HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY.
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PALABONTOGRAPHICA.
BEITRAEGE
ZUR
DI SRGESCHICHTE DER VORZEIT.
Herausgegeben
von
KARL A. v. ZITTEL,
Professor in München.
Unter Mitwirkung von
W. von Branco, Freih. von Fritsch, A. von Koenen, A. Rothpletz und G. Steinmann
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Achtundvierzigster Band.
Mit 23 Tafeln und mehreren Figuren im Text.
Stuttgart.
E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele).
1901. 1902.
Inh akt
Erste Lieferung.
April 1901.
Seite
Imkeller, Hans, Die Kreidebildungen und ihre Fauna am Stallauer Eck und Enzenauer Kopf
bEIEBOlZGE VERA ID ee a 1—64
Zweite und dritte Lieferung,
Juli 1901.
Plieninger, F., Beiträge zur Kenntniss der Flugsaurier. (Mit Taf. IV.V) . . 2 22... 65— 90
Fliegel, G., Über obercarbonische Faunen aus Ost- und Südasien. (Mit Taf. VI-VID) . . 91-136
Vierte und fünfte Lieferung.
Februar 1902,
Lörenthey, E., Die Pannonische Fauna von Budapest. (Mit Taf. X—XVID) . . . .....137—256
Sechste Lieferung.
April 1902.
Lörenthey, E., Die Pannonische Fauna von Budapest. (Mit Taf. XIX—XXD) . . . .... 257—296
Maas, O., Über Medusen aus dem Solenhofer Schiefer und der unteren Kreide der Karpathen.
VOSTRO IE NER IT a 291 — 522
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MAY 20 1901
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BEITRAEGE
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT.
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Herausgegeben
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von
KARL A. v. ZITTEL,
Professor in München,
? : : Unter Mitwirkung von
at W. von Branco, Freih, von Fritsch, A. von Koenen, A. Rothpletz und G. Steinmann
als Vertretern der Deutschen Geologischen "Gesellschaft.
Achtundvierzigster Band.
& Erste Lieferung.
Inhalt:
Imkeller, Hans, Die Kreidebildungen und ihre Fauna am Stallauer Eck und Enzenauer Kopf bei Tölz
(S. 1—64, Taf. I-M).
Stuttgart.
E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele).
1901,
Ausgegeben im April 1901,
MAY 20 1901
Die Kreidebildungen und ihre Fauna
am Stallauer Eck und Enzenauer Kopf bei Tölz.
Ein Beitrag zur Geologie der bayerischen Alpen.
von
Hans Imkeller.
Mit 3 Tafeln, einer Kartenskizze, 4 Profilen und 2 Textfiguren.
I.
Geologisceher Theil.
Literaturbesprechung.
Der Grünsandstein am Stallauer Eck, der den Ausgangspunkt unserer geologischen und palaeonto-
logischen Betrachtungen bildet, wird von den Ablagerungen unseres Gebietes zuerst bei FLurun! erwähnt.
Dieser bespricht seine Farbe, petrographische Zusammensetzung, sowie seine Verwendung zu Schleifsteinen
und nennt darin vorkommende Versteinerungen, nämlich die „Terebratuliten, die Gryphiten und die gemeine
Schnecke“; auch führt er bereits die Nummuliten des Eocaen an und zwar unter der Bezeichnung „Bratten-
burgerpfenninge“?. Eine Altersbestimmung der Schichten gibt er nicht.
Eine eingehende Untersuchung erfuhr der Grünsandstein durch ScHkarnäurL?. Wegen des
massenhaften Vorkommens der Gryphaea vesicularis, die sich als „charakteristisches Petrefakt bekanntlich
stets in den obersten Kreideschichten findet“ und deshalb von diesem Autor als Leitmuschel angenommen
wurde, weist er „diese Schichten dem oberen Grünsand der Kreide“ zu. Dabei stützt er sich zugleich
! Frurv: Beschreibung der Gebirge von Bayern etc. p. 74—81,
2 Nach freundlicher Mittheilung des Herrn Geheimrat v. ZırreL wurde diese Bezeichnung ursprünglich auf Orania
ignabergensis angewendet und später fülschlich auch den Nummuliten beigelegt. Letztere heissen im Eocaengebiet von Siegs-
dorf-Adelholzen nach dem bekannten Wallfahrtsort „Maria-Egger Pfennige“. — Vergl. auch S. Nıtssox: Petrificata suecana
formationis cretaceae, unter Crania Nummulus Lam. p. 38.
3 SonarkÄurt: Geognostische Untersuchungen des südbayerischen Alpengeb. p. 57—67 und 131.
Palaeontographica. Bd. XLVIII, 1
auf MuxcnHison, der dieselbe Gryphaea aus den Schichten des Grünsandsteins bei Sonthofen erwähnt und
zwar „auf dem Gryphaeen-' und unter dem Nummuliten-Kalk“. Das von Scharnäurn besonders betonte
Auftreten angeblicher Kreideversteinerungen, wie Bourquetierinus elliptieus, Terebratula carnea und Spon-
dylus spinosus, in einem von Gümsen dann dem Eocaen zugetheilten Nummuliten-Grünsandstein, welcher
dem der Kreide sehr ähnlich sieht, verleitete ihn zu dem Schlusse, dass die Nummulitenschichten der
bayerischen Vorberge nicht tertiär sein könnten, dass mit andern Worten die Nummuliten der Kreide an-
gehörten, die sie enthaltenden Schichten also noch dieser Formation zuzurechnen seien.
In zwei Abhandlungen hat Ronuarscn sich mit den Ablagerungen unseres Gebietes beschäftigt.
Zwar bezeichnet er in der einen? den rothen Kalkstein des Gebietes (den Enzenauer Marmor) von der so-
genannten „rothen Wand“, wo die Johann-Georgs-Quelle entspringt, irrthümlich als Kreidefels; doch ver-
rathen die von ihm in unserem Gebiete gesammelten und an die Redaktion des „Neuen Jahrbuchs“ ge-
sandten Versteinerungen das Vorhandensein der oberen Kreide daselbst, was aus der Schlussbemerkung der
Redaktion (p. 168) hervorgeht: „Unter den mitübersandten fossilen Resten haben wir nur Pecten, Exogyra
columba (2), Spondylus und insbesondere Zerebratula semiglobosa zu erkennen vermocht, welche bestimmt
auf weisse Kreide hindeutet; indessen ist deren Vorkommen nicht näher bezeichnet gewesen.“
In der zweiten Abhandlung? kommt Ronarsca zu wesentlich andern Ergebnissen als ScCHAFHÄUTL.
RonarscH bespricht darin die Lagerungsverhältnisse der von ihm als Polythalamienzone bezeichneten Kressen-
berger Formation, die nach ihm „bei Heilbrunn auf dem oberen grünen Quadermergel und bei Krankenheil
auf dem untern Quadersandstein“ liegt; dies ist eine Bestimmung, die Gemerz „nach dem petrefaktologischen
Charakter der ihm zugesandten Stücke“ machte. Daran schliesst Ronartsch eine Gliederung der Poly-
thalamienformation nach den Vorkommnissen von Krankenheil und an den „Querbächen des Blombergs“.
W. v. Gümsen* unterschied in seinem für die bayerischen Alpen grundlegenden Werke den Grün-
sandstein und den Inoceramen-führenden Mergel als der Kreideformation zugehörig, Da er nach den in
diesem Mergel enthaltenen Versteinerungen annahm, dass derselbe dem „Inoceramen-führenden sogenannten
Sewenmergel am nächsten stehe“, so folgerte er, dass „der deutlich untergelagerte Grünsand dem Galt ent-
spräche“. Hiebei wies er auf den echten Gault von Grub bei Schweiganger hin, der „mit einzelnen Partieen
in direkter Streichrichtung nach dem Nordfusse des Blombergs fortzieht und zuletzt noch im Geistbühel bei
Bichel als isolirte Insel auftaucht“. Nachdem v. GümBEr eine Anzahl Versteinerungen des damals nach Er-
haltungszustand und Zahl ungenügenden Materials aus dem Stallauer Grünsandstein angeführt, lässt er es
unbestimmt, „ob wir in diesem Grünsandgebilde nicht vielleicht eher eine Cenoman- als Galtschicht vor uns
haben.“ Die Nummulitenschichten stellt er natürlich zum Eocaen.
Dagegen hält Scharsäurn? auch in seinem grösseren Werke über die bayerischen Alpen in Bezug
! Nach Mvrcnaıson: Ueber den Gebirgsbau in den Alpen ete. p. 55 muss es wohl „Inoceramen-“ nicht Gryphaeen-
Kalk heissen.
? Deber die Formation des Gebirges, aus welchem die bayernschen Jodquellen zu Krankenheil bei Tölz (Bernhardts-
und Johann-Georgenquelle), zu Heilbronn bei Benediktbeuern (Adelheidsquelle) entspringen etc Neues Jahrbuch für Minera-
logie. Jahrgang 1851. p. 161.
3 Einige Bemerkungen über die sogenannte Kressenberger Formation und ihre Fortsetzung in südsüdwestlicher Richtung
oder die Polythalamien-Zone der Vorberge der bayernschen Alpen. Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Gesellschaft. Bd. IV. 1852. p. 190.
+ Geogn. Beschrbg. d. bayer. Alpengeb. p. 550.
° Südbayerns Lethaea geognostica. p. 258, 288, 289, 293, 305, 311.
auf diese Ablagerungen an seiner oben dargelegten Ansicht fest, mdem er einen Altersunterschied zwischen
„dem rothen Quarzmarmor von Enzenau und dem grünen Kreidesandstein’ entschieden verneint.
Ferner erwähnt unser Gebiet eine kleine Schrift Emwricm’s'. Nach einer Bemerkung über die
widerstreitenden Ansichten betrefis der alpinen senonen Ablagerungen fährt er fort: „Aber es findet sich
auch noch ein übersenoner Horizont in den Alpen, dies sind Sir R. Murcnıson’s Zwischenschichten, die
in Appenzell, am Grünten, am Blomberg, am Teisenberg, bei Mattsee, in Frankreich am Schluss der Kreide-
bildungen erscheinen, selbst ohne Nummuliten, aber unmittelbar bedeckt von den nummulitenführenden
Gesteinen. Am Blomberg?’ bei Tölz fand ich ausser der dünnschaligen Form der Ostrea Archiaciana
v’ORB, auch die dickschalige Ostrea vesicularis zugleich mit einer scharfrippigen, der Ostrea santonensis
der südfranzösischen Kreide verwandten Auster und mit ihnen zusammen die Exogyra laciniata GOLDF., eine
für die jüngsten norddeutschen Kreidebildungen über dem Horizont der Belemmitella mucronata leitende
Form, welche sich nach F. Römer in der obersten sandigen Kreide Westfalens von Haltern, Dülmen und
Koppenberg, an dem Salzberg bei Quedlinburg, zu Gehrden bei Hannover, am Lusberg und Aachener Wald
bei Aachen wiederfindet und beweist, dass unsere Schicht noch der Kreide zugehört.“
Auch in seinem letzten Werke konnte v. GÜMBEL? zu keinem endgültigen Entscheid über das Alter
des Grünsandsteins kommen; denn er lässt es zweifelhaft, „ob man diese Lage dem Galtgrünsand zurechnen
oder mit dem Burgbergsandstein (vom Grünten) den oberen cretacischen Schichten gleichstellen soll.“
Auf Grund wichtiger Leitfossilien aus dem den Grünsandstein überlagernden Inoceramen-führenden
Mergel vom Stallauer Eck im Münchner Staatsmuseum und in der Sammlung des kgl. Oberbergamts zu
München erkannte Jonanxes BöHnm* die Gleichalterigkeit dieses Mergels mit den sogenannten „Pattenauer
Schichten” bei Siegsdorf (vergl. weiter unten).
Rorurrerz°, dessen Alpenprofil über das Stallauer Eck gelegt ist, stellte, gestützt auf das im
hiesigen Staatsmuseum vorhandene und von mir neuerdings sehr vermehrte Fossilienmaterial, den Grün-
sandstein und den eben erwähnten Mergel ins oberste Senon.
Reıs° hat nach der von Rorupuerz (l. ec.) gegebenen Deutung die Beziehungen des Stallauer Grün-
sandsteins zu dem des Burgbergs am Grünten und besonders zu den Gryphaeenschichten bei Appenzell
nach dem Material des kgl. Oberbergamts München erörtert.
Topographie.
Wer von Tölz, etwa vom hochgelegenen Balınhof aus, seinen Blick nach Südwesten wendet, dem
wird die verschiedenartige charakteristische Gestaltung der in nordsüdlicher Richtung aufeinander folgenden
löhenstufen, das durch die wechselnde Gesteinsbeschaffenheit bedingte Relief dieser Landschaft auffallen.
! Die cenomane Kreide im bayerischen Gebirge. p. Il u. 12.
? Damit ist unser Untersuchungsgebiet (Stallauer Eck etc.) gemeint.
? Geologie von Bayern. Bd. II. Geolog. Beschreibung von Bayern. p. 162.
* Die Kreidebildungen des Fürbergs und Sulzbergs bei Siegsdorf in Oberbayern. p. 50.
5 Ein geologischer Querschnitt durch die Ostalpen. p. 87, 107, 108.
% Erläuterungen zu der geologischen Karte der Vorderalpenzone zwischen Bergen und Teisendorf. p. 18, 19. "Vergl.
die Fussnote p. 11. (Alter der Grünsandsteinschichten.)
Zunächst tritt uns die Molassezone entgegen mit ihren meist sanft geböschten, mit Wäldern und
Wiesen bedeckten Hügelreihen, die sich von Tölz über den Calvarien- und Buchberg (715, bezw. 858 m)
in westlicher Richtung gegen Heilbrunn zur Loisach und weiterhin erstrecken. Dann folgt gegen Süden,
nur durch das mässig breite Stallauer Thal! davon getrennt, steil aufsteigend, die viel höhere wald- und
almenreiche Flyschzone, die im Zwiesel (1549 m) und Blomberg (1247 m) sich am bedeutendsten erhebt;
endlich hinter dieser die Kalkzone, aufgebaut aus Kreide-, Jura- und besonders Triasschichten?, beherrscht
von der Benediktenwand (1802 m), dem Kirchstein (1677 m), der Probstenwand (1614 m), die mit ihren
kahlen, fast senkrecht abstürzenden, grauen Schroffen die dicht bewaldeten, meist gerundeten Gipfel der
Flyschzone um ein Beträchtliches überragen.
Am Nordrand dieser Flyschzone tritt jedoch noch ein schmaler Zug von Kreide- und Eocaen-
schichten auf, der recht eigentlich die Grenze zwischen jener Flyschzone und dem vorliegenden Molasseland
bildet und sich vom Isarthal oberhalb Tölz bis zur Loisachebene bei Benediktbeuern erstreckt. Diesem
Zug, der sich besonders im Westen auch „äusserlich im Terrain durch einen aufragenden Felsrücken be-
merkbar macht“?, gelten die folgenden Untersuchungen.
Während die östliche Hälfte, nämlich der Ost- und Nordabfall des langgestreckten Blombergrückens
und die sich anschliessende Terrasse von Wackers-Sauersberg, wegen der seichten Gräben kein Profil®
zeigt, bietet das übrige Gebiet mehrere sehr günstige. Westlich vom Blomberg, jenseits des Stallauer
Grabens, der schon einen recht deutlichen Einblick in die Kreideschichten gestattet, erhebt sich das
1209 m hohe „versteinerungsreiche “ Stallauer Eck und in westlicher Folge der 1203 m hohe Enzenauer
Kopf. Beide sind von einander getrennt durch den Schellenbachgraben, den tiefsten und breitesten
sämmtlicher Gräben, mit einem nahezu vollständigen Profil der Kreide- und Eocaengebilde. Vom Stallauer
Eck ziehen mehrere Gräben herab, die aber wegen ihrer geringen Tiefe nur stellenweise Kreideaufschlüsse ®
und kein Eocaen aufweisen, dann vom Enzenauer Kopf der Vorder-Rissgraben, in dem die Eocaen-
schichten am besten aufgeschlossen sind, die Kreide aber nur mit ihren jüngsten Partieen. Die nun fol-
genden, von dem ebengenannten Berg herabziehenden Gräben, der Hinterriss- und Steingraben, gewähren
dagegen minder günstige Eocaen-Aufschlüsse, während solche der Kreide (in den Gräben wenigstens) über-
haupt fehlen.
Schellen- und Stallauer Bach, Vorder- und Hinterrissgraben ete. senden ihre Wasser direkt oder
{ v. Günger’s „Stallauer Längsbucht“ (Geologie von Bayern. p. 162). — Mit dem Namen Stallauer Thal möchte ich
jene tektonische, im allgemeinen ostwestlich verlaufende Thalfurche bezeichnen, in welcher die Grenze zwischen Molasse und
Kreide anzunehmen ist, und die nach Ronarsch (Einige Bemerkungen über die sog. Kressenberger Formation etc. p. 190) die
Reihe der sich unmittelbar am Alpenfuss weit nach Osten, bis Neukirchen, erstreckenden Längsthäler eröffnet. Das Schellen-
Thal, in dem die Strasse Tölz—Benediktbeuern verläuft, wird einerseits von dem nach Westen zur Loisach gehenden Schellen-
und Stallauer Bach, sowie von dem künstlich angelegten Stallauer Weiher eingenommen, anderseits vom Steineckerbach und
weiter östlich von dem zur Isar fliessenden Ainbach.
® A. Rorurterz: Ein geologischer Querschnitt durch die Ostalpen. p. 110 u. s. f.
> v. Gümger: Geognost. Beschreibung d. bay. Alpengeb. p. 550.
* Siehe jedoch die bei den Quellenfassungen des Krankenheiler Jodwassers entblössten Profile in v. Gümser’s Geogn.
Beschrbg. d. bay. Alpengeb. p. 635.
° Durch eine Reihe von Steinbrüchen ist jedoch der Grünsandstein und blaugraue Mergel der Kreide am Stallauer
Eck sehr gut aufgeschlossen,
indirekt der Loisach zu, die seichten Rinnen des Blombergs entweder dem Stallauer Weiher, so der
Nagelbach, oder dem zur Isar fliessenden Ainbach, wie der Steineckerbach.
Es war nicht leicht, den Verlauf der einzelnen Schichten am Gebirgsrande festzustellen, und ich
kann nur dem beistimmen, was v. GUMBEL! über dieses Gebiet sagt: „Bei diesen verwickelten Lagerungs-
verhältnissen, welche durch das Vorkommen von Bergrutschen und von grossartigen Schuttbedeckungen?
noch überdies unklar gemacht werden, ist es allerdings schwierig, bis ins Einzelne den Zusammenhang der
Schichten zu konstatiren.”
Stratigraphie.
I. Grünsandstein.
Wir gliedern denselben in zwei Stufen, den eigentlichen Grünsandstein und die Grünsand-Ueber-
gangsschicht.
a. Eigentlicher Grünsandstein.
Lithologische Charakteristik. Dieses Gestein besteht zumeist aus feinen Quarzkörnern, daher sein
hoher Procentsatz an Kieselsäure (83.12 °/,)®, und einem schwachen kalkigthonigen Bindemittel (Thonerde 3.31,
Kalk-Carbonat 2.94 °/,); sehr zahlreich sind Glaukonitkörnchen eingestreut. Manchmal kommen Zwischen-
lagen eines graugrünen Kalksandsteins vor, „in welchem der Quarz zurücktritt, dagegen der Kalk und die
Thonerde hervorragender auftreten“. Vereinzelt findet sich im Grünsandstein Schwefelkies, entweder in
isolirten Knollen oder in kleinen Putzen, welcher die Schalen, z. B. der Baculiten und Turritellen, durch-
dringt. Seine Farbe ist in Folge des Glaukonitgehaltes dunkel- bis hellgrün. Auf der Kluftfläche zeigt
sich häufig ein dunkelbrauner bis röthlich-violetter, von starkem Eisenhydroxydgehalt herrührender Ueberzug.
Er bildet fast niemals regelmässige Bänke, sondern ein massiges, von vielen Sprüngen und
! Geognostische Beschreibung d. bay. Alpengeb. p. 550.
2 Vorherrschend Glacialschutt, vereinzelt auch grosse erratische Blöcke. (Vergl. das Capitel Diluvium in des Ver-
fassers Arbeit: Die Kreide- und Eocaenbildungen am Stallauer Eck etc. p. 53.)
® Herr Av. Schwager, Assistent am kgl. Oberbergamt zu München, war so liebenswürdig, die Hauptgesteine
meines Gebietes zu untersuchen; nach seiner Analyse hat der Grünsandstein am Stallauer Eck:
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* ScuarHäuru: Südbayerns Lethaea geogn. p. 289.
Rissen durchsetztes Gestein. Die feinkörnigen, festeren Lagen liefern ein recht brauchbares Schleifstein-
material; daher sind zahlreiche Steinbrüche am Stallauer Eck angelegt, deren Betrieb wohl auf mehrere
Jahrhunderte zurückreichen mag, zur Zeit aber fast ganz eingestellt ist.
Was die organischen Einschlüsse des Grünsandsteins betrifft, so ist sein Reichthum an Indivi-
duen bei grosser Artenarmuth bemerkenswerth. ;
Aeusserst spärlich sind Pflanzenreste, so ein kleines Stück phosphoritisirten Holzes, das mehrere
Steinkerne von Bohrmuscheln enthält. In einem Steinbruch östlich vom Schellenbach zeigen sich chondri-
tische Bildungen, wie ähnliche im Flyschmergel und auch in den sogenannten Nierenthalschichten vorkommen.
Von thierischen Ueberresten sind Bivalven, darunter besonders Ostreen, am zahlreichsten
vorhanden. Am Stallauer Eck lassen sich im mittleren und südlichen Zug des Grünsandsteins (siehe
dessen Verbreitung) nahe seiner oberen Grenze auf etwa 1 km westöstlicher Erstreckung mehrere 20 bis
60 cm mächtige Bänke verfolgen, die fast nur aus den Schalen von Gryphaea vesicularis Lam. bestehen.
Ostrea semiplana Sow. var. armalta GoLDr. erfüllt in einem Steinbruch bei den Baumberghöfen eine Bank.
Die kleine Ostrea Goldfussi HouLzarreL fand sich nur an zwei Stellen, aber in ziemlich grosser Anzahl,
Exogyra laciniata Nıuss., sowie Inoceramus Oripsi Mast. dagegen vereinzelt; als verhältnissmässig häufig
sei von sonstigen Bivalven Lima canalifera GoLpr. erwähnt. Die Gastropoden sind durch eine Nerita-
und eine Turritellen-Art (letztere nicht selten), die Cephalopoden durch zwei, für die Altersbestimmung
des Grünsandsteins nicht unwichtige Baculitenarten vertreten. Die übrigen hier nicht aufgeführten
Vorkommnisse lassen sich aus der Fossilienliste ersehen.
Ueber den Erhaltungszustand der Grünsandversteinerungen sei folgendes bemerkt:
Einzelne Arten sind verkieselt; bei den Gryphaeen ist diese Verkieselung schon durch die con-
centrischen Ringe auf der Schalenoberfläche angedeutet. Fast sämmtliche Ostreen sind mit der Schale er-
halten, die übrigen Fossilien nur ausnahmsweise; die Schalensubstanz zeigen (wenn auch etwas mangelhaft),
z.B. Lima, Vola. Alle Homomyarier finden sich nur als Steinkerne, was die Bestimmung ungemein er-
schwert oder auch ganz unmöglich macht. Dies gilt besonders von den massenhaft in allen Lagen des
Grünsandsteins auftretenden, eisenroth gefärbten Steinkernen, von welchen die meisten nicht einmal
der Gattung nach bestimmbar waren!. Die Inoceramen kommen ebenfalls nur als Steinkerne vor. Die
Turritellen sind theils als Steinkerne, theils mit Schale verkieselt; doch sind sie dies nicht ganz, da der
innere Kern der Schalen immer kalkspäthig ist. Die Baculiten sind ganz in Kalkspath umgewandelt.
b. Grünsand-Uebergangsschicht.
Lithologische und faunistische Charakteristik. Es ist vielleicht nicht ganz berechtigt,
diesen Complex vom eigentlichen Grünsandstein abzutrennen; aber es liegen doch verschiedene Thatsachen
vor, die eine gesonderte Behandlung erfordern.
In der Besprechung des eigentlichen Grünsandsteins wurden mehrere Fossilienlager nahe an seiner
oberen Grenze erwähnt. In diesen nimmt das Gestein eine weichere (sandärmere, thonreichere) Beschaffen-
heit an, so dass wir statt eines Glaukonitsandsteins einen glaukonitreichen Mergelsandstein vor uns haben.
" Auch v. Güngen (Geogn. Beschrbg. d. bayer. Alpengeb. p. 550) beklast den schlechten Erhaltungszustand der
Stallauer Grünsandversteinerungen, „welcher selbst durch den auch in Putzen und Knollen ausgeschiedenen, die Versteinerungen
durchdringenden, bläulichen Hornstein nicht verbessert wird.“
—
In noch erhöhtem Maasse zeigt sich diese Erscheinung an der obersten Grenze des Grünsand-
steins. Wir haben hier ein oder mehrere ziemlich mächtige Lager mit Fossilien, unter denen hauptsäch-
lich Gryphaea vesicularis Lam. als massenhaft und Inoceramus Oripsi Mast. als selten zu nennen sind.
Diese Lager werden noch theilweise getrennt durch fossilleere Partieen typischen Grünsandsteins, während
die Conchylienlager selbst sehr stark mergelig sind. In letzteren erscheint zum ersten Male Belem-
nitella mucronata ScHLoTH. Als petrographisches Kennzeichen ist ausserdem in den sandigmergeligen
Lagen das Vorkommen glaukonitarmer, dunkler, kalkiger Knollen, öfter auch ganz reiner Kalkknollen zu
erwähnen, die oberflächlich eisenschüssig verwittern; dies kommt von einem in der Kruste der Knollen an-
gereicherten Schwefelkiesgehalt her. Nach oben stellt sich ein glaukonitischer Mergel mit B. mucronata
ein entweder in etwas schärferer Trennung nach unten oder auch in ganz allmählichem Uebergang. Derselbe
enthält ähnliche Kalk- oder phosphoritische Mergelknollen mit thonreicherer Hülle, in der sich Glaukonit
nach aussen anreichert. Erst auf diese Lage mit Phosphoritknollen folgt der im nächsten Kapitel behandelte
blaugraue Mergel, sofort erfüllt mit Inoceramenfragmenten.
Verbreitung der Grünsandstein-Schichten.
Auf der Karte des bayerischen Alpengebirges ist von Gümsen beim Bauernhof zum „Lex unterm
Berg“ westlich von der Ortschaft Arzbach im Isarthal eine kleine Partie Grünsandstein mitten im Flysch
angegeben. v. GümsEn bemerkt hiezu in seinem letzten Werk!, nachdem er kurz die Verbreitung und das
Alter des Grünsandsteins besprochen: „Auch auf der Isarthalseite tauchen bei dem Dorfe Arzbach (beim
„Lex unterm Berg“) Bänke von Grünsandstein mitten aus den benachbarten Flyschschichten auf, welche
mit jenen am Stallauer Eck identisch zu sein scheinen.“ Trotz wiederholter Begehung dieser Gegend
konnte ich den Grünsandstein nicht mehr anstehend finden.
Auch die tieferen Gräben, die an der Nordseite des Blombergs”? herabziehen, bieten — bis auf eine
zweifelhafte Stelle — keine Aufschlüsse in diesem Gestein; hier aber deuten wenigstens vereinzelte Bruch-
stücke von Grünsandstein als Bachgerölle, z. B. im Steineckergraben, auf dessen Vorhandensein unter der
Bedeckung. Erst nahe am Nordwestende des Blombergs kommt er zum Vorschein, um sofort auf der Ost-
seite des Stallauer Grabens einen Felskopf zu bilden. (Ueber die Lagerungsverhältnisse des Grünsandsteins
und der ihn begleitenden Mergel in diesem Graben vergl. unten Profil A.)
Am Nordhang des Stallauer Ecks, zwischen Stallauer und Schellenbach-Graben, zeigt der Grün-
sandstein die mächtigste Entwicklung und die zahlreichsten, besten Aufschlüsse. Es liessen sich hier
mehrere ostwestlich verlaufende Längszüge feststellen.
Von den beiden durch Pattenauer Mergel getrennten Grünsandstein-Complexen auf der Westseite
des Stallauer Grabens ist zwar der südliche (III.) (Profil A, Westseite, 5) in seinem westlichen Weiter-
streichen auf einer grösseren Strecke hin verdeckt, dagegen kann der andere (Profil A, Westseite, 3), den
wir als den mittleren (II.) bezeichnen müssen, da sich gegen Westen noch ein nördlicher (I.) einstellt,
! Geologie von Bayern. p. 162.
® Nordwestlich von den Krankenheiler Jodquellen steht auf kurzer Erstreckung im Walde Grünsandstein an, in dem
der „Jaudbauer“ etwa in der Mitte des letzten Jahrhunderts einen kleinen Schleifsteinbruch angelegt hat. (Nach gütiger
mündlicher Mittheilung des Herın Professor Dr. RortaPprenz.)
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!
ununterbrochen bis zum Schellenbach verfolgt werden; es ist darin nämlich eine Reihe von Steinbrüchen
zur Gewinnung von Schleifsteinen angelegt.
Westlich von einem der grössten Steinbrüche im mittleren Längszug — die Stelle ist durch einen
starken Abrutsch in den darauf liegenden Pattenauer Mergeln schon von der Strasse Tölz-Benediktbeuern aus
zwischen den Kilometersteinen 6,5 und 7,0 (bei Hinterstallau) sehr deutlich sichtbar und wird auch von da
auf dem kürzesten Weg erreicht — tauchen der südliche (II.) und bald darauf der schon erwähnte nörd-
liche (I.) Zug (Profil BI, 2) auf, so dass also hier 3 Längszüge entwickelt sind, der Grünsandstein demnach
in dreifachem Ausbiss erscheint.
Der nördliche (I.) Zug, von dem im Stallauer Graben nichts zu sehen ist, der aber jedenfalls
von dort her in der Tiefe durchstreicht, macht sich von hier (Profil B I, 2) an im Terrain durch eine
äusserst steile Böschung bemerkbar; ausserdem liegen in diesem Zuge mehrere jetzt dicht bewaldete und
darum nicht leicht aufzufindende, alte Steinbrüche. Im weiteren westlichen Verlauf ist er auf einer kleinen
Strecke verdeckt, um dann zu einem steilwandigen Felsrücken anzuschwellen, der am Schellenbach endigt
(Profil C, 3).
Der südliche (III) Zug, der (wie oben bemerkt) westlich von der grossen Abrutschstelle der
Pattenauer Mergel wieder erscheint, tritt da nur wenig mächtig unter der Bedeckung hervor'. In der
Nähe des Schellenbachgrabens ist er aber in einem grossen, schon von der Strasse aus sichtbaren Stein-
bruch”? sehr gut aufgeschlossen; doch verschwindet er sofort westlich davon für immer, so dass sich in
diesem Graben (Profil C, 7) wieder nur zwei Grünsandzüge zeigen, von welchen hier der zweite (südliche)
dem ersten (nördlichen) Grünsandzug des Stallauer Grabens (Profil A, Westseite 3 und Ostseite 1), also
dem mittleren (U.) Längszug am Stallauer Eck (Profil B I, 4), entspricht.
Nachdem die beiden Grünsandzüge nochmals am Westhang des Schellenbachgrabens kuppenförmig
hervorgetreten sind, verschwinden sie sehr rasch unter tiefem Diluvial- und Gehängeschutt am Enzenauer
Kopf. Hier ist, unmittelbar über dem Bach, im nördlichen Zug behufs unterirdischer Gewinnung des
Schleifsteimmaterials ein kleiner Schacht angelegt (Profil C, 3), der einzige noch im Betrieb befindliche
Steinbruch des Gebietes.
Weiter westlich zeigt sich der Grünsandstein nur noch in ganz vereinzelten Aufschlüssen, so nm
einem Hohlweg südlich von Unterenzenau, dann noch zweimal inselartig in der Ebene, zunächst an einem
bewaldeten Hügel südlich von den Baumberghöfen®, endlich in einer Entfernung von etwa 2 km an einem
gleichfalls bewaldeten Hügel, dem Geistbühel oder Bichler Kopf‘, nördlich vom Dorfe Bichel; an beiden
Lokalitäten ist er durch Steinbrüche aufgeschlossen. In der Ebene mag der Grünsandstein durch starke
Denudation grösstentheils beseitigt oder auch von tiefem Schutt bedeckt sein.
Der Grünsandstein streicht mit wenig Ausnahmen im ganzen Gebiete ostwestlich ‚und fällt meist
' Aeusserst dichter Wald, besonders Fichtenunterholz, erschwert hier die Verfoleung der einzelnen Grünsandzüge sehr.
” In diesem Bruch ist die obere Fossilienbank in einer Mächtigkeit von 50—60 cm entwickelt, wo neben Gryphaea
vesicularis und Ostrea semiplana var. armata (hier fand ich das grösste und schönste Exemplar dieser Species) auch Baculiten
und Turritellen vorkommen.
” Der kleine Steinbruch an der Südseite des Hügels gehört zu (den versteinerungsreichsten Stellen unseres Gebietes
(siehe die Bemerkung unter Fundort von Ostrea semiplana var. armata.).
* v. Gümseu: Geogn. Beschreibung d. bay. Alpengeb. p. 550.
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Bd. XLVIII.
Palaeontographica.
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steil nach Süden ein, stellenweise steht er senkrecht. Das äusserst zerklüftete, massige, von zahllosen
kleinen und grossen Sprüngen nach allen Richtungen durchsetzte Gestein erschwert die Bestimmung der
Einfallsrichtung sehr. Einzelangaben hierüber sind aus der Profilbeschreibung ersichtlich.
Altersbestimmung der Grünsandsteinschichten.
Ihre Fauna besteht aus folgenden Arten:
Ventriculites striatus T. SMITH. Exogyra Matheroniana D’ORB. var. aurieularis Lam.
Micraster Sp. Oneullaea cfr. subglabra D’ORB.
Serpula cfr. ampullacea Sow. Trigonia Sp.
Terebratula Sp. Orassatella arcacea AD. RÖMER.
Avicula efr. pectinoides Rruss. Oardium efr. productum Sow.
Vola quadricostata Sow. SP. Oyprina cfr. bifida v. ZITTEL.
Lima canalifera GOLDF. Goniomya designata GOLDF. Sp.
Inoceramus Oripsi MANT. Panopaea gurgitis BRONGN.
Spondylus n. sp. indet. Teredo sp.
Dimyodon efr. Nilssoni v. Has. Sp. Nerita sp.
Ostrea Goldfussi HOLZAPFEL. Natica aff. Iyrata Sow.
efr. proboseidea D’ArcH. Turritella quadrifasciata SCHAFH. Sp.
„ Bronni Jos. MÜLLER. Baculites vertebralis Lam.
„. semiplana Sow. var. armata GOLDF. R carinatus BINKHORST.
Gryphaea vesicularis Lam. Belemnitella mucronata SCHLOTH. Sp.
Exogyra laciniata NILssoN. SP. Calianassa Sp.
x lateralis NILSSON SP. Corax falcatus Ac.
Nach dieser Fauna gehören die Grünsandsteinschichten unzweifelhaft dem Senon an. Es ist nun
unsere Aufgabe, zu ermitteln, welcher der Zonen, in die diese Stufe zerlegt worden, sie zuzutheilen sind.
Hiezu müssen ausseralpine, palaeontologisch genau gegliederte Kreidegebiete zum Vergleich herangezogen
werden, da einschlägige alpine Arbeiten, auf die ich mich bezüglich dieser Schichten stützen könnte, fehlen.
Jon. Bönm! hat durch seine Untersuchungen im Siegsdorfer Gebiet nachgewiesen, dass das nord-
alpine Kreidemeer mit dem norddeutschen in engerer faunistischer Communication stand, als man früher
nach dem alleinigen Fund von Belemnitella mucronata Schuorn. annahm. Es müssen vor allem jene nord-
deutschen Senon-Zonen geprüft werden, denen unsere Grünsandsteinschichten palaeontologisch ähnlich sind.
Obige Liste weist eine Anzahl von Formen auf, die in ausseralpinen Senonablagerungen als mehr
oder minder wichtige Leitfossilien gelten und sich deshalb zu Folgerungen für die Altersbestimmung der
Grünsandsteinschichten eignen’.
Unter den Fossilien ist Belemnitella mueronata ScHLoTH. die wichtigste Form, umsomehr weil sie
ı Die Kreidebildungen des Fürbergs und Sulzbergs. p. 8.
2 Yon einer Tabelle, wie sie des Verfassers frühere Arbeit (l. c. p. 28) enthält, in welcher die Fossilien der Stallauer
Grünsandsteinschichten mit solchen aus senonen Zonen von Norddeutschland, Limburg, Schweden, Lemberg in vergleichender
Weise zusammengestellt sind, wurde hier abgesehen.
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aus dem Grünsandstein in grösserer Anzahl vorliegt. Doch fand ich sie nur in den oberen', weicheren,
mehr mergeligen Lagen?), die, zum Theil einen glaukonitreichen Mergelsandstein bildend, vom eigentlichen
Grünsandstein als „Uebergangsschicht“ — wie oben auseinandergesetzt — abgetrennt wurden®. In dieser
tritt Gryphaea vesicularis Lam. am häufigsten auf; ausserdem sammelte ich darin Exogyra lateralis Nıuss.
sp. und Inoceramus Oripsi Mant. In dem grossen Steinbruch östlich vom Schellenbachgraben® enthält der
Grünsandstein nahe der Grenze gegen die Uebergangsschicht eine 50—60 em mächtige Bank, die fast nur
aus den Schalen von Gryphaea vesicularis Lam. besteht. In dieser Bank fand ich das grösste (abge-
bildete) Exemplar von Ostrea semiplana Sow. var, armata Gonpr., Turritella quadrifasciata SCHAFH,. Sp.
und einige Baculiten.
Nach dem Auftreten der Belemnitella mucronata ScHLorn., die sich allerdings auch schon in tieferen
Senon-Zonen Norddeutschlands einstellt®, können wir die Uebergangsschicht des Grünsandsteins unbedenklich
als Mucronatenkreide bezeichnen. Es wird dies unterstützt durch das massenhafte Vorkommen von @ry-
phaea vesicularis Lan., die in den Nordalpen aus dem Burgberg-Grünsandstein bei Sonthofen ° angeführt wird
{ Vergl. unter Vorkommen der Belemnitella mueronata.
? Vergl. besonders Profil C, Schellenbachgraben unter 2, 4, 6, 8.
3 Das bereits früher im Stallauer Grünsandstein gesammelte Fossilienmaterial, das sich im Münchner Staatsmuseum
befindet, trägt nur die Angabe „Grünsandstein“. Die Aufsammlungen wurden bei der Aufnahme des Gebietes anfangs auch
von mir ohne Berücksichtigung der „Uebergangsschicht“ vorgenommen, deren Abtrennung vom eigentlichen Grünsandstein
erst später erfolgte.
* Vergl. Profil BII am Stallauer Eck unter 7.
5 Das Vorkommen dieses Fossils in tieferen als Mucronatenschichten war bis jetzt nur ein vereinzeltes. SCHLÜTER
(Cephalop. d. ober. deutsch. Kreide. Palaeontogr. Bd. 24. p 203) erwähnt sie aus der Zone des Actinocamaz quadratus, aber
nur in „einigen wenigen Exemplaren bei Osterfeld in Westfalen“, Horzarreu (Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr.
Bd. 34. p. 60) aus dem Aachener Gebiet, wo sie, als Seltenheit bereits in den obersten Grünsandschichten, zusammen mit
Act, quadratus sich zeigt. Bemerkenswerth ist, was GRIEPENKERL (Die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter,
p- 10) in dem Kapitel „Obere Quadratenschichten“ ausführt: „Was diese Zone betrifft, so fällt dem Beobachter sogleich die
Menge der Belemnitellen auf, und zwar kommen hier beide Arten (B, gquadrata und mucronata«) zusammen vor in der Weise,
dass unten die erstere und oben die letztere vorwiest. Eine entschiedene Trennung nach Bänken hat sich ungeachtet vieler
Aufmerksamkeit auf diese Frage nicht nachweisen lassen wollen“, und p. 109: „Diese Art (B. mueronata) gehört zu denjenigen
Petrefakten, welche in allen drei Zonen des Obersenon sich finden; doch ist sie darin keineswegs gleichmässig vertheilt. Ge-
häuft trifft man sie nur in den oberen Quadraten- und oberen Mucronatenschichten, wo sie sowohl hinsichtlich ihrer Häufigkeit
als Schönheit ihre höchste Blüte erreicht, während die mittlere Zone nur ziemlich schlecht erhaltene Bruchstücke birgt.“ —
v. Srromgeck, der auf das getrennte Vorkommen von Actinocamax quadratus und Belemnitella mucronata die Grenzen von
Unter- und Obersenon begründete (Ueber das geolog. Alter von Belemnitella mucronata und B. quadrata. Zeitschr. d. Deutsch. geol.
Gesellsch. Bd. 7. 1855. p. 502), unterzog diese Angabe GrIEPENkERT’s einer Prüfung und fand, allerdings nur an einem noch
zugänglichen Aufschluss, dass beide Arten nicht neben einander vorkommen (vergl. „Ueber das Vorkommen von Actinocamazx
quadratus und B. mucronata. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. Bd. 43. 1891. p. 919). Srorurr konnte dagegen (Einige Be-
merkungen über die obere Kreide, insbesondere von Lüneburg und Lägerdorf. 1896. p. 169) Grirprxkert's Beobachtungen
wenigstens an einer Stelle bestätigen. Weiterhin fand er (Ueber die Gliederung des norddeutschen und baltischen Senon, sowie
die dasselbe charakterisirenden Belemniten, Archiv für Anthropologie und Geologie Schleswig-Holsteins. Bd. 2. 1897. p. 296)
ein Exemplar von B. mueronata in der Quadratenkreide von Vordorf. Im Pariser Becken treten nach A. pe GROSSoUYRE
(Quelques observations sur les Belemnitelles et en particulier sur celles des Corbieres in Bulletin d. 1. Soeiete geologique de
France. 3. Serie. Bd. 27. 1899. p. 134 u. 135) beide Arten (Act. quadratus und Bel. mucronata) gleichzeitig auf.
® Reıs: Erläuterungen zu der geologischen Karte der Vorderalpenzone zwischen Bergen und Teisendorf. p. 17 u. 18.
Rzıs (Die Fauna der Hachauer Schichten. I. Gastrop. p. 71) betrachtet den Grünsandstein vom Burgberg bei Sonthofen als
gleichalterig mit dem Stallauer Grünsandstein.
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und ausserdem noch in höheren Kreidehorizonten, z. B. den Pattenauer und Gerhardtsreuter Schichten !,
doch darin selten und in nicht ganz typischen Exemplaren, auftritt; ferner findet sie sich in den Nieren-
thalschichten des Mauslochgrabens bei Hallturm? und zwar, wie in den eben erwähnten Pattenauer Schichten,
gemeinsam mit Belemnitella mucronata. — Was ihr Auftreten in den ausseralpinen, besonders norddeutschen
Kreideablagerungen betrifft, so ist ihre allgemeine Verbreitung in den Mucronatenschichten hervorzu-
heben; sie zeigt sich z. B. bei Aachen? „in den Kreidemergeln ohne Feuerstein, d. i. in der unteren Ab-
theilung der Mucronatenschichten, ist in diesen aber allenthalben vorhanden, am häufigsten, und in sehr
grossenExemplaren, in der oberen, geschichteten Partie“. Nach Hotzarren? ist sie in Norddeutschland „vor-
wiegend in Mucronatenschichten zu Hause“. Voczr? führt sie zahlreich aus der oberen Mucronatenkreide
von Kunraed und Maestricht, Schtürer® aus den unteren Mucronatenschichten Westfalens, aber auch aus
der dortigen Quadratenkreide”?, aus der Zone der Deeksia Soekelandi, an; auf diese folgt die Zone des
Ammonites Coesfeldiensis (untere Mucronatenschichten) und des Heteroceras polyplocum (obere — nach Srouuzy ®
mittlere — Mucronatenschichten). GRIEPENKERL?, der für sein Gebiet die SchLürer’sche Gliederung des
ÖObersenon annahm, gibt sie aus den drei obengenannten Zonen als gemein an, StoLuey!‘ als selten in der
Quadraten- und Mucronatenkreide von Lägerdorf. Die Münchner Staatssammlung enthält Gryphaea vesi-
cularis aus der Mucronatenkreide von Lüneburg, Rügen etc.
Für die Zuweisung der oberen Grünsandsteinpartieen in eine hohe Senonstufe berechtigt auch das
Vorkommen des bis jetzt nur vom Petersberg bei Maestricht bekannt gewordenen Baculites carinatus'!
v.n. Bınkn. und das von Baculites vertebralis Lam. „aus den die weisse Kreide überlagernden Maestrichter
Schichten“ 2,
Exogyra lateralis Nıuss. sp. liegt aus gleichalterigen und jüngeren nordalpinen Kreideablagerungen vor.
Sie wird aus dem Grünsandstein vom Burgberg bei Sonthofen '® angegeben. v. Zrrren!* erwähnt aus dem Grün-
sandstein des Oberstdorfer Burgbichels eine „der Ostrea lateralis verwandte Auster”; Reıs'° fand sie in den
Hachauer Schichten von Hoergering. — Bezüglich ihres ausseralpinen Vorkommens ist zu betonen, dass sie
vorzugsweise aus obersenonen Schichten bekannt ist; so findet sie sich nach Horzarreu!® nicht selten im
‘ Jom. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs und Sulzbergs. p. 5 u. 7.
° v. Günzen: Geognost. Beschreibung des bayer. Alpengebirgs. p. 533.
® Horzarpren: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 254.
4 n l. ec. p. 254.
° Lamellibranchiaten aus der oberen Mucronatenkreide von Holländisch Limburg. p. 7.
% Cephalopoden d. ober. deutsch. Kreide. Palaeontogr. Bd. 24. p. 245.
a ” ” » » ” ”„ 24. ” 244.
® Ueber die Gliederung des norddeutsch. und baltischen Senon. p. 9 (225).
® Die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter. p. 37.
1% Die Kreide Schleswig-Holsteins. p. 236.
J. v. ». Biskxuorst: Monographie des Gasteropodes et des Cöphalopodes etc. p. 43. Vergl. auch Reıs: Fauna der
Hachauer Schichten. II. Lamellibranchiaten. p. 93.
'® SchLürer: Cephalop. d. ob. d. Kr. Palaeontogr. Bd. 24. p. 145.
'’ v. Günget: Nachträge etc. Geognostische Jahreshefte. 1888. p. 167. Raıs: Erläuterungen zu der geolog. Karte
etc. p. 17.
'* Palaeontolog. Notizen etc. Jahrbuch der k. k. Reichsanst. 1868. p. 610.
'” Die Fauna der Hachauer Schichten. II. Lammellibr. p. 108.
'® Die Mollusken der Aachen. Kreide, Palaeontogr. Bd. 85. p. 256.
a
gesammten Obersenon von Aachen, dann bei Maestricht und Ciply, ferner im Obersenon von Schweden !,
wird aber auch aus dem Untersenon angegeben?.
Inoceramus Oripsi Manr., nach SCHLÜTER? „die wichtigste Muschel des Senon überhaupt, da sie gleich-
mässig im unteren, wie im oberen Senon auftritt“, ist im Stallauer Grünsandstein selten; sie liegt daraus
nur in fünf Exemplaren vor, von welchen zwei aus der Uebergangsschicht stammen. In dem darauf folgen-
den Pattenauer Mergel erscheint sie dagegen ungemein häufig.
Während ich in meiner früheren Arbeit* den ganzen Grünsandstein-Complex ins Obersenon
(Mucronatenschichten) stellte, bin ich nach diesen Ausführungen geneigt, nur die VUebergangsschicht und
die darunter liegenden Partieen, welche Gryphaeenbänke einschliessen, als Mucronatenkreide zu be-
trachten, dagegen die tieferen Schichten einer Zone des Untersenon zuzuweisen®.
Dafür spricht eine, wenn auch kleine Anzahl von Species im Stallauer Grünsandstein, die entweder
gar nicht oder nur selten in den Mucronatenschichten angetroffen werden, dagegen in älteren Senon-Zonen
ihre eigentliche Verbreitung haben. Es sind dies: Panopaea gurgitis, Lima canalifera, Goniomya designata,
Crassatella arcacea, Ostrea Bronni, O. Goldfussi, O. (Alectryonia) semiplana var. armata, Exogyra laciniata.
Panopaea gurgitis Broxen. und Lima canalifera GoLDr. kommen auch schon in älteren? als senonen
Kreidestufen vor und steigen nur selten in die letzteren hinauf; so finden sich beide im Untersenon von
Braunschweig, Lima canalifera in den senonen Marterbergschichten '.
Wenn Voszr®, wie auch schon GoLDrUss Goniomya designata GOLDF. sp. aus der oberen Mucro-
natenkreide (allerdings nur in einem einzigen Steinkern-Exemplar) angeben, dann GRIEPENKERL*? als ziemlich
häufig aus der unteren Mucronatenzone von Königslutter, so muss doch ihre Hauptverbreitung im Unter-
senon hervorgehoben werden, wie im Gebiet von Westfalen, Aachen, Quedlinburg, in der Mammillatenzone
Schwedens !,
Orassatella arcacea An. RÖMER zeigt sich nur noch ausnahmsweise im Obersenon (Maestricht,
Kunraed, Königslutter), während sie sonst nur aus untersenonen Ablagerungen bekannt ist, wie in West-
falen (Dülmen), bei Aachen, Quedlinburg (im Salzbergmergel), bei Ilsede, Langenstein (Blankenburg), in der
Mammillatenkreide Schwedens.
Östrea Bronni Jos. Münver, von J. Munver und Horzarren'! im untersenonen Grünsand Aachens
t HensiG: Revision af Lamellibranchiaterna i Nıussons Petrif. succana. p. 24, 25.
?2 G. Mürter: Die Molluskenfauna des Untersenon von Braunschweig und Ilsede. p. 16.
® Cephalopod. d. ob. d. Kr. Palacontogr. Bd. 24. p. 242.
* Kreide- und Eocaenbildungen etc.
5 Zu dieser Auffassung wurde ich besonders durch mehrere in den letzten Jahren erschienene Arbeiten über die
obere Kreide Norddeutschlands (Srorrey, G. Mürver u. a) veranlasst, i
° G. Mürter: Molluskenfauna des Untcisenon. p. 29 u. 71.
? Gerster: Die Plänerbildungen um Ortenburg etc. Nova Acta d. K. Leop. Carol. Deutsche Akademie d. Naturforsch,
Bd. XLII. 1881. p. 49.
® Lamellibranchiaten aus d. ob. Mucron.-Kreide von Holländisch Limburg. p. 46.
° Die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter. p. 12, 68.
1° Entspricht nach Srorrey (Ueber die Gliederung d. norddentsch. und baltischen Senon. p. 3 [218]) der deutschen
Quadratenkreide. — Herrn Dr. Srorrey in Kiel spreche ich für seine freundlichen Rathschläge meinen verbindlichen Dank aus.
{t Die Mollusken der Aachener Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 250.
Bar e
gefunden, geht nach Vocen! bis in die untere Mucronatenkreide des Schneebergs bei Vaels und in die
obere Mucronatenkreide des Petersbergs hinauf.
Ostrea Goldfussi Howzarren, wurde bis jetzt nur im Untersenon, im Aachener Grünsand?, nach-
gewiesen. E
Ostrea (Alectryomnia) semiplana Sow. var. armata Goupr. noch vereinzelt als „Nachzügler* in den
oberen Partieen des Stallauer Grünsandsteins vorkommend, hat in dessen tieferen Schichten ihr eigentliches
Lager. Ostrea armata GoLpr, und O. semiplana Sow., in deren Variationskreis unsere Austernform gehört,
sind sehr gute Leitformen im Untersenon Norddeutschlands. ©. armata GoLpr. wird aus dem Untersenon
von Dülmen? und aus dem Grünsand von Aachen* angegeben. ©. semiplana Sow. ist im Untersenon von
Braunschweig und Ilsede® sehr gewöhnlich; bei Aachen‘ hat sie ihr Hauptlager in den oberen Partieen des
Grünsands und kommt als grosse Seltenheit in den unteren Mucronatenschichten vor; HexxıG? gibt sie von
Maestricht und Ciply an. Im alpinen Maestrichtien, den Hachauer Schichten‘®, tritt sie ebenfalls noch auf.
In Bezug auf Exogyra laciniata Nıuss. sp. endlich sei vor allem bemerkt, dass SchLürer' das
Untersenon von Westfalen als Schichten mit Inoceramus Lingua Goupr. und Exogyra lacimiata NILss. Sp.
bezeichnete. Exogyra laciniata ist in Deutschland auf das Untersenon beschränkt. Sie liegt in Westfalen ''
in der unteren Quadratenkreide, bei Aachen in der gesammten Quadratenkreide, dann im Untersenon von
Braunschweig '?, kommt nach Vo@zn" auch bei Kunraed vor, der ausser den eben erwähnten noch andere
deutsche Fundstellen aus dem Untersenon angibt.
Demnach ist für die tieferen Grünsandsteinpartieen ein höheres Alter als das der Mucronaten-
zone anzunehmen. Ob hiebei nur die Quadratenzone in Betracht kommen kann oder auch noch die ältere
Granulatenzone, wage ich bei dem vorliegenden geringen Fossilienmaterial und besonders bei dem Fehlen
der ausschlaggebenden Leitfossilien (Actinocamax quadratus ete.) nicht zu entscheiden.
! Lamellibranchiaten aus d. ob. Mucronaten-Kr. von Holl. Limburg. p. 7.
? HoLzAPFEL (]. c.) p. 249.
3 Scatürer: Cephalop. d. ob. d. Kr. Bd. 24. p. 242.
* HorzaPreu (l. c.) p. 253.
5 G. Mürter: Die Molluskenfauna des Untersenon. p. 10.
% Horzarret (l. c.) p. 252.
” Hensıe: Revision af Lamellibranchiaterna etc. p. 11.
® Reıs: Fauna der Hachauer Schichten. II. Lamellibr. p. 107.
® Ich fand sie auch im Grünsandstein des Leitzachthals, der, mitten im Flysch auftauchend, sich durch die Führung
von Gryphaea vesieularis u. a. als gleichalterig mit dem vom Stallauer Eck erweist. (Vergl. Zeitschr. der Deutsch. geolog.
Gesellschaft. Jahrg. 1900: Einige Beobachtungen über die Kreideablagerungen im Leitzachthal ete. p. 384, F. 2.)
Dagegen liessen sich im Gebiet des benachbarten Schlier- und Tegernsees bis jetzt nirgends senone Glaukonit-
Ablagerungen nachweisen. Die hier in Betracht kommenden Schichten, Grünsandstein und glaukonitischer Kalk, die
zwischen den genannten Seen im westöstlichen Streichen nördlich von der Flyschzone auftreten, lieferten mir ausser
Aucellina Sti. Quirini POMPEcKS (n. 8. n. Sp.) nur mangelhaft erhaltene Belemniten und Östreen. Sie werden von Seewer-
bildungen normal über- und von einem Schichten-Complex unterlagert, der zum Theil aus Kalk mit Exogyra aquila GoLDF.,
zum Theil aus Mergel mit Orbitulina lentieularis »’Or». besteht, somit also dem Aptien und zwar merkwürdigerweise in der
helvetischen Facies entspricht, Nach diesen Lagerungsverhältnissen gehören die betreffenden Glaukonitschichten wohl eher
dem Gault als dem Senon an.
10 Cephalop. d. ob. d. Kreide. Bd. 24. p. 234.
!ı HorzarreL (l. c.) p. 254.
1? G. Mütter (l. c.) p. 18.
alla. p.ell,
II. Blaugrauer Mergel = Pattenauer Schichten.
Lithologische Charakteristik. Von diesem Mergel wurden zwei Proben untersucht, aus dem
Schellenbachgraben und vom Stallauer Eck!; erstere enthält 65.76°/ Kalk-Carbonat und 19.58°/o Thonerde;
von der zweiten sind die betreffenden Procentsätze 71.57 und 7.89. Man kann also das Gestein als sehr
kalkreich bezeichnen, dessen Kieselsäuregehalt nur 21.50, bezw. 16.75°/o beträgt.
Der Glaukonitfacies folgt mit diesem Mergel demnach eine Schlammfacies, die wohl etwas weiter
von der Küste abgelagert wurde als der Grünsandstein. — In seiner typischen Beschaffenheit glimmerlos,
sowie sehr glaukonit- und sandarm, wird er gegen den Grünsandstein zu etwas mehr glaukonitisch. Für ge-
wöhnlich ist er blau- oder hellgrau; stellenweise wird er auch dunkler und zeigt sich dann im Bruch grau-
grün, von feinen Glimmerschüppchen durchsetzt und besonders stark kalkhaltig. Eigenthümliche, lang-
gestreckte cylindrische Kalkeoncretionen sind in diesem Mergel allenthalben als nicht selten zu erwähnen.
Hie und da finden sich auch Schwefelkiesputzen.
Das dünnschichtige bis schiefrige, fast wasserundurchlässige Gestein, das durchschnittlich viel härter
ist als der im folgenden Capitel zu besprechende Mergel, ist stets zu Bergrutschen geneigt und darum an
verschiedenen Stellen unseres Gebietes durch starke Abrutschungen, wie im Schellenbachgraben, am Stallauer
Eck, entblösst.
Faunistische Charakteristik. Versteinerungen sind in diesem Mergel verhältnissmässig häufig
und zum Theil (besonders die Bivalven) mit der Schale erhalten. Allgemein verbreitet ist Haplophragmium
grande Reuss sp.”, das im Grünsandstein fehlt. Vereinzelt finden sich kleine Brachiopoden (Thecidea) und
kleine dünnschalige Ostreen; von der im Grünsandstein so massenhaft auftretenden Gryphaea vesicularis
Lam. wurde bis jetzt nur ein einziges und zwar wenig typisches Exemplar gefunden. Imoceramus Cripsi
Manr., im Grünsandstein selten, kommt dagegen in zahllosen Bruchstücken® vor. Ammoniten und Nautiliden,
die im Grünsandstein ganz zu fehlen scheinen, sind an mehreren Punkten häufig, Belemnitellen überall;
ausserdem fand ich die letzteren, wie schon erwähnt, auch in der Grünsand-Uebergangsschicht, an der
unteren Grenze dieses Mergels. Endlich wurden auch hie und da Coprolithen von Macropoma Mantelli Ac.
angetroffen.
Verbreitung. Der blaugraue Mergel ist der ständige Begleiter des Grünsandsteins. Wie in un-
serem Gebiete fast überall zwei, am Stallauer Eck drei ostwestlich verlaufende Längszüge der Grünsandstein-
Erz Stallauer Eck: Schellenbachgraben:
1 IKieselsauromE 0 Mae re a ar: 16.75 % 21.50 %o
I honerdej@ ae En ee en cher ser ie 1.897, 19.58: ,
Kalkerdenee rl N er. 0.11% 0.23 „
IBILLETELG Os le a ee 0.28 „ 0.34 „
Kalk-Carbonats A er ee ee LalSlKe: 60.108,
Bittererde-GarDonatsen a ee 0:99, 0.21 „
oe ee et en, ls ner 0.50 „ _
Natron . N LE 0.117, u
Wasser und Organisches . ee NEE 1.51 2.99
® v. Gümseu (Nachträge z. d. geogn. Beschreibung d. bay. Alpengeb. in: Geogn. Jahreshefte. 1888. p. 167) fand in
den mergeligen Zwischenlagen des obercretacischen Grünsandsteins am Burgbühl bei Oberstdorf Haplophragmium grande un-
gemein häufig.
3 Von Günsen deshalb „Inoceramenmergel“ genannt (Geognost. Beschreibung d. bayer. Alpengeb. p. 550).
BE S
4
schichten verfolgt werden können, so sind an letzterer Lokalität vom blaugrauen Mergel vier Züge nach-
weisbar (vergl. Verbreitung des Grünsandsteins und Beschreibung des Profils BD).
Gute Aufschlüsse trifft man an beiden Gehängen des Schellenbachgrabens, dann östlich davon an
einer Stelle zwischen dem nördlichen (I.) und mittleren (IIL.)"Zug des Grünsandsteins, hier dürch einen
starken Abrutsch gekennzeichnet, wo angeblich ein Cementbruch angelegt war (Profil BU, 2); weiter nach
r
Osten in mehreren Gräben (Profil BI, 5). :
Am besten ist er aufgeschlossen durch den grossen, sclfön von der Strasse aus sichtbaren Abrutsch,
unmittelbar unter dem Stallauer Eck (Profil BI, 6, grosse Abrutschstelle) und durch den Cementbruch
auf der Westseite des Stallauer Grabens (Profil A, 1). Die bejlen letztgenannten Lokalitäten lieferten mir
das meiste und brauchbarste Fossilienmaterial, besonders an Animoniten und Nautiliden. ;
Altersbestimmung. Dieser Mergel enthält folgende Fossilien:
* Haplophragmium grande Rruss. Sp. "Nautilus Neubergicus REDTENBACHER.
*Echinocorys vulgaris BREYN.
Serpula antiquata SOWERBY.
®Thecidea Rothpletzi Jon. Bönm.
®Pecten spathulatus Av. RÖMER.
Vola quadricostata Sow.
*Limea nux v. GÜMBEL Sp.
"Inoceramus Oripsi MANTELL.
H; ;
Spondylus cfr. latus Sow.
Ostrea subuncinella Jos. BÖHM.
„ eurvirostris NILSSON.
„. acutirostris 5
*Nucula subredempta Jon. BÖHM.
Cardium Böhmi n. Sp.
aff, Cuvieri SOWERBY.
Phylloceras sp.
"Hamites- aft. eylindraceus DEFRANCE Sp.
Heteroceras cfr. polyplocum AD. RÖMER Sp.
Baculites efr. incurvatus DUJARDIN.
Pachydiscus cfr. Isculensis REDTENB. Sp.
I „ BDrandti 5 h
a Neubergieus v. HAvER Sp.
M a var. nov. Stallauensis.
Hoplites Vari SCHLÜTER var. nov. praematura.
Aptychus afl. spiniger SCHLÜTER.
* Belemnitella mucronata SCHLOTH. SP.
Bairdia Harrisiana JONES.
Calianassa Sp.
* Macropoma Mantelli Ac.
Die mit einem * versehenen Fossilien (über ein Drittel des gesammten Materials und darunter wich-
tige Leitformen) hat der blaugraue Mergel mit dem Pattenauer Mergel des Siegsdorfgebietes! ge-
meinsam; daraus ergibt sich die Uebereinstimmung mit diesen Schichten. Auch nach dem lithologischen
Charakter ist unser Mergel mit dem Pattenauer im allgemeinen übereinstimmend, besonders im Cementbruch
des Stallauer Grabens; im Schellenbachgraben erscheint er in seinem südlichsten ‘Anstehen etwas schwärz-
licher, weil ihn da die Wasserverhältnisse immer feucht erhalten.
Von Jom. Bönm? wurde (wie schon erwähnt, p. 3) die Identität unseres Mergels mit dem
Pattenauer bereits erkannt. Der blaugraue Mergel soll daher in dieser Arbeit gleichfalls die Bezeichnung
„Pattenauer Mergel* führen.
ı Jon. Bömm: Die Kreidebildungen des Fürbergs ete. p. 7.
221:30.720:2.30;
FE ne
Er enthält mehrere Cephalopoden, so Pachydiscus cfr. Isculensis REDTEne. sp., P. cfr. Brandti
ReDTEne. sp., P. Neubergieus HAvEr sp. und Nautilus Neubergieus REDTENB., welche der Cephalopoden-
fauna der Gosauformation! angehören. Dies deutet an, dass lokal auch in dieser hohen Kreidestufe
Lebensbedingungen fortdauerten, wie sie zur Zeit der oberen Gosauablagerungen am alpinen Ufer all-
gemein waren.
III. Aschgrauer Mergel = Gerhardtsreuter Schichten.
Lithologische Charakteristik. Das dünnschichtige, sehr sandige Gestein unterscheidet sich
durch hohen Kieselsäuregehalt?, 64.07 °/o, und sehr geringe Mengen von Kalk-Carbonat, 19.26 °/,, wesentlich
vom Pattenauer Mergel unseres Gebietes, während es im Thonerdegehalt, 11.38 °/,, mit ihm ziemlich über-
einstimmt. Es führt reichlich Glimmer, aber spärlich Glaukonit; doch treten vereinzelt (Profil A, Ostseite, 8)
glaukonitische Partieen mit verästelten (2) Algenflecken auf, worin die Glaukonitkörnchen am reichlichsten
angehäuft sind.
Bergfeucht erscheint der Mergel tiefgrau bis schwarz, trocken meist aschgrau. — Im Stallauer
Graben (südliches Anstehen) schalten sich ihm bis '/« m mächtige Bänke eines harten, beim Anschlagen
bläulichen Kalkes ein, dessen Klüfte mit Ocker überzogen sind. — Obwohl sich diesem Mergel bereits
Sande einmischen, ist er immerhin noch als Schlammfacies aufzufassen und wie der Pattenauer Mergel dem
Grünsandstein, einer Sandfacies, gegenüber zu stellen. Von dem typischen Pattenauer Mergel unter-
scheidet er sich ausser in der stets dunkleren Färbung durch seine glimmerreiche, sandige Beschaffenheit.
Verbreitung. Diese Schichten sind in unserem Gebiete (im Gegensatz zum Siegsdorfer) nur an
wenigen Stellen aufgeschlossen, recht gut an zwei Punkten auf der Ostseite des Stallauer Grabens (Profil A,
4 und 8), wo sie in ihrem südlichen Anstehen sehr versteinerungsreich sind, ebenso im Schellenbachgraben
(Profil C, 10). Kleine Aufschlüsse des Mergels waren ausserdem nur am Stallauer Eck (Profil BI, 9) und
in einem Graben südlich von Unterenzenau nachweisbar.
Faunistische Charakteristik und Altersbestimmung. Der bisher als versteinerungsleer gel-
tende Mergel lieferte im Stallauer und Schellenbach-Graben folgende Fossilien:
Haplophragmium grande Reuss Sp. Nucula lueida Jos. BöHm.
Trochoceyathus carbonarius Russ. Leda discors v. GUMBEL Sp.
" mamillatus v. GÜMBEL. „ semipolita Jon. BÖHM,
Amussium inversum NILSSON SP. »„ eussi v. GÜMBEL Sp.
! Reorenwacmer: Die Cephalopoden der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen. Abhandlungen d. k. k. geolog.
Reichsanstalt. Bd. V. 1873. (Vergl. den palaeontolog. Teil dieser Arbeit.)
? Der aschgraue Mergel im Stallauer Graben enthält:
Kieselsäure sw se ee he ee 64107, 978
:NOnerdeee ne en ee, kelsenkneneh er ea nahen LLLOS,
‚Kalkerde ner yo ze Te a en an ar 0:80r,,
Bittererd ee NN SAG
Kalk-Garbonata ea Re en 219,2
Bittererde-Garhonatä en ee ne ON,
\WVasserzundOrganischeser men. = a women 001.488 1.888,
Palaeontographica. Bd. XLVIII. 3
ee Ei
Leda cfr. Siegsdorfensis ‚Tor. BÖHM. Solarium granulatum ZEx. Sp.
Arca Leopoliensis ALTH. Aporrhais rapax Jon. BöHn.
Oueullaea Chiemiensis v. GÜMBEL SP. Helicaulax falcata Jon. BöHm.
Limopsis calva Sow. Sp. Baculites vertebralis Lam.
Astarte subsimilis Jon. BÖHM. Scaphites constrictus SOW. SP.
Dentalium sp. Macropoma Mantelli Ac.‘
Diese Versteinerungen sind ausschliesslich Arten aus den Gerhardtsreuter Schichten von Siegs-
dorf?, darunter die Leitformen Scaphites constrietus Sow. sp. und Amnussium inversum Nıuss. Sp., So dass unser
aschgrauer Mergel unbedenklich den Gerhardtsreuter Schichten gleich zu stellen ist, wenn sich auch seine
Fauna in Bezug auf Artenreichthum und Schönheit der Erhaltung nicht mit der Siegsdorfer messen kann. Die
Schalen sind nämlich meist zersetzt oder zerdrückt und nur ausnahmsweise gut erhalten; zudem zerbrechen
sie leicht, wenn man sie dem Gestein entnimmt. Dies gilt übrigens auch in mancher Beziehung von den
Fossilien der Siegsdorfer Vorkommen dieses Horizonts.
Der Gerhardtsreuter Mergel von Stallau stimmt mit dem Siegsdorfer in der feinsandigen, feinglim-
merigen Beschaffenheit überein, besonders im Schellenbachgraben, wo er ausserdem in manchen Lagen berg-
feucht schneidbar ist und durch den reicheren 'Thongehalt vollständig den typischen Habitus der Gerhardts-
reuter Mergelthone zeigt; im Stallauer Graben ist er dagegen thonärmer und kalkreicher.
Bezüglich des Fossilienmaterials ist zwischen dem Pattenauer und Gerhardtsreuter Mergel unseres
(Gebietes so viel wie keine Uebereinstimmung. In dem letzteren fehlt die Belemnitella mucronata; der im
Pattenauer Mergel so häufige Inoceramus Cripsi ist ganz verschwunden. Ueberhaupt fanden sich bis jetzt
von den Pattenauer Versteinerungen bis auf das nur vereinzelt auftretende Haplophragmium grande, sowie
Maeropoma Mantelli, noch keine in unserem Gerhardtsreuter Mergel. Als sehr häufig vorkommend sind zu
nennen: Scaphites constrietus, Amussium inversum und namentlich Solarium granulatum.
Unter den 43 von Bösm°® aus seinem Gebiet aufgeführten Pattenauer Species sind 25 in seinen
Gerhardtsreuter Schichten; aber es fehlen in diesen mehrere wichtige Pattenauer Fossilien, so vor allem
Belemnitella mucronata.
Jom. Börm* betrachtet die Gerhardtsreuter und Pattenauer Mergel bei Siegsdorf als eine Zone des
Maestrichtien, die er die Zone des Pachydiscus Neubergicus und der Limea nux nennt. Diese gliedert
er in zwei „gleichwerthige und synchrone“ Unterzonen: in die Unterzone des Micraster Schlüteri Jom. Bönm
(nicht efr. glyphus) und dev Thecidea Rothpletzi Jom. Bönm = Pattenauer Mergel, und in die Unterzone
des Scaphites constrietus und Amussium inversum — Gerhardtsreuter Mergel. Bönm?° betrachtet die beiden
Mergel nur als faciell, nicht als zeitlich verschieden; anders Rzıs‘, welcher die Pattenauer Mergel für tiefer
liegend ansieht als die Gerhardtsreuter, wenn auch beide nur geringe faunistische Unterschiede aufweisen.
! Im Schellenbachgraben führen einzelne Mergellagen zahlreiche verkohlte Pflanzenreste.
2 Mit Ausnahme von Baculites vertebralis, den der aschgraue Mergel mit dem Grünsandstein unseres Gebietes ge-
meinsam hat.
3 Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. p. 7.
* Ebenda. p. 29.
° Ebenda. p. 8.
° Erläuterungen zu der geolog. Karte der Vorderalpenzone. p. 12 u. s. f.
—e NK).
Reıs begründet dies damit, dass er in seinem Gebiete an mehreren Stellen eine Folge der Pattenauer und
Gerhardtsreuter Schichten fand, die man als eine Ueberlagerung auffassen kann.
Die klaren Lagerungsverhältnisse in meinem Gebiete bestätigen diese Ansicht: so auf der Ostseite
des Stallauer Grabens (Profil A, 3 und 4), wo der dem nördlichen Grünsandstein folgende Pattenauer Mergel
normal vom Gerhardtsreuter überlagert ist, dann im Bett des Schellenbachgrabens (Profil C, 9 und 10);
hier liegt auf dem Pattenauer Mergel des 2. Grünsandsteins der Gerhardtsreuter. Namentlich dieser Punkt
stellt es sicher, dass die Gerhardtsreuter Schichten jünger sind als die Pattenauer,
IV. Oberste cretacische Schichten = Hachauer Sandsteine.!
Das Profil des Vorder-Rissgrabens? beginnt:
1. mit sehr thonreichen, massigen, bergfeucht schwarzgrauen Sandschichten®. Darin finden sich
Brocken oder Linsen eines harten, grossglimmerigen, glaukonitarmen Sandsteins mit groben Quarzkörnern
und Kohlenbestandtheilen. Die Hauptmasse besteht aus Austernbruchstücken, so dass diese Linsen eine
echte Muschelbreccie darstellen. Von den Austern waren nur Ostrea acutirostris Nınsson und Gryphaea
vesicularis Lam. bestimmbar.
2. Weiter oben stehen kalkarme und kalkreiche, zum Theil grobkörnige Sandsteine an, die mit
zahlreichen grossen, weissen Glimmerblättchen und kohligen Pflanzenresten erfüllt sind, stellenweise auch
Glaukonit führen und vereinzelt dicke, stengelartige Concretionen enthalten. Darauf folgt nach einer Schutt-
bedeckung, unter der wohl die Grenze zwischen Kreide und Eocaen zu vermuthen ist, Untereocaen.
In diesen Sandsteinen fanden sich zahlreiche Exemplare von Gryphaea vesicularis in der kleinen
Abart, wie sie die Gosau aufweist‘, dann Zxogyra Matheroniana D’ORB, var, auricularis Lam, Gryphaea
sublaciniata Reıs sp., Vola quinquecostata Sow. sp., sowie einzelne Haifischzähne. Die Schalen sind zwar meist
ausgelaugt und nur die Abdrücke, aber diese recht gut erhalten.
Im Schellenbachgraben (vergl. Profil C, 11) folgen auf die Gerhardtsreuter Mergel grossglimmerige,
feinsandige, thonärmere Schichten mit vielen feinkörnigen, verkieselten, bezw. verkalkten, unregelmässigen
Linsen, die sich nach oben zu 1—5 dm mächtigen, härteren Bänken schliessen; an einzelnen Stellen zeigen
letztere dunkle Flecken (Algenflecken?). In der untersten Region sind isolirte Brocken oder Linsen eines
Sandsteins bemerkbar, welcher die Eigenschaften von 1 und 2 im Vorder-Rissgraben in sich vereinigt.
Die Schichten unter 1 und 2 im Vorder-Rissgraben sind als das oberste Kreideglied unseres Gebietes
{ Durch ein bedauerliches Versehen blieb in meiner Arbeit: Die Kreide- und Eocaenbildungen am Stallauer Eck etc.
unerwähnt, dass Herrn Dr. O.M. Reıs, Assistent am Kel. Oberbergamt zu München, das Verdienst gebührt, die von ihm in der
Siegsdorfer Gegend entdeckten „Hachauer Schichten“ (vergl. Rrıs: Die Fauna der Hachauer Schichten. I. Gastrop. p. 68) auch
in meinem Gebiet erkannt zu haben. Er hatte mich bei der Deutung und Gliederung der Eocaenschichten am Enzenauer
Kopf, sowie bei der Bestimmung der Eocaenfossilien in bereitwilligster Weise unterstützt.
? v. Gümser’s Oberenzenauer Graben südöstlich von Oberenzenau (Geognost. Beschreibung des bayer. Alpengeb.
p. 633 mit Profilzeichnung, Taf. XXXVII, 274),
° Vergl. die Profilbeschreibung und -zeichnung in: Die Kreide- und Eocaenbildungen etc. p. 62 u. s. f.
* v. Zirret: Die Bivalven der Gosaugebilde in den nördöstlichen Alpen. I. Theil, 2. Hälfte. p. 47.
EN ee
zu betrachten und mit den Hachauer Schichten bei Siegsdorf zu identificiren!. Etwas weniger sicher ver-
hält es sich mit der Schicht? im Schellenbachgraben; denn hier fehlen uns leider die obengenannten Ver-
steinerungen.
Profilbeschreibung.
Profil A.’ Stallauer Graben.
Dieser trennt den Blomberg vom Stallauer Eck (vergl. die Topographie).
Cementbruch
MIN
Grünsandstein. Grünsand- Pattenauer Gerhardtsreuter Schutt- Flysch.
Uebergangsschicht. Mergel. .Mergel. bedeckung.
Maassstab 1 : 2500.
a) Ostseite des Grabens.
Am Blomberg erscheint als Felskopf
1. Grünsandstein, der gegen Osten sehr bald unter dem Gehängeschutt verschwindet; daran schliessen
sich südlich
2. die Uebergangsschichten (vergl. die lithologische Charakteristik p. 6); darauf folgt in einem
östlich aufwärts ziehenden Gräbchen
3. Pattenauer Mergel; normal darüber treten oben am Grabenrand
* Reıs: Erläuterungen zu der geologischen Karte der Vorderalpenzone. p. 6 u. s. f.
° Vielleicht gehört ein Theil dieser Schicht zum Untereocaen, das durch eine Stollenanlage neuerdings am Blomberg
blossgelegt wurde, worüber A. Roruererz a. a. O. berichten wird.
® Das Profil ist längsschief durch den Graben gelegt, so dass links der Cementbruch der Westseite sichtbar ist. Es
theilt sich in der südlichen Hälfte des Stallauer Bachs und sind beide Theile perspektivisch über einander gezeichnet.
Bemerkung zu sämmtlichen Profilzeichnungen. Die Profile sind in dreifachem Maassstab der Katasterblätter ge-
zeichnet und um !/, verkleinert; der Maassstab (1: 2500) ist natürlich der der reducirten Grösse. Die Felsköpfe des Grün-
sandsteins und des Enzenauer Marmors (Eocaen) sind etwas überhöht.
a
4. die Gerhardtsreuter Mergel heraus, die sich schon durch ihre viel dunklere Färbung bemerkbar
machen. Die Schichten dieser beiden Mergel scheinen saiger zu stehen; sie haben bis jetzt sehr wenig
Versteinerungen geliefert. Hier finden fortwährend kleine Rutschungen statt, was den Einblick in die
Schichtenverhältnisse wesentlich erschwert; dann abermals
5. Uebergangsschichten zum
6. zweiten Grünsandstein, der am Grabenhang sehr schwach ausgebildet ist. Ein Anstehen im Bach-
bett, zu dem wir jetzt übergehen, gehört ohne Zweifel dem gleichen Complexe an. Diesem folgen daselbst
7. Uebergangsschichten, auf die normal die Pattenauer Mergel kommen sollten; statt dessen steht
etwas weiter oben im Bach nochmals Grünsandstein an, der aber ungefähr nordsüdlich streicht und östlich
einfällt. Er ist in Contact mit Gerhardtsreuter Schichten, die von Osten her in seine Fugen eingeklemmt
sind; zwischen beiden verläuft eine Verwerfung, infolge welcher Uebergangsschichten und Pattenauer Mergel
fehlen. Ferner sind am Grabenhang
8. die eben erwähnten Gerhardtsreuter Schichten sehr gut aufgeschlossen, sehr sandige, glimmer-
reiche Mergel mit einer Einlagerung von harten Kalkbänken. Streichen N 60 O, Einfallen 65° S. In diesen
Mergeln konnte ich eine ganze Anzahl typischer Gerhardtsreuter Fossilien sammeln (Scaphites, Solarium ete).
Auf einer grösseren Strecke bedeckt nun tiefer Schutt das anstehende Gestein, bis weiter oben
hinter einem Bachsteg i
9. der Flysch als Abschluss unseres Profils erscheint.
b) Westseite des Grabens.
Hier beginnt das Profil
. 1. mit dem Pattenauer Mergel, dem Grünsandstein unter 1 auf der Ostseite des Grabens gegenüber.
Ein darin angelester, im Betrieb befindlicher Cementbruch lieferte neben zahlreichen Foraminiferen (Haplo-
phragmium) und Belemnitellen sehr gut erhaltene Exemplare von Inoceramen, Nautiliden und Ammoniten.
Die Schichten streichen N 60 O und fallen mit 70° nach Süden ein. Nun folgen
2. die Uebergangsschichten zum
3. Grünsandstein, der nur wenig aufgeschlossen ist und dem Grünsandstein unter 1 der Ostseite
entspricht. In einem westlichen Seitengraben kommt in südlicher Folge
4. Pattenauer Mergel zum Vorschein (vergl. 5 des Profils auf der Ostseite); daran reiht sich (die
zu erwartenden Uebergangsschichten sind verdeckt)
5. abermals Grünsandstein mit einem alten Steinbruch. Die weitere Schichtenfolge nach Süden ist
durch tiefen Schutt verhüllt.
Profil BI.' am Stallauer Eck.
Westlich von jener auf p. 8 erwähnten grossen, schon von der Strasse (zwischen den Kilometer-
steinen 6,5 und 7,0) aus sichtbaren Abrutschstelle im Pattenauer Mergel ziehen mehrere wenig tiefe Gräben
vom Stallauer Eck herab, die meist mit spärlichem Wasserlauf die Strasse Tölz—Benedicktbeuern kreuzen.
! Das Profil ist am Stallauer Eck nach O. abgeknickt, und beide ostwestlich von einander liegende Theile sind ge-
trennt perspektivisch über einander gelegt.
ES
IM
Grünsandstein. Grünsand- Pattenauer Gerhardtsreuter Schutt-
Uebergangsschicht. Mergel. Mergel. bedeckung.
In einem der Gräben treten ziemlich weit unten
1. Pattenauer Mergel auf; dann kommt in südlicher Folge (die Uebergangsschicht ist verdeckt,
siehe Profil C, 2)
2. Grünsandstein, mächtig entwickelt, schon durch die sehr steile Böschung des Gehänges angedeutet;
dieser gehört dem nördlichen (l.) Längszug des Grünsandsteins an, den weiter westlich mehrere Stein-
brüche aufschliessen. (Vergl. Verbreitung des Grünsandsteins). Darnach
3. abermals Pattenauer Mergel (Uebergangsschicht im überwachsenen Terrain nicht festzustellen),
sehr mächtig. Im Graben mit bedeutendstem Mergelaufschluss zeigen sich unten hellere, gelblichgraue, etwas
kalkigere Lagen, weiter oben dunklere, blaugraue, thonreichere Mergel mit Belemnitellen, Inoceramen und
Ammoniten. Dieser Mergelzug entspricht in deutlich verfolgbarem Weiterstreichen nach Osten dem Mergel
unter 1, der im Cementbruch auf der Westseite des Stallauer Grabens (Profil A). aufgeschlossen ist; hierauf
nach Schuttbedeckung wieder
4. Grünsandstein an steilem Gehänge, dem mittleren (II.) Längszug angehörig (im Stallauer
Graben, Profil A, Westseite, mit dem unter 3, im Schellenbach, Profil C, mit 7 identisch); darin zahlreiche
Steinbrüche zwischen Stallauer und Schellenbach-Graben. Dann sehr deutlich
5. die glaukonitischen Uebergangsschichten mit Belemnitellen und Phosphoritknollen zum
6. Pattenauer Mergel, wenig mächtig; in diesem Mergelzug ist östlich die oben erwähnte grosse
Abrutschstelle, wo sich die meisten Ammoniten (Pachydiscus, Hoplites) fanden. Darüber endlich am Rande
einer breiten, sanft nach Süden emporsteigenden, theilweise abgeholzten Terrasse
7. der südliche (III) Grünsandzug (Profil A, Westseite, 5 im Stallauer Graben), mit dünner
Bank von Gryphaea vesieularis; er kommt nur wenige Meter mächtig unter der Bedeckung hervor, ist aber
oe
weiter westlich in einem grossen Steinbruch (Profil B II, 7) wieder sehr mächtig aufgeschlossen. Darauf
nochmals
8. Pattenauer Mergel.
Nun ist. das Profil weiter nach Osten gerückt und unmittelbar über der grossen Abrutschstelle,
welche zweifellos 6 dieses Profils entspricht, nach oben fortgesetzt. Die eben erwähnte Terrasse ist hier
stellenweise sumpfig, 7 und 8 lokal verdeckt. Zunächst zeigt ein kleiner Aufschluss
9. glimmerreiche, dunkle Mergel, wohl Gerhardtsreuter Schichten, ohne Versteinerungen; dann ragt
nach Schuttbedeckung als eine kleine Kuppe
10. Eocaen (Enzenauer Marmor) heraus; südöstlich davon folgt endlich
11. Flyschsandstein mit sehr grossen, dunklen Flecken, vielem Glimmer und kleinen kohligen Partieen
(Holzreste); sein Anstehen scheint jedoch nicht ganz sicher.
Profil BII. am Stallauer Eck.
550
Grünsandstein. Grünsand- Pattenauer Schutt-
Uebergangsschicht. Mergel. bedeckung.
Der im vorigen Profil erwähnte nördliche (l.) Grünsandzug lässt sich in westlicher Richtung fast
ununterbrochen bis zum Schellenbachgraben verfolgen. Man stösst jenseits eines etwas tieferen Grabens,
der sein Wasser von dem sogen. „Rohrbrunnen“ erhält, in diesem Zug auf einen grossen, dichtbewaldeten,
alten Steinbruch, von dem aus das Profil der südlich anschliessenden Complexe deutlich erkennbar ist.
Wir haben
1. Grünsandstein; auf diesen folgt einen grossen Hang hinauf
2. Pattenauer Mergel (Inoceramen, Belemnitellen) mit Abrutsch (vergl. Verbreitung dieser Mergel
p. 16), der von einem angeblichen Cementbruch aus stattfand; hierauf
3. sehr deutlich entwickelte Uebergangsschichten, ebenfalls mit Belemmnitella, denen
4. ein II. Zug von Grünsandstein (der mittlere Zug, Profil BI, 4) sich anschliesst'. Nun kommt
5. eine breite Terrainmulde; trotzdem hier frische Gesteinsproben fehlen, glauben wir dennoch nicht
zu irren, wenn wir das mergelige Verwitterungs- und Zersetzungsprodukt dieser Mulde auf Pattenauer Mergel
zurückführen. Dies würde auch der Schichtfolge im Profil BI, 6 vollständig entsprechen; es wird durch
die weitere Schichtreihe bestätigt. Steigt man nämlich den auf die Terrainmulde folgenden Steilhang hinauf,
an dessen hohem Grat man schon von unten den Grünsandstein erkennt, so trifft man zunächst
6. auf typische Uebergangsschichten mit Kalkknollen und einzelnen Gryphaeen. Darauf
7. der III. Grünsandzug, welcher durch einen sehr grossen, alten Steinbruch besonders gut aufge-
schlossen ist. Nahe der Grenze gegen die eben genannten Uebergangsschichten ist eine 50—60 em mächtige
Fossilienbank zu erwähnen, die ausser massenhaften Gryphaeen nicht selten Turritellen und vereinzelt Bacu-
liten, sowie Ostrea semiplana var. armata enthält (siehe Verbreitung der Grünsandsteinschichten, Fussnote 2,
p. 8). Streichen N 700, Einfallen 50° S. x
Während die Uebergangsschichten nicht zum Vorschein kommen, zeigen sich hinter der Grünsand-
kuppe (7) in einer kleinen muldenartigen Vertiefung nochmals
8. Pattenauer Mergel in schönem Aufschluss. Der weitere Verlauf des Profils nach Süden ist durch
tiefen Schutt verhüllt.
Profil ©. Schellenbachgraben’
(v. Gumsen’s® „Heilbronner Graben“) zwischen dem Stallauer Eck und Enzenauer .Kopf.
m. Eid IT 5
Grünsandstein. Gründsand- Pattenauer Gerhardtsreuter Oberste Flysch. Schuttbedeckung.
Uebergangsschicht. Mergel. Mergel. Kreideschichten.
! Hier besonders schr dichte Waldbedeckung.
? Ich gebrauche diesen und andere Namen, wie ich sie von den Bewohnern der Gegend erfuhr und auch zum Theil
auf den Katasterblättern des Gebietes fand.
3 Geogn. Beschreibung des bay. Alpengeb. p. 550, 633 u. 634.
Den besten Einblick in den Graben bietet der Westhang und das Bachbett „in Schritt für Schritt
zu verfolgenden Schichtenentblössungen“'. Eingeleitet wird das Profil
1. durch einen kleinen Aufschluss? von Pattenauer Mergeln, die unmittelbar am Bachbett nur wenig,
10 m höher recht gut aufgeschlossen sind (vergl. Profil BI, 1). Die obere Grenze ist durch eine schwache
Zone von reichlichen Kalkspathgängen deutlich gekennzeichnet. Darauf
2. Uebergangsschichten, durch eine Region mit Gryphaea vesicularis nach oben abgeschlossen; das
Ganze 6—8S m mächtig. Streichen ostwestlich, Einfallen 70° N (?). In einer mächtigen Kuppe erhebt sich nun
3. der Grünsandstein (vergl. Profil BI, 2), sehr zerklüftet, mit ostwestlichem Streichen. Das zuerst
schwach erkennbare südliche Einfallen wird in der oberen Region deutlich in einem Steinbruch, wo eine
Fossilienbank mit Gryphaea vesicularis und Bivalvensteinkernen (Cxcullaea cfr. subglabra) die Lagerung
anzeigt. Der ganze Complex ist 50—60 m mächtig; bei dem südlichen Einfallen dürfte die redueirte
Mächtigkeit dieses Aufschlusses 40 m nicht überschreiten. Daran schliessen sich
4. Uebergangsschichten und zwar zuunterst etwas glimmerhaltige, sehr glaukonitische, dann weniger
glaukonitreiche Mergel, zusammen etwa 2 m, hierauf eine Zone mit eisenschüssigen Kalkknöllchen, ca. 3 m;
endlich glaukonitische Mergel mit massenhaften Phosphoritknollen, 1m. Von unten nach oben wird die
Schichtung dünnbankiger. Jetzt folgt mit plötzlich starker Abnahme des Glaukonitgehaltes und häufigem
Auftreten von Inoceramen-Bruchstücken
5. Pattenauer Mergel mit Haplophragmium und Belemnitella, der allmählich ganz glaukonitarm und
zuletzt glaukonitleer wird. Streichen westöstlich, Einfallen zuerst 45°, später 70° südlich; 30—35 m mächtig.
Dann kommen abermals
6. Uebergangsschichten, ca. 1,5 m; hierauf
7. der zweite Grünsandstein, der wie der erste eine mächtige Kuppe® bildet. An ihrem Fuss ist,
den Schichten von 6 genähert, ein schwaches Gryphaeenlager zu bemerken, das sich nach der oberen
Grenze zu wiederholt; auch hier Bivalvensteinkerne. Dazwischen ist eine versteinerungslose Zone festen
Grünsandsteins. Dieser Complex wird nach oben geschlossen
8. durch eine von dem Grünsandstein kaum getrennte Fossilienresion, deren unterste Individuen
noch dem Grünsandstein eingebettet sind. Diese Region, im Gesteinscharakter an die Schichten von 2, 4
und 6 dieses Profils erinnernd, hat 3 auskeilende Fossilienlager, die indessen durch kleine Partieen typischen
Grünsandsteins getrennt werden. Hier ist das Hauptlager der Gryphaea vesicularis und zahlreicher Bi-
valvensteinkerne. In den weicheren Partieen wurden auch BD. mueronata und I. Oripsi gefunden. Wie
unter 4 eine oberste Zone glaukonitischer Mergel mit Phosphoritknollen von den darunter liegenden Schichten
der Uebergangsregion getrennt ist, so zeigt sich auch hier eine obere mergelige Stufe, in der BD. mueronata
besonders häufig ist. 7 und 8 bilden ca. 35 m mächtige Schichten, die senkrecht stehen. Scharf hievon
getrennt folgen.
! y. Günusen ]l. c. p. 550.
® Dieser Aufschluss war im Frühling 1896 durch einen Abrutsch des Diluvialschuttes sichtbar. Häufig vorkommende
Bergrutsche an den Gehängen, sowie Verbauungen im Bachbett durch Holzsperren verändern mitunter ganz wesentlich das Bild
unserer Profile.
> An dieser ‚Stelle, im Volksmund das „Rabenloch“ senannt und auch auf dem Katasterblatt so bezeichnet, ist ein
kleiner Wasserfall mit Erosionserscheinungen.
Palaeontographica. Bd. XLVII. 4
er ae
9. die Pattenauer Mergel mit häufigen Inoceramen-Bruchstücken, etwa 15 m mächtig. Zahlreiche
Kalkspathadern kennzeichnen die Grenze (unmittelbar vor einer Holzsperre) zwischen ihnen und den weiteren
Schichten; diese sind
10. die Gerhardtsreuter Mergel (vergl. die litholog. und faunist. Charakteristik p. 17) mit Amussium
inversum, Baculites, Scaphites, Trochocyathus, Solarium und Pflanzenresten. Hierauf ohne sichere Grenze
11, die obersten Kreideschichten (s. Capitel IV. Hachauer Sandsteine). Die Schichten 10 und 11
sind ca. 30 m mächtig, streichen westöstlich und stehen fast senkrecht.
In der halben Höhe des südwestlichen Gehänges ist die Grenze zwischen den letztgenannten Kreide-
und den nun folgenden Eocaenschichten recht gut zu beobachten. Hier ist eine starke Längsverwerfung;
denn es fehlen die im Vorder-Rissgraben zum Vorschein kommenden Schichten des unteren Eocaen und die
des mittleren zum grossen Teil. Gegen die Verwerfungsspalte zeigen die Schichten von 11 eine unregel-
mässig diekblätterige, schlierige Struktur (infolge der Rutschflächen) und Eisenschnüre; sie stossen un-
mittelbar an die
12. Eocaenbildungen ‘ an, die jenseits der erwähnten Verwerfungslinie beginnen. Den Abschluss
des Profils macht
13. der Flysch, ausgebildet als dünnbankiger Sandstein, der viel weissen Glimmer, Quarzsand und
Kohlentheilchen enthält (Streichen N 50 O, Einfallen 75° S).
! Die Kreide- und Eocaenbildungen am Stallauer Eck. p. 61 u. s. £.
II.
Palaeontologischer Theil.
Foraminifera'.
Gattung: Haplophragmium Revss.
Haplophragmium grande Revuss sp.
1899. J. G. Esser: Foraminiferen und Ostrakoden etc. p. 144 und 198. T. III, F. 14—16.
Vorkommen’: Häufig im Pattenauer Mergel, selten in den Gerhardtsreuter Schichten.
Esser führt aus dem Pattenauer Mergel vom Stallauer Eck ausser dieser Species noch H. inflatum
Reuss (p. 143) und H. irregulare Römer (vergl. die tabellarische Uebersicht ]. c. p. 198) an. Eseer’s
Specialuntersuchungen ergaben 34 Foraminiferen-Arten im Pattenauer Mergel am Stallauer Eck (]. ce. p. 201).
Fundort: Stallauer und Schellenbach-Graben, Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Diese sind für die Kreidemergel der oberbayerischen Alpen bei E6GER
aus der eben erwähnten tabellar. Uebersicht p. 198 zu ersehen. Nach Günmgen? tritt H. grande ungemein
häufig in den mergeligen Zwischenlagen des obercretacischen Grünsandsteins am Burgbühl bei Oberstdorf
auf, den v. Zırreß* nach den organischen Einschlüssen der obersten Kreide zutheilte; nach Reuss? ist es
nicht selten in den Gosaumergeln von Grünbach an der Wand bei Wiener-Neustadt.
Spongiae.
eG attung: Ventriculites ManteErr.
Ventriculites striatus T. Sure.
1848. Ventriculites striatus T. Smita, teste Zırret, Studien über fossile Spongien, Abhandl. bayr. Akad. der
Wissensch. 1877. p. 50.
Ein verkiestes und in Brauneisenstein umgewandeltes Bruchstück wurde hieher gestellt.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
! Die Anordnung der Genera erfolgt nach v. Zırrer: Grundzüge der Palaeontologie. 1895. — Das gesammte be-
schriebene und abgebildete Material befindet sich im Münchner Staats-Museum = M. St.-M. in folgenden Ausführungen abgekürzt.
® In der Beschreibung der Arten bezieht sich Vorkommen und Fundort auf das von mir untersuchte Gebiet. Bei
den für die Stratigraphie mehr oder minder wichtigen Arten sind ausserdem unter „Sonstige Vorkommnisse“ Horizonte und
Fundpunkte aus andern alpinen Gebieten erwähnt; bei den meisten Fossilien aus dem Grünsandstein wurde auch das Auf-
treten in ausseralpinen Ablagerungen berücksichtigt.
> Nachträge zu der geogn. Beschreibung d. bayer. Alpengeb. Geogn. Jahresh. 1888. p. 167.
* Palaeontolog. Notizen über Lias-, Jura- und Kreideschichten. Jahrb. d.k.k. geolog. Reichsanstalt. Bd. 18. p. 610.
— Vergl. auch Reıs: Erläuterungen zu der geolog. Karte der Vorderalpenzone zwischen Bergen und Siegsdorf. p. 8 u. 18.
5 Beiträge zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen. p. 69.
Anthozoa.
Gattung: Trochocyathus M. Epwarps et Haıme.
Trochocyathus carbonarius Rruss.
1891. Jon. Bönu: Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. Palaeontogr. Bd. 38. p. 103. T. 4, F. 20, a.
Obwohl das vorliegende Material nur mangelhaft erhalten ist, ergab der Vergleich mit den Siegs-
dorfer Originalen Bönm’s die vollständige Uebereinstimmung.
Vorkommen: In den Gerhardtsreuter Schichten nicht selten.
Fundort: Stallauer und Schellenbach-Graben.
Sonstige Vorkommnisse: In den Gosaumergeln nach Reuss', im Gerhardtsreuter Graben und
Pattenauer Stollen nach Jor. BöHm.
N
Trochocyathus mamillatus v. GÜNBEL.
1861. v. Günsen: Geogn. Beschreibung d. bay. Alpengeb. p. 569.
1891. Jom. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. p. 102. T. 4, F. 19, a, b.
Ueber die Zugehörigkeit der vorliegenden Formen zu dieser Art besteht kein Zweifel; im übrigen
sei auf die Beschreibung bei den in der Synonymie genannten Autoren hingewiesen.
Vorkommen: Vereinzelt in den Gerhardtsreuter Schichten.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Echinodermata.
Gattung: Echinocorys Breyn.
Echinocorys vulgaris Breyn.
1882. Wright: Monograph on the fossil Echinodermata from the cret. form. Palaeontogr. Soc.
Es liegt eine Jugendform dieser Art vor, an welcher die Schale zum Theil erhalten ist; ausserdem
fanden sich noch einige Tafeln eines grösseren Individuums.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Nach Bönn (l. c. p. 98) findet sich E. vulgaris var, ovata im Ger-
hardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen, Nierenthalmergel des nördlichen Fürbergabhangs; E. vulgaris var.
gibba im Nierenthalmergel an der Disselbachmündung und im zweiten Seitenast des Habachs; nach v. Zırren?
im Grünsandstein am Burgbühl bei Oberstdorf, nach v. Gumsen in den Seewermergelschiefern der Algäuer
Alpen®, sowie im Schossbach- und Nierenthalgraben‘.
' Beiträge zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen. p. 80.
® Palaeontolog. Notizen über Lias-, Jura- und Kreideschichten. p. 610.
> Nachträge etc. Geogn. Jahreshefte. 1888. p. 164.
Geologie von Bayern. p. 243.
ee
Gattung: Micraster Aa.
Micraster sp.
Ein kleiner, verdrückter Seeigel liess sich nur der Gattung nach bestimmen.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Vermes.
Gattung: Serpula Lisn#.
Serpula antiquata Sowerpy.
1829. SowergyY: The Mineral Conchology of great Britain. p. 202. T. 598, F. 4.
Das nur wenig gebogene, kleine Bruchstück stimmt mit der von Sowergy gegebenen Beschreibung
und Abbildung dieser Art im wesentlichen überein. Wie diese, zeigt es in unregelmässigen Abständen
schwache, bandartige Querwülste oder Ringe. Mundöffnung nicht erhalten.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Serpula cfr. ampullacea Sowerpgy.
1872—75. Gemımz: Das Elbthalgebirge in Sachsen. Palaeontogr. Bd. 20. I. Theil. p. 284. T. 63, F. 10—12. II. Theil.
737.0862°9;
Ein aus mehreren unregelmässig gewundenen Umgängen bestehender Steinkern zeigt länglich runden
Querschnitt; die Mundöffnung fehlt. Die Beschaffenheit des Exemplars gewährt keinen Anhaltspunkt, auf
welcher Unterlage es aufgewachsen war. Ein Abschnitt desselben ist gekörnelt, was „eine Folge ist von
der Durchkreuzung zahlreicher, feiner, oft undeutlicher Längslinien mit mehr oder minder deutlichen An-
wachslinien“!, Aus diesem Grunde wurde das Stück zu S$. ampullacea gestellt.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Brachiopoda.
Gattung: Thecidea Drrr.
Thecidea Rothpletzi Jom. Bön.
1891. Jom. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 93. T. 4, F. 27, a, b.
Die von mir geammelten Exemplare stimmen mit den Originalen dieser Art im M. St.-M. überein.
Vorkommen: Nicht selten im Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck,
Sonstige Vorkommnisse: Pattenauer Stollen, Nordfuss des Fürbergs (Jon. Bönm |. c.).
! Gemirz (l. c.) I. Theil. p. 284.
— 30. —
Gattung: Terebratula Kurın.
Terebratula sp.
Unter den im Grünsandstein sehr häufigen, meist nicht einmal der Gattung nach bestimmbaren
Steinkernen finden sich auch einige von Terebrateln, über deren Artzugehörigkeit sich wegen ihrer schlechten
Erhaltung nichts sagen lässt.
Lamellibranchiata.
Avienlidae Lam.
Gattung: Avicula Krem.
Avicula cfr. pectinoides Reuss.
1845—46. Reuss: Versteinerungen der böhmischen Kreideformation. II. Th. p. 25. T. 32, F. 8, 9.
1887, Freon: Die Versteinerungen der untersenonen Thonlagen zwischen Suderode und Quedlinburg. Zeitschr.
d. Deutsch. geolog. Gesellsch. Bd. 39. p. 156. T. 14, F. 6—7.
1889. Horzarreu: Die Mollusken der Aachener Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 226. T. 25, F. 20.
Höhe 9 mm, Länge des Schlossrandes 13 mm.
Ein Steinkern der rechten Klappe ist von schräg: vierseitiger Gestalt und schwach gewölbt; vor der
Mitte des langen, geraden Schlossrandes liegt der kleine, stumpfe Wirbel. Das vordere Ohr ist kurz, ge-
rundet dreieckig (nicht so ausgezogen wie auf Taf. 14, Fig. 6 bei Frecr 1. c.) und vom gewölbten Theil
abgesetzt, der dagegen allmählich zum grösseren hinteren Ohr übergeht. Auf dem Mitteltheil verläuft
schräg nach hinten vom Wirbel zum Unterrand eine deutliche Kante, die auf den eitirten Abbildungen und
dem zur Verfügung stehenden Vergleichsmaterial nicht zu sehen ist. In der Grösse stimmt unser Stück
nur mit dem bei Horzarreu abgebildeten völlig überein.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Peetinidae Law.
Gattung: Pecten Kıem.
Pecten spathulatus Anour RömEr.
1891. Syneyclonema spathulata Av. Römer sp. in Jom. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 85. T. 3, F. 37, a,b.
1897. Pecten membranaceus Niuss. in HrnxıG: Revision af Lamellibranchiaterna i Nırssons „Petrificata suecana etc.“
P. 87 1.0, ER, 05.628
Höhe 51 mm, Breite 49 mm.
Ich fand ein Schalenbruchstück, sowie den Abdruck einer linken Klappe von ansehnlicher Grösse mit
dürftigen Schalenresten. Ohren gut erhalten; die Schlosskanten stossen in einem Winkel von ca. 115°
zusammen.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Cementbruch im Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen.
Gattung: Amussium Krem.
Amussium inversum Niıtss. Sp.
1891. Jom. Böum: Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. p. 85. T. 3, F. 36, a, b.
1897. Peeten inversus in Hexsie: Rev. af Lamellibranchiaterna i „Nırssoxs Petrif. suecana etc.“ p. 37. T.2, F. 15, 16.
Unsere Exemplare sind 9—10 mm hoch und breit; die Siegsdorfer (Joe. Böhm |. c.) überschreiten
die Höhe von 6 mm nicht, bei einigen kommt die Länge der Höhe gleich, bleibt meist aber um ein geringes
zurück. Nach Hennig (l. ec.) werden die Exemplare von Köpinge 7 mm hoch und breit. Der Erhaltungs-
zustand unserer Stücke ist mangelhaft, die äussere Skulptur durchweg zerstört, so dass nur die Innenschicht
mit den 10—11 starken Radialrippen oder auch nur der gefurchte Steinkern vorhanden ist. Die Furchen
sind entweder ganz oder theilweise durch Rippen ausgefüllt, die sich von der Innenseite der Schale los-
gelöst haben, so wie es GRIEPENKERL! beschreibt.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Schichten, häufig.
Fundort: Schellenbachgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen.
Gattung: Vola Krem.
Vola quadricostata Sow. sp.
Taf, I, Fig. 8s—9.
1864—65. Janira quadricostata Sow. sp. in v. Zırren: Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstl. Alpen. 1. 2.
p- 39. T. 18, F. 4a—h.
Von dieser charakteristischen Senonspecies wurden zwei unvollständige Exemplare im Grünsandstein
gefunden. Ihre Höhe beträgt 47, ihre Länge 38 mm; sie gleichen somit in der Grösse den meisten nord-
deutschen und französischen Formen. Ausserdem liegen drei gewölbte Klappen vor, die in den Stein-
kern eines grossen Nautilus Neubergicus aus dem Pattenauer Mergel eingebettet sind. Diese sind nur 21mm
hoch und 16 mm lang. Ihre Oberfläche zeigt die bekannte Berippung: zwischen den Hauptrippen drei
schwächere Rippen, von welchen die mittlere durchweg stärker entwickelt ist. Auf einem Exemplar wird
die Hauptrippe von einer Nebenrippe begleitet. Aus dem Pattenauer Mergel liegt ferner noch eine recht
gut erhaltene linke Klappe vor, annähernd so gross wie die erwähnten Oberschalen.
Vorkommen: Grünsandstein, Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck, Cementbruch im Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: V. quadricostata kommt an verschiedenen Stellen der Alpen in der
oberen Kreide vor, so vor allem in der Gosau; unsere Exemplare des Pattenauer Mergels stimmen mit
solchen aus der Gosau im M. St.-M. vollkommen überein. FussEr und Kasrxer? führen sie aus den so-
genannten Glanecker, Reıs (l. e. p. 99) aus den Hachauer Schichten von Hachau und Hoergering an.
! Die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter. p. 45 u. 46.
® Naturwissenschaftliche Studien und Beobachtungen aus und über Salzburg. p. 110.
Vola quinquecostata Sow. sp.
1812. Pecten quinquecostatus SowErsY: Min. Conch. p. 122. T. 56, F. 4-8.
Mehrere Steinkerne der gewölbten und flachen Schale dieser Art geben zu weiteren Bemerkungen
keinen Anlass.
Vorkommen: Hachauer Schicht.
Fundort: Vorder-Rissgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Hoergering und Hachau'!.
Limidae »’Orr.
Gattung: Lima Bruc.
Lima canalifera GoLDruss.
Taf, UI Tio 100% 00
1834—40. Goupruss: Petref. Germ. II. Th. p. 89. T. 104, F. 1a—c.
Unter den vorliegenden Exemplaren sind einige mit fast vollständiger Schalenoberfläche erhalten;
alle zeigen den typischen Umriss des GotLoruss’schen Originals im M. St.-M. aus dem mittleren Pläner (Eis-
buckelschichten) von Regensburg. Sämmtliche Exemplare sind höher als lang; doch ist das Verhältniss
zwischen Länge und Höhe ein wechselndes (29:31, 35:44). An einigen ist das vertiefte lanzettförmige
Feld sichtbar, auf dem die feinen Anwachsstreifen deutlich zu sehen sind; dagegen sind bei allen die Ohren
abgebrochen. Die Oberfläche ist mit 20—22 hohen, flachrückigen, kräftigen Längsrippen bedeckt, welche
durch ebenso breite oder auch etwas breitere, am Grunde schwach gerundete Zwischenfurchen getrennt sind.
Vorkommen: Grünsandstein, nur in den tieferen Lagen.
Fundort: Nicht selten in dem ersten Steinbruch östlich vom Schellenbachgraben - (nördlicher
Grünsandzug, p. 8 u. 36).
Sonstige Vorkommnisse: Im senonen Grünsandstein des Leitzachthals?, in den Marterberg-
schichten bei Giglmörgen (Ortenburg)’; G. Münter gibt sie von Ilsede‘, Lunperen aus der Mammillaten-
und Mucronatenkreide Schwedens? an. Ausführlich verbreitet sich Geisırz ® über- das Vorkommen von L.
canalifera in seinem „Elbthalgebirge“, indem er ihre grosse Häufigkeit in den senonen Ablagerungen Nord-
deutschlands und im Quadersandstein des Elbthals betont”.
Gattung: Limea Bronn.
Limea nux v. GÜMBEL Sp.
1861. Lima nux in v. Gümsgeu: Geogn. Beschreibung des bay. Alpengeb. p. 570, 575.
1891. Jon. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. p. 87. T. 3, F. 34, a.
1 Reıs: Die Fauna der Hachauer Schichten II. Lamellibranchiaten. p. 99.
? Die Kreideablagerungen im Leitzachthal etc. p. 384.
3 ©. Gerster: Die Plänerbildungen um Ortenburg bei Passau. p. 49.
* Die Molluskenfauna des Untersenon. p. 29.
5 List of the fossil faunas of Sweden. III. Mesozoic. p. 13.
® Elbthalgebirge ete. Palaeontogr. Bd. 20. II. Th. p. 40.
° Vergl. auch Drescher: Ueber die Kreide-Bildungen der Gegend von Löwenberg. p. 306 u. a. O.
ea
Die Stücke stimmen vollständig mit den Originalen Bönm’s überein, der sie in seiner Arbeit (l. c.
p. 30 u. 88) vom Stallauer Eck erwähnt!.
Vorkommen: Gerhardtsreuter und Pattenauer Schichten, sehr selten.
Fundort: Schellenbach- und Stallauer Graben, Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen.
Pernidae v. ZıTTEL.
Gattung: Inoceramus Sow.
Inoceramus Cripsi MANTELL.
1822. MaAntet: Geology of Sussex. p. 133. T. 27, F. 11.
1834—40. Goupruss: Petref. Germ. II. Th. p. 116. T. 112, F. 43—d.
1863. ScHarnäuru: Lethaea geogn. p. 154. T. 41, F. 4.
1877. Scatürer: Kreidebivalven. Zur Gattung Inoceramus. Palaeontogr. Bd. 24. p. 277.
ScHArHÄuTL hat aus dem „grünlichen Sandstein des Blombergs (?) am Stallauer Eck“ ein Exemplar
dieser im Senon allgemein verbreiteten Species beschrieben und abgebildet, das der Sammlung des Majors
FABer angehörte. Einen Gipsabguss des Stückes besitzt das M. St.-M.; wohin das Original und überhaupt die
erwähnte Sammlung (Strassburg ?) kam, gelang mir nicht zu ermitteln. Vier weitere Steinkerne, darunter zwei
von mir gesammelte, liegen aus dem Grünsandstein vor. I. Cripsi ist darin selten, um so häufiger aber in
den Pattenauer Mergeln, vielfach allerdings nur in Bruchstücken, vereinzelt auch in fast vollständigen Exem-
plaren und zwar in kleinen und mittelgrossen Formen (Länge 15—120 mm, Höhe 15—70 mm). Obwohl
sich bis jetzt neben einigen unvollständigen, beschalten Stücken nur Steinkerne fanden, wie das in den
Alpen meist der Fall zu sein scheint, so lassen die an den Stallauer Exemplaren hervortretenden Merkmale,
wie querovaler Umriss, langer, gerader Schlossrand, schwache Wölbung der Schale, concentrische, halb-
kreisförmige, meist etwas scharfe Rippen, keinen Zweifel über ihre Zugehörigkeit zu I]. Oripsi. Auf den
beschalten Bruchstücken sind ferner die feinen, dichten Anwachsstreifen bemerkbar und auf einem derselben
wellig gebogene Querrunzeln zwischen den Rippen.
Vorkommen: Grünsandstein, Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck, Schellenbach- und Stallauer Graben (besonders im Cementbruch daselbst
sehr schöne Exemplare).
Sonstige Vorkommnisse: Nach Bönm? im Pattenauer Stollen; nach Fuseer und Kasrner® in
den Glanecker Schichten; nach v. Gümsen im Cementmergel von Marienstein, im Schossbach- und Nieren-
thalgraben (Nierenthalschichten)*, sowie in den glaukonitischen Kalken° am sogen. Wachsenstein und Jäger-
haus unfern Dorf Schliersee (Inoceramus afl. Cripsi). Grosse Exemplare dieser Species aus dem Cementbruch
! Verel. p. 3 dieser Arbeit.
Zlecnp2.928
> Naturwissensch. Studien und Beobachtungen etc. p. 111.
* Geologie von Bayern. p. 169, 243,
5 Geologie von Bayern. p. 169. Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung vor. Bei meinen Kreideuntersuchungen
im Schlierseegebiet fand ich in diesen „glaukonitischen Kalken“ (Gault?) niemals Inoceramen, dagegen zahlreiche und z. Th.
recht gute Stücke in den darüberliegenden Seewerschichten (hellrote und graue Kalke und Mergelschiefer) nächst dem
Wachsenstein, z. B. am sogen. Müllerkogel und im Krainsberggraben.
Palaeontographiea. Bd. XLVIII. 5
(Kreidemergel) von Eiberg bei Kufstein besitzt das M. St.-M. — Auch im Flysch der bayrischen Alpen
wurden in neuester Zeit mehrfach Inoceramen entdeckt; im M. St.-M liegt ein Inoceramus aus dem Flysch-
mergel von Litzeldorf bei Brannenburg, der als I. Oripsi Broxe. besimmt ist; ein zweiter aus dem Cement-
mergel von Fischhausen bei Schliersee trägt die Bezeichnung I. Cuvieri Brone.; das letztere Exemplar
stammt aus einem nicht mehr im Betrieb befindlichen Cementbruch' auf der Ostseite des Schliersees. Ge-
legentlich einer Exkursion des Herrn Prof. Dr. Rorkprerz wurde in unserem Untersuchungsgebiet, am
Nordhang des Blombergs, im Flyschmergel der Abdruck emes Inoceramen (I. Cripsi ?) gefunden. — Ueber
sonstige Vorkommnisse im Flysch vergl. C. M. Paur: Der Wienerwald (Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanst.
1898). p. 66, 67, 173.
Inoceramus aff. Cuvieri Sow.
1834—40. Goupruss: Petref. German. II. Th. p. 114. T. 111, F. 1a—cx
„Aus dem zweifelhaften Grünsande am Nordfusse des Blombergs bei Tölz” gibt v. GümBEL” neben
andern Versteinerungen „Inoceramus concentrieus PARK. und Inoceramus (?) euneiformis D’ORE.“ an, dann
aus dem „Inoceramen- oder Sewenmergel am Stallauer Eck bei Tölz Inoceramus cuneiformis und Inocera-
mus Cuvieri Sow.“
Das bereits im M. St.-M. vorhandene, sowie das von mir gesammelte Material enthält ausser dem
oben genannten I. Oripsi keine der von GUMBEL aufgezählten Inoceramenarten. Mehrere Stücke aus dem
Pattenauer Mergel weichen allerdings von I. Oripsi ab und lassen einen Vergleich mit I, Cuvieri Sow. zu,
ohne dass man sie jedoch init dieser Art identificiren kann.
Eines der Bruchstücke, das jedenfalls einem grossen Inoceramen angehört, zeigt breite, wenig erhabene
Runzeln, sowie feine concentrische Linien. Es stimmt durchaus mit der Abbildung eines Inoceramenfrag-
ments in v. Zınren’s Gosaubivalven, Taf. 15, Fig. 7, überein, das dort als I. cfr. Ouvieri Sow. bezeichnet
ist. — An einem zweiten seitlich zusammengedrückten Bruchstück eines ebenfalls grossen Exemplars sind
die eoncentrischen Rippen sehr weit von einander entfernt und in ungleichmässigen Zwischenräumen ange-
ordnet, sowie die Anwachsstreifen ziemlich stark und dichtstehend. — Ein drittes Stück mit theilweise er-
haltenem Schlossrand gleicht vollständig einem Inoceramen aus dem grauen Mergel des Pattenauer Stollens,
von welcher Lokalität zahlreiche Exemplare im M. St.-M. liegen. Dieses wird SroLLey® gemeint haben, wenn
er, nachdem von ihm das bemerkenswerthe Zusammenvorkommen von Actinocamaz quadratus und Inoceramus
Onvieri SOwErBY in der Quadratenkreide von Lägerdorf (Holstein) hervorgehoben, auf Inoceramen „aus der
Mucronatenkreide der bayerischen Alpen“ hinweist, „welche dem 2. Ouwieri Sow. sehr ähnlich sehen und am
Unterrande das charakteristische Wachsthum zeigen“ (l. c. p. 202). Unsere Stücke aus den Pattenauer
Mergeln, sowie die zahlreichen Exemplare aus dem gleichen Mergel des Pattenauer Stollens könnten nach
einem Vergleich mit den norddeutschen Formen der hiesigen Staatssammlung, besonders mit solchen aus
dem Untersenon von Lüneburg, wohl als 2. afl. Cuwieri Sow. bezeichnet werden.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
! v. Gümsen: Nachträge etc. Geogn. Jahreshefte. 1888. p. 172.
* Geogn. Beschreibung d. bayr. Alpengeb. p. 567.
” Kreide Schleswig-Holsteins. p. 202 und: Einige Bemerkungen über die obere Kreide insbes. von Lüneburg etc. p. 4.
Fundort: Stallauer Eck, Cementbruch im Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Pattenauer Stollen.
Spondylidae Gray.
Gattung: Spondylus Lim.
Spondylus n. sp. indet.
Länge 55, Dicke 15 mm, Höhe der Unterschale 33, die der Oberschale 25 mm.
Ein Steinkern von länglicher, unregelmässiger Form liegt vor. Das Auszeichnende und von ähn-
lichen Species (Sp. lineatus GoLpruss) Unterscheidende besteht in der verhältnissmässig grossen dreieckigen
Area und in den geraden, gleichmässigen, äusserst feinen Radialstreifen, die auf den beiden convexen Klappen,
namentlich auf der unteren sichtbar sind. Ausser dem geraden Schlossrand ist der Eindruck von mehreren,
verschieden breiten Anwachsstreifen auf der Unterschale bemerkenswerth.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Spondylus cfr. latus Sow.
1889. Horzarren: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 244. T. 27, F. 11 u. 14 cum syn.
Höhe 40, Breite 37 mm.
Die Unterschale eines Steinkerns ist fast kreisförmig und flach gewölbt, die Oberfläche mit ab-
geflachten, mässig breiten Rippen bedeckt. Die Zwischenräume sind ebenso breit oder weniger breit als
die Rippen. Die Ohren sind nicht erhalten.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Cementbruch im Stallauer Graben.
Spondylus radiatus GoLDF.
In seiner Lethaea geognostica (p. 149) beschreibt Scmarkäurs diese Gorpruss’sche Art und gibt
davon auf Taf. 36, Fig. 12 a, b eine Abbildung. Das Stück stammt „aus dem grünen sandigen Zwischen-
lager der Schleifsteinbrüche am Blomberg“ und gehörte der Faser’schen Sammlung an, über deren Verbleib,
wie schon bemerkt, mir nichts bekannt wurde.
Gattung: Dimyodon MuNtER-CHALMAS.
Dimyodon cfv. Nilssoni v. HaGEnow Sp.
1891. Jom. Börm: Die Kreidebildungen des Fürberes. p. 89. T. IV, F. 7.
Eine länglichrunde Schale von der gewöhnlichen Grösse dieser Art ist mit der ganzen Fläche auf
dem Bruchstück einer .Belemnitella mucronata aufgewachsen. Der Rand ist ziemlich dick; die Innenseite
der sehr dünnen Schale zeigt sich im oberen Theil gegen das Schloss zu, sowie dieses selbst, vollständig
abgerieben. Von den feinen Radialrippen auf der Innenfläche ist nichts zu bemerken; daher kann man das
Stück nur als D. cfr. Nilssoni bestimmen.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Bocksleithen.
Sonstige Vorkommnisse: Pattenauer Stollen.
Ostreidae Lam.
Gattung: Ostrea Lim.
Ostrea Goldfussi HoLzapreı.
Taf. I, Fig. 12.
1889. Horvzarreu: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 249. T. 28, F. 8—18.
Das vorliegende Material besteht zumeist aus Steinkernen und nur aus wenigen beschalten Exem-
plaren. Die Stücke sind durchschnittlich 15—18 mm lang, 5—7 mm breit und mehr oder weniger nach
rückwärts gekrümmt. Die Mehrzahl derselben stimmt mit dem im M. St.-M. befindlichen Material von
Aachen überein.
Vorkommen: Grünsandstein, nur in den tieferen Lagen.
Fundort: Ostrea Goldfussi fand sich in unserem ‚Gebiete bis jetzt nur an zwei Stellen, in einem
Steinbruch (nördlicher [1.] Grünsandzug) östlich vom Schellenbachgraben, gemeinsam mit Zima canalifera, dann
am Stallauer Eck (südlicher [IIL.] Grünsandzug) in einem vereinzelten, sehr verwitterten Block, der erfüllt
war mit den Steinkernen dieser Art. Darunter sind einige Stücke, die in Grösse und Berippung ein wenig
den Jugendformen der Ostrea ungulata vom Lusberg bei Aachen und von Haldem gleichen.
Sonstige Vorkommnisse: Nur ausseralpin, im Grünsand von Aachen.
Ostrea Bronni Jos. MÜLLER.
1851. Jos. Mürver: Monographie der Petrefacten der Aachen. Kreideformation. II. Th. p. 69. T. 6, F. 20.
1889. Horzarren: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 250. T. 28, F. 3a, b u. F. 7.
Eine länglich eiförmige Unterschale dieser Art ist auf der Schale einer Gryphaea vesicularis auf-
gewachsen. Beim Absprengen des Stückes zeigte sich der Querschnitt der für diese Art charakteristischen
Furche, die auf der Aussenseite der Länge nach verläuft. Nur die Innenseite ist gut erhalten, weil das Stück
sehr unvollständig von der Unterlage loszubringen war. Das Schloss ist dreieckig und trägt eine schmale Band-
grube. Unter demselben zeigen sich an beiden Rändern, aber nur in der oberen Hälfte, die von Jos. Mürter
angegebenen zahnähnlichen Rippen; der flügelartige Fortsatz an der unteren Hälfte ist weniger entwickelt,
wie an den zum Vergleich vorliegenden Aachener und Maestrichter Stücken der M. Staatssammlung.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Bisher nur ausseralpin bekannt (siehe p. 13, unter Alter des Grün-
sandsteins).
Ostrea subuncinella Jon. BöHm.
1891. Jom. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. p. 95. T. 4, F. 9, 10.
Eine rechte Klappe gleicht vollständig der von Bönm auf Taf, 4, Fig. 9 abgebildeten.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Nierenthalgraben, Nordabhang des Fürbergs (Nierenthalmergel).
Ostrea curvirostris Nıusson.
1827. 8. Nırsson: Petrificata suecana etc. p. 30. T. 6, F. 5a, b.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck, Schellenbachgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Ostrea acutirostris Nınsson.
1891. Jom. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs etc. p. 92. T. 4, F, 11.
Stimmt mit dem bei Böhm abgebildeten Stück in Bezug auf Grösse und Form überem.
Vorkommen: Pattenauer Mergel, Hachauer Schicht.
Fundort: Schellenbachgraben, Vorder-Rissgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Nierenthal (Nierenthalmergel), Gosau (?). — Ausseralpin: Maestricht
und a. a. O.
Ostrea (Alectryonia) semiplana Sow. var. armata Goupr.
Taf. I, Fig. 3—6.
1834—40. Ostrea armata Gouvruss: Petref. Germ. II. p. 13. T. 76, F. 3.
1369. » semiplana Sow. in Coquann: Monographie du genre Ostrea. p. 74. T. 28, F. 1-15; T. 35,
F. 1-27. 38, F) 10-12.
1889, »„ armata Goupr. in Horzarrer: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 253.
172028: Raala2:
1898. G. Mütter: Die Molluskenfauna des Untersenon. p. 8. T. I, F. 1-4; T. II, F. 3, 4.
Es wurden über 20 Exemplare in allen Grössen untersucht.
Die „stets gerundet vierseitige Gestalt und den langen Schlossrand“, von Hovzapren (l. c.) neben
einigen andern Merkmalen als typisch für O. armata GoLpr. hervorgehoben, zeigt nur ein einziges und
zwar jugendliches Exemplar (Fig. 4) vom Stallauer Gebiet.
Der Schlossrand ist vielmehr bei allen unseren grösseren Exemplaren kürzer als bei solchen von
Aachen und Dülmen, wodurch die Schale etwas zugespitzt erscheint; ferner ist der Unterrand nach hinten
mehr oder weniger zu einem Flügel ausgezogen. In Folge dessen erhalten die Stücke einen dreieckigen
Umriss, der besonders bei dem grössten (Fig. 3 und 3a) sehr ausgeprägt ist. Auch in Bezug auf die
Skulptur weichen unsere Stücke von der typischen Ostrea armata Gotpr. etwas ab. Die Rippen sind näm-
lich nicht hoch und zugeschärft, wie dies Goupruss erwähnt, und wie es auch die schönen im M. St.-M.
liegenden Exemplare von Dülmen zeigen, von welcher Lokalicät GowLwruss Ostrea armata beschrieb; sie sind
vielmehr bei allen etwas rundlich, dann nicht so diehtstehend und daher minder zahlreich. Die Dülmener
Re
Exemplare sind ausserdem viel stärker sewölbt, so dass die unserigen im Vergleich mit jenen geradezu
flach erscheinen. Dagegen haben die Stallauer Exemplare mit 0. armata Goupr. die röhrenförmigen Stacheln
gemeinsam.
Die mehr dreieckige Gestalt, der kürzere Schlossrand und der Flügel am Unterrand sind Kenn-
zeichen, welche die Stallauer Form in die Nähe von O. semiplana Sow. stellen; aber dieser fehlen aller-
dings die charakteristischen röhrenförmigen Stacheln. Unsere Stücke weisen also Eigenschaften sowohl von
0. armata Goupr., als auch von O. semiplana Sow. auf.
Coquann vereinigte O. armata GoLpr. mit O. semiplana Sow., und Herr Dr. G. Mürver, dem
mehrere Stallauer Exemplare zur Beurtheilung vorlagen, wählte für sie die Bezeichnung O. semiplana var.
armata, welcher Auffassung wir uns nach erneuter Prüfung unseres Materials anschliessen können '.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: O. semiplana var. armata? ist am häufigsten in einem nicht mehr im Betrieb befind-
lichen Steinbruch südlich von den Baumberghöfen, wo sie eine Bank erfüllt. Dieser Steinbruch ist über-
haupt eine empfehlenswerthe Fundstelle für Grünsandstein-Fossilien (Oueullaea, Trigonia, Krebsscheeren /Ca-
lianassa 2]), umsomehr als er sehr bequem zu erreichen ist; denn er liegt in der Ebene und zwar nur einige
Minuten von der Strasse Tölz-Benediktbeuern. Ausserdem ist das dortige Gestein sehr weich und mürbe,
so dass sich die Fossilien leichter und schöner herauspräpariren lassen, als aus dem der übrigen Fund-
stellen. Vereinzelt sammelte ich die Art nur an wenigen andern Punkten, so im Schellenbachgraben; das
grösste Stück (Fig. 3) stammt aus der Gryphaeenbank des südlichen (III.) Grünsandzugs in dem grossen,
längst aufgegebenen Steinbruch östlich vom Schellenbachgraben (siehe p. 24).
Sonstige Vorkommnisse: Im senonen Grünsandstein des Leitzachthals fand ich ausser einigen
Fragmenten von Alectryonia semiplana var. armata die vortrefilich erhaltene Klappe einer Alectryonia
semiplana Sow.?
Gattung: Exogyra Say.
Exogyra lateralis Nırsson sp.
1846. Reuss: Versteinerungen der böhmischen Kreideformation. II. Th. p. 42. T. 27, F. 38—47.
1869. Cogvann: Monographie du genre Ostrea. p. 96. T. 18, F. 12; T. 30, F. 11—14,
1898. G. Mürter: Die Molluskenfauna des Untersenon von Braunschweig etc. p. 15. T. III, F. 2,
Von dieser Art liegt eine wohlerhaltene, stark gewölbte Unterschale mit der flügelartigen Aus-
breitung vor. Sie stimmt bezüglich der Höhe (17 mm) mit den Exemplaren überein, welche das M. St.-M.
von Folx les Caves besitzt, und hat im Umriss, besonders was die Flügelform betrifft, mit dem bei Reuss,
Fig. 38, abgebildeten (von CoguAann auf Taf. 18, Fig. 12 dargestellt) Stück grosse Aehnlichkeit.
! In der geologisch-palaeontolog. Sammlung zu Zürich sah ich Austernexemplare unter der Bezeichnung Ostrea
(Aleetryonia) Studeri Mayer, Londonianum, Nordfuss des Fähnern (beschrieben und zum Theil abgebildet in Frauscuer: Das
Unter-Eocaen der Nordalpen und seine Fauna. p. 33. T. IV, F. 7a, b, c), die unserer Ostrea semiplana var. armata auffallend
gleichen. Vergl. Reıs: Erläuterungen zur geolog. Karte der Vorderalpenzone, p. 19; dann Rrıs: Die Fauna der Hachauer
Schichten (I. Gastropoden. p. 72, 75; Il. Lamellibranchiaten. p. 107).
? „Die scharfrippige, der Ostrea santonensis v’Orz. der südfranzösischen Kreide verwandte Auster“ (vergl. p. 3 dieser
Arbeit), die EmmricH bei Stallau sah, war wohl unsere Art.
° Zeitschr. der Deutsch. geol. Gesellschaft. Jahrg. 1900. p. 384. Fig. 2.
Vorkommen: In den mehr sandärmeren, thonreicheren Lagen des Grünsandsteins (Uebergangs-
schicht) nördlich vom II. Grünsandzug.
Fundort: Schellenbachgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Siehe p. 12, unter Alter der Grünsandsteinschichten.
Exogyra laciniata Nırsson sp.
ars learn:
1889. Horzarrer: Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 254. cum syn.
Es liegen zwei grosse und drei kleinere Exemplare vor, ausserdem eine Unterschale, von der nur
die Innenseite zu sehen ist.
Die alpine E. laciniata erreicht eine beträchtliche Grösse, wie aus nachfolgenden Maassen der drei
besten Stücke hervorgeht:
T; I. II.
Höhe: 77 mm 65 mm 48 mm
Breite: 80-5, sa 45
Dicke: AD ale 250%,
Die bauchige Unterschale hat eine länglich runde Form. Von der stumpfen Längskante, die, an
dem spiralgedrehten Wirbel beginnend, so ziemlich über die Mitte des Schalenrückens verläuft, gehen vier
weit abstehende Rippen aus; sie sind an unseren Exemplaren nicht so stark entwickelt, wie z. B. an den
Aachener Formen. Die Rippen endigen am Rande mit röhrenförmigen, meist abgebrochenen Stacheln und
sind nicht nur an den beiden grossen Exemplaren, sondern auch an dem kleinen, aber hier ohne Stacheln,
vorhanden.
Die Oberschale ist flach, zeigt einen stark eingerollten Wirbel, aber nichts von den radialen Linien,
die HotLzAPreL erwähnt; ihre rechte Seite ist bedeutend dicker als der übrige Theil.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck'.
Sonstige Vorkommnisse: Im Leitzachthal (I. c. p. 384); sonst nur ausseralpin (siehe p. 14, unter
Alter der Grünsandsteinschichten).
Exogyra Matheroniana p’Örr. var. aurieularis Lam.
1864—66. v. Zırmet: Die Bivalven der Gosaugebilde. I. 2. p. 45. T. 19, F. 3a—e.
Es liegen mir vier Stücke vor, deren Vergleich mit den im M. St.-M. vorhandenen Exemplaren
aus der Gosau die Ueberemstimmung mit obiger Species ergab.
Vorkommen: Grünsandstein, Hachauer Schicht.
Fundort: Stallauer Eck, Vorder-Rissgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Im Hofer- und Tiefengraben?, in den Hachauer Schichten bei Siegsdorf®.
! Emmricn hat sie hier schon bemerkt (siehe p. 3 dieser Arbeit).
2 y. Zammeb:l. cp. 47.
> Reis: Erläuterungen. p. 7.
A
Gattung: Gryphaea Lam.
Gryphaea vesicularis Lam.
(Taf. II, Fig. 2—4; Taf. II, Fig. 7—9).
1863. Ostrea vesicularis Lam. in Scnaruäur: Südbayerns Lethaea geogn. p. 145. T. 50, F.1a, b; T. 41, F. 5, 6a, b.
1366. s h » » v. Zurrev: Die Bivalven der Gosaugebilde. II. Th. p. 47. T. 19, F. 6c.
1869. nn „ » » Coauanp: Monographie du genre Ostrea. p. 35. T. 13, F. 2—10.
Typus 1. II. II. IV. Y. NE VI,
Höhe: 66 mm 57 mm 62 mm 62 mm 27 mm 60 mm 58 mm
Länge: 68, bl; 69 „ ber 202% 642, Be
Dicke: 22 DIE ale Bl ul DO Dh
Typus 1. Flache Formen mit breitem, abgestutztem Flügel (Taf. IL, Fig. 2);
Typus II. gewölbte „ e “ rn ER
Typus IH. » „ deren Flügel durch eine Furche vom, gewölbten Haupttheil abgetrennt ist
(Taf. IN, Tie.78);
Typus IV. gewölbte Formen mit langem, nach unten zugespitztem Flügel (Taf. III, Fig. 7) (1.—IV. aus
dem Kreidegrünsandstein von allen Lokalitäten unseres (rebietes).
Typus V. Kleine, der Gosauabart ähnliche Formen aus der Hachauer Schicht des Vorder-Rissgrabens (in
unserem Gebiet) (Taf. III, Fig. 9).
Typus VI. Form von Haldem, ) (VI und VIL im M. St.-M.; die Maasse sind mittelgrossen Exemplaren
Typus VII. von Königslutter. \ entnommen.)
Obgleich diese Art schon aus vielen Gebieten beschrieben wurde und auch bereits eine Untersuchung
der Stallauer Form durch v. ScHAFHÄUTL vorliegt, so sei davon dennoch und zwar auf Grund des ange-
sammelten reichen und trefflichen Materials eine Beschreibung gegeben.
Bei der grossen Veränderlichkeit der Austernschale zeigt auch Gr. vesicularis eine so ausserordent-
liche Mamnigfaltigkeit in ihren Formen, dass sich manche von dem eigentlichen Typus dieser Species sehr
entfernen, weshalb man leicht versucht werden könnte, einen Theil derselben bei andern, nahverwandten
Arten unterzubringen, wie es auch CoQuannp mit mehreren von ScHarsäurn abgebildeten Stücken gethan
hat, worauf wir weiter unten zurückkommen.
Es liess sich aber aus dem reichen Material (über 200 Stücke) eine Formenreihe aufstellen, in der
zwischen den in der Maasstabelle aufgeführten Typen L.—IV. alle Uebergangsformen vorhanden sind, ohne
dass es möglich wäre, alle diese Uebergänge und Typen von eimander scheiden zu können. Die vier Typen
wurden aus der Formenreihe herausgegriffen, um gewissermassen feste Punkte für die Variationserscheinungen
dieser Art zu gewinnen.
Im Allgemeinen ist der Umriss der Stallauer Gr. vesicularis ein dreieckiger; doch kommen auch
fast viereckige oder länglichrunde Formen vor. Die dieke Unterschale ist mehr oder minder gewölbt
und nach rückwärts mit einem selten fehlenden, in Form und Grösse sehr verschiedenen flügelartigen Fort-
satz versehen, der den Umriss wesentlich bestimmt. Bald ist der Flügel breit und abgestutzt (Taf. II, Fig. 2),
bald nach dem Unterrand hin lang ausgezogen und zugespitzt (Taf. III, Fig. 7); bald ist er — und das
ist vielfach der Fall — durch eine oft bis zur Schalenhöhe reichende, mehr oder weniger tiefe Furche
von dem gewölbten Haupttheil abgetrennt (Taf. III, Fig. 8); endlich kann auch der Flügel so wenig ent-
BE
wickelt sein, dass eine länglichrunde Form entsteht. (Bei Coquano 1. c. sind solche Exemplare abgebildet.)
In der Regel verringert sich mit der stärkeren Wölbung die Breite des Flügels, der sich ausserdem dann
zuspitzt; doch ist bei einzelnen fast halbkugeligen Unterschalen der Flügel ebenfalls verhältnissmässig breit
wie bei den flachen.
Die gewölbten Exemplare fallen zum Vorderrand meist steil ab und sind hier flach gerundet. Ich
fand nur bei dem Sc#arnHäurr'schen Original (l. ec. Taf. 41, Fig. 6b) und einem von mir gefundenen Stücke
den von ScHArHÄutn erwähnten „kleinen schnabelartigen Lobus“ am unteren Theil des Vorderrandes. Die
Oberfläche ist fast durchgängig mit weit abstehenden, concentrischen Linien und blätterigen Absätzen (ver-
stärkten Anwachsstreifen) versehen.
Unter den vorliegenden Stücken ist nur an einer kleinen Anzahl die Anwachsstelle bemerkbar und
zwar fast immer am Wirbel, der dann unregelmässig abgestutzt erscheint. Dieser ragt gewöhnlich kaum
aus dem Schalenrand hervor und läuft in eine mässig dicke, schwach gebogene Spitze aus; selten ist er
lang und gekrümmt, wodurch dann die Gryphaeen-Form bedingt ist.
Das Schlossfeld ist niedrig dreieckig, ebenso fast ausnahmslos die quergestreifte Bandgrube, die an
der Oberschale einen schwach gerundeten Einschnitt bildet. Der Muskeleindruck hat eine subcentrale Lage,
ist rundlich und wenig vertieft.
Die Oberschale (Taf. Il, Fig. 4) ist am Wirbel abgestumpft und grossentheils gerundet, bis auf
den hinteren, meist fast geradlinigen Schlossrand. Sie endigt wie die Unterschale nach rückwärts mit einem
Flügel. Ihre Aussenseite ist in der Regel concav, selten flach und stets mit kräftigen, concentrischen An-
wachsstreifen versehen. Nur wenige Exemplare zeigen hier die charakteristischen Radiallinien, genau so wie
die im M. St.-M. liegenden Stücke von Lauingen bei Königslutter. Der Muskeleindruck liegt unmittelbar
hinter der Mitte, ist verhältnissmässig gross, ziemlich vertieft und fast eirund. Am Unterrand erreicht die
Oberschale ihre grösste Dicke.
Die meisten Gryphaeen sind verkieselt; bei vielen ist diese Verkieselung schon durch die concentri-
schen Ringe auf der Schalenoberfläche angedeutet.
Coquanp (l. c. p. 72) hat die von ScHarHÄurn auf Taf. 41, Fig. 5 u. 6 abgebildeten Stücke zu
Ostrea proboscidea v’Arcn. gestellt, doch wohl nur deshalb, weil er sie ihrer Grösse nach als Jugendformen
dieser Art betrachtete. Demnach lässt er Fig. 1a, b auf Taf. 30 als Gr. vesicularis gelten, führt aber
diese Abbildung in seinem Literaturverzeichniss nicht auf. Gerade die auf Taf. 41 abgebildeten Exemplare,
besonders Fig. 5, repräsentiren die charakteristische Form der Stallauer @r. vesicularis. Nach einem sorg-
fältigen Vergleich der Scharsnäurv’schen Originale, überhaupt des ganzen Stallauer Gryphaeen-Materials mit
der Ostrea proboscidea, wie sie aus der Gosau, aus Frankreich ete. im Münchner Museum vorliegt, ergab
sich keine Uebereinstimmung mit dieser Art. Ein einziges Bruchstück einer Unterschale mit langem, kräf-
tigem, eingebogenem Wirbel deutet auf O. proboscidea und wurde als O. cfr. proboscidea bestimmt.
Wohl nur der @r. vesicularis verdankt das Stallauer Eck die Bezeichnung das „verstemerungsreiche‘;
denn auf etwa einen Kilometer Erstreckung ziehen unter demselben im mittleren und südlichen Grünsandzuge
(vergl. p. 6) vom Schellenbach- zum Stallauer Graben westöstlich mehrere 20—50 em mächtige Bänke, die
fast nur aus den Schalen der Gr. vesicularis bestehen. Die Stücke sind entweder fest mit einander verkittet
oder liegen so locker im Gestein, dass man sie mit der Hand herauslösen kann. Auch sonst ist Gr. vesi-
eularis im Grünsandstein das häufigste Fossil. Aus dem nächst höheren Horizont, dem Pattenauer Mergel,
Palaeontographica. Bd. XLVIII. 6
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1
[&6}
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liegt nur ein einziges, sehr zweifelhaftes Bruchstück unserer Art vor, wie sie auch in den Gerhardtsreuter
und Pattenauer Schichten von Siegsdorf nur äusserst selten und in nicht ganz typischer Form sich zeigt;
in den Gerhardtsreuter Schichten unseres Gebietes wurde sie bis jetzt noch nicht gefunden.
Die Stücke des Stallauer Grünsandsteins stimmen mit den norddeutschen, besonders mit solchen
von Haldem, Lüneburg, Königslutter, Rügen (M. St-M.) im Allgemeinen recht gut überein, nur sind sie
nicht so gross und dickschalig. Ich möchte unsere Gr. vesicularis deshalb als eine besondere alpine Form
dieser Species betrachten, die vollkommen den Exemplaren vom Grünten und Fähnerngebiet bei Appen-
zell gleicht.
Während, wie schon erwähnt, @r. vesicularis in den Pattenauer und Gerhardtsreuter Mergeln unseres
Gebietes fast ganz zu fehlen scheint, tritt sie wieder in der jüngsten Kreidebildung, der Hachauer Schicht,
auf. Das Profil des Vorder-Rissgrabens beginnt mit sehr thonreichen Sandschichten; darin sind Linsen eines
harten Sandsteins dicht erfüllt mit Ostreenbruchstücken, von denen aber nur Ostrea acutirostris und Gry-
phaea vesicularis zu bestimmen waren. Weiter oben im Graben folgt dann ein zum Theil grobkörniger, gross-
slimmeriger Sandstein, in dem Gr. vesicularis mit einigen andern Bivalven eine Bank bildet und häufig als
Steinkern, vereinzelt auch mit der Schale erhalten ist. Diese Gr. vesicularis gleicht aber mehr der kleineren
Abart (siehe die Maassangaben unter Typus V. und Fig. 9 auf Taf. II), wie sie aus den Gosauschichten
vorliegt.
Vorkommen: Grünsandstein, Hachauer Schicht.
Fundort: Stallauer Graben, Stallauer Eck, Schellenbach und Vorder-Rissgraben.
Sonstige Vorkommnisse: Im Leitzachthal (l. e. p. 354. Fig. 1); siehe ausserdem unter Alter
der Grünsandsteinschichten.
Gryphaea sublaciniata Rrıs sp.
Tat. I, Rie.-7, a,ch.
1897. Reıs: Die Fauna der Hachauer Schichten. II. Lamellibranchiaten, p. 109. T. IV, F. 19,
Maasse des kleinsten und grössten Exemplars:
Höhe: Länge: Dicke:
24 mm 2lmm ll mm
50 ” 38 ” 2 1 ”
Die ziemlich stark gewölbte Unterschale fällt nach hinten sehr steil, fast senkrecht ab. Von ihrer
Mitte oder auch etwas unterhalb derselben gehen drei kräftige Rippen aus, die gegen den Unterrand zu
höher werden, wodurch dieser wie ausgebuchtet erscheint. Die nahe an der Hinterseite gelegene Rippe,
die stärkste, tritt kielartig hervor; sie fällt steil zur Hinterseite ab und theilt sich gegen unten nochmals.
ı Die Ostrea (Gryphaea) Escheri Mayer vom Nordfuss des Fähnern, die ich in der Züricher Sammlung gesehen,
stimmt vollständig mit der Stallauer Gryphaea vesicularis in der flachen oder gewölbten Form und dem langen, abgestutzten
oder aufgebogenen Flügel ete. überein. Siehe auch Reıs: Erläuterungen etc. p. 18; dann Reıs: Fauna der Hachauer Schichten
(Gastropoden). p. 72.
2 v. Zimmer l. c. T. 19, F. 6c. Reis: Erläuterungen ete. p. 3, 8 u. 151 und: Die Hachauer Schichten (Gastropoden,
p. 73; Lamellibranchiaten, p. 109).
EN
Stacheln oder auch nur Andeutungen von solchen sind an keinem der Exemplare zu beobachten. Die ganz
schwach gewölbte, fast flache Oberschale hat kräftige Anwachsstreifen. Die Hinterseite aller Stücke zeigt
einen sehr wenig entwickelten Flügel.
Vorkommen: Hachauer Schicht.
Fundort: Vorder-Rissgraben, wo Gryphaea sublacinwiata in dem Hachauer Horizont eine förmliche
Bank bildet, aus der sie im gut erhaltenen, beschalten Stücken und in Steinkernen vorliegt.
Sonstige Vorkommnisse: Hachau, Hoergering (Reıs 1. c.)
Nueulidae Gray.
Gattung: Nucula Lam.
Nuceula lucida Jon. Böhm.
1891. Jom. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 76. T. 3, F. 20, a, b.
Mehrere ungünstig erhaltene, aber noch sicher bestimmbare Stücke in der Grösse von Bönm's Ori-
ginalen im M. St.-M. wurden von mir gesammelt.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Nucula subredempta Jon. BönHn.
1891. Jom. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 75. T. 3, F. 16, a—c.
Das einzige Exemplar, das in Grösse und Form mit Fig. 16 bei Bönm übereinstimmt, ist nur
mangelhaft erhalten. Der Abdruck der „fein radialrippigen Textur“ ist gut sichtbar.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen.
Gattung: Leda SCHUMACHER.
Leda discors v. GÜMBEL Sp.
1891. Jom. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 76. T. 3, F. 14, a—c.
Ein verdrücktes Exemplar liegt vor.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Leda semipolita Jon. Böum.
1891. Jom. Böum: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 77. T. 3, F. 19, a, b.
Ein Exemplar, das in Grösse und Umriss der Fig. 19 bei Bönm gleicht.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Leda Reussi v. GÜUMBEL Sp.
1891. Jom. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 77. T. 3, F. 13, a, b; 21, 21a, 22.
Eine linke Schale von etwas geringerer Grösse als die in Fig. 13 bei Bönm dargestellte, gehört
dieser Art an.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
N
Leda cfr. Siegsdorfensis Jon. Bönm.
1891. Jos, Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 78. T. 5, F. 18.
Ein Steinkern von mittlerer Grösse liegt vor.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Hachauer Schichten (Hoergering).
Areidae Lam.
Gattung: Arca Lin.
Arca Leopoliensis Aurh.
1869. Favre: Description des Mollusques fossiles de la Craie des environs de Lemberg. p. 126. T. 12, F. 17
1891. Joe. Bönm: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 80. T. 3, F. 25, a, b.
Das vorliegende Exemplar stimmt mit den Originalen Bönum’s überein.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben. — Häufig im Kreidemergel von Lemberg.
Gattung: Cucullaea Lam.
Cucullaea Chiemiensis v. GÜMBEL sp.
1891. Jom. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 79. T. 3, F. 27, a cum syn.
Eine Jugendform mit gleichmässig über die ganze Schale gehender Radialstreifung liegt vor.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Cucullaea cfr. subglabra »’Ore.
1889. Horzarrer: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 55. p. 206. T. 22, F. 3 u. 5 cum syn.
Mehrere Steinkerne liegen vor, unter welchen das am besten erhaltene Stück eine Höhe von 50 und
eine Länge von 42 mm hat. Die Exemplare sind hoch gewölbt und von dreiseitigem Umriss. Der Wirbel liegt
fast in der Mitte, die Oberfläche ist mit concentrischen Streifen bedeckt, der Unterrand schwach gebogen.
Zu diesem läuft vom Wirbel eine nach hinten gerichtete Kante. Durch diese Kante unterscheidet sich
unsere Form von der typischen ©. subglabra. Sonst stimmt sie mit den Steinkernen, die im M. St.-M.
aus dem Salzbergmergel von Quedlinburg, von Langenstein bei Blankenburg, von Aachen u. a. O. vor-
liegen, völlig überein.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck; Steinbruch südlich von den Baumberghöfen.
Cucullaea sp.
SCHAFHÄuTL erwähnt in seiner Lethaea geognostica, p. 289, eine von ihm aufgestellte Corbula
impressa, die er (Taf. 41, Fig. 2a, b) abbildet, aber nicht beschreibt. Es ist dies eine nicht näher zu be-
stimmende Cucullaea, die von den Stücken der Stallauer Cucullaea cfr. subglabra in Form und Grösse
abweicht.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Gattung: Limopsis Sassi.
Limopsis calva Sow. sp.
1864. v. Zınret: Die Bivalven der Gosaugebilde. I. p. 61. T. 9, F. Sa—d cum syn.
Mehrere Exemplare von verschiedener Grösse. Die Schalenoberfläche ist zum grössten Theil zer-
stört, so dass die Radialstreifung der Innenfläche sichtbar wird.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben; sehr häufig in den Gosauschishten.
Gattung: Trigonia Bruc.
Trigonia sp.
Es liegen mehrere Bruchstücke von Steinkernen dieser Gattung aus dem Grünsandstein vor, worunter
das grösste und besterhaltene in der Biegung der Rippen und in der Breite ihrer Zwischenräume völlig
mit den Steinkernen von Trigonia Vaalsiensis Jom. Bönm aus dem Salzbergmergel von Quedlinburg überein-
stimmt. Auf den Rippen ist eine schwache Kerbung bemerkbar. Bevor nicht bessere Stücke gefunden
werden, lässt sich über die Artzugehörigkeit nichts Bestimmtes sagen; doch sei wenigstens auf die Aehnlich-
keit mit 7. Vaalsiensis! hingewiesen.
! Jon. Bönn: Der Grünsand von Aachen und seine Molluskenfauna. T. II. F. Tasıbac.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Steinbruch südlich von den Baumberghöfen, zusammen mit Ostrea semiplana var. armata.
Astartidae Gray.
Gattung: Astarte Sow.
Astarte subsimilis Jom. Börn.
1891. Jom. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 74. T. 3, F. 8.
Ein sehr grosses Exemplar erwies sich als identisch mit gleich grossen, von Böhm beschriebenen
und im M. St.-M. liegenden Stücken.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben.
Crassatellidae Gray.
Gattung: Crassatella Lau.
Crassatella arcacea F. A. hömzr.
1889. Houzarreu: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 35. p. 191. T. 20, F. 1—5, 7, 8.
Durchschnittliche Länge: 55 mm
“ Höhe: 37 „
Die vorliegenden Steinkerne lassen sich vollständig mit dieser Art identifieiren; sie stimmen mit
solchen von Langenstein bei Blankenburg am Harz durchaus überein. Unsere Exemplare sind von
mittlerer Grösse, flach gewölbt, nach hinten stark ausgezogen und abgestutzt; die Vorderseite ist kurz und
abgerundet. Die vom Wirbel zur hinteren unteren Ecke laufende Kante ist schwach angedeutet. Die Stücke
sind stark abgerollt, so dass von den Eindrücken der concentrischen Schalenverzierung und der Kerbung
des Schalenrandes, wie sie andere Steinkerne zeigen, an unseren Exemplaren nichts bemerkbar ist.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Bis jetzt nur ausseralpin (siehe p. 13, unter Alter des Grünsandsteins).
Cardiidae Lam.
Gattung: Cardium Lm.
Cardium Böhmi n. sp.
Taf. II, Fig. 4, a.
Länge: 10 mm
Höhe: 785,
Schale quer eirund, schwach gewölbt; Wölbung rechts und links von dem medianen, wenig hervor-
ragenden Wirbel zu den Seitenwänden steil abfallend, Schlossrand schräg. Die grösste Länge (10 mm)
etwas über der halben Höhe; Rand gekerbt.
Die Verzierung besteht aus zahlreichen, rundlichen Radialrippen, die sich zum Unterrande hin ver-
breitern und auf der Mittellinie ziemlich kräftige, dichtstehende, schuppenförmige Erhebungen tragen. Das
Schloss war leider nicht zu präpariren.
Unter den mir bekannten Cardienarten fand ich keine, welche der unserigen in Umriss und Ver-
zierung gleicht.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Cardium cfr. produetum Sow.
1864. v. Zırtet: Die Bivalven der Gosaugebilde. I. p. 37. T. 6, F. 1a
f
Von mehreren unvollständigen Steinkernen zeigt einer die bekannte Schalenverzierung, die dach-
ziegelförmigen Schuppen.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Cyprinidae Lam.
Gattung: Cyprina Lam.
Cyprina cfr. bifida v. ZırTEL.
1864. v. Zırten: Die Bivalven der Gosaugebilde. I. p. 33. T. 5, F. 1a.
Einige Steinkerne von durchschnittlich 70 mm Höhe und Länge gehören nach Form und Grösse
wohl zu obiger Gosauart. Die Oberfläche zeigt theilweise sehr deutlich die concentrische Streifung. Von
Eindrücken der Zähne ist nichts zu bemerken.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Panopaeidae v. Zittern.
Gattung: Goniomya Ac.
Goniomya designata GoLDF. Sp.
1889. Horzarrer: Die Mollusken der Aachen. Kreide. p. 153 cum syn.
Es liegt ein Steinkern von 94 mm Länge und 35 mm Höhe vor. Die Form erscheint etwas ge-
drückt, so dass die Wirbel, die fast in der Mitte der vorderen Hälfte liegen, weniger hervortreten als bei
dem im M. St.-M. liegenden Gonpruss’schen Originalexemplar, mit dem es besonders in der Skulptur recht
gut übereinstimmt. An dem Wirbel der einen Schale sind die in spitzen Winkeln zusammentreffenden
Rippen erkennbar, ebenso eine Kante, die von diesem zum gerundeten Hinterrande verläuft. Auf letzterem
ist eine dichte, eoncentrische Streifung deutlich zu sehen.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Siehe p. 13, unter Alter des Grünsandsteins !.
! Vergl. Frı&: Studien ete. Die Chlomeker Schichten. p. 32 und 61.
ee
Gattung: Panopaea MenARD.
Panopaea gurgitis Bronen.
1834—40. Goupruss: Petrefacta Germ. II. p. 274. T. 153, F. 7a, b.
Der Steinkern eines nicht ganz vollständigen Exemplars, dessen Vorder- und Hinterseite etwas ab-
gebrochen ist, stimmt in Grösse, Umriss und Öberflächenverzierung mit der Goupruss’schen Abbildung im
wesentlichen überein.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Pholadidae Lach.
Teredo (?) sp.
1885. Wintrievp: Brachiopoda and Lamellibranchiata of the Raritan Clays etc. p. 187. T. 25, F. 18, 19, 23.
Ein kleines Stück phosphoritisirten Holzes aus dem Grünsandstein enthält eine Anzahl Steinkerne
von Bohrmuschelröhren. Das stärkste dieser Ausfüllungsstücke mit 9 mm Durchmesser besteht in der
Hauptsache aus zwei wulstartigen, durch eine tiefe Einschnürung von einander getrennten Abschnitten und
erinnert etwas an die Röhre von Zeredo irregularıs GaBB. aus dem Obersenon von New-Yersey (WHITFIELD,
l. ce. Taf. 25, Fig 18, 19). Ein dünneres, sehr kurzes Ausfüllungsstück zeigt ein kugeliges, verdicktes Ende,
ähnlich den oval-keulenförmigen Bohrlochausfüllungen der Gastrochaena Ostreae Geimnırz (Elbthalgebirge 1.
Taf. 51, Fig. 14—18).
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
ScharHäutu gibt in seiner Lethaea geogn., p. 289, aus den „Zwischenlagern“ des Grünsandsteins
noch folgende Bivalven an:
Nucula ovata D’ÖRB.,
Sanguinolaria amygdaloides SCHAFH.,
Mactra matronensis D’ÖRB.,
Corbula impressa ScHArn. Taf. 41, Fig. 2 (siehe die Bemerkung bei Oxcullaea sp.).
Unter dem im M. St.-M. aufbewahrten Materiale waren zum Theil die Originalstücke Scharmäurn's
nicht aufzufinden, zum Theil weisen die betrefienden Stücke (Nucula ovata D’ORB.) zu wenig sichere Merk-
male auf, als dass sie ohne Bedenken den genannten Arten zugetheilt werden können.
Scaphopoda.
Gattung: Dentalium Lm.
Dentalium sp.
Von zwei flachgedrückten, sehr ungünstig erhaltenen Bruchstücken weist das eine Spuren von Längs-
streifen auf; möglicherweise gehört es zu dem ähnlich verzierten Dentalium temwieostatum Jon. Börn !.
1],c.p.69. T.ILF. 34, a.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Gastropoda.
Neritidae Lam.
Gattung: Nerita Lmw.
Nerita sp.
Tat IIlSRic-=l.
Es liegt ein aus vier Umgängen bestehendes Bruchstück vor, von denen der letzte nur zum Theil
erhalten ist. Die kräftigen Querrippen sind hart an der Naht zurückgebogen und treten hier sofort ver-
hältnissmässig stark heraus. Ob Anwachsstreifen zwischen den Rippen vorhanden sind, ist bei dem un-
günstigen Erhaltungszustand des Stückes nicht ersichtlich. Durch das breite und relativ hohe Gewinde
unterscheidet sich unser Exemplar von Nerita divaricata D’OrB. und N. rugosa HornıseH. Die Abbildungen
der ersteren Art bei StoLiczrA ' zeigen nur schwach herausragende obere Umgänge, ebenso die im
M. St.-M. liegenden Stücke von Karnätik (Südindien), sowie von Csereviez (Comitat Szerem) in Ungarn.
Bei Nerita rugosa HoENINGHAUS ragen die inneren Windungen überhaupt nicht hervor, wie sich dies aus
dem Vergleich mit Stücken aus dem Obersenon der Haute Garonne und von Maestricht ergab, von welch
letzterer Lokalität HoernınaHaus diese Art beschrieb. — Da die Mündung an unserem Stücke fehlt, wurde
von der Aufstellung eimer neuen Art abgesehen.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Solariidae Caenxv.
Gattung: Solarium Lam.
Solarium granulatum Zex. sp.
Taf. III, Fig. 2.
1852. Delphinula granulata Zwwenı: Die Gastropoden der Gosaugebilde. p. 58. T. 10, F. 8a, b.
1891. Solarium cefr. Lartetianum Ley. in Jom. Bönm: Die Kreidebildung. des Fürbergs. p. 66. T. 2, F. 27, a, b.
Diese Species wird in den Gerhardtsreuter Schichten unseres Gebietes neben Sceaphites constrietus
Sow. am häufigsten angetroffen; leider sind die Gehäuse meistens zerdrückt und die Skulptur zerstört. In
der Grösse gleichen die Stallauer Stücke Börnm’s Originalen, die im M. St.-M. unter der Bezeichnung 8.
subgranulatum Jom. BöHnm liegen und von diesem Autor als $. cfr. Zartetianum Leym. beschrieben und
abgebildet wurden. In der Verzierung stimmen sie mit $. granulatum Zer. überein, weshalb ich die vor-
liegenden Stücke zu dieser Gosauspecies stelle.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer und Schellenbach-Graben.
2
! Cretaceous fauna of Southern India, Vol. IT. The Pelecypoda (Palaeontolosia Indica). p. 340. T. 23, F. 11 u. 12,
Palaeontographica. Bd. XLVIII. 7
Natieidae FoRrBks.
Gattung: Natica.
Natica aff, Iyrata Sow.
1852. Zererı: Die Gastropoden der Gosaugebilde. p. 46. T. 8, F. 5.
Zwei Gastropoden-Steinkerne stehen der obigen Art nahe. Nach einem Vergleich mit dem im M.
St.-M. vorhandenen Material aus der Gosau stimmen unsere Stücke in Form und Grösse mit den grössten
Exemplaren von dort noch am meisten überein.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Turritellidae Gray.
Gattung: Turritella Lam.
Turritella quadrifasciata ScHAarn. sp.
Tat Jul aka are:
1863. Cerithium quadrifaseiatum ScuarHäuss: Südbayerns Lethaea geogn. p. 191. T. 49, F. 2a, b.
Schlanke, thurmförmige, spitz zulaufende Gehäuse mit 8—10 flachen oder unmerklich gewölbten
Windungen, die durch schmale und flache, aber immerhin deutliche Nähte von einander getrennt sind. Die
Höhe der Schale beträgt 50—65, der Durchmesser der Endwindung 15—19 mm.
Bei dem von Scharnäursn gesammelten Material ist die Schalenverzierung in der Regel entweder
ganz oder theilweise abgerieben, weshalb sie von ihm in der Abbildung nur mangelhaft wiedergegeben
werden konnte; es erfolgt darum hier die Wiedergabe eines Bruchstücks mit besser erhaltener Skulptur.
Auf jeder Windung zählt man vier mit Knoten besetzte Spiralgürtel (Fig. 3), die um etwas mehr,
als ihre Breite beträgt, von einander entfernt sind. Der oberste erhebt sich unmittelbar an der Naht und
ist etwas breiter, aber nicht höher als die übrigen. Zwischen dem 2. und 3. Gürtel lassen sich zwei sehr
schwache Linien erkennen (leider in der Abbildung nicht ersichtlich), zwischen dem 3. und 4. schiebt sich
eine etwas stärker angedeutete Linie ein. Unterhalb des untersten Gürtels befindet sich ein glatter, nied-
riger, schmaler Kiel, der unmittelbar zur Naht abfällt. Auf den oberen Windungen verschwinden die
Spiralkiele und -linien.
Die zurückgebogenen Anwachsstreifen sind auf den untersten Windungen sehr deutlich. Die Mitte
des Bogens liegt zwischen dem 3. und 4. Spiralgürtel. Darnach bestimmt sich die Richtung der schräg
vestellten Knoten auf den Gürteln. Diese Knoten, auf der unteren Windung meist rechteckig geformt,
haben im Allgemeinen auf den oberen Gürteln die Richtung nach unten rückwärts, auf den beiden folgenden
nach unten vorwärts (zur Mundöffnung). Auf dem obersten Gürtel sind die einzelnen Knoten weiter von
einander entfernt als auf den übrigen. Wo die Knoten abgerieben sind, erhalten die Gürtel eine kantig-
leistenförmige Gestalt. Auf den höheren Windungen nimmt die Verzierung der Gürtel mehr einen ge-
körnelten Charakter an. — Die Mündung ist vierseitig (Fig. 3a), die Basis wenig gewölbt.
Der Steinkern (Fig. 3b) bildet eine Schraube mit seitlich abgeflachten, von einander ziemlich ent-
fernten Windungen. Diese tragen auf der Mitte einen schwach angedeuteten Spiralkiel und auf der Basis
einen kräftigen, abgerundeten Spiralwulst, der aussen von einer deutlichen Furche begrenzt ist.
et
Aehnlich der 7. quadrifasciata ist T. nodosa F. Av. Römer, Aber der Spiralwinkel beträgt bei
ersterer 20°, bei letzterer 16°. ZT. nodosa ist demnach schlanker und besitzt auch viel mehr Windungen.
Ferner sind bei 7. quadrifasciata die Spiralgürtel gleich weit von einander entfernt, bei 7. nodosa nicht.
Während bei 7. quadrifaserata nur der oberste Gürtel etwas breiter ist, die übrigen aber gleichmässig ent-
wickelt sind, ist bei 7. nodosa der 3. Gürtel stets sehr schwach, zuweilen ganz undeutlich ausgebildet,
manchmal auch gar nicht vorhanden!. Zurritella quadrifasciata ist theils als Steinkern, theils mit Schale
verkieselt erhalten. ScHarnäurn bemerkt hiezu in seiner Lethaea geogn. (p. 289): „Man findet die Kalk-
schale der Cerithien in eine nur etwas thonige Quarzmasse verwandelt, welche weder von Alkalien, noch
von Säuren, selbst in erhöhter Temperatur, angegriffen wird, weshalb man das Gestein bloss in Säure zu
legen braucht, um die Cerithien-Schalen von demselben frei zu machen.“
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck, zusammen mit Baculiten, so in dem grossen Steinbruch des südlichen (IIL.)
Grünsandzugs östlich vom Schellenbachgraben.
Sonstige Vorkommnisse: T; quadrifasciata soll nach Scharsivrs (]. c. p. 192) auch „im Grün-
sandstein sein, welcher die Schichten des Teisenbergs durchzieht, ebenso im Grünsandstein mit Gryphaeen
von der Lokalität „Achthaler Gesellschaft“, ferner als Steinkern im „Emmanuelflötz“; doch habe ich Exen-
plare von diesen Fundorten im M. St-M. nicht vorgefunden, v. GÜMBEL? äussert sich hiezu folgender-
maassen: „Oerithium quadrifasciatum SCHArFH, ist eine Art aus dem Baculiten-Grünsandstein des Stallauer
Ecks, der mit dem Kressenberger Grünsand nicht von gleichem Alter ist.“
Aporrhaidae Priıtıppr,
Gattung: Aporrhais Da Costa.
Aporrhais rapax Jo. Börn.
\
1891. Jo. Bönn: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 60. T. 2, F. 55, a.
Ein grosses, leider sehr verdrücktes Exemplar erweist sich durch den noch ziemlich vollständig
erhaltenen Flügel mit seinen fingerförmigen Fortsätzen als zu obiger Art gehörig.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen, Hachauer Schichten
(Hoergering).
Gattung: Helicaulax Gas».
Helicaulax falcata Jon. Börn.
1891. Jom. Bömm: Die Kreidebildungen des Fürbergs. p. 61. T. 2, F. 15, a.
Die in unserem Gebiet nicht seltene Art zeigt die bei Böum angegebene eigenthümliche Verzierung
der Windungen, sowie den „kurz sichelförmigen und spitz auslaufenden Flügel“.
! Horzarreu: Die Mollusken der Aachen, Kreide. Palacontogr. Bd. 35. p. 155. T. 16, F. 11, 135—19, 21, 22.
? Die Nummuliten-führenden Schichten des Kressenbergs in Bezug auf ihre Darstellung in der Lethaea geogn. von
Südbayern (Neues Jahrbuch für Mineral. 1865, p. 151).
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Schellenbach- und Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Gerhardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen.
Cephalopoda.
Tetrabranchiata,
Nautiloidea,
Gattung: Nautilus Breyn.
Nautilus Neubergieus REDTENBACHER.
1858. Nautilus Sowerbianus D’OrB. in v. Hauer: Ueber die Cephalopoden der Gosauschichten. p. 14. T.1, F.1u. 2.
1873 Fr Neubergieus Reprengacher: Die Cephalopoden der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen.
P=972 1222502,
Ausser zwei grösseren Exemplaren fand sich eine kleinere, durch schiefe Verdrückung unregelmässig
geformte Scheibe mit flachen Flanken, die allmählich in die schmale Aussenseite übergehen, aber nach dem
Nabel etwas steil abfallen; letzterer ist eng. Die Umgänge nehmen sehr rasch an Höhe zu. Die Kammer-
scheidewände stehen eng bei einander. Die Nähte, in der Nabelgegend auf eine kurze Strecke ein wenig
nach vorn gebogen, laufen mit schwacher Biegung rückwärts über die Flanken und dann fast geradlinig
radial über die Aussenseite. Dem Steinkern fehlt jede Verzierung.
An den zwei grösseren Stücken (das eine trägt drei gewölbte Schalen von Vola quadricostata ein-
gebettet, p. 31) ist kaum etwas vom Verlauf der Sutur zu sehen. Die Lage des Sipho war nicht zu er-
mitteln. Die Form des Querschnitts lässt sich infolge der Verdrückung nicht sicher angeben.
Das grösste Exemplar von Stallau hat einen grösseren Durchmesser von 206 und einen kleineren
von 135 mm, das kleinste, oben beschriebene Stück dürfte bei unverdrücktem Zustand einen Durchmesser
von etwa 110 mm haben, das grösste einen solchen von 180 mm. Die Stallauer Exemplare sind also er-
heblich grösser als das Original Haver’s von Neuberg, dessen Durchmesser nur 85 mm beträgt.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Cementbruch im Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Nach Jon. Böum im Pattenauer Stollen, nach Haver und REDTEN-
bacher im Mergelbruch bei Neuberg (Oberösterreich). — Schtürer! beschreibt westfälische Formen von
Nautilus cfv. Neubergieus REDTENBACHER, deren „Gehäuse gebläht bis kugelig sind“. Sie stammen aus
tieferen Schichten, aus dem Emscher Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen und Alstaden, in der Nähe von
Mühlheim an der Ruhr; ein Exemplar fand sich auch in den sandigen Quadratenschichten von Lette in
Westfalen.
! Cephalopoden der oberen deutsch. Kreide. Palaeontogr. 1876. Bd. 24. p. 174. T. 48, F. 3—5.
Ammonoidea.
Phylloceratidae v. Zırter.
Gattung: Phylloceras Suzss.
Phylloceras sp.
Eine flache, verdrückte, engnabelige Scheibe (Steinkern). Wohnkammer fehlt; Suturen nicht deut-
lich zu erkennen. Durchmesser 32, bezw. 36 mm.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Lytoceratidae Neumayr emend. v. ZITTEL.
Gattung: Hamites PArkınson.
Hamites aff. cylindraceus DerrancE sp.
1873. REDTENBACHER: Die Cephalopoden der Gosauschichten etc. p. 130 cum syn.
Zwei Bruchstücke von 65 und 56 mm Länge, wovon das kleinere noch ganz schwach die ziemlich
dichtstehenden Querrippen erkennen lässt, liegen vor. Da die Stücke zusammengedrückt sind, haben die
Maasse des Querschnitts keinen Wert. Jedenfalls gehören beide in den Formenkreis der obengenannten Art.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
In dem gleichen Mergel und zwar im Cementbruch des Stallauer Grabens fand sich ein drittes, sehr
interessantes Bruchstück eines Hamiten. Der grössere Durchmesser des eiförmigen Querschnitts beträgt 39,
der kleinere 35 mm. Die Oberfläche ist ringsum mit scharfen, stark nach vorn und aussen geneigten Rippen
bedeckt. Die Entfernung der einzelnen Querrippen beträgt etwa 1 mm, so dass auf dem Stücke bei seiner
Länge von 19 mm 16 solcher Rippen gezählt werden.
Gattung: Heteroceras D’Ürs.
Heteroceras cfr. polyplocum Av. RönER sp.
1872. Scuuörer: Cephalopoden d. ober. deutsch. Kreide. Palaeontogr. Bd. 21. p. 112. T. 53, F.3—8; T. 34, F. 1—5.
Ein Fragment (Steinkern) ohne jegliche Verzierung, von ovalem Querschnitt, mit geschlossenem Nabel
besteht aus wenig mehr als einem Umgang. Die Windungen sind ziemlich weit von einander entfernt.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Gattung: Baculites Lam.
Baculites cfr. incurvatus Dusarvın.
1888. Horzarrer: Die Mollusken der Aachen. Kreide. Palaeontogr. Bd. 34. p. 64. T. 4, F.5 u. 6.
Das nicht besonders gut erhaltene Exemplar hat eine Länge von 117 mm. Die schlanke Form zeigt
an der Innenseite ziemlich regelmässige Anschwellungen oder Knötchen, wie sie dieser Species eigenthümlich
sind. Die allgemeine Gestalt ähnelt dem bei Horzarrer, Taf. 4, Fig. 5, abgebildeten Exemplar vom Lus-
berg (Aachen).
Bere
Da der Erhaltungszustand eine genauere Bestimmung nicht gestattet, so rechtfertigt sich lediglich
die Bezeichnung als 5. cfr. incurvatus.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Baculites vertebralis Lau. (SCHLÜTER).
1801. Lauarcr: Systeme des animaux sans vertebres ou tableau general des classes etc. p. 108.
1822, s Hist. nat. des anim. sans vert. tom VII. p. 647.
1861. J. v. Binkuorst: Monogr. des Gast, et des Cephal. du Limbourg. p. 4. T. Vd, F. 1.
1876— 77. B. vertebralis in Schtürer: Ceph. d. ob. deutsch. Kreide. Palaeontogr. Bd. 24. p. 143. T. 39, F. 11—13;
T. 40, F.4,5, 8.
Zu dieser Art gehören fünf Bruchstücke. Bezüglich der Anwendung des Namens .D. vertebralis
gegenüber B. Faujasii ist auf die Monographie SchLürer's zu verweisen.
Vorkommen: Grünsandstein, Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer Eck, Schellenbachgraben.
Baculites carinatus BInKHoRsT.
Taf. III, Fig. 6, a—d.
1861. J. v. BiskHorst: Monogr. des Gast. et des Cephal. du Limbourg. p. 43. T. Vd, F. 2a—d,
Zwei Bruchstücke, die mit D. vertebralis zusammengefunden wurden, liegen vor. ‚Der Querschnitt
ist ein Oval. Höhe: 13, bezw. 9 mm; Breite: 9, bezw. 6 mm; Länge: 59, bezw. 45 mm. Die Innen- (Anti-
siphonal) Seite ist etwas breiter als die Aussen- (Siphonal) Seite. Letztere trägt einen stumpfen, breit ge-
rundeten Kiel, der beiderseits von schwachen Depressionen begleitet ist. Schale und Steinkern zeigen
Anwachsstreifen, von denen je einige kräftiger verdickt sind und als schwache Rippen markirt erscheinen.
Diese Anwachsstreifen sind auf der Innenseite schwach, auf der Aussenseite stark nach vorn gezogen; sie
überschreiten die Innenseite in stumpfem, die Aussenseite in spitzigerem Bogen. Gleichzeitig sind Anwachs-
streifen und Rippen gegen die Aussenseite hin kräftiger markirt als gegen die Innenseite. Durch die
wechselnde Stärke der Anwachsstreifen und Rippen erscheint der Kiel schwach gekerbt. Diese Skulptur,
ebenso das Vorhandensein eines Kiels trennen D. carinatus von D. vertebralis.
Die Lobenlinie (Fig. 6c), Ähnlich der des D. vertebralis', weist folgende Unterschiede auf: Das
Mediansättelchen des Aussen- (Siphonal) Lobus ist bei unserer Form breiter als bei D. vertebralis (vergl.
Fig. 6d), die beiden Aeste des Aussenlobus divergiren etwas stärker. Während bei D. vertebralis der erste
Seitenlobus durch die Lage der kleinen Sekundärsättelchen, die ihn zerschneiden, zweitheilig erscheint?,
ist das bei B. carinatus nicht der Fall. Die Aeste des ersten Seitenlobus nehmen hier von aussen nach:
innen an Grösse zu, die dazwischen liegenden Sekundärsättelchen sind ungefähr gleichwerthig. Der Innenlobus
ist weniger tief als bei D. vertebralis.
REDTENBACHER? bildet ein Wohnkammerbruchstück mit Mundsaum unter dem Namen D. Fuchsi ab,
t cfr. Schuürer 1, c. T. 40, F. 5 und Binknorst ]. c. T. Vd, F. Ih.
>
2 cfr. Schtürer ]. c. und Repressacuer: Ceph. d. Gosau. T. 30, F. 13b.
3]. c. T. 30, F. 15.
r
das unserer Art mindestens sehr nahe steht. Der Verlauf der Skulptur ist, wie die REDTENBACHER’sche
Figur zeigt, ganz der gleiche wie bei B carinatus, nur fehlt die Kerbung auf dem Kiel. REDTENBACHER
weist darauf hin, dass bei BD. carinatus Bıyxu. die Anwachsstreifen und Rippen auf den Flanken „ver-
laufen“; das ist aber nach den mir vorliegenden Stücken, welche Bisxnorsr’s Figuren sehr gut ergänzen,
nicht der Fall.
Scharräuru! beschrieb die vorliegende Art als B. anceps. Zur Zeit seiner Publikation lag ihm
noch nicht das mir zur Verfügung stehende geeignete Material vor, nach dem eine genaue Identificirung
mit B. carinatus möglich wurde.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Petersberg bei Maestricht.
Desmoceratidae v. Zimmer.
Gattung: Pachydiseus v. ZITTEr.
Pachydiscus cfr. Isculensis REDTENBACHER Sp. (GROSSOUYRE).
1873. ReDTENBACHER: Die Cephalopoden der Gosauschichten. p. 122. T. 29, F. 1, a—b.
1893. Pachydiscus Iseulensis Di GROSSOUVRE: Les Ammonites de la Craie sup6rieure. p. 185. T. 22, F. 2; T. 26,
ERS ET a3 7,25
Ausser mehreren Bruchstücken fand ich ein ziemlich vollständiges, leider etwas abgeriebenes Exem-
plar. Da dasselbe sehr zusammengedrückt ist, tritt die sonst so charakteristische aufgeblähte Gestalt dieser
Art nicht so deutlich hervor; dagegen ist die aufgeblähte Form an einem andern Windungsfragment besser
ausgeprägt. Während das ReprensacHer'sche Original sehr kräftige, wulstige Rippen trägt, sind DE GRros-
souvre’s Stücke mit mehr scharfen Rippen versehen, und die unserigen stehen denselben in dieser Beziehung,
besonders den bei DE GROSSOUVRE |. c. Taf. 22, Fig. 2 und Taf. 37, Fig. 1 abgebildeten, sehr nahe.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Ein einziges Exemplar fand sich beim Bau der Strasse von Ebensee
nach Ischl am Kohlbüchl. — DE GrossouvRE (l. e. p. 186) gibt die Art aus der Umgegend von Sougraignes
in eisenhaltigem Mergel an.
Pachydiscus cfr. Brandti ReptensAcHer sp.
1873. REDTENBACHER: Die Cephalopoden der Gosauschichten. p. 116. T. 24, F. 1a—c.
1893. A. pe Grossouvre: Les Ammonites de la Craie super. p. 192. T. 23, F. 1-3.
Nicht ganz die Hälfte eines Exemplars (2 Umgänge) ist erhalten, dessen Durchmesser etwa 100 mm
beträgt. Die äussere Windung umfasst die innere ungefähr bis zur halben Höhe. Die flachen Flanken
bilden gegen den ziemlich weiten, wenig vertieften Nabel eine stumpfe Kante, Die Nabelwand steigt von
der Naht gegen die Flanken sanft an. Die Stücke von REDTENBACHER und DE GROSSOUVRE zeigen eine
! Lethaea geognostica. p. 219. T. 66, F. 5a—c.
? Mem. p. seryv. & Vexplie. d. 1. carte g6ol. det. d. 1. France.
SEO
steile Nabelwand. Die Aussenseite scheint gerundet zu sein, wenigstens ist das bei dem inneren Umgang
der Fall, dessen Externseite auf eine kurze Strecke freigelegt wurde.
Die ziemlich breiten, niedrigen Rippen beginnen an der Nabelkante mit einer leichten, knoten-
artigen Verdickung, die auch DE GROSSOUVRE, REDTENBACHER dagegen nicht erwähnt. Sie ziehen geradlinig
über die Flanken hinweg. Die Zwischenräume der einzelnen Rippen sind grösser als deren Breite. Von
der Externseite des äusseren Umgangs schieben sich ganz vereinzelt Zwischenrippen ein, die nur bis zur
halben Flankenhöhe herabreichen. Auf dem inneren Umgang wechseln fast regelmässig kürzere und längere
Rippen ab; hier sind die oben erwähnten Knoten am Nabelrand besonders deutlich.
Unser Bruchstück weicht also von den Exemplaren DE GROoSSOUvVRE’s und REDTENBACHER’S etwas
ab, und könnte die Auffindung guter Exemplare vielleicht zur Abtrennung der geschilderten Form von der
Reprengacher’schen Art berechtigen.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Cementbruch im Stallauer Graben. \
Sonstige Vorkommnisse: REDTENBACHER sagt über die Verbreitung: „Von dieser ebenso interes-
santen als seltenen Art fanden sich das oben beschriebene Exemplar bei Grünbach und ein Windungsfrag-
ment bei Muthmannsdorf.“ — pE Grossouvr& gibt Tereis (Landes) und die Umgegend von St. Croix an.
Pachydiscus Neubergicus v. llAuER Sp.
1858. Ammonites Neubergicus v. Hauer: Ueber die Cephalopod. d. Gosauschichten. p. 12. T.2, F. 1-3 (nicht T. 3).
1869. R in E. Favre: Deseript. d. Mollusques foss. d. 1. Craie d. environs..de Lemberg. p. 14.
T. 4, F. 2-3.
1872. h r „ Senwürer: Cephalopod. der oberen deutschen Kreide. Palaeontogr. Bd. 21. p. 59.
T. 18, F. 1—3.
1873. 5 " „ Reprtensacher: Die Cephalopoden der Gosauschichten. p. 120. T. 27, F, 5, a—c.
1895. Pachydiscus R „ DE GrossouvrE: Les Ammon. d. ]l. Craie super. p. 207. T. 26, F. 3; T. 30, F, 4;
138.2h.29:
Es liegt das Bruchstück eines von der Seite zusammengedrückten Exemplars von mittlerer Grösse
vor. Ueber die Form des Querschnitts u. s. w. lässt sich wegen der Verdrückung nichts Sicheres sagen,
wohl aber über die Berippung. Am Nabelrande erheben sich scharfkantige, knotenartig verdickte Rippen,
die sich ungefähr in der Flankenmitte verflachen. Hier beginnen dann zahlreiche, wenig starke Rippen, die
entweder die Fortsetzung der Nabelrippen bilden oder sich selbständig einschieben, und zwar sind es in der
Regel deren 2—3. Sämmtliche Rippen laufen etwas nach vorn gebogen über die Aussenseite hinwes.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Cementbruch im Stallauer Graben.
Sonstige Vorkommnisse: Nach Bönm im Gerhardtsreuter Graben und Pattenauer Stollen, ferner
bei Neuberg in Steiermark, in den Mueronatenschichten bei Nagorzany unweit Lemberg, in den obersten
Kreideschichten von Lüneburg (Zeltberg)'; nach DE Grossouvr&E im Baculitenkalk von Cotentin, dann bei
Tercis und Angoume, nach Srunzs in der Gegend von Pau und nach Farnor” bei Contes.
! Srorzey 1896. p. 148.
2 Farvor: Etude geolog. du Terrain de Urdtac& dans le S-E de la France; Ann. d. Sc. Geol. 1885. Vol. 18. p. 137.
RS
Pachydiscus Neubergicus v. Hauer sp. var. nov. Stallauensis.
Taf. II, Fig. 5.
Literatur wie oben bei P. Neubergieus.
Ausser dem oben beschriebenen Bruchstück eines typischen Pachydiscus Neubergieus enthält das
M. St.-M. noch eine Anzahl solcher Formen, die ihm zwar sehr nahe stehen, aber mit demselben
nicht identifieirt werden können. Es gelang mir ausserdem, noch einige ziemlich vollständige Exemplare
aufzufinden.
Die Stücke sind leider fast alle schiefverdrückt und lassen auf Grössen von 120, bezw. 70 und
240 mm Durchmesser schliessen.
Das abgebildete Stück besteht aus wenigen Umgängen, die rasch an Höhe, aber wenig an Breite
wachsen. Der letzte Umgang umhüllt etwa ?/; des vorhergehenden. Der Nabel ist von mittlerer Tiefe,
ziemlich eng und nimmt nahezu '/; des Durchmessers ein. Die mässig gewölbten Flanken gehen ohne Kante
in die gerundete Aussenseite über, fallen aber gegen die Nabelfläche steil, doch ohne Kante ab.
Bezüglich dieser Merkmale stimmen unsere Stücke mit P. Neubergieus im wesentlichen überein,
aber nicht im Windungsquerschnitt und noch weniger in der Berippung. Während P. Neubergieus seine
grösste Breite zunächst des Nabels erreicht, haben ‚unsere Exemplare dieselbe etwas unter der Flankenmitte.
Es zeigt sich an ihnen der von REDTENBACHER erwähnte, durch alle Altersstufen vorhandene, stark ver-
schmälerte Externtheil wenig ausgeprägt. Die auf den meisten Abbildungen von P. Neubergicus bemerkbaren
und von Hauer besonders betonten „in die Länge gezogenen Knoten“, die am Nabelrande beginnen und auf
den Seiten rasch verflachen, sind nicht vorhanden. Die Flanken sind mit zahlreichen Rippen bedeckt, die fast
alle am Nabel ihren Anfang nehmen und in gleichmässiger Stärke mit leichter Vorwärtsbiegung zur Aussen-
seite ziehen, auf welcher sie ihre Richtung beibehalten. Eine hier die Rippen unterbrechende, schmale
Furche, die von mehreren Autoren für Pachydisceus Neubergieus angegeben wird, ist nicht vorhanden. Der
Charakter der Berippung hat eine grosse Aehnlichkeit mit dem von pe Grossouvae Taf. 24, Fig. la abge-
bildeten Exemplar von Pachydiscus eolligatus.
Das am vollständigsten erhaltene Exemplar von 240 mm Durchmesser (von einem andern, leider
sehr schlecht erhaltenen, um mehr als die Hälfte übertroffen) hat einen völlig glatten letzten Umgang, wo-
gegen der vorhergehende berippt ist.
Die meisten Bruchstücke zerfielen bei dem leicht zerstörbaren Mergelmaterial nach den Kammer-
scheidewänden.
Nach den angeführten Unterschieden halte ich unsere Form wenigstens für eine als var. Stallauensis
zu bezeichnende Varietät des Pachydiscus Neubergieus.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Ziemlich häufig über dem grossen, schon von der Strasse aus durch einen starken Ab-
rutsch der Pattenauer Mergel gekennzeichneten Schleifsteinbruch am Stallauer Eck (vgl. p. 9) aber nur in
diesen Mergeln, wo’ er sein eigentliches Lager hat.
Palaeontographiea, Bd. XLVIII.
[e s)
Cosmoceralidae v. ZITTEL.
Gattung: Hoplites NEUMAYR.
Hoplites Vari SCHLÜTER sp. var. nov. praematura.
Fig. 1. Fig. 1a.
1867. Ammonites Coesfeldiensis Scnuürer: Beiträge zur Kenntniss der jüngsten Ammoneen Norddeutschlands. p. 14.
= 1,7022 09.
1867. H costulosus A en er ale
1372. . striato-costatus , Gephalopoden der oberen deutschen Kreide. Palaeontogr. Bd. 21. p. 65.
T. 20, F. 1-4.
1876. - Varı l. c. Bd. 24, p. 160.
1893. Hoplites Vari ScHhuürer in pE GRossouUvRE: Les Ammon. d. l. Craie super. p. 118.
Etwa die Hälfte eines Exemplars liegt vor, das leider nicht gut erhalten und ausserdem zusammen-
gedrückt ist. Das Stück besteht aus vier Umgängen; der äusserste bedeckt den vorhergehenden zu etwa
zwei Dritteln. Diese beiden letzten Umgänge sind in den Verzierungen verschieden.
Die Flanken des vorletzten Umganges sind flach, gegen die Externseite von einer Kante begrenzt
und fallen etwas steil nach innen ab. Die wenigen, weit abstehenden Hauptrippen beginnen an der Nabel-
fläche, steigen zum Nabelrande empor und bilden hier schwache Knötchen. Nach einer kurzen, leichten
Biegung gegen vorwärts ziehen sie mit entschiedener Neigung nach vorn über die Flanken und die Extern-
seite, wo sie dann einen Doppelknoten bilden. Es lassen sich also an und auf der Externseite je zwei
Reihen von Knoten unterscheiden. Auf eine Hauptrippe folgt fast regelmässig eine Zwischenrippe.
Wegen der sehr starken Verdrückung des äusseren Umganges lässt sich über die Form seines
(uerschnittes nichts Genaueres angeben; doch ist derselbe bedeutend höher als breit. Seine Flanken sind
sleichfalls flach und tragen gegen die Externseite eine schwache, seitliche Kante; gegen die Nabelfläche
dachen sie sich ziemlich steil ab. Vom Nabelrand gehen eine Anzahl Hauptrippen aus, die sich alsbald
sabeln; später schieben sich noch je zwei Zwischenrippen ein. Der Abstand der Rippen entspricht ungefähr
ihrer Breite. Die Rippen sind schwach sichelförmig und laufen in ziemlich stark convexem Bogen ununter-
brochen über die Externseite.
|
|
Ausserdem liegt noch ein zweites Bruchstück eines sehr verdrückten Exemplars mit einem Durch-
messer von 32, bezw. 55 mm vor, das wohl zur gleichen Art gehört.
Die sehr undeutlichen, breit abstehenden Rippen des inneren Umganges endigen, wie bei dem erst
beschriebenen Stück, an und auf der Externseite mit Doppelknoten, und die Rippen ziehen über diese Knoten
hinweg. An Stelle der vier Knotenreihen und der breiten Rippen treten aber ganz unvermittelt im weiteren
Fortgange der Windung zahlreiche, schmälere Rippen, die in einem nach vorwärts gerichteten Bogen über
die Aussenseite hinweg ziehen und im weiteren Verlaufe des Umganges stets enger und zahlreicher werden.
Zum Schlusse sei noch ein Vergleich mit nächst verwandten norddeutschen Arten versucht.
Die Jugendform bis zu einer Grösse von ca. 50 mm Durchmesser gleicht dem typischen Hoplites
Vari (ScHhLüTteEr 1]. c. Taf. 20, Fig. 1 u. 2 und |, c, 1867 Taf. 1, Fig. 2 u. 3), dessen Rippen ebenfalls
kräftig sind und weit von eimander abstehen, und welcher auf der Externseite eine Furche mit zwei
Knotenreihen besitzt. Während aber bei der typischen Form älterer Exemplare sich faltenartige, starke,
gestreifte Rippen und ein flaches Band zeigen (l. c. Taf. 20, F. 1 u. 2), hat die unserige im Alter engere
Rippen, ähnlich wie bei Hoplites Coesfeldiensis; doch sind bei diesem die Rippen im Alter auch durch ein
flaches Band auf der Externseite unterbrochen, was bei den Stallauer Stücken nicht der Fall ist. Bei der
Schuörer’schen Varietät auf Taf. 20, Fig. 3 u. 4 und Taf. 2, Fig. 1 scheinen zwar auch die Rippen zuletzt
über die Externseite zu ziehen; ob aber überhaupt die letzteren beiden Formen (Taf. 20, Fig. 3 u. 4 und
Taf. 2, Fig. 1) mit Hoplites Vari zu vereinigen sind, dürfte noch fraglich erscheinen,
Unsere Stücke lassen sich mit dieser Varietät ebenfalls nicht mit Sicherheit zusammenstellen, da
auf den Schuürer’schen Tafeln die Jugendformen nicht angegeben sind, auch die bei unserem Exemplar in
einem früheren Stadium eintretende Altersskulptur von jener verschieden erscheint und überdies die Knoten-
reihen auf der Externseite bereits viel früher verschwinden.
Im Hinblick auf diese Eigenthümlichkeit wurde der Name praematura gewählt. Im Uebrigen wurden,
da die Jugendform dem typischen Hoplites Vari gleich ist, auch, wie bei der Schvürer'schen Species, eine
dickere und dünnere Form vorzukommen scheint, die beiden Stallauer Stücke dem H. Vari als Varietät
angereiht.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Gattung: Scaphites Parkınson.
Scaphites constrietus Sow. sp.
1891. Jos. Bömm: Die Kreideschichten des Fürbergs etc. p. 48. T. 1, F. 10, a.
1893. A. pE GRoSSOUVRE: Les Ammon. d. ]. Craie super. etc. p. 248. T. 31, F. 1, 2, 7, 8 cum syn.
Häufig, aber nicht gut erhalten, doch sicher bestimmbar.
Vorkommen: Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer und Schellenbach-Graben.
DE (GROSSOUYRE gibt unter Vorkommen auch Siegsdorf an, doch irrthümlicherweise im Flysch,
während sich S. constrictus dort nach Jor. BöHm (l. e.) im Gerhardtsreuter und Pattenauer Mergel (Ger-
hardtsreuter Graben, Pattenauer Stollen) findet.
— 60 —
Aptychus aff. spiniger SCHLÜTER.
1872. Scutürer: Cephal. der ober. deutsch, Kreide. p. 2 (bezw. 83). T. 25, F. 1—7.
Es fand sich die Hälfte eines Aptychus, von dem aber die Schale bis auf geringe Spuren ab-
geblättert ist. Was die Form betrifft, so könnte man ihn in die Nähe des Aptychus spiniger stellen; in
der Grösse und im Verlauf der concentrischen Skulptur stimmt er mit dem bei Sc#Lürer auf Taf. 25,
Fig. 6 abgebildeten Stück ziemlich überein.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck.
Dibranchiata.
Belemnitidae Buaınv.
b,
Gattung: Belemnitella n’Ors.
Belemnitella mucronata ScHLoTH. sp.
1876— 77. Scuuürer: Cephalopoden der oberen deutschen Kreide. Palaeontogr. Bd. 24. p. 200. T. 55, F. 1—12.
1897, Srtorzer: Ueber die Gliederung des norddeutschen und baltischen Senon, p. 296.
Zu den ziemlich häufigen Versteinerungen unseres Gebietes gehört dieses wichtige Fossil der obersten
Kreide. Unter den besseren Stücken befindet sich eines, das fast alle typischen Merkmale dieser Art vor-
trefflich zeigt: die divergirenden Dorsolateralfurchen, zwischen welchen der Rücken stark. hervorgedrängt
ist, den schlitzartigen Spalt auf der Ventralseite und diesem gegenüber die kielartige Leiste auf der Aus-
füllung der Alveole. Die Gefässeindrücke sind an diesem wie an verschiedenen andern Stücken recht gut
sichtbar und sehr zahlreich. Sie gehen etwa von der Mitte der Seite aus und treten sich mit der Spitze
ihrer Verzweigungen an der Spaltlinie entgegen.
Die grosse Veränderlichkeit dieser Art zeigt sich in der verschiedenen Form des hinteren Endes
des Rostrums. Nur wenige Exemplare sind hier gerundet, um dann mit einem kurzen, spitzen Stachel zu
endigen, der fast stets abgebrochen ist. Die meisten zeigen eine allmählich sich verjüngende Spitze. Das
längste Exemplar, das nachträglich im vorderen Theile stark gebogen ist, misst 104 mm, die Mehrzahl der
grösseren Stücke 80, bei einem Durchmesser von ca. 15 mm, der bei dem oben genauer beschriebenen
Stück 21 mm beträgt.
Vorkommen: Im M. St.-M. befinden sich unter dem Fossilienmaterial des Grünsandsteins circa
50 Stück von .belemnitella mucronata mit der Fundortsangabe „Bocksleithen“. An der „Bocksleithen“ — ein
Haus an der Strasse Tölz-Lenggries westlich der Isar heisst zum „Bocksleithner“ — ist zwar ein Aufschluss
(Steinbruch) im Granitmarmor und Stockletten!, aber zur Zeit keine Spur von anstehendem Grünsandstein.
Bei welcher Veranlassung B. mucronata an dieser Oertlichkeit gesammelt wurde, vielleicht bei Fassung der
St. Anna-Jodquelle, war leider nicht zu ermitteln.
Ich selbst fand BD. mucronata nur in der Uebergangsschicht des Grünsandsteins zum Pattenauer
Mergel (vgl. p. 11), ausserdem allenthalben in diesem unmittelbar darauffolgenden Mergel.
' Die Kreide- und Eocaenbildungen am Stallauer Eck etc. p. 50.
a ee
Fundort: Bocksleithen (?), Stallauer Graben, Stallauer Eck, Schellenbachgraben.
Sonstige Vorkommnisse: In den Schichten des nach dem Pattenauer Stollen genannten Mergels,
in den Nierenthalschichten am Nordhang des Fürbergs, im Nierenthalgraben bei Hallthurm, im Mariensteiner
Stollen!, in der Gegend des Untersbergs?, nämlich im Grünbach, im Kühlbach und am kleinen Gemeinberg.
Crustacea.
Cypridae Zenk.
Gattung: Bairdia M’Cor.
Bairdia Harrisiana Jones.
1872—75. Gemırz: Das Elbthalgebirge. Palaeontogr. Bd. 20. U. Th. p. 141 cum syn. T. 26, F. 6, 7.
Vorkommen: Pattenauer Mergel.
Fundort: Stallauer Eck. — In seiner Monographie? gibt Esser von der gleichen Lokalität noch
folgende Ostrakoden an: Oytherella ovata Römer und Ü. obovata Jones u. HınDE.
'Thalassinidae Miıune.-EpwaArns.
Gattung: Calianassa LeaAchH.
Calianassa sp.
Scheerenglieder und andere Theile von Scheerenfüssen, sowie mehrere nicht näher bestimmbare
Bruchstücke, vielleicht zu Calianassa antiqua Orro* gehörig, liegen vor.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Eck und Steinbruch südlich von den Baumberghöfen.
Pisces,
Selachii.
Gattung: Corax Ac.
Corax falcatus Ac,
1889. Woopwarp: Catalogue of fossil fishes Brit. Mus. (Nat. hist.) part. I. p. 424 cum syn.
Krone eines Zahnes.
Vorkommen: Grünsandstein.
Fundort: Stallauer Graben.
tv. Ammon: Das Cementsteinbergwerk Marienstein. p. 99. Geogn. Jahreshefte 1894.
” v. Günget: Geologie von Bayern. p. 248.
® Foraminiferen und ÖOstrakoden etc. p. 186, 187 und 200.
* Geognostische Beschreibung des bayr. Alpengeb. p. 550, 567.
Ganoidei.
Gattung: Macropoma Ac.
Coprolithen von Macropoma Mantelli Ac.
Vorkommen: Pattenauer und Gerhardtsreuter Mergel.
Fundort: Stallauer und Schellenbach-Graben, Stallauer Eck.
Sonstige Vorkommnisse: Nach Bönn (l. c. p. 40) im Gerhardtsreuter Graben und Pattenauer Stollen.
Schlusswort.
N
Zum Schlusse spreche ich Herrn Geheimrath v. Zırrzu meinen aufrichtigsten Dank aus für seine
fortdauernd freundliche Unterstützung während meiner Arbeit, sowie für die Benützung seiner reichen
Bibliothek, ebenso Herrn Professor Dr. RornpLerz für die vielen trefflichen Rathschläge, mit welchen er
mich förderte.
Berichtigung.
Zur Kartenskizze p. 9. Da von- unserem Gebiete eine topographische Karte im Maassstab 1: 25.000
noch fehlt, fanden bei der geologischen Aufnahme die betreffenden Blätter des bayrischen Steuerkatasters
(Maassstab 1 : 5000) Verwendung. Auf Grund derselben ist diese orientirende Kartenskizze (1: 10000) her-
gestellt; es fehlt darauf natürlich wie auf den Katasterblättern die Darstellung des Terrains. — Die west-
östlich verlaufende Linie am Stallauer Eck, welche die Grenze der Flyschzone gegen Norden angiebt, wurde
auf der linken Seite des Schellenbachgrabens vom Zeichner irrthümlicher Weise in nordsüdlicher, statt in
westlicher Richtung fortgesetzt. Die nordsüdlich gezogene Linie unmittelbar links daneben bezeichnet keine
Schichtengrenze, sondern einen Weg, hat also für unsere Kartenskizze keine weitere Bedeutung. — Lies
Rohrbrunnen statt Rohrbrunen.,
or
=
‘ - 6 0
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! Die mit * versehenen Arbeiten beschäftigen sich auch mit unserem Untersuchungsgebiet (siehe Literaturbesprechung).
[30]
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” »
” 22
” ”
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Ä un geognosicn
oder
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Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Unter Mitwirkung einer Anzahl von Fachgenossen
herausgegeben von
E. Koken, Th. Liebisch
in Tübingen, in Göttingen,
M. Bauer,
in Marburg.
Jährlich erscheinen 2 Bände, je zu 3 Heften.
Preis pro Band Mk. 25.—.
Seit Mai 1900
Centralblatt
für
Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Herausgegeben von
E. Koken,
in Tübingen.
Th. Liebisch
in Göttingen.
M. Bauer,
in Marburg,
Monatlich 2 Nummern... Preis für Nichtabonnenten des Neuen
Jahrbuchs Mk. 12. — pro Jahr.
Abonnenten des Neuen Jahrbuchs erhalten das Centralblatt
amberechnet.
Verlags-Verzeichnis
E. Schweizerhartschen Verlaoshandlung:
(E. Naegele) in Stuttgart.
1826 — 1901.
(VI und 121 Seiten) 1901.
er. 8".
Dieser anlässlich des 75 jährigen Bestehens unserer Firma
herausgegebene Katalog enthält eine Zusammenstellung aller
in unserem Verlag erschienenen Werke, speziell solcher auf
dem Gebiete der Mineralogie, Geologie und Palaeontologie.
Ausser emem ausführlichen Sach- und Ortsregister befindet
sich in diesem Katalog auch ein genaues Inhaltsverzeichnis
der „Palaeontographica“, sowie der Zittel’schen „Palae-
ontologischen Wandtafeln“ ete., weshalb derselbe für die
Bibliotheken aller Fachgelehrten von Wert sein dürfte. Der-
selbe steht auf Wunsch gratis zur Verfügung.
Entwurf einer Montes, ih besondere
" Inhalts- und Preisverzeichnisse ‚der ganzen Serie stehen zu Diens
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_ unter Mitwirkung vor
Geh. Rat Prof. Dr. von Fritsch, Prof. Dr. Gareke, Gel
Prof. Dr. E. Schmidt und Prof, u N
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Dr. G. Brandes,
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Dr. Augustin Krämer,
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Herausgegeben mit Unterstützung der Kolonlalabtellung des Auswärtige
Band I, Lieferung. il Br
120 Seiten, mit 1 Tafel, 1 Karte und viele Text;
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Der I. Band erscheint in 4 Lieferungen mit zusammen ca. 60 ogen. De
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herausgegeben von
Geh. Rat Prof. Dr. K.A. ee Zitte
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69— 783 (Schluss), 2 0.
Verlag von Erwin Naegele in Stuttgart.
ZOOLOGICA.
Original-Abhandlungen aus dem Gesammitgebiete
der Zoologie. N
Herausgegeben
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PROF. DR. C. CHU N.
Bisher erschienen 31 Hefte.
er. 4°. Mit vielen Tafeln.
Inhalts- und Preisverzeichnisse stehen zu Diensten.
Druck von Carl Hammer, Stuttgart,
Herausgegeben
von
KARL AV. ZUPTEL,
„Professor in München.
Unter Mitwirkung von
Freih, von Fritsch, A. von Koanen, A. Rothpletz und G. Steinmann
y als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
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Achtundvierzigster Band.
Zweite und dritte Lieferung.
Inhalt:
= _ Plieninger, Felix, Beiträge zur Renee der Flugsaurier (S. 65—90, Taf. IV und V),
eh ‚Fliegel, G., Ueber oberearbonische Faunen aus Öst- und Südasien (S. 91—136, Taf. VI-VII).
Stuttgart.
RR 0% . E, Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Naegele).
EAN Bi, 1901.
RE LI Ausgegeben im Juli 1901,
Beiträge zur Kenntniss der Flugsaurier
von
F. Plieninger.
Das Material, welches dieser Abhandlung zu Grunde liegt, entstammt der reichhaltigen Sammlung
von Flugsauriern, welche sich in der palaeontologischen Sammlung des Staates zu München befindet. Vom
Conservator dieser Sammlung, Herrn Geheimrath v. Zırrer, wurde mir dieses Material bereitwilligst zur
Verfügung gestellt und ebenso die Benützung der Institutsbibliothek, sowie seiner reichhaltigen Privatbiblio-
thek in liebenswürdigster Weise gestattet, wofür ich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus-
sprechen möchte.
1. Pterodactylus Kochi Wacter.
Taf. IV.
Das im folgenden beschriebene Exemplar wurde im Jahre 1892 von der Staatssammlung erworben
und von Herrn Geheimrath v. Zırıen. mir zur Präparation anvertraut; es verdient, obwohl kein sogenanntes
Habitusexemplar, wegen seiner theilweise vorzüglichen Erhaltung, die es geeignet machen, uns über ver-
schiedene bisher nur unvollständig bekannte Verhältnisse aufzuklären, einige Beachtung. Das Thier kam
offenbar auf dem Rücken liegend zur Ablagerung, wobei der Schädel etwas zur Seite geschwemmt wurde,
während die Extremitätenknochen seitlich von den in Zusammenhang bleibenden Hals- und Rückenabschnitten
der Wirbelsäule mehr oder weniger durcheinander geworfen wurden.
Der Schädel.
Der völlig nahtlose Schädel hat eine Länge von 13 cm und liegt in theilweise mangelhafter Er-
haltung vor. Die Hinterhauptsregion ist völlig zerstört.
Die Augenhöhle, sowie die 1,9 cm hohe und 4,2 cm lange vereinigte Nasen- und Praeorbitalöffnung
ist vollständig zu sehen, ebenso die Schnauzenspitze, welche vom Praemaxillare und theilweise Maxillare
gebildet wird. An dieser Parthie des Schädels sind noch die Knochen beider Seiten erhalten, wie im
vorderen Winkel der Nasopraeorbitalöffnung deutlich zu erkennen ist. An der unteren Begrenzung der
Nasopraeorbitalöffnung, sowie der Augenhöhle sind nur mehr die Knochen der linken Seite erhalten, so
Palaeontographiea, Bd. XT,VIIL. 9
— 66 —
dass also ein Theil des Maxillare, ferner das Jugale und das Quadratojugale vollständig ihre innere Seite
darbieten; desgleichen gehört das vorliegende Quadratum der linken Seite an, zeigt also seine innere Seite.
Das dem Fortsatze des Jugale entgegenstrebende, den vorderen oberen Winkel der Augenöffnung begrenzende
Knochenstück, welches als Thränenbein gedeutet wird, bietet gleichfalls seine Innenseite. Vor der Augen-
höhle hängt in die Nasopraeorbitalhöhle jenes von H. v. Meyer als Fortsatz des Vorderstirnbeins gedeutete
Knochenstück herab. Ich muss gestehen, dass dieses Knochenstück, sowohl bei vorliegendem Exemplare,
als auch bei sämmtlichen in der palaeontologischen Staatssammlung liegenden Pferodactylus-Skeletten, mir
eher den Eindruck eines unpaaren aus der Medianlinie des Schädels herabhängenden Knochenstückes macht;
vielleicht haben wir es hier nur mit der knöchernen Verstärkung einer Nasenscheidewand zu thun!. In der
Augenhöhle liegen noch Theile dünner, runder Knochenplättchen, Reste des Skleroticalringes.
Fig. 1. Schädel von Pterodactylus Kochi WAGLER.
Am hinteren Ende des Unterkiefers liegt der Atlas.
Das Auffallendste am ganzen Schädel ist aber ein in der Höhe des vorderen Winkels der Naso-
praeorbitalöffnung beginnender, in der Medianlinie des Schädeldaches bis gegen die Mitte der Augenhöhle
verlaufender, fein ausgefranster Knochenkamm, welcher wohl einem kräftigen Fleischkamme zur Stütze ge-
dient haben dürfte. Der Knochenkamm ist kurz nach seinem Beginne über dem vorderen Drittel der Naso-
praeorbitalhöhle fast 0,5 cm hoch und nimmt von da langsam an Höhe ab; seine Länge betrug circa 6 cm,
in der Gegend über dem hinteren Winkel der Augenhöhle ist er nur noch im Abdruck erhalten. Undeut-
liche Spuren des Kammes im Abdruck beobachtete ich auch an anderen Exemplaren der Münchener Samm-
lung. Vielleicht ist dieser Kamm als Geschlechtsmerkmal aufzufassen? Der bis etwa unter die Mitte der
vereinieten Nasen- und Praeorbitalöffnung bezahnt gewesene Oberkiefer hat durch Druck stark gelitten; an
der Schnauzenspitze lässt sich in Folge späthiger Incrustation die Ausdehnung der Bezahnung nach vorne
nicht verfolgen.
Der Unterkiefer hat eine Länge von 10,2 em, er ist nur in seiner linken Hälfte fast vollständig
erhalten, während von der rechten Hälfte nur noch der vorderste Abschnitt vorliegt. Die linke Hälfte
bietet ihre innere Seite dar, sie ist an der Einlenkungsstelle für das Quadratum etwas verletzt, aber doch
! Schon Oxen in Isıs 1819, p. 1793, betrachtete bei Plerodactylus antiquus SÖMMERRING (dem Cuvrer’schen Originale
von Pterodactylus longirostris) dieses Knochenstückchen als Nasenscheidewand.
et
im Abdruck vorhanden. Vor der Einlenkungsstelle für das Quadratum weist der Unterkiefer auf der Innen-
seite eine länglich ovale Muskelgrube von 0,85 cm Länge und etwa 0.25 cm Höhe auf. Oberrand und
Unterrand der Innenseite werden durch eine leistenartige Erhöhung verdickt. Beide Unterkieferhälften sind
auf eine Länge von 3,3 cm in der Symphyse verwachsen und bilden eine 0,9 cm lange, zahnlose Spitze.
Das Fehlen von Alveolen an dieser wohlerhaltenen Spitze beweist, dass die Zähne nicht etwa bei der Ab-
lagerung des Schädels verloren gegangen sind. An der Symphyse ist der Unterrand des Unterkiefers schwach
nach aufwärts geschwungen, der Oberrand gerade.
Bezahnung.
Die Zähne im Ober- wie Unterkiefer sind von breiter Form, aussen abgeplattet, an den Seiten etwas
zugeschärft und vollständig glatt; von Ersatzzähnen ist keine Spur zu beobachten. Die Bezahnung erstreckte
sich im Oberkiefer, wie die Enden der Alveolen noch beweisen, bis etwa unter die Mitte der Nasopraeorbital-
öffnung, theilweise sind die Zähne ausgefallen, gegen die Schnauzenspitze sind sie in Kalkspath eingebettet,
welcher ein Blosslegen ohne Bruch zur Unmöglichkeit macht; die äusserste Spitze des Oberkiefers ist mangel-
haft erhalten, so dass sich nicht mehr feststellen lässt, ob Zähne an dieser Stelle vorhanden waren oder
nicht. Die Anzahl der Zähne des Oberkiefers lässt sich also nicht mehr genau bestimmen, sie dürfte jedoch
kaum mehr als 1S—20 auf einer Seite betragen haben. Im Unterkiefer beträgt die Zahl der Zähne auf
einem Aste 12—13, nach hinten stehen hier die Zähne in grösseren Zwischenräumen als im Öberkiefer.
Die zwei vordersten Zähne eines Unterkieferastes sind schräg nach vorne gerichtet und zwar der erste
mehr als der zweite. Die 0,9 cm lange zahnlose Spitze weist, wie schon oben bemerkt, keine Spur von
Alveolen auf,
Die Wirbelsäule.
Von der Wirbelsäule ist der Halsabschnitt, sowie ein Theil des Rumpfabschnittes im Zusammenhang
erhalten; zwei noch zusammenhängende Wirbel des Beckens, zwei des Schwanzes und noch zwölf zusammen-
hängende Schwanzwirbel, desgleichen ein einzelner Lendenwirbel liegen auf der Platte zerstreut. Die übrigen
Wirbel befinden sich jedenfalls auf der Gegenplatte, über deren Verbleib mir leider keine näheren Angaben
zur Verfügung stehen.
Die ersten zwei Halswirbel Atlas und Epistropheus sind nicht verwachsen; ersterer / hw (und
Textfigur 1) liegt auf der Platte unterhalb des Schädels in der Nähe der Gelenkung des letzteren mit dem
Unterkiefer. Er scheint uns seine Rückseite darzubieten und er besteht aus einem ziemlich massiven Körper,
sowie aus einem das Nervenrohr umschliessenden Bogenpaar, welches aussen und oben jederseits einen
Fortsatz trägt, der wohl zur Anheftung von Muskeln diente (ähnlich wie bei gewissen Vögeln, z. B. Reihern;
musculus rectus capitis posticus).
Nach v. Zırren, Handbuch der Palaeontologie, Bd. II, p. 776 sollen Atlas und Epistropheus ver-
wachsen sein, auch soll sich ein dachförmiger Proatlas zwischen Hinterhaupt und Atlas einschieben '; ich
! Vergl. auch G. Baur: Anatom, Anzeiger. Bd. X. No, 11. p. 350.
BE
habe unter den Flugsauriern der Münchener Sammlung nichts derartiges beobachten können, weder. bei
Pterodactylus Kochi Wacz. noch bei Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer. Bei Pterodactylus scheinen
Atlas und Epistropheus sicher getrennt zu sein, wie vorliegendes Exemplar beweist; ferner ist auch bei
0. Fraas, Palaeontographica, Bd. 25 „Ueber Pterodactylus sueviceus Qu. von Nusplingen“ der auf Tab. 22
am hinteren Ende der Unterkieferäste liegende mit g bezeichnete, von Fraas als Schlundring (!) aufgefasste
Knochen nichts anderes als der Atlas!.
Der Epistropheus (II) liegt bei unserem Exemplare noch im Zusammenhang mit der Halswirbelsäule,
seine Form ist jedoch nicht mehr genau zu ermitteln; er scheint um mehr als die Hälfte kleiner gewesen
zu sein als der nächstfolgende dritte Halswirbel (7/1), welcher eine Länge von 1,25 em aufweist. Vom dritten
Halswirbel ab (diesen letzteren eingeschlossen) bieten uns die Wirbel des Halsabschnittes ihre Ventralseite
dar. Sie sind von länglich eylindrischer Gestalt und weisen in ihrem vorderen Theile an der Ventralseite
eine niedrige Hypapophyse auf. Vordere und hintere Zygapophysen sind vorhanden und es ist das Ueber-
greifen der Postzygapophysen über die Praezygapophysen des nächsten Wirbels noch deutlich zu erkennen,
da dieselben trotz der etwas flachgedrückten auf der Dorsalseite liegenden Wirbel das Centrum seitlich
überragen. Ausser diesen Prae- und Postzygapophysen besitzen aber die Halswirbel auf ihrer Ventralseite
seitlich zwei Fortsätze, welche vom hinteren Theile des Wirbels auf den vorderen Theil des nächstfolgenden
Wirbels übergreifen und wie es scheint mit diesem durch Gelenkflächen verbunden sind. Bei Pferodactylus
antiguus SÖMMERRING, dem Cuvırr’schen Original zu Pterodactylus longirostris, sind dieselben gleichfalls ganz
deutlich zu erkennen. Mit sattelförmigen Gelenkverbindungen versehen und besonders stark ausgebildet sind
dieselben bei Pteranodon. Derartige Fortsätze, aber allerdings ohne Gelenkfläche zur Verbindung mit dem
nächstfolgenden Wirbel, beschreibt R. Owen an den Halswirbeln der englischen Kreidepterodactylen®. Auch
Seruey bespricht dieselben bei Ornithocheirus, desgleichen schreibt v. Ammon von den Halswirbeln von
Rhamphorhynchus longicaudatus Münsr., dass sich seitlich des Gelenkkopfes „die abgerundeten Ecken von
kleinen Fortsätzen sogen. hinteren Parapophysen“ vorschieben®.
Der vierte Halswirbel hat eine Länge von 1,6 cm, der fünfte misst 1,65 und erreicht damit das
Maximum, der sechste ist 1,45 em, der siebente 1,15 em lang; der Durchmesser der Halswirbel wird un-
gefähr 0,5 cm betragen haben.
Der nächstfolgende bedeutend verkürzte Wirbel (rw I) weist kräftige Diapophysen (di) auf und muss
in Folge dessen als erster Rückenwirbel angesehen werden. Wir zählen also sieben Halswirbel und ich fand
bei Untersuchung der Halswirbelsäulen an sämmtlichen Flugsauriern des weissen Jura im Münchener Museum,
die zu dieser Beobachtung günstig waren, immer die Zahl sieben. FÜRBRINGER* war neuestens geneigt, die
Zahl von acht Halswirbeln zu vermuthen und meint, „Falls die Patagiosaurier zum Theil nur sieben Hals-
! Auf diese Weise zähle ich dann sieben Halswirbel bei Pterod. suevicus, ohne, wie das I'raas macht, gezwungen
zu sein, den ersten Rückenwirbel als siebten Halswirbel zählen zu müssen.
? The Palaeontographical Society. Monograph on the fossil Reptilia of the Cretaceous Formations. Bd. XI. Suppl. 1.
1859. p. 7 ff. und Bd. XII. Suppl. II. 1861. p. 7 und Philosophical Transactions of the royal Society of London. Bd, 149.
Part. I. p. 164.
» Öorrespondenzblatt des Naturw. Vereins zu Regensburg. 1884. p. 156.
+ Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd, 34. 1900. p. 665.
So
wirbel besitzen, wie allgemein behauptet wird, aber meines Erachtens erst noch zu erweisen ist, so wäre
eventuell anzunehmen, dass dieselben durch eine geringgradige, kranial gerichtete Wanderung der vorderen
Extremität ihren ursprünglich aus acht Wirbeln bestehenden Hals um einen in das thorakale Gebiet über-
gehenden Wirbel verkürzten.“
Von den mit dem Halsabschnitte in Verbindung stehenden acht Rumpfwirbeln (rw I—rw VILI) haben
die vier vorderen die Lage auf der Dorsalseite beibehalten, während die vier folgenden sich mehr seitlich ge-
dreht haben. Die Länge dieser Rückenwirbel variirt zwischen 0,7 und 0,5 em, ihr Durchmesser beträgt etwa
0,4 em; sie sind deutlich procoel, sanduhrförmig in der Mitte etwas eingeschnürt und, wie der sechste bis achte
Wirbel beweisen, mit hohen Dornfortsätzen und mit Zygapophysen versehen. An Wirbel 6—8 haben sich die
oberen Bogen nebst Dornfortsätzen vom Centrum losgetrennt. Nach v. Zırtez, Handbuch der Palaeontologie,
Bd. III. p. 776 ist „zwischen oberen Bogen und Centrum keine Sutur zu bemerken.“ Bei Pferodactylus
antiquus SÖMMERRING ist bei dem schönen Cuvıer’schen Originale die Lostrennung der oberen Bogen in der
neuro-centralen Naht sehr deutlich zu sehen; auf der sonst so genauen Abbildung, welche uns H. v. Meyer
von diesem Thiere gibt‘, ist dieses Verhalten der oberen Bogen merkwürdiger Weise nicht zum Ausdruck
gebracht. Auch bei amerikanischen Kreidepterosauriern führt Wırrısrox die leichte Lostrennung der oberen
Bogen vom Centrum an? Die vordersten Rückenwirbel besitzen sehr kräftige Diapophysen, welche bei
Wirbel 1—4 besonders deutlich zu sehen sind. Bei Wirbel 2 und 3 artieuliren noch die kräftigen Rippen
an den Querfortsätzen. Die zwei Wirbel sw mit breiten etwas nach vorne gerichteten Querfortsätzen ver-
sehen, erweisen sich als zum Sacralabschnitt gehörig; sie haben eine Länge von ungefähr 0,55 em und einen
Durchmesser von eirca 0,3 cm. Neben diesen zwei Sacralwirbeln liegt ein mit langen Querfortsätzen und
hohem Dornfortsatz versehener Wirbel Zw, welcher seine Rückseite darbietet und an welchem das Neuralrohr
deutlich zu erkennen ist, die Querfortsätze dieses Wirbels scheinen etwas nach aufwärts und rückwärts ge-
schwungen, ausserdem zeigt der obere Bogen noch weit nach rückwärts übergreifende Zygapophysen; diesen
Wirbel betrachte ich als zur Lendenregion gehörig. Von der Schwanzregion sind im ganzen 14 Wirbel
erhalten, und zwar liegen zwei dem vorderen Schwanzabschnitte angehörige, noch mit Zygapophysen ver-
sehene Wirbel schw I zusammen und ausserdem ein Abschnitt von 12 Wirbeln mit unverletztem Schwanz-
ende schw II. Da die grösste bis jetzt bei Pterodactylus beobachtete Schwanzwirbelzahl die Zahl 15 nicht
überschreitet, so dürfte der hier vorliegende Schwanz mit zusammen 14 Wirbeln nahezu vollständig sein.
Sämmtliche dieser Wirbel sind fast cylindrisch, in der Mitte höchstens ganz schwach eingezogen; ihre Länge
differirt von vorne nach hinten zwischen 0,3 und eirca 0,1 cm, ihr Durchmesser zwischen 0,2 und 0,08 em.
Rippen.
Halsrippen sind am vorliegenden Exemplare keine zu beobachten, ebensowenig an den übrigen
Pterodactylus-Skeletten der Münchener Sammlung. Bei Rhamphorhynchus scheinen solche vorzukommen,
wenigstens hat v. Ammon’ bei Rhamphorhynchus longicaudatus MÜNSTER solche beobachtet und auch
! Fauna der Vorwelt. Reptilien des lithogr. Schiefers. 1860. T. II, F. T.
? ‘The Kansas University Quarterly. Vol. I. No. I. 1892, p. 8.
3 Correspondenzblatt des naturw. Vereins zu Regensburg. 1884. p. 155.
0
I. v. Meyer! kennt sie bei Rhamphorhynehus Gemmingi H. v. M. Von den Rippen des Rumpfabschnittes
sind mehrere vorzüglich erhalten. Die Rippen des ersten Rückenwirbels »w I, welcher an seiner kräftigen
Diapophyse als solcher kenntlich ist, sind verloren gegangen oder sie befinden sich auf der Gegenplatte, über
deren Verbleib mir z. Z. nichts bekannt ist. Das erste Rippenpaar wird sich ebenso wie das zweite und
dritte durch besondere Stärke ausgezeichnet haben. Zwei dieser besonders kräftigen Rippen befinden sich
noch in ihrer ursprünglichen Lage am zweiten und dritten Rückenwirbel vw I und »w II. Die Rippe des
zweiten Rückenwirbels misst 2,35 cm, die des dritten 2,5 cm, die des vierten etwa 3 cm. Die übrigen
Rippen sind auf der Platte und wahrscheinlich auch Gegenplatte mehr oder weniger zerstreut. Die längste
der vorhandenen Rippen misst etwa 3,5 cm. Alle Rippen, deren proximale Enden erhalten sind, sind zwei-
köpfig. Bei Pterodactylus antiquus SÖMMERRING konnte ich am Guviıer’schen Originale deutlich beobachten,
dass noch die achte Rippe zweiköpfig ist; das Verhalten der nächstfolgenden Rippen in dieser Hinsicht
lässt sich leider nicht feststellen.
Sternum und parasternale Gebilde.
Das Sternum befindet sich nicht auf der Platte. Parasternale Bildungen, sogenannte Bauchrippen,
sind auf der Platte zahlreich zerstreut, in Folge ungünstiger Erhaltung lässt sich über ihre Zusammen-
setzung nichts sagen.
Bei Untersuchung der parasternalen Bildungen der in der Münchener Sammlung befindlichen Ptero-
saurier des oberen weissen Jura ergab sich nun, dass sich diese sogen. Abdominalrippen bei den verschie-
denen Arten und sogar bei derselben Art verschieden verhalten können. So besteht bei dem v. Zırren’schen
Originale zu Pterodactylus Kochi Wagu.” jedes parasternale Metamer aus zwei Stücken, welche in der Mitte
mit nagelkopfartig verdiekten und abgeplatteten Köpfen zusammenstossen; die Abbildung bei v. Zırreu gibt
das sehr gut wieder. Bei dem Originale H. v. Mever’s zu Pferodactylus Kochi Wacı.” besteht, was auch
die Abbildung daselbst zeigt, jedes Metamer nur aus einem ‚winklig gebogenen Stück; bei Pferodaetylus
antiquus SÖMMERRING (dem schönen Cuvrer’schen Originale) scheinen sie aus einem winklig gebogenen
Mittelstück und zwei geraden Seitenästen zu bestehen; genau dasselbe Verhalten wird von H. v. Meyer*
bei Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. M. angegeben. Bei Pterodactylus medius Müxsr. bestehen sie aus
nur einem winklig gebogenen Stück, das aber an der Umbiegungsstelle in der Mitte einen verbreiterten
aber flachen Vorsprung nach vorne entsendet; auch bei Rhamphorhynchus longicaudatus Münster bestehen
nach v. Ammon° die Bogen nur aus einem Stück, besitzen aber eine mediane Verdickung, die ein nach
unten spitz auslaufendes Köpfchen bildet.
! Fauna der Vorwelt. Rept. des lıthogr. Schiefers. 1860. p. 69.
? Palaeontographica. Bd. 29. T. XIII, F. 1.
® Fauna der Vorwelt a. a.0. T.IIL F. 1.
* Fauna der Vorwelt a. a. OÖ. p. 69. T. IQ, F. 1.
5 v. Aumox: Correspbl. des naturw. Ver. zu Regensburg. 1884. p. 160 ff. Eine etwas andere Auffassung als die
hier vertretene gibt v. Ammon in Abhandl. der math. phys. Classe der kgl. bayer. Akad. der Wissensch. Bd. 15. 1886.
p. 517. Anm. 25.
Der Schultergürtel.
Scapula und Coracoideum sind mit einander fest verwachsen'; sie sind von beiden Körperseiten se. r.
und cor. r., sc. ! und cor. I,, aber allerdings ziemlich mangelhaft, erhalten. Die Scapula hat eine Länge von
eirca 4 cm, das Coracoideum eine solche von circa 3'/a cm. Die Scapula lässt sich noch deutlich als ur-
sprünglich breit säbelförmiger Knochen erkennen, welcher sich gegen die Vereinigung mit dem Coracoid zu
verbreitert. Das Coracoideum, beim Zusammentreffen mit der Scapula gleichfalls verbreitert, wird von einem
fast geraden, seitlich spatelförmig abgeplatteten, sonst gerundeten Knochen gebildet. Scapula und Coracoideum
bieten beiderseits ihre Aussenseite dar. Die Gelenkverbindung für den Humerus ist beiderseits verletzt,
ebenso beide Scapulae; das Coracoideum der rechten Seite ist an seinem verjüngten Ende nur im Abdruck
vorhanden, dasjenige der linken Seite ist vollständig.
Die Vorderextremitäten.
Der Humerus (Oberarm).
Die 5,5 em langen Humeri sind hinlänglich gut erhalten. Der linke Humerus A. 1. bietet seine
dorsolaterale Seite dar, der rechte Humerus h. r. seine Ventralseite. Die 2,5 cm breite, flügelartige, aussen
convexe, innen concave Ausbreitung des proximalen Endes ist am linken Humerus
deutlich zu sehen, wenn auch theilweise nur im Abdruck; der eine grössere,
flügelartige Fortsatz der processus lateralis (deltoideus) ». /. ist gut erhalten,
daneben ist, durch eine kleine Ausbuchtung getrennt, die Gelenkfläche noch zu
erkennen; von dem kleineren Fortsatze neben der letzteren, dem processus
2
medialis, ist nur der Abdruck vorhanden. Der Schaft ist röhrenförmig und Fig. 2. Distales Ende
des rechten Humerus von
Pterodactylus Kochi.
ep.r. i e
besitzt am distalen Ende zwei dureh eine Rinne getrennte Condylen, deren
Vorderseite am rechten Humerus A. r. tadellos erhalten ist, eine grössere,
schräg nach innen verlaufende Gelenkfläche von querovaler Form, daneben, durch eine gleichfalls schräg
verlaufende Rinne getrennt, die kleinere Gelenkfläche. Auf den Seiten befinden sich neben den Gelenkrollen
vorspringende Muskelhöcker, der Epicondylus radialis und ulnaris (s. Textfigur 2 ep. r. und ep. ı.).
Ulna und Radius (Vorderarm).
Von den Vorderarmknochen der rechten Seite «. r. und vr. r. sind die distalen Enden erhalten, die
proximalen liegen in deutlichem Abdruck vor; von der linken Körperhälfte z«. /. und ». 7. sind nur die distalen
Enden von Ulna und Radius im Abdruck vorhanden.
Die Ulna, der stärkere und etwas längere Knochen, misst 7,5 cm, der Radius 7,3 em, der Durch-
messer der Ulna circa 3 mm, derjenige des Radius 2—2' mm.
Die Ulna ist, wie der scharfe Abdruck im Gestein deutlich zeigt 2. r., proximal ohne Oleceranon: am
! Bei den übrigen Skeletten von Pterod. Koch‘ sind dieselben getrennt, ein Unterschied, welchem Gewicht um so
weniger beigelegt werden kann, als z. B. bei Rhamphorhynehus Gemmingi nach H. v. Meyer die beiden Knochen bald verwachsen,
bald getrennt gefunden werden. (Altersunterschied ?)
BSH Ir ymELE
distalen Ende ist sie etwas verdickt und gerundet. Der Radius r. ». war, wie gleichfalls aus dem Abdruck zu
ersehen ist, proximal mit scheibenförmig verbreitertem Kopfe versehen; am wohlerhaltenen distalen Ende
ist er abgerundet und auf der Seite gegen die Ulna mit zwei kleinen Erhöhungen versehen, welche jeden-
falls in passende Vertiefungen an der Ulna eingriffen und eine besondere Verfestigung dadurch bildeten.
Carpus (Handwurzel).
Von den beiden Vorderextremitäten sind jederseits drei Carpalknochen erhalten und es dürften damit
die beiden Carpus vollständig vorliegen. Die drei Carpalia der rechten Vorderextremität c. r., ein grösseres
und zwei kleinere Knöchelehen, liegen neben dem distalen Ende der zugehörigen Vorderarmknochen, auch
diejenigen der linken Seite c. !. sind, wenn auch theilweise im Abdruck, am Rande der Platte mit den distalen
Enden des linken Vorderarmes erhalten. Bei H. v. Mrykr’s Original zu Pterod. Kochi Wacuer! haben
wir, wie untenstehende Figur 3 zeigt, in der proximalen Reihe einen grösseren abgeplatteten Knochen, in
N
AI
of
Fig. 3. Carpus von Pferodaetylus Fig. 4. Carpus von Pterodaetylus Fig. 5. Carpus eines
Kochi Was. (Original zu antiquus SÖMMERRING. Rhamphorhynehus Gemmingi
H. v.:Merer. T.- II, T. 1.) (Cuvirr’sches Original.) H. v. Meyer.
der distalen Reihe zwei Knöchelchen, ein grösseres und ein kleineres. Wir werden darnach auch bei
unserem Exemplare den grössten der drei Knochen als zur proximalen Reihe gehörig deuten, während die
zwei kleineren dann der distalen zuzuzählen wären. Bei Pferodactylus antiquus SÖMMERRING, dessen Carpus
ich in obenstehender Figur 4 habe abbilden lassen, besteht die Handwurzel ganz deutlich aus fünf Knöchelchen,
wie dies schon WAGLer angiebt, während sich H. v. Meyer? später damit begnügt zu sagen, „eine genauere
Darlegung dieser Knöchelchen ist kaum möglich.“ Bei Ahamphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer besteht
der Carpus ähnlich wie bei Campylognathus Zitteli F, Prien.” aus vier Knochen; der Carpus eines neueren
Exemplars von Rhamphorhynchus Gemmängi, welches sich im Münchener Museum befindet, ist zum Vergleiche
in obenstehender Figur 5 abgebildet.
Metacarpus (Mittelhand).
Von den Metacarpalia der beiden Vorderextremitäten scheint ein Theil verloren gegangen zu sein
oder sich noch auf der Gegenplatte zu befinden. Ein Metacarpale des Daumens liegt vor, ferner zerstreut
17H. vw. Meyeril..c. p. 85. T. III, E: 1.
? H. v. Mxver ]. c. p. 28.
> Palaeontographica. Pd. 41. 1894. p. 212.
drei Metacarpalia der zweiten, dritten oder vierten Finger, sowie die Metacarpalia der beiden fünften oder
Flugfinger; das eine der beiden jedoch nur im Abdruck. Das zurückgebogene Metacarpale des Daumens,
der sogenannte Spannknochen me I hat eine Länge von 4,1 cm und ist ein dünnes sich verjüngendes Knochen-
stäbchen; es ist am proximalen Ende zur Gelenkung an die Handwurzel abgerundet und weist seitlich eine
kleine Vertiefung auf, am distalen Ende bildet es eine stumpfe Spitze. Die den Fingern 2, 3 oder 4 zu-
gehörigen Metacarpalia mc und me? sind 6,2 cm lange, ausserordentlich dünne, am proximalen Ende nagel-
kopfartig abgeplattete, im ersten Drittel ihrer Länge sich verjüngende Knochenstäbehen. Das im Gegensatze
zu diesen ausserordentlich kräftig entwickelte Metacarpale des fünften oder Flugfingers me V r und me VI
besitzt eine Länge von 6,5 cm und verjüngt sich vom proximalen zum distalen, etwas verdickten Ende.
Das proximale Ende scheint mehr abgeflacht gewesen zu sein, während das distale Ende, wie an dem Ab-
drucke des der linken Vorderextremität mc VI angehörigen deutlich zu erkennen ist, mit einer Gelenkrolle
zur Aufnahme der ersten Phalange des fünften Fingers versehen war.
Phalangen (Fingerglieder).
Von den Flugfingern sind die Phalangen der rechten Extremität vollständig erhalten, bei der linken
fehlt nur das distale Ende der ersten Phalange.
Die erste Phalange Iph.r und I ph. ist 8,1 cm lang, ihr Durchmesser dürfte circa 3 mm be-
tragen haben; am proximalen Ende ist sie verdickt und mit einem olecranonartigen Fortsatze versehen,
welcher, wie die linke erste Phalange deutlich zeigt, mit dem proximalen Ende fest verbunden war. Das
distale Ende ist nagelkopfartig abgeplattet. Die zweite // ph.r und II yph.! 7,6 cm lange, im Mittel
2,5 mm im Durchmesser besitzende Phalange ist an beiden Enden nagelkopfartig abgeplattet, ebenso die
dritte Phalange I/II ph.r und III ph. l mit einer Länge von 6,5 cm und einem Durchmesser von kaum
1’; mm. Die vierte oder Endphalange /V ph. r und IV ph. 1 ist 5,45 em lang und verjüngt sich vom
gleichfalls nagelkopfartigen proximalen Ende gegen das distale hin, wo sie in eine abgerundete Spitze aus-
geht; ihre Mitte weist einen Durchmesser von ungefähr 1 mm auf. Eine convexe Aufwölbung der distalen
Enden der ersten, zweiten und dritten Phalange und dementsprechend eine Concavität am proximalen Ende
der zweiten, dritten und vierten Phalange, wie sie z. B. bei den amerikanischen Flugsauriern der Kreide
beobachtet werden, ist nicht zu sehen, alle die verdickten Enden scheinen gerade abgeschnitten.
Vom vierten Finger sind Phalangen nicht erhalten. Der dritte Finger d Z/I, welcher nur von der einen
Körperhälfte vorliegt, weist drei Phalangen auf, zwei an ihren Enden verdiekte Knochenstäbehen von 0,9
bezw. 1,1 cm Länge und die klauenförmige Endphalange. Die Phalangen des zweiten Fingers d II sind beider-
seits erhalten und weisen ein 1,3 cm langes, an den Enden verdicktes Knochenstäbchen auf, an das sich
die klauenförmige Endphalange anschliesst. Die Grösse der soeben genannten klauenförmigen Endphalangen
beweist, dass wir es hier wirklich mit Phalangen der Vorderextremität zu thun haben. Bei allen Ptero-
dactylen sind die Klauen der Vorderextremität kräftiger und gedrungener als diejenigen der hinteren, so
dass dieselben, auch wenn nicht im Zusammenhange liegend, leicht unterschieden’ werden können.
Sacrum (Becken).
Von den Beckenknochen sind zunächst vom Deum (Darmbein) nur noch ganz spärliche Reste vor-
handen, welche noch in Zusammenhang mit den als Sacralwirbel erkannten zwei Wirbeln s. ww. stehen; vom
Palacontögraphien. Bd. XT,VIIT. 10
N ETANEN EN
Ischium (Sitzbein) ist gar nichts erhalten, dagegen sind die beiden Pubis (Schambeine) »d. in sehr guter
Erhaltung überliefert; an ihrer Symphyse sind sie noch verwachsen und zwar ohne irgend welche Naht, es
sind gestielte, schaufelförmig verbreiterte Knochen, welche gegen ihr distales Ende hin äusserst zart und
dünn gewesen sein müssen; ihre Länge vom proximalen zum distalen Ende gemessen, beträgt 1,9 cm.
Femur (Oberschenkel).
Die beiderseits erhaltenen Oberschenkel f. ». und f. l. weisen eine Länge von 5,65 em auf, sind -
schwach nach vorne gekrümmt und besitzen in der Mitte einen Durchmesser von 5—4 mm, der am proxi-
malen Ende befindliche halbkugelige Gelenlkkopf zur Einlenkung in die Pfanne sitzt auf einem mehrere
Millimeter langen, ziemlich kräftigen Halse. Ein äusserer Trochanter ist an dem proximalen Ende des linken
Femur f. 2. deutlich zu erkennen, am («listalen Ende befindet sich zur Aufnahme der Tibia und Fibula eine
N
Gelenkrolle.
Tibia und Fibula (Unterschenkel).
Die ebenfalls von beiden Seiten vorliegenden Unterschenkel Z. r. und . !. bestehen aus zwei Knochen
Tibia und Fibula (Schienbein und Wadenbein). Die Tibia mit einer Länge von 8,7 cm verjüngt sich ganz
wenig vom proximalen zum distalen Ende. Die Gelenkfläche zur Aufnahme des Femur scheint nicht sonder-
lich stark vertieft gewesen zu sein; das distale Ende wird durch eine Gelenkrolle gebildet, deren Mitte mässig
vertieft ist. Der Durchmesser der Tibia beträgt in ihrer Mitte 0,4 cm. Als dünnes, kleines, nur ca. 3,4 cm
langes Knochenstück legt sich die Fibula an die Tibia an, ihr distales Ende geht ohne deutlich sichtbare
Grenze in die Tibia über.
Tarsus (Fusswurzel).
Von der Fusswurzel ist gar nichts erhalten, sie dürfte auf der Gegenplatte verblieben sein.
Metatarsus (Mittelfuss).
Von den Mittelfussknochen ist nur ein, der ersten (grossen) Zehe angehöriges, Metatarsale mt I
erhalten geblieben, ein rundes, 2,4 cm langes, 1'/; mm dickes Knochenstäbehen mit verdickten Enden.
Phalangen (Zehenglieder).
Zwei an das soeben aufgeführte Metatarsale der grossen Zehe mt I sich anschliessende Phalangen, ein
0,9 cm langes Knochenstäbchen, an welches sich die klauenförmige Endphalange anschliesst, sind die einzigen
erhaltenen Reste der Zehenglieder.
Beziehungen zu den bekannten Pterodactylus-Skeletten derselben und
anderer Arten.
Beim Vergleiche unseres Exemplares mit den bekannten Pferodactylus-Arten ist die Aehnlichkeit
mit Pterodaetylus Kochi Wacr. bei H. v. MEYER! ohne weiteres in die Augen springend. Die Längenmaasse
der einzelnen Skelettheile unseres Exemplares und des angeführten Originals von H. v. Meyer stehen in
überraschend gleichmässigem Verhältnisse. Unterschiede sind nur vorhanden im Fehlen des Knochenkammes
auf dem Schädeldache (wegpräparirt? Geschlechtsunterschied?), sowie bei jüngeren Exemplaren von Pterod.
Kochi in der kürzeren zahnlosen Spitze des Unterkiefers®, was Letzteres wohl mit dem Alters- und dadurch
bedingten Grössenunterschiede zu erklären ist. Gegenüber Pferodactylus antiquus SÖMMERRING — longirostris
Cuvıer bestehen Differenzen in der Länge der Halswirbel bei antiguus, ferner ist dessen Schädel im Ver-
hältnisse zur Höhe viel länger als bei Kochz, und die Zähne sind bei Kochi tlachkonisch, bei antiguus spitz-
konisch, ausserdem besteht der Carpus bei ersterem aus drei, bei letzterem aus fünf Knochenstückchen;
allerdings weisen die übrigen Skelettelemente wiederum eine grosse Uebereinstimmung in den Längenverhält-
nissen auf?. Ich will hier gleich beifügen, dass eine graphische Darstellung der Längenverhältnisse der
einzelnen Knochen aller mir zur Verfügung stehenden Pferodaetylus-Skelette des lithographischen Schiefers
in Bayern, soweit sie sich dazu eigneten, das Resultat ergab, dass der Verlauf der Linien bei den Pferod.
Kochi, antiguus und scolopaciceps ausserordentlich ähnlich ist; davon verschieden, aber unter sich wieder
ausserordentlich ähnlich, verlaufen die Linien von Pferod. pulchellus, elegans und speetabilis.
Für sich allein steht Pferod. mieronyx und ebenso weisen propinguus und eurychirus ganz ver-
schiedenen Verlauf der Linien auf und lassen sich auch keiner der andern Gruppen angliedern. Was die
Gruppe Kochi, antiquus, scolopaciceps betrifft, so schliesst sich Beyrıcm‘ der schon von WAGNER aus-
gesprochenen Ansicht an, dass antiquus von scolopaciceps specifisch nicht zu trennen sei, während v. Zrrreu
eher für eine Vereinigung von scolopaeiceps mit Kochi eintreten möchte, „wenn man es nicht vorziehe, alle
drei unter dem gemeinsamen Namen antiquus (longirostris) zu vereinigen.“ Die Vereinigung von scolopaciceps
und antiqgwus halte ich aus den von WAGNER und BeyricH angegebenen Gründen für gerechtfertigt, die
Differenzen sind nicht bedeutend; allerdings wissen wir über die Grenzen der individuellen Unterschiede bei
diesen Thieren fast nichts. Pierodactylus Kochi aber möchte ich von antiquus getrennt wissen auf Grund
der oben aufgeführten Differenzen in Schädel, Hals und Carpus.
Bei Unterscheidung der Pterodactylus-Arten hat H. v. Meyer auf die Längenverhältnisse von Ober-
arm zu Mittelhand, von Vorderarm zu Mittelhand, von Mittelhand zu den einzelnen Flugfingern und von
Vorderarm zu den einzelnen Flugfingern grosses Gewicht gelegt. Diese Unterschiede sind, soferne sie nicht
sehr bedeutend sind, zur Speciestrennung sehr unsichere Merkmale, da diese Verhältnisse nicht. einmal bei
ZEN SMEYER- ACHTE I], Bel 23D:
2 Man vergl. H. v. Meyer ]. c. T. II, F. 2 und v. Zrerer: Palaeontographica. Bd. 29. T. 13, F. 1.
3 Bezüglich der Ausdehnung der Bezahnung nach rückwärts bei Pferod. antiquus, worin H. v. Meyer einen Unter-
schied finden wollte, hat eine erneute Untersuchung des schönen Cuvıer’schen Originals ergeben, dass die Bezahnung, wie bei
Kochi, unter das vordere Drittel der Nasopraeorbitalöffnung reicht, Im Unterkiefer sind die hintersten Zähne im deutlichen
Abdruck, im Oberkiefer noch die Zahnstumpen zu sehen.
* v. Zurer: Palaeontographica, Bd. 29. p. 71,
es
Exemplaren derselben Art und derselben Grösse, geschweige denn verschiedener Grösse gleich sind. So
finden wir z. B. bei v. Zırreu 1. e., in der Tabelle auf p. 72, bei dem unter No. 6 aufgeführten Ptero-
dactylus Kochi den Oberarm länger als die Mittelhand, bei dem in deıselben Tabelle No. 3 aufgeführten
Pterod. Kochi, dessen Schädel die gleiche Länge aufweist, wie derjenige von No. 6, ist die Mittelhand länger
als der Oberarm. Von Pterodactylus antiquus sagt H. v. Meyer selbst, dass bei grösseren Exemplaren
Oberarm und Mittelhand von gleicher Länge seien, bei einem kleineren-Exemplare sei das Verhältniss 6:7.
Zum Vergleiche in Betracht zu ziehen wäre nun ferner noch Pferodactylus propinguus Wacn., dessen
Schädelprofil grosse Aehnlichkeit mit unserem Exemplare von Kochi aufweist; dagegen ist der Unterkiefer
des in der Länge fast gleichen Schädels von propinguus bis zur Spitze bezahnt, während unser Exemplar
eine 0,9 cm lange zahnlose Spitze aufweist, ausserdem sind die Verhältnisse von Vorderarm, Mittelhand und
Flugfinger wesentlich andere.
Das Exemplar von Pterodactylus medius Münst., den WAGNER für ein grösseres Exemplar von
Pterod. Kochi hielt, lasse ich, als zum Vergleiche ungeeignet, bei Seite; von ihm sagt ja schon H. v. Meyer
l. ce. p. 40, „es sind jedoch der vergleichbaren Theile zu wenige und sie bestehen dabei nur in solchen,
die in mehreren Species ähnliche Längenverhältnisse darbieten, so dass hieraus sich auf die Species kein
Schluss ziehen lässt.“
Von Pterodactylus elegans Wacn., dem ich speetabilis v. Meyer und (v. Zırren folgend) pulchellus
v. Meyer zuzähle, ist unser Exemplar schon durch seine Grösse unterschieden. v. Zırret hat die Gründe,
warum elegans als besondere Art aufrecht erhalten werden muss, ausführlich dargelegt‘. Auffallend war
mir in der v. Zırrev'schen Beschreibung des zweiten Exemplares von elegans, p. 74. Taf, 13, Fig. 3, die
daselbst angegebene von Knochen rings umgrenzte mittlere Oeffnung, die sonst bei Pferodactylus von der
Nasenöffnung nicht völlig getrennt ist. Auf der Abbildung lässt sich auch erkennen, dass der Unterrand
der rechten Schädelseite nach aufwärts verschoben ist, und eine genaue Untersuchung des Originalexemplares
mit der Lupe hat mich belehrt, dass diese rings umschlossene mittlere Oeffnung nur das Produkt der Ver-
schiebung ist, indem die vordere Begrenzung dieser Oeffnung durch den verschobenen aufsteigenden Ast
des Jugale gebildet ist, nicht aber, wie v. ZırreL angibt, durch den von H. v. Meyer als Fortsatz des
Vorderstirnbeins gedeuteten Knochen. Diese mittlere Oefinung existirt also auch bei Pferodactylus elegans
Wacn. in Wirklichkeit nicht.
Die übrigen Pterodactylenarten des oberen weissen Jura, welche meist nur auf dürftige .Reste be-
gründet sind, können zum Vergleiche nicht in Betracht kommen.
2. Ueber Pteranodon (Marsn).
Im Jahre 1871 machte Mars#°” in einer kurzen Notiz Mittheilung von dem Vorkommen eines
gigantischen Flugsauriers in der Kreide von Kansas, welchen er Pferodactylus Oweni? nannte. Später stellte
" Palaeontographica. Bd. 29. p. 76.
? American Journal of Science and Arts, III. Series. Vol. I. 1871. p. 472.
’ Der Name wurde später, da Pterod. Oweni schon vergeben war, von Mars# in Pterod. occidentalis umgeändert.
American Journ. of Sc, and Arts, Vol. III. 1872. p. 242,
Marsn! auf Grund dieser Reste und neuerer Funde die Gattung Pferanodon auf. Marst#’s Publikationen
über Pferanodon und die Zahl der aufgestellten Arten sind zwar sehr zahlreich, jedoch mangelt jede ge-
nauere Beschreibung der Skelettstücke und mit Ausnahme einer Schädelskizze auch jegliche Abbildung. In den
Jahren 1892—96 hat nun Wirriston im „Kansas University Quarterly Journal“ von dem reichen Material des
Universitätsmuseums in Kansas zuerst unter dem Namen Pferanodon, später unter dem Namen Ornithostoma
in einzelnen Abhandlungen kurze Beschreibungen gegeben, sowie restaurirte Abbildungen des Schädels, des
Beckens mit der Hinterextremität und des ganzen Tieres. Leider fehlen auch diesen Abhandlungen die so
wichtigen Abbildungen der einzelnen Skelettelemente, welche allein eine derartige Beschreibung, wie sie
Wirvıston gibt, ergänzen und brauchbar machen können.
Die Münchner palaeontologische Staatssammlung hat nun im Jahre 1893 eine kleine Serie von
Pteranodon-Resten erworben; da dieselben verchiedene interessante, theilweise noch nicht genau beschriebene
oder abgebildete, osteologische Details aufweisen, so habe ich dieselben mit Genehmigung des Herrn Ge-
heimrath v. ZırTeL, dem ich an dieser Stelle für Ueberlassung auch dieses Materials meinen besten Dank
ausspreche, hier einer eingehenden Betrachtung unterzogen.
Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Stücke übergehe, haben wir uns mit der Frage zu befassen,
welchem der beiden Namen, Pferanodon Marsu oder Ornithostoma SEELEY, die Priorität gebührt.
Im Jahre 1871 gibt H. G. Seeter in „Additional evidence of the structure of the head in Ornitho-
saurs etc.“ Annals and Magazine of Natural History. IV. Series. Vol. VII. p. 35, folgende Fussnote: „A
new genus appears to be constituted by some (three) portions of jaws from the Cambridge Greensand. Un-
fortunately, the extremity is not preserved. They have the ordinary dagger-shaped snout, but appear to
be entirely destitute of teeth. J provisionally name the genus Ornithostoma. “
Im Jahre 1876 hat Marsu” den Namen Pferanodon für seine Funde aufgestellt und im Jahre 1884,
ausser den kurzen Beschreibungen, auch eine Abbildung des Schädels gegeben®. 1891 behauptet nun H. G.
SEELEY? die Identität von Ornithostoma und Pteranodon und beansprucht auch für den Namen Ornithostoma
die Priorität; er beruft sich dabei darauf, dass er ein von R. Owen in „the Palaeontographical Monograph
of Cretaceous Pterosauria. Pal. Soc. 1859. pl. IV. Fig. 4, 5“ als Theil des proximalen Endes des Metacarpale
des fünften oder Flugfingers beschriebenes Fragment für einen Theil des Praemaxillare eines zahnlosen
Pterodactylus hielt. Dieses Restes, der bei R. Owen abgebildet ist, geschieht, wie aus der oben wörtlich
angeführten Fussnote ersichtlich ist, im Jahre 1371 mit keiner Silbe Erwähnung!
Wirrıston’ ändert nun in Uebereinstimmung mit Serney den Namen Pteranodon in Ornithostoma.
Abgesehen davon, dass die Uebereinstimmung des europäischen Ornithostoma mit dem amerikanischen
Pteranodon durch die dürftigen Reste, welche Servey aufführt, noch gar nicht hinlänglich bewiesen ist, so
kann für Ornithostoma, da dieser Name ohne Beschreibung und Abbildung und auch ohne Hinweis auf
die Abbildung von Own aufgestellt wurde, das Recht der Priorität niemals beansprucht werden; der
t American Journ. of Sc. and Arts. Vol. XI. 1876. p. 507.
? American Journ. of Sc. and Arts. Vol, XI. 1876. p. 507.
® American Journal of Science. Vol. XXVIH. 1884. p. 423.
* Annals and Magazine of natural history. Vol. VII. 1891. p. 441#f. „On the shoulder-girdle in Cretaceous Ornithosauria.“
5 The Kansas University Quarterly. Vol. II. Nro. II. 1893. Kansas Pterodactyls. Part. II. Vergl. auch ib. Vol. I.
1892, p. 12.
— TB —
von Marsh gegebene Name Pteranodon muss also aufrecht erhalten werden, selbst wenn «die Identität mit
Ornithostoma dereinst bewiesen werden sollte.
Von Pteranodon besitzt die Sammlung ein in untenstehender Zeichnung Fig. 6 abgebildetes Schädelstück,
dessen fehlende Theile (nicht schraffirt) nach Wirrısrton’s Abbildung ergänzt sind. Schnauzenspitze, Ocecipital-
crista nebst einem Theil der oberen Hinterhaupts- und Schläfengegend, sowie je ein kleines Stück ober-
und unterhalb der Nasopraeorbitalöffnung fehlen. Der vordere Theil des ausserordentlich schmalen Schädels,
dessen einzelne Knochen vollständig verschmolzen sind, hat durch die Verdrückung bei der Ablagerung
Fig. 6.
weniger gelitten als der hintere Theil; namentlich die Basis des Schädels hat, soweit sie im vorderen "Theile
erhalten ist, trotz des seitlichen Druckes kaum eine Verkleinerung erfahren. Die Länge des erhaltenen Schädel-
stückes misst 58,5 cm; denken wir uns nach Wıuvıston und Marst den Schädel ergänzt, so ergibt sich
mit der Oceipitalerista (nach Wıruıstox) eine Totallänge von über 1 m. Die vereinigte Nasopraeorbital-
öffnung hat eine grösste Breite von circa 18—19 cm, eine grösste Höhe von 6—85 em. Die Augenhöhle
hat einen grössten Durchmesser von 7,7 cm, ihre Breite beträgt eirca 7,2 cm. Die seitliche Schläfenhöhle
dürfte, ihrem wohlerhaltenen Vorderrande nach zu urtheilen, eine Ausdehnung von ungefähr 5 cm gehabt
haben. Die Höhe des Schädels, vom Oberrand der Augenhöhle bis zur Einlenkungsstelle für den Unter-
kiefer am Quadratum, ergibt 19 cm, diejenige in der Gegend des Vorderrandes der Nasopraeorbitalöffnung
11,2 cm. Die Breite des Gaumendaches direct vor der fehlenden Stelle unter der Nasopraeorbitalöffnung
(siehe Abbildung) ist 5 cm.
Nach Mars# sollte das knöcherne Gaumendach bei Pferanodon tief concav sein, was WILLISTON
bestreitet; bei vorliegendem Exemplare ist, wie dies auch Wıruıston beobachtet hat, das Gaumendach voll-
ständig flach. Die Maxillaria und Praemaxillaria tragen am unteren Rande eine glatte, dünne, 2—3 mm
hohe Leiste, welche sich wohl bis zur Schnauzenspitze erstreckt haben dürfte. Von Zähnen ist keine Spur
zu entdecken. In seinen ersten Publikationen über amerikanische Kreidepterodactylen erwähnt MArsH das
Vorhandensein von Zähnen. American Journ. of. Sc. Vol. I. 1871. p. 472 und ebenso Vol. II. 1872. Im
Jahre 1876 in derselben Zeitschrift p. 423 sagt er dann über die Bezahnung von Pferanodon: „In no
specimens examined young or old have any indications of teeth detected“; über die früher erwähnten Zähne
geht er mit Stillschweigen hinweg. Die Medianlinie des Schädels ist im vorderen Theile in eine scharfe
Kante ausgezogen, welche allmählich nach. hinten, gegen die Nasopraeorbitalöffnung hin, in eine sanfte,
stumpfe Rundung übergeht; allem Anscheine nach ist die scharfe Kante im vordersten Theile nicht durch
a
Druck hervorgerufen, sondern war ursprünglich vorhanden. Marst fand bei seinen Exemplaren eine scharfe
Kante, welche vom Praemaxillarende längs der Mittellinie des Schädels sich in die Oecipitalerista fortsetzen
soll. Wirvisron kennt keine solche scharfe Kante längs der Medianlinie, nach seinen Angaben ist die Kante
gerundet, stumpf und in der Frontalregion abgeflacht. Bei vorliegendem Exemplare ist die Nasal-, Frontal- und
Parietalregion (?) etwas zerdrückt und es lässt sich gerade in der Nasalregion von einer Fortsetzung dieser
Kante nichts erkennen, wohl aber sieht man in der Frontalgegend Taf. V, Fig. 1 eine gegen die Parietalregion
verlaufende, tiefe Furche, deren Entstehung nicht allein dem seitlichen Drucke zur Zeit der Ablagerung zu-
geschrieben werden kann; die die Furche zu beiden Seiten begleitenden leistenförmigen Erhebungen, welche,
sich in ihrem weiteren Verlaufe nach hinten auswärts biegend, den Rand der oberen Schläfenöffnung er-
reichen, sind dafür zu gleichmässig ausgebildet. Die Knochenbrücke zwischen Schädeldach, Augenhöhle und
hinterer oberer Ecke der Nasopraeorbitalöffnung ist leider zu schlecht erhalten, um uns Aufschluss zu geben
über die Verhältnisse von Lacrimale und Praefrontale, wie sie Wırrısrox beschrieben hat, der jedoch in der
Deutung dieser Knochen nicht sicher ist. Dagegen liegt die innere und obere Begrenzung der Augenhöhlen in
guter Erhaltung vor, dieselben sind in Fig. 1 und 2 auf Taf. V von der Seite und von unten abgebildet. Auf
der Innenseite der vorderen Begrenzung der Augenhöhle sehen wir zwei von aussen nach innen und abwärts
steigende, gegen die Medianebene sich vereinigende, kräftige, gerade Knochenstäbe prf, welche ich als absteigende
Fortsätze des Praefrontale deuten möchte; dieselben scheinen sich nach ihrer Vereinigung in der Median-
ebene noch etwas weiter nach abwärts ausgedehnt zu haben, wie die gebrochene Stelle beweist; sie begrenzen
in Verbindung mit einem etwas nach abwärts strebenden Theile der Frontalia, eventuell einem theilweise
verknöcherten Septum interorbitale, je einen Durchbruch D. Ungefähr in der Mitte der oberen und inneren
Begrenzung der Augenhöhle befindet sich eine Oeffnung zum Durchtritt eines Nerven und zwar wahrschein-
lich des Nervus olfactorius, welcher in seinem weiteren Verlauf die vorhin erwähnten von dem absteigenden
Fortsatze der Praefrontalia begrenzten Durchbrüche passirte, um in der Gegend der Nasalia nach vorne zu
verlaufen. Vor den Durchbrüchen verlaufen auf der Unterseite des Schädeldaches zwei durch eine dünne
Leiste getrennte Furchen. Am Dache der Augenhöhle innen ist eine Furche oder ein Canal, wie ihn manche
Vögel für den Nervus olfactorius aufweisen, nicht zu beobachten.
Das auf Taf. V, Fig. 3—5 abgebildete Knochenstück bildet die seitliche hintere und untere Begrenzung
des Schädels. Der geschweifte, dünne Vorderrand n.p. o. bildet die hintere und theilweise untere Begrenzung
der Nasopraeorbitalöffnung, am oberen Ende bildet die mit o. bezeichnete bogenförmige Ausbuchtung den
Unterrand der Augenhöhle. An der Zusammensetzung dieses Knochenstückes betheiligen sich zunächst vorne
unten noch das Maxillare, des weiteren Jugale und Quadratojugale und das Quadratum. Hinter- und Unter-
rand des im Uebrigen dünnen Knochenstückes sind beträchtlich verstärkt und stabförmig verdickt. Auf der
Innenseite der unteren Ecke, am Quadratum, ist noch ein etwas nach vorne, auf- und einwärts verlaufender
flügelartiger Fortsatz zu sehen pt. Fig. 5, welcher dem Pterygoid zugerechnet werden darf. An der hinteren
unterenEcke, welche durch das Quadratum gebildet wird, ist die Gelenkfläche q. zur Aufnahme des Unterkiefers.
Die Breite dieser Gelenkfläche beträgt 2,6 em, von vorne nach hinten gemessen ergibt sich eine Länge von
1,7 cm. Die Gelenkfläche ist von innen nach auswärts und etwas rückwärts gerichtet; im Querschnitt (von
hinten nach vorne) hat sie die Form einer liegenden S, d. h. einer Mulde und eines daran anschliessenden
Sattels. Die so gebildete kräftige Rolle liegt vor einer sich ihr nach rückwärts anschliessenden Furche.
Von dem nach vorne strebenden Theile des Quadratums ist die Rolle durch eine starke Vertiefung abgesetzt.
— 80. —
tolle und Furche verbreitern sich gegen den Aussenrand (vergl. Fig. 5). Die Münchner Sammlung besitzt
das Quadratum eines kleineren Exemplares, dessen Gelenkfläche genau dasselbe Verhalten aufweist. Bei
der Beschreibung des Schädels von Pteranodon gibt MAarsm'! vom Quadratum nur an, dass es mit den
übrigen Schädelknochen fest verwachsen und stark nach vorwärts gerichtet sei, „Its distal end is one of
the most characteristic parts of the skeleton.“ Leider kann man auf der beigegebenen Abbildung diesen
„charakteristischsten Theil des Skeletts“ gar nicht erkennen. Auch aus Wiruısron’s? Beschreibung und
Abbildung der Gelenkfläche am (Quadratum muss man auf eine von der hier abgebildeten wesentlich ver-
schiedene Gelenkfläche schliessen,
Von der Hinterhauptsgegend liegt ein seitlich etwas comprimirtes Knochenstück vor, das den wohl-
erhaltenen, halbkugeligen Condylus oceipitalis trägt. An der Bildung dieses Fig. 6 abgebildeten Knochen-
stückes sind beteiligt zuoberst das Oceipitale superius, welches sich mit den verlängerten Parietalia ver-
bunden hat, darunter folgen die Oceipitalia lateralia und das Oceipitale basilare, welche das Foramen
magnum F. m. umschliessen und den Condylus bilden. Der Unterrand des Foramen magnum ist an der
Basis 'etwas verbreitert und abgeflacht, und es trägt auch der sonst halbkugelförmige Condylus oben eine
ganz geringe aber doch deutliche Abflachung. _ Der Durchmesser des Condylus oceipitalis beträgt 1,45 cm.
Unterhalb des Condylus, wohl auf der Grenze von Oceipitale basilare und Basisphenoid, befindet sich gleichfalls
ein Foramen Fig. 6 F\i. t., das ich als Foramen intertympanicum medium deuten möchte, wie ein solches bei
den Crocodiliern auf der Schädelbasis zwischen Oceipitale basilare und Basisphenoid mündet, als eine weitere
aber unpaar mündende Verbindung der beiden Paukenhöhlen mit der Mundhöhle®. Da dieses Schädelstück
nur durch seitlichen Druck gelitten hat und die dasselbe zusammensetzenden Knochen in einer geraden
Linie liegen, so ergibt sich, dass die Lage dieser Hinterhauptknochen und auch diejenige ‘des Basiphenoids
sehr schräg von unten nach oben und hinten, .dementsprechend auch der Condylus stark abwärts und rück-
wärts geneigt gewesen sein muss, letzterer also am Grunde des Schädels lag, nicht an der hinteren Seite.
Der Kopf scheint mir, der Lage des Condylus nach, nicht ganz im rechten Winkel zum Hals sestanden zu
haben. Wırvısron® meint, die Lage des Condylus sei derart, dass der Kopf in spitzem Winkel zum Hals
gestanden haben müsse. Nach der Wiuzısron’schen Abbildung müssen allerdings die Gegend des Oceipitale
superius und des Basisphenoids rechtwinklig zu einander stehen, was sicher nicht der Fall war, sondern nur
von der Verdrückung des Schädels in der Richtung von oben nach unten herrührt.
Die sämmtlichen Schädelknochen, mit Ausnahme der besonders starken Gelenkflächen und theilweise
der verdickten Ränder, sind ausserordentlich pneumatisch; sie sind gebildet aus papierdünnen Flächen, deren
Zwischenräume von einer ausserordentlich spongiösen Masse erfüllt sind, welche durch dünne, stäbchen-
förmige Pfeiler, gewissen Lithistidenskeletten vergleichbar, gebildet ist. Die Oberfläche der Schädelknochen
ist fast durchwegs mit verschieden geformten, meist annähernd ovalen Grübchen bedeckt. Wiıuuısrox®
! American Journ. of Science. Vol. 27. 1884. p. 425. T. XV.
® The Kansas University Quarterly. Vol. IV. 1896. p. 197. T. I.
® In Figur 7 ist ein einem anderen kleineren Exemplare angehöriges Ilinterhauptsstück abgebildet, welches eleich-
falls das Foramen intertympanicum medium Fi. t. aufweist.
* The Kansas University Quarterly. Vol. VI. 1897. p. 59.
>» The Kansas University Quarterly. Vol. IV. 1896. T. 1.
s The Kansas University Quarterly. Vol. I. 1892. p. 3.
r
glaubt, dass das nur der Abdruck der in der spongiösen Masse befindlichen Hohlräume sei, eine Ansicht,
welche ich nicht theilen kann.
Ueber die Halswirbel von Pteranodon erfahren wir von Marsm! nur, dass die Wirbel ähnlich sind
denjenigen der europäischen Flugsaurier und dass Atlas und Epistropheus verschmolzen seien. WILLISToN ”
gibt 1892 bei Nyetodactylus sieben Halswirbel an, von welchen er des weiteren sagt, dass sie „differ in no
special respect from the corresponding vertebrae of Pteranodon and apparently of Pterodactylus“. Atlas und
Epistropheus sollen entgegen MarsH’s Angaben getrennt sein. Bei Beschreibung der nächstfolgenden Hals-
wirbel erwähnt Wıruırtson der so merkwürdigen „Exapophysen“, die er 1397 von Pferanodon beschreibt, durch-
aus nicht. In der Publikation von 1897 erfahren wir dann von Wırnısron, dass er bei Pteranodon Atlas und
Epistropheus „nie gesehen hat“ und dass sie „wahrscheinlich“ nicht wesentlich von den früher beschriebenen
bei Nyctodactylus difieriren. In dieser Abhandlung beschreibt er nun auch an den Halswirbeln die so merk-
würdige, gelenkige Verbindung gewisser Fortsätze, welche er „Exapophysen“ nennt. Es wäre nun interes-
sant, von Herrn Wiriston zu erfahren, ob diese Exapophysen sich auch bei Nyetodactylus zeigen, da ja,
wie oben wörtlich citirt, dessen Halswirbel von denjenigen bei Pteranodon sich nur unbedeutend unterscheiden.
Das Münchner palaeontologische Museum besitzt nun einen einzelnen Halswirbel von Pferanodon
(welcher übrigens nicht zu dem früher beschriebenen Schädeltheil gehört), der zwar von oben nach unten
zusammengedrückt und dessen oberer Bogen abgebrochen ist, dessen gelenkige Verbindungen jedoch, weil
gegenüber dem übrigen Wirbeltheile besonders kräftig, sich gut erhalten haben.
Der procoele, ebenso wie die übrigen Knochen von Pteranodon, pneumatische Wirbel hat (ohne Fort-
sätze), von Gelenkfläche zu Gelenkfläche gemessen, eine Länge von 7,5 cm; wie sich deutlich erkennen lässt,
war er gegen die Mitte etwas eingeschnürt. Auf der Oberseite Taf. V, Fig. S sehen wir, da der grösste
Theil des Neuralbogens fehlt, den Verlauf und die untere Begrenzung des Neuralrohres (n) sehr deutlich,
dessen Durchmesser in unverdrücktem Zustande man auf cr. 0,5 cm wird schätzen dürfen. Figur 5 zeigt uns
ferner die Prae- und Postzygapophysen (pr.zg und p.29) von oben; die Gelenkflächen der Praezygapophysen
sind gebildet von einem nach oben und schräg nach auswärts gerichteten Oval, dessen längerer Durchmesser
1,5 cm, dessen kürzerer (rechtwinklig dazu) 1,2 em beträgt; die Gelenkflächen sind nach den Richtungen
dieser beiden Durchmesser convex. Die Praezygapophysen überragen die Gelenkfläche des Centrums etwas
nach vorne. Die Postzygapophysen, welche sich nach rückwärts nicht ganz bis zur Höhe der Gelenkfläche
des Centrums erstrecken, haben entsprechend den Praezygapophysen gleichfalls Gelenkflächen von ovaler
Gestalt, welche gegen unten und schräg nach auswärts gerichtet sind; bei vorliegendem Wirbel ist der
grösste Durchmesser dieser Gelenkflächen 1,6 cm, der kürzere Durchmesser rechtwinklig zu vorigem 1,2 cm;
die Gelenkverbindungen sind nach diesen beiden Richtungen concav. Wie der Wirbel auch noch im verdrückten
Zustande erkennen lässt, waren die Gelenkverbindungen des Centrums, die concave der Vorderseite Fig. 10
und die convexe der Rückseite Fig. 11, von elliptischer Gestalt und bedeutend breiter als hoch. Auf der Unter-
seite des Wirbels befindet sich am Vorderrande eine Hypapophyse hp. Fig. 9 und 10, welche nach rückwärts
in eine gegen die Mitte des Wirbels verschwindende Leiste übergeht. Zu beiden Seiten der Hypapophyse
befanden sich, durch eine schwache Vertiefung getrennt, Gelenkfacetten x (an unserem Exemplare ist nur
diejenige der linken Seite noch erhalten), welche, wie diejenige der linken Seite noch zeigt, vom Rande
\ American ‚Journal of Science. 1876, p. 507.
2]. c. 1892, p. 8.
Palaeontographiean. Pd. XLVIIl, 11
der Gelenkgrube des Centrums nur durch einen äusserst schmalen Zwischenraum getrennt waren; die Gelenk-
facette, welche in ihrer Form derjenigen der Zygapophysen gleicht, ist oval und nach der einen Richtung
schwach convex, nach der anderen schwach concav, ihr längerer Durchmesser ist 1,3 cm, der kürzere 1,2 cm.
Diese Gelenkfacetten dienten zur Aufnahme der in Fig. S, 9 und 11 mit p bezeichneten kräftigen Fortsätze,
welche an der Unterseite des Wirbels seitlich und nach rückwärts sich erstrecken und den Gelenkkopf des Öen-
trums in ihrer Ausdehnung nach hinten noch um einige Millimeter überragen. Die Unterseite des Centrums
zwischen diesen zwei Fortsätzen ist vertieft. Auf der Oberseite tragen sie nach oben gerichtete, auswärts
und rückwärts schauende Gelenkfacetten von ovaler Gestalt, deren längster Durchmesser 1,4 cm misst,
rechtwinklig dazu der kleinere Durchmesser 1,2 em; in der Richtung des längeren Durchmessers sind sie
concav, in derjenigen des kürzeren Durchmessers convex. Die beiden Gelenkfacetten berühren die Gelenk-
verbindung des Gentrums.
Wirtisron nennt diese merkwürdige Artikulation „Exapophysen“'. Ausserordentliche Aehnlichkeit
in der äusseren Form weisen die Wirbel von Pterodaetylus Sedgwiekii und Pterodactylus Fittoni? ferner von
Pterodactylus simus und Woodwardi® auf, welche R. Owen beschreibt und abbildet‘. Die von der unteren
Seite des Wirbels ausgehenden, nach rückwärts gerichteten Fortsätze, welche aber keine gelenkige Ver-
bindung mit dem nächstfolgenden Wirbel haben, sind bei Owen als Parapophysen aufgefasst.
SEELEY® sagt von der Unterseite der Halswirbel von Ornithocheirus „and the part of the centrum
on each side is prolonged slightly into a strong rounded or flattened tubercle below the side borders of the
posterior artieulation; these posterior processes, in vertebrae in situ fitted, on each side of the mesial
anterior process of the vertebrae behind, on to concavities more or less marked“. Das .sind jedenfalls
genau dieselben Bildungen, die bei Pferanodon zur Ausbildung von förmlichen Gelenkflächen geführt haben
und welche auch bei Pfierodactylus Kochi Was. und Pterodactylus antiquus SÖMMERRING von mir beobachtet
worden sind (siehe diese Abhandlung p. 65).
Die Verbindung, wie sie bei den Halswirbeln von Pieranodon besteht, ist offenbar eine ausser-
ordentlich kräftige, was bei dem ungeheuren Schädel auch nötig war. Wiıruıston glaubt, dass diese Art
der Articulation die Bewegung des Halses in verticaler Richtung von vorne nach hinten eingeschränkt hat.
Die Gelenkflächen der Parapophysen (Exapophysen Wırrısrton) lassen aber meiner Ansicht nach, gerade in
Folge der Form der Gelenkverbindung, auch in vertikaler Richtung eine grosse Beweglichkeit zu und ver-
liehen der Halswirbelsäule bei der Bewegung des grossen Schädels eine ausserordentlich sichere Führung.
Vom Oberarm eines Pteranodon besitzt die Sammlung das proximale Ende eines linken und das
distale Ende eines linken, aber wahrscheinlich einem anderen Individuum angehörigen Humerus. Ueber die
Länge des Knochens lässt sich nichts sagen, nach Wırrısron sind die Humeri, wenigstens bei Pferanodon
ocerdentalis, merkwürdig kurz und stark.
! Wirtiston: The Kansas Univ. Quarterly. Vol. VI. 1897.
® R. Owen: Monograph on the fossil Reptilia of the cretaceous formations. Suppl. I. Pterosauria. Palaeontograph.
Society. 1859. p. 7. T. II. F. 11, 12 u. 18.
3 R. Owen: ]l. c. Palaeontogr. Soc. 1861. Suppl. II. p. 7. T. I, F.1u. 2.
* Vergl. auch Owen: On the vertebral characters of the order Pterosauria etc. in Philosophical Transactions of the
royal society of London. 1860. p. 161. T. X, F. 2, 3, 4 u. 10,
5 The Ornithosauria. 1870. p. 66ft. T. IX, F, 6.
Das flügelartig verbreiterte proximale Ende Taf. V, Fig. 13 (ungefähr 8,7 cm breit) war, wie sich
trotz der Verdrückung erkennen lässt, auf der Vorderseite (palmar) concav, auf der Hinterseite (anconal)
convex; es trägt auf der Ulnarseite den nierenförmigen Gelenkkopf a Fig. 12, dessen Haupttheil convex ist
von oben nach unten und von Seite zu Seite, nur das oberste Viertel desselben ist von Seite zu Seite stark
concav, von oben nach unten aber convex, was aus der Abbildung Fig. 12 deutlich ersichtlich ist.
Der Processus lateralis P.!. (Radial oder Deltoiderista) ist nach vorne concav, sein Oberrand ver-
läuft vom oberen hinteren Ende des Gelenkkopfes aus gegen aussen und abwärts. Auf der Vorderseite
zeigt er besonders ausgeprägte Muskelansatzstellen, wohl für Mm. pectoralis und supracoracoideus. Von der
vorderen oberen Ecke des Gelenkkopfes verläuft nach unten gegen den Schaft der Processus medialis (Ulnar-
crista), welcher bei der Ablagerung vollständig an den Schaft angedrückt wurde und es liegt in Folge dessen
nur noch der am Schaft anschliessende Theil als kräftige Leiste vor P, m., an ihm hefteten sich Musc. sub-
coracoscapularis und der Musc. scapulo-humeralis posterior an. Wiırristox' spricht von einer bicipital-
erista, womit augenscheinlich der processus medialis gemeint ist. FÜRBRINGER? hat auf das Unrichtige dieser
Bezeichnung aufmerksam gemacht, da der musculus biceps brachii bei allen lebenden Sauropsiden keine
Anheftung am Humerus hat, sondern denselben nur passirt. Fürbringer schliesst aus der Form und Aus-
dehnung des processus lateralis und medialis der Flugsaurier, „dass die Mm. supracoracoideus (supracoraco-
scapularis), scapulohumeralis posterior und subcoracoscapularis eine relativ hohe Entfaltung besassen, der
M. pectoralis dagegen keine so abnorme Stärke darbot, wie es von vornherein von einem fliegenden Thiere
erwartet werden konnte, und der M. deltoides nur mittelstark entwickelt war.“
Das distale Ende der Humeri ist, wie das ein der linken Seite angehöriges Stück eines Oberarms
zeigt Fig. 14 etwas verbreitert und trägt zwei nach vorne gerichtete Gelenkflächen; die grössere, äussere,
weiter vorspringende verläuft schräg von aussen nach innen gegen die Medianlinie des Knochens, die kleinere,
innere verläuft gerade; die beiden Condylen sind durch eine schräge Vertiefung getrennt, an deren oberem
Ende sich ein Foramen pneumaticum F‘p. befindet, dessen Existenz: schon von Marsn beobachtet wurde.
Neben den Gelenkflächen, an Stelle der grössten Breite, springen Muskelhöcker (Epicondylen) hervor; der
grössere, distal sich weiter ausbreitende, liegt auf der Ulnarseite, der Epicondylus ulnaris ep. «.; er war wohl
die Ursprungsstelle der Flexoren; der kleinere, der radiale, dessen proximale Ausdehnung weggebrochen
ist, Epicondylus radialis ep. r., war die Ursprungsstelle der Extensoren am Vorderarm.
Vom Vorderarme sind die zu dem soeben erwähnten distalen Ende eines linken Humerus gehörigen
Knochen fast vollständig vorhanden, nur dem Radius fehlt das distale Ende; die beiden Knochen sind voll-
ständig gerade. Die wohlerhaltene Ulna besitzt eine Länge von 25 em, ihr Durchmesser in unzerdrücktem
Zustande darf in der Mitte des Schaftes auf 2,5 cm geschätzt werden. Der dünnere Knochen, der Radius,
dessen distales Ende aber verletzt ist, besitzt noch eine Länge von 22,2 cm, während der Durchmesser des
Schaftes nicht ganz 1 cm betragen haben wird. In Fig. 15 ist das proximale und in Fig. 16 das distale Ende
der beiden Knochen abgebildet, genau in der Lage, wie sie aus dem umgebenden Gesteine blossgelegt
wurden. Der Radius r., welcher ursprünglich vor der Ulna «. lag, hat sich bei der Ablagerung neben dieselbe,
aber auf die innere Seite gelegt. Am proximalen Ende der Ulna sind, entsprechend den Condylen am
' Wirriston: The Kansas Univ. Quarterly. 1892. Vol. I. p. 7.
? M. FÜRrBRINGER: Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft. Bd. 34. 1900. p. 364.
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Humerus, eine grössere und eine kleinere concave Gelenkfläche, welche durch eine in die zwischen den
Condylen des Humerus befindliche Vertiefung passende Erhöhung getrennt sind. Auf der Vorderseite, etwas
unterhalb der Gelenkflächen, befindet sich ein foramen pneumaticum F.p. Auf der Rückseite weist die
Ulna am Oberrande einen deutlichen olecranonartigen Fortsatz auf o. Am distalen Ende besitzt die nur
wenig verbreiterte Ulna zwei, durch eine Grube getrennte, schwach convexe Gelenkflächen zur Aufnahme
der proximalen Carpusreihe e. Die innere, bedeutend grössere Gelenkfläche ist von ovaler Gestalt und
verläuft schräg gegen die Mittellinie des Knochens, die äussere auf der Radialseite ist kleiner, ihre Foım
lässt sich nicht mehr deutlich erkennen. Wıruısron! beobachtete zwischen den zwei Gelenkfacetten nahe
dem distalen Ende ein grosses foramen pneumaticum; an vorliegendem Stücke konnte ich ein solches nur
am proximalen Ende beobachten.
Der Radius ist am proximalen Ende scheibenförmig verbreitert und schwach vertieft; das distale
Ende fehlt, wie schon oben gesagt.
Vom Carpus, der nach Wıuvıston? aus drei Stücken besteht, liegt nur ein grosses zu den oben
beschriebenen Vorderarmknochen gehöriges Carpale der proximalen Reihe vor c. Das Stück ist von oben
nach unten zusammengedrückt, jedoch hat die proximale Fläche, wie deren Abbildung Fig. 17 zeigt, kaum
gelitten, während die distale Fläche gänzlich zerdrückt wurde. Es ist ein flaches, von Seite zu Seite 4 cm,
von vorne nach hinten gemessen 2,6 cm (ohne Fortsatz) breites Knochenstück, welches auf der proximalen
Fläche zwei concave Gelenkflächen trägt. Das Stück hat in Form und Lage der Gelenkflächen ausserordent-
liche Aehlichkeit mit einem bei R. Owen? als proximale Gelenkfläche eines Carpale von Pterodaetylus sp.
incert. aus dem Kimmeridge Clay bei Weymouth, Dorsetshire, abgebildeten Stücke.
Vom Metacarpus besitzt die Sammlung nur Metacarpalia des fünften oder Flugfingers.. Das proximale
Ende fehlt meist, oder, wenn vorhanden, ist es so zerdrückt, dass seine ursprüngliche Form und besonders
diejenige der Gelenkflächen nicht mehr festgestellt werden kann. Das distale Ende ist fast regelmässig gut
erhalten und wurde schon von Copr* abgebildet und beschrieben. Nach Marsm° gleicht das distale Ende
der Metacarpalia des fünften Fingers dem distalen Ende einer Vogeltibia, soll aber wesentlich davon differiren _
durch die schiefe Richtung seiner Condylen, sowie durch die Anwesenheit eines grossen foramen pneumaticum
auf der Palmarseite in der Vertiefung zwischen den Condylen.
Figur 19 zeigt das distale Ende eines vollständigen 41,3 cm langen Metacarpale, dessen proximales
Ende zerdrückt ist. Figur 18 zeigt das distale Ende eines bedeutend grösseren Flugfingermetacarpale. Der
Knochen verjüngt sich vom proximalen zum distalen Ende; die rollenartige Gelenkverbindung steht etwas
schief zum Schafte, der Bogen, welchen die Rollen beschreiben, ist etwas grösser als ein Halbkreis, er liegt
nicht in einer Ebene, sondern ist etwas spiral gedreht. Auf der Palmarseite erstreckt sich die Gelenkrolle
etwas weiter nach oben als auf der Anconalseite, auch nimmt ihre Erhebung über den Schaft des Knochens
gegen den Palmarrand allmählich zu. Der eine der beiden Condylen, der äussere, erstreckt sich auf der
N
! The Kansas Univ. Quarterly. Vol. VI. 1897, p. 45.
? The Kansas Univ. Quarterly. Vol. VI. 1897. p. 46.
> Monograph on the fossil Reptilia of the Mesozoie formations. Part. I. Pterosauria, Palaeontographical Society.
1874. p. 10. T. I, F. 25 und 27.
* E. D. Cope: Cretaceous Vertebrata. 1875. p. 65ft. T. VII, F. 1 und 5.
> American Journal of Science. Vol. III. 1872. p. 248,
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an
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Anconalseite etwas weiter nach aufwärts als der andere und geht dort nicht allmählich in den Schaft über,
sondern setzt in einer Ecke rechtwinklig gegen den Schaft ab. Am oberen Rande der die beiden Condylen
trennenden Grube auf der Palmarseite des Knochens befindet sich ein foramen pneumaticum F\».
Der längste Knochen der Vorderextremität ist, wie aus den verschiedenen vorhandenen Resten der
viergliederigen Flugfinger zu ersehen ist, die erste Flugfingerphalange. Am proximalen Ende verbreitert
trägt dieselbe auf der Anconalseite einen olecranonartigen Vorsprung 0, welcher von einem unter ihm
liegenden, kräftigen Vorsprung des Schaftes p durch eine winklige Einbuchtung getrennt ist; dieser Vor-
sprung dürfte einem kräftigen Musculus extensor alae zur Anheftung gedient haben, während der olecranon-
artige Fortsatz wohl dazu bestimmt war, die Biegung des Flugfingers über eine bestimmte Grenze hinaus
zu verhindern. Vom Olecranon aus verlaufen auf der Oberseite, gegen die Palmarseite zu, zwei durch eine
mediane Leiste getrennte Gelenkgruben von verschiedener Ausdehnung. Die laterale Gelenkgrube, die
grössere a, erstreckt sich vom Olecranon bis zum Rande der Palmarseite, die mediale b, etwas steiler
gegen den Schaft gerichtete ist nicht viel mehr als halb so lang und endet an dem medialen Oberrand
des Schaftes, direkt über einer, ein foramen pneumaticum F.p. bergenden, in proximal-distaler Richtung
verlaufenden, kurzen, seichten Rinne (siehe Fig. 21, das proximale Ende eines 45 cm langen [ohne Olecranon]
Gliedes). Das distale Ende ist, ebenso wie dasjenige der zweiten und dritten Phalangen des Flugfingers, etwas
verdickt und schwach convex, das distale Ende der vierten Phalange endet in einer gerundeten Spitze. Die
proximalen Enden der zweiten, dritten und vierten Phalangen sind schwach concav. Phalangen der übrigen
Finger liegen nicht vor; nur eine mit dem distalen Ende eines fünften Metacarpale, einem zerdrückten
Carpus und dem proximalen Ende einer ersten Flugfingerphalange eines mächtigen Thieres zusammen-
gefundene Endphalange eines zweiten, dritten oder vierten Fingers beweist, dass die Vorderextremität mit
kräftigen Klauen bewehrt war, Um die Längenverhältnisse der einzelnen Flugfingerphalangen zu einander
zu zeigen, sind hier die Maasse verschiedener zusammengehöriger Flugfingerglieder aufgeführt, welche in
der Münchner Sammlung liegen:
IE 2. 3
Phalange I. 42 cm ohne Olecranon ll. — m I. 62 » cm ohne Olecranon
N IK alle Ines0 m, IT le
Dell 93,3 172925 Il — ,„
IV. — „ IV l20 IV. — ,„
Von den übrigen Skelettheilen, speciell von Beckengürtel und Hinterextremität ist gar nichts vor-
handen. Nach Wiırrısron war Becken und Hinterextremität ganz schwach, so dass das Thier in Folge der
schwachen Zehen und rudimentären Klauen die Hinterextremität auch nicht zum Greifen brauchen und auch
nicht frei auf den Beinen stehen konnte.
Die vielfach erörterte Frage der näheren Verwandtschaft der Pterosaurier zu den Reptilien oder
zu den Vögeln darf man als zu Gunsten der Reptilienähnlichkeit entschieden betrachten.
Vogelähnlich scheint vor allem der Schädel mit seinen vollständig verschmolzenen Nähten; das
Gehirn entspricht in seimer Grösse eher demjenigen der Vögel, auch die Länge des Halses und dessen
wahrscheinlich grosse Beweglichkeit sind vogelähnlich, dagegen ist die bei Pterosauriern offenbar constante
Zahl von sieben Halswirbeln durchaus nichts Vogelähnliches. Mit den Vögeln gemein haben die Pterosaurier
die Lage des Condylus oceipitalis am Grunde des Schädels und die in Folge dessen fast rechtwinklige
Stellung des Schädels zur Halswirbelsäule. Die. nach vorne unter die Augenhöhle gerückte Lage des Ge-
lenkes für den Unterkiefer ist aber durchaus nicht vogelähnlich. Scapula und Coracoid zeigen Aehnlichkeit
mit denjenigen des Schultergürtels der Carinaten, aber sie weisen in mancher Beziehung auch auf diejenigen
der Croeodilier und Dinosaurier hin. Das Fehlen der Clavieula ist entschieden vogelunähnlich'!. Die Crista
oder Spina am Sternum der Pterosaurier ist als Parallelerscheinung zu dieser Bildung bei den Vögeln auf-
zufassen, hervorgerufen durch die gleichartige, aber mit andern Mitteln erreichte Funktion der Vorder-
extremitäten.
Im Humerus zeigen die Pterosaurier in der Ausbildung des Processus lateralis etwas Aehnlichkeit
mit demjenigen der Vögel, ebenso in der distalen Gelenkfläche desselben, während die proximale wieder
bedeutende Unterschiede zeigt. Ganz verschieden und eigenartig bei den Flugsauriern ist die Entwicklung
der Hand, besonders diejenige des fünften Fingers, des wichtigsten Theiles des Flugorganes. Am Becken-
gürtel sehen wir die Darmbeine wie bei den Vögeln nach vorne und nach rückwärts verlängert, was aber
auch bei gewissen Dinosauriern statt hat. Die Verwachsung der proximalen Tarsusreihe mit der Tibia,
welche vereinzelt vorkommt (z. B. bei Campylognathus), erinnert an dieselbe Erscheinung bei Vögeln.
Durchaus reptilienähnlich sind das am Schädel unbeweglich befestigte Quadratum, sowie die Existenz
eines besonderen Postfrontale, welches durch Vereinigung mit dem Squamosum eine obere Schläfengrube
bildet. Lacertilierartig ist die Verbindung des Postfrontale mit dem Jochbein. Wirbelsäule und Schwanz
sind reptilienartig, ebenso die parasternalen Bildungen, die sogenannten Bauchrippen, welche man bei Vögeln
(mit Ausnahme der Archaeopteryx) nicht kennt; dieselben fehlen aber auch den Lacertiliern und Ophidiern.
Die Ausbildung der Hand hat auch mit derjenigen der Reptilien keine Aehnlichkeit, was in Folge Umbildung
zum Flugorgan erklärlich ist. Das Pubis ist crocodilierähnlich und nimmt bei den Pterosauriern, ebenso
wie bei den Crocodiliern, an der Bildung des Acetabulum nicht theil.
Die Pneumatieität der Knochen bei Pterosauriern, manchen Dinosauriern und Vögeln ist nur als
gleichartige Anpassungserscheinung zu deuten und wird in keiner Beziehung stehen zu irgend welcher Ver-
wandtschaft?.
In seinen „Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel“ hat FÜüRBRINGER im Jahre 1888
(ie Verwandtschaft zwischen Pterosauriern und Vögeln ausführlich behandelt und sich auch gegen eine solche,
sowie gegen eine Ableitung der Vögel aus den Pterosauriern ausgesprochen. Neuerdings nun hat derselbe
Autor die Verhältnisse des Brustschulterapparates bei den Reptilien und Vögeln und die verwandtschaftlichen
Beziehungen der einzelnen Gruppen einer eingehenderen Untersuchung gewürdigt. (M. FüRBRINGER: Zur
vergleichenden Anatomie des Brustschulterapparates und der Schultermuskeln. Jenaische Zeitschrift für
' Nach Fürgrınger: Jenaische Zeitschrift für Naturw. Bd. 34. 1900. p. 553 „darf mit guten Gründen angenommen
werden, dass sämmtliche der Ölavicula entbehrende Vögel von solchen mit Clavicula abstammen.“
° Nach H. v. Meyer: Fauna der Vorwelt. III. Saurier aus dem Kupferschiefer der Zechsteinformation. 1856. hat
auch Proterosaurus, das zu den ältesten Amnioten gehörige Reptil, welches von v. Zırreu zu den Rhynchocephalia gestellt
wird, Röhrenknochen, was auch Seerey Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Vol. 178. 1887—88.
p. 199 bestätigt.
Wege
Naturwissenschaft. Bd. 34. 1900.) Aus dem in dieser Abhandlung speciell über die Beziehungen der
Pterosaurier Gesagten will ich nur die wichtigsten Punkte herausgreifen:
Bei den Pterosauriern ist die von den jüngeren Crocodilen (Eusuchia) eingeschlagene Richtung im
Verhalten von Clavicula und von Scapula und Coracoid in parallelem Entwicklungsgange zur höchsten Aus-
bildung gebracht. Scapula und Coracoid verbinden sich nämlich im sagittalen Winkel an der Prominentia
scapulo-coracoidea und die Achsen derselben bilden einen Winkel, der kleiner als ein rechter ist und sich
bis zu 60° zuschärfen kann. Bei den besten Fliegern unter den Vögeln (Carinaten) wird der Coracoscapular-
winkel ein spitzer, dagegen sind bei diesen Scapula und Coracoid beweglich verbunden, während gerade
bei den Formen ohne Flugvermögen (Ratiten), den primitiveren, der Winkel stumpfer und die beiden Knochen
durch Synostose verbunden seien. Dies Verhalten ist gerade umgekehrt, wie bei den Ornithocheiridae, wo
bei den mit höchstentwickeltem Flugvermögen versehenen Formen die Anchylose überwiegt!. Die voll-
ständige Verknöcherung des Schultergürtels (also z. B. bei Pteranodon) zeigt eine Entwicklungshöhe der
Pterosaurier, die die Reptilien überragt und dieselben in diesem Stücke den Vögeln gleichstellt. Eine ganz
einseitige Differenzirung ist die bei Pferanodon und Ornithocheirus auftretende, gelenkige Verbindung der
dorsalen Enden der Scapula mit sacrumartig verschmolzenen Dorsalwirbeln, welche, abgesehen von entfernt
ähnlichem Verhalten, bei den Rochen und den Schildkröten unter den tetrapoden Wirbelthieren ohne
Gleichen dasteht. Während die Clavicula bei den Vögeln zu besonderer Ausbildung gelangte, ist sie bei
den Pterosauriern völlig verschwunden, eine Erscheinung, die wir auch unter den Crocodilen bei den Eusuchia
finden, während noch bei den Parasuchia (Aötosaurus) eine allerdings reducierte, kleine Clavicula vorhanden
war. Das Sternum der Pterosaurier erreichte die höchste Entwicklungsstufe unter den Reptilien. Betreffs
der medianen Fortsätze am Sternum glaubt FÜrBRINGER bei demjenigen von Rhamphorhynehus schliessen
zu dürfen, dass es sich um eine Combination von Crista und Spina (Cristo-spina) handelt, bei den übrigen
Pterosauriern hält er den Fortsatz nur für eine Spina, an welcher sich, zusammen mit der Aussenfläche des
Sternums, die Ursprungsstellen der Mm. pectoralis, supracoracoideus und subcoracoideus befanden, und an
deren Basis seitlich die Coracoide einlenkten, eine Verbindung, die kein anderer Sauropside, überhaupt kein
tetrapodes Wirbelthier darbietet®. Der Pneumatieität der Knochen legt FÜRBRINGER zum Vergleiche mit
Dinosauriern und Vögeln nicht die Bedeutung bei, wie es manche Autoren thun, sie „kann Verwandtschaft
bedeuten, aber ebensogut nur ein Kennzeichen blosser Parallel- oder Convergenzanalogie sein“. Einige
Punkte in den Beziehungen zwischen Dinosauriern und Pterosauriern weisen wenigstens auf gemeinsame
Vorfahren. Das prae- und postacetabular verlängerte Ileum, wie das Sacrum überhaupt und gewisse Züge
in der Structur des Unterschenkels und des Fusses weisen darauf hin, „dass der erste Schritt zur Aus-
' Die feste Verbindung von Scapula und Coracoid scheint nur bei Pferanodon sicher festgestellt zu sein; bei Ornitho-
cheirus sind die beiden Knochen nach Seetey „gewöhnlich“ durch Anchylose verbunden, bei Nyetodactylus nach Marsn getrennt,
nach Wiruıston „probably not coossified“. Bei Rhamphorhynchus Gemmingt findet man nach H. v. Meyer die beiden Knochen
bald verwachsen, bald getrennt, während sie bei Rhamphorhynchus longicaudatus nach v. Ammon stets vetrennt sefunden
worden sind. Bei den Pierodactylus-Arten des oberen Jura sind sie bald getrennt, bald verwachsen, sogar bei derselben Art.
? Sicher nachgewiesen ist die Articulation des Coracoids an der Basis der Spina des Sternums nur bei Pferanodon
und wie es scheint auch bei Pferodactylus spectabilis H. v. Meyer. Palaeontographica. Bd. N. 1863. p. 4. Bei Pteranodon
ist diese Articulation nach Wiruiston offenbar durch convex-concave Gelenke (also Sattelgelenke) verbunden vewesen. An den
mir zum Vergleich zur Verfügung stehenden jurassischen Flugsauriern der Münchner Sammlung konnte ich an den Sterna einen
sichtbaren Anheftungspunkt für die Coracoidea nicht entdecken.
bildung der (Pterosaurier) Patagiosaurier mit einer Aufrichtung des Körpers begann, in ähnlicher Weise,
wie wir sie auch bei zahlreichen Dinosauriern antreffen, bei diesen meist in noch höherer Entwicklung als
bei den (Pterosauriern) Patagiosauriern“. Die Vorderextremität bildete sich bei den Pterosauriern zur Greif-
und Flughand um, bei den Dinosauriern in die Greifhand. Die Vorfahren der Pterosaurier und Dinosaurier
wären, nach FÜRBRINGER, dann etwa durch folgende gemeinsame Merkmale ausgezeichnet: „Beginnende Auf-
richtung des Körpers, beginnende Pneumatieität, verschmolzenes Squamosum und Prosquamosum, zwei Schläfen-
bogen und zwei Schläfengruben, Quadratojugale anwesend, Quadratum nur mit dem oberen Theile fest mit
dem Schädel verbunden, acht Halswirbel!, lange Schwanzwirbelsäule, verlängerter und schräg nach vorn
gerichteter, primärer Schultergürtel, sekundärer Brustschulterapparat in Rückbildung begriffen, fünffingerige
Greifhand mit gut ausgebildetem, aus vier Phalangen bestehendem fünften Finger, in sagittaler Richtung
verlängertes, ornithopodenähnliches Ileum, zur Orthopodie tendierende Entwicklung der Hinterextremität. “
Entfernte Verwandtschaft mit den Vögeln will auch FÜRBRINGER für die Pterosaurier gelten lassen, aber die
gemeinsame Wurzel liege sehr tief und er ist „nach wie vor geneigt, die Pterosaurier, wie hoch und ein-
seitig und in unverkennbarer Analogie zu den Vögeln sie entwickelt sind, doch zu den Reptilien zu rechnen
und nicht zwischen diese und die Vögel zu stellen“,
FÜRBRINGER vereinigt demnach die Crocodilier, Dinosaurier und Pterosaurier zur Subelasse
„Archosauria“.
HAaEcKEL?, welcher mit Seerey die Pterosaurier für warmblütig hält, trennt die kaltblütigen Sauro-
psiden, als Reptilien im engeren Sinne, von den warmblütigen und bildet aus letzteren zwei Classen, die
der Dracones und der Aves. Die Olasse der Dracones umfasst die Pterosaurier und die gleichfalls als
warmblütig angesehenen Dinosaurier. Hascker's Vermuthung, dass sich bei den Pterosauriern, wie bei den
Vögeln, Luftsäcke von den Lungen in die hohlen Knochen ausgestülpt haben und dass auch Luftsäcke in
der Leibeshöhle ausgebildet waren, hat sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich. Da ich, im Gegensatze zu
HaEckEL, welcher die Pterosaurier ihre Flughaut nur als Fallschirm benützen lässt, diese Thiere, wenigstens
die jüngeren, kurzschwänzigen für ausgezeichnete Flieger halte, wofür meiner Ansicht nach die ausserordent-
liche Befestigung des Schultergürtels, das (bei den papierdünnen Knochen selbstverständlich) geringe Ge-
wicht des Thieres im Vergleich zu den enormen Flugorganen, sowie die Rückbildung der Hinterextremität
(bei Pteranodon) sprechen’, so nehme ich an, dass diese Thiere, ebenso wie die guten Flieger und die
schnellen Läufer unter den Vögeln, wohlausgebildete Luftsäcke hatten, welche beim Fluge als Luftbehälter
dienten und die Thiere in den Stand setzten, während der Flugbewegungen ohne besondere Athembewegung
sich die nöthige Luft zu verschaffen‘, da wohl wie bei den Vögeln die Brustwände während der Flug-
bewegung fixirt waren.
Dass die gewaltige Muskelanstrengung bei der Bewegung so mächtiger Flugorgane Wärme produeirt
haben muss, wird sich nicht bestreiten lassen, aber man wird annehmen müssen, dass in Folge des mangelnden
! Vergl. diese Abhandlung p. 68.
? Systemat. Pbylogenie. Bd. II. 1895. p. 370.
3 Wirriston schliesst auch daraus, dass die Pteranodon-Reste in completten Skeletten weitab von der ehemaligen
Küste gefunden werden, dass sie gute Flieger waren.
+ Verel. M. Baer: Beiträge zur Kenntniss der Anatomie und Physiologie der Athemwerkzeuge bei den Vögeln. Ge-
krönte Preisschrift. Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie. Bd. 61. 3. Heft. 1896,
Wärmeschutzes der völlig nackten Haut und durch die Pneumatieität der Knochen ein etwaiger Wärme-
überschuss gegenüber der Aussentemperatur leicht ausgeglichen und rasch entfernt werden konnte. Ich bin
darum eher geneigt, die Pterosaurier als Kaltblüter aufzufassen. Auch Damzs „Ueber Archaeopteryx‘
Palaeontolog. Abhandlungen von Dames und Kayser. Bd. II. 1884. p. 63 (179) hält mit Owen die Ptero-
saurier für kaltblütige Thiere, „so geistreich auch die Serury’schen Ausführungen zu Gunsten ihrer Warm-
blütigkeit sind, so hat er doch die Klippe des fehlenden Hautschutzes nicht umschiffen können.“
Die Frage der Herkunft der Pterosaurier hat uns die Palaeontologie leider noch nicht beantwortet;
da wo uns zum erstenmale Reste dieser Thiere überliefert sind, welche uns auf ihre Organisation sichere
Schlüsse ziehen lassen, sehen wir sie schon mit hoch- man könnte fast sagen mit fertig entwickelten Flug-
organen auftreten. Ihr erstes Auftreten fällt, wie dürftige, aber sicher Flugsauriern angehörige Reste beweisen.
ins Ende der Triaszeit. Im Lias treten zunächst die langschwänzigen Flugsaurier auf'; die im Dogger ge-
fundenen werden gleichfalls den Langschwänzen zugezählt und erst im oberen Jura sehen wir neben lang-
schwänzigen Formen zahlreiche kurzschwänzige erscheinen, welch letztere dann in der Kreideperiode die
langschwänzigen völlig verdrängt haben. Die Veränderungen, welche das Flugorgan in diesen Perioden durch-
gemacht hat, beziehen sich nur auf die Länge des Metacarpale des Flugfingers und der Phalangen desselben.
Während bei den langschwänzigen Formen des Lias und des oberen Jura das Metacarpale des Flugfingers
kurz und gedrungen war, hat sich bei den kurzschwänzigen des oberen Jura und der Kreide das Flugfinger-
metacarpale zu bedeutenderer Länge entwickelt. Ebenso hat sich die erste Flugfingerphalange, die bei den
liasischen Langschwänzen noch kürzer ist als die zweite, bei den Flugsauriern des oberen Jura sowohl lang-
als kurzschwänzigen und bei denjenigen der Kreide verlängert und ist zur längsten Phalange des Flugorgans
geworden. Bei den höchstentwickelten Fliegern der Kreide treffen wir dann noch Formen mit der eigen-
artigen Verfestigung des Schultergürtels an den sacrumartig verschmolzenen Dorsalwirbeln, Formen von
theilweise mächtiger Körpergrösse, deren hohe und speeialisirte Organisation sie nicht mehr befähigte, den
sich ändernden Lebensbedingungen Zugeständnisse in weiterer Anpassung zu machen; darin dürfte die Ur-
sache des Niedergangs und Verlöschens dieser interessanten Reptiliengruppe am Ende der Kreideperiode
zu suchen sein.
Für eine brauchbare systematische Eintheilung der Flugsaurier war die ungenügende Kenntniss der
Kreidepterosaurier lange ein Hinderniss. Durch Servey und Wirvıston ist nun Klarheit und der Grund zu
einer wirklich zweckmässigen Eintheilung der Flugsaurier geschaffen worden:
! Nach genauerer Untersuchung des Quesstenr’schen Originals zu Pterodactylus Dasicus bin ich zu der Ueberzeugung
gekommen, dass der von Quensteprt Württ. Naturw. Jahreshefte. Bd. 14. 1858. p. 504. T. II. als Coracoid gedeutete Knochen
das Metacarpale des Flugfingers ist und dass auch der daran anstossende Knochen mit einer Scapula nichts zu thun hat. Es
wären damit die sämmtlichen liasischen Flugsaurier, soweit sie bekannt sind, als langschwänzige Formen anzusehen, da aus
dem kurzen Flusfingermetacarpale von Quensteor’s Plerodactylus liasicus auf einen langen Schwanz geschlossen werden
muss. Die Tübinger Sammlung besitzt noch ein besseres Exemplar der Vorderextremität eines liasischen Flugsauriers mit
kurzem Metacarpale.
Palaeontographica. Bd. XLVIIT. 12
Ordnung: Pterosauria.
Unterordnung: Rhamphorhynehoidea: Schwanz lang. Metacarpale des Flugfingers kürzer als
der halbe Vorderarm.
Unterordnung: Pterodaetyloidea: Schwanz kurz. Metacarpale des Flugfingers länger als der
halbe Vorderarm.
Familie: Pterodaetylidae: Scapula nicht in Verbindung mit verschmolzenen Dorsalwirbeln.
Gatt \ Pterodaetylus*. Bezahnt.
attung:
ae ! Nyctodactylus. Zahnlos.
Familie: Ornithocheiridae: Scapula in Verbindung mit verschmolzenen Dorsalwirbeln.
Sy
Ornithocheirus. Bezahnt.
Gattung: ( Pteranodon. Zahnlos.
! Cyenorhamphus suevieus betrachte ich nach eingehender Untersuchung des Stuttgarter und Tübinger Exemplares
nicht als selbständige Gattung, sondern ziehe denselben ebenso wie Pfenodracon LYDERKER (vergl. v. Zrrrer: Flugsaurier) zu
Pterodactylus.
Ueber obercarbonische Faunen aus Ost-
und Südasien.
Von G. Fliegel in Bonn.
Mit Tafel VI—VIIH und 5 Textfiguren.
Einleitung.
Die marinen Aequivalente des in Europa terrestrisch entwickelten, jüngeren Carbon haben in den
östlichen Ländern eine weite und allgemeine Verbreitung. Die Erkenntniss der Thatsache, dass die seit
lange aus diesen Ländern, namentlich aus China und Japan, aus dem Ural und dem centralen Russland
beschriebenen, jung-palaeozoischen, oft durch das massenhafte Auftreten von Fusulinen charakterisirten
Bildungen zum guten Theil dem jüngeren Carbon angehören, hat sich erst in neuerer Zeit allgemeine
Geltung verschafft. Die Ursache hiervon mag im Wesentlichen darin zu suchen sein, dass die Stratigraphie
des gesammten Carbon lange Zeit völlig im Argen lag, zumeist wegen der Schwierigkeit, die gegenseitige
stratigraphische Stellung rein terrestrisch entwickelter Schichtencomplexe, wie wir sie in unserem produktiven
Carbon haben, und rein mariner Schichten zu ermitteln. Nachdem diese Schwierigkeiten in erster Linie durch
die Arbeiten russischer Forscher im Ural, dem centralen Russland und dem Donezbecken im Grossen und
Ganzen überwunden worden sind, ist es möglich geworden, alle die zahlreichen Angaben über jung-palaeo-
zoische, meist als „Kohlenkalkfauna“ beschriebene Bildungen des fernen Ostens einer Nachprüfung zu unter-
ziehen und ihr gegenseitiges stratigraphisches Verhältniss festzustellen. Die Ergebnisse meiner hierauf be-
züglichen Untersuchungen habe ich an anderer Stelle! veröffentlicht und gleichzeitig versucht, eine speciellere
Uebersicht über die Verbreitung der marinen Aequivalente des produktiven Carbon in den östlichen Ländern
zu geben. Die Veröffentlichung des jetzt vorliegenden, beschreibenden Theiles hat sich vermöge äusserer
Umstände bisher verzögert; demgemäss konnten die in der Zwischenzeit erschienenen, unseren Gegenstand
berührenden Arbeiten wenigstens noch zum Theil? berücksichtigt werden.
Die Grundlage meiner Studien über das marine Obercarbon des fernen Ostens bilden drei weit’
von einander entfernte Vorkommen: dasjenige von Padang auf Sumatra, von Lo-ping im mittleren China
(Provinz Kiangsi) und von Teng-tjan-csing und Santa-szhien im nordwestlichen China (Provinz Kansu).
! Zeitsch. Deutsch. geolog. Gesellsch. Bd. 50. p. 385.
2 JuLıus Experte: „Ueber eine anthracolitische Fauna von Balia Maaden in Kleinasien.“
® Padang, Lo-ping und Teng-tjan-csing sind etwa 3800 bezw. 1700 km von einander entfernt, letzteres vom erst-
genannten ungefähr 4300 km.
el en
Das Obercarbon von Padang, seine Stratigraphie und seme Fauna wird in der bisherigen Litteratur
mehrfach! besprochen und hat zuletzt durch Ferpmann RoEMmER? Bearbeitung gefunden. Die von Herrn
Geh.-Rath Professor Dr. Freiherr v. RıcntHoren bei Lo-ping gesammelten Fossilien sind von Kayser? be-
schrieben worden. Das Obercarbon von Ten-tjan-esing und Santa-szhien verdanken wir der chinesischen
Reise des Grafen Szecuinyı und des Herrn Professor v. Löczy in Budapest, der es in neuerer Zeit be-
arbeitet‘ hat.
Das mir zur Verfügung gestellte Material umfasst die von VERBEEK dem Breslauer palaeontologischen
Museum überlassene Fossilsuite von Padang, wobei zu bemerken ist, dass diese Fossilien offenbar in
mehreren Theilsendungen zu verschiedener Zeit nach Breslau gekommen sind, sodass Römer nicht das ge-
sammte, heute vorhandene Material bei seiner Arbeit zur Verfügung stand. In Folge dessen sind selbst
Arten von höherem stratigraphischen Werth unbeschrieben geblieben. Dieser Umstand, sowie auch die That-
sache, dass die Römer’sche Arbeit wegen der schematischen Ausführung der Tafeln ein zuverlässiges Urtheil
über die meisten beschriebenen Arten nicht gestattet, drängte zu einer gänzlichen Neubearbeitung der Fauna.
Zudem bietet das zahlreiche, jung-carbonische Vergleichsmaterial, das Röner in ähnlichem Umfange nicht
zur Verfügung stand, sowie die mannigfache neuere Literatur heute eine weit festere Grundlage für die
Bestimmung carbonischer Versteinerungen und für die Beurtheilung der stratigraphischen Stellung des be-
treffenden Schichtencomplexes, als es damals der Fall war. Im Uebrigen dürfte die Berechtigung zu einer
völligen Neubearbeitung der „Kohlenkalkfauna“ von Padang aus der der Besprechung der geologischen Er-
gebnisse beigefügten Uebersichtstabelle, wie aus den Ergebnissen selbst, zu denen ich hinsichtlich des Alters
der betreffenden Bildungen gelange, hervorgehen.
Ferner wurden mir durch die Liebenswürdigkeit des Herın Geh.-Rath Professor Dr. Freiherr
v. RıcHTHorFEN, des verstorbenen Prof. Damzs und des Herın Prof. JaekeL in Berlin die Originale der
Kayser’schen Bearbeitung des Obercarbon von Lo-ping zugänglich gemacht. Meine Angaben beschränken
sich jedoch durchaus auf die stratigraphisch bedeutsamen Formen.
Die schöne, von Herrn Professor v. Löczy gesammelte Fauna von Teng-tjan-esing und Santa-szhien
durfte ich ebenfalls einer genauen Durchsicht unterziehen. Trotzdem ich den Angaben und der Beschreibung
des Herrn Professor v. Löczy nichts neues beizufügen vermag, war mir doch die Durchsicht dieser Fauna
für vergleichende, stratigraphische Untersuchungen von hohem Werth.
Die sonstigen aus China und den angrenzenden Gebieten herrührenden, kleineren, verschiedenen
Horizonten des Carbon und der Dyas angehörenden Suiten können hier naturgemäss wegen ihres zumeist
abweichenden Alters nur gelegentlich in den Kreis der Betrachtung gezogen werden. Wenn andererseits
dem Text die Beschreibung einiger, entfernten Carbongebieten, z. B. Mjatschkowo, entstammender Arten
eingeflochten wird, so geschieht es nur, soweit es zur Vergleichung nothwendig ist.
Ich kann diese einleitenden Bemerkungen nicht schliessen, ohne denjenigen Herren, die mir ihre
Unterstützung bei dieser Arbeit geliehen haben, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen, in erster Reihe
' VERBEGK, Brapy, GeiniTz, v. D. Marek, Woopwanrn: cf. Zeitschr. Deutsch. geol. Gesellsch. Bd. 50. p. 386.
* Diese Zeitschrift. Bd. XXVIL p. 1—11. T. 1-3.
® v, Rıcatnoren: „China.“ Bd. IV. p. 160—208. T. 19—29.
* Ostasiatische Reise des Grafen Szeeninvyı. Reisewerk, palaeontologischer Theil von v. Löczy. 1897, p. 35—83. T.1—3.
|
Ne}
(31)
|
Herrn Prof. Frech in Breslau für die reiche Förderung, die er meinen Arbeiten zu Theil werden liess,
ferner den oben genannten Herren Geh.-Rath Prof. Dr, Freih. v. Rıc#tHnoren, Prof, Dames, Prof, JAEKEL und
Prof. v. Löczy, die mich durch die liberale Ueberlassung von Material auf das Lebhafteste verpflichtet haben.
I. Obercarbonische Fauna von Padang,
Die älteren! Angaben VErBEEK’S über das geologische Auftreten der im Folgenden zu beschreibenden
Fauna sind durch die zusammenfassende topographische und geologische Beschreibung” der Westküste
von Sumatra in vielen Punkten korrigirt und überholt worden. Danach sind die palaeozoischen Sedimente
der Westküste von Sumatra theils carbonisch, theils praecarbonisch. Im Carbon ist eine ältere Schiefer-
und eine jüngere Kalketage zu unterscheiden. Der Kalkstein, aus dem unsere Fossilien stammen, lagert
im Allgemeinen concordant auf der völlig fossilfreien Schieferformation; nur an einigen wenigen Punkten
treten schwache Schiefereinlagerungen im Kalkstein und umgekehrt auch Kalksteineinlagerungen im Schiefer
auf. Die präcarbonischen Sedimente bestehen ebenfalls aus einer anscheinend fossilleeren Thonschiefer-
formation, die sich durch das Auftreten goldführender Quarzgänge und das Fehlen von Mergelschiefern von
der jüngeren Schieferformation petrographisch unterscheidet. Eine Uebereinanderlagerung beider wurde
nicht beobachtet; dagegen bedeckt der Kalkstein die ältere Schieferformation vielfach discordant. Die an-
geführten palaeozoischen Schichtglieder werden unmittelbar vom Tertiär und zwar zumeist von Eocaen über-
lagert. Mesozoische Bildungen triasischen Alters sind neuerdings durch Vorz? auf Sumatra in grösserer
Entfernung nachgewiesen worden. Daneben treten Fruptivgesteine in grosser Mannigfaltigkeit auf: Granite
von höherem als carbonischem Alter, Diabase und Gabbros, welche den Kohlenkalk durchbrechen und jeden-
falls kurz nach dessen Ablagerung zum Ausbruch gekommen sind, endlich jung-vulkanische Andesite und
Basalte, deren Ausbruch im Eocaen begann.
Die in dem Kalkstein gefundenen Fossilien beweisen das obercarbonische Alter der Bildung, sodass
wir naturgemäss für die mit dieser Kalkbildung eng verbundenen Schiefer am ehesten ein untercarbonisches
Alter annehmen dürfen. Die Mächtigkeit der Schieferformation beträgt im Allgemeinen etwa 200 m, während
die praecarbonischen Thonschiefer und Quarzite eine ungeheure Mächtigkeit von bis zu 3400 m besitzen.
Der obercarbonische Kalkstein schwankt in seiner Mächtigkeit beträchtlich; 300 m dürfte das Maximum
sein. Petrographisch lassen sich innerhalb des Kalksteins verschiedene Varietäten unterscheiden, ohne dass
es möglich wäre, darauf mehrere Etagen zu begründen. Allerdings scheinen die dunklen Kalke, aus denen
die grosse Mehrzahl der Fossilien stammt, besonders an der Basis der Formation vorzukommen. Der Masse
nach wiegt ein hellerer, dunkelgrauer, brauner bis lichter Kalkstein vor. Andererseits deutet der Charakter
der Fauna auf das thatsächliche Vorhandensein mehrerer Stufen hin, wie ich weiter unten des näheren
ausführen werte.
ı ‚On the geology of central Sumatra.“ Geological magazine. New. Ser. Dec. II. Vol. I. 1875. p. 477—486. Vergl.
auch F. Römer |. c. p. 3.
?R. D. M. Vergerx: „Topographische en geologische Beschrijving van een gedeelte van Sumatras Westkust.‘“
Batavia 1883.
? Zeitschr, Deutsch. gcolog. Gesellsch. Bd. 51. p. 1.
Besehreibung der Arten.
Foraminiferae.
Fusulina Fischer.
1. Fusulina granum-avenae F. R.
1880. Fusulina granum-avenae F. R. ]. c. p. 4.
Diese Fusuline, die das Gestein stellenweise in grossen Mengen erfüllt, ist spindelförmig, langgestreckt.
Sie ist durch eine eigenthümliche Sachtelbildung ausgezeichnet und’ steht, wie ich den freundlichen Mit-
theilungen des Herrn Professor Dr. ScheuLwren in Königsberg entnehme, Fusulina alpina SCHELLWIEN !,
der Hauptform der karnischen Alpen, am nächsten. Sie würde zur Gattung Hemifusulina MÖLLER zu stellen
sein, wenn diese nicht überhaupt auf Grund einer falschen Beobachtung aufgestellt wäre.
Die Fusulina granum-avenae F. R. ist aus andern Verbreitungsgebieten des Carbon als aus Sumatra
bisher nicht bekannt geworden und ihr Werth für die Beurtheilung des Alters der carbonischen Fauna von
Padang in Folge dessen nur gering.
Schwagerina MÖLLER.
Subgenus: Möllerina ScHELLWIEN.
2. Möllerina Verbeeki Grinıtz sp.
1876. Fusulina Verbeeki Geisırz u. W. v.o. MARcr: „Zur Geologie von Sumatra.“ Palaeontogr. Vol. 23. p. 1, 2.
1880. Schwagerina Verbeeki (Geinız) F. R. 1. c.p. 4 T.T, F. 1.
1884. SCHWAGER: „Carbonische Foraminiferen aus China und Japan“ in v. RıcHr-
HOFEN: „China.“ Bd. IV. p. 155. T. XVI, F. 17, 18; T. XVII, F. 9—17.
„ „ ”
Diese echte, kugelige Schwagerine vermittelt zwischen den Formen ohne „Basalskelett“ (nicht, wie
SCHWAGER Will, mit rudimentärem Skelett) und denen mit „Basalskelett“; sie nimmt also eine Mittelstellung
ein zwischen den Formen aus der Verwandtschaft der Schwagerina princeps FHRENBERG? einer- und der
Schwagerina lepida SCHwWAGER*? andererseits.
Möllerina Verbeeki ist eine charakteristische, obercarbonische Foramiifere und im Gegensatz zu
der vorigen Art durch eine grössere Verbreitung ausgezeichnet. Sie ist aus dem Obercarbon von Japan
und China und zwar von einer ganzen Reihe von Fundpunkten bekannt geworden, jedoch sind noch keine
mit ihr zusammen vorkommenden Fossilien beschrieben worden, sodass auch sie ein Leitfossil für irgend
eine enger umgrenzte Stufe des Obercarbon nicht abgeben kann.
" Palaeontographica. Bd. 44. p. 248.
2 SCHWAGER 1. c. p. 132. T. XVL, F. 15, 16; T. XVII, F. 1-8.
3 Ibidem. p. 138. T. XVII, F. 18; T. XVIIL, F. 1—14.
Anthozoa.
Clisiophyllum Dana.
3. Clisiophyllum cf. Gabbi Meek.
1874. Clisiophyllum Gabbi Meex: Geological survey of California. Palaeontology. Vol. I. p. 8. T. 1, F.1.
1886. a spec Rs Ralıc.p. A.
Schief-kreiselförmig, der Querschnitt annähernd kreisrund. Der Kelch ist tief; in seiner Mitte er-
hebt sich ein hoch-kegelförmiger Wulst. Die Zahl der Primärsepten beträgt 36, zwischen die sich eine
gleiche Anzahl kürzerer einschaltet. Die ersteren reichen bis zu dem centralen Wulst, und von ihren Enden
aus laufen gekrümmte Rippen über diesen Wulst.
Vom feineren Bau der Koralle war im Längsschnitt die eigenthümliche Anordnung mehrerer Zellen-
schichten zu beobachten: An der Peripherie eine schmale, nach unten sich verbreiternde Zone von kleinen,
länglichen, schräg nach aussen gerichteten Zellen. Ganz im Innern grössere, ebenfalls längliche Zellen, die
schräg nach oben und innen gerichtet waren. Das zwischen beiden Zonen gelegene, mittlere Gewebe ist
dicht und wenig deutlich; es zeigt horizontale, durch Querblättchen gebildete Zellen.
Die Uebereinstimmung unserer Form mit dem Olisiophyllum Gabbi MEER aus dem jüngeren Carbon
von Californien ist hinsichtlich des feineren Zellenbaues wie auch hinsichtlich der Form und Tiefe des
Kelches und der Gestalt des Säulchens vorhanden. Ein Unterschied dagegen scheint darin zu liegen, dass
die sekundären Septen bei der Padanger Art länger sind. Bei der amerikanischen werden sie in der Be-
schreibung zwar erwähnt, sind aber in der Abbildung nicht vorhanden.
Neben diesem soeben ausführlicher beschriebenen Stück liegen noch mehrere andere vor, die nach
den angefertisten Querschnitten zu urtheilen mit jenem identisch sind.
Lonsdaleia M’ Cor.
4, Lonsdaleia spec.
1880. Lithostrotion cf. Portlocki F. R., non M.-Epw. u. Hame 1. c. p. 5.
Die Kelche des einzigen vorhandenen, aus einigen 50 Zellen zusammengesetzten Polypenstockes
haben unregelmässig polygonale Gestalt; sie sind fünf- bis siebenseitig. In der Mitte erhebt sich ein starkes
Säulchen. Die Septen reichen bis dicht an dieses Säulchen heran, gehen jedoch nicht von der äusseren
Zellenwand aus, sondern sind erst etwa von der Mitte ab, wo eine accessorische Wand vorhanden ist, zu
beobachten. Ihre Zahl beträgt gegen 30. Der periphere Theil des Kelches zwischen Aussenwand und
Sekundärwand ist mit dichtem, blasigem Gewebe erfüllt. Der Raum innerhalb der Sekundärwand ist z. Th.
mit Querböden erfüllt. Die Columella zeigt im Längsschnitt die der Gattung eigenthümlichen, schräg von
beiden Rändern nach der Achse zu aufsteigenden, feinen Lamellen.
In dem feineren Zellenbau nähert sich unsere Art sehr der Zonsdaleia Wynnei WAAGEN und WENTzeEr '
aus dem mittleren Produktuskalk der Salzkette, unterscheidet sich jedoch durch die stärkeren, weniger zahl-
reichen Septen, die dort an der Aussenwand beginnen. Diesere letztere Umstand, sowie die Thatsache, dass
ı Waasen ]. c. p. 896. T. 99, F. 2.
Bo
bei der Lonsdaleia salinaria WAAGEN und WENTZEL! die Septen verschiedene Länge haben, und das blasige,
äussere Gewebe schwächer entwickelt ist, trennen die Padanger Art auch von dieser Form der indischen
Salzkette; die verschiedene Beschaffenheit des feineren Zellenbaues macht auch eine Vereinigung mit der
Lonsdaleia papillata (Fischer) Waacen (= Lonsdaleia floriformis TrAUTScHoLD”, non FLEMMING) aus dem
unteren Fusulinenkalk von Mjatschkowo unmöglich.
Echinodermata.
5. Poteriocrinus spec.
1880. Poterioerinus spec. F. R. 1. c.p. 5. T. I, F. 3.
Unter den zahlreichen Crinoidenstielgliedern, die man als solche vom Genus Poterioerinus zu be-
zeichnen pflegt, sind folgende vier Formen zu unterscheiden:
1. Starke Stielglieder, bis zu 185 mm im Durchmesser, innerer Kanal fünflappig, in seinem grössten
Durchmesser gleich der halben Dicke des Stieles.
2. Stielglieder von gleicher Stärke wie die eben beschriebenen. Nahrungskanal gross und kreis-
rund. Er ist in seinem Durchmesser gleich ?/s des Gesammtdurchmessers. Die einzelnen Stielglieder sind
niedrig (0,5 em), dazwischen stellenweise stärkere eingeschaltet.
3. Stielglieder von gleicher Stärke mit feinem runden Kanal. Es wechseln regelmässig zwei bis
(lrei schwächere und ein stärkeres Glied, das durch einen ringförmigen Wulst verstärkt ist, ab. Narben
weisen auf die frühere Anwesenheit chirrenartiger Anhänge hin.
4. Stielelieder von geringem Durchmesser mit feinem, runden Kanal.
Alle vier Formengruppen besitzen auf der Gelenkfläche der einzelnen Glieder die gewöhnliche,
radiale Strichelung. Die Nähte selbst sind dementsprechend nicht glatt, sondern gezähnelt.
Die vorhandenen Stücke gleichen den aus zahlreichen Carbongebieten bekannt gewordenen Crinoiden-
stielen. Von den an zweiter und dritter Stelle angeführten gilt insbesondere, dass sie im Fusulinenkalk
von Mjatschkowo durchaus identische Vertreter haben, woraus freilich noch nicht auf das gemeinsame Vor-
kommen derselben Arten geschlossen werden kann.
Brachiopoda.
Dalmanella Hat emend. Wysocörskı (= Orthis auct.).
6. Dalmanella cf. Michelini 1’Evzınnn.
1858. Orthis Michelin: (vWEvrıuue) Davıpsox: „British carboniferous brachiopods.“ p. 132. T. XXX, F. 6—12.
1880. „ resupinata F. R., non Marrın l. c.p. 6 e. p.
Das einzige vorhandene Stück lässt sich nicht mit Sicherheit als Dalmanella Michelini bestimmen,
da es stark verdrückt und die Schale unvollständig erhalten ist. Immerhin steht es durch den subquadra-
tischen Umriss, den kurzen Schlossrand und die Skulptur dieser Art recht nahe. Beide Klappen sind flach,
ı Waagen: Ibidem. p. 895. T. 100, F. 1, 3, 4.
2 TrautscnoLp „Kalkbrüche von Mjatschkowo“. p. 131. T. 16, F. 5—5.
der Wirbel der Ventralklappe überragt den der Dorsalklappe; beide sind eingekrümmt. Die Area ist schmal.
Zahlreiche radiale Streifen von geringer Stärke bilden die Skulptur; daneben sind auch concentrische An-
wachsstreifen angedeutet.
7. Dalmanella Frechi nov. spec.
Tat. VISsR1o 210.
1880. Orthis resupinata F. R., non Marrın 1. c.p.6e.p. T.I,F.5.
1898. Dalmanella cf. Derbyi WaAGeEn, FLiesen 1. c. p. 390.
Der Umriss dieser neuen Art, von der in der Fauna nur ein allerdings sehr gut erhaltenes, grosses
Stück vorliegt, ist quer-oval. Die grösste Schalenbreite liegt nahe dem Stirnrande; der Schlossrand ist kurz,
kaum halb so lang als die grösste Schalenbreite. Die Ventralklappe ist stark gewölbt, fast kugelig. Der
Wirbel ist hoch und ragt über den Schlossrand vor. Die Area ist lang und schmal, die Deltidialspalte
bildet ein gleichseitiges Dreieck.
Die Dorsalklappe ist flacher. Nahe am Wirbel beginnt ein sich rasch verbreiternder und vertiefender
Sinus, der durch sein Eingreifen in die Ventralklappe eine starke Ausbuchtung des Stirnrandes bewirkt.
Der weit zurückgebogene Wirbel lässt zwischen sich und dem Schlossrande eine hohe, flache Area. Die
Deltidialspalte ist hier entsprechend der Höhe der Area etwa doppelt so hoch wie breit.
Vom inneren Bau ist in jeder Klappe ein Medianseptum sowie je zwei seitlich divergirende Septen
zu beobachten.
Die Skulptur wird durch sehr regelmässige, dem Stirnrande parallele, concentrische Anwachsstreifen,
sowie durch feine, radiale Streifen gebildet. Die ersteren sind wenig zahlreich; die letzteren tragen Ähnlich,
wie es Davıpsoxn von der Orthis resupinata Marrın ! beschreibt und abbildet, zahlreiche Stachelnarben von
länglicher Form.
Unsere Art unterscheidet sich von der Orthkis resupinata Mawrrın durch die starke Zurückbiegung
des Wirbels der Dorsalschale. In Folge dessen ist die Area wesentlich höher, die Schalenwölbung stärker.
Ferner ist der Wirbel der Ventralschale höher; er überragt die andere Klappe bedeutend, während bei
jener Art das Gegentheil der Fall zu sein pflegt.
Weit näher steht ihr die Orthis Derbyi Waagen”; doch besitzt diese einen nicht entfernt so tiefen
Sinus und dementsprechend weniger gekrümmten Stirnrand. Auch ist die Area der Dorsalklappe bei uns
höher, die Deltidialspalte etwa doppelt so hoch.
Orthothetes Fischer.
8. Orthothetes politus nov. spec.
Taf. VI, Fig. 8.
1880. Streptorhynchus erenistria var. senilis F. R., non Pıtı. 1. ce. p. 6.
1898. Meekella polit« YLisseu 1. c. p. 390.
Die neueren Untersuchungen ScueuLwıry’s® veranlassen mich, das vorliegende Stück, das ich auf
' „British carboniferous brachiopods.“ p. 390. T. 29, F. 1b, 2, 2a, 5b.
? „Salt range fossils.“ „Productus limestone.“ p. 595. T. 56, F. 2,
° „Beiträge zur Systematik der Strophomeniden des oberen Palacozoicum.“ Neues Jahrbuch für Mineralogie. 1900.
Bd. I p. 1-25. T.1.
Palaeontographica. Bd, XLVIII.
9,6.
2
15
ar ee
Grund des inneren Baues der Klappen ursprünglich als Meckella bezeichnet hatte, zu der Formengruppe
von Orthothetes zu zählen, für die er den Namen Orthothetina vorschlägt. Diese Gruppe von Formen stimmt
mit Meekella in der Anordnung der Zahnleisten und Septen überein, besitzt aber keine radiale Schalen-
faltung. Immerhin zeigt unsere Form nahe dem Rande der Dorsalklappe eine schwache Andeutung derselben.
Der Umriss ist quer-oval, die grösste Breite liegt etwa in der Mitte der kleineren Klappe. Der Schlossrand
ist gerade (erscheint aber, da er an den Enden bestossen ist, gebogen) und beträgt etwa die Hälfte der
grössten Schalenbreite.
Die grosse Klappe ist schwach concav, der Wirbel hoch und stark zurückgebogen. Die Area, die
dureh scharfe Kanten gegen die übrige Schale abgegrenzt ist, hat dementsprechend die Form eines hohen,
gleichschenkligen Dreiecks. Der schmale Deltidialspalt ist durch ein gewölbtes Deltidium verschlossen. Die
Zähne werden durch Zahnplatten gestützt, die nach dem Boden zu convergieren und zwei über die Hälfte
der Schale zu verfolgende Septen bilden.
Die Dorsalklappe ist gleichmässig gewölbt. Vom Wirbel aus geht ein schnell breiter und tiefer
werdender Sinus von unregelmässiger Form nach dem Stirnrande. Vom inneren Bau waren zwei starke,
divergirende Septen zu beobachten, die über mehr als '/s der Schale, vom Wirbel aus gerechnet, verlaufen.
Die Skulptur besteht in sehr feinen, dicht neben einander stehenden, radialen Streifen. Die Area
ist längs- und quergestreift, sodass sie gegittert erscheint. Von concentrischen Falten finden sich nur
geringe Spuren.
9. Orthothetes spec.
Die einzige hier zu beschreibende Form ist ein Bruchstück einer grossen Klappe und unterscheidet
sich von der vorigen Art durch sehr beträchtliche Grösse und regelmässiges Wachsthum. Die Schalenwölbung
ist gering, aber gleichmässig; starke concentrische Falten gliedern die Schale. Daneben wird die Oberfläche
von feinen, scharfen Radialrippen bedeckt. Jede Andeutung einer radialen Faltung fehlt. Vom inneren
Bau beobachtete ich zwei starke, nach dem Boden zu convergirende, septenartige Zahnplatten.
Produetus Sowerpy.
10. Produetus lineatus WaAGeEn.
1876. Productus Cora TRAUTSCHOLD, non D’ORR. 1. c. p. 53. T. V, F. 1.
1380. = » #. R,, non p’One. 1]. c.p. 5.
1887. en lineatus WAAGEN ]. c. p. 673. T. 66, F. 1, 2; T. 67, F. 3.
1892. » = SCHELLWIEN: „Die Fauna des karnischen Fusulinenkalkes.“ I. Theil. Palaeontographica.
Vol. XXXIX. p. 21. T. I, F. 16—18; T. III, F. 1.
Die grosse Klappe ist stark gewölbt, der Wirbel stark eingerollt, der Schlossrand fällt mit der
grössten Schalenbreite zusammen. Vom Wirbel aus zieht sich ein allmählich breiter werdender, flacher
Sinus nach dem Schlossrande. Der gewölbte Schalenteil geht in die schmalen, schräg nach unten und aussen
abfallenden Ohren langsam über. Am Schlossrande nehmen eine Anzahl starker, runzeliger Falten ihren
Anfang und laufen etwa gleich weit von eimander entfernt über die Flügel. Den Höhepunkt der Schalen-
wölbung erreichen sie nicht, da sie schnell schwächer werden und verschwinden. Daneben besteht die
Skulptur in einer feinen Radialberippung. Sehr zahlreiche, scharfe Rippen nehmen am Wirbel ihren Anfang
et
und ziehen sich, ohne merklich stärker zu werden, in schwach welligem Verlauf bis zum Stirnrande. Da-
zwischen schalten sich allenthalben neue Rippen ein bezw. zweigen sich von den älteren ab. Unregelmässig
vertheilt sind über die ganze Schale eine geringe Anzahl von Stacheln.
Die kleine Klappe ist flach concav, unregelmässig gestaltet, die Ohren breiten sich flach aus, eine
unregelmässige Falte, die dem Sinus der grossen Klappe entspricht, beginnt in der Nähe des Wirbels. Auch
hier tragen die Ohren concentrische Falten, die im Gegensatz zu der andern Klappe über die Schale laufen.
Ueber die sonstige Schalenverzierung gilt dasselbe wie für die grosse Klappe.
Erwähnt sei noch, dass eines der mir vorliegenden Stücke insofern von der normalen Form abweicht,
als es bei regelmässigerer Gestalt stärkere, gleichmässig verlaufende Rippen aufweist. Zugleich ist die
grosse Klappe stärker gewölbt. In der Art der Berippung scheint dieses Stück dem Produetus lineatus
WAAGEN noch näher zu stehen, doch müssen auch die übrigen Formen für identisch mit dieser jungcar-
bonischen, weit verbreiteten Art gelten.
ll. Productus semiretieulatus Marrın.
1847. Producetus semireticulatus (MARTIN) DE Koninek: „Recherches sur les animaux fossiles. I. Partie. Monographie
des genres Productus et Chonetes.“ p. 83. T. 8, F. 1; T. 9, F. 1; T. 10, F. 1.
1861. > 55 (Martin) Davıpson: „British carboniferous brachiopods.“ p. 149. T. 43, F. 1—4.
1883. = ” % Kayser: „Obercarbonische Fauna von Lo-ping.“ p. 181 e. p. T. 25,
F. 1,4 non 2, 3.
1897. n 5 " v. Loozerlsenp. ol 1 273%
Weitere Synonyma geben Konısck, Davıpson, v. Löczy (l. c.).
Von dieser horizontal wie vertical weit verbreiteten Art liegt ein Bruchstück einer grossen Klappe,
sowie eine vollständig erhaltene kleine Klappe vor. Beide sind mit den typischen Vertretern der Art iden-
tisch. Der lange, gerade Schlossrand, die starke Wölbung der grossen Klappe, sowie die rechtwinklige
Knickung der kleinen Klappe, die flach ausgebreiteten Ohren, der schwache Sinus sprechen ebenso für die
Zugehörigkeit zum Productus semöreticulatus MarTın wie die charakteristische. Skulptur. Diese letztere be-
steht in zahlreichen, gleichmässigen, radialen Streifen und stärkeren concentrischen Runzeln, die auf den
Schalentheil nahe dem Wirbel beschränkt sind und der Schale zusammen mit den Radialrippen ein gegittertes
Aussehen verleihen. Zu ihnen gesellen sich noch zahlreiche, unregelmässige vertheilte Stachelröhren.
12. Productus Sumatrensis F. R.
Tat vl Rio.
1880. Productus Sumatrensis F. R. ]. c.p. 5. T. I, F. 4.
1883. „5 semireticulatus KAYSER, non Marrıs 1. c.p. 1Sle.p. T. XNXV. F. 3.
1383. r costatus Kayser, non Sowergr 1. c. p. 182 e.p. T. XXV, F. 6, 7.
Dass diese Römersche Art, die in der bisherigen Literatur so wenig beachtet ist (wesentlich wohl
wegen der mangelhaften Abbildung und der kurzen Beschreibung), eine gewisse äussere Aehnlichkeit mit
dem Productus semireticulatus Marrın hat, wurde schon von Römer hervorgehoben. Die grosse Klappe ist
stark und gleichmässig gewölbt, der Wirbel stark eingekrümmt, den Schlossrand mässig überragend. Dieser
ist Jang und gerade, gleich der grössten Schalenbreite. Die Seitenohren sind schmal, flach ausgebreitet.
— 100 —
Dicht am Wirbel beginnt ein langsam breiter und tiefer werdender Sinus, der selbst am Stirnrande noch
recht flach ist. Die Skulptur wird durch etwa 34 starke Radialrippen gebildet, die sich durch die
Gleichmässiekeit ihres Verlaufes auszeichnen; nirgends schalten sich zwischen die älteren jüngere ein. Das
dem Wirbel zunächst gelegene Drittel der Schale erhält durch concentrische Falten, die am Schlossrande
beginnen und über die ganze Schalenwölbung verlaufen, ein gegittertes Aussehen. An den Schnittpunkten
dieser Falten mit den radialen Rippen verdicken sich diese letzteren vielfach zu knotigen Erhebungen.
Ausserdem sind Stachelwarzen in grösserer Zahl unregelmässig über die Schale vertheilt; nur längs des
Schlossrandes ordnen sie sich in einer Reihe an. Eine kleine Klappe ist nicht vorhanden.
Der wesentliche Unterschied vom Produetus semiretieulatus MAarrtın liegt in der weit gröberen Be-
rippung. Auch eine Achnlichkeit mit dem Produetus subcostatus WaAcEn spricht sich in dem ganzen
Habitus aus!. Der einzige Unterschied, der sich angeben lässt und von WaAGEn angegeben wird, besteht
in dem angeblichen Fehlen einer die seitlichen Flügel von dem gewölbten Schalentheile trennenden Stachel-
reihe bei der Padanger Form. Da aber diese Stachelreihe beim Productus subcostatus WAAGEN weit schwächer
entwickelt und keineswegs ein so charakteristisches Merkmal ist wie beim Produetus costatus SOWERBY des
Kohlenkalkes, und andererseits die Erhaltung der Padanger Stücke ein zuverlässiges Urtheil über diese
Frage nicht zulässt, so muss einstweilen die Möglichkeit offen bleiben, dass sich bei Prüfung eines umfang-
reicheren Materials die Identität beider Arten ergiebt.
Ebenso muss ich die Frage unentschieden lassen, ob die von Nörtına” aus Tenasserim in Hinter-
indien beschriebene, dort mit zahlreichen Schwagerinen vergesellschaftet vorkommende Form, die er als
Produetus cf. Sumatrensis F. I. beschreibt, mit unserer Art identisch ist oder nicht, da sich aus der betr.
Abbildung ein Urtheil über die charakteristischen Merkmale der Art nicht gewinnen lässt.
Sicherer sind dagegen die Beziehungen unserer Art zu einer bei Lo-ping vorkommenden Art fest-
zustellen, die von Kayser z. Th. als Produetus semiretieulatus Marrın, z. Th. als Productus costatus SOWERBY
bezeichnet wird. Auch der Produetus pustulosus var. palliata Kayser? ist nichts anderes als eine zu unserer
Art gehörige Varietät, von der die betr. Abbildungen ein falsches Bild geben. Endlich stellt auch der in
Taf. XXV, Fig. 5 abgebildete Produetus costatus KAYSER eine wenig abweichende Varietät dar, während
die übrigen genannten Formen mit dem Produetus Sumatrensis F. R. identisch sind. Des näheren werde
ich auf diese Beziehungen weiter unten im Zusammenhange bei Besprechung der Fauna von Lo-ping eingehen.
13. Productus longispinus Sow.
1858. Produetus longispinus (SOWERBY) DAvıpsox : „British carboniferous brachiopods.“ p. 154. T. 35, F. 5—13.
1876. H r s: Travisscaortn 1. c. p. 57. T. V, F. 4.
1880. 5 2 en Role: p.2D:
1883. > s 55 Kayser ]. c. p. 183. T. XXVII, F. 1—4.
1890. s; ee n Nırımım: „Depots carboniferes et puits artesiens dans la region de Moscou.“
p. 59. T. IL, F. 7—12.
1892. 53 7 er SCHELLWIEN: „Fauna des karnischen Fusulinenkalkes.‘“ Palaeontographica
XXXIX. p. 25. T. 3, F. 4,5; T. VII, F. 26,
! Salt range fossils. Productus limestone. p. 686. T. 57, F. 4, 5; T. 58, F. 2; T. 59, F. 4.
? „Carboniferous fossils from Tenasserim“ (Records, geol. survey of India. Vol. XXVI. Pt. 3. 1893. p. 99. F. 4).
>1.c.p. 186. T. XXVIL, F. 9—13.
—. AU —
1897. Produetus longispinus (Sow.) v. Löczy ]. c. p. 57. T. II, F. 9-12.
Weitere Synonyma geben Davıpsov und TrautscHotn (l. c.).
Die wenigen, nicht sonderlich erhaltenen Stücke dieser Art wurden schon von Römer als Productus
longispinus Sow. bestimmt. Sie sind von unregelmässiger Gestalt, haben einen langen, geraden Schlossrand,
einen schwachen Sinus und sind von zahlreichen Stachelwarzen bedeckt. In der Nähe des Wirbels runzelige,
eoncentrische Falten.
14. Productus ovalis WAAGEN sp.
1880. Produetus Keyserlingianus F. R., non Davıoson |]. c. p. 6.
1887. Marginifera ovalis Waagen 1. c. p. 723. T. 77, F. 14.
Die grosse Klappe dieser Form, von der drei Stücke vorliegen, ist stark und gleichmässig gewölbt;
der Schlossrand ist beinahe gleich der grössten Schaalenbreite. Der Umriss ist queroval, die Breite etwas
beträchtlicher als die Höhe. Der Rückensinus ist breit und flach. Die kleine Klappe ist stark concav, die
Öhren werden gegen die Schalenwölbung durch je eine vom Wirbel ausgehende schräge Falte begrenzt.
Die Skulptur besteht in zahlreichen, rundlichen Stachelröhren, die unregelmässig über die Schale
vertheilt sind; nur an der Grenze von Ohren und gewölbtem Schalentheil ordnen sie sich in einem regel-
mässigen Bogen an. Auf beiden Klappen, namentlich auf der kleinen, verlängern sich die Stachelwarzen
vielfach nach dem Stirnrande zu, sodass stellenweise eine Art Radialberippung entsteht. In der Nähe des
Wirbels treten daneben concentrische Anwachsstreifen auf.
Da der einzige Unterschied zwischen der Padanger Form und der Marginifera ovalis WAAGEN der
ist, (dass die erstere einen etwas weniger eingekrümmten Wirbel besitzt, so trage ich kein Bedenken, beide
zu identificiren. Dass die Gattung Marginifera WaaGen, der diese Art von WaAGzn zugerechnet wurde,
sich nicht aufrecht erhalten lässt, wurde bereits von Nıkırın! dargethan.
Der armenische Produetus spinoso-costatus Apıcm? unterscheidet sich durch den lang-ovalen Umriss
und die grössere Höhe, sowie den sehr viel stärker eingekrümmten und niedergedrückten Wirbel, Unter-
schiede, die bereits von WAAGEn angegeben werden. Dagegen sei hier erwähnt, dass, wie eine Prüfung
der betreffenden sehr zahlreichen Stücke aus den neueren Aufsammlungen bei Djoulfa ergab, der Produetus
spinoso-costatus Apıcm einen identischen Vertreter in der indischen Salzkette in der Marginifera typica
Waacen® hat. Die von Waagen geltend gemachten Unterschiede sind nicht durchgreifend, da zahlreiche
armenische Stücke dieser ziemlich variablen Art gerade so wie die indische Form ebensowohl einen recht
deutlichen Sinus und eine concentrische Streifung nahe dem Wirbel wie auch eine radiale Streifung besitzen.
15. Producetus puncetatus Marrın.
Taf. VI, Fig. 5.
1858. Produetus punctatus (Marrın) Davıoson 1. c. p. 172. T. 44, F. 9—16.
1872. Meer: „Report on the palaeontology of Eastern Nebraska“. p. 169. T. II,
64° IV; ano,
” ” ”
ı „Depots carboniferes et puits artesiens dans la region de Moscou. p. 160.
® „Eine Bergkalkfauna aus der Araxesenge bei Djoulfa in Armenien.“ p. 41. T. 9, F. 6, 7, 10.
37. c. p. 117%, 2. 76, E. 47; T. 78,8. 1.
— 12 —
1876. Productus punctatus TraurscHotp 1. c. p. 60. T. VI, F. 2.
1350. $ pustulosus F. R., non Puıtvps ]. ec. p. 5.
1583, nr Rogersi Havı, non Norwoon u. Prarren: „Report of the state geologist (New-York) for the year
1882. T. 50, F. 17, 18.
1892. ” punctatus Havv: Palaeontology of New-York. Vol. VII. Palaeozoic brachiopods. T. XIX, F. 14—17,
Weitere Synonyma geben Davıpson und TrAuTscHorD (l. c.)
Diese weit verbreitete Art ist durch zwei grosse Klappen von starker Wölbung vertreten. Der
Wirbel ist spitz und ragt beträchtlich über den Schlossrand vor. Dieser ist kürzer als die grösste Schalen-
breite, die nahe dem unteren Rande liegt. Daher ist der Umriss lang-viereckig. Die Ohren sind grossen
Theils abgebrochen. Der gewölbte Schalentheil erhebt sich von ihnen aus sehr steil, z. Th. sogar unter
Bildung eines spitzen Winkels.
Ihre charakteristische Gestalt erhalten die Stücke durch einen tiefen, mässig breiten Rückensinus
und die Skulptur. Von Schlossrand zu Schlossrand ziehen sich über die Ohren und den gewölbten Schalen-
theil gleich starke, breite concentrische Falten, die nach dem Stirnrande zu steil, nach der entgegengesetzten
Richtung allmählich abfallen. Die einzelnen Falten werden von einander durch ein vertieftes Band getrennt,
das nur mit feinen Anwachsstreifen bedeckt ist. Die Falten tragen eine sehr grosse Zahl regelmässig ver-
theilter Stachelwarzen, die sich auf den älteren Theilen der Schale in Form und Grösse kaum merklich
unterscheiden. Auf den jüngeren dagegen, nahe dem Stirnrande, sind sie in mehreren parallelen Reihen
angeordnet und sind z. Th. rundlich, z. Th. röhrenartig verlängert.
Die Padanger Form weicht von dem Produetus punctatus MARTIN des europäischen Kohlenkalkes
durch die kräftigere Entwicklung der concentrischen Anwachsfalten und die regelmässigere Vertheilung der
Stachelröhren auf diesen Falten ab. Dagegen ist die Uebereinstimmung mit der weit verbreiteten amerika-
nischen Varietät, die durch mannigfache Uebergangsformen mit der europäischen verknüpft ist, vollständig.
Die Bestimmung Römers als Productus pustulosus Pruvv. kann, wenngleich Umriss und Wölbung
der Schale für diese Bezeichnung sprechen würden, wegen der geringen Zahl starker, concentrischer Falten
und wegen der regelmässigen Anordnung der Tuberkeln, beides Merkmale, die dem Productus pustulosus
Psitt. fremd sind, nicht als richtig anerkannt werden.
Spirifer SoweErBy.
Subgenus Retieularia M’ Coy.
Die unter diesem Genus zu beschreibenden Stücke fanden sich zusammen mit einer grossen Zahl
von Athyriden und waren, wie es scheint, von RÖMER bei der Bestimmung übersehen worden.
16. Spirifer (Reticularia) lineatus Marr.
1878. Spirifer lineatus (Martin) Arıcn ]. c. p. 80 e. p.'
1883. Br er r Kayser 1. c. p. 174 e.p. T. XXIL F. 6, 7 non 8.
1887. Reticularia lineata , Waagen 1. c. p. 540. T. 42, F. 6—8.
1892. „ » H SCHELLWIEN 1]. c. Palaeontographica XXXIN. p. 58. T. 6, F. 10—13.
1 Der echte Spörifer (Retieularia) lineatus Marr. kommt bei Djoulfa, wie ich mich selbst überzeugen konnte, vor.
Dagegen sind die von ArıcH abgebildeten Stücke verschiedene Varietäten.
— 108
1892. Retieularia lineata (Marrın) Rorupreiz: „Die Perm-, Trias- und Juraablagerungen auf Timor und Rotti im
indischen Archipel.“ Palaeontographica XXXIX. p. 81. T. 9, F. 8,
1897. # R ». v. Löezr l. c. p. 78. T. III, F. 28-83.
Sonstige (ältere) Synonyma giebt Waasen 1. c.
Von dieser vom älteren Carbon bis in die Dyas aufsteigenden, in ihrer horizontalen Verbreitung
kaum von einer anderen carbonischen Art übertroffenen Form liegen mir eine Anzahl mehr oder minder
vollständiger Stücke vor, die den den älteren Vertretern der Art eigenen, quer-ovalen Umriss besitzen. Der
Wirbel ist hoch und zurückgebogen, der Schlossrand gekrümmt. Der Stirnrand ist entsprechend dem mässig
starken Sinus der grossen Klappe schwach ausgebuchtet. Die Skulptur, der das Subgenus Retieularia M’ Cor
seinen Namen verdankt, ist sehr vollständig zu beobachten: Zahlreiche, gleich feine Anwachsstreifen werden
durch radiale, äusserst feine Streifen geschnitten, sodass eine netzförmige Schalenverzierung entsteht.
Rynehonella Fıscaer.
Subgenus: Terebratuloidea Waacen.
17. Terebratuloidea cf. Davidsoni Waac.
TanovI Bios 11,210.
1880. Ieynchonella cf. pleurodon F. R., non Davıoson 1. €. p. 6.
1887. Terebratuloidean Davidsoni Waagen ]. c. p. 416. T. 38, F. 1—5.
Die Zugehörigkeit der von Römer als der Rynchonella pleurodon Davıpson nahestehend bezeichneten
Form zum Genus Terebratuloides WAAGEN kann als sicher angenommen werden. Das einzige vorhandene
Stück ist von quer ovalem Umriss, hat einen gebogenen Schlossrand, der Stirnrand ist ebenso wie Theile
der übrigen Schalenoberfläche corrodirt. Dem tiefen Sinus der grossen Klappe entspricht in der kleinen
eine hohe mediane Falte. Das Eingreifen des ersteren in die kleine Klappe bewirkt den gezackten Verlauf
des Stirnrandes. Von radialen, starken Rippen besitzt die grosse Klappe S, von denen 2 auf den Sinus
entfallen; die kleine Klappe besitzt deren 9, davon 3 auf der medianen Falte.
Der Wirbel der grossen Klappe trägt eine weite, rundliche Oeffnung; die Spitze fehlt. Es ist dies
wohl kein ursprüngliches Merkmal der Art, sondern die Oefinung mag, wie Waagen allgemein von den
Terebratuloideen annimmt, dadurch ihre jetzige Weite erhalten haben, dass die Schnabelspitze bei dem
gänzlichen Fehlen von stützenden Septen oder Zahnplatten leicht zerstört werden konnte. Auch in der
kleinen Klappe sind keinerlei Septen vorhanden.
Die Identität der Form mit der Terebratuloöides Davidsoni WAAGEN aus dem mittleren Produetus-
kalk der Salzkette ist nicht ganz vollständig, da die mediane Falte bei der Padanger Art stärker hervor-
tritt, die seitlichen Schalentheile mehr gewölbt sind und in Folge dessen der Stirnrand stärker gewölbt
erscheint. Auch die Zahl der Rippen im Sinus stimmt nicht ganz überein.
Dagegen ist die Identität unseres Stückes mit einem Breslauer Sammlungsstück aus dem Ural voll-
ständig, dessen näherer Fundpunkt und Horizont mir nicht bekannt sind.
Von der Rhynchonella pleurodon Priwuıps unterscheidet sich die Art durch dieselben Merkmale,
welche schon Wascen angiebt. Aus anderen Carbongebieten sind Angehörige des Genus Terebratuloidea
Waacen bisher überhaupt nicht beschrieben worden.
— 102 —
Spirigera v ORB.
Die im folgenden beschriebenen, verschiedenen Arten des Genus Spirigera D’OrB. wurden von
YÖMER unter einer Bezeichnung Terebratula subtilita« Haus zusammengefasst. Abgesehen davon, dass sie
wegen ihrer äusseren Form in drei durch Uebergänge nicht verknüpfte Arten zerlegt werden müssen, ist
eine grössere Aehnlichkeit mit der von Römer eitirten Abbildung! nur bei einer der drei Arten vorhanden.
Alle Formen haben das gemein, dass ihre Schale glatt ist; sie gehören also zur Gruppe der „Simplices*
die WaAGen für die glatten Athyriden (= Spirigeriden) aufstellt.
18. Spirigera cf. subtilita Harn.
1858—63. Terebratula ? subtilita (Haun) Davıoson 1. c. p. 18. T. I, F. 21, 22.
1858-63. Athyris subtilita (Havv) Davıvson: Ibidem. p. 86. T. 17, F. 8—10.
1880. Terebratula subtilita (HawL) F. R. 1. c. p. 6 e. p.
Die wenigen hierher zu stellenden Stücke haben die oben erwähnte Aehnlichkeit mit der Spirigera
subtilita Hau, jedoch auch nur in beschränktem Grade. Die Schalenwölbung ist stark, der Sinus tief, der
Schlossrand ausgebogen. Der Umriss, namentlich der kleinen Klappe, länglich vierseitig, daher die ganze
Form lang und ziemlich schmal. Hierin liegt zugleich der Unterschied von der Spirigera subtilita HALL,
die breiter und im allgemeinen schwächer sinuirt ist.
19. Spirigera Damesi nov. spec.
Taf. VII, Fig. 8—10.
1880. Teredratula subtilita F. R., non Haıun 1, c. p. 6 e. p.
Nur wenige, doch schöne und gut erhaltene Stücke liegen vor. Beide Klappen sind stark gewölbt,
der Umriss etwa rechteckig, was besonders in der kleinen Klappe auffällt. Die grosse Klappe besitzt einen
breiten, kräftigen Sinus, dem in der anderen eine Auffaltung in der Medianlinie und je eine seitlich hiervon
gelegene Depression entspricht. Diese flachen Furchen greifen in den Stirnrand der grossen Klappe ebenso
ein wie der Sinus der grossen Klappe in den Stirnrand der kleinen. Dadurch wird der Stirnraud kräftig
ausgebuchtet ähnlich wie es bei der Spirögera ambigua Sowergy” der Fall ist.
Durch letztere Eigenschaft spricht sich eine gewisse Achnlichkeit mit der genannten Kohlenkalkart
aus; doch gestattet der Umriss und die gleichmässige Wölbung unserer Stücke eine Identificirung nicht.
20. Spirigera pseudodielasma nov. spec.
Taf. VII, Fig. 1—4.
1580. Terebratula subtilita IF. R., non Haız 1. c.p. 6 e. p.
Zu dieser neuen Art gehört die Mehrzahl der Padanger spiraltragenden Brachiopoden; sie unter-
scheidet sich von den eben beschriebenen Arten wie überhaupt von der Mehrzahl der bisher bekannt ge-
wordenen Spirigeren durch die ihr eigene Form, besonders den Umriss. Beide Klappen sind wenig gewölbt,
der Stirnrand ist kaum nennenswerth ausgebuchtet, da «der Rückensinus der kleinen Klappe schwach ist.
’ Davı on: British carboniferous brachiopods. p. 18. T. I, F. 21, 22.
® Davıoson ]. c. p. 77. T. XVII, F. 11—14.
Der Wirbel der grossen Klappe ist spitz, durchbohrt, wenig eingekrümmt und ragt weit hervor. Die Seiten-
ränder sind gerade, laufen von dem sehr kurzen Schlossrande aus schräg auseinander und gehen dann in
den halbkreisförmigen Stirnrand über. Daher liest die grösste Schalenbreite nahe dem unteren Rande und
der Umriss hat die Form eines mehr oder weniger spitzen, gleichschenkligen Dreiecks.
Die Art variirt etwas, da sowohl sehr schmale, spitze Formen mit hohem Wirbel als auch breitere
Stücke mit etwas niedrigerem Wirbel vorliegen. Doch nähern sich selbst diese letzteren noch nicht den
rundlichen bis quer-ovalen Formen, wie sie besonders aus dem Kohlenkalk in reicher Zahl bekannt sind,
Lamellibranchiata.
Aviculopeeten M’ Coy.
Die Angabe Römers, dass eine nähere Bestimmung der von Padang vorliegenden Angehörigen dieses
Genus nicht möglich sei, trifft nur z. Th. zu, da mehrere Stücke gut erhalten sind und auch die Einzel-
heiten der feineren Skulptur auf der Schalenwölbung wie auf den Ohren erkennen lassen.
21. Aviculopecten Waageni nov. spec.
Taf. VII, Fie. 6.
1880. Pecten spec. F. R. 1. c. p. 6.
Die stark gewölbte, etwas schiefe Schale (nur die linke Klappe ist vorhanden) wird von etwa 35
gleich kräftigen Radialrippen bedeckt. Zugleich sind sehr zahlreiche feine und einige stärkere concentrische
Anwachsstreifen zu beobachten. Der Schlossrand ist lang und gerade, die Ohren gross, die Anwachsstreifen
auf beiden deutlich entwickelt, indem sie dem gekrümmten Rande der Flügel parallel laufen. Die radialen
Streifen dagegen sind nur auf dem hinteren Ohre in grösserer Zahl vorhanden.
Diese Art, die durch die starke Schalenwölbung und den charakteristischen Umriss, besonders der
Ohren ausgezeichnet ist, hat meines Wissens zu bekannten Arten keine näheren Beziehungen.
22. Aviculopeeten Verbeeki nov. spec.
Taf, VII, Fig. 7.
1880. Pecten spec. F. R. 1. c. p. 6.
In Umriss und Schalenwölbung steht diese neue Art der vorigen nahe, ist jedoch etwas unsym-
metrisch. Charakteristisch ist die Schalenverzierung: Zahlreiche Radialrippen, immer abwechselnd eine starke
und eine schwächere beginnen in der Nähe des Wirbels; ihre Zahl beträgt etwa 32. Zwischen je zwei von
ihnen schaltet sich dann ungefähr in der Mitte der Klappenwölbung gleichmässig eine neue, noch feinere
Rippe ein, sodass die Gesammtzahl dieser radialen Streifen weit über 100 beträgt. Auch die Ohren tragen
radiale Rippen, jedoch in grösserem Abstande von einander. Concentrische Anwachsstreifen sind deutlich
nur auf den Flügeln vorhanden.
Auch verwandtschaftliche Beziehungen dieser Art sind mir nicht bekannt geworden.
Palacontographieca. Bd. XLVIII 14
— 106 —
23. Aviculopecten spec.
Ausser den eben beschriebenen Arten sind noch mehrere wegen schlechter Erhaltung nicht näher
bestimmbare Stücke vorhanden. Der Umriss ist annähernd kreisrund, fast symmetrisch, ähnlich demjenigen
des Aviculopecten Verbeeki. Auch die Ohren ähneln dieser Art. Dagegen sind die zahlreichen Rippen
im Allgemeinen gleich stark; nur vereinzelt schalten sich neue radiale Streifen zwischen die älteren ein.
Pinna Lixnz.
24. Pinna Richthofeni nov. spec.
Taf. VII Fig. 11.
1880. Pinna spec. F.R. 1. c.p.6. T. IL F. 6.
Für diese Art ist in erster Linie die schlanke, pyramidenförmige Gestalt, sowie die dachförmige
Form der Klappen, die der Muschel einen ähnlichen rhombischen Querschnitt verleiht, wie ihn die Pinna
Confutsiana Kayser! besitzt, bemerkenswerth. Der Kantenwinkel, unter dem der breitere, dorsale und der
schmälere, ventrale Abschnitt der Klappen zusammentrifft, ist wegen der starken Verdrückung nicht genau
anzugeben. Er beträgt bei der einen Klappe gegen 100°, bei der andern etwa 60°.
Die Spitze ist abgebrochen, die Begrenzung am hinteren, breiteren Ende ist bogenförmig. Die
Skulptur besteht, soweit sie auf der dünnen, glänzenden, inneren Schalenschicht, die allein erhalten ist, zu
erkennen ist, in gebogenen, concentrischen Anwachsstreifen, sowie in einer beschränkten Anzahl flacher,
radialer Streifen, die nahe dem Schlossrande am dichtesten stehen.
Die schöne Art, von der ein gut erhaltenes, grosses Stück vorliegt, unterscheidet sich von der
Pinna Confutsiana Kayser aus dem Obercarbon von Lo-ping durch geringere Breitenzunahme, sowie dadurch,
dass die eoncentischen Anwachsstreifen hier einen einfachen Bogen bilden, während sie dort einen auf der
Kante der Klappen zurückspringenden Doppelbogen beschreiben.
Conocardium Bronn.
Die von Römer als Conocardium Sumatrense F. R. beschriebenen Formen gehören zwei Arten an.
25. Conocardium Uralicum Vers. sp.
Tat VIE Bios,
1845. Cardium Uralicum VERNEOIL: MURCHISON, VERNEUIL, Keyseruing: „Geology of Russia in Europe and the Ural
mountains.“ Vol. I. p. 301. T.XX, F. 11.
1846. Conocardium Uralicum Keysnruine: „Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland.“
p- 258. T. XI, F. 4.
1374. er ss Trautscnotp: „Kalkbrüche von Mjatschkowo.“ p. 44. T. IV, F. 23,
1880. ; Sumatrense F.R.]l.c. p. 7e.p. T.IL FE. 1.
Eine Abbildung des Conocardium Uralicum VERNKUIL, mit deren Hilfe man sich ein richtiges Bild
von der Art machen könnte, existirt bisher nicht. Dass diejenige von Verxkvin selbst stark verzeichnet
1.69 MOLEXT EL,
Ne
ist, muss schon deshalb angenommen werden, weil sich Beschreibung und Abbildung (z. B. hinsichtlich der
Berippung) nicht recht decken. Wenn ich trotzdem der grossen Mehrzahl der Sumatraner Stücke diesen
Namen beilege, geschieht es deshalb, weil sie der Abbildung bei Versevn sehr nahe stehen und mit einer
im Breslauer Museum in zahlreichen Stücken vorhandenen Art von Mjatschkowo, die von TrautscHoun als
Conocardium Uralicum bestimmt ist, identisch sind.
Die Schale ist stark gewölbt, das hintere Ende röhrenartig verlängert, stark Klaffend. Der vordere
Flügel ist kurz, abgestutzt. Der weit nach vorn gerückte Wirbel erhebt sich nur wenig über den Schloss-
rand und ist schwach eingekrümmt. Der hintere Flügel ist von dem stärker gewölbten Abschnitt durch
eine breite, glatte Furche getrennt, die dicht hinter dem Wirbel am Schlossrand beginnt und in schräger
Richtung nach dem unteren Schalenrande läuft. Hier entspricht der Furche eine Einbiegung des Schalenrandes.
Die Skulptur setzt sich aus Radialrippen und Anwachsstreifen zusammen. Erstere sind scharf und
zahlreich; sie ziehen sich zum Theil vom Wirbel aus mehr oder weniger gekrümmt über den gewölbten
Schalentheil; zum Theil auch laufen sie, indem sie dicht hinter dem Wirbel am Schlossrande beginnen und
radial ausstrahlen, jenseits der erwähnten glatten Furche über die hintere, röhrenartige Verlängerung. Der
Wechsel der Radialrippen und der dazwischen liegenden, schmalen Furchen bewirkt eine Auskerbung des
Randes. Die concentrischen Anwachsstreifen sind wesentlich feiner, vielfach kaum zu beobachten und folgen
im Allgemeinen dem Umriss der Schale.
Im einzelnen unterscheidet sich unsere Padanger Art von der Abbildung bei VErNEUIL durch weniger
gebogene Radialrippen und durch schrägeren Verlauf der seitwärts vom Wirbel beginnenden glatten Furche;
dementsprechend liegt die Einbuchtung des Schalenrandes näher am hinteren Ende. Mit den betr. Stücken
von Mjatschkowo stimmt die Form wie in anderem so auch hierin überein.
Demnach muss es für sehr wahrscheinlich gelten, dass unsere Art das echte Conocardium Uralicum
VERNEUIL ist, wenngleich nicht ganz ausgeschlossen ist, dass die mit der Sumatraner Form identischen
Stücke von Mjatschkowo eine neue, jener sehr nahe stehende Art bilden, eine Möglichkeit, die für die
Stratigraphie jedenfalls gleichgiltig ist.
26. Conocardium Sumatrense F. R.
1880. Conocardium Sumatrense F. R. 1. c. p. 7 e. p.
Für die wenigen Stücke, die vom Oonocardium Uralicum Vernkurm verschieden sind, behalte ich
die Bezeichnung Röners, Conocardium Sumatrense bei. Sie sind gegenüber dieser Art durch folgende
Eigenschaften ausgezeichnet: Die Schalenwölbung ist weit geringer, beinahe flach. Der hintere Flügel ist
breit und flach ausgebreitet, der vordere ist zwar kurz, aber am Schlossrande in eine Spitze ausgezogen.
Die Furche, welche den hinteren Schalenabschnitt vom gewölbteren trennt, verläuft weniger schräg. Auch
die Skulptur weicht wesentlich ab: Die Radialrippen sind weniger gekrümmt; soweit sie über den hinteren
Flügel ziehen, ist ihre Zahl geringer und ihr gegenseitiger Abstand verschieden. Die concentrischen Anwachs-
streifen treten hier stärker und zwar in Gestalt von Falten aut.
en
Edmondia nz Kom.
27. Edmondia (?) spec.
Die Schale ist quer-oval;, am vorderen Ende breit, nach hinten zu sich verschmälernd, der Schloss-
rand gerade, der Wirbel weit nach vorn gerückt. Die Wölbung ist gering; der Wirbel erhebt sich sehr
wenig, der hintere Theil ist flach zusammengedrückt. Von ersterem aus zieht eine breite, flache Einsenkung
kaum merklich nach dem gegenüberliegenden Rande, sowie eine etwas stärkere Falte nach dem hinteren
Ende. Die Skulptur wird von zahlreichen concentrischen Anwachsstreifen gebildet.
Eine nähere Bestimmung ist wegen der mangelhaften Erhaltung der einzigen vorliegenden linken
Klappe nicht möglich; ebenso ist die Zugehörigkeit zum Genus Zdmondia nicht ganz gesichert. Am nächsten
steht ihr die Edmondia selecta pm Konınck', die sich aber vor allem durch grössere Länge und die Paral-
lelität von Schlossrand und Unterrand unterscheidet.
Allorisma Kınc.
28. Allorisma Padangense F'. R.
1880. Sanguinolites Padangensis F. R. 1. c. p. 7. T. I, F, 7.
Das einzige vorhandene, gut erhaltene und schon durch seine Maasse in die Augen fallende Stück
(Länge 12'/a cm, Höhe über 6 cm, Dicke fast 5 cm) ist von lang-ovalem Umriss; der Wirbel ist bis ans
vordere Ende gerückt und ragt weit hervor. Der Schlossrand ist dem Unterrande fast parallel. Das vordere
Ende ist abgestutzt, sodass der Vorderrand mit dem Schlossrande ungefähr einen rechten Winkel bildet;
der Hinterrand ist stark gebogen und klafft weit. Vom Wirbel zieht eine deutliche Depression nach dem
gegenüberliegenden Schalenrande, zugleich eine Falte schräg nach dem hinteren Ende. Besonders bemerkens-
werth für unsere Art wie für alle Glieder des Genus Allorisma ist ein vertieftes Schossfeld hinter dem
Wirbel, das von zwei Kanten begrenzt wird, sowie dicht unter dem Wirbel eine kleine Lunula am Vorder-
rande, die ebenfalls beiderseits von einer Kante eingefasst wird. Die Skulptur besteht in zahlreichen,
kräftigen, concentrischen Anwachsstreifen.
Zu keiner sonst bekannten Art steht diese Art in näherer Beziehung, da sie sich von allen durch
den abgestutzten, fast senkrecht vom Schlossrande abfallenden Vorderrand unterscheidet.
29. Allorisma spec.
Textfigur 1.
Ein Zweischaler, der seine jetzige Gestalt wohl zum T'heil durch Verdrückung erhalten hat, besitzt
einen langen, etwas gekrümmten Schlossrand. Der untere, gerade Schalenrand ist ihm ungefähr parallel.
Der vordere und hintere Rand sind ebenfalls gerade und treffen den Schlossrand unter einem schiefen
Winkel, sodass der Umriss ein Parallelogramm ist. Der sehr hohe, eingerollte Wirbel ist spitz und ans
äusserste Ende des Schlossrandes gerückt. Eine breite, flache Einsenkung läuft auch bei diesem Stück
vom Wirbel aus nach dem unteren Schalenrande und ein hoher scharfer Kiel in schräger Richtung nach
dem Schnittpunkt von Unter- und Hinterrand. Von diesem Kiele aus fällt die Schale ohne nennenswerthe
' Faune du calcaire carbonifere de la Belgique. Vol. V. Lamellibranches. p. 46. T. XI, F. 47—48.
— 109 —
Wölbung nach den Rändern ab. Die Schale ist bedeckt vun zahlreichen, concentrischen Anwachsstreifen,
die in der Nähe des Kieles zu kräftigen Falten anschwellen.
Wenn ich diese Muschel als ein eigenartig gestaltetes
Allorisma betrachte, dessen Wirbel ungewöhnlich weit nach vorn
gerückt ist, und bei dem die schräg nach hinten über die Schale
gehende Falte zu einem Kiele verstärkt ist, so spricht für die
Richtigkeit dieser Annahme neben der erwähnten, vom Wirbel
nach dem Unterrande reichenden Depression auch der von einem,
allerdings undeutlichen, vertieften Schlossfelde begleitete Schloss-
rand und eine kleine Lunula, die am Vorderrande dicht unter dem
E : Fig. 1. "is 5 5
Wirbel liegt. ig. 1. Allorisma spec. Von oben gesehen
Von einer speciellen Bestimmung der Art wird, da nur ein freilich gut und vollständig erhaltenes
Stück von so ungewöhnlicher Form vorliegt, abgesehen. Die Art lässt sich mit irgend welchen verwandten
Formen nicht in Beziehung bringen.
Gastropoda.
Patella Linn&.
30. Patella anthracophila F. R.
1880. Patella anthracophila F. R. 1. c. p. 9. T. III, F. 1.
Die Form ist niedrig kegelförmig, der Umriss schwach oval; die Spitze liegt excentrisch und ist
um etwa ' des Radius dem hinteren Rande genähert. Die Schale ist schlecht erhalten, sodass von Skulptur
nichts ausser einer undeutlichen concentrischen Streifung wahrzunehmen ist. Andere Beziehungen der Art
ausser zu der von Römer erwähnten zur Patella sinuosa PurwL., sind mir nicht bekannt geworden.
Bellerophon Moxtrorr.
Die zahlreichen, sehr verschieden grossen Padanger Bellerophonten bilden mehrere Arten. Sie haben
das gemeinsam, dass sie, soweit der Erhaltungszustand eine Entscheidung dieser Frage zulässt — es handelt
sich zumeist um Steinkerne mit nur geringen Schalenresten und nur vereinzelt erhaltenen Mündungen —
dem Genus .Dellerophon s. s. angehören. Römer fasst beinahe alle Formen unter dem Sammelnamen Belle-
rophon Asiaticus zusammen.
31. Bellerophon Asiaticus F. Römer.
Taf. VII, Fig, 1.
1874. Bellerophon costatus TRAUTSCHOLD, non SOWERBY: „Die Kalkbrüche von Mjatschkowo.“ p. 19 e.p. T. III, F. 18.
1380, „ Asiaticus FR. 1. c. p.9e.p. T. II, F. 2a.
1883. Nautilus an Warthia Kaxser 1. c. p. 165. T. 19, F. 5.
Ich behalte die Bezeichnung .Bellerophon Asiaticus F. R. für die häufigste Art bei, zu der auch die
mehr als faustgrossen Stücke, deren Römer eins in Taf. III, Fig. 2a abgebildet hat, zu rechnen sind. Diese
— 41107, —
Art zeichnet sich durch stark-involute, kugelige Form aus. Die Umgänge nehmen rasch an Breite zu, sind
niedrig und sehr gleichmässig gewölbt. Die Mündung ist ebenfalls niedrig und breit, der Nabel eng und
z. Th. durch eine Schwiele, die sich von der Aussenlippe der Mündung um den Nabel herumlegt, verdeckt.
Ein Rückenkiel ist eben angedeutet; deutlicher sind auf den spärlichen Schalenresten feine, scharfe Anwachs-
streifen ausgebildet, die in leichtem Bogen quer über die Schalenwölbung laufen.
Ausser den erwähnten, bis 10 cm im Durchmesser betragenden Bellerophonten gehören zu unserer
Art eine Anzahl kleinerer Stücke von 1,5—2,5 em Durchmesser, die sich in nichts als in der Grösse von
den erstgenannten unterscheiden.
Die Verbreitung der Art ist nicht auf Sumatra beschränkt. TraurscHozn bildet in seiner Mono-
graphie des oberen Bergkalkes von Mjatschkowo zwei Bellerophonten!, einen Steinkern und ein Schalen-
exemplar, als Bellerophon costatus Sow.” ab, die jedoch, wie die zahlreichen Stücke der ehemaligen TRAUT-
scnoup’schen Sammlung im Breslauer Museum lehren, Vertreter zweier Arten sind: Der Steinkern besitzt
eine niedrigere und breitere Mündung, die Umgänge nehmen rascher an Breite zu, der Rücken ist flacher;
jede Spur eines Kieles fehlt. Hierin liegt der Unterschied von der in Fig. 17 abgebildeten Art; dagegen
ist die Identität mit unserem Dellerophon Sumatrensis F. R. vollständig. Der echte .Bellerophon costatus
Sow. kann zu einem Vergleiche kaum in Betracht kommen.
Auch die kleine von Kayser als Nautilus an Warthia spec. bezeichnete Form aus dem Oberkarbon
von Lo-ping dürfte hierher zu stellen sein.
32. Bellerophon subcostatus nov. nom.
Tat. VI Eıe22 9:
1874. Bellerophon costatus 'TRAUTSCHOLD, non Sow. l. c. p. 89 e.p. T. IV, F. 17.
1380. n Asiaticus F.R.1.c. p.9 ep.
Für die von TraurscHorn Taf. IV, Fig. 17 abgebildete Form schlage ich die Bezeichnung Bellerophon
subeostatus vor. Sie unterscheidet sich, wie mir mehrere theils verkieselte, theils verkalkte Exemplare mit
ausgezeichnet erhaltener Schale zeigten, vom Dellerophon costatus Sow. durch den fast geradlinigen Verlauf
der feinen Anwachsstreifen, die sich erst in unmittelbarer Nähe des Kieles so zurückbiegen, dass sie ihn
unter einem spitzen Winkel treffen.
In Padang ist diese Art durch wenige Stücke vertreten, deren unvollkommene Erhaltung eine
durchaus sichere Identificirung nicht gestattet. Doch spricht neben der Form der Windungen der starke
Kiel und die am Kiel sich zurückbiegenden feinen Anwachsstreifen dafür.
33. Bellerophon convolutus L. v. Buch.
Taf. VII, Fig. 1, 3, #.
1842. Bellerophon convolutus L. v. Buch: Karstens Archiv. 1842. p. 532.
1880. 3 Asiatieus FT. R. 1. c. p. 9 e. p.
1893. Frecu: Lethaea palaeozoica. Bd. II. p. 393.
ce LM, HM. 17, 18.
? Wegen der verschiedenen Bezeichnung, die Fig. 17 und 18 bei TraurscnorLp im Text und der Tafelerklärung
führen, bleibt unklar, ob Traurscuoun beide für dieselbe Art hält.
—. 11 —
Eine Anzahl kleinerer Stücke haben ein stark involutes Gewinde und einen sehr engen, vollständig
von einer Schwiele verdeckten Nabel. Die älteren Umgänge besitzen einen gleichmässig gewölbten Rücken,
der erst gegen Schluss des letzten Umganges höher wird. Die Aussenlippe der Mündung trägt einen tiefen,
medianen Einschnitt. Die Skulptur besteht in feinen, scharfen Anwachsstreifen, die in stark geschwungenem
Bogen verlaufen.
Die so beschriebene Art gleicht einem bei Mjatschkowo zahlreich vorkommenden Bellerophon völlig
und passt andererseits ebenso wie die russische Form gut zu der Beschreibung des .Bellerophon convolutus
v. Buch. Da diese Bezeichnung zudem einer Art der Moskaustufe zuerst beigelegt wurde, ist die Wieder-
aufnahme dieses in Vergessenheit gerathenen Namens berechtigt, trotzdem v. Buch von seiner Art keine
Abbildung giebt.
Was die Art von fast allen näherstehenden Bellerophonten unterscheidet, ist die geringe Breiten-
zunahme der Windungen und die hohe Form des letzten Umganges.
34. Bellerophon Römeri nov. nom.
1880. Bellerophon Asiatieus F. R. 1. c. p. 9 e.p. T. III, F. 2b.
Der kleine von Römer in Taf. Il, Fig. 2 abgebildete Bellerophon ist der Typus einer neuen Art.
Sie ist charakterisirt durch involutes, Kugeliges Gehäuse und starke Breitenzunahme der Umgänge. Der
letzte ist noch breiter als die Schlusswindung des Bellerophon Asiaticus F. R. und in seinem letzten Theile
niedergedrückt. Daher ist die Mündung niedriger und die Aussenlippe flacher als bei jener Art. Vom
Nabel aus, der auch hier theilweise durch eine schwielige Verdiekung verdeckt ist, ziehen sich geradlinig
über die Schalenwölbung starke, wenig zahlreiche Querstreifen, die in der Symmetrieebene des Thieres von
einem breiten Schlitzbande unterbrochen werden.
35. Bellerophon spec.
1380. Goniatites Listeri F. R., non Marrın |, c. p. 10. T. III, F. 6,
Entscheidend dafür, dass diese Art dem Genus Bellerophon angehört, nicht, wie RÖMER will, ein
Goniatit ist, ist die Thatsache, dass die Schale des einzigen vorhandenen Stückes eine Dicke hat, wie sie
sich bei Goniatiten nie findet. Der Umstand, dass keine Spur einer Lobenlinie zu entdecken war, kommt
als negatives Merkmal erst in zweiter Linie in Betracht. Vom Glyphioceras (Perieyelus) Listeri im Besondern
unterscheidet sich die Art durch engeren Nahel, den Windungsquerschnitt und die Form der Mündung, die
sich beide der Gestalt eines gleichschenkligen Dreiecks nähern. Der Rücken ist nämlich nicht gleichmässig
gewölbt, sondern bildet in der Mittellinie eine gerundete Kante, von der aus die Seitenflächen beinahe eben
nach der Nabelkante abfallen.
Mit diesen Bemerkungen sind die wesentlichen Eigenschaften der Art gegeben. Das Gewinde ist
auch hier involut, der Nabel eng; auch sind Spuren von feinen, rückwärts gekrümmten Anwachsstreifen
vorhanden.
Es sei noch hervorgehoben, dass die Zeichnung bei Römer ein sehr falsches Bild der Art giebt.
— 12 —
Euomphalus Sowergy.
Auch dieses Genus ist durch mehrere Arten vertreten, die Römer unter einem Namen vereinigt
hat. Ja es scheint, als seien ihm nur die grossen Stücke, die die Grundlage seiner Beschreibung bilden,
bekannt gewesen. Auf sie beschänke ich daher die Bezeichnung Römers, Puomphalus Sumatrensis.
36. Euomphalus (Phymatifer) Sumatrensis F. R.
Taf: VE, Fig. 13.
1880. Euomphalus Sumatrensis F. R. 1. c.p. 7 e.p. T. II, F. 2.
Die sich berührenden Umgänge nehmen gleichmässig an Höhe und Breite zu; ihre Oberseite liegt
in einer Ebene, die Unterseite ist sehr weit und flach genabelt. Die älteren Windungen zerfallen durch
Scheidewände in eine Reihe von Kammern. Die Mündung ist hoch, ihre Form länglich-vierseitig. Bei
Steinkernen, die völlig glatt sind und in der Mittellinie ein Schlitzband deutlich erkennen lassen, haben die
älteren Umgänge etwa kreisrunde Gestalt. Schalenexemplare besitzen auf dem Rücken, der Unterseite ge-
nähert, einen starken Kiel, der sich nach oben zu scharf absetzt. Die Oberseite der Umgänge trägt nahe
dem äussern Rande eine Reihe knotenartiger Erhebungen, deren Zahl so gering ist, dass die Oberfläche
gewellt erscheint. Ausserdem sind zahlreiche Anwachsstreifen von „S“-förmiger Gestalt vorhanden.
Die Art steht zu anderen Euomphaleen, wie es scheint, in keinerlei Beziehungen. Vom Euomphalus
subquadratus MERK! unterscheidet sie sich durch die geringe Zahl der Knoten auf der Oberseite, anders
begrenzte Mündung und abweichenden Verlauf der Anwachsstreifen. Die von Römer -und später von
Konınor* erwähnte Verwandtschaft mit dem Euomphalus (Phanerotinus) eristatus Prruuıps ist hinfällig, da
die Angabe, dass sich die einzelnen Umgänge nicht berühren — wie es auch Römers Abbildung zeigt —
auf einer falschen Beobachtung an einem schlecht präparirten Stücke beruht.
37. Euomphalus (Phymatifer) pernodosus Merk.
Taf. VII, Fig. 12; Textfigur 2.
1873. Straparollus (Euomphalus) pernodosus Meer u. WORTHEN: Geological
survey of Illinois. Vol. V. p. 604. T. 29, F. 14.
1880. Euomphalus Sumatrensis F. R. 1. c. p. Te. p.
Mehrere im Durchmesser 3,0—3,5 cm haltende Stücke besitzen
alle Merkmale des Euomphalus pernodosus MEEK aus den unteren coal
measures von Nordamerika. Besonders spricht für die Identität die schief-
vierseitige Mündung, die Form des Rückens und die Schalenverzierung:
Der Rücken trägt nahe seinem unteren Rande einen starken Kiel, der
Euomphalus (Phymatifer) pernodosus
MreK & WorTHen.
Oberseite eines Bruchstückes. sich nach oben zu scharf absetzt, in die Unterseite dagegen allmählich
übergeht. Oberhalb des Kieles breitet sich der Rücken schief geneigt bis
zum Rande der Oberseite aus. Die Grenze zwischen beiden wird durch eine Reihe ziemlich dicht stehender
! Geo]. surv. Illinois. Vol. V. p. 604. T. 29, F. 13,
” „Faune du calcaire carbonifere de la Belgique.“ Vol. IV. Gastöropodes. II. Theil. p. 3.
— 13 —
Knoten bezeichnet. Auch auf der Unterseite war der äussere Rand der einzelnen Windungen durch eine
dichte Reihe von Knoten bezeichnet, die hier nichts anderes als Verdiekungen des Kieles sind. Im übrigen
besteht die Schalenverzierung in zahlreichen, scharfen Anwachsstreifen, die sich auf dem Rücken weit
zurückbiegen und sich auch über den Kiel und die Knotenreihen verfolgen lassen.
Mit dem Euomphalus (Phymatifer) Sumatrensis F. R. lässt sich diese Art offenbar nicht vergleichen;
näher steht sie dem Euomphalus (Phymatifer) subquadratus MEER & WorrtHen, der jedoch durch annähernd
quadratische Mündung, noch flacheren Nabel und abweichende Form des Rückens ausgezeichnet ist.
Es sei noch bemerkt, dass der Kuomphalus canaliculatus TRAUTSCHoLD ! aus dem jüngeren Obercarbon
von Russland (Gsehlstufe) unserer Art keineswegs so nahe steht, wie man bisher anzunehmen geneigt war?,
Neben anderem unterscheidet sich die russische Form durch die Eigenschaft, der sie ihren Namen verdankt:
Eine Furche, die in der Mitte der Oberseite der Windungen spiralig verläuft und von zwei kielartigen
Leisten begrenzt wird.
Pleurotomaria D’ORR.
Von den im Folgenden beschriebenen Arten des Genus Pleurotomarva enthält die Arbeit Römers
nur eine Art, die Pleurotomaria orientalis F. R. Die anderen, kleineren Formen dürften erst später hinzu-
gekommen sein.
38. Pleurotomaria orientalis F. R.
kat VINeHIo27, 8:
1880. Pleurotomaria orientalis F. R. ]. c. p. 8. Taf. II, F. 3.
Von dieser schönen Art enthält die Fauna von Padang eine ganze Anzahl theils grösserer, theils
kleinerer Stücke. Sie alle sind durch folgende Eigenschaften ausgezeichnet: Vier treppenförmig abgesetzte
Umgänge, die jüngeren kantig begrenzt, die älteren mehr gerundet. Ober- wie Seitenfläche der Windungen
flach gewölbt, fast eben; erstere fällt schwach geneigt nach aussen ab, letztere senkrecht. Die Unterseite
ist stärker gewölbt, sodass der Nabel mässig weit und ziemlich tief ist. Die Mündung, die an keinem der
NÖMER’schen Stücke sichtbar war und erst durch Präparirung freigelegt wurde, ist oben eckig, unten rund,
Aussen- und Innenlippe gehen nicht in einander über. Eine zuverlässige Angabe über die Lage des Schlitz-
bandes gestattet die Art der Erhaltung nicht. Was die Skulptur betrifft, so ist eine feine Längsstreifung
erkennbar, trotzdem die Schale stark abgerieben ist.
Zwar steht die Art, wie schon Römer hervorhebt, allen bisher beschriebenen palaeozoischen Pleuro-
tomarien fern, ist aber mit einer grossen Pleurotomaria der Breslauer Saınmlung aus dem unteren Fusulinen-
kalk von Mjatschkowo identisch. Trotzdem das betr. Stück als Steinkern erhalten ist, muss es doch wegen
der völlig gleichen spiralen Eimrollung, der übereinstimmenden Form und Begrenzung der Umgänge, sowie
der gleichen Mündung mit unserer Padanger Art vereinigt werden.
en
5
! „Kalkbrüche von Mjatschkowo.“ p. 159. T. 17, F. 16; Nirtrin: „Carbon de Moscou.“ p.
? Frecu: „Karnische Alpen.“ p. 370,
Be REIHE
Palaeontographiea. Pd. XLVIIL. 15
— 114 —
39. Pleurotomaria cf. orientalis F. R.
Ein einzelnes, kleineres Stück unterscheidet sich von der eben beschriebenen Pleurotomaria orientalis
F. R. durch höhere Mündung und höhere Umgänge. Die Begrenzung der Ober- und Aussenseite der Um-
gänge ist nicht kantig, sondern gerundet. Das Schlitzband liest dieht am oberen Rande der Aussenseite.
Eine gewisse Aehnlichkeit mit der Plewrotomaria orientalis F. R. ist unverkennbar.
40. Pleurotomaria Nikitini nov. spec.
Die jüngeren Umgänge sind kantig begrenzt und ihre Aussenseite fällt senkrecht ab; die Oberseite
ist schräg geneigt. Die Zahl der Windungen ist grösser als bei der letzten Art; sie nehmen weniger schnell
an Breite zu. Daher ist die ganze Form höher und spitzer. Die Skulptur wird von wenigen, kräftigen
Spiralstreifen gebildet. \
41. Pleurotomaria cf. subscalaris Mrex & WOoRTHEn.
1866. Pleurotomaria subscalaris Merk & WORTHEN: Geolosical survey of Illinois. Vol. II. p. 360. T. 28, F. 10.
Das einzige, hierher zu stellende Stück erinnert in der Art der Einrollung, der Form und Begrenzung
der Umgänge an die Pleurotomaria subscalaris M. & W. aus den unteren coal measures von Illinois. Die
Zahl der erhaltenen Windungen beträgt drei; die Spitze ist abgebrochen. Von der Pleurotomaria orientalis
F. R, unterscheidet sich die Art durch beträchtlichere Höhe, stärkere Spiralskulptur und abweichenden
Windungsquerschnitt, indem die obere Seite der Umgänge schräger nach aussen zu abfällt; die Mündung
ist höher,
Die Identität mit der amerikanischen Form ist keine vollständige, da dort die Windungen niedriger sind.
42. Pleurotomaria obliqua nov. spec.
Textfigur 3.
Fig. 3a u. 3b. Pleurotomaria obliqua nov. spec. Dasselbe Stück.
Die Form ist schief-kreiselförmig; die Umgänge nehmen gleichmässig an Breite und Höhe zu, ihr
(uerschnitt ist quer-oval. Die Oberseite der Windungen ist schwach gewölbt, fällt schräg nach aussen
zu ab und geht in sanfter Biegung in die ebenfalls schwach gewölbte Unterseite über, sodass eine Rücken-
— 15 —
seite so gut wie fehlt. Das kräftige Schlitzband liegt in der eben beschriebenen Grenze von Ober- und
Unterseite. Die Skulptur kommt auf dem Steinkern in starken Spiralstreifen und sehr feinen, "quer-ver-
laufenden Anwachsstreifen zum Ausdruck.
43. Pleurotomaria (?) spec.
Gehäuse hoch-kreiselförmig, aus drei stark gewölbten Umgängen bestehend. Letzte Windung wesent-
lich höher als breit, Mündung daher hoch-oval, Nabel eng und tief. Das Schlitzband scheint etwa in der
Mitte der Schalenwölbung zu liegen. Erhaltung: Steinkern; keinerlei Andeutung von Skulptur.
Murchisonia p’Arcı.
44. Murchisonia Padangensis nov. spec.
Taf. VI, Fig 14.
1880. Murchisonia spec. F. R. 1. c. p. 8.
Das Gehäuse ist thurmförmig und besteht aus acht Umgängen. Diese sind stark gewölbt, in der
Mitte stumpf gekielt. Das Schlitzband liegt dicht unterhalb des Kieles. Die Schale ist nur in unbedeutenden
Resten erhalten, von Skulptur nichts zu erkennen. Mehrere schöne Stücke liegen vor und erinnern am
ehesten an die Murchisonia carinata ErTHErıpezE! aus dem Karbon von Queensland.
Trochus Lin.
45. Trochus (?) anthracophilus F. R.
1880. Trochus (2) anthracophilus F. R. l. c. p. 8. T. U, F. 4.
Die mangelhafte Erhaltung des einzigen Stückes dieser Art macht es unmöglich, der Römzr’schen
Beschreibung etwas neues hinzuzufügen: Fünf Umgänge, niedrig kreiselförmig. Die Aussenseite der Windungen
ist eben und fällt schräg nach aussen ab. Die einzelnen Umgänge sind von einander nur durch eine ver-
tiefte Naht getrennt. Der Nabel ist weit und tief, die Mündung schief vierseitig. Von Skulptur ist nichts
zu beobachten.
Natieopsis M’ Coy.
Auch bei diesem Genus ist die Ursache dafür, dass ich eine grössere Anzahl von Arten beschreibe,
darin zu suchen, dass das mir vorliegende Material umfangreicher ist als dasjenige Römer’s.
46. Naticopsis Sumatrensis F. R.
Taf. VII, Fig. 5, 6; Textfigur 4.
1874. Nerita ampliat« Traurscnouv, non Pautr.: „Kalkbrüche von Mjatschkowo.“ p. 35.
1880. Naticopsis Sumatrensis F. R. 1. c.p.9 e.p. T. IL, F. 6.
Ein Vergleich der Naticopsis Sumatrensis F. R., von der mir drei grössere Stücke vorliegen, mit
der von TrautscHnoLp aus dem unteren Fusulinenkalk von Mjatschkowo als Nerita ampliata beschriebenen
1 „Description of the palaeozoic and mesozoic fossils of Queensland.“ Quart. journ. Vol. 28. 1872. p. 357. T. 18, F. 5.
— All
Form lehrt, dass beide identisch sind. Die Art besitzt zwei Umgänge, deren erster sich sehr wenig über
den zweiten erhebt. Dieser letztere erweitert sich gegen das Ende hin trompetenförmig, sodass die ovale
Mündung sehr weit wird. Der Nabel ist ebenso wie die
Innenlippe der Mündung von einer Schwiele bedeckt.
Die Skulptur besteht in quer-verlaufenden Anwachs-
streifen. Der einzige zwischen beiden Formen zu be-
obachtende Unterschied ist der, dass der letzte Umgang
bei einzelnen der russischen Stücke (Steinkerne), die ich
vergleichen konnte, weiter von der ersten Windung ab-
steht, ein Unterschied, dem eine wesentliche Bedeutung
kaum beizumessen ist, da er kein constantes Merkmal
der russischen Form ist.
Dass unsere Art ebenso wie die damit identischen
Stücke von Mjatschkowo von der Nerita ampliata Pruunıps
Fig. 4. getrennt werden muss, ergiebt sich aus der verschie-
Naticopsis Sumatrensis F Rönen. Von Padang. denen Einrollung und besonders dem abweichenden letzten
Umgange. Dieser nimmt bei der Kohlenkalkart gleichmässig an Höhe und Breite zu, hier dagegen bleibt
er annähernd gleich stark, bis er sich kurz vor der Mündung plötzlich stark erweitert und sich gleichzeitig
nach unten umbiegt. Daher ist die Naticopsis ampliata Prıwr. bauchig, unsere Art dagegen breiter und
quer verlängert.
47, Naticopsis spec.
1880. Naticopsis Sumatrensis F. R. 1. c. p. 9 e. p.
Eines der von Römer als Naticopsis Sumatrensis bestimmten Stücke hat wesentlich anderen Habitus.
Die Spindel ist hoch, die Umgänge sind stark gewölbt und nehmen gleichmässig zu. Die letzte Windung
legt sich dicht an die vorangehende an. Die Höhe der lang-ovalen Mündung beträgt ?/« der Gesammthöhe.
Da diese ebensowenig wie die Skulptur erhalten ist, wird von einer näheren Bestimmung abgesehen.
48. Naticopsis Trautscholdi nov. spec.
Taf. VIIL, Fie. 11.
Ein einzelnes Stück, das grosse Aehnlichkeit mit der Naticopsis Sumatrensis F. R. hat und sich von
der Naticopsis ampliata Priww. durch dieselben Merkmale unterscheidet wie diese, muss von ihr wegen der
abweichenden Skulptur getrennt werden. Bestand diese bei der eben genannten Art in feinen, quer ver-
laufenden Anwachsstreifen, so treten hier starke und deutliche Spiralstreifen auf, Auch fällt gegenüber
jener Art die geringe Grösse auf.
49. Naticopsis elegantula nov. spec.
Zwei kleine, wohl erhaltene Stücke unterscheiden sich von der Naticopsis Sumatrensis wie von der
Natrcopsis Trautscholdi vecht bedeutend: Die Spindel ist wesentlich höher, daher umschliessen die jüngeren
— 117 —
Umgänge die älteren (ihre Gesammtzahl beträgt 2'/—3) nicht. Aus demselben Grunde überdeckt die
dicke Schale die Windungen nicht in gleichmässiger Wölbung, sondern die älteren Umgänge überragen die
jüngeren und die Begrenzung der Windungen gegen einander drückt sich als eine Einsenkung aus, die als
flache spirale Furche verläuft. Die Skulptur besteht in scharfen, gekrümmten Anwachsstreifen.
Die Art hat Aehnlichkeit mit der Naticopsis Altonensis MEEK & WortHen', namentlich was die
Skulptur und die Begrenzung der Umgänge gegen einander betrifft. Doch ist die Spindel bei dieser noch
höher und die letzte Windung weniger weit und enger anschliessend.
50. Naticopsis subovata Mexx & WortHEn.
Textfigur 5.
1873. Naticopsis subovatus Mesk & WOoRTHEN: Geological survey of Illinois. Vol. V. p. 595. T. 28, F. 9.
1880. 5 DrEDISDIRORE AR. cap 29 N, sRke7e
Das Gehäuse besteht aus reichlich zwei, stark und gleichmässig ge-
wölbten Umgängen. Die Höhe des letzten ist annähernd gleich der Gesammt-
höhe der Schnecke; daher umschliesst er die älteren Windungen, und diese
überragen ihn kaum. Die Form des ganzen Gehäuses ist etwa kugelförmig.
Die vollständig erhaltene Schale besitzt sehr feine, deutliche Anwachsstreifen,
die sich in leicht nach vorn geschwungenem Bogen über die Schalen-
wölbung ziehen.
Die Art stimmt in alledem mit der Naticopsis subovata M. & W. aus
den oberen coal measures von Illinois gut überein. Der Römer'sche Name Fig. 5. Naticopsis subovata
ist daher nach dem Rechte der Priorität einzuziehen, ganz abgesehen davon, Merk & WOoRTHeEn.
dass diese Bezeichnung schon damals für eine Kohlenkalkart vergeben war”.
Maecrocheilus Prıtn.
51. Macrocheilus intercalare M. & W. var. pulchella Mexx.
Taf. VIII, Fig. 10.
1872. Macrocheilus intercalaris var. pulchella Mwwx: „Report on the palaeontology of Eastern Nebraska.“ p. 228.
4 „tvep ! 8y ’
T.AMI, MS.
1880. r spec..E. R. 1. c. p. 8.
Diese Art ist in Padang durch ein von Römer speeifisch nicht bestimmtes Stück vertreten.
Zahl der Windungen beläuft sich auf 4—5; sie sind mässig gewölbt; der letzte nimmt etwa °”/s der Gesammt-
höhe ein. Die Mündung ist höher als die Hälfte des letzten Umganges; sie ist unten gerundet, oben winklig,
die Aussenlippe scharf, die Innenlippe nicht deutlich erkennbar; ein Ausguss ist nicht vorhanden. Feine,
gerade Anwachsstreifen bilden die Skulptur.
! Geological survey of Illinois. Vol. V. p. 595. T. 28, F, 11, 12,
? Naticopsis brevispira pe Rycxuorr. Cf. ps Koniscr: „ Faune du calcaire carbonifere de la Belgique.“ III. Theil.
Gasteropodes. p. 22. T. I, F. 23—26.
nee
Die Aehnlichkeit mit der Gruppe von Formen, deren typischer Vertreter der Maerocheilus inter-
calaris M. & W.! ist, ist gross. Von diesem selbst unterscheidet sich die Padanger Form durch gewölbtere
Umgänge, während der Maecrocheilus medialis M. & W.? niedriger eingewickelt ist.
Ganz vollständig scheint auch die Uebereinstimmung mit dem Macrocheilus intercalaris var. pulchella
nicht zu sein, da dieser einen etwas niedrigeren letzten Umgang besitzt.
52. Macrocheilus cf. Newberryi Srevaens.
1858. Loxonema Newberryi STEVENS: „American journal of science.“ Vol. XXV. new. ser. p. 259.
1858. Macrocheilus Newberryi Hawn: „Geological survey of Jowa.“ Vol. I. p. 719. T. 29, F. 9.
1873. ” „ Meex & Worruen ]. c. Vol. V. p. 594. T. 28, F. 14.
Das einzige mir vorliegende Stück besitzt 6 Umgänge, deren letzter beträchlich höher ist als das
übrige Gewinde. Die Umgänge sind schwach gewölbt, die die Windungen trennende Naht ist nur wenig
vertieft. Die Mündung ist zum Theil abgebrochen; doch ist zu erkennen, dass sie oval war, unten rund,
oben winklig. Ihre Höhe beträgt die Hälfte des letzten Umganges. Der Steinkern zeigt Spuren von quer
verlaufenden Anwachsstreifen.
Im Vergleich zum Maerocheilus Newberryi Srev. nehmen bei unserer Form die Umgänge rascher
an Höhe zu; auch scheint die Zahl derselben nicht ganz die gleiche zu sein. Die Uebereinstimmung ist
also nicht vollständig.
55. Macrocheilus (Polyphemopsis) nitidulum Mrex & WorTHen.
Tar VII, Bie, 12.
1866. Polyphemopsis nitidulus M. & W. 1. c. Vol. II. p. 574. T. 51, F. 9.
1880. Macrocheilus spec. F.R.l.c.p.8 T.M,F.5.
Das Gewinde besteht aus sechs langsam an Höhe zunehmenden, flach gewölbten Umgängen. Das
ganze Gehäuse ist thurmförmig, die Spitze bei beiden vorhandenen Stücken abgebrochen. Der letzte Um-
gang beträgt mehr als die halbe Höhe des Gewindes, die Mündung fast °/,; der Höhe des letzten Umganges.
Sie ist lang oval, oben winklig. Die Aussenlippe ist scharf, eine Schwiele oder Verdickung der Columella
nicht zu beobachten. Da die Oberfläche beider Stücke angewittert ist, lässt sich über die Skulptur nichts sagen.
In allen den genannten Eigenschaften steht unsere Form dem Polyphemopsis nitidulum M. & W. aus
den Jüngeren coal measures von Illinois nahe. Freilich gestattet der Erhaltungszustand keine sichere Fest-
stellung, ob die Padanger Stücke die besonderen Eigenthümlichkeiten des Genus Polyphemopsis PORTLOCK
— abgesehen von der erwähnten glatten Columella ein schwacher Ausguss — besitzen oder nicht; denn
der untere Rand der Mündung ist bestossen. Da aber überhaupt über die Abgrenzung dieser Gattung
wegen der unvollkommenen Kenntniss, die wir von ihr haben, noch Zweifel herrschen, wird es zweck-
mässig sein, die vorliegende Art als ein Macrocheilus zu bezeichnen.
Der Unterschied gegenüber dem Macrocheilus fusiforme Haun” liegt in dem schlankeren Gehäuse
und dem höheren letzten Umgange.
221.265 Vol. V, (1878). p28zl2 751,76,
® Ibidem. F. 5.
? Geological survey of Jowa. Vol. I. p. 718. T. 29, F. 7.
— 119 —
Loxonema Phitn.
54. Loxonema spec.
Die ‘Schale ist thurmförmig und wird von sechs stark gewölbten Umgängen gebildet. Die Nähte
liegen sehr vertieft. Die Mündung ist höher als breit, oben winklig, nicht ganz erhalten. Das einzige mir
vorliegende Stück ist ein Steinkern mit anhaftenden Schalenresten.
Die Schale ist sehr dick und trägt quer über die Umgänge kräftige, durch breite Furchen ge-
trennte Rippen.
Vom Loxonema rugosum M. & W.! unterscheidet sich die Art durch schlankeres Gewinde und
stärkere Rippen, vom Loxonema Szechenyi v. Löczy” ebenfalls durch grössere Höhe und durch gewölbtere
Umegänge.
Cephalopoda.
Orthoceratidae.
Orthoceras M' Cory.
55. Orthoceras orientale nov. spec.
Taf, VIII, Fig. 16.
1880. Orthoceras undatum F. R., non Fremuine ]. c. p. 10. T. III, F. 5.
Die vorliegenden Stücke erinnern in ihrem Habitus an das Orthoceras undatum FLEMMING, zu dem
sie Römer gestellt hat: Der Querschnitt ist kreisrund, die Gestalt hoch-kegelförmig; Bruchstücke, die nur
zwei bis drei Kammern umfassen, erscheinen eylinderförmig. Da jedoch der Sipho im Gegensatz zur euro-
päischen Form excentrisch, fast randständig liegt, kann von einer Identität beider nicht die Rede sein. Die
gegentheilige Angabe RömErs, der sogar eine Kammerscheidewand mit centralem Sipho abbildet, beruht
zweifellos auf einem Beobachtungfehler. Ferner unterscheidet sich unsere Art durch grössere Länge der
Kammern und die grössere Entfernung der Ringwülste von einander. Die Zahl dieser stimmt mit der der
Kammerscheidewände überein, ohne dass sie jedoch regelmässig zwischen ihnen liegen: vielmehr sind sie
wellig gebogen und laufen vielfach schräg über die Suturen.
Das Orthoceras orientale ist mir ausser von Padang nur von Djoulfa bekannt.
Das Orthoceras ceyeloforum WAAGEN unterscheidet sich durch regelmässigeren Verlauf der Ringwülste
und die subcentrale Lage des Sipho.
Nautilidae,
Temnocheilus M’ Cor.
56. Temnocheilus (Metacoceras) Hayi Hyarr sp.
Taf. vIIL Ric 13:
1880. Nautilus tuberosus (?) F. Römer, non M’ Cor]. ec. p. 9. T. III, F. 3.
1890. Metacoceras Hayi Hyarr: Geological survey of Texas. Annual report for 1890. p. 339. F. 38, 39,
! Ibidem. p. 378. T. 31, F. 11.
lc pn a3 RL, 0 8,09%
— 120° —
Weit genabelt, Centrum durehbohrt. Querschnitt der Windungen annähernd rechteckig, Aussenseite
schwach gewölbt, Seitenflächen flach ausgebreitet, gegen die Externseite durch eine Knotenreihe abgegrenzt.
Bezeugt das vorliegende Stück durch diese Eigenschaften seine Zugehörigkeit zum Genus Tem-
nocheilus M’ Cox, so stimmt es durch Stärke und Zahl der Knoten, die kräftig geschwungene Suturlinie
und die Art der Einrollung mit dem Metacoceras Hayi Hyarr aus dem Carbon bezw. der Dyas! von Kansas
überein. Auch die Aehnlichkeit mit dem Nautelus Tschernyschewi TZwETAEY” ist unverkennbar; der Unter-
schied besteht in der Stärke, Zahl und Anordnung der Knoten, sowie der grösseren Breite der Seitenflächen
bei der Padanger Form.
Dass Römer seine Bestimmung als Nautilus tuberosus M’ Cox mit Recht mit einem Fragezeichen
versehen hat, geht schon daraus hervor, dass die Rückenseite dieser Kohlenkalkart concav ist, auch die
Seitenflächen weit schmäler sind.
Nur ein Stück liegt vor; dasselbe ist stark verdrückt, in Folge dessen der Windungsquerschnitt
verzerrt, der Rücken schief. ’
Plenronautilus Moss.
Von diesem Genus liegen zwei verschiedene Arten vor, die von RÖMER, wie es scheint, für identisch
gehalten, jedoch nicht näher bestimmt wurden.
57. Pleuronautilus sumatrensis nov. spec.
Taf. VII, Fig. 15.
1880. Nautilus spec. F. R. 1. ec. p. 10 ex parte T. III, F. 4.
Die Art besitzt einen breiten, flachen Rücken, nur wenig nach innen einfallende Seitenflächen, daher
regelmässig trapezförmigen Windungsquerschnitt. Der Sipho liegt central. Charakteristisch ist die Schalen-
verzierung: Der Rücken trägt zwei schmale, leistenförmige Längskiele, die eine schwache Furche einschliessen.
Die Seitenflächen tragen kräftige, radiale Rippen, die aussen in starken Knoten endigen.
Wenngleich diese schöne Art einen Formenkreis mit dem Nautilus orientalis Kayser? bildet, bei dem
die Längskiele in Knotenreihen aufgelöst sind, so fehlt es doch an näheren Beziehungen unserer Art zu
solchen anderer Carbongebiete. Auch ein vereinzeltes Stück aus den marinen Zwischenlagen des produk-
tiven Carbons Westphalens, das zum Vergleich herangezogen wurde, konnte nicht identihicirt werden.
58. Pleuronautilus Löczyi nov. spec.
Taf. VII Fig. 14.
1880. Nautilus spec. F. R. 1. c. p. 10 e. p.
Ein Windungsbruchstück, (dessen gute Erhaltung eine Bestimmung erlaubt, unterscheidet sich von
der vorigen Art durch höheren Windungsquerschnitt und stark gewölbten Rücken; in Folge dessen ist die
! Eine Angabe über den geologischen Horizont fehlt.
? „Cephalopodes du calcaire carbonifere de la Russie centrale.“ Me&m. com. g6ol, V. No. 3. p. 47. T. I, F. 7—10,
er] gc.0p2 |DI ETERIN, 2:
: — 121 —
Begrenzung von Aussenseite und Seitenfläche nicht kantig, sondern beide gehen allmählich in einander über.
Die Rückenkiele sind nicht überall gleich deutlich und kräftig, sondern werden nach dem einen Ende des
Rückens zu undeutlich und flach, jedenfalls in Folge von Abreibung.
Trilobitae.
Phillipsia PortLock.
Subgenus: Griffithides PorTtLock.
59. Griffithides Sumatrensis F. Römer sp.
Taf. VIII, Fig. 17, 18.
1880. Phillipsia Sumatrensis F. Römer 1. c. p. 11. T. II, F. 7.
1897. ” Kansuensis v. Löczy 1. c. p. 36. ex parte (ein einzelnes Pygidium).
Die Art, von der eine grosse Anzahl wohl erhaltener, eingerollter Stücke, daneben eine Reihe
einzelner Kopf- und Schwanzschilder vorliegen, ist vor allem durch das schlanke, vielgliederige Pygidium
ausgezeichnet. Die Achse ist schmal und hoch und besitzt 24 Glieder, die Pleuren deren 13; der Rumpf
besteht aus 9 Segmenten. Das Kopfschild ist halbkreisförmig bis länglich; der Rand endet beiderseits in
einen kräftigen Stachel. Die mässig stark gewölbte Glabella hat birnförmige Gestalt und wird von tiefen
Furchen begrenzt. Seitlich greifen je zwei Furchen in die Glabella ein; am Grunde dieser letzteren wird
in der Medianlinie ein Knoten und seitwärts hiervon je ein rundlicher Lappen abgeschnürt. Die Augen
sind mässig gross und glatt; die Achse des Pygidiums trägt zwei Reihen von Knoten.
Das Hypostom besitzt, soweit die unvollkommene Erhaltung des einzigen vorhandenen Stückes ein
Urtheil zulässt, einen winkligen Vorderrand; der Hinterrand ist wesentlich kürzer. In der Mittellinie er-
hebt sich eine kielartige Aufwölbung, während die seitlichen Theile sich flach ausbreiten und durch eine
gebogene Linie begrenzt werden.
In dem vorhandenen Material lassen sich unschwer zwei Gruppen, eine lange und eine breite Form,
unterscheiden, erstere mit länglich-ovalem, letztere mit halbkreisförmigem Kopfschild.
Das charakteristischste Merkmal unserer Art liegt in dem ungewöhnlich verlängerten Pyeidium.
Sie gehört dadurch in einen Formenkreis mit der Griffithides elegans GEMMELLARO Sp.', würde also zum
Subgenus Pseudophillipsia GEMMELLARO zu zählen sein, falls man in diesen Formen mehr als eine blosse
Gruppe erblicken will.
Die nachfolgende Tabelle führt die vorstehend beschriebenen Formen aus dem carbonischen Ralk-
stein von Padang an und lässt durch die Gegenüberstellung der betr. Bestimmungen FeErDInann RömEr’s
vor allem erkennen, ein wie viel reichhaltigeres Material meiner Bearbeitung zu Grunde liegt. Sie giebt
! Crostacei dei calcari con fusulina della valle del Finme Sosio. 1890. p. 14. T. II, F. 1—4,
Palacontographica. Bd. XLVIIT, 16
[So]
[er er GE EEE,
eoaumH
[So]
1)
mo
CEOCECECECEUCEN)
SONS
2» m
Bezeichnung der Art.
. Fusulina granum-avenae F. Rönkr.
. Möllerina Verbeeki GEINITZ Sp.
. Clisiophyllum cf. Gabbi Mexx.
. Lonsdaleia spec.
. Poterioerinus spec.
. Dalmanella cf. Michelini WEVEILEE, }
e Frechi FLIEGER.
. Orthothetes politus "
" spec.
. Produetus lineatus WAAGEN.
N semireticulatus MARTIN.
; Sumatrensis F. RÖMER.
r longispinus SOWERBY.
„ ovalis WAAGEN.
s; punetatus MARTIN.
. Retieularia lineata M’ Coy.
. Spirigera cf. subtilita Han.
p Damesi FLisGEL.
r pseudodielasma FLIEGEL.
Terebratuloidea ef. Davidson? Waac,
. Aviculopecten Waageni FLiEGEL.
bs Verbeeki FLIEGEL.
„ spec.
. Pinna Richthofeni FLiEGEL.
. Conocardium Uralicum VERNEUL.
” Sumatrense F. R.
. Edmondia (?) spec.
. Allorisma Padangense F. R. sp.
Pr spec.
. Patella anthracophila F. R.
. Bellerophon Asiaticus F. R.
r subeostatus FLIRGEL.
ß
Fr; convolutus v. Buch.
” Römeri FLIEGEL.
” spec.
. Euomphalus(Phymatifer) Sumatrensis
F. R.
5 > pernodosus
Merk.
. Pleurotomaria orientalis F. R.
Bezeichnung nach F. Römer.
(Von Römer nicht beschriebene Arten
sind durch „—“ bezeichnet.)
Fusulina granum-avenae F. Rön.
Schwagerina Verbeeki GEINITZ.
Clisiophyllum spec.
Lithostrotion cf. Portlocki M. Epw.
& Ham.
Poteriocrinus spec.
Orthis vesupinata MARTIN.
Streptorhynehus erenistria var.
senilis PHILLIPS.
Productus Cora D’ORL.
Produetus Sumatrensis F. RÖMER.
35 longispinus SOWERBY.
Keyserlingianus DAvıDs.
„ Y Di
5 pustulosus PHILLIPS.
Terebratula subtilita Haur.
Rynchonella cf. pleurodon Davıns.
Pecten spec.
” „
Pinna spec.
Conocardium Sumatrense F. R.
Sanguinolites Padangensis F. R.
Patella anthracophila F. R.
Bellerophon Asiatieus F. R.
Goniatites Listeri MARTIN.
Euomphalus Sumatrensis F. R.
Pleurotomaria orientalis F. R.
Alpen.
Gsehl-
ober,
Europäischer
Kohlenkalk.
Karnische
Lo-ping.
xxx
xXXxX
xx
xx
XXX
China | Nord-
Amerika
38] Coal
‚Zi | measur,
x
x
xx
— 123 —
Wichtigste sonstige Vorkommen.
R SE 5
Bezeichnung nach F. Römer. [33 |. | Russland [Salt range| China ur
i g B F za u |. BR EN | erika
Bezeichnung der Art. (Von Römer nicht beschriebene Arten == ® 3 Sg | = = E88 & Ss
Hr 2 BETEN: ssjlasl=|2|13]>3,5| 8 | 2 8 Syunt.| ob.
sind durch „—“* bezeichnet.) os=la SEE z Ba ae
4 2zals:<s =] al T— 173
3,2 | Z—Z | Productus- | S [58] Cal
39. Pleurotomaria cf. orientalis F. R. =
40. ss Nikitini FLIEGEL. >
41. $ cf. subscalaris Meer. en | ns
42. » obligua FLIEGEL. — | |
43. „= (?) spec. — | | |
44. Murchisonia Padangensis FLIEGEL. Murchisonia spec. |
45. Trochus (2) anthracophilus F. R. Trochus anthracophilus F. R.
46. Naticopsis Sumatrensis F. R. ! Wonkases SuhalfensissH BR. x|
47. » spec. \
48. 5 Trautscholdi FLiEGEL. — |
49. „ elegantula FLIEGEL. = |
50. " subovata MEEk & Wort. | Naticopsis brevispira F. R. | [X
51. Macrocheilus intercalare M. & W.| Macrocheilus spec. | XIX
var. pulchella Mexx.
cf. Newberryi STEVENS. —
bo: 5; (Polyphemopsis) niti- | Macrocheilus spec. | X
dulum M. & W.
54. Lowonema spec. Sa | |
55. Orthoceras orientale FLIEGEL. Orthoceras undatum FLEMNING. | |
56. Temnocheilus (Metacoceras) Hayi Nautilus tuberosus (?) M’ Cor. | |
Hyarr, | |
57. Pleuronautilus Sumatrensis FLissen.| ,,,. | |
r ee Nautilus spec. | | | | |
58. ” Löczyi FLIEGEL. \ | | |
59. Griffithides Sumatrensis F. R. sp. Phillipsia Sumatrensis F. R. | |
gleichzeitig die Verbreitung der einzelnen Formen an den sonstigen wichtigeren jungearbonischen Fund-
punkten an. In Uebereinstimmung mit Rönsr’s Ansicht charakterisirt sich diese Fauna als carbonisch
durch das Vorkommen einer Reihe von Arten, die überall fast, wo carbonische Schichten anstehen, gefunden
werden. Hierher zählt das Vorkommen von:
Productus punctatus Marrın,
rn semireticulatus MARTIN,
a longispinus SOWERBY,
Reticularia lineata M’ Cov,
ferner das Auftreten von Orthothetiden aus der Formengruppe Orthothetina ScHeuuwien, von Griffithides,
von Lonsdaleia und vor allem das massenhafte Erscheinen von Fusulinen und Möllerinen.
Da jedoch der Mehrzahl dieser Arten neben einer weltweiten horizontalen eine beträchtliche verticale
Verbreitung eigen ist, so kommen sie für die Feststellung des genaueren Alters der betreffenden Schichten
kaum in Betracht. Doch deutet Orthothetina, die ihre Hauptverbreitung vom jüngeren Carbon an findet,
sowie Fusulina und vor allem Möllerina bereits auf ein jüngeres Alter hin, als es Römer für seine „Kohlen-
kalkfauna“ annahm.
Lassen wir neben den Arten von starker, verticaler Verbreitung die nicht specifisch bestimmbaren
Formen, sowie die im Allgemeinen für Altersbestimmungen ungeeigneten neuen Arten ausser Betracht, so
ergiebt sich, dass der Padanger Fauna typische Arten des Untercarbon gänzlich fehlen. Die wenigen bereits
genannten Arten, die schon im europäischen Kohlenkalk vorkommen, steigen bis ins Obercarbon auf, ja er-
reichen in ihm z. Th. ihre Hauptverbreitung. Andererseits fehlt es an jüngeren als obercarbonischen Formen
so gut wie ganz: Produetus lineatus Waacen kommt zwar im mittleren und oberen Productus-Kalk der
indischen Salzkette vor, ist aber nicht auf diese jüngeren Schichten beschränkt, sondern erscheint bereits
in der Moskaustufe. ZTerebratuloidea Davidsoni WAAGEN aus dem mittleren Produectus-Kalk ist mit der nahe-
stehenden Padanger Form nicht ganz ident. Die Beziehungen zu Djoulfa endlich sind vereinzelt und das
gemeinsame Vorkommen von Orthoceras orientale und Pleuronautilus Löczyi fällt nicht allzusehr ins Gewicht,
da die durch Agıcm von dort beschriebene Fauna keineswegs das jung-dyadische Alter besitzt, an das man
so lange zu glauben gewohnt war. Daneben spricht gegen ein dyadisches Alter das völlige Fehlen der aus
der Salzkette wie auch: anderswoher bekannt gewordenen, für die marine Dyas der östlichen Länder so
charakteristischen Gattungen ZLyttonia, Oldhamia, Richthofenia, Aulosteges, Strophalosia.
Muss man aus all den angeführten negativen Merkmalen ein mittleres, d. h. obercarbonisches Alter
folgern, so wird diese Vermuthung durch das Auftreten folgender Arten zur Gewissheit:
Fusulina granum-avenae F. Römer,
Möllerina Verbeeki GEINITZ Sp.,
Productus ovalis WAAGEN,
" Sumatrensis F. RÖMER,
Conocardium Uralicum \ERNEUIL,
Bellerophon Asiaticus F. Römer,
” convolutus v. Buch,
Euomphalus (Phymatifer) pernodosus MERK & WORTHEN,
Pleurotomaria orientalis F. RÖMER
Naticopsis Sumatrensis F. Römer.
Von diesen Arten ist Productus Sumatrensis F. Römer theils durch idente, theils durch nahestehende
Formen. im Oberkarben von Lo-ping vertreten. Productus ovalis WAAGEN ist eine auf den unteren Pro-
ductus-Kalk der Salt range beschränkte Art. Fusulina granum-avenae F. Römer steht der Fusulina tenuissima
SCHELLWIEN aus dem Obercarbon der karnischen Alpen nahe, während Möllerina Verbeeki GEixıTz im marinen
Obercarbon von China und Japan weite Verbreitung besitzt. Conocardium Uralicum Vurn. ist charakte-
ristisches Leitfossil des jüngeren russischen Obercarbon (der Schwagerinenschicht). Die Mehrzahl der übrigen
angeführten Arten ist aus der Stufe der Spirifer mosquensis bekannt.
Das Nebeneinandervorkommen der genannten Arten macht es nicht leicht, die Fauna von Padang,
die wir demnach als obercarbonisch ansprechen müssen, einem enger begrenzten geologischen Horizont zu-
zurechnen. Abgesehen von den als für das jüngere Obercarbon bezeichnend angeführten Arten finden sich
unter den allerdings weniger massgebenden Gastropoden mehrere Formen, die bisher nur aus den oberen
coal measures von Nord-Amerika bekannt geworden sind:
— 1257 —
Macrocheilus intercalare var. pulchella Mxex,
= (Polyphemopsis) nitidulum MEEX & WORTHEN,
Naticopsis subovata Merk & WORTHEN.
Auf der andern Seite verdienen die nahen Beziehungen zum unteren russischen Fusulinenkalk, die
sich besonders in der Uebereinstimmung einer ganzen keihe von Gastropoden aussprechen, hervorgehoben
zu werden.
So wird es wahrscheinlich gemacht, dass wir in der Fauna verschiedene Stufen des
Obercarbon vereinigt finden, älteres Obercarbon (= Moskaustufe) mit jüngerem Obercarbon (= Gsehl-
stufe). Zugleich kehren wir damit zu der eingangs gestreiften Frage zurück, ob sich bei Padang selbst
mehrere Stufen nachweisen lassen. VERBEER verneint zwar auf Grund seiner persönlichen Kenntniss der
Lagerungsverhältnisse diese Möglichkeit, hebt aber doch die petrographischen Verschiedenheiten der Kalkstein-
varietäten hervor; die dunklen Varietäten bilden die tiefen, die lichteren, grauen und braunen im Allgemeinen
die oberen Schichtglieder. Leider gestattet das mir vorliegende Material die Entscheidung der Frage nicht;
denn bei weitem die meisten Stücke stammen aus dem schwarzen Kalkstein, nur einige wenige aus den
anderen Gesteinsvarietäten.
II. Obercarbonische Fauna von Lo-ping.
(Revision der von KAYsEr in v. RiCHTHoOrFEns „China“, Bd. IV. p. 160—208. Taf. XNIN—XXIX beschriebenen
Arten, soweit sie geologisch wichtig sind.)
Da eine Neubearbeitung der Obercarbonfauna von Lo-ping (China, Provinz Kiangsi) ursprünglich
nicht in meiner Absicht lag, vielmehr diese Fauna erst im Laufe der Bearbeitung des Obercarbon von
Sumatra zu Vergleichszwecken herangezogen wurde, beschränkt sich die im Folgenden gegebene Revision
auf die geologisch wichtigsten Arten. Dabei schieden Zweischaler und Gastropoden von vornherein als
minder wichtig aus; auch Korallen, Bryozoen und Trilobiten nehmen in der Arbeit von Kayser einen so
beschränkten Raum ein, dass ich in dieser Hinsicht auf die betr. Bestimmungen Kaysers verweisen kann.
Um eine vollständige Uebersicht über unsere gegenwärtige Kenntniss des marinen Obercarbon von
Lo-ping zu geben, habe ich der Neubestimmung einer Anzahl von Arten über eine weitere Reihe von Formen
kurze Angaben beigefügt, die sich in der Litteratur bisher zerstreut finden und doch für die Beurtheilung
der stratigraphischen Stellung der Fauna nicht unwesentlich sind.
Was das geologische Auftreten der betr. Fossilien betrifft, so dürfte es genügen, auf v. RıcHT-
HOFEN’S „China“ verwiesen zu haben.
Besehreibung der Arten.
Brachiopoda.
Dalmanella Harn, emend. WysoGörskt.
1. Dalmanella subquadrata nov. nom.
1883. Orthis Pecosii Kayser, non Marcov |. c. p. 177. T. 24, F. 1.
Diese Art, deren Identität mit der Orthis Pecosii Marcou aus dem Jüngern amerikanischen Carbon
bereits von WAAGEN' und SCHELLWIEN? bezweifelt wird, weicht von der typischen Form der Orthis Pecosii,
wie sie durch die genannten Forscher neuerdings auch aus der indischen Salzkette und den karnischen
Alpen beschrieben worden ist, abgesehen von ihrer beträchtlicheren Grösse durch folgende Eigenschaften
ab: Beide Klappen sind stark gewölbt, der Umriss ist subquadratisch, der Wirbel stark eingekrümmt, nicht
zurückgebogen. Die Dalmanella Pecosii Marcou dagegen ist höher und flacher, der Umriss lang-oval, der
Wirbel der grossen Klappe spitz und zurückgebogen.
Wegen des durch den eigenthümlichen Umriss und den eingekrümmten Wirbel bewirkten eigen-
artigen Habitus sehe ich sie als eine neue Art an.
Streptorhynchus Kısc.
2. Streptorhynchus Kayseri ScHELLWIEN.
1883. Streptorhynchus crenistria var. senilis Kayser, non Prıcrips 1. c. p. 178 e. p. T. XXI, F. 1.
1900. ” Kayseri SCHELLWIEN: „Beiträge zur Systematik der Strophomeniden des oberen Palaeozoicum“
(Neues Jahrbuch für Mineralogie. Jahre. 1900. Bd. I. p. 6).
Dass der Streptorhynchus crenistria var. senilis der älteren Literatur ein Sammelnamen für Arten
nieht bloss einer, sondern verschiedener Gattungen ist, ist schon mehrfach hervorgehoben und neuerdings
von SCHELLWIEN genauer dargelegt worden. Die von Kayser Taf. XXI, Fig. 1 abgebildete, von mir nicht
untersuchte Form ist nach ScHeLLwıen wegen des Fehlens septenartiger Zahnplatten in der grossen Klappe
ein typischer Strepforhynechus und von ihm als Streptorhymehus Kayseri bezeichnet worden.
3. Streptorhynchus subpelargonatus nov. spec.
1333. Streptorhynchus erenistria var. senilis Kayser, non Pmuuuies 1. c. p. 178 e. p.
Unter dem von Kayser nicht abgebildeten Material fand sich eine kleme Streptorhynehus-Art vom
Habitus des Streptorhynehus pelargonatus ScHLoTuEIm, mit dem sie sich jedoch wegen des Fehlens eines
ı 1. c. p. Did,
? Palaeontographica. Bd. 39, p. 35.
Rückensinus in der kleinen Klappe und wegen des sich daraus ergebenden, geradlinigen Verlaufes des
Stirnrandes nicht identificiren lässt.
Orthothetes FıscHEr.
4. Orthothetes eircularis nov. spec.
”
1883. Streptorhynehus erenistria var. senilis Kayser, non Prutrips ]. c. p. 178 e. p. T. 23, F. 2,5, 7.
1900. Scuerutwien: Neues Jahrbuch für Mineralogie. Jahrg. 1900. Bd. I. p. 9. T. I, F. 3—6.
Wesentliches Gattungsmerkmal ist das Auftreten zweier kräftiger Septen in der grossen Klappe,
die jedoch nicht wie bei den älteren Orthotheten divergiren, sondern ziemlich parallel, dicht nebeneinander
vom Wirbel aus verlaufen (= Orthothetina SCHELLWIEN). Die charakteristischen Eigenschaften der Art zeigen
die betr. Abbildungen bei Kayser gut. Insbesondere unterscheidet sich die Form von der Orthothetes
erenistria Privvıps durch (die grössere Gleichmässigkeit des Wachsthums, den mässig langen Schlossrand,
die hohe Area und den zurückgebogenen Wirbel, dazu durch feinere Berippung. Das regelmässige Wachs-
thum findet, abgesehen von der Wölbung der grossen Klappe, die nur wenig concav ist, seinen Ausdruck
in der Regelmässigkeit der concentrischen Falten und dem kreisförmigen Umriss.
5. Orthothetes Kayseri JäkEL sp.
Taf. VI, Fig. 9.
1883. Streptorhynchus erenistria var. senilis KAysEr, non Prrtruips ]. c. p. 178 e p. (nicht abgebildete, grosse Klappe).
21883. Meekella striato-costata ? Kayser, non Cox 1. c. p. 178. T. XXI, F. 8.
1897. „ Kayseri JÄxeu: Manuscriptname.
1898, e£ ® FLiEset ]. c. p. 394.
Ein weiteres, von Kayser nicht abgebildetes, schönes Stück gehört vermöge der Anordnung der
Septen ebenfalls in die Formengruppe Orthothetina SCHELLWIEN, unterscheidet sich aber äusserlich vom
Orthothetes eircularis, mit dem es in der Berippung und der Grösse übereinstimmt, durch schwach gewölbte,
nicht concave, grosse Klappe, hoch-ovalen Umriss und weniger zurückgebogenen Wirbel.
Das von Kayser nicht ohne Bedenken als Meekella striato-costata beschriebene und abgebildete,
mangelhaft erhaltene Stück könnte sehr wohl ebenfalls hierher gehören, zumal die radiären Falten, wie sie
Meekella besitzt, bei dem fraglichen Stück keineswegs so ausgeprägt sind, wie man nach der Abbildung
Taf. XXIII, Fig. S vermuthen muss.
Derbyia Waacen.
6. Derbyia spec.
1883. Streptorhynchus erenistria var. senilis Kayser, non Psutrips 1. c. p. 178 e.p. T. XXIII, Fig. 6.
1900. Schevwwien: Neues Jahrbuch für Mineralogie. 1900. Bd. I. p. 12.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich noch, dass die Untersuchungen Scmeuuwırn’s ergeben haben,
dass Taf. 23, Fig. 6 bei Kayser eine speeifisch nicht bestimmbare Derbyia, also einen Orthothetiden dar-
stellt, in dessen grosser Klappe die Deltidialleisten am Wirbel zur Bildung eines langen Medianseptums
zusammentreten.
— 123 —
Produetus SowErBY.
7. Productus semireticulatus Marrın var. bathykolpos ScHELLwIen.
1883. Productus sinuatus ? KAyser, non DE Koninor |. c. p. 184. T. 25, F. 8,
1892. N semireticulatus MArTın var. bathykolpos SCHELLWIEN ]. c. p. 22. T. II, F. 4—10.
Die Bestimmung der Art als Produetus sinuatus DE Konınck ist nach Kayser selbst nicht sicher:
Die Berippung ist feiner, die für den Produetus sinuatus pm Konisck charakteristische Ohrenform nicht zu
beobachten. Dagegen spricht die feine Berippung zusammen mit der concentrischen Streifung für die Zu-
gehörigkeit zur Gruppe des Productus semireticulatus Marrıs. Durch den tiefen Sinus und die Art der
Schalenkniekung wird die Zugehörigkeit zu der tief-sinuirten Varietät dieser Art, dem Produetus semi-
reticulatus Marr. var. bathykolpos SCHELLWIEN sehr wahrscheinlich gemacht.
8. Productus Sumatrensis F._R.
1880. Produetus Sumatrensis TV. R. ]l. c.p.5. T. I, F. 4.
‚1882. en costatus Kayser, non SOWwErBY 1. c. p. 182 e, p. T. 25, F. 6, 7.
1582. > semireticulatus KAyser, non Marrın 1]. c. p. 181 e. p. T. 25, F. 3.
Der durchgreifende Unterschied, der den Produetus costatus Kayser von dem echten Productus
costatus SOwErgy trennt, liegt in dem Fehlen der bei letzterem auf einer Falte an der Grenze von Ohren
und Schalenwölbung gelegenen Stachelreihe. Zugleich besitzt die chinesische Art schwächeren Sinus und
regelmässigere Berippung.
Wie schon oben erwähnt wurde, stimmt die Form mit dem Productus Sumatrensis F. R. in der
Schalenwölbung, dem schwachen Sinus und der Form der Ohren überein. Die Skulptur beider ist nur
scheinbar nicht ganz gleichartig, da die Art der Erhaltung verschieden ist. Beide weisen etwa die gleiche
Anzahl starker, radialer Rippen auf, dazu eine kräftige, concentrische Streifung in dem dem Wirbel nächst-
gelegenen Theil der Schale und eine beschränkte Anzahl von Stachelröhren. Der in Taf. 25, Fig. 3 ab-
sebildete Productus semiretieulatus Kayser, non MarTıN ist ebenfalls hierher zu stellen und unterscheidet
sich vom Productus semireticulatus MArTın, wie er in Taf. 25, Fig. 1 und 4 abgebildet ist, durch wesentlich
gröbere Berippung. Dass die Zahl der Stachelröhren bei ihm eine geringere ist, und er dadurch noch mehr
als die andern chinesischen Stücke an den Productus Sumatrensis F. R. erinnert, ist eine Thatsache von
geringer Bedeutung.
Ob auch die von Kayser in Taf. XXV, Fig. 2 abgebildete Form, die sicherlich nicht der Produetus
semireticulatus MARTIN ist, hierher zu zählen ist, muss wegen der mangelhaften Erhaltung zweifelhaft bleiben.
9. Productus Sumatrensis F. R. var. palliata Kayser.
Tan VL, «Rio 2,03;
1882. Productus pustulosus var. palliata Kayser 1. c. p. 186. T. 27, F. 9—13.
1882. costatus KAxsEr, non SOWERBY |. c, p. 182. T. 25, F. 5.
1899. Sumatrensis F. R. var. palliata Kayser. FrecH: Lethaea palaeozoica. Bd. II. T.47b, F.3a, bu. c.
”
”
Wie bei der Beschreibung der Fauna von Padang bereits hervorgehoben wurde, tritt in China neben
dem Productus Sumatrensis F. R. eine diesem sehr nahe stehende Varietät auf. Sie ist durch stärkere
Ausprägung der concentrischen Streifung der Schale und durch das Vorhandensein sehr zahlreicher, unregel-
mässig vertheilter Stachelröhren ausgezeichnet. Die letztere Eigenschaft tritt besonders an dem Taf. 25,
Fig. 5 abgebildeten Productus costatus Kayser, der zugleich die nahe Beziehung zum Productus Sumatrensis
erkennen lässt, hervor. Die starke, concentrische Faltung bewirkt, indem sie die radialen Rippen durch-
schneidet, vielfach eine Ausbildung von „länglichen Tuberkeln“, in welche die Radialrippen durch die Falten
zerschnitten werden. Von den bei Kayser abgebildeten, als Productus pustulosus var. palliata bezeichneten
Stücken gilt, dass diese eigenthümliche Skulptur übertrieben dargestellt ist. Zugleich lässt Fig. 13 und z. Th.
Fig. 12 erkennen, dass die Kayser'sche Deutung der Radialrippen als verlängerte Tuberkeln unrichtig ist.
Mit dem Productus pustulosus PuıwLıps kann die Form wegen des Vorhandenseins einer radialen
Streifung und wegen der rechtwinkligen Knickung der kleinen Klappe nicht in Beziehung gebracht werden.
10. Productus intermedius helicus Azıck var. nov. lopingensis.
TatssVl. Rio=7.
1882. Productus aculeatus var. Kayser, non MaArrın |]. c. p. 185 e. p. T. %6, F. 1.
Als Varietät des Productus aculeatus Marrın bestimmt Kayser eine Reihe von Formen, die, ohne
dem Productus aculeatus Marrın sonderlich nahe zu stehen, drei verschiedene Arten bilden. Die Taf. 26
Fig. 1 abgebildete Art ist durch mehrere Stücke vertreten und gehört in die Gruppe des Productus inter-
medius helicus ABısr!.
Der Umriss ist quer-oval, der Sinus der grossen Klappe schwach concav. Die Schalenverzierung
besteht in zahlreichen, unregelmässig vertheilten Stachelröhren, die sich nach dem Stirnrande zu ein wenig
verlängern.
Ganz stimmt unsere Form mit keiner der armenischen Arten überein, die Asıcm als Produetus
intermedius helicus bezeichnet. Von der nächststehenden Taf. IX, Fig. 3 abgebildeten Form, von der mir
eine grössere Zahl von Stücken vorlag, unterscheidet sie sich durch schwächere Wölbung der grossen
Klappe und die geringere Zahl von Stachelröhren,
11. Produetus spec.
1883. Productus aculeatus var. Kayser, non Martin 1. c. p. 185 e. p. T. 26, F. 2, 3.
Kayser scheint bei der Beschreibung seines Productus aculeatus die in Taf. 26, Fig. 2, 3 abgebil-
deten Stücke vor allem im Auge gehabt zu haben. Doch trifft seine Angabe, dass durch Umformung der
Tuberkeln eine Radialberippung entstanden sei, auch für sie nicht zu. Seine Abbildungen zeigen selbst
am besten, dass wir es mit einem regelmässig radial-gestreiften Produetus zu thun haben, der auf seiner
Oberfläche hier und da Stachelröhren trägt.
Vom Productus aculeatus MArTın aus dem europäischen Kohlenkalk unterscheidet sich die Art hier-
durch, sowie durch die starke Einrollung des Wirbels der grossen Klappe. Näher steht sie dem Produetus
muricatus Paiuuıps”, der jedoch eine mehr quer-ovale Form hat.
t Apıca 1. c. p. 45 e. p. T. IX, FT. 3. — Der Produetus intermedius helicus Asıcm ist ein Sammelname für mehrere
Arten, wie ich aus der Durchsicht eines reichen Materials entnehmen musste.
® Davıosox 1. c. p, 153. T. 32, F, 10 —14.
Palaeontographica. Pd. XLVIITI, 17
12. Productus spinulosus Sow. mut. nov. lopingensis.
Taf. VI, Fig. 6.
1883. Produetus aculeatus var. KAYsER, non MaArrım 1. c. p. 185 e. p. T. 26, F. 4.
Die Art unterscheidet sich vom Produetus spinulosus Sow. Ss. s durch gröbere Stacheln, vom Pro-
ductus Geinitzi durch geringere Grösse, geringere Schalenwölbung und bedeutendere Breite. Für die
Stratigraphie von Bedeutung ist, dass die Form, die ich als eine jüngere Mutation des Produetus spinulosus
ansehe, auch in der Schwagerinenstufe des Ural vertreten ist (Belegstücke im Breslauer Museum).
13. Productus subplicatilis Freon.
1883. Produetus plicatilis KAyser, non SoweErBY l. c. p. 183. T. 27, F. 6—8.
1897, subplicatilis FrecH: Lethaea palaeozoica. Bd. II. p. 388.
»
\
Wie ich den freundlichen Mittheilungen des Herrn Professor Frecrm entnehme, unterscheidet sich
diese Art von dem älteren Produetus plicatilis Sowergy des Kohlenkalkes durch die sehr viel schwächere
Ausbildung der concentrischen Falten und die grössere Deutlichkeit der radialen Streifung; im Uebrigen
steht sie der Kohlenkalkform nahe,
14. Productus mongolicus Diener.
1883. Productus cf. Cora KAYSER, non D’ORR. 1. c. p. 188. T. 27, F. 5.
1383. 5 undatus KAyYSER, non DEFRANCE 1. c. p. 188, T. 26, F. 12, 13.
189. er mongolieus DIENeR: „Ergebnisse einer geologischen Exkursion in den Central-Himalaya von Jomar,
Hoxpes und Painkhanda.“ p. 57.
Die von Kayser als Productus cf. Cora bezw. als Produetus undatus bestimmten Formen bilden
eine Art; die an ihnen zu beobachtenden Verschiedenheiten, die sich z. B. in der Gestalt der Ohren aus-
sprechen, sind eine Folge ungleicher Erhaltung bezw. Verdrückungserscheinungen. An den Produetus Cora
D’ORB. erinnert nur die feine radiale Streifung, während gegen eine nähere Beziehung zum Productus undatus
Derr. die scharfen, concentrischen Anwachsstreifen sprechen. Dagegen weist diese concentrische Faltung
zusammen mit der radialen, feinen Streifung, die längliche Form mit dem spitzen Wirbel, die nach unten
gebogenen, nicht seitwärts ausgebreiteten Ohren — diese Eigenschaft zeigt der Productus cf. Cora Kayser
besonders deutlich — auf die Zugehörigkeit zur Gruppe des Productus compressus WAAGEN. Von diesem
selbst, mit dem sie auch eine Reihe von Stacheln am Rande der Ohren gemein hat, unterscheidet sie sich
(lurch die Regelmässigkeit und Feinheit der concentrischen Falten.
Wenn wir von der nahen Verwandtschaft unserer Art mit dem Productus compressus WAAGEN aus
dem mittleren Produetus-Kalk der Salzkette absehen, so ist sie bisher nur bekannt geworden aus der von
Diener erforschten dyadischen Klippenregion des Central-Himalaya.
Ob der Productus undatus v. l,öczY! unserer Art nahe steht, konnte wegen der Kleinheit der betr.
Stücke und der abweichenden Erhaltung nicht mit Sicherheit entschieden werden.
1],c.p. 56. T. IL F. 4-5,
— 131 —
Richthofenia Kayser.
15. Richthofenia sinensis WAAGEn.
1883. Richthofenia Lawrenziana« KAysER, non DE Koninck ]. c. p. 195. T. 24, F. 4—.
1884, ” sinensis WAAGEN ]. c. p. 742. T. 82A, F. 4.
Die von Kayser aus dem Obercarbon von Lo-ping beschriebene Jrichthofenia unterscheidet sich
nach WaaGen von der Röchthofenia Lawrenziana Koninck durch den wesentlich kürzeren, mitunter kaum
wahrnehmbaren Schlossrand, ferner durch den grösseren Schlossfortsatz der kleinen Klappe und durch die
abweichende Struktur der mittleren Schalenlage der grossen Klappe.
Das von WaaGen angegebene Vorkommen der Art in der unteren Abtheilung des mittleren Pro-
ductus-Kalkes der indischen Salt range ist zweifelhaft.
Was die systematische Stellung des Genus Reichthofenia Kayser betrifft, so steht sein Charakter als
Brachiopod nach den Untersuchungen WaAGEns fest.
Lyttonia Waacen.
16. Lyttonia Richthofeni Kayser sp.
1883. Leptodus Richthofeni Kayser ]. c. p. 161. T. 21, F. 9—11.
1884. Lyttonia Richthofeni WAaGen |. c. p. 408.
Als Leptodus Richthofeni beschreibt Kayser das eigenthümliche Fossil, das später von WAAGEN
zusammen mit ähnlichen Formen der Salzkette als Brachiopod erkannt und in eine neue Gattung Lyttonia
gestellt wurde. Mit der indischen Art! hat die unsere die unregelmässige, festgewachsene Ventralklappe
gemeinsam, der ein eigentlicher Wirbel fehlt. Ebenso besteht die Schale aus einer inneren, stark entwickelten,
punktirten und einer äusseren, feinen, glatten, leicht abblätternden Schicht. Die Mittellinie wird von einem
glatten Streifen eingenommen, von dem nach den seitlichen Rändern gekrümmte Falten verlaufen. Ihnen
entsprechen im Inneren septenartige Leisten. Nur Ventralklappen liegen vor; ihr innerer Bau ist nicht
ganz bekannt.
Sie unterscheiden sich durch geringere Grösse und dreikantige Gestalt von den nächststehenden
Formen der Salzkette. Die Gattung ist bisher nur aus China und Indien beschrieben worden.
Spirifer Sowergy.
Subgenus: Retieularia M’ Coy.
17. Spirifer (Reticularia) Waageni v. Löczy.
1883. Spirifer lineatus KAyser, non Marrın ]. c. p. 174 ep. T. XXIL, F. 8.
1897. RBRetieularia Waageni v. Löczy 1. c. p. 98. T. IL, F. 1, 2,
Neben der echten Retieularia lineata Martın, die sich durch quer-ovalen Umriss auszeichnet, kommt
bei Lo-ping eine jüngere Mutation vor, die sich, wie Kayser selbst hervorhebt, durch den vierseitigen, sub-
! Lyttonia cf. Richthofeni WaAAGEn 1. c. p. 408.
ee
quadratischen Umriss und den wenig gekrümmten Schnabel der grossen Klappe von der älteren Form
unterscheidet.
Sie ist mit der von v. Löczy aus dem marinen Obercarbon von Teng-tjan-esing (Provinz Kansu) be-
schriebenen, dort gemeinsam mit dem Spirifer mosquensis VErnwuIL vorkommenden Art ident. Die eigen-
thümliche Skulptur ist auf dem Stücke von Lo-ping in Folge von Abreibung nur undeutlich wahrzunehmen.
Aus andern Gebieten als aus China ist mir die Art bisher nicht bekannt geworden. Die bei Djoulfa
neben dem dort ziemlich seltenen Spirifer lineatus Marrın vorkommenden Formen"! unterscheiden sich z. Th.
durch die schmale, mehr längliche Form, z. Th. durch den spitzen Wirbel der grossen Klappe und den in
Folge dessen nicht rechteckigen Umriss dieser Klappe? vom Spirifer lineatus Marrın sowohl wie von der
chinesischen Form.
Retzia Kınc. \
Subgenus: Hustedia Harn.
18. Hustedia grandicosta Dav. sp.
1882. Retzia compressa Kayser, non Meer 1. c. p. 176. T. 22, F. 1—4.
1884, Eumetria grandicosta (DAavıpson) WAAGEN 1. c. p. 491. T. 34, F. 6—12,
1894. Hustedia ” 7 Hatu: Geological survey of New-York. Palaeontology Vol. VII. Palaeozoic
brachiopoda. Part. II. p. 120.
Weitere Synonyma giebt Waasen |. c.
Die von Kayser als Retzia compressa MrEX® bestimmte Art ist, soweit ein Vergleich mit der wenig
gekannten, kalifornischen Art überhaupt möglich ist, mit ihr nicht identisch: Die amerikanische Art ist weit
flacher gewölbt, die Klappen fast zusammengedrückt, der Umriss nicht lang-oval, sondern dreieckig; auch
sind die Radialrippen stärker und breiter als bei der chinesischen Form.
Dagegen stimmt sie gut mit der Eumetria grandicosta (Dav.) WAAGEN, die von Harz auf Grund
des inneren Baues zu seinem Genus Hustedia gestellt wird, überein: Umriss und Schalenwölbung stimmen
überein; die, wie es scheint, nicht ganz gleiche Zahl der Radialrippen ist ein Unterschied von geringer
Bedeutung, da sie bei der indischen Form selbst nicht ganz constant ist.
Diese Art ist eine typische, jungcarbonische Form, die bis in die Dyas aufsteigt. Sie wird von
WAAGENn aus der ganzen Schichtenserie der indischen Productus-Kalke beschrieben und fehlt nur in der
obersten Abtheilung des oberen Productus-Kalkes. Nıxrrın* weist ihr Vorkommen im jüngeren russischen
Obercarbon, in der Gsehlstufe nach, während sie in Nordamerika durch eine nahe verwandte Form, die
Hustedia Mormonii Marcou° vertreten ist, eine Form, die sich durch die stets grössere Zahl der radialen
Rippen unterscheidet.
2 AsıcH ]. c. p. 79. T. VI, F. 6-8; T. X, F. 5; T. VIII, F. 14; T. VII, F. 10,
270h. A BICH 1.02 98.79. u VL E, 7.
® Palaeontology of California. Vol. I. p. 14. T. IL, F. 7.
* „Depots carboniferes etc.“ p. 166. T. IH, F. 9—11.
° Harz: Palaeontology of New-York. VII. P. II. p. 120. T. 51, F. 1—9.
— 133 —
Enteles Fischer.
19. Enteles Kayseri Waacen.
1883. Syntrielasma hemiplicatum Kayser, non Harz 1. c. p. 179. T. 24, F. 2, 3.
1884. Enteletes Kayseri WaaGen |]. c. p. 553.
1892. ns 3 (WAAGEN) SCHELLWIEN ]. c. p. 35. T. VII, F. 1, 2,
Diese Art zeichnet sich vor dem Knteles hemiplicatus Hauu durch längeren Schlossrand und
breiteren und zugleich flacheren Sinus der Ventralklappe aus, was besonders in der abweichenden Aus-
zackung des Stirnrandes zum Ausdruck kommt.
Abgesehen von Lo-ping ist die Art aus dem mittleren Productus-Kalk der Salzkette und dem Ober-
carbon der karnischen Alpen bekannt; sie ist also ein für das jüngere Obercarbon bezw. schon für die
untere Dyas charakteristisches Fossil.
Aus vorstehender Artbeschreibung ergiebt sich zusammen mit der Kayser’schen Bearbeitung folgende
Liste der wichtigeren Formen von Lo-ping:
1. Fusulina eylindrica FISCHER? rc r mongolicus DIENER.
2. Lophophyllum proliferum M’ CHesney. 18. t intermedius ABIcH var. nov. lopin-
3. Rhombopora lepidendroides MERK. gensis.
4. Dalmanella subguadrata nov. nom. 19. ss spinulosus Sow. mut. nov. lopingensis.
5. Streptorhynchus Kayseri SCHELLWIEN. 20, : kiangsiensis KAYSER.
6. Rn subpelargonatus nov. Spec. 21. KRichthofenia sinensis WAAGEN,
7. Orthothetes circularis nov. spec. 22, Lyttonia Richthofeni KAYSER.
8. n Kayseri JÄKEL. 23. Strophalosia cf. horrescens VERNEUIL.
9. Derbyia spec. 24. “ poyangensis KAYSER.
10. Productus semireticulatus Marrın. 25. Reticularia lineata MARTIN.
Aal, 5 h R var. bathy- 26. 5 Waageni v. Löczy.
kolpos SCHELLWIEN. 27. Spirigera globularis PHILLIPS.
12, “ sumatrensis F. RÖMER. 25. Hustedia gramdicosta Davmson spec.
13. n Pr ; var. palliata 29. Enteles Kayseri WAAGEN.
Kayser. 30. ZTerebratula hastata SOWERBY.
14. rn longispinus SOWERBY. 31. Orthoceras cf. eyclophorum WAAGEN.
15. 2 subplicatilis FRECH. 323 R bicincetum ABıcH.
16. s aculeatus MARTIN var. 33. Pleuronautilus orientalis KAYSER.
Diese Fossilliste allein lehrt schon, wie wenig eng die Beziehungen der Fauna von Lo-ping zu der
von Padang sind. Der Grund ist darin zu suchen, dass die chinesische Fauna im wesentlichen jünger ist
als die von Sumatra. Für ihre Zugehörigkeit zum jüngsten Obercarbon, also für ein Alter etwa gleich dem
der unteren indischen Productus-Kalke, sprechen neben anderen von Kayser hervorgehobenen Arten be-
sonders die Gattungen:
— 134 —
Strophalosia,
Richthofenia,
Lyttonia,
ferner die Thatsache, dass die Fauna mit dem Untercarbon so gut wie keine Aehnlichkeit besitzt; denn die
Mehrzahl der von Kayser mit Arten des europäischen Kohlenkalkes- identificirten Formen ist bei Lo-ping
entweder nur durch mehr oder minder fernstehende Mutationen vertreten, oder die betr. Arten steigen aus
dem Kohlenkalk, wie inzwischen anderweitig erkannt worden ist, in das jüngere Carbon auf; es fehlt ihnen
also jede Bedeutung für die Feststellung des genaueren Alters der Fauna. Andererseits darf aus dem Auf-
treten einer beschränkten Zahl dyadischer Arten auf ein jüngeres als carbonisches Alter nicht geschlossen
werden; denn ihre Zahl ist, wie schon Kayser ausführt, gering, und sie sind’mit einer Ueberzahl carbonischer
Formen vergesellschaftet. Besonders schwer fällt gegen ein dyadisches Alter das Fehlen gewisser charakte-
ristischer Formengruppen ins Gewicht: der Productiden aus der Verwandtschaft des Productus horridus und
der der russischen Artinsk-Stufe und der Dyas der indischen Salzkette so eigenthümlichen Cephalopoden.
Wir haben also die Fauna von Lo-ping im Wesentlichen als jüngstes Carbon zu betrachten.
III. Obercarbonische Fauna vom Nordabhange des Nan-shan-Gebirges.
Die von Herrn Professor v. Löczy auf der chinesischen Reise des Grafen Szucneny gesammelten
obercarbonischen Faunen vom Nordabhange des Nan-shan-Gebirges (Teng-tjan-esing und Santa-szhien, Prov.
Kansu) mussten schon in Rücksicht auf die verhältnissmässig geringe Entfernung, in der sie von Lo-ping
auftreten, in den Kreis meiner Betrachtung gezogen werden. Doch ergab die Durchsicht sämmtlicher Ori-
ginale nichts wesentlich von der Darstellung Löczy’s abweichendes und besonders keine neuen stratigraphischen
Resultate. Ich kann mich daher darauf beschränken, bei der Besprechung der geologischen Ergebnisse
bezw. des geologischen Alters der obercarbonischen Faunen aus Süd- und Ostasien auf diese Fauna zurück-
zukommen, indem ich einfach auf die betr. Arbeiten Löczy’s verweise. Ebenso finden sich dort die näheren
Angaben über das geologische Auftreten des versteinerungsreichen, dichten, schwarzen Kalksteines, der in
seinem petrographischen Charakter! auffallend an denjenigen von Padang erinnert.
v. Löczy führt von den genannten, benachbart gelegenen Fundpunkten, die aus geologischen wie
palaeontologischen Gründen für völlig homotax gelten müssen, folgende Arten an:
I. Fauna von Teng-tjan-esing,
1. Fusulina eylindrica FIscHar. 7. Tetrataxis conica EHRENBERG.
2. Fusulinella Löczyi LÖRENTHEY. 8. n ; „ var. gibba MÖLLER.
3. Archaeodiscus Karreri Brapy. 9. Climacammina eximium BraDy.
Spirillina irregularis MÖLLER. 10. " ef. commume MöuLer.
5. Nodosinella simplex LöRENTHRY. 11. Eindothyra cf. erassa Bnapy.
6. Valvalina cf. bulloides Brapy. 12, n spec. indet.
! Graf Szecnenyr’s ostasiatische Reise. p. 535 ff.
13. Bradyina rotula EICHWALD. 29. Reticularia lineata MArTın.
14. Rhabdomeson cf. rhombiferum Prruuuıps. 30. Spirigera (= Athyris) cf. Royssi LEVEILLE.
15. Cyathocrinus spec. indet. 31. Dielasma vesicularis KONISCK.
16. Hallia (Amplexus) spec. indet. 32. 2 Lima cf. Haueriana KoNInck.
17. Produetus semireticulatus MARTIN. 33. ? Aviculopecten cf. ewoticus EICHWALD.
18. n elegans M’ Coy. 34. Macrodon tenwistriata MEER.
19. x scabrieulus MARTIN. 35. Cardiomorpha aff. concentrica KONINcK.
20. " aculeatus MARTIN. 36. Bellerophon (Bucania ?) incertus v. 1,öczy.
2il® E longispinus SOWERBY. 37. Straparollus cf. placidus KoNISck.
22. Chonetes pseudovariolatus NIKITIN. 35. Loxonema Szechenyi v. Löczy.
23. Dalmanella spec. (= Orthis nov. spec. Löczy). 39. Macrochilina Kreitneri v. Löczy.
24. Enteles Lamarcki FISCHER. 40. Cyrtoceras an Orthoceras spec. indet.
25. Orthothetes erenistria PHILLIPS. 41. ? Nautilus Kayseri v. Löczy.
26. Spirifer mosquensis VERNBUIL. 42. ? Nautilus (Temmocheilus) Waageni v. Löczy.
27. n ef. duplieicosta Prinuıps. 43. Phillipsia Kansuensis v. Löczy.
28. r Strangwaysi \ERNEUIL.
2. Fauna von Santa-szhien.
1. Calamites aff. Suckowi BRONGNIART. 10. Chonetes cf. Buchianus IKoNIsck.
lb: Cordaites spec. | I]; ” cf. politus M’ Cov.
3. Fusulina eylindrica FISCHER. 12. COhonetella dubia Löczxy.
4. Productus ef. undatus DEFRANCH. 13. Orthothetes erenistria PHILLIPS.
5 ; longispinus SOWERBY. 14. Hustedia cf. grandicosta Davıpson.
6. " cf. Iineatus WAAGEN. 15. Gervillia af. longa GEmITZ.
7. Chonetes pseudovariolatus NıKITin. 16. Bellerophon (Propidocyclus) spec. indet.
S. a cf. uralicus Möut. var. pygmaea Loczy. 17. Euchondria tenwilineata MEEK u. WORTHEN.
9). n Flemmingi NORWOOD U. PRATTEN var. 15. 2? Nautilus (Discites) spec. indet.
gobica Löczy.
Von den beiden Fundpunkten der Provinz Kansu liegen demnach, wenn wir von den Pflanzen ab-
sehen, zusammen 55 Arten vor. Die Fauna ist von der von Lo-ping gänzlich verschieden; sie ist älter als
diese und erweist sich durch das Auftreten der typischen Leitformen der Stufe des Spirifer mosquensis als
älteres Obercarbon. Es sind dies:
Fusulina eylindrica FISCHER,
Chonetes pseudovariolatus D’ÖRBIGNY,
Spirifer mosquensis \ ERNEUIL,
Einteles Lamarcki FISCHER,
ferner eine Reihe von Arten, die in Europa vom Kohlenkalk bis in den Fusulinenkalk von Mjatschkowo
aufsteigen und ebenfalls für ein beträchtlicheres Alter der Fauna gegenüber der von Lo-ping sprechen:
so
Productus semireticulatus MAarTın (Typus),
n elegans M’ Coy,
Orthothetes erenistria PHILLIPS,
Spirifer dupliecicosta PHILLIPS,
Strangwaysi \VERNEUIL.
”
Gleichzeitig spricht sich in dem Vorkommen aller dieser Arten eine auffallende Verwandtschaft
zwischen dem Obercarbon des nordwestlichen China und dem unteren Fusulinenkalk des centralen Russland
aus, während die Aehnlichkeit mit dem Obercarbon von Padang zwar grösser als mit dem von Lo-ping ist,
aber doch ohne die Annahme facieller Verschiedenheiten schwer verständlich erscheint.
Aus alle dem ergiebt sich, dass in Ostasien die verschiedenen Stufen des Obercarbon
vertreten sind, wenngleich eine völlige Gleichstellung mit den entsprechenden Bildungen
Europas nur z. Th. möglich ist. Während wir das Obercarbon vom Nordabhange des Nan-
shan-Gebirges als das wahre Aequivalent der Stufe des Spirifer mosquensis, also als älteres
OÖbercarbon ansehen müssen, ist dasjenige von Lo-ping jüngstes Obercarbon. Der Fauna von
Padang fehlt der ausgesprochene Charakter einer einzelnen Etage; sie dürfte die Moskau-
stufe zusammen mit jüngeren Horizonten des Carbon umfassen.
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X
1902.
Ausgeseben im Februar 1902.
\
|
MAR 13 1902
Die Pannonische Fauna von Budapest
von
Emerich Lörenthey.
Vorwort.
Bevor ich mit der speciellen Betrachtung der im Titel genannten Fauna beginne, möchte ich be-
gründen, warum ich statt des allgemein gebrauchten Ausdruckes „pontische Stufe“ die Benennung „pan-
nonische Stufe“ benütze. Hiebei will ich bemerken, dass ich unter dem Begriffe „pannonische Stufe“
_ dasselbe verstehe, was früher unter dem Namen „Congerienschichten“ begriffen wurde. Dass der letztere
Ausdruck verworfen wurde ist natürlich, nachdem die Congerien auch in Eocaen-Gebilden, stellenweise sogar
ganze Schichten erfüllend, vorkommen, wie die Congeria eocena Mux.-CHAun. in den Dorogher kohlen-
haltigen Schichten, ebenso im Miocaen von Öberkirchberg bei Ulm, im Mediterran des Comitats Baranya,
wo sie sich in Gesellschaft des Mytilus Haidingeri vorfinden etc." Nachdem also Congerienschichten von
verschiedenem Alter vorhanden sind, in welchen die Congerien nicht etwa sporadisch, sondern massenhaft
auftreten, kann der Name „Congerienschichten“ nicht als ein das Niveau bezeichnender geologischer Be-
griff gelten. Dies führte zur allgemeinen Annahme der Benennung „pontische Stufe“, welche ich selbst
auch bisher anwandte. Nachdem diese Benennung jedoch nicht mehr jene Bedeutung besitzt, welche ihr
die russischen Geologen und Palaeontologen anwiesen, als sie ihn in die Literatur einführten, ward es
nothwendig, den Begriffsumfang des Ausdruckes zu erweitern — wie wir dies auch thatsächlich thun — oder
ihn fallen zu lassen und einen anderen, den veränderten Verhältnissen und dem neueren Wissen angemessenen
Namen in Anwendung zu bringen. Prof. Anprusov sagt in seinen: „Einige Bemerkungen über die jung-
tertiären Ablagerungen Russlands und ihre Beziehungen zu denen Rumäniens und Oesterreich-Ungarns“
folgendes: „Die Bezeichnung „pontisch“ wurde zuerst für den Odessaör Kalk geschaffen, somit müssen zur
„pontischen Stufe“ im engeren Sinne auch die Aequivalente des ersteren gezählt werden, also nach meiner
Ueberzeugung die Schichten von Kamyschburun und das Congeria rhomboidea-Niveau. Jüngere und ältere
Congerien-(Cardien-)Schichten können anders bezeichnet werden.“ Es müsste also auch das Niveau, zu
welchem unsere Schichten gehören, einen neuen Namen bekommen. Ich halte es jedoch für zweckmässiger,
statt der vielen Benennungen dem ganzen Gebilde einen Namen zu verleihen, darin eine untere, mittlere
und obere Stufe und in diesen wieder verschiedene Zonen zu unterscheiden. Zweckdienlich und in die
Literatur bereits eingeführt sind hiefür die Benennungen „pontische Stufe“ und „pannonische Stufe“. Be-
züglich ersterer ist die Bemerkung Prof. Sıszow’s in seinem Werke: „Zur Frage über die palaeontologischen
Beziehungen der neurussischen Neogen-Ablagerungen zu den gleichen Schichten Oesterreich-Ungarns und
1 J. Böckt: Geol. und Wasserverhältnisse d. Umgeb. der Stadt Fünfkirchen (Mittheilungen a. d. Jahrbuch d. kel.
ung. geol. Anstalt. Bd. IV).
Palacontographica. Bd. XLVIII. 15
Rumäniens“ (p. 170) sehr richtig. Er sagt, dass: „die Bezeichnung „pontische Fauna“ grosse Missverständ-
nisse mit sich bringt, da man gewöhnlich unter der „pontischen Fauna“ nicht die in den Congerienschichten
angetroffene Fauna, sondern jene des Schwarzen Meeres versteht.“ Darin kann ich jedoch mit Prof. Sınzow
nicht übereinstimmen, dass die auf die russischen Gongerienschichten schon lange gebrauchte Benennung,
„alte arabo-caspische“ „eine ziemlich zutreffende“ sei, nachdem man darunter z. B. auch die diluvialen
Ablagerungen in der Gegend zwischen dem Aral- und Kaspischen See verstehen konnte. Es bleibt also nichts
übrig, als die Benennung „pannonische Stufe“ in Anwendung zu bringen, nachdem die Schichten dieser
Stufe im alten Pannonia, dem heutigen Ungarn, am meisten verbreitet und am schönsten ausgebildet sind.
Für die Anwendung dieser Bezeichnung spricht auch der Umstand, dass die ungarischen Geologen schon
Ende der sechziger Jahre sie gebrauchten und sie demnach bereits in die Literatur eingeführt ist. So
sagt auch Envarn Suzss in seinem Werke: „Das Antlitz der Erde“ (Bd. I. p. 422) über diese Schichten
folgendes: „... welche man in neuerer Zeit die pontische oder wohl auch die pannonische Stufe zu nennen
sich gewöhnt hat.“ N
Nachdem in Ungarn unter den fossilienreichen Gebilden die aus dem Pliocaen stammenden die
reichsten und zugleich interessantesten sind, nachdem weiters von deren Fauna sehr wenig bekannt ist, be-
fasse ich mich schon mehr als zwölf Jahre mit deren Studium. So beschrieb ich während dieser Zeit die
pannonische Fauna von Nagy-Mänyok, Szegzärd, Arpäd, Hidasd, Kurd, weiter die der Comitate Szilagy
(Szilagy-Somlyö, Perecsen) und die der Erdelyer (Siebenbürger) Landestheile.
Seit Jahren sammle ich die pannonischen Fossilien in Budapest—Köbänya und Budapest—Räkos,
so auch in Tinnye, und nachdem mir genügend Material zur Verfügung gestanden, entschloss ich mich,
es aufzuarbeiten. In der Ausführung meines Planes verhinderte mich bisher die Anfertigung der Tafeln;
nachdem ich jedoch vor Kurzem in der glücklichen Lage war, an der Seite des Geheimrath Dr. K.
A. v. Zıttes zu arbeiten, benützte ich diese Gelegenheit, um Tafeln anfertigen zu lassen und so meine
Arbeit zu beendigen.
In dieser Abhandlung behandle ich einige Fundstätten Budapests, sowie die der nahegelegenen
Gemeinde Tinnye. Tinnye liegt so nahe bei Budapest, dass es in einem Tag bequem abzugehen und während
dieser Zeit reiches Material zu sammeln ist.
Auf den Tafeln, welche dieser Abhandlung beiliegen, war ich genöthigt, viele Formen abbilden zu
lassen, welche nicht mehr ganz neu sind. Ein Theil davon ist nur aus schlechten Zeichnungen bekannt,
auf welchen die Merkmale nicht gut erkennbar sind, wie die Melania (Melanoides) Vasärhelyii HanTk.; ein
anderer Theil hinwieder ist wohl kurz beschrieben, doch nicht abgebildet. So waren beinahe alle Arten von
Brusına behandelt worden, von welchen die Abbildungen und eingehenden Beschreibungen hier zuerst mitgetheilt
werden. Auf diese Art geben die vorliegenden Tafeln jetzt ein Gesammtbild dieser eigenthümlichen Fauna.
Es bleibt mir nun noch die angenehme Pflicht übrig, den Herren Prof. Spırıpıon BrusınAa in Agram,
Dr. Anton KocH zu Budapest, Dr. Rıcnkarp Herrwig und Geheimrath Dr. K. A. v. Zırten zu München,
welche die Güte hatten, die unter ihrer Leitung stehenden Sammlungen, Bibliotheken, Institutsräumlichkeiten
und Geräthschaften mir zugänglich zu machen, meinen Dank abzustatten. Ebenso schulde ich Dank dem
Herrn Gnza v. VAsARHELYI, Grundbesitzer zu Tinnye, für seine echt ungarische Gastfreundschaft, so auch
dafür, dass er mir aus seiner Sammlung mehrere interessante Stücke zur Beschreibung überliess.
Budapest, im April 1901.
Einleitung.
Die Pliocaenablagerungen des südöstlichen Europa in ihrer charakteristischen Brackwasser-Facies
sind in Südrussland, Rumänien und Oesterreich-Ungarn am schönsten ausgebildet. Forscher eben dieser
Länder sind es, welche sich mit diesen Ablagerungen am meisten befassten resp. befassen; so besonders
ANDRUSOV, SINZOW, ÜOBALCESCU, SABBA STEFANESCU, BrusIna, Fuchs, NrumaYr, R. HoErnEs, Roru,
v. Tetegp und Harvavärs. Die Studien Anprusov’s und Brusma’s zeigten, dass die Pliocaenfaunen von
Südrussland, Slavonien und Dalmatien sich als immer ähnlicher mit den im Kaspi-, Aral- und Baikal-See
lebenden erweisen, indem wir die für den Kaspi- und Baikal-See charakteristischen Formen wie Caspia,
Micromelamia, Zagrabica und die mit der ZLiobajkalia nahe verwandte Baglivia auch in unseren Pliocaen-
gebilden vorfanden.
Ich will mich an dieser Stelle indessen nicht in die Erörterung der Frage einlassen, ob der Kaspi-
und Baikal-See Relictenseen sind; ich möchte jedoch auf die grosse Aehnlichkeit, die auch aus den Arbeiten
von Brusına, Fuchs! und R. Hoernes? hervorgeht, hinweisen, welche zwischen unserer Pliocaenfauna und
jener des Kaspi- und Baikal-Sees besteht. Diese Aehnlichkeit besteht jedoch nicht nur zwischen der Fauna
der Brackwasser-Pliocaengebilde Oesterreich-Ungarns, Serbiens und jener des Kaspi- und Baikal-Sees, sondern
auch zwischen der Fauna dieser Seen und jener der Pliocaengebilde von Südrussland. Aus einem an mich
gerichteten Brief Anprusov’s erfuhr ich nämlich, dass auch in Südrussland eine der Szegzärder Baglivia
spinata Lörent. ähnliche Form vorkommt.
Solche Beobachtungen sprechen jedenfalls für den „Relikten“-Charakter der Fauna des Baikal- und
Kaspi-Sees. R. HoErnEs äussert sich in seinen „Sarmatische Conchylien aus dem Oedenburger Comitat“:
„Ich möchte deshalb annehmen, dass der Baikalsee seine eigentliche Bevölkerung grossentheils durch Ein-
wanderung, aber nicht von dem Nordmeere, sondern von dem grossen jungtertiären Binnenmeere her erhalten
hat, wenn er vielleicht auch nicht unmittelbar mit diesem Binnenmeere in Verbindung stand.“ Jedoch besteht
diese Aehnlichkeit nicht nur zwischen der Fauna der obenbenannten Seen Oesterreich-Ungarns und Südruss-
lands, sondern auch zwischen jener des schwarzen Meeres und der erwähnten Pliocaenfauna, wie dies die
Tschernomorec-Expedition bewies, als sie das Vorkommen der Dreissensien und der Brackwasser-Cardien
am Grunde des schwarzen Meeres feststellte. Nachdem Prof. Dr. v. Löczy während der ostasiatischen Ex-
pedition des Grafen B&ta SzucHknyı aus den Süsswasserseen (Tali-fu) Chinas theils lebend, theils in sub-
fossilem Zustande Fossarulus und Prososthenia sammelte°?, also solche Arten, welche bisher nur aus den
Miocaen- und Pliocaengebilden Dalmatiens und Südungarns bekannt waren; ist die Verwandtschaft evident,
welche zwischen der Fauna des Miocaens und Pliocaens und jener der chinesischen Süsswasserseen besteht.
Nachdem sich herausstellte, dass viele Arten unserer Brackwasser-Pliocaengebilden auch heute leben,
wurde das Studium der lebenden Arten zur Nothwendiekeit. Dies hatte zur natürlichen Folge, dass jene
verhältnissmässig geringen Charakterzüge, welche bei den lebenden Formen zur Charakteristik und somit
' Deber die lebenden Analoga der jungtertiären Paludinenschichten und der Melanopsis-Mergel Südeuropas. (Verhandl.
d. k. k. geol. R.-A. 1879.)
® Sarmatische Conchylien aus dem Oedenburger Comitat. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Bd. 47. Hett I. 1897.)
» Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise des Grafen Bra Szucmänyı in Ostasien. Bd. III, Die Beschreibung des
gesammten Materials. 1898,
Ze
zu deren Trennung dienen, auch auf die fossilen Formen übertragen wurden, ohne dass man hier die rein
formellen Abweichungen durch anatomische und embryologische Abweichungen des Thieres unterstützen
konnte. So entstehen alsdann Arten zweifelhaften Werthes, oder aber man weiss bei mancher Form nicht,
zu welcher Art sie gehöre, da die Charakterzüge der Arten sehr armselig sind!. So sind bei den Micro-
melanien, Prososthenien, Bythinellen, und Hydrobien viele solcher Formen, bei welchen „... die
vorgeschlagene Eintheilung wesentlich zur Erleichterung der Uebersicht dienen sollte, nicht aber den An-
spruch erheben könnte, eine natürliche Gruppirung aller Formen darzustellen. “
Unter den Taenioglossen giebt es viele Arten, welche hauptsächlich durch die Ausbildung der Mund-
öffnung von einander getrennt sind. Es ist jedoch auf Grund der an Fossilen und lebenden Formen er-
worbenen Erfahrungen genugsam bekannt, welch grossen Umwandlungen die Mundöffnung während der
Entwicklung des Individuums unterworfen ist?. Besonders abweichend ist die Ausbildung der Mundöffnung
bei derselben Art, wenn die Existenzbedingungen sich verändern und die Formen sich den veränderten
Verhältnissen anpassen müssen, oder wenn das Thier genöthigt war, Verletzungen eines früheren Mund-
randes auszubessern.
Es muss in Betracht gezogen werden, dass zur pannonischen Zeit in dem von den Karpathen um-
gebenen Becken und auch südlich davon unzählige, von einander getrennte oder theilweise zusammenhängende
Salz- resp. Brackwasserseen existierten, welche durch die sich darein ergiessenden Flüsse allmählig aus-
gesüsst wurden; andere wieder, welche in der Nähe des Meeres sich befanden oder damit in Verbindung
standen, wurden von demselben vielleicht zeitweilig mit Salzwasser versehen und erst bei erneuter Ab-
trennung vom Meere wieder ausgesüsst. Die am Rande des Beckens oder in der Nähe grösserer Trocken-
flächen gelegenen Seen wurden durch die darein fliessenden Süsswasser stärker ausgesüsst, als die gegen
die Mitte des Beckens resp. von Trockenflächen weitergelegenen. In dieser eigenartigen Vertheilung und
dem Zusammenhange liegt der Grund für die Ausbildung eigenthümlicher Faunen, wie z. B. derjenigen von
Kurd, wo eine Menge von Viviparen, Unio, Helix ete. im Verein mit Congerien, Limnocardien und Fora-
miniferen vorkommen®. Darauf ist auch die grosse Mutation der Formen zurückzuführen, welche nicht nur
zwischen den verschiedenen Arten, sondern auch zwischen den einzelnen Gattungen Uebergänge schuf, so
dass die exakte Bestimmung derselben erschwert wird. Es ist heute in vielen Fällen Sache subjectiver
Anschauung, wo zwischen den einzelnen Gattungen und Arten die Grenze zu ziehen ist. Darum ist es auch
heute nothwendiger denn je, im Rahmen der einzelnen Gattungen die so schon allzu grosse Anzahl der
Arten nicht unnöthig zu vergrössern, sondern die von einander wenig abweichenden Formen als Varietäten
aufzufassen, um damit die Beurtheilung zu erleichtern, wohin irgend eine Form gehört, welche verwandt-
schaftliche Verbindungen sie hat und dadurch den Ueberblick zu erleichtern.
! Solche werden in der Literatur mit einem Fragezeichen bezeichnet und solcher giebt es verhältnissmäsig viele. So
sind im „Materiaux etc.“ und anderen Werken Brusma’s viele mit Fragezeichen versehene Formen unter den Hydrobien,
Bythinellen, Pseudoamnicolen, Micromelanien, Pyrgulen und Lithoslyphen.
” Welche Umwandlungen die Mundöffnung in Folge von Verletzungen durchmachen kann, zeigen am besten die weiter
unten im Text gegebenen Abbildungen von Melanoiden und die diesbezüglichen Figuren der Tafeln XIV und XV.
° Lörentuey: Foraminiferen der pannonischen Stufe Ungarns. (Neues Jahrb, f, Min. Geol. u. Palaeont. 1900.
Bd. II. p. 102.)
A. Geologischer Theil.
Vor der detailirten Beschreibung der Fauna möchte ich einige Worte über die geologischen Ver-
hältnisse des Tinnyeer und des gleichalten Budapest-köbänyaer (Brunnen der Schweinemast-Anstalt) Fundortes
vorausschicken.
I. Tinnye.
Tinnye, die reichste der hier behandelten Lokalitäten, etwa 35 km von Budapest, im Becken Tinnye-
Bia, an der Budapest-Esztergomer Eisenbahn, ist die von Budapest entfernteste Fundstelle meines Materiales.
Die pannonischen Gebilde füllen hier das durch Sarmaten-Kalk, theils auch durch Peetunculus
obovatus enthaltenden Oligocaen-(Aquitanien-)Sandsteine und Dolomite der oberen Trias gebildete Becken aus
und sind grossentheils von Löss bedeckt. Zwischen Tinnye und Puszta-Jäszfalu reichen diese Gebilde ins
Csaba-Dorogher Thal und eben hier finden sich die schönsten Aufschlüsse.
Nördlich vom Dorfe wird der Westrand der nach Puszta-Jäszfalu führenden Strasse aus feinem
pannonischen Sand gebildet, welcher stellenweise elimmerreich und thonhaltig ist. Hier dominirt neben
Melanopsis Martiniana Für., Mel. impressa Krauss und Mel. Boudi Fir. — Mel. Stwrü und Congeria
ornithopsis BRuS.
An einer Stelle, näher beim Dorfe führt der Weg durch einen tiefen Einschnitt, dessen beide Seiten
ebenfalls aus feinem, thonigen Sand bestehen. Auch hier treten die oben genannten Fossilien auf. Oben
liegt hier derber Quarzsand, unten feinerer, thoniger Sand. Etwa 150—200 Schritte westlich von dieser
Strasse finden sich zwischen den Aeckern einige Sandgruben, zu welchen ein von der Strasse nach Jäszfalu-
puszta abzweigender Feldweg führt. Hier ist stellenweise in den derben Sand auch eine härtere, kalkige
Bank eingekeilt. Diese besteht aus derbem Quarzsand, welcher durch die aus den darin vorkommenden
Molluskenschalen ausgelaugten Kalksubstanz zusammengekittet ist. Das durchsickernde Wasser hat oft die
Oberfläche der grösseren Fossilien angefressen und die dünneren Schalen zumeist total aufgelöst. Des-
halb findet man auch unversehrte Exemplare der Microfauna nur im Innern grosser Schnecken, wo sie dem
Sickerwasser nicht ausgesetzt waren. In diesen Sandgruben sammelte HAytkex sein Material; aus ihnen
stammt auch das hier zu besprechende Material.
Obwohl die pannonischen Ablagerungen von Tinnye längst bekannt sind, ist die Fauna derselben
sozusagen unbekannt. Max Hantken von Prudnik gab die erste diesbezügliche Mittheilung 1859: „Die
Umgegend von Tinnye bei Ofen“ und zählt darin folgende 7 Arten auf: Oongeria triangularis PARTSCH
(häufig), Melanopsis Martiniana Fir. (sehr häufig), Mel. Bouei Für. (sehr häufig), Mel. Dufouri Für.
(häufig). Neritina Grateloupana Fir. (häufig), Helix sp. (selten), Pyenodus Münsteri Ac. (sehr häufig).
Später, im Jahre 1861, führt Hantken in seinen „Geologiai Tanulmänyok Buda &s Tata között“
aus dem Hohlweg von Tinnye und dem von hier nach Jäszfalu führenden Wasserriss folgende Arten an:
Oongeria triangularis ParıscH., Cong. spathulata Parrscn., Melanopsis Martiniana Für., Mel. Bouci Yür.,
Melanopsis nov. sp.?, Neritina fluwwviatilis L. Noch erwähnt er: Palludina, Rissoa, Planorbis, Helix und
Cardium. N
Morırz HoERNEsS nennt im seinem grossen Werke: „Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von
Wien“ nach Hantken die Arten Oongeria spathulata ParrscH. und Cong. triangularis ParrscH. von hier.
Turopvor Fuchs beschreibt im XXIII. Bande des Jahrbuches die hier vorkommenden Arten Mela-
nopsis avellana Fuchs und Mel. Stuwrii Fuchs, welche er als häufig bezeichnet.
Später, im Jahre 1887, als Hantken die Tinnyea Vasarhelyii‘ beschrieb, änderte er das 1859 mit-
getheilte Verzeichniss der hier folgenden Arten wie folgt: Congeria balatonica ParrscH., Melanopsis Mar-
tiniana Fir., Mel. Bouei Fir., Mel. avellana Fvens und Tinnyea Väsarhelyii HaNxTK.
Unter den Geschenken, welche dem Wiener Institute eingesandt wurden, erwähnt v. ZEPHAROVICH
aus der Gegend von Tinnye Melanopsis Martiniana Fiür., Mel. Bouei Fer. und Congeria triangularis
ParrcH., welche seiner Angabe nach aus sandigem Lehm stammen.
Als 1892 das die Markusevecer Fauna behandelnde Werk Brusıma’s erschien, fiel sofort der Reich-
thum der Fauna und die grosse Uebereinstimmung auf, welche zwischen den Faunen von Tinnye und Mar-
kusevec besteht. Um nach der in Slavonien in den durch Melanopsis Martiniana Fer. und nahe verwandten
Melanopsiden charakterisirten Schichten vorgefundenen Markusevecer Fauna zu suchen und die in Ungarn
noch wenig oder garnicht bekannten Gattungen wie Orygoceras, Caspia, Prososthenia, Baglivia etc. möglichen-
falls zu finden, machte ich im Frühjahr 1893 einen Ausflug nach Tinnye und sammelte dort in der Sand-
grube einige Säckchen Melanopsis und Sand.
Die Ausbeute an kleineren Formen sowohl aus dem derberen wie aus dem die Melanopsis-Schalen er-
füllenden Sande war wider Erwarten reich. Ich fand die Gattung Orygoceras in bisher unbekanntem Erhaltungs-
zustand, ferner fand ich die Gattungen Caspia und Prosothenia und ausser diesen noch zwei neue Gattungen,
deren eine inzwischen von Brusına unter dem Namen Papyrotheca beschrieben wurde; im ganzen eine reiche
Fauna, welche der Markusevecer entschieden nahesteht, deren Arten ich jedoch nicht bestimmen konnte,
da Brusma in seiner Abhandlung über die Markusevecer Fauna leider keine detaillirte Beschreibung und
keine Abbildungen bietet. Beiläufig drei Viertel der Formen schien mir neuen Gattungen anzugehören.
Um aber nicht etwa die selben Formen als neu zu beschreiben, welche Brusına von Markusevec anführte,
reiste ich nach Zägrab (Agram), wo ich meine Formen mit jenen von Markusevec und Ripanj verglich. Es
stellte sich dabei heraus, dass die Fauna von Tinnye fast alle Arten von Markusevec enthält und dass einige
Formen vorhanden sind, welche bisher nur von Ripanj bekannt waren, wie Papyrotheca mirabilis Brus. und
Congeria Zujoviei BRUS.
Ich möchte nicht versäumen, auch hier meinem tiefgefühlten Danke Ausdruck zu geben für die
ausserordentliche Liebenswürdigkeit, mit welcher Herr Prof. Brusına meinen Wünschen entgegenkam.
2
Als erstes Resultat der Durcharbeitung der Fauna von Tinnye konnte ich 1895 in meiner Notiz
? Verzeichniss der an die k. k. geol. Reichsanstalt gelangten Einsendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefacten
u. 8. w. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Bd. IV. p. 405.) 1853.
> Földtani Közlöny. Bd. XXV.
Vertebrata: Pygnodus Minsteri Ac.
Ostracoda: In grosser Anzahl.
Gastropoda: Helix sp., Suceinea sp., S. gracilis Lörexr. nov. sp., Papyrotheca mirabilis Brus., Planorbis
vertieillus Brus., P. ptycophorus Brus., P. Sabljari Brus., Melanopsis Martiniana FEr.,
M. impressa Krauss, M. vindobonensis Fuchs, M. scripta Fucas, M. Bouei Fr., M. defensa
Fuchs, M. defensa var. trochiformis Fuchs, M. Stwri Fuchs, M. Zujoviei Brus., M. serbica
Brus., M. avellana Fuchs, M. cfr. leobersdorfensis Haxow., M. Fuchsi Haxom., M. strieturata
Brus., Melania nov. sp., Tinnyea Väsarhelyii Haxık., Hydrobia Vidovici Brus., H. atropida
Brus., H. (Caspia) Dybowsköi Brus., H. (Caspia) Vujiei Brus., H. (Pannona non Pannonica
nov. sbe.) minima LÖRENT. sp., Micromelania Bielzi Brus., M. Bielzi var. sulcata LÖRENT.
nov. form., Prososthenia pontica LÖRENT. nov. sp., Orygoceras cultratum Brus., O. cornieulum
Brvs., Neritodonta Pilari Brus., N. Zografi Brus., N. Cumiei Brus., N. cfr. Cumiei Brus.,
Nacella pygmaea STOL.
Pelecypoda: Congeria Partschi Cisi., O. ornithopsis Brus., O. tinnyeana LÖRENT. nov. Sp., O. ramphophora
Brus., €. nov. sp., ©. serobieulata Brus., O. Gitneri Brus., ©. Märtonfii LöRENT. (= sele-
noides Brus.), O©. pseudoaurieularis LÖRENT., O. minima Brus., ©. Doderleini Brus., Limmo-
cardium Robiei Brus., L. Jagiei Brus., L. pseudoobsoletum Fuchs, L. nov. sp., Unio 2 sp.
ind., Pisidium sp. ind.
Diese Fossilliste muss allerdings nach detailirtem Studium und neueren Sammlungen etwas abge-
ändert werden.
II. Budapest-Köbanya.
(Brunnen der Schweinemast-Anstalt.)
Schon lange war es mir aufgefallen, dass die pannonische Stufe im» nahen Tinnye ganz anders
entwickelt ist, als in den mächtigen Aufschlüssen der Ziegelfabriken zu Budapest-Köbänya und Räkos. In
Tinnye herrscht nämlich die Melanopsis Martiniana und M. Bouci, in Köbänya und Räkos dagegen fehlen
diese Arten; auch stratigraphische Stützpunkte für den Zusammenhang der beiden Faunen fehlten. Ich
war daher hocherfreut, als Professor Dr. A. Kock im Februar 1895 aus dem bei Erweiterung des Brunnens
der Ferdinand Eigel’schen Schweinemast-Anstalt zu Tage geförderten bläulichen thonigen Sand prächtige
Exemplare von Melanopsis Martiniana Fir. und Melanopsis Bouei Fer. sammelte.
Dieser Fundort, welchen ich später mit Herrn Dr. F. Scmararzır besuchte, befindet sich etwa in der
Mitte von Budapest-Köbänya, südlich der vom Westbahnhof Budapests ausgehenden Eisenbahn, am „Mäzsälöter“.
Hier steht unmittelbar über sarmatischem Kalk!) eräulichblauer Thonsand, „Sandschlamm‘, an, in welchen
stellenweise feine, glimmerreiche Quarzsandbänke eingelagert sind. Seine Mächtigkeit beträgt 16—1S m.
Ich sammelte hier folgende Fauna:
1. Rotalia Deccarü L. sp. 3. Polystomella Listeri D’ORD.
2. Nonionina gramosa D'ORD. 4 h macella F. und M.
! Wie mir Herr F. Erast mittheilte.
U
5. Oongeria Gütneri Brus. 23. Melania (Melanoides) Väsdrhelyii HaxTK. Sp.
6. 5 scrobieulata BRUS. 24. Melamopsis rarispina nov. Sp.
1: 4 5 var. carinifera n. var. 25. A Martiniana Für.
8. R Martonfii LÖRENT. 26. n impressa KRAUSS.
9, B e var. pseudoaurieularis LÖR. DE ne "N var. Bonellii E. Sısmv.
10. Limnocardium minimum n. SP. 28. m 5 „ earinatissima Sacco.
17: = sp. ind, 29 5 Matheroni MAYR.
192. = (Pontalmyra) Jagiei BRUS. 30. " vindobonensis Wuchs.
ikay m “ Andrusovi N. SP. 31. Hydrobia (Caspia) Vujiei Brus.
14. Papyrotheca gracilis nov. Sp. 32. e < Krambergeri n. Sp.
15. Planorbis (Tropodisceus) Sabljari Brus. 33. Baglivia sopronensis R. HoErN. Sp.
16. = verticillus BRUS. 34. Micromelania? cylindrica nov. Sp.
INE N (Armiger) ptycophorus Brus. 35. Prosothvenia Zitteli nov. Sp.
18. " (Gyraulus) solenoöides nov. Sp. 36. » sepuleralis PArTscH sp.
19. Ancylus illyrieus NEuM. 37. Bythinia Jurinaci Brus.
20. Orygoceras corniculum BRUS. 38. Valvata balatonica Rouue.
21: « filoeinctum Brus. 39., Neritina (Neritodonta) Pilari Brus.
2% 5 cultratum Brus. 40. e a efr. Cunidi Brus.
Ferner Zähne, Knochen und Ostracoden.
Für eine Parallele zwischen der im Brunnen der Köbänyaer Schweinemästerei aufgeschlossenen
thonigen Sandschichte mit Melanopsis Martiniana Für., Melanopsis impressa Krauss, Oongeria Gitneri Brus.,
Congeria Martonfii LÖRENT., Limnocardium Andrusovi nov. sp., Orygoceras, Baglivia und Caspia und dem
in der Köbänyaer und Räkoser Ziegelfabrik aufgeschlossenen, durch Congeria ungula-caprae MÜnsT.,
Congeria Partschi Chst1ER, Limnocardium Penslii Fuchs, Limnocardium zagrabiensis Brus., Limnocardium
Steindachneri Brus., Micromelania laevis Fucns und Micromelania (?) Fuchsiana Brus. charakterisirten
blauen Thon und für die gegenseitigen Beziehungen beider ist Folgendes wichtig: Direkte Auflagerung
beider Schichten ist nicht beobachtet worden. Folgert man aus der Fauna, so zeiet sich, dass der an
Congeria ungula-caprae Münsr., reiche Thon jünger ist, da er mehrere Formen aus dem obersten, Congeria
rhomboidea Hörx., führenden Niveau besitzt; so Congeria Partschi Crsier, Limnocardium zagrabiense Brus.,
Limnocardium Steindachneri Brus., Micromelania laevis Fuchs, Mieromelania (?) Fuchsiana Brus., Pyrgula
incisa Fuchs etc. Die durch Melanopsis Martiniana Für. charakterisirte Köbänyaer Fauna hat dagegen
mit dem sogenannten Oongeria rhomboidea-Niveau nur die folgenden drei Formen gemein: Congeria Gütneri
Brus., Prososthenia sepulcralis ParrscHh, Valvata balatonica RoLtEe und vielleicht Neritina (Neritodonta)
Pilari Brus. In der reichen Tinnyeer Fauna findet sich zwar noch eine Art, die Congeria Partschi Crsiex,
welche auch im „Rhomboidea-Niveau“ vorkommt, da sie jedoch hier selten, ist sie auch nicht so mass-
gebend als jene Arten, welche im Räkoser und Köbänyaer Thon mit Congeria mgula-caprae und im
„Rhomboidea-Niveau“ gemeinsam vorkommen. Auf Grund der percentuellen Zusammensetzung der Fauna
muss die durch Melanopsis Martiniana, impressa und vindobonensis charakterisirte Fauna des Brunnens in
der Schwememästerei und jene von Tinnye als älter betrachtet werden, wie die durch Congeria ungula-
caprae charakterisirten Faunen der Köbänyaer und Räkoser Ziegelfabriken.
\ — 15 —
Dass der durch Oongeria ungula-caprae charakterisirte Thon wirklich ein höheres Niveau reprä-
sentirt, als der durch das massenhafte Auftreten von Melanopsis Martiniana Fer., charakterisirte Sand,
beweist auch die örtliche Lage der beiden Köbänyaer Fundorte. Der an Congeria ungula-caprae veiche
blaue Thon bildet nämlich Hügel über der Obertläche, der an Melanopsis reiche Sand hingegen liegt tief
unter der Oberfläche, er muss also — überhaupt wenn man auch die horizontale Lage der Schichten be-
trachtet — einem tieferen Niveau angehören.
Nachdem die Fauna von Szilägy-Somlyö und Pereesen') aus demselben tieferen Niveau stammt,
benütze ich die Gelegenheit, um an ihr einige Korrektionen und Ergänzungen zu bewerkstelligen. Als ich
nämlich die beiden letzten Faunen beschrieb, waren jene von Markusevec und Tinnye mir noch unbekannt,
und so konnte ich die zumeist beschädigten Exemplare nicht mit ganzer Sicherheit bestimmen, nachdem sie
grösstentheils mit keiner bekannten Art übereinstimmten und ich auf Grund von Bruchstücken mir neue
Arten aufzustellen nicht getraute, Jetzt jedoch, da mir von Tinnye ein ausgezeichnet erhaltenes Ver-
gleichsmaterial zur Verfügung steht, ist es möglich, die damals noch zweifelhaften Sachen erossentheils zu
bestimmen und so zwischen den Faunen eine Parallele zu ziehen.
! LÖRENTHrRY: Beitr. zur Kennt. der unterpont. Bild. des Szilägyer Comitates und Siebenbürgens.
Palaeontographica, Pd. XLVIII. 19
B. Palaeontologiseher Theil.
I. Protozoa.
Classe: Rhizopoda.
Ordnung: Foraminifera.
Aus den Ablagerungen der pannonischen Stufe kannte man bisher keine Foraminiferen. In meiner
Abhandlung „Neuere Daten zur Kenntniss der oberpontischen Fauna von Szegzärd“ 1895 machte ich zum
ersten Male darauf aufmerksam, dass in den Schichten der oberpannonischen Stufe Ungarns zusammen mit
vielen Süss- und Brackwasserformen auch Foraminiferen vorkommen. Der vorzügliche Kenner der Fora-
miniferen, Dr. August FRAnzEnAU, beschrieb zwar „Fossile Foraminiferen von Markusevec in Kroatien “?) schon
vorher im Jahre 1894 eine reiche Foraminiferenfauna desselben Horizontes, aus welchem meine hier zu be-
schreibende Fauna von Tinnye und Budapest-Köbänya stammt; er hielt jedoch diese nicht für autochtone,
sondern für eingeschwemmte Formen. Nachdem ich aber Foraminiferen an den meisten Fundorten der
pannonischen Stufe), so auch bei Tinnye und Budapest-Köbänya, fand, ist es zweifellos, dass der grösste
Theil der Formen von Markusevee nicht eingeschwemmt ist, sondern dort in den pliocaenen Brackwasser-
Seen lebte. Den Grund des grösseren Reichthums der loraminiferenfauna von Markusevec, als derjenigen
von Tinnye oder Budapest-Köbänya sehe ich darin, dass Markusevec näher an jenem Meere lag, mit welchem
unsere Seen der pannonischen Stufe verbunden waren, und aus welchem die Foraminiferen in die Brack-
oder Süsswasser-, vielleicht lagunenähnlichen, Binnenseen wanderten.
Herr Dr. August FRANZENAU, Custos am ungarischen National-Museum, hatte die Güte, die Be-
stimmung der Foraminiferen zu übernehmen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen wärmsten Dank
ausspreche.
Von Budapest-Köbänya bestimmte er folgende Formen:
1. Rotalia Beccarii L. sp. (12 Exemplare),
2. Nonionina granosa D’ORB. (1 Exemplar),
3. Polystomella Listeri v’Ore. (1 Exemplar),
4. 5 macella D’Ore. (1 gewölbtes Exemplar).
Aus Tinnye, wo die Foraminiferen schlechter erhalten sind, war es nur möglich, drei Exemplare
einer Nonionina zu bestimmen, welche nach der äusseren Form zu urtheilen wahrscheinlich zur Nonionina
gramosa D'ÖRB., gehört. Betrachtet man die verticale Verbreitung dieser Formen, ist zu erkennen, dass
alle seit dem Tertiär bis heute leben.
Rotalia Beccarü L. sp., welche unter den Foraminiferen die herrschende Form ist, lebt seit «lem
Miocän meist in Seichtwasser, auch im Aestuarium des Deeflusses bei Chester.
' Glasnika hrvatskoga naravoslovnoga drustva. Bd. VT.
” Lörenvney: Foraminiferen der pannonischen Stufe Ungarns.
ade
Nonionina depressula W. und J. sp., nach Brapy’s Untersuchungen synonym mit Non. granosa
D’Ors. (Report on the Foraminifera collected by H. M. S. Challenger during the Years 1873—76. p. 725)
lebt seit dem Eocän und zwar im Aestuarium des Deeflusses und auch in Salztümpeln.
Polystomella striatopunetata F. u. M. sp., nach Brapy gleich Pol. Listeri v’OrB., lebt ebenfalls seit
dem Eocaen und kommt im Aestuarium des Deeflusses und in Salztümpeln vor.
Polystomella macella F. u. M. sp. lebt seit dem mittleren Jura und kommt in den Gegenden der
gemässigten Zone im Mittelländischen und Adriatischen Meer vor. Diese, sowie die zwei vorhergehenden
Species sind in meiner Fauna durch je ein kleines Exemplar vertreten. Gleichzeitig ist dies die emzige
Art, welche auch in Markusevec vorhanden ist. Das Gehäuse meiner Form ist gewölbt, nicht flach.
Wie man sieht, gehören meine Formen nicht nur zu Gattungen, welche auch im Brackwasser gut
fortkommen, sondern auch die Arten sind durchwegs solche, welche auch im Brackwasser leben.
II. Mollusca.
Classis: Pelecypoda.
Ordo: Tetrabranchia.
Subordo: Mytilacea.
I. Dreissensidae Gray.
1. Congeria Parrsch 1536.
Die grosse Familie der Dreissensiden ist in der Fauna von Tinnye und Budapest-Köbanya nur durch
die Gattung Congeria PARTScH vertreten; die Gattungen Dreissensia VAN BENEDEN und Dreissensiomya FUCHS
fehlen. Dreissensia und Dreissensiomya kommen in den höheren Niveaux unserer Pliocänablagerungen vor,
doch sind beide Gattungen an Arten verhältnissmässig arm und spielen nur der Individuenzahl nach stellen-
weise eine Rolle. So ist die Dreissensia serbica, Brus., im Kurder oberen pannonischen Niveau, im „Niveau
der COongeria rhomboides Hörn.“ dominirend in Nagy-Mänyok (Comitat Tolna), Alesüt (Com. Feher.)
und Neszmöly (Com. Komärom). Hingegen kommt im gleichen Niveau Dreissensia wurieularis FucHs iM
erstaunlicher Individuenzahl vor. Zufolge der stratigraphischen Lage meiner Schichten haben zwei der durch
Anprusov aufgestellten sechs Gruppen von Congerien in meiner Fauna keine Vertreter; und zwar die Gruppe
der „Zocenae“, welche alttertiäre Formen enthält und jene der „Ahomboidae“, deren Arten sich auf ein
höheres Niveau beschränken, als es die in Rede stehende Schicht repräsentirt. - Die Gruppen Mwytiliformes,
Modioliformes, Triangulares und Subglobosae sind jedoch vertreten.
Die kleinen Arten überwiegen grössere Formen, wie Cong. Partschi Cisr., Cong. ornithopsis Brus.,
Cong. Zujoviei Brus., Cong. subglobosa Partscn, Cong. tinnyeana nov. spec. und Cong. Dudmani Brus.
spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die herrschende Form meiner Fauna ist Congeria Martonfit LÖRENT.
Da Anprusov's grosse Monographie!) der Dreissensien in russischer Sprache?) geschrieben ist und
! Anprusov: Fossile und lebende Dreissensidae Burasiens.
2 Herr Dr. W. Laskarew hatte die Freundlichkeit, vieles zu übersetzen; was nicht er übersetzte, war er so freundlich
mit dem Originaltext zu vergleichen und zu corrigiven. Meinen besten Dank dafür,
Bi
die Abbildungen oft unbrauchbar sind, so glaube ich keine überflüssige Arbeit zu liefern, wenn ich die ein-
zelnen Formen eingehender beschreibe, statt mich nur auf die Herzählung der neuen Daten zu beschränken.
a) Mytiliformes.
Zu dieser Gruppe gehören jene Formen, deren Schale mytilusartig, deren Vorderrand ganz redueirt
ist. Der Wirbel befindet sich am Ende der Muschel (termmal). Der Kiel befindet sich in der Nähe der
ventralen Seite und ist entweder stumpf oder mit scharfen Rippen verziert. Die Byssusöffnung ist weniger
stark. Die Apophyse ist stark entwickelt und immer gegen das Septum geneigt. Diese Gruppe ist in meiner
Fauna durch Congeria Budmani Brus, Cong. rhamphophora Brus. und Cong. Doderleini Brus. vertreten.
1. Congeria Budmani, Brus.
(Taf. IX, Fig. 9.) ?
1897. Congeria Budmani Brus., Anprusov: Dreissensidae. p. 108; Resume. p. 28. T. II, F. 29—37.
In der Tinnyeer Fauna fand ich eine mittelgrosse Congeria, welche mit der von Anprusov be-
schriebenen Art übereinstimmt. Brusına hat diese Form bereits früher am Görgeteg (Symien) gefunden
und benannt, ohne zu publieiren.
Der Umriss des mittelgrossen typischen Exemplars (Fig. 9) ist keilförmig, mit stark gedehnten
Wirbelfeld; rückwärts schwach verbreitert; «das Dorsalfeld kaum flügelartig. Der Unterrand oder Ventral-
rand ist schwach gebogen, beinahe gerade. Der obere Rand ist lang, allmählich in den mehr oder minder
kurzen- Hinterrand übergehend. Der Wirbel ist hoch, scharf, gestreckt. Vom Wirbel nach rückwärts zieht
sich ein scharfer, schwach gestreifter Kiel, welcher die Oberfläche in den ziemlich sanft abfallenden Dorsal-
theil und den schmalen, flachen, bis zum Unterrand beinahe vertical abfallenden Verticaltheil theilt. Die
Schale ist diek, die Anwachsstreifen gewöhnlich stark. Das Ligamentgrübchen ist sehr schief und breit und
sehr prägnant ausgebildet, das Septum stark verlängert, schmal, von der Form eines gleichschenkeligen
Dreiecks. Die Apophyse tritt in der Form einer mächtigen, zugespitzten Platte aus der unterseptalen Ver-
tiefung hervor. Sie ist nach innen und hinten zu geschärft. Der Abdruck des Fussmuskels auf ihr ist
elliptisch. Der Abdruck der rückwärtigen Schliessmuskel ist beinahe kreisförmig und ein Theil der gelben
Muskelsubstanz ist noch erhalten. Anprusov hebt hervor, dass die rechte und Imke Schale von emander
ein wenig abweichen und dass keine zwei Exemplare einander gleich sind. Anprusov’s Abbildungen zeigen
das gut. Neben Exemplaren, deren Oberfläche der starken Anwachsstreifen zufolge stark wellig ist, kommen
andere, glatte vor. Bei den einen ist der Byssusausschnitt stark und demzufolge der Theil der Ventral-
seite um den Byssus herum convex, bei anderen hingegen ist der Byssusausschnitt kaum sichtbar und dem
entsprechend ist die Ventralseite nicht concav, sondern gerade. Auch der untere Rand kann gerade oder
gebogen sein und demnach varirt auch die Grösse des durch den Ventral- und unteren Rand gebildeten
(Ventro-anal-) Winkels und die Lage des längsten Transversaldiameters. Der Ventralrand erweitert sich
manchmal unter dem Wirbel zahnartig und dann entspricht demselben in der entgegengesetzten Klappe eine
Höhlung, in welche der Zahn passt. Bei anderen wieder ist keine Spur von diesem Zahn vorhanden. Ich
fand in Tinnye eine typische keilförmige Klappe (Fig. 9), deren rückwärtiger Theil sich nicht flügelartig
erweitert. Die Oberfläche ist zufolge der starken Anwachsstreifen wellig. Der Byssusausschnitt ist schwach,
— 149 —
die Byssusfurche jedoch deutlich. Unter dem Wirbel erweitert sich der Ventralrand zahnförmig. Der
srösste Transversaldiameter liegt rückwärts. Das Ventralfeld ist gerade, nicht concav. Diese meine Form
stimmt mit jenen Anprusoy’s (Fig. 36—37) am meisten überein, sie ist jedoch etwas höher, rückwärts breiter,
ihre Anwachsstreifen stärker. Der über die Oberfläche sich ziehende Rand ist gebogener und demzufolge
das Ventralfeld weniger vertical. Auch der Unterrand ist beinahe ganz gerade und fällt mit dem grössten
Transversaldiameter zusammen. Bei meiner Form streicht sich der Ventralrand abweichend von jenen
Anprusov’s zahnähnlich vor.
Maasse:
Meine Form (Fig. 9): ANDRUSOYV:
ano ee: u 2m 253 mm
Länge des Oberrandes (Dorsalrand) . . . .. 21, 187,
e "erlinterrandess (Chordaye se... 00. dr 1959-
En „ ÜUnterrandes (Ventralrand) . ». .. 2, DIE
Breite ee enden ee} 10
DiekertHoheper ur. Re ER gen TB;
Vergleicht man. also die Maasse meiner Form mit jenen Anprusoy’s, von welchen ich die Maasse
des meiner Form am nächsten stehenden Görgeteger Exemplars mittheile; so sieht man, dass meine Form
ein mittelgrosses typisches Exemplar repräsentirt.
Fundort: Die zwischen der Congeria spathulata Parrscun und Congeria slavonica Brus. stehende
Budmani ist bisher nur von Görgeteg und Tinnye bekannt. Während sie jedoch in Görgeteg häufig und
gross ist, findet sie tich in Tinnye, wo ich bisher nur ein, und zwar mittelgrosses Exemplar fand, selten,
in Budapest-Köbänya kommt überhaupt nicht vor. Diese Art erreicht demnach den Culminationspunkt ihrer
Entwicklung in der obersten pannonischen Stufe, im sogenannten „Congeria rhomboidea-Horizont“, und ist im
tieferen Niveau, wohin die Tinnyeer Fauna gehört, selten. Wahrscheinlich ist dies jene Form, welche
HanTKen in seiner Arbeit „Geologische Studien zwischen Buda und Tata“ unter dem Namen Congeria
spathulata Parrsch erwähnt (in der Sammlung Hanrtkens fand ich diese Form nicht). — Nach den An-
gaben von HANTKen erwähnt auch M. Hörses die Congeria spatlulata von Tinnye. (Foss. Mollusk. des
Tertiärbeck. von Wien.)
2. Congeria ramphophora, Bius.
1892. Congeria rhamphophora Brus.: Brusina: Fauna di Markusevec. p. 85.
1895. > Rn „ Lörentury: Papyrotheca. p. 392.
1896. BR „ » Brusına. La collection neogene de Hongrie. p. 142 (46).
1897. ” " » Anprusov: Dreissensidae. p. 113. T. III, F. 9—12.
Von dieser gleichschenkelig dreieckigen, mit schwach convexen Rippen verzierten Form fand ich
in Tinnye nur ein fragmentarisches Exemplar, dessen gerader oder kaum merkbar convexer Ventralrand
oder Unterrand abgebrochen ist. Der Hinterrand und Ober- oder Dorsalrand sind beinahe gleich lang.
Der Dorsalrand ist kaum merkbar convex; der Hinterrand bildet einen flachen Bogen, wie aus den An-
wachsstreifen hervorgeht. Vom Wirbel zieht sich — gerade wie bei Congeria Schmidti LöRENT. — ein
plattenförmiger Kiel gegen rückwärts, welcher auch hier von der Oberfläche der Muschel scharf hervor-
— 150 —
springt und diese in einen schmalen, flachen, verticalen, von oben unsichtbaren Vorder- und einen schwach
convexen Hintertheil zerlegt. Der scharfe Wirbel ist kaum gekrümmt. Das Septum ist klein, die Apophyse
verhältnissmässig gross und nach innen gerichtet. Die Anwachsstreifen sind schwach, dort jedoch, wo sie
den Kiel kreuzen, stärker, wodurch der Kiel schwach gezähnt oder wenigstens wellig ist.
Meine einzige bessere Muschel ist, obzwar mangelhaft erhalten, so wie alle meine Formen, welche
mit der Marcusevecer Fauna übereinstimmen, stärker und grösser, Denn während die Marcusevecer nur
5—6 mm lang ist, beträgt die Länge meines Tinnyeer Exemplars 18 mm. Abgesehen von der Grössen-
differenz ist meine Form ganz typisch, wie dies aus dem Vergleich mit den Marcusevecer Stücken hervor-
eine, Mit den Stücken von Ripanj stimmt mein Exemplar schon besser überein, da jene grösser sind als
die Markusevecer.
Die nächsten Verwandten der O. ramphophora sind ausser homoplatoides Anprus. Schmidti LÖRENT.
und simulans Brus. und ist ©. Schmidti noch bedeutend grösser als CO. ramphophora, und ihr Wirbel ist
stärker gekrümmt. Sie ist weniger gleichschenklig als ramphophora,, ihr Dorsalrand ist verhältnissmässig
kürzer und ihr Hinterrand viel mehr gebogen. Bei ©. Schmödti ist der durch Dorsalrand und Hinterrand
gebildete (Dorsal-anal) Winkel abgerundet, wohingegen er bei ramphophora ziemlich spitz ist. Während bei
letzterer Art das Ventralfeld schmal und vertical ist, zeigt es sich bei Schmidt? breiter und nicht vertical,
sondern schwach abfallend. Es kommt zwar auch bei ©, ramphophora vor, dass nämlich das Ventralfeld
nicht vertical ist. Der plattenförmig hervorspringende Keil ist bei ©. Schmidti stärker gebogen, ja manch-
mal sogar schwach S-förmig und gegen das rückwärtige Ende der Muschel langsam abgeschwächt, bei
ramphophora hingegen immer stärker werdend. Bei ©. Schmidti bildet der Byssusausschnitt eine deutliche
Spalte, die Byssusfurche fehlt. Der Kiel bei ©. sömulans Brus., welcher sehr scharf, doch nie mit einer
Lamelle verziert ist wie bei ramphophora und Schmidti, läuft gerade aus wie bei ©. ramphophora oder ist
ausserordentlich schwach S-förmig wie bei ©. Schmidti und ist stark nach vorne geschoben wie bei C. vam-
phophora. Demzufolge stimmt ©. simulans betrefis der verticalen Lage des Ventralfeldes besser mit ram-
phophora überein. Bei ©. simulans ist kein Byssusausschnitt vorhanden, doch besitzt sie manchmal eine
ziemlich starke Byssusfurche, die bei ramphophora und Schmidti fehlt. Der Hinterrand ist bei ©. Schmidti
stärker gebogen. der Uebergang des Dorsalrandes zu dem Hinterrand viel abgerundeter als bei vamphophora
oder simulans.
Fundort: Die bis dahin nur von Markusevec und Ripanj bekannt, liegt mir aus Tinnye in einem
Exemplar vor.
3. Congeria Doderleini Brus.
(Taf. X, Fig. 16—18.)
1892. Congeria Doderleini Brus.: Brusına, Fauna die Markusevec. p. 71.
1893. n nov. form. Lörentary: Beitr. zur Kennt. der unt. pont. Bildungen des Com. Szilagy ect. p. 314.
11V. 027.
1895. 3; Doderleini Brus., LörentneyY: Papyrotheca. p. 39.
1897. n as » Amprusov: Dreissensidae. p. 126. T. III, F. 23—30.
Eine verhältnissmässig kleine, mit aufgeblasenen, convexen Klappen versehene Art von variabler
Form, welche ziemlich häufig ist. Meistens werden beide Klappen zusammen gefunden, deren linke ge-
— al
wöhnlich etwas kleiner, nämlich kürzer und besonders niedriger ist, als die rechte. Sie zeigt entweder die
Form eines gestreckten Dreiecks oder öfter die „einer vorn breiten Fusssohle.“ Die Wurzel ist ziemlich
convex, die Anwachsstreifen sind wie bei den Markusevecer so auch den Tinnyeer Exemplaren ziemlich stark,
wohingegen Anprusov sie als zart bezeichnet. Der Wirbel ist etwas vom Rande verschoben, der Kiel stark
abgerundet und bildet, nachdem er vom Wirbel ausgehend sich auf die Dorsalseite wendet und in deren
Mitte die Richtung wechselnd sich gegen die Vorderseite kehrt, eine S-förmige Linie. Dieser Kiel theilt
die Oberfläche der Muschel in ein breites, hohes, schiefstehendes, convexes Ventralfeld und in ein schwach
convexes, unten beim Dorsal-Anal-Winkel eigenthümlich flügelartig erweitertes Dorsalfeld. Bei den Tinnyeer
zweiklappigen Exemplaren erweitert sich der Dorsal-Anal-Theil nicht flügelartig. Der Ventralrand ist convex
gebogen, der Byssusausschnitt nicht gerade schwach und bei den zwei zusammengehörigen Klappen nicht
gleich, sondern bald auf der rechten, bald auf der linken Klappe stärker. Der Ventralrand erweitert sich
auf beiden Klappen vorne zwischen dem Wirbel und dem Byssusausschnitt zahnförmig, und auch diese zahn-
förmig sich erweiternde Platte ist auf den beiden Klappen nicht gleich entwickelt, sondern bald auf der
rechten, bald auf der linken stärker. Brusına spricht bei der Beschreibung nur von dem scharfen und
hervorragenden Zahn der linken Klappe. Die Byssusfurche fehlt. Der Dorsalrand ist schwach gebogen
entweder convex oder concav, gewöhnlich sehr lang, länger als der Hinterrand, seliener gleich demselben
wie bei einem meiner Klappenpaare und bei Anprusov’s Figur 23, 27. Der Hinterrand ist zumeist sehr
kurz, schwach gebogen; stärker gebogen ist er nur bei solchen Exemplaren, wo er mit dem Dorsalrand
annähernd die gleiche Länge hat. Bei der kleinen Klappe ist das Septum im Verhältniss gross und breit,
von der Form eines rechtwinkeligen Dreiecks. Auch die Apophyse ist auffallend stark, breit und nach
innen gerichtet. Die Ligamentgrube und die diese begrenzende Leiste ist für gewöhnlich ebenfalls sehr
stark, wie dies aus Fig, 16b und 17a ersichtlich.
Maasse: it, II. (Fig. 16—18) III. Markuse-
linke rechte linke rechte linke rechte vecer!
Länge (Umboventral-Diameter) 12,0 12,5 mm 10,8 11,0 mm 10,0 10,0 mm 12,0 mm
Breite (Anteroposterior- „ ) DD 0.Dre 58 5082, 45 49 „ bien
Dicke (Höhe) 3). HUN E 2 Bl A Pr 30%
Brusına vergleicht diese Art in seiner Beschreibung mit der aus Bisenz (Mähren) stammenden,
von ihm Congeria Basteroti Drsm, benannten, nächstverwandten Form. Axprusov führt in seiner Mono-
graphie aus, dass die Bisenzer Oongeria mit der Cong. Basteroti Desz. nicht identisch, sondern eine neue
Art sei, welche er Cong. Neumayri Anprus. benennt. Die ©. Doderleini weicht jedoch von ©. Neumayri
in Vielem ab. Sie ist kleiner, gewölbter, dicker. Das Ventralfeld von ©. Neumayri ist weniger convex,
neben dem Byssusausschnitt concav, dasjenige bei Doderleini jedoch beinahe immer aufgewölbt und um den
Byssusausschnitt herum überhaupt nie concav. Während der stumpfe Kiel bei ©. Neumayri eine regelmässig
gekrümmte Linie bildet, ist jener von ©. Doderleini S-förmig. Als Unterschied erwähnt noch Brusısa, dass
der Oberrand bei ©. Neumayri eine mehr oder minder gebogene, beinahe halbmondförmige Linie bildet,
derjenige von Doderlini hingegen flügelartig ausgebreitet ist und mit dem Hinter- oder Analrand einen
Winkel bildet. Bei dem Taf. X, Fig. 16—18 abgebildeten, vom Typus abweichenden Klappenpaar aus
! Die Daten Anprusov’s. „Dreissensidae.“ p. 126.
Tinnye ist der durch Dorsal- und Hinterrand gebildete Winkel stark abgerundet, das Septum, die Apophyse
und die Ligamentgrube sind schwächer, diese Form nähert sich demzufolge der bei M. Hoeeszs C. Basteroti
genannten C. Neumayri (Voss. Moll. d. Tertiärbeck. von Wien. Taf. 49, Fig. 5—6), unterscheidet sich
jedoch durch die Form ihres Ventralfeldes und ihres Kieles von der letzteren Art.
Der starke Dorsalrand, der kurze Hinterrand, die grosse Ligamentgrube der ©. Doderleini erinnert
auch an C©. Budmani, doch sind die beiden Arten durch ihre angeführten Charaktere im Uebrigen von ein-
ander scharf getrennt.
Fundort: Von den bisher besprochenen Formen ist diese am meisten verbreitet. Wir kennen sie
von Ripanj (Serbien), Markusevec, Neudorf bei Wien. Nach Anprusov kommt sie wahrscheinlich auch bei
Gaya in Mähren vor. In Ungarn fand ich sie nur bei Olah-Lapäd und Tinnye, an letzterem Orte drei
zweischalige Stücke; in Budapest-Köbänya fand ich sie nicht. Bei Oläh-Lapäd wurde im oberen Niveau
zusammen mit Melanopsis impressa Krauss, Mel. Martiniana Fr. und Mel. vindobonensis Fuchs ein mangel-
haftes Exemplar gefunden, welches ich zuerst für eine besondere Art hielt.
b) Triangulares.
Die hieher gehörigen Formen weichen von den Mytiliformes darin ab, dass die dreieckige Muschel
einen starken Kiel und eine starke flügelartige Erweiterung besitzt. Diese Gruppe ist in unserer Fauna
durch zwei grosse Arten vertreten, Congeria Zujovidi Brus. und Congeria ormithopsis BRUS.
4. Congeria Zujovidi Brus.
(Taf. XV, Fig. 1—3.)
1897. Congeria Zujovidi Brus., Anprusov: Dreissensidae. p. 168. T. VII, F. 9-15.
Zwei mangelhafte Exemplare von Tinnye stimmen nicht ganz mit den in Agram liegenden Exem-
plaren von Ripanj überein. Zieht man jedoch den immerhin grossen Unterschied in Betracht, welcher
zwischen den bei Anprusov Fig. 9—10 abgebildeten Exemplaren von Gaya und den Fig. 11—15 darge-
stellten von Ripanj herrscht, so stehen meine Exemplare zwischen denen von Gaya und Ripanj, wie dies
aus den unten aufgezählten Merkmalen erhellt. Von meinen Exemplaren ist das in Fig. 1 dargestellte
typischer, obwohl das hinter dem Kiel gelegene Feld der Schale nicht concav, sondern schwach convex und
der Kiel weniger S-förmig ist, wie auf den serbischen Exemplaren.
Die Schale ist bei meinen Exemplaren ziemlich concav; von innen gesehen dem Ohr der Katzen-
arten ähnlich. Der Wirbel ist stark convex und gekrümmt. Der Oberrand ist gerade oder er bildet einen
sehr schwach convexen Bogen, welcher mit dem ebenfalls beinahe geraden (Fig. 2) oder schwach concaven
(Fig. 1) Analrand so wie auf dem Exemplar von Gaya einen Winkel von 100° bildet. Der Analrand ist
länger als der Oberrand. Der Ventralrand besteht wie bei der Gruppe der Subglobosae aus zwei Theilen
und theils aus dem mit dem beinahe geraden (schwach eoncaven) Hinterrand fast paralellen und dem unteren
convex gebogenen Theil. Der vom Wirbel ausgehende und in der Nähe des Unterrandes sich dahimziehende
Kiel ist zuerst ziemlich scharf, wird dann immer stumpfer und verschwindet gegen rückwärts und unten
verlaufend gänzlich. Bei meiner in Fig. 1 abgebildeten Form ist der Kiel beinahe ganz gerade wie auf der
Fig. 13 bei Anprusov, auf der in Fig. 2 dargestellten linken Klappe jedoch schon etwas mehr gebogen.
Der Ventralrand hat auf letzterer vor dem Septum gleich unter dem Wirbel einen zahnförmigen Vorsprung,
für dessen Aufnahme in der rechten Klappe neben dem Septum — wie auf Fig. 1b ersichtlich — eine
Vertiefung vorhanden ist, welche gegen aussen von einem schmalen Rand begrenzt wird. Dieser Rand er-
zeugt im Ventralfeld hinter dem Wirbel eine leichte Anschwellung. Während der Apicalwinkel nach Ax-
DRUSOY zwischen 75°—80° schwankt, beträgt er bei meinen Formen 82°. Das stark convexe Ventralfeld
ist kräftig entwickelt, doch nicht so sehr wie bei den Subglobosae, da der die Oberfläche der Schale theilende
Kiel sich noch am vorderen Theil der Klappe befindet. Vom Wirbel zieht sieh bis zu jener Stelle, wo
Ventral- und Analrand zusammentreffen, ein stark abgerundeter, kaum wahrnehmbarer Rand, welcher nur
dadurch zu erkennen ist, dass die Oberfläche einen starken Bruch aufweist, von welchem an sie jäh, bei-
nahe vertical abfällt. Das Dorsalfeld ist entweder gerade, flach (Fig. 1a) oder convex (Fig. 2b). Die
vorliegende rechte und linke Klappe weichen in der Entwickelung der Oberfläche in Vielem ab. Auf der
rechten Klappe (Fig. la) verläuft die stark abgerundete Kante beinahe ganz gerade und das Dorsalfeld
ist sehr schwach convex. Auf der linken Klappe ist die Kante schärfer, mehr rückwärts gelegen und ge-
bogener, schwach S-förmie. Das Ventralfeld ist convexer, die vom Wirbel zum Vereinigungspunkte des
Ventral- und Analrandes ziehende Kante stärker und besser sichtbar. Unsere linke Klappe neigt demnach
mehr zu den Subglobosae, besonders zur Partschi Cijz. Das Septum ist verhältnissmässig klein. Die
starke Apophyse hat die Form eines dreischenkeligen Dreiecks, ihre Spitze ist der Mittellinie zugewendet.
Die Byssusöffnung bildet eine lange, schmale Spalte (Fig. 3). Die Anwachsstreifen sind fein, aber scharf
und nur um die Byssusöffnung herum stärker.
Diese Charaktere sind auf den Abbildungen gut zu sehen. In Fig. 3 stelle ich die rechte und
linke Klappe Raummangels halber vereint dar, als ob sie zusammengehörig wären. Wie erwiesen sind sie
nicht nur nicht die Muscheln eines Individuums, sondern weichen von einander in ihrer Ausbildung ziemlich ab.
Anprusov nimmt an, ©. Zujovici sei in der Formenreihe eine weiterentwickelte Form der Oongeria
Wähneri Anprus. und Cong. moravica ANDRUS. C. Zujovici unterscheidet sich von ©. moravica darin, dass ihr
Umriss mehr viereckig, der Obertheil des Analrandes nicht so concav ist wie bei dieser. Der Apicalwinkel
ist stumpfer, denn während derselbe bei ©. moravica 60° beträgt, schwankt er bei Zujoviei zwischen 75—82°.
Fundort: Die bisher nur von Ripanj (Serbien) und Gaya (Mähren) bekannte Art liegt jetzt auch
von Tinnye vor. An allen drei Orten ist sie selten und in Budapest-Köbänya gar nicht vorhanden.
5. Congeria ornithopsis Brus.
(Taf. IX, Fig. 1-8.)
1859. Congeria triangularis PARTScH., v. Hantken: Die Umgegend von Tinnye. p. 569.
1861. ” H n 5 Geolosiai tanulmängoh Buda ei Tata között. p. 275.
1867. 5 „ I; M. Horrnes: Foss. Moll. von Wien. Bd. II. p. 363.
1887. 55 balatonica Parıscu, v. HAnTken: Tinnyea Vesdrhelyii nov. gen. et nov. spec. pP. 345.
1392. En ornilhopsis Brus., Brusina: Ueber die Gruppen der Congeria triangularis. p. 495.
1395. " r „» Lörentuer: Papyrotheca. p. 392.
1397. „ 8 „ Anprusov: Dreissensidae. p. 170. (Resume, p. 57) T. VII, Fig. 16-19.
Diese eigenthümliche Form ist auffallend convex und erinnert von der Seite wie im Profil gesehen
an einen Vogelkopf. Der Oberrand ist gerade oder bildet einen sehr schwach convexen Bogen, welcher in
Palacontographiea. Pd. XWLVIIL, 20
a HA
spitzem, flügelartig sich erweiterndem Winkel mit dem mehr minder concaven Analrand zusammentrifft.
Der Unterrand ist entweder stark concav oder S-förmig. Der kräftig vorstehende, scharfe Kiel, welcher
am Wirbel sich stark krümmt, zieht sich mit S-förmiger Biegung zum unteren Analwinkel. Manchmal ist
neben dem Hauptkiel noch eine gegen rückwärts verschwindende Kielfalte ausgebildet, wie bei ©. triangu-
laris. Der Kiel theilt die Oberfläche der Muschel in zwei Theile, in ein vorderes, jäh abfallendes, stark
convexes Ventralfeld und ein rückwärtiges, stark zusammengedrücktes (concaves), dreieckiges, flügelartig
sich erweiterndes Dorsalfeld. Nach der Form des Dorsalfeldes, je nachdem es stärker oder schwächer ist,
ändert sich die äussere Form ausserordentlich, wovon meine Abbildungen Zeugniss ablegen. Der Byssus-
ausschnitt fehlt beinahe immer und demzufolge ist die Form vorne selten offen (Fig. 2). Eie Byssusfurche
ist — wenn vorhanden — stark entwickelt (Fig. 2) und in diesem Falle ist das Ventralfeld vorne stark
concav. Der Ventralrand zeigt zwischen Wirbel und Septum meistens eine zahnartige Verlängerung (Fig. Ic,
%c und 3c). Das verschieden grosse Septum hat an seinen Spitzen die Form des abgerundeten Dreiecks.
Die Apophyse ist kräftig, länglich, stark nach innen gerichtet und von oben gut sichtbar.
Maasse:
(Fig. 1) (Fig: 2) (Fig. 3) (Fig. 4) (Fig. 5) (Fig. 6) _ANDRUSOV
Länge . : . »» „ . 43 mm A] mm 44 mm 52 mm 55 mm 5lmm 53 mm
Breite ee DIen 26. =, 20, 32 „ 30, AD
Dickes(Hohe) er Zr Bd, 1), kan Ian, Der le) m le
Länge des Oberrandes DD 98.5 De HF en BE Do Ade
Apikalwinkel . . . . 60° 60° 70° Adu 65° Daß ar
Winkel des Flügels . 110° 95° 100° 110° 105% 100 0°
Bezüglich der an einen Vogelkopf erinnernden Form weicht ©. ornithopsis von den übrigen Formen
der Triangules ab. Besonders ©. eroatica Brus. ist es, welche sich hinten ebenfalls flügelartig ausbreitet,
aber auch deren Dorsalfeld hat keine derartige Vertiefung, wie die ornithopsis. Bei eroatica ist der Analrand
nicht concav oder ist die Concavität so gering, dass die Umrisse demzufolge nicht an den Vogelkopf er-
innern, Anprvsoy hat Recht, wenn er im Gegensatz zu Brusına sagt, dass O. ormithopsis der Form nach
der Cong. moravica und Zujoviei näher steht, als der Cong. Hörnesi und eroatica. — Die nach dem Oberrand
verschobene Kante, sowie auch die Concavität des Unterrandes lassen die ©, ornithopsis der ©. moravica
und Zwjovici näher erscheinen. C. ornithopsis wird jedoch von diesen Arten, sowie auch von den übrigen
Formen der Triangulares-Gruppe scharf unterschieden durch die Entwicklung des Dorsalfeldes. Dieses ist
nämlich zusammengepresst, breitet sich flügelförmig aus und ist stark concav und eingedrückt, und fällt
anfangs — vom Rande ausgegangen — in demselben Maasse nach hinten, wie das Ventralfeld nach vorne,
und dieser Umstand trennt sie scharf von ihren übrigen Verwandten. Dass ©. ornithopsis thatsächlich in
naher Verwandtschaft zu Zujovici steht, das beweist die in Fig. 6 gegebene Abbildung, welche einen Ueber-
gang zu Zujovidi darstellt. Bei dieser Figur ist nämlich der Wirbeltheil schwächer entwickelt, breiter, nicht
so schnabelförmig vorgestreckt, und der Wirbel selbst windet sich nicht so stark, biegt sich nicht so ein,
wie bei C. ornithopsis Das Septum bildet an den Spitzen abgerundete Triangeln, welche nicht nur zwei,
sondern drei gleiche Seiten haben. Die Schale ist weniger aufgeblasen, die Kante ist schwächer, abgerun-
' Wahrscheinlich sind die beiden Winkelwerthe verwechselt, weil immer der Apikalwinkel kleiner ist.
— 15 —
deter. Das Dorsalfeld ist weniger eingedrückt, und da auch der Dorsalrand weniger concav gebogen ist,
wie bei dem Typus, so breitet es sich überhaupt weniger flügelförmig aus, d. h. die Fig. 6 abgebildete Form
neigt stark zu der mit ihr zusammen vorkommenden und in Fig. 2 Taf. XV abgebildeten Cong. Zujoviei
Brus., aber noch viel mehr zu der bei Anprusov Taf. VII Fig. 9 u. 10 abgebildeten C. Zujovici von Gaya.
Wenn die Form der ©. Zujovici so variabel ist, wie dies die Abbildunden bei Anprusov zeigen, so kann
das hier abgebildete Exemplar füglich auch zu ©, Zujoviei gestellt werden, nachdem es sich von O. Zujovici
von Gaya kaum unterscheiden lässt. Anprusov hebt hervor, dass die Gayaer Form von dem Typus ab-
weicht, indem sie hier etwas dünner und der Dorso-anal-Winkel kleiner ist; dieser beträgt bei dem typischen
serbischen Exemplar 110°, bei dem Gayaer nur 100°, und ich kann hinzufügen, dass während der Apikal-
winkel — an den Figuren Anprusov’s gemessen — bei dem typischen serbischen Exemplar 75°, bei dem
mährischen nur 63° beträgt. Der Analrand ist schwach concav, während er bei dem Typus kaum merkbar
convex ist. — Zum Schluss sagt Anprusov: „Wir dürfen daher die Exemplare aus Gaya als Uebergangs-
form zur Cong. moravica betrachten“. Ich kann indess auf Grund meiner Exemplare von Tinnye constatiren,
dass ©. Zujoviei von Gaya ebenso den Uebergang zu C. ornithopsis bildet, wie auch zu O. moravica. Diese
drei Arten sind also mit Uebergangsformen derart verbunden, dass es oft ziemlich schwierig ist, die Grenze
zwischen ihnen zu ziehen. Dass ich meine in Fig. 6 abgebildete Form — trotz des Gesagten — daher zu
©. ornithopsis und nicht zu ©. Zujoviei stelle, geschieht aus folgenden Gründen: Bei meiner Form ist der
Rand etwas nach hinten geschoben und verläuft in stärker ausgepräster S-Form, wie auf dem Stücke von
Gaya der Dorsalanalwinkel unserer Form grösser (100°) als bei Zujovici (92°), von Gayaer (68°) und aus
Serbien: während das Dorsalfeld — soweit man aus der unklaren Abbildung bei Anprusov folgern kann —
bei der Form von Tinnye eingedrückter, concaver ist. — Diese Charaktere weisen mehr auf CO. ornithopsis,
als auf ©. Zujoviei. CO. ormithopsis zeigt jedoch nicht nur Uebergänge zur — ebenfalls der Gruppe Trian-
gulares angehörenden — ©. Zujoviäi; ich habe unter Anderen auch ein Exemplar gefunden, welches mit
der — der Gruppe Subglobosae angehörigen — Partschi Orssex — grosse Aehnlichkeit besitzt (Fig. 1).
Bei diesem Stücke ist nämlich der Kiel so weit zurückgeschoben, dass das Dorsalfeld nur so klein ist wie bei
Partschi. Da jedoch der untere convex gewölbte Theil des Ventralrandes schmal ist, der Hinterrand concav,
das Dorsalfeld hinter dem Kiel stark eingedrückt und der Dorsoanalwinkel durch eine kleine flügelartige
Ausbreitung gebildet ist, so muss diese Form zu ©. ornithopsis gestellt werden.
Bei der in Fig. 2 abgebildeten Form ist der Theil um den Wirbel etwas abnormal entwickelt, das
Ventralfeld ist in Folge einer Verletzung überconcav. Besonderes Interesse bietet diese Form dadurch, dass
Bau des Wirbeltheiles mit dem in Fig. 8 abgebildeten Stücke vollkommen übereinstimmt: das Exemplar ist
eine junge, unentwickelte O. ornithopsis. Wenn man nämlich aus dem Wirbeltheile der Fig. 2 den An-
wachslinien entsprechend einen 24 mm langen und 16 mm breiten Theil abtrennen würde, so ergäbe das
eine zu der in Fig. 8 abgebildeten rechten passende linke Schale. Ich war anfangs geneigt, das in Fig. 7
abgebildete Exemplar für ©. ramphophora zu halten, da dessen vorstehende Kante so scharf ist, dass sie
sich förmlich abblättert und stark vorwärts geschoben ist. Der Vergleich mit den Agramer Exemplaren von
Ö. ornithopsis ergab jedoch, dass unser Exemplar nur eine Embryonalform der ©. ornithopsis ist.
Ein anderes Exemplar von C. ormithopsis — ebenfalls von Tinnye — zeigt auf dem Scheiteltheil
hinter dem starken Hauptkiel eine vorzüglich erhaltene dorsale Kielfalte, wie sie bei den typischen Trian-
gularis-Exemplaren von Radmanest und Tihany vorkommt. Diese Kielfalte beschränkt sich jedoch nur auf
- ae
den Scheiteltheil, später verliert sie sich, so dass gegen Mitte der Klappe keine Spur mehr davon da ist.
Auf den ersten Blick musste man dieses Stück für eine jüngere, aber typische ©. triangularis ParrıscH.
halten. Das Stück zeigt zugleich, dass Cong. triangularis Parrsca und Cong. ornithopsis Brus. in näherer
Verwandtschaft zu einander stehen, als dies Anprusov in seiner Monographie in der phylogenetischen Tabelle
der Formen der Triangulares-Gruppe (pag. 598 und Resume pag. 112) annimmt.
Fundort: (©. ornithopsis ist eine der verbreitetsten Formen der Triangulares-Gruppe. Bisher be-
kannte Fundorte sind: Wrbitz, Gaya, Aselsdorf, Tscheitsch (in Mähren), Streifing bei Nieder-Kreuzstetten
(in Nieder-Oesterreich), Soprony (im Sopronyer Comitat in Ungarn); nach Angabe von Brusına kommt sie
noch vor bei Drsnik in Bosnien, am östlichen Ende der Ebene von Ipek. In Tinnye sammelte ich vierzehn .
vollständige Exemplare und einige Bruchstücke. Im gleichen Niveau fand ich sie in Budapest-Köbänya bisher
noch nicht. Wahrscheinlich besitzt diese Art eine noch weit grössere Verbreitung. Die meisten der in der
Litteratur als ©. triangularis bezeichneten Formen, welche mit Melanopsis Martiniana und impressa zu-
sammen vorkommen, gehören wahrscheinlich zu ©. ornithopsis. Wahrscheinlich gehört auch die von R. Hoerxzs
aus Zemenye (Sopranyer Comitat) als „Congeria triangularis PArrscH,“ (Sarmatische Condylien aus dem
Oedenburger Comitat, pag. 57, 59) aufgeführte Form hierher. Eine Form mit schärferer Kante fand
Brusısa in Croatien, in Dubski Dol bei Sibiny, von welcher er glaubt, sie sei ebenfalls ornithopsis. Wahr-
scheinlich gehören auch jene defecten Exemplare grösstentheils hierher, welche ich aus Siebenbürgen unter
dem Namen Cong. cfr. Zsigmondyi Harn. aufgezählt habe. (Beiträge zur Kenntniss der unteren pont.
Bildungen des Szilägyer Comitats und Siebenbürgens.)
c) Modioliformes.
Zu dieser Gruppe zählt Anprusov die „modiolaartigen“ Formen, welche oft ungleichklappig sind.
Der Vorderrand ist, wenn auch schwach, doch zumeist deutlich ausgebildet. Die abgerundete Kiellinie liegt
median oder dorsal, seltener ventral. Die Byssusöffnung ist sehr schwach. Die Apophyse liegt öfters hori-
zontal in einer Fläche mit dem Septum. Diese Gruppe, deren typische Form Cong. amygdaloides Dunk ist,
ist in unserer Fauna durch drei, resp. vier Arten vertreten und theils durch die mit Cong. zagrabiensis
Brvs. nahe verwandten Cong. tinnyeana nov. sp., Cong. Gitneri Brus. und Cong. plana nov. sp. Als An-
hang setze ich die Cong. scrobieulata Brus. hieher.
6. Congeria tinnyeana nov. sp.
(Taf. XVI, Fig. la—1d.)
1395. Congeria tinnyeana nov. sp. LÖRENTHEY: Papyrotheca. p. 392.
1897. 3 35 s; Axprusov: Dreissensidae. p. 664 und 674.
Die solide, dieke Muschel ist breit, wenig convex, bald gestreckt, gedehnt oval, bald rhomboidal,
(las Dorsalfeld mehr-minder flügelförmig erweitert. Der Wirbel ist stark, streckt sich gegen die Ventralseite,
ist ziemlich stark gewunden und wird nach unten von einem zahnartigen, schwachen Randvorsprung begleitet,
welcher auf der linken Klappe vom Wirbel weiter nach rückwärts verschoben ist. Der vom Wirbel zum
unteren Analwinkel sich ziehende stark S-förmige Kiel ist anfangs scharf, wird jedoch gegen rückwärts all-
mählig schwächer und breiter, schliesslich platt. Hinter dem Hauptkiel befindet sich manchmal eine dorsale
Kielfalte. Der Kiel theilt die Klappe in zwei beinahe ganz gleiche Felder. Das obere dreieckige, schwach
eingedrückte Dorsalfeld wird von dem geraden Dorsalrand und dem beinahe ganz geraden, längeren oder
kürzeren Hinterrand begrenzt. Der Dorsal- und Hinterrand treffen in scharfem Dorsoanalwinkel zusammen.
Zwischen dem Kiel und dem stark gebogenen Ventralrand, also am Ventralfeld, zieht vom Wirbel bis etwa
zur Mitte des Ventralrandes eine sehr schwache Kante hin, welche das Ventralfeld in einen schmalen, viel
steiler, beinahe vertical abfallenden, flachen Vorder- und einen verhältnissmässig convexeren, breiten Hinter-
theil theilt. Der Ventralrand bildet vorne einen schwach concaven, von seiner Mitte gegen rückwärts hin-
gegen einen schwach convexen Bogen. Die Byssusöffnung ist sehr schwach. Die Oberfläche ist durch feine,
aber mit scharfen und tieferen Furchen abwechselnden Anwachslinien geziert. Das Septum bildet ein an
seinen Spitzen schwach abgerundetes, gleichseitiges Dreieck. Die von oben gut sichtbare Apophyse ist
gross, gestreckt, breit, mit ihrer Spitze gegen innen gerichtet. Ist die Ligamentgrube schwach, so ist sie
nur halb so lang wie der Dorsalrand. Dies ist der Fall einer rechten Klappe, auf der ovalen linken hin-
gegen ist sie kräftig entwickelt und reicht bis zum Ende des Dorsalrandes. Sehr schön sind die Eindrücke
des Mantels, der rückwärtigen Byssusmuskel und der Schliessmuskel zu sehen.
Maasse: mangelhafte Embryonen:
rechte Klappe: linke Klappe: rechte linke
Ian en ea lormm 41 mm Ill mm ll mm
Breiten ee N FBDioe,, 26 „ EP Ra 1.2,
Hohes WDickejeasn. re ae, Tas, A 4 „
Länge des Dorsalrandes . . 382 „ BlU =; Te TR
Apicalwınkelesnn er Tan 50° Han 53°
Dorsoanalwinkel . . . .... 95° 105° 36° — Sehr rund.
Cong. tinnyeana ist mit Cong. zagrabiensis Brus. sehr nahe verwandt, wie ein Vergleich meiner
Figuren mit jenen der Anprusov’schen Monographie Taf. IX, Fig. 17—19 zeigt. Die unterscheidenden
Charaktere sind die folgenden: Die ganze Muschel der ©. tinnyeana ist dicker, solider. Da rechte und
linke Klappe der neuen Art bekannt sind, lässt es sich mit Bestimmtheit constatiren, dass sie convexer,
aufgelaufener ist als ©. zagrabiensis. Auch die rechte Klappe allein ist convexer als diejenige von ©. zagra-
biensis, welche schon convexer ist als deren linke. Der Wirbel unserer Form streckt sich mehr vor und
ist gekrümmter als bei ©. zagrabiensis. Der Kiel verläuft in starker S-Biegung, wohingegen er bei ©.
zagrabiensis viel stumpfer ist und einen nahezu geraden, schwach gebogenen Verlauf nimmt. Die Kielfalte
hinter dem Wirbel ist an beiden Formen vorhanden. Die grössere Convexität meiner Form ist am Ventral-
feld am augenfälligsten, welches viel gewölbter ist als das von Ü. zagrabiensis; demzufolge ist auch
die vom Wirbel bis in die Mitte des Ventralrandes reichende schwache Kante an meiner Form stärker und
auffälliger, das Septum ist an meiner Form schmäler, nicht rundlich dreieckig wie bei (©. zagrabiensis, die
Apophyse ist gross, wohingegen sie bei ©. zagrabiensis klein ist. Das Innere der Muschel von ©. zagra-
biensis kennt man nicht, da die Klappe so dünn ist, dass man sie aus dem umgebenden Thon nicht frei-
legen kann; über die Eindrücke des Mantels und den rückwärtigen Muskeln lässt sich daher nichts sagen.
Dafür, dass ©. tinnyeana eine selbständige Art ist, spricht auch der Umstand, dass sie in einem
tieferen Niveau vorkommt als die ©. zagrabiensis, welche bisher nur aus der obersten pannonischen Stufe,
aus dem sogenannten Congeria rhomboidea M. Hoern.-Niveau bekannt ist.
— 155 —
Meine Form nähert sich, da sie convexer ist als ©. zagrabiensis und der Wirbel stark hervortritt,
mehr der ©. Osjreki ParıscH als der ©. zagrabiensis. Die flügelartige Erweiterung des Dorsalfeldes und
die gewölbte Form des Ventralfeldes, so auch die rhomboidale Gestalt bringen meine Form dagegen wieder
der CO. zagrabiensis näher. CO. tinnyeana bildet also eine Mittelform zwischen €. Chjzeli und CO. zagrabiensis,
steht aber der letzteren näher. $
Interessant ist, dass bei ©. tinnyeana, wie bei C. zagrabiensis schmälere, gestreckt ovale (AnDRUSOV,
Dreissensidae. IX, 17—18) und breite, rhomboidale Formen (Dortselbst. IX, 19) vorkommen. Zwischen
meinen zwei ausgewachsenen Exemplaren besteht der Unterschied, dass auf der breiten, rhomboidalen,
rechten Klappe der Dorsalrand beinahe so lang ist als der kaum gebogene Hinterrand, während auf der
länelich ovalen, linken Klappe der Dorsalrand um ein Drittel länger ist als der ziemlich gebogene Hinter-
rand. Während weiter der Ventralrand auf der rechten Klappe etwa in der Mitte am stärksten gebogen
ist, fällt der am stärksten convexe Theil der linken Klappe mehr nach rückwärts. Hieraus folgt, dass auf
der rechten Klappe der grösste Transversaldurchmesser ein wenig vor die Mittellinie, auf der linken Klappe
bedeutend hinter dieselbe fällt. Auf der rechten Klappe befindet sich hinter dem Kiel die dorsale Kielfalte,
auf der linken fehlt dieselbe, sogar am Wirbelfelde, wo sie am stärksten sein sollte. Bei der zweiklappigen
Jugendform ist ‘die dorsale Kielfalte auf beiden Klappen vorhanden, auf der rechten Klappe jedoch stärker.
Fundort: Ausser zwei erwachsenen Exemplaren und einer Jugendform dieser neuen Art fand ich
in Tinnye eine lose rechte Klappe und eine linke, welche mit Ausnahme der Wirbelpartie Steinkern ist.
In Budapest-Köbanya ist ©, tinnyeana bisher nicht nachgewiesen.
7. Congeria Gitneri Brus.
(Taf. X, Fig. 11—12 und 14—15.)
1879. Congeria amygdaloides Dunk., L. MAÄrToNFı: A szilägysomlyöi neogen. p. 195.
1892. MN Gitneri Brus., Brusına: Fauna di Markusevec. p. 184 (72).
1895. Er sp. Lörentuer: Beitr. zur Kennt. d. unterpont. Bild. d. Szilägyer Comitates etc. p. 302.
1895. „ Gitneri Brus., Lörextary: Papyrotheca. p. 892.
1896. > »” „» Brusına: La collection neogene de Hongrie etc. p. 142 (46).
1397. e 5 » Anprusov: Dreissensidae. p. 189 (Resume. p. 40). Taf. VIII, Fig. 33—36.
Die kleine, ovale, mit ©. Brardi Au. Broxg. nächst verwandte Art ist in unserer Fauna sehr häufig.
Der Dorsalrand bildet eimen schwach convexen Bogen, welcher meist kürzer ist als der bedeutend convexere
Analrand, obzwar bei meinen convexeren, grösseren Exemplaren der Dorsalrand länger ist. Der Dorsalrand
geht ohne Grenze in den Analrand über. Der Analrand ist schwach concav. Der kleine Wirbel ist abge-
rundet, zur Seite geschoben, auf der rechten Klappe convexer als auf der linken. An Stelle des fehlenden
Kieles ist die Oberfläche in der Mitte der Klappe stark convex; ventral davon ist die Oberfläche stark
convex, gegen rückwärts verflacht und in der Nähe des Dorsalrandes eingedrückt. Demzufolge entsteht
eine mehr oder minder breite Furche und die Form erweitert sich manchmal zwar schwach, flügelartig.
Vom Wirbel bis zum rückwärtigen Ende des Analrandes zieht auf manchen Exemplaren eine schwache
Furche, welche meist nur in günstiger Beleuchtung erkennbar wird. In Folge dieser Furche entsteht auf
der Mitte der Klappe ein schwacher, runder Kiel und hinter diesem eine dorsale Kielfalte, beide so schwach,
dass sie nur bei gewisser Beleuchtung unter der Lupe sichtbar sind. Viel charakteristischer für diese Art
ist eine ziemlich tiefe Furche, welche unter dem Wirbel beginnt und sich halbkreisförmig über den concaven
vorderen Theil des Ventralfeldes bis zum gut sichtbaren Byssusausschnitt zieht; auf meinen Abbildungen
tritt dieses nicht klar genug hervor. Charakteristisch ist feıner, dass am Wirbel die ovale Embryonalschale
meist vorhanden ist, welche sich scharf vom übrigen Theil der Muschel abhebt. Um sie herum laufen kreis-
förmige, feine, auffallend scharfe, das Anwachsen reizende Furchen, und zwar derart, dass das Ventralfeld
immer schneller wuchs und sich so der Wirbel zur Seite schob. Das Septum ist verhältnissmässig breit,
die spitze Apophyse verhältnissmässig stark nach unten gerichtet.
Wie die meisten meiner Formen, so erreicht auch diese in der Umgebung von Budapest grössere
Dimensionen als in Markusevec, von wo sie Brusına beschrieb. Das grösste Exemplar von Markusevee ist
5,5 mm lang und 3 mm breit, von Tinnye dagegen liegt ein 9,5 mm langes und 6 mm breites Stück vor.
Ausserdem fand ich embryonale Exemplare von nur 1 mm Durchmesser. Jugendliche und unausgewachsene
Exemplare sind auch die hier abgebildeten Formen.
Fundort: Diese bisher nur von Markusevec bekannte Art ist in Tinnye sehr häufig, mir liegen
von hier über 200 Exemplare der verschiedensten Grösse von 1 bis 9,5 mm Durchmesser vor. In Budapest-
Köbänya fand ich nur einige Exemplare. Bei Szilägy-Somlyö kommen typische Exemplare vor, welche
Mirronrt unter den Namen amygdaloides in seinem Werke erwähnt. Im Material von Pereeseny fand ich
mehrere Exemplare.
Dieses reiche Material überzeugte mich, sowie BrusmAa davon, dass dies thatsächlich eine neue Art
sei und nicht das Embryo einer bereits bekannten Art.
s. Congeria plana, nov. Sp.
(Taf. IX, Fig. 12—13.)
13895. Congeria nov. sp. LÖRENnTHEY: Papyrotheca. p. 392.
Diese verhältnissmässig kleine und ungleich klappige Art ist flach, von der Form eines gleich-
schenkeligen oder beinahe gleichschenkeligen Dreieckes; die linke Klappe ist flacher als die rechte. Der
Wirbel ist sehr schwach gekrümmt, spitz und steht am Ende. Das erste Drittel des Kiels ist scharf, später
wird der Kiel breit und abgerundet (auf den Abbildungen ist der Kiel aus Versehen in seinem ganzen Ver-
laufe scharf gezeichnet). Der Kiel verläuft bogenförmig oder S-förmig am Ventralfeld und theilt die Ober-
fläche in zwei ungleiche Theile. Das schmälere Ventralfeld ist flach oder wenig convex, bei jüngeren
Exemplaren steil, da der Kiel bei diesen näher am Ventralrande liegt. Das breitere Dorsalfeld ist schwach
convex, sich verbreitend, manchmal ist die schwache Spur einer Kielfalte darauf zu sehen. Der Vorderrand
ist sehr schwach. Der Ventralrand bildet einen schwach convexen Bogen und dehnt sich auf der linken
Klappe zahnartig gegen vorne. Auf der rechtseitigen Klappe zieht sich vom Wirbel bis etwa zur Mitte
des Ventralrandes eine bogenförmige Furche hin. Der Dorsalrand ist lang, gerade, seltener schwach ge-
bogen, der Hinterrand schwach gebogen und entweder so lang wie der Dorsalrand oder etwas kürzer. Der
Dorsalrand geht in abgerundetem Winkel in den Hinterrand über. Die Ligamentgrube ist stark entwickelt
und beinahe so lang wie der Dorsalrand. Die Anwachslinien sind stark und scharf. Das Septum besitzt
die Form eines an seinen Ecken abgerundeten gleichseitigen Dreieckes und liegt in der convexeren linken
Klappe tiefer als in der rechten. Die Apophyse ist ein mit der Spitze gegen unten und gegen die Ventral-
Be ln
seite gekehrtes Dreieck; sie ist im der rechten Klappe stärker, spitzer als in der linken. Die rückwärtigen
Muskelabdrücke sind besonders stark.
Die Maasse eines kleinen Klappenpaares und der beiden abgebildeten Exemplare sind folgende:
Klappenpaar: linke rechte
linke rechte _ Fig. 12 Fig. 13
Länge N RN Eee le ET! 9,5 mm 16 mm 16 mm
Breite. SR ONE, 6 n la, 1095,
Länge des Dörsalrandes . . .».. 65, a ah 14,5,
Hohes: nn. ee eye 2 A Da 4,5 „
©. plana erinnert am meisten an die bei Anprusov Taf. VIII, Fig. 31—32 dargestellte jugendliche
Congeria Regehaki Brus. Der Dorsalrand ist bei beiden lang, so dass die äusseren Conturen ein gleichseitiges
Dreieck bilden. Der Ventralrand und Hinterrand bildet einen schwach convexen Bogen und auch der Dorsal-
winkel stimmt bei beiden überein. CO. plana ist aber etwas flacher, der Kiel ist noch mehr gegen den
Ventralrand verschoben als bei ©. Rzehaki und, wie ich aus der Abbildung Anprusov's schliesse, ist der
Kiel der ©. plana wenigstens am Wirbelfelde stärker wie bei der ©. Rzehaki. Anderseits erinnern die
jugendlichen Exemplare der ©. plana, deren Kiel mehr nach vorne gerückt ist und deren Ventralfeld dem-
nach plötzlicher abfällt, sehr an ©. scrobieulata Brus. var. carinifera, nov. form. Verkleinert man den
Apikalwinkel der jugendlichen plana, wodurch der Hinterrand bedeutend kürzer wird, so entsteht die serobieulata
Brus. var. carinifera, nov. form.
Fundort: ©. plana fand ich bisher nur in Tinnye, wo sie nicht eben selten ist,
9. Congeria serobiculata Brvs.
(Taf. X, Fig. 1—2.)
1895. Congeria serobiculata Brus., LÖRENTHEY: Papyrotheca. p. 392.
1397. e 5 „ Anprosov: Dreissensidae. p. 231 (Resume. p. 50). T. XVI, F. 27—30.
Die zarte, dünne Muschel dieser variablen Art ist schmal und langgestreckt. Der Wirbel steht am
Ende, er ist stumpf, tritt jedoch deutlich hervor. Vom Wirbel zum Hinterrand läuft ein ventral liegender
Kiel, der mit einem Vorsprung verziert oder seltener abgerundet ist. Wenn die Kiellinie beinahe in der
Mitte liegt, so verläuft sie meist in Bogen- (Fig. 1) oder S-Form (Fig. 2). Zumeist ist sie jedoch nach
vorne geschoben; sie ist dann gerade oder schwach S-förmig und — dies die Hauptsache — nicht ab-
gerundet, sondern scharf und rückwärts von einer Furche begrenzt, wodurch sie rippenförmig hervortritt
(Taf. IX, Fig. 14 und Taf. X, Fig. 3—5). Diese Kielrippe verstärkt sich gegen hinten und ist manchmal
nur hier sichtbar. Sie erinnert an die ähnliche rippenförmige Kante der Dreissensia eristellata Roru, bei
welcher Art sie jedoch am Wirbel am stärksten ist und nach rückwärts schwächer wird. Dem Kiel ent-
spricht inwendig — am rückwärtigen Ende der Muschel — zumeist eine Furche. Der Kiel theilt die Ober-
fläche in zwei ungleiche Theile. Die beiden Theile sind von sehr verschiedener Ausbildung. Je mehr der
Kiel nach vorne geschoben ist, um so schärfer ist er, und um so schmäler wird das Ventralfeld, es fällt
plötzlich ab und ist kaum wahrnehmbar convex. Liegt hingegen der Kiel mehr rückwärts (in diesem Falle
ist er immer abgerundeter), so wird das Ventralfeld grösser und convexer. Das Dorsalfeld ist in beiden
Fällen breiter als das Ventralfeld und flach oder sehr wenig convex. Der Vorderrand ist, obwohl schwach,
— 161 —
doch deutlich entwickelt. Der Ventralrand ist gerade, schwach gebogen oder S-förmig mit deutlichem
Byssusausschnitt. Der Dorsalrand ist gerade oder kaum wahrnehmbar convex gebogen und sehr lang, wie
bei ©. Doderleini. Der Dorsalrand geht unvermerkt in den schwach gebogenen, manchmal beinahe geraden
kurzen Hinterrand über. Die Byssusfurche ist gut entwickelt und geht im Halbkreis vom Wirbel bis zum
Ventralrand. Das Septum ist sehr charakteristisch ausgebildet, breit, dünn, tief liegend. Vorne wird es
vom zahnartig nach vorne gestreckten Vorsprung des Ventralrandes begrenzt. Die Apophyse bildet am rück-
wärtigen Theil einen kleinen löffelförmigen Fortsatz. Derselbe liegt mit dem Septum in einem Niveau, ist
mit diesem ganz verwachsen, so dass dann von einer besonderen Apophyse nicht die Rede sein kann, oder
er liegt etwas tiefer und ist in diesem Falle nach innen und gegen die Ventralseite gekehrt. Der erste
Fall kommt bei der linken, der zweite bei der rechten Klappe vor. Der Abdruck des vorderen Fuss-
muskels ist klein. Die linken Klappen, bei welchen der Abdruck des vorderen Fussmuskels am Septum
selbst liegt, resp. wo die Apophyse vom Septum kaum abgeschieden ist, da sie mit demselben in einem
Niveau liegt, erinnern an Dreissensiomya aperta. Die Ligamentgrube ist schwach und von wechselnder
Ausbildung, meist um Weniges länger als die Hälfte des Dorsalrandes; seltener beinahe eben so lang
wie der Dorsalrand. Auf der linken Klappe ist sie immer länger und kräftiger als auf der rechten. Die
Klappen sind etwas ungleich. Wie bereits bemerkt, ist auch das Septum verschieden, indem auf der linken
Klappe keine eigentliche Apophyse vorhanden ist; der vordere Fussmuskel ist hier an eimem kleinen Fort-
satz des Septums befestigt, auf der rechten Klappe hingegen ist die Apophyse schärfer vom Septum ge-
trennt. Die rechte Klappe ist etwas convexer, ihr Kiel kräftiger, schärfer und der Byssusausschnitt etwas
stärker als auf der linken Klappe. Auf letzterer ist wieder die Ligamentgrube kräftiger als auf der rechten.
Meine Formen sind bezüglich ihrer Grösse sehr verschieden. Während das bei Anprvsov abgebildete ein-
zige Exemplar 6,5 mm lang ist, schwankt die Länge meiner mehr als 500 Exemplare zwischen 2—13 mm,
wobei die Breite zwischen 1—4,5 mm varürt.
Es hält schwer, ©. scrobieulata in eine der durch Anprusov aufgestellten sechs Gruppen einzureihen,
da sie mit keiner ganz übereinstimmt. Zwischen den von Anprusov als „isolirte und zweifelhafte Formen
der Gattung Congeria“ mitgetheilten Formen figurirt sie an erster Stelle. Thatsächlich bildet sie jedoch
den Uebergang zwischen den Mytiliformes und Modioliformes. Ihr Aeusseres erinnert am meisten an
©. spathulata, sie steht demnach in dieser Beziehung den Mytiliformes näher, Die Kiellinie liegt ventral
wie bei den Mytiliformes. Die schwache Ausbildung des Vorderrandes weist auf die Modioliformes
hin. Ihre Klappen sind ungleich wie die der Modioliformes. Die Apophyse liegt mit dem Septum in
einer horizontalen Fläche, was ebenfalls auf die Modioliformes hinweist. ©. scrobienlata vereinigt in sich
also Charuktere der Mytiliformes und Modioliformes; nachdem sie jedoch in vielen Beziehungen der
Cong. plana, nov. sp. nahe steht, stelle ich sie vorläufig ans Ende der Modioliformes.
Die sehr wechselnden Gestalten der Cong. serobieulata lassen sich im zwei durch Uebergänge ver-
knüpfte Modifikationen gruppiren:
Die typische seltenere Form ist jene, welche auch Anprusov in Fig. 27—30 abbildet. Charakte-
ristisch ist der beinahe in der Mitte verlaufende S-förmige oder schwach gebogene Kiel, welcher nur beim
Wirbel scharf, später abgerundet ist. Ventral- und Dorsalfeld sind beinahe gleich breit, beide sind convex.
Die Apophyse ist ziemlich stark und mit ihrer Spitze nach abwärts, der Ventralseite zugewandt.
Fundort: Diese Form, welche bisher nur aus Gaya (Mähren) und Ripanj (Serbien) bekannt war,
Palaeontographiea. Pd. NLVIIL. al
eo
fand ich auch in Tinnye, wo ich nur einige typische und viele zur folgenden neuen var. carinifera gehörenden
Formen fand. In Budapest-Köbänya kommt der Typus — so wie in Ripanj — nicht vor.
10. Congeria serobiculata Brvs., var. carinifera, nov. var.
(Taf. IX, Fig. 14 und Taf. X, Fig. 3—6.)
Hier fasse ich jene Formen zusammen, welche kleiner und flacher sind als der Typus. Der nicht
abgerundete, scharfe, rückwärts von einer Furche begrenzte, rippenartig erhabene, nach rückwärts sich ver-
stärkende, beinahe gerade verlaufende Kiel ist ganz auf den ventralen Theil verschoben, so dass das Ventral-
feld viel schmäler ist als das Dorsalfeld; es ist dabei fast vertical oder wenigstens sehr jäh abfallend, sehr
schwach eonvex oder ganz flach. Das breite Dorsalfeld ist ebenfalls flach. Der Dorsalrand ist hier ver-
hältnissmässig länger wie beim Typus der Art. Der Hinterrand ist flacher gebogen. Der Ventroanalwinkel
ist hier ziemlich spitz, wohingegen er beim Typus abgerundet ist. Die Apophyse ist schwach, sie liegt in einem
Niveau mit dem Septum, ist mit demselben ganz verwachsen und bildet gleichsam einen Vorsprung desselben.
Diese Formen sind durch Uebereänge verknüpft, obzwar die var. carinifera ziemlich selbständig
scheint und viel verbreiteter und häufiger ist, als die Grundform, so dass ich, wenn Anprusov nicht Formen
mit abgerundeten Kanten abgebildet hätte, eher die mit scharfer und am Ventralfeld beinahe abgerundeter
Kante versehene häufigern Form als Typus angenommen hätte, nachdem sie Brusma weder abbildete
noch beschrieb.
Fundort: Während von Tinnye nur einige typische Exemplare vorhanden sind, sammelte ich hier
mehr als 600 Vertreter dieser Varietät. In Budapest-Köbänya kommt ausschliesslich die var. carinifera
vor, deren ich hier 16 Exemplare fand. In Ripanj ist ebenfalls nur die Varietät vertreten, deren Formen
jedoch stets kleiner sind, als die von Tinnye. Wenn ich mich recht erinnere, ist sowohl der Typus als auch
die var. cearinifera dieser Species in Brusına’s neuen Aufsammlungen von Markusevec vorhanden.
d) Subglobosae.
Hieher gehören zumeist grosse, aviculaartige oder kugelige Formen, deren Ventralrand einen sehr
convexen Bogen bildet und in zwei Theile zerfällt, deren vorderer die Rolle des Vorderrandes spielt; es ist
dies jedoch nur ein falscher Vorderrand, weil der echte — obzwar rudimentär — unter dem Wirbel vor-
handen ist. Der Hauptkiel besteht oft aus zwei, manchmal fadenförmigen Falten. Die Apophyse ist oft
vom Septum getrennt und nach rückwärts geschoben. Diese Gruppe ist in unserer Fauna durch Cong.
subglobosa ParrscH. und Oong. Partschi Cisiex vertreten, welche jedoch nicht unter die häufigen Arten ge-
hören. Als Anhang an diese Gruppe wird hier wie bei Anprusov Congeria Märtonfii Lörent. beschrieben,
welche die herrschende Form unserer Fauna ist.
11. Congeria Partschi Cisiex.
(Taf. XV, Fig. 4.)
1893. Congeria Partschi 07J7., Lörentnuey: Beitr. z. Kennt. d. unterpont. Bild. d. Szilägyer Com. u. Siebenbürgens.
p: 290, 291, 292, 301, 317, 318 und 319. Siehe hier die vorhergehende Literatur.
1897. 3» „ 5 Anprusov: Dreissensidae. p. 217. T. XII, F. 6-11.
Neben mehreren Bruchstücken liegt das Taf. XV, Fig. 4 abgebildete unversehrte typische Exemplar
— 163 —
vor. Dieses ist oval gestreckt rhombisch. Der Dorsalrand ist schwach gebogen und geht unter einem
Winkel von 125° in den ähnlich langen Hinterrand über. Der vordere, längere Theil des Unterrandes ist
gerade und parallel mit dem Hinterrand, während sein ziemlich gebogener hinterer kleinerer Theil mit dem
Dorsalrand beinahe parallel läuft. Die auf den gekrümmten, gegen die Ventralseite geschobenen Wirbel sich
befindende Kante ist anfangs scharf, später abgerundet. Mit der Kante parallel läuft über das Dorsalfeld
eine schwache Falte. Die Ausbildung der Muschel ist typisch, das Ventralfeld breit, convex, gegen den
Ventralrand abfallend; das Dorsalfeld schmal, schwach concav. Auf dem vorderen, vertical abfallenden,
schmalen Theil des Ventralfeldes, unter dem Septum befindet sich jene kleine, von einer Furche begrenzte
Kante, welche nur auf der gut entwickelten und erhaltenen rechten Klappe vorhanden zu sein pflegt und
zur Aufnahme des zahnartigen Fortsatzes der linken Klappe dient. (Eine solche ist auf der Abbildung der
Cong. Zujovici Brus., Taf. XV, Fig. 1b zu sehen.) Vorne liegt eine schwache spaltartige Byssusöffnung.
Die Byssusfurche fehlt. Die Maasse meiner Form sind in Folgendem neben jene bei Anprusov gestellt:
Anprusov’s Maasse
EB Be ee ee 50 mm 54 mm 46 mm 36 mm
Breite ae u DB SOME SDR Az oo
Diekegodershicheuer euer: 17»... le) pr ilB) 26
Länge des Oberrandes . . . . . De Sr 230, 200,
Apikalwınkeeuesne ee 50° 85° 550 era.
Dorsoanalwinkena 2 nern 1150 126° 125°
Fundort: C. Partschi ist im Wiener Becken und auch in Ungarn verbreitet. Die in der ungarischen
Literatur unter dem Namen Partschi citirten Formen gehören nicht alle zu dieser Art. Typische Formen
sind ausser vom Wiener Becken noch von Markusevec, Ripanj und Begaljica (Serbien), Szilägy-Somlyö und
Perecesen (Com. Szilägy), Nikolinez (Com. Krassö-Szöreny) und Dolni-Tuzla (Bosnien) bekannt. Als neuen
Fundort kann ich Tinnye nennen, doch gehört die Art hier wie in Markusevec zu den selteneren Formen.
In Budapest-Köbänya ist sie aus dem Brunnen der Schweinemästerei unbekannt, doch kommt sie bei den
Ziegelfabriken vor und zwar im höheren Niveau der pannonischen Stufe.
12. Congeria subglobosa ParrscH.
2
1884, Dreissena subglobos« ParrtscH, S. Brusina: Congerienschichten. p. 134.
1892. Congeria 55 3 > Fauna di Markusevec. p. 180.
1893. » n " Lörentary: Beitr. z. Kennt. d. unterpont. Bild. d. Szilägyer Com. und Sieben-
bürgens. p. 291, 317 und 319.
1897. 5 „> ” Anoprusov: Dreissensidae. p. 220 u. f. (Resume. p. 48). T. XII, F. 12—16.
Siehe hier die vorhergehende übrige Literatur.
Drei fragmentär rechte Klappen, welche der C. Partschi ähneln, werden aus unten angegebenen
Gründen zu ©. subglobosa gestellt.
Die Stücke stimmen mit der bei M. Hörnes „Foss. Moll. d. Wiener Beckens Taf. 47, Fig. 2“ ab-
gebildeten Form am meisten überein, obwohl sie kleiner, dünner und noch schlanker sind.
Der äussere Habitus, und besonders die auffallende Convexität weisen schon auf den ersten Blick
auf C©. subglobosa hin. Der vom Wirbel bis zum hinteren Ende des Analvandes ziehende Kiel ist nicht so
— 164 —
scharf wie bei C©. Partschi, sondern abgerundet, wie bei ©. subglobosa; die äussere Form ist nicht so rhom-
bisch, wie bei ©. Partschi, sondern an ihren Enden mehr abgerundet, gestreckt viereckig. Obwohl die vom
Wirbel zum Vorderende des Ventralrandes hinziehende Kante, die Pseudolunularkante, stumpf ist, so ist sie
doch stärker als bei ©. Partschi. Demzufolge ist der Theil der Klappe, welcher zwischen Pseudolunularrand
und Ventralrand liegt und welchen Anprvsov Lunula nennt, viel breiter und verticaler wie bei CO. Partschi
und stark concav, wie bei der typischen subglobosa. Auf diesem grossen Pseudolunularfeld ist bei meiner
Form auch die für subglobosa charakteristische Furche vorhanden, welche sich vom Wirbel in starkem Bogen
an der vorderen Kante des Pseudolunularrandes bis zum rückwärtigen Ende der Byssusöffnung zieht. Der
Byssusausschnitt ist etwas grösser als bei ©. Partschöi. Während bei letzterer Art der vordere Theil des
Ventralrandes gerade, der hintere stark gebogen ist, ist hier übereinstimmend mit ©. subglobosa der vordere
Theil convex und demnach der Ventralrand S-förmig. Das Septum besitzt die Form eines an seinen Spitzen
abgerundeten Dreieckes. Davor, unmittelbar unter dem sich krümmenden Wirbel streckt sich der Rand
flügelartig aus. Der innere Theil dieses flügelartigen Fortsatzes ist concav und so hat zwischen demselben
und dem Septum der zahnartige Fortsatz des Ventralrandes der linken Klappe Platz.
Diese Charaktere bringen meine Form jedenfalls der ©, subglobosa näher, dass jedoch der mittlere
schwach convexe Theil der Klappe vom Kiel zum Pseudolunularrande sich nicht hebt, sondern schwach fällt,
nähert sie der ©. Partschi. Das Gleiche beobachtete übrigens auch Brusına an den Markusevecer Exemplaren.
An letzteren ist noch eine andere interessante Abweichung zu konstatiren, nämlich dass der Kiel durch eine
Furche in zwei Theile getheilt wird. Nachdem meine Form durch mehrere Charaktere der subglobosa näher
gebracht wird, zähle ich sie hieher, obzwar sie auch zur Partschi neigt. Die vorhandenen. Uebergänge er-
klären es, dass Parrscm noch die im Wiener Becken vorkommenden €, subglobosa und Partschi als subglobos«a
betrachtete und erst später Cajzek die ©. Partschi abtrennte, welche heute allgemein als besondere Art gilt.
Fundorte: Ausser im Wiener Becken, Grocka und Begaljica (Serbien) kommt ©. subglobosa in
Ungarn bei Markusevee, Perecsen und in Tinnye vor. In Budapest-Köbänya fehlt sie. Die Marcusevecer
Exemplare stehen, wie Brusına sagt, zwischen der bei M. Hörxes Fig. 1 abgebildeten breiten und der in
Fig. 2 dargestellten schlanken Form. Meine Formen sind noch schlanker als die bei Hörxes Fig. 2 ab-
gebildeten. In Tinnye sind diese vom Typus abweichenden Formen nicht gerade sehr selten, da ich ausser
den erwähnten drei rechten Klappen noch einige hergehörende Fragmente fand. Wie in Markusevec so
kommen auch in Tinnye keine zweiklappigen Stücke vor wie bei Brünn.
13. Congeria Märtonfii Lörknr.
(Taf. X, Fig. 7—10 und 19— 20.)
1879. Congeria CZjzeki (non ParzscH iuv.?) Märronrı: A szilägysomlyöi neogen kepletek. p. 195.
1879. » amygdaloides (non Dunk.) MÄrToNFL: Dortselbst. p. 195.
1892. ; subglobosa juv. (non ParrscH) Brusina: Fauna di Markusevec. p. 180.
1893. sn psendoaurieularis LÖRENT., LÖRENTHEY: Beitr. z. Kennt. d, unterpont. Bild. d. Szilägyer Com. etc.
p- 301. T. IV, F. 8.
1893. Hi Märtonfii Lörent., LÖRENTarY: Dortselbst. p. 302. T. IV, F. 6.
1895. “u sp. Lörexeney: Dortselbst. p. 293.
1895. 53 Maärtonfii Löresv., Lörentuey: Papyrotheca. p. 392.
1897. Dreissensia pseudoaurieularis Lörent., Anprusov: Dreissensidae. p. 246, Fig. A—D im Text,
— 165 —
1897. Congeria pseudoaurzieularis LÖRENT., AnDRUSOY: Dreissensidae, Resume. p. 59.
1597. 5 Märtonfii Löresr., Anprusov: Dreissensidae. p. 223. T. XII, F. 17 und 18.
1900. Pr Me ” in Erstes Supplement zu Dreissensidae. p. 124.
Diese bezüglich ihrer Form sehr mannigfaltige Congeria, welche Anpkusov als Anhang bei den
Subglobosen bespricht, stelle auch ich vorläufig hieher, trotzdem bei ©. Maärtonfii der Ventralrand nicht
sehr convex ist und auch in keinen vorderen und hinteren Theil zerfällt, sondern immer gerade oder nur
wenig gebogen ist und der Hauptkiel sich nie hinter, sondern vor der Mittellinie der Muschel befindet.
Diese Form fand zuerst MArtonrı in Szilagy-Somlyöo (Com. Szilagy). Die jugendlichen bestimmte
er als Objzeki ParrscH, die grösseren, convexeren Exemplare als amygdaloides Dun«. Später sammelte sie
Brusıma bei Markusevec in grosser Menge, hielt sie aber für embryonale ©. subglobosa ParrscH. Als ich
in der Sammlung des Kolozsvärer Museumvereins das Material der pannonischen Stufe und so auch das
Sziläagy-Somlyöer studirte, sah ich, dass die bei MArronrı als Orjzeki iuv. (?) und amygdaloides bestimmte
Form neu sei und beschrieb die erstere unter dem Namen Märtonfii, letztere unter pseudoauricularis an
eitirter Stelle.
In Agram fand ich den grössten Theil der vorher als Embryonalformen von ©. subglobosa ange-
sehenen Stücke — welche ich bereits unter dem Namen Märtonfii beschrieben hatte — als selenoides nov. Sp.
bestimmt vor. Bisher war nur ein Exemplar der Märtonfii von Sziläagy-Somlyö und ein Fragment von
Perecsen bekannt; von pseudoaurieularis sammelte ich zwei Exemplare in Szilägy-Somlyo. In Tinnye fand
ich von Märtonfii mehr als 3000 Exemplare und dieses reiche Material überzeugte mich davon, dass
©. Maärtonfii eine sehr variirende Art sei und dass die ©. pseudoaurieularis mit ©. Märtonfii vereinigt
werden muss.
Die Variabilität schwankt in mancher Hinsicht, natürlich nur zwischen gewissen Grenzen, die geht
aber dabei so weit, dass in meinem ausserordentlich reichen Material kaum zwei Exemplare sind, die ganz
übereinstimmen. Wäre ich ein Freund der minutiösen Unterscheidungsmethode, könnte ich beinahe jede
Form für eine Varietät nehmen. Bei gewissenhaftester Abwägung der nur individuellen Abänderungen lassen
sich aus dem so sehr reichen Materiale jedoch nur zwei Varietäten abscheiden.
Auf Grund meines reichen Materials fasse ich die Charaktere der Art in folgendem zusammen.
Die mannigfaltig geformte kleine Muschel ist meist schmal, convex. Der Wirbel schwächer oder
stärker gekrümmt, vorwärts geschoben. Der scharfe Kiel verläuft gerade oder in S-Form. Er ist entweder
ganz an den Ventralrand geschoben und das Ventralfeld ist ganz vertical und flach oder er liegt nahe am
Ventralrand und das Ventralfeld ist dann beinahe vertical und etwas convex oder aber der Kiel kann auch
in der Mitte der Klappe liegen. Bei jenen Formen, deren Kiel in der Mitte verläuft, ist die Muschel
dachförmig, steil abfallend, das Ventral- und Dorsalfeld gleich gross und eben. Das Dorsalfeld ist entweder
schwach concav und glatt ohne jede Furche oder stark concav, flügelartig ausgebreitet. In letzterem Falle
läuft vom Wirbel bis etwa zur Mitte des Hinterrandes eine Furche, hinter welcher eine schwache Kielfalte
sichtbar ist. Ebenfalls vom Wirbel zieht sich bei den meisten Formen parallel mit dem Dorsalrand nahe
demselben eine andere Furche bis zum Hinterrand, welche die flügelartige Erweiterung des um den Dorso-
analwinkel befindlichen Theiles verursacht. Der Ventralrand ist lang, entweder gerade oder — und dies
ist häufiger der Fall — schwach gebogen, in den seltensten Fällen schwach S-förmig, am Wirbel meist
zahnähnlich ausgezogen. Der Dorsalrand ist gerade, schwach convex oder schwach concav, sehr kurz, ein
— oo
Drittel des Längsdiameters oder selten etwas länger als die Diameterhälfte. Der Linterrand ist schwach
gebogen, 11/;—2'/;mal so lang als der Dorsalrand. Der Byssusausschnitt fehlt oder er ist sehr schwach,
ebenso die Byssusfurche. Auch die Ligamentgrube kann kräftig oder schwach entwickelt sein, letzterenfalls
ist sie um vieles kürzer als der Dorsalrand, ist sie stark entwickelt, so erreicht sie die Länge des Dorsal-
randes. Das Septum ist schwach, dreieckig, die Apophyse ebenfalls schwach und mit dem Septum fest
verwachsen. Sie liegt mit letzterem entweder in einer Ebene oder ist mit ihrer Spitze ein wenig nach
innen und hinten gerichtet. Die Anwachsstreifen sind fein, aber sehr scharf, stellenweise ragen sie hervor,
so dass die Oberfläche unter der Lupe fein superfoetirt erscheint.
Diese kleine Art ist wie dies aus dem bisher Besagtem und den Abbildungen hervorgeht, von so
abwechslungsreicher Gestalt, dass man drei Arten daraus machen könnte. Die mit einander eng verbundenen
Formen will ich jedoch nicht in besondere Arten zerspalten und die so schon übergrosse Anzahl der Arten
durch neue überflüssiger Weise vermehren. Anderseits möchte ich doch auch nicht alles zusammenfassen,
was durch Uebergänge mit einander verbunden ist, weil dies wieder dahin führen würde, dass alles zusammen-
ziehbar wäre. Es empfiehlt sich, hier die gemeinsame Hauptcharaktere aufweisenden Formen nicht als ge-
sonderte Arten, sondern als Varietäten von ©. Martonfii zu behandeln, welche auch in der geographischen
Verbreitung einige Selbständigkeit zeigen.
Typus (Fie. 7).
Die Muschel ist schlank, langgezogen, verhältnissmässig flach. Der Kiel ist sehr scharf, gerade
oder schwach gebogen, ganz auf die Ventralseite geschoben, so dass von dieser, von oben betrachtet, nichts
zu sehen ist. Das Dorsalfeld ist sehr schwach convex, glatt, ohne Furche oder höchstens mit einer schwachen
Spur der Kielfalte, nicht flügelartig erweitert. Der Ventralrand ist gerade oder nur sehr gering gebogen;
ebenso der sehr kurze Dorsalrand, welcher unvermerkt oder einen abgerundeten Winkel bildend in den
Hinterrand übergeht. Der Hinterrand ist schwach gebogen, lang, durchschnittlich 2’/smal länger als der
Dorsalrand. Die Ligamentgrube ist schwach, vieles kürzer als der Dorsalrand. Byssusausschnitt und
Byssusfurche fehlen.
14. Congeria Märtonfii Lörenr., var. scenemorpha'), nov. var.
(Taf. X, Fig. 8—10.)
Die schlanke, lange Muschel ist bedeutend convexer als die Grundform; der Wirbel ist stark ge-
krümmt, gegen den Ventralrand geschoben. Der scharfe Kiel verläuft in der Mitte oder nahezu in der
Mitte in stärkerer oder schwächerer S-form. So erhält die Muschel ein zeltähnliches Aeusseres. Das Ventral-
feld ist sehr schwach, kaum wahrnehmbar convex. Die Byssusfurche ist zwar schwach, doch deutlich sichtbar
und über derselben zieht sich vom Wirbel bis etwa zur Mitte des Ventralrandes ein halbkreisförmiger Höcker
(auf den Abbildungen nicht sichtbar). Das Dorsalfeld ist sehr schwach convex, beinahe gerade, längs des
Dorsalrandes concav (auf den Zeichnungen auch nicht zu sehen) flügelartig erweitert. Hinter dem Kiel be-
findet sich eine ziemlich starke Furche und Kielfalte. Der Dorsalrand ist kurz, gerade oder schwach convex.
7 o2ıwi — das Zelt, 7 uogpn — die Gestalt.
N
Der Ventralrand ist nicht gerade, sondern von der Form eines am Ende der hinter der Byssusfurche ge-
legenen Falte gebrochenen Bogens, oder aber er ist S-förmig, beim Wirbel zahnähnlich, stark nach vorne
gestreckt. Der Dorsalrand geht, einen ziemlich scharfen Winkel bildend, in den Hinterrand über. Auch
dieser ist nicht einfach gebogen, sondern gewöhnlich am Ende der Kielfalte schwach geknickt, wodurch er
in einen längeren, concaven vorderen und einen kürzeren, schwach convexen hinteren Theil zerfällt. Die
Ligamentgrube ist stark entwickelt und so lang wie der Dorsalrand.
Figur 10 vermittelt zwischen dem iypus und der var. scenemorpha;, der von der Mittellinie gegen
den Ventralrand geschobene Kiel, das Fehlen der Byssusfurche und des Byssusausschnittes bringt sie dem
Typus, die erhöhte Convexität der Muschel, die stärkere Krümmung des Wirbels, die zahnförmige Erweiterung
des Ventralrandes unter dem Wirbel, die hinter dem Kiel befindliche Kielfalte, der mit dem Dorsalrand
parallel gehende Eindruck des Dorsalfeldes und demzufolge flügelförmige Erweiterung hingegen der var.
scenemorpha näher.
15. Congeria Märtonfii Lörext. var. pseudoaurieularis Lörent.
(Taf. X, Fig. 19—20.)
Dies ist eine convexe, breite, aufgeblähte Form, deren Wirbel stark gekrümmt und gegen den Ventral-
vand geschoben ist. Der scharfe Kiel verläuft in S-form, ist immer um vieles mehr gegen den Ventralrand
geschoben, wie bei der vorigen Varietät, doch nie so weit wie beim Typus, deshalb ist das Ventralfeld nie
so vertical wie bei letzteren, aber auch nicht so sehr schief wie bei voriger Varietät. Das Ventralfeld ist
ziemlich breit, sel.wach convex und ziemlich steil abfallend. Das Dorsalfeld ist breit, convex, rückwärts
concav, flügelartig erweitert mit ziemlich starker Kielfalte. Der Ventralrand ist schwach S-förmig gebogen
oder in der Mitte weniger eoncav. Der Dorsalrand ist schwach concav, ziemlich lang, länger als beim Typus
und der vorigen Varietät. Der lange Hinterrand, welcher jedoch kürzer ist als bei der var. scenomorpha,
und welcher nur 1" oder aber mehr als zweimal so lang ist als der Dorsalrand, ist stark gebogen und
durch einen Knick am Ende der Kielfalte zu einem vorderen und hinteren Theil zerlegt. Byssusausschnitt
und der vordere zahnähnliche Fortsatz des Ventralrandes, welch letzterer bei der vorigen Varietät stark aus-
gebildet war, fehlen. Die Byssusfurche und der dieselbe begrenzende Höcker fehlen hier ebenso wie beim
Typus. Die var. pseudoaurieularis wird durch Fig. 20 am besten illustrirt; Fig. 19 steht schon der vorigen
Varietät, zum Theil auch dem Typus (Fig. 7) näher.
In Gesellschaft dieser Formen kommen auch embryonale Subglobosen vor, welche der in Fig. 20
gezeichneten ©. Märtonfii var. pseudoaurieularis am nächsten stehen. Doch sind sie leicht von einander
zu unterscheiden, selbst auch dann, wenn sie an Grösse eleich sind, weil der Kiel der subglobosa in der
Mitte steht, nie scharf ist, wie bei der Martonfii, sondern abgerundet; das Ventralfeld ist auch convexer. Für
C. Maärtonfii ist charakteristich: der scharfe Kiel und das sehr steil oder vertical abfallende Ventralfeld.
Fundort: Diese Form beschrieb ich aus Szilägy-Somlyö, von wo ich eine typische Form und ein
Exemplar einer der var. pseudoaurieularis nahestehenden Form kenne, welch letztere ich damals ohne die
grosse Variabilität der Art zu kennen unter dem Namen pseudoaurieularis als neue Art beschrieb. Nachdem ich
jetzt mehrere tausend Exemplare dieser Art kenne, muss 0. pseudoaurieularis mit C. Martonfii als Varietät
vereinigt werden. Im Kolozsvärer Museum befindet sich ein fragmentär typisches Exemplar von Perecsen.
— 168 —
Brusına sammelte sie in grosser Menge bei Marcusevec. In Tinnye fand ich mehrere tausend Exemplare, unter
welchen alle drei Variationen in grosser Menge vorkommen. Auch in Budapest-Köbänya sammelte ich mehrere
Exemplare. Neuerdings habe ich zwei Exemplare des Typus auch in der bekannten Küper Fauna gefunden.
Wie ersichtlich ist die Cong. Märtonfii eine sehr verbreitete Form (dieses Niveau’s der pannonischen Stufe,
in der Fauna von Tinnye ist sie die vorherrschende Form. ;
Ich muss hier noch erwähnen, dass in Anprusov’s „Koss. und lebende Dreissensidae Eurasiens“,
erstes Supplement, die auf Taf. III, Fig. 25—27 dargestellte kleine Oongeria irrthümlich für meme Original-
psendoaurieularis gilt, da dieselbe eine Cong. Gitneri Brus. ist. Uebrigens kann sich jedermann leicht davon
überzeugen, dass dies nicht mein Original ist, wenn er meine Figuren und die Anprusov's der pseudo-
arieularis vergleicht.
Subordo: Submytilacea.
Familie: Unionidae.
Genus: Unio Rerzıus 1788.
N
Die Gattung Unio ist in den pannonischen Schichten selten, bei Ripanj und Markusevee ist sie nicht
vertreten, bei Tinnye kommt nur eine neue Art vor, welche in die im engeren Sinne genommene Gruppe
Unio gehört.
16. Unio Väsärhelyii nov. sp.
(Taf. XV, Eie. 5 und Taf. XVI, Eig. 2, 3.)
1895. Unio sp. ind. ..... Lörentuev: Papyrotheca. p. 392.
Die dicke Schale ist mehr oder weniger quer oval, nach hinten schnabelartig erweitert, ziemlich hoch
gewölbt. Der ziemlich hohe, bald einen stärkeren, bald flacheren Bogen bildende Vorderrand tritt seitwärts,
vor den Wirbeln, nicht weit vor und bildet mit. dem Schlossrand einen stumpfen Winkel. Der hintere Theil
der Schale ist schief abgestumpft und verschmälert. Der Schlossrand bildet einen schwachen Bogen. Der
Wirbel ist stark entwickelt, eingerollt, sehr weit nach vorne gerückt und etwas gedreht, so dass sich seine
Spitze nach vorne wendet. Die scharf umgrenzte Area ist mässig gross... Vom Wirbel bis zur hinteren,
unteren Ecke zieht sich eine stumpfe Kante. Auf der vom hinteren Schlossrand und dieser Kante begrenzten
dreieckigen Fläche laufen zwei Furchen und darunter zwei Falten bis zum Schalenrand. Ausser den feinen
Anwachsstreifen treten ungleich starke, bald breitere, bald schmälere, meistens etwas unregelmässig_ ver-
theilte, flache Zuwachsfalten und dazwischen hie und da ziemlich breite Furchen auf.
Das Schloss ist kräftig entwickelt. Der hintere Schlossrand ist schwach bogenförmig gekrümmt.
Der den Cardinal-Zähnen entsprechende vordere Schlossrand fällt von der hinteren Spitze der Area nach
vorne schief ab und bildet mit dem hinteren Schlossrand einen abgerundeten Winkel. Das Schloss hat in
der rechten Klappe einen starken, hervorstehenden, länglichen, fast dreieckigen Hauptzahn, der vor dem
Wirbel liegt und einen langgestreckten, scharfen, kaum merklich gebogenen Lateralzahn. Der Hauptzalın
ist auf der Oberseite gekerbt. Die Grube, welche den Hauptzahn von dem Schlossrande scheidet, ist tief
und breit. Eine schmale aber tiefe Furche scheidet den Hauptzahn vom Lunulartheile des Vorderrandes
Unter dem hinteren Ende des Lateralzahnes liegt eine kleine, von Leisten begrenzte Vertiefung zur Auf-
a
nahme des unteren Lateralzahnes der linken Schale. In der linken Schale unter dem Wirbel liegen zwei
starke, kurze, dreieckige, in einem Winkel zu einander geneigte Hauptzähne, von denen der äussere schwächer,
nach oben zu verschmälert, in der Jugend leistenförmig (XVI, 3), auf seiner ganzen Oberfläche gekerbt ist,
während der innere stärker und nach unten zugespitzt ist. Das obere Ende beider Zähne ist gekerbt. Diese
zwei Zähne scheiden die zur Aufnahme des Hauptzahnes der rechten Schale dienende tiefe Furche; diese
Furche oder Zahngrube ist an dem Fig. 3a abgebildeten Exemplar breit, nach unten zu plötzlich ver
schmälert. Die. beiden Hauptzähne sind durch eine kleine, dreieckige, schwach concave Fläche von den
Seitenzähnen getrennt. Die beiden kaum gebogenen Lateralzähne, von welchen der untere immer höher
aufragt als der obere, sind langgestreckt, schneidend und schliessen zwischen sich eine lange, tiefe, rinnen-
artige, für den Seitenzahn der rechten Klappe bestimmte Grube ein.
Der vordere Schliessmuskeleindruck ist ziemlich gross und ziemlich tief eingesenkt, gegen seinen
inneren Rand gekerbt. Ueber diesem liegt ein kleiner, runder Hilfsmuskeleindruck. Ein anderer Hilfs-
muskeleindruck befindet sich am unteren, hinteren Ende der vorderen Adductoren; dieser ist länglich und
ungefähr halbmondförmig. Der hintere Schliessmuskeleindruck ist grösser, rundlich, aber nicht annähernd
so tief wie der vordere. Ueber diesem liegt in beiden Schalen ein Hilfsmuskeleindruck, welcher klein,
rundlich und verhältnissmässig tiefer ist als der Schliessmuskeleindruck. (Die Hilfsmuskeleindrücke sind auf
der Abbildung der rechten Schale [XVI, 2.] nicht genügend hervorgehoben). Die Mantellinie ist sehr gut
sichtbar. Die Ligamentgrube ist lang, nur um einen verhältnissmässig geringen Betrag kürzer als die
Lateralzähne. Im Inneren der Schale verlaufen von der Wirbelgegend zum Schalenrande zwei Wülste; der
vordere zieht, sich gegen die Mitte der Schale und verschwindet allmählich gegen den Rand hin. Ebenso
verschwindet jener, der den hinteren Schliessmuskeleindruck nach vorne zu umrandet.
Von den beiden abgebildeten, unversehrten Exemplaren ist die linke Schale kürzer, abgerundeter
und gewölbter als die rechte, wie dies auch aus folgenden Maassen hervorgeht:
Fehlerhafte
Linke Schale (Fig. 5): Rechte Schale (Fig. 2): linke Schale (Fig. 3):
langes 60 62 mm ca. 35 mm
TON CR ee he BE Basen Dbgr,
Dicke Ss are 18, 5 11
Diese interessante neue Art nähert sich der von Fuchs aus Radmanest beschriebenen Unio Bielzü,.
Mein Exemplar ist zwar kürzer, aber dennoch so breit wie Bielzüi, welche SO mm lang und 45 mm hoch
ist. An meiner Form ist die hintere Abstumpfung stärker und besonders charakteristisch für sie sind die
drei am hinteren Theil befindlichen, oben von Furchen begrenzten, erhabenen Falten.
Während bei U. Bielzii der Hauptzahn der rechten Schale unmittelbar unter dem Wirbel liegt,
befindet er sich an meiner Form ganz vor dem Wirbel, demgemäss ist der vordere Schliessmuskeleindruck
bei U. Vasarhelyii viel kleiner, seichter und sinkt nicht fast trichterförmig ein wie bei Bielzü. Der Haupt-
zahn der rechten Schale ist an meiner Form länger gestreckt, hingegen bei U. Bielzöi kürzer, gedrungener
und während bei U. Vasarhelyii eine starke, tiefe Furche den Hauptzahn von der Lunula scheidet, begrenzt
ihn bei U. Bielzii eine viel schwächere Furche gegen den Wirbel. Bei U. Väsdrhelyii scheidet die zwei
Hauptzähne der linken Schale eine stärkere, aber schmälere Furche, als wie bei Bielzü, daraus folgt, dass
der in die Grube passende Zahn der rechten Schale an meiner Form schlanker und oben schärfer ist wie
Palacontographien. Bd. XLVIIL, 22
une
bei Bielzüü. Während an meiner Form der hintere Schliessmuskeleindruck einfach ist, ist er bei U. Bielzü
durch eine horizontale Linie in zwei gleiche Hälften getheilt.
Die Oberfläche von U. Bielzii ist, abgesehen von den etwas blättrigen Zuwachsstreifen, glatt; an
meiner Form hingegen zeigt die Oberfläche ausser den Zuwachsstreifen und Falten auch noch die zwischen
denselben befindlichen breiten, tiefen Furchen. Der Wirbel ist bei beiden Arten glatt, bei meiner Form
aber sind nahe der Spitze des Wirbels zwei schwach-erhabene, wellenförmige Zuwachslinien sichtbar, welche
bei den in höheren Schichten vorkommenden Formen so zahlreich und charakteristisch sind.
U. Vasärhelyii ist in einem gewissen Grad veränderlich. Anfangs war ich geneigt, das Taf. XVI,
Fig. 3 abgebildete fragmentäre Exemplar für eine eigene Art zu halten, da die zwei Spitzen des Haupt-
zahnes von denen bei Taf. XV, Fig. 5 abweichen, indem die innere kurz und knollig, die äussere leisten-
förmig verlängert ist, hingegen dort beide kurz, gedrungen dreieckig sind. Einerseits ist die Grube zwischen
den beiden Zähnen für den Hauptzahn der rechten Schale an meinem unversehrten Exemplar schmal und
tief, anderseits ist sie an meinem fragmentarischen Schalenexemplar weit und trichterförmig vertieft. An
diesem letzteren, schadhaften Exemplar ist der vordere, obere Hilfsmuskeleindruck verhältnissmässig stärker
als am unversehrten.
Das Aeussere von U. Väsdrhelyii erinnert gewissermassen an U, atavus PARTSCH, die fragmentäre
linke Schale aber em wenig an U. moravicus Hörn. Die Aehnlichkeit bezieht sich aber nur auf das Aeussere,
da sie sonst weit von einander abstehen.
Der Schlossrand ist an meiner Form ziemlich stark gebogen, bei T. atavus und morawieus ist
er dagegen gerade. Bei U, Vasarhelyii trägt der hintere Theil der Schale drei Falten, bei den beiden
anderen Arten fehlen diese Falten. Dem Aeusseren nach steht meine Form zwischen U. atavüs und morawvieus.
Sie ist kürzer als U. atavus, aber länger als moravicus, hinten mehr abgestumpft, stärker, schnabelartig
verlängert als moravieus, aber nicht so stark als wie atavus. Allein in Hinsicht der Zahnstruktur und der
Verzierung — wie schon erwähnt — bestehen grosse Unterschiede zwischen den drei Arten.
v. HAntgen und ich haben nur je ein Bruchstück dieser Art gesammelt. Nach langjährigem
Sammeln fand aber Herr Gkza von VAsARHELYI, Grundbesitzer in Tinnye, zwei unversehrte Exemplare,
welche er mir zur Verfügung stellte. Mit verbindlichem Danke für diese freundliche Unterstützung benenne
ich die neue Art nach ihrem Finder.
Fuudort: U. Vasarhelyii ist bisher nur von Tinnye bekannt. Ich glaube aber, dass jene Formen,
welche aus diesem tieferen Niveau der pannonischen Stufe von anderen Fundorten schon seit geraumer Zeit
bekannt sind und in der Literatur unter dem Namen U. atavıs Parrsch gehen, grösstentheils dieser Art
angehören.
Subordo: Cardiacea.
C. Familie: Cardiidae.
III. Genus. Limnocardium Storıczra 1870.
Die Familie der Cardiidae ist in unserer Fauna nur durch das Genus Limnocardium vertreten und
zwar durch vier gut bestimmbare Arten und eine Varietät. Der Manteleindruck scheint bei allen keine
Ausbuchtung zu besitzen.
hal
Von den sicherbestimmbaren Formen meiner Fauna gehören nur die neuen Species Halavdtsi und
minimum zu Limnocardium im engeren Sinne, dagegen sind Jagiei Brus., Andrusovi nov. sp. und Andrusovi
n. Sp. var. spinosum n. var. dem durch SasBa SterAnzscu aufgestellten Subgenus Pontalmyra einzureihen.
Interessant ist es, dass während im oberen Niveau der pannonischen Stufe, im sogenannten „Con-
geria rhomboidea-Horizont“*, die grossen Limnocardien und stellenweise das Subgenus Budmania Brus. vor-
herrschen, die Limnocardien im tieferen Niveau eine untergeordnete Rolle spielen. Häufiger ist das Sub-
genus Pontalmyra S. STer., welches zwar auch nur durch einige Species, aber in grosser Individuenzahl,
vertreten ist, jedoch auffallend ist es auch, dass während die Limnocardien des oberen Niveaus grosse
Formen sind, die des tieferen Niveaus, welchem unsere Fauna angehört, lauter kleine Formen sind.
17. Limnocardium Halavätsi nov. sp.
(Taf. XI, Fig. 19, Taf. XII, Fig. S und Taf, XVI, Fig. 4.)
1895. Limnocardium nov. sp. LÖRENTBEY: Papyrotheca. p. 392.
Die mittelgrosse, rundliche oder ovale solide Schale ist ziemlich convex, der Wirbel entweder schwach
gebogen, flach und in diesem Falle ein wenig über der Schlosskante gelegen (Fig. 19) oder aufgeblasen,
gebogen und mit seiner Spitze der Ventralseite zugewandt (Fig. 4). Der Wirbel ist ein wenig gegen die
Ventralseite geschoben und ist demnach der vordere, abgerundete Theil der Klappe nur wenig kürzer als
der rückwärtige. Die Schale ist hinten abgestutzt, stark klaffend. Von dem beinahe in der Mitte befind-
lichen Wirbel ziehen 16—17 Radialrippen zu dem beinahe halbkreisförmigen oder schwach bogigen Unter-
und Vorderrand. Die Rippen werden gegen die Mitte der Klappe allmälig stärker, dann wieder schwächer.
Auf der dem abgestutzten Theile entsprechenden äusseren concaven Oberfläche befinden sich vier Rippen
von verschiedener Stärke, welche am besten in der Nähe des Wirbels sichtbar sind, weiter jedoch sich
ganz verflachen. Die Rippen sind abgerundet dreieckig, in der Jugend zugeschärft und von den etwas
schmäleren Zwischenräumen scharf gesondert. Die vorderen Rippen, wie auch der um den Wirbel herum
sich befindende Theil der anderen Rippen ist noch mit einer Kante versehen. Den Rippen entsprechen auf
der Innenfläche der Schale Furchen, welche sich bis zum Wirbel erstrecken und über den Manteleindruck
hinaus schwächer werden. Somit ist der Vorder- und Unterrand der Klappe gefurcht. In den Zwischen-
räumen befinden sich meist noch Secundärfurchen. Der Schlossrand ist verhältnissmässig schwach, leicht
gebogen. Das Schloss trägt auf der linken Klappe in der Mitte einen spitzen und vorne einen ziemlich
starken Schlosszahn, hinten hingegen einen rudimentären Leistenzahn. Hinter dem Schlosszahn befindet sich
eine runde, tiefe Grube zur Aufnahme des Schlosszahnes der rechten Klappe. Das Schloss der rechten
Klappe ist nur theilweise bekannt, da der Wirbeltheil fehlt; nur ein vorderer und ein hinterer Seitenzahn
sind erhalten; beide sind stark und leistenförmig. Die Oberfläche der rechten Klappe ist mit feinen, scharfen
Anwachsstreifen bedeckt, welche besonders gut gegen die Ränder der Klappe sichtbar sind und die Ober-
fläche der Schale, namentlich jedoch die Rippen schuppig machen. Die Schlosskante wird von aussen durch
die Bandgrube und Lunula begrenzt, welche wieder durch die vom Wirbel ausgehenden Kanten begrenzt
sind. Die vor dem Wirbel befindliche Lunula ist länglich oder eiförmig. Hinten ist auch die Ligament-
leiste sichtbar, welche nur halb so lang ist als der Hinterrand. Der Manteleindruck ist nicht ausgebuchtet.
Die Eindrücke der Vorder- und Hintermuskel sind oval.
Maasse: Linke Klappe: Rechte Klappe:
Fig. 19 Fig. 4 Fig. 8.
ange wre ze San Emm 16 mm
Hohesfe.a Be ee ee, 16 R Is las,
DieKom ee ge a ee 6 3 & ee
Höhe der hinteren Oeffnung . . . 6 B Te ea
L. Halavdtsi nov. sp. steht dem Zimmocardium apertum Münsrt. — in Goupruss’ „Petrefacta Ger-
maniae®* — am nächsten.
Meine drei Exemplare von Tinnye weichen von Z. apertum nur insoweit ab, dass sie nicht von 16,
sondern 20—21 Rippen bedeckt sind, welche natürlich dichter stehen und viel schmäler sind, als diejenigen
der bei Goupruss Taf. OXLV Fig. 5 dargestellten Form, ferner dass der Wirbel des einen meiner Exem-
plare aufgeblasener, derjenige des anderen noch mehr eingedrückt ist, als dies bei L. apertum der Fall, was
darauf hinweist, dass auch meine Form, als Brackwasserform, veränderlich ist. Bei L. Halavdtsi stehen
natürlich die den Rippen entsprechenden inneren Furchen auch viel dichter, als bei apertum, wo 11 solcher
Furchen vorhanden sind, während bei meiner Form ihre Zahl 15—16 beträgt. Bei Z. Halavdtsi ist die
Lunula viel schärfer entwickelt, als dies auf der Abbildung von apertum' sichtbar ist. L. Halavatsi besitzt
in vieler Hinsicht auch Aehnlichkeit mit Zruncatum Vest,”, welch letztere Form im den pannonischen
Schichten der Umgebung des Balaton-(Platten-)Sees vorkommt. Sie klafft jedoch mehr als L. Halavatsi,
ihre Rippen sind schärfer, höchstens gegen den Rand der Klappe wird ihre Kante stumpf; während ferner Z,
truncatum 15—16 Rippen trägt, hat L. Halavatsi deren 20—21. Endlich ist auch in den Zähnen und Mantel-
eindrücken eine Abweichung vorhanden, da der Manteleindruck von L. trumcatum schwach ausgebuchtet ist.
Von L. Baraeci Brus.’, welche Form dem Z. truncatum nahe steht, weicht L. Halavatsi noch mehr
ab. Auch Z. Baraci klafft ein wenig. L. Daraci hat wie L. trumeatum nur 15—16 Rippen, bei letzterer
Form sind sie jedoch scharf, bei Z. Baraci und L. Halavatsi hingegen abgerundet, Die für Z. Baraci
charakteristischen sehr feinen dachziegelartigen Lamellen, welche vom Wirbel bis zur halben Höhe der Schale
gehen, findet sich bei Z. Halavatsi keine Spur.
Die neue Art benenne ich zu Ehren des gründlichen Kenners der ungarischen jüngeren Tertiär-
bildungen, des H. Chefgeologen Julius HatavArs.
Fundort: Z. Halavatsi fand ich bisher nur in Tinnye, doch auch hier nur selten (zwei linke und
eine rechte Klappe). Sehr wahrscheinlich ist aber, dass es auch in Budapest-Köbänya vorkommt; einige
Bruchstücke weisen wenigstens auf diese Art hin.
18. Limnocardium sp. ind.
In Tinnye fand ich auch das Bruchstück eier kleineren, soliden, ausgezeichnet erhaltenen, glün-
zenden Klappe, welche näher zu bestimmen nicht möglich ist. Von den übrigen hier vorkommenden
Limnocardien weicht die Form deutlich ab.
! M. Hörses bildet in seinem Werke: „Foss. Moll.“ unter dem Namen «apertum auf Taf. XXIX, Fig. 5—6 aus der
Umgebung von Wien Formen ab, unter welchen Brusına die in Fig. 6 dargestellte mit Adaecna Schedeliana ParrnscH identifieirt.
(Die Fauna der Congerienschichten von Agram. p. 151 [27].)
” Verhandl. u. Mittheil. d. Malakozool. Gesellsch. II. Jahrg. 1875. p. 318. T. 11, F. 6,
’ Die Fauna der Congerienschichten von Agram. p. 156 (82). T. XXVIIL, F. 42,
Die schwach convexe Klappe ist von 16 scharfen, dachförmigen Rippen bedeckt, welche von den
gleich breiten Zwischenräumen scharf abgesetzt sind. Die erste Rippe, welche die sehr schmale Lunula
begrenzt, ist mit feinen stachelähnlichen Anschwellungen verziert. Hinten liegen 6 fadenförmige Rippen
auf der Klappe. Den Rippen entsprechen im Innern der Klappe — so viel an meinem Wirbelbruchstück
ersichtlich — keine Furchen; es konnte höchstens der Rand der Klappe gefurcht sein. Der Wirbel ist sehr
klein, gerade, kaum eingebogen, spitz, stark gegen die Ventralseite gewendet und kaum über den Schloss-
rand erhaben. Die Ligamentgrube ist schmal, kaum begrenzt. Die Ligamentleiste ist auch kaum halb so
lang als der hintere Schlossrand. Der Schlossrand ist spitz, stark, kegelförmig; vorne und hinten befindet
sich je ein starker, leistenförmiger Seitenzahn. Wahrscheinlich repräsentirt das Stück eine neue Form, zu
deren Charakteristik das vorliegende Stück jedoch nicht ausreicht.
In Tinnye fand ich auch ein Bruchstück einer anderen linken Klappe, welche von den übrigen Arten
ebenfalls abweicht. Sie ist mit niedrigen, abgerundeten Rippen versehen, welche durch etwas schmälere
Zwischenräume von einander getrennt sind. Die Rippen sind dicht mit Schuppen besetzt wie bei Limno-
cardium plicatum Eıckw., mit welcher meine Form auch identisch zu sein scheint. Den Rippen entsprechen
im Innern der Klappe keine Furchen, nur der Rand der Klappe ist gefurcht und gezähnt.
Fundort: Tinnye — ein fragmentarisches Exemplar.
19. Limnocardium minimum nov. sp.
(af XI Rio tar nb,)
Die aussergewöhnlich kleine Klappe ist eiförmig, ziemlich convex, vorne abgerundet, hinten ab-
gestutzt, jedoch nicht Klaffend. Die Klappe ist in ihrem vorderen Drittel am stärksten convex, von hier
gegen hinten verflacht sie sich allmälig. Der Wirbel ist eingebogen, gegen die Ventralseite gewendet und
steht beinahe in der Mitte. Die Oberfläche ist von 8 gegen die Mitte allmälig ‚kräftiger, dann wieder all-
mälig schwächer werdenden hohen, abgerundeten Rippen bedeckt, welche durch ungefähr gleich breite, ebene,
quergestreifte Zwischenräume von einander getrennt werden. Rippen und Zwischenräume sind nicht scharf
getrennt. Am stärksten ist die vierte und fünfte Rippe. Letztere verläuft etwa in der Mitte der Klappe
ganz gerade und die Zwischenräume zu ihren beiden Seiten sind breiter als die Rippen selbst; ja der hintere
Zwischenraum ist zweimal so breit. Die nach der mittleren fünften Rippe folgenden krümmen sich mit ihren
unteren Enden gegen hinten. Am schwächsten ist die letzte Rippe, welche auf den hinteren abgestutzten
Theil fällt und welcher keine innere Furche entspricht. Unter den Rippen sind die zwei vorderen und die
zwei hinteren — so viel dies an einer so kleimen Form zu erkennen ist — nahe an ihren unteren Enden mit
Anschwellungen verziert. Der Unterrand ist stark gezähnt. Den Rippen entsprechen starke Furchen im
Innern der Klappe, welche jedoch nur bis zur Mitte reichen. Am Ende des hinteren Schlossrandes befinden
sich zwei stark hervortretende Anschwellungen. Die Lunula ist gross und oval. Das Schloss ist kräftig
entwickelt, stark gebogen. Auf meiner einzigen rechten Klappe ist ein starker kegelförmiger Schlosszahn
und je ein starker leistenförmiger Seitenzahn vorhanden.
! J. Sınzow: Beschreibung einiger Arten neogener Versteinerungen, welche in den Gouvernements von Cherson und
Bessarabien aufgefunden wurden. T. IV, F. 5.
— 174 —
Die Ausbildung der ganzen Form, besonders die Schlosszähne lassen darauf schliessen, dass hier
keine embryonale, sondern eine ausgewachsene Zwergform vorliegt. Es ist dies das kleinste Limnocardium,
das ich bisher kenne; Länge 1,3 mm, Höhe 1 mm und Dicke 0,4 mm.
L. minimum gehört in den Formenkreis von Limnocardium latisuleatum Müsst.' und L. plicato-
Fittoni Sısz.?, ist jedoch bedeutend kleiner und steht — wie nach den Abbildungen Sınzow’s festzustellen
ist — zwischen den beiden, wenigstens bezüglich der Rippenanzahl. Im Uebrigen sind L. latisuleatum und
L. plicato-F'ttoni in ihrem hinteren Dritttheil am gewölbtesten, während dies bei meiner Form im vorderen
Drittel der Fall ist. Die Rippen meiner Form werden bis zur Mitte immer stärker, dann allmälig schwächer,
diejenigen des L. latisuleatum und plicato-Fittoni hingegen nehmen an Stärke bis zu der den rückwärtigen,
abgestutzten Theil gegen die Ventralseite begrenzenden Kante fortwährend zu, über welche hinaus nur einige
sehr feine fadenförmige Rippen vorhanden sind. Bei Z. minimum sind die zwei mittleren Rippen die
stärksten, bei seinen russischen Verwandten jedoch jene des hinteren Dritttheils, diejenigen, welche sich vor
dem abgestutzten, durch emen Rand begrenzten Theil befinden.
Fundort. L. minimum ist vielleicht die seltenste Forın unserer Fauna, da ich bisher nur in
Budapest-Köbänya ein Exemplar davon fand.
20. Limnocardium sp. ind.
In Gesellschaft des neuen Limnocardium minimum fand ich in Budapest-Köbänya auch ein Bruch-
stück einer etwas grösseren Form, von welcher jedoch erst auf Grund besseren Materials zu entscheiden sein
wird, ob sie eine neue Form ist oder — was viel wahrscheinlicher — ob sie mit dem L. plicatum Eıcnw.
zu identifieiren ist. Das einzige Bruchstück ist der Wirbeltheil einer linken Klappe. Die ziemlich convexe
Oberfläche ist mit 5 langsam, jedoch gleichmässig stärker werdenden, abgerundeten, mit Anschwellungen
bedeckten Rippen verziert; auf dem abgestutzten Hintertheil befinden sich 4 fadenförmige Rippen. Die
Zwischenräume sind breiter als die Rippen und erweitern sich gegen rückwärts immer mehr. Rippen und
Zwischenräume sind von einander nicht scharf getrennt. Der Wirbel ist schwach gegen vorne gebogen,
unter ihm liegt ein kegelförmiger Schlosszahn. Innen sind sehr schwache Spuren von Furchen vorhanden;
am Rande aber sind sie — wie bei L. minimum — wahrscheinlich stark gewesen. Diese Form stimmt mit
jener bei Pırar (Das Tertiärgebirge und seine Unterlage an der Glimaer-Culpa Taf. I, Fig. 6) unter dem
Namen Cardium plicatum angeführten ganz überein. Da jedoch Pızar’s plicatum von dem bei Smzow
(Beschreibungen einer Neogen-Verstein. Taf. IV, Fig. 5) abgebildeten Z. plicatum abweicht, getraue ich mir
nicht, meine Form zu Eıcmwarnv’s plicatum zu stellen.
‚An derselben Lokalität fand ich auch die Bruchstücke zweier anderer Arten, welche aber auch nicht
zu bestimmen sind. Bei der einen sind etwa in der Mitte zwischen zwei stärkere Rippen eine oder zwei
schwächere eingeschaltet. Die stärkeren Rippen sind mit Anschwellungen verziert. Schloss- und Seitenzähne
sind gleich stark entwickelt. Die Zahl der Rippen beträgt ca. 20.
Fundort: Budapest-Köbänya.
' Cardium latisuleatum Münsr. Goupruss: Petrefacta Germaniae. p. 213. T. CXLV, I. 9, a.
Limnocardium latisuleatum Münst. J. Sınzow: Beschreibung einiger Arten neogener Versteinerungen, welche in den
Gouvernements von Cherson und Bessarabien aufgefunden wurden. T. IV, F. 4.
* Limnocardium plicato-Fittoni Sınz. J. Sinzow: Dortselbst. p. 68. I. IV, F. 1-8,
Subgenus. Pontalmyra SABBA STEFANESCU.
S. Srrranescu stellte Pontalmyra als selbständiges Genus aus. Hieher gehören seiner Ansicht nach
flache, mit subquadratischen Klappen versehene Formen, deren vorderer Theil viel kürzer ist als der hintere.
Letzterer ist abgestutzt. Den Rippen entsprechen im Innern bis zum Wirbel sich erstreckende Furchen,
welche über den Manteleindruck hinaus schwächer werden. In der rechten Klappe befinden sich zwei durch
eine Grube getrennte Schlosszähne, deren hinterer rudimentär ist oder auch ganz fehlen kann. In der linken
Klappe ist ein Schlosszahn vorhanden; vorderer und hinterer Seitenzahn schwach oder fehlend. Die Schloss-
ränder sind von der Area, diese wieder von einer Kante begrenzt. Der vordere Muskeleindruck ist stärker
als der hintere. Der Manteleindruck besitzt keine oder nur eine schwache Einbuchtung.
Meiner Ansicht nach sind diese Formen nicht von Limnocardium als selbständiges Genus zu trennen,
da der Gattungsbegriff von Limnocardium ein so weiter ist, dass diese Formen auf Grund obiger Charaktere
unbedingt hineingehören. Trotzdem können — ja müssen — sie als besonderes Subgenus zusammengefasst
werden. Der typischeste Vertreter dieses Subgenus ist in meiner Fauna L. (P.) Jagiei Brus.
91. Limnocardium (Pontalmyra) Jagici Brvs.
(Taf. XI, Fig. 13—18 und Taf. XI, Fig. 4—6.)
1893. Limmocardium sp. Löresıury: Beiträge zur unterpont. Bild. des Szilägyer Com. p. 304.
1895. >> Jagici Brus. Lörentuer: Papyrotheca. p. 39.
Die ganze Oberfläche dieser mit kleinen, flachen, zerbrechlichen Klappen ausgestatteten Form trägt
30—35 flache, kaum erhabene, breite Rippen. Die Schale ist vorne breiter als hinten und stark abgerundet,
während sie sich gegen rückwärts verschmälert und abgestutzt oder abgerundet ist. Vom Wirbel zum unteren
hinteren Winkel zieht sich zumeist eine gut sichtbare Kante. Die Rippen verbreitern sich allmälig gegen
rückwärts und die Zwischenräume sind entweder eben so breit als die Rippen oder schmäler. Rippen und
Zwischenräume sind von einander durch scharfe Linien getrennt. Die Rippen sind vorne oft verschwommen,
so dass der vordere Theil, würde er nicht von den starken Anwachsstreifen durchzogen, ganz glatt wäre.
Hinten sind die Rippen stets gut sichtbar, höchstens sind sie weniger erhaben, doch bleiben sie stets deutlich
von einander getrennt, da zwischen ihnen scharfe Furchen liegen; übrigens sind sie hier gewöhnlich schmäler
und stehen dichter. Den Rippen entsprechen im Innern der Klappe rund herum, selbst am abgestutzten
Theil, Furchen, welche sich beinahe bis zum Wirbel erstrecken, doch über den Manteleindruck hinaus sehr
schwach werden. Der Wirbel ist kaum eingebogen, spitz, schwach, er steht gerade gegen die Ventralseite,
ist glatt und liegt ein wenig vor der Mittellinie. Das Schloss ist dünn, schwach bogie. In der rechten
Klappe ist unter dem Wirbel ein spitzer, starker Schlosszahn vorhanden, vor demselben eine tiefe Grube,
In der linken Klappe befindet sich ein stark
vorne und hinten je ein langer, scharfer, hoher Seitenzahn.
Selten ist — wie in
vortretender Schlosszahn, dahinter eine Grube, die Seitenzähne fehlen jedoch ganz.
Fig, 18b — der vordere Seitenzahn rudimentär entwickelt. Die Schale ist hinten abgestutzt und schwach
klaffend. Die Lunula und die hinter dem Wirbel befindliche Bandgrube sind schmal, unter der Lupe jedoch
gut zu sehen und sehr scharf begrenzt. Die Ligamentleiste ist sehr kurz. Die Oberfläche ist stellenweise
von so starken, dicken, hervortretenden Anwachsstreifen bedeckt, wie sie bei so dünnen Schalen sonst kaum
vorkommen. Die Veränderlichkeit der Form der Schale, die Ausbildung und Vertheilung der Rippen ist
auf den Abbildungen gut dargestellt, weshalb ich deren weitere Beschreibung übergehe. Der Manteleindruck,
welcher nur selten erkennbar ist, scheint keine Ausbuchtung zu haben. Die Muskeleindrücke liegen hoch,
sind oval, der vordere etwas stärker als der hintere.
Maasse:
Länge: 2 mm 4,5 mm 4,5 mm 6,5, mm 8,4 mm 9,5 mm
Höhe (Breite): 1,5 ,„ 3 A 3 2 45 „ Denn 55 „
Dicke: Ude (US 1 ee l n 15 5, 2 *
L. (P.) Jagiei, welche embryonalen Formen von Limmocardium Majeri M. Hörnes und L. simplex
Fuchs am nächsten steht, weicht von diesen beiden durch die grosse Anzahl der Rippen und durch den schmal,
scharf und dicht gerippten, abgestutzten Hintertheil ab. Das junge L. Majeri besitzt hinten keine Rippen, das
L. simplex ist weder abgestutzt noch klaffend, die Rippen sind dort hinten ebenso oder noch breiter als vorne.
Für meine Tinnyeer Exemplare gilt nicht das, was Brusıa von den Markusevecern sagt, dass
nämlich rückwärts keine Spur der Kante vorhanden, und dass die Fückwärtige Seite durch das Verschwinden
der Rippen mehr oder weniger glatt sei; da auf meinen Formen die Rippen, wie bei Z. simplex, überall
sichtbar sind und der Hinterrand bei den meisten vorhanden ist. Auch wird meine Form durch die auf-
fallend starken, manchmal hervortretenden Anwachsstreifen von ZL. Majeri wie von L. simplex getrennt.
Unzweifelhaft ist die Verwandtschaft zwischen meiner Form und dem L. Majeri. Nachdem erstere in tieferem
Niveau vorkommt, dürfte sich das ZL. Majeri aus ihr entwickelt haben. L. Jagiei Brus. (Fig. 6) ist dem
jungen L. Andrusovi nov. sp. nahestehend.
Fundorte: Z. (P.) Jagiei ist ausser Markusevec noch von Szilägy-Somly6ö bekannt, wo ich
jedoch nur ein Bruchstück fand (in der Szilägvy-Somlyöer Fauna als Limnocardium sp. aufgeführt). Eben-
falls Bruchstücke fand ich auch in Budapest-Köbänya. In Tinnye sammelte ich über 350 grösstentheils
unbeschädigte Exemplare.
22. Limnocardium (Pontalmyra) Andrusovi nov. sp.
(Taf. XI, Fig. 12 und Taf. XII, Fig. 1 u. 2).
1879. Cardium secans (non Fuchs) MÄrToNFI: Szilägy Somlyöer Neogenbildungen. p. 195.
1895. Limnocardium solitarium (non Krauss). LÖREnTHEY: Beitr. d. unterpont. Bildung. d. Szilägyer Com. p. 303.
Die dünne Schale ist entweder stark convex und oval oder länglich und in diesem Falle flacher.
Sie würde, wenn die vorderen Spitzen nicht abgerundet wären, die Form eines länglichen Vierecks haben.
Der Schlossrand ist sehr schwach gebogen, beinahe gerade; vom Wirbel läuft sein vorderer Theil gerade
und geht dann unvermerkt in den ziemlich gebogenen Vorderrand über. Die Klappe ist hinten abgestutzt,
(doch nicht klaffend. Der Wirbel ist schwach eingekrümmt, nach vorne gerichtet und von der Mittellinie
ein wenig gegen die Ventralseite verschoben. Die Oberfläche ist von 35—42 flachen, oben abgerundeten
Rippen bedeckt, welche vorne schuppig sind und mit schwachen Anschwellungen verziert zu sein scheinen.
Die Rippen verstärken sich langsam gegen rückwärts, die in der Mitte der Klappe befindlichen beginnen
oben langsam zu verflachen und es bildet sich, da ihr hinterer Theil steiler abfällt, rückwärts eine scharfe
Kante, welche an jener Rippe am stärksten ist, die sich, auf der Oberfläche der Klappe eine schwache
Kante bildend, vom Wirbel zum hinteren unteren Winkel zieht. Von ihr gegen rückwärts, am hinteren
ee
abgestutzten Theil folgen ihr zumeist 9 Rippen, welche bis zum hinteren Schlossrand langsam, jedoch gleich-
mässig schwächer und convexer werden. Eine Ausnahme bildet unter den 9 Rippen manchmal die mittlere,
welche stärker ist als ihre Nachbaren. Die Rippen sind von einander durch die etwas schmäleren Zwischen-
räume scharf getrennt. Den Rippen entsprechen im Innern der Klappe bis zum Wirbel reichende Furchen.
Jenen S—9 Rippen, welche sich am hinteren, abgestutzten Theil befinden, entsprechen im Innern der Klappe
bei ausgebildeten Formen schwächere Furchen. Unter diesen Rippen ist die letzte, welche die längliche
Bandgrube begrenzt, meist sehr stark entwickelt und mit Stacheln verziert. Die Lunula ist pfeilförmig,
gut entwickelt. Das Schloss ist schwach und besteht auf der linken Klappe aus einem unter dem Wirbel
befindlichen, spitzen, kegelförmigen Schlosszahn, mit einer Grube hinter demselben; vorne ist ein kleiner,
spitziger, hinten ein kaum sichtbarer, rudimentärer Seitenzahn vorhanden. Auf der rechten Klappe befindet
sich ein ähnlicher Schlosszahn; die zur Aufnahme des linken Schlosszahnes dienende Grube liegt vor dem-
selben; der vordere Leistenzahn ist hier ebenso gut entwickelt wie der hintere. Manteleindruck nicht zu
sehen. Der vordere, kleinere und stärkere Muskeleindruck ist deutlicher als der hintere, grössere; beide
sind oval. Der Rand der Klappe ist gezähnt. Die Anwachsstreifen sind sehr fein und besonders zwischen
den Rippen sehr scharf, mit der Lupe gut sichtbar.
Maasse:
Länge: 1,0 mm 2,5 mm 3,0 mm 5,9 mm / S,0 mm 11,5 mm
Höhe: ONE Se, 20 , 3,5 Omen BrHm
Dicke: Oase, OB Ü:Des, 0 \ DAÜE Der SD
Ein fragmentäres Exemplar hatte bei ca. 20 mm Länge, eine Breite von 17 mm und eine Dicke
mm. Die Länge varriürt also zwischen 1—20 mm, die Breite oder Höhe zwischen 0,9—17 mm und
die Dicke zwischen 0,3—7 mm.
Die nächste Verwandte meiner Form ist die bei Careruist („Gli strati a Congerie nella provincia
di Pisa ete.“ Taf. III, Fig. 10—16) als Cardium solitarium beschriebene Form. Auf den ersten Blick ist
die Aehnlichkeit frappant, vergleicht man jedoch die beiden Formen genauer, so ergeben sich Unterschiede.
Bei meiner Form erhebt sich der Wirbel nämlich weniger, ist also weniger convex wie bei der italienischen
Form. Auch das Schloss ersterer ist schwächer. Während die italienische Form 30—32 Rippen aufweist,
ist meine neue Art von Tinnye mit 35—42 Rippen bedeckt, welche viel dichter stehen. Bei der Form
_ Careuoınvs reichen die im Innern der Klappe den Rippen entsprechenden Furchen nur bis zum Mantel-
eindruck, bei meiner bis zum Wirbel. Die Rippen der Carernint'schen Form sind nicht so sehr abgerundet
wie die der meinigen — was der bei CarEuuısı in Fig. 13 abgebildete vergrösserte Theil einer Klappe ver-
anschaulicht — sondern dachförmig und sind auch von den Zwischenräumen nicht so scharf abgesetzt wie
bei meiner Art. Die Zwischenräume letzterer sind im Verhältniss zur Breite der Rippen, trotzdem dieselben
dichter stehen, doch breiter als auf den Abbildungen CAarEruints. Die auf dem hinteren Schlossrand be-
findliche letzte Rippe ist auch auf den Formen Careruists manchmal stachelig, wie bei meiner.
r
von 4
Die Unterschiede, welche zwischen den Figuren CAPELLISTS und meiner Form vorhanden sind, reichen
also aus, um letztere als selbständige Species hinzustellen. Der Vergleich mit den Original-Exemplaren des
Card. solitarium, welche Herr Prof. Carzuuınt die grosse Liebenswürdigkeit hatte, mir zu leihen, ergab noch
deutlicher, dass L. (P.) Andrusovi von Ü. solitarium verschieden ist. Während die Schalen von (©. soli-
tarium stark und dick sind, ist dies bei meinen, selbst wenn sie grösser sind, nicht der Fall. Auch über-
Palacontographiea. Pd. XLVIII. 253
— 178 —
zeugte ich mich davon — soweit dies auf der corrodirten Oberfläche der italienischen Exemplare ersichtlich
— dass die Rippen auf dem vorderen und mittleren Theil der Klappe mit länglichen, längs der Anwachs-
streifen angeordneten, stumpfen, compacten, stachelförmigen, gegen die Ventralseite sich erhebenden und
krümmenden Anschwellungen verziert sind, von denen die Abbildungen Carzruint’s keine Spur zeigen. Die
auf dem hinteren Schlossrand befindliche letzte Rippe ist auf Fig. 12 Careruist's stachelig; das Original
zeigt, dass diese Stachel durch das schuppige Aufbiegen der Schalenplättchen entlang der Anwachsstreifen
entstanden sind, wohingegen auf meiner Form an derselben Stelle wirkliche Stacheln vorhanden sind. Der
stacheligen Rippen halber steht das italienische „solitarium“ nicht so sehr dem Andrusovi als der folgenden
Art, dem L. spinosum, näher; doch bieten hinwieder eben die Stacheln auch die Hauptunterschiede, da in
deren Anordnung und Form die wesentlichste Abweichung der beiden Arten liegt. Während nämlich die
Stacheln bei der var. spinosum auf jenem Klappentheil vorkommen, welcher dem abgestutzten Hinterrand
entspricht, sind deren Spuren auf den „solitarium*-Exemplaren ÜAPELLINT’S gerade hier rückwärts nicht,
sondern nur in der Mitte der Klappe und deren vorderem Theile zu sehen; ferner sind die Stacheln meiner
Forın wirkliche Stacheln, sie sind stark, gross, gegen den Ventralrand offen und der Dünne und Leichtigkeit
der Schale entsprechend innen hohl, diejenigen der Carzrristschen Exemplare hingegen breit, oval, An-
schwellungen ähnlich und erheben sich nur gegen den Ventraltheil, also an ihren unteren Enden stachel-
artig. Die Stacheln selbst sind kurz, compact und in Reihen auf den Anwachsstreifen angeordnet. Am
Rande der Klappe endigen die Rippen in solchen Stacheln.
Das Bruchstück meines grössten Tinnyeer Exemplars erinnert theils durch seime äussere Form, theils
durch die Ornamentik der Oberfläche und die Grösse selır an Limnocardium Karreri Fuc#s. Doch ist es
mit derselben nicht zu identifieiren, da bei meiner Form der Wirbel mehr gegen die Ventralseite verschoben
ist, die Schale letzterer im Ganzen genommen gegen rückwärts breiter wird, während sie sich bei der Karrerö
ein wenig verschmälert; auch ist die Schale meiner Form etwas mehr convex.
In der Jugend ist Z. Andrusovi länglich, flach und von L. Jagiei, bei welchem am hinteren Theil
ebenfalls drei, stärker entwickelte Rippen ausgebildet zu sein pflegen, nicht zu unterscheiden.
Diese neue Art benenne ich nach Herrn Prof. Anprusov aus Jurjew (Dorpat), dem Verfasser der
grossen Monographie der Dreissensidaeen.
Fundort: In Tinnye ist Z. (P.) Andrusovi sehr häufig, bisher sammelte ich 270 Exemplare.
Bruchstücke fand ich auch im Material von Sziläagy-Somlyö. Märroxrr bestimmte dieselben als Cardium
secans (non Fuchs). Ich vereinige sie später mit solstarinm, wobei ich schon hervorhob, dass ein Theil der-
selben vom Typus des Z. solitarium verschieden ist. Jetzt jedoch, nachdem ich sie mit unversehrten Exem-
plaren verglich, trenne ich wieder den grössten Theil der Bruchstücke von soltarium und stelle sie zu
L. Andrusovi. In Budapest-Köbänya fand ich ein unverletztes Exemplar und mehrere Bruchstücke.
23. Limnocardium (Pontalmyra) Andrusovi Lörenr., var. spinosum n. var.
(Taf. XI, Fig. 1—11 und Taf. XU, Fig. 3.)
Diese überaus elegante, kleine, dünnschalige Form meiner Fauna ist quer gestreckt oval, beinahe
triangulär, selten finden sich — wie beim Typus — langgestreckte, beinahe viereckige Formen. Die vordere
Schlosskante fällt vorne jäh ab und geht als schwach concaver Bogen einen ziemlich scharfen Winkel bildend
in den flach bogigen Unterrand über. Die Schale ist vorne ziemlich spitzig, schmal und wird gegen hinten
breiter, so dass sie zumeist entlang des Hinterrandes, welcher vertical abgestutzt, jedoch nicht klaffend ist,
am höchsten wird (Fig. 10). Die Oberfläche wird durch eine vom Wirbel zum unteren hinteren Winkel
ziehenden scharfen Kante in einen grösseren vorderen und einen nicht viel kleineren hinteren Theil getheilt.
Der Wirbel ist schwach eingebogen, spitzig, stark gegen die Ventralseite verschoben. Die Oberfläche der
Klappe ist dicht mit feinen, schwach convexen, wenig hervorspringenden Rippen bedeckt, welche gegen
rückwärts langsam und gleichmässig anwachsen, so dass sie auf dem hinter der Kante liegenden rückwärtigen
Theil am stärksten sind. Vor und hinter der Kante werden manchmal eine bis zwei Rippen dachförmieg.
Die Rippen sind von den sehr schmalen Zwischenräumen nicht scharf getrennt. Im Innern der Klappe ent-
sprechen den Rippen bis zum Wirbel reichende Furchen, welche um so tiefer sind, je stärker die Rippen
sind; demnach sind sie auf der Hinterseite der Klappe am tiefsten. Den vorderen Theil der gegen hinten
fortwährend sich hebenden Klappe, welche entlang der Kante am convexesten ist, bedecken 20—26 (zu-
meist 20—21), den hinteren Theil hingegen, die Kante und den Hinterrand mit eingerechnet S—10 (zu-
meist 9) höhere Rippen. Darunter ist die erste und letzte, also jene, welche die Kante und die Bandgrube
begrenzen und die mittlere unter den zwischen den beiden ersteren befindlichen Rippen, stärker als die
anderen und mit starken Stacheln versehen. Manchmal sind jedoch nicht nur diese Rippen stachelig, sondern
— wie aus den Abbildungen ersichtlich — auch mehrere, ja es gibt sogar Formen, deren Kante keine
Stacheln besitzt, sondern nur die zwei anderen Rippen (Fig. 4). Die Stacheln sind lamellenartig, erinnern
an die Stacheln der Rosen, sind innen hohl, gegen hinten zumeist geöffnet. Gewöhnlich befinden sich auf
einer Rippe 5—8 solcher Stacheln. Es kommt auch vor, dass einige Rippen am Vordertheil der Klappe
mit kleineren Stacheln versehen sind, welche Anschwellungen gleichen. Noch seltener scheint es vorzu-
kommen, dass die ganze Oberfläche mit kleinen Stacheln bedeckt ist, einige Bruchstücke weisen wenigstens
darauf hin. Die Anwachsstreifen sind sehr fein. Der vordere Theil der schwachen Schlosskante ist leicht
concav, während ihr längerer Hintertheil einen schwach convexen Bogen bildet. Das Schloss besteht auf
der linken Klappe nur aus einem spitzigen, kegelförmigen, unter dem Wirbel befindlichen Schlosszahn, mit
einer Grube hinter demselben; Seitenzähne fehlen. In der rechten Klappe liegt die Grube für die Auf-
nahme des linken Schlosszahnes vor dem kegelförmigen Schlosszahn; vorne und hinten ist je ein schwacher
Seitenzahn vorhanden, welche zumeist ein wenig vor resp. hinter dem mittleren Theil des Randes stehen.
Der Manteleindruck scheint keine Ausbuchtung zu haben. Der Rand der Klappe ist stark gezähnt. Die
Lunula ist schmal, scharf begrenzt, so auch die Bandgrube, welche durch die letzten stacheligen Rippen
begrenzt wird. Die Bandleiste ist kurz. Die var. spinosum ist im Allgemeinen klein, ihre Länge beträgt
1—5 mm, ihre Breite 0,8—3,5 mm, ihre Dicke 0,3— 1 mm.
Diese meine Form weicht von Z. Andrusovi Typus wesentlich ab; während die var. spinosum beinahe
dreieckig ist, zeigt der Typus eine ovale Form, während der breiteste Durchmesser, also die Höhe der var.
spinosum beinahe immer mit dem Hinterrand zusammenfällt, liegt derselbe beim Typus etwas mehr gegen vorne.
Der Vorderrand der var. spinosum ist vor dem Wirbel concav, beim Typus gerade; die var. spinosum ist vorne
überhaupt eckig, der Typus viel mehr abgerundet. Bei Letzterem ist der hinter der Kante gelegene Theil
verhältnissmässig kleiner als bei der Varietät. Der Typus trägt 35—42, die var. spinosum 28—36 Rippen.
Auch ist letztere kleiner als der Typus, denn während beim Typus die Länge zwischen 1—20, die Höhe
— 180 °—
zwischen 0,9—17, die Dicke zwischen 0,5—7 mm varirt, schwankt bei der var. spinosum die Länge nur
zwischen 1—5, die Höhe zwischen 0,8—3,5 und die Dicke zwischen 0,3—1 mm.
Trotz dieser Abweichungen können die beiden Formen doch nicht als selbständige Species gelten,
da sie so ineinander übergehen, dass es manchmal schwer hält, von mancher Form zu bestimmen, wohin sie
gehört. Denn es finden sich — obzwar selten — auch unter der var. spinosum vorne breit abgerundete,
eiförmige oder beinahe länglich viereckige Formen wie beim Typus. Es gibt Formen des Typus, bei welchen
der hinter der Kante gelegene rückwärtige Theil ungewöhnlich lang und wieder solche der var. spinosum, wo
er klein ist. Auch finden sich bei der var. spinosum Exemplare (Fig. 11), bei welchen, wie beim Typus, nur
die allerletzte Rippe stachelig ist. Mit einem Wort: unvermerkte Uebergänge sind häufig.
Der var. spinosum steht jene Form am nächsten, welche G. Pıvar unter dem Namen Cardium
sguamulosum nov. sp. (Tertiärgebirge der Glianer Culpa. p. 48. Taf. I, Fig. 7—8) aus der sarmatischen
Stufe von Sestanj beschreibt. Da jedoch Destayzs schon eine Art als squamulosum beschrieb , empfiehlt
R. Hörnes die Benennung Cardium Pilari R. Hörses (Verhandl. d.‘k. k. geol. R. A., Jahrg. 1874 p. 228).
Die var. spinosum ist kleiner als das sarmatische Pilari. Letzteres ist übrigens im Ganzen grösser (5 mm
lang, 5 mm hoch und 1,5 mm dick), stärker und besitzt dickere Schalen. Seine Rippen sind breiter und
stehen weitläufiger; da es auf der Vorderseite der Klappe nur deren 13 besitzt, während die kleinere var.
spinosum deren 20—26 aufweist; auf der Hinterseite hat erstere 5, letztere S—10 Rippen. Das Schloss von
L. Pilari ist auch viel kräftiger als das der var. spinosum. Meine Form entstammt wahrscheinlich dem
sarmatischen Z. Pilar:. i
Fundort: Von Tinnye in 230 Exemplaren, von Budapest-Köbänya nur in einigen Bruch-
stücken vorliegend.
Subordo: Conchacea.
Familie: Cyrenidae.
Genus: Pisidium 0. Preırrer. 1821.
24. Pisidium sp. ind.
(Taf. XVI, Fig. 5.)
In Tinnye fand ich einige Exemplare einer aussergewöhnlich kleinen Pisidium-Art, welche aus
Mangel an Vergleichsmaterial nicht bestimmt werden konnte. Auch Brusma fand in Markusevec ein
kleines, bisher ebenfalls nicht bestimmtes Pisidium.
Classis: Gastropoda Cuv.
Ordo: Pulmonata Cuv.
Subordo: Geophila.
A. Familie: Helieidae Krresstem.
Genus I. Helix Lınn#. 1758.
Diese Landschnecken-Gattung kommt in beinahe allen Niveaux unserer Brackwasser-Pliocaenbildungen,
natürlich überall nur selten, vor. In unserer Fauna ist Helix nur durch ein schlecht erhaltenes Exemplar,
gleichzeitig die einzige Landschnecke der ganzen Fauna, vertreten,
a
25. Helix ind. sp.
1859. Helix sp. Hanıken: Die Umgegend von Tinnye bei Ofen.
1895. 7 „ LöreneHer: Einige Bemerkungen über Papyrotheca. p. 392.
HAnTKEn sammelte ein mittelgrosses, zusammengedrücktes Exemplar, das weder der Art noch der
Untergattung nach zu bestimmen war. Auch in Markusevece mit seiner der Tinnyeer so ähnlichen Fauna
wurde ein schlecht erhaltenes Exemplar gefunden, welches, zwar nicht näher bestimmbar, wahrscheinlich
der Art von Tinnye angehört.
Fundort: Bisher ist diese Species nur aus Tinnye bekannt.
B. Familie: Suceineidae.
Genus II. Papyrotheca Brusına. 1893.
Bereits in meiner kurzen Besprechung der Gattung Papyrotheca' begründete ich, warum dieses
seltene Genus zu den Suceineidaeen und nicht zu den Limnaeidaeen gehört. Hier sollen jene Charaktere,
welche Brusına bei Beschreibung dieser Gattung feststellte, auf Grund der neuen Art Papyrotheca gracilis
in einigen Punkten ergänzt werden.
Die flache, pantoffelähnliche oder spindelförmige, dünnwandige, glänzende, weisse Schale besteht
aus einem oder mehreren nach rechts gewundenen Umgängen und wächst entweder plötzlich, wobei die
letzte Windung !*/ır der Schale ausmacht, oder gleichmässiger, langsamer, wobei die letzte Windung °/s
der ganzen Schale einnimmt. Die wirkliche Spindel fehlt und so kann von einer festen Axe, einem Nabel
und’ einer eigentlichen Mündungswand keine Rede sein. Der Mündungsrand ist einfach, Nabel und Lippe
fehlen. Die eiförmige Mundöffnung nimmt mehr als die Hälfte der Schalenhöhe ein. Der Wirbel ist spindel-
förmig. Der Mündungsrand ist unzusammenhängend, gegen unten stark erweitert, oben in einer Spitze
endigend. Die Naht steigt plötzlich ab, geht kurz vor der Mündung in eine scharfe Kante über, welche
wieder in den rechten Mündungsrand übergeht und so gegen die Mundhöhle eine dreieckige Lamelle be-
grenzt, welche Brusına Septum benannte, Diese Lamelle ist umso grösser, je weniger Windungen das
Gehäuse besitzt, je mehr sich also die Schale gegen unten glockenförmig erweitert und je grösser die
Mündung ist. Das dreieckige Septum wird durch die letzte Windung nur zum Theil verdeckt, sein übriger
Theil bleibt frei und erstreckt sich, gleichsam die Axe, Spindel ersetzend, bis zum Wirbel. Die Anwachs-
streifen sind verzweigt und fein.
! In diese Abhandlung schlichen sich einige Schreibfehler ein, welche ich bei der Correetur übersah und welche
ich hier richtigstelle. Auf p. 389, Absatz 6 soll es statt: „Zweitens steht es nicht, dass dieselbe mit der Suceine« in keinerlei
Verwandtschaft steht, da ihr Haus so dünn ist, dass die Anwesenheit des Deckels ausgeschlossen erscheint“ heissen: „... dass
dieselbe mit der Sueeinea in keinerlei Verwandtschaft steht und dass ihr Haus so dünn ist...“ Ferner soll auf p. 391,
Absatz 1 statt: „Den Grund hiefür, dass Herr Brusıa entgegen dieser seiner Behauptung die Papyrotheca dennoch zu den
Limnaeen stellt, kann ich einzig darin finden, dass Borrreer die Meinung abgab, dass sie keine Suceinea sein könne, da
ihr Gehäuse derart dünn ist, dass die Anwesenheit eines Deckels ausgeschlossen erscheint. Diese Behauptung verliert aber
alle und jede Beweiskraft, wenn ich hinzufüge,... .“ heissen: „... dass Borrreer die Meinung abgab, dass sie mit der Suceinea
in keinerlei Verwandtschaft steht. Diese Behauptung aber, dass ihr Gehäuse derart dünn ist, dass die Anwesenheit eines
Deckels ausgeschlossen erscheint, verliert alle und jede Beweiskraft, wenn ich hinzufüge...“ Endlich ist der letzte Satz
dieses Absatzes wegzulassen.
Papyrotheca gehört zu den seltensten der aus den pliocaenen Brackwassergebilden bekannten neueren
Gattungen. Bisher war sie nur aus gleichaltrigen Bildungen von Ripanj (Serbien) bekannt. In den Ländern
der ungarischen Krone fand ich sie zuerst in Tinnye und Budapest-Köbänya (Brunnen der Schweine-
mästerei). Auffallend ist es, dass trotz der grossen Uebereinstimmung der Faunen von Tinnye und Mar-
kuseveec, an letzterem Orte Papyrotheca nicht gefunden wurde. .
26. Papyrotheca mirabilis Brusına.
(Taf. XII, Fig. 6—8.)
1895. Papyrotheca mirabilis Brus, Brusina: The Conchiogist. Vol. I. p. 161. Pl. II, F. 1—5.
1895. n » " Löreneuey: Einige Bemerkungen über Papyrotheca. p. 887, 389, 390, 391 u. 392.
Exemplare verschiedener Entwicklungsstadien liegen vor. Ganz unversehrte sind darunter ver-
Pr 0 PR . . . . . a N . . .
hältnissmässig wenige, «da die dünnwandige Schale keine feste Axe besitzt und demzufolge ziemlich zer-
brechlich ist. Diese Species ist m Tinnye seltener als in Ripanj (bei Belgrad), von wo sie Brusına be-
schrieb, doch sind die Exemplare grösser und ihre Schale somit kräftiger und dicker. Ich sammelte elf
Exemplare, welche sich nach dem Vergleich mit BrusımAa’s Original-Exemplaren von Ripanj als vollkommen
typisch erweisen.
Fundort: Ausser in Tinnye (und in Ripanj) bisher nirgendswo gefunden; wahrscheinlich wird
die Art auch in Köbanya und Markusevec — den zwischen Tinnye und Ripanj — liegenden Lokalitäten ge-
funden werden.
27. Papyrotheca gracilis nov. sp.
(Taf. XII, Big. 9, TarıX1V, Big, 3 u. 4.)
1895. Suceinea gracilis Lörent. LörentHuryY: Papyrotheca. p. 391 u. 392.
Papyrotheca steht der Gattung Suceinea so nahe, dass ich, als ich ein Exemplar dieser neuen
Pupyrotheca-Art fand, dessen linker Mundsaum ein wenig lädirt war, dies für eine Suceinea hielt. Ich be-
merkte dazu: Wird diese Suceinea (jetzt Papyrotheca graeilis) so weit losgewunden, dass nur 1,5 Umgänge
in Berührung bleiben, entsteht daraus Papyrotheca mirabilis und umgekehrt, wird die Papyrotheca mirabilis
Brus. um 360° aufgewunden, entsteht die „S. gracilis Lörent.“ Ein unversehrtes Exemplar der in Rede
stehenden Art (Taf. XIII, Fig. 9), welches ich 1896 in Tinnye fand, beweist nun, dass hier keine Suceinea,
sondern eine ganz Succinea-ähnliche Papyrotheca vorliegt. Neuere Aufsammlungen lieferten noch besseres
Material (Taf. XIV).
Das dünnwandige, spindelförmige Gehäuse besteht aus 2/2 schnell anwachsenden Windungen,
worunter die letzte 5'/smal höher ist als die ganze Spira. Letztere wird von einem kleinen Wirbel und
einer ziemlich convexen Windung gebildet. Die tiefe Nahtlinie fällt plötzlich ab und geht dort, wo der
rechtseitige Mundsaum die vorletzte, d. i. die einzige Windung der Spira berührt, in eine Kante und diese
wieder nach unten in den linksseitigen Mundsaum über. In der Mundhöhle, rechts von der aus der Naht
ausgehenden und im linken Mundsaum verschwindenden Kante befindet sich eine kleine, dreieckige Lamelle
der letzten Windung, das Septum, welches in den Wirbel hineinreicht. Das Septum ist als die nicht gehörig
gewundene Axe aufzufassen. Die Mundöffnung ist länglich oval, unten abgerundet, oben eckig. Der Mund-
saum ist unzusammenhängend. Der äussere Mundsaum verläuft von dort, wo er aus der die Fortsetzung
der Naht bildenden Kante ausgeht, in schwachem Bogen, dann wendet er sich gerade gegen unten, indem
er sich von der gedachten Axe immer mehr entfernt. Die Mundöffnung erweitert sich in demselben Maasse,
in welchem sich der Mundsaum von der gedachten Axe entfernt. Der linke Mundsaum ist sehr flach und
bildet einen gegen sein unteres Ende in eine gerade Linie übergehenden Bogen, welcher sich gegen unten
von der gedachten Axe ebenfalls entfernt. Die Mundhöhle ist in ihrem unteren Drittel am breitesten.
Sowohl der gerade rechte, als auch der schwach gebogene linke Mundsaum vereinigen sich an den beiden,
Enden des grössten Transversaldiameters einen starken Bogen bildend, zu dem beinahe geraden, unteren
Mundsaum. Der linke Mundsaum bildet oben, von der Stelle, wo er sich mit der die Fortsetzung der Naht
bildenden Kante vereinigt, bis zum rechten Mundsaum eigentlich den inneren Rand des Septums. Zwischen
den sehr feinen Anwachsstreifen kommen hie und da auch weniger feine vor, doch sind auch die letzteren
so zart, dass sie nur mit der Lupe sichtbar sind.
Durch P. graeilis wird die zoologische Stellung der Gattung am besten begründet, Sie lässt jene
Charaktere, welche ihre Zugehörigkeit zu den Succineidaeen unzweifelhaft machen, am deutlichsten er-
kennen. P. gracilis steht unter den bisher bekannten vier Papyretheca-Arten der P. mirabilis Brus. am
nächsten, doch weicht sie von derselben so wesentlich ab, dass sie als selbständige Art betrachtet werden
muss. Die Schalen beider Arten sind glänzend, dünn. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden
Arten liegt darin, dass die Schale der P. mörabilis nur aus dem Wirbel und einer Windung, also aus
1’; Windungen besteht, während P. gracilis 2'!/g Windungen besitzt. P. märabilis ist daher „wenig schnecken-
förmig*, P. gracilis hingegen ganz schneckenförmig, Letztere erinnert daher an das Subgenus Amphybina
und steht der Amphybina elegans Rısso am nächsten. Da die letzte resp. hier gleichzeitig die erste Win-
dung der P. mörabilis sehr schnell wächst und sich pantoftelähnlich erweitert, vergleicht sie Prof. BRUSINA
sehr treffend mit einer gedrehten Papierdüte, P. mirabilis erweitert sich gleich nach dem spitzen Wirbel
zu einer grossen Mündung und wird somit glockenähnlich, während P. gracilis nach dem Wirbel noch eine
Windung mit convexer Seite hat und erst nach derselben die plötzlich wachsende letzte Windung folgt.
Dieselbe ist hier nur 4'/gmal höher als die ganze Spira, bei P. mirabilis jedoch T mal. Bei letzterer Art
ist die dreieckige Lamelle (Septum), welche sich von der die Fortsetzung der Naht bildenden Kante gegen
die Mündung erstreckt, viel grösser als bei P. gracilis, wo sie durch die äussere Lippe besser verdeckt wird.
Während bei P. gracilis die äussere Lippe schon von der Naht nach auswärts schwenkt, fällt dieser Rand
der letzten Windung bei P. mirabilis von der Naht ausgehend erst lothrecht ab und dreht sich erst später
nahe dem unteren Rand des Septums plötzlich nach aussen, so die Form einer Fünfer (5) erhaltend. Die
Mündung ist bei P. mirabilis vundlich, bei P. graeilis länglich oval. Während P. mirabilis flach pantofiel-
ähnlich ist, zeigt P. gracilis die Form einer Spindel. Die beiden Arten stehen also einander so ferne, dass
sie auf den ersten Blick von einander zu unterscheiden sind (vgl. die Abbildungen).
Fundort: P. gracilis ist bisher nur aus der Umgebung Budapests bekannt; sie kommt auch hier
nur selten vor. Fünf Exemplare aus Tinnye (aus dem die Melanopsiden-Schalen erfüllenden Sande), ein
Bruchstück aus dem Brunnen der Schweinemästerei zu Budapest-Köbänya.
ae
Subordo: Hygrophila.
GC. Familie: Limnaeidae Kererstein.
Genus III: Limnaea Lamarcr 1801.
Die Gattung Limnaea ist in unseren pliocänen Brackwasserablagerungen im Allgemeinen selten. Mir
liegt sie nur in einer dem Subgenus Gulmaria Lach. angehörenden Art vor.
Subgenus: Gulnaria Leach.
28. Limnaea (Gulnaria) nov. sp.
(Taf. XIII, Fig. 10 und 11.)
Das dünne, durchschimmernde, kleine weisse Gehäuse besteht aus 3'/; so schnell anwachsenden
Windungen, dass die letzte 6 mal so hoch ist wie die anderen zusammen. Bei 18 mm Gesammthöhe ist das
Gewinde, welches durch die beiden obersten mässig gewölbten Windungen gebildet wird, nur 3 mm hoch.
Die Naht ist ziemlich stark, vertieft, wodurch die Windungen ein treppenförmiges Aeussere erlangen. Das
Wachsthum der Windungen ist ungleichmässig, plötzlich; die letzte Windung ist, mit der vorletzten ver-
glichen, sehr gross und aufgebläht. Die grosse Mündung, welche etwa drei Viertel der ganzen Höhe misst,
ist birnförmig beinahe lothrecht stehend. Der äussere Mundraum bildet von der Naht bis zu seinem untersten
Ende einen vollkommenen Bogen. Die Spindel ist flachbogig, nach unten sehr verlängert. In der Jugend
ist das obere Drittel der letzten Windung ein wenig aufgebläht, so dass der grösste Transversaldiameter
der Schale hierher fällt, während er bei ausgewachsenen Exemplaren in der Mitte der letzten Windung liegt.
Der innere Mundraum legt sich mit einer so dünnen Lamelle an die vorhergehende Windung an, dass man
ihn nur unter der Lupe sehen kann, Manchmal löst er sich von der letzten Windung uud bricht ab, als-
dann erinnert meine Form lebhaft an Suecinea (Subgenus Amphybina). Nur bei genauer Prüfung mittels
der Lupe sieht man eine noch erkennbare Nabelritze. Die Oberfläche ist mit sehr zarten, unregelmässigen,
häufig sich gabelnden und miteinander wieder zusammentreffenden Anwachsstreifen bedeckt. Die Höhe des
(rehäuses variirt zwischen 2 und 7 mm. Meine Form steht der recenten Gulnaria ovata Drar. am nächsten,
nur besteht letztere aus 5, meine Form jedoch nur aus 3,5 Windungen. Weiter sind die Seiten jener Win-
dungen, welche das Gewinde bilden, auf meiner Form flacher und somit die Naht schwächer, wodurch die
Windungen nicht so sehr treppenförmig werden wie bei @. ovata. Während bei @. ovata der Spindelumschlag
breit ist, ist derjenige meiner Form schmäler und bedeutend dünner, wodurch auch der Nabel der letzteren
schwächer wird. Meine Form ist überhaupt kleiner als @. ovata. Ich bin jedoch im Besitze eines 7 mm
hohen Exemplares, welches, neben die Exemplare der recenten ovafa gestellt, kaum von denselben zu unter-
scheiden ist, so dass meine Form nur durch ihre aus weniger Windungen bestehende Spira, die Flachheit
der Windungen und die schwächere Naht von jenen getrennt wird. Auffallend ist der verhältnissmässig
geringe Unterschied der beiden Formen, da man in Anbetracht der grossen Zeitdifferenz und des Umstandes,
dass meine Form im Brackwasser, @. ovata hingegen im Süsswasser lebte, grössere Unterschiede er-
warten sollte.
Fundort: Tinnye, 11 Exemplare,
89 —
Genus: Planorbis Gnerttarn. 1756.
Während die bisherigen Gastropodengattungen zu den Seltenheiten gehören, die bloss durch eine oder
höchstens zwei Arten vertreten sind, wird Planorbis in meiner Fauna schon durch fünf Arten und eine neue
Varietät vertreten, welche mit Ausnahme von Planorbis solenoeides, Pl. Fuchsi und Pl. verticillus Brus. var.
ptychodes n. var. wenigstens in der Fauna von Tinnye in grosser Menge vorkommen. Die häufigste Planorbis-
Art ist P. Sabljari Brus. Auch in Budapest-Köbänya ist die Gattung Planorbis häufig zu nennen, wenn
man in Betracht zieht, dass von hier nur wenig Material gesammelt werden konnte.
Alle Planorbis-Formen sind hier klein, kaum einige mm gross. Planorbis verticillus Brus., Pl. Sabljari
Brus., Pl. ptychophorus Brus., wahrscheinlich auch Pl. Fuchsi nov. sp. kommen auch in der Fauna von
Markusevec vor; Pl. solenoeides nov. sp. und Pl. verticillus Brus. var. ptychodes nov. var. jedoch sind bisher
nur der Umgebung von Budapest eigen. Ausserordentlich interessant ist, dass gerade so, wie die Gattungen
Zagrabica, Micromelania und Caspia der pannonischen Stufe gegenwärtig im Kaspisee, Fossarulus und
Prosothenia in den chinesischen Süsswässern, die nächste Verwandte von Baglivia, die Liobajkalia, im Bajkalsee
vorkommen: die nächsten Verwandten von Planorbis vertieillus Brus. und Pl. Sabljari Brus. ebenfalls im Orient,
in den südasiatischen (Indien) Süsswässern lebend vorzufinden sind.
Auffallend ist die grosse Aehnlichkeit zwischen den Planorbis der levantinischen Bildungen von
‚ Rhodus und jenen unserer pannonischen Schichten. Sowohl bei uns als auch auf der Insel Rhodus kommen
winzige, kaum einige Millimeter grosse Formen vor. In der Fauna von Rhodus sind auch glatte und gerippte
Arten vorzufinden, die Subgenera Tropodiscus und Armiger. Auch in Hinsicht der Arten stehen die Formen
von Rhodus jenen von Tinnye, Köbänya und Markusevec sehr nahe. So steht unser Planorbis (Tropodiscus)
Sabljari Brus. zu den Arten von Rhodus: Planorbis (Tropodiscus) transsylvanicus NEuM. var, dorica Bux. und
Planorbis (Tropodiscus) Skhiadica Bux. in überaus enger Beziehung und Pl. (Armiger) eristatus Drap. spielt
wieder in der Fauna von Rhodus die Rolle des nahen Verwandten unseres Pl. (Armiger) ptychophorus. ES
scheint demnach, als verbänden die levantinischen Formen der Insel Rhodus in Hinsicht der horizontalen und
verticalen Verbreitung unsere aus dem Pliocaen stammenden fossilen Formen mit den nahe verwandten
lebenden Formen Indiens.
In meiner Fauna sind vertreten die Untergattungen: Tropodiscus Stein mit 7. Sabljari Brus.,
Armiger Harrm. mit A. ptychophorus Brus. und Gyraulus Acass. mit den neuen Arten solenoeides und Fuchsi.
Bezüglich Pl. vertieillus Brus. sagt Brusına, er zweifle nicht, dass diese Art die neue Species eines eigen-
artigen Typus sei. Natürlich ist dasselbe auch mit var. p£ychodes n. var. der Fall. Da jener Theil der
letzten Windung, welcher sich zwischen der neben der Naht befindlichen Kante und der Peripherie ausdehnt,
besonders auf der Nabelseite convex ist, weicht Pl. vertieillus von den übrigen Planorbis-Arten derart ab,
dass sie in keine der Untergattungen einzutheilen ist, wesshalb ich sie nur unter dem Gattungsnamen
Planorbis anführe.
29, Planorbis (Tropodiscus) Sabljari Brusına.
(Taf. XIII, Fig. 18—20.)
1892. Planorbis Sabljari Brus. Brusma: Fauna di Mareusevec. p. 127.
1895. n 5 “ Lörentuey: Papyrotheca. p. 392.
Meine Formen stimmen mit jenen von Markusevee überein, jedoch, wie alle Markusevecer Arten, so
Palacontographiea, Bd, XLVIIL, 24
— 1856 —
wird auch diese in Tinnye grösser; Stücke von 3—4 mm Durchmesser und beinahe 1 mm Dicke kommen vor.
Bei manchen Exemplaren sind die Windungen auf der Nabelseite flach und an ihrem Rande befindet sich immer
eine mit der Peripherie parallel laufende Furche (Fig. 19b und Fig. 20b); am unteren Theil anderer sind
die Windungen schwach convex und hier fehlt diese Furche, Die Apicalseite ist immer ziemlich stark ge-
wölbt und nur in der Mitte eng und mässig tief eingesenkt, während die Nabelseite concav und zwar umso
mehr concav ist, je flacher die Windungen sind. Auf der Apical- und Nabelseite ist die Naht immer
schwach; nur auf der Nabelseite ist sie etwas stärker, wenn die Windungen schwach convex und nicht flach
sind. Die Zahl der Windungen ist bei meinen Formen so wie bei jenen von Markusevee 3—3'/s. Die
Winkel der letzten Windung sind weniger scharf als jene bei Pl. vertieillus Brus. Am deutlichsten ist der
Winkel der Peripherie, doch ist auch dieser von verschiedener Stärke, am stärksten dann, wenn die Wind-
ungen der unteren Seite gerade sind und somit die ganze Oberfläche convexer ist; weniger stark, wenn die
Windungen der unteren Oberfläche schwach convex sind. Bei meinen Exemplaren ist der Winkel der
Peripherie immer stärker als bei Pl. vertieillus. Auf der oberen, der Apicalseite, fehlt die neben der Naht
befindliche Kante entweder ganz, oder sie ist sehr schwach; unten, auf der Nabelseite, ist dieselbe ebenfalls
schwach, obwohl stärker als die der oberen Seite, Die Charaktere der Art sind auf meinen Abbildungen
so getreu wiedergegeben, dass jede weitere Beschreibung überflüssig ist. BrusmAa hebt hervor, dass die
Oberfläche längsgestreift ist und diese Längsstreifen so zart sind, dass sie selbst unter der Lupe kaum
sichtbar sind. Auf den meisten Exemplaren von Tinnye sind Längsstreifen nicht zu sehen und wo schon
welche sind, findet man auf der Oberfläche nur hie und da eine Spur von ihnen.
Interessant ist es, dass die dem Pl. Sabljari nächst verwandte lebende Form Pl. trochoideus Bens.
in Indien bei Barrakpore vorkommt. Die indische, recente Art und der von ihm weit entfernt im Westen,
im mittleren Theile der pannonischen Stufe fossil gefundene Pl. Sabljari werden in stratigraphischer und
geologischer Beziehung durch jene Formen mit einander verbunden, welche GrJzA v. Burowskı' aus den
levantinischen Schichten von Rhodus als Planorbis (Tropodiscus) Skhiadicus Bux. und Planorbis (Tropo-
discus) transsylvanicus Neum. var. dorica Bur. aufführt. Inwiefern die var. dorica von dem Szekler Pl.
transsylvanicus NEuM. abweicht, werde ich demnächst bei Beschreibung der Szökler levantinischen Fauna
erörtern. Hier möchte ich nur Pl. transsylvanicus var. dorica und Skhiadicus mit Pl. Sabljari kurz ver-
gleichen, da in dieser Art der Zusammenhang zwischen Pl. Sabljari und dem recenten ‚Pl. trochoideus Bens.
zu suchen ist.
Bei meinen Exemplaren des Pl. Sabljari ist die auf der Nabelseite befindliche Kante stärker wie bei
den Arten von Rhodus, seien nun die Windungen schwach convex oder ganz flach. Der Winkel der Peripherie
ist umgekehrt wieder bei meinen Formen schwächer und die äussere Spitze der Mündung ist auch nicht so
spitz wie bei den rhodischen Formen, sondern runder. Die Mündung fällt bei meinen Formen nicht so sehr
mit den Windungen in eine Ebene, wie bei den Exemplaren der Insel Rhodus, sondern neigt sich mehr abwärts.
Der Güte des Herrn Prof, Brusına verdanke ich es, durch Einsicht in die „Conchologia Indiea;
being illustrations of the land and freshwatter shells of British India“ von S. Hantey und W. THuroBALD
Pl. Sabljari mit Pl. trochoideus (l. c. Taf. XXXIX, Fig. 4—6) vergleichen zu können. Bezüglich der Grösse
stimmen die beiden Formen überein, bei Pl. trochoideus Bess. ist jedoch zwischen der oberen und unteren
! Die levantinische Molluskenfauna der Insel Rhodus. II. Theil. Wien 1895. p. 21.
Seite der Unterschied grösser, da auf der unteren Seite die Windungen einander viel besser umschliessen
als auf der oberen, so sehr, dass der Nabel nur eine kleine runde Oeffnung bildet; während sich bei Pl.
Sabljari die Windungen oben und unten in beinahe gleichem Maasse umfassen und somit der Nabel weit
ist; die Windungen sind aber auch hier gut sichtbar, viel besser als auf der oberen Seite von Pl. trochoideus.
Bei letzterem umfassen sich die Umgänge überhaupt mehr als bei Pl. Sabljari. Bei Pl. trochoideus ist die
Peripherialkante viel stärker als bei Pl. Sabljari und somit die Form der Mündung auch eine ganz andere.
Fundort: Diese häufigste meiner Planorbis-Arten sammelte ich in Tinnye in 310, in Budapest-
Köbänya in 9 Exemplaren. Bisher war sie nur von Markusevec bekannt.
30. Planorbis vertieillus Brusına.
(EA XI E12 14.)
1892. Planorbis verticillus Brus. BrusımAa: Fauna di Markusevec. p. 127.
1895. n 5 ” Lörentery: Papyrotheca. p. 392.
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen — abgesehen von ihrer bedeutenderen Grösse — mit dem
bei Markusevec vorkommenden Typus überein. In Markusevec überschreitet die Art nie einen Durchmesser
von 1,5 mm — wie dies Brusma hervorhebt — in Tinnye finden sich jedoch Stücke, deren Durchmesser
3,8 mm beträgt, obzwar die Zahl der Windungen auch hier nur 3—4 ist. Die Höhe ist auch bei meinen
Exemplaren höchstens 1 mm, wie bei denen von Markusevec. Auch bei meinen Formen ist schön zu sehen,
dass der Apical- und Nabeltheil beinahe gleich concav ist. Die obere und untere Seite der letzten Windung
wird längs der Naht durch eine starke Kante verziert; besonders stark ist die Kante auf der Nabelseite
und umso deutlicher, da jener Theil der Windung, welcher sich zwischen der Kante und der Peripherie
befindet, gewöhnlich stark eingesenkt ist (Fig. 12b und 14b), während auf der Apicalseite die Oberfläche
zwischen der Kante und der Peripherie flach oder sehr wenig, und nur in den seltensten Fällen concav ist,
wie dies Brusına von den Markusevecer Exemplaren hervorhebt. Der zwischen der Kante und der Naht
befindliche Theil der Schale ist schwach convex oder ganz flach, wie in Fig. 12b, ja es sind selbst solche
Exemplare vorhanden, bei denen zwischen Naht und Kante eine feine, jedoch tiefe Furche verläuft (Fig. 14a).
Auch auf der Peripherie bildet die letzte Windung einen Winkel. So sind also auf der letzten Windung
3 Winkel vorhanden, unten und oben neben der Naht und auf der Peripherie; der auf dem Apicaltheile
befindliche ist der schwächste. Der Wirbel an der Peripherie ist hier bei Pl. vertieillus gewöhnlich schwächer,
als bei Pl. Sabljari. Bei Pl. vertieillus sind auf der Apicalseite die Windungen convexer und somit auch
die Nähte tiefer wie bei Pl. Sabljari. Die Anwachsstreifen sind fein, doch scharf hervortretend, so dass
die Oberfläche unter der Lupe dicht mit feinen Rippen bedeckt erscheint. Brusıya hält diese Form für
eine neue Art eines besonderen Typus’ und hebt hervor, dass ihr nächster Verwandter der in Bengalien
lebende Pl. sindicus Bens. sei, welcher ebenfalls klein und zart, jedoch circa doppelt so gross ist, wie der
Pl. vertieillus von Markusevec. Demnach stehen die Tinnyer Exemplare dem Pl. sindieus noch näher, da
sie auch zweimal so gross werden, wie die von Markusevec. Trotzdem sind sie auch — wie dies aus dem
Vergleich mit der Abbildung des Pl. sindieus Bes. (Conchologia Indica. Taf. NL, Fig. 4—6) hervorgeht —
weit von Pl. sindicus entfernt, da letzterer bedeutend grösser, die Kante der oberen und unteren Seite um
Vieles schwächer ist, wie bei Pl. vertieillus, so dass man sie kaum sieht. Ferner umfassen die Windungen
— ill) I
einander bei Pl. sindieus viel mehr, wie bei vertieillus. Die Seiten des letzten Umganges sind bei Pl. sindieus
unten und oben ziemlich convex, während sie bei Pl. verticillus auf der Apicalseite weniger erhaben, auf
der Nabelseite sogar concav sind. Von einer Verdickung der äusseren Lippe ist auf meinen Exemplaren
keine Spur vorhanden; bei den Stücken von Markusevec ist die Lippe schwach verdickt.
Fundort: In Tinnye sammelte ich 140, in Budapest-Köbänya 2 Exemplare dieser Art. Eines
der letzteren besitzt einen Durchmesser von über 2 mm.
31. Planorbis vertieillus var. ptychodes' n. var. .
(Taf, XIH, Fig. 13a—c.)
Diese neue Varietät besteht aus 3'/a langsam und gleichmässig anwachsenden Windungen, welche
einander auf der unteren wie auf der oberen Seite ein wenig umfassen; die Naht ist ziemlich tief, die
Apicalseite gerade, flach, die Nabelseite schwach concav. Auf der letzten Windung sind drei Kanten vor-
handen. Die auf der Nabelseite befindliche liegt neben der Naht und theilt die Oberfläche in zwei ungleiche
Theile, in einen zwischen Naht und Kante befindlichen schmalen, flachen und steil abfallenden und einen
zwischen Kante und Peripherie liegenden, breiteren, concaven Theil. Die zwischen Naht und Nabelkante
befindliche Oberfläche trägt keine solche Furche, wie sie Fig. 13b irrthümlich aufweist. Die Kante auf der
Apicalseite liegt nicht neben dem Nabel wie beim Typus, sondern ungefähr in der Mitte der Windung.
Diese Kante theilt die letzte Windung in zwei Theile von gleicher Breite, in einen inneren flachen, horizontal
stehenden und einen äusseren sehr schwach eonvexen Theil. Die Kante der Peripherie ist etwas abgerundeter
wie beim Typus. Die Oberfläche zeigt ausser den überaus feinen Anwachsstreifen starke Falten. Die var.
ptychodes weicht vom Typus nur durch die Ornamentik der Oberfläche und die Lage der Kante auf der
Apicalseite etwa in der Mitte der Windung ab. Die Form ist oben viel flacher, nicht so convex wie der
Typus. Auch die Mündung der var. ptychodes weicht von jener des Typus ab. Bezüglich der Ausbildung
der Nabelseite stimmt sie mit dem Typus ganz überein und eben deshalb trenne ich sie nicht als besondere
Art, sondern nur als Varietät ab. Der Durchmesser meines einzigen Exemplares beträgt 3 mm, ihre Höhe
beinahe 1 mm.
Fundort: Tinnye, 1 Exemplar.
32, Planorbis (Armiger) ptychophorus Bnus.’
(Taf. XIII, Fig. 15—17.)
1892. Planorbis ptycophorus Baus. Brusina: Fauna di Markusevec. p. 128.
1895. ” = be LöRENTHrEY: Papyrotheca. p. 392.
Die ungarischen Stücke stimmen mit denen von Markusevee überein. In Tinnye ist diese Form
häufiger und grösser und zeigt die Art-Charaktere besser entwickelt als die Markusevecer Exemplare, So
ist deutlich zu erkennen, dass sie der Form nach nicht mit Pl. Sabljari, sondern mit Pl. vertieillus Brus.
übereinstimmen: die Windungen umfassen einander auf der Apicalseite — wie bei Pl. verticillus — weniger,
sind convexer, und demnach ist auch die Naht tiefer als bei Pl. Sabljari. Während letztere Art oben
convex, unten concav ist und ihre beiden Oberflächen von einander sehr abweichen, sind sie bei Pl. ptycho-
I aevyoöns — faltig, runzelig.
® Bei Brusina „Pl. ptycophorus Brus.*
— 189. —
phorus beide schwach concav und bezüglich ihrer Ausbildung ziemlich übereinstimmend, nur mit dem Unter-
schiede, dass die letzte Windung oben convex ist, während auf der unteren Seite, wie bei Pl. verticillus,
der Naht entlang sich eine Kante befindet und die Oberfläche von hier bis zur Peripherie concav ist. Die
Peripherie ist abgerundet, weshalb auch die äussere Lippe rundlich erscheint. Einige meiner Exemplare
bilden jedoch Ausnahmen, bei welchen die Kante der Peripherie nicht abgerundet ist. In diesem Falle
nähert sich die Form der von Pl. vertieillus und weicht von derselben nur dadurch ab, dass die Oberfläche
mit lamellenartig vorspringenden Rippen verziert ist, oben jedoch die Kante fehlt. Meine mit scharfen
Peripherialkanten versehenen Exemplare von ptychophorus stehen dem Pl. vertieillus var. ptychodes sehr nahe,
doch während bei jenem oben überhaupt keine Kante vorhanden ist, trägt Pl. ptychophorus eine Kante im
mittleren Theil der Windung und während bei Pl. vertieillus var. ptychodes die Oberfläche nur von starken
Falten bedeckt ist, trägt die Oberfläche von Pl. ptychophorus lamellenartig vorspringende Rippen. Die Innen-
lippe von Pl. ptychophorus ist dick, dieselbe ist an vielen Bruchstücken des letzten Umganges gut sichtbar.
Der grösste Durchmesser variirt zwischen 1—3,5 mm, die Dicke beträgt nicht ganz 1 mm.
Fundort: Budapest-Köbänya, 1 Exemplar; Tinnye, 60 unverletzte Stücke und 10 Bruchstücke.
Bisher war Pl. ptychophorus nur von Markusevec bekannt.
33. Planorbis (Giraulus) Fuchsi nov. sp.
(Taf. XII, Fig. 14.)
1870. Planorbis mieromphalus Fuchs (non Sanoe.). Fucas: Fauna von Radmanest. T. XIV, F. 24—27.
1879. n Reussi MÄrronrı (non Horrn.). Märronrı: Neogenbildungen von Szilägy-Somlyö (ungarisch). p. 195.
1898. „ micromphalus (non Fuchs). LÖrENTHrY: Beitr. zu unterpont. Bildungen des Szilägy-Somlyoer Com.
p. 299 u. 306.
Fucas beschrieb von Radmanest einen Planorbis micromphalus. Die 1. ec. p. 346 gegebene Be-
schreibung passt jedoch auf jene Form, welche auf Taf. XIV, Fig. 24—27 als Pl. mieromphalus abgebildet
ist, nicht; da sie, „von unten betrachtet“, nicht „flach“ und nicht „mit sehr engem, runden Nabel“ ver-
sehen ist, sondern auch auf der Nabelseite schwach convexe Windungen hat, da ferner der Nabel ziemlich
weit ist und die Windungen hier einander nicht mehr umfassen wie auf der Apicalseite.
Ursprünglich war ich geneigt, den Abbildungen bei Fuchs mehr Gewicht beizulegen als dem Text,
und ich hielt daher die im Kolozsvärer Museum befindlichen Exemplare von Perecsen und Szilägy-Somlyoö,
nachdem sie mit den Zeichnungen Fucss’ übereinstimmten, für Pl. mieromphalus, während MARTONFT sie
als Pl. Reussi bestimmte. Mehrere Stücke von Radmanest überzeugten mich jedoch, dass die Beschreibung
bei Fuchs gut sei, die Abbildungen aber eine andere Form darstellen. Somit sind also die Exemplare von
Perecsen und Szilägy-Somly6 wahrscheinlich auch keine mieromphalus, sondern gehören zu jener abweichenden
Art, welche ich Planorbis Fuchsi benenne und deren getreues Bild die Fig. 24—27 bei Fuchs bieten.
Pl. Fuchsi ist flach, scheibenförmig und besteht aus 3—3,5 ziemlich plötzlich anwachenden Wind-
dungen. Dieselben sind oben flach und der ganze Apicaltheil ist sehr schwach concav, die Naht sehr
schwach. Am Nabeltheil umfassen sich die Windungen in Uebereinstimmung mit dem Apiealtheil nur wenig;
die letzte Windung ist hier convexer als am Apicaltheil, die übrigen Windungen sind ziemlich versenkt, so
dass die Nabelseite concaver ist, als der Apicaltheil. Die Kante der Peripherie ist sehr stumpf. Die An-
wachsstreifen sind sehr fein. Der Durchmesser meines grössten Exemplares beträgt 2 mm, die Dicke 0,6 mm.
— 190 —
Bei Pl. mieromphalus von Radmanest ist der Apicaltheil nicht schwach concav wie bei Pl. Fuchsi,
sondern flach; der Nabeltheil ist bei beiden concav, doch während sich bei miceromphalus Fuchs die Wind-
ungen derart umfassen, dass nur die letzte Windung und ein kleines lochähnliches Umbo zu sehen ist, um-
fassen sich die Windungen bei Pl. Fuchsi nur wenig, weshalb auch der Nabeltheil ganz offen ist, so dass
jede Windung gut sichtbar wird. Auf der Nabelseite von Pl. mieromphalus ist die letzte Windung flach,
wohingegen sie bei Pl. Fuchsi convex ist. Die Peripherialkante von micromphalus ist stärker. Bezüglich
der Grösse stimmen die beiden Arten überein.
Noch ist zu bemerken, dass der von SANDBERGER aus dem Mosbacher Pleiotocaen beschriebene Pl.
(Segmentina) micromphalus SanDe.! mit mieromphalus Fucus nicht übereinstimmt, da bei SAnDBERGER'S Art
die Windungen sich auf der Apicalseite mehr umfassen, als auf der Abbildung von Fuchs, auf der Umbo-
seite hingegen weniger, wodurch der Nabel des Mosbacher micromphalus etwas weiter ist wie jener des
Radmanester. Die Peripherialkante der Mosbacher Form ist viel stärker wie die der Radmanester. Pl.
Fuchsi weicht von der Mosbacher Form noch viel mehr ab wie der Pl. microphalus aus Radmanest, was
bei Vergleich der Abbildungen sofort auffällt.
Diese neue Species widme ich Herrn Prof. Tu. Fucns, Director am Wiener kais. Hofmuseum, der
sich um das Studium der Ablagerungen in der pannonischen Stufe unvergängliche Verdienste erworben.
Fundort: Tinnye, 6 Exemplare (wahrscheinlich auch in Perecsen und Szilägy-Somlyö vor-
kommend).
34. Planorbis (Gyraulus) solenoeides”? nov. sp.
(Taf. XII, Fig. 21.)
Das Kleine Gehäuse besteht aus 2,5 langsam und gleichmässig anwachsenden, in einer Ebene ge-
wundenen, stark convexen Umgängen, die nur sehr wenig übereinandergreifen. Die Mündung ist — da die
Windungen röhrenförmig sind — beinahe vollkommen rund, nur dort, wo sie die vorletzte Windung berührt,
sinkt die innere Lippe ein wenig ein, während die äussere Lippe vorgezogen ist. Die Lippen sind scharf,
zusammenhängend. Da die Windungen des Gehäuses röhrenförmig und so ihre Seiten convex sind, ist die
Naht natürlich tