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Full text of "Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover"

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DIE  KUNSTDENKMÄLER 
DER  PROVINZ  HANNOVER 


HERAUSGEGEBEN  VOM  OBERPRÄSIDENTEN 
(VERWALTUNG  DES  PROVINZIALVERBANDES) 


IL   REGIERUNGSBEZIRK  HILDESHEIM 
HEFT  7 

LANDKREIS  GOSLAR 

BEARBEITET  VON 
OSKAR  KIECKER  CARL  BORCHERS 

MITARBEITER: 

HANS  LÜTGENS 


MIT  166  TEXTABBILDUNGEN   UND  100  TAFELN 


SELBSTVERLAG    DER    PROVINZI ALVERWALTUNG 
THEODOR  SCHULZES  BUCHHANDLUNG,  HANNOVER 

1937 
HEFT  22  DES  GESAMTWERKES 


Druck  und  Klischeeherstellung  von 
GEBRÜDER  JÄNECKE 
Druck-  und  Verlagshaus,  Hannover 


Vorwort. 

Der  vorliegende  Band  des  Denkmalwerks  der  Provinz  ist  wie  der  gleichzeitig 
erscheinende  Band  ,, Stadt  Celle"  noch  nicht  nach  den  neuen  Richtlinien  gearbeitet, 
die  sich  aus  der  energischeren,  gründlicheren  und  beschleunigten  Bestandsaufnahme 
der  Kunstdenkmale  im  Dritten  Reich  jüngst  ergeben  haben;  doch  konnte  die 
Bearbeitung  in  wesentlichen  Teilen   den  neuen  Forderungen  angeglichen  werden. 

Der  Bearbeitung  liegt  eine  Bestandsaufnahme  durch  den  ehemaligen  Vorstand 
des  Preußischen  Staatshochbauamts  in  Goslar,  den  verstorbenen  Kg).  Raurat 
V.  Behr,  zugrunde,  aus  der  etwa  50  Bauzeichnungen  übernommen  werden 
konnten  —  im  Text  mit  [v.  B.]  gekennzeichnet  — ■.  Die  notwendige  Nachprüfung. 
Ergänzung  und  Neubearbeitung  wurde  von  dem  Bauassessor  Oskar  Kiecker 
durchgeführt;  er  stellte  auch  den  größten  Teil  der  übrigen  Bauzeichnungen  und 
Photographien  her.  Die  geschichtliche  Bearbeitung  lag  in  den  Händen  des  Sludien- 
rats,  jetzigen  Leiters  der  Sammlungen  der  Reichsbauernstadt  Goslar.  Dr.  Carl 
Rorchers.  Dr.  phil.  Hans  Lütgens  hat  das  Werk  redigiert,  die  Tafeln  und 
Verzeichnisse  zusammengestellt,  den  Druck  überwacht  und  darüber  hinaus  eine 
zusammenstimmende  Nachprüfung  der  Aufzeichnungen  vorgenommen. 

Denen,  die  mit  Rat  und  Tat  die  Arbeit  unterstützten,  sei  an  dieser  Stelle  Dank 
gesagt,  insbesondere  dem  Herrn  Präsidenten  der  Klosterkammer  und  dem  Kloster- 
bauamt in  Hannover,  dem  Herrn  Landrat  des  Landkreises  Goslar,  dem  Staats- 
hochbauamt Goslar,  dem  Katasteramt  Goslar.  Auch  den  Gemeindeverwaltungen. 
Kirchenvorständen,  Gutsherrschaften  und  Privatpersonen,  die  den  Bearbeitern 
bereitwillig  entgegenkamen,  sei  hier  gedankt,  insonderheit  Herrn  Pfarrer  Scharia 
in  Ringelheim  und  Herrn  Lehrer  Zobel  in  Salzgitter,  die  ihr  reiches  Wissen  zur 
Verfügung  stellten. 

Vor  allem  gebührt  Dank  der  Klosterkammer  in  Hannover  und  dem  Kreis- 
ausschuß des  Landkreises  Goslar,  die  durch  namhafte  Beihilfen  die  Druckleaunti 
in  dieser  Form  ermöglichten. 

Ein  reiches,  altes  Kulturgebiet  erfaßt  dieser  Rand.  Sein  eigentliches  Zentrum, 
die  alte  Kaiserstadt,  jetzige  Reichsbauernstadt  Goslar,  ist  hier  nicht  behandelt; 
um  so  nachdrücklicher  sei  auf  den  bereits  vor  Jahren  erschienenen  Doppelband 
,, Stadt  Goslar"  verwiesen.  Vieles  ist  zwar  im  Laufe  der  Zeiten  zerstört,  anderes 
—  wie  die  Pfalz  Werla  —  tritt  erst  jetzt  wieder  ans  Licht,  dennoch  kündet  eine 
stattliche  Reihe  bedeutender  Kunstwerke  und  liebenswerter  Denkmale  heimischen 
Handwerks  von  der  Schöpferkraft  unserer  .\hnen.  Möge  das  vorliegende  Werk, 
das  in  erster  Linie  wissenschaftliche  Ziele  verfolgt,  darüber  hinaus  in  weiteren 
Kreisen  den  Stolz  auf  das  Erbe  der  Väter  und  die  daraus  erwachsende  Verpllichtung 
zur  Leistung  kräftigen. 

l)r.  Gessner. 
Landeshaupt  man  n . 


Inhalt. 

Vorwort.  Soitp 

Einleitung 1 

Quellen  und  Literatur 19 

Die  Denkmäler  nach  Orten 29 

Goldschmiedezeichen 286 

Weihekreuze 292 

Künstler  und  Handwerker 293 

Abbildungsnachweis 296 

Tafeln  1—100  mit  301  Abbildungen. 


Einleitung. 


Lage.  Der  Landkreis  Goslar  liegt  in  dem  nördlichen  Vorlande  des  Oberharzes 
und  bildet  einen  Teil  des  sogenannten  subherzynen  Berg-  und  Hügellandes.  Im 
Süden  schließen  die  zum  braunschweigischen  Kreise  Gandersheim  gehörenden  Ge- 
biete von  Langeisheim  und  Astfeld,  das  Gebiet  des  Stadtkreises  Goslar,  dem  seit 
1928  auch  die  nordwestlich  und  nördlich  von  Goslar  liegenden  Klostergüter  Riechen- 
berg  und  Grauhof  eingemeindet  sind,  und  die  zum  braunschweigischen  Kreise 
Wolfenbüttel  gehörenden  Gebiete  von  Oker,  Harhngerode  und  Bad  Harzburg- 
Bündheim  das  Herantreten  des  Kreises  an  die  Oberharzer  Berge  aus.  Im  Osten 
bildet  gegen  den  preußischen  Kreis  Halberstadt-Land  die  Oker,  seit  alter  Zeit  als 
Gau-  und  Diözesangrenze  bekannt,  im  wesentlichen  die  Grenze.  Im  Westen  ver- 
läuft die  Grenze  über  den  Höhenzug  von  Ostlutter  gegen  das  im  braunschweigischen 
Kreise  Gandersheim  liegende  Gebiet  von  Lutter  am  Barenberge  und  über  die  Wall- 
modener  Berge  zur  Innerste,  wo  der  preußische  Kreis  Marienburg  angrenzt;  doch 
bleibt  östlich  des  Höhenzuges  von  Ostlutter  die  braunschweigische  Enklave  Ost- 
haringen  dem  Landkreise  Goslar  eingelagert.  Im  Norden  bildet  der  braunschweigische 
Kreis  Wolfenbüttel  die  Grenze;  an  der  Oker  nördlich  von  Ohrum  beginnend,  durch- 
quert die  Grenze  den  Oderwald,  geht  hinüber  zum  Tal  der  Fuhse  nördlich  Flach- 
stöckheim und  dann  im  Bogen  über  den  Salzgitterschen  Höhenzug  ins  Tal  der 
Innerste. 

Bodengestalt.  Das  so  umgrenzte  Gebiet  bildet  eine  sanft  gewellte,  sich 
langsam  nach  Norden  abdachende  Platte,  in  welche  die  breiten  Täler  der  Innerste, 
Oker  und  Radau  eingesenkt  sind;  dazu  treten  noch  die  flachen  Muldentäler  der 
Wedde  und  Warne.  Als  Höhenzüge  ragen  aus  dem  Lande  heraus  1.  der  Harzrand- 
höhenzug, der  am  Wolfstein  bei  Bad  Harzburg  beginnt,  über  die  Höhen  von  Asl- 
feld  zum  Kahnstein  bei  Langeisheim  führt  und  sich  jenseits  der  Innerste  in  d('\u 
Höhenzuge  von  Ostlutter  fortsetzt,  2.  der  Salzgittersche  Höhenzug,  der  von  den 
Höhen  von  Lichtenberg  und  Gebhardshagen  von  Norden  her  in  den  Kreis  eindringt 
und  bei  Immenrode  und  Weddingen  endet.  Das  Hauptquertal  dieses  Höhenzuges 
liegt  bei  Salzgitter,  ein  zweites,  weniger  gut  ausgeprägtos,  verläuft  von  Liebenburg 
in  Richtung  auf  Heißum,  doch  ist  durch  den  künstlichen  Durchbruch  am  Flötlie- 
berg  der  Verkehr  auf  Othfresen  abgelenkt.  3.  Nordöstlich  von  Weddingen  beginnt 
der  Harliberg,  der  sich  bis  in  den  Bogen  der  Oker  bei  Vienenburg  und  Wiedelah 
erstreckt.  4.  Im  Nordosten  des  Kreises  reicht  der  flache  Sattel  des  Oderwaldes  in 
den  Landkreis  Goslar  hinein;  er  begleitet  die  Oker  auf  dem  linken  Ufer  bis  Burg- 
dorf, wo  das  Warnetal  von  Westen  einbricht;  südlich  der  Warne  machen  sich  die 
Ausläufer  des  Oderwaldes  über  Werla  noch  bis   Schiaden  bemerkbar. 

Über  die  Be siedeln ng  des  Landkreises  Goslar  in  urgeschichtlicher  Zeit  läßt 
sich  ein  abgerundetes  Bild  noch  nicht  gewinnen,  da  die  urgeschichtlichen  Funde 
1 


2  Einleitung 

meist  einzeln  und  nur  in  kleinerer  Zahl  in  Siedlungen  liegen;  eine  systematische 
Durchforschung  in  dieser  Beziehung  erfolgt  erst  jetzt.  Das  Gebiet  westlich  des 
Ilarliberges  und  des  Salzgitterschen  Höhenzuges  bis  zur  Innersie  galt  früher  als 
Fundleer,  doch  bezeugen  eine  Reihe  zum  Teil  schon  älterer  Funde,  daß  auch  in 
diesem  Gebiet  eine  jungsteinzeitliche  bäuerliche  Besiedelung  anzunehmen  ist.  Das 
geschlossene  Siedelungsgebiet  der  steinzeitlichen  Bandkeramiker,  die  von  Süd- 
osten über  Thüringen  um  den  Harz  vordrangen,  schneidet  nach  dem  bislierigen 
Forschungsstande  an  der  Oker  ab,  doch  ist  ein  Ausstrahlen  bis  in  den  westlichen 
Teil  des  Landkreises  Goslar  erwiesen.  Eine  Überprüfung  der  jungsteinzeitlichen 
Funde  hat  eine  bemerkenswerte  Anzahl  neolithischer  Großgeräte  ergeben,  die  zwar 
die  Okerlalaue  bevorzugen,  aber  sich  über  das  ganze  Kreisgebiet  verteilen.  Unter 
ihnen  sind  bäuerliche  Werkstücke,  die  als  Prachtexemplare  die  Auslagen  größerer 
Museen  zieren.  Aufwärts  den  Flußläufen  wanderten  die  Leute  aus  dem  Norden 
in  unser  Gebiet  ein,   wie  Funde  bei  Ringelheim,   Flöthe  usw.  andeuten. 

Wenn  das  Fundbild  für  die  Perioden  der  Bronze-  und  Eisenzeit  wieder  blasser 
wird,  so  liegt  das  zum  Teil  auch  an  der  noch  mangelhaften  Durchforschung  des 
Landkreises  Goslar.  Noch  schlummern  unter  den  mehr  als  20  gut  erhaltenen  Hügel- 
gräbern im  Sudholz  bei  Wehre  die  Helden  der  Bronzezeit,  Flurnamen  und  Über- 
lieferungen hüten  das  Geheimnis  weiterer,  heute  zerstörter  Gräberfelder.  Gerade 
der  ausgesprochenen  Tiefpflugkultur  unseres  Gebietes  ist  manches  zum  Opfer  ge- 
fallen, was  in  anderen  Gegenden  unberührt  blieb.  Aus  der  cheruskischen  Eisenzeit 
sind  einige  Siedelungsplätze  bekannt  geworden.  Flurbegehungen  haben  Spuren 
von  bereits  vorneolithischen  Kulturen  aufgedeckt,  so  daß  der  Landkreis  Goslar 
Siedelungszeugen  aus  allen  Perioden  mit  Ausnahme  der  älteren  Steinzeit  aufweist. 
Das  spiegelt  sich  auch  in  den  Ergebnissen  der  Ausgrabung  der  Pfalz  Werla  wider. 
Hier  wurden  mittel-  bis  jungsteinzeitliche  Feuersteingeräte,  mehrere  Hockergräber, 
die  an  das  Ende  der  jüngeren  Steinzeit  zu  setzen  sind,  cheruskische  Scherben  und 
mittelalterliche   Siedelungszeugen  zutage  gefördert. 

In  alter  Zeit  erstreckte  sich  der  Harzwald  weit  vom  Gebirge  nach  Norden  in 
die  feuchte  Niederung,  doch  müssen  in  den  nördlicheren  Teilen  unseres  Gebietes 
auch  Waldsteppen  vorhanden  gewesen  sein,  die  dann  die  ersten,  längs  der  Fluß- 
läufe vordringenden  Siedler  zur  Niederlassung  bewogen.  Bornstedt  nimmt  an,  daß 
diese  waldfreien  Gebiete  mit  dem  Auftreten  von  Lößboden  zusammenhingen,  der 
bei  dem  damals  viel  trockneren  Klima  hier  Steppen  entstehen  ließ,  während  der 
Wald  sich  mehr  auf  den  Höhenzügen  und  in  den  feuchten  Niederungen  der  Fluß- 
täler ausdehnte. 

Als  Bewohner  unseres  Gebietes  kommen  die  Cherusker  in  Frage,  die  mit  an- 
deren norddeutschen  Stämmen  in  den  Sachsen  aufgegangen  sind,  als  die  Sachsen 
ihre  Macht  nach  Süden  ausbreiteten.  Die  Warnen,  die  aus  dem  Norden  kamen, 
sind  nach  Edward  Schröder  bis  zur  Oker  vorgedrungen.  Dieser  Fluß  wird  von 
ihnen  den  Namen  ,,Ovacra"  erhalten  haben;  er  bildete  die  Westgrenze  ihres 
Gebietes,  das  heute  vor  allem  an  den  Orten  mit  der  Endung  -leben  zu  erkennen  ist, 

Bornstedt  hat  versucht,  den  Gang  der  Besiedelung  in  unserem  Gebiete  an 
Hand  der  ältesten  Formen  der  Ortsnamen  festzustellen.  Für  die  Frühzeit  muß  eine 
derartige  Einteilung  der  Orte  in   mehrere  Siedelungsperioden   bei  dem  Mangel  an 


Einleitung  3 

urkundlicher  Überlieferung  problematisch  bleiben,  denn  erst  nach  1100  gestattet 
das  nun  umfangreicher  werdende  Schrifttum  sichere  Angaben.  Die  Besiedelung 
erfolgte  im  wesentlichen  zunächst  im  Norden  des  Kreises,  wo  für  den  Ackerbau 
geeignete   Stellen  vorhanden  waren,  dann  aufwärts  an  den  Flüssen  und  Bächen. 


Wolfenbüttel 


!         ;  Goslar     ''S  yy  o   I    f  e  n  b   u   t    t   e    1  i    J 


0123; 


Abb.  1.     Karte   des   Kreises   Goslar   vor  der  Eingemeinduiiti   iler   Guts- 
bezirke  Riechenber}?  und  Grauhof  in  den  Stadtkreis  Goslar  (1:200  000). 


Mit  der  Unterwerfung  des  Nordharzlandes  unler  die  Ilensehall  der  Franken  be- 
ginnen Anfang  des  9.  Jahrhunderts  eine  stärkere  Kolonisation  und  die  Ausbreitung 
des  Christentums,  denen  die  Errichtung  von  Herrenburgen  und  Klöstern  folgte. 
Bis  zur  Mitte  des  13.  Jahrhunderts   tauchen  zahlreiche  neue  Siedelungen  auf,  ins- 


4  Einleitung 

besondere  sind  in  dieser  Zeil  die  Orle^  uul  -rode  als  Rodungen  im  Waldgebiete 
entstanden.  Ein  Teil  dieser  neuen  Ortschailen  bestand  aber  nur  kurze  Zeit;  aus 
wirlschaftlichen  Gründen  wurden  die  Gemarkungen  verschiedener  Siedelungen 
zusammengelegt,  die  Bewohner  der  kleinen  Orte  zogen  in  ein  benachbartes  größeres 
Dorf.  Als  Grundrißform  der  Siedelungen  erscheint  das  Haufendorf.  Die  meisten 
Dörfer  zeigen  kreisförmigen  Umriß;  es  sind,  wie  Bornstedt  zeigt,  fast  immer  die 
Orte,  die  auf  einer  ebenen  Fläche  liegen,  während  die  Dörfer,  die  in  tieferen  Mulden 
angelegt  sind,  einen  länglichen  Umriß  aufweisen.  Upen  war  ursprünglich  ein  Reihen- 
dorf mit  zwei  Häuserreihen  zu  beiden  Seiten  eines  Baches,  eine  ähnliche  Anordnung 
ist  in  alter  Zeit  für   Groß-Döhren  anzunehmen. 

Gaue.  Die  älteste  Einteilung  unseres  Gebietes  ist  die  in  Gaue.  Da  man  sich 
den  Gau  nicht  allzu  streng  als  territorial  geschlossenen  Bezirk  zu  denken  hat,  ist 
es  schwer,  ihn  räumlich  fest  zu  umgrenzen;  außerdem  erweisen  sich  die  Gaue  an 
manchen  Stellen  als  übereinander  gelagert.  Der  Gau  Astfala,  von  dem  der  ost- 
fälische  Teil  des  sächsischen  Landes  seinen  Ausgang  nahm,  erstreckte  sich  in  der 
West-Ost-Ausdehnung  fast  von  der  Leine  bis  zur  Oker.  In  der  Urkunde  Kaiser 
Heinrichs  H.  für  das  Kloster  Heiningen  im  Jahre  1013  wird  Heiningen  als  zu  diesem 
Gau  zugehörig  bezeichnet.  Ein  Untergau  des  Astfalagaues  war  vermutlich  der 
Leragau,  zu  dem  1053  in  einer  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  HI.  für  Hildesheim 
die  Orte  Döhren,  Wehre,  Weddingen  und  Dornten  gezählt  werden.  Zum  Leragau 
werden  wahrscheinlich  auch  die  Orte  des  späteren  Archidiakonats  Neuenkirchen 
zu  rechnen  sein,  also  außer  obigen  Orten  noch  Neuenkirchen,  Groß-  und  Klein-Mahner, 
Lüderode,  Immenrode,  Gielde,  Schiaden  und  Werla,  Lengde,  Burgdorf  und  Beuchte. 
Die  Malstätte  des  Grafengerichtes  des  Leragaues  lag  nach  einer  Urkunde  von  1147 
an  der  Stätte  des  früh  wüst  gewordenen  Stöcken  nördlich  und  nahe  der  später 
von  den  Weifen  erbauten  Burg  Harlingeberg.  Hier  saßen  die  W^öltingeröder-Wohlden- 
berger  Grafen  zu  Gericht.  Das  Goding  dieses  Bezirkes  wurde  zu  Bocla  (Buchladen) 
bei  Schiaden  gehalten.  Der  Salzgau  (Salthga)  erstreckte  sich  über  den  nordwest- 
lichen Teil  des  Kreises,  seine  sehr  alte  Malstatt  war  zu  Ringelheim,  später  wurde 
sie  unter  die  Linde  vor  dem  Hause  zur  Liebenburg  verlegt.  Zu  diesem  Gau  gehörten, 
wenn  man  aus  der  späteren  Zugehörigkeit  der  Orte  zu  den  Archidiakonaten  Ringel- 
heim und  Gitter  schließen  will,  Wallmoden,  Steiniah,  Haverlah  und  Gitter,  Salz- 
gitter, Kniestedt.  Östlich  grenzte  der  Ambergau  an  den  Salzgau.  Südlich  des  Salz- 
gaues lag  der  Densigau,  der  ursprünglich  wohl  ein  Teil  des  Salzgaues  war.  1047 
erscheint  Jerstedt  als  ,,in  pago  Densiga"  gelegen.  Dem  Densigau  gehört  im  wesent- 
lichen das  spätere  Archidiakonat  Haringen  an  mit  Othfresen,  Dornten,  Hahndorf, 
Bredelem,  Heißum,  auch  das  Archidiakonat  Goslar  ist  diesem  Gau  w^ohl  zuzuteilen, 
doch  bleibt  es  bei  dem  Mangel  an  urkundlicher  Überlieferung  unklar,  wie  Goslar 
in  die  Grafschaftsverfassung  einbezogen  war.  Die  Archidiakonate,  deren  Sprengel 
erst  im  späten  11.  und  im  12.  Jahrhundert  in  den  Quellen  zu  erkennen  sind,  also  in 
einer  Zeit,  wo  der  Gaubegriff  bereits  seine  Bedeutung  verliert,  sind  nicht  in  unbe- 
dingter Anlehnung  an  die  Gaue  entstanden,  so  daß  man  von  ihnen  aus  keinen 
sicheren  Rückschluß  auf  den  Umfang  der   Gaue  ziehen  kann. 

Die  Grafschaftsverfassung  schließt  sich  zwar  an  die  Gaueinteilung  an, 
doch  deckt  sie  sich  nicht  damit;  die  Gaue  werden  im  Laufe  der  Zeit  immer  mehr 


Einleitung  5 

rein  geographische  Begriffe.  Im  11.  Jahrhundert  ist  der  Bischof  von  Hildesheim 
durch  königliche  Verleihungen  zum  Inhaber  des  Grafenamtes  innerhalb  der  meisten 
Gaue  seiner  Diözese  geworden,  nur  im  Ambergau  und  Leragau  blieben  die  Grafen 
von  Wöltingerode-Wohldenberg  zunächst  noch  im  Besitz  der  Grafschaftsrechte, 
bis  auch  diese  seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  in  ihren  verschiedenen  Teilen 
dann  an  den  Bischof  übergingen.  Die  Untersuchungen  von  Lüders  lassen  es  als 
sicher  erscheinen,  daß  bald  nach  1231  die  Grafschaftsrechte  im  Leragau  von  den 
Wohldenbergern  an  den  Bischof  von  Hildesheim  gefallen  sind,  der  sie  dann  um  die 
Mitte  des  13.  Jahrhunderts  an  die  Grafen  von  Schiaden  verlehnte.  Diese  Grafen 
von  Schiaden,  die  aus  der  Familie  der  Edelherren  von  Dorstadt  hervorgegangen 
sind,  waren  lediglich  Schloßgrafen,  ohne  eine  landrechtliche  Grafschaft  besessen 
zu  haben.  1256  gelang  es  dem  weifischen  Herzog  Albrecht,  der  mit  Hildesheim  in 
Fehde  lag,  die  Macht  über  das  Gericht  zu  Bocla  zu  erringen;  erst  nach  der  Zer- 
störung der  weifischen  Burg  Harlingeberg  gewann  der  Bischof  das  Gericht  zurück, 
(las  im  13.  Jahrhundert  an  die  Stelle  des  alten  Grafengerichtes  in  Stöcken  ge- 
treten war. 

Kirchliche  Einteilung  (Banne).  In  kirchlicher  Hinsicht  gehörte  der  Land- 
kreis Goslar  zum  Bistum  Hildesheim.  Im  Osten  bildete  die  Oker  die  Grenze  gegen 
das  Bistum  Halberstadt,  die  Orte  Ohrum,  Dorstadt,  Heiningen,  Burgdorf,  Schiaden, 
Lengde,  Wöltingerode  waren  Grenzorte  des  Bistums;  Wiedelah,  Vienenburg  und 
Lochtum  gehörten  ursprünglich  zum  Bistum  Halberstadt;  1341  bzw.  1367  kamen 
diese  Burgen  und  Orte  an  Hildesheim.  In  Lochtum  hatte  Erzbischof  Adalbert  von 
Bremen,  der  Erzieher  und  Freund  Kaiser  Heinrichs  lY.,  ein  Gut,  auf  das  er  sich 
bei  seiner  Flucht  1066  zurückzog.  1283  kam  dieses  Gut  durch  Schenkung  des  Bremer 
Erzbischofs  an  das  Kloster  Abbenrode. 

Im  Süden  grenzte  die  Diözese  Paderborn  der  Erzdiözese  Mainz  an  das  Hildes- 
heimer  Gebiet,  Goslar  bildete  hier  den  Grenzort.  Als  kirchliche  Sprengel  kommen 
im  späten  Mittelalter  in  Frage  die  Archidiakonate  Barum  (Groß-  und  Klein-Flöthe, 
Flachstöckheim,  Ohlendorf),  Groß- Stöckheim  (Dorstadt,  Ohrum),  Ringel- 
heim (Wallmoden,  Steiniah,  Haverlah),  Gitter  (Salzgiller,  Kniestedt),  Ha- 
ringen  (Othfresen,  Dornten,  Hahndorf,  Jerstedl,  Bredelem,  Heißum),  Neuen- 
kirchen (Lewe,  Groß-  und  Klein-Mahner,  Weddingen,  Groß-  und  Klein-Döhron, 
Lüderode,  Immenrode,  Gielde,  Schiaden,  Lengde,  Burgdorf,  Beuchte,  Wehre)  uml 
zeitweise  der  Bann  Goslar,  der  im  15.  Jahrhundert  einige  Kirchen  des  Bannes 
Neuenkirchen  in  Besitz  hat. 

Stifte  und  Klöster.  Der  Landkreis  Goslar  weist  eine  Reihe  bedeutsamer 
ehemaliger  Stifte  und  Klöster  auf.  Dem  Orden  der  Benediktiner  gehörte  das 
vor  1021  gegründete  Kloster  Ringelheim  an,  das  zunächst  mit  Nonnen,  seit  1150 
aber  mit  Mönchen  besetzt  war.  Auch  die  1174  erfolgte  Gründung  der  Wöltingerödcr- 
Wohldenberger  Grafen,  das  Klostor  Wöltingerode,  war  zunächst  den  Bonedikliner- 
mönchen  überwiesen;  bald  nach  der  Gründung  (1188)  wurde  es  aber  in  ein  Nonnen- 
kloster umgewandelt  und  den  Zisterzienserinnen  übergeben.  Die  Augustiner- 
Chorherren  besaßen  das  auf  königliche  Stiftung  und  in  die  Zeil  König  Konrads  11. 
zurückgehende  Stift  St.  Georgenberg  vor  Goslar,  es  wurde  1527  zerstört  und  erleblo 
eine  neue  Blüte,  als  es  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  nach   Grauhof  verlegt  wurde. 

2 


6  Einleitung 

Auch  das  1117  gegründete  Klosler  Riechenberg  gehörte  den  Augusliner-Churherren 
an;  ein  Vorwerk  dieses  Klosters  war  der  Paterhof  in  Hahndorf.  Den  Augustine- 
rinnen gehörten  im  Kreise  Goslar-Land  zwei  Nonnenklöster:  das  Kloster  Hei- 
ningen, dessen  Gründung  in  die  Zeit  Kaiser  Ottos  HI.  zurückgeht,  und  Dorstadt, 
das  1189  gegründet  wurde.  Mit  Heiningen  war  das  Vorwerk  Altenrode,  niil  Dorstadt 
das  Vorwerk  Nienrode  verbunden.  Der  Deutsche  Ritterorden  besaß  seit  1227 
in  Goslar  eine  Stiftung  mit  reichem  Besitz  und  verlegte  seit  dem  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts den  Schwerpunkt  seines  Wirkens  nach  seinem  in  Weddingen  erworbenen 
Hofe,  der  dann  sich  zu  einem  wichtigen   Komturhofe  entwickelte, 

Burgen,  Schlösser,  Herrensitze.  Die  großen  Kämpfe,  die  sich  bei  der 
geopolitischen  Bedeutung  des  Nordliarzrandes  und  seines  Vorlandes  seit  alter  Zeit 
in  dieser  Landschaft  abgespielt  haben,  brachten  es  mit  sich,  daß  hier  früh  Befesti- 
gungen und  Burgen  angelegt  wurden.  Betrachten  wir  zunächst  die  frühgeschicht- 
lichen Befestigungsanlagen  des  Kreises.  Die  Grenzlerburg  liegt  im  Salzgitterschen 
Höhenzuge  nördlich  und  unterhalb  des  Bärenkopfes  bei  Othfresen.  A.  v.  Oppermann 
hielt  die  Burg  noch  für  eine  vorgeschichtliche  germanische  Anlage,  in  die  im  Mittel- 
alter ein  Turm  gebaut  sei,  Schuchhardt  dagegen  sieht  in  der  Grenzlerburg  eine 
Anlage,  die  nach  dem  10.  Jahrhundert  anzusetzen  ist  und  zur  Gattung  der  Turm- 
hügel gehört.  Besitzer  der  Burg  sind  im  14.  Jahrhundert  die  Herren  von  Grems- 
lewe,  doch  geben  die  Urkunden  keine  nähere  Auskunft  über  die  Burg;  in  der  zweiten 
Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  befindet  sich  das  zu  der  Burg  gehörende  Ackerland  im 
hildesheimischen  Besitz.  In  dieser  Zeit  wird  die  Burg  bereits  aufgegeben  sein. 
Die  Pagenburg  (Abb.  2)  lag  auf  dem  290  m  hohen  Pagenberge  des  Wallmodener 
Höhenzuges;  sie  ist  mit  Ausnahme  des  Steilhanges  im  Süden  durch  zwei  Wälle  ge- 
schützt. Die  Pagenburg  war  eine  mittelalterliche  Fluchtburg,  die  zum  Besitz  der 
Herren  von  Wallmoden  gehörte.  Die  Schalksburg  nordöstlich  von  Groß-Flöthe  im 
Oderwald  auf  dem  175  m  hohen  Kahlenberg  besitzt  einen  Ringwall  von  etwa 
100  m  Durchmesser  und  wird  eine  alte  Fluchtburg  gewesen  sein;  ihre  Entstehungs- 
zeit gibt  Schuchhardt  nicht  an,  da  bestimmende  Kennzeichen  fehlen.  Die  Kuke- 
riulenburg  nördlich  Gielde  liegt  auf  einem  155  m  hohen  Ausläufer  des  Oderwaldes. 
Der  oval  angelegte  Ringwall  mit  Graben  hat  nach  Zobel  105  m  Länge  und  55  m 
Breite.  Im  Inneren  des  Walles  befindet  sich  im  Südosten  ein  rechteckiger  Erdauf- 
wurf von  25  m  Länge  und  10  m  Breite.  Zobel  nimmt  an,  daß  diese  Burg,  die  als 
,,  Sachsenring"  im  Volksmunde  bezeichnet  wird,  einst  zum  Besitz  der  Herren  von 
Gielde  gehörte,  deren  Stammsitz  in  der  Nähe  lag.  Die  Scharen  bürg  an  einem 
Steilhang  der  Oker  östlich  Lengde  bot  eine  ausgezeichnete  Fernsicht  auf  das  breite 
Tal  der  Oker.  Die  Burg  ist  Ende  der  achtziger  Jahre  des  14.  Jahrhunderts  von 
Hans  von  Schwicheldt,  dem  Feldhauptmann  des  Hildesheimer  Bischofs,  erbaut 
in  der  Absicht,  den  östlichen  Grenzschutz  der  Diözese,  dem  bereits  die  festen 
Häuser  Wiedelah,  Vienenburg  und  Schiaden  dienten,  zu  verstärken.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  ist  die  Scharenburg  aufgegeben.  Als  Kaiser  Heinrich  IV., 
beraten  von  dem  Erzbischof  Adalbert  von  Bremen,  versuchte,  durch  einen  Kranz 
neuer  Burgen  seine  Königsherrschaft  in  den  Harzlanden  endgültig  zu  festigen, 
werden  von  Lampert  von  Hersfeld,  dem  Chronisten  dieser  Zeit,  sieben  Burgen  als 
neu   errichtet   aufgeführt:    Hartesburg   (=    Harzburg),    Wigantestein,    Moseburg, 


Einleitung  7 

Sassenstein  (=  Sachsenstein  bei  Saciisa),  Spatenberg  (bei  Sondershausen),  Heimen- 
burg (=  Heimburg  bei  Blankenburg)  und  Asenberg.  Nach  dem  Sachsenaufstand 
des  Jahres  1073  wurden  diese  Burgen  geschleift.  Es  ist  durchaus  möglich,  daß  sich 
die  Moseburg  an  der  Stelle  und  auf  dem  Berge  bei  Weddingen  befand,  der  heute 
den  Namen  Meseburg  trägt;  eine  Burg  an  dieser  Stelle  beherrschte  den  wichtigen 
Paß  von  Weddingen  zwischen  dem  Ende  des  Salzgitterschen  Höhenzuges  und  dem 
Harliberg*).  Reste  einer  Burganlage  sind  bislang  nicht  aufgefunden,  doch  trägt 
noch  ein  Pfad  an  der  Nordostseite  des  Berges  den  Namen  Eselstieg,  und  es  sind  nach 


Abb.  2.    Die  Pagenburg  bei  Alt  -Wallmoden 
(aus:  Der  Landkreis  Goslar,  Kiel  1932). 


Zobel  auf  der  Meseburg  auch  eine  Anzahl  Pfeilspitzen  gefunden,  die  auf  wehrhafte 
Zeiten  dieses  Ortes  hindeuten.  Nachdem  1291  die  Burg  Harlingeberg  zerstört 
war,  erbauten  die  Gegner  des  Hildesheimer  Bischofs,  der  weifische  Herzog  Heinrich 
der  Wunderliche  und  sein  Verbündeter,  Graf  Meinhard  von  Schwaben,  in  den 
Grenzen  des  Gerichtes  Bocla,  in  dem  die  Meseburg  liegt,  eine  Burg,  die  in  der  Hildes- 
heimer Chronik  als  ,,Mosborch"  bezeichnet  wird.  Diese  Burg,  wahrscheinlicli  nur 
eine  Feldbefestigung,  wurde  bald  vom  Heere  des  Bischofs  erobert  und  vormullich. 
ähnlich  wie  die  Burg  Harlingeberg,  dann  dem  Erdboden  gleichgemacht.  Es  ist  sehr 
wahrscheinlich,  daß  diese  Mosburg  auf  der  Meseburg  angelegt  wurde  und  unter 
Umständen  dabei  die  Reste  der  Moseburg  Heinrichs   IV.  benutzt  sind. 


*)  Zwei  Burgen  ähnlichen  Namens  kommen  sonst  nur  in  weitem  Aljstande  vom 
Harze  vor:  eine  Moseburg  nordwestlich  Eisenach  und  eine  Moosburg  bei  Rotterode 
im  Schmalkaldischeii. 


8  Einleitung 

Im  .Jahre  924,  in  der  Zeil  des  Ungarneinlalles,  LriLL  Werla,  die  Königsj)falz 
an  einem  SLeilhang  der  Okcr  zwischen  Schiaden  und  Burgdori',  in  das  Licht  der 
Geschichte.  Die  Besiedelung  dieser  Stätte  reicht,  wie  bereits  gesagt,  in  das  Ende 
der  jüngeren  Steinzeit  zurück.  Rubel  glaubt,  daß  die  Pfalz  Werla  durch  Kaiser 
Karl  gegründet  sei;  ihre  Anlage  in  fränkischer  Zeit  ist  sehr  wahrscheinlich.  Im 
10.  und  11.  .lahrhunderl  war  Werla  einer  der  politischen  Hauptpunkte  des  Piciches, 
und  von  Heinrich  I.  an  haben  alle  Sachsenkaiser  in  Werla  gewohnt.  Als  unter 
Heinrich  II.  und  Konrad  IL  die  F>ze  des  Rammeisberges  bei  Goslar  immer  bedeu- 
tendere Ausbeute  gaben,  ließ  die  nun  aufblühende  Pfalz  Goslar  die  alte  Pfalz  Werla 
in  den  Hintergrund  treten  und  an  Bedeutung  verlieren.  1086  schenkte  Kaiser  Hein- 
rich IV.  die  Pfalz  Werla  mit  allem  Zubehör  dem  Bischof  Udo  von  Hildesheim; 
dieser  ließ  den  zur  Pfalz  gehörenden  Hof  in  Schiaden  ausbauen  und  befestigen. 
Das  westlich  und  nahe  der  Pfalz  gelegene  Dorf  Werla,  das  auch  eine  Kapelle  besaß, 
ist  Ende  des  Mittelalters >wüst  geworden,  seine  Bewohner  siedelten  sich  in  dem  nahe 
gelegenen  Burgdorf  an.  Sieburg  nimmt  an,  daß  in  der  ältesten  Zeit  des  Rammcls- 
berger  Bergbaues  im  Schutze  der  Pfalz  Werla  eine  Hüttenanlage  bestanden  hat  und 
auch  dort  dann  das  Silber  des  Rammeisberges  gemünzt  ist,  denn  nahe  Weria 
kommen  Schlacken  vor,  und  1418  wird  in  Burgdorf  ein  Münzmeisterhof  erwähnt. 
Im  Jahre  1180  weilte  Friedrich  Barbarossa  noch  einmal  in  Werla,  um  von  dort  den 
Anhängern  Heinrichs  des  Löwen  den  Verlust  ihrer  Lehen  anzudrohen,  wenn  sie 
sich  von  dem  Geächteten  nicht  lossagten.  Werla  gehörte  nach  dem  Sachsenspiegel 
zu  den  wenigen  Pfalzen,  ,,dar  de  Koning  echte  hove  hebben  schall".  Die  Pfalz  hatte 
also  nicht  nur  eine  große  militärische  Bedeutung,  sondern  war  seit  sächsischer  Zeit 
auch  als  Versammlungs-  und  Gerichtsstätte  wichtig.  Nach  1200  muß  Werla  bald 
verfallen  und  als  Wohnplatz  aufgegeben  sein. 

Die  Sudburg  lag  am  Ostfuße  des  nach  ihr  benannten  Sudmerberges  bei 
Goslar,  in  unmittelbarer  Nähe  eines  sehr  alten  Überganges  über  die  Oker.  Die 
Sudburg  war  der  Sitz  des  Forestarius  der  Werla,  der  den  Harzwald  zwischen  Ecker 
und  Innerste  zu  betreuen  hatte.  Die  Ausgrabungen  von  Baurat  Dr.  Becker  im 
.lahre  193.3  legten  einen  Kirchenbau  des  9.  Jahrhunderts  frei,  der  im  11.  Jahr- 
hundert durch  einen  Turmbau  und  durch  einen  Anbau  mit  halbrunder  Apsis  er- 
weitert war.  Eine  Befestigungsanlage  südwestlich  der  Kirchstelle  wurde  bisher  nur 
zum  Teil  aufgedeckt. 

Die  Burg  Harlingeberg  bei  Vienenburg  wurde  von  Herbst  1203  bis  zum 
Frühjahr  1204  von  Kaiser  Otto  IV.  auf  dem  nach  Osten  vorspringenden  Teile 
des  HarUberges  erbaut.  Die  Reichsfeste  sollte  die  Zufahrtsstraßen  nach  Goslar, 
das  zu  den  Hohenstaufen  hielt,  bedrohen.  Ende  des  13.  Jahrhunderts  kam  die 
Burg  in  den  Besitz  des  weifischen  Herzogs  Heinrichs  des  Wunderlichen,  die  Be- 
satzung der  Burg  trieb  den  Straßenraub  in  schlimmster  Art.  Am  17.  August  1291 
wurde  die  Harliburg  von  einem  Heere  der  verbündeten  Bischöfe,  weltlichen  Herren 
und  Städte  unter  Führung  Bischof  Siegfrieds  IL  von  Hildesheim  belagert,  erobert 
und  dann  dem  Erdboden  gleichgemacht.  Riesige  Gräben  und  Wälle  zeugen  noch 
von  der  alten  Burg.  Frühere  Forscher  (Lüntzel,  Oppermann)  nahmen  an,  daß  diese 
Wälle  und   Gräben  einer  vorgeschichtlichen  Anlage  entstammen,   in   die   dann   die 


Einleitung  g 

niitlelaUorliche  Burg  gebaut  sei,  Schuchhardt  sieht  dagegen  in  der  ganzen  Anlage 
ein  einheitliches,  mittelalterliches  Werk. 

Lühmann,  dem  auch  Lüders  zustimmt,  ist  der  Ansicht,  daß  allein  der  sog. 
Außenwall  einer  älteren  Befestigung  aus  sächsischer  Zeit  angehört.  Otto  IV.  habe 
durch  einen  Geländeabstich  das  Burgplateau  verkleinert  und  ringsherum  jenen 
25  m  breiten  und  bis  zu  8  m  tiefen  ,, Zwingergraben"  angelegt,  der  den  Hauptschutz 
der  neuen  Burg  bildete.  Die  Befestigungen  nordöstlich,  nördlich  und  nordwestlich 
von  der  eigentlichen  Burg  seien  die  Reste  jener  Werke,  die  im  Jahre  1291  die  Be- 
lagerer der  Burg  errichtet  hätten.  Lüders  hält  es  nicht  für  ausgeschlossen,  daß  der 
Harlingeberg  seinen  Namen  einem  kleinen,  in  der  Nachbarschaft  gelegenen  Gau 
der  Harlinge  verdankt,  der  seine  Fluchtburg  vielleicht  in  früherer  Zeit  auf  diesem 
Berge  hatte. 

Von  den  Höhenburgen  kann  die  Vienenburg  in  ihren  Umfassungsmauern 
rekonstruiert  werden,  da  die  äußeren  Wände  der  jetzigen  Domänengebäude  auf 
den  alten  Umfassungsmauern  aufgebaut  sind.  An  die  alte  Burg  erinnern  die  Gräben 
und  der  noch  aufrechte  Bergfried.  Nach  der  1291  erfolgten  Zerstörung  der  Burg 
Harlingeberg  erbaute  der  Hildesheimer  Bischof  Siegfried  IL,  der  Hauptgegner  der 
Weifen,  die  Liebenburg,  um  im  Osten  seines  Bistums  einen  Stützpunkt  zu  ge- 
winnen. Am  Ende  des  14.  Jahrhunderts  wurde  die  Burg  verstärkt  und  erweitert. 
Von  der  mittelalterlichen  Burg  zeugen  noch  die  Reste  des  dicken  Hausmanns- 
turmes und  die  Fundamente  von  zwei  anderen  Türmen.  In  den  Jahren  1750 — 60 
erbaute  Fürstbischof  Clemens  August  von  Hildesheim  an  Stelle  der  abgetragenen 
Burg  ein   Schloß  auf  der  Liebenburg. 

Alte  Wasserburgen  finden  wir  in  den  ebenen  Teilen  des  Landkreises  Goslar. 
Die  mittelalterliche  Wasserburg  zu  Alt- Wall moden  ist  bis  auf  einige  Reste  der 
Befestigungsanlagen  verschwunden,  doch  sind  von  der  ausgedehnten  Anlage  eines 
Ober-  und  Unterhofes  späterer  Zeit  größere  Baulichkeiten,  wie  Hei  renhaus,  Wirt- 
schaftsgebäude und  Tor,  erhalten.  Eine  regelmäßige  Anlage  ist  die  alte  Wasserburg 
in  Wiedelah.  Das  Schloß,  ein  Renaissancebau,  besteht  noch  mit  3  Flügeln,  die 
einen  Binnenhof  umschließen.  Von  der  mittelalterlichen  Wasserburg  in  Sc  hl  ad  en 
sind  keine  Teile  erhalten;  die  Gebäude  der  heutigen  Domäne  wurden  meist  im 
18.  Jahrhundert  erbaut.  Zu  den  alten  Herrensitzen  des  Kreises  ist  das  von  Schwicheldt- 
sche  Gut  Flachs töckheim  zu  zählen,  dessen  schlichte  Bauten  im  18.  Jahrhundert 
von  dem  Baumeister  Dinglinger  in  Hannover  ausgeführt  wurden.  Das  Gut  Knie- 
stedt,  das  sich  bis  1837  im  Besitze  der  Freiherren  von  Kniestedt  befand,  war  von 
1460 — 1809  in  verschiedene  Höfe  geteilt,  die  von  beiden  Linien  dieser  Familie 
bewohnt  waren.  Der  Sitz  der  Freiherrn  von  Kniestedt  ist  für  die  ältere  Zeit  zu 
den  Wasserburgen  zu  zählen. 

Entwicklung  der  Ämter.  Die  Burgen  sind  nicht  nur  militärische  Stütz- 
punkte, sondern  auch  Zentren  zur  Ausbildung  von  Hoheitsrechten  und  damit 
Stellen  zum  Ausbau  der  Landesherrschaft.  In  diesem  Sinne  haben  die  Bischöfe 
von  Hildesheim  die  Burgen  für  ihre  Politik  benutzt  und  damit  ihre  Landesherrschaft 
gesichert.  Im  14.  Jahrhundert  sind  alle  bedeutenderen  Burgen  in  der  Hand  des 
Hildesheimer  Bischofs.  Wiedelah,  Schiaden  und  Vienenburg  sicherten  die  Oker- 
grenze,   Liebenburg   war  gegen   die    Weifen   gerichlel.    Die   Burgbezirke   werden   zu 


10  Einleitung 

Ämlcrn  ausgebiklel,  naciideni  bereits  1235  Bischol'  Konrad  II.  auf  dem  Mainzer 
Reichstage  die  Anerkennung  erhalten  halle,  daß  das  Bistum  ilildesheim  allein 
der  Hoheit  des  Bischofs  unterstchen  sollle.  Die  erblich  gewordenen  Vogteilehen 
wurden  von  den  Bischöfen  zurückgekauft  oder  beim  Erlöschen  des  Mannesstammes 
der  Lehnsinhaber  eingezogen,  die  Burgen  als  Lehen  an  Ministeriale  vergeben,  die 
seit  etwa  1330,  wo  die  Einteilung  in  Ämter  abgeschlossen  ist,  den  Titel  Amtmann 
Iragen.  Dieser  Amtmann  übernimmt  die  militärische  und  wirtschaftliche  Verwaltung 
und  übt  nunmehr  auch  die  grundherrliche  Gerichtsbarkeit  in  seinem  Bezirk  aus. 
Die  häufige  Verpfändung  dieser  neuen  Verwaltungensmittelpunkte  zeigt,  wie  diese 
Burgen  mit  ihrem  Bezirk  als  ,, Vermögensobjekt,  gleichsam  als  ein  Wertpapier,  das 
seine  Zinsen  trägt",  von  den  Bischöfen  angesehen  werden  (Klewitz,  Territor.  Ent- 
wicklung). Am  Ende  des  Mittelalters  finden  wir  im  Landkreise  Goslar  folgende 
Ämter  vor:  Liebenburg,  Schiaden,  Wiedelah  und  Vienenburg.  Zum  Amte  Lieben - 
bürg  gehörten  nach  dem  Erbregister  von  1548  insgesamt  26  Dörfer  und  die  Klöster 
Heiningen,  Dorstadt,  Riechenberg,  Ringelheim  und  Wöltingerode.  Das  Goding  zu 
Ringelheim,  an  der  alten 'Malstätte  des  Salzgaues,  wird  1313  noch  erwähnt,  aber 
1392  begegnet  uns  bereits  die  ,,dingstadt  to  der  Levenborg"  und  der  Gograf  der 
Liebenburg.  Man  hatte  den  alten  Salzgau  geteilt,  die  südliche  Hälfte  war  zur  Lieben- 
burg, die  nördliche  zum  Wohldenberg  gelegt  worden.  Nach  den  Angaben  des  Erb- 
registers von  1621  gehörten  zum  Amt  Schiaden  6  Dörfer,  darunter  Ohrum  als 
Exklave. 

Das  Amt  "Wiedelah  wies  5  Dörfer  auf.  Das  kleinste  Amt  war  das  Amt  Vie- 
nenburg, es  hatte  nur  2  Dörfer  und  das  Vorwerk  Wenerode. 

In  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  (1519 — 23),  dem  Kampfe  des  Hildes- 
heimer  Bischofs  gegen  die  Weifen  und  ihre  Verbündeten,  gewann  Herzog  Heinrich 
der  Jüngere  von  Braunschweig-Wolfenbüttel  einen  bedeutenden  Teil  des  ,, Großen 
Stifts"  Hildesheim,  darunter  auch  den  gesamten  Landkreis  Goslar  mit  den  Ämtern 
Liebenburg,   Schiaden,  Wiedelah  und  Vienenburg. 

Reformation.  Nach  der  Besetzung  seines  Herzogtumes  durch  den  Schmal- 
kaldenerBund  ordnete  die  schmalkaldische  Bundesregierung  eine  allgemeine  Kirchen- 
visitation an  und  gab  den  beauftragten  Visitatoren,  Dr.  Johann  Bugenhagen,  M. 
Anton  Corvinus  und  M.  Martin  Görlitz,  Vollmacht  zur  Durchführung  der  Refor- 
mation. Im  November  1542  wurden  die  Klöster  und  Dörfer  der  Ämter  besucht, 
Inventare  des  Vermögens  der  Klöster  und  Kirchen  aufgenommen  und  allgemein 
die  Reformation  durchgeführt;  doch  leisteten  einige  Klöster  hartnäckigen  Wider- 
stand gegen  die  Einführung  der  neuen  Lehre.  Nach  der  Niederlage  bei  Mühlberg 
kehrte  Herzog  Heinrich  in  sein  Land  zurück.  Sein  Versprechen,  niemand  der 
Religion  halber  zu  bedrängen,  hielt  er  zwar  nicht  völlig  und  ließ  eine  gewisse  Gegen- 
reformation zu,  doch  konnte  er  die  evangelische  Lehre  in  seinem  Lande  nicht  mehr 
unterdrücken.  Das  Jahr  1552  war  für  die  Stadt  Goslar  und  auch  für  das  Land  ver- 
hängnisvoll. Mit  der  Vollstreckung  der  Reichsacht  gegen  die  Stadt  Goslar  beauf- 
tragt, rückte  der  Herzog  vor  die  Stadt  und  schlug  sein  Quartier  im  Kloster  Riechen- 
berg auf.  Am  13.  Juni  1552  mußte  Goslar  im  Vertrage  von  Riechenberg  sich  dem 
Herzog  unterwerfen  und  ihm  das  Vorkaufsrecht  auf  die  Erze  des  Rammeisberges, 
fast  alle  Gruben  und  den  größten  Teil  der  stadteigenen  Forst  abtreten.  Seit  diesem 


Einleitung  1 1 

Riechenberger  Vertrage  beginnt  der  wirtschaftliche  Niedergang  Goslars.  Bald  dar- 
auf durchzog  Graf  Volrad  von  Mansfeld  den  Kreis;  er  war  in  der  Fehde  des  Mark- 
grafen Albrecht  Alcibiades  von  Brandenburg-Kulmbach  mit  Kurfürst  Moritz  von 
Sachsen  Parteigänger  des  Markgrafen  und  damit  der  Gegner  Herzog  Heinrichs, 
der  mit  dem  Kurfürsten  Moritz  verbündet  war.  Mansfelds  Scharen  verwüsteten 
damals  die  Burgen  Liebenburg  und  Schiaden  und  die  Klöster  Riechenberg  und 
Ringelheim;  im  folgenden  Jahre  plünderten  die  Truppen  des  Markgrafen  Albrecht 
Alcibiades  die  Klöster  Heiningen  und  Dorstadt. 

Der  Augsburger  Religionsfriede  1555  brachte  ein  Ende  der  Religionsstreitig- 
keiten, und  Herzog  Heinrichs  Sohn,  Herzog  Julius  (1562 — 89),  führte  nun  die 
Reformation  in  seinem  Lande  endgültig  durch;  als  Aufsichtsbehörde  setzte  er 
1569  ein  Konsistorium  in  Braunschweig  ein,  dem  alle  Geistlichen  unterstellt  wurden. 
Die  Frauenklöster  ließ  der  Herzog  als  evangelische  Stifte  bestehen.  Der  Herzog 
selbst  und  seine  Gemahlin  besuchten  1571  das  Kloster  Wöltingerode  und  suchten 
die  Nonnen,  die  sich  weigerten,  die  evangelische  Lehre  anzunehmen,  zu  beeinflussen, 
den  katholischen  Glauben  aufzugeben  und  die  Klostertracht  abzulegen.  Der  Herzog 
ernannte  in  diesen  Frauenstiften  den  Propst  und  die  lutherische  Domina,  das  Kloster- 
gut  ließ  er  durch  von  ihm  eingesetzte  Administratoren  verwalten.  Herzog  Julius 
ist  auch  bekannt  als  Förderer  von  Kunst  und  Wissenschaft,  auch  der  Landwirt- 
schaft und  dem  Berg-,  Hütten-  und  Salinenwesen  ließ  er  seine  besondere  Fürsorge 
angedeihen.  So  baute  er  die  Saline  Liebenhall  in  Salzgitter  aus  und  brachte  den 
Betrieb  so  zur  Blüte,  daß  die   Saline  einen  guten  Überschuß  lieferte. 

In  den  Dreißigjährigen  Krieg  wurde  unser  Gebiet  seit  dem  Beginn  des  Nieder- 
sächsisch-Dänischen Krieges  hineingezogen.  Nachdem  Christian  IV.  mit  seinem 
Heer  bis  in  die  Gegend  des  Eichsfeldes  vorgedrungen  w^ar,  nötigte  ihn  die  feindliche 
Übermacht,  sich  um  den  Harz  in  den  Schutz  der  Festung  Wolfenbüttel  zurück- 
zuziehen. Auf  dem  Wege  dorthin  zwang  ihn  Tilly  am  27.  August  1626  bei  Lulter 
am  Barenberge  zur  Schlacht;  sie  w^urde  für  Christian  zur  vernichtenden  Niederlage. 
Durch  die  Furt  bei  Hohenrode  und  über  Salzgitter  entkam  König  Christian  mit 
einer  kleinen  Abteilung  nach  Wolfenbüttel  und  dann  weiter  nach  Norden,  er  mußte 
1629  den  Frieden  zu  Lübeck  schließen  und  Niedersachsen  dem  Feinde  überlassen. 
Seit  1625  erlebte  der  Landkreis  Goslar  dauernd  die  Durchzüge  der  Truppen  Wallen- 
steins,  Christians,  Tillys;  1632  waren  die  Schweden  im  Land,  dann  spielten  sich 
im  Norden  des  Kreises  1641  Kämpfe  ab  um  die  Festung  Wolfenbüttel,  die  von  den 
Kaiserlichen  besetzt  war  und  von  Herzog  Georg  von  Braunschweig-Lüneburg  be- 
lagert wurde.  In  diesen  Zeiten  sind  fast  alle  Klöster  und  ein  Teil  der  Dorfkirchen 
geplündert,  einige  Kirchen,  wie  die  zu  Groß  Döhren  und  Ohrum,  brannten  nieder. 

Das  Restitutionsedikt  (1629)  zwang  den  Herzog  von  Braunschweig-Wolfen- 
büttel,  alle  Klöster  mit  ihrem  Grundbesitz  herauszugeben  und  auch  das  ,, Große 
Stift  Hildesheim"  sollte  kraft  eines  gleichfalls  in  diesem  Jahre  erfolgten  Urteiles  des 
Reichskammergerichtes  an  den  Bischof  zurückgegeben  werden.  Im  Stift  setzte  nun  die 
Gegenreformation  ein,  doch  konnte  sie  durch  das  Eingreifen  (.1er  Schweden  nicht  durch- 
geführt werden.  Im  Jahre  1642  einigten  sich  die  weifischen  Fürsten  in  Goslar  mit 
vom  Kaiser  ernannten  Unterhändlern  in  einem  Sonderfrieden,  in  dem  sie  in  die  Ab- 
tretung   des    Großen    Stiftes    außer    Lauenst(Mu    einwilligten;    im    folgenden    .Tahre 


12  Einieiluiifi 

schloß  Fürslbischol'  Ferdinand  von  llildeslieini  mit  dem  Kaiser  und  den  welfischien 
Fürsten  den  Hauptrczeß  in  Braunschweig  ab,  durch  den  die  Weifen  nun  das  Große 
Stift  endgültig  an  Hildesheim  zurückgaben.  Die  Ämter  wurden  nun  in  die  bischöf- 
lich-landesherrliche Verwaltung  überführt,  die  Klöster  Dorstadt,  Grauhof,  Hei- 
ningen, Riechenbcrg,  Ringclheim  und  Wöllingerodc  den  zusländigen  Orden  zurück- 
gegeben, und  in  jedem  der  Ämter  und  in  den  Klöstern  eine  katholische  Seelsorge 
eingerichtet.  Auf  diese  Amtspfarreien  und  Kl()sl('i[)farrstellen  sind  fast  alle  heutigen 
katholischen  Pfarren   des  Kreises  zurückzuführen. 

Ämterkarten  von  1643.  Aus  dem  Jahre  1643  sind  uns  in  einem  Kartenband 
der  Beverinschen  Bibliothek  in  Hildesheim  (Nr.  196)  die  Karten  von  17  Ämtern 
erhalten,  darunter  auch  die  Ämterkarten  der  im  Landkreise  Goslar  liegenden 
Ämter  Liebenburg,  Schiaden,  Wiedelah  und  Vienenburg.  Die  Schlösser  und  Klöster 
sind  in  kleinen  Ansichtsskizzen  eingezeichnet.  Wenn  diese  Ansichtsskizzen  der 
Schlösser  und  Klöster  auöh  nach  dem  Gedächtnis  und  mehr  oder  weniger  schematisch 
gezeichnet  sind,  so  haben  sie  doch  auch  als  Bildquelle  einen  gewissen  Wert,  denn 
sie  stellen  die  ältesten  Bilder  dieser  Bauten  dar,  die  wir  besitzen.  Auf  der  Karte 
des  Amtes  Liebenburg  z.  B.  finden  wir  die  einzigste  Zeichnung  der  alten  Lieben- 
burg, die  1750  beim  Neubau  des  Schlosses  abgerissen  wurde.  Auf  der  Karte  des 
Amtes  Wiedelah  zeigt  der  Amtssitz  bereits  einen  Bau,  der  dem  heutigen  Schloß 
ähnlich  ist,  und  auf  der  Karte  des  Amtes  Schiaden  finden  wir  an  der  Stelle  der 
Königspfalz  Werla  noch  die  Kreuzkirche  des  am  Ende  des  Mittelalters  wüst  ge- 
wordenen Dorfes  Werla.  Diese  kleine  Kirche  hat  sich  noch  bis  zum  Ende  des 
18.  Jahrhunderts  erhalten;  auf  der  1798  unter  Leitung  des  damaligen  hannoverschen 
Oberstleutnants  Scharnhorst  aufgenommenen  topographisch-militärischen  Karte  des 
Bistums  Hildesheim  ist  die  Kreuzkirche  zu  Werla  noch  als  Kapelle  eingezeichnet. 

Der  Siebenjährige  Krieg  traf  unseren  Kreis  nur  vorübergehend  mit  Durch- 
zügen der  Truppen,  1758  war  Flachstöckheim  eine  Zeitlang  das  Hauptquartier  des 
Prinzen  Heinrich  von  Preußen. 

Nach  dem  Frieden  zu  Luneville  1802  besetzte  Preußen  das  Bistum  Hildesheim, 
1803  hob  der  Reichsdeputationshauptschluß  die  Landesherrschaft  des  Bischofs 
von  Hildesheim  und  die  Selbständigkeit  des  Hochstiftes  auf.  Durch  die  Säkulari- 
sation wurden  "die  Klöster  Grauhof,  Riechenberg  und  Ringelheim  im  Jahre  1803 
aufgehoben.  Das  Kloster  Ringelheim  schenkte  der  König  von  Preußen  dem  General 
von  der  Schulenburg-Kehnert,  dessen  Erbin  es  dann  an  die  Familie  von  der  Decken 
verkaufte.  1807  kam  der  Landkreis  Goslar  zu  dem  neugegründeten  Königreich 
Westfalen,  das  nun  1809  das  Nonnenkloster  Wöltingerode  und  1810  die  Nonnen- 
klöster Dorstadt  und  Heiningen  aufhob.  Die  Klostergüter  Riechenberg  und  Grauhof 
wurden  französischen  Generälen  als  Dotation  verliehen,  die  Klostergüter  Dorstadt. 
Heiningen  und  Wöltingerode  kamen  durch  Verkauf  in  Privatbesitz.  Nach  der  Be- 
freiung unseres  Vaterlandes  von  der  Fremdherrschaft  erwarb  das  Königreich  Han- 
nover auf  dem  Wiener  Kongreß  das  Stift  Hildesheim  und  die  ehemalige  Reichs- 
stadt Goslar.  Am  14.  April  1815  wurden  die  Ämter  von  der  hannoverschen  Re- 
gierung neu  eingerichtet:  das  Amt  Liebenburg  war  das  größte  Amt  des  heutigen 
Kreises,  dazu  traten  noch  die  Ämter  Schiaden  und  Vienenburg;  das  letztere  wurde 
am  22.  April  1815  mit  dem  Amte  Wiedelah  vereinigt.  Am  24.  Mai  1831  sind  dann 


Einleitung  1 3 

die  beiden  Ämter  Schiaden  und  Vienenburg  zu  dem  neuen  Amte  Wöltingerode 
verschmolzen.  Nachdem  das  Königreich  Hannover  am  22.  September  1866  in 
Preußen  einverleibt  war,  fielen  auch  die  Ämter  Liebenburg  und  Wöltingerode  und 
die  Stadt  Goslar  an  Preußen.  Die  preußische  Regierung  bildete  aus  den  Ämtern 
Liebenburg  und  Wöltingerode  und  dem  im  Nordwesten  angrenzenden  Amte  Bocke- 
nem  und  der  Stadt  Goslar  den  Kreis  Liebenburg.  Dann  wurde  aber  durch  die 
preußische  Kreisordnung  vom  6.  Mai  1884  das  Amt  Bockenem  aus  dem 
Kreise  wieder  ausgeschieden  und  dem  Kreise  Marienburg  zugewiesen.  Nunmehr 
erhielt  der  Kreis  die  Bezeichnung  „Kreis  Goslar"  mit  dem  Verwaltungssitz  in 
Goslar.  Der  Kreis  Goslar  umfaßte  am  1.  April  1885:  1  Stadt  (Goslar),  1  Flecken 
(Salzgitter),  42  Dörfer  und  9  Gutsbezirke.  Am  31.  März  1922  schied  die  Stadt 
Goslar  mit  dem  Gute  Ohlhof  aus  dem  Kreise  aus  und  wurde  selbständiger  Stadt- 
kreis, seitdem  führt  der  Kreis  die  Bezeichnung  ,, Landkreis  Goslar".  Nachdem  1926 
Vorsalz  in  Salzgitter  eingemeindet  war,  wurde  Salzgitter  1929  Stadt.  Im  Jahre 
1928  sind  die  Gutsbezirke  Liebenhalle  mit  Salzgitter,  Altenrode  mit  Gielde,  Alt- 
wallmoden mit  Altwallmoden,  Lüderode  mit  Neuenkirchen,  Nienrode  mit  Ohlen- 
dorf,  Ringelheim  mit  Ringelheim,  Riechenberg  und  Grauhof  aber  mit  der  Stadt 
Goslar  vereinigt.  Da  die  beiden  zuletztgenannten  Klostergüter  in  dem  1901  er- 
schienenen Bande  ,,  Stadt  Goslar"  der  ,, Kunstdenkmäler  der  Provinz  Hannover" 
noch  nicht  berücksichtigt  sind,  wurden  sie  in  diesem  Band  ,, Landkreis  Goslar" 
mit  behandelt. 

Die  Volkszählung  ergab  1933  für  den  Landkreis  Goslar  in  42  Gemeinden 
32923  Einwohner  und  9020  Haushaltungen;  bei  der  Volkszählung  1925  hatte  der 
Landkreis  33884  Einwohner,  die  Zahl  ist  durch  die  Eingemeindung  von  Riechen- 
berg und  Grauhcf  in  den  Stadtkreis  Goslar  etwas  zurückgegangen.  Dem  Religions- 
bekenntnis nach  gehörten  1925  dem  evangelischen  Bekenntnis  28191  Einwohner 
an,  5228  waren  Katholiken,  20  Juden. 

Wirtschaft.  Der  Landkreis  Goslar  ist  ein  überwiegend  land-  und  forstwirt- 
schaftlich genutztes  Gebiet,  deshalb  stellt  das  Bauerntum  den  stärksten  Anteil  an 
der  Bevölkerung.  Bei  den  landwirtschaftlichen  Betrieben  ist  die  Eigenwirtschaft 
vorherrschend,  vier  Fünftel  aller  Betriebe  werden  von  ihren  Besitzern  bewirtschaftet. 
Der  größte  Grundbesitzer  im  Landkreise  Goslar  ist  der  Allgemeine  Hannoversche 
Klosterfonds,  der  von  der  Klosterkammer  in  Hannover  verwallet  ward.  Nach  der 
Säkularisation  der  Klöster  kam  der  Klosterbesitz  1803  zunächst  an  Preußen, 
1815  an  das  Königreich  Hannover,  das  die  Klostergüter  Riechenberg,  Grauhof, 
Wöltingerode  und  das  Klostergut  in  Lochtum  dem  Hannoverschen  Klosterfonds 
eingliederte.  Der  1349  ha  umfassende  Forstbesitz  der  Kloslorkammer  im  Kreise  ist 
ehemalige  Forst  der  Klöster,  er  wird  durch  die  Klosteroberförsterei  Goslar  verwaltet. 

Die  Industrie  des  Landkreises  gründel  sich  vorwiegend  auf  die  wertvollen 
Bodenschätze.  Die  Eisenerzvorkommen  des  Salzgillerschen  Höhenzuges  bilden  das 
größte  Eisenerzvorkommen  in  Dculschland.  nachdem  wir  die  reichen  und  hoch- 
wertigen Eisenerze  Elsaß -Lolhringens  \erloren  haben;  leider  wird  durch  die  Zu- 
sammensetzung der  Erze  ihre  Verarbeitung  sehr  erschwert.  Nachdem  bessere  Auf- 
bereitungsverfahren  für  diese  Erze  gefunden  sind,  ist  eine  starke  Vergrößerung 
des  Gruben-  und  Hültenbetriebes  zu  erwarten.  Zur  Zeil  werden  die  Eisenerzgruben 


■14  Einleitung 

hei  Dornten  aiisgehoulel  und  ilire  li,izf  iiiiL  eiiar  Grubenbahn  zu  den  Ilseder  Hütten 
geschafri.  In  früherer  Zeit  spielte  die  Salzindustrie  im  Landkreise  eine  bedeutende 
Rolle.  Die  Salinen  anlagen  in  Salzgitter  wurden  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittel- 
alters errichtet,  nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  kam  die  Saline  in  den  Besitz 
der  Weifen,  seit  1920  befindet  sie  sich  in  Privatbesitz.  Leider  ist  die  Saline  still- 
gelegt, aber  die  Sole  wird  im  Bade  Salzgitter  zu  Heilzwecken  verwertet.  Weit  be- 
deutender als  die  Saline  in  Salzgitter  war  in  neuerer  Zeit  die  Kaliindustrie.  Der 
Landkreis  besaß  drei  Kaliwerke,  von  denen  jetzt  keines  mehr  in  Betrieb  ist.  Das 
bedeutende  Kaliwerk  Vienenburg  kam  im  Mai  1930  durch  einbrechende  W^asser 
zum  Ersaufen;  zwei  andere  Werke  bei  Salzgitter  und  Flachstöckheim  erfüllten  die 
auf  sie  gesetzten  Hoffnungen  nicht. 

Die  Pulverfabrik  Eisenhütte  Kunigunde  wurde  bereits  im  18.  Jahrhundert 
angelegt  und  diente  vorwiegend  zur  Versorgung  der  Harzer  Grubenbetriebe  mit 
Sprengstoff.  Von  Wichtigkeit  sind  für  die  Wirtschaft  des  Kreises  noch  die  Tief- 
bohrungsgesellschaft in  Salzgitter,  mehrere  größere  Mühlenbetriebe  und  Werke 
der  holzverarbeitenden  Industrie  mit  Sägewerken  und  Holzschliffmühlen,  drei 
Zuckerfabriken  in  Schiaden,  Groß-Mahner  und  Othfresen,  die  mechanische  Weberei 
in   Salzgitter  und  die   Sandsteinbruchbetriebe  in   Ostlutter. 

Alte  Wege.  Durch  den  Landkreis  Goslar  gingen  seit  alter  Zeit  wichtige  Heer- 
und  Handelsstraßen.  Die  Rhein-Elbe- Straße  kam  von  der  Weser  (Höxter,  Holz- 
minden) und  kreuzte  sich  in  Seesen  mit  den  Straßen  aus  Thüringen  (von  Nordhausen) 
und  aus  dem  Leinetal  von  Süddeutschland,  diese  süd-  und  mitteldeutsche  Straße 
führte  über  Königsdahlum  nach  Hildesheim.  Von  Seesen  aus  zog  sich  die  Rhein- 
Elbe-Straße  in  älterer  Zeit  durch  den  Paß  von  Neuwallmoden,  über  die  Innerste 
bei  Ringelheim  nach  Gitter  und  weiter  zum  Voßpaß,  wo  sie  in  die  Ebene  trat; 
eine  spätere  Linie  dieser  Straße,  die  in  der  Schlacht  bei  Lutter  am  Barenberge 
1626  eine  Rolle  spielt,  führte  über  Lutter,  durch  die  Innerstefurt  bei  Hohenrode 
nach  Gitter  und  Gielde.  Von  Beinum  an  zweigten  sich  die  Straßen  nach  Braun- 
schweig und  ins  Halberstädtische  durch  das  Warnetal  über  Burgdorf  mit  dem 
Okerübergang  bei  Werla  bzw.  Schiaden  nach  Hornburg  ab.  Die  nach  Magdeburg 
strebende  Straße  w'ar  durch  den  Großen  Bruchgraben,  der  sich  von  der  Oker  gegen- 
über W^erla  bis  zur  Bode  bei  Oschersleben  hinzog,  gezwungen,  den  Okerübergang 
nördlich  dieses  Hindernisses  zu  suchen.  Dieser  Übergang  lag  in  ältester  Zeit  bei 
Ohrum,  wo  sich  eine  Furt  bzw.  späterer  Überlieferung  nach  eine  Fähre  befand. 
Die  Okerübergängc  bei  Wolfenbüttel  und  Braunschweig  ließen  in  späterer  Zeit  den 
Okerübergang  bei  Ohrum  mehr  in  den  Hintergrund  treten.  Als  Goslar  durch  die 
reichen  Erze  des  Rammeisberges  eine  große  Bedeutung  erlangte,  wurde  ein  Zweig 
der  Rhein-Elbe-  Straße  bedeutend,  der  in  der  Gegend  des  heutigen  Ortes  Neuekrug 
abzweigte  und  am  Harzrande  über  Goslar  und  die  Sudburg  zur  Nordgrenze  des 
Amtes  Harzburg  und  weiter  nach  Halberstadt  führte.  Von  Norden  nach  Süden 
zog  die  Hildesheimische  Straße  östlich  des  Salzgitterschen  Höhenzuges  über  Lich- 
tenberg, Gebhardshagen,  Beinum,  Groß-Mahner,  Lewe-Liebenburg  und  über 
Weddingen  nach  Goslar,  daneben  führte  auch  eine  zweite,  anscheinend  aber  nicht 
so  stark  benutzte  Straße  von  Goslar  aus  über  Riechenberg,  Jerstedt  im  Innerstetale 
abv.'ärls  nach  Norden. 


Einleitung  15 

Übersicht  über  die  Denlcmäler:  Trotzdem  der  Kreis  Goslar  in  mancherlei 
Kriegszügen  und  auch  sonst  im  Lauf  der  Jahrhunderte  viele  Zeugen  alter  Kultur  ein- 
gebüßt hat,  ist  doch  die  Zahl  der  noch  vorhandenen  Kunst denkmäler  aus  allen  Zeiten 
groß.  Goslar,  Hildesheim  und  Braunschweig,  jene  Städte  mit  reichem  Kunstschaffen, 
die  im  11.  und  12.  Jahrhundert  mit  zu  den  führenden  der  deutschen  bildenden  Kunst 
überhaupt  gehören,  sind  die  Punkte,  von  denen  die  Ausstrahlungen  der  Kunst  auf  das 
in  ihrer  Mitte  liegende  Gebiet  des  heutigen  Kreises   Goslar  ausgehen. 

Hier  ist  das  hervorragendste  Werk  des  12.  Jahrhunderts  die  durch  ihren  reichen 
Bauskulpturenschmuck  ausgezeichnete  wohlerhaltene  Krypta  der  Stiftskirche  in 
Riechenberg,  die  im  übrigen  als  Ruine  daliegt,  während  die  Klosterkirchen  von  Hei- 
ningen und  Wöltingerode  im  wesentlichen  in  der  ersten  Anlage  aus  dem  Ende  des 
12.  Jahrhunderts  erhalten  sind. 

In  Ringelheim  hat  die  kath.  Pfarrkirche  (ehem.  Klosterkirche)  vielleicht  noch  einen 
romanischen  Kern  unter  dem  jetzigen  Putz.  Eine  romanische  Kapelle  in  Lochtum  ist 
1932  abgebrochen.  Kirchtürme  aus  dem  Ende  des  12.  und  Anfang  des  13.  Jahrhunderts 
stehen  noch  in  Dorstadt  (ev.  Kirche),  Immenrode,  Ohrum  und  Ringelheim  (ev.  Kirche). 
Mauerreste  und  Einzelteile  finden  sich  in  Hahndorf,  Groß-Flöthe,  Jerstedt,  Lochtum 
und  Ringelheim  (ev.  Kirche).  Bauskulpturen,  außer  den  berühmten  in  Riechenberg 
(12.  Jahrh.)  noch  in   Groß-Flöthe,  Heiningen,  Lochtum  und  Wöltingerode. 

Die  erhaltenen  gotischen  Bauwerke  sind  meistens  durch  Um-  und  Anbauten  ver- 
ändert worden,  so  in  Burgdorf,  Dornten  (Turm),  Dorstadt  (Chorruine),  Flachstöck- 
heim (Turm),  Haverlah,  Lewe  (Turm),  Klein- Mahner  (Turm),  Riechenberg  (Bibliotheks- 
bau), Ringelheini  (Chor  der  ehem.  Klosterkirche),  Salzgitter  (Turm  der  ev.  Kirche  und 
Vepstedter  Kirche),   Steiniah  (Turm),  Wöltingerode  (Nonnenempore). 

Kirchen  aus  dem  Ende  des  16.  und  dem  17.  Jahrhundert  sind  nicht  vorhanden,  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  setzte  die  Bautätigkeit  stärker  ein.  Im  18.  Jahrhundert  entstand 
die  großartige  Kirche  nebst  Kloster  in  Grauhof.  Die  Klosterkirchen  von  Dorstadt 
und  Ringelheim  wurden  barock  umgestaltet. 

An  Werken  kirchlicher  Ausstattung  finden  sich  spätgotische  Schnitzal  t  äre . 
zum  Teil  noch  auf  älteren  Platten  von  Gruft  altären  stehend,  in  Burgdorf  (Rest). 
Klein-Flöthe,  Klein-Mahner,  einige  Altarfiguren  in  Salzgitter  (kath.  Kirche).  In  Alt- 
Wallmoden,  Hahndorf,  Jerstedt  und  Ringelheim  (ev.  Kirche)  haben  die  Altäre  Re- 
naissanceformen. Der  Altar  in  Dornten  ist  1681  entstanden.  Im  Anfang  des  18.  Jahr- 
hunderts wurde  die  Ausbildung  der  Altäre  sowohl  in  den  katholischen  wie  auch  in  den 
evangelischen  Kirchen  des  Kreises  üppiger  und  erreichte  in  den  Hochaltären  von  Grauhof 
(1717),  Ringelheim  (um  1700)  und  Riechenberg  (gegen  1700)  die  reichste  Ausbildung: 
letzterer  jetzt  in  der  Jakobikirche  in  Goslar.  Aber  nicht  diese  Hochaltäre  allein,  sondern 
auch  die  Nebenaltäre,  z.  B.  in   Grauhof,  sind  vielfach  hervorragend  ausgeführt. 

Gotische  Kanzeln  sind  nicht  vorhanden;  von  den  freistehenden  späteren  zeichnen 
sich  die  in  Wöltingerode,  Grauhof,  Ringelheim  (kath.  und  ev.  Kirche)  und  Liebenburg 
aus.  Die  Kanzeln  der  evangelischen  Kirchen  sind  oft  mit  den  Altarrückwänden  ver- 
bunden und  durchweg  mit   diesen  gleichzeitig  hergestellt   (18.  und   19.  Jahrh.). 

Unter  den  Taufst  einen  sind  die  gotischen  in  Wiedelah  (Anfang  des  14.  Jahrh.), 
Bredelem,  Groß-Flöthe,  Ohrum,  Othfresen  und  Salzgitter  (Vepstedter  Kirche)  zu  nen- 
nen, sämtlich  außer   Gebrauch.   Eine  kupferne  Taufschüssel  vom   Jahre   1487  wird 


16  Einleitung 

in  Ringelheim  (cv.  Kirche)  anfhewahrt.  Taufen  gel  hängen  noch  in  Vienenbiirg  (ev. 
Kirche)  und  Lengde  (1706),  anderwärts  beschädigt  und  beiseite  gestellt.  Von  den 
Orgeln  fallen  besonders  die  in  Grauhof  und  Ringelheini  (kath.  Kirche)  mit  großen 
Prospekten  auf.  Eine  der  schönsten  Orgeln  der  Provinz  in  Dorstadt  ist  1919  durch  Brand 
zerstört.  Bemerkenswert  sind  ferner  die  Orgeln  in  Burgdorf  und  Lochtum.  Unter  den 
Abendmahlsgeräten  sind  als  älteste  Kelche  die  in  Schiaden  und  Ohlendorf  anzu- 
sprechen (14.  Jahrb.).  Wenig  jünger  ist  der  Kelch  in  Klein-Mahner.  Der  Kelch  in  Jer- 
stedt  mit  kupfervergoldeter  Kuppa,  silbervergoldetem  Pomcllum  nnd  rundem  Fuß 
ist  nicht  einheitlich  (Zeitstellung  unsicher).  Geräte  aus  dem  16.  Jahrhundert  befinden 
sich  in  Flachstöckheim  (erste  Hälfte),  Alt-Wallmoden  (1589),  Steiniah  (1597).  Die 
meisten  Abendmahlsgeräte  sind  im  17.  Jahrhundert  hergestellt. 

Von  den  Meßgeräten  sind  die  in  Heiningen  (1680)  und  Ringelheim  (1730 — 32) 
sehr  beachtlich.  Unter  den  Altarleuchtern  ragen  die  silbernen  Standleuchter  in 
Ringelheim  wegen  ihrer  reichen  Treibarbeit  hervor.  Von  den  Kronleuchtern  nimmt 
der  Marienleuchter  aus  dem  16.  Jahrhundert  (Geweihleuchter)  in  Lochtum  eine  be- 
vorzugte Stellung  ein.  Dort  befindet  sich  auch  eine  gut  gearbeitete  Kristallkrone.  Der 
Hängeleuchter  in  Schiaden  ist  gegen  1600  hergestellt.  Mittelalterliche  Glocken  sind 
mehrfach  vertreten.  Leider  ist  die  einzige  Glocke  der  Provinz  mit  vertiefter  Inschrift 
(Salzgitter)  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  eingeschmolzen.  Die  um  1300  gegossene  aus  Loch- 
tum (ohne  Inschriften)  befindet  sich  jetzt  im  Kaiserhause  in  Goslar.  Eine  wohl  ebenso 
alte  in  Salzgitter  (ev.  Kirche).  Weitere  gotische  Glocken  hängen  in  Ohrum  (1480), 
Salzgitter  (1481),  Vienenburg  (ev.  Kirche)  1492.  Epitaphe  gibt  es  im  Kreise  nur 
in  Dorstadt,  Heiningen  und  Grauhof,  hier  besonders  schön,  Grabplatten  kommen 
vereinzelt  vor  (Othfresen  1357).  Der  einzige  Kreuzstein  steht  bei  Burgdorf,  anschei- 
nend noch  an  ursprünglicher  Stelle.  Unter  den  Wandtabernakeln  sind  die  in  Knie- 
stedt  und  Riechenberg  zu  erwähnen.  Steinerne  Stationsbilder  in  Heiningen.  Sonnen- 
uhren an  den  Kirchen  in  Groß-Flöthe  (1746),  Klein-Flöthe  (1745),  Wehre  (1746). 
Unter  den  Bildwerken  ragt  die  Gruppe  der  Stifterinnen  in  Heiningen  hervor  (13. 
Jahrb.).  Kruzifixe  aus  Holz,  zum  Teil  ohne  Kreuz,  befinden  sich  in  Ringelheim  (ev. 
Kirche,  13.  Jahrb.),  Dorstadt,  Grauhof,  Heiningen  (silbern!),  Immenrode,  Kniestedt, 
Schiaden,  Steiniah,  Vienenburg  und  Wiedelah.  Von  überragendem  kunstgeschichtlichen 
Wert  ist  ein  Reliquiar  in  Heiningen,  das  sog.  Bernwardskreuz.  Vesperbilder 
sind  in  Altenrode,  Beuchte  (um  1500),  Dorstadt,  Ringelheim,  Salzgitter,  Vienenburg, 
Wiedelah  (St,  Josephstift)  vorhanden;  Marienbilder  in  Dorstadt  und  Vienenburg, 
hier  auch  eine  Anna  selbdritt.  Ein  Osterleuchter  (18.  Jahrh.)  in  Heiningen.  Außer 
den  auf  einzelnen  Friedhöfen  anzutreffenden  Grabdenkmälern  sind  Standbilder 
in  Schiaden  und  Wiedelah  aufgestellt.  Bemerkenswerte  Stuckarbeiten  in  Wöltinge- 
rode  (Kreuzgang)  und  Dorstadt  (Kirchenruine).  An  dekorativer  Malerei  haben  sich 
nur  Reste  in  Heiningen  erhalten.  Von  Fresken  sind  die  Deckengemälde  Wincks  in 
Liebenburg  (Schloßkapelle)  und  Dorstadt  (Herrenhaus  des  Gutes)  zu  nennen;  in  der 
Vepstedter  Kirche  gotische  Weihekreuze.  In  Jerstedt  ist  die  hölzerne  Bogendecke  der 
Kirche  handwerklich  bemalt.  Tafelgemälde  kommen  vielfach  vor,  das  älteste  wohl 
in  Liebenburg  von  1543.  In  Burgdorf  ein  Bild  auf  Pergament,  Glasbilder  mir  in  Jerstedt 
in  Form  kleiner  rechteckiger  Scheiben  (1712).  Unter  den  Paramenten  sind  hervor- 
ragende Arbeiten  in  Dorstadt,  Heiningen  und  Grauhof,  von  hier  zum  Teil  der  Jakobi- 


Einleitung  lY 

kirche  in  Goslar  übereignet.  Als  ältestes  Meßgewand  verdient  ein  Pluviale  in  Vienen- 
burg  (16.  Jahrh.)  besondere  Beachtung.  Ein  Bildteppich  von  1516  und  ein  Antependium 
(Ende  15.  Jahrh.)  aus  Heiningen  befinden  sich  jetzt  im  Viktoria-  and  Albert-Museum 
in  London.  Werke  vortrefflicher  Buchmalerei  aus  Heiningen,  jetzt  in  Dresden  und 
London,  aus  Wöltingerode,  jetzt  in  der  Herzog- August-Bibliothek  in  Wolfenbüttel. 

Von  den  sechs  großen  Klosteranlagen  sind  seit  der  Säkularisation  im  Anfang 
des  19.  Jahrhunderts  drei  im  Privatbesitz  (die  Rittergüter  Dorstadt,  Heiningen  und 
Ringelheim),  die  übrigen  im  Besitz  des  „Allgemeinen  Hannoverschen  Klosterfonds" 
(Grauhof,  Riecheriberg,  Wöltingerode).  Die  einstigen  in  Verbindung  mit  den  Kloster- 
kirchen errichteten  Baulichkeiten  sind  durchweg  nicht  mehr  im  ursprünglichen  Zu- 
stande. Geschlossene  Binnenhöfe  sind  in  Dorstadt  und  Wöltingerode  erhalten.  Die 
prächtigen  im  18.  Jahrhundert  errichteten  Priorenwohnhäuser  dienen  jetzt  als  Herren- 
häuser oder  Pächterwohnungen.  Gesonderte  Torhäuser  befinden  sich  in  Wöltingerode 
(1672)  und  Riechenberg  (1737).  Hoftore  sind  in  Dorstadt,  Heiningen  und  Wöltinge- 
rode vorhanden. 

Die  Burgen  und  festen  Schlösser  des  Kreises  sind  in  Domänen  umgewandelt 
und  den  Wirtschaftszwecken  entsprechend  verändert.  An  erster  Stelle  ist  hier  das 
jetzt  als  Amtsgericht  und  kath.  Pfarrkirche  benutzte  Bergschloß  Liebenburg  zu  er- 
wähnen, das  sich  Fürstbischof  Clemens  August  um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts 
erbauen  ließ;  von  den  Befestigungen  der  älteren  Liebenburg  sind  noch  die  Wehr- 
türme als  Ruinen  erkennbar.  Auf  der  Domäne  Schiaden  ist  durch  Abbruch  viel  ver- 
lorengegangen. Die  Vienenburg  zeigt  äußerlich  besser  den  Burgcharakter,  der  besonders 
ausgeprägt  in  Wiedelah  zu  erkennen  ist,  wo  der  Binnenhof  aber  auch  schon  einseitig 
geöffnet  ist.  Die  Domäne  Weddingen  als  Komtureiliof  erbaut,  trägt  das  Gepräge  eines 
Gutshofes.  Sie  ist  wie  das  Rittergut  Alt- Wallmoden  von  einem  Graben  umzogen.  In 
Alt- Wallmoden  steht  noch  ein  Wehrturm  (14.  Jahrh.). 

Adelige  Landsitze  und  Güter  wurden  vornehmlich  im  Laufe  des  18.  Jahr- 
hunderts durch  Aus-  oder  Neubau  in  die  jetzige  Form  gebracht.  Als  bedeutende  An- 
lage ist  hier  außer  dem  schon  erwähnten  Alt- Wallmoden  das  v.  Schwicheldtsche  Gut 
in  Flachstöckheim  zu  nennen.  Gut  Ohlhof  ist  als  Vorwerk  des  Klosters  Neuwerk  in 
Goslar,  Altenrode  als  solches  von  Heiningen  entstanden.  Nienrode,  ehemals  zu  Dorstadt 
gehörig,  hat  sich  aus  Bauernhöfen  entwickelt.  Lüderode  war  als  Adelssitz  gegründet, 
ebenso  der  sog.   Garßenhof  in   Gitter  am  Berge  (16.  Jahrh.). 

Bürgerhäuser,  durchweg  in  Fachwerk  errichtet,  kommen  nur  in  den  Straßen 
Salzgitters  vor;  sie  entstammen  in  der  Mehrzahl  aber  erst  dem  Anfange  des  18.  Jahr- 
hunderts. Ein  zum  Ratskeller  gehörender  Fachwerkbau  aus  dem  16.  Jahrhundert  ist 
Anfang  des  20.  Jahrhunderts  abgebrochen  worden. 

Die  Bauernhöfe  des  Kreises  zeigen  die  sog.  ,,fränkischc"  Anlage.  Das  Wohnhaus 
ist  jeweils  so  angelegt,  daß  von  ihm  aus  der  gesamte  Wirtschaftsbetrieb  überblickt 
werden  kann.  Die  Gebäude  umrahmen  den  —  mehr  oder  weniger  rechteckigen  — 
Innenhof,  der  von  der  Straßenseite  durch  ein  Tor  (zuweilen  Torhaus)  zugänglich  ist 
und  an  der  Rückseite  des  Gehöftes  einen  Ausgang  nach  den  Feldern  hat.  Typische  Bei- 
spiele solcher  Anlagen  befinden  sich  vielerorts  (Lengde  und  Gitter  a.  B.,  s.  Denkmäler- 
verzeichnis). Die  Wohnhäuser  auf  den  Gehöften  sind  ausnahmslos  in  Fachwerk  erbaut, 
zweigeschossig,   quergeteilt.    Die  kleinen   bäuerlichen  Anwesen   (Kothöfe)   vereinigen 


"IS  Einleitung 

Wohnung  und  Wirtschaftsräume  unter  einem  Dach  in  der  Weise,  daß  sich  neben  den 
Wohnteil  die  Stallungen  legen,  an  die  sich  die  Scheune  anschließt.  Beispiele  in  Lewe, 
Liebenburg.  Liegen  diese  Höfe  nahe  beieinander,  entsteht  der  Eindruck  geschlossener 
Straßenzüge  (Liebenburg,  Ostlutter  u.  a.).  Die  auf  den  Gehöften  stehenden  größeren 
Scheunen  sowie  auch  die  selbständigen  Zehntscheunen  (Othfresen  [1724]  und  Lcngde 
[1711  und  1735])  sind  durchgängig  mit  einer  Seitenlängstenne  versehen.  Quertennen 
kommen  nur  bei  kleineren  Anlagen  vor. 

Wassermühlen  sind  im  Kreise  noch  vereinzelt  im  Betriebe,  z.  B.  in  Flach- 
stöckheim (1745),  Hohcnrode,  Lüderode  (1708,  jetzt  Försterei),  Öhlendorf,  Ringel- 
heim (Elektro- Werk).  Windmühlen  (Bockmühlen)  stehen  noch  mehrfach,  allerdings 
nicht  immer  an  ursprünglicher  Stelle,  z.  B.  in  Groß-FIöthe,  Lengde,  Lewe-Liebenburg, 
Groß-Mahner,  Jerstedt  u.  a.  O.,  bei  Steinlah-Haverlah  eine  Holländermühle. 

Zierliche  Gartenhäuser  (Pavillons)  scheinen  früher  häufiger  ein  Bestandteil 
der  größeren  Gchöftanlagen  gewesen  zu  sein,  z.  B.  in  Liebenburg  (Domäne),  Schiaden 
(Domäne,  abgebrochen),  Riechenberg  (jetzt  Eiskeller).  Kleine  Turmanlagen  (Tauben- 
türme) traten  an   deren    Stelle  in   Heiningen   (Rittergut)  und  Ringelheim  (Rittergut). 


19 


Quellen  und  Literatur. 

Übersicht  über  die  Quellen. 

I.  Benutzte  Archive  mit  handschriftlichen   Quellen. 

Beverina    =   Beverinsche  Bibliothek  in  Hildesheim, 
Staats-Arch.  Hann..  Akt.     =   Staats-Archiv  Hannover,  Akten-Archiv. 
Staats- Arch.  Hann.,  Urk.    =   Staats- Archiv  Hannover,  Urkunden- Archiv. 
Staats-Arch.  Hann.,  Kart.  =    Staats- Archiv  Hannover,  Karten- Sammlung. 
Bibl.  H.V.  N.  =  Bibliothek   des    Hist.  Vereins   für   Niedersachsen   auf  dem  Staats- 

archiv Hannover. 
Arch.  Wolf.  =  Landeshauptarchiv  Wolfenbüttel. 

Bibl.  Wolf.  =   Herzog-August-Bibliothek  Wolfenbüttel. 

Arch.  Goslar  ==   Stadtarchiv   Goslar. 

Arch.  Hild.  =   Stadtarchiv  Hildesheim. 

Univ.-Bibl.  Gott.  =  Universitätsbibliothek   Göttingen,  Diplomatischer  Apparat. 
Reichsgräflich  von   Schwicheldtsches  Archiv  in  Flachstöckheim,  jetzt  in  Schloß  Söder 

bei  Groß-Düngen,  Kreis  Marienburg, 
von  Wallmodensches  Familienarchiv  in  Alt- Wallmoden. 

Archiv  des  ehem.  Klosters  Dorstadt,  im  Besitz  des  Herrn  von  Löbbecke  in  Dorstadt. 
Schloßarchiv  in   Ringelheim,  im   Besitz   des   Barons  von   der   Decken   in   Ringelheim. 

II.  Gedruckte  Quellen. 

Mon.  Germ.  hist.  Script.    =  Monumenta   Germaniae  historica,  Scriptores   —  Deutsche 

Chroniken. 
Sudendorf  =  Sudendorf,  H.,  Urkundenbuch  der  Herzöge  von  Braunschweig  und  Lüne- 
burg.  10  Bände.   Hannover  und   Göttingen  1859 — 83. 
U.  B.  Hild.    =    Urkundenbuch   des   Hochstiftes   Hildesheim   und   seiner   Bischöfe   1895 

bis  1911.   Bd.  I,  Leipzig  1895,  bearbeitet  von  K.  Jänicke;  Bd.  II,  Hannover 

1901;    Bd.  III,    1903;    Bd.  IV,    1905;    Bd.  V,    1907;    Bd.  VI,    1911,   bearbeitet 

von  H.  Hoogeweg.  (Bd.  6,  11,  22,  24,  28  der   Quellen  und  Darstellungen  zur 

Geschichte  Niedersachsens.) 
U.B.Goslar    =    Urkundenbuch   der   Stadt    Goslar.   Bd.  I — IV,  herausgegeben  von    Gr. 

Bode,  Halle  1893—1905;  Bd.  V,  herausgegeben  von  G.  Bode  und  U.  Hölscher, 

Berlin   1922. 
U.  B.  Stadt   Hild.    =    Urkundenbuch   der   Stadt  Hildesheini,   8   Bände,  herausgegeben 

von  R.  Doebner.   Hildesheim  1881—1901. 
U.  B.  Halberst.    =-    Urkundenbuch   des    Hochstiftes    Halberstadt    und   seiner    Bischöfe. 

Leipzig  1883—89. 
U.  B.  Ilsenburg    =   Urkundenbuch  des  Klosters   Ilsenburg,  herausgegeben  von  Ed.  Ja- 

cobi.  Halle  1875—77. 
U.  B.  von   Saldern    =  Urkunden  der  Familie  von  Saldern,  bearbeitet  von  Otto  Grote- 

fend.  Veröffentlichungen  der  Hist.  Kommission  für  Hannover  usw.  Bd.  XIII. 

1.  Bd.  (1102— 13GG).     llildeshcim  und  Leipzig  1932. 
Annales    Stederburgenses,    auclore    (ierhardo    praeposito,    herausgegeben    von    G.  H. 

Pertz.   Mon.  Germ.  hist.  Script.   Bd.  Ki.   1859,   S.  197—231. 


20  Quellen  und  Literatur 

Chronik  von  Stederburg.  Nach  der  Ausgabe  der  Mon.  Germ,  übersetzt  von  E.  Winkel- 
mann, 2.  Aufl.,  überarbeitet  von  W.  Wattenbach.  Die  Geschichtsschreiber  der 
deutschen  Vorzeit,  II.  Gesamtausgabe,  12.  Jahrhundert,  14. Band.  Leipzigl895. 

Braunschweiger  Reimchronik,  lierausgcgeben  von  L.  Weiland.  Mon.  Germ.  hist.  Deut- 
sche Chroniken   II.,  1877,   S.  430—574. 

Chronik  des  Stilles  S.  Simon  und  Judas  zu  Goslar,  herausgegeben  von  L.  Weiland. 
Mon.  Germ.  hist.     Deutsche  Chroniken   II.,   S.  586  f. 

Chronicon  Hildesheimense,  herausgegeben  von  G.  H.  Pertz.  Mon.  Germ.  hist.  Script. 
VII.,  1846,   S.  845—73. 

Fundatio  monasterii  Heiningensis.  Mon.  Germ.  hist.  Script.   XV.,   S.  1054  f. 

Literatur. 
Alphabetisches  Verzeichnis  der  benutzten  Literatur. 

Ahlhaus,  Patronat:  Ahlhaus,  Jos.,  Geistliches  Patronat  und  Inkorporation  in 
der  Diözese  Hilclesheim  im  Mittelalter.   Freiburg  1928. 

Arndt,  Wolfgang,  Zur  vorgeschichtlichen  Besiedelungskunde  des  nördlichen  Harz- 
randes.   Z.  Harz-V.  1916. 

Barth,  A. ,  Das  bischöfliche  Beamtentum  im  Mittelalter,  vornehmlich  in  den  Diözesen 
Halberstadt,  Hildesheim,  Magdeburg  und  Merseburg.    Göttingen,  Diss.  1900. 

Baudenkmäler  Nieders.:  Die  mittelalterlichen  Baudenkmäler  Nieder- 
sachsens, herausgegeben  vom  Ingenieur-  und  Architekten- Verein  für  das 
Königreich  Hannover.  Bd.  I.  Hannover  1861.  —  S.  54  f.  Prael,  H.,  Die  Krypta 
der  ehem.  Klosterkirche  zu  Riechenberg.  —  S.  62  f.  Hase,  C.  W.,  Die  Kirche  des 
vormaligen  Augustinerklosters  Riechenberg  bei  Goslar.  —  S.  238  f.  Lüer,  W., 
Die  Klosterkirche  zu  Heiningen. 

Bennigsen,  von,  C,  Beitrag  zur  Feststellung  der  Diözesangrenzen  des  Mittelalters 
in  Norddeutschland.  I.  Hildesheim.   Z.  H.  V.  N.  1867,   S.  1—134. 

von  Bennigsen,  Adel:  Bennigsen,  von,  C,  Der  Adel  in  Hannover,  Oldenburg, 
Braunschweig,  Lippe  und  Bremen  bis  1866.   Görlitz  1912. 

Bertram,  Bischöfe:  Bertram,  Ad.,  Die  Bischöfe  von  Hildesheim,  Hildesheim  1896. 

Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.:  Bertram,  Ad.,  Geschichte  des  Bistums  Hildesheim. 
3  Bände.   Hildesheim  1899—1925. 

Biermann,  Organographia:  Biermann,  Joh.  Herrn.,  Organographia  Hildesiensis 
Specialis.  Hildesheim  1738.  Originalgetreuer  Nachdruck,  herausgegeben  von 
Ernst  Palandt.  Kassel  1930. 

Bleibaum,  Bildschnitzer:  Bleibaum,  Friedr.,  Bildschnitzerfamilien  des  Hanno- 
verschen und  Hildesheimischen  Barock.  Studien  zur  deutschen  Kunstge- 
schichte, Heft  227.   Straßburg  1924. 

Bleibaum,  Schnitzaltäre  Grauhof:  Bleibaum,  Friedr.,  Die  barocken  Schnitz- 
altäre aus  der  Kirche  des  Klosters  Grawenhoff.  Alt-Hildesheim,  Heft  5.  Braun- 
schweig 1925. 

Blum,  De  situ  Werlae:  Blum,  Fr.  A.,  De  vero  situ  veteris  Palatii  regalis  et  imperialis 
Werlae  fide  diplomat.  et  veterum  scriptor.  episcopatui  Hildesiensi  asserto. 
Helmstadii  1786,  Diss. 

Blume,  Heimat:  Blume,  H. ,  Engere  Heimat.  Beitrag  zur  Geschichte  der  ehem. 
Ämter  Liebenburg  und  Wöltingerode.   Salzgitter  1917. 

Bode,  Uradel:  Bode,   Georg,  Der  Uradel  in  Ostfalen.   Hannover  1911. 

Bode,  Stammtafel  Wöltingerode:  Bode,  Georg,  Entwurf  einer  Stammtafel 
der   Grafen  von  Wöltingerode,   Woldenberg    usw.   Z.  Harz-V.  1890,   S.  1 — 98. 

Bode,  Georg,  Das  Königsgut  in  Goslar,  im  südlichen  Ostfalengau,  im  Densigau, 
Saltgau  und  Lerigau  und  der  Forst  neben  diesem  her.  (Handschrift  im 
Landeshauptarchiv   zu  Wolfenbüttel.) 


Literatur  21 

Bode, Georg,  Die  Forsten  im  Harze  und  das  Königsgut  im  Lande.  (Handschrift  daselbst.) 

Bodemann,  Wüste  Ortschaften:  Bodemann,  E.,  Wüste  Ortschaften  in  der  Pro- 
vinz Hannover  nach  offiziellen  Berichten  der  Ämter  und  Städte  im  Jahre 
1715.   Z.  H.  V.  N.  1887,   S.  242—55. 

Borchers,  Landwehren:  Borchers,  C,  Die  Landwehren  der  Reichsstadt  Goslar. 
Z.  Harz-V.  1931,  S.  71—81. 

Borchers,  C,  Die  Klosterkirche  zu  Grauhof.  Ein  Stück  italienischen  Barocks  in 
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Borchers,  Bildschnitzer  Lessen:  Borchers,  C. ,  Zur  Geschichte  der  Goslarer 
Bildschnitzerfamilie  Lessen.   Nieders,  Jahrbuch  1931  (Bd.  8),   S.  194  fL 

Borchers,  Geschichte  Ohlhof:  Borchers,  C. ,  Geschichte  des  Gutes  Ohlhof. 
Harzer  Heimatland  (Geschichtsbeilage  der  ,, Goslarer  Zeitung")   1935,  Nr.  2. 

Borchers,  C,  Werla  Regesten.  Z.  Harz-V.  1935,   S.  15— 27. 

Bornstedt,  Siedlungen:  Bornstedt,  W. ,  Die  Siedlungen  nördlich  des  Oberharzes 
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Böttger,  Diözesan- Gaugrenzen:  Böttger,  Heinrich,  Diözesan-  und  Gaugrenzen 
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Brandi,  Ausgrabung  Werla:  Brandi,  K. ,  Die  Ausgrabung  der  Pfalz  Werla  durch 
Reg. -Baurat  Dr.  K.  Becker.  Nachrichten  der  Ges.  der  Wissenschaften  zu 
Göttingen.  Philol.-Hist.  Klasse  II,  Neue  Folge,  Bd.  1,  Nr.  2.  Berlin  1935. 

Brandi,   K.,  Altsächsische  Landtage  in   Werla.   Z.  Harz-V.  1935,   S.  44—49. 

Brökelschen,  E.,  und  Borchers,  C,  750  Jahre  Kloster  Neuwerk.    Goslar  1936. 

Buerschaper,  K. ,  Die  Geschichte  der  Wohldenberger.  ,,Lug'  ins  Land",  Beilage  der 
,, Hildesheimischen  (Kornackerschen)  Zeitung"   1926,    Nr.  26  f. 

Busch,  de  ref ormatione:  Busch,  Johannes,  Chronicon  Windeshemense  et  Über 
de  reformatione   monasteriorum,  herausgegeben   von   K.  Grube.    Halle   1886. 

Busse,  Carl,  Geschichte  der  Reformation  der  protestantischen  Kirche  des  ehem.  evang. 
Consistoriums  im  vormaligen  Bistum  Hildesheim.  Hann.  Magazin  1821,  S.  41  ff. 

Calvör,   Saxonia:   Galvör,  C. ,   Saxonia  inferior.    Goslar  1714. 

Gappe,  Pfarre  Gr.-  und  Kl.  Döhren:  Cappe,  Geschichtliche  Notizen,  die  Pfarre 
und  die  Kirchen  in  Groß-  und  Klein-Döhren  betreffend.  Mitteilungengeschicht- 
lichen und  gemeinnützigen  Inhalts.  Hildesheim  1832.  1.  Bd.,  S.  301 — 17. 

Gornell,  Biblia  pauperum:  Cornell,  Henrik,  Biblia  pauperum.  Stockholm  1925. 

Grusius,  Denkw.  Dorstadt:  Grusius,  G.  F.  E.,  Denkwürdigkeiten  aus  der  Ge- 
schichte  des    Klosters    Dorstadt.    Hann.  Magazin    1850,    Stück   84,    S.  669  ff. 

Grusius,  Denkw.  Grauhof:  Grusius,  G.  F.  E. ,  Denkwürdigkeiten  aus  der  Ge- 
schichte des  Klosters   Grauhof.   Hann.  Magazin  1843,   Stück  47/48. 

Grusius,  Denkw.  Wöltingerode:  Grusius,  G.  F.  E.,  Denkwürdigkeiten  aus  der 
Geschichte  des  Klosters  Wöltingerode.  Vaterl.  Archiv  1843,  S.  95 — 114  und 
1844,   S.  28. 

Gurs,  Gaue:  Gurs,  O. ,  Deutschlands  Gaue  im  10.  Jahrhundert.  Göttingen,  Diss.  1908. 

von  der  Decken,  Privilegium:  Decken,  von  der.  F.,  Privilegium  Innocentii  III. 
summi  pontificis  de  anno  1209  in  favorem  monasterii  Ringelheimensis.  Vaterl. 
Archiv  1836,  S.  486—94,  dazu  Bemerkung  von  Bode,  daselbst,   S.  498. 

von  der  Decken,  Nachrichten  Familie  von  der  D:  Decken,  von  der,  F.,  Nach- 
richten von  der  Familie  von  der  Decken,  Ringelheim.   Hannover  1836. 

von  der  Decken,  Familie  von  der  D.:  Decken,  von  der.  F.,  Die  Familie  von  der 
Decken,   Hannover  1855. 

von  der  Detken,  Herzog  Georg:  Decken,  von  der,  F.,  Herzog  Georg  von  Braun- 
schweig   und    Lüneburg.    Beiträge    zur    Geschichte    des    30jährigen    Krieges. 
4  Bände.   Hannover  1833/34. 
4 


22  Literatur 

Dolnii.  von,  W.  Chr.,  Denkschrift  über  den  Zustand  des  Hochstiltes  Hildesheini  (1802). 
Veröffentlicht  von  Doebner,  Unterhaltungsblatt  der  ,, Hildesheim.  Allg.  Zei- 
lunfi"   1887,   Nr.  175  ff.,   S.  698  bis  700,  702—04. 

Doebner,  J{.,  Die  Hildcsheimer  Stiflsfehde  (1519-23).  Nach  den  Quellen  bearbeitet 
von  W.  Roßniann,  herausgegeben  von  R.  Doebner.   Hildesheini   1902. 

Dreyer,  J.  G.  Winck:  Dreyer,  Herbert,  Joseph  Gregor  Winck  (1710—81).  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte  der  Barocknialcrei  in  Norddeutschland.  Hildesheim  1925. 

Dürre,  Stammbaum  von  Dorstadt:  Dürre,  H. ,  Der  Stammbaum  der  Edelherren 
von  Dorstadt.  Z.  H.  V.  N.  1888.  Die  älteren  Mitglieder  der  Familie  sind  von 
Dürre  behandelt  in  Z.  Harz-V.  1869,   S.  138. 

Dürre,  Nekrologium  Dorstadt:  Dürre,  H.,  Das  Nekrologium  des  Klosters  Dor- 
stadt. Z.  Harz-V.  1870,  S.  453—87,  vgl.  dazu  Z.  Harz-V.  1874,  S.  178—88, 
wo  Dürre  mitteilt,  daß  das  Nekrologium  aus  Derneburg  stammt. 

Dürre,  Regest,  von  Schiaden:  Dürre,  H.,  Die  Regesten  der  Grafen  von  Schiaden. 
Z.  Harz-V.  1890,  .S.  235—91. 

Dürre,  Regest,  von  Wallmoden:  Dürre,  H. ,  Die  Regesten  des  Geschlechtes  von 
Wallmoden.   Wolfenbüttel   1892. 

Dürre,  Ludolf  von  Wallmoden:  Dürre,  H.,  Ludolf  von  Wallmoden.  Z.  Harz-V. 
1891,  S.  407—24. 

Er d mann,  G. ,  Reformation  und  Gegenreformation  im  Fürstentum  Hildesheim.  Han- 
nover 1899. 

Euling,  Hildesh.  Land:  Euling,  K.,  Hildesheimer  Land  und  Leute  des  16.  Jahr- 
hunderts in  der  Chronik  des  Dechaiiten  Joh.  Oldecop.  (Oklecops  Chronik,  her- 
ausgegeben vom  Lit.  V.   Stuttgart.  Tübingen  1891.)  Hildesheim  1892. 

Fink,  Grabplastik:  Fink,  Aug.,  Die  figürliche  Grabplastik  in  Sachsen  von  den 
Anfängen  bis  zur  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts.  Berlin,  Diss.  1915. 

Fischer,  Harzb. ,  Riechenberg:  Fischer,  K.  B.,  Harzburg,  Neuschloß,  Riechen- 
berg  und  ihre  bildlichen  Darstellungen  auf  der  alten  Harzkarte  1543.  Zeitschr. 
„Der  Harz"   1924,   Heft  12,   S.  735/36. 

Frölich,  K. ,    Die  Verfassungsentwicklung  von  Goslar  im  Mittelalter.    Weimar  1927. 

Frölich,  Frühgeschichte:  Frölich,  K. ,  Zur  Vor-  und  Frühgeschichte  von  Goslar. 
I.  Nieders.  Jahrbuch  1929,  S.  224—64;  IL  Nieders.  Jahrbuch  1930,  S.  265 
bis  320;   1932,   S.  1—51. 

Gattone,  Klosterkirche  Grauhof:  Gattone,  Die  Kirche  des  heiligen  Georg  des 
ehem.  Augustiner-Klosters  Grauhof.  Neues  Vaterl.  Archiv  13  (1828),  S.  91 
bis  108. 

Gebauer,  J. ,  Geschichte  der  Stadt  Hildesheim.  2  Bände.  Hildesheini  1922 — 24. 

Gebauer,  Volkszählungen:  Gebauer,  J.,  Die  ersten  Volkszählungen  im  Fürsten- 
tum Hildesheim  und  ihr  Ergebnis  in  den  heutigen  Kreisen  Goslar,  Marien- 
burg und  Hildesheim.   Hann.  Magazin  1925,  Nr.  3. 

Görges- Spehr:  Görges- Spehr,  Vaterländische  Geschichten  und  Denkwürdigkeiten 
der  Lande  Braunschweig  und  Hannover.  3.  Aufl.,  herausgegeben  von  F. 
Fuhse.  3  Bände.   Braunschweig  1925 — 29. 

Graßhof,  Liebenburg:  Graßhof,  D. ,  Liebenburg.  Hann.  Magazin  1842,  Stück  66. 

Grimm,P. ,  Die  Bedeutung  der  Oker  in  der  Vorgeschichte.  Z.  Harz-V.  1935,  S.  28  bis  37. 

Grosse,  Die  sterbende  Kapelle:  Grosse,  W. ,  Die  sterbende  Kapelle.  Ein  Er- 
innerungsblatt für  die  alte  Kapelle  in  Lochtum.  Schriften  des  Wernigeröder 
Geschichtsvereins,  Heft  12.   Wernigerode  1932. 

Grosse,  AV.,  Werla  und  die  Geschichte  der  Nordharzlandschaft.  Z.  Harz-V.  1935, 
S.  1—14. 

Grosse,  W.,  Schrifttum  zur  Geschichte  der  Okerlandschaft.  Z.  Harz-V.  1935,  S.  86 
bis  92. 

von  Grote,  Edelherren  Dorstadt:  Grote,  von.  Zur  Geschichte  der  Edelherren 
von  Dorstadt.   Z.  Harz-V.  1870,   S.  920—27. 


Literatur  23 

Grotefend,  Windesh.  Congregation:  Grotefend,  G.  F.,  Der  Einfluß  der  Win- 
desheimer  Congregation  auf  die  Reformation  niedersächsischer  Klöster.  Z.  H. 
V.  N.   1872,   S.  73—88. 

Grube,  Niedergang  kath.  Rel.:  Grube,  K.,  Der  Niedergang  der  katholischen 
Religion  im  Bistum  Hildesheim  während  des  16.  Jahrhunderts.  Hist.-Polit. 
Blätter  1889,   S.  481—505,  645—71. 

Grube,  Joh.  Busch:  Grube,  K. ,  Johannes  Busch.  Ein  katholischer  Reformator  des 
15.  Jahrhunderts.   Freiburg  1881. 

Grube,  Nikolaus  von  Cusa:.  Grube,  K.,  Die  Legationsreise  des  Cardinais  Nikolaus 
von  Cusa  durch  Norddeutschland  im  Jahre  1451.  Hist.  Jahrbuch  der  Görres- 
gesellschaft.   Bd.  1.   Münster  1880. 

von  Gülich,  Ph.  J. ,  Die  der  hohen  Domkirche  zu  Hildesheim  zustehenden  Meyer- 
dinge in  ihren  ehem.  und  gegenwärtigen  rechtlichen  Verhältnissen.  Wetzlar  1802. 

Günther,  Stammtafel  von  Woldenberg:  Günther,  F.,  Zur  Stammtafel  der 
Grafen  von  Woldenberg.  Z.  H.  V.  N.  1883. 

Günther,  Ambergau:   Günther,  F.,  Der  Ambergau.   Hannover  1887. 

Günther,  Gegenreformation:  Günther,  F.,  Zur  Geschichte  der  Gegenreformation 
in   den  hildesheimischen   Vorlanden   des   Harzes.   Z.  Harz-V.  1911,    S.  68 — 80. 

Guth,  Stiftskirche  Hamersleben:  Guth,  Albert,  Die  Stiftskirche  zu  Hamers- 
leben  mit  Exkursen  über  die  Stiftskirchen  zu  Riechenberg  bei  Goslar  und 
Königslutter.  Oschersleben  1932,  besprochen  von  Becker,  Z.  Harz-V.  1934, 
L  Heft,   S.  170  f. 

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Geschlechtsgeschichte  derer  von  Wallmoden,  verfaßt  1773  von  Th.  Fr.  von 
Wallmoden  zu  Celle.  Z.  Harz-V.  1887,   S.  346. 

Zimmermann,  Rittergutsbesitzer:  Zimmermann,  P. ,  Die  Rittergutsbesitzer 
im  Herzogtum  Braunschweig  in  den  Jahren  1501 — 1900.  Braunschw.  Magazin 
1901,  Nr.  18—20. 

Zobel,  Gesch.  von  Kniestedt:  Zobel,  Fr.,  Zur  Geschichte  der  Freiherren  von 
Kniestedt  auf  Kniestedt  und  Burgdorf.   Salzgitter  1925. 

Zobel,  Heimatbuch:  Zobel,  Fr.,  Das  Heimatbuch  des  Landkreises  Goslar.  Goslar 
1928. 

Zobel,  Bergwerksbetriebe:  Zobel,  Fr.,  Die  Bergwerksbetriebe  und  die  Alchemie 
im  Hochstifte  Hildesheim  1764 — 66.   Braunschw.  Magazin  1928,  Nr.  4. 

Zobel,  Pagenburg:  Zobel,  Fr.,  Die  Pagenburg  bei  Altwallmoden.  Braunschw. 
Magazin  1926,  Nr.  5. 

Zobel,  Landkreis:  Zobel,  Fr,,  Der  Landkreis  Goslar,  herausgegeben  vom  Kreis- 
ausschuß des  Landkreises  Goslar  und  Franz  Zobel  unter  Mitwirkung  von 
Mitarbeitern.   Kiel  1932. 

Zobel,  Marien- Jakobus-K  irche:  Zobel,  Fr.,  Geschichte  der  Marien- Jakobus- 
Kirche  zu   Salzgitter.   Salzgittersches  Kreisblatt  1934,  Nr.  29  (3.  2.  34). 

Zobel,  Fr.,  Die  Sagen  des  Landkreises  Goslar.    1936. 

Nachtrag : 

Carl  Borchers  und  Karl  Theodor  Weigel:  Goslar,  Alte  Wohnbauten  und  Sinn- 
bilder.    Goslar  1935.     Seite  30/31    betr.  Sinnbilder  am  Komturhof  Weddingen. 


Ohne  Verfasserangabe: 

Gravamina  der  evang.  Stände  1703:  Gravamina  der  evangelischen  Stände  gegen 
die  gewaltsame  Zerstörung  der  Kapelle  in  Heißum  durch  die  Katholiken.  1703. 

Bericht,  Niederreißung  Kirche  Heißum:  Kurzer  doch  wahrhafter  Bericht  wie 
es  um  die  von  dem  Kloster  Grauhoff  a.  1702  unternommene  Demolirung 
der  evangelischen  Kirchezu  Heissumbewandt.  Hildesheim,  Geißmarl705. 

Geschichtserzählung  Riechenberg  wider  Regierung:  Geschichtserzählung 
und  Prüfung  der  Rechtsgründe  in  Sachen  Klosters  Riechenberg  wider 
Regierung  und  Landstände  des  Hochstiftes  Hildesheim  (ca.  1700). 

Geschichtserzählung  betr.  de  la  Tour:  Kurze  Geschichtserzählung  be- 
treffend Wilhelm  de  la  Tour,  Propst  des  Stiftes  B.  M.  Virginis  zum 
Riechenberg.  1772. 

Richtigere  Geschichtserzählung  betr.  de  la  Tour:  Richtigere  Geschichts- 
erzählung desjenigen,  was  sich  mit  Wilhelm  de  la  Tour,  Propst  des  Stiftes 
B.  M.    Virginis   zum    Riechenberg    den    9.  Dezember    1772    zugetragen.    1773. 


29 


Altenrode. 

Katholische  Kapelle.   Gut. 

Quellen  :  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74  Amt  Liebenburg,  L,  G.  1  a 
und  2  a  und  H.  a  und  b.  —  2.  U.  B.  Hild.  I.,  III— V. 

Literatur  :  Blume,  Heimat,  S.  319—20.  —  Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten,  IL, 
S.  348.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S  63.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  105  f. 

GESCHICHTE  :  Altenrode  gehört  zu  einer  Reihe  von  Rodungen,  die  im  südlichen 
Teile  des  bewaldeten  Höhenzuges  ,,Der  Oder"  angelegt  wurden.  Als  Bischof  Adelog 
von  Hildesheim  im  Jahre  1178  die  Besitzungen  des  Klosters  Heiningen  bestätigt, 
finden  sich  unter  dem  Besitz  des  Klosters  auch  4  Hufen  in  Aldenroth.  Durch  Kauf 
und  Schenkung  erweiterte  sich  der  Besitz  des  Klosters  Heiningen  in  Altenrode,  so  daß 
1321  das  ganze  Dorf  mit  seiner  Gemarkung  dem  Kloster  gehörte.  Fortan  war  das 
Dorf  ein  Vorwerk  des  Klosters  Heiningen.  In  den  Reformationskriegen  wurde  Alten- 
rode im  Jahre  1545  durch  hessische  Truppen  geplündert.  1631  machten  die  Jesuiten 
einen  Versuch,  das  Vorwerk  Altenrode  und  das  Kloster  Heiningen  für  sich  zu  erwerben. 
Nach  Aufhebung  des  Klosters  Heiningen  wurden  Altenrode  und  Heiningen  von  der 
westfälischen  Regierung  an  den  Amtsrat  Markwort  verkauft,  der  dann  das  Vorwerk 
Altenrode  für  65076  Franks  an  den  bisherigen  Pächter  Bothe  weiterverkaufte.  1871 
wurde  das  Gut  an  die  Familie  v.  "Wätjen  verkauft,  deren  Erben  es  heute  noch  in  Be- 
sitz haben.  Nähere  Nachrichten  über  die  Baugeschichte  des  alten  Klostervorwerkes  sind 
nicht  erhalten.  Die  Kapelle,  die  unter  einem  Dache  mit  einem  "Wohnhaus  vereinigt 
ist,  wurde  beim  Verkauf  des  Klostervorwerks  reserviert  und  der  katholischen  Pfarre  zu 
Heiningen  eingepfarrt.  1817  wurde  die  Verlegung  des  Kirchhofes  außerhalb  der  Ring- 
mauer des  Gutes  genehmigt,  doch  die  beantragte  Aufhebung  der  Kapelle  von  der 
Regierung  in  Hannover  abgelehnt. 

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BESCHREIBUNG:  Kapelle,  vr~~~~~-~~~-ir 
mit  dem  zweigeschossigen  Wohn- 
hause außerhalb  des  Gutes  unter 
einem  Dach.  Dachreiter  mit  Wetter- 
fahne, im  Blatt:  „IHS  1756". 
Fachwerk  mit  geputzten  Backstein- 
ausmauerungen (Taf.  la),  Innen- 
raum 5,40  X  8,25  m  (Abb,  3  und  4). 
Bretterdecke  mit  Fugendeckleisten. 
Fußboden :  Backsteinplattcnbelag. 
.Je  zwei  kleine  Fenster  im  Osten 
und  Westen,  ein  halbrundes  im 
Norden.  Im  Sturz  des  Westein- 
gangs:  I  •  H  •  S  ■ 


ERDGESCHOSS 


Abb.  3  und  4.    Altenrode,  Altes  Schulliaus  mit 

Kapelle,  Grundrisse  des  Erd-  u.  Obergeschosses 

(1:250). 


30  Altcnrodc 

Auss  la  L  L  u  ii  g  : 

Kleine  Weslcmpore.  Schlichte  Bänke.  Beic  h  1  sl  u  liJ  mit  schwerem  profi- 
lierten   Gebälk. 

Altartisch  aus  Holz,  mit  handwerklich  gemallem  Antependium  (Mitte 
18.  Jahrh.),  Im  Altaraufsatz  kleines  Kruzifix  mit  gut  geschnitztem  Korpus.  Altar- 
bild, 2,90x2,30  m,  mit  Darstellung  der  Heil.  Familie,  nebst  Stifter  und  Sliftcriii, 
ferner  der  Johannesknabe  mit  Gotteslamm  (Spruchband:  ,,Ecce  Agnus"),  darüber 
Gottvater  und  Taube  des  Heil.  Geistes.  Neben  dem  Mittelbilde  lose  aufgestellt, 
unter  Baldachinen:  Maria  mit  dem  Kinde  (Taf.  4a)  und  Antonius  von  Padua  mit 
Lilie,   H.  0,60  m,   bemalt.    Seitliches  Ranken  werk  des  Aufsatzes  um   1700. 

Zwei  Altarleuchter,  Zinn,  H.  0,45  m.  Reichprofilierte  Dockenform  auf 
3  Füßen.  Inschrift:  „IHS"  und  „MARIA"  als  Monogramme.  „ANNO  1789", 
ferner  das  Wappen  des  Klosters  Heiningen. 

Pieta,  Eichenholz,' bemalt,  H.  0,60  m.  Ende  15.  Jahrh.  (Taf.  le). 

Stehende  Augustinerin,  Holz,  bemalt,  H.  0,63  m.  Vier  über  dem  Rücken 
hängende  lange  Zöpfe.  Unterarme  und  Hände  ergänzt.  Um  1500.  Auf  einer  Konsole 
an  der  Nordwand. 

Schrank,  niedrig,  reichgeschnitzt.   Um  1700.   In  der  Nordwestecke. 

Von  den  in  der  Kapelle  befindlichen  Ölgemälden  sind  drei  nach  Heiningen 
(kath.  Kirche)  gekommen.  Außer  dem  obenerwähnten  Altarbild  sind  zur  Zeit 
(1935)  noch  folgende  in  der  Kapelle: 

1.  Franziskus  mit  Kruzifix  und  Palmwedel,  0,96x0,70  m. 

2.  Antonius  von  Padua  mit  Christkind  und  Lilie,  0,96x0,70  m. 

3.  Maria  auf  der  Mondsichel  zwischen  Wolken,  links  und  rechts  Engel  unter  Rosen 
in  einer   Gartenanlage. 

4.  Weibliche  Figur  in  modischer  Tracht  mit  Kruzifix  in  der  Linken,  umschwebt 
von  Engeln,  etwa   1,43x1,20  m. 

5.  Beschädigtes,  größtenteils  verdecktes  Bild,   1,30x1,00  m,  soweit  zu  erkennen. 
Beweinung  Christi  (?). 

6.  Maria  auf  der  Mondsichel  (1,40x0,95  m). 

Sämtliche   Gemälde  auf  Leinwand.  Erhaltungszustand  teilweise  schlecht. 

Hochrelief  der  Maria  (Holz?),  in  0,77x0,55  m  großem  Kasten  unter  Glas, 
umgeben  von  Früchten  aus   Glas  und   Gußmasse,  farbig,  um  1720. 

Zwei  hölzerne  Blaker,  H.  0,27  m,  weiß,  teilvergoldet.  Etwa  Mitte  18.  Jahrh., 
jetzt  nicht  mehr  als  Beleuchtungskörper  dienend.  Im  Mitteloval  fehlt  die  Füllung 
(vielleicht  Spiegel). 

Glocke,  0  0,45  m.  Am  langen  Felde  unter  einem  Zierband:  ,,Soli  deo  gloria" 
„H.  C.  MICHAELIS  GOS  MICH  IN  BRAUNS.  ANNO  1756."  Wappen  des 
Klosters  Heiningen. 

Gut:  Von  alten  Gutsgebäuden  in  Altenrode  ist  nur  noch  eine  jetzt  als  Ter- 
rasse dienende  gewölbte  Kelleranlage  vorhanden.  Über  den  Eingängen:  ,,M.  J. 
SCHRÖDERS  DOMINA  J.  L.  FÖHRMAN.  PROBST  1715"  und  „F.  A.  P. 
L  •  H  •D1774."  An  einem  Schlußstein  :„H.BOHTE /M.BOHTE  geb.  BRANDT 
/  1845."  Im  Schlußstein  des  verfallenen  Mauertores  das  Heininger  Klosterwappen 
(gekreuzte   Schlüssel)  und  ,,1747". 


31 

Alt-Wallmoden. 

Quellen:  1.  Beverina:  Nr.  238.  Der  von  Wallmoden  Coplen-Bock,  geschrieben 
durch  Lüdeleff  von  Wallmoden  1549.  Abschritt  1876.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Akt. 
Hann.  des.  74  Amt  Liebenburg  II.  3  G.  1  bb,  II.  1  G.  1  bb.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Hand- 
schr.   317,   Urk.-Abschriften  Nr.  214.  —  Arch.  Wolf.,  AbtI.   von  Wallmoden   (7  Urk.). 

—  Bibl.  Wolf.,  zwei  handschriftl.  Stammbäume  der  Familie  von  Wallmoden  (30  B  32). 

—  Von  Wallmodensches  Familienarchiv  in  Alt- Wallmoden;  Kopialbücher,  Urkunden. 
Urk.-Abschriften,  Akten.  Nachrichten  und  Anmerkungen  zur  Geschlechtsgeschichte, 
verfaßt  von  Th.  Fr.  von  Wallmoden  1773.  —  Von  Wallmodensches  Inventarienbuch, 
Folioband,  1697.  —  2.  U.  B.  Hild.,  I.— VI.  —  U.  B.  Goslar,  I.— IV.  —  Sudendorf  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  92  ff.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L, 
S.  299,  318,  323,  345,  347.  —  Blume,  Heimat,  S.  134  ff.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden 
vom  10.  Jahrh.  bis  1891.  —  Dürre,  Ludolf  von  Wallmoden.  —  Kaufmann,  Kaiser- 
pfalz Werla,  S.  30.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  154.  —  Koch,  Fideikommisse.  — 
Klewitz,  Territ.-Entwicklung,  S.  34.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  161,  167,  247.  — 
Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  I.  S.  95,  II.  202,  322,  346.  —  Machens,  Archidiakonate, 
S.  381.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  235—237.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5, 
10,  13,  17,  28.  —  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  90.  —  Schaer,  Alt-Wahmoden.  — 
Zimmermann,  Georg  Thyms  'Dichtung.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  40  ff.  —  Zobel,  Fr., 
Die  Pagenburg. 

I.  Evangelische  Kirche. 

GESCHICHTE:  Die  älteste  Nachricht  über  einen  Gottesdienst  in  Alt- Wallmoden 
finden  wir  im  Jahre  1517.  Damals  erlaubt  Bischof  Johann  IV.  von  Hildesheim  dem 
Thedel  von  Wallmoden  und  seiner  Gattin  Riekele  (Riechilde)  auf  ihrem  Gastrum  und 
in  ihrer  Wohnung  zu  Wallmoden  an  einem  sauberen  und  geeigneten  Orte  Älesse  für 
sich  lesen  zu  lassen,  wenn  kein  kanonisches  Hindernis  dies  verbiete.  Man  kann  an- 
nehmen, daß  damals  die  von  Wallmoden  die  Erlaubnis  zur  Anlage  einer  Burgkapelle 
erbeten  hatten  und  sie  ihnen  in  dieser  Form  erteilt  wurde.  Eine  Burgkapelle  ist 
nicht  mehr  vorhanden. 

Auf  die  ältere  Kapelle,  die  auf  dem  Ehrenfriedhof  neben  der  Schule  steht, 
bezieht  sich  wohl  die  Nachricht,  daß  1531  Heinrich  von  Wallmoden  von  den  weifischen 
Herzögen  Erich  und  Heinrich  d.  J.  mit  dem  Kirchlein  zu  Olden- Wallmoden  und 
3^/2  Hufen,  dem  Zubehör  der  Pfarre,  belehnt  wurden.  Bis  zum  Ende  des  20.  Jahr- 
hunderts war  Alt- Wallmoden  eine  selbständige  Pfarre,  dann  wurde  Alt- Wallmoden 
der  evangelischen  Kirche  zu  Ringelheim  eingepfarrt.  1598  schenkten  die  Vettern 
Thedel  und  Thedel  Friedrich  der  Kirche  einen  silber-vergoldeten  kunstvoll  gearbeiteten 
Kelch  und  eine  silberne  Patene.  Am  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  wurde  die  jetzige 
Kirche  erbaut.  Über  ihre  Baugeschichte  ist  wenig  bekannt.  Um  1540,  als  die  von 
Wallmoden  der  lutherischen  Lehre  beitraten,  ist  die  Reformation  eingeführt,  in  den 
Kirchenvisitationen  der  weifischen  Lande  (1542 — 44)  werden  die  Einkünfte  ,,der  von 
Wallmede  pfarren"  angegeben.  1774  ist  das  Pfarrhaus  im  Orte  errichtet.  Eine  auf 
dem  Wallmodener  Schloßarchiv  befindliche  Akte  aus  der  Mitte  des  19.  Jahrhunderts 
teilt  mit:  ,,Es  ist  hier  1850  der  Turm  der  Kirche  sowie  eine  Orgclprieche  erbaut,  aber 
niemand,  weder  Pastor,  noch  Superintendent  noch  Konsistorium  hat  sich  darum 
gekümmert.  Wie  gebaut  werden  sollte,  hat  der  Patron  bestimml,  ebenso  die  Aus- 
führung." Eingeheftet  ist  dieser  Akte  ein  Plan,  der  die  Verteilung  der  Sitzplätze  in 
der  Kirche  zu  Alt- Wallmoden  angibt.  1851  wurde  die  Vorhalle  der  Kirche  erbaut, 
1883  ließ  der  Baron  Thedel  Cuno  die  Kirche  auf  seine  Kosten  nach  dem  Plane  von 
C.  W.  Hase  aus  Hannover  restaurieren.  Die  dabei  vorgenommenen  Veränderungen 
an  Pfeilern   und   Decke   wurden   bei   der    Instandsetzung    1936   wieder   beseitigt,    und 


32 


Alt -Wallmoden 


namentlich  die  unter  der  viereckigen  Ummantelung  vorhandenen  achteckigen  Holz- 
pfeilcr  Ircigelegt  sowie  die  oben  an  ihnen  auf  Konsolen  stehenden  Figuren  herunter- 
genommen und  an  den  Wänden  angebracht.  Aul  Tafel  2a  und  b  ist  der  Zustand  vor 
1936  dargestellt.  Patrone  der  Kirche  waren  die  von  Wallmodcn,  nach  der  Trennung 
in  die  beiden  Linien  Ober-  und  Unterhaus  war  das  Patronat  über  Kirche  und  Schule 
beiden  Häusern  gemeinsam;  unter  der  Kirche  ist  die  Familiengruft  des  Geschlechts. 

BESCHREIBUNG:  An  die  20  m  lange,  niil  dreiseiLigem  Chlorschluß  versehene, 
etwa  dem  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  entstammende  Kirche  ist  im  Jahre  1851 
von  C.  W.  Hase  eine  3,60  m  breite  Vorhalle  im  Westen  angebaut.  Breite  des  Schiffes 
und  des  Chores  innen  etwa  8,50  m  (Abb.  5  und  6).  Die  0,85  m  dicken  Umfassungs- 
wände vom  alten  Teile  aus  Bruchstein,  die  des  Anbaues  aus  Werkstein.  Je  drei 


H 1 


Abb.  5u.  6.    Alt -Wallmoden,  Kirche.    Grundriß  und  Querschnitt  (1:250).    Zustand  vor  1936. 


Strebepfeiler  an  den  Längswänden.  Wandhöhe  rund  5  m.  Die  Gewände  der  1851 
gleichfalls  erneuerten,  rundbogig  geschlossenen  Fenster  aus  Werkstein.  Zwei  weitere 
Strebepfeiler  in  der  Vorhalle.  Der  mit  Goslarer  Schiefer  gedeckte  achtseitige  Dach- 
reiter (0  3,75  m)  trägt  auf  geschweifter  Haube  Knauf  und  Wetterfahne  mit  den 
Buchstaben:  „A.  v.  W."  und  „1851"  (Taf.  Ib).  Westgiebel  und  Ostwalm  be- 
schiefert, das  Kirchendach  neu  gedeckt.  Eine  Inschrift  an  der  (westlichen)  Orgelbühne 
weist  auf  eine  1883  erfolgte   Instandsetzung  hin. 

Im  Inneren  war  die  Kirche  1851  völlig  umgestaltet,  doch  hatte  der  Chorteil  im 
großen  und  ganzen  sein  früheres  Aussehen  bewahrt;  jedenfalls  waren  die  der  Mitte 
des  17.  Jahrhunderts  entstammenden  Priechen  und  der  Altar  in  alter  Form  er- 
halten geblieben  (Taf.  2a  u.  b).  Über  die  1936  begonnene  Instandsetzung  s.  Geschichte. 

Ausstattung: 

An  der  Altarwand  die  von  zwei  gewundenen  Säulen  beseitete  Kanzel. 
Reiches  Schnörkelwerk  als  seitlicher  Abschluß.  Ähnlich  dem  Unterbau  ist  das  obere 
Halbgeschoß  ausgebildet  mit  etwa  0,90  m  im  Quadrat  großes  Mittelbild  (Geburt 
Christi,  Öl).  An  der  Kanzelbrüstung  Christus  und  die  vier  Evangelisten  als  Voll- 


Alt -Wallmoden  33 

figuren.  Seitliche  Bekrönungen :  Engel.  Über  der  Kanzel  Doppelwappen:  ,,H.  V. 
WALMODEN.  C.  V.  ALTEN."  An  den  Längswänden  des  Chores  zweigeschossige 
Priechen  mit  bemalten  Brüstungsfüllungen.  An  der  Nordseite  oben:  Adam,  Noah, 
Abraham,  Isaac,  Jacob,  Joseph;  unten  Samuel,  David,  Jesaias,  Jeremias,  Ezechiel, 
Daniel;  an  der  Südseite  oben  St.  Petrus,  St.  Andreas,  St.  Johannes,  St.  Jacobus 
Maior,  St.  Simon,  St.  Mathaeus;  unten  St.  Bartholomaeus,  Jacobus  Minor,  St. 
Thomas,  St.  Thaddaeus,  St.  Philippus,  St.  Matthias.  An  den  Stützen  kleine  Holz- 
figuren: Gottvater,  Joh.  d.  Täufer,  ein  Engel,  Michael,  Moses  und  der  Hohepriester. 
An  den  Pfeilern  auf  Konsolen  vier  etwa  0,50  m  große  Heiligenbilder  mit  den 
Attributen:  Bienenkorb,  Kirchenlicht,  Bischofsstab  und  Bibel,  Weihrauchfaß  sowie 
nochmals  die  4  Evangelisten.  Holz,  bemalt  auf  Kreidegrund.  Ende  17.  Jahrb. 
Unter  den  beiden  Wendeltreppen,  die  zu  den  Gutspriechen  führen,  weitere 
biblische  Bilder.  An  der  Nordseite:  Jacobsleiter,  Löwe,  Versuchung,  Isaaks  Opfer, 
Kain  und  Abel,  Taufe  Christi.  An  der  Südseite:  Elias  Traum  unter  dem  Wacholder, 
die  große  Sünderin,  Christi  Opfertod,  der  Zöllner  im  Tempel,  letztere  drei  mit 
Spruchbändern. 

Tauf  stein,  sechsseitig,  bemalt,  H.  1  m,  0  0,55  m.  Darin  eine  Zinn- 
schüssel,    0  27  cm,  mit  den  Buchstaben:  ,,A.  S.  U.  G.  V.  S.  Anno  1724". 

Kronleuchter,  Bronze,  sechsarmig,  H.  0,60  m,  B.  0,75  m,  Kugel  0  15  cm. 
Ende   17.  Jahrh. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  33  cm  ohne  Dorn.  3  Schaftringe.  Etwa 
erste  Hälfte  16.  Jahrh. 

Zwei  Leuchter,  Silber,  mit  rundem  Fuß,  H.  34  cm.  Inschrift:  ,, Charlotte 
von  Walmoden  am  23ten  März  1837"  und  ,,Cuno  von  Wallmoden  am  23ten  März 
1837".   Goldschmiedezeichen  61. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  17,5  cm  hoch,  Sechspaßfuß. 
Knauf  mit  gotisierenden  Ornamenten.  Am  Fuße  ein  kleines  Kruzifix  mit  Maria 
und  Johannes,  unten  Schlange  und  Totenkopf.  Auf  dem  Kreuze  sitzend  eine  Taube 
mit  ausgebreiteten  Flügeln.  Am  Fuße  in  Bogenform  die  Inschrift:  ,,THEL.  VON 
WALM.  THEL.  FRIDERICH  VON  WALM  1589." 

Patene  vom  Jahre  1589  aus  Silber  mit  Spuren  einstiger  Vergoldung,  0 
14,5  cm.  Weihekreuz  4. 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  17,5  cm,  runder  Knauf,  Entstehungszeit  um 
1700.   Goldschmiedezeichen  17. 

Patene,    Silber,  vergoldet,    0   15  cm.    Goldschmiedezeichen  57. 

Weinkanne,  Silber,  H.  42  cm,  mit  dem  von  Wallmodenschen  Wappen  und 
der  bogenförmigen  Unterschrift:  ,, Hermann  von  Walmoden  d.  23len  März  1834." 
Goldschmiedezeichen  2. 

Oblatendose^  Silber,  0  8  cm,  H.  einschließlich  Deckel  5,5  cm.  Zweite 
Hälfte  17.  Jahrb.,  ohne  Inschriften. 

Madonna  mit  dem  Kinde,  sitzend;  Holz,  bemalt  auf  Kreidegrund,  0,50  m 
hoch.  Ende   16.  Jahrh.   In  der  Vorhalle. 

5 


34  Alt-Wallmoden 

Gemälde:  An  der  inneren  Ostwand  eine  auf  Leinwand  gemalte  Verkündi- 
gung, 1,90x1,50  m,  16.  Jahrhundert?  (Privatbesitz  der  von  Wallmodenschen 
Familie.) 

Zwei  Grabsteine  des  1677  verstorbenen  Land-  und  Schatzrates  Heinrich 
von  Wallmoden  und  seiner  1691  verstorbenen  Witwe  Gerdrudt,  geb.  von  Alten,  bei 
der  Instandsetzung  1936  aufgedeckt,  lagen  mit  der  Rückseite  nach  oben  im  Kirchen- 
fußboden und  sind  deshalb  verhältnismäßig  gut  erhalten. 

Sie  sind  beide  langrechteckig,  aus  Schiefer,  mit  vertiefter  und  mit  weißer 
Masse  ausgelegter  Schrift  am  Rande  sowie  in  der  Mitte  in  einem  runden  und  unten 
in  einem  querovalen  Felde,  die  von  Blumen  und  Blaltkränzen  eingerahmt  sind. 
Diese  Umrahmungen  wie  auch  oben  zwei  Pulten,  die  das  Ehewappen  tragen,  und 
in  der  unteren  Hälfte  angebrachte  Ahnenwappen  sind  aus  Alabaster  gebildet  und 
auf  den   Schiefer  aufgelegt. 

Glocke,  im  Dachreiter,  0  0,75  m.  Unterhalb  der  Haube  ein  Eichenlaub- 
ornament, am  Rande  die  Inschrift:  „GEGOSSEN  VON  J.H.WICKE  IN 
BRAUN  SCHWEIG' 1815." 

II.   Kapelle. 

Auf  dem  alten  Ortsfriedhofe  befindet  sich  ein  über  einem  Rechteck  von  6,50  X 
7,50  m  und  einer  0,50  m  breiten  Vorlage  an  der  Ostseite  etwa  im  16.  Jahrhundert 


Abb.  7.     All -Wallmoden,  sog.  Kapelle  (Gruft). 


errichteter  nicht  zugänglicher  Bau,  der  allgemein  als  Kapelk;  bezeichnet  wird 
(Abb.  7).  Soweit  sich  feststellen  ließ,  liegen  auf  dem  Fußboden  einige  Grabplatten. 
Vermutlich  handelt  es  sieh  hier  um  eine  alte  überdachte  Begräbnisanlage  der 
Familie    von    Wallmoden.      Die    in     Bruchstein    hergestellten    Umfassungswände 


Alt-Wallmoden  35 

haben  zwei  kleine  Fenster  an  der  Ostseite  und  einen  Eingang  an  der  Nordseite.  Das 
Innere  gewölbt  gewesen,  jetzt  ohne  Decke,  so  daß  der  für  das  kleine  Bauwerk 
auffallend  hohe  Dachstuhl  im  Innern  frei  liegt.  Das  Dach  ist  mit  roten  Pfannen 
gedeckt,  die  kleinen  Dreiecke  oberhalb  der  Walme  sind  beschiefert. 

III.  Pfarrhaus. 

Das  Pfarrhaus  im  Dorfe  Alt-Wallmoden  ist  als  Fachwerkbau  im  Jahre  1774 
errichtet.  Bemerkenswert  die  noch  gut  erhaltene  Umrahmung  der  Eingangstür  aus 
Eichenholz  mit  dem  von  Wallmodenschen  Wappen  (3  Steinböcke)  und  der  von 
einem  Kranz  umzogenen  Inschrift:  „D.  D.  GENERO  S  I  S  S  IMORVM  CVNO 
TH  ED.  FRIED.  ET  THE  D.FRIED.  DE  WALLM  OD  AEDES  PAROC  HI- 
ALES  PATRONORVM  AVSPICE  EXTRVCTAE  MDCCLXXIV."  Die 
Schriftplatte  wird  von  einem  weiteren  Kranze  umzogen. 

IV.  Rittergut. 

GESCHICHTE:  Urkundlich  bezeugt  ist  das  Bestehen  einer  Curtis  Walmonthem  im 
Jahre  1016.  Der  Hof  war  Erbgut  des  Bischofs  Meinwerk  von  Paderborn,  er  schenkte 
ihn,  wie  Kaiser  Heinrich  H.  bekundet,  in  jenem  Jahre  der  bischöflichen  Kirche  zu 
Paderborn.  Dadurch  wurde  Wallmoden  bischöflich  Paderbornsches  Lehen  und  blieb 
es  bis  in  die  neuere  Zeit.  Grundbesitz  in  Wallmoden  besaßen  im  12,  und  13.  Jahr- 
hundert die  Klöster  Ringelheim,  Riechenberg  und  Neuwerk  in  Goslar.  1154  wird  das 
erste  bekannte  Mitglied  des  Geschlechts  von  Wallmoden  genannt:  Tidelinus  von 
Wallmoden.  Tidelinus  war  Ministerial  Herzog  Heinrichs  des  Löwen;  als  solcher 
ist  er  Zeuge  in  einer  Urkunde,  durch  die  der  Herzog  dem  Kloster  Riechenberg  Grund- 
besitz in  Kantingerode  (einer  Wüstung  bei  Wallmoden,  heute  Könneckenrode)  schenkt. 
Tidelinus  {=  Thedel)  von  Wallmoden  ist  jener  Ritter  ,,Thedel  Unvorferd",  d.  h.  der 
Unerschrockene,  an  den  sich  eine  Reihe  von  Sagen  knüpfen.  1311 — 70  mußte  das 
Geschlecht  seinen  Lehnsitz  Wallmoden  den  Bischöfen  von  Hildesheim  überlassen, 
diese  traten  es  wiederum  als  Pfandgut  an  verschiedene  Geschlechter  ab.  Um  1370 
kam  der  Stammsitz  der  Familie  wieder  in  ihren  Besitz  zurück  und  ist  seitdem  bei 
dem  Geschlecht  geblieben. 

Die  hauptsächlichsten  Lehnsherren  der  von  Wallmoden  waren  die  Bischöfe  von 
Hildesheim,  von  denen  sie  zahlreiche  Hufen  Landes  und  das  Kirchenpatronat  zu 
Lehen  trugen;  dem  Bischöfe  zu  Paderborn,  den  Herzögen  von  Braunschweig,  auch 
den  Grafen  von  Wernigerode  zeitweise,  verdankten  die  von  Wallnioden  Lehen  und 
Einnahmen.  Als  ursprünglich  freie  Grundherren  besaß  das  Geschlecht  auch  ein  be- 
deutendes Frei-  und  Erbgut,  insbesondere  in  Orten  auf  beiden  Seiten  der  Innerste. 

Auf  der  alten  Curtis,  dem  Paderborner  Besitz,  ist  frühzeitig  die  Burg  Wallmoden 
erbaut.  Am  Ende  des  13.  oder  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  erbaute  ein  von  Wall- 
moden eine  neue  Burg  südwestlich  von  Alt-Wallmoden  in  dem  Tale,  wo  die  Neile  die 
Vorharzberge  durchbricht  und  seit  alter  Zeit  eine  wichtige  Heer-  und  Handelsstraße 
von  Braunschweig  in  Richtung  zum  Nordwestharze  und  zum  Leinetale  hindurchführte, 
1307  wird  diese  neue  Burg  als  ,, Neu- Wallmoden"  erwähnt.  In  diesem  Jahre  kauft  die 
Stadt  Goslar  gemeinsam  mit  dem  Bischof  Sigfrid  von  Hildesheim  das  Schloß  zur  Ab- 
wehr von  Feindseligkeiten  und  zur  Sicherung  der  Handelswege.  1368  wurde  die  Burg 
Neu- Wallmoden  in  einer  Fehde  zerstört  (vgl.  Kunstdenkmälcr  des  Herzogtums  Braun- 
schweig V,  393  f). 

Obgleich  die  von  Wallmoden  an  zahlreichen  Fehden  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Mittelalters  beteiligt  waren,  hat  ihre  Burg  Alt-Wallmoden  in  dieser  Zeit  keinen  Schaden 
erlitten.     Verschiedene  Mitglieder  der  Familie  traten  in  den  Dienst  der  Kirclie,  andere 


36 


Alt- Wall  moden 


in  den  Dienst  der  liraunschweiger  Herzüge,  1487  war  Tedel  von  Wallmoden  Haupt- 
mann der  Stadt  Goslar.  1517  erhielt  Tedel  vom  Bischof  Johann  IV.  von  Hildesheim 
die  Erlaubnis,  in  seiner  Burg  Alt- Wallmoden  eine  Burgkapelle  errichten  zu  dürfen. 
Um  1540  trat  das  Geschlecht  der  lutherischen  Lehre  bei. 

1559  fand  die  Teilung  des  von  Wallmodenschen  Güterbesitzes  statt.  Jasper  von 
Wallmoden  erhielt  die  sog.  Obere  Burg  mit  dem  Oberen  Yorwerkshof,  ein  anderes 
Mitglied  der  Familie,  wiederum  Tedel  genannt,  erhielt  den  sog.  mittelsten  Vorwerkshof, 
das  neue  Pforthaus  mit  Schäferei  und  Garten,  Zur  Erbauung  eines  neuen  Wohnhauses 
mußte  ihm  Jasper  1000  Gulden  zahlen,  das  Haus  war  1560  fertig.  Fortan  gab  es 
zwei  Linien  der  von  Wallmoden,  die  man  als  das  Oberhaus  und  das  Unterhaus  von 
Walimoden  bezeichnete.  Dem  Oberhaus  gelang  1597  die  Erwerbung  des  Gutes  Hohen- 
rode.  Die  Güter  in  Heinde  und  die  fürstlichen  Lehen  blieben  gemeinsamer  Besitz. 
1673  trennte  sich  noch  eine  weitere  Linie  ab,  die  sich  nach  dem  Gut  Heinde  benannte, 
Sie  löste  die  Ansprüche,  die  das  Unterhaus   an   die   Heinder    Güter  hatte,   durch   eine 


Abb.  8.      Alt -Walimoden,    W^ehiturra, 
Grundriß  vom  2.  Obergeschoß  (1:250). 


Alt -Walimoden,  Scheimentür  (1:25). 


Zahlung  von  8500  Talern  ab,  erwarb  die  Herrschaft  Gimborn  in  Westfalen  und  wurde 
1783  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Eine  Tochter  des  Grafen  von  Wallmoden- 
Gimborn  war  die  Gemahlin  des  Freiherrn  von  Stein. 

Das  Oberhaus  erlosch  1825,  seine  Güter  fielen  an  das  Unterhaus,  so  daß  seit 
dieser  Zeit  das  Stammgut  von  Wallmoden  wieder  vereinigt  ist.  1864  wurde  der  von 
Wallmodensche  Besitz   als   Familienfideikommiß   in   der  Größe   von   855  ha   gestiftet. 

Ein  Plan  des  Ober-  und  Unterhauses  Alt- Wallmoden  aus  dem  Jahre  1808 
befindet  sich  im  Gute  Alt -Wallmoden  im  Besitz  der  Familie  (Taf.  3  b).  Über  die 
Baugeschichte  der  Burg  und  des  Gutes  geben  die  Akten  und  Urkunden  nur  geringe 
Auskunft.  Der  nördliche  Flügel  des  Herrenhauses  wurde  1579,  die  verbindende 
Galerie  1738,  der  Ostflügel,  der  Inschrift  am  Kellerportal  nach  zu  schließen,  1628 
erbaut.  Das  von  Wallmodensche  Inventarium  aus  dem  Jahre  1697  gibt  über  Haus- 
rat, Waffen,  Schmuck,  Bücherei,  ökonomische  Verhältnisse,  Begüterung  und  Einnahmen 
Auskunft  und  teilt  auch  mit,  daß  das  ,,adliche  Haus  Wallmoden"  damals  aus  zwei 
Flügeln,  dem  alten  und  dem  neuen  Hause,  bestand.  Das  alte  Haus  \\ies  auf:  die 
Kemnate,  den  Saal,  die  große  Stube,  die  Wohnstube,  die  schwarze  Stube  mit  Neben- 
raum, die  Schlaf kammer  des  Herrn  und  die  Mägdestube;  das  neue  Haus  hatte  außer 
Kammern  die  Hofstube,  die  Saalstube,  die  Vorderstube,  die  Schulstube  und  die 
düstere  Stube  zum  Aufbewahren  der  Betten.  An  Nebengebäuden  waren  vorhanden: 
Brauhaus,  Küche,  Molkenhaus,  Kohlkammer,  Braukeller,  zwei  Scheuern.  Im  Vorwerk 
oder  der  Meierei  waren  die  Ställe  für  Pferde,  Kühe,  Rinder,  Schweine,  Schafe  und 
für  das  Federvieh. 


Alt -Wallmoden 


37 


Zur  Sicherung  des  Ganzen  diente  ein  Mauerzwinger  am  Walle  und  ein  Steinturm 
auf  dem  Hofe,  auch  das  Torhaus  am  Eingang  von  der  Brücke  her. 

Mit  dem  Tode  des  Rittmeisters  Karl  Heinrich  Christoph  von  Wallmoden  erlosch 
am  15.  Januar  1825  das  Oberhaus  Wallmoden  (Grabstein), 


Abb.  10.     Alt -Wallmoden,  Herrenhaus.  Teilstück  (1:100). 


Der  erste  Besitzer  des  1825  wieder  vereinigten  Gutes,  Tedel  Friedrich  Christoph 
von  Wallmoden,  erbaute  1833  den  dritten  Flügel  des  Herrenhauses,  in  dem  1855  unter 
seinem  Sohne  Tedel  Albrecht  der  sog.  Tedslsaal  durch  den  Hildesheimer  Maler  Albrecht 
ausgeschmückt  wurde.  Tedel  Albrecht  begann  auch  die  Anlage  des  Parkes  von  Alt- 
Wallmoden. 

6 


38  Alt-Wallmoden 

BESCHREIBUNG:  All-Wallmodcii  war  eine  befesLigle  Anlage.  Eine  kräftige 
Quelle,  der  Spring,  südlich  der  Gehöflanlage,  versorgte  die  Gräben  mit  Wasser. 
Der  Grabenzug  nähert  sich  einer  Ellipse  von  rund  180x70  m.  Bei  der  Teilung  des 
Gutes  wurde  quer  durch  die  Ellipse  ein  neuer  Graben  gezogen,  der  nun  den  Haupt- 
abfluß des  Springs  bildete.  Der  das  nördliche  Stück  umziehende  Grabenteil  wird 
auf  der  Karle  von  1808  als  Hausgraben  bezeichnet.  Das  südliche  Stück  war  der 
,, Oberhof".  Im  nördlichen  war  an  den  Wehrturm  das  jetzt  nicht  mehr  vorhandene 
,, Unterhaus"  angebaut.  Nach  Wiedervereinigung  des  ,,()ber]iofes"  mit  dem  Unter- 
hause wurde  der  Quergraben  zugeschüttet,  so  daß  seitdem  wieder  der  Hausgraben 
den  Abfluß  des  Springs  bildet. 

Wehrturm  (Abb.  8),  Bruchstein,  14.  Jahrhundert,  mit  Schießscharten.  Recht- 
eckige Fenster  mit  Kreuzpfosten  aus  Werkstein,  etwa  Mitte  des  16.  Jahrhunderts 
angelegt.  Wanddickc  rund  2  m.  Höhe  9,60  m  (Taf.  Id).  Ost-  und  Westseile  mit 
späteren  Giebelaufbauten  aus  Eichenfachwerk.  Die  einst  offene  Hofseite  mit  einer 
Fachwerkwand  geschlossen.  Zu  wirtschaftlichen  Zwecken  wurde  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts das  Erdgeschoß  mit  Backsteinkappen  zwischen  Gurten  überdeckt.  Die 
beiden  oberen   Geschosse  behielten  Holzbalkenlagen  mit  Kalk-Gipsestrich. 

Ältere  Gebäude  sind  außer  dem  Wehrturm  nur  noch  auf  dem  südlichen  Teile 
der   Gehöftanlage  vorhanden. 

Rundbogige  Hof  einfahrt  in  Bruchstein  erbaut.  Oberhalb  des  Bogens  zwischen 
den  Wappen  von  Wallmoden  und  von  Steinberg  die  Inschrift:  ,,ASPICE  /  QUI 
TRANSIS  /  AEDES  /  ET  CURA  ET  SUMTIBUS  GENERO  SI S  SIM 1 
DOMINI  /  DOMINI  DHEODULI  OTTONIS  DE  WALMODEN  /  AEDI- 
FICATAS  /  AC  POST  EIUS  OBITUM  SEMPITERNAE  MEMORIAE 
ERGO  /  APPOSITIS  NOBILITATIS  INSIGNIBUS  /  INSIGNITAS 
A  /  NOBILISSIMA  DOMINA  /  ANNA  SOPHIA  DE  WALMODEN  / 
NATA  DE   STEINBERG  /  ANNO  CHRISTI  M.  D.  CCXXXL" 

Die  Baugruppe  des  Herrenhauses  stammt  aus  verschiedenen  Zeiten  (Taf.  3a). 
Nördlicher  dreigeschossiger  Fachwerkbau  auf  1,80  m  hohem  Bruchsteinsockel. 
Achtseitiger  Turmanbau  mit  Eichenholztreppe  (Blockstufen).  An  der  Holzumrah- 
mung oberhalb  der  Tür:  ,,Soli  deo  gloria.  Ao.  Dni  1579".  Links  der  Inschrift  das 
von  Wallmodensche  Wappen,  rechts  ein  steigender  Löwe  als  Wappentier. 

Das  Gebäude  selbst  zeigt  den  üppigen  Reichtum  der  Bauweise  jener  Zeit. 
Vorderwände  der  beiden  Obergeschosse  vorgekragt,  Balkenköpfe  auf  profilierten 
und  gegliederten  Konsolen  (Abb.  11).  Füllhölzer  und  Setzschwellen  mit  Perlschnur- 
ornamenten, Riegel  und  Setzschwellen  mit  Flechtbändern.  Die  Füllungen  der 
Fensterbrüstungen  und  der  in  gleicher  Höhe  liegenden  Gefache  aus  Bohlen  mit  ge- 
schnitzten Halbkreisornamenten  (Abb.  10).  Seitlich  des  Treppenturmes  ist  der  Zu- 
gang zu  den  tonnengewölbten  Kellerräumen  angelegt,  über  dem  sich  die  gleiche 
Jahreszahl  (1579)  befindet.  Zwischen  Treppenturm  und  dem  an  der  Ostseite  recht- 
winklig angebauten  Flügel  im  Obergeschoß  eine  offene,  überdeckte  Galerie.  An  der 
Stirnseite  des  Tragebalkens  die  Jahreszahl  1738.  Vier  Achsen  vom  westlichen  Teile 
des  Nordflügcls  scheinen  gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts  unter  Verw-endung  alten 
Baumaterials  neu  aufgebaut  zu  sein.  Die  Brüstungsplatten  fehlen  hier;  statt  der- 


Alt  -"Wallmoden 


39 


selben  geschweifte  Fußstreben,  zwischen  denen  die  Gefache  mit  Backsteinen  in 
Musterungen  ausgesetzt  sind.  Die  Schwellen  und  Riegel  hier  ohne  ornamentale 
Belebung,  die  Konsolen-  und  Füllhölzer  sind  gleich  oder  sehr  ähnlich  wie  an  der 
übrigen  Wand  ausgebildet  und  stammen  vermutlich  vom  älteren  Bau. 

Die  vom  Hofe  abgekehrte  (Nord-)  Seite  des  Flügels  zeigt  auch  die  reiche 
Formensprache  der  Renaissance-Holzbauweise. 

Im  Untergeschoß  des  Ostflügels  ein  mit  reicher  Steinmetzarbeit  geschmücktes 
und  von  zwei  gequaderten  und  kanneliierten  Pfeilern  eingefaßtes,  rundbogig  ge- 


Abb.  11.     Alt -Wallmoden,   Fachwerk   vom  Nordflügel  (1579). 


schiossenes  Kellerportal,  mit  zwei  Löwenköpfen  an  den  Sockeln.  Im  Sturz  die  In- 
schrift: „THEDEL  BVRCHART  VON  WALMODEN.  GERTRVD  VON 
KRAM.  1628."  (Taf.  4b).  Seitlich  dieses  Einganges  in  Brüstungshöhe  des  Erd- 
geschos.ses  einige  mit  Ornament  gefüllte  Steinplatten  zwischen  Vcrtikalgliederungen. 
Im  übrigen  sind  die  Wände  des  Ostflügels  gleichfalls  in  Fachwerk  errichtet.  Auch 
liier  sind  zwei  Bauzeiten  deutlich  am  Ornament  erkennbar:  an  der  Schwelle  des 
Zwischenbaues  zwischen  dem  Westende  des  Nordflügels  bis  zu  dem  1628  hergestellten 
Bauteil  zwei  übereinanderliegende  Flechtbänder,  an  den  Riegeln  einfache  Schnur- 
züge. Fußstreben  stützen  seitlich  die  Stiele.  Über  diese  sowie  über  die  Fußstreben 
zieht  sich  die  typische  Halbkreisfüllung  (mit  Fächermustern)  hin.  Konsolen  spät- 
gotisch profiliert,  Füllhölzer  ohne  Ornament.  Die  Erbauungszeit  dieses  Teilstückes 
wird  kurz  vor  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  liegen.  Bei  der  1628  erfolgten  Ver- 


40  All -Wallmoden 

größeruiig  des  Herrenhauses  wurden  dann,  den  Neigungen  der  Zeil  enlsprechend, 
bewußt  und  geschickt,  die  spätgotischen  Elemente  (Laubranke)  mit  denen  der 
Renaissance  (Kyma,  Zahnschnitt)  verbunden.  Diese  Zierglieder  beleben  Schwellen 
und  Füllhölzer,  während  die  Balkenköpfe  schlicht  geblieben  sind. 

Quer  vor  dem  Ostflügel  ist  Anfang  des  vorigen  Jahrhunderts  ein  weiteres 
schlichtes  Gebäude  errichtet,  das  sich  den  vorhandenen  Teilen  ansprechend  an- 
schließt. Die  lelzlen  Umbauten  20  bis  50  Jahre  alt,  weniger  glücklich.  Das 
Innere  der  Gebäude  ist  verhältnismäßig  schlicht.  Plastischer,  der  Architektur  ein- 
gefügter Schmuck  ist  kaum  vorhanden,  doch  beleben  viele  alte  Ausstallungsslücke 
der  Familie  die  Räume. 

Die  bemerkenswerte  Wanddicke  einiger  Kellerräume  (bis  2,50  m)  läßt  auf 
einstige  Bestimmung  zu  Wehrzwecken  schließen. 

Die  Wirtschaftsgebäude  sind  zum  Teil  noch  in  der  Stilart  der  älteren 
einfachen  Fachwerkbauten  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  mit  glatten  Fußstreben 
erbaut,  spätere   Gebäude  mit  Wappen,  Namensinschriften  und   Sprüchen. 

Die  stattliche  Scheune  ist  ein  Fachwerkbau  mil  vollständig  erhaltenen 
Backsteinmusterungen.  Über  dem  Tor  der  Scheune:  ,,Du  krönest  das  Jahr  mit 
deinem  Gut  und  deine  Fußtapfen  triefen  von  Fett.  Ps.  65.  Laß  mich  Herr  mein 
bescheiden  Theil   Speise  dahin  nehmen  prov.  30." 

Über  der  Seitentür  desselben  Gebäudes  im  Sturz  ein  Doppelwappen  und  eine 
Inschrift  aus:  ,,112  Ps.  v.  2".  und  ,,Thedel  Aschen  v.  Walmoden.  Margaretha  Lu- 
cretia  v.  Estorff.  Anno  1688.  2.  Juni."  (Abb.  9.) 

Am  gegenüberliegenden  Schafstall  das  Wappen  von  Wallmoden  und  von 
Steinberg  mit  der  Jahreszahl  „1728". 

Abend, mahlsgeräte,  die  sich  im  Besitze  der  Familie  von  Wallmoden  be- 
finden: Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  18  cm,  mit  glattem  birnförmigen  Knauf. 
Kuppa  9  cm  0.  Am  Fuß  die  Inschrift:  (Lat.  Schreibschrift;  ,,A.  G.  von  Wall- 
moden geb.  von   Steinberg  1764.".  Goldschmiedezeichen  54. 

Patene,  11,8  cm  0,  Silber,  vergoldet.  Inschrift  (Schreibschrift):  ,,A.  S.  von 
Wallmoden  geb.  von  Steinberg  1764.  Joh.  Cap.  6.  Vers  54.  Wer  mein  Fleisch  isset, 
und  trincket  mein  Blut,  der  hat  das  ewige  Leben." 

Weinkanne,  Silber,  22  cm  hoch.  2.  Hälfte  18.  Jahrh.  Goldschmiede- 
zeichen 44. 

Im  Herrenhause  wird  eine  silberne  längliche  Taufschale  aufbewahrt,  angeb- 
lich die  einstige  Waschschale  des  Königs  Jerome  von  Westfalen,  auf  der  die  Namen 
sämtlicher  aus  ihr  getauften  Mitglieder  der  Familie  von  Wallmoden  eingraviert 
sind.   Goldschmiedezeichen  fehlen. 

Auf  das  in  typisch  mitteldeutscher  Art  gebaute  Gehöft  Nr.  38  sei  hingewiesen. 
Ein  Aquarell  dieses  Gehöftes  von  A.  Heubach  wird  im  Vaterländischen  Museum 
in  Hannover  aufbewahrt. 

Ober  die  südwestlich  von  Alt-Wallmoden  liegende  Pagenburg  vergleiche  die 
Einleitung,   S.  6. 


41 


Beinum. 

Evangelische  Kirche.   Weghaus. 

Quellen  :  1.  Staats- Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  II.,  G.  1  b 
und  H.  c.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Pfarrarchiv  Beinum:  Kirchl.,  Bau- 
akten. —  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder  —  2.  U.  B.  Hild.,  I.— VI.  — 
U.  B.  Goslar,  I.,  III. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  31.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  I.,  S.  453; 
III.  S.  249.  —  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien.  —  Blume,  Heimat,  S.  210  ff.  —  Dürre, 
Reg.  Wallmoden,  Nr.  152.  —  Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten,  III.,  S.  131.  —  Kauf- 
mann, Kaiserpfalz  Werla.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  59,  133,  139,  148.  —  Lüntzel, 
Alt.  Diözese,  S.  250.  —  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  IL,  S.  363  f.  —  Mithoff,  Kunstdenk- 
male, S.  19.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  3.  —  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  11.  — 
Vogell,  Gesch.  Schwicheldt,    S.  57  ff.,  62  ff.,  Urk.  81.    —   Zobel,  Heimatbuch,  S.  66  ff. 

GESCHICHTE:  Der  Name  des  Dorfes 
Beinum  (Benem)  taucht  zum  ersten  Male 
in  einer  Papsturkunde  1209  auf,  in  der  In- 
nocenz  III.  das  Kloster  Ringelheim  in  seinen 
Schutz  nimmt  und  dessen  Besitzungen  be- 
stätigt. Vier  Hufen  besaß  das  Kloster  Ringel- 
heim damals  in  Beinum.  Ein  Herrenge- 
schlecht von  Beinum  wird  1278  erwähnt. 
Außer  dem  Kloster  Ringelheim  hatten  noch 
andere  Klöster  (Dorstadt,  Georgenberg  bei 
Goslar,  später  auch  Wöltingerode)  Besitz  in 
dem  Dorfe.  Georgenberg  verpfändete  seinen 
Besitz  1342  an  die  Herren  von  Schwicheldt, 
die  am  Ende  des  Mittelalters  einen  bedeu- 
tenden Besitz  in  Beinum  aufweisen  konnten. 
In  der  Fehde,  welche  Curd  von  Steinberg  und 
Hans  von  Schwicheldt  als  stifthildesheimische 
Adlige  1393  mit  dem  Herzoge  Friedrich  von 
Braunschweig  begannen,  fand  bei  Beinum 
die  entscheidende  Schlacht  statt,  in  der  die 
Braunschweiger  siegten.  Inschrift  über  diese 
Schlacht  an  der  Südwand  der  Brüdern- 
kirche in  Braunschweig:  Anno  1393  ,,wune 
vor  bene  de  vorsten  van  Brunsw.  de  strid." 

Über  die  Kirche  in  Beinum  schweigen  die  Urkunden  lange  Zeit.  Die  alten  Kirchen- 
bücher, Urkunden  usw.  sind  bei  einem  großen  Brande,  iler  am  3.  Juli  1791  das  halbe 
Dorf  und  auch  das  Pfarrhaus  in  Asche  legte,  vernichtet.  Beinum  lag  an  einem  Kreu- 
zungspunkt zweier  wichtiger  Handelsstraßen,  der  alten  Straße  von  Hamburg  nach 
Frankfurt  a.  M.  und  der  Straße  von  Halberstadt  nach  Minden.  So  war  hier  eine  nicht 
unbedeutende  Poststation,  wo  Pferde  und  Wagen  gewechselt  wurden,  auch  war  B.nnum 
Grenzstation  gegen  Braunschweig  und  damit  Zollstalion.  Hieran  erinnert  das  noch 
bestehende  Wegehaus. 

Die  alte  Kirche,  die  1890  abgerissen  wurde,  stammte  aus  vorreformatorischcr  Zeit. 
Die  Kirche  bestand  aus  Turm  und  Schiff,  1605  wurde  eine  südliche  Vorhalle  angebaut, 
an  der  Ostseite  hinter  dem  rechteckig  geschlossenen  Chor  befand  sich  die  Sakristti, 
zu  welcher  links  und  rechts  vom  Altar  Türen  führten.  Die  Mauern  der  Kirche  waren 
aus  Feldsteinen,  die  Einfassungen  des  Schiffes   und  der  Sakristei   aus  Sandsteinen  er- 


Abb.  12.    Beinum,  alte  Kirche,  ab<;ebroclien  1S!)(). 


42  Bein  um 

baut  (Abb.  12).  Diese  letzteren  wiesen  alte  Schleilrillcu  auf,  wie  sie  an  mittelalter- 
lichen Kirchen  oft  vorkommen,  z,  B.  an  d6r  Jakobikirche  in  Goslar. 

Beim  Abbruch  des  Kirchenchores  zeigten  sich  unter  der  Tünche  Überreste  alter 
Malerei. 

Die  neue  Kirche  enlslaiul  1890/91  an  der  Stelle  der  abgebrochenen  Kirche  nach 
einem  Entwürfe  des  Regicrungsbaumeisters  II.  Fricke  in  Braunschweig.  (Kosten  ca. 
57000  Mark.) 

Das  Patronatsrecht  über  die  Kirche  stand  dem  Propst  des  St.  Blasiusstiftes  in 
Braunschweig  bis  zur  Aufhebung  des  Klosters  zu.  Zunächst  gehörte  Bcinum  zum 
Stifte  Hildesheim,  1523—1643  war  der  Ort  braunschweigisch.  1058  wurden  Beinum 
und  Flachstöckheim  kirchlich  vereinigt,  diese  Vereinigung  bestand  100  Jahre  bis  1756. 

BESCHREIBUNCt:  KIRCHE. 

Die  Ausstattung  der  alten   Kirche  ist  nicht   mehr  vorhanden. 

Abendmahlsgerätc  :  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  19  cm.  Sechspaßfuß. 
Rhomben  des  Knaufes  mit  Blüten  geschmückt,  dazwischen  Maßwerkzierate.  Am 
Fuße  kleiner  Korpus  auf  eingraviertem  mit  Signum  versehenem  Kreuz.  Daneben 
zwei  gravierte  Wappen  (v.  Schwicheldt  und  Rautenberg).  Erstes  Drittel 
16.  Jahrh.  —  Kelchlöffel,  ^Silber,  11, .5  cm  lang.  Goldschmiedezeichen  26.  — 
Weitere  Geräte  (Oblatendose  von  1730  und  ein  Leuchter),  die  1900  noch  vorhanden 
waren,  konnten  nicht  mehr  festgestellt  werden.  Vielleicht  gehört  ein  unter  Flach- 
st öckheim  aufgeführter  Kelch  hierzu. 

Kreuz  mit  22  cm  hohem  Korpus  aus  Blei,  um  1800. 

Taufen  gel,  etwa  1  m  groß,  aus  Holz,  zur  Zeit  auf  dem  völlig  dunklen  Kirchen- 
boden hängend. 

Glocken  aus   Gußstahl,   1875  vom  Bochumer  Verein. 

WEGHAUS. 

Einige  hundert  Meter  südwestlich  der  Ortschaft  steht  ein  altes  eingeschossiges 
Weghaus  (früheres  Zollhaus)  aus  Fachwerk  (Taf.  4d).  Dach  an  der  Straßenseite 
weit  vortretend,  von  Wandstreben  getragen.  Erbauungszeit:  Ende  18.  Jahrh. 


Beuchte. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:    Staats-Arch.  Kann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III.,  X.. 
1,  4  e,  Nr.  20.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Pfarrarchiv  Beuchte,  Einwohner 
Verzeichnis  von  1651,  Akten  über  Kirchenbau  1820—37.  —  2.  U.  B.  Hild.,  I.,  III.— VI. 
—  U.  B.  Goslar,  I.— IV. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  33,  38,  44,  55,  59,  73.  —  Bertram,  Gesch.  Bist. 
Hild.,  I.,  S.  192,  304.  —  Blume,  Heimat,  S.  380  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  15.  — 
Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  65.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  185.  —  Lüntzel. 
Alt.  Diözese,  S.  16,  322  ff.  —  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  IL,  S.  131.  —  Machens,  Archi- 
diakonate,  S.  79,  100.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  20.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap., 
S.  3.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  185  ff. 


Beuchte  43 

GESCHICHTE:  In  der  Bestätigungsurkunde  des  Klosters  Riechenberg  durch 
Bischof  Bruno  von  Hildesheim  taucht  1154  zuerst  die  Siedlung  Klein-Beuchte  („Lutti- 
kinbochthe")  auf,  außer  Riechenberg  hatte  hier  auch  das  Kloster  Wöltingerode  Besitz. 
Anfang  des  14.  Jahrhunderts  oder  noch  früher  ist  Klein-Beuchte  aufgegeben.  1336 
wird  es  als  Wüstung  Beuchte  (Wostenboghede)  bezeichnet. 

Der  Hauptort  Beuchte  tritt  uns  1174  urkundlich  entgegen;  in  diesem  Jahre  über- 
eignet Bischof  Adelog  die  Kirche  in  „Bokethe",  eine  Tochterkirche  von  Gielde,  dem 
Kloster  Heiningen.  Im  Jahre  1280  aber  erscheinen  sieben  Patrone  der  Kirche  in 
Beuchte,  deren  Namen  in  der  Urkunde  selbst  zwar  nicht  genannt  werden,  aber  aus 
den  angehängten  Siegeln  bekannt  sind.  Als  Patrone  kommen  in  Frage:  Herzog  Hein- 
rich von  Braunschweig,  Graf  Meiner  von  Schiaden,  die  Klöster  Wöltingerode,  Neuwerk 
in  Goslar,  Heiningen  und  Ringelheim,  die  Ritter  Yolcmar  von  Goslar,  Heinrich  von 
Burgdorf  und  Konrad  von  Wehre.  Diese  Patrone  verzichteten  1280  auf  ihr  bislang 
gemeinsam  ausgeübtes  Patronat  zugunsten  des  Hauses  des  deutschen  Ordens  in  Goslar 
(Goslar,  U.  B.,  IL,  Nr.  272).  Nachdem  1287  Heinrich  von  Birkenstein  die  Kirche  mit 
dem  Patronatrecht  in  Weddingen  den  Ordensrittern  geschenkt  hatte,  siedelten  bald 
die  Ordensritter  nach  Weddingen  über,  die  Kirche  in  Beuchte  wird  dann  von  dem 
Komturhof  in  Weddingen  abhängig. 

Als  Grundeigentümer  treten  in  Beuchte  das  Domstift  in  Goslar,  die  Klöster  Neu- 
werk in  Goslar  und  Riechenberg  auf,  letzteres  besaß  auch  bis  1365  den  Zehnten;  einige 
Ritterfamilien  trugen  Grund  und  Boden  vom  Bischof  zu  Hildesheim  zu  Lehen  (von 
der  Gowische,  von  Salder,  von  Rössing  usw.),  einige  hatten  Eigenbesitz  am  Orte  (von 
Wehre,  von  Asseburg  usw.).  Beuchte  gehörte  seit  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  zum 
Amte  Wiedelah  und  kam  1523  nach  der  Stiftsfehde  mit  dem  Amt  an  Herzog  Heinrich 
d.  J.  von  Braunsehweig- Wolfenbüttel.     1542  wurde  die  Reformation  eingeführt. 

Im  Dreißigjährigen  Kriege  hatte  Beuchte,  wie  alle  benachbarten  Dörfer,  sehr  unter 
den  durchziehenden  Truppen  zu  leiden,  der  1546  aufgesetzte  Knopf  des  Kirchturmes 
wurde  damals  so  durchschossen,  daß  er  1652  durch  einen  neuen  ersetzt  werden  mußte. 
1643  kam  Beuchte  mit  dem  Amte  Wiedelah  an  das  Bistum  Hildesheim  zurück,  nach 
der  Säkularisation  des  Bistums  und  der  kurzen  preußischen  und  westfälischen  Zeit 
gehörte  Beuchte  bis  1831  zum  hannoverschen  Amte  Vienenburg,  1831 — 66  zum  Amt 
Wöltingerode,  dann  zum  preußischen  Kreise  Liebenburg,  bis  dieser  1884  zum  Kreise 
Goslar  umgewandelt  wurde. 

1836  wurde  die  alte  Kirche  abgerissen  und  1837  durch  einen  Neubau  ersetzt,  der 
3578  Reichstaler  Kosten  verursachte;  der  Bauplan  stammte  von  Baumeister  Hellner, 
Hannover.  1908  wurde  eine  gesprungene  Glocke  von  1678  eingeschmolzen.  L-nter 
der  Haube  ein  Palmettenfries  wie  an  der  Glocke  von  1676.  Am  langen  Felde:  H.  Jo- 
hann Warncken,  P.  B.,  Jürgen  Busse,  K.  V.,  Curdt  Brakmeier,  K.  V.,  Diedrich  Koch, 
Christoffel  Kleiment,  Hans  Hartwieg,  Hans  Bielstein,  Joachim  Aiburg,  Anno  1678.  — 
Am  Schlagring:  Heise  Meier  goss  mich  zu  Wolfenbüttel. 

BESCHREIBUNG:  Die  in  hammerrecht  bearbeiteten  Bruchsleinen  Unit  Inschrift 
über  der  Tür  an  der  Ostseite  der  Sakristei  1837  erbaute  Saalkirche  hat  an  den 
Längsseiten  je  drei  große  mit  horizontalem  Sturz  abgeschlossene  Holzsprossen- 
fenster (Taf.  4e).  Die  Sakristei,  deren  profiliertes  Traufgesims  in  gleicher  Höhe 
mit  dem  der  Kirche  liegt,  ist  der  Ostwand  vorgelagert  und  mit  zwei  weiteren  Fen- 
stern, die  den  Schiffsfenstern  gleichen,  ausgestattet.  Das  beschieferte  Walmdach 
der  Sakristei  legt  sich  gegen  den  Ostgiebel  des  Schiffes;  Haupteingang  in  der  West- 
wand der  Kirche  auffallend  breit  und  hoch  mit  Werksteingewänden  umrahmt. 
Im  Westen  des  Daches  über  quadratischem  Grundriß  ein  an  jeder  Seite  mit  Schall- 
fenster   versehener   beschief erter   Dachreiter   mit   kräftigem    Gesims,    Helm   mit 


44  Beuchte 

scharfen  Knicken  vom  Viereck  ins  Achteck  übergeführt.  An  der  Helmpyramide 
unter  besonderem  Schutzdach  die  Uhrschlagglocke.  Das  mit  ebener  Ilol/balken- 
decke  geschlossene    Innere  einfach. 

Ausstattung: 

Auf  der  Empore  im  Weslen  die  Orgel  aus  der  Erbauungszeit.  An  den  Längs- 
wänden ist  die  Emjjore  beiderseits  bis  etwa  zu  zwei  Dritteln  des  Schiffi's  cnllang- 
geführt.  Über  dem  Altartisch  die  schlichte  Kanzel. 

Zwei  Altarleuchtcr  mit  angegossenem  Dorn,  Bronze,  versilbert,  H,  0,30  m. 
Dockenform,  Ende   17.  Jahrh.  Am  runden  Fuß  die  Buchstaben:  +  I  i    G  + 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  18,25  cm,  gotische 
Form,  Fuß  und  Schaft  rund,  Zapfenknauf  mit  den  gotischen  Kleinbuchstaben: 
,,i  •  h -e -s  •  u  s".  Über-  und  unterhalb  des  Knaufs  nochmals  diesell)e  Umschrift. 
Um  1400. 

Patene,   Silber,  vergoldet,    0   13  cm.  Weihekreuz  ausgeschlagen,  fehlt. 

Oblatendose,  Silber,  glatt,  II.  6  cm,  0  8,5  cm.  Inschrift:  ,,1747".  Gold- 
schmiedezeichen 25. 

Kelch,  Silber,  H.  30  cm.  In  reicher  getriebener  Arbeit.  Darstellungen  zwischen 
den  Ornamenten:  Abendmahl,  Kreuzigung,  Auferstehung.  Feingehaltszeichen  12. 
Vom  Jahre  1866. 

Patene  dazu,    0  21,5  cm. 

Weinkanne,  Zinn,  H.  30  cm,  von  einfacher  Form,  um  1800. 

Die  früher  vorhanden  gewesene  Taufschüssel  aus  Messing  mit  Widmungs- 
inschrift aus  dem  Jahre   1782  war  nicht  mehr  festzustellen. 

Pieta,  Holz,  H.  0,60  m,  um  1500,  in  der  Sakristei,  Beschädigt.  Bemalung 
abgängig  (Taf.  le). 

Zwei  Glocken  im  Dachreiter,  die  größere  1908  von  Radler  in  Hildesheim 
gegossen.  Die  kleinere,  0  0,67  m,  mit  Blattfries  und  Inschrift:  ,,ANNO  1676  // 
GOSS  MICH  HEISO  MEYER  ZU  WOLFFENBÜTTEL",  auf  der  Gegen- 
seite: „H.  JOHANWARNEKEN  //  PASTOR  //  F  •  A  D  •  K  •  C  K  •  C  ■  B  •" 
—  Über  die  eingeschmolzene   Glocke  von   1678  vgl.  Geschichte. 

Auf  dem  Kirchhof  stehen  noch  einige   Grabmäler  an  ursprünglicher  Stelle: 

1.  Grabmal  des  Superintendenten  Gottlob  Broeder  *  2.2.1745,  t  14.2. 
1819.  Sandstein,  Gesamth.  2,25  m;  des  Aufsatzes  H.  1,10  m.  Sockel  0,82x0,82  m. 
Zwischen  Sockel  und  Aufsatz  ein  14  cm  hoher  Luftraum,  war  vermutlich  früher 
mit  einem  steinernen  Zwischenstück  ausgefüllt  (Taf.  4c). 

2.  Grabmal  des  Carl  Friedr.  Anton  Wendebourg  *  21.  12.  1799, 
t  3.  4.  1827.  Sandstein,  H.  2,20  m,  Sockel  0,79x0,79  m.  Über  dem  Sockel  kanne- 
lierte  Säule  (0  0,37  m),  darauf  eine  Urne. 

3.  Grabmal  des  Lehrers  Christopf.  Fricke  *  20.2.1791,  t  2.8.1834. 
Sandstein,  H.  2,10  m,   Sockel  0,82x0,82  m,  ähnlich  dem   Grabstein   1. 


45 

Bredelem. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:    1.   Staats- Arch.    Hann.,     Akt.    Hann.    des.    74,  Amt  Liebenburg,   II., 
G.  Ic    und    Hc;     desgl.    III.,  Akten    IX.,    A    17,    14.    —     Bibl.    H.    V.    N.,     Hand- 
schrift 317.  —  Pfanarchiv  Bredelem :  Baurechnung  der  Kirche  1846/47 —  von  Schwicheldt- 
sches    Archiv    im    Schloß    Söder.   —    2.    U.  B.  Hild.,  I.— III.,   V.,   VI.   —   U.   B.    Gos 
lar,  I.— V. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L,  S.  219.  —  Bornstedt,  Siedlungen, 
S.  15.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  725,  727.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  150,  187, 
212.  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  108,  147,  168,  185,  337.  —  Mithoff,  Kunstdenk- 
male, S.  24.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  3,  9.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  278  ff. 
GESCHICHTE:  Das  Dorf  „Brethenehim"  wird  zuerst  1147  in  einer  Urkunde 
Bischof  Bernhards  von  Hildesheim  erwähnt,  über  Bredenheim,  Bredenhem,  Bredenem 
hat  sich  der  Ortsname  zum  heutigen  Bredelem  entwickelt.  Ein  Geschlecht  von 
Bredenheim  taucht  gleichzeitig  in  einer  Urkunde  des  Hildesheimer  Bischofs  für  die 
Cäcilienkapelle  in  Goslar  auf,  Guntherus  de  Bredenheim  ist  unter  den  Zeugen  dieser 
Urkunde.  Das  Geschlecht  tritt  wenig  hervor  und  scheint  am  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts ausgestorben  zu  sein.  Besitz  im  Dorfe  hatte  das  Kloster  Riechenberg  1548 
drei  Höfe  mit  17  Morgen,  das  Bartholomäi-  oder  Sültestift  vor  Hildesheim  besaß 
hier  den  Zehnten  und  eine  Hufe  seit  1147,  außerdem  befand  sich  in  Bredelem  ein 
bischöfliches  Meiergut  mit  dazugehörigen  Hörigen,  dessen  Ländereien  am  Ende  des 
Mittelalters  durch  Schenkungen  in  verschiedenen  Besitz  kamen.  Am  15.  Mai  1830 
vernichtete  eine  große  Feuersbrunst  das  ganze  Dorf. 

Die  Kirche  zu  Bredelem  gehörte  zum'Archidiakonat  Haringen.  1423  verletzten 
32  Bürger  der  Stadt  Goslar  die  Immunität  der  Kirche  zu  Bredelem  und  das  kirch- 
liche Asylrecht,  indem  sie  einen  Straßenräuber,  der  in  diese  Kirche  geflüchtet  war, 
gewaltsam  vom  Kirchhof  rissen  und  dem  weltlichen  Gericht  überantworteten.  Diese 
Tat  hatte  einen  großen  Prozeß  zur  Folge.  Die  Strafe  für  die  Verletzung  der  Kirchen- 
freiheit zu  Bredelem  betrug  40  Gulden,  die  der  Rat  zu  Goslar  zahlen  mußte. 

1542  wurde  in  Bredelem  die  Reformation  durchgeführt.  Die  alte  Kirche  war  seit 
dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  sehr  baufällig  geworden,  deshalb  wurde  1844  ihr 
Abbruch  beschlossen  und  1846/47  auf  Kosten  der  Kirchengemeinde  ein  Neubau  durch- 
geführt. Den  Plan  lieferte  der  Hauptmann  a.  D.  und  Baumeister  G.  F.  C.  Wiepking 
in  Goslar.  Die  Baukosten  betrugen  5507  Rtlr.  26  ggr.  13  Pf.  Die  Orgel  wurde  1848 
angeschafft. 

Als  Kirche  des  Bannes  Ostharingen  wurde  Bredelem  bis  1653  Ostharingen  ein- 
gepfarrt,  seitdem  ist  es  der  Pfarre  Upen  zugelegt. 

BESCHREIBUNG:  Die  Kirche  ist  auf  der  Stelle  der  mittelalterlichen  als 
Saalkirche  mit  Westturm  (1846/47)  erbaut.  Material:  Sandsteinquader,  gekrönelt, 
zum  Teil  scharriert.  Innere  Gesamtlänge  20,35  m.  Breite  11,50  m  (Taf.  6a).  Wand- 
dicke des  Turmes  1,00  m,  des  Schiffes  0,60  m.  Der  Turm  (Untergeschoß  5,40  x  4,40  m) 
ist  in  voller  Breite  nach  dem  Schiff  geöffnet.  Chorteil,  um  2  Stufen  erhöht,  6,07  m 
lang.  An  den  Längswänden  des  Schiffes  je  drei  große  Rundbogenfenster.  Fuß- 
bodenbelag rote  Sandsteinplatten,  unter  dem  Gestühl  Holz.  Flache  geputzte  Holz- 
balkendecke mit  aufgemaltem  Lamm  im  Strahlenkranze. 
Ausstattung: 

Emporen,  durch  schlanke  Achtecksäuleu  gestützt,  an  den  Längswänden 
und  im  Westen.  Hier  die  Orgel.  Kanzel  oberhalb  des  Altars,  zugänglich  von 
einer  schmalen  Ostempore. 


46  Bredelem 

Taufbecken,  Holz,  auf  Säulenfuß,  H.  0,83  m,  0  des  Beckens  0,53  m.  2.  Hälfte 
17.  Jahrb.,  vielleicbt  älter.  Zinnscbüssel  neu. 

Abendmablsgeräte:  Kclcb,  Silber,  teilvergoldel,  H.  21, .5  cm.  Am  Fuße 
und  Schaft  einfache  Ornamente  vom  Anfang  19.  Jahrb.  Punktgravierung  (Schreib- 
schrifl):  „Johann  Hennig  Weddc,  Eleonerc  Weddc  geb  Sonnemann,  Bredelen 
März  1825."   Goldschmiedezeichen  68. 

Patene,  Silber,  vergoldet,  mit  Sechspaßboden  in  Treibarbeit,  0  14,5  cm. 
Um  1500. 

Kelch,  Fuß  Zinn,  Oberteil  Kupfer,  vergoldet,  H.  15  cm.  2.  Hälfte  18.  Jahrb. 

Patene,  Zinn,    0   11,5  cm. 

Oblatenbehälter,  Zinn,  in  Form  eines  niedrigen  Ziboriums.  Fuß  achteckig. 
H.  8  cm,  mit  Deckel  14,5  cm. 

Zinnschale,  0  11,5  cm,  Rand  grob  gezähnt.  Inschrift  unter  dem  Boden: 
„J.  E.  W.  //  H.   S.  //  1825." 

Zwei  Glocken  mit  gleicher  Inschrift:  ,,Auf  Kosten  der  Gemeinde  Bredelem  / 
umgegossen  von  J.  H.  Wicke  in  Braunschweig  1822  /  waehrend  der  Dienstzeit  / 
des  Pastors  G.  H.  Koenig  /  und  des  Ortsvorstehers  Hans  Heinrich  Fricke  /."  Unter- 
halb der  Haube  ein  Zierfries  (Eichenlaub).  Große  Glocke  0  1,02  m,  kleine  Glocke 
0  0,91   m 


Burgdorf. 

Evangelische  Kirche. 


Quellen:  1.  Staats-Arch.  Kann.,  Akt.  Kann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III, 
X.  1,  4  k.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Pfarrarchiv  Burgdorf,  Akten.  — 
2.  U.  B,  Hild.,  I.— V.  —  U.  B.  Goslar,  I.— V.  —  Braunschweigische  Reimchronik,  S.  480. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  110,  120.—  Blume,  Heimat,  S.  347  ff.  — 
Bode,  Uradel,  S.  96.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  15.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden.  — 
Hoffmann,  Kreuzsteine,  S.  35.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  68.  —  Kauf- 
mann, Kaiserpfalz  Werla,  S.  26,  31  ff.  35  ff.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  182,  192.  — 
Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25,  —  Lüntzel,  Ält.  Diözese,  S.  323.  —  Machens, 
Archidiakonate,  S.  39,  41,  62,  79,  102,  108,  112,  152,  193,  271,  340.  —  Mithoff,  Kunst- 
denkmale, S.  25.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  3,  8,  18.  —  Zobel,  Heimatbuch, 
S.  480.  —  Zobel,  Geschichte  v.  Kniestedt, 

GESCHICHTE:  Von  der  Königspfalz  Werla  bei  Schiaden  führte  eine  alte  Straße 
in  nördlicher  Richtung  auf  der  Höhe  des  Geländes  nach  Ohrum,  wo  die  Oker  mit 
einer  Fähre  oder  in  einer  Furt  überquert  werden  konnte.  Da,  wo  diese  Straße  das 
Tal  der  Warne  kreuzte,  entstand  der  Ort  Burgdorf,  wahrscheinlich  im  Schutze  eines 
befestigten  Hofes,  der  hier  als  Vorwerk  der  Pfalz  Werla  angelegt  war.  Deshalb  wird 
Burgdorf  vermutlich  ebenso  alt  wie  die  Pfalz  Werla  sein. 

Urkundlich  kommt  das  Dorf  Burchthorp  erst  1174  vor,  als  Bischof  Adelog  von 
Hildesheim  dem  Kloster  Heiningen  den  Bann  in  Burgdorf  übereignet.  Früher  aber 
taucht  die  ursprünglich  freie,  dann  reichs-dienstmännische  und  schließlich  welfisch- 
dienstmännische    Familie    von    Burgdorf    auf;    als    ältester   Vertreter    dieser   Familie 


Burgdorf  .  47 

ei-scheint  1142  in  einer  Urkunde  des  Bischofs  von  Hildesheim  „Arnold  von  Burch- 
dorp"  unter  den  Zeugen.  Blume  nimmt  an,  daß  die  Familie  von  Burgdorf  sich  vor- 
her nach  ihrem  Besitz  in  Dornten  „von  Thorthunen'-  nannte.  Bis  1157  waren  die 
Edelherren  von  Burgdorf  Beichsministeriale  und  als  solche  mit  Reichslehen  aus- 
gestattet, dann  wurden  sie  nach  einem  Übereinkommen  Kaiser  Friedrich  Barbarossas 
und  Herzog  Heinrichs  des  Löwen  weifische  Ministeriale,  doch  behielten  sie  das  Burg- 
dorfer  Reichslehen,  das  1357  zur  Zeit  Kaiser  Karls  IV.  unter  anderem  noch  umfaßte: 
14  Hufen  Land  zu  Werla  und  das  Kirchenlehen  daselbst,  5  Hufen  zu  Burgdorf  und 
das  Kirchenlehen  daselbst  mit  allem  Nutzen  und  ,,Vogetie,  den  markt  und  das  gericht 
in  dem  Dorf  und  wicbildis  recht  und  holzgrafschaft  daselbes  und  das  gras".  Zum 
Burgdorfer  Reichslehen  gehörte  auch  das  Patronatsrecht  über  die  Kirche  zu  Dornten, 
außerdem  besaßen  die  von  Burgdorf  auch  die  Vogtei  über  die  Güter  des  Stiftes 
St.  Georgenberg  bei  Goslar.  Im  15.  Jahrhundert  ist  das  Geschlecht  ausgestorben. 
Das  Burgdorfer  Lehen  kam  dann  an  die  Herren  von  Steinberg.  Als  auch  diese  aus- 
starben, erhielt  um  1570  der  braunschweigische  Kanzler  Joachim  Minsinger  von  Fron- 
deck das  Burgdorfer  Lehen  und  1629  wurde  der  Goslarer  Bürgermeister  Henning 
Gramer  von  Clausbruch  mit  dem  Burgdorfer  Lehen  belehnt.  Diese  Familie  ist  noch 
heute  im  Besitz  des  Patronats  über  die  Kirche  zu  Burgdorf,  jedoch  ohne  jegliche 
Verpflichtung.  Nach  einer  1803  angefertigten  Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter 
stand  der  Zehnte  je  zur  Hälfte  den  Klöstern  Heiningen  und  Neuwerk- Goslar  zu. 

Burgdorf  muß  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  einen  größeren  Aufschwung 
genommen  haben,  denn  der  Ort  hatte,  wie  oben  in  der  Urkunde  Karls  IV.  erwähnt, 
das  Weichbildsrecht,  d.  h.  besondere  Gerichtsbarkeit.  Burgdorf  war  auch  eine  Zoll- 
stätte des  Bischofs  von  Hildesheim  bis  in  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts.  Als  Grund- 
eigentümer in  Burgdorf  finden  wir  außer  dem  Bischof  von  Hildesheim  noch  die  Klöster 
Heiningen,  Dorstadt,  Wöltingerode,   St.  Georgenberg  bei  Goslar  und  Neuwerk  in  Goslar. 

Über  die  Kirche  in  Burgdorf  fließen  für  die  ältere  Zeit  die  Nachrichten  nur 
spärlich.  1174  erwarb  das  Kloster  Heiningen  Archidiakonatsrechte  in  Burgdorf;  damit 
ist  für  dieses  Jahr  die  Kirche  urkundlich  bezeugt.  Nach  der  chronikalen  Überlieferung 
soll  angeblich  im  Jahre  1213  der  in  seinem  unteren  Teile  noch  jetzt  bestehende  Kirch- 
turm erbaut  sein.  Wie  lange  die  Kirche  in  Burgdorf  vom  Kloster  Heiningen  abhängig 
war,  ist  nicht  festzustellen.  An  Stelle  des  älteren  romanischen  Baues  der  Kirche  trat 
in  spätgotischer  Zeit  eine  neue  Kirche,  aus  welcher  der  heutige  Altar  stammt. 
Während  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  wurde  1521  Burgdorf  von  Truppen  Herzog 
Heinrichs  d.  J.  geplündert;  ob  die  Kirche  dabei  Schaden  nahm,  ist  nicht  bekannt. 
1523 — 1643  gehörte  Schiaden  zum  Herzogtum  Braunschweig- Wolfenbüttel.  Nach 
Vertreibung  des  Herzogs  wurde  1542  die  Reformation  eingeführt.  1544  bemerkten 
die  Visitatoren  des  Schmalkaldischen  Bundes  über  die  Pfarre  zu  Burgdorf:  ., Diese 
pfarr  ist  der  bester  pfar  eine  und  hat  sie  der  Propst  zu  Heiningen  vor  gelt  an  sich 
gebracht  von  den  papenburgern  zu  Goslar,  helt  einen  Mercenarium  (Stellvertreter)." 
Erst  unter  Herzog  Julius  konnte  1568  die  Reformation  endgültig  durchgeführt  werden. 
1587  wurde  die  Westempore  eingebaut  und  1602  die  Prieche  an  der  Nordseite  erbaut. 
Nach  der  Schlacht  bei  Lutter  am  Barenberge  wurde  Burgdorf  geplündert,  Wertsachen 
der  Kirche  und  auch  die  Glocke  schleppte  man  fort.  1634  konnte  wieder  eine  kleine 
Glocke,  die  Heinrich  Borstelmann  in  Braunschweig  gegossen  hatte,  angeschafft 
werden.  1669  schenkte  der  Patron  der  Kirche,  Henning  Johann  Gramer  von  Claus- 
bruch, zum  Sckmuck  der  Kirche  eine  Tafel  mit  dem  Bilde  des  Gekreuzigten.  Am 
12.  Januar  1686  suchte  ein  großer  Brand  das  Dorf  heim,  doch  wurde  die  Kirche 
verschont,  denn  über  einen  Brandschaden  der  Kirche  wird  nichts  berichtet.  1720 
wurde  ein  Vorbau  an  der  Nordseite  aer  Kirche  errichtet,  ,,um  das  Wasser  fernzuhalten", 
und  1725  eine  zweite  Glocke  beschafft,  die  von  dem  Glockengießer  Christian  Ludwig 
Meyer  in  Braunschweig  gegossen  ist,  1804  wurde  nach  einer  Akte  des  Amtes  Wöl- 
tingerode die  Kanzel  in  den  Altar  verlegt.  Ein  Jahr  später  beschwerten  sich  die 
Geschworenen    der    Gemeinde    Burgdorf,    daß    der    Pastor    Schroeder    unnötige    Ver- 


48 


Burgdorf 


äiiderungen  in  dem  Kircheiigcbäude  vornehmen  lasse,  so  wolle  er  die  Empore,  worauf 
die  Dienstboten  gehen,  abreißen  lassen  und  eine  andere  an  deren  Stelle  setzen.  Der 
Superintendent  in  Salzgitter  berichtet  dann,  es  würde  durch  eine  neue  Prieche  mehr 
Raum  gewonnen,  woran  es  mangele.  1825  wurde  die  Prieche  an  der  Südseite  erbaut. 
Beide  Glocken  sind  1828  durch  Sigismund  Lampe  in  Hildeshoim  umgegossen.  Als  am 
9.  September  1878  die  große  (ilockc  einen  Sprung  erhielt,  bekam  1879  Burgdorf  ein 
neues  Geläut  mit  3  Glocken,  die  von  dem  Glockengießer  Radler  in  Hildesheim 
gegossen  waren. 

Eine  umfangreiche  Wiederherstellung  des  Kirchenschiffes  fand  1880  statt,  die 
kleinen  Fenster  sind  damals  durch  größere  ersetzt.  1929  erneuerte  man  das  Innere 
der  Kirche;  die  Kanzel,  die  bis  dahin  über  dem  Altar  war,  wurde  an  die  Südseite  der 
Kirche  verlegt,  wo  sie  auch  früher  stand,  die  Priechen  gleichzeitig  beseitigt.  Kanzel 
und  Altar  sind  von  dem  Kirchenmaler  Gotta  in  Hannover  ausgebessert.  Außerdem 
erhielt  die  Kirche  neues  Gestühl. 


Abb.  13.    Burgdorf,  Kirche,  Grundriß  (1:250). 


BESCHREIBUNG:  Die  über  einem  Rechteck  von  etwa  23,25x9,60  m  in 
Bruchstein  erbaute  Kirche  stammt  aus  dem  späten  Mittelalter  (Taf.  5c).  Fast 
quadratischer  Westturm  mit  rundbogig  geschlossenen  Schallöffnungen  und  be- 
schiefertem,  mit  Schrägflächen  in  das  Achteck  übergeleitetem  Helm  mit  kräftigem 
Knauf  und  Wetterfahne.  Spitzbogige  Fenster  der  Längswände  vermauert  oder 
durch  neue  große  Rundbogenfenster  ersetzt  (Abb.  13).  Vom  gotischen  Bau  ist  das 
in  den  1920er  Jahren  dunkelfarbig  verglaste  dreiteilige  Ostfenster  erhalten,  dessen 
einzelne  Teile  mit  Kleeblattbögen  geschlossen  sind.  Auch  der  spitzbogige  Eingang 
auf  der  Südseite  ist  noch  in  alter  Form  vorhanden  mit  anscheinend  ursprüng- 
licher einfacher  Tür  nebst  derbem  Beschlag.  Das  Innere  hat  eine  neue  schlichte 
Holzbalkendecke  (Taf.  5  b). 

Ausstattung  : 

An  der  Nord-,  West-  und   Südseite  Emporen,  teilweise  alt.  Die  erste,  wohl 
nur  im  Westen  errichtete,  zur  Aufstellung  der  Orgel  dienende  Empore  ist,  wie  aus 


Burgdorf 


49 


den  Bruchteilen  der  Inschrift  an  einem  Tragebalken  hervorgeht,  1587  aufgestellt. 
Um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  ist  sie  unter  Verwendung  der  Hölzer  der  ersten 
Anlage  umgebaut  und  zum  Teil  mit  geschnitzten  0,70x0,80  m  großen  Brüstungs- 
füllungen versehen  (Blumen  und  Früchte).  Orgelgehäuse  mit  reichem  Ranken- 
schnitzwerk  (Taf.  7  a).  Wahrscheinlich  stammt  auch  eine  auf  der  Sakristei  wand 
befindliche  Schnitzerei  von  der  Orgel  (Taf.  5a).  Emporen  und  Orgel  sind  1835 
handwerklich  bemalt. 

Altar  mit  der  darüber  befindlichen  Kanzel  aus  älteren  Stücken  zusammen- 
gebaut. Seitlich  der  Kanzel  war  das  1929  wieder  auf  den  Altartisch  gestellte  1,40  x 
1,65  m  große  Mittelstück  eines  spätgotischen  Schreinaltares  angebracht  mit 
geschnitzten,  vergoldeten  und  bemalten  etwa  73  cm  hohen  Figuren  auf  Sockeln. 
In  der  Mitte  der  Gekreuzigte,  links  Maria  und  Johannes  der  Täufer,  rechts  Jo- 
hannes der  Evangelist  und  Katharina.  Als  oberer  Abschluß  des  Schreins  durch- 
brochenes Schnitzwerk,  fünf  Eselsrückenbögen  mit  zierlichem  spätgotischen  Maß- 
werk zwischen  Fialen  Ende   15.  Jahrh.  (Taf.  5d). 

Bild  auf  gepreßtem  Pergament,  Aquarell  (?),  im  Rahmen,  0,95  xO,68  m  groß: 
Kruzifix,  darunter  Wappen  und  die  Unterschrift:  ,, Henning  :  Johan  :  Gramer  von 
Clausbruch,  patronus  dieser  p.  /  zur  Ehre  Gottes 
undt  gedechtniß  verehrt.  Anno  1669".  An  der 
Ostwand. 

Abendmahlsgeräte:  neu.  Vorhanden 
ist  noch  eine  Weinkanne,  Zinn,  H.  28  cm, 
1805  von  Joh.  Conrad  Flegel. 

Drei  Glocken,  0  1,00;  0,85;  0,70,  1878 
von    J.  J.  Radler  in    Hildesheim. 

Kreuzstein,  H.  0,95  m,  oberhalb  des 
Erdbodens  0,50  m  breit.  Stark  verwittert. 
Vorderseitig  ein  gotisches  Kreuz  (Abb.  14)  und 
eine  Hausmarke  ( ?).  Vor  dem  Friedhofseingang. 


Burgdorf,  Kreuzstein  (1:20). 


.\bb.  14 


Dornten. 

I.  Evangelische  Kirche. 

Quellen:     1.     Staats-Arch.  Hann.,     Akt.  liann.  des.  74,     Amt     IJebeuburg,     II.. 

G.  1  f  11  und  Hc;  desgl.  III.,  Akten  IX.  A.  17,  2.         Bibl.  H.  V.  X.,   Handschrift   317. 

—  von  Schwlcheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,  Urk.  Akt.  Pfarrarchiv  Dornten: 

Corpus  bonorum  (Pfarrländerei  usw.),  kirchl.  Bauakten  186G.      -  2.  U.  B.  Hild.,  I.    -VI. 

U.B.  Goslar,   I.    -V.  U.B.  von   Saldern,   I. 

Literatur:    Ahlhaus,    Patronat,    S.  43,    90.  Bertram,    Gesch.  Bist.  Hihi.,    I.. 

S.  101,  219,  325;  III.,  S.  95.  Blume,  Heimat,  S.  104,  166  ff.  -  Bornstedt,  Siedlungen. 
S.  16.  -  Curs,  Gaue,  S.  2,  12.  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Xr.  76,  95,  208.  Kayser, 
Visitationen,    S.  147.  Klewitz,   Territ.  Entwicklung,    S.  13.  Lüntzel,   Alt.  Diö- 

zese, S.  169  ff.,  251  ff.  Machens,  Archidiakonate,  S.  49,  56,  58,  63.  -  Mithoff,  Kunst- 
denkmale, S.  29,  30.  -  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  3.  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse, 
S.  11.   -  -  Wemeburg,  Gau  und  Grafschaft,  S.  48/49.     -     Zobel,  Heimatbuch.    S.  284  ff. 

7 


50  Dornten 

G  I:;S(Mll(;ilTE:  Als  „Donuuni"  konmiL  das  Doil  Dornten  1053  in  einer  Urlvunde 
Kaiser  Heinrichs  III.  zum  ersten  Male  xirkundlich  vor;  damals  wird  Dornten  als  „im 
(iau  Lera  und  in  der  Grafschaft  des  Grafen  Adelhard  gelegen"  bezeichnet.  Die  Urkunde 
ist  ein  Beispiel  dafür,  -wie  an  Stelle  des  alten  Gaunaniens  nun  um  die  Mitte  des  11.  Jahr- 
hunderts die  Bezeichnung  der  Grafschal't  mit  dem  Namen  des  Grafen  tritt.  Il,'i3  taucht 
das  (ieschlecht  der  Herren  von  Thornlune  mit  den  Brüdern  Arnold  und  Lüdeger  auf, 
außerdem  wird  in  dieser  Urkunde  auch  zuerst  die  Kirche  in  Dornten  erwähnt.  Bald 
darauf  müssen  die  ursprünglich  Freien,  dann  Reichsministerialen  von  Dornten  nach 
Burgdorf  ül)ergesiedelt  sein,  mit  dem  sie  vom  Reiche  belehnt  wurden.  1142  nennt  sich 
jener  Arnold  bereits  von  Burgdorf,  seine  Familie  und  seine  Nachkommen  folgen  ihm 
darin  und  nennen  sich  auch  nach  dem  neuen  Besitz.  Das  Stammgut  der  p'amilie  in 
Dornten  kam  im  Laufe  der  Zeit  in  den  Besitz  des  Bischofs  von  Hildesheim,  der  ihr 
einen  Teil  als  Lehen  zurückgab,  und  in  den  Besitz  des  Klosters  Neuwerk  in  Goslar. 
Ein  Zweig  der  Familie  blieb  in  Dornten  und  nannte  sich  weiter  nach  dem  Stamm- 
sitz, es  kann  sich  aber  auch  um  eine  zweite  Familie  von  Dornten  handeln,  deren  Mit- 
glieder im  13.  Jahrhundert  als   Hatsherren  und   Geistliche  in    Goslar  tätig  sind. 

Im  14.  Jahrhundert  (1329 — 92)  wird  in  den  Urkunden  ein  Klein-Dörnten  erwähnt, 
doch  muß  diese  Siedlung  später  aufgegeben  sein,  denn  der  Name  verschwindet  aus  den 
Urkunden.  Ein  großer  Teil  der  Dörntener  Feldmark  kam  seit  der  2.  Hälfte  des  12.  Jahr- 
hunderts an  benachbarte  Klöster  (Riechenberg,  Wöltingerode  und  die  Goslarer  Klöster 
und  Stifte  St.  Georgenberg,  Domstift,  Neues  Hospital,  Frankenberg  und  insbesondere 
Neuwerk). 

Das  Patronat  über  die  Kirche  behielten  die  Herren  von  Burgdorf  als  Reichslehen 
bis  1322,  in  diesem  Jahre  übertrugen  Willekin,  Ludolf  und  Johann  von  Burgdorf  das 
Patronatsrecht  und  4  Hufen  Land  zu  Dornten  dem  Stift  St.  Georgenberg  bei  Goslar, 
dessen  Untervögte  und  spätere  Obervögte  sie  seit  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  waren 
(U.  B.  Goslar,  III.,  595).  Als  Nachfolger  des  Stiftes  St.  Georgenberg  nimmt  dann  in 
der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  das  Kloster  Grauhof  das  Patronatsrecht  in 
Anspruch,  nach  den  Akten  der  Pfarregistratur  wurde  es  1568  zum  letzten  Male  damit 
belehnt.  Nach  einer  1803  angefertigten  Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter  übte 
Grauhof  damals  das  Patronat  noch  aus,  der  Zehnte  in  Dornten  stand  in  dieser  Zeit  je 
zur  Hälfte  dem  Kloster  Neu  werk- Goslar  und  dem  Stift  Gr.  Heiliges  Kreuz  in  Goslar  zu. 

Über  die  Kirche  zu  Dornten  fließen  die  Nachrichten  nur  spärlich.  Als  1258  Bischof 
Johann  von  Hildesheim  dem  neuen  Hospital  in  Goslar  Grundbesitz  in  Groß- Wehre 
auf  Veranlassung  Heinrichs  von  Dornten  verkauft,  befindet  sich  unter  den  Zeugen 
der  Priester  Godeschalk  von  Dornten.  Die  Kirche  in  Dornten  gehörte  1317  zum  Banne 
Haringen  (Ostharingen).  Nach  Beendigung  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  kam  Dornten 
an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel.  Als  dieser  1542 
aus  seinem  Lande  vertrieben  war,  führte  man  die  Reformation  durch.  Als  Pfarrer 
wurde  nach  dem  Visitationsbericht  Hermanus  Picht  von  den  Hauptleuten  der  Lieben- 
burg angestellt.  Mit  dem  Regierungsantritt  von  Herzog  Julius  waren  die  Schwierig- 
keiten, die  Herzog  Heinrich  der  Jüngere  dem  Protestantismus  nach  der  Rückkehr  in 
sein  Land  machte,  behoben.  Nachdem  1568  das  Kloster  Grauhof  (-Georgenberg)  noch- 
mals mit  dem  Patronat  belehnt  war,  erscheint  Jost  Brackmann,  conventualis  zum  Ge- 
orgenberg, als  Pfarrherr,  er  wurde  später  Propst  zu  Grauhof.  Die  Grabplatte  des  J. 
Brackmann  befindet  sich  noch  in  der  Kirche  zu  Dornten.  Bald  darauf,  in  der  ersten 
Regierungszeit  des  Herzogs  Julius,  konnte  die  evangelische  Lehre  in  der  Kirche  zu 
Dornten  endgültig  eingeführt  werden.  Mit  dem  ,, Großen  Stift"  kam  Dornten  1643  an 
das  Bistum  Hildesheim  zurück.  Seit  1664  sind  die  Namen  und  Todestage  der  Geist- 
lichen, die  in  Dornten  tätig  waren,  auf  der  Umschlagseite  des  ältesten  Kirchenbuches 
eingetragen.  In  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  war  die  Kirche  in  Verfall  ge- 
raten, 1681  wurde,  wie  aus  den  Kirchenrechnungen  hervorgeht,  das  faule  Balkenwerk 
der  Kirche  erneuert,  die  ,, Fensterlöcher"  wurden  vergrößert.  Im  gleichen  Jahre  wurde 
der  Altar  von  dem  Pastor  Rosenberg  geschenkt,  und  im  Jahre  1684  die  große  Glocke, 


Dornten  51 

die  geborsten  war,  von  Heiso  Meier  in  Woll'enbüttel  umgegossen.  1712  fand  eine  größere 
Erneuerung  der  Kirche,  mit  Ausnalime  des  Turmes,  statt.  In  den  Jaliren  1743  und  1781 
suchten  größere  Feuersbrünste  das  Dorf  heim. 

Mit  dem  „Großen  Stift"  liam  1802  Dornten  an  Preußen,  1807  an  das  Königreich 
Westfalen,  1813  an  das  Königreich  Hannover,  1866  wieder  an  Preußen.  1833  bat  die 
Gemeinde,  eine  Orgelprieche  anlegen  und  eine  Orgel  bauen  zu  dürfen.  Der  Orgelbauer 
Lindrum  in  Goslar  schlug  ein  Werk  für  400  Rtlr.  vor  und  der  Zimmermeister  Schnitze 
in  Goslar  verlangte  für  den  Bau  der  Orgelprieche  33  Rtlr.  16  ggr.  Bei  der  Revision  der 
Orgel  wurde  beanstandet,  daß  die  Orgel  nicht  den  richtigen  Kammerton  habe. 

1865 — 68  ist  der  Turmhelm  erneuert  und  mit  Schiefer  gedeckt,  1932  die  Schiefer- 
deckung durch   Kupfer  ersetzt. 

BESCHREIBUNG:  Eine  Inschriftplatte  (0,57x0,70  m),  die  in  etwa  3,00  m 
Höhe  an  der  südlichen  Außenwand  des  Chorteiles  der  Kirche  in  Dornten  angebracht 
ist,  nennt  die  Namen:  „FRID.  HULD.  RO//SENPERG  •  PASTOR  // 
MATTHIAS-  NIHOF  //  M.  HANS  SÜDEKUM  //  PROVISORES  //"  und 
das  Baujahr  1712,  in  dem  die  Kirche  an  den  gotischen  Westturm  (15.  Jahrh.) 
angebaut  wurde.  Turm,  über  einem  Rechteck  von  7,05x6,40  m,  in  Bruchstein 
mit  1,50  m  dicken  Mauern.  Im  unteren  Teile  alte  Lichtschlitze,  an  der  West- 
wand eine  gotische  Nische.  Die  gekuppelten  spitzbogigen  Schallöffnungen  unter 
der  schlanken,  ehedem  mit  Schiefer,  jetzt  mit  Kupfer  gedeckten,  vom  Viereck  mit 
Pxkgraten  in  das  Achteck  übergeführten  Helmpyramide  sind  neu.  Im  unteren 
Teile  des  Helmes  an  allen  acht  Seiten  kleine  Giebel.  Wetterfahne  von  1712  mit 
Buchstaben:  H  D  W.  Das  gleichfalls  in  Bruchsteinen  mit  0,80  m  dicken  Mauern 
hergestellte  Schiff  ist  mit  drei  Seiten  des  Achtecks  geschlossen.  An  den  Lang- 
seiten je  zwei,  in  der  Ostwand  des  Chores  ein  Fenster,  alle  flachbogig  geschlossen 
(Taf.  6b).  Innenraum  22,00  m  lang,  6,25  m  breit.  Die  flache  gewellerte  und 
geputzte  Decke  mit  gotisch  profilierten  Balken,  die  auf  einem  mittleren,  ebenso 
profilierten  Unterzug  ruhen.  Bemalung  der  Deckenfelder  neu.  An  der  Südseite 
des    Schiffes,   nahe   dem  Turm,   eine   Eingangsvorhalle   mit   Emporentreppe. 

Ausstattung: 

Auf  der  West-,  Ost-  und  Nordseite  Emporen.  An  deren  Brüstung  37  Öl- 
bilder, teils  auf  Holz,  teils  auf  Leinwand  gemalt,  die  meisten  von  Blendarkaden, 
einige  in  achteckigen  Feldern  von  Profilleisten  umrahmt,  und  alle  durch  gemalte 
Fruchtgehänge  voneinander  getrennt,  mit  biblischen  Darstellungen  und  Ganz- 
figurenbildern  des  Heilands  und  der  Apostel. 

Altar.  Der  hölzerne  Altaraufsatz  vom  Jahre  1681  mit  gerader  Rückwand 
auf  steinernem  Tisch  (Taf.  7b)  enthält  im  Mittelteile  ein  Schnitzbild  der  Kreuzigung, 
seitlich  zwei  gewundene  Säulen ;  über  diesen  zwei  Wappen,  lt.  Beischrift  des  ,,FR  I D. 
HULD.  ROSENBERG"  (links)  und  der  ,, JULIANE  LUC.  OCHSEN" 
(rechts).  Schriftband  über  dem  Mittelteil:  „HUNC  ARN.  ORNATUM  PRO- 
PRIUM TIBI  JOVA,  DICAMUS  //  NEC  QUI,  SED  QVA  SIT,  SUSCIPE 
MENTE  DATUS.  //  NON  QVÄ  NOSTRA  TIBI,  SED  QX N.  TUA 
REDDIMUS  IMI,  //  PROPENSO  NOBIS  NUMINE  PARTA  TUO. 
ANNO  M-D-CLXXXI."  Unterhalb  der  Kreuzigungsgruppe  eine  geschnitzte  Dar- 
stellung   des    Abendmahles    mit    einer    darauf    Bezug    nehmenden    Übersclirilt    im 


52  Döriileii 

Spruchbandc.  Sockel  und  Gebälk  durch  FruchlornainenU'  belobt.  Sieben  holz- 
geschnitzte Figuren,  Christus,  Moses  und  Apostel,  seitlich  je  zwei  übereinander 
und  oben  auf  dem  abschließenden   Gebälk  drei. 

Lesepult,  Holz,  geschnitzt,  mit  zwei  Engelsgestalten  auf  dem  Altartisch, 
wohl  gleichzeitig  mit  der  Rückwand. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  35  cm,  glatt,  in  Dockenform.  An  beiden 
die  gleiche  Inschrift:  „MATHE AS  NIHOF.  MAR  GRETA  HILLEN.  EHE- 
LEUTE 1702." 

Zwei  Henkel vasen,  Zinn,  beide  gleich  ausgebildet.  Anfang  18.  Jahrh.  (Braun- 
schweiger Arbeit.) 

Kronleuchter,  Messing,  H.  0,58  m,  B.  0,51  m,  sechsarmig,  auf  jedem  Arm 
2  Kerzenhalter.  Inschrift  an  der  Kugel:  „HENNI  FRICKEN  CATHARINA 
DOROTHEA  FRICKEN  1713."  Doppeladler  dick  gearbeitet.  Sechs  Zierate 
in  Form  von  Blumenkelchen. 

Kronleuchter,  Messing,  H.  0,50  m,  B.  0,58  m.  Form  und  Inschrift  wie  am 
vorgenannten,  doch  ohne  Zierate. 

Kronleuchter,  Messing,  H.  0,45  m,  B.  0,55  m.  Dem  vorigen  sonst  gleich. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  H.  15  cm.  Sechspaßfuß  und  Schaft  Kupfer, 
Kuppa  in  gotischer  Form,    Silber,   vergoldet,   vermutlich  gegen   Ende   17.  Jahrh. 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  26  cm,  Sechspaßfuß,  0  17  cm,  Knauf  glatt, 
birnförmig,  Kuppa  glockenförmig.  Goldschmiedezeichen  schwer  erkennbar,  an- 
scheinend wie  am  Kelchlöffel  in  Beinum  (26).   Um  1700. 

Patcne,  Kupfer,  vergoldet,  0  14  cm,  in  der  Mitte  des  Bodens  ein  Vierpaß. 
Mitte   17.  Jahrh. 

Oblatendose,  Zinn,  0  13  cm,  H.  7  cm.  Inschrift:  „ELEON  SOPH  • 
MAR    ROSEN   BERGIN   "  darunter  das   Jahr:   1712. 

Zwei  Grabplatten  an  den  Wänden  im  Chore  mit  lebensgroßen  Flachreliefs 
der  Verstorbenen: 

1.  An  der  Nordwand:  Sandstein?  Stehende  Mannesgestalt  mit  Buch  in  pelz- 
besetztem Mantel.  Unten  und  oben  links  und  rechts  Wappen,  und  ein  Kruzifix. 
Umschrift:  „ANNO  •  DNI  1538  ■  IN  •  DIE  //  NICOLAI  NATVS  ■  EST  ■ 
REVERENDVS  DNS  JODOCVS  BRACKMAN  //  (PRAE)  PO- 
SITV(S)  MONASTERIORV(M)  MO(N)TIS  S  GEORGII  //  ET  • 
NOVI  OPERIS  NEC  NON  HVIVS  ECCLESIAE  PASTOR  • 
OBIIT  •  ANNO  // DIE  MENSIS  ....  //"  (Die  Zahlen  sind  nicht  aus- 
gefüllt) „C  V  IV  S  •  ANIMA  REQV  IE  S  C  AT  IN  PACE."  2.  Hälfte  16.  Jahrh. 
(Taf.  6  c). 

2.  An  der  Südwand.  Schwarzer  Schiefer.  Betender  Jüngling  neben  einem 
kleinen  Kruzifix.  Oben  links  und  rechts  Wappen  (Agnus  dei  und  Weinstock  mit 
2  Trauben).  Überschrift:  „IoannIs  braCkMannI  reCVbant  hIC  ossaVIgen 
tIs  LyExVs  In  eXCeLso  spIrItVs  estqVe  poLo."  Chronogramm.  In- 
schrift unter  der  Figur  in  lateinischen  schräggestellten  Kapitalen:  ,,ANNO  DNI 
1593  DECIMO  DIE  JVLY  PLACIDE  OBDORMIVIT  IN  DOMINO 
PIVS  ET  ERVDITVS  ADOLESCENS  JOHANNES  BRACMAN  ANNO 
ä:TATIS    SVä:    DECIMO    NONO."    (Taf.  6d). 


Dornten  53 

Vier  Grabsteine,  außen  an  der  Westseite  des  Turmes,  sämtlich  oben  mit 
geflügeltem  Engelskopf,  geschweiften  Umrißlinien,  von  Kranz  umrahmten  In- 
schriften.  H.   1,40  m,  B.  0,90  m.   18.  Jahrh. 

Zwei  Ölgemälde  auf  Leinwand,  0,64x0,51  m,  hinter  dem  Altar  und  im 
Sakristeiverschlag,  Petrus  mit  dem  Hahn,  und  Petrus  mit  dem  Schlüssel,  betend. 

Glocke:  0  1,00  m.  Unterhalb  der  Haube  zwei  Zierstreifen.  Am  langen  Felde: 
„ALIIS  INSERVIENDO  DISIECTA  RESTAURATA  SUM  //  ANNO 
1682  //  PASTORE  DN.  FRIDERICO  HULD.  ROSENBERGIO  //  AL- 
TUARIO  DN  HINRICO  STOLTZ  IO//ALTARI  S  MINISTRIS  ANDREA 
HEINEN  HINRICO  SÜDECHUM."  Am  Schlagring:  „HEISO  MEYER 
GOS  MICH  ZU  WOLFENB."  —  Die  zweite  Glocke  1876  von  J.  Radler, 
Hildesheim. 

Taufengel,  beschädigt.  Mitte   18.  Jahrh.  Auf  dem  Dachboden. 

II.  Ehemalige  Eisenhütte  Kunigunde. 

Literatur:   Zobel,  Heimatbuch,  S.  290. 

Auf  Grund  einer  Konzession  vom  3.  12.  1682  erbauten  die  Freiherrn  v.  Brabeck 
im  Innerstetal  auf  einem  im  Gemeindegebiet  von  Dornten  liegenden  Oedland  ein  Eisen- 
berg- und  Hüttenwerk,  das  nach  der  Gemahlin  des  Freiherrn  v.  Brabeck  auf  Söder 
,,Cunigunde"  genannt  wurde.  Das  Werk  ging  wieder  ein.  Aber  im  18.  Jahrhundert 
wurden  hier  verschiedene  Betriebe  eingerichtet,  von  denen  die  noch  heute  als  Spreng- 
stoffabrik  bestehende,  1721  angelegte  Pulvermühle  die  anderen  Werke  aufgesogen 
hat,  so  die  1880  stillgelegte  Papiermühle,  von  der  noch  die  Mühlenräder  vorhanden 
sind.  An  einem  Gebäude  der  früheren  Mahlmühle  —  jetzt  Beamtenwohnhaus  —  ist 
das  V.  Brabecksche  Wappen  (drei  Wolfsangeln)  angebracht,  ferner  am  Verwaltungs- 
gebäude der  Pulverfabrik  eine  gußeiserne  Tafel  von  1741  mit  einer  Darstellung  der 
auf  der  Mondsichel  stehenden  Maria  mit  dem  Jesuskinde  und  der  Umschrift:  ,,Sub 
tuum  praesidium"  und  zwei  Wappen:  drei  Wolfsangeln  (v.  Brabeck)  und  drei  Rosen. 
Gleiche  Stücke  in  der  ehemaligen  Saline  in  Heyersum  (Kreis  Alfeld)  und  an  der  kath. 
Kirche  in  Mehle  (Kreis  Alfeld). 


Dorstadt. 

I.  Evangelische  Kirche. 

Quellen:  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III., 
X.   1,  4m.  Bibl.  H.  V.  N.,   Handschrift  317.  Pfarrarchiv  Ohrum,   Akten. 

Literatur:   Blume,   Heimat,   S.  320  ff.  Kayser,   Visitationen,   S.  149.       -  Mit- 

hoff, Kunstdenkmale,   S.  31.  Mithoff,  Kirehen   und   Kap..   S.  3.      -  Zobel,   Heimat- 

buch,  S.  134  ff. 

GESCHICHTE:  Die  Herren  von  Dorstadt  bauten  im  12.  Jahrhundert  auf  ihrem 
Stammsitz  eine  der  heiligen  Caecilia  geweihte  Kirche.  Es  bestand  also  eine  Pfarrkirche 
in  Dorstadt  bereits  vor  (iründung  des  Klosters  1189.  Diese  Kirche  kam  in  den  Besitz 
der  Grafen  von  Schiaden,  die  aus  dem  Geschlecht  derer  von  Dorstadt  stammten,  und 
nachdem  sie  1110  die  bischöfliche  Burg  in   Schhiden  erhallen  iiatten,  sieh  nach  iiireni 

8 


54 


Dorstadt 


neuen  Sitz  nannten.  1232  kamen  ein  Sattelhof  zu  Dorstadt,  die  Pfarrkirche  mit  ihrem 
Zubehör  und  das  Patronatsrecht  durch  .Abtretung  von  den  Grafen  von  Schiaden  an 
(las  Kloster  Dorstadt.  1548  zählte  das  Dorf  Dorstadt  10  „Hausgesessene";  sie  gaben 
von  ihren  Höfen  dem  Kloster  Zins.  1542  und  endgültig  1568  wurde  in  der  Dorfgemeinde 
Dorstadt  die  evangelische  Lehre  eingeführt.  Die  Pfarrkirche  erscheint  nun  als  dem 
St.  Bartholoniaeus  geweiht;  es  ist  möglich,  daß  diese  Kirclie  mit  der  im  12.  .lahrliundert 
genannten  Caecilienkirche  identisch  ist,  da  die  Säulen  im  Turm  noch  auf  romanische 
Zeit  hinweisen  (Abb.  15 — 17). 

Im  30jährigen  Kriege  ist  die  Kirche  zerstört,  und  erst  am  1.  Adventssonntage 
des  Jahres  1G62  konnte  der  Pfarrer  Bastian  Jödicke  in  der  wiederhergestellten  Dorf- 
kirche die  erste  Predigt  halten;  wie  berichtet   wird,  hatte  der  Pfarrer  30   .Jahre  lang 


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Abb.  1.5.    Dorstadt,  evangelische  Kirche  von  Nordosten,    [v.  B.] 


den  Gottesdienst  in  seinem  Hause  gehalten.  1826  wurde  die  evangelische  Kirche  in 
Dorstadt  erweitert,  1872  machte  die  Gemeinde  ein  Gesuch,  zum  Guß  einer  Glocke 
Geschützbronze  zu  gewähren. 

Das  Patronat  über  die  Kirche  übte  bis  1803  das  Kloster  Dorstadt  aus,  der  Zehnte 
stand  damals  im  Dorfe  dem  Kloster  Heiningen  zu. 


BESCHREIBUNG:  Turm,  romanisch;  über  rechteckigem  Grundriß  in  Bruch- 
stein erbaut,  auf  der  Nord-,  Süd-  und  Ostseite  im  Glockengeschoß  drei  gekuppelte 
romanische  Rundbogenöffnungen  mit  Teilungssäulen  und  Sattelsteinen  (Abb.  1(3  u.  17), 
auf  der  Westseite  eine  einfache  Rundbogenöffnung.  Im  unteren  Teile  Lichtschlitze. 
An  der  Nordseite  ein  spitzbogiges  Portal  mit  der  Jahreszahl  1662.  Satteldach 
des  Turmes  mit  First  in  Nord- Südrichtung.  Giebeldreiecke  verbreitert.  Schiff,  recht- 
eckig, in  Bruch-  und  Werkstein,  13,50x6,28  m  im  Innern,  gotisch,  doch  um  die 
Mitte  17.  Jahrh.  umgestaltet,  hat  auf  der  Nordseite  zw^ei,  auf  der  Südseite  vier 
rechteckige  Fenster  mit  Sandsteineinfassungen.  Auf  der  Nordseite  außerdem  ein 
hochgelegenes-  Schlitzfenster.   Im  massiven  Ostgiebel  ein  gekuppeltes   Spitzbogen- 


Dorstadl 


55 


fenster  (Abb  lö).  Der  kleine  viereckige  Sakristeianbau  aus  Backstein  an  der  Ost- 
wand stammt  aus  neuerer  Zeit.  Das  Innere  ist  schlicht,  Wände  und  Decke  glatt 
verputzt  und  geweißt.  Turmhalle  durch  eine  Wand  mit  Spitzbogenöffnung  vom 
Schiff  getrennt.      Grundriß   Abb,  18. 


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Abb.  16  u.  17.    Dorstadt,   evangelische    Kirche.     Turm, 

Aufriß    der    Nordseite    (1:250);    Schallöffnung    (1:40). 

[Beide  v.  B.] 


Ausstattung: 

Die  aus  Holz  geschnitzte  und  mit  Gemälden  verzierte  hohe  Rückwand  des 
gemauerten  Altares  ist  mit  der  Orgel  darüber  verbunden  (Taf.  18c).  Im  Mittel- 
felde  des   unteren   Teiles  ein   0,80x1,40   m  großes   Ölgemälde   des   Abendmahles, 


.\bb.  18.    Dorstadt,  evangelische  Kirche,  Grundriß  (l:25(t).    [v.  B. 


daneben  in  architektonisch  ausgebildeter  Umrahmung  Matthäus  und  Markus  als 
Tafelbilder,  darüber  im  Mittelfelde  die  Kreuzigung  zwischen  Lukas  und  Johannes 
ev.  Auf  den  seitlich  anschließenden  Rrüslungen  der  Orgelempore  Jakobsleiter 
und  Auferstehung;  diese  Gemälde  und  die  geschnitzten  Wangen  mit  Knorpelwerk 
2.  Hälfte    17.  Jahrh. 


56 


Dorstndl 


Die  kleine  Orgel  aus  neuerer  Zeit. 

Kanzel,  deren  Brüstung  mit  rundbogigen,  von  Dianiantquadern  eingefaßten 
Nischen.  Vielleicht  unter  der  jetzigen  Farbschicht  des  schlichten  Anstriches  figür- 
liche Darstellungen.  Schnitzwerk  an  Kanzel  und  Schalldeckel  ähnlich  wie  am 
Altar. 

Zwei  Altarleuchl  er,  Bronze,  versilbert,  H.  25,5  cm,  mit  3  gotisch  profi- 
lierten Schaftringen.    Dorn  mit  Öhr,  H.  10  cm.    Entstehungszeit    Ende   17.  Jahrh. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  17  cm.  Sechspaßfuß. 
Am  sechsseitigen  Schaft  gotische  Zierglieder.  Am  Zapfenknauf  die  Buchstaben: 
,,J.  H.  E.  S.  V.  S."  Inschrift  an  der  trichterförmigen  Kuppa:  ,, Kelch  der  St. 
Bartholoma y-Kirche  zu  Dorstadt  1774."  Diese  Jahreszahl  bezieht  sich  auf  den 
Zeitpunkt,  an  dem  der  Kelch  unter  Verwendung  eines  älteren  neu  zusammen- 
gesetzt (oder  geschenkt)  ist.   Goldschmiedezeichen  fehlen.  Patene  dazu  neu. 

Der  größere  jüngere  Kelch  trägt  die  gleiche  Inschrift  wie  der  genannte.  Silber, 
vergoldet,  H.  25  cm.  'Fuß  achtseitig,  davon  vier  Seiten  leicht  geschweift.  Über- 
leitung zum  Schaft  mit  Profilen.  Am  Fuße  gut  graviertes  Rankenornament.  Gold- 
schmiedezeichen 9. 

Patene,   Silber,    0   15  cm,    Goldschmiedezeichen  52. 

Oblatendose,  Silber,  0  8  cm,  H.  4  cm.  Inschrift  unter  der  Bodenplatte: 
,,Ortti  Lisabet  Witmers  1713."     Goldschmiedezeichen  50. 

Tauf  Wasserbehälter,  Zinn,  zylindrisch,  H.  16  cm,  ohne  den  2  cm  hohen 
Verschluß.  0  12  cm,  Griff  als  Lorbeerkranz  ausgebildet.  Unterer  Rand  umgebördelt. 
Inschrift:  „SANCT  BARTOLOMEUS  /  KIRCHE  ZV  DORSTADT  /  1745." 
Im  Pfarrhause  zu  Ohrum. 

Zwei  Glocken,  0  1,00  und  0,80  m,  1889  von  Radler  u.  Söhne,   Hildesheim. 

II.  Katholische  Kirche.  Ehemaliges  Kloster.   Gut. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  545  Copionale  des  Klosters  Dorstadt.  Urk.  vom  12. 
bis  16.  Jahrh.;  Nr.  545a  Copialis  Dorstadicus,  Antiquitates.  1614;  Nr.  545d  Registruni 
receptorum  et  expositorum  Monasterii  in  Dorstadt,  1507-15;  Nr.  549  Verzeichnis 
des  Grundbesitzes.  1805/06.  Staats- Arch.  Kann.,  Akt.  Calenberg.  —  Er.  Archiv  des. 

10,  5c;  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III.,  X.  1,  4  m  1,  I  Nr.  6.  -  Arch.  Wolf.,  VII., 
16.  Abschriften  der  Urk.  1142-1732,  von  Rat  Ehlers  (2048);  17.  Regesten  der  Urk. 
1142—1660,  von  Rat  Ehlers  (2049);  18.  Abschriften  aus  dem  Copialis.  Nekrologium, 
und  aus  der  Geschichte  des  Klosters  Dorstadt  von  Justizamtmann  Wippern  1806 
(2050);   19.   Auszüge  aus  den   Reformationsprotokollen   1542 — 1650  (2047).  Archiv 

des  ehem.  Klosters  Dorstadt  auf  dem  Gute  Dorstadt  im  Besitz  des  Herrn  von  Lübbecke, 
250  Urk.,  12.— 17.  Jahrh.  —  Kath.  Pfarrarchiv  Dorstadt,  Handschriftliche  Geschichte 
des  Klosters  Dorstadt  von  Amtmann  Wippern  (bis  zur  Säkularisation)  —  Liber  anni- 
versariorum  (Totenbuch)  (nach  dem  SOjähr.  Kriege  bis  Säkularisation).  —  2.  U.E. 
Hild.,   I.— VI.  U.E.  Goslar,   I.    -V.  Sudendorf,   I.       -  U.E.  von   Saldern,   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  46  ff.,  113,  137,  169.  —  Bertram,  Gesch.  Bist. 
Hild.,  L,  S.  196,  206,  219,  224,  249,  261,  408,  453,  474;  IL,  S.  35,  95,  159,  187, 
267;   III. ,   S.  29,  33,  46,  70,  78,  159,  203,  209.  Bertram,  Bischöfe,   S.  60,  91,  125, 

163,  170,  263,  Eiermann,  Organographia,  S.  24,  25,  32.  Bleibaum,  Bildschnitzer- 
familien, S.  308.         Blume,  Heimat.  S.  320  fL         Busch,  de  reformatione  1,  IL,  c.  37. 


Dorstadt  57 

-   Crusius,   Denkw.  Dorstadt.       -   Dreyer,    J.  G.  Winck.  Dürre,    Stammbaum  von 

Dorstadt.  -  Dürre,  Nekrologium  Dorstadt.  -  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  62,  82, 
84,  152.  '  Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten,  IL,  S.  340.  -  von  Grote,  Edelherren 
Dorstadt.  Grube,  Joh.  Busch,   S.  211  ff.         Henkel,  Handbuch,  S.  151.  --  Henkel, 

Kurze  Gesch.,  S.  151.  -  Hoogeweg,  Stifter  und  Klöster,  S.  28,  29.  —  Hüttebräuker, 
Erbe  Heinrichs  d.  L.,   S.  70.  Kaufmann,  Kaiserpfalz  Werla,   S.  28,  37.  —  Kayser, 

Visitationen,   S.  11,  57  ff.,    117,  131,    135,    142,    149.  Klewitz,  Territ.  Entwicklung, 

S.  25.  -  Lauenstein,  Historia,  IL,  S.  258,  259.  Lax,  Barockdekorationen,  S.  15.  — 
LüntzeI,ÄIt.  Diözese,  S.  15,  174,  184,  294,  296.  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  IL,  S.  226  fL, 
452  fL  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  79,  193.    -  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  30,  31. 

—  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  37,  43,  44,  45,  50,  53,  57,  58,  60.  Mooyer,  Nekro- 
logium Dorstadt.  —  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  12,  109.  —  Oldecop,  Chronik,  S.  351. 

—  Zobel,  Heimatbuch,   S.  134  ff. 

GESCHICHTE:  Die  Herren  von  Dorstadt  (Dorstide)  erscheinen  im  Anfang  des  12. 
Jahrhunderts  in  den  Urkunden,  Der  Stammsitz  des  Geschlechtes  lag  auf  dem  linken 
Okerufer  am  Ostabhang  des  Oderwaldes.  1110  erhielt  Eiko  von  Dorstadt  vom  Bischof 
von  Hildesheim  die  Burg  Schiaden,  seitdem  nannte  sich  dieser  Zweig  des  Geschlechtes 
Grafen  von  Schiaden.  Ein  anderer  Zweig  der  Familie,  vielleicht  auch  ein  zweites  Ge- 
schlecht derer  von  Dorstadt,  wird  in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  genannt. 
Das  Geschlecht  erbaute  eine  der  heiligen  Jungfrau  und  Märtyrerin  Caecilia  geweihte 
Kirche,  in  der  es  1174  das  Recht  des  Erbbegräbnisses  erhielt.  Arnold  von  Dorstadt 
und  seine  Gemahlin  Bige  hinterließen  Heinrich  von  Dorstadt,  Arnolds  Bruder,  und 
Gisla  von  Dorstadt,  Arnolds  Schwester,  das  Gelübde  einer  Klostergründung.  Im  Jahre 
1189  wurde  das  Kloster  dem  heiligen  Kreuz  zu  Ehren  gegründet  und  im  gleichen 
Jahre  vom  Bischof  Adelog  von  Hildesheim  bestätigt.  Das  Kloster  wurde  mit  Augustine- 
rinnen besetzt,  doch  lebten  zeitweise  auch  Augustinerbrüder  darin,  wie  aus  einer  Urkunde 
des  Jahres  1227  zu  ersehen  ist.  1447  starb  das  Gründergeschlecht  aus,  ein  anderer 
Zweig  der  von  Dorstadt  erlosch  1661. 

Nachdem  das  Kloster  im  13.  Jahrhundert  zu  einem  bedeutenden  Grundbesitz 
gekommen  war,  trat  in  späterer  Zeit  ein  Verfall  und  ein  Sinken  der  Klosterzucht  ein. 
1438  ging  ein  Teil  der  Klostergebäude  in  Flammen  auf,  Kirche  und  Schlafhaus  wurden 
mit  Unterstützung  des  Rates  der  Stadt  Braunschweig,  der  eine  Zeitlang  das  Kloster 
verwaltete,  wiederhergestellt.  Im  15.  Jahrhundert  zur  Zeit  des  Bischofs  Magnus  von 
Hildesheim  (1424-  52)  führte  der  bekannte  Propst  Johannes  Busch  eine  Reform  der 
Augustinerklöster,  so  auch  in  Dorstadt,  durch,  allerdings  setzten  sich  die  Reformen 
nicht  auf  die  Dauer  durch.  Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  (1519 — 23)  gewann 
Herzog  Heinrich  der  Jüngere  den  Teil  des  Hildesheimer  Stiftes  zwischen  Viencnburg 
und  Bockenem,  So  kam  Dorstadt  in  die  Gewalt  des  Braunschweiger  Herzogs;  nach 
dessen  Vertreibung  aus  seinem  Lande  wurde  1542  vorübergehend  und  unter  seinem 
Nachfolger  Herzog  Julius  dann  1568  nochmals  die  Reformation  durchgeführt.  Das 
Restitutionsedikt  zwang  den  Braunschweiger,  alle  Klöster  mit  ihrem  Grundbesitz 
zurückzugeben.  Die  nun  einsetzende  Gegenreformation  wurde  durch  die  Schweden 
aufgehalten,  dann  1643  durchgeführt.  So  begann  ein  neues  Klosterleben  in  Dorstadt 
unter  der  Domina  Rebekka  Fleischhauer  und  dem  Propst  Georg  Gockelius.  1646  ver- 
nichtete ein  Brand  das  Kloster  mit  Ausnahme  des  Turmes.  Propst  Gockelius  und  dessen 
Nachfolger  Wilhelm  Wischmann  aus  Hamersleben  nahmen  in  den  nächsten  Jahr- 
zehnten den  Neubau  des  Klosters  tatkräftig  in  Angriff.  1678  war  die  Kirche  wiciler 
aufgebaut.  Der  stehengebliebene  Turm  erhielt  einen  neuen  Helm.  1705  waren  die 
Klostergebäude  vollendet,  doch  verging  über  die  Ausstattung  der  Kirche  und  der  klöster- 
lichen Bauten  noch  längere  Zeit.  Ob  der  Bildhauer  Joli.  Wilh.  Gröninger,  der  1697 
in  Dorstadt  weilte,  irgendwelche  Arbeiten  in  der  Kirche  ausgeführt  hat,  kann  nicht 
mehr  festgestellt  werden,  da  die  Werke  und  Akten  vernichtet  sind  durch  den  Brand 
1919.  Der  Hochaltar  wurde  1741   vollendet. 


58  Dorstadt 

Das  Propsteigehäudc  (heutiges  Herrenhaus  cies  Gutes)  ist  im  Jahre  1759  von  dem 
Maler  Joseph    Gregor  Winck  (1710 — 81)  mit  zwei   Deckengemälden  geschmückt. 

17(il  72  lebte  in  Dorstadt  die  Domina  Wilhelmine  de  la  Tour,  die  ebenso  pracht- 
liebend war  wie  ihr  Bruder  Wilhelm  de  la  Tour,  der  Propst  im  Kloster  Riechenberg, 
und  durch  ihre  großen  Ausgaben  das  Kloster  in  eine  starke  Verschuldung  brachte,  die 
von  den  Nachfolgerinnen  aber  bis  zum  Ende  des  Jahrhunderts  getilgt  war.  Am  (3.  März 
1810  hob  die  westfälische  Regierung  das  Kloster  auf  und  verkaufte  es  mit  Ausnahme 
der  Kirche,  Pfarrwohnung  und  Schulhaus  an  die  Familie  von  Löbbeckc,  die  noch  jetzt 
im  Besitz  des  ehemaligen  Klosters  ist.  Von  den  beiden  katholischen  Kirchen  zu  Dorstadt 
und  Heiningen  wollte  die  westfälische  Regierung  eine  schließen  und  die  Ortschaften  zu 
einer  Pfarre  zusammenlegen.  Im  April  1812  wurde  bestimmt,  daß  die  Kirche  zu  Dorstadt 
geschlossen  werden  solle,  doch  ist  dieser  Befehl  dann  im  Oktober  1812  wieder  zurück- 
genommen. In  einem  Bericht  des  Pastors  Heße  zu  Dorstadt  wird  am  17.  September 
1810  die  Größe  der  Kirche  angegeben  mit  104  Fuß  lang,  39  Fuß  breit,  41  Fuß  hoch. 
Der  Eingang  war  42  Fuß  lang  und  15  F"uß  breit.  Damals  ist  auch  ein  Inventar  der  Kirche 
aufgenommen.  Im  Jahre  1812  befand  sich  in  der  ehemaligen  Klosterkirche  zu  Dorstadt  für 
548  Tlr.  Silbergerät,  250  Tlr.  Kirchengewänder,  die  Orgel  wurde  nach  einer  Schätzung 
des  Orgelbauers  Huseman'n  aus  Wolfenbüttel  auf  1200  Tlr.  gewertet,  die  Glocken  wogen 
7,  6  und  3  Zentner.  Am  30.  März  1919  brannte  die  Klosterkirche  bis  auf  die  Umfassungs- 
mauern nieder.  Altar,  Kanzel,  Orgel  und  Gestühl,  fast  alle  Bilder  und  Ausstattungs- 
gegenstände wurden  ein  Raub  der  Flammen,  nur  4  Statuen  vom  Bildhauer  Johann 
Friedrich  Ziesenis  in  Hannover  konnten  vom  Altar  gerettet  werden.  Es  handelt  sich 
um  lebensgroße  Figuren  zweier  Nonnen  und  zweier  Bischöfe  (einer  davon  Augustin), 
die  Ziesenis  1766  anfertigte;  außerdem  wurde  einiges  Gerät,  Meßgewänder  usw.  gerettet. 
Die  Disposition  der  zerstörten  Orgel  ist  uns  in  Biermanns  Organographia  (1738)  erhalten. 
Abbildungen   der   Kirche  vor  dem  Brande  Taf.  8  und  9,    Grundrisse  Abb.  19  und  20. 


EHEMALIGE   KATHOLISCHE    KIRCHE. 

Nach  einer  Beschreibung  des  Baurats  v.  Behr  aus  dem  Anfang  des  20.  Jahr- 
hunderts war  das  Dach  der  Kirche  beschiefert  und  mit  Spitzgauben  besetzt.  Der 
Westturm  hatte  unterhalb  des  Hauptgesimses  jederseitig  eine  rundbogige  Schall- 
öffnung mit  gequaderter  Einfassung,  eine  achtseitige  beschieferte  Haube  mit 
geschlossener  Laterne,  Kugel-  und  Wetterfahne  von  1700.  Das  Innere  war  mit  flach- 
gewölbter Holzdecke  versehen,  die  reiche  Stuckverzierungen  trug  und  so  geteilt 
war,  daß  zweimal  4  rechteckige  Randbilder,  ein  großes  Mittelbild,  rechteckig,  mit  halb- 
rund ausgeweiteten  Seiten  und  2  kreisrunde  Bilder  östlich  und  westlich  entstanden. 
Mittelbild:  Krönung  Maria  oder  die  Dreieinigkeit.  Rundbilder:  Ein  Heiliger  mit 
2  Pfeilen  und  die  Apotheose  des  heiligen  Augustins;  Randbilder  (nördlich):  Der  junge 
Tobias^mit  dem  Engel,  Begegnung  Maria  mit  Elisabeth,  der  heilige  Augustinus  mit  der 
Inschrift:  tolle,  lege,  tolle  lege  und  Christus  als  guter  Hirte;  (südlich):  Maria  mit  dem 
Kinde,  Bekehrung  des  Saulus,  Verkündigung  Maria  und  St.  Michael  mit  dem  Drachen. 
Sämtliche  Bilder  Fresken,  verbunden  durch  schwere  Stuckrahmen  mit  Fruchtgehängen 
und  Rankenwerk  (um  1690).  Chordecke  gleichartig  behandelt.  Im  Mittelfelde  das 
Abendmahl,  die  vier  Eckbilder  (rechteckig)  mit  den  Evangelisten,  die  zwei  kartuschen- 
förmigen  (nördlich)  Gethsemane,  (südlich)  Kreuztragung,  in  den  Dreiecksbildern  der 
Apsis  der   Gekreuzigte  zwischen  Maria  und   Johannes. 

Übergang  von  Decke  zu  den  Wänden  mittels  eines  Eierstabgesimses  mit  Fries  und 
Architrav.  In  schweren  Stuckrahmen  an  der  nördlichen  Schiffswand  drei  Felder  mit 
Staffeleibildern.  An  der  Südseite  Stuckumrahmungen  um  die  beiden  spitzbogigen 
Fenster  als  Hintergrund  für  den  Schalldeckel.  Im  Chor  ein  viereckiger  und  ein  spitz- 
bogiger  Stuckrahmen  mit  3  Staffeleibildern.  Im  südlichen  Felde  ein  Spitzbogenfenster. 
An  der  Nordwand  vier  Epitaphien  aus   Stuck.   1.   Johannes  Beutler,   f  1717,  der  die 


Dor  Stadt 


59 


Neuausschmückung  der  Kirche  veranlaßt  hat.  2.  Pankratius  Beutler,  f  1721.  3.  Alexan- 
der Schlifer,  f  1732.  4.  Franziscus  Voigt,  t  1754.  Das  erste,  das  beste,  dem  Stil  der 
Kirche  entsprechend.   Auf  jeder   Grabtafel  lange  lateinische  Lobinschriften,  oben  die 

Reliefbüste  der  Verstor- 
benen zwischen  Toten- 
kopf und  Stundenglas. 
Links  von  den  4  Epita- 
phien ein  älterer  Grabstein 
mit  Vollbild  des  Verstor- 
benen im  flachen  Relief, 
in  der  Hand  einen  Kelch. 
Randumschrift  mit  dem 
Namen  Wilhelm  Wisch- 
mann 1676.  An  der  Rück- 
wand nur  das  Epitaph 
Ignatius  Alberti,  t  1760, 
kieend  vor  dem  Kruzifix. 
Drei  Fünftel  der  Schiffs- 
länge im  Westen  werden 
von  der  auf  sechs  vierecki- 
gen Pfeilern  ruhenden 
Orgelempore  mit  dahinter 
befindlichem  Nonnenchor 
eingenommen.  Die  Decke 


I'  f  r  r 


Abb.  19  u.  20.    Dorstadt,  frühere  Kloster-,  nachmalige  katholische  Kirche.     Grundrisse  des  Erdgeschosses  und 

der  Nonnenemporc  (1:250).   [Beide  v.B.J 


unter  der  Empore  als  korbbogige  Kreuzgewölbe  mit  Stuckrippen.  Orgel  außerordent- 
lich reich  mit  figürlichem  und  dekorativem  Holzschnitzwerk,  mattfarbig  auf  weißem 
Grunde  bemalt,  teilvergoldet.  Emporenbrüstung  aus  schweren  geschnitzten  Docken 
mit  kräftig  profiliertem  schweren  Deckgesinis.  An  der  Nordseite  eine  Wendel- 
treppe mit  gleichartigem  Geländer  und  Zweifüllungstür  mit  reichem  Rankenschmuck. 


60  Dorstadl 

Auf  dem  Nonneiichor  hinter  der  Orgel  aul  drei  Seiten  (Nord,  Süd,  West)  das  Chorgestühl, 
30  Sitze  mit  hoher  getäfelter  Rückwand,  untergeteilt  durch  korinthische  Wandpfeiler. 
Oberhalb  der  Rückwand  ein  schmaler,  geschnitzter  weiß  und  gold  bemalter  Rankenfries. 
Feldereinteilung  der  vorderen  Hrüstungswand  durch  gewundene  Säulchen  mit  ko- 
rinthischen Kiipilälen.  Felder  wie  die  Rückwand  mit  l'2inlegearbfil.  ^/g-Kanzel  mit 
Treppe  und  Schalldeckel.  Ecksäulchen  und  Treppengeländersäulcheii  in  gleicher  Arbeit 
wie  an  der  Orgel.  Auf  dem  Schalldeckel  der  gute  Hirte,  unterhalb  die  schwebende 
Taube.  -  Hauptaltar  von  17B9.  Regence.  Seitlich  des  Mittelbildes,  Auffindung  des 
Kreuzes,  zwei  freie  und  zwei  halbe,  glatte  Säulen.  Rechts  und  links  auf  Sockeln  Augu- 
stinus und  Ambrosius.  Im  Aufsatz  das  Kreuz  zwischen  zwei  l^igeln  mit  Kelch  und 
Anker.  Ganz  frei  neben  dem  Altar  auf  Sockeln  zwei  weibliche  Figuren  mit  Kruzifix 
und  Buch  und  einem  Herz  (St.  Helena  oder  Klara  und  St.  Monica  oder  Teresia?). 
Vor  dem  Nord-  und  Südpfeiler  des  Triumphbogens,  einander  zugekehrt,  in  hölzernen 
Nischenbauten  mit  Einlegearbeit:  Joseph  und  Johannes  ev. ;  organisch  mit  den 
Nischen  verbunden  füllen  zwei  Seilenaltäre  die  Westseite  aus.  Diese  mit  hohen  Rück- 
wänden, kannelierten  korinthischen  Säulen,  vielfach  verkröpften  Flachbogengesimsen 
und  Aufsätzen  mit  Hermenpfeilern  und  Strahlenglorie.  Altarbilder  Maria  Immaculata 
und  Christus  in  Gethsemane.  -  -  Beichtstuhl  an  der  Nordwand.  Zwei  gewundene,  zwei 
mit  Ranken  umschlungene  Säulen.  Im  Aufsatz  zwischen  zwei  glatten  korinthischen 
Säulen  die  Geißelung.  Ein  zweiter  einfacherer  kleiner  Beichtstuhl  an  der  Westwand 
unter  dem  Nonnenchor  (vgl.  Taf.  9). 

Von  den  beim  Brande  weiter  vernichteten  Ausstattungsstücken  seien  genannt: 
Steinernes  Taufbecken,  achtseitig,  16.  Jahrhundert,  mit  16  Marken  oder  Engels- 
köpfen, Beschlagornamente.  Achtarmiger  Bronzekronleuchter.  Nach  Hildesheim  (Dom- 
schatz?) sind  gekommen:  Silbervergoldeter  Kelch,  reich  mit  Edelsteinen  und  Email- 
bildern geschmückt,  17.  Jahrhundert?,  ein  weiterer  Kelch  von  1783,  zwei  silbervergol- 
dete Kännchen,  13  cm,  von  1697,  zwei  weitere  Kännchen  von  1720.  eine  Monstranz 
auf  Ovalfuß,  mit  reicher  Treibarbeit,  edelsteinbesetzt,  von  1696. 

Die  Kirche  enthielt  eine  Anzahl  Grabsteine  und  Epitaphien  aus  dem  17.  und  18. 
Jahrhundert.  Vor  dem  Chor  befand  sich  ein  Denkstein,  der  dem  Wiederhersteller  des 
Klosters,  dem  Propst  Wischmann,  gewidmet  war  (f  25.  1.  1676).  Am  Hochaltar  war  ein 
spanischer  Graf  beigesetzt,  der  während  des  Siebenjährigen  Krieges  am  8.  Oktober 
1761  als  Oberst  mit  einer  französischen  Heeresabteilung  unter  dem  Prinzen  Xaver  an 
der  Belagerung  der  Festung  Wolfenbüttel  teilnahm  und  dabei  tödlich  verwundet  wurde. 
Ein  großer  flacher  Grabstein  deckte  die  Stelle,  wo  der  spanische  Oberst  Graf  Didacus 
von  Silva  und  Sarmienso  ruhte.  Der  mit  dem  Wappen  geschmückte  Grabstein  trug 
eine  lateinische  Inschrift,  von  der  uns  die  deutsche  Übersetzung  erhalten  ist: 

Gott,  dem  Guten  und  Höchsten,  gewidmet! 
Hier  ruhen  die  sterblichen  Überreste  eines  Jünglings  von  hervorragender  Be- 
gabung, des  spanischen  Grafen  Didacus  de  Silva  et  Sarmienso,  Comturs  des  Ritter- 
ordens von  Alcantara,  offiziers  im  spanischen  Heere,  Freiwilliger  in  der  fran- 
zösischen Rheinarmee,  der  durch  einen  Kanonenschuß  aus  der  Festung  Wolfen- 
büttel verwundet  wurde  und  im  blühenden  Alter  und  kriegerischem  Ruhme  und 
doch  schon  für  den  Himmel  reif  in  der  Stadt  mit  den  Sterbesakramenten  versehen 
am  26.  Dezember  1761  im  Alter  von  25  Jahren,  einem  Monat  und  drei  Tagen  starb. 

BESCHREIBUNG:  Kurz  nach  dem  Brande  der  Kirche  im  Jahre  1919  stürzte 
auch  der  Turmstumpf  der  Kirche  (Taf.  10  a)  zusammen,  so  daß  z.  Z.  —  dem  Ver- 
fall preisgegeben  -  nur  noch  die  Nordmauer  (zugleich  Trennwand  nach  dem  ein- 
stigen Konventualengebäude)  teilweise  mit  den  Stuckrahmen  (Taf.  IIa),  ferner 
der  Chor  mit  einem  Teil  der  Südwand  bis  zur  Traufhöhe  (Taf.  10b)  aufrecht  stehen. 
Die  laut   Giebelinschrift  der  Südseite  1678  erbaute  Sakristei  blieb,  abgesehen  von 


Dorstadt 


61 


der  vernichteten  Decke,  einigermaßen  verschont.  Der  dreiseitig  geschlossene  Chor, 
schmaler  als  das  Schiff,  mit  zweimal  abgesetzten  Strebepfeilern.  Spitzbogen- 
fenster teilweise  vermauert  (Abb.  21).  Als  Sockelgesims  eine  einfache  Schräge. 
_  An  der  Südseite  des  Schiffes  zwei  einfache  Spitz- 

bogenfenster (Taf.  10a).  Strebepfeiler  hier  nur 
einmal  abgesetzt.  Einige  Steinmetzzeichen  an 
den  Chorstreben  und  am  Trennbogen  zwischen 
Schiff  und  Chor,   nebenstehend. 

Die  Ausstattungsstücke,  soweit  sie  mit  dem  Bau  verbunden  waren,  Altar, 
Kanzel,  Orgel,  Empore,  sind  beim  Brande  mit  vernichtet.  Die  geretteten  Stücke 
befinden  sich  teilweise  in  der  jetzigen  Notkirche,  teils  in  der  Pfarrerwohnung 
(Elisabethstift).  Sie  sind  in  der  nachfolgenden  Liste  ohne  Rücksicht  auf  ihren 
jetzigen    Aufbewahrungsort   aufgeführt : 

Gestühl:  Von  den  ehemals  16  Bän- 
ken konnte  eine  Anzahl  gerettet  werden. 
Reich  mit  Blumen-  und  Ranken  werk 
verzierte  Wangen,  oben  mit  Muscheln 
abgeschlossen  (Taf.  IIb). 

Ölgemälde,  die  beim  Brande  ge- 
rettet wurden,  sind  sämtlich  auf  Lein- 
wand gemalt,  z,  Z.  in  der  Notkirche 
aufgehängt  oder  gestapelt.  Stark  nach- 
gedunkelt, teilweise  etwas  beschädigt, 
im  allgemeinen  in  einigermaßen  zu 
friedenstellendem  Zustand.  In  der  Mehr- 
zahl im  18.  Jahrhundert,  einige  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  entstanden: 

1.  Kreuzannagelung  (um  1700), 
2,03x1,84  m. 

2.  Antonius  von  Padua  mit  Lilie 
und  mit  bekleidetem  Kind  im  Arm  in 
ovalem  Blumenkranz,   1,28x1,03  m. 

3.  Gang  nachEmmaus,  1,85x1,91  m. 

4.  Ruhe  auf  der  Flucht  nach  Ägyp- 
ten,  1,79x2,58  m. 

5.  Christus  bricht  unter  dem  Kreuz 
zusammen,   1,80x2,50  m. 

6.  Kniende  Domina  in  rotem  Mantel,  neben  einem  Postament  mit  Blumen- 
vase (vielleicht  Wilhelmina  de  la  Tour),   1,83x1,53  m. 

7.  Mann  in  römischer  Kriegertracht  mit  einem  Schild  (Kreuz),  neben  sich  links 
in  Wolken  die  Dreieinigkeil,  unten  schwer  lesbar  ein  Teil  der  Thesen  des  Thomas 
von   Aquino,  2,27x1,64  m. 

8.  Pieta,   1,46x1,15  m. 

9.  Frau  mit  Rose  (links).  Mann  mil  Kreuz  (rechts).  Kind  mit  Kreuz.  1,04  x  1,40  ni. 


Abb.  21.      Dorstadt.   ehiiualige    Klosterkirche; 
östliches  Chorfonster,  nach  älterer  Aiifmessunp;. 


62  Dorstadt 

10.  Maria   mit    Kind   und   Kreuz,   1,20x0,96  in. 

11.  Maria   mit   dt-ni   Kinde   (Raiimen  alt),   0,80x0,64  ni. 

12.  Madonna  auf  der  Mondsichel  zwischen  Postamenten  in  ovalein  Blumen- 
kranz von  Spruchbändern  mit  Bibelstellcn  umschlungen  (Rosenkranzbild),  1,93  x 
1,26  m. 

13.  Heilige  Familie  in  geschweiftem   Rahmen  (AUarl)il(l  ?),    1,77x1,06   m. 

14.  Ecce  Homo,   1,74x1,22  ni. 

1.5.  Maria  im  Rosenhag.  Oval  aus  Einzclkränzen  mit  Darstellungen  aus  dem 
Leben  Christi,   1,75x1,64  m. 

16.  Maria  Himmelfahrt,  2,00x1,55  m. 

17.  Krönung  Maria  in   Säulenarchitektur,  2,05x1,50  m. 

18.  Frau  an  der  Orgel  (Cäcilia  ?)  mit   Engel,   1,50x1,20  m. 

19.  Männerporträt,  1,79x1,37  m. 

Bildwerke:  Kruzifix,  Holz,  H.  Korpus  1,41  m,  mit  Dornenkrone  aus  Blei. 
Um   1500  (Taf.  11c  un'd  d).      Die  Krone  fehlte  zur  Zeit  der  Aufnahme. 

Kruzifix,   Holz,   H.  0,68  m.  2.  Hälfte   18.  Jahrb. 

Thronende  Maria,  Eichenholz,  H.  0,90  m.  Auf  dem  linken  Oberschenkel 
das  stehende,  bekleidete  Jesuskind,  dessen  Gewand  (im  18.  Jahrb.?)  mit  Blumen 
bemalt  ist.  Rechte  Hand  der  Madonna  fehlt.  Anlehnung  an  einen  älteren  Typus, 
lim  1460  (Taf.  12  b). 

Stehende  Maria,  Holz,  H.  0,95  m.  Auf  dem  linken  Arm  das  Kind,  rechte 
Hand  fehlt.    1.  Viertel  16.  Jahrh.  (Taf.  12a). 

Zwei  Bischofsfiguren  vom  Hochaltar,  heil.  Augustinus  und  Ambro- 
sius  (Taf.  12c),  H.  1,95  m.  Holz,  rückseitig  ausgehöhlt  und  verbrettert,  bemalt. 
Nach  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien  des  Hannoverschen  Barock,  S.  308,  Anm.  2 
im  Augustinus  eine  Kapsel  mit  einem  Zettel,  darauf:  ,,Anno  1766  sind  diese  vier 
Figuren  von  Johann  Friedrich  Ziesenis  in  Hannover  verfertigt."  Die  beiden  an- 
deren sind : 

Zwei  Augustinerinnen,  lebensgroß,  Holz  bemalt.  Heil.  Monika  oder 
Teresia?  und  Helena  oder  Clara?  (standen  im  Chor  an  den  Wänden  links  und 
rechts  vom  Hochaltar). 

Zwei  Standbilder,  Holz,  bemalt,  H.  0,93  m,  Heil.  Joseph  und  Johannes 
Evangel.     18.  Jahrh. 

Sechs  Standleuchter,  Messing,  von  verschiedener  Größe,  mit  gewundenen 
Schäften.   Um  1700  (?). 

Räucherfaß,   Messing,   H.   28  cm,   an  drei  Ketten,   sechseckig.   Spätgotisch. 

(Sechs  große  Altarleuchter,  Silber,  sowie  die  meisten  von  den  kostbaren 
xMeßgeräten  sind  nach  dem  Brande  (1919)  nach  Hildesheim  gekommen,  wo  sie 
z.  Z.  aufbewahrt  werden.   In  Dorstadt  selbst   sind  die  nachstehenden    geblieben): 

Meßgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  23,5  cm.  Schaft  mit  birnenförmigem 
Knauf,  Sechspaßfuß.  Am  Fuße  unter  einer  eingravierten  Sonne:  ,, Kloster  Dorstäd 
Aö  1720  d   January."   Gold  schmiedezeichen   7. 

Monstranz,  Messing,  versilbert,  teilvergcldet.  H.  56,5  cm,  reich  mit  Halb- 
edelsteinen und  Glasflüssen  besetzt,  Strahlenkranz.  Fuß  oval.  Etwa  Mitte  18.  Jahrh. 


Dorstadt  63 

Zwei   Kann  eben,    Silber,  einfacb,    H.   2  cm.     Um   1720. 

Ölgefäß,  mit  kleinem  Kreuz,  dreiteilig,  Silber.  Im  Oval  ein  reichverschlun- 
genes Monogramm  (des  Klosters  ?)  mit  einer  Krone  darüber  sowie  die  Buchstaben : 
,,0.  C.  G."  Das  Crefäß  ist  vor  einigen  Jahren  etwas  niedriger  gemacht.  Anfang 
18.  Jahrb.   Goldschmiedezeichen  49. 

Antependien,  seidengestickt,  später  zum  Teil  neu  aufgesetzt,  werden  z.  Z. 
in  einem  Nebenraum  der  Notkirche  aufbewahrt. 

1.  Ohne  Jahreszahl.  1,02x2,96  m.  Grund:  weiße  Seide.  Darstellung:  Krönung 
der  Maria,  in  Gold-,  Silber-  und  farbiger  Seidenstickerei.  Links  und  rechts  kleine 
allegorische  Darstellungen,  reich  von  Blumen  umgeben.  In  den  vier  Spruchbändern: 
„IN  TE  DOMINE  SPERAVI  NON  CONFUNDAR  IN  .^TER- 
NUM"  (Taf.   13b  und   14b). 

2.  1688.  1,02x2,33  m.  Grund:  gemusterte  weiße  Seide  mit  Relief  Stickerei. 
In  der  Mitte:  Vermählung  der  Maria.  Links  und  rechts  symmetrisches  Streublumen- 
muster. Schauplatz  ist  die  Höhe  eines  Hügels,  links  ein  Hirsch  neben  einem  turm- 
artigen Hause,  rechts  ein  Stifter  mit  einem  Kirchen modell,  im  Harnisch,  begleitet 
von  einem  Hunde.  Bezeichnung:  ,,C.  D.   1688." 

3.  1691.  1,02x2,94  m.  Ähnlich  dem  vorigen.  Darstellung:  in  der  Mitte  das 
Kreuz,  von  vier  Engeln  getragen,  unten  Landschaft  mit  Hirschen,  Vögeln  und 
Lämmern.  Bezeichnet:  ,,C  D   16  91  •  "  (Taf.  13c). 

4.  1696.  1,02x2,32  m.  Grund:  rote  Seide.  Darstellung:  in  der  Mitte  die  Him- 
melskönigin zwischen  zwei  mit  Schriftbändern  und  Laubranken  umwundenen 
Säulen.    Grundfüllung:  Blumenmuster.  Bezeichnet:  ,,16  •  96"  (Taf.  14a). 

5.  1697.  1,02  X  2,94  m.  Grund  dunkelrot.  Streublumenmuster  in  Gold  und  Farbe. 
Bezeichnet:  „I.  H.  S.   1697." 

6.  1733.  1,02x2,94  m.  Grund:  rote,  gemusterte  Seide.  Darstellung:  die  fünf 
Wundmale  Christi  in    Gold-  und   Silberstickerei.  Bezeichnung:  ,,C.  D.  1733." 

7.  1750.  1,02x2,32  m.  Grund:  weiße  gemusterte  Seide.  Darstellung:  Maria  in 
der  Strahlenglorie,  darüber  die  Taube,  links  und  rechts  symmetrisch  angeordnete 
Blumen.  Bezeichnung:  ,,C.  D.   17  •  50." 

8.  Ohne  Jahreszahl.  1,02  X  2,32  m.  Grund  :  helle  gemusterte  Seide  mit  zierlichem 
Streublumenmuster.  Darstellung:  der  gute  Hirte  inmitten  seiner  Herde,  links  und 
rechts  je  ein  bandumwundener  Baum. 

9 — 12.  Vier  weitere,  weißwollene,  ohne  Jahreszahlen,  mit  farbigen  Blumen  in 
Wolle  in  reicher  Ausführung  bestickt. 

Von  den  in  der  Pfarrer  wohnung  (Elisabethstift)  aufbewahrten  Meßgewändern  . 
zum  Teil  mit  zugehörigen  Kelchvela,  sind  sieben  Kasein  bemerkenswert.  Die 
Kreuzeinfassungen  in  Gold  sind  durchweg  neu.  Der  Stoffgrund  besteht  teilweise 
aus  Seide. 

1.  1692.  Darstellung  der  Wundmale  Christi  in  reicher,  farbiger  Stickerei.  Hol 
vorherrschend.   Grund  weiß.  Bezeichnung:  ,,1692". 

2.  1699.  Christus,  das  Kreuz  tragend.  Im  Rankenwerk  zwischen  schweren 
Laubranken  Engel  mit  Marterwerkzeugen.  Grund  weiß  mit '  Streublumen.  Be- 
zeichnung: „1699"  (Tnf.   15a). 


64  Dorstadt 

3.  1701.  Maria  mit  der  Tasche  im  Oval.  Roiches  Blumcnrankcnwerk.  Be- 
zeichnung: „C  D   1701." 

4.  ,,1729".  Rote  Kasel  mit  einem  Pelikan. 

5.  Ohne  Jahreszahl.  Blaue  Kasel  mit  reicher  BIumensLickerei.  Einfassung  in 
Silberstickerei  alt,  Darstellung:   Schweißluch  der  Veronika  (Taf.   lob). 

6.  Weiße   Silberbrokatkasel  mit  eingewirkten   Blumen. 

7.  Rote  Kasel  mit  Kreuz  im  Blumenmuster. 

Weitere  Paramente  aus  Kloster  Dorstadt  befinden  sich  in  der  Kirche  in 
Adlum  (Kreis  Hildesheim-Land). 

Die  zahlreichen  Grabplatten  der  Kirche,  die  zum  Teil  als  Fußbodenbelag 
gedient  haben,  sind,  soweit  sie  an  den  Kirchen  wänden  aufgerichtet  waren,  stark 
durch  den  Brand  (1919)  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Nach  Form,  Darstellung  und 
Inschrift  gehören  sie  dem  17.  und  18.  Jahrhundert  an  (Taf.  13a).  Der  älteste 
Grabstein  stellt  einen  Priester  bei  der  Feier  der  Messe  dar.  Umschrift:  ,,ANNO 
1676  DIE  25  JANUARY  OBDORMIVIT  IN  DNO  ADM  RD  NS  •  Di'  • 
WILHELMUS  WISCHMAN  ANNO  AETATIS  SUAE  65.  PROFES- 
SION IS  27.  SACERD0TY41.PRAEP0SITURAE  D  OR  STAD  ANAE  32." 

Schrank,  zweitürig,  H.  2,35  m,  B.  2,00  m.    Dunkelrot  gestrichen.  Empire. 

Zwei  Wandleuchter,  Holz,  vergoldet,  32  cm  ausladend,  gegen  Mitte 
19.  Jahrh. 

RITTERGUT    (ehemaliges  Kloster). 

Von  der  Bedeutung  des  ehemaligen  Klosters  in  Dorstadt  zeugt  noch  heute 
das  Rittergut  der  Familie  v.  Löbbecke,  in  deren  Besitz  sich  die  gesamten  aus  der 
Klosterzeit  stammenden  Baulichkeiten  befinden.  Die  Gesamtanordnung  des  Guts- 
hofes geht  aus  der  Lageplanskizze  (Abb.  22)  hervor.  Die  Gebäude  sind  von  dem 
Brande  im  Jahre  1919  verschont  geblieben.  Durchweg  sind  sie  in  Bruchstein  unter 
Verwendung  von  Werkstein  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  hergestellt  und  größten- 
teils verputzt,  die  Dächer  beschiefert. 

Nördlich  der  Kirche  schließt  sich  das  zweigeschossige  ehemalige  Konven- 
tualenge bände  an,  in  dessen  Untergeschoß  sich  der  jetzt  Wirtschaftszwecken 
dienende  Kreuzgang  befindet.  Das  Haus  ist  teilweise  unterkellert,  Keller  mit 
Halbtonnen  massiv  überdeckt,  Kreuzgang  mit  rippenlosen  barocken  Kreuzge- 
wölben, Wände  uneben  geputzt,  Fußboden  mit  rotem  Sandsteinplattenbelag 
(Taf,  17a).  Die  Füllungstüren  mit  profilierten  Rahmen  haben  noch  die  alten 
Beschläge  und  Schlösser  (Taf,  17c).  Am  Klosterinnenhof  sind  die  hohen  zwei- 
teiligen Fenster  mit  profilierten  Werksteinrahmen  später  bis  zur  halben  Höhe 
vermauert.  Treppe  vom  Kreuzgang  zum  Obergeschoß  (ehemal,  Pfarrerwohnung) 
mit  reichgeschnitztem  Treppenpfosten. 

Als  eindrucksvoller  Bau  tritt  das  große  freistehende  Herrenhaus  (ehemal. 
Propsteigebäude)  mit  hohem  Mansardendach  in  Erscheinung,  Beide  Längsseiten 
mit  15  Fensterachsen  in  zwei  Geschossen  über  dem  hohen  Kellergeschoß,  die  Schmal- 
seiten mit  5  Achsen.  An  der  West-  wie  Ostseite  ist  der  Mittelteil  wenig  vorgezogen. 


Dorstadt 


65 


Zur  weiteren  Betonung  an  der  westlichen  Hauptseite  ein  Segmentgiebel  und  eine 
Freitreppenanlage  (Taf.  16  b).  Zahnschnittartig  fassen  Werksteine  die  Gebäude- 
kanten ein;  schlichte  Bänder  trennen  beide  Obergeschosse.  Profilierte  Fenster- 
gewände, im  Mittelbau  noch  mit  Gebälken,  im  Obergeschoß  mit  Segmentgiebelchen. 


KIRCHENRUIME 


Abb.  22.    Dorstadt,  Planskizze  der  ehemaligen  Klostcranlnt^e  (1:2000). 


Im   Westgiebel   ein   großes   ovales   Fenster.    Durch   das  ganze    Gebäude   führende 
Längskorridore  machen  jeden   Raum  leicht  zugänglich. 

In  zwei  Gemächern  der  Gutsherrschaft  im  ersten  Obergeschoß  sind  Decken- 
gemälde (al  fresco)  des  Meisters  J.  G.  Winckh  vorhanden,  die  Taufe  des  heiligen 
Augustinus  (Taf.  16a)  und  eine  Szene  aus  dessen  Weltleben;  die  Taufe  bezeichnet: 
,,J.    G.   Winckh   Pinxit",   das  andere   Bild:   ,, Joseph    Gregorius   Winckh  pinx.   et 

9 


65  Dorstadt 

inven.  Ano  1750"  (vgl.  Liobcnburg,  ehem.  Schloßkapellc,  Deckengemälde).  Stuck- 
ornamente, ähnlich  denen  in  der  Kirchenruine,   umrahmen  die  gemalten   Felder. 

Haupltor  zwischen  Dorfstraße  und  Gutshof  als  große  mit  drei  Rundbogen- 
öffnungen versehene  Portalwand,  deren  größte,  mittlere  als  Wagendurchfahrt 
benutzt  wird  (Taf.  18b).  Über  ihr  in  einer  Nische  ein  Kreuz,  an  dessen  Sockel 
die  Inschrift:  „SUB  NBLI  DOMINA  ANNA  ELISABETH  MITTAG",  und 
am  Gesimse:  „ANNO  M  DCC  XXIII." 

Die  Abschlußmauer  zum  inneren  ehem.  Kloster  zwischen  Wirtschafts-  und 
Klosterhof  hat  drei  gesonderte  rundbogig  geschlossene  Zugänge,  deren  mittelster 
dem  Wagenverkehr  diente  (Taf.  17b).  Über  ihm  das  Standbild  eines  stehenden 
Christus  mit  der  Weltkugel;  seitliche  Durchgänge  bekrönt  mit  den  Figuren  des 
heiligen  Augustin  (rechts)  und  einer  weiblichen   Heiligen. 

Zwei  Ofen  platten,  Gußeisen,  H.  etwa  0,75  m,  Br,  1,00  m.  Im  Oval  das 
galoppierende  Pferd  und  die  Schrift  im  Spruchbande:  „REMIGIO  ALTISSIMI 
UNI"  sowie  eine  Stadtansicht  (Wolfenbüttel?).  Fruchtwerk  und  Pflanzen  dienen 
zur  weiteren  ornamentalen  Verzierung  (Taf.   18a). 

In  der  westlichen  Abschlußmauer  zwischen  dem  Wirtschaftsgarten  und 
der  hier  mit  hohen  Pappeln  besetzten  Dorfstraße  befindet  sich  eine  rechteckig 
umrahmte  Eingangstür  mit  der  Jahreszahl  1728  im  Sturz  (Sandstein)  zu  einem 
um  etwa  1800  erbauten   Gartenhaus. 

Die  meisten  Stallungen  und  Scheunen  aus  der  Klosterzeit  tragen  in  den 
Schlußsteinen  das  Zeichen  I  •  H  •  S  •  und  die  Jahreszahlen,  größtenteils  18.  Jahrh. 

Am  alten  Wehr  der  Oker  sind  im  Zungenmauerwerk  des  Unterhauptes  In- 
schriftplatten  eingelassen  mit  Wappen  und  Daten.  Soweit  der  Moosansatz  ein 
Lesen  ermöglichte,  konnten  die  Jahreszahlen  1718, 1753  und  1796  festgestellt  werden. 

Kunstwerke  in  Privatbesitz: 

Vesperbild,  Holz,  bemalt,  H.  68  cm.  Im  Besitz  einer  in  Dorstadt  ansässigen 
Familie.    Um  1700.    (Taf.  17d). 

Vesperbild,  ähnlich  dem  vorgenannten,  aber  von  nicht  so  guter  Ausführung 
und  nur  38  cm  hoch,  etwa  aus  gleicher  Zeit  stammend,  im  Besitz  des  derzeitigen 
Ortsvorstehers. 


Flachstöckheim. 

Evangelische  Kirche.  Gut. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Rann.,  Alct.  Kann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL,  G  lg 
und  He.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Reichsgräflich  von  Schwicheldtsches 
Familienarchiv  im  Schloß  Söder,  I.  Urk.  betr.  die  Familie,  IL  Urk.  betr.  Güter  des 
Flachstöckheimer  Distrikts,  III.  Urk.  betr.  Harz-Distrikt.  —  Feld-  und  Flurkarten 
von  1726.  —  Handschriftliche  Geschichte  der  von  Schwicheldt.  —  2.  U.  B.  Hild., 
L— HL,  V.,  VI.  —  U.E.  Goslar,  I.— V. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  39.  —  Blume,  Heimat,  S.  204  ff.  ^  Habicht 
(Hann.  Geschichtsblätter  1916,  S.  282).  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  55, 
93.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  153.  —  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25.  —  Lüntzel, 
Alt.  Diözese,  S.  171,  249,  311.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  36.  —  Mithoff,  Kirchen 
und  Kap.,  S.  4.  —  Vogell,  Gesch.   Schwicheldt.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.73ff. 


Flachstöckheim  67 

GESCHICHTE:  In  den  älteren  mittelalterlichen  Urkunden  wird  der  Ort  Flachstöck- 
heim Stochem,  Stockem  oder  Stocheim  genannt.  Um  einer  Verwechslung  mit  Orten 
gleichen  Namens  nördlich  des  Harzes  vorzubeugen,  kommt  im  14.  Jahrhundert  die 
Bezeichnung  „Stockem  bei  Flöthe"  (1350)  und  „Stockhem  bei  Machtersum"  (Lob- 
machtersen)  auf.  Da  in  den  Urkunden  nur  der  Name  Stocheim  vorkommt,  ist  nicht 
immer  mit  Sicherheit  zu  sagen,  welches  Stocheim  gemeint  ist.  Anzunehmen  ist,  daß 
Flachstöckheim  zum  ersten  Male  in  der  Bestätigungsurkunde  Kaiser  Friedrichs  I. 
für  das  Kloster  Neuwerk  in  Goslar  1188  vorkommt;  die  Kirche  zu  Flachstöckheim 
wird  1339  dem  Kloster  Neuwerk,  das  im  13.  Jahrhundert  seinen  Besitz  in  Flachstöck- 
heim vermehrt  hatte,  inkorporiert.  1427  findet  sich  zum  ersten  Male  der  Name  Vlaß- 
stocken,  daraus  wurde  1492  Flaßstockhem,  1533  Flachsstocken.  Um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  (1758)  tritt  die  heutige  Schreibweise  Flachstöckheim  auf. 

Ein  Geschlecht  von  Stockem  kommt  seit  Ende  des  12.  Jahrhunderts  vor.  Das  Kreuz- 
stift zu  Hildesheim  hatte  in  Flachstöckheim  großen  Besitz,  von  dem  6  Hufen  Dietrich 
von  Wallmoden  zu  Lehen  hatte,  1350  verzichtete  er  auf  diese,  und  der  Propst  des 
Hildesheimer  Kreuzstiftes  übertrug  das  Gut  dem  Ritter  Heinrich  von  Schwicheldt 
und  seinem  Bruder  Hans.  Dieses  Lehnsgut,  das  sich  im  14.  Jahrhundert  noch  vermehrte, 
war  die  Grundlage  des  Besitzes  des  Geschlechtes  von  Schwicheldt  in  Flachstöckheim. 
In  den  folgenden  Jahrhunderten  wurde  fast  das  ganze  Dorf  Eigentum  der  von  Schwicheldt, 
die  sich  im  15.  Jahrhundert  in  Flachstöckheim  einen  Wallhof  erbauten.  Dieses  Gut 
wechselte  zwischen  verschiedenen  Linien  des  Geschlechtes.  1542  führte  man  in  Flach- 
stöckheim die  Reformation  ein,  und  im  Schmalkaldischen  Kriege  schlössen  die  von 
Schwicheldt  sich  dem  Schmalkaldischen  Bunde  an.  Der  Landesfürst  Herzog  Heinrich 
d.  J.  zog  deshalb,  als  er  1547  in  sein  Land  zurückkehrte,  die  von  Schwicheldtschen 
Lehn-  und  Erbgüter  ein  und  gab  sie  erst  1553  nach  langen  Verhandlungen  zurück. 
1668 — 1718  war  das  Gut  in  verschiedenem  Besitz,  1718  kam  es  an  die  Witwe  Jobst 
Karl  von  Seh  wich  eldts,  Charlotte  Eleonore  (f  1734),  zurück.  An  sie  erinnert  die  1732 
von  Joh.  Peter  Grete  in  Braunschweig  gegossene  Kirchenglocke. 

Im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  wurden  auf  dem  Gute  verschiedene  Verbesse- 
rungen (Anlage  eines  Gartens)  vorgenommen.  1722  ist,  da  es  an  Tagelöhner-  und  Hand- 
werkerwohnungen mangelte,  die  sogenannte  Neueburg  erbaut.  Die  Wassermühle  wurde 
1745  von  Ernst,  Otto,  August  Eberhard  und  August  Wilhelm  von  Schwicheldt  er- 
richtet, 1754  folgte  der  Bau  des  Schafstalles,  1755  der  von  Kuhstall  und  Scheune,  das 
Meiereigebäude  wurde  1762  erbaut.  Als  Baumeister  des  Gutes  wird  der  Festungsbaumeister 
Dinglinger  genannt,  der  1752  das  Neustädter  Rathaus  in  Hannover  und  das  alte  Palais 
dem  Schloß  gegenüber  an  der  Leinstraße  erbaute.  Das  Parktor  lieferte  1765  Joh.  Weiß 
aus  Hannover.  Während  des  Siebenjährigen  Krieges  war  im  Jahre  1758  in  Flachstöck- 
heim das  Hauptquartier  des  Prinzen  Heinrich  von  Preußen.  Unter  Heinrich  Ernst  von 
Schwicheldt  ist  1807  das  Kavalierhaus  erbaut.  Ernst  Boguslav  Georg  Otto  von 
Schwicheldt  kaufte  1859  von  dem  Grafen  von  Stolberg- Stolberg  das  Schloß  Söder 
bei  Großdüngen  und  verlegte  nach  hier  den  Wohnsitz  des  Geschlechtes.  Mit  seinem 
Großsohn  erlosch  1907  der  Mannesstamm  der  von  Schwicheldt;  das  Gut  Flachstöckheim 
ist  heute  im  Besitz  des   Grafen  von  Hardenberg- Schwicheldt  auf  Schloß  Söder. 

Die  Kirche  in  Flachstöckheim  wurde  erbaut,  nachdem  1718  das  Gut  nach  50jähriger 
Trennung  wieder  an  die  Familie  von  Schwicheldt  zurückgekommen  war.  Kanzel  und 
Altar,  desgleichen  die  Glocken  stammen  aus  dieser  Zeit.  Die  Orgel  schenkte  1895  Graf 
K.  von   Schwicheldt. 

Patron  der  Kirche  war  das  Kioster  Neuwerk  in  Goslar,  seit  1817  sind  es  die  Grafen 
von  Schwicheldt;  ihr  Patronat  über  die  Marien-Jakobus-Kirche  in  Salzgitter  tauschten 
sie  damals  gegen  das  Patronat  in  Flachstöckheim  ein. 

1615 — 58  war  die  Kirche  zu  Flachstöckheim  mit  Lobmachtersen  verbunden, 
bis  1756  dann  mit  Beinum,  seit    1757  ist  Flachstöckheim  selbständige  Pfarre. 


68 


Flachstöckheim 


BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Anfang  18.  Jahrh.  erbaut  aus  Bruchstein  und  Werkstein,  zum  Teil  vermut- 
lich auf  allen  Mauerzügen  eines  mittelalterlichen  Baues,  der  1339  schon  bestanden 
haben  muß.  Innenmaße:  19,70x6,00  m.  Dreiseitiger  Chorschluß  mit  gewalmtem 
Schieferdach.  Auf  dem  Anschnitt  Kugel  und  Wetterfahne  von  1771  (Taf.  19a). 
Am  Westende  ein  beschieferter  Dachreiter  aus  Fachwerk  mit  Glockenerker 
und  Zifferblatt  (Taf.  19b).  Kugel  und  Wetterfahne  von  1775,  neu  aufgesetzt  1906. 
Anbau  (Leichenhaus)  an  der  Südseite  über  einem  Rechteck  von  .5,15x4,6.5  m. 
Fenster  mit  geraden  Werksteingewänden. 

Das  Innere  der  Kirche  mit  ebener,  geputzter  Decke  und  die  ganze  Ausstat- 
tung ist  in  schlichten  Formen  der  Erbauungszeit  gehalten. 

Zwei  Altarleuchtcr,  H.  46,5  cm,  Messing,  Dockenform  mit  reich  profilierten 
Schäften,  auf  drei  liegenden  Löwen  mit  fein  ziselierten  Mähnen  ruhend.  Dorn  als 
Öhr  ausgebildet.  Am  Fuße  beider  Leuchter  die  gleiche  Inschrift:  „Der  Schweicheld- 
sche   Schreiber   Stantze  nebst  Der  Flachstöckheimschen   Gemeine  Anno  1719." 

Kronleuchter,  Bronze,  H.  0,90  m,  Br.  0,70  m,  unten  7,  oben  5  S-förmige 
Arme  mit  Masken  und  Delphinköpfen.  Adler  mit  dickem  Rumpf  und  breiten  Flü- 
geln.   Milte   17.  Jahrh. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  20cm.  Kupna  geschweift, 
später  aufgesetzt.  Sechspaßfuß,  Knauf  mit  den  Buchstaben:  ,,J.  H.  E.  S.V.  S." 
und  maßwerkartigen  Verzierungen.  Am  Schaft  ober-  und  unterhalb  des  Knaufs 
gotische  Quadratfüllungen.  Am  Fuß  eine  2,5  cm  große  Kreuzigungsgruppe.  1.  Hälfte 
16.  Jahrh. 

Patene,  Silber,  vergoldet,  0  15  cm,  zum  Kelch  gehörend.  Im  Tellergrunde 
ein   Gotteslamm  im  Kreise,  siehe  Weihekreuz  15. 

Oblatendose,  Silber,  oval,  13x9  cm,  H.  4  cm.  Mit  Wappenbild:  Pferd  im 
Schild,  darüber  Krone.   Goldschmiedezeichen  13. 

Weinkanne,  Silber,  mit  Holzgriff,  H.  19,5  cm.  Am  Deckel  reicher  plastischer 
Schmuck.  Rehe,  Früchte,  Laub.  18.  Jahrh.   Goldschmiedezeichen  45. 

Kelchlöffel,   Silber,  vergoldet,   16,5  cm  lang. 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  15,5  cm.  Sechspaßfuß.  Knauf  birnförmig,  1.  Hälfte 
18.  Jahrh.    Goldschmiedezeichen  37.   Stammt  vielleicht  aus  Beinum. 

Patene,    0   12,25  cm,  zum  Kelch  gehörend,  ohne  Weihekreuz. 

Ölgemälde,  auf  Leinwand,  1,60x2,20  m.  David  tanzt  vor  der  Bundeslade. 
Im  Chore  an  der  Südwand  (Taf.  19  c). 

Grabstein,  mit  zwei  Wappen  geschmückt,  von  der  Inschrift  nur  die  Jahres- 
zahl 1695  erkennbar.  Vor  der  Chorstufe. 

Einige  Grabplatten,  aus  dem  Anfang  19.  Jahrh.,  auf  dem  Kirchhof  verstreut. 

Glocke,  0  0,75  m.  An  den  Bügeln  Masken.  Unter  der  Haube  Rankenorna- 
ment. Am  langen  Felde:  „CHARLOTTE  ELEONORE  VON  SCHWIE- 
CHELDT  GEBORNE  VON  GROTEN  /  ANNO  1732."  Am  Schlagring: 
„GOSS  MICH  J.  P.  GRETE  IN  BRAUNSCHWEIG." 

Glocke,  0  0,67  m,  mit  Münz-  und  Naturblattabdrücken.  Am  langen  Felde: 
„HERR    JOHANN    CAROL    STANZE.     P.    T.    SCHWICHELTSCHER 


Flachstöckheim  69 

OB.  VERWALTER /HENN  IG  E  GELIN  G  /  MICHEL  HITFE  (Heitefuß!)  / 
ALT  ARISTEN  /ME  FEC  IT  JOH:  PET.  GRETE  IN  BRAUNSCHWEI  G 
/  1750." 

Eingangstor  zum  Kirchhof  aus  rotem  Sandstein.  Pfosten  mit  urnenähnlichen 
Bekrönungen,  daran  die  Symbole  des  Todes  (gekreuzte  Knochen)  und  der  Ewigkeit 
(Schlange).  18.  Jahrh. 

GUT. 

Das  Gräflich  v.  Schwicheldtsche  Gut  hat  im  wesentlichen  um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  die  heutige  Gestalt  erhalten  (vgl.  Geschichte!).  Die  Wohn- 
und  Wirtschaftsgebäude  gruppieren  sich  um  einen  geräumigen  Hof,  Hinter  der 
Gehöftanlage  befindet  sich  ein  großer  gut  gepflegter  Park,  der  durch  Steinvasen, 
Sphinxfiguren  und  eine  Sonnenuhr  belebt  ist. 

Der  an  der  Dorfstraße  liegende  Fachwerkbau  ist  das  sog.  Meiereigebäude, 
welches  im  hohen  massiven  Kellergeschoß  die  der  Milchwirtschaft  dienenden  Räume 
enthält.  Das  bislang  im  Obergeschoß,  wo  auch  eine  auseinandergenommene  gotische 
Truhe  vorhanden,  befindlich  gewesene  Familienarchiv  der  Grafen  v.  Schwicheldt  ist 
jetzt  nach  Schloß  Söder  gebracht  worden.  Inschriftplatte  mit  Wappen  und  dem 
Namen  Aug.  Guilh.  A.  Schwicheldt  Anno  MDCCLXII  oberhalb  des  Einganges. 
Gegenüber  dem  Meiereigebäude  erscheint  das  ehemalige  Herrenhaus,  ein  ver- 
schalter zweigeschossiger  Fachwerkbau  mit  seitlichen  Remisen  recht  bescheiden 
(Taf.  20c).  Das  1807  in  fein  abgewogenen  Formen  unter  Verwendung  von  Terra- 
kotten erbaute  sog.  Kavalierhaus  ist  in  der  Anlage  dem  Herrenhaus  ähnlich. 
Stein  und  Fachwerk.  Vorderseite  mit  zweiarmiger  Freitreppe,  verputzt.  Seitliche 
Remisen.  Schieferdach  (Taf.  20d).  Torhaus,  ein  langgestreckter  Fachwerkbau, 
Dachreiter  mit  Glocke  oberhalb  des  Torweges.  Wappensteine  mit  den  Namen 
der  Bauherren  sind  an  den  1754  und  1764  erbauten  Scheunen  und  dem  1755 
errichteten  Kuhstall  angebracht.  Die  Bauausführung  der  Wirtschaftsgebäude 
gleicht  der  des  Meiereigebäudes:  Fachwerk  auf  massivem  Unterbau.  In  der  Mauer 
an  der  Rückseite  des  Parkes  ein  Tor  mit  gut  gegliederten,  1,04  m  breiten  Sand- 
steinpfosten von  3,40  m  Höhe  bis  Oberkante  des  Hauptgesimses.  Bekrönung  mit 
Wappensteinen,  die  von  Putten  gehalten  werden.  Links  das  Schwicheldtsche 
Wappen,  rechts  ein  Kranich  mit  einer  Rose  (v.  Fabrice).  Dieselben  Wappen  kommen 
am  Hause  Hoher  Weg  8  in  Goslar  mit  der  Jahreszahl  1773  vor.  Die  zweiflügelige, 
3,30  m  breite  schmiedeeiserne  Tür  zeigt  hervorragende  Schmiedearbeit  des 
hannoverschen  Kunstschlossers  Joh.  Weiß  vom  Jahre  1765.  Erhaltungszustand 
schlecht,  verrostet  (Taf.  20  b). 

Zum  Gut  gehört  die  am  Ende  der  Ortschaft  liegende  Wassermühle  (Fach- 
werk auf  Massivsockel)  mit  einer  1,18  x0,95  m  großen  Inschriftplatte:  ,,QVOD  / 
ANNIS  AB  HING  XXIIIl  /  VINCINI  INVIDIA  DIRVIT  /  OPVS  / 
ADSERTO  IVRE  ACCEDENTE  PRINCIPIS  GRATIA  /  REDIN- 
TEGRARI  FECIMVS  /  COMMVNES  DOMINI  FRATRES  /  ERNE  STV  S 
OTTO  /  AVGVSTVS  EBERHARDVS  /  AVGVSTVS  GVILELMVS  / 
A.   SCHWICHELDT  /  ANNO  MDCCXXXXV." 

10 


70 

Gielde. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats- Arch.  liami.,  Akl.  Mann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III., 
X.  1,  4n.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  — von  Schwiclieldtsches  Archiv  im  Schloß 
Söder,  Urk.  —  Pfarrarchiv  Gielde,  Akten  über  Kirchbaii.  1844 — 46.  —  2.  U.  B.  Hild., 
I._VI.  —  U.E.  Goslar,  I.— IV. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  44,  69,  77,  94.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild., 
I.,  S.  162,  192.  —  Blume,  Heimat,  S.  358  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  16.  —  Hen- 
necke, Archidiakonatsreg.,  S.  173.  —  HüLtebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  74.  — 
Kayser,  Visitationen,  S.  181,  182,  186.  —  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25.  — 
Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  164,  321  ff.  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  6,  79,  91,  100, 
107,  193,  264.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  37.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  4,  18. 
—  Zobel,  Heimatbuch,   S.  156  ff. 

GESCHICHTE:  Im  Jahre  1140  löste  Bischof  Bernhard  von  Hildesheim  das  Filial- 
verhältnis der  Kirche  zu  lleiningen  von  der  zu  ,,Gelithe";  die  Kirche  zu  Gielde  wird  als 
,,mater  et  baptismalis  ecclesia  ex  antiqua  institutione"  bezeichnet,  sie  war  also  Mutter- 
und  Taufkirche  seit  langem  und  zweifellos  Archidiakonatskirche.  1174  wurde  dann  die 
Kirche  zu  Gielde  in  den  Bannbezirk  des  Klosters  Heiningen  einbezogen  und  ging  da- 
durch ihres  Sendrechtes  als  Archidiakonatskirche  verlustig.  Das  Archidiakonat  kam 
an  das  3  km  entfernte  Neuenkirchen  und  verblieb  dort  auch,  nachdem  vor  1260  Gielde 
dem  alten  Bann  zurückgegeben  war.  Im  16.  Jahrhundert  heißt  das  Archidiakonat  bald 
Neuenkirchen,  bald  Gielde;  es  ist  möglich,  daß  Gielde  am  Ende  des  Mittelalters  das 
Archidiakonat  zurückerhalten  hatte. 

Das  Patronat  über  die  Kirche  in  Gielde  hatte  zunächst  das  Kloster  Heiningen, 
dann  der  Archidiakon  zu  Goslar  als  Lehen  der  Hildesheimer  Kirche,  im  18.  Jahr- 
hundert besaß  der  Fürstbischof  wieder  das  Patronatsrecht. 

Als  Ministeriale  des  Hildesheimer  Bischofs  treten  im  12.  Jahrhundert  die  von 
Gielde  auf,  die  einen  Hof  im  Orte  als  Lehen  des  Bischofs  besaßen.  Gielde  mit  seiner 
Feldmark  wird  ursprünglich  zu  der  benachbarten  Königspfalz  Werla  gehört  haben. 
Als  diese  1086  mit  ihrem  ausgedehnten  Grundbesitz  durch  Heinrich  IV.  der  Hildes- 
heimer Kirche  geschenkt  wurde,  kam  Gielde  an  den  Bischof  von  Hildesheim,  der  nun 
seinen  Besitz  zum  Teil  an  Klöster  und  Adel  verschenkte  oder  zu  Lehen  gab.  Als  Grund- 
eigentümer in  Gielde  kommen  die  Klöster  Heiningen,  Neuwerk  in  Goslar,  St.  Peters- 
berg bei  Goslar,  Wöltingerode  und  Dorstadt,  sowie  die  Herren  von  Schwicheldt  und  von 
Rössing  vor.  Der  Zehnte  wurde  vom  Hildesheimer  Bischof  an  die  Grafen  von  Schiaden 
und  die  Herren  von  Biewende,  später  an  die  Klöster  Neuwerk  in  Goslar  und  Dorstadt 
veräußert,  Dorstadt  trat  dann  im  18.  Jahrhundert  seine  Hälfte  des  Zehnten  an  St.  Michael 
in  Hildesheim  ab.  Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  fiel  Gielde  1523  an  den  Herzog 
Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig-Wolfenbüttel,  1542  wurde  durch  den  Schmal- 
kaldischen  Bund  die  lutherische  Lehre  eingeführt,  doch  erst  1568  mit  dem  Regierungs- 
antritt des  Herzogs  Julius  war  der  Bestand  der  Reformation  gesichert.  Der  Pfarrer  zu 
Gielde  verwaltete  gleichzeitig  die  Pfarre  in  Neuenkirchen, 

Im  30jährigen  Kriege  hatte  Gielde  besonders  im  Jahre  1626  zu  leiden,  als  die 
Scharen  des  Dänenkönigs  und  nach  dessen  Niederlage  bei  Lutter  a.  B.  die  Truppen 
Tillys  den  Ort  plünderten.  Damals  schleppte  man  die  Kirchenglocke  als  Beute  fort. 
1639  wurde  eine  neue  Kirchenglocke  angeschafft,  die  Heinrich  Borstelmann  in  Braun- 
schweig goß.  Diese  alte  Glocke  sprang  1910  und  ist  dann  durch  zwei  von  J.  J.  Radler 
in   Hildesheim  gegossene   Glocken  ersetzt. 

Durch  den  Hauptrezeß  in  Braunschweig  kam  Gielde  mit  dem  ,, Großen  Stift" 
wieder  an  das  Hochstift  Hildesheim  zurück,  nach  dessen  Säkularisation  1802  an  Preußen. 
Als  Patron  der   Gielder  Kirche  erscheint  1803  die  Familie  von   König.   Nachdem  das 


Gielde 


71 


Königreich  Westfalen  zu  bestehen  aufhörte,  wurde  Gielde  mit  dem  Bistum  Hildesheim 
dem  Königreich  Hannover  einverleibt.  Am  4.  April  1835  suchte  ein  großer  Brand  das 
Dorf  heim  und  legte  17  Höfe  mit  Nebengebäuden  und  9  Brinksitzerhäuser  in  Asche. 
Kirche,  Pfarre  und  Schulhaus  konnten  gerettet  werden.  Seit  1866  ist  Gielde  wieder 
preußisch. 

Das  alte  Gotteshaus  in  Gielde  erwies  sich  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  als  bau- 
fällig. Bereits  1819  faßte  man  den  Plan,  eine  neue  Kirche  zu  bauen,  doch  erst  25  Jahre 
später  kam  der  Plan  zur  Ausführung.  Der  große  Dorfbrand  1835  trug  dazu  bei,  den 
Bau  der  Kirche  noch  hinauszuschieben.  Im  Jahre  1845  wurde  die  alte,  aus  Bruchsteinen 
erbaute  und  mit  einem  rechteckigen  Chor  versehene  Kirche  abgerissen;  die  alte  Kirche 
enthielt  nach  den  Bauakten  150  Mannesstände  und  140  Frauenstühle.  Die  einst  spitz- 
bogigen  Fenster  waren  modernisiert.  Der  ehemalige  Altar  von  Stein  trug  ein  Triptychon, 
das  die  Kreuzigung  und  die  beiden  Schacher  darstellte.  Außerdem  wies  die  alte  Kirche 
zwei  Gemälde  des  Himmels  und  der  Hölle  auf  und  einen  aus  der  Barockzeit  stam- 
menden Taufengel.  Von  diesen  Ausstattungsstücken  ist  jetzt  nichts  mehr  zu  finden. 

Den  Plan  für  die  neue  am  21.  März  1847  geweihte  Kirche  entwarf  Baumeister 
Hellner,  er  übernahm  auch  die  Bauleitung.  Der  Kostenanschlag  des  Kirchenbaues  betrug 
5300  Rtlr. ;  die  Summe  wurde  nach  Hellners  Bericht  auch  nicht  überschritten.  1842 
lieferte  der  Goldarbeiter  Peters  in  Goslar  einen  neuen  Abendmahlskelch;  der  alte  Kelch 
wurde  mit  18  Rtlr.  angerechnet,  die  gleiche  Summe  bezahlte  die  Gemeinde  noch 
dazu.  Vielleicht  ist  es  der  von  Hunnius  in  Hildesheim  angefertigte. 

BESCHREIBUNG:     Die     Kirche     ist     über     rechteckigem     Grundriß     von 
19,70x13,10   m  in    gelbem  Sand-(Werk-)stein    mit  Westturm   unter  achtseitigem 
Helm  errichtet,  Fenster  rundbogig.  Am  Ostteil  Vertikalgliederungen  durch  Lisenen. 
Profiliertes  Abschlußgesimse.  Bauzeit  1845 
bis  1847  laut  Inschrift  über  der  Eingangs- 
tür (Abb.  23).    Das  Innere  ist  in  der  für  den 
Baumeister  Hellner  charakteristischen  Art, 
saalartig,  etwas  nüchtern. 

Ausstattung:  Aus  der  Erbauungszeit. 

Altarbild  von  H.  Rotermund?  1879, 
Kreuzabnahme. 

Abend  mahlsgeräle:  Kelch,  Silber, 
teilvergoldet,  H.  25  cm.  Am  Knauf  3  be- 
flügelte Engelsköpfe.  An  der  Unterseite  des 
Fußes  in  zarter  Gravierung:  ,, Hunnius  fecit 
Hildesheim."   Goldschmiedezeichen   66.  -«?^' 

Oblatendose,  Zinn,  H. 10cm,  0llcm.        ?    ' 
Auf    drei    Kugeln.     Inschrift:    ,,MAGDA-        ;,: 
LENE    WESCHEN     ILSABET    SIE- 
MENS    1711."       Zinnzeichen     von    1690         ^ 
(Goslar). 

Weinkanne,  Zinn,  ganz  ähnlich  wie 
die  in  Burgdorf  (auch  bezüglich  der  Maße). 
Guß  von  T.  Flcegel,   Ilildcsheim. 

Opferteller,   Zinn,  oval,  20x18  cm. 

Rand    geschweift,    sonst    schlicht.  .Vbli.  23.    Cieldc,  Kirclu>  von  Südosten. 


1 


qiELDE  53r.Z7 


\ 


•J2  Gielde 

Taufschüssei,  Zinn,  0  28  cm.  Am  Rande:  ,,W.  RESE  1858."  Zinnzeichen 

von   1790. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  26,5  cm,  Dockenform.  Inschriften:  ,,M  • 
KORT  •  TIHLE  •  KIHC  —  VADE  •  THO  •  GILE  •  VND  SEINE  FRVWE  ANNO 
1650.  ILSEHE  FRIOTHAFES  V.  ERRET'%  und  „S  ■  R  •  HINRICUS  KOLWACiE  ■ 
NACHGLASE  WITWE  TORTIA  ERMP.  VERET  ANNO  1650." 

Glocke,  von  1639,  0  92  cm,  ist  1910  durch  zwei  Glocken  von  Radier  &  Söhne 
in  Ilildesheim  ersetzt  worden.  Die  alte  Glocke  hatte  Masken  an  den  Kronenhügeln 
und  Inschrift  zwischen  7wei  Zier-  und  zwei  glatten  Streifen:  ..HEINRICH 
BORSTELMANN  IN  BRAVNSCHWEIG  HAT  MICH  GEGOSSEN 
ANNO  1639  •  SOLI  DEO  GLORIA."  Ferner  am  langen  Felde  eine  naiv 
mcdellJerte  Darstellung  der  Dreieinigkeit. 

Die  östlich  vom  Dorfe  stehende  Windmühle  wurde  1870  vom  Schladener 
Berg  an  die  jetzige   Stelle  versetzt.  Bockmühle  mit  alter  Einrichtung. 

Über  den  nördlich   Gielde  liegenden   Ringwall  s.  ,,Kukeriulenburg". 


Gitter  a.  Bg. 

Evangelische  Kirche.    Gehöfte. 

Quellen:  1.  Staats- Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL, 
G.  Ik;  desgl.  III.,  Akten  IX.,  A.  17,  7.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  von 
Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,  Urk.  —  2.  U.E.  Hild.,  I.— VI.  —  U.E. 
Goslar,  L— IV. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  67.  —  Bertram,  Gesch.  Eist.  Hild.,  I.,  S.  29, 
126;  III.,  S.  249.  —  Elume,  Heimat,  S.  116  ff.  —  Eornstedt,  Siedlungen,  S.  16.  — 
Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  75,  319,  466,  490,  504  usw.  —  Havemann,  Gesch.  Eraun- 
schweig,  L,  S.  337.  —  Henkel,  Handbuch,  S.  8.  —  Hennecke,  Archidiakonatsreg.,  S.  169. 
—  Kayser,  Visitationen,  S.  101,  145.  —  Kleuker,  Pfarrbezirk  Salzgitter.  —  Lüntzel, 
Alt.  Diözese,  S.  164,  166,  174,  254,  336  fL  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  92,  101, 
109,  116,  247.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  38.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap., 
S.  4.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  25  iL 

GESCHICHTE:  Unter  dem  Namen  „lehthere"  kommt  Gitter  zuerst  im  Jahre  1086 
in  der  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  IV.  vor,  durch  die  der  Kaiser  die  Pfalz  Werla  und 
die  dazugehörenden  Dörfer  Immenrode  und  Gitter  der  Hildesheimer  Kirche  schenkte, 
und  zwar  mit  allem  Zubehör  an  Leibeigenen,  bebauten  und  unbebauten  Ländereien, 
Grundstücken,  Gebäuden  usw.  Zweifellos  ist  der  Ort  also  älter  und  geht  auf  eine  Grün- 
dung der  Pfalz  Werla,  vielleicht  noch  in  fränkische  Zeit,  zurück.  Nachdem  Gitter  an 
den  Bischof  von  Hildesheim  gekommen  war,  wird  dieser  hier  bald  eine  Pfarrkirche  er- 
baut haben.  1108  stellte  Bischof  Udo  in  „ Jaitterem"  eine  Urkunde  für  die  Kirche  des 
heiligen  Petrus  in  Goslar  aus.  Der  Pfarrkirche  zu  Gitter  wurden  im  Laufe  der  Zeit  ver- 
schiedene andere  Kirchen  unterstellt,  1483  erscheint  Gitter  als  Archidiakonatskirche. 
1523  kam  Gitter  an  Herzog  Heinrich  d.  J.  von  Eraunschweig- Wolfenbüttel,  1542  konnte 
die  Reformation  eingeführt  werden;  mit  Salzgitter,  Hohenrode  und  Kniestedt  bildete 
Gitter  fortan  eine  Parochie.  1643  fiel  Gitter  an  das  Hochstift  Hildesheim  zurück, 
1802  an  Preußen  und  1815  an  das  Königreich  Hannover.  In  einer  1803  angefertigten 
Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter  erscheint  noch  der  Archidiakon  von  Hildesheim 
als  Patron,  der  Zehnte  stand  damals  dem  von  Schack  als  Lehnsnachfolger  der  von 
Gaus  zu. 


Gitter  a.  Bg.  73 

In  den  Jahren  1845/46  riß  man  die  alte  Kirche  nieder  und  errichtete  ein  neues 
Gotteshaus  nach  einem  bereits  1830  angefertigten  Plane  des  Baumeisters  Hellner. 
Die  1767  angeschaffte  Glocke  war  1815  gesprungen,  1845  wurde  sie  durch  den  Glocken- 
gießermeister Lange  in  Hildesheim  umgegossen,  im  gleichen  Jahre  ist  auch  für  510  Rtlr, 
eine  neue  Orgel  erbaut. 

Vom  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  bis  1452  treten  die  Mitglieder  einer  Ritterfamilie 
von  Gitter  in  den  Urkunden  auf.  Dies  Geschlecht  besaß  den  heute  noch  bestehenden 
Ritterhof,  der  nach  den  letzten  adeligen  Besitzern  jetzt  von  Garßenhof  genannt  wird. 
1857  wurden  die  an  der  östlichen  Seite  des  Hofes  gelegenen  Wirtschaftsgebäude  durch 
einen  Brand,  der  auch  den  nordwestlichen  Teil  des  Dorfes  Gitter  heimsuchte,  zerstört. 
In  der  alten   Kirche  zu   Gitter  besaßen  die   Inhaber  des   Ritterhofes  eine   Gruft. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

In  behauenem  Sandstein  erbaut,  ähnlich  der  in  Gielde.    Saalkirche  über  recht- 
eckigem   Grundriß.     Außenmaß:     19,70x13,10    m.      Dachreiterartiger    Westturm 
(Taf.  21a). 
Ausstattung: 

Von  den  Ausstattungsstücken  der  früheren  Kirche  hat  sich  nichts  erhalten. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  Kuppa  innen  vergoldet,  H.  22  cm. 
Sechspaßfuß.  Knauf  gedrückt.  Am  Fuße  3  Nietlöcher,  vielleicht  von  einem  kleinen 
Kruzifix  herrührend.  Entstehungszeit  gegen  1700.   Goldschmiedezeichen  67. 

Patene,   Silber,    0  15  cm.  Weihekreuz  5,   Goldschmiedezeichen  35. 

Oblatendose,  Silber,  0  9  cm,  H.  4  cm.  Randumschrift:  ,,Der  Ehre  gottes 
und  dem  gebrauch  der  oblaten  haben  diese  silberne  Schachtel  widmen  wollen. 
D.  J.  G.  Garßen  Wittwe  und  Kinder."  Auf  dem  Deckel  das  Doppelwappen  von 
Garßen  und  die  Jahreszahl  1699.   Goldschmiedezeichen  13. 

Glocke,  0  1,04  m.  Unterhalb  der  Haube  ein  Eichenlaubfries.  Am  langen 
Felde  die  Inschrift:  „GOTT  ZU  EHREN  LASS  ICH  MICH  HÖREN  / 
UMGEGOSSEN  IN  JAHRE  1845  VON  S.A.  LANGE  IN/  HILDESHEIM 
AUF  KOSTEN  DER  KIRCHE  UND  GEMEINDE  GITTER  MIT 
EINSCHLUSS  DER   GEMEINDE  HOHENRODE." 

Glocke,  0  0,86  m,  von  Jakob  Radler  in  Hildesheim  im  Jahre  1871  gegossen. 
Daran  Abdrücke  von  drei  hannoverschen  Münzen:  Waterlooerinnerungstaler 
von  1865;  Georg  V.,  König  von  Hannover,  1  Taler  von  1863;  Luthermedaille  mit 
Inschrift:  Ehre  sei   Gott  in  der  Höhe  und  Friede  auf  Erden. 

GEHÖFTE. 

Das  Dorf  Gitter  hat  sich  entsprechend  seiner  hügeligen  Lage  am  Nordost- 
abfall des  Gitterberges  als  Haufendorf  entwickelt  (Abb.  24).  Ein  größerer  Teil 
brannte  1857  ab.  Die  — in  den  letzten  Jahrzehnten  meistens  veränderten  —  alten 
Gehöftanlagen  gehören  zum  mitteldeutschen  (fränkisch-thüringischen)  Typ;  d.  h. 
Wohnhaus,  Stallungen  und  Scheunen  sind  zu  geschlossenen  Anlagen  zusammen- 
gefaßt, in  Gitter  allerdings  heute  nicht  mehr  in  der  völlig  in  sich  abgeschlossenen 
Form  wie  z.  B.  in  Lengde,  sondern  mehr  in  Hufeisenform. 

Von  dem  einst  bedeutendsten  Gehöft,  dem  sog.  Garßenhof,  steht  heute 
nur  noch  das   Wohnhaus,   ein    Nebengebäude,   das   Pförlnerhaus   und   das   Portal. 


74 


Gitter  a.  Bg. 


Abb.  24.     Gitter  a.  Bg.     Dortplan,   Ausschnitt 
(1 :  6400). 


Zweigeschossiges  Wohnhaus  (Taf.  21b  u.  e),  Eichenfachwerk,  11.  verwitterter 

Ricgelinschrift  über  der  Hintertür  1557  erbaut,  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts 

erweitert  und  mit  geräumiger,  durch  beide  Geschosse  geführter  Diele  ausgestattet, 

von   der   die    Wohnräume    zugänglich    sind. 

Breite  Treppe  zum  Obergeschoß.  Der  ältere 

Teil   unterkellert,    Obergeschoß   vorgekragt. 

Balkenköpfe  im  Vicrtelkreis  abgerundet.  Auf 

der  breiten  Setzschwelle  des  Obergeschosses 

die   Inschrift   (gotische   Buchstaben):   ,,Wer 

Gott  vertrawet  hat  woll  gcbawet  •  Den  wo 

der  Herr  nicht  das  haus  bawet  •  So  erbeiten 

umbsonst  die  daran  bawen  •  BEATI  OM- 

NES  QU!  CONFIDUNT  IN  EO."    An 

der  östlichen  Schmalseite  das  Reststück  einer 

flachen    Holzschnitzerei:    zwei    unbekleidete 

Männer,  die  sich  die  Hand  reichen  (Taf.  21  d). 

Von  der  Beischrift  nur  erkennbar:   ,,NON 

—  VIDEM  —  ERGO  EST  —  NOSCE 

•  TE."  An  der  Hintertür :  „SI  DEUS  PRO 

NOBIS  QUI  CONTRA  NOS."  Fenster- 
brüstungen mit  Fußstreben.  An  der  Rück- 
seite   einige    Füllhölzer   mit   alten  Profilen, 

ähnlich  denen  des  vorderen  Dachüberstandes.  Erhalten  sind  noch  einige  Bleifenster 

(18.    Jahrh.)   und   die   in    Rautenmuster   aufgeteilte  Eingangstür  aus  dem  Anfang 

des  18.  Jahrh.  (ähnliche  Türen  am  kath,  Pfarrhause  in   Salzgitter  und  am  Hause 

Pillmann  in  Lewe). 

Pförtnerhaus  neben  dem  Tore,  aus  Fachwerk  (vgl.  Taf.  21c),  zweigeschossig, 

Obergeschoß   vorgekragt,   Unterstützung   durch  Knaggen,   glatte  Fußstreben.    Im 

Obergeschoß  eine  Luke  mit 
geschweiftem  Sturz  (um 
1700). 

Das  Tor,  als  Portal- 
bau aus  Sandstein  ge- 
baut (Taf.  21c.  Abb.  25). 
Durchfahrtsöffnung  mit 
dem  Halbkreis  genähertem 
Korbbogen  geschlossen ;  am 
Schlußstein  ein  Löwenkopf 
mit  Maulring.  Kämpfer  als 
Platte  mit  Schrägfase  aus- 
gebildet. Mauerwerk  mit 
Dachpfannen  abgedeckt. 
Gehöft  Schrader, 
auf  dem  Luftbild  (Taf.  24c) 
Abb.  25.   Gitter  a.  Bg.   Garßenhof,  Tor  (1:  lou)  [v.  B.j.  im  Vordergründe    erkenn- 


Gitter  a.  Bg. 


75 


bar,  ist  eine  alte  Anlage  in  Hufeisenform,  nach  dem  Brande  von  1857  brs  auf  das 
verschont  gebliebene  Wohnhaus  neu  gebaut.  Wohnhaus  aus  dem  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts, stark  verändert  (Taf.  24a).  Torpfeiler  um  1700  hergestellt. 


Abb.  26.    Gitter  a.  Bg.    Gehöft  Nr.  3  (Essig).    Lageplan  (1:1000). 


li^OHBARGARTEN 


Gehöft  Essig  (Nr.  3)  am  Nordausgang  des  Dorfes.  Abgewandelte,  der  Weg- 
führung angepaßte  Hufeisenform  (Abb.  26).  Wohnhaus  als  Abschluß  der  Anlage, 
links  Stallungen,  rechts  die  Scheune,  mit  Seitenlängstenne,  die  aber  von  etwa 
der  Mitte  ab  als  offener  überdeckter,  durch  Holzstiele  unterstützter  Gang  (,,  Schauer") 
fortgeführt  ist  (Taf.  24b).  Am  Türholm:  lOHAN  EDMUND  DEICKE  — 
lOHANNA  MARIE  DEICKEN  GEB  WERNERN  —  ANNO  1810.  Die 
neben  dem  Gehöft  liegende  Scheune  mit  der  Türholminschrift:  ,,Hans  Hennig 
Goes  —  Anna  Elisabeth  Brey  haapen  Anno  1769"  wird  ,, Ritterscheune"  genannt; 
sie  gehörte  früher  nicht  zum  Gehöft  Nr.  3,  aber  auch  nicht  zu  dem  benachbarten 
Garßenhof. 

Gehöft  Nr.  24.  Der  Kramersche 
Hof  (Eigentümerin  W^\.  Koch)  1843 
teilweise  neu  gebaut  (Taf.  22a  u.  Abb. 
27).  Ein  an  der  Rückseite  gelegener 
Stall  ist  entfernt,  wodurch  die  jetzige 
Hufeisenform  entstand.  An  der  Scheune 
gegenüber  dem  Wohnhause  ist  der  Tür- 
holm der  Seitenlängstenne  bezeichnet 
mit:  ,, Heinrich  Christian  Achilles  — 
Henriette, geborne  Achilles  aus  Gr.  Elbe. 
Anno  1838."  Am  Pfosten  des  Hoftores: 
CA  •  Anno  1843.  Das  Wohnhaus  älter, 
mit  charakteristischem  Fachwerk  (über- 
kreuzte Streben  I)  im  leicht  vorgekrag- 
ten  Obergeschoß.    Erdgeschoß  (1843?) 

erneuert.  Abb. 27.  Gitter  a.Bg.  Goliiift.Nr.2l.  Lagoplan(l:  1000). 


öi: 


7ß  Gitter  a.  B. 

Das  Gehöft  Nr,  20  (Bruer)  am  Ostrande  des  Dorfes  bestand  nach  örtlicher 
Überlieferung  schon  1548.  1848  war  es  im  Besitz  der  \V\v.  Illemann,  geb.  Deicke. 
Seit  1859  ist  die  Familie  Bruer  Besitzerin.  Das  der  Hofanlage  vorgelagerte  Wohn- 
haus (Taf.  22b)  ist  1860  von  Karl  und  Maria  Bruer  erbaut,  deren  Namen  nebst 
dem  Zusatz  „Reliqucnda"  oberhalb  der  straßenseitigen  Eingangstür  angebracht 
sind.  Das  Gehöft  zeigt  den  typisch  mitteldeutschen  Grundriß.  Rechts  des  frei- 
stehenden Wohnhauses  die  Zufahrt.  Linker  Abschluß  des  Hofes  durch  Stallungen, 
rechts  die  Scheune  mit  dem  durch  Holzpfosten  getragenen  Schleppdach.  Rückseite 
als  offene  Remise  gebaut  mit  Ausfahrtstor  nach  der  rückwärtigen   Straße. 

Zum  Bruerschen  Hof  gehört  ein  zweistöckiges  Tagelöhnerhaus,  das  zeitlich 
noch  ins  17.  Jahrhundert  zurückreicht  (Taf.  22c).  Länge  23,80x8,50  m.  Höhe  bis 
zur  Dachbalkenlage  4,30  m.  Gefache  teilweise  2,00  m  breit.  Obergeschoß  im  west- 
lichen Teile  vorgekragt.  Hier  auch  die  typischen  Überkreuzungen  der  Streben. 
Dachbalkenlage  durch  profilierte  Konsolen  unterstützt. 

Der  Ähren dsche  Hof  bestand  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts, 
wie  aus  einer  Mauerinschrift  an  der  Nordostecke  des  Gehöftes  hervorgeht: 
„E.  WERNER  •  H.  WERNER  GEB.  VORLOP-  1647".  Die  Häusergruppe 
umschließt  den  Hof  hufeisenförmig.  Das  zw^eistöckige  Wohnhaus  ist  um  1700 
erbaut,  Gefachausmauerungen  in  Backstein,  hofseitig  verputzt.  Anschließend  an 
das  Wohnhaus  die  Ställe,  an  der  Rückseite  Remisen,  rechts  die  Scheune  mit  breiter, 
offener  Unterfahrt  statt  der  Längstenne,  davor,  gegenüber  dem  Wohnhause,  ein 
weiteres  Wirtschaftsgebäude,  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  auf  älteres  Sandstein- 
erdgeschoß aufgesetzt.  Zwei  türlose  Tore  mit  Sandsteinpfosten  in  der  aus  Sand- 
stein aufgebauten  Umfassungsmauer  (des  17.  Jahrh.  ?)  vermitteln  den  Zugang 
(Taf.  22  d). 

Nahe  dem  Ahrendschen  Hof  befand  sich  ein  größeres  Gehöft,  das  aber  infolge 
Abbruches  der  Wirtschaftsgebäude  als  solches  aufgelöst  ist;  vorhanden  ist 
das  langgestreckte  Tagelöhnerhaus  Nr.  29,  das  im  Obergeschoß  noch  das  alte 
Fachwerk,  etwa  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  zeigt.  Erdgeschoß  teihveise 
erneuert  (Taf.  23a).    Die  Anlage  gehört  jetzt  zum  Schraderschen  Hof. 

Das  Gehöft  Specht  am  Nordwestrande  von  Gitter  ist  zwar  erst  nach  dem 
Brande  1859  erbaut,  zeigt  aber  noch  sehr  klar  die  typische  mitteldeutsche  Anlage. 
Rechteckiger  Hof,  im  Hintergrunde  das  zweigeschossige  Wohnhaus,  rechts  die 
Stallungen,  links  die  Scheune  mit  dem  großen  Einfahrtstor  zur  Seitenlängstenne. 
Tennenausfahrt  am  Hofe  (Taf.  23  b). 

Haus  Nr.  27,  Eigentümer  Heinrich  Weide  mann,  möge  als  Beispiel  eines 
Einzelhauses  (Brinksitzer)  gezeigt  sein.  An  das  zweistöckige  Wohnhaus  aus  Fach- 
werk ist  ein  kleineres  Wirtschaftsgebäude  (Ställe  und  Werkstatt)  angebaut. 
Firstrichtung  parallel  dem  Wohnhause.  Um  1700  (Taf.  23c). 

Das  auf  Taf.  23  d  wiedergegebene  Gehöft  vom  Jahre  1736  (oder  1756)  ist  als 
Winkelhof  angelegt.  Erdgeschoß  massiv  erneuert.  An  der  Setzschwelle  des  Ober- 
geschosses der  Haussegen. 


77 

Grauhof. 

Ehemaliges  Kloster.   Katholische  Kirche.   Gut. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  540:  Copionale  des  Klosters  Georgenberg- Grauhof. 
(1655  mit  Nachträgen  bis  18.  Jahrhundert);  Nr.  541:  Dasselbe,  Abschrift  1729;  Nr.  542: 
Annalen,  1659 — 1714,  1744;  Nr.  543:  Mortuarium  mit  Nekrolog,  1659.  Handschr. 
18.  Jahrh.;  Nr.  544:  Inf ormatio  juris  Ducis  Henrici  in  causa  fractae  pacis  contra  Goslar, 
16.  Jahrh.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hild.-Br.  Arch.  des.  3,  Hild.  Klöster,  .\kten,  L, 
Nr.  6.  —  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL,  G.  2a;  desgl.  IV.,  Klostersachen,  XL 
J.,  M.  —  Calenberg-Br.  Archiv  des.  10,  5d  4.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Kart. -Register, 
C.  III.  b  5,  Nr.  1—5:  desgl.  IX.,  Nr.  2  und  3.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Urk.  Reichsstadt 
Goslar  und  Klöster.  Grauhof:  271  Urkunden,  1108 — 1699.  —  Landesarchiv  des  Hoch- 
stiftes Hildesheim.  —  Arch.  Wolf.,  Akten  betr.  Grauhof.  Br.  St.-A.,  Abt.  YIL  Bd.  26'27. 
—  Arch.  Goslar,  Karten  von   1542  und  um  1600;  desgl.  2  Karten  des  17.  Jahrh.  — 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L,  S.  446;  IL,  S.  97;  HL,  S.  46,  70, 
78,  97,  122,  159,  203,  209,  317.  —  Bertram,  Bischöfe,  S.  123,  125,  169,  170,  211,  223, 
261.  —  Biermann,  Organographia,  S.  20  fL,  29,  30.  —  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien, 
S.  26,  172,  179  ff.,  198  fL,  220  fL,  254,  334  fL  —  Bleibaum,  Schnitzaltäre  GrauhoL  — 
Borchers,  Landwehren,  S.  75  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  16.  —  Calvör,  Saxonia, 
S.  473.  —  Crusius,  Denkw.  Grauhof.  —  Gattone,  Klosterkirche  Grauhof.  —  Görges- 
Spehr,  Denkwürdigkeiten,  IL,  S.  336,  340,  452  ff.  —  Grube,  Joh.  Busch,  S.  50,  53, 
275.  —  Heineccius,  S.  135,  503,  514.  —  Henkel,  Klosterkirche  Grauhof.  —  Henkel, 
Kurze  Gesch.,  S.  156.  —  Henkel,  Pfarrklerus,  S.  156.  —  Hildesh.  Klostergesch., 
S.  132  fL  —  Hölscher,  Gesch.  Georgenberg,  S.  34  ff.  —  Hoogeweg,  Stifter  und  Klöster, 
S.  44,  45.  —  Jacobs,  Harzkarte,  S.  94.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  147,  153,  185.  — 
Kopps,  Grauhof.  —  Lauenstein,  Historia,  IL,  S.  252  ff.  —  Lax,  Barockdekorationen, 
S.  17,  33,  50.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  16,  169,  253.  —  Lüntzel,  Gesch.  Diözese, 
L,  S.  251,  358;  IL,  S.  244  fL  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  78,  79.  —  Mithoff, 
Kirchen  und  Kap.,  S.  37,  39,  41,  43,  44,  45,  47,  48,  57,  58,  60.  —  Oehr,  Ländl.  Ver- 
hältnisse, S.  109.  —  von  Rohr,  Merkwürdigkeiten,  S.  491  fL  —  Sievers,  Regel  Augustinus 
bzw.  ,, Chorstühle  zu  Grauhof".  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  245. 

GESCHICHTE:  Das  Kloster  der  Augustiner-Chorherren  Grauhof  war  im  Mittelalter 
ein  Vorwerk  des  Stiftes  St.  Georgenberg  bei  Goslar.  Dieses  auf  dem  Georgenberge 
vor  Goslar  liegende  Stift  war  eine  königliche  Stiftung  mit  reichem  Besitz  und  reichte 
bis  in  die  Zeit  Konrads  IL  zurück.  (Siehe  Kunstdenkmäler  Band  Goslar-Stadt.)  Im 
Kriege  Herzog  Heinrichs  d.  J.  von  Braunschweig- Wolfenbüttel  gegen  die  Stadt  Goslar 
wurde  1527  das  Kloster  zerstört.  Nach  Beendigung  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  be- 
trachtete sich  der  Herzog  als  Landesherr  des  gesamten  Gebietes  bis  an  die  Mauern 
der  Stadt  Goslar  und  so  auch  als  Herr  des  ehemals  stiftshildesheimischen  Klosters 
St.  Georgenberg. 

Auf  Anraten  ihres  Schutzherrn,  des  Herzogs  Heinrich,  verlegten  die  nach  der 
Zerstörung  des  Georgenbergklosters  noch  vorhandenen  Chorherren  ihren  Klostcrsitz 
nach  Grauhof.  Die  ersten  Grauhöfer  Pröpste  waren  Joachim  Hoyer  (f  1556),  Erasmus 
Stapenbach  und  Jodokus  Brackmann.  Der  letztere  wandte  sich  der  Reformation 
zu,  als  Herzog  Julius  in  seinem  Lande  die  Reformation  durchführte.  In  Grauhof  wurde 
eine  protestantische  Lateinschule  errichtet,  die  einige  Zeit  einen  guten  Ruf  genoß. 
Als  1643  das  große  Stift  Hildesheim  von  Braunschweig  wieder  an  den  Hildesheimer 
Bischof  Ferdinand,  der  zugleich  Kurfürst  von  Köln  war,  zurückgegeben  war,  wurde  die 
Lateinschule  aufgehoben  und  das  Kloster  W'iedcr  mit  Augustiner-Chorherren  der  Win- 
desheimischen Kongregation  besetzt.  In  Grauhof  errichtete  man,  wie  in  den  anderen 
hildesheimischen  Feldklöstern,  eine  Klosterpfarrstelle. 


78  Grauhof 

Die  Namen  der  ersten  Pröpste  naeh  der  Neubesetzung:  Conrad  Gülten  (bis  1659), 
Liborius  Hennepoel  (bis  1690)  und  Bernard  Goeken  (bis  1726)  deuten  an,  daß  die  ein- 
gezogenen Chorherren  aus  Brabant  berufen  waren.  Die  späteren  Pröpste  waren  Heinrich 
Eikendorff  (bis  1755),  llerniann  Klöpper  (bis  1780)  und  Constantin  Belling  (bis  1803). 

Bereits  der  erste  Propst  Joachim  Hoyer  begann  die  Klosterbaulen  in  Grauhof. 
Die  erste  Kirche  stand  an  der  Stelle  der  jetzigen.  Der  dritte  Propst  Bernard  Goeken  war 
die  bedeulcndste  Persönlicjikeit,  die  der  Graidiöfer  Konvent  hervorgebracht  hat,  er 
ist  der  Erbauer  der  Klosterkirche  und  der  noch  vorhandenen  Klosterbauten.  1693 
wählten  ihn  die  hildesheimischen  Klöster  zu  ihrem  Schatzrate  für  die  fürstbischöfliche 
Kammer,  1715  wurde  er  zum  Ordensgeneral  der  gesamten  Windesheimischen  Kongre- 
gation gewählt  (vgl.  die  Inschrift  am  Grabdenkmal  des  Propstes  Goeken).  Goeken 
begann  1701  den  Bau  der  jetzigen  geräumigen  Klostergebäude  und  nach  deren  Voll- 
endung 1711  den  Bau  der  grofJen  Klosterkirche  (vgl.  Inschrift  über  dem  Hauptportal 
der  Kirche). 

Die  technische  Leitung  und  Beaufsichtigung  des  Baues  lag  in  den  Händen  von 
Franz  Mitta,  einem  hervorragenden  italienischen  Baumeister,  den  Propst  Goeken  aus 
Mailand  berufen  hatte.  Franz  Mitta  ließ  sich  in  Grauhof  nieder  und  vermählte  sich 
mit  einer  Deutschen.  Seine  zweite  Tochter  heiratete  1729  den  Baumeister  Johann  Daniel 
Koppel  aus  Hannover,  dem  wir  später  in  der  Baugeschichte  des  Klosters  noch  be- 
gegnen; Koppel  war  auch  der  Erbauer  der  Stephanikirche  in  Goslar  (1734  geweiht). 
Der  an  der  Südseite  der  Kirche  gelegene  Kreuzesaltar  weist  die  Jahreszahl  1718  auf, 
am  Kanzelrücken  steht  die  Jahreszahl  1721,  die  von  N.  Treutmann  aus  Magdeburg 
erbaute  Orgel  ist  nach  Biermanns  Organographia  erst  1737  vollendet.  Die  Ein- 
weihung des  Hochaltars  erfolgte  am  1.  August  1717  durch  den  Weihbischof  Max  Hein- 
rich von  Weichs,  dann  vergingen  aber  bis  zur  Vollendung  der  künstlerischen  Aus- 
schmückung des  Inneren  der  Kirche  noch  zwei  Jahrzehnte.  Propst  Goeken  erlebte  die 
Vollendung  des  Baues  nicht  mehr,  er  starb  1726.  Sein  Grabdenkmal  schuf  Franz  Lorenz 
Biggen,  der  sich  am  Schluß  der  Denkmalsinschrifl  als  Schöpfer  des  Grabdenkmals  zu  er- 
kennen gibt.  Bleibaum  nimmt  an,  daß  Biggen  an  dem  marmornen  Marienaltar  und 
Kreuzesaltar,  links  und  rechts  des  Chores,  die  noch  unter  dem  unmittelbaren  Einflüsse 
Mittas  entstanden  seien,  beteiligt  war,  daß  er  ferner  Hochaltar  und  Kanzel  unter  Lei- 
tung des  Architekten  geschaffen  hat,  und  daß  aus  seiner  Werkstatt  auch  die  Altäre  der 
Heiligen  Barbara  und  des  heiligen  Antonius  hervorgegangen  sind.  Franz  Lorenz  Biggen 
ist  in  den  Kirchenregistern  der  Jahre  1720—26  als  „statuarius  noster"  nachweisbar, 
doch  sind  nähere  Einzelheiten  über  Herkunft  und  Leben  des  Meisters  nicht  bekannt. 
Bleibaum  weist  dem  Meister  Biggen  auch  die  Sandsteinfiguren  über  dem  Portal  der 
Kirche  (Maria,  Augustin,  Georg)  zu,  ferner  die  in  Holz  geschnitzte  Ornamentik  des 
Gestühles,  das  Marmorepitaph  der  Familie  Fischbeck  in  der  Marktkirche  zu  Goslar 
und  —  nach  der  Ornamentik  zu  urteilen  —  auch  die  in  Holz  geschnitzte  Kanzel  der 
Kirche  zu  Wöltingerode. 

Auf  Propst  Goeken  folgte  1726  Propst  Heinrich  Eikendorff.  Dieser  vollendete  die 
innere  Ausstattung  der  Kirche  und  ließ  seinem  Vorgänger  das  obenerwähnte  Grab- 
denkmal errichten.  1741  erbaute  er  unter  Leitung  des  Baumeisters  Johann  Daniel 
Koppel,  des  Schwiegersohnes  Franz  Mittas,  die  Sakristei  nebst  der  dort  belegenen 
Kapelle  an  der  Ostseite  der  Grauhöfer  Kirche.  Der  letzte  Propst  des  Klosters  Grauhof, 
Constantin  Belling,  wurde  1786  auf  dem  Konvent  in  Aachen  zum  General  der  Windes- 
heimischen Kongregation  gewählt.  Die  Wahl  Goekens  wie  die  Bellings  zum  General 
der  Windesheimer  Augustiner-Kongregation  ist  ein  Zeugnis  für  das  hohe  Ansehen, 
das  Grauhof  genoß.  Belling  ließ  1794  das  große  Altarbild  des  Hochaltares,  Christus  am 
Kreuz,  von  dem  Maler  Picart  (Pickhardt?)  aus  Wolfenbüttel  malen. 

Nach  dem  Lüneviller  Frieden  wurde  das  Bistum  Hildesheim  von  der  preußischen 
Regierung  säkularisiert.  Das  Kloster  Grauhof  ist  am  25.  Januar  1803  aufgehoben,  die 
frühere  Klosterpfarre  blieb  erhalten,  so  daß  die  Klosterkirche  fortan  Pfarrkirche  ist. 


Grauhof  79 

Bei  der  Aufhebung  gehörten  dem  Kloster  außer  450  Morgen  Wald  gegen  2500 
Morgen  umliegender  Grundfläche,  dazu  besaß  das  Kloster  viele  Meierhöfe,  Zehnten 
und  Zinsgefälle,  so  daß  sein  Einkommen  jährlich  ein  ganz  bedeutendes  war,  1803  be- 
stand der  Konvent  aus  24  Klerikern.  Nach  der  Aufhebung  des  Klosters  fand  im  Juli 
1804  eine  Auktion  der  Effekten  des  Klosters  Grauhof  statt,  die  1135  Rtlr.  ergab.  Die 
Auktion  dauerte  8  Tage.  „Bei  der  Auktion",  so  schreibt  der  unbekannte  Chronist  des 
Klosters  (im  Kath.  Sonntagsblatt  1868),  „waren  viele  Juden,  —  Zinn  gekauft  ganze 
Säcke  voll,  die  Judenweiber  hüteten  die  Sachen."  Ein  Grundplan  des  Königlichen 
Domänenamtes,  1804  von  C.  F.  Belwe  aufgenommen,  zeigt  uns  die  damalige  Kloster- 
anlage (Taf.  25).  Dieser  Plan  wird  ergänzt  durch  einen  Situationsplan,  den  1828 
E.  Willig  anfertigte.    (Beide  Pläne  in  der  Kartensammlung  des  Staatsarchivs  Hann.) 

In  der  westfälischen  Zeit  erhielt  der  französische  General  le  Marrois  Grauhof  von 
Napoleon  als  Geschenk.  Der  General  tat  nichts  für  die  Erhaltung  der  Gebäude;  so 
stürzte  1815  zur  Zeit  der  Schlacht  bei  Waterloo  das  Dach  auf  dem  Westflügel  des 
Klosters  herunter,  darauf  wurde  dann  der  ganze  Flügel  abgerissen.  Die  wertvolle 
Bibliothek  des  Klosters  stand  mehrere  Jahre  offen,  und  die  Leute  holten  zu  mancherlei 
Bedarf  die  Bücher  heraus.  Der  letzte  Rest  (ein  Einspänner-Fuder  voll)  wurde  für  50  Rtlr. 
an  Pastor  Koppe  in  Döhren  verkauft.  1815  kam  Grauhof  an  Hannover,  das  nun  das 
Klostergut  dem  Allgemeinen  Hannoverschen  Klosterfonds  eingliederte.  Das  heute 
449  ha  große   Klostergut  ist  seitdem  verpachtet. 

BESCHREIBUNG:  Inmitten  des  mauerumzogenen  Klosterbezirks  ragt  die  den 
inneren  Klosterhof  an  der  Nordseite  begrenzende  Kirche  mit  dem  im  südlichen 
Winkel  am  Chor  liegenden  hohen  Glockenturm  stattlich  empor  (Taf.  26  a  u.  b). 
Der  Klosterhof  wird  durch  die  zweigeschossigen  ehemaligen  Versammlungs-  und 
Wohnräume  der  Konventualen  und  durch  das  Priorenwohnhaus  begrenzt.  Der 
Westflügel  fehlt  seit  1815.  Der  Ostflügel  und  ein  Teil  des  Südflügels  sind  durch 
Scherwände  abgetrennt,  sie  dienen  zu  Wirtschaftszwecken  des  Klostergutes. 
Im  Südflügel  die  Pfarrwohnung  (Abb.  28,  vgl.  Taf.  25). 

Die  Kirche  ist  das  Werk  eines  Italieners,  des  Franz  Mitta  aus  Mailand;  diese 
Tatsache  erklärt  die  in  Niedersachsen  ungewöhnliche  Weiträumigkeit.  Der  Bau- 
meister zeigt  sich  in  der  Gestaltung  des  bedeutenden  Kirchenraumes  als  Architekt 
von  Größe:  in  der  Grundform  stellt  die  Kirche  eine  geschickte  Verbindung  zwischen 
einer  einschiffigen  Kirche  mit  Seitenkapellen  und  einer  dreischiffigen  Hallenkirche 
dar.  Der  Mittelteil  ist  mit  drei  Kreuzgewölbeli  zwischen  Gurtbögen  überdeckt. 
Die  Seitenteile  sind  durch  je  zwei  in  voller  Höhe  entwickelte  Zungenmauern  (in  der 
Art  von  nach  innen  gezogenen  Strebepfeilern)  in  drei  mit  quergeslellten  Tonnen 
überwölbten  Rundbogennischen  gegliedert.  Der  eingezogene  Chor  ist  im  westlichen 
Teile  mit  einem  Kreuzgewölbe,  im  östlichen  mit  einer  Tonne  überdeckt.  Hinter 
dem  Chore  ein  schmaleres,  als  Sakristei  dienendes  Altarhaus  über  rechteckiger 
Grundfläche,  überdeckt  mit  drei  Kreuzgewölben  in  Höhe  der  Schiffsgewölbe  (1741 
hinzugefügt).  Unter  dem  Chor  und  Altarhaus  eine  kryptenarlige  ehemalige  Gruft, 
die,  wie  Treppenansätze  zeigen,  einst  mit  dem  Schiff  in  Verbindung  stand,  jetzt 
aber,  nur  von  außen  zugänglich,  zu  Wirtschaftszwecken  des  Gutes  dient  (vgl.  die 
ähnliche  Anlage  in  Lamspringe,  Kr.  Alfeld).  Infolge  dieser  Gruftanlage  ist  der 
Chor  gegenüber  dem  Schiff  erhöht. 

Aufgehendes  Mauerwerk  aus  Bruchsteinen  auf  Werksteinsockel.  In  der  Fläche 
der  nördlichen  Langseite  (Taf.  26a)  glatte,  schlanke  Wandpfeiler  aus  scharrierten 


80  Graiihof 

Sandsteinquadern.  Sockel  als  aUische  Basis  profiliert.  An  den  Ecken  verkröpft. 
Dorische  Kapitale.  Darüber  das  kräflige,  aus  Rundstab,  Platte  und  Sima  be- 
stehende Hauptgesims.  In  den  seliiiclilcn  Wandflächen  unlen  je  ein  rundbogiges 
Fensler  mit  Werksleingewänden,  darüber,  noch  unterhalb  des  Ilaupigesimses,  je  ein 
kreisförmiges  Fenster. 

Die  Westseite  ist  durch  gleiche  Wandpfeiler,  wie  die  oben  beschriebenen, 
in  ein  breites  Mittelfeld  und  2  schmale  Seitenfelder  gegliedert.  Das  Mittelfeld  mit 
zwei  flachbogigen  und  zwei  darüber  befindlichen  rundbogigen  Fenstern.  In  der 
Achse  ein  Porlal  (1711),  dessen  rund  bogige  Öffnung  von  zwei  dorischen  Wand- 
pfeilern beseilel  ist.  Diese  tragen  eine  an  den  Ecken  verkröpfte  flachbogige  Be- 
krönung  (Taf.  27c).  Auf  den  Ecken  zwei  Putten,  Wappen  haltend.  Links  das 
Wappen  des  Propstes  Goeken,  unter  dem  die  Bauausführung  stattfand,  rechts  das 
des  Mutter-Stifts  auf  dem  Georgenberge  bei  Goslar.  Im  mittleren  Felde  des  Frieses 
eine  nur  teilweise  lesbare  Inschrift,  im  Grunde  der  Segmentbekrönung:  ,,AD 
MAIOREM  DEI  GLORI  AM  /  EXSTRVGTVM  A  BERN  ARD  0  GOEKEN 
1711."  Oberhalb  des  Portals  drei  Nischen,  deren  mittlere,  größte,  von  jonischen 
Pfeilern  mit  f lachbogiger  Bekrönung  umrahmt  und  mit  Muschelornament  geschlossen 
ist.  In  der  Mittclnische:  Maria  Immaculata  auf  der  Mondsichel,  links  Augustin, 
rechts  Georg  mit  dem  Drachen,  in  Vollfiguren  (beschädigt).  Wahrscheinlich  Werke 
von  F.  L.  Biggen.  Material  vielleicht  Holz?  (Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien 
S.  229.)  Doppeltür  in  Rautenmuster  aufgeteilt. 

Oberhalb  der  Tür  und  der  seitlichen  Fenster  unter  dem  Hauptgesims  ein 
größeres  mittleres  und  zwei  seitliche,  kreisförmige  Fenster.  Der  hohe  Dreieck- 
giebel aus  Bruchstein  ist  von  einem  den  Langseiten  gleichen  Hauptgesims  um- 
zogen; er  enthält  nur  ein  eiförmiges  (zugemauertes)  Fenster.  Gegen  die  Südwand 
legt  sich  der  nördliche  Flügel  des  Kreuzganges,  dessen  Dach  die  gleiche  Neigung 
wie  das  Schiffdach  besitzt,  aber  erst  unterhalb  des  Hauptgesimses  ansetzt;  Fenster 
und  Türen  hier  rechteckig  umrahmt  (Taf.  27a). 

Im  Ostteil  hat  die  Kirche  infolge  des  nur  in  der  Breite  des  Mittelraumes 
w^eitergeführten  Chores  und  des  Sakristeianbaues  eine  etwas  andere  Ausbildung 
erfahren.  Die  Umfassungswände  sind  hier,  da  der  First  des  Schiffes  in  unver- 
änderter Höhe  durchläuft,  bis  an  die  Giebelschrägen  hochgeführt  und  haben  noch 
an  den  drei  freien  Seiten  je  zwei  halbkreisförmige  Fenster  erhalten.  Das  beschieferte, 
mit  einigen  kleinen  Erkern  versehene  Dach  ist  nach  Osten  abgewalmt  (Taf.  26a). 

Der  nach  außen  zweigeschossige  Sakristeianbau  ist  etwas  niedriger  als  der 
Chor.  Der  First  seines  Walmdaches  liegt  unterhalb  des  waagerechten  Hauptgesimses 
des  Chores.  Nord-  und  Südseite  sind  wie  die  Schiffswände  ausgebildet,  während 
die  Ostseite  die  am  reichsten  behandelte  Wand  des  ganzen  Gebäudes  ist.  Außer 
den  Ecklisenen  ist  noch  eine  Mittellisene  angeordnet,  auch  haben  die  vier  großen, 
rundbogig  geschlossenen  Fenster  hier  [geschwungene  mit  Engelsköpfen  verzierte 
Verdachungen  und  gegliederte   Sohlbänke   auf  Konsolen   und  Muschelwerk. 

Flachbogige,  mit  schweren  auf  kräftigen  Konsolen  ruhende  Gesimse  über- 
decken die  zwei  Portale  der  Ostseite,  von  denen  das  nördliche  bis  auf  ein  Ober- 
licht vermauert  ist  (Taf.  27  d).   Auf  der  hier  angebrachten  0,50x1,12  m  großen 


Grauhof 


81 


I  n  sc  hilf  t  platte     die     Inschrift:     „georgIo   patrono    sVo    /    qVI    /    LapIDes 
IsTos    sVo    rVre   /    DonaVIt   /  reDonans    CLIentes."      (Chronogramm    1731.) 


m- 


ö. 


srAiz 


VIRTSCHAFTSRÄUM  E 


ja,R7i:n,\nlage 


VORRÄTE 


t-ULCHSTUBE 
□ 


PFARRWOHNUNG 


VORRATSRÄUMT  DES  KLOSTERGUTZS 


Abb.  28.     Grauhof,  Grundriß  der  Kirche  und  des  Klosters  (l:ö()()    fv.  Rohr  und  Kiecker]. 


Südlich  grenzt  ein  schmaler  Malierstreifen  an  die  Ostseite  mit  zwei  flach- 
bogigen  mit  Sandsteingewänden  umrahmten  Fenstern,  von  denen  das  untere  ver- 
mauert ist.  Der  Mauerstreifen  stößt  gegen  eine  parallel  zur  Längsachse  der  Kirche 
gerichtete,  in  Verzahnung  abgebrochene  Werksteinmauer. 

11 


32  Grauhof 

Der  unten  eingebaulr,  oberhalb  des  Schiffsdaches  frei  entwickelte  Glocken- 
turm über  quadratischer  Grundfläche  schließt  sich  dem  Baucharakter  des  Schiffes 
an.  Quaderecken,  Gurt-  und  Hau[)lgesims  aus  Sandstein.  Geschweifter,  beschie- 
ferter  Helm  mit  Dachgauben,  Knauf  und  Wetterfahne  (von  1713).  In  den  Wand- 
flächen kleine  rechteckige  Fenster,  in  Höhe  der  Glockenstul)c'  an  jeder  Seite  eine 
große  rundbogige   Schallöffnung  (Taf.  26b  und  27a) 

Das  Innere  (Taf.  28).  Die  das  Langscliiff  in  bedeulcndcr  Höhe  über(h'ckenden 
Kreuzgewölbe  sind  durch  schlichte  Gurte  und  profilierte  Diagonalrippen  aus  Stuck  (  ?) 
gegliedert,  die  auf  dem  rings  um  den  ganzen  Raum  geführten,  aus  Architrav,  Fries 
und  Abschlußprofil  zusammengesetzten  Kämpfergesims  ruhen  (Abb.  29). 

In  der  Mitte  der  Wandfelder  ist  das  Kämpfergesims  mit  breiten,  von  Putten 
gehaltenen  Kartuschen  geschmückt,  die  vier  verkröpften  Gesimsstücke  über  den 
die  Querwände  abschließenden  etwa  10  m  hohen  Pfeilern  mit  den  Brustbildern 
der  zwölf  Apostel.  Ähnliche  Bildwerke  über  den  Eckwand  vorlagen  an  der  Ost- 
und  Westwand,  neben  der  Orgel  und  dem  Triumphbogen,  ferner  unterhalb  des 
letzteren  selbst  und  unter  dem   Quergurt  des  Chorgewölbes. 

An  der  Stirnfläche  des  Triumphbogens  eine  reiche  Stuckarbeit,  Putten  tragen 
Stoffgehänge,  wie  einen  gerafften  Vorhang.  Im  Scheitel  auf  einer  von  zwei  Putten 
gehaltenen  Kartusche  das  Monogramm  I  •  H  •  S. 

Außer  den  schon  bei  der  Beschreibung  des  Äußeren  erwähnten  Fenstern  sind 
im  Inneren  noch  auf  der  Südseite  des  Langschiffes  drei  kreisförmige  Fenster  unter 
den  drei  Tonnen  der  Seitenkapellen,  in  der  südlichen  Chorwand  eine  flachbogige 
Tür  und  drei  rechteckige  Fenster  angeordnet;  sämtliche  Fenster  schmucklos, 
schlicht  umrahmt. 

Eine  breite  zwölf  stuf  ige  Treppe  aus  Sandstein  führt  in  zwei  durch  ein  Podest 
unterbrochenen  Läufen  zum  Chor.  Wangen  aus  eckigen  Docken  mit  Deckplatten 
aus  farbigem  Marmor.  Auf  den  mit  Rankenwerk  und  Fruchtgehängen  geschmückten 
sechs  Pfosten  (Taf.  29b)  große  polierte  Marmorkugeln.  Am  Austritt  kurze  seitliche 
Balustraden  mit  kleinen  Standbildern  Heinrichs  des  Heiligen  und  des  heil.  Benno 
(H.   1   m),  (Taf.  35  b). 

In  der   Südwestecke  führt  eine  zwölf  stuf  ige    Stein  treppe   mit  schräg  gezo- 
genem und  mit  Marmorkugeln  auf  den  Pfosten  versehenem  Dockengeländer  zum 
Kreuzgang. 
Ausstattung : 

Der  im  Jahre  1717  geweihte  reichgeschnitzte  Hochaltar  (Taf.  30a)  füllt 
die  ganze  Abschlußwand  des  Chores.  Das  die  Kreuzigung  darstellende  Mittelbild 
(Ölgemälde)  ist  von  zwei  mittleren  schräggestellten  Säulenpaaren  eingefaßt.  Ober- 
halb des  halbrunden  Abschlusses  im  ovalen  Schild  das  Goekensche  Wappenbild 
(Baum),  ferner  die  fünf  türmige  alte  Kirche  auf  dem  Georgen  berge  und  der 
Goslarsche  Adler.  Als  seitlicher  Abschluß,  Durchgänge  freilassend,  wiederum  je 
eine  mit  einem  übereckgestellten  Wandpfeiler  gekuppelte  Säule  auf  Sockel  und 
Unterbau.  Zwei  weitere  seitliche  Säulen  an  der  Hinterwand  tragen  in  Verein  mit 
den  vorderen  das  vielfach  verkröpfte  schwere  Gebälk  und  die  segmentbogigen 
Giebelanfänge    mit    sitzenden,     die    vier    Kardinaltugenden    versinnbildlichenden 


Grauhof 


83 


Gestalten.  Der  sehr  bewegte  Aufbau  darüber,  der  den  Raum  bis  unter  das  Tonnen- 
gewölbe einnimmt,  enthält  als  Mittelpunkt  die  große  vergoldete,  von  drei  Engeln 
getragene  Weltkugel.  Auf  ihr  Gottvater  und  Christus,  über  denen  die  Taube 
schwebt.  Als  Bekrönung  drei  Monogramme  in  Strahlenkränzen.  Putten  und  Akan- 
thus])lätter  beleben  außerdem  den  Aufbau. 


Abb.  29.     (irauhof,  Katholische  Kirche,  Querschnitt  (1:250). 


Zwei  große  Vollfiguren,  links  Augustin,  rechts  Georg  mit  dem  Drachen, 
stehen  vor  den  seitlichen    Säulen. 

Die  glatten  Schäfte  der  Säulen  und  die  Sockel  sind  marmorartig,  farbig  be- 
malt, sonst  ist  das  Hclzwerk  vorherrschend  in  Gold  und  Weiß  gestrichen,  das  Wappen 
stark  farbig.  In  den  hinteren,  dem  Beschauer  abgewendeten  Teilen  sind  die  Orna- 
mente teilweise  nur  aufgemalt,  nicht  geschnitzt.  Da  hier  die  Jahreszahl  1779  an- 
gemalt ist,  wird  die  farbige  Behandlung  des  Altares  erst  in  diesem  Jahre  erfolgt 
oder  beendet  sein. 


84  Grauhof 

Das  große  auf  der  Mitte  des  Allarlisehes  stehende  Tabernakel  (Taf.  31b) 
mit  zierlichem,  durch  Putten  belebten  Schnitzwerk  enthält  ein  kleines  Kruzifix, 
darüber  eine  Monstranz  im  Strahlenkranz  und  als  Bekrönung  den  segnenden 
Christusknaben  mit  der  Wellkugel.  Füllungen  der  Pilaster  und  der  Sockel  mit 
Bandelwerk  im  Regenccstil.  An  der  inneren  Verkleidung  der  Expositionsnische 
(äußerlich  nicht  bemerkbar):  ,,Ao  1775  XXII  July  Renovatum  Sub.  custode  Leo- 
poldo  Droge."  ,,Ao  1797.  4te  Octobri  operibatur  ex  hac  parte  sub  custode  I.  A. 
Krüger."  ,,Anno  1862  26.  Augusti  operibatur  ex  hai  parte  sub  custode  pastore 
Engelkc  in  eodem  tempore  altare  plave  renovatum  est  a  serini  ario  Eduardo  Busch 
et  a  picture  Voges  enne  socius."  (Inschriften  nach  Mitteilung  des  Bildhauers  Fr. 
Buhmann,   Hannover.) 

Das  holzgeschnitzte  Antependium  zeigt  Rokokoornamente. 

Die  Durchblicke  nach  der  zweifensterigen  Ostwand  sind  durch  rote  Vorhänge 
mit  Zackengehänge  im  Regencecharakter  geschlossen. 

Beiderseits  des  Choraufganges  Seite naltäre  mit  hohen  Rückwänden  aus 
grauem  und  weißem  Marmor  (vgl.  Taf.  28),  die  wahrscheinlich  Werke  Franz  Lorenz 
Biggens  sind.    H.  8,30  m,  B.  5,6.t  m. 

Der  (nördliche)  Verkündigungsaltar  (Tafel  32a)  enthält  über  einem  aus  röt- 
lichem Marmor  gearbeiteten  Altartisch  mit  Sandsteinplatte  im  Mittelfelde  die  Dar- 
stellung der  Verkündigung  in  Hochrelief,  daneben  zwischen  je  2  glatten  korinthischen 
Säulen  die  lebensgroßen  Vollfiguren  Johannis  des  Täufers  und  Johannis  des  Evange- 
listen. Die  Säulen  auf  doppeltem  Sockel  tragen  vielfach  verkröpftes  und  geschwun- 
genes Gebälk  mit  ebenfalls  geschwungener  Bekrönung,  deren  flachbogiges  Mittel- 
stück das  frei  davorgeheftete  Wappen  des  Klosters  Georgenberg  enthält.  Auf 
den  Ecken  des  Aufbaues  zwei  sitzende  Engel  zwischen  zwei  freistehenden  weib- 
lichen Heiligenfiguren  (St.  Sira  links  und  St.  Ursula  rechts).  Im  ovalen  Flachrelief 
die  Geburt  Christi.  Als  Bekrönung  Maria  Himmelfahrt.  Figuren,  Reliefs  und  alle 
Zierate    aus    weißem,    die    Architekturteile    aus    grauem    Marmor. 

Der  (südliche)  Kreuzaltar  ist  in  ganz  ähnlicher  Weise  gebaut  wie  der  nörd- 
liche. Hauptbild:  Maria,  Johannes  und  Magdalena  am  Fuße  des  Kreuzes,  zwischen 
den  Säulen:  links  Petrus  (Taf.  31a),  rechts  Paulus.  Wappen  des  Propstes  B.  Goeken 
mit  den  Buchstaben  B.  G.  P.  und  der  Jahreszahl  1718.  Rundbild  im  Aufbau: 
Pieta.  Seitenfiguren:  Maria  Magdalena  und  Veronika,  ferner  zwei  trauernde  Engel 
mit  den  Leidenswerkzeugen.  Als  Bekrönung  der  Auferstandene. 

Zwei    ähnliche    Altäre,    der  Barbara-   und   der   Antoniusaltar,  wahrscheinlich 

auch  von   F.  L.  Biggen,    aus   grauem   und   weißem  Marmor,   doch  von   geringerer 

Breite  und  nischenartig  gebaut,   befinden  sich   in  den  westlichen  Seitenkapellen. 
Maße:  H.  7,54  m,  B.  3,70—3,90  m. 

Der  (nördliche)  Barbaraaltar  enthält  im  Mittelfelde  Barbara  mit  Schwert 
und  Palme  in  modischer  Tracht  neben  einem  Turm.  Über  der  Figur  zwei  schwe- 
bende, einen  Kranz  haltende  Engel.  Seitlich  links  Nikolaus  mit  drei  Kindern  in 
einer  Wanne,  rechts  Martin  mit  einem  Bettler;  beide  Figuren  auf  sehr  knappen 
Sockeln. 


Grauhof  85 

Im  Mitlelbild  des  Oberteils  Barbara,  von  Flammen  getragen,  über  ihr  Engel 
mit  Palme  und  Kranz.  Auf  den  Konsolen  und  Gesimsen  Putten  und  Vasen,  als 
Bekrönung  ein  von  zwei  Engeln  bekränztes  Kreuz. 

Der  (südliche)  Antoniusaltar  (Taf.  32b)  zeigt  im  Mittelbild  Antonius,  vor 
dem  in  Wolken  erscheinenden  Christuskinde  kniend,  das  von  der  Himmelskönigin 
und  Engeln  umgeben  wird.  Als  Seitenfiguren  links  Agatha  mit  ihren  abgeschnittenen 
Brüsten  auf  einem  Teller,  rechts  Apollonia  mit  einer  Zange.  Die  Figur  der  Agatha 
ist  am  Sockel  mit  dem  Namen  ,,I.  GATTONE"  bezeichnet*).  Als  oberes  Mittel- 
bild die  Himmelfahrt  des  heil.  Antonius.  Das  übrige  Beiwerk  entspricht  dem 
nördlichen  Altar. 

In  den  mittleren  Kapellen  der  Nord-  und  Südwand  sind  zwei  ganz  abweichend 
von  den  vorbeschriebenen  gestaltete  Altäre  aufgestellt.  Über  den  aus  rötlichem 
Marmor  gearbeiteten  Tischen  reichgeschnitzte  unbemalte,  gewachste  hölzerne  Rück- 
wände im  Knorpelslil.    Ganze  H.  etwa  4,55  m,  Br.  2,35  m,  Altartisch  H.  1,20  m. 

Der  nördliche  dieser  Altäre,  der  Marienaltar  (Taf.  33a),  mit  einem  von 
A.  Klemme  1869  gemaltem  Ölbild,  Maria  mit  dem  Kinde,  daneben  ein  anbetender 
Knabe,  in  Frühbarockrahmen,  dessen  Gesims  von  zwei  sehr  bewegt  modellierten 
weiblichen  Tragefiguren  (Verkündigung,  links  der  Engel,  rechts  Maria)  gestützt  wird. 
Auf  dem  Gesims  links  die  Anbetung  der  Hirten,  rechts  die  der  Könige.  In  der 
Mitte  das  frei  geschnitzte  Wappen  von  Horde  mit  der  Inschrift  im  Spruchbande: 
„GEORG  V.  HORDE  DROST  ZU  WIEDELAG  V.  STEINBRÜCK 
AO  1670."  Als  Bekrönung  die  Maria  Immaculata  mit  sieben  kleinen,  in  Wolken 
spielenden   Engeln. 

Der  (südliche)  Passionsaltar  (Taf.  33b),  aus  gleicher  Zeit  slammcnd,  ist 
dem  nördlichen  sehr  ähnlich,  aber  etwas  ruhiger  in  den  Formen.  Neben  dem  von 
A.  Klemme  1869  gemalten  Hauptbilde  (Beweinung  Christi  durch  zwei  Engel) 
links  der  leidende,  gefesselte  Christus,  rechts  Pilatus.  Als  kleinfigurige  Gruppen 
auf  dem   Gesims  die  Kreuztragung,  als  Bekrönung  die  Kreuzabnahme. 

Die  Kanzel,  ein  außerordentlich  reiches  Werk  im  Regencestil,  wurde,  wie  der 
Hochaltar,  unter  Leitung  Fr.  Mittas,  des  Erbauers  der  Kirche,  laut  Inschrift  am 
Kanzelrücken  ,,Anno  1721"  hergestellt  (Taf.  28).  Sie  ist  nicht  direkt  von  der  Kirche 
aus  zu  erreichen,  sondern  vom  nördlichen  Kreuzgange,  von  wo  mittels  einiger 
Stufen  ein  horizontaler  Gang  an  der  Ostwand  der  Kapellenmauer  zur  Kanzel 
führt.  Die  Brüstung  des  Ganges  ist  genau  wie  die  der  Kanzel  selbst  mit  üppigem 
Schnitzwerk  bedeckt  und  durch  Pfeilervorlagen  mit  stark  gekröpften  Gesimsen 
gegliedert.  Das  Unterstück  bildet  die  Fortsetzung  des  birnförmigen  Konsolprofiles 
des  Kanzeluntersatzes  und  ist  wie  dieser  durch  gut  gezeichnete,  dem  Profil  ent- 
sprechende Voluten  geteilt  (Taf.  29b).  Am  Wandübergang  die  öfter  in  der  Kirche 
vorkommenden  Wappen  des  Georgenbergklosters  und  des  Propstes  Goeken  (Baum). 
In  den  mit  Muschelnischen  ausgestatteten  abgerundeten  Kantender  Kanzelbrüstung 
(Taf.  34a)  die  vier  Evangelisten  in  Vollfigurcn.  Schnitzwerk  füllt  auch  die  Brüstungs- 


*)  Es  muß  offen  bleiben,  ob  sich  hier  der  Künstler  oder  sonst  irgend  jemand  ver- 
ewigt hat.  Nach  Mitteilung  des  Pastors  trug  der  erste  Lehrer  in  Grauhof  diesen  Namen, 
der  übrigens  auch  im  Literaturverzeichnis  vorkommt. 

12 


86 


(irauhof 


füllungcn,  Pilaster  und  Konsolen.  Ähnlich  reich  ist  die  Vertäfelung  der  Stirnseile 
des  Wandstücks  /wischen  der  Brüstung  und  dem  Schalldeckel.  Besonders  wir- 
kungsvoll der  zweigeschossige  Schalldeckelaufsatz,  an  dessen  Unterseite  eine  Taube 
schwebt  (Taf.  34b).  Die  Grundform  isl  die  gleiche  wie  die  der  Kanzelbrüstung. 
Gesimse  .stark  gekröpft.  Im  Untergeschoß  sechs  sitzende  männliche  Heilige:  ein 
Bischof,  Ambrosius,  Gregor  d,  Gr.,  Augustinus  Hicronymus,  ein  Heiliger  in  Domini- 
kanertracht mit  Bischofsstab,  ohne  Ilul  (Thomas  von  Aquino?),  deren  Symbole  von 
beigegebenen  Engeln  getragen  werden.  Zwischen  zweiea  von  ihnen  Christus.  Im 
Obergeschoß  Putten  mit  Symbolen  aus  der  Lauretanischcn  Litanei.  Als  Be- 
krönung  Maria  mit  der  Lilie. 

Die  ganze  Kanzel  ist  farbig  sehr  geschickt  behandelt.  Hauptgliederungen  weiß, 
Füllwerkc  gelblich  marmoriert.  Dadurch  erscheint  die  Vergoldung  ungleich  reicher, 
als  sie  wirklich  ist.  Ornamente  durchgehend  vergoldet. 

Taufstein,  aus  rotgrauem  Marmor,  H.  LL")  m,  schlicht,  achtseitiges  Becken 
auf  Dockenfuß.  Ende  18.  Jahrh. 

Orgel,  eine  der  bedeutendsten  Niedersachsens,  Werk  von  42  Registern, 
1737  von  Treutmann,  Magdeburg,  vollendet,  im  wesentlichen  ursprünglich,  1932 
instand  gesetzt*),  mit  klar  gegliedertem  durch  Rankenschmuck  reich  verzierten 
Prospekt.  Zwei  Atlanten  tragen  das  seitliche  Pfeifenwerk.  Fünf  musizierende  Engel 
beleben  die  Bekrönung,  Bemalung  in  Weiß  und  Gold  (Taf.  35a).  Die  Orgel  steht 
auf  der  West  empöre,  die  in  geschwungener  Grundrißform  von  acht  Holzsäulen 
mit  Kompositkapitäl  getragen  wird  (Taf.  29a).  An  der  Brüstung  farbig  behandeltes 
und  vergoldetes  Schnitz  werk.  Auf  den  Pfosten  der  Brüstung  stehen  die  überlebens- 
großen, in  Holz  geschnitzten  Figuren  eines  Triangelschlägers  (Asaph?),  des  Königs 
David  mit  der  Harfe,  zu  dessen  Füßen  Krone  und  Szepter  auf  einem  Kissen, 
und  zwei  kleine  Engel  mit  Taktstock  und  Notenblatt  (Taf.  35a). 

Chorstühle,  zweimal  sechzehn  an  den  Längswänden,  ein  bemerkenswertes 
und  bezüghch  der  gemalten  Füllungen  inhaltlich  bedeutsames  Werk  der  Regence- 
zeit  (Taf.  35b).  Die  vordere  Brüstung  ist  durch  frei  vortretende  Säulen,  die  Rück- 
wand oberhalb  der  Sitze  durch  flache  Pfeilervorlagen  mit  zierlichen  Kapitalen  und 
verkröpften  Gebälken  gegliedert  und  mit  einer  reichen,  geschnitzten,  durchbrochenen 
Bekrönung  versehen.  Die  zweimal  35  Füllungen  der  vorderen  Brüstung  und  der 
Rückwand  mit  Ölgemälden  biblischen  und  allegorischen  Inhalts  und  lateinischen 
Inschriften,  die  sich  auf  die  Ordensregel  der  Augustiner  beziehen  (vgl.  Mithoff, 
Kunstdenkmale  III,  78  f.). 

Bankwangen  des  Gestühls  im  Schiff  reich  geschnitzt;  Flachpfeiler  mit 
korinthischem  Kapital,  Gebälk  und  Gesims  mit  halbkreisförmiger  Bekrönung, 
Schnitzwerk  im  Regencestil  (vgl,  Taf.  28). 

Beichtstühle  beiderseits  in  den  mittleren  Kapellen  des  Schiffes,  von  denen 
der  südliche  ganz  ähnliche  Zierformen  im  Knorpelstil  wie  der  benachbarte  hölzerne 
Altar  (s.  oben)  zeigt,  seitlich  von  zwei  gewundenen  Säulen  mit  korinthischen  Kapi- 
talen eingefaßt  und  von  einem  reichen,  durchbrochenen  Aufsatz  bekrönt.  Füllungen 


*)  Ausführliches  Gutachten  über  dieses  Werk  vom  Orgelsachverständigen  Landes- 
kirchenrat Dr.  Mahrenholz  bei  den  Akten  des  Provinzialkonservators. 


Grauhof  87 

(ier  Rückwände,  der  Seitenwände  und  der  Sprechgitter  mit  Blumen  und  Schnörkel- 
werk. Künstlerisch  erreicht  der  etwa  1680  hergestellte  Beichtstuhl  nicht  die  Höhe 
der  Holzaltärc.  (Die  Bekrönung  abgebildet  bei  Bleibaum,  „Die  barocken  Schnitz- 
altäre aus  der  Kirche  des  Klosters   Gra  wen  hoff",  Abb,  3,   S.  28). 

Der  an  der  Nordwand  stehende  Beichtstuhl  ist  schlicht  gehalten  und  nur  mit 
wenigen  flachgeschnitzten  unauffälligen  Zieraten  im  Rokokostil  versehen  (19.  Jahrb.). 

Vesperbild,  aus  Holz  geschnitzt  und  bemalt,  etwa  Mitte  18.  Jahrb.,  unter 
dem  Fenster  der  nordöstlichen  Seitenkapelle  auf  einer  großen  hölzernen  Konsole. 

Zwei  kleine  Kruzifixe,  Holz,  barock.  Das  eine  neben  der  Kanzel  (vgl.  Taf.  34a); 
das  andere  auf  einem  mit  Schubladen  versehenen  Sockel,  von  dem  es  abgenommen 
werden  kann  zur  gelegentlichen  Befestigung  am  Hochaltar  (vgl.  (Taf.  30  a). 

Kruzifix,  mit  Korpus  aus  Elfenbein,  um  1700,  jetzt  in  der  Jakobikirche  in 
Goslar,  stammt  aus  Grauhof  (vgl.  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Hannover,  II.  1  u.  2. 
Stadt  Goslar,  Fig.  142,  Seite  150). 

Epitaph  des  Propstes  Bernhard  Goeken  (gest.  1726),  aus  grauem  und  weißem 
Marmor,  laut  Bezeichnung  im«  Jahre  1731  vom  Bildhauer  L.  F.  Biggen  angefertigt, 
in  der  südöstlichen   Seitenkapelle  (Taf.  30b). 

Auf  doppeltem  Sockel  die  kniende  Figur  des  Propstes  unter  einem  Baldaciiin 
zwischen  zwei  Engeln  und  zwei  Urnen  und  vor  einer  nischenförmig  nach  oben 
verjüngten  Rückwand,  deren  Krönungsgesims  zwischen  zwei  trauernden  Engeln 
das  von  einem  Kreuz  überragte  Wappenbild  mit  dem  Eichbaum  trägt.  Inschrift: 
,,Deo  oplimo  maximo  ac  aeternae  memoriae  Rev™'  et  Amplmi  Domini  D.  Bernardi 
Göeken  Paderborno  :  Corbecensis  Canoniae  huius  per  annos  36  Praepositi  Con- 
gregat  :  Windesen  :  Annis  11  generalis  et  Aerarii  Hilde  :  Annis  33  Consiliarii 
ubique  Laudatissimi,  qui  praeter  coetera  aedificia  oecononiica  templum  hoc  et 
monasterium  e  Fundamentis  coepit  et  consumavit  atque  hie  ante  Aram  sanctae 
crucis  Anno  1726  sepultus  in  Domino  quiescit.  Epitaphium  hoc  posuit  H.  E.  P. 
Anno   1731.    Sta  viator,  et  utriusque  ad  aram  memento:  L.  F.  Biggen  fecit." 

Vor  dem  Epitaph  eine  Bronzetafel  mit  folgender  Inschrift:  ,,HIG  INFRA 
QUIESCIT  RMUS  ETAMPLÜS  DOMINUS  D.BERNARDUS  GOEKEN 
CONGREGATIONIS  W  INDE  SEME  N  S  I  S  GENERALIS  PRAEPOSI- 
TUS  IN  GRAWHOFF  ET  AERARII  PUBLIC.  HILDESIENSIS  CON- 
SILIARIUS  UBIQUE  MERITISSIMUS  •  ORA  PRO  EO." 

Sechs  Altarleuchter,  aus  Messing  getrieben,  den  Ringelheimer  Silberleuchtern 
ähnlich  (Kandelaberform  auf  Dreieckssockel),  H.  0,69—0,72  m,  ferner  zwei  weitere 
ähnliche,  al)er  glatt  gearbeitete. 

Ewige  Lampe,  Messing,  mit  Fruchtgehängen  und  drei  geflügelten  Engels- 
köpfen. 

Sechs  Blaker  in  Ovalform,  Messing  (Ende  18.  Jahrb.),  im  Schiff  verteilt. 
Meßgeräte:  Meßkelch,  Silber,  vergoldet,  H.  18,3  cm,  Kuppa  trichterförmig. 
Sechspaßfuß,  Knauf  birnförmig,  sechsseitig.  Am  Fußteil  12  Porzellanschildchen 
(0  12  mm)  mit  handgemaltcn  Darstellungen  von  Heiligen,  Maria  mit  dem  Kinilo, 
Schweißtuch  der  Veronika,  Barbara,  Sebastian  usw.  Fußrand  gebörtelt.  Etwa 
Mitte  18.  Jahrh.   Goldschmiedezeichen  24. 

Die  zugehörige  Patene,    0   141/,  cm.   mit  gleichen  Zeichen. 


88  Grauhof 

Der  zweite  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  20  cm,  Sechspaßfuß.  Paßbögen 
flach.    Kuppa   leicht   geschweift,    Knauf   birnförmig,   sechsseitig.    Unterschrift   am 

Fuß:    ,,Anno  1719 Sanctae  Crucis  Ilildesy  Canoniae   Georgy  Montana   in 

Grawhoff.  D.D."    Palenc  zum  Kelch,    0  14  cm. 

Monstranz,  Silber,  teilvergoldet,  H.  0,52  m,  auf  ovalem  Vierpaßfuß,  2U/^  x 
17  cm,  mit  reicher  Treibarbeit.  Silberzierate  auf  dem  goldenen  Strahlenkranz, 
links  Auguslin,  rechts  Georg  mit  dem  Drachen.  Oben  Gottvater  auf  der  Welt- 
kugel, darüber  Taube,  Kruzifix  mit  Engel,  Regence,  Mitte  18.  Jahrh.  Goldschmiede- 
zeichen 53. 

Drei  Läuteglocken  im  Turm.  Die  kleinste  die  älteste.  0  0,60  m,  unter 
der  Haube  ein  Zierband.  Am  langen  Felde  oberhalb  einer  von  einem  Oval  um- 
schlossenen Kreuzigungsgruppe  die  Inschrift:  ,, JESUS,  MARIA,  AUGUSTI- 
NUS, GEORGIUS"  und  die  Jahreszahl  1663;  ferner  „CANONICORUM 
REGULARIUM  IN  GRAWHOFF",  unten  „HE  I  SE  MEYER  ME  FECIT." 

Die  große  Glocke,  0  0,83  m,  am  langen  Felde  unterhalb  einer  Kreuzigungsgruppe 
wiederum  die  obengenannten  vier  Namen  und  ,,Josephus".  Umschrift:  ,,BER- 
NARDUS  GOEKEN  PRAEPOSITUS  IN  GRAWHOFF  ME  FIERI 
FECIT.  ECHARDT  CHRISTOPH  BECKER  HILDESIA  AO  1713." 
Am  Schlagring  ein  Rankenfries. 

Die  dritte  Glocke,  0  0,70  m,  unter  der  Haube  Blumenranken  als  Zierfriese, 
am  langen  Felde  das  Bild  der  Himmelskönigin.  Inschrift:  RMUS  ET  AMPLIS. 
DN9  BERNARDUS  GOEKEN  PRAEP0SIT9  ME  ANNO  1714  IN 
HONOREM   S.   GEORGIUM  ARTFIERI  FECIT -^ 

Im  Pfarrhause  werden  verschiedene  gut  gestickte  Meßgewänder  und  Kelch- 
tücher aufbewahrt.. 

1.  Kelchtuch,  mit  Jahreszahl  1716,  0,63x0,68  m  groß,  aus  Seide,  reich  mit 
Blumen  in  farbiger  Seide  und  Gold  bestickt.  Im  ovalen  Mittelfeld  der  Christusknabe. 
Rand  4  cm  breit  aus   Gold  geklöppelt  auf  rotem  Seidengrund  (Taf.  37a). 

2.  Kapelle,  Kasel  vom  Jahre  1733,  mit  reicher  Silberstickerei  unter  spar- 
samer Verwendung  von  Gold  und  farbiger  Seide  auf  rotem  Grund  (Taf.  36  a).  Unten 
die  Buchstaben  H.  E.  (Heinrich  Eichendorf;  und  P.  G.  (Praepositus  [in]  Grauhof). 
Das  Kelchtuch  (59x60  cm),  mit  vier  Feldern  in  Applikationsarbeit  (Taf.  37b), 
Herz- Jesu  auf  Krselform  und  Herz- .Jesu  in  Landschaften.  Grund:  rote  Seide. 
Silberstickerei,  Blumen-  und  Ranken  werk.  Ferner  eingestickt:  P.  G.,  H.  E.  und 
Jahreszahl  1736. 

3.  Kapelle,  aus  weißer  Seide  mit  reicher  Silberstickerei,  eingefaßt  mit  Gold. 
Blumen  und  Ranken.  Zweite  Hälfte   18.  Jahrh. 

4.  Kapelle,  5teilig,  rosa  Seidengrund,  mit  Blumen  und  Blüten  bestickt 
(Rose,  Nelke),  stark  farbig.  Ende  18.  Jahrh. 

5.  Kapelle,  auf  grünseidenem  Grund  mit  zarten  Blütenranken  in  sehr  feiner 
Arbeit.  Anfang  19.  Jahrh.? 

Außer  den  vorgenannten  Paramenten  befinden  sich  noch  eine  Kasel  und 
ein  Pluviale  in  der  Jakobikirche  in  Goslar.  Kasel  auf  rotem  damaszierten 
Seidengrund;  Kreuz  aus  weißer  Seide,  stark  farbig  mit  Regencemustern  bestickt. 
In  der  Mitte  Christus  im  Oval  (Ecce  homo).  Die  Kasel  ist  bezeichnet  mit  ,,B.  G. 


Grauhof  39 

P.  1720"  (Taf.  36c).  Das  Pluviale  zeigt  auf  der  Kappa  den  heil.  Georg  im  Kampf 
mit  dem  Drachen,  rechts  die  Königstochter,  die  er  durch  die  Erlegung  des  Untiers 
befreit,  links  ein  Baum  (Taf.  36b). 

An  der  Mauer,  nahe  dem  Westeingang  zur  Kirche,  ein  Kruzifix  unter  be- 
sonderem Schutzdach.  Korpus  etwa  1,70  m  hoch.    18.  Jahrh. 

Oberhalb  des  südlichen  Beichtstuhles  ein  Ölgemälde  (5,00x3,90  m),  Taufe 
im  Jordan.  Mitte  18.  Jahrh.  Meister?  Weitere  Ölgemälde  im  Pfarrhause  (St.  Mo- 
nika und  St.  Ubaldus).  Ein  Gemälde  mit  Inschrift:.  ,,Accurata  copia  antiquae 
imaginis  in  Ecclesia  St.  Stephani  prothomartyris  Goslariae  Ao.  1728.  27  Aprilis 
per  incendium  consumpta  Illaesae.  Miraculose  conservatae".  2  Bilder:  Gang  nach 
Golgatha,  Ecce  homo  (1,50x1,44  m). 

In  der  Sakristei  (Rückseite  des  Hochaltars)  Ankleidetische  mit  Regence- 
aufsätzen.   In  der  Umrahmung  St.  Johannes  mit  dem  Lamm. 

Von  dem  einst  einen  fast  quadratischen  Hof  umrahmenden  Kreuzgang 
fehlt  das  westliche  Verbindungsstück  zwischen  Kirche  und  Pfarrhaus  (vgl.  Abb.  28). 
Der  östliche  Teil  ist  durch  Scherwände  abgetrennt  und  dient  jetzt  den  Wirtschafts- 
zwecken des  Klostergutes.  Das  südliche  Stück  im  Erdgeschoß  des  Pfarrhauses  ist 
gut  erhalten ;  besser  noch  das  an  die  Nordwand  der  Kirche  stoßende  Stück  (Taf.  27b). 
Die  mit  Stuckrippen  versehenen  korbbogigen  Kreuzgewölbe  des  Ganges  entwickeln 
sich  ohne  Trenngurte  aus  der  Wandfläche,  hier  durch  reichprofilierte  Konsolen 
betont.  Im  mittleren  Joch  des  Nordflügels  ein  Stuckbild  in  Hochrelief,  der  heil. 
Georg,  den  Drachen  tötend. 

Im  Pfarrhause  ist  auch  im  Obergeschoß  des  zweistöckigen  Gebäudes  der 
Raum  über  dem  Kreuzgang  als  großer  Flur  ausgebildet,  hier  aber  mit  Balkendecke 
geschlossen.  Fenster  rechteckig  umrahmt.  Die  an  den  Flur  stoßenden  Zimmer 
schlicht,  ohne  besonderen  Kunstwert,  aber  gut  in  den  Raumverhältnissen.  Breite 
Treppe  mit  Blockstufen  aus  Eichenholz.    ■ 

Das  ehemalige,  den  östlichen  Abschluß  des  Klosterinnenhofes  bildende 
Konventualenhaus  wird  jetzt  zu  Wohn-  und  Wirtschaftszwecken  benutzt. 
An  der  Ostseite  ein  Eingangsportal  mit  Inschrift:  ,,VIVIti-:  •  Confratres;  LIget 
VnIo  •  MVtVa  •  patres:  paX  •  In  •  ea  •  DVret;  sl  •  stygIs  •  Ira  •  fVret  • 
BERNARDus  ■  GÖEKEN  PRAEPosiTus."  (Chronogramm  1703).  Vor  dem  Portal  eine 
Freitreppe. 

Das  jetzige  zweistöckige,  in  Fach  werk  auf  Bruchsteinsockel  erbaute  Pächlcr- 
wohnhaus  unter  Schieferdach  stammt  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts.  Dach- 
geschoß ausgebaut.   Erker  an  der  Nord-  und   Südseite  (Taf.  26a  und  b). 


Grenzler  Burg. 

GESCHICHTE:   VkI.  Einleitung  Seite  0. 

BESCHREIBUNG:  Die  Lage  der  Burg  in  einer  Senke  des  Salzgitterschen 
Höhenzuges  nahe  Othfresen  gestattete  eine  starke  Heranziehung  des  Oberflächen- 
wassers zur  Verteidigung,  das  zu  diesem  Zwecke  in    Sanimelgalorien  aufgefangen 


90 


Grenzler  Burg 


und  in  einen  Stauweiher  südwestlich  der  Burg  geleitet  wurde.  Von  hier  konnte  es 
nach  Bedarf  zur  Speisung  des  das  Kernwerk  umzieherden,  etwa  15  m  breiten 
Innengrabens  benutzt  werden.  Der  den  Wohnturm  in  einem  Quadrat  von  etwa 
.•30  m  einfassende  Wall  mit  seiner  10—15  m  breiten  Krone  liegt  heule  2 — 3  m  über 
(irabensohle.  Im  Slauwoiher  und  Innengraben  stand  zur  Zeit  der  Aufnahme  das 
Wasser  einige  Dezimeier  .hoch.  Die  Brücke  scheint  an  der  Nordoslseile  gelegen  zu 


Abb.  ;{().     Grenzler  Burg.    Planskizze  (1 :  1500). 


haben,  da  hier  der  Wall  teilweise  durch  Bruchsteinmauerwerk  verstärkt  ist.  Zwei 
niedrigere  Dammschüttungen  in  Entfernungen  von  je  20  m  nördlich  der  Burg 
gestatteten  einst  weitere  Überflutungen  an  der  Talseite.  Nach  H.  Blume:  „Engere 
Heimat"  ist  im  Nordosten  der  Burg  noch  ein  etwa  5600  qm  großes  fünfseitiges, 
durch  Wall  und  Graben  geschütztes  Vorwerk  erkennbar;  die  obengenannten 
Dammschüttungen  gehören  zu  den  Resten  dieses  Vorwerks.  Das  Kernwerk  be- 
stand aus  einem  10  x  16  m  großen  festen  Hause,  von  dem  jetzt  nur  noch  die  Bruch- 
steinreste der  etwa  0,80  m  dicken  Umfassungsmauer  rd.  0,75  m  hoch  über  der 
Grabensohle  emporragen.  Etwa  10.  Jahrhundert  (Abb.  30). 


91 

Groß-Döhren. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hanii.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL, 
G.  Id  und  Hc;  desgl.,  IIL,  Akten  LX.  A  17,  11.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  — 
Plarrarchiv  Döhren:  Nachrichten  über  Kirche  und  Pfarre  zu  Groß-  und  Klein-Döhren. 
—  2.  U.B.  Hild.,  L,  IL,  IV.,  V.  —  U.  B.  Goslar,  L— V.  —  U.B.  von  Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  77.  —  Blume,  Heimat,  S.  104,  144  fL  —  Born- 
stedt,  Siedlungen,  S.  16.  —  Gappe,  Pfarre  Groß-  und  Klein-Döhren,  S.  301  ff.  —  Dürre, 
Reg.  Wallmoden,  Nr.  725,  727.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  151.  —  Klewitz,  Territ. 
Entwicklung,  S.  13,  25.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  97;  167,  169,  311,  321.  —  Mithoff, 
Kunstdenkmale,  S.  83.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  3.  —  Werneburg,  Gau  und 
Grafschaft,   S.  48.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  174  fL 

GESCHICHTE:  Über  die  ältere  Geschichte  des  Dorfes  ist  wenig  bekannt.  Im  Jahre 
1000  schenkte  Kaiser  Otto  III.  seinem  Truchseß  Esiko  drei  Hufen  in  Döhren  (,,in 
villa  Durnede"),  von  anderer  Hand  ist  dann  noch  hinzugefügt  „in  pago  Leriga".  Die 
Bezeichnung  im  Lerigau  weist  darauf  hin,  daß  unser  Döhren  gemeint  ist.  In  späteren 
Urkunden  finden  wir  die  Namen  ,,Durnidi,  Thornithe  usw.  für  Döhren.  1278  wird 
der  Ort  zum  erstenmal  als  ,,magnum  Dornede"  bezeichnet,  vorher  muß  sich  also, 
vielleicht   im    Anschluß   an    ein    Vorwerk,   das   Dorf   Klein-Döhren    entwickelt  haben. 

Grundbesitzer  in  Groß-Döhren  war  ein  Geschlecht  von  Döhren,  das  im  14.  Jahr- 
hundert als  Lehnsmannen  der  von  Asseburg  erwähnt  wird,  ferner  die  von  Burgdorf, 
die  hier  ein  Reichslehen,  das  ,,zu  dem  dinghove"  gehörte,  besaßen  (1357).  Zobel  nimmt 
an,  daß  im  Zusammenhang  mit  diesem  Besitz  der  von  Burgdorf  die  ,,Burg"  bei  Groß- 
Döhren  stand,  die  urkundlich  nicht  belegt  ist,  wohl  aber  durch  einen  Waffenfund, 
der  1917  auf  der  Höhe  der  Burg  gemacht  wurde,  als  wahrscheinlich  angenommen 
werden  kann.  An  der  Gemarkung  von  Groß-Döhren  waren  beteiligt  die  Grafen  von 
Wohldenberg,  deren  Besitz  1375  der  Marktkirche  in  Goslar  überlassen  wurde,  die  Ritter 
von  Wolfenbüttel,  von  der  Gowische,  das  Domstift  zu  Goslar  usw.  Döhren  gehörte 
zum  Bistum  Hildesheim,  nach  der  Stiftsfehde  kam  es  1523  an  Braunschweig- Wolfen- 
büttel, 1643  zusammen  mit  dem  Amte  Liebenburg  an  das  Fürstbistum  Hildesheim 
zurück,  nach  dessen  Aufhebung  1802  an  Preußen. 

Über  die  alte  Kirche  in  Groß-Döhren  fehlen  Nachrichten.  1542,  als  im  Schmal- 
kaldischen  Kriege  Herzog  Heinrich  d.  J.  aus  seinem  Lande  vertrieben  war,  wurde  in 
Klein-  und   Groß-Döhren  die  Reformation  durchgeführt. 

Im  30jährigen  Kriege  wurde  1626/27  Groß-Döhren  durch  kaiserliche  Truppen 
besetzt  und  arg  mitgenommen.  1629  erschienen  Wallensteinsche  Reiter  und  steckten 
viele  Bauernhöfe  und  auch  die  Kirche  in  Brand.  44  Jahre  lag  die  Kirche  in  Schutt  und 
Asche;  während  dieser  Zeit  wurden  die  Gottesdienste  in  Klein-Döhren  abgehalten, 
dessen  Kirche  verschont  geblieben  war.  Die  1629  vorhandene  7  Zentner  schwere  Glocke 
wurde  durch  das  Sturmläuten  beschädigt.  Am  16.  April  1629  schaffte  man  die  beschä- 
digte Glocke  nach  Braunschweig  und  goß  sie  unter  Hinzugabe  von  100  Rtlr.  in  eine 
neue  Glocke  um.  Als  1645  eine  Brandschatzung  Groß-Döhrens  durch  die  Truppen  des 
Colonel  Vintus  stattfand,  wurde  die  Glocke  an  einen  Juden  in  Goslar  verpl'ünilet,  dann 
für  85  Tlr.  verkauft.  1653  kaufte  man  von  den  Chorherren  zu  Goslar  (welchen  ist  nicht 
angegeben)  eine  2  ]■'■>  Zentner  schwere   Glocke  für  60  Tlr. 

1670  endlich  nahm  man  den  Neubau  der  Kirche  in  Angriff,  sie  ist  1672  vollendet, 
am  Sonntag  Rogate  wurde  die  Kirche  eingeweiht.  Die  Mittel  für  den  Bau  wurden  zum 
Teil  durch  eine  allgemeine  Sammlung  im  Fürstbistum  Hildesheim  aufgebracht,  die 
etwa  100  Tlr.  erbrachte.  In  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  ist  die  Kirclie  um- 
gebaut, 1870  der  Kirchturm  neu  errichtet. 


92  Groß-Dühren 

1865  war  die  einzige  Glocke  gesprungen,  sie  wurde  im  folgenden  Jahre  umgegossen 
und  eine  zweite   Glocke  angeschafft.   Die  Orgel  Laute  1906  Furtwängler  &  Hammer. 

Das  Patronatsrecht  stand  der  Bauernschaft  Groß-Döhren  selbst  zu.  „Die  Pfarr 
wirdt  von  den  4  elteslc  Mennern,  in  bcden  Dorffern  verliehen,  hat  4  Hove  Landes  in 
Groten  Döhrn"  (1566  im  Liebenburgischen  Erbregister).  Am  l-lnde  des  17.  .Jahrhunderts 
nahm  der  Fürstbischof  von  llildeslieim  das  Patronalsrecht  für  sich  als  Landesherr  in 
Anspruch,  aber  die  Gemeinde  protestierte  heftig  und  der  Amtmann  der  Liebenburg 
bestätigte  das  Patronatsrecht  der  Gemeinde,  doch  wird  in  einer  1803  angefertigten 
Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter  die  Familie  von  König  als  Patron  bezeichnet, 
der  Zehnte  stand  damals  je  zur  Hälfte  den  von   Rössing  und  von   Uslar  zu. 

Das  Pfarrhaus  wurde  1625  unter  dem  Pastor  Georgius  Vilterius  erbaut.  Die  Ge- 
meinde hatte  dieses  Haus  zum  Preis  von  403  Gulden  12  Mariengroschen  von  dem  Amts- 
schreiber zu  Liebenburg,  Ambrosius  Behem,  auf  Abbruch  gekauft  und  ließ  es  in  Groß- 
Döhren  wieder  aufbauen.  1626,  nach  der  Schlacht  bei  Lutter  am  Barenberge,  als  die 
Kaiserlichen  den  besiegten,  fliehenden  Truppen  König  Christians  folgten  und  Tilly 
auf  der  Liebenburg  Quartier  nahm,  wurde  auch  Groß-Döhren  von  den  Kaiserlichen 
besetzt  und  das  Pfarrliaus  ebenso  wie  die  Bauernhöfe  verwüstet.  1627  drangen  Kroaten 
aus  dem  Heere  Pappenheims,  der  damals  Wolfenbüttel  belagerte,  in  Groß-Döhren  ein 
und  verwüsteten  das  Pfarrhaus  aufs  neue.  1636  wurde  es  notdürftig  wiederhergestellt, 
aber  1641  anläßlich  der  Einnahme  der  Liebenburg  durch  kaiserliche  Truppen  wiederum 
beschädigt.   1712  ist  dann  das   Pfarrhaus  für  200  Tlr.   von    Grund   auf  ausgebessert. 

BESCHREIBUNG:  Eine  Inschrift  im  Putz  der  Südseite  der  Kirche  in  Groß- 
Döhren  besagt,  daß  die  ,, Reparatur  der  Kirche  im  Jahre  1836"  erfolgt  und  die 
,, Kirche  verputzt"  sei.  Teile  des  älteren  Baues  von  1670 — 72  sind  dabei  wieder 
benutzt;  so  ist  an  der  Südseite  unter  dem  Putz  eine  Türumrahmung  mit  geradem 
Sturz  vorhanden.  Der  Turm,  dessen  Wände  im  Erdgeschoß  1,20  m  dick  sind, 
erhielt  1870  eine  neue  Schale  aus  Werkstein  um  den  älteren  Kern.  Turmabmessung 
7,56x6,08  m. 

Schiff  (Maße:  9,48x19,60  m)  mit  gerader  Ostwand.   Umfassungswände  aus 
Bruchstein.  Fenster  rundbogig  (Taf.  38  a).  Das   Innere  ist  schlicht. 
Ausstattung  : 

Kanzel,  schmucklos,  über  dem  Altar. 

Taufstein,  H.  1,03  m,  Pokalform.  Becken  achtseitig,  Fuß  vierseitig,  mit 
vom  Quadrat  zum  Achteck  überleitender  Blattverzierung  an  den  Ecken.  Am  Fuß 
die  Jahreszahl  1760. 

Kronleuchter,  Messing.  Zwei  Ringe  übereinander,  oben  mit  3,  unten  mit 
6  ausladenden  Armen.  Mitte  19.  Jahrh. 

Kronleuchter,  Messing,   1870er  Jahre. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  27  cm,  Dorn  angegossen,  5  cm  lang.  Von 
spätgotischer  Form.  Inschriften  am  Fuße  (Barockschrift):  ,,M.  Michael  Ülener 
1672"  und  ,,Anna  Elisabet  Ülener  1672." 

Altarkreuz,    Silber,  mit  20  cm  h.  Korpus,  etwa  1830er  Jahre. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  22  cm.  Kuppa  anscheinend 
jünger,  Fuß  rund,  Knauf  birnförmig  gedrungen.  Unter  dem  Fuße:  ,,G.  Haar- 
nagel".  Ende  17.  Jahrh.   Goldschmiedezeichen   18. 

.  Patene,  Silber,  0  13,25  cm.  Am  Rande:  ,, Georg  —  Hartmann"  beiderseits 
eines  Wappens  (im  Kreise)  mit  der  Jahreszahl  1672.  Wappenbild:  Herz  mit  Pfeilen, 
darüber   Rose.   Als   Helmzier  ein   Mann.    Goldschmiedezeichen   27.   Weihekreuz   7. 


Groß-Döhren  93 

Glocke,  0  0,90  m,  mil  Inschrift  unter  einem  Zierband:  „GEGOSSEN 
VON  I.H.BARTELS  IN  HILDESHEIM  1866."  Darunter:  „ICH  RUFE 
DIE  LEBENDIGEN  ZUR  BUSSE  /  UND  DIE  TODTENZUR  RUHE." 
Darunter  ein  Kruzifix.  Auf  der  Rückseite:  „KIRCHEN VORSTEHER  IN 
GR.  DÖHREN.  FR.  GESTERN  PASTOR  /  HEIN.  BIEWENT.  FR. 
HARTMANN.  KARL  RÜHE.  CHR.  SOTT."  Der  Klöppel  ist  mit  E.H. 
gestempelt. 

Glocke,  0  0,72  m,  trägt  unterhalb  eines  Rankenfrieses  (Reben)  die  Inschrift 
am  langen  Felde  nur  einseitig:  „GEGOSSEN  VON  LH.  BARTELS  IN 
HILDESHEIM  1866.  WENN  IHR  HÖRET  MEINEN  SCHALL:  / 
KOMMT  ZUM  HAUSE  GOTTES  /  FOLGET  ABER  ÜBERALL  AUCH 
DER    STIMME    GOTTES." 


Groß-Flöthe. 

Evangelische  Kirche.   Windmühle. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Kann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  II,, 
G.  Ih.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Arch.  Gos].,  Copiale  Closter  Neuwerk, 
XIV.,  pag.  5L  —  Pfarrarchiv  Groß-Flöthe,  Chronikbuch;  Kirchl.  Bauakten  1858,  .59. 
—  2.  U.E.  Hild.,  I.— VI.  -—  U.E.  Goslar,  II.  —  Sudendorf,  IV.  —  U.E.  von  Saldcrn. 
L,  III.,  IV. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  39,  73.  —  Blume,  Heimat,  S.  102,  176  ff.  - 
Bode,  Uradel,  S.  153.  —  Curs,  Gaue,  S.  2.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  128,  275. 
286,  569,  725,  727,  1040.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  55,  73.  —  Kauf- 
mann, Kaiserpfalz  Werla,  S.  30.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  137,  148.  —  Lüntzel,  Alt. 
Diözese,  S.  171,  249  ff.  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  18,  32,  56,  219,  235,  284.  — 
Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  83.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  4,  14,  17,  33.  — 
Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,   S.  9.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  119  ff. 

GESCHICHTE:  Der  Name  ,,Flathi"  kommt  zum  ersten  Male  vor  in  der  Urkunde 
König  Heinrichs  II.  im  Jahre  1013,  als  er  auf  der  Königspfalz  Werla  das  Stift  Heiningeu 
in  seinen  Schutz  nimmt.  Unter  den  Gütern,  mit  denen  Heiningen  ausgestattet  wurde, 
wird  auch  Flöthe  erwähnt.  Ein  Geschlecht  der  freien  Herren  von  Flöthe  erscheint  1142 
mit  Albertus  de  Flatide,  der  als  Zeuge  einer  Urkunde  Bischof  Bernhards  für  das  Kloster 
Dorstadt  mitwirkt.  In  der  Stiftungsurkunde  des  Klosters  Dorstadt  1189  finchMi  wir, 
wie  aus  der  Zeugenreihe  zu  entnehmen  ist,  die  Familie  noch  als  freie  Herren,  später 
ging  sie  in  die  Ministerialität  der  Hildesheimer  Bischöfe  über,  im  15.  Jahrhundert  ver- 
schwindet die  Familie  aus  den  Urkunden.  Ende  des  12.  Jahrhunderts  (1178)  wird  zuerst 
,,Ostflotethe",  d.i.  Klein-Flöthe,  unter  den  Eesitzungen  des  Klosters  Heiningen  angeführt. 
Die  Kirche  in  Groß-Flöthe  gehörte  zum  Archidiakonal  Barum,  ihr  war  auch  die 
Gemeinde  Ohlendorf  eingepfarrt,  bis  diese  sich  1147  eine  eigene  Pfarrkirche  gründete. 
Der  Grund  und  Boden  in  Groß-Flöthe  gehörte  größtenteils  den  benachbarten  Klöstern 
oder  einigen  ritterlichen  Familien.  Grundeigentümer  waren  die  Klöster  Heiningen 
Bingelheim,  Dorstadt,  Sleterburg,  Neuwerk  in  Goslar,  Wöllingerode  und  neben  den 
Herren  von  Flöthe,  die  nach  1200  als  Lehnsleute  der  Hildesheimer  Eischöfe  erscheinen, 
die  Familien  von  Salder,  von  Wallmotlcn,  von  Schwicheldt,  von  Weferlingeii,  von 
Oberg,  Von  Bortfeld  usw.  1803  stand  der  Zehnte  je  zur  Hälfte  dem  Stift  Heil.  Kreu/ 
in    Goslar  und  den  von  Broik  in   Braunscbweig  zu. 


94  GrolJ-Flöllic 

Die  Kirche  in  Groß-Flöthe  wird  1147  zuerst  erwähnt,  als  sich  die  Kirche  zu  Ohleii- 
dorf  von  ihr  abzweigt.  1304  wurde  die  Kirche  zu  Groß-Flöthe  dem  Kloster  Neuwerk 
in  Goslar  einverleibt,  Bischof  Siegfried  von  Hildesheim  vertauschte  das  Patronat  zu 
Groß-Flöthe  an  das  Kloster  Neuwerk  gegen  dessen  Anrechte  an  das  Patronat  der  Kirche 
in  Groß-Mahncr,  das  bislang  abwechselnd  mit  dem  Bischof  ausgeübt  wurde.  In  einer 
nach  1800  angefertigten  Beschreibung  der  Hildcsheimer  Ämter  wirfl  die  Familie  von 
Cramer-Clausbruch  als  damaliger  Patron  bezeichnet.  Nach  der  Hildcsheimer  Stiftsfehde 
kam  1523  Groß-Flöthe  an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig-Wolfen- 
büttel;  nachdem  dieser  1542  aus  seinem  Lande  vertrieben  war,  konnten  die  Visitatoren 
des  Schmalkaldischcn  Bundes  die  lutherische  Lehre  einführen.  Nach  dem  Visitations- 
protokoll versorgte  damals  der  Pfarrer  zu  Groß-Flöthe  auch  das  Dorf  Callbecht  (nördlich 
der  Grenze  des  Kreises  Goslar-Land  im  Amte  Wolfenbüttel).  Die  Visitatoren  schlugen 
1544  vor,  Groß-  und  Klein-Flöthe  zusammenzulegen  zu  einer  Pfarre,  da  beide  Dörfer 
nahe  beieinander  lägen  und  ,,lutken  flot  ist  ein  klein  Dorf".  p:rst  1916  wurden  Groß- 
ünd   Klein-Flöthe  zu  einer  Pfarre  vereinigt. 

Mit  dem  Regierungsantritt  des  Herzogs  .Julius  1568  hörten  die  Schwierigkeiten, 
die  Herzog  Heinrich  d.  J.  der  neuen  Lehre,  nachdem  er  zurückgekehrt  war.  bereitete, 
auf.   1643  kam   Groß-Flöthe  an  das  Bistum  Hildesheim  zurück. 

Am  8.  Juni  1726  äscherte  ein  großer  Brand  fast  das  ganze  Dorf,  einige  auswärts 
gelegene  Gehöfte  ausgenommen,  ein,  auch  die  Pfarre  brannte  nieder.  Bei  diesem  Brande 
sind  die  älteren  Kirchenbücher  vernichtet.  Von  der  Kirche  blieb,  der  Überlieferung 
nach,  der  Turm  erhalten.  1858/59  wurde  die  Kirche  zu  Groß-Flöthe  gründlich  er- 
neuerL 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Die  Kirche  in  Groß-Flöthe  war  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  durch 
Anlage  großer  rundbogiger  mit  Backstein  umrahmter  Fensteröffnungen,  Putz 
der  Wände  und  Umbau  des  Chores  so  umgestaltet  worden,  daß  sie  —  mit  Aus- 
nahme des  mittelalterlichen  Turmes  —  den  Eindruck  eines  im  vorigen  Jahr- 
hundert entstandenen  Bauwerks  machte.  Erst  bei  der  Instandsetzung  des  Jahres 
1927  zeigte  sich  nach  Entfernung  des  Putzes  das  romanische  Gefüge  des  Mauer- 
werks, an  einigen  Stellen  ,,opus  spicatum"  und  verschiedentlich  vermauerte 
rundbogige  Fensteröffnungen  (Taf.  39a).  Besonders  wertvoll  war  die  Freilegung 
des  ursprünglichen  Eingangsportals  an  der  Nordseite  (Taf.  39b).  Die  Tür- 
breite  betrug  im  Lichten  1,05  m,  die  Höhe  1,93  m.  Die  rechteckige  Umrahmung 
ist  durch  gedrehten  Stab  gegliedert,  der  breite  Sturz  durch  Ausgründung  mit 
flächigen  Figuren  versehen;  im  Mittelfelde  ein  Stern,  in  den  beiderseits  an- 
schließenden je  ein  Kreuz  über  einem  Halbkreisband  am  Fuß,  weiter  zur  Rechten 
eine  Arabeske  mit  blattartigen  oder  zu  Voluten  aufgedrehten  Endigungen,  während 
am  linken  Ende  der  Stein  abgeschlagen  zu  sein  scheint,  so  daß  nicht  ganz  sicher 
ist,  ob  er  nicht  etwa  hier  schon  zum  wiederholten  Male  benutzt  worden  ist.  Das 
Bogenfeld  darüber  mit  späterer  Ausmauerung  wird  ebenfalls  nicht  ohne  Schmuck 
gewesen  sein.  Da  eine  Kirche  in  Groß-Flöthe  bereits  1147  erwähnt  wird,  ist  mit 
Sicherheit  anzunehmen,  daß  die  vorhandenen  Reste  der  ursprünglichen  Anlage 
angehören.  Auch  der  romanische  Turm  von  gleicher  Breite  wie  das  Schiff  hat  sich 
erhalten,  wenngleich  auch  hier  spätere  Instandsetzungen  einige  Änderungen  be- 
wirkt haben.  Abmessungen:  ganze  Länge  26,65  m,  davon  entfallen  auf  Turm 
4,78  m;  Breite  9,26  m.  Im  Erdgeschoß  des  Turmes  befinden  sich  nach  dem  Schiffs- 
raum hin   zwei  jetzt  wieder  freigelegte  rundbogige  große  Öffnungen.    Zwei  eben- 


Groß-Flöthe  95 

solche  auch  in  Höhe  der  Orgelempore.  Unterhalb  des  beschieferten  quergelegten 
Satteldaches  sind  jetzt  teils  flachbogige,  teils  rundbogige  und  gekuppelte  Schall- 
öffnungen angeordnet,  in  deren  östlicher  noch  die  alte  romanische  Teilungssäule 
mit  Würfelkapitäl  erhallen  ist.  An  der  Westseite  unter  der  Traufe  ein  30  cm  hoher, 
35  cm  breiter  Stein  mit  der  Jahreszahl  1506.  Damals  scheint  wiederum  ein  Umbau 
erfolgt  zu  sein.  An  der  Südseite  kam  unter  dem  Putz  das  Gewände  eines  1,80  m 
hohen,  1,00  m  breiten  spitzbogigen  Portals  zum  Vorschein,  das  dem  Anfang 
des  16.  Jahrhunderts  angehören  dürfte.  Auch  das  Traufgesimse  des  Schiffes,  als 
gotisches  Hohlkchlprofil  ausgebildet,  ist  vermutlich  damals  hergestellt.  An  der  Süd- 
ostecke des  Schiffes  eine  Sonnenuhr  von  1746.  Der  korbbogige  Eingang  an  der 
Südseite  des  Turmes  ist  laut  Schlußstein  im  Jahre  1786  ,,z.  Zt.  des  Pastors  1.  F. 
W.  Maetke"  angelegt.  Der  jetzige  Chorumgang  (1,50x4,06  m)  in  Backstein  stammt 
von  1859.  Vielleicht  ist  damals  erst  die  einstige  romanische  Apsis  entfernt  worden. 
Gleichzeitig  erhielten  die  Fenster  ihre  heutige  Gestalt.  1888  wurde  die  Kirche  neu 
verputzt.   1927  wurde  der  Putz  (s.  obenl)  abgenommen. 

Das  Innere  hat  durch  die  mehrfachen  Umbauten  ein  völlig  verändertes  Aus- 
sehen bekommen.  Die  glatt  verputzte  ebene  Decke  scheint  1859  erneuert  zu  sein. 

Au  SS  tat  tun  g. 

Die  Ausstattung  stammt  von   1859. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  40  cm,  Dockenform,  auf  Sockel  mit  drei 
Klauenfüßen.  Anfang  18.  Jahrh. 

Abendmahlsgeräte:  Oblatendose,  Silber,  0  9  cm,  H.  4,5  cm.  Mit  Rand- 
ornamenten am  Deckel.  Deckelgravierung  L.  S.  1859.   Goldschmiedezeichen  65. 

Krankenkelch,  Zinn,  H.  14,75  cm,  Patene,  Zinn,  0  9  cm,  und  Oblaten- 
dose, Zinn,  stammen  nach  dem  Zinnzeichen  aus  dem  Jahre   1780. 

Ein  Kelch  und  eine  Taufwasserflasche  gehören  der  Kirche  in  Klein- 
Flöthe  (s.  d.). 

Glocke,  0  1,05  m,  unterhalb  der  Haube  Palmettenfries,  am  langen  Felde: 
„VIVOS  VOCO  MORTVOS  PLANGO  FVLGVRA  FRANGO.  /  GE- 
GOSSEN AUS  DES  PABSTTHUMS  ERZ  —  1770  /  ZERSCHLUG  ZU 
DER  BEDRÄNGTEN  SCHMERZ  /  MICH  UNVERSTAND  NACH  40 
JAHREN  — 1810/ IN  ZE  ITEN  WO  D  URCH  BON  AP  ART  /  D  IE  DEUT- 
SCHEN NACKT  UND  SCLAVEN  WAREN  /  BLOSZ  KLAPPERN 
KÖNNT  ICH  BIS  DER  FROST  /  UND  MOSKAUS  FLAMMEN  HILFE 
WECKTEN  —  1812  /  BIS  WELLINGTONS  UND  BLÜCHERS  ARM  / 
DIE  FRANZEN  IN  PARIS  SELBST  SCHRECKTEN  —  1814  1815  / 
HIER  KEHRTE  SICH  DURCH  NEUEN  GUSS  —  1816  /  MEIN  VOLL- 
TON ZU  DES  RETTERS  GRUSS.  /  AUF  KOSTEN  DER  GEMEINDE 
GR.  FLOETE  DURCH  I.H.WICKE  /  IN  BRAUN  SCHWE 1 G.  ALS 
I.  F.  R.  WIEGREBE  PASTOR  IN   G.  F.  WAR." 

Glocke,  0  0,91  m,  hat  die  Inschrift:  „MEIN  LEIB  IST  OHNE  SEEL. 
DIE  REDE  OHNE  MUND  /  DOCH  WIRD  DURCH  MICH  NÄCHST 
GOTT  DES  HÖCHSTEN  WILLE  KUND.  /  HERR  lOHANN  FRIED- 
RICH   WILHELM    MA:TKE    AUS     GOSLAR    PASTORY    DER     HIE- 


95  Groß-Flöthe 

SIGEN  GEMEINDE  /  AUCH  DIESE  GLOKKE  AUS  DER  ALTEN 
GLOKKE  IM  JAHRE  1770  /ZU  BRAUN  SC  HWE I G  GEGOSSEN 
VON  lOH.  CONRAD  GRETEN."  Ober-  und  unterhalb  der  Schrift  ein  Pal- 
rnettenfries. 

WINDMÜHLE. 
Etwa  300  m  westlich  von  Groß-Flöthe  steht  noch  die  auf  Taf.  40a  abgebildete 
betriebsfähige    Bockwind  mühle    auf    massivem    Sockel,    angeblich    dem    Ende 
des    17.  Jahrhunderts    entslammeiid.    Alle    l^^inrichlung    größlenleils    vorhanden, 
abgängig  gewordene  Teile  ersetzt. 


Groß-Mahner. 

>  Evangelische  Kirche.  Windmühle. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL, 
G.  Ir,  —  Bibl.  H.  V,  N.,  Handschrift  317.  —  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß 
Söder,  Urk.  —  2.  U.  B.  Hild.,  L— VL  —  U.  B.  Goslar,  L— IV.  —  Annales  Steder- 
burgenses,   S.  222.  — ■  U.  B.  von   Saldern,   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  38,  78,  94,  171.  —  Bertram,  Bischöfe,  L, 
S.  206.  —  Blume,  Heimat,  S.  158  ff.  —  Bode,  Uradel,  S.  183.  —  Bornstedt,  Siedlungen, 
S.  18.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  60,  1040.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs 
d.  L.,  S.  55,  84.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  139,  146  ff.  —  Klewitz,  Territ.  Entwicklung, 
S.  25.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  166,  320.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  85,  86.  — 
Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,   S.  5.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  90  ff. 

GESCHICHTE:  Unter  den  Besitzungen  des  Stiftes  St.  Georgenberg  bei  Goslar 
findet  sich  1131  eine  Mühle  in  ,,Mandere",  zu  gleicher  Zeit  taucht  in  den  Quellen  auch 
die  Familie  der  freien  Herren  von  Mahner  auf.  Für  dies  Geschlecht  bilden  die  Annales 
Stederburgenses  eine  besondere  Fundgrube.  In  einer  Urkunde  des  Abtes  Tiemo  von 
Homburg  in  Thüringen  über  eine  Schenkung  Herzogs  Heinrich  des  Löwen  kommt  1143 
Leuthardus,  der  Sohn  Rudolfs  von  Mandere,  als  Zeuge  und  ältestes  Mitglied  der  Familie 
vor.  Ende  des  12.  Jahrhunderts  sind  die  Herren  von  Mahner  in  die  Ministerialität  der 
Hildesheimer  Bischöfe  eingetreten.  Ende  des  15.  Jahrhunderts  erlosch  das  einst  macht- 
volle und  reiche   Geschlecht, 

Mit  dem  Niedergang  des  Geschlechtes  der  Herren  von  Mahner  findet  nach  1200 
eine  Aufteilung  und  Veräußerung  des  Stammgutes  der  Familie  statt.  1240  schenkte 
Steppo  von  Mahner  sein  Land  in  Mahner  (7  ^4  Hufe)  und  alles  Becht  an  der  Kirche  in 
Mahner  dem  Bischof  Konrad  von  Hildesheim  unter  der  Bedingung,  daß  sein  Sohn 
Dietrich  und  nach  dessen  Tode  Steppos  Töchter  damit  belehnt  werden  sollten.  Es 
handelte  sich  hier  um  das  Dorf  Groß-Mahner,  wie  aus  späteren  Urkunden  hervorgeht. 
Seit  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts  werden  Groß-  und  Klein-Mahner  in  den  Urkunden 
unterschieden.  Auf  dem  Erbwege  war  die  Hälfte  des  Kirchenpatronats  in  Groß-Mahner 
um  1300  an  die  Familie  von  der  Gowische  gekommen;  1302  verkaufte  Albrecht  von  der 
Gowische  diese  Hälfte  des  Patronats  und  Güter  zu  Groß-Mahner  an  das  Kloster  Neu- 
werk in  Goslar,  Unter  dem  verkauften  Besitz  befand  sich  ein  an  die  Kirche  angrenzender 
Hof,  in  welchem  der  Turm  lag;  die  andere  Hälfte  des  Patronats  war  1302  wieder  beim 
Bischof  von  Hildestieim.  Zwei  Jahre  später,  1304,  verzichtete  das  Kloster  Neuwerk 
auf  seine  Hälfte  des  Patronats  zugunsten  des  Bischofs  und  erhielt  dafür  vom  Bischof 
das  Patronat  über  die   Kirche  in    Groß-Flöthe.    Seitdem  war  das   Patronat   über  die 


Groß-Mahner 


97 


Kirche  in  Groß-Mahner  in  der  Hand  des  Hildesheimer  Bischofs,  während  der  Zehnte 

dem  Dompropst  zustand.  Der  umfangreiche  Besitz  der  Familie  von  Mahner  kam  im 

Laufe  der  Zeit  teils  an  einige  Rittergeschlechter,  so  an  die  Herren  von  Meinersen  und 

wohl  auch  an  die  von  Hagen,  die  sich  aus  dem   Geschlecht  von  Mahner  abgezweigt 

hatten,  und  an  die  Herren  von 

Gowische    und     von    Schwi- 

cheldt,  teils  an  das  Domkapitel 

in  Hildesheim,  das  Domstift 

in  Goslar  und  an  die  Klöster 

Neuwerk  in  Goslar  und  Wöl- 

tingerode. 

Nach  der  Stiftsfehde  fiel 
Groß-Mahner  1523  an  Herzog 
Heinrich  d,  J.  von  Braun- 
schweig-Wolfenbüttel,  1542 
wurde  die  Reformation  ein- 
geführt; damals  wurde  Groß- 
Mahner  kirchlich  von  Lewe 
aus  versorgt,  1571  hatte  es 
wieder  eine  eigene  Pfarre,  doch 
war  die  Pfarre  so  verkommen 
und  aller  Besitz  derselben  ver- 
äußert, daß  sie  nicht  besetzt 
war.  Bis  1822  war  die  Kirche 
in  Groß-Mahner  mit  Lewe  ver- 
bunden, dann  wurde  sie  mit 
Klein-Mahner  zu  einer  Pfarre 
vereinigt. 

Das  alte  Gotteshaus  in 
Groß-Mahner  stand  bis  1893, 
es  hatte  einen  rechteckigen 
Chor,  der  schmaler  als  das 
Kirchenschiff  war  und  durch 
einen  Triumphbogen  mit  dem 
Schiff  in  Verbindung  stand. 

Der  Turm  hatte  zwei  rundbogige  Durchgänge  zum  Schiff  und  wurde  1811/12  erneuert. 
1869  wurde  für  150  Rtlr.  eine  neue  Orgel  angeschafft,  die  der  Orgelbauer  Furtwängler 
in  Elze  lieferte. 

Die  von  Mithoff  erwähnte  Glocke  mit  der  Inschrift:   „Anno  dni  M.  Vc  XXI  her- 
bordus  herderwick  me  fecit"  ließ  sich  1927  in  Groß-Mahner  nicht  mehr  feststellen. 


Abb.  31.    Groß-]SIaIiner,  Dorfplan  (1 :  6400)  nach  einem  um  1S70  unter 

Benutzung  einer  Karte  von  1836  angefertigten  Plan  im  Katasteramt 

Goslar. 


BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Das  Schiff  der  Kirche  ist  neu  (1893).  Westturm,  romanisch,  über  qua- 
dratischem Grundriß  in  Bruchstein  erbaut.  Im  oberen  Teil  rundbogige  schlichte 
Schallöffnungen,  unten  der  Haupteingang.  Einige  Steine  mit  Inschriften  vom 
Anfange  des  18.  Jahrhunderts  hier  zur  Ausbesserung  des  Mauerwerks  benutzt.  Einer 
(Schlußstein)  links  vom  Haupteingang  mit:  „SOLI  DEO  /  GLO  /  RIA",  auf 
einem  anderen  rechts  vom  Haupteingang  (Grabstein)  sind  nur  die  Buchstaben: 
„.  .  .  R  /  .  H  .  .  .  M/I  .  W  .  H  F  A  /  lASMA"  zu  erkennen.  Helm  neu.  Weiter- 
fahne von   18G9. 

Inneres:  Ausstattung  neu. 
i:i 


98  Groß-Maliner 

Abondnialilsgerälc:  Zwei  Kelche,  Silber,  H.  21,5  cm.  Schlanke,  schlichte 
Pokalform.  Unter  rlon  Füßen  die  Inschrift:  ...Johanna  .Jordan  geb.  Olendorf  1851." 
Ohne  Zeichen. 

Die   Glocken   1882  von   Gebr.  Ulrich  in  Apolda. 

Dorf  plan  (Abb.  31).  Groß-Mahner  ist  ein  Haufendorf,  dessen  Gehöftanlagen 
sich  auf  dem  beigegebenen  Plane  deutlich  erkennen  lassen.  Die  Ortschaft  ist  von 
einem  Randvvege  fast  kreisförmig  umzogen. 

WINDMÜHLE. 
Die  auf  dem  Windmühlenberge  zwischen  Salzgitter  und  (iroß-Mahner  stehende 
Bockwindmühle   stammt  aus   der  zweiten    Hälfte   des    17.  Jahrhunderts   (nach 
örtlicher  Überlieferung  vom  Jahre  1668).  Ihre  alte  Einrichtung  ist  noch  größten- 
teils vorhanden  (Taf.  38 d). 


Hahndorf. 

Evangelische  Kirche.    Paterhof. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Kann,  des,  74,  Amt  Liebenburg,  II,, 
G,  11  und  G.  2a.  --  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Pfarrarchiv  Jerstedt,  Akten. 
-  2.  U.B.  Hild.,   I.,   III.,   lY.  —  U.B,  Goslar,  I.— V.  —  U.E.  von   Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  37,  41,  94.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  I., 
S.  162,  302.  —  Blume,  Heimat,  S.  92  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  16.  —  Henkel, 
Kurze  Gesch.,  S.  144  ff.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  153.  —  Klewitz,  Territ.  Ent- 
wicklung, S.  16.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  251.  —  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  IL, 
S,  168,  251.  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  32,  252.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale, 
S.  86.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  4,  23.  —  Werneburg,  Gau  und  Grafschaft, 
S.  49.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  264  ff. 

GESCHICHTE:  Nachdem  das  Kloster  Riechenberg  am  Anfang  des  12.  Jahrhunderts 
gegründet  war,  taucht  1129  in  einer  Urkunde,  in  der  das  Domstift  zu  Goslar  und  das 
Kloster  Riechenberg  Güter  austauschen,  ,,Hanenthorp"  zum  ersten  Male  auf.  Das 
Domstift  tritt  2  Hufen  in  Hahndorf  gegen  Besitzungen  des  Riechenberger  Klosters  an 
anderen  Orten  ab.  Die  Bestätigungsurkunden,  die  angeblich  König  Lothar  1131  dem 
Kloster  Riechenberg  ausstellt  und  in  denen  Besitztum  Riechenbergs  in  Hahndorf  er- 
wähnt wird,  sind  unecht.  Am  5.  November  1133  bekundet  Bischof  Bernhard  von 
Hildesheim  die  Erbauung  einer  Kirche  zu  Hahndorf  durch  das  Kloster  Riechenberg, 
er  weiht  die  Kirche  ein,  spricht  die  Einwohner  von  Hahndorf  von  der  Unterwürfigkeit 
unter  die  Kirche  zu  Dornten  frei,  löst  die  Kirche  von  dem  Pfarrzwang  nach  Haringen 
und  gibt  ihr  das  Recht  der  Taufe  und  des  Begräbnisses.  20  Jahre  später  übereignete 
der  Hildesheimer  Bischof  dem  Kloster  Riechenberg  den  Zehnten  zu  Hahndorf.  Im 
Laufe  der  Zeit  wußte  das  Kloster  Riechenberg  seinen  Besitz  in  Hahndorf  beträchtlich 
zu  vermehren.  Am  13.  Mai  1376  erteilte  Bischof  Bertram  von  Lübeck  zugunsten  der 
Kirche  in  Hahndorf  einen  Ablaß  von  40  Tagen  für  alle,  welche  am  Gedächtnistage 
des  heiligen  Kilian  die  Kirche  besuchten,  beim  Herumgehen  um  den  Friedhof  ihre  Ge- 
bete für  die  Verstorbenen  verrichtet  und  zum  Bau  der  Kirche  eine  Beihilfe  gegeben 
hätten. 

Mittelpunkt  der  Riechenberger  Besitzungen  in  Hahndorf  war  der  alte  ,, München- 
hof", außerdem  wird  im  16,  Jahrhundert  noch  ein  neuer  Klosterhof  erwähnt.  Der 
Münchehof  wird  das  Vorwerk  des  Klosters  sein,  das  noch  den  Namen  Paterhof  trägt 


Hahndorf 


99 


und  als  Vorwerk  zum  jetzigen   Klostergut   Riechenberg  gehört.    Dem   Kloster  stand 
auch  der  Zehnte  in  Hahndorf  zu. 

Eine  selbständige  Pfarre  hat  Hahndorf  nicht  gehabt.  Es  war  in  Dornten,  Riechen- 
berg und  nach  der  Einführung  der  Reformation,  die  wie  in  Jerstedt  am  5.  Januar  1545 
erfolgte,  dieser  letzteren  evangelischen  Pfarre  eingepfarrt.  Die  jetzige  Kirche  wurde  im 
Jahre  1844  in  ihrer  heutigen   Gestalt  umgebaut. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE 

1133  geweiht;  hat  zwar  durch  mehrere  Umbauten  in  früheren  Jahrhunderten, 
besonders  durch  den  1844  erfolgten,  ihr  altes  Aussehen  verloren,  aber  der  ursprüng- 
liche Grundriß  ist  anscheinend  im  wesentlichen  beibehalten,   und  es  befinden  sich 


Abb.  32  u.  33.    Hahndorf,  Kirche,  Grundriß  und  Quersclinitt  (1 :  250). 


noch  romanische  Reste  im  Mauerwerk  (Abb.  32  u.  33  und  Taf.  41a).  Sie  ist  über 
einem  Rechteck  von  18  85x7,80  Meter  erbaut.  Werkstoff:  Bruchstein,  Südwand 
Werkstein,  der  um  die  Westecke  zahnschnitLartig  herumgeführt  ist.  (Das  Material 
der  Westwand  scheint  bei  dem  Abbruch  der  Riechenberger  Stiftskirche  gewonnen 
zu  sein.)  Eingang  1860/61  von  der  Südwand  in  die  Westwand  verlegt;  Inschrift- 
platte oberhalb  des  Sturzes.  In  der  Ostwand  der  Sturz  einer  1,17  m  breiten  — 
vermauerten  —  Tür.  Die  Nordwand  unregelmäßig  und  uneben,  teilweise  noch 
ursprünglich,  mit  vermauertem  romanischen  Fenster  nahe  der  Westecke  und  zwei 
Renaissancefenster  mit  Karniesprofilen  an  den  Gewänden  (Bleivcrglasung).  Gicbel- 
dreiecke  aus  Fachwerk,  das  westliche  mit  Krempziegeln  behängt,  das  östliche  mit 
Backsteinmusterungen  vom  Anfang  des  18.  Jahrhunderts.  Das  Innere  mit  neuer 
Holzbalkendecke;  Felder  und  Balken  mit  Rohrdeckenputz  (Taf.  41b). 

Ausstattung: 

Westempore  (hier  kleine  Orgel)  und  Nordempore  auf  20x20  cm  starken, 
in  ganzer  Höhe  mit  schrägliegenden  Profilen  verzierten  Vierkantstützen.  West- 
empore 1860/61  vergrößert,  Nordempore  verlängert  und  mit  neuer  Treppe  ver- 
sehen; gleichzeitig  das   Gestühl  vermehrt. 

Gemauerter  Altartisch  mit  einfach  gefaster  Platte  und  Reliquiengruft  an 
der  Vorderseite.  Hölzerne  Altarrückwand  in  den  Formen  gegen  1600,  einige 
Teile  später  erneuert.  Die  neben  der  Verdachung  aufgestellten  Holzfiguron  (links 
Lukas,   rechts   Christus   mit   der   Weltkugel)   scheinen    von    einem   früheren    Altar 


100 


Hahndorf 


oder  einer  Kanzelbrüslung  zu  stammen;  sie  passen  in  Größe  und  Schnilztechnik 
zu  drei  weiteren  Holzbildwerken  an  der  jetzigen  Kanzelbrüstung.  Auf  der  Pre- 
della als  Ölbild  die  Taufe  Christi  mit  der  Beischrift:  ,,Diß  ist  mein  lieber  Sohn 
an  welchen  ich  einen  wolgefallen  hab  de  soll  ie  höreo."  Ende  16.  Jahrh. 

Kanzel,  auf  verzierter,  geschnitzter  Mittelsäule,  und  der  Schalldeckel  gegen 
1700.  An  der  Brüstung  die  drei  Evangelisten  Matthäus,  Johannes  und  Markus 
vom  Ende  des  16.  Jahrhunderts  (Taf.  41c). 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  35  cm,  mit  6,5cm  den  Teller  überragendem 
eisernen  Dorn.  Reiche  Dockenform.  Inschrift  an  beiden  gleichlautend:  ,, JOHAN- 
NES +  STEINHAVSEN  +  ILSABE  +  VORLOPF+  NACH  +  GELASSEN 
WITWä:  -i    A  -r-  D  +   1  •  6  •  0  •  3"  (Taf.  41  d). 

Kronleuchter,  Bronze,  H.  60  cm,  B.  47  cm,  sechsarmig,  mit  Maskenverzie- 
rung, darüber  weitere  sechs  Arme,  von  denen  zwei  fehlen.  Doppeladler,  dick  ge- 
gossen, Flügel  fehlen.  Zeit:  gegen   1600. 

Aben  dmahlsgeräte:  Kelch,  Kupfer,  vergoldet,  H.19  cm.  Kuppa  halbkugelig, 
vielleicht  später  erneuert,    Schaft  achteckig,  Achtpaßfuß.   Am  Knauf  Maßwerkver- 
zierungen. Am  Fuße  schwach  eingeritzt:  „CR  I  STOFR  SANDER-  -MR  1558." 
Patene,  Kupfer,  vergoldet,   0  13,6  cm.    Weihekreuz  3.    Mitte  16.  Jahrh. 

Oblatendose,  Zinn,  0  10  cm.  In- 
schrift: „CATRINA  MARIA  BAR- 
TRAMS 1713." 

Taufschüssel,  Kupfer,  vergoldet, 
0  42,5  cm.  Inschrift  am  breiten  Rande: 
„(Hand)  HANS  :•:  FRICKE  :■:  HOTT- 
VOGT VND  PROBIRER  AVF 
DERO  FB  V.  LB  •  SMILT  HVT 
AVF  •  DER  •  OCKER      1-6-7-7." 

Fahne,  H.  0,87  m,  B.  0,70  m,  mit 
Monogramm  G.  R.  III  und  Krone,  in  Sei- 
denband aufgenäht,  ferner: ,, Friede  unter- 
zeichnet in  Paris,  den  20te  Novem  1815." 


lacii  HAHNDORF— 


SRABXN 
ACKERLAND 


IhhH- 


Abb.  34.  Hahndorf,  Lageplan  desVorwerks  (1 :  2000). 


PATERHOF. 
Am  Westrande  der  Ortschaft  Hahn- 
dorf liegt  ein  Vorwerk,  der  sog.  Paterhof, 
einst  dem  Kloster  Riechenberg  gehörend 
(Abb.  34).  Von  älteren  Gebäuden  ist  nur 
das  in  Eichenfachwerk  erbaute,  zwölf 
Fach  breite,  sieben  Fach  tiefe  Wohnhaus 
erhalten.  In  den  Gefachen  Backsteinmuster,  Im  Sturz  der  Eingangstür:  ,,In 
emolumentum  liberte  huius  curiae  me  fieri  fecit  Francisco  Wilh.  Busch  prseposito 
Richenberg  ao  1708."  An  einem  Brettstück  (H.  0,30  m,  B.  1,56  m),  das  an  einer 
Kornscheune  wieder  angebracht  ist,  steht  die  Inschrift  (Chronostichon):  „ANNO 
IVbIL.^1  hjeC  strVCtVra  CVri^  hVIVs  LIbervE  fabrICata  sVb 
f;rnesto   zVMbroCk  pr/eposIto  rIChexbergensI."    (1750.) 


Heiningen  lOg 

kam  das  Gut  in  den  Besitz  von  Karl  Ludwig  Degener,  des  Schwiegersohnes  des  ersten 
Besitzers.  Die  Familie  Degener  stiftete  im  Jahre  1866  mit  dem  Gute  Heiningen  ein 
Fideikommiß.  Die  Klosterkirche  wurde  bei  dem  Verkauf  des  Klosters  Heiningen  für 
den  katholischen  Gottesdienst  ausgenommen,  sie  ist  Pfarrkirche  und  wird  von  der 
Klosterkammer  unterhalten. 

BESCHREIBUNG:        KATHOLISCHE  KIRCHE. 

Das  Gebiet  des  Klosters  Heiningen,  dessen  Gesamtanlage  wie  im  benachbarten 
Dorstadt  noch  gut  zu  erkennen  ist,  wurde  infolge  der  Säkularisation  zerlegt,  so 
daß  jetzt  Kirche  und   Guisbezirk  getrennt  sind. 

Die  ehemalige  Klosterkirche,  jetzige  katholische  Kirche  (Abb.  39—43), 
ist  eine  große  dreischiffige  kreuzförmige  gewölbte  Basilika  mit  Westturm,  drei- 
jochigem  Schiff  in  gebundenem  System  mit  Slützenwechsel,  Querschiff,  Chor- 
quadrat und  halbrunder  Apsis,  in  romanischen  Formen  teils  nach  den  Gewohnheiten 
der  Hirsauer  Bauschule,  vom  Ende  des  12.  Jahrhunderts.  Die  in  Bruchstein  her- 
gestellten GeW'ölbe  sind  nach  Art  der  im  Braunschweiger  Dom  gratig  und  spitz- 
bogig,  ohne  Gurtbögen  im  Mittelschiff.  Maße:  Gesamtlänge  einschließlich  des 
über  einem  Rechteck  von  8,00x11,15  m  errichteten  Westturmes  rund  54,00  m. 
Das  Querhaus  mißt  29,21  m  in  der  Nord-Süd-Richtung  und  10,81  m  in  der  Ost- 
West-Richtung.  Die  Mauerstärke  beträgt  etwa  1,00  m.  Langhausbreite  rund 
20,60  m,  Höhe  der  Gewölbescheitel  etwa  12,30  m  über  dem  Kirchenfußboden. 
Die  alte  Anlage  ist,  von  geringen  Veränderungen  in  späterer  Zeit  abgesehen,  im 
wesentlichen  erhalten  (Abb.  41).  Abgetragen  sind  die  westlichen  vier  Joche  des 
nördlichen  Seitenschiffes  (die  Arkadenöffnungen  nach  dem  Mittelschiff  sind  glatt 
vermauert)  und  vom  Chor  der  nördliche  Nebenchor  zwischen  Querschiff  und  Chor- 
quadrat. Im  südlichen  Seitenschiff  haben  die  beiden  mittleren  Joche  gotische 
Rippengewölbe  und  Strebepfeiler  erhalten.  Der  an  dieses  Seitenschiff  vor  dem 
Turm  angefügte  Anbau  stammt  von  1904.  Die  Obergeschosse  des  Turmes  sind 
mit  spitzbogigen  Öffnungen  versehen. 

Die  Achse  des  Langhauses  weicht  von  dem  östlichen,  aus  Querhaus,  Chor- 
quadrat und  Chor  bestehendem  Teil  erheblich  nach   Süden  ab. 

Äußeres:  Apsis  aus  Sandsteinquadern  mit  halbem  beschieferten  Kegeldach 
(Taf.  42  b,  Abb.  43).  Die  Wandfläche  zwischen  den  drei  rundbogigen  Fenstern 
gliedern  dünne  Halbsäulen  mit  Basis  und  Kapital,  die  einen  Rundbogenfries  tragen. 
Darüber  das  aus  zwei  flachen  Hohlkehlen  gebildete  Hauptgesims.  Während  ^ch 
dies  an  der  Ostwand  des  Chorquadrats  totläuft,  ist  der  reichgegliederte  Sockel 
der  Apsis  (Platte,  Wulst,  Hohlkehle,  Wulst)  an  dem  Chorquadrat,  dem  südöst- 
lichen Sakristeianbau  und  an  den  Kreuzarmen  in  gleicher  Höhe  und  Gliederung 
herumgeführt;  er  wird  in  der  Nordostecke  nur  so  weit  unterbrochen,  wie  der  jetzt 
nicht  mehr  vorhandene,  der  südöstlichen  Sakristei  entsprechende  Anbau  dort  be- 
stand. An  dieser  Stelle  sind  jetzt  noch  die  zwei  zugemauerten  Rundbogen  erkenn- 
bar, die  früher  den  Anbau  mit  dem  Chor  und  dem  nördlichen  Kreuzarm  verbanden. 
In  dem  Rundbogen  der  Querschiffswand  eine  vermauerte  Rundbcgenlür,  darüber 
ein  rundbogiges  vergittertes  Fenster,  daneben  der  später  angelegte,  rechteckig 
umrahmte  Eingang.  Die  Ostwand  des  Chorquadrats  ist  mit  Dreieckgiebel  geschlossen  : 
darin  ein   kreuzförmiges  Fenster  und  als  Bekrön ung  ein   neueres    Steinkreuz. 


110 


Heiningen 


Heiningen 


111 


-j-ip  lU'iningcn 

Der  nördliche  Kreuzanii  hat  im  oberen  Teil  auf  der  OsL-  und  Nordseite  je 
ein  großes,  auf  der  Westseite  zwei  kleinere  rundhogigc  Fenster,  unten  unmittelbar 
über  dem  Sockel  der  Nordseite  zwei  jetzt  vermauerte  Rundbogen,  offenbar  frühere 
Fenster  des  Raumes  unter  dem  Nonnenchor,  Das  Mauerwerk  des  Chorquadrats 
und  der  Kreuzarme  besteht  aus  hammerrecht  bearbeitetem  Bruchstein,  das  nörd- 
liche Seitenschiff,  soweit  noch  erhalten,  aus  Bruchstein  mit  Quadereinfassung 
am  Rundbogenfenster.  Das  Sockelprofil  bildet  hier  eine  flache  Kehle,  die  als  un- 
terstes Glied  des  die  östlichen  Bauteile  umziehenden  reich  profilierten  Sockels 
weitergeführt  ist.  An  der  durch  Abbruch  der  westlichen  Joche  des  nördlichen 
Seitenschiffes  freigelegten  Außenwand  des  Mittelschiffes  sind  die  großen  vermauerten 
Rundbögen  zu  erkennen. 

Das  Hauptgesims  setzt  sich  aus  Platte  und  Hohlkehle  zusammen,  darunter 
ein  flacher  karniesartiger  Ablauf.  Die  Kreuzarme  sind  mit  Schiefer,  das  übrige 
Dach  ist  mU  Pfannen  eingedeckt. 

An  der  Südseite  dßs  Querschiffes  ist  das  einzig  erhaltene  romanische  Portal, 
umzogen  von  dem  oberen  hochgekröpften  Hohlkehlenglied  des  Sockelgesimses, 
dessen  Platte  und  Rundstab  das  Portal  rundbogig  einfassen.  In  der  dadurch  ge- 
bildeten 0,58  m  tiefen  Leibung  beiderseits  eine  reichverzierte  Säule  mit  Würfel- 
kapital  und  Kämpfer.  Die  innere  Kante  als  glatt  herumgeführter  Rundstab  mit 
Basen.  Das  neue,  schmucklose  Tympanon  an  Stelle  des  noch  aufbewahrten  ur- 
sprünglichen mit  einem  Marienbildc,  H.  0,60  m. 

Die  Südwand  des  Seitenschiffes  ist  zwecks  Trockenlegung  bis  zur  Sohle  des 
Kirchenfußbodens  freigelegt.  An  einem  der  dort  befindlichen  schlichten  Strebe- 
pfeiler Baudatum  ,,ANNO  1673".   Sockelgesims  aus  zwei  Kehlen. 

Ein  vermauertes  rundbogiges  Türgewände  neben  dem  jetzigen  Eingang, 
1,70  m  breit,  mag  ursprünglich  etwa  2,00  m  hoch  gewesen  sein. 

Der  Turm  ohne  Sockel-  und  Gurtgesims,  zweimal  abgesetzt,  mit  einem  gotisch 
profilierten  Hauptgesims.  An  der  Nordseite  Grufteingang  vom  Anfang  des  19.  Jahrh. 
(Taf.  43  b).  Das  Geschoß  in  Höhe  der  Orgelempore  hat  in  der  Nord-  und  Westseite 
je  ein  großes  rundbogiges  Fenster.  Kleeblattbogige  Schallöffnungen  in  früh- 
gotischen Formen.   Achtseitiger  beschieferter  Helm  aus  dem  18.  Jahrhundert. 

Im  Aufbau  zeigt  das  Langhaus  der  Kirche  die  wirkungsvolle  Gliederung 
der  romanischen  Kirchen  mit  Stützenwechsel  im  gebundenen  System  (Abb.  40). 
Auf  rechteckigen  Wandpfeilern  mit  Schrägsockel  und  einfachen  aus  Platte  und 
Ablauf  gebildeten  Kämpfergesimsen  ruhen  die  spitzbogigen  gratigen,  gurtlosen 
Kreuzgewölbe  mit  spitzbogigen  Stirnbögen  an  den  hochgeführten  Mittelschiffs- 
wänden (Taf.  42a).  Die  Mittelsäulen,  etwa  0,60  m  im  Durchmesser,  mit  attischen 
Eckblattbasen  tragen  derbe  Würfelkapitäle,  mit  Ausnahme  der  Säule  im  west- 
lichen Joche  der  Südwand,  die  durch  ein  sehr  reichgearbeitetes,  dem  letzten  Viertel 
des  12.  Jahrhunderts  angehörendes  Kapital  (Taf.  43a,  links)  ausgezeichnet  ist,  mit 
Eckblattwülsten  und  in  der  Mitte  zw-eier  Seiten  mit  einem  männlichen  und  einem 
weiblichen  Kopf,  ähnlich  den  Kapitalen  der  Michaeliskirche  in  Hildesheim,  An 
jedem  Säulenschaft  unterhalb  des  Kapitals  zw^ei  angearbeitete  Ansätze,  10  cm  im 
Quadrat  groß  (zum  Versetzen  ?),  Zwischen  den  Säulen  und  benachbarten  Pfeilern 
Halbkreisbögen  auf  Karniesprofilen,  gekuppelt  durch  große  von  Pfeiler  zu  Pfeiler 


Heiningen 


113 


reichende  Rundbögen,  die  als  28  cm  starke  Nischen  in  Erscheinung  treten.  Dar- 
über in  jedem  Joch  an  der  Nord-  und  Südwand  je  ein  großes  Rundbogenfenster, 
das  bis  unter  das   Gewölbe  reicht. 

Nach  den  Seitenschiffen  hin  haben  die  Pfeiler  rechteckige  Vorlagen,  denen 
ebensolche  an  der  Außenwand  entsprechen;  zwischen  ihnen  spannen  sich  die  Gurt- 
bögen. Die  zwei  östlichen  und  die  beiden  westlichen  Joche  des  südlichen  Seiten- 
schiffes sind  als  rippenloseKreuz-oder  unregelmäßige  Stichkappengewölbe  ausgebildet, 
ebenso  die  allein  noch  vorhandenen  östlichen  Joche  des  nördlichen  Seitenschiffes. 


Abb.  42.     Heiningen,  katholische  Kirche.     Querschnitt  (1 :  300). 


Die  beiden  mittleren  Joche  des  südlichen  Seitenschiffes  sind  mit  zwei  gotischen 
Kreuzgewölben  überdeckt,  deren  Rippen  an  Diagonal-  und  Gurtbögen  mit  derben 
Birnstabprofilen  versehen  sind  (Taf.  43a).  Auf  dem  östlichen  der  zwei  glatten 
kreisförmigen  Schlußsteine  steht  in  flacher  Rosette  die  Umschrift  in  gotischen 
Kleinbuchstaben:  ,,anno  dni  mcccclxvi"  (1466).  Eine  vierstufige  Treppe  und  eine 
rundbogige  Tür  in  der  Westwand  des  südlichen  Seitenschiffes  führen  in  die  1904 
angebaute  Eingangshalle.  Das  nördliche  Seitenschiff  hat  in  der  Nordwand  dicht 
am  Querschiff  eine  im  Grundriß  halbkreisförmige  Nische. 

Die  Vierung  (Abb,  42)  wird  von  vier  breiten  Rundbögen  umschlossen  mit 
Kämpfergesimsen  gleich  denen  der  Mittelschiffspfeiler.  Diese  ruhen  auf  Vorkra- 
gungen, die  mit  einem  Viertelkreis  an  die  Pfeiler  anschließen.  Beide  Kreuzarme 
sind  wie  die  Vierung  mit  rippenlosen  spitzbogigen  Kreuzgewölben  überdeckt,  die 
in  der  Vierung  auf  kurzen  Konsokn,  in  den  Querschiffsflügeln  auf  kleinen  recht- 
eckigen Eckpfeilern  ruhen.  In  den  Ost  wänden  der  Kreuzarme  sind  große  Rund- 
bogenblenden, in  gleicher  Weise  an  die  Pfeiler  anschließend,  dicht  an  den  Chor- 
pfeilern angelegt.  Die  südliche  Blende  ist  glatt  vermauert,  daneben  ist  eine  kleinere 
in  der  Mauerdicke  liegende  apsisartige  Nische  mit   kleinem  Fenster  vorhanden,  im 


•114  Heiningeii 

nördliclK'ii  Krcuzarin  au  deivii  Stelle  eine  AusgangsLür.   Hier  im  nürdlichen  Quer- 
schiffsflügel   lial    (las    Mauerwerk    bis    zur  Kämpferhöhe    der    erwähnten    Nische 
(3,80    m)   reichende   0,28    m   starke  Wandverstärkungen,    in    denen   im  Osten    und 
Westen   je  eine,    in  der  Nordwand  zwei   rundbügige   Nischen  ausgespart   sind.    Die 
Käm])l'er  haben  flaches  Hohlkehlprolil  und  Sockelschräge.    Die  Verstärkung  diente 
früher  offenbar  zur  Unterstützung  einer  Balkenlage  (vom  Nonnenchor?).    In  der 
Südwand  des  südlichen  Kreuzarmes  eine  eckige  Tür  mit  Rundbogennischc  darüber. 
Die  mit  einer  Halbkuppel  überwölbte  Apsis  besitzt  drei  rundbogige  l<>nster 
mit    glatten,    schrägen    Leibungen,    auf   denen    noch    Reste    romanischer    Wand- 
malerei erkennbar  sind.   Sie  bestehen  in  weißen,  rot  umränderten  Ranken  auf  ab- 
wechselnd rotem  und  grünem  Grund,  die  unmittelbar  auf  den  Stein  gemalt  sind. 
Am  Mittelfenster  ist  Maria  mit  dem  Kinde   und   der  Engel  der  Verkündigung  zu 
erkennen.    Der  Rundbogen  zwischen  C  hor([ua(lra  t  und  Apsis  setzt  einmal  eckig 
ab,  er  stützt  sich  auf  gleichförmig  mit    Ecksäulchen   besetzte  Pfeiler.     Die    Eck- 
säulchen    mit  attisch    profilierten  Eckblaltbasen    und  Würfelkapitälen    mit    flach- 
gearbeiteten   einfachen  Verzierungen:    die    Eckpfeiler    selbst    mit  Kämpfergesims 
aus  Platte,  Ablauf  und  attisch  profilierten  Sockeln.  Das  Chorciuadrat  mit  rippen- 
losem spitzbogigen  Kreuzgewölbe  wie  im  Lang-  und  Querhaus,  liegt  diesem  gegen- 
über um  zwei  Stufen  höher.  In  der  Nord-  und  Südwand  je  ein  rundbogiges  Fenster. 
Unter  diesen,    in    der   westlichen  Hälfte   der  Wand,   dicht   an   die   Vierungspfeiler 
anschließend,    große   Rundbogenblenden,   die  zwei  kleinere    kuppeln.     Die    Bögen 
vermittels  flacher  Hohlkehlkämpfcr  auf  zwei  Wandkonsolen  und  einer  romanischen 
Mittelsäule  aufgesetzt.  Diese  mit  einfach  verziertem  Würfelkapitäl  und  attischer 
Eckblattbasis.    Südlich    der  Chorvorlage  ein    mit   ihr  durch  eine  flachbogige  Tür 
verbundener  Sakristeiraum  mit  rippenlosem  Kreuzgewölbe.  Fenster  und  Wand- 
nische rundbogig,   nach  Mithoffs  Annahme   ehemals   mit   halbrunder  Apsis.    Eck- 
pfeiler mit  flacher  Hohlkehle.  Unter  einem  rechteckigen  Fenster  mit  glattem  Mittel- 
pfosten in  der  Ostwand  ein  Ausgußstein  (Piscina). 

Der  Turm  ist  von  der  Orgelempore  aus  zugänglich,  die  vor  der  westlichen 
Innenwand  der  Kirche  errichtet  ist.  Obergeschoß  in  Höhe  der  Gewölbe  des  Mittel- 
schiffs in  gleicher  Art  mit  rippenlosem  spitzbogigen  Kreuzgewölbe  überdeckt.  Im 
Erdgeschoß  eine  mit  quergelegter  Tonne  überwölbte    Gruft. 

Ausstatt  ung  : 

Altar  neu. 

Kanzel,  reich  geschnitzt,  an  der  Brüstung  die  vier  Evangelisten  zwischen 
leeren  Nischen.  Anfang  17.  Jahrh.  Schalldeckel,  auf  dessen  Unterseite  eine  schwe- 
bende Taube  angebfacht  ist,  mit  durchbrochen  geschnitzter  Randverzierung, 
Knorpelwerk,  letztes  Drittel  17.  Jahrh. 

Taufbecken,  aus  dunklem  farbigen  Marmor,  achteckig,  mit  quadratischem 
dockenförmigen  Fuß  auf  einem  zweistufigen  runden  Unterbau.  H.  1,03  m,  0  0,78  m. 
Im  nördlichen  Kreuzarm. 

Beichtstuhl,   in   einfachen   Formen    um    1700.    Im   nördlichen    Seitenschiff. 

Gestühl:  An  den  Brüstungen  der  ehemaligen  Chorstühle  achteckige  Fül- 
lungen mit  Ölbildern  aus  dem  Leben  heiliger  Frauen  (um  1700).   Im  Schiff. 


Heiningen  -flS 

Gemälde:  Verschiedene  Ölgemälde  auf  Leinwand,  zum  Teil  Kopien,  meist 
1(S.  Jahrh.  üer  Gekreuzigte,  2,50x1,55  m,  18.  Jahrb.,  Gegenbild:  Himmelskönigin, 
umrahmt  von  Engelsköpfen.  Im  Chor.  -  Pieta,  1,40x1,20  m*);  Gegenbild:  Heilige 
Familie*),  18.  Jahrh.  Am  Vierungspfeiler.  —  Heilige  Familie  (Tischlerwerkstatt), 
1.50x2,00  m.  Im  nördlichen  Seitenschiff;  Gegenbild:  Kreuzabnahme  (nach  Ru- 
bens, mit  umgesetzten  Seiten),  1,50x2,00  m.  Schlafender  Christusknabe,  1,40  x 
1,20  m.  17.  Jahrb.?  Im  südlichen  Kreuzarm.  Geißelung  Christi,  1,75x1,00  m 
(16.  Jahrb.?),  Maria  auf  der  Mondsichel,  1,70x1,00  m.  Mittelschiff  Südwand.  — 
Fußwaschung,  etwa  1,75x2,50  m.  Ecce  homo,  rd.  1,75x1,25  m,  technisch  gut. 
Mittelschiff  Nordwand.  ^-  Christus  am  Kreuz,  1,27x0,85  m.  Kreuztragung,  l,54x 
1,62  m*).  Im  südlichen  Seitenschiff.  -  Geburt  Christi,  2,50x2,00  m  (18.  Jahrb.). 
Im  Eingangsflur,  Engel  mit  Knaben,  1,27x0,87  m.  An  der  Westwand  des  Mittel- 
schiffes unterhalb  der  Empore. 

Bedeutenderen  Kunstwert  als  diese  besitzt  ein  kleines  Ölbild  in  der  Sakristei: 
Maria  mit  dem  Kinde  in  einer  Landschaft.  Meister  unbekannt.   17.  Jahrb.? 

Bildwerke.  Gruppe  der  beiden  Stifterinnen  Hildeswid  undAlburgis,  Stein?**), 
H.  der  Figuren  1,70  m  (Taf.  47).  Am  südwestlichen  Vierungspfeiler.  Die  linke 
Figur,  deren  aus  Sandstein  gearbeitete  Krone  abnehmbar  ist,  trägt  das  Modell 
einer  zweitürmigen  Kirche,  die  rechte,  mit  einem  über  den  Rücken  herabfallenden 
Schleier,  ein  Buch  (13.  Jahrb.).  Die  bemalten  Figuren  (Gewänder  blau,  Mäntel 
rot,  Pupillen  grün-schwarz)  sind  1930  von  dem  deckenden  Kalkanstrich  befreit 
worden.  Eine  spätere  Inscbrift  auf  dem  Sockel  lautet:  ,,HILDESWID  ET 
ALBURGIS  /  SAX0NI7E  DUCISSä  ALTFRIDI  E  STIRPE  GER- 
MANORUM  REGIS  ITALI.^  /  OTTO^E  III  I^PERANTE  IN  PRAE- 
LIO  CONTRA  S^ACENOS  CÄISI  /  UXOR  ISTA  HN.C  FILIA  / 
P/RTHENONIS  /  CANONICA^UM  REGULiRIUM  •  IN  PEINIGEN- 
ANNO  ,  MXII  •  FUNDAT.  .  /  QU^RRUM  STATUT:  SEPULCFRAL 
T.^  /  ANNO  •  MDCCL  .  .  .  (vielleicht  1766?). 

Bischofsfigur,  heil.  Bernward,  Holz,  spätgotisch.  In  der  Konche  des  nörd- 
lichen Kreuzarmes. 

Kruzifix,  Holz,  Korpus  H.  0,62  m.  14.  Jahrh.  (?).  Auf  der  Kanzelbrüstung 
am  Pfeiler. 

Kruzifix,  Holz,  Korpus  H.  0,60  m,  mit  lauförmiger  Dornenkrone  und  ein- 
gesetzten Nägeln,  auf  neuem  Kreuz. 

Vesperbild,  Holz,  bemalt,  Dornenkrone  tauförmig,  auf  dem  Beichtstuhl 
im  nördlichen   Seitenschiff. 

Osterleuchter,  Holz,  Engel,  der  mit  erhobenen  Händen  eine  Kerze  trägl 
(um  1750). 

Zwei  Stationsbiider,  Sandstein,  H.  0,70  m,  Br.  0,80  ni.  1.  Viertel  16.  Jahrb., 
davon  eins  außen  an  der  Kirche  im  Mauerwerk  des  südlielien  Seilenseliiffes 
(Taf.  43c).  Ein  weiteres   Stück  dieser  Reihe  am   Gutshause. 


*)  Hing  bis  etwa  1930  in  der  Kapelle  in  Altenrode. 
**)  Werkstoff   der    Übernialung    wegen    nicht    mit    SiehcilieH    IcsIzunI eilen.    Bis- 
herige Annahme:   Stuck. 


11g  Heiningen 

EpiLapJi,  Bronze,  paLinierL,  niil  Wapi)t'n  und  Inschritt,  dit-  dt-n  Namen 
„Maria  Anna  Pecour"  und  die  Jahreszahl  ,,1707"  enthält.  An  der  Nordwand  des 
nördlichen   Kreuzarmes. 

Ej)!  ta  ph,  des  ,,Guilhelmus  Franciscus  Ludowicus  I  :  K  :  S.  Comesde  Nesselrod". 
Holz,  goid  und  blau  bemalt,  in  Rokokoform  mit  Wappen  und  langer  lateinischer 
Inschrift,  nach   1757.   In  der  oberen  Turmhallc. 

Grabsteine  mit  Wappenbildern.  Im  Chor:  2,11x1,07x0,14  m.  1.  Theodorus 
Molitoris  (1697).  2.  Gereon  Molitoris  1697.  3.  Joannes  Leander  Fuhrmann 
1728.  —  4.  Fridericus  Arnoldi  1781.  5.  Stephanus  Spiel  1741.  6.  Hans  Oegener, 
Krüger  des  Klosters,  mit  Frau,  1691  (ähnlich  dem  Grabstein  in  Ohrum).  7.  Do- 
mina Constanlia  de  Maitre  (1753).  An  der  Südseite:  1.  Petrus  Prosien  1714.  - 
2.  Petrus  Theodorus  Wichmann  1738.  3.  Henricus  Godefridus  de  Withekind 
1708.  4.  Chat...  Meil.  1707*).  Im  nördlichen  Seitenschiff:  Gertrudis  Schlüter  1735. 
—  Odilia  Leopoldine  Busch  geb.  Feigen   1776. 

Sechs  Altarleuchter,  Silber,  H.  45  cm,  von  1732,  auf  dreiseitigem  Fuß 
mit  rundem  gegliederten  Dockenschaft.    Dorn  aus  Eisen.   Goldschmiedezeichen  9. 

Sechs  Paar  Leuchter,  Zinn.  H.  verschieden,  zwischen  44  und  74  cm.  An- 
fertigungsdaten: 1767,  1782,  1786.  Auf  dreiseitigen  Füßen,  reich  profiliert  und  ge- 
gliedert, mit  Engelsköpfen. 

Ewige  Lampe,  Silber.  Als  Ampel  an  drei  Ketten  hängend,  reich  mit  Ranken- 
werk, getrieben.  Im  Innern  auf  dem  Boden  eine  lange  lateinische  Inschrift  mit 
den  Namen  der  Konventualinnen  und  Angaben  über  Stiftung  und  Ausbesserung 
(1699).   Goldschmiedezeichen   12  (mehrfach). 

Rauchfaß,  Silber,  H.  24  cm,  0  16  cm.  Mit  großen  Blumen  in  getriebener 
Arbeit,  ähnlich  wie  an  der  ewigen  Lampe,  etwa  aus  gleicher  Zeit.  Goldschmiede- 
zeichen 51. 

Schiffchen,  Silber,  H.  14  cm.  L.  24  cm.  Mit  Blumen  und  Wappen  (2  ge- 
kreuzte Schlüssel).  Auf  dem  Deckel  die  Aufschrift:  „C  LOST  ER  HE  IN  IN  GEN 
ANNO  1686."   Goldschmiedezeichen  51  (wie  am  Rauchfaß). 

Monstranz,  Silber,  teilvergoldet,  H.  84  cm  (Taf.  44c).  Ovaler  Fuß  (29  x 
23  cm)  mit  vier  Medaillonreliefs  aus  der  Leidensgeschichte.  Hostienbehälter  in 
Herzform,  umgeben  von  reichem  Rankenwerk  mit  4  anbetenden  Engeln  und  zweien 
mit  Leidenswerkzeugen,  unten  Maria  kniend  mit  Szepter.  Über  der  Krone  Gott- 
vater und  die  Taube.    Ende  17.  Jahrh.     Goldschmiedezeichen  13. 

Meßkelch.  Silber,  vergoldet,  H.  22  cm.  In  schlichter  Rokokoform.  Inschrift 
unter  dem  Fuß:  „C  LOST  ER  HEININGEN  1752",  auf  der  Oberseite  das 
Wappen  des  Klosters.   Goldschmiedezeichen  55. 

Patene,    0   14,5  cm,   Goldschmiedezeichen  38. 

Ziborium,  Silber,  vergoldet,  mit  Silberauflagen,  H.  35  cm.  Pokalform. 
Halbkugelboden  mit  Halbkugeldeckel  und  Kreuz.  Inschrift:  ,,I  •  H  •  P  •  AE  •  BO 
curarunt  fieri  1669".   Goldschmiedezeichen   22. 

Wasser-  und  Weinkännchen,  Silber,  H.  10  cm,  auf  ovalem  Teller  mit 
Verzierungen   in    Regencemuster.    Auf   dem   Deckel   verschnörkelte    Monogramme 


*)  Vgl.   die   Glocke  von   1854. 


117 


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-Sifiitft; 


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16 


113  Heiningen 

..l*F"  (?)  und  ,,SG"  (?).  Weihekreuz  13-  Goldschmiedezeichen  an  allen  drei  Stücken: 
Braunschweiger  Beschau  wie  Nr.  3,   .Jahresbuchstabe  B  wie  Nr.  6  und   L   S. 

Wasserbehüller,  Deckelkruß,  Zinn,  H.  10  cm,  0  12  cm.  Auf  dem  Deckel 
die  fJekreuzlen  Schlüssel,  das  Wappen  von  Heiningen.  Vorn  eingraviert  ,,I.  H.  S.". 

Wein-  und   Wasserkännchen ,  Zinn,  zum  alltäglichen   Gebrauch. 

Bern  wardskreuz  (Taf.  44b).  Holz,  mil  vergoldetem  Silberfiligran  mit 
Steinen  auf  goldplattiertem  Grunde.  H.  (ohne  Sockel)  38,5  cm.  Lateinisches  Kreuz 
mit  kreisförmigem  Mittelstück  und  den  für  die  Form  des  ,,Bernwardskreuzes" 
typischen  Verbreiterungen  an  den   Enden. 

Im  Reliquienbehäller  des  Mittelstückes  (mit  späterem  Deckel)  angeblich  ein 
Teilchen  vom  Kreuze  Christi.  Vier  Gemmen  (,,Alsengemmen")  mit  Tierkreis- 
zeichen und  vier  ungeschliffene  Edelsteine  umgeben  die  Kapsel.  In  gleichmäßiger 
W'rleilung  sind  im  ganzen  67  Edelsteine,  Halbedelsteine  und  Glasflüsse  (darunter 
\[)  Amethyste,  ein  Achat,  ein  Smaragd)  auf  dem  Kreuz  angebracht,  zwei  Steine 
davon  sind  verlorengegangen.  Angebliche  Entstehungszeit:  erste  Hälfte  11.  Jahrh. 
Wahrscheinliche  (auf  Grund  der  Stilkritik):  um   1200.   Rückseite:   Holz, 

Kruzifix,  Silber,  1,10  m  hoch  (Taf.  44a).  Silberplattiertes  Holzkreuz,  auf 
dreiseitigem  reichverzierten  Fuß  mit  Wappenschildchen  und  Monogramm  I  H  S. 
Regenceform. 

Zwei  Siegelst empel,  spitzoval,  des  Klosters  Heiningen,  mit  Darstellung 
von  Petrus  und  Paulus,  Umschrift:  „+  S'APOSTCRi)  PETRI  ET  PAVLI 
IN  HENIGGE",  und  des  Propstes  in  Heiningen,  mit  Darstellung  des  Petrus 
und  der  kleinen  knienden  Figur  des  Propstes,  Umschrift:  ,,  ^'S  PREPO  SITI  ■ 
IN  •  HENIGE   "  (Abb.  44  u.  45)". 

Glocken:  Zwei  1883  von  J.  J.  Radler  in  Hildesheim  gegossen.  Die  dritte, 
0  0,65  m,  mit  Ziergliedern  unterhalb  der  Haube.  Am  langen  Felde:  ,,DNA  CATH: 
MEILL  ANNO  1692  ME  FUNDI  /  GUBERNIUM  ME  REFUNDI  CU- 
RAVIT.  /  SUB  PASTORE  G.  SCHWACHHEIM  1854  GEGOSSEN  VON 
J.  C.  J.  WICKE   IN  BRAUNSCHWEIG." 

Einen  besonderen  Reichtum  besitzt  die  Kirche  an  Antependien,  die  im 
Turm  aufbewahrt  werden   (größtenteils  datiert) : 

1.  (Taf.  45c)  1699.  Aus  gemusterter  weißer  Seide,  in  Gold-  und  Silberstickerei 
Christus  in  der  Kelter.  Gottvater  dreht  die  Kreuzkelter  zu,  zwei  Engel  knien  da- 
neben, einer  hält  die  Kleider,  der  andere  fängt  das  Blut  aus  der  Seitenwunde  in 
einem  Pokal  auf,  während  das  Blut  aus  Händen  und  Füßen  in  die  Kelter  strömt. 
Ein  dritter  Engel  (links)  sammelt  Trauben.  An  der  Gottvater  entsprechenden 
Stelle  links  die  Taube  des  Heiligen  Geistes.  Auf  zwei  Schriftbändern  die  Sprüche : 
,,SIC  DEUS  DILEXIT  MUNDUM"  und  „PROPRIO  FILIO  SUO  NON 
PEPERCIT  DE",  letzterer  in  Spiegelschrift.  Außerdem  die  Buchstaben  ,,T  M 
P  H"  und  die  Jahreszahl  ,,1699".  Auf  dem  blumigen  Grunde  befinden  sich  noch 
eine  Reihe  allegorisch-mystischer  Darstellungen.  Rankenge  winde  als  Kante  zu 
beiden   Seiten   und  oben. 

2.  (Taf.  45b)  1698.  In  ähnlicher  Weise  wie  Nr.  1.  Krönung  Maria  mit  vier 
Engeln  als  Beistand  und  vier  musizierenden  Engeln.  Bezeichnung:  ,,T  M  P  H" 
und  „1698". 


Heiningen 


119 


3.  1697.  Darstellung  der  Prädikate  der  Mutter  Gottes  in  allegorischer  Form 
nach  der  Lauretanischen  Litanei  und  dem  alten  Testament. 

4.  1687.  Darstellung  der  Bildnisse  der  zwei  königlichen  Stifterinnen  des  Klo- 
sters Heiningen  mit  Szepter  und  dem  Kirchenmodell  auf  rotem  Seidengrund. 
Die  Kirche  als  dreischiffiges  Langhaus  mit  Turm.  Seitlich  Blumenranken  und  die 
Inschrift:  ,,Ad  majorem  Dei  gloriam  C  M  D  H." 

5.  1686.  Darstellung  der  Heiligen  Familie  mit  der  Inschrift:  ,.Ad  majorem 
Dei  gloriam"  und  Rosengerank,  darin  2  kleine  Hirsche. 


Abb.  44  II.  45.    Siegel  des  Klosters  Heiningen  und  des  Propstes  in  Heiningen  [v.  1?.]. 

6.  1680.  Wollstickerei  auf  Gitterleinwand.  Drei  seidengeslickle  Figuren  in 
Aufnäharbeit,  die  Mutter  Gottes  auf  dem  Thron,  Augustinus  und  Bernward.  In- 
schrift:   PH    PH  N.B    DH   ANO   1680. 

7.  Ohne  Jahreszahl.  Blauseidenes  Antependium  mit  Streumuster  von  ge- 
stickten Blumen.   18.  Jahrh. 

Vier  weitere  gemalte  Antependien  sind   weniger  bedeutend. 

Gewänder:  Unter  den  kirchlichen  Gewändern  ist  eine  Kasel  vom  .Ja lue 
1680  bemerkenswert.  Aufnäharbeit  auf  neuerem  Seidenripsgrund.  Darstellung  der 
Kreuzigung  mit  Maria  und  Johannes.  Darunter  drei  kleinere  Auferstehungshilder. 
Maria  Magdalena,  die  drei  Frauen  am  Grabe  und  die  zwei  .Jünger  von  Fnnnaus. 
—  Ein   Pluviale  vom  Jahre   1700  mit   den   Figuren   von   Petrus  und   Paulus. 


DAS    HirTKRCirT    (ehemaliges   Klosteri. 

Von  dem  ehemaligen  Klostergut  lial  sich  der  größte  Teil  der  aus  dem  hS.  Jahr- 
hundert stammenden  Gebäude  und  somit  der  alte  Charakter  des  Wirtschafts- 
betriebes  des   Klosters  erhallen.     Inmitten    des   «großen    Hofes   ein    reizvoller    arhl- 


-|20  llciniiif^en 

seiliger  Tauben  lurm  mit  geschweifter  Haube  (Tat.  481));  Wetterfahne  von  1713 
mit  dem  Ileiriinger  Wappenbild.  Hauptzugang  zum  Hof  im  Westen.  Triumph- 
bogenarliges  Tor  in  Bruchstein  mit  Werksteinecken,  im  Schlußstein  „Anno  1702". 
Von  den  drei  rundbogigen  Durchgängen  bildet  der  mittlere  das  Wagentor.  Be- 
schiefertes  Walmdach  mit  Kupferkugeln  auf  den  Anfallspunkten.  .Mittelteil  im 
Mauerwerk  dicker   und    höher.    Wandflächen   rauh  geputzt   (Taf.  l.'^d). 

Scheunen  und  Sialiungen  in  ähnlicher  Bauart.  Datumsteine  geben  die 
unterschiedlichen  Bauzeiten  an  (Scheune  1705,  Gutsmauer  1715;  nördlicher  Stall 
,,1721  J  L  F  P  MIS  D").  (iut  gegliedert  ist  die  Ostseite  des  südlichen  Stalles 
mit  bekrönendem  achtseitigen  Dachreiter  unter  geschweifter  Haube  (Taf.  48c). 
Inschrifltafel  mit  von  einem  Lorbeerkranze  umrahmten  Schriftoval:  „STE- 
PHANUS  /  PIEL.  PRAEPOSITUS  /  CATHARINA  PHILIPPINA  / 
FEIGEN  •  DOMINA  /  ANNO  1738  /  DIE  5  AUGUSTI."  Massiver  statt- 
licher Pferdestall.  Innenmaße  rund  32,50  x  10,00  m.  Mauerstärke  1,00  m.  Über- 
deckung durch  sieben  Joch  rippenloser  Kreuzgewölbe  auf  Mittelpfeilern.  Bauzeit 
wahrscheinlich  die  gleiche  wie  die  des  anstoßenden  östlichen  Eck  bau  es.  Dieser 
mit  rundbogigem  Eingangsportal  und  Schriftplatte:  ,,D  AMI  ANUS  BOR- 
SCHETT  PROBST.  PROT.  IN  GRAWHOFF  CATHARINA  PHILIP- 
PINA FEIGEN  1746."  Der  an  der  Südostseite  des  Hofes  hinter  dem  Herrenhaus 
liegende  Speicher  bildet  jetzt  den  Abschluß  gegen  den  Kirchhof. 

Das  Herrenhaus,  einst  Priorenwohnhaus,  ist  als  Abschlull  einer  Parkanlage 
an  das  südlich  gelegene  ehemalige  Konventualengebäude  angebaut.  Zweigeschossiger 
Putzbau  unter  abgewalmtem  Satteldach.  Fenster  rechteckig  mit  Werkstein  um- 
rahmt. Zahnschnittartige  Werksteinecken.  An  der  Westseite  ein  durch  Portal 
mit  Rundsäulen  betonter  Eingang  vom  Park.  Haupteingang  an  der  Ostseite 
mit  kurzer  Freitreppe.  Stattliche  Eingangshalle  mit  rückwärtiger  Treppe.  Bauzeit 
etwa  Mitte   18.  Jahrh.  (Taf.  48 d). 

Das  Konventualengebäude  ist  gleichzeitig  mit  dem  Herrenhaus  erbaut. 
Ähnlich  wie  in  Grauhof  wurde  das  Erdgeschoß  zugleich  als  Kreuzgang  benutzt, 
der  -  wahrscheinlich  im  Jahre  1820  --  in  Zimmer  aufgeteilt  worden  ist.  Gerade 
Balkendecke.  Ecken  in  Stuck  abgerundet.  Nach  Überlieferung  sollen  sich  unter 
den  Räumen  Gräber  befinden.  Im  Obergeschoß  des  Gebäudes  ein  im  Winkel  an- 
gelegter Flur,  offenbar  das  Obergeschoß  des  ehemaligen  Kreuzganges.  In  diesem 
Flur  ein  1,52x1,70  m  großes,  in  20  P'elder  aufgeteiltes  Ölgemälde  (Leinwand), 
auf  dem,  nebst  Beischriften,  die  Geschichte  des  Klosters  von  der  Gründung  an 
dargestellt  ist.  Das  letzte  Bild  ist  1714  datiert.  Außer  diesem,  vielleicht  als  Ent- 
wurfsskizze ausgeführtem  Bilde  hängen  20  Ölgemälde,  etwa  1,50x1,70  m  groß, 
an  den  Wänden,  Vergrößerungen  der  Einzeldarstellungen  des  obigen  Bildes.  Porträts 
von  Pröpsten  und  Priorinnen  des  ehemaligen  Klosters  im  Treppenflur  des  1.  Stockes 
im   Herrenhaus. 

Ein  steinernes  Stationsbild  (Kreuztragung).  Anfang  lö.  Jahrh.,  ähnlich 
dem  an  der  Südwand  der  kath.  Kirche  (vgl.  Taf.  43c),  befindet  sich  an  der  Süd- 
niauer  des  Herrenhauses. 


Heiningen  121 

II.   Evangelische  Kirche. 

Quellen:  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III.. 
X.  1,  4  1,  7,  12;  Hann.  des.  83,  C,  IV.,  5  n.  ~  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  - 
Pfarrarchiv  Burgdorf,  Akten. 

Literatur  :  Blume,  Heimat,  S.  305  ff.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  55  ff.  -  Mit- 
hoff, Kunstdenkmale,  S.  91.  -  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  4.  -  Zobel,  Heimat- 
buch, S.  142  ff. 

GESCHICHTE:  Während  der  Zeiten,  wo  im  Kloster  Heiningen  die  evangelische 
Lehre  herrschte  (1542—47,  1568—1629  bzw.  1643),  konnten  die  Einwohner  Heiningens 
die  lutherischen  Gottesdienste  in  der  Klosterkirche  besuchen,  später  mußten  sie  nach 
den  benachbarten  Kirchen  gehen.  Die  evangelische  Gemeinde  in  Heiningen  war  mit 
verschiedenen  Pfarren  verbunden,  so  im  17.  Jahrhundert  mit  Dorstadt,  1733  wurde 
sie  Burgdorf  eingepfarrt.  Die  Gottesdienste  fanden  in  der  evangelischen  Schule  statt, 
da  1745  ein  Raum,  insbesondere  für  die  kirchlichen  Zwecke,  angebaut  wurde.  1825 
erhielt  die  Gemeinde  für  ihre  kleine  Kirche  eine  Glocke  von  dem  Einwohner  H.  Nims 
geschenkt,  doch  war  die  Kirche  im  Schulhause  sehr  baufällig,  so  daß  sie  1827  wegen 
Einsturzgefahr  geschlossen  wurde. 

1831  fing  man  den  Bau  einer  evangelischen  Kirche  in  Heiningen  an,  nach  manchen 
Schwierigkeiten  konnte  das  Gotteshaus  am  28.  Oktober  1832  eingeweiht  werden.  Der 
Plan  der  Kirche  hatte  bereits  ein  Jahrzehnt  vorher  der  Wegebaumeister  Siegener  ent- 
worfen, er  ist  anscheinend  mit  gewissen  Abänderungen  dem  Neubau  zugrunde  gelegt. 
Die  Altarwand  mit  Altar  und  die  Kanzel  fertigte  Tischlermeister  Loose  in  Heiningen 
an,  Steine  kamen  aus  dem  Steinbruch  des  Gutes  Heiningen,  die  Sandsteinquadern 
aus  den  Brüchen  von  Lutter,  der  Dachschiefer  aus  Goslar.  Die  Durchführung  des 
Kirchenneubaues  lag  in  den  Händen  des  Pastors  Schmahlstieg  in  Burgdorf,  zu  dessen 
Pfarre  die  evangelische  Gemeinde  in  Heiningen  gehörte.  1845  ist  die  Orgel  von  dem 
Orgelbauer  Lindrum  in  Goslar  erbaut.  1853  wurde  eine  neue  Glocke  angeschafft,  da 
die  1824  der  Kirche  geschenkte  Glocke  gesprungen  war.  Zum  100jährigen  Jubiläum 
der  Kirche  1932  ließ  man  das  Kircheninnere  neu  ausmalen. 

Das  Patronat  über  die  evangelische  Kirche  in  Heiningen  hatte  bis  1568  das 
Kloster  Heiningen,  seitdem  übte  es  der  Landesherr  aus. 

BESCHREIBUNG:  Die  evangelische  Kirche  in  Heiningen  ist  als  Saalkirche 
über  einem  Rechteck  von  13,25x10,25  m  in  berührtem  und  geputztem  Facliwerk 
(Rauhputz)  erbaut.  Fensterumrahmungen  aus  Holz,  Westseite  mit  Daclipfannen 
behängt.  Walmdach.  Auf  dem  Anfallspunkt  der  beschieferten  Grate  ein  gleichfalls 
beschieferter  Dachreiter  für  die  Glocken  über  quadratischem  Grundriß,  oben  mit 
schlichtem  Gesimse  und  flacher  Haube.  Kugel  und  Wetterfahne  von  1829.  Jahres- 
zahl über  der  Eingangstür:  ,,MDCCCXXXI".  Es  scheint  danach  die  Kirche  erst 
1831  ihre  jetzige  Türumrahmung  erhalten  zu  haben  (neuerdings  durch  einen  ein- 
fachen Windfang  geschützt).  Der  Sandsteinsockcl  ist  erst  nachträglich  unter- 
gemauert. Die  Längsseiten  mit  je  drei,  die  Ostseite  mit  zwei  Fenslein.  Niedriger 
Giebel  in  Höhe  der  Traufe  an  der  Westseite,  Traufgesims  um  das  (Viebelt'eld  luMum- 
geführt  (Taf.  48a). 

Das  Innere  mit  fhichgewölbter  iiölzerner  Bogendecke.  Im  Westen  eine  Em- 
pore zur  Aufnahme   der   Orgel. 

Zwei  Altarleuchter,  H.  39  cm,  Zinn.  Säuienlorm.  Am  l^'uß  die  Buchstaben: 
„H.  0."  und   „1832". 


-122  Heiningen 

Abend  mahl  sgeräLe:  Weinkaiiiu',  Zinn,  H.  .'il  cm.  Aufschrift:  ,,Frau 
Plumeyer  gebohrcne  A.  Rese  in  Heiningen   1859. " 

Kelch,  Messing,  H.  Ib  cm,  nichl  mehr  in  Benutzung,  in  drei  Teile  (Kujj()a, 
Schaft,  Fuß)  zerlegbar,  die  durch  eine  lange  eiserne  Schraube  zusammengehalten 
werden.  Knauf  schlicht.  Unter  dem  Fuß:  „CASPER  NETTKN"  und  „HANS 
RH:HERS".  Anfang  19.  Jahrb.? 

Patcne,  Messing,  schmucklos. 

Bibel,  1768  in  Nürnberg  (Johann  Andrea  Endterris)  gedruckt,  H.  0,45  cm, 
B.  0,29  cm,  Dicke  13  cm.  Einband  mit  Lederintarsia  und  Goldpressung  (Taf.  49a). 


Heißum. 

Evangelische  Kapelle. 

Quellen:  1.  Beverina:  Diarium  parochiae  catholicae  in  Heissum.  18.  Jahr- 
hundert bis  1803.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Rann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL; 
G.  1  n  und  G.  2  b.  -  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Schloßarchiv  Ringelheim, 
Akten.-"  Pfarrarchiv  Othfresen,  Akte  über  Kapellenbau  in  Heißum  1865/66.--  Gravamina 
der  evangelischen  Stände.  1703.  --  Bericht,  Niederreißung  Kirche  Heißum  1705. 
2.  U.  B.  Hild.,  L-   IV.,  VI.     -  U.  B.  Goslar,  1.— V. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  43,  81.  -  Bericht,  Niederreißung  Kirche 
Heißum.  -  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  HL,  S.  93  ff.,  99,  111,  113,  116,  159,  249.  — 
Bertram,  Bischöfe,  S.  200.  —  Blume,  Heimat,  S.  106  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen, 
S.  17.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  152.  -  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  254.  --  Mithoff, 
Kunstdenkmale,  S.  92.  -  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  22,  25.  —  Zobel,  Heimat- 
buch, S.  298  ff. 

GESCHICHTE:  Heißum  wird  zuerst  urkundlich  erwähnt,  als  1131  Bischof  Bern- 
hard von  Hildesheim  die  Besitzungen  des  Stiftes  St.  Georgenberg  bei  Goslar  bestätigt; 
damals  besaß  das  Stift  in  „Hoisem"  10%  Hufen  Land  und  20  Hausstellen,  den  Zehnten, 
den  es  bis  zum  19.  Jahrhundert  behielt,  und  die  Mühle.  Außerdem  hatte  das  Kloster 
Ringelheim  in  Heißum  4  Hufen,  ferner  das  Domstift  in  Goslar  eine  Hufe.  1254  besaß 
das  Stift  St.  Georgenberg  bereits  20  Hufen  in  Heißum,  es  ließ  sich  die  Vogtei  darüber 
von  Hoier,  dem  Grafen  von  Harzburg,  verpfänden.  Im  Jahre  1307  gestattete  Bischof 
Sigfried  von  Hildesheim  dem  Stifte  St.  Georgenberg,  in  ,,Hoyssen"  eine  Kapelle  zu 
bauen  und  diese  mit  einem  Priester  zu  besetzen. 

Nachdem  1523  Heißum  mit  dem  ,, Großen  Stift"  an  Braunschweig- Wolfenbüttel 
gefallen  war,  wurde  1542  die  Reformation  eingeführt.  Die  Kirche  wird  damals  als 
Tochterkirche  von  Othfresen  bezeichnet.  Als  1643  das  „Große  Stift"  an  das  Bistum 
Hildesheim  zurückgekommen  war,  entstand  um  die  Kapelle  in  Heißum  ein  langwieriger 
Streit  zwischen  Protestanten  und  Katholiken.  Das  Kloster  Grauhof  bemühte  sich, 
die  Kapelle  zurückzugewinnen,  Ende  des  17.  Jahrhunderts  ließ  der  Propst  Göken  zu 
Grauhof  die  verfallene  Kapelle  wiederherstellen  und  richtete  den  katholischen  Gottes- 
dienst dort  wieder  ein.  Die  Protestanten  dagegen  wiesen  darauf  hin,  daß  in  dem  für 
die  Regelung  der  geistlichen  Güter  und  der  Religionsübung  festgesetzten  Normaljahre 
1624  die  Kapelle  zu  Heißum  zur  evangelischen  Pfarre  Othfresen  gehört  habe,  1692 
strengten  die  evangelischen  Landstände  einen  Prozeß  beim  Heichskammergericht  wegen 
der  Kapelle    zu  Heißum    an.     Trotz   zweimaliger  Mandate    des   Reichskammergerichts 


Heißum  123 

zog  sich  die  Entscheidung  des  Streitfalles  noch  20  Jahre  hinaus.  Im  November  1702 
ließ  der  Propst  Göken  zu  Grauhof  kurzerhand  die  lutherische  Kirche  in  Heißum  unter 
dem  Vorwand,  daß  sie  baufällig  sei,  abbrechen  und  am  Südende  des  Dorfes*)  ein  neues 
Gotteshaus  für  die  Katholiken  aufbauen.  Es  gab  nun  neue  Streitschriften  und  eine 
neue  Klage  der  evangelischen  Landstände,  1711  endlich  versuchte  man,  im  sogenannten 
Hildesheimer  Religionsrezeß  eine  Regelung  herbeizuführen.  Danach  sollte  die  katholische 
Kirche  in  Heißum  bestehen  bleiben,  aber  den  Protestanten  eine  neue  Kirche  erbaut 
werden.  Auf  Anordnung  des  Domkapitels  in  Hildesheim  wurde  eine  neue  schlichte 
Kapelle  für  die  augsburgischen  Konfessions- Verwandten  erbaut,  in  der  seit  1723  jähr- 
lich viermal  Gottesdienst  abgehalten  wird. 

Infolge  der  Säkularisation  des  Klosters  Grauhof  sind  1803  die  katholische  Pfarre 
und  Schule  in  Heißum  aufgehoben.  1833  wurden  die  katholische  Kirche  und  Schule 
für  795  Tlr.  verkauft,  die  Kirche  wurde  abgebrochen.  Die  Kirchenbücher  der  katho- 
lischen Kapelle  in  Heißum  wurden  der  katholischen  Pfane  in  Liebenburg  übergeben. 
1805  lieferte  Pastor  Schlanstein  zu  Grauhof  ein  Ziborium,  welches  er  aus  der  katho- 
lischen Kirche  in  Heißum  erhalten  hatte,  an  die  Jakobikirche  in  Goslar  ab.  Der  Altar 
der  katholischen  Kirche  in  Heißum  ist  nach  örtlicher  Überlieferung  jetzt  als  südlicher 
Nebenaltar  in  der  katholischen  Schloßkirche  in  Liebenburg  aufgestellt. 

Der  von  Mithoff  erwähnte,  nicht  mehr  im  Gebrauch  befindliche  Taufstein  vom 
Jahre  1579  ist  hier  nicht  mehr  vorhanden.  Nach  der  örtlichen  Überlieferung  soll  er 
nach  Beinum   gekommen  sein.    Jetzt  ist  er  dort  nicht  mehr  festzustellen. 

BESCHREIBUNG:  Die  Kapelle  ist  über  einem  Rechteck  von  12,00x5,50  m 
mit  4,50  m  breitem,  2,80  m  tiefem  Chor  in  Eichenfachwerk  auf  0,80  m  hohem,  mil 
Backsteinrollschicht  belegtem  Sandsteinsockel  erbaut.  11  Gefache  an  den  Längs- 
wänden. Beiderseits  spitzbogige  Holzfenster,  in  der  Ostwand  ein  zweiteiliges. 
Chordach  abgewalmt.  Die  Westwand,  in  der  sich  der  mit  Schieferumrahmung  ver- 
sehene Eingang  befindet,  ist  mit  Biberschwänzen  behängt.  Krempziegeldach.  Im 
Westen  achtseitiger  mit  geschweifter  Haube  geschlossener  beschief erter  Dachreiter 
mit  Wetterfahne  von   1902.  Erbauungszeit  unsicher  (Taf.  50a). 

Das  Innere  ist  schmucklos.  Die  Westempore  wird  von  einem  kräftigen 
Eichenholzstiel  getragen,  der  zugleich  den  Dachreiter  stützt. 

Zwei  Altarleuchter,  H.  40  cm,  Messing-Treibarbeit,  versilbert,  jetzt  außen 
goldbronziert  und  unansehnlich,  mit  sechsseitigem  Fuß.  Auffallend  reicher  figür- 
licher und  ornamentaler  Schmuck.  Dargestellt  sind  die  12  Apostel  mit  ihren 
Attributen  unter  Beischrift  ihres  Namens  in  lateinischen  und  gotischen  Buchstaben 
inmitten  von  Landschaften.  Den  Stilformen  nach  scheinen  gotische  Vorbilder 
als  Modelle  gedient  zu  haben.  Als  Anfertigungszeit  kommt  die  Zeil  um  1730  in 
Frage  (Taf.  49  b). 

Zinnkelch:   H.  20,5  cm.   Inschrift:  H.  A.  ZIEGENBEINN   178G.-- 

Tauf  Schüssel:  Zinn,  H.  4  cm,  0  18,5  cm.  Mil  kleinem  verzierton  (Vriff. 
Daran   Inschrift,  undeutlich,  vielleicht:  „J.  P  P    MW.//  1769." 

Glocken:  zwei  kleine.  Am  langen  Felde  die  Namen  der  Kirchenvorsteher. 
Entstammen  der  Gießerei  von  „M.  lOHAN.  DI  ED  ER  ICH  LAMPEN  IN 
HILDESHEIM.   ANNO   1723." 


*)  Nach  örtlicher  Überlieferung  auf  dem  jetzigen   Schulgrundstück. 


124 

Hohenrode. 

Gut.   Wassermühle. 

Quellen  :  1.  IMarrarchiv,  Oberpfarre  Salzgitter,  IJrk.  von  läSS  über  Kirchen- 
lasten  zu  Hohenrode.  —  2.  U.  B.  Hild.,  I.,  II. 

Literatur:  Blume,  Heimat,  S.  92.  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  17.  Dürre, 
Reg.  Wallmoden,  Nr.  489,  512,  534,  540,  545  usw.  -  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs 
(I.  L.,  S.  78.     -  Kayscr,  Visitationen,  S.  101,  146,  174.        Zobel,  lleiniatbuch,  S.  31  ff. 

GESCHICHTE:  Als  im  Jahre  1209  Papst  Innocenz  HI.  das  Kloster  Ringelheim 
in  seinen  Schulz  nahm,  erscheinen  als  Besitz  des  Klosters  auch  4  Hufen  in  ,,Honrodhe". 
Die  Vogtei  über  das  Dorf,  das  in  der  Nähe  einer  alten  Furt  der  Innerste  entstand, 
besaßen  die  Grafen  von  Wohldenberg,  1227  verpfändeten  sie  die  Vogtei  dem  Kloster 
Ringelheim.  In  Hohenrode  waren  auch  die  Weifen  begütert  (L.  Hüttebräuker,  Erbe 
Heinrichs  d.  L.,  S.  78),  ihr  Besitz  scheint  einem  Geschlecht  verlehnt  zu  sein,  das  sich 
nach  dem  Orte  nannte.  Der  1298  in  einer  Verkaufsurkunde  des  Klosters  Ringclheim 
auftauchende  Geistliche  ,,01ricus  de  Honrode"  gehörte  vermutlich  diesem  Geschlecht  an. 

Im  16.  Jahrhundert  war  das  braunschweigische  Lehnsgut  Hohenrode  im  Besitz 
verschiedener  Familien,  die  von  den  Braunschweiger  Herzögen  damit  belehnt  waren. 
1577  wurde  Karsten  von  Wobersau  mit  dem  adligen  Gut  zu  Honrode  von  Herzog 
Julius  belehnt,  doch  blieb  die  Rechtsprechung  dem  Amte  Liebenburg  vorbehalten. 
Von  den  von  Wobersau  kaufte  Tedel  von  Wallmoden  aus  der  Linie  des  Oberhauses 
Wallmoden  1597  das  Lehnsgut  Hohenrode.  Nach  dem  Aussterben  der  Linie  des  Ober- 
hauses im  Jahre  1827  erhielt  das  Unterhaus  mit  dem  Oberhof  auch  Hohenrode  zurück. 
Den  von  Wallmoden  stand  auch  der  Zehnte  in  Hohenrode  zu. 

In  Hohenrode  befand  sich  eine  ,,St.  Margarethen-Kapelle",  die  aber  1571  bereits 
,, zerfallen"  war. 

1831  wurde  eine  Mühle  in  Hohenrode  durch  Thedel  Friedrich  Christof  von  Wall- 
moden, der  1827  das  gesamte  Stammgut  der  Familie  wieder  vereinigte,  und  seine 
Gemahlin  Augusta  von  Wallmoden,  geb.  von  Münchhausen,  erbaut. 

BESCHREIBUNG:  Die  Gebäude  des  kleinen  am  rechten  Ufer  der  Innerste 
liegenden  Ortes  sind  durchweg  unbedeutend.  Der  Gutshof  besitzt  noch  einige 
Baulichkeiten  aus  dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts.  Die  Wassermühle  aus 
Fachwerk  auf  Sandsteinsockel  mit  Biberschwanzbehang  auf  der  Südseite.  Die 
Südwand  aus  Quadermauerwerk  ist  bis  zur  Sohle  des  Mühlengrabens  am  Unter- 
haupt des  Stauwehres  hinabgeführt  (Taf.  50b).  An  derselben  eine  etwa  0,55  m 
hohe,  1,50  m  breite  Inschrifttafel  aus  Sandstein,  die  in  einer  Umrahmung  die  Namen 
enthält:  „THEDEL  .  FRIEDRICH  .  CHRISTOPH  •  VON  //  WALL- 
MODEN CHARLOTTE  //AUGUSTE  VON  .  WALLMODEN.  //  GEB  = 
VON  MÜNCHHAUSEN  •  1831." 


Immenrode. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  HL,  X. 
1,  4  h.  -  Bibl.  H.  V.  N„  Handschrift  317.  -  Pfarrarchiv  Immenrode:  Bruchstücke 
über  Kirche,  Pfarre,  Prediger.  Abschrift  einer  Schrift,  die  1756  in  den  Knopf  des 
Kirchturms  gelegt  wurde,  1806  ergänzt.  -  Bauakten  1864/65,  von  Pastor  Böhmer:  Ma- 
terial zu  einer  Kirchenchronik.  -     2.  U.  B.  Hild.,  I.—VI.  —  U.  B.  Goslar,  L— V. 


Immenrüde  125 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  56,  94,  107.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild., 
I.,  S.  340.  Bertram,  Bischöfe,  I.,  S.  126,  340.  -  Blume,  Heimat,  S.  396  ff.  -  Boni- 
stedt,  Siedlungen,  S.  17.  ~  Crusius,  Denkwürd.,  Wöltingerode,  Vat.  Arch.  1843,  S.  112. 
Kayser,  Visitationen,  S.  186.  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25.  —  Lüntzel,  Alt. 
Diözese,  S.  174,  321.  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  I.,  S.  87.  ~  Mithoff,  Kunstdenkmale, 
S.  188.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  230  ff. 

GESCHICHTE:  Immenrode  wird  zuerst  in  einer  Kaiserurkunde  Heinrichs  IV.  er- 
wähnt. Am  7.  Januar  1086  schenkte  der  Kaiser  in  Worms  der  Hildesheimer  Kirche 
die  Kaiserpfalz  Werla  mit  allem  Zubehör,  den  Dörfern  Immenrode  und  Gitter  am 
Berge  (Immenrothe  et  lehthere)  und  200  Hufen  Grundbesitz.  Als  1108  Kaiser  Hein- 
rich V.  das  Stift  Georgenberg  dem  Hochstift  Hildesheim  schenkte,  fügte  er  einen  be- 
deutenden Grundbesitz  hinzu,  unter  anderem  den  Wald  AI,  der  zwischen  den  beiden 
öffentlichen  Straßen  lag,  die  nach  Beningerothe  (bei  Riechenberg)  und  nach  ,, Immen- 
rothe" führten.  Wenn  1131  der  Hildesheimer  Bischof  diese  Straßen  als  ,,publicae  et 
antiquae  viae"  bezeichnet,  so  läßt  diese  Benennung  auch  einen  Rückschluß  zu  nicht 
nur  auf  die  Bedeutung  und  das  hohe  Alter  der  Immenröder  Straße,  sondern  auch  auf 
ein  frühzeitiges  Entstehen  des  Ortes  an  diesem  alten  Verkehrswege,  der  von  Immen- 
rode nach  Weddingen  weiterführte,  wo  er  sich  dann  in  die  Richtungen  nach  Döhren, 
Lewe,  Salzgitter  und  nach  Wehre,  Schiaden,  Werla  gabelte. 

Reichen  Grundbesitz  hatte  das  Kloster  Neuwerk  zu  Goslar  in  Immenrode,  1246 
erwarb  es  auch  den  Zehnten  von  den  Grafen  Heinrich  und  Burchard  von  Wohldenberg. 
Außerdem  hatte  das  Domstift  zu  Goslar  hier  Land  erworben.  Als  Adelsfamilie  finden 
wir  die  Grafen  von  Holstein  in  Immenrode  begütert,  von  ihnen  trugen  die  Herren 
von  Harlungeberg  20  Hufen  vor  Immenrode  zu  Lehen,  die  1303 — 05  von  dem  Kloster 
Neuwerk  gekauft  wurden. 

Über  die  älteste  Kirche  des  Dorfes  haben  wir  keine  Nachrichten.  ,, Hermanns  ple- 
banus  in  Ymmenroth"  erscheint  1261;  1288  erfahren  wir,  daß  ein  Priester  in  Immen- 
rode einen  Streit  mit  einem  Goslarer  Geistlichen  hatte. 

Patrone  waren  am  Ende  des  13.  Jahrhunderts  die  Grafen  von  Holstein.  1280  kam 
das  Patronat  an  die  Brüder  Jordan,  Heinrich  und  Widekind  von  Harlingeberg,  1345 
an  das  Kloster  Wöltingerode,  bei  dem  es  bis  zur  Aufhebung  des  Klosters  (1809)  ver- 
blieb, dann  ging  es  an  den  Staat  über. 

Die  Kirche  war  den  Schutzheiligen  Cosmas  und  Damianus  geweiht.  Nachdem  um 
die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  (nach  einer  im  Turmknopf  gefundenen  Mitteilung  im 
Jahre  1561)  die  Gemeinde  evangelisch  geworden  war,  fand  1580  eine  Erneuerung  der 
Kirche,  1581  eine  solche  des  Turmes  statt.  Diese  erneuerte  Kirche,  gegen  die  älteste 
etwas  versetzt,  hatte  einen  Anbau  nach  der  Pfarre  hin,  der  ,,die  Schule"  hieß  und 
erst  zur  Zeit  des  Pastors  Georg  Christian  Trumpf  (1710 — 49)  beseitigt  wurde.  Trumpf 
ließ  1715  den  stark  verfallenen  Turm  gründlich  erneuern  (Gedenktafel  an  der  West- 
seite); auch  das  alte  Kirchengebäude  wurde  damals  ausgebessert  (Jahreszahl  an  der 
Nordseite).  Im  Jahre  1739  wurde  die  Kirche  nach  Osten  durch  einen  Fachwerkbau 
erweitert.  Dabei  ist  die  alte  Apsis  abgerissen  und  der  neue  Chor  gerade  geschlossen. 
Die  Kanzel  befand  sich  (nach  dem  Gutachten  des  Baurats  C.  W.  Hase  über  die  alte 
Kirche)  oberhalb  des  Altars,  hinter  demselben  war  eine  kleine  Sakristei.  Der 
Chorraum  war  (nach  Hase)  mit  einer  ungebührlich  über  das  Maß  hinausgehenden  Zahl 
von  Kinderbänken  und  an  den  Seiten  mit  etwa  50  chorstuhlmäßig  geformten  Sitzen 
ausgestattet.  Vor  Kirche  und  Turm  war  ein  Vorbau  aus  Holz  angebaut,  in  welchem 
der  Haupteingang  zur  Kirche  lag.  Dieser  Vorbau  enthielt  eine  romanische  Tür  mit 
Beschlag,  die  offenbar  ursprünglich  den  Eingang  zur  Kirche  selbst  bildete.  Die  Tür 
ist  beim  Umbau  der  Kirche  1800  dem  Kunstgewerbemuseum  in  Hannover  überwiesen. 
Ferner  hatte  die  Kirche  (nach  Hase)  Fenster,  welche  in  viereckige  Holzrahmen  ein- 
gefügt waren. 


126 


Immenrode 


1835  ließ  Pastoj-  (^rusius  Altar  uiul  Kanzel  auf  seine  Kosten  von  dem  Immen- 
röder  Tischler  Korete  vermalen,  dann  beschloß  die  Gemeinde  im  folgenden  Jahre  die 
allgemeine  Ausmalung  der  Kirche,  ,, damit  in  dieser  Hinsicht  die  Kirche  den  Wirts- 
liäusern  nicht  nachstehe".  1894  ist  die  Kirche  durch  Baurat  C.  W.  Hase  erneuert, 
umgebaut  und  erweitert.  Der  obenerwähnte  Vorbau  wurde  beseitigt,  auf  der  Süfl- 
seite  des  Turmes  eine  besondere  Tür  hergeslellt  und  die  Kirche  nach  Osten  durch  eine 
in  Fachwerk  hergestellte  fünlseitige  Apsis  erweitert.  An  der  Nordseite  dieser  Apsis 
ist  damals  die  Sakristei  eingebaut.  Die  beiden  1864  umgebauten  und  erweiterten 
Priechen  blieben  bestehen.  Die  Orgel  stammt  aus  den  Jahren  1864/65,  sie  wurde  von 
dem  Orgelbauer  Engelhardt  aus  Herzberg  i.  H.  erbaut.  Bei  dem  Umbau  im  Jahre 
1894  sind  zwei  steinerne  Grabplatten  aus  dem  Innern  der  Kirche  in  die  Turmlialle 
versetzt.  Im  August  1928  schlug  der  Blitz  in  den  Kirchturm  und  beschädigte  ihn 
stark;  der  Schaden  belief  sich  auf  4500  M. 

BP^  SCHREIB  UN  G:    Von  der  romanischen  Kirche  ist  nur  noch  der  über  fast 
quadratischer  Grundform  in  Bruchstein  errichtete  West  türm  erhalten.    An  jeder 
Seite  in  Höhe  der  Glockenstube  zwei  gekuppelte   Schallöffnungen 
mit  Mittelsäule    (Abb.   46),    an    der   Nordseite   vermauert.     Helm 
achteckig,   unten  geschweift,    beschiefert.     Wetterfahne  von    1750 
mit    galoppierendem    Pferd.     An    der  Westseite    des   Turmes   ein 
Inschriftstein  von   1715    mit    dem  Namen  Trumphs  (nur  teil- 
weise lesbar).    Die  gleiche  Jahreszahl  auch  an  der  Nordseite  des 
Schiffes.     Dieses   hat    in    seinem   westlichen   Teil    im   16.  Jahr- 
hundert erneuerte  Umfassungswände  in  Bruchstein,  die  teilweise 
auf  ursprünglichen  Mauerzügen  aufgeführt  zu  sein  scheinen.    Die 
Gewände  der  rundbogigen  Fenster  sind  neu.    Nach  Osten  schließt 
sich  an  das  alte  Langhaus  eine  Erweiterung  von  derselben  Länge 
in  Fachwerk  mit  Bruchsteinausmauerung  der   Gefache  an.    Etwa 
Mitte  des   18.  Jahrhunderts.     (Damals   wurde    auch  an   der    Süd- 
seite ein  jetzt  nicht  mehr  vorhandener  Anbau         Bahrenraum    - 
angefügt.)  Polygonaler  Chor  in  Fachwerk  mit  Backsteinausmaue- 
rung, verputzt,  von  C.  W.  Hase  1894.   (Wahrscheinlich  ist  damals 
auch   der   kleine    Dachreiter   auf   dem    östlichen    Schiffsgiebel    er- 
neuert) (Taf.  50  c). 
Die    einstige    Eingangstür,    später    (etwa    seit    1715)    als    Zugangstür    zum 
Bahrenraum  an  der  Südseite  verwendet,  befindet  sich  seit   1896  im  Leibnizhause 
in    Hannover   (Kunstgewerbemuseum).   Tannenholz,    Maße   2,00x1,20   m,    5   cm 
dick.  Eiserne  Beschläge  von  hervorragender   Schmiedearbeit.   13.  Jahrh.  (Abb.  47 
und  Taf.  52a). 

Inneres,  mit  flachgewölbter  Bretterdecke  und  teilweise  sichtbarer  Holz- 
konstruktion überdeckt. 

Ausstattung: 

Altar,  Kanzel,  Orgel  und  die  beiden  übereinanderliegenden  Westemporen  sind  neu. 

Tauf  stein  von  etwa  1800,  H.  0,90  m.  Schlicht,  Becken  oval,  mit  Monogramm 
Christi. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  Kuppa  innen  vergoldet,  H.  21,5  cm. 
Nachgeahmt  gotische  Form.  Inschrift  am  Fuße:  ,, Immen  Rödische  Kirche  1717." 


Abb.  46.  Immen- 
rode, Kirche, 

Turm.  Schallöff- 
nung (1:40). 


Tninu'tirode 


127 


Patene,    0   14,ö  cm.   Im  Boden  ein  getriebener  Vierpaß, 

Zinnkelch,  H.  16,5  cm,  vom  Ende  18.  Jahrh.  Die  zugehörige  Patene,  1901 
noch  vorhanden,  konnte  1928  nicht  mehr  festgestellt  werden. 

Zwei  Altarleuchter,  Zinn,  H.  55  cm,  Dockenform.  Unterteil  dreikantig, 
Regeneeornamente.  Inschriften:  1.  ,, CONRAD  FREÜTEL  30",  2.  „CONRAD 
FREUDEL  30." 

Kronleuchter,  Messing,  sechsarmig,  mit  Doppeladler,  der  Form  nach  vom 
Ende   17.  Jahrh. 

Tauf  Schüssel,  Zinn,    0  27  cm.  Randinschrift:  ,,  Johanna  Dorothea  Bossin 
geb.  Rössig  1795,  Johann  Christoph  Bosse."  Zu- 
gehörige Kanne  von   1879. 

Kruzifix,  Holz.  Korpus  H.  0,65  m.  Zweite 
Hälfte  15.  Jahrh.,  Kreuz  neu.  Ah  der  Brüstung 
der  unteren  Westempore  (Taf.  55c). 

Zwei  Glocken:  1.  von  1849,  0  0,90  m. 
Am  langen  Felde  unterhalb  eines  Zierfrieses 
eine  gereimte  Inschrift,  wonach  die  Glocke  1788 
in  Halberstadt  gegossen,  1817  umgegossen  und 
nach  Neuguß  in  Goslar  1849  durch  C.  H.  Stützer 
aus  Benneckenstein  den  Namen  ,,Constantia" 
erhalten  hat.  2.  1907  durch  Radler  in  Hildesheim 
geliefert,  0  0,77  m,  als  Ersatz  für  eine  kleinere 
von  1680.  Diese  trug  eine  zweizeilige  Inschrift 
mit  Namen  am  langen  Felde  und  auf  zwei  Seiten 
die   Naturabgüsse    von   je    drei   Weidenblättern. 

Grabstein  des  1671  verstorbenen  Pastors 
Paulus  Salder  in  der  Turnihalle  mit  zwei  Wappen. 

Eine  große  gemalte  Holztafel  vom  Jahre 
1726  trägt  eine  vom  Pastor  Georg  Christian 
Trumpft  verfaßte  lange  gereimte  Inschrift,  die 
Namen  und  Amtsdauer  der  in    Immenrode  seit 

Einführung  der  Reformation  (1561)  amtierenden  Geistlichen  angibt.   In  der  Kirche 
an  der  Nordwand. 

Im  Vorwerk  der  Domäne  Weddingen,  das  wie  ein  Bauernhof  angelegt 
ist  (Taf.  52d),  waren  1901  zwei  alte  eiserne  Öfen  mit  einer  Platte  mit  Darstellung 
des  wilden  Mannes  in  Regenceumrahmung  1738,  und  ein  Unterofen  von  1810, 
der  Füße  mit   2  Löwen  hatte,  vorhanden,  die  1928  nicht   mehr  zu  finden  waren. 


Abb.  47.     Kii'chentür  aus  Inimenrode  im 
I.eibnizliaiis  in  Hannover  (1:25). 


Jerstedt. 

Evangelische  Kirche.  Windmühle. 


Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL. 
G.  lo.  —  Bibl.  H.  V.  N..  Handschrift  317.  —  Pfarrarchiv  .lerstedt,  Akten.  2.  V.  B. 
Hild.,  L,  IV.— VI.     -  U.  B.  Goslar,  I.   -V. 


-|28  .lerstedt 

Literatur:     Ahlhaus,    Patronat,    S.  41.  Bornstedt,    Siedlungen,    S.  17.    — 

Dürre,  Reg.  Wallnioden,  Nr.  1.  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  80.  —  Kayser, 
Visitationen,   S.  153.  Lüntzel,  Alt.  'Diözese,   S.  110,  167,   252.  Lüntzel,  Gesch. 

Diözese,  I.,  S.  87,  II.,  250.  Machens,  Archidiakonate,  S.  59.  Mithoff,  Kunstdenk- 
male,  S.  188.  Mitholl',  Kirclien  und  Kap.,  S.  5.  Worneburg,  Gau  und  Grafschaft, 
S.  48.        Zobel,  Heimatbuch,  S.  271  ff. 

(iE  SC  II  IC  UTE  :  Nach  Kayser  (Visitationen)  soll  ursprünglich  das  Klostei'  liingel- 
heini  in  Jerstedt  eine  Kapelle  unterhalten  haben.  Diese  Angabe  stützt  sich  wohl  auf 
die  unechte  Stiftungsurkunde  des  Klosters  Ringelheini,  angeblich  von  Otto  I.  im 
Jahre  940  ausgestellt.  In  dieser  Fälschung  wird  auch  .IcrstedL  unter  den  Besitztümern 
des  Klosters  genannt.  1047  schenkte  Kaiser  Heinrich  III.  die  Güter,  die  er  in  „loco 
Gerstiti,  situm  in  pago  Densiga  in  comitatu  Christiani  comitis"  besitzt,  dem  Dom- 
stift in  Goslar,  das  er  und  seine  Gattin  Agnes  gegründet  hatten.  Aus  der  Urkunde 
Heinrichs  III.  ist  zu  ersehen,  daß  in  Jerstedt  ein  bedeutendes  königliches  Gut  war, 
zu  dem  unfreie  Bauern  gehörten.  Diese  hörigen  Bauern  blieben  fortan  von  dem  Dom- 
stift in  Goslar  abhängig,.  Im  12.  Jahrhundert  erwarb  (his  benachbarte  Kloster  Riechen- 
berg  Besitz  in  Jerstedt.  Zwar  sind  die  Stiftungsurkunden  des  Klosters  Riechenberg, 
die  angeblich  König  Lothar  1131  ausgestellt  hat,  Fälschungen,  doch  ist  die  Bestätigungs- 
urkunde der  Freiheiten  und  des  Güterbesitzes  echt,  die  um  1154  Bischof  Bruno  von 
Hildesheim  ausstellt.  In  dieser  Urkunde  wird  Besitz  des  Riechenberger  Klosters  in 
Jerstedt  erwähnt,  den  es  bereits  einige  Zeit  hatte. 

Als  Grundbesitzer  tauchen  im  13.  Jahrhundert  auf  die  Herren  von  dem  Dike 
in  einer  Streitsache  mit  Kloster  Riechenberg  (1291),  im  14.  Jahrhundert  die  Ritter 
von  Gowische.  Letztere  übertragen  1303  ihren  Besitz  an  das  Kloster  Neuwerk  in 
Goslar.  Im  14.  Jahrhundert  (1363)  kaufte  das  Stift  Georgenberg  ein  allodium  des 
Klosters  Riechenberg  mit  verschiedenen  Hufen  in  Jerstedt  von  dem  Kloster  Riechen- 
berg. Außerdem  hatte  auch  das  Goslarer  Kloster  Frankenberg  in  Jerstedt  Landbesitz 
seit  dem  13.  Jahrhundert. 

Der  sogenannte  Gerichtshof  in  Jerstedt,  der  im  19.  Jahrhundert  abbrannte,  war 
der  Überlieferung  nach  der  Meierhof  des  Domstiftes  in  Goslar,  er  ging  vor  1703  an 
die  Familie  von  Brabeck  über,  die  damit  auch  das  Ober-  und  Untergericht  in  Händen 
hatte.  Das  Patronat  besaß  das  Kloster  Riechenberg,  dessen  alter  Hof  im  19.  Jahr- 
hundert der  Gassebaumsche  Hof  war;  der  Zehnte  stand  dagegen  nach  einer  1803 
angefertigten  Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter  dem  Kloster  Grauhof  zu. 

Die  Kirche  in  Jerstedt  soll  nach  chronikaler  Überlieferung  von  dem  Kloster 
Riechenberg  gegründet  sein,  das  auch  das  Patronat  über  die  Kirche  bis  1803  inne- 
hatte. Über  die  Baugeschichte  der  alten  Kirche  ist  nichts  bekannt.  An  der  Ostmauer 
der  jetzigen  Kirche  deutet  die  Jahreszahl  1506  auf  einen  Neubau  der  Kirche  hin. 
Am  7.  Januar  1545  wurde  in  Jerstedt  die  Refoimation  durchgeführt.  Der  Altar  von 
1707  weist  stilistische  Zusammenhänge  mit  der  Goslarer  Bildschnitzerschule  der  Lessen 
auf.  Seit  diesem  Jahre  ist,  abgesehen  von  Erneuerungsarbeiten  des  Jahres  1830  an 
Turm  und  Kirchenschiff,  die  Kirche  nicht  verändert.  Bei  Anlage  einer  Heizung 
wurde  1935  vor  dem  Chor  der  Kirche  ein  gemauertes  Grab  des  18.  Jahrhunderts 
freigelegt. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Als  ältester  noch  romanischer  Teil  der  Kirche  ist  das  Schiffsmauerwerk 
zwischen  dem  Westturm  und  der  1506  erfolgten  östlichen  Erweiterung  erhalten, 
in  dem  an  der  Südseite  ein  (vermauertes)  Rundbogenfenster  und  sorgfältige 
Steinschichtung  zu  erkennen  sind.  Etwa  gleichzeitig  mit  dem  Erweiterungsbau 
ist  der  gotische  Anbau  an  der  Südseite  entstanden. 


Jerstedt  129 

Am  Turm  neben  dem  obersten  der  zwei  Lichtschlitze  an  der  Westseite  ein 
Inschriftstein  von  1657.  Anscheinend  ist  der  Bau  des  schon  früher  begonnenen 
Turmes  in  diesem  Jahr  zu  einem  vorläufigen  Abschluß  gekommen.  Bruchstein 
mit  einbindenden  Ecksteinen  auf  Schrägsockel,  Massives  Hauptgesims  als  Sima 
profiliert.  Dieses  sowie  die  an  jeder  Seite  unterhalb  des  Gesimses  befindlichen 
rundbogig  geschlossenen,  zu  zweien  gekuppelten  Schallöffnungen  mit  abgekanteten 
Sandsteineinfassungen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  17.  .Jahrhunderts.  Neueres 
Rundbogenfenster  im  Erdgeschoß  mit  Backstein  umrahmt.  Helm  mittels  Eckgraten 
vom  Viereck  in  das  Achteck  übergeleitet,  an  der  Nord-  und  Südseite  mit  zwei- 
fenstrigen großen   Dachgauben;  in  der  südlichen  das  Uhrzifferblatt. 

Der  östliche  Teil  des  Schiffes  hat  noch  das  alte  gotische  Hauptgesims 
(Hohlkehle).  Im  massiven  Ostgiebel  ein  aus  einem  Stein  gearbeitetes  Rundbogen- 
fenster und  eine  Vierpaßöffnung.  Oberhalb  des  neueren,  rechteckigen  Osteinganges 
ein  gekuppeltes  Spitzbogenfenster  mit  Resten  vom  Nasenwerk.  Am  Sturz  die 
Jahreszahl:  ,,Ano  dni  MDVI"  in  rechteckiger,  mit  Schrägen  zurückgesetzter  Um- 
rahmung. Der  westliche  Teil  des  Schiffes  ohne  Traufgesims.  In  den  Längs- 
wänden je  zwei  mit  Sandstein  umrahmte  Fenster  (Anfang  17.  .Jahrb.).  Zwei  gleiche 
in  der  östlichen  Chorwand  (Taf.  50  d).  Auf  jeder  Langseite  des  beschieferten  Daches 
drei  große  Dachgauben,  auf  der  Südseite  auch  zwei  kleine,  erstere  mit  bleiver- 
glasten Fenstern,  die  im  Innern  mittels  Stichkappen  in  die  Brettertonne  ein- 
schneiden. 

Unter   dem  südlichen   Anbau  ein    Gruftgewölbe   mit    Särgen   der   Familie 
von  Brabeck.  Das  südliche  Giebeldreieck  oberhalb  der  Bruchstein  wände  aus  Fach- 
werk,  neuerdings  verputzt.     An   der    Südseite  ein   gotisches 
schlichtes  Portal  mit  Schleifrillen  und  den  nebenstehenden 
Stein  metzzeichen    am    Gewände.     An    der  Westseite  ein 
Fenster,  ein  weiteres  vermauert  und  überputzt. 

Das  Innere  der  Kirche  hat  eine  gebogene  Bretterdecke 
mit  handwerklicher  Bemalung:  Viele  kleine  auf  Wolken 
schwebende   Engel    halten   auf    numerierten   Spruchbändern 

die    einzelnen   Verse    des    ambrosianischen    Lobgesanges    in    deulscher   Form    \on 
M.  Luther.  —   Hann.  Gesangbuch  Nr.  437  (Taf.  53a). 

Ausstattung: 

Der  Raum  wird  durch  die  ihn  ganz  umziehenden  Emporen  stark  beengt, 
die  zunächst  dem  Altar  auf  gewundenen  mit  Blattranken  geschmückten  korin- 
thischen Säulen  ruhen  (Taf.  53  a).  Emporenbrüstungen  des  ersten  Geschosses 
mit  schlichten  Füllungen,  die  des  zweiten  mit  Bretterdocken  (Anfang  18.  Jahrb.). 
Im  Westen  auf  der  oberen  Empore  eine  schlichte  Orgel;  diese  wie  Kanzelallar 
und  Bänke  sind  nicht  bemalt.  Hinter  dem  Altar  neben  der  neu  angelegten  Tür  eine 
kleine  spätgotische  Nische  (Wandtabernakel)  mit  verzierter  Umralinumg  und 
alter  Tür.  Darüber  die   Jahreszahl  m.  d  .  .  in  gotischen   Kleinbuchstaben 

Gotischer  Altartisch,  gemauert.  In  der  23  cm  hohen  mit  Doppelkehle 
profilierten    Deckplatte    vorn   eine    7     8   cm    große,    10   cm    tiefe    Reliquiengruft. 


-130  Jersledt 

NebensLchcndes  SU'iu  inctzzeic  heii  kominl  dreimal  am  Allartisch  vor. 
Entstehungszeil  Anfang  16.  Jahrh.  An  einen  Stein  angemalte  rund  12  cm 
hohe   Buchstaben    S.  I..  C.  S.,   etwa   Mitlc    17.  Jahrb. 

Altarrückwand,  Holz,  reich  geschnitzt,  ohne  Bemalung,  im  Stil  vom  Anfang 
17.  .Tahrh.  In  der  Mitte  ^/g -Kanzel  mit  Christusfigur  und  den  4  Evangelisten  als 
\'o]]figuren  an  der  Brüstung;  deren  Kanten  als  Hermenkaryatiden  ausgebildet 
(Taf.  53b).  Neben  der  als  Predella  dienenden  geschnitzten  Abendmahlsdar- 
stellung zwei  Wappen  (v.  Uslar  und  Andreas  Fischer).  Im  übrigen  ist  die  Rück- 
wand mit  Säulen,  freiem  Schnitzwerk  und  zwei  weiteren  Heiligenfiguren  ausgestattet. 
Auf  dem  Schalldeckel  der  Auferstandene,  darunter  nochmals  das  Wappen  der  Anna 
Clara  von  Uslar. 

Ein  eingerahmtes  Schnitzbild  des  Gekreuzigten  mit  Maria  und  .Johannes, 
ohne  Anstrich,  an  der  Brüstung  der  unteren  Westempore. 

Zwei  Altarleuchter,  Holz,  H.  41  cm,  in  Dockenform  auf  Sockeln  und  drei 
Füßen,  etwa  um  1730,   werden  in  der  neuen  Friedhofskapelle  aufbewahrt. 

Kronleuchter,  achtarmig,  0  84  cm,  H.  80  cm,  Messing,  mit  Blechkugel 
an  massiver  Mittelstange,  der  Form  nach  Ende  18.  Jahrb.,  in  neuerer  Zeit  über- 
arbeitet. 

Tauf  Schüssel,  Kupfer,  teilvergoldet,  0  34  cm.  Randinschrift:  ,,ANNA 
BVSCH  1659." 

Abendmahlsgeräte:  Der  ältere  Kelch,  H.  16,5  cm,  Kupfer,  vergoldet, 
mit  Ausnahme  des  silbernen,  vergoldeten  Schaftes,  ist  aus  mehreren  Teilen  zusam- 
mengesetzt. Kuppa  in  gotischer  Form,  achtteiliges  Pomellum,  Schaft  oberhalb 
des  Knaufes  achteckig,  unterhalb  rund.  Fuß  rund,  dessen  Vergoldung  abgängig. 
Entstehungszeit  von  Pomellum  und  Fuß   14.  Jahrh. 

Der  zweite  Kelch,  Silber,  mit  innen  vergoldeter  Kuppa,  H.  24,5  cm.  Fuß 
rund,  0  12,2  cm.  Einige  Gravierungen  und  Inschrift:  Jerstedt  J.  L.  M.  Hafen- 
balg, Pastor  1801.    Goldschmiedezeichen  60. 

Patene,   Silber,    0  15,5  cm. 

Oblatendose  von  1695,  Silber,  0  10,2  cm,  H.  6,5  cm.  Widmung  in  Barock- 
schrift und   Spruch  aus  Johannes,   Kap.  6.   Goldschmiedezeichen  19. 

Kleinformatige  Glasbilder,  Schwarzlotzeichnungen  von  1712,  früher  auf 
die  alten  Fenster  des  Schiffes  verteilt,  jetzt  im  südlichen  Chorfenster  vereinigt. 
Einige  mit  Wappen,  nämlich  des  Bodo  Henrich  Busch,  hochfürstl.  Braunschweigisch 
lüneb.  Obrist-Lieutenant,  der  Jungfer  Anna  Hedewig  Busch,  des  Pastors  Christian 
Levin  (Mertens?  siehe  dessen  Grabplatte!)  Jerstedt  und  der  Elisabeth  Margreth 
Mertens,  geborene  Busch  (dessen  Ehefrau).  Die  übrigen  zwanzig  Scheiben  enthalten 
biblische  (Taf.  52b)  und  allegorische  Darstellungen  (Brotbäcker,  Lammschlachter, 
Säemann,  Pflüger,  Wettlauf  u.  a.)  mit  den  Namen  der  Stifter  und  Bibelsprüchen. 

Grabplatte  des  Pastors  Lavin  Christian  Mertens,  seiner  Ehefrau  Elisabeth 
Margaretha.  geb.  Busch,  und  seines  Sohnes  Job.  Aug.,  f  1794.  Sandstein,  etwa 
1,00x0,60  m,  eingelassen  in  das  Mauerwerk  der  Ostseite  an  der  Nordecke.  Im 
Ovalkranze   Schrift  und  oben  zwei  Wappen. 


Jerstedt  131 

Grabstein  von  1691,  mit  Grün,  Rot  und  Schwarz  leicht  bemalt,  mit  zwei 
Wappen  und  langer,  halb  verdeckter  Inschrift,  von  einem  Kranz  umgeben,  in  der 
Südwand  des  Chores  eingelassen. 

Ein  Luftbild  von  Jerstedt  ist  Taf.  51a  abgebildet. 

WINDMÜHLE. 
Die    Jerstedter    Bock  Windmühle    stammt    aus    Schöppenstedt,    ihre    Ein- 
richtung ist  noch  alt.  Erbauungszeit? 


Klein-Döhren. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg.  II.. 
G.  le  und  Hc;  desgl.  III.,  Akten  IX.,  A  17,  11.  -  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317. 
—  von    Schwicheldtsches   Archiv  im    Schloß    Söder,    Urk.  2.    U.  B.  Hild..    IV.   — 

U.E.  Goslar,   III. 

Literatur:  Blume,  Heimat,  S.  104,  144  ff.  -  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  16.  — 
Gappe,  Pfarre  Groß-  und  Klein-Döhren,  S.  301  ff.  -  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  725, 
727.  -  Kayser,  Visitationen,  S.  151,  152.  -  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25.  — 
Lüntzel,  Alt.  Diözese,   S.  169.  Machens,  Archidiakonate,   S.  56.         Mithoff,  Kunst- 

denkmale, S.  189.  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  3,  22,  30.  -  Werneburg,  Gau  und 
Grafschaft,   S.  48.  Zobel,   Heimatbuch,   S.  181  ff. 

GESCHICHTE:  Klein-Döhren  ist  eine  Tochtersiedlung  von  Groß-Döhren.  Das  Dorf 
ist  vermutlich  im  Anschluß  an  ein  Vorwerk  entstanden,  das  zum  alten  Dinghof  in 
Groß-Döhren,  mit  dem  die  von  Burgdorf  belehnt  waren,  gehörte.  In  der  zweiten  Hälfte 
des  13.  Jahrhunderts  ist  die  Entstehung  von  Klein-Döhren  anzunehmen,  da  1278  zum 
ersten  Male  der  Name  Groß-Döhren  auftaucht.  Die  Geschichte  beider  Dörfer  ist  eng 
miteinander  verknüpft.  Im  30jährigen  Kriege,  als  1629  die  Kirche  in  Groß-Döhren 
durch  Wallensteinsche  Reiter  in  Brand  gesteckt  war,  blieb  die  Kirche  in  Klein-Döhren 
erhalten  und  diente  bis  zum  Wiederaufbau  der  Kirche  in  Groß-Döhren  beiden  Ge- 
meinden als  Gotteshaus.  Klein-Döhren  war  immer  eine  Filialkirche  von  Groß-Döhren. 
Nach  einer  1803  angefertigten  Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter  stand  der  Zehnte 
je  zur  Hälfte  den  von  Uslar  und  Papens  Erben  zu. 

Die  alte  Kirche  zu  Klein-Döhren  war  in  den  Zeiten  VQr  der  Reformation  erbaut. 
1542  wurde  sie  nach  Einführung  der  Reformation  für  den  evangelischen  Gottesdienst 
eingerichtet.  1832  berichtete  Pastor  Cappe  über  die  alte  Kirche:  „Die  Kirche  ist  noch 
dieselbe  wie  vor  der  Reformation  gewesen.  Als  Überbleibsel  des  römisch-katholischen 
Gottesdienstes  sieht  man  noch  das  Sepulkral  oben  in  der  Mitte  des  Allars.  und  hinter 
demselben  in  der  östlichen  Mauer  der  Kirche  das  vergitterte  Tabernakel.  Oben  hinter 
dem  Altare  und  der  Kanzel  ist  eine  Prieche  angebracht,  deren  vordere  Brüstung  eine 
Galerie  von  einigen  hundert  Heiligen  in  Gemälden  zeigt,  worunter,  den  Attributen 
nach,  die  12  Apostel  kenntlich  sind,  sämtlich  in  einem  braunen  Franziskaner-Habit 
gekleidet,  und  einer  darunter  mit  dem  Rosenkranze  in  der  Hand.  Es  ist  mir  dies  ein 
hinzeigender  Wink,  daß  bei  dieser  Anlage  damals  ein  F^ranziskaner-Mönch  als  Pfarrer 
mitgewirkt  hat." 

1854  wurde  die  alte  Kirche  abgerissen.  Nach  dem  Bericht  des  Pastors  Lubrecht  war 
die  Kirche  für  die  über  800  Seelen  starke  Gemeinde  zu  klein,  sie  hatte  Mangel  an  Licht, 
der  Turm  war  ausgewichen  und  überhaupt  das  ganze  Gebäude  mangelhaft.  Die  alte 
Kirche  hatte  62^0  Fuß  Länge,  aber  nur  21  ^ -^  Fuß  Breite  im   Lichten.   1854  ließ  sich 


132  Klein-Döhren 

die  (ieineiiule  den  Hauplaii  der  neuerbaiiteii  Kirilie  /u  Siliwiecheld  senden,  um  „flar- 
nach  ein  Gebäude  in  acht  kirchlichem  Stil"  erbauen  zu  lassen.  1857  wurde  schlieülich 
der  Hauplan  des  Bauinspektors  Hase  genehmigt,  der  dann  von  dem  Hauptmann  a.  D. 
Wiej)king  in  Goslar  mit  mehreren  Abänderungen  ausgeführt  wurde.  1858  begann  man 
den  Abbruch,  der  Turm  blieb  stehen.  1859  war  die  Kirche  fertiggestellt.  Der  Turm 
wurde  1885  durch  Blitzschlag  beschädigt,  dann  wiederhergestellt.  Die  (ilocken  stammen 
aus  dem  19.  Jahrhundert. 

In  der  alten  Kirche  befand  sich  ein  Altar  mit  einem  Dutzend  IV4  l'uß  hoher  ge- 
schnitzter Figuren  aus  Holz,  die  vom  Wurm  stark  angefressen  waren.  Der  Altar  wurde 
für  ()  Rtlr.,  ebenso  auch  2  alte  Leuchter  von  geschlagenem  Messing,  an  das  Fenknersche 
IMivalmuseum  in  Goslar  verkauft.  Fenkner  hat  die  Figuren  des  Altars  restaurieren 
lassen,  muß  dann  aber  den  Altar  weiterverkauft  haben,  denn  in  dem  1898  gedruckten 
fvatalog  des   Fenknerschen   Museums  wird   der  Altar  nicht    mehr  mit   aufgeführt. 

BESCHREIBUNG:  Die  Kirche  in  Klein-Döhren  ist  laut  Inschrift  über  der 
am  Turm  befindlichen  Haupteingangstür  im  Jahre  1859  als  Kreuzkirche  neu  er- 
bau! (Taf.  54a).  Länge  des  Schiffes  im  Innern  15,60  m.  Breite  11,50  m,  zwischen 
den  Kreuzarmen  16,25  m.  Chornische  4,07  m  tief,  halbkreisförmig.  An  den 
Kreuzarmen  beiderseits  kleine  Halbkreisapsiden.  Überdeckung  des  Innenraumes 
durch  hölzerne  Kreuzgewölbe  mit  vorstehenden  Rippen.  Kreuzflügel  ohne 
Emporen.  Der  zum  Teil  noch  mittelalterliche  Turm  ist  im  Grundriß  rechteckig, 
Innenmaße  des  Untergeschosses  3,25x5,60  m.  Die  1,20  m  dicken  Mauern  be- 
stehen aus  Bruchstein  mit  Werksteinkanten.  Die  alten  Schallöcher  mit  ge- 
drückten Bögen.  Das  aufgehende  Mauerwerk  ist  etw^a  12,00  m  hoch.  Die 
schlanke  beschieferte  achtseitige  Turmpyramide  trägt  Knauf  und  Kreuz.  Ein 
Wappen  stein,  0,30x0,39  m,  verwittert,  mit  dem  v.  Schwicheldtschen  Wappen, 
darüber  die  Jahreszahl  1509,  ist  jetzt  in  der  kleinen  südlichen  Sakristei  vermauert, 
früher  im  Ostgiebel  der  alten   Kirche. 

Ausstattung  : 

Aus  der  Zeit  des  Kirchenneubaues.  Orgel  schlicht.  An  der  Kanzelbrüstung, 
in  Öl  gemalt,  die  vier  Evangelisten. 

Kronleuchter,  Messing,  achtarmig,  Kugel  hohl,  H.  0,80  m,  B.  0,60  m. 
Erste  Hälfte  19.  Jahrh. 

Zwei  Altarleuchter,  Zinn,  H.  0,47  m,  Dockenform,  ohne  Inschriften.  Erste 
Hälfte  1^.  Jahrh. 

Taufschale,  Zinn,    0  20  cm,  schlicht.  Auf  Fuß,  dessen    0   13,5  cm. 

Kruzifix,  klein,  Zinn  oder  Blei,  Anfang  19.  Jahrh.   In  der   Sakristei. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  H.  21  cm,  schlicht,  Knauf  mit  ge- 
buckelten Lamellen,  rosettenartig  um  den  runden  Schaft.  Anfang  18.  Jahrh. 
Goldschmiedezeichen   17. 

Glocke,  0  0,90  m.  Unterhalb  der  Haube  die  Umschrift:  „GEBORSTEN 
ANNO  1821,  UMGEGOSSEN  BEI  DER  WITTWE  DAMM  IN  HILDES- 
HEIM 1824",  darunter  ein  Akanthusfries.  Am  langen  Felde  zweizeilig:  ,,BEI 
MEINEN  SCHALL  GEDENKE  JEDER  AN  GOTT  UND  EWIGKEIT  / 
PFARRER  CARL  BUDD,  KUESTER  ANDREAS  LACHMUND  / 
ALTARISTEN  JACOB  DETTE  UND  ANDREAS  BLUMEIER."  Klöp- 
pelstempel C.  W,  viermal  vorkommend. 


Klein-Döhren  igg 

Glocke,  0  0,71  m.  Umschrift:  „GEGOSSEN  BEI  DER  WITTWE 
DAMM  IN  HILDESHEIM  ANNO  1824."  Zwischen  Zierfriesen  am  langen 
Felde:  „ZUR  EHRE  GOTTES  UND  BEFOERDERUNG  DES  CHRI- 
STENTHUMS  ANGESCHAFFT  VON  DER  GEMEINDE  KLEIN 
DOEHREN".  Rückseite:  ,,ORTSVO  R  STEHER  ANDREAS  PLUMEIER 
SCHULMEISTER  ERNST  JUERRENS."  Klöppelstempel  wie  an  der 
großen   Glocke. 


Klein-Flöthe. 

Evangelische  Kirche.  Schall<sburg. 

Quellen:  L  Staats-Arch.  Kann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL. 
G.  11;  desgl.  IIL,  Akten  IX.,  A.  17,  5.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  -  Pfarr- 
archiv Flöthe,  Bauakten  der  Kirche.  1866-^69.  -  2.  U.B.  Hild.,  I.--V.  U.  B.  Goslar, 
L  — IV. 

Literatur:    Ahlhaus,    Patronat,    S.  39.  -      Bertram,    Gesch.  Bist.  Hild.,    I.,    163, 
223,  224,  304.  ^     Blume,  Heimat,   S.  102,  181  ff.  -  -  Bode,  Uradel,  S.  153.     -  Dürre, 
Reg.  Wallmoden,   Nr.  128,  569.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,   S.  55,  73. 
Kaufmann,  Kaiserpfalz  Werla,  S.  30.  -      Kayser,  Visitationen,  S.  151.      -  Lüntzel,  Alt. 
Diözese,  S.  171,  249.  Machens,  Archidiakonate,  S  219,  234,  374.  -  -  Mithoff,  Kunst- 

denkmale,   S.  190.   —   Mithoff,   Kirchen   und    Kap.,    S.  4,   18.   —  Zobel,   Heimatbuch, 
S.  124  ff. 

GESCHICHTE:  Klein-Flöthe  wird  zuerst  als  „Ostflotethe"  1178  erwähnt,  als  Bischof 
Adelog  von  Hildesheim  die  Besitzungen  des  Klosters  Heiningen  bestätigt.  1221  über- 
eignete Bischof  Siegfried  dem  Kloster  Dorstadt  den  Zehnten  in  ,,Vlothede  minor", 
den  das  Kloster  unter  Zustimmung  des  Lehnslierrn,  des  Grafen  Heinrich  von  Schiaden, 
von  dem  Ritter  Dietricli  von  Flöthe  gelvauft  hatte.  Wenn  1227  Bischof  Konrad  den 
Tausch  von  Grundstücken  in  Klein-Flöthe  zwischen  dem  Kloster  Dorstadt  und  der 
Kapelle  in  Flöthe  beurlvundet,  so  haben  wir  hier  zweifellos  die  Kapelle  in  Klein-Flöthe 
vor  uns,  die  damit  zum  ersten  Male  urkundlich  erwähnt  wird.  Um  die  Mitte  des  13.  Jahr- 
hunderts begann  man  eine  größere  Rodung  des  Waldes,  und  so  konnte  sich  der  Ort  ver- 
größern. 1353  gab  das  Kloster  Heiningen  ,,deme  godeshuse  tho  lutke  Vlothe"  fünf  Hufen 
Land.  Auch  die  Kirche  in  Klein-Flöthe  gehörte  wie  die  in  Groß-FHithe  zum  Archi- 
diakonat  Barum.  1355  belehnte  Ludolf  von  Warberg,  Archidiakon  in  Barum,  den 
Priester  Wasmod  mit  dem  Altar  in  Klein-Flöthe.  Im  nächsten  Jahre,  1356,  bestätigte 
Bischof  Heinrich  die  Gründung  einer  eigenen  Kirche  in  Klein-Flöthe,  die  von  der 
Mutterkirche  in  Groß-Flöthe  selbständig  sein  soll;  die  Kirche  wurde  dem  Kloster  Xeu- 
werk  in  Goslar  unterstellt.  Rechte  und  Pflichten  des  Pfarrers  waren  näher  bestimmt. 
Grundbesitz  in  Klein-Flöthe  besaßen  insbesondere  die  beiden  Klöster  Dorstadt 
und  Heiningen  und  die  Herren  von  Flöthe,  der  Zehnte  stand  nach  einer  1803  ange- 
fertigten Beschreibung  der  Hildesheimer  Ämter  dem  Kloster  Dorstadt  zu.  1463  ver- 
handelten die  ,,01dermanni,  provisores  et  parochiani"  von  Klein-Flöthe  mit  dem 
Kloster  wegen  einer  Verpfändung  von  5  Hufen,  die  Verhandlungen  fanden  statt  ..in 
porticu  claustri"  und  ,,in  curia  parochiali  minoris  Vlotcde".  Nach  der  Hildesheimer 
Stiftsfehde  kam  1523  Klein-Flöthe  an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braun- 
schweig-Wolfenbüttel,  nach  dessen  Vertreibung  aus  seinem  Lande  konnte  1542  die 
lutherische  Lehre  eingeführt  werden.  Henningus  Mack  war  damals  Pastor  in  .,Lutken 
flöthe",  das  Patronat  stand  dem  Kloster  Neuwerk  in  Goslar  zu.  Zwei  Jahre  später  war 
Bartoldus  Schuleman  Pfarrer.  Von  den  Visitatoreu  wurde  damals  die  Zusammen- 
18 


134  Klein- Flöthe 

legiing  der  beiden  IM'arren  von  (iroß-  und  Kieiii-Flöthe  vorgeschlagen,  die  aber  eisl 
1916  erfolgte.  Nach  der  Rückkehr  des  Herzogs  bestimmte  dieser  1565  als  „der  Landes 
Fürste  und  Oberste  Patron  unserer  Geistlichkeit",  daß  das  Kloster  Heiningen  die  früher 
verpfändeten  5  Hufen  Landes  für  37  Mark  an  die  Kirche  zu  Klein-Flöthe  abtreten  sollte, 
weil  sonst  die  Kirche  zerstört  werden  müßte.  Dafür  erhielt  das  Kloster  Ileiningen  das 
Patronat  über  die  Kirche  in  Klein-Möthe,  das  es  bis  nach  ISOO  behielt.  lofiS,  nach 
dem  Regierungsantritt  des  Herzogs  Julius,  konnte  die  Hctortnalion  endgültig  eingeführt 
werden. 

1752  wurde  der  Turm  der  Kirche  erbaut,  in  den  Jahren  1866 — ^69  die  Kirche  durcli 
den   Architekten    Heinrich    Lüer  aus   Hannover  erneuert    und    umgebaut. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Die  in  den  1860er  Jahren  umfassend  instand  gesetzte  Kirche  ist  in 
mehreren  Bauabschnitten  hergestellt,  deren  erster  dem  späten  Mittelalter  angehört. 
Aus  dieser  Zeit  stammen  allerdings  nur  noch  Teile  des  aufgehenden  Mauer- 
werks in  der  östlichen  Hälfte  mit  neuen  Spitzbogenfenstern  (Taf.  54  b).  Der 
in  Formen  des  Rcgencestils  in  Bruch-  und  Werkstein  mit  zahnschnitt  artigen 
Kanten  erbaute  Westturm  hat  einen  vom  Quadrat  ins  Achteck  übergelührten 
beschieferten  Helm  mit  niedriger  Laterne  als  Zwischensatz  und  profiliertem  Ge- 
sims. Ein  ähnliches,  etwas  größeres  Traufgesims  als  Abschluß  des  Unterbaues. 
Wetterfahne  mit  Jahreszahl  ,,1752".  Die  Längswände  des  Schiffes,  vermutlich  bei 
der  Instandsetzung  im  19.  Jahrhundert,  in  ziemlich  regelmäßigem  Haustein- 
verband unter  Mitbenutzung  von  alten  Steinen  neugebaut.  Der  östliche  Stein- 
giebel wie  auch  der  Zwischengiebel,  die  beide  über  die  Dachfläche  heraustreten, 
mit  gut  gezeichneten  Stein  kreuzen,  vielleicht  alt,  sonst  nach  altem  Vorbilde. 
Am  Gewände  des  Südeinganges  soll  früher  die  Jahreszahl  1661  gestanden  haben. 

Inneres:  Im  Chor  neues  Rippenkreuzgewölbe,  im  Schiff  eine  ebene  Bretter- 
decke  mit  Fugendeckleisten. 

Ausstattung  : 

Der  gotische,  mit  Hohlkehldeckplatte  versehene  Steinaltar  trägt  einen  aus 
dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  stammenden  Flügelaltar  mit  geschnitzten 
Figuren,  H.  1,27  m,  B.  2,84  m  (Taf.  55a).  Im  1,27x1,42  m  großen  Mittelfelde 
hinter  einem  spätgotischen,  in  reicher  durchbrochener  Arbeit  geschnitzten  Bal- 
dachin der  Gekreuzigte  zwischen  Maria  und  Johannes  einerseits  und  der  heil.  Anna 
selbdritt  und  der  heil.  Katharina  mit  Rad  und  Schwert  andererseits.  Johannes  mit 
einem  Buchbeutel.  Auf  den  Flügeln  in  zwei  Reihen  übereinander  sechs  kleine  Fi- 
guren, die  elf  Apostel  und  Johannes  der  Täufer.  Vorhangartig  sind  auch  hier 
durchbrochene  Ranken  Verzierungen  angebracht.  Das  ganze  Schnitzwerk  farbig 
bemalt  und  vergoldet.  Fassung  neu.  Bekrönung  neu.  Predella  mit  gemalter 
Abendmahlsdarstellung  im  Mittelfelde  ebenfalls,  wohl  Mitte   19.  Jahrh. 

Kronleuchter,  Bronze,  H.  1,00  m,  B,  0,80  m.  16armig,  in  2  Reihen  über- 
einander die  S-förmigen  Arme  mit  einfachen  Rankenzieraten.  Doppeladler  mit 
dickem   Körper.  Kugel- 0  0,25  m.  Entstehungszeit  um  1700, 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  18  cm.  Kuppa  mit  ge- 
schweiftem Rand.  Knauf  birnförmig.  Unter  dem  Fuß:  „Andreas  Koch  Catharina 
Elisabets  Klauenbergs  Aö  1704."   Goldschmiedezeichen  46. 


Klein- Flöthe 


135 


Patene,  Silber,  vergoldet,  0  0,13  m.  Randinschrifl :  „Hans  Koch  1703." 
Weihekreuz   10. 

Kelch,  Silber,  Kuppa  innen  vergoldet,  H.  13  cm.  Am  Fuße:  „Dr  K  Z.  K.  Fl." 
und    ,,A.  D.  •  H  •  W.  A.".    Blumen  Verzierungen    am   Fuß.    Goldschmiedezeichen    5. 

Patene  dazu,    0  8,5  cm. 

Oblatendose,  Silber,  ovale  Form,  0  11  x8  cm,  H.  3,5  cm.  Auf  dem  Deckel 
Randgravierung   einfacher    Art,    in    der  Mitte   ein 
Kreuz.    Randinschrift:    „CHRISTOPH     KOCH 
Aö   1714".     Goldschmiedezeichen  4. 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  17,5  cm.  Sechs- 
paßfuß, 0  13  cm.  Kuppa  in  gotischer  Becherform. 
Am   Sechseckschaft  ein  Pomellum.     Im  Fußinnern 

Hi^li^^zM  ^"""^  ^^""^  "^'^  nebenstehend  in 
'  ^  /  halber  Größe  wiedergegebene  Ein- 
gravierung, die  sich  vermutlich  auf  das  Gewicht 
bezieht,  sonst  ohne  Goldschmiedezeichen.  14.  Jahrh. 
Dieser  der  Kirche  zu  Klein-Flöthe  gehörende  Kelch 
wird  in  Groß-Flöthe  aufbewahrt. 

Patene,  Silber,  vergoldet,  0  13  cm.  Im  Boden 
ein  getriebener  Vierpaß. 

Tauf  Wasserflasche,  Zinn,  H.  14  cm,  mit 
Schraubdeckel  17  cm,  am  letzteren  ein  Tragering. 
Inschrift:  „ANDRIAS  I(?)MLE  I.  B.  D.  1644. 
RENOV.  1694." 

Becken  eines  achtseitigen  gotischen  Tauf- 
steines,  H.  0,60  m,  0  0,87  m  (Abb.  48),  liegt 
neben  der  südlichen  Vorhalle. 

Steinernes  Zifferblatt  einer  Sonnenuhr,  0,53 
X  0,53  m  groß,  mit  der  Jahreszahl  1745;  im  Obergeschoß  des  Turmes  aufbewahrt. 

Sieben  alte  Ölbilder  auf  Leinwand,  in  den  Brüstungen  der  neuen  Orgel- 
empore, mit  Darstellungen  aus  der  Leidensgeschichte  Christi:  1.  Fußwaschung. 
2.  Gethsemane.  3.  Verrat.  4.  Einzug  in  Jerusalem.  5.  Verhör.  6.  Kreuzabnahme. 
7.   Grablegung.    Zeitstellung  unsicher. 

GLOCKF^,  0  0,75  m.  Unter  der  Haube  Akanthusfries.  Am  langen  Felde: 
„PASTOR  JOHANNES  JACOBUS  OED  IN  G  /  KIRCHENVORSTEHER 
/ANDREAS  KOCH /HANS  HEINRICH  VOSS  /",  am  Schlagring:  „CHRI- 
STIAN LUDEWIEG  MEYER  GOS  MICH  ZU  BRAUN  SCHWE I  (i 
ANNO  1725."  Vorn  zwei,  hinten  ein  Naturabguß  eines  Blattes.  Die  andere,  große 
Glocke  ist   1922  von  Radler  &  Söhne  in  Hildesheim  gegossen. 

Grabstein  des  Pastors  Oeding  (vgl.  Glocke)  von  1726  vor  der  Kirchentür  als 

Trittstein. 

S  C  H  A  L  K  S  B  li  R  G. 

Auf  dem  175  m  hohen  Kahlenberg  östlich  Klein-Flöthe  befindet  sich  ein 
Ringwall,  die  sog.  ,, Schalksburg",  0  rund  100  m.  Kronenbreite  0,5  1  m. 
Sohle  3—4  m,  H.   1—3  m   (vgl.  auch  S.  6). 


Vbi).  48.    Klein-Flöthe,  Taulsteiii 
(1:20)  [v.  B.[. 


136 

Klein-Mahner. 

Evangelische  Kirche.  Pfarrwitwenhaus. 

Quellen:     1.     Slaals-Arch.  Hann.,     Akt.  Mann.  des.  74,     Amt     Liebeiibiiif,',     11., 
G.  Is;  desgl.   III.,  Akten  IX.  A.  17,  15.  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  ."517.         von 

Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,    Urk.  2.  U.  B.  Hild.,    I.     VI.         U.  H. 

Goslar,  III.  -     U.B.  von   Saldern,   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patrouat,   S.  77,  94.  Blume,  Heimat,   S.  158,   1(33  ff.   - 

Bode,   Uradel,    S.  183.    -      Bornstcdt,    Siedlungen,    S.  18.  Dürre,    Reg.  Wallmodcn, 

Nr.  83.  -  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  55,  84.  ■  Kaufmann,  Kaiserpfalz 
Werla,  S.  30.  -      Kayser,  Visitationen,  S.  147.  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25. 

-  Lü'ntzel,  Alt.  Diözese,  S.  166,  320.  -  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  191.  Mithoff, 
Kirchen   und  Kap.,   S.  5,  19.  --  Zobel,  Heimatbuch,   S.  95  ff. 

GESCHICHTE:  Im  Jahre  1186  vertauschte  das  Kloster  Ilscnburg  mit  dem  Kloster 
Steterburg  seine  Güter. in  Mahner  gegen  Land  und  eine  Mühle  in  BadcrsJebcn.  Wie  aus 
Urkunden  späterer  Zeit  hervorgeht,  handelte  es  sich  hier  um  das  Dorf  Klein-Mahner, 
in  dem  damals  das  Kloster  Steterburg  zuerst  Fuß  faßte.  Das  Kloster  hat  dann  in  der 
folgenden  Zeit  seinen  Besitz  in  Klein-Mahner  noch  wesentlich  vergrößert,  teils  durch 
Kauf  von  den  Herren  von  Mahner,  die  auch  in  Klein-Mahner  begütert  waren,  und  von 
anderen  Geschlechtern,  wie  den  Herren  von  Meinersen,  teils  durch  Schenkungen  des 
Bischofs  von  Hildesheim.  Außerdem  erwarb  auch  das  Kloster  Wöltingerode  Grund- 
besitz in  Klein-Mahner.  Urkundlich  taucht  „parvum  Mandere"  erst  1282  auf,  doch  kann 
man  aus  dem  Urkundenbestande  mit  Sicherheit  schließen,  daß  die  beiden  Siedelungen 
Groß-  und  Klein-Mahner  bereits  im  12.  Jahrhundert  unterschieden  wurden.  Als  gegen 
Ende  des  14.  Jahrhunderts  durch  Hans  von  Schwicheldt,  den  Inhaber  der  Liebenburg, 
der  Mahner  Teich  durch  Stauung  bedeutend  vergrößert  wurde,  entschädigte  Bischof 
Gerhard  das  Kloster  Steterburg  für  die  überschwemmten  Güter  durch  Zuwendung 
neuen  Besitzes  in  Klein-Mahner.  Nach  der  1803  aufgestellten  Beschreibung  Hildesheimer 
Ämter  besaß  das  Kloster  Steterburg  den  Zehnten  in  Klein-Mahner,  das  Patronat  stand 
dem   Landesherrn  zu. 

Über  die  Kirche  in  Klein-Mahner  fehlen  aus  älterer  Zeit  Nachrichten.  Zweifellos 
hatte  der  Hildesheimer  Bischof  hier  das  Patronat,  bis  1523  Klein-Mahner  mit  dem 
Bistum  Hildesheim  an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel 
kam.  In  dieser  Zeit  beanspruchte  der  Herzog  als  landesherrlicher  Nachfolger  des  Bischofs 
das  Patronat  über  die  Kirche.  1542  wurde  die  Reformation  eingeführt,  1643  kam  Klein- 
Mahner  an  das  Bistum  Hildesheim  zurück.  Am  30.  Oktober  1746  entstand  im  Dorfe 
eine  große  Feuersbrunst,  der  auch  das  Pfarrhaus  und  die  in  ihm  aufbewahrten  Kirchen- 
bücher und  Urkunden  zum  Opfer  fielen.  Die  alte  Kirche  und  der  Turm  waren  am  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts  baufällig.  1812  wurde  der  Kirchturm,  der  einzustürzen 
drohte,  für  385  Rtlr.  wieder  instand  gesetzt.  1822  ist  die  Kirche  zu  Groß-Mahner  mit 
der  zu  Klein-Mahner  zu  einer  Pfarre  vereinigt.  1865  riß  man  die  alte  Kirche  bis  auf 
den  Turm  nieder  und  erbaute  ein  neues  Kirchenschiff.  1881  erhielt  die  Kirche  in  Klein- 
Mahner  zwei  neue   Glocken. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Das  neue  Schiff  der  Kirche  ist  ein  Backsteinrohbau  in  neugotischen 
Formen.  Inschriftstein  an  einem  Strebepfeiler  der  Nordseite  mit  der  Jahres- 
zahl 1866.  Turm  frühgotisch,  über  quadratischer  Grundfläche  in  Bruchstein  mit 
Werksteinkanten  (Taf.  54  c).  Schrägsockel.  Im  unteren  Teil  schmale  Licht- 
schlitze.    Neues    Westportal    in    ,, romanischen"    Formen.     Oben,    unterhalb    des 


Klein-Mahner  1 37 

alten  Hauptgesimses,  je  zwei  flachbogige  Schallöffnungen  an  jeder  Seite.  Der 
beschieferte  Helm  ist  mittels  Eckschrägen  vom  Quadrat  ins  Achteck  übergeleitet. 
Kugel  und  Wetterfahne  neu.  An  der  Westseite  des  Turmes  die  Jahreszahl  1657? 
Am  nördlichen  Anschlußpfeiler  (Turm- Schiff)  ein   Stein  mit  Schleif  rillen. 

Inneres  mit  Ausstattung  aus  der  2.  Hälfte  19.  Jahrh.  Doch  sind  folgende 
alte   Stücke  vorhanden : 

Geschnitzter  Altarschrein  (Taf.  55b)  auf  steinernem  Altartisch.  Im  Mittel- 
felde, 1,26x1,16  m  groß,  hinter  drei  mit  flachen  Eselsrückenbogen  zierlich  durch- 
brochenem Maßwerk  eine  Kreuzigungsgruppe.  Links  unter  dem  Schächerkreuz 
die  weinenden  Frauen,  rechts  eine  Gruppe  von  Männern.  Drei  nur  in  den  Ober- 
körpern ausgebildete  Engel  mit  Kelchen  umschweben  Christus.  In  den  Seiten- 
flügeln die  12  Apostel  mit  ihren  Attributen.  In  der  schreinartigen  Staffel  (Predella) 
ein  Geharnischter  mit  Schild  und  Lanze  zwischen  der  heil.  Anna  selbdritt  (links) 
und  der  heil.  Magdalena  (rechts).  Auf  der  Rückseite  der  Altarflügel  sind  noch  fi- 
gürliche Darstellungen  unter  der  jetzigen  Übermalung  vorhanden.  Ende  15.  Jahrh. 

Zwei  Altarleuchter,  Messing,  H.  29  cm,  mit  glattem  runden  Fuß  und 
Schaft,  ähnlich  denen  in   Gielde,  Dockenform.  Erste  Hälfte  17.  Jahrh. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  16  cm.  Am  runden  Fuße 
die  nebenstehend  abgebildete  Figur  eines  knienden  Priesters  mit  /^i^av^^ 
einem  Spruchband:  ,,pro  fidelibus  de  fontis".  Am  Zapfenknauf  in  .'^^^^'^'^^^ 
liegenden  Rhomben  die  Buchstaben:  ,,fll3fus."  Zwischen  den  Zapfen  ^^Q 
gotische  Maß  Werkverzierungen,  darüber  ein  kleiner  Rankenfries.  Kuppa  h^ 
in  üblicher  gotischer  Trichterform.    Gegen   1400.  \3 

Patene,  mit  getriebenem  Vierpaßboden,  ähnlich  der  in  Ohlendorf,  0  14,5  cm. 
Weihekreuz  2. 

Neue   Glocken  von   J.  J.  Radler  &   Söhne  in   Hildesheim. 

PFARRWITWEN  HAUS. 

Das  Pfarrwitwenhaus  (Haus  Nr.  34)  in  der  Nähe  der  Kirche.  Einfaches 
Fachwerkhaus.  Kurze  profilierte  und  geschnitzte  Konsolen  unterstützen  das 
vorgekragte  Gebälk  des  Obergeschosses.  Inschrift  der  Setzschwelle:  „AEDES 
VIDVIS  ECCLESIyE  HVIVS  PAROCH I ALIB  VS  CONSECRATAS 
CVM    LEGITIMO    SVPERIORVM    MEORVM  PRÄIVNTE  PERMISSV 

PROPRIO  ä:re  degratä:  posteritatis   compensatione 

NIHIL  DVRITANS  FIERI  CVRAVI  CHRYSOGONVS  TAPPIVS 
PASTOR  IBIDEM  ANNO  CHRISTI  MDCXVII  ä:TATE  MEALXIII... 
(unleserlich,  es  folgt  wahrscheinlich  das  Amtsalter)  ....  R   XXXXI'-  (?). 

KOFFER. 
Im  Besitze  des  Hofbesitzers  Rob.  Rühe  befindet  sich  ein  hölzerner  Koffer 
mit  gebogenem  Deckel,  laut  aufgemalter  Schrift  aus  dem  Jahre  1791,  mit  gut  ge- 
schmiedeten Eisenbeschlägen.  Maße:  1,23  m  lang,  0^,63  m  breit,  0,75  m  hoch. 


138 

Kniestedt. 

Evangelische  Kirche.  Windmühle. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Haiin.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL. 
G.  1  p  und  G.  2  b.  Hibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  -  von  Schwicheldtsches  Archiv 
im  Sclijoß  Söder,  Urk.  2.  U.  B.  Hild.,  T.  VL  U.  B.  Goslar,  IL,  III.  —  Suden- 
dorf, IL  —  IL  B.  von  Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patroiiat,  S.  8L  Bertram,  Gesch.  BisL  llild.,  L,  S.  248, 
261;  III.,  S.  249.  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  17.  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  238, 
248,  394,  466  usw.  Hültcbräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  81.  Kayser,  Visitationen, 
S.  101,  145  ff.  Klewitz,  Territ.  Entwicklung.  -  Kleuker,  Pfarrbezirk  Salzgitter.  - 
Lüntzel,   Alt.  Diözese,    S.  166,  254.  Mithoff,    Kunstdenkmale,    S.  191.  Mithofl, 

Kirchen  und  Kap.,  S.  5,  24,  29.  Oehr,  Land).  Verhältnisse,  S.  27.  Zobel,  Heimat- 
buch, S.  19  ff.        Zobel,  Gesch.  von  Kniestedt. 


fvt?rä5fttJt.    ~" r 


Abb.  49.     Kniestedt,  Kirche.     Schaubild  ^•on  Nordwesten  [v.  B.]. 


GESCHICHTE:  ,,Kiuistede"  wird  zuerst  1209  in  einer  L'rkunde  erwähnt,  in  der 
Papst  Innocenz  III.  die  Besitzungen  des  Klosters  Ringelheim  bestätigte;  damals  besaß 
das  Kloster  5  Hufen  an  dem  Orte.  Kurze  Zeit  darauf  (1221)  tritt  uns  mit  ,, Conrad 
de  Cnistede"  das  Geschlecht  der  Herren  von  Kniestedt  entgegen.  Der  erste  Sitz  muß 
zerstört  oder  aufgegeben  sein,  an  neuer  Stelle,  im  sog.  Oberhof,  bauten  die 
Herren  von  Kniestedt  sich  dann  an.  1460  wurde  das  Gut  Kniestedt  geteilt  in  die 
sog.  württembergische  Linie  mit  dem  Oberhof  am  Nordausgange  des  Dorfes  und  die 
sog.  braunschweigische  Linie,  die  sich  einen  neuen  Hof,  später  Apfelgarte  oder 
Strubenhof  genannt,  am  Südausgange  baute  (jetzt  im  Besitz  der  Familie  Talleur). 
Da  dieser  Hof  zu  klein  war,  wurde  ein  neuer  Hof,  der  Walhof  neben  der  Kirche,  der 
ehemaligen  Burgkapelle,  erbaut,  der  nun  der  L^nterhof  hieß  und  der  jetzige  Gutshof 
ist.  1533  errichtete  man  auf  dem  Unterhof  ein  Herrenhaus  aus  Fach  werk,  das  1698 
durch  ein  neues  steinernes  Gebäude  ersetzt  wurde.  Im  16.  Jahrhundert  teilte  die 
württembergische  Linie  ihren  Oberhof  in  den  Ober-  und  Mittelhof,  letzterer  ist  die 
heutige  Försterei.  Beide  Höfe  kamen  1721  bzw.  1809  durch  Verkauf  an  die  braun- 
schweigische Linie,  die  den  Unterhof  innehatte. 

Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  (1519—23)  trat  die  Familie  des  Unterhofes  in 
die  Dienste   der  Braunschweiger   Herzöge,    von    denen    sie  1596  das   Gut  Burgdorf  bei 


Kniestedt 


139 


Lichtenberg  als  fürstliches  Lehen  erhielt.  1837  erlosch  der  braunschweigische  Zweig 
der  Freiherrn  von  Kniestedt,  das  Gut  ging  in  den  Besitz  des  Fürsten  Münster  in 
Derneburg  über.  In  einer  1803  an- 
gefertigten Beschreibung  der  Ämter 
des  Bistums  Hildesheim  wird  der 
Archidiakon  von  Hildesheim  als 
Patron  von  Kniestedt  bezeichnet, 
der  Zehnte  stand  damals  je  zur 
Hälfte  den  Herren  von  Kniestedt 
und  dem  Heiligen  Kreuzspital  in 
Hildesheim  zu. 

Über  die  Kirche  zu  Kniestedt 
sind  Nachrichten  aus  älterer  Zeit 
nicht  vorhanden.  Im  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  war  die  Kirche 
sehr  verfallen  und  wurde  deshalb 
1814/15  erneuert.  Nach  den  Bau- 
aktenist damals  die  verfallene  Adels- 
prieche  entfernt,  der  Fußboden  um 
2  Fuß  erhöht  und  gepflastert,  die 
Kanzel  im  Altar  errichtet, die  Prieche 
für  die  Schuljugend  angelegt,  die 
anderen  Priechen,  welche  tief  ge- 
sunken waren,  wurden  wieder  auf- 
geschraubt und  instand  gesetzt,  der 
Eingang  zur  Kirche  wurde  ver- 
ändert, zwei  neue  Fenster  eingesetzt 
und  das  Gestühle  wiederhergestellt. 
1817  besserte   man    den  Turm   der 

Kiroheundschafftel824eineOrgelan.  Abb.  50.     Kniestedt,  Kirche,  vermauertes  Nordportal  (1:4(0. 


BESCHREIBUNG: 

Turm    und    Schiff    sind 


Abb.  .'>1.    Kniestedt,  Kirclie,  Türklopl'er. 


KIRCHE. 

Ende  15.  Jahrh.  erbaut,  Anfang  17.  Jahrh.  um- 
gebaut und  etwa  Mitte  18.  Jahrh.  nach  Vergröße- 
rung der  Fenster  in  die  heutige  Form  gebracht 
(Abb.  49).  Schiff  von  rechteckiger  Grundform, 
18,25x9,90  m.  Bruchsteinmauern,  Walmdach. 
Rundbogiges  Portal  an  der  Nordseite  von  1609. 
mit  Muscheln,  Diamantquadern  und  Löwenkopf, 
vermauert  (Abb.  50).  Turm,  0,00x7,10  m,  mit 
quergelegtem  Satteldach,  in  Höhe  der  Glocken- 
stube kleine  Schallöffnungen.  Turmeingang  an 
der  Westseite,  18.  Jahrh.,  mit  gemusterter  Holztür. 
cähnlich  der  am  Pfarrhaus  in  Salzgitter.  Schmiedo- 
'Mserner  Beschlag  (Abb.  51).  Das  Innere  ist 
1928—26  schlicht   ausgemalt.     Glatte   Decke. 

Ausstattung  : 

Altar    mit    Rückwand    (Holz),    vom    Ende 
17.    Jahrh.     Daran    Kanzel    zwischen     zwei    mit 


-140  Kniested  l 

Wcinlaul)  umwundenen  geschnitzten 
Säulen  und  mit  Pulten  verziertem 
Rankenwerk.  Darüber  ein  Kruzifix 
zwisclien  kleinen  gewundenen  Säulen. 

W;i  n  d  l  a  bi'rn  akel,  Stein,  um- 
raliml  von  reicher  gotischer  Arclii- 
teklur  (Fialen  Kanten-  und  Kreuz- 
l)lumen),  mit  schmiedeeiserner  Tür 
verschlossen,  hinter  dem  Altar  in  der 
Ostwand.   15.  Jahrh.  (Abb.  52). 

Unter  den  Nu  mmern  taf  el  n 
/\'  ^      '/  "''         '  fällt    eine    vom    Jahre    1770    mit    ge- 


^-iV:'-  <^-» »;,  ■''~*«^ 


— r 


Abb.  52.    Kniestedt,   Kirche.    Wandtabernakel   (1:12,.^). 


sehnitzter  Bekrönung  auf. 
f^*>       ,,      "1^'^'  Zwei    Altarleuchter,    Bronze, 

I  ♦  P»  Pü  ,         H.   26  cm,    mit    hohem  Fuß,   rundem 

mm»  m,m  '       Kuauf  uud  augegossencm  Dorn. 

I  Abendmahlsgeräte:     Kelch, 

-J       Silber,  vergoldet,   H.  21  cm.    Kuppa 

— "^       mit  geschweiftem  Rand,  sechseckiger 

i^ '"♦+"- — ! (_  birnformiger  Knauf,  Sechspaßfuß  mit 

Inschrift:    „F.  H.  V.  K.  S.  J.  V.  K. 
1701."  Goldschmiedezeichen  8.  —  Die 
zugehörige    Paten e  mit  den  gleichen    Goldschmiedezeichen. 

Kelch,  Silber,  H.  20  cm,  gotische  Form,  Sechspaßfuß.  An  der  sechs  Rauten 
des  kugeligen  Knaufes  die  Buchstaben:  ,,J.  E.  H.  S.  V.  S."  Unter  dem  Fuß  die 
Inschrift:  „ANNA  MAGDALENA  VON  WALMODEN.  WITTIBE  VON 
KNIESTED".  Etwa  Mitte  18.  Jahrh.  Goldschmiedezeichen  unsicher,  wahr- 
scheinlich wie   16. 

Patene,  0  11  cm,  trägt  auf  der  Unterseite  den  Namen:  ,,ANNA  SOFFIA 
VON  KNISTIT"*).   Goldschmiedezeichen  16. 

Oblaten  dose,  Silber,  vergoldet,  0  8  cm,  H.  4,1  cm.  Auf  dem  Deckel  ein 
Wappen  und  die  Buchstaben:  ,,SHVK.  G  •  V  •  H.",  eingefaßt  von  einem 
Kranze.  Vermutliche  Entstehungszeit:  Anfang  18.  Jahrh.  Unter  dem  Boden  in 
Schreibschrift  (Anfang  19.  Jahrh.)  der  Name:  ,, David  Lopse".  Goldschmiede- 
zeichen 52. 

Weinkanne,  Silber,  H.  33  cm,  ähnlich  der  in  Salzgitter.  Goldschmiedezeichen 
Nr.  62. 

Tauf  Schüssel,  Zinn,    0   18  cm,   Schalenform.   18.  Jahrh. 

Die  jetzt   vorhandenen    Glocken   sind    1907  gegossen.    Vordem   waren    zwei 

Läuteglocken  benutzt,  von  denen  die  ältere  unterhalb  der  Haube  eine  zweireihige 

Inschrift  zwischen  zwei  Zierbändern  trug :  „ A  N  N  A  S  0  F  F I A  V  0  N  K  N I E  S  T  E  D  T 

HAT  MICH  ZU  KNIESTEDT  IN  DIESE  KIRCHEN  GEGEBEN  ANNO 


*)  Anna  Sofia  v.  Kniestedt  ist  auf  der  1907  umgeschmolzenen  Glocke  von  1645  erwähnt. 


Kiiiestedt 


141 


1645.  SOLI  DEO  GLORIA.  HE  INRICH  BORSTELMANN  INBRAUN- 
SCHWEIG  HAT  MICH  GEGOSSEN."  Die  zweite  hatte  unterhalb  der  Haube 
einen  doppelten  Zierkranz  und  die  Inschrift:  „DIESE  GLOCKE  HAT  IHREN 
UHRSPRUNG  VON  HANS  LANDES  HERRN  VON  VOR  SALTZ  UND 
IST  GEMEINSCHAFTLICH  UMGEGOSSEN  KNIESDT  1799.  GE- 
GOSSEN VON  JOHANN  CONRAD    GRETE   IN    ER  AUN  SC  HWE  I  G." 

Inschrifttafel,  in  der  Kirche,  dem  Andenken  des  letzten  v.  Kniestedt, 
t  1825,  Friedrich  Julius  und  seiner  Gemahlin  Louise  Charl.  v.  Kniestedt  geb. 
von  Bülow  aus  dem  Hause  Rhode,  t  1854,  gewidmet. 

Grabstein,  H.  2,25  m,  B.  1,45  m,  an  der  inneren  Südwand  liegend,  vermauert, 
durch  Bänke  verdeckt  und  schwer  lesbar.  Soweit  am  Rande  zu  erkennen,  zum 
Gedächtnis  eines  v.  Kniestedt  gesetzt.  Mit  Figur  eines  Geharnischten,  ähnlich 
dem    V.  Wrisberg    an    der  Ostseite    der  Nikolaikirche   in   Alfeld.    Mitte   16.  Jahrh. 

Auf  dem  Friedhof  an  ursprünglicher  Stelle:  Grabplatte  mit  Bildnis  eines 
Geharnischten,    Sandstein,  2,05x1,04  m,  abgetreten. 

Grabstein,  mit  Rokokoornamenten,  2,00x1,04x0,20  m.  Inschrift  ver- 
wittert. 2.  Hälfte   18.  Jahrh. 

BOCKWINDMÜHLE. 

Westlich  der  Ortschaft  steht  auf  der  Anhöhe  die  sog.  Eikelsche  Mühle, 
nicht  mehr  in  Betrieb.  Hausbaum  0,75x0,75  m  dick.  Flügel  fehlen.  An  einem 
Balken  im  Obergeschoß:  ,,An  Gottes  Segen  ist  mier  gelegen.  Georg  Schreyhafe 
(oder  Schreyhake)  Anno  1811."  Jetziger  Eigentümer:  Landgerichtsdirektor 
Dr.  Haas,   Hannover. 


Kukeriulenburg. 


GESCHICHTE:   Vgl.  Ein- 
leitung S.  6. 

BESCHREIBUNG: 
Einige  auf  der  Kuppe  des 
Burgberges  nördlich  Gielde 
verstreute  Bruchsteine  lassen 
auf  eine  einstige  Bauanlage 
schließen,  mit  der  ein  nahe- 
gelegener, im  Plane  Abb.  53 
wiedergegebener  Ring  wall 
in  gewissem  Zusammenhang 
gestanden  haben  kann. 
Grundform  elliptisch,  etwa 
100x60  m.  Kronenbreite 
des  Walles  durchschnittlich 
2,00  m.  Sohlenbreite  etw^a 
8,00  m.   Höhe  etwa  1,50  m 


::hx: 


-^^~ 


■^ 


■m-.^. 


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c'-^. 


Abb.  5.3.     Kukeriulenburg,  Lageplan  (1 :  1500). 


142  Kukeriulenburg 

bezüglich  des  Walliniiern,  ij  3,50  m  bezüglich  des  Äußern.  Im  Innern  ein  recht- 
eckiger, 20,00x5,00  m  großer,  etwa  1,50  m  hoher  Hügel  mit  ebener  Oberfläche. 
Ein  in  den  Hügel  eingesenkter  Trichter  von  etwa  3  m  0  läßt  auf  eine  frühere 
Nachgrabung  schließen. 


Lengde. 

Evangelische  Kirche.   Gehöfte.  Zehntscheunen.  Windmühle. 

Quellen:    1.    Staats- Arch.  Hann.,    Akt.  Manu.  des.  74,    Amt    Wöltingerode,    111., 

X.  1,  4d;  desgl.  IV.,  III.  2f  4.     -  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  App.  Schiaden,  III.,  2f  4. 

-  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.        von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder, 

Urk.       -    Pfarrarchiv    Lengde,    Kirchliche    Bauakten    1828,    1829.  2.    U.  B.   Hild., 

I.-  VI.  U.B.  Goslar,   I.     V.  U.  B.  von   Saldern,   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  44,  55,  85  ff.         Blume,  Heimat,  S.  384  ff. 
Bode,   Uradel,    S.  175.  Bornstedt,    Siedlungen,    S.  17.  Dürre,   Reg.  Wallmoden, 

Nr.  59,  277.  Hüttebräuker,   Erbe   Heinrichs  d.  L.,   S.  83.  Kayser,   Visitationen, 

S.  186.       -  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25.  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  16,  322  ff. 

Machens,  Archidiakonate,  S.  107,  193.         Mithoff,  Kunstdenkmale.  S.  194.         Mit- 
hoff, Kirchen  und   Kap.,   S.  5.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  191. 

GESCHICHTE:  Im  Jahre  1174  übereignete  Bischof  Adelog  von  Hildesheim  die 
Kirche  in  „Lengithe"  dem  Kloster  Heiningen.  Das  Vorhandensein  einer  Kirche  und 
die  alte  Form  des  Ortsnamens  deuten  darauf  hin,  daß  Lengde  viel  älter  ist.  Als  4  Jahre 
später,  1178,  der  Bischof  die  Besitzungen  des  Klosters  Heiningen  bestätigte  und  ihm 
den  Bann  über  die  Mutterkirche  in  Gielde  nebst  der  ihr  zugehörigen  Kapellen  und  Kirchen 
gab,  erscheint  die  ,, Kapelle"  in  ,,Leggethe"  als  eine  Gründung  der  Mutterkirche  in 
Gielde.  Aus  einer  Prozeßurkunde  des  Jahres  1336  geht  hervor,  daß  die  Kirche  in  Lengde 
im  alten  Archidiakonat  Neuenkirchen  lag  und  damals  an  das  Archidiakonat  Goslar 
gekommen  war.  Das  Patronat  über  die  Kirche  in  Lengde  hatte  1174  das  Kloster  Hei- 
ningen, am  Ende  des  13.  Jahrhunderts,  als  die  weifischen  Herzöge  die  benachbarte 
Herlingsburg  auf  dem  Harly  besaßen,  kam  es  an  diese.  Herzog  Heinrich  der  W^underliche 
verzichtete  1311  auf  das  Patronatsrecht;  es  war  dann  umstritten  zwischen  dem  Kloster 
Wöltingerode  und  dem  St.  Blasiusstift  in  Braunschweig,  bis  1351  Bischof  Heinrich 
dem  Kloster  Wöltingerode  die  Kirche  zu  Lengde  zusprach.  Nach  dem  Übergang  des 
Patronats  an  das  Kloster  Wöltingerode  machten  die  Einwohner  von  Lengde  den  Ver- 
such, das  Patronatsrecht  über  ihre  Kirche  selbst  auszuüben,  doch  mißlang  dieser  Ver- 
such. 

Als  älteste  Grundherren  erscheinen  in  Lengde  die  Bischöfe  von  Hildesheim  und 
von  Halberstadt,  der  Erzbischof  von  Magdeburg  sowie  die  Herzöge  von  Braunschweig, 
die  Grafen  von  Schiaden  und  von  Blankenburg  und  die  Herren  von  Biewende.  Ihr  Be- 
sitz stammt  vermutlich  aus  altem  Königsgut  der  Pfalz  Werla,  mit  dem  sie  einst  vom 
Kaiser  beschenkt  oder  belehnt  waren.  Im  13.  Jahrhundert,  als  zwei  Orte  Lengede, 
nämlich  Lengede  maior  und  minor,  auftauchen,  treten  auch  mehrere  Familien  von 
Lengede  auf.  Die  ursprünglich  freien  Familien  von  Lengede  kommen  zuerst  1147  vor, 
spätestens  1280  ist  eine  dieser  Familien  in  die  Ministerialität  der  weifischen  Fürsten 
eingetreten,  eine  andere  Familie  aus  Lengede  minor  gehörte  der  hildesheimischen 
Ministerialität  an.  Der  Besitz  dieser  Familien  kam  im  13.  und  14.  Jahrhundert  an  ver- 
schiedene Klöster. 

Vor  allem  hatte  das  Kloster  Wöltingerode  großen  Grundbesitz  in  Lengde,  daneben 
waren  das  Domstift  und  das  Kloster  Neuwerk  in    Goslar  sowie  die   Goslarer  Ritter- 


Lengde  143. 

familie  von  der  Gowische  dort  begütert.  Die  Siedelung  Klein-Lengde  ist  um  die  Mitte 
des  14.  Jahrhunderts  wüst. 

Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  kam  Lengde  mit  dem  Amt  Wiedelah  an  Herzog 
Heinricli  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel,  1542  wurde  die  Reformation 
eingeführt,  jedoch  erst  1568  mit  dem  Regierungsantritt  von  Herzog  Julius  endgültig 
durchgeführt.  1643  kam  Lengde  wieder  an  das  Hochstift  Hildesheim  zurück.  Im  Jahre 
1710/11  erhielt  die  Kirche  einen  neuen  Turm,  der  bei  dem  Abbruch  der  Kirche  erhalten 
blieb.  1802  berichtete  der  Amtmann  Schuch  in  Wiedelah,  daß  die  alte  Kirche  in  Lengde 
außerordentlich  baufällig  sei,  die  Seitenmauern  des  Schiffes  seien  ausgewichen,  die 
Balken  verfault  und  der  Einsturz  des  Gewölbes  sei  zu  befürchten.  Darauf  riß  man  die 
alte  Kirche  mit  Ausnahme  des  Turmes  nieder  und  begann,  wie  die  Bauakten  angeben, 
ohne  die  höhere  Genehmigung  abzuwarten,  den  Bau  der  neuen  Kirche,  der  von  Maurer- 
meister Wagemann  in  Vienenburg  für  2399  Rtlr.  übernommen  war;  gegen  Michaelis 
1803  war  der  Neubau  vollendet.  Als  1803  der  preußische  Landbaumeister  Clemens  eine 
Revision  des  Baues  vornahm,  stellte  er  fest,  daß  die  Mauern  der  Kirche  zur  Tragung 
des  Daches  von  zu  geringer  Stärke  waren,  das  Dach  sei  zu  flach,  um  seine  eigene  Last 
zu  tragen  und  ohne  die  notwendig  gewesene  Verankerung  aufgeführt.  Bereits  1808 
waren  die  Seitenmauern  ausgewichen  und  mußten  durch  hölzerne  Streben  abgesteift 
werden,  1829  waren  die  Mauern  um  15 — -18  Zoll  übergewichen;  durch  Baumeister 
Hellner,  Hannover,  wurden  die  Mauern  wieder  in  senkrechte  Stellung  gebracht  und  das 
Dach  verankert.  Die  Kosten  dieser  Wiederherstellung  in  den  Jahren  1828 — 31  betrugen 
1564  Rtlr.,  d.  h.  etwa  Vs  der  Kosten  des  Neubaues  der  Kirche.  Damals  wurden  die 
Pfeiler  im  Inneren  eingebaut. 

Für  die  neue  Kirche  ist  1805  eine  Orgel  für  550  Rtlr.  angeschafft.  Den  barocken 
Altar  (1736),  das  Abschlußgitter  (um  1780),  den  Taufengel  von  1705  und  den  Taufstein 
von  1584  übernahm  man  aus  der  alten  Kirche  in  die  neue.  1837  wurde  die  kleine  Glocke 
von  J.  H.  Wicke  in  Braunschweig  gegossen  und  1844  die  große  Glocke  von  S.  Lange 
in  Hildesheim.  Den  Kirchturm,  der  1794  wiederhergestellt  war,  unterwarf  man  1862/63 
nochmals  einer  gründlichen   Ausbesserung. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Das  Schiff,  1802  an  den  1711  errichteten  Turm  angebaut,  hat  rechteckige 
Grundform  und  ist  im  Osten  mit  drei  Seiten  des  regelmäßigen  Achtecks  ge- 
schlossen. Außenmaße:  Langseiten  21,80  m,  Chorseiten  5,40  m,  Schiffsbreite 
13,50  m.  Mauerwerk  aus  roten  Bruchsteinen  (Rogenstein  vom  Harliberge),  die 
verzahnten  Eckquadern  und  schlichten  Tür-  und  Fenstergewände  aus  grauem 
Werkstein.  Die  Außenwände  scheinen  früher  geputzt  gewesen  zu  sein,  jetzt  aus- 
gezwickt. Schrägsockel,  niedrig;  hölzernes  profiliertes  Traufgesims.  An  der  Nord- 
seite vier,  an  den  Chorseiten  je  ein  und  an  der  Südseite  drei  flachbogige  Fenster. 
Hauptzugang  durch  den  Turm,  außerdem  an  der  Südseite  ein  Portal,  H  2,33  m, 
B.  1,53  m,  mit  zweiflügeliger  Tür,  dessen  Gewände  mit  5  Sonnenwirbeln  und 
Rillenornament  geschmückt  ist.  Oberhalb  der  Tür  eine  Schriftplatte:  „Der  Goltes- 
verehrung  geweiht.   Im   Jahre   1803"  (Taf.  57a).  Darüber  ein  ovales  Fenster. 

Westturm,  1711  in  Bruchstein  erbaut,  sockellos,  unten  mit  schmalen 
Lichtschlitzen,  im  Glockengeschoß  größere  Schallöffnungen.  An  der  Westseite, 
oberhalb  der  rechteckig  umrahmten  Tür  ein  Inschriftslein  mit  unleserlicher 
Schrift.  Helm  mittels  Eckschrägen  vom  Quadrat  (8,00  m  Seitenlange)  ins  Achteck 
übergeführt,  Wetterfahne  von  1794  (Taf.  54d).  Eine  zweite  Wetterfahne  auf  dem 
Walmschnittpunkt  des  Chordaches  von  1803. 


-144  Lengde 

Das  Innc'r(>  iiiachL  wcgi-ii  der  zur  Untcrslülzung  der  Decke  dienenden  Holz- 
stützen den  Eindruck  einer  drcischiffigen  Anlage,  deren  Mittelschiff  mit  einer 
Brettertonne  unrl  deren  Seitenschiffe  mit  flachen  verputzten  Holzdecken  ver- 
sehen sind.  Holztonne  und  Wandflächen  auch  glatt  geputzt.  Am  Wandanschluß 
ein   Gesimsprofil. 

A  u  s  s  t  a  1 1  u  n  g  : 

Auf  der  oberen  der  beiden  übereinanderliegenden  Westemporen  eine  kleine 
Orgel  aus  der  Erbnuungszeit  der  Kirche.  Die  seitlichen  und  die  oberhalb  der 
Pfeifen  befindlichen  Zierstücke  zeigen  krause  Muster  des  ausklingenden  Rokokos. 
Beiderseits  als  oberer  Abschluß  der  Pfeifi'n   musizierende  Engel. 

Die  Rückwand  des  Altares  mit  vorgekragter  Kanzel  ist  zwar  klein, 
aber  reich  geschnitzt  und  gut  gegliedert  (Taf.  56a).  Die  Kanzel  mit  Schnitz- 
werk zwischen  gewundenen  berankten  Säulen,  daneben  die  Figuren  von  Moses 
und  Aaron.  Als  Seitenabschlüsse  reiches  Ranken  werk,  das  verkröpfte  Gesims 
des  Gebälks  nach  vorn  zum  Schalldeckel  erweitert.  Im  Aufsatz  Petrus  und  Paulus, 
in  der  Mitte  Christus  mit  der  Fahne.  An  den  geschnitzten  Teilen  des  Altars  machen 
sich  Einflüsse  von  Jobst  Heinrich  Lessen,  Bildschnitzer  in  Goslar,  geltend.  Zur 
Kanzel  gehört  ein  zierliches  Lesepult.  Die  Kanzeltür  hat  eine  rundbogige,  mit 
durchbrochener  Schnitzerei  in  Form  einer  Blumenvase  verzierte  Füllung,  H.  0,69  m, 
B.  0,58  m.  Der  Altar  ist  von  Pöttinger  in  Weiß  und  Gold  bemalt  (s.  Vienenburg, 
kath.  Kirche,  und  Wöltingerode). 

Taufengel,  Holz,  weiß  und  gold  bemalt,  etwa  1,00  m  groß,  hängt  neben 
dem  Altar.  In  der  Rechten  eine  Taufschale  in  Muschelform,  in  der  Linken  ein 
Spruchband  mit  der  Aufschrift:  ,, Lasset  die  Kindlein  zu  mir  kommen"  usw.,  vor 
der  Brust  ein  Schild  mit  der  Inschrift:  ,,Hans  Michael  /  Heinrich  Bock  /  Claus 
Widelah  /  Anno  1706." 

Reste  eines  1,10  m  h.  Taufsteines,  Becken  in  Form  eines  0,35  m  h.  schlichten 
Kegelstumpfs,  0  0,40  m,  auf  Rundsäule,  0  0,23  m,  mit  quadratischem,  0,41  m. 
breitem  profilierten   Sockel.  Entstehungszeit  unbestimmt,  vielleicht  um  1800. 

Außer  dem  einfachen  Gestühl  der  Erbauungszeit  sind  noch  chorstuhl- 
artige  Bänke  mit  Klappsitzen  und  Scheidewänden  in  großer  Zahl  vorhanden. 
Herstellungszeit  gegen   1700. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  teilvergoldet,  H.  21  cm.  An  der  Kuppa : 
„DIESEN  KELCH  VEREHRE  ICH  GOTT  ZU  EHREN  IN  DIESE 
KIRCHE  WEIL  MEIN  SEHL.  HE.  VATER  SIGISMUND  DEMUTH 
HIER  BEGRABEN  LIEGT.  DOROTHEIA  DEMUTHS  WITWE 
OSTERWALDS  AO  1697."  Goldschmiedezeichen  4  (aber  ohne  den  Buch- 
staben   D). 

Patene,  Silber,  vergoldet,  0  15,5  cm.  Goldschmiedezeichen  wie  am  Kelch. 
Weihekreuz  8. 

Oblatendose,  Silber,  rund  0  12,5  cm,  H.  5,5  cm.  Am  Rande  schlichte 
Ornamente.  Inschrift  auf  dem  Deckel:  „Dise  Ablaten-Schachtel  /  wird  zu  Gottes 
Ehre  der  /  Kirchen  zu  Lengde  verehret  von  ELISABETHA  DEMUTHS  / 
Sehl.     HERREN    FRIEDERICH    T I  ELEN  :  Nachgelassene     witwe     weilen 


Lengde 


145 


ihr  /  Sehl.  vatter:  HERR  SIEGEMUNDUS  /  DEMUTH  zu  Lengde  begraben 
lieget  /  weil  das  vernicählte  Creütz  in  der  Kirche  /  daselbst  ausweiset  Ohlendorff  / 
am  Tage  Laurentz  den   10  t.  /  August  1712."   Goldschmiedezeichen  3. 

Zwei  Läuteglockcn.  Die  größere  0  1,06  m.  Unterhalb  der  Haube  Eichen- 
laubfries und  Inschrift:  „GEGOSSEN  VON  S.  LANGE  IN  HILDESHEIM 
1844  FÜR  DIE  GEMEINDE  LENGEDE."  Am  langen  Felde  ein  Spruch 
und  die  Namen  der  derzeitigen  Kirchenvorsteher.  Die  zweite,  0  0,90  m,  ähnlich 
ausgeführt  Am  Schlagring:  „GEGOSSEN  VON  J.  H.  WICKE  IN  BRAUN- 
SCHWEIG 1837." 

Grabstein  des  1845  verstorbenen  Johann  Diedrich  Rißling,  H,  2,25  m. 
Sockelhöhe   1,12  m.  Auf  dem  Kirchhof  (Tat.  57c). 

GEHÖFTE. 

Das   Dorf  Lengde    ist    ein   Haufendorf.    Die   Gehöfte  liegen  zerstreut,    dem 

hügeligen    Gelände    angepaßt    (Abb.  54).    Die    älteste    Siedlung   scheint    nahe    der 

Kirche  an  der  Einmündung  der  Straße  von  Beuchte  in  die  Landstraße  Vienenburg — 

Schiaden  gelegen  zu  haben.  Hier  erweitert  sich  die  Straße  platzartig.  Etwa  in  der 


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Abb.  54.    Lengde.    Dorfplan,  Ausschnitt  (1 :  6400). 


Mitte  des  Platzes  steht  der  Dorfkrug.  Abschluß  des  Platzes  südlich  der  Kirche 
durch  die  Giebelseiten  der  Wohnhäuser  der  auf  höhcrem  Gelände  liegenden  Ge- 
höfte (Taf.  59e).  Weiterentwicklung  der  Ortschaft  in  südlicher  Richtung.  Nach 
dem  Brande  von  1786,  wobei  28  Wohnungen  und  93  ,, Behältnisse"  zerstört  wurden, 
sofortiger  Wiederaufbau  in  einheitlichem  Charakter  scheinbar  nach  Angaben  von 
ein  und  derselben  Leitung.  Ortsübliche  Bauweise,  Fach  werk,  wurde  beibehalten. 
Anlage  der  Gehöfte  durchgehends  nach  mitteldeutschem  (fränkisch-thüringischem) 
Muster;  Wohn-  und  Wirtschaftsgebäude  also  so  um  einen  inneren  Hof  gruppiert, 
daß  das  gesamte  Gehöft  in  sich  geschlossen  war.  Zugang  von  der  Dorfstraße  mittels 
einer  hohen,  überdeckten,  durch  eine  große  Tür  abgeschlossenen  Einfahrt.  Ein 
zweites  Tor,  meistens  nicht  überdeckt,  als  Ausfahrt.  Wohnhaus  —  in  Lengde 
vielfach  freistehend  —  so  eingruppiert,  daß  von  ihm  aus  der  gesamte  Wirtschafts- 
betrieb beaufsichtigt  werden  kann.  Anschließend  an  das  Wohnhaus  die  Stallungen, 

19 


146 


Lengde 


gegenüber  oder  entfernter  die  ReniLstn  und  Scheunen,  unter  deren  weit  vorge- 
zogenen Schleppdächern  die  Wagen  und  Geräte  im  Schutz  gegen  Witterung  stehen 
konnten.  Scheunen  mit  einer  Seitenlängstenne,  die  bei  genügender  Schleppdach- 
ausladung auch  oft  fehlL.  Üblicherweise  die  Dungslälle  (Miste)  mitten  auf  dem 
Hofe.  Wohngebäude  durchweg  nach  gleichem  Oruudrißschema,  je  nach  Größe 
der  Anlage  etwas  abgewandelt.  Im  Erdgeschoß  um  fleii  geräumigen  Flur  Wohn- 
und    Wirtschaftsräume,   im    Übergeschoß    um    den    oberen    Flur    Schlafräume    und 


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Abb.  55—57.    Lengde  Nr.  28,  Gehöft  des  Bauern  und  Schäfers 
Tillig.  Grundriß  des  Erdgeschosses  (1:500);  Wohnhaus.  Grund- 
riß des  Obergeschosses  und  Schnitt  (1:250). 


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Abstellgelasse  (Rauchkammern).  Der  Massivbau  mit  Backsteinen  bürgerte  sich 
erst  gegen  Ausgang  des  19.  Jahrhunderts  ein.  Aus  dem  18.  Jahrhundert  sind  zwei 
Zehnt-Scheunen  aus  Bruchsteinen  vorhanden. 

Gehöft  Nr. 28  des  Bauern  und  Schafmeisters  Tillig  (Abb.  55-  57  und  Taf.58a). 
Wohnhaus,  zweigeschossig,  nicht  unterkellert.  Obergeschoß  etwa  12  cm  vorkragend. 
Setzschwelle,  Füllhölzer  und  Balkenköpfe  profiliert,  letztere  mit  den  Füllhölzern 
fluchtend.  Geschoßhöhen  i.  L.  2,20  m.  Breitpfannendach.  Gefache  mit  Lehm- 
ausmauerung. Abschluß  des  Gehöftes  durch  den  geräumigen  Schaf  stall  und  die 
überdeckte  Ausfahrt.  Scheunen  nur  als  Bansenräume  dienend;  statt  der  Längs- 
tenne  Schleppdächer,  rund  2,50  m  überstehend. 

Gehöft  Nr.  18  des  Erbbauern  Niemeyer.  Der  Hof  ist  zuerst  1603  als  in 
Niemeyerschen  Besitz  befindlich  erwähnt  (Landeshauptarchiv  Wolfenbüttel, 
Akten  über  Wöltingerode  Nr.  21).  Neubau  nach  Brand  1786.  Wohnhaus  zwei- 
stöckig, zum  Teil  unterkellert.  Konstruktive  Ausbildung  wie  Wohnhaus  Tillig 
(Taf.  58  b).  Gefache  mit  Backsteinen  ausgemauert.  Mit  dem  Wohnhaus  fluchtend 
eine  Scheune,  deren  Schleppdach  durch  Kopfbänder  unterstützt  ist,  anschließend 


Lf'iigde  147 

das  Altenteilerhaus,  jetzt  Schwelnestall.  Am  Türholm:  V.  N.  M  •  C.  FB.  A.D.  ^ 
1786  (Valentin  Niemeyer,  Marie  Catherine,  geb.  Fürstenberg).  Der  jetzt  das 
Gehöft  an  der  Hinterseite  abschließende  Rindviehstall  stammt  aus  neuerer  Zeit. 
Scheunen  und  Stallungen  der  hnken  Schmalseite  mit  weit  ausladenden  vSchlepp- 
dächern  auf  Kopf  streben. 

Gehöft  Nr.  20,  der  frühere  Waeterlingsche  Hof.  Eigentümer  Schlüter. 
Das  sehr  stattliche  Gehöft  hat  in  den  letzten  Jahren  durch  Abbruch  des  an  das 
"Wohnhaus  stoßenden  Pferdestalles  und  einer  Scheune  stark  in  seiner  Geschlossen- 
heit gelitten.  Es  dürfte  wie  die  Nachbargehöfte  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
erbaut  sein,  wenngleich  das  auf  Taf.  58  d  wiedergegebene  Torgebäude  am  Holm 
neben  den  Buchstaben  H.  W.  die  Jahreszahl  18.56  trägt.  Bis  vor  wenigen  Jahren 
wurde  das  Tor  durch  einen  achtseitigen  beschieferten,  als  Taubenschlag  dienenden 
Dachreiter  betont  (Taf.  57e).  Das  zweistöckige  Wohnhaus  ist  in  Fachwerk,  ähnlich 
dem  Niemeyerschen,  erbaut  (Taf.  58c).  An  der  linken  Schmalseite  wiederum  die 
charakteristischen  Schleppdächer  an  den  Schweineställen.  Als  hinterer  Abschluß 
des   Gehöftes  eine   Gartenterrasse  neben  emem  Werkstattgebäude. 

Gehöft  Meyer  (Ww.)  zeigt  gleichfalls  den  Charakter  des  fränkischen  Ge- 
höfts vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts.  Etwas  stattlicher  als  beim  Tilligschen 
Gehöft  umziehen  auch  hier  die  Wirtschaftsgebäude  den  Hof  (Taf.  59c  und  d). 
Ganz  ähnlich  der  vorbeschriebenen  Anlage  ist  auch  hier  das  zweigeschossige  Wohn- 
haus ausgebildet  (Taf.  59a). 

Gehöft  Schlüter  gehörte  ebenfalls  zu  den  typischen  Anlagen.  Bemerkt 
sei  hier,  daß  das  Dach  der  großen  Scheune  durch  eine  besondere  Holzständerreihe 
getragen  wird,  so  daß  gleichsam  die  Längstenne  nach  außen  verlegt  erscheint. 

ZEHNTSCHEUNEN. 

Zwei  Zehntscheunen,  ehemals  im  Besitz  des  Klosters  Wöltingerode. 

Die  eine  am  östlichen  Randweg  der  Ortschaft,  gemeinsames  Eigentum  von 
drei  Bauern  (Taf.  59b).  Länge  35,20  m,  Breite  13,20  m.  Firsthöhe  rund  12,00  m. 
Umfassungsmauern  0,85  m  stark  aus  rotem  Harli-Rogenstein.  Seitenlängstenne  mit 
3,55  m  breiten,  4,30  m  hohen  rundbogigen  Toren,  deren  verdoppelte  Türen  aus 
Tannenholz  noch  alt  sind.  Etwa  in  der  Mitte  der  Längswand  eine  kleinere  Tür.  Zwei 
Inschriftplatten:  „P.  D.  LVCIA  /  ROSA  ABBA  1711"  und  „FR.  lOANNES 
WAPENSTICKER  PR/EPOSITVS  ,    1711.' 

Die  andere,  am  Verbindungsweg  von  der  Hauptstraße  zum  östlichen  Rand- 
weg, aus  rotem  Rogenstein  vom  Harliberg,  Eigentümer  Otto  Meyer  Ww.  (Taf.  52c). 
Länge  29,00  m,  Breite  9,50  m,  Firsthöhe  rd.  7,50  m,  S'.Mlen wände  3,80  m.  Im  Ost- 
giebel eine  Inschriftplatte:  „R.  D.  M\A.  TPERESIA  /  SO^^EMAN 
ABBAA  /  R.  D.  lOES  BERNARD9  ROTARIUS  P.  P0SIT9  1735." 
An  den  Langseiten  je  drei  kleine  Schlitzfenster,  zwei  Dachluken.  Breit pfannen- 
deckung.    Die    Tore    der    Seitenlängstenne    rundbogig.    Osltor    beschädigt,    später 

vergrößert. 

WINDMÜHLE. 

Die  nordwestlich  vom  Dorfe  stehende  Windmühle,  eine  Bockniühle,  ist  auf 
Taf.  57b  wiedergegeben. 


148 


Lewe  —  Liebenburg. 

Evangelische  Kirche.  Wohnhäuser. 


Quellen:     1.     Staats-Arcli.  Ilann.,     Akt.  Hann.  des.  74,     Amt     Liebenburg,     IL, 

G.  Iq.  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß 

Söder,  Urk.  —  Pfarrarchiv  Le^\'c,  Kirchenbauakten  1856 — 63.  —  2.  U.  B.  Hild., 
L— VL  —  U.E.  Goslar,   L — IV.  —  U.  B.  von   Saldern,   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  13,  38,  77,  94.  —  Blume,  Heimat,  S.  91  fL  -- 
Bode,  Uradel,  S.  181.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  17.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden, 
Nr.  75,  430,  466,  991.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  146.  —  Klewitz,  Territ.  Entwick- 
lung, S.  25.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  320.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  195.  — 
Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.S.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  79  ff. 

GESCHICHTE:  Der  Name  des  Dorfes  Lewe  kommt  als  ,,Lievethe"  zuerst  1131  in 
einer  Urkunde  vor,  in  der  Bischof  Bernhard  die  Besitzungen  des  Stiftes  St.  Georgen- 
berg bei  Goslar  bestätigt;  damals  hatte  das  Stift  in  Lewe  eine  Hufe  und  eine  Haus- 
stätte. Ende  des  Jahrhunderts  taucht  die  ursprünglich  freie  Familie  der  Herren  von 
Lewe  auf,  die  später  in  die  braunschweigische  Ministerialität  übergetreten  ist.  Als  äl- 

t  estes  Mitglied  dieses  Geschlechteserscheint 
Gerhardus  de  Levethe  unter  den  Zeugen 
einer  bischöflichen  Urkunde  des  Jahres 
1175.  Zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts 
werden  ein  malus  Levede  (das  jetzige 
Lewe)  und  ein  minus  Levede  (am  Ende 
des  Mittelalters  wüst)  unterschieden.  Da 
im  14.  Jahrhundert  und  später  mehrere 
Familien  von  Lewe  auftreten,  so  ist  es 
möglich,  daß  sie  aus  den  verschiedenen 
Orten  des  Namens  Lewe  stammen. 

Das  Dorf  Lewe  hat  sich  im  Anschluß 
an  den  Herrensitz  entwickelt.  Vermut- 
lich gehörte  die  Feldmark  Lewe  ursprüng- 
lich den  Grafen  von  Wohldenberg,  von 
ihnen  hatten  1286  die  Herren  von  Wall- 
moden 3  Hufen  in  Groß-  und  7  Hufen  in 
Klein-Lewe  zu  Lehen.  Grundbesitz  in 
Lewe  besaßen  das  Stift  Georgenberg  und 
die  Klöster  Steterburg,  Heiningen  und 
St.  Michaelis  in  Hildesheim.  Nach  dem 
Bau  der  Liebenburg  erwarb  der  Bischof 
von  Hildesheim  in  Lewe  zahlreiche  Hufen 
Land,  das  er  für  den  Unterhalt  der  Burg- 
besatzung benötigte.  Nach  der  Hildes- 
heimischen Ämterbeschreibung  besaßen 
1803  die  von  König  das  Patronat  in 
Lewe,  der  Zehnte  war  zwischen  dem 
Domstift  zu  Goslar  und  den  Herren  von 
Brabeck  geteilt. 
Die  Kirche  in  Levede  wird  zuerst  1305  erwähnt,  in  diesem  Jahre  übereignete  die 
Äbtissin  Sophie  von  Gandersheim  dem  Bischof  Siegfried  mehrere  Hufen  in  Groß-  und 
Klein-Lewe  sowie  das  Patronatsrecht  der  Kirche  in  Lewe,  wofür  der  Bischof  der  Äbtissin 
das  Patronatsrecht  der  Kirche  in  Wetteborn  und  ein  Allod  mit  Zubehör  übergab.  Nach- 


Abb.  58.    Lewe,  evangelische  Kirche,   Portal  im 
Turm  (l:40)t 


Lewe 


149 


dem  Lewe  mit  dem  ..Großen  Stift"  1523  an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braun- 
schweig-Wolfenbüttel  gekommen  war,  betrachtete  dieser  sich  als  Landesherr  nun  auch 
als  Patron  der  Kirche.   Deshalb  weisen  nach  Einführung  der  evangelischen  Lehre  1542 
die      Visitationsprotokolle 
des  Schmalkadischen  Bun- 
des die  Angabe  auf:  ,,Le- 
vede  ist  Braunschweigisch 
lehn".  Zum  Jahre  1571  wird 
bei    Lewe  vermerkt :    „Ist 
auch  ein  Siechenhauß  oder 
Spital   gestift  von   Herzog 
Heinrich";    Näheres    über 

dieses   Spital  in    Lewe  ist  \       -^^       l  ^      \     ^-'^^' 

nicht  bekannt. 

Die  alte  Kirche  in 
Lewe  ist  am  17.  März  1862 
geschlossen  und  bis  auf 
den  unteren  Teil  des  Tur- 
mes abgebrochen.  Auf 
einem  Steindruck  von  etw'a 
1860  ist  der  Turmhelm  als 

abgewalmtes  Satteldach  zu  Abb.  59.     Lewe,  Haus  Nr.  24,  Konsolenausbildunjä 


OBEPCESCH:;&ä 


ERDCESCHOSS 


erkennen  mit  einem  Erkerausbau  an  der 
Xordseite.  Der  Neubau  der  Kirche  erfolgte 
nach  den  Plänen  des  Baurats  Hase,  die 
Kosten  betrugen  13028  Rtlr.  29  Gr.  2  Pf., 
am  8.  November  1863  WHirde  die  neue 
Kirche  eingeweiht.  Der  Kanzclaltar  der 
Kirche  stammt  aus  dem  Jahre  1778/79. 
Das  Pfarrhaus  brannte  1718  ab,  das 
wiedererrichtete  Pfarrhaus  wurde  1843 
nochmals  von  einem  Brande  heimgesucht. 


|uu)uu) 1_ 


H 1 1 1 . 1 1 


Abb.  60— 62.     Lewe,  Haus  Nr.  32.     Gruiuliisso  iiiul  Schnitt  (1:230). 


20 


150 


Lewe 


BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Das  Schit'l  ,.in  Backstein,  neugolisch  (1862/63).  Der  allf  'Jiirin  gotisch,  über 
einem  Rechteck  von  der  Breite  des  Schiffes  hochgeführt,  in  Bruchstein  mit 
Werksteinecken.  Zwei  schlanke  hölzerne,  beschieferle  achlseitige  Helmpyramiden 
(aus  der  Zeit  des    Schii'fsneubaues)   mil    flachen    ÜbergangsgraLen   an   den   Ecken 


Abb.  63.    Lewe,  Haus  Nr.  32,  Aufriß  (1 :  125). 


des  Unterbaues.  Zwischen  den  Helmen  ein  kleiner  Erker  für  das  Zifferblatt  der 
Uhr  (Taf.  57d).  An  der  Nordwestecke  des  Turmes  unter  einem  Schutzgesims  ein 
Wappenstein,  beschädigt  (v.  Schwicheldt),  mit  der  Jahreszahl:  m.  d.  x  viii  (1518) 
in  gotischen  Minuskeln  und  ein  Steinmetzzeichen  (Kreuz  auf  nach  unten 
offenem  Winkel).  Fenster  mit  neuen  Gewänden.  Im  Turminnern  ein  reichverziertes, 
spätgotisches  Portalgewände,  in  Aufteilung  und  Einzelbehandlung  sehr  ähnlich 
dem  der  südlichen  Vorhalle  der  Jakobikirche  in  Goslar  (1516);  vermutlich  vom 
gleichen  Meister  mit  dem  obengenannten  Steinmetzzeichen.  Im  Scheitel  des 
Portalbogens  fast  waagerecht  liegend   das  v.  Schwicheldtsche  Wappen  (Abb.  58). 


Lewe 


151 


Inneres:    Die    Ausstattung   stammt   aus    der    Erbauungszeit   der    Kirche, 
Von  älteren   Stücken  sind  zu  nennen : 

Altartisch,  gemauert,  Rückwand  aus  einer  Grabplatte  von  1770  hergestellt. 
Zwei  Altarleuchter,  Zinn,  H.  67  cm,  derb,  in  Säulenform,  Fuß  quadratisch. 


mf'iAs  -h'^/i^xsÄmm 


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Abb.  64.    Lewe,  Haus  Nr.  32,  Haustür  (1 :  25). 


Kronleuchter,  Messing,  H.  85  cm,  0  72  cm.  Zwöli'armig,  Arme  in  geknickter 
Volutenform  mit  kleinen  Obelisken  als  Zierat.  Untere  Kugel  glatt.  Ende  18.  Jahrh. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber  (anscheinend  Legierung),  H.  28  cm, 
von  1845.  Weinkanne,  H.  36  cm.  Palene,    0   16  cm. 

Kelch,   Zinn,   Anfang   19.  Jahrh. 


1 52  Lewc 

WOHNHÄUSER. 

Ältere  Bauern  liäuser  sind  in  der  Orlschaft  Lewe  nur  in  geringer  Zalil  vor- 
handen. Das  älteste  noch  vorhandene  Wohnhaus  scheint  der  Teil  des  Hauses 
Nr.  24  zu  sein,  der  etwa  im  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  als  selbständiges  kleines 
Anbauerhaus  in  Eichenfachwerk  erbaut  ist.  Bemerkenswerte  Konsolen,  die  die 
Ausladung  der  Balken  des  Obergeschosses  tragen  (Abb.  .■)1>). 

Das  in  der  Ausbildung  reichste  Haus  des  Ortes  ist  das  Wohnhaus  Nr.  32 
(Eigentümer  Pillmann)  (Taf.  60a).  Zweigeschossig,  in  Eichenfachwerk,  vom  Jahre 
1729,  freistehend,  einst  am  Ende  eines  großen  Gehöftes.  .Jetzt  von  der  Dorfstraße 
hinter  dem  Hause  aus  zugänglich,  so  daß  der  Hauseingang  nun  scheinbar  an  der 
Rückseite  liegt.  Grundriß  rechteckig,  ll,50x  15,50  m  (Abb.  60 — 63).  Reiche  Back- 
steinmusterungen an  allen  Seilen.  Die  Grundschwellen  liegen  auf  Sandsleinsockel. 
Zwei  kleinere  Räume  des  Erdgeschosses  unterkellert  und  mit  Holzbalken  ab- 
gedeckt, von  der  Küche  zugänglich.  Trei)pe  zum  Obergeschoß  mit  Geländer  aus 
massiven,  gut  profilierten  kräftigen  Eichenholzdocken.  Von  den  Innentüren  sind 
nur  noch  die  des  Obergeschosses  alt.  Profilierte  Umrahmung.  Füllungen  mit  stark 
verkröpften  Profilleisten.  Eichenholz.  Das  Gewände  der  Eingangstür  sowie  diese 
selbst  reich  geschnitzt,  architektonisch  aufgeteilt  (Abb.  64).  Besonders  der  Sturz. 
In  einer  Kartusche:  „HERMAN  MAXIMILIAN  RAEDTS  /  ET  MARIA 
ANNA  LINDEN  /  FIERI  FECERUNT  1729  /  POST  HOC  ERIMUS  / 
QUASI  NON  FUERIMUS."  Das  Chronogramm  am  Gebälk  unterhalb  des 
Gesimses  ,,Deus  mens  tu  es  Conservator  et  protector  in  angustiis  nostris"  enthält 
die  Jahreszahl  1729  (Abb.  64). 


Liebenburg. 

Katholische  Kirche.  Bergschloß.  Ehemalige  Burg.  Domäne.  Bauernhäuser. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  211:  Extrakt  aus  dem  Amt-Liebenburgischen  Erb- 
register von  1566;  Nr.  212:  Erbregister  des  Hauses  Liebenburg  anno  1579;  Nr.  191: 
Episcopatus  Hild.  in  tabulis,  1758,  III.,  Liebenburg;  Kartenbände,  Nr.  196,  196a.  — 
Staats-Arch.  Rann.,  Akt.  Kann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL,   G.  2c;  desgl.  X.,   S.  5. 

—  Calenberg-Br.  Arch.  des.  10,  3d  a.    —  Kann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IV.,  X.,  S.  5. 

—  Hann.  des,  88,  C,  Nr.  1,  Erbregister  des  Amtes  Liebenburg  von  1548.  — -  Staats- 
Arch.  Kann.,  Kart. -Register  C.  III  b  5,  Nr.  6:  Atlas  von  Generalkarten  des  Amtes 
Liebenburg  1740 — 43.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Urk.  des  Domstiftes  Hild.  —  Arch. 
Wolf.  Grenzregister  Amt  Liebenburg,  Br.  St. -Arch.,  Abt.  VII,  Bd.  26/27.  —  Arch. 
Hild.,  Sammelband  187,  Top.  Tableau  des  Amtes  Liebenburg,  Nr.  182,  193  und  194.  — 
von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,  Urk.  —  Bauinventar  des  Staatl. 
Hochbauamtes  Goslar.  —  2.  U.B.  Hild.,  III.— VI.  —  U.E.  Goslar,  IL  —  Sudendorf, 
L,  HL,  IV.,  X.  —  Chronicon  Hildesheimense,   S.  866. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  88.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L,  S.  298, 
318,  321,  341,  352,  371,  392,  414,  425;  IL,  S.  8,  27,  35,  95,  183.;  IIL,  S  29,  31, 
43,  45, 132, 151, 164,  203.  —  Bertram,  Bischöfe,  S.  75, 110, 115, 137, 161, 169,  228  ff.,  260. 

—  Bleibaum, Bildschnitzerfamilien,  S.  28.  —Blume,  Heimat,  S.  70 ff.,  91.  — Bode,  Uradel, 
S.  40.     -  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  17.    —  Dreyer.  J.  G.  Winck.         Dürre.  Reg.  Wall- 


Liebenburg  153 

nioden,  Nr.  408,  512,  549,  697,  740.  —  Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten,  IL,  S.  336; 
IIL,  136.  —  Graßhof,  Liebenburg.  —  Havemann,  Gesch.  Braunschw.,  L,  S.  352,  438. 
—  Henkel,  Handbuch,  S.  12,  159  fL  —  Kayser,  Visitationen,  S.  147,  229.  —  Klewitz, 
Territ.  Entwicklung,  S.  25,  35,  67  ff.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  166.  —  Machens. 
Archidiakonate,  S.  61.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  195  ff.  —  Mithoff,  Kirchen  und 
Kap.,  S.  38,  46,  47,  57,  58.  —  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  9,  11,  33,  90,  109.  —  Opel, 
Nieders.-dän.  Krieg,  S.  575.  —  Peters,  Amtsverfassung,  S.  257  fL  —  Vogell,  Gesch. 
Schwicheldt,  S.  37,  43,  52,  139,  145,  148,  164,  198,  207,  219.  —  ZobeL  Heimatbuch. 
S.  87  fL 

I.  Katholische  Kirche.  Bergschloß. , 

GESCHICHTE:  Von  1750  an  ließ  Fürstbischof  Clemens  August,  der  Sohn  des  Kur- 
fürsten Maximilian  Emanuel  von  Bayern,  der  gleichzeitig  Kurfürst  und  Erzbischof  von 
Köln  und  Bischof  der  Bistümer  Münster,  Paderborn  und  Osnabrück  war,  die  alte  Burg 
abtragen  und  begann  1754  den  Bau  des  Schlosses  Liebenburg.  Baudirektor  war  der  Drost 
Jobst  Edmund  von  Brabeck  in  Liebenburg,  die  Leitung  des  Baues  lag  in  den  Händen  des 
Bauinspektors  Linden.  Die  Fertigstellung  des  Schloßbaues  verzögerte  sich  durch  den 
Siebenjährigen  Krieg;  Clemens  August  gehörte  zu  den  Gegnern  Friedrichs  des  Großen. 
Im  Juni  1760  war  das  Schloß  vollendet  im  Äußeren;  der  Ostteil  des  Schlosses  blieb  im 
Inneren  größtenteils  unausgebaut  und  ist  erst  in  den  Jahren  1815 — 18,  nachdem  das 
Bistum  Hildesheim  an  das  Königreich  Hannover  gekommen  war,  vollendet.  Die  Bau- 
kosten betrugen  bis  1760  insgesamt  26070  Rtlr.  26  Groschen.  Nach  der  Säkularisation 
des  Bistums  Hildesheim  wurde  der  Ostflügel  des  Schlosses  für  Gerichtszwecke  ein- 
gerichtet. 

Der  Westteil  des  Schlosses  Liebenburg  wird  von  der  Schloßkapelle  eingenommen. 
Seitdem  im  Jahre  1766  die  katholische  Kirche  auf  der  Liebenburg  niedergerissen  ist, 
dient  die  Schloßkirche  als  katholische  Pfarrkirche.  Die  Kapelle  ist  der  ,,annuntiatio 
B.  Mariae  V.",  ,,St.  Joseph  et   St.  Clemens  Romanus"  geweiht. 

Die  Ausmalung  der  Schloßkapelle  erfolgte  durch  Joseph  Gregor  Wiiuk.  Für  die 
Fresken  in  der  Schloßkirche  zu  Liebenburg,  an  denen  er  3  Jahre  arbeitete,  erhielt  der 
Meister  1105  Rtlr.  30  Groschen;  für  Zeichnungen,  die  er  für  Tabernakel,  Altarstein, 
Kanzel  und  Nebenaltäre  anfertigte,  35  Rtlr.  ausbezahlt.  Die  Bildhauerarbeiten  in  der 
Schloßkapelle  hat  der  Bildhauer  Mohr  hergestellt,  er  erhielt  dafür  280  Rtlr.,  verschie- 
dene Maler-  und  Vergoldungsarbeiten  wurden  dem  Maler  Gentemann  mit  246  Rtlr. 
33  Groschen  bezahlt.  1843  wurde  ein  neuer  Taufstein  nach  der  Pelizaeusschen  Zeichnung 
für  25  Rtlr.  angefertigt  und  aufgestellt.  Der  jetzige  südliche  Nebenaltar  stammt  aus 
der  1833  abgerissenen  katholischen   Kirche  in   Heißum. 

Patrone  der  Kirche  waren  die  Bischöfe  von  Hildesheim. 

BESCHREIBUNG:  Das  Bergschloß  Liebenburg,  als  lürstbischöflichor  Wohn- 
sitz mit  zugehöriger  Kapelle  auf  dem  Burgberge  aus  Bruchsloinen  und  Quadern 
in  den  Jahren  1750 — 60  errichtet  (Taf.  51b,  Abb.  65 — 68),  ist  ein  großes  zweige- 
schossiges Gebäude  mit  beschiefertem  abgewalmlen  Mansardendach.  Es  wendet 
die  mit  dreigeschossigem  Mittelrisalil  ausgeslallele  nördliclie  Hauplseite  dem  Hol'o 
zu,  hier  eine  breite  geschwungene  steinerne  Freitreppe  vorgelagert  (Tat".  60c). 
Der  Risalit  ist  im  Grundriß  leicht  nach  innen  geschwungen  und  durch  vier  breite 
Wandpfeiler  gegliedert.  Abschluß  des  Vorbaues  mit  flachem  Steingiebel,  daran  das 
große,  von  zwei  liegenden  Löwen  beseitete  Wappen  des  Fürstbischofs  Clemens 
August.  Jeder  Seitenflügel  sechsachsig.  Untere  Fensler  rechteckig,  die  oberen 
flachbogig.  Im  unteren  Teile  des  Mansardendaches  enisjirecliend  den  Fenster- 
achsen Dachfenster,  im  flachen  Oberdach  auf  jeder  Seile  drei  kleinere.  Im  Westen 


"154  Liebenburg 

ein  sechsseitiger  Dachreiter  mit  rundbogigen  Schallöffnungen  unter  geschweifter 
Haube  mit  Kugel  und  Kreuz.  In  ihm  hängen  die  kleinen  Läuteglocken  (s,  unten). 
Der  unterkellerte  Ostflügel  des  Bergschlosses  enthält  die  Geschäftsräume  des 
Amtsgerichts  und  die  Wohnung  des  Amtsrichters;  der  Keller  hat  Kreuzgewölbe. 
Im  Westflügel,  durch  Erd-,  Ober-  und  Mansardengeschoß  durchgehend,  nur  die 
katholische  Kirche.  Vor  der  Westseite  eine  Vorhalle  mit  reich  profilierter  Tür- 
umrahmung, darüber  in  einer  Nische  ein  Kreuz.  In  der  Mitte  der  schlichteren,  dem 
Garten  zugewandten  Südseite  ein  dreiseitiger,  nach  Art  einer  ^/h  gebrochenen  Apsis 
errichteter  Vorbau  mit  Eingangstür  zum  achteckigen  Flur,  über  dem  im  ersten 
Stock  der  ovale  Festsaal  liegt  (Abb.  66). 

Inneres:  Architektonisch  und  künstlerisch  bedeutend  ist  vor  allem  die  über 
einem  Rechteck  von  etwa  21  zu  16  m  erbaute  saalartige  Schloß kapelle  (Abb.  68), 
die  jedoch  im  Innern  wegen  der  hochliegenden,  von  massiven  Pfeilern  unterstützten 
Emporen  an  drei  Wanden  den  Eindruck  einer  dreischiffigen  Anlage  macht,  der 
noch  dadurch  verstärkt  wird,  daß  der  mittlere  mit  großem  Deckengemälde  ver- 
sehene Teil  der  flachen  Decke  durch  ein  kräftiges,  auf  den  Doppelsäulen  der  Empore 
ruhendes  Gesims  abgegrenzt  wird  und  die  östlichen  Teile  der  Seitenschiffe  durch 
eine  Trennungswand  vom  Schiff  geschieden  sind  (Taf.  61).  Vor  dieser  Scheide- 
wand an  jeder  Seite  ein  Nebenaltar,  von  denen  besonders  der  südliche  Beachtung 
verdient. 

Künstlerisches  Hauptstück  der  Kapelle  ist  das  Deckengemälde,  bezeichnet: 
„Joseph  Gregori  Winck  ex  Bavaria  inv.  et  fecit  Ao.  1758"  (Taf.  62).  Rings  um 
den  Rand  der  Decke  laufende,  ohne  besondere  Scheidung  aneinandergereihte 
Darstellungen  bewegter  Vorgänge  aus  dem  Leben  des  heil,  Clemens  Romanus, 
die  sich  teils  in  der  freien  Natur  (in  der  Wüste,  im  Gebirge,  auf  der  See),  teils  inner- 
halb großer  Architekturen  abspielen.  Die  Gruppierung  der  figurenreichen  Bilder, 
die  schwierige  Perspektive  der  Baulichkeiten  sind  ebenso  gut  gelungen  wie  die 
harmonische  Farbengebung.  In  der  Mitte  Apotheose  des  Heiligen  zwischen  Wolken. 
Italienische  Einflüsse  sind  unverkennbar.  Erhaltungszustand  gut  (abgesehen  von 
einigen  Rissen). 

Ausstattung  : 

Der  Hauptaltar  vor  einer  flachen  Nische  in  der  Ostwand  auf  dem  um  drei 
Stufen  erhöhten  Chor  mit  sarkophagartigem  Tisch  und  zierlich  geschnitztem, 
von  freistehenden  Säulchen  eingefaßtem  Drehtabernakel  zwischen  zwei  knienden 
betenden  Engelfiguren  auf  flott  modellierten  Sockeln  von  Bildhauer  Mohr,  Hildes- 
heim, nach  Wincks  Entwurf  (vgl.  die  Geschichte  S.  153).  Das  vom  Altar  ganz  ge- 
trennte große,  in  gut  erfundenem  Regencerahmen  gefaßte  Altarbild  mit  einer 
Darstellung  der  von  Heiligen  verehrten  Immaculata,  ist  al  fresco  auf  die  Rückwand 
der  Chornische  gemalt  und  von  einer  perspektivisch  gezeichneten  Architektur 
umgeben,  die  eine  hohe  Altarrückwand  nachahmt.  Im  oberen  Teile  als  plastische 
Gruppe  (in   Grisaille)  die  Dreieinigkeit.    Das  Ganze  ein  Werk  des  J.  G.  Winck. 

Von  den  Nebenaltären  (vgl.  Taf.  61)  ist  der  nördliche  vielleicht  auch 
von  Mohr;  der  südliche  (um  1700),  angeblich  aus  der  Kapelle  in  Heißum  stam- 
mend  (Taf.  56b),  enthält  im  Mittelbild  (Öl  auf  Leinwand)  eine   Darstellung  des 


Liebenburg 


155 


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Abb.  65.    Liebenburg.  Bergschloß,  Aufriß  der  Südseite  (1:500)  [v.  B.]. 


Abb.  66.    Liebenburg,  Bergschloß,  Grundriß  des  ersten  Obergeschosses  (1 :  500). 


Abb.  67.    Liebenburg,  BeigschloB.  (iriin.lriß  des  Erdgeschosses  (1:500). 


156 


Liebciiburg 


Gekreuzigten.  Seitlicli  aut  Sockeln  holzgeschnitzte  Figuren,  rechts  Maria  mit  dem 
Kinde,  links  Johannes  (?),  daneben  beiderseits  eine  gewundene  Säule,  außen 
wiederum  zwei  Heilige,  links  Barbara,  rechts  ein  Mann  ohne  Attribut.  Über  dem 
verkröpften  flachbogigen  Gesims  ein  reiches  Rankenschnitzwerk  mit  Engelfiguren 


Abb.  68.    Liebenburg,  Bergschloß,   Querschnitt  durch  den  Kapcllenflügel  (1:25U). 


als  Bekrönung,  links  auf  dem  Postament:  St.  Matthäus  (Apost.),  rechts  Figur  mit 
einem  Koffer  unter  dem  Arm.  Der  Altar  ist  farbig  behandelt  (Ölfarbe). 

Kanzel  und  Schalldeckel  am  nördlichen  Pfeiler  neben  der  Sakristei  in 
zierlichen  frühen  Rokokoformen  (vgl.  Taf.  61).  An  der  Brüstung  zwei  Wappen 
im  Oval  (3  Wolfsangeln  und  3  Rosen  auf  Schrägbalken). 

Taufstein  aus  grauem  geflammten  polierten  Marmor,  H.  1,10  m.  Becken 
achteckig,    0  0,60  m.  Von   1843  (vgl.  Geschichte). 


Liebenburg  157 

Eine  weitere  Taufe  aus  Holz,  aus  der  Kirche  in  Liebenburg,  befindet  sich  im 
Museum  in  Goslar,  Auf  gewundenem,  mit  Weinlaub  und  Trauben  verziertem  oberen 
Teil  eines  Säulenschaftes  nebst  kor.  Kapitell  mit  unten  angelegten  seitlichen 
Stützen  auf  rechteckigem  Sockel,  der  Aufsatz  mit  Deckel,  sechseckig,  H.  1,07  m. 

Stattliche  Orgel,  2.  Hälfte  18.  Jahrh.  Reiches  Schnitzwerk  in  weichlichen 
Rokokoformen.  Bemalung  alt.  Pfostenwerk  grün  marmoriert,  das  Schnitzwerk 
vergoldet  mit  farbiger  Lasur. 

Sechs  Altarleuchter  (3  Paare),  Messing,  H.  der  größten  34  cm,  der  kleinsten 
23  cm.  Dockenform.  Ende  18.  Jahrh. 

Ewige  Lampe,  Messing?  Mitte  19.  Jahrh. 

Rauchfaß  in  gotischen  Formen,  Mitte   19.  Jahrh. 

Zwei  Handleuchter  aus  sehr  dünnem  Silberblech,  H.  22  cm.  Fuß  quadratisch. 
Inschrift:  „Zum  40jähr.  Jubiläum  für  treue  Dienste  von  Therese  Pfafferitt." 
Anfang  19.  Jahrh.   In  der  nördlichen   Sakristei. 

Meßgeräte:  Meßkelch,  Silber,  vergoldet,  H.  20,5  cm.  Sechspaßfuß  mit 
Inschrift:  „HERM  KOGELL.  VIC.  DD.  ALTARI  S.  SYLVESTRI  Aö 
1672."  Eingraviertes  Wappen:  Kopf  im  Schilde.  Goldschmiedezeichen  34  (ohne 
den  Buchstaben  A). 

Paten e,   Silber,  vergoldet,    0   14,5  cm,  ohne   Goldschmiedezeichen. 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  22  cm.  Fußplatte  geschweift.  Am  Fuß  ein  Wappen 
(zwei  gekreuzte   Schlüssel).  Mitte  18.  Jahrh.   Ohne   Goldschmiedezeichen. 

Patene,   Silber,  vergoldet,    0  14,5  cm.   Goldschmiedezeichen  14. 

Kelchlöffel,   Silber,  vergoldet.   Goldschmiedezeichen  57. 

Monstranz,  Kupfer,  getrieben,  H.  64  cm.  Fuß  oval,  Gehäuse  23x19,5  cm. 
Aufgehefteter  Kranz  aus  ziseliertem  Silber.  Knauf  birnförmig.  Zweite  Hälfte 
17.  Jahrh. 

Waschbecken,  Zinn,  schlicht,  um  1700  (Zinnzeichen  von  1690).  In  der 
südlichen   Sakristei. 

Kruzifix,  in  der  südlichen   Sakristei.  Renaissanceform. 

Ölgemälde,  auf  Holz,  H.  0,97  m,  B.  0,62  m.  Darstellung  des  Abendmahls, 
Judas  vor  dem  Tische  sitzend.  Datierung  1543.  Am  Orgelgehäuse  hängend.  Es  ist 
das  bedeutendste  der  drei  Ölbilder  in  der  Kirche.  Die  beiden  anderen  größeren 
stellen   Joseph  mit  dem  Kinde  und   St.  Augustin  dar. 

Glocken:  Zwei,  von  0,60  und  0,75  m  unterem  0,  1875  von  H.Bartels  in 
Hildesheim  gegossen.   Im  Dachreiter. 

II.  Reste  der  ehemaligen  Burg. 

GESCHICHTE:  Im  Jahre  1203  erbaute  Kaiser  Otto  IV.  die  Heichsburg  Harlungen- 
berg  auf  dem  Ostteile  des  Harlibcrges  bei  Vienenburg.  Da  am  l-jule  des  18.  Jahrhunderts 
die  Insassen  der  weifischen  Burg  die  Warenzüge  der  niedcrsäehsischen  Städte  bcnuibten. 
kam  1291  ein  Bund  von  Fürsten,  Grafen  und  Städten  zustande,  dessen  Heer  die  Herzog 
Heinrich  dem  Wunderlichen  gehörende  Burg  eroberte  und  dann  dem  Erdboden  gleich- 
machte. Um  im  Osten  das  Hildesheimer  Stift  gegen  die  Weifen  zu  sichern,  erbaute 
Bischof  Siegfried  II.  nach  der  Niederzwingung  der  Harliburg  am  Osthange  des  Salz- 
gitterschen  Höhenzuges  die  Liebenburg.  Ein  Versuch  des  Herzogs,  den  Bau  der  Lieben- 
burg  mit    Waffengewalt    zu    hindern,    scheiterte:    vor   dem    überlegenen    bischöflichen 


158  Liebenburg 

Heere  mußte  der  Herzog  sich  zurückziehen.  Um  1302  spätestens  war  der  mit  großen 
Kosten  durchgeführte  Bau  der  „Levenborch"  vollendet.  Zum  Unterhalt  der  Besatzung 
der  Liebenburg  erwarb  der  Hildesheimer  Bischof  Ländereien  in  der  Feldmark  von 
Lewe  und  einigen  benachbarten  Dörfern. 

Bis  zur  Hildesheimer  Stiftsfehde  wurde  die  Liebenburg  verschiedenen  Ritter- 
geschlechtern, 1366  auch  dem  Rate  der  Stadt  Braunschweig,  pfandweise  überlassen, 
besonders  die  Herren  von  Schwicheldt  waren  längere  Zeit  Pfandinhaber  der  Burg  im 

14.  und  15.  Jahrhundert.  1381  verpfändete  Bischof  Gerhard  die  Liebenburg  an  Hans 
von  Schwicheldt,  Ludolf  von  Sellenstedt,  Rabodo  Wale  und  Rabodo  Wierthe;  bei  dieser 
Gelegenheit  wird  der  beabsichtigte  Bau  einer  Windmühle  auf  der  Burg  erwähnt.  1393 
einigte  sich  Bischof  Gerhard  mit  Hans  von  Schwicheldt  wegen  der  an  der  Liebenburg 
verwendeten  Baukosten.  Hans  von  Schwicheldt,  des  Stiftes  Marschall,  hatte  nach 
dieser  Urkunde  auf  der  Liebenburg  erbaut  ein  neues  Haus  über  dem  Tore  auf  dem 
obersten  Hause,  die  Ringmauern  zwischen  den  beiden  Moshäusern  (Zeughäusern) 
erhöht  von  der  Windmühle  bis  an  das  große  Moshaus  und  den  „Großen  Teich"  zwischen 
Ohlendorf  und  Klein-Mahner  angelegt,  der  Bischof  übernahm  hierfür  eine  Schuld  von 
,,twey  hundert  lodiche  mark  sulvers".  1448  war  Curd  von  Schwicheldt  gemeinschaft- 
lich mit  den  Brüdern  Heinrich  und  Bode  von  Gramm  im  Pfandbesitz  der  Liebenburg. 
Eine  Urkunde  dieses  Jahres,  welche  die  Teilung  der  Burg  betrifft,  gibt  über  die  Gebäude 
und  verschiedenen  Einrichtungen  der  Liebenburg  ausführliche  Auskunft.  Neben  den 
bereits  erwähnten  Bauten  Hans  von  Schwicheldts  wird  ergänzend  mitgeteilt,  daß  sich 
in  dem  großen  Moshause  auch  eine  Küche,  die  Hofstube  und  eine  große,  bemalte  Keme- 
nate befand,  eine  andere  Kemenate  lag  über  Aschwin  von  Gramms  ,,eytelhuß"  (Vorrats- 
haus).  Da  auch  eine  Wohnung  des  Kapellans  erwähnt  wird,  muß  auch  um  die  Mitte  des 

15.  Jahrhunderts  eine  Burgkapelle  vorhanden  gewesen  sein.  Außerdem  werden  der 
Marstall,  Scheunen,  das  lange  Haus,  das  Brauhaus,  das  Backhaus,  die  Windmühle, 
der  Brunnen  sowie  die  ,,Holtenborch"  und  „Steltheneborch"  erwähnt.  Mithoff  nimmt 
au,  daß  unter  letzteren  Befestigungswerke  aus  Holz,  bzw.  auf  Holzpfeilern  ruhend, 
zu  verstehen  sind. 

Nach  Beendigung  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  kam  1523  die  Liebenburg  an 
Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel.  1542  wurde  die  Burg 
von  dem  Heere  des  Schmalkaldischen  Bundes  besetzt,  doch  1547  an  den  Herzog  zurück- 
gegeben. 1552  eroberten  die  Truppen  des  Grafen  Volrad  von  Mansfeld,  der  von  dem  Geg- 
ner des  Herzogs,  dem  Markgrafen  Albrecht  von  Brandenburg-Gulmbach,  entsandt  war, 
die  Burg  und  besetzten  sie  kurze  Zeit. 

Im  30jährigen  Kriege  nahm  gegen  Ende  des  Jahres  1625  Wallenstein  auf  der 
Liebenburg  sein  Hauptquartier,  er  empfing  hier  eine  Abordnung  der  Stadt  Goslar,  die 
dem  Feldherrn  die  Treue  der  Reichsstadt  gegen  den  Kaiser  versicherte.  Im  Sommer 
1641  beschossen  kaiserliche  Truppen  die  Burg  und  eroberten  sie.  1643  kam  die  Lieben- 
burg wieder  in  den  Besitz  der  Bischöfe  von  Hildesheim  zurück.  Es  wurde  eine  ka- 
tholische Amtspfarrei  auf  der  Liebenburg  eingerichtet,  zu  der  auch  die  Katholiken  von 
Salzgitter  gehörten.  Wahrscheinlich  gleich  nach  1643  wurde  mit  dem  Bau  einer  Kirche 
neben  der  Liebenburg  begonnen,  die  spätestens  1664  fertig  war,  da  die  kupferne  Wind- 
fahne der  im  Jahre  1766  abgebrochenen  Kirche  die  Jahreszahl  1664  trug. 

Die  einzigste  Abbildung  der  alten  Liebenburg  vor  ihrem  Abbruch  findet  sich  auf 
der  Karte  des  Amtes  Liebenburg,  die  in  einem  Kartenband  des  Jahres  1643  in  der 
Beverinschen  Bibliothek  in  Hildesheim  erhalten  ist.  Wir  blicken  auf  die  Burg  von  Osten, 
links  (im  Süden)  steht  ein  größerer  Baukomplex  mit  vorgebauten  Türmen,  rechts  (im 
Norden)  sehen  wir  abseits  stehend  den  Wachtmeisterturm.  Zwischen  Klein-Mahner 
und  Ohlendorf  ist  der  große  Mahner  Teich  eingezeichnet,  der  1393  im  Osten  der  Lieben- 
burg zu  ihrem  Schutze  von  dem  Pfandinhaber  der  Burg,  Hans  von  Schwicheldt,  durch 
Stauung  der  Warne  angelegt  war.  1798  auf  der  Scharnhorstschen  Karte  des  Bistums 
Hildesheim  hat  der  Mahner  Teich  nur  noch  ein  Drittel  der  alten  Größe,  1820  wurde  er 
völlig  trockengelegt. 


Liebenburg 


159 


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"160  Licbi'iiljiirf^ 

BE  SCniHE  I J3  UN  G:  Von  der  Burganlage  sind  nur  wenige  Reste  erhalten. 
Auf  der  nördlichen  Höhe  oberhalb  des  jetzigen  Bergschlosses  steht  noch  in  12  m 
Höhe  ein  in  Sandbruchstein  erbauter  Wehrturni,  der  sogenannte  Wacht  meister- 
turm.  Grundriß  kreisrund,  außen  0  15,00  m,  innen  7,00  m  (Abb.  G9 — 73).  Er 
enthält  in  drei  Geschossen  je  vier  große  Schießnisehen,  von  denen  drei  in  zum 
Teil  geknickt  verlaufende  Schießschlilze  ausgehen.  Nischen  flachbogig  überwölbl, 
im  Scheitel  mit  Abzugsrohren  für  den  Pulverdampf  versehen,  die  vermutlich  mit 
dem  einzigen  großen  Kaminschlot  in  Verbindung  standen.  Mauerwerk  ohne 
Gliederungen  und  Kunstformen.  Dicht  unter  dem  oberen  Rande  kragen  einige 
verwitterte  Steine  vor,  die  früher  vielleicht  weitere  Bauglieder  getragen  haben 
(vgl.  den  großen  Zwingerturm  des  Breiten  Tores  und  den  ,, Dicken"  Zwinger  in 
Goslar).  Der  Wachtmeislerlurm  ist  in  neuerer  Zeit  besteigbar  gemacht  (Aus- 
sichtsturm). 

Ein  zweiter  Turmrest  aus  Bruchstein,  der  noch  das  sehr  starke  Tonnen- 
gewölbe über  dem  Untergeschoß  besitzt,  befindet  sich  im  Amtsrichtergarten 
(Abb.  74).  Höhe  etwa  7,00  m,  im  Innern  bis  zum  Gewölbescheitel  6,50  m.  Eine 
fast  quadratische  ehemalige  Durchsteigeöffnung  im  Gewölbe  ist  vermauert.  Grund- 
riß in  Form  eines  überhöhten  Halbkreises  mit  etwa  2,35  m  starker  äußerer  Mauer, 
dessen  13,00  m  lange  Grundlinie  im  Zuge  der  alten  Burgmauer  verläuft,  an  einem 
Rest  erkennbar.  Eine  spitzbogige  Eingangstür  vermittelte  den  einstigen  Zugang 
vom  Burginnern  aus. 

Der  Turmrest,  jetzt  Abstellraum,  diente  noch  Anfang  des  19.  Jahrhunderts 
als  Unterbau  der  Pfarrwohnung  (Aquarell  von  1820  im  Besitze  des  kath.  Geist- 
lichen in  Liebenburg  [1927]).  Nach  diesem  Bilde  war  damals  auf  dem  Turmstumpf 
ein  in  Fachwerk  hergestelltes  Obergeschoß  mit  einem  gleich  hohen  Fachwerkhause 
an  der  Talseite  verbunden. 

Am  südwestlichen  Abhänge  des  Burgberges  noch  ein  ganz  geringer  Rest  eines 
weiteren  Befestigungsturmes,  jetzt  Aussichtspunkt.  Von  ihm  Teile  der  viel- 
eckigen Umfassungsmauer  erkennbar  mit  Anschlußstücken  der  Burgmauer.  Nahe 
diesem  Rest  die  Mündung  eines  schmalen  mannshohen,  unterirdischen,  über- 
wölbten Ganges,  der  mit  dem  Keller  des  Bergschlosses  in  Verbindung  steht,  wahr- 
scheinlich ein  alter  Abzugskanal. 


III.  Domäne. 

GESCHICHTE:  Über  die  Entwicklung  des  bischöflichen  Amtshofes  unterhalb 
der  Liebenburg  ist  wenig  bekannt.  Vermutlich  wird  der  Amtshof  als  "Wirtschaftshof 
der  Burg  im  14.  Jahrhundert  angelegt  und  nach  dem  30jährigen  Kriege  erweitert  sein, 
als  die  Liebenburg  1643  wieder  an  das  Bistum  Hildesheim  zurückgegeben  war.  1686 
wurde  das  alte  Brauhaus  erbaut. 

Bischof  Jobst  Edmund  von  Brabeck  (1688 — 1702)  residierte  zeitweilig  auf  der 
Liebenburg;  es  wird  berichtet,  daß  er  auf  dem  Amtshofe  wohnte,  da  die  Burg  in  kei- 
nem wohnlichen  Zustande  war.  Damals  legte  der  Bischof  auch  ein  kleines  Gestüt  auf 
dem  Amtshofe  an,  für  das  die  Grundbesitzer  des  Amtes  Hafer  liefern  mußten.  1771 
wurde  der  Kuh-  und  Pferdestall  erbaut.  Nach  der  Säkularisation  des  Bistums  Hildes- 
heim wurde  das  bischöfliche  Amtsgut  in  eine  königliche  Domäne  umgewandelt. 


Liebenburg 


161 


BESCHREIBUNG:  Die  Domäne  Liebenburg  war  ursprünglich  der  Wirt- 
schaftshof der  Burg.  Mit  dem  Aufbau  des  fürstbischöflichen  Schlosses  erfuhr 
auch  das  Gehöft  eine  umfassende  Neu-  und  Ausgestaltung  (Abb.  75).  Von  den 
Gebäuden  fällt  in  erster  Linie  das  an  der  Dorfstraße  liegende,  zweigeschossig  auf 
hohem  Bruchsteinsockel  errichtete  Fachwerkhaus  der  ehemaligen  Brauerei  auf 
(Taf.  60c),  An  der  Nordseite 
im  Sturz  zweier  Türen  die 
Jahreszahlen  1686  und  1706. 
Östlicher  Teil  danach  rund 
20  Jahre  jünger.  Im  Sockel- 
geschoß tonnengewölbte  Kel- 
lerräumc,  im  Erdgeschoß  Ge- 
lasse für  Vorräte  und  Geräte. 
Im  Obergeschoß  neben  Korn- 
böden einige  Wohnräume.  An 
der  Westseite  die  Wohnung 
des  Schmieds  unter  teilweiser 
Benutzung  der  Räume  einer 
alten  Wassermühle,  deren  Rad 
(unter  besonderem  Anbau) 
erst  kürzlich  entfernt  worden 
ist  (Abb.  78  und  79).  Im  hohen 
pfannengedeckten  Dach  zahl- 
reiche Dachgauben ;  beiderseits 
Aufzugserker  (Abb.  80  u.  81). 
Das  jetzige  Pächterwohn- 
haus mit  dem  in  gleicher 
Flucht  liegenden  Verwalte r- 
wohnhaus  bilden  den- west- 
lichen Abschluß  des  großen 
Domänenhofes.  Das  erstere 
ist  um  die  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts erbaut,  das  Ver- 
walterhaus älter.   Beides  sind 

Fachwerkbauten,  doch  ruht  das  Fach  werk  des  Verwalterhauses  auf  hohem  Massiv- 
sockel. Im  Kellergeschoß  außer  Wirtschaftsräumen  Büros,  im  Erd-  oder  Zwischen- 
geschoß Wohnräume  (Abb.  76  u.  77). 

Die  Stallungen,  Scheunen  und  sonstigen  Gebäude  entstammen  dem  19.  Jahr- 
hundert. 

Mitten  auf  dem  Hofe  steht  ein  achteckiger  Pavillon,  0  5,90  m,  unler  Mansar- 
dendach, Fachwerk  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  längere  Zeil  als  Schmiede 
benutzt.   Seit  1935  von  der  Regierung   zum  Abbruch   freigegeben    (.\bb.  82  u.  83). 

Brücke  über  dem  Mühlengraben  mit  Datumplalte  an  der  östlichen  Wange 
von   1829.  Werkstein. 

21 


L ,^      ■ 


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Abb.  75.    Liebenburg,  Domäne.    La^oplan  1:2500). 


162 


Liebenburg 


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OBCFinnry.cc^ 


I:BDGE55CH0S^ 


ZWfSQENGESQÜöe 


Abb.  76  11.  77.    [-iebonburg,  Domäne.    Pächterwohnhaus  (links)  und  Verwalterwohnhaus  (rechts). 
Grundrisse  des  Erd-  und  Obergeschosses  (1:.500). 


MJHLENRäD 


^rrRA5gEN^ITE 


GENUEFL    ' 
MÜHLEN". 


FAITG 

iruNDÄMorr; 
I 1 

NICHT  UNTERKELLERT 


Abb.  78  u.  79.     Liebenburg,  Domäne.    Altes  Brauhaus,  Grundrisse  des  Keller-  und  des  Erdgeschosses 

(1:500). 


Liebenburg 


163 


164 


Liebenburg 


Auf  dem  sog.  Sauberge  (im  domänenfiskalischen  Besitz;  stand  bis  etwa  1914 
eine  Windmühle  (Abb.  81).  Ein  Balken  soll  die  Jahreszahl  1665  gelragen  haben. 


Abb.  82  u.  83.     Liebenburg,   Domäne. 
Pavillon  auf  dem  Hofe  (1 :  250).  Grund- 
riß und  Schnitt. 


iVitidr/jAAk  in  -Q'eSeTiCu/w 


Abb.  84.     Liebenbiirg,   Domäne.      Ehemalige   Wind- 
mühle [Siebern]. 


IV.  Bauernhäuser. 

Bauernhäuser.  Zu  den  ältesten  der  Ortschaft  Liebenburg  gehört  das  Haus 
Klapperhagen  28.  An  der  Setzschwelle  des  vorgekragten  Obergeschosses  ein  Haus- 
segen: „Mein  Gott  Las  deine  Engelein:  alle  Zeit  bei  mir  sein,  wenn  ich  gehe  avs 
und  ein.  Andreas  Friedach  Anno  1689."  Auch  die  anschließenden  Häuser  der 
Dorf  Straße  sind  um  1700  erbaut. 

V.  Grabstein  und  alte  Steine. 

Auf  dem  kath.  Friedhof  ein  Grabstein  von  1718.  Sieben  profilierte  Stein- 
stücke, vielleicht  von  der  alten  Burg  stammend,  wurden  hier  1911  gefunden.  1927 
nicht  mehr  festgestellt.  Zeichnung  im  Denkmalarchiv. 


Lochtum. 

Ehemalige  Kapelle.   Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats- Arch.  Hann.,  Akten  Kann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III., 
X.  1,  4b.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  2.  U.  B.  Hild.,  I.— VI.  —  U.E.  Goslar, 
I.— V.  —  U.E.  von   Saldern,   I. 


Lochtum  165 

Literatur:  Blume,  Heimat,  S.  404  ff.  — ■  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  67.  — 
Grosse,  Die  sterbende  Kapelle.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  45.  —  Kayser, 
Visitationen,  S.  183.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  14,  173.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale, 
S.  197,  198.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5,  13.  —  Tenner,  Vor-  und  frühgeschicht- 
liche Funde.  —  Zeitschr.  d.  hist.  Ver.  f.  Niedersachsen,  Jahrg.  1864,  S.  239.  —  Zobel, 
Heimatbuch,   S.  235  ff. 

GESCHICHTE:  Im  Mittelalter  bestand  Lochtum  aus  zwei  Ortschaften,  die  als  Groß- 
und  Klein-Lochtum  unterschieden  wurden.  Die  nördliche  Siedelung,  Klein-Lochtum, 
ist  jetzt  Wüstung,  seine  Bewohner  haben  sich  in  Vien^nburg  angesiedelt.  Groß-Lochtum 
ist  das  heutige  Dorf  Lochtum. 

Als  ,,Loctuna"  kommt  der  Ort  zuerst  bei  Lambert  von  Hersfeld  (Annalen)  vor, 
und  zwar  in  Verbindung  mit  Erzbischof  Adalbert  von  Bremen,  dem  Erzieher  und  Be- 
rater König  Heinrichs  IV.  Als  Adalbert  infolge  der  Mißstimmung  des  Fürsten  gegen 
ihn  sich  1066  vom  Hofe  zurückziehen  mußte,  ging  er  von  Goslar  auf  sein  Gut  in  Lochtum. 
Dieses  Gut  muß  nach  Adalberts  Tode  an  die  Bremer  Kirche  gekommen  sein.  1283  über- 
gab Erzbischof  Giselbert  von  Bremen  das  Patronat  der  Kirche  zu  Lochtum  dem  Kloster 
Abbenrode.  Adalbert  stammte  aus  dem  Geschlecht  der  sächsischen  Pfalzgrafen  von 
Goseck  und  Putelendorf,  das  am  Nordharzrande,  so  auch  in  Lochtum,  reich  begütert 
war.  Als  Lehnsleute  dieses  Geschlechtes,  das  im  13.  Jahrhundert  ausstarb,  werden  die 
Herren  von  Lochtum  erwähnt.  Seit  1482  sind  die  Herren  von  König  auf  dem  ,, festen 
Hause"  in  Lochtum  nachgewiesen.  Dieses  Geschlecht,  dessen  Mitglieder  hauptsächlich 
in  braunschweigischen  Diensten  tätig  waren,  verkaufte  1866  das  Erbgut  Lochtum  an 
die  Klosterkammer. 

Dem  Geschlecht  der  sächsischen  Pfalzgrafen,  das  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
verschwindet,  wird  der  Bau  der  alten  Kapelle  zuzuschreiben  sein,  deren  Reste  1932 
abgerissen  wurden,  nachdem  ihr  Turm  bereits  1810  niedergelegt  war.  Die  nach  dem 
Baubefund  um  1100  erbaute  kleine  romanische  Kirche  war  der  Jungfrau  Maria  geweiht. 
Der  Marienleuchter  der  jetzigen  Dorfkirche  stammt  wahrscheinlich  ebenso  aus  der  alten 
Kapelle  wie  die  in  einem  Räume  des  Nordflügels  des  Kaiserhauses  in  Goslar  aufgestellte 
Lochtumer  alte  Glocke  aus  dem  13.  Jahrhundert,  die  zuletzt  als  Stundenglocke  der  Dorf- 
kirche verwendet  wurde. 

Die  auf  oder  neben  dem  Besitztum  Erzbischof  Adalberts  bzw.  der  Pfalzgrafen  von 
Goseck  und  Putelendorf  erbaute  Kapelle  ist  im  Mittelalter  wohl  dann  die  Pfarrkirche 
des  Dorfes  geworden.  Zwischen  1275  und  1281  verkaufte  das  Kloster  Georgenberg  in 
Goslar  an  den  Grafen  von  Wohldenberg  Grundstücke  in  Lochtum,  die  darauf  durch  das 
Kloster  Wöltingerode  erworben  wurden.  Pfarrer  Ludolphus  von  Lochtenum  hatte  diese 
Grundstücke  dem  Kloster  geschenkt.  Damit  ist  am  Ende  des  13.  Jahrhunderts  Lochtum 
als  Pfarrkirche  erwiesen. 

Über  den  Bau  der  jetzigen  evangelischen  Kirche  sind  keine  Nachrichten  erhalten, 
ihre  Entstehung  geht  in  die  Zeit  vor  der  Reformation,  in  das  15.  Jahrhundert  zurück. 
Der  älteste  Teil  der  Kirche,  der  Turm,  soll  auf  den  INIauern  eines  Turmes  der  ehcnuüigcn 
Burg  des  Rittergeschlechtes  von  Lochlum  aufgebaut  sein.  1744  wurde  die  alte  Dorf- 
kirche vollkommen  erneuert,  als  Heinrich  Stephanus  Trautmann  Prediger  zu  Vienen- 
burg  und  Lochtum  war.  Die  Aufsicht  und  Leitung  des  Baues  hatte  der  damalige  Pächter 
des  von  Königschen  Gutes,  Eberhard  Rißling  (Erinnerungstafel  an  den  LTmbau 
auf  der  sog.  Edelhofsprieche).'Die  Orgel  wurde  1746  angeschafft  und  1930  durch  die 
Orgelbauanstalt  Gebr.  Dutkowski,  Braunschweig,  wieder  instand  gesetzt.  Der  heutige 
Altar  ist  1818  aus  der  Klosterkirche  zu  Wöltingerode  nach  Lochtum  geschafft  und  der 
Gemeinde  von  der  Klosterkammer  geschenkt.  Das  Gemälde  des  Altars  kopierte  der 
Maler  Zimmer  in  Hildesheim  nach  einem  Gemälde  im  dortigen  Dome,  er  erhielt  dafür 
25  Rtlr.  von  der  Gemeinde.  Den  Taufstein  arbeitete  Tischler  Heine  in  Hildesheim. 
1819  kaufte  die  Gemeinde  für  30  Rtlr.  den  gläsernen  Kronleuchter,  der  jetzt  über  dem 
Taufstein  hängt.  Die  Glocken,  deren  Umguß  und  Einrichtung  der  Gemeinde  und  der 

22 


166 


Lochtum 


Kirche  550  Rllr.  koslclen,  sind  1817  angescJiafl't.  18()()  wurde  auf  Anraten  von  iiaurat 
Hase  der  Turm  neu  verpulzl. 

Ursprünglich  gehörte  das  ösLlich  der  Oker  liegende  Lochtum  zum  Bistum  Halber- 
stadt. Als  1367  die  Vienenburg  von  dem  Hildesheimer  Bischof  Gerhard  erworben  wurde, 
schied  Lochtum  aus  dem  Bislum  Ilalberstadt  aus  und  kam  zu  Hildesheim.  1545  wurde 
die  Reformation  in  Lochtum  durchgeführt.  Seit  der  Reformationszeit  war  die  Kirche 
zu  Lochtum  mit  Vienenburg  verbunden,  seil  1812  ist  Loclitum  wieder  selbständige 
Pfarre. 

Die  Kirche  in  Klein-Loch  tu  m  wird  1402  erwähnt,  sie  erhielt  sich  bis  in  den 
Anfang  des  10.  .Jahrhunderts,  wo  sie  dem  Abbruch  verfiel.  Das  Patronat  über  die  Kirche 
in  Klein-Lochtum  stand  den  Herren  von  Schwicheldt  zu.  Eine  Außenansicht  der  ver- 
schwundenen Kirclie  von  Klein-Lochtum  gibt  C.  Leonhard  18()0  in  einer  auf  Anordnung 
des  Konsistoriums  erfolgten  Beschreibung  der  Kirchen  (Handschrift  ',M7  in  der  Bibl. 
des  Hist.  Ver.  Nieders.),  hier  findet  sich  auch  die  Ab])il<iung  eines  (iefäßes,  das  man 
beim   Abbruch  der  Kirche  im   Altare  fand. 


Abb.  85  u.  86.    Lochtum,  ehemalige  Kapelle.  Grundriß 

und  Schnitt  (1:250)  nach  Zeichnung  des  Reg. -Baurats 

Dr.  Becker,  Goslar. 


BESCHREIBUNG:        EHEMALIGE  KAPELLE. 

Die  ehemalige  romanische  Kapelle,  zuletzt  als  Armenhaus  benutzt,  ist  abge- 
brochen (Taf.  64c).  Sie  war  über  einem  Rechteck  von  7,00  x9,00  m  mit  rund  0,90  m 
starken,  etwa  5,00  m  hohen  Bruchsteinmauern  erbaut.  An  der  Ostseite  ein 
quadratischer  Raum  von  3,70  m  Breite  mit  halbrunder  Apsis,  rundbogige  Tür 
und  zwei  ebensolche  Fenster.  An  der  Südseite  kragte  das  Mauerwerk  unterhalb 
des  Daches  etwa  10  cm  weit  vor,  hier  durch  einen  Wanddienst  mit  romanisch 
ornamentiertem  Pfeilerkapitäl  (Trapezstein)  und  sechs  kleine  Konsolen  unterstützt 
(Taf.  64c).  An  der  Nordseite  war  die  alte  Mauer  teilweise  später  durch  Fach- 
werk ersetzt  und  die  Apsis  in  etwa  2,50  m  Höhe  durch  einen  Fach werkauf bau 
ergänzt.  Das  Innere,  durch  Scherwände  und  Balkenlagen  völlig  umgestaltet,  bot 
nichts  Bemerkensw^ertes  (Abb.  85  und  86). 

KIRCHE. 
Das  schlichte  Schiff,  über  rechteckigem  Grundriß  an  den  von  einem  älteren 
Gotteshause  stehengebliebenen  Westturm  1746 — 49  angebaut,  ist  in  Bruchstein- 
mauerwerk errichtet,  verputzt.  Die  Gebäudekanten  und  die  flachbogigen  Tür- 
und  Fenstergewände  aus  Werkstein  (Sandstein).  Hauptgesims  aus  Holz,  reich 
profiliert.     Satteldach    mit    halb    abgewalmtem    Ostgiebel,     beiderseits    mit    drei 


Lochtum  167 

Erkern  versehen.  Im  Halbwalm  ein  kleiner  Erker;  am  Anfallspunkt  der  Grate 
Wetterfahne  von  1855.  An  der  Nordseite  des  Schiffes  eine  mittelalterliche  Vor- 
halle mit  rippenlosen  Kreuzgewölben.  Romanisches  Kämpferstück  mit  Schach- 
brettmuster an  einer  Ecke  dieser  Vorhalle,  jetzt  durch  den  Putz  verdeckt. 

Der  romanische  (?)  Turm,  aus  Bruchstein,  verputzt.  Rundbogige  Schall- 
öffnungen an  jeder  Seite,  Lichtschlitze  im  unteren  Teil.  Helm  mit  Schrägflächen 
vom  Quadrat  ins  Achteck  übergeleitet.  Schieferdeckung.  Kleine  Erker  an  jeder 
Seite  des  Helmes.  Unterhalb  der  Spitze  an  der  Nordseite  ein  Uhrglockenerker. 
Wetterfahne  von  1798  (?).  Innen  im  Erdgeschoß  des  Turmes  zwei  nebeneinander- 
liegende, durch  Halbtonnen  überdeckte  Räume.  Trennung  durch  Rundbögen  mit 
Mittelpfeiler.  Lichtschlitze. 

Im  Innern  des  Schiffes  eine  Brettertonne,  kreuzgewölbeartig  mit  Profilleisten 
benagelt,  Lichteinfall  durch  Stichkappen  von  den  Dacherkern  (Taf.  64a).  Ober- 
halb eines  der  hohen  Deckenfenster  die  Inschrift:  „HERR  HEINRICUS 
STEPHANUS  TRAUTMANN  PASTOR  ZU  VIENENBURG  ET 
LOCHTUM." 

Ausstattung  : 

An  der  West-,  Ost-  und  Nordwand  Emporen,  deren  Brüstungen  zum  Teil 
Gitterwerk  tragen.  Auf  dem  2.  Emporengeschoß  im  Westen  die  Orgel.  In  zwei 
Füllungen  der  Nordempore  unterhalb  des  Gitterwerks  sechs  Wappen  der  v.  König- 
schen  Familie,  am  südlichen  Ende  der  Ostempore  zwei  weitere  Füllungen  mit 
dem  V.  Königschen  Wappen. 

Altar.  Sarkophagartiger  Altartisch,  Holz.  Hohe  hölzerne  Rückwand  mit 
Mittelbild  (Öl),  Kreuzigung  zwischen  zwei  korinthischen  Säulen  auf  Sockeln. 
1.  Viertel  18.  Jahrh.  Als  Bekrönung  ein  Kruzifix  mit  altem  Korpus  (Arme  waage- 
recht, Leib  eingezogen,  schmales  Lendentuch).  15.  Jahrb.,  vielleicht  von  ehemaligem 
Flügelaltar  —  auf  neuem  Kreuz. 

Kanzel,  Holz,  zierlich  geschnitzt,  besitzt  noch  die  alte  mehrfarbige  kräftige 
Bemalung.  An  der  Treppenbrüstung  zwei  schräggezogene  Füllungen  und  reiches 
Rankenschnitzwerk.  Brüstung  von  fünf  Seiten  des  Achtecks  umschlossen,  auf  einer 
Säule  mit  kelchförmigem,  aus  durchbrochener  Schnitzerei  hergestelltem  Übergang 
in  das  Achteck.  Brüstungsfüllungen  mit  geschnitzten  Blumenvasen  in  reich  profi- 
liertem Rahmen  mit  Eckverkröpfungen  (Taf.  63a).  Auf  dem  Schalldeckelrand 
gebuckelte  Eckobelisken,  als  Bekrönung  ein  Engel  mit  Posaune  und  Spruchband. 
Unterhalb  des  Deckels  eine  schwebende  Taube  im  Strahlenkranz.  Entstehungs- 
zeit: Mitte  18.  Jahrb.,  zum  Teil  unter  Verwendung  älterer  Schnitzereien  (s.  In- 
schrifttafel). 

Orgel  mit  reichem  Schnitzwerk,  ähnlich  dem  an  der  Kanzel  (Taf.  61b).  Auch 
hier  noch  die  ursprüngliche  Bemalung.  Oberhalb  des  Gesimses  und  daran  zwei 
posaunenblasende  Engel  und  drei  Engelsköpi'e.  Mitte   18.  Jahrh. 

Inschrifttafel,  mit  dekorativer  Malerei,  Wappen  und  Inschrill  auf  Lein- 
wand, gibt  Aufschluß  über  die  Heistellung  der  Kanzel  und  der  Orgel:  ,,Auff  Befehl 
Eines  Hochwürdigen  Hochstiffts  hildesheimischen  consistorii  ist  diese  Kirche 
Cantzel  und  Orgel  zu  Gottes  alleiniger  Ehre  im  .Jahr  1746   unter   direction    Herrn 


168 


Locht  um 


Johann  Eberhard  Rißling  zu  der  zeit  Administrateur  der  hochadelichen  Könj(g)- 
schen  Güter  allhie  zu  Lochtum  ohne  Entgeltlich  für  seine  dabei  gehabte  viele  Mühe 
ncugebauet  und  den  14t  September  1749  zum  Lobe  und  Preise  des  großen  Gottes 
eingewcihct."  Putten  tragen  links  den  Namen:  „Johann  Eberhard  Risling",  rechts: 
„Elisabeth  Juliane  Johanne  Rislingen  geb.  Pepermüller."  Hinter  dem  Altar  auf- 
gehängt. 

Rest  eines  alten  Tauf schlings,  als  1,05  m  hohe  Treppenbrüstung,  laut 
Inschrift  vom  Jahre  1G66.  Bretterdocken  mit  alter  Bemalung.  Von  der  Inschrift 
ist  noch  zu  erkennen:  „KOMMEN  VNDT  WEHRET  —  IHNEN  NICHT, 
DEN  SOLGER  —  HABEN  DIESES  TAVFSCHLINK  —  SELIGE 
FRAV  MAGDALENA  SVTORF  -r~  ANNO  1666  — ."  Im  Turm  vor  dem 
Eingang  zur  Orgelempore. 

Sakristeiverschlag,  aus  Holz,  am  Fuße  der  Kanzeltreppe,  soll  aus  einem 
Beichtstuhl  des  Klosters  Wöltingerode  hergestellt  sein. 

Gestühl:  In  der  Kirche  sind  noch  viele  chorstuhlartige  Bänke  vorhanden, 
verschiedentlich  mit  den  Namen  der  Sitzinhaber,  unter  anderen  der  Name  mit 
Datum:  „ANDREAS  BRANDES  ANO  1676." 

Gewcihkronleuchter,  H.  1,50  m  (Taf.  63b).  Innerhalb  eines  starken  un- 
geraden Achtzehnendergeweihs  eine  geschnitzte  und  bemalte  Holzfigur  der  Maria 
mit  Szepter,  Krone  und  Christkind  in  der  Mandorla  auf  der  Mondsichel.  Am  eiser- 
nen Tragbügel  oberhalb  der  Mandorla  zwei 
Kelche  tragende  geschnitzte  Engel;  die  den 
unteren  Abschluß  bildende  hölzerne  Konsole 
in  Form  eines  Hirschkopfes.  Endel5.  Jahrh. 
Im  Schiff. 

Kristallkronleuchter  mit  acht  Licht- 
armen, Anf.  19.  Jahrh.  (vgl.  Taf.  64a). 

Ein  weiterer  Kronleuchter,  aus  der 
Kirche  in  Lochtum  stammend,  hängt  in  der 
Gruft  der  Familie  v.  König  auf  dem  Fried- 
hof in  Vienenburg. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber, 
H.  23,5  cm.  Getrieben,  mit  Blütenverzierungen. 
Fußrand  geschweift,  Schaft  und  Kuppa  ge- 
buckelt. An  der  Kuppa:  ,,F.W.  v.  K.  A.  v.  K. 
uA.  V.  E.  V.v.  K.  M:K.  P.v.  K.  R.  v.  K. 
H.v.  K.  G.  V.  K.  A.  K.  g.  v.  K.",  ferner 
„F.  W.  V.  K.  P.  V.  K."  „18  (Wappen)  53 
16.  Sept.";  am  Fuß  (innen):  , »erneuert  die 
Gabe  1684."  (?)  Goldschmiedezeichen  von 
1853:  63. 
Oblaten  dose,   Silber,  H.  5,5  cm,   0  8,5  cm,  mit  graviertem  Deckel.  An  der 

Unterseite:     „HENR.     STEPH:    TRAUTMANN:    PAST.    ANNA    SOPH. 

HERBST  ANNO  1721."   Goldschmiedezeichen  28. 


Abb.  87.     Glocke  (Uhrschlagglocke)  aus  der 

Kirche  in  Lochtum,  jetzt  im  Kaiserhause  zu 

Goslar  (1:10)  [Siebern]. 


Lochtum  "169 

Patene,  Silber,  0  15,5  cm,  ohne  Weihekreuz.  Inschrift:  „DOROTHEA 
HEDEWIG  VON  (Wappen)  KÖNIG.  BRAUNS  WITTWE."  Goldschmiede- 
zeichen (wie  an  der  Oblatendose)  28,  außerdem  das  Meisterzeichen  von   19. 

Taufwasserflasche,  Zinn,  H.  einschließlich  des  Deckels  22  cm,  0  11  cm, 
mit  schlichten,  leicht  eingravierten  Bandgliederungen. 

Vesperbild,  vielleicht  aus  der  Kirche  in  Lochtum  stammend,  befindet  sich 
jetzt  in  Wiedelah  in  Privatbesitz. 

Glocke,  0  0,53  m  (Abb.  87).  Uhrschlagglocke.  Zwei  Riemchen  am  Schlag- 
ring bilden  den  einzigen  Schmuck.  13.  Jahrh.  Jetzt  im  Kaiserhaus  in  Goslar. 

Glocke,  0  1,18  m.  Unterhalb  der  Haube  Zierfriese  in  Rokokomuster.  Am 
langen  Felde:  „IM  JAHRE  1817  BIN  ICH  UND  MEINE  NEBEN  MIR 
HÄNGENDE  SCHWESTER  DURCH  VERANLASSUNG  DES  PA- 
STORS C.  HAARMANN  AUF  KOSTEN  DER  KIRCHE  UND  GEMEINE 
LOCHTUM  VON  DEN  GLOCKEN  GIESSERN  C.  A.  BECKER  UND 
H.  L.  DAMM  ZU  HILDESHEIM  AUS  UNSERER  MUTTER  UMGE- 
SCHAFFEN WORDEN."  Läuteglocke  im  Turm. 

Glocke,  0  0,99  m,  ähnlich,  mit  der  Inschrift:  „WERDET  IHR  AUF 
xMEINEN  UND  MEINER  SCHWESTER  RUF  IM  LEBEN  HÖREN, 
SO  WERDEN  WIR  EUREN  TRHIUMPF  IM  TODE  HERLICH  VER- 
KUNDEN, GEGOSSEN  VON  C.  A.  BECKER  UND  H.  L.  DAMM  IN 
HILDESHEIM."  Läuteglocke  im  Turm. 

Grabstein  des  Hauptmanns  Ruhe  (1770 — 1845),  in  Form  eines  Obelisken, 
H.  2,00  m,  auf  1,40  m  hohem  Vierecksockel.  Am  Sockel  eine  Inschrift,  Selbst- 
biographie des  Verstorbenen.  Auf  dem  Friedhof  bei  der  Kirche. 


Lüderode. 

Gut. 

Quellen:  1.  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder.  Urk.  —  2.  U. B. 
Goslar,   III. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.  — ■  Blume,  Heimat,  S.  338  ff.  —  Born- 
stedt,  Siedlungen,  S.  17.  —  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  S.  324.  —  Zobel,  Heimatbuch, 
S.  112  ff. 

GESCHICHTE:  Das  Gut  Lüderode  war  im  Mittelalter  ein  Adelshof,  über  dessen 
Geschichte  und  Besitzer  die  Urkunden  keine  Auskunft  geben.  Es  ist  möglich,  daß 
,,Sigfrid  de  Lutherode",  dessen  Güter  1305  in  einer  Urkunde  des  Goslarer  Domstiftcs 
bezeugt  werden,  dieser  in  Lüderode  begüterten  Adelsfaniilie  angehörte.  1453  wird  eine 
Kapelle  in  Lüderode  erwähnt.  Am  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  war  Lüderode  im  Be- 
sitz der  Familie  von  Schwicheldt.  Nachdem  1523  ein  großer  Teil  des  sog.  Großen  Stiftes 
Hildesheim  an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel  gefallen 
war,  zwang  dieser  1538  die  von  Schwicheldt,  die  seine  Gegnerin  der  Stiftsfehde  gewesen 
waren,  Lüderode  an  ihn  zu  verkaufen,  doch  zahlte  er  die  Kaufsumme  in  den  nächsten 
Jahren  nicht  aus.  Als  der  Herzog  aus  seinem  Lande  vertrieben  war,  erhielten  die  von 
Schwicheldt  das  Gut  vom  Schmalkaldischen  Bunde  zurück;  sie  führten  dann  nach  der 
Rückkehr  des  Herzogs  einen  Prozeß,  der  1553  das  Gut  wieder  in  die  Hand  des  Herzogs 


"jyQ  Lüderode 

brachte.  1643  kam  Lüderode  an  den  Bischot  von  lliJdesheini  zurück,  der  vermutlich 
1690  die  Freiherren  von  Brabeck  auf  Söder  damit  belehnte.  Von  dieser  Familie  kam 
das  Gut  1817  durch  Erbschaft  an  den  Grafen  Andreas  von  Stolberg,  der  das  Gut  um 
die  Mitte  des  19.  Jahrhunrierts  an  die  Familie  von  dem  Busche  verkaufte,  die  es  später 
weiter  veräußerte.  Besitzer  von  Lüderode  ist  jetzt  Robert  Wätjen,  Halchter  bei  Wolfen- 
bütlel. 

BESCHREIBUNG:  Herrenhaus,  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  in 
guter  baulicher  Verfassung.  Zweistöckig,  Fachwerk  auf  Massivsockel.  Kleiner 
Dachreiter  nahe  dem  westlichen  Anfallspunkte  des  Halbwalmdachcs.  Dacherker 
mit   Uhrzifferblatt  an  der  Hofseite  (Taf.  65c). 

Glocke,  0  0,58  m,  mit  Zierfries.  Inschrift:  ,,Anno  1766  goss  mich  Christoph 
August  Becker  in  Hildesheim."  Im  Dachreiter. 

Auf  dem  Gutshofe  sind  ältere  Wirtschaftsbauten  nicht  mehr  vorhanden. 
Doch  die  etwa  600  m  südlich  davon  liegende,  zum  Gut  gehörende  ehemalige 
Wassermühle  (jetzt  Försterei  und  Post)  ist  ein  bemerkenswerter  Fachwerkbau 
von  1704.  Zweistöckig;  Obergeschoß  etwa  10  cm  vorgekragt.  Füllhölzer  und  Balken- 
köpfe mit  Viertelkrcisprofil  (Taf.  65a). 


Siehe  Einleitung  Seite  7. 


Meseburg. 
Neuenkirchen. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL, 
G.  It;  desgl.  III.,  Akten  IX.  A.  17,  6.  —  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III.,  X. 
1,  4p.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß 
Söder,  Urk.  —  2.   U.E.  Hild.,   I.   unter  „Eilenrode";   IL— VI.  —  U.E.  Goslar,  L,  IV. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  69,  73,  94.  —  Bertram,  Gesch.  Eist.  Hild., 
L,  S.  29.  —  Blume,  Heimat,  S.  333  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  18.  —  Görges- 
Spehr,  Denkwürdigkeiten,  IIL,  S.  158.  — •  Henkel,  Handbuch,  S.  8,  —  Hennecke, 
Archidiakonatsreg.,  S.  169.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  182.  — ■  Klewitz,  Territ.  Ent- 
wicklung, S.  25.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  82,  320,  333,  337.  —  Machens,  Archidia- 
konate,  S.  56,  58,  63,  79,  100,  102,  107,  116.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  206.  — 
Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,   S.  5,  34.  —  Zobel,   Heimatbuch,   S.  115  fL 

GESCHICHTE:  Das  Dorf  Neuenkirchen  ist  wahrscheinlich  aus  der  Siedlung  Eilen- 
rode hervorgegangen;  an  diesem  Ort  besaß  das  Stift  St.  Georgenberg  bei  Goslar  im 
Jahre  1131  drei  Hausstätten  und  2^/2  Hufen  Land.  Dieser  Besitz  wurde  auf  4  Hufen 
erweitert.  Als  am  21.  April  1360  Kaiser  Karl  IV.  den  Güterbesitz  des  Stiftes  St.  Georgen- 
berg bestätigte,  finden  sich  diese  4  Hufen  in  ,,Nyenkirken"  wieder.  Der  Name  der  ersten 
Siedelung  Eilenrode  blieb  bis  in  die  Neuzeit  im  sog.  „Eilenrodschen  Zehnten"  erhalten. 
Wann  der  Name  Neuenkirchen  für  das  Dorf  eingeführt  wurde,  ist  mit  Sicherheit 
nicht  festzustellen.  Als  1174  die  Kirche  in  Gielde  ihre  Stellung  als  Archidiakonatskirche 
einbüßte  und  in  den  Bann  des  Klosters  Heiningen  einbezogen  wurde,  wird  bald  darauf 


Neuenkirchen 


171 


die  Kirche  in  Eilenrode-Neuenkirchen  erbaut  sein,  auf  die  dann  die  restlichen  Archi- 
diakonatsrechte  von  Gielde  übergingen.  In  einer  Urkunde  Bischof  Bernhards  kommt 
1150  als  Zeuge  der  Ritter  Adolfus  von  Nienkerken  vor.  Da  es  mehrere  Orte  mit  dem 
Namen  Neuenkirchen  gibt  und  die  Gründung  der  Kirche  in  Neuenkirchen  vermutlich 
mit  dem  Verlust  des  Bannrechtes  der  Gielder  Kirche  zusammenhängt,  scheint  der 
genannte  Ritter  nicht  mit  unserem  Orte  zusammenzuhängen,  zumal  nur  einmal  noch, 
1238,  ein  Vertreter  dieses  sonst  nicht  hervortretenden  Geschlechtes  auftaucht.  Die  erste 
urkundliche  Erwähnung  von  „Nienkerke"  geschieht  um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts 


^-^^X"^ 


Abb.  88.    Neuenkirclien,  Kirclu-  von  Südwesten,  nach  dem  .Anbau  des  Chores. 


(1249 — ^52)  mit  der  Angabe  des  Zehnten  in  diesem  Orte.  1288  nennt  sich  der  Hildes- 
heimer  Domherr  Heinrich  ,,Archidiakon  des  Bannes  Neuenkirchen".  Im  14.  Jahrhundert 
scheint  das  Archidiakonat  Neuenkirchen  mit  dem  Archidiakonat  Goslar  vereinigt  zu 
sein,  denn  Lengde  und  Immenrode,  die  früher  zum  Bann  Neuenkirchen  gehörten,  werden 
nun  als  zum  Bann  Goslar  gehörend  bezeichnet.  1523  kam  Neuenkirchen  an  Braunschweig- 
Wolfenbüttel,  1542  wurde  die  Reformation  eingeführt.  Damals  verwaltete  der  Pfarrer 
von  Gielde  die  Kirche  in  Neuenkirchen  mit,  das  Patronat  hatte  tler  Arcliidiakon  von 
Goslar  als  Hildesheimer  Lehen.  Doch  finden  wir  18Ü?  in  der  Beschreibung  Hildosheimer 
Ämter  dann  die  von  König  als  Inhaber  des  Patronats,  der  Zehnte  stand  damals  der 
Familie  Ruber  in   Goslar  zu. 

Von  1568  an  wurde  die  Kirche  in  Neuenkirchen  von  Mahner  verwaltet,  später  war 
sie  mit  Lewe  vereinigt,  zeitweilig  auch  wieder  mit  GrolJ-Mahner,  seit  lOlÜ  ist  dei- 
Kirchenverband   Wehre-Neuenkirchen  gebildet. 

Als  Grundbesitzer  in  Neuenkirchen  treten  das  Stift  St.  Georgeiiberg  bei  Goslar 
und  das  Kloster  Dorstadt  auf,  die  Grafen  von  Schiaden  trugen  Lehen  in  Neuenkirchen 
vom  Hildesheimer  Bischof. 

Die  Kirche  in  Neuenkirchen  erwies  sich  am  Anfange  des  19.  Jahrhunderts  als  bau- 
fällig, deshalb  erhielt  1826  der  Zimmcrmeister  Ernst  Sleckhan  in  Schiaden  den  Auftrag, 
die  Kirche  umzubauen  und  zu  erweitern.  1827  war  die  Erneuerung  der  Kirche  beendet. 


172 


Neuenkirchen 


Die  Kosten  von  650  Htlr.  29  ggr.  bestritt  das  Konsistorium.  Altar  und  Kanzel  lieferte 
Tischlermeister  Seggelke  in  Groß-Flöthe.  Der  alte  Altar  wurde  abgebrochen  und  ging 
verloren. 

Die  Prieche  arbeitete  Zimmermeister  Steckhan.  Unter  Maurerarbeiten  ist  in  den 
Bauaklen  aufgeführt:  Alte  Tür  an  der  Nordseite  zugemauert,  eine  Tür  an  der  Westseite 
durchgebrochen,  der  Chor  mit  Platten  belegt,  2  Fensteröffnungen  an  der  Nordseite 
durchgebrochen,  das  alte  Fenster  an  der  Nordseite  zugemauert.  1845  wurden  die  Glocken 
der  Kirche  umgegossen;  in  dieser  Zeit  erhielt  die  Kirche  einen  Dachreiter  auf  die  Mitte 
des  Kirchendaches. 

Im  Jalire  1913  ist  vom  Architekten  Wendebourg  aus  Hannover  der  jetzige  Chor 
angebaut. 


Abb.  89  u.  90.     Neuenkirchen,    Kirche    vor 

dem  Umbau,   1909.     Schnitt   und   Grundriß 

(1:250)  [nach  Aufnalimezeiclinung  des  Arch. 

Wendebourg,  Hannover]. 


BESCHREIBUNG:  Laut  Jahreszahl  im  Sturz  der  Eingangstür  ist  die  Kirche 
1827  erbaut,  doch  weisen  einige  Unregelmäßigkeiten  der  nördlichen  und  westlichen 
Außen mauer  auf  einen  älteren,  im  späten  Mittelalter  erfolgten  Bauvorgang  an  diesen 
Teilen  hin.  Die  Kirche  ist  15,10  m  lang,  11,50  m  breit  (Abb.  88).  Bruchsteinmauer- 
werk mit  Kalkmörtelverputz.  An  den  Längsseiten  je  zwei  rechteckige  Fenster  mit 
Werksteingewänden.  Eingangstür  ebenso  ausgebildet.  Westgiebel  ^aus  verschaltem 
und  beschiefertem  Fachwerk.  Ostgiebel  aus  Fachw-erk  mit  Lehmausmauerung. 
Kleiner  beschief erter  Dachreiter  zur  Aufnahme  der  Uhrglocke  und  der  Ziffer- 
blätter. Etwa  Mitte  des  19.  Jahrhunderts.  Der  1913  hergestellte  Chor  aus 
hammerrecht  bearbeitetem  Bruchstein. 

Inneres,  völlig  erneuert,  bietet  nichts  Bemerkenswertes.  Kleine  Orgel- 
empore an  der  Westseite.  Die  beigegebene  Grundriß-  und  Schnittzeichnung  stellt 
die  Kirche  vor  dem  Umbau  dar  (Abb.  89  und  90). 


Neuenkircheii 


173 


Ausstattung: 

Holzkreuz  auf  dem  schlichten  Altar,  Korpus  37  cm  hoch,  Ende  17.  Jahrh. 

Tauf  stein,  Sandstein,  H,  0,95  m,  gedrungene  Pokalform,  Becken  achteckig, 
0  0,73  m,  gotisch.  Ende  15.  Jahrh. 

Taufschüssel,  Messing,    0  28  cm.  Anfang  19.  Jahrh. 

Zwei  Altarleuchter,  Zinn,  H.  30  cm,  Dockenform,  Dorn  aus  Eisen.  Fuß-0 
18,5  cm.     Inschrift    an    beiden    gleichlautend    am   Fuße: 
„GE  SCHENKET  HENNIGBOLTE  MIT  SEINER 
FRAV  1720." 

Abendmahlsgeräte:    Kelch,    Silber,    H.   18,5  cm. 
Kuppa   wahrscheinlich   Anfang  19.  Jahrh.  erneuert.     Am 
Sechspaßfuß  ein  Perlenkranz.    Schaft  sechskantig.  Knauf 
sechseckig,    abgeplattet    mit    gotischen  Maßwerkmustern 
Eckblumen  16.  Jahrh,    Weihekreuz  am  Fuße  (Abb.  91). 

Patene,  Silber,  0  13  cm.   Rand  leicht  umgebördelt. 
Goldschmiedezeichen  20. 

AR 


Abb.  91.  Neuenkirchen, 
Kelch,  Knauf,  Grundriß. 
(Vz  natürlicher  Größe). 


Weinkanne,  Zinn,   H.  21,5  cm.   Inschrift 


1859' 


Oblatendose,   Zinn,    0   9,5  cm,   H.   4,5  cm.   Aufschrift:   „J.  C.  BAUMAN 
1765." 

Glocke,  gegossen   1873  von  C.  A.  Jauck  in  Leipzig. 


Nienrode. 


Gut 

Quellen:  U. B.  Hild.,  I.— VI.  —  U.E.  Goslar,  L,  III. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  47.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  I.,  S.  206. 
—  Blume,  Heimat.  S.  332  ff.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  152.  —  Hüttebräuker, 
Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  55.  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  79.  —  Zobel,  Heimatbuch, 
S.  109  ff. 

GESCHICHTE:  An  den  südwestlichen  Ausläufern  des  Oderwaldes  entstand  Nienrode 
als  kleines  Bauerndorf,  es  erhielt  seineu  Namen  zum  Unterschied  von  der  älteren  Siede- 
lung  Altenrode,  die  an  den  südöstlichen  Ausläufern  des  Odcrwaldes  liegt.  Bereits  einige 
Jahre  nach  seiner  Gründung,  Anfang  der  neunziger  Jahre  des  12.  Jahrhunderts,  be- 
ginnt das  Kloster  Dorstadt,  in  ,,Nigenroth"  Besitz  zu  erwerben;  dieser  Besitz  vergrö- 
ßerte sich  im  Laufe  der  nächsten  Zeit  durch  Kauf,  Tausch  und  Schenkung  bedeutend. 
Die  Herren  von  Mahner,  das  Domkapitel  in  Halberstadt,  die  Herren  von  Burgdorf, 
von  Bortfeld  usw.  veräußerten  ihren  Besitz  an  das  Kloster,  so  daß  im  14.  Jahrhundert 
die  Flur  von  Nienrode  dem  Kloster  gehörte  und  es  die  alten  Bauernhöfe  zu  einem 
Vorwerk  des  Klosters  vereinigen  konnte.  1325  löste  Bischof  Otto  von  Hildesheim  die 
Kapelle  in  Nienrode  von  der  Pfarrkirche  in  Gielde  los  und  übertrug  sie  dem  Kloster 
Dorstadt. 

Nach  der  Stiftsfehde  kam  Nienrode  unter  die  Herrschaft  Herzog  Heinrichs  des 
Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel;  sein  Nachfolger,  Herzog  Julius,  ließ  das 
Vorwerk  verpachten.   Durch   den   Hauptrezeß  in   Braunschweig  1043  fiel   das   ,, Große 


174  Nieniüdc- 

Stil'L"  und  duiiiiL  auch  das  Klüsler  DörstadL  iiiiL  seinem  Vorwerk  Nienrode  an  das 
Bistum  Hildesheim  zurück.  Das  nunmehr  dem  Augustinerinnenorden  zurückgegebene 
Ivlostcr  bewirtschaftete  fortan  das  Vorwerk  wieder  selbst,  bis  1810  die  Auflösung  des 
Klosters  erfolgte.  1770  erbaute  Propst  Alexius  Schübelar  die  heutigen  (iutsgebäude. 
Nach  der  Säkularisalion  wurde  Nienrode  von  der  Hildcslicimcr  I''aniilio  laitilzel  er- 
worben, die  das    (iut   lieute  noch  in   Besitz  hat. 

BESCHREIBUNG:  Von  den  GuLsbauLcn  ist  nur  das  Ende  des  18.  Jahrh. 
erbaute  Herrenhaus  bemerkenswert.  Fachwerk,  zweigeschossig,  11  Fenster- 
achsen an  der  Breitseite.  Mansardendach.  Zweiarmige  Freitreppe  zum  geräumigen 
Flur  (klassizistisch).  Dacherker  aus  jüngerer  Zeit.  Kleiner  nachreiler.  Srliiefer- 
deckung  (Tat".  65 e). 

Lange   Scheune  mit  Holminschrift:  ,,feliciler  erectum  Anno   1793."   Andere 
Scheunen  von   180,3  und   1863,  an  letzterer:  „FINIS  CORONAT  OPUS." 


Ohlendorf. 

Evangelische  Kirche.  Wassermühle. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Haan.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL, 
G.  lu.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Pfarrarchiv  Ohlendorf,  Bauakten  über 
den  Neubau  der  Kirche.   —  2.   U.  B.  Hild.,   L— VI.  —  U.  B.  Goslar,   L,  IT.,  IV. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  18,  20,  21,  91.  -  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild., 
].,  S.  163.  —  Blume,  Heimat,  S.  106,  188  ff.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  18.  — 
Müttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  55,  87.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  182.  — 
Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  25.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  177,  248  fL  — 
Machens,  Archidiakonate,  S.  18,  32.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  208.  —  MithofL 
Kirchen  und  Kap.,  S.  5.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  100. 

GESCHICHTE:  In  den  vierziger  Jahren  des  12.  Jahrhunderts  bauten  die  Einwohner 
von  ,,Aldendorp"  eine  Kirche.  1147  bestätigte  Bischof  Bernhard  von  Hildesheim  die 
Errichtung  der  Pfarrkirche  in  Ohlendorf.  Der  Bischof  löste  die  Kirche  in  Ohlendorf 
von  der  Kirche  in  Flöthe  ab,  zu  deren  Pfarre  Ohlendorf  bislang  gehört  hatte;  im  übrigen 
verblieb  Ohlendorf  dem  Archidiakonat  Barum  unterstellt,  zu  dem  auch  Flöthe  gehörte. 
Als  1186  Bischof  Adelog  die  Gründung  des  Klosters  Neuwerk  in  Goslar  bestätigte, 
waren  unter  dem  Besitz  des  Klosters  8  Hufen  in  OhlendorL  Grundbesitz  in  Ohlendorf 
besaßen  außer  dem  Kloster  Neuwerk  noch  das  Kloster  Dorstadt,  die  Dompropstei 
Hildesheim,  zeitweilig  das  Kloster  Frankenberg  in  Goslar,  die  Herren  von  Mahner, 
von  Lehndorf,  von  Dorstadt,  die  Grafen  von  Schiaden,  die  ihren  Besitz  an  die  von 
Schwicheldt  und  von  Mahner  verlehnt  hatten.  Im  13.  Jahrhundert  tritt  eine  anscheinend 
zuerst  ritterliche,  später  hildesheimische  Ministerialenfamilie  von  Ohlendorf  auf,  die 
vermutlich  ein  Zweig  der  Herren  von  Werle  war  und  mit  einem  dem  Stifte  Gandersheim 
gehörenden  und  in  Ohlendorf  gelegenen  Meierhofe  belehnt  wurde. 

Im  14.  Jahrhundert  kam  die  Kirche  in  Ohlendorf  an  das  Stift  Gandersheim.  1382 
gab  die  Äbtissin  die  Kirche  in  Ohlendorf,  einen  Sattelhof,  vermutlich  den  Hof,  mit  dem 
bislang  die  Familie  von  Ohlendorf  belehnt  war,  und  7  Hufen  Land  mit  dazugehörenden 
Höfen  dem  Ritter  Sievert  von  Rössing  zu  Lehen.  Seitdem  sind  die  Herren  von  Rössing 
Patrone  der  Kirche.  Der  Zehnte  kam  dem  Domvikar  in  Hildesheim  zu.  Nach  der  Hildes- 
heimer  Stiftsfehde  kam  Ohlendorf  an  Braunschweig- Wolfenbüttel,  1542  wurde  die 
Reformation   eingeführt,   die  jedoch   erst   unter   Herzog    Julius    1568   zur   endgültigen 


Ohlendorf 


175 


Durchführung  kommen  konnte.  In  der  Zeit,  da  Ohlendorf  zum  Herzogtum  Braunschweig 
gehörte,  war  der  Ort  dem  Amte  Schiaden  zugeteilt.  1643  kam  Ohlendorf  an  das 
Hochstift  Hildesheim  zurück,  nach  der  Säkularisation  des  Bistums  an  Preußen,  und 
nach  der  westfälischen  Zeit  1815  an  das  Königreich  Hannover,  das  den  Ort  zum  Amte 
IJebenburg  legte. 

Die  alte  Kirche  in  Ohlendorf  wurde  1869  abgerissen,  sie  war  19,28  m  lang,  7  m 
im  Schiff  und  6,13  m  im  Chor  breit,  hatte  zwei  Rundbogentüren,  vor  deren  einer  das 
sog.  Leichenhaus  stand,  rund-  und  spitzbogige,  auch  rechteckige  Fenster,  eine  Bretter- 
wölbung und  im  Westen  einen  Turm  mit  Rundbogenfenstern,  Der  alte  Steinaltar  war 
ohne  Aufsatz.  Die  Kanzel  war  ein  Geschenk  des  Kirchenpatrons  Hermann  von 
Rössing  vom  Jahre  1687.  1869 — -71  ist  die  neue  Dorfkirche  nach  dem  Plane  des  Bau- 
rats C.  W.  Hase  erbaut. 


h+ 


Abb.  92.    Ohlendorf,  Kirche,  Grundriß  (1:250).    Nach  einer  Zeichnung  des  Maurermeisters 
Robert  Keune  aus  Flachstöckheim  1935. 


BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Backsteinbau,  gewölbt,  Turmhelm  massiv  mit  Musterungen.  Grundriß  Abb.  92. 
Bauliche  Reste  der  alten  Kirche  sind  nicht  mehr  vorhanden ;  es  werden  im 
Pfarrhause  aber  einige  Bruchstücke  der  ehemaligen  Ausstattung  aufbewahrt. 

1.  Ein  1,15  m  hohes,  0,55  m  breites  geschnitztes  Stück  der  Kanzel  brüst  ung. 
Im  Mittelfeld  in  architektonischer  Umrahmung  das  v.  Rössingscho  Wappen 
und  die  Jahreszahl  1687.  Unterschrift:  „DER  WOLGEBOHRNE  HEHR 
HERR  /  HERMAN  FRIDERICH  VON  RÖSSING,  OBRIST  /  WACHT- 
MEISTER ZU  ROSS,  VND  ERBMAR  /  SCHALL  DES  FÜRSTEN- 
THUMBS  HALBER  /  SAD-  E-  BERSEL[?],  VND  SUDERRODE 
ERBHERR  /VND  PATRONVS  DIESER  KIRCHEN,  VER  /  EHRET  •• 
SB CANNZEL  GOTTE  ZV-      ". 

2.  Bruchstück  eines  Schildes,  vielleicht  vom  Altar  mit  dem  Agnus  dei  und 
der  Inschrift:  „HENRICUS  -  ERNESTH(US  TIELENIUS)  PASTOR. 
OHLEND(ORF.  DOR)  STADT.  ET  HEIN(INGEN).  Es  ist  nur  noch  die 
linke  Hälfte  vorhanden,  die  rechte  hatte  wahrscheinlich  die  in  Klammern  an- 
gegebene Fassung,  (Tielen,  Pastor  zu  Ohlendorf,  Dorstadt  und  Heiningen,  wirkte 
von   1683—1733.) 


176 


Ohlendorf 


Zwei  Altarleuchler,  Bronze,  H.  39  cm,  Dockenform  auf  Sockel,  die  drei 
p-üße  auf  Kugeln,  mit  Engelsköpfen.  Dorn  angegossen.  (Um  1700.) 

AbendmahlsgeräLe:  Kelch,  vergoldet,  II.  13  cm,  Kuppa  trichterförmig, 
0  10,3  cn),  Fuß  rund,  0  11,3  cm.  Am  Walzenschaft  ober-  und  unterhalb  des 
Knaufs  gotische  Rankenornamente  zwischen  Schnurzügen,  an  den  rautenförmigen 
Zapfen  des  flachen  mit  Maßwerkmustern  verzierten  Knaufs  die  gotischen  Groß- 
buchstaben: ,,IHESVS".  Am  Fuß  ein  Kruzifix  mit  stark  gekreuzten  Beinen; 
beseitet  von  zwei  mit  Email  ausgelegten  Wappenschildchen  (Dreiecksschilde). 
Mitte   14.  Jahrh.  (Abb.  93.) 


Abb.  93  u.  94.    Ohlendorf,  Kirche,  Kelch  und  Patene  (Vi  natürlicher  Größe). 


Patene,  0  13,5  cm,  vergoldet,  mit  getriebenem  Vierpaßboden.  Weihekreuz 
Nr.  1.  (Abb.  94.) 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  mit  geschw'eifter  Kuppa,  H.  20  cm.  Am  runden 
Fuß  unterseits:  ,, Heinrich  Riechers  Schaffmeister  in  Ohlendorff  und  Anna  Marin 
Blumeiers  Haben  diesen  Kelch  mit  der  Pateine  zur  Ehre  Gottes  verehret  1716". 
außerdem  ein  Monogramm  der   Schenkgeber.    Goldschmiedezeichen   11. 

Patene,  0    14  cm.  Mit  dem  gleichen    Goldschmiedezeichen. 

Oblaten  dose,  Silber,  oval,  0  10,5  und  8,5  cm,  etwa  gleichaltrig  mit  dem 
zweiten  Kelch,  Regeneeornamente  auf  dem  Deckel  in  Treibarbeit.  Unter  dem 
Boden  die  Buchstaben:  ,,D.  R.  H  R"  und  ,,C  L"  und  ,,J  R".  Goldschmiedezeichen  6. 

Weinkanne,  Neusilber,  H.  36  cm,  ähnelt  der  in  Salzgitter  (Mitte  19.  Jahrb.). 

Löffel,  zum  zweiten  Kelch  gehörend,  10,5  cm  lang.  Inschrift:  H.  E.  Tie- 
lenius.  P.  Q. 

Taufschüssel,  Zinn,   0  24  cm,  mit  Randinschrift:   „OLENDORF  1775  " 


Ohlendorf  1 77 

Läuteglocke,  0  0,95  m,  im  Jahre  1840  von  J.  C.  J.  Wicke  in  Braunschweig 
gegossen. 

Eine  zweite  Glocke,  0  0,65  m,  ist  1919  an  die  Marktkirche  in  Goslar  ver- 
kauft, wo  sie  als  Viertelstundenschlagglocke  dient.  Inschriften:  ,,PSALM  95. 
—  KOMMT  LASST  UNS  ANBETEN"  usw.  „DIESE  GLOCKE  IST 
GEGOSSEN  IN  BRAUNSCHWEIG  IN  GEGENWART  H.  HENRIEN, 
ERNESTI  TIELENIE  P.  T.  ZU  OHLENDORF  DORSTADT  UND 
HEININGEN.  DURCH  M.  ARFND— GRETEN".  „MICHEL  SAUST- 
MANN  HEINRICH  RIECHERS  ALTAR-LEUTE.  HANS  STUVEN 
HENNI  BLUMHOFF  MAUERMEISTERE.   IM  JAHRE  1708." 

WASSERMÜHLE. 

Die  Warnemühle  (sog.  Pumpmühle)  vom  Jahre  1723,  laut  Inschrift  errichtet 
von  Conr.  Heinr.  Klahe  und  Anna  Catrina  Kochs,  ist  ein  gut  erhaltener  zweige- 
schossiger Fachwerkbau  außerhalb  des  Ortes.  Wirtschaftsgebäude  jünger. 

In  Ohlendorf  sind  noch  einige  ältere  Gehöftanlagen  erhalten,  die  nach  dem 
mitteldeutschen  (fränkisch-thüringischen)  Typ  erbaut  sind. 


Ohlhof. 

Gut  des  Klosters  Neuwerk  in  Goslar. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  App. 
Wiedelah,  IL,  5.  —  Arch.  Goslar,  Abt.  Kloster  Neuwerk,  Urk.,  Akten.  Karten  von 
1542,  um  1600  und   1682;  desgl.   2  Karten  des  17.  Jahrh.  —  2.  U.  B.  Goslar,   I.— V. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L,  S.  218.  —  Blume,  Heimat,  S.  106, 
399  fL  —  Borchers,  Landwehren,  S.  76  fL  --  Borchers,  Geschichte  Ohlhof.  --  Brökel- 
schen-Borchers,  750  Jahre  Kloster  Neuwerk.  —  Jacobs,  Harzkarte,  S.  102.  Lüntzel. 
Alt.  Diözese,  S.  16.         Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  208.  Siemens,  Leo  und  U.  Höl- 

scher,  Familiengeschichte  der  Siemens. 

GESCHICHTE:  Ohlhof,  in  alten  Urkunden  und  Akten  auch  Mohlhof  (=  Im  Ohlhof) 
genannt,  war  ein  Wirtschaftshof  des  Benediktinerinnenklosters  Neuwerk  in  Goslar. 
Der  Wald  AI  oder  Ol,  der  sich  von  dem  Sudmerberge  bis  in  die  Gegend  von  Riechenberg 
erstreckte,  war  altes  Königsgut;  der  Teil  westlich  der  Immenröder  Straße  kam  1108 
durch  Schenkung  König  Heinrichs  V.  an  das  Stift  Georgenberg,  der  Teil  östlich  der 
Straße  ist  offenbar  vom  Kaiser  der  Familie  von  Wildenstein  übereignet  worden.  Als  am 
Ende  des  12.  Jahrhunderts  der  Reichsvogt  Volkmar  von  Wildenstein  und  seine  Gattin 
Helene  das  Kloster  Neuwerk  gegründet  hatten,  erscheinen  1186  in  der  Bestätigungs- 
urkunde Bischof  Adelogs  von  Hildesheim  als  Schenkung  der  Gründer  „fcre  octo  mansos 
in  Ole".  Bald  nach  der  Stiftung  erbaute  das  Kloster  inmitten  dieses  Besitzes  das  Vor- 
werk Ohlhof.  Der  Wald  wurde  weiter  gerodet,  so  daß  im  (rüterverzeichnis  des  Klosters 
1355  das  Land  bereits  auf  12  Hufen  angewachsen  war.  In  der  Hildesheimer  Sliftsfehde 
kam  der  Ohlhof  an  Braunschweig- Wolfenbüttel,  doch  blieb  die  Bewirtschaftung  des 
Ohlhofes  in  der  Hand  des  Klosterpropster.  bis  1572.  In  diesem  Jahre  ließ  Herzog  Julius 
den  Ohlhof  besetzen  in  der  Absicht,  den  Konvent  des  Klosters  zu  zwingen,  nach  dem 
Ohlhof  überzusiedeln.  Das  Reichskammergericht  sprach  zwar  im  Jahre  1604  den  Ohlhof 
dem   Kloster  zu,  doch  behielten  die  Braunschweiger  den   Hof  noch  bis   1660  besetzt. 

23 


178  Ohlhof 

Ende  des  16.  .Jahrhunderts  wurde  lur  den  Teil  der  Klosterinsassen,  die  auf  den  Ohlhof 
übergesiedelt  waren,  eine  kleine  Kirche  erbaut,  flie  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  .Jahr- 
hunderts abgebrochen  wurde.  1661  nahm  der  Bischof  von  Hildesheim  wieder  Besitz 
vom  Ohlhof  und  verpfändete  bzw.  verpachtete  den  Hof  bis  1693.  Von  dieser  Zeit  an 
wurde  der  Ohlhof  wieder  von  dem  nunmehr  als  protestantisches  Stift  eingerichteten 
Kloster  Neuwerk  verpachtet.  Von  171.5 — 182.5  warder  Ohlhof  an  Mitglieder  der  bekannten 
Goslarcr  Familie  Siemens  verpachtet;  die  (iräber  einiger  Siemens  befinden  sich  noch 
auf  dem   kleinen    Friedhofe  in    Ohlhof. 

BESCHREIBUNG:  Das  Gut  Ohlhof  hat  wie  fast  alle  größeren  Gutsanlagen 
im  Kreise  seinen  jetzigen  baulichen  Charakter  im  18.  Jahrhundert  erhalten.  Das 
Pächterwohnhaus  ist  ein  zweistöckiger,  teilweise  unterkellerter  Fachwerkbau, 
an  den  Wetterseiten  beschiefert,  unter  Walmdach  mit  kleinen  Dacherkern  an  den 
Schmal-  und  an  der  Hofseite  (Taf.  65d).  Haupteingang  an  der  Hofseite  mittels 
Freitreppe.  Im  Innern  ist  die  schöne  Eingangshalle  erhalten,  sonst  in  den  letzten 
Jahrzehnten  unifasseqd  umgebaut.  Unter  den  Wirtschaftsgebäuden  ist  ein  Speicher 
(um  1800)  mit  Dachreiter  für  die  Glocke  bemerkenswert.  Erdgeschoß  Bruchstein, 
darüber  Fachwerk. 

Auf  dem  Gutsfriedhof  einige   Grabdenkmäler: 

Grabmal  des  Georg  Andreas  Siemens  (*  1700,  t  1789)  und  seiner  Frau 
Aug.  Marg. ;  Sandstein,  in  Form  eines  ,3,20  m  h.  Obelisken  auf  Sockel.  Außer 
Namen  und  Daten  befindet  sich  darauf  folgende  Inschrift:  ,,Unvergesslich  bist 
Du  den  Deinen,  edler  Greis,  Gradheit  und  Biedersinn  gaben  Dir  einen  heitern 
Abend,  Freunde  und   Achtung." 

Gedächtnismal  des  Ferdinand  August  Siemens,  geb.  1797,  gefallen 
bei  Waterloo  als  Kgl.  Hann.  Leutnant.  1,88  m  h.,  0,66  m  breite,  aufrechtstehende 
gußeiserne  Tafel,  die  am  .5.  Dezember  1818  gesetzt  worden  ist. 

Drei  weitere  Obelisken  und  eine  niedrige  Säule  (Urne  fehlt)  vom  Anfang 
19.  Jahrb.,  gleichfalls  dem  Andenken  an  Mitglieder  der  Familie   Siemens  gesetzt. 


Ohrum. 

Evangelische  Kirche.   Pfarrhaus. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III.. 
X.  1,  4o.  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  ,317.  Pfarrarchiv  Ohrum,  Akten.  2.  U.B. 
Hild.,   I.-  VI.  U.B.  Goslar,   I. 

Literatur:   Ahlhaus,   Patronat,    S.  34,   73,   81.  Blume,   Heimat,    S.  340  ff. 

Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten,  I.,  S.  261.  -  Kaufmann,  Kaiserpfalz  Werla,  S.  6. 
--  Kayser,  Visitationen,  S.  149,  183.  Lüntzel,  Ält.  Diözese,  S.  4,  5,  15,  173  ff.,  298. 
Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  I.,  S.  190.  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  208.  —  Mithoff, 
Kirchen  und  Kap.,  S.  5.  Schröder,  Sachsen  und  Cherusker.  S.  11.  -  Voges,  Ohrum. 
—  Zobel,  Heimatbuch,   S.  129  ff. 

GESCHICHTE:  Bereits  in  frühgeschichtlicher  Zeit  befand  sich  bei  Ohrum  eine 
Okerfurt  für  die  alte  Völkerstraße  vom  Rhein  zur  Elbe.  Zwischen  dem  Dorfe  Ohrum, 
das  an  den  Ausläufern  des  Oder  auf  dem  linken  Ufer  der  Oker  liegt,  und  der  heutigen 
Fährmühle  auf  der  anderen  Seite  ist  diese  Furt  und  später  eine  Fähre  zu  suchen.  Die 


Ohrum 


179 


Sagen  über  den  Untergang  des  Thüringerreiches  531  teilen  mit,  daß  die  Sachsen 
den  Franken  in  einer  zweiten  Schlacht  geholfen  hatten.  Edward  Schröder  lehnt  den 
Anteil  der  Sachsen  an  der  Niederwerfung  des  thüringischen  Reiches  als  Legende  ab, 
und  so  erscheint  es  kaum  wahrscheinlich,  daß,  wie  bislang  von  einigen  Geschichts- 
schreibern vermutet   wurde,   die  entscheidende   Niederlage  der  Thüringer  bei   Ohrum 


Abb.  9.5.     Ohrum,  Kirche  von  Südwesten,     [v.  B.J 


an  der  Oker  erfolgte.  Zum  erstenmal  wird  Ohrum  erwähnt  in  den  Fränkischen  Heichs- 
annalen  zum  Jahre  747.  Damals  lagerte  König  Pipin  mit  seinem  Heere  auf  dem  linken 
Okerufer,  das  Sachsenheer  gegenüber  auf  dem  rechten  Ufer.  In  den  Sachsenkriegen 
Kaiser  Karls  lagerte  das  fränkische  Heer  im  Jahre  780  bei  Ohrum,  und  es  soll  damals 
hier  die   Taufe  vieler   Sachsen   stattgefunden  haben.    Urkundlich   wird    Ohrum   zuerst 


— \ — I — I — t— ( — 1 — I — ■ — I 1 — 

.\l)b.  'Ki.     Ohrum,  evangelische  Kirche,  (".ruudrill  (1:250).     [v.  H.] 


1022  in  der  Gründungsurkunde  des  Michaelisklosters  zu  Hildesheim  erwähnt.  Zu  den 
13  Kirchen,  mit  denen  Bischof  Bernward  das  von  ihm  gegründete  Kloster  ausstattete, 
gehörten  auch  die  Kirche  zu  „Horem"  und  2  Hufen  Land.  Außer  dem  Michacliskloster 
zu  Hildesheim,  das  seinen  Besitz  in  Ohrum  später  noch  vergrößerte,  hatten  die  Klöster 
Heiningen  und  Dorsladt  Grundbesitz  am  Orte,  außerdem  aucli  die  Grälen  von  Schladeii 
und  das   Kloster  Ritldagshausen. 


180 


Ohrum 


Nach  der  hildesheiinischeii  Sliftslehde  kam  Ohiuiii  lö2;}  an  Braunschweig- Wolfen- 
büttel zum  Amte  Schiaden.  Als  Herzog  Heinrich  der  Jüngere  aus  seinem  Lande  ver- 
trieben war,  wurde  1542  die  Reformation  eingeführt.  Nach  den  wechselvollen  Jahren 
der  späteren  Regierungszeit  Heinrichs  des  Jüngeren  konnte  1568  die  lutherische  Lehre 
unter  Herzog  Julius  endgüllig  in  Ohrum  eingeführt  und  eine  Pfarre  eingerichtet  werden. 
Im  30.jährigen  Kriege  hatte  Ohrum  schwer  zu  leiden.  1()41  zog  Herzog  (leorg  von  Braun- 
schweig-Lüneburg  gegen  Wolfenbüttcl,  das  von  den  Kaiserlichen  besetzt  war,  und  be- 
lagerte die  Festung.  In  Ohrum  schlug  der  Herzog  sein  Lager  auf,  der  Pastor  Johann 
Losse  und  die  Einwohner  des  Dorfes  flüchteten  nach  Dorstadt  und  Heiningen.  Der 
ganze  Ort  brannte  ab.  1667  wurde  das  Pfarrhaus  neu  erbaut.  1643  kam  Ohrum  an  das 
Bistum  Hildesheim  zurück,  1802  an  Preu(3en.  Nach  der  1803  aufgestellten  Beschreibung 
Hildesheimer  Ämter  hatte  das  Kloster  St.  Michaelis  zu  Hildesheim  das  Palronat  in 
Ohrum,  den  Zehnten  besaß  damals  das  Kloster  Wienhausen. 

Die  Kirche  in  Ohrum  wird  urkundlich  zuerst  1022  bei 
der  obengenannten  Gründung  des  Michaelisklosters  zu  Hildes- 
heim erwähnt.  Dieses  Kloster  besaß  auch  das  Patronat  über 
die  Kirche,  vermutlich  bis  1803,  wo  das  Hochstift  Hildesheini 
an  Preußen  kam.  1217  wird  Conradus,  sacerdos  de  Orem,  er- 
wähnt. Erweiterungen  der  Kirche  fanden  statt  1504  (nach  der 
Inschrift)  und  1830;  eine  Erneuerung  des  Turmes  war  1575. 
Die  größere  der  beiden  Glocken  stammt  aus  dem  Jahre  1480, 
1652  wurde  sie  unter  Pastor  Losse,  dessen  Name  am  Holm 
steht,  neu  aufgehängt.  Der  Altar  ist  im  Jahre  1700  beschafft 
und  nach  einer  Inschrift  1749  renoviert.  Die  Orgel  stammte 
aus  dem  Jahre  1840. 

BESCHREIBUNG: 

KIRCHE. 
Die  Kirche  (Abb.  95)  hat  ein  schlichtes,  aus  Bruch- 
stein mit  einbindenden  Werksteinecken  Anfang  des  16. 
Jahrhunderts  an  den  älteren  Westturm  angebautes  Schiff 
von  rechteckigem  Grundriß  (Abb.  96).  Drei  rechteckige, 
mit  Sandstein  umrahmte  Fenster  an  den  Langseiten,  im  Ostgiebel  in  Emporenhöhe 
ein  gekuppeltes  spätgotisches  Maßwerkfenster  (Abb,  97),  darunter  eine  kleine  recht- 
eckige, mit  gotischem  Gesims  überdeckte  Nische.  Inschriftstein:  ,,Anno  dni 
1504",  4,20  m  über  Erdgleiche  an  der  Südostecke  des  Schiffes  eingesetzt.  Im  Sturz 
zweier  vermauerter,  mit  Kielbogen  überdeckter  Fenster,  H.  1,40  m,  B.  0,45  m, 
die  Jahreszahl  ,,1590",  ferner  am  Gewände  einer  vermauerten  gotisch  profilierten 
Türumrahmung  (B.  1,20  m)  in  der  Südseite  neben  den  Buchstaben:  ,,  •  H  •  C  ■  A  " 
die  Zahl  „1696". 

Turm,  romanisch,  ebenfalls  aus  Bruchsteinen  mit  Werksteinecken,  im 
unteren  Teile  einige  Lichtschlitze  und  in  jeder  Wand  der  Glockenstube  eine  rund- 
bogige  Schallöffnung.  Satteldach  beschiefert,  auf  beiden  Giebeln  Kugel  und  Wetter- 
fahne. Ein  Eckstein  (Kalkstein)  mit  der  Zahl  ,,1575"  in  2,70  m  H.  an  der  West- 
seite des  Turmes.  Im  Sturz  der  Eingangstür  die  verwitterte  Inschrift:  ,,RENO- 
VATUM  1830". 

Inneres,  mit  gerader  Decke.   Rings  herum  Emporen. 

Altar,  Altartisch,  Stein,  gotisch,  mit  Sepulcrum  und  Weihekreuzen  in  der 
Abdeckplatte.  Rückwand  mit  eingebauter  Kanzel  auf  dünnem  Fuß,  Holz,  reich 


Abb.  97.     Ohrum,  Kirche. 
Maßwerkfenster    im    Ost- 
giebel (1:40).     [v.  B.] 


Ohruni 


181 


geschnitzt,  um  1700  (Taf.  67).  An  der  Kanzelbrüstung  üppiges  Ranken  werk,  vorder- 
seitig ein  Kruzifix  (Taf.  66b).  Rechts  und  links  von  der  Kanzel  je  eine  gewundene 
Säule  mit  frei  gearbeiteten  Weinlaubranken  in  den  Windungen.  Als  seitlicher 
Abschluß  links  Moses  und  rechts  Johannes  der  Täufer  (H.  1,00  m).  Auf  dem  ver- 
kröpften Gesims  zwei  weitere  männliche  Figuren,  zwei  Engel  und  als  mittlere 
Bekrön ung  der  Auferstandene,  umgeben 
von  reichem  Schnitzwerk.  H.  des  Altares 
5,00  m,  B.  2.60  m. 

Lesepult  ,,ANNO  1  693"  von  guter 
Drechslerarbeit.   Steht  auf  dem  Altar. 

Tauf  stein,  der  im  Gebrauch  be- 
findliche (Taf.  66  c),  Sandstein,  H.  1,00  m, 
des  Beckens  0  0,54  m,  mit  Muschelver- 
zierung und  anderen  Ornamenten  im  Stile 
der    Entstehungszeit    (Mitte    18.   Jahrb.). 

Taufst  ein,  außer  Gebrauch  (Ab- 
bildung 98),  Becken  0  1,00  m,  kreisrund, 
H.  1,00  m  mit  äußerem  Profilband.  Sockel 
0  35  cm.   15.  Jahrb. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  Höhe 
26  cm.  Walzenschaft  mit  Schaftringen, 
eiserner  Dorn.  Inschrift:  ,,('.  VRREL 
MVLLERS".  Mitte   17.  Jahrb. 

Zwei  Leuchter,  Zinn,  mit  eisernem 
Dorn,  Walzenschaft  H.  34,5  cm,  Fuß 
0  20  cm,  „A  :  M  :  C  :  Kurs  :  1809", 
Zinnzeichen  vom  Jahre  1780,  Gießer  Job. 
Ch.  Kretschmann  in  Wolfenbüttel.  (Im 
Pfarrhaus  aufbewahrt.) 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Sil- 
ber, vergoldet,  H.  24  cm.  Knauf  und  Fuß 
reich  profiliert  und  ornamentiert  (Muschel 
und  Köpfe).  Inschrift  in  Schreibschrift : 
,,Sumptibus  parochiatium  Ohrum  confici  curavil, 
schmiedezeichen  47. 

Paten e,   Silber,    0   18  cm,    Goldschmiedezeichen    10. 

Oblatendose,  Silber,  0  8  cm,  H.  4  cm.  Inschrift  auf  dem  Deckel  im  Kreise 
(Schreibschrift):  ,, David  Burchard  Bote  •  Margaretha  Epsen  1717  '.  Gohl- 
schmiedezeichen   (wie  am  Kelch)  47. 

Weinkanne,  Silber,  von  schlichter  Form,  \\.  .Hfi  cm.  Ciühlschmiedezeichen  29. 
Erste   Hälfte  18.  Jahrh. 

Tauf  Schüssel,  Messing,  0  34  cm,  H.  10  cm,  Beckenrand  2  cm,  mit  dem 
Namen:  ,,HANS  BLOME  KATHARINA  BLOMEN."  Entstehungszeit 
unsicher. 

24 


Abb.  98.     Ohniin.    raiifstcin  (1:2(1).     [v.  B.] 


H.  J.  Kern.    P.   172.'^.-     Gold- 


182 


Ohrum 


Glocke,  von   1480,    0   1,00  in.-  Unterhalb  der  Haube  Flechtband   mit  ange- 
hängten Blättern,   Inschrift  in  gotischen  Kleinbuchstaben:  ,,anno  •  dni     m^    cccc^ 
Ixxx*^  ■  maria  •  bin  •  ik  •  ghenant  •  allen  •  kristen  •  seien      to     trosle  •  ghe  •  sant 
(Abb.  99).  Am  langen  Felde  einerseits  Maria  mit  dem  Kinde,  darüber  im  Spruch- 
band im  Dreiviertelkreis:  ,, maria"  und  vier  Brakteatenabdrücke,  andrerseits  eine 
Kreuzigungsgruppe    mit    den    Buchstaben    ,,inri"    und    vier  weitere  Brakteaten- 
abdrücke. Am   Schlagring  eine  zweite   Inschrift:  ,,her   •  hermen       migen      olrik 
hane  •  ludeke  •  haue  •  hinrk     blombarch  •  hans     cordes  ■  hinrk  •  cordes  •  eghelm 
hane  •"    Die  Kronenbügel  sind  inil  Zopfmuster  verziert.  Am  Holm  eingeschnitten: 
,,IOHAN         LOS"  und  ,,16         52".  (Dieser  Pastor  ließ  die   Glocke  umhängen.) 


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Ur}] 


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Abb.  99.     Ohrum,  Glockeninschrift  von  1480  (1:4). 

Glocke,  von  1858,  0  0,89  m.  Laut  Inschrift  ein  Geschenk  von  dem  ,,HALB- 
SPAENNER  HEINRICH  AHRENS.  HOF  NR.  9  IN  OHRUM",  1858 
von   J.  H.  Bartels  in  Hildesheim  gegossen. 

Grabstein  des  Clostermeiers  David  Hotop  und  seiner  Frau  vom  Jahre  1725, 
Sandstein,  H.  2,23  m,  B.  1,37  m.  Lange  Grabschrift  im  Ovalkranz,  oben  ein  von 
Engeln  zwischen  Wolken  getragenes  Herz.  An  der  Westwand  des  Turmes  auf- 
gerichtet. 


PFARRHAUS. 

Pfarrhaus,  in  Eichenfachwerk,  zweigeschossig,  mit  17  Gefachen  in  der 
Längs  wand,  die  teilweise  durch  Doppelstiele  geteilt  werden.  Die  Setzschwelle  des 
Obergeschosses  ist  durch  eine  die  ganze  Länge  einnehmende  Inschrift  verziert: 
„DAFVR  HALTE  VNS  lEDERMAN  NEMLICHT  FVR  CHRISTVS 
DIENER  VND  HAVSHALTER  VBER  GOTTES  GEHEIMNIS  (I.  CO- 
RINTH:  IV.)  EGRESSVM  REDITVM(QVE)  TVVM  CVSTODIAT  AL- 
PIVS  PASTOR  IN  ISRAEL  SECLA  FVTVRA  SAT  EST:  JOHAN 
LOSSE:   JOHAN  BENEDICT  KOCH  P.  ANNO   1667." 


183 

Ostlutter. 

Ehemalige  Kapelle.  Bauernhäuser. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Haan.,  Akt.  Haan.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  II., 
(i.  Iv.  —  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,  Urk.  —  2.  U.  B.  Goslar,  IV. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  III.,  S.  195.  -  Heimatbuch  der  Pfarr- 
gemeinde Lutter  am  Barenberge,  S.  37  ff.  Kaufmann,  Kaiserpfalz  Werla,  S.  30.  — 
Zobel,   Heimatbuch,   S.  316  ff. 

GESCHICHTE:  Das  Dorf  Ostlutter,  östlich  von  Lutter  am  Barenberge,  in  einem 
Tal  des  Höhenzuges  an  der  Westgrenze  des  Landkreises  Goslar,  wurde  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts von  den  Herren  von  Schwicheldt  angelegt;  in  dieser  Zeit  teilte  sich  das  Ge- 
schlecht mit  den  Herren  von  Lutter  in  den  Besitz  der  Burg  Lutter  und  hatte  nach  dem 
Aussterben  derer  von  Lutter  zeitweise  die  Burg  im  Alleinbesitz.  1403  bei  einer  Neu- 
belehnung  der  von  Schwicheldt  tritt  der  Name  Ostlutter  zum  ersten  Male  urkundlich 
auf.  1493  wurde  die  Hälfte  des  Dorfes  Alleineigentum  des  Grafen  Dietrich  von  Schwicheldt. 
der  eine  Kapelle  am  Teich  erbauen  ließ.  An  Stelle  des  zur  Ruine  gewordenen  Gottes- 
hauses wurde  1717  eine  neue  Kapelle  gebaut,  die  am  17.  Juni  desselben  Jahres  einge- 
weiht wurde.  Im  15.  Jahrhundert  wird  als  Wirtschaftshof  der  Herren  von  Schwicheldt, 
der  sog.  Johannishof,  erwähnt;  im  18.  Jahrhundert  verfiel  dieser  Hof,  die  letzten  Reste 
des  von  Schwicheldtschen  Hofes  wurden  1869  beseitigt.  Auch  die  Kapelle  mußte  am 
Anfang  des  19.  Jahrhunderts  (1823)  wegen  Baufälligkeit  geschlossen  werden  und  wurde 
dann  1830  zum  größten  Teil  abgebrochen,  da  der  Patron  der  Kapelle,  der  Drost  Graf 
von  Schwicheldt  in  Celle,  wegen  der  bedeutenden  Kosten  einen  Wiederaufbau  der 
Kapelle  ablehnte  und  auch  die  Gemeinde  die  auf  2000  Rtlr.  veranschlagten  Kosten 
eines  Neubaues  nicht  aufbringen  konnte.  Die  Überbleibsel  der  Kapelle  sind  1891  be- 
seitigt. 

Ostlutter  ist  heute  der  evangelischen  Pfarre  in  Lutter  am  Barenberge  eingemeindet. 

BESCHREIBUNG:  Ostlutter  bietet  an  Kunstdenkmälern  nichts  Bemerkens- 
wertes. Die  kleinen  zweistöckigen  Bauernhäuser,  wie  sie  im  Landkreise  Goslar 
üblich  sind,  wirken  hier  wegen  der  hügeligen  Lage  der  Ortschaft  besonders  reizvoll. 
In  der  Abbildung  (Taf.  65b)  ist  die  charakteristische  Hauptstraße  wiedergegeben. 


Othfresen. 

Evangelische  Kirche.  Zehntscheune.   Ehemaliger  Posthof. 

Quellen:     1.     Staats- Arch.  Hann.,     AkL  Hann.  des.  74,     .\ml     Liebenburg,     IL, 
(i.  Iw;  desgl.   III.,  Akten  IX.,  A.  17,  16.         Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.         von 
Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,  Urk.         2.  U.  B.  Hild..   1..   IL,  IV.      VI. 
U.B.  Goslar,   L-    V. 

Literatur:    Ahlhaus,    Patronat,    S.  75,    94.  Bertram,    Gesch.  BisL  Mihi.,    1.. 

S.  153,   169,  216;    III.,   S.  95.  Blume,   Heimat,   S.  100,  213  ff.  Bornstedt.   Sied- 

lungen, S.  18.  -  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  1,  62,  606,  725,  727.  Hüttcbräuker, 
Erbe   Heinrichs   d.  L.,    S.  88.  Kayser,   Visitationen,    S.  152,   219.  Lüntzel,   Alt. 

Diözese,  S.  164,  166,  251,  253,  311.  -  Lüntzel,  Gesch.  Diözese.  L,  S.  91.  Mithoff. 
Kunstdenkmale,  S.  209.  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5.  Oehr.  Liindl.  Verhält- 
nisse,  S.  9.  Zobel,   Heimatbuch,   S.  306  ff. 


f84  Othfresen 

GESCHICHTE:    Uas    Dorf    „Ollridtsheim"    ist    zwH'ifellos    älter   als    1142,    -wo    zum 

ersten  Malein  einer  Urkunde  Bischof  Bernhards  von  Hildesheim  der  Ortsname  auftaucht. 

Die  Annales  Stadenses,  um  1240  auf  Veranlassung  von  Albert,  Prior  und  Abt  im  Marien- 
kloster in  Stade,  geschrieben  und  auf  verlorene  Annalen  (llsenburger  Annalen)  zurück- 
gehend, berichten  zum  Jahre  1058  von  einem  Hof  in  ,,Olfrcdhessen",  der  später  an  die 

Weifen  kam.  Der  Bischof  von  Hildesheim  besaß  in  Othfresen  einen  Wirtschaftshof  mit 
zugehörigen  Ländereien  und  abhängigen  Bauernhöfen,  der  im  Laufe  der  Zeit  mehrfach 
verpfändet  und  1317  der  bischöflichen  Liebenburg  zugeteilt  wurde.  1142  wird  als  Ver- 
walter dieses  Hofes  der  villicus  Wezelo  genannt.  Der  bischöfliche  Haupthof  Othfresen 
hatte  ein  besonderes  Gericht,  das  Meierding,  dessen  Einkünfte  zeitweise  an  die  Grafen 
von  Blankenburg  und  an  die  Hildesheimer  Kirche  verpfändet  waren.  Seit  alter  Zeit 
besaß  das  Stift  St.  Georgenberg  bei  Goslar  in  Othfresen  ein  Eigengut,  das  neben  der 
Kirche  lag  und  zu  dem  das  Kloster  2  Hufen  von  Herzog  Heinrich  dem  Löwen  erwarb. 
Als  Grundbesitzer  kommen  außerdem  die  Klöster  Neuwerk  in  Goslar  und  St.  Michael 
in  Hildesheim  vor,  auch  das  Domkapitel  in  Hildesheim  hatte  ein  Gut  in  Othfresen. 
Von  den  Rittergeschlechtern  waren  die  Herren  von  Dornten,  die  sich  dann  später  von 
Burgdorf  nannten,  di^  von  der  Gowische,  von  Wallmoden  und  von  Schwicheldt  in 
Othfresen  begütert,  die  letzteren  besaßen  ein  Hildesheimer  Lehen,  das  dem  Bischof 
aus  dem  Besitz  der  Wohldenberger  Grafen  zugefallen  war.  Eine  Familie  von  Oth- 
fresen, anscheinend  bischöfliche  Ministeriale,  tritt  im  13.  Jahrhundert  auf,  vermutlich 
war  sie  mit  dem  bischöflichen   Meierhof  belehnt. 

Über  die  Kirche  zu  Othfresen  liegen  aus  dem  Mittelalter  keine  Nachrichten  vor; 
Patron  war  der  Bischof  von  Hildesheim.  Als  nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  Oth- 
fresen an  Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel  gefallen 
war,  nahm  dieser  als  Landesherr  das  Patronat  in  Anspruch.  Nach  der  Vertreibung 
des  Herzogs  wurde  1542  die  Reformation  eingeführt,  1643  kam  Othfresen  an  das  Hoch- 
stift Hildesheim  zurück.  Im  30jährigen  Kriege  hatte  das  Dorf  mehrmals  unter  den 
durchziehenden  Truppen  zu  leiden,  durch  kaiserliche  Truppen  wurden  1626  die  evan- 
gelischen Pfarrer  vertrieben.  1676  und  1789  war  der  Ort  von  größeren  Bränden  heim- 
gesucht. 1699  stahlen  Diebe  die  beiden  Kelche  der  Kirche,  darauf  schaffte  man  einen 
neuen  Kelch  an.  1802  kam  Othfresen  an  Preußen,  nach  den  Freiheitskriegen  an  das 
Königreich  Hannover.  1860  berichtete  der  Pfarrer  W^olters,  die  alte  Kirche  sei  so  bau- 
fällig, daß  mit  ihrem  baldigen  Abbruch  gerechnet  werden  müsse.  Die  alte  Kirche  hatte 
einen  rechteckigen  Chor,  der  von  zwei  Kreuzgewölben  überspannt  war,  der  Turm  hatte 
rechteckigen  Grundriß  und  fast  die  gleiche  Breite  wie  das  Kirchenschiff.  1892  wurde 
die  alte  auf  Tafel  66a  abgebildete  Kirche  abgerissen  und  1893  durch  einen  Neubau 
in  gotischen  Formen  nach  dem  Entwurf  des  Architekten  Wendebourg  ersetzt.  Ein  damals 
noch  vorhandener  Messing- Kronleu  cht  er  ist  an  einen  Grafen  von  Arnim  in  Berlin  ver- 
kauft worden. 

Der  Zehnte  in  Othfresen  stand  dem  Kloster  Wöltingerode  zu,  das  ihn  von  den 
Grafen  von  Wohldenberg  erhalten  hatte,  während  die  von  dem  ehem.  bischöflichen 
Meierhofe  abhängigen  Bauern  die  Hand-  und  Spanndienste  auf  der  Liebenburg  zu 
leisten  hatten.  1724  erbaute  das  Kloster  die  große  Zehntscheune  in  Othfresen;  seitlich 
vom  nördlichen  Tor  waren  die  Stallungen  des  Scheunevogtes,  darüber  seine  Wohnung 
eingerichtet.  1895  wurde  dieses  Gebäude  des  Scheunevogtes  oder  ,.Tehntmalers"  ab- 
gebrochen. Nach  1840  sind  die  Naturalleistungen  wie  auch  die  Hand-  und  Spanndienste 
der  Bauern  abgelöst.  1841  ist  die  alte  Zehntscheune  an  den  Besitzer  des  Hofes  Nr.  1 
von  der  Klosterkammer  verkauft. 

BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

Die  Ausstattung  der  alten  Kirche  ist  nicht  mehr  vorhanden.  Nur  ein  alter 
Tauf  stein  befindet  sich  im  Pfarrgarten.  Becken,  achtseitig,  0  0,83  m,  auf  einem 
Schaft,   0  0,32  m,  und  achtseitigem  Sockel,  0,40  m  breit.  Am  Becken  acht  wulst- 


Othfresen 


185 


-^ 


artige    Profilstreifen.     Beckenrand    von   einem   ähn- 
lichen  Wulstprofil  umzogen.      Ende   14.  Jahrh. 

Abend  mahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  ver- 
goldet, H.  20  cm,  Sechspaßfuß.  Daran  ein  Kruzifix 
(Signum  graviert).  Schaft  sechsseitig.  Knauf  ohne 
Zapfen,  mit  Blüten,  Profilleistchen  und  einfachen 
Maßwerkmustern.  Inschrift  an  der  Kuppa  (schräge 
Barockschrift):  „DIESER  KELCH  GEHÖRET 
DER  GEMEINE  ZU  OHTFRESEN  ANNO 
1699."   Goldschmiedezeichen   19. 

Paten e,  Silber,  014,5cm,  Rand  schmal  (17mm), 
Weihe  kreuz  9.  Inschrift:  „GEORG  JOACHIM 
BURDORFF  PAST.  Z.  OHTFREISEN  • 
HENNY  FRICKEN  KIRCHVÄTER  CLAUS 
SANDER    169  9."       Keine     Goldschmiedezeichen. 

Wei  n  ka n  n  e ,  Zinn,  H.  einschließlich  Deckel  29cm. 
LeichtverjüngteZylinderform,  schlicht. Mitte  18.  Jahrh. 

Grabplatte,  von  1358,  Sandstein,  0,62x0,42  m.  Im  Mittelfelde  ein  gotisches 
Kreuz  in  Flacharbeit.  Umschrift:  „+  ANNO  DNI  •  MCCCLVIII  •  OBIIT  :^' 
NIGELANDES"  (Abb.  100).  Verwittert.  In  der  Nordwand  der  Turm- 
vorhalle eingelassen. 

ZEHNTSCHEUNE. 

Ehemalige  Zehntscheune  im  westlichen  Teile  der  Ortschaft.  Langgestreckter, 
in  Bruchstein  errichteter  Bau.  Seitenlängstenne.  Außenwände  verputzt.  Fenster 
mit  Blockzargenumrahmungen.  Als  Giebelzier  ein  schmiedeeisernes  Kreuz.  In- 
schriftplatte über  dem  Einfahrtstore:  „D  0  M  /  RDA  DNA  LUCIA  /  ABBA- 
TISSA  IN  /  WÖLTINGERODA  /  ET  /  RDNS  PF  lOANES  /  BERNAR- 
DUS  ROTARIUS  /  PRAEPOSITUS  PROFESSUS  /  VETERIS  xMON- 
TIS  /  ANNO   1724." 


') 


^1 


Abb.  IUI!.    Utlifrc.sLii,  Kirch* 
platte  (1:10). 


4 
i  iialj- 


ANHANG:  EHEMALIGER  POSTHOF. 

Literatur:  Zobel,  Heimatbuch,  S.  307.  —  Fritz  Kreipe,  Chronik  zum  öüjährigon 
Geschäftsjubiläum  der  Zuckerfabrik  Othfresen.    1933. 

Von  dem  ehemaligen  Posthof  Othfresen,  an  der  Stelle  der  Stral3e  Hildesheini — 
Goslar  gelegen,  wo  eine  dritte  Straße  in  östlicher  Richtung  nach  Schiaden  al)/.weigt, 
steht  noch  das  1827  errichtete  Hauptgebäude,  jetzt  Verwaltungshaus  der  Zucker- 
fabrik. Es  ist  aber  nicht  mehr  im  ursprünglichen  Zustand  erhalten,  sondern  bereits 
1869  zur  Aufnahme  von  Kontorräumen  für  ein  Hüttenwerk  umgebaut,  das  damals  dort 
gegründet  und  mit  Fabrikbauten  durch  den  Architekten  Ferd.  Wallbrecht  aus  Han- 
nover versehen  wurde.  Die  Hütte  wurde  nach  ganz  kurzer  Blütezeil  stillgelegt:  die 
Grundstücke  erwarb  1883  die  neugegründete  Aktiengesellschaft  .»ZuekerfahriU  Oth- 
fresen", die  sie  noch  jetzt  besitzt. 

Dem  Posthof  gegenüber  liegt  an  dem  Mühlengrabcii.  der  mit  Wasser  iler  Innerste 
gespeist  wird,  die  ehedem  landesherrliche  ,,Neue  Mühle".  An  dem  Neubau,  der  an 
Stelle  des  1775  abgebrannten  Gebäudes  errichtet  wurde,  ließ  der  damalige  Landes- 
lierr,  der  Bischof  Friedrich  Wilhelm  von  Hildesheim,  sein  Wappen  anlningen,  das 
sich  noch  jetzt   über   der  Haustür   betindet.    Seit    1802  ist   die  Mühle  in  Privatbesitz. 


186 

Pagenburg. 

Vgl.   Einleitung,    Seite  fi. 


Riechenberg. 

Ehemaliges  Kloster.   Kirchenruine.   Gut. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  539:  Diplomalarium  coenobii  in  Hiech.  (Ijrk.,  12. 
bis  16.  Jahrb.).  -  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hild.-Br.  Arch.  des,  3,  Hildesh.  Klöster, 
Akten  I,  Nr.  4.  -  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IV.,  Kloster-Sachen,  XL,  J.  M.  - 
Calenberg-Br.  Archiv  des.  10,  51.  —  Hann.  des.  83,  C.  IV.,  5z.  -  Staats-Arch.  Hann., 
Urk.  Reichsstadt  Goslar  und  Klöster,  Riechenberg,  8  Urk.,  1131-  1385,  -  Landes- 
archiv des  Hochstiftes  Hildesheim.  ^  Arch.  Wolf.,  Br.  St. -Arch.,  VH  Bd.  26/27.  - 
Arch.  Goslar,  Karten  von  1542  und  um  1600;  desgl.  2  Karten  des  17.  Jahrh.  -  Univ.- 
Bibl.  Gott.,  195  Urkunden  des  Klosters  Riechenberg,  -  2.  U.  B.  Hild.,  L-  VL 
U.B.  Goslar,  L-  V.  -  U.  B.  von  Saldern,  I.  -  Braunschw.  Reimchronik,  IL,  S.  430 
bis  574.  -  Chronik  des  Stiftes  S.  Simon  und  .Judas,  IL,  S.  586  ff.  -  Annales  Steder- 
burgenses,   S.  197  ff. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  41.  -  -  Baudenkmäler  Nieders.,  Bd.  I,  S.  54; 
Prael,  Krypta,  S.  62;  Hase,  Kirche  Riechenberg.  --  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L, 
S.  141,  162,  168,  192,  219,  286,  349,  406;  IL,  S.  35,  82,  96,  159,  183;  III.,  S.  33,  46, 
70,  78.  205,  273.  -  Bertram,  Bischöfe,  S.  50,  91,  125,  137,  163,  169,  261.  --  Biermann. 
Organographia,  S.  12  ff.,  32.  -  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien,  S.  207  ff.,  217  ff.,. 
335  fL  —  Borchers,  Landwehren,  S.  78  fL  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  18.  —  Busch, 
de  reformatione,  I.  c  30.  --  Dürre,  Reg,  Wallmoden,  Nr.  5,  6,  7,  9,  28,  39,  51,  352, 
356.  —  Fischer,  Harzb. -Riechenberg,  —  Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten,  II,,  S.  305, 
340,  375,  408  fL,  429,  434  fL  -  Grube,  Joh,  Busch,  S.  62,  63.  -  Guth,  Stiftskirche 
Hamersleben,  S.  76  fL  ~  -  Heineccius,  S.  185,  296  fL,  304,  322,  337,  342,  356,  370,  381, 
383,  389,  396,  398,  401,  402,  406,  423,  570.  -  Heinemann,  Beiträge,  S.  26,  83.  Hil- 
desh. Klostergesch.,  S.  306  fL  Hoogeweg,  Stifter  und  Klöster,  S.  113.  —  Hüttebräuker, 
Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  86.  -  Jacobs,  Harzkarte,  S.  101,  104.  -  -  Kayser,  Visitationen, 
S.  52  fL  -  Kern,  Krypta  Riechenberg.  -  Klinkenborg,  Privilegien  Riechenberg.  — 
Lauenstein,  Historia.  IL,  S.  155,  191,  255.  -  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  252  ff.  Lüntzel, 
Gesch.  Diözese,  L,  S.  280.  359;  IL,  S.  250,  338.  433.  -  Melsheimer,  Stederburger 
Chronik.         Meyer,  Handschriften,  Bibl.  Gott.,   III.,  S.  501-07.  Mithoff,  Kunst- 

denkmale, S.  217  fL  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  38,  39,  41,  42,  43,  44,  45.  — 
Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  11  ff.,  109.  —  Oldecop,  Chronik,  S.  325.  —  Stich,  Kloster- 
kirche Riechenberg.  -  Vogell,  Gesch.  Schwicheldt,  S.  148.  Zeller,  Frührom.  Kirchen- 
bauten, S.  21  fL,  Tafel  23  ff.  -  Zobel,  Heimatbuch,  S.  254  ff.  -  Drei  Streitschriften: 
Geschichtserzählung  Riechenberg  wider  Regierung.  Geschichtserzählung  betr.  de  la 
Tour.    Richtigere   Geschichtserzählung  betr.   de  la  Tour. 

GESCHICHTE:  Das  Augustiner-Chorherrenstift  Riechenberg  ist  1117  durch  den 
Subdiakon  des  Goslarer  Domstiftes  Petrus,  der  einer  Goslarer  Familie  entstammte, 
gestiftet.  Nach  den  Annales  Stederburgenses  (auch  Chronicon  Stederburgense  genannt), 
die  wahrscheinlich  von  dem  Propst  Gerhard  geschrieben  sind,  wurde  der  Bau  der  Kirche 
1117  begonnen  und  1122  fand  ihre  Weihe  statt.  Die  Leitung  des  Klosters  wurde  1128 
dem  tüchtigen  Propste  Gerhard  übertragen,  der  zeitweise  gleichzeitig  Propst  im  Stifte 
St.  Georgenberg  bei  Goslar,  dann  auch  Propst  zu  Stederburg  wurde  und  dem  König 
Lothar,  später  Heinrich  dem  Löwen  sehr  nahe  stand.  1131  bestätigte  Bischof  Bernhard 
von   Hildesheim  die   Stiftung,  die  Kirche  wurde  der  Mutter   Gottes  geweiht  und   das 


Riechenberg  187 

Kloster  der  Regel  Augustins  unterworfen.  Bereits  vorher  hatte  Papst  Honorius  II. 
die  Stiftung  des  Klosters  nach  der  Regel  Augustins  bestätigt  (Gosl.  U.  B.  I,  Nr.  169). 
Die  im  gleichen  Jahre,  sogar  in  dreifacher  Ausfertigung,  ausgestellte  Urkunde  König 
Lothars  für  Riechenberg  ist  als  Fälschung  erwiesen;  sie  sollte  in  dem  späteren  Streite 
mit  dem  Stift  St.  Georgenberg  die  Besitzansprüche  Riechenbergs  rechtfertigen.  Die 
1122  geweihte  Kirche  scheint  entweder  ein  Notbau  gewesen  zu  sein  oder  es  handelte 
sich  um  eine  Teilweihe.  Im  Jahre  1154  bestätigt  Bischof  Bruno  von  Hildesheim  dem 
Kloster  Riechenberg  den  Besitz  einer  Hufe  in  Hahndorf,  die  vom  Bischof  Bernhard 
als  Geschenk  bei  der  Einweihung  der  neuen  Krypta  verliehen  wurde  (Gosl.  U.  B.  I, 
Nr.  225).  Bernhard  war  1130 — 53  Bischof  von  Hildesheim,  in  seiner  Zeit  muß  also  die 
,,neue"  Krypta  eingeweiht  sein,  nachdem  schon  früher,  also  1122  oder  1131,  eine  ältere 
Krypta  vorhanden  war.  Nun  wird  1173  nochmals  von  einer  Weihe  der  Kirche  durch 
den  Bischof  Adelog  von  Hildesheim  berichtet  (Gosl.  U.  B.  I,  Nr.  280).  In  diesem  Jahre 
dürfte  der  Bau  der  Kirche  vollendet  sein.  Stich  nimmt  mit  Recht  an,  daß  die  Krypta 
vor  1153  (dem  Todesjahr  Bischef  Bernhards)  so  weit  fertig  war,  daß  sie  geweiht  werden 
konnte,  daß  dann  die  Kirche  von  Osten  nach  Westen  fortschreitend  ausgebaut  wurde. 
Die  Kapitelle  der  Krypta  haben  vermutlich  in  der  zweiten 
Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  ihren  plastischen  Schmuck  durch 
Bearbeitung  an  Ort  und  Stelle  erhalten,  vielleicht  bis  zum 
Jahre  1173,  dem  Jahr,  wo  die  Gesamtkirche  geweiht  wurde. 
Im  Jahre  1139  bestätigte  Papst  Innocenz  II.  das  Kloster 
und  dessen  Besitzungen,  die  damals  bereits  sehr  umfangreich 
waren.  Die  kaiserliche  Bestätigung  erhielt  das  Kloster  dann 
am  25.  Juni  1157  durch  Kaiser  Friedrich  I.  In  dieser  Kaiser- 
urkunde wird  eine  Andreaskapelle  erwähnt.  Zwei  Jahre  vor- 
her hatte  das  Kloster  vom  Hildesheimer  Bischof  Bruno  das 
Recht  einer  Pfarrkirche  und  die  Berechtigung  erhalten,  daß 
in  der  Stadt  Goslar  verstorbene  Personen  bei  der  Kloster- 
kirche beigesetzt  werden  konnten.  Seitdem  tritt  das  Kloster  Abb.  loi.  Siegel  -les  Kon- 
in vielfache  Beziehungen  zur  Stadt  Goslar  und  erhält  von  ventes  des  Stifts  Riechenberg, 
deren  Bürgerschaft  zahlreiche  Schenkungen.    Ein  besonderer        ab  1266  vorkommend  (Stadt- 

"^  °  .  archiv  doslar). 

Gönner  Riechenbergs  war  Herzog   Heinrich   der  Löwe:   ihm 
verdankt  das   Kloster  eine  größere  Vermehrung    seines   Be- 
sitzes.   1278  schlug  der  Blitz  in  die  Klostergebäude  ein  und  zündete;  fast  alle  Kloster- 
gebäude und  Wirtschaftsbauten  brannten  nieder,  nur  die  Kirche  scheint  verschont  ge- 
blieben   zu   sein.    Zum   Wiederaufbau   des   Klosters   wußte  der   Konvent    verschiedene 
Bischöfe  zu  veranlassen,  Ablässe  auszuschreiben. 

Die  von  1347  mit  Unterbrechungen  bis  in  die  70er  Jahre  des  14.  Jahrhunderts 
herrschende  Pest  verschonte  auch  das  Kloster  Riechenberg  nicht.  Da  man  in  dieser 
Notzeit  kein  Geld  für  die  Erhaltung  der  Klostergebäude  hatte,  gestattete  1368  Bischof 
Gerhard  von  Hildesheim  dem  Kloster,  zum  Zwecke  des  Rückkaufes  von  verpfändeten 
Gütern  das  Blei  des  Klosterdachcs  zu  verkaufen.  Der  Bischof  machte  dabei  die  Be- 
dingung, daß  die  Hälfte  der  Einkünfte  zurückbehalten  werden  solle,  um  davon  später 
wieder  die  Dächer  mit  Blei  decken  zu  lassen.  Doch  ist  dieser  Fall  nicht  eingetreten, 
die  Kirche  behielt  ihr  Schieferdach  bis  zu  ihrer  Zerstörung. 

Durch  die  Einführung  der  Windesheiniischen  Ordensregel  1417,  nach  der  später 
auch  die  anderen  Augustinerklöster  des  Stiftes  Hildesheini  reformiert  wurden,  erlebte 
Riechenberg  einen  starken  Aufschwung.  Eine  strenge  Verwaltung  durch  3  holländische 
Brüder  ermöglichte  es,  daß  das  Kloster  statt  7  Brüder  vorher  im  Jahre  1425  73  Brüder 
unterhalten  konnte.  In  den  Ja'hren  1450/51  bereiste  der  bekannte  Kardinal,  Philosoph, 
Geograph,  Historiker  und  Astronom  Nicolaus  von  Cusa  als  päpstlicher  Legat  Deutsch- 
land, nach  Reinhard  (Hild.  Klostergesch.)  besuchte  er  auch  Riechenberg,  berichtete 
mit  Worten  hoher  Anerkennung  über  das  Kloster  und  erwirkte  Riechenberg  das  Recht, 
die    Augustinerklöster    zu    Schöningen     und    Stederburg     nacli     der    Windesheimischen 


188  Riechenberg 

Kegel  zu  reformieren.  Als  1472  eine  F-ehde  zwischen  den  Herren  von  Gramme  und  der 
Stadt  Goslar  gegen  die  Herren  von  Schwicheldt  ausbrach,  wurde  das  Kloster  von  den 
Goslarern  überfallen  und  geplündert,  weil  Hiechenberg  die  von  Schwicheldt  durch 
Lieferung  von  Getreide  unterstützt  hatte.  Seitdem  waren  die  Bürger  Goslars  dem  Kloster 
feindlich  gesinnt.  So  begab  sich  Riechenberg  in  der  Hildesheimischen  Stiftsfehde 
(1519 — 23)  in  den  Schulz  Herzog  Heinrichs  des  Jüngeren  von  Braunschweig-Wolfen- 
büttel.  Der  Herzog  machte  das  Kloster  in  dem  nun  folgenden  Kriege  gegen  Goslar  zu 
seinem  Standquartier  und  ließ  es  befestigen.  Als  er  1542  durch  den  Sclimalkaldischen 
Bund  aus  seinem  Lande  vertrieben  war,  wurde  vorübergehend  die  Reformation  ein- 
geführt, bis  nach  wenigen  Jahren  der  Herzog  zurückkehrte.  Im  Mai  1552  rückte 
Heinrich  der  Jüngere  mit  einem  Heer  zum  Angriff  auf  Goslar  heran  und  nahm  sein 
Hauptquartier  im  Kloster  Riechenberg.  Hier  mußte  die  Stadt,  die  von  keiner  Seite 
auf  Hilfe  rechnen  konnte,  am  13.  Juni  den  ihr  diktierten  und  aufgezwungenen 
Riechenberger  Vertrag  unterzeichnen,  in  dem  sie  auf  wichtige  Rechte,  auf  einen 
großen  Teil  der  Forsten  und  auf  die  Gruben  des  Rammeisberges  verzichten  mußte. 
Im  Herbst  des  gleichen  Jahres  erschien  Graf  Volrad  von  Mansfeld,  von  dem  Gegner 
Herzog  Heinrichs  defi  Jüngeren,  dem  Markgrafen  Albrecht  von  Brandenburg-Gulm- 
bach,  entsandt,  in  Riechenberg  und  nahm  mit  seinen  Soldaten  hier  12  Tage  Quartier. 
Bei  seinem  Abzüge  ließ  er  das  Kloster  in  Flammen  aufgehen.  Zehn  Jahre  vor  dieser 
Zerstörung  des  Klosters  ist  die  älteste  Harzkarte  gezeichnet  (Stadtarchiv  Goslar).  Die 
bildliche  Darstellung  Riechenbergs,  auf  der  Karte  ,,Reiffenberg"  genannt,  zeigt  uns  eine 
primitive  Ansicht  von  Südsüdosten.  Zwei  hohe,  viereckige  Kirchtürme  ragen  empor, 
verbunden  durch  das  typische  Satteldach  des   Glockenhauses. 

Unter  dem  Nachfolger  Heinrichs  des  Jüngeren,  Herzog  Julius,  wurde  wie  im 
übrigen  Großen  Stift  Hildesheim  so  auch  in  Riechenberg  die  Reformation  eingeführt. 
Nachdem  der  30jährige  Krieg  Besatzungen  der  Kaiserlichen  und  der  Schweden  gebracht 
hatte,  kam  1643  das  Große  Stift  und  damit  Riechenberg  an  den  Bischof  von  Hildes- 
heim, Kurfürst  Ferdinand,  der  zugleich  Erzbischof  von  Köln  war,  zurück.  Damals 
wurden  Karten  von  17  hildesheimischen  Ämtern  aufgenommen,  die  sich  in  einem 
Kartenbande  in  der  Beverina  in  Hildesheim  befinden.  Auf  der  Karte  des  Amtes  Lieben- 
burg ist  auch  die  Klosterkirche  Riechenberg  dargestellt,  wie  sie  nach  dem  Brande 
von  1552  wieder  aufgebaut  war.  Zur  Neueinrichtung  des  Klosters  1643  kamen  Augustiner 
aus  Windesheim  nach  Riechenberg.  Die  Verwüstungen  des  30jährigen  Krieges  beseitigte 
der  Propst  Franz  Wilhelm  Busch  (1694 — ^1712),  indem  er  die  Klostergebäude  wieder 
ausbaute.  Sein  Nachfolger,  Propst  Joseph  Windrack  (etwa  1712 — 40),  baute  den  ganzen 
vorderen  Teil  der  klösterlichen  Wirtschaftsgebäude  massiv  auf:  die  Einfahrt,  das  Brau- 
haus, die  Brennerei,  die  Meierei,  die  Pferdeställe  und  eine  Scheune.  Sein  Nachfolger 
Ernst  Zumbroik  (1740 — 62)  verbesserte  den  Paterhof  in  Hahndorf  und  baute  einen 
beträchtlichen  Teil  der  Klostermauer  neu. 

1762  beginnt  die  Amtszeit  des  Propstes  Wilhelm  de  la  Tour.  Er  entstammte  einer 
französischen  Offiziersfamilie,  die  im  30jährigen  Kriege  in  Deutschland  geblieben  war, 
seine  Schwester  trat  in  das  Kloster  Dorstadt  ein.  Wilhelm  de  la  Tour  war  ein  reich- 
begabter Mensch,  aber  prunksüchtig,  übertrieben  gastfreundlich  und  leichtsinnig  in 
seinen  Ausgaben  bis  zur  Verschwendung.  Wilhelm  de  la  Tour  begann  eine  Reihe  groß- 
artiger Bauten  in  Riechenberg,  ohne  vorher  eine  Berechnung  der  Kosten  und  der  Mittel, 
mit  denen  sie  bezahlt  werden  sollten,  vorzunehmen.  Zunächst  wurde  in  der  Kirche 
„statt  der  Dielendecke  ein  leichteres  Gewölbe  mit  Stuckaturarbeit"  eingebaut.  Doch 
muß  diese  Arbeit  wieder  entfernt  oder  überhaupt  nicht  ganz  ausgeführt  sein,  denn  später 
wird  uns  berichtet,  daß  die  Kirche  wieder  eine  Dielendecke  hatte.  Nachdem  er  ein  weit- 
läufiges massives  Stallgebäude  erbaut  hatte,  schritt  er  zum  Neubau  der  Propstei,  die 
schloßartig  mit  4  Stockwerken  aufgebaut  wurde  (1765).  Um  die  wachsende  Verschul- 
dung zu  decken,  vergrößerte  er  die  Wirtschaft  des  Klosters  (Einrichtung  einer  großen 
Branntweinbrennerei)  und  vermehrte  dadurch  die  Schulden  weiter,  statt  sie  herab- 
zudrücken.   Als   1770   der   Ordensgeneral   das    Kloster  visitierte,   war  die  Propstei   im 


Riechenberg  1 89 

Hauptbau  vollendet.  Es  war  ein  Fachwerkbau  mit  Lehmwänden,  der  /weite  Stock  war 
1770  bereits  in  prunkvoller  Weise  als  Wohnjng  des  Propstes  eingerichtet.  Wegen  der 
großen  Verschuldung  befahl  der  Ordensgeneral,  einstweilen  den  weiteren  Ausbau  der 
Propstei  einzustellen  und  keine  neuen  Schulden  zu  machen.  Durch  Verschleierung  des 
Sachverhalts  gelang  es  dem  Propste  aber,  trotzdem  noch  weitere  Summen  aufzunehmen. 
Schließlich  wurde  1772  ein  Verzeichnis  der  Schulden  auf  Anordnung  des  Kaisers  und 
des  Bischofs  von  Hildesheim  aufgestellt  und  Wilhelm  de  la  Tour  verhaftet,  doch  gelang 
es  ihm,  zu  entfliehen.  1773/74  kam  der  Konkurs  des  Klosters,  dessen  Schulden  sich  auf 
125000  Rtlr.  beliefen.  Um  die  schwere  Schuldenlast  allmählich  abtragen  zu  können, 
wurde  der  Konvent  aufgehoben.  Die  Mönche  fanden  in  anderen  Klöstern  Unterkommen, 
nur  ein  Geistlicher  blieb  für  die  Gottesdienste  in  der  Kirche  zurück.  Das  Kloster  Grau- 
hof übernahm  die  Verwaltung  Riechenbergs,  dessen  Länderei  mit  den  Wirtschaftsge- 
bäuden des  Klosters  verpachtet  wurde.  Nach  20  Jahren  war  ein  großer  Teil  der  Schulden 
abgetragen,  1795  zogen  wieder  5  Mönche  ein,  1802  waren  die  letzten  Schulden  getilgt. 
Als  das  Stift  Hildesheim  von  Preußen  besetzt  war,  wurde  am  26.  Januar  1803  das 
Kloster  Riechenberg  aufgehoben,  alle  überflüssigen  Sachen  wurden  versteigert,  einige 
Kostbarkeiten  in  die  Schatzkammer  nach  Berlin  gesandt.  Nach  Berlin  sind  Meßgew'änder, 
die  von  den  Augustinerinnen  in  Dorstadt  und  Heiningen  hergestellt  w^aren,  Gemälde 
(darunter  ein  altes  Gemälde  des  Klosterstifters  Peter)  und  Silbergeräte  geschickt.  Die 
große  Orgel  wurde  in  Kisten  gepackt  und  auf  28  Wagen  nach  Halle  transportiert,  um 
dort  in  der  Universitätskirche  aufgestellt  zu  werden.  Sie  war  aber  zu  groß  für  diese 
Kirche,  blieb  zum  großen  Teil  verpackt  stehen,  bis  1806  nach  der  Schlacht  bei  Jena- 
Auerstädt  die  Franzosen  Halle  besetzten  und  aus  dem  Metall  Kugeln  gössen.  Die  Orgel 
war  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  gebaut,  ihre  Disposition  ist  in  Biermanns  Organo- 
graphia  (1738)  erhalten. 

Die  Pfarre  in  Riechenberg  ist  1803  aufgehoben  und  ihr  Bezirk  der  Pfarre  in  Grauhof 
einverleibt.  In  westfälischer  Zeit  wurden  die  säkularisierten  Klöster  als  Gnadengeschenke 
französischen  Generälen  zugewiesen.  Riechenberg  erhielt  der  General  Aumeil.  Dieser 
ließ  den  größten  Teil  der  Klosterbibliothek  nach  Paris  schaffen.  Die  Bibliothek  war 
um  1800  von  Godehard  Ontrup,  1804  zweiter  Pastor  zu  St.  Michael,  seit  1805  Pastor 
zu  St.  Jakobi  in  Goslar,  geordnet  und  katalogisiert.  Über  das  weitere  Schicksal  der  wert- 
vollen Klosterbibliothek  in  Paris  ist  nichts  bekannt.  Nur  ein  Teil  des  Klosterarchivs 
wurde  gerettet,  es  ist  1812  von  Thomas  Christian  Tychsen,  dem  Göttinger  Archäologen 
und  Theologen,  für  die  Universität  Göttingen  aufgekauft.  195  Urkunden  von  Sl.  Marien 
zu  Riechenberg  befinden  sich  heute  im  Diplom.  Apparat  der  Universitätsbibliothek 
in   Göttingen. 

Nach  dem  Ende  der  westfälischen  Zeit  fiel  1815  der  Klosterbesitz  an  das  König- 
reich Hannover,  das  nun  das  Klostergut  Riechenberg  dem  Allgemeinen  Hannoverschen 
Klosterfonds  eingliederte.  Seitdem  ist  das  592  ha  große  Klostcrgut  verpachtet.  Die  von 
dem  Klostergutspächter  als  Wohnung  benutzte  Propstei  brannte  im  Herbst  1816 
nieder.  An  der  Stelle  der  alten  Propstei  und  teilweise  auf  ihren  Grundmauern  wurde 
eine  Pächterwohnung  erbaut  und  dazu  1818  als  Steinbruch  die  Kirche  abgebrochen, 
trotzdem  für  den  Bau  die  Ruinen  der  Propstei  und  2  abgebrochene  Klosterflügel  reich- 
liches Baumaterial  geliefert  hätten.  Nachdem  die  Kirche  zum  größten  Teil  abgebrochen 
war,  kam  endlich  ein  Befehl  der  hannoverschen  Regierung,  der  den  Abbruch  der  Kirche 
einzustellen  befahl  und  damit  wenigstens  die  Krypta  rettete. 

Die  Riechenberger  Konkurs- Akten  1773/74  geben  über  die  Bauten  und  die  ILin- 
richtung  des  Klosters  wertvolle  Aufschlüsse.  Die  Maße  der  Kirche  werden  hier  an- 
gegeben mit  214  Fuß  lang  und  87  Fuß  breit.  Nach  einer  anderen  Mitteilung  (Kath. 
Sonntagsblatt  1868,  S.  395)  hatte  die  Kirche  eine  äußere  Länge  von  218,  eine  Breite 
von  60  Fuß,  im  Liebten  betrug  die  Länge  des  Langhauses  145,  der  Turmhalle  18,  des 
Chores  fast  44  Fuß.  Die  Höhe  der  Wölbung  ist  im  Chore,  am  Hochaltare  abgemessen, 
an  50,  unten  im  Mittelschiffe  an  58  Fuß.  Nach  derselben  Quelle  war  die  Kirche  eine 
reine   Säulen-Basilika,  die   Gewölberippen   aus   Sandsteinquadern,  das   Mauerwerk  aus 


190  Riec.henberg 

Kalkbruclisleincn  erbaul.  Aul  deiu  langgestreckten  SchielerUuche  über  der  Vierung 
ragte,  über  massigem  Aulbau  auf  Pfeilern  ruhend,  der  liohe  zweikupplige  Chorturm 
empor.  Die  beiden  westlichen  Haupltürme  sind  früher  abgetragen  und  mit  einem 
Dache  belegt.  Der  Chor,  das  Quersc^hiff  und  die  beiden  Seitenschiffe  sind  durch  ein 
Steingewölbe  mit  Spitzbogen  gedeckt,  tias  Mittelschiff  trägt  eine  übertünchte  Holzdecke. 

Auf  königlichen  Befehl  an  die  Kriegs-  und  Domänenkamnier  in  Halberstadt  wurden 
aus  dem  Ricchenberger  Klostergute  folgende  Ausstattungsstücke  abgegeben,  um  in 
der  für  die  Katholiken  in  Goslar  eingeräumten  St.  Jakobikirche  aufgestellt  zu  werden: 
Im  .Jahre  1804  die  beiden  Nebenaltäre,  ein  Beichtstuhl,  die  ,, künstlich  ausgelegten 
Chorstühle",  die  geschnitzten  Bänke  des  Langhauses,  ja  sogar  die  F'lurplatten  sind  nach 
Goslar  geschafft.  Der  Hochaltar  wurde  erst  auf  wiederholtes  Bitten  des  Pastors  Ontrup 
von  St.  Jakobi  in  Goslar  im  Jahre  1807  überwiesen  (Taf.  75a — d.  Vgl.  ferner  Kunst- 
denkmäler der  Provinz  Hannover  H,  1  und  2,  Stadt  Goslar,  S.  142,  149  ff.,  Fig.  134, 
Taf.  XI).  Ferner  stammt  ein  Teil  der  Kultgeräte  von  St.  Jakobi  in  Goslar  aus  Riechen- 
berg.  Bleibaum  schreibt  die  NebenaUäre  dem  Goslarer  Bildschnitzer  Heinrich  Lessen, 
dem  älteren  Mitglied  der  Bildschnitzerfamilie  zu,  während  er  für  den  Hochaltar  und 
großen  Beichtstuhl  der  Jakobikirche  (ob  letzterer  auch  aus  Riechenberg  stammt,  ist 
nicht  festzustellen,  aber  anzunehmen)  ein  Nacheinanderarbeiten  beider  Lessen  an- 
nimmt, da  das  Figürliche  und  Ornamentale  dem  jüngeren  Lessen  sehr  nahesteht.  Die 
Brüstung  der  Orgelempore  war  1804  gleichfalls  abgerissen  und  auf  Bitten  des  Kirchen- 
vorstandes der  Stephanikirche  in  Goslar  in  diese  Kirche  geschafft.  Bleibaum  kannte 
diese  Umstände  nicht  und  glaubte,  da  die  Stephanikirche  1729 — 34  erbaut  ist,  daß 
in  dieser  Zeit  die  Orgelbrüstung  von  dem  ,, hochbetagten"  Meister  Lessen  mit  einem 
Gehilfen  ausgeführt  ist  (vgl.  Kunstdenkmäler  der  Provinz  Hannover  II,  1  und  2, 
Stadt  Goslar,  Fig.  156,  S.  161).  Nachdem  wir  wissen,  daß  die  Orgelbrüstung  für  die 
Riechenberger  Kirche  geschaffen  wurde,  kann  das  Werk  zeitlich  weiter  vorverlegt 
werden.  Als  die  Ausstattungsstücke  aus  der  Riechenberger  Kirche  1804  entfernt 
wurden,  ist  vielleicht  auch  jene  künstlerisch  sehr  bedeutende  große  holzgeschnitzte 
Gruppe  der  Schmerzensmutter  mit  dem  Leichnam  Christi,  die  Pieta,  aus  der 
Riechenberger  Kirche  in  die  Jakobikirche  nach    Goslar  gebracht. 

Nach  den  Konkurs- Akten  1773/74  waren  unter  dem  Propste  Wilhelm  de  la  Tour 
in  der  Kirche  viele  Arbeiten  ausgeführt  und  noch  zu  bezahlen.  So  sind  angesetzt  ,,für 
Steinhauer- Arbeit  in  der  Kirche  6070  Rtlr.,  für  Kalkschneider  und  Stukkatur-Arbeit 
1009  Rtlr.,  für  die  Orgel  1500,  für  Altäre,  Predigt-Stuhl  und  Bänke  3000  Rtlr.,  für 
Vermahlung  und  Verguldung  der  Altäre,  Kanzel,  Stühle  und  Orgel  waren  800  Rtlr. 
bezahlt,  dazu  für  Essen  der  Gesellen,  Frauen  und  Kinder  für  207  Tage  noch  138  Rtlr., 
für  Bildhauer- Arbeit  auf  dem  Forerius- Altar  120  Rtlr.,  für  Gewölbe-Bogen  in  der  Kirche 
zu  machen  130  Rtlr.,  den  Stukkateur-Meister  laut  Kontrakt,  dazu  Essen  für  ihn  und 
seine  Gesellen  für  442  Tage  147  Rtlr.,  dem  Orgelmacher  Müller  300  Rtlr.,  für  die  Gloria 
über  dem  Chor  dem  Bildhauer  15  Rtlr." 

BESCHREIBUNG:      DAS  EHEMALIGE  KLOSTER. 

Das  Klostergut  Riechenberg  liegt  auf  einem  Hügel  etwa  2,5  km  nord- 
westlich von  Goslar.  Nach  dem  Brande  im  Jahre  1816  verfielen  die  alten  Kloster- 
gebäude und  wurden  größtenteils  niedergelegt,  ihr  Baumaterial  anderweitig  be- 
nutzt, so  daß  nur  noch  vereinzelte  Reste  an  die  Glanzzeit  des  Klosters  erinnern. 
Auch  die  großartige  Kirche,  die  am  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  noch  fast  un- 
berührt war,  ist  bis  auf  die  weitbekannte,  gut  erhaltene  Krypta  zerstört.  Im 
beigegebenen  Lageplan  ist  zu  erkennen,  was  zur  Z^it  an  Bauten  vorhanden  ist 
(Abb.  102).  Eine  vor  wenigen  Jahren  im  Archiv  der  Klosterkammer  in  Hannover 
wiederaufgefundene  Grundrißzeichnung  des  Klostergutsbezirks  aus  dem  Jahre  180(ö 


Riechenberg 


191 


BAUMGARTFN 


"^A 


H  ROMANISCH  (KIRCHE 
M  SOnSCH  (BlßUOTHIK) 
M  18  JAHRHL'NDERl 
^  19  OAHRHUNDERT 
^  20  JAHRHUNrrPT 


\^ 


0  \    ^        RADMAiKERtl 
-191«     ^      ^ 


MAtHJERSrEDT 


Abi).  102.     HiocIicnlHT^.  lvlostort;ut.  Lajicplan   (1:2500). 


192 


Riechenberg 


•3  *;    -   *; 


«  ^ 


setzt  uns  in  den  Stand,  die  Beziehung  der  jetzt  ohne  Verbindung  noch  stehenden 
Gebäude   und  Ruinen  zueinander  klarzustellen  (Abb.  103). 

Auf  Tafel  68  ist  das  einzige  Bild  der  Kirche  vor  dem  Abbruch,  ein  Aquarell, 
in  natürlicher  Größe  wiedergegeben,  das  sich  in  Goslar  in  Privatbesitz  befindet 
und  die  Bezeichnung:  ,,Amt  Richenberg.  E.  Giesecke  pinx  1820"  trägt.  Nach  der 
Faniilienüberlieferung  ist  es  nach 
einem  im  sog.  ,, Zehnten"  in  Gos- 
lar befindlich  gewesenen  Bilde 
von  Riechenberg  kopiert.  Es  stellt 
Riechenberg  vor  dem  Brande  der 
Propstei  (1816)  und  dem  1818 
begonnenen  Abbruch  der  Kirche 
dar.  Links  (im  Westen)  das  Dorf 
Astfeld,  weiter  nach  rechts  die 
heute  noch  stehende  Mauer,  die 
Kirche,  die  Propstei,  Wirtschafts- 
gebäude, der  Riechenberger  Krug, 
ein  Tor,  das  jetzt  im  oberenTeile 
abgebrochen  ist,  ganz  rechts  (im 
Osten)  ein  Teich,  der  etwa  1910 
trockengelegt  wurde. 

Von  der  Stiftskirche  steht 
heute  noch  das  Untergeschoß  der 
westlichen  Doppelturmanlage,  in 
rund  12  m  Höhe  (Taf.  69a),  ein 
Rest  des  hohen  Chores  mit  der 
darunterliegenden  Krypta  (Taf. 
68b  und  69  b),  ein  bedeutendes 
Stück  des  nördlichen  Querschiff- 
armes, die  nördliche  Seitenschiffs- 
mauer in  ungefähr  4  m  Höhe, 
von  den  Klosterbauten  der  an  das 
nördliche  Querschiff  stoßende  sog. 
Bibliotheksflügel,  ferner  das  ehe- 
malige Remtergebäude  und  einige 
Keller. 


—  .§  ^  5 


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DIE  KIRCHENRUINE. 

Die  Kirche  (Abb.  103  und  104)  war  eine  flachgedeckte,  teilweise  gewölbte 
basilikale  Kreuzkirche  romanischen  Stils  mit  quadratischer  Chorvorlage,  einer 
Hauptapsis  und  zwei  Nebenapsiden.  Baumaterial:  Bruch-  und  Werkstein.  Die 
Hauptmaße  der  Kirche  sind:  Ganze  Länge:  etwa  63,50  m;  Langhausbreite:  rund 
19,00  m;  Mittelschiffsbreite:  rund  8,00  m;  Seitenschiffsbreite:  rund  4,00  m; 
Querhausbreite:  28,50  m.   Im  Winkel  zwischen  den   Seitenschiffen  und  den    Quer- 


1 ' 

n    ; 

194 


Rit'chOTiberg 


schiirsarnuii  waren  Türme  angelegt.  Ol)  diese  hvuW  in  voller  Höhe  ausgeführt  waren, 
ist  bislang  nicht  erwiesen.  Auf  dem  Aquarell  (Taf.  68a)  ist  wahrscheinlich  der 
nördliche  Turm  mit  in  2  Geschossen  übereinander  geöffneter  Laterne  und  Kreuz 
dargestellt.  Mithoff  (III,  218)  gibt  freilich  an:  „Letzlgedachte  Türme  sind  aber 
im  oberen  Teile  bei  dem  Abbruche  nicht  nuhr  vorhanden  gewesen,  dagegen  soll 
ein  hölzerner  Turm  über  der  Vierung  sich  erhoben  haben."  Feststeht,  daß  der  nörd- 
liche Turm  am  Querhaus  in  Höhe  des  Dachbodens  der  danebcnliegenden  „alten 
Propstei"  massiv  hochgeführt  war  (Plan  von  1806).  Zur  Unterstützung  dieser  Türme 
waren  die  letzten  Stützen  der  Mittelschiffswände  als  (Kreuz-)  Pfeiler  ausgebildet. 
Im  übrigen  zeigte  das  Langhaus  Stützenwechsel,  es  folgten  nach  Westen  zweimal 
Säule  —  Säule  —  Pfeiler,  dann  noch  eine  Säule  vor  den  Kreuzpfeilern  der  Mittel- 
halle des  Westturmes.  Mit  Kreuzgewölben  überdeckt  waren  die  Chorvorlage,  die 


Abb.  105.     Ricchenberg,  Kirchenruino,  westlicher  Teil  mit  Gartnerwohnhaiis. 


Vierung,  das  Mittelschiff  zwischen  den  östlichen  Winkeltürmen,  diese  selbst,  ebenso 
die  Westtürme  und  die  zwischen  ihnen  liegende  Mittelhalle,  letztere  aber  mit  einem 
hochliegenden  Tonnengewölbe.  Die  noch  vorhandenen  rippenlosen  Kreuzgewölbe 
der  Westtürme  und  die  Tonne  des  Mittelteils  dazwischen  sind  in  Bruchstein  her- 
gestellt, teilweise  später  ausgebessert. 

Mit  den  einstigen  Seitenschiffen  und  dem  Mittelschiff  war  der  West  türm 
durch  große  Rundbogenöffnungen  verbunden  (Taf.  69  a).  Kärapfergesimse  aus  Platte 
und  steiler  Hohlkehle  zusammengesetzt.  Ebenfalls  rundbogig  sind  auch  die  Öff- 
nungen, die  dicTurmräumeuntersich  — noch  jetzt  — verbinden  (Abb.  105  u.  Taf.  73b). 
Die  seitlichen  Turmhallen  besaßen  in  der  West  wand  (Taf.  72  c)  je  ein  jetzt  vermauertes 
Rundbogenfenster,  die  Mittelhalle  deren  zwei.  Zwischen  diesen  gleichfalls  vermauer- 
ten Fenstern  eine  weitere  verschlossene,  etwas  tiefer  liegende  Öffnung,  vielleicht 
eine  ehemalige  Tür,  darüber  ein  großes  offenes  Fenster.  In  den  seitlichen  Turm- 
hallen (Nord-  und  Südwand)  je  eine  noch  erhaltene  Fensteröffnung.  In  der  West- 
wand der  südlichen  schließlich  eine  vermauerte  unterhalb  der  schon  erwähnten. 

Sieben  Balkenkopflöcher  in  der  inneren  Westwand  der  Mittelhalle,  2,50  m 
über  dem  Boden,  deuten  auf  die  frühere  Balkenlage  der  Orgelempore  hin: 


Riechenberg 


195 


Abb.  lüü.    lliechcnberg,  Huine. 
Profile  (1  :  25).    [Siebern.] 


Von  den  Mittelschiffswänden  sind  nur  die  Wandpfeiler  an  der  -Oslwand  des 
Turmes  mit  Bogenansätzen  (Taf.  73 d)  auf  dem  schon  oben  bezeichneten  Kämpfer- 
gesims vorhanden. 

Die  noch  rund  4,00  m  hochstehende  Wand  des  nördlichen  Seitenschiffes  ist 
nicht  ganz  ursprünglich.  Um  1500  sind  größere  Ausbesserungen  vorgenommen, 
Brandspuren  lassen  sich  feststellen.  Etwa  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  scheint  sie  in  der  jetzigen 
Höhe  abgeglichen  zusein  (Taf.  69a,  72a).  Ursprüng- 
lich ist  das  noch  stehende  untere  Stück  des  nörd- 
lichen Winkelturmes,  dessen  halbrundes  Kanten- 
profil erkennbar  ist  (Taf.  73c).  Einige  aus  dem 
Mauerwerk  vorstehende  Steine  sind  die  Reste  der 
einstigen  inneren  Gewände  des  Turmes  (Taf.  69a).' 
Vom  nördlichen  Querschiff  ist  noch  verhältnis- 
mäßig viel  erhalten,  da  dessen  Nordmauer  gleich- 
zeitig die  Südwand  des  sog.  Bibliotheksanbaues 
bildet.  Die  nördliche  Seitenapside  ist  voll  erhalten 
(Taf.  69b).  Eckprofil:  Zwei  Rundstäbe  mit  da- 
zwischenliegenden Plättchen  und  einer  Kehle 
(Abb.  106,  Profil  a).  Kämpfergesims  mit  Schach- 
brettmuster, Bogenprofil  der  Halbkuppel  recht- 
eckig abgesetzt. 

Die  Hauptapsis  (Taf.  68  b)  wie  die  (nördliche)  Nebenapsis  zeigen  im  Äußeren 
die  strenge   Gliederung  der  hochromanischen  Zeit,  wie  sie  auch  an  verschiedenen 

Kirchen  in  Goslar  (Marktkirche!)  vorkommt.  Sockel- 
profil in  Abbildung  107  wiedergegeben.  In  geringem 
Abstände  darüber  auf  steiler  Schräge  die  mit  Doppel- 
kehle profilierten  Lisenen,  oben  durch  einen  horizon- 
talen Bogenfries  verbunden.  Oberhalb  des  Bogenbandes 
setzen  sich  die  Lisenen  mit  Ecksäulen  bis  zur  Ab- 
bruchsstelle der  Mauer  fort.  Zwischen  den  Lisenen  die 
kleinen  Fenster  der  Krypta  (Taf.  69b). 

Diese  Krypta,  unter  der  Chorvorlagc  und  der 
großen  Apsis  liegend,  mit  kleiner  rechteckiger  Allarnische 
und  zwei  Seitennischen,  sämtlich  rundbogig,  Über- 
deckung durch  gurt-  und  rippenlose  romanische  Bruch- 
steingewölbe, untcrseits  verputzt  (Abb.  108).  Groß.' 
der  Krypta  10,95  x7,62  m.  Die  Gewölbe  ruhen  auf  sechs 
freistehenden  Säulen,  acht  halbrunden  und  vier  Viertel- 
säulen CAbb.  109).  Alle  Säulen  mit  attischen  Basen,  Eck- 
übergängen  und  ungewöhnlich  reichen  Sandsteinkapi- 
tälen,  die  teils  Blattwerk,  teils  Menschen-  undTierfiguren 
'  zeigen.  Auch  die  Schäfte  sind  bis  auf  wenige  glatte  teils 

^bb.  107.  vertikal  kanneliert,    teils  in  Windungen    oder  auch  mit 

Riechenberg,      Kirclienruint-,  t^i      i  4  i  i      üi    4  1  1  \      t      t  , 

sockeiprofii(i:2.5).  [Siebcrn.i  reichcui    Hechtwcrk    uud    Buu l musl erungcn    bedeckt. 


-195  Riechenberg 

Schäfte  wie  Kapitale  entwickeln,  je  näher  sie  dem  Altar  stehen,  größeren  Reich- 
tum (Tat".  71).  Die  Wandsäulen  setzen  sich  auf  einen  40  cm  hohen,  rings  um  die 
Wände  laufenden  Banksockel.  Sieben  kleine,  rundbogige  Fenster,  drei  davon  in 
der  Rundung  der  Apsis,  erhellen  notdürftig  den  stimmungsvollen  Raum  (Taf.  70). 
Neben  der  westlichen  Abschlußmauer  zwei  Türen  in  der  Nord-  unrl  Südwand  mit 
geraden  Stürzen  nach  windfangartigen  Vorräumen,  die  von  außen  zugänglich  waren, 
aber  auch  gleichzeitig  die  Antrittsstufen  zu  den  einstigen  Treppenanlagen  ent- 
hielten, die  früher  die  Krypta  mit  der  Oberkirche  verbunden  haben.  Diese  Stufen 
sind  zum  Teil  noch  erhalten  (Taf.  73a). 

Oberhalb  der  Krypta  in  der  Nordmauer  des  Chorquadrats  eine  vermauerte 
Tür  mit  geradem  Sturz  und  Ecksäulchengewände  (vgl.  Taf.  69a,  rechts).  Balken- 
löcher an  den  Gewändesteinen  der  nördlichen  Seitenapside  geben  Anhalt  über 
die  einstige  Balkenlage  einer  Nebenkapelle  (Taf.  73a;  vgl.  Abb.  103). 

An  das  nördliche  Querschiff  der  Kirche  schließt  sich  der  spätgotische  zwei- 
geschossige Saalbau  der  Klosterbibliothek  an  (Taf.  69b  und  76c).  Größe: 
15,40  X  7,75  m  außen,  13,40  x  5,20  m  innen.  Das  Gebäude  ist  in  großformatigem  Werk- 
stein auf  kräftig  profiliertem  Sockel  (Abb.  106,  Profil  c)  mit  derbem  Birnstab  an 
den  Ecken  (Abb.  106,  Profil  d)  errichtet.  Oberhalb  des  Kaffsims  an  jeder  Kante 
eine  Fiale  mit  zierlichem  Riesen. 

An  zwei  Seiten  ist  noch  das  kräftige  Hauptgesims  (Kehle,  Rundstab,  Platte) 
und  an  der  Ostwand  der  Ansatz  des  den  Giebel  begleitenden  Hohlkehlgesimses 
mit  Ansatzspuren  der  Eckfialen  erhalten.  Als  Unterstützung  des  Giebelansatzes 
an  der  Nordostecke  eine  monströse  Affenfigur,  an  der   Südostecke  eine   Konsole. 

Auf  der  Nordseite  in  Erdgeschoßhöhe  eine  spätgotische  Wandnische  auf 
fünf  kleinen  Konsolen  mit  hohem  Baldachin  und  Riesen,  beseitet  von  dreiteiligen 
Fialen.  Oberhalb  der  Nische  ein  Stein  mit  der  Jahreszahl:  ,,Ano  dn.  mcccclxxxv"  (?) 
(Taf.  73 e). 

Die  zwei  Fenster  des  Erdgeschosses  sind  erneuert  (Taf.  69b).  Das  dreiteilige 
Ostfenster  mit  Flachbogen,  das  zweiteilige  Südfenster  stumpfspitzbogig.  Im  Ober- 
geschoß drei  Fensteröffnungen.  Das  Ostfenster  rund  bogig,  die  seitlichen  spitz- 
bogig,  alle  drei  mit  inneren  flachen  Entlastungsbögen.  Im  Südfenster  ist  noch  das 
Maßwerk  erhalten  (Taf.  73b). 

Das  Erdgeschoß  diente  (1806)  als  Sakristei  (Taf.  74b).  Überdeckung  mit 
einem  fünfjochigen  Netzgewölbe.  In  den  vier  Schlußsteinen  Sonne,  Mond  und  zwei 
Rosetten;  die  kräftigen  Rippen  mit  spätgotischem  Hohlkehlprofil  (Abb. 106,  Profile). 
In  der  Fenstersohlbank  des  Südfensters  ein  flaches  steinernes  Ausgußbecken  (Pis- 
cina). In  der  Westwand  eine  große,  mit  Kielbogen  und  Kreuzblume  geschlossene 
Nische  (Tabernakel).  Umrahmung  reich  profiliert  und  mit  Kantenblumen  belebt. 
Seitlich  Fialen  mit  reichen  Riesen.  Links  neben  der  großen  Nische  eine  kleinere, 
mit  Profilleisten    umzogen    und    von    einer  dreieckigen    Maßwerkfüllung   bekrönt. 

Oberhalb  der  Nischen  ein  zierlich  gearbeitetes  Fenster  nach  dem  ehemaligen 
Kreuzgang  in  Form  eines  liegenden  Rechtecks  mit  Maßwerk  in  den  oberen  qua- 
dratisch aufgeteilten  und  den  unteren  rundbogig  geschlossenen  Öffnungen.  In  der 
Südwand  eine  rechteckig  umrahmte  Tür  zum  Querschiff,  über  dessen  Schutt  eine 
Treppe  zum  hohen  Chor  angelegt  ist.  Eine  zweite  Tür  in  der  Nordwand  vermauert. 


Ricchenberg 


197 


Abb.  108  u.  1(11).     TUi'chenber^,    elK'inali^se  Klosterkircho,    Krypta, 
GnindrilJ  und  Schnitt  (1  :  125).     [Siebcrn.] 


2f) 


-193  Riechenberg 

]in  Obergeschoß  befand  sich  der  eigentliche  Bi  blioLheksrau  m  (Taf.  74a). 
Von  der  einstigen  Überdeckung,  Kreuzgewölbe  mit  Rippen,  sind  jetzt  nur  noch 
die  aus  den  Wcänden  herauswachsenden  Gewölbeanfänge  erhalten.  (In  der  Abbildung 
ist  rechts  die  Eckliscne  des  Querschiffes  erkennbar.)  Zugänglich  war  der  Raum 
ehedem  vom  Gang'  im  OlKTgrschoß  des  Ostarmes  des  Kreuzganges.  Ehemalige 
Türöffnung,  mil  Kielbogiii  geschlossen,  etwa  2,20  m  hoch,  in  der  West  wand  des 
Bibliolheksflügcls   noch  erhallen. 

Wahrscheinlich  gehört  der  jetzt  im  Museum  in  Goslar  aufbewahrte  aus  Riechen- 
berg stammende  spätgotische  Gewölbeschlußstein  zu  dem  einstigen  Gewölbe 
des  Bibliothekssaales.  0  0,50  m.  Rand  mit  Kantenblumen.  Im  Mittelfelde  ein 
springender  Hirsch  zwischen  Blattwerk.  Über  die  ehemalige  Ausstattung  s.  gesch. 
Teil. 

SONSTIGE  KLOSTERBAUTEN. 

Nördlich  des  Bibliotheksflügels  lag  das  alte  Propsteigebäude,  das  im  Erd- 
geschoß auch  den  mit  neunjochigem  Kreuzgewölbe  überdeckten  Kapitelsaal  enthielt . 
Reste  davon  sind  nicht  mehr  vorhanden. 

Vom  südlichen  Abschluß  des  inneren  Klosterhofes,  der  1806  als  Reitbahn 
diente,  hat  sich  noch  teilweise  das  Remtergebäude  erhalten,  das  jetzt  zum 
Holzschuppen  umgewandelt  ist.  Bemerkenswert  ist  der  gewaltige  Keller  dieses 
Gebäudes,  der  20,25  m  lang,  6,20  m  breit  und  mit  einem  im  Scheitel  3,25  m 
hohen,  rundbogigen  Tonnengewölbe  aus  großen  Werksteinen  überdeckt  ist  (Taf.  72  d). 

Das  südlich  an  der  Gutsstraße  liegende  Deputatistenwohnhaus  (Taf.  72b) 
ist  zwar  erst  im  18.  Jahrhundert  erbaut,  enthält  aber  noch  ältere  tonnengewölbte 
Keller,  die  mit  denen  des  alten,  1806  noch  vorhandenen  Dormitoriums,  das  den 
Innenhof  westlich  abschloß,  in  Verbindung  standen.  Über  die  Einrichtung  beider 
Gebäude  sind  wir  dank  dem  Plane  von  1806  unterrichtet.  Damals  waren  auch 
die  Kreuzgänge  und  ,,Corridore"  noch  zum  größten  Teil  erhalten. 

Ein  neues  Propsteigebäude  auf  hohem  massiven  Sockel  wurde  laut  Schluß- 
stein im  Korbbogen  der  Eingangstür  1771  erbaut.  Es  brannte  1815  teilweise  nieder 
und  wurde  als  Pächterwohnhaus  in  der  noch  heute  bestehenden  Form  unter  Ver- 
wendung älterer  Baustoffe  massiv  auf  den  alten  Grundmauern  wiederaufgebaut 
(Taf.  76  b). 

Den  sehr  großen,  nach  Osten  sanft  abfallenden  Klostergutshof  umrahmen 
Scheunen  und  Stallungen  sowie  Wohnbauten,  die  hauptsächlich  in  der  Zeit  zwischen 
1737  und  1850  entstanden  sind:  das  bedeutendste  dieser  Gebäude  ist  das  lang- 
gestreckte, in  Bruch-  und  Werkstein  hergestellte,  die  gesamte  Ostseite  abschließende 
zweigeschossige  Wirtschaftsgebäude,  das  einst  die  Gutsbrauerei  enthielt,  jetzt 
zu   Stallungen  und  Wohnungen  ausgebaut  ist. 

In  der  Mitte  der  Torweg,  überdeckt  von  einem  zweijochigen  unverputzten, 
rippenlosen  Kreuzgewölbe  aus  Bruchstein.  An  der  Hofseite  ein  profiliertes,  weniger 
reiches  Portal.  Darüber  ein  Stein  mit  einem  Monogramm  in  einer  Kartusche.  An 
der  Außenseite  ein  bis  über  die  Dachtraufe  hochgeführter  architektonisch  ge- 
gliederter zweigeschossiger  Portalbau  (Taf.  76a).    Unten   breite   mit  Korbbogen 


Riechenberg  -199 

geschlossene,  profilierte  Öffnung  zwischen  Pfeilervorlagen,  die  ein  kräftiges  Gebälk 
tragen  mit  weit  ausladendem  Gesims.  Dessen  obere  Profile  legen  sich  bogenförmig 
wie  Giebelanfänge  gegen  den  schmaleren  Aufsatz  in  der  Mitte ;  Wandpfeiler  mit 
jonischen  Kapitalen  halten  hier  das  vom  Giebeldreieck  bekrönte  Gebälk  mit  der 
Jahreszahl  1737.  Auf  dem  unteren  Sims  drei  Sandsteinfiguren  in  etwa  Lebens- 
größe.  In  der  Mitte  auf  Sockel  Maria,  rechts  Augustin,  links  ein  anderer  Heiliger. 

BILDWERKE. 
Zwei  Figuren,   H.  59  und   60  cm,   Holz,  geschnitzt,  allegorische  Frauenge- 
stalten, ehemals  schwarz  glänzend,  braun  überstrichen,  angeblich  aus  dem  Riechen- 
berger  Kloster,  im   Goslarer  Museum.  Um  1700  (?). 


Ringelheim. 

I.  Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Kann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  IL, 
G.  Ix.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  Evang.  Pfarrarchiv  Ringelheim,  Akten. 
—  2.   U.E.  Hild.,   IV.,  VI. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  33.  —  Blume,  Heimat,  S.  125  ff.  —  Kayser, 
Visitationen,  S.  148.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  220.  —  Mithoff,  Kirchen  und 
Kap.,   S.  5.  —  Zobel,  Heiniatbuch,   S.  49  ff. 

GESCHICHTE:  Der  Salzgau,  westlich  des  Ambergaues,  erstreckte  sich  über  das 
Archidiakonat  Ringelheim  (mit  Wallmoden,  Sehlde,  Heere,  Baddeckenstedt,  Groß- 
und  Klein-Elbe,  Steiniah,  Gustedt,  Haverlah)  und  das  Archidiakonat  Gitter  am  Berge 
(mit  Salzgitter,  Kniestedt,  Engerode).  Seine  uralte  Malstatt  war  zu  Ringelheini,  eine 
spätere  war  unter  der  Linde  vor  dem  Hause  zur  Liebenburg.  Als  1057  König  Heinrich  IV. 
dem  Bischof  Hezilo  von  Hildesheim  die  Grafschaft  in  sechs  ostsächsischen  Gauen 
üud  verschiedenen  Kirchspielen  schenkte,  wird  ,,Ringilmo"  unter  den  ,,publicis  acccle- 
siarium  parrochiis"  mit  aufgezählt.  * 

Das  Dorf  Ringelheim  hat  zweifellos  ein  sehr  hohes  Alter  und  verdankt  seine  Ent- 
stehung wohl  den  Heer-  und  Handelsstraßen,  die  sich  hier  kreuzten.  Ringelheim,  als 
die  Malstätte  des  Salzgaues,  war  noch  im  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  Godingssitz 
(1313),  dann  wurde  die  alte  Malstätte  aufgehoben,  denn  schon  1392  begegnet  uns  die 
,,dingstadt  to  der  Levenborg"  und  der  Gogrcf  zur  Liebenbiirg.  Hingelheiin  als  Haupt- 
ort  des  Salzgaues  wurde  auch  frühzeitig  x\rchi(liak()nalssitz,  da  die  Hildcsheinier 
Bischöfe  bei  Gründung  der  ersten  Kirchen  auf  die  Mittelpunkte  weltlichen  Lebens 
Rücksicht  nahmen.  Das  Dorf  kommt  seit  1154  in  den  Urkunden  vor;  1240  und  1245 
erfahren  wir,  daß  die  Pfarre  von  Johannes  de  Ringeleni  und  Engelbert us  besetzt  ist. 
l^^rst   1331   wird   St.  Johannis  mit   dem   Kirchhofe  im   Bovie  Ringelheini  erwähnt. 

Über  die  Geschichte  der  Johanniskirche  ist  wenig  bekannt.  Der  Kirchenbau  selbst 
muß  für  die  ältere  Zeit  als  Urkunde  gelten,  die  über  die  Baugcschiclite  Auskunft  gibt. 
Als  Herzog  Heinrich  d.  J.  durch  die  Truppen  des  Schnialkaldischen  Bundes  aus  seinem 
Lande  vertrieben  war,  führte  man  am  8.  November  1542  wie  im  Kloster  so  auch  im 
Dorfe  Ringelheim  die  Reformation  ein.  Nach  der  Rückkehr  des  Herzogs  kam  wieder 
der  Katholizismus,  bis  1568  nach  dem  Tode  Heinrichs  d.  .J.  unter  seinem  Sohne  Julius 
die  Kirche  wieder  lutherisch  wurde.  Trotzdem  bliel)  das   1G43  wieder  den   Katholiken 


200  Ringellu'iiii 

übereignete  Kloster  Ringelheim  Patroii  der  Pfarre  bis  zur  Aufhebung  des  Klosters  im 
Jahre  1803. 

Aus  dem  Jahre  1826  (Akten  des  Schulenburgischen  Gerichts,  Amt  Liebenburg) 
ist  ein  Inventarium  der  Kirche  St.  Johannis  erhalten,  darin  werden  unter  anderem 
aufgeführt:  eine  Dose  aus  Zinn  1724  zum  Aufbewahren  der  Hostie,  ein  silberner,  ver- 
goldeter Kelch  von  1656,  beides  noch  vorhanden   (vgl.  Beschreibung). 

BESCHREIBUNG:  Bei  der  Erneuerung  des  Putzes  der  alten  Dorfkiche  St. 
Johannis  (Taf.  81a)  trat  das  romanische  Mauerwerk  des  über  rechteckiger  Grund- 
form in  Bruchstein  errichteten  Schiffes  mit  den  zugemauerten  Rundbogen- 
fenstern   zutage.     Im    Osten    ist    die    Kirche    mit   drei   Achteckseiten   geschlossen. 

Ihre  heutige  Gestalt  erhielt  sie  im  18.  Jahrhundert. 
0er  Westturm  (11,10  X  7,30  m)  aus  Bruchstein  und 
Werkstein  ist  breiter  als  das  Schiff,  H.  20,44  m. 
Grundriß  in  Höhe  der  Glockenstube  (Abb.  110).  An 
der  Nord-  und  Südseite  je  ein,  an  der  Ost-  und  West- 
seite je  zwei  mit  Kleeblattbögen  geschlossene  Schall- 
öffnungen. Teilungssäulen  mit  spätromanischen  Ba- 
sen, Eckblättern,  Kelchkapitälcn  (Abb.  111  und  112). 
-^ — I — 1^ — ' — I — P  Unterhalb    der    Glockenstube     schmale     Licht- 

Abb.  110.  schlitze.    Das  untere  Turmgeschoß  mit  rippenlosem 

Ringelhcim,  evangelische  Kirche,  j^  --lu-  r/-j-j         uci.  -j- 

Giockemtube.  Grundriß  (1 :  250).  Kreuzgewolbe,  m  neuerer  Zeit  durch  Scherwande  in 
[V.  B.]  drei  Räume  zerlegt,    deren  mittelster   jetzt  den  Zu- 

gang zur  Kirche  bildet. 

Das  gewalmte,  beschieferte  Dach  mit  achtseitiger  offener  Laterne  und  ge- 
schweifter Haube.  Kugel  und  Wetterfahne  von  1819.  Der  rundbogige  Eingang 
an  der  Westseite  des  Turmes  vom  Ende  des  18.  Jahrhunderts.  An  der  Ostseite 
ein  kleines  Rundbogenfenster,  im  übrigen  auf  den  Längswänden  im  Süden  sieben 
und  im  Norden  sechs  flachbogige  Fenster. 

Im  mehrfach  erneuerten  Innern  eine  Südempore,  die  von  4  Vierkantsäulen, 
einer  gewundenen  und  einer  eigenartig  geformten,  mit  Schnitzwerk  überzogenen 
Säule  aus  Holz  getragen  wird.  Die  in  den  70er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  durch 
den  Baron  von  der  Decken  mit  Kalk-  und  Oelfarben maierei  geschmückt  gewesene 
Bretterdecke  ist  in  das  Dach  hineingezogen;  19.34  ist  das  Innere  schlicht  hell 
gestrichen. 

Der  um  zwei  Stufen  gegen  das  Schiff  erhöhte  Chor  ist  in  der  farbigen  Be- 
handlung etwas  reicher. 

Ausstattung  : 

Der  aus  Bruchstein  gemauerte  Altartisch  hat  noch  die  alte  Deckplatte 
mit  vier  Weihekreuzen  und  dem  Sepulcrum.  Altarrückwand  im  Knorpelstil, 
reich  und  zierlich  geschnitzt.  Zweite  Hälfte  17.  Jahrh.  (Taf.  81b). 

In  der  Predella  ein  Ölgemälde  auf  Leinwand  (0,32x1,20  m),  Moses,  Wasser 
aus  dem  Felsen  schlagend.  Als  Hauptbild  zwischen  zwei  jonischen  Säulen  und 
reichem  geschnitzten  Schnörkelwerk  das  Abendmahl  (1,40x1,20  m).  Hinter 
den  Säulen  Nischen  mit  Umrahmungen  aus  Diamantquadern  und  ovalen  Knöpfen. 


Ringelheim 


201 


Als  Bekrönung  der  Säulen  oberhalb  des  verkröpften  Gesimses  kleine  Figuren. 
Im  Aufsatz  wiederum  ein  Ölbild  (Christus  in  Gethsemane).  Die  architektonische 
Umrahmung  dieses  Bildes  ist  ähnlich  der  unteren.  Früher  befand  sich  auf  dem 
Mittelteil  noch  eine  jetzt  verlorengegangene  Figur. 

Altarkreuz,   Holz,  von   1813. 

Kanzel  vom  Jahre  1698,  zu  der  ein  Portal  mit  reicher  Bekrönung  und  eine 
mit  geschnitztem  Geländer  versehene  Treppe  hinaufführt.  Brüstung  auf  4  Seiten 
mit  Figuren  geschmückt.  Eine  gewellte  Säule  mit  jonischem  Kapital  als 
Kanzelträger.   Die  auf  Holzkonsolen  zwischen  Engelsköpfen  stehenden  Figuren  an 


m  i^iT^w 


y^  /- 


.\bb.  111.    Ringelheim,  evangelisclie  Kirche, 
Schallöffnung  (1  :  -40).    [v.  B.) 


Abi).  112.    Ringelheim,  evangelische  Kirche, 
Schallöffnung,    [v.  B.] 


der  Brüstung  stellen  St.  Matthäus,  Christus,  St.  Lukas,  St.  Markus  dar.  Ober- 
halb der  Figuren  Zierschilde  mit  Inschriften:  „HANS  PHILIP,  JOHANNES 
HENRICUS  RUNGIUS.  PASTOR  1698,  HENNI  STROVEN,  AL- 
TAR ISTEN  1698  ..".  Ecken  der  Brüstung  mit  gewundenen  Säulchon,  darunter 
und  darüber  Engelsköpfchen. 

Schall deckel,  sechseckig,  mit  zweigeschossigem,  reich  mit  Figuren  ge- 
schmücktem Aufbau,  gewundenen  Säulchen  und  Rankenschnitzwerk.  Als  Bekrö- 
nung Johannes  der  Täufer  mit  Hammer  und  Zange  in  den  Händen  (als  Bauherr 
der  Kirche). 

Taufbecken,  Sandstein,  Becken  rund,  0  0,53  m,  auf  Achteckssäule.  H. 
1,10  m.  Am  Becken  in  28  cm  breiter  Herzform  Inschrift:  .,Von  J.  C.  D.  J:  L.  T^.  1814" 
und  eine  Hausmarke. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  teilvergoldet.  H.  21,8  cm,  Sechspaß- 
fuß mit  kleinem  Kruzifix.  Knauf  birnförmig.  glatt.  Unter  dem  Fuße  Inschrift: 
„EXPIORUM  HOMINUM  EXISTENTIUM  IN  RINGEL.  COLLECTIS 


202  Ringelheim 

FACTUS  SUM  /  PETRU  CLTESIO  UIU  ABBAS  IN  RINGELHEIMB  / 
JOANNES  WILLEKEN  PASTOR  /  ANPFAC  PHILIP-  PROVISOR  / 
ECCLESIäS  IOANNES  BAPTIST.^  /  AÖ  105(3  /  MENSE  MARX." 
Goldschmiedezeichen  31. 

Patenc,   Silber,  vergoldet,    0   15,2  cm. 

Zinnkelch.  Ein  der  Kirche  ehemals  gehörender  Zinnkclch  befindet  sich  im 
Museiiiu  in    Goslar.  Fuß  rund.  An  der  Kuppa   die    Iiisrhrifl :  ,,A.   R.  W.  A.  v.  L. 

KM  3." 

Zwei  Weinkannen,  eine  davon  aus  neuer  Zeit.  Die  ältere  Silber,  H.  20  cm. 
Inschriri  eingraviert  (Schreibschrill):  ,,ln  memoriam  conjugio  Sophiae  Schnee- 
mann naL  Hannoverae  III.  Aug.  anno  MDCGLXXVIII  mort.  Ringelhemiae 
XV.  SepL  anni  MDCGCXXXVIII  ecclefiae  Ringelhemienfi  calicem  hunc  dono 
dedit  atque  ufui  lacro  dedicavit  conjux  relictus  Christopherus  Schneemann.  Gold- 
schmiedezeichen  30.     ^ 

Oblatendose,  Zinn,  oval,  11x9  cm.  Auf  dem  Deckel  die  Buchstaben  ,,H. 
D.  B.   1724". 

Tauf  Schüssel,  Kupfer,  ziseliert,  rund,  0  0,39  m  (Taf.  80c).  Auf  dem  von  einem 
spätgotischen  Rankenstab  umgebenen  Boden  die  Darstellung  des  Sündenfalles. 
NebendemKopfdesAdam  auf  einem  Schriftband  die  Jahreszahl  „ano  IQSf"  (1487)". 
Die  um  den  Lebensbaum  sich  windende  Schlange  hat  einen  gekrönten  mensch- 
lichen Kopf.  Die  Blumen  (Lilien,  Nelken  u.  a.)  im  mauerumzogenen  Paradies- 
garten sind  sehr  zierlich  ausgearbeitet.  Um  den  mit  dem  erwähnten  Rankenstab 
geschmückten  Rand  steht  die  —  spätere  —  Widmungsinschrift:  „ENGEL  • 
GRONIMUS  WEGENERS  WITW.  DISES  BECKEN  VEREHRT 
ANNO  1657." 

Kronleuchter,  Bronze,  H.  0,65  m,  B.  0,56  m,  12  S-förmige  Arme  in  zwei 
Reihen.  Lichtschalen  muschelförmig.  Auf  der  unteren  dicken  Kugel  die  Inschrift: 
„Joh:  Heinrich  Dannenbaum.  Maria  Elisabetha  Dannenb.  anno  1768  d.  22^"^ 
Novb.  Dessen  Sohn  Johann  Christian.  Dannenb.  gebohren  d.  1*-  Sept.  1759."  Auf 
vier  von  den  unteren  Armen  steht  eine  kleine  nackte  Figur  mit  einem  Geldbeutel 
in  der  rechten  Hand.  Als  Krönung  ein  Adler  mit  ausgebreiteten  Schwingen,  geritten 
von  einem  mit  Lendenschurz  bekleideten  Manne. 

Zweiter  Kronleuchter,  Bronze,  H.  0,90  m,  B.  0,95  m.  Zwölfarmig  in  zwei 
Reihen  mit  Delphinkopfverzierungen.  Lichtteller  flach.  Arme  in  Köpfen  endigend. 
Als  Zwischenzierate  geflügelte  Seepferdchen.  Als  Bekrönung  ein  bärtiger  gepan- 
zerter Mann  mit  Turban  und  erhobenem  Schwerte.    Gegen   1600. 

Sechs  Handleuchter,  Bronze,  H.  21  cm,  in  Dockenform,  um  1800. 

Kruzifix,  Holz,  Korpus  H.  1,10  m.  Arme  ergänzt.  Um  1300,  Kreuz  jünger 
(Taf.  80b  und  81c). 

Ölgemälde,  auf  Leinw^and,  1,95x1,15  m,  Kreuzigung  (Kopie.?).  19.  Jahrh. 
Zwei  Ölgemälde  auf  Leinwand,  1,71x1,10  m,  beide  die  Himmelfahrt  darstellend, 
gemalt  vom  Baron  v.  d.  Decken.  Mitte   19.  Jahrh. 

Zwei  Glocken,  1908  von  J.  J.  Radler  &  Söhne  in  Hildesheim  aus  älteren 
von   1661   und   1793  iieugegossen. 


Ringelheim  203 

Grabstein,  an  der  äußeren  Nordwand  der  Kirche,  vom  Jahre  1621,  H. 
1,85  m,  B.  0,86  m,  D.  0,09  m,  auf  dem  die  lebensgroße  Figur  des  Pastors  Andreas 
Kirchhof,  in  den  oberen  Ecken  ein  Kruzifix  und  ein  Engel  mit  Stundenglas  und 

Fackel    dargestellt   sind    (Taf.  81  d).     Umschrift:    „AO    MDCXXI    DIE 

ET  DOCTISS  •  DN  •  ANDREAS  KIRCHOVIVS  HVIVS_ECCLä:  FA- 
ST 0  MI  VIT    TETATLIII  MIN  I  ST  •  XXI I  C  VI  VS  AIÄ  REQVIES- 

CAT  IN   PAGE:"  und  „MEMENTO   •  MORI   •  ". 

IL  Katholische  Kirche.  Ehemaliges  Kloster.  Gut. 

Quellen:  1,  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hild.-Br.  Arch.  des.  3,  Hild.  Klöster,  Ak- 
ten, L,  Nr.  13.  — •  Hann.  des,  74,  Amt  Liebenburg,  IL,  G.  2d.  — -  Calenberg-Br.  Arch. 
des.  10,  5k.  —  Des.  94,  G.  I.  E.  VI.,  Nr.  6,  Blatt  2—9.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift 
Nr.  162,  Abschriften  von  Urk.  und  Originaldokumente  des  17.  und  18.  Jahrh.  — •  Arch. 
Wolf.,  Handschriften,  III.,  4;  Br.  St. -Arch.,  VII.  —  Schloßarchiv  Ringelheim,  Copial- 
bücher:  Copialbuch  des  Abtes  Wirschius  von  1573,  Copialbuch  begonnen  unter  Abt 
Bernward  Peumann  1714.  —  Erbenzinsregister,  Kommissionsakten  betr.  Aufhebung 
des  Klosters,  Bauakten  usw.  —  Kath.  Pfarrarchiv  Ringelheim,  Handschrift!.  Ge- 
schichte des  Klosters  von  Scharia.  —  Abriß  der  Klostergesch.  bis  Abt  Nicolaus  (Ende 
des  15.  Jahrb.).  —  2.  U.  B.  Hild.,  villa  und  monasterium,  I. — VI.  —  U.  B.  Goslar, 
L— V.  —  Sudendorf,  X.  —  U.B.  von   Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  33,  69,  73.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild., 
L,  S.  29,  51,  101,  153,  219,  224,  284,  303,  415,  445;  IL,  S.  35,  96,  159,  183,  268;  III., 
S.  33,  46,  70,  78,  159,  203,  317.  —  Bertram,  Bischöfe,  S.  54,  98,  125,  137,  169  ff.,  261. 

—  Biermann,  Organographia,  S.  9,  10,  30.  —  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien,  S.  231. 

—  Blume,  Heimat,  S.  125  ff.  —  Bode,  Uradel,  S.  39.  —  von  der  Decken,  Privilegium. 

—  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  1,  12,  18,  24,  106,  394,  399  usw.  —  Görges-Spchr, 
Denkwürdigkeiten,  IL,  S.  340.  —  Henkel,  Handbuch,  S.  8,  107.  —  Hennecke,  Archi- 
diakonatsreg.,  S.  169.  —  Hildesh.  Klostergesch.,  S.  155  ff.  —  Hoogeweg,  Stifter  und 
Klöster,  S.  113,  114.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  90.  —  Kayser,  Visi- 
tationen, S.  58  ff.,  101,  148.  —  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  13.  —  Koch,  Fidei- 
kommisse.  —  Konschak,  Klöster.  —  Lauenstein,  Historia,  IL,  S.  241,  260.  —  Lax, 
Barockdekorationen,  S.  9,  25 — 27,  51,  62,  70.  —  Leuckfeld,  Antiquitates  Ringelheimen- 
ses. —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  125  ff.,  164  ff.,  182,  246,  248,  333,  336  ff.  —  Lüntzel, 
Gesch.  Diözese,  L,  S.  41,  68,  321,  448,  513;  IL,  S.  163  ff.,  547  ff.  —  Machens,  Archi- 
diakonate,  S.  29,  56,  61,  97,  101,  116,  136,  141,  184,  285,  375.  —Mithoff,  Kunstdcnkmale, 
S.  218  ff.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  38,  39,  41,  42.  —  Oehr,  Ländl,  Verhält- 
nisse, S.  12,  109.  —  Oldecop,  Chronik,  S.  217,  263,  325,  327.  —  Scharia,  Ringelheim, 
I.  und  IL  —  Vogel],  Gesch.  Schwicheldt,  S.  56.  —  Volger,  Stiftungsurkundc  Ringcl- 
heim.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  49  ff. 

GESCHICHTE:  Die  Urkunde  König  Ottos  I.  vom  Jahre  940,  nach  welcher  Graf  Yinmal 
das  Kloster  zu  Ehren  der  Heiligen  Abdon  und  Sennen*)  gegründet  hat,  ist  unecht.  Zweifel- 
los erfolgte  die  Gründung  des  Klosters  aber  bereits  vor  dem  Jahre  1021,  in  dem  König 
Heinrich  IL  dem  Kloster  Ringelheim  das  ihm  von  der  Edlen  Frau  Eddila  übergebene  Gut 
Hahausen  schenkte.  Am  30.  Juli  1150  übertrug  König  Konrad  III.  die  bis  dahin  exemte 
Reichsabtei  dem  Bischof  Bernhard  -^on  Hildesheim  mit  dem  Befehl,  das  Kloster  zur  Ein- 
führung einer  besseren  Zucht  zu  reformieren.  Der  Ilildesheimer  Bischof  entfernte  die 
Nonnen  und  führte  Benediktinermönche  in  Ringelheim  ein;  ihr  erster  .\bt  war  Rüiliger, 
Prior  zu  St,  Michael  in  Hildesheim.  Seit  dieser  Zeit  bestanden  stets  enge  Bezieluingeii 


*)  Märtyrer,   zwei   vornehme  Perser,   die    unter  Dezius   zu  Honi   im  .laiire  2'>(>  nach  vielen  Martern  ent- 
hauptet wurden. 


204  Ringelheim 

zwischen  St.  Michael  und  Ringelheini.  1209  erhielt  das  Kloster  vom  Papste  Innocenz  III. 
einen  großen  Schulzbrief,  in  dem  seine  Besitzungen  und  Privilegien  bestätigt  wurden. 
Das  Kloster  weist  ausgedehnte  Besitzungen  auf,  die  in  Gl  zum  Teil  weit  entfernten 
Dörfern  lagen.  Trotzdem  kam  das  Kloster  zu  keiner  rechten  Blüte.  1332  verpfändete 
der  Konvent  dem  Kloster  St.  Godehard  in  Hildesheim  ein  Kreuz  für  14  Mark  reinen 
Silbers,  angeblich  war  es  ein  goldenes  Kreuz  mit  edlen  Steinen  und  Reliquien.  In  den 
Fehden  der  Braunsclnveiger  Herzöge  und  Hildesheimer  Bischöfe  im  15.  Jahrhundert 
erlitt  das  Kloster  mehrfach  Schaden  (1420  und  1473),  doch  konnten  die  zerstörten 
Gebäude  bald  wieder  ausgebessert  bzw.  aufgebaut  werden.  Ende  des  Jahrhunderts 
verarmte  das  Kloster  mehr  und  mehr.  Die  Bursfelder  Kongregation,  der  das  Kloster 
1472  beigetreten  war,  ordnete  deshalb  eine  Visitation  und  Reformierung  des  Ringel- 
heimer  Klosters  an.  Abt  Nikolaus  (1485—1501)  verlängerte  den  Chor  der  Kirche  um 
den  gotischen  Teil.  Zu  seiner  Zeit  ist  auch  die  Rede  von  der  Krypta,  in  welcher  die 
Mönche,  die  von  St.  Michael  gekommen  waren,  das  Grab  Judiths  (1000  t),  <Jer  Schwester 
des  heiligen  Bernward  und  Äbtissin  der  damaligen  Reichsabtei  Ringelheim,  suchten. 
Sie  fanden  ein  Grab,  das  die  Stätte  der  Gesuchten  sein  konnte.  Da  an  einem  Strebe- 
pfeiler die  Jahreszahl  1504  und  der  Name  des  Abtes  Heinrich  steht,  kann  man  an- 
nehmen, daß  der  Chor  in  diesem   Jahre  geweiht  ist. 

Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  nahm  Herzog  Heinrich  der  Jüngere  1521  das 
Kloster  in  seinen  Besitz;  es  blieb  in  braunschweigischem  Besitz  bis  1629.  1552  erschien 
Graf  Volrad  von  Mansfeld,  von  dem  Gegner  Herzog  Heinrichs  des  Jüngeren,  dem 
Markgrafen  Albrecht  von  Brandenburg-Culmbach  entsandt,  in  Ringelheim  und  ließ 
das  Kloster  plündern,  doch  ging  es  nicht  in  Flammen  auf.  1570  reformierte  Herzog 
Julius  das  Kloster  und  setzte  als  protestantischen  Abt  Heinrich  Wirsche  ein,  der  vorher 
Mönch  im  Kloster  gewesen  war,  aber  1568  die  Pfarre  im  Dorfe  Ringelheim  angenommen 
hatte.  Dieser  Abt  ließ  das  an  Stelle  des  jetzigen  Pfarrhauses  bis  1819  gelegene  „Abt- 
haus" erbauen,  außerdem  riß  er  die  Wand  zwischen  Chor  und  Kirchenschiff  (Lettner) 
ein,  brach  den  daran  gelegenen  Kreuzesaltar  ab  und  ließ  den  Turm  nebst  den  dazuge- 
hörigen Kapellen  und  der  Krypta  niederreißen.  1596  brannte  ein  Teil  der  Klostergebäude 
infolge  Blitzschlag  nieder,  angeblich  waren  es  die  Mühle,  Stallungen  nach  dem  Kirch- 
hofe, Vorwerk,  Schäferhaus  und  Jägerhaus.  1592  setzte  man  den  Taufstein  der  Kirche. 
Da  Herzog  Julius  bei  der  Reformation  der  Klöster  ihre  Bücherschätze  nach  der  Uni- 
versitätsbibliothek in  Helmstedt  abführen  ließ,  werden  damals  auch  die  Schätze  der 
Ringelheimer  Bibliothek  nach  Helmstedt  gekommen  sein.  1628  richtete  Herzog  Anton 
Ulrich  an  das  Kloster  den  Befehl,  alle  Dokumente,  Siegel  usw.  nach  Wolfenbüttel 
abzugeben,  ein  Teil  wurde  jedoch  1630  wieder  zurückgegeben.  Infolge  des  Rezesses  von 
1643  konnten  die  Benediktiner  wieder  in  Ringelheim  einziehen,  die  ersten  Patres  kamen 
aus  Hildesheim  und  Paderborn.  In  dieser  Zeit  schenkten  der  Amtmann  der  Lieben- 
burg und  seine  Gattin,  Bernard  Breithorst  und  Elisabeth,  geb.  Presuhn,  ,,dem  eucha- 
ristischen  Gotte  zum  Gebrauch  des  Klosters  Ringelheim  und  zu  ihrem  Gedächtnis" 
einen  Kelch.  In  der  Zeit  des  Wiederaufstiegs  des  Klosters  sind  angeschafft:  1685  ein 
Ziborium,  1696  ein  silbernes  Rauchfaß,  1701  die  Monstranz. 

Abt  Henricus  Timon  (1658 — 92)  baute  1675  (laut  einem  Pergament,  das  man 
1865  in  einer  blechernen  Kapsel  fand)  die  1865  in  Stallungen  umgebaute  Scheune  auf 
dem  Klosterhofe.  Eine  rege  Bautätigkeit  entwickelte  sein  Nachfolger,  Abt  Abdon 
König  (1692 — 1703).  Zunächst  stellte  er  die  verfallene  Kirche  wieder  her.  1694  wurden 
die  Mauern  sowohl  des  Mittelschiffes  wie  die  der  Seitenschiffe  von  der  Sohle  der  Fenster 
aus  in  die  Höhe  geführt,  wobei  Mittelschiff  und  Chor  um  mehrere  Meter  höher  wmrden 
als  früher.  1695  gab  er  der  Kirche  einen  neuen  Dachstuhl  und  Turm,  Damals  werden 
auch  die  Decken  der  drei  Kirchenschiffe  mit  der  Grisaillemalerei,  die  dekorativ  nur  in 
grauen  Farben  ausgeführt  ist,  ausgeschmückt  sein;  Reste  davon  sind  noch  über  der 
Orgel  und  im  nördlichen  Seitenschiff  zu  sehen  (s.  Beschreibung).  Im  folgenden  Jahre 
(1696)  erbaute  der  Abt  den  .Schweinestall  (1864  abgebrannt),  1697  den  Pferdestall, 
an  dem  sein  Name  steht,  1699  die  Mühle,  in  deren  Inschrift  gleichfalls  der  Name  Abdon 


Ringelheim  205 

Königs  verzeichnet  ist.  Ferner  wurden  die  beiden  später  abgebrochenen  Toreingänge 
vor  dem  Kloster-  und  dem  Abthofe  erbaut.  1702  folgten  Schafstall  und  Schäferhaus. 
1703  ein  Haus  auf  dem  Abthofe.  Von  dem  Eingange  zum  Klosterhof  sind  noch  Bild- 
werke auf  dem  sog.  Heiligenhäuschen  im  Westen  des  Dorfes  vorhanden. 

Die  Orgel  wird  von  Biermann  a.  a.  O.  als  „anmutig  und  wohlklingendes  Werk" 
bezeichnet.  Da  die  Kirche  1696  wieder  vorläufig  fertig  war  und  1697  in  den  Kirchen- 
büchern ein  Organist  genannt  wird,  kann  man  die  Anschaffung  der  Orgel  auf  dieses 
Jahr  ansetzen.  Anfangs  bestand  das  Werk  aus  11  Registern  im  Hauptwerk,  9  im  Rück- 
positiv und  8  im  Pedal;  dazu  der  Zymbelstern.  Meister  unbekannt. 

Königs  Nachfolger  war  Joachim  Oelrich,  der  aber  nach  einem  Jahr  starb.  Scharia 
nimmt  an,  daß  er  aus  einer  Familie  stammte,  die  statuarios  und  pictores  hervorgebracht 
hat.  Obgleich  die  Bildwerke  des  Klosters  aus  jener  Zeit  keinen  Namen  tragen,  seien 
sie  sicherlich  in  der  eigenen  W^erkstatt  unter  Leitung  des  Oelrich  entstanden.  Mit  Jahres- 
zahl versehen  ist  ein  Ölgemälde  von  1692,  der  heilige  Maurus  mit  Landschaft,  Kloster- 
gebäude und  Kirche  sowie  5  Gemälde  in  der  Sakristei.  (Heil.  Thomas  von  Aquin. 
13.  IV.  1706,  Heil.  Benedikt,  2.  Mai  1707,  Heil.  Dreifaltigkeit,  27.  V.  1709,  desgl.  mit 
abgetrennter  Jahreszahl,  Aufnahme  Mariae  in  den  Himmel,  gleichfalls  ohne  Jahreszahl.) 
Diese  Bilder  sind  nacla  Scharia  zugleich  ein  Beweis  für  das  rege  wissenschaftliche 
Streben,  das  unter  Oelrichs  Nachfolger,  dem  Abt  Franz  Schlichting  (1704 — 13)  herrschte. 
Abt  Franz  Schlichting  baute  eine  Wasserleitung  durch  Brauhaus,  Küche,  Meierei  usw. 
und  begann  den  weiteren  Ausbau  des  Klosters:  Meierei,  das  Wagenschauer,  die  Kirch- 
hofsmauer am  heutigen  Pfarrgarten,  den  Taubenturm  mitten  auf  dem  Hofe  sowie  das 
Haus  neben  der  Schäferei.  Am  Hauptportal  (Nordportal)  des  Klosters  wird  in  einer 
Inschrift  auf  die  Tätigkeit  dieses  Abtes  hingewiesen  (1710).  Unter  dem  Nachfolger 
Schlichtings,  dem  Abte  Bernward  Peumann  (1713 — 46),  wurde  der  weitere  Ausbau  des 
Klosters,  das  Abtei-  und  Konventsgebäude  1718  vollendet.  Als  1715  die  Wirtschafts- 
gebäude auf  dem  Vorwerk  Söderhof  eingestürzt  waren,  baute  Peumann  diese  wieder 
auf  (Eingangstor  1721,  Scheune  1724).  In  Ringelheim  erweiterte  er  die  große  Scheune, 
überwölbte  den  Pferdestall,  baute  daneben  ein  Haus  für  den  Kornschreiber  und  Pfört- 
ner (1738)  und  1743  eine  Sägemühle.  Außerdem  errichtete  Peumann  die  Westfront 
der  Kirche  mit  ihrem  eindrucksvollen  Giebel  (um  1730  vollendet)  und  schmückte  das 
Kircheninnere  aus.  Hochaltar,  Kanzel  imd  der  mit  fast  lebensgroßen  Figuren  reich  ver- 
zierte Orgelprospekt  werden  zu  seiner  Zeit  fertig  geworden  sein.  Bleibaum  weist  darauf 
hin,  daß  der  Orgelprospekt  den  Einfluß  Biggenscher  Grauhöfer  Ornamentformen 
zeigt,  und  daß  dieser  ebenso  wie  Kanzel  und  Hochaltar  aus  der  Werkstatt  von  Laien- 
brüdern hervorgegangen  ist.  Joachim  Oelrich  wurde  bereits  als  statuarius  erwähnt 
(1698/99),  von  Quirinus  Oelrich  hören  wir  1705  und  1714,  1723  ist  letzterer  für  die 
Clemenskirche  in  Hannover  tätig,  ferner  wird  als  Künstler  noch  Martin  Buerschaper 
genannt.  Peumann  schaffte  1730 — 32  zwei  große  silberne  Altarleuchter  für  1500  Rtlr. 
an,  ließ  1740  die  Orgel  mit  neuen  Bälgen  versehen,  die  später  nochmals  ersetzt  wurden, 
außerdem  beschaffte  er  für  den  Kirchturm  4  neue  Glocken,  von  denen  drei  1768,  1789 
und  1738  umgegossen  wurden.  Peumann  starb  1746  im  63.  Lebensjahre  und  wurde 
in  der  Klosterkirche  vor  dem  Muttergottesaltare  beigesetzt.  Peumann  machte  sich 
auch  um  die  Geschichte  des  Klosters  Ringelheim  verdient,  er  legte  ein  Copialbuch  an, 
in  dem  die  wichtigsten  Urkunden  des  Klosters  Ringelheim  in  beglaubigter  .\bschrift 
eingetragen  sind  (jetzt  im   Schloßarchiv  in  Ringelheim). 

Peumanns  Nachfolger  Franziskus  Freihoff  (1746 — ^62)  baute  an  den  obengenannten 
Taubenturm  1748  ein  Gebäude  an,  das  früher  als  Schule  benutzt  ist;  dessen  übernächster 
Nachfolger  Blasius  Brandt  (1780 — 94)  ließ  eine  Erneuerung  des  Kirchturmes  vornehmen 
und  erbaute  1792  eine  Scheune  aus  Fachwerk  am  Schäferhofe;  er  ließ  auch  sechs  ge- 
schnitzte, früher  vergoldete  Altarleuchter  1788  anfertigen. 

Die  Reihe  der  Äbte  schließt  Godehardus  Arnoldi  (1794 — 1803).  Ergab  dem  Inneren 
der  Kirche  die  heutige  Gestalt.  Der  Fußboden  der  Kirche  wurde  erhöht.  Wände,  Decke 
und  Pfeiler  wurden  durch   Italiener  mit  Stuck  überklcidet.  die  Nebenaltäre  des  Chors 


206 


207 


208  Ringelheim 

mit  neuen  AufsiUzen  versehen  und  die  Orgel  um  3  Pedalregister  und  das  Untermanual 
vergrößert.  Leider  ist  bei  dieser  Umänderung  des  Kircheninnern  der  alte  Bestand  nicht 
geschont.  Die  Grabsteine,  die  wahrscheinlich  an  den  Pl'eilern  standen,  wurden  ent- 
fernt, selbst  die  Platte  mit  Inschrift  über  die  Äbtissin  .Judith,  die  um  1500  an  der  Nord- 
wand des  Mittelschiffes  in  der  Nähe  des  Orgelaulganges  angebracht  war,  ist  verschwunden  ; 
nach  mündlicher  Überlieferung  soll  sie  noch  unter  dem  Stuck  vorhanden  sein.  Nach 
Kratz   trug  diese  Platte  die  folgende  Inschrift: 

,,Ao.  Dni.  Reparationis  nostrae  millesimo,  lertio  Fdus  Martias  declinavit  hujus 
saeculi  terras  religiosissima  Dna.  Judith,  Marchionissa  ex  Sommereschenburg,  Bern- 
wardi  venerabilis  Hildesimensis  episcopi  soror,  Abbatissa  hujus  loci.  Ita  (^opion. 
Monasterii  in  Ringelen  et  Annales  Monasterii  S.  Michaelis." 

Das  Altarbild  ist  1802  von  dem  Maler  Pöttinger  in  Hildesheim  gemalt.  Sowohl 
bei  dem  Hauptbild  (Geburt  Christi)  wie  bei  den  beiden  oberen  Bildern  (Anbetung 
durch  die  Könige)  hat  sich  der  Maler  an  Vorbilder  in  der  Seminarkirche  zu  Hildesheim 
angelehnt.  Noch  war  Pöttinger  mit  der  Vergoldung  der  Orgel  nicht  fertig,  als  die  Auf- 
hebung des  Klosters  1803  erfolgte.  Die  Kirche  wurde  mit  ihrem  Inventar  der  katholischen 
Gemeinde  als  Pfarrkircjie  gelassen  und  mit  einem  Einkommen  von  1030  Tlr.  aus  dem 
früheren   Klosterbesitz  ausgestattet. 

Das  Klostergut  wur|le  vom  König  von  Preußen  durch  Schenkungsurkunde  vom 
5.  Mai  1803  dem  Grafen  von  der  Schulenburg-Kehnert  überlassen  als  Belohnung  dafür, 
daß  er  die  Säkularisation  im  Fürstentum  Hildesheim  durchgeführt  hatte.  Von  seinen 
Erben  kam  es  1817  durch  Kauf  an  die  Familie  von  der  Decken.  Dem  neuen  Besitzer 
wurde  das  Patronat  des  früheren  Abtes  über  die  Stelle  der  katholischen  Geistlichen 
und  über  die  lutherischen  Predigerstellen  in  Ringelheim  und  Haverlah  zugesprochen. 
Der  neue  Besitzer  des  Gutes  ließ  den  östlichen  Bibliotheksflügel  mit  Kreuzgang  1818 
abreißen.  1818 — 20  ist  das  Pfarrhaus  erbaut.  1834  wurde  das  Familienfideikommiß 
des    Grafen  von  der  Decken  in  Ringelheim  in    Größe  von   786  ha  gestiftet. 

Die  Baugeschichte  der  Klosterkirche  weist  für  das  19.  Jahrhundert  folgende  Daten 
auf:  1890  Bemalung  der  aus  der  Zeit  um  1500  stammenden  Pieta,  die  vorher  grau 
überstrichen  war.  1897  Renovierung  des  romanischen  Kruzifixus  an  der  Südwand 
(einige  Finger  ersetzt,  die  Kreuzbalken  neu),  1914  farbig  bemalt.  Neue  Altarbilder 
kamen  1897  in  den  Muttergottesaltar,  1900  in  den  Dreifaltigkeitsaltar  (die  alten  Bilder 
in  der  Sakristei).  1906  umfassende  Reparatur  der  Decke  des  Mittelschiffs.  1913  Neu- 
bemalung  und  Vergoldung  von  Hochaltar  und  beiden  Nebenaltären. 

Der  Eigenbetrieb  des  Klosters  Ringelheim  umfaßte  im  16.  Jahrhundert  nach  den 
Akten  des  Schmalkaldischen  Bundes  946  Morgen  Acker;  zum  heutigen  Gute  Ringel- 
heim gehören  610  ha  landwirtschaftlich  genutzte  Fläche. 

BESCHREIBUNG:         KATHOLISCHE  KIRCHE. 

Die  katholische  Pfarrkirche,  einst  Klosterkirche,  eine  etwa  55  m  lange 
und  etwa  21  m  breite  dreischiff  ige  Basilika,  birgt  in  sich  einen  älteren  Kern  (Abb.  113 
und  114).  Ihr  heutiges  Aussehen  des  Innern  und  zum  Teil  auch  des  Äußern  verdankt 
sie  dem  mit  bedeutendem  Aufwände  ausgeführten  Umbau  des  Jahres  1796;  auf 
die  umfassende  frühere  Wiederherstellung  des  Gotteshauses  unter  dem  Abt  Abdon 
König,  etwa  100  Jahre  vorher,  als  das  Kloster  im  Dreißigjährigen  Kriege  und 
später  stark  gelitten  hatte,  deutet  dessen  Wappenbild  nebst  Unterschrift: 
„RM  DN  ABDON  ABS"  mit  Jahreszahl  1694  hin,  das  über  dem  nördlichen  Ein- 
gang im  Mauerwerk  eingelassen  ist.  Der  sehr  tiefe  Chor  ist  spätgotisch  und  wird 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts  errichtet  sein  (vgl.  Geschichte  S.  204  und  Beschreibung 
S.  210).  Vermutlich  stecken  in  Wänden  und  Pfeilern  weitere  gotische,  vielleicht  sogar 


Ringelheim 


209 


noch  romanische  Reste  unter  dem  Putz.  So  scheint  im  Westen  ein  Stück  des  alten 
Turmes  noch  vorhanden  zu  sein. 

Äußeres:  Die  ältesten  Teile  sind  in  Sandbruchstein,  die  späteren  in  Bruchstein 
unter  Verwendung  von  Werkstein   für   die   Gliederungen  und  Putz  für  die  Flächen 


Abb.  115.     Hiiii^olbeim.  knUiolischc  Kin-h,-.    Oii<-isi-linil  I  (t::>.")ii).     (SchafiM-. 


erbaut.  An  der  Nordseite  sieben  große  Rundbogenfonslor  im  Millolschifl'  und  neun 
im  Seitenschiff,  davon  eins  vermauert.  Die  rundbogige,  obenerwähnlo  liingangs- 
tür  hat  Werksteinumrahmung  und  barocken  Schlußstein.  Das  beschieferte  Haupt- 
dach ist  durch  2  Reihen  Spitzgauben  belebt.  Auf  demselben,  etwa  über  der  Mitte 
des  Chores,  ein  großer,  schon  an  der  Dachtraufe  haubenförmig  beginnender  Dach- 


210 


Ringelheini 


^ 


Abb.  ll(i.     Ringelheim,  katholische  Kirche, 
Steinmetzzeichen    (1  :  4). 


reiter,  der  in  Firsthöhe  eine  achtseitige,  als  Glockenstube  dienende  Laterne  mit 
rundbogigen  Schallöflnungen  trägt.  Darüber  entwickelt  sich  eine  zweite  Laterne 
niii    Haube,  Kugel  und  Kreuz  (Taf.  78a  und  Abb.  115). 

Der  wahrscheinlich  gewölbt  gewesene  Chor  ist  mit  drei  Rechteckseiten  zwischen 
Eckstrebcpfeilern  geschlossen.  Am  nordöstlichen  Strebepfeiler  befinden  sich  unter- 
halb des  Gesimses  vom  unteren  Vorsprung  zwei  Wappen,  links  mit  2  Balken 
(v.  Reden  ?),  rechts  das  der  Familie  v.  Bortfeld.  Darunter  die  dreizeilige  Inschrift 
in  gotischen  Kleinbuchstaben:  ,,Anno  •  domini  •  m''/ viiij"  urbani  epi  •^  /  hinr^  • 
abb'  •  2'  •  i  •  rfo'm."  Das  Datum  1504  am  Tage  des  Bischofs  Urbanus  (25.  Mai 
1504,  Sonnabend  vor  Pfingsten)  dürfte  sich  auf  die  Weihe  des  damals  neu  erbauten 

Chores  beziehen.  Hinricus  abbas  secundus 
^  in    reformatione    bedeutet,    daß   Heinrich 

r^  y^  1  der  zweite   Abt    nach    der    Reformierung 

^  des    Klosters    (Eintritt  in    die   Bursfelder 

Kongregation)  gewesen  ist.  Verschiedene 
Steinmetzzeichen  am  Chor  der  Kirche, 
von  denen  die  Abb.  116  acht  Stück 
wiedergibt. 

Westwand  des  Schiffes  geputzt,  mit 
barocker  Gliederung.  (Abb.  117).  Eine 
breite,  llstufige  steinerne  Freitreppe 
führt  hier  zum  Hauptportal  (Abb.  118). 
Tür  rundbogig,  von  zwei  glatten  Wandpfeilern  mit  korinthischen  Kapitalen  ein- 
gefaßt, schweres  Gebälk  mit  Verkröpf ungen  über  den  Pfeilern.  Auf  letzterem 
2  Figuren  (Benedictus  als  Abt  und  Scholastica  als  Äbtissin),  in  der  Mitte,  auf 
höherem  Sockel  Maria  mit  dem  Kinde.  In  Traufhöhe  des  anschließenden  Schloß- 
gebäudes trennt  ein  Quaderband  das  Untergeschoß  vom  1.  Stock.  In  diesem  drei 
rechteckige  Fenster.  Oben  wird  das  erste  Geschoß  durch  ein  gleiches  Band  gegen 
den  Dachgiebel  abgeschlossen.  Letzterer  hat  seitlich  zwei  große  Voluten,  in  der 
Mitte  einen  Aufsatz  mit  geschwungenem  Abschlußgesims,  unter  dem  eine  Uhr 
in  architektonischer  Umrahmung  angebracht  ist.  Auf  den  Kanten  des  Giebels 
2  Obelisken,  2  große  Vasen  mit  Flammen  und  ein  kleines  Kreuz.  Mauerflächen 
glatt  geputzt.  Gelegentlich  einer  in  neuerer  Zeit  erfolgten  Erneuerung  des  Putzes 
wurden  fünf  weitere  vermauerte  Fenster  freigelegt;  jetzt  von  neuem  verputzt. 
Die  Südwand  entspricht  im  großen  und  ganzen  der  Nordwand,  doch  liegen  im 
östlichen  Teile  neben  dem  Chor  noch  2  Sakristeiräume  und  ein  mittlerer  Vor- 
raum, sämtlich  mit  rippenlosen  Kreuzgewölben  überdeckt.  Unterhalb  des  Dach- 
anschlusses des  Herrenhauses  an  den  nordwestlichen  Teil  der  Kirche  sind  die  dort 
sichtbaren  Füllhölzer  der  Dachbalkenlage  an  der  Nordseite  noch  mit  der  wohl 
1694  hergestellten  Bemalung  versehen  als  einziger  Rest  der  ehemaligen  Dach- 
traufenverzierung. 

Das  Innere  ist  reich  mit  Stuck  und  Vergoldung  auf  weißen  Wandflächen 
ausgestattet.  Die  Mittelschiffs  wände  werden  beiderseits  von  je  6  Stück  1,04  x0,93  m 
starken  Pfeilern   mit  0,58  m  breiten  Vorlagen  getragen.   Dazwischen   Rundbögen. 


Ringelheim 


211 


Mittelschiff  wie  Seitenschiffe  mit  Stuckdecken,  deren  Spiegel  von  Profilleisten 
eingefaßt  sind  und  in  deren  Vouten  den  rundbogigen  Fensteröffnungen  entsprechende 
Stichkappen  einschneiden.  Über  den  korinthischen  Kapitalen  der  Pfeiler  ein 
reichgegliedertes  Gesims  mit  glattem  Fries  und  Zahnschnitt  (Taf.  78 d).  Das 
Schiff  ist  durch  einen  Korbbogen  vom  gleich  hohen  Chor  getrennt.  An  ihm  die 
Buchstaben  GA  und  F.F.  sowie  die  Jahreszahl  ANNO  1796  (Taf.  77).  Zwei  Reihen 
von  Fenstern,  die  oberen  rundbogig,  die  unteren  spitzbogig,  umziehen  die  Chor- 
wände, sonst  ist  der  Chor  seit  1794  in  der  Architektur  ganz  ähnlich  wie  das  Schiff 


Abb. 117.   Ringelheim,  katholische  Kirche,  Westfront  (l:25o).  [Schäfer. 


ausgebildet.  Das  Mittelschiff  ist  rund  9,00  m,  das  nördliche   Seitenschiff  4.30  in. 
das  südliche  3,60  m  breit. 

Reste  einstiger  Deckenmalerei,  die  der  Zeit  der  ersleii  Wiodorherslellung 
der  Klosterkirche  angehören  (1694),  finden  sich  noch  an  einzelnen  Slollen  in  l>e- 
deutenderem  Umfange,  so  in  einem  Räume  hinter  der  östlichen  Abschlußwand 
des  nördlichen  Seitenschiffes  und  im  Obergeschoß  des  nordwestlichen  Teiles  der 
Kirche.  Die  von  gewandter  Hand  direkt  auf  die  Deckenbretter  gemalten,  in  grauem 
Lokalton  gehaltenen  Ornamente  stellen  Stuckfüllungen,  Gesimse  und  Rosetten 
dar  und  rufen,  da  sie  mit  Schatten  versehen  sind,  den  Eindruck  reicher  Stuckierung 
hervor. 


212  Ringelheim 

Auss  l  a  l  l  Uli  j4: 

Hochaltar,  Holz  (lal.  77).  Über  dem  2,r)<)  m  brciU'ii  sarkophagi'örmigen 
Tisch  eine  bogenförmig  nach  vorn  vorgezogene,  last  bis  zur  Chordecke  reichende 
zweigeschossige  Rückwand  mit  zwei  Gemälden  von  Pöttinger  (1802)  übereinander 
und  sechs  großen  Holzfiguren  (unten  Benedicl  und  Scholastica,  oben  Bernward 
und  Blasius,  seitlich  2  Kaiser?).  Die  Gemälde  stellen  dar:  unten  die  Geburt  Christi, 
oben  die  Anbetung  der  Hirten.  Der  ganze  Aufbau  wird  gekrönt  vom  Lamm  mit 
der  Fahne  im  Strahlenkranze,  zwischen  zwei  betenden  Engeln.  Kräftige,  ge- 
wundene Säulen  mit  Blumenranken  in  den  Windungen  trennen  die  Gemälde  von 
den  Figuren.  Als  Wangen  der  Altarwand  ein  reichgeschnilztes,  bewegtes  Ranken- 
werk. Die  Säulen  mit  gut  profilierten  verkröpflen  Gebälken.  Obere  Verdachungen 
segmentförmig.  (Um  1700.)  Direkt  auf  dem  Altartisch  schiebt  sich  das  niedrige 
Sakramenthäuschen  aus  der  Rückwand  vor. 

Im  vorderen  Teile  des  Chores,  etwas  schräggestelU,  zwei  kleinere  Neben- 
altäre,  H.  5,50  m,  B.  2,55  m,  welche  sich  im  Charakter  dem  Hauptaltare  an- 
schließen, jedoch  jünger  sind  (1795).  Die  Gemälde  darin,  der  Gekreuzigte  und  die 
betende  Maria,  sind  neu  (Taf.  77).  An  den  östlichen  Abschlußwänden  der  Seiten- 
schiffe zwei  weitere  Seitenaltäre  mit  Gemälden  und  Heiligenfiguren  in  ähnlichen 
Stilformen,  H.  4,80  m,  B.  1,54  m.  Im  nördlichen,  dem  Marienaltar,  ein  kleines 
hölzernes  bemaltes  Vesperbild  (Pieta),  Anfang  16.  Jahrb.,  als  Mittelgruppe. 

Kanzel,  an  fünf  Seiten  freiliegend,  mit  maßvollem  Reichtum  an  plastischem 
Schmuck  (Taf.  77).  Brüstung  durch  Akanthusarkaden  in  einzelne  Felder  zerlegl, 
darin  die  Figuren  der  Evangelisten.  Horizontale  mit  Laubwerk  versehene  Gliede- 
rungen und  Profile.  Auch  der  mit  Putten  und  Laubgewinden  in  durchbrochener 
Arbeit  geschmückte  Aufsatz  des  Schalldeckels  ist  von  ähnlicher  Ausführung  wie 
die  Kanzelbrüstung. 

Tauf  stein,  Sandstein.  H.  ohne  den  Holzdeckel  1,20  m.  Inschrift  am  acht- 
seitigen Becken:  „WER  DA  GLEUBET"  usw.  „MAR.  16"  und  Jahreszahl 
„1592". 

Kommunionbank  mit  vier  reichgeschnitzten  Füllungen  (Taf.  80a)  als  west- 
licher Chorabschluß.  Anfang  18.  Jahrh. 

Zwei  Beichtstühle,  einfach,  in  ähnlichen  Stilformen  wie  die  Seitenaltäre. 
In  den   Seitenschiffen. 

Chorgestühl,  klassizistisch  (Taf.  78c). 

Orgel,  enthält  zur  Zeit  10  Register  im  Hauptwerk,  11  im  Pedal  und  10  im 
Rückpositiv.  Prächtiger  Prospekt  mit  reichem  Schnitzwerk,  Mitte  18.  Jahrh. 
(Taf.  78b).  In  gleicherweise  auch  das  Rückpositiv,  das  die  Balustrade  der  West- 
empore unterbricht.  Zwei  kräftige  gewundene  Säulen  mit  Laubwerk  tragen 
die  Brüstung.  Als  Bekrönung  der  Orgel  ein  Harfenspieler,  umgeben  von  musi- 
zierenden Engeln  und  Putten.  Eingangs tür  zur  Orgelbühne  mit  Holzschnitzerei 
in  durchbrochener  Arbeit  (Abb.  119). 

Drei  Paar  Altarleuchter,  Silber,  H.  83,5 — 91,5  cm,  in  reicher  Treibarbeit, 
Dockenform,  Dreiecksfuß  auf  Kugeln.  Rankenwerk,  Engelsköpfe  mit  Flügeln  in 
feiner  Ziselierung.  Laut  Inschrift  mit  Wappenbild  des  damaligen  Abtes  an  den  Füßen 
1730,   1731    und   1732  hergestellt  (Taf.  79a).    Goldschmiedezeichen  39. 


Ringelheim 


213 


Abb.  IIS.     Ringelhcim,  katholische  Kirche,  Portal  (1:50).     (Schäfer.) 


Sechs  Altaiieuchtcr,  Holz,  versilbert,  teilweise  vergoldet,  in  der  Form  den 
Silberleuchtern  ähnlich,  auf  dreiteiligem  Fuß.  Datiert  1788.  Auf  dein  Hochaltar. 

Zwei  Altarleuchter,  Messing,  von  ähnliclier  Gestalt,  im  Regenceslil.  Khen- 
falls  auf  dem  Hochaltar. 

Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  23  cm.  Dockenform,  Schalt  zylindrisch 
mit  zwei  Ringen.  Dorn  angegossen.  Der  Form  nach  erste  Hälfte  16.  Jahrh.  Auf 
dem  rechten   Seitenaltar. 


28 


214 


Ringelheim 


Zwei  Altarleuchter,  Bronze,  H.  28  cm.  Dorn  Eisen.  Ähnlich  den  vorigen, 
doch  etwas  älter.  Auf  dem  linken   .Seitenaltar  (Marienaltar). 

Zwei  Altarleuchter,  Zinn,  11.  23  cm.  Walzenschafl  auf  quadratischem  FufJ. 
Anfang  19.  Jahrh.   Auch  auf  dem  Marienallar. 

Meßgeräte:    Meßkelch,  Silber,  vergoldet,  II.  21,5  cm,   Sechspaßfuß,  Knauf 
birnförmig,  sechsseitig.   Goldschmiedezeichen  42. 

Patene,  Silber,  vergoldel  in  (selten  vorkommender)  Schalenform,   0  15  cm. 

Goldschmiedezeichen  unkenntlich. 

Meßkelch,  ähnlich  dem  ersten,  H.  27  cm. 
Sechspaßfuß.    Goldschmiedezeichen  42. 
Kelchlöffel,   mit  gleichem  Zeichen. 
Patene,  Anfang  18.  Jahrh.  Goldschmiede- 
zeichen 41. 

Meßkelch,  Silber,  vergoldet,  H.  19,5  cm, 
Sechspaßfuß,  Knauf  mit  flachen  Rauten.  Am 
Fuße  zwei  Doppelwappen  im  Schildchen  auf 
Kreisformen.  Überschrift:  ,,CONIüGES". 
Umschriften,  links  :„BERNARDUSBREIT- 
HORST  AMPTMANN9  LIEBENBURG", 
rechts:  „ELISABETHA  BRASUHN".  Am 
Rande  des  Fußes:  „DEO  EVCHARISTICO 
IN  VSVM  GCENOBIJ  RINGELHEI- 
MENSIS  ET  MEMORIAM  SWI  H  OC 
MUNUS  OBTULERUNT.  ANÖ  MDC40^'. 
Die  Zahl  40  ist  vielleicht  später  durch  irgend- 
eine Verletzung  der  Ziffern  entstanden.  Eine 
Verquickung  von  römischen  und  arabischen 
Ziffern  wäre  auch  an  sich  merkwürdig.  Da  das 
Beschauzeichen  die  Zahl  1649  zeigt,  kann  der 
Kelch  erst  frühestens  1649  in  Benutzung  ge- 
nommen, sicher  auch  nicht  viel  früher  hergestellt 
sein.    Goldschmiedezeichen  34. 

Patene,  in  Tellerform,  mit  gleichem  Gold- 
schmiedezeichen. 
Monstranz,   Silber,  vergoldet,  H,  63  cm,  B.  33  cm,  Fuß  leicht  geschweiftes 
Oval,    24x20  cm    (Taf.  79a).     Sehr    reiche    Treibarbeit.     Rankenwerk,    Frucht- 
gehänge,   Blattwerk,    Engel    (Wein    und    Brot   symbolisierend).    Oben    Krone    mit 
Halbedelsteinen    und    Glasflüssen.     Auf    der    Rückseite    Punktgravierungen    ent- 
sprechend den  Darstellungen  der   Schauseite.    Behälter:    Glas   im   Strahlenkranze. 
Inschrift  unter  dem  Fuße:  (Schreibschrift)  ,,Rfsm9  et  Ampfsm9  D.  Dmis  ABDON. 
Abbas   me   fieri  fecit  ao  regim  8.  Dni   1701."    Goldschmiedezeichen:  Hildesheimer 
Beschau  wie  im  Zeichen  34.    Meisterzeichen  undeutlich,  nur  Buchstabe  S  erkennbar. 
Ziborium,    Silber  oder   Kupfer,  teilvergoldet,   H.  22,7  cm  (bis  Kuppenrand, 
35,5  cm  bis  zum  bekrönenden   Kreuz  auf  dem  Deckel).   Kuppa  erneuert.   Reiche 
Treibarbeit,  gepunzt.   Engelsköpfe   und   Rankenwerk.   Am   Fuß  vier  silberne   Me- 


Abb.  119.    Ringelheim,  katholische  Kirche, 
Tür  zur  Orgelbiihne  (1  :  20). 


I 


Ringelheini 


215 


daillons  mit  Szenen  aus  dem  Leiden  Christi.  Am  Fußrande:  „Servio  Ecclesiae 
Monastery  Ringelheimensis  Anno  1685.  -  Memento  mei  in  conspectu  Dei."  Gold- 
schmiedezeichen ?  (Taf.  79b). 

Zwei  Kännchen  (Wein  und  Wasser),   Silber,  schlicht. 

Rauchfaß,  Silber,  getrieben,  H.  27  cm,  0  15  cm.  Deckel  in  durchbrochener 
Arbeit,  an  drei  Ketten  hängend.  Am  Deckel:  „ROSM.  DNVS.  ABDON.  AR- 
EAS   RING:    ME    FIERI    FECIT   ANNO    1696."     Goldschmiedezeichen    32. 

Schiffchen,  Silber?,  H.  14  cm,  Länge  12  cm.  Am  Griff  das  Abtswappen 
von  Abdon  König.  Am  hölzernen  Löffel  das  Monogramm  Marias  und  die  Jahres- 
zahl 1696. 


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Abb.  120.    Rinji;elheini,  katholische  Kirche,  Holzleuchter  ('^  natürlicher  Größe).     [Sieberii.J 


Meßgewänder:  Rotseidene  Kapelle  mit  Silberstickerei.  Hierzu  gehören: 
Zwei  Levitengewänder  und  ein  Chormantel.  Kreuzeinfassung  auf  der  Kasel 
erneuert  (Taf.  79c).   Erste   Hälfte   18.  Jahrb.?   Chormanlei   aus   dem    18.  Jahrh. 

Prozessionsfigur  (im  Pfarrhause),  Madonna  mit  dem  Kinde.  Blauseidenes 
Gewand,  reich  mit  Silber  bestickt  (Plattstich).  Ende  18.  Jahrh.  Silberne,  zum  Teil 
vergoldete  Weihgeschenke  (kleine  Kreuze),  die  vornehmlich  das  Goldschmiede- 
zeichen 39  tragen.  An  der  teilvergoldeten  Krone  Halbedelsteine  und  geschliffene 
Glasperlen.    Goldschmiedezeichen  r)9. 

Kruzifix,  Holz,  H.  etwa  1,70  m,  1.  Hälfte  l.;.  .Jahrb.,  durch  weitgehende 
I'berarbeitung  und  Neubemalung  des  allcMi  Charakters  enl  kleidet.  Kreuz  neu. 
Im  südlichen   Seitenschiff. 

Vesperbild  siehe  Nebenaltäre. 

Ölgemälde:  Von  den  in  der  Kirche  vorhandenen  ()lgemälden  sind  fünf  in 
der  Sakristei  aufgehängte  besonders  zu  erwähnen,  die  zum  Teil  datiert  und  dem- 
gemäß in  der  Zeit  von   1706 — 09  angefertigt  sind  (vgl.   Geschichte    S.  208). 


215  Ringelheim 

WandlfuchU-r,  Holz,  Wandplatte  H.  24  cm,  Armlänge  32  cm.  Späte  Ba- 
rockform.  Im   Schilf  und  auf  der  Orgelbühne  (Abb.  120). 

Zwei  Uhrschlagglocken,  zur  Zeit  im  Pfarrhause,  0  0,46  m.  An  den  Bügeln 
Scilornamente.  Unter  der  Haube  ,,(Engelskopl)  Hans  Üleman  von  MAGBURG 
me  fecit  A.  1584",  darunter  ein  3  cm  hohes  spätgotisches  Bogenband. 

Die  zweite,  0  0,37  m.  Unter  der  Haube  ein  2  cm  hohes  Ornamentband. 
Am  langen  Felde:  ,,Anno  1728".  Werkstatt  Becker,  Hildesheim.  (?) 

Tisch:  Ein  kastenartiger  kleiner  Tisch  verdient  Beachtung  wegen  seiner 
eigenartigen  Bemalung  mit  Rankenwerk  in  roten,  schwarzen  und  gelben  Farben, 
an  den  Schmalseiten  in  kreisrunden  Medaillons  einerseits  der  Teufel  als  Drache, 
andererseits  ein  Herz,  aus  dem  Lilien  wachsen.  Um  1730.  Im  Raum  hinter  dem 
nördlichen   Seitenschiff. 

RITTERGUT  (ehemaliges  Kloster). 

Das  ehemalige  Kloster  hat  sich  aus  frühen  Anfängen  langsam  zu  der  noch 
jetzt  erkennbaren  stattlichen  Gesamtanlage  namentlich  im  späteren  Mittelalter 
entwickelt,  erhielt  aber  erst  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts  den  bedeutendsten 
Um-  und  Ausbau. 

Als  Herrenhaus  des  jetzigen  Rittergutes  wird  der  im  Jahre  1718  vollendete 
Abteiflügel  des  alten  Klosters  benutzt,  der  im  Westen  und  Süden  den  inneren 
Klosterhof  abschloß.  Kurz  nach  1818  wurde  der  sog.  Bibliotheksflügel,  der  die 
östliche  Verbindung  des  Abteigebäudes  mit  der  katholischen  Kirche  herstellte, 
abgerissen,  so  daß  seitdem  der  Innenhof  nach  Osten  freiliegt  und  jetzt  nur  Reste 
des  Kreuzganges  im  Herrenhause  vorhanden  sind.  Am  deutlichsten  prägt  sich 
dieser  Kreuzgang  im  Korridor  des  westlichen  Verbindungsbaues  aus,  wo  die 
zwischen  Kreuzrippen  elliptischer  Form  eingespannten  Gewölbe  auf  konsolartigen 
Gesimsstücken  ruhen.  Im  Vorraum  (Eingangshalle)  ist  die  Umrahmung  eines 
spätgotischen  Kamines  eingemauert  mit  zwei  unkenntlich  gewordenen  Wappen 
und  der  Jahreszahl  (got.  Kleinbuchstaben):  ,,aho  mcccccxxllll"  (Taf.  82b). 
Darüber  das  Wappen  der  v.  d.  Decken. 

Neben  dem  Kamin  ein  0,98x0,93  m  großer  Wappenstein  (Wappenhalter 
wilde  Männer,  Wappen  geviertelt,  Adler  und  Stier  mit  Fahne,  im  rechteckigen 
Mittelfelde  drei   Greifenklauen). 

Das  Herrenhaus,  allgemein  Schloß  genannt,  entwickelt  über  dem  nament- 
lich an  der  Südseite  recht  hohen  Kellergeschoß  zwei  stattliche  Obergeschosse  aus 
verputztem  Bruchstein  mit  werksteinumrahmten  Fenstern  (Taf.  82c  und  d).  Da 
der  Südflügel  nach  Westen  vorgezogen  ist,  bildet  sich  ein  offener  Ehrenhof,  der 
östlich  durch  die  Stirnseite  der  katholischen  Kirche  und  den  mit  dieser  fluchtenden 
Verbindungsbau,  im  Süden  durch  das  Herrenhaus  und  im  Norden  durch  einen 
Wirtschaft sbau  und  eine  Mauer  mit  Tor  eingefaßt  wird. 

Zwei  architektonisch  umrahmte  Eingangsportale  mit  Freitreppen- 
anlagen vermitteln  die  Hauptzugänge  vom  Hofe  aus.  Über  dem  Portal  der 
Westseite  die  Inschrift  (Chronostichon):  ,,atrIa  ConstrVXIt  i-ranCIsCVs 
teCta  reDVXIt  /  ConsILIoqVe  poLI,  sVbsIDIoqVe  soLI.  /  abDon 
ET   SENNES   VIgILes   estote   perennes  /  hIC  regItote  Mares   pro- 


Ringelheim 


217 


tecItote  Lakes.  /  Contra  orCI  rICtVs  tVeatVr  DUX  beneDIC- 
tVs  /  sInt  CVnCtas  horas,  noXIa  pVLsa  foras.  /"  Die  Jahreszahl 
1710  ist  dreimal  in  der  Inschrift  enthalten.   Über  dem  Portal  das  Wappenbild  der 


I I 


-t- h- 


Abb.  121.    Ringelheim,  Klostergut,  alte  Mühle.     Aufriß  (1  :  125). 


von  der  Decken  (Kesselhaken).  Über  dem  zweiten  Portal  das  Abtswappen  und  die 
Inschrift : 

^'oi^Is   saCr  bernwarDe   bLasIqVe   pen 

atI  -VT  es 

BERNWAR  Do     ARB  DeBENT      PENETRaLIa      C,  l\ 

hIC    stygIVs  CrVX      bernwarDIna     hi:t 

A  e  S  T  V  S  \'  N  D  A  r 

hVC.    rLasIVs  CornV   1':XLoCVpLkte   prok 

Das  Chronostichon  ergibt  in  seinen  beiden  oberen  wie  unteren  Versen  die 
Jahreszahl  1714. 

An  der  äußeren  Nordwand  des  ehemaligen  südlieiien  Kreuzgangslüekes  (Binnen- 
hof) befindet  sich  eine  0,51  xl, 21  m  große  Inschrifttafel:  „RMUS  AC  AMPL. 
D.  BERNWARDl^S  PEUMAN  ABBAS  HUIUS  MNRI  INCIPIT  ANNO 
1717"  und  „RMUS  AC  AMPL.  D.  FRANCISCUS  SCIILICHTING  ABB 
HUIUS    MNRII    DE  SIN  IT   ANNO  1713. 


218  Ringelheim 

Die  Korridoranlage  im  ()i)ergeschoß  des  Südteiles  des  Herrenhauses  nimmt 
zur-  Zeit  einen  Teil  der  großen  Gemäldesammlung  der  (iulsherrschaft  auf. 
Unter  diesen  Gemälden  befindet  sieh  noch  eine  Darstellung  des  Klosters  vor 
dem  Abbruch  des  östlichen  Verbindungsstückes  zwischen  Kirche  und  Herrenhaus. 

Bemerkenswert  wegen  ihrer  sehr  guten  Arbeit  ist  eine  Eingangstür  im 
Obergeschoß  zwischen  Korridor  und  den  Räumen  des  Eigentümers.  P»eiehe, 
durchbrochene   Schnitzarbeit  aus  der  ersten   Hälfte  des  18.  Jahrhunderts. 

Die  Dächer  sind  mit  Schiefer,  teils  auch  mit  grauen  glasierten  Falzziegeln 
eingedeckt.  Dachgauben  beleben  die  großen   Dachflächen. 

Die  an  der  Parkseite  dem  Herrenhause  vorgelagerte,  im  französischen  Muster 
hergestellte  Terrasse  entstammt  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts. 

Gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts  setzte  eine  eifrige  Bautätigkeit  im  Bezirke 
des  Klosters  ein.  Neben  der  Instandsetzung,  Erweiterung  und  baulichen  Besserung 
der  Kirche  erstreckte '  sich  diese  auch  auf  die  Wirtschaftsgebäude  des  Kloster- 
gutes. 

So  wurde  im  Jahre  1675  die  65,00  m  lange,  17,00  m  breite  Scheune  mit  etwa 
6,00  m  hohen  Längswänden  und  sehr  hohem  Dach  in  Bruchstein  unter  Verwendung 
von  Werksteinumrahmungen  für  die  Fenster  erbaut.  An  den  Stirnseiten  hohe  Tore 
zur  einstigen  Seitenlängstenne.  Die  Zerlegung  des  Scheunenraumes  durch  Her- 
stellung einer  Decke  (flache  Backsteinkappen  zwischen  den  Holzbalken)  erfolgte 
erst  in  jüngerer  Zeit.   Ein  Teil  dient  jetzt  als    Stallung. 

Ende  des  17.  Jahrhunderts  wurde  der  links  des  Einganges  zum  vorderen  Teil 
des  Wirtschaftshofes  gelegene  Speicher,  unten  in  Bruchstein,  oben  in  Fachwerk 
mit  Backsteinausmauerung  gebaut,  wie  aus  der  Inschrift:  ,,RM.  DN.  ABDON- 
ABBAS.  F.F.   1697"  über  dem  Eingange  hervorgeht. 

Etwa  gegen  1740  ist  der  jetzige  Kuhstall  als  Westabschluß  des  Wirtschafts- 
hofes errichtet.  Bruchstein  mit  Werksteintür-  und  -fenstergewänden,  Obergeschoß 
(Speicher)  aus  Fachwerk  mit  Backsteinmusterungen  ähnlich  denen  an  der  Mühle 
(von  1699).  Im  Norden  des  Stallgebäudes  sind  Wohnräume  eingebaut.  Eingangstür 
zweiflügelig  mit  Rautenaufteilung  in  stark  erhabener  Arbeit. 

Der  achteckige  Taubenturm  (Seitenlänge  3,20  m)  mit  beschieferter,  acht- 
seitiger geschweifter  Haube  erhielt  laut  Inschriftplatten  über  den  Türen  der 
Südseite  ,,F.  F.  A  FF"  und  ,,A  1  748"  (Taf.  82a)  den  jetzt  noch  vorhandenen  An- 
bau mit  kleineren  Wirtschaftsräumen,  die  zeitweilig  im  Anfange  des  19.  Jahrh. 
auch  als   Gefängnis  benutzt  sein  sollen. 

Die  im  vorderen  Teil  des  Gutshofes  erbaute  Fachwerkscheune  mit  Seiten- 
längstenne trägt  im  Torsturz   die    Inschrift:     ,,exstructum    sub    Regt m  ine 

Rmi     AC     AmPLISSIMI     DOMINI    D.    BLASII    ABBATIS      A  O.     1792." 

Im  Innenhof  hinter  dem  katholischen  Pfarrhause  befindet  sich  ein  Pferde- 
stall, dessen  Erdgeschoß  in  Bruchstein  unter  Werksteinverwendung  erbaut,  im 
Obergeschoß  Jn^ Fachwerk  ausgeführt  ist  (Taf.  82e).  An  der  Setzschwelle:  „SUB 
RSMO  AMPSMOQUE  DOMINO  ABDONE  KONICH  ABBATE  (?) 
EXSTRUCTUM    ÄO   1697." 


Ringelheim  219 

Die  ehemalige  Wassermühle,  jetzt  als  Elektrizitätswerk  mit  Wohn-,  Ma- 
schinen- und  W^erksräumen  umgebaut,  hat  ihr  Äußeres  ziemlich  gut  bewahrt 
(Abb.  121).  Fachwerk  mit  reichen  Backsteinmustern  in  den  Gefachen.  An  der  Setz- 
schwelle des  Obergeschosses  der  Ostseite  die  Inschrift:  ,,HANC  MOL  AM  EX- 
STRUI  CURABAT  REVEREND  I  S  SMU  S  &  AMPLISSIMUS  DOMI- 
NUS DNUS  ABDON  KÖNICH  ABBAS  BIN  GELHEMEN  S I  S  ANNO 
DOMINI  1699.  REGIMIS  SUI  ANNO  SEPTIMO."  Im  Sturz  dereinstigen, 
jetzt  vermauerten  Tür  (Chronostichon):  ,,qV/e  LIbet  ereCtIs  proCYL  hIs 
sInt  xoXIateCtIs  pestIs  VVCLanVs  /  per  nICIosa  MaxVs. 
(1699)." 

ANHANG:  WOHNHAUS. 

Da  die  Ortschaft  größtenteils  durch  Brände  vernichtet  worden  ist,  sind 
Bauernhäuser  fast  gar  nicht  vorhanden.  Haus  Nr.  7,  im  Innern  völlig  umgebaut, 
1909  durch  Anbau  vergrößert,  stammt  von  1703.  Zweigeschossiger  Fachwerkbau. 
An  der  Setzschwelle  des  Giebels  Inschrift:  „Ps.  7  V.  1  „OHERR,  MEIN  GOTT 
usw.",  an  der  Setzschwelle  des  Obergeschosses:  ,,MENOLPHUS  ANDREAS 
SCHRADER  &  HELENA  CHRISTINA  VERONIKA  KESTNERS 
FIERI  FECERVNT  ANNO   1708.   19   SEPT"  (Taf.  85a). 


Salzgitter. 


Quellen:     1.     Staats-Arch.  Hann.,     Akt.  Hann.  des.  74,     Amt     Liebenburg.     IL, 
G.  ly;  desgl.  IV.,   Hauptabt.  A.  15  (Kämmereirechnungen   und  Akten  betr.  Saline).   -  - 
Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317  und  263.   —   von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß 
Söder,   Urk.  —  Pfarrarchiv,   Oberpfarre   Salzgitter,  Bauakten  betr.  Kirchenbauten. 
2.   U.E.  Hild.,   I.^VI.  -      U.R.  Goslar,   I.  U.E.  von   Saldern.   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  94.  -  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  I.,  S.  445. 
495;  IL,  S.  35,  96;  III.,  S.  249,  356,  363.  —  Bertram,  Bischöfe.  S.  329.  -  Blume, 
Heimat,  S.  43  fL,  226  fL  —  Eornstedt,  Siedlungen,  S.  18.  Dürre,  Reg.  Wallmoden. 
Nr.  145,  319,  391,  430,  466,  495  usw.  Henkel,  Handbuch,  S.  161.  -  Henkel.  Kurze 
Gesch.,  S.  161.  Kayser,  Visitationen,  S.  101,  145.  Kleuker,  Pfarrbezirk  Salzgitter. 
--  Lüntzel,  Alt.  Diözese,   S.  165,  254,  333.  Machens,   Archidiakonate,   S.  109,  247. 

271.  -  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  223,  234.  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5,  15. 
—  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  9.  -  Zobel,  Heiniatbuch.  S.  1  ff.  Zobel,  Geschichte 
der  Marien-, Takobus- Kirche. 

I.  Ortsplan  (Saline). 

GESCHICHTE:  Die  Solquellen  in  Salzgitter  müssen  bereits  in  sehr  früher  Zeit  ent- 
deckt sein  und  Bedeutung  gehabt  haben,  da  sie  dem  sie  umgebenden  Gebiet  den  Namen 
Salzgau  gaben.  Trotzdem  nannte  das  in  nächster  Nähe  der  Solquellen  liegende  Dorf 
sich  nicht  nach  diesen  Solquellen,  sondern  es  hieß  .,\'epst  edt".  Der  Name  ..Vepstide" 
taucht  zuerst  1174  in  der  Bestätigungsurkunde  des  Klosters  Wöltingerodc  auf,  das 
damals  in  dem  Orte  eine  Hufe  und  eine  Hausstätte  besaß.  1209  erscheint  das  Kloster 
Ringelheim  im  Besitz  von  5  Hufen  in  Vepstedt.  Erst  am  Ende  des  13.  und  im  Anfange 


220  Salzgitter  * 

des  14.  Jahihuiulerts  erfahren  wir  aus  verschiedenen  Urkunden,  daß  die  Sole  von  Vep- 
stedt  ausgebeutet  wird,  der  Salzzehnte  und  Zehnte  in  „Wepstede"  ging  damals  an  das 
Stift  St.  Georgenberg  über.  1313  wird  in  einer  Urkunde  Bischof  Heinrichs  der  Ort 
Vepstedt  zum  letzten  Male  erwähnt. 

In  dieser  Zeit  sind  die  Arbeiten  zur  Trockenlegung  der  (k'gend  um  die  Salzquellen 
beendet,  durch  große  Aufschüttungen  war  es  möglich  geworden,  den  Sumpf  der  Salz- 
quellen einzudämmen  und  so  eine  bessere  Ausbeutung  der  Sole  vorzunehmen.  ,,Dat 
solt  to  Gytere",  d.  h.  ,,das  Solt  bei  Gitter"  wurde  nunmehr  die  Bezeichnung  des  Ortes 
der  Saline;  so  entstand  der  Name  Salzgitter.  Es  ist  möglich,  daß  der  Ort  Salzgitter 
bereits  1131  in  den  Iirkunden  auftaucht,  man  muß  dann  annehmen,  daß  mit  ,,Gethere". 
wo  der  Hildesheimer  Bischof  eine  Siederei  (unum  panstel)  an  das  Kloster  Backenrode 
(Marienrode)  als  Schenkung  bestätigt,  nicht  das  benachbarte  Gitter,  sondern  bereits 
Salzgitter  gemeint  ist.  Nach  dem  Ausbau  der  Saline  vergrößerte  sich  der  Ort  schnell, 
insbesondere  auch  dadurch,  daß  die  Einwohner  von  Vepstedt  mehr  und  mehr  hier  ihre 
Wohnsitze  aufgaben  und  nach  Salzgitter  zogen.  Die  letzten  Einwohner  haben  Vepstedt 
spätestens  im  30.) ährigen  Kriege  verlassen,  so  daß  seitdem  der  Ort  wüst  ist.  An  dem 
Ausbau  der  Saline  wareai  vor  allem  der  Bischof  von  Hildesheim  als  Landesherr  sowie 
benachbarte  Rittergeschlechter  und  Klöster,  die  als  Teilhaber  der  Saline  erscheinen, 
beteiligt.  In  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  kann  man  Salzgitter  als  Stadt 
ansprechen,  ein  Rat  steht  an  der  Spitze  des  Ortes.  Im  15.  Jahrhundert  wurde  Salz- 
gitter befestigt.  In  dem  Kampfe  des  Hildesheimer  Bischofs  gegen  einige  niedersächsische 
Städte  (sog.  Bierfehde)  erlebte  Salzgitter  1481  ein'e  Belagerung  durch  Goslarsche  und 
braunschweigische  Truppen.  Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  kam  Salzgitter  an 
Herzog  Heinrich  den  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel;  er  nahm  die  Saline 
in  seinen  Besitz  und  ließ  sie  fortan  durch  die  fürstliche  Kammer  verwalten.  Bis  zu  dieser 
Zeit  wurde  die  Saline  von  einer  Pfännerschaft  ausgebeutet,  zu  der  dazu  berechtigte 
Einwohner  von  Salzgitter,  der  Bischof  von  Hildesheim,  Klöster  und  Adel  des  Stiftes 
Hildesheim  gehörten.  Eine  Entschädigung  der  Pfännerschaft  fand  durch  den  Braun- 
schweiger Herzog  nicht  statt;  er  leitete  das  Recht,  die  Saline  zu  besetzen,  aus  dem 
landesherrlichen  Salzregale  ab,  das  er  als  jetziger  Inhaber  des  Amtes  Liebenburg  für 
sich  beanspruchte,  wie  es  vorher  dem  Hildesheimer  Bischof  zustand. 

Die  Saline  wurde  im  16.  Jahrhundert  von  der  Stadt  Salzgitter  getrennt  und  ihr 
der  Name  ,,SalzliebenhaH"  gegeben.  Herzog  Julius,  der  Nachfolger  Heinrichs  d.  J., 
baute  die  Saline  in  großzügiger  Weise  aus,  so  daß  sie  einen  guten  Überschuß  lieferte. 
Als  1643  das  Große  Stift  Hildesheim  den  Bischöfen  zurückgegeben  wurde,  kam  die 
Stadt  Salzgitter  wieder  an  das  Hochstift  Hildesheim,  dagegen  wurde  über  die  Saline 
entschieden,  sie  solle  zunächst  bei  den  Herzögen  von  Braunschweig  bleiben,  bis  der 
Bischof  nachgewiesen  habe,  daß  die  Saline  rechtlich  seit  alter  Zeit  als  Zubehör  des 
Amtes  Liebenburg  gegolten  hatte.  Bis  zur  Säkularisation  des  Bistums  Hildesheim 
(1802)  wurde  die  Besitzfrage  der  Saline  nicht  entschieden,  die  Bischöfe  blieben  Landes- 
herren, aber  die  Weifen  betrachteten  seit  1643  die  Saline  als  ihr  Privateigentum.  Wäh- 
rend der  Zeit  des  Königreiches  Westfalen  wurde  die  Saline  von  der  westfälischen  Re- 
gierung in  Besitz  genommen,  kam  dann  aber  nach  dem  Wiener  Kongreß  an  das  Haus 
Braunschweig-Lüneburg  zurück.  Am  3.  November  1913  brannten  die  aus  Fachwerk 
erbauten  Gebäude  der  Saline  bis  auf  die  Grundmauern  nieder,  1914/15  wurde  ein 
Neubau  der  Saline  errichtet. 

Nach  diesem  Überblick  über  die  Geschichte  der  Saline,  die  eng  mit  der  Entwicklung 
der  Stadt  Salzgitter  verbunden  ist,  sind  noch  einige  Daten  zur  Geschichte  des  Ortes 
nachzutragen. 

Im  30jährigen  Kriege  hatte  Salzgitter  mehrfach  unter  durchziehenden  Truppen 
zu  leiden.  Nach  der  Schlacht  bei  Lutter  a.  B.  nahm  Tilly  am  29.  August  1626  in  Salz- 
gitter Quartier,  am  nächsten  Tage  setzte  er  seinen  Marsch  nordwärts  fort.  1802  wurde 
Salzgitter  nach  der  Aufhebung  des  Hochstiftes  Hildesheim  von  den  Preußen  besetzt, 
nach  der  westfälischen  Zeit  kam  die  Stadt  1815  an  das  Königreich   Hannover,  1866 


Salzgitter 


221 


wieder  an  Prcuüeii.  1709,  1726  und  1731  wurde  Salzgitter  von  großen  Feuersbrünsten 
heimgesucht,  denen  der  größte  Teil  der  alten  Bürgerhäuser  zum  Opfer  fiel.  1926  ist 
Vorsalz  der  Stadt  Salzgitter  eingemeindet,  1928  folgte  die  Eingemeindung  der  Saline 
Liebenhall.   Seit   dem  25.  Oktober  1929  ist   Salzgitter  Stadtgemeinde. 

BESCHREIBUNG:  Im  Stadtplan  von  Salzgitter  (Abb.  122)  ist  der  Kern  des 
Ortes  innerhalb  des  Walles,  etwa  300  x  350  m  umfassend,  durch  Schraffur  gekenn- 
zeichnet.    Die  Führung   des  Walles  ist    noch   erkennbar,   freilich   ist   er   jetzt    ein- 


..^v.«»^"" 


SAL"ZGITTER 
ZUSTAND  ImTaHRI^OO 


Abb.  122.     Salzgittcr,  Stadtplan  (1:5000). 


geebnet,  und  die  Gräben,  zu  deren  Speisung  das  Wasser  des  au  Salzgiller  vori)ei- 
fließenden,  jetzt  zum  größten  Teil  kanalisierten  Warnebaches  diente,  sind  meist 
aufgefüllt;  am  üstwalle  ist  das  Grabenprofil  noch  zu  erkennen.  Der  Turm  der 
evangelischen  Kirche  vom  Ende  des  15  Jahrh.  zeugt  mit  seinen  heule  noch  vor- 
handenen Schießscharten  von  seiner  einstmaligen  Henulzuug  gleiciizeitig  als  Wehr- 
turm. Sonst  ist  von  Befestigungen  nichts  erhallen.  Audi  dii-  Tore  sind  verseliwun- 
den,  Reste  des  Vejjstedter  Tores  wurden  vor  einigen  Jahren  freigelegl  und  wieder 
zugedeckt  (Photographien  im  Besitz  des  Lehrers  Zobel,  Salzgiller). 


222  Salzgitter 

In  der  OrlsmiLlc  liegt  die  Saline  (Guisbezirk),  /A'ilweise  Salziiebenhalle 
genannt  (vgl.  die  Geschichte  S.  220  wie  auch  die  Beschreibung  der  großen  Glocke 
S.  226). 

Drei  Plätze:  Kirchplatz,  Marienplatz,  Marktplatz.  An  diesem  das  irühere 
Ralhaus,  jetzt  Ratskeller  (s.  S.  228),  und  die  alte  Pfannenschmiede,  ein  Fachwerk  bau 
vom  Ende  des  17.   Jahrh. 

Von  den  Straßen  verdient  der  ßohlweg  besonderer  Erwähnung  (Taf.  86a). 
Hier  wurden  bei  Slraßenbauarbeiten  mehrere  alte  Bohlwege  übereinander,  zuweilen 
mit  noch  zu  erkennenden  Dichtungen  aus  Flachs,  gefunden  sowie  viele  Hufeisen, 
Geschützkugeln,  Scherben  usw.  zutage  gefördert  (Sammlungen  des  Lehrers  Zobel, 
Salzgitter). 

II.  Vepstedter  Kirchenruine. 

GESCHICHTE:  Über  die  dem  heil.  Jakobus  geweihte  Kirche  in  Vepstedt  liegen 
Nachrichten  aus  älterer  Zeit  nicht  vor.  Nach  der  allgemeinen  Annahme  verließen  die 
Einwohner  Vepstedts  zum  größten  Teil  den  Ort  im  14.  Jahrhundert,  um  sich  in  der  nun 
entstehenden  Stadt  Salzgitter  anzusiedeln.  In  der  Fehde  des  Bischofs  Berthold  von 
Hildesheim  1481,  der  von  den  Herren  von  Schwicheldt  unterstützt  wurde,  gegen  die 
Stadt  Hiklesheim  und  die  mit  ihr  verbundenen  Städte  wurden  Turm  und  Dach  der 
Vepstedter  Kirche  von  Salzgitter  aus  zerschossen,  um  den  Feinden  keine  Möglichkeit  zu 
geben,  die  Kirche  als  Bollwerk  gegen  die  Stadt  zu  benutzen.  Möglich  ist  es  aber  auch, 
daß  die  Vepstedter  Kirche  erst  in  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  eine  Ruine  wurde.  Ende 
des  16.  Jahrhunderts  ist  dann  die  Kirchenruine  wieder  ausgebaut,  damit  die  Leichen- 
feiern in  der  Kirche  abgehalten  werden  konnten.  Das  schmale  Nordportal  wurde  zu- 
gemauert und  ein  neues,  breiteres  Portal  in  der  Südwand  der  Kirche  eingebrochen, 
auch  der  Friedhof  wurde  nach  dem  Windmühlenweg  durch  eine  neue  Mauer  abgegrenzt. 
Nach  dem  Verfall  der  Kirche  im  30jährigen  Kriege  erhielt  1659  die  Vepstedter  Kirche 
ein  neues  Dach,  der  Apsisbogen  wurde  vermauert,  um  dem  Verfall  Einhalt  zu  tun: 
1683  war  die  Erneuerung  der  Kirche  abgeschlossen.  Als  Totenkirche  diente  dieVepstedter 
Kirche  bis  1806,  dann  richtete  man  sie  in  der  Zeit  der  französischen  Besetzung  als 
Futtermagazin  ein.  Ihrer  alten  Bestimmung  ist  die  Kirche  nicht  wieder  zurückgegeben; 
in  den  60er  Jahren  des  19.  Jahrhunderts  stürzte  das  Turmdach  ein,  1924  mußte  das 
Kirchendach  abgenommen  werden,  weil  es  die  Apsiswand  einzudrücken  drohte. 

BESCHREIBUNG:  Auf  dem  alten  bis  Anfang  des  20.  Jahrh.  benutzten  Friedhof 
Salzgitters  am  Südostausgang  des  Ortes  liegt  die  Ruine  einer  gotischen  Kirche, 
die  früher  zu  dem  jetzt  in  Salzgitter  aufgegangenen  Orte  Vepstedt  gehörte  (Abb. 123). 
Von  dem  12,00  m  zu  8,50  m  großen  rechteckigen  Schiff  stehen  zur  Zeit  nur  noch  die 
in  Bruchstein  ausgeführten  Umfassungsmauern.  Auch  der  der  Westseite  vorgelagerte 
5,65  m  breite,  4,70  m  tiefe  Turm  ist  seines  quergestellten  Satteldaches  beraubt, 
doch  sind  die  beiden  Giebel  an  der  Nord-  und  Südseite  noch  vorhanden.  Unregel- 
mäßig angelegte  schmale  Fenster,  darunter  auf  der  Südseite  ein  spitzbogiges, 
aus  einem  einzigen  Stein  hergestellt.  Der  Turm  ist  nur  vom  Schiff  aus  durch  eine 
1,00  m  breite  Tür  im  0,80  m  starken  Mauerwerk  zugänglich. 

Der  Haupteingang  zum  Schiff  liegt  jetzt  an  der  Südseite.  Gewände:  Werk- 
stein; rechteckige  Umrahmung  etwa  Mitte  17.  Jahrh.  Eine  kleine  spitzbogige  Tür 
an  der  Nordseite  ist  vermauert. 


Salzgitter 


223 


Abb.  123.     Salzgitter,  Vepstedter  Kirchenruine, 
Grundriß  (1 :  250).    [v.B.] 


An  der  Südseite  (Taf.  83a)  zwei 
größere  rechteckig  umrahmte  Schlitz- 
fenster und  ein  kleineres;  an  der  Nord- 
seite nur  zwei  größere  Schlitzfenster, 
die  nach  dem  Innern  mit  gedrückten 
Bögen  geschlossen  sind.  In  der  Ost- 
wand eine  große  schwach  spitzbogige 
Nische  als  Rest  des  einstigen  Chor- 
anbaues mit  Bogenansätzen  in  1,75  m 
Höhe  (Höhe  bis  zum  Kämpfer  3,43  m). 
Die  Schiffshöhe  bis  zur  Giebelspitze 
an  der  Ostseite  beträgt  etwa  10,00  m. 

Das  ehemalige  Satteldach  erreichte  einst  die  Höhe  der  Turmtraufe,  ist  aber  ge- 
legentlich einer  späteren  Neuausführung 
um  etwa  2,00  m  tiefergelegt  worden. 

An  der  Ostwand  sind  noch  die  Kalk- 
spuren des  einstigen  Satteldaches  des 
Chores  vorhanden.  Im  Mauerwerk  finden 
sich  Teile  von  Grabsteinen  aus  den 
.Jahren   1602  und   1609  als  Füll  werk. 

Das  Innere  ist  noch  jetzt  mit  einer 
dicken  schadhaften  Lehmputzschicht  be- 
legt.   Unter  dem  Lehm  tritt  an  manchen 
Stellen    der    ursprüngliche    Muschelkalk- 
putz  hervor.    Oberhalb   und   seitlich   der 
Eingangstür  sowie  zwischen  zwei  Fenstern 
sind  Reste  alter  in  roter  Farbe  angemalter 
Weihekreuze     erkennbar     (Abb.    124). 
Der  Fußboden  des  Schiffes  war  mit  Back- 
steinen  belegt,    der  Altarraum   mit  rolen 
Sandsteinplatten.     An  den  Wänden  sind 
am  Putz  die  Spuren  von  einstigen  Emporen  der  Nord-  und  Westwand  zu  erkennen. 
Die  Emporen  bestanden  aus  Holz  und  hatten  ihre  Balkenlagen  etwa  2,iri  m  ober- 
halb des  Schiffsfußbodens. 

Im  Turm  werden  schmiedeeiserne  Gitter  von 
hochwertiger  Arbeit  aufbewahrt. 

Daß  die  Glocken  der  Vepstedter  Kirche  in 
den  Turm  der  evangelischen  Kirche  gekommen 
sind,  ließ  sich  nicht  feslstellen.  bleibt  aber  wahr- 
scheinlich. 

Tauf  stein,     vielleicht    aus    der    Vepstedter 

Kirche    stammend,     jetzt    als    Blumenschale    auf  ,,,   ^^. 

'      J  .\bb.  12o. 

der  Kriegergedenkställe  (Alib.  12.")).  sai/nittor.  Taiifi>eckcn(i:20). 


Al)b.  124.      Salzgitter,  Vepstedter  Kirchenruine, 
Weihekreuz  (1 :  10). 


224  Salzgitter 

III.  Evangelische  Kirche. 

OESCHIC^HTK:  Im  14. Jahrhundert  wurde  in  Salzgillcr  auf  dem  heutigen  Marienplatz 
eine  der  Jungfrau  Maria  geweihte  hölzerne  Kirche  erbaut.  In  der  Fehde  Bischof 
Hertholds  von  Hildesheim  mit  der  Sladl  Hildesheim  und  den  mit  ihr  verbündeten  Städten 
ist  im  Jahre  1481  die  Marienkirche  zerstört.  Konrad  von  Schwicheldt,  der  die  Stadt  Salz- 
gitter gegen  die  verbündeten  niedersächsischen  Städte  verteidigt  hatte,  ließ  1488  hart 
am  Sladtwalle,  nach  Kniestedt  zu,  eine  neue  Marienkirche  erbauen,  in  der  er  zwei 
Altäre  ,, Unserer  lieben  Frauen"  (vor  dem  Chor)  und  St.  Jakobs  (im  nördlichen  Schiff) 
stiftete.  Der  Jakobsallar  wurde  gestiftet,  da  in  dieser  Fehde  auch  die  Vepstedter  St. 
Jakobskirche  vor  Salzgitter  zerstört  war.  Die  neue  Kirche  erhielt  in  der  Südwand  go- 
tische Fenster,  dagegen  in  der  Nordwand,  nach  dem  Wall  zu,  statt  der  Fenster  Schieß- 
scharten, ebenso  erhielt  der  Turm  Schießscharten,  außerdem  war  diese  ,, Festungs- 
kirche" in  einer  Entfernung  von  etwa  10  Meiern  mit  einer  mächtigen  Mauer  umgeben, 
so  daß  sie  als  Bollwerk  die  nordöstliche  Biegung  des   Stadtwalles  beiierrschte. 

Zobel  erklärt  die  Wahl  des  neuen  Kirchplatzes  dicht  am  Wall  damit,  dal!  Lim 
1486  bereits  die  Neustadt  vor  dem  Kniestedter  Tor,  Petershagen,  später  Vorsalz 
genannt,  erbaut  wurde;  die  Kirche  mit  einem  benachbarten  Turme  der  Befestigung, 
dem  Abzuchtturm,  bildete  den  östlichen  Flankenschutz  der  ersten  Außenstraße,  des 
Dammes.  Im  Jahre  1488  tritt  Dietrich  vom  Berge,  der  um  dieselbe  Zeit  als  Archi- 
diakon  von  Goslar  bezeugt  ist,  als  Archidiakon  und  Lehnherr  der  Kirche  zu  Salz- 
gitter auf. 

Patrone  der  Marien- Jakobus-Kirche  waren  die  Herren  von  Schwicheldt  bis  zum 
Jahre  1818.  1523  kam  Salzgitter  an  Herzog  Heinrich  d.  J.  von  Braunschweig-Lüne- 
burg,  durch  den  Schmalkaldischen  Bund  wurde  1542  die  Reformation  eingeführt. 
1591  ließ  der  Superintendent  Salzmann  das  Gotteshaus  erneuern,  1707  ersetzte  man  das 
Dachgestühl  aus  gotischer  Zeit  durch  die  heute  noch  bestehende  niedrige  gewölbte 
Bretterdecke,  ein  Zimmermeister  aus  Osterwieck  erhielt  185  Rtlr.  für  diese  Arbeit, 
und  zu  gleicher  Zeit  wurden  einem  Bildhauer  aus  Hornburg  für  einen  Taufengel  35  Rtlr. 
bezahlt.  1830/31  fand  eine  abermalige  Erneuerung  der  Kirche  statt,  die  sehr  stark  mit 
dem  alten  Bestand  aufräumte.  Die  alte  reichgeschnitzte  Altarwand  wurde  entfernt 
und  im  Chorraum  eine  neue  Altarwand  mit  Kanzelaltar  aufgestellt,  an  den  beiden 
Längsseiten  der  Kirche  baute  man  Priechen  ein  und  entfernte  den  Taufengel  von  1707. 
Die  Kirche  erhielt  ein  niedriges  Ziegeldach,  die  kleinen  gotischen  Fenster  der  Südwand 
und  die  Schießscharten  der  Nordwand  wurden  vermauert  und  große  rundbogige  Fenster 
eingesetzt.  Außerdem  sind  damals  die  Außenwände  verputzt.  Auch  eine  neue  Orgel 
wurde  angeschafft.  1873  sind  die  1830  eingesetzten  Fenster  nochmals  vergrößert,  und 
im  Osten  wurde  eine  Sakristei  angebaut.  Der  Fußboden  der  Kirche  erhielt  einen  Stein- 
plattenbelag. 1883  wurde  der  1830  angebrachte  Putz  von  den  Außenwänden  der  Kirche 
wieder  entfernt.  Bei  Bauarbeiten  im  Jahre  1934  entdeckte  man  beim  Ausschachten 
des  Heizungskellers  neben  dem  Altar  unter  der  nördlichen  Prieche  unmittelbar  über 
dem  alten  Fußboden,  der  etwa  2  m  unter  dem  heutigen  liegt,  Überreste  eines  Kinder- 
grabes, das  vermutlich  nach  1542  angelegt  ist,  außerdem  fand  man  bei  der  ersten  Säule 
der  1831  gebauten  Nordprieche  unter  dem  alten  Fußboden  ein  1  m  breites,  1,10  m  hohes 
und  2  m  langes  backsteingemauertes  Grabgewölbe,  das  ganz  mit  Wasser  angefüllt 
war.   In  dem  Wasser  stand  ein   Sarg  mit  einer  männlichen  Leiche. 

BESCHREIBUNG:  Die  Marien- Jakobus-Kirche  (Taf.  83b)  ist  über  einem 
Rechteck  mit  dreiseitigem  Chorschluß  erbaut.  Zwei  vermauerte 
spitzbogige  Fenster  am  Chor;  dort  auch  an  einem  Eckquader 
ein  Steinmetzzeichen  (H.  7  cm,  B.  10  cm)  von  neben- 
stehender Form.  Die  Umfassungswände  alt,  aber  neue  rundbogige 
Fenster  mit  Werksteinumrahmungen,  lO.Jahrh.  Spuren  und  Kalk- 


Salzgitter 


225 


Abb.  126. 
Salzgitter,  evangelische  Kirche, 
Schießscharte  im  Turm  [v.  B.] 


leisten    der   Giebelschrägen    des  früher  höheren    und    steileren   Kirchendaches  an 
der   Ostseite   des  Turmes. 

Dieser,  von  rechteckigem  Grundriß  dem  Schiff  in  gleicher  Breite  im  Westen 
vorgelagert,  Ende  15.  Jahrh.  Baumaterial:  Bruch-  und  Werkstein.  Teilung  in 
drei  Geschosse  durch  zwei  gotische  Hohikehlgesimse.  Unregelmäßig  angeordnete 
schießschartenartige  Lichtschlitze  von  rechteckiger  spitzbogiger  und  rundbogiger 
Form.  Oberhalb  eines  Steingesimses  das  hölzerne  Hauptgesims.  Beschiefertes 
Walmdach,  an  jeder  Seite  ein  zweifensteriger  Dach- 
erker mit  Jalousieverschluß.  Als  Bekrönung  ein 
achtseitiger  Dachreiter  mit  acht  Öffnungen  unter 
geschweifter  Haube  mit  Knauf  und  Wetterfahne. 
Im  Mauerwerk  der  Südseite  (Untergeschoß)  das 
Zifferblatt  einer  Sonnenuhr.  Im  Westen  ver- 
mittelt eine  kleine  rundbogige  Tür  den  Zugang 
zum  Turm;  im  Innern  sind  in  den  breiten  Vor- 
kammern der  Schießscharten  noch  die  etwa  30  cm 
über  der  Brüstung  angeordneten  Querhölzer  vor- 
handen, die  bei  der  Verteidigung  zum  Auflegen 
der   Schießrohre  dienten  (Abb.  126). 

Inneres  der  Kirche:  An  dem  Messing- 
schlüsselschild der  Eingangstüren  die  Jahreszahl 
1831.  Hölzerne  Segmentdecke  und  Ausstattung 
von   1831.    Emporen  an  den  Längsseiten  und  an  der  westlichen    Querwand. 

.Altarwand  mit  der  über  dem  Tisch  vorgekragten  Kanzel  von  1831.    Altar- 
bild neu. 

Orgel,  auf  der  Westempore,  ebenfalls  aus  der  Zeit  der  Instandsetzung. 

Kronleuchter,  Messing,  H.  1,50  m,  B.  1,20.  Aufhänger  als  Engel  ausgebildet. 
Ende   18.   Jahrh.    Zw^ei  weitere  Kronleuchter  neu. 

Wandleuchter  als  Kanzelleuchter,  Bronze,  Länge  0,56  m,  S-förmig  mit 
doppeltem  Delphinkopf.  Volute  am  Ansatz  als  Schlangenkopf  auslaufend.  Wantl- 
teller   0  22  cm.    Inschrift:  ,,  IVR  GEN-TIMMEN".    17.   Jahrh. 

Zwei    Altarleuchter,    Bronze,     H.    26   cm,     Walzenschaft     inil     drei 
Ringen,    Dorn   aus  Eisen.     Um  1600.     An    beiden    die   gleiche   Signierung:    Ju    I 

Abendmahlsgerä.te:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  17  cm.  Fuß  und  Scliat'l 
rund,  Trichterkuppa.  Am  Zapfenknauf:  ,,DEVS",  eine  Roselle  und  ein  Kreuz. 
Am  Schaft:  Weinranken  zwischen  Perlschnüren.  Weihekreuz  am  Fuße.  Der  Kelch 
ist  unter  Verwendung  von  Teilen  eines  gegen  1400  gefertigten  zusammengesetzt. 

Kelch,  H.  24,5  cm,  Silber,  Vergoldung  in  Spuren.  Sechspaßfuß.  Knauf  rund, 
Kuppa  geschweift.  Am  Fuße  Kreuzigungsgruppe,  l'uler  dem  Fuße  :  . ,  .\  X  X  O  1  6  9  7. 
D.   18   SEBTEMBER".     Goldschmiedezeichen   U-. 

Patene,  Silber,  0  17  cm,  mit  den  Goldschmiedezeichen  wie  am  Kelch  von  1697. 

Oblatendose,  Silber,  0  10,5cm,  H.  5,5cm  (niil  Deckel).  Inschrift:  .,1.  CO- 
RINTH  •  11.  CAP.  DEN  DER  HERR  JESUS  usw.".  Unter  dem  Boden: 
, ,  J  •  C  •  B  /  AM    H  •  / 1  7 1  2".     Goldschmiedezeichen   17. 

29 


226 


Salzgitler 


Weinkannc,  Silber,  H.  30  cm.  Unter  dem  Fuße:  „ZUM  ANDKNKEN 
VON  AUGUST  MARTIN  1865."  Goldschmiedezeichcn  iirKleiillich,  vermut- 
lich 43. 

Weinkanne,  Neusilber,  H.  40  cm.      10.   .Jaluii. 

Taufkanne,   Silber,  vom  17.  Januar  1886. 

Drei  Läule- Glocken  im  Turm.  Die  älteste  Glocke:  0  0,46  m.  An  der  Haube 
vier  Riemchen.  Das  lange  Feld  glatt  ohne  Zierate.  Kronenbügel  leicht  geknickt 
(14.  Jahrb.).  Die  Glocke  soll  aus  der  Vepstedter  Kirche  stammen.  Die  mittlere 
Glocke:  0  0,99  m  (Taf.  84b).  Unterhalb  der  Haube  zwischen  zwei  glatten,  schmalen 
Schnüren  in  gotischen  4^4  cm  hohen  Kleinbuchstaben  die  Inschrift:  „+  sevit  • 
hostis  innocentes  -perimens  •  atrocit  sca  ■  barbara +ananisapta +  dei  •  miserere  ■  mei  • 
MCCCCLXXXI"  (bara  von  barbara  steht  unter  der  Zeile).  Fünf  Brakteaten- 
abdrücke.  Unter  dem  Schriftband,  als  Abschluß,  ein  doppeltes  gotisches 
Rundbogen  band  mit  Nasenwerk,  untere  Endigung  in  Lilien  auslaufend.  Bügel 
der    Krone    geknickt    mit    Seilornamenten.     Am    Mittelbogen    sechs    Gußzapfen. 


Abb.  127.    Inschrlftteil stück  der  eingeschmolzenen  Glocke  aus  Salzgitter. 


Die  größte  Glocke,  0  1,62  m.  An  den  sechs  26  cm  hohen,  7  cm  breiten 
Kronenbügeln  Löwenköpfe,  oberer  Zierfries,  9  cm  hoch  CRegencemuster). 
Darunter  d  reizeilige  Inschrift:  ,,ICH  RUFE  JEDERMANN  ZU  /SEI- 
NEM HEIL  ZU  HÖREN  DAS  EVANGELIUM,  SO  EURE  HIRTEN 
LEHREN  /  MEIN  ANGENEHMER  THON  BEKLAGET  DEN  DER 
TODT.  UND  HÜLFE  SUCHE  ICH  BEY  DER  ENSTANDENEN 
NOTH  (Kopf).  HAEC  CAMPANA,  SANDERO  ET  FEYERABEN- 
DIO  PASTORIB(US)  V.  L.  R.  GERKIO  AC  HENGSTMANNO 
CONSULIB(US)  /  BRANDESIO  AUTEM  CAMERARIO  HILDE- 
SIAE  AC  /  CHRIS.  AUG.  BECKERO  EST  REFUSA  MDCCLII."  Unter 
der  Schrift  ein  Zierband  Josua  und  Kaleb  wie  an  der  Glocke  in  Eimsen  (Kreis  Alfeld). 
Am  langen  Felde  ein  Kruzifix.  Oberhalb  des  mittleren  Zierbandes:  „DIESE 
GLOCKE:  IST  AUF  KOSTEN  DER  BURGERSCHAFFT  UMGE- 
GOSSEN WORDEN  1752."  An  der  Gegenseite  das  Wappen  Salzgitters  als 
geteilter  ovaler  Schild,  0  27  cm.  Oben  Kopf  im  Kreise,  unten  zwei  gekreuzte 
Laffrunen  (Salzhaken).  Umschrift:  „SIGILLUM  DES  RATS  SALZ- 
LIEBENHALLE." 

Bis  etwa  Mitte  des  19.  Jahrh.  befand  sich  eine  weitere  Glocke  im  Turme,  die 
als  einzige  unter  den  Glocken  der  Provinz  vertiefte    Inschrift  zeigte.    Im  Manu- 


Salzgitter  227 

Skript  von  Kratz  (Beverinsche  Bibliothek  in  Hildesheim)  sind  über  dies  seltene 
Stück  Angaben  gemacht  worden,  die  ein  anschauliches  Bild  ergeben:  0  20^4" 
=  49,8  cm,  H.  =  18 14"  =  44,9  cm.  Höhe  der  Krone  6 1/2"  =  15.8  cm,  Schlagring- 
dicke  273"  =  5,7  cm.  Oberer  Umfang  85,4  cm,  entsprechend  einem  Durchmesser 
von  27,2  cm.  Gewicht  3  Zentner.  Inschrift  zwischen  Schnurzügen  und  der 
Haube:  ..-^  OeT  DANT  HOTcS  DeVOTI  •  SANCTE  •  lOHANNES 
-:-  CZGICO  COLLEgIt  PLACeAT  TIBI  XPe  QVOD  GGIT  FSVA 
GOD"  (Coeteri  dant  homines  devoti  sancte  Johannes  /  Czgico  collegit  placeat 
tibi  Christe  quod  egit  feria  secunda  Godehardi).  Abb.  127  gibt  ein  Teilstück  der 
Inschrift  wieder. 

IV.  Katholische  Kirche.  Katholisches  Pfarrhaus. 

Quellen:    Kath.  Pfarrarchiv,  Salzgitter,  Akten. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  III.,  S.  249,  356  f.  —  Blume,  Heimat, 
S.  48  ff.  —  Henkel,  Handbuch,  S.  161.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  101  ff.  —  Zobel, 
Heimatbuch,   S.  1  ff. 

GESCHICHTE:  Nachdem  Salzgitter  im  Jahre  1643  von  Braunschweig- Wolfenbüttel 
wieder  an  das  Hochstift  Hildesheim  zurückgekommen  war,  wurden  die  Katholiken 
Salzgitters  der  Amtspfarrei  Liebenburg  eingepfarrt.  Im  Jahre  1855  wurde  eine  selb- 
ständige Seelsorgestelle  in  Salzgitter  eingerichtet  durch  Verlegung  der  Kaplanei  Lieben- 
burg nach  Salzgitter  und  das  jetzige  1709  erbaute  Pfarrhaus  erworben,  das  die  Kapelle 
und  Wohnung  des  Geistlichen  enthielt.  1888  begann  man  den  Bau  der  katholischen 
Kirche  nach  dem  Plane  von  Baurat  Herzig. 

BESCHREIBUNG:  In  die  neue  katholische  Kirche  wurden  aus  anderen  Kirchen 
einige  bemerkenswerte   Stücke  übernommen: 

Vier  Heiligenfiguren,  Holz,  H.  0,57  bis  0,60  m:  Bernward,  Johannes  Apost., 
Laurentius  (?)  und  Crispinus  (mit  dem  Stiefel).  Taf.  84a.  Die  damaszierte  Ver- 
goldung der  Gewänder  ist  alt,  die  farbigen  Untergewänder  und  Gewandfutter  später 
nachgemalt.  Die  Figuren,  jetzt  auf  dem  südlichen  Seitenaltar  aufgestellt,  onl- 
stammen  anscheinend  einem  Flügelaltar  aus  dem  Anfang  des  16.   Jahrh. 

Vesperbild,  Holz,  H.  0,91  m.  Bemalt  auf  Kreidegrund.  Kopf  der  Maria 
vielleicht  später  ergänzt.    Anfang  16.   Jahrh. 

Zwei  Kruzifixe  in  der  Sakristei  ohne  besonderen  Kunstwert.  Entstehungszeit 
unsicher  18. /19.   Jahrb. 

Vier  Altarleuchter,  Messing,  H.  .3.3,5  cm.  Dorn  .')  cm  die  Schale  überragend. 
Dockenform  um  1800. 

Meßkelch,  Silber,  vergoldet,  H.  23  cm.  Sechspaßfuß  mit  den  Symbolen  des 
Leidens  Christi.  Laut  Inschrift  am  29.  September  1861  von  Theodora  Krone  und 
Georgius  Kniep  geschenkt. 

Monstranz,  Silber  (?),  zum  Teil  vergoldel.  mit  Glasflüssen.  11.  (i2  cm. 
Mit  Strahlenkranz. 

Das  nahe  dem  Marktplatz  gegenüber  der  Südseite  der  evangelischen  Kirche 
liegende  katholische  Pfarrhaus  ist  als  bürgerliches  Wohnhaus  erbaut  worden. 
Vor  Errichtung  der  katholischen   Kirche    wurde   in   einem   kapellenartigen   Raum 


228 


Salzgitter 


des  Erdgeschosses  Gottesdienst  abgehalten.  Das  in  Bruchstein  hergestellte  zwei- 
geschossige Gebäude  hat  rechteckige,  schwachprolilierte  Werksteinfenster- 
umrahmungen. Ähnlich  die  Einfassung  des  Eingangsportals,  über  dessen  Sturz 
die  Inschrift:  QUA!  FACIS  IN  NOMINE  JESU  REGTE  FACIS  / 
ANNO  1709."  Oberhalb  der  Tür  ein  ovales  Fenster  in  Lorbeerkranzumrahmung, 
daneben  zwei  Füllhörner  mit  Früchten.  Als  Bekrönung  ein  bärtiger  Manneskopf 
unter  einem  profilierten  Gesimsstück  (Taf.  83  c).  Zweiflügelige  Eichenholztür  mit 
kräftiger  Rautenaufteilung,  ein  mehrfach  im  Kreise  auftretendes  Motiv. 

Im  Pfarrhause  eine  0,48  m  hohe  in  P^ichenholz  geschnitzte  Madonna.  Kopf 
des  Christuskindes  ergänzt.  War  durch  Beseitigung  der  alten  Fassung  entstellt, 
hat  1930  durch  Neubemalung  den  alten  Charakter  völlig  verloren.  Um  1300  (?). 
soweit  jetzt  überhaupt  noch  festzustellen. 


V.  Bürgerbauten. 

Der  am  Marktplatz  liegende  Ratskeller,  jetzt  vollkommen  umgebaut  und 
modernisiert,  enthält  noch  Mauerwerk  aus  dem  Mittelalter.  Der  Hinterflügel, 
ein    stattlicher   Fachwerkbau    von    elf   Gefachen    und    drei    Geschossen,    vielleicht 

identisch  mit  dem  Schwicheldtschen  Stadt- 
schloß oder  einem  Teil  desselben,  ist  1911 
abgebrochen,  das  Holzwerk  vernichtet.  Die 
Untergeschosse  waren  in  gleicher  Flucht 
hochgeführt,  das  dritte  kragte  auf  zum 
Teil  verzierten  Wulstkonsolen  vor.  Füll- 
hölzer und  Setzschwellen  hatten  Schiffs- 
kehlen, die  an  den  Setzschwellen  mit 
gedrehtem  Band  geschmückt  waren.  Der 
Dachvorsprung  ruhte  auf  geschnitzten 
Konsolen    mit    reich    ausgebildeten   Füll- 


Abb.  128  und  129.  Salzgitter, 
abgebroclicner  Hinterflügel  des 
Ratskellers,  Ausbildung  des 
Fachwerks  und  Einzelheit  (Fach- 
werksfüllung).      [Beide    v.    B.] 


hölzern.  Brüstungen  und  Gefache  waren  ausgemauert.  Auf  der  Südseite  im 
dritten  Geschoß  waren  zehn  Brüstungen  mit  eichenen  Füllungsbohlen  ausgesetzt, 
von  denen  zwei  geschnitzt  waren.  Löwen  mit  einer  Hausmarke  dazwischen 
(Abb.  128);  auf  der  zweiten  Beil,  Schaber  und  Löwenkopf  (Abb.  129).  Das  Ziegel- 
dach war  durch  Dachgauben  belebt. 


Salzgitter 


229 


Da  der  jetzige  Ort  in  der  Hauptsache  im  Anfange  des  18.  Jahrh.  nacli  einer 
Brandkatastrophe  wiederaufgebaut  ist,  entstammen  die  älteren  Bauten  vornehmlich 
dieser  Zeit.  Die  Häuser  wurden  durchweg  in  Fachwerk  hergestellt,  doch  finden 
sich  auch  vereinzelte  Massivbauten.  In  neuester  Zeit  hüllte  man  die  Straßen- 
seiten der  meistens  als  Traufenhäuser  ausgeführten  Wohnbauten  mit  einer  Putz- 
schicht ein.  Hierdurch  wurden  leider  die  In- 
schriften und  Sprüche  an  den  Setzschwellen 
verdeckt.  Die  alten,  zum  Teil  recht  gut  aus- 
geführten Haustüren  sind  verschiedentlich  er- 
halten. Die  Aufteilung  der  Türen  mit  Rauten- 
mustern war  Anfang  des  18.  Jahrh.  beliebt; 
am  Hause  Nr.  108  eine  Rokokotür  (Abb.  130), 
eine  ähnliche  am  Haus  Nr.  138  vom  Jahre  1779. 

Ehemaliges  Verwaltungshaus,  auch 
Tillyhaus  genannt,  im  Salinengebiet  liegend. 
Zweigeschossiger  Fachwerkbau  mit  vorge- 
kragtem  Obergeschoß.  Ende  des  16.  Jahrh. 
Elf  Gefache  lang.  Fußstreben  unter  den 
Fenstern  mit  maßwerkartigem  Nasenwerk.  In 
der  Mitte  die  Eingangstür  zum  geräumigen 
Flur.  Im  Obergeschoß  ein  Saal  mit  noch  vor- 
handener Kaminummauerung.  Satteldach  ab- 
gewalmt. 

Hinter  dem  neuen  Badehause  liegen  au 
der  Warnestraße  einige  Fachwerkbauten 
vom  Anfang  des  18.  Jahrh.  Beachtenswert 
das  dreigeschossige  Haus  Nr.  75  (Taf.  85b) 
und  daneben  Nr.  76  (Taf.  85c),  zweigeschossig, 
hier  mit  Inschrift:  ,,Ist  Gott  vor  mich,  so  trete 
gleich  alles  wieder  mich.    So   offte  ich  Ruffe 

und  Bete  weicht  alles  hinter  mich,  habe  ich  das  Haubt  zum  Freunde  und  bin 
belibt.  Bei  Gott  waß  kan  mir  thun  der  Feinde  und  wieder  Sacher  Rott."  ,,Wer 
Gott  vertrauet  u.  w."  —  Anfang  des  18.  Jahrh. 

Zweigeschossiges  Fachwerkhaus,  Haus  Nr.  78  (Taf.  85d),  ähnlich  dem  vorigen. 
In  der  Setzschwelle:  B  B.  119  v.  97.  ,,Und  wen  der  liebe  Goll  nicht  wehre  mein 
trost  geweßen  ßo  war  ich  gangen  in  mein  Elende.  Hebr.  13  v.  5.  l^hr  hat  geßagel. 
Ich  wil  Dich  nicht  verlassen  noch  verßäumen.    Anno  1731." 

Gildelade:  Die  Lade  der  Leinewebergilde  Salzgiller,  jelzl  im  GildesaaU^  des 
Knochenhaueramtshauses   in    Hildesheim,   ist  auf  Taf.  91  a   abgebildet. 


Abb.  130. 
Salzgitter,  Haus  Nr.  108,  Eingangstür  (1 :  25). 


Schalksburg. 

Vgl.  Einleitung   S.  6  und   Klein-Flölhe   S.  135. 

30 


230 

Scharenburg. 

Vgl.  Kinleiluiig  S.  0. 


Schiaden. 

1.  Evangelische  Kirche 

Quellen:  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hanii.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III., 
X.,  1,  4i.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  ^  Pfarrarchiv   Schiaden,  Akten. 

Literatur:  Blume,  Heimat,  S.  261  ff.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  181.  —  Mil- 
hoff,  Kunstdenkmale,  S.  226.  —  Mithoff,  Kirchen  imd  Kap.,  S.  5.  —  Zobel,  Heimat- 
buch,  S.  161  ff. 

GESCHICHTE:  Schon  im  Jahre  lllO,  als  Bischof  Udo  von  Hildesheim  den  Edlen 
Eiko  von  Dorstadt  mit  der  Burg  Schiaden  belehnt,  wird  eine  Kirche  erwähnt.  Die  Kirche 
gehörte  dem  Domkapitel  in  Hildesheim,  das  in  Schiaden  begütert  war.  Über  das  dem  Stift 
Georgenberg  bei  Goslar  zustehende  Gut  Thietwardingerode  (bei  Ohlhof)  hatte  die  Kirche 
in  Schiaden  das  Zehntrecht;  im  Jahre  1172  wurde  der  Zehnte  in  Thietwardingerode 
gegen  eine  jährliche  Rente  durch  einen  Vergleich  des  Stiftes  St.  Georgenberg  mit  dem 
Magister  Gocelin  als  Inhaber  des  Kirchlehens  zu  Schiaden  abgelöst.  In  einer  Walken- 
rieder  Urkunde  des  Jahres  1382  TWalkenr.  U. B.  978)  wird  das  Gotteshaus  in  Schiaden 
als  ,, Kapelle  des  hl.  Gangulf"  bezeichnet.  Kaufmann  nimmt  an,  daß  die  Gebeine  des 
Heiligen  ursprünglich  in  der  Pfalzkapelle  von  Werla  ruhten  und  im  11.  Jahrhundert 
nach  Schiaden  überführt  wurden,  und  zwar  zunächst  in  die  Dorfkirche,  dann  in  die 
Kapelle  der  Burg.  Nachdem  Schiaden  in  der  Stiftsfehde  an  Braunschweig-Wolfen- 
büttel  gekommen  war,  konnte  1542  die  Reformation  eingeführt  werden.  Das  Patronat 
in  Schiaden  besaßen  1803  die  Herren  von  König,  der  Zehnte  des  Dorfes  stand  dem 
Amte  zu. 

Über  die  ältere  Kirche  sind  keine  weiteren  Nachrichten  vorhanden.  Im  Jahre 
1710  wurde  die  jetzige  Kirche  erbaut.  Dem  Brande  von  1699  fielen  auch  die  älteren 
Kirchenbücher  zum  Opfer.  1819  berichtete  der  Hausvogt  Pflugmacher  in  Schiaden, 
der  alte  Turm,  neben  der  Kirche  stehend,  sei  von  unten  auf  in  Holz  aufgeführt,  er 
schaukele  bei  jedem  Glockenzug  wie  eine  kleine  Wiege;  deshalb  habe  er  verfügt,  sofort 
das  Läuten  einzustellen.  1820  wurde  der  Turm  abgerissen.  Der  Neubau  des  Turmes 
ist  1823  nach  dem  Plan  des  Baumeisters  Steckhan  in  Schiaden  durchgeführt;  die  Ge- 
samtkosten betrugen  ohne  Berechnung  der  Pflichtleistungen  der  Gemeinde  1265  Rtlr.; 
die  schadhafte   Glocke  wurde  umgegossen. 

BESCHREIBUNG:  Die  evangelische  Kirche  von  rechteckigem  GrundriiB 
mit  fünfseitig  geschlossenem  Chor  in  Fachwerk  auf  Bruchsteinsockel  ist  innen 
26,00  m  lang  und  6,40  m  breit  (Abb.  131  und  132).  Schiff  unter  Satteldach. 
Drei  steinerne  Inschriftplatten  aus  dem  Jahre  1710  an  den  Kirchenwänden 
geben  das  Baujahr  an.  Die  Platten  an  der  Südseite  tragen  in  Zierrahmen  die 
deutsche  Barockschrift:  „GOTT  ALLEINE  /  DIE  EHRE  /  JOBST 
GROME  /  KIRCHVATER  /  ANNO  1710"  und  „DEO  TRINUNO 
SAC  RUN.  /ANNO  MDCCX  /  MELCHIOR  BVSSALADEY/  PASTOR./ 
ANDREAS  CASPAR  /  KÜSTER  .EDIFICIIS."  An  der  Nordseite  eine 
ähnliche  von  1710  mit  dem  Namen:  „KIRCH VATER  HENNI  KAM." 
Hier  eine   Sakristei  und  ein  Treppenhausanbau. 


Schiaden 


231 


Westturm,  über  4,00x4,10  m  Grundfläche,  ist  im  Erdgeschoß  aus  Bruch- 
steinen, in  den  oberen  zwei  Geschossen  aus  beschiefertem  Fachwerk  hergestellt, 
Wanddicke  an  drei  Seiten  1,40  m,  am  Schiff  2,00  m.  Der  achtseitige  Helm  mit 
Wetterfahne  von  1823  ist  im  Jahre  1930/31  mit  Kupfer  gedeckt,  war  vorher  be- 
schiefert. An  der  Ostseite  zwei  freihängende  Schlagglocken  unter  einem  Schutz- 
dach. Im  obersten  Geschoß  an  jeder  Seite  zwei  mit  Läden  verschlossene  Schall- 
öffnungen. 


Abb.  131    u.  132.      Schiaden,    evangelische 
Kirche,   Grundriß  und  Querschnitt  (1:250). 


Das  Innere  der  Kirche  mit  flachbogiger  Bretlerdecke  durch  den  Archiloklen 
Wendebourg  aus  Hannover  Anfang  des  20.  Jahrh.  erneuert.  Auch  Altar,  Kanzel, 
Bänke  u.  a.  sind  neu.  Chorteil  um  eine  Stufe  erhöht.  Die  neue  Westempore  seil- 
lich etwas  vorgezogen. 

Altarschmuck:  Zwei  Altarleuchter,  Gußeisen,  11.  70  cm.  mit  vier- 
eckigem Fuß.  Vergoldete  Verzierungen  im  Empirestil.  Kruzifix,  Gußeisen.  1841. 
Auf  dem  Altar. 

Kronleuchter,  Bronze,  0  0,74  m,  mit  zwei  Reihen  von  je  sechs  volulen- 
förmigen  Armen,  die  breite  Lichtteller  tragen.  Miltelschaft  gedreht  und  reich 
profiliert,  ohne  Kugel.  Der  aus  zwei  Delphinen  gebildete  untere  Ring  wird  von 
einem  Doppelkopf  gehalten.   Der  obere,  im  Verhältnis  zur  Leuchterhöhe  recht  große, 


232  Schiaden 

plastische  Doppeladler  trägt  seine  mit  Kronen  besetzten  Köfjl'i'  auf  langen  Hälsen 
(Taf.  88b).    Enlslehungszeit  Anfang  17.  Jahrh. 

AbendmahlsgeräLe  :  Kelch,  Silber,  vergoldet  (Taf.  8(Sd).  II.  10  cm.  Kuppa 
gotisch,  0  914  cm.  Am  runden  Fuß  (0  11  14  cm)  ein  kleines  Kruzifix  mit  ver- 
breiterten Balkenenden.  Breiles  Lendenluch  mit  Knoten  rechts,  Heiligenschein. 
Auf  dem  (rechts  beschädigten)  Schriftband  nur  noch  die  gotischen  Kleinbuchslaben: 
,,i  n  r."  Am  linsenförmigen  Zapfenknauf  maßwerkartige  Verzierungen  und  die 
gotischen  Kleinbuchstaben:  ,,i  h  e  s  u  s".  Unterhalb  am  runden  Schaft  das  Wort: 
,,maria",  oberhalb:  ,,help  uns",  gleichfalls  in  gotischen  Minuskeln.  Ende  14.  .Jahrh. 

Patene,  Kupfer,  vergoldet,    0  13^4  t^"^»  aus  etwas  späterer  Zeit. 

Kruzifix,  Holz,  mit  edlem  Gesichtsausdruck,  Uornenkrone  nur  aus  glatten 
Ringen  beslehend,  die  durch  vier  Querbänder  zusammengehalten  sind.  Das  lange 
Lendentuch  hängt  auf  beiden  Seiten  bis  an  die  Knie  herab.  Arme  horizontal. 
Korpus  H.  0,50  m.  .  14.   Jahrh.    In  der  Turmhalle. 

Zwei  Läuteglocken,  laut  Inschrift  1824  bei  der  Wittwe  Damm  in  Hildesheim 
gegossen.  Beide  tragen  unterhalb  der  Haube  Zierfriese.  Die  größere  0  1,14  m, 
die  kleinere   0  0,95  m. 

Grabstein,  H.  1,90  m,  B.  1,05  m,  des  ersten  evangelischen  Pastors  ,,BERN- 
HARDVS  ISBRVCK"  (t  1591),  mit  dessen  Relieffigur  vor  einer  rundbogigen 
Flachnische  (Taf.  88  c).  In  den  Zwickeln  zwei  Wappen,  ferner  rechts  ein  Kruzifix, 
links  Joh.  der  Täufer  und  die  vier  Evangelistenzeichen  auf  Rundmedaillons.  An 
der  Nordwand  der  Kirche. 

Grabstein  der  Frau  „ELISABETH  V.  PRASUHN"  vom  Jahre  1845 
(oder  1843).  H.  2,05  m,  B.  0,98  m,  in  der  Turmvorhalle.  Darstellung:  Doppel- 
wappen H(N)C   •  VC    :    EP,  ferner  Kreuz  und.  Totenkopf  auf  Knochen. 

Auf  dem.  Friedhof  neben  der  Kirche  ein  Grabstein  aus  dem  Jahre  1827. 
Obelisk  mit  Kugel  auf  Vierkantsockel.    H.  2,45  m. 

II.  Katholische  Kirche. 

Quellen:   Kath.  Pfarrarchiv  in   Schiaden,   Akten. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  III.,  S.  299,  402.  —  Blume,  Heimat, 
S.  261  ff.  —  Henkel,  Handbuch,  S.  162,  163.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  226.  — 
Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  38,  50,  53,  56,  62,  65,  66.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  161  ff. 

GESCHICHTE:  Nachdem  das  Amt  Schiaden  1643  an  das  Hochstift  Hildesheim  zurück- 
gekommen war,  wurde  1667  durch  Bischof  Maximilian  Heinrich  auf  dem  Amtshofe  neben 
dem  früheren  Ökonomiegebäude  eine  katholische  Amtspfarrei  eingerichtet.  Als  nach  der 
Säkularisation  der  Amtshof  in  eine  Domäne  umgewandelt  war,  gab  die  Lage  der  Kirche 
zu  manchen  Unzuträglichkeiten  Anlaß;  auch  ließ  die  bauliche  Beschaffenheit  der  Kirche 
viel  zu  wünschen  übrig.  Im  Jahre  1864  erbaute  die  Regierung  als  Rechtsnachfolgerin 
des  fürstbischöflichen  Amtes  auf  dem  sogenannten  Weinberge  neben  dem  schon  1858 
hier  aufgeführten  Pfarr-  und  Schulhause  eine  neue  Kirche  in  romanischen  Formen, 
deren  Bau  wegen  des  Krieges  1866  erst  im  Jahre  1867  beendet  wurde.  Die  Orgel  lieferte 
H.  Furtwängler  in  Elze  für  1000  Tlr.,  die  beiden  Glocken  (9  und  5  Zentner  schwer) 
goß  Glockengießer  Bartels  in  Hildesheim.  Im  September  1869  wurde  das  Standbild 
des  Johann  von  Nepomuk  vom  Kirchhof  nach  dem  Weinberg  vor  der  Kirche  gebracht. 
1905  traf  ein  Blitz  die  Kirche  und  zündete.  Das  Gotteshaus  brannte  aus,  wurde  dann 
in  den  alten  Formen   wiederhergestellt.   Kunstdenkmäler  sind  dort  nicht  vorhanden. 


Schiaden  233 

III.  Domäne,  ehemalige  Burg  und  Amtshof. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  214:  Landbeschreibung  des  Amtes  Schiaden,  1769; 
Nr.  191:  Episcopatus  Hild.  in  tabulis  1758,  III.,  Schiaden;  Kartenbände,  Nr.  196, 
196a.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  IV.,  App.,  Amt 
Schiaden.  —  Calenberg-Br.  Arch.  des.  10,  3i.  —  Hann.,  Hild.  des.  1,  39,  6,  Nr.  17, 
Erbregister  von  1621.  —  Hann.,  Hild.  des.  1,  39,  6,  Nr.  15,  16,  18,  Erbregister  von 
1582.—  Hann.,  des.  74,  Wöltingerode,  IX.,  Cameralia,  II.,  Fach  5,  Nr.  la,  Erbregister 
von  1621.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Kart.-Register  C.  IX.,  Nr.  7,  Grundriß  der  Domäne 
Schiaden  von  1795.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Urk.,  Urkunden  des  Domstiftes  Hildesheim. 

—  Arch.  Wolf.,  Er.  St. -Arch.,  VII.,  Grenzregister  Amt  Schiaden.  —  Arch.  Hild., 
Sammelband  182  und  187,  —  von  Schwicheldtsches  Archiv  im  Schloß  Söder,  Urk.  ~ 
Chronicon  Hildesh.,  S.  866.  — •  Bauinventar  des  Staatl.  Hochbauamtes  Goslar.  — 
2.  U.B.  Hild.,  I.— VI.  —  U.B.  Goslar,  I.— V.  —  Sudendorf,  III.,  IX.  —  U.B.  von 
Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  71,  94.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L, 
S.  126,  128,  135,  333,  341,  352,  371,  392,  414,  426,  436;  IL,  S.  8,  27,  35,  183;  III., 
S.  29,  31,  43  ff.,  159,  195,  203,  290.  —  Bertram,  Bischöfe,  S.  110,  115,  137,  161,  169  ff. 

—  Blume,  Heimat,  S.  261  ff.,  S.  270.  —  Bode,  Uradel,  S.  39,  40,  45.  —  Bornstedt, 
Siedlungen,  S.  18.  —  Dürre,  Reg.  von  Schiaden.  —  Görges-Spehr,  Denkwürdigkeiten. 

—  Havemann,  Gesch.  Braunschw.,  L,  S.  384;  IL,  S.  11,  50,  670.  —  Henkel,  Hand- 
buch, S.  12,  162.  —  Henkel,  Kurze  Gesch.,  S.  162.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs 
d.  L.,  S.  55.  —  Kaufmann,  Kaiserpfalz  Werla,  S.  12,  17  fL,  23.  —  Kaufmann,  Die 
Kirche  zu  Schiaden  und  Werla.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  181.  —  Klewitz,  Territ. 
Entwicklung,  S.  25,  39,  70  ff.  —  Lüders,  Bocla.  —  Lüders,  Übergang  Harlingeburg.  — • 
Lüders,  Harlingsberg.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  15,  174,  322.  —  Lüntzel,  Gesch. 
Diözese,  L,  S.  273;  IL,  S.  276,  316,  366.  —  Machens,  Archidiakonate,  S.  63,  118.  — 
Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  225,  226.  —  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  12,  33,  90.  — 
Werneburg,   Gau  und   Grafschaft,   S.  60.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  161  ff. 

GESCHICHTE:  Zur  Königspfalz  Werla  gehörte  ein  Wirtschaftshof,  die  curtis  Werla. 
Im  .Jahre  1086  schenkte  Kaiser  Heinrich  IV.  das  Königsgut  Werla  dem  Bischof  Udo 
von  Hildesheim.  Ausgenommen  von  dieser  Schenkung  blieben  seine  Vasallen  sowie 
der  Harzwald  mit  dem  Forstrechte  und  Goslar  mit  den  Gütern  der  Stiftsherren  des 
Domstifts.  Im  Jahre  1110  belehnte  Bischof  Udo  den  Edlen  Eiko  von  Dorstadt  mit 
dem  bischöflichen  Hof  in  ,,Scladheim",  mit  der  dort  errichteten  Burg  und  allem  Zu- 
behör außer  der  Kirche.  Diese  hier  zuerst  auftauchende  Burg  Schiaden  ist  nichts  an- 
deres als  der  von  Bischof  Udo  ausgebaute  und  befestigte  Wirtschaftshof  Werla.  Das 
,,castrum  Scladheim"  sollte  die  Hildesheimer  Diözese  an  ihrer  Ostgrenze  sichern.  Höfer 
weist  darauf  hin,  daß  die  Belehnung  Eikos  mit  der  curtis  Werla  unter  dem  neuen  Namen 
Scladheim  offenbar  in  Zusammenhang  steht  mit  der  Forderung  Kaiser  Heinrichs  V., 
die  dieser  am  5.  Februar  1111  an  den  Papst  stellt,  daß  die  Bischöfe  alle  regaiia  dem 
regnum,  vor  allem  die  curtes,  welche  dem  Reiche  von  alters  her  gehört  hätten,  frei- 
geben sollten.  Die  Forderung  des  Kaisers,  die  bekannt  war,  wird  der  Hauptgrund  ge- 
wesen sein,  daß  Udo  seinen  neu  erworbenen  Besitz,  und  zwar  unter  Namensänderung, 
weitergab,  um  etwaigen  Reklamationen  vorzubeugen.  Wenn  es  in  der  Urkunde  Bischof 
Udos  von  1110  heißt  ,, Unser  einstiger  Hof  in  Schladon  mit  der  dort  errichteten  Burg", 
so  schließt  Kaufmann  daraus,  da'^  nach  der  Besitznahme  der  curtis  Scldaden  durch 
Bischof  Udo  die  bisherigen  Wirtschaftsgebäude  zu  Marställen,  Zeughäusern  und  Woh- 
nungen für  die  Burgbesatzung  umgewandelt  wurden,  und  ein  neuer  Wirtschaftshof, 
der  Seilhof,  der  jetzigen  Domäne  gegenüberliegend,  errichtet  wurde. 

Die  mit  der  Burg  Schiaden  belehnten  Edelherren  von  Dorstadt  nannten  sich  von 
1175  ab  Grafen  von  Schiaden.  Nach  Bode  waren  sie  lediglicli  ScliloOgrafen,  ohne  eine 
landrechtliche   Grafschaft  in  Besitz  gehabt  zu  haben:   liiusicliilich   ihres   Schloßlehens 


234  Schiaden 

nebst  Zubehör  besaßen  sie  InnnunitüL  von  der  Grafschaft.  In  der  Umgebung  Schiadens 
lag  keine  Grafschaft,  das  Gebiet  gehörte  zum  alten  Leragau  (ein  Untergau  des  großen 
Gaues  Astfala),  dessen  Grafschaft  bis  zum  13.  Jahrhundert  in  der  Hand  der  Grafen 
von  Wöltingerode-Wohldenberg  lag;  ihre  Malstätte  war  zunächst  in  Stochcim,  nördlich 
dicht  bei  der  Harliburg,  diese  Stätte  ist  aber  bereits  1227  nach  dem  Wöltingeröder 
Copialbuch  wüst.  Für  denselben  Grafschaftsbezirk  des  Lerigaues  wird  1251  Bocla. 
das  ist  Buchladen  bei  Schiaden,  zuerst  als  Goding  urkundlich  erwähnt.  Nach  Lüders' 
Untersuchungen  sind  bald  nach  1231  die  Grafschaftsrechte  im  alten  Leragau  an  die 
Hildesheimer  Kirche  gekommen,  die  sie  dann  an  die  Grafen  von  Schiaden  verlehnte, 
wie  man  aus  der  Urkunde  von  1254  schließen  kann.  Dann  ist  es  dem  Herzog  Albrecht, 
der  mit  dem  Bischof  in  Fehde  lag,  gelungen,  die  Rechte  zu  erwerben,  und  zwar  im 
Jahre  1256.  Erst  die  Zerstörung  der  Harlingsburg  im  .Jahre  1291  gab  dem  Bischof 
die  Macht  über  das  Goding  zu  Bocla  zurück,  doch  wahrscheinlich  nicht  sofort  in  vollem 
Maße,  da  1295  noch  Aschwin  von  Saldcr  als  des  Herzogs  „advocatus  in  Bocla"  erwähnt 
wird.  Nach  der  Erbauung  der  Liebenburg  können  die  Hildesheimer  Bischöfe  dann 
im  14.  Jahrhundert  den  größten  Teil  des  alten  Leragaues  mit  dem  Salzgau  zu  dem  neuen 
Amts-  und   Vogteibezir.k  der  Liebenburg  vereinigen. 

Die  Grafen  von  Schiaden,  früheren  Edelherren  von  Dorstadt,  müssen  bereits 
vor  ihrer  Belehnung  mit  Schiaden  Reichsgut  in  größerem  Maße  besessen  haben;  dieses 
Reichslehen  ist  im  Laufe  der  Zeit  erblich  geworden.  Vermutlich  strebten  sie  auch  sehr 
danach,  den  Lehnscharakter  der  Burg  Schiaden  verschwinden  zu  lassen.  Deshalb 
standen  sie  im  Kampfe  Bischof  Siegfrieds  H.  (1279—1322)  mit  Herzog  Heinrich  dem 
Wunderlichen  auf  selten  des  Braunschweiger  Herzogs;  ihre  Burg  mußte  vom  Bischof 
belagert  werden.  Nach  Eroberung  der  Herlingsburg  führte  Graf  Meinhard  von  Schiaden 
im  Bunde  mit  den  Edelherren  von  Werder  und  Herzog  Heinrich  dem  Wunderlichen 
den  Kampf  gegen  den  Hildesheimer  Bischof  weiter;  im  Gerichtsbezirke  von  Bocla 
erbaute  er  mit  dem  Herzog  die  Mosburg,  wahrscheinlich  auf  der  heutigen  Meseburg 
bei  Weddingen.  Doch  Bischof  Siegfried  eroberte  und  zerstörte  diese  Burg.  Endlich  machte 
ein  Vergleich  der  Parteien  dieser  Fehde  ein  Ende. 

Graf  Albrecht  von  Schiaden,  der  letzte  seines  Stammes,  verkaufte  im  Jahre  1353 
dem  Bischof  Heinrich  und  dem  Domkapitel  das  ,,Haus  zu  Schiaden  mit  allem  Recht, 
Nutz  und  Zubehör  und  alle  dem,  das  die  Grafen  hatten  in  dem  Gericht  „to  deme  Bocla". 
Ausgenommen  blieben  einige  Besitzungen,  die  von  den  Grafen  anderweitig  verlehnt 
waren;  die  Kaufsumme  betrug  1900  Mark  löth.  Silbers  (Hild.  U.B.,  V.,  Nr.  511).  Am 
30.  Januar  1362  bestätigte  Kaiser  Karl  IV.  dem  Bischof  Heinrich  den  Ankauf  und  die 
Einverleibung  des  Schlosses  Schiaden  in  das   Stift  Hildesheim. 

In  der  folgenden  Zeit  wurde  die  bischöfliche  Burg  Schiaden  häufig  von  den  Bischöfen 
verpfändet.  Als  Pfandinhaber  der  Burg  finden  wir  die  Herren  von  Salder,  von  Wanz- 
leben, von  der  Asseburg,  von  Spiegelberg,  von  Schwicheldt,  von  Bortfeld,  von  Veit- 
heim, von  Wunstorf  und  von  Schenk.  In  der  Fehde  des  Bischofs  Barthold  von  Hildes- 
heim mit  der  Stadt  Hildesheim  und  den  ihr  verbündeten  Städten  verwüsteten  im 
November  1485   Goslarer  und  Braunschweiger  Truppen  das  Amt  Schiaden. 

In  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  fiel  das  feste  Schloß  zu  Schiaden  1521  ohne  Wider- 
stand in  die  Hand  Herzog  Heinrichs  des  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel: 
Amt  und  Schloß  blieben  auch  nach  dem  Quedlinburger  Frieden  1523  bei  Braunschweig- 
Wolfenbüttel.  Als  1542  der  Herzog  aus  seinem  Lande  vertrieben  war,  nahmen  Truppen 
des  Schmalkaldischen  Bundes  Schiaden  in  Besitz.  Im  Jahre  1552  besetzte  Graf  Volrad 
von  Mansfeld  auf  seinem  Zuge  gegen  Herzog  Heinrich  d.  J.  die  Burg;  im  Kampfe  mit 
Besatzungstruppen  aus  Wolfenbüttel  steckten  die  Mansfelder  die  Gebäude  der  Burg 
an,  „dat  Slot,  Vorwark  und  alle  Gebuwede"  brannten  nieder.  Die  Burg  muß  bald 
wieder  aufgebaut  sein,  denn  im  Jahre  1563  wohnte  Herzog  Julius,  der  Sohn  Heinrichs 
des  Jüngeren,  einige  Zeit  in   Schiaden. 

Im  Dreißigjährigen  Kriege  wurde  die  von  den  Braunschweigern  besetzte  Burg 
Schiaden  von  Wallenstcins  Truppen  belagert;  am  8.  Januar  1626  fiel  das  feste  Schloß 


Schiaden 


235 


in  Wallensteins  Hand,  der  dann  auf  der  Burg  sein  Quartier  nahm.  Hier  hatte  er  am 
11.  Januar  1626  eine  Besprechung  mit  Tillj'.  Im  Juli  1626  fiel  die  Burg  den  Dänen 
in  die  Hände,  am  27.  Juli  zog  König  Christian  IV.  in  die  Feste  ein.  Nach  seiner  Nieder- 
lage bei  Lutter  nahmen  die  Kaiserlichen  wieder  von  Schiaden  Besitz,  sie  niußten  1631 
den  Schweden  weichen.  1643  wurden  Amt  und  Burg  Schiaden  durch  den  Hauptrezeß 
in  Braunschweig  an  das  Stift  Hildesheim  zurückerstattet;  es  ist  damals  eine  katholische 
Amtspfarrei  in  Schiaden  eingerichtet.  Der  Bischof  setzte  für  die  Verwaltung  des  Amtes 
einen  Drosten  ein,  für  die  Bewirtschaftung  des  Amtshofes  einen  Amtmann.  Die  bischöf- 
liche Verwaltung  führte  im  18.  Jahrhundert  verschiedene  Bauten  aus,  doch  sind  darüber 


-!■"«- 


Abb.  133.     Schiaden,  Domäne,  l^enster  der  sof^enannten  ehemaligen  Kapelle  (1:  2'->). 


nur  wenige  Nachrichten  erhalten.  Die  Schmiede  wird  in  dieser  Zeil  erbaut  soin.  da 
der  Blasebalg  die  Jahreszahl  1718  trägt.  Der  ältere  Flügel  des  Pächterhauses  wurde 
1728  unter  der  Regierung  des  Fürstbischofs  Clemens  August  durch  den  Drost  Hermann 
"Werner  von  Schorlemer  erbaut,  1750  errichtete  man  einen  Pavillon  im  Domänenhof. 
das  Portal  der  ehemaligen  Kirche,  die  im  früheren  ökonomiegebäude  hiLj,  bekundet, 
daß    1770  eine  Renovierung  stattfand. 

Im  Jahre  1802  nahm  Preußen  das  Stift  Hildesheini  in  Besitz,  der  Amishof  wurde 
in  eine  fiskalische  Domäne  umgewandelt.  Nach  der  westfälischen  Zeit  kam  1813  Schiaden 
an  das  Königreich  Hannover,  1815  wurden  Heiningen  und  Dorstadt  dem  Amte  Schiaden 
zugelegt.   1837  war  eine  größere  Feuersbrunst   auf  der   Domäne,  die   Akte  darüber  ist 


236 


Schläuen 


nicht  mehr  vorhanden,  so  daß  nicht  festzustellen  ist,  welche  Gebäude  dem  Feuer  zum 
Opfer  gefallen  sind. 

Das  Dorf  Schiaden  entwickelte  sich  im  Schutze  der  Burg,  es  wird  1154  zuerst  erwähnt, 
als  Bischof  Bruno  das  Kloster  Riechcnberg  in  seinen  Schutz  nimmt.  Besitzungen  dieses 
Klosters  lagen  damals  auch  in  der  villa  Sledem,  darunter  eine  Mühle  neben  dem  Ufer  der 
Oker.  Auch  das  Kloster  Ileiningen  besaß  in  Schiaden  eine  Hausstätte  sowie  7  Hufen. 
In  der  Nähe  von  Schiaden  wird  auch  1237  ein  Klein- Schiaden  erwähnt,  in  dem 
das  Kloster  Neuwerk  in  Goslar  den  Zehnten  erworben  hatte.  Hier  hatten  die  Deutsch- 
ordensritter Grundbesitz,  der  aber  abgegeben 
wurde,  als  sie  den  Komturhof  in  Weddingen 
ausbauten.  Das  Kloster  Heiningen  hatte 
wie  in  Schiaden  so  auch  in  Klein- Schiaden 
Besitz.  Da  1340  ein  Pfarrer  zu  Klein- 
Schladen  erwähnt  wird,  scheint  auch  kurze 
Zeit  eine  Kirche  dort  bestanden  zu  haben. 
Im  15.  Jahrhundert  wird  Klein-Schladen 
bereits  nicht  mehr  erwähnt,  es  war  danials 
wüst  geworden.  Das  eigentliche  Bauerndorf 
Schiaden  lag  westlich  der  Wedde,  die  den 
heutigen  Ort  mitten  durchzieht,  auf  der  öst- 
lichen Seite  standen  die  Häuslingshäuser 
auf  dem  Damme  vor  dem  Wildenhofe  und 
einige  Häuser  im  sogenannten  Kleinen 
Steinfelde.  1699  äscherte  ein  Brand  das  ganze 
Dorf  ein. 


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BESCHREIBUNG:  Die  Domäne 
Schiaden  ist  als  Wasserburg  erbaut,  doch 
liegen  die  Gräben  jetzt  zum  Teil  trocken. 
Der  Rest  eines  runden  Turmes  ist  im 
Jahre  1848  entfernt.  Von  dem  einstigen 
Binnenhof  haben  sich  noch  zwei  ältere 
Flügel  erhalten,  von  denen  der  bedeu- 
tendere das  ehemalige  Pächterwohn- 
haus ist,  in  dem  auch  eine  alte  Kapelle 
eingebaut  war.  Es  hat  im  Erdgeschoß 
2,05  m  starke  Mauern.  Zur  Zeit  wird  ein 
Teil  als  Waschhaus  und  Molkereistube 
benutzt.  Das  obere  in  Fachwerk  aufgeführte 
Geschoß  dient  W^ohnzwecken  (Taf.  86c).  Eine  Inschriftplatte  trägt  unterhalb 
eines  Kurhutes  die  sechzehnzeilige  Schrift:  ,,UNTER  DER  GLÜCKLICHEN 
REGIERUNG  CLEMENS  AUGUST  CHURFÜRSTEN  ZU  CÖLN 
BISCHOFFEN  ZU  HILDESH.  PADERBORN,  MÜNSTER  UND  OS- 
NABRÜCK HAT  MICH  AUF  GNÄDIGSTE  BEFEHL  BAUEN 
LASSEN  HER^AN  W^ERNER  VON  SCHORLEMER  ERBHERR 
ZU  OVERHAGE  UND  HERTZEFORT  DROST  ZU  SCHLADN  1728." 
Das  Gebäude,  in  dem  bis  1867  Gottesdienst  abgehalten  wurde,  ist  durch  ein 
Portal  in  späten  Renaissanceformen  zugänglich  (Taf.  87 d).  Auch  zwei  daneben- 
liegende gekuppelte  Fenster  zeigen  den  gleichen  Stilcharakter  (Abb.  133V 


Abb.  134  u.  135.     Schiaden,  Domäne, 
Gartenhäuschen,   Grundriß  und  Aufriß   (1:125). 


Schiaden 


237 


Außer  dem  obengenannten  Inschriftstein  ist  ein  fürstbischöflicher  Wappen- 
schild auf  Schwert  und  Krummstab  im  Mauerwerk  eingelassen. 

Im  Flur  des  Erdgeschosses  ist  der  Mäkler  der  zum  einstigen  Kirchenraum 
führenden  Treppe  als  1,92  m  hohe  gewundene,  mit  Laub-  und  Blumenranken  ver- 
zierte und  mit  korinthischem  Kapital  endigende  Holzsäule  ausgebildet,  ver- 
mutlich ein  Reststück  des  einstigen  Altars  (Taf.  88a).  Anfang  18.  Jahrh.  Diesem 
Altare  scheint  auch  eine  jetzt 
im  Pächterwohnhaus  aufgestellte 
1,10  m  hohe  Holzfigur  des  Erz- 
engels Michael  angehört  zu  haben, 
auf  einen  Teufel  tretend,  in  der 
Linken  einen  Schild  mit  Kreuz, 
in  der  Rechten  ein  Schwert. 

Im  Domänengarten  ein  6,00  m 
hoher,  schlanker  Obelisk  auf 
quadratischem  Sockel  (Seite 
=  1,44  m)  mit  weitausladenden 
Gesimsen.  Der  1,85  m  hohe  Sockel 
ist  mit  schweren  Laubgehängen 
an  allen  vier  Seiten  geschmückt. 
Am  Obelisken  zwei  Köpfe,  einer 
bärtig,  der  andere  mit  Lorbeer- 
kranz (Unkultur  und  Kultur), 
ferner  ein  Wappen  (drei  Löwen- 
köpfe von  vorn)  wie  am  Asyl  in 
Schiaden  (Bocholtz,  siehe  unten) 
(Taf.  87b). 

Unter  den  sonstigen  Bauten 
auf  der  Domäne  fällt  das  gewaltige 
zweigeschossige  aus  Bruchstein  er- 
richtete Moikereige bände  auf, 
mit  schlichten  Fenster-  und  Tür- 
umrahmungen.     Das    sehr    hohe 
Dach  mit  drei  sich  über  die  ganze 
Länge  erstreckenden  Schlepp-Er- 
kern, deren  oberste  beiden  aber  durch  einen  Fachwcrkgiebel  unierbrochen  werden 
(Taf.  86b).    Auf  dem  First  nahe  dem  Nordgiebel  ein  gut  ausgebihloler  achlseiliger 
Dachreiter   mit   doppelt   geschweifter  Haube,    an    dem  unter  besonderem  Schutz- 
dach eine  Glocke  hängt.    0  0,60  m,  gegossen   1657  von  Johan  Palhof. 

Im  Gemüsegarten  der  Domäne  lag  ein  in  Fachwerk  laul  Inschrifl  an  einer 
zugemauerten  Tür  ,,A.  0.  l  727"  erbautes,  nicht  mehr  benutztes  Garlenhä  useho  ii , 
das  sog.  Orangcriege])äiule.  Grundriß  achteckig.  0  5,40  m,  H.  bis  zur  Traufe  rund 
3,10  m.  Mansarddach  beschieferl.  Wegen  Baut'älligkeil  Anfang  der  1930er  Jahn- 
abgerissen  (Abi).  134—136  und  Tal".  87c). 


Abb  136.     Schiaden,  Domam-.  Ciartenhäuschen,  Tür  (1:25). 


238  Schiaden 

Ein  Denkmal  mit  der  etwa  lebensgroßen  Figur  des  heil.  Nepomuk  aus 
Sandslein  stand  früher  auf  der  über  den  alten  Burggraben  führenden  steinernen 
Brücke.  Jetzt  wird  es  auf  dem  Kirchplatze  der  neuen  katholischen  Kirche  auf- 
bewahrt.    Sockel  neu. 

IV.  Asyl. 

In  der  Nähe  der  katholischen  Pfarrkirche  ist  über  rechteckigem  Grund- 
riß von  rund  10x19  m  ein  zweigeschossiges  Fachwerkgebäude  auf  Sandstein- 
sockel erbaut,  dessen  sämtliche  Gefache  mit  Backsteinen  in  Musterungen  aus- 
gemauert sind.  Siebenstufige  Treppe  in  der  Mitte  der  dreizehn  Achsen  An  den 
Giebeln  Halbwalme.  Straßenseitig  ein  fast  die  ganze  Länge  des  Satteldaches  ein- 
nehmender Schlepp-Erker,  in  der  Mitte  von  einem  etwa  4,50  m  breiten  quergelegten 
Erker  unterbrochen. 

Die  oberhalb  def  Tür  eingesetzte  reich  mit  Ornament  der  zweiten  Hälfte  des 
18.  Jahrh.  umrahmte  Inschriftplatte  gibt  die  ursprüngliche  Zweckbestimmung  des 
Hauses  an:  „ANNO  (Wappen)  MDCCLXXIII",  „  EX^LEMENT  I  S  SIM  A 
CONCESSIONE  FRIDERICI  WILHELM!  CSSMI  EPISCOPI  ET 
PRINCIPIS  HILDESIENSIS  COADIVTORIS  PADERBORNENS  IS 
HOC  HOSPITALE  EXSTRVXIT  ET  DONAVIT  FERDINANDVS 
WILHELMVS  L.  B.  DE  BOCHOLTZ  ECC.  CATHEDRALIS  HILDE- 
SIENSIS ET  MONASTERIENSIS  SCHOLASTICVS  ET  CANO- 
NICVS  CAPITVLARIS  PRAEPOSITVS  IN  MESCHEDE  ET  DECA- 
NVS  AD  ST  ANDREAM  ALTEFATI  CELSISSIMI  PRINCIPIS 
CONSILIARIVS  INTIMVS  PRAESES  CAMERAE  ET  IVDICII 
AVLICI.  SATRAPA  PEINENSIS  PRAEFECTVRAE  SCHLADEN- 
SIS    CONDVCTOR.' 

Die  schmucklosen  Räumlichkeiten  des  als  Asyl  bezeichneten  Gebäudes  bieten 
nichts  Bemerkenswertes. 

Über  die  auf  dem  Breustedtschen  Hof  in  Schiaden  aufgestellte  Brunnen- 
schale s.  Werla. 


Söderhof. 

Gut. 

Literatur  und    Quellen  s.  Ringelheim. 

GESCHICHTE:  Söderhof  wird  im  „Großen  Privileg"  von  1209  als  Tserede  erwähnt. 
1227  übertragen  die  Grafen  Hermann  und  Heinrich  von  Wohldenberg  dem  Kloster 
Ringelheim  u.  a.  die  Advokatie  über  ,,Serede".  Weitere  Nachrichten  über  die  Ad- 
vokatie  in  „Zeerde"  1251,  1322,  1331.  Aschen  von  Cram  verkauft  1532  Land  zu  „Zeerde" 
erblich  dem  Kloster,  ,, solange  es  ein  Kloster  ist  und  bleibt".  1520  war  Söderhof,  da  es 
zum  Kloster  gehörte,  im  Besitz  der  Herzöge  von  Braunschweig.  Ein  Bericht  des  Cordt 
Dalewiges  von  1546  besagt  über  das  Gut:  ,,Der  Hof  zu  Zerde"  ist  den  von  Schwicheldt 
versetzt  usw."  1552  wird  das  Gut  gelegentlich  der  Plünderung  Ringelheims  mitgelitten 


Söderhof 


239 


haben  (Oldekop).  Am  10.  September  1632  wurde  ein  Administrator  für  die  Verwaltung 
des  verwahrlosten  Gutes  —  Aushof  Seerhof  —  bestellt.  1643  sind  die  Benediktiner 
wieder  Besitzer  des  Klosters  Ringelheim  —  also  auch  Söderhofs.  Am  12.  Februar  1715 
stürzte  ein  Teil  der  Wirtschaftsgebäude  auf  Söderhof  ein.  1721  wurde  das  Herrenhaus  von 
Peumann  neugebaut  (vgl.  Umschrift  am  Haupteingang).  1803  (5.  Juli)  ist  das  Gut  seitens 
des  Grafen  von  der  Schulenburg,  dem  es  geschenkt  war,  an  Rudolf  Heinrich  Jaeger  ver- 
pachtet worden.  Später  kam  es  in  den  Besitz  der  Familie  von  der  Decken  (Ringelheim), 
von  der  es  1932  weiter  veräußert  wurde  (vergl.  ,, Ringelheim"  S.  205). 


Abb.  137.     Söderhof,  Gut.    Zustand  um  1860.    Lageplan  (1 :  6400). 


BESCHREIBUNG:  Das  Gut  Söderhof  zeigt  auf  einem  älteren  Plane  (etwa 
Mitte  des  19.  Jahrh.)  einen  von  Wirtschaftsgebäuden  umschlossenen  Hof  (Abb.  137). 
Das  Hauptgebäude  mit  der  von  drei  rippenlosen  Kreuzgewölben  überdeckten 
Einfahrt  ist  das  Herrenhaus.  Am  Rundbogen:  ,,AÖ  TAUSENT  SEBEN 
HUNDERT  ZW'ANZIG  EIN  LEGT  BERN  WARD  U  S  -  DER  ERSTE 
DEN  ERSTEN  STEIN."  Darüber  ein  Wappenstein.  Wappen  geviertelt. 
1.  Adler.  2.  Ochse  mit  drei  Lanzen.  Im  Mittelfelde  drei  Greifenklauen.  Helmzier 
entsprechend.  Wappenhalter:  zwei  Männer  mit  Greifenklauen  (vgl.  Wappenslein 
in  Gut  Ringelheim).  Über  dem  Wappen  eine  Rundbogennische  (Sandslein)  mit 
einem  etwa  60  cm  hohen  Marienbild  mit  Kind  (Holz).  Rechte  Hand  rdill 
(Taf.  87  a). 

Das  zweigeschossige  Wohnhaus  mit  rechteckigen  Fenslern  (Sandsleingewände) 
ist  1934  umfassend  instand  gesetzt  (Taf.  86d).  An  der  Hofseile  des  Torweges  unler 
leerer  Rundbogennische  ein  Wappenstein  (Sandslein)  in  lioeliovalem  Wulsl- 
rahmen.  Inschrift:  „CONVENT  RIN  GELHE  IMEN  S  l  S."  Oben  zwei  Kopie. 
Wappenbild:  geflügelter  Vogel  mit  Krallen,  springender  Löwe,  geflügeltes  Fabel- 
wesen mit  Ringelschwanz. 

Von  den  Wirtschaftsgebäuden  ist  die  südliche  Scheune  aus  dem  18.  .lahrh.  er- 
halten. Baustoff  Bruchslein.  Wände  verputzt.  Am  Oslgiebel  eine  Rundbogen- 
nische mit  der  Halbfigur  eines  bärtigen  Mannes  (Heiligen)  mil  Traube  in  der 
Rechten.    Am  Sockeleine  Karlusche  mil   Inschrift:    ,.  ST.   DONATE    BIT   FÜR 


240  Söderhof 

UNS  DAS  WIR  VOR  UNGEWITTER  UND  BLITZ  BEWARET 
WERDEN."  Nel)cn  der  Nische  (oben)  zwei  eingcmauerle  Kugeln.  Oberhalb  der 
Nische  ein  Rundfenster  mit  Werksteinumrahmung. 

Außerhalb  des  Gutshofes  an  der  Straße  Hildesheim — Goslar  die  zum  Gute 
gehörende  Iläuslingssiedl ung.  Hier  ein  zweistöckiges  Wohnhaus  in  der  für 
Kreis  Goslar  typisclien  Bauart.  Fachwerk.  Um  1700.  Obergeschoß  etwa  10  cm 
vorkragend  (Taf.  \)\c). 


Steiniah. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  2.37:  Freihcrrlich  von  Weichssches  LehnshucJi  für  die 
Aflervasallen  des  Gutes  Steiniah,  1785.  —  Staats- Arch.  Hann.,  Akt.  Kann,  des,  74,  Amt 
Liebenburg,  IL,  G.  Iz.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  --  Pfarrarchiv  Steiniah, 
Bauakten  der  Kirche  1863—70.  —  2.   U.B.  Hild.,   IL,   IV.,   V. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  91.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  158,  159, 
279,  363,  430,  466  usw.  —  Hüttebräuker,  Erbe  Heinrichs  d.  L.,  S.  93.  —  Kaufmann, 
Kaiserpfalz  Werla,  S.  30.  —  Kayser,  Visitati,onen,  S.  150.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese, 
S.  248.  ^  Machens,  Archidiakonate,  S.  387.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  231,  232. 
—  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,   S.  5.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  59  ff. 

GESCHICHTE:  Über  die  Geschichte  des  Dorfes  Steiniah  geben  die  Urkunden  nur 
wenig  Auskunft.  1239  erscheint  als  Zeuge  einer  Urkunde  des  Klosters  Ringelheim 
,,Fridericus  de  Steinlo  sacerdos";  er  gehörte  vermutlich  demselben  Geschlechte  an, 
das  1311  noch  einmal  mit  ,, Johannes  de  Stenla"  hervortritt.  Diesem  Geschlecht  wird 
ein  Edelhof  in  Steiniah  gehört  haben,  der  sich  1548  nach  dem  Liebenburger  Erbregister 
im  Besitze  der  Herren  von  Hauß  befindet.  Über  das  Dorf  Steiniah  geben  erst  Urkunden 
des  14.  Jahrhunderts  einige  Nachrichten.  Da  1351  der  Pfarrer  Engelbrecht  ,,tho  Steinla" 
erwähnt  wird,  muß  damals  bereits  eine  größere  Pfarrgemeinde  vorhanden  gewesen 
sein.  Zwischen  Steiniah  und  Gustedt  lag  ,,Gronstede",  1146  zuerst  urkundlich  erwähnt. 
Die  Gronstedter  Bauern  haben  ihr  Dorf  aufgegeben,  sind  nach  Steiniah,  anscheinend 
seit  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts,  übergesiedelt  und  haben  ihre  Feldmark  mit 
der  von  Steiniah  vereinigt.  Nach  Zobel  unterschied  sich  bis  in  die  Neuzeit  noch  ein  Teil 
der  Bauern  zu  Steiniah  von  den  anderen  durch  die  Benennung  ,, Grünster  Bauern". 
Der  Zehnte  im  Gronstedter  Felde  stand  bis  zu  seiner  Ablösung  dem  Kloster  Neuwerk 
zu.  Als  Grundbesitzer  treten  auf  in  der  Gronstedter  Flur  die  Klöster  St.  Godehardi  in 
Hildesheim,  Ringelheim,  Neuwerk  in  Goslar  und  Brunshausen  bei  Gandersheim  sowie 
die  Herren  von  Cramme,  von  Wallmoden,  von  Gustedt,  von  Schwicheldt  und  von 
Gadenstedt;  in  der  Steinlaher  Flur  treten  St.  Petersberg  bei  Goslar  und  Wöltingerode 
hinzu. 

Im  Jahre  1542  wurde  in  Steiniah  die  Reformation  eingeführt.  Das  Herrendorf 
mit  dem  Adelssitz  der  von  Hauß  kam  an  die  Familie  von  Weichs.  Als  Patrone  der  Kirche 
zu  Steiniah  werden  im  16.  Jahrhundert  bereits  die  Herren  von  Gadenstedt  genannt, 
sie  haben  das  Patronat  unverändert  beibehalten,  zuletzt  stand  es  der  Familie  von 
Gadenstedt- Volkersheim  zu. 

Über  die  Kirche  in  Steiniah  fehlen  Nachrichten  aus  älterer  Zeit.  Der  Kirchturm 
trägt  die  Jahreszahl  1447,  vielleicht  war  in  diesem  Jahre  die  Umsiedelung  der  Gron- 
stedter Bauern  nach  Steiniah  beendet  und  wurde  damals  die  Kirche  erbaut,  deren 
Turm  noch  jetzt  besteht.   Die  alte  Kirche  (Abb. 138)  bestand  aus  einem  mit  dem  Turm 


steiniah 


241 


gleich  breiten  8,91  m  langen  Schiff  und  einem  5,84  m  breiten,  7,45  m  langen,  halbrund 
geschlossenen  Chor.  Die  Decken  waren  in  beiden  Räumen  aus  Balken  hergestellt,  an  den 
Emporen  befanden  sich  die  Wappen  der  Familien  von  Hauß  und  von  Reden.  1867/68 
wurde  die  alte  Kirche  bis  auf  den  Turm  niedergerissen  und  ein  Neubau  nach  dem  Plan 
von   Baurat   Hase  errichtet. 


Abb.  138.     steiniah,  Grundriß  der  alten  Kirche  (1:250).    Nachzeichnung 
des  Maurermeisters  Chr.  Lange  vom  .Jahre  1867.    Turm  falsch  gezeichnet. 


BESCHREIBUNG:  Von  der  ursprünglichen  Kirche  ist  bei  dem  Neubau  des 
Schiffes  nur  der  Turm  (6,50x6,80  m)  erhalten  geblieben  (Abb.  139).  Bruchstein 
mit  Werksteinkanten.  Gotisch  profilierter,  verwitterter  Sockel  und  Hohlkehl- 
hauptgesims. Kleine  flachbogige  Schallöffnungen  in  Höhe  der  Glockenstube. 
Einige  Lichtschlitze.  Achtseitige  Helmpyramide  beschiefert.  Knauf,  Hahn  und 
Kreuz.  An  der  nördlichen  Ecke  der  Westseite  in  gotischen  Kleinbuchstaben  die 
dreizeilige  Inschrift:  ,,ano  •  dni  m/  ccccxivii  /in  die  pet  •  et  pau."  Westlür 
und  zwei  spitzbogige  Fenster  in  der  Südwand  neu. 


Abb.  1.S9.     Sleinlah.  Kirche,  Grundriß  (1:2.50).     Nach  Zeichnung  von  C.  \V.  Hase, 


Schiff  (Neul)au  von  C.  W.  Hase),  dreijochig,  Hacksteingewolhe,  ßruehsleine. 
lagerhaft  bearbeitet,  für  die  Außenwände.  Dreiteilige  golische  Fenster  iu  jedem 
Joch.    An  der  südlichen  Chorwand  eine  kleine   Sakristei  (.\bb.  139). 

Kronleuchter,   dreiarmig  (ehemals  sechsarmig),  H.  0,40  m,  B.  0, 40  m.   Stall 
der   unteren   Kugel   ein    profilierter  birnenförmiger   Körjjer.     Zierale   mit    glocken- 
förmigen Blütenkelchen.     Im   Chor.    Zweite   Hälfte    IS.    .lalirli. 
:n 


242 


Steiniah 


Kronleuchter,  sechsarmig,  H.  0,80  m,  B.  0,75  m,  im  Schiff.  Wahr- 
scheinlich unter  Benutzung  alter  Teile  neu   hergestellt. 

Vier  AI  tarlc  uch  Ler,  Bronze,  davon  zwei  alt.  Einer  trägt  am  FuUc  die  un- 
lu'hoUV'ii  eingeschlagene  Inschrift:  ,,  GOSSE  BOLMES."  H.  27  cni  ohne  Dorn. 
P>im(ler  Fuß.    0  14,5  cm.    Ende   Ki.  .Jahrh. 

Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  19  cm,  Sechspaßfuß.  Am  sechseckigen  Schaft 
gotisierender  Knauf  (Fischblasenmuster).  An  den  Ecken  sechs  Blüten.  Ober-  und 
unterhalb  des  Knaufs:  „J  •  H  ■  E  S  V  •  S"  und  „MARIA  O  ".  Am  Fuß  Kreuzi- 
gungsgruppe. Unter  dem  Fuß:  ,, Dieser  •  Kelck  •  ist  •  gemacht  •  zur  •  zeidt  •  Her  ■ 
CVNRADS  ■  ROSEMAN  •  Pfarher  •  zu  STHENDEL  Anno  domini  1579" 
(Abb.  140). 


Abb.  140.     Stelnlah,  Kirche,  Kelch, 
Knauf,  Grundriß  (Va  natürliche  Größe). 


Abb.  141.    Steiniah,  Taufstein  (1:20.) 


Patene,   Silber,  vergoldet,    0   15,5  cm.     Goldschmiedezeichen   15. 

Glocke,  0  1,06  m.  Unter  der  Haube  zwischen  Palmetten-  und  Ranken- 
fries: „PSALM  XC  •  V  78  ■  HEUTE  SO  IHR  SEINE  STIMME  HÖRET 
SO  VER  STOCKET  EURE  HERTZE  NICHT."  Am  langen  Felde,  fünf- 
zeilig:  „JOHANN  GOTTFRIED  GERKE  /  HANS  BOLM  /  HENNICH 
STRI  /  HEINRICH  SONNEMAN  /  CHRISTIAN  HAWERLA."  Am 
Schlagring:  „S  H  C  HELMHOLTZ  GOSS  MICH  IN  BRAUN  SC  HWE  IG 
M   •  DCCXXXIV."*) 

Zweite   Glocke  von   1896  (Radler  Sc  Söhne). 

Tauf  stein  im  Pfarrgarten,  Becken  achtseitig,  0  0,79  m,  H.  0,41  m.  Am  Rande 
Blattwerkfries.  Fuß  im  Erdboden  steckend  (Anfang  15.  Jahrh.?)  (Abb.  141).  Nach 
Mithoff  angeblich  aus  der  Kirche  von   Haverlah  ( ?). 


*)  Eine  von  Mithoff  erwähnte  kleine  Glocke  mit  der  Umschrift :  „ihes  +  maria  +  kate- 
rina  — min  name  .  .  .   m.  ceccc  .  ii."  konnte  nicht  mehr  festgestellt  werden. 


243 

Sudburg. 

Ehemaliger  Forsthof  der  Königspfalz  Werla  (wüst). 

Quellen:   U.B.  Goslar,   I.^V. 

Literatur:  Becker,  Die  Ausgrabungen  am  Sudmerberg,  ,, Harzer  Heimatland" 
1934,  Nr.  6.  -  -  Frölich,  Nieders.  Jahrb.,  VI.,  S.  229  ff.;  VH.,  S.  287  ff.;  IX.,  S.  23  ff.  — 
Lüders,  Die  Sudburg,  Braunschw.  Magazin  1923,  Nr.  1.  —  Lüders,  Alte  Sudburger 
Flurnamen.  Z.  Harz-V.  1934,  Heft   1,   S.  1  ff. 


Sudburg-  kircme 

GRABUNG-  SEPT/OKT 
•^933- 


/ivUFGEN.  UND.  GEZ. 


Abb.  142.     Sudburg.     Ergebnisse   der   Grabung   1933.      f Aufgeiiominen   und   gezeichnet 
von  Reg.-Baurat   Dr.  Becker.]     (Aus   Lüders,   ,\lte    Sudburger   I'-hu-nanien). 


GP:  SCHICHTE:  Die  Sudburg  lag  am  Fuße  ties  Nordosthanges  des  Sudmerberges 
vor  Goslar  in  der  Nähe  des  Übergangs  der  alten  Straßen  über  die  Oker  beim  späteren 
Okerturm  der  Goslarer  Landwehr.  Die  Burg  war  der  Sitz  des  königlichen  ,,forestarius", 
der  zur  Verwaltung  der  Pfalz  Werla  gehörte  und  den  Wald  zwischen  Ecker  und  Innerste 
bis  weit  in  den  Oberharz  hinein  betreute.  Die  Kirche  zu  Sudburg  wird  zuerst  1004  in 
einer  Urkunde  Heinrichs  IV.  erwähnt,  doch  geht  sie  auf  wesentlich  ältere  Zeit  zurück. 
Neben  der  Sudburg  befand  sich  die  kleine  Siedlung  ,,Heindert ingerode",  die  in  der 
Sudburg  aufging  und  mit    ihr  im   14.  Jahrhundert    wüst    wurde. 

Ausgrabung.  Die  Grundmauern  der  Sudburger  Kirche  wurden  1933  unter  Leitung 
von  Reg.-Baurat  Dr.  Becker  freigelegt.  Innerhalb  eines  Kirche  und  Kirclihof  umgeben- 
den Mauerringes,  der  ein  Oval  von  40:50  m  Größe  bildete,  fand  man  als  Kernbau 
der  alten  Kirche  einen  rechteckigen,  einschiffigen  7  m  breiten  Raum  mit  rechteckigem 
Chorschluß  im  Osten.   Dieser  Kernbau  erhielt   in  der  Mitte  des  11.  Jalirhunderts  eine 


244  Sil  db  11  lg 

halbrunde  Chorerweiterung  und  einen  Westturin.  Aus  späterer  Zeit  stainineii  die  nörd- 
liche Sakristei  und  eine  südliche  Vorhalle  (Abb.  142). 

Ein  ausgedehntes  Gräberfeld  umgab  die  Kirche,  freigelegt  wurden  eine  Anzahl 
Gräber,  die  noch  zu  dem  älteren  Kernbau  der  Kirche  gehören.  Nach  Untersuchungen 
von  Prof.  Dr.  Hans  Weinert,  Berlin,  gehörten  die  Skelette  dieser  Clräber  einer  klein- 
wüchsigen, langschädeligen,  anscheinend  weslischen  Rasse  an,  so  daU  ciiu-  fränkische 
Besiedelung  der  Sudburg  anzunehmen  ist. 

Westlich  der  Kirche  lag  die  Burg.  Die  bisherigen  Probegrabungeii  förderten  die 
Grundmauern   eines  größeren   Massivl)aues  zutage. 


Upen. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Liebenburg,  11.. 
(r.  laa  und  Hc.  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  von  Schwicheldtsches  Archiv 
im   Schloß   Söder,  Urk.  2.   U.B.  Hild.,   I.      IH.  U.  B.  Goslar,   I.,   IV. 

Literatur:  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L,  S.  192,  216,  284;  H.,  S.  318.  Blume, 
Heimat,  S.  97  ff.  ^  -  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  18.  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  346, 
399,  453,   727,   1040.   -  -  Kayser,   Visitationen,    S.  150,   187.  Lüntzel,  Alt.  Diözese, 

S.  164  ff.  -^  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  234.         Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5. 
Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,   S.  9.  Zobel,   Heimatbuch,   S.  34  ff. 

GESCHICHTE:  Das  Dorf  Upen  kommt  urkundlich  zuerst  1176  als  ,,Uppen"  vor  in 
einer  Urkunde,  in  der  Bischof  Adelog  von  Hildesheim  dem  Kloster  Heiningen  Güter 
in  Upen  schenkt.  1188  erwähnt  der  Hildesheimer  Bischof  die  Villikation  Upen,  an  die 
zwei  Hufen  Astfelds  grenzen.  Die  Erwähnung  einer  Villikation  Upen  läßt  darauf  schlie- 
ßen, daß  Upen  seit  alter  Zeit  Mittelpunkt  einer  größeren  Grundherrschaft  war.  Ein 
zweites  Dorf  Upen  (Uppen)  liegt  südöstlich  von  Hildesheim,  es  ist  aus  den  älteren 
Urkunden  nicht  immer  zu  ersehen,  welches  Dorf  gemeint  ist.  1269  taucht  unter  den 
Zeugen  einer  Urkunde  für  das  Neue  Hospital  in  Goslar  ein  Heinricus  de  Upin  auf, 
1279  finden  wir  ihn  als  einen  der  Provisoren  dieses  Hospitals  wieder.  1352  übereignete 
Bischof  Heinrich  von  Hildesheim  dem  neuen  Hospital  in  Goslar  den  Zehnten  in  L^pen, 
den  die  Brüder  von  der  Gowische  ehemals  und  dann  die  Bürger  in  Goslar  Johann  von 
Dornten  der  Ältere  und   Johann  Meyse  besessen  hatten. 

Upen  gehörte  zum  Archidiakonat  Haringen.  Im  Jahre  1542  wurde  die  Reformation 
eingeführt.  Das  Patronat  stand  nach  der  1803  aufgestellten  Beschreibung  der  Hildes- 
heimer Ämter  den  von   König  zu. 

Die  heutige  Kirche  in  Upen  ist  um  1715  auf  Kosten  der  Kirchengemeinde  erbaut; 
aus  der  älteren  Kirche  übernahm  man  die  1590  gegossene  Glocke.  1846/47  fand  ein 
Umbau  der  Kirche  unter  Leitung  des  Hauptmanns  a.  D.  und  Baumeisters  G.  F.  C. 
Wiepking,  -Goslar,  statt.  Nach  den  Bauakten  wurde  die  Eingangstür  aus  der  Süd- 
front in  den  Westgiebel  verlegt  und  ein  neues  Fenster  in  der  Nähe  der  alten  Tür  ge- 
schaffen. 1847  berichtet  Wiepking,  daß  die  beiden  Priechen  zuwenig  Licht  hätten 
und  bei  ihrer  jetzigen  Bauart  die  Aufstellung  einer  Orgel,  welche  die  Gemeinde  an- 
zuschaffen wünsche,  nicht  möglich  sei,  deshalb  seien  die  Priechen  abzubrechen.  Die 
alte  Eingangstür  habe  einen  Spitzbogen  nach  gotischem  Baustil,  während  die  Fenster 
der  Kirche  Rundbogen  hätten.   1849  ist   die  Orgel  angeschafft. 

BESCHREIBUNG:  Die  Kirche  in  Upen  (Taf.  89a)  hat  ihre  jetzige  recht- 
eckige Grundrißform  mit  16,10x7,87  m  großem  Innenraum  erst  nach  dem  Um- 
bau   gegen    Mitte    des    18.  Jahrb.    erhalten.     Damals   wurde    an    den   älteren    öst- 


Upen  245 

liehen  Teil,  der  in  der  Giebelwand  zwei  kleine  nasenbesetzte  Spitzbogenfenster 
aus  gotischer  Zeit  bewahrt  hat,  der  Westteil  in  Bruchstein  angebaut  und  die  Wände 
glatt  verputzt.  Im  Bogen mauerw^rk  und  in  den  Sohlbänken  zweier  Fenster  der 
Südwand  die  Inschriften:  „HENR.  ARENS  HENNI  BOSSE  lAC 
BRENDEKE  1729"  und  (gemischte,  gotische  und  lateinische  Buchstaben): 
„CuCÖt  6(cßchcn  KASPCC  VNVeCHAVen  1729."  Der  Westeingang,  zwei  West- 
fenster im  Emporengeschoß  und  die  je  vier  großen  Fenster  der  Längswände  vom 
Schiff  sind  rundbogig  geschlossen  und  mit  Werksteingewänden  umrahmt. 

Am  Westende  des  Daches  ein  großer  beschieferter  Dachreiter  von  guten 
Verhältnissen  mit  doppelter  Haube  und  Laterne.  In  der  Wetterfahne  die  Jahres- 
zahl 1868,  letztere  wohl  auf  Neudeckung  hinweisend.  Die  acht  paarig  angeordneten 
Schallöffnungen  rundbogig.    Uhrzifferblatt  an  der  Laterne  des  Dachreiters. 

Inneres  mit  geputzter  und  geweißter  Segment-Holztonne  (Taf.  89b).  Das 
Gestühl  einfach.  Auf  der  großen  Westempore  die  schlichte  Orgel  vom  Jahre  1849, 
eine  schmale  Empore  hinter  der  Kanzelwand. 

Über  dem  gemauerten  Altartisch,  mit  18  cm  dicker,  schräg  gefaster  Stein- 
platte, kragt  aus  der  hölzernen  Rückwand  die  Kanzel  vor,  in  deren  Brüstung 
zwei  Bilder  (Christus  und  Petrus)  eingesetzt  sind.  Die  Altarrückwand  ist  im 
19.   Jahrh.   unter  Benutzung  älterer  Teile  zusammengesetzt  (Taf.  89  b). 

Zwei  Altarleuchter,  H.  0,38  m,  Messing,  mit  Dockenschaft.  I.Hälfte  17.  Jahrh. 

Zwei  Kronleuchter,  Bronze,  Der  kleinere,  H.  0,58  m,  B.  0,52  m,  sechs- 
armig,  Arme  in  Köpfen  auslaufend.  Zierstücke  in  Form  posaunenblasender  ge- 
schwänzter Engel.  Bekrönung:  Doppeladler.  An  der  Kugel:  Anno  Christi  1753." 
Der  zweite,  H.  0,70  m,  B.  0,57  m,  mit  zehn  in  zwei  Reihen  von  je  fünf  S-förmigen 
Armen  angeordneten  Lichthaltern.  Schlußkugel  etwas  flachgedrückt:  Doppel- 
adler.   2.   Hälfte   18.   Jahrh. 

Abend mahlsgeräte  aus  Zinn:  Kelch,    H.  21  cm,    Kupj)enrand  geschweill. 

Ein  weiterer  Kelch,  H.   15,5  cm,  ähnlich  dem  vorigen. 

Oblatendose,    0    14,5  cm,    auf    drei    kurzen,    1    cm  hohen   Füßen   ruhend. 

Patene,   0   12  cm. 

Tauf  Schüssel,    0   12,5  cm,    H.  4  cm,  schlicht, 

Sämtliche   Zinngeräte   ohne    Inschriften.     Entstehungszeit    Endo    18.    Jahrh. 

Zwei   Glocken  von   J.   J.  Radler,   1886. 

Unter  den  Gehöften  von  Upen  ist  der  Heilefussche  Hol  (Nr.  1)  mit 
typisch  mitteldeutscher  Grundform  bemerkenswert.  Auf  einem  im  N'alorländischon 
Museum  in  Hannover  befindlichen  Aquarell  ist  dieses  Gehöt'l  (hirgosh>llt.  gomall  von 
A.  Heubach,  Hannover. 


Vienenburg. 

I.  Evangelische  Kirche. 

Quellen:     Staats-Arch.  Hann.,     Akt.  Hann.  dos.  74,     .\inl      Wöitingerode,     111., 
X.    1,   4a;   desgl.  .58.  Bibl.  H.  V.  N.,   Handsolirift    :i\l.  l'fnrrnrohiv    Vienenburg. 

Akten. 

■■i2 


246  VioMcnburg 

Literatur:Blunie,Heimat,S.274ff.  — Kayser,  Visitationen,  S.183.  —  Mithofl,  Kunst- 
denkmale, S.  235.       Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5,  2ß.       Zobel,  Heimatbuch,  S.  204  ff. 

GESCHICHTE:  Das  Dorf  Vienenburg  entstand  im  11.  .Jalirhundert  im  Schutze 
der  Burg.  Die  1402  von  den  Herren  von  Dorstadt,  den  damaligen  Pfandbesitzern 
der  Vienenburg,  in  der  Vorburg  errichtete  Kapelle  wird  das  älteste  Gotteshaus  des 
Dorfes  gewesen  sein.  In  dem  Dorfe  Vienenburg  gingen  im  Laufe  der  Zeit  die  Siedclungen 
Stochcm,  nördlich  des  Harlibergcs  gelegen  unrl  schon  1322  wüst,  Dudingerode,  im 
Steinfelde,  und  Klein-Lochtum,  siullich  der  Vienenburg,  auf.  Nach  dem  3()jährigen 
Kriege  sind  diese  Siedlungen  endgültig  verlassen  und  wüst.  Die  Visitatoren  des  Schmal- 
kaldischen  Bundes  bezeichnen  1542  Heinrich  Polsterus  als  Pastor  in  Vienenburg,  die 
Kirche  war  damals  ein  Lehn  der  Herren  von  Schwicheldt.  1568  wurde  die  Reformation 
imter  Herzog  Julius  von  Braunschweig  endgültig  eingeführt. 

Die  jetzige  evangelische  Kirche  in  Vienenburg  ist  1740  erbaut,  1750  stiftete  der 
damalige  Pastor  Stephan  Trautmann  den  Altar,  der  1860  neu  vermalt  und  vergoldet 
wurde.  Da  das  Pfarrhaus  in  Vienenburg  1783  abbrannte  und  dabei  die  älteren  Kirchen- 
bücher vernichtet  wurflen,  sind  nähere  Nachrichten  über  den  Bau  der  Kirche  nicht 
bekannt.  1857  wurde  die  Orgel  durch  den  Orgelbauer  Breust  eingebaut  und  man  ver- 
besserte die  Priechenanlage,   1912  ist   die  Kirche  erweitert. 

BESCHREIBUNG:  Die  evangelische  Kirche,  in  der  Mitte  des  18.  .Jahrb.  über 
rechteckigem  Grundriß  mit  1,15  m  dicken  Wänden  errichtet,  hat  seit  dem 
Umbau  1912  Kreuzform.  Schiff  und  Turm  sind  aus  Bruchsteinen  (Rogenstein 
vom  Harliberge)  mit  zahnschnittartigen  Eckquadern  (Sandstein)  aufgeführt,  auch 
Fenster-  und  Türgewände  aus  Werkstein.  Eine  Inschrift  auf  der  Westseite  des 
Turmes  gibt  an,  daß  ,,das  Kloster  Wöltingerode  1750  aus  Gutheit  die  Mauersteine 
der  Kirche  geschenket  hat."  Fenster  korbbogig,  Haupteingangstür  an  der  Südseite 
flachbogig;  darüber  ein  Gesims  und  ein  ovales  Fenster,  daneben  eine  Sonnenuhr. 
Krempziegeldach.  Westturm  im  Norden  und  Süden  durch  flachbogige  Eingangs- 
türen zugänglich  (Wanddicke  1,40  m!.  Im  ersten  Stock  drei  Rundfenster,  im  zweiten, 
in  Höhe  des  Firstes  des  Kirchendaches,  drei  flachbogige  Schallöffnungen  (Taf.89c). 
Hölzernes  Hauptgesims.  Das  Turmdach  ist  vom  Quadrat  mittels  geschweifter 
Schrägflächen  in  das  Achteck  übergeführt.  Über  der  offenen  Laterne  eine  ge- 
schweifte  Haube   mit  Traufprofil.    Wetterfahne  in   Form  einer    Sonne  von    1757. 

Inneres:  Decke  der  Kirche  als  Brettergewölbe  mit  Stuckrippen  ausgebildet, 
wirkt  kreuzgewölbeartig  (ähnlich  in  Lochtum).  Hölzernes  profiliertes  Wand- 
anschlußgesims.   Chor  um  eine  Stufe  erhöht. 

Altarriickwand  (1745),  in  zwei  Geschossen,  Holz,  reich  geschnitzt,  mit 
vorkragender  Kanzel  (Taf.93a).  Neben  dieser  auf  Sockeln  schlanke  gewundene  mit 
Laubwerk  bekränzte  Säulen,  Vollfiguren  der  Evangelisten,  H.  1,50  m.  Matthäus 
(links,  ohne  Attribut)  und  Markus  (rechts);  stark  verschnörkeltes  Rankenwerk 
im  Regencestil  als  Seitenabschluß.  Oberhalb  der  Säulen  am  Gebälk  Wappen, 
rechts:  „HEINR.  ST.  TRAUTMAN  FAST  1745"  (kniender  Mann  mit  Kelch), 
links:  „ANNA  SOPH.  GEB.  HERBST  1745"  (Weintraube).  Der  etwas 
schmalere  Aufsatz  ähnlich  gebaut.  Auf  den  geschwungenen  Gesimsanfängen 
Palmwedel  tragende  Engel.  Oberhalb  des  Schalldeckels  der  Gekreuzigte,  daneben 
die  Evangelisten  Lukas  (rechts)  und  Johannes  (links).  Als  Bekrönung  des  Ganzen 
der  Auferstandene.  Die  von  der  Architektur  freigelassenen  Flächen  wie  auch  die 
Kanzeltür  sind  mit  reichem   Schnitzwerk  gefüllt. 


Vieneiiburg 


247 


Rechts  und  links  neben  dem  Altar  Durchgangstüren  mit  durchbrochenen 
Füllungen,  ähnlich  wie  an  der  Kanzeltür. 

Taufengel,  1,15  m  groß,  Holz,  geschnitzt  und  bemall,  in  der  Linken  ein 
Spruchband  mit  dem  Tauftext,  in  der  Rechten  eine  Muschel  (darin  die  schlichte 
neue  Taufschüssel).    Hängt  von  der  Decke  herab.    Mitte  18.   Jahrh.    (Taf.  90b). 

Gutsprieche,  nördlich  des  Altares.  Umfassung  ähnlich  den  Altarumgangs- 
türen (Taf.  92  b).  In  den  Füllungen  zwei  Allianzwappen  (zwei  Kronen,  davon  eine 
mit  Zepter,  das  zweite  Krone  und  Hufeisen  mit  bekrönendem  Kreuz  (v.  König?). 

Orgel  von   1857.     Zehn   Register. 

Zwei  Altarleuchter,  Messing,  H.  41  cm.  Schaft  glatt,  auf  Dreiecksfu[3. 
Dorn  aus  Eisen.  Inschriften:  „AGN.  JOH.  TRAUTMAXS  1747"  und  „FR. 
ERN.  RERENS  1747",  ferner  am  Fuß  ein  Gießerzeichen,  das  den  Reschau- 
zeichen  an   Edelmetallgeräten  ähnelt  (galoppierendes  Pferd  im  Schildchen). 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  vergoldet,  H.  21,5  cm,  Kuppa  leicht 
geschweift,  mit  einfachem  Palmettenfries.  Schaft  dockenförmig,  Knauf  birn- 
förmig.    Anfang   18.  Jahrh.     Goldschmiedezeichen  21. 

Kelchlöffel,  mit  ornamentaler  Durchlochung,  bezeichnet  in  Schreibschrift: 
,,S.   W.   1858."     Goldschmiedezeichen   64. 

Patene,  0  14,7  cm.  Randinschrift:  ,,Anna  Eleonora  von  König.  (^,lara 
Dorothea  von   König  Anno   1712."    Weihekreuz  Nr.  11.    Goldschmiedezeichen  36. 

Gedenktafel,  Rronze,  vom  Jahre  1754  als  Epi- 
taph für  den  Pastor  Heinr.  Stephan  Trautmann.  An 
der  Nord  wand  der  Kirche,  innen.  Oberhalb  der  Tafel 
ein  Ölgemälde  vom  Jahre  1754.  Lebensgroße  Dar- 
stellung des  Verstorbenen. 

Drei  Läuteglocken,  die  kleinste,  0  40  cm, 
während  der  Kriegszeit  eingeschmolzen.  Diese  trug 
unterhalb  der  Haube  eine  Inschrift,  welche  gelesen 
worden  ist:  ,,+  Osponpu  +  lopngs  ■  philipi  gspaoli  +" 
(Abb.  143). 

Die  zweite  Glocke,  0  0,85  m  (Taf.  90a).  Unter- 
halb der  Haube  über  einem  mit  Rlättern  und  Wein- 
trauben geschmückten  Zierstreifen  in  gotischen  Klein- 
buchstaben die  Inschrift:  ,,ave  maria  gracia  plena  dms 
tecv  anno  dni  •  m  cccc  xcii  (1492).   Am  langen  Felde  St.  Georg  mit  dein  Drachen. 

Die  dritte  Glocke,  0  1,00  m.  Am  langen  Felde  unterhalb  eines  Ziertrieses: 
„UNTER  GLORREICHER  REGIERUNG  IHRO  HOCH  1-i^RST- 
LICHEN  GNADEN  FRIEDERICH  WILHELM  BISCHOFF  ZU 
HILDESHEIM  UND  COADJUTORIS  ZU  PADERBORN  UNSERN 
GNÄDIGSTEN  FÜRSTEN  UND  LANDE  SH  ERRN  IST  DER  IrE- 
MEINDE  ZU  VIENENBURG  DIESE  GLÜCK)-:  IM  .lAllin-:  1  77(i 
ZU  HALBER  STADT  GEGOSSEN  WORDEN  VON  C.  H.  KNOB- 
LAUCH." Darunter  ein  Kruzifix  und  vier  geflügelU'  l-.ngelsköpfe.  Au  der 
Gegenseite  ein  Bibelspruch  aus  Sirarli  Kaj).  H».  V.  23.  24  und  der  Naiuc:  ..1.  C. 
VOLGER,   PASTOR." 


Abb.  1  lU. 
Nicnonbiirti.   ovantielischc    Kirchi'. 
l-",inf;oschnu)l/.iMU'    (ilockc.     |v.  B.] 


248  Vieiienburg 

II.   Katholische  Kirche.   St.  Maria  und  Joseph. 

(iE  sc.  H  I  CHTE:  Als  164.'i  Burg  und  Amt  V'ieneiilnirg  an  Hildcsheini  zurückkamen, 
benutzte  die  nun  eingerichtete  katholische  Amtspfarrei  die  Hurgkapelle  für  ihre  Gottes- 
dienste. Nach  der  Säkularisation  des  Hochstiftes  Hildesheim  (1802/03)  wurde  1824  der 
Gottesdienst  der  katholischen  Gemeinde  Vienenburg-Lochtum  in  die  Klosterkirche 
Wöltingerode  verlegt,  da  die  Burgkapelle  in  Vienenburg  baufällig  war.  1829  errichtete 
man  auf  dem  Kattenberge  die  jetzige  katholische  Kirche  als  einfachen  Fachwerkbau,  die 
Regierung  zahlte  (iOOO  Mark  Ablösungskapital  dazu  und  stellte  alles  Material.  1840  ist  die 
Gruppe  des  Gekreuzigten  mit  Maria  und  Johannes  aus  der  Wöllingeröder  Kloster- 
kirche in  die  katholische  Kirche  in  Vienenburg  überführt;  die  Pfarre  in  Wöltingerode 
wurde  mit  der  katholischen  Pfarre  in  Vienenburg  vereinigt.  Im  Staatsarchiv  in  Han- 
nover sind  zwei  Verträge  des  Goslarer  Bildschnitzers  Heinrich  Lessen  mit  dem  Kloster 
Wöltingerode  erhalten,  die  im  Jahre  1677  abgeschlossen  wurden.  In  den  Verträgen 
bestellt  das  Kloster  Wöltingerode  einen  Altar  und  eine  Kreuzigungsgruppe  mit  Figuren 
in  Lebensgröße,  die  im  Triumphbogen  der  Klosterkirche  aufgestellt  werden  sollten. 
Diese  Kreuzigungsgruppe,  die  wir  nunmehr  Meister  Lessen  dem  Älteren  zuweisen 
können,  ist  jetzt  an  der  nördlichen  Wand  des  Kirchenschiffes  der  katholischen  Kirche 
in  Vienenburg  aufgestellt.  Leider  hat  die  hervorragende  Gruppe  vor  einigen  Jahrzehnten 
eine  rohe,  handwerksmäßige  Bemalung  erfahren,  durch  welche  die  künstlerische  Wir- 
kung des  Werkes  beeinträchtigt  wird  (vgl.  C.  Borchers  in  Nieders.  Jahrbuch,  Bd.  8, 
1931,  S.  194  ff.).  Vermutlich  stammt  auch  der  Altar  aus  der  Klosterkirche  Wöltingerode. 

BESCHREIBUNG:  Die  hochgelegene,  auf  hohem  Bruchsteinsockel  in  Fachwerk 
erbaute  katholische  Kirche  mit  fünfseitigem  Chor  und  großem  Dachreiter  am 
Westende  ist  laut  Inschrift  über  der  westlichen  Eingangstür  1829  erbaut.  Auf 
der  Süd-  und  Westseite  mit  Ziegeln  behängt. 

Inneres  einfach,  mit  ebener,  geputzter  und  bemalter  Decke. 

Ausstattung : 

Im  W^esten  eine  Empore,  an  deren  Brüstung  13  hölzerne,  kreisrunde 
Scheiben,    0  0,45  m,  mit  den  Apostelbildern  in  Ölmalerei  hängen. 

Altarrückwand,  Holz,  zweigeschossig,  mit  größerem  Mittelbild  (Kreuz- 
abnahme, Öl  auf  Leinwand).  Seitlich  korinthische  Säulen,  daneben  die  Figuren 
Johannes  des  Täufers  (rechts)  und  Johannes  des  Evangelisten  (links).  Im  Ober- 
teil des  Altars  das  Monogramm  IHS  im  Strahlenkranze.  Als  Bekrönung  eine 
Urne  im  Empirestil.  Am  Sockel  der  rechten  Figur  befindet  sich  die  Inschrift: 
,,Hoc  altare  illuminavit  J.  A.  Pöttinger  Ao.  1791." 

Seitenaltar,  mit  hölzernem  Aufsatz  (Taf.  92  c),  Schnitz  werk,  wahrscheinlich 
von  Jobst  Heinrich  Lessen,  Bildschnitzer  aus  Goslar,  oder  aus  seiner  W^erkstatt. 
Anfang  18.  Jahrh.  Gewundene,  berankte  Säulen  auf  Sockeln,  flachbogige  Be- 
krönung. In  der  Predella  Akanthusranke  und  Konsole.  Im  rundbogigen  Mittel- 
feld ein  Relief,  Maria  als  Kind  zwischen  ihren  Eltern  Joachim  und  Anna,  darüber 
eine  Taube  in  Wolken.  Vielleicht  war  der  Aufsatz  ehemals  der  Oberteil  eines 
größeren  Altares. 

Orgel,  klein,  aber  zierlich  geschnitzt.    Regence. 

Zwei  Altarleuchter,  Messing,  H.  29,5  cm,  Dockenform,  von  etwa  1750. 
Dreiecksfuß  mit  Löwenklauen,  als  Zierate  geflügelte  Engelsköpfe. 

Sechs  Leuchter,  Holz,  ausdem  Anfang  des  18.  Jahrb.,  nicht  mehr  in  Benutzung. 


Vienenburg  249 

Große  Ampel  vor  dem  Altar  an  drei  Ketten  hängend,  aus  Messing  mit  drei 
geflügelten  Engelsköpfen  als  Kettenhalter,  aus  dem  Kloster  Wöltingerode.  Ende 
17.  Jahrh.? 

Weihrauchgefäß,  in  Schiffchenform.  Am  Deckel  zwei  Engelsköpfe  mit  je 
vier  Flügeln.     17  Jahrh.? 

Bildwerke:  Kreuzigungsgruppe,  mit  Maria  und  Johannes,  lebensgroß. 
Von  Heinrich  Lessen  auf  Grund  eines  Vertrages  von  1677  als  Triumphkreuz  für 
Wöltingerode  geschaffen  (vgl.  Geschichte  S.  248).  Neu  bemalt.  An  der  Nordwand 
(Taf.   92 d). 

Drei  Heiligenfiguren,  Holz.  1)  ohne  Attribut,  H.  1,20  m.  2)  Hl.  Nepo- 
muk,  H.  1,10  m.  3)  Mater  dolorosa,  etwa  von  gleicher  Höhe,  sämtlich  farbig 
behandelt,  in  der  Kirche. 

Hl.  Anna    selbdritt,  Holz,  H.  0,48  m.    Ende  17.  Jahrh.    In  der  Kirche. 

Pieta,  beschädigt,  2.  Hälfte  16.  Jahrh.    Auf  dem  Kirchenboden. 

Kleines  Kruzifix,  Korpus  Bronze,  H.  0,34  m.  Ende  18.  Jahrb.,  auf  neuerem 
Holzkreuz.  Christus  ohne  Dornenkrone,  Brustkorb  voll  heraustretend,  Leib  stark 
eingezogen,   von   schmalem  Lendentuch  umwunden.     In   besonderer  Verwahrung. 

HI.  Anna  selbdritt,  Holz,  H.  0,80  m.  Um  1500.  Im  katholischen  Pfarrhaus, 
Privatbesitz  des   Geistlichen.     Taf.  92a. 

Meßgeräte:  Meßkelch,  Silber,  vergoldet,  H.  22  cm,  Sechspaßfuß,  Knauf 
birnförmig.    18.   Jahrh.     Goldschmiedezeichen  33. 

Patene,    0   14^4  cm,  zum  Kelch  gehörend. 

Meßkelch,  H.  19  cm,  mit  gotisierender  Kuppa,  Rand  gebördelt.  Zeitstellung 
unbestimmt.     Goldschmiedezeichen  56.    Beschauzeichen  unkenntlich. 

Patene,  in   Schalenform,  neu. 

Ziborium,  Silber,  vergoldet,  H.  ohne  Deckel  20,5cm,  mit  Deckel  30  cm.  Am 
Deckel  ein  kleines  Kruzifix.  Inschrift:  „FRANS  EDM  UNDT  FRE  IH  ERR 
VON  REÜSHENBERG  •  DROSTE  ZUR  VINENBURG  MARIA 
CLARA  FREY  FRAW  VON  REUSCHENBERG  GEBOHRNE  VON 
VIRMONDT  ANNO  1702."  Außerdem  das  Ehewappen.  Goldschmiede- 
zeichen 35. 

Monstranz  aus  unedlem  Metall,   H.   60  cm,  etwa   Mitte    19.    Jalirh. 

Tablett  mit  Meßkanne  hen,  Silber,  H.  9  cm.  Tablett,  oval,  30x21,5  cm, 
mit  zwei  Wappen  auf  Krummstäben. 

Antependium  mit  alter  Seidcnflachslickerei  (große  Blumen).  .\m  Seiten- 
altar. 

Unter  den  im  Pfarrhause  aufbewahrten  Meßgewändern  ist  ein  auf  rotem 
Seidenplüsch  mit  Gold  besticktes  Pluviale  aus  dem  16.  Jahrh.  besonders  wert- 
voll (Taf.  90 d).  Granatapfelmusler.  Die  übrigen  Kasein,  Manipeln.  Stolen  und 
Kelchdecken  zeigen  Blumenstickerei  auf  weißer  oder  farbiger  Seide. 

Zwei  Reliquienkästen  mit  reichem  Rokokorahmen  und  ;iUer  Hemalung, 
jetzt   außer   Gebrauch. 


250  Vieneiibur^» 

III.   Domäne  (ehemalige  Burg). 

Quellen:  1.  iieveriiia,  Nr.  231r:  Laiidbescliieibimg  des  Amtes  Vieiienburg, 
1769.  Nr.  191:  Episcopatus  Hild.   in   tabulis,   1758,   III.,   Vienenburg,  Kartenbände 

Nr.  196,    196a.  Staats-Arch.  Hann.,    Akt.  Hann.  des.  74,    Ami    Wöltingerode,    IX., 

VI.  und  IV.;  desgl.  IX.,  Cameralia  II.,  Fach  5,  Nr.  3.,  App.  Amt  Vienenburg.  Ca- 
lenberg-Br.  Arch.  des.  10,  3m.  -  Hann.  II.  C.  A.  Vienenburg,  A.  la.  Hann.  des.  74, 
IX.,  IL,  Fach  5,  Nr.  20,  Beschreibung  des  Amtes,  1772.  Staats-Arch.  Hann.,  Kart.- 
Registcr  A.    I.   A.   f,   Nr.  44.  Staats-Arch.  Hann.,   Urk.,  Urkunden   des  Domstiftes 

Hildesheim.  Arch.  Wolf.,  Grenzregister  Amt  Vienenburg.  Arch.  Hild.,  Sammel- 
band 182  und  187,  Top.  Tableau  des  Amtes  Vienenburg.  Bauinventar  des  Staatl. 
Hochbauamtes  Goslar.  2.  U.  B.  Hild.,  IV.  VI.  U.  B.  Goslar,  III.  V.  Suden- 
dorf,  HI,  X.  U.B.  von   Saldern,   I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  88.  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild.,  L,  S.  350, 
353,  371,  414,  426,  435;  IL,  S.  8,  35;  III.  S.  29,  31,  45,  .54,  203,  249  ff.,  317.  Bertram. 
Bischöfe,  S.  82,  115,  161,  169  ff.,  260  ff.,  280.  Blume,  Heimat,  S.  274  ff.  Borchers, 
Bildschnitzer  Lessen,  'S.  194.  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  19.  Görges-Spehr,  Denk- 
würdigkeiten, IL,  S.  299.  Havemann,  Gesch.  Braunschw.,  HL,  S.  50,  670.  Hen- 
kel, Handbuch,  S.  11,  12.  -  Henkel,  Kurze  Gesch.,  S.  163.  Henkel,  Pfarrklerus, 
S.  163  ff.  Kayser,  Visitationen,  S.  183.  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  39,  72.  - 
Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  IL,  S.  398.  Machens,  Archidiakonate,  S.  92.  Mithoff, 
Kunstdenkmale,  S.  234,  235.  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  33,  90.  Opel,  Nieders.- 
dän.  Krieg,  IL,  S.  575.  Schaar,  Übergang  der  Vienenburg  an  Hild.  Vogell,  Gesch. 
Schwicheldt,   S.  77,  143,  146,   170,  175,  235.          Zobel,   Heimatbuch,   S.  204  fL 

GESCHICHTE:  Aus  den  Steinen  der  1291  zerstörten  Harliburg  sollen  die  benach- 
barte Vienenburg  und  die  Wasserburg  Wiedelah  aufgebaut  sein.  Wer  die  Vienenburg 
erbaut  hat,  ist  urkundlich  nicht  festzustellen.  1306  stellt  Graf  Burchard  VII.  eine 
Urkunde  in  der  ,,Vineburch"  aus,  es  ist  die  erste  urkundliche  Erwähnung  der  Burg. 
Es  ist  zu  vermuten,  daß  Graf  Burchard  VII.  nach  der  Zerstörung  der  Harliburg  mit 
Zustimmung  seines  Vetters,  des  Bischofs  Siegfried  von  Hildesheim,  die  Vienenburg 
aus  den  Trümmern  der  Harliburg  erbaut  hat.  Die  Vienenburg  war  zweifellos  erbaut, 
um  den  Wiederaufbau  der  Harliburg  oder  den  Neubau  einer  anderen  Burg  in  der 
Nähe  der  Harliburg  mit  Waffengewalt  zu  verhindern.  Aus  einer  Urkunde  des  Jahres 
1319  (Hoogeweg,  IV.,  S.  481)  geht  diese  Absicht  deutlich  hervor.  Im  Anfang  des  14.  Jahr- 
hunderts erscheinen  die  Grafen  von  Wernigerode  im  Besitz  der  Vienenburg.  1323  ver- 
kaufte König  Ludwig  der  Bayer  den  Zoll  an  der  Radau  bei  Vienenburg  unter  Vorbehalt 
des  Wiederkaufsrechtes  an  die  Grafen  von  Wernigerode.  Aber  bereits  1341  verpfändete 
Graf  Konrad  von  Wernigerode  die  Vienenburg  an  die  Stadt  Goslar,  später  an  den  Ritter 
Bodo  von   Salder,  bis  sie  1367  an  den  Bischof  von  Hildesheim  überging. 

Das  Gebiet,  auf  dem  die  Vienenburg  erbaut  wurde,  war  rechtlich  Lehnsgut  der 
Grafen  von  Wohldenberg,  ihr  Besitz  sollte  nach  einem  Übereinkommen  der  Bischöfe 
von  Hildesheim  mit  den  Grafen  von  Wohldenberg  nach  dem  Aussterben  der  Familie 
an  das  Bistum  Hildesheim  fallen.  1383  starb  das  Geschlecht  der  Wohldenberger  mit 
Graf  Gerhard  aus.  Zehn  Jahre  später  verpfändete  der  Bischof  von  Hildesheim  die 
Vienenburg  an  die  Edlen  von  Dorstadt.  Diese  errichteten  1402  in  der  Vorburg  der 
Vienenburg  eine  Kapelle,  die  der  Pfarrkirche  zu  Klein-Lochtum  als  Tochterkirche 
unterstellt  war.  1423  wurde  die  Vienenburg  an  die  Herren  von  Rössing  verpfändet; 
im  15.  Jahrhundert  hat  der  Pfandbesitz  der  Burg  mehrmals  gewechselt;  Inhaber  der 
Vienenburg  waren  nacheinander  die  von  Langein,  von  Schwicheldt,  von  Cramm  und 
von  Hoym.  Bei  Ausbruch  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  1519  war  die  Vienenburg  in 
der  Hand  Friedrich  von  Weverlings.  Herzog  Heinrich  d.  J.  nahm  1521  die  Burg  ohne 
Kampf  ein.   Nach   Beendigung  der   Stiftsfehde   mußte   1523  Bischof   Johann    IV.   von 


J 


Vienenburg 


251 


Hildesheini  Burg  und  Amt  Vienenburg  an  Braunschweig  abtreten.  Zum  Amte  Vienen- 
burg gehörten  das  Vorwerk  Wennerode,  die  Dörfer  Vienenburg  und  Lochtum. 

Im  30jährigen  Kriege  besetzten  am  4.  Januar  1626  kaiserliche  Truppen  des  Obersten 
Graf  Schlick  die  Burg;  am  9.  Januar  war  Wallenstein  auf  der  Vienenburg  und  leitete 
von  hier  aus  seine  Truppen  gegen  die  Burgen  Wiedelah  und  Schiaden,  die  bald  darauf 
in  seine  Hand  fielen.  Durch  den  Vertrag  zwischen  Braunschweig  und  Hildesheim  kam 
1643  die  Vienenburg  mit  dem  Amt  an  das  Fürstbistum  Hildesheim  zurück.  In  Vienen- 
burg wurde  eine  katholische  Amtspfarrei  errichtet,  als  Gottesdienststätte  diente  die 
Burgkapelle.   Bischof  Maximilian   Heinrich  gab  um   1650  Burg  und   Amt   Vienenburg 


Abb.  IM.    Vienenburg,  Domäne,  C.riindiiß  der  ehenialipien  Hurt»  um  IDÖit  (1  :  1000).    (v.  H.J 


tür  400000  Rtlr.  an  den  kaiserlichen  Kriegsral  und  Marschall  Baron  von  Rauschen- 
])erg,  dessen  Familie  gab  1746  Burg  und  Amt  an  llildcshoim  zurück.  Das  Amt  Vienen- 
burg wurde  nunmehr  durch  einen  bischöflichen  Drost,  das  (iut  durch  einen  Amtmann 
verwaltet.  Im  August  1802  kam  Vienenburg  unter  preuLiische  Herrschari,  im  folgcmlcii 
Jahre  ist  dann  der  Amtshof  in  eine  Domäne  verwandelt. 

Nach  dem  Inventarium  des  Amtes  Vienenburg  befanden  siiii  ISlS  in  der  Ökonomie 
Vienenburg  folgende  Gebäude:  Ökonomi^^haus  (138  Fuß  Länge,  33 'o  Fuß  Breite). 
Meierei  (98  V^  Fuß  Länge,  27  ^.,  Fuß  Breite),  Brauhaus  (9(5  Fuß  Länge,  26  ^.,  Fuß  Breite), 
das  alte  Burggebäude  (70%  Fuß  Länge,  29  Fuß  Breite)  und  andere  Gebäude.  1853/54 
wurde  der  Turm  der  Vienenburg  für  (^07  l^tlr.  auf  Kosteti  der  Kgl.  Hnnn.  Doniänen- 
Kammer  wiederhergestellt. 


252  Viencnburg 

BESCHREIBUNG:  Die  Domäne  Vicnen  bürg  isl  aus  der  allen  F^urf^anlage  hervor- 
gegangen. Die  Burg  liegt  auf  einem  ins  Okerlal  nach  Norden,  Süden  und  Westen 
steil  ablallenden  Hügelvorsprung  (Tai. 91  b).  Sie  isl  in  ihrer  alten  Ringform,  umgeben 
von  den  Wirtschaftsgebäuden  noch  gut  erkennbar  (Abb.  144).  Nach  den  genannten 
Himmelsrichtungen  sind  die  Gebäude  auI3en  mit  einer  1,00  m  starken  hohen  Mauer 
aus  Bruchstein  geschützt,  während  an  der  Ostseite  ein  liefer  und  breiter,  jetzt 
trockener  Graben  den  Schulz  l)ildet  Einzelne  (rebäude  haben  oberhalb  der  Bruch- 
steinmauern  noch  ein  Fachwerkgeschoß.  Die  I'"-infahrl  liegt  auf  der  Ostseite  in 
einem  besonderen  Pf  ort  hause,  das  durch  eine  neuere  massive  dreijoehige  Bogen- 
brücke  mit  der  jenseits  des  Grabens  vorüberführenden  StratJe  verbunden  ist.  l^twa 
in  der  Mitte  des  nach  Westen  leicht  abfallenden  Burghofes  steht  der  runde  aus 
Bruchsteinen  errichtete  Bergfried  von  fast  24  m  Höhe  (Taf.  94a)  0  7,90  m. 
Zur  Zeit  ist  allein  das  untere  überwölbte  Erdgeschoß  durch  eine  rundbogige  Tür 
zugänglich.  Mauerstärke  hier  2,63  m.  Baumaterial  Bruchstein,  zum  Teil  hammer- 
recht bearbeitet.  Ein  früher  neben  dem  Turm  liegendes,  festes  Haus  isl  nur  noch 
in  den  Fundamenten  erhalten.  Der  abgebildete  Plan  der  ganzen  Burg  (Abb.  144) 
gibt  ein  Bild  der  Anlage  um  1900.  Die  den  Burgring  bildenden,  jetzt  Wirtschafts- 
zwecken dienenden  Gebäude,  Viehställe,  Scheunen,  Molkerei  und  Brauhaus  sind 
zu  verschiedenen  Zeiten  aus  Fach  werk  errichtet.  Das  Pächterwohnhaus  liegt 
auf  der  Westseite  des  Burgringes,  in  neuerer  Zeil  mit  Anbauten  versehen,  innen 
völlig  umgebaut. 

Am  Pforthause  bildet  ein  Wappenslein  oberhalb  der  Tür  zum  Kornboden 
die  Fachwerksfüllung.    Fürstbischöfliches  Wappen  von    1725. 

Unter   sonstigen    Einzelheiten    ist    noch   ein    Kamin    mit    Stuckarbeit    in    der 
Molkerei  erwähnenswert. 

Das  Brauhaus  stammt  nach  der  Form  der  Wulstkonsolen  unter  dem  Dach- 
vorsprung aus  dem   17.  Jahrh. 


IV.  V.  Königsches  Mausoleum. 

Neben  der  Burg  befindet  sich  in  Vienenburg  ein  Gut  (Edelhof)  der  Freiherren 
von  König,  das  sich  wohl  aus  einem  freien  Sattelhofe  entwickelt  hat.  Werner  König, 
der  von  1603 — 16  Kanzler  des  Herzogs  Friedrich  Ulrich  von  Braunschweig  war,  erwarb 
1606  das  Gut  als  „freien  Burglehnhof  und  Rittersitz  neben  dem  fürstlichen  Schlosse 
belegen"  von  Statins  von   Münchhausen. 

Im  unzugänglichen  Mausoleum  der  Familie  v.  König  auf  dem  Friedhofe 
hängt  ein  etwa  1  qm  großes  Altarbild  (Himmelfahrt  Christi),  das  1624  von 
einem  Familienmitgliede  der  nicht  mehr  bestehenden  Kirche  von  Klein-Lochtum 
(über  diese  vgl.  unter  Lochtum  S.  166)  gestiftet  worden  ist.  Entweder  nach 
italienischem  Original  oder  Original  von  einem  Italiener.  Das  Stück  ist  Familien- 
besitz. Kronleuchter  etwa  aus  derselben  Zeit  stammend.  Profiliertes  hölzernes 
Mittelstück  mit  sechs   S-förmigen  eisernen   Armen. 


253 

Weddingen. 

Evangelische  Kirche.   Domäne  (ehemaliger  Komturhof). 

Quellen:  1.  Staats- Arch.  Hann.,  Akt.  Hild.-Br.  Arch.  des.  3,  Hild.  Klöster,  Akten, 
I.,  Nr.  19.  -  -  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III.,  X.  1,  4g;  desgl.  IX.,  IL,  Fach  5, 
Nr.  3.  -  Staats-Arch.  Hann.,  Urk.  Fürstentum  Calenberg,  Dtsch.  Ord.  Kommende 
Weddingen,  23  Urkunden,  etwa  1280—1685.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  — 
Pfarrarchiv  Beuchte,  Akten  über  Kirchenbauten  in  Weddingen,  1711 — 14.  —  Bau- 
inventar des  Staat!.  Hochbauamtes  Goslar.  2.  U.  B.  Hild.,  I.,  III. — VI.  —  U.B. 
Goslar,   II.     V. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  59  ff.,  94,  168.  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild., 
L,  S.  104,  304.  -  Blume,  Heimat,  S.  389  fL  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  19.  Hooge- 
weg,  Stifter  und  Klöster,  S.  129,  130.  -  Kayser,  Visitationen,  S.  186.  —  Klewitz, 
Territ.  Entwicklung,  S.  13,  25,  35.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  167,  170,  321,  324.  - 
Lüntzel,    Gesch.  Diözese,   L,    S.  95,  245.  Mithoff,   Kunstdenkmale,    S.  237,   238. 

Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  5.  —  Werneburg,  Gau  und  Grafschaft,  S.  48.  —  Zobel, 
Heimatbuch,   S.  222  fL 

GESCHICHTE:  Das  Dorf  Weddingen  wird  zuerst  in  einer  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  HL 
im  Jahre  1053  erwähnt.  Damals  schenkte  der  Kaiser  dem  Marienaltar  der  Hildes- 
heimer  Kirche  das  dem  Tiemo  abgesprochene  Gut  im  Leragau,  dazu  gehörte  auch  Be- 
sitz im  Dorfe  ,,Witungen".  Als  1174  Bischof  Adelog  von  Hildesheim  die  Gründung 
des  Klosters  Wöltingerode  bestätigte,  besaß  das  Kloster  in  ,, Wedinge"  als  Schenkung 
der  Gründer,  der  Grafen  von  Wöltingerode  (-Wohldenberg),  eine  halbe  Hufe  Land 
und  eine  Hofstätte.  Danach  gehörten  die  Grafen  von  Wöltingerode  zu  den  ältesten 
Grundherren  in  Weddingen,  von  ihnen  war  ein  Geschlecht  von  Weddingen  belehnt, 
das  1206-1310  in  zwei  Urkunden  auftritt;  Näheres  ist  über  dies  Geschlecht  nicht 
bekannt. 

Im  Jahre  1227  begründete  der  Ritter  und  Bürger  Ciiselbertus  von  Goslar,  der  frühere 
Reichsvogt,  ein  Hospital  an  der  Königsbrücke  in  Goslar  und  überwies  die  Stiftung 
dem  Deutschen  Ritterorden  zu  freiem  Besitz,  nachdem  er  das  Hospital  noch  mit  Land, 
Mühlen,  Wald  und  Zehnten  ausgestattet  hatte.  Der  bischöfliche  Minist erial  Heinrich 
von  Birkenstein  schenkte  1287  dem  Haus  des  Deutschen  Ordens  die  Kirche  zu  Wed- 
dingen mit  dem  Patronatsrechte;  aus  Urkunden  des  gleichen  Jahres  geht  hervor,  daß 
auch  anderer  Besitz  des  Heinrich  von  Birkenstein  in  Weddingen  durch  Kauf  in  den 
Besitz  des  Ordens  übergegangen  war,  so  der  Zehnte,  2  Hufen  Land,  6  Höfe,  eine  Wiese 
und  eine  Weidenpflanzung.  1280  hatte  der  Orden  bereits  das  Patronatsrecht  im  bonach- 
barten  Beuchte  erworben.  Da  die  von  Birkensteinschen  Güter  Lehen  des  Hildesheimer 
Bischofs  waren,  so  erwarben  die  Domherren  Heinrich  und  Otto  von  Wohldenberg  1295 
im  Tauschwege  das  Eigentumsrecht  an  dem  von  Birkensteinschen  Gut  und  schenkten 
dies  dann  dem  Deutschen  Orden.  Nachdem  1296  der  Bischof  die  Schenkung  des  Pa- 
tronats  an  den  Orden  genehmigt  halte,  erwarb  der  Orden  in  den  nächsten  .laiiren  von 
den  Rittern  Konrad  von  Sauingen,  Konratl  von  dem  Dike  und  Burchard  von  Wilden- 
stein weiteren  Grundbesitz  in  Weddingen,  so  daß  nach  1300  bereits  ein  sehr  erhebliches 
Gut  in  Weddingen  im  Besitz  des  Deutschen  Ordens  war.  In  dieser  Zeit  verlegte  der 
Orden  den  Schwerpunkt  seines  Wirkens  nach  Weddingen,  die  Goslarer  Besitzungen 
wurden  veräußert,  und  dann  wurde  die  Niederlassung  in  Goslar  aufgegeben.  1335  ge- 
stattete Bischof  Heinrich  dem  Komtur  des  Deutschen  Ordens  in  Sachsen,  (ieistliche 
des  eigenen  Ordens  für  die  Pfarre  zu  WL>d(lingen  vorzust-hlageii.  (iic  der  Archidinkon 
zulassen  sollte. 

Außer  dem  Deutschen  Orden  hatten  (rruudbesilz  in  W'eddingi-ii  auch  das  St. 
Michaeliskloster  in  Hildesheim,  dessen  Besitz  1320  an  den  Orden  überging,  das  Kloster 


254 


"Weddingt'ii 


Neuwerk  in  Goslar  und  das  Kloster  WolLiii^^erode.  1542  wurde  die  Kirciie  in  Weddingen 
der  Reiormation  zugeführt.  Der  Visilalionsbericht  des  Sehnialkaldisehen  Bundes 
schreibt  über  Weddingen:  „Ist  ein  Capell,  der  Cumpthur  zu  I.ulkelem  (die  übergeordnete 
Landkomturei  Lucklum)  lest  sie  vorsehen  von  dem  hole  daselbst  (dem  Komturhofe 
Weddingen)."  Im  30jährigen  Kriege  wurde  1625  der  Komlurhof  von  Wallensteinschen 
Truppen  geplündert,  darüber  führte  der  Hochmeister  des  Meisterlums  Mergentheim, 
.Johann  Eustach  von  Westernach,  Klage  bei  Wallenstein.  Nach  dem  groljen  Kriege 
war  der  Komturhof  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  .Jahiiiunderls  zeilweise  verpachtet. 

Nach  dem  Lüneviller  Frieden  kam  1802  das  Bistum  Hildesheim  mit  allem  geist- 
lichen Gut  an  Preußen.  Zur  Zeit  des  Königreiches  Westfalen  war  der  Komturhof  in 
Weddingen   zugleich    mit    dem    Klostergut   Wöltingerode  im   Besitz   des    Juden    Israel 

Jacobsohn,  der  diese  Güter  von  der  west- 
fälischen Regierung  gekauft  hatte.  Da  nach 
hannoverschem  Gesetz  kein  Israelit  Grund- 
eigentümer sein  durfte,  mußte  1815,  als  das 
Bistum  Hildesheim  an  das  Königreich  Han- 
nover kam,  Jacobsohn  den  Komturhof  an 
die  Regierung  abtreten.  Seit  dieser  Zeit  ist 
der  Komturhof  eine  staatliche  Domäne,  die 
zusammen  mit  dem  Vorwerk  in  Immenrode 
verpachtet  wird. 

Der  Ostflügel  des  Wohnhauses  ist  1590 
unter  dem  Komtur  Gebhard  von  Hohnrode 
erbaut,  ein  kleiner,  dem  Hinterhofe  zuge- 
wandter Vorsprung  im  Jahre  1617;  1925/26 
wurde  dieser  Ostflügel  unter  Schonung 
des  alten  Bestandes  um-  bzw.  neugebaut. 
Der  Südflügel  stammt  aus  dem  Anfang 
des  17.  Jahrhunderts.  Eine  1727  von  dem 
Komtur  Wilhelm  von  Reden  erbaute  Scheune 
brannte  1908  ab.  Der  westliche  Teil  des 
Stallgebäudes  ist  1707  errichtet,  der  östliche 
Teil  1731  unter  dem  Komtur  Friedrich  von 
Holle.  Das  sog.  Pforthaus  mit  der  Wohnung 
für  den  Hof-  und  Schafmeister  stammt  aus 
dem  Anfang  des  18.  Jahrhunderts. 

Über  die  Kirche  zu  Weddingen  sind 
aus  älterer  Zeit  nur  wenige  Nachrichten  er- 
halten. Nach  den  Kirchenakten  wurde  1711 — 14  an  der  Kirche  gebaut,  die  Bausumme 
belief  sich  auf  393  Rtlr.  34  Mgr.  5  Pf.;  50  Tlr.  schenkte  der  Landkomtur  von  Bülow 
der  Landkomturei  Lucklum  zu  dem  Bau.  1781  wird  berichtet,  daß  der  Kirchturm 
sehr  baufällig  ist;  überhaupt  müsse  die  ganze  Kirche  neugebaut  werden,  da  das  Mauer- 
werk des  Kirchenschiffes  stark  ausgewichen  sei.  1784  wurde  die  alte  Kirche  abgerissen. 
Zimmermeister  G.  C.  Wunderlich,  Braunschweig,  entwarf  den  Plan  für  den  Neubau: 
1786  war  die  Kirche  mit  der  Ausstattung  des  Inneren  vollendet,  die  Baukosten  beliefen 
sich  auf  1832  Rtlr.  17  ggr.  11  Pf.  Aus  der  alten  Kirche  wurde  der  Taufstein  übernommen. 
Die  Glocke  ,,Michaely"  goß  1640  der  Glockengießer  Jürgen  Schrader  in  Goslar.  1867 
erhielt  die  Kirche  eine  neue  Orgel.  Am  11.  Juni  1886  fuhr  ein  Blitzstrahl  in  den  Kirch- 
turm, ohne  zu  zünden,  und  zerstörte  den  Turmknopf,  Teile  des  Glockenstuhles  und 
des  Werkes  der  Turmuhr. 

Das  Patronat  über  die  Kirche  zu  Weddingen  übte  bis  1803  der  Landeskomtur 
der  Landeskomturei  Luklum  aus,  nach  dem  Reichsdeputationsschluß  wurde  das  Pa- 
tronat an  die   Gemeinde  abgetreten. 


<?-^" 


Abb.  145.  Weddingen,  Domäne,  Lageplan  (1:2000). 


"Weddingen 


255 


OBERGESCHOSS 


ERDGESCHOSS 


BESCHREIBUNG:  KIRCHE. 

In  Bruchstein  erbaut,  von  rechteckiger  Grundform,  mit  fünf  Seiten  des  Zehn- 
eckes geschlossen  (Taf.  94b).  Wände  verputzt.  Auf  jeder  Langseite  fünf  mit 
Sandsteingewänden  umrahmte  korbbogige  Fenster.  Achtseitiger  beschieferter  Dach- 
reiter im  Westen;  oberhalb  der  mit  acht  rundbogigen  Schallöffnungen  versehenen 
Laterne  eine  geschweifte  Haube,  Wetter- 
fahne von  1886.  Haupteingang  an  der 
Westseite,  ein  Nebeneingang  an  der 
Nordostseite  des  Chores.  Das  Innere 
ist  schlicht. 

Ausstattung: 

Taufstein,  H.  0,87  m,  mit  sechs- 
seitigem Becken,  0  0,65  m,  auf  ver- 
jüngtem Fuß,  an  vier  Seiten  mit  Engels- 
köpfen geschmückt,  die  fünfte  mit  Wap- 
pen und  den  Buchstaben:  ,,A.  H.  v.  L.", 
die  sechste  mit  einer  im  Knorpelstil 
umrahmten  Spruchtafel.  Tauftext:  Mar- 
kus 16.  Auf  dem  Beckenrande  die  Um- 
schrift: ,,Gott  zu  Ehren  u.  zum  gedecht- 
nif  H.  Arnold  Herm.  v.  Landzberg  L. 
L.  C.  gebohrn  Aö  1638  II  Mart  1664 
gestorben,  hir  im  Cohr  begraben  diesse 
Taufstei  gesetzet  seinef  alters  27  Jahr" 
(Taf.  90c). 

Taufschale,  Kupfer,  0  0,54  m. 
Am  11  cm  breiten  Rande  und  im  Boden 
die  sauber  zieselierte  Inschrift:  ,,AUS 
DES  EVANGELIS  :  JOHAN  : 
3CAPT.VERS5.  WARLICH  WAR- 
LICH, ICH  SAGE  DIER  ES  SEY 
DAN  DAS  lEMAND  GEBOHREN 
WERDE  AUS  DEM  WASER  UND 
GEIST  SO  KAN  ER  NICHT  IN 
DAS  REICH  GOTTES  KOMEN. 
FR.  ANNA  ELISABETHA  DO- 
MES.     HER      JOHANN      ERICH 

SCHÄFERS  HAUSFRAU  HAT  DIESES  ZUR  EHRE  GOTTES  HIE- 
HER VEREHRET  DEN  3  MARTY  ANNO  Hl.Sl.-  lu  der  Mille  .les 
Bodens   ein   Tatzenkrouz. 

Zwei  Läuteglocken,  die  größere,  0  0,84  m.  Unterhalb  der  Haube  ein  Zier- 
band. Darunter  die  dreizeilige  Inschrift:  „SOLI  DEO  GLORIA.  GEORGIUS 
MVLLERVS  PASTOR  ZU  BEVCHTE  *  CH 1 STOPHERU S  DOMES 
*  AVTOR  HARTWICH  *  /  HANS    NORDTMl-.YKR    DURCHS   FEVPx 


Abb.  146  und  147. 
Wcddintjcn,   Domäne,    altes  Wohnliaus   (ohemalifies 
Komturliaus),     GinndriU    des   Krd-  und    dos    Ober- 

jieschosses  (1 :  500). 


256 


Wcddingei) 


BIN  ICH  GEFLOSSEN  *  JVRGEN  SCHRADER  HAT  MICH  GE- 
GOSSEN. GOSLAR  MICHHÄILY  BIN  ICH  GENANT.  /  *  HANS 
*  ALBORCx  IIEINERK  *  BEHKER  4=  ANNO  *  DOMINI  HUO  * 
AVK  GOTT  HOl^'Fl^  ICH  *."  riilcr  der  Sdirili  (Ins  ^»leichc  ZiiThaii«!  wie 
oben,  aber  koplsleheiid. 

Die  kleine  Glocke,  0  0,  !•)  iii.  iiisclirill:  .JII^RMAN  WlLKl'.N  GOSS 
MICH  ZV  WVLFENBVTTEL  FLOSS  ICH  ANNO  M  DC  XII*" 
zwischen  zwei  gotischen  Friesen  unterhalb  der  Haube  Am  langen  Feld  ein  1  cm 
hohes  Relief bildchen  der  Maria  auf  der  Mondsichel. 

Altardecke  aus  geblümtem  Stoff,  mit  roter  Seide  auigenähl  die  Buchslaben: 


MG 
IMK 


LNB 

MSF 


1800. 
Altarclecke,    aus  schwarzer  Wolle,    herzförmig  umrahmt,    die    Inschrift    mil 
Silberfäden  aufgenäht:  ,,Gott  zu  ehren  und  der  gemeine  zu  dinen  ist   Alltar  und 
Taufstein  bekleidet  worden  von  10  Jungfrauen  in  Weddingen  1830." 


Abb.  148  und  149.    Weddingen,  Domäne,  altes  Wohnhaus,    Querschnitte  des 
Ost-  und  des  SüdfUigels  (1:250). 


DOMÄNE. 
Die  Domäne  Weddingen,  als  Komturhof  erbaut  (Abb.  145),  war  von  einem 
jetzt  größtenteils  zugeschütteten  Graben  umzogen.  Der  einstige  kleine  Innenhof 
hat  infolge  Niederlegung  der  westlichen  und  südlichen  Baulichkeiten  seinen  ursprüng- 
lichen Charakter  eingebüßt,  doch  ist  der  nordöstliche  Hofwinkel,  der  von  dem  ehe- 
maligen Pächterwohnhaus  gebildet  wird,  in  alter  Form  erhalten  (Taf.  89). 
Dies  freistehende,  zweigeschossige,  im  Jahre  1590  in  Eichenfachwerk  auf  Bruchstein- 
sockel erbaute  Haus  (Abb.  146 — 149)  enthält  gleichzeitig  das  breite,  von  Osten  her 
mittels  steinerner  Brücke  zugängliche  Einfahrtstor.    Obergeschoß  um  etwa  20cm 


Weddingen  257 

vorgekragt,  die  einfachen  Balkenköpfe  durch  profilierte  Knaggen  unterstützt. 
Füllhülzer  reicher  geschnitzt.  An  der  Setzschwelle  ein  doppeltes  Bogenband. 
Brüstungsgefache  mit  Andreaskreuzen  verstrebt,  Gefache  mit  Bruch-,  Back-  und 
Lehmsteinen  ausgemauert,  mit  Kalk  geputzt  und  geweißt. 

Besonders  reizvoll  ist  die  Brüstung  des  kleinen  Erkers  (Taf.  91  d).  An  der 
Setzschwelle  zwischen  zwei  Wappen  (links  ein  schwarzes  lateinisches  Kreuz  auf 
weißem  Grund,  rechts  ein  Drachen,  gleichfalls  schwarz  auf  weißem  Grund).  Inschrift : 
,,Anno  Doni  1590  hat  der  erwirdige  edle  und  ermidlicher  /  gebhart  v.  honrode 
commenthur  zu  wedin  hat  diß  havs  von  grundt  aus  midgebawt."  In  den  Füllungen 
unter  Bögen  je  ein  Lebensbaum,  links  mit  einer  Raute,  in  der  Mitte  mit  einem 
Vogel  als  Bekrönung,  rechts  mit  einem  Kreuz,  beseitet  von  Vögeln  auf  den  Bogen- 
kämpfern.    In  den  Zwickeln  Sterne  und  Vögel. 

Oberhalb  der  Eingangstür  zum  1926  erbauten  Pächterwohnhaus  eine  Sand- 
steintafel mit  Kartusche  und  Krone  und  Zierrahmen.  Inschrift:  ,,HAC  TUTUS 
IN   ARGE."   1692. 

Am  1913 — 15  erbauten  Rindvieh-  und  Pferdestall  eine  Inschriftplatte  mit 
der  Bezeichnung:  ,, Friedrich  von  Holle  der  Teutschen  Ordensritter  und  Comenthur 
zu  Weddingen  Anno  M  •  D  •  CCXXXI." 


Wehre. 

Evangelische  Kirche. 

Quellen:  1.  Staats- Arch.  Hann.,  Akt.  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III., 
X.  1,  4f.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Handschrift  317.  —  2.  U.  B.  Hild.,  L— VI.  —  U.E.  Goslar, 
IL— IV.  —  U.E.  von   Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  25.  —  Ecrtram,  Gesch.  Bist.  Ilild.,  L,  S.  101. 
—  Blume,  Heimat,  S.  374  ff.  —  Bode,  Uradel,  S.  219.  —  Bornstedt,  Siedlungen,  S.  19.— 
Kayser,  Visitationen,  S.  185.  —  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  13,  25.  — ■  Lüntzel, 
Alt.  Diözese,  S.  169,  324.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  238.  —  Mithoff,  Kirchen  und 
Kap.,   S.  5.  —  Werneburg,  Gau  und  Grafschaft,  S.  48.  —  Zobel,  Heinuitbuch,  S.  169  ff. 

GESCHICHTE:  In  einer  Kaiserurkunde  Heinrichs  IIL  wird  1053  das  Dorf  „Ost- 
werri"  im  Gau  Lera  erwähnt;  hier  hatte  Tiemo  Güter,  die  ihm  abgesprochen  waren 
und  nun  vom  Kaiser  der  Hildeshcimer  Kirche  geschenkt  wurden;  über  das  Dorf  West- 
wehre erfahren  wir  nichts.  Dagegen  taucht  1146  in  der  Stiftungsurkunde  des  Klosters 
St.  Godehard  in  Hildesheim  der  Ort  ,,Werre"  ohne  weitere  zusätzliche  Bezeichnung 
auf.  1158  erhielt  das  St.  Petersstift  bei  Goslar  vom  Bischof  Bruno  eine  Hufe  Landes 
in  Werre,  auch  das  Kloster  Ringelheim  ist  1209  im  Besitz  einer  Hufe  ,,in  Werro".  Im 
13.  Jahrhundert  und  später  werden  die  beiden  Dörfer  als  Groß-  und  Klein-Wchre 
unterschieden.  1258  verkauft  der  Bischof  dem  Neuen  Hospital  in  Goslar  5  Hufen  in 
magno  Werre.  Mit  Klein- Wehre  wurde  das  alte  Ost  wehre  (nach  Schiaden  zu),  mit 
Groß-Wehre  das  heutige  Wehre  bezeichnet.  Kloin-Wohre  scheint  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts, spätestens  aber  im  30jährigen   Kriege,  wüst  geworden  zu  sein. 

Im  12.  Jahrhundert  tritt  die  Familie  der  freien  Herren  von  Wehre  auf,  aiißeriiem 

gab  es  zu  gleicher  Zeit  noch  eine  zweite  Familie  dieses  Namens,  die  aber  nur  als  liildes- 

heimische   Ministerialenfaniilie   erscheint.    Vermutlich    stammt   jede   der    Familien    aus 

einem  der  beiden  Dörfer  Wehre;   das   Staninihaiis  der  freien   Herren  von   Wehre  lag, 

33 


258  Wehre 

ebenso  wie  ihr  beträchtliches  Eigengut/in  Groß- Wehre,  auch  hatte  diese  Familie  Güter 
in  der  Umgebung  Wehres  von  geistlichen  und  weltlichen  Herren  und  Fürsten  zu  Lehen. 
Das  Eigengut  der  Familie  kam  in  seinen  wesentlichen  Stücken  nach  und  nach  an  das 
Domslil't  in  Goslar.  1268  traten  die  Herren  von  Wehre  die  Kirche  zu  Wehre,  die  ur- 
sprünglich in  ihrem  Besitz  war,  an  das  Domstift  in  Goslar  als  Entschädigung  für  rück- 
ständige Zinsen  ab,  desgleichen  verzichteten  sie  12G0  auf  die  Vogtei  über  die  Güter 
des  Donistifles.  Außer  dem  Domslift  zu  Goslar  und  den  obenerwähnten  Klöstern  hatten 
auch  die  Klöster  Frankenberg  in  Goslar,  Heiningen  und  Dorstadt  Grundeigentum 
in  Wehre;  die  Herren  von  Burgdorf  besaßen  ein  Reichslehn  in  Wehre,  die  Ritterfamilie 
von  der  Gowische  dort  Güter  des  Domstiftes,  mit  denen  später  die  Herren  von  Schwicheldt 
belehnt  wurden.  In  Klein-Wehre  wurden  die  von  Schwicheldt  gleichfalls  vom  Bischof 
mit  Land  belehnt,  das  später  durch  Verpfändung  in  der  Hand  verschiedener  Adels- 
familien war. 

Nach  Errichtung  des  Amtes  Wiedelah,  deren  Burg  1341  von  den  Hildesheimer 
Bischöfen  erworben  war,  gehörte  Wehre  zu]  diesem  Amt.  Um  1370  starb  die  freie 
Familie  von  Wehre  und  bald  darauf  auch  die  Ministcrialenfamilie  von  Wehre  aus;  ein 
Teil  des  von  WehrescJien  Eigengutes  und  ihrer  Lehen  wurde  von  den  Rittern  von 
Dornten  erworben. 

Mit  dem  Amte  Wiedelah  kam  1523  Wehre  an  Herzog  Heinrich  d.  J.  von  Braun- 
schweig-Wolfenbüttel,  1643  an  das  Hochstift  Hildesheim. 

Über  die  1268  zuerst  genannte  Kirche  in  Groß- Wehre  sind  aus  alter  Zeit  nur  wenige 
Nachrichten  erhalten.  Das  Patronat  übte  bis  zur  Reformation  das  Domstift  in  Goslar 
aus.  1542  wurde  die  Reformation  eingeführt,  seit  1568  die  Pfarre  in  Wehre  von  Schiaden 
mit  verwaltet.  Im  30jährigen  Kriege  brannten  1626  die  Kirche,  des  Opfermanns  (Küsters) 
Hüttlein  und  andere  Häuser  nieder.  1670  wurde  der  Kirchturm  in  Wehre  neu  erbaut, 
bereits  vorher  muß  das  Kirchenschiff  instand  gesetzt  sein,  1712  wurde  das  Kirchen- 
dach wiederhergestellt  und  ein  neuer  Knopf  auf  den  Turm  gesetzt,  der  bei  einer  noch- 
maligen Erneuerung  der  Kirche  im  Jahre  1785  wiederum  durch  einen  neuen  Knopf 
mit  Fahne  ersetzt  wurde.  Als  Patron  der  Kirche  erscheint  damals  das  Domkapitel  in 
Hildesheim.  1824  erhielt  das  Gotteshaus  eine  Orgel,  die  von  dem  Orgelbauer  Lindrum 
in  Goslar  geliefert  wurde.  Die  Kosten  einschließlich  der  Errichtung  einer  Orgelprieche 
betrugen  226  Rtlr.  18  ggr.  8  Pf.  1832  wurden  durch  einen  Brand,  der  das  Pfarrhaus 
und  die  Schule  heimsuchte,  auch  der  Glockenboden  und  das  Turmdach  der  Kirche 
beschädigt. 

BESCHREIBUNG:  Die  Kirche  ist  —  wahrscheinlich  auf  alten  Mauerzügen  — ■ 
über  einem  Rechteck  von  20,60x7,20  m  in  Bruchstein  erbaut.  Mauern  0,80  m 
stark,  außen  mit  Zementspritzputz.  In  der  Nordwand  außer  einem  schmalen 
Lichtschlitz  mit  altem  bleiverglasten  Fenster  in  Holzrahmen  nur  ein  großes  Fenster 
nahe  der  Ostecke.  In  der  Ostwand  ein  kleines  Rundbogenfenster,  in  der  Südwand 
vier  große  Rechtecksfenster.  Der  —  einzige  —  Eingang  liegt  an  der  Südseite. 
Dieser  wie  auch  sämtliche  Fenster  mit  Werksteingewänden  (Taf.  94c). 

Achtseitiger  Dachreiter,  im  Westen  mit  kleinem  Erker  für  Zifferblatt  und 
Uhrschlagglocke.  Zeltdach.  Giebeldreiecke  des  Schiffes  aus  Fachwerk,  verputzt. 
Wetterfahne  von  1785. 

Inneres  mit  hölzerner  Halbkreistonne. 
Ausstattung : 

Emporen  an  der  West-  und  Nordwand. 

Schlichte  Kanzel  an  der   Südwand. 

Kronleuchter,  Messing,  zweimal  neun  geknickte  S-förmige  Arme,  Kugel 
hohl.     Um  1810. 


Wehre  259 

Altarleuchter,  Gußeisen,  H.  36  cm.    Anfang  19.  Jahrh. 

Abendmahlsgeräte:  Kelch,  Silber,  H.  17  cm.  Trichterkuppa  leicht  ge- 
schweift. Linsenförmiger  Knauf  mit  Strichornamenten,  diese  auch  am  Fuß.  In- 
schrift: „HINRICH  DICKMEIR  CARNET  ELISABETH  KNOPS." 
Mitte  17.  Jahrh.     Ohne   Goldschmiedezeichen.    Weihekreuz  Nr.  6. 

Kelch,  Silber  (?),  vergoldet,  H.  19,5  cm.  Sechspaßfuß.  Knauf  linsenförmig. 
Schaft  sechseckig.  Kruzifix  am  Fuße,  Ornamentstreifen  am  Kuppenrande.  Um  1750. 

Patene,  Silber,  vergoldet,  zum  vorgenannten  Kelch  gehörend.  0  14  cm, 
mit  Weihekreuz  Nr.  12. 

Kruzifix,  Holz  mit  Kreideüberzug,  H.  0,60  m.  Auf  dem  Altar.  Ende  18.  Jahrh. 

Ölgemälde,   0,67x1,00  m.     Abendmahl  von    Valentin   Curdt  Vorlob.    1748. 

Glocke,  0  0,63  m.  Zwischen  Zierleisten:  „HILDESIAE  SUM  FACTA 
ET  RENOVATA  TEMPORE,  QUO  I.  G.  CH.  REICHE  /  9  PASTOR 
ECCLESIAE  WEHRESIENSIS  ERAT  ANNO  DOMINI  ETREDEMP- 
TORIS  /  M  M  D  CCCX  GEGOSSEN  VON  CA.  BECKER  IX  HILDES- 
HEIM." 

Zweite    Glocke  von    1923  (Radler,  Hildesheim). 

Eine  Glocke,  gegossen  1810  von  J.  C.  F.  Wicke  in  Braunschweig,  H.  0,79  m, 
wurde  nicht  mehr  festgestelU. 

Sonnenuhr,  von  1746,  Sandstein,  0,50x0,50  m.  An  der  Südostecke  in 
2,80  m  Höhe. 


Werla. 

Ehemalige  Königspfalz  (wüst). 

Quellen:  Die  für  Werla  in  Frage  kommenden  Quellen  sind  zusanunengestellt 
von  Carl  Borchers  in  „Werla  Regesten",  Zeitschr.  Harz- Verein  für  Gesch.  und  Alter- 
tumskunde, 68.  Jahrg.,  1935,   S.  15—27. 

Literatur:  Das  Schrifttum  zur  Geschichte  von  Werla  utul  der  Okerlandschaft 
ist  zusammengestellt  von  W.  Grosse  fn  der  Zeitschrift  des  Harz- Vereins  für  Gesch.  und 
Altertumskunde,  68.  Jahrg.,  1935,  S.  86—92.  Daselbst  weitere  Beiträge  zur  Geschichte 
Werlas  von  W.  Grosse,  Werla  und  Geschichte  der  Nordharzlandschaft;  P.  Grimm, 
Bedeutung  der  Oker  in  der  Vorgesch.;  Edw.  Schroeder,  Name  Werla;  K.  Brandi, 
Altsächs.  Landtage;  W.  Lüders,  Fuldaer  Mission  nördlich  des  Harzes;  Fr.  Kaufmann. 
Kirche  zu  Schiaden;  K.  Sieburg,  Otto- Adelheid-Pfennige.  —  über  die  Ausgrabung 
der  Pfalz  Werla  durch  Reg.-Baurat  Dr.  K.  Becker  berichtet  K.  Brandi  in  den  Nach- 
richten der  Ges.  d.  Wissenschaften  zu  Göttingen,  Philo). -Hisl.,  Klasse  H,  iniltlere  und 
neuere  Gesch.,  neue  Folge,  Bd.  I,  Nr.  2,  Berlin  1935.  --  Über  „Ein  steinzeitlichos  Hocker- 
grab von  der  Werlaburg"  siehe  H.  Schroller  und  C.  Redlich  in  „Die  Kunde",  Jahrg.  3, 
Nr.  4,  S.  57— 65.  —  H.  Schroller,  Grabungsberichl  1937.  Xioders.  Tagoszoilg.  13. /14. 
XL  37  (Nr.  266). 
GESCHICHTE:  Siehe  Einleitung  S.  8. 

An  der  Stätte  der  alten  Pfalz  Werla,  etwa  2  km  nördlich  von  Schiaden  am 
linken  Okerufer,  waren  1875  und  1926  Nachgrabungen  ausgeführt.  1875  wurde  ein 
, »schalenartiges  Becken"  ausgepflügL  Offenbar  handelt  es  sicli  um  das  jetzt  als 
Blumenvase  benutzte  Becken   im   Garten  des  Breustedlschen   (nites    in    Schladep. 


260 


Werla 


|llll|llll| 1 1 1- H 1 H 


Abb.  150.    J3ruiinenschale  aus  Wcrla  in  Schiaden 
(1:20). 


das  aus  Werla  stammen  soll.  Vermutlich 
eine  Brunnenschale,  0  1,10  m,  H. 
0,28  m,    Granit,   schmucklos    (Abb.  150). 

Eine  systematische  Ausgrabung  der 
Pfalz  durch  den  Regierungs- Baurat 
Dr.  K.  Becker  aus  Goslar  im  Jahre  1934 
legte  Teile  der  Ringmauer,  des  Palast- 
gebäudes mit  Saalbau  und  der  Kapelle 
frei.  Außerdem  wurde  ein  Hockergrab 
aus  der  jüngeren  Steinzeit  aufgedeckt. 
Die  Ausgrabung  wurde  fortgesetzt  und  ist 
zur  Zeit  (1937)  noch  im  Gange.  Über  die 
überraschenden  Ergebnisse  sind  Sonder- 
veröffentlichungen beabsichtigt. 


Wiedelah. 

I.  Katholische  Kirche. 

Quellen:  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hanii.  des.  74,  Amt  Wöltingerode,  III., 
X.  1,  4a;  desgl.  IV.,  IX.  Vl.a  135;  desgl.  IV.,  App.  Amt  Wiedelah,  Abt.  IX,  VI., 
Nr.  4.  —  Kath.  Pfarrarchiv  Wiedelah,  Handschriftl.  Chronik  der  Kirche  in  Wiedelah. 

Literatur:  Bleibauni,  Bildschnitzerfaniilien,  S.  231.  —  Blume,  Heimat,  S.  286  ff. 
—  Bornstedt,  Siedlungen.  —  Dürre,  Reg.  Walhiioden.  — •  Görges-Spehr,  Denkwürdig- 
keiten. —  Henkel,  Handbuch.  —  Henkel,  Kurze  Gesch.  —  Henkel,  Pfarrklerus.  — 
Hennecke,  Archidiakonatsreg.  —  Hoogeweg,  Stifter  und  Klöster.  —  Hüttebräuker, 
Erbe  Heinrichs  d.  L.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  185,  186.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale, 
S.  241.  —  Mithoff,  Kirchen  und  Kap.,  S.  38,  46,  56.  —  Zobel,  Heimatbuch,  S.  196  ff. 

GESCHICHTE:  Ein  ,,frater  Rederus,  magister  curiae"  in  Wöltingerode  wird  1329 
in  einer  Schenkungsurkunde  der  Edlen  von  Meinersen  für  das  Kloster  Wöltingerode 
als  Zeuge  genannt.  Vielleicht  ist  dieser  identisch  mit  dem  als  Donator  am  Taufstein 
genannten. 

Die  Kirche,  die  beim  Entstehen  des  Dorfes  Wiedelah  gebaut  wurde,  lag  im  17.  Jahr- 
hundert in  Trümmern.  Kirchlich  gehörte  Wiedelah,  wie  alles  rechts  der  Oker  gelegene 
Gebiet,  zunächst  zur  Diözese  Halberstadt.  Nach  der  Stiftsfehde  finden  wir  Wiedelah 
in  braunschweigischem  Besitz,  unter  Herzog  Julius  wurde  die  Reformation  durch- 
geführt. 1643  fällt  Wiedelah  an  das  Bistum  Hildesheim  zurück.  Für  Schloß  und  Amt 
Wiedelah  wurde  nun  eine  katholische  Amtspfarrei  eingerichtet.  1649  trat  Bischof 
Ferdinand  Burg,  Amt,  Gericht  und  Dorf  Wiedelah  an  das  Domkapitel  ab,  in  dessen 
Besitz  es  bis  1803  verblieb.  Zuerst  richtete  man  im  Schloß  eine  Kapelle  ein,  gegen 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  ist  dann  die  verfallene  Dorfkirche  wiederhergestellt.  Der 
Turm  war  völlig  zerstört,  1687  wurde  durch  den  Zimmermeister  Niclas  Schneider  das 
Holz  des  Kirchturms  wieder  aufgerichtet,  seine  endgültige  Gestalt  erhielt  der  Kirch- 
turm Im  Jahre  1750,  nachdem  2  Jahre  vorher  ein  Chor  an  die  Kirche  gebaut  war.  In 
dieser  Zeit  wurde  ein  Altar,  der  auf  dem  Nonnenchor  der  Klosterkirche  in  Heiningen 
stand  und  zwischen  1660 — 70  vom  Droste  Georg  von  Hoerde  zu  Wiedelah  der  Kloster- 
kirche Heiningen  geschenkt  war,  abgebrochen  und  in  der  Kirche  in  Wiedelah  wieder 


Wiedelah  261 

aufgebaut.  Das  Tabernakel  ist  später  hinzugekommen.  1787  schloß  die  Kirche  zu 
Wiedelah  mit  dem  Glockengießer  Friedrich  Brackenhoff  in  Halberstadt  einen  Kontrakt 
ab,  nach  dem  die  alte  Glocke  im  Gewicht  von  2  Zentner  21  Pfund  abgeliefert  wurde 
und  der  Meister  gegen  einen  Gießerlohn  von  30  Rtlr.  eine  neue  im  gleichen  Gewicht 
zu  liefern  hatte.  Im  gleichen  Jahre  erhielt  A.  Beyer  den  Auftrag,  die  Kirche  länger  zu 
bauen.  Ob  und  in  welcher  Art  dieser  Bau  ausgeführt  ist,  konnte  aus  den  Akten  nicht 
ersehen  werden.  1858  lieferte  der  Orgelbauer  Altendorf,  Hannover,  eine  neue  Orgel 
für  932  Rtlr.  Courant  und  nahm  die  alte  Orgel  zum  Werte  von  4  Rtlr.  Courant  au. 

1911/12  wurde  die  Kirche  durch  Anlage  eines  Querschiffes  und  Hinausschieben 
des  Chores  vergrößert.    (Architekt:  Baurat  Klemm). 

Das  auf  dem  Marktplatz  in  Wiedelah  stehende  Denkmal  des  heiligen  Nepomuk 
stammt  aus  der  Zeit  der  domkapitularischen  Herrschaft,  es  wurde  1740  durch  den 
damaligen  Pfarrer  von  Wiedelah,  Franz  Vincenz  Bruns,  errichtet. 

BESCHREIBUNG:  Die  katholische  Kirche  in  Wiedelah  ist  über  rechteckigem 
Grundriß  mit  dreiseitigem  Chor  in  Bruchslein  mit  regelmäßigen  Quaderecken  au! 
abgeschrägtem  Sockel  erbaut  (Taf.  94 d).  Oberhalb  der  kleinen  Tür  der  südösllichen 
Chorseite  ein  0,85  m  hoher,  0,65  m  breiter  Wappenstein,  der  statt  Helmzier  das 
Brustbild  der  Maria  mit  dem  Kind  nebst  Zepter  trägt,  daneben  die  Jahreszahl  1748. 
Diese  Jahreszahl  bezieht  sich  auf  einen  Neubau  der  Kirche,  wobei  nicht  ausge- 
schlossen ist,  daß  ältere  Bauteile  mitbenutzt  und  in  den  verputzten  Mauern  noch 
erhalten  sind.  Trennung  von  Schiff  und  Chor  durch  einen  gedrückten  Rundbogen. 
Das  jetzige  Querschiff  ist  erst  im  Jahre  1911  angebaut.  Fenster  flachbogig,  mit 
Werksteinen  umrahmt.  Profiliertes  Hauptgesims  aus  Holz.  Auf  dem  Westende 
ein  achtseitiger,  mit  geschweifter  Haube  bekrönter  Dachreiter  mit  acht  Schall- 
öffnungen; in  der  Wetterfahne  die  Jahreszahl  1750. 

Das  Innere  ist  schlicht,  die  ebene  Vouten decke  geputzt.  Am  Wandanschluß 
ein  Übergangsprofil.    Bemalung  neu.    Windfang  an  der  Westseite  neu. 

Altar,  Holz.  Sarkophagähnlicher  Tisch.  Rückwand  H.  rund  7  m,  B.  4,50  m. 
Zweigeschossiger  Aufbau  (Taf.  93b).  Unten  vier  gedrehte  mit  Ranken  umwundene 
Säulen,  die  das  reichverkröpfte  und  profilierte  Gesims  tragen,  darüber  seitliche 
Giebelanfänge,  in  der  Mitte  in  rundbogigem  Feld  von  Rankenwerk  umgebener 
Rahmen  mit  Ölbild  (Schweißtuch  der  Veronika),  darunter  (an  Stelle  eines  hier 
vorher  befindlichen  Ölbildes:  Beweinung  Christi)  neues  Tabernakel.  Oben  zu  Seiten 
der  mittleren  Darstellung  (Ölbild:  Verkündigung)  Figuren  in  mit  Muschel  abge- 
schlossenen Nischen,  links  Antonius  Erem.,  rechts  Antonius  von  Padua.  Seitliche 
Abschlüsse  oben  und  unten  Rankenwerk.  Von  den  beiden  früher  zum  Altar  ge- 
hörenden Figuren  (Joseph  und  Madonna),  die  später  im  Schilf  aufgoslelll  waren, 
befindet  sich  die  Madonna  jetzt  im  Josephstift  (s.  S.  263).     Anfang  18.  Jahrh.*). 


*)  Eine  örtliche  Überlieferung  besagt,  daß  er  um  16G0 — 70  vom  Drosten  Georg 
V.  Horde  zu  Wiedelah  ursprünglich  der  Klosterkirche  in  lleiningcn  geschenkt  und  dort  auf 
der  Nonnenempore  in  der  ersten  Hälfte  18.  Jahrh.  abgebrochen  wurde,  um  in  Wiedelah 
aufgestellt  zu  werden;  diese  Überlieferung  hat  vielleicht  docli  recht.  Freilich  nötigt  sie  zu 
der  Annahme,  daß  der  Altar  bei  der  Wiedererrichtung  in  Wiedelah  verändert  wurde.  Denn 
während  die  Säulen  etwa  1670  entstanden  sein  könnten,  ist  anderes  Ornament  und  der 
Aufbau  im  wesentlichen  etwa  um  1710  zu  setzen.  Und  1710  soll  nach  einer  anderen 
örtlichen  Überlieferung  der  frühere  ,, Altarstein"  mit  Reliquiengruft  aus  Wiedelah 
nach  Hildesheim  gekommen  sein.    Dieser  enthielt  auf  einem  llolzbrelt  eine  zum  Teil 

34 


262 


Wiedelah 


Kruzifix,  Holz,  lebensgroß  auf  neuem  Kreuze.  Nach  Mitte  15.  Jahrh.  Be- 
nialung  neu  (Taf.  95a).    Im  Windfang  an  der  Westseite  der  Kirche. 

Taufsleinrest,  auf  neuem  Sockel,  Sandstein,  H.  ohne  Sockel  0,71  m.  Fast 
halbkugeliges  Becken,  0  0,68  m,  H.  0,37  m.  Am  Becken  in  gotischen  Großbuch- 
staben die  Inschrift:  „REDERVS  MEDE[D  IT]."  Nur  noch  zum  Teil  erhalten. 
Anfang  des  14.  Jahrh.  (Abb.  151). 

Sechs  Altarleuchter,  Bronze,  II.  31,  36  und  42  cm,  in  Dockenlorm,  zweite 
Hälfte  17.  Jahrh.  An  den  vier  kleineren  der  Name  (Schreibschrift):  ,,Laurentius 
Kahman".  Die  Leuchter  sind  bei  einem  Diebstahl  beschädigt  und  vor  etwa  100 
Jahren  neu  zusammengesetzt  worden. 

Ampel,  vor  dem  Altar  hängend,  Messing,  getrieben.    Anfang  18.  Jahrh. 

Meßgeräte:  Meßkelch  mit  gotischer  Kuppa,  H.  18  cm.  Anfang  18.  Jahrh. 
mit  neuem  Sechspaßfuß  versehen.  Am  Fuß  ein  Korpus  (ohne  Kreuz).  Schaft 
sechskantig.  Zapfenl,<cnauf  mit  sechs  Blüten,  graviertem  Maßwerk  und  FTsch- 
blasen  in  der  Form  vom  Anfang  16.  Jahrh.    Goldschmiedezeichen  40. 

Patene,  in   Schalcnform,  neu. 


Abb.  151.    Wiedelah,  katholische  Kirche,  Taufsteininschrift  (1:4). 


Monstranz,  Silber,  vergoldet,  H.  54  cm,  Strahlenkranz  0  24  cm.  Ornamente 
im  Regencemuster,  Darstellung  der  Dreifaltigkeit,  links  ein  Engel  mit  dem  Schweiß- 
tuch der  Veronika,  rechts  der  Apostel  Petrus  (symbolisch).  Fuß  besonders  reich 
ornamentiert.  Rückseite  glatt.  Behälter  herzförmig.  Entstehungszeit  Anfang 
18.  Jahrh.    Goldschmiedezeichen  1. 

Die  zweite  Monstranz,  Neusilber,  teilvergoldet  und  versilbert,  ist  etwa  1870 
hergestellt.  Links  ein  Engel  mit  Kreuz,  rechts  mit  Anker,  unten  Lamm  mit  Fahne. 
Am  Fuß  die  vier  Evangelisten  in  Medaillons.  Behälter  oval,  Rückseite  glatt.  Be- 
krönung  Kruzifix  auf  Krone. 

Provisionsgefäß,  Silber.  Auf  dem  mit  schmalem  Klappdeckel  versehenen 
Behälter    sind    Oberseite    und    Ränder    mit  Regeneeornamenten    verziert.     Größe 


unleserliche    Inschrift :    In    usum    Eccl.    in    Wiedelage    datus    mihi ....    Weisen 

a  Schönebeck  Cath.  Hild. .  .  Ad  1  Oliter  1591.  —  Übrigens  hat  der  Drost  Georg  v.  Horde 
zu  Wiedelah  (f  1673)  außer  dem  Heiningcr  Altar  noch  weitere  Altäre  gestiftet,  nämlich 
für  Wöltingerode,  Grauhof  und  Lamspringe.  Während  über  den  Wöltingeröder  nichts 
bekannt  ist,  trägt  der  in  der  Grauhöfer  Kirche  noch  vorhandene  eine  Widmungsinschrift 
und  die  Jahreszahl  von  1670  (vgl.  S.  185  u.  Taf.  33a).  Dieser  vermittelt  eine  Vorstellung 
von  dem  Aussehen  eines  Altars,  der  zu  gleicher  Zeit,  als  die  Altarstiftung  für  Heiningen 
erfolgte,  in  einer  Werkstatt  hierzulande  entstanden  ist.  Freilich  gibt  das  Beispiel  des 
Hochaltars  für  Lamspringe,  der  1673  gestiftet,  aber  erst  1695  in  Auftrag  gegeben  wurde 
(vgl.  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien,  S. 220),  den  Hinweis,  auch  für  den  Heininger  Altar 
die  Möglichkeit  einer  längeren  Zeitspanne  zwischen  Stiftung  und  Herstellung  anzunehmen. 


Wiedelah  263 

8,5x6,5x2,4  cm.    Inschrift  unter  dem  Boden:  „PRO    ECCLESIA   WIDELA- 
GENSI    SUB.  R.  VINCENTIO    BRUNS    PASTORE."    (Bruns  starb  1757 
im    63.  Lebensjahre.)    Entstehungszeit:    gegen    Mitte   18.   Jahrh.      Goldschmiede 
zeichen  23. 

Ziborium,  Messing,  versilbert,  H.  30  cm.  Etwa   1840. 

Kelch,  Messing?,  versilbert,  H.  20  cm.  Kuppa  geschweift.  Auf  dem  runden 
Fuß   Empireornamente. 

Ziborium,  Zinn,   H.  27  cm  einschließlich  Deckel. 

Antependium,  1,00x2,32  m,  in  Tempera?  gemalt,  Darstellung  der  Maria 
mit  dem  Kinde  in  Medaillon,  die  Seelen  im  Fegefeuer  tröstend,  in  der  Rechten 
ein  Skapulier.  Links  und  rechts  Blumen  und  Früchte  in  Vasen.  Anfang 
18.   Jahrh. 

Zwei  Lau  Leglocken  im  Dachreiter.  Die  größere,  0  0,84  m,  am  langen  Felde 
ein  beflügelter  Engelskopf  und  ein  Kruzifix  unterhalb  von  zwei  Zierfriesen.  Am 
Schlagring:  „GEGOSSEN  VON  C.  A.  BECKER  IN  HILDESHEIM 
1799."  Die  zweite,  0  0,59  m,  ist  wie  die  große  verziert  und  beschriftet,  aber 
1800  gegossen.     Uhrschlagglocke  unzugänglich. 

Im  Pfarrhause  werden  außer  dem  Antependium  zwei  Ölgemälde  auf  Lein- 
wand aufbewahrt.  1,88x0,80  m  groß.  ,,Vir  dolorum",  ,,mater  dolorum".  Auf 
beiden  ein  Wappen  mit  den  Buchstaben:  ICNP  im  Balken.  Zeitstellung  unsicher. 
18.   Jahrh.? 

Vesperbild  (Tempera),  0,80x1,50  m  groß.  Christus  im  Grabe  mit  zwei 
Engeln. 

Im  Gebäude  (neu)  des  Josephstiftes  in  Wiedelah  werden  noch  ein  Meß- 
kelch, Kupfer  oder  Silber,  vergoldet,  und  eine  Monstranz,  Kupfer,  vergoldet, 
benutzt. 

Kelch,  H.  16  cm,  auf  Sechspaßfuß,  mit  kantigem  Schalt.  Material?  Am 
Knauf  zarte  maßwerkartige  Gravierungen.    Form  gotisch.    17.  Jahrh. 

Monstranz,  H.  51  cm,  auf  rundem  sechspaßähnlichen  Fuß.  Material?  An  dem 
den  ovalen  Behälter  umgebenden  Strahlenkranz  oben  Maria  mit  dem  Kinde  und 
einem  kleinen  Engel;  am  Fuß  Georg,  links  Laurentius,  rechts  Raphael,  (]cn  kleinen 
Tobias  an  der  Hand,  sowie  die  Inschrift:  „JODOCVS  CAPPIVS  ■  P.  DD.  1662." 

Maria  als  Himmelskönigin  auf  der  Mondsichel,  mit  dem  Jesusknaben,  Holz, 
H.  1,20  m,  angeblich  einst  zum  Altar  der  Kirche  gehörend.  Bemalung  (auf  Kreide- 
grund) neu.    Im  Joseplislift. 

Nepomukdenkmal  im  Ort,  auf  dem  großen  Dorfanger,  nahe  dem  Joseph- 
stift, Sandstein.  Doppelter  Sockel  in  Regenceformen  mit  seitlichen  konsol- 
förmigen  Stützen  (Taf.  95  b).  Die  jetzt  fast  gänzlich  verwillerte  Inschrill 
am  oberen  Sockelteil  lautete:  „DILIGO  TE  PLENE,  SI  TRANSEO 
NEPUMUCENE  VOX  TIBI  PORTAT:  AVE!  GRATUS  EO,  ERGO 
FAVE."  Auf  der  Zwischenplatte:  „ERECTA  EST  HAEC  IMAGO  SUB 
FRANCISCO  VINCENTIO  BRUNS  PASTORE  C.VNONICO  REGU- 
LARl  IN  GRAUHOF."  Am  unteren  Sockelteil:  „L.  J.  C.  (LAUDETUR 
JESUS  CHRISTUS!)  TU  POPULI  CUSTOS  CAROLO  MORIENTE 
LOCARIS   /    QUO    REGNANTE    TUUS    CL  .\  U  l  !•  IC  .VTU  S     HONOP» 


264 


Wiedclah 


RESPICE  SUBJECTOS  TIBI  NEPUMUCENE  GL  I  ENTE  S  /  AT  QUE 
TUO  POPULO  BELLA  NECESQUE  FUGAI/HOS  TIBI  DEVOTOS 
CAPE  NEPUMUCENE  FAVORES  /  QUOS  PARITER  PONUNT 
PASTOR  OVESQUE  (?)  TIBI  LE  BIGGEN  FECIT."  Das  in  der  Schrift 
enthaltene  Chronogramm  gibt  das  Entstchungsjahr  1740  an.  ,,Le"  Biggen  ist 
wahrscheinlich  „Lo"  (Lorenz  Biggen)  zu  lesen  (s.  Grauhof,  S.  78). 

Ein  Vesperbild  (Pieta),  H.  0,67  m,  aus  der  zweiten  Hälfte  15.  Jahrh.,  das 
(1928)  Eigentum  des  Invaliden  Heinr.  Mühlencordt  war,  stammt  vielleicht  aus 
der  Kirche  in  Lochtum,  jedenfalls  war  es  früher  im  Besitze  eines  Lochtumer 
Einwohners.    Linke  Hand  vom  Christus  neu. 

Auf  dem  Friedhof  in  Wiedelah  ist  das  Grabdenkmal  des  Amtmanns  Jacobus 
Linke,  f  1828,  bemerkenswert.  Sandsteinsockel  1,10  m  hoch,  Zwischenstück 
0,45  m.    Urne  0,85  m.    Am  Sockel  Widmungsinschriften   und  Lorbeergewinde. 


4  »-^itVfunum 


Abb.  152.    Ansicht  von  Wiedelah  1813. 
(Nach  einer  Karte  aus  dem  Besitz  der  Regierung  in  Hildesheim,    jetzt  im  Stadtarchiv  Goslar.) 


IL  Domäne  (ehemalige  Burg). 


Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  231  f:  Landbeschreibung  des  Amtes  Wiedelah,  1769; 
Nr.  191:  Episcopatus  Hild.  in  tabulis,  1758,  III.,  Wiedelah;  Kartenbände,  Nr.  196, 
196a.  —  Staats-Arch.  Kann.,  Akt.  Kann.  des.  74,  Amt  Wöltlngerode,  IV;  Appendix, 
Amt  Wiedelah,  Abt.  IX,    VI.,   1   und  2.   —  Calenberg-Br.  Arch.  des.  10,    3dm   1.   — 


Wiedelah 


265 


Hann.,  Hild.  des,  1,  39,  5.  Nr.  56.  —  Staats- Arch.  Hann.,  Urk.  Fürstentum  Calenberg, 
Amt  Wiedelah,  39  Urkunden,  1341  bis  1801.  —  Arch.  Hild.,  Sammelband  182  und  187.  — 
Bauinventar  des  Staatl.  Hochbauamtes  Goslar.  —  2.  U.  B.  Hild.,  IV. — VI.  —  U.  B.  Goslar, 
III.— V.   —   Sudendorf,    IX.  —  U.B.  von   Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  88.  —  Blume,  Heimat,  S.  286.  —  Bornstedt, 
Siedlungen,  S.  19.  —  Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  175,  179.  —  Görges-Spehr,  Denk- 
würdigkeiten, I.,  S.  373.  —  Henkel,  Handbuch,  S.  11,  12,  165,  166.  —  Kaufmann, 
Kaiserpfalz  Werla,  S.  30.  —  Kaufmann,  Erbregister  Wiedelah.  —  Kayser,  Visitationen, 
S.  185,  186.  —  Klewitz,  Territ.  Entwicklung,  S.  39,  72.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale, 
S.  240,  241.  —  Oehr,  Ländl.  Verhältnisse,  S.  33,  90.  —  Werneburg,  Gau  und  Grafschaft. 
—  Zobel,  Heimatbuch,   S.  196  ff. 

GESCHICHTE:  „Curia  et  castrum  Widela"  wurden  1312  von  dem  Domstift  zu 
Goslar  gegen  Entschädigung  an  den  Bischof  von  Halberstadt  abgetreten.  Aus  der 
Urkunde  erfahren  wir  weiter,  daß  vorher  Burg  und  Hof  Wiedelah  im  Besitz  der  Ritter 


Abb.  153. 
Wiedelah,  Domäne,  ehemalige  Wasserburg,  Lageplaii  um  1900  (1:2000).    [v.  R.J 


von  Go wische  waren,  daß  der  tatkräftige  Ritter  Hermann  von  Go wische  sein  Be- 
sitztum dem  Domstift  durch  Schenkung  übertragen  hatte.  Die  von  Gowische  blieben 
im  Pfandbesitz  von  Wiedelah.  Eine  chronikalc  Überlieferung  aus  späterer  Zeit  gibt 
an,  daß  die  Burg  Wiedelah  1292—97  aus  den  Steinen  der  1291  zerstörten  Harliburg 
erbaut  sei,  und  zwar  auf  dem  Untergrund  von  Pfahlwerk.  1341  verkauften  die  Brüder 
Hermann,  Sigfrid  und  Albrecht  von  der  Gowische  das  „hus  to  dem  Widenla"  an  den 


266 


\Vie<leIah 


Bischof  Heinrich  III.  von  Hildesheim  für  1800  Mark  lötigen  Silbers  mit  28  dabei  ge- 
legenen Hufen  Landes,  mit  Mühlen,  Teichen,  Holz  und  Gras  und  dem  Dorf  Detlingerode, 
das  etwa  10  Minuten  entfernt  lag  unter  dem  sogenannten  Hautberge.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  siedelten  sich  die  I-linwohner  von  Detlingerode,  nachdem 
das  Dorf  verwüstet  war,  rings  um  die  Burg  Wiedelah  an.  Die  Bischöfe  gaben  später 


Abb.  154.    Wiedelah,  Domäne,  ehemalige  Wasserburg,  PäcMerwohnhaus,    Grundriß  des  Erdgeschosses  (1:250). 

[V.  B.] 

die  Burg  häufig  in  Pfand,  so  an  die  Grafen  von  Schiaden,  die  von  Wallmoden,  von 
Bortfeld,  von  Bock,  von  Dorstadt,  von  Rössing,  von  Linde,  von  Salder  und  von  Gramme. 
1426  begann  die  Schwicheldtsche  Fehde.  1427  wurden  die  von  Schwicheldt  in  Wiedelah 
von  den  Städten  Goslar,  Braunschweig,  Hildesheim  und  den  mit  ihnen  verbündeten 
Fürsten,  darunter  Herzog  Otto  von  Braunschweig,  belagert  und  dann  gefangen  ge- 
nommen.   Nach    einer   Aussöhnung    1430    ist    Wiedelah    dann    aufs   neue   an    die   von 


?! 


Wiedelah 


267 


Schwicheldt  verpfändet.  Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  (1519 — 23)  kam  "Wiedelah 
in  den  Besitz  des  braunschweigischen  Herzogs  Heinrich  d.  J.  Kurze  Zeit,  in  den  30er 
Jahren  des  16.  Jahrhunderts,  waren  die  von  Yeltheim  auf  Wiedelah,  dann  traten  diese 
es  wieder  gegen  Zahlung  von  7747  Gulden  im  Jahre  1541  an  die  von  Schwicheldt  ab. 
Da  die  von  Schwicheldt  im  Schmalkaldischen  Kriege  auf  Seite  der  Gegner  des  Herzogs 


-'     I     ' 


,iint7 


.\Jjb.  155.    Wiedelah,  Domäne,  eliemali}ie  Wasserbuif^,  Pächterwohnhaus,  Nordseite  (1:250).    [v.  B.] 

waren,  wurden  sie  durch  Herzog  Heinrich  d.  J.  nach  seiner  Rückkehr  ohne  Entschädi- 
gung aus  Wiedelah  vertrieben  (1547).  Nun  kam  Wiedelah  1509  an  das  Geschlecht 
der  von  Quitzows,  die  es  bis  1648  behielten.  Am  9.  Januar  1626  fiel  die  Burg  nach  zwei- 
tägiger Belagerung  durch  die  Truppen  Wallensteins  in  kaiserliche  Hand,  aber  bereits 
am  29.  Juli  wurde  Wiedelah  von  dänischen  Truppen  besetzt,  nach  der  Schlacht  bei 
Lutter  a.  B.  zogen  die  kaiserlichen  Truppen  wieder  in  die  Burg  ein.  1643  kam  Wiedelah 


258  Wiedelah 

an  das  Bistum  riiklesheim  zurück.  Die  Quitzows  ließen  die  Burg  ausbauen  (siehe  die 
Inschriften  1595  und  1602)  und  vcrgrölJcrten  den  Grundbesitz  durch  Ankauf  von 
Ländereien.  Deshalb  sprach  ihnen  der  Bischof  von  Hildesheim  1648  eine  Entschädigungs- 
summe von  10000  Rtlr.  zu,  die  in  jährlichen  Raten  von  2000  Tlr.  abbezahlt  werden 
sollte.  Im  folgenden  Jahre  überwies  Fürstbischof  Ferdinand  von  Mildesheim  Amt 
und  Gericht  "Wiedelah  mit  allem  Zubehör  dem  Hildesheimer  Domkapitel,  nur  die  Landes- 
hoheit behielt  der  Fürstbischof  für  sich.  Burg,  Amt,  Gericht  und  Dorf  blieben  dom- 
kapitularisch  bis  zur  Säkularisation;  die  Verwaltung  besorgte  seit  1655  der  domkapi- 
tularische  Drost.  Unter  der  Verwaltung  des  Drosten  wurden  erbaut:  1684  das  Brau- 
meisterhaus, die  heutige  Schmiede,  1701  das  Torhäuschen,  1705  das  Schafmeisterhaus, 
1728  der  grof3e  Schafstall,  1733  die  Gel-  und  Mahlmühle,  1780  die  Scheune,  1786  das 
Brauhaus,  das  jetzt  als  Speicher  dient.  1765  beabsichtigte  man,  das  von  dem  Drost 
Herrn  von  Horde  in  dem  Amtsgarten  erbaute  Orangeriehaus  zu  verkaufen  und  ab- 
zubrechen, doch  wurden  Verkauf  und  Abbruch  des  Orangeriehauses  vom  Domkapitel 
verboten.  In  den  Jahren  1802 — 06  war  "Wiedelah  preußisch,  bis  1813  gehörte  es  unter 
der  Herrschaft  des  Königs  Jerome  von  Westfalen  zum  Okerdepartement  und  wurde 
Eigentum  des  westfälisehen  Ministers  Freihern  von  Fürstenstein.  Eine  Ansicht  Wicde- 
lahs  aus  dem  Jahre  1813  ist  in  Abb.  152  wiedergegeben.  Bei  der  Neuordnung  1815 
wurde  "Wiedelah  als  Staatsdomäne  dem  Besitz  des  Königreichs  Hannover  einverleibt 
und  das  Amt  "Wiedelah  zum  Amte  Vienenburg  gelegt.  Seit  1866  ist  "Wiedelah  preußische 
Staatsdomäne. 

BESCHREIBUNG:  Die  Domäne  Wiedelah  (Abb.  153),  ursprünglich  eine  Wasser- 
burg, mit  verhällnisinäßig  gut  erhaltenem,  jüngerem  Schloßgebäude,  darin  ein 
älterer  Teil.  Die  Wirtschaftsgebäude  dagegen,  innerhalb  und  außerhalb  der  noch 
gut  zu  verfolgenden  alten  Grabenanlagcn,  verschwunden,  durch  Neubauten  er- 
setzt oder  stark  verändert;  der  1723  erbaute  sog.  Schweinestall,  ein  zwei- 
geschossiges Fachw'erkgebäude,  das  gegenüber  der  1684  erbauten  Schmiede  lag,  ist 
erst  1924  abgebrochen  (Taf.  96  a). 

Am  Haupteingang  (Torhäuschen)  zum  Burgbezirk  neben  der  mit  Zeitangabe 
,,ANNO  1701"  versehenen  Tür  ein  Inschriftstein  mit  den  Buchstaben:  ,,H.  V. 
Q.  :  D.  S.  S."  und  der  Zahl  ,,1595",  offenbar  aber  nicht  an  ursprünglicher  Stelle. 

Das  alte,  große  dreiflügelige  Schloßgebäude,  jetzt  Pächterwohnhaus  (Abb.  154 
bis  156  undTaf.96b),  als  Massivbau  in  drei  Geschossen  hochgeführt,  bestand  ursprüng- 
lich nur  aus  einem  sehr  starken  Bergfried  mit  daran  anschließendem  niedrigen 
Wohnhaus,  dem  jetzigen  Südflügel  (14.  Jahrh.).  Der  Bergfried  ist  nur  noch  bis 
zur  heutigen  Hausdachhöhe  erhalten  und  im  unteren  Teil  als  fensterlose  mit  Werk- 
stein eingefaßte  Bruchsteinmauer  in  der  Nord-  und  Südwand  des  Südflügels  er- 
kennbar. Um  1600  ist  dann  der  West-  und  der  Nordflügel  hinzugefügt  und  unter 
gleichzeitiger  Erhöhung  des  alten  Wohnhauses  (Südflügel)  um  ein  Geschoß  zu  einer 
einheitlichen  Gebäudegruppe  mit  gleich  hohen  Dachfirsten  zusammengefaßt,  die 
sich  in  Hufeisenform  um  den  nach  Osten  offenen  Binnenhof  legt  (Abb.  154). 

Die  Bauausführung  dieses  Teiles  ist  an  den  ganz  gleichartigen  gekuppelten 
rechteckigen  Fenstern  kenntlich,  welche  über  der  Sohlbank  auf  ein  Drittel  Höhe 
glatte  Sandsteingewände  haben  und  darüber  wie  auch  im  Sturz  profiliert  sind 
(Abb.  155).  Um  1600  scheint  der  hohe,  schlanke  viereckige  Turm  aufgeführt  zu  sein, 
der  die  mit  altem  Efeu  umrankte,  13,50  m  bis  zur  Dachtraufe  hohe  Nordseite  noch  um 
17,00  m  im  Mauerwerk  überragt  und  mit  einem  beziegelten,  kugelbekrönten  Zelt- 


Wiedelah 


269 


dach  versehen  ist  (Abb.  156).  Dicht  neben  dem  Fuß  dieses  in  der  Flucht  der  Nord- 
Nvand  liegenden  Turmes  befindet  sich  die  rundbogige  Einfahrt,  die  von  zwei  seitlich 
von  Schnürkelwerk  begleiteten  glatten  Wandpfeilern  und  einem  waagerechten 
Gesims  mit  Zierfries  eingefaßt  ist  (Taf.  95 d).    Der  Torweg  selbst  ist  mit  einem 


Abb.  156.   Wiedelah,  Domäne,  ehemalige  Wasserbur-i,  Pächterwohnhaus,  Schnitt  durch  den  Süd- und  Nordflüsel 
und  Aufriß  des  West[lü{i;els  vom  Hof  (1:  250).     [\.  n.] 


dreijochigen  flachen,  rippenlosen  Kreuzgewölbe  üherdeckl.  In  der  benachbarten 
Achse  tritt  im  I.  Stock  ein  zierlicher  Erker  aus  der  Wandfläche  hervor,  der  auf 
einem  nach  unten  spilz  zulaufenden  konsolenarligcn  Fuß  ruht.  In  den  zwei  flach- 
bogigen  Brüstungsfüllungen  befanden  sich  früher  wahrscheinlich  Wappen.  Als 
Fensterpfeiler  drei  aufrechtstehende   schmale,    langgezerrle  und   in  Schnörkelwerk 


270 


Wicdclah 


eingeklemmte  Löwenliguren.  Das  über  den  Stützen  verkröpfte  Gesims  ist  dem  ober- 
halb der  Einfahrt  ähnlieh.  Abdeckung  des  Hrkers  millels  metallenen,  seitlich 
abgewalmten  Pultdaches. 

Im  Erdgeschoß  liegen  östlich  der  DurclilahrL  einige  hohe,  mit  rechteckigen 
Pfeilern  und  rippenlosen  Kreuzgewölben  versehene  vom  Hofe  zugängliche  Räume, 
die  ehemals  /lach  Überlieferung  als  Pferdeställe  benutzt  sind.  Ein  Teil  von 
ihnen  ist  vor  einigen  Jahren  als  evangelisch-lutherische  Kapelle  eingerichtet.  An 
den  Gewänden  des  Einganges  und  der  Fenster  dieser  Kapelle  befinden  sich  die  in 
der  Abb.  157  wiedergegebenen,  teilweise  mehrfach  vorkommenden  Steinmclz- 
/eichen,   außerdem  zwei   weitere  ähnliche,  aber  verwitterte. 


Abb.  157.    Domäne  Wiedelah,  Fenstergewände 
im  Hof,  Nordflügel,   Steinmetzzeichen    (1:4). 


Aus  der  Nordwestecke  des  Hofes  tritt  ein  Treppen  Lurm  vor,  dessen  rund- 
bogiger  Eingang  architektonisch  umrahmt  ist  (Taf.  95c).  Im  Rundbogen  Halb- 
kugeln und  Diamantquader.  Als  Schlußstein  ein  Löwenkopf.  Gebälk,  seitlich  auf 
Konsolen  ruhend,  mit  Renaissancefries.  Im  dreieckigen  Giebelfeld  das  vorge- 
streckte Brustbild  eines  Geharnischten,  Fußprofil  und  Schenkelstücke  des  Giebels 
wie  am  Rundbogen  verziert.  Die  Wendeltreppe  selbst  besteht  ähnlich  wie  in  Alt- 
Wallmoden  aus  1,75  m  langen,  0,18  m  hohen  eichenen  Blockstufen  mit  Spindel 
von  0,33  m  Durchmesser.  Lichtöffnungen  der  Steigung  entsprechend  schräg 
liegend. 

An  einem  Fenstersturz  des  Südflügels  in  Renaissanceinschrift:  ,, Henning  von 
Quitzau  Anno  1602  /  Catharina  Engel  von  Alvenschleven"  und  die  Buchstaben: 
„J.  S.  E.  (?)" 

Da  die  beschriebenen  verzierten  Bauteile,  die  Umrahmung  der  Einfahrt,  des 
Erkers  und  die  Treppenturmtür  im  Hofe  der  genannten  Zeitangabe  entsprechen, 
können  die  erwähnten  Personen  als  Erbauer  der  neuen  Flügel  und  Bauherrn  der 
großen  Erweiterung  der  Burg  betrachtet  werden.  Auch  die  Steinmetzzeichen 
schließen  sich  in  ihrem  Charakter  dieser  Zeit  an. 

Bezüglich  der  inneren  Einrichtung  der  Burg  ist  nicht  viel  zu  bemerken, 
da  die  eigentlichen  Wohnräume  den  neuzeitlichen  Bedürfnissen  entsprechend 
vollständig  verändert  sind.  Der  beigegebene  Grundriß  (Abb.  154)  stellt  das  noch  am 
wenigsten  geänderte  Erdgeschoß  dar.  Im  ersten  Stock  des  Westflügels  ist  nur  eine 
Anzahl  guter  alter  Türen  erwähnenswert. 

Kruzifixus,  Bronze,  H.  19,5cm.  Anfang  13.  Jahrh.  Aus  Wiedelah  an  der  Oker 
im  Germanischen  Museum  in  Nürnberg.  (Abb.:  Taf.  156,  Seite  162  in  „Neu- 
erwerbungen des  Germanischen  Museums  1925 — 29",  herausgegeben  von  der 
Direktion.     Im   Selbstverlag.) 


271 

Wöltingerode, 

Ehemaliges  Kloster.   Katholische  Kirche.   Gut. 

Quellen:  1.  Beverina,  Nr.  548:  Archivale  Woltingerodense,  Urkunden  bis  1700; 
Nr.  548a:  Registrum  oder  Nahmen-Buch,  1714;  Nr.  548b:  Verzeichnis  der  Nahmen 
der  Gutthäter  des  Klosters  nach  geschehener  Feuersbrunst  anno  1676;  Nr.  549:  Ver- 
zeichnis des  Grundbesitzes  1805/06.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Akt.  Hild.-Br.  Arch.  des.  3, 
Hild.  Klöster,  Akten  I.,  Nr.  18.  —  Hann.  des.  74,  Amt  Wöltingerode;  über  das  Kirch- 
spiel Wölt.,  III.,  X.  1,  4q.  —  Calenberg-Br.  Arch.  des.  10,  5m.  —  Hild.  des.  3,  18, 
I.,  Nr.  5,  Einnahmeregister  mit  anschließender  Chronik.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Kart.- 
Register  A.  I.  Af,  Nr.  40,  41,  44.  —  Staats-Arch.  Hann.,  Urk.  Bistum  Hild.,  Klost. 
Wölt.,  299  Urkunden,  1174—1824.  —  Bibl.  H.  V.  N.,  Nr.  370,  Abschriften  der  Urk. 
des  Klosters  Wöltingerode,  1174—1654.  —  Arch.  Wolf.,  Br.  St.-Arch.,  VII.,  C.  10.  — 
Bibl.  Wolf.,  Handschriften  Helmstedt  425,  498,  515,  521,  522.  —  2.  U.B.  Hild.,  co- 
mites  und  monasterium,  I. — VI.  —  U.B.  Goslar,  I. — -V.  —  U.B.  von   Saldern,  I. 

Literatur:  Ahlhaus,  Patronat,  S.  44,  55,  172.  —  Bertram,  Gesch.  Bist.  Hild., 
I.,  S.  156,  193,  219,  223,  234,  298,  332,  340,  404,  408,  446;  IL,  S.  35,  96,  159,  266; 
III.,  S.  33,  46,  70,  78,  122,  159,  209,  250,  273.  —  Bertram,  Bischöfe,  S.  169  ff.,  211, 
232,  263.  —  Biermann,  Organographia,  S.  23,  32.  —  Bleibaum,  Bildschnitzerfamilien, 
S.  229.  —  Blume,  Heimat,  S.  293  ff.  —  Bode,  Uradel,  S.  30  ff.  —  Bode,  Stammtafel 
Wöltingerode.  —  Borchers,  Bildschnitzer  Lessen,  S.  194.  —  Bornstedt,  Siedlungen, 
S.  19.  —  Cornell,  Biblia  pauperum.  —  Crusius,  Denkwürdigkeiten  Wöltingerode.  — 
Dürre,  Reg.  Wallmoden,  Nr.  218,  240,  241,  243,  245  usw.  —  Görges-Spehr,  Denk- 
würdigkeiten, L,  S.  429;  IL,  S.  340.  —  Günther,  Stammtafel  von  Wohldenberg.  — 
Haseloff,  Malerschule,  S.  16,  21,  25,  131,  328,  335.  —  Heinemann,  Handschriften  WolL, 
L,  S.  331,  378;  IL,  S.  8,  10—12,  13.  —  Henkel,  Handbuch,  S.  165.  —  Henkel,  Kurze 
Gesch.,  S.  165.  —  Henrici,  Nonnengelübde.  —  Hoogeweg,  Stifter  und  Klöster,  S.  134, 
135.  —  Kayser,  Visitationen,  S.  50  fL,  135,  141,  147,  152.  —  Klewitz,  Territ.  Ent- 
wicklung, S.  20.  — •  Lax,  Barockdekorationen,  S.  17.  —  Lüntzel,  Alt.  Diözese,  S.  16, 
161,  171,  175,  324.  —  Lüntzel,  Gesch.  Diözese,  IL,  S.  227  ff.,  309.  —  Machens,  Archi- 
diakonate,  S.  67,  79,  107.  —  Mithoff,  Kunstdenkmale,  S.  244  fL  —  Mithoff,  Kirchen 
und  Kap.,  S.  39,  41,  42,  46,  57.  —  Mooyer,  Nekrologium  Wöltingerode.  —  Ochr,  Läiidl. 
Verhältnisse,  S.  25,  109.  —  Oldecop,  Chronik,  S.  633.  —  Schönemann,  100  Merkwürdig- 
keiten, Nr.  47,  48.  —  Vogell,  Gesch.  Schwicheldt,  S.  77,  146,  170,  175,  235.  —  Werne- 
burg,   Gau  und   Grafschaft,   S.  57.  —  Zobel,  Heimatbuch,   S.  213  fL 

GESCHICHTE:  Wöltingerode  ist  der  Stammsitz  eines  Grafengeschlechtes,  das  sich 
später  von  Wohldenberg  nannte.  Als  Stammherr  dieses  Geschlechtes  erscheint  in  der 
ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  Liudolf  de  Waletingerod.  Von  seinen  4  Söhnen  fiel 
der  zweite.  Lüdiger,  1153  auf  Seite  der  Weifen  im  Kampfe  Heinrichs  des  Löwen  gegen 
die  sächsischen  Fürsten  in  der  Schlacht  bei  Osterode.  Nach  dem  Sturze  Heinrichs  des 
Löwen  gingen  die  Wöltingeröder  Grafen  zu  den  Hohenstaufen  über  und  Kaiser  Friedrich 
Barbarossa  übertrug  ihnen  1180  die  Harzburg  als  Reichslehen,  die  damals  von  ihm 
wieder  aufgebaut  wurde.  1174  waren  die  Grafen  bereits  nach  dem  Wohldenberg  im 
Ambergau,  dessen  Grafschaft  sie  auch  innehalten,  übergesiedelt.  Im  gleichen  Jahre 
gründeten  die  3  Söhne  Ludolfs  L,  die  Grafen  Liudolfus  IL,  Hogerus  und  Burchardus. 
zu  ihrem  und  ihrer  Eltern  Seelenheil  ein  Kloster  in  ihrem  Haus  und  Geburtsort  Wöl- 
tingerode und  statteten  das  Kloster  mit  1500  Morgen  Land,  Wald,  Teich,  Zehnten 
und  Mühlen  reich  aus.  Am  19./21.  Oktober  bestätigte  Bischof  Adelog  von  Hildesheim 
die  Gründung  des  Klosters  nach  der  Regel  des  heiligen  Benedikt  und  verlieh  demselben 
die  Immunität  und  freie  Abtswahl.  Die  Grafen  von  Wohldenberg  erhielten  die  Vogtei- 
und  Schirmrechte  und  konnten  sich  im  Kloster  ihre  letzte  Ruhestätte  wählen.  Bald 
nach    der    Gründung   wurde   das    Mönchskloster   in    ein    Nonnenkloster   umgewandelt; 


272  Wöltingerodc 

nach  der  Bestätigungsurkundc  Kaiser  Friedrich  Barbarossas,  die  am  22.  November  1188 
in  Gernrode  ausgestellt  ist,  war  das  Kloster  von  Nonnen  des  Zisterzienserordens  (grisei 
ordinis)  besetzt.  Am  6.  Oktober  1216  nahm  Papst  Honorius  III.  das  Kloster  St.  Mariae 
in  Wöltingerode  in  seinen  Schutz,  bestätigte  den  Güterbesitz  und  die  Rechte  des  Klosters. 

In  Wöltingerode  besaß  ursprünglich  nach  einer  Urkunde  Bischof  Adelog  vom 
2.  Juni  1174  das  Kloster  lleiningen  den  Bann.  Nach  Gründung  des  Klosters  Wöltinge- 
rode muß  er  auf  dieses  übergegangen  sein.  Die  Kirche  beatae  virginis  in  W'öltingerode 
wird  1208  zuerst  urkundlich  erwähnt.  Im  Anfange  des  13.  Jahrhunderts  müssen  Kirche 
und  Klostcrgcbäudc  in  Wöltingerode  erweitert  und  umgebaut  sein,  denn  1244  bekundet 
Bischof  Konrad  von  Hildesheim,  daß  gelegentlich  der  Weihe  des  Klosters  (monasterium) 
Graf  Hermann  der  Ältere  die  früher  von  Bischof  Adelog  getroffenen  Bestimmungen 
über  die  Vogtei  usw.  anerkannt  habe.  In  dieser  Zeit  hatte  das  Kloster  Wöltingerode 
großes  Ansehen,  mehrere  andere  Klostergründungen  entnahmen  den  ersten  Stamm 
ihrer  Konventsmitglieder  aus  W'öltingerode,  so  daß  es  als  ihr  Mutterkloster  erscheint. 
Als  1228  Erzbischof  Albrecht  II.  von  Magdeburg  die  Zisterzienserinnenabtei  Alt-Hal- 
densleben  stiftete,  wird  dieses  als  aus  W^öltingerode  hervorgegangen  bezeichnet. 

In  dieser  ersten  Blütezeit  des  Klosters  Wöltingerode  im  13.  Jahrhundert  (vgl.  das 
Siegel  Taf.  98a)  fand  die  Buchmalerei  im  Kloster  eine  hervorragende  Pflege.  In  der 
Herzog-August-Bibliothek  in  Wolfenbüttel  werden  mehrere  illuminierte  Handschriften 
des  W^öltingeröder  Klosters  aufbewahrt.  Diese  wertvollen  Handschriften  mußten  1572 
auf  Befehl  des  Herzogs  Julius  in  Wolfenbüttel  abgegeben  werden,  sie  kamen  dann  an  die 
1576  gegründete  Universität  Helmstedt  und  nach  deren  Aufhebung  1810  in  die  braun- 
schweigische  Landesbibliothek. 

Die  wichtigsten  Wöltingeröder  Handschriften  sind  folgende: 

1.  Hs.  Helmstedt  425,  Quatuor  Evangelista  manuscripti  Latine,  127  Blatt, 
mit  Miniaturen  auf  Goldgrund  und  kunstvollen  Initialen,  13.  Jahrhundert.  Der 
Holzdeckel  mit  altem,  gewirktem  Seidenzeug  überzogen,  welcher  Christus,  Maria 
mit  dem  Jesusknaben  und  die  Sinnbilder  der  4  Evangelisten  zeigt.  Die  Herkunft 
dieser  Hs.  aus  Wöltingerode  ist  urkundlich  nicht  belegt,  doch  anzunehmen.  (Siehe 
Heinemann,  Die  Heimst,  Hs.,  I.,   S.  331.) 

2.  Hs.  Helmstedt  498.  Nekrologium  des  Klosters  Wöltingerode,  78  Blatt, 
mit  roten  Überschriften  und  zahlreichen  Initialen,  13.  Jahrhundert.  (Siehe  Heine- 
mann,  I.,   S.  378.) 

3.  Hs.  Helmstedt  515.  Psalterium  premisso  calendario  usw.,  147  Blatt,  überaus 
prächtig  mit  Malereien  auf  Goldgrund  (w^ohl  nach  dem  Muster  der  etwas  älteren 
Hs.  Helmstedt  521),  13.  Jahrhundert.  (Siehe  Heinemann,  II.,  S.  8;  desgl.  Schöne- 
mann, Merkwürdigkeiten  der  Herz,  Bibl,,  Nr.  47,  und  Haseloff,  Thür.-sächs.  Maler- 
schule,  S.  21.)    Darin  fol.  8  v.  Vertreibung  aus  dem  Paradiese  (Taf.  100  a). 

4.  Hs.  Helmstedt  521.  Aus  dem  Buche  der  Psalmen,  mit  voraufgehendem  Ka- 
lender, 154  Blatt,  ein  Prachtwerk  mit  vielen  Bildern  und  Initialen  auf  Goldgrund. 
Nach  Heinemann,  IL,  S.  10 — ^12  hat  die  Schreiberin  vielleicht  dem  Geschlecht  der 
Grafen  von  Wohldenberg  angehört,  I.  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts.  (Siehe  Schöne- 
mann, Merkwürdigkeiten,  Nr.  48,  und  Haseloff,  Malerschule,  S.  15,  Henrik  Cornell, 
Biblia  pauperum,  Stockholm  1925,  S.  148.)  Darin  fol.  7  r.  unten  Geburt  Jesu,  oben 
Verkündigung  an  die  Hirten  (Taf.  100  b),  fol.  9r.  oben  Christus  als  Richter  des 
Jüngsten  Gerichts  mit  Maria  und  Johannes,  unten  der  arme  Lazarus  in  Abrahams 
Schoß  (Taf.  100  c),  fol.  80  v.  Einzug  Christi  in  Jerusalem  (Taf.  100  d). 

5.  Hs.  Helmstedt  522.  Missale  premisso  calendario,  297  Blatt,  rote  Überschriften, 
rote  und  blaue  Initialen  usw.,  14.  Jahrhundert.  Auf  der  Innenseite  der  Deckel  je 
eine  aus  dem  13.  Jahrhundert  stammende  Darstellung  auf  Goldgrund.  (Siehe 
Heinemann,   IL,   S.  13.) 

Im  13.  Jahrhundert  wurde  das  Kloster  weiter  ausgebaut.  1279  würd  das  Siechen- 
haus (infirmaria),  1293  das  neue  Schlafhaus  und  1305  der  ,, Altar  im  nördlichen 
Teile  des  Klosters,  unter  dem  Bilde  der  Maria  erbaut",  erwähnt.  Es  handelt  sich  hier 


Wöltingerode  273 

um  das  im  Mittelalter  weit  bekannte  und  hochverehrte  Marienbild,  zu  dem  man  gerne 
wallfahrte.  Im  Jahre  1351  erteilte  Bruder  Conradus  allen  Besuchern  des  Klosters,  die 
das  durch  ihn  geweihte  wundertätige  Bild  der  Maria  mit  Gebeten,  Opfern,  Kleinodien 
und  anderen  Wohltaten  ehrten,  einen  Ablaß  von  40  Tagen. 

Ende  des  13.  und  im  14.  Jahrhundert  verarmte  das  Geschlecht  der  Wohldenberger 
Grafen,  die  das  Kloster  gestiftet  und  es  auch  in  späterer  Zeit  mit  Schenkungen  weiter 
reich  bedacht  hatten.  Infolgedessen  kamen  auch  für  das  Kloster  schlechte  Zeiten. 
Schon  1290  nmßten  Güter  veräußert  werden  und  1337  mußte  Bischof  Heinrich  von 
Hildesheim  eingreifen  und  zur  allgemeinen  Unterstützung  auffordern,  da  die  Nonnen 
an  den  nötigsten  Lebensmitteln  Mangel  litten.  Als  die  Wallfahrten  zu  dem  wunder- 
tätigen Marienbild  des  Klosters  begannen  und  das  ,, heilige  Blut",  das  im  Chore  der 
Klosterkirche  aufgestellt  war,  noch  größere  Scharen  von  Wallfahrern  heranzog,  denen 
1388  der  Hildesheimer  Bischof  einen  Ablaß  von  40  Tagen  gewährte,  besserte  sich  die 
Lage  des  Klosters.  Die  Grafen  von  Wohldenberg,  die  1383  im  Mannesstamm  erloschen, 
machten  dem  Kloster  im  14.  Jahrhundert  noch  verschiedene  Schenkungen,  auch  andere 
Geschlechter,  wie  die  von  Bortfeld,  von  Burgdorf,  von  Wallmoden,  von  Schwicheldt 
usw.,  übergaben  dem  Kloster  Höfe,  Zehnten  und  Ländereien.  Mehrere  Mitglieder  der 
Familie  von  Schwicheldt  wurden  im  Kloster  Wöltingerode  beigesetzt,  so  1449  der 
Domherr  Johann  von  Schwicheldt,  1465  Konrad  I.  von  Schwicheldt,  1511  Konrad  II. 
und  1516  Jobst  von  Schwicheldt.  1478  bekundeten  Äbtissin  und  Konvent  des  Klosters, 
das  Cord  von  Schwicheldt,  Cords  des  Älteren  Sohn,  und  Johann  Kerckhof  (der  Priester 
derer  von  Schwicheldt)  eine  neue  Kapelle  an  der  Klosterkirche  gebaut  haben,  die  mit 
Grundstücken  in  Kniestedt  ausgestattet  wurde,  1482  erscheint  Jordan  Kerkhove  als 
Vikar  der  neuen  Kapelle  in  Wöltingerode  in  einer  Urkunde.  1484  wird  Berthold  Russe, 
Priester  und  Commissarius  des  Altars  Unserer  Lieben  Frauen  und  der  10000  Ritter  in  der 
Klosterkirche  zu  Wöltingerode  urkundlich  erwähnt.  Außerdem  werden  als  weitere  Altäre 
in  den  Urkunden  noch  aufgeführt :  Altare,  quod  est  ante  ianuani  (Tür,  Eingang)  claustri 
(1336),  Altar  des  Apostels  Johannes  und  Bartholomäi  (1449),  Altar  Corpor.  Christi  (1473). 

Im  15.  Jahrhundert  erlebte  das  Kloster  seine  zweite  Blütezeit,  und  die  Visitatoren, 
die  damals  das  Kloster  besuchten,  brauchten  nicht  mit  Lob  zu  sparen.  1443  erhielt  die 
Äbtissin  Mathilde  den  Auftrag,  das  Kloster  Derneburg,  das  vorher  Augustinerinnen 
innehatten,  mit  Nonnen  aus  Wöltingerode  zu  besetzen. 

Nach  der  Hildesheimer  Stiftsfehde  kam  das  Kloster  Wöltingerode  unter  die  Landes- 
hoheit Herzog  Heinrichs  des  Jüngeren  von  Braunschweig- Wolfenbüttel.  Als  der  Herzog 
durch  die  Truppen  des  Schmalkaklischen  Bundes  aus  seinem  Lande  vertrieben  war, 
sollten  die  Nonnen  die  lutherische  Lehre  annehmen  oder  das  Kloster  verlassen.  Zwei 
Jahre  später  ergab  die  zweite  Visitation,  daß  die  Nonnen  ,, keine  papistischen  Mißbräuche" 
abgetan  hatten  und  keine  Änderung  annehmen  wollten,  es  sei  denn,  daß  solche  im  Reichs- 
tag beschlossen  sei.  Nach  Rückkehr  des  Herzogs  herrschte  der  katholische  Kultus 
wieder  bis  1568,  wo  auf  Befehl  seines  Nachfolgers  und  Sohnes  Herzog  .hilius  die  lu- 
therische Lehre  wieder  eingeführt  wurde.  Auch  jetzt  zeigten  sich  Äbtissin  und  Nonnen 
der  neuen  Lehre  sehr  abgeneigt,  und  erst  als  der  Herzog  die  lutherische  Anna  von  Haus 
zur  Äbtissin   wählen   ließ,   konnte   Wöltingerode   ein   lutherisches   Frauenstift    werden. 

Nach  dem  Restitutionsedikt  wurden  1630  wieder  Zisterzienserinnen  aus  Bayern 
in  Wöltingerode  eingeführt  unter  dem  Propst  Heinrich  Götze.  Nachdem  sich  die  Je- 
suiten in  der  Kaiserpfalz  in  Goslar  niedergelassen  hatten,  versuchten  sie  auf  Grund 
eines  kaiserlichen  Reskriptes,  sich  in  den  Besitz  von  Wöltingerode  zu  setzen.  Fürst- 
bischof Ferdinand  von  Hildesheim  gab  hierzu  seine  Einwilligung.  Die  Nonnen  konnten 
nur  mit  Gewalt  aus  dem  Kloster  entfernt  werden,  sie  wurden  nach  Goslar  in  das  Kloster 
Frankenberg  gefahren  und  von  hier  mit  Reisegeld  in  ihre  Heimat  entlassen.  Als  im 
Januar  1632  die  Schweden  in  Goslar  einrückten,  mußten  die  Jesuiten  aus  Wöltingerode 
weichen,  und  bis  1643  wurde  das   Kloster  wieder  lutherisch. 

1643  kam  das  Kloster  Wöltingerode  mit  dem  ,, Großen  Stift  Hiidesheim  •  an  das 
Bistum    Hildesheim   zurück.    Eine   Wiederbesetzung   mit    Nonnen   scheint   nicht   sofort 

.15 


274  \Völtinf^orod(' 

erfolgt  zu  sein,  denn  1667 — 75  nahm  die  damalige  Äbtissin  Anna  Geffers  noch  das 
heilige  Abendmahl,  das  der  Pastor  aus  Immenrode  reichte.  Nach  einer  im  Turmknopf 
der  Immenröder  Kirche  1928  aufgefundenen  Aufzeichnung  waren  einige  Insassen  des 
Klosters  Wöltingerode  bis  zum  Jahre  1704  evangelisch.  ICnlsprechend  dem  Haupt- 
rezesse  1643  erhiellen  die  hildesheimischen  l-eldklöster  und  fürstlichen  Amishäuser 
einen  katholischen  Seelsorger,  so  wurde  auch  in  Wöll  ingerode  eine  Klosterpfarrstelle 
eingerichtet. 

Am  25.  Mai  1676  suchte  eine  große  Feuersbrunsl  das  Kloster  heim.  Am  Schlul.} 
des  Einnahmeregislers  des  Klosters  (1697  1740,  Staatsarch.  Hann.)  sind  Nachrichten 
über  das  Kloster  zusammengestellt,  darin  heißt  es  zu  obigem  Datum  ,,das  Kloster  W. 
abgebrannt  und  alle  Mobilien  in  teuer  aufgegangen.  Das  Schlafhaus  gebaudt,  auch 
die  Kirche  sind  reparirdt".  Bald  schritt  man  zur  Wiederherstellung  der  abgebrannten 
Gebäude  und  ihrer  Einrichtung.  Am  7.  .luli  1677  machte  die  Äbtissin  Anna  Cordula 
Hedtwig  mit  dem  Goslarer  Bildhauer  Meister  Heinricli  Lessen  zwei  Verträge,  in  denen 
der  Meister  sich  verpflichtete,  einen  Altar  und  eine  Kreuzigungsgruppe  für  den  Tri- 
umphbogen der  Kirche  zu  liefern.  Diese  Kreuzigungsgruppe  befindet  sich  jetzt  in  der 
katholischen  Kirche  z\i  Vienenburg  (vgl  C.  Borchers,  Bildschnitzer  Lessen).  Einen  wei- 
teren Altar  stiftete  der  Drost  zu  Wiedelah,  Georg  von  Horde.  Die  in  Holz  geschnitzte 
prächtige  Kanzel  der  Klosterkirche  glaubt  Friedr.  Bleibaum  (Bildschnitzerfamilien, 
S.  229)  dem  Meister  Franz  Lorenz  Biggen  zuschreiben  zu  können,  der  im  Anfange  des 
18.  Jahrhunderts  in  der  Klosterkirche   Grauhof  tälig  war. 

Biermann  teilt  in  seiner  1738  erschienenen  Organographia  (S.  23)  auch  die  alte 
Disposition  der  Orgel  in  der  Klosterkirche  zu  Wöltingerode  mit.  Nach  Biermanns 
Angaben  wurde  die  Orgel  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  von  dem  Orgelbauer  Andres 
Schwelm  aus  Einbeck  erbaut.  Am  Ende  des  17.  und  im  18.  Jahrhundert  setzt  eine  rege 
Bautätigkeit  des  Klosters  ein,  die  sich  auf  Umbauten  der  Kirche,  des  vierflügeligen 
Klostergebäudes  und  der  Wirtschaftsgebäude  erstreckte,  wie  die  Inschriften  an  den 
Bauten  verkünden.  1708  übertrug  der  Propst  Johannes  Wapensticker  dem  Andreas 
Ulrich  den  Bau  der  Klostermühle.  Nach  den  Bauakten  wurde  das  neue  Brauhaus  1738 
durch  „Meister  Daniel  Köppell",  den  Baumeister  der  Stephanikirche  zu  Goslar,  erbaut. 

1802  kam  das  Kloster  Wöltingerode  mit  dem  Bistum  Hildesheim  an  Preußen. 
1807  an  das  Königreich  Westfalen,  das  durch  Dekret  vom  13.  Mai  1809  die  Nonnen- 
klöster Wöltingerode,  Dorstadt  und  Heiningen  aufhob,  am  31.  Mai  wurde  dem  Kon- 
vent die  Auflösung  verkündet.  Das  Kloster  kaufte  der  von  Jerome  zum  Geheimen 
Finanzrat  ernannte  Jude  Israel  Jacobson  für  2  200000  Franks.  Wo  die  Kostbarkeiten 
des  Klosters,  die  in  Beschlag  genommen  waren,  geblieben  sind,  ist  unbekannt.  Als  nach 
Jeromes  Sturz  das  Bistum  Hildesheim  an  Hannover  kam,  mußte  Jacobson  Wöltinge- 
rode an  die  hannoversche  Regierung  abtreten,  da  nach  hannoverschem  Gesetz  kein 
Israelit  Grundeigentum  besitzen  durfte.  Das  Klostergut  Wöltingerode  wurde  mit  dem 
Allgemeinen  Hannoverschen  Klosterfonds  vereinigt.  Das  Klostergut  hat  heute  567  ha 
Ländereien,  die  477  ha  gi"oße  Wöltingeröder  Forst  wii'd  von  der  Klosteroberförsterei 
Goslar  verwaltet. 

Mit  der  Aufhebung  des  Klosters  1809  wurde  auch  die  Klosterpfarrei  aufgehoben, 
die  Katholiken  in  Wöltingerode  wies  man  zunächst  der  Pfarrei  Wiedelah  zu.  1824 
ist  dann  der  Gottesdienst  der  katholischen  Gemeinde  Vienenburg-Lochtum  in  die 
Wöltingeröder  Klosterkirche  verlegt,  da  die  katholische  Burgkapelle  in  Vienenburg 
baufällig  war.  Nach  Erbauung  der  katholischen  Kirche  in  Vienenburg  (1829)  wurde 
Wöltingerode  der  katholischen  Pfarrei  Vienenburg  angegliedert,  der  die  Klosterkirche 
noch  jetzt  untersteht. 

Am  24.  Mai  1831  errichtete  die  Königlich  Hannoversche  Regierung  das  Amt  Wöl- 
tingerode; es  umfaßte  die  1815  vereinigten  Ämter  Wiedelah  und  Vienenburg  und  das 
Amt  Schiaden,  nach  1866  kam  das  Amt  Wöltingerode  zu  dem  neu  geschaffenen  Kreise 
Liebenburg,  der  dann  1884  durch  den  Kreis  Goslar  ersetzt  wurde.  1929  ist  Wöltingerode 
dann  Vienenburg  einverleibt. 


Wöltingerode 


275 


|kii|iiii|     I — I — I — I — i — t — \ — t — I — ^ — I — 1 — \ — I — t — • — • — t-^^ 


Abb.  158.    Wöltingerode.  Laseplan  (l:2ö(l(l). 


BESCHREIBUNG:  Auf  dem  Gutshof  (Abb.  158)  isl  die  allo  Klosloraiihigo  im 
ganzen  noch  gut  zu  erkennen,  wenngleich  viele  Baulichkeilen  aus  neuerer  Zeil 
stammen.  An  die  große,  in  den  älleslen  Teilen  noch  romanisciie  Kloslcrkirclu' 
schließl  sich  südlich  der  Kreuzgang  an  mit  (k-m  geräumigen  BinneniuM',  der 
östlich,  südlich  und  wesllicii  von  hohen  in  versclüeckMicn  Zeilen  erriclüelen  Nul/.- 
und  Wohnbauten    des   ehemaligen   Klosters  umgeben  isl   (Abb.   159).     Der  cislliche 


276  Wöltinf^erode 

Flügel    c'iilhii'lt    (nach    Milholl)   die    Wohnung    der   Al)lissin.    im    Obcrgcschül.'    des 
südlirht'ii   sind   nocli   Zellen   der  Nonnen   erhallen. 

KATHOLISCHE  KIRCHE. 

Die  ehemalige  Klosterkirche  (Abb.  160)  hal  ersl  durch  meiirlache  Um-  und 
Anbauten  in  verschiedenen  Bauzeilen  ihr  heutiges  Aussehen  bekommen  und  be- 
steht aus  zwei  Teilen,  von  denen  der  östliche  die  alte  romanische  kreuzförmige 
Basilika  im  gebundenen  System  vom  Ende  12.  Jahrh.  (mit  zweitem  Chorquadrat  aus 
dem  18.  Jahrh.)  heute  als  katholische  Kirche  dient,  während  der  west  liehe  Teil  aus 
einer  romanischen  kryptenartigen  Unterkirche  (ursprünglich  (iruft  der  (Vrafen  von 
Wohldenberg?)  und  gotischen  Oberkirche  (Nonnenempore)  besteht  und  vom  Gut 
als  Speicher  benutzt  wird.    Der  anschließende  Westturm  ist  barock  (Tat.  97a). 

In  den  mittelalterlichen  Teilen  besteht  das  aufgehende  Mauerwerk  aus  Bruch- 
stein, ohne  Verwendung  von  Werkstein.  Das  Kegeldach  der  nördlichen  Neben- 
apsis  ist  beschieferl;  die  Satteldächer  und  die  flachen  Pultdächer  der  Seitenschiffe 
sind  mit  Ziegeln  gedeckt.  Das  nördliche  Seitenschiff  hat  drei  größere  Rundbogen- 
fenster und  am  westlichen  Ende  ein  Portal  von  1760  mit  Sandsteinumrahmung 
und  Inschrift  im  Sturz:  „HAEC  PORTA  DOMINI  JUSTI  INTRABUNT 
IN  EAM  NOVITER/  EXSTRUCTA  SUB  REGIMINEC  :A  :D  :  S  :A  : 
ET  F.  M.  S.  P.  AO  1760."  Das  Mittelschiff  hat  auf  der  Nordseite  vier  kleine  zu 
zweien  gruppierte  Rundbogenfenster. 

Der  Westturm  ist  über  einem  Quadrat  von  etwa  8,50  m  Seitenlänge,  vielleicht 
unter  Benutzung  älterer  Reste,  in  Bruchstein  mit  verzahnten  Werksteinecken 
erbaut.  Die  rundbogigen  Fenster  und  das  Nordportal  sind  mit  Werkstein  um- 
rahmt. Neben  dem  Portal  zwei  kleine  Nischen,  oberhalb  eine  Inschrifttafel: 
„D.  0.  M.  /  R.  D.  LUCIA  ROSA  /  WEVELO  ABBATISSA  /  ET  /  R.  D.  I. 
WAPENSTICKER  /  PRAEPOSITUS  /  AO  1718."  Über  dem  Portal  ein 
großes  rundbogiges  Fenster  und  über  diesem  zwei  kleine.  Dieselbe  Ausbildung 
an  der  Westseite,  hier  nur  statt  des  Portals  ein  rechteckiges  Fenster  über  dem 
profilierten  Sockel.  Das  Obergeschoß  ist  vom  unteren  durch  ein  Gurtgesims  ge- 
trennt. Auf  jeder  Seite  eine  rundbogige  Schallöffnung  mit  darüberliegendem  Kreis- 
fenster. Steinernes  Traufgesims.  Schlanker  achtseitiger,  im  unteren  Teil  geschweifter 
beschieferter  Helm  mit  Kugel  und  Wetterfahne. 

Inneres:  Wände  u^d  Gewölbe  sind  geweißt.  Trotz  der  Stuckarbeiten  des 
18.  Jahrh.  erkennt  man  die  romanische  Anlage  noch  deutlich  (Taf.  97b).  Das  Lang- 
haus der  alten  Basilika  (Abb.  160)  besteht  aus  zwei  quadratischen  Jochen  in  ge- 
bundenem System  mit  spätromanischen  rippenlosen  Kreuzgewölben  (1,30  m  Stich- 
höhe), deren   Grate  mit  barocken   Stuckprofilen  versehen  sind. 

Die  spitzbogigen,  rechteckig  profilierten  Gurtbogen  des  Mittelschiffes  ruhen  auf 
Pfeilern  mit  Vorlagen,  in  den  Seitenschiffen,  wo  die  Gurte  teils  rund-,  teils  spitzbogig 
sind,  entsprechende  Vorlagen  nebst  solchen  an  den  Außenwänden.  Die  Rundbogen 
der  Arkaden  der  beiden  Seitenschiffe  werden  westlich  von  quadratischen  Neben- 
pfeilern, östlich  von  romanischen  Säulen  getragen.  Diese  haben  attische  Eckblatt- 
basen und  die  südliche  ein  mit  romanischen  Ranken  verziertes  Kelchkapitäl  (vgl. 


f&Mm !  SP'] 


277 


ZI 


Abb.  159.    Wöltingerode,  ehemaliges  Kloster, 
Grundriß  des  Erdgeschosses  (1:500). 


3TÜBE 


GANG 


71 ÜK 


HOL  2 


GELASS 


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TUR 


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DURCHFAHRT 


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278  Wöltingerode 

Tal'.  98  c),  die  nördliche  ein  einfaches,  mit  Halbkreisen  versehenes  Würfelkapitäl. 
Je  zwei  Rundbogen  der  Arkaden  im  Mittelschiff  (an  den  Vorlagen  der  westlichen 
Vierungspfeiler  noch  die  romanischen  Rundslabkämpfer)  werden  durch  eine  große 
von  Hauptpfeiler  zu  Hauptpfeiler  reichende  Rundbogenblende  gekuppelt.  In  den 
oberen  spitzbogigen  Wandbogen  des  Mittelschiffes  (Schildbogen)  sitzen  je  zwei 
Rundbogcnfensler 

Das  Gesims  in  der  Kämpferhöhe  der  Vierungspfeiler  im  Mittelschiff,  die  Ffeiler- 
kapitäle  im  Mittel-  und  in  den  Seitenschiffen  sowie  die  Gewölbegrate  sind  mit 
barocken  Stuckprofilen  überzogen.  Über  dem  Scheitel  des  Rundbogens  vor  der 
Vierung  eine  von  zwei  Engeln  gehaltene  Kartusche  von  Stuck  mit  den  Buchstaben: 
I.  H.   S.  unter  einer  Krone. 

Die  Vierung,  deren  Gurte  rechteckig  profiliert  und  rundbogig  sind,  die  Quer- 
schiffsflügel und  der  um  drei  Stufen  erhöhte  Chor  sind  durch  Kreuzgewölbe  mit 
Stuckprofilen  auf  den  Graten  überdeck!.  Die  spitzbogigen  Schildbogen  überschneiden 
die  Rundbogenfenster,  von  denen  je  zwei  nördlich,  südlich  und  in  der  Ostwand 
des  nördlichen  Querarmes,  je  eins  in  den  Westwänden  der  Querarme  sitzen.  Die 
nördliche  Querschiffsapsis  ist  glatt  geschlossen,  ohne  Fenster,  in  der  südlichen  noch 
eine  niedrigere  Nische.  Gesimse  in  Kämpferhöhe  aus  Stuck  sind  nur  an  W>st-  und 
Nordwand  des  nördlichen  und  an  der  Westwand  des  südlichen  Querarmes.  In  dieser 
ist  auch  der  (vermauerte)  Z  igang  zum  Kreuzgang  erkennbar.  In  der  Nord  wand  des 
westlichen  Chorquadrates  ein  sehr  großes  Rundbogenfenster.  Hier  sind  auf  den 
vier  Kappen  des  Kreuzgewölbes  vier  barocke  Stuckfiguren,  Engel  mit  Leidens- 
werkzeugen, angebracht  (Taf.  98b).  Auch  das  rechteckig  geschlossene  östliche 
Chorquadrat  ist  mit  einem  Kreuzgewölbe  überdeckt.  In  den  Wandbogen  je  ein 
Rundfenster,  in  der  Ostwand  unterhalb  desselben  zwei,  in  der  Nordwand  ein  flach- 
bogiges,  außen  rundbogiges  Fenster. 

Zwischen  der  Basilika  und  dem  Turm  liegt  der  jetzt  nicht  mehr  kirchlichen 
Zwecken  dienende,  sondern  vom  Gut  genutzte  Bauteil  der  ehemaligen  Klosterkirche, 
der  die  Unterkirche  und  die  ehemalige  Nonnenempore  enthält.  Von  besonderem  Reiz, 
leider  durch  spätere  Einbauten  in  der  Wirkung  völlig  verändert,  ist  die  dreischiffige 
romanische  kryptenartige  Unterkirche.  Acht  Stützen  und  zwölf  diesen  ent- 
sprechende Wandpfeiler  tragen  die  15  gurt-  und  rippenlosen  Kreuzgewölbe,  an  denen 
noch  teilweise  die  Abdrücke  der  Schalbretter  erkennbar  sind.  Die  sowohl  in  der 
Grundform  wie  im  Aufbau  und  den  plastischen,  von  Westen  nach  Osten  auffällig 
reicher  werdenden  Stützen  sind  durch  den  Einbau  von  vier  kräftigen,  die  Oberkirche 
tragenden  Pfeilern,  einer  zwei  Säulen  einschließenden  Scherwand  und  einer 
weiteren  Trennwand  im  westlichen  Teile  ungünstig  beeinflußt.  Die  westlichen 
Stützen  sind  als  quadratische  Pfeiler  mit  Ecksäulchen  und  Kelchkapitäl  ausge- 
bildet. Dann  folgen  Achteckssäulen,  ferner  die  (eingemauerten)  Rundsäulen  und 
schließlich  Rundsäulen,  0  36  cm,  die,  soweit  sie  frei  stehen,  ungewöhnlich  reiche 
Kapitale  mit  Blattwerk  und  Perlschnüren,  teilweise  in  durchbrochener  Arbeit 
tragen.  Kapitälplatte  0  0,74  m,  H.  0,30  m,  Abakus  1,5  cm,  Ringwulst  6  cm  hoch. 
Basis  attisch  (Taf.  96c).  Vier  kleine  hochliegende  Fenster  erhellen  die  beiden 
getrennten  Kryptenräume  notdürftig.  Der  östliche  Teil  ist  durch  eine  Treppen- 
anlage an  der  Nordseite  zugänglich,  der  westliche  vom  Untergeschoß  des  Turmes. 


Wöltingerodc 


279 


Über  der  Unterkirche  eine  drei- 
scliiffige  gotische  Hallenkirche  mit 
niedrigeren  Seitenschiffen,  die  ehe- 
malige Nonnenempore.  Die  Ge- 
wölberippen der  drei  Joche  sind 
erst  nachträglich  in  Stuck  angesetzt. 
Die  Gurtbogen  des  Mittelschiffes 
ruhen  auf  Wandkonsolen,  die  aus 
den  kräftigen  rechteckigen  Pfeilern 
vortreten  (Taf.  99  a).  Die  Spitzbogen 
sind  nicht  gegliedert.  In  den  Seiten- 
schiffen werden  die  Gurte  durch 
Wandpfeiler  unterstützt.  Die  alten 
Fenster  sind  durch  halbrund  ge- 
schlossene große  Lichtöffnungen  er- 
setzt. Die  spitzbogige  Verbindung 
zwischen  der  Nonnenempore  und  der 
jetzigen  Kirche  ist  durch  eine  Fach- 
w^erkwand  geschlossen.  Zu  bemerken 
wäre  noch,  daß  auch  der  Westturm 
zum  Kirchenraum  hinzugezogen  ist. 
Als  Erbauungszeit  der  Nonnen- 
empore kann  die  erste  Hälfte  des 
14.  Jahrh.  in  Frage  kommen,  doch 
ist  die  Zeitbestimmung  mangels  jeg- 
licher Einzelformen  unsicher. 

Ausstattung: 

Zwei  Altartische,  Stein,  ro- 
manisch, vor  den  westlichen  Vie- 
rungspfeilern im  Langhaus.  Nicht 
mehr  dem  kirchlichen  Gebrauch 
dienend. 

Der  Hochaltar  hat  eine  sarko- 
phagförmige  Mensa  mit  Taber- 
nakelaufbau, der  in  das  flach- 
bogige  große  in  Öl  gemalte  Mittelbild 
der  hohen  Rückwand  ragt  (Taf.  97  b). 
Dieses  stellt  die  Krönung  der  Maria 
dar,  eingefaßt  von  glatten  Säulen 
und  breiteren  Seitenteilen,  vor  denen 
in  flachen  Nischen  auf  Konsolen 
zwei  Vollfiguren  von  Heiligen,  dar- 
unter St.  Georg,  stehen.  Im  Aufbau 
ähnlich    dem    Unterteil,    Maria    als 


280  Wölt  ingerode 

Kind  (Ölbild),  lini-cs  und  leclUs  zwei  Mönciie  niil  Ki  iininisläbcn,  liueh  und  Leidi'ns- 
werkzeug  (Antonius  Krem,  und  Antonius  von  Piidua?).  Als  Bekrönung  das  Agnus 
mit  der  Fahne  im  Sirahlenkranze  zwischen  zierlichen  (xiebelanl'ängen.  Der  Aufbau 
trägt  als  seitliche  Einfassung  zwei  Voluten.   Herstellungszeil  gegen  Mitte  18.  .Jahrh. 

Die  in  den  beiden  Konchen  aufgeslilllcn  holzi-rnen  Alliirt'  aus  dem  Kndc 
18.  Jahrh.  haben  keinen  bedeutenden  Kunstwert. 

Die  Kanzel  ist  (nach  Bleibaum)  ein  Werk  l^'ranz  Lorenz  Biggens.  Ihre 
Brüstung  und  Treppen wange  ist  klar  durch  reichornamentierte  Vorlagen  ge- 
gliedert (Taf.  08b).  In  den  Brüstungsnischen  Christus  und  die  vier  Evangelisten 
in  gut  bewegten  VolH'iguren.  Vielfach  verkrcipfte  Gesimse  umziehen  oben  wie  unten  die 
auf  einer  geschwungenen  Konsole  ruhende  Brüstung.  Ähnlich  ist  auch  die  Kanzel- 
tür ausgebildet.  Der  kürzlich  instand  gesetzte  und  deshalb  zur  Zeit  der  Aufnahme 
abgenommen  gewesene  Schallcleckel  ist  mit  schweren  verkröpften  Gesimsen  und 
sechs  lebhaft  geschwungenen  Konsclarmen  ausgestattet,  die  ein  Mittelstück  halten, 
auf  dem  St.  Michael  mit  der  Kette  steht,  den  überwundenen  Satan  zu  Füßen.  Die 
Bemalung  ist  in  Weiß  und  poliertem  Gold  gehalten.  Ähnlich  wie  am  Altar  in  Vienen- 
burg  steht  auch  hier  auf  kleinem  Pergamentschildchen  die  Bezeichnung:  ,,ILI.V- 
MINAVIT    lA.  POTTINGER    A£    1792." 

Zwei  Chor  Stühle,  viersitzig,  mit  verkröpften  Profilen  um  die  rechteckigen 
Füllungen,  im  Chor. 

Zwei  Bänke  im  Westen  des  Mittelschiffes,  etwa  aus  den  Jahren  um  1730 
stammend,   mit  üppigem  Rankenschnitzwerk  auf  den  Bankwangen. 

Die  übrigen  in  der  Kirche  frei  aufgestellten  Bänke  haben  einfache,  zum  Teil 
geschnitzte  Wangen  im  Regencestil. 

An  der  Westwand  des  Schiffes  eine  zweigeschossige  Empore  im  Empirestil, 
zu  der  im  südlichen  Seitenschiff  eine  breite  Treppe  mit  geschnitzter  Brüstung 
hinaufführt. 

Die  Wände  des  Schiffes  sind  innen  mit  gefeldertem  Paneel  werk  bekleidet, 
das  an  der  Süd-  und  Westwand  oben  mit  einem  hohen  geschnitzten  Rankenfries 
abgeschlossen  ist. 

Auch  der  Chor  ist  mit  einer  3,30  m  hohen  Holzvertäfelung  an  den  Wänden 
oberhalb  der  Chorstühle  versehen.  Hier  gleichfalls  Profilleisten  um  die  rechteckigen, 
abgestumpften  Füllungen.  Als  oberer  Abschluß  der  Chorvertäfelung  profilierte  flache 
Gesimse. 

Der  Beichtstuhl  im  nördlichen  Chorarm  gleicht  dem  in  Vienenburg  (kathol. 
Kirche). 

Prunktür,  reich  geschnitzt,  teilweise  mit  Gold  belegt,  vom  südlichen  Quer- 
arm zum  Ostflügel  des  Kreuzganges.  Auf  dem  Gesims  Figur  der  gekrönten  Maria, 
Holz,  mit  einem  Pfeil  zwischen  zwei  weiblichen,  Kreuz  und  Anker  haltenden  Figuren 
(Glaube,  Liebe,  Hoffnung). 

Zwei  Altarleuchter,  Messing,  H.  30,5  cm,  barocke  Dockenform  auf  drei 
Kugeln  haltenden  Krallenfüßen,  drei  Engelsköpfe  als  weiterer  Schmuck.  Am 
Wachsteller  die  Buchstaben:  C.W. 


Wöltingerode  281 

Drei  große  (Öl?)  Gemälde  mit  sechs  Darstellungen  aus  dem  Marienleben 
hängen  an  der  Südwand  des  Querschiffes.  Ebendort  drei  weitere  Ölbilder,  zum 
Teil  beschädigt,  mit  biblischen  Darstellungen. 

Bildwerk:  Christus  im  Grabe.   Holz,  15.  Jahrh. 

Zwei  Läuteglocken,  die  größere,  0  0,78  m,  unterhalb  der  Haube  zwischen 
zwei  Zierfriesen  die  zweizeilige  Inschrift:  „In  HONOREM  SANGT ISSIMi^ 
TRINITATIS      BEATISSIMä:      VIRGINIS      MARIAE      ET,      S.      S. 

benedicti  bernardi  sub  ,;  regimine  r  :  d  :  luciae  rosj£ 
abatissä:    prä:posito    f.  joanne  wapensticker  anno 

1718."  Am  langen  Felde  ein  Kruzifix  mit  zwei  Naturblattabgüssen  und  die 
Inschrift:  „GOS  MICH  ECHARDT  CHRISTOPH  BECKER  IN  HIL- 
DE SHE  IM."  Dann  nochmals  zwei  Blätter  (Weiden?),  am  Schlag  zwei  weitere 
Friese.  An  der  Gegenseite  Maria  als  Himmelskönigin,  zwei  Blattabgüsse  und 
zwei  Münzabdrücke. 

Die  zweite  (Schwester-)  Glocke,  0  0,66  m,  von  ähnlicher  Form.  Inschrift: 
„VOX  EGO  SUM  WITN.  VOS  ORATE,  VENITE  IN  HONOREM 
S  :  S.  ABBATIS  ET  ANTONII  DE  PADUA  /  ABBATISSAE  ME 
DEDIT  FR.  ANTONIUS  ECK  PRiEPO  SITU  S  WÖL  /  TIN  GERODÄ 
PROFESSUS  VETERIS  MONTIS  GOS  MICH  ECH:  CHRISTOPH 
BECKER  A  HILDESH.  AÖ  1718."  Am  langen  Felde  zwischen  Naturblatt- 
abdrücken  zwei  gegenüberliegende  Reliefs  mit  den  Unterschriften:  ,,ST  ANTO- 
NIUS   DE    PADUA"  und  „ST.  ANTONIUS    EREMITi^  '. 

DIE  ÜBRIGEN  BAUTEN  DES  EHEMALIGEN  KLOSTERS. 

Der  sich  mit  einer  Seite  südlich  gegen  die  Kirche  legende  ehemalige  Kreuz- 
gang umschließt  samt  den  angrenzenden  Räumen  einen  großen  rechteckigen 
Binnenhof.  Die  Gebäude  sind  im  Erdgeschoß  massiv,  mit  rundbogigen  Fenstern, 
im  Obergeschoß  aus  Fachwerk  hergestellt.  Dieses  kragt  nur  wenig  vor  und  ist 
zwischen  den  mit  Rundstab  profilierten  Balkenköpfen  mit  Füllhölzern  versehen, 
die  im  Nordflügel  geschnitzt,  im  Westen  und  Süden  als  glatte  Schiffskehlen  aus- 
gebildet sind.  An  den  Schwellen  durchlaufende  lange  lateinische  Inschriften 
mit  schönen  Kapitalbuchstaben.  Am  Südflügel:  „IN  OMNIBUS  EXHI- 
BEAMUS  NOSMETIPSOS  SICUT  DEI  MINISTROS  IN  MULTA 
PATIENTIA  IN  VIGILIJS  IN  LABORIBUS  IN  CASTITATE 
IN  LONGANIMITATE  IN  SUAVITATE  IN  SPIRITU  SANCTO 
IN  CHARITATE  NONFICTA  IN  VERBO  VERIT\T1S  IX 
VIRTUTE  DEI  PER  ARMA  JUST  IT  lÄ!  A  DEXTHIS  ET  A  SIM- 
STRIS  AD  CORINTHIOS  2.  CAP.  /EDIFICATUM  SUH  LUCIA 
ROSA  ABBATISSA  ET  FRE.  ANTONIO  ECK  PR.^.P()S1T0  WOL- 
TING:  PROF.  VET  :  MONT  :  AO  16U4."  Am  WCslIliiool:  ..XOCTl^M 
QUIETAM  ET  EINEM  PERFECTUM?  CONCl-.DAT  XOHIS  DOMI- 
NUS OMNIPOTENS,  VIGILATE  ET  ORATE  :  QUIA  ADUERSA- 
RIUS  VESTER  D  I  ABOLU S  T AN Q U AM  LEO  RUGIENS  CIRCUIT 
QUä:RENS     quem     DEVORET    :    CUI     RESISTITI«:     FORTES      IN 


282  Wöltiiif^oroclo 

FIDK    •   ].   VET    :   CAF.     SIC     NOS    CUM    PKOIJ-:    IM  A    BENEDICKT 
VIRGO    MARIA   :  REÄ-D IF  IC  AT  UM    SUB    A  :  C  :  H  :  A     ET  A  •  E     P 
DIE    12    AUGUSTI    ANNO    DOM  INI    1G79." 

Am  Nordflügol:  „I  M  S.  SERVITE  DOMINO  IN  TIMORE  ET 
EXVLTATE  EI  CVM  TREMORE.  APPREHENDITE  DISCIPLINAM 
NE  QVANDO  IRASCATVR  DOMINVS.  NE  PEREATIS  DE  VIA 
IVSTA.  PSLMO  2.  SIC  CVRRITE  VT  APPREH  EN 1)  AT  I S.  REG- 
NVM  ENIM  Cä:LORVM  VIM  PATITVR  ET  VIOLENTI  RAPIVNT 
ILLVD  :  ET  PER  MVLTAS  TR  I B  VL  AT  lONE  S  OPORTET  NOS 
INTRARE  IN  REGNVM  DEI  :  PRVDENTES  ITAQVE  VIRGINES 
APTATE  LAMPADES  VESTRAS  VT  EATIS  ET  FRVCTVM  AFFE- 
RATIS  ET  FRVCTVS  VES...  M  PLEBITIS  LEGEM  CHRIST4 
GALAT  •  6  •  CAP.    ANNO    DOMINI    MILLESIMO    SEXCENTESIMO 

SEPTU ä:tera   OMNIA  ADJICENT." 

Die  Fensterbrüstungen  unter  den  profilierten  breiten  Fensterbrettern  sind  mit 
einfachen  Kreuzstreben  ausgestattet.  Das  Hauplgesims  zeigt  am  Süd-  und  West- 
l'lügel  glattes  Profil,  auf  der  Nordseite  Wulslkonsolen  und  verzierte  Füllhölzer. 
Auf  dem  alten  rundbogigen  Unterbau  des  Ostflügels  ist  um  1800  ein  Fachwerkbau 
errichtet,  der  eine  großräumige  Wohnung  enthält,  die  zum  Teil  mit  Leisten,  Ge- 
hängen und  Medaillons  aus  Stuck  verziert  ist.  Von  diesem  späteren  Umbau  ist 
jedcch  der  Teil  des  alten  Kreuzganges  unberührt  geblieben. 

Auf  dem  großen  Rundbogen  des  Treppenflures  (Taf.  96 d)  ist  noch  eine  reiche 
Rankenverzierung  in  Stuck  mit  verschiedenen  Tierfiguren  (Storch,  Taube,  Lamm 
mit  Fahne,  Hahn)  erhalten,  die  ebenso  wie  die  hier  vorkommenden  zwei  nackten 
menschlichen  Figuren  symbolische  Bedeutung  gehabt  haben.  Auch  in  den  anderen 
Kreuzgangflügeln  sind  noch  einige  sehr  große  in  Stuck  modellierte  Tierfiguren  an 
den  Ecken  der  massiven  Erdgeschoßmauern  vorhanden;  einmal  ein  Hirsch,  zweimal 
Löwen,  die  ebenfalls  symbolische  Bedeutung  haben. 

Das  Obergeschoß  der  alten  Teile  des  Kreuzganges,  zu  dem  eine  breite  Treppe 
vom  Ende  18.  Jahrh.  hinaufführt,  ist  im  West-  und  Nordflügel  zu  wirtschaftlichen 
Zwecken  benutzt  (landwirtschaftliche  Frauenschule);  der  Südflügel  enthält  noch 
die  alten  Nonnenzellen,  von  denen  die  westliche  Eckzelle  fast  unverändert  im  An- 
strich und  der  Fensterverglasung  erhalten  ist.  Die  Türen  haben  kleine  Be- 
obachtungslöcher. 

Ein  Kachelofen  vom  Anfang  des  16.  Jahrh.,  aus  dem  ehemaligen  Nonnen- 
gefängnis, befindet  sich  jetzt  im  Kunstgewerbemuseum  (Leibnizhaus)  in  Hannover. 
H.  2,10  m  einschl.  des  1,08  m  hohen  Aufsatzes,  B.  1,02  m,  des  Aufsalzes  0,71  m 
(Taf.  99 d).  Löwen  des  Sockels  und  ein  Teil  der  grünglasierlen  Hohlkacheln  ergänzt. 
Kacheln  aus  schwarzer  Masse,  einst  bräunlichgelb  glasiert.  Die  Rahmenkacheln 
des  Aufsatzes  farbig.  In  der  oberen  Zone  (von  rechts  nach  links):  Apollonia,  Dorothea, 
Heilige  mit  Attribut?,  Madonna  mit  Kind,  Heilige  mit  Tier,  Barbara,  Heilige 
ohne  Attribut.  Mittlere  Zone:  Barbara,  Albinus,  Anna  selbdrill,  Heilige  mit  Buch, 
darunter  ein  Wappenschild  mit  schreitendem  Löwen  (Taf.  99c),  Katharina, 
Kreuzigung,    Christus    mit  Weltkugel,   Dorothea.     Untere   Zone:    Georg,  Maria  mit 


Wölt  ingerode 


283 


Abb.  161  u.  162.    Wöltingerode,  Pächterwohnhaus, 
vorm.    Propsteigebäude.     Zustand    1840      (1:500). 


Abb.  16.S— KJ;).  Wöltingerode,  Klostcrgut,  Pforthaus.  Grundrisse  des  Keller-  und 
des  Obergeschosses,  und  Schnitt  (1:250). 


284 


"Wöltingerode 


Kind  auf  Mondsichel,  unbestinimlc  Heilige  (ergänzt),  Ursula,  Maria  Verkündigung, 
Anna,  Heiliger  mil  Speer.  N'ielleicht  sind  die  Kaelichi  hei  Xeiiaidstcllung  des 
Ofens  in  andere  Reihenfolge  gehrachl    worden*). 

Die  an  den  Kreuzgang  anschließenden  Gebäude,  dii'  Irüher  die  Uienslräuuie 
und  die  Wohnung  des  Landrats  sowie  eine  Anzahl  Arbeiterwohnungen  ent- 
hielten, bieten  nichts  Bemerkenswertes.  An  der  Ostseite  im  Giebel  steht  die  In- 
schrift: „RDMA.  DOMINA  MARIA  /  BKRNARDA  RAEDTS  ABATISSA 
P:T    R.  D.  URBANUS    siegen  /  PRi£IH)STTUS    P.  V.  M.    1788." 


|iiii|iiii| 


Abb.  166.    Wöltingerode,  Hoftor  (1:100).     Zustand  1897  (vor  dem  Umbau). 


Am  Nordflügel  eine  Inschriftplatte  bezeichnet  mit:  ,,AC  -HA/  FA  • 
E  •  P  •  W.  /  AÖ  1676." 

Das  sich  im  Winkel  gegen  den  Südflügel  legende,  zur  Zeit  die  Diensträume  der 
Landjägerei  enthaltende  Wohngebäude  trägt  eine  Inschriftplatte,  auf  der  im  von 
Ornamenten  umgebenen  Oval  das  die  Jahreszahl  1742  enthaltende  Chronostichon 
steht:  „RMA.  D.NA  /  MARIA  THERESIA  ;  SONNEMAN  ABA- 
TIS SA  /  R.  D.  ADAMUS  ESSER  /  PRä:P0  SITUS  P.  v.M.  /  hanC  aLaM 
aVXILIante  /  Deo  Vno   strVXerVnt." 

Stattliches  zweistöckiges  Pacht  er  wohn  haus,  ehemals  Propstei  (Abb.  161  u. 
162),  unter  abgewalmtem  Satteldach.  An  der  Hofseite  in  der  Mitte  ein  Dreiecksgiebel. 


*)  Vgl.  Konrad  Strauß,  Eine  spätgotische  Kachelgruppe  aus  Halberstadt  in  Zs. 
,,Belvedere",  Band  13,  Wien  1928,  Seite  63f.  Der  dort  auf  Abb.  3  wiedergegebene 
heilige  Bischof  kommt  auch  an  dem  Wöltingeröder  Ofen  vor. 


Wöltingerode  285 

Tm    Schlußstein    der  Tür  die   Inschrift:  „Anno  1698",   daneben:  „R.  D.  LUCIA 
ROSA  WEVELO       ABBATISSA   /  F.  JOANNES  WAPENSTICKER 
PRä:PO  SITUS     P.  V.  M." 

Der  in  Bruchstein  vom  Harli  erbaute  alte  Schafstall  (Scheune)  enthält  im 
Schlußstein  der  östlichen  Türumrahmung' die  Zeitangabe:  „ANNO  1714"  und 
an  der  Nordseite  zwei  Inschriftplatten:  1.  „r'^DA  D  OM  INA  /  LUCIA  ROSA 
WEVELO  /  ABBATISSA  P  ADERBORNEN  S  I  S."  2.  „P.  F.  lOANNES  / 
WAPENSTICKER  PRä:POSITVS  PROF  :  VET  MON  '  COLO- 
NIENSIS.  ' 

An  der  nördlichen  Hof  grenze  das  zweigeschossige  freistehende  Pf  ort  haus, 
durch  dessen  in  Bruchstein  hergestelltes  Erdgeschoß  der  breite  Torweg  mit  rund- 
bogig  geschlossenen  Öffnungen  führt  (Taf.  99b  und  Abb.  163—165).  Das  in  Fachwerk 
gebaute  Obergeschoß  und  die  Giebel  kragen  wenig  vor.  Sämtliche,  zum  Teil  mit 
Kreuzstreben  verstärkte  Gefache  sind  mit  abwechslungsreichen  Backstein musle- 
rungen  geschlossen.  In  der  Setzschwelle  des  Obergeschosses  (Hofseite)  ist  die 
Inschrift:  „0  •  L  •  H  •  A  •  IN  ■  W  •  ANNO  1672"  eingeschnitten. 

Das  Haupttor  des  alten  Klosterhofes  liegt  an  der  Ostseite.  Es  ist  in  Form 
eines  Triumphbogens  mit  einem  großen  Mitteltor  und  zwei  kleineren  Seilenpforten 
aus  Bruchsteinen  mit  Zahnschnittquadern  erbaut  (Abb.  166).  Die  nördliche  Pforte 
ist  vermauert,  das  Baujahr  1728  im  Schlußstein  des  Mittelbogens  eingehauen. 
Die  Schlußsteine  der  Seitenpforten  enthalten  die  Angaben:  ,,R]\IA.  DNA.  '  L. 
ROSA  /  WEVELO  /  ABB"AÄ"  und  „AR.  P.  F  /  JOES  B.  D.  S.  ROTARI9 
PPT 9  ■  P.  V.  M."  Straßenseitig  ist  oberhalb  jeder  Öffnung  eine  Konchennische 
angeordnet.  Architrav,  Friese  und  Gesimse  schließen  das  im  Mittelteil  hoch- 
gezogene, mit  Schiefer  eingedeckte  und  seitlich  mit  Steinkugeln  bekrönte  Tor 
ab.  Etwa  im  Jahre  1898  ist  die  Mittelöffnung  um  etwa  1,00  m  auf  5,10  m  erhöht, 
wodurch  die  Verhältnisse  gelitten  haben. 

Über  der  Tür  der  ehemaligen  Brauerei  ist  die  kleine  Figur  des  hl.  Lukas  mit 
seinem  Attribut  aufgestellt.     Material  wahrscheinlich  Holz. 


Bemerkung  : 

Die  auf  den  Seiten  286—291  abgedruckten  GohlsclimiedcyA'ichen  sind  im  MaUstabe 
2:1,  die  auf  Seite  292  abgedruckten  Weiliekreuze  im  Maßslabe  1:2  wiedergegeben. 


286 


Goldschmiedezeichen. 


B  e  s  (•  h  a  u  -  I        Meister- 
Z  ei  eh  en 


Meister 


Seite 


Ort 


Gegenstand 


AUGSBURG 


CD© 


BRAUNSCHWEIG 

&  lEEaai 


0 


9 
® 


Sb 


<9 
0 


Jacobi 
(iers. 


ohne  D 


Zacliarias  Boden 


Ludwig  Spitta 

(1716) 

mit  Buchstaben  B 


Ludwig  Spitta 

(1716) 

Gottfried  Johann 
Boden 


ders. 


ders. 


ders. 


262 

33 
137 

145 

135 
144 

135 

176 

62 
118 

140 

56 
116 

181 

176 
116 


Wi  edel  ah, 
kath.  Klrc^hc 


Alt- Wall  moden, 

Kirche 
Klein- Mahner 


Lengde 

Klein-Flöthe 
Lengde 

Klein-Flöthe 

Ohiendorf 

Dorstadt. 

kath.  Kirthi- 
Heiningen 

Kniestedt 


Dorstadt, 
ev.  Kirclie 

Heiningen, 
kath.  Kirche 

Ohrum 


Ohiendorf 


Heiningen, 
kath.  Kirche 


Monstranz, 
Anf.  18.  Jahrh. 


Weinkanne,  1834 

Patene, 
Anf.  18.  Jahrh. 

Oblatendosc,  1712 


Oblatendose,  1714 
Kelch,  1697. 
Patene 

Kelch,  um  1700 


Oblatendose, 
Anf.  18.  Jahrh. 

Kelch.  1720 

Kännchen, 
um  1730 

Kelch,  1701, 
Patene 

Kelch, 

Anf.  18.  Jahrh. 
Altarleuchter, 1732 


Patene,  1723? 


Kelch  u.  Patene, 
1716 

Ewige  Lampe, 
1699 


Goldschmiedezeichen 


287 


Nr. 

Beschau-           Meister- 
Zeichen 

Meister 

Seite 

Ort 

Gegenstand 

BRACNSCHWEIG 

13 

® 

(Q 

Johann  Wegener 
1678—1693 

73 
116 

Gitter 
Heiningen, 
kath.  Kirche 

Oblatendose.  169 
Monstranz, 
Ende  17.  Jahrh 

ders. 

225 

Salzgitter 

Kelch,   1697.    un 
Patene 

ders. 

68 

Flachstöckheim 

Oblatendose 

U 

@ 

qW 

— 

157 

Liebenburg, 
kath.  Kirche 

Patene.  Zeit? 

15 

@ 

(D 

Andreas  Ropenack 
1722  erwähnt 

242 

Steiniah 

Patene.  18.  .Jahrh 

16 

(lOSLAR 

H  ^1»? 

" 

140 

Kniestedt 

Patene  (Kelch?) 

Ä7J 

SSI 

kann  auch  LAH 

33 

Alt- Wall  moden. 

Kelch,  um  1700 

17 

QP 

gelesen  werden 

Kirche 

^^ 

— 

132 

Kl  ein- Bohren 

Kelch, 
Auf.  18.  Jahrh. 

— 

225 

Salzgitter, 
ev.  Kirche 

Oblatendose.  171 

18 

J5 

■"f 

- 

92 

Groß-Döhren 

Kelch. 
Ende  17.  Jahrl 

^ 



13Ü 

Jerstedt   und 

()l)latendose.  161 

19 

?» 

cB 

— 

185 

Othfresen 

Kelch,  1699 

xjr 

— 

169 

Lochtuni 

Patene, 
Anl.  IS.  .loiirli 

20 

>» 

173 
247 

Neuenkirchen 
Vienenburg. 

Patene, 
Auf.  18.  .Tahrli 

Kelch, 

21 

JJ 

,^ 

ov.  Kirche 

Auf.  18.  Jahrh 

22 

" 

d!> 

116 

Heiningen, 
kath.  Kirclio 

Ziborium.   1669 

23 

" 

<* 

— 

2()3 

Wiedelah, 

kntli.  Kirche 

ProvisionsgefäÜ. 
Mitte  18.  Jnhrl 

288 


Goldsclimicdezeichen 


Beschau-  I         Meister- 
Zeichen 


M  e  i  s  t.  e  r 


Seite 


Ort 


G  e  g  e  n  s  t  a  n  fl 


<;! 


D.  F.  M. 

iMi 

fasna 


HANNOVER 


HILDESHEIM 


m 


A 


33 


Jürn 


Kühne 


Andreas  Seitz 


ohne  A 


87 

44 
42 
52 
92 

168 
181 

202 

202 

215 

249 

214 
157 


73 
249 


Grauhof, 
kath.  Kirclic 


Beuchte 
Beinuni 
Dornten 
Gro  13- D  Öhren 

Lochtuni 
Ohr  um 


Ringelheim, 
ev.  Kirche 


Ringelheim, 
ev.  Kirche 


Ringelheim, 
kath.  Kirche 


Vienenburg, 
kath.  Kirche 


Ringelheim, 
kath.  Kirche 

Liebenburg, 
kath.  Kirche 


Gitter 

Vienenburg, 
kath.  Kirche 


Meßkelch, 

Mitte  18.  .Jahrh. 


Oblatcndose.  1747 

Kelchlölfel, 
um  1700 

Kelch,  um  1700 
Patene,  1672 


Oblatendose.  1721    ' 


Weinkanne,  etwa    . 
Mitte  18.  Jahrh.    jj 


Weinkanne,  1838 


Kelch,  1656 


Rauchfaß,  1696 


Meßkelch, 
18.  Jahrh. 


Meßkelch  und 

Patene, 

Monstranz 
Meßkelch  von  1672 


Patene 
Ziborium,  1702 


Goldschmiedezeichen 


289 


Nr. 


B  e  s  c  li  a  u  -  I        Meister 
Z  e  i  c  li  e  n 


Meister 


Seite 


36 


37 


38 


39 


40 


41 


42 


43 


44 


45 


46 


47 


HILDESHEIM 


m 

MMEä 


KASSEL 


>;;' 


62 
A 


OB 


WOLFENBÜTTEL 


1730.  1731,  1732 


P.  I.  Syring  (1726) 


Brahn 


Isalc  Beaudaire 
oder  Baudair 


1774 


37 


247 


68 


116 


212 


262 


214 


214 


226 


40 


68 


134 


181 


Ort 


Gegenstand 


Vienenburg, 
ev.  Kirche 


Flachstöckheim 
kath.  Kirche 


Heiningen, 
kath.  Kirche 

Ringelheim, 
kath.  Kirche 


Wiedelah, 
kath.  Kirche 


Ringelheim, 
kath.  Kirche 


Ringelheim, 
kath.  Kirche 


Salzgittcr, 
ev.  Kirche 


Alt-Wallmoden 
Gut 


Fl  ach  Stöckheim 


Klciu-Flöthe 


Ohrum 


Patene,  1712 


Kelch, 

1.  H.  18.  Jahrh. 


Patene, 
Mitte  18.  Jahrh. 

Silberleuchter, 
Weihegeschenke 
der  Prozessions- 
figur 

Meßkelch, 
Anf.  18.  Jalirh. 


Patene, 
AnL  18.  Ja  lull. 


Meßkelche. 
Anf.  18.  Jahrh. 
Kelchlöffel 


Weinkanne,  1865 


Weinkanne, 
2.  H.  18.  Jahrh. 


Woinkannc 


Kelch,  1704 


Oblatendose,  1717, 
Kelch,  1723 


290 


Goldschmiedezeichen 


Mr. 


Beschau-  I         Meister- 
Zeichen 


Meister 


Seite 


Ort 


Gegenstand 


WOLFENBÜTTEL 


48 


49 


50 


51 


52 


53 


^ 


UNBESTIMMT 


IQQ9 


p 


(0@^ 


103 
63 
56 

116 

140 
56 


AS  QESD  m 


Eine  Goldsclimiede- 

familie  Gernreicli 

lebt  inGandersheim 

Kirsch 


40 
116 
249 

33 
157 

103 

215 

130 


Haverlah 


Bürstadt, 
kath.  Kirche 

Dorstadt, 
ev.  Kirche 


Heiningen, 
kath.  Kirche 

Kniestedt 

Dorstadt, 
ev.  Kirche 

Grauhof, 
kath.  Kirche 


Alt- Wallmoden 
Gut 

Heiningen, 
kath.  Kirche 

Vienenburg, 
kath.  Kirche 

Alt-Wallmoden 

Kirche 
Lieben  bürg, 

kath.  Kirche 

Haverlah 


Hin  gel  heim, 
kath.  Kirche 


Jerstedt 


Kelch,    1784,    und 
Oblatcndose 

Ölgefäß, 

An  f.  18.  Jahrh. 

Oblatendose,  1713 


Rauchfaß,  1686 
Schiffchen,  1686 

Oblatendose, 

18.  Jahrh. 
Patene 


Monstranz, 
Mitte  18.  Jahih. 


Kelch.  1764 
Meßkelch,  1752 
Meßkelch,  Zeit? 

Patene.  um  1800 

Kelchlöffel, 
um  1800 

Kelchlöffel, 
um  1800 

Krone  der  Pro- 
zessionsfigur 

Kelch,  1801 


Goldschmiedezeichen 


291 


Nr. 


Beschau-  I        Meister- 
Zeichen 


Meister 


61 
62 
63 
64 
65 
66 

67 


UNBESTIMMT 


Hemeyer 
J.  Francke 


E)  m 
(09  m 


Jüreens 


Inschrift : 

„Hunnius  fecit 

Hildesheim' 


vielleicht 
Baseler  aus  Goslar  ? 


Seite 


Ort 


Gegenstand 


33      Alt-Wallmoden, 
Kirche 

140      Kniestedt 
168      Lochtum 


247      Vienenburg, 
ev.  Kirche 

95      Groß-Flöthe 


71       Gielde 


73       Gitter 


46      Bredelem, 
Kirche 


Leuchter,  1837 

Weinkanne, 
19.  Jahrh. 

Kelch,  1853.  Her- 
stelig.  18.  Jahrh 

Kelchlöffel,  1858 
Oblatendose,  1858 
Kelch,  1842 

Kelch,  gegen  1700 
Kelch,  1825 


292 


Weihekreuze. 


Nr. 


WoilK'kreuze 


Ort 
und  Gegenstand 


Ohlendorf, 
Patcne,  gegen 
1400 

Klein-Mahner, 

Patene, 
>   15.  Jahrh. 


Hahndorf, 
Patene,  1558 


Alt -Wallmoden, 
Patene,  1589 


Gitter, 
Patene,  1649 


Wehre, 
Kelch, 
Mitte  17.  Jahrh. 


Groß-Döhren, 
Patene,  1672 


Lengde, 

Patene,  1697 


Nr. 


Woilu'ktc'uzc 


10 


11 


12 


13 


14 


15 


Ort 
und  Gegenstand 


(Jthlresen, 
Patene,  1699 


Klein-Flöthe, 
Patene,  1703 


Vienenburg, 
ev.  Kirche, 
Patene,  1712 


Wehre, 
Patene, 
Mitteis.  Jahrh. 


Hein  in  gen, 
kath.  Kirche, 
Kännchen, 
um  1730 


Dorstadt, 
ev.  Kirche, 
Kelch,  erstes 
Drittel 
18.  Jahrh. 

Flachstöckheini, 
Patene 


293 


Künstler  und  Handwerker. 

(Die  in  Klammern  beigefügten  Jahreszahlen  geben  die  Entstehungszeit  der  Werke  an.) 

Seite 

Albrecht,  Maler  in  Hildesheim  (1855) 37 

Altendorf,   Orgelbauer  in   Hannover  (1858) 261 

Bartels,   J.  H.,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1858—75) 93,  157,  182,  232 

Baseler,  Goldschmied  in  Goslar  (I.  Hälfte  19.  Jahrh.) 46 

Beaudaire  (Beaudair),   Isak,   Goldschmied  in  Kassel  (H.   Hälfte  18.   Jahrh.)     .    .  40 

Becker,  Christoph  Aug.,  Glockengießer  in  Hildesheim  (1752—1810)     170,  226,  259,  263 

Becker,  Ch.-A.,  und  H.L.Damm,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1817) 169 

Becker,  Echardt  Christoph,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1713—18)      ...    88,  281 

Becker  (Beckersche  Werkstatt),  Hildesheim  (1728)      216 

Beyer,  A-,  Architekt   (1787) 261 

Biggen,    Franz    Lorenz,  Bildhauer    (Statuarius)    in    Grauhof   (1720 — 40)    78,    80, 

84,  87,   264,   274,  280 

Bochumer  Verein  (Glockengießerei)  (1875) 42 

Boden,   Gottfried  Johann,   Goldschmied  in  Braunschweig  (1699—1732)     56,  116, 

176.  181 

Boden,  Zacharias,   Goldschmied  in  Braunschweig  (Anf.   18.  Jahrh.) 176 

Borstelmann,  Heinrich,   Glockengießer  in  Braunschweig  (1634 — 45)     47,    70,    72,  141 

Brackenhoff,  Friedrich,   Glockengießer  in  Halberstadt  (1787) 261 

Brahn,   Goldschmied  in  Hildesheim  (Anf.   18.   Jahrh.) 214 

Breust,  Orgelbauer,  arbeitet  für  Vienenburg  (1857) 246 

Buerschaper,  Martin,  Bildhauer?  (Anf.  18.   Jahrh.) 205 

Clemens,  preußischer  Landbaumeister  (1803) 143 

C.  W.,  Klöppelschmied  für  Klein-Döhren  (1824) 132,  133 

Damm,  Ww.,   Glockengießerei  in  Hildesheim   (1824) 132,  133 

Decken,    Graf,   Rittergutsbesitzer  in   Ringelheim,   Kunstmaler  (Miltc   19.    Jahrh.)  202 

Dinglinger,  G.  F.,  Festungsbaumeistcr  und  Hofarchitekl  in  Hannover  (1752)       9,  67 

Dutkowski,   Gebrüder,  Orgelbauanstalt  in  Braunschweig  (1746) 165 

Engelhardt,  Orgelbauanstalt  in  Herzberg  a.  H.  (1864/65)       12t) 

E.  H.,   Klöppelschmied,  arbeitet  für   J.  H.  Bartels  in   Hildesheim  (1866)     ....  93 

Fleegel,    Joh.   Conrad,   Zinngießer  in   Hildesheini   (1S05) 49,  71 

Francke,   J.,   Goldschmied  (19.   Jahrh.) 140 

Fricke,  H.,  Regierungsbaumeister  in  Braunschweig  (1890/91)        42 

Furtwängler,  Orgelbauer  in  Elze  (1867—69)      97,  232 

Furtwängler  &  Hammer,  Orgelbauanstalt  in   HaiiiiovcT  (1906) 92 

Friedemi,  Orgelbauer  in   Hildesheiin  (1829) 108 

Gattone  (Bildhauer?),  in   Grauhof  (Auf.   18.  Jahrh.) 85 

Gernrech  (Gernreich?),   Goldschmied  in   GandorsluMui  (.Viil.    19.  Jiilnh.)     ....  215 

Gentemann,  Maler  und  Vergolder  (1754) 153 


294  Künstler  iiiul  Handwerker 

Seite 

Gotla,  Kirchenma,ler  in   Hannover  (1929) 48 

Orele,   Johann   Peter,    (Glockengießer  in   Braunschweig  (1732 — 50)    .    .    .     67,    ()8,  69 

Grelen,  Arend,   Glockengießermeister  in   Braunschweig  (1708) 177 

Grele(n),   Johann  Conrad,   Glockengießer  in  Braunschweig  (1770 — 99)     ...     96,  141 

Gröningcr,   Joh.  Wilh.,  Bildhauer  (1697) 57 

Hase,  Conrad  Wilh.,  Konsislorialbaunieister,  Geh.  Baurat,  Professor  in  Hannover 

:n,  32,   125,   126,   132,   149,   175,  241 

Heine,  Tischler  in  Hildesheim  (Aul.   19.    JalirJi.?) 165 

Hemeyer,   Goldschmied  (1837) 33 

Heubach,  A.,  Kunstmaler  in  Hannover  (Anf.  20.  Jahrh.) 40,  245 

Hellner,  Konsislorialbaunieister  in  Hannover  (1828 — 47) 43,    71.    73,   143 

Helmholtz,   S.  H.  C,   Glockengießer  in  Braunscluveig  (1734) 242 

Herzig,  Baurat  in  Hildesheim  (1888) 227 

Hunnius,   Goldschmied  in  Hildesheim  (1842) 71 

Husemann,  Orgelbauer  in  "Wolfenbüttel  (1812) 58 

Jacobi,   Goldschmied  in  Braunschweig  (1834) 33,  137 

Jauck,  C.  A.,   Glockengießer  in  Leipzig  (1873) 173 

Jürgens,   Goldschmied  (1859) 93 

Jürn,   Goldschmied  in   Goslar  (18.  Jahrh.) 181 

Kirsch,   Goldschmied  (1801) 130 

Klemm,  Baurat  (Wiedelah)  (1912) 261 

Klemme,  A.,  Kunstmaler  (1869) 85 

Knoblauch,  C.  H.,   Glockengießer  in  Halberstadt  (1776) 247 

Koppel,   Joh.   Daniel,  Baumeister  (Goslar)  (1729 — 41) 78,  274 

Korete,  Tischler  in   Immenrode  (1835) 126 

Kretschmann,   Johann  Christian,  Zinngießer  in   Wolfenbüttel  (1780) 181 

Kühne,   Goldschmied  in  Hannover  (1838) 202 

Lampen,   Johann  Diederich,   Glockengießer  in   Hildesheim  (1723) 123 

Lampe,   Sigismund,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1828) 48 

Lange,   S.  A.,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1844/45)      . 73,  143,  145 

Lessen,  Heinrich,  Bildschnitzer  in   Goslar  (1677) 190,  248,  249,  274 

Lessen,  Jobst  Heinrich,  Bildschnitzer  in   Goslar  (Ende  17.  Jahrh.)      .    .128,  144,  248 

Linden,  Bauinspektor  (1754)      153 

Lindrum,  Orgelbauer  in   Goslar  (1824—33) 51,  121,  258 

Loose,  Tischlermeister  in  Heiningen  (1832) 121 

Lüer,  Heinrich,  Architekt  in  Hannover  (1866 — 69) 134 

Mertens,  Hans,   Glockengießer  in   Goslar  (1592) 108 

Meyer,  Christian  Ludwig,   Glockengießer  in  Braunschweig  (1725) 47,  135 

Meyer,  Heiso  (Heise),   Glockengießer  in  Wolfenbüttel  (1663—84)   43,  44,   51,   53,  88 

Michaelis,  Hans  Conrad,   Glockengießer  in  Braunschweig  (1756) 30 

Mitta,  Franz,  Baumeister  aus  Mailand  (Grauhof)  (1711) 78,    79,  85 

Möller,  J.  C.,  Orgelbauer  in  Hildesheini  (1763) 108 

Mohr,  Bildhauer  in  Hildesheini  (1754) '.    .    .  153 

Müller,  Orgelmacher  (Riechenberg)  (1773—74) 190 

Oelrich,  Joachim,  Abt  in  Ringelheim,  „Statuarius"  (1698/99) •    •    •   205 

Oelrich,    Quirinus,  Bildhauer  (Ringelheini)  (1705) 205 

Olemann,  Hans,   Glockengießer  in  Magdeburg  (1584)      216 


Künstler  und  Handwerker  295 

Seite 

Pathof,   Johan,   Glockengießer  (Schiaden)  (1657) 237 

Pelizaeus  (Liebenburg)  (1843) 153 

Peters,   Goldarbeiter  in    Goslar  (1842) 71 

Peumann,  Bernward,  Abt  in  Ringelheim  (Architekt)  (1715 — 46) 205,  239 

Pickart  (Pickhardt  ?),  Maler  in  Wolfenbüttel  (1794) 78 

Pöttinger,   J.  A.,  Maler  in  Hildesheim  (1791—1802) 144,208,248,  280 

Radler,   Jacob,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1871) 73 

Radler,   J.  J.,   Glockengießer  in  Hildesheim  (1883—1907) 56,118,127,  245 

Radler  &  Söhne,   Glockengießerei  in  Hildesheim  (1910—22)    44,   48,   49,    53,    70, 

72,102,135,137,202,  259 

Ropenack,  Andreas,   Goldschmied  in  Braunschweig  (Anf.   18.  Jahrh.) 242 

Schneider,  Niclas,  Zimmermeister  (Wiedelah)  (1687) 260 

Schrader,   Jürgen,   Glockengießer  in   Goslar  (1640) 254,  256 

Schulze,  Zimmermeister  in   Goslar  (1833)                    51 

Schwelm  (Schwelm),  Andreas,  Orgelbauer  in  Einbeck  (1698) 108,  274 

Seggelke,  Tischlermeister  in   Groß-FIöthe  (1827) 172 

Seitz,  Andreas,   Goldschmied  in  Hildesheim  (1672) 157,  214 

Siegener,  Wegebaumeister  (Heiningen)  (1831) 121 

Spitta,  Ludwig,   Goldschmied  in  Braunschweig  (1716) 62,  140 

Steckhahn,  Ernst,  Zimmer-  und  Baumeister  in   Schiaden  (1823 — 26).    .  171,172,  230 

Syring,  P.  I.,   Goldschmied  in  Hildesheim  (1.  Hälfte   18.  Jahrh.)       262 

Stützer,  C.  H.  C,   Glockengießer  in  Benneckenstein  (1849 — 53) 104.  127 

Treutmann,  N.,   Orgelbauer  in  Magdeburg  (1737) 78,  86 

Ulrich,  Andreas,  Mühleubauer  (Wöltingerode)  (1708)  .    .                                  ....  274 

Ulrich,   Gebr.,   Glockengießer  in  Apolda  (1882) 98 

Yieth,   Orgelbauer  in  Gelle  (1863) 108 

Wagemann,  Maurermeister  in  Vienenburg  (1803) 143 

Wallbrecht,  Ferd.,  Baurat  in  Hannover  (1869) 185 

Weiß,   Johann,  Kunstschlosser  in  Hannover  (1765) 67.  69 

Wegener,   Johann,   Goldschmied  in  Braunschweig  (1678 — 93)    .    .    .     68,    73,116,  225 

Wendebourg,  Eduard,  Dipl.-Ing.,  Architekt  in  Hannover  (1893— 1913)    .  172.184,  231 

Wicke,   J.  C.  J.,   Glockengießer  in  Braunschweig  (1840)       177 

Wicke,   J.  H.,   Glockengießer  in  Braunschweig  (1810—37)  .    34,    46.    95,  143.  145,  259 

Wilken,  Hermann,   Glockengießer  in  Wolfenbütlel  (1612) 256 

Winck  (Winckh),  -Joseph   Gregor,  Maler  aus  Bayern  (1743 — 59)   16.  58.  (\'),   153.  154 

Wunderlich,  Zimmermeister  in  Braunschweig  (1784) 254 

Ziesenis,   Joh.  Friedr.,  Bildschnitzer  in  Hannover  (1766) 58,  62 

Zimmer,  Maler  in   Hildesheim  (Anf.  19.  Jahrh.) 165 


296 


Abbildungsnachweis. 


Textabbildungen 


Landrat  des  Landkreises  Goslar,  aus 
,,Der  Landkreis  Goslar":  2,  35. 

Becker,  Reg.-Baurat,  Goslar:  142. 

V.  Behr,  Königl,  Baurat,  Goslar:  15—20, 
25,  28,  40,  41,  43—45,  48,  49,  65,  69—73, 
95—98,  110—112,  123,  126,  128,  129, 
143,  144,  153—156,  160. 


Schäfer,  Alexander,  Reg.-Baural:  113, 
114,  115,  117,  118. 

Siebern,  H.,  Provinzialkonservator  a.  D., 
Landesoberbaurat,  Professor:  84,  87, 
95,  98,  106—109,  120,  127. 

Stadtarchiv,  Goslar:  101,  152. 


Taf  el  ab  bil  düngen. 


Bödeker,  Hildesheim:  45a,  46. 

Borchers,  Carl,  Goslar  (aus  Privatbesitz): 
68a,  92  d. 

Herzog- August-Bibliothek,  Wolf enbüttel : 
100  a— d. 

Landrat  des  Landkreises  Goslar,  aus 
,,Der  Landkreis  Goslar":  21c,  22c, 
40a,  40c,  43 d,  51a,  b,  52c,  60b,  91a. 

V.  Löbbecke,  Dorstadt:  17  c. 

Lühr,  Burgdorf  5  b,  c. 

Pfarramt  (kath.),  Dorstadt:  9. 


Provinzial-Denkmalarchiv:  Ib,  2b,  26a,  b, 
28,  29b,  30b,  32a,  33a,  35b,  61,  66a, 
69a,  b,  70,  71a,  78b,  c,  d,  98a. 

Scharia,  Ringelheim:  3a.  4b,  10a,  13a, 
77,  78a,  79  b. 

Staatsarchiv,  Hannover:  25. 

Staatliche  Bildstelle,  Berlin:  62  (ergänzt). 

Stüber, Dorstadt  (aus Privatbesitz):  8a, b. 

Alle  weiteren  Abbildungen  sind  nach 
Photos  hergestellt,  die  während  der 
Bestandsaufnahme  gemacht  wurden, 
darunter  50  Aufnahmen  von  Gehöften 
durch  Dipl.-Ing.  Heiner  Jürgens, 
Hannover. 


TC^T  rr.;  «»1  'mfvn^ 


Ml  Allciirodc,   K;i|)i'll('. 

b)  Alt-Wallmo(l('iK  Kirche. 

c)  Altenrt)de,  Ivapelle,  Vesperbild. 


ill   .\ll-\V:ilhii<>(leii.    Welllliiilii. 
,1    Kciiclile.    Kii.he.   \Csp..|l)il<l. 


Alt-Wallmoden,  Kirche  (Zustand  vor  1930):     a)  Inneres  (Hlick   aiil  den  Altiir);    U)  Kmpore 

im  Chorraiim. 


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Alt-\\:illiiii.(li'n:  a  I  Sclilol.l.  1  lol'imsiclil ;  1))   Karif  von   IS^IS,  Aiissolinitt. 


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a)  Bredelem,  Kirche  von  Südwesten, 
c)  Dornten,  Kirche,  Grabstein 
Jod.  Brackman,  *  1538. 


b)  Dornten,  Kirche  von  Südosten, 
d)  Dornten,  Kirche,  Grabstein 
.Joannes  Brackman,  t  1593. 


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Doistadl,  kath.  Kirche  (ehemals  Klosterkirche)  vor  dem  IJiande: 
a)  Äußeres;     h)  Inneres,    Blick    in   den  Chor   (nach  Photographien    im  Besitze   des  Maurermeisters 

Stüber  in  Dorstadt). 


Dorsladt,  kalliolisclic   Kirclu-  vor  diMii  liniiulc,   liincro, 
lilick  aiil  ilic  Orgrl  (nacli  einor  I*li<)t()t>;raphie  in  der  katli,  Pl'airc  in  Duisladl  i. 


10 


I  )<)rsiiull,   KirclK'ntuinc : 

a)  Äußeres,  etwa  4  Monate  nach  dem  Riaiule  lülü; 

b)  Inneres,  Blick  in  den  Chor,  1928. 


11 


Vorstadt:  :i)   KircliciiiuiiK',   Slui-k  an  der  NoidwiiiK 
c)  kalh.    Kiii'hc,   Kni/ilix; 


hl  kalli.    Kiirhc,   Üankwanj. 
(I)  Kiipl  lies  i'.ikivu/i-tcn. 


12 


13 


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>-^:>^Mim 


Doishidl,   kiilli.    Kirclu':  ;i)   ( .i;il>|)l:il(cii  in  ilcr  Uiiiiu': 
b)  Aiilopcndiiiiu  Nr.   1,  iiiuliilicit ;  c)  Anliptiidiuin  Nr.  :!,   U>!il. 


14 


Dorstadt,  kath.  Kirche:  a)  Antepeiidiuni  Xr.  4,  Teilstiick  (109(1); 
b)  Antependium  Nr.  1,  Teilslück. 


15 


16 


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Dorstadt,   Rittergut:    a)  1  ).cken;j,.nu.l,lc    (Tniilc    Au-UNtins)   im   Herrenhaus, 
Fresko,  von  .).  G.  Winck  (175i)).  —  b)  Herrenhaus  von  Westen. 


17 


Dm-slndl,   r.ilUr^iil  :  ;i)  Kreii/.niinn  des  i'lu'in.   IvlosliTs;  1)1  'l'or  /wisi'lu'll   KIonIci     imuI   C.iiKhol: 
i)  'l'iir  im  clieni.   KonviMit}>;obäiulo;  il)  W'sixTbild  im  l'riviitl)osit/.  in  l)()istadl. 


18 


19 


Flarlistöcklieim.  Kiirlu-:  a)  von  Siidosti-n;  b)  von  N(>nl\vi'>ti'n : 
(•)  (iljicmiildc  in  der  Kirclic. 


20 


21 


C.iUcr  nm  llcr-c;  a)  Kiirlic   von  Nnrdoslcn;   l.-ci  ( .ai  l.iinhol  :   li)  Wohnhatis  (irN>7); 
(•)l'(ir;  (II  ICin/clhcil  i|rr  Si-|i\vrllc;  vi  Wolmiiaii-  niil   |-;r\vri  Icrun-sliau  des  is.  .lalirll, 


22 


t.-,  71.     'i>i* 


23 


24 


(jitter  am  Berge:  a)  Gehöft  Schrarler,  abgebrannt  ISö?  l)is  miiI  iI:is  \\oiinhaus.   l\n<le  des  lii.  .lahili.  — 
1))  (leliölt  Nr.  3,  Kssig  (rechts  Scheune  1810).—  c)  Gehöft  Sclirader.  I.iiflhild.  freigegeben  durch  HLM. 

Nr.  928/30  a. 


25 


>j>e<^ru.^ni.^/     y'^'^Jt^ 


(Iraiilior,  (•h('mali^;('s   Kloster.  Aiissclinill   aus  dem    l'lau   von    ISdl.  iiu   Staaloaiihiv    Hannover. 


26 


(iraiihof :  a)  Blick  von  Nordosten,  b)  von  Südoston  auf  Kirche  (1711  begonnen)  und  Pächterwohnhans. 


27 


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Graiihüf,  kath.  KiiTlio: 
a)  Blick  auf  den  Turm  vom  Kicii/.^ian^ 
c)  Westportal  (1711); 


b)  Kreu/.naii;;; 

<1)   l'".in}jaiV4  /UV  (.mit   lOstscite). 


28 


29 


30 


31 


32 


33 


34 


35 


(■liiiilinr,   kiilli.    KilTlic:  :i)  Oliicl,  1>)  Clior-c-l  iilil 


36 


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37 


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■  f^  •■^'•:^-:  "■  -"^  -'^'^^^ 


a)  Groß-Flöthe,  Bockwindiiuilile,  schiäji,  seillich,    b)  llavcilah,  Kirclic. 
c)  Ilaverlah,  Luftbild.     FrciKCgebon  durch  R  L  :\l,  Nr.  928/30  h. 


41 


l:ilm(l<>ir,    Kiiilu':     ;u   WcsliiiiNicliI ,   hl    Iniicivs   luu-li   Osl.'ii,   c)    Kan/cl.   <li    AlliiiliiiililiT  (1603). 


42 


43 


1  Iciiün-cn:  :i)   kalli.   Kiii-Iic  --iKlIiilics   ScilciiM-liin 
h)   (inilli'in-Miii;,    c  (   S(;il  ioiishil.l.    di    Tur   (l(•^    (iiil 


imu'ii. 

<llM|cs. 


44 


45 


a)  Aiiti'pciKliiim  aus   I  liiniiiii<ii  im   \ictoiia-  and   Allni  l-Mii-cum.   London, 
b)  und  1-)  Ilciiiinjion.  Ualli.  Kirclii-,  Anlcpcndiiii  \  "n  lü'JS  und  UW. 


46 


Teppich  (1510  ciatii-rl)  aus  Ileiningenjm  Victoria-  and  Albiit-Muscum,  London. 


47 


I  l('inin;^('ii,   ii;it!  .    Kirche.   Slirtcrinnciil  i^iiinn. 


48 


Heiningon:  a)  Evang.  Kirche  (1831/32).    r.itteigul:  b)  Taiibtnturin, 
c)  südlicher  Stall,  d)  Herrenhaus,  Gartenseite. 


49 


^^i^'iP§ßd^&i"MimßM 


^m^m^mmmvm^^^ 


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50 


.1)   I  liil.liini,  Kapfllc. 

(■)   Imincnrodc,  Kirclic  \ oii  Siidoslcn. 


h)  lli>lu-nr(.(lc.  Muhlc. 

tl)  Jerstotit,  Kirclie  \<)ii  Siulostfii. 


51 


l.urthihlcr:  :n  .Icrslcdt .  lu   l.ii'l)ciil)iii^.     I'ici^;c-fl)cii  diiirli   i '.  I.  \'.  Nr.  '.ijs/a;  i-  uiul  d. 


52 


53 


54 


1)   Klein- Döhrcn,  Kirche  von  Norden. 
■)  Kl<'in-Mahner,  Kir-clie  von  Süden. 


1))  Klein-1-iollie,  Kirclie  von  Nordosten 
<l)  Lcn^df.  Kiirhc  von  Westen. 


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55 


:il   Klrin-I'li.thc,    \ll:ii:uir>.ii(/.    I))   KIriii-Malin.i .    IciUliifk  iU-   AHmiiuiImiI /<s.    i' t    lium.iiiod...   lCni/ifi\. 


56 


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57 


:i)  l.eiiKtlo,  Kirc-lio,   I'orlnl  (ISO;!),  b)  Wiiultmihlc  hei   l.ciij;(lc,  i- 1   l.cii-dc.   Kiivliliol.   ( iialtsl.in   i|<-.  .1.  1).  lliU- 
lirifi:  (1"  ls4r)),  fl)  Lowe,   Kirclio  von  Wesloii,  <■)  l.ciindi'.  clii'nuilinci-.  Jcl/I  iiljucliroi-hciitT  nailiii'itiT  :iul    lifiii 
'l'iir-fliiiii.lc  lies   riiih.'i    Waftciliii-M-lifii    llolcs. 
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66 


!il  Olhlii  ■^(■n.:lll(•  Kiiclic  lahf^cbroihcn  l.    li)  Dlitiiin.  Kirclu',  Teilst  iick  der  Kanzel;  c)  olniini.  Kin  In.  r:iul>teiii. 


67 


()li|-iini      Kiri-lic.    I\Mii/fl;ill;ir. 


68 


a)  Ricchenber^  vor  1816.    Aquarell,  bez.  ]•:.  (lieseke  pinx.  182U,  angeblich  nach 
älterem  Bild  kopiert;  b)  Riechenherg,  Kirchenriiine,  östlicher  Teil  von  Südosten. 


69 


HicchciibtTti,  l'.iiiiic  dci  (luiiiali^icn  Slillskiirlic:  ;i)    Iniicrcs  i):uli  NDnIwislon ;  1)1  AiiiJcics. 
C.lun-    iiikI    soLiciiMiuilc  ..liihlidllicU"  \oii   Ninilnslcn    (iiiu-li    ;iltcr-.n   Auliiiihnii'n,  um   l'.Osi. 


70 


71 


•liciilicru.   Kiyplii  (Ici-  iliciu;ilincn    Sl  ilNUirrlic.   K:ii>il<'ll''  (iini'li  ;illiTiii   AiiriiMlimcn   um   I'.KIS). 


72 


73 


UieelienlRT-,  lUiiiic:  :i)  \..r.lvsMn(l  des  Hohen  (.h...vs  und  nur.llK-lu>  N.-l.riiapMv.  b.  IVnsl.T 
der  nördlichen  NoluMiapsi.  und  Siuhvnnd  der  1  ül.liniheU.  et  r.MM.ieU  der  Nonhvand  de> 
Schiffes,   d)  Nord).  IVil  der  Tunminlase.  innen.    ,.i  Niseh.' an  d.i  Nnrdwini.l  dei  Hililinthek  |14S,^). 

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74 


Piiechonberg,  sor.  Ribliothok:  a)  Ober-,  1))  l'ntergpschoß. 


75 


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(ioslar,  .Jnk<>l)iUiiilic:  :i  i   I  l;iii|>tall;ii-.  In  Mitlliihcr  Nobi-iiHltar.  il  Hi'iclil>lnlil.  <n  nörd- 
licher  Ncbcnallai.      Alle    Aiilnahnun  l'.fJS,  vor   iUt  Instaiidsotzim;«   dor  Kirolu-   (l!i31). 

;i,   1)   iitiil   (I   hi'slimml.  i-   waiirM-hriiilicIi   au-    lUffhfill)t'r;i. 


76 


77 


78 


Inneies    m,t    Orgel;    c)    Chorgestühl;    ,1,    l>ilast,.rl<npi.,.ll, 


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79 


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80 


a)  P.inticllu'iin,  kutli.  Kiitho,  Einzelheil  von  der  Koinimniionhank.    b)  Ringellieini,  evanji 
Kirche,  Kopf   des  (iekrenzijiten    (vgl.  Taf.  81c).     c)  Ebenda.  Taiifschüssel.  Kupfer,  US7 


81 


l',iii;icllicim.    t\;iii|4.     Kiiclic:     :0    Aiil.l«"ii:msitlit.     1>)     Altiir. 
i-(  Kiii/ili\.(h  (iiiil)slcin  des  l':i>.ti>i>;  .\ii(lri':\s  Kinlilinl  ( t  li'-'l  1- 


11 


82 


83 


Salziiilli'i-:  ;n   l'.iiinc  dci-  \  Cpsliillcr-   Kiiclic;  Ix  <'\:m^;.    Kitclic    Viillcio ;  c  l  U:illi.  I'l:iiil\iui>.   I'.int;;inj;  (I7ii;>). 


84 


Salzgitter:  a)    kath.  Kirche,  Ileilit^enliguren;    h)  evan^i.  Kirche,  (Uocke  (14sl);    c)   kalli.  Kirche,  Vesperbild. 


85 


86 


87 


*%;*itei^H^t. 


a)     Södcrhof.     Gut,    iMnl'alirl     (1721). 
c)  Schiaden,  Domäntsi'hcinalitios  Gar- 
tenhaus (in/wischen  abticrisseii  i. 


hl    Sehladfii,    OhclUk. 

d)    Schhidcii.     l>i>nianr.     I'.iii- 

tian;;  /nr  ehenialinen   lva|)ille. 


88 


'Hr^^ii^^iiii^T*^- 


Schladcn:  a)  Domäne,  Süiilf  vom  Altar  der  eliemaligen  Kapelle  als  Treppenpfosten,    b)  — fl) 
Kvansi.  Kirche:  h)  Kronleuchter,  c)  Cirahstein  des  Pastors  Bernliardus  Isbriick  (t  l'i'-'l ).  d)  Kelch. 


89 


a)  I'pcii,  Kiiclic  \<iii   Siidwcslcn,    1))    Inneres  inil    Kan/ehilliir:    c  I  Niciicn- 
bur^.  eviinti.  Kirelie  \  i)il   Siiilnsleil ;    <l(  Weddinneii,   |)iini:ii)e,  iiiiieier    llnl. 


12 


90 


VieiaiibiUK,  fvaiiK.  Kirclii':  a)  (Hocke  (1492),  b)  Taufengel.  c)  Wcddinsen,  Kirche, 
Taufstein    (nach    1664).      d)    Vienenburg,    kath.    Kirche,    Teilstück  des    Pliiviales. 


91 


92 


Vienenburg:  a)  S.Anna  Selbdritt,  im  kath.  PlanliaiiN.   1))  Evang.  Kiiclio,  l'riechen- 
lülhing.      c)    Kath.    Kirche,   Seitenaltar,    d)    Ivath.    Ivirche,    Kreu/.igungsgnippe. 


93 


94 


s\)  Vienenburg,  Turm  im  Hof  der  Domäne,    b)  Weddinsen,  Kirche  von  Osten, 
c)  Welire,  Kirciie  von  Südosten,    d)  Wiedelali,  kath.  Kirciie  von  Südwesten. 


95 


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Wicdelah:    a)    Katli.  Kirclu',  Kruzifix, 
c)  Domäne,  l-'-iiifümi^  /.iiin  'ricppcnturin. 


1))  Xi'P""'nilv(lciil\mnl  (VOM   I,.   Hingen.  1740). 
il)  noiuänc.  Torwcfi.  Nordsi-ite. 


96 


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97 


13 


98 


a)  Siegel   des  K(>ii\entes   des  Klosters  zu  Wöltingerode   (an  Urkunde   von   12'J'J  im  Stadtarchiv  Goslar). 

b)  Wöltingerode,  kath.  Kirche,  Chorgewölbe  mit  Stuckfiguren,    c)  Wöltingerode,  kath.  Kirche,  Kanzel. 


99 


a)  Wöltingfiode,  ehemalige   NDiiiu-iu'mpore   über  der  Iviypta.     b)   Wdlliiimiodi',    Klo>l(it;id.   iiördliclu-!. 
Torhaiis  (1072).  c)  Kachel  von  d)  Kaclulofen  aus  dem  Kloster  Wollinnerode  im  Leibni/Iiaus  in  Hannover. 


100 


^liniaturen  in  Wöltingcrodcr  Handschriften  (Bibl.  Wolfenbüttel), 
a)  cod.  515  Heimst,  fol.  8  v.  b)  cod.  521  Heimst,  fol.  7  r. 

c)  cod.  521  Heimst,  fol.  9  r.  d)  cod.  521  Heimst,  fol.  80  v. 


0 


JUN  2  2  mji 


N 

6874. 
H34i(8 
Bd.  2 
Heft  7 


Die  Kunstdenkmäler  der 
Provinz  Hannover 


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