeilen fehlen]) höchstwahrscheinlich einer Tafel
angehört, welche dieselben Gestinmamen in der gleichen Reihenfolu'e enthielt.
Denn sie läßt sich ungezwungen im wesentlichen folgendei-maßen ergänzen:
'""' Akkad '"' Ijarran sü-ut Ejtt-Hll
1 >- DfL.GAXJ fj)il-hat " fAPIN . . .
II / MUL.MUL *■■ "•'•'Ehimti''' "äÜ-lGI] . . .
111 / ''■SIB.ZI.AX.XA l'^VU.A . . .
*• " Sini f. . .
IV. . . . '■ KAK.SJ.DI/ KMAä.TAB.BA f-- AL.KUl) . . .
V / '' BAN ["MAS. TAH. HA GAL.UAL '' MAli .
GW . DAj
VI " HUi] ''■L'.XA/G.GAl-' '•■SÜ.PA . . .
VII >-■ XIX [MAH "■ Zi-ba-ni-tii . . .
/* KIX. TKJ. XA . MAS.SIG . . .
B. Auswahl, Anordnung und Bedeutung der Gestirne.
Ks ist wirklich nicht leicht, das Prinzip anslindig zu machen, das hier
zur Geltung kommt. Da in A je drei Gestirne einem bestimmten Monat zu-
geteilt sind, so erwartet man, daß erstere an letzteren durch eine charakteristi-
sche Krschoinungsweise geknüpit sind. Dies trillt in der Tat bei einer größeren
Anzahl (etwa der llälft(>) der Gestirne zu: sie gehen in dem zugehörigen Monat
lieiiakiscli auf. d. li. ( rsdieinen in der Alorgenfrfdic am östliflifu Iloiizont. .So
DIL . GAX (Cetus | Ari<-s)
MUL.MUL (P]oiM\vs. ; mnliegen.le Sterne)
SJB.Zl.AX.XA (Orion)
A'.IA'. .s7./>/ (Sirius t </ C:-) Canis maiorisl
HAX (f, AGanis maioris ■ nördl. Fup|)is)
Hill' (Vela usw.) BÄD.GA (Gorvus f Crab-r z. T.);
Sl'.I'A (Arclmus)
A7A'..V.ltf (Garina): Zi-lm-w-lu (Libra); ES. TL. SA
MAä.^lG (Cntanrus z. gr. Teil)
/■/.'. /i/-; (Lupus nordöstl. Gentauru.-;); GIH.'1'Ali
(S( orpio)
UD . KA . DU .A (Gy-mis -f Pegasus)
SU. MUS. DA (milti. Teil: Indus • Grus): SIM.MAH
(Aipiarius NV, östl. Partie)
XII. , .Vddaru: IIA (Pisiis auslrinus, speziell n).
') Dieses Ergobuis wurde bereits oben S. 2 ' initgcteilL
1.
im
Xisannu
II.
,
Airu :
III.
„
Sivämi :
IV.
„
1 )üzu :
V.
„
Abu:
VI.
"
IMülii :
VII.
-
Tisritii :
VIII.
-
.\iali-sai
IX.
Kislimu ;
XI.
.
Sabril n:
204 Beneununng von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden.
Dagegen fügen sich nieln-ere andere Gestirne den Monatsangaben niclit.
1. APIX (zwisclien Andromeda und Perseus, höclistwahrsclieinlich = Trian-
guiuin) gellt schon vor DIL*GAN (Cetus -f- Aries) im Addaru auf.
II. äü.Gl (Perseus) geht nicht wie MUL.MUL (Plejades) im Airu, son-
dern über einen Monat früher auf und A-iiu-ni-fit (Pisces) erscheint
sogar 7,\vei Monate früher.
III. Vli.A (Leo) und ^iru (Hydra + yS Cancri) geiien nicht wie SIB.ZI.
AX . NA (Oiion) im Sivänu, sondern über einen Monat später auf.
V. MAS.TAB.BA GAL.GAL (Castor f PoJiux) geht nicht wie /.'.4.V
(f, f5 Canis maioris etc.) im Abu, sondern über l'/o Monate früher auf.
IX. l'za (Lyra) geiit niciit wie UB.KA.DU.A (C.ygnus -j- Pegasus) im Ki.s-
liniu, sondern einen Monat früher auf.
X. //>.//r (Aijuila) geht mit UD.KA.DÜ.A, also 1 Monat früher auf und
IL. HL (dancer) steht dem im Tebitu heiiakisch aufgehenden (laper
(dem babyloni.-^chen Ziegenfisch) am westlichen Horizont gegenüber.
Nicht minder überrasdiend sind die eingestreuten Planetennamen, .so
D'dbat 1= Venus] im Nisannu, AL.KVD [= Jupiter] im Düzu MuStahurrti
midänu [= Mars] im Kisliinu, Marduk (Var. in (". : Nihiru) [= Jupiter] im
Addaru. Diese Namen hat man gewiß nicht auf einzelne Fixsterne oder Fix-
sternbilder übertragen; es handelt sich vielmehr hier w'irklich um Planeten.
Hiernach ist es sehr wahrscheinlich, daß auch wenigstens einige der
anderen Namen, die sonst in der Regel Konstellationen eigen sind, hier gleich-
falls Planeten bezeichnen. Denn hätte man nur die Liste der Konstellationen
— wie es in EM 8ü:578 I, 38 II, Li -17 (s. oben S. 5:2, :i8 und «2, 2U— ^3)
geschah — durch Planeten ergänzen wollen, warum konnnt dann Jupiter
zweimal vor und warum fehlen die Planetennamen von Saturn und Merkur?
Die Benennung von Planeten nach Konstellationen ist außeidem auch sonst
vielfach belegt (s. oben S. lü:ifr.).
In der Tat liegen hierfür auch deutliche Anzeichen vor. So ist LUL.A,
das , Fuchsgestirn" im Addaru gewifä keine Konstellation und kein Fixstern,
sondern der Mars (vgl. des.sen sieben Namen in K. ä067 [CT XXVI, 45] und
K. 76:25 [CT XXVI, 4(i]). Wir kennen zwar auch einen Fixstern namens
LUL.A in Ursa maior (oben S. 55 Z. 16 — 18 f.); aber dieser ist hier ganz
ausgeschlos.sen. Ebenso ist hier MAR .GID . DA kein Fixsternbild, sondern
der Planet Venus als Abendstern (oben S. 195 ff.); denn die Konstellationen
des Namens MAU .GID .DA (oben S. 55 f.; 179 fr.) haben keine besonderen
Beziehungen zum Monat Abu. Dasselbe gilt w-ohl auch von dem 3. Namen des
Monats Arah-sanma, der in Liste A BAB (^ Bab-/l/u]), in Liste B LUGAL
heißt. Denn wir kennen beide aus III R 53, Nr. 2 Vs 9 und 1 1 als Namen des
Jupitei-Marduk. Unter den 36 Gestirnen sind also außer Jupiter auch Mars
und Venus mindestens zweimal vertreten. Die Planeten Saturn und Merkur
sind aber gewiß auch nicht vergessen; sie sind nur durch Namen von Kon-
stellationen verhüllt. Das kann den Kenner der baljylonischen Astrologie nicht
befremden, da auch die Benennung dieser beiden Planeten nach Konstellationen
ffanz orewühniich ist.
Benennung von Planeton nach Stt-rnbildern und Himmelsgegenden. 205
Auch das 2. Gestirn im Tebitii: AL.LVL scheint auf einen Planeten
iiinzuweisen. Man erwartet anstatt AL.LVL (Cancer) flas am östlieiien
Horizont jenem gegenüberstehende (lestirn des babjlonischen Ziegen fiscties
(SUHUR.Bin.IfAI. Nun liaben wir aber oben (S. 193 ff.) erkannt, daß die
Planeten vieKach nach solchen Konstellationen bezeichnet werden, die sich
gerade am anderen Horizont befinden. Somit sind wir auch wohl hier berechtigt.
AL.LUL als Namen eines im Caper stehenden Planeten anzusehen (vgl. hierzu
auch VAflh Islar XXV, ßtC. insbes. >- AL.LCL ana '•■ SUHlIi . Blli i-k,,!,-!,;
„der Krebs spricht zum Steinbock", d. Ii. nach babvlonisclier Aulla.-isung: steht
iluu gegenüber).
Nach alledem ist es sehr wahrscheinlich, daß .sogar das ganze .Astrolab"
(Liste A. oben S. 201) tatsäcidich nichts anderes ist als ein astrologisches
Planetenschema für die 12 Monate des Jahres.
Der Plan dieses Schemas ist folgender. Die Planeten werden größten-
teils nach Konstellationen benannt (möglicherweise werden auch erstere durch
letztere vertreten). In erster Linie kommen hierbei solche Konstellationen in
Betracht, die in den bestimmten Kalendernionaten lieliaki.«ch aufgehen. In den
.Monaten l'lülu und Tisritu ist dies ausnahm.slos der Fall.
/;//,' (Vela ) südl. Puppis) li A I >. G A (C<>v\us + CrtHer z.'V) .S'/'. /'.4 (.\rctiirus)
[.Merkui] [.\Iai-s] [Jupiter]
u: SIS.MAII (f"aiina[V)) Xih,U,,l,i (I.ihra) EX.TE.SA ..VAA.SK; iOnUmrus)
(Venus] [Saturn] [Merkur]
Nicht innuer verfügte man aber — sei es aus astronomischen ISründen
oder aus mythologischen Rücksichten (siehe unten) — über drei geeignete im
gleichen Monat aufgehende heliakisch aufgehende Gestirne. In diesen Ffdlen
nahm mau in der Regel solche in Ansj)ruch. die bereits 1 — 2 .Monate früher
aufgegangen waren, die also in dem betreffenden Monat zur Zeit der Morgen-
dämmerung schon ganz über dem östlichen Horizont standen. Ausnahmsweise
wurden auch solche Gestirne bem'itzt. ilie in dem betreffenden -Monat nicht in
der Morgendäuuuemng, sondern in der .Vbendilänunerimg im Westen sichtbar
waren. So Uli . A (Leo) und .SVr« (Hydra) im Sivan. War aber die Zahl der
verfügbaren Sternbilder ungenügend, so ließ man den Planeten ihre sonstigen
Namen: Dilbcit (Venus), AL.KUl) und Mnntuk bzw. Sihini (.In|)iter), Miistn-
burni millänu oder LUL.A (Mars).
Wir sprachen oben von „mythologischen Rücksichten", welche die An-
ordmuig der Ge.stirne beeinflußt haben. Das bedarf der Krklärimg. Die Planeten
erhielten ihren Namen von den Konstellationen und diese koimten jene ver-
treten. Nun haben wir im Sivan
I. 2. 3.
Sm.XI. AS .XA (Orion) I H.A (Leo) .SiV» (Hydra), denen die Planeten
(Saturn) (Venus) [.Merkur] enLsprcolien.
Würden aber die babylonischen .Vstrologen der Regel gefolgt sein, wo-
nach die im gleichen .Monat heliakisch aufgehenden (ieslirne zu berücksichtigen
wäi-eii, so hätte mau im Sivan als 2. Gestirn die MAS . rAll. HA (.ALJiAL
Kugler, Slrmkundt* und Slemdlrn«!, KrKiinxunKrn. li
206 Benennung von Planeten nach Sternbildern und Himmelsgegenden.
(Geiiiiiii) einpiefülirt, Uli.A (Leo) iiiid !$ini (Hydra) dagegen dem Monat Düzu
bzw. Äl)u zngeteilt. Dann liätle man folgende.^ Schema eilialten:
CO
1. 2. 3.
Sivan: SIH.Zl.AS.yA (Orion) MAä.TAB.HA (1 AI. .0 AL (Gemiai)
[Saturn] (Saturn und Jupiter]
Düzu: A' .4 /i.. S7. />/ (Sirius + X Cinis niaioris) f'/i' . .-1 (Leo) .SV; h (Hydra)
[Merkur] [Venus] [Merkur]
od. Al)u: iy.4.V(f, .^ntc. Caiiismaiiiris -( uünll. Puppis) Vtt.A (Leo) .?/)■» (Hydra)
[Venus] [Venus] [Merkur]
So würden al)er in jedem Monat einem Planeten zwei Konslcllationen ent-
sprechen.
Ebenso winde an sicii Vzn (Lyra) in den .\rah-samna, //>.///' (Aqnila)
in den Ki.'^limn gehören; aber dann liätten wir im Aiali-samna zwei Veniis-
Konstelialionen : GIJi.TAIi (Skorpion) und l'zu; im Kislinm zwei Mars-
Konsteiiationcn : UJ) . KA.DU.A (C.ygnus -|- Pegasus) nml II). HU. Solciies
mnTite aber nach Möghchkeit veiinieden werden.
Wohl haben wir ancii im .Abu latsäciilicii zwei Venus-Konstflialionen.
Ü.4A' niid MAR .GH) .J).\, die abei' niciit gleiciizeitig znr (ieltnng konnnen;
denn ß.LY repräsentiert die Ncnns im Osten. MAH . GH) . DA die Venns im
Westen. Vielleicht bernht das Aul'trcteii von Miistuharni nifitOnii (Mars) neben
der Mar.s-Konslellalion l'I) . KA . DI' . A im Monat Kislinm anf einer ähnliclien
llntersciieidung.
Damit be.scliliel.te ich diese t'ntersuclmng. Ihre Ergebnisse sind folgende:
1. Von den 'M) (iestirnen des sog. Astralabs Pinches" entfallen je 12 auf
die Länder Akkad, Amurru und FJimi: die Integrität des „Astrolalis" ist sicher-
gestellt und die Liste der Sterne von Klam rekonstruiert.
2. Unter den ^ß (Jestirnen sind mehrere unzweideutige Planetennanien.
Wenigsten.s einige Namen von Konstellationen bezeichnen sicher gleichfalls
Planeten. Bei den iibrigen dagegen kann man im Zweifel sein, ob die gerade
sichtbaren Planeten nach ihnen benannt wurden oder ob letztere nur als die astro-
logischen Vertreter der Planeten galten. Beides kommt sonst oft genug vor. Die
Anordnung der Gestirne berücksichtigt zwar in vielen Fällen die zeitliche Reihen-
folge der heliakischen Aufgänge; aber diese astronomische Richtlinie ist durch
die Rücksichtnahme auf althergebrachte Beziehungen zwischen Konstellationen
und Planeten, bzw. deren Gottheiten mehrfach gestört. Der oflenbare Zweck
der Listen ist jedenfalls die Herstellung von Beziehungen zwischen den Ge-
schicken der drei Großstaaten Amunu, Akkad, Ehmi und den Planeten, sei
es direkt oder vermittelst der einem jeden Lande zugeteilten Konstellationen.
XII.
Endergebnis der Untersuchungen des
babylonischen Fixsternhimmels
in astronomischer, astrologischer und mythologischer Hinsicht.
Die tbljf(>n(lcn HlüttiT l)ictf'n vor allein oiiio Ühersiclit der von inir l»--
sonders in den Al)lian(llnnt;en I — IV nnd IX — XI sowie in Rev. dAssyr. Xi,
\—'2\ mit .Siclicrlieit oder Waiiischeiiiliciikcit hestimnilen Konstellalionen nnd
Kinzelslorne. Sie sind nach liaijylonisciicni Voriiild (B.\I SfKJTS) in Nord-.
Mittel- und Sful-Uestirne (babyl.: Eiiiil-, Ami-, i-«-(iestirrie) in der Hicli-
Innt; von W. nach 0. ^'eordnet. Die drei Hegionen haben — wie sehon S. ."lO
hervorgehoben — keine feste Grenzlinien und einige Sternliilder liegen so, daß
man sie ebensogut der Nachharregion hätte zuweisen können. So gehört der
Skoi|)ion der Südregioii, Canis niaif)r Süd -j- Pnppis Noi'il {== das Bogengcslirn)
der Mittelregion an und doch liegt das Hogengcstirn tiefer unter dem Äquator
als die Haupfsterne des .Skorpions. Immerhin kann man nacli roher Schiltznng
die mittlert! Hegion als Äquatorzone zwischen den Parallelkreisen von ^- :*()" nnd
— 2.5* Deklination betraehten. Diese Benennung ist freilich erst jetzt einiger-
maßen berechtigt, nachdem sich herausgestellt hat, daß der der ^-«-Hegion
zii'^cliillc .Kisch des E-a", den Bezolü und Kopff') gleich mir-) als Pisces F.
ansahen, in Wirklichkeit im Piscis austrinus-') liegt und tlas HM .S():]7.s II. i'd
erwfdinte (lestiin (U'.LA, das gleichfalls ein 7w/-(!e.stirn ist. nicht - wie
Bezold und KorrK ') annahmen — mit dem Bereich Acpiarius d — n identisch
ist, sondern mit dem großen Sternbild von Kridu, zu <l<'m sich<'i' Vela -|- sfidl.
Pnppis gehöien^).
.So sind wir .jetzt über die schon von .Jensen, KU \ I. I. :!i7 vermniele
von KorrK bei Bezold ZAF, (> und mir (oben S. .">(>)') ausgesprochene Bedeu-
tung der drei großen babylonisciien (Jestirngrnppen im Klaicn.
Mit Rücksicht auf die religionsgescliicbtliche Verwertung der Kinzelei-geb-
nisse schien es mir indes von Werl, neben der astronomischen Bedeutung iler
einzelnen Gestirne auch deren mythologische nml astrologi.sclie Beziejunigen
') Zenit- und Äiinalorialf!i>stirii (Z.\I' 17 Aiiii nur .lU die mitllprcn (die andorpn als
und 25). ■) s. (ilipn S. U. dio nördliclipron und südlioliorpn) Ix-zeioli-
") ». obon S. 171 ff. note, <la|^KOii von der Bozeiplinun»; „Äqua-
') ZAK Mi (70), 26. torialKPSlirne" Abstand nahm, sn i;escliali
') s. oben S. fi7. di«>8 aus den oben erwähnten wnhlbenH-lilit-
') Wenn ieh dascUist <lie (.ieslirne des teu Gründen.
15*
208 Endergebnis der Untersuchungen des babylonisclien Fixsternhimmels
ZU tnwälinoii. Es tie^cliielit dies in [ ]. wo G auf die mytiioiogische Bedeutung-
(die zugehürijje (^ottlieit), F auf die aslroiogiscli damit veiknüi>lten Piaiieteii.
L auf das entspreciiende Land der astrologischen Geographie liinweist.
Aufjerdein boten sicli manche Gelegenlieiten zu giöfstenteils eigänzenden,
zum Teil ancli bericlitigenden Bemerkungen siiraclilicher, astionomisdier und
astrahiiytliologisdiei- Art. Duicli die Waid des Druckes ist jedocli dafür gesorgt,
daß diese Zugalien die Klarheit der Übersicht nicht wesentlich beeinträchtigen.
I. Die En-Itf-Gest\rne (Nord-Gestirne).
1, '"■^-J P/A" = Triangnluni (mindest. ): p. .">:2s(|.; I5oll bei Bezold ZAF 89f.
[G: An-s,ir (V R Kl. I a. b). I': .Mars (Tii. Kep. KKi, i2:i<t). L: AHwl
(p. 204). I
» Daß der in BM 8G378, I, 2 (s. dlion p. .'il) /piSISDA i<i >'■ AI IX zubenaiuitp Stern
— wie Bf.zold ZÄF 18 vermutet — wirklich *'• l'r-hur-iti (^ *■ AUCi „wilder Huiicl") ist,
scheint nach VR 4G, 2 a, b kaum zweifelhaft ; denn dort ist Fr -hur- in zwischen AFLW
(Trianguluni) und (lamlit (Auriga) gestellt. Die Gleichung li-htii-ni ^ <i Trianguli, die
Bezold und Kopri-, 1. c. \i. IG (72) als sicher angehen, scheint mir jedoch weniger verbürgt.
