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Full text of "Sternkunde und Sterndienst in Babel assyriologische, astronomische und astral-mythologische Untersuchungen"

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OSTS 

A 


Sternkunde  und  Sterndi 


IN 


Babel 


m 


ASSYRIOLOGISCHE,  ASTRONOMISCHE 
UND  ASTRALMYTHOLOGISCHE  UNTERSUCHUNGEN 

VON 

FRANZ  XAVER  KUGLER  S.  J. 


ERGÄNZUNGEN  ZUM  ERSTEN  UND  ZWEITEN  BUCH. 

IL  TEIL 

IX.-XIV.  ABHANDLUNG: 

STERNKUNDE  UND  CHRONOLOGIE 
DER  ÄLTEREN  ZEIT. 


^y  \ 


MÜNSTER  IN  WESTFALEN. 

ASCII KNDCIHFKSCIIK  VKULACiSHUCim ANDLINC 

1914. 


Ergänzungen 

ZUM 

ERSTEN  UND  ZWEITEN  BUCH 

IL  TEIL 

IX.-XIV.  ABHANDLUNG: 

STERNKUNDE  UND  CHRONOLOGIE  DER  ÄLTEREN  ZEIT 

VON 

FRANZ  XAVER  KUGLER  S.  J. 

AUSGEGEBEN-  AM   10.  JCM    1014. 


MÜNSTER  IN  WESTFALEN. 

ASCHENDoniMSClIK  VEULAGSBUGHH.XNni.lNC 

1914. 


DRUCK  DER 


-Xi^SS^SoM^^^^raiTSrcS^iTCKEREI,  MÜNSTER  I.W. 


Begleitwort. 


Die  folgenden  Abliandlungen  IX — XIV  inkl.  stehen  in  innigem  Zusammen- 
hang mit  den  vorausgegangenen:  I— IV  und  VII. 

Vor  allem  galt  es,  mehrere  der  dort  gewonnenen  Ergebnisse  von  Gestirn- 
bestirnniungen  einer  .sorgfTdfigen  Nachprüfung  zu  unterziehen,  bereits  Bewiesenes 
zu  bekräftigen  oder  stliärfer  zu  umgrenzen,  in  mehreren  noch  zweifelhaften 
Ffdlen,  wo  möglich,  eine  Entscheidung  zu  trelfen,  endlich  auch  einige  Irrtümer 
aus7Amierzen.    Dies  i.st  der  wesentliche  Gegenstand  der  Abhandlungen  IX  und  X. 

Die  folgende  Abhandlung  XI  befaßt  sich  mit  den  eigentümlichen  astro- 
logischen Beziehungen  der  Konstellationen  oder  Einzelfixsterne  zu  den  Planeten, 
sowie  ihrer  Bedeutung  in  der  astrologischen  Geographie  und  Mythologie. 

Eine  Zusammenfassung  und  ganz  wesentliche  Erweiterung  und  Vertiefung 
aller  dieser  Resultate  bietet  Abb.  XII.  Es  ist  daher  ratsam,  geiade  diese 
letztere  in  erster  Linie  zu  berücksichtigen. 

Ausdrücklich  bemerke  ich  jedoch  hierzu,  daß  bei  den  Quellenangaben  lun- 
jene  Untersuchungen  in  Betracht  kommen  konnten,  wo  1.  die  Entdeckung  mit- 
geteilt und  -2.  der  erstmalige,  vollgültige  Beweis  der  jeweiligen  These  erbracht 
wurde.  Es  handelt  sich  hieibei  lediglich  um  die  am  31.  März  1VM3  verödent- 
lichte  I.  Abb.  dieser  Ergänzungen.  Irrtümlicherweise  hat  man  alleiding.<  geglaubt, 
daß  hier  nur  die  heliaki.schen  Aufgänge  des  Kj.NGSchen  Textes  B.MSfiliTs  zur 
Geltung  gekommen  sei;  in  Wirklichkeit  sind  auch  alle  anderen  einschlägigen 
und  brauchbaren  Stellen  des  gleichen  Textes,  insbesondere  die  korrespondieren- 
den täglichen  Auf-  und  Untergänge  erschöpfend  verwertet  worden. 

Was  die  von  Bezold  und  Kopff  , Zenit-  und  Äquatorialgestirne  i>.  oft'.- 
erzielte  Übereinstimmung  mit  jenen  lange  vorher  bekannten  Resultaten  betrilll. 
so  ist  dieser  dankenswerten  Förderung  S.  ]ii  gebührend  gedacht. 

Die  Verschiedenheit  mehrerer  unserer  beiderseitigen  nahezu  gleichzeitig 
(im  Oktober  IUI  3)  veröffentlichten  Ergebnisse  mußte  mich  natürlich  zu  einer 
eingehenden  Diskussion  der  strittigen  Fragen  veranlassen.  Solchen,  die  iler 
.\stri>nomie  nicht  kundig  sind,  könnte  es  allerdings  scheinen,  daß  ich  dabei 
allzu  geringe  Nachgiebigkeit  gezeigt :  aber  ich  glaubte  hier  mich  um  so  mehr 
an  i\vn  Grundsatz  ,amicus  Plato.  .sed  magis  amica  veritas'  hallen  zu  nu'issen, 
als  es  sich  hier  nicht  um  Meinungen,  sondern  um  mathematisch  beweisbare 
Tatsachen  oder  klare  Textangaben  handelt. 

Abb.  XIII  bezieht  sich  auf  die  babylonisclitn  .lahresanlänge  und  .lalires- 
punkfe.  (.Sil-  bietet  zugleich  die  Antwort  auf  Weidsebs  jün^;sten  Versuch  in 
Babyloniaca  VII.  I  IT.,  die  Entdeckung  der  l'räzession  als  eint*  Geisleslal  der 
Babylonier  nachzuweisen). 


IV  Begleitwort. 

Diese  Abhandlung  war  bereits  endgültig  gesetzt  als  Weidners  neue  Schrift 
.Alter  und  Bedeutung  der  babylonischen  Astronomie  und  Astrallehre"  erschien. 
Die  Antwort  darauf  gibt  schon  jetzt  Abh.  XIV,  die  gerade  jenen  Text  behandelt, 
der  \V.  und  seinen  Freunden  von  entscheidender  Wichtigkeit  erschien. 

Sehr  gerne  werde  ich  bei  W.  —  wie  bei  jedem  andern  —  das  Gute 
anerkennen.  Und  so  freut  es  mich,  daß  es  ihm  gelungen  ist,  zwei  Parallel- 
texte zu  BM  80378  zu  finden,  aus  einem  andern  Text  die  in  diesen  l]r- 
gänzungen  S.  15:2  bewiesene  Gleichung  MUL.MUL  =  Zap-pu  abzulesen  und 
auch  für  die  S.  171 — 174  bewiesene  Identität  ''■  IfA  =  Piscis  austrinus  ein  paar 
Wahrscheinlichkeitsgründe  geltend  zu  machen.  Im  übrigen  aber  wird  von  W.s 
neuen  Aufstellungen  und  vermeintlichen  Beweisen  nur  sehr  wenig  die  Feuer- 
probe bestehen. 

Das  Schlußheft  dieser  Ergänzungen  wird  voraussiclillich  in  den  ersten 
Monaten  des  nächsten  .Jahres  erscheinen  imd  mit  einem  ausführlichen  Pvegister 
des  ganzen  Bandes  versehen  sein. 

Valkenburg  | Holland).   I.  .Iiili   l'.)li. 

Der  Verfasser. 


IX. 

Weitere  Untersuchungen  der  babylonischen 
Sternbilder. 


Einleitendes. 

A.  Rückblick  und  neue  Aufgaben, 

Hcroitä  die  1.  Abliaiidlung  dieser  „l'^igäiizuiigeii"  lüliitf  uns  zu  tblgendoii 
asirniioniisfhen  Ergebnissen. 

I .  Der  mittlere  babylonisrlie  Jaiiresanfanfr  fiel  nni  —  500  anC  den  Tafr. 
an  dem  n  Arietis  heliakiscli  anfging  (1.  Nisan  =  4.  Ajiril  gregor.).  Da  tler 
mittlere  Jahresanfang  nach  Sternk.  II,  l>00  um  —  '200Ö  auf  den  2().  April  gregor. 
fiel  *).  so  hat  derselbe  weder  in  älterer  noch  in  jüngerer  Zeil  etwas  mit  dem 
Früldingsäquinoktium  zu  tun. 

■2.   Es  besteben  folgende  Idenlitfden: 

a)  ^'■"'^' KU .  MAL  =  (dem  ganzen  heutigen)  Aries. 

b)  *•  f?iil/    =  Auriga. 

(•)  MI'L  .  M('L  =  Plejades  4"  C  oder  o  Persei,  d.  li.  einem  Stern,  der  etwa 

7  Tage  früher  heliakiscli  aufgebt  als  ij  PIejad. 

(I)  ''■u'^JJ-e  =  Hyades,  insbes.  a  Tauii  (Aldebaran). 

e)  *•  SIB .  ZI .  AX.  NA  =  Orion. 

i) '•■  MAä .  TAB .  BA   TVB.TVIi  =   /.  -f    :(?)  Ceminonmi. 

g)  "  AL.IJ'I.  =  Cancer, 

ii)  "KAK  .Sl  .1)1  =  Sirius, 

i)  i'-^iru         =  Hydra  (zum  Teil). 

k)  ''  BAX        =  liogenförniige  Sterngiu|i)ie  bei  ,'),  >   Canis  maidris. 

1)  "Vli.BE  =  l.upus. 

m)  "ES.TK.NA.MA^.^IG  =  flenlaurus. 

n)  ><  AB.SIM  =  n  Virginis  (Sjjica). 

o)  "  SÜ.l'A      =  n  Hoolis  (Arcturus). 

p)  *■  Uz(t  =  Lyra  (insbes.  Wega). 

q)  A-  //>?"<  =  Aquila. 

r)  ''  MÄ.Tr    =  fi    \- ß  Capricorni  (Koj)!). 

.s)  >>  8VliVli.B)Ui>"  =  ;•    ■    fi  Capricorni  (Fiscbschwanz). 

')  Dieser  Zi-ilpunkl  wiinl  niclil,  wie  S.  7  vprselientlich  nngeiioiiiincn,  durch  doli  lud. 
AiifKanf;  des  Aldobarnii   liestiiiiiiit  (aiolie  Abli.   XII,  II,  0). 

KiikUt,  .Slfi-iikunilr  und  SIcrtHllfiiHl,  l-lrvtin/iinKi'n.  ]I 


142  Weitere  Untersuchungen  der  babylonischen  Sternbilder. 


t)  '''  SIM.MAH  =  ''■  §i-nu-mi-fu  =   (noid)-westliclier  x'Xquarius    (mindestens 

ß,  (I,  X,  f,   )■  Aqiiarii). 
u)  ''■  A-nu-m-fu    =  {süd)-\vestliflier  Piscis  -|-  Stenifiiljand  w — u  Pisciiiin. 
v)  ''  DIL  .GAN  =  östliciier  Aqiiaiiiis  -f  f'.oUis.    In  lilterer  Zeit  gehörte  dazu 

aucli  der  spater  abgesonderte  KU.  MAL  {=  Aiicsj. 
\v)   '■■  Lu-lim  =  Andiomeda. 

x)  "^Ü.GI         =  Perseus. 

Die  Abhandlungen  II  und  III  haben  au  diesen  Ergelinissen  nur  \\'eniges 
und  Unwesentlifiies  geändert.  Die  fileiehungen  e,  g,  h,  u,  q  und  (zum  Teil)  u 
sind  zwar  schon  früher  von  anderer  Seite  vermutet  oder  behauptet  worden; 
abei-  astronomisch  bewiesen  war  keine  einzige  derselben. 

Dies  gilt  insbesondere  von  der  Gleichung  KAK.SI.DJ  =  Sirius  (vgl. 
oben  S.  1711'.).  Mochte  auch  die  eine  oder  andere  assyriologisclie  Erwägung 
jene  Gleichungen  nahelegen;  von  Sicherheit  konnte  jedenfalls  nicht  im  mindesten 
die  Rede  sein.  Die  Entscheidung  fiel  hier  —  wie  in  allen  verwandten  Fragen  — 
der  Astronomie  zu.  Und  auch  sie  konnte  ihre  Aufgabe  erst  dann  lösen, 
als  über  die  fraglichen  Gestirne  so  klare  und  unzweideutige  astronomische  An- 
gaben vorlagen,  wie  sie  erst  der  neue  KiNGSche  Text  BM  80378  geboten  hat. 

Obige  Ergebnisse  wurden  bereits  am  31.  März  1913  veröffentlicht  und 
u.  a.  auch  in  der  April-Nummer  des  Literari.schen  Beiblatts  zu  den  A.strono- 
mischen  Nachrichten  (dem  Ilauptorgan  der  Astronomen)  Sp.  139  angezeigt. 
Einer  objektiven  Wüi'digung  kann  es  auch  nicht  entgehen,  daß  alle  obigen 
Gleichungen  astronomisch  in  aller  Strenge  und  fast  durchweg  mehr- 
fach bewiesen  sind.  Das  Werk  der  Entdeckung  und  ihrer  wissen- 
schaftlichen Begründung  war  also  schon  mit  jener  ersten  Publikation 
zum  Abschluß  gebracht. 

Immerhin  war  eine  .selbständige  Nachprüfung  meiner  Ergebni.sse  von 
astronomischer  Seite  um  so  wünschenswerter,  als  manche  Nicht-Astronomen 
sich  für  die  Tatsachen  der  babylonischen  Sternkunde  zwar  lebhaft  interessieren, 
aber  deren  Zuverlässigkeit  nicht  aus  den  Argumenten  selbst  beurteilen  können. 

Zu  einer  solchen  Untersuchung  hat  schon  2^/2  Monate  nach  meiner  Publi- 
kation der  bekannte  Assyi"iologe  Bezold  seinen  astronomischen  Kollegen  Kopff 
veranlaßt  und  die  Ergebnisse  in  einer  der  Heidelberger  Akademie  am  18.  Augnsl 
eingereichten  und  in  der  i.  Hälfte  des  Oktober  erschienenen  Abhandlung  ')  nieder- 
gelegt. Zu  meiner  Genugtuung  war  nun  Kopff  im  V^erein  mit  Bezold  in  der  Lage, 
meine  obigen  Gleichungen  bis  auf  zwei  im  wesentlichen  zu  akzeptieren.  Lfnd 
auch  diese  C'  SIM .  MAH  =  Aquarius  W  und  ''  DIL  .GAN  =  Aquarius  E 
-|-  Getus)  werden  sie  gewiß  gleichfalls  als  zutreffend  anerkennen,  wenn  sie 
erfahren,  daß  SIM .  MAH  und  Si-nu-nu-tum  nur  verschiedene  Namen  des 
gleichen  Gestirnes  sind  und  daß  iln-e  Annahme:  ''  DIL  .GAN  =  Pegasus  un- 
zulässig ist.    Ebenso  werden  sie  aus  meinen  Nachweisen  entnehmen  können,  daß 


')    Zenith    und     Äquatorialgestirne  Heidelberg    und    Zusätzen    von    Franz   Boll 

am    babylonischen    Fixsternhimmel  in    Heidelberg   (Sitzungsber.  d.  Heidelberger 

von  Carl  Bezold  in  Heidelberg.     Mit  astro-  Akail.  lillS;   II  Abh.),    Zitations-Abkiiizung : 

nomischon    Beiträgen    von  Al'GLst  Kopff  in  Z.\l'. 


Weitere  Unteraucbungen  der  babylonischen  Sternbilder. 


148 


l'rokyon  iiidit  ein  Bestandteil  il<'.s  KAK .SI .DI  >f'\\i  kann,  dafs  (im  KiNGsclien 
Text:)  Ali.SIM  nicht  die  <;anze  Vir^j-o  ist  und  MUL.MUL  nicht  iedi<;lich 
(he  Piejaden  innlaKit.  Dann  aber  werden  unsere  Kr^el)nisse  —  soweit  sie  <lie 
o1)i'Mwenannten  Gestirne  hetreflen  —  in  vollstem  Kinkianfr  stehen. 

Das  Verdienst  der  beiden  Gelehrten  beschränkt  sidi  jedocli  dunhatis 
niclit  darauf,  dazu  beijretra^en  zu  haben,  daß  die  von  mir  erkannten  und 
bewiesenen  Tatsachen  auch  in  nicht-astronomischen  Kreisen  die  verdiente  An- 
erkeruiung  finrlen. 

Zum  Teil  im  Verein  mit  ihrem  um  die  Kiforschnn^'  der  {.'nechischen  Astro- 
logie sehr  verdienten  Kollegen  Boll  sind  sie  —  auf  meinen  Ergebnissen  weiter 
bauend  —  auch  zu  neuen,  sehr  bemerkenswerten  Resultaten  gelangt,  die  in 
der  gleichen  Akademieschrift  Bezolds  niedergelegt  sind. 

Wenige  Tage  vor  der  letzteren  war  die  zweite  Lieferung  meiner  , Er- 
gänzungen" (Abb.  ii — VIII)  erschienen').    Es  war  mir  nun  eine  Genugtuung,  zu 


')  Was  meine  Transkriptinn  und  Clier- 
sctzung  des  KiNCselioii  Texics  betrifft,  so  be- 
dürfen oinij;e  Rlelleii  der  Berielitigunf;.  Ich 
darf  aber  aiicli  hinzufügen,  daß  dadurch  die 
Ergebnisse  meiner  astronomischen  Unter- 
suchungen und  unser  Urteil  über  die  baby- 
lonische Himmelsljunde  in  iteineni  einzigen 
Punkte  berührt  werden. 

S.  .52  (Z.  17)  und  .56  lies:  gai-ri  „des 
starken"  statt  hi-ri  (Meissner  DhZ  Sp.  .SOS;). 

S.  52  und  60  (Z.  38) ;  62  und  6.i  (Z.  20—22) 
ist  mit  Bf.zou)(ZÄF)  statt  alhil-zii  k-iti-k-Ki-i^^ 
iiiiirntts-sd  J\  L'I{ .  Kl'li  .  ir  (itiKiH-irJ  zu  lesen 
und  „ändert  seinen  Standort"  zu  übei-setzen. 
Das  folgende  >iame(e)  ih-bii-  ist  jedoch  m.  E. 
als  Zustandssatz  zu  fassen:  „indem  er  den 
Himmel  durchreitet".  Man  beachte:  auf  das 
Vcvi.  iin<ihkir  folgt  das  Praes.  ibbii- !  Zur 
Transkription  vgl.  auch  Virolle.\ud,  A  Ch 
Lstar  VII,  21  und  II  Supl.  LIII  Rs  17,  dem 
jedoch  die  richtige  Lesung  von  Kf'K .  h' l'Jt.ir, 
die  auch  durch  seinen  Text  lstar  IV,  13: 
I>il-hiil  miimtiz-zti  In  ä-iinh-kir  nahe  gelegt 
wird,  entgangen  zu  sein  scheint. 

S.  57  (Z.  23)  ff.  ist  mit  Ui-ZOLD  I.  c.  HA 
statt  .V.l,  al.Ko  AS.IH.nA.MKä  zu  schrei- 
ben. Dafür  h'se  ich  jetzt  tin-fiiili-hn-miii.  Da- 
mit fi'dll  natürlich  auch  der  Erklärungsver- 
such  von   hl'.MA  iliim-iiiiil. 

S.  62  und  05  (Z.  23).  Bl-/oi.l>  (I.  c.  p.  24) 
transkribiert  und  übci-setxt:  (der  Planet  Mer- 
kur) Ml  M II iHtiiii I - iiimr (f)  iuin-iii  .  .  .  l-niii 
iirlii  iniiiimlr-nui  l-ma  nrht  tlliilxil  =  dessen 
Name  „Ilimmelshälfler"  ist,  .  .  .  erscheint  im 
Verlauf  eines  MonaU  und  verschwindet  im 
Verlauf    eines    Monats    (man   vgl.    dazu    auch 


die  richtige  Transkription  der  z.  T.  ganz 
gleichen  Stellen  bei  ViriOLiKALO,  A  Ch  lÄtar 
XXVIII,  44  und  Supl.  LIII,  26).  Meine  Tran- 
skription und  Cbei-setzung  scheiterte  an  der 
unrichtigen  .Auffassung  von  Ml'.Xf  als  mii- 
ziil  statt  iiim-sn.  Doch  kann  ich  micli  Be/.oi.o 
nur  zum  Teil  anschließen.  Was  er  mit  Mii- 
massil-sanie  „Himmelsliälfter"  wiedergibt,  ist 
im  Text  AS  .M Ali;  das  ist  aber  '>}ilA!i  — 
'■!■  Siiiib  (wie  bereits  1.  c.  p.  62  und  65  von  mir 
angenommen).  3[A!i  ist  vielleicht  In'üiini 
„Zwilling",  wofür  auch  das  Idcogr.  'I  M  AS  . 
.W.l.S'  =  "Xinih  (.Meissnkr  SAI  1087)  sprechen 
würde.  Besonders  aber  kommt  in  Betracht, 
daß  der  Merkur  als  Morgen-  und  Abendstern 
erscheint,  somit  eine  Doppelrolle  hat.  Ver- 
gleiche auch  ViROLLE.\LD,  A Ch  lstar  VII,  48: 
•IHGAL.ainiiA  (Zwillingsgottheit)  -= 
•I  LU  .HA  [>.(;('.  in.  —  DIo  Präteritalform 
iiiiiiiiiiir  (Bezold)  ist  durch  das  Präsens 
iiiiiiiiiiiiKii-  zu  ersetzen.  —  Der  Sinn  der 
Übersetzung  „erscheint  im  Verlauf  eines 
Monats  und  verschwindet  im  Verlauf  eines 
Monats"  ist  gewiß  nicht  ohne  weiteres  ver- 
ständlich. Soll  das  heißen :  in  dem  einen 
Monat  (etwa  Nisan)  erscheint  er  und  dem 
andern  folgenden  (Airu)  versehwindet  er, 
oder:  [nach  dem  Verschwinden)  erscheint 
er  im  Verlauf  eines  Monats  (d.  h.  eines  Zeil- 
raums von  30'l!)  wieder  und  ebens«!  ver- 
schwindet er  wieder  im  Verlauf  eines  Mo- 
nats Y  Letztere  Deutung  scheint  mir  die 
richtige.  Zur  Erläuterung  setze  ich  die  Da- 
ten der  heliakischen  Aufgänge  dt-s  Merkur 
am  .Vbeud  (a)  und  Morgen  (a')  und  die  he- 
liakischen    Untergänge     am    .Vbend    (u)     und 


144 


Weitere  Untersuchungen  der  babylonischen  Sternbilder. 


konstatieren,  daß  die  neuen  Ergebnisse  der  Heidelberger  sich  in  nicht  wenigen 
Fällen  mit  meinen  eigenen  vollkonmien  oder  fast  vollkommen  decken.  (Jewili 
eine  nicht  geringe  Bürgschaft  dalnr.  daß  \vii-  --  die  Heidelberger  nnd  ich  — 
auf  dem  richtigen  Wesre  waicii.     llirr  die  betreffenden  Eigebiiisse: 


2.  *■ 

4.A-. 
7    k. 


MAE. GJI). DA  AS.  NA   Hezold-Boll:  l^i 

aplu  restü  sa  ''An um 

AN  .KU.  A.  MKS 

Za-ma-mi) 

Uli.  KV 

NUN.  Kl 

APIN 


iiior        Kugler:  Ursa  miiioi- 

Polaris  „  Polaris 

Kopff-Bezold:  );  Opliiuclii  (y)  „  Ophinchns  (sicher) 

Boll:  Opliiuchus  S  (y)  ,.  Opliinchus  S  (sicher) 

KopFF :  Hercules  „  Hei'cnles 

Kopff-Bezold:  Vela  „  V'ela -{    südl.  Pn)ipi> 

Boll:  Triangulum  „  Triangulniii 


Dabei  koinint  es  nali'irlicli  in  Ji'dcin  cinzcliieii  Fall  in  ei'ster  Liiiii'  da|-anf 
an,  mit  welchen  Gründen  ein  jeder  seine  Ansicht  stützt. 

Das  Urteil  hierüber  nmß  ich  dem  astronomisch  bzw.  assyiiologisch  ge- 
bildeten Leser  überlassen;  um  aber  ein  solches  zu  erleichtern,  setze  ich  die 
Seitenzahlen  der  zu  vergleichenden  Belegstellen  der  Schi'ift  Bezolds  |B)  nnd 
meiner  Ei-gänznngen  |K|  liicrhiM-. 

4;j 


1.  Ursa  minor 

2.  Polaris 

?>.  Ophinchns 

4.  Hercules 

ö.  Vela(4-südl.Puppis) 

().  Triangulum 


57(Z.^Of.) 

50,  Z.  1 1> :  n.  -1        30  ( I :!)  f. :  42  ( II ) ;  fi4  (Z.  1 7) 

«  29(11);  43(li>):  48 

1 13,  n.  i\  **  I  26  (7)  f. ;  29  ( 1 1 ) ;  07  (Z.  -10) 
39  f.                         52  f. 


In   einer  größeren    Zahl    von    anderen   Fällen   weichen   allerdings   unsere 
Ergebnisse   wesentlich    voneinander    ab.     Dieser    letztere    Umstand    veranlaßte 


Morgen  (u')  aus  der  Tafel  Sp.  I,  128  (Hpping, 
Astr.  aus  Bab.   160  ff.)  liiprlicr. 


I,  2 

11,  11 

III,  14 

IV,  1 

a 

V,  5 

II 
V,  27 

a' 
VI,  27 

u' 
VII,  2G 

a' 


IX,  13  X,  4  X,  14         XI,  20 

Man    sieht    hieraus,    daß    von    a  bi 


XII,  29 
u    oder 

a'  bis  u'  bald  erheblich  weniger,  bald  er- 
heblich mehr  als  1  Monat  verstreicht  und 
ebenso  von  u  bis  a'  und  u'  bis  a.  Die  Angabe 
BM  86  378  II  16  f.  operiert  daher  auf  jeden 
Fall  nur  mit  einem  rohen  Mittelwert. 
Unsichtbarkeit  und  Sichtbarkeit  dauern 
durchschnittlich  einen  Monat;  das  ist  der 
Realsinn  der  Stelle. 

L'nd  um  diesen  handelt  es  sicli  vor  allein. 
Von  der  grammatikalischen  Streitfrage  (siehe 
DLZ,   1913,  Sp.  3037  nnd  1914,  Sp.  29),  wie 


-ma  zu  fassen  sei,  können  wir  hier  absehen. 
Nach  meiner  bescheidenen,  besonders  aus  der 
Ominaliteratur  geschöpften  Erfahrung  besagt 
der  auf  -ma  folgende  Satz  bald  etwas  regel- 
mäßig Gleichzeitiges,  bald  einen  zwar  zu- 
fälligen, aber  wichtigen  Begleitumstand,  bald 
eine  Analogie,  bald  eine  Schilderung  der  Art 
und  Weise  von  dem,  was  im  Vordersatz  aus- 
gesagt ist. 

S.  66  (Z.  29)  ist  mit  Bezold  da-iid-nie  statt 
DA  .  (tIR  .  ME  zu  lesen.  Die  Göttin  Ishara 
erscheint  auch  in  Beschwörungstexten  (so 
Zi.vi.MERN,  BBR  10,  Surpu  II,  171)  als:  «Is- 
hn-ra  lie-lil  ihi-ihl-iiie  „die  Herrin  der  Wohn- 
stätten". 

Einige  andere  Transkriptionen  sind  in 
Abh.  XII,  207  ff.  verbessert.  Dort  wird  sich 
auch  Gelegenheit  bieten,  auf  mehrere  hierher 
gehörige  Wort-  oder  Zeichen- Erklärungen 
einzugehen. 


Wuitcre  Uulcrsucliungcu  der  babylonischeu  Sternbilder. 


iiiicli  ZU  einer  Reihe  von  eingehenden  Neuuntersuchunfren  (S.  IWIT.).  Dieselben 
<nl|iii  aller  niciit  nur  eine  iMiLscIieidung  der  obsciiweiienden  Kragen  herbei- 
l'ähren,  .sondern  auch  ganz  neue  Prohlenie  erörtern  und  hofTeutlicii  lö.sen. 

[Auch  W'EruNKK  hat  sich  mit  Identifikationen  von  Gestirnen  abgegeben.  Unter  den 
II   in   ili'ii  Jahren   1911   und   1912  von  ihm   vertretenen  Gleichungen 

1.    DIL. GAS  —   Aries;     2.   KV. MAL  ~  westlicher   Aries;     3.  (;A^f  ^  „Nähe   des 
Stieres";    4.  0'^  Li-e  =  „Nähe  des  Stieres";    5.  Xtirk-ablii  =  e,  y  Geminorum;    6.  KAK . 
SI.DI  =   Sirius  +   Prokyon ;    7.  liAX  =  Arclurus;    8.   AB.SIM  —    109  Virginis; 
9.  Sr.PA  =   Spica;    10.    i'U .  KA  .GAB  .  A  =  Sagittarius;    11.  SJM.MAH  =  nörd- 
licher  Fisch;     12.   Atiuiiitii  =  ß,  y,  i),  i,  y.,  ).  Piscium  ;      13.    zikit   akrahi   (Stachel    des 
Skorpions)  =  ;.,  v,  I),  x,  i  Scorpii ;     14.  .^AK .  I'U  +  SAH.GAZ  =   /.  +  x  Scorpii 
sind    nur   die  6.  und    die  12.  nahezu    riclitig.     Sie   sind   aber  kein  wissenschaft- 
liches Resultat,    sondern    beruhen    nachweisbar   auf    falschen  oder  unbewiesenen  Voraus- 
setzungen oder  unrichtigen  Schlußfolgerungen  oder  auch  auf  beiden  zugleich. 

Die  Zufälligkeit  der  C.  wurde  schon  oben  S.  15ff.  klar  genug  gezeigt.  Und  wer 
die  Darlegungen  W.s  in  Babyloniaca  VI,  147  ff.  nur  ein  wenig  prüft,  wird  sich  überzeugen, 
dal)  es  mit  der  12.  Gleichung  nicht  besser  steht.  Denn  nach  W.s  Argumentation  steht  und 
fällt  seine  Bestimmung  von  Aiiunilii  mit  seiner  Anuahuic  (11)  Sl.\f .  .\fAH  =  nördlicher 
Fisch :   letztere  ist  aber  ganz  falsch  ;  also ! 

Der  Beweis  für  den  Vordei-satz  ist  leicht.  Nach  den  I.  c.  von  W.  beigebrachten  Texten 
muß  Aiiiiiiilit  östlich  von  SJM .  MAH  liegen.  Somit  folgt  aus  der  11.  Gleichung  daß  ,1hm- 
iiitH  außerhalb  unserer  Pisees,  etwa  im  nordöstlichen  Cctus  und  im  südwestlichen  Taurus 
anzunehmen  wäre.  Und  dazu  paßte  auch  die  Reihenfolge  der  Gestirne  in  dem  (Babyloniaca 
VI,  151)  angeführten  Text,  falls  DIL. GAS  —  wie  W.  annahm  —  der  Widder  ist.  Diese 
Schlußfolgerungen  hätten  —  wenn  auch  zu  einem  irrigen  Resultate  führend  —  der  Dcukkraft 
W.s  gewiß  weit  mehr  Ehre  gemacht,  als  ein  zufällig  richtiges,  aber  auf  Inkonsequenz  be- 
ruhendes Resultat. 

W.  hat  auch  —  gleich  anderen  lange  vor  ihm  —  die  Gleichung  Slli .  XI .  .4.\  .  SA 
=  Orion  vermutet.  Allein  die  hierfür  in  Bcitr.  z.  Ass.  1911,  7  angeführten  Gründe  sind 
—  wie  auch  Bi:/oi.i)  in  Zenith-  und  Ä(iuat(irialgestirne  etc.  S.  48  bestätigt  —  durchaus 
nicht  beweisend.  W.  wiederholt  hier  nur,  was  Thompson'  (Reports)  und  andere  schon 
längst  gewußt  haben,  nämlich,  daß  das  Gestirn  mehi-ere  Sterne  enthält,  die  in  der  Nähe  der 
Ekliptik  stehen  und  unter  Umständen  hell  glänzen  können.  Soleher  Gestirne  gibt  es  aber 
viele;  die  angeführten  Gründe  beweisen  also  gar  nichts.  W.  fühlt  das  selbst  (siehe  I.  c.  p.  7 
(32));  gleichwohl  setzt  er  in  seiner  Sternkarte  (hinter  S.  100)  dem  Orion  den  babyl.  Namen 
.'<IIi .  XI .  AS .  SA  (ohne  Fragezeichen)  bei.  .\ueh  in  der  Folgezeit  stellt  er  die  Identität 
als  sicher  hin,  ohne  daß  er  auch  nur  den  Versuch  gemacht  hätte,  seine  Behauptungen  durch 
neue  und  bessere  Gründe  zu  stützen. 

Gegen  eine  solche  Methode  muß  im  Interesse  der  Wissenschaft  1  rötest 
erhoben  werden.  Sie  wird  auch  dadurch  illustriert,  daß  fast  alle  „Bestimmungen", 
die  W.  als  sein  Eigentum  betrachten  kann,  sich  als  im  völligen  Widerspruch  mit  den 
astronomischen  Texten  herausstellen.  Und  dies  gilt  nicht  nur  für  die  Zeit  vor  dem  Er- 
scheinen des  KiXGSchen  Textes,  sondern  auch  nach  demselben.  Erst  einige  Zeit  nach  der 
Publikation  meiner  „Ergänzungen"  tritt  teilweise  ein  Wandel  ein.  Die  Veranlassung  ist 
aber  greifbar.  Noch  wenige  Wochen  später  behauptet  er  in  OLZ  1913  Sp.  151  zum  h'.iK. 
SI.DI  gehöre  sicher  auch  Prokyon.  In  A.  Jerk.mi.\s'  „Handbuch  der  Allorientalisohen 
(ieisti>skultur"  S.  129  dagegen  wird  diese  Annahme  zurürkgenommen  unil  zwar  mit  Be- 
rufung auf  „\VkP)sek,  Handbuch  I  Kap.  III"  (ohne  S<>ilenzalil !)  — ,  also  auf  ein  zu- 
künftiges |!|  Opus.  Ebenso  wurde  dort  mein  Rwullat,  daß  H.tS  -  bogenförmige  Slerngnippo 
im  Canis  maior  (bei  r,  A),  von  JERE.MIAS  seinem  Freunde  mit  dem  gleichen  prophetischen 
Hinweis  auf  die  noch  nicht  existierende  Quelle,  das  Weihm  Rsolie  Opus,  verbucht. 
In  gleicher  Weise  werden  in  dem  Buche  von  Jfrem:as  —  ohne  Nennung  der  wahren  Quelle  — 
noch  eine  Reihe  anderer  Resultate,    die    nur    durch  solide  astronomi.sohe  Argumente  (welche 


146  Weitere  Uiitersucluuif;eii   der  babyloniselieii   Steniliililer. 

sieli  bei  Wuidxkrs  Beslimimuigeii  nieinals  finden)  erlangt  werden  können,  herüborgenoinrnen. 
Ich  gehe  hier  auf  diese  Dingo  nicht  ein;  dies  wird  zur  reeliten  Zeit  an  einem  andern  Ort 
geschehen.  Einstweilen  mag  man  sich  aber  die  Frage  beantworten,  welches  Vertrauen 
deiiijenigeu  gebührt,  der  auf  Grund  völlig  klarer  Angaben  der  B:il)yliiiiier  (im  KiNi;schon 
Text)  Gleichungen  wie  die  folgenden  aufstellt  und  festhält : 

1.  l^r.OI  =   Auriga  [statt  Peiscus)') 

2.  GAM  ^=  Perseus  (oder  Algol   —  />'  Persei)  [statt  Auriga]  ') 

3.  AI'IX  =   Ursa  minor  [statt  Triangulum] ') 

4.  CR  .  HAH  .  I{A   =  o  Ursao  minoris  [statt  beim  od.  im  Triangiilum] ') 

5.  Litlim  =  a  Aurigae  [statt  Andromcda]  ') 

G.  SIM.MAH  =   der  nördliche  der  Pisces  [statt  Aquarius  [Nj-W] ') 

7.   KN .TE.  NA  .MAS.SIO  —  „der  kleine  Löwe"  [statt  Centaurus] ') 
H.   IJ'GAL  =  Corona  borealis  [statt  aCentauri  od.  ,6' Arac(V)]"). 

Eine  „Astronomie",  die  eine  Keihe  von  Gestirnen  um  30,  60  und  mehr  Grade  ver- 
schiebt, tief  im  Süden  stehende  Gestirne  hoch  im  Norden  erglänzen  läßt  und  ein  Sternbild 
in  der  Nähe  der  Ekliptik  an  den  Nordjjol  des  Himmels  versetzt,  bedarf  wohl  keiner  ernst- 
haften Widerlegung.] 

B.  Ein  Wort  zur  Methode  der  astronomischen 
Untersuchung. 

Bevoi-  wir  /ii  ciiicr  Nciiiiiitcisiicluiiij;-  iiiclircrcr  iidcIi  slrittiiicr  Anoahcii 
de,-;  KiNG.sdien  Textes  .-^chreiteii,  ist  die  Frage  iiacli  der  liierl)ei  einzusciilagenden 
.Methode  iizw.  der  aii/.uweiidenden  Genauigkeit  zu  erörtern.  Wir  werden  seilen, 
dafi  diese  Frage  in  einer  Keiiie  von  Fällen   von    nicht  geringer  Bedeutung  ist. 

Bei  meiner  ersten  Arbeit  (Ergänz.  S.  1 — :20)  Jiabe  ich  die  Neugebauer- 
schen  Positionen  auf  einen  großen  Globus  aufgetragen,  uin  die  gegen.seitige 
Stellung  der  Gestirne  für  den  Horizont  von  Babel  (Polhölie  =  Säi/a")  zu  be- 
stimmen. Außerdem  habe  ich  die  mühsame  Berechnung  zahlreicher  heliaki- 
scher  Aufgänge  für  den  gleichen  Ort  durchgeführt.  Damit  waren  dem  Leser 
zugleich  greifbare  Belege  in  die  Hand  gegeben.  Um  aber  auch  für  die  Auf- 
und  Untergänge  eine  größere  Genauigkeit  zu  erzielen  und  gleichfalls  auch  liier- 
für Belege  zu  bieten,  wurden  von  S.  51  ab  alle  Messungen  durch  Berechnungen 
der  Sternzeit  in  Graden  {l"  =  i  Minuten)  ersetzt. 

Anders  Kopff.  Wie  er  ZÄF  p.  11  auiseinandersetzt,  beschränkte  er  sich 
darauf,  (für  sich  selbst)  mit  Hilfe  der  NEUGEBAUERSchen  Sterntafeln  eine  Karte 
für  das  .Jahr  —  fiÜO  und  die  geographische  Breite  4-  36 Y^"  anzulegen  imd 
eine  Tafel  der  Zeit  der  Sonnenaufgänge  für  die  verschiedenen  Jahreszeiten 
zusammenzustellen.  Damit  lassen  sich  —  wie  er  meint  —  „die  Zeit  der  heliaki- 
schen  Aufgänge  und  die  gegenseitige  Stellung  der  Gestirne  für  den  Horizont 
von  Ninive  mit  hinreichender  Sicherheit  ablesen".  Hierzu  ist  jedoch  folgendes 
zu  bemerken. 

1.  Die  Wahl  von  Ninive  (Breite  o'j',^,")  ^i'^  ^it  cIl'I'  Beobachtungen,  aus 
welchem  unsere  Sternlisten  letztlich  hervorgegangen  seien,  ist  doch  kaum 
begründet:    denn   der  Text  BM  SHIRTS    ist   in   babylouLscher  Schrift  abgefaßt 


')  Siehe  die  Nachweise   in   diesen  „Ergänzungen"  und  bei  BrzoLD,  Kopff  u.  Boll  (ZAF). 
■■')  Sielie  unten  S.   17.5  und   .\bh.  XII,  III;  jedenfalls  ein  Stern  tief  im  Süden. 


Weitere  Untoi-sucliungen  der  babylouiscUen  Sternbilder.  147 

iiiid  iiiclifs  spriclit  dafür,  daß  er  assyrischer  Herkunft  ist.  Der  wirkliche 
Ik'ohaciituiitjsort  köiiiilc  weil  eher  iiocli  etwas  südliciicr  als  BaJjel  iie<:eii. 

•2.  Leider  lial  uns  Kofff  die  von  ihm  bestimmten  Daten  der  heliaki^-hen 
Aufgänge  niclil  mitgeteilt:  jedenfalls  ist  es  aber  nicht  recht  versländlich.  wie 
seine  graphiscln-  .Methode  für  den  vorliegenden  Zweck  brauchijare  Resultate 
ei-geljen  kann. 

:i.  KopKF  hält  meine  genauere  Bestinuiiung  für  überllüssig:  aber  mit 
Um-M-Jit: 

Was  znnäch.st  die  J)abylonischen  Daten  der  heliakischen  Autgänge 
lirliitll.  .so  dürfen  wir  gerade  deshalb,  weil  ihr  Fehler  +  '2 — '.i  Tage  betragen 
kami.  nicht  eine  Methode  zur  Anwendiuig  bringen,  die  noch  größere  Fehler 
zuläßt.  Denn  haben  letztere  das  entgegengesetzte  Vorzeichen,  so  summieren 
sich  die  beiden  Fehler  und  vereiteln  so  eine  sichere  Kontrolle. 

Noch  weniger  ist  die  Annahme  Kopffs  (1.  c.  p.  11)  berechtigt,  die  Daten 
k( [eil  -ich  bald  auf  einzelne  Teile  des  Sternbildes,  bald  auf  de.ssen  Gesamt- 
heit (mit  andern  Worten  bald  auf  den  östlichen  Teil,  bald  auf  die  Mitte,  bald 
auf  den  westlichen  Teil)  beziehen.  Dies  ist  schon  von  vornherein  unwahr- 
scheinlich. Wie  hätten  sich  denn  bei  einer  solchen  Willkür  die  Babylonier 
selbst  zurecht  finden  können":'  Zudem  wurde  jene  Ansicht  gerade  durch 
meine  Berechnung  der  heliakischen  Aufgänge  als  irrig  erwiesen.  Es  stellte  sich 
dabei  heraus,  daß  die  Daten  sich  auf  den  Aufgang  der  westlichen  (zuerst  lier- 
vorkommenden)  l^artie  der  Sternbilder  beziehen,  wenn  auch  in  einigen  F'ällen 
die  Wahl  iU's  Einzel.sterns  zweifelhaft  bleibt.  So  in  ganz  aulTallender  Weise 
bei  einer  lleiiie  von  bekannten  (iestirnen.  die  in  meinen  I-j-gänzungen  ji.  4S 
aufgeführl  sind ').  Einige  kleine  Unsicherheiten  in  liezug  auf  die  Daten  des 
2.  Halbjahres  konmien  lediglich  daher,  daß  es  zuweilen  zweifelhaft  bleibt,  ob 
dieselben  dem  babylonischen  Bnndjahr  von  MM)  Tagen  entsprechend  reduziert 
sind  oder  nicht.  Das  von  mir  erkannte  frinzip  wird  dadurch  nicht  wesentlich 
beeinträchtigt. 

Was  die  täglichen  Auf-  und  tJntergänge  betrilll.  so  mag  eine  lireh- 
bare  Sternkarte,  wenn  sie  hinreichend  genau  ist,  gewiß  genügen,  mn 
auf  tirund  von  babylonischen  Angaben  die  Lage  eines  tJestirnes  zu  beslinunen; 
aber  in  einem  kritischen  Falle  —  wie  wir  ihn  z.  B.  oben  S.  .">,  2'.i(.,  '2^  an 
den  I'lejaden  kennen  gelernt  haben  —  und  wo  es  sich  darum  handelt,  ob 
beim  .\ufgang  eines  Sternes  ein  anderer  bereits  untergegangen  war  oder  noch 
gerade  am  Horizont  stand,  genügt  die.-;e  graphische  Methode  doch  wohl  nicht. 

Von  der  Uichtigkeit  des  Vorstehenden  wird  sich  mein  verehrter  Kollege 
gewiß  überzeugen,  wenn  er  u.  a.  Iblgende  TaLsachen  erwägt,  die  ihm  —  offen- 
bar z.  T.  infolge  .seines  Verfahrens  —  entgangen  sind. 


')  .Ausdrücklleli  sei  niicli  belniit,    da»  ich  lialb  riielit  in  Bolraclit,  W(>il  sie  nachweisbar 

midi     dabei    ganz    auf    die    ei^entl  iolien  Rroße  Pissona  n  zen  rwischen  den  AnKaben 

Listen   der  lielial<isclien  AnfKänK''   BM   8GS7H  der    Kuliiiinalionen     und     lieliakis4'lien    Auf- 

r.il.   II,  :)K-47;    Ciil.    111,1-12     und    deren  Kanten    enllialten.      (Dies»'lben    ln^lragen    im 

BeslätigunR  dureli  Ciil.  111,^4      48  besehränlje.  Stundenwinkel  nicht  etwa  nur  „einige  <?rade" 

Die  zum  Teil  davon   abweichenden  Ancaben  wie  Koffk,  ZA  XXVIll   p.  .t.')4    auKibt,    si«n- 

in  Od.  IV,  I  —30  kommen  hierbei  schon  des-  dern  z.  T.  sehr  viel  mehr.) 


14S  Weitere  Untersuchungen  der  babylonischen  Sternbilder. 

I.  Die  An^alHMi  über  MI'L .  Ml'L  stiniiiieii  l)ci  der  Aniialiiiie.  dalä  dieses 
tiestini  lediglicli  die  Plejaden  unilasse.  nicht  (vgl.  oben  S.  5,  'liiiü.,  i9). 

"2.  Zum  babylonischen  Schlangengestirn  (Siru)  ist  auch  /?Cancri  zu 
rechnen.  Zu  dieser  Erkenntnis  konnte  Kopff  heilich  .schon  wegen  seiner  irrigen 
Beschränkung  S//-«  =  Hydra  E  (östliche  Hy(h-a)  nicht  geUmgen  (siehe  unlen 
S.    IT)?  lt.). 

;<.  Zu  PA.BIL  .6Ä(1  geiuhi  nicht  nur  un,-er  Sagillarius,  sondern  auch 
die  Gruppe  bei  d  Ophiuchi  und  dies  in  Übereinslinnnung  mit  den  Tafeln  der 
Seleukidenzeit  (vgl.  oben  S.  HO  (13)). 

i.  Aribii,  der  Rabe,  umfaßt  sicher  .sowohl  den  heutigen  C.orvus  als 
aucli  wenigstens  den  östlichen  Teil  des  Crater  (siehe  oben  S.  ::!Hr. :  (i:?  (Z.  11) 
und  unten  Abii.  Xll.  II). 

5.  VU.BE  ist  niciit  auf  Lupus  beschränkt,  sondern  greift  noch  in  den 
nordöstliciien  Centaurus  hinein  (siehe  oben  S.  .iS  (10);  'M  (ll>)). 

ti.  Die  Gleichungen  AN .  DU .  BA.MES  =  Serpens,  AX.KV  .A.ME8 
^  üpliiuchus  (größtenteils),  Z./4  .  3/J  .  il/.4  ==  Ophiuchus  Süd  sind  sicher  (vgl. 
S.  :?0  (13);   \-l{\\)\   57  (Z.  28):  M  (Z.  17)  mit  Hezold  ZÄF  S.  50  Z.  12  n.  2. 

7.  Die  Identifikation  von  GU.LA  (in  BM  S(;:j78,  Col.  111,  10  und  17f.) 
mit  A(|uarius  d  +  n  ist  unmöglich  (siehe  unten  S.  KiCi). 

8.  Die  Gleichung  SIM.MAH  =  Capricornus  E  ist  unmöglich  (siehe 
unten  S.  lt')2). 

'.).  DIL.  GAS  darf  nicht  mit  un,<erem  Pegasus  (-f-  n  Andromedae  identi- 
liziert  werden  (siehe  oben  S.  12  (XX);  31  (15);  43  (12)  und  be.sonders  unten 
S.  1(53  ff.). 

10.  Die  Gleichung  A'LV.  3/J/f  =  Puppis  ist  unvereinbar  mit  BM  8(i378, 
111,  20—23  (siehe  unten  Abb.  XII,  III,  3). 

In  diesen  Hinweisen  liegt  dm-chaus  kein  Tadel;  sie  sollen  nur  zeigen,  daß 
die  Kragen,  die  hier  zu  lösen  sind,  nicht  selten  weit  größere  Schwierigkeiten 
bergen,  als  man  anfangs  glauben  möchte.  Diese  Schwierigkeiten  werden  in 
einer  Reihe  von  Fällen  noch  dadurch  vermehrt  und  gesteigert,  daß  der  astro- 
nomischen Be.stimmung  erst  durch  eine  sorgfältige  Kombination  mehrerer  Texte 
die  Wege  geebnet  werden  müssen,  eine  Vorarbeit,  die  nur  durch  fortwährendes 
Ineinandergreifen  von  assyrologisch-sprachlichen  und  astronomischen  Erwägun- 
gen geleistet  werden  kann.  Solche  Anforderungen  werden  sich  vor  allem  dort 
geltend  machen,  wo  ein  und  derselbe  Name  verschiedenen  Konstellationen  und 
sell)st  Planeten  beigelegt  worden  und  ganz  besonders  da,  wo  in  verschiedenen 
Epochen  die  Grenzen  eines  Sternbildes  erhebliche  Verschiebungen  aufweisen. 
Dafür  bieten  die  folgenden  Abhandlungen  nicht  wenige  Belege. 


Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


I.  MUL .  jul. 

A.  Bedeutung  von  M  i'L.MUTj  und  ,,Sieben"gestirn.    Die  Zvvölfzahl 
der  Sterne  des  MI  L.Ml  L. 

I.  DiKs  lilcoyraiiim  Ml'L.  M  IL. 

Daß  MVL.MVL  der  Name  dei-  l'le.jailen  ist.  wissen  wii-  scIkhi  läiif.'st. 
Wir  lialjen  feiner  oben  S.  (ö  III)  den  Nailiweis  erl)raclit.  daß  ainii  noch  ein 
anderer  Stern  (C  oder  o  Persei)  dazu  gehört.  Was  bedeutet  aber  das  Doppel- 
ideogramin  (Stern -^  Stern) y  Die  einen  erlaubten,  darin  ''"'''''"'' kakkubu  .das 
Gestirn"  (««r'  e^oyt]v)  erbliclcen  zu  müssen;  andere  fassen  das  erste  MI'Ij 
gieiclifals  als  Determinativ,  das  zwite  Ml'I^  daget,'en  als  Ideouranun  für  mul- 
mtillti  „Speer"  oder  dergl. 

Ohne  die  letztere  Bedeutung  als  eine  sekundäre  (mythologische)  aus- 
schließen zu  wollen,  bin  ich  jedoch  zu  der  Überzeugung  gelangt,  daß  die  eigent- 
liche und  ursprüngliche  Bedeutung:  , Sternhaufen"  (eine  Schar  ilicht  beieinander 
stehender  Sterne)  ist.     Dazu  führen  folgende  Wahrnehnnmgen : 

1.  VAC.h  II  Supl.  XVII.:!:  —  (kjü  Ml'Li''  (=  kakhibüni)  <f-pir  liii/jiillii 
itabbi-mn  bu-lam  iihallik  =  .wenn  [iler  Mond]  eine  Tiara  von  Sternen  trägt,  wird 
ein  Orkan  losbreclieii  von  der  Art,  daß  das  [frciweidendel  Vieh  getötet  wii-d-. 
Ganz  dieselbe  Omenformel  gilt  nach  VAC.h  1.  Su|il.  I.  ^Mi  für  ilen  Fall,  daß  dii- 
Mond  einen  ayn  MCL.MVL  trägt. 

•2.  Stehen  die  Mi'L .  Ml'L  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  Venus,  so 
werden  sie  als  ihr  .Bart*  gedeutet  ( l)ilb<it  zikim  z<iknnt,  oder  auch  zikn«  ufot 
=  Venus  legt  sich  einen  Bart  an,  läßt  sich  einen  Bart  sprießen).  So  VA  Cli 
I  Supl.  XX.XIIJ,  :2().  :{.■);  Istar  II.  17.  Ks  genüge  hier  die  letztere  .Stelle: 
—  '''  l)il-b(il  zik-ii'i  ziik-iKi-(it  Ml'L.  Ml'L  itut  idi-sa'):  hui  imni-in  uzazü(zu)-wn 
=  ,Wenn  Venus  sich  einen  Bart  aidegt"  (die  sich  daran  knüpfende  Vnrans- 
sagung  ist  stillschweigend  zu  ergänzen).  .MI'L .  MI'L  -tehen  an  ihrer  .Seite 
beziehiuigsweise  vor  ihr". 

Daß  hier  MI'L.  MI'Ij  eine  .Srliar  von  Sternen  bedeutet,  i.-t  ohne  weilen-s 
klar.  Indes  scheini  mii-  die  folgende  Stelle  anzudeuten,  daß  man  doch  zwischen 
einer   Schar    zerstreuter    Sterne    und    den   MI'L .  MI'Ij   unterschied.     Die   mit 

')  Ti'oiiiuin({!'Zfirlioii 


150  Neuuntei-suchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


Siclierlieil  iTg;in7.lc  Sicllu   VACIi  Istai-  VII.  7  laiitcl :  j''I)il-linl  liui  "'■"'-' Xi/sdinn 

zikim   za-kiii   j MUL  .  Mj U L:   kakkaliänl i''  imi    i/di-m   izzuzH-inn/     - dk^ 

MUL .  MVL  oder  Sloriie  slclieii  an  iliier  Seite". 

Ine  ich  nicht,  so  decken  .^icli  hier  MUL .  MUL  und  „Steine"  ehenso- 
wcnij;  vollständig  wie  in  der  vorerwähnten  Stelle  iiai  i(/i-s<i  niiil  ina  päni-sa. 
Dann  aber  kann  MUL .  MUL  nur  eine  besondere  Schar,  einen  Haufen  von 
Sternen  bedeuten,  wie  es  eben  die  Plejaden  sind.    Dies  wird  sub  II  bestätiyt. 

II.  MUL.  MUL  als   r'lejadenyestirn.     Anzaiil    iler   Sterne   der  MUL. 
~  MUL. 

Wann  bezeichnet  aber  MUL .  MUL  speziell  die  Plejaden':'  Die  Antwort 
niul.'i  lauten:  Wenn  die  babylonischen  Astiologen  nicht  sich  seihst  verwirren 
wollten,  so  mußten  sie  iU)erall  dort,  wo  nicht  eine  andere  Bedeutung  aus  dem 
aslronoinischen   Zusammenhang   ei-sichllich   ist,   stets   die  Plejaden    verstehen. 

Die  Lösung  der  lOinwände,  die  dagegen  vorgebracht  werden  könnten. 
rubren  uns  nicht  luu'  zu  einer  Pestätigung  unserer  Deutung  von  MUL .  MUL 
als  Sternliaul'en,  sondern  auch  zu  einem  ganz  neu(!n  Krgehnis. 

I.  Einwand:  MUL .  MUL  wird  in  vielen  Fällen,  wo  sichei-  die  Plejaden 
gemeint  sind,  als  Singular,  in  anderen  dagegen  als  Pliiial  anIget'af.H;  also 
scheint  es  sich  in  den  letztei'en  Fällen  um  irgend  eine  and(;re  Schar  von 
Sternen  zu  handeln. 

Dem  ist  aber  nicht  so;  denn  auch  bei  MUL .  MUL  im  Sinne  von  Plejaden 
steht  das  Verbum  nicht  selten  im  Plural.     Hier  ein  paar  Beispiele  : 

a)  VACh  II  Supl.  IX,  1  ff.:  I.  Sin  Ina  Sl .  LAL-su  MUL .  MUL  ina  idi-.iu 
izziz(iz)  ...  i'.  MUL. Ml  L  ina  libbi-m  izzizü  ...  3.  MUL. MUL  ina  libbi 
karnäti-Su  izzizü  =  1.  Wenn  beim  Erscheinen  des  Mondes  MUL  .MUL  an 
seiner  Seite  steht ...  2.  Wenn  die  MUL .  MUL  darin  stehen  ...  3.  Wenn 
die  MUL.  MUL  in  seinen  Hörnern  stehen.  Also  in  Z.  1  wird  MUL  .MUL 
als  Singular,  in  den  folgenden  Zeilen  dagegen  als  Plural  aufgefalat.  Außerdem 
wird  in    jeder  Zeile  die  Plejadengottheit  ''  VH-bi  „die  Siebengottheit "  genannt. 

b)  In  Th<»mps.  Rep.  Nr.  ^Ofi  Rs  '2L  wird  MUL.. MUL  und  dann  äjj.GI 
(Perseus)  als  in  einem  Mondhalo  stehend  eiwähnt  [der  betreffende  Monat  war 
im  gleichen  Text  Vs  2  angegeben];  somit  ist  es  nicht  zweifelhaft,  daß  MUL. 
MUL  hier  die  Plejaden,  die  Nachbarn  des  Perseus,  sind.  Und  doch  steht  das 
Verbum  im  Plural!  (Sin  tarba$u  ilmi-ma  MUL  .MUL  ina  libbi-Su  izzizüP' 
ina  satti  siäti  sinnisätiP'  zakkareP'  ulladäP^  =  „Wenn  der  Mond  von  einem 
Halo  umgeben  ist  und  obendrein  (oder:  so  daß)  die  MUL. MUL  darin  stehen, 
so  werden  im  gleichen  Jahr  die  Frauen  Knaben  gebären'.)  Man  vergleiche 
außerdem  damit  Thomps.  223  A  Vs  6,  wo  dieselbe  Erscheinung  {MUL .  MUL 
in  einem  Mondhalo)  und  die  gleiche  Vorbedeutung  (männliche  Geburten)  erwähnt 
wird,  MUL .  MUL  aber  als  Singular  behandelt  ist. 

Die  Pluralform  des  Verbums  beweist  also  nichts  gegen  unsere 
obige  Auffassung;  der  wechselnde  Gebrauch  des  Singular  und  des  Plural 
beweist  vielmehr,  daß  MUL .  MUL  als  Kollektiv,  als  eine  bestimmte  Schar 
oder-  Gruppe  (von  Sternen)  angesehen  wurde. 


Xcuunlci'buchungou  vou  einzelnen  Gestirneo.  1dl 

:.'.  AI-  ucilcrer  Einwand  ließe  sich  t;ellcnd  niaclien:  Wiederholt  werden 
(liii  M I  L  .  Ml'L  nicJM-  als  7  Sterne,  nändidi  hald  12,  hald  10  znireschriehen. 
alsri   können   hier  nichl  die  I'le.jaden  ^^eineinl  seirr. 

Es  f,'eniif;e  hier,  auf  VAdh  Sujil.  XXXlii,  liOII.  hin/.nwcisen.  Zunäcli-I 
ist  von  dem  Falle  die  Ketle,  daß  Dilhut  (Venus)  im  A /,-«/«  sich  einen  Hart 
anle^'l.  Dies  wird  (wie  oben  S.  IW)  damit  het'ründel,  daß  die  iMCL .  Ml'L 
hui  ereb  '' Samsi  awi  päni-ki  h  iiiu  itlei''-m  izzazfii''-mn,  d.h.  die  MUL  .  Ml'L 
im  Westen  vor  ihr  bzw.  zu  ihren  Seiten  stehen.  (Wie  man  schon  aus  dem 
.Mipiiat  |Nisaii]  <i  kennt,  handelt  es  sich  liier  um  die  Ple.jaden,  die  am  west- 
lichen lluiizont.  weil  um  diese  Zeit  noch  östlich  von  der  Sonne  stehend,  an 
der  Seite  der  Venus  gesehen  werden  können.) 

Dann  fährt  der  'J'ext  fort : 
Z.  d'-'t.         ''II  (=   Dil-hiit)    Ina  "'"'-' Airi  \\  (^   zikim    zuk-ini-iih    ziiiiiiri''  ii   iiiilii 
ippunisfii''  MUL.  MUL  ULi''-su  XII. 
-2\:         ''  II  (=  Dil-hat)  Ina  """"^  Sicnni  ||  (=  zilfiiii  zuk-Du-nl)  hu.inlju  inn  iiinti 
ihfi.lii:  (fol^d  eine  Variante)  MUL.  MUL   ULi''-su  X. 
=^  Wenn  Venus  im  Airu  sich  einen  Bart  aniejrt,  .so  werden  Hegen  niul 

Flut  zurückgehalten;  der  Sterne  des  MUL  .MUL  sind  XII. 
=  Wenn  Vemis  im  Sivän  .sich  einen  Bart   aidegt,    so  wird  Hungersnot 
im  Lande   herrschen:    (folgt   eine  Variante)   der   Sterne   des  MUL. 
MUL  sind  X. 

Wie  aus  dem  Zusammenhang  klar  henorgeht,  umfassen  hier  die  MUL. 
MUL  sicher  die  Plejaden.  Und  der  Text  bietet  dafür  noch  einen  he.sonderen 
Beweis.  I.st  nämlich  unsere  Annahme  richtig,  so  darf  in  den  folgenden  Mo- 
naten (Z.  2.Tt!'.)  MUL .  MUL  nicht  mehr  neben  Venus  auftreten:  denn  dies  ist 
astrononiiscli  unzulässig,  da  schon  im  Monat  Diizu  (selbst  in  einem  rela- 
tiv sehr  früh  beginnenden  babylonischen  Jahr)  die  Plejaden  in  der  Morgenfrühe 
bereits  viel  zu  weit  nach  Westen  stehen,  um  von  der  Venus  selbst  bei  ihrer 
größten  Entfernung  von  der  Sonne  (4<i")  erreicht  zu  werden.  Und  in  der  'J'at 
wird  MUL. MUL  von  Düzuh'xs  Addani  nicht  mehr  genannt,  sondern  taucht 
erst  im  folgenden  Xhnntiu  wieder  auf.  An  seiner  Stelle  werdi  n  neben  der 
Venus  andere  Planeten  und  der  Mond  erwähnt. 

Aus  alledem  geht  hervor.  I.  daß  MUL .  MUL  auch  hier  die  Plejaden 
bezeichnet,  aber  nicht  nur  diese,  sondern  auch  die  undiegenden  Sterne  und  1. 
daß  die  Gesamtzahl  der  sichtbaren  Sterne  des  Bildes  im  günstigeren 
Falle  \-l,  im  ungünstigeren  nur  lo  beträgt.  Letzteres  läßt  sich  daraus  er- 
kläien,  daß  der  (ilanz  der  Ix-i  den  Plejaden  stehenden  Venus  im  Sinin  seine 
größte  Intensität  erlangt  und  dann  nicht  alle  .Sterne  des  MUL.  MUL-BWAes 
erkennen  läßt. 

Unsere  Untersuchung  hat  somit  folgende  Tatsachen  ei-geben: 

I.  Das  Ididgramm  .\l  U  L  .  M  U  L  bezeichnet  eine  bestimmte  ."^char 
diilit   brieinaniler  stehender  Sterne.  (>inen   .Sternhanfon". 

•1.  MUL.  MUL  bedeutet  immer  das  PIejadeugestirn.  lalls  nicht 
aus  astronomischen  Zusätzen  lias  CJegenteil  ersichtlich  ist:  dabei 
wird  es  balil  als  Plural,  bald  als  Singular  aufgefaßt. 


152  Nouuntcrriiiclui Ilsen  vuii  i'inzt'lnen  Gpstirneu. 


3.  Obwulil  MCL.Ml'L  aiisilirirklicli  al;.  (Icslini  der  „Siebeii^'oti- 
llfit"  l)i'zcicliucl  wii'il.  wi'rdcii  iliiii  j^  Icicli  wuli  I  Vi  Stpi'llP  /.iij^cscli  |-ie- 
hcii,   von   (Iciicii   aber  iikil;  I  iclicrwcisc  mir    10  sii-lilliar  sind. 

ad  I  Mild  :!.  Dem  habyloiiisclieii  Ideti^raiiiiii  für  di(;  l'lcjaileii  liegt  also 
dieselbe  AiilTassuii,u  zugrunde  wie  dem  licbr.  na'S,  eigeiitlicii  „Ilaufo".  EbeiLso 
im  Syrisclien. 

ad  :?.  a)  Zwar  wird  das  (leslini  der  yiebeugollheil  '' IMIN .  Hl  ^  ^ihilll- 
su-iiii)  zugeschrieben;  aber  „Sieben"  bat  liier  —  wie  so  oft  im  Semilisi-licii  und 
speziell  im  Rabyloiiisciien  —  nicht  als  numerus,  sondern  als  Ausdruck  liir 
die  „Gesamtheit"  (kissatu)  zu  gelten  (vgl.  hierzu  auch  die  IrelTlicheii  Aiis- 
luhrungeii  bei  Mehn,  Die  bibl.  und  die  babyl.  Gottesidee  p.  171'.,   17t)). 

b)  Der  Umstand,  dal.'i  man  Ml'L.MUL  gerade  aus  12  Sternen  bestehen 
lielj,  oH'enbait  deutlich  die  auch  sonst  beobachtete  Neigung,  die  Zahl  der 
Ilauplgotlheiten  auf  zwölt  abzurunden  (siehe  hierzu  auch  Zimmehn,  K.\T  '  (ii's). 

B.  MIJL.  M  IL  =  l'(i')Z«ip2Ht  (S(ii>ini-/). 

Die  Gottheit  des  Ple.jadengestirns  hiet.^  Zd/ijid  oder  Sd/i/m  und  /war  viel- 
leicht   mit  Hücksicht    auf  die  Plejadeii  als  (iestirn  der  Übtusch  wem  in  iiiig. 

I.    Die  IMeJaden   =  ''■Zd/iixi. 

Dies  ergibt  sich  aus  mehrei'en  Stellen,  von  denen  .iedoch  die  rolgeiiden 
genügen. 

a)  VAC.h  II  Supl.  LXXV.  :{:  '••&»  MVL.MUL  iksud  ii/,ulti(tij  '' Vll~hi 
"LU.BAD.SAG  .  US  ''Zap-jja  ikasswl-mn. 

=   „Wenn  X'irgo  \V  (oder  Coma  Berenices yy )  die  l'Iejaden  erreicht:  Speise 
der  Siebengottheit.     Der   Gott    der   Saturn])laneten   erreicht    (wirklich) 
die  Gottheit  Zap/M." 
Der  Saturn  erhält  hier  von  dem  ihm  und  den  l'Iejaden  am  Horizont  gegen- 
überstehenden Gestirn  Eru  seineu  Namen  (siehe  unten  S.  KM-,  A).    Die  Gleichung 
MUL .  MUL  =  '' Zappa  ergibt  sicli  hier  ohne  weiteres. 

b)  VAGh  II  Supl.  LXVI.i':  MUL.  MUL  '-■''Manhik  ik.hol(wl)  •'GÜ.  UD 
hl  ''  SAG  .  ME .  GAR  ''■  Za-up-pl  ikas^ml-mu  summofina)  inn-mi(-a-tiim 
''Srtw.s«  ini/jhif  summ(i(m(i)  ku$$i(  '' Adxd  iraljhh  etc. 

=   „Wenn    die    Plejaden    das    Gestirn    Marduks    erreichen,    (d.  h.)    wenn 
Merkur  oder  Jupitei- das  Ge.stirn  Zappa  erreicht,  .so  wird,  falls  es  heifa 
ist.    der   Sonnengott    eine  Überschwennnung  bereiten,    falls   es   kalt 
ist,  der  Regengott  eine  Cberschwemmung  bereiten." 
Data    nicht   imr  Jupiter,    sondern   auch   Merkur   (letzterer   zu  Anfang  des 
Jahres,   im  Nisan  und  Airu)   Mardukstern  sein  könne,  wurde  bereits  in  Stern- 
kunde II,  77 — 84  nachgewiesen.     Die   Plejaden    wurden   um    —  700   zu  Babel 
in  der  ersten  Hälfte  des  Mai  .sichtbar   und   somit  konnte  der  Jupiter  oder  der 
Merkur  um  diese  Zeit   in    der  Morgenfrühe   in   oder   bei  den  Plejaden  gesehen 
werden.     Die   gewöhnliche    Llisache   der  Frflhjahrs-Überschwenuuung  in  Baby- 
lonien   ist   die  durch  die  steigende  Temperatur  tjewirkte  Schneeschmelze  in 
den  Gebirgen   des  Nordens    und  Nordostens;    das    ist   natürlich   das  Werk  des 


Neuuntersuchuogen  von  einzelnen  Gestirnen.  153 

Sonnengottes   Sainas.     Die   zweite   Ursaclie   sind    \vnliii'iiliiii(iiäliiili(li<-    Hegen- 
gfisse,  die  Adad  sendet. 

Auch  hier  ist  MUL.MVL  =  '-ZapiM. 

c)  VAdfi  1  Siipl.  L,  1  f.  wie  !)).  dodi  zum  Teil  zeistöit. 

Z.  4:  Ml'L.MUL  I''-Eru(:'j/  lksu(l(uil)  » Adad  iniJj/jis  '■■■Z>,-„p-lj>„l. 

■1.  Die  I'lc jaiUii  als  Gestirn  der  Cberschweminun^'. 

Aus  den  vorerwähnten  Stellen  b)  und  c)  sowie  aus  einer  Reihe  anderer 
(so  VAC.h  Istar  XXXV,  7f..  1 1  f..  l.-)f.;  Thompson,  Hep.20.JA,  3;  VAC:ii  I  Supl. 
L,  7)  ergibt  sicli,  daß  die  PIejaden  mit  den  alljäiirlichen  Cber.scliwemnnmgen 
in  Verbindung  gebracht  werden.  Begreifliciieiweise !  Der  heliakische  Unter- 
gang der  PIejaden  fand  um  —  TfKJ  etwa  am  :>S.  März  gregor.,  der  heliakische 
-Aufgang  etwa  42  Tage  später  statt.  In  ungefähr  dieselbe  Zeit  fällt  in  der 
Hegel  das  Steigen  der  Flüsse  infolge  der  Schneeschmelze  (von  .Mitte  .März 
bis  Knde  Mai).  Es  ist  daher  nicht  unwahrscheinlich,  daß  der  Name  Zuppa  die 
PIejaden  als  Flut-  bzw.  Cberschwenunungsgestirn  kennzeichnen  soll.  Auch  der 
Lautbestand  des  Namens  selbst  scheint  darauf  hinzuweisen.  Ein  ähnlich  lau- 
tendes Wort  ist  za-ba,  mit  dem  Flußdeterminativ  nur.  liekanntlich  der  Name 
der  beiden  Nebenflüsse  des  Tigris,  des  oberen  und  des  unteren  Zäb.  Es  wird 
bekanntlich  von  an  „fließen,  zerfließen'  abgeleitet.  Nun  steht  freilicli  p  zu- 
weilen statt  b  und  die  Verdoppelung  (j>p)  könnte  auf  Kompensierung  des  vor- 
ausgehenden langen  Vokals  beruhen  (wie  ntk-kii,  statt  rüku):  gleichwohl  wäre 
die  Ableitung:  zapjm  von  2ii  zu  gewagt.  Da  wir  aus  den  syllabischen  Schrei- 
bungen nicht  ersehen  können,  ob  zuppa  oder  $appa  zu  lesen  ist,  käme  auch 
noch  hebr.  r^vs.  fließen,  überfließen  (mit  h:i  etwas  überschwenmien),  wovon  r.^^ 
„IJberschwenmuHig-  (des  Nil)  in  Betracht.  Doch  das  alles  sind  nur  Mut- 
maßungen, die  al)er  der  Beachtung  wert  sind. 

IL  Die  „Zwillinge  des  Hirten"  und  '  DAIi .  LUGAL. 
Ausdehnung  des  '•  •  »S'77>  .  ZJ  .  A  y .  NA . 

Die  beiden  (iestirne  bilden  das  8.  (  •    '.I.)  und    Id.  der  J:!  Anugeslirne  (s. 
oben  S.  V>\   und  ()3).     Ihre  Lage  wird  folgendermaßen  beschrieben: 
(8.    I-  9.)  ''  MAS.TAB.ßA  su  ina  wi/jrit  >■  Slli .  ZI .  AS  XA  lz<n:,i 

=  das  Zwillingsgestirn,  das  gegeiu'iber  vom  Gestirn  des  „Getremii  (rtihl- 
mäßigen)  Ihrten  des  Himmels'  (Orion)  steht. 
(10.)  kiikkabu  su  arki-m  izzazu  >•  DAR .LVdAL 
=  das  Gestirn,  das  hinter  ihm  steht,  ist  das  Gestirn  DAU.Wr.AL. 
Eine  endgültige  Deutung   der   beiden  Gestirne  war  mir  oben  S.  (j.!  noch  nicht 
gilungen;  sie  soll  aber  jetzt  gegeben  werden. 

I.  Die    Zwillinge    des    Hirten    (=  die  Zw..    dii'   gegenüber   vom   Orion 
slchni). 


Bereits  oben  sagte  ich,  daß  sie  entweder  ^  /(    :    »/ ')  '"'''''  =  r    :    c  Ge- 
minoruni  sind.     In  iler  Seleiikitlenzeit  wurden  fi   f  i/  als  *•  .i«-pil  Imimi-  ,Fuß- 

')  f  (»Utt  >i)  ist  S    r.:l  i'iii    DiiK-kfclilir;   vkI.   SI.Miik.    I   249. 


154  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 

ende  der  Zwillinge"  (nämlicli  der  großen  Zwillinge  Ciastor  und  PoUux)  betrachtet 
[vgl.  Sternk.  1,  29  und  260].  Wir  haben  al)er  keinen  Grund  zur  Annahme, 
daß  die  beiden  Sterne  in  früherer  Zeit  anders  aufgefaßt  wurden  ').  So  bleiben 
für  die  Zwillinge  des  Hirten  nur  ;'  und  ^  übrig.  Begründen  wir  dies  noch  etwas 
eingehender!  Schon  Epping  (.\stronomisches  aus  Babyl.  S.  12i>)  iiat  ;•  Geniino- 
runi  mit  den  Zwillingen  des  Hirten  identifiziert:  wir  bedürfen  aber  noch  eines 
zweiten  Sterns.  Dieser  kann  —  wie  ein  Blick  auf  die  Karte  zeigt  —  nur  ;  Ge- 
minoruni  sein,  y  (Gr.  2.2)  und  f  (3.7)  sind  bei  Ptolemäus  (Alniagest,  Halma  II,  ö2) 
am  Ende  der  Füße  des  östlichen  Zwillings.  —  Ganz  anders  Bezold.  Zenith- 
und Äqualorialgeslirne  p.  48.  Nach  ihm  besteht  .kaum  ein  Zweifel",  daß  die 
Zwillinge,  die  dem  Hirten  gegenüberstehen,  n  und  y  Orionis  (Beteigeuze  und 
Bellatri.x)  sind.  Diese  Annahme  ist  jedoch  unzulässig,  und  'zwar  aus  mehreren 
Gi-ünden:  1.  n  und  y  Orionis  liegen  doch  wohl  zu  weit  auseinander,  um  als 
„Zwillinge"  gellen  zu  können.  2.  B.s  Deutung  zerstört  das  Bild  des  Hirten, 
also  eines  Mannes,  das  gerade  zum  ganzen  Orion  und  nur  zu  diesem  paßt. 
Da  B.  auch  den  hellen  Rigel  (/?)  vom  Orion  als  Sondergestirn  abtrennt  (siehe 
unten  S.  löfi),  so  bleibt  im  wesentlichen  nur  der  Gürtel  [b,  f,  C)  übrig,  den 
B.  .als  Sihzktnna  im  engeren  Sinn"  aulTaßt,  indem  er  auf  die  ,3  Chariten", 
den  „.Jakobsstab"  und  die  ,hl.  Dreikönige"  der  späteren  Zeit  hinweist.  Da- 
durch wird  jedoch  für  das  Verständnis  der  babylonischen  Vorstellung  schwerlich 
etwas  gewonnen.  Bleiben  wir  daher  beim  Bilde  eines  Jlannes  mit  Kopf,  Brust, 
Armen,  Beinen.  3.  B.s  Deutung  widerspricht  der  Rolle  der  Zwillinge  des  Hirten  als 
Normalgestirn,  d.  h.  als  Ortsbestimmer  des  Planeten  in  zahlreichen  Tafeln  aus 
der  Seleukidenzeit.  Als  solche  Ortsbestimmer  konnten  nämlich  nur  solche  Fix- 
sterne dienen,  die  von  der  Ekliptik  nicht  viel  weiter  entfernt  sind  als  die  Pla- 
neten im  Maximum  ihrer  geozentri.schen  Breite.  Dementsprechend  haben  nur 
wenige  Normalsterne  (vgl.  die  Liste  in  Sternk.  1,  29)  eine  Breite  von  9—10" 
und  hat  nur  ein  einziger  eine  solche  von  12.3.  a  und  y  Orionis  sind  aber  mehr 
als  10"  von  der  Ekliptik  entfernt.  4.  B.s  Annahme  widerspricht  obendrein  den 
zahlreichen  babylonischen  .Angaben  von  Planetenpositionen  in  bezug  auf  die 
„Zwillinge  des  Hirten".  Diese  Angaben  wurden  zuerst  von  Eppi.\g  und  später 
auch  von  mir  rechnerisch  geprüft,  und  sie  alle  weisen  bestinmit  darauf  hin, 
daß  ;'  Geminorum  der  Hauptstern  jener  Zwillinge  ist.  Siehe  vor  allem  Epping. 
Astron.  aus  Babylon  p.  123  (5  Belege),  ZA  V.  3(33  (4  Belege),  ZA  VI,  224 f. 
(3  Belege).     Von  meinen  eigenen  Berechnungen  hier  nur  ein  Beispiel: 

R^GTS  (ZA  VI,  231),  Z.  51  f.:  sattu  ItSö'i"""  .  .  .  Dazu  müSu  W  ina  na- 
müri  Mulu-babbar  e(liS)  tuätne  sa  reü  3  ainnutt  =  „165  (SÄ)  [=  —  14(')|  .  .  . 
Düzu  18  [=  August  2]  in  der  Morgenfrühe  stand  .Jupiter  H  ammat  [=  7.5] 
über  den  Zwillingen  des  Hirten". 

Hier  liegt  .sicher  eine  Beobachtung  vor,  wie  aus  dem  ganzen  Charakter 
der  Tafel  erhellt.     Dieselbe   bietet   aus  verschiedenen   aber   bestiiimilen  .Jahren 


')    Gegen    Sternk.   I   249.      Auch    Bezold  worden   sein  sollten";    doch  beginindet  er  es 

bemerkt  (ZAF  48):   „es  wäre  immerhin  seit-  nicht  (mit  dem  obigen  Hinweis  auf  die  spät- 

sam,  wenn  die  letzteren  Sterne  von  den  Ba-  hahyl.  Zeit). 
byloniern     nicht    zu    den    Geraini    gerechnet 


Neuuntersuchuogen  von  einzelnen  Gestirnen.  155 

Angaben  von  Planetenpositionen,  die  dazu  dienen,  für  das  .Jaiir  i23<>  SÄ  die 
entsprec'lienden  Positionen  voraus  zu  berechnen;  die  Jaiue  der  Beobachtung' 
liefreii  demgemäf.^  jedesmal  um  die  Periode  des  Planeten  zurück,  in  unserem 
Falle  71  .Jahre.  Das  Jahr  IGö  SA  [=  —  liG]  ist  also  außer  Zweifel.  Das 
Daluni  ist  nach  meiner  Kollation  Düzu  18  (nicht  Abu  IN,  wie  Epping  und 
Strassmaier  in  Kopie  und  Umschrift  (ZÄ  VI,  231  Z.  o2;  V,  36^  Z.  i)  irrtüm- 
lich bicicn');  dagegen  ist  das  ,jul.  Datum  —  140  .August  2,  das  F>ping  angibt. 
zutrelTend.  Pur  iliesen  Tag  ergeben  sieb  folgende  ^'enzentrisclie  Liingen  (/)  und 
Hreiten   (/i): 

—  14f)  /  {i 

.Jupiter  70"     (»'       —  0"  2(;' 

;' Geminorum  (itt*  l.j'  —  7"  (>' 
Die  beiden  Sterne  haben  also  naiiezu  die  gleiche  Länge  und  .Juiiiter  steht 
•'..Ci  über  ;-  Geminorum.  3  ammat  ist  zwar  nahezu  1 "  mehr  und  2-/3  nnimat 
wäre  der  richtige  Wert;  aller  diese  Ungenauigkeit  ändert  am  Tatbestand  nicht 
das  mindeste.  Denn  kein  anderer  Stern  in  jener  Gegend  entspricht 
aiii'ii  nur  entfernt  dem  Ergebnis  der  Hen-clMuin'-'.  Insbesondere  sind 
n  und  ;■  Urioiiis  ganz  ausge.schlos.sen:  denn 

—  14(j  l  ß 

n  Orionis  öS"  53'  —  Kl«  20'; 
j»  Orlonis  kommt  erst  redit  nicht  in  i^etracht.  Wenn  Bezold  1.  c  p.  \-x  sagt: 
„Daß  .seinerzeit  Eppings  Rechnungen  zu  .stimmen  schienen,  ist  de.shall)  nicht 
zu  verwundern,  da  ja  /  Geminorum  nur  wenig  nordöstlich  von  a  Orionis  liegt', 
so  i.st  dies  otTenbar  ein  Irrtum;  denn  das  , Wenige"  beträgt  tafsä<-hlicli  11". 
also  nahezu  die  Hälfte  eines  Tierkreiszeichens. 

II.    Das  (;.. Stirn   DAR.LVGAL. 


Oben  S.  23  nahm  ich  als  wahrscheinlich  an,  dieses  Gestirn  .sei  mit 
Prokyon  (bzw.  dem  ganzen  Canis  minor)  idenlisch.  Dem  ist  in  der  Tal  so. 
Man  beachte  vor  allem  die  Reihenfolge  der  Aufzählung  der  Gestirne!  Zuerst 
wird  HIB .  ZI .  AN .  NA  (Orion),  dann  wei'den  .die  Zwillinge  gegenüber  dem 
SIIi.ZI.AN.NA"  erwähnt.  Darauf  folgt  <ler  DAIi.LVCAL  .der  hinli-r 
ihm  (((/-Av-a'»^  steht".  Letzterer  könnte  an  sich  SIB  .ZI .  AN  .NA  (Orion)  oder 
da.s  Zwillingsgesfirn  (j-,  |  Geminorum)  sein;  aber  nach  Analogie  der  Lage- 
beschreibung (S.  (»2,  4)  des  KV  .MAL  (Aries),  .der  hinter  ihm  steht",  il.  h. 
hinter  deiu  unmittelbar  vorher  genannten  Gestirn  der  Aiiuiiilu  (Pisces) 
uutl  nicht  dem  DIL.  O AN  (östlicher  Aquarius  und  Gelu.^),  bezieht  sich  auch 
hier  das  |)ron.  .suflix.  .s'i/  auf  das  nnmiltelbar  vorau.-;gehende  Gestirn  der  Zwil- 
linge des  Hirten.  (//•/./  .hinter"  ist  aber  in  astronomischen  Tafeln  stets  = 
„östlich  von".  In  der  Tat  standen  n  und  fi  (lanis  minoris  um  —  7(M)  öst- 
lich von  y  und  ;  Geminorum.    während   jt-ne   heuli-  (infolge  der  Ver.schiebnng 

')  Damit  hüllet  nucli    ihr  nndoror  Irrliiiii       ganz  r>iit.<i|)n>rlion(l  ilor  in  Stornk.  I,  314   niis- 
üus,-\iiiiu<>ii :     ir>ri    SÄ    si>i    Olli    SrIi.tUJalir    mit       KPspriiolii'iioii    Kegi'!    (vkI    S(i>i-iik.   II,   lelilen 

cini'iii    I!    Kliil;   dn'i  .I:ilir  ist  i<iii  CiMiii-iiijiilir,       Ti'il). 


156  Neuuntersucbungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


des  Äquators)  mehr  südöstlicli  von  diesen  stehen.  Ferner  ist  wolil  zu  be- 
aciiten,  daß  die  Zwillinge  vor  BAU .LUGAL  genannt  werden.  Dadurch  wird 
die  Identität  de.s  letzteren  mit  n  Orionis  (Beteigeuze),  des  einzigen  Sterns,  der 
außer  Canis  minor  allenfalls  nocli  in  Krage  käme,  ausgeschlossen.  Da  nämlich 
die  Aufzählung  der  Gestirne  von  Wc.-t  nach  (Jst  voranschreitet,  so  wäre  es 
ungereimt,  zuerst  die  nordöstlich  um  ca.  IS"  von  l  Orionis  abstehenden  Zwil- 
linge und  hierauf  erst  —  rückwärts  schreitend  —  den  ganz  nahen  «  Orionis 
zu  erwähnen.  Also  bleibt  auch  hier  nur  die  Annahme  übrig:  DAR .  LUGAL 
=  Canis  minor  oder  dessen  hellster  Stern  Prokyon.  Die  Ansicht  Bezolds 
(I.e.  p.  18),  daß  DAR .LVGAL  „kaum  ein  anderer"  Stern  als  /5  Orionis  (Rigel) 
.sein  könne,  scheitert  .schon  daran,  daß  dieser  nicht  „hinter"  dem  Orion  steht, 
sondern  der  vorderste  (westlichste)  Hanptstern  des  südlichen  Orion  ist  und 
es  auch  um  —  700  wai-;  vom  ganzen  eigentlichen  Orion  aber  war  damals  nur 
ein  einziger  Stern  von  Bedeutung  (5)  ein  wenig  (0.8)  we.stlicher. 

Nehmen  wir  noch  hinzu,  was  oben  S.  l(j(:2)f.  über  die  kleineren  west- 
lich.sten  Sterne  des  SIB  .ZI .  AN  .NA  (die  ;i-Gruppe  des  Orion)  und  S.  70 
und  IC)'.)  über  die  Ausdehnung  des  SIB  .ZI  .AN .  NA  im  Norden  gegen  die 
Kkliptik  hin  gesagt  ist,  so  gelangen  wir  zu  folgenden  Endergebnissen: 

1.  SIB. ZI.  AN.  NA   umfaßte   ungefäiir  dieselben  größeren  und 
kleineren  Sterne  wie  unser  Orion. 

2.  Die  Zwillinge   des  Hirten    (oder  die  Zwillinge,    die   dem  Slß. 
ZI .  A  N .  NA  gegenüberstehen  =  ;'  -\-  |  Geniinonini. 

:i.  1)  AU .  LVGAL,   der   hinter   diesem  (Gestirn)   steht,    ist  Canis 
minor  oder  dessen  hellster  Stern  Prokyon. 

III.  ''  KAK.  SI.DI  (kakkab  inisre),  das  Pfeilgestirn. 

Nach  dem  oben  S.  4411'.  bes.  4ü  (vgl.  auch  unten  S.  Ki:!)  erkannten 
Prinzip,  daß  sich  die  Daten  der  heliakischen  Aufgänge  in  EM  S():]78  II,  3G— 47 
III,  4— H  (und  die  ent.^prechenden  Intervalle  in  111,34—48)  auf  die  zuerst 
autgehenden  namhaften  Sterne  der  Konstellationen  beziehen,  ist  Sirius  der 
erste,  westlichste  Stern  des  KAK.til.DI  (s.  oben  S.  7,  VII).  Der  7  Tage 
zuvor  aufgehende  Prokyon  kann  daher  nicht  dazu  gehören  (gegen  Bezolü 
und    KopFF,    die   ZÄF  13  (34);    23,11,0;  27,11,42    mit    die.ser    Möglichkeit  >) 


')  Nacli  KoPFF    ist   die    Zugehöriglteit  des  «  Canis    maioris     (Sirius)     untergelit.      Siehe 

Prokyon  sogar  „walirselieinlieli"  (ZÄF  S.  49).  oben  S.  30  f.  (13). 

Er    begründet     dies    damit,     daß    nach    BM  BoLL,  ZÄF  59,    seheint   die  Zugehörigkeit 

86378   III,    27  r.    der    Untergang    des   KAK.  von  Prokyon  zu  KAK.  SI.DI  noch  weniger 

.S7 .  Dl  mit  dem  Aufgang  des  Sagittarius  zu-  zu  bezweifeln.     Er  meint :    „Die  Verbindung 

sammenfällt,  beim  Aufgang  des  letzteren  aber  von    Sirius    und    Prokyon,    die    rechts    und 

Sirius     bereits     untergegangen     sei.       Diese  links    ungefähr     gleich     weit    vom    Äquator 

Schlußfolgerung  wäre  riclitig,  wenn  I'A.BIL.  stehen,  war  vorzüglicli  geeignet,  dessen  Lage 

.^A(r    sich    nur    auf    unseren    Sagittarius   er-  zu    markieren;    man    versteht    nun,    wie   die 

streckte.     Dem    ist    aber    nicht    so.     Zu  I'.i  .  Babylonier    dazu    kamen,    die   beiden  Sterne 

UJL.SAG   geiiört    auch    t>  Ophiuchi,    der  in  ein  Bild  zusammenzufassen  und  anderer- 

etwa  7"  (=  28  Minuten)    früher    aufgeht   als  seits,  warum  bei  den  Griechen  der  eine  dann 


NeuuntersucbuDgen  von  einzelnen  Gestirnen. 


157 


recliiH'ii) ').  Kies  uinl  duicli  den  obij.'eii  Xacliweis.  daß  Prokyoii  I)AIt .LVGAL 
ist  oder  \vpiii{,'stciis  zu  iliin  },'eliöit.  bestäli^'t.  Andere  Gründe  wurden  Ijereils  oben 
S.  47  —  49  geltend  ^eniacbl.  Alles  >priclit  sotnil  daCür,  daß  der  östlidie  Stern 
!)z\v.  die  östlichen  Sterne  des  „Pfeils"  im  Bofrenfjestirn  liegen.  In  Betraiht 
konnnen  o-  und  <)  oder  »;  T'.anis  maioris  (so  schon  oben  S.  i-'.t). 

IV.  ''•Sint,  das  Schlangengestirn. 

Bereits  oben  S.  8  (VIII)  wurde  ihr  Xacliweis  erbiacht,  daß  zu  dem 
babylonischen  (Jestirn  der  westliche  Teil  der  Hydra  und  deren  Ilauptstern  « 
gehört.  Die.ses  Krgebnis  wurde  S.  :>(>  durch  Zahlenbelege  bekräftigt.  S.  47 
wurde  auch  die  Zugehörigkeit  von  /^Gancri  nachgewie.sen ;  ^int  dehnte  sich 
also  noch  etwas  weiter  nach  Westen  aus  als  unsere  Hydra.  S.  :^lf.  (ITj) 
ergab  .sich,  daß  der  östliche  Teil  der  Hydra  gleichfalls  dazu  gehört.  Die 
mythologischen  Beziehungen  des  GestiiTis  wurden  S.  fJ'.J,  13  erörtert. 

Demgegenüber  .steht  die  wiederholte  .Vii^'alie  Ixj  Bf.zold-Kopff,  ZAF 
p.  14;  p.  2:i  r.ol.  II,  8;  ]..  i>'.i  Col.  III,  17;  p.  1] I  Col.  III.  M:  Sini  =  Hydra  K 
(die  östliche  Hydra). 

Wie  die  beiden  Kollegen  zu  dieser  Beschränkung  der  Identität  des  (ie- 
.stirnes  auf  den  östlichen  Teil  unserer  Hydra  gekommen  sind,  ist  mir  nicht 
erklärlich.  Denn  gerade  die  Zugehöi-igkeit  der  östlichen  Hydra  tritt  am  wenig- 
sten klar  hervor,  wählend  die  der  westlichen  sich  ohne  weiteres  aus  den» 
gleichzeitigen  x\ufgang  von  $ini,  KAK.Sl.DI  (Sirius)  und  rii.GU .LA  (Leo) 
ergibt.  Ich  glaubte  daher  zuerst,  daß  Hydra  E  mu-  ein  Schreibfehler  .sei; 
das  kann  aber  angesichts  der  dreimaligen  Wiederholung  kaum  sein.  Wenn 
dagegen  Kopff  die  Zugehörigkeit  von  /<  Gancri  nicht  erkannte,  so  ei'klärt  sich 
das  daraus,  daß  er  es  unterlassen  hat,  die  heliakischen  Aufgänge  zu  berech- 
nen; denn  hätte  or  es  getan,  so  würde  er  gleich  mir  (oben  S.  47)  gemerkt 
haben,  daß  der  westlichste  Stern  {fn)  tler  Hydra  ".I — 10  Tage(I)  später  als  Sirius 
erscheint,  während  y.  Leonis  nur  1  Tag  später  autgeht,  daß  also  die  babylo- 
nische Angabe  von    einem    gleichzeitigen    (oil(>r   nahezu   gleichzeitigen)  .\ufgimg 


Krön;    der    andoro    dann    Ilmtxvtor   genannt 

wurde."    Paraiif  ist  zu  erwidern :    1.  Um  die 

Lage  zweier  si>  lieller  Sterne  wie  Sirius;  und 

l'nikyon    zu    markieren,     l)edurfte    es    gewill 

keiner  Orientierung  nnoli  dorn  Äquator;  aucii 

ist  i-s  sehr  unwalirsi'lieinlii'li,    dali  die  Baby- 

lonier  hei   der  Kumhinntinn    und   üenonnung 

der  Slernliilder  die   I.ago    dos   lllmmi>lsäi|ua- 

toi-s  selmn    bestimmt    ballen.      2.   ICs  ist   nicbt 

zulretfend,    dall     Sirius    und    I'rokviui     vorn 

Äquator    jemals    ungefälir    gleieben    Abslanil 

hallen ;    denn    die  Peklinatiiinen    der   beiden 

Sterne  waren  (naeli  Ni  i  (iF.BACF.Ks  Sternlafeln): 

—  2000        —   1500  -    700 

Prokyoii       )     5.8  f-    6.9  }      7.9 

Sirius  —  19.4  —  18.2  —  1C.7 

KuKicr,  SUTiikundi'  und  .Slvrnilicnid,  KrKünzunKcn. 


Sirius  stand  also  in  der  älteren  Zeit  etwa 
dreimal,  um  —  700  mehr  als  d<i|i|iell  so  weit 
vom   .\(|uator  ab  als  Prokyon. 

')  Was  Jkkk.mi.as,  Alturient.  Gcisleskullur 
S.  129  über  Pn)kyou  sagt  bzw.  WiinNKR  sa- 
gen läßt,  ist  schon  oben  S.  145  ins  reehle 
I.ielit  gestellt.  Es  sei  nur  n(H?h  darauf  hin- 
gewiesen, ilall  J|':kkmi.\s  zwei  Seiten  vorher 
(S.  127)  die  Wkiiinf.rscIic  Hebauptung  (Ha- 
byloiilnra  VI,  29  ff.)  iioeli  auln'i-bt  hält.  Sie 
ist  eben  dort  bei  den  naoblrügliehen  Korrek- 
turen, die  er  aus  meinen  von  ihm  tot- 
geschwiegenen „Krgünzungen"  gescliöpfl  bat, 

als     freilieh     recht     unwillk< neuer    Zeuge 

stehen    geblieben.     Verhüllte  Knilehiiung  hat 
J.   auch  sollst   nicht  gescheut. 


1&8  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 

von  KäK.SI.DI,  .?<■/•«  und  UR.GU.LA  nur  diirt-li  die  Annahme  einer 
giöfeeren  westiiclien  Ausdehnung  de?  /§;»-M-Gestirns  gerechtfertigt  weiden  kann. 

Aus  dieser  notwendigen  Annahme  ergab  sich  in  Anbetracht  der  Vertei- 
lung der  Sterne  im  Westen  von  Hydra,  daß  ß  Cancri  zu  Siru  zu  rechnen  ist. 
/?  Cancri  geht  nur  1—-2  Tage  später  als  x  Leonis  und  nur  i—'.l  Tage  später 
als  Sirius  heliakisch  auf:  die  Fehler  bleiben  also  innerhalb  dei-  zulässigen 
Grenzen. 

Gegen  die  Zugehörigkeit  von  /ö  Cancri  könnte  man  höchstens  einwenden: 
»;,  o,  ^,  f,  C  Hydrae  bilden  gewiß  auch  den  Kopf  des  ^ifVH-Gestirns;  /?  Cancri 
steht  aber  vom  nächsten  Kopfstern  {/))  noch  ö  —  i)"  gen  Westen.  Das  macht 
jedoch  keine  Schwierigkeit:  denn  der  Stern  |8  Cancri  ist  entweder  die  Spitze  der 
weitvorgestreckten  Zunge  oder  des  Hernes  der  Schlange;  ersteies  ist  das 
wahrscheinlichere,  da  die  Lage  von  n  Cancri.  bzw.  n  und  %  eher  zu  der  des 
Hornes  (bzw.  der  Hörner)  pal.it.  (Vgl.  .Jastrow.  Rel.  Bab.  Ass.,  Bilderniapiic, 
Nr.  29,  38,   198,   199.) 

V.  '  EiH.  '-Hef/alaf  und  'BAL.  Uli .  A 
(kakkab  halt  um). 

Das  ß-M-Gestirn  wurde  von  mir  oben  S.  41  ')  als  der  westliche  Teil 
von  Virgo  angespiochen.  Kopff  dagegen  vermutete,  es  sei  .vielleicht"  Tlonia 
Berenices.  Dabei  .stützte  er  sich  auf  die  Tatsache,  daß  ''■Eni  in  der  Reiiif 
der  ^/i-yjK-Gestirne  auf  VR.GU  LA  (Leo)  folgt  und  auf  die  Vermutung  Bezolds: 
zikpu  =  Zenit  (siehe  Bezolu,  ZÄF  p.  10).  An  späteren  Stellen  der  gleichen 
Abhandlung  (S.  17  und  19)  steht  zwar  die  Gleichung  ''■  Em  (von  Bezold  A-hil 
geschrieben)  =  Coma  Berenices  ohne  Fragezeichen.  Da  jedoch  keine  zwingen- 
den Gründe')  geltend  gemacht  wurden,  und  solche  aus  dem  Dokument  BM 
8G378  auch  nicht  entnommen  werden  konnten,  so  darf  das  Ergebnis  nur  als 
eine  begründete  Vermutung  gelten.  Dies  um  so  mehr,  als  die  Gleichung  zil^pu 
=  Zenit  keineswegs  erwiesen  ist  (siehe  meine  Gründe  fürs  Gegenteil  S.  182  f.). 

Inzwischen  haben  meine  Untersuchungen  des  Textes  AO  6478  (Rev. 
d'Assyr.  XI  p.  15,  19sq.)  festgestellt,  dafe  Eru  nur  entweder  der  westliche 
Teil  der  Virgo  oder  Coma  Berenices  sein  kann. 

Versuchen  wir  es  nach  Möglichkeit,  auf  Grund  des  weiteren  verfügbaren 
Materials  eine  Entscheidung  herbeizuführen. 

1.   ''Eru    in    einem    Halo    des    Mondes.      Beziehung    des    Gestirns    zu 
X  AB.SIM  f=  ''BAX). 


a)  Thompson.  Rep.  Nr.  1.53  Vs.  7ff. : 
(n)   —   Sin  ina  aläki-Su  e-zi  mnfiiru    ißfikir(ir)  ilmu  XV'"'"'  Mi  '' §amsi  in- 
nammara  (iiuir-va)    nni-iti    a-ija-fi    ''  Sin    tarbaßii    il-tn-mi   '•'■  AB .  SJM  u 
''■Eru  inn  lih-hi  i'i-su-iiz-zu 


')  Dort  A  .  KI  transkribiert. 

-")  Siehe  Bezold  ZÄF,  58;  vgl.  unten  S.  160. 


NeuuntGrsucliungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


159 


(ß)   —    Sil)    fnrhafsii    ihni-ma   ''■''BAN  iiia  lihhi-.m  izziz  KAL  (=  nsfftfi)  p' 

i-iKi-ilii-ru-iiiii  /iii-iili-hii-hi   tun   iiiOli  i-iii/Di-i/ii 
(/')   —   '^'"   '"''■"  'liiiiiiii'l  ri-i/j-sii  II  ru-ii-du  riilinli  I''  *'  F.ni  iixi  iarba/ii  ''  Slii 
izzaz(az)-j)ni(l 
=  {(i)  Wird  (ior  Mond    in   seinoni  Laulo   {.'elicninit '),    sn   sinkt    dor  Kiuifpieis. 
(Wiiislicii)  wird  er  (der  Mond  f»rst)  am   lö.  Taj;  mit  ilor  . Sonne  jrfselicn. 
Dif'so  Nacht  war  der  .Mond    von    cincni   lialo  miij.'^cixMi :    All.  S/M  imd 
Eni  standen  darin. 
(ß)  Unigil)t  den  Mond  ein  Haio,  .';o  werden  —  falls  ^  ''  liAX  darin  stf-lil  — 
(lewalttäti'je  wiiten.  .■^o  dat.i  das  Hanbwesen  im  Lande  fiberliand  nimmt. 
(;■)   l'mjiilil    den    .Mond    ein    l'"liil.!,    (so   werden)    frewailifre  Re^'cnllutcn    rin- 
trctcn).     Eni  steht  (wirl<hch)  in  dem  Halo  des  Mondes. 
[•;ri^hirnnf;en.     {a)  , Diese  Nacht"    weist    anf  die   Zeit   des   Volhuondes. 
Daralis  lol;.'!.  dal.i  ''■Eni  liier  nicht  —  wie  in  manchen  andern  Ffdlen  (woriTher 
S.    i'.il)  der  Vennsplanet.    sondern    nur   das   in    Frage   .stehende    Sternhilil 

.sein  kann.  Die.ses  steht  zngleich  mit  AB.SIM  (hier  Virgo  oder  mir  deren 
östlicher  Teil  mit  Spica)  in  einem  tarhagii,  d.  h.  in  einem  Halo  von  höchstens 
22"  Radius.  Die  Ominalormeln  {fi)  nnd  (;■)  beziehen  sich  zweifellos  —  wie 
in  so  vielen  analogen  Ffdien  —  auf  die  voran.sgegangene  Beobachtung.  '''  ''  JiAS, 
das  flestirn  der  .Bogen "goftheit  (Göttin).  =  '■AB.SIM.  .Als  .Bogen-goltheit 
ist  uns  die  l.star  von  Klam  (oder  des  Ostens),  die  Tochter  Knlils  bekamil  (siehe 
oben  S.  03,  Z.  1 2,  wo  sie  mit  der  bogenförmigen  Sterngruppe  r ,  i)  <  lanis  maioris  etc. 
verknüpft  ist).  Sie  i.st  zugleich  Cottin  des  V'enusplaneten  als  Morgenstern; 
denn  VACh  Istar  XXIX,  15:  l>i,i  '»  AT.y  (.?H(in)  "<  Dilhal  "' BA\  =  im  Osten 
ist  Venus  .Bogenstern". 

Daß  näni  .Fluß"  gleichfalls  eine  Ualoersclieinnng  ist,  ergibt  sich  mit 
(icwißheit  aus  dem  Zusatz:  ''■Eni  steht  im  Halo-)  des  Mondes.  Di«-  Frschi'i- 
nung   besteht  wesentlich    in    einem    horizontalen  Lichtstreifen    rechts  und  links 


')  e-su  =  ,sicli  aufhalten,  stehen  hleihen', 
vielleielit  aueli  ,Keheinnit  werden'.  Damit 
«oll  die  verzögerte  Bewegung  de.s  Monde>< 
angedeutet  werden,  infolge  deren  er  erst  a.ii 
\a.  Tag  der  Sonne  gegenüber  steht.  Die  nor- 
tiiale  Vollniondzeit  ist  iler  14.  Monatstng  (vgl. 
Sternk.  I,  In);  dieselhe  wird  eingehallen, 
wenn  der  Mond  in  seinem  Laufe  m-ili  (ruhig, 
ungestört,  konstant)  ist.  Dagegen  tritt  er 
sehon  am  13.  Tag,  wenn  er  in  seinem  Laufe 
iilliihhn:  (fiu-lgerissen,  d.  li.  lieseldcunigl  wird) 
(siehe  VACh  Sin  111,44 -4P,  woraus  sich  der 
Sinn  dieser  lerinini  techniei  im  wesentliehen 
ohne  weiteres  ergibt).  Vgl.  Iiienu  Jamkow, 
Kel.  Hab.  .\ss.  11,404  u.  r>72,  sowie  Wiidskr, 
HA  inu,  4,  r,:i.  Da  <lie  llesohleunigung  des 
Monillaufes  ilein  Kinflull  einer  fremden  Maeht 
ziigesehrieben    wird,  su  dürfli-   wuhl   aueli  die 


Verzögerung  von  einer  Bolelien,  alsn  niehl  vom 
Mond  selbst  ausgehen  ;  aus  diesem  Gründe  ist 
die  üleiehung  f-:u  —  „festgehalten,  gehemmt 
werden"  niehl  unwahrseheinlicli. 

■)  Die  Annahme  J.^strows  (Rel.  Bali.  Ass. 
II,  4!).'!'):  „Turf-  Inrhn.fiil  ist  wohl  hier 
ein  Irrtum  für  inu  lihhi,  das  an  dieser  Stelle 
in  den  Berieliten  gebräuchlich  ist",  ist  un- 
zulässig. Denn  1.  würde  dann  nicht  ".sVii 
folgen,  sondern  -in;  2.  bietet  Thompson,  Rep. 
Xr.  00,  8  f.  die  analoge  Angabc:  .Vöi  iiiirii 
ih»i(mi)  ri-lh-.'iii  u  rn-n-ilii  nihiili  fji  ÜHiiiii  !■' 
>'  .il..l.rL  i»ii  liifl^ix  Sin  .■.•.-.(.--Hin.  Hier- 
aus ist  zugleich  ersichtlich,  ilall  die  Vor- 
bedeutung le.liglich  an  die  Art  der  llalo- 
erseheinung  geknüpft  ist;  denn  die  Aus- 
li'gung  ist.li.sellie,  ob  nun  *■  .4/.. /,f  7,  (Krebs) 
Oller  *•  /■.■<■..   ilarin  steht. 


160  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 

vom  Halo;    die    iiiiisclilosi^ene  Kreisfläche    gleicht    einer   von    einem   Slroni    t;e- 
liildclen  Insel').     Vfrl.  die  Figur  in  Stenik.  1.  los. 
1))  Thompson,  Rep.  Nr.  IIS: 
(«)   —  Sin    näru   ilnii(mi)   ri-i/j-sii   ii  ni-a-dii    nilxltl  i''    i/iassiri'''    ''Eni    iiin 

lib-bi  ifzi-iz] 
(/)')   —    Sin   tarbaßu   ilmi-ma   ''■Bun    jina   lililii-.iu    i'zizj   nstfilli''    iii-mi-i/u-ni 

/ju-ub-bu-fu  Ina  mäti  [ibaSsij. 

Die  Angabe  (a)    ist    wesentlich    dieselbe    wie   (;•)   im    voiigen   Text  (a). 

Ina  libbi  =  ina  tarha^i  ''Sin. 

Ebenso  deckt  sich  (ß)  mit  {ß)  sub  (a). 
Die  Tatsache,  daß  ''Eni  in  einem  farbasii  stehen  kann,  ist  also  wieder- 
holt hezengt.  Nun  hat  aber  ein  tarbaßu  im  Gegensatz  /.n  einem  stipuni  (= 
tarha^u  nihil  „großer  Hof  [Halo]-)'-)  höchstens  einen  Radius  von  22 ".  Demgemäß 
kann  selbst  im  allergimstigstcn  Fall,  d.  h.  wenn  der  Mond  .seine  größte  nöid- 
liciie  Breite  (Abstand  von  der  Ekliptik)  hat,  nur  iI(m-  größere,  südlichere 
Teil  der  Conia  Berenices  in  einem  tarbo?«  stehen.  Bei  mittlerer  Breite  des 
Monxles  (in  der  Ekliptik)  steht  die  ganze  Hau|)tgru|)pe  des  Bildes  außerhalb 
des  tarbaßu.  Freilich  ist,  um  im  babylonischen  Sinne  sagen  zu  können,  ein 
Sternbild  stehe  in  einem  Halo.  nicht  erfordert,  daß  das  ganze  Bild  ein- 
ge.schlossen  .sei,  da  ja  auch  von  Slß. ZI .A. NA  (Orion)  und  SÜ.(tI  (Per.seus) 
gesagt  wird,  daß  sie  in  einem  farbasu  stehen  können  (Thompson,  Rep.  Nr. 
2(W,  20(1);  in  diesen  letzleren  Fällen  sind  aber  die  Verhältnisse  ungleich  günsti- 
ger. Aus  diesem  Grunde  i.st  es  wenig  wahrscheitilich.  daß  ''■Eni  =  (!oma 
Berenices,  sondern  eher  =  westliche  V'irgo. 

2.    Beziehung   des   '•'•Eni   zum  MUL.MVL  (Plejadengestirn  =  Pleja- 
den  -|-  umliegeiule  .Steine)  und  '■'•  Aribu  (florvns  -f  Ci'ater  z.  '1'.). 

a)  Wiederholt  begegnen  wir  in  den  Texten  der  Angabe:  ''■Eni  ana 
MVL.MVL  ikSud  =  .Der  AVi<-Stern  kommt  an  das  Plejadengestirn  heran'*. 
'■'■Eni  ist  hier  bald  der  Satuin  (S.  152),  bald  der  Venusplanet  (S.  104),  der  am 
östlichen  Horizont  dem  Plejadengestirn  sich  nähert.  Seinen  Namen  ''■Eni  aber 
entlehnt  der  Planet  von  dem  am  westlichen  Horizont  stehenden  Sternbild 
''■Eni.  Es  ist  jedoch  noch  zweifelhaft,  ob  letzteres  hiernach  Virgo  W  oder 
Coma  Berenices  ist  (siehe  unten  S.  191). 

b)  Ebenso  ist  wiederholt  davon  die  Rede,  daß  ''■Eni  ana  '■■Aribu  (florvus 
+  Crater  z.  T.)  iksud  (so  in  VA  Ch  II.  Supl.  LXVIII,  18,  I.  Supl.  L,  8).  Auch 
hier  ist  ''■Em  ein  Planet  (Saturn),  dei'  seinen  Namen  von  dem  Sternbild  Eni 


')  Die  Auffassung  J.\stro\vs    (1.  c.  p.  494)  selten  von  einem    t(irh(ii<n    rahü    oder  supuru 

von  näru  und  ttiturtii  ist  unzutreffend.     Ihre  die  Rede  ist,    Vieruht   auf   der  Talsache,    daß 

wahre  Bedeutung   ist    in    Sternk.  I,  108  und  letzterer    relativ    selten    ist.      So    wurden    in 

124   dargelegt.  Holland    (unter  der  Leitung  von  Dr.  Ek.\m.\) 

'■)  Wie  sehr  man  tarhrisii  einfaehhin  und  während  10  Jahren  (von  1892—1901)  1689 
mtpiini  unterschied,  zeigt  u.  a.  die  Stelle  Halos  von  22",  dagegen  nur  38  Halos  von 
VACh  Sin  XXIV,  10.  Der  Grund,  warum  in  4G''  beobachtet  (s.  Phrnter-Ewer,  Meteoro- 
der Regel    nur    von    einem    liirhiixn  und   nur  logische  Optik,  p.  274  f.). 


NcuuutcrsucIlUDgc-n  vun  einzelnen  UesUrnen.  161 


eiitleliiit.  die:5  wohl  deshalb,  weil  er  gerade  in  diesem  Sternbild  oder  heliakisch 
mit  iiiiii  aiiliu'iiht  stellt.  Von  hier  aus  geht  er  nach  dem  Corvus.  Das  Stern- 
liihl  '•  Kru  ist  daher  allem  xVnschein  nach  dem  Corvus  benachbart,  also  V'irgo  W. 

Ans  den  Darlegungen  sub  1.  und  2.,  b  geht  hervor,  daß  *■/>«  (min- 
destens) die  Sterne  Virgo  W  umfaßt;  doch  ist  vor  der  Hand  die  Möglich- 
keit nicht  ganz  ausgeschlossen,  daß  auch  Coma  Berenices  dazu  gerechnet  wurde. 

Davon  ist  auch  die  richtige  Deutung  der  Gestirne  HE .GÄL .  A  .  A  (Ife- 
i/iil(ii)  und  BAL.  UN.  A  abhängig.  Kr.-^teres  haben  Bezold  und  Kopff  mit 
tlancs  venatici,  letzteres  versuchsweise  mit  , Corona  borealis(-')''  identifiziert.  Die 
Gleichung  ffef/alai  =  Canes  venatici  .scheint  mir  jedoch  aus  den  unten  S.  l'(l 
dargelegten  Gründen  unannehmbar:  weit  eher  kömite  die  Gleichung  BAL. 
UH.A  =  Corona  borealis  richtig  sehi. 

Nach  HM  8ü:i7s  IV,  Hr.  (sieh.;  oben  S.  .jO)  lolgen  die  Gestirne  .so  auf- 
einander: 

///•; .  (lA  L.A.  A,  fiü .  I'A,  B.  [L.l  i! . .  J . 

l'nil  da  (licsclhcii  iliii  1  i  e(^7;«-Gestirnen  angehören  und  diese  nach  der  lieilien- 
folge  ilirei-  K uliiiina tionen  geonlnet  sind,  so  ist  HE.dÄL.A.A  westlich, 
liAL.rit.A  östlich  von  SC.  PA  (Arcturu.s)  zu  suchen. 

Im  gleichen  Texte  1,  1:211'.  (siehe  oben  S.  b'l)  dagegen  ist  die  Heihenl'olge: 

Ä  Ü .  PA,  HE .  GA  L..I.A,  BAL.l'H.  A . 

Nun  konnnt  in  dieser  Te.xtpartie  regelmäßig  zuerst  das  IIau|)tgestirn  einer  Grupjie 
und  dann  erst  folgen  die  Gestirne,  die  vor  und  hinter  jenem  stehen  (hieiauf 
wurde  schon  oben  S.  ö."}  Z.  15  hingewiesen).  Fliernach  wäre  HE.GAL.A.A 
^=  Stei'ngrn|)pe  bei  i;  Bootis  (in  AO  t)47S  Sudun-niisu  ,das  Eselsjoch":  siehe 
unten  S.  ISC);  B.lL.Ch'.A  =  Sterngruppe  hei  e  Bootis  (in  AO  (il-7S  = 
Suiliin-an.^u  arkilu  .das  hintere  Eselsjoch":  siehe  unten  S.  18(1).  Beide  Ge- 
stirne gehörten  somit  zur  nördlichen  .I<)cligrup|ie. 

Es  liegt  aber  noch  eine  andere  Mögliclikeit  vor:  es  ist  die  folgende. 

Die  Aufzählung  der  Gestirne  in  dem  genannten  Textabschnitt  erfolgt  im 
allgemeinen  in  der  Hichlung  von  W.  nach  O.  Liegen  aber  je  zwei  oder  drei 
Heihen  oder  Schichten  von  Sternbildern  übereinander,  so  werden  zuerst  die 
Sternbilder  der  unteren,  dann  die  Reihen  ilei-  nördlicheren  von  W.  nach  ().  auf- 
gezählt. So  folgen  auf  die  1.  Reihe:  *'  AVm  (Virgo  \V)  und  ^C.PA  (Arctnrus, 
hier  vielleicht  als  Repräsentant  der  ganzen  Siulun  [.loch |gruppe),  als  -2.  Reihe: 
''■Ifeyaliii  (Coma  Berenices)  und  ''■BAL.  l'h'.A  (Corona  borealis).  als  :{.  Reihe: 
die  beiden  Wagengestirne  MAR.  GW.  DA  (Lisa  maior)  nmi  MAU.  CID.  DA 
AS.  SA  (L'rsa  minor)  und  zwischen  beiden  MV  .011)  .SAH .  I>A,  das  Joch 
des  Minnnels  (Draco):    siehe  oben  S.  :rl  Z.  l.")!!'.:   S.  .Vj  Z.  I.")IT.:   Abb.  XII,  1. 

Diese  letztere  .Vnnahme  hat  weitaus  am  meisten  für  sich,  und 
zwar  aus  folgenden  Gründen: 

a)  Coma  Berenices  ist  eine  zu  aulfallende  ge.sonderte  Sterngruppe  mul 
steht  zu  hoch  ül)er  Vii-go  W,  mn  dicker  beigezählt  zu  werden; 

b)  die  ma.ssenhafte  Anhäufung  kleiner  Sterne  in  Coma  Bereniies  paßt 
zur  Bedeutung  des  sumeri.-ichen  Namens  hfii-ijäl  =  heijnllu   .l^bertluQ". 


Neuuntersucluingen  von  einzelnen  Gestirnen. 


c)  Isl  BAIj  .  l'lt .  A  niclif  =  C.oioiiii  lioioali.s,  so  wi'inlc  dieses  .scliöiie 
(iestirn,  das  sicher  zu  den  i/iyjM-Geslii'neii  fiehört  (siehe  V\.\  XI,  17.111  und 
lüden  S.  I8(),  III)  in  HM  8t)l{7S,  1,  I  II'.  und  iVH'.  ganz  übergangen  woi-dcn  sein. 
Das  ist  aber  doch  reciit  unwahrscheinlich. 

Das  Endergrehnis  un^^erer  Uidersnchuni;  ist  somit   i'olp'ndes: 

1.  '•■Eni  uinfal.it  den  AvesllicliPll  Teil  der  X'iriid,  iiislics.  n.n.ij.y, 
fV  f  \"iri;inis  (mit  .Vnsschlnl.s  von  /»' Viri,'inis  und  den  nocli  w  rstlicliereu 
Sternen  i  und  r  Viif;inis.  die  wenisistens  in  der  spiilhaliy loni.schen 
Zeit  dem  Löwen  angehören).  Die  Zugehörigkeit  von  C.oiua  Hereniccs  ist 
sehr  nnwalnscheinlich. 

2.  Die  (ileichungen  ''■  Hrijalai  =  C.onia  Beicuiccs  und  ''BAL. 
l'N.A  =  Corona  horealis')  sind  sehr  wahrscheinlich. 

VI.  ''  SJM.3IAII,  '-  Si-ini-nn-tiun,  'IM.  SIS 
(=  ''■imbarij. 

.  Bezolu  und  Kopff  (ZÄF  li',  15.  2(3  1 7]  erblicken  in  diesen  drei  Namen 
Bezeichnungen  von  ver.<chiedeneii  (ieslirnen.  Ihre  Identifikation  der  beiden 
ersten  ist  tilM .  MAI}  =  Capiicornus  E.  Siiuniütum  =  Aqnarius  W.  über 
den  , Stern  ///(.v/'.v  sagen  sie  nichts.  In  Wirklichkeit  sind  alle  drei  identisch. 
Das  ergibt  sich  schon  aus  dem  Wortlaut  der  beti-eft'enden  Stelle  des  King- 
schen  Textes  t^ol.  III.  71. '^j:  ,lni  Monat  Tebet  (X.)  am  15.  Tag  erscheint  am 
Morgen  {=  geht  heliakisch  auf)  das  Uestirn  SJM .  MAJf,  das  CJestirn  Sinünü- 
tum,  das  Gestirn  IM.älS".  Handelte  es  sich  um  zwei  oder  drei  Gestirne,  so 
würde  wie  in  anderen  Stellen  de-sselben  Textes  vor  dem  letzten  Namen  die 
("opula  nicht  fehlen  und  das  Verbum  im  Plural  stehen  (erscheinen,  nicht  er- 
scheint). Ferner  ist  SIM .  MAH-^)  ^  d\e  „gro&e  Schwalbe",  und  §i-nu-nu-ttim 
(=  Si-nun-tum),  auch  „Euphratgestirn"  genannt,  bedeutet  gleichfalls  „Schwalbe". 
Die  Apposition  „Sturmgeslirn"  rührt  daher,  daß  der  heliakische  Aufgang  am 
X.  I.")  (oO.  Dez.  gregor.)  in  die  Zeit  der  Stürme  fälll. 

Dazu  gesellt  sich  auch  ein  astronomi.-x-her  Giund.  Am  X.  1."»  iieht  /(  Aquaiii, 
am  X.  21  >■  Atjuai'ii  heliakisch  aul',  aber  der  Aufgang  von  Capricornus  E  lallt 
erheblich  spätei". 

Der  wahre  Sachverhalt  ist  beieits  oben  S.  1 1  f.  völlig  richtig  erkannt. 
Dort  sieht:  tilM .  MAH  =  Si-nu-iiii-tum  =  noidwestlicher  Aquarius  (minde- 
stens o,  ß,  y..  (.  r).  Meine  weiteien  Untersuchungen  (S.  42)  konnten  dies  nur 
bestätigen.  Nach  der  Konfiguration  der  Sterne  zu  schließen,  bilden  x,  i,  //,  )• 
den  Schwanz  der  .Schwalbe". 

Auf  S.  50  (unten)  ist  auch  bereits  auf  die  Identität  i\ti>  „Schwalben- 
gestirns"  nnd  des  ''■IM.  SIS  (=  ''  iwbnri)  ,Sluringestirns''   hingewiesen. 

')  In  AO  6478   erscheint   Corona  borealis  ')  Vgl.  SIM  =  .finiuitH  „Schwalbe"  (BrCn. 

unter  dem  Namen  GAM-tu  =  ki/jpatu  (siehe  List  2101.  Die  Zeichen  SIM .  MAff  mit  der 
meine  Nachweise  in  RA  XI,  17  (III).  Aussprache    nam-mtih    allerdings    =    mirbü, 

')  Siehe  oben  S.  88.  sirütu  „Hoheit".     Hier   aber   ist  SIM.MAff 

äi-im-mah  zu  lesen   (Tho.mps.  Rep.  246  B,  1). 


Xeiiuntei-sucbiingen   von  cinzcinpn  Gestirnen.  163 

VII.  I  niL.GAN,  i-GU.LA  und  '-  Ln-lfm. 

Nacli  iiiciiitii  hisliHiii.'('ii  Dailet^uiijreii  uiiifaßte  J)JL  .  fi.l\  in  l'iiiliesler 
Zeit  den  östlidien  A(iiiaiius,  den  Cetns  und  den  Aries.  Später  (so  in  dem 
KiNG.-icIien  Text,  Brit.  Mus.  S(;:{7S)  war  Aries  als  KU.. MAL  abgetrennt  und  in 
den  'i'exleii  der  spätesten  Zeit  verscliwand  der  Name  DIL.  GAS  aus  der  Liste 
iler  Kkli|itik^"-stini<';  der  üstliclie  Aquarius  hieß  dann  GL'.  LA.  Im  KiNGsdien 
Ttxt  .il» i  kdimiit  (lii'stn  Name  noch  den  Sternen  südwesllidi  vom  östlichen 
Ai|u;iiiiis  z.U.  insbosmidere  dem  Fiscis  ausirimis.     Lu-lim  =  Androme<la. 

Anders  Hezoli)  und  Kopff  (ZAK  II.  H».  Wt  nnd  7(().  Nach  ihnen  he- 
sleiicn  lnlt.'cn(lc  (ilciclinn^'cii :  DIL  .GAS  =  Pegasus  •  a  Androniedae;  Gl'.  LA 
=  A(|iiarius  <s    ■    a:  Lit-liiii  =  Andromeda  -j-  Cassiopeja. 

Was  isl  richtig;  ?  I'riilfii  wir  /.nnächsl  die  betrellenden  Stellen  des  Textes 
\iv.  Mus.  .S(i:!7s: 

A.   Der  heliakische  Aufgang  der  Gestirne  GV.LA,   D/L.GAX 
und  Jjti-lhn. 

f.ol.   111.  10  (v-l.  (iIhii  S.  :;)  hezeufft: 
Am  Xl.  .".  -iIkmi   Gl. LA.  DIL. GAS  und   Lu-lim    lieliakisch  auf. 

Ist  das  Datum  nicht  reiluzieil ').  so  entspricht  ihm  i\<:r  heliakische  Anl- 
ixau^;  von  'n'.apricdrni  (v^d.  oben  S.  i  und  1:2),  der  :!I8  Tage  nach  dem  Ä<pii- 
noktium  nnd  liUt  Tage  nach  dem  Aufgang  von  n  Arietis  (I.  1)  erlolgf.  Am 
.\l. '.I  ci-.sciieinen  ;■  Acpiarii,  C^egasi;  das  reduzierte  Üalum  ist  XI.  (i.  Dagegen 
sind  sämtliche  Hauptsterne  der  C.assiopeja  (ß.  n,  y,  d.  t)  geraume  Zeit  vorher 
aufgegangen;  ;-  etwa  9;  ß  sogar  schon  IC»  Tage  vorher!  Selb.st  der  Aufgang 
von  ß  Pegasi  ist  schon  vorüber.  Denn  es  fand  nach  meiner  Berechnung  am 
XI.  -2  (reduziert  X.  r?9)  statt.  Am  XI.  5  war  ai.so  der  grölJte  Teil  des  Pegasus 
(x,  n,  f.  t],  ß,  ß)  erschienen:  der  helle  Stern  *  (Größe  i.8)  schon  seit  14.  der 
etwas  weniger  helle  i;  (tiröße  'A.'2)  seit  10  Tagen.  Angesichts  dieser  Tatsachen 
scheinen  mir  zunächst  die  beiden  Annahmen  Bezolds  nnd  Kopkfs  Ln-lim  = 
Andromeda  •  C.assiopeja  nnd  DIL .  GAS  =--  Pegasus  (einfachhin)  nicht  zu- 
lässig. DIL. GAS  könnte  höchstens  den  östlichen  Pegasus  undassen.  Auch 
der  etwaige  Einwand,  die  Daten  der  heliakischen  .Aufgänge  beziehen  .sich  nicht 
auf  die  ersten  hellen  .Sterne  eines  Bildes,  .sondern  auf  die  mittleren,  .scheitert 
an  der  entgegengesetzten  Hegel,  die  in  dem  ganzen  Passus  über  die  heliaki- 
schen Aufgänge  zutage  tritt  (siehe  besonders  oben  S.  Hin".).  Warum  aber 
fehlen  hier  die  Daten  für  den  westlichen  Pega.sus  und  für  die  das^iopeja":'  Was 
den  Pegasus  betritTt,  so  erklärt  sich  dies  daraus,  daß  die  llauptsterne  des 
;.'esamten  Slertdtildes  mit  dem  ('.ygnus  eine  Konfiguration,  den  l'il-kd-dii-a 
.Paidher"  bilden,  des.sen  Aufgang  natürlich  mit  dem  des  Cvgnus  (!.").  Kislinm) 
erfolgt.  Das  Kehlen  fler  C.assiopeja  dagegen  ist  darauf  zurückzuführen,  daß 
man  die  heliakischen  .\ufgänge  von  allzu  weit  nördlich  liegenden  (iistiinen 
hier  wie  auch  sonst,  so  z.  H.  von  Corona  ln>r-ealis.  Hercules,  mit  gutem  (irunde 
nicht  in  die  Liste  aufnahm. 

')  Siolio  i.l)cn  s.  ;u. 


Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


B.  Die  beim  täglichen  Aufgang  von  DIL.GAX,  Gl'. LA 
und  Ln-lim  untergehenden  Gestirne. 

C.ol.  III.  :!l  r.  (v^l    oben  S.  :!I  f.)  bietet: 
Wiiiii   DI  L  .(i  AS ,  Cl'.LA  und  Lti-lim  aulVulicn. 
gehen    UJi.OU.LA,  Sirii  und  EN .  TE .  NA-MAS .  SIG  unter. 
Sicher   sind   die   Gleichungen:    UK.GU.LA  =  Leo:    l^iru  =  die  ganze 
Hydra,    -f-  /}  C.ancri    (oben  S.  S,   2(),  31    und  47).     EN .TE .NA-MA§ .  älG 
=  Centaurus    mit  Ausnahme    des   nordöstlichen  Teiles,    der  mit  Sternen    des 
heutigen  Lupus   den   Uli.BE  bildet  (oben  S.    Hi,  i'S,  :>l).     Ferner  ist  Andro- 
meda  wenigstens  ein  Teil  des  Lii-lim  (oben  S.   1  i-,  ;il). 


500        A 
n  A(|iiarii 


Sternzoit  des 
Aufgangs 

'>I5!l2 
219.n8j 
221.25 
237.9oJ 

217.5.T. 


A  Capriciirni  'iiy.;>i)i 

/i  (r,  t)  Piscis  anstr.  2:!7.B0 

ß  „  „  244.861 

n  „  „  250.  le 


a  I'egasi 


n  Andronipdae 


ni7.:t'.i 

1Ü9.0H 

204.5:1 

208.28 

213.07 

216.11 

21'J.38| 

223.27 

231.02 1 


B 

n  Leonis 


Stenizeit  des 
Untergangs 

222^04 
222.38 
226.43 
229.96 
231.72 
243.49 
248.17 
253.43 

195.76 
200.55 
218.74) 
251. 46( 
259.72 

214.14 
223.13| 
239.02 
242. 34I 


ß  Cassiopejae 


202.70 
209.76 
213.46 
215.52 


Androuicilae 


214.25 
226.60 
231.85 
235.37 
238.11 
240.34 


Vorstehende  Rechnungsergebnisse  geben  darüber  Aufschluß,  welche  Einzel- 
slerne  in  Betracht  kommen.  Was  die  beiläufige  Gleichzeitigkeit  von  Aufgang 
und  Untergang  betrifft,  so  richtet  sich  dieselbe  vor  allem  nach  den  Sternen 
sub  B  und  zwar  denen  des  Löwen  und  des  Centaurus.  TJie  Aufgangszeiten 
der  Hydrasterne  bieten  wegen  der  großen  Ausdehnung  des  Bildes  keinen  irgend- 
wie sicheren  Anhaltspunkt.    Die  Sterne  des  Löwen  beginnen  erst  zin-  Sternzeit 


Neuuiitei-suflninufii   von  cinzclucn  Gestirnen.  165 


lt'2'2"  ;mi  w ertlichen  Horizont  zu  viixlnvinden.  Der  erste  Ijemerkensweiie 
Stein  (li's  (leiitauiiis  (r-)  gehl  zwar  sclion  liülicr  unter  (^ll-.li).  Um  diese  Zeit 
."ind  aber  die  in  IJetracht  Iconnneiiden  (iestirne  .süIj  A  nocii  nicht  aul'!-'ejraii(,'en; 
denn  sie  ersclieinen  erst  mit  fH!a|iriforni  {'211.')'})  oder  mit  ;- A(|narii  (:?l't.'.(S). 
Antk'rdeni  loidcrt  die  Ilarniunie  mit  der  Unter{;'angszeil  fies  Löwen  einen 
sjiiiteren  Ansatz. 

Das  Ergeljnis  ist  nun  folgendes:  Bald  nueli  dem  Aul'ganfr  von  rH'.apri- 
corni  (und  der  öslliclien  Sterne  des  C.aper),  ;•  A(|narii  (nnd  damit  des  östlichen 
Aquarius).  dii-  .Xndroniedasterne  zwischen  i  und  0  gehen  unter: 

(t  und  f.  Leunis  sowie  die  Hydrasterne  östlich  von  r  und  ;-  (-leiitauri. 

Außerdem  gehen  die  ersten  Sterne  des  Pegasus  und  der  (lassiopeja  auf, 
wäiueiid  die  ersten  Sterne  der  Hydra  untei-geheii.  Wäre  nun  Cassiopeja 
ein  Teil  des  Lu-lim  und  DIL .  GAX  =  Pegasus,  so  hätte  der  Veifasser  unserer 
'l'afel  gewiß  statt  C.ol.  lil.  IIIC.  lolgenden  Passus  gesetzt: 

,Wenn  Lu-Hin  uihI   DIL  .GAX  aulgelien,  geiit  Sint  (Hydra)  unter" 
und  hierauf  würde  er  ge.scinieljen  haben: 
,Wonn    GU.LA   aufgeht,   gehen    Uli. Gl.  LA    und    ES  .TL .  SA  .  .\L[S  .SKi 

miler." 
I)ies    lim    so    iiielir,    als    die  Zeilen    der    beiden    Hrsclieinungen    um    mindestens 
lö  Zeitgrade  (=    I    Stunde!)  auseinander  lagen. 

C.   Die  beim  Untergang  von  Gl'.  LA  aufgehenden  Gestirne. 
Nordwestlictie  Ausdehnung  des  Gestirns. 

Cuj.  III.  171.  {r^   V.  Ciiij.i.e  d('>  Textabschnitts,  vgl.  oben  S.  JC): 

Wenn  KAK.til.Dl,  ^irii  und   ÜB. GL'. LA  aufgehen. 

gehen  Gl.  LA  und  Nasrii  unter. 

KAK .  Sl .  DI  =  Sirius,    Sini   =  Hydra    •    />' Cancri.    Sn.^ni   -=  .\iiiiila. 

Der  Nachweis   dieser  Gleiciiungen  wurde  oben  (siehe  S.  l»:i  >ub   II    und  S.  K» 

[.XV])  erbracht.     VR.  GU.LA  =  Leo. 

lud  nun  zur  rechnerisclien  Prüfung I 

,„„  ,  Sternzeit  des 

—  oüü  A  ,    - 

Aufgangs 

I.  Sirius  :t53.K 

/<  Tanori  HöI.O 

II.  '.1  llv.lia.'  358.5 
\t         „  350.8 

.11  Leiinis  .IS.-). 8 

III.    f        „  :i55.n 


.,                   SIernzeit  des 
l'nlergangs 

/i          I'iseis  anstrini 

"                       n             II 

f^  Caprleiirni 

:152.8 
:i58  —  I" 

.3.2 

3.7 

1."  Aijuilae 

356.G 
3.7 

ii^  Ai|uarii 


lli.-i    -| 


Zum  vollen  Verständnis  die.scr  Werte  bedürfen  wir  auch  noch  der  un- 
mitlelbai  daraul  folgenden  .Angaben  des  gleichen  Textes  (lol  III,  l'.lf. 
(=  VI.  Criippe  i\v:i  Textabschnitts): 

Wenn  lyd.itii  und  Surru  aufgehen,  geht    Cm  unter. 


166  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gastirnen. 


Die  (,>l('icliun<rt'ii  Knslu  =  f,  n,  >).  i  (lani.s  iiiaioiis  -  nordl.  I'ii|i|iis  iiiid 
Uza  =  Lyra  wuiHeii  oben  (sielio  ö.  (iH  suh  \il;  9  |XII1))  ))e\viesen.  Die 
Identität,  von  Sitrni  mit  n  Leonis  (Heguius)  hat  schon  Epping  festgestellt. 

Die  liecliniing  ei^ibt : 


A 

SlPiMizpit  des 

B 

Stenizoit  des 

Aufgangs 

Untergangs 

|A  Canis  maioris 

9T4 

IP'  ■ 

Lvrae 

14!2 

U       „ 

10.4 

1« 

" 

ia.3 

n  Loonis 

12.« 

Aus  den  berf'clini-tcii  Werten  dei-  luidcn  (^Iru|p|pen  ii^ribl  siili  mit  voller 
Klarheit,  dal.i  dl.  LA  in  niiherem  Te.vt  iiiclil  der  östliiiie  A(|nai-iiis,  speziell 
fi  — (5  sein  kann.  Denn  <i,  A.  _■-'  und  erst  leclil  tlie  Sterne  östlich  von  '1  gehen 
viel  zu  spät  unter,  um  sich  den  übrigen  sicheren  uml  luilcreinander  harmo- 
nierenden  Angaben    der   V.  (Iruppe    (A  I — III   und  l>  II)    zu    lügen.     So    geht 

«  Aquarii  1.S.4  =  71!. <;  =  1"  lim  s|);iter  untei-  als  ti  A(iuilae.  (t,  1).  C-  A(|naiii 
verschwinden  sogar  später  als  die  Lyra-Slerne  in  der  VI.  Cirupjje!  Dagegen 
fügen  sicii  die  Untergangszeiten  von  Piscis  austi-inus  durchaus  den  Angal)en 
des  Textes  und  a  (Fomalhaut,  Gr.  1.:^)  ist  gewiß  der  bedeutendste  Stern  des 
GU .  LA-Ges\hi\s.  Andererseits  sind  wir  genötigt,  die  (irenzen  dieses  Stern- 
bildes in  nordöstlicher  und  nordwestlicher  Richtung  gegen  die  Ekliptik  hin  um 
einige  Grade  über  Piscis  austrinus  hinaus  zu  veisciiieben.  Dazu  zwingt  die 
babylonisdie  Angabe  (Col.  IV,  :^lfr.),  wonach  Gü .  LA  in  der  Mondbahn  steht, 
und  der  Umstand  (Col.  III,  lU),  data  das  Gestirn  am  ö.  ^ahäfu  (XI.  5)  heliaki.sch 
aufgeht.  Den  obigen  Berechnungen  widerspricht  es  nun  nicht,  wenn  wir  als 
östliche  Grenze  etwa  eine  zu  der  Riciitung  a  Piscis  austrini — f>  Capricorni  durch 
(  Aquarii  gehende  Parallele  annehmen.  Dadurch  fallen  die  Stei'ne  v,  i  Aquarii 
noch  in  das  Sternbild ;  außerdem  können  in  nordwestlicher  Richtung  die  Sterne 
C,  b,  f,  H  des  Capricornus  —  unbeschadet  der  oben  erwähnten  babylonischen 
Sternkonfiguration  des  Ziegenfisches  —  mit  hinzugenoninien  werden.  Ja  ich 
glaube  sogar  jetzt  —  entgegen  meinem  früheren  Bedenken  S.  13  (oben)  — 
berechtigt  zu  sein,  auch  d.  den  Haui)fstern  des  östlichen  Capers,  dem  GV.LA- 
Gestirn  beizählen  zu  dürfen.  Und  dies  aus  folgenden  Gründen.  In  der  ganzen 
Textpartie  Col.  III.  18  —  38.  wo  von  gleichzeitigen  Auf-  und  Untergängen  die 
Rede  ist.  wird  der  babylonische  Ziegenfisch  {=  Capei-  mit  Fischschwanz 
unserer  Steinkarten)  gar  nicht  erwähnt.  Das  ist  um  so  auffallender,  als  es 
.sich  um  ein  Sternbild  der  Ekliptik  handelt.  Daraus  läßt  sich  mit  großer  Wahr- 
scheinlichkeit schließen,  daß  es  in  der  Ordnung,  die  unsere  Textpartie  repiä- 
sentiert,  keinen  Ziegenfisch  gab.  Dagegen  mag  man  einwenden:  aber  im  gleichen 
Text  Br.  Mus.  86378.  Col.  II.  34  wiid  doch  der  Ziegenfi.scli  als  letzter  der 
Sterne  des  Gottes  E.A  ausdrücklich  erwähnt  (s.  oben  .S.Wi,  Z.  34).  Ganz  richtig! 
Wo  ist  aber  in  jener  Textpartie  das  obige  GL'.  L.4-Gestirn  ?  Freilich  wird 
dort  (Z.  '20)  ein  kakkahu  GU.LA  des  E.A  genannt.  Wie  wir  jedoch  S.  ()7 
gezeigt  haben,  ist  dies  .Sternbild  durchaus  nicht  mit  dem  obengenannten  identisch. 
Der  Text  Br.  Mus.  86378  bietet  also  in  seinen  verschiedenen  Teilen  zum  Teil 
ganz  verschiedene  Konfigurationen  bzw.  Benennungen. 


NcuuntcrsuchuDgeD  von  einzelnen  Gestirnen.  167 

Aus  den  hislierigen  Untersuchungen  A— ('.  eifiibt  sicli: 
I.  Cassiopeja  ist  niclil  ein  Teil   von  Lu-Um. 
-2.  l'eiriiÄiis   oder  wenigstens   der  weslliciie  Teil    desselben    gehört 

nicht  dem   IHL.GAN  an. 
I!.  (il   .LA   ninral.il    den    i'iscis    austrinus    und    gegen    Nordwesten 

liiii     liöclisf walirscheinlieli     auch    di-n    ösllirlien    <'.aper.      Nach 

Osten    gieit't    er    nicht    weit    in    ili'ii    hi-ulipen    A<|nariiis    liinein. 

'\  fi,  •/.  J.',  //  .\c(narii  gehüieii   ihm   siclu-r  niriit  an. 

D.  Bestimnning  des  Gestirns   IHL.GA^. 

F>fschreiltung  seiner  Lage. 


Die  lokalen  Meziehnngen  des  Dl  L.GAS  zu  den  uns  bereits  bekannten 
Naclibargestirnen  werden  in  Col.  I.  Kllf.  (siehe  oben  S.  (il  t.)  Iblgenderniaßen 
dargestellt: 

Z.  10.  DIL.  GAS.  die   W'nliiiiiiiy  des  K .  A.  dei-  Vorläufer  der  (je-lirne  ^ln^ 
A)iii. 

i'l.  Das   (lesliiii,    tias    ilem    DIL.dAX  gcgcnnbeistehl,    i.-t  Si-iiii-iiu-l:iin 
(^  westl.  Aquarius). 

'2'2.  Das  üeslirn,  das  hinter  ihm  steht,  ist  Aiiiiitilu  (=  l'isces  V\'.). 

Angenommen,  DIL.  GAN  sei  der  östliche  Teil  des  Pegasus;  passen  dazu 
die  babylonischen  Angaben  y  Nein,  denn  der  westliche  Teil  des  Aquarius  stellt 
dem  östlichen  Teil  des  Pegasus  nicht  gegenüber,  und  der  westliche  Piscis  steht 
nicht  hinter  dem  letzteren,  sondern  unter  ihm  oder  ihm  gegenüber. 

.\ngenommen,  i>7L .  6MA' sei  der  östliche  Aquarius:  stinnnt  hierzu  dei 
babylonische  Text?  Gewiß!  Denn  der  größere  Teil  des  östlichen  A(|uarius 
steht  im  Süden  von  der  Ekliptik,  dem  bis  a  Aquarii  reichenden  ^i-nu-mt-tum- 
Uestirn  gegenüber  und  hinter  dem  (d.  ii.  östlich  vom)  östlichen  .\quarius  sehen 
wir  den  westlichen  Piscis. 

Daraus  ergibt  sich,  daß  DIL.  GAS  [in  dem  'J'e.xt  Brit.  Mus.  SC.HTS!] 
wenigstens  den  größten  Teil  des  östlichen  A(|uarins  umlaßt.  Er  delnit 
sich  al^er  auch  nach  Osten  längs  der  Ekliptik  noch  weiter  aus. 

:;.  Östliche  Ausdehnung  i\i^>  Dl  L  .GA.\-(U>[\vv\^. 

a)  Zeit  seines  täglichen   Untergangs. 

Br.  Mus.  8t):i7S  Col.  III.  i>l  (vgl.  oben  S.  ->7  |s])  gibt  an: 

wenn  l^Ü.FA  Eii-lil  aufgeht,  geht  DI  L.GAS  unter. 

Wir  haben  bereits  oben  gezeigt,  daß  dem  Aufgang  des  !>C'.PA  (.\iklurus 
und  waiuscheinlich  die  umliegenden  Sterne  des  Bootes)  der  Untergang  von 
i'>,  w.  "  Ceti  folgt.  Dagegen  sind  die  Sterne  des  Pegasus  heim  .\ufgang  von 
T  Bootis  bereits  untergegangen  und  nur  der  Stern  n  Andromedae  —  den  «lalicr 
KoPKK  und  Bezoi.d  noch  zum  DIL.  GAS  rechnen  müs.«en  —  gelit  etwas  sin'iter 
unter,  indem  er  dem  aufgehenden  n  Bootis  am  Horizont  gegenüberstellt.  Das 
könnte  zur  Not  noch  passen:  al)er  es  fragt  sich,  ob  n  Pegasi  als  weslliciisler 
Stern  des  DIL .  GAS  gellen  kann.  Dii' 'i'txtc  lassen  uns  auch  liierülnT  nicht 
im  Zweifel.     Wir  sehen  dies  sofoil. 


168  Neuuntet-sucliiingen  von  einzelnen  Gestirnen. 

I>)  Die  ostlic-lii'  (iicuxe  des  V^YL  .  CrM  A'-Geslinis.    Celu.s  iils  lileilteii- 

iler    Bestandteil    lier   verseiiiedeiieii    Ivunrit^iuatioiien    des   DIL. 

(iAN. 

S.  !:;  uuiile  auf  Giuiid  von  nieiireren  bal)ylunisclien  Texten  der  Naeli- 
weis  crliiaciit.  daß  DIL.GAX  ursprünglich  aueli  noeli  den  Aiies  uinl'alMi', 
der  aliei-  später  unter  dem  besonderen  Namen  KV .  MAL  abgetrennl  wurde. 
Da  in  Dril.  Mus.  8(j:i78  der  Aries  diesen  Namen  lülni,  .so  spiegelt  auch  dieser 
Te.xl  die  neue  Ordnung  wieder.  Die  östliche  Grenze  des  alten  DIL.GAN- 
Gestirns  bildeten  die  Plejaden ;  die  des  neuen  der  Aries. 

Im  letzteren  Fall  beginnt  DIL  .GAN  entweder  auf  der  West-  oilei'  der 
Südseite  des  Aries.  Tritft  ersteres  zu,  so  umialst  DIL.  GAN  den  östlichen 
Piscis,  die  südlichsten  Sterne  der  Androineda  und  den  weltlichen  Pegasus;  ist 
dagegen  letzteres  lichtig,  so  besteht  der  DIL.  GAN  aus  dem  Cetus  und  dem  öst- 
lichen Afiuarius.  Die  Unzulässigkeit  der  ersten  Annahme  springt  ohne  weiteies 
in  die  Augen;  denn  aiigesehen  von  der  Inanspruchnahme  eines  bereits  besetzten 
(iebietes  wäre  ein  dei-artig  gestaltetes  Sternbild  ganz  unhegreillich.  Wir  können 
uns  daher  auf  die  positiven  (!rnnde  für  die  zweite  Annahme  beschriuiken. 
Dabei  kommt  es  uns  in  erster  Linie  darauf  an,  Celus  als  einen  Bestandteil 
des  DIL  .GAN  nachzuweisen. 

p]s  geschieht  dies  auf  Grund  von  Texten  versciiiedener  Arl.  Der  tnsle 
ist  eine  Liste  von  Sternbildern  in  oiler  in  der  Nähe  der  Ekliptik  entsprechend 
dem  Sonnenlauf  in  den  1:2  Monaten  des  -Jahres;  sie  ist  von  Pinches,  Academy 
4.  Nov.  1893  veröirentlicht  und  als  Liste  11  in  Sternk.  I  i23'J  aufgenonnnen.  Wir 
nennen  sie  kurz  Dokument  k.  Dei'  zweite  Text  bezieht  sich  auf  den  heliakischen 
Aufgang  von  Sternbildern  in  den  aufeinanderfolgenden  Monaten;  er  ist  der 
längst  bekannte  Text  K"  105,  den  zuletzt  Virolleaud,  A  Gh  Istar  XXVI  mu 
aufgelegt  hat.  Ei'  heiße  Dokument  B.  Beide  Dokumente  konmien  daiin  fibcr- 
ein,  dafa  DIL. GAN  nicht  mehr  den  östlichen  Arjuaiius  umfaßt;  sie  iniln- 
scheiden  sich  dagegen  darin,  daß  im  Dokument  A  von  DIL  .GAN  m\v\\  dei- 
Aries  als  KU.. MAL  abgetiennt  ist,  währeiui  im  Dokument  B  DIL .  GAN  den 
Aries  noch  umfaßt. 

nokumeiit  A. 

KU .  MAL  Aries 

MUL .  MUL  -rGÜ.AN.  NA  Plejades  ~\-  Taurus 

SIB  .ZI.  AN.  NA  Ar  MA§  . 

TAB.  BA  GAL .  GAL .  A  Orion  ^    Gemini 

AL.LUL  Cancer 

IJR.GU.LA  Leo 

AB .  SIM  Virgo 

Zi-ba-fni-tiij  Libra 

8.  Arah-mmna  GIB.  TAB  Scorpio 

'.).  KisUnni  PA .  BIL .  SAG  Sagittarius 

10.  Tebifu  HU  HUR  Capricornus 

11.  Sabätu  GU.LA  (hier!)  Aquarius 

li.  Addarti  DIL .  GAN  7    rikis  imni  DIL  .  GAN  +  Band  des  Fisches. 


1. 

Nisannu 

-) 

Airii 

3. 

Sifänii 

4. 

Duz  IC 

5. 

Abu 

6. 

Ulülii 

7. 

Tisrifu 

Xcuuntcrsucliungcn  von  cinzelaen  GcstirneD.  169 


Daß  hier  der  Su^ur-Fiach  unserem  Caper,  GU.LA  dem  Aqiiaiius,  ins- 
besondere dem  öslliclien  entspricld.  bodarl'  iieines  Beweises.  Und  was  ist 
DIL .GAX?  Es  ivann  nicids  anderes  sein  als  der  Ce(us,  der  mit  ileni  .Hand 
des  Fisches*"  ilie  Kkiiptikpartie  ösliicli  vom  Aqnarius  einschließt,  fdmlicii  wie. 
die  beiden  Gestirne  der  i'lejaden  und  des  Tanrns.  di^r  Orion  und  <he  ZwiHinge 
je  einen  Teil  der  Ekliptik  umfassen').  An  DIL .(i AS  =  Pegasus  datregen 
kann  yar  nicht   ^'odadit   wiTdfii. 

I>ukumeiit  IS  (auszugsweise). 
Z.    1.  ''  DI L  .  ''A\  iiia  "'"'■'  Xinaniii  iftanmar  (mar) 
'.1.  Ml'L  .  MCL  iiin  "'"f>  Airi  iffainnfir  (mar) 
6.  ''■  "'*  Li-e  kfd  satti  izzaz  (az) 

8.  *■•  Sih-zi-an-na  iiia  ""'^  Sirüni  ittatiitiar  (mar) 

9.  ''  KAK.SI.DI  ina  "'"^  Diizi  iUanmar  (mar) 

'^i.  inn  '"'"'>  Kmi im l  ''■  DIL  .(iAX  ii  MVL  .  MUL  inmimarfi 
—  7j.   \.  (Das  Gestirn)  Dil-};an  erscheint  im  (Mnnat)  Nisannu  .  .  . 
:>.  (Das  Gestirn)  Plejades  erscheint  im  (.Monat)  Aim  .  .  . 
G.  (Das  Gestirn)  Hyadcs  mit  Aldeharan  steht  all.jälirlich  da  .  .  . 
8.  (Das  Gestirn)  Oiiun  erscheint  im  (Monat)  Sivänu 
'.).  (Das  Gestirn)  Sirius  erscheint  im  (.Monat)  Düzu 
Ö2.  im  (Monat)  Nisaunn   enscheint  (das  Gestirn)  Dil-fran    und  [cventnell 
ancli|  das  Gestirn  der  Ple.jaden. 
Hier  wird  klar  bezenf,'t.  dati  im  Nisan  in  der  Regel  nur  der  DIL. (iAX 
aufgeht,   daß   aber   unter  Umständen   auch   der  Aufgang  der  Plejaden   in   den 
1.  Monat   fällt    (Z.  52).     Dies   geschaii   dann,   wenn   der  schwankende  Anfang 
des  babylonischen  lunisolaren  Jahres  sich  erheblicii  gegen  den  mittleren  Jahres- 
anlang  verspätete.     Dagegen  bezeugt  Z.  0,   dals  die  Hyaden  und  Aldebaran  in 
jedem   Jahr   im   Monat  Airu    lieliaki.scii   aufgehen.     (Die   Deutimg    kal  satti   = 
„das  ganze  Jahr"  liätte  liier  keinen  Sinn.) 

Und  was  ist  dies  für  ein  Sternbild,  das  im  Nisan  vor  den  Plejailen  auf- 
geht':'    Kein  anderes  als  Cetus  -     AriesI 

Der  westlichste  Stern  des  Getus,  nämhch  (.  geht  1  -2  Tage  nach  dem 
Aipiinoktium  auf.  i  Tage  darauf  folgt  a  .Vrietis.  Dami  ki.nuiien  der  Heiiie 
nach  fi,  ij,  C,  o,  ;-  Geti.     Letzterer  eisciieiiit  rund  tO  Tage  nach  a  Arielis. 

Die  .Aufeinanderfolge   der   hfliakischen  Aufgänge   ist   aus  den   Sternzeiten 
der  täglichen  Aufgänge  mit  Berücksichtigung  der  (Jrößen  er.sichtlicli.  wie  folgt: 
GröDc      Slernzcil  dos  AufgaiiKS  Gröfle      Slcrnzoit  dp«  AiifuariKS 

1    Ceti  3.7  257°25  ,"  Coli  3.5  283^12 

n   Arictis       2.2  262.01  (..     „  2.5—10  284.07) 

If  Ceti  2.4  271.38  ;■     „  3.8  285.20 

,y     „  3.5  271.54  .1     „  2.9  288.01 

Das  Intorvall  zwisrlion  di>n  licliakisolioii  AnfünKcn  vnii  <  und  ;•  Cc'li  ergibt  sioli  aus 
iinoli[i>l};cndcr  Berechnung  : 

500  «JA  SeliuDp<lii>;;i>ii      Länni'  der  Sonne    Ta;;e  nacli  il.  .\i|uini>ktiuni 

I  Ceti  832?15    j  —  22?34  IC>i  lo^j  11.27(12) 

;■      „  9.28     I   —    0.10  Ifi'ö  r.l'lin  53.87   (54) 

')  Sil>-:i-iiii-iiii  reiclit  iiffonl)ar  Kleicli  dem  lll l. .  (1  AS'-CcU\^  nnlie  .tu  ilie  Kkliptik 
liiTiin:    ihirniii    ^iiid    l.elile   M  n  ii  ilh  :i  li  ii  -  Ce-tinie   (s.   •.I>c>ii   .>;.   70  f  I 


170  Neuuntersuoluingen  von  einzelnen  Gestirnen. 

Wir  sind  damit  am  Ende  unserer  Untersuclmng  des  DIL .  ö^A'-Gestirns 
angolanjjt.  Sio  war  vielleiciit  die  schwierigste  auf  dem  ganzen  Ge- 
l)iote  der  Erforscluing  der  babylonischen  Himmelstopographie,  aber 
auch  die  fruchtreicliste  und  folgenschwerste,  wie  alsbald  ersichtlich  ist. 

Das  Hauptergebnis  ist  folgendes.  Es  existierten  nach  den  verschiedenen 
Texten  D/L.  GJ^A -Gestirne  von  verschiedenem  Umfang.  Allen  a))er  ist  der 
Cetus  gemeinsam. 

l.Eorm:  Aries  -}- Cetus -|- östlicher  Aquarins 

II.      „     :  Aries -(- r.etus  i     ö-stl.  Aquarins  =  <?r.  L^ 

III.      „     :  Celus   I  östlicher  Aquarins       Aries  =  A'i[7.  il/ylL 

...  ^   ,  i  Anes  =  KU .  MAL 

I  \ .      _     :  C  <  e  t  u  s  ' 

I  östl.  Aquarins  =  GU.LA 

Die  I.  Form  ist  bis  Jetzt  niclil  direkt  nachweisbar.  Sic  eriiibt  sich  aber 
mit  Notwendigkeit  als  L'rform  aller  übrigen.  Sie  ist  bereits  oben  S.  14  er- 
kannt Mild  kann  als  das  große  Sternbild  bezeichnet  werden,  dessen  einzelne 
Sterne  um  etwa  ^000  v.  Chr.  in  der  Zeit  des  befruchtenden  r>egen.~  niul  ih'v 
folgenden  Vegetationsperiode  aufgingen. 

Die  II.  Form  wird  jjelegl  durch  obiges  Dokument  B  (R"'  lü.j,  Virolleaud, 
AChl.star  XXVI  und  durch  eine  Reihe  anderer  Angaben,  so  K  -llä'.H  (Virol- 
leaud, 1.  c.  XXV)  letzte  Zeile. 

Die  111.   Form  tritt  auf  in  Rr.  Mus.  8(;37S,  Col.  III.  Kl,  l>1.:!1. 

Die  IV.  Form  wird  durch  obiges  Dokument  A  (.S.  1(18)  rejjräsentiert. 

Die  l.  Form  ist  jedenfalls  die  fdteste,  die  IV.  die  .jüngste.  Ob  von  der 
II.  und  IM.  Form  die  eine  oder  die  andere  ;ilter  ist  oder  ob  sie  gleichzeitig 
nebeneinander  von  verschiedenen  Asli-onomenschnlen  angenonunen  wurden, 
läfät  sich  zurzeit  nicht  ermitteln.     Das  ist  auch  nicht  von   besondpiem  Belang. 

Vorstehende  Untersuclmng  ist  für  eine  kritische  Würdigung  des  babylo- 
nischen Sternhinunels  von  größter  Bedeutung.  Sie  zeigt  einen  auffallenden 
Wandel,  der  sich  in  der  Benennung  und  Umgrenzung  mancher  Sternbilder  voll- 
zogen hat.  Das  malinl  zu  großer  Vorsicht  und  zwar  in  dniipelter  llinsidit. 
Einmal  muß  man  sich  wohl  hüten,  vereinzelt  auftretende  Steinbilder  mit  den 
aus  anderen  Dokumenten  bekannten  gleichnamigen  einfach  zu  identifizieren, 
selbst  wenn  man  mit  Sicherheit  weiß,  daß  die  gleichnamigen  Konstellationen 
in  ungeffdir  derselben  Hinnnelsgegend  liegen.  Noch  verhängnisvoller  wäre  aber 
der  entgegengesetzte  Fehler,  etwa  aus  dem  AVidei-.sj)ruch  zwischen  spätbabj'lo- 
nischen  und  älteren  Dokumenten  ohne  weiteres  den  Schluß  zu  ziehen,  diese 
oder  jene  seien  unzuverlässig  und  unbrauchbar.  Die  verschiedene  Bedeutung 
des  ''■  Nünu  (S.  171  ff.)  mahnt  im  gleichen  Sinnet). 

Als  gesichertes  positives  Gesamtergebnis  der  Untersuchungen  der  in  Br. 
Mus.  8(>378,  Col.  III,  7ff.[!!]  genannten  Sternbilder  >'■  SIM.MAH  C- äi-nit-nu- 
fiini,  ''IM.  SIS),  "GD.LA,  ''DIL.  GAN,  "■  Lu-lim  gilt  Folgendes: 

1.  *"■  SIM .  MAH  =  ''■  äi-nu-nu-tum  „Schwalbengestirn"  =  *'  IM  .SIS  „Sturm- 

gestirn"  =  westlicher  Aquarins,  speziell  x,  e,  u.  v.  ö.  ß.  n. 


')  Beachte  auch  die  oben  S.  23  f.  wiedergegebene  Bemerkung  des  Cl.  Ptolkmaus. 


Neuuntersuchuogen  von  einzelnen  Gestirnen.  171 


■1.  ^  GL'.LA   =   Piscis    austrinu?;    -•-    östl.  rapricornus    (sehr    walir- 
sclieinlicli)  -^  südwestliche  Ecke  des  östlichen  Aquarins  (möglich). 

3.  ''•DIL.GAN  ^  östlicher   Aquarius   (mit   den   Sternen  ;•.  C,  ';• '^) 

-  Cetns. 

4.  '''  Lu-Iini  =  Andi-oinoda.  [Dazu  j:ehören  möglichorweise  die  vier  kleinen 
Sterne  )■,  c.  o,  n  ( '.assiopejae  (zwischen  r  Andromedae  und  «  Cassiopejae). 
vgl.  Revue  dAssyr.  XI  p.  18  (XII).] 

Die  neue  Untersuchung  bestätigt  also  in  bezug  auf  1..  :i.  und  4.  nu-ine 
Ergebnisse  S.  11  (XIX)  und  S.  l:J(XX)fl['.  durchaus;  ebenso  stimmt  die  Lokali- 
sation von  ''-GV .LA  im  wesentlichen  mit  der  früheren  (S.  \2)  überein. 
Die  Sterne  des  Microscopiums  halie  ich  früher  (S.  l:{)  nur  deshalb  dazu  rechnen 
müssen,  weil  ich  glaubte,  Sterne  des  östlichen  Capricornus  nicht  in  Anspruch 
nehmen  zu  dürfen  und  anders  dem  Datum  des  heliakischen  Aufgangs  (XI.  .")) 
nicht  Rechnung  getragen  werden  konnte.  Damit  will  ich  aber  das  Microscopium 
auch  jetzt  nicht  ausschlieLicn. 

Nochmals  hebe  ich  hervor,  dali  die  soeben  sub  -1.  und  :!.  t-rwälmte 
Lokalisation  ih^Y  beiden  (iestirne  GU.LA  und  hIL.GAS  nur  \\w  di-n  Text 
HM  8r,:!7s  Col.  111,  Ktll.  nachweisbar  ist. 

VIII.  Die  Gestirne  des  ^'- E .  A. 

I.   HA  (mnm)  "  i: .  A  =  Der  Fisch  des  '■•  /•;./!. 

Dieses  Steinbild  wii-d  in  dem  KingscIicu  TcxI  llr.  .Mii>.  sc.ilTs  \'s  Col. 
II,  l'.l  als  erstes  der  A'. ^-Gestirne  genannt: 

*"  .Vh«m  '' E .  A  (ilik  päii  kukkdbOiii  -ii'i-ul  '' K .  A 
=  Der  Usch  des  E.A,  der  Vorlänfei'  (Führer)  der  Sterne  des  E.A. 

Wir  haben  denselben  oben  S.  (57  mit  dem  (nni(l)östlichen  unsfrer  beiden 
Pisces  idcutilizieit ')  und  zwar  gestützt 

I.  auf  die  Amiahme:  '''  IfA  (einfachhin)  ^  iler  nordösiliche  unserer  Pisces 
(begründet  S.  14.  XXII): 

■2.  auf  den  Text  III  R  rr.i  Nr.  -2.  iMX.,  wona.h  der  Vennsplan.-t  im  '/VI"'!" 
(X.  Monat)  '■■■l'zu  (Caper).  im  Sahälu  (XI.  Monat)  "Dil. .GAS.  im  Ail<l,i,u 
(XII.  Monal)  '''  Xiimi  "K.A  genannt  ward.  Dies  wurde  S.  <>7  so  gedeutet: 
Venus  erlifdt  ihren  Nanu-n  von  dem  jrwijljgi'n  Ekliptikstirtdiild.  indem  sie 
gerade  steht. 

Im  weiteren  Verlauf  meiner  Untersuchung  stiegen  mir  jedoch  ernstliche 
Heilenken  auf  und  zwar  zunächst  bezüglich  der  Identität:  *•  Nihiii  ''K.A  = 
(Nord)östlicher  Pisci.s.     Es  sind  folgende  drei: 

I.  Wie  ist  es  denkbar,  dalj  der  noidöstlicbe  Piscis.  der  selbst  schon 
um  -  70(l  iiis  zu  clwa  Id"  nnr<lliche  Deklination  erreichte,  also  noch  höher 
über    dem    .\i|uator    lag    als   >i,  />'  .Arii-tis    iuhI   Tanrus.    zu   dm    Cestii-ncu    lii-s 

')   Aiii'li   Hi/i>ii>  iiikI   Kolli    linlii-n  ilii-s  ^i'liiii  (ZÄK  IT). 


172  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


E.A   gerechnet    werden    konnte,    die    dncli    im    ültrigen    nachweislmi'   tief  im 
Süden  liegen':' 

'2.  Als  letztes  Glied  in  der  Reihe  der  E.  ^4-Gestirne  wird  der  Ziegenfisch, 
unser  (laper  aut'geföhrt;  .also  müssen  wir  erwarten,  daß  der  Fisch  des  E.A, 
der  das  erste  Glied  der  doch  gewiß  geschlossenen  Kette  bildet,  in  der  Nähe  des 
r.aper  und  zwar  östlich  von  ihm  liegt.  Dieser  Erwartung  entspricht  aber  der 
(nord)östliche  Fisch  nicht  im  mindesten. 

3.  Wie  sollten  die  Babylonier  einem  so  unscheinbaren  Sternbild  wie 
unserem  nordöstlichen  Piscis  eine  so  wichtige  Rolle  zuei-kennen,  Führer  oder 
Vorläufer  dev  Gestirne  E.Ä's  zu  sein? 

Die.se  Bedenken  lenkten  meine  Aufmerksamkeit  auf  ein  ganz  anderes  Gestirn: 
den  Piscis  austrinus.  Bei  diesem  fallen  sämtliche  drei  Einwürfe  weg.  Denn 
er  lag  um  —  7(K)  tief  im  Süden  (sein  Ilauptstern  a.  hatte  um  —  700  eine 
Deklination  von  —  4-1. 5),  grenzt  süiiöstlicli  an  den  ('.aper  und  a  Piscinis  austrini 
ist  ein  Stern  erster  Größe  (1.3). 

Steht  aber  dieser  Annahme  nicht  der  oben  crwälmlc  Text  III  R  .">:!  Nr.  3.  iMf!'. 
entgegen,  wonach  Venus  im  Ad  dam  den  Nanien  '•  Aiaiu  ''E.A  führte ':- 
Dem  wäre  .so.  wenn  unsere  frühere  Annahme  richtig  wäre,  daß  sich  die  Be- 
nennung des  Planeten  nach  dem  Sternbild  richtete,  innerhalb  dessen  er  im 
Monat  Addaru  stand.  Dem  ist  aber  offenbar  nicht  so;  vielmehr  wurde  dei- 
Name  dem  Sternbild  entlehnt,  das  in  dem  betreffenden  Monat  heliakisch 
aufging.  Den  Beweis  entnehmen  wir  dem  sogenannten  Dil-buf-T,\h\et  81-7-(i, 
\0-2,  das  Brown  in  seinen  Researches  II  p.  löOff.  veröffentlichte  und  das  in 
Sternkunde  I,  2:2'.)  (IV)  aufgenommen  ist.  Auch  hier  handelt  es  sich  um  die 
Namen  der  Venus-Planeten  wälireiul  il<'i-  zwölf  .Moniib'  (\c!i  .laliro  iiinl  .uhIi 
hier  wir<l   Venus 

im    Tebitii  l'zfal 

„   SalidtK  DIL.  (tAX 

„   Adiliini  HA  (=  nnnu) 

Fra"e  — 


genannt. 

Außeidem 

aber    iieibi 

liiei 

■   —    und    d; 

IS    entsclit'idi-t 

die  Venus 

im   Älni 
,    Vlulu 

HAN 
MX.  KI 

,    Ti.iritu 

EX .  TE.  X. 

{-MAS.SIG. 

Die  drei  Gestirne  aber,  denen  diese  Nanien  zukommen,  liegen  nicht  in 
der  Ekliptik,  sondern  stehen  weit  von  ihr  ab;  denn  BAN,  das  Bogengestirn 
=  f,  t)  f'.anis  maioris  etc.;  XUN.KI.  das  Eridu-Gestirn  =  Vela  -|-  südlicher 
Teil  von  Puppis;  EX .  TE .  XA-MAS .  SIG  =  größter  Teil  des  Centaurus. 

Also  kann  es  sich  nur  um  Gestirne  handeln,  die  in  den  betreffenden 
Monaten  heliakisch  aufgehen. 

Wir  fragen  aber  weifer:  Geld  denn  aucii  Piscis  austrinus  im  .Monat  Addaru 
wirklich  auf':'     ( »iiiie  Zweifel  I     Dies    Ichit    siliun    ein   Nerglt-icli  di-r  Sti-rnzfiten 


Neuuntersucliungen  von  einzelnen  Oestirnen.  173 

der  tätlichen  Aiiff:änge  der  Sterne  des  Pi.scis  aufslrinus  mit  der  von  »  Arietis, 
der  am  I.  I   licliakiscli  erscheint: 

—  oOO  Grüße  I,  ,5  Sternzeit  des  Aufgangs 

ß  Pisfis  austrini        4.4  i^.)^^.»?,  —  4±70  :244!si4 

u     „     (FoiiKilliaiit)    1.1-  :500.0(i  -- \{)\){\  ^ÖO.Iti 

H  Arietis  -Li  :5r»8.G^  ^  \().-l'.'>  ■H,iS)\ 

Ferner   ergibt   die   Berectiniin^',  daß  Fomaliiant  am   H.  (lö.)  Adar  laiia- 
kisch  aufj,'ing. 

Sciiuugs-  Länge  der  Tage  .       Datum    (nacli 


Bogen  Sonne  seit  d.  Äquin. 


1-2"  351.51  35fi.5    (357) 

12.5  352.40  357.4    (358) 


seit  I,  1  babyl.  Weise) 


343  XII.  14 

344  XII.  15 


Der  „Fisch  des  E.A"  ist  darum  fraglo.^  unser  Piscis  austrinus 
oder  des.sen  hellster  Stern  Fomalhaut.  Der  Erfolg  drängt  zu  der  weiteren 
Frage:  ist  am  Ende  ''HA  (nünu),  „der  Fisch"  (einfachhin)  gleichCails  mit  dt'm 
Piscis  austrinus  idenli.sch-'     Dem  ist  wirklich  so!     Hier  die  Grfinde: 

1.  In  dem  oben  genannten  /A7-A«/-Tablet  heißt  Venus  im  Monat  Addaru 
einfach  ''HA:  in  dem  ganz  entsjjrechenden  Text  III  R  ö:{  Xr.  :?,  :J4tf.  *-//.l 
■'  E.A.     Also  "■  IfA  =  "■  HA  "  E .  A. 

■1.  Der  ''HA  geht  nach  Br.  Mus.  8(i378,  Col.  III,  \-l  am  i:<.  Addaru  gleich- 
zeitig mit  Üi'i-gi  (Perseu.s)  heliakisdi  auf. 

Der  heliakische  Aufgang  von  a  Piscis  austrini  fand  —  wie  oben  gezeigt  — 
gleichfalls  um  diese  Zeit  statt. 

Es  kann  somit  nicht  zweifelhaft  sein,  daß 

''•IfA  =''  IfA  ''E.A  =  Piscis  austrinus  oder  (mit  Rücksicht  auf 
das  Datum  des  heliakischen  Aufgangs  genauer)  a  l'iscis  austrini 
(Fomalhaut). 

Dagegen  erheben  sicii  jedoch  zwei  Bedenken. 

1.  S.  1-2  und  171  kamen  wir  zu  dem  Ergebnis:  der  Piscis  austrinus  ist 
ein  Bestandteil  des  (Je.slirns  OU.LA.  Dies  scheint  aber  doch  der  Annahme 
''■IfA  =  «Piscis  austrini  zu  wider.si)recheii,  zumal  gerade  jenes  Gl'.LA- 
Geslirn  und  ''HA  in  einem  und  demselben  Tcxtabscimitt  Br.  .Mus.  S(;:{7S. 
Cul.  III,  l:{-:W  aultreten. 

Die  ganz  einfache  [..ö.sung  ist  diese:  ''  IJA  bildet  den  siulüslliclun  Teil 
des  ''  (U'.LA.  Isl  dem  .so,  so  darf  in  jenem  Abschnitt  niemals  von  dem 
Untergang  des  ''IJA  als  einer  von  dem  des ''■GL'.  LA  gelrennten  Erscheinung 
die  Rede  sein.  Demi  der  Untergang  von  n  Pi.scis  austrini  isl  zugleidi  der  des 
''■  GV .  LA.  Und  in  der  Tat  isl  in  jenem  Ab.scImilt  wohl  von  dem  Untergang 
des  ''■GU .  LA,  nicht  aber  von  dem  des  ''IJA  die  Rede  (siehe  oben  S.  rJi'). 
Der  Piscis  austrinus  (insbes.  «)  bildet  also  in  Br.  -Mus.  ,S(;:}7S,  Col.  111 
einen  Teil  des  ''•GU.LA  unter  dem  besonderen  Namen  ''■HA  = 
''  Xünii  „der  Fisch".  Dieser  sjiielt  al.so  eine  ähidiche  Rolle  wie  Kl'.M.XL 
(Aries)  im  ''DIL. GAS.  wie  ''  Ll'GAL  (Regulus)  im   IR.Gl.LA  (Leo). 

KuKli'c.  Sti'rnkundf  und  SU'rnilicnht,  Hrvi^nzuntrcn.  13 


174  Ncuuntersucliungeu  von  einzelnen  Gestirnen. 


2.  Der  ''■  IfA  ist  nach  anderen  Texten  identisch  mit  dem  babylonischen 
Ziegenfiscli  (Cai)riconius).     Zum  l^eweis  diene  Viholleaud,  ACh   istar  V.  I:>ff. : 

\±  "■Dil-hat  ana  *-.4ß./.S/.U  ///(/ .  .  .  / 

13.  "■im-bat  ana  *<  AB.SIM  [ifehhi-ma] 

14.  ''■  Dil-hat  ana  ^'- HA  ifhi  ahiktii  ina  mäti  isstthin(nn) 

15.  '' Dil-bat  ana  >"  SUHUh' .  BIB'"'  iteh/jima. 

\-2.  Falls  Venus  sich  der  Spi[ca  nfdiert  .  .  .  (gechieht  das  und  das)]. 
\'A.   W'iuis  näherte  sich  der  Sp\ca.  event.  Virgo  W.  (wirklicii). 
1  k  Falls  Venus  sich  dem  „l'iscli-  ufdiert,  wird  ein  Morden  im  Lande  sein, 
lü.  Venus  lu'dierte  sich  dem   „Ziegen fisch'"   (wirklich). 

Also  "HA  =  "  SUHVR.BIR'.'"   ,Ziegenfisclr. 

Man  könnte  entgegnen,  der  Sinn  sei  dieser:  Die  Venus  schreitet  von  W. 
nach  0.  voran.  Nähert  sie  sich  dem  „Fisch"  (d.  h.  Piscis  austrinus),  so  kann 
diese  Annäherung  eine  gröfsei-e  oder  geringere  sein.  Letzteres  ist  liier  der 
Fall:  Venus  konnnt  zum  Capricorims  (Ziegenfiscli)  heran,  iiälieit  sich  aber 
damit  zugleich  dem  Piscis  austrimis. 

Eine  derartige  Auffassung  der  Omenregeln  läßt  sich  jedoch  nicht  belegen; 
vielmehr  zeigt  sich  auch  in  anderen  Fällen,  daß  die  babylonischen  Astrologen 
mit  Vorliebe  in  der  Omenregel  und  in  dem  Faktum,  auf  das  dieselbe  an- 
gewendet wird,  dem  gleichen  Gestirn  verschiedene  Namen  geben.  So  heißt  es 
in  ViHOLLEAUD,  A  Ch  Istar  XXX,  Ki: 

/ —  ''■  X]  ana  ''■  äü-gi  iflß  '' iJil-hut  itli  ''  En-nir-sär-ni  iiipuh-nui 
=  [Wenn   das   Gestirn  X]   an    den    Persous    licraukumiiif.      Die   (inttin 
Istar  glänzt  beim  En-nte-sar-ra  auf. 
En-nte-sar-ra    ist    nur    ein    anderer   Name    für    SÜ.(tI    .Greis"    (=  Perseus); 
vgl.  oben  S.  53. 

Der  hier  eriiobene  Kinwand  vermag  jedoch  unsere  obige  Identifizierung 
des  Fisch-Sterns  der  zwei  genannten  Texte  mit  dem  Piscis  austrinus  (speziell 
Fomalhaut)  nicht  zu  erschüttern.  Er  brachte  nur  die  Tatsache  ans  Licht, 
daß  zu  anderen  Zeiten  oder  in  anderen  Astrologenkreisen  der  Ziegenfisch  auch 
einfach  „der  Fisch"  hieß.  Der  heliakische  Anfang  dieses  Fisches  fällt  nicht 
in  den  Addaru,  sondern  viel  früher. 

2.   Die  übrigen  Gestirne  des  f'-TJ.A,  insbesondere 
das  Gestirn  JS^U.  MUS.  DA  (^  Nainassü). 

Wir  haben  uns  bereits  oben  S.  fiö  ff.,  bes.  69  mit  letzterem  Gestirn 
beschäftigt,  ohne  darüber  ins  klare  zu  kommen.  Die  Feststellung  des  „Fisches 
des  ^^E.A'  als  Piscis  austrinus  (n)  wii-d  uns  aber  jetzt  das  rätselhafte  Gestirn 
erkennen  lassen.  ''  NU.  Ml't^ .DA  kommt  in  den  beiden  S.  65 f.  aufgeführten 
Listen  der  .E.  .4-Steine  vor.  die  sich  aber  insbesondere  bezüglich  der  Gestirne 
HA  und  NU .  MUS  .DA  zu  widersprechen  scheinen.  Wir  müssen  sie  daher 
hier  nochmals  heranziehen. 


Ncuuntcrsuchungen  von  einzelncu  OesUfnen. 


175 


Ihi 


Liste  A. 

(    I.  ar .LA 

\    i.  Siilmt  Sil   iiKi   zihliOti 

:!.  M.  Ml 'S.  DA 

i.  HA 

').  ''  Ijti-ta-rak 

(;.  •'CAL.LAL 

7.  A7'A'*' 

s.  SIS.MAH 

'.).  "  I'A  II  ''LI'dAL 

Kl.  SAH.  Uli  u  SAU.GAZ 

I  I.  l'A.BIL.tiAd 

\'l.  SI'Hlh' 


Liste  B. 
I.  HA  "K.A 

■1.  Liikbibu    G U .  LA    •'  E .  A  : 
>■■  NUN"'  "E.A 

ii.   *•  -V/.V.  MÄlf[roo\As  vom  vorigen) 

4.  EN .  TE.  NA-MA^ .  SIG 

ö.   C*  GAN.  GUäUli  [auf  der  Seite 

des  vorigen] 
.  I  l»if'  zwei   (icslirnc  1 

-■'      ''/'vi        uti.i  ''LUGAI.^ 
'  I      ''  SamuS  und  ■'  Ailml        | 
[hinter  dem  vorigen) 

5.  NU.  MUS.  DA  (NmnmSfi) 

•  I.     Uli  .  liE  [auf  der  linlsen  Seite  des 
1(1.    Akrahu  Skorpi.ms) 

I  I .   Irat-akral)/ 

iL'.jDie  zwei  Sterne  im  Zik/t 
I ;!. I  «krabi:  SAH. Uli u.  SAH. GAZ 
I  1.    J'A  .  BI L  .  SAG      [hinter     dem 
Voriycii) 

1 ."..   MA  .  Tl '  iincl  SUIfUH .  BIH  >■'•' 


a.  BA 

b.  "  Lii-ta-nik 

c.  "GAL.DAL 

(1.  A7'A'*' 

e.  .\7.V.  l/.l// 

[•.  ''  l'.l   II  ''  LUGAL 

g.  NU  .MUS.  DA 


Analyse  »1er  Liste  A. 

i.    S  üd  1  i  (■  li  (■  i-    1!  i  11^'. 

a  Piscis  aiistriiii 

i'>  Eridani   (Y   unsiclier) 

rt,  ß  Coluillbae    (?    nur    wahr- 
sclielnlich) 

Vela  -f  ^i"i'"-  Pupi''-''  ■[    ''•"'- 
nojjiis 

Östl.   riarilia  (wahi-seheinlioh) 

\  ß    \-  a  Ceiitauri   CO  oder 

IC    '   /<Arae)  (0 

p"  Sas-'ittaiii — a  Phnonicis 


)(  kliiiatidii 

—  7(10 

—  4^" 

—  53  " 

—  30« 

—  r,3"l)is 

—  :{.-,» 

-  .H«    , 

—  4'.)» 

—  tS"    , 

^4(1» 

(47"   . 

4C,") 

r^iV'  . 

-  V:!o 

11.     Nüldlirii 


Beiläufiges  Mille!  : 
ii  i  nirst  Ück. 


!i.  SAH.  Uli  II   SAH.  GAZ  /.    •    r  S.oipli 

li.  l'.l  .  Hl  L.  SAG  Sasritlariiis  -]     ,7  Oj.iiiii.lii 

c.  Sl  flUll-V\<r\\  (!a|iricoriiiis 

(1.  GU.  LA  A.|iiaiins 

C.  Sllhilt    .^<l    iiiil    :ilihiili  Pisccs 


17" 

Deklination  —  7(Ml 

—  30» 

—  30»  bis—  IS» 

—  -ITi"    ,    —  17» 

—  30»    .      -  II" 


H.iläufiges  Mittel:  j'l 

l)i(^s('s    lJint;siriek    bat.    weini   man    von  i.  Scoiiiii   bi>   n  Pisciiiin    rctliii«!, 
eine  Ansdelinimg  von  etwa   I3ü"  in  iiektaszens^iun. 

13* 


176  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 

Analyse  der  Liste  B. 

I.    Süd  li  eil  er    Hiii^. 

1.  HA    "E.A    , Fisch   des 
E.A- 

2.  Das    große    Gestirn    des 
E.A:   NUN"'  "E.A 

3.  NIN.MAU 

4.  EX.  TE.  NA-MA^.  §IG 

5.  ii'iGAN.GUäVR 
\  Zwei  Gestirne  des 

'•      "PA      und  »LUG Ah 

1     ''i§rt»(rts  und 'Mf/arf 
8.  NV.MUä.DA  r=  Na- 
niasm) 


9.    VR .  BE  (krilbu  kgCi) 

10.  Akriihu  „Skorjjiou" 

11.  Irat-aknihi    .Bru.st    des 
Sicorpions" 

I  Die  zwei  Sterne  im  zikit 
~\     akmbi     „Stacliel     des     ;.    L  ,,  Scorpii  —  30« 

'\     Skorpion.s' 
IL  PA.hlL.SAG  SagiUarius  ^     ,!l  Oi)l]iuclii  —  :iO"    „    —18« 

lö.  MÄ.  TV  und  Sl'Hlli. 


Dcklinati 

(in 

-  700 

n  Pisfis  austriiii 

-  4i>o 

\"ela  -f    südl.  Puppis  +  Ca- 
nopus  (mindestens) 

—  53« 

bis 

—  35« 

östliche  Carina  (wahrschciniipii) 

-  54« 

„ 

—  49« 

GenfaurUS    (mit    Ausschluß    der 
nordöstl.  Ecke 

—  49« 

r, 

220 

( '.lux   (sehr  wahrscheinlich) 

—  49» 

" 

420 

ß   1   n  Geiitanii  {'<)  oder 

—  48« 

—  4(')« 

C  +  /f  Arae  (?) 

-  47« 

„ 

-  4ü« 

von  ß  Sajrittaiii    bis   a  Phoe- 
nicis 

—  5(i" 

- 

-  1-3  « 

Koiläufigos  Mittel 

:    -    45» 

f) rd ii c ii e s   R i n j,'s l ü c )j. 

Dckliiialion 

—  700 

Lupus    ■    nordöstl.  Gculaurus 

—  35" 

bis 

—  ^1« 

Scorpius 

—  18» 

V 

—    9« 

a  in.  t)  Scorjiii 

—  19« 

—  15« 

BIR^" 


Gapricüinus  —  25»    „    —  17» 

Beiläufiges  Mittel:    —  -l^'i" 
Dieses  Ringstück  (von  t?  Genlauii  l)is  ^3  Capricorni)  umtal.it  etwa    lli»  in 
Rektaszension. 

Die  Liste  B  besteht  hiernacii  ans  2  Reiiien  von  Gesliiiien,  beide  in  der 
Richtung  von  West  nach  Ost. 

Die  erste  Reihe  umfaßt  8  Gestirne  und  hält  sich  mehr  südlich,  die  zweite 
Reihe  zählt  7  nördlichere  Gestirne.  Die  erste  bildet  oEFenbar  einen  vollständigen 
Ring,  der  mit  NU.MUS.DA  abschließt.  Dieses  Gestirn  liegt  also  in  un- 
mittelbarer Nälie  von  Piscis  austrinus  und  zwar  westlich  von  ihm.  Aus  diesem 
Grunde  geht  NU.  MU§ .  DA  in  der  Liste  A  dem  HA  (a  Piscis  austrini)  voraus. 
Es  besteht  demnach  hier  wenigstens  kein  Widerspruch  zwischen  den  beiden 
Listen.     Suchen  wir  nun  NU .  MUS  .DA  näher  zu  bestimmen! 

1.  In  Co).  II,  26  X  (vgl.  oben  S.  6(>)  heißt  es  von  un.serem  Gestirn: 
kakkahu  Sa  arki-su-nu  izzizu(zu)  kima  ''E.A  ip/juhaf/ial  kinia  ''E.A 
Iriihui''  "NU  .MUS.  DA  ■' ADAD. 


Neuuntei-suchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 


=  Das  Gestirn,  das  hinter  ihnen   (den  Steinen  ^ -^  ß  Arde?)  steht,   wie 
i'  E.A  aufgeht,  wie  ^'E.A  untergeht.  ..ist  .Vr..Vr.S"./^4,  das 
Gestirn  des  Wettergoltes. 
Der  Silin   kann    nur  sein:    Üas  Gestirn  XC .  M C S .  DA   und  das  Ge- 
stirn des  A'.^  gellen  gemeinsam  auf  und  unter.     Weiches    ist   nun    das 
(ieslirn  des  E.A?     Wir   wi.ssen  aus  zahlreichen  bildhchen  Darstellungen,  daß 
das  Synibül  des  E.A  der  Ziegentisch  ist;  außerdem  wird  er  in  II  R  ü.j,  :J7cff. 
als  Dant-abzu,  Antilope  des  Ozeans  (\Va.s.sertiefe)  bezeichnet ').    Es  kann  daher 
nicht   zweifelhaft   sein,    daß    wir  das  E .  .I-Geslirn    in    unserem  Capricornus  zu 
sncheii    haben    und   zunäclisl    im   Kopf  (n,  ß)  de.s.seiben;   denn    gerade   dieser 
heißt   nach    V  ACh  Istar   VI,  d-I  Ziege    bzw.  Antilope.     Welche   von    allen   in 
Betracht  konunenden  Südsternen  gehen  mit  diesen  Sternen  gleichzeitig  auf  und 
unlery     Die  Berechnung  gibt  folgenden  Aufschluß. 

-,., .        Sternzeit  des         Stern  zeit  des 
Aufgangs  Untergangs 

a  Capricorni  187.1  'M'>.'.\ 

ß         ,  188.9  US.H 

ß  Sagiltarii  188.8 

a  Phoenii'is  —  343.5 

Mit  dem  Aufgang  von  ß  Capricorni  wird  der  ganze  Kopf  sichtbar  und 
gleichzeitig  erscheint  /^' Sagittarii.  Eben.'^o  geht  gleichzeitig  mit  />  ('.apricorni  der 
helle  Stern  a  Phoenicis  unter. 

Hiernach  umfaßt  XV .  Ml'S .  DA  folgende  Sterne:  /i,  t  Sagittarii,  a  Indi. 
sämtliche  in  der  Breite  von  Babel  in  histor.  Zeit  sichtbaren  Sterne  des  Grus: 
y,  a,  X,  fi\  /('-,  d^,  lY-,  d  und  n  Phoenicis.  Die  (Jrößen  und  die  Koordination 
die.ser  Sterne  ffu-  —  700  sind 

Größe 
ßKß'-  Sagiltarii^)    i.I  (1.4) 
<i  Indi  :{.!> 

"Gruis  3.1 

n      „  1  .'•• 

n  Phoenicis  :2.4 

n  Phoenicis  ist  zugleich  der  einzige  noch  in  Betracht  kommende  Stern 
zwischen  Grus  imd  Kridanns;  deim  ;•  und  ^5  Phoenicis  lagen  zu  tief,  um  in 
Babylon  noch  ge.sehen  werden  zu  können.  Aus  diesem  Gnmde  kann  der  mit 
NU .  MUS .  DA  gleichzeitig  untergehende  Stern  nur  /i  Capricorni  sein.  «Phoe- 
nicis erhob  sich  zur  Zeit  der  Kulmination  in  Babel  um  —  7<Kl  etwa  I "  •20' 
über  den  Horizont,  konnte  also  noch  beobachtet  werden. 

Das  Sternbild  NU .Ml'^ .DA  hat  also  eine  ähnliche  Ausdehnung  wie 
di.'  Hydra.     Nach  K  ^63  Vs  48  (Del.  HW   Ki9b)  ist  der  Name  Xamal^ii   .Ge- 


n 

,'> 

■2U.1-2 

-  V.\.\-2 

i>.>S.Ol- 

~  :>o.'.)\- 

Die   Sterne  /.,  n  ',  ii  ',  <^ ', 

l'83.10 

—  47.31 

<\",  i'>Grui>  sind  von  der 

i>9i\43 

-  55.U3 

4.  Größe. 

3i'8.00 

—  5f...J3 

')   Siehe   Thl'REAL- Dangin,  ZA  XVIII,  I3S  Anm.  I    und    Leipz.  Semit.  Stud.  II,  2,  10 
und  38.     Vgl.  auch  Boll  bei  Bf./oi  n,  ZAF,  .^3. 

*)  />'■  und  (f  (beide  von  der  Gr.  4)  liegen  nur  einige  Hi«genMiinuten  auseinander. 


178  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 

winimel"  (?)  zu  lesen,  ein  Ausdruck,  der  besonders  von  Land-  und  Wassertieren 
gebranclil  wird.  Hier  jrill  die  Bezeiehnnny;  vielleiclit  der  großen  Zahl  der  Stei'ne, 
die  das  langgezogene  Bild  cnUiält. 

IX.  Gleiche  Benennung  verschiedener  Sternbilder. 

Es  ist  eine  merkwürdige,  sich  wiedeiholende  Erscheinung  in  der  babylo- 
nischen Astrologie,  daß  zwei  oder  sogar  diei  verschiedene  Sternbilder  den 
gleichen  Namen  tragen.  Dabei  lälll  es  auf,  daß  das  eine  derselben  außer- 
halb, das  andere  innerhalb  des  Ekliptikgürtels  liegt. 

So  kennen  wir  ein  Bogengestirn  (''■BAN  ^=  ^kaStu),  das  gegen  50"  südlich 
von  der  Ekliptik  steht;  es  ist  die  bogenförnn'ge  Sterngruppe  f,  6  etc.  Ganis  niaioris 
-\-  k,  1  Puppis.  Außerdem  wird  aber  aucii  ''AB.SIM  (östliche  Virgo  mit 
der  Spica)  Bogengestirn  genannt,  wie  aus  einer  Reihe  von  Textstellen  (so 
Thompson,  Rep.  Nr.  '2-2i .  Virolleauü  ACh.  Su|il.  L,  14;  s.  auch  oben  S.  l."JSf.) 
hervoi'geht. 

Eerner  kennen  wir  ^-  Uza  ,Ziegengeslirn"  sowohl  als  Bezeichnung  unserer 
l.,yra,  die  ca.  55"  nördlich  von  der  Ekliptik  liegt,  als  auch  des  Ziegenkopfes 
des  .SH/((7cM-Fisches  (unseres  Caper)  [VA  Ch,  Islar  VI,  :2:2|. 

Weiterhin  haben  wir  oben  ''■ffA  {=  Xünii),  das  , Fischgestirn "  als  Piscis 
auslrinus,  speziell  dessen  liellsten  Stern  Fomalhaut  erkannt,  der  etwa  20"  süd- 
lich von  der  Eklij)tik  liegt;  aber  auch  der  Ziegenfisch  (SUHUR .  BIR^")  heißt 
in  mehreren  älteren  Texten  einfach  ''•Nünu  (oben  S.  174)  und  —  wenigstens 
in  den  Texten  der  Spätzeit  —  erscheinen  un.sere  Pisces  gleichfalls  unter  diesem 
Namen  [siehe  rikis  nüiii  (Var.  nii-nii)  in  Sternk.  I,  221)  (II)  und  20  (l)|,  wofür 
in  älteren  Texten,  z.  B.  VA  Ch  I.star  VI.  17,  KUN.ME§  =  zibhüti  ,(FiscIi)- 
schwänze",  in  den  Texten  der  babylonischen  Spätzeit  ZIB.ME  =  zihbäfi  steht. 

Desgleichen  beachte  man  die  verschiedenen  G  U.  L^4-Gestirne  S.  1  (iO,  I G8.  1 03. 

Endlich  gibt  es.  wie  wir  sogleich  zeigen  werden,  nicht  nur  im  hohen 
Norden  einen  ''■  MAIt  .<!II> .  DA  „Wagengestirn",  sondern  auch  in  dei'  Nälie 
der  Ekliptik. 

Woher  wohl  diese  nierkw-ürdigen  Erscheinungen?  Sie  verdanken  ver- 
mutlich einem  astrologischen  Bedürfnis  ihre  Entstehung.  Die  Astrologie  kon- 
zentrierte ihre  Aufmerksamkeit  mit  der  Zeit  immer  mehr  auf  den  Bereich  der 
sieben  Planeten,  auf  die  Vorgänge  innerhalb  des  Zodiakus.  Andererseits  hatte 
aber  die  Mythologie  auch  allerlei  Beziehungen  zwischen  Gottheiten  und  be- 
deutsamen Gestirnen  geschaffen,  welch  letztere  zu  weit  von  der  Ekliptik  ab- 
liegen, um  mit  den  verschiedenartigen  Planetenerscheinungen  in  Verbindung 
gebracht  werden  zu  können.  In  dieser  Verlegenheit  hat  man  den  Namen  jener 
Gestirne  auf  solche  in  oder  in  der  Nähe  der  Ekliptik  übertragen.  Offenbar 
ans  dem  gleichen  Gnmde  hat  man  auch  selbst  die  Planeten  nicht  nur  nach 
Ekliptiksternbildern  sondern  auch  nach  Konstellationen,  die  tief  im  Süden  oder 
hoch  im  Norden  liegen,  benannt  (.siehe  unten  S.   193  f!".). 

Und  nun  zu  dem  vorhin  versprochenen  Nachweis! 


Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen.  179 


Das  Gestirn  JIAJt.GIU.JJA  in  der  Nähe  der  Ekliptik. 

Zwei  (icsliriiu  dieses  Namens:  MAU .dlL) .  DA  (=  xumhu,  l,astwagen) 
eiiifaclihin  und  MAR .GID .DA  Ay.SA  liaben  wir  hereils  oben  S.  Ö5;  ö7  iiach- 
;,'ewieseii  und  zwar  ersteres  als  Ursa  inalor.  letzteres  als  Ursa  minor.  Außer 
die.sen  i^lht  es  aber  auch  noch  ein  Gestirn  MAR  .GID .  DA  in  der  Ekliptik. 
Darauf  wurde  .schon  in  Sternk.  11,75^  aufmerksam  gemacht.  Daran  anknüpfend 
weist  Bezold,  ZÄF  42  aucii  auf  VA  Ch  Istar  V,  D— II  (und  Supl.  XLV.  3  f.) 
sowie  II.  Supl.  LXVI,  10  hin,  wonach  das  Gestirn  mit  Perseus  und  den  Flejaden 
,in  Beziehung  stehen"  kann,  Bedingungen,  die  nach  Boll  bei  dem  in  der 
Sphaera  barbarica  erwähnten  Wagen  (Sphaera  S.  108  IT.)  genügend  erfüllt 
werden.  Der  betreffende  Margidda  entspreche  daher  offenbar  dem  Narkabtu 
der  babylonischen  Spätzeit  (nach  Kugler  /i  +  C  Tauri). 

Es  sdieint  mir  indes  notwendig,  auf  die  Art  der  Beziehung  iles  Gestiins 
zu  Perseus   und   den   Plejaden  näher  einzugehen;   denn    in    der   l)abj'lonischen 
Astrologie  werden  viele  (Jestiine  zueinander  in  Beziehung  gebracht,  die  durch- 
aus keine  Nachbarn  sind.    Außerdem  muß  der  Verwertung  der  einzelnen  Texte 
die  sichere  Erkenntnis  vorausgehen,    daß  der  darin  genannte  M.lli  .GID  .DA 
wirklich  ein  Fixsternbild  und  nicht  etwa  ein  Planet  ist. 
Prüfen  wir  die  einzelnen  Stellen! 
1.  V.Vt'.li  Istar  XXI,  S.jff.  scheidet  aus;    denn  hier  ist  —  wie  S.  19.jfr.  ge- 
zeigt wird  —  "MAR.  GID.  DA  der  Planet  Venus! 
■2.  Istar  V,  (»—11:    —  "■  Dil-hat  i?ntr-ma  ana  pän  ''MAU.  GID.  DA  izziz- 

ma  (folgt  Vorbedeutung)  .  .  .  " Dil-bat  ina  pän  ''§Ü.G1  izzm-ma 
=  Wenn  Venus  erglänzt,  während  sie  vor  dem  Wagengesfirn  steht  .  .  .    Venus 
steht  wirklich  vor  dem  "Sü-GI. 

Daß   hier   §Ü.GI=  Per.seus   sei,    ist    nicht    ohne    weiteres    klar;    denn 
^Ü.GI  konunt   als  Zubehör  eines  narhibtu   „Wagens^  auch  ohne  Sterndeter- 
niinaliv  vor;  so:  narkahtit  SÜ .  Gl  =  iiiii-ljd-ntm  .sv(  luirkabti  (II  R  -11,  Wgh). 
Das  Gottesdelcrminativ  vor  ^C.Gl  be.seitigt  den  Zweifel  nicht;  denn  auch  be- 
slinuTde    Teile    von    anderen    Sternbildern,    so    der   Schwanzstei-n    des    Löwen 
("zibbat  '•■  UR.GU.LA)   und   die  Stachelstcrne   des  Skorpions  ('SAR.  TR  u 
"SAR.GAZ)   haben    die.-^es  Determinativ   (siehe  BM  S(;:{7S.  I.  10  und  \\..V2). 
Wenn  man  aber  auch  diese  Bedenken  fallen  läßt  und  die  zweifellos  wahr- 
scheiniicliere  .Annahme  ''^C'.GI  =  Per.seus   als   vollgültig   annimmt,   .^o  folgt 
doch  aus  der  Stelle   nicht,   daß  MAR.  GID.  DA  =  /<J    :Tanri;    denn  diese 
Sterne  stehen  zu  weit  nach  Osten,  um  die  Angabe:  Vemis  stehe  ina  pi'in  (^ 
vor,  westlich  von)    Perseus    mit    der  vorau.sgehenden  .Angabe.  Venus  ana  pQn 
''■  MAR  .  GID  .  DA    in    Einklang    zu    bringen.      Man    erwartet    vielmehr,    daß 
MAR.  GID.  DA  unmittelbar  auf  §Ü.GI  folgt  oder  mit  ihm  identi.-^ch  i.st. 
3.  VAC.h  II.  Supl.  LXVI.  10:  MCL-MCL  u  '■MAR.  GID.  DA  IR.BI  i= 
isthii.i,  milhOri.^)  izziziii''  "Dil-bat   ilH  MV L  .  MV L   S.IR  (inapiMih  :'l-ina 
=  Wenn  das  Plejaden-  und  das  Wagengestirn  beisanmien  stehen  (oder  gleich- 
zeilig    dastehen?)       |nie    VurliodeuUmg    wird    slillschwoigcml    liinzuKPfÜKtl       Die 
Venus  leuchtet  wirklich  mit  («»der  gleichzeitig  mit?)  dem  Plejadengestirn  auf. 


180  Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen. 

Hier  ist  es  zimäclist  zweifeiiiatl,  ob  istenis  (mitljMriS)  und  llti  im  lolcalen 
oder  temporalen  Sinne  zu  verstehen  sind  i).  Aufäerdem  Ijezeicliuct  liier  MAR. 
GW. DA  den  Planeten  Venus  ^). 

Ähnlich  lautet  VACh  II.  Supl.  LXXXIV,  :;:  MVL.Mi'L  u  >■  MAR  (Ab- 
kürzung von  MAR  .GW .  DA':')  miDjOfix  (islritis)  izzizii .  .  .  ''  LU .  BAD  ana 
MUL.MVL  ikSid.  "LU.BAD  „der  Planet%  der  „das  Plejadengestirn  er- 
reicht", scheint  hier  der  Mars  zu  sein. 

4.  VACh  Supl.  XhV.  :!:  —  z(fj(d-lu-mu-ii  "^Ü.GI  81.  GAB  .  .  . 

1:  —  zl$lal-lu-mu-n  ^^  MAR.  GW.  DA  GIL  (iprik)- 
mu  izziz. 
Hier  werden  allerdinfr.s  SÜ  .Gl  wnä  MAR  .GW .  DA  iiintereinaiuler  auf- 
geführt; aber  in  gesondi  lien  Ominaformeln.  Das  Hintereinander  in  den  Texten 
beweist  natürlich  noch  nicht  ein  Nebeneinander  der  Gestirne  am  Himmel.  So 
kommen  MAR.  GW. DA  und  Uza  in  II.  Supl.  LXIII,  13f.,  LXXXVIII,  12f.; 
I.  Supl.  XXXIV,  36 f.;  Istar  XXI,  66 ff.  und  83fr.  hintereinander  vor  und  doch 
liegen  die  Konstellationen,  die  jene  Namen  tragen,  gewiß  nicht  beisammen. 

Was  sagt  aber  die  obige  Textpartie ?  ''■SÜ.GI  ist  hier,  wie  aus  den 
folgenden  Zeilen  6  ff.  hervorgeht,  olfenbar  das  bekannte  Sternbild  (Per.seus). 
Und  z($)al-lu-mu-H? 

Dieses  Wort  wird  in  K  :2.JU  (CT  XXVI  pl  40  =  2  H  4'))  Col.  IV,  IS  ff. 
durch  miSilj  kukkahi,  fa-ra-ar  kakkabi,  zi-im  kakkabi,  sa-lmnj-ma-tu]  erklärt 
und  bedeutet  einen  auffallenden  Glanz,  wie  er  besonders  Meteoren  eigen 
ist.  Ähnlich  wird  z($;allumü  in  VA  Ch  II.  Supl.  LXIV,  Z.  1 1  gedeutet,  einem 
Text,  der  —  wie  aus  mehreren  Stellen  klar  ersichtlich  —  auch  tatsächlich 
Meteorerscheinnngen  behandelt.  Z.  4:  z($)allumü  '''  MAR  .GID.  DA  iprik- 
ma  izziz  ist  daher  wohl  =  wenn  ein  Meteorschwarm  das  Wagengestirn  ab- 
sperrt (umschließt),  indem  er  andauert  (eigentl.  stehen  bleibt). 

Hiernach  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  daß  MAR.  GW. DA  wenigstens 
zum  Teil  dem  Persans  angehört  und  daß  die  genannten  Meteorschwärme  die 
alljährlich  in  großer  Ausdehnung  daselbst  auftretenden  Peiseiden  sind. 

Es  existieren   indes  noch  andere  Texte,   die  noch  auffälliger  den  lokalen 
Zusammenhang  der  beiden  Gestirne  zeigen,  nämlich 
5.  a)  VACh  II.  Supl.  LXIV,  Col.  II,  7 ff.: 

Z.  7.  —  ''■  Amurn'i  \\  (=  mes-fja  im-sulj)  ina  """  Siibarlti'"  .  . . 
8.         Mu-lii  A-mur-ni  .  .  . 

'.).  —  '■■  MAR .  GW .  DA  II  (=  mes-ffa  im-Suh)  .  .  . 
10.         ''^  Amurü:  "-SÜ.Gl  .   .  . 


'■)  Vgl.  hierzu    die    drei  Angaben  für  den  itti  ahames  innammarü  =  Mond  und  Sonne 

XIV.   Tag    (Zeit    des    Vollmondes,    also    der  werden    miteinander    gesehen.      ^-LU.BAD 

diametralen  Stellung  von  Mond  und  Sonne,  GU.  VD  itti  Sin  izzaz  (VACh  Sin  III,  52) 

bzw.  Mond  und  dem  der  Sonne  nahen  Mer-  =    Merkur     steht     [gleichzeitig]     mit     dem 

kur)   Uli  (Sin)    itti    ili  (^ainsi)  innaminiir  =  Mond   da. 

der    Gott    wird     mit    dem    Gott     (der    Mond  ■)  Bezüglich    der    Benennung    der   Venus 

wird  mit  der  Sonne)  gesehen.     Sin  u  Sanias  nach  Konstellationen  siehe  S.  193  ff. 


Neuuntersuchungen  von  einzelnen  Gestirnen.  181 


li)   II.  .Siipl.   lAIII.  II  I.: 

/,.   \\  .\  —  ]'■  Aiiiiirnc  II  (ines/jfi    iiu-hihj    iiui    """  Siifxtrti '''  """  Elmiili '" 
h  umh  u  ilHiijUij 
I  -1. 1  — ]  *  MAU .  (III) .  DA  II  (=  »les/ja  inmth)  SC  Bl .  Al^ .  A  .AN. 

Ilifi  i<l  iiherail  von  nniha  (Melcorglanz) ')  die  Ilecie,  tier  au.>  den  he- 
treflenden  Gestirnen  hervorquellt.  Aullallend  ist,  daß  in  (b)  die  Ersiheiiumg 
im  "MAU. GW.  DA  genau  ebeiLSo  ISÜ.BI.A§.A.AN  =  .eljenso"  j  gedeutet 
wird,  wie  die  im  ''•  Amuirü  nämlich:  es  wird  in  Submtu  und  Elatu  eine  Hnnger;«- 
not  eintreten.  Noch  auffallender  aber  i.st,  daß  die  Eiklärung  "  Aniurni  = 
"äÜ.OI  (Perseus)  in  (a)  gerade  in  Z.  10  steht,  die  doch  zu  dem  ''MAR. 
GJD.DA-Omen  (Z.  0)  gehört.  Daß  ''äÜ.GI  als  (Jestirn  von  Amun-ii 
gilt,  wi.ssen  wir  schon  aus  anderen  Texten.  Ebenso  wissen  wir  aber  auch, 
daß  "MAU.  Gl.  DA  das  IJestirn  von  Akkad  ist  (.siehe  S.  i'02). 

Da  gibt  es  wohl  nur  eine  Lösung:  ''äü.GI  und  "■  MAI!  .GlD .  DA 
.sind  Nachbargestirne  imd  beiden  ist  eine  Jleteorerscheinung  gemeinsam;  da 
außeiilem  ersterer  Amurrii,  letzterer  Akkad  reprär-entiert,  so  kann  keines  dieser 
beiden  Länder  von  der  schlinnnen  Vorbedeutung  (Hungersnol)  belroflen  werden; 
es  kommen  In'erbei  nur  Siihaitu  und  Elaiii  in  Lctracht.  Wir  gelangen  somit 
hier  auf  anderem  Wege  zu  dem  gleichen  Ergebnis  wie  sub  4.,  daß  nändich 
MAU  .GID .  DA  ■/..  T.  im  heutigen  Perseus  liegt  und  zwar  in  der  östlichen 
Partie  desselben.  Möglicherwei.se  fährt  ^Ü .Gl  »der  Greis"  auf  dem  Wagen; 
doch  wollen  wir  keine  Voislellung  befürworten,  die  nicht  ausdrücklich  durch 
Texte  belegt  wird. 

Was  nun  die  beiden  Sterne  f>  und  'Q  Tauri  belritl't,  die  in  den  spätbabylo- 
niscben  Texten  als  nördlicher  und  südlicher  siir  narkahti  bezeichnet  werden-), 
so  ist  es  allerdings  wahrscheinlich,  daß  sie  ehedem  zum  MAU  .GID  .D.4- 
Gestirn  geholten  und  zwar  als  die  Zugstiere  des  W^agens  (also  stir  =  .h'tr, 
st.  c.  von  .sunt  „Stier"),  die  wohl  durch  <  Aurigae  mit  dem  östlichen  Perseus 
in  Verbindung  gebracht  worden  sind.  Sicheres  imd  Genaueres  können  uns 
jedoch  nur  neue  astronomische  Texte  vermitteln. 

*  * 

* 

Außer  den  S.  149—181  erwähnten  Gestirnen  bedürfen  noch  einige  andere 
einer  Neuuntersuchung.  Mit  Rücksicht  auf  mehrere  noch  bestehende  Unklar- 
heiten ist  es  jedoch  ratsam,  sie  in  eine  spätere  Abhandlung  einzufügen.  Siehe 
Abh.  XII,  '201  (i: 

')  Vgl.    II.  Supl.  LXIV,    Col.   I,   1   und  2,  I,  35).    Dir  Stcrnlistc  in  Sternk.  I,  2'.l  selilioltl 

wonach  mei-hit  niui  illani  iniitih  =  iillii  Ä«/i  sich  z.  T.  an  die  Liste  bei  Kri'iNG-Si  K.^^SMAIER, 

aiw    illäiii    kiiHnhn    isnirur.      Hier    ist    un-  ZA  VII,  224  f.  an,    auf    die    in    Siemk.   1,31 

zweideutig    von    einem    nach  Norden  fahren-  hingewiesen  ist    Die  rnterschicde  der  beiden 

den  Meteor  die  Rede.  Listen  lieziehen    sich  lediglich  auf  die  Tran- 

')  Der  Nachweis  stammt  von   ElPisc;   ich  skriptinn.    Eine  weitere  Bereicherung  un^ie^e^ 

konnte  die  Richtigkeit  desselben  auf  Orund  an-  Kenntnis    der    „Normalsteme"    bietet  Stemk. 

derer  Dokumente  nur  bestätigen  und  auf  ein  I,  2.S9ff. 
paar  Varianten  aufmerksam  machen  (Sternk. 


X. 

Die  Zikpu-Sterne. 

(Erf^clmissc  oiiifi-  Hevision  der  S.  77  —  S7  angcstcllteri  Uiitprsiiclmiio'  des  Textes 
AO  ()178  und  neue  Beiträge.) 

Nai'hslcliciidH  Aliliaiidluii^'  knüpft  an  meine  l'nlersnrliuniicn  in  Rev.  d'Assyr. 
(IxA)  XI.  1— i'l,  insbesondere  1:111.  an.  nin  /.nnäciisl  dcrni  Kndergebnisse  auch 
den  niclilassyi-iolof^iselien  Lesern  dei'  Ergänzungen  mitzuteilen.  Hezüglieli  fier 
einzelnen  asfrnnomiselien  Belege  und  assyi-iologi.sclieu  Interpretatidncn  mnli  ich 
jedoch  auf  jene  Abhandlung  verweisen.  Als  neue  Beiträge  sind  anzusehen: 
I.  eine  weitere  Begründung  meiner  Deulnng  zikjm  =  „Ilöliepunkt" ;  -2.  die 
Untersuchung  der  Quelle  von  vier  erheblichen  Fehlern  in  den  Zahlenwerten 
des  Textes  AO  ()478;  ;i.  eine  sachliche  Kritik  des  Versuchs  des  astronomischen 
Kollegen  Kopff,  die  Sterne  jenes  Textes  zu  bestimmen. 

Schon  Ende  Oktober  191:^,  also  kurz  nach  der  Publikation  der  Ergänzun- 
gen Abb.  II— VIII,  gelangte  ich  auf  Grund  weiterer  Untersuchungen  zu  der 
begründeten  Überzeugung,  daß  die  „Distanzen"  der  zikpu-Sierne  in  AO  ()478 
nicht  Differenzen  der  Aufgang.s-,  sondern  der  Kulminationszeiten  darstellen. 
Ursache  meines  früheren  Irrtums  waren  einige  lalsche  Angaben  der  Babylonier 
selbst.  So  erwiesen  sich  mehrere  Daten  des  King  sehen  Textes  BM  86378 
t'.ol.  IV,  13 — 30  als  trügerisch  (siehe  oben  S.  35 ff.);  vor  allem  aber  mufaten 
einige  Angaben  von  AO  ()478  (siehe  oben  S.  79—83  und  RA  XI,  9— 13)  zu 
der  irrigen  Annahme  führen,  es  handle  sich  um  Differenzen  der  Aufgangszeiten. 
Schon  die  Wahrnehmung  indes,  daß  bei  dieser  Annahme  die  Ergebnisse  der 
Berechnung  den  babylonischen  Werten  in  AO  6478  in  einigen  Fällen  wenig 
entsprachen,  erregten  meinen  Zweifel.  So  z.  B.  bezüglich  des  Intervalls  ''■Eni — 
''■  Stii/tin-angu  (RA  XI,  13),  dessen  babylonischer  Wert  gegen  Aufgang.s-  und 
für  Kulminationszeiten  sprach. 

Entscheidend  aber  wirkten  folgende  Umstände:  1.  Einige  Berichte  über 
Mondfinsternisse  aus  der  Seleukidenzeit  bieten  eine  sichere  Handhabe  zur  Be- 
stimmung von  zikpuSlernen,  die  in  der  Liste  AO  6478  genamit  werden.  Die 
so  erlangten  Ergebnisse  aber  zwingen  zur  Annahme,  daß  die  Zeitdifferenzen 
der  Liste  sich  auf  die  Kulminationen  der  Sterne  (und  nicht  auf  deren  Auf- 
gänge) beziehen. 

2.  Die  zikpiiSierue  sind  solche  Normal-  oder  Leitsterne  des  nördlichen 
Himmels,  deren  Kulmination  die  gleichzeitig  auf-  und  untergehenden  Gestirne 
sowie  den  kurz  vor  oder  nachher  erfolgenden  Eintritt  einer  Mondfinsternis 
markieren.    Demgemäß  können  ihre  .Distanzen"   auch  nur  die  Zeitunterschiede 


Die  Zikpu-StPi-ne.  183 


der  Kuliiiinalionen  (Meridiandurcligärige)   bedeuten ;   Differenzen   der  Aufgangs- 
zoilon  liätlcii  hier  i<eineii  orsiciitliclien  Zweik. 

3.  zikpii  lieileiitet:  ilöiiepuiikt,  C.ulnien').  Der  kakkuh  zik-pi  ist  „Stern 
<ler  Kuiniinatiüii"  -).  d.  Ji.  einer  jener  Sterne,  deren  Kulmination  von  den 
babylonischen  Astronomen  zur  Zeittjestimnnmg  im  obengenannten  Sinn  lienützt 
wurde. 

Meiirere  Gründe  für  diese  Deutung  von  zikpii  iiabe  idi  in  I>A  Xi.  1) 
dargelegt.     Ich  füge  denselben  hier  einen  neuen  hinzu. 

zikfiit  konmit  auch  in  Verbindung  mit  Venus  ~  imd  soweit  ich  sehe  — 
nur  liei  diesem  riancfen  vor,  so  in  VA  C.h  Istar  II,  151'.-'): 

*•■  Dil-bdt  inn  SIL .  LAL-su  is-ta-na-kn-a  zuiiiif  u  mile  illuki'i-iii ;  ''■  Dil-hnt 
ana  zik-pi  is-ht-na-ka-a  zuiine  ippurasi'i 
=   ,Werm  die  Venus  bei  ihrem  Aufgang  hochstellt,  werden  Hegengüsse  und 
Fluten    kommen;    wenn   die  Venus   bis   zum   zikpii    binaufsteht,    so 
werden  Hegengüsse  zurückgehalten." 

Hier  kann  zikpii  nur  , äußerste  Höhe"  hedeutf-n,  welche  Venus  erreicht, 
wenn  sie  etwa  46"  (äußerstes  Maximum  17"  :]0')  von  der  Sonne  entfernt  i.st. 
V'on  einei-  Stellung  der  Venus  im  Zenit  ist  hier  gewiß  nicht  die  Rede.  Meine 
(iründe  sind  folgende: 

a)  Stünde  Venus  im  Zenit  bzw.  einige  Grade  unterhalb  desselhen,  .so 
würde  es  sich  um  eine  Erscheinung  am  Tage  handeln.  Letztere  ist  freilich 
möglich ;  sie  wird  auch  in  den  Texten  wiederholt  erwähnt.  So  in  VA  Ch 
Istar  VI,  1-2:  Uil-baf  hm  ""•!>  fehl  fit  in  UD.BAli  .A..\S  iümi  iiiasli)  ina  erib 
Satiisi .  .  .  =  Wenn  Veims  im  Tf^jihi  mittags  im  Westen  (aufleuchtet).  Ebenso 
in  Islar  I,  57.  Nach  Supl.  XXXV,  18  kann  sie  auch  hin  kabal  siinie(e)  ,in  der 
Mitte  des  Himmels",  al.so  im  Meridian  aufleuchten.  An  all  den  Stellen  aber, 
wo  Venus  in  Verbindung  mit  zikpu  genannt  wird,  liegt  keine  .\ndeulung  vor. 
daß  es  sich  um  eine  Tagesbeobachtung  handelt;  eine  solche  findet  sich  auch 
nicht  in  den  unmittelbar  vorausgebenden  oder  folgenden  Omina.  Handelt  es 
sich  aber  um  eine  Beobachtung  in  der  Abend-  oder  Morgendämmerung,  so  ist 
Venus  im  günstigsten  Fall  noch  mehr  als  tö"  vom  Zenit  entfernt:  man  kann 
also  auch  nicht  sagen,  daß  sie  sich  gegen  den  Zenit  erhoben  bat.  Eine  bloße 
Aimüherung  an  letzteren  findet  ja  bei  jedem  Zuwachs  an  Höhe  statt. 

1>)  Wäre  zikpii  der  , Zenit"  oder  überhaupt  eine  bestinunte  Stelle  des 
llinnnei.sgewölbes,  .so  würde  man  schwerlich  die  nähere  Heslimniung  snme  weg- 
gela.ssen  haben.  Man  sagt  doch  stets  cläl  sanu'  (der  obere  Teil  des  Hinnuels)  *), 
isi'l  snnU-   das   Fundament    des   Himmels  (Horizont).     Warum  nie  zikip  gamrt 

')  Nicht    „Zenit"    (wie    Be/old,    Z.\F  \i.  G  er  gerade  durch  sie  auf  die  Verniutungr  ziffim 

anniminl).  =    Zenit    gekommen    sei.     Vergleiche    damit 

')  Es  kulniinioren    zw.Tr    alle    Fixsterne;  auch  meine  Darlegungen  unten  S.   189f(. 

aber    nur  die  Kulniinatli>n   einer  bestimmten  ')  Von  den  bisherigen  Versuchen,  die  lo- 

Serie  hatte  für  die  baltylonischen  Astrunomen  knien   Beziehungen    zwischen    iiid  inmf    und 

Bedeutung  und  daher  auch  deren   besondere  cM/  snmr  festzustellen,    sind    die  von   Jf\'<en', 

Bezeichnung   als  Sterne   der   Kulmination.  KB  VI,   1,  347f.    <und    577)    am    benierkens- 

')  Auch   Be/old  1.  c.  weist   auf   dies»-  und  wertesten.     (Die   Vermutung   J.s   p.   348,    daß 

ähnliche  Stellen  hin,  und  gibt  sogar  an,  dall  .Viiiinni-ir    in    IV    R'   20   und    28    den    Mond 


184 


Die  Z%pu-Sterne. 


C-)  Wenn  zikpii  =  Zenit,    warum  koiiinit  der  lerniiniis  wetler  heim  Mond 
und  den  Planeten  Jupiter,  Mars  und  Saturn  vor,    obwoiil  dieselljen  dem  Zenit 


schlechthin  bezeichnen  kOnnto,  liallo  ioli  für 
die  einzig  richtige.) 

Nicht  leicht  zn  ontsehoidon  ist  die  Frage, 
ob  flät  saiiie  nur  die  Zenilregion  oder  einen 
viel  größeren  Teil  des  Himmels  umfaßt. 
Poetisch -niythologisclie  Texte  können  uns 
dabei  niclit  viel  helfen  (so  z.  B.  wenn  es  in 
dem  doppelsprachigen  Mondhymnus  IV  R- 
9,  42  heißt,  daß  der  Mond  islii  isiil  üaiiic  aiia 
elät  saiHi'  hin  wandelt  oder  wenn  nach  IV 
R-  28,  26  der  Mond  [Naiinnr]  bei  einem 
Gewitter  iua  etat  sanii  iiiahi  [verschwindet]). 
Aber  auch  die  asironomiseh-meteorologischen 
Te.\to  bieten  keine  entscheidenden  Angaben. 
In  VA  Ch  II  Supl.  CVII  Vs  6—8,  Rs  2  wird 
zwischen  ina  smiie,  ina  elät  ianie  und  isid 
iaiiif  unterschieden,  woraus  wenigstens  so 
viel  hervorgeht,  daß  rläl  iniiif  und  isid  iaiiie 
nicht  einander  berühren.  Die  Stelle  K  8864 
Rs  (nicht  Vs,  wie  auch  jetzt  noch  Vikollkaud 
in  A  Ch  II  Supl.  XXXVII  angibt),  22—28: 
ni-du  'pixü,  xämii,  iirkii,  mlmii)  iillii  elät 
idine  adi  isid  saiiif  iprik-  ^=  „ein  (weißes, 
rotes,  gelbes,  dunkles)  Lichtband  wölbt  sich 
von  der  Höhe  des  Himmels  bis  zum  Hori- 
zont" (vgl.  meine  Darlegungen  in  RA  VIII 
p.  122  sq.)  sagt  uns  nichts  Genaues  über  die 
Lage  des  terminus  a  quo;  dieser  kann  in 
der  Nähe  des  Zenits,  er  kann  aber  auch  er- 
heblich tiefer  liegen. 

Nach  VA  Ch  Supl.  LXIII,  8  :  itrjiatu  itltn 
elät  Same  ana  isid  sa-j)latj,  wo  es  sich  an- 
scheinend um  eine  sich  von  oben  nacli  dem 
Horizont  hin  verdichtende  Kumuluswolke 
handelt,  die  sich  bekanntlich  nicht  sein-  hoch 
über  den  Horizont  erheben  kann,  würde 
elät  Same  sehr  weit  herabreichen. 

THO.MPS.  Rep.  Nr.  252,  Z.  3  :  ''  TIB.AX.  XA 
nltii  AX .  PA  1=  elät  samel  ana  AX .  UR 
(=  isid  saiiie)  iprik  =  „ein  , Regenbogen' 
wölbte  sich  von  der  Höhe  des  Himmels  bis 
zum  Fundament  des  Himmels"  scheint  gleich- 
falls dafür  zu  sprechen  ;  denn  ein  primärer 
Regenbogen  erreicht  nur  die  Höhe  von  etwa 
42",  ein  sekundärer  die  von  51°.  Ist  aber 
TIE  .  AX .  XA  notwendig  ^  Regenbogen  ? 
Keineswegs.  Aus  den  in  Sternk.  II  96  und 
104  angeführten  Stellen  ergibt  sich  nämlich 
mit  voller  Klarheit,  daß  die  Babylonier  unter 
Umständen  auch  Halobögen  um  Mond  und 
Sonne    oder    an    der    Seite    dei-selben    TIH . 


A\  .  XA  genannt  haben.  Dies  geht  z.  B.  aus 
VACh  AdadVI,  5ff.,  10 ff.  hervor:  —  i,i„ 
"'"l>  Xisaiini  '^  Adnd  riijim-sit  iddi-nm  liirkn 
iimi  „Uli  libbi  'Igamsi  is-ta-iia-hi-la  'ITIR. 
AX  .XA  GAIl.SVff-sa  ma-dis  säum  <Iänwsa 
l.iiiia  ijnm-lim  ilmi-mn  ümn  irüb  samii 
izitnn  .  .  .  =  „Wenn  im  Mcmat  Nisan  der 
Weltengott  seinen  Donner  erschallen  läßt, 
während  ein  Tages- Blitz  aus  der  Sonne  heraus- 
fährt, ein  TIR  .  AN  .  XA,  dessen  Farbe  sehr 
(vorzugsweise)  rot  ist,  die  Sonne  wie  ein 
ijiniilii  umgibt,  sodann  ein  Wetter  losbricht, 
der  (Wolkon)-nimuiel  regnet..."  und  lOff.: 
<l  Till.  AX  .XA  GAU.Sl'fi-su  imi-di.s  säimt 
inii  siiiiirl  iamSi  kiiiia  t/niii-liiii  ilmi-ma  = 
.  .  .  ein  Till  .  AX  .  XA,  dessen  Farbe  sehr 
(vorzugsweise)  rot  ist,  auf  der  linken  Seite 
der  Sonne  sich  wie  ein  ijamht  herumlegt .  . . 
Hier  ist  aber  'J'lll .  AX .  XA  gewiß  kein  Re- 
genbogen ;  denn  ein  solcher  kann  nicht  die 
Sonne  umgeben' oder  an  ihrer  Seite  stehen; 
die  Sonne  steht  ja  im  Rücken  dessen,  der 
einen  Regenbogen  sieht. 

[Zur  Übersetzung:  Der  merkwürdige  Aus- 
druck „iillH  lililii  ''  Aiiiisi  =  aus  der  Sonne 
heraus"  ist  wohl  ähnlich  zu  verstehen  wie  inci 
Ifabal  äamsi  „inmitten  der  Sonne"  (hat  der 
Weltengott  gedonnert),  was  in  Tho.mpson 
Rep.  Nr.  254  so  erklärt  wird:  der  Wetter- 
gott donnert  in  der  Morgenfrühe  beim  Auf- 
gang der  Sonne.  Der  Sinn  unserer  Stelle  ist 
hiernach :  wenn  es  bei  Tagesanbruch  blitzt 
und  donnert.  Daher  auch  birku  iimi  ,,Tages- 
Blitz"  im  Gegensatz  zu  hirhii  midi  „Nacht- 
Blitz"  (Z.  10).  Anders  J.^trow,  Rel.  II,  714  f.] 

Wie  kommt  es  aber,  daß  man  einen  Halo- 
bögen zuweilen  Tili  .  AX .  XA  (sonst  =  Re- 
genbogen) nennt  ?  Nicht  die  Form,  sondern 
die  Farbe  bestimmte  die  Wahl  des  Namens. 
Dies  geht  aus  Thompsons  Rep.  180  hervor: 
„Die  Sonne  wird  in  einem  tarbnmi  ''  TIR . 
AX ■  XA  (=  regenbogenfarbigen  Haloring) 
gesehen." 

[Damit  erledigt  sich  auch  der  Einwand 
\\eidners,  Babyloniaea  VI,  2'.  Seine  dort 
ausgesprochene  Ansieht,  elät  snme  beginne 
mit  der  Polhöhe  von  Babel  (32'  .,°),  ist  durch 
nichts   begründet.] 

Wir  können  somit  augenblicklich  die  Frage 
nach  der  unteren  Grenze  von  elät  same  nur 
mit  einem  „non  liquet"  beantworten. 


Die  Zitpu-SterDO.  185 


von  Babel  (32.5)  näher  kommen  konnten  als  manche  0/A7)«-Fixsterne,  noch 
auch  bei  meteorologischen  Beobaclilunjjen  (besonders  von  Haloerscheinunfren)  ? 
W'aiiun  nur  in  V'erbindunj^  und  zwar  wiederholt  mit  Venusy 

Doch  offenbar,  weil  es  in  ihrer  scheinbaren  Bahn  einen  zikpu  '/M.  der 
dem  Mond  und  den  „oberen'  Planeten  fehlt.  Lud  das  kann  nur  der  Gipfel 
sein,  zu  dem  sie  nach  dem  heliakischen  Aufgang  als  Abend-  oder  Morgenstern 
langsam  emporsteigt.  Einen  solchen  gii)t  es  freilich  auch  für  den  Merkur;  aber 
er  liegt  bedeutend  niediiger.  Das  Maximum  der  Elongation  des  Merkur  ist  ja 
nur  etwa  27"  und  die  Sichtbarkeit  tiessclbcn  crfdrdert  außerdem  einen  tieferen 
Sonnenstand  als  hei  Venus. 

Ergebnis:  a)  Trotzdem  —  wie  bereits  in  diesen  Ergänzungen  S.  ."jl  und 
in  RA  XI,  1(J  (vgl.  auch  RA  X,  222  Z.  6)  festgestellt  wurde  —  die  zikpu- 
Sterne  des  Textes  AO  6478  allerdings  nur  durchschnittlich  eine  Deklination 
von  etwa  32"  haben,  also  durchschnittlich  den  Zenit  von  Babel  passieren, 
so  fordern  doch  mehicre  Umstände,  daß  hier  zikpu  , Kulmination"  und  nicht 
.Zenit"  gedeutet  wird. 

b)  zikpu  in  Verbin(hin<i  mit  Venus  bedeulrl  ihren  höchsten  Stand,  den 
sie  als  Abend-  oder  .Morgenstein  bei  ihrer  grüLUen  Entfernung  von  der  Sonne 
erreichen  kann. 

.\uf  der  so  auf  mehrfaclie  Weise  gewonnenen  sicheren  Erkenntnis,  daß 
die  „Distanzen"  in  Aü  0478  Differenzen  der  Kulminationszeiten  .sind,  beruiit 
die  folgende  Liste  (S.  180). 

Dieselbe  enthält  nebst  den  Namen  der  20  zikpu-'äX.erne  (I)  und  deren 
/(■ilililferenzen  nach  babylonischer  Angabe  (a)  die  entsprechenden  modernen 
Bezeichmmgen  (II)  und  die  RektaszensionsdilTerenzen  in  Zeitgraden  (b)  für  —  700. 
Die  Differenzen  (a — b)  geben  Aufschluß  über  die  babylonischen  Eehlerheträge; 
II  derselben  bleiben  unter  dem  Absolutwert  1",  7  unter  2',  4  liegen  zwischen 
2»  und  3«;  4  dagegen  .sind  entschieden  fehlerhaft:  V  VI,  VI/VII,  XIX/XX  und 
XXII/X.XIII.  Den  beiden  negativen  Fehlerbelrägen  —  ."j.Ol  und  —  ."i.Sl  stehen 
hier  die  positiven  ^  .')..")'.(  und  -f  •J--8  gegenüber.  Daß  zwischen  IV  und  VII  ein 
Zeitraum  von  über  1 1  "  übersprungen  bzw.  nicht  beachtet  ist,  habe  ich  schon 
früher  (s.  oben  S.  80  f.)  erkannt.  Ich  erklärte  den  Fehler  damals  durch  die 
Annahme,  daß  das  Intervall  ß — f)  Herculis  unbeachtet  blieb.  Schwerlich  konnte 
dies  aber  daher  rühren,  daß  ein  bahylnni.scher  Beobachter  so  weit  aus- 
einanderliegende Sterne  miteinander  verwechselte;  der  Fehler  nmßte  vielmehr  in 
der  Komposition  der  Tafel  liegen,  die  jedenfalls  aus  mehreren  Serien  von 
Beohachtimgen  hervorgegangen  ist,  deren  Aufzeichnung  die  einzelnen  Sterne 
nicht  unzweideutig  angab  und  so  den  nicht  sehr  kenntnisreitheii  Tafelsclireiber 
täuschte  (s.  oben  S.  7'.lf.  83  umi  RA  XI,  lOff.). 

Ebenso  führte  ich  das  fehlerhafte  Intervall  XIX  '.\X  auf  eine  Verwirhselung 
zweier  Sterne  i)ei  der  Komposition  der  Tafel  zurück  (oben  S.  80,  RA  XI,  12). 
Dei-  Fehler  XXII'X.XIII  tiagegen,  der  l)ei  der  .\nnahmi'  von  Differenzen  iler 
.Vufgangszeiten  gar  nicht  vorhanden  war,  wurdi-  von  mir  erst  nachträglich 
(IIA    \l.   I  V)   als  Tatsache   k.HHtaliert. 


186 


Die  Zikpu-Stcrne. 


I 

Babylonischer  Name 

a                            II 
Diff.  j        Moderne  Bezeichnung 

b 

Differenz  der 

Rektasz. 

a 

Differenz 

(a-b) 

1. 

'^  Suchin 

n  Bootis  (Aiitiinis) 

II. 

*'"•  SiiduD-iiiisu  inlttu 

9"  s  Bootis 

S°39 

+  0!61 

III. 

*"•  Kippa-tii 

12 

ß  Coronac  liorenlis 

1 1.25 

+  1.75 

IV. 

''  Ahü-a-ti 

15 

ß  Hercuiis 

16.52 

—  1.52 

V. 

'■"■  Ur-ka-a-ii 

5 

C  Hercuiis 

6.23 

—  1.23 

VI. 

Kahkahu  eclu 

10  l/(  HeiTulis 

15.61 

—  5.61 ! 

VII. 

'"Gmcni-din  (=  Bf-lithulüfi) 

10a  Lyrae 

15.S1 

—  5.81  ! 

VIII. 

Kumaru  ki  *'  Vd-ka-dü-a 

20 

Ö  Cygni 

18.64 

+  1.36 

IX. 

Kokkabu  nibü  ,w  irti-^u 

10 

n  Cygni 

12.27 

-  2.27 

X. 

^iiii:u   jh  *'  Ud-ka-dii-a] 

20 

1/  Pegasi 

22.53 

—  2.53 

XI. 

Asidu  [sa  *■•  Ud-ka-dii-(i] 

20    n  Aiidroniedae 

18.94 

+  1.06 

XII. 

IV  sa  *■  Lulim 

10    Gruppe  bei  v  AiHlroiiiedae 

9.71 

4-0.29 

XIII. 

Kakkab  umniulüti 

lö    7  Androniodac;  li  l'oisei 

15.34 

—  0.34 

XIV. 

Kttkknbu  nibü  ki  ''■Siif/i 

15  1  ^  Persei 

i       (oder  fi  l'ersei) 

13.6S 
(14.79) 

-L  1.32 
(J    0.21) 

XV. 

''■  N<ip-<i]ni 

10    e  Fersei 

(c  +  /^.  ^!  b  Persei) 

10.71 

(9.12) 

—  0.7 1 

XVI. 

*"■  Gandti 

15    a  Aurigae  (»/  Aurigae) 

14.77 

+  0.23 

XVII. 

^■liUtu  m  Gamli 

10    T  (  f-  Ö)  Aurigae 

(oder  ß  Aurigae) 

9.61 
(9.76) 

+  0.39 
(+  0.24) 

XVIII. 

''■  MaS-tah-ba  Imaljn'i] 

30    n  Geminoruni 

26.94 
(26.79) 

+  3.06 
(+  3.21) 

XIX. 

*•  Mas-tah-ha  arkü 

5    ß  Geminoruni 

4.30 

+  0.70 

XX. 

^■Al-hil  (=  §Utu) 

20    i  Cancri 

14.41 

+  5.59! 

XXI. 

II  kakkabf  1''   sa   kakkad 
*"•  Ur-gu-la 

20 

e  -j-  /t  Leonis 

1 7.59 
(Mittelwert) 

-~  2.41 

XXII. 

Kakkabu  IV  sa  irti-su 

10 

y  Leonis 

9.09 

+  0.91 

XXIII. 

Kokkabu  II  sa  rapasti-su 

20    <5  Leonis 

14.72 

+  5.28 ! 

XXIV. 

Kakkabu  edu  sa  zibbati-su 

10    /?  Leonis 

11.07 

—  1.07 

XXV. 

>'Eru 

10    J/  Virginis 

{y  C.oniae  Berenices  ?) 

9.09 
(9.78) 

4-0.91 

(0.22) 

XXVI. 

*■•  Sudun-ansu 

25    >/  Bootis 

25.66 
(24.97) 

—  0.66 

(0.03) 

I. 

*■"■  Öudun 

8 

a  Bootis  (Arcturus) 

7.02 

J-  0.98 

Bemerkangen  zn  vorstehender  Liste. 


II. 


Wahrscheinlich  gehört  zu  e  Bootis  die  südlich  davon  liegende  Gruppe  f,  jt,  Z< 
aber  aus  den  RA  XI,  16  augeführten  Gründen  ist  t  der  eigentliche  ;r/fc/)»-Stern. 
Der  Helligkeit  nach  wäre  a  Coronae  vorzuziehen;  aber  die  Berechnung  befürwortet 
die  Wahl  von  ß. 

Möglich  sind  auch  die  vier  kleinen  Sterne  ,t,  o,  ;,  r  Cassiopeiae  an  der  nördlichen 
Grenze   der  Andromeda. 

■/  Andromeda  ist  als  Stern  der  nnimnlüti  (Schwachen),    nämlich  des  lichtschwachen 
Cumulus  h  Persei  aufgefaßt,  mit  dem  der  Stern  nahezu  gleichzeitig  kulminiert. 
XV.   Die  größere  Helligkeit  vei-sehafft  e  den  Vorzug;  an  sich  niögl.  ist  aber  auch  C  (4  Größe). 
XVII.   Möglieherweise  bildet  (i  mit  i,  r,  r,  It  eine  Gruppe  (den   Handgriff  des  Gamlu). 

Hier  ist  statt  der  Rektaszension  der  ereten  beiden  Sterne  f  und  u  das  arithmeti- 
sche Mittel  ihrer  Rektaszensionen  gewählt,  was  gewiß  erlaubt  und  sogar  vorzu-. 
ziehen  ist.  Dadurch  bleibt  die  Ungenauigkeit  des  Intervalls  XX/XXI  innerhalb 
der  zulässigen  Grenzen.     (Vgl.  RA  XI,  15  f.) 


III. 


XII. 


XIII. 


XXI 


Die  Zilfpu-Sterne.  187 


Obige  Erkläiungsweise  halte  jedenfalls  sehr  viel  für  sich.  Wenn  sie  sich 
aber  in  bezug  auf  das  Intervall  ß — ö  Herculis  nicht  bestätigte,  so  verdanke  icii 
diese  Erkenntnis  nur  den  sicheren  Angaben  einer  Tafel  vom  Jahre  80  v.  Chr., 
wonach  der  VI.  Stern  =  //  Herculis  ist  (RA  XI,  17.  VI).  Statt  einer  Lücke 
zwischen  zwei  Sternen  von  über  ll'  erscheinen  jetzt  gleich  hinteieinander  zwei 
Fehlbeträge  von  zusammen  11.4.  Dieselben  sind  gewiß  nicht  wenigei-  schlimm. 
Von  einem  Beobachtungs-Fehler  kann  indes  hier  noch  weniger  die  Rede 
sein;  denn  es  ist  eher  denkbar,  daß  ein  Beobachter,  der  seine  Messungen  zu 
verschiedenen  Zeiten  anstellt,  sich  bezüglich  des  terminus  a  quo  einmal  irrt 
und  .so  in  seiner  Serie  eine  Lücke  hervorruft,  als  daß  er  zweimal  hintereinander 
Fehler  von  —  ö.C)  und  —  5.8,  also  Fehlbeträge  von  je  32-23  Zeitminuten 
sich  zuschulden  kommen  läßt.  Um  sie  zu  erkennen,  bedurfte  es  keiner 
Wassenihr,  es  genügte  der  Augenschein,  eine  oberflächliche  Abschätzung  der 
Gestirndistanzen. 

Der  Kehler  fällt  vielmehr  entweder  dem  zur  Last,  der  die  Tafel  aus  ver- 
scliiedenen  Beobachtungen  zusammensetzte  (wie  oben  dargelegt)  oder  einem 
späteren  Abschreiber,  der  schadhaft  gewordene  Partien  des  Originals  durch 
eigene  Weisheit  zu  ergänzen  suchte.  Und  so  sind  wohl  auch  die  andern  beiden 
großen  Fehler  XIX/XX  und  XXII/XXIII  zu  erklären.  Schwerlich  wird  eine 
andere  Lösung  der  Frage  gefunden  werden.  Von  der  Zulässigkeit  derselben 
wird  sich  jeder  Astronom,  der  sich  eingehender  mit  der  älteren  Sternkunde 
der  Babylonier  befaßt,  leicht  überzeugen.  Lehrreich  ist  in  dieser  Beziehung 
besonders  die  Venus-Tafel  K  160  (Sternkunde  II  2.j8fif.).  Das  Schriftstück 
enthält  erwiesenermaßen  sehr  grobe  Entstellungen  eines  weit  älteren  richtigen 
Originals  (s.  Sternkunde  II,  bes.  2711'.).  Die  gleichen  Fehler  finden  sich  in 
K  2321  +  3032  und  beide  Tafeln  gehen  zweifellos  auf  eine  gemeinsame  Vor- 
lage zurück,  die  natürlich  von  der  gleichen  Güte  war.  Noch  interessanter  aber 
ist,  daß  der  babylonische  .\stronom,  der  auf  Grund  der  Beobachtungsserien 
von  K  160  die  mittleren  Zeitintcrvalle  der  Venuserscheinungen  ableitete,  die 
groben  Fehler,  die  man  in  jene  Serie  hineingeflickt  hatte  —  mit  einer  einzigen 
Ausnahme  —  nicht  einmal  merkte.  (Vgl.  Sternk.  II.  :27Gfl'..  bes.  270;  Ergänz. 
10(1(1'.)  Der  Fall  ist  um  so  lehrreicher,  als  es  sich  hier  um  ein  astronomisches 
Dokument  handelt,  das  mehrfach  aufgelegt  und  sogar  als  (irundlage  einer 
schematischen  Darstellung  der  Venuserscheinungen  benutzt  wurde.  Was  hier 
Tatsache  ist,  kann  auch  bezüglich  unserer  SIernliste  nicht  als  unwahrscheinlich 
gelten.  Eine  Kontrolle  derselben  hätte  ihre  Fehler  allerdings  bald  aufgedeckt; 
aber  eine  solche  ist  oflenbar  lange  Zeit  unterbliebin.  In  der  Scicukidtnzeit 
wäre  ein  derartiger  Schlendrian  nicht  denkbar. 

Mein  Artikel  in  der  Revue  d'Assyr.  XI,  1,  1—21,  auf  den  ich  mich  in 
Vorstehendem  wiederholt  berufen  konnte,  ei-schien  zwar  erst  Mille  Februar  UM  4-, 
aber  diese  Verspätung  beruhte  lediglich  auf  Mangel  an  Raum ;  siehe  TmmEAr- 
Dangin,  Rev.  d'Ass.  X  222 ',  wo  auch  bereits  bemerkt  wird,  daß  ich  .<eil  der 
Publikation  der  2.  Lieferung  meiner  Ei-gänzungen  (s.  ol)en  S.  21—140)  zu  teil- 
weise anileren  Schlußfolgerungen  gelangt  sei.  Worin  dieselben  vor  allem  be- 
standen,   konnte   man   aus  Rev.  d'A.ss.  X.  221    gleichfalls   klar  ersehen.     Denn 


188  Die  Zi^pu-Sterne. 


es  licilM  dort:  „Le  preniiei-  Systeme  expriine,  d'apios  Kugler,  des  mesures  de 
teiiips:  le  poids  de  l'eaii  qui  s'ecoule  de  la  clepsydre,  mesure  le  tenips  eutre 
les  passages  de  dcux  etoiles  au  meridien" ').  Diese  Feststellung  liat 
mein  Kollege  auf  meinen  ausdrücklichen  Wunsch  hinzugefügt. 

Nun  ging  mir  wenige  Tage  vor  dem  Erscheinen  meines  eigenen  Aitikels 
Rev.  d'Ass.  XI.  1  als  Separatum  aus  ZA  XXVIII,  352 ff.  „Aus  einem  Briefe  des 
Herrn  Prof.  August  Kopff  an  C  Bezold"  zu,  wo  gegen  meine  —  frühere  — 
Ansicht,  es  handele  sich  wahrscheinlich  um  Unterschiede  der  Aufgangszeiten, 
Stellung  genonnnen  wird.  Sow'old  Kopff  als  Bezold  (der  den  Brief  mit  einer 
Reihe  von  Zusätzen  versah)  hallen  daher  tjUenbar  die  mich  betrerfeiiden  An- 
gaben Thureau-Dangins  ganz  überseh(>ii  lizw.  mißverstanden,  wie  sie  iiiii'  auch 
meldeten. 

Übrigens  hat  Kopff  selbst  für  seine  Ansicht,  es  handele  sich  um  Unter- 
schiede der  Kiilminationszeiten,  keinen  stichhaltigen  Grund  vorgebracht.  Sie 
dünkte  ihm  nur  deshalb  .wahrscheinlicher,  weil  Bestimmungen  von  Stern- 
al)ständen  wohl  leichter  bei  Beobachtungen  von  deren  Kulminations-  als  von 
deren  Aufgangszeiten  ausgeführt  werden  können".  Koeff  vergifjt  aber  dabei 
ganz,  1.  daß  Beobachtungen  im  babylonischen  Flachland  mit  klarem 
Horizont  in  Frage  stehen,  und  -2.  daß  sich  die  Babylonier  vorzugsweise  mit 
Horizonlbeobaclitungen  abgegeben  haben. 

Aus  dem  angeführten  Grunde  haben  einige  seiner  an  sich  zutrelienden, 
mit  den  meinigen  sich  deckenden  Identifizierungen  natürlich  nur  hypothe- 
tische Geltung,  was  ja  auch  Kopff  .selbst  (1.  e.  p.  357)  zugibt.  Sicherheit  er- 
langen sie  erst  dnrcli  die  RA  XI,  13  f.  (und  oben  S.  182  ff.)  geschaffene  feste  Basis. 

Wenn  Kopff  ferner  eine  von  mir  —  gleichfalls  früher  —  angenommene 
Lücke  zwischen  ß  und  d  Hercules  be.streitet,  so  deckt  sich  seine  Ansicht  in 
erfreulicher  Weise  mit  meinen  Darlegungen  in  RA  XI,  14  ff.,  bes.  lü. 

Doch  kann  ich  seiner  Begründung  nicht  beipflichten.  Kopff  sagt:  „Die 
Annahme,  daß  die  babylonischen  Astronomen  in  offenbar  vielgelesenen  und. 
wie  es  nach  dem  Befund  von  |BM|  S(;37S  und  seinen  Duplikaten  den  Anschein 
hat,  ziemlich  sorgfältig  tradierten  Schulterten  durch  mehr  als  drei  Jahrhunderte 
hindurch  die  falsche  Identifizierung  zweier  um  über  10"  voneinander  entfernter 
Sterne  nicht  sollten  bemerkt  haben,  ist  nahezu  undenkbar."  Die  hierbei  ge- 
machten Voraussetzungen  werden  jedoch  nicht  leicht  zu  beweisen  sein  oder 
wenn  sie  es  auch  wären,  kaum  zu  den  Schlußfolgerungen  Kopfes  berechtigen. 
Statt  langer  Ausführungen  bitte  ich  nur  das  zu  beachten,  was  oben  S.  187 
über  den  wichtigen  Text  K.  160  gesagt  ist.  Die  häufige  Lesung  und  die  sorg- 
fältige Tradierung  waren  bei  den  alten  Babyloniern  und  Assyrern  erfahrungs- 
gemäß nicht  genügend,  grobe  Irrtümer  aus  ihren  astronomischen  Schriften  zu 
entfernen.     Und   gei-ade   diejenige   Partie   des   angezogenen  Textes  BM  8G378, 


')    Hier     werden    zuerst     die    Maße    des  lieh  derjenigen,  die  im  Texte  genannt  wei-ilen). 

I.  Systems  als  Zeitmaße  charakterisiert.   Dann  Die  Hervorhebung    durch    Sperrdruck    rülirt 

folgt    die    Anwendung    dieses    Gewichts-  von  mir  her;    sie   findet   sicli    in   RA  X,  221 

maßes    zur    Bestiuimung    der    Zeit    zwischen  nicht, 
den  Kulminationen  je  zweier  Sterne  (natür- 


Die  Zikpu-Sterne.  189 


die  von  den  Kulminationen  und  gleichzeitifren  lieliakischen  Aufgängen  handelt, 
leidet  an  nicht  geringeren  Fehlern  |s.  Ahh.  Xll  {-H)l  IW).  I,  :2J.  Da  konnte  nur 
eine  ern.stliafte  Kontrollmessung  Wandel  schallen:  aher  diese  imterhlieb:  andern- 
lalls  hätte  man  —  wie  bereits  oben  hervorgehoben  —  auch  die  nachweisbar  in 
AO  G478  vorhandenen  Fehler  von  id)er  ij"  ausgemerzt. 

Der  wirklich  zwingende  Grund,  die  obenerwähnte  , Lücke-  anlV.u;.'eben, 
ist  ein  ganz  anderer  (s.  oben  S.   Is7). 

KoPFF  ist  ferner  der  Ansicht,  dal.!  die  heileren  Sterne  nach  Möglichkeit 
zu  bevorzugen  sind;  den  gleichen  (irundsalz  habe  auch  ich  in  RA  XI,  Ulf. 
befolgt;  doch  ist  nach  mir  jene  Möglichkeit  erheblicii  begrenzter  als  bei  Kopff. 
Es  macht  ja  freilich  keine  Schwierigkeit,  fdierall  tue  hellsten  Sterne  auszu- 
wählen, wenn  man  dafür  stets  eine  innerhalb  weiter  Grenzen  schwankende 
Ungenauigkeit  der  Beobachtung  in  Kauf  nehmen  darf.  Ist  dies  aber  zulässig-' 
Nach  KopFF  sollen  die  Beobachtungsfehler  |sicl]  in  den  Rektiszensionen  4", 
ja  sogar  5"  {einschließlich  der  Abrnndungslehler)  betragen,  und  solcher  Fälle 
liegen,  die  Richtigkeit  seiner  Idontilizierungen  vorau.«gesetzl,  nicht  wenige  vor. 
Es  ist  indes  —  imi  es  zu  wiedeiholeii  —  nicht  recht  begreiflich,  daß  man  — 
selbst  bei  der  primitivsten  Methode  —  eine  Ditferenz  von  .j",  also  einen  Zeit- 
unterschied von  20  Minuten  nicht  bemerkt  haben  .soll.  Das  ist  ja  noch 
3  Minuten  mehr  als  die  Bckla.szensionsdilTeienz  von  d  und  /;'  (leiuinornm 
(Castor  und  Pollux) ! 

Obendioin  trifft  es  nicht  zu,  daß  die  von  Kopkf  bestimmten  Sterne  keine 
größeren  Dilferenzen  aufweisen.  Das  läßt  sich  freilich  aus  seiner  Liste  I.  c. 
p.  1557  sq.  nicht  ersehen;  denn  auch  hier  beruft  er  sich  lediglich  auf  seine 
Karte  (für  —  COO),  die  uns  nicht  vorliegt,  und  bietet  keine  Zahlenbelege. 
Doch  läßt  sich  dieser  Mangel  durch  Berechnung  der  bei  Neügebauer.  Stern- 
tafeln, fehlenden  Positionen  ohne  sehr  große  Mühe  ersetzen.  Es  ist  im  Fol- 
genden für  /i  r.ygni,  nach  Kopff  der  VIIL  .Stern  der  Liste,  geschehen.  Man 
vergleiche  nun  die  babylonischeu  Dilferenzen  mit  den  Unterschieden  der  Itekt- 
aszensionen  der  von  Kopff  angenonunenen  Sterne  VII,  VIII  und  IX! 

,  ,  Bahyl.  Rektasz.       -,.,, 

<»  Difför.  -TOn         ^'"'■' 

VII.  Jiilif  lidlofi  I    .2()'<       «  Lyrae        25tCr.    I     ||=^)j 

VIII.   KiiiiKini  s,i  Vd-hi-ilii-ii    '  /JCygni        i'GT.s    J 

IX.     Mbii  s,i  irll-su  I     '""       ;•  r.ygni        :>S1..-)    ,     '■'•' 

Die  Dillerenz  /i  ('.ygni—n  Lyrae  wäie  also  um  rund  '.•"  zu  klein. 

Wenn  aber  die  Bestinnnung  von  VIII  zweifellos  ganz  irrig  ist.  welche 
Gewähr  bieten  dann  die  folgenden  davon  abhängigen  (ileichungeny  Sie  er- 
scheinen aber  auch  in  sich  bedenklich.  Dei"  J\iiifu  des  Panthers  (X)  soll 
u  ('.e|)hei  und  dei-  Asiitu  des  Panthers  {XI)  o  Amlromeda  sein.  Aber  —  ganz 
abgesehen  davon,  <laß  nach  S.  Mi:!,  RA  XI,  IS  und  Abh.  XII  (-UM  tt.)  I  Oplieus 
schwerlich  zum  Panther  gehört  —  empfahl  sich  «  Cephei,  dessen  Deklination  um 
—  7ü<)  ^>'2X)  betrug,  also  volle  iO°  nördlich  vom  Zenit  von  Babel  stand, 
nicht  als  zihpii-ük'rn  (s.  oben  S.  ISiifT.).  -Ms  solchen  hätte  mau  noch  weil 
eher  (i  oder  «  Cassiojieiae  verwciulen   können,   die   aber   in   der   IJste   Kopffs 

KiikUt.  SlvTiiküiuli'  iiiul  StiTnillcMMt,  Kfvitn/iinKt'ii.  14 


190  Die  Zi^pu-Sterne. 


fehlen.  Und  der  kleine  Stern  o  Andromedae  soll  den  Asidu  (des  Bein  oder 
dgl.)  eines  gewalli^'en  Raubtieres  repräsentieren.    Das  leuchtet  nicht  recht  ein. 

Ferner  glaui)t  Kopff,  IV  so  ''■  Lulim  sei  a  Andromedae.  Bezold  macht 
dazu  die  Bemerkung',  daß  nicht  (wie  Thureau-Dangin  und  ich  annehmen)  „Die 
vier  des  ''■  Lulim",  sondern  „Stern  4  von  Luliin"  zu  deuten  sei.  Er  macht 
sich  allerdings  .selbst  den  Einwand,  daß  „Stern"  voi'  4  fehle,  meint  dann 
aber:  „die  vier  Sterne  des  Lulim"  hätte  der  Schreiber  wohl  durch  4  kakkabäni 
sa  Lulim  ausgedrückt  wie  später  die  „zwei  Sterne  des  Kopfes  des  Löwen" 
durch  2  kakkabäni  Sa  kakkad  Urt/ula.  Darauf  erwidere  ich:  gewiß  hätte  der 
Schreiber  das  getan,  wenn  —  wie  der  Kopf  des  Löwen  aus  zwei  —  Lulim 
sich  lediglich  aus  vier  Sternen  zusammensetzte.  Das  trifft  aber  nicht  zu. 
IV  sa  ''Lulim  bezeichnet  wohl  vier  nahe  beisammen  stehende  Sterne 
innerhalb  des  Lulim.  Hätte  aber  der  Schreiber  „den  4.  Stern  von  Lulim" 
(das  ist  doch  der  Sinn  von  Bezolijs  Deutung)  bezeichnen  wollen,  so  würde  er 
gewiß  —  wie  in  andern  Fällen  —  kakhihu  IV  geschrieben  haben,  zumal  ein 
Mangel  an  Raum  nicht  vorlag.  Die  Deutung  Kopefs  wäre  indes  auch  mit  der 
Übersetzung  Bezolds  kaum  in  Einklang  zu  bringen,  falls,  wie  beide  jetzt  (ZA, 
358)  —  gegen  früher  (ZÄF,  1 1-*,  4(>f.)  -  annehmen,  n  Andromedae  der  west- 
lichste Hauptstern  des  Lulim  ist.  Denn  da  die  Zählung  der  Sterne  von  W. 
nach  ü.  voranschreitet,  wäre  n  Andromedae  nicht  als  viertel',  sondern  als 
erster  Stern  des  Bildes  zu  betrachten. 

Die  Identitizierung  von  /)'  m  '•'  Lulim  mit  a  Andromedae  paßt  außeidem 
sehr  wenig  zu  der  Position  des  mittelbar  folgenden  Xibü  sa  bi'tgi,  der  sicher 
entweder  ß  oder  n  Persei  ist.  Denn  die  babylonische  Zeitditlerenz  der  beiden 
Sterne  ist  15  -f  15  =  30^';  die  Rektaszensionsdifferenz  ß  Persei  —  «Andromedae 
dagegen  38.83  und  die  von  a  Persei  —  n  Andromedae  sogar  40.42. 

Den  zwischen  beiden  stehenden  kakkob  mnmulnti  hat  Kopff  mit  „firuppe 
bei  C  Andromedae'  identifiziert;  allein  diese  .Gruppe"  ist  allzu  wenig  determi- 
nierbar, um  als  kulminiei-endes  Leitgestiin  fkakkab  zikpi)  gelten  zu  können; 
auch  ist  zu  beachten,  daß  es  nicht  kiikkiiliaiii  uiininilufi  heißt,  sondern  kakkab 
ummulüti,  ,der  Stern  der  Schwachen". 

Der  Stern  (XXIJ.)  kakkabu  IV  ia  irti-su  ist  nach  Kopff  C  Leonis  und 
(XXIIL)  kakkabu  II  sa  rapasti-su  l)  i^eonis.  In  RA  XI,  19  habe  ich  jedoch  den 
Nachw'eis  geführt,  daß  ersterer  /,  letzleier  t)  Leonis  ist. 

(XXV.)  ''■  Eni  (von  ihm  mit  Bezold  A-bil  geschr.)  wird  von  Kopff  mit 
Goma  Berenices  identifiziert.  iN'ach  meiner  Berechnung  RA  XI,  15  und  20 
würde  y  Comae  Ber.  (Gr.  4.7)  in  der  Tat  sehr  gut  passen ;  doch  siehe  die 
Gegengründe  oben  S.   161  f. 

Was  die  a  Lyrae  vorausgehenden  Sterne  betrifft,  so  ist  ihre  Bestinmiung 
gleichfalls  nicht  einwandfrei. 

Der  (III.)  Stern  GAM-tu^)  ist  nach  RA  XI,  17  doch  eher  /i  Coronae  als  a. 
Ferner  ist  der  VI.  Stern :  kakkabu  edu  (DIL)  sicher  nicht  |  oder  j^  Herculis, 
sondern  ,«  Herculis  (RA  XI,  17 f.).  Zu  letzterem  würde  alleidings  die  Annahme 
(IV.)  MAÖ-a-ti^)  =  iT Herculis  stinnnen.  Las.sen  wir  aber  diese  Gleichung  gelten. 
so  wird  die  Differenz  (III.)  r; .4.1/-/»  -(IV.)  MAS-a-ti  2o!l,  bzw,  (wahrscheinlich) 


Die  Zikpu-Sterne.  191 

22.7  statt  15'  (babylonisrh)  betragen.  Außerdem  hätte  man  gerade  den  hellen 
ß  Hercnlis  (Größe  2.7),  der  als  W .  .Stern  sehr  gut  paßt,  gar  nicht  beachtet. 
Das  alles  klingt  aber  nicht  recht  glaubhaft. 

Soviel  über  Kopffs  Identiflzierungsvcrsiiihc.  Im  Ansclilul.i  liif-raii  koninit 
er  auch  auf  das  111.  Maßsystem  unseres  Textes  (s.  oben  S.  78  und  vor  allem 
HA  XI,  2fr.)  zu  sprechen.  Nach  ihm  ist  es  der  Parallelkreis  in  3G"  Deklination 
(ungefähr  die  Breite  von  Ninive).  den  man  in  Gls  Ol  Ml  Teile  eingeteilt  habe.  Wie 
konunt  es  aber  zu  dem  Wert   !5()"';' 

Er  selbst  gibt  hierüber  keinen  direkten  Aufschluß;  aber  es  läßt  sich 
millelbar  aus  seinen  Berechnungen  S.  3.j4  erkemien,  wo  er  zu  zeigen  ver- 
sucht, daß  die  Z/A-y^H-Steinbilder  um  —  tiOO  sich  am  besten  dem  Zenit  eines 
Ortes  von  der  geographischen  Breite  SG**  (Ninive)  anschmiegen.  Die  gleiche 
Annahme  begegnet  uns  schon  in  ZÄF  (i,  wo  Bezold  seine  seit  langem  gehegte 
Vermulung  zikpu  =  Zenit  durch  die  Lage  mehrerer  der  in  BM  S(iH7S,  Col. 
IV,  4  ff.  aufgezählten,  teils  von  mir,  teils  von  Kopff  bestimmten  ^/A-y^M-Geslirne 
zu  bestätigen  sucht.  Dagegen  nmß  jedoch  folgendes  geltend  gemacht  werden: 
1.  Die  Voraussetzung,  die  in  babylonischer  Schrift  abgefaßten  Tafeln  BM 
S():i7.S  und  AO  (1478  beziehen  sich  auf  den  Zenit  von  Ninive,  ist  unberechtigt 
(s.  oben  S.  I4()f.);  die  Existenz  eines  assyrischen  Duplikats  (K  9704  siehe  oben 
S.  IKlff.)  des  zweiten  Textes  beweist  dagegen  nichts;  denn  wir  kennen  eine 
ganze  Menge  von  assyrischen  Kopien  babylonischer  Originale:  davon  aber, 
daß  man  in  Babylonien,  dem  Ilauptsitz  der  Astronomie,  as.syri.sche  Sternkunde 
importiert  hätle,  wissen  wir  nichts.  2.  Der  in  Z.\  354  f.  erwähnte  Versuch 
KopFFS  .'scheitert  an  der  rnsicherheit  und  zum  Teil  auch  an  der  Unrichligki-it 
der  Voraussetzungen.  Kopff  opeiiert  mit  ,den  .Xbständen  der  von  uns  als 
sicher  oder  doch  wahrscheinlich  identifizierten  ^/A/JH-Slernbilder  vom  astro- 
nomischen Zenit  bei  'M\^  geographischer  Breite".  Allein  selbst  von  den  im 
wesentlichen  richtig  identifizierten  Sternbildern  kennen  wii-  meistens  ni<ht  die 
von  den  Babyloniern  angenonunene  Ansdehmnig,  wodurch  auch  die  Bestim- 
mung der  Mitte  um  mehrere  Grade  un.sicher  wird.  l'L> .  KA  .<iAli .  A  i>l 
nach  Kopff  (lygnus  |-  Cepheus;  um  aber  die  Mitte  zu  beslinunen.  läßt  er 
Cepheus  ganz  außer  acht;  ebenso  verfährt  er  bei  Lulim,  den  er  für  .Andronied.i 
(wahrscheinlich  -  C.assiopeia)  hält;  demi  hier  wird  Andromeda  und  zwai-  .in 
ihrer  heutigen  Ausdehnung'*  allein  berücksichtigl.  Das  ist  doch  zu  wrni^' 
konse(|uent.  äÜ.I'A  soll  nach  Bezold  und  Kopff  iler  ganze  Bootes  sein;  da> 
scheint  mir  aber  kainn  gerecht IV-rl igt;  denn  wir  haben  nur  Belegt-  für  die 
Gleichung  SÜ.PA  =  Arktur,  höchstens  Bootes  Süd  (S.  '.i.  7:!.  .')(•)).  Für  verfeldl 
nndj  ich  aber  die  Annahme  von  Bf.zold  und  Kopff:  lli-iji'il-ai  =  C.anes  ve- 
natici  halli-n.  Als  ein  kulminieicndes  Orientieinngsgestirn  liegm  lelzlere  viel 
zu  IkkIi;  demi  <lei'  einzige  in  Bctiachl  konnuende  Stein  n  hatte  um  l'(H> 
eine  Deklination  von  etwa  52".  Nicht  recht  versländlich  i.<t  es  auch,  wii' 
Bezold    imd    Kopff    dieses   Sternbild    als    ZeniHerid)ild    ansehen    kömun.    wo 

')  Diese  Schreibweison  wiinloii  liior  mit  lieh  ilor  riolill);oii  (..iuIIim-iiii»;  iIit  lipiden 
Rücksicht  auf  die  von  Koii  i  1.  c.  p.  :15M  an-  Xanion  (ki}ii»i-lii,  Aho-n-lh  siclu-  l!.V  XI,  17, 
gownnülon  (tinniti,  .Xtninli)  gcwSlilt.     Rozü);- 

14* 


192  Die  Zikpu-Sterne. 


doch  selbst  die  südlichsten  Sterne  desselben  noch  beträchtlich  über  dem  Zenit 
von  Ninive  stehen  (und  vom  Zenit  von  Babel  sind  sie  noch  U^,"  "t^'h'  entfernt). 
Die  Babylonier  müßten  sidi  denn  ihren  Zenit  als  eine  Kalotte  von  zirka  40" 
Durchmesser  vorgestellt  haben.  Doch  brauchen  wir  mit  dieser  Möglichkeit 
um  so  weniger  zu  rechnen,  als  nach  S.  1S3  zikpu  nicht  Zenit,  sondein  Höhe- 
punkt. C.ulmen  bedeutet. 

I)at3  KoPFF  meiner  Erklärung  der  Zahl  (JiSUüd  (siehe  ol)en  S.  78  und 
besonders  ZA  XI,  öff.)  als  eines  Produkts  aus  einem  reellen  Faktor  ((J48  = 
Anzahl  der  in  der  Peripherie  eines  größten  Kreises  enthaltenen  mittleren 
Monddurchmesser)  und  einem  ideellen  Faktor  (1000  =  N'icizaiil)  biistinimt. 
Ireut  mich  sehr.  Auch  hat  es  micli  interessiert,  daß  er  der  ^lü^diciikeit 
Raum  gibt,  die  Babylonier  hätten  damals  noch  nicht  mit  der  Vorstellung  einer 
Himmelskngel  gerechnet,  sondern  angenommen,  daß  bis  über  den  Zenit  hinaus 
die  Parallelkreise  gleichen  Umfang  haben  mit  dem  Äquator. 

Ganz  die  gleiche  Idee  habe  ich  nändich  im  Herbst  191:5  dem  Kollegen 
Thubeau-Dangin  wiederholt  brieflich  ausgespiochen  und  begründet  (was  derselbe 
—  wo  nötig  —  mir  gewiß  gern  bestätigt  und  auch  ans  seinen  Antworten  hervor- 
geht). Ich  halle  auch  jetzt  noch  diese  Krklärnngsweise  für  annehndjar,  wenn  auch 
keineswegs  für  siciier.  Es  ist  nämlich  auch  möglich,  daß  man  die  Bogenlänge 
des  Äquators  des  Himmels  =  720 000  hiru  und  die  des  Parallelkreises,  auf 
den  die  ^lÄ-yjK-Sterne  bezogen  werden,  =  fiiSOOO  heni  annahm  (siehe  RA 
XI.  201"..  wo  ich  die  Ansicht  Thuheaü-Dangins  astronomisch  zu  begründen 
suchte).  Hieinach  hätte  man  den  Äquator  als  das  720fache  des  Sonnen- 
durclunesseis  von  '/l»"  i"'tl  den  letzterem  entsprechenden  Aqualorbogen  ^=  1000 
heru  gesetzt.  Dem  Wendekreis  des  Krebses  kämen  dann  GGO=  1:2  X  '"'-^  Sonnen- 
durchmesser  zu.  wofür  man  aber  —  um  <ler  bequemen  Teilbarkeit  willen  — 
12X54- =  648  angenommen  hätte.  Doch  siehe  1.  c.  p.  21  und  beachte  außer- 
dem, daß  man  als  Maßeinheit  für  Sterndistanzen  doch  wohl  eher  den  mittleren 
Monddurchmesser  als  den  Sonnendurchme.sser  annahm;  dann  aber  müßten  wir 
dabei  verbleiben,  ilaß  die  648000  beru  einem  giößten  Hinniielskieis  angehören 
und  die  alleren  Babylonier  —  wie  später  noch  Ptolemäus  —  den  mittleren 
Monddurcimiesser  =  33V3'  setzten.  Wie  dem  aber  auch  sei,  das  Prinzip  der 
Kreisteilung  in  ()480OO  brni,  das  oben  S.  78  und  besonders  RA  XI,  öff.  dar- 
gelegt wurde,  bleibt  dadurch  unberührt. 


XI. 

Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern 
und  Himmelsgegenden. 

I.  Von  Konstellationen  entlehnte  Planetennamen. 

Eine  sehr  häiifi<re  Er.sclieiniiiifr  der  hahylnnisclien  Aslrolo.u'ie  ist  die  Be- 
iieiinim^'  von  Planelen  h/.w.  Planelen^'ottlieiteu  iiadi  Fixslernhilderii.  Dies  be- 
zeugen nielnere  Slernlisten,  so  /..  B.  K  i'nO,  K  I  I  iN:{.  K  tlO-J  (CT  XXVI  PI.  40, 
11  iMid  1i')  und  zalilreiclie  Ominafornieln.  So  willkürlich  dies  auch  scheinen 
nia;;,  so  stellt  sich  doch  hei  nfdierer  l'rüfun;^  heraus,  daß  eine  solche  Benennung; 
in  wirklichen  astrononiischen  Beziehungen  ihren  (Jrniid  hat. 

Wir  haben  bereits  oben  S.  17:2  gezeifjt,  daß  die  \'(iius  ilUlbuti  in  den 
einzelnen  Monaten  jedesmal  nach  einem  Sternbild  benannt  wurde,  das  in  dem 
betreffenden  Monat  heliakisch   aufging.     So  heißt  Venus 

im   Düzn        Xaiifjru-  ek-li  (Cancer) 

,    Aiiu         li.iX  (f,  f>  etc.  canis  maioris  ^- nördl. 

Puppis) 
,    Ululii      .Vr.V.A'/  (Vela    ■    sfidl.  Puppis) 

,    Tisritn     KX.  TK.  S.  \ .  M.  1 S .  SIC  (Centaurus) 

1    Ki>liMni  1^',^^;    "i  ^.    ^.  I  |Sagillariu- 

.    Tebiiu     r-<(  (Capricornus.  Kopf) 

.    SalMlii    1>I L.dAX  H'ih-iliuii      (östlicher  A(|uarius) 

I  HA  (=  nfinu)  l,n-    •  .  ^ 

-    ■^''•""    \Hi"K    A  |(Piscis  ansirmus  spec.  o) 

Vielfach  konunt  aber  ein  ganz  anderer  (irundsalz  zur  (iellung.  Es  ist 
folgender.  Der  l'lahel,  der  in  ein  (iestirn  H  eintritt,  winl  nach  dem  (Jestirn 
.\  benannt,  das  aulgehl,  wenn  B  uniergeht,  oder  untergehl,  wenn  B  aufgelil. 
Die  beiden  (iestirne  stehen  also  am  Horizont  einander  gegenüber  (in  Opposition). 
Die  .\strologen  diücklen  dies  so  aus:  *' A  *  B  iki<ud  =  das  (Jestirn  A  ,er- 
rei(ht(e)"  das  fiesirii  B  oder  umgekehrt.  Dies  hat  aber  den  Astrologen  noch 
nicht  gem'igt.  Sie  dehnten  die  Benennung  des  Planelen  nach  dem  jenseits 
stehenden  (iestirn  auch  auf  den  Fall  aus.  wo  dieses  gerade  untergegangen  i.st, 
wenn   das   diesseitige   Cieslirn  aufgeht.     Es  heißt  dann:  *' .\  (iiki  * •  B  ikstifi  = 

')  Bonclilo,  (Ion  hier  k>ikkri>>  dl' .  I.A  „das  pri>H(<  Costirn"  cino  pnnz  andere  Ki>nMp|la- 
tiiin  dni-slelll  als  in  ilon  S.   HU",  und    ir>8   bosprochoncn  Texlon. 


194  Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden. 


(las  Gestini  A  erreicht(e)  B  nahezu.  Meistens  lautet  die  Omenformel  aber  noch 
allgemeiner  so:  '■"■  A  aiia  *"  B  ithi  =  das  Gestirn  A  nähert(p)  sich  dem  Gestirn  B. 
Aber  auch  ohne  dei'artige  Angaben  läßt  sicii  feststellen,  daß  Planeten  nach 
derjenigen  Konstellation  benannt  wurden,  zu  der  sie  sich  gerade  in  Oppo- 
sition befanden. 

A.  '••  ICrti  =  Venus  (als  Morgenstern)  im  Bereich  der  Plejaden. 
Diese  Tatsache  läßt  sich  mehrfach  belegen. 

(a)  Thompson,  Rep.  205  A,  Iff.: 

(«)  —  ''  Dit-bat  ina  '"'"f>  Xisannu  ir-jhi]  ehfir  nuili  iha.l^if.^i):  .  .  . 
Iß)  _  fr.ß.,,  MUL.MVL  iksii'l(ml)  ['' Ailwl  ira/j/jis/  ''■  Dil-but  imi  Hb  MUL. 
MUL  [izzaz] 
=  Wenn  Venus  im  Nisan  untergeht,  wird  die  Ernte  des  Landes  sein :  . . . 
Wenn  *"  Eni  (Virgo  W  oder  Goma  ik'renices  f 'r'":'])  die  Plejaden  erreicht, 
wird    Adad    eine    Überschwemmung    bewirken.      Die    Venus    steht 
(wirklich)  in  den  Plejaden. 

(b)  ViROLLEAUi),  AC.h,  .Su|j1.  L,  7: 

—  ''Eni  inta  MUL.  MUL  ihsurlfwl)  •'4'''"'  irabhh  i-'  Dilbat  /*■.../ 

(c)  ViROLLEAUD,  II  Supl.  LXVIII,  17: 

—  ''■Eni  ana  MUL .  /MULJ  ik.^ud(ud)  ina  .satti  ^iäti  ''[Adad  inih/jix] 
Wenn  '■'Eni  die  Plejaden  nahezu  erreicht,  so  wird  Adad  im  gleichen 

Jahre  eine  Überschwemmung  bewirken. 
Aus  diesen  Stellen  geht  hervor,  daß  Dilbat  (Venus)  ''Em  genannt  wird, 
woim  sie  die  Plejaden  erreicht  oder  nahezu  erreicht.  Dies  läßt  sich  natürlich 
nur  auf  Grund  einer  auffallenden  Beziehung  der  Plejaden  zu  dem  i/>«-Gestirn 
veistehen.  Da  nun  letzteres  Virgo  W  oder  Coina  Berenices  (??)  ist,  so  kann  jene 
Beziehung  nur  darin  bestehen,  daß  ''Eni  ganz  oder  iiaiiezu  gleichzeitig  mit 
dem  Aufgang  der  Plejaden  untergeht.     Ergebnis  der  lieclinung  für  —  700: 

Sternzeit  des 
Untergangs 

e  (70)  Virginis  269.1  (cca.^so") 

;' Goma  Berenices       277.1 

B.  '■•  fVf  =  Venus  (als  Abendstern)  im  Cancer. 

Venus  wird  in  einer  Reilie  von  Texten  '•'  Uza  genaimt,  so  z.  B.  in  VA  Ch 
JSupl.  XXXIV,  36  und  II  Supl.  CXIX,  14.  Es  existiert  aber  auch  ein  Text, 
der  nicht  nur  die  Tatsaclie  aufs  klarste  bezeugt,  sondern  auch  über  die  ent- 
sprechende Position  der  Venus  und  den  Grund  ihrer  eigentümlichen  Benennung 
Aufschluß  gibt ;  es  ist  Thompson,  Rep.  Nr.  207 : 

(a)  "  D'd-bat  ina  erib  Samsi  ina  Jjarran  sii-iit  ''  En-lil  innaminar(mar)  an-ni-u 
pi-si-ir-sü 
—    " Dil-bat  ina   ""''-' Sivüni  innamir  Mimkuiim(tini)  '"''' nakri 


Sternzeit  des 

Aufgangs 

C  Persei 

275.8 

);  Tauri 

281.2 

Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden.  195 

{ß)  —  '' Dil-bttt  iiia  hfiiran  Sn-ut  ''  Eii(lU)  innamirlir)  sar  Äkkculi'^'  mahha 

In   irriissl 
{■}■)  a-dii  ünifii''    V  VI  '-■  AL .  LUL  i-kd^-Sn-ud  fin-ni-ü  pi-si-ir-sii 

—  ''■  Uza  a-na  '•'  AL.  LVL  it/}i(/ji)  [liier  folf-'en  sehr  gfiiislij.'e  V'orbefleu- 
tiingenj  ''■  Uza  '' Dil-bat 
=  (o)  Venus   wird   im    Westen   im   Weg   des  Enlil  gesehen    (d.  li.  sie  geht 
dort  auf).     Dies  ist  die  Deutung  hiervon : 
Wird  Vijnus  im  Monat  Sivan  gesehen,  Niederlage  des  F'eindes. 
[fi)  Wird  Venus  im  Weg  des  Eiüil  gesehen,    so   hat  der  König  von  Akkad 

keinen  Rivalen. 
(;■)  Nach    Ablauf   von    ö — (i   Tagen   erreicht   sie   den   Krebs.     Dies   ist   die 
Deutung  hiervon :  Falls  *"■  Vza  sich  dem  Krebs  nähert  [sehr  günstige 
V'f)rbedeulungen |.     *■'  Vza  (ist)  die  Venus. 
.Man  beachte  vor  allem,  daß  Venus  hier  als  Abendstern  aufgeht.    Warum 
aber  heißl  sie   Vza  (Ziege)?    Analog  dem  vorigen  Fall  (sub  I)  wird  dies  wahr- 
scheinlich daher  rühren,  daß  Venus  und  das  Sternbild  l'za  in  Ojjposition  sind. 
Hiernacii  stände    die   heliakisch    aufgegangene  Venus    am   westlichen,    Vza  am 
östliclicu  Horizont  und.  da  Venus  nach  wenigen  Tagen  den  Krebs  erreicht,  so 
müßte  dieser  östlich  von  ihr  (also  etwas  höher)  stehen. 
Stimmt  das? 

*'  Vza  ist  der  (wenigstens  ideographisch)  gemeinsame  Name  für  un.sere 
Lyra  (siehe  oben  S.  I  7S)  und  den  Kopf  des  Capricornus  (des  babylonisciien 
Zi(>genfisches).  Letzteres  ist  auch  durch  \'A(lli  islai-  VL  d-l:  ''Vza  kakkad 
"  SVliVR-Biu^"  ausdrücklich  bezeugt. 

Die  Lyra  scheidet  indes  hier  aus:  denn  ihr  Auf-  oder  Untergang  hat  mit 
dem  des  Krebses  nichts  zu  tun.  Dagegen  entspricht  der  Kopf  des  Steinbocks 
{n,  ß  (lapricorni)  ganz  unserer  Erwartung.     Demi 

Stpriizeit  des   l  Stenizeil  des 

Aufgangs      '  Untergangs 

a  flapricorni  187.1  i'>  (lancri  WYAJ 

ß         .  LSS.f»  ;.      .  M»8.8 

Sicht  nun  die  Venus  am  westlichen  lloiizoid  a  Capricorni  gerade  gegen- 
über, so  geht  sie  um  Ls7«  Sternzeil  unter.  .">  Tage  später  hat  ihre  Rekt- 
aszension  inn  rund  d"  zugenonuueii  und  ihr  liniergang  erfolgt  daher  tun  l'.t3", 
also  nahezu  gleichzeitig  mit  i7  C.ancri  und  steht  in  dessen  Nähe.  Dies  genügt 
uns  vollkoiumen.  Eine  genauere  LJerechming  wäre  angesichts  der  iinvoll- 
koiiwneni'ii   babylonischen  Reobachlmigsweise  ganz  zwecklos. 

C.  '••  Mi  h' .(.'  1 1>.  ItA  =  Venus  (als  Abendstern)  in  Virgo  E. 

Wie  *■  t^^ff,  so  ist  auch  '•  M  Mi  .(HD .  DA  .Wagengestinr  «in  Name  des 
Venusplanelen.     Dies  tritt  in  mehreren  Texten  klar  iiervor. 

So  in  VACh  Supl.  XXXIV.  :1C. f.:  II.  Supl.  CXIX.  II-  um!  i'O.  wo  fraglos 
Venus  (Dithat)  zuerst  Vza,  dann  MAli.GID.DA  genannt  wird.  Dasselbe 
läßt    sich    auch    wohl    in   Klar  XXI,  (»ti— ,S:>   und   s.")fr,    amuhmen.     flenn   ein 


196  Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden. 


Gestirn,  das  bald  am  linken  oder  rechten  Hörn  des  Mondes,  bald  in  diesem 
selbst  stellt,  ist  kein  Sternbild,  sondern  ein  einzelner  Stern.  Aufaerdem  ist 
aus  der  vorausj;ehenden  Partie  des  Textes  ersichtlich,  daß  die  daselbst  auf- 
tretenden Sternbiklernamen  sich  größtenteils  auf  Planeten  (.Jupiter  und  Mer- 
kur) beziehen.  Ebenso  ist  ^  MAR.  GW. DA  in  Istar  XXll,  .3  olVenbar  = 
Dilbat  (Venus).     Noch  weitere  Belege  werden  folgen. 

Wann  lieißt  aber  Venus  das  „  Wagengestirn "  ?  Wenn  wir  annehmen  dürfen, 
daß  dieser  Benennung  das  gleiche  Prinzip  zugrunde  liegt  wie  der  Bezeichnung 
^■Uza  der  Venus  (s.  S.  194 f.),  so  ergibt  sich,  daß  die  Venus  in  der  Opposition 
zu  dein  der  Ekliptik  nahen  MAR  .GID  .DA-^ievwhM  den  Namen  des  letzteren 
trägt.  Da  nun  aber  jenes  MAR .  GW .  D.l-Stenibild  wenigstens  zum  Teil  im 
östlichen  Perseus  liegt  (siehe  oben  S.  17!»)  und  dieser  aufgeht,  wenn  die  öst- 
liche Virgo  am  westlichen  Horizont  sieht,  so  dürfte  MAR  .GW.  DA  =  Venus 
in  der  Virgo  zu  suchen  sein. 

Das  scheint  auch  durch  VACIi  II.  Suf)!.  L.WIII  Bs.  7-10  bestätigt  zu 
weiden,  wo  in  einer  und  derselben  Liru])j)e  je  zweimal  ''M AR .GID .  DA 
und  ''■■  yl/i .  S/i¥  erwähnt  werden ').  Denn  dies  kann  kaum  anders  gedeutet 
werden  als  so:  "MAR.  GW.  DA  steht  in  dem  Sternbild  AB.SIM  (Virgo  E). 
Auticrdem  handelt  der  Text  olfensichtlich  von  Planelenerscheinungen  (so  von 
*"  Ll'L.A  =  Mars,  '■•A'«««  =  Merkur  usw.).  Somit  ist  es  wohl  nicht  gewagt, 
"MAR.  GW.  DA  als  Venus  in  Virgo  E  zu  deuten. 

Gehen  wir  einen  Schritt  weiter!  Wenn  Venus  in  ihrer  Opposition  zum 
aufgehenden  Perseus  MAR. GW. DA  heißt,  .so  ist  sie  natürlich  Abendstern. 
Und  als  solcher  tritt  sie  unter  dem  gleichen  Namen  auch  in  VA  Ch  Samas 
XVI,  10  auf.  Denn  es  heißt  dort  kimsu  erib-ma  Ina  manzazi-su  "MAR. GID. DA 
izziz,  d.  h.  wenn  die  Sonne  untergeht  und  an  ihrer  Stelle  MAR. GW. DA 
steht.  In  den  vorausgehenden  Omina  ist  im  gleichen  Zusannuenhang  vom 
Merkur  als  Abendstern  und  dem  Mond,  in  dem  daraulfbigenden  vom  Jupiter 
in  seiner  Stellung  am  westlichen  Iloiizont  die  Hede  (''  Da-pi-iui  ^=  Ju)iiter  im 
Westen;  vgl.  Istar  XXXVIl,  11.  und  II.  Supl.  XLIX.  KU:  ''  ID.AL.KUD 
(=   Däpinu)  ana  ereb  '' Sainsi.     Näheres  .S.    i!)9  f.). 

Außerdem  wird  auch  in  der  Dilbat-Tafe]  81-7-(),  lOi'  (Brown,  Besearclies  II 
p.  löOff.;  vgl.  Sternk.  I.  230  [IV])  "MAR. GW. DA  als  DUbul  (Venus)  des 
^^'estens  (bzw.  bei  Sonnenuntergang)  bezeichnet. 

Wiederholt  wird  "MAR.  GID  .DA  auch  mit  ulidn  „Finsternis"  in  Ver- 
bindung gebracht.  So  in  VA  Ch  Istar  XXV.  1  und  77  :  "■  MAR .  GID .  DA 
a-na  atall.  Nach  astronomischen  Gründen  darf  man  freilich  hier  nicht  suchen; 
dagegen  läßt  sich  aus  astrologischen  Stellen  ersehen,  daß  das  Zusammentreffen 
von  MAR. GID. DA  =  Venus  mit  dem  MUL.GIG  (=  kalfkahu  $alme)  -)  auf  ein 


')  Man   beachte,    daß   jede    Gruppe    sonst  =  der  ''  Saliini  (der  Beständige),  der  Sonnen- 

in  der  Regel  nur  die  Omina  eines  einzigen  gott".      Der    Saturn    ist    nach    babylonischer 

Gestirnes  umfaßt.  Anschauung   der   nächtliche   Vertreter    der 

')  Siehe  IIR49  Nr.  3,42:  J/rX.G/C;    »(m-  Sonne.       [U  Sa-n!-mc     (Var.    U  !}al-lam)     ist 

al-me)  Si'R  \ilSAG.US  (k-aimänu)    "Ä/wos  durchaus    nicht    der    „schwarze    Gott"    und 

=  „Der  Stern  GIG,  der  Gott  der  Dunkelheit,  ebensowenig  ist  der  Saturn  „Unglücksplanet". 


Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden.  197 


komiiiiMKies  Unwetter  bzw.  t-iiK^  lliimiiclsvorfin.steniiig  hinweist.  So  in  VA  C.li 
II.  Siipl.  CXIX,20:  '-■MAI,'.  GW.  DA  id  Säi-i  I  kakkabu  GIG  MmKud)  •' A<lad 
ir(thl}i{,(if):  atalü  ishkmi  =  „Wenn  MAli  .GIIJ .  DA  (=  Venus)  im  Süden 
den  Saturn  orreiclit,  winl  Adad  eine  (Ref.'en)niit  Ijewicken  bzw.  e.-;  wird 
eine  Finsternis  eintreten".  .Man  vgl.  dazu  aucli  VA  Cli  L^tar  XXf,  OOlf.  und 
VIII.  17. 

Der  Vorgang;  bestellt  ollenbar  darin,  daü  Saturn  im  Lichte  der  nahen 
Venus  verblaßt  oder  verschwindet.  Vielleicht  sah  man  darin  ein  entferntes 
Analogon  zu  der  V^erfinsterung  der  Sonne  durch  den  Mond,  indem  der  Saturn 
die  Sonne,  die  Venus  den  Mond  vertritt.  (Die  Göttin  des  Venu.5sterns  galt  ja 
als  Tochter  des  Mondgottes.) 

D.   DIL. GAN  =  Mars  in  Virgo  E. 

Das  oben  hei  der  Deutung  von  MAlt  .GID .  DA  als  Venus  zur  Gellung 
gekonnnene  IVinzip  erfährt  durch  TnosiPSOiN,  Kep.  Nr.  !->S  (=  III  H  öl  n.  »i) 
eine  willkommene  Bestätigung.  Der  Text  enthält  Angaben  über  Jhirs  vom 
['>.  und  16.  Tag  des  Monats  Nisan  (beachte  Rs  1:2!).  Rs  AK.  behandelt  den 
allgemeinen  Fall,  wo  der  (Voll-)Mond  von  einem  Halo  umgeben  ist,  in  dem 
zugleich  der  Mars  steht.  Darauf  folgt  der  besondere  Fall,  wo  der  Mars  oben- 
drein im  Zodiakus  eine  bestimmte  Stellung  einnimmt.  Die  Stelle  (Z.  tift'.) 
lautet: 

Sin  tarhiifii  ilmi-iiin  ''  1)11.. GAS  imt  lihbi-.hi  />i/>//i)  [lulgl  Vorbedeutung] 
i'  Dl  L.GAS  "AB.SIM 
=  Ist    der  Mond    von    einem  llalo  umgeben,    wrdirenil  DIL .  (•  .IS   (=  .Mars) 
darin  steht  |  folgt  Vorbedeutung]  "DIL.  GAS  ist  Sleni  ih-<  Ali.SLM 
(Virgo  E). 

Ks  ist  ohne  weiteres  klar,  daß  das  Sternbild  DIL.  GAS  (Otus  -{- 
Aries  oder  C.etus  allein)  im  Nisan  und  besonders  zur  Zeit  iles  Vollmonds  nicht 
in  einem  Mondhalo  stehen  kann,  .\l.so  ist  hier  DIL.  GAS  der  entsprechende 
flauet  Mars  ( Muitnbanft-mHh'inu) .  Das  wird  übiigens  auch  durch  den  Text 
selbst,  insbesondere  durch  Rs.  10  bezeugt. 

Nun  wird  />/L.  0'.4.V  =  Mars  als  Stern  von  vl/i.67.V  (Virgo  F)  erklärt, 
was  hier  nur  so  verstanden  werden  kann :  .Mars  steht  in  Virgo  F.  Nach  «leni 
bereits  mehrfach  bestätigten  Friir/.ip  nn'issen  sich  daher  Virgo  F  und  Getus 
(  r  .\rios)  am  Horizont  einander  gegenüberstehen.  Dem  ist  wirklich  so,  wie 
die  folgende  Berechnung  für   --'7<K)  beweist. 


Die  entgegenstehenden  Behauptungen  boruhon  Xi-lni-ni-lum    „Goslirn    <lor    Wsjgo"    ernaunt. 

ganz  und  par  auf  unwisscnsoliafUii-hon  Kmii-  Kbonso  wird  drr  AT.  It.MxiV.  /7>  (Merkur) 

blnaiiiinon.     Illornuf   nülior   einzugehen  vor-  in  II   R  hl,  lüa   als  *'•  <llti  Zi-lm-iii-tiim  be- 

biolet  der  Cliaraklor  dieser  Sclirift;    es  wird  zeiclinet.     Daniil  hängt  zusaninien,  daß  nicht 

abi-r  anderswo  geschehen.]  Saturn,  «las  Xaolil-  nur  der   Saturn,    sDndern    aucli    der  Merkur 

geslirn  (im  (iegensatz  7>ir  Sonne,  dem  Tages-  als  Stern  des  (Sonnengottes)  Xinib  galt  (siehe 

gcslirn),  wird  in  II  If  t'.t  Xr.  3  *'  '/i-hn-tin-nii  <ilieii   S.    19H'). 


Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegendeu. 


Sternzpit  des 

Rtenizeit  des 

Aufgangs 

Untergaugs 

i  Ceti 

255?32 

Spica 

259!l2 

a  Arietis 

i'Ü0.2;{ 

C  Virginis 

268.81 

»;  Cleti 

269.72 

(        » 

27.J.1.J 

Hieraus  ist  ersitliliiil 

i.   (hiß  beim 

Aufgang  von  ( 

'.('tns  luid  Aries  Virgo  E 

am  westlichen  Horizont  steht. 

II.  Verschiedene  Namen  der  Planeten  in  verschiedenen 
Himmelsgegenden. 

Von  zwei  Planeten,  tiem  .hipiter  un(t  der  Venus,  bezeugen  meluere  Texte 
verschiedene  Namen,  die  an  iiire  Stellung  in  verschiedenen  Hinuiielsgegenden 
geknüpft  sind. 

Bezüglich  Venus  ist  dies  aus  HI  R  58  Nr.  2  R.s.  8IT.  (=  VACh  istar 
VIII,  8ff.)  bekannt.  Hiernach  i.st  sie  als  Morgenstern  männlich,  (Stern)  des 
§amas,  War  von  Af/rKlr,  ''XV  der  Sterne;  als  Abendstern  dagegen  weiblieh, 
(Stern)  des  "  J/vI«  (Ninib) ').  Woi'  von  Unik  {Erech).  liclit-iläiii  {GöHerheniu). 
Doch  spielen  diese  mythologischen  Benennungen  in  der  astrologischen  Literatur, 
so  weit  sie  uns  vorliegt,  keine  i)emerkenswcrte  Rolle. 

Dagegen  konuiit  hier  eine  andere  Unterscheidungsweise  mehr  zm-  Geltung. 
Dilbat  heißt  (nach  VACh  l.star  XXIX.  1.5)  hta  '^ XUM  (füan)  d.  Ii.  .im  Osten" 
"^BAS  (kasti)  d.  h.  „Bogenstern" :  dagegen  ist  (nach  81-7-6,  102,  siehe  Sternk. 
I,  229  sub  [iV])  ''  MAli.CtlD.DA  „der  Wagenstenr  =  „Dilbat  des  Westens", 
was  auch  durcli  andere  Stellen  bestätigt  wird  (s.  oben  S.  195  ff.).  Bezüglich  des 
Ursprungs  der  beiden  Namen  vergleiche  man  die  Darlegungen  oben  S.  152; 
179:  193  fr.  über  die  Stellung  von  Planeten  in  Opposition  zu  Konstellationen. 
'' BAN  =  östliche  Virgo  wnA  ><■  MAR  .  GID  .  DA  =  Sterngruppe,  zu  der 
der  östliche  Teil  des  Perseus  gehört.  Als  Jahreszeit  der  Orientieiung  ist  der 
Jahresanfang  vorausgesetzt.     Dann  steht  das  Sternbild  MAU  .  GID  .  DA   im 


')  Zu  Siiiib  (il  MA^^  als  Sonne  des  wesl-  mit  yinib,  die  Ost-Sonne  dagegen  mit  Warnas 

liehen  Horizonts  vgl.  Jessen,  KB  VI,  1,  537 f.  in  Verbindung  gebracht   wird,   so   ist  darin 

Seine  Ausführungen   sind  —  wenn  man  von  wohl    eine   mythologisclic  Cbergangsstufe    zu 

dem  Abstecher  auf  das   alttestamentliche  Ge-  erblicken.    Die  Gestaltsveränderung  des  Son- 

biet    absieht    —    durchaus    zutreffend.      Daß  nenhalls   gegen  den  westlichen  Horizont   hin 

Sinih    auch    Ost-(Morgen-)Sonne    ist    —    wie  fällt     nämlich     aus    verschiedenen    Gründen 

wiederum  Jensen,  Kosmol.  460  ff.  gezeigt  hat—  mehr    auf   als    der   umgekehrte  Vorgang   am 

spricht  nicht  dagegen.     Die  charakteristische  östlichen  Horizont;  darum  sagt  der  Babylo- 

riesengroße,  aber  etwas  plattgedrückte  Sonnen-  nier  wohl,  daß  die  dem  Horizont  sich  nähernde 

Scheibe,    mit    der    Xitiib    in  Verbindung    ge-  Sonne  i>m  GAL-sii,    in  ihrem  Großsein  bzw. 

bracht  wird,    ist   ja   auch   dort  sichtbar.     In  Großwerden  sei,  während  er  die  große  Scheibe 

der  Tat  ist  >'hii6  Gott  der  Horizont-Sonne,  am  östlichen  Horizont  nicht  erwähnt.     (Ver- 

wie   er   nach    anderen   Texten  auch  Gott  des  wandte    Erscheinungen,    ihre   Ursachen    und 

Merkur-Planeten    sowohl    am    östlichen    wie  ihre  Wirkungen    auf   die    Vorstellungen    der 

am  westlichen  Horizont  ist  (s.  oben  S.  143').  Babylonier  werden  in  einem  späteren  Kapitel 

Wenn  in  III  R  53  Xr.  2   nur  die  West-Sonne  behandelt  werden.) 


% 

Uciicniuiiiy  villi  riaiieten  nach  SliTiiliildcin   und  lliniMielsgegendcn.  199 


Osten,  der  V'^enusplanet  MAR .GIl) .DA  jenem  gregenüber,  also  im  Westen; 
das  Sternbild  ''■HAN  d:i^'ff:eii  im  Westen,  ni.so  der  gleichnamige  Venuspianet 
im  Osten. 

Diese  Unterscheidung  ist  ahei-  wohl  erst  das  Produkt  der  späteren  Astro- 
logie. In  der  Regel  wird  Venus  wie  als  Morgen-,  so  auch  als  Abendstern 
Dil-Ixil  (sei  es  mit  dem  Gottesdeferminativ  AN  oder  dem  Sterndeterminativ 
MUL,  seltenei-  UL),  zuweilen  auch  "  Isfar  genannt.  In  nachweisbar  aus  der 
Wende  des  III.  und  II.  .lahrtausends  v.  Ohr.  stanmienden  Tafeln  erscheint  Venus 
unter  dem  Namen  NIN .  DAR .  AN .  NA.  (Zur  Erklärung  des  Namens  f)il-bat 
sielie  unter  nihü  (Index!)  und  zu  der  von  NIN . DAIi . AN . NA  .Sternk.  II,  :2()1.) 

Auch  Jupiter  wird  je  nach  seiner  Stellung  in  verschiedenen  Himmels- 
gegenden mit  verschiedenen  Namen  belegt;  so  heißt  er  im  Osten  l'MUN. 
PA.P:,  im  Westen   VD.AL.KVD  (=  Dapiinr.  P.rCnnow.  List,  .".7.")!). 

Hierfür  folgende  Belege: 

a)  VACh   Islar  XXXVII.  tf.: 

4.   [.  .  .J  ina  ßit  '' Satmi  '•  l'MiN .  l'A  .  K  =  [.Inpiter]  im  Osten  [heißt] 

ÜMUN.FA.i:. 
"i.    I .  .  .]   i»ii    erf'h  '' Snmsi  '' Da-pi-j  itii/   =^   |  .liipilci]    im    Wistcn    |li(ißt] 

l)(i/iiini. 

b)  Bekannt  ist  die  silion  in  Sternkunde  1,  1 1  verweitete  Stelle,  wonach 
''■''  Manluk  bei  seinem  Ersclieinen  (also  im  Osten)  CMLN .  P.4  .  K,  in 
einer  Höhe  vcm  1  (2Y)  KAS.IiU  8A<i .  ME .C AH,  im  .Meridian  (htlml 
mmr)  Nibiru  genannt  wird. 

c)  II.  Supl.  Xi.lX.  1(1(0.:  Am  Tage  des  Verschwindens  des  Mondes  (inn 
umi  biMnäi)^)  standen  der  Mund,  die  Venus  und  die  Großen  Zwillinge  nach 
Osten  hin,  '' l'I) .  AL .  KlID  gegen  Westen  (ana  ei;b  Samsi). 

d)  Samas  XVI,  1:2:  —  Samsu  erib-ma  hm  watizazi-Su  ''  Da-pi-nu  izzh  = 
„W'eiin,  nachdem  die  Sonne  untergegangen  ist,  der  Ihipinu  ihre  Stelle 
einnimmt",  also  sieht   auch   hiei'  Ikipiiiu  im   Westen. 

e)  Sin  I,  ;21  :  —  Sin  imi  inni  30'"""  inn<imir-ma  ''('/>.  AI, .  I\  ll>  uiui 
päiii-.su  KI .  'J'A-niii  izziz(ijzj)  =  Wenn,  nachdem  der  Mond  am  ;{().  Tag 
sichtbar  ward,  (1> .  AL .  KCl)  vor  ihm  (d.  i.  westlich  davon)  unterhalb 
sieiil  .  .  .  Hier  iianilelt  es  sich  abermals  um  eine  Erscheimmg  im 
Wesl.'n. 

Damit  hängt  auch  die  verschiedene  Deidung  des  Jupiter  in  einem  Mond- 
halo  zusammen.  Steht  UM (' N .  PA  .  K  i\nr'm,  so  wird  der  König  von  Akkad, 
den  Jupiter  repräsentiert,  bekriegt  bzw.  belagert  und  zwar  durch  ein  Heer  des 
Landes  Amurni  (des  Wesllandes).  So  in  Thompson,  Rep.  Nr.  Ol;  vgl.  auch 
'.II  1!>.  7.  Dagcgin  wini  Jupiter  als  SA(1 .  MK .dAli  oder  Nibiru  in  einem 
Mondhalo  nicht  mit  Amunii  in  Verbindung  gebraciit.  SA(i .  ME.GAli  im 
Ilaio  weist  nur  im  .dlgemeinen  auf  eine  Belagerung  des  Königs  von  .\kkad 
hin  (Thompson.  Rep.  Ni. '.ti*, '.t:t. '.».">, '.((l  usw.):    Nibini  im  llalo  wird  übrrlianpt 


')  Aiii  ri.-itliolioM   lluriziinl,  in  diT  Mor^ondäiiiini'niiiK. 


200  Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden. 


niclil  politisili  gedeutet  (Thompson.  Rep.  94,5).  \UD  .ÄL.KUD  (Dap'nni)  in 
einem  llalo  finde  icli  niri^ends  er\v;duit.|  Das  alles  läßt  sich  wohl  folgender- 
maßen eikläien. 

Der  rialo  bedeutet  IJedräujJiii.^,  insbesondere  lielagfiung  duirli  eine  feiiid- 
lirlie  Ma.lil.  Steht  Jupiter  (als  UMUK.PA.k)  im  Osten.  .-,,  konnnt  der 
Feind  —  man  beachte  die  Opposition  —  von  Westen.  Im  höheren  Stand- 
punkt (als  SÄG. ME.  GAU)  —  30»  (45 «,  (iOo?)  —  über  den  Horizont  ist  die 
Position  des  Jupiter  in  bezog  auf  die  Hinnnelsgegenden  nicht  so  determiniert; 
daher  fehlt  die  Oppo.sition  zu  einer  bestinmiten  Großmacht  und  somit  ist  nur 
im  allgemeinen  von  einer  „Belagerung  des  Königs  von  Akkad"  die  Rede.  Noch 
weniger  liegt  bei  der  Stellung  des  Jujjiter  im  Meridian  eine  solche  Opposition 
vor.  Die  Deutung  auf  eine  lielagerung  des  Königs  kommt  daliei'  gai-  nicht  in 
Betraclit. 

Man  dar!  jeilocii  aus  vorstehender  Terminologie  nicht  schließen,  daß  in 
allen  astrologischen  Dokumenten  l'MUS.FA.E  den  Jupiter  im  Osten.  VI). 
AL.KVD  (Ihijiiiiu)  den  Jupiter  im  Westen  bedeutet.  Denn  es  ist  schon 
a  priori  nicht  wahrscheinlich,  daß  man  einen  soh-iien  Unterschied  schon  in  i\vi\ 
ältesten  Dokumenten  der  astrologischen  Literatur  maclilc  und  auch  Ifn-  die 
spätere  Zeit  wäre  eine  konse(|uente  Durchführung  imch  zu  beweisen.  Kin 
solcher  Versuch  würde  aini-  an  dir  entgegengesetzten  Tatsache  scheitern.  So 
ergibt  sich  aus  VAC.h  Sin  111.  l'.l,  daß  Jupiter  unter  genau  denselben  Um- 
ständen wie  oben  sub  (e).  wo  er  ''  VI).  AL.KUD  heißt,  "  VMUN.PA.E  ge- 
nannt wird.  Ebenso  bezeugt  11.  Supl.  II,  17  und  -20,  daß  VMVN.PÄ.iJ  am 
1.  Monatstag  beim  Mond,  also  im  Westen  stehen  kami.  Bemerkenswert  ist, 
daß  in  diesem  letzleren  Schriftstück  (Z.  -2-2)  aucli  der  alt(^  Name  des  Venus: 
M.\ .  PAli .  AN.  XA  auftritt.  Aber  audi  ohnedies  .sind  wir  zur  Annahme 
berechtigt,  daß  die  ebengeuanntcn  Dokumente  einer  Zeit  angehören,  wo  man 
in  der  Bezeichnung  des  Jui)iter  noch  nicht  seiner  verscliiedenen  Stellung  am 
Himmel  Rechnung  trug. 

Von  den  drei  erwähnten  Namen  (tes  Jupiter  >ind  Xlliiru  (Xchinij  .der 
rberschreiter"  1)  und  V.MV.WI'A.I;'  .Herr  des  stiahlenden  Aufgangs"  allem 
Anschein  nach  die  älteren.  Der  sjiäter  (sciion  im  VII.  Jahrh.)  weitaus  häufig.ste 
Name  SAG  .  ME .  GAN.  der  als  Ehrentitel  Marduks  zuweilen  auch  in  der 
religiösen  Literatur  auftritt  -').  scheint  jüngeren  Ursprungs  zu  sein  ■). 


')  Schon  im  Schöpfunijsepos  V,  fi.  Ergänzungen   zu    / —  ''■  SAG  .  ME  .  GAR   iiia 

')  So  im  Marduk-Hyrnnus  K.  7592  -j-  8717  se-ir-li  ilx-li(/-iiii  .^an-äni  nakrnli  istllimü  sind 

+  DT  363,41  (Martin,  Textes  religieux,  118).  hier  aber  ebensowenig  begründet  wie  in  Istar 

')  Nach  den  Textergänzungen   bei  ViROl.-  IV,  34.     In  beiden  Tafeln  ist  ja  von  Jupiter 

LEALD,  ACh  Istar  XV,  28    (vgl.   auch  IV,  34)  gar  nicht  die  Rede,  sondern  nur  von  Venus, 

wäre   allerdings   der  Name   SAG  .ME.  GAR  Daher   ist   statt  SAG  .ME.  GAR  in  XV,  28  : 

schon  um  2000  V.  Chr.  im  Gebrauch  gewesen  ;  NIN  .  DAR  .  AN .  XA,    in    IV,   34:     'I  Dil-hat 

denn  die  Tafel  geht  —  wie  Sternk.  II,  266  ff.  zu    setzen    (vgl.    Istar    XI,  2.t    und    I.   Supl. 

gezeigt   —   auf   jene    alte    Zeit    zurück.     Die  XXXIV,  8  t'.). 


Beucnnung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden.  201 

III.   Ein  merkwürdiges  Planeten-Schema. 

(Die  :i('>  (iestiiiic  i\<-y  iln-i   ( lidüstaati-ii  Akkd'l.   Ebmi.   Amurru.) 

1.   Nachweis  der  Beziehungen  des  sogen.  Astrolabs  Pinches'  zu   den 
Gestirnen  der  drei  Großstaaten. 

Das  vüii  Pinches'  (IHAS  1 '.100,  573— ."J)  veröfTentliehto,  unglückliciierweise 
.A.strolal)"  frenaiinte  VerzeiLlini.s  uiiifafH  :{(J  (Jestiriie,  die  aiisdieiiieiid  nach 
einem  inatlieniatisclien  Prinzip  geordnet  .sind.  Die.se  lie.stirne  sind,  wie  im 
Folgenden  nacligowiesen  werden  .soll,  Repräsentanten  der  drei  althabvlonisclien 
Groß.staaten  Aiiiurni,  Akkml,  Eluni.  Der  Beweis  eigibl  sicli  duicli  \'t'rgleicliung 
der  folgenden  Listen. 

Das  Verzeichnis  umfaßt  4  Gruppen:  1.  Die  Gestirne  des  Sivänn,  Düzu 
und  Abu;  2.  die  des  Ulülu,  Tisritu  und  Arah-sanina;  3.  die  des  Kislimu,  Tebitu 
und  Sabätu;  4.  die  des  Adäru,  Nisannu  und  Airu.  Jedem  dieser  Monate 
kommen  drei  Gestirne  zu.  I'm  jedoch  den  Vergleich  mit  den  folgenden  leisten 
zu  erleichtern,  halten  wir  in  unserer  Anordnung  die  gewöhnliche  Reihenfolge 
der  Kalendermonale  ein,  heginnen  also  mit  Nisan  (Liste  A). 

Die  Zeichen  O  *  •  hinter  den  Geslirnnamen  in  Liste  A  beziehen  .--ich 
auf  dir  Listen  1:5,  G,  D  und  haben  folgende  Bedeutung:  O  =  Gestirn  von 
Akhiitl  (('.),  *  =  Gestirn  von  Kliim  (D),  •  =  (iestirn  von  Amurru  (B).  Um- 
gekehrt zeigen  die  Zahlen  [l|.  [2|,  [3]  in  den  Listen  B,  C,  D  an,  ob  der  Stern 
der  I.,  '1.  oder  3.  des  entsprechenden  Monats  in  Liste  A  ist. 

\.   IMc  3(1  (iestii'iio  des  .so^.  .\sti(»lab.s. 

III.  Sivänn 
Slli.ZI  .AS  .SA       O 
/ 7/ .  .1  • 

Sini  • 

VI.   llfiln 
/.'///  • 

HAl>  .(!A  (=  ''</-/.()  • 
Sr.l'A  O 

l.\.  Ki^limn 
Muiliiliitnii   iinitiiiiu     • 

in.KA. ni  .A       • 

l:„  O 

XII.  Addarn 

//.l  • 

I.II..A  • 

.\l<in/,ik-  O 


1.   Xisaniiii 

11.  Aini 

1.  DI  L.GAS 

• 

MVL.Ml  L 

• 

±  DIL.  HAT 

* 

SC  .<il 

• 

3.  AI'IS 

Q 

A-iiii-iii-lii 

O 

W.   Dn/.ii 

V.  .\l.n 

1.   K.iK.SI.DI 

• 

/.M.V 

• 

■1.  .»/.IN.  IAH.  HA 

* 

.l/.IS.  TAIi.liA 

3.   AL.Kt  h 

Q 

(iAL.a. 

1/.     • 

MAU. (111). DA 

o 

VII.  Tisriln 

VIII.   Arah-s; 

iniiia 

1.  M.WMAH 

• 

tu.  HF. 

O 

ll.   Zi-hii-ni-tu 

Q 

am.  IAH 

• 

3.  A'.V.  TK.SA. 

HAH 

• 

MAS.SK; 

• 

X.  Tebitu 

XI.  ^Am[ 

n 

1.  ar.i.A 

* 

Sr.MIS.DA 

• 

■1.   AL.H  L 

• 

SL\l..MAH 

• 

3.  in.iir 

O 

l>A  Mf 

O 

202  Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden. 


B.  Die  12  Gestirne 

von 

Annirrii  (CT  XXVI,  11). 

I.  DIL .  GAN 

MI 

VII.  SIN.MAH          [1| 

II.  SÜ.GI 

UM 

VIII.  LUGAL               [aj 

III.   Siru 

l:il 

IX.  MuStaharrii- 

IV.  KAK.Sl.DI 

[ll 

niiiidnu     \  \  \ 

V.  MAS .  TAB .  BA 

X.AL.LUL             \r>\ 

GAL.GAL.LA 

[2] 

XI.  SIM.MAH          [i>| 

VI.  Bin 

[1] 

XII.  LUL.A               [-2] 

Vorstehende  (in    a.^syrischcr   Sclirill    iii)tiefar3te)    Liste  wini  von  I   bis  VII 
ikl.)  (Inifh  den  (l.;il>yloiiis(lien)  Text  CT  XXVI,  44  Rs,  letzte  Zeilen,  i)esl-itigt. 

('.  IMe  12  «ieslinie  von  Al:l.<i<f  (CT  XXVI,  44  Rs  511.). 


I. 

AFIN                     [•!  1 

VII. 

Zi-ha-ni-tum 

1^1 

II. 

A-tiu-iii-tu               1  '■'<  1 

VIII. 

Uli .  BE 

rn 

III. 

S  IB.  ZI.  AN.  NA  |l| 

IX. 

VZA 

p^i 

IV. 

r  D.ALK  CD        [:ij 

X. 

II) .  HU 

m 

V. 

M.l/H/.GUf.DA  \:\] 

XI. 

DA.MU 

m 

VI. 

sr.i'A              |;!l 

XII. 

yi-hi-nnii 

i:5J 

Ein  \'eiglei(li  der  beiden  Listen  15  und  C  zeigt  ohne  weiteres,  daü  die 
12  Gestirne  von  Amunu  und  die  12  Gestirne  von  Akkad  zu  den  3(1  Sternen 
der  Liste  A  gehören.  Die  Namen  sind  hier  nnd  dort  fast  diu-ehweg  gleich  ge- 
schrieben. Der  3.  Stern  des  Monats  Sivänn  ist  doib  wdlil  nicht  —  wie  IIommel, 
Aufs.  un<l  Ahh.  p.  4Ci)  bietet  ~  Naiujaru,  sondern  MUS  (?ini).  UD.AL.  KUD 
in  C,  IV  =  AL.KUI)  in  A,  IV,  :!;  ebenso  ist  Ni-bi-nim  in  C,  XII  identisch 
mit  Manliik  in  A,  XII,  3.  Endlich  ist  HAB  in  A,  VllI,  3  sachlicli  idcnlis.h 
mit  LUGAL  in  H,  VllI,  nämlich  =  .Iu|)iter  (siehe  unten  S.  204). 

CT  XXVI.  44,  Rs  1—:]  bietet  ancli  noch  folgenden  Reste  der  12  Sterne 
von  Elam  (NUM.MA^') 

1  .    kakkab  Qlli  _  7'^ß  ^  A«AA„I,  UD  ,KA.DÜ.  Aj 

2  kakkah  Q  IJ_  Ijl    kakkah  j  ^y/  U.  MUÖ  .  DA   ''"''*°''  HA/ 

3.  12  kakkabani  ""«  j  N UfM .  MA  *'  J 
Allem  An.schein  nach  standen  in  der  (2.)  Zeile  drei  Ge.stirne,  so  daß 
GU.LA  die  X.  Stelle  einnahm.  In  iter  Tat  gehört  dieses  Gestirn  auch  in  der 
Liste  A  dem  X.  Monat  an.  Unter  der  eben  gemachten  Voraussetzung  ist  Glli. 
TAB  der  VIII.  Stern.  Und  dies  stinunt  abermals  mit  Liste  A  überein.  Somit 
kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  daß  die  noch  übi-ig  gebliebenen  Gestirne  der 
Liste  A   die    12  Gestirne    von    EUiiii   darstellen.     Somit  haben  wir 

1>.  IHe  12  (Je.stiriiP    IJ/tnii : 

VII.  KN.TE.NA  MAS.SIG  [31 

VllI.  GIN.  TAB  [2] 

IX.  UD.KA.DU.A  [2] 

X.  GU.LA  [1] 

XI.  NU.Ml  S.DA  [\] 

Xn.  HA  [1J 


I. 

DIL.  BAT            |2] 

IL 

MUL.MUL           fl] 

III. 

Uli.A                    \2\ 

IV. 

MAS.  TAB.  BA    fl] 

V. 

BAN                      fl 

VI. 

BÄD.GA               [2] 

Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden.  203 


Unsere  kleine  Untersuchung  lehrt  zugleich  die  historische  Integrität 
der  in  Liste  A  vorliegenden  Benennung  und  Ordnung  der  Gestirne  *), 
wir  bedürfen  also  weder  eines  neuen  insclniftlirlien  Belegs  noch  einer  weiteren 
Kollation,  um  mit  Bestimmtheit  sagen  zu  können:  die  babylonischen  bzw.  assyri- 
schen Astrologen  operierten  in   der  Tat  mit  einem   solchen  Gestirnverzeichnis. 

Ks  mag  indes  darauf  hingewiesen  werden,  daß  das  Fragment  81,  7-27,  81 
(Craig,  Astrol.-Astron.  Texts.  p  ()7;  VmoLLEAUD.  L'Astrol.  cliald.  Istar  XXXIX 
[wo  jedoch  die  zwei  letzten  Zeilen  fehlen])  höchstwahrscheinlich  einer  Tafel 
angehört,  welche  dieselben  Gestinmamen  in  der  gleichen  Reihenfolu'e  enthielt. 
Denn   sie   läßt   sich    ungezwungen    im  wesentlichen    folgendei-maßen    ergänzen: 


'""' Akkad '"'   Ijarran   sü-ut   Ejtt-Hll 

1 >-  DfL.GAXJ  fj)il-hat  "  fAPIN  .  .  . 

II /   MUL.MUL  *■■  "•'•'Ehimti'''  "äÜ-lGI]  .  .  . 

111 /  ''■SIB.ZI.AX.XA  l'^VU.A  .  .  . 

*•    "  Sini  f.  .  . 
IV.  .  .  .  '■  KAK.SJ.DI/  KMAä.TAB.BA  f--  AL.KUl)  .  .  . 

V /   ''  BAN  ["MAS.  TAH.  HA    GAL.UAL  ''  MAli . 

GW .  DAj 

VI "  HUi]  ''■L'.XA/G.GAl-'  '•■SÜ.PA  .  .  . 

VII >-■  XIX  [MAH  "■  Zi-ba-ni-tii  .   .  . 

/*  KIX.  TKJ.  XA  .  MAS.SIG  .  .  . 

B.  Auswahl,  Anordnung  und  Bedeutung  der  Gestirne. 

Ks    ist    wirklich    nicht    leicht,    das  Prinzip  anslindig  zu  machen,    das  hier 
zur  Geltung  kommt.     Da  in  A  je  drei  Gestirne   einem   bestimmten  Monat   zu- 
geteilt sind,  so  erwartet  man,  daß  erstere  an  letzteren  durch  eine  charakteristi- 
sche Krschoinungsweise  geknüpit  sind.    Dies  trillt  in  der  Tat  bei  einer  größeren 
Anzahl  (etwa  der  llälft(>)  der  Gestirne  zu:  sie  gehen  in  dem  zugehörigen  Monat 
lieiiakiscli  auf.  d.  li.  ( rsdieinen  in  der  Alorgenfrfdic  am  östliflifu  Iloiizont.    .So 
DIL .  GAX  (Cetus  |  Ari<-s) 
MUL.MUL  (P]oiM\vs.    ;    mnliegen.le  Sterne) 
SJB.Zl.AX.XA  (Orion) 
A'.IA'.  .s7./>/  (Sirius    t    </ C:-)  Canis  maiorisl 
HAX  (f,  AGanis  maioris    ■    nördl.  Fup|)is) 
Hill'   (Vela  usw.)    BÄD.GA    (Gorvus    f    Crab-r  z.  T.); 

Sl'.I'A  (Arclmus) 
A7A'..V.ltf  (Garina):  Zi-lm-w-lu  (Libra);   ES. TL.  SA 

MAä.^lG  (Cntanrus  z.  gr.  Teil) 
/■/.'.  /i/-;  (Lupus        nordöstl.  Gentauru.-;);     GIH.'1'Ali 

(S(  orpio) 
UD  .  KA  .  DU  .A  (Gy-mis  -f  Pegasus) 
SU. MUS. DA  (milti.  Teil:  Indus    •    Grus):   SIM.MAH 
(Aipiarius  NV,  östl.  Partie) 
XII.     ,     .Vddaru:  IIA  (Pisiis  auslrinus,  speziell  n). 

')  Dieses  Ergobuis  wurde  bereits  oben  S.  2 '  initgcteilL 


1. 

im 

Xisannu 

II. 

, 

Airu : 

III. 

„ 

Sivämi : 

IV. 

„ 

1  )üzu : 

V. 

„ 

Abu: 

VI. 

" 

IMülii : 

VII. 

- 

Tisritii : 

VIII. 

- 

.\iali-sai 

IX. 

Kislimu ; 

XI. 

. 

Sabril  n: 

204  Beneununng  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden. 

Dagegen   fügen   sich    nieln-ere  andere  Gestirne  den  Monatsangaben  niclit. 
1.  APIX  (zwisclien  Andromeda  und  Perseus,  höclistwahrsclieinlich  =  Trian- 

guiuin)  gellt  schon  vor  DIL*GAN  (Cetus  -f-  Aries)  im  Addaru  auf. 
II.  äü.Gl  (Perseus)   geht    nicht    wie  MUL.MUL  (Plejades)  im  Airu,    son- 
dern über  einen  Monat  früher   auf  und  A-iiu-ni-fit  (Pisces)  erscheint 
sogar  7,\vei  Monate  früher. 
III.   Vli.A  (Leo)   und   ^iru  (Hydra  +  yS  Cancri)   geiien   nicht  wie   SIB.ZI. 
AX .  NA  (Oiion)  im  Sivänu,   sondern    über   einen  Monat   später  auf. 
V.  MAS.TAB.BA   GAL.GAL    (Castor    f   PoJiux)    geht    nicht    wie    /.'.4.V 
(f,  f5  Canis  maioris  etc.)  im  Abu,  sondern  über  l'/o  Monate  früher  auf. 
IX.    l'za  (Lyra)  geiit  niciit  wie  UB.KA.DU.A  (C.ygnus  -j-  Pegasus)  im  Ki.s- 

liniu,  sondern  einen  Monat  früher  auf. 
X.  //>.//r  (Aijuila)  geht  mit  UD.KA.DÜ.A,  also  1  Monat  früher  auf  und 
IL.  HL  (dancer)  steht  dem  im  Tebitu  heiiakisch  aufgehenden  (laper 
(dem  babyloni.-^chen  Ziegenfisch)    am  westlichen  Horizont  gegenüber. 
Nicht    minder   überrasdiend   sind   die   eingestreuten  Planetennamen,  .so 
D'dbat  1=  Venus]   im  Nisannu,    AL.KVD  [=  Jupiter]    im    Düzu  MuStahurrti 
midänu   [=  Mars]  im   Kisliinu,    Marduk  (Var.  in  (". :  Nihiru)    [=  Jupiter]    im 
Addaru.     Diese  Namen  hat  man  gewiß  nicht  auf  einzelne  Fixsterne  oder  Fix- 
sternbilder übertragen;   es  handelt   sich  vielmehr  hier  w'irklich  um  Planeten. 
Hiernach   ist   es   sehr   wahrscheinlich,   daß   auch   wenigstens   einige   der 
anderen  Namen,  die  sonst  in  der  Regel  Konstellationen  eigen  sind,  hier  gleich- 
falls Planeten  bezeichnen.     Denn  hätte  man  nur  die  Liste  der  Konstellationen 
—  wie  es  in  EM  8ü:578  I,  38  II,  Li  -17  (s.  oben  S.  5:2,  :i8  und  «2,  2U— ^3) 
geschah    —  durch   Planeten   ergänzen    wollen,    warum    konnnt   dann   Jupiter 
zweimal  vor  und  warum  fehlen  die  Planetennamen  von  Saturn  und  Merkur? 
Die  Benennung  von    Planeten   nach  Konstellationen    ist   außeidem    auch    sonst 
vielfach  belegt  (s.  oben  S.  lü:ifr.). 

In  der  Tat  liegen  hierfür  auch  deutliche  Anzeichen  vor.  So  ist  LUL.A, 
das  , Fuchsgestirn"  im  Addaru  gewifä  keine  Konstellation  und  kein  Fixstern, 
sondern  der  Mars  (vgl.  des.sen  sieben  Namen  in  K.  ä067  [CT  XXVI,  45]  und 
K.  76:25  [CT  XXVI,  4(i]).  Wir  kennen  zwar  auch  einen  Fixstern  namens 
LUL.A  in  Ursa  maior  (oben  S.  55  Z.  16  — 18 f.);  aber  dieser  ist  hier  ganz 
ausgeschlos.sen.  Ebenso  ist  hier  MAR  .GID .  DA  kein  Fixsternbild,  sondern 
der  Planet  Venus  als  Abendstern  (oben  S.  195 ff.);  denn  die  Konstellationen 
des  Namens  MAU  .GID  .DA  (oben  S.  55  f.;  179  fr.)  haben  keine  besonderen 
Beziehungen  zum  Monat  Abu.  Dasselbe  gilt  w-ohl  auch  von  dem  3.  Namen  des 
Monats  Arah-sanma,  der  in  Liste  A  BAB  (^  Bab-/l/u]),  in  Liste  B  LUGAL 
heißt.  Denn  wir  kennen  beide  aus  III  R  53,  Nr.  2  Vs  9  und  1 1  als  Namen  des 
Jupitei-Marduk.  Unter  den  36  Gestirnen  sind  also  außer  Jupiter  auch  Mars 
und  Venus  mindestens  zweimal  vertreten.  Die  Planeten  Saturn  und  Merkur 
sind  aber  gewiß  auch  nicht  vergessen;  sie  sind  nur  durch  Namen  von  Kon- 
stellationen verhüllt.  Das  kann  den  Kenner  der  baljylonischen  Astrologie  nicht 
befremden,  da  auch  die  Benennung  dieser  beiden  Planeten  nach  Konstellationen 
ffanz  orewühniich  ist. 


Benennung   von  Planeton  nach  Stt-rnbildern  und  Himmelsgegenden.  205 


Auch  das  2.  Gestirn  im  Tebitii:  AL.LVL  scheint  auf  einen  Planeten 
iiinzuweisen.  Man  erwartet  anstatt  AL.LVL  (Cancer)  flas  am  östlieiien 
Horizont  jenem  gegenüberstehende  (lestirn  des  babjlonischen  Ziegen fiscties 
(SUHUR.Bin.IfAI.  Nun  liaben  wir  aber  oben  (S.  193 ff.)  erkannt,  daß  die 
Planeten  vieKach  nach  solchen  Konstellationen  bezeichnet  werden,  die  sich 
gerade  am  anderen  Horizont  befinden.  Somit  sind  wir  auch  wohl  hier  berechtigt. 
AL.LUL  als  Namen  eines  im  Caper  stehenden  Planeten  anzusehen  (vgl.  hierzu 
auch  VAflh  Islar  XXV,  ßtC.  insbes.  >-  AL.LCL  ana  '•■  SUHlIi .  Blli  i-k,,!,-!,; 
„der  Krebs  spricht  zum  Steinbock",  d.  Ii.  nach  babvlonisclier  Aulla.-isung:  steht 
iluu  gegenüber). 

Nach  alledem  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  daß  .sogar  das  ganze  .Astrolab" 
(Liste  A.  oben  S.  201)  tatsäcidich  nichts  anderes  ist  als  ein  astrologisches 
Planetenschema  für  die  12  Monate  des  Jahres. 

Der  Plan  dieses  Schemas  ist  folgender.  Die  Planeten  werden  größten- 
teils nach  Konstellationen  benannt  (möglicherweise  werden  auch  erstere  durch 
letztere  vertreten).  In  erster  Linie  kommen  hierbei  solche  Konstellationen  in 
Betracht,  die  in  den  bestimmten  Kalendernionaten  lieliaki.«ch  aufgehen.  In  den 
.Monaten  l'lülu  und  Tisritu  ist  dies  ausnahm.slos  der  Fall. 

/;//,' (Vela   )   südl.  Puppis)  li A I >.  G A  (C<>v\us  +  CrtHer  z.'V)  .S'/'. /'.4   (.\rctiirus) 

[.Merkui]  [.\Iai-s]  [Jupiter] 

u:   SIS.MAII  (f"aiina[V))  Xih,U,,l,i  (I.ihra)  EX.TE.SA  ..VAA.SK;  iOnUmrus) 

(Venus]  [Saturn]  [Merkur] 

Nicht  innuer  verfügte  man  aber  —  sei  es  aus  astronomischen  ISründen 
oder  aus  mythologischen  Rücksichten  (siehe  unten)  —  über  drei  geeignete  im 
gleichen  Monat  aufgehende  heliakisch  aufgehende  Gestirne.  In  diesen  Ffdlen 
nahm  mau  in  der  Regel  solche  in  Ansj)ruch.  die  bereits  1 — 2  .Monate  früher 
aufgegangen  waren,  die  also  in  dem  betreffenden  Monat  zur  Zeit  der  Morgen- 
dämmerung schon  ganz  über  dem  östlichen  Horizont  standen.  Ausnahmsweise 
wurden  auch  solche  Gestirne  bem'itzt.  ilie  in  dem  betreffenden  -Monat  nicht  in 
der  Morgendäuuuemng,  sondern  in  der  .Vbendilänunerimg  im  Westen  sichtbar 
waren.  So  Uli .  A  (Leo)  und  .SVr«  (Hydra)  im  Sivan.  War  aber  die  Zahl  der 
verfügbaren  Sternbilder  ungenügend,  so  ließ  man  den  Planeten  ihre  sonstigen 
Namen:  Dilbcit  (Venus),  AL.KUl)  und  Mnntuk  bzw.  Sihini  (.In|)iter),  Miistn- 
burni  millänu  oder  LUL.A  (Mars). 

Wir  sprachen  oben  von  „mythologischen  Rücksichten",  welche  die  An- 
ordmuig  der  Ge.stirne  beeinflußt  haben.  Das  bedarf  der  Krklärimg.  Die  Planeten 
erhielten  ihren  Namen  von  den  Konstellationen  und  diese  koimten  jene  ver- 
treten.    Nun  haben  wir  im  Sivan 

I.  2.  3. 

Sm.XI.  AS  .XA  (Orion)  I  H.A  (Leo)         .SiV»  (Hydra),  denen  die  Planeten 

(Saturn)  (Venus)  [.Merkur]        enLsprcolien. 

Würden  aber  die  babylonischen  .Vstrologen  der  Regel  gefolgt  sein,  wo- 
nach die  im  gleichen  .Monat  heliakisch  aufgehenden  (ieslirne  zu  berücksichtigen 
wäi-eii,  so  hätte  mau  im  Sivan  als  2.  Gestirn  die  MAS .  rAll.  HA   (.ALJiAL 

Kugler,  Slrmkundt*  und  Slemdlrn«!,  KrKiinxunKrn.  li 


206  Benennung  von  Planeten  nach  Sternbildern  und  Himmelsgegenden. 

(Geiiiiiii)  einpiefülirt,   Uli.A  (Leo)  iiiid  !$ini  (Hydra)  dagegen  dem  Monat  Düzu 
bzw.  Äl)u  zngeteilt.     Dann  liätle  man  folgende.^  Schema  eilialten: 


CO 


1.  2.  3. 

Sivan:      SIH.Zl.AS.yA  (Orion)  MAä.TAB.HA   (1  AI. .0 AL  (Gemiai) 

[Saturn]  (Saturn  und  Jupiter] 

Düzu:        A' .4 /i.. S7. />/  (Sirius  +  X  Cinis  niaioris)           f'/i' .  .-1  (Leo)  .SV;  h  (Hydra) 

[Merkur]  [Venus]  [Merkur] 

od.  Al)u:  iy.4.V(f,  .^ntc.  Caiiismaiiiris -(   uünll.  Puppis)     Vtt.A  (Leo)  .?/)■»  (Hydra) 

[Venus]  [Venus]  [Merkur] 

So  würden  al)er  in  jedem  Monat  einem  Planeten  zwei  Konslcllationen  ent- 
sprechen. 

Ebenso  winde  an  sicii  Vzn  (Lyra)  in  den  .\rah-samna,  //>.///' (Aqnila) 
in  den  Ki.'^limn  gehören;  aber  dann  liätten  wir  im  Aiali-samna  zwei  Veniis- 
Konstelialionen :  GIJi.TAIi  (Skorpion)  und  l'zu;  im  Kislinm  zwei  Mars- 
Konsteiiationcn :  UJ)  .  KA.DU.A  (C.ygnus  -|- Pegasus)  nml  II).  HU.  Solciies 
mnTite  aber  nach  Möghchkeit  veiinieden  werden. 

Wohl  haben  wir  ancii  im  .Abu  latsäciilicii  zwei  Venus-Konstflialionen. 
Ü.4A'  niid  MAR  .GH)  .J).\,  die  abei'  niciit  gleiciizeitig  znr  (ieltnng  konnnen; 
denn  ß.LY  repräsentiert  die  Ncnns  im  Osten.  MAH .  GH) .  DA  die  Venns  im 
Westen.  Vielleicht  bernht  das  Aul'trcteii  von  Miistuharni  nifitOnii  (Mars)  neben 
der  Mar.s-Konslellalion  l'I) .  KA  .  DI' .  A  im  Monat  Kislinm  anf  einer  ähnliclien 
llntersciieidung. 

Damit  be.scliliel.te  ich  diese  t'ntersuclmng.    Ihre  Ergebnisse  sind  folgende: 

1.  Von  den  'M)  (iestirnen  des  sog.  Astralabs  Pinches"  entfallen  je  12  auf 
die  Länder  Akkad,  Amurru  und  FJimi:  die  Integrität  des  „Astrolalis"  ist  sicher- 
gestellt und  die  Liste  der  Sterne  von  Klam  rekonstruiert. 

2.  Unter  den  ^ß  (Jestirnen  sind  mehrere  unzweideutige  Planetennanien. 
Wenigsten.s  einige  Namen  von  Konstellationen  bezeichnen  sicher  gleichfalls 
Planeten.  Bei  den  iibrigen  dagegen  kann  man  im  Zweifel  sein,  ob  die  gerade 
sichtbaren  Planeten  nach  ihnen  benannt  wurden  oder  ob  letztere  nur  als  die  astro- 
logischen Vertreter  der  Planeten  galten.  Beides  kommt  sonst  oft  genug  vor.  Die 
Anordnung  der  Gestirne  berücksichtigt  zwar  in  vielen  Fällen  die  zeitliche  Reihen- 
folge der  heliakischen  Aufgänge;  aber  diese  astronomische  Richtlinie  ist  durch 
die  Rücksichtnahme  auf  althergebrachte  Beziehungen  zwischen  Konstellationen 
und  Planeten,  bzw.  deren  Gottheiten  mehrfach  gestört.  Der  oflenbare  Zweck 
der  Listen  ist  jedenfalls  die  Herstellung  von  Beziehungen  zwischen  den  Ge- 
schicken der  drei  Großstaaten  Amunu,  Akkad,  Ehmi  und  den  Planeten,  sei 
es  direkt  oder  vermittelst   der  einem  jeden  Lande  zugeteilten  Konstellationen. 


XII. 

Endergebnis  der  Untersuchungen  des 
babylonischen  Fixsternhimmels 

in  astronomischer,  astrologischer  und  mythologischer  Hinsicht. 

Die  tbljf(>n(lcn  HlüttiT  l)ictf'n  vor  allein  oiiio  Ühersiclit  der  von  inir  l»-- 
sonders  in  den  Al)lian(llnnt;en  I  — IV  nnd  IX — XI  sowie  in  Rev.  dAssyr.  Xi, 
\—'2\  mit  .Siclicrlieit  oder  Waiiischeiiiliciikcit  hestimnilen  Konstellalionen  nnd 
Kinzelslorne.  Sie  sind  nach  liaijylonisciicni  Voriiild  (B.\I  SfKJTS)  in  Nord-. 
Mittel-  und  Sful-Uestirne  (babyl.:  Eiiiil-,  Ami-,  i-«-(iestirrie)  in  der  Hicli- 
Innt;  von  W.  nach  0.  ^'eordnet.  Die  drei  Hegionen  haben  —  wie  sehon  S.  ."lO 
hervorgehoben  —  keine  feste  Grenzlinien  und  einige  Sternliilder  liegen  so,  daß 
man  sie  ebensogut  der  Nachharregion  hätte  zuweisen  können.  So  gehört  der 
Skoi|)ion  der  Südregioii,  Canis  niaif)r  Süd  -j-  Pnppis  Noi'il  {==  das  Bogengcslirn) 
der  Mittelregion  an  und  doch  liegt  das  Hogengcstirn  tiefer  unter  dem  Äquator 
als  die  Haupfsterne  des  .Skorpions.  Immerhin  kann  man  nacli  roher  Schiltznng 
die  mittlert!  Hegion  als  Äquatorzone  zwischen  den  Parallelkreisen  von  ^-  :*()"  nnd 
—  2.5*  Deklination  betraehten.  Diese  Benennung  ist  freilich  erst  jetzt  einiger- 
maßen berechtigt,  nachdem  sich  herausgestellt  hat,  daß  der  der  ^-«-Hegion 
zii'^cliillc  .Kisch  des  E-a",  den  Bezolü  und  Kopff')  gleich  mir-)  als  Pisces  F. 
ansahen,  in  Wirklichkeit  im  Piscis  austrinus-')  liegt  und  tlas  HM  .S():]7.s  II.  i'd 
erwfdinte  (lestiin  (U'.LA,  das  gleichfalls  ein  7w/-(!e.stirn  ist.  nicht  -  wie 
Bezold  und  KorrK ')  annahmen  —  mit  dem  Bereich  Acpiarius  d — n  identisch 
ist,  sondern  mit  dem  großen  Sternbild  von  Kridu,  zu  <l<'m  sich<'i'  Vela  -|-  sfidl. 
Pnppis  gehöien^). 

.So  sind  wir  .jetzt  über  die  schon  von  .Jensen,  KU  \  I.  I.  :!i7  vermniele 
von  KorrK  bei  Bezold  ZAF,  (>  und  mir  (oben  S.  .">(>)')  ausgesprochene  Bedeu- 
tung der  drei  großen  babylonisciien  (Jestirngrnppen  im  Klaicn. 

Mit  Rücksicht  auf  die  religionsgescliicbtliche  Verwertung  der  Kinzelei-geb- 
nisse  schien  es  mir  indes  von  Werl,  neben  der  astronomischen  Bedeutung  iler 
einzelnen   Gestirne   auch    deren    mythologische    nml   astrologi.sclie   Beziejunigen 


')  Zenit-    und    Äiinalorialf!i>stirii    (Z.\I'   17  Aiiii  nur  .lU  die  mitllprcn  (die  andorpn  als 

und  25).            ■)  s.  (ilipn  S.   U.  dio    nördliclipron    und    südlioliorpn)    Ix-zeioli- 

")  ».  obon  S.  171  ff.  note,    <la|^KOii    von  der  Bozeiplinun»;  „Äqua- 

')  ZAK  Mi  (70),  26.  torialKPSlirne"     Abstand     nahm,    sn    i;escliali 

')  s.  oben  S.  fi7.  di«>8  aus  den  oben  erwähnten   wnhlbenH-lilit- 

')  Wenn    ieh    dascUist    <lie    (.ieslirne    des  teu  Gründen. 

15* 


208  Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonisclien  Fixsternhimmels 


ZU  tnwälinoii.  Es  tie^cliielit  dies  in  [  ].  wo  G  auf  die  mytiioiogische  Bedeutung- 
(die  zugehürijje  (^ottlieit),  F  auf  die  aslroiogiscli  damit  veiknüi>lten  Piaiieteii. 
L  auf  das  entspreciiende  Land  der  astrologischen  Geographie  liinweist. 

Aufjerdein  boten  sicli  manche  Gelegenlieiten  zu  giöfstenteils  eigänzenden, 
zum  Teil  ancli  bericlitigenden  Bemerkungen  siiraclilicher,  astionomisdier  und 
astrahiiytliologisdiei-  Art.  Duicli  die  Waid  des  Druckes  ist  jedocli  dafür  gesorgt, 
daß  diese  Zugalien  die  Klarheit  der  Übersicht  nicht  wesentlich  beeinträchtigen. 


I.   Die  En-Itf-Gest\rne  (Nord-Gestirne). 

1,  '"■^-J  P/A"  =  Triangnluni  (mindest. ):  p.  .">:2s(|.;  I5oll  bei  Bezold  ZAF  89f. 

[G:  An-s,ir  (V  R  Kl.  I  a.  b).  I':  .Mars  (Tii.  Kep.  KKi,  i2:i<t).  L:  AHwl 
(p.  204).  I 

»  Daß  der  in  BM  8G378,  I,  2  (s.  dlion  p.  .'il)  /piSISDA  i<i  >'■  AI  IX  zubenaiuitp  Stern 
—  wie  Bf.zold  ZÄF  18  vermutet  —  wirklich  *'•  l'r-hur-iti  (^  *■  AUCi  „wilder  Huiicl")  ist, 
scheint  nach  VR  4G,  2  a,  b  kaum  zweifelhaft ;  denn  dort  ist  Fr -hur- in  zwischen  AFLW 
(Trianguluni)  und  (lamlit  (Auriga)  gestellt.  Die  Gleichung  li-htii-ni  ^  <i  Trianguli,  die 
Bezold  und  Kopri-,  1.  c.  \i.  IG  (72)  als  sicher  angehen,  scheint  mir  jedoch  weniger  verbürgt. 
Denn,  selbst  wenn  der  Stern  sicher  im  Trianguluni  läge,  warum  soll  er  gerade  mit  »  (Gr.  3.G) 
und  nicht  mit  dem  helleren  /)' (Gr.  3.1)  identisch  sein?  (Der  dem  >•■■  l'i-ljdr-ni  entsprechende 
Planet  ist  Mars  (Tiio.mpson',  Rep.  Nr.  237,  4).] 

ai^yiXDA  Sn  !•■  APIN  ist  illil  sa  nartahn  (suiii.  .7//»)  zu  lesen  (V  R  29,  G3,  f.  g,  h); 
tiortdbti  =  Bewässerungsrinne  (Del.  H.  W,114);  illu  ist  wohl  eine  Vorrifliliing  zur  Bewässerung. 

2.  '■  Sii-gi,   .^i'bu    „Greis-  =  Perseus;    p.  14  (X.Xlll).  ■2<)f.  (li>),  :!i2  (Ki),  5:5. 

[(i :  En-nu'-siir-rti*;  p.  5:'..  P:  Mars(r') ').  L:  Amuiru:  \).  i^yi\  auch 
£'/a>«':")]. 

*  me-say-rn  (suni.)  wurde  S.  53  irrtümlich  mit  dem  sein.  Wort  mciuru  „Gerechtigkeit" 
identifiziert. 

a)  kakkabu   nibü   sa  '''Sn-ffi    „der   aufglänzende  St."    des  Perseus   =   a 
oder  ß  Persei*;  p.  186  (und  bereits  RA  XI.  18). 

*  Das  p.  38  gewonnene  Ergebnis,  wonach  der  Stern  mit  ß  Trianguli  identisch  wäre, 
beruht  auf  einer  irrigen  Angabe  des  babyl.  Textes  BM  86378,  IV,  21,  wonach  der  Stern  am 
15.  Düzu  zur  Zeit  des  heliakischen  Aufgangs  des  Kah-si-ili  (Sirius)  kulminiert.  Die  Kul- 
mination erfolgte  aber  erheblich  später  und  fand  (—  500)  zur  Zeit  des  Aufgangs  von  d  Canis 
maioris  statt,  der  möglicherweise  noch  zum  Kak-si-di  „dem  Pfeil"  gehört  (siehe  p.  49,  157). 
Offenbar  hat  der  babylonische  Kompilator  des  Textes  BM  8G378  nicht  beachtet,  daß  das 
Datum  (15.  Düzu)  des  heliakischen  Aufgangs  des  Kuh-si-tli   nur  für  ein  Jahr  mit  mittlerem 


')  Nach  King,  The  seven  Tablets  of  Crea-  „das  Gestirn  von  Elam"  als  kakkar  nifirhim 

tion,   vol.  I,  212,  II   pl.  LXIX,    gelten    Mars  des   Mondes    [Bereich    des   Mysteriums    oder 

und    Mond    als   die  hi-te  nishliim   von   Elam  des    Schutzes?    des    Mondes].      Es    ist    indes 

[„Herrn  des  Mysteriums  (oder  des  Schutzes  ?)  zweifelhaft,  ob  hier  nur  MUL .  MUL  oder  auch 

von  Elam"!  .S'-l-^/,' (Perseus)  und  MIL.MIL  ^i'i-;/i  als  Gestirn  von  Elam  bezeichnet  wird. 


in  astrononiisclier,  astrologischer  und  inyttiologischer  Hinsicht.  209 

Jahresanfang  (p.  3)  und  für  den  ersten  hellen  Stern  (Sirius)  gilt.  Es  liegt  also  eine  zwei- 
fache Verwechselung  vor:  t.  der  gioiclien  Daten  zweier  verschiedener  Jahre  (des  mittleren 
und  eines  etwa  17  Tage  später  beginnenden)  und  2.  zweier  verschiedener  Sterne  des  gleichen 
Bildes  (Kulc-si-di). 

Ähnliche  Vcrwechsolungen  bietet  der  Textabschnitt  BM  86378,  IV,  10--32  auch  in 
mehreren  anderen  Fällen,  ein  Umstand,  der  den  Bestimmungen  mehrerer  Gestirne  die  größten 
Schwierigkeiten  bereitete. 

1))  kdkkabüni  uinunilütum  hu  §n-i/i  „die  matten  Sterne  de»  S."  = 
Scliar  kleinerer  Sterne  im  östliclien  Ferseu-s;  p.  38sq. 

c)  ''■  Najirapu  =  e  I'er.sei  (am  wain'.siiieiiiliclisten)  oder  Gruppe  C  (/(,  /.,  1)); 
p.  IMG  XV  (und  liereils  HA  Xi,  lU). 

3.  ''■GÄM.  (!<imlii  (sakrales  Gefäß,  „Walle  de.s  Mardiik',  p.  .j:{ä(i.)  =  Auriga; 
P.  .")  (III  ;;(i  (l:i),  .j:{,  1S(5,  XVI sq. 

Riltii  s(i  (lanili  „HandgrilT  de.s  Ganila"  i  p  »7  oder  r  ■\-  ß  -\-  /J  Auri^'ae 
ISO,  XVII  (und  bereits  RA,  XI,   I'.»)- 

4.  ''■  M((H-Iiih-Iiti  </iit-(/((l,  Tuanii'  niltiiti  ,grof3en  Zwillin^'e^  =  Gemini  zum 
frroßlen  Teil  oder  auch  einfauli  n  -j-  /i;  {y  -|-  s-  und  /.  ■  ,'(?)  Iiildcii  hesou- 
dere  Zwillin^'e) ;  p.  4Gsq.,  5i. 

|(;:    Liii/til-ffir-ra    und    Meü-ldm-fa-r-n    (Götter    des    Mcikur-    un<l    .Mars- 
planolen);  ]).  öl-.     L:  Amtirni:  p.  202.] 

5.  ''■  Miis-t(il)-lj(i  liir-tiir,  Tu'diiic  jiiljridi  „kleine  Zwillinge"  ^  /.  -}-  Jr(':')  (ie- 
ininoruni :  j).  G,  öl. 

[iM:  •'(OAD.LÄL  r' "'■'''/%' (i-))  ""'l  " Xin-x.] 

fi.  ''  A  L .  LI'  Ij,    .S'/V//<(?)  =  Cancer   (ohne  [i,   der  '•  Sini,  dem   .Schlanfren- 

jjfesliiii"   anjj^eliürl) ;   p.  (>  (VI),  öl. 

|(i:  suixil  '' Allini   ,W(ilinun',.'  des  .\nu" :   p.  öl.     I,:   Aiiiiirni:  \>.  -20-2.  \ 

*  Nach  Vl{  IG,  24  g  ist  allerdings  AL.LL'L  =  s!-it-titm ;  doch  fehlt  hier  vor  .iL. 
I.l'l.  ilas  Sierndetortninativ,  weshalb  es  nicht  ganz  sicher  ist,  daß  das  Gestirn  äillii  hieß. 
Die  Ki-di'utung  des  Ideogr.  AL.IA'L  ist  noch  nicht  aufgeklärt.  Dasselbe  kommt  auch  in 
11  U  4y  Nr.  4  vor,  einem  Text,  der  nach  Slornk.  11,  31  ')  von  allerlei  Erscheinungsformen 
der  Meteore  handelt.  Als  solche  werden  von  Z.  40  —  46  verschiedene  Tiere  (I..ÖWO,  Schakal, 
Fuchs,  Hund,  Schwein  tinhiil  und  zuletzt  Fisch)  genannt.  Dann  folgen:  AI..I.VI.,  tnrliiliii 
„l'feil",  /V.*J  —  hiim.iini,  eine  Schweincart.  Daraus  scheint  hervorzugehen,  daß  auch  .11.. 
I.I'L  und  liirliihii  Ticrnanion  sind.  Übrigens  darf  der  animalische  Chnraktcr  dos  .il.  .I.l'l, 
wohl  auch  aus  der  Zugehörigkeit  des  Sternbildes  zum  babylonischen  Zodiakus  geschlossen 
werden,  Unwalirschoinlioh  aber  wäre  die  Vermutung:  .iL.IJ'L  —  „Krebs".  .iL.  I.I'L 
könnte  freilich  auf  den  vielgllodrigon  Körperbau  oder  die  kräftigen  Scheren  des  Krob.<cs 
hinweisen  (beachte  .\L  =  Netz  und  FIcchtwerk,  auch  Spitzliauo  (L.\Nta)0\,  Sum.  flram.  202), 


')  Dort  steht  versi'hoiitlii-h    II   U   04   sCill   II    U   41). 


210  lOndorKclinis  ilor  rMli'rsiicluiiij;oii   ili's  lialiylniiisclirn   Kixsli'rnliiinini'ls 

/,/'//  (liiiimi  „sliirk",  iiKi'ilii  „virl"),  IM:in  bcnclilo  indes  fulnomloJi.  In  dor  Scloukidon- 
zoil  wird  (Ins  8l(>i'iil>ild  dos  Onncor  diirrli  ein  Idccijtniniin  bozoichiiol,  lias  Siiii^iiini  „Fabor, 
/.iiiiiiioriiiniin"  bodcutcii  knnii,  Dicsolbo  ÜP/.oicIiiiiiiiK  fiiidol  sich  nbor  auch  schon  in  dorn  filtoron 
/((V/iiiM'nblcl,  Slornk.  I,  -.'a',)  (IV),  liior  nbor  niil  <loiii  Znsiity.  if-li  „dos  Foldcs".  Und  niork- 
wiiriÜKorwoiso  wird  iiiuli  in  'l'li.  Hop.  Nr.  2;i(i  dio  Kiinslollntion  dos  Cnncor :  cJ-iV  (A.^Ai 
'••.(/-.  /./'/.  „Kold  dos  .1/,.  /.(/,"  K«'"«"""-  l'il  »""Sl  „Konslonmion"  /v7,  i-dW'""  „Kodon" 
(vj;l.  Slornk  1,  'i.Ml;  Tli.  lio|i.  Nr.  221,  2)  boillt,  so  ist  dor  .\usilniok  rkli,  liior  nnffMlIond 
Miiil  dii  or  sowohl  inil  doni  Idt'onrnnini  von  Niiiif/diii  als  niil  M..l.t'l,  vorliMiulcii  wird, 
so  lio)»!  ilio  Vornmtnnn  nnlio,  dnl!  lotzoro  dio  >;l'''<'lio  Hodoulung  hnbon.  Da  nbor  .(/. .  l.l  I, 
nionials  mit  don\  Horiifsdotorniinnliv  (iiri't)  vorsohon  ist,  so  ist  kaum  an  oino  iiioiisohliolio 
Tällj>koit,  sondorn  violmohr  an  ein  niodoros  Tior  (h-a  Koldos  /.»  ilonkon,  das  dort  im  Monat 
Dnzu,  also  im  lloohsommor  nufiritt,  wo  dor  Tanoor  holiakisoli  luifuolil  (vjjl.  dio  Ungozicfor- 
namon  hilmiil  47«,  .mJ'iV  iflil.  Das  Idoofjrumm  für  „Zimmormnnn"  ist  violloioht  dosbalb 
fjowiihlt,  woil  das  Tior,  nllordinKS  in  soinor  Woiso,  das  Holz  dor  Hauniprinnzun-jon  bonrboilot 
(sioho  oben  AI,  ^  Spitzhniio).  Das  siml  natürlich  mir  Vormiitiint;on,  dio  abor  bo(;riiiidot 
lind  somit  boroolitigt  sind. 

7.    '''  l'r-ijii-lii   ,tl(  r  j,'i()lji' lltiiui"  =  .\isu  „l/nvc"  =  l,('o;  p.  :i<>  (.">),  :>l(l.")). 

jC:   /w/-/(/-/«-(/^-((>lam.  (iiillluMi):  p.  ÖV.    1':  Wims*.     L:  Elanr,  p.  ^20-2.\ 

•  Dor  I.öwo  ist  nnoli  VA  Ob   I.  Siipl.  XXXIV,  27  dor  A-((<-A-(ir  iiisirtnm  dor  Vonus. 

ji)  kiikhiiliv  .<((  kukhiiil  ''■  l'r-iiu-lii,   „dii;  zwei  Slciiic  des  KojjIcs  des  L." 

=  £    t    /*  l.eoiiis;   p.   ISC),   1{.\   XI.  I'.l. 
1))  knkkdhu   IV   sn    irli-sii,    .,ilcr    1.  Sliuii    sciiicr    liriisl"   =  y  l..('Oiiis; 

p.   INC.:   15. \    XI,   I'.l. 

<•)  '•  IjiK/al  ('surru)  .Kiinij,'"    =;   llciriiliis;   p.  'i\.     \{\:   M,iiiliik.\ 

(!)  kdkkiilni   II  in  nipnsti-sK ,   ,(li'r  J.  Slirii  stiiiiur  lliil'liii"  — ■  <^Li>i)iiis; 
p.   ISC;   li.\   XI,  I'.). 

e)  kakkiihii    eil ii    sn    zihlxiti-sii ,    „der    ciii/.it,'!'  SIcni  seines  Scliwaiizes" 
=  /)'  Leoiiis;  p.  ISC;  RA  XI.  I'.l. 

H.    '^   .1  ■  /■.7^/.V.     /.V»    =    Vil-d    W   (CuiiKl    l'.rivni.rs-?);    p.    I.")S       1Cl>. 
|.M:  '' Siir/Kiiiitii.   Eni.     I':    Venus;   p.   Kill.      L:   y.  | 

•  Dio  «losso  K-nim  für  A.I-.IUS'  ist  dnnh  II  1!  f.li,  Hllo  bozon;;!  (DiiOKMr,  HA 
Vlll,  .M»);  onlspncliond  winl  auch  S,ir/nii(ilii,  dio  (iolliii  dos  Coslirns,  /•.'-/■»  (VI!  It!,  Mo) 
odor  ani'h    l'.-ni-ii-ii  (V  U   112,  :tHli   und    IC,   IDo)  nonannl    (schon    |issin,   ZA    1,   2(i,''>). 

1).    >•  t1i:\.llAL.  .1  .  .1.   Ih,,,il,u.  „ii/isii*  ,Ol.erlliii;i-  =  C.oina  iiereniees; 
p.   lös— l(>± 

|Ci:  Niit-Iil,    .\iii-lil   und   Sdrinuiitu ;   p.  .">.").  | 

•  l.itH-iih  inthiu  ist  nach  doni  von  Tm  Kl  .\i-D\\(;iN  HA  VI  11,  12  vonlfh-nlliclilcn  Toxi 
MM!    ISIS   111,  2,S    (DuoKMl,   HA   VIII,    17)    dor    ci^icntlicho  somit.  Namo. 


in  astronomischer,  aülrnlogi.schpr  und  mythologischer  Hinsicht. 


10.  (a)  ''■Sü.PA,  knkknbu  namru  ,der  glänzende  Stern'  =  Arcturns') 
(n  Bootis),  zusvf'ilen  amli  wohl  liur  ganx.e  südliche  Bootes;  p.  9  (XI),  -l'*  (:{), 
->.S  (8),  :{0  (7).  55  sq.,  T.)  sq. 

(G:  En-lil,  Marduk.     \':  Jupiter.     L:  Akkud:  p.  H)!.] 

10.  (h)  ''Sud  IUI    .Joch',   gleiclifalls   =   Arcturns;    p.  .50,   So,    Ist;  (I);    l;A 

XI.   I«. 
''  Sudun-nnsu   .(vorderes)  Kselsjoch"    =    »;  Bootis   (•     tiinlie{,'ende 

Sterne);  p.  8t;,  \m  (XXVI);  HA  XI,  dO. 
''•SuduH-ansu   arkilu     , Hinteres   Eselsjoch*    =   t   (wohl        ^.  -''.  C) 
Bootis;   !S(;  II;  HA  XI,  It;. 
fc;:  hald  XerfßU,  bald  Marduk.     V:  hald  -Mais,  hald  .liqiiter  oder  .M.rkiir.| 

*  SurluH  als  Aussprache  des  Namens  ist  durch  Bezold,  Cat.  18'J  (Mkisnkk,  Supl.  z.  d. 
Aäsyr.  Wörterb.  105)  und  Thompson',  Rep.  Nr.  238,  Vs.  1   verbürgt. 

**  Sehr  auffallend  ist  es,  daß  Arklur  bald  mit  dem  roten  Mans,  hald  mit  doiii  wein- 
gelben Jupiter  in  Verbindung  gebracht  wird.  Surliai  als  Name  des  Mars  findet  sich  z.  B. 
bei  Thcmpsom,  Rep.  Nr.  107  Rs  4 ;  als  Name  des  Jupiter  (bzw.  des  .\lerkiir>  in  I.star  XXI,  2s(|i| 
Dies  vermag  ich  nur  durch  einen  Farben  Wechsel  des  Arktur  zu  erklären.  Ein  solcher  hat 
sich  in  späterer  Zeit  wirklich  auch  einmal  vollzogen;  früher  galt  Arktur  als  einer  der 
rotesten  Sterne,  heule  ist  er  nur  noch  iiialtrnt  (s.  Sternk.  I,  213). 

11.  (a)  "BAL.  (HA  =  knkk<th  haltuin  --=  Corona  l.urealis:  p.  (.M), 
158     |(;l>.     WI.  Bezolü-Kopff.  ZÄF   iL 

[G:  *SIH  =  '' Xuuä(>iiO,  l^lar  von  Krirli.| 


')  Die  Angaben  des  KiN'cachen  Textes  über 
die  Auf-  und  Untergänge  des  Sf .  I'.l  ( 
.*??'.  l'.\  h'.n-lilt  beziehen  sich  gewiß  nicht 
auf  den  ganzen  B<H>tes,  sondern  in  allen 
sicheren  Fällen  lediglich  auf  den  .Vrktur. 
So  der  heliakische  Aufgang  (S.  U)  und  der 
mit  dem  täglichen  Aufgang  des  Taunis  er- 
folgende Untergang  (oben  S.  2.5).  Hierbei 
i.ft  wohl  zu  beachten,  daß  die  korrespon- 
dierenden Auf-  und  Untergänge  in  jenem 
Text  durchweg  so  zu  vemtchen  sind,  daß  mit 
dem  Aufgang  der  ersten  Partie  des  einen 
Gestirnes  die  letzte  Partie  d(>s  andern  Ge- 
stirns unterzugehen  beginnt.  Nun  verschwand 
nach  S.  2.i  um  —  500  n  B<Hitis  kurz  nach 
dem  Aufgang  des  Stiers  (A,  n);  aber  gelbst 
/  Bontls  ging  nahezu  eine  volle  Stunde  später 
unter  und  die  nördliche  Hälfte  des  B<HPte» 
blieb  noch  sehr  viel  länger  iiichtbar,  während 
bereit»  der  Orion  am  Ost-Horizont  erschie- 
nen   war.       In    dem     S.    73  f.     besprochenen 


Nippnr-Text  ist  Ar .  l'.i  gleichfalls  nur  der 
Arktur.  Endlich  gilt  ilie  Benennung  kuH-nhn 
Mitiiini,  der  „glänzende  Stern"  gewiß  nur 
diesem  einzigen  strahlenden  Stern;  denn  die 
übrigen  Sterne  des  Bootes,  von  denen  r  ((5r. 
2.6)  und  i;  (Gr.  2.9)  die  bedeutendsten  sind, 
würden  jene  Bezeichnung  nicht  rechtfertigen. 
Der  einzige  Fall,  in  dem  ."iC  .  l'A  außer 
(1  BiHitis  auch  die  umliegenden  Sterne  ile» 
B'Mitrs  umfassen  könnte,  liegt  im  Ki\(. sehen 
Text  BM  86378,  IV,  4  ff.  vor,  wo  .>?f.  /M  die 
Reihe  der  13  yfiA-/m-Gestirne  eröffnet.  Aber 
auch  hier  liegt  kein  Grund  vor,  ihm  mehr 
Stemo  zuzuweisen,  als  ilem  damit  iilentifi- 
zierten  Joch-Gestim  zukommen,  nämlich  die 
durch  i;,  ci,  /  charakterisierten  Partien  des 
R<M)tes.       Die    Gleichung    .^f./M  Bootes 

(einfachhin)  läßt  »ich  in  keinem  einzigen  Falle 
auch  nur  als  wahrscheinlich  dartun.  Es 
liegt  aber  auch  bis  jetüt  nicht  einmal  der 
Versuch  eines  solchen   Beweise»  vor. 


212  Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonischen  Fixsternhimmels 

*  Da  i'iii  iiiil  Niiiib  identischer  oder  doch  verwandter  Gott  (USUff  =  Niiiih  i-a  raiiih-äti, 
Niiiil)  dos  Libationspriostcrtums)  wiederholt  diesen  Namen  trägt,  so  hielt  ich  ihn  oben  S.  54 
auch  für  die  Gottheit  des  Gestirnes.  Das  trifft  jedoch  nicht  zu  ;  in  Wirklichkeit  ist  es  eine 
Göttin,  die  lätar  von  Erech  (NanäJ;  siehe  VR  46,  10  nebst  II  R  35,  18a  und  MNB  1848 
Vs  III,  29  (Dhorme,  RA  VIII,  47).  —  Was  bedeutet  aber  BAL .  Uli .  A  und  haltum  ? 
DiiOR.MK  liest  ixil-tum  und  leitet  dieses  Wort  von  pastu  (=  „Axt")  ab,  wozu  auch  die  Glei- 
cliung  UAL  =  inhiH-H  „Beil"  stimme.  Dagegen  scheint  jedoch  der  Charakter  der  Gottheit 
(Nuuä  ist  Göttin  der  ausschweifenden  sinnlichen  Liebe)  und  die  Gestalt  des  Sternbildes 
(Corona  boroalis)  zu  sprechen.  Näher  liegt  haltu  im  Sinne  von  ,, Pracht"  (so  vermutet 
Bezold,  ZÄF  41,  wo  auch  U  Süff  richtig  als  Nana,  bezeichnet  wird).  Mit  Rücksicht  auf  den 
Charakter  der  Gottheit  und  die  ideographische  Komposition  liAL  +  UR  (vgl.  BAL  =  naka, 
talHihn  (effundere),  suiiiln  m  zinisti  (II  R  28,  43 d)  und  UU  =  baltn  (hnstu)  „Kraftfülle",  hiiltii 
(bnitii)  „pudor"  (JliNSEK,  KB  VI,  1,  398)  lialtc  ich  es  jedoch  für  weit  wahrscheinlicher,  daß 
der  Name  sich  auf  die  partes  naturales  bezieht. 

11.  (li)  *■  6' vLV-h<  =  /•('/'/"//«  =  C.oroiiu  borealis;  j).  18G  (III)  uiul  bereits 
|{A  XI,  17. 

'  Der  Nanii'  weist  auf  die  runde  Korin  des  (icstirnes  liin  (von  rjsr,  beugen). 

12.  ''  Miir-ffiil-i/d ,   ttinnliii   .. hastwagfii"   =  Ur.'^a  maior. 

[G:  Mar;  p.  IDSsqq.     l':Veiius;  j).  i;)."js(|i|.     L:  Akkad;  p.  ^20:2  (.'speziell 
Nippur,  II  R  4S,  5()a).J 

*  Das  Gestirn  wird  in  MNB  1848  Vs  III,  30  (Dhokmk  RA  VIII,  47,  59):  morkas  iniiii^. 
genannt,  was  wohl  so  viel  bedeutet  wie :  fester  Halt  des  Himmels  (bezüglich  mttrkasu  vgl. 
die  Erklärungsversuche  Jensens  KB  VI,  1  494  sqq.).  Diese  Benennung  hängt  sicher  mit  der 
Stellung  des  Gestirns  in  älterer  Zeit  zusammen.  Die  sieben  Hauptsterne  waren  damals  dem 
Fol  viel  näher  als  heute.     Es  betrug  nämlich  die  Poldistanz 


von 

ti 

a 

;• 

t> 

£ 

i 

>1 

—  2000 

21°6 

ll.h 

19°4 

15° 

13"5 

13°5 

19^0 

—  1000 

21.7 

16.8 

21. (i 

17.6 

17.7 

18.6 

24.4 

—     500 

22.7 

17.5 

23.5 

19.6 

20.2 

21.3 

27.2 

(-  1900 

33.1 

27.7 

35.6 

32.4 

33.5 

34.5 

40.2. 

Der  Mittelwert  der  Distanzen  betrug  um  —  1000    19.8,  um  —  2000  nur  17.1  ;  heute  dagegen 
beträgt  er  33  9,  also  doppelt  so  viel  als  um   —  2000. 

Infolge  hiervon  konnten  die  7  Hauptsterne  während  der  historischen  Zeit  v.  Chr. 
selbst  für  den  äuliei-sten  Süden  Babyloniens  niemals  untergehen  (vgl.  dazu  III  R  53,  65  : 
f'-  M(ir-gh!(lu  kal  satti  izzaz,  „das  Wagengestirn  stellt  das  ganze  Jahr  da").  Dieses  polnahe 
und  darum  nur  eine  verhältnismäßig  geringe  Ortsveränderung  erleidende,  stets  sichtbare 
Sternbild,  das  wie  ein  Ringstück  den  Pol  umgab,  erweckte  naturgemäß  den  Eindruck  der 
Beharrlichkeit  und  Festigkeit,  die  sich  dem  ganzen  Hinimel  mitteilt.  Die  gleiche  Vorstellung 
konnte  Ui-sa  minor  schon  wegen  der  geringen  Zahl  ihrer  hellen  Sterne  und  ihrer  mäßi- 
gen Ausdehnung  nicht  hervorrufen.  Dazu  kommen  die  sehr  ungleichen  und  zum  Teil 
recht  großen  Entfernungen  vom  Pol.  So  stand  ß  Ursae  jninoris  —  2000  8  ,  —  1000  6  5; 
n  (der  heutige  Polarstern)  dagegen  —  2000  22.4,     —  1000  17.2 

vom  Pol  ab. 


in  aslronomisclier,  astrologischer  und  mytliologiselier  Hinsicht.  213 


a)  "LUL.A,  ''■Kn-n,  "Salibu  ,  Fuchs-Stern "  =  fc'  (Alkor)  über  t  Ursae 
niaioris;  p.  55 sq.     Vgl.  aiii-li  Weidnek,  OLZ  XVI,  15:2. 
lU:  Im  (['estgolt).  j).  5().     I':  Mai  =  ;  p.  i'Ok     L:  Amun-u\  p.  i'Oi>.| 
1))  *'//*,  kdkkuhu  Sil  ina  puiii  (piit)  ^- Mttrgidda  izzuzu,   „der  Stern,  der 
an  der  Front  des  Wagens  steht"  =  r/ (y)  Ursae  niaioris. 
|G:  A-a,  Ai,  Gemahlin  des  Sonnengottes.] 

•  Schon  S.  50  wurde  darauf  hingewiesen,  daß  das  fragliche  Ideogramm  (i/l  dem  Zeichen 
y'  (BkCx.  List  10242)  ähnelt.  Die  Identität  der  beiden  erscheint  mir  jetzt  zweifellos.  Man 
vergleiche  nur  BM  8G378,  I,  18:  *  •  </  U  A-a  mit  II  R  57,  Ha,  b:  ''//'  •'  A-a  ia  kii-ni-e'. 
In  y  ist  sogar  noch  deutlicher  als  in  y'  die  Komposition  des  Zeichens  aus  doppeltem  (iL' 
(=  nl/m,  Rind  usw.)  und  UJM  (Umschließung)  ersichtlich  ').  Das  so  entstandene  Ideogramm 
bedeutet  bekanntlich  tarbaxii,  riihsit  , Hürde',  ^■nhii  .Stall',  'f-//  ■' vl-n  ist  also  =  Gestirn  der 
Hürde,  die  (der?)  Göttin  Ai.  Die  Benennung  in  hi-ni-e  hängt  vielleicht  in  der  Bedeutung 
,der  Obhut,  sorgsamen  Pflege'  damit  zusammen.  Oder  ist  l^iiiiC  ein  Ort?  Schwerlich,  da 
dies  durch  kein  Determinativ  angedeutet  ist. 

13.  ''MU.GID.SAh'.DA,  niru  .^a  sainr  .Jucli  de.s  Himmels"   =  Draco: 
vgl.  p.  5(i. 

|G:  Anu,  rabü  su  samr  ,Anu,  der  Grofae  des  Himmels".] 

*  Das  Sternbild  wurde  p.  56  mit  dem  nördlichen  Bootes  zu  identifizieren  versucht ; 
dagegen  nimmt  I3oll  (bei  Bezolu,  Z.\F,  43)  an,  daß  es  Draco  sei.  Dieser  Ansicht  pflichte 
ich  jetzt  bei  und  zwar  auf  folgende  Gründe  hin. 

1.  Nach  der  Reihenfolge  der  Aufzählung  der  Gestirne  (oben  p.  52  Z.  18  —  20)  handelt 
es  sich  höchstwahrscheinlich  um  das  Gestirn  zwischen  Ui^sa  maior  und  l'rsa  minor,  also 
um  Draco. 

2.  Wäre  letzterer  nicht  gemeint,  so  würde  dieses  auffallende  Gestirn  iu  Br.M  86378 
gar  nicht  erwähnt,  was  schwerlich  angeuoninien  werden  darf. 

3.  Die  Bezeichnung  „Joch  des  Himmels"  weist  auf  die  Polargegend.  Um  —  2000  bis 
—  1000  bildeten  aber  die  Sterne  .t,  n,  i,  ij,  JT  Draconis  einen   Bogen  um  den  Pol. 

4.  In  dem  Text  K  II  306  CT  XXVI  werden  —  wie  Bezold  ZA  XXVIII,  357'  be- 
merkt —   drei  Jochgestirne  unterschieden:    1.  I'-  Slu-gid-sar-dii  (''•Sudiiii  s<i  änmfj  „Joch  des 


')  Die  Annahme  Bartons  BA  IX,  1  p.  231:  Ziegenkopf   wie    B.\kto\   1.  c.    \i.  75    X"  440 

„The  eigne  <N°449  =  Brüs.  10242)  is  clearly  gleichfalls  für  möglich  hält  —  dargestellt  hat. 

a  Compound   of  N"  443  and  N°  339,   an    ani-  Woher  sollten  ferner  die  vier  schrägen  Keile 

maTs  ear",  also  HIM  -\-  J'l,  will  mir  gar  nicht  in  N"  44'J  kommen?    Und  wie  könnte  N"  453 

einleuchten.    Wie  sollte  man  denn  darauf  %er-  —   offenbar   dl'   +    IHM   —   „a   variant   of 

fallen,   die  Begriffe  , Hürde'  , Herde'  ideogra-  X"  4  4'J"  sein,   wenn  B.krtons  Erklärung  zu- 

phisch  durch  Ohren    t    Umschließung'  darzu-  träfe?    Durch  die  oben  konstatierte  Identität 

Stollen,    nie  Ohren  sind  doch  kein  iinterschoi-  der  Ideogramme  y  und  «/'  wird  vollends  jeder 

dendes  Merkmal    von  Schafen   und   Kindvieh,  Zweifi'l  nn  der  Kicliligkeit  der  alten  Krklärung 

wie  es  das  mit  zwei  Zitzen  versehene  Euter  von  G.  Smiiii  (I'honclic  values  p.  5)  beseitigt, 

für  die   Ziege  f'n.ni^  ist,   die   man  daher  mit  Nebenbei:    Bartok,  I.e.,  liest  ''.4-ii:   „''  Mnl- 

Grund  ideographisch  durch  Ziegeneuler  (vgl.  k-alit"  (ohne  Fragezeichen).    Ist  denn  diese  Le- 

das  ursprüngliche  Zeichen  bei  TiilKKAf-HAN:-  »ung  so  sicher? 
ois  Ecr.  Cuneif.  N"  51)    —   schwerlich  durch 


214  Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonischen  Fixsternhimmels 

Iliniiiipls".  2.  *"•  Äi-/)«,  l'-  Sii(htn—h{i-  (-=  iiiäti)')  „.loch  des  Festlandes"  und  3.  ''■SkiIhii  — 
n-ab-ba  „Joch  des  Ozeans".  Nun  wurde  oben  gezeigt,  dal!  i^u-po  (ilEn-lil)  bald  o  Bootis 
allein  (S.  73  f.),  bald  aueli  (wahi-seheinlich)  a  Bootis  -(-  den  umliegenden  Sternen  des  Bootis 
(S.  27  (8))  bezeichnet  und  Siuiuii  gleichfalls  sowohl  der  spezielle  Name  des  mittleren  Haupt- 
sterns ist  als  auch  die  ganze  durch  ij—n  —  e  Bootis  bestimmte  Gruppe  (als  vorderes  Joch 
+  Joch  +  hinteres  Joch)  umfaßt  (S.  56  und  RA  XI,  16  (I,  II),  20) '}.  Ferner  wurde  oben 
S.  56  darauf  hingewiesen,  daß  >'■  Mu-</i(l-a-iib-ba  „das  Joch  des  Ozeans"  =  ''■  NUN .  KI,  also 
gemäß  S.  26(7)  und  29(11)  =  Vela  +  südl.  Puppis  ist').  Wie  nun  dieses  Gestirn  im  tiefsten 
Süden  des  babylonischen  Himmels  liegt,  so  wird  das  ,,Joch  des  Himmels"  im  äußersten 
Norden  des  Himmels  zu  suchen  sein ;  dies  weist  wiederum  auf  Di-aco. 

(Allem  Anschein  nach  ist  das  VACh  II.  Supl.  CXIX,  11  und  Craig  AAT,  K.  2902  ')  ge- 
nannte Gestirn  Mu-gi<l-mr-da  in  a-ab-hn  (>>  Ka)'')  identisch  mit  Mn-f/id-a-ab-ha.  Dieses  Gestirn 
wird  anderwärts  (lätar  XXVI,  12)  >'lilli  genannt;  denn  letzteres  wird  dort  ausdrücklich  als 
•1  Ni-nt  'l Ka  „Joch  des  Ea"  erklärt;  dazu  kommt  die  Gleichung  i^-BIR  =  *■•  A't'iV'''  in 
Istar  XXV,  62.] 

14.   ''•M(ii-(/ii/-il(i      iiii-tiii*   ,Wii;z<ii  <lfs  lliiiiiiicls"  =  Ursa    minor;    ]>.  .")7. 
I  (i :  ''  D(im-ki-iin-ii(i.  \ 
„Der  Stern,  der  in  seinem  turni   slelil"   =  luHiislwalirsi-iieinliuii  ß  Ursae 
niinoii.<  als  Tolaris;  p.  57. 
[G:  Der  Solin  von  E-maf}**,  der  erstgeborene  Solin  Änu».\ 

*  Bezold  liest  Margidda—ihl  „oberer  Margidda",  da  M(iii/ii/(li(—(iniiii  „kaum  be- 
friedigt". Mir  scheint  jedoch  gerade  die  letztere  Bezeichnung  berechtigt;  denn  wie  (oben 
sub  i;{)  der  Draco  zur  Unterscheidung  von  den  anderen  Jochgestirnen  als  „Joch  des  Him- 
mels" bezeichnet  wird,  so  heißt  auch  wohl  der  höchste  Manjidda  (zum  Untei-schied  von 
Ursa  maior  und  dem  Margiddn  in  der  Nähe  der  Ekliptik  (s.  oben  S.  179)  „Himmels-Margidda". 
Was  bedeutet  tHr(r)H:^  Meissner,  OLZ,  5,  425  '  vermutet  „Ecke",  Uezold,  ZÄF,  43  „Giebel"; 
auf  den  tiirni  des  Wagens  scheint  indes  keine  dieser  Bedeutungen  recht  zu  passen.  Der  hin-n 
ist  offenbar  im  hinteren  Teil  des  Wagens  zu  suclicni  da  der  Stern  ß  darin  steht.  Mit  Rück- 
sicht auf  die  verschiedenen  Stellen,  die  Ue/old  1.  c.  anzeigt,  scheint  lurni  „Verschluß", 
„Wehr"  zu  bedeuten;    vgl.  titmi  syn.  edi'lii,  verriegeln'). 

**  E-iiiah  =^  Tempel  der  Nin-imih  (belU-Uf). 


')  Bezold  verweist  auf  BkCnow  Nr.  7392,  Hinweis   auf  Ergänz.  S.  56  sich  nur  auf  das 

liest  also  /,(()•:  irxitn.    Dagegen  ist  jedoch  zu  „Joch  des  Himmels"  bezieht.     Wer  übrigens 

erinnern,    daß   in  den  astrologischen  und  dort  nachliest,  dem  werden  auch  meine  Nach- 

astralmythologischen  Texten  irsitn  sonsl  weise   bezüglich    des   2.  und  3.  Jochgestirnes 

Unterwelt  bedeutet.    Siehe  oben  S.  62  f.  Z.  13,  nicht    entgehen.     Die    kurze    Notiz    des    ver- 

wo  Ningiiziddd,   der  Schlangengott,    bei  iivi-  ehrton    Kollegen    ist    eben    nur    für    Kenner 

tum    „Herr    der    Unterwelt"    genannt    wird,  berechnet,    weshalb    auch    der    Hinweis    auf 

und  Sp.  I,  131,  53  (Epi'ING  und  Str.^ss.m.mek,  ZÄF,  43  wegfiel. 

ZA   VI,   S.  241),    wo    die    Winterregion    der  )  Vgl.   Bezoi.d  ZÄF  59. 

Sonne   gleichfalls   irxitn   heißt  (vgl.  Zimmern,  ')  Ist    in    der   bekannten   Stelle  Neb.  Bai. 

KAT^  388).  (I  R  52  Nr.  3)  II,  13   der  tiirru  elti  stt  ahulli 

")  Diese  beiden  Feststellungen  dürfen  wohl  «'  l'slar  der  „obere"  tuirn  des  Istartnres  wirk- 

der    These    Bezolds    ZA    XXVIII,   357'     zu-  lieh    im    Sinne    von    höherer   tni-ni    zu    ver- 

grunde    gelegt   werden.      Dies    tritt    daselbst  stehen    oder    bedeutet    hier   clfi   (opp.   snplfi) 

allerdings   nicht   ganz   klar  hervor,  weil  der  nördlich  (süillich)?     Die    Passage   des    Istar- 


in  astronomischer,  astrologischer  und  mythologischer  Hinsicht.  215 


15.   '•'  AX .  DU.  BA  .  ME§    (an-yuh-hu-  me^)   si'i-ut  E-kur    =    Serpens: 
|).  :;(!  (i:j),  i-2  (ll),  57.     V-l.  Bezolu-Kopfk,  ZAF  1:5,  -21. 
[(i:   .S//(   und  Seryal:   Vli    Id.  \:>h.\ 

Ifi.  ''  AS  .  KV  .  A  .  M ES  (iiii-il nr-it-misi  iii-ut  E-kur  =  ()|iliincluis; 
p.  30  (l:^),  4i'  (1 1),  ,J7.  Der  südliche  Teil  des  öpliiiiclius  fülirt  den 
siieziellen  Namen  '•'  ''  Zo-mü-mi);   vgl.  p.  HI,  II   nnd  Ijt,  17.     Vgl.   Bezold- 

KOFKF    (nicht  Boi.i.,  wie  S.  144   steht),    ZÄf    Hj.    ."»(1. 

|G:  Ann  und  Eu-lil:  VR   l(i,  Kit).] 

* 

17.  *•■  Ur-kii  (Lik-ku-'),  k<ilhu  Jlund'  =  Hercules;  p.  -".((11),  W  (IJ);  ÖS. 
Kopff-Bezold  ZAF,  ö,  :^I. 

[(!:  Hund  der  Göttin  Gula;  p.  58. | 

(a)  ''■MA^-d-ti  (=  ''■  Ah<i-ii-fi)  .Das  Gestirn  der  Seile'    =  (;•  -f)/^Her- 
culis:  p.  i8()  (iV):  B  A  XI.  17. 

(b)  >•■  Ur-ka-a-ti*  =  j  Herculis;  p.  I8G  (V);  ibid. 

(c)  kakkabu   edu    ,Der  einzige   (alleinstehende)    ötenr    =    //  Herculis; 
p.  ISÜ  (VI);  ibid. 

•  Die  Bedeutung  des  Namens   Vr-kii-a-ti  ist  mir  nicht  klar  (RA   XI,  17');    doch  siehe 
Thlreau-Dancin,  RA  XI,  21. 

18.  *•■  Vzu  ,Ziege'  =  Lyra;  p.  i)  (.\lll).  :?C.  (f.),  :•'.•  (1-').  "(r.ii.in-din,  f"  mit 
bdläfi,  .Herrin  de.s  Lebens'   gleichfalls  =  Lyra;    p.  58,   tN7;    1!.\   \l.  In. 

|(i:  Gula.     F;  Venus.     L:  Akkw/:  p.  i'Ol>.] 

(a)  kakkabu    nibü    sa   ''•  i'za    =^    ,iler  hervorstrahlende  Stern  diT  Ziege' 
=  n  Lyrae:  59. 

f G :    Ltiinassu  ^)  sukal  '' lia-u   =   Lania>su.    .Bote  (Vertreter)  der  Göttin 
Bau';  5').| 

(b)  ,Die    zwei    .Stern«'    hinlfr    ilinf     ^    ij  4    ß  Lyrae    (wahrschein- 
lich);   :>'.). 

[G:  "  Mii-sar  und  '' Xuyil:  5".t.  | 

liires  (vgl.   K(iniiui\,    Das  wiiMh'ri'r>laiidone  niigehaul    ward,    so    ist "  es    wahrsoheinlicher, 

Babylon,   '2:iir.)   hat   in   der  Tal  ilie  Itirlitung  daß  man    diese   —    im   Ogensalz  zu   <ler  nie- 

N.-S.,  und  das  Sehanzwerk,  das  Xoliukadnezar  drigeren    Brustwehr     i'ilier     dem    Tor»»    (vgl. 

errichtete,    erstreckte    sich    vom    Kuphrat    bis  Koi  iiKWi  v,  Fig.  '20,  21    und   43)    --    als  hohen 

an  ilas  Nordtor.    Da  indes  <lii»ses  Hefi-stigungs-  oder  <d)erfn  tiiirti  bezeichnet  hat. 
werk  zweifellos  an  die  beiden  7.innengekn>nlrn,  ')    Oben     Z.   52,  26    versehentlich     .4.V.K 

hervorspringenden    Flankeulürme    des   Tores  (^«>im>'y  statt   .4.%'.  AM/.  ^/n»i(M«M>  gelesen. 


216  Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonischen  Fixstemhimmels 

19.  ''  VD.KA.GAB.A    lUd-ha-dfi-u}    , Panther'  =  Gygnus  +  Pegasus 
i-  a  Andromedae*;  p.  '20,  (7),  31   (14),  163;  RA  XI,  18  (X^XII). 

[G:  Nergal;  59.     P:  Mars.     L:  Elam;  201  sq.] 

(a)  Kiimaru  *'«  ^  Ud-ka-dii-a  =  ö  Cygiii:   iSli  und  RA  XI,  IS. 

(b)  Kakkabu    nibü   sa    irti-su    ,der  liervorstialilendc  St.   seiner   Brust' 
=  a  Cygni;  ibid. 

(c)  I^in?u  sa  *•  Ud-kn-dn-a  =  ij  Pegasi;  ibid. 

(d)  Asidii  sa  ''■  Ud-ka-dn-a  =  a  Andromedae;  ibid. 

•  Nach  Bezold-Kopff  (Z  Ä  F)  wäre  das  Panther-Gestirn  =  Cygnus  +  Perseus,  und 
Di}  ga»  =  Pegasus.  Die  letztere  Gleichung  ist  —  wie  oben  S.  163  —  170  gezeigt  —  gewiß 
unzulässig;  aber  auch  die  erstere  dürfte  kaum  zutreffen.  Für  sie  und  gegen  meine  Auf- 
stellung spricht  allerdings  der  Umstand,  daß  die  babylonische  Liste  BM  86  378,  I  — II,  34 
doch  schwerlich  den  Pereeus  ganz  unerwähnt  ließ;  andererseits  sind  aber  die  Schwierig- 
keiten, die  der  Text  A  0  6478  der  Ansicht  von  Kopff  und  Bezold  bereitet,  so  groß,  daß  ich 
mich  nicht  entschließen  kann,  ihr  zuzustimmen  (siehe  oben  S.  189  ff.  und  RA  XI,  18,  X — XII). 
Sollte  sie  sich  gleichwohl  auf  Grund  von  neuen  Texten  bestätigen,  dann  würde  sich  auch 
notwendig  ergeben,  daß  Cassiopeja  zum  k.  J^iUim  und  wenigstens  der  größere  (wesUiche)  Teil 
des  Pegasus  zum  *■■  Sinü,  dem  , Pferd'  gehört  (siehe  oben  S.  59,  Z.  30). 

20.  ''SAH  (sahn)  ''Da-viu  =  Del])iiinus  (selir  wahrscheinlich);  .jD. 

21.  ''■Sisü  ,Perd'  =  Equieus  (sehr  wahrscheinlich);  59. 

•  Beachte  die  Bemerkung  sub  li(. 

22.  ''  Liilun  =  Andromeda  (mindestens);  p.  It  (XXI),  31  (1.5). 

•  Beachte  die  Bemerkung  sub  ]!). 

••  Die  Bestimmung  der  einzelnen  Sterne  ist  noch  recht  unsicher  (vgl.  oben  S.  CO  und 
Bezold,  ZÄF,  21,  45,  Z.  34);  denn  die  assyriologisehen  und  besonders  die  astronomischen 
Angaben  reichen  nicht  aus. 

So  werden  wir  die  Deutung  der  beiden  Gestirne 

a)  l-akkahäni  i<iinnuli(tiim   ,die  schwachen  Sterne',   die  in  der  Brust  des  Lulim  stehen 
und  auf  ■'  yar-ri-nt,  ■'  Tir-an-na  bezogen  werden,  und 

b)  *"■  DIR   nihil    ,den   rotglänzenden   Stern'    in    den   Nieren    (Lenden)   des  Ln/iiii,    den 
»•••l  KA  .SIH.M.KU.E 

am  besten  vorerst  aufgeben. 

Der  fr.  •'  Tir-an-na  (wahrscheinlich  =  miirralui»)  ,das  Regenbogengestirn'  kommt  auch 
»n  VA  Ch  lätar  XXV,  8  vor. 


IL  -4iii<-Gestirne  (Mittel-  oder  Äquatorialgestirne). 

1.    ''■  §im-iiialj    1=     Sin  II mit  um  =  kakkab  imbari)    ,das    Schwalben-   und 
Sturmgestirn  =  Acjuarius  VV.  (a,  ß,  y.,  e,  v);    11  (XIX),  U  (11).  Gi,  162. 


in  astronomischer,  astrologischer  und  mythologischer  Hinsicht.  217 

2.  ''  DIL .GAX,  '''■Ikri*   =   ein  Gestirn,   das  in  verschiedenen  Epochen  eine 

verschiedene  Ausdeiinunj,'  hatte.     Es  sind  vier   Foinien   zu    unterscheiden: 

1.  Form:  Aries  -f  (".etus  -f  östl.  Aquarins 
II.       „     :  Aries  -\~  C.etus östl.  Aquarius  =  (iC .LA. 

III.  ,     :  ("etus    'östl.. Aijuaiiiis     Aries  =  KV .  MAL. 

,,   .  ,  Aries  =  KU.  MAL. 

IV.  ,     :  (.etus 

•  östl.  Aquarius  =  Gl'.  LA. 

p.  12  (.KX).  -21  (8),  :n  (lö).  4X.  (12).  163-171. 
[G:  ^Wl/<ll.     1":   .Mars.     L:   .Imior«  **  (Tii.  P.cp.   l(ll.| 

[G:  Xabf,  (Manluk).  P:  Meikur  (II  l{  .-./a).  !.:  h.ih-iläni  ""^  (III  R  03 
(n.  2)  2(1).  I 

•  Die  Aussprache  il.ü  ist  schon  aus  BrOx.  List  51  (III  R  68,  13a)  bekannt. 

••  hl'  .MAL  (Aries),  der  nordöstliche  Teil  des  DIL  .  '1A\,  ist  nach  Tho.mps.  Rep.  101, 
Ks  4  das  Gestirn  von  Jniuini,  während  der  östliche  Aquarius,  der  südwestliche  Teil,  der 
nach  III  R  63  (n.  2)  26  im  Monat  ä<ihätu  aufgellt,  Gestirn  von  Babylon  heillt.  Die  Loka- 
lisation der  Gestirne  hat  also  gar  nichts  mit  der  geographischen  Lage  der  Länder  zu  tun. 
Hier  zeigt  sich  auch  klar,  daß  die  Beziehung  der  einzelnen  Teile  des  /;/A  .  r;.-!. Y- Gestirnes 
zu  den  vier  Großstaaten,  wie  sie  in  VA  Ch  lätar  XXVI,  22—27  aufgestellt  ist,  rein  sym- 
bolisch zu  fassen  ist:  Man  teilte  das  zu  Anfang  des  Jahres,  wo  die  Schicksale  desselben 
bestimmt  wurden,  aufgehende  Gestirn  DIL.OAX  (hier  Aries  +  Cetus)  nach  den  vier  Himmels- 
gegenden und  deutete  die  in  jedem  Quadranten  sich  abspielenden  Vorgänge  auf  die  ent- 
sprechend liegenden  Länder.  Das  ist  astrologische  Symbolik,  die  sich  mit  nichten  darauf 
gründet,  daß  die  Erde  das  Spiegelbild  des  Himmels  ist. 

3.  ''■Anünltu,    *•••""■  Z>/Wrt/  ,Tit,'ris-Geslirn'.    >•  Tüll  um   .Wunu^'cstirn'    =    der 

sfidwestliche   unserer    Pi.sces  -f   Band    «j -f  Pisciuin;     p.  II   (XIX). 
27  (<)),  02. 

[G:  ntar  \an  AHml.  P:  Venus  (als  Morgenstern),  UtS;  Siiri>ii  II,  IG9f. 
L:  Akkwl,  202. 1 

4.  ka"!  JiU  .MAL.    Aijru.  .Mietling,''  =  Aries  (nach  seinem  vollen  Pmlans:): 

P.  ö  (I),  2S  (10). 

|G:   Xin/iil.     P:  Mar-.     L:   Amiinii:  v-i.  2.  | 

•  Das  Gestirn  bildete  in  ältei-er  Zeil  einen  Bestandteil  des  I>II..fHS  (s.  oben  sub  i). 

••  Um  —  500  (und  schon  früher)  bezeichnete  der  heliakische  Aufgang  von  <i  Arielis 
den  mittleren  Anfang  des  Jahres  (4.  April,  gregor.),  p.  .1  (I).  Dieses  Ergebnis  wurde  auf 
zwei  verschiedenen  Wegen  erhalten;  siehe  auch  unten  Abh.  XIII  und  Slernk.  II,  letzten  Teil. 

5.    ''M rL..MI'l.  (Sterncnniulus).    *' .>"(//</ »(    (Gestirn  der  r'berscliweinnuuij.'?) 

=  Pleja.les    •     :  oder  o  Persei:  p.  .".  (III).  2V>q..  U'.>   -l."»3.| 

[G:  •' Vll-bi  Die  Siehentrollheit.  die  j-'i-oüeu  Götter:  II.  (12.  P:  .Mars 
(Th.  Hep.  22:{A,  ;»  und  oll).     L:  Kluiii.   I(»2.| 


218  Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonischen  Fixsternhimmels 

"  Ml'L.MCL  =  .Cumulus',  149  f.  —  Dio  Zugehörigkeit  von  Coder  o  Persei,  5(111),  24  f. 
—  Die  Zahl  12  der  Sterne  des  MFL  .  MVL  und  die  Bedeutung  von  „Siebengottheit",  ISO  ff., 
S.  151  würde  darauf  hingewiesen,  daß  die  babylonischen  Astrologen  in  dem  Mnl-tmil  bald 
10,  bald  12  Sterne  erkannten.  Damit  steht  die  Tatsache  im  Einklang,  daß  sehr  scharfe 
Augen  (wie  z.  B.  die  des  Astronomen  Heis)  je  nach  der  Bescliaffenhcit  der  Atmosphäre  bald  9, 
bald  11  Plejadensterne  (um  diese  handelt  es  sich,  nicht  um  die  umliegenden  Sterne)  sehen 
können;  ein  Stern  (der  12.)  liegt  außerhalb  des  Cuniulus;  es  ist  der  Oriontierungssteru  C 
oder  o  Persei.  —   Mf'L  .  Mf'L  =  l'-^d/i/Mi,  als  Gestirn  der  Überschwemmung,  152  f. 

**  Um  2000  V.  Chr.  ward  das  ganze  Plejadengestirn  kurz  vor  dem  mittleren 
Jahresanfang  (2().  April  gregor.)  heliakisch  sichtbar;  siehe  unten  Abli.  XIll. 

6.  ii'^'-'Li-c  ,(.Scliick.';als-)'l'art'l',  '•■  (lii-nii-iiii.  Tinra  de?  "■  v-Ihi/ =  Al(l('l)i)ran 

mit  llyades;  p.  G  (IV),  2.")  (:!).  Vr2. 

'  Der  heliakische  Aufgang  des  Aldobaran  bezeichnete  in  älterer  Zeit  (um  —  2000)  zwar 
nicht  —  wie  S.  C  angenommen  wurde  -  den  mittleren  Anfang  des  babylonischen  Jahres; 
er  steht  aber  vielleicht  mit  dem  Neujahrsfest  des  mittleren  Jahres  in  Verbindung.  Näheres 
hierüber  in  Abb.  XIII  dieser  Ergänzungen. 

7.  *■'  Silj-zi-iiii-nii  .der  freue  Hiile  (lc.<  Himmels'  =  Orion  .'^eiiicm  licutigen 
Umran-  iiadi77-  6  (V),  '20  (4),  4ßf.,  Ci),  153—156. 

[G:  Paji.-mbil,  der  siihil  (Vcilfilcr,  P.ote)   des  "Ami  uiul  der  '•  lsl,n:  CS. 
P:  Satiiiii  (■/..  U.   VA  eil  II.  Sii|.l.  VII,  2C.).     L:   Akl.u,l.  2()i>.| 

8.  '''  Mds-tah-bfi    üd    iiiii    miljrit    ''■  üih-zi-dn-nii    ,die  Zwillinge,  die  dem 
Orion  gegenüberstellen'  =  j-  -f  ^  (ieniinoniiM;  <>:i,  153 — 156. 

[G:  »GÄL.LAL  und  '^ Ln-tar<ik.\ 

9.  ''■  iJar-luijiil  =  (lanis  minuf  oder  l'iukyoii  (a^  allein;  4'.l,  (i;!,  1551'. 


10.  *•  K(ik-si-(li,  kukkuli  nlirirf  .Pfeilgestirn'  =  Sirius  -f  ein  Stern  im 
südlichen  C.anis  maiur  (f  oder  ;;);  p.  7  (VII),  26  (5),  30  (13),  49.  63, 
156 1. 

[G:  ^Ninib(p)*.  63.     P:  Mercur:  II  R  07.  47  a.  b.     L:  Amurni,  202. 

•  Ninib  (il  MAS)  als  Gott  des  Merkurplaneten  S.  143  ';  vgl.  VA  Ch  lätar  XX,  20.  Nach 
einer  anderen  Ordnung  ist  Nnhü  der  Gott  des  Merkur  (Un'GN.^d,  ZA  XXII,  16;  Sternk.  11,79) 
und  yinih  der  Gott  des  Saturn;  Sternk.  I,  220  ff.  Diese  Unterscheidung  gehört  dem 
VII.  Jahrhundert  (Zeit  Samai-iititi-uk-ini)  an.  [Merkur  als  Stern  des  Xahü  kommt  sonst 
meines  Wissens  in  der  bisher  bekannt  gewordenen  Ominaliteratur  der  älteren  Zeit  nicht  vor; 
der  VA  Ch  Supl.  VIII,  7  genannte  l-aH-alm  tirihü  ist  gleich  kakkabii  nilfü  in  II  Supl.  VIII,  21 
—  wie  aus  den  betreffenden  Textpartien  erhellt  —  höchstwahrscheinlich  identisch  mit 
Jupiter  (daselbst  rmuti-pti-r  und  k-aH-abit  rabü,  großer  Stern  genannt);  es  ist  der  „auf- 
strahlende Stern".)  Bezüglich  der  gemeinsamen  Beziehung  der  beiden  Planeten  Merkur 
und  Saturn  zu  dem   Sonnengott  yinih  siehe  unten  sub   !.">. 


in  astronoiuigcher,  astrolugisclier  und  mythologisclier  Hinsiebt.  219 

11.   ^BAN,  ''■Kastu  ,  Bogengestirn'  =  bogenförmige  Sterngrnppe  f ,  5,  r  Canis 
niaioiis    t    y-  1  Puppis;  8  (IX),  2(1  (0).  30  (1:5). 

|G:   Istar  des  Ostens  (Elams!)*,  C:!.     P:    Venus,   I'.ts.     L:   Klnm,  i>Oi'.] 

•  Dan  U-Inr  Xl'Af .  MA-liim  die  litar  von  Elani  sei  —  wie  sclion  oben  S.  C3  ver- 
Diiiiot  wurde  —  scbeint  daraus  zu  folgen,  daß  *'■  ßrt«  tatsäclilieli  zu  den  Gestirnen  von  HIa.ii 
gerechnet  wird.  Naeli  S.  198  (Mitte)  lieilit  allerdings  f>ilh(il-Vcm\s  „im  Osten"  Bogenstern, 
was  jedoch  der  vorigen  Annahme  nicht  widerspricht,  da  ja  Klam  im  Osten  von  Babylonieu 
liegt.  Außerdem  hat  man  die  Venus  als  Morgenstern  nicht  cinfachhin  als  lätar  von  Klnm 
und  als  Bogenstern  bezeichnet.  Vielmehr  war  Aiiuiiifii,  die  Istar  von  Ahkml,  in  der  Regel 
die  Göttin  des  Morgensterns  (s.  oben  sub  II,  S  S.  217)  und  Venus  galt  wobl  nur  dann  als 
Stern  der  Istar  von  Kliiw,  wenn  sie  (nach  der  oben  S.  192-198  bewieseneu  astrologischen 
Regel)  „Bogenstern"  war,  d.  h.  dem  Bogengoslirn  der  Ekliptik  (=  Ali.SIM  =  Virgo  E.) 
in  der  Morgenfrühe  am  Horizont  gegenüberstand  oder  mit  dem  eigentlichen  Bogengestirn 
lipllakisch  aufging. 


12.  *\/tfM.s  (sinn.),   Sirii  ,S(iil;inyc.  =  lly<l  ra    •    ft  Cmh-vi:   p.  8  (VIII).  _*•;.  5. 

31   (15),  47,  157  r 

|G:  •'  Nin-(/i.s-zi(l-(/ii  bri  irsilim  (riilcrweltsgott),  '' Etrs-hi-yal  (—  Ka-dil 
(Untenveltsgötlin),  (;3.  P:  M.rkm-  oder  Saturn  (VA  Ch  H  Supl. 
LXVI.  7).     1,:   Amiiiru,  iJOi>.| 

13.  >•  f.  XAG  .GA'"'.    BAD.GA.     i'-;/<i    (sinn.).     Arilm    .I{al>e'    =    Corvus 
-j-    Crater  (z.  T.)  p.  L>ti  1".  (7).  C:!. 

|f!:  "vMW  (Weftergott).  (■>;!:  •' Mmjni  (Sniiall  VA  Uli  Istar  XXIV.  f,. 
I':  Mai-^.      L:    Khtm,   ■H)-l.\ 

Die  Zugehörigkeit  wenigstens  eines  Teiles  des  Crater  folgt  auch  daraus,  daß  nach 
S.  3  ryii  5  Tage  früher  aufging  als  Al' .  I'A  (Areturus)  während  ;•  Corvi  I  Tag  später 
als  Arclurus  aufging. 

14.  ''  AB.SLV  =  Vir-rn  K  (ösll.  Viiv«>)*:  anrli  wohl  Spira  (.,  Virijinis)  allein. 
\)  (XII).   -2:,  (:!),  32  (Hi).  (13.   l.VSI. 

IC:  Cnitin  iiild  mit  (\on)  Zusatz  ShIiuIIii.  die  (der:-)  ,Ki)rnrdire'.  I':  Venus. 
L:  KInw.l 

•  In  der  Seleukidonzeit  ist  AU.SIM  der  Name  der  ganzen  Virg.i,  mit  alleiniger 
Ausnahme  von  ;,  r,  /!,  die  dem  Löwen  zugerechnet  sind. 

"  Ali.SIM  ist  mit  <icm  (im  AVii/  aufgehenden!)  >'■  <>  IIAS  (Knilii)  , Bogengestirn' 
identisch,  168  f. 

•••  Die  Verbindung  mit  Venus  und  die  Zugehörigkeit  zu  den  A.VdiH-Gestirnen  ergibt 
sich  a>is  vorstehender  Identifikatiim  mit  dem  Bogeugeslirn.  Pall  Ali.SIM  AViiiii-Geslirn  ist, 
folgt   auch   daraus,  daß  l^iln  die  Gemahlin    .iiliids  ist,  dessen  Gestirn    Elniii  angehört. 


220 


Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonischen  Fixsternhinimels 


15.  '•■  Zi-h(i-tin-H(i ,  /jihünUu  ,VV;i<je".  hiraii*  '•'  Alynibi  ,(u'liöin  (Schere)  des 
Skorpions'  =  Li  bin. 

[G:  A7»(/A  (Sonneivotlh.il).     I':  Ahnknr  (oder  Siitnrn).     L:   Akkml,  ^20'2]. 

'  Zu  haiäit  vgl.  X))'/.ni,  die  Scherpii  (des  Skorjiions),  Aliiiag.  VIII,  1.  Die  Auffassung 
vou  Lilira  als  Scheren  des  Skorpions  hat  schon  Ji;\shn,  Kosniol.  d.  Babyl.  erkannt. 

"  Siiilh  ist  sowohl  Gott  des  Merkur  als  auch  des  Saturn  (siehe  oben  suh  10)  und 
wie  Siiiih  Gott  der  (Horizont-)Sonne  ist  (S.  19S  '),  so  gelten  auch  Merkur  und  Saturn  in  der 
Astrologie  als  Sonnenplaneten,  der  Merkur  wegen  seiner  Sonnennälie,  der  Saturn  wohl  wegen 
seiner  gleichbleibenden  Gestalt  und  Lichtstärke.  Beide  gelten  als  ,Wage'-Gestirne  (196  f. '-') ')• 
Diese  gleichartige  Auffassung  '■')  und  Benennung  so  verschiedener  Planeten  gehört  aber  gewiß 
nicht  der  gleichen  Zeit  und  dem  gleichen  Kultkreis  an.  So  wird  in  VA  Ch  IStar  XX,  20 
der  Name  ''  yinih  nur  einem  einzigen  Planeten  (allem  Anschein  nach  dem  Merkur)  zuer- 
kannt, während  in  dem  Te.\tfragment  II  R  49  Nr.  3  nur  der  Saturn  als  Sonnenplanet  und 
Wagegestirn  bezeichnet  wird.  Im  VII.  Jahrhundert  (s.  oben  S.  218  sub  10)  war  Merkur  der 
Stern  des   .Vk/zh,  Saturn  (ausschlieltlich)   der  des   .V/»//<  (SIcrnk.  I,  220—222). 

16.  >'  ''  Zo-mn-mi'i    =    südlicher   Teil    des    (lestinis    Ä^  .KV .  A.MEä 
(Oldiiiichii.-;):  p.   \-l.   11:  :ü ,  -IW:  M-,   17. 


17.    1-  /l>i"'.  i'  \„srii  .Adler' 


A(|nila:   p.  1()  (.W),   -20  ('>).  :!1  (l.'j),  C-i,  18. 


[G:  '' Xi)i-il>,  ''  Xii-m<)-)Hi'i  (11  ]\  r>7.  ."):>a}),  wonach  ''■JD'"'  '' Za-mn-ma 
dem  (ioü  Siiiib  an-ehört).  I':  .Merkur  (VACh  Istar  XXX,  4);  Mars 
(VACh  Supl.  L.  11.  14:  CT  XXVI,  4i>,  Col.  II,  C).     L:  Akkad,  202.] 

18.    '''  '"'^'BAD    (mltu,   pagru)    ,Das   Toten-Gestirn'    =    Antinoos    (sehr 
walirscheinlich);  p.  (14. 


')  Die  Auffassung  des  Merkur  als  Wage- 
Gestirn  könnte  wohl  sehr  leicht  daher  rühren, 
daß  er  nach  verhältnismäßig  kurzen  Inter- 
vallen bald  am  Ost-,  bald  am  Westhorizont 
erscheint,  und  so  den  Eindruck  eines  ba- 
lancierenden Doppelgestimes  erweckt.  Sa- 
turn dagegen  dürfte  wohl  deshalb  Wage- 
gestirn heißen,  weil  er  als  nächtlicher  Vertreter 
des  Samas,  des  Richtergottes,  gilt,  dessen  natur- 
gemäßes Symbol  die  Wage  ist.  Die  etwaige 
Auffassung,  daß  man  sich  Merkur-(Saturn-) 
Sonne  als  auf-  und  abgehende  Wageschalen 
vorstellte,  scheint  mir  weniger  berechtigt. 


■)  Sehr  wahrscheinlich  ist  es,  daß  der  in 
MN  B  1848  III,  7,  Dhorme  RA  VIII,  46  er- 
wähnte »lul  Gen,  kakkub  hU-ta  n  mi'-sar 
, Stern  des  Rechtes  und  der  Gerechtigkeit'  der 
Merkur  ist.  Träfe  es  zu,  so  würde  letzterer 
auch  diesen  Namen  mit  dem  Saturn  (II  R  49 
Nr.  3,  41)  gemein  haben.  Dagegen  spricht, 
daß  in  jenem  Litanei-Text  dem  will  Gen  der 
Merkur  (Gii-iid)  vorausgeht  und  ein  Stern 
nicht  wiederholt  genannt  wird.  Außerdem 
ist  »iitl  Gen  im  VI.  Jahrh.  v.  Chr.  der  Name 
des  Saturn.  (Str.^ssm.  Canibys.  400  Rs  15, 17, 
Sternk.   I,  70.) 


in  nslriinoiiiiselier,  astrologisclier  und  nij'tliologiselier  Hinsicht.  221 


III.  Die  jRJ-rt-Gestirne  (Süd-Gestirne). 

A.   Südlicher  Ring. 
HA   (''■yfnni)  =  ''HA    (Süiiuj    '' K-a    .Fisch,    Fiscii    des    E-a' 


l'i<cis    aiiHtiimis    (trcnauer   dessen    südliclier   Teil    mit    Fom.Tliiaul): 
p.   171  —  174. 
[(!:  E-(i.     V:  .Merkur  (passim.  >o  Thomps.  Üej).  Xr.  :2:?1 1.     !.:  EI<im.H)i.\ 

i.{:\)  '■MW'''  (=   Eridtt)  •' E-a  .Stadt  Eridii  des  E-ti'  =  Vela    ■    sfnl- 

liclier  Piippis:  p.  S  (X),  ^'(i  (7),  29  (11). 

"  h'akkahu  Gii-Ia  >>  E-a  k.  Kriihi  A'  » A-a  (BM  86  378  II,  20;  oben  p.  65)  ,Das  groRc 
Gestirn  des  E-a,  das  Eridu  des  E-a'  umfaßt  Vela  +  südlichen  Puppis,  erstreckt  sich  aber 
wolil  nocli  weiter  nacli  Westen  bis  in  den  Eridanus  liinein ;  andernfalls  würde  die  Liste 
(1.  c.)  eine  große  Partie  des  Südhimmcls  ganz  außer  acht  lassen  (p.  07).  Jedenfalls  winl 
aber  der  helle  Camipus  zu  diesem  großen  Sternbild  zu  rechnen  sein.  In  der  Liste  A,  p.  175 
werden  zwischen  *'• //J  und  k.yfyki  die  zwei  Gestirne  *<  Lalarak  und  >'  (lAI, .  LAI^  auf- 
geführt, die  mit  it  Eridani  und  a,  /i  Colunibae  identisch  sein  dürften.  Ohne  astronomische 
Angaben  ist  jedes  weitere  Bemühen  aussichtslos. 

2.  (Ii)  -Mit  dem  Kridufiestiin    in  2(a)   sind  ^'anz  oder  nocii   zum   Teil    idenlisch 

o)  '''■  MU .GlD-a-ab-ba    =    ''■Stiduii    n-nb-lxi    ,.Ioili    iles    Ozeans    (des 

E-aY;  diese  Gleichung  ist  ausdrüt-klicli  hezeufrt;  p.  .jll. 

/;)  >-  BIU,  "M-ru  "E-a  ..Joch  des  E-rr:  V.\  Ch  Istar  XXVI,  \-2. 

'  Die  Identität  mit  ^'ATA'*'  scheint  in  Istar  XXV,  ü2  ausgesprochen.  Außerdem 
geht  sowohl  nach  dieser  Stelle  wie  auch  nach  Tho.mp.s.  Rep.  Nr.  221,  3  (beachte  die  Ver- 
besserung bei  ViROi.L.  lÄtar  A  Ch  XL,  A,  29)  *•  JiJJt  heliakisch  im  L'lülii  auf  und  gehört 
aus  diesem  Grunde  auch  nach  dem  sogenannten  Astrolab  Pinches'  oben  S.  201  ff.  mit  Corvus 
und  Arktur  dem  gleichen  Monat  an.  Nach  BM  86378,  II,  45  f.  gehen  aber  *-.Yr.V*'',  Corvus 
und  Arktur  am  10.  und  15.  Clülii  heliakisch  auf.  Endlich  weist  auch  der  Name  auf  die 
Idontiult  mit  *   A/'.V.'  hin.     Siehe  auch  oben  S.  214   sub   13. 

\r,:   E-n.     1":  .Merkur  (TiiOMfs.   Hep.  ii\    i!s  .".;   V.\C.h  Ular  X.\l.  :!  1  n.). 
L:   Amurni,  ■H\-l.\ 

3.  ''  Xiii-mafj*  =  r.aiina  K  (sehr  walirscheinlicli):  ji.  r>7  f.,   I7'>. 

|(i:  (iültin   Sin-iiiiih.     V:  \\'\\\\>.     L:  Ai)iuirH.\ 

'  Hk/olI)  und  Korif,  ZÄF  ir>,  25,  halten  das  Gestirn  bestimmt  für  Puppis.  Das  ist 
jedoch  wohl  nicht  zulässig.  Denn  Puppis  geht  vor  den  Vela,  Sin-mah  dagegen  nach 
den  Vela  (—  AT.V*"')  auf  (siehe  oben  S.  26  (7)  und  27  (9).  Siii-mah  ist  somit  entweder 
Hydra  E  (wie  ich  in  Sternk.  I,  253  annahm)  oder  Carina  E.  Ersten?  kann  aber  schon  des- 
halb nicht  in  Betracht  kommen,  weil  sie  infolge  ihrer  nördlichen  Lage  nicht  zu  den  übrigen 
Gestirnen  des  südlichen  Ringes  paßt.  Dazu  kommt,  daß  Hydra  E  mit  Grund  als  östlielier 
Teil  des  Sehlangengostirns  .S'iVh  angenommen  wurde  (S.  31  f,  (I.S)  und  157).  Immerhin  sind 
genauen'  astronomisehe  Angaben  abzuwarten. 

Kultier,  Slornkunclf  um)  SIcrmllrnKl.  Kmiinzunurn.  16 


222  Endergebnis  der  Untersuchungen  des  babylonischen  Fixsternhimmels 

4.  ''■En-ie-nii—  iiKiS-siji  =  ('.eiitamiis  mit  Aiisiialinie  des  iiordüstliclien  Teiles, 
der  mit  Lupus  die  lümstellatiuii  ri.-.liK  hildd ;  y.  IC  (:>:>).  :!S  (10), 
31  (15),  (18,   17:.. 

[(i:  Mii-(/li-.-<ii:  ]..  ICC.     P:  Merkur:  VA  Cli  II.  Sii|il.  LXVl.;il:  Thomps. 
Rep.  N"  -200  Ks  '.I.     L:      Elaw:  ]).   20J.  | 

5.  >•■  u'Ui  Ä  y  .  Ü  Jt'  ((rrSUh'),  nuiskakiitii*.  waJirsclieinlicii  „Egge"  ^  Crux 
(siclier!);  p.  CS,  ITC.  dazu  die  hier  ioigendeii  sul)  5  uud  G  angeführten 
Beweisuiomente. 

[f!:  Miisk-dk-atn  ist  die  sogen.  .Wafle"   (=  Knibleui)  des  E-n.    P:  Merkur: 
II  R  57,  44,  a,  b.     L:  ?.  | 

■  GAX.VR  {f/nv-yiiSiir  —  Feld  +  Balken)  ist  seniit.  tmiskal-tiln  zu  losen  iiml  lie- 
deutet    -  wie  schon  Usgn.M)  vermutete  —  wahi-sclieinlich  „Egge"  (Mkissnp.h,  MVG  ll)i:i,  •">4  ff.). 

••  o  Crucis  ging  um  —  800  bei  einer  Sonnenlänge  von  204.5  und  demnach  210.24 
(211)  Tage  nach  dein  Äquinoktium,  also  am  18.  Oktober  gregor.  auf.  Der  Spätaufgang  traf 
bei  einer  Sonncnlängo  von  G.22,  also  G.4ö  Tage  nach  dem  ^Äquinoktium,  27.  oder  28.  März 
ein.  Um  diese  Zeit  erschien  also  das  Gestirn  am  Abend.  Der  heliakiselie  Aufgang  fand  somit 
etwa  einen  Monat  vor  der  Aussaat,  der  Spätaufgang  über  einen  Monat  vor  der  Ernte  statt. 
Um  —  2000  fiel  der  heliakische  Aufgang  auf  den  2.  Oktober,  der  Spälaufgang  auf  den 
12.  März  (gregor.).  Die  Erscheinung  des  Sternbildes  kann  demnach  nicht  mit  iloiu  iiloicli- 
zpitigcn  Gebraucli  des  landwirtschaftlichen  Gerätes  Mnikohitu,  sondern  nur  mit  dosscii  11(m- 
stellung  zu  dem  (im  November)  eintretenden  Gebrauch  in  Verbindung  gebracht  worden  sein. 
Es  mag  indes  sein,  dal!  die  Gestalt  des  Sternbildes  die  Benennung  beeinflußt  l)at. 

•••  Der  in  oder  bei  dem  letzteren   sichtbare  Aiixii,  das  Süßwasserbecken  (oben 

5.  G8),  ist  gewiß  eine  deui  unbewaffneten  Auge  auffallende  Erscheinung  am  Südhimmel.  Und 
eine  solche  ist  gerade  bei  dem  Kreuz  vorhanden;  es  ist  die  dunkle,  stern leere  Stelle 
zwischen  a  Crucis  und  I  Centauri,  ein  großes,  ovales  Loch  in  der  Milchstraße,  der  sogen. 
Koblensack. 

t  Die  Vermutung  v<m  Boll,  Bezold  und  Koi'FF,  ZÄF  i:?  (20),  59,  das  Gestirn  könnte 
wohl  Ära  sein,  trifft  gewiß  nicht  zu.  Dies  schon  deshalb  nicht,  weil  Maikakatii  an  der 
Seite  des  Kn-te-na — Hirts-s/i/ (Centaurus)  steht,  was  von  Ära  nicht  gilt;  dieses  Sternbild  steht 
sehr  weit  von  jenem  ab  und  vor  (d.  h.)  östlich  von  ihm.  Auch  würde  diese  Annahme  eine 
Lokalisierung  der  beiden  folgenden  Gestirne  völlig  vereiteln. 

6.  "PA  und  •'Liii/al,  die  zwei  Sterne,  die  hinler  ihm  (dem  Muskalriihi- 
Gestlrn)  stehen  =  fi  -\-  a  Centauri  (siilier!):  p.  CS,  175  und  dazu  das 
Folgende. 

[G:  /S'a»««.s  und  Adad  iL'dnuiiän).] 

'  S.  175  hielt  ich  noch  die  Deutung:  4'  +  /S  Arae  neben  der  von  ß  +  a  Centauri  für 
möglich.  Nach  reiflicher  Überlegung  muß  ich  erstere  unbedingt  ausscidießen.  Denn  Ära 
steht  zu  weit  nach  Osten,  als  daß  man  nach  dem  Spracligebrauch  des  KiNGschen  Textes  sagen 
könnte,  das  Gestini  stehe  „hinter  ihm"  (dem  vorigen);  außerdem  sind  die  beiden  Sterne  nur 
von  3.  Größe,  also  unbedeutend. 

Dagegen  müssen  wir  erwarten,  daPi  man  ein  so  glänzendes  Sternpaar  wie  ß  und 
a  Centauri    (/,'  hat  die  Größe  i)>,    n    die  vun   0.2!),    die    taLsächlich    hinter   und    nahe   bei 


in  astronomischer,  astrologischer  und  mythologischer  Hinsicht  223 


Crux  liegen,  eigeus  erwähnt  hat.  Auch  würde  n  Ccntauri,  der  östliclie  der  beiden,  den 
Namen  Lu//fi!  ,Künig'  wolil  verdienen;  denn  er  ist  fast  gerade  so  liell  wie  Canopus  und 
oi-liob  sieli  -  was  <len  Eindriiol»  vci-slärkle  —  bedeutend  liölier  über  den  Horizont  von 
Babel  als  dieser  (nämlich  um  —  800:  10^5,  um  —  2000:  17",  Canopus  dagegen  —  800;  4.3, 
—  2000  sogar  nur  2.9).  Dazu  kummt  aber  nocli  ein  selir  wichtiger  Umstand.  Der  lielia- 
kischc  Aufgang  von  «  Centauri  erfolgte  —  800  nahezu  gleichzeitig  mit  Wega  («  Lj-rao),  da 
die  Slernzeitcn  ihrer  Aufgänge  nahezu  gleich  sind  («  Centauri  134. G,  a  Lyrae  134.4  Zeil- 
grade). [Für  die  Zeit  des  Aufgangs  von  «  Lyrae  ergibt  sicli  aber  durcli  Interpolation  aus 
Berechnungen  für  andere  Zeilen:  234  Tage  nach  dem  Äquinoktium,  also  10.  November.) 
Nach  BM  8G378,  III,  4  ging  aber  T,-«  (Lyra)  am  15.  Arah-siimmi  auf,  also  fiel  auch  der  des 
f<  Centauri  in  diesen  Monat.  Andererseils  ist  das  Gestirn  l''- Holt,  das,  wie  S.  204  gezeigt 
ward,  mit  >•'■  Liiyal  identisch  isl,  sowohl  in  der  Liste  A  S.  201  als  in  dem  Dilbat-Tablet 
Stei-nk.  I  S.  229  (IV)  gleichfalls  dem  Aruh-mmim  zugeteilt,  d.  h.  das  Sternbild  gelit  eben- 
falls in  diesem  Monat  hcliakiseh  auf  (und  die  gleichzeitig  ei-schcinenden  Planeten  —  in 
Liste  A  der  Jupiter,  im  Dilbat-Tablet  die  Venus  —  werden  danach  ItnMhit)  oder  Liit/nl  be- 
nannt!). Wer  alle  die.-ie  Monienle  erwägt,  wird  zugeben  müssen,  dali  <<  lAujtil  nur  a  Cen- 
tauri   und    der   kurz   zuvor  erscheinende  >' I'A    nur  /f  Centauri   sein   kann. 

So  sind  die  beiden  Geslirnbestimmungen  sul>  't  und  0  teils  unabhängig  voneinander 
begründet,  teils  durch  ihre  vo!lk<uiimene  Harmonie  sichergestellt.  Diese  Ergebnisse,  insbe- 
sondere die  Erklärung  des  himmlischen  Ajisü  sind  auch  in  astral  mythologisch  er  Hin- 
sicht von  nicht  geringer  Bodoiilung. 

7.  '•  X I' .  MUS .  DA,  Xamas-hl  =--  Slei-njjrnipiie  von  /i  Saj.'illaiii  hi.'^  </ Plioc- 
iiiris  (inslies.  Indn.s  -)-  (inis):   p.   1 7<)  IV. 

|l':    Merkur    (so  z.  li.   V.\C.li    VAm\   .XXVIII.  ij).      I,:    EUnu.    p.  JOl  f.] 

B.    Nördliches  Ringstück. 

8.  '•• /7;./i/;  (lies  ri-i.lim)*.  hiihn  .<,;/„  .Wolj- (y)  =   Lupus    }    iionlösIlii-lR-r 
Centaiiriis;  j..  :iS  (10),  :!l'  (IC). 

[Ci:  /l^m/**-.s•l^/.] 
•  Siehe  Fh.wk,  ZDMG,  I-XVIII,  '_'19. 
••  So  mit  Bi/oi.i)  Z.\F  24  stall   JIA.SII)  zu  l(>sen. 

9.  '' Gl  li  .TAB,    Aktahu    .Skorpion'    =    Scorpio,    inslios.   ilcr    Kopf  ili-s- 
sfllifii.  znwcilcn  aiicli   Hczfii-hiinnj.'  <!<'>;  llaiipIstiTiis  Antan's;  p.  TJf. 

|(i:  Cötlin    lihini.  p.  CS.     I,:   Eliim,  p.  iiVl] 

K».    '(,' .\  li  .  ti  1 1;  .   TAH,     irnt     iilynil'i    .Üiiist    dt's    Skor|iions'    =    a(n.Tß 
Sc.irpii,   .Xnlarrs;   p.  J'.l  (H  inid  li>|.     l'.EZOLD-KurFF.  Z.'M". 
[d:  ''  HIL.IIAIlliV!)*,  .Wihü**,  p.  CS.| 
■   Von  mir  oben   Kllll!l'l>  transkribiert.     Zur  Erklärung  des  Namens  p.  G8  f. 
"   llenolile,    dali   wie  Antares   so    auch  Aldebaran    (|>.  G)   mit  .Vfi/,i<  in  Verbindung 
gi'liraclil   wird.     Der  Grund   liegt   teils   in  der  gleichen  (roten)  Farbe  der  beiden  Sterne  und 
in  den  korrespondiei-endeu  Auf-  unil  rntergängeu  des  Stiers  und  des  Skorpions    (Aldebaran 
unil    Antares   selbst    korresi)ondiert>n    niehl,    denn  um         500  ging  Autares  etwa  38  Minuten 
unter  bevor  Alilebaran  ei-schien  und  letzlerer  ging  kurz  vor  dem  Aufgang  des  ersleron  unter). 


224  Endergebnis  der  Untei-sueluingen  des  babylonischen  Fixsternliinmiels  usw. 

11.  ''äar-ur   und    '' Sor-f/nz.   die  zwei  Sterne  im  Stachel  des  Skorpions  = 
i.  -j-  i' Scoi-pii:  Stiriik.   Il.iilol. 

"  Sielie  die  Bezieliung  zu  I'A  .  BIL .  SAd  (sub  ]'2). 

12.  >•  PA.BIL.SAG  =  Sn°ittarins  ^-  (iruppeiim  flOpliiiichi;  p.;i()(l:{). 

•  In  der  babylonischen  Spätzeit  wird  l'A  .  lUL .  SA(1  in  der  Regel  zu  PA,  zuweilen 
auch  zu  PA.BIL  abgekürzt.  Siehe  hierüber  Jknses,  Kosniol.  132,  Stkassmaiuk  -  ErpiNG, 
ZA  VII,  223  -  und  meinen  astronomischen  Nachweis  in  Sternk.  I,  76,  79  (7). 

*•  Die  Zugehörigkeit  von  l>  Ophiuclii  in  der  Seleukidenzeit  hat  Riting  nachgewiesen; 
der  Nachweis  für  die  ältere  Zeil  stammt  von  mir  (S.  30  f.).  Außerdem  wurde  bereits  in 
Sternk.  I,  2G1  gezeigt,  daß  der  vollständige  (in  der  Regel  zu  l'iir  sa  KA.  TAU .  PA  abge- 
kürzte) Name  *  Aiic  (=  mät)  So  KA  Cjii)  tnr-iah  PA  .  lilL.fiAG  =  ,Stern  im  Gebiet 
der  Spitze  des  Pfeiles  des  P.'  ist.  Das  Gestirn  ist  also  schon  von  den  Babyloniern  als 
Schütze  aufgefaßt  worden.  Das  hängt  höchstwahrscheinlich  damit  zusammen,  daß  dasselbe 
z.  Z.  der  babylonisch-assyrischen  Jagd  heliakisch  aufging.  Wir  wissen  nämlich  aus  I  R  28, 
I,  13  —  15,  daß  der  König  sich  zur  Winterszeit,  als  der  Kak-ni-di  (Sirius)  aufleuchtete,  sich 
zur  Jagd  anschickte,  d.  h.  zur  Zeit  einer  Ei-scheinung,  die  nach  Sternk.  I,  241  sich  nur 
auf  den  scheinbaren  akronj-chischen  Aufgang  (S])ätaufgang)  des  Sirius  beziehen  kann.  Dieser 
trat  —  700  in  Babel  239d  nach  dem  .\i|uinoklium  ein  (Sternk.  I,  2.").'i).  Etwa  8  Tage 
später  ging  0  Opbiuchi  heliakisch  auf. 

*•*  In  früherer  Zeit  oder  in  anderen  Astrologenkreisen  bildete  Sagittarius  wenigstens 
einen  Teil  des  haH-iihii  OP.l.A  (rahü)  ,des  großen  Gestirns'  (oben  S.  103).  Ein  anderer 
Name  des  Gestirns  ist  (Uli .  AN .  ^A  (ibid.),  wozu  man  die  Erklärung  zikil  l*'- Ak-nihi  belu 
rabü  !>'■  l'A  .  lilL .  SAd  —  ,der  Skorpionstachel  ist  der  große  Herr  P.'  (Thü.mi'S.  Rep. 
N"  2  72,   2011)   vergleiche. 


XIII. 

Der  mittlere  Anfang  des  babylonischen 
Jahres. 

Das  K'iili  iiil(ij:ilir  der  Üalivloiiii  r  war  stets  ein  liiiii.solares.  In  tliesem 
>(ti\\aiikl  zwar  ilir  Jahresanlang;  der  einzelnen  Jahre  liin  und  lier;  alter  der 
mittlere  (ideale)  .Jalirc.>anraiijf  ist  ein  konstanter  Zeitpunkt  des  Sonnenjahres, 
sei  es  des  sideri.sclien  otl(;r  iles  tropischen.  Deuiy:emäß  i-iilitet  er  sich  ent- 
weder nach  einer  hestinunten  alljfdirlich  wiederkehrenden  Sternerscheinung 
(»lei-  nach  dem  Eintritt  der  Sonne  in  einen  der  vier  Jalnesjtunkte  (Aijuinoktien 
oder  Solstitien).  Damit  ist  natürlich  noch  nicht  gesagt,  da(3  das  mittlere  Jahr 
am  nämlichen  Tag  heginnen  müsse,  an  dem  einer  jener  aslronomi.-chen  Vor- 
gänge stattdndet;  das  Ziel  wird  auch  erreicht,  wenn  das  Inti-rvall  der  heiden 
Zeitjjunkte  unverrückbar  eingehalten  wird. 

Die  Babylonier  bedienten  sich  des  ersten  der  beiden  genannten  Hilfs- 
mittel und  zwar  war  es  der  heliakische  Aufgang  eines  bestimmten  Sternes. 
Das  war  weniger  genau,  aber  viel  bequemer.  Selbstverständlich  brauciite 
letzterer  niemals  mit  dem  Anfang  irgend  eines  Kalenderjahres  zusanmien- 
zul'allen;  eine  völlige  Gleichzeitigkeit  war  ja  auch  nicht  niöglich,  da  der 
heliaki.sche  Aufgang  in  die  Morgenfrüiie  fällt,  das  babylonische  Kalenderjahr 
aber  am  Abend  begann,  an  dem  die  Mondsichel  zum  ersten  Male  nach  der 
Konjunktion  sichtbar  ward. 

Zwar  haben  die  Uabylonier  wenigstens  in  den  letzten  sieben  Jahr- 
hunderten V.  Chr.  auch  die  Zeiten  der  Acpiinoktien  und  Solstilien  zu  be- 
stinmu'ii  gesucht:  sie  haben  dieselben  aber  weder  um  —  :20()0  noch  um  — ölH) 
zur  Jahr(>sreguiierung  benützt. 

Das  mittlere  (ideale)  Jahr,  mit  dem  sie  durch  Kinschallung  eines 
XIII.  .Monats  ihr  aus  Mond-Monaten  bestehendes  Kalenderjahr  in  Kinklang 
zu  bringen  suchten,  war  somit  vor  der  Einführung  eines  zutrefl'enden  Schalt- 
zyklus zweifellos  das  siderische  Sonnenjahr.  Mit  der  Kinführung  des  DJ- 
jährigen  Zyklus  kam  ihr  mittleres  Jahr  dem  Werte  des  tropischen  Sonnen- 
jahres zwar  erheblich  näher');  aber  des  Unterschiedes  zwüschen  dem  siderischen 

')  Die    236    synodisclion    Monate    des    19-  70    aiilerisclie    Jalire    iini    einen    Tag    länRor 

jäliri|;en    Zyklus   sind    nur    um    0.0866    Tage  sind     als    ehonsoviele     Jri>pisclie.     Nach    319 

läuKcr  als  19  tropische  .Jaliro   und  ei-st  nach  Jahren   liewirkt    daher   die   Differenz:    sider. 

11.64    Zyklus   oder    219    Jahren    beträft    die  Jahr    —    mittleres    Jahr    iles    Zyklus    einen 

Diffcivn/.    einen    vullen  Tat»,    während    schon  ri)crseliuli  von   zwei    vollen  T.ngen. 


Der  iiiitllorp  Anfiiii"  des  babylonisclu-n  Jahres. 


und  dem  tropischen   (wahren)    Jahre    wurden   sidi    die  Baljylonier   ^"-{(.'icliwoh! 
niclit  bewußt;  die  Tatsailic  der  I'räzcs^^iüii   haben  sie  nie  eikanid '). 


')  Auf  die  fünf  „Beweise",  die  A.  Jkri:- 
MIAS  (Altor.  Geisteskultm-,  124  f.)  für  die  Be- 
kaiinlschaft  der  Babylonicr  mit  der  Präzes- 
sion vorbringt,  kann  hier  nicht  eingegangen 
werden;  denn  sie  entbehren  otfenknndig 
jeder  astronomischen  Grundlage  und  sind  im 
wesentlichen  längst  widerlegt. 

Anscheinend  beachtenswerter  ist  der  jüngste 
Versuch  Weidners  in  Babyloniaca  VII,  1  ff., 
aber  nur  deshalb,  weil  diesmal  die  Mit- 
wirkung eines  anerkannten  Astronomen  (Dr. 
Nelgeb.^ler)  den  Schlulifolgerungen  W.s  in 
den  Augen  des  Niohtastronomen  ein  grölieres 
Gewicht  verleiht.  Nur  deshalb  gehe  ich 
hier  darauf  ein. 

1.  Für  25  fast  ausschließlich  von  Epping 
und  KiGLUK  festgestellte  julianische  Datfn  von 
Äquinoktien  und  Solstitien  berechnete  Weid- 
NER  —  wie  er  versichert  —  die  Längen 
der  Sonne  und  Dr.  N.  führte  die  „Gegen- 
reehnungen"  aus.  Beide  benutzten  die  glei- 
chen Tafelu  (Xelgebaiers)  und  \V.  ver- 
sichert auch,  daß  „übereinstimmende  Resul- 
tate" erzielt  wurden.  Es  sind  diejenigen,  die 
er  1.  c.  bietet.  Eine  wiederholte  Nacliprüfung 
stellte  jedoch  folgendes  fest.  Die  Berech- 
nungen für  die  Sommersolstitien  und  Ilerbst- 
äquinoktien  der  spätbabylonischen  Zeit  stim- 
men —  mit  einer  einzigen  Ausnahme  (wohl 
Druckfehler?)  —  ganz  genau;  dagegen  sind 
bei  sämtlichen  Frühlingsäquinoktien  und 
Wintei-solstilien  die  Beträge  der  Reduktion  : 
Berlin-Babel  zu  klein  angesetzt  und  beim 
llcrbstäquinoktium  —  1500  (Oktober  5,  nicht 
15!)  fiel  sogar  jede  Reduktion  aus.  (Hier- 
nach scheint  es,  daß  Dr.  N.  die  Arbeit  unter 
zwei  oder  drei  Gehilfen  verteilt  hat.)  Die 
Anzahl  der  Fehler  beträgt  14  und  ein  wun- 
derbarer Zufall  hat  es  gewollt,  daß  sie  sich 
alle  an  der  gleichen  Stelle,  im  gleichen  Be- 
trag auch  bei  den  Berechnungen  W.s  ein- 
schlichen! Der  Umstand,  daß  dieselben  nur 
klein  (0.02—0.08)  sind,  ändert  an  dem  Auf- 
fallenden der  Erscheinung  nichts;  denn  nicht 
die  Brauchbarkeit  der  Werte  steht  in  Frage, 
sondern  etwas  ganz  anderes. 

Überdies  müssen  auch  die  richtig  berech- 
neten Längen  um  rund  0.5  erhöht  werden, 
da  aus  den  S.  230  '  angegebenen  Gründen 
Mitternacht  und  nicht  der  vorausgegangene 
Mittag  der  passende  Zeitpunkt  ist. 


•>.  Die  Berechnungen  haben  aber  leider 
ihren  Zweck  ganz  verfehlt.     Wie  so? 

a)  Die  Ergebnisse,  die  \V.  p.  11  daraus 
ableitet,  hat  bereits  vor  25  Jahren  ErriNG, 
Astronomisches  aus  Babylon  S.  151  erlangt. 
Der  einzige  Unterschied  zwischen  seinen  Dar- 
legungen und  jenen  W.s  besteht  darin,  dafi 
ersterer  seine  Ansicht  vorsichtiger  und 
bündiger  formuliert.  Auf  Grund  von  acht 
miteinander  vergleichbaren  exakten  Rech- 
nungsergebnissen schreibt  Epping  :  „Die  Baby- 
lonicr scheinen  bei  ihrer  Jahreseinteilung  die 
Herbstäquinoktien  als  den  festen  Ter- 
min angenommen  zu  haben  und  von  da  aus 
das  Jahr  eingeteilt  zu  haben,  freilich  nicht 
exakt  nach  dem  Stande  der  Sonne,  sondern 
mehr  mit  Rücksicht  auf  möglichst  gleiche 
Verteilung  der  Anzahl  von  Tagen  für 
die  einzelnen  Abteilungen."  Diese  voi-sich- 
tige  Fassung  wird  durch  die  unten  S.  231  f. 
mitgeteilten  Ergebnisse  durchaus  gerecht- 
fertigt. 

Auffallenderweise  erwähnt  W.  die  Ergeb- 
nisse Eppings  mit  keinem  Wort.  Er  be- 
nutzt zwar  dessen  Buch  wiederholt,  auch  in 
dem  betreffenden  Artikel;  während  er  aber 
hier  in  allen  anderen  Fällen  genau  (mit 
Seitenzahl)  die  Stellen  angibt,  wo  die  be- 
treffenden Texte  bearbeitet  sind,  beschränkt 
er  sich  bei  Epping  jedesmal  auf  die  Angabe: 
„Text  .  .  .  Epping  (Astronomisches  aus  Baby- 
lon)." Als  ob  man  aus  den  Keilschrifttexten 
die  den  babylonischen  Daten  entsprechenden 
julianischen  herauslesen  könnte! 

Ein  Analogon  hiezu  bietet  Zeitschr.  f.  Assyr. 
XXVII,  386,  wo  W.  die  Bedeutung  der  wich- 
tigen Ausdrucksweisen  yisattnu  1,  .lim  30 
usw.  „erklärt",  ohne  deren  Feststellung  durch 
Epping,  Astron.  aus  Babjion  S.  15  f.  zu  ge- 
denken; vgl.  auch  Jeremi.\s,  Altor.  Geistesk. 
136",  wo  nicht  auf  Epping,  sondern  auf  W. 
hingewiesen  wird. 

Geringfügige  Bemerkungen  mag  man  leicht 
übersehen;  aber  Feststellungen,  die  für  die 
Chronologie  und  die  Geschichte  der  Astro- 
nomie von  solcher  Bedeutung  sind,  entgehen 
dem  Blick  des  lebhaft  Interessierten  sonst 
nicht.  Entschuldigungsversuche  wie  die  in  Ba- 
byloniaca IV,  162  \  Beitr.  z.  Assyr.  VIII,  4,  4  ' 
und  24  '  versagen  hier  gleichfalls. 

b)  Der    noch    unveröffentlichte  Text   CBS 


Der  mittlere  Anfang  des  babylonischen  Jahres. 


227 


Worin  lieg:eii  die  Ursaciien  hiervon-'  in  der  relativ  Icurzen  Dauer  des 
IJebrauclies  des  I'.) jährigen  Zylvlu.s  '),  in  den  Datensc-iiwanlcungen  des  lielialcischen 
Anrf,'angs  des  näiMliciien  Sternes  -'),  in  der  Ungenaiiijrlceil  der  haljylonisclien  Be- 
slininmng  der  Ä(|uinolvtien  und  Solstilien  •')  und  walirselieiidicii  auch  in  der 
IJnterlassunj.'  einer  durclifrreilenden  Ver|.'ieifliunjr  weit  zurütklii-gender  BeoJjacii- 
tungen  mit  denen  der  Gegenwart. 

A.   Der  mittlere  Jahresanfang  um  500  v.  Chr. 

Nach  der  Öternhste  UM  SC)37S,  11.3(1  (sieiie  oben  .S.  5)  ging  KU.  MAL 
(Aries)  am  I .  Nisan  iieiiakiscii  auf.  Selbstverständlicii  iiandelt  es  sicli  liier  um 
den  iiiiltlercn  .Jahresanfang  und  um  den  Aufgang  eines  bestimmten  Sternes 
des  Aries.     Andernfalls  wäre  der  Zweclc  der  Liste  vollständig  verfehlt. 

Es  ergab  sich  nuti,  daß  jener  Stern  nur  n  Arietis,  der  helLste  und  zu- 
gleich zuerst  aufgehende  Stern  des  Bildes  sein  kann.  Um  dies  einzu.sehen, 
genügt  es,  die  auf  der  folgenden  Seite  stehenden  babvionischen  Angaben  und 
Krgebnisse  der  füi'  das  .lahi'  —  7)00  angestellten  Beieclmungen  (oben  S.  i,  :J5, 
i7  f.)  tniteinander  zu  vergleichen. 

Die  Inlervalle  der  berechneten  Daten  stinnnen  nul  denen  der  Babylonier 
Icils  vollständig  überein,  teils  weichen  sie  von  denselben  um  ip  l  bis  ;{  Tage 
ab.  Das  liegt  aber  in  der  Natur  der  babyloni.sdien  Daten,  die  ja  ollenkundig 
abgerundet  sind. 

Wir  haben  die  Beiechnung  für  —  öüO  angestellt,  weil  der  Te.xl  nach 
Angabe  von  King  aus  dem  V'.  .Jahrhundert  v.  Chr.  stannnt.  Doch  .sind  die 
erzielten  liesultate  für  —  700  wesentlich  dieselben,  da  es  sich  ja  nur  um  die 
Inlervalle  der  einzelnen  heliakischeii  Aufgänge  handelt,  also  um  Werte,  die 
iniii'ilialb  zweier  .lalnliiUHlrilc  keine  bedeutende  Änderung  erleiden. 


11901  soll  nach  W.  ilcii  Urwois  liofern,  «lall 
man  schon  zur  /ia.s.vii-Zoit  „rast  genau  slini- 
nientle"  Bcobacliliinj^cn  der  Äciiiinoktlen  und 
Solstilien  angestellt  habe,  und  vornehmlich 
darauf  Kcslützt  erklärt  W.,  „die  Babylonier 
haben  mindestens  seit  der  /vn.v.sH-Zelt  die 
rräzession  gekannt".  Lassen  wir  die  Folge- 
rung bei-soite ;  prüfen  wir  die  Voraussetzung! 
W.  kennt  die  Abfassungszeit  des  Textes  nicht 
einmal  ann»hernd;  er  sagt  nur  „etwa  —  1500". 
Und  mit  welchem  Recht  V  Noch  weniger 
kennt  er  das  Jahr.  Die  technische  Chrono- 
logie (insbes.  die  Schaltweise)  jener  Zeil  liegt 
gleichfalls  im  Dunkel.  Trotzdem  weil)  W.: 
„1.  Tiimiiiu:  ---  etwa  Juli  7"  und  „.'1.  'l\si-it 
^  etwa  Okiober  15".  l'nd  zum  Schlnli: 
„nie  Angabe  stimmt  also  fast  genau!"  „Auch 
hier  ist  das  Datum   richtig  getroffen!" 

Das  möge  genügen.     Auf  die  übrigen   Kc- 


liauptungen  und  Sehlulifolgorungen  W.s  ein- 
zugehen liegt  kein  Grund  vor,  da  sie  von 
der  Mitwirkung  Nkci;kihci:rs  nicht  berührt 
werden.  Ausdrücklich  sei  auch  bemerkt, 
daß  dem  verdienten  Astronomen  für  den 
Artikel  W.s  keinerlei  Verantwortung  zufällt ; 
denn  rein  ivchnerische  Hilfeleistung  und  .\n- 
nahiiie  einer  Widmung  bedeuten  not'h  keine 
Gulheillung  Diese  ist  schon  durch  das  be- 
zeichnende Sclilullwort  des  Artikels  ausgc- 
sehlo.sson,  wo  der  geniale  lliri'.\K<:il  ein 
„malllos  überschätzter  Epigone"  genannt 
wird,  „dem  eigene  Entdeckungen  auf  astro- 
nomischem Ucbicte  nicht  beschieden  ge- 
wes4>n  sind". 

'1  Siehe  oben   S.    1,11. 
)  Siehe  oben   S.  45. 

')  Siehe  zuletzt  nnton   S.  231. 


228 


Der  niittloip  Anfang  dfs  babylonisolien  JalircB. 


Baby  Ionische 

Angab 

en: 

Befund  der  Berechnun 

g  (-5Ü0): 

Datiiiu  des  An  Ig 

nij-'s 

Tixiie  seil 
(loiii  Auf- 
gang von 
KC.MAL 

Beim  Aufgang  waren  seit 
dem  Äquinoktium  verflossen: 

Tage  seit 
dem  Aufgang 
von  n  Arietis 

Kr.  MAL  (Alles) 

1. 

1 

<t  Ariftis                11'' 

Gaiiilu  (Atiriga) 

1. 

-20 

1"J 

a  Aniigae              :>0 

16 

»'■»  Li-e  {n  Tauri) 

II. 

■20 

49 

«  Taiui                   (>:! 

49 

KAK.Sl.DI  (Sirius) 

IV. 

i:> 

104 

Sirius                 HS 

104 

7>'.LV(f,f^('.anis  niai.  ett 
Sitn-u  (lie^iiiiis) 

•Mv. 
1 

.") 

124 

1  /  C.auis  uiaioris    1 ;'..")  | 
1     llegulus             l:}'l  ) 

121 
120 

i^Ü.PÄ  (Arcliiriis) 

VI. 

I.". 

164 

Aicturns          180 

166 

AB.SIM  (Vii-o  E) 

Vi. 

:!.') 

174 

'(  Virginis            187 

173 

Zibäiiitu  (Libia) 

Vll. 

1.") 

194 

.(  Librae              211 

197 

[■„,  (Lyia) 

VIII. 

1.") 

224 

<i  Lyrae               237 

223 

L'<l-lxa-dii-((  (( Oni'"^ ' '^ 

■.)l\. 

10 

254 

1 ;  Cygni               268 
1  n      ,.                    268  {',)) 

254 

254(255) 

A'rt.s-n/  (Aquila) 

IX. 

15 

254 

(t  Atiuilae            268 

254 

Da  a  Arielis  um  —  500  11  Tage  nach  dem  A<[uinokliuni  aulging,  so  üel 
der  bahylouisclu;  .lahresanlang  um  diese  Zeit  auf  den  4.  April  gregoi-.  '). 

Nun  bin  ich  bereits  ein  Jahr  vor  dem  Erscheinen  des  KiNGschen  Textes 
auf  einem  ganz  anderen  Wege,  nämlich  auf  Grund  einer  19  Jahre  (—  357  bis 
—  338)  umfassenden,  ununterbrochenen  Serie  von  babylonischen  Jahresanfängen 
zu  dem  Ergebnis  gelangt,  daß  um  die  Mitte  des  IV.  Jahrhunderts  v.  Clu-.  dei- 
mittlere  Jahresanfang  gleiciifalis  auf  den  4.  April  gregor.  fiel  (Steruk.  II,  :iOl; 
die  diesbezüglichen  Berechnungen  werden  in  Sternk.  JI  Schiußhell  mitgeteilt 
werden).  Dieses  Resultat  scheint  indes  mit  dem  vorigen  nicht  in  vollem  Ein- 
klang zu  stehen.  Denn  um  —3.50  ging  a  Arietis  nicht  wie  —500  H-  Tage 
nach  dem  Äquinoktium  auf.  sondern  um  zwei  Tage  später. 

liier  die  Belege: 


Sehungsbogen 


Länge  der 
Sonne 


Tage  verflossen 
seit  d.  Äquinoktium 


360.525         +  11.07 


14" 


16.15 


Dieser  Widerspruch  löst  sich  aber  —  wie  s('hon  oben  S.  VI  angedeutet  — 
sehr  leicht. 

Seit  528  v.  Chr.  hatten  die  Babylonier  eine  geordnete  Schaltweise  (s.  oben 
S.  131).  Mit  dem  Zyklus  aber  war  natürlich  auch  der  mittlere  Jahresanfang 
festgelegt.    Als  solchen  nahm    man    —   wahrscheinlich   mit  Rücksicht   auf  eine 


')  Absichtlich  wählte   ich   zur  Zeitbestim-  wahrenSonnenjahrsehrnahekommtund  daher 

niung   die  Datierung   nicht   nach    dem   Julia-  das  Datum  zugleich  eine  richtige  Vorstellung 

nischen,    sondern     dem     gregorianischen  von  der  Jahreszeit  und  den  an  sie  geknüpften 

Kalender,    weil    das  Jahr   des   letzteren   dem  klimatischen  Erscheinungen  erweckt. 


Der  tiiittlerp  Anfang;  dos  babylonischen  Jaliros.  229 

lieieits  vorlier  eiiigel)ürf:ertt'  Orienticrmijrsweise  —  den  heliaki-stlieii  Aul;.'anj.' 
von  fi  Ariolis  an.  Dies  konnte  in  der  Weise  geschehen,  dati  man  den  ZykUis 
mit  einem  Monat  l)e^'ann,  an  dessen  erstem  Tajre  n  Arietis  sichlluir  wurde. 
Die  Anfänge  der  einzehien  Kalendeijalne  und  somit  auch  das  Datum  iiu'es 
mittleren  Anfangs  war  aber  fortan  an  den  Zyklus  gelinndcn.  iJa  nun  das 
milfh'ie  .Jahr  desselben  —  wenigstens  beim  l'.ljrdnigen  Zyklus  —  dem  fropi- 
scIhii  -lalir  n-clit  nahe  kam,  .so  blieb  das  alte  Datum  de>  milllei'en  Neujahrs 
(i.   .\|.iil)  bi-i    -    :!.")0  erhalten. 

B.   Der  mittlere  Jahresanfang  um  2000  v.  Chr. 

Nach  Sternkunde  II,  ■{<«»  liol  dir  mitllei'u  .Jalnesanrang  (1.  Nisan)  um 
—  loci  auf  den  ;2(i.  April  giegor.  Stils.  Wie  S.  ü  mitgeteilt,  lüinten  mich 
as.syiiologi.sch-mythologisctie  Gründe  auf  den  Gedanken,  daß  wohl  der  helia- 
kisclie  Aufgang  von  Aldebarau  (n  Tauri)  mit  jenem  miltleren  Nenjahrsanfang 
zusanunenfalle  und  somit  als  Jahresregulator  in  der  gleichen  Weise  gedient 
habe,  wie  n  Arietis  in  viel  späterer  Zeit.  Die  Rechnung  ergab  auch  wirklich 
anscheinend  das  eiwartete  Ergebnis.  Die  Freade  hierüber  ließ  niich  aber  leider 
selbst  bei  der  Kontrolle  der  Rechnung  einen  Ableselehler  nicht  erkennen  und 
so  wurde  da.s  Resultat  verbucht.  Erst  bei  späteren  Rerechnungen  von  helia- 
kischeii  Aufgängen  anderer  Sterne  wurde  ich  des  Fehlers  gewahr. 

In  Wirklichkeit  steht  der  damalige  mittlere  Jahresanfang  in  naher  Be- 
ziehung zum  Aufgang  der  PIejaden.  Dies  folgt  aus  der  Berechnung,  deren 
Belege  hier  folgen: 


Koordinaten  i  Sehungs-  Länge  der      Tage  verfliis-sen  seit 

o  (5  bogen  '  Sonne  dem   Äquinoktium 


»/Tauri         3.35  4-5.51  IC»  23.947  32.5  29.66  31.12 

Das  Jahr  begann  um  —  IO.jO  am  8<).  Tage  nach  dem  Äcjuinoklium  und 
der  heliakisciie  Aufgang  des  hellsten  Sternes  der  PIejaden  (»/  Tauri)  fand  inn 
dieselbe  Zeit  nach  dem  rechnerischen  Befund  31.1:2  Tage  nach  dem  Ai)»i- 
noktium.  also  —  mit  Rücksiciit  auf  die  an  die  Morgenfriihe  gebundene  Er- 
scheinung —  am  :53.  Tage  nach  dem  Äquinoktium  statt.  Die  ganze  Grupjie 
(inkl.  j\tla.s  und  PIejone)  wird  aber  erst  ü — ;5  Tage  später  sichtbar.  .Man  kann 
also  .sagen,  daß  der  mittlere  Neujahrstag  nahezu  mit  dem  Tage  zu- 
sammentrifft, an  dem  die  ganze  Plejadengruppe  sichtbar  ge- 
worden ist. 

Was  jedoch  S.  ti  über  den  merkwürdigen  babylonischen  Namen  des 
Aldebarau  und  die  Bezielumg  diese.s  Gestirnes  zu  Xahü,  ileni  Schreiber  der 
Schicksalstafeln,  gesagt  ist,  möchte  ich  dincliaus  nicht  als  eine  verfehlte  Kon- 
jektur beiseite  schieben.  Denn  wir  wi.ssen,  daß  das  Neujahrsfest  des  Mariluk; 
au  dem  die  Schicksale  des  Jahres  verkünilet  wurden,  erst  am  S.  (oder?)  1 1.  Tage 
nach  dem  Jahresanfang  gefeiert  wurde.  Dieser  Brauch  ist  allerdings  —  so  viel 
ich  weiß  —  mw  für  die  .spätere  Zeit  (Nabopola.s.sars)  bezeugt  [vgl.  KB  II.  2 
p.   löj;    immerhin   ist   es   nicht    unwahr.scheiulich,   daß  er   —    wie  so  manches 


230 


Der  mittlere  Anfang  des  babylonischen  Jahres. 


andere    —    bereits    in    älterer   Zeit    bestand.     Anderseits    iriii^    Aldeharan    nni 
—  l'MJl.   45  Tage   nacli   dem   Ai|Liin(ikliiir]i.    also  8  Tage   nacli    ilrm   danialigcn 
mittleren  Jaiiresanfang:,  auf. 
IJierlur  foisjende  Belepre: 


—  1964 

ICoordinaten 
«            S 

„        !  Sehungs-       Länge  der    j    Tage  verflossen  seit 
i      bogen      [        Sonne        j      dem   Äquinoktium 

Aldebaran 

IbM    ■+  0?685 

1.1              11"                   42^66                            44.79 

Sicheres  läßt  sich  freilich  über  die  ohschwclieiide  Frage  heute  durchaus 
nicht  sagen;  aber  die  angedeuteten  (iedanken  wciilcii  vielleicht  einem  späleien 
Forscher  nützlich  sein. 


C.  Die  babylonischen  Jahrespunkte. 

Wie  schon  oiien  Ijemerkl,  spielten  dir  A(|uiii()kl  icu  und  Solstitien 
als  Jahresteiler  weder  um  —  i'OOO  noch  nm  —  .jOO  eine  liemerkenswerte 
kalendarische  Holle.  Auch  hat  mau  st-lhst  zur  151ütezeit  der  bahylonisclien 
Astronomie  (M.  Jahrb.  v.  Cllir.)  eine  wiederholte  genauere  Hestimmung  dei- 
selben  unterlassen.  Zwar  schien  es  Epping  (Astrononii.sches  aus  Babylon  S.  151), 
daß  man  nur  das  Herbstä<|uinoktium  wirklich  bestimmt  und  von  da  aus 
das  Jahr  möglichst  in  vier  gleiche  Teile  geteilt  habe;  auch  stimmen  die  Daten 
des  Ilerbstäquinokliurn.s,  die  sich  in  den  Ephemeriden  finden,  in  der  Tat 
ziemlich  gut  (siehe  die  folgende  Tabelle  snb  III).  Das  beruht  aber  nachweisbar 
auf  einem  Zufall.  In  Wirklichkeit  geht  die  Vierteilung  des  Jahres  vom 
Frühlingsäquinoktinm  aus.     Man  prüfe  selbst! 

Die  Texte  aus  den  letzten  300  Jahren  v.  tlhr.  bieten  folgende  teils  von 
Epping  '),  teils  von  mir  -)  bestimmten  Daten,  denen  ich  hier  die  auf  die  Mitte  '■^) 
des  entsprechenden  astionomischen  Tages  bezogene  Länge  (Ä)  der  Sonne  beifüge. 


')  ZA  VII,  226 ;  Astronomisches  aus  Ba- 
bylon, 151. 

■■')  Sternk.  I,  94,  99,  105. 

*)  HppiNG  und  ich  haben  (aus  den  ZA 
XVII,  238  und  Sternk.  I,  60  angeführten 
tJründen)  den  mit  Sonnenuntergang  begin- 
nenden Tag  dem  am  vorausgehenden  Mittag 
beginnenden  astnmoniischen  Tag  gleichgesetzt 
und  deshalb  empfiehlt  es  sich,  die  Berech- 
nung für  die  Mitte  dieses  Tages  anzustellen. 
Die  obigen  Werte  sind  nach  Neugebacers 
„Abgekürzten  Tafeln"  berechnet.  (Da  ich 
die  Sonnenlängen  schon  für  den  Anfang  des 
astronomischen  Tages  berechnet  hatte,  so  be- 
gnügte ich  mich  damit,  dieselben  um  0.5  zu 
vermehren,  ohne  auf  die  kleine  Änderung  in 
der  Mittelpunktsgleichung  Rücksicht  zu  neh- 
men ;  der  dadurch  entstehende  Fehler  beträgt 
höchstens   0.01.)      Die    in    Sternk.   I,  90—105 


angegebenen  Werte  stützen  sich  auf  die 
gleichfalls  vereinfachten  Tafeln  Li;vi;Kiui;iis. 
Diese  Berechnungen  liegen  zum  Teil  mehr 
als  ein  Lustrum  auseinander  und  daraus  er- 
klärtes sich,  daß  in  den  einen  der  Anfang  (a), 
in  den  andern  (späteren)  die  Mitte  (b)  des 
astronomischen  Tages  zugrunde  gelegt  wur- 
den. Ich  füge  denselben  die  nach  Necge- 
li.^CKK  [N.]  berechneten  Werte  bei. 


(a)  —  182    März  27 

—  132        „  28  4.5 

—  133    Sept.  26  179.3 

—  133    Dez.  27  272.7 


66    (N. :  2.57) 

(N. :  4.4   ) 

(N. :  179.39) 

(N.:  272.81) 


(172.7    steht   im  Ms.;     171.7    in    Sternk.   I,  99 

ist  ein  Druckfehler) 
(b)  —  191    Juni     27      9r.3       (N. :     91^.23) 

—  117    März    29        5.25    (N. :        5.26). 

Nur    die  Sonnenlängen    für    die  Sommer- 


Der  mittlere  Anfang  des  babylonischen  Jahres. 


231 


I. 

II. 

III 

IV. 

FriililiiiKö-    j 
Äquinoktium 

/. 

SDUiuier- 
Solstitium 

/ 

Ileibst- 
Aquinoktium 

k 

Wintcr- 
Solstitiuni 

/. 

-272  III. 28 

3°8t 

—  191  Vr.27 

9l!27 

—  232X11.27 

273^37 

—  182     „    27 

3.08 

—  182    „  26 

90.14 

—  181     „    27 

2.84 

-  132     „    28 

4.91 

-    133    „  26 

90.29 

—  133  IX.  26 

179°93 

—  133     „     27 

273^32 

—  121     „    29 

5.24 

—  122    „  27 

91.58 

—  122    „    26 

180.26 

—  122     „     27 

273.06 

—117     „29 

5.27 

—  109     „    28 

4.35 

—  110    „   26 

90.71 

—  110    „    26 

179.35 

—  110     „     27 

273.74 

—     10    „   25 

90.55 

—     10    „    25 

180.11 

AiLSclicinonrl  am  be.sten  .^limiiir-ii  die  AVerte  von  X  .-iub  II  iiinl  III:  er- 
lifhlicli  wenijrei'  gut  die  suIj  IV  und  ani  .sclilt-flilesten  die  .sub  I.  Hier  .sind 
die  vier  Werte  aus  dem  letzten  Diillel  des  II.  .Jalirliunderts  v.  (/.Iir.  um  run<l 
•t"  zu  jfioß.  Und  gerade  dieser  Umstand  läßt  klar  erkennen,  daß  die 
künstliclie  Vierteilun;^  des  Jahres  vom  Frühlingsäquinoklium  ausirin}:. 

Gerade  damit  steht  nämlich  die  aus  mehreren  Mond-  und  Planetentafeln 
auf  ver.schiedenen  Wej^en  erkannte  Tatsache  im  Einklang,  daß  die  Babylonier 
der  gleichen  Zeit  nicht  nur  die  Länge  des  Frühlingspunktes,  sondern  auch 
die  der  anderen  drei  Jahrespunkte  um  4—5"  zu  groß  genommen.  Denn 
es  steht  dokumentarisch  fest,  1.  daß  sie  um  diese  Zeit  die  vier  Jahrespunkte 
auf  den  8.  Grad  von  Aries,  Cancer,  Libra  und  C'.apricornus  gesetzt:  -2.  daß 
dieser  um  4 — 5*  zu  weit  nach  Osten  liegt  (ßabyl.  Moiulr.  S.  701'.  87  f.  iOA; 
Sternk.  I,  I72flf.). 

Dazu  kommt,  daß  jierade  in  den  Mondlal'eln,  die  in  dieser  Weise  alle 
vier  Jahrespunkle  irrig  ansetzen,  der  Ungleichheit  der  Jahreszeit  Rechnung  ge- 
tragen wird  (Babyl.  .Mondr.  Ki  {['.),  was  in  den  Ephemeriden  nicht  ge.-ichieht. 
Der  Stand  der  astronomischen  Kenntnisse  der  Babylonier  des  II.  Jahrhunderts 
erhellt  also  in  seinem  vollen  Umfang  nicht  aus  den  Ejjhemeriden,  sondern 
ans  iU-n  systematischen  Mond-  (und  Planeten-)Bereclinungen  jener 
Zeit.  In  den  Ephemeriden  entspricht  nur  der  An.satz  des  Frühlings- 
ä(iuinokliums  der  wii'klichen  .\niiahme:  derjenige  i\>'>  llerbstäi|uin(iktiums 
dagegen  ist  das  zufällig  i'ichlige  Ergebnis  der  vom  Frühlingsä(|niiioktinm  aus- 


solstiticn  --  182  und  —  133  sind  ungenau 
(91.4  und  9lT8  staU  9o!l  und  90?2);  sie  bo- 
lulipn  aber  auch  nicht  auf  einer  direkten 
I'creehnung.  Sic  waren  näinlieh  l)ei  der 
üearbeitunt;  der  betreffenden  Tafeln  niolil 
beachtet  wurden,  weil  sie  naoli  den  voraus- 
Regangenen  Arbeiten  HrriNcs  (Astninoniiselies 
aus  rtnbyicin  S.  151)  ohnehin  kein  Interesse 
boten.  KrsI  bei  der  Korrektur,  die  ich  fern 
von  aUen  llilfsniillehi  1906  auf  der  Insel 
Jersey  vornahm,  habe  ich  die  durch  roho 
Interpolation  crliaitencn  Werte  eingesetzt. 


-Vusdrüeklich  hebe  ich  aber  hervor,  dall 
ich  meiner  Entscheidung  der  Frage,  ob  die 
Kabylonier  die  Präzession  gekannt,  nie- 
mals voi-stchende  Perechnungen  zugrunde  ge- 
legt habe.  Meine  bisherigen  Gründe  stützten 
sieh  vielmehr  auf  ganz  nn<lere  dokumentari.seb 
belegte  TaLsaehen  (Hab.  Mondr.  8  ff.  87  103; 
.Sternk.  1,173;  11,31;  Ergänz.  134  1.).  Das 
ist  iler  leicht  zu  prüfende  Sarhvorhall  und 
zugleich  eine  genügende  .Antwort  auf  die 
zweifache  tendenziöse  Entstellung  in  Baby- 
loniaca  VII,  6'. 


Der  mittlere  Anfang  des  babylonischen  Jahres. 


gehenden    künstliehen  Vierteilunj^f   des   Jahres.     Die   Dauer    von    Friihlino    und 

(I  <i 

Sommer   lietrug   damals    1S().:{   (nach  dun  Halivloiiiciii    ls7.1);    i^clil    iniiii  niiii 

von   dem    imi    1  —  5   Tage    veispäteteii    vcrmeintliclicn  A(|uinüktium    iiin    zwei 

d 

Jaiu-esviertei   (18:2.0)  weiter,  so  kouunt  man  naliiriicii  y.iiui  wahren  Datum  des 
Herhsläquinoktiums. 

Die  Wahl  des  letzteren  als  .Ausgangspunkt  der  .lalnislcilung  ist  ai)er 
auch  ohnedies  recht  unwahrscheinlich.  So  viel  icii  micii  ciinnere,  heziehen 
sich  alle  bisher  bekannt  gewordenen  Angaben  üijer  Atiuinoktien  aus  der 
assyrischen  Zeit  (so  III  R  51  n.  1  u.  i2)  auf  das  des  Frühlings.  Zudem  wird 
man  das  Frühlingsäquinoktium  schon  deshalb  vorgezogen  haben,  weil  es  dem 
mittleren  Jahresanfang  am  nächsten  lag.  Zwar  schloß  Epping  (ZA  l\'.  170) 
aus  dem  Text  Sp.  III.  i:.'  vom  Jahre  170  SÄ  (==  —  111),  daf.s  der  .lahies- 
anlang  damals  auf  ilcm  Ti-ri  licl.  Das  trifl't  jedoch  iiichl  zu.  weil  die  K'opie, 
auf  ileren  Transkription  und  l'bersetzung  mein  üiIm  r  X'nigänger  sich  slülzte. 
mit  zwei  (ganz  eigenartigen)  Fehlern  behaftet  i^t.  In  W'iikliciikeit  ist  auch  in 
jenem  interessanten  kleinen  Text  der  I.  Nisan  der  .\nfang  des  Jahres  (ein- 
gehend hierüber  in  Slernk.  U,  Schlußheft). 


XIV. 


Ein  angeblich  aus  der  Mitte  des  II.  Jahr- 
tausends V.  Chr.  stammender  Text. 

(CBS  11901). 

Derselbe  l)efinilet  sich  in  dem  iMuseum  dei'  Uiiivoisitfit  von  Feniisylvaiiia. 
Es  ist  so  sdiün  und  dentlicii  gosflirieben,  dafi  er  sicli  nacli  der  am  Scliliisse 
der  iipuoston  Piiiiiikatioii  Weidners  ')  reproduzierten  Pliotof^raphie  liis  auf  eiiiijre 
Zaliizei(li(>ii  oluie  weiteres  kopieren  läßt.  Er  entliält  in  lakonisclier  Kürze 
datierte  Angaben  über  Neulicht  (1.  Tag  des  Monats),  Vollmond,  letztes  Er- 
scheinen der  Sichel  {um  buhbuli  ,Tag  des  Verschwlndens'),  eine  Mond-  und  eine 
Sonnenfinsternis,  das  Sommersolstitium  und  Herbstäquinoktium,  den  helia- 
kisdien  Aufgang  des  Sirius  (KAK .  .SV .  DI)  und  —  last  not  least  —  lielia- 
kische  Aul-  oder  Untergänge  von  sämtlichen  Planeten.  Der  Iniialt  ist  also  im 
wesentlichen  derselbe  wie  bei  den  einfacheren  Ephenieriden  der  Seleukidenzeit 
(SIrrnk.   1.  9;!  ff.). 


Umschrift  und  Übersetzung  des  Textes. 
Vorderseite  Col.  II. 


Babyl.  Angaln 


Hcdeutung 


Babylonisclie  Angabe 


1. 

IDazti  J{t)] 

Airu  bat  30  (?)d 

1  GU.  OD              Sl     am    1.  geht  Herkur  auf 

2. 

/...  A7.1 

1  SamaS  DV                    „      1.  Solstitiuin 

3. 

•21  k.  KAK.Sl.DI  &I       „    21.  gpht  Sirius  auf 

4. 

/     iJ7hi  bubbuli 

.  .  .  letzte  Sichtbarkeit 

äL>ilZAL.HAT-a-Huäl'     „    22.     „     Mai-s  untor 

/Abju  :m  Düzu  hat  29  d 

ll]4  SA  am   14.  Vollmond 

l'.!]?  am  buUiuli     am  27.  letzte  Sirhibarkeit 


Abu  hat  :iO<l 
am  lö.  Viilliiioiid 


8.  I  (Uljülu  1 

9.  //;-.  h'A 

10.  I 

11.  '   /^     a]m  hiihbiili  j  .  .  .   letzte  SiehUiaikrit 


')  Aller  und   Bedeutung  der  linliyli>iii 
l'.l    .Iiiiii    /.ut;i'^;aii^;>'ii). 


11  Ol'.  Vl>  äV     am  11.  gebt  Merkur  unter 

I 

11  (ir .  UD  6l  I  am  U.Kcht  Morkur  auf 

Jtl  Jlilliiil  St'       „    'itl.     „     Venus  unter 

hi'ii  A-lri'iiiiinic  Ulli!  A<lrall>'liic'.    l'.Hi    (mir  am 


234  Ein  angeblieh  aus  der  Mitte  des  II.  Jahrtausends  v.  Chr.  stammender  Text. 


Rückseite  Col.  I. 


z. 

Babyl.  Angabe 

Bedeutung 

Babylonische  A 

ngabe 

Bedeutung 

I. 

[Tisjritit  30 

Ulülu  hat  2ä<i 

1  GU.  VD 

SU 

am    1.  geht  Merkur  auf 

2. 

:i  iid-ii/iil  iiilt; 

„      3.  Äquinoktium 

3. 

15               SA 

am   15.  VdllMii'iiil 

4. 
5. 

iiiii.sii  ir,  111  rs  MI. UV 

ilSi'ii  iildiä  iiakknii 

nachts  d.ir).  7«  t«  (Kl  Min)  nach 
•Sonnenuntergang  IriU  eine 
MomKinsteniis  ein 

6. 

27  lim  hiilihiill 

am  27.  letzte  Sichtb.arlteit 

7. 

?.s'  t^iimiis  iiliilä  is 

,ild;i„ 

am  L'H.  tindol  cini'  Scinncntinster- 
nis  stau. 

8. 

Arahsanina  1 

Tiäritu  hat  30 <1 

t8i'ZAL.BAT-ri 

-nu  äl 

am  18.  gellt  Mars  auf 

9. 

ll]4           .\A 

am  14.  Vollmond 

10. 

L'C  Dilhiit 

t^l 

„    2C.     „    Venus  auf 

11. 

[     ]  um  liiibbuli 

.  .  .  letzte  Siohlbarkeit 

12. 

[KisJUmu  30 

Arahsanina  hat  39  <l 

7  Muhi-bahbur 

Su 

am     7.  gehlJui)iter  unter 

13. 

11  GV.  VD 

SU 

„    11.     „     Merkur  unter 

14. 

1     1           ^A 

.  .  .  Vollmond 

15. 

2',  (l'v.I'I) 

äi 

„    25.     „     Merkur  auf 

16. 

l     lim  hnliliii/li 

.  .  .  letzte  Siclitbaikeit 

i's  SAd  .  I'li 

SV 

„    2H     „     Saturn  unter 

Was  weiß  nun  Weidner  von  ilicscni  Tc.vt  zti  iKMichton?  Kr  l»'li;iii|itcl, 
dessen  „einzigartifier  Wert"  liege  darin,  „daß  er  nacii  dem  .'^iciiercn  Kri- 
terium der  Scliiift  (sie!)  aus  der  Kassitonperiode.  d.  li.  also  ans  der 
Zeit  um  —  1  .'»(»0  staiiimt".  Er  beruft  sich  dafür  auf  die  Photograpliie  und 
das  Zeugnis  IIilprechts.  der  im  ('.atalo(,nie  of  tlie  Babylonian  Section  dazu  i)e- 
inerkt  habe:  „Ca.ssite  period,  Astronomicah.  Leider  ist  die  Partie,  die  wahr- 
scheinlich das  Datum  enthielt,  abgebrochen.  Weidner  suchte  daher  Hilfe  bei 
der  Astronomie,  indem  er  sich  an  Dr.  Neügebauer,  den  verdienten  Astronomen 
am  Recheninstitut  zu  Berlin,  wandle.  In  teils  gemeinsamer,  teils  unabhängiger 
Arbeit  suchten  beide  —  so  berichtet  W.  —  ein  genaueres  Datum  festzustellen. 
Zwar  sei  ihnen  dies  bis  jetzt  nicht  gelungen;  „so  viel  konnte  aber  jedenlails 
(sie!)  auf  Grund  von  Ginzels  .speziellem  Kanon  festgestellt  werden,  dal.!  di-r 
Text  sich  auf  ein  Jahr  vor  —  900  bezieht."  Außerdem  behauptet  VV. 
wiederholt,  daß  es  sich  hier  um  einen  Beobachtungsbericht  handele. 

Da  hätten  wir  also  den  vielgepriesenen  Text  vor  uns,  der  iinwidei- 
leglich  den  hohen  Stand  der  Astronomie  um  die  Mitte  des  11.  .Jahr- 
tausends beweisen  soll.  Es  ist  derselbe,  aus  dem  W.  (vgl.  oben  S.  227)  die 
„genaue  Beobachtung"  der  Solstitien  und  Äquinoktien  in  so  weit  zurückliegender 
Zeit  abzuleiten  versucht  hat.  Das  Schriltstück  ist  in  der  Tat  von  einzigartiger 
Bedeutung,  aber  aus  einem  ganz  anderen  Grunde  als  dem,  welchen  Weidner 
angibt.  Glücklicherweise  war  gerade  der  Satz  dieser  dritten  Lieferung  der 
Ergänzungen  bis  Abhandlung  XIII  inkl.  vollendet,  als  ich  W.s  Broschüre  erhielt. 
So  konnte  ich  mir  den  Genuß  des  neuen  Textes  alsbald  gestatten. 


Ein  angeblich  aus  der  Mitte  des  II.  Jahrtausends  v.  Chr.  stammender  Text.  235 


A.    Astronomische  und  assyriologische  Vorprüfung 
des  Textes, 

Sclion  wciiiijf  Stiiiiilfii,  iiacliticiii  iiiii'  dci-  neue  Text  zu  (Jesiclit  ge- 
konuneii,  war  ich  iiiir  vrillij;  klar,  daf.i  dersolljo  .siflior  nur  ilem  Zoitraiim 
von  — SOO  Ifis  —  4(H»  an^roliören  könne.  Dazn  fnlute  mich  in  eisten  Linie 
fol^'enile  astinnomi.sche  Er\vä},'ung.  Das  Somniersnlstilinin  war  am  1.  Düzu, 
der  hehakisciie  .Aufganfr  des  Sirius  am  20.  Düzu.  Has  Intervall  helräj^t  also 
\'.)~\'.)^/.,  Taf,'e.  Nun  fand  der  lieliakische  Aulganfr  des  Sirius  in  Mahylon 
um  — r)0()  iiei  einer  Sonnenlänge  von  lll.ö  statt  (oi)en  S.  i).  Seif  dem 
.Solstiliuni  war  iilxi  damals  die  Sonne  um  21"  weiter  gerückt;  das  ent- 
.spreciiende  Zeitintervall  heträgt  2i..'j  Tage.  Daraus  folgt  mit  Notwendigkeit, 
daß  das  Jahr  unserer  Tafel  nicht  um  viele  Jahrhunderte  von  —  500  abstehen 
kann.  Denn  je  weiter  wir  zurückgehen,  um  so  kleinei-  winl  das  Intervall  — 
dif  iKilwi  iicIi.L'r  l'dlge  der  PräzessionI  .Man  vj.d.  nin-  z.  I'..  fiiNZEL,  Ilandb.  iler 
rhronol.  II,  Taf.  1.  Aus  den  dr)rt  angegehenen  Sonnenlängen  heim  licliakischen 
Aufgang  lies  Sirius 

(ieogr.  Breite  j     —  ÖOd  —  :i(»(l  -    l(»0  ^  KMt  f  :3<.KJ 

3i"  I     lll!2:;  llök'.  llT^V.t  ll'.l.'lö  Mü.H-?, 

ist  er.sichtlich,  daß  iliT  Werl  von  ;  '.WO  bis  -  ."iOO  also  beim  Rückwärls- 
sclueiten  um  S(KI  Jahre  bei  einer  geograi)hischen  Breite  von  ".il-"  um  fi.C)  ab- 
ninnnl,  und  durch  Interpolation  findet  man,  daß  diese  Abnahme  bei  einer  geogr.i- 
|)hi-;cli(n  Breite  von  32.5  0.8  beträgt.  Um  --  löOO  ist  demnach  die  Länge  der 
Sonne  beim  heliakischen  Aufgang  des  Sirius  um  etwa  8.5  geringer  als  —  50(). 
Das  Intervall    zwischen  Solstitimn    und  Aufgang   von  Sirius   beträgt    somit    um 

—  15(M)  <)  T.age  (!)  weniger  als  500.  also  nur  12.5  Tage.  Berücksiciitigt  man 
die  .Möglichkeit  von  Datenfeblern  im  Betrag  von  2  Tagen,  so  ergibt  sich  aus 
vorstehender  Krwägimg.    daß   das   gesudite   Jahr    nur  zwischen  — SOO  tind 

—  iOO  liegen  kann. 

Die  Namen  der  (Jestirne  und  die  sonstige  Terminologie  weisen  gleicii- 
falls  auf  die  Sjjützeit.  Wie  in  der  Seleukidenzeit  beißt  Merkur  einfach  (JÜ.  l'lJ. 
ohne  vorausgebeniles  LV .  HAI)  (Planet)  oder  MI'Ij  (Stern)  oder  AS  (=  il). 
Dasselbe  gilt  für  Jupiter  und  Saturn.  Besonders  bemerkenswert  ist  der  Name 
des  Jupiter:  TK  (=  mul)  .  VT  =  »iiihi-ltiihlinr  .Der  weißr-  Stern',  eine  He- 
zeiclmimg,  die  bis  jetzt  in  keinem  einzigen  älteren  Dokument  gefunden  wurde, 
die  aber  in  den  letzten  +00  Jahren  v.  (Ihr.  fa.st  durchweg  gebraucht  wird. 
'' ZAL.  liAT-ii-nn  Imustohnnü  miitunu)  ist  allerdings  ein  scbnn  seit  alter  Zeit 
gebrauchter  Mars-Name,  für  den  in  der  Seleukidenzeit  einfach  ^LV  steht.  Jener 
älterer  Name  lindet  sich  aber  selbst  noch  in  Str.  Cambys.  V(M)  Hs  !( ff.  vom 
.Fahre  523  v.  Chr.  (Sternk.  I.  7o).  '•  A'.f/v' .  >7. />/  ist  freilicii  ein  in  älterer 
Zeit  fast  ausschließlicli  gebrauchter  Name  des  Sirius.  Dieser  Name  gehört 
aber  nicht  ausscblii'ßlicb  der  älteren  Zeil  an;  denn  er  wird  selbst  noch  in 
einem     Bericht    über    eine    .Mundlin-tiMiiis    vom    Jaliie     ISOAA    (=    2H  SÄ) 


236  Ein  angeblicli  aus  der  Mitte  des  II.  Jahrtausends  v.   Chr.  stammender  Text. 

[=  —  6G  Jan.  19]   erwähnt,    wo  es  heißt:    „Wäln-end   der  Fin.^ternis   standen 
DHhnl  (Venus),  Kainntmi  (Salnrn)  nnd  '-■KAK.Sl.DI  (Sirius)  da"  '). 

Von  Wichtij,'iceil  ist  außerdem,  daß  die  Bezeiciniungen  für  den  helia- 
l^isclien  Anfang  (Sil  nnd  Untergang  (SU),  das  Soistitinni  (XX  ZT  =  Sdiiias 
izzaz),  die  Voliinonderscheinung  (NA)  ganz  die  in  ihm  letzten  100  lalnen 
V.  (Ihr.  gebräuchlichen  sind. 

B.   Genauere  astronomische  Untersuchung  des  Textes; 
Bestimmung  des  Jahres  der  Tafel. 

I.  Die  beiden  Finsternisse. 

1.  Tisritii  niüsti   15  10   US  müsi  Ulak  ''Sin  nlulä  iss<ik/ni. 
i2.    Tisritu  2S  So7iias  nfalä  iiiakkaii. 

=  1.  Tisri,  nachts  15.  iO  Minuten  nacii  Süinienunlcrgang  fincji't  eine  Mond- 
finsternis statt. 

2.  Ti.^ri  :28.  findet  eine  Sonnenfinsternis  statt. 

Wir  haben  zunächst  näiierungsweisc  die  julianischen  Daten  der  beiden 
l''inslrrnis.se  zu  beslimmen.  Das  gesuchte  Jahr  liegt  zweifellos  zwischen  —  800 
und  — 400;  man  kann  aber  auch  als  terminus  a  quo  —  1000  annclimen; 
das  Resultat  ist  das  gleiche.  Nun  fiel  nach  dem  Te.\t  das  IIerbslä(|uinoktinin 
auf  'I'isritii  .V.     Die  Richtigkeit   dieses  Datums  vorausgesotzl.    ist    füi-   den    Fall 

—  400:   risrifu  S  =  Septeudwr  i>7 

—  800 :        „        3  =  ,  :'.().     Also 
Mondfinsternis:      Tisritu  l'>  =  Oktober    '.)           (event.  -f  1  "''f'  -  T-tgt') 
Sonnenfinsternis:        „       2S  =         ,       22  (2:5)  (     ,        (-1,2,) 

Die  Zahl  der  möglichen  Finsternis.se  wird  aber  ganz  wesentlich  durch  die 
Angabe  beschränkt,  daß  die  Mondfinsternis  um  40  Minuten  nach  Sonnenunler- 
gang eintrat.  Da  dieselbe  12  Tage  nach  dem  Herbstäquinoktium  stattHind,  so 
ist  die  Zeit  des  Sonnenuntergangs  S*"  52"",  also  die  der  Finsternis  18'' 32"" 
(babyl.  Mitternacht  =  0^)  oder  15"  lii""  Weltzeit  (Greenwich). 

Die  Sonnenfinsternis  des  gleichen  Monats  braucht  nach  der  Angabe  des 
Textes  durchaus  nicht  in  Babel  sichtbar  gewesen  zu  sein;  sie  muß  aber  statt- 
gefunden haben.  Dies  und  nichts  anderes  sagt  das  Wort  GAB  =  iSakkan. 
War  sie  in  Babel  nicht  sichtbar,  so  liegt  natürlich  eine  Berechnung  vor, 
kraft  welcher  die  Babylonier  der  Spätzeit  wohl  das  Eintreffen  einer  Sonnen- 
finsternis im  allgemeinen  vorauszusagen  wußten,  ohne  jedoch  angeben  zu 
können,  ob  sie  an  einem  bestimmten  Ort,  über  dessen  Horizont  die  Sonne 
zur  Zeit  der  Finsternis  steht,  sichtbar  sein  werde  (vgl.  meine  Darlegungen 
ZA  XV,  194—199). 


')  Alles   was   W.  über   diese  Namen    1.  c.  schließen,  erklärt  W.,  „er  stammt  also  auch 

p.  12  und  13    vorbringt,    ist    entweder    nicht  splion    aus    rcclit    alter  Zeit"    und    behauptet 

neu   oder  durchaus  verfehlt.     Statt   aus  dem  (trotz    des    oben  erwähnten  Nachweises),    der 

Namen  TK .  UT    (Multi-babhar)    des    Jupiter  Name    KAK .  Sl  .DI  sei   eine   für   die   ältere 

auf     eine     relativ     späte    Abfassungszeit    zu  Zeit  charakteristische  Bezeichnung. 


Ein  angeblich  aus  der  Mitte  des  II.  Jahrtausends  v.  Chr.  stammender  Text.         237 

Wie  viele  Paare  von  P'insternissen  kommen  nun  nach  dem  Kanon  von 
OppoLZEB  innerliallj  des  Zeitraums  von  —  SOO  bis  —  l-OO  in  Hetiaciil  ?  Kin 
einzifjtes  Paar,  nämlich: 

Die  Mondfinsternis    vom   Jahre    — 424   Oktober  9  und 
Sonnenfinsternis   „  ,         — 4  24  .       d.i. 

Die  Mondlinsternis  wai-  in  Babel  sichtbar  und  zwar  ihrem  ganzen 
Verlaufe  nach.  Ciröße  Ki.O  Zoll  (also  total).  Mitte  der  Finsternis  (nach 
GiNZELs  Kanon):  l?*"  IG";  halbe  Dauer  (nach  Oppolzer):  Part.  109™,  total  41™. 
Also  Anfang  der  Finsternis  ITM«'"  —  l''49'n  =  15''27"  mittl.  Zeit  von 
Greenwich  oder  IS""  2ö'"  mittl.  babyl.  Zeit  oder  (unter  Berücksichtigung  dei- 
Zeitgleichung  =  -  1 1.'>">)  18"  36""  wahre  babyl.  Zeit.  Nach  dem  Text  fand  die 
Finsternis    18''  32"   statt.     Eine  solche   Übereinstinnnung  wird   wohl  genügen. 

Die  Sonnenfinsternis  vom  Jahre  — 424  Oktober  23  war  in  Babel  nicht 
sichtbar.  Die  Mitte  der  Finsternis  war  nach  Oppolzer  17'':i:{"'  Greenwicher  Zeit, 
also  20'' 31"'  nach  babyl.  .Mitternacht.  Die  Verfinsterung  fand  also  jedenfalls 
nach  dem  babylonischen  .Sonnenunteigang  statt.  Dies  läßt  sich  auch  ohne 
Berücksichtigung  der  (ii.NZELschen  Korrektionen  mit  Sicherheit   beiiaujjten. 

Wir  haben  somit  ein  klares  Anzeichen  dafür,  dafs  das  Täfelchen  keine 
Beobachtungen,  sondern  Berechnungen  enthält.  Es  stellt  also  eine 
Ephemeride  dar,  welche  für  das  Jahr  425  v.  Chr.  (==  —  424  astron.), 
also  für  das  .lahr  40  Artaxerxes"  I  (reg.  von  4(Jö,  Dez.  17  bis  424. 
Dez.  7  V.  Chr.)  bestimmt  war. 

Da  im  Text  auch  die  Anzahl  der  Tage  der  einzelnen  Monate  (von  Dfuii 
bis  Aiiih-sawna)  angegeben  sind,  so  leiten  sich  ans  den  oliigpu  Dati-n  ,],v 
Finsternisse  folgende  sichere  Gleichungen  ab: 

Jahr  40  Artaxerxes'  I     =     —  424  (=   1-2:.  v.  Chr.) 


Artaxerxes'  1 

= 

—  424  (=   t 

J)ÜZII                   1 

= 

Juni  29 

,lbii                1 

:= 

Juli  28 

Ulftill             1 

= 

August  27 

Tisritii            1 

= 

September  2."i 

Anilj-samiiii  1 

= 

Oktober  2."^ 

Kislimii          1 

= 

NovembtM-  21! 

II.   Sommersolstitium  und  Herbstäqiiinoktium. 
Heliakischer  Aufgang  des  Sirius. 

1.  Sommersolstitium:   Ihizu   I    =   — 424  Juni   29. 

Zur   Zt'il    der   .Mitte   des   aslronomisclien    Tages    (.Mitleiuacht)    beliiig 
die   l,än;.'e  der  Sonne  91. .'»."j. 

2.  ilerlistä(|uinoktium :   TiSritu  W  =  — 421-  .Septendier  27. 
Die  Länge  der  Sonne  betrug   179.(11. 

Das  Ilerbstäquinoktium  stinuni  hier  wie  in  den  Ephemerideu  der  spä- 
teren Zeil  ziendich  genau;  wie  jedoch  bereits  oben  S.  231  f.  gezeigt  wurde,  ist 
das  Zufall.     Da-;  Snlstiliuiu  ist  zu  spät  angesetzt.  aliermaU  wie  in  den  Ephi-- 

KukUt,  Stcmkunilv  und  SlrmdUMiHt,  HrKünzunKvii.  17 


238  Ein  angeblich  aus  der  Mitte  des  11.  Jalirtausends  v.  Chr.  stammender  Text. 

nieriden  aus  dem  2.  und  1.  Jahrhundert  v.  Chr.    Auch  hier  ^'ibt  sicli  also  das 
Täfelclien  mit  voller  Klarheit  als  Ephemeride  zu  erkennen. 

:!.  Aus  dem  Fehler  des  Datums  des  Sonunei-solstitiiuns  erklärt  sich  jetzt 
aucli  ohne  weiteres,  warum  die  Zeit  zwischen  jenem  und  dem  holiakischen 
Atiljjan^'  des  Sirius  nach  dem  Text  um  2  Tage  zu  klein  erscheint.  Das 
Sirius-Datum  ( —  421)  J)ü::ii  21  =  Juli  20  stimmt  für  Babylon  vorzüfjlich; 
denn  die  Rccimunji  erjrihl :  -Inli   10,  47;  Sirius  konnte  also  erst  Juli  20  aulVi'lieu. 

III.   Die  heliakischen  Auf-  und  Untergänge  der  Planeten. 

Ks  könnte  i'ilicrllüssij,'^  ersclieincn,  aucli  dir  l'lanetendaten  näher  zu  uiitei'- 
suchen.  Insofern  trifft  dies  auch  zu,  als  das  Jahr  des  Täfelchens  hereils  mil 
absoluter  Sicherheit  bestimmt  ist.  Dagegen  ist  es  von  Wert,  zu  erfahren,  mil 
welcher  Genauigkeit  die  Berechnung  der  Auf-  und  Untergänge  der  Pianelen 
durchgeführt  ist;  besonders  gilt  dies  für  Merkur,  dessen  Periode  am  spätesten 
gefunden  winde  (s.  oben  S.  132). 

(legen    die   sonstige  fiewohnheit   fehlt  i)ei  Merkur  und  Venus  überall  die 
Angabe,    ob   der  Planet  Morgen-   oder  Abendstern    ist.    (Bei  einer  Ephemeride 
war  diese  nähere  Angabe  weniger  notwendig.)     Die  Berechnung  läßt  iialnrlicli 
darübei'  keinen  Zweifel.     Die  Entscheidung  gibt  die  (Jröße  der  Differenz 
o  =  heliozentrische  Länge  des  Planeten  —  heliozentrische  Länge  der  Erde. 

Ist  (I  irgendein  spitzer  Winkel,  so  ergeben  sich  folgende  Unterscheidungen: 

Betrag  von  a 
Merkur  (Venus)  als  Morgenstern  im  Aufgang 
V  V         V  n  „    Untergan 

,  „         „    Abendsfern     ,    Aufgang 

B  -         »  1.  »    l'Utergan 

Die  in  den  folgen<len  Hechnniigsbelegeii ')  verwendeten  Bf'zeichiiungen 
haben  folgende  Bedeutungen : 

0  =  Länge  der  Somie.    A  =  Hektaszension.    D  =  Deklination  der  Sonne. 

1  =  heliozentrische  Länge  des  Planeten. 
s    =  ,  Breite     „ 

l    =  geozentrische     Länge     „  .  n  \  di^  iiits|ire'(iiendeii  Aqua- 

f>    =  r  Breite     „  ,  <)  ^         toriaikoordinaten 

e    ^  die  Differenz  /.  —  ©  (Elongalion) 

o    =     ,  „         1  —  (0±  ISO») 

H  :=  „  Höhe  der  Sonne  zur  Zeit,  wo  sich  der  Planet  im  Horizont  t)e- 
flndet  (arcus  visionis);  der  Wert  nmß  stets  negativ  sein,  da  die  .Sonne  beim 
Auf-  oder  Untergang  des  Planeten  unter  dem  Horizont  steht. 

Alle  Berechnungen  sind  für  die  Zeit  des  Sonnenaufgangs  bzw.  Sonnen- 
untergangs angestellt. 


180»  —  H,  also  stumpf 
180«  +«.     ,     überstumpf 
360"  —  a    oder   —  <i 


')  Obgleich  die  Einzelergebnisse  bis  auf  die  bei  den  Berechnungen  von  A,  D,  «,  i'i  und  11 

3.  Dezimalstelle    angegeben    sind,    so    bean-  weitere     Ungenauigkeiten     vermieden;       das 

spruchen  erstere  doch  keine  größere  Genauig-  sollte  durch    Beifügung    der    3.  Dezimalstelle 

keit  als  die,  welche  die  abgekürzten  Planeten-  angedeutet  werden, 
tafeln  Necgebalers  gestalten  ;  dagegen  wurde 


Ein  angeblich  aus  der  Miltc  dos   II.  .lahrtausends  v.  Chr.  slaniinender  Text.  2J9 

1.   Merkur-Daten. 

1.  (.\rt.ixir.\fs  idj  Diizu         I   =        \-2\  Juni  -I'.t:  Aulgaii^r  |;il«-iMi.-| 
'2.  ,  Ahit         II  =       .        Ausrast  7:  Untergang'  | ai)L-iul.-;] 

:!.  „  l'lnlii      II   =       ,       Soi)t('iiibor  ü:  Auliranj.' |tiiorgeiisJ 

1.  ,  Tisritu      1  =       ,       ycpteiiijjor  ^5:  Untergang  [moifreiis] 

[der  darauf  rolgeiide  Aufgang  (aui  Abend)  ist  im  Text  nicht  erwähnt] 
.").  _  Kislimii  11^—  i-2i  Dezoniljer  :> :  Untergang  [abcnd.<] 

(i.  .  Kidimu  '2')  =       ,       Dezember    17:   Aufgang  [inorgensj. 

I.  |Aila.\.rx.'s   l(i|  Dmii   1   =    -  li'l-  Juni  2'.).2\.   Merl.  Zeit  (astron.). 
0...         '.)\:.M\           A...         '.Iliöd  1)  .  .  .  H-    4:i715 

1    ...       l:^.j".l'.)7         /.    .  .  .       l(»:!.o(i:!         a  ...       lOi'od 
s    .  .  .  -f-     (;!i'87  /J   . .  .  +      ■^■'^••'..s  '^  .  ■  .         21-?.t:{7    . 

o   . . .      2:J:is:',  o   ...    I     I  \.{\:\2        H  . . .    -     '.).k\ 

.Miikin-  ging  al.'^u  am  AIkikI  lidi.ikisili  auf;  nv'ww  ("»•^tliciie  Elongation 
(Kiitrernniig  von  der  Sonne  in  Länge)  lietrng  11. (i:!;  die  Soime  .-itand  y.SS 
unter  dem   Horizont,  als  Merkin-  .sieh  gerade  im   letzleren  lieland. 

1».  [Arla.xerxe.s   l(t|  Ahn    II    =  —  \2\  Xn-n-i  7.1'.)  Hi-rl.  Zeit. 

0  .  .  .         I:>s'<»1:!  A  .  .  .         \:\\\\\2 

1  ...         l'.V/.I'.I  /    .  .  .         l.")l!.').S 

s   ...  —     rjj:^N        (i  .  . .  —     :^()i'.t 

o    ...    -      ."):{. 7.")  e    ...    \-    ::?').(■>  1 

Miikur  ging  also  am    .Miemi   li(liaki.-;i-li  unter. 
:i.  [Artaxer.xe.<  KtJ   l'hihi    II    =  -     iiJl  .SeptemU-r  d.il."»  Berl.  Zeit. 
A  .  . 


1)  ... 

i       IS.2« 

f(    ... 

1 55.:Ui 

A    .  .  . 
11  .  .  . 

1        7.08.5 

0... 

l.->s.si 

1    ... 

:!:!.!  7S 

s    .  .  . 

1  .{\-2 

o      .   .  . 

1     .-.l.:!l 

ICd.i«) 

1)  .  . 

.   f     ><:m\ 

nLs;!:> 

'(    .  . 

111.1t; 

o^'.s:; 

A   .  . 

.    i      ll-.'.»7 

I7:<tl 

11  .. 

.  —    hi..j'.i 

Merkur  ging  al.-;o  am  .Morgen   lieliakisili  auf. 

1.  [Artaxerxe.-;  KlJ   YV.sV/V«    1   ==  Septendier  i'.".. (.(,.".  heil.  /,.il. 

O...        I77!7(is          A...        177.''.i:)7           h...    :  n/.iii 

1    ...        i:57"li."i          k    ...        HltCs71           .1    .  .  .  Iiisr.1.7 

s    .  .  .    X       (-,'177          /i   .  .  .    i        Ts              A    .  .  .    ;  iCu 

.)    .  .  .        l:!'.i!:!S            e   ...          I()."s'.i7          II  ...  —  ll'dV.'» 

.Merkur  ging  also  am   .\loigen  lieliaki.scli   unter. 

(■).  I Arta.\erxe.>i  iOj  Khllmu  :J.")  =  —  4-21-  Dezember   17.71  Dtrl.  Zeil. 


©.. 

■2yv2.\:\ 

.\  . . . 

r.tiLi:!! 

D  ... 

-    21.7.'.:t 

1  .. 

li:.A)27 

/  . . . 

i>4Ck7Sl> 

»/   ... 

i'pj!:.(t 

s     .  . 

.  -f     G.°«):{i 

li  ... 

-1-     :C:t'.i 

A  ... 

1  s.':{S2 

0     .  . 

.    1    ;j±o 

o     .   .  . 

—    l.v:Us 

II  . . . 

—    li/.ts 

.Merkin-  ging  also  am  .Morgen  luliaki!;cii  auf. 


240  Ein  angeblich  ans  der  Mitte  des  II.  Jahrtausends  v.  Chr.  stammender  Text. 


Diese  füiiC  Uiitefsucliniigeii  wei-ileii  hon'ciillich  jieiiügen;  .sie  /.ev^en  nicht 
mir,  (i:iß  die  Angaben  mit  den  MerkiM'er.sclieiminyen  des  Jaiires  —  4-21-  iiin- 
reicliend  im  Einklang  stehen,   sondei-n   dafa  sie  sogar  alle   i-echt  gnt   stinmien. 

Angesichts  dieser  Harmonie  ist  unbedingt  zu  erwarten.  d,iß  ancli  die 
Daten  der  aiulereii  Planeten  mit  unserem  rechnerischen  Befund  im  Hinklang 
stehen.     Dem  ist  auch  wirklich  so. 

2.  Venns-Daten. 

Der  're.\t  l)ietet  deren  zwei: 

1.  riiilu  2(;  =   —  i21-  Seiilcmbir  iM:    liitergaii-  |am   .Mmgen]: 

2.  Aia/j-aammi  2()  ^  — 424  November    IK:  Aulgaiig  |am  Abend  |. 

Die  Richtigkeit  meiner  Zusätze  [am  Morgen,  Itzw.  am  Abend]  lälU  >i(ii 
hier  auch  ohne  das  oben  angelührte  Kriterium  ersehen,  da  das  Intervall 
zwischen  (1.)  und  (2.)  zwei  Monate  beträgt,  wäiirend  die  Zeit  zwischen  dem 
l'ntergang  am  Abend  und  dem  Aul'gang  am  Morgen  höchstens  etwa  14  Tage 
ausmacht. 

I.  [Artaxerxes  40 ]   riiilii  2()  =  —424  September  2I.(mö  ßerl.  Zeit. 


©. 

173.7r.4 

A  .  .  . 

174.28«) 

D   .  .  .   +      2.508 

1   . 

1(521085 

/    .  .  . 

l(V.».'l31 

0    .  ..         170?411 

s    . 

.  .  +      3!206 

ß   ... 

+   i:28 

<)    ...    i        5!ü07 

0     . 

lli8!3 

e    .  .  . 

—      i-Ml 

H  .  .  .  —      4/J2 

[Ar 

laxerxes  40 1  Ara/j 

-Sil  III  mi 

2ü  =  —  424 

November  19.20  Ber 

0. 

233!016 

A  ... 

230?553 

D  .  .  .           I8!77 

1    . 

255!:M 

/    .  .  . 

242!.-) 

a    ...         240!483 

s     . 

.  .   -       LIS 

ß   ... 

-       o!.;12 

<)    ...  -     1'/%! 

o     . 

I.S7J.'.» 

e   .  .  . 

4-      o!48C 

H  .  .  .  -      6/J2 

.\ucli  in  diesen  beiden  Fällen  werden  die  iiabylonischen  Angaben  durch 
die  Bechimng  als  völlig  zutrellend  nachgewiesen.  Die  Seluingsbogen  11  sind 
hier  —  wegen  des  helleren  Lichtes  der  V^enus  nur  etwa  halb  so  groß  als  bei 
Merkur;  die  beiden  Beträge  —  4.02  und  —  ().92  stehen  mit  jenen,  die  wir  in 
Sternk.  II,  288ff.  aus  Venusbeobachtungen  keimen  gelernt  haben,  im  Einklang. 

3.  Daten  der  oberen  Planeten  Mars,  Jupiter,  Saturn. 

1.  [Artaxerxes  40|  Arnh-mmna  IS  ^  —  124  November  ll.iiS.")  Ber).  Zeil 
geht  Mars  heliakisch  auf. 

222^83 
211.°62 
+      0?156 
e   .  .  .  —     13!744 
Das  babylonische  Datum  ist  also  zutreffend. 


0.. 

225.3Ü4 

A 

1  .. 

202.73 

/. 

s     .  . 

.  +      0.247 

ß 

D  .  . 

.  —    16.655 

0    .  . 

209.346 

ö    .  . 

.  —     12.337 

U  .  . 

.   —     13.36 

Ein  angcbiicli  aus  der  Mittu  deä  II.  Jaltrtauseuilä  v.  Chr.  btainiiiCDder  Text. 


i.  [Artaxerxcs  10]  Kidimu  7  =  —  iH  Novcmlmr  20.1.")  Rcii.  Zeit  frin^r 
.lii|iilir  lifliaki.^eli  unter. 

0...       iliCis::         .\  . . .       Jiijis;)  d  ...  -      i'.)>^8 

I    ...       -iriS. IM         /.   . . .       j:,.'.!7(>.")  «...       l':.c.'995 

s    ...  -        (Üii-'i  li   ...  —      0!(«)'.)  '^    ...  --    -'otsJi' 

<■    .  .  .  Il''.".S:.>  II   ...  —     UliAI. 

.\iii-ii   liii-i    >liniiiil   ilii>   li;il)\ iiiiii.-clii'   l)almii. 

'A.  |Aiiaxeixi's  KlJ  Kisliinn  i'S  =  —  1.1>1.  Dcy.fiiilicc  J(l  ^-inj.'  Satiiin 
lifliakisih   untei'. 

ICiiif  l)('.s()iiilfrf'  iccliiicri-iclic  Knnlidlli-  dicsi  i-  lialiylutiisriieii  .\ii;,'al)c  ist 
ul)elfl^l.s.si^^  weil  ilii'e  I{iciiti;,'keit  sicli  hcIioii  au~  ciiici-  iiucii  nicht  vtMöll'enlliciilen 
'J'al'el  aiLs  tleni  Jahre  —  l<s,s/'.(  ei^'ü»!.  ilie  ihm  vier  .Salin-nperioilen  (von 
.")'.)  .lahiin)  jriii;,'er  ist. 

Das  Cie.saiMterj-'ehnis  ist   lnl;,'eii(les: 

I.  Die  angeblicii  um  —  i'iOO  oder  doch  Jedenralls  vor  —'.(()()  v.  Cin-. 
ahfretal-Ue  Tafel  CHS  ll'.Ktl  enlhrdt  in  Wiikliciikeit  a.slronoinische  Aiifrahen  inr 
das  Jahr  — 4-24  (=525  v.  CJm.).  Der  IJeweis  er},'ibt  sich  I.  ans  der  (iröl.ie 
des  Intervalls  zwischen  den  Daten  des  Soniniersolstitinins  und  des  heliaki.schen 
Aul'^ang.s  des  Sirius  in  Verl)iiKinnjr  mit  den  Daten  zweier  Finsteiiiisse.  von 
denen  die  MoniifMisternis  10  Minuten  nach  Sonnenuntergang  beginnt,  2.  aus 
der  vollkommenen  Übereinstinmiung  sämtlicher  Angaben  übei-  die  heliaki.schen 
i\ul-  oder  Untergänge  der  Planeten  Merkur,  Venus,  Mars,  Jupiter  luid  Saturn 
mit  den  entsprechenden  Resultaten  der  Rechnung  für  tias  Jahr    —  idi. 

Die  Übereinstimmung  so  vieler  Angaben  mit  dem  rechnerisclien  Befund 
ist  eine  derartige,  daß  sie  innerhalb  25000  Jaiiren  sieb  nicht  wieder- 
holen kann;  das  lehrt  sogar  schon  der  erste  Teil  des  Beweises  allein. 

II.  Die  vorbegcnde  Tafel  ist  durchaus  kein  Beobachtungslext.  sondern 
eine  Ephemeride,  die  man  auf  (irund  des  Saros  und  der  IManetenperioden 
für  das  Jahr  —  \'2\  angefertigt  hat.  Das  ergibt  sich  1.  aus  der  Tatsache, 
daß  die  Sonuentinslernis  des  Textes  in  Babel  (bzw.  Babylonien)  nicht  sichtbar 
war,  2.  daraus,  daß  die  Daten  des  Somniersolslitiums  und  llerbstäiiuiuoktinms 
ganz  die  charakleristische  iMgenlümlichkeit  iler  künstlichen  Teilmig  des  Jahres 
in  vier  gleiche  Teile  verraten,  die  allen  K|ihemeriden  des  II.  und  I.  Jahr- 
hunderts V.  C.in\  gemeinsam  ist. 

III.  Für  die  Geschichte  der  Astronomie  ist  der  Text  in.sofern  von  Be- 
(icnlung,  als  er  die  älteste  bis  jetzt  i)ekannle  Kphemeride  ist.  Daß  man 
um  1-25  V.  Chr.  bereits  die  Planelenperioden  kannte  und  so  zur  Herstellung 
von  Epbemeriden  befähigt  war,  wis.sen  wir  (siebe  Slernk.  I,  15 ff.;  Ergänzungen 
S.  i:]2)  zwar  schon  längst;  iunnerhin  ist  es  erfreulich,  jetzt  auch  ein  direktes 
Zeugnis  für  die  tatsächliche  Verwertung  der  Perioden  im  V.  Jahrhundert  v.  CJir. 
zu  besitzen. 

IV.  Weit  wichtiger  aber  noch  ist  die  Lehre,  die  sich  bezüglich  der  Er- 
forschung  der   babylonischen   Astronomie   aus  den  obigen  Darlegungen 


242  Ein  angeblich  aus  der  Mitte  des  II.  Jahrtausends  v.  Chr.  stammender  Text. 


ergibt.  Seit  Jahren  werden  von  gewisser  Seite  meine  Aufstellungen  über  das 
Alter  der  babylonischen  Astronomie  blindlings  als  nichtig  erklärt  und  meine 
zahlreichen  und  triftigen  Beweisgründe  geflissentlich  ignoriert.  Jetzt  glaubte 
man  endlich  auch  einen  astronomischen  Text  gefunden  zu  haben,  d.'r  in 
glänzender  Weise  das  hohe  Alter  der  wissenschaftlichen  Sternkunde  in  Haby- 
lonien  dartun  und  damit  „Kuglers  Niederlage  in  die.ser  eminent  wichtigen 
Frage  endgültig  besiegeln"  sollte  (Weidner  1.  c.  p.   10). 

Es  ist  anders  gekonmien.  Und  das  war  von  vornherein  kl.ir:  denn 
Wahrheit  schreitet  nicht  wider  Wahrheit.  Die  Schriftexpertie  eines  erfahrenen 
iVssyriologen,  die  Untei-slülzung  eines  geschulten  Astronomen  haben  das  Ver- 
hängnis nicht  aufzuhalten  vermocht,  sondern  nur  des.sen  Tragweite  in  hervor- 
ragender Weise  gesteigert.     Damit  sei"s  für  jetzt  genug '). 


')  Auf  den  sonstif|;en  Inlialt  der  neueston 
Sehrift  WiiiDNKHS  kann  hier  nicht  einge- 
gangen werden.  Wenn  derselbe  im  Vorwort 
sagt,  daß  er  persönliche  Polemik  völlig  ver- 
meiden wolle,  so  ist  das  ein  erfreulicher  Fort- 
schritt. Wenn  er  jedoch  fortfährt:  „Auch 
von  sachlicher  Polemik  wird  man  nur  ganz 
schwache  Ansätze  finden",  so  liegt  ilarin  eine 
mehrfache  Täuschung. 

Zunächst  ist  eine  wirklich  sachliche  Pole- 
mik ganz  in  Ordnung  und  erwünscht.  Eine 
solche  erheischt  indes  vor  allem  ein  Ein- 
gehen auf  die  Gründe  des  Gegners;  davon 
ist  aber  bei  W.  nichts  zu  spüren. 

Ferner  operiert  W.  nach  wie  vor  mit 
Gründen,  die  kein  Kenner  der  Astronomie 
und  ihrer  Geschichte  billigen  kann.  So 
schlielit  W.  aus  der  Form  zweier  Keilzeichcn 
in  dem  bekannten  Xippur-Text  (I.  c.  p.  3) 
mit  Ho.M.MKL,  das  SchrifLslück  sei  um  —  2000 
geschrieben  und  folgert  aus  den  zwei  dort 
erwähnten  Distanzen  von  Sternen :  „In  dieser 
Zeit  hat  man  also  schon  die  Lage  der 
Ekliptik  (!]  genau  gekannt  und  sich  zur 
Messung  am  Himmel  der  Ekl  iptiklängen  [!] 
bedient,  deren  Nullpunkt  sicher  der  Früh- 
lingspunkt  [!]  war"  usw.  Das  ist  aber 
doch  eine  eigentümliche  Logik,  deren  Über- 
zeugung.sk ral't  durch  den  Zusatz:  „Diese  Tat- 
sachen    noch    länger    zu    bezweifeln,     wäre 


ebenso  töricht  wie  verlclilt  iinil  wiid  nun 
wohl  hoffentlich  in  Zulnintt  iiiilcrbIrilMn" 
schwerlieh  gesteigert   wird. 

Das  Verhängnisvollste  an  W.s  Darlegungen 
ist  jedoch  das  ganz  auffallende,  allent- 
halben her  vortretende  Bestreben,  die 
Verdienste  anderer  und  seine  eigenen 
Irrtümer  zu  verschleiern,  besonders 
aber  sich  Errungenschaften  zuzu- 
schreiben, an  welchen  er  nicht  den 
geringsten  .\iileil  iiat.  Man  lesr  nur 
■/..  B.,  was  er  \>.  4  und  p.  4:i  über  die  von  mir 
am  :tl.  März  llJIli  publizierte  Gleichung 
sr.l'.l  -—  Areturus  sagt.  Trotzdem  er 
noch  im  Aprilheft  der  Orient.  Literaturz.  die 
Gleichung  Sl' .  l'A  =-  Spica  als  eine  aus- 
gemachte Sache  behandelt,  will  er  jetzt  die 
Wahrheit  schon  im  Februar  1913  erkannt 
haben.  Ferner  sollen  wir  seiner  Versicherung 
(p.  54)  glauben,  dal!  er  die  Gleichung  IJAN 
=  Canis  maior  (ohne  Sirius)  -\-  angren- 
zende Sterne  von  Puppis  schon  vor  dem  Er- 
seheinen des  Textes  BM  8G378  auf  Grund 
der  chinesischen  (sie!)  Astronomie  gefunden 
liabe.  Dabei  ist  er  —  im  Juni  1914,  also 
1'  j  Jahr  nach  meiner  Publikation!!  —  so 
gnädig  hinzuzufügen  „so  jetzt  auch  Kuüler 
SSB  Ergänzungsheft  S.  8".  Diese  Beispiele 
mögen  genügen.  W.  ahnt  wohl  nicht,  wie  sehr 
er  sich  selbst  durch  derartige  Versuche  schadet. 


Aschendorffsche  Verlagsbuchhandlung,  Münster  i.  W. 

Sternkunde  und  Sterndienst  in  Babel 

assyriologische,    astronomische    und    astralmythologische 
Untersuchungen  von  Franz  Xaver  Kugler  S.  J. 

I.  Barli:  Entwicklung  der  babylonischen  Planetenkunde  von  ihren 
Anfängen  bis  auf  Christus.  Lex.  8".  XVI  und  292  Seiten  nebst  24 
keiliuschriflliclieu  Beilagen.     1907.     Mk.  32,—. 

II.  But'h:  Natur,  Mythus  und  Geschichte  als  Grundlagen  Babylo- 
nisclier  Zeitdrdnung  nebst  eingehenden  Untersuchungen  der  älteren 
Sternkunde  und  Meteorologie. 

Erster  Teil.  Lex.  8".  XVI  u.  200  S.  mit  2  Figurentafeln.  1909.  Mk.  16,— . 

Zweiter  Teil.     1.  Heft.    Lex.  8°.     VI   und  120  S.     1912.     Mk.  8,—. 

UrKäiizuiigeii  zum  I.  und  II.  Buch:  Erster  Teil.  I.— VIII. 
Abhandlung:  Astronomie  und  Chronologie  der  älteren  Zeit.  Lex.  8". 
VIII  und  140  S.     1913.     Mk.  11,—. 

Zweiter  Teil.  IX.— XIV.  Abhandlung:  Sternkunde  und  Chronologie 
der  älteren  Zeit.    Lex.  8».    IV  und  102  S.  (8.141-242).    1914.  Mk.  7,50. 

Das  ganze  Werk,  von  dem  jedes  Buch  ein  für  sich  bestehendes  Ganze 
bilden  wird,  ist  auf  4  Bücher  berechnet. 

Vierleljahrschr.  d.  Asiröunm.  GcsW/sc/i.  ■i2.  Jahrg.  IM'.  lieft  4.  F.  K.  Ginzel 
(Prof.  am  kgl.  astron.  Recbeniiistitut  za  Berlin)  schließt  sein  eindrehendes  Referat : 
„tjber  die  grofie  Bedeutung  dos  KiiKlerschen  Werkes  für  die  Gescliirlite 
der  alten  Astronomie  und  Chronologie  hrauche  icli  meinem  Referate  wohl 
keine  Worte  hinzuzufügen." 

In  seinem  bekannten  Werke  ,Die  Religion  Babyloniens  und  Assyriens'  S. 
427—547  verweist  M.  Jastrow  (Prof.  d.  semit.  Sprachen  a.  d.  Univ.  von  Pennsyl- 
vanien)  mehr  als  f ünf'zigmal  zustimmend  auf  K.s  .Sternkunde",  die  er  S.427  als 
„Standa  rdwork"  bezeichnet. 

Theohyisclie  Jienie.  l'M8,  Üp.  300  ff.  Job.  Hebn  (Assyriologe  n.  Prof.  d.  Exe- 
gese a.  d.  Vniversitftt  Würzburg):  „Der  Verf.  hat  sich  bemüht,  seine  Berechnun- 
gen auch  dem  Laien  in  der  Astronomie  verständlich  zu  machen  .  .  .  Auch  in 
der  Assyriologie  hat  sich  K.  mit  großer  Energie  eingearbeitet,  so  daß  er  jetzt 
allein  leistet,  was  Ejiping  und  Straßmaier  nur  mit  vereinter  Kraft 
unternehmen  konnten  ...    Es  ist  in  der  Tat  eine  Leistung." 

Lusacg  Orienlal  List,  1008,  Januar-Februar  p.  IG.  Der  bekannte  assyriolo- 
giscbe  Berichterstatter  (Hof rat  Professor  C.  Bezoldi  urteilt:  „By  far  the  most 
important  work  on  Babylonian  Astrology  and  Astronomy  tbat  bas  been 
written  is  Prof.  Fr.  X.  Kuglers  Sternkunde  und  Sterndienst  in  Babel." 

Hevue  d'Aasyrioloyie,  1!)11  p.  ItiO.  H.  de  Genonltlac  (Assyriol.):  ..Les  thfiories 
de  Wiiickler  et  de  ses  dispiples  Stucken  et  A.  Jereniias  sur  l'anciennet^  <les 
tb^ories  astronumiques  et  des  mythea  astraux  en  Babylone  et  sur  l'etendue 
de  rinfluence  de  ces  roythcs  et  thöories  ont  trouve,  dans  les  deux  volomes  des 
Sternkunde  de  Kugler,  la  r^ponse  d'an  savant  compÄtent,  assy riologue, 
astronome  et  historicn  religieu x." 


Von  demselben  Verfasser  erschien  1910: 
Im    R^nnW-roic   Rnholc      Panbabylon.  Konstruktionen  u. 
im    DannKreiS   DaOeiS.    ..eHgionsgesehichtl    Tatsachen 

7  Abb.    XX  u.  165  S.    Mk.  4,—,  gebd.  Mk.   5,25. 

SiUungsber.  d.  Heidelb.  Akad..  3.  Dez.  1910,  Hof  rat  Prof.  C.  Bezold  (Assyriol.): 
„Eine  trefflich  geschriebene  Monographie." 

Theo}.  Jahresbericht,  1910,  p.  43,  J.  Herrmano :  „Es  ist  schwer,  sich  über 
den  Gegenstand  ein  Urteil  zu  liilden,  da  seine  Behandlung  astronomisclie  bzw. 
astronomiebistoriscbe  Kenntnisse  ebenso  wie  -weitgehende  assyriologische 
Literaturkenntuis  erfordert.  Soweit  man  aber  von  methodischen  fiesifbts- 
punkten  aus  urteilen  darf,  wirken  K.s  .\usfübr\ingen  zumeist  überzeugend, 
besonders,  wo  es  sich  um  Material  handelt.  Gegen  .Satiren,  wie  die  Beilage 
„Ludwig  IX  nla  Sonnenheroa  und  französischer  Gilgamesch"  kann  man  prin- 
zipiell sein;  sie  ist  aber  geistreich  und  instruktiv."