Denn, selbst wenn der Stern sicher im Trianguluni läge, warum soll er gerade mit » (Gr. 3.G)
und nicht mit dem helleren /)' (Gr. 3.1) identisch sein? (Der dem >•■■ l'i-ljdr-ni entsprechende
Planet ist Mars (Tiio.mpson', Rep. Nr. 237, 4).]
ai^yiXDA Sn !•■ APIN ist illil sa nartahn (suiii. .7//») zu lesen (V R 29, G3, f. g, h);
tiortdbti = Bewässerungsrinne (Del. H. W,114); illu ist wohl eine Vorrifliliing zur Bewässerung.
2. '■ Sii-gi, .^i'bu „Greis- = Perseus; p. 14 (X.Xlll). ■2<)f. (li>), :!i2 (Ki), 5:5.
[(i : En-nu'-siir-rti*; p. 5:'.. P: Mars(r') '). L: Amuiru: \). i^yi\ auch
£'/a>«':")].
* me-say-rn (suni.) wurde S. 53 irrtümlich mit dem sein. Wort mciuru „Gerechtigkeit"
identifiziert.
a) kakkabu nibü sa '''Sn-ffi „der aufglänzende St." des Perseus = a
oder ß Persei*; p. 186 (und bereits RA XI. 18).
* Das p. 38 gewonnene Ergebnis, wonach der Stern mit ß Trianguli identisch wäre,
beruht auf einer irrigen Angabe des babyl. Textes BM 86378, IV, 21, wonach der Stern am
15. Düzu zur Zeit des heliakischen Aufgangs des Kah-si-ili (Sirius) kulminiert. Die Kul-
mination erfolgte aber erheblich später und fand (— 500) zur Zeit des Aufgangs von d Canis
maioris statt, der möglicherweise noch zum Kak-si-di „dem Pfeil" gehört (siehe p. 49, 157).
Offenbar hat der babylonische Kompilator des Textes BM 8G378 nicht beachtet, daß das
Datum (15. Düzu) des heliakischen Aufgangs des Kuh-si-tli nur für ein Jahr mit mittlerem
') Nach King, The seven Tablets of Crea- „das Gestirn von Elam" als kakkar nifirhim
tion, vol. I, 212, II pl. LXIX, gelten Mars des Mondes [Bereich des Mysteriums oder
und Mond als die hi-te nishliim von Elam des Schutzes? des Mondes]. Es ist indes
[„Herrn des Mysteriums (oder des Schutzes ?) zweifelhaft, ob hier nur MUL . MUL oder auch
von Elam"! .S'-l-^/,' (Perseus) und MIL.MIL ^i'i-;/i als Gestirn von Elam bezeichnet wird.
in astrononiisclier, astrologischer und inyttiologischer Hinsicht. 209
Jahresanfang (p. 3) und für den ersten hellen Stern (Sirius) gilt. Es liegt also eine zwei-
fache Verwechselung vor: t. der gioiclien Daten zweier verschiedener Jahre (des mittleren
und eines etwa 17 Tage später beginnenden) und 2. zweier verschiedener Sterne des gleichen
Bildes (Kulc-si-di).
Ähnliche Vcrwechsolungen bietet der Textabschnitt BM 86378, IV, 10--32 auch in
mehreren anderen Fällen, ein Umstand, der den Bestimmungen mehrerer Gestirne die größten
Schwierigkeiten bereitete.
1)) kdkkabüni uinunilütum hu §n-i/i „die matten Sterne de» S." =
Scliar kleinerer Sterne im östliclien Ferseu-s; p. 38sq.
c) ''■ Najirapu = e I'er.sei (am wain'.siiieiiiliclisten) oder Gruppe C (/(, /., 1));
p. IMG XV (und liereils HA Xi, lU).
3. ''■GÄM. (!<imlii (sakrales Gefäß, „Walle de.s Mardiik', p. .j:{ä(i.) = Auriga;
P. .") (III ;;(i (l:i), .j:{, 1S(5, XVI sq.
Riltii s(i (lanili „HandgrilT de.s Ganila" i p »7 oder r ■\- ß -\- /J Auri^'ae
ISO, XVII (und bereits RA, XI, I'.»)-
4. ''■ M((H-Iiih-Iiti </iit-(/((l, Tuanii' niltiiti ,grof3en Zwillin^'e^ = Gemini zum
frroßlen Teil oder auch einfauli n -j- /i; {y -|- s- und /. ■ ,'(?) Iiildcii hesou-
dere Zwillin^'e) ; p. 4Gsq., 5i.
|(;: Liii/til-ffir-ra und Meü-ldm-fa-r-n (Götter des Mcikur- un<l .Mars-
planolen); ]). öl-. L: Amtirni: p. 202.]
5. ''■ Miis-t(il)-lj(i liir-tiir, Tu'diiic jiiljridi „kleine Zwillinge" ^ /. -}- Jr(':') (ie-
ininoruni : j). G, öl.
[iM: •'(OAD.LÄL r' "'■'''/%' (i-)) ""'l " Xin-x.]
fi. '' A L . LI' Ij, .S'/V//<(?) = Cancer (ohne [i, der '• Sini, dem .Schlanfren-
jjfesliiii" anjj^eliürl) ; p. (> (VI), öl.
|(i: suixil '' Allini ,W(ilinun',.' des .\nu" : p. öl. I,: Aiiiiirni: \>. -20-2. \
* Nach Vl{ IG, 24 g ist allerdings AL.LL'L = s!-it-titm ; doch fehlt hier vor .iL.
I.l'l. ilas Sierndetortninativ, weshalb es nicht ganz sicher ist, daß das Gestirn äillii hieß.
Die Ki-di'utung des Ideogr. AL.IA'L ist noch nicht aufgeklärt. Dasselbe kommt auch in
11 U 4y Nr. 4 vor, einem Text, der nach Slornk. 11, 31 ') von allerlei Erscheinungsformen
der Meteore handelt. Als solche werden von Z. 40 — 46 verschiedene Tiere (I..ÖWO, Schakal,
Fuchs, Hund, Schwein tinhiil und zuletzt Fisch) genannt. Dann folgen: AI..I.VI., tnrliiliii
„l'feil", /V.*J — hiim.iini, eine Schweincart. Daraus scheint hervorzugehen, daß auch .11..
I.I'L und liirliihii Ticrnanion sind. Übrigens darf der animalische Chnraktcr dos .il. .I.l'l,
wohl auch aus der Zugehörigkeit des Sternbildes zum babylonischen Zodiakus geschlossen
werden, Unwalirschoinlioh aber wäre die Vermutung: .iL.IJ'L — „Krebs". .iL. I.I'L
könnte freilich auf den vielgllodrigon Körperbau oder die kräftigen Scheren des Krob.<cs
hinweisen (beachte .\L = Netz und FIcchtwerk, auch Spitzliauo (L.\Nta)0\, Sum. flram. 202),
') Dort steht versi'hoiitlii-h II U 04 sCill II U 41).
210 lOndorKclinis ilor rMli'rsiicluiiij;oii ili's lialiylniiisclirn Kixsli'rnliiinini'ls
/,/'// (liiiimi „sliirk", iiKi'ilii „virl"), IM:in bcnclilo indes fulnomloJi. In dor Scloukidon-
zoil wird (Ins 8l(>i'iil>ild dos Onncor diirrli ein Idccijtniniin bozoichiiol, lias Siiii^iiini „Fabor,
/.iiiiiiioriiiniin" bodcutcii knnii, Dicsolbo ÜP/.oicIiiiiiiiK fiiidol sich nbor auch schon in dorn filtoron
/((V/iiiM'nblcl, Slornk. I, -.'a',) (IV), liior nbor niil <loiii Znsiity. if-li „dos Foldcs". Und niork-
wiiriÜKorwoiso wird iiiuli in 'l'li. Hop. Nr. 2;i(i dio Kiinslollntion dos Cnncor : cJ-iV (A.^Ai
'••.(/-. /./'/. „Kold dos .1/,. /.(/," K«'"«"""- l'il »""Sl „Konslonmion" /v7, i-dW'"" „Kodon"
(vj;l. Slornk 1, 'i.Ml; Tli. lio|i. Nr. 221, 2) boillt, so ist dor .\usilniok rkli, liior nnffMlIond
Miiil dii or sowohl inil doni Idt'onrnnini von Niiiif/diii als niil M..l.t'l, vorliMiulcii wird,
so lio)»! ilio Vornmtnnn nnlio, dnl! lotzoro dio >;l'''<'lio Hodoulung hnbon. Da nbor .(/. . l.l I,
nionials mit don\ Horiifsdotorniinnliv (iiri't) vorsohon ist, so ist kaum an oino iiioiisohliolio
Tällj>koit, sondorn violmohr an ein niodoros Tior (h-a Koldos /.» ilonkon, das dort im Monat
Dnzu, also im lloohsommor nufiritt, wo dor Tanoor holiakisoli luifuolil (vjjl. dio Ungozicfor-
namon hilmiil 47«, .mJ'iV iflil. Das Idoofjrumm für „Zimmormnnn" ist violloioht dosbalb
fjowiihlt, woil das Tior, nllordinKS in soinor Woiso, das Holz dor Hauniprinnzun-jon bonrboilot
(sioho oben AI, ^ Spitzhniio). Das siml natürlich mir Vormiitiint;on, dio abor bo(;riiiidot
lind somit boroolitigt sind.
7. ''' l'r-ijii-lii ,tl( r j,'i()lji' lltiiui" = .\isu „l/nvc" = l,('o; p. :i<> (.">), :>l(l.")).
jC: /w/-/(/-/«-(/^-((>lam. (iiillluMi): p. ÖV. 1': Wims*. L: Elanr, p. ^20-2.\
• Dor I.öwo ist nnoli VA Ob I. Siipl. XXXIV, 27 dor A-((<-A-(ir iiisirtnm dor Vonus.
ji) kiikhiiliv .<(( kukhiiil ''■ l'r-iiu-lii, „dii; zwei Slciiic des KojjIcs des L."
= £ t /* l.eoiiis; p. ISC), 1{.\ XI. I'.l.
1)) knkkdhu IV sn irli-sii, .,ilcr 1. Sliuii sciiicr liriisl" = y l..('Oiiis;
p. INC.: 15. \ XI, I'.l.
<•) '• IjiK/al ('surru) .Kiinij,'" =; llciriiliis; p. 'i\. \{\: M,iiiliik.\
(!) kdkkiilni II in nipnsti-sK , ,(li'r J. Slirii stiiiiur lliil'liii" — ■ <^Li>i)iiis;
p. ISC; li.\ XI, I'.).
e) kakkiihii eil ii sn zihlxiti-sii , „der ciii/.it,'!' SIcni seines Scliwaiizes"
= /)' Leoiiis; p. ISC; RA XI. I'.l.
H. '^ .1 ■ /■.7^/.V. /.V» = Vil-d W (CuiiKl l'.rivni.rs-?); p. I.")S 1Cl>.
|.M: '' Siir/Kiiiitii. Eni. I': Venus; p. Kill. L: y. |
• Dio «losso K-nim für A.I-.IUS' ist dnnh II 1! f.li, Hllo bozon;;! (DiiOKMr, HA
Vlll, .M»); onlspncliond winl auch S,ir/nii(ilii, dio (iolliii dos Coslirns, /•.'-/■» (VI! It!, Mo)
odor ani'h l'.-ni-ii-ii (V U 112, :tHli und IC, IDo) nonannl (schon |issin, ZA 1, 2(i,''>).
1). >• t1i:\.llAL. .1 . .1. Ih,,,il,u. „ii/isii* ,Ol.erlliii;i- = C.oina iiereniees;
p. lös— l(>±
|Ci: Niit-Iil, .\iii-lil und Sdrinuiitu ; p. .">."). |
• l.itH-iih inthiu ist nach doni von Tm Kl .\i-D\\(;iN HA VI 11, 12 vonlfh-nlliclilcn Toxi
MM! ISIS 111, 2,S (DuoKMl, HA VIII, 17) dor ci^icntlicho somit. Namo.
in astronomischer, aülrnlogi.schpr und mythologischer Hinsicht.
10. (a) ''■Sü.PA, knkknbu namru ,der glänzende Stern' = Arcturns')
(n Bootis), zusvf'ilen amli wohl liur ganx.e südliche Bootes; p. 9 (XI), -l'* (:{),
->.S (8), :{0 (7). 55 sq., T.) sq.
(G: En-lil, Marduk. \': Jupiter. L: Akkud: p. H)!.]
10. (h) ''Sud IUI .Joch', gleiclifalls = Arcturns; p. .50, So, Ist; (I); l;A
XI. I«.
'' Sudun-nnsu .(vorderes) Kselsjoch" = »; Bootis (• tiinlie{,'ende
Sterne); p. 8t;, \m (XXVI); HA XI, dO.
''•SuduH-ansu arkilu , Hinteres Eselsjoch* = t (wohl ^. -''. C)
Bootis; !S(; II; HA XI, It;.
fc;: hald XerfßU, bald Marduk. V: hald -Mais, hald .liqiiter oder .M.rkiir.|
* SurluH als Aussprache des Namens ist durch Bezold, Cat. 18'J (Mkisnkk, Supl. z. d.
Aäsyr. Wörterb. 105) und Thompson', Rep. Nr. 238, Vs. 1 verbürgt.
** Sehr auffallend ist es, daß Arklur bald mit dem roten Mans, hald mit doiii wein-
gelben Jupiter in Verbindung gebracht wird. Surliai als Name des Mars findet sich z. B.
bei Thcmpsom, Rep. Nr. 107 Rs 4 ; als Name des Jupiter (bzw. des .\lerkiir> in I.star XXI, 2s(|i|
Dies vermag ich nur durch einen Farben Wechsel des Arktur zu erklären. Ein solcher hat
sich in späterer Zeit wirklich auch einmal vollzogen; früher galt Arktur als einer der
rotesten Sterne, heule ist er nur noch iiialtrnt (s. Sternk. I, 213).
11. (a) "BAL. (HA = knkk<th haltuin --= Corona l.urealis: p. (.M),
158 |(;l>. WI. Bezolü-Kopff. ZÄF iL
[G: *SIH = '' Xuuä(>iiO, l^lar von Krirli.|
') Die Angaben des KiN'cachen Textes über
die Auf- und Untergänge des Sf . I'.l (
.*??'. l'.\ h'.n-lilt beziehen sich gewiß nicht
auf den ganzen B<H>tes, sondern in allen
sicheren Fällen lediglich auf den .Vrktur.
So der heliakische Aufgang (S. U) und der
mit dem täglichen Aufgang des Taunis er-
folgende Untergang (oben S. 2.5). Hierbei
i.ft wohl zu beachten, daß die korrespon-
dierenden Auf- und Untergänge in jenem
Text durchweg so zu vemtchen sind, daß mit
dem Aufgang der ersten Partie des einen
Gestirnes die letzte Partie d(>s andern Ge-
stirns unterzugehen beginnt. Nun verschwand
nach S. 2.i um — 500 n B<Hitis kurz nach
dem Aufgang des Stiers (A, n); aber gelbst
/ Bontls ging nahezu eine volle Stunde später
unter und die nördliche Hälfte des B<HPte»
blieb noch sehr viel länger iiichtbar, während
bereit» der Orion am Ost-Horizont erschie-
nen war. In dem S. 73 f. besprochenen
Nippnr-Text ist Ar . l'.i gleichfalls nur der
Arktur. Endlich gilt ilie Benennung kuH-nhn
Mitiiini, der „glänzende Stern" gewiß nur
diesem einzigen strahlenden Stern; denn die
übrigen Sterne des Bootes, von denen r ((5r.
2.6) und i; (Gr. 2.9) die bedeutendsten sind,
würden jene Bezeichnung nicht rechtfertigen.
Der einzige Fall, in dem ."iC . l'A außer
(1 BiHitis auch die umliegenden Sterne ile»
B'Mitrs umfassen könnte, liegt im Ki\(. sehen
Text BM 86378, IV, 4 ff. vor, wo .>?f. /M die
Reihe der 13 yfiA-/m-Gestirne eröffnet. Aber
auch hier liegt kein Grund vor, ihm mehr
Stemo zuzuweisen, als ilem damit iilentifi-
zierten Joch-Gestim zukommen, nämlich die
durch i;, ci, / charakterisierten Partien des
R<M)tes. Die Gleichung .^f./M Bootes
(einfachhin) läßt »ich in keinem einzigen Falle
auch nur als wahrscheinlich dartun. Es
liegt aber auch bis jetüt nicht einmal der
Versuch eines solchen Beweise» vor.
212 Endergebnis der Untersuchungen des babylonischen Fixsternhimmels
* Da i'iii iiiil Niiiib identischer oder doch verwandter Gott (USUff = Niiiih i-a raiiih-äti,
Niiiil) dos Libationspriostcrtums) wiederholt diesen Namen trägt, so hielt ich ihn oben S. 54
auch für die Gottheit des Gestirnes. Das trifft jedoch nicht zu ; in Wirklichkeit ist es eine
Göttin, die lätar von Erech (NanäJ; siehe VR 46, 10 nebst II R 35, 18a und MNB 1848
Vs III, 29 (Dhorme, RA VIII, 47). — Was bedeutet aber BAL . Uli . A und haltum ?
DiiOR.MK liest ixil-tum und leitet dieses Wort von pastu (= „Axt") ab, wozu auch die Glei-
cliung UAL = inhiH-H „Beil" stimme. Dagegen scheint jedoch der Charakter der Gottheit
(Nuuä ist Göttin der ausschweifenden sinnlichen Liebe) und die Gestalt des Sternbildes
(Corona boroalis) zu sprechen. Näher liegt haltu im Sinne von ,, Pracht" (so vermutet
Bezold, ZÄF 41, wo auch U Süff richtig als Nana, bezeichnet wird). Mit Rücksicht auf den
Charakter der Gottheit und die ideographische Komposition liAL + UR (vgl. BAL = naka,
talHihn (effundere), suiiiln m zinisti (II R 28, 43 d) und UU = baltn (hnstu) „Kraftfülle", hiiltii
(bnitii) „pudor" (JliNSEK, KB VI, 1, 398) lialtc ich es jedoch für weit wahrscheinlicher, daß
der Name sich auf die partes naturales bezieht.
11. (li) *■ 6' vLV-h< = /•('/'/"//« = C.oroiiu borealis; j). 18G (III) uiul bereits
|{A XI, 17.
' Der Nanii' weist auf die runde Korin des (icstirnes liin (von rjsr, beugen).
12. '' Miir-ffiil-i/d , ttinnliii .. hastwagfii" = Ur.'^a maior.
[G: Mar; p. IDSsqq. l':Veiius; j). i;)."js(|i|. L: Akkad; p. ^20:2 (.'speziell
Nippur, II R 4S, 5()a).J
* Das Gestirn wird in MNB 1848 Vs III, 30 (Dhokmk RA VIII, 47, 59): morkas iniiii^.
genannt, was wohl so viel bedeutet wie : fester Halt des Himmels (bezüglich mttrkasu vgl.
die Erklärungsversuche Jensens KB VI, 1 494 sqq.). Diese Benennung hängt sicher mit der
Stellung des Gestirns in älterer Zeit zusammen. Die sieben Hauptsterne waren damals dem
Fol viel näher als heute. Es betrug nämlich die Poldistanz
von
ti
a
;•
t>
£
i
>1
— 2000
21°6
ll.h
19°4
15°
13"5
13°5
19^0
— 1000
21.7
16.8
21. (i
17.6
17.7
18.6
24.4
— 500
22.7
17.5
23.5
19.6
20.2
21.3
27.2
(- 1900
33.1
27.7
35.6
32.4
33.5
34.5
40.2.
Der Mittelwert der Distanzen betrug um — 1000 19.8, um — 2000 nur 17.1 ; heute dagegen
beträgt er 33 9, also doppelt so viel als um — 2000.
Infolge hiervon konnten die 7 Hauptsterne während der historischen Zeit v. Chr.
selbst für den äuliei-sten Süden Babyloniens niemals untergehen (vgl. dazu III R 53, 65 :
f'- M(ir-gh!(lu kal satti izzaz, „das Wagengestirn stellt das ganze Jahr da"). Dieses polnahe
und darum nur eine verhältnismäßig geringe Ortsveränderung erleidende, stets sichtbare
Sternbild, das wie ein Ringstück den Pol umgab, erweckte naturgemäß den Eindruck der
Beharrlichkeit und Festigkeit, die sich dem ganzen Hinimel mitteilt. Die gleiche Vorstellung
konnte Ui-sa minor schon wegen der geringen Zahl ihrer hellen Sterne und ihrer mäßi-
gen Ausdehnung nicht hervorrufen. Dazu kommen die sehr ungleichen und zum Teil
recht großen Entfernungen vom Pol. So stand ß Ursae jninoris — 2000 8 , — 1000 6 5;
n (der heutige Polarstern) dagegen — 2000 22.4, — 1000 17.2
vom Pol ab.
in aslronomisclier, astrologischer und mytliologiselier Hinsicht. 213
a) "LUL.A, ''■Kn-n, "Salibu , Fuchs-Stern " = fc' (Alkor) über t Ursae
niaioris; p. 55 sq. Vgl. aiii-li Weidnek, OLZ XVI, 15:2.
lU: Im (['estgolt). j). 5(). I': Mai = ; p. i'Ok L: Amun-u\ p. i'Oi>.|
1)) *'//*, kdkkuhu Sil ina puiii (piit) ^- Mttrgidda izzuzu, „der Stern, der
an der Front des Wagens steht" = r/ (y) Ursae niaioris.
|G: A-a, Ai, Gemahlin des Sonnengottes.]
• Schon S. 50 wurde darauf hingewiesen, daß das fragliche Ideogramm (i/l dem Zeichen
y' (BkCx. List 10242) ähnelt. Die Identität der beiden erscheint mir jetzt zweifellos. Man
vergleiche nur BM 8G378, I, 18: * • </ U A-a mit II R 57, Ha, b: ''//' •' A-a ia kii-ni-e'.
In y ist sogar noch deutlicher als in y' die Komposition des Zeichens aus doppeltem (iL'
(= nl/m, Rind usw.) und UJM (Umschließung) ersichtlich '). Das so entstandene Ideogramm
bedeutet bekanntlich tarbaxii, riihsit , Hürde', ^■nhii .Stall', 'f-// ■' vl-n ist also = Gestirn der
Hürde, die (der?) Göttin Ai. Die Benennung in hi-ni-e hängt vielleicht in der Bedeutung
,der Obhut, sorgsamen Pflege' damit zusammen. Oder ist l^iiiiC ein Ort? Schwerlich, da
dies durch kein Determinativ angedeutet ist.
13. ''MU.GID.SAh'.DA, niru .^a sainr .Jucli de.s Himmels" = Draco:
vgl. p. 5(i.
|G: Anu, rabü su samr ,Anu, der Grofae des Himmels".]
* Das Sternbild wurde p. 56 mit dem nördlichen Bootes zu identifizieren versucht ;
dagegen nimmt I3oll (bei Bezolu, Z.\F, 43) an, daß es Draco sei. Dieser Ansicht pflichte
ich jetzt bei und zwar auf folgende Gründe hin.
1. Nach der Reihenfolge der Aufzählung der Gestirne (oben p. 52 Z. 18 — 20) handelt
es sich höchstwahrscheinlich um das Gestirn zwischen Ui^sa maior und l'rsa minor, also
um Draco.
2. Wäre letzterer nicht gemeint, so würde dieses auffallende Gestirn iu Br.M 86378
gar nicht erwähnt, was schwerlich angeuoninien werden darf.
3. Die Bezeichnung „Joch des Himmels" weist auf die Polargegend. Um — 2000 bis
— 1000 bildeten aber die Sterne .t, n, i, ij, JT Draconis einen Bogen um den Pol.
4. In dem Text K II 306 CT XXVI werden — wie Bezold ZA XXVIII, 357' be-
merkt — drei Jochgestirne unterschieden: 1. I'- Slu-gid-sar-dii (''•Sudiiii s<i änmfj „Joch des
') Die Annahme Bartons BA IX, 1 p. 231: Ziegenkopf wie B.\kto\ 1. c. \i. 75 X" 440
„The eigne <N°449 = Brüs. 10242) is clearly gleichfalls für möglich hält — dargestellt hat.
a Compound of N" 443 and N° 339, an ani- Woher sollten ferner die vier schrägen Keile
maTs ear", also HIM -\- J'l, will mir gar nicht in N" 44'J kommen? Und wie könnte N" 453
einleuchten. Wie sollte man denn darauf %er- — offenbar dl' + IHM — „a variant of
fallen, die Begriffe , Hürde' , Herde' ideogra- X" 4 4'J" sein, wenn B.krtons Erklärung zu-
phisch durch Ohren t Umschließung' darzu- träfe? Durch die oben konstatierte Identität
Stollen, nie Ohren sind doch kein iinterschoi- der Ideogramme y und «/' wird vollends jeder
dendes Merkmal von Schafen und Kindvieh, Zweifi'l nn der Kicliligkeit der alten Krklärung
wie es das mit zwei Zitzen versehene Euter von G. Smiiii (I'honclic values p. 5) beseitigt,
für die Ziege f'n.ni^ ist, die man daher mit Nebenbei: Bartok, I.e., liest ''.4-ii: „'' Mnl-
Grund ideographisch durch Ziegeneuler (vgl. k-alit" (ohne Fragezeichen). Ist denn diese Le-
das ursprüngliche Zeichen bei TiilKKAf-HAN:- »ung so sicher?
ois Ecr. Cuneif. N" 51) — schwerlich durch
214 Endergebnis der Untersuchungen des babylonischen Fixsternhimmels
Iliniiiipls". 2. *"• Äi-/)«, l'- Sii(htn—h{i- (-= iiiäti)') „.loch des Festlandes" und 3. ''■SkiIhii —
n-ab-ba „Joch des Ozeans". Nun wurde oben gezeigt, dal! i^u-po (ilEn-lil) bald o Bootis
allein (S. 73 f.), bald aueli (wahi-seheinlich) a Bootis -(- den umliegenden Sternen des Bootis
(S. 27 (8)) bezeichnet und Siuiuii gleichfalls sowohl der spezielle Name des mittleren Haupt-
sterns ist als auch die ganze durch ij—n — e Bootis bestimmte Gruppe (als vorderes Joch
+ Joch + hinteres Joch) umfaßt (S. 56 und RA XI, 16 (I, II), 20) '}. Ferner wurde oben
S. 56 darauf hingewiesen, daß >'■ Mu-</i(l-a-iib-ba „das Joch des Ozeans" = ''■ NUN . KI, also
gemäß S. 26(7) und 29(11) = Vela + südl. Puppis ist'). Wie nun dieses Gestirn im tiefsten
Süden des babylonischen Himmels liegt, so wird das ,,Joch des Himmels" im äußersten
Norden des Himmels zu suchen sein ; dies weist wiederum auf Di-aco.
(Allem Anschein nach ist das VACh II. Supl. CXIX, 11 und Craig AAT, K. 2902 ') ge-
nannte Gestirn Mu-gi<l-mr-da in a-ab-hn (>> Ka)'') identisch mit Mn-f/id-a-ab-ha. Dieses Gestirn
wird anderwärts (lätar XXVI, 12) >'lilli genannt; denn letzteres wird dort ausdrücklich als
•1 Ni-nt 'l Ka „Joch des Ea" erklärt; dazu kommt die Gleichung i^-BIR = *■• A't'iV''' in
Istar XXV, 62.]
14. ''•M(ii-(/ii/-il(i iiii-tiii* ,Wii;z<ii <lfs lliiiiiiicls" = Ursa minor; ]>. .")7.
I (i : '' D(im-ki-iin-ii(i. \
„Der Stern, der in seinem turni slelil" = luHiislwalirsi-iieinliuii ß Ursae
niinoii.< als Tolaris; p. 57.
[G: Der Solin von E-maf}**, der erstgeborene Solin Änu».\
* Bezold liest Margidda—ihl „oberer Margidda", da M(iii/ii/(li(—(iniiii „kaum be-
friedigt". Mir scheint jedoch gerade die letztere Bezeichnung berechtigt; denn wie (oben
sub i;{) der Draco zur Unterscheidung von den anderen Jochgestirnen als „Joch des Him-
mels" bezeichnet wird, so heißt auch wohl der höchste Manjidda (zum Untei-schied von
Ursa maior und dem Margiddn in der Nähe der Ekliptik (s. oben S. 179) „Himmels-Margidda".
Was bedeutet tHr(r)H:^ Meissner, OLZ, 5, 425 ' vermutet „Ecke", Uezold, ZÄF, 43 „Giebel";
auf den tiirni des Wagens scheint indes keine dieser Bedeutungen recht zu passen. Der hin-n
ist offenbar im hinteren Teil des Wagens zu suclicni da der Stern ß darin steht. Mit Rück-
sicht auf die verschiedenen Stellen, die Ue/old 1. c. anzeigt, scheint lurni „Verschluß",
„Wehr" zu bedeuten; vgl. titmi syn. edi'lii, verriegeln').
** E-iiiah =^ Tempel der Nin-imih (belU-Uf).
') Bezold verweist auf BkCnow Nr. 7392, Hinweis auf Ergänz. S. 56 sich nur auf das
liest also /,(()•: irxitn. Dagegen ist jedoch zu „Joch des Himmels" bezieht. Wer übrigens
erinnern, daß in den astrologischen und dort nachliest, dem werden auch meine Nach-
astralmythologischen Texten irsitn sonsl weise bezüglich des 2. und 3. Jochgestirnes
Unterwelt bedeutet. Siehe oben S. 62 f. Z. 13, nicht entgehen. Die kurze Notiz des ver-
wo Ningiiziddd, der Schlangengott, bei iivi- ehrton Kollegen ist eben nur für Kenner
tum „Herr der Unterwelt" genannt wird, berechnet, weshalb auch der Hinweis auf
und Sp. I, 131, 53 (Epi'ING und Str.^ss.m.mek, ZÄF, 43 wegfiel.
ZA VI, S. 241), wo die Winterregion der ) Vgl. Bezoi.d ZÄF 59.
Sonne gleichfalls irxitn heißt (vgl. Zimmern, ') Ist in der bekannten Stelle Neb. Bai.
KAT^ 388). (I R 52 Nr. 3) II, 13 der tiirru elti stt ahulli
") Diese beiden Feststellungen dürfen wohl «' l'slar der „obere" tuirn des Istartnres wirk-
der These Bezolds ZA XXVIII, 357' zu- lieh im Sinne von höherer tni-ni zu ver-
grunde gelegt werden. Dies tritt daselbst stehen oder bedeutet hier clfi (opp. snplfi)
allerdings nicht ganz klar hervor, weil der nördlich (süillich)? Die Passage des Istar-
in astronomischer, astrologischer und mythologischer Hinsicht. 215
15. '•' AX . DU. BA . ME§ (an-yuh-hu- me^) si'i-ut E-kur = Serpens:
|). :;(! (i:j), i-2 (ll), 57. V-l. Bezolu-Kopfk, ZAF 1:5, -21.
[(i: .S//( und Seryal: Vli Id. \:>h.\
Ifi. '' AS . KV . A . M ES (iiii-il nr-it-misi iii-ut E-kur = ()|iliincluis;
p. 30 (l:^), 4i' (1 1), ,J7. Der südliche Teil des öpliiiiclius fülirt den
siieziellen Namen '•' '' Zo-mü-mi); vgl. p. HI, II nnd Ijt, 17. Vgl. Bezold-
KOFKF (nicht Boi.i., wie S. 144 steht), ZÄf Hj. ."»(1.
|G: Ann und Eu-lil: VR l(i, Kit).]
*
17. *•■ Ur-kii (Lik-ku-'), k<ilhu Jlund' = Hercules; p. -".((11), W (IJ); ÖS.
Kopff-Bezold ZAF, ö, :^I.
[(!: Hund der Göttin Gula; p. 58. |
(a) ''■MA^-d-ti (= ''■ Ah<i-ii-fi) .Das Gestirn der Seile' = (;• -f)/^Her-
culis: p. i8() (iV): B A XI. 17.
(b) >•■ Ur-ka-a-ti* = j Herculis; p. I8G (V); ibid.
(c) kakkabu edu ,Der einzige (alleinstehende) ötenr = // Herculis;
p. ISÜ (VI); ibid.
• Die Bedeutung des Namens Vr-kii-a-ti ist mir nicht klar (RA XI, 17'); doch siehe
Thlreau-Dancin, RA XI, 21.
18. *•■ Vzu ,Ziege' = Lyra; p. i) (.\lll). :?C. (f.), :•'.• (1-'). "(r.ii.in-din, f" mit
bdläfi, .Herrin de.s Lebens' gleichfalls = Lyra; p. 58, tN7; 1!.\ \l. In.
|(i: Gula. F; Venus. L: Akkw/: p. i'Ol>.]
(a) kakkabu nibü sa ''• i'za =^ ,iler hervorstrahlende Stern diT Ziege'
= n Lyrae: 59.
f G : Ltiinassu ^) sukal '' lia-u = Lania>su. .Bote (Vertreter) der Göttin
Bau'; 5').|
(b) ,Die zwei .Stern«' hinlfr ilinf ^ ij 4 ß Lyrae (wahrschein-
lich); :>'.).
[G: " Mii-sar und '' Xuyil: 5".t. |
liires (vgl. K(iniiui\, Das wiiMh'ri'r>laiidone niigehaul ward, so ist " es wahrsoheinlicher,
Babylon, '2:iir.) hat in der Tal ilie Itirlitung daß man diese — im Ogensalz zu <ler nie-
N.-S., und das Sehanzwerk, das Xoliukadnezar drigeren Brustwehr i'ilier dem Tor»» (vgl.
errichtete, erstreckte sich vom Kuphrat bis Koi iiKWi v, Fig. '20, 21 und 43) -- als hohen
an ilas Nordtor. Da indes <lii»ses Hefi-stigungs- oder <d)erfn tiiirti bezeichnet hat.
werk zweifellos an die beiden 7.innengekn>nlrn, ') Oben Z. 52, 26 versehentlich .4.V.K
hervorspringenden Flankeulürme des Tores (^«>im>'y statt .4.%'. AM/. ^/n»i(M«M> gelesen.
216 Endergebnis der Untersuchungen des babylonischen Fixstemhimmels
19. '' VD.KA.GAB.A lUd-ha-dfi-u} , Panther' = Gygnus + Pegasus
i- a Andromedae*; p. '20, (7), 31 (14), 163; RA XI, 18 (X^XII).
[G: Nergal; 59. P: Mars. L: Elam; 201 sq.]
(a) Kiimaru *'« ^ Ud-ka-dii-a = ö Cygiii: iSli und RA XI, IS.
(b) Kakkabu nibü sa irti-su ,der liervorstialilendc St. seiner Brust'
= a Cygni; ibid.
(c) I^in?u sa *• Ud-kn-dn-a = ij Pegasi; ibid.
(d) Asidii sa ''■ Ud-ka-dn-a = a Andromedae; ibid.
• Nach Bezold-Kopff (Z Ä F) wäre das Panther-Gestirn = Cygnus + Perseus, und
Di} ga» = Pegasus. Die letztere Gleichung ist — wie oben S. 163 — 170 gezeigt — gewiß
unzulässig; aber auch die erstere dürfte kaum zutreffen. Für sie und gegen meine Auf-
stellung spricht allerdings der Umstand, daß die babylonische Liste BM 86 378, I — II, 34
doch schwerlich den Pereeus ganz unerwähnt ließ; andererseits sind aber die Schwierig-
keiten, die der Text A 0 6478 der Ansicht von Kopff und Bezold bereitet, so groß, daß ich
mich nicht entschließen kann, ihr zuzustimmen (siehe oben S. 189 ff. und RA XI, 18, X — XII).
Sollte sie sich gleichwohl auf Grund von neuen Texten bestätigen, dann würde sich auch
notwendig ergeben, daß Cassiopeja zum k. J^iUim und wenigstens der größere (wesUiche) Teil
des Pegasus zum *■■ Sinü, dem , Pferd' gehört (siehe oben S. 59, Z. 30).
20. ''SAH (sahn) ''Da-viu = Del])iiinus (selir wahrscheinlich); .jD.
21. ''■Sisü ,Perd' = Equieus (sehr wahrscheinlich); 59.
• Beachte die Bemerkung sub li(.
22. '' Liilun = Andromeda (mindestens); p. It (XXI), 31 (1.5).
• Beachte die Bemerkung sub ]!).
•• Die Bestimmung der einzelnen Sterne ist noch recht unsicher (vgl. oben S. CO und
Bezold, ZÄF, 21, 45, Z. 34); denn die assyriologisehen und besonders die astronomischen
Angaben reichen nicht aus.
So werden wir die Deutung der beiden Gestirne
a) l-akkahäni i<iinnuli(tiim ,die schwachen Sterne', die in der Brust des Lulim stehen
und auf ■' yar-ri-nt, ■' Tir-an-na bezogen werden, und
b) *"■ DIR nihil ,den rotglänzenden Stern' in den Nieren (Lenden) des Ln/iiii, den
»•••l KA .SIH.M.KU.E
am besten vorerst aufgeben.
Der fr. •' Tir-an-na (wahrscheinlich = miirralui») ,das Regenbogengestirn' kommt auch
»n VA Ch lätar XXV, 8 vor.
IL -4iii<-Gestirne (Mittel- oder Äquatorialgestirne).
1. ''■ §im-iiialj 1= Sin II mit um = kakkab imbari) ,das Schwalben- und
Sturmgestirn = Acjuarius VV. (a, ß, y., e, v); 11 (XIX), U (11). Gi, 162.
in astronomischer, astrologischer und mythologischer Hinsicht. 217
2. '' DIL .GAX, '''■Ikri* = ein Gestirn, das in verschiedenen Epochen eine
verschiedene Ausdeiinunj,' hatte. Es sind vier Foinien zu unterscheiden:
1. Form: Aries -f (".etus -f östl. Aquarins
II. „ : Aries -\~ C.etus östl. Aquarius = (iC .LA.
III. , : ("etus 'östl.. Aijuaiiiis Aries = KV . MAL.
,, . , Aries = KU. MAL.
IV. , : (.etus
• östl. Aquarius = Gl'. LA.
p. 12 (.KX). -21 (8), :n (lö). 4X. (12). 163-171.
[G: ^Wl/<ll. 1": .Mars. L: .Imior« ** (Tii. P.cp. l(ll.|
[G: Xabf, (Manluk). P: Meikur (II l{ .-./a). !.: h.ih-iläni ""^ (III R 03
(n. 2) 2(1). I
• Die Aussprache il.ü ist schon aus BrOx. List 51 (III R 68, 13a) bekannt.
•• hl' .MAL (Aries), der nordöstliche Teil des DIL . '1A\, ist nach Tho.mps. Rep. 101,
Ks 4 das Gestirn von Jniuini, während der östliche Aquarius, der südwestliche Teil, der
nach III R 63 (n. 2) 26 im Monat ä<ihätu aufgellt, Gestirn von Babylon heillt. Die Loka-
lisation der Gestirne hat also gar nichts mit der geographischen Lage der Länder zu tun.
Hier zeigt sich auch klar, daß die Beziehung der einzelnen Teile des /;/A . r;.-!. Y- Gestirnes
zu den vier Großstaaten, wie sie in VA Ch lätar XXVI, 22—27 aufgestellt ist, rein sym-
bolisch zu fassen ist: Man teilte das zu Anfang des Jahres, wo die Schicksale desselben
bestimmt wurden, aufgehende Gestirn DIL.OAX (hier Aries + Cetus) nach den vier Himmels-
gegenden und deutete die in jedem Quadranten sich abspielenden Vorgänge auf die ent-
sprechend liegenden Länder. Das ist astrologische Symbolik, die sich mit nichten darauf
gründet, daß die Erde das Spiegelbild des Himmels ist.
3. ''■Anünltu, *•••""■ Z>/Wrt/ ,Tit,'ris-Geslirn'. >• Tüll um .Wunu^'cstirn' = der
sfidwestliche unserer Pi.sces -f Band «j -f Pisciuin; p. II (XIX).
27 (<)), 02.
[G: ntar \an AHml. P: Venus (als Morgenstern), UtS; Siiri>ii II, IG9f.
L: Akkwl, 202. 1
4. ka"! JiU .MAL. Aijru. .Mietling,'' = Aries (nach seinem vollen Pmlans:):
P. ö (I), 2S (10).
|G: Xin/iil. P: Mar-. L: Amiinii: v-i. 2. |
• Das Gestirn bildete in ältei-er Zeil einen Bestandteil des I>II..fHS (s. oben sub i).
•• Um — 500 (und schon früher) bezeichnete der heliakische Aufgang von <i Arielis
den mittleren Anfang des Jahres (4. April, gregor.), p. .1 (I). Dieses Ergebnis wurde auf
zwei verschiedenen Wegen erhalten; siehe auch unten Abh. XIII und Slernk. II, letzten Teil.
5. ''M rL..MI'l. (Sterncnniulus). *' .>"(//</ »( (Gestirn der r'berscliweinnuuij.'?)
= Pleja.les • : oder o Persei: p. .". (III). 2V>q.. U'.> -l."»3.|
[G: •' Vll-bi Die Siehentrollheit. die j-'i-oüeu Götter: II. (12. P: .Mars
(Th. Hep. 22:{A, ;» und oll). L: Kluiii. I(»2.|
218 Endergebnis der Untersuchungen des babylonischen Fixsternhimmels
" Ml'L.MCL = .Cumulus', 149 f. — Dio Zugehörigkeit von Coder o Persei, 5(111), 24 f.
— Die Zahl 12 der Sterne des MFL . MVL und die Bedeutung von „Siebengottheit", ISO ff.,
S. 151 würde darauf hingewiesen, daß die babylonischen Astrologen in dem Mnl-tmil bald
10, bald 12 Sterne erkannten. Damit steht die Tatsache im Einklang, daß sehr scharfe
Augen (wie z. B. die des Astronomen Heis) je nach der Bescliaffenhcit der Atmosphäre bald 9,
bald 11 Plejadensterne (um diese handelt es sich, nicht um die umliegenden Sterne) sehen
können; ein Stern (der 12.) liegt außerhalb des Cuniulus; es ist der Oriontierungssteru C
oder o Persei. — Mf'L . Mf'L = l'-^d/i/Mi, als Gestirn der Überschwemmung, 152 f.
** Um 2000 V. Chr. ward das ganze Plejadengestirn kurz vor dem mittleren
Jahresanfang (2(). April gregor.) heliakisch sichtbar; siehe unten Abli. XIll.
6. ii'^'-'Li-c ,(.Scliick.';als-)'l'art'l', '•■ (lii-nii-iiii. Tinra de? "■ v-Ihi/ = Al(l('l)i)ran
mit llyades; p. G (IV), 2.") (:!). Vr2.
' Der heliakische Aufgang des Aldobaran bezeichnete in älterer Zeit (um — 2000) zwar
nicht — wie S. C angenommen wurde - den mittleren Anfang des babylonischen Jahres;
er steht aber vielleicht mit dem Neujahrsfest des mittleren Jahres in Verbindung. Näheres
hierüber in Abb. XIII dieser Ergänzungen.
7. *■' Silj-zi-iiii-nii .der freue Hiile (lc.< Himmels' = Orion .'^eiiicm licutigen
Umran- iiadi77- 6 (V), '20 (4), 4ßf., Ci), 153—156.
[G: Paji.-mbil, der siihil (Vcilfilcr, P.ote) des "Ami uiul der '• lsl,n: CS.
P: Satiiiii (■/.. U. VA eil II. Sii|.l. VII, 2C.). L: Akl.u,l. 2()i>.|
8. ''' Mds-tah-bfi üd iiiii miljrit ''■ üih-zi-dn-nii ,die Zwillinge, die dem
Orion gegenüberstellen' = j- -f ^ (ieniinoniiM; <>:i, 153 — 156.
[G: »GÄL.LAL und '^ Ln-tar<ik.\
9. ''■ iJar-luijiil = (lanis minuf oder l'iukyoii (a^ allein; 4'.l, (i;!, 1551'.
10. *• K(ik-si-(li, kukkuli nlirirf .Pfeilgestirn' = Sirius -f ein Stern im
südlichen C.anis maiur (f oder ;;); p. 7 (VII), 26 (5), 30 (13), 49. 63,
156 1.
[G: ^Ninib(p)*. 63. P: Mercur: II R 07. 47 a. b. L: Amurni, 202.
• Ninib (il MAS) als Gott des Merkurplaneten S. 143 '; vgl. VA Ch lätar XX, 20. Nach
einer anderen Ordnung ist Nnhü der Gott des Merkur (Un'GN.^d, ZA XXII, 16; Sternk. 11,79)
und yinih der Gott des Saturn; Sternk. I, 220 ff. Diese Unterscheidung gehört dem
VII. Jahrhundert (Zeit Samai-iititi-uk-ini) an. [Merkur als Stern des Xahü kommt sonst
meines Wissens in der bisher bekannt gewordenen Ominaliteratur der älteren Zeit nicht vor;
der VA Ch Supl. VIII, 7 genannte l-aH-alm tirihü ist gleich kakkabii nilfü in II Supl. VIII, 21
— wie aus den betreffenden Textpartien erhellt — höchstwahrscheinlich identisch mit
Jupiter (daselbst rmuti-pti-r und k-aH-abit rabü, großer Stern genannt); es ist der „auf-
strahlende Stern".) Bezüglich der gemeinsamen Beziehung der beiden Planeten Merkur
und Saturn zu dem Sonnengott yinih siehe unten sub !.">.
in astronoiuigcher, astrolugisclier und mythologisclier Hinsiebt. 219
11. ^BAN, ''■Kastu , Bogengestirn' = bogenförmige Sterngrnppe f , 5, r Canis
niaioiis t y- 1 Puppis; 8 (IX), 2(1 (0). 30 (1:5).
|G: Istar des Ostens (Elams!)*, C:!. P: Venus, I'.ts. L: Klnm, i>Oi'.]
• Dan U-Inr Xl'Af . MA-liim die litar von Elani sei — wie sclion oben S. C3 ver-
Diiiiot wurde — scbeint daraus zu folgen, daß *'■ ßrt« tatsäclilieli zu den Gestirnen von HIa.ii
gerechnet wird. Naeli S. 198 (Mitte) lieilit allerdings f>ilh(il-Vcm\s „im Osten" Bogenstern,
was jedoch der vorigen Annahme nicht widerspricht, da ja Klam im Osten von Babylonieu
liegt. Außerdem hat man die Venus als Morgenstern nicht cinfachhin als lätar von Klnm
und als Bogenstern bezeichnet. Vielmehr war Aiiuiiifii, die Istar von Ahkml, in der Regel
die Göttin des Morgensterns (s. oben sub II, S S. 217) und Venus galt wobl nur dann als
Stern der Istar von Kliiw, wenn sie (nach der oben S. 192-198 bewieseneu astrologischen
Regel) „Bogenstern" war, d. h. dem Bogengoslirn der Ekliptik (= Ali.SIM = Virgo E.)
in der Morgenfrühe am Horizont gegenüberstand oder mit dem eigentlichen Bogengestirn
lipllakisch aufging.
12. *\/tfM.s (sinn.), Sirii ,S(iil;inyc. = lly<l ra • ft Cmh-vi: p. 8 (VIII). _*•;. 5.
31 (15), 47, 157 r
|G: •' Nin-(/i.s-zi(l-(/ii bri irsilim (riilcrweltsgott), '' Etrs-hi-yal (— Ka-dil
(Untenveltsgötlin), (;3. P: M.rkm- oder Saturn (VA Ch H Supl.
LXVI. 7). 1,: Amiiiru, iJOi>.|
13. >• f. XAG .GA'"'. BAD.GA. i'-;/<i (sinn.). Arilm .I{al>e' = Corvus
-j- Crater (z. T.) p. L>ti 1". (7). C:!.
|f!: "vMW (Weftergott). (■>;!: •' Mmjni (Sniiall VA Uli Istar XXIV. f,.
I': Mai-^. L: Khtm, ■H)-l.\
Die Zugehörigkeit wenigstens eines Teiles des Crater folgt auch daraus, daß nach
S. 3 ryii 5 Tage früher aufging als Al' . I'A (Areturus) während ;• Corvi I Tag später
als Arclurus aufging.
14. '' AB.SLV = Vir-rn K (ösll. Viiv«>)*: anrli wohl Spira (., Virijinis) allein.
\) (XII). -2:, (:!), 32 (Hi). (13. l.VSI.
IC: Cnitin iiild mit (\on) Zusatz ShIiuIIii. die (der:-) ,Ki)rnrdire'. I': Venus.
L: KInw.l
• In der Seleukidonzeit ist AU.SIM der Name der ganzen Virg.i, mit alleiniger
Ausnahme von ;, r, /!, die dem Löwen zugerechnet sind.
" Ali.SIM ist mit <icm (im AVii/ aufgehenden!) >'■ <> IIAS (Knilii) , Bogengestirn'
identisch, 168 f.
••• Die Verbindung mit Venus und die Zugehörigkeit zu den A.VdiH-Gestirnen ergibt
sich a>is vorstehender Identifikatiim mit dem Bogeugeslirn. Pall Ali.SIM AViiiii-Geslirn ist,
folgt auch daraus, daß l^iln die Gemahlin .iiliids ist, dessen Gestirn Elniii angehört.
220
Endergebnis der Untersuchungen des babylonischen Fixsternhinimels
15. '•■ Zi-h(i-tin-H(i , /jihünUu ,VV;i<je". hiraii* '•' Alynibi ,(u'liöin (Schere) des
Skorpions' = Li bin.
[G: A7»(/A (Sonneivotlh.il). I': Ahnknr (oder Siitnrn). L: Akkml, ^20'2].
' Zu haiäit vgl. X))'/.ni, die Scherpii (des Skorjiions), Aliiiag. VIII, 1. Die Auffassung
vou Lilira als Scheren des Skorpions hat schon Ji;\shn, Kosniol. d. Babyl. erkannt.
" Siiilh ist sowohl Gott des Merkur als auch des Saturn (siehe oben suh 10) und
wie Siiiih Gott der (Horizont-)Sonne ist (S. 19S '), so gelten auch Merkur und Saturn in der
Astrologie als Sonnenplaneten, der Merkur wegen seiner Sonnennälie, der Saturn wohl wegen
seiner gleichbleibenden Gestalt und Lichtstärke. Beide gelten als ,Wage'-Gestirne (196 f. '-') ')•
Diese gleichartige Auffassung '■') und Benennung so verschiedener Planeten gehört aber gewiß
nicht der gleichen Zeit und dem gleichen Kultkreis an. So wird in VA Ch IStar XX, 20
der Name '' yinih nur einem einzigen Planeten (allem Anschein nach dem Merkur) zuer-
kannt, während in dem Te.\tfragment II R 49 Nr. 3 nur der Saturn als Sonnenplanet und
Wagegestirn bezeichnet wird. Im VII. Jahrhundert (s. oben S. 218 sub 10) war Merkur der
Stern des .Vk/zh, Saturn (ausschlieltlich) der des .V/»//< (SIcrnk. I, 220—222).
16. >' '' Zo-mn-mi'i = südlicher Teil des (lestinis Ä^ .KV . A.MEä
(Oldiiiichii.-;): p. \-l. 11: :ü , -IW: M-, 17.
17. 1- /l>i"'. i' \„srii .Adler'
A(|nila: p. 1() (.W), -20 ('>). :!1 (l.'j), C-i, 18.
[G: '' Xi)i-il>, '' Xii-m<)-)Hi'i (11 ]\ r>7. ."):>a}), wonach ''■JD'"' '' Za-mn-ma
dem (ioü Siiiib an-ehört). I': .Merkur (VACh Istar XXX, 4); Mars
(VACh Supl. L. 11. 14: CT XXVI, 4i>, Col. II, C). L: Akkad, 202.]
18. ''' '"'^'BAD (mltu, pagru) ,Das Toten-Gestirn' = Antinoos (sehr
walirscheinlich); p. (14.
') Die Auffassung des Merkur als Wage-
Gestirn könnte wohl sehr leicht daher rühren,
daß er nach verhältnismäßig kurzen Inter-
vallen bald am Ost-, bald am Westhorizont
erscheint, und so den Eindruck eines ba-
lancierenden Doppelgestimes erweckt. Sa-
turn dagegen dürfte wohl deshalb Wage-
gestirn heißen, weil er als nächtlicher Vertreter
des Samas, des Richtergottes, gilt, dessen natur-
gemäßes Symbol die Wage ist. Die etwaige
Auffassung, daß man sich Merkur-(Saturn-)
Sonne als auf- und abgehende Wageschalen
vorstellte, scheint mir weniger berechtigt.
■) Sehr wahrscheinlich ist es, daß der in
MN B 1848 III, 7, Dhorme RA VIII, 46 er-
wähnte »lul Gen, kakkub hU-ta n mi'-sar
, Stern des Rechtes und der Gerechtigkeit' der
Merkur ist. Träfe es zu, so würde letzterer
auch diesen Namen mit dem Saturn (II R 49
Nr. 3, 41) gemein haben. Dagegen spricht,
daß in jenem Litanei-Text dem will Gen der
Merkur (Gii-iid) vorausgeht und ein Stern
nicht wiederholt genannt wird. Außerdem
ist »iitl Gen im VI. Jahrh. v. Chr. der Name
des Saturn. (Str.^ssm. Canibys. 400 Rs 15, 17,
Sternk. I, 70.)
in nslriinoiiiiselier, astrologisclier und nij'tliologiselier Hinsicht. 221
III. Die jRJ-rt-Gestirne (Süd-Gestirne).
A. Südlicher Ring.
HA (''■yfnni) = ''HA (Süiiuj '' K-a .Fisch, Fiscii des E-a'
l'i<cis aiiHtiimis (trcnauer dessen südliclier Teil mit Fom.Tliiaul):
p. 171 — 174.
[(!: E-(i. V: .Merkur (passim. >o Thomps. Üej). Xr. :2:?1 1. !.: EI<im.H)i.\
i.{:\) '■MW''' (= Eridtt) •' E-a .Stadt Eridii des E-ti' = Vela ■ sfnl-
liclier Piippis: p. S (X), ^'(i (7), 29 (11).
" h'akkahu Gii-Ia >> E-a k. Kriihi A' » A-a (BM 86 378 II, 20; oben p. 65) ,Das groRc
Gestirn des E-a, das Eridu des E-a' umfaßt Vela + südlichen Puppis, erstreckt sich aber
wolil nocli weiter nacli Westen bis in den Eridanus liinein ; andernfalls würde die Liste
(1. c.) eine große Partie des Südhimmcls ganz außer acht lassen (p. 07). Jedenfalls winl
aber der helle Camipus zu diesem großen Sternbild zu rechnen sein. In der Liste A, p. 175
werden zwischen *'• //J und k.yfyki die zwei Gestirne *< Lalarak und >' (lAI, . LAI^ auf-
geführt, die mit it Eridani und a, /i Colunibae identisch sein dürften. Ohne astronomische
Angaben ist jedes weitere Bemühen aussichtslos.
2. (Ii) -Mit dem Kridufiestiin in 2(a) sind ^'anz oder nocii zum Teil idenlisch
o) '''■ MU .GlD-a-ab-ba = ''■Stiduii n-nb-lxi ,.Ioili iles Ozeans (des
E-aY; diese Gleichung ist ausdrüt-klicli hezeufrt; p. .jll.
/;) >- BIU, "M-ru "E-a ..Joch des E-rr: V.\ Ch Istar XXVI, \-2.
' Die Identität mit ^'ATA'*' scheint in Istar XXV, ü2 ausgesprochen. Außerdem
geht sowohl nach dieser Stelle wie auch nach Tho.mp.s. Rep. Nr. 221, 3 (beachte die Ver-
besserung bei ViROi.L. lÄtar A Ch XL, A, 29) *• JiJJt heliakisch im L'lülii auf und gehört
aus diesem Grunde auch nach dem sogenannten Astrolab Pinches' oben S. 201 ff. mit Corvus
und Arktur dem gleichen Monat an. Nach BM 86378, II, 45 f. gehen aber *-.Yr.V*'', Corvus
und Arktur am 10. und 15. Clülii heliakisch auf. Endlich weist auch der Name auf die
Idontiult mit * A/'.V.' hin. Siehe auch oben S. 214 sub 13.
\r,: E-n. 1": .Merkur (TiiOMfs. Hep. ii\ i!s .".; V.\C.h Ular X.\l. :! 1 n.).
L: Amurni, ■H\-l.\
3. '' Xiii-mafj* = r.aiina K (sehr walirscheinlicli): ji. r>7 f., I7'>.
|(i: (iültin Sin-iiiiih. V: \\'\\\\>. L: Ai)iuirH.\
' Hk/olI) und Korif, ZÄF ir>, 25, halten das Gestirn bestimmt für Puppis. Das ist
jedoch wohl nicht zulässig. Denn Puppis geht vor den Vela, Sin-mah dagegen nach
den Vela (— AT.V*"') auf (siehe oben S. 26 (7) und 27 (9). Siii-mah ist somit entweder
Hydra E (wie ich in Sternk. I, 253 annahm) oder Carina E. Ersten? kann aber schon des-
halb nicht in Betracht kommen, weil sie infolge ihrer nördlichen Lage nicht zu den übrigen
Gestirnen des südlichen Ringes paßt. Dazu kommt, daß Hydra E mit Grund als östlielier
Teil des Sehlangengostirns .S'iVh angenommen wurde (S. 31 f, (I.S) und 157). Immerhin sind
genauen' astronomisehe Angaben abzuwarten.
Kultier, Slornkunclf um) SIcrmllrnKl. Kmiinzunurn. 16
222 Endergebnis der Untersuchungen des babylonischen Fixsternhimmels
4. ''■En-ie-nii— iiKiS-siji = ('.eiitamiis mit Aiisiialinie des iiordüstliclien Teiles,
der mit Lupus die lümstellatiuii ri.-.liK hildd ; y. IC (:>:>). :!S (10),
31 (15), (18, 17:..
[(i: Mii-(/li-.-<ii: ].. ICC. P: Merkur: VA Cli II. Sii|il. LXVl.;il: Thomps.
Rep. N" -200 Ks '.I. L: Elaw: ]). 20J. |
5. >•■ u'Ui Ä y . Ü Jt' ((rrSUh'), nuiskakiitii*. waJirsclieinlicii „Egge" ^ Crux
(siclier!); p. CS, ITC. dazu die hier ioigendeii sul) 5 uud G angeführten
Beweisuiomente.
[f!: Miisk-dk-atn ist die sogen. .Wafle" (= Knibleui) des E-n. P: Merkur:
II R 57, 44, a, b. L: ?. |
■ GAX.VR {f/nv-yiiSiir — Feld + Balken) ist seniit. tmiskal-tiln zu losen iiml lie-
deutet - wie schon Usgn.M) vermutete — wahi-sclieinlich „Egge" (Mkissnp.h, MVG ll)i:i, •">4 ff.).
•• o Crucis ging um — 800 bei einer Sonnenlänge von 204.5 und demnach 210.24
(211) Tage nach dein Äquinoktium, also am 18. Oktober gregor. auf. Der Spätaufgang traf
bei einer Sonncnlängo von G.22, also G.4ö Tage nach dem ^Äquinoktium, 27. oder 28. März
ein. Um diese Zeit erschien also das Gestirn am Abend. Der heliakiselie Aufgang fand somit
etwa einen Monat vor der Aussaat, der Spätaufgang über einen Monat vor der Ernte statt.
Um — 2000 fiel der heliakische Aufgang auf den 2. Oktober, der Spälaufgang auf den
12. März (gregor.). Die Erscheinung des Sternbildes kann demnach nicht mit iloiu iiloicli-
zpitigcn Gebraucli des landwirtschaftlichen Gerätes Mnikohitu, sondern nur mit dosscii 11(m-
stellung zu dem (im November) eintretenden Gebrauch in Verbindung gebracht worden sein.
Es mag indes sein, dal! die Gestalt des Sternbildes die Benennung beeinflußt l)at.
••• Der in oder bei dem letzteren sichtbare Aiixii, das Süßwasserbecken (oben
5. G8), ist gewiß eine deui unbewaffneten Auge auffallende Erscheinung am Südhimmel. Und
eine solche ist gerade bei dem Kreuz vorhanden; es ist die dunkle, stern leere Stelle
zwischen a Crucis und I Centauri, ein großes, ovales Loch in der Milchstraße, der sogen.
Koblensack.
t Die Vermutung v<m Boll, Bezold und Koi'FF, ZÄF i:? (20), 59, das Gestirn könnte
wohl Ära sein, trifft gewiß nicht zu. Dies schon deshalb nicht, weil Maikakatii an der
Seite des Kn-te-na — Hirts-s/i/ (Centaurus) steht, was von Ära nicht gilt; dieses Sternbild steht
sehr weit von jenem ab und vor (d. h.) östlich von ihm. Auch würde diese Annahme eine
Lokalisierung der beiden folgenden Gestirne völlig vereiteln.
6. "PA und •'Liii/al, die zwei Sterne, die hinler ihm (dem Muskalriihi-
Gestlrn) stehen = fi -\- a Centauri (siilier!): p. CS, 175 und dazu das
Folgende.
[G: /S'a»««.s und Adad iL'dnuiiän).]
' S. 175 hielt ich noch die Deutung: 4' + /S Arae neben der von ß + a Centauri für
möglich. Nach reiflicher Überlegung muß ich erstere unbedingt ausscidießen. Denn Ära
steht zu weit nach Osten, als daß man nach dem Spracligebrauch des KiNGschen Textes sagen
könnte, das Gestini stehe „hinter ihm" (dem vorigen); außerdem sind die beiden Sterne nur
von 3. Größe, also unbedeutend.
Dagegen müssen wir erwarten, daPi man ein so glänzendes Sternpaar wie ß und
a Centauri (/,' hat die Größe i)>, n die vun 0.2!), die taLsächlich hinter und nahe bei
in astronomischer, astrologischer und mythologischer Hinsicht 223
Crux liegen, eigeus erwähnt hat. Auch würde n Ccntauri, der östliclie der beiden, den
Namen Lu//fi! ,Künig' wolil verdienen; denn er ist fast gerade so liell wie Canopus und
oi-liob sieli - was <len Eindriiol» vci-slärkle — bedeutend liölier über den Horizont von
Babel als dieser (nämlich um — 800: 10^5, um — 2000: 17", Canopus dagegen — 800; 4.3,
— 2000 sogar nur 2.9). Dazu kummt aber nocli ein selir wichtiger Umstand. Der lielia-
kischc Aufgang von « Centauri erfolgte — 800 nahezu gleichzeitig mit Wega (« Lj-rao), da
die Slernzeitcn ihrer Aufgänge nahezu gleich sind (« Centauri 134. G, a Lyrae 134.4 Zeil-
grade). [Für die Zeit des Aufgangs von « Lyrae ergibt sicli aber durcli Interpolation aus
Berechnungen für andere Zeilen: 234 Tage nach dem Äquinoktium, also 10. November.)
Nach BM 8G378, III, 4 ging aber T,-« (Lyra) am 15. Arah-siimmi auf, also fiel auch der des
f< Centauri in diesen Monat. Andererseils ist das Gestirn l''- Holt, das, wie S. 204 gezeigt
ward, mit >•'■ Liiyal identisch isl, sowohl in der Liste A S. 201 als in dem Dilbat-Tablet
Stei-nk. I S. 229 (IV) gleichfalls dem Aruh-mmim zugeteilt, d. h. das Sternbild gelit eben-
falls in diesem Monat hcliakiseh auf (und die gleichzeitig ei-schcinenden Planeten — in
Liste A der Jupiter, im Dilbat-Tablet die Venus — werden danach ItnMhit) oder Liit/nl be-
nannt!). Wer alle die.-ie Monienle erwägt, wird zugeben müssen, dali << lAujtil nur a Cen-
tauri und der kurz zuvor erscheinende >' I'A nur /f Centauri sein kann.
So sind die beiden Geslirnbestimmungen sul> 't und 0 teils unabhängig voneinander
begründet, teils durch ihre vo!lk<uiimene Harmonie sichergestellt. Diese Ergebnisse, insbe-
sondere die Erklärung des himmlischen Ajisü sind auch in astral mythologisch er Hin-
sicht von nicht geringer Bodoiilung.
7. '• X I' . MUS . DA, Xamas-hl =-- Slei-njjrnipiie von /i Saj.'illaiii hi.'^ </ Plioc-
iiiris (inslies. Indn.s -)- (inis): p. 1 7<) IV.
|l': Merkur (so z. li. V.\C.li VAm\ .XXVIII. ij). I,: EUnu. p. JOl f.]
B. Nördliches Ringstück.
8. '•• /7;./i/; (lies ri-i.lim)*. hiihn .<,;/„ .Wolj- (y) = Lupus } iionlösIlii-lR-r
Centaiiriis; j.. :iS (10), :!l' (IC).
[Ci: /l^m/**-.s•l^/.]
• Siehe Fh.wk, ZDMG, I-XVIII, '_'19.
•• So mit Bi/oi.i) Z.\F 24 stall JIA.SII) zu l(>sen.
9. '' Gl li .TAB, Aktahu .Skorpion' = Scorpio, inslios. ilcr Kopf ili-s-
sfllifii. znwcilcn aiicli Hczfii-hiinnj.' <!<'>; llaiipIstiTiis Antan's; p. TJf.
|(i: Cötlin lihini. p. CS. I,: Eliim, p. iiVl]
K». '(,' .\ li . ti 1 1; . TAH, irnt iilynil'i .Üiiist dt's Skor|iions' = a(n.Tß
Sc.irpii, .Xnlarrs; p. J'.l (H inid li>|. l'.EZOLD-KurFF. Z.'M".
[d: '' HIL.IIAIlliV!)*, .Wihü**, p. CS.|
■ Von mir oben Kllll!l'l> transkribiert. Zur Erklärung des Namens p. G8 f.
" llenolile, dali wie Antares so auch Aldebaran (|>. G) mit .Vfi/,i< in Verbindung
gi'liraclil wird. Der Grund liegt teils in der gleichen (roten) Farbe der beiden Sterne und
in den korrespondiei-endeu Auf- unil rntergängeu des Stiers und des Skorpions (Aldebaran
unil Antares selbst korresi)ondiert>n niehl, denn um 500 ging Autares etwa 38 Minuten
unter bevor Alilebaran ei-schien und letzlerer ging kurz vor dem Aufgang des ersleron unter).
224 Endergebnis der Untei-sueluingen des babylonischen Fixsternliinmiels usw.
11. ''äar-ur und '' Sor-f/nz. die zwei Sterne im Stachel des Skorpions =
i. -j- i' Scoi-pii: Stiriik. Il.iilol.
" Sielie die Bezieliung zu I'A . BIL . SAd (sub ]'2).
12. >• PA.BIL.SAG = Sn°ittarins ^- (iruppeiim flOpliiiichi; p.;i()(l:{).
• In der babylonischen Spätzeit wird l'A . lUL . SA(1 in der Regel zu PA, zuweilen
auch zu PA.BIL abgekürzt. Siehe hierüber Jknses, Kosniol. 132, Stkassmaiuk - ErpiNG,
ZA VII, 223 - und meinen astronomischen Nachweis in Sternk. I, 76, 79 (7).
*• Die Zugehörigkeit von l> Ophiuclii in der Seleukidenzeit hat Riting nachgewiesen;
der Nachweis für die ältere Zeil stammt von mir (S. 30 f.). Außerdem wurde bereits in
Sternk. I, 2G1 gezeigt, daß der vollständige (in der Regel zu l'iir sa KA. TAU . PA abge-
kürzte) Name * Aiic (= mät) So KA Cjii) tnr-iah PA . lilL.fiAG = ,Stern im Gebiet
der Spitze des Pfeiles des P.' ist. Das Gestirn ist also schon von den Babyloniern als
Schütze aufgefaßt worden. Das hängt höchstwahrscheinlich damit zusammen, daß dasselbe
z. Z. der babylonisch-assyrischen Jagd heliakisch aufging. Wir wissen nämlich aus I R 28,
I, 13 — 15, daß der König sich zur Winterszeit, als der Kak-ni-di (Sirius) aufleuchtete, sich
zur Jagd anschickte, d. h. zur Zeit einer Ei-scheinung, die nach Sternk. I, 241 sich nur
auf den scheinbaren akronj-chischen Aufgang (S])ätaufgang) des Sirius beziehen kann. Dieser
trat — 700 in Babel 239d nach dem .\i|uinoklium ein (Sternk. I, 2.").'i). Etwa 8 Tage
später ging 0 Opbiuchi heliakisch auf.
*•* In früherer Zeit oder in anderen Astrologenkreisen bildete Sagittarius wenigstens
einen Teil des haH-iihii OP.l.A (rahü) ,des großen Gestirns' (oben S. 103). Ein anderer
Name des Gestirns ist (Uli . AN . ^A (ibid.), wozu man die Erklärung zikil l*'- Ak-nihi belu
rabü !>'■ l'A . lilL . SAd — ,der Skorpionstachel ist der große Herr P.' (Thü.mi'S. Rep.
N" 2 72, 2011) vergleiche.
XIII.
Der mittlere Anfang des babylonischen
Jahres.
Das K'iili iiil(ij:ilir der Üalivloiiii r war stets ein liiiii.solares. In tliesem
>(ti\\aiikl zwar ilir Jahresanlang; der einzelnen Jahre liin und lier; alter der
mittlere (ideale) .Jalirc.>anraiijf ist ein konstanter Zeitpunkt des Sonnenjahres,
sei es des sideri.sclien otl(;r iles tropischen. Deuiy:emäß i-iilitet er sich ent-
weder nach einer hestinunten alljfdirlich wiederkehrenden Sternerscheinung
(»lei- nach dem Eintritt der Sonne in einen der vier Jalnesjtunkte (Aijuinoktien
oder Solstitien). Damit ist natürlich noch nicht gesagt, da(3 das mittlere Jahr
am nämlichen Tag heginnen müsse, an dem einer jener aslronomi.-chen Vor-
gänge stattdndet; das Ziel wird auch erreicht, wenn das Inti-rvall der heiden
Zeitjjunkte unverrückbar eingehalten wird.
Die Babylonier bedienten sich des ersten der beiden genannten Hilfs-
mittel und zwar war es der heliakische Aufgang eines bestimmten Sternes.
Das war weniger genau, aber viel bequemer. Selbstverständlich brauciite
letzterer niemals mit dem Anfang irgend eines Kalenderjahres zusanmien-
zul'allen; eine völlige Gleichzeitigkeit war ja auch nicht niöglich, da der
heliaki.sche Aufgang in die Morgenfrüiie fällt, das babylonische Kalenderjahr
aber am Abend begann, an dem die Mondsichel zum ersten Male nach der
Konjunktion sichtbar ward.
Zwar haben die Uabylonier wenigstens in den letzten sieben Jahr-
hunderten V. Chr. auch die Zeiten der Acpiinoktien und Solstilien zu be-
stinmu'ii gesucht: sie haben dieselben aber weder um — :20()0 noch um — ölH)
zur Jahr(>sreguiierung benützt.
Das mittlere (ideale) Jahr, mit dem sie durch Kinschallung eines
XIII. .Monats ihr aus Mond-Monaten bestehendes Kalenderjahr in Kinklang
zu bringen suchten, war somit vor der Einführung eines zutrefl'enden Schalt-
zyklus zweifellos das siderische Sonnenjahr. Mit der Kinführung des DJ-
jährigen Zyklus kam ihr mittleres Jahr dem Werte des tropischen Sonnen-
jahres zwar erheblich näher'); aber des Unterschiedes zwüschen dem siderischen
') Die 236 synodisclion Monate des 19- 70 aiilerisclie Jalire iini einen Tag länRor
jäliri|;en Zyklus sind nur um 0.0866 Tage sind als ehonsoviele Jri>pisclie. Nach 319
läuKcr als 19 tropische .Jaliro und ei-st nach Jahren liewirkt daher die Differenz: sider.
11.64 Zyklus oder 219 Jahren beträft die Jahr — mittleres Jahr iles Zyklus einen
Diffcivn/. einen vullen Tat», während schon ri)crseliuli von zwei vollen T.ngen.
Der iiiitllorp Anfiiii" des babylonisclu-n Jahres.
und dem tropischen (wahren) Jahre wurden sidi die Baljylonier ^"-{(.'icliwoh!
niclit bewußt; die Tatsailic der I'räzcs^^iüii haben sie nie eikanid ').
') Auf die fünf „Beweise", die A. Jkri:-
MIAS (Altor. Geisteskultm-, 124 f.) für die Be-
kaiinlschaft der Babylonicr mit der Präzes-
sion vorbringt, kann hier nicht eingegangen
werden; denn sie entbehren otfenknndig
jeder astronomischen Grundlage und sind im
wesentlichen längst widerlegt.
Anscheinend beachtenswerter ist der jüngste
Versuch Weidners in Babyloniaca VII, 1 ff.,
aber nur deshalb, weil diesmal die Mit-
wirkung eines anerkannten Astronomen (Dr.
Nelgeb.^ler) den Schlulifolgerungen W.s in
den Augen des Niohtastronomen ein grölieres
Gewicht verleiht. Nur deshalb gehe ich
hier darauf ein.
1. Für 25 fast ausschließlich von Epping
und KiGLUK festgestellte julianische Datfn von
Äquinoktien und Solstitien berechnete Weid-
NER — wie er versichert — die Längen
der Sonne und Dr. N. führte die „Gegen-
reehnungen" aus. Beide benutzten die glei-
chen Tafelu (Xelgebaiers) und \V. ver-
sichert auch, daß „übereinstimmende Resul-
tate" erzielt wurden. Es sind diejenigen, die
er 1. c. bietet. Eine wiederholte Nacliprüfung
stellte jedoch folgendes fest. Die Berech-
nungen für die Sommersolstitien und Ilerbst-
äquinoktien der spätbabylonischen Zeit stim-
men — mit einer einzigen Ausnahme (wohl
Druckfehler?) — ganz genau; dagegen sind
bei sämtlichen Frühlingsäquinoktien und
Wintei-solstilien die Beträge der Reduktion :
Berlin-Babel zu klein angesetzt und beim
llcrbstäquinoktium — 1500 (Oktober 5, nicht
15!) fiel sogar jede Reduktion aus. (Hier-
nach scheint es, daß Dr. N. die Arbeit unter
zwei oder drei Gehilfen verteilt hat.) Die
Anzahl der Fehler beträgt 14 und ein wun-
derbarer Zufall hat es gewollt, daß sie sich
alle an der gleichen Stelle, im gleichen Be-
trag auch bei den Berechnungen W.s ein-
schlichen! Der Umstand, daß dieselben nur
klein (0.02—0.08) sind, ändert an dem Auf-
fallenden der Erscheinung nichts; denn nicht
die Brauchbarkeit der Werte steht in Frage,
sondern etwas ganz anderes.
Überdies müssen auch die richtig berech-
neten Längen um rund 0.5 erhöht werden,
da aus den S. 230 ' angegebenen Gründen
Mitternacht und nicht der vorausgegangene
Mittag der passende Zeitpunkt ist.
•>. Die Berechnungen haben aber leider
ihren Zweck ganz verfehlt. Wie so?
a) Die Ergebnisse, die \V. p. 11 daraus
ableitet, hat bereits vor 25 Jahren ErriNG,
Astronomisches aus Babylon S. 151 erlangt.
Der einzige Unterschied zwischen seinen Dar-
legungen und jenen W.s besteht darin, dafi
ersterer seine Ansicht vorsichtiger und
bündiger formuliert. Auf Grund von acht
miteinander vergleichbaren exakten Rech-
nungsergebnissen schreibt Epping : „Die Baby-
lonicr scheinen bei ihrer Jahreseinteilung die
Herbstäquinoktien als den festen Ter-
min angenommen zu haben und von da aus
das Jahr eingeteilt zu haben, freilich nicht
exakt nach dem Stande der Sonne, sondern
mehr mit Rücksicht auf möglichst gleiche
Verteilung der Anzahl von Tagen für
die einzelnen Abteilungen." Diese voi-sich-
tige Fassung wird durch die unten S. 231 f.
mitgeteilten Ergebnisse durchaus gerecht-
fertigt.
Auffallenderweise erwähnt W. die Ergeb-
nisse Eppings mit keinem Wort. Er be-
nutzt zwar dessen Buch wiederholt, auch in
dem betreffenden Artikel; während er aber
hier in allen anderen Fällen genau (mit
Seitenzahl) die Stellen angibt, wo die be-
treffenden Texte bearbeitet sind, beschränkt
er sich bei Epping jedesmal auf die Angabe:
„Text . . . Epping (Astronomisches aus Baby-
lon)." Als ob man aus den Keilschrifttexten
die den babylonischen Daten entsprechenden
julianischen herauslesen könnte!
Ein Analogon hiezu bietet Zeitschr. f. Assyr.
XXVII, 386, wo W. die Bedeutung der wich-
tigen Ausdrucksweisen yisattnu 1, .lim 30
usw. „erklärt", ohne deren Feststellung durch
Epping, Astron. aus Babjion S. 15 f. zu ge-
denken; vgl. auch Jeremi.\s, Altor. Geistesk.
136", wo nicht auf Epping, sondern auf W.
hingewiesen wird.
Geringfügige Bemerkungen mag man leicht
übersehen; aber Feststellungen, die für die
Chronologie und die Geschichte der Astro-
nomie von solcher Bedeutung sind, entgehen
dem Blick des lebhaft Interessierten sonst
nicht. Entschuldigungsversuche wie die in Ba-
byloniaca IV, 162 \ Beitr. z. Assyr. VIII, 4, 4 '
und 24 ' versagen hier gleichfalls.
b) Der noch unveröffentlichte Text CBS
Der mittlere Anfang des babylonischen Jahres.
227
Worin lieg:eii die Ursaciien hiervon-' in der relativ Icurzen Dauer des
IJebrauclies des I'.) jährigen Zylvlu.s '), in den Datensc-iiwanlcungen des lielialcischen
Anrf,'angs des näiMliciien Sternes -'), in der Ungenaiiijrlceil der haljylonisclien Be-
slininmng der Ä(|uinolvtien und Solstilien •') und walirselieiidicii auch in der
IJnterlassunj.' einer durclifrreilenden Ver|.'ieifliunjr weit zurütklii-gender BeoJjacii-
tungen mit denen der Gegenwart.
A. Der mittlere Jahresanfang um 500 v. Chr.
Nach der Öternhste UM SC)37S, 11.3(1 (sieiie oben .S. 5) ging KU. MAL
(Aries) am I . Nisan iieiiakiscii auf. Selbstverständlicii iiandelt es sicli liier um
den iiiiltlercn .Jahresanfang und um den Aufgang eines bestimmten Sternes
des Aries. Andernfalls wäre der Zweclc der Liste vollständig verfehlt.
Es ergab sich nuti, daß jener Stern nur n Arietis, der helLste und zu-
gleich zuerst aufgehende Stern des Bildes sein kann. Um dies einzu.sehen,
genügt es, die auf der folgenden Seite stehenden babvionischen Angaben und
Krgebnisse der füi' das .lahi' — 7)00 angestellten Beieclmungen (oben S. i, :J5,
i7 f.) tniteinander zu vergleichen.
Die Inlervalle der berechneten Daten stinnnen nul denen der Babylonier
Icils vollständig überein, teils weichen sie von denselben um ip l bis ;{ Tage
ab. Das liegt aber in der Natur der babyloni.sdien Daten, die ja ollenkundig
abgerundet sind.
Wir haben die Beiechnung für — öüO angestellt, weil der Te.xl nach
Angabe von King aus dem V'. .Jahrhundert v. Chr. stannnt. Doch .sind die
erzielten liesultate für — 700 wesentlich dieselben, da es sich ja nur um die
Inlervalle der einzelnen heliakischeii Aufgänge handelt, also um Werte, die
iniii'ilialb zweier .lalnliiUHlrilc keine bedeutende Änderung erleiden.
11901 soll nach W. ilcii Urwois liofern, «lall
man schon zur /ia.s.vii-Zoit „rast genau slini-
nientle" Bcobacliliinj^cn der Äciiiinoktlen und
Solstilien angestellt habe, und vornehmlich
darauf Kcslützt erklärt W., „die Babylonier
haben mindestens seit der /vn.v.sH-Zelt die
rräzession gekannt". Lassen wir die Folge-
rung bei-soite ; prüfen wir die Voraussetzung!
W. kennt die Abfassungszeit des Textes nicht
einmal ann»hernd; er sagt nur „etwa — 1500".
Und mit welchem Recht V Noch weniger
kennt er das Jahr. Die technische Chrono-
logie (insbes. die Schaltweise) jener Zeil liegt
gleichfalls im Dunkel. Trotzdem weil) W.:
„1. Tiimiiiu: --- etwa Juli 7" und „.'1. 'l\si-it
^ etwa Okiober 15". l'nd zum Schlnli:
„nie Angabe stimmt also fast genau!" „Auch
hier ist das Datum richtig getroffen!"
Das möge genügen. Auf die übrigen Kc-
liauptungen und Sehlulifolgorungen W.s ein-
zugehen liegt kein Grund vor, da sie von
der Mitwirkung Nkci;kihci:rs nicht berührt
werden. Ausdrücklich sei auch bemerkt,
daß dem verdienten Astronomen für den
Artikel W.s keinerlei Verantwortung zufällt ;
denn rein ivchnerische Hilfeleistung und .\n-
nahiiie einer Widmung bedeuten not'h keine
Gulheillung Diese ist schon durch das be-
zeichnende Sclilullwort des Artikels ausgc-
sehlo.sson, wo der geniale lliri'.\K<:il ein
„malllos überschätzter Epigone" genannt
wird, „dem eigene Entdeckungen auf astro-
nomischem Ucbicte nicht beschieden ge-
wes4>n sind".
'1 Siehe oben S. 1,11.
) Siehe oben S. 45.
') Siehe zuletzt nnton S. 231.
228
Der niittloip Anfang dfs babylonisolien JalircB.
Baby Ionische
Angab
en:
Befund der Berechnun
g (-5Ü0):
Datiiiu des An Ig
nij-'s
Tixiie seil
(loiii Auf-
gang von
KC.MAL
Beim Aufgang waren seit
dem Äquinoktium verflossen:
Tage seit
dem Aufgang
von n Arietis
Kr. MAL (Alles)
1.
1
<t Ariftis 11''
Gaiiilu (Atiriga)
1.
-20
1"J
a Aniigae :>0
16
»'■» Li-e {n Tauri)
II.
■20
49
« Taiui (>:!
49
KAK.Sl.DI (Sirius)
IV.
i:>
104
Sirius HS
104
7>'.LV(f,f^('.anis niai. ett
Sitn-u (lie^iiiiis)
•Mv.
1
.")
124
1 / C.auis uiaioris 1 ;'..") |
1 llegulus l:}'l )
121
120
i^Ü.PÄ (Arcliiriis)
VI.
I.".
164
Aicturns 180
166
AB.SIM (Vii-o E)
Vi.
:!.')
174
'( Virginis 187
173
Zibäiiitu (Libia)
Vll.
1.")
194
.( Librae 211
197
[■„, (Lyia)
VIII.
1.")
224
<i Lyrae 237
223
L'<l-lxa-dii-(( (( Oni'"^ ' '^
■.)l\.
10
254
1 ; Cygni 268
1 n ,. 268 {',))
254
254(255)
A'rt.s-n/ (Aquila)
IX.
15
254
(t Atiuilae 268
254
Da a Arielis um — 500 11 Tage nach dem A<[uinokliuni aulging, so üel
der bahylouisclu; .lahresanlang um diese Zeit auf den 4. April gregoi-. ').
Nun bin ich bereits ein Jahr vor dem Erscheinen des KiNGschen Textes
auf einem ganz anderen Wege, nämlich auf Grund einer 19 Jahre (— 357 bis
— 338) umfassenden, ununterbrochenen Serie von babylonischen Jahresanfängen
zu dem Ergebnis gelangt, daß um die Mitte des IV. Jahrhunderts v. Clu-. dei-
mittlere Jahresanfang gleiciifalis auf den 4. April gregor. fiel (Steruk. II, :iOl;
die diesbezüglichen Berechnungen werden in Sternk. JI Schiußhell mitgeteilt
werden). Dieses Resultat scheint indes mit dem vorigen nicht in vollem Ein-
klang zu stehen. Denn um —3.50 ging a Arietis nicht wie —500 H- Tage
nach dem Äquinoktium auf. sondern um zwei Tage später.
liier die Belege:
Sehungsbogen
Länge der
Sonne
Tage verflossen
seit d. Äquinoktium
360.525 + 11.07
14"
16.15
Dieser Widerspruch löst sich aber — wie s('hon oben S. VI angedeutet —
sehr leicht.
Seit 528 v. Chr. hatten die Babylonier eine geordnete Schaltweise (s. oben
S. 131). Mit dem Zyklus aber war natürlich auch der mittlere Jahresanfang
festgelegt. Als solchen nahm man — wahrscheinlich mit Rücksicht auf eine
') Absichtlich wählte ich zur Zeitbestim- wahrenSonnenjahrsehrnahekommtund daher
niung die Datierung nicht nach dem Julia- das Datum zugleich eine richtige Vorstellung
nischen, sondern dem gregorianischen von der Jahreszeit und den an sie geknüpften
Kalender, weil das Jahr des letzteren dem klimatischen Erscheinungen erweckt.
Der tiiittlerp Anfang; dos babylonischen Jaliros. 229
lieieits vorlier eiiigel)ürf:ertt' Orienticrmijrsweise — den heliaki-stlieii Aul;.'anj.'
von fi Ariolis an. Dies konnte in der Weise geschehen, dati man den ZykUis
mit einem Monat l)e^'ann, an dessen erstem Tajre n Arietis sichlluir wurde.
Die Anfänge der einzehien Kalendeijalne und somit auch das Datum iiu'es
mittleren Anfangs war aber fortan an den Zyklus gelinndcn. iJa nun das
milfh'ie .Jahr desselben — wenigstens beim l'.ljrdnigen Zyklus — dem fropi-
scIhii -lalir n-clit nahe kam, .so blieb das alte Datum de> milllei'en Neujahrs
(i. .\|.iil) bi-i - :!.")0 erhalten.
B. Der mittlere Jahresanfang um 2000 v. Chr.
Nach Sternkunde II, ■{<«» liol dir mitllei'u .Jalnesanrang (1. Nisan) um
— loci auf den ;2(i. April giegor. Stils. Wie S. ü mitgeteilt, lüinten mich
as.syiiologi.sch-mythologisctie Gründe auf den Gedanken, daß wohl der helia-
kisclie Aufgang von Aldebarau (n Tauri) mit jenem miltleren Nenjahrsanfang
zusanunenfalle und somit als Jahresregulator in der gleichen Weise gedient
habe, wie n Arietis in viel späterer Zeit. Die Rechnung ergab auch wirklich
anscheinend das eiwartete Ergebnis. Die Freade hierüber ließ niich aber leider
selbst bei der Kontrolle der Rechnung einen Ableselehler nicht erkennen und
so wurde da.s Resultat verbucht. Erst bei späteren Rerechnungen von helia-
kischeii Aufgängen anderer Sterne wurde ich des Fehlers gewahr.
In Wirklichkeit steht der damalige mittlere Jahresanfang in naher Be-
ziehung zum Aufgang der PIejaden. Dies folgt aus der Berechnung, deren
Belege hier folgen:
Koordinaten i Sehungs- Länge der Tage verfliis-sen seit
o (5 bogen ' Sonne dem Äquinoktium
»/Tauri 3.35 4-5.51 IC» 23.947 32.5 29.66 31.12
Das Jahr begann um — IO.jO am 8<). Tage nach dem Äcjuinoklium und
der heliakisciie Aufgang des hellsten Sternes der PIejaden (»/ Tauri) fand inn
dieselbe Zeit nach dem rechnerischen Befund 31.1:2 Tage nach dem Ai)»i-
noktium. also — mit Rücksiciit auf die an die Morgenfriihe gebundene Er-
scheinung — am :53. Tage nach dem Äquinoktium statt. Die ganze Grupjie
(inkl. j\tla.s und PIejone) wird aber erst ü — ;5 Tage später sichtbar. .Man kann
also .sagen, daß der mittlere Neujahrstag nahezu mit dem Tage zu-
sammentrifft, an dem die ganze Plejadengruppe sichtbar ge-
worden ist.
Was jedoch S. ti über den merkwürdigen babylonischen Namen des
Aldebarau und die Bezielumg diese.s Gestirnes zu Xahü, ileni Schreiber der
Schicksalstafeln, gesagt ist, möchte ich dincliaus nicht als eine verfehlte Kon-
jektur beiseite schieben. Denn wir wi.ssen, daß das Neujahrsfest des Mariluk;
au dem die Schicksale des Jahres verkünilet wurden, erst am S. (oder?) 1 1. Tage
nach dem Jahresanfang gefeiert wurde. Dieser Brauch ist allerdings — so viel
ich weiß — mw für die .spätere Zeit (Nabopola.s.sars) bezeugt [vgl. KB II. 2
p. löj; immerhin ist es nicht unwahr.scheiulich, daß er — wie so manches
230
Der mittlere Anfang des babylonischen Jahres.
andere — bereits in älterer Zeit bestand. Anderseits iriii^ Aldeharan nni
— l'MJl. 45 Tage nacli dem Ai|Liin(ikliiir]i. also 8 Tage nacli ilrm danialigcn
mittleren Jaiiresanfang:, auf.
IJierlur foisjende Belepre:
— 1964
ICoordinaten
« S
„ ! Sehungs- Länge der j Tage verflossen seit
i bogen [ Sonne j dem Äquinoktium
Aldebaran
IbM ■+ 0?685
1.1 11" 42^66 44.79
Sicheres läßt sich freilich über die ohschwclieiide Frage heute durchaus
nicht sagen; aber die angedeuteten (iedanken wciilcii vielleicht einem späleien
Forscher nützlich sein.
C. Die babylonischen Jahrespunkte.
Wie schon oiien Ijemerkl, spielten dir A(|uiii()kl icu und Solstitien
als Jahresteiler weder um — i'OOO noch nm — .jOO eine liemerkenswerte
kalendarische Holle. Auch hat mau st-lhst zur 151ütezeit der bahylonisclien
Astronomie (M. Jahrb. v. Cllir.) eine wiederholte genauere Hestimmung dei-
selben unterlassen. Zwar schien es Epping (Astrononii.sches aus Babylon S. 151),
daß man nur das Herbstä<|uinoktium wirklich bestimmt und von da aus
das Jahr möglichst in vier gleiche Teile geteilt habe; auch stimmen die Daten
des Ilerbstäquinokliurn.s, die sich in den Ephemeriden finden, in der Tat
ziemlich gut (siehe die folgende Tabelle snb III). Das beruht aber nachweisbar
auf einem Zufall. In Wirklichkeit geht die Vierteilung des Jahres vom
Frühlingsäquinoktinm aus. Man prüfe selbst!
Die Texte aus den letzten 300 Jahren v. tlhr. bieten folgende teils von
Epping '), teils von mir -) bestimmten Daten, denen ich hier die auf die Mitte '■^)
des entsprechenden astionomischen Tages bezogene Länge (Ä) der Sonne beifüge.
') ZA VII, 226 ; Astronomisches aus Ba-
bylon, 151.
■■') Sternk. I, 94, 99, 105.
*) HppiNG und ich haben (aus den ZA
XVII, 238 und Sternk. I, 60 angeführten
tJründen) den mit Sonnenuntergang begin-
nenden Tag dem am vorausgehenden Mittag
beginnenden astnmoniischen Tag gleichgesetzt
und deshalb empfiehlt es sich, die Berech-
nung für die Mitte dieses Tages anzustellen.
Die obigen Werte sind nach Neugebacers
„Abgekürzten Tafeln" berechnet. (Da ich
die Sonnenlängen schon für den Anfang des
astronomischen Tages berechnet hatte, so be-
gnügte ich mich damit, dieselben um 0.5 zu
vermehren, ohne auf die kleine Änderung in
der Mittelpunktsgleichung Rücksicht zu neh-
men ; der dadurch entstehende Fehler beträgt
höchstens 0.01.) Die in Sternk. I, 90—105
angegebenen Werte stützen sich auf die
gleichfalls vereinfachten Tafeln Li;vi;Kiui;iis.
Diese Berechnungen liegen zum Teil mehr
als ein Lustrum auseinander und daraus er-
klärtes sich, daß in den einen der Anfang (a),
in den andern (späteren) die Mitte (b) des
astronomischen Tages zugrunde gelegt wur-
den. Ich füge denselben die nach Necge-
li.^CKK [N.] berechneten Werte bei.
(a) — 182 März 27
— 132 „ 28 4.5
— 133 Sept. 26 179.3
— 133 Dez. 27 272.7
66 (N. : 2.57)
(N. : 4.4 )
(N. : 179.39)
(N.: 272.81)
(172.7 steht im Ms.; 171.7 in Sternk. I, 99
ist ein Druckfehler)
(b) — 191 Juni 27 9r.3 (N. : 91^.23)
— 117 März 29 5.25 (N. : 5.26).
Nur die Sonnenlängen für die Sommer-
Der mittlere Anfang des babylonischen Jahres.
231
I.
II.
III
IV.
FriililiiiKö- j
Äquinoktium
/.
SDUiuier-
Solstitium
/
Ileibst-
Aquinoktium
k
Wintcr-
Solstitiuni
/.
-272 III. 28
3°8t
— 191 Vr.27
9l!27
— 232X11.27
273^37
— 182 „ 27
3.08
— 182 „ 26
90.14
— 181 „ 27
2.84
- 132 „ 28
4.91
- 133 „ 26
90.29
— 133 IX. 26
179°93
— 133 „ 27
273^32
— 121 „ 29
5.24
— 122 „ 27
91.58
— 122 „ 26
180.26
— 122 „ 27
273.06
—117 „29
5.27
— 109 „ 28
4.35
— 110 „ 26
90.71
— 110 „ 26
179.35
— 110 „ 27
273.74
— 10 „ 25
90.55
— 10 „ 25
180.11
AiLSclicinonrl am be.sten .^limiiir-ii die AVerte von X .-iub II iiinl III: er-
lifhlicli wenijrei' gut die suIj IV und ani .sclilt-flilesten die .sub I. Hier .sind
die vier Werte aus dem letzten Diillel des II. .Jalirliunderts v. (/.Iir. um run<l
•t" zu jfioß. Und gerade dieser Umstand läßt klar erkennen, daß die
künstliclie Vierteilun;^ des Jahres vom Frühlingsäquinoklium ausirin}:.
Gerade damit steht nämlich die aus mehreren Mond- und Planetentafeln
auf ver.schiedenen Wej^en erkannte Tatsache im Einklang, daß die Babylonier
der gleichen Zeit nicht nur die Länge des Frühlingspunktes, sondern auch
die der anderen drei Jahrespunkte um 4—5" zu groß genommen. Denn
es steht dokumentarisch fest, 1. daß sie um diese Zeit die vier Jahrespunkte
auf den 8. Grad von Aries, Cancer, Libra und C'.apricornus gesetzt: -2. daß
dieser um 4 — 5* zu weit nach Osten liegt (ßabyl. Moiulr. S. 701'. 87 f. iOA;
Sternk. I, I72flf.).
Dazu kommt, daß jierade in den Mondlal'eln, die in dieser Weise alle
vier Jahrespunkle irrig ansetzen, der Ungleichheit der Jahreszeit Rechnung ge-
tragen wird (Babyl. .Mondr. Ki {['.), was in den Ephemeriden nicht ge.-ichieht.
Der Stand der astronomischen Kenntnisse der Babylonier des II. Jahrhunderts
erhellt also in seinem vollen Umfang nicht aus den Ejjhemeriden, sondern
ans iU-n systematischen Mond- (und Planeten-)Bereclinungen jener
Zeit. In den Ephemeriden entspricht nur der An.satz des Frühlings-
ä(iuinokliums der wii'klichen .\niiahme: derjenige i\>'> llerbstäi|uin(iktiums
dagegen ist das zufällig i'ichlige Ergebnis der vom Frühlingsä(|niiioktinm aus-
solstiticn -- 182 und — 133 sind ungenau
(91.4 und 9lT8 staU 9o!l und 90?2); sie bo-
lulipn aber auch nicht auf einer direkten
I'creehnung. Sic waren näinlieh l)ei der
üearbeitunt; der betreffenden Tafeln niolil
beachtet wurden, weil sie naoli den voraus-
Regangenen Arbeiten HrriNcs (Astninoniiselies
aus rtnbyicin S. 151) ohnehin kein Interesse
boten. KrsI bei der Korrektur, die ich fern
von aUen llilfsniillehi 1906 auf der Insel
Jersey vornahm, habe ich die durch roho
Interpolation crliaitencn Werte eingesetzt.
-Vusdrüeklich hebe ich aber hervor, dall
ich meiner Entscheidung der Frage, ob die
Kabylonier die Präzession gekannt, nie-
mals voi-stchende Perechnungen zugrunde ge-
legt habe. Meine bisherigen Gründe stützten
sieh vielmehr auf ganz nn<lere dokumentari.seb
belegte TaLsaehen (Hab. Mondr. 8 ff. 87 103;
.Sternk. 1,173; 11,31; Ergänz. 134 1.). Das
ist iler leicht zu prüfende Sarhvorhall und
zugleich eine genügende .Antwort auf die
zweifache tendenziöse Entstellung in Baby-
loniaca VII, 6'.
Der mittlere Anfang des babylonischen Jahres.
gehenden künstliehen Vierteilunj^f des Jahres. Die Dauer von Friihlino und
(I <i
Sommer lietrug damals 1S().:{ (nach dun Halivloiiiciii ls7.1); i^clil iniiii niiii
von dem imi 1 — 5 Tage veispäteteii vcrmeintliclicn A(|uinüktium iiin zwei
d
Jaiu-esviertei (18:2.0) weiter, so kouunt man naliiriicii y.iiui wahren Datum des
Herhsläquinoktiums.
Die Wahl des letzteren als .Ausgangspunkt der .lalnislcilung ist ai)er
auch ohnedies recht unwahrscheinlich. So viel icii micii ciinnere, heziehen
sich alle bisher bekannt gewordenen Angaben üijer Atiuinoktien aus der
assyrischen Zeit (so III R 51 n. 1 u. i2) auf das des Frühlings. Zudem wird
man das Frühlingsäquinoktium schon deshalb vorgezogen haben, weil es dem
mittleren Jahresanfang am nächsten lag. Zwar schloß Epping (ZA l\'. 170)
aus dem Text Sp. III. i:.' vom Jahre 170 SÄ (== — 111), daf.s der .lahies-
anlang damals auf ilcm Ti-ri licl. Das trifl't jedoch iiichl zu. weil die K'opie,
auf ileren Transkription und l'bersetzung mein üiIm r X'nigänger sich slülzte.
mit zwei (ganz eigenartigen) Fehlern behaftet i^t. In W'iikliciikeit ist auch in
jenem interessanten kleinen Text der I. Nisan der .\nfang des Jahres (ein-
gehend hierüber in Slernk. U, Schlußheft).
XIV.
Ein angeblich aus der Mitte des II. Jahr-
tausends V. Chr. stammender Text.
(CBS 11901).
Derselbe l)efinilet sich in dem iMuseum dei' Uiiivoisitfit von Feniisylvaiiia.
Es ist so sdiün und dentlicii gosflirieben, dafi er sicli nacli der am Scliliisse
der iipuoston Piiiiiikatioii Weidners ') reproduzierten Pliotof^raphie liis auf eiiiijre
Zaliizei(li(>ii oluie weiteres kopieren läßt. Er entliält in lakonisclier Kürze
datierte Angaben über Neulicht (1. Tag des Monats), Vollmond, letztes Er-
scheinen der Sichel {um buhbuli ,Tag des Verschwlndens'), eine Mond- und eine
Sonnenfinsternis, das Sommersolstitium und Herbstäquinoktium, den helia-
kisdien Aufgang des Sirius (KAK . .SV . DI) und — last not least — lielia-
kische Aul- oder Untergänge von sämtlichen Planeten. Der Iniialt ist also im
wesentlichen derselbe wie bei den einfacheren Ephenieriden der Seleukidenzeit
(SIrrnk. 1. 9;! ff.).
Umschrift und Übersetzung des Textes.
Vorderseite Col. II.
Babyl. Angaln
Hcdeutung
Babylonisclie Angabe
1.
IDazti J{t)]
Airu bat 30 (?)d
1 GU. OD Sl am 1. geht Herkur auf
2.
/... A7.1
1 SamaS DV „ 1. Solstitiuin
3.
•21 k. KAK.Sl.DI &I „ 21. gpht Sirius auf
4.
/ iJ7hi bubbuli
. . . letzte Sichtbarkeit
äL>ilZAL.HAT-a-Huäl' „ 22. „ Mai-s untor
/Abju :m Düzu hat 29 d
ll]4 SA am 14. Vollmond
l'.!]? am buUiuli am 27. letzte Sirhibarkeit
Abu hat :iO<l
am lö. Viilliiioiid
8. I (Uljülu 1
9. //;-. h'A
10. I
11. ' /^ a]m hiihbiili j . . . letzte SiehUiaikrit
') Aller und Bedeutung der linliyli>iii
l'.l .Iiiiii /.ut;i'^;aii^;>'ii).
11 Ol'. Vl> äV am 11. gebt Merkur unter
I
11 (ir . UD 6l I am U.Kcht Morkur auf
Jtl Jlilliiil St' „ 'itl. „ Venus unter
hi'ii A-lri'iiiiinic Ulli! A<lrall>'liic'. l'.Hi (mir am
234 Ein angeblieh aus der Mitte des II. Jahrtausends v. Chr. stammender Text.
Rückseite Col. I.
z.
Babyl. Angabe
Bedeutung
Babylonische A
ngabe
Bedeutung
I.
[Tisjritit 30
Ulülu hat 2ä<i
1 GU. VD
SU
am 1. geht Merkur auf
2.
:i iid-ii/iil iiilt;
„ 3. Äquinoktium
3.
15 SA
am 15. VdllMii'iiil
4.
5.
iiiii.sii ir, 111 rs MI. UV
ilSi'ii iildiä iiakknii
nachts d.ir). 7« t« (Kl Min) nach
•Sonnenuntergang IriU eine
MomKinsteniis ein
6.
27 lim hiilihiill
am 27. letzte Sichtb.arlteit
7.
?.s' t^iimiis iiliilä is
,ild;i„
am L'H. tindol cini' Scinncntinster-
nis stau.
8.
Arahsanina 1
Tiäritu hat 30 <1
t8i'ZAL.BAT-ri
-nu äl
am 18. gellt Mars auf
9.
ll]4 .\A
am 14. Vollmond
10.
L'C Dilhiit
t^l
„ 2C. „ Venus auf
11.
[ ] um liiibbuli
. . . letzte Siohlbarkeit
12.
[KisJUmu 30
Arahsanina hat 39 <l
7 Muhi-bahbur
Su
am 7. gehlJui)iter unter
13.
11 GV. VD
SU
„ 11. „ Merkur unter
14.
1 1 ^A
. . . Vollmond
15.
2', (l'v.I'I)
äi
„ 25. „ Merkur auf
16.
l lim hnliliii/li
. . . letzte Siclitbaikeit
i's SAd . I'li
SV
„ 2H „ Saturn unter
Was weiß nun Weidner von ilicscni Tc.vt zti iKMichton? Kr l»'li;iii|itcl,
dessen „einzigartifier Wert" liege darin, „daß er nacii dem .'^iciiercn Kri-
terium der Scliiift (sie!) aus der Kassitonperiode. d. li. also ans der
Zeit um — 1 .'»(»0 staiiimt". Er beruft sich dafür auf die Photograpliie und
das Zeugnis IIilprechts. der im ('.atalo(,nie of tlie Babylonian Section dazu i)e-
inerkt habe: „Ca.ssite period, Astronomicah. Leider ist die Partie, die wahr-
scheinlich das Datum enthielt, abgebrochen. Weidner suchte daher Hilfe bei
der Astronomie, indem er sich an Dr. Neügebauer, den verdienten Astronomen
am Recheninstitut zu Berlin, wandle. In teils gemeinsamer, teils unabhängiger
Arbeit suchten beide — so berichtet W. — ein genaueres Datum festzustellen.
Zwar sei ihnen dies bis jetzt nicht gelungen; „so viel konnte aber jedenlails
(sie!) auf Grund von Ginzels .speziellem Kanon festgestellt werden, dal.! di-r
Text sich auf ein Jahr vor — 900 bezieht." Außerdem behauptet VV.
wiederholt, daß es sich hier um einen Beobachtungsbericht handele.
Da hätten wir also den vielgepriesenen Text vor uns, der iinwidei-
leglich den hohen Stand der Astronomie um die Mitte des 11. .Jahr-
tausends beweisen soll. Es ist derselbe, aus dem W. (vgl. oben S. 227) die
„genaue Beobachtung" der Solstitien und Äquinoktien in so weit zurückliegender
Zeit abzuleiten versucht hat. Das Schriltstück ist in der Tat von einzigartiger
Bedeutung, aber aus einem ganz anderen Grunde als dem, welchen Weidner
angibt. Glücklicherweise war gerade der Satz dieser dritten Lieferung der
Ergänzungen bis Abhandlung XIII inkl. vollendet, als ich W.s Broschüre erhielt.
So konnte ich mir den Genuß des neuen Textes alsbald gestatten.
Ein angeblich aus der Mitte des II. Jahrtausends v. Chr. stammender Text. 235
A. Astronomische und assyriologische Vorprüfung
des Textes,
Sclion wciiiijf Stiiiiilfii, iiacliticiii iiiii' dci- neue Text zu (Jesiclit ge-
konuneii, war ich iiiir vrillij; klar, daf.i dersolljo .siflior nur ilem Zoitraiim
von — SOO Ifis — 4(H» an^roliören könne. Dazn fnlute mich in eisten Linie
fol^'enile astinnomi.sche Er\vä},'ung. Das Somniersnlstilinin war am 1. Düzu,
der hehakisciie .Aufganfr des Sirius am 20. Düzu. Has Intervall helräj^t also
\'.)~\'.)^/., Taf,'e. Nun fand der lieliakische Aulganfr des Sirius in Mahylon
um — r)0() iiei einer Sonnenlänge von lll.ö statt (oi)en S. i). Seif dem
.Solstiliuni war iilxi damals die Sonne um 21" weiter gerückt; das ent-
.spreciiende Zeitintervall heträgt 2i..'j Tage. Daraus folgt mit Notwendigkeit,
daß das Jahr unserer Tafel nicht um viele Jahrhunderte von — 500 abstehen
kann. Denn je weiter wir zurückgehen, um so kleinei- winl das Intervall —
dif iKilwi iicIi.L'r l'dlge der PräzessionI .Man vj.d. nin- z. I'.. fiiNZEL, Ilandb. iler
rhronol. II, Taf. 1. Aus den dr)rt angegehenen Sonnenlängen heim licliakischen
Aufgang lies Sirius
(ieogr. Breite j — ÖOd — :i(»(l - l(»0 ^ KMt f :3<.KJ
3i" I lll!2:; llök'. llT^V.t ll'.l.'lö Mü.H-?,
ist er.sichtlich, daß iliT Werl von ; '.WO bis - ."iOO also beim Rückwärls-
sclueiten um S(KI Jahre bei einer geograi)hischen Breite von ".il-" um fi.C) ab-
ninnnl, und durch Interpolation findet man, daß diese Abnahme bei einer geogr.i-
|)hi-;cli(n Breite von 32.5 0.8 beträgt. Um -- löOO ist demnach die Länge der
Sonne beim heliakischen Aufgang des Sirius um etwa 8.5 geringer als — 50().
Das Intervall zwischen Solstitimn und Aufgang von Sirius beträgt somit um
— 15(M) <) T.age (!) weniger als 500. also nur 12.5 Tage. Berücksiciitigt man
die .Möglichkeit von Datenfeblern im Betrag von 2 Tagen, so ergibt sich aus
vorstehender Krwägimg. daß das gesudite Jahr nur zwischen — SOO tind
— iOO liegen kann.
Die Namen der (Jestirne und die sonstige Terminologie weisen gleicii-
falls auf die Sjjützeit. Wie in der Seleukidenzeit beißt Merkur einfach (JÜ. l'lJ.
ohne vorausgebeniles LV . HAI) (Planet) oder MI'Ij (Stern) oder AS (= il).
Dasselbe gilt für Jupiter und Saturn. Besonders bemerkenswert ist der Name
des Jupiter: TK (= mul) . VT = »iiihi-ltiihlinr .Der weißr- Stern', eine He-
zeiclmimg, die bis jetzt in keinem einzigen älteren Dokument gefunden wurde,
die aber in den letzten +00 Jahren v. (Ihr. fa.st durchweg gebraucht wird.
'' ZAL. liAT-ii-nn Imustohnnü miitunu) ist allerdings ein scbnn seit alter Zeit
gebrauchter Mars-Name, für den in der Seleukidenzeit einfach ^LV steht. Jener
älterer Name lindet sich aber selbst noch in Str. Cambys. V(M) Hs !( ff. vom
.Fahre 523 v. Chr. (Sternk. I. 7o). '• A'.f/v' . >7. />/ ist freilicii ein in älterer
Zeit fast ausschließlicli gebrauchter Name des Sirius. Dieser Name gehört
aber nicht ausscblii'ßlicb der älteren Zeil an; denn er wird selbst noch in
einem Bericht über eine .Mundlin-tiMiiis vom Jaliie ISOAA (= 2H SÄ)
236 Ein angeblicli aus der Mitte des II. Jahrtausends v. Chr. stammender Text.
[= — 6G Jan. 19] erwähnt, wo es heißt: „Wäln-end der Fin.^ternis standen
DHhnl (Venus), Kainntmi (Salnrn) nnd '-■KAK.Sl.DI (Sirius) da" ').
Von Wichtij,'iceil ist außerdem, daß die Bezeiciniungen für den helia-
l^isclien Anfang (Sil nnd Untergang (SU), das Soistitinni (XX ZT = Sdiiias
izzaz), die Voliinonderscheinung (NA) ganz die in ihm letzten 100 lalnen
V. (Ihr. gebräuchlichen sind.
B. Genauere astronomische Untersuchung des Textes;
Bestimmung des Jahres der Tafel.
I. Die beiden Finsternisse.
1. Tisritii niüsti 15 10 US müsi Ulak ''Sin nlulä iss<ik/ni.
i2. Tisritu 2S So7iias nfalä iiiakkaii.
= 1. Tisri, nachts 15. iO Minuten nacii Süinienunlcrgang fincji't eine Mond-
finsternis statt.
2. Ti.^ri :28. findet eine Sonnenfinsternis statt.
Wir haben zunächst näiierungsweisc die julianischen Daten der beiden
l''inslrrnis.se zu beslimmen. Das gesuchte Jahr liegt zweifellos zwischen — 800
und — 400; man kann aber auch als terminus a quo — 1000 annclimen;
das Resultat ist das gleiche. Nun fiel nach dem Te.\t das IIerbslä(|uinoktinin
auf 'I'isritii .V. Die Richtigkeit dieses Datums vorausgesotzl. ist füi- den Fall
— 400: risrifu S = Septeudwr i>7
— 800 : „ 3 = , :'.(). Also
Mondfinsternis: Tisritu l'> = Oktober '.) (event. -f 1 "''f' - T-tgt')
Sonnenfinsternis: „ 2S = , 22 (2:5) ( , (-1,2,)
Die Zahl der möglichen Finsternis.se wird aber ganz wesentlich durch die
Angabe beschränkt, daß die Mondfinsternis um 40 Minuten nach Sonnenunler-
gang eintrat. Da dieselbe 12 Tage nach dem Herbstäquinoktium stattHind, so
ist die Zeit des Sonnenuntergangs S*" 52"", also die der Finsternis 18'' 32""
(babyl. Mitternacht = 0^) oder 15" lii"" Weltzeit (Greenwich).
Die Sonnenfinsternis des gleichen Monats braucht nach der Angabe des
Textes durchaus nicht in Babel sichtbar gewesen zu sein; sie muß aber statt-
gefunden haben. Dies und nichts anderes sagt das Wort GAB = iSakkan.
War sie in Babel nicht sichtbar, so liegt natürlich eine Berechnung vor,
kraft welcher die Babylonier der Spätzeit wohl das Eintreffen einer Sonnen-
finsternis im allgemeinen vorauszusagen wußten, ohne jedoch angeben zu
können, ob sie an einem bestimmten Ort, über dessen Horizont die Sonne
zur Zeit der Finsternis steht, sichtbar sein werde (vgl. meine Darlegungen
ZA XV, 194—199).
') Alles was W. über diese Namen 1. c. schließen, erklärt W., „er stammt also auch
p. 12 und 13 vorbringt, ist entweder nicht splion aus rcclit alter Zeit" und behauptet
neu oder durchaus verfehlt. Statt aus dem (trotz des oben erwähnten Nachweises), der
Namen TK . UT (Multi-babhar) des Jupiter Name KAK . Sl .DI sei eine für die ältere
auf eine relativ späte Abfassungszeit zu Zeit charakteristische Bezeichnung.
Ein angeblich aus der Mitte des II. Jahrtausends v. Chr. stammender Text. 237
Wie viele Paare von P'insternissen kommen nun nach dem Kanon von
OppoLZEB innerliallj des Zeitraums von — SOO bis — l-OO in Hetiaciil ? Kin
einzifjtes Paar, nämlich:
Die Mondfinsternis vom Jahre — 424 Oktober 9 und
Sonnenfinsternis „ , — 4 24 . d.i.
Die Mondlinsternis wai- in Babel sichtbar und zwar ihrem ganzen
Verlaufe nach. Ciröße Ki.O Zoll (also total). Mitte der Finsternis (nach
GiNZELs Kanon): l?*" IG"; halbe Dauer (nach Oppolzer): Part. 109™, total 41™.
Also Anfang der Finsternis ITM«'" — l''49'n = 15''27" mittl. Zeit von
Greenwich oder IS"" 2ö'" mittl. babyl. Zeit oder (unter Berücksichtigung dei-
Zeitgleichung = - 1 1.'>">) 18" 36"" wahre babyl. Zeit. Nach dem Text fand die
Finsternis 18'' 32" statt. Eine solche Übereinstinnnung wird wohl genügen.
Die Sonnenfinsternis vom Jahre — 424 Oktober 23 war in Babel nicht
sichtbar. Die Mitte der Finsternis war nach Oppolzer 17'':i:{"' Greenwicher Zeit,
also 20'' 31"' nach babyl. .Mitternacht. Die Verfinsterung fand also jedenfalls
nach dem babylonischen .Sonnenunteigang statt. Dies läßt sich auch ohne
Berücksichtigung der (ii.NZELschen Korrektionen mit Sicherheit beiiaujjten.
Wir haben somit ein klares Anzeichen dafür, dafs das Täfelchen keine
Beobachtungen, sondern Berechnungen enthält. Es stellt also eine
Ephemeride dar, welche für das Jahr 425 v. Chr. (== — 424 astron.),
also für das .lahr 40 Artaxerxes" I (reg. von 4(Jö, Dez. 17 bis 424.
Dez. 7 V. Chr.) bestimmt war.
Da im Text auch die Anzahl der Tage der einzelnen Monate (von Dfuii
bis Aiiih-sawna) angegeben sind, so leiten sich ans den oliigpu Dati-n ,],v
Finsternisse folgende sichere Gleichungen ab:
Jahr 40 Artaxerxes' I = — 424 (= 1-2:. v. Chr.)
Artaxerxes' 1
=
— 424 (= t
J)ÜZII 1
=
Juni 29
,lbii 1
:=
Juli 28
Ulftill 1
=
August 27
Tisritii 1
=
September 2."i
Anilj-samiiii 1
=
Oktober 2."^
Kislimii 1
=
NovembtM- 21!
II. Sommersolstitium und Herbstäqiiinoktium.
Heliakischer Aufgang des Sirius.
1. Sommersolstitium: Ihizu I = — 424 Juni 29.
Zur Zt'il der .Mitte des aslronomisclien Tages (.Mitleiuacht) beliiig
die l,än;.'e der Sonne 91. .'»."j.
2. ilerlistä(|uinoktium : TiSritu W = — 421- .Septendier 27.
Die Länge der Sonne betrug 179.(11.
Das Ilerbstäquinoktium stinuni hier wie in den Ephemerideu der spä-
teren Zeil ziendich genau; wie jedoch bereits oben S. 231 f. gezeigt wurde, ist
das Zufall. Da-; Snlstiliuiu ist zu spät angesetzt. aliermaU wie in den Ephi--
KukUt, Stcmkunilv und SlrmdUMiHt, HrKünzunKvii. 17
238 Ein angeblich aus der Mitte des 11. Jalirtausends v. Chr. stammender Text.
nieriden aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Auch hier ^'ibt sicli also das
Täfelclien mit voller Klarheit als Ephemeride zu erkennen.
:!. Aus dem Fehler des Datums des Sonunei-solstitiiuns erklärt sich jetzt
aucli ohne weiteres, warum die Zeit zwischen jenem und dem holiakischen
Atiljjan^' des Sirius nach dem Text um 2 Tage zu klein erscheint. Das
Sirius-Datum ( — 421) J)ü::ii 21 = Juli 20 stimmt für Babylon vorzüfjlich;
denn die Rccimunji erjrihl : -Inli 10, 47; Sirius konnte also erst Juli 20 aulVi'lieu.
III. Die heliakischen Auf- und Untergänge der Planeten.
Ks könnte i'ilicrllüssij,'^ ersclieincn, aucli dir l'lanetendaten näher zu uiitei'-
suchen. Insofern trifft dies auch zu, als das Jahr des Täfelchens hereils mil
absoluter Sicherheit bestimmt ist. Dagegen ist es von Wert, zu erfahren, mil
welcher Genauigkeit die Berechnung der Auf- und Untergänge der Pianelen
durchgeführt ist; besonders gilt dies für Merkur, dessen Periode am spätesten
gefunden winde (s. oben S. 132).
(legen die sonstige fiewohnheit fehlt i)ei Merkur und Venus überall die
Angabe, ob der Planet Morgen- oder Abendstern ist. (Bei einer Ephemeride
war diese nähere Angabe weniger notwendig.) Die Berechnung läßt iialnrlicli
darübei' keinen Zweifel. Die Entscheidung gibt die (Jröße der Differenz
o = heliozentrische Länge des Planeten — heliozentrische Länge der Erde.
Ist (I irgendein spitzer Winkel, so ergeben sich folgende Unterscheidungen:
Betrag von a
Merkur (Venus) als Morgenstern im Aufgang
V V V n „ Untergan
, „ „ Abendsfern , Aufgang
B - » 1. » l'Utergan
Die in den folgen<len Hechnniigsbelegeii ') verwendeten Bf'zeichiiungen
haben folgende Bedeutungen :
0 = Länge der Somie. A = Hektaszension. D = Deklination der Sonne.
1 = heliozentrische Länge des Planeten.
s = , Breite „
l = geozentrische Länge „ . n \ di^ iiits|ire'(iiendeii Aqua-
f> = r Breite „ , <) ^ toriaikoordinaten
e ^ die Differenz /. — © (Elongalion)
o = , „ 1 — (0± ISO»)
H := „ Höhe der Sonne zur Zeit, wo sich der Planet im Horizont t)e-
flndet (arcus visionis); der Wert nmß stets negativ sein, da die .Sonne beim
Auf- oder Untergang des Planeten unter dem Horizont steht.
Alle Berechnungen sind für die Zeit des Sonnenaufgangs bzw. Sonnen-
untergangs angestellt.
180» — H, also stumpf
180« +«. , überstumpf
360" — a oder — <i
') Obgleich die Einzelergebnisse bis auf die bei den Berechnungen von A, D, «, i'i und 11
3. Dezimalstelle angegeben sind, so bean- weitere Ungenauigkeiten vermieden; das
spruchen erstere doch keine größere Genauig- sollte durch Beifügung der 3. Dezimalstelle
keit als die, welche die abgekürzten Planeten- angedeutet werden,
tafeln Necgebalers gestalten ; dagegen wurde
Ein angeblich aus der Miltc dos II. .lahrtausends v. Chr. slaniinender Text. 2J9
1. Merkur-Daten.
1. (.\rt.ixir.\fs idj Diizu I = \-2\ Juni -I'.t: Aulgaii^r |;il«-iMi.-|
'2. , Ahit II = . Ausrast 7: Untergang' | ai)L-iul.-;]
:!. „ l'lnlii II = , Soi)t('iiibor ü: Auliranj.' |tiiorgeiisJ
1. , Tisritu 1 = , ycpteiiijjor ^5: Untergang [moifreiis]
[der darauf rolgeiide Aufgang (aui Abend) ist im Text nicht erwähnt]
."). _ Kislimii 11^— i-2i Dezoniljer :> : Untergang [abcnd.<]
(i. . Kidimu '2') = , Dezember 17: Aufgang [inorgensj.
I. |Aila.\.rx.'s l(i| Dmii 1 = - li'l- Juni 2'.).2\. Merl. Zeit (astron.).
0... '.)\:.M\ A... '.Iliöd 1) . . . H- 4:i715
1 ... l:^.j".l'.)7 /. . . . l(»:!.o(i:! a ... lOi'od
s . . . -f- (;!i'87 /J . . . + ■^■'^••'..s '^ . ■ . 21-?.t:{7 .
o . . . 2:J:is:', o ... I I \.{\:\2 H . . . - '.).k\
.Miikin- ging al.'^u am AIkikI lidi.ikisili auf; nv'ww ("»•^tliciie Elongation
(Kiitrernniig von der Sonne in Länge) lietrng 11. (i:!; die Soime .-itand y.SS
unter dem Horizont, als Merkin- .sieh gerade im letzleren lieland.
1». [Arla.xerxe.s l(t| Ahn II = — \2\ Xn-n-i 7.1'.) Hi-rl. Zeit.
0 . . . I:>s'<»1:! A . . . \:\\\\\2
1 ... l'.V/.I'.I / . . . l.")l!.').S
s ... — rjj:^N (i . . . — :^()i'.t
o ... - ."):{. 7.") e ... \- ::?').(■> 1
Miikur ging also am .Miemi li(liaki.-;i-li unter.
:i. [Artaxer.xe.< KtJ l'hihi II = - iiJl .SeptemU-r d.il."» Berl. Zeit.
A . .
1) ...
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A . . .
11 . . .
1 7.08.5
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A . .
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11 ..
. — hi..j'.i
Merkur ging al.-;o am .Morgen lieliakisili auf.
1. [Artaxerxe.-; KlJ YV.sV/V« 1 == Septendier i'.".. (.(,.". heil. /,.il.
O... I77!7(is A... 177.''.i:)7 h... : n/.iii
1 ... i:57"li."i k ... HltCs71 .1 . . . Iiisr.1.7
s . . . X (-,'177 /i . . . i Ts A . . . ; iCu
.) . . . l:!'.i!:!S e ... I()."s'.i7 II ... — ll'dV.'»
.Merkur ging also am .\loigen lieliaki.scli unter.
(■). I Arta.\erxe.>i iOj Khllmu :J.") = — 4-21- Dezember 17.71 Dtrl. Zeil.
©..
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o . . .
— l.v:Us
II . . .
— li/.ts
.Merkin- ging also am .Morgen luliaki!;cii auf.
240 Ein angeblich ans der Mitte des II. Jahrtausends v. Chr. stammender Text.
Diese füiiC Uiitefsucliniigeii wei-ileii hon'ciillich jieiiügen; .sie /.ev^en nicht
mir, (i:iß die Angaben mit den MerkiM'er.sclieiminyen des Jaiires — 4-21- iiin-
reicliend im Einklang stehen, sondei-n dafa sie sogar alle i-echt gnt stinmien.
Angesichts dieser Harmonie ist unbedingt zu erwarten. d,iß ancli die
Daten der aiulereii Planeten mit unserem rechnerischen Befund im Hinklang
stehen. Dem ist auch wirklich so.
2. Venns-Daten.
Der 're.\t l)ietet deren zwei:
1. riiilu 2(; = — i21- Seiilcmbir iM: liitergaii- |am .Mmgen]:
2. Aia/j-aammi 2() ^ — 424 November IK: Aulgaiig |am Abend |.
Die Richtigkeit meiner Zusätze [am Morgen, Itzw. am Abend] lälU >i(ii
hier auch ohne das oben angelührte Kriterium ersehen, da das Intervall
zwischen (1.) und (2.) zwei Monate beträgt, wäiirend die Zeit zwischen dem
l'ntergang am Abend und dem Aul'gang am Morgen höchstens etwa 14 Tage
ausmacht.
I. [Artaxerxes 40 ] riiilii 2() = —424 September 2I.(mö ßerl. Zeit.
©.
173.7r.4
A . . .
174.28«)
D . . . + 2.508
1 .
1(521085
/ . . .
l(V.».'l31
0 . .. 170?411
s .
. . + 3!206
ß ...
+ i:28
<) ... i 5!ü07
0 .
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e . . .
— i-Ml
H . . . — 4/J2
[Ar
laxerxes 40 1 Ara/j
-Sil III mi
2ü = — 424
November 19.20 Ber
0.
233!016
A ...
230?553
D . . . I8!77
1 .
255!:M
/ . . .
242!.-)
a ... 240!483
s .
. . - LIS
ß ...
- o!.;12
<) ... - 1'/%!
o .
I.S7J.'.»
e . . .
4- o!48C
H . . . - 6/J2
.\ucli in diesen beiden Fällen werden die iiabylonischen Angaben durch
die Bechimng als völlig zutrellend nachgewiesen. Die Seluingsbogen 11 sind
hier — wegen des helleren Lichtes der V^enus nur etwa halb so groß als bei
Merkur; die beiden Beträge — 4.02 und — ().92 stehen mit jenen, die wir in
Sternk. II, 288ff. aus Venusbeobachtungen keimen gelernt haben, im Einklang.
3. Daten der oberen Planeten Mars, Jupiter, Saturn.
1. [Artaxerxes 40| Arnh-mmna IS ^ — 124 November ll.iiS.") Ber). Zeil
geht Mars heliakisch auf.
222^83
211.°62
+ 0?156
e . . . — 13!744
Das babylonische Datum ist also zutreffend.
0..
225.3Ü4
A
1 ..
202.73
/.
s . .
. + 0.247
ß
D . .
. — 16.655
0 . .
209.346
ö . .
. — 12.337
U . .
. — 13.36
Ein angcbiicli aus der Mittu deä II. Jaltrtauseuilä v. Chr. btainiiiCDder Text.
i. [Artaxerxcs 10] Kidimu 7 = — iH Novcmlmr 20.1.") Rcii. Zeit frin^r
.lii|iilir lifliaki.^eli unter.
0... iliCis:: .\ . . . Jiijis;) d ... - i'.)>^8
I ... -iriS. IM /. . . . j:,.'.!7(>.") «... l':.c.'995
s ... - (Üii-'i li ... — 0!(«)'.) '^ ... -- -'otsJi'
<■ . . . Il''.".S:.> II ... — UliAI.
.\iii-ii liii-i >liniiiil ilii> li;il)\ iiiiii.-clii' l)almii.
'A. |Aiiaxeixi's KlJ Kisliinn i'S = — 1.1>1. Dcy.fiiilicc J(l ^-inj.' Satiiin
lifliakisih untei'.
ICiiif l)('.s()iiilfrf' iccliiicri-iclic Knnlidlli- dicsi i- lialiylutiisriieii .\ii;,'al)c ist
ul)elfl^l.s.si^^ weil ilii'e I{iciiti;,'keit sicli hcIioii au~ ciiici- iiucii nicht vtMöll'enlliciilen
'J'al'el aiLs tleni Jahre — l<s,s/'.( ei^'ü»!. ilie ihm vier .Salin-nperioilen (von
.")'.) .lahiin) jriii;,'er ist.
Das Cie.saiMterj-'ehnis ist lnl;,'eii(les:
I. Die angeblicii um — i'iOO oder doch Jedenralls vor —'.(()() v. Cin-.
ahfretal-Ue Tafel CHS ll'.Ktl enlhrdt in Wiikliciikeit a.slronoinische Aiifrahen inr
das Jahr — 4-24 (=525 v. CJm.). Der IJeweis er},'ibt sich I. ans der (iröl.ie
des Intervalls zwischen den Daten des Soniniersolstitinins und des heliaki.schen
Aul'^ang.s des Sirius in Verl)iiKinnjr mit den Daten zweier Finsteiiiisse. von
denen die MoniifMisternis 10 Minuten nach Sonnenuntergang beginnt, 2. aus
der vollkommenen Übereinstinmiung sämtlicher Angaben übei- die heliaki.schen
i\ul- oder Untergänge der Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter luid Saturn
mit den entsprechenden Resultaten der Rechnung für tias Jahr — idi.
Die Übereinstimmung so vieler Angaben mit dem rechnerisclien Befund
ist eine derartige, daß sie innerhalb 25000 Jaiiren sieb nicht wieder-
holen kann; das lehrt sogar schon der erste Teil des Beweises allein.
II. Die vorbegcnde Tafel ist durchaus kein Beobachtungslext. sondern
eine Ephemeride, die man auf (irund des Saros und der IManetenperioden
für das Jahr — \'2\ angefertigt hat. Das ergibt sich 1. aus der Tatsache,
daß die Sonuentinslernis des Textes in Babel (bzw. Babylonien) nicht sichtbar
war, 2. daraus, daß die Daten des Somniersolslitiums und llerbstäiiuiuoktinms
ganz die charakleristische iMgenlümlichkeit iler künstlichen Teilmig des Jahres
in vier gleiche Teile verraten, die allen K|ihemeriden des II. und I. Jahr-
hunderts V. C.in\ gemeinsam ist.
III. Für die Geschichte der Astronomie ist der Text in.sofern von Be-
(icnlung, als er die älteste bis jetzt i)ekannle Kphemeride ist. Daß man
um 1-25 V. Chr. bereits die Planelenperioden kannte und so zur Herstellung
von Epbemeriden befähigt war, wis.sen wir (siebe Slernk. I, 15 ff.; Ergänzungen
S. i:]2) zwar schon längst; iunnerhin ist es erfreulich, jetzt auch ein direktes
Zeugnis für die tatsächliche Verwertung der Perioden im V. Jahrhundert v. CJir.
zu besitzen.
IV. Weit wichtiger aber noch ist die Lehre, die sich bezüglich der Er-
forschung der babylonischen Astronomie aus den obigen Darlegungen
242 Ein angeblich aus der Mitte des II. Jahrtausends v. Chr. stammender Text.
ergibt. Seit Jahren werden von gewisser Seite meine Aufstellungen über das
Alter der babylonischen Astronomie blindlings als nichtig erklärt und meine
zahlreichen und triftigen Beweisgründe geflissentlich ignoriert. Jetzt glaubte
man endlich auch einen astronomischen Text gefunden zu haben, d.'r in
glänzender Weise das hohe Alter der wissenschaftlichen Sternkunde in Haby-
lonien dartun und damit „Kuglers Niederlage in die.ser eminent wichtigen
Frage endgültig besiegeln" sollte (Weidner 1. c. p. 10).
Es ist anders gekonmien. Und das war von vornherein kl.ir: denn
Wahrheit schreitet nicht wider Wahrheit. Die Schriftexpertie eines erfahrenen
iVssyriologen, die Untei-slülzung eines geschulten Astronomen haben das Ver-
hängnis nicht aufzuhalten vermocht, sondern nur des.sen Tragweite in hervor-
ragender Weise gesteigert. Damit sei"s für jetzt genug ').
') Auf den sonstif|;en Inlialt der neueston
Sehrift WiiiDNKHS kann hier nicht einge-
gangen werden. Wenn derselbe im Vorwort
sagt, daß er persönliche Polemik völlig ver-
meiden wolle, so ist das ein erfreulicher Fort-
schritt. Wenn er jedoch fortfährt: „Auch
von sachlicher Polemik wird man nur ganz
schwache Ansätze finden", so liegt ilarin eine
mehrfache Täuschung.
Zunächst ist eine wirklich sachliche Pole-
mik ganz in Ordnung und erwünscht. Eine
solche erheischt indes vor allem ein Ein-
gehen auf die Gründe des Gegners; davon
ist aber bei W. nichts zu spüren.
Ferner operiert W. nach wie vor mit
Gründen, die kein Kenner der Astronomie
und ihrer Geschichte billigen kann. So
schlielit W. aus der Form zweier Keilzeichcn
in dem bekannten Xippur-Text (I. c. p. 3)
mit Ho.M.MKL, das SchrifLslück sei um — 2000
geschrieben und folgert aus den zwei dort
erwähnten Distanzen von Sternen : „In dieser
Zeit hat man also schon die Lage der
Ekliptik (!] genau gekannt und sich zur
Messung am Himmel der Ekl iptiklängen [!]
bedient, deren Nullpunkt sicher der Früh-
lingspunkt [!] war" usw. Das ist aber
doch eine eigentümliche Logik, deren Über-
zeugung.sk ral't durch den Zusatz: „Diese Tat-
sachen noch länger zu bezweifeln, wäre
ebenso töricht wie verlclilt iinil wiid nun
wohl hoffentlich in Zulnintt iiiilcrbIrilMn"
schwerlieh gesteigert wird.
Das Verhängnisvollste an W.s Darlegungen
ist jedoch das ganz auffallende, allent-
halben her vortretende Bestreben, die
Verdienste anderer und seine eigenen
Irrtümer zu verschleiern, besonders
aber sich Errungenschaften zuzu-
schreiben, an welchen er nicht den
geringsten .\iileil iiat. Man lesr nur
■/.. B., was er \>. 4 und p. 4:i über die von mir
am :tl. März llJIli publizierte Gleichung
sr.l'.l -— Areturus sagt. Trotzdem er
noch im Aprilheft der Orient. Literaturz. die
Gleichung Sl' . l'A =- Spica als eine aus-
gemachte Sache behandelt, will er jetzt die
Wahrheit schon im Februar 1913 erkannt
haben. Ferner sollen wir seiner Versicherung
(p. 54) glauben, dal! er die Gleichung IJAN
= Canis maior (ohne Sirius) -\- angren-
zende Sterne von Puppis schon vor dem Er-
seheinen des Textes BM 8G378 auf Grund
der chinesischen (sie!) Astronomie gefunden
liabe. Dabei ist er — im Juni 1914, also
1' j Jahr nach meiner Publikation!! — so
gnädig hinzuzufügen „so jetzt auch Kuüler
SSB Ergänzungsheft S. 8". Diese Beispiele
mögen genügen. W. ahnt wohl nicht, wie sehr
er sich selbst durch derartige Versuche schadet.
Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster i. W.
Sternkunde und Sterndienst in Babel
assyriologische, astronomische und astralmythologische
Untersuchungen von Franz Xaver Kugler S. J.
I. Barli: Entwicklung der babylonischen Planetenkunde von ihren
Anfängen bis auf Christus. Lex. 8". XVI und 292 Seiten nebst 24
keiliuschriflliclieu Beilagen. 1907. Mk. 32,—.
II. But'h: Natur, Mythus und Geschichte als Grundlagen Babylo-
nisclier Zeitdrdnung nebst eingehenden Untersuchungen der älteren
Sternkunde und Meteorologie.
Erster Teil. Lex. 8". XVI u. 200 S. mit 2 Figurentafeln. 1909. Mk. 16,— .
Zweiter Teil. 1. Heft. Lex. 8°. VI und 120 S. 1912. Mk. 8,—.
UrKäiizuiigeii zum I. und II. Buch: Erster Teil. I.— VIII.
Abhandlung: Astronomie und Chronologie der älteren Zeit. Lex. 8".
VIII und 140 S. 1913. Mk. 11,—.
Zweiter Teil. IX.— XIV. Abhandlung: Sternkunde und Chronologie
der älteren Zeit. Lex. 8». IV und 102 S. (8.141-242). 1914. Mk. 7,50.
Das ganze Werk, von dem jedes Buch ein für sich bestehendes Ganze
bilden wird, ist auf 4 Bücher berechnet.
Vierleljahrschr. d. Asiröunm. GcsW/sc/i. ■i2. Jahrg. IM'. lieft 4. F. K. Ginzel
(Prof. am kgl. astron. Recbeniiistitut za Berlin) schließt sein eindrehendes Referat :
„tjber die grofie Bedeutung dos KiiKlerschen Werkes für die Gescliirlite
der alten Astronomie und Chronologie hrauche icli meinem Referate wohl
keine Worte hinzuzufügen."
In seinem bekannten Werke ,Die Religion Babyloniens und Assyriens' S.
427—547 verweist M. Jastrow (Prof. d. semit. Sprachen a. d. Univ. von Pennsyl-
vanien) mehr als f ünf'zigmal zustimmend auf K.s .Sternkunde", die er S.427 als
„Standa rdwork" bezeichnet.
Theohyisclie Jienie. l'M8, Üp. 300 ff. Job. Hebn (Assyriologe n. Prof. d. Exe-
gese a. d. Vniversitftt Würzburg): „Der Verf. hat sich bemüht, seine Berechnun-
gen auch dem Laien in der Astronomie verständlich zu machen . . . Auch in
der Assyriologie hat sich K. mit großer Energie eingearbeitet, so daß er jetzt
allein leistet, was Ejiping und Straßmaier nur mit vereinter Kraft
unternehmen konnten ... Es ist in der Tat eine Leistung."
Lusacg Orienlal List, 1008, Januar-Februar p. IG. Der bekannte assyriolo-
giscbe Berichterstatter (Hof rat Professor C. Bezoldi urteilt: „By far the most
important work on Babylonian Astrology and Astronomy tbat bas been
written is Prof. Fr. X. Kuglers Sternkunde und Sterndienst in Babel."
Hevue d'Aasyrioloyie, 1!)11 p. ItiO. H. de Genonltlac (Assyriol.): ..Les thfiories
de Wiiickler et de ses dispiples Stucken et A. Jereniias sur l'anciennet^ <les
tb^ories astronumiques et des mythea astraux en Babylone et sur l'etendue
de rinfluence de ces roythcs et thöories ont trouve, dans les deux volomes des
Sternkunde de Kugler, la r^ponse d'an savant compÄtent, assy riologue,
astronome et historicn religieu x."
Von demselben Verfasser erschien 1910:
Im R^nnW-roic Rnholc Panbabylon. Konstruktionen u.
im DannKreiS DaOeiS. ..eHgionsgesehichtl Tatsachen
7 Abb. XX u. 165 S. Mk. 4,—, gebd. Mk. 5,25.
SiUungsber. d. Heidelb. Akad.. 3. Dez. 1910, Hof rat Prof. C. Bezold (Assyriol.):
„Eine trefflich geschriebene Monographie."
Theo}. Jahresbericht, 1910, p. 43, J. Herrmano : „Es ist schwer, sich über
den Gegenstand ein Urteil zu liilden, da seine Behandlung astronomisclie bzw.
astronomiebistoriscbe Kenntnisse ebenso wie -weitgehende assyriologische
Literaturkenntuis erfordert. Soweit man aber von methodischen fiesifbts-
punkten aus urteilen darf, wirken K.s .\usfübr\ingen zumeist überzeugend,
besonders, wo es sich um Material handelt. Gegen .Satiren, wie die Beilage
„Ludwig IX nla Sonnenheroa und französischer Gilgamesch" kann man prin-
zipiell sein; sie ist aber geistreich und instruktiv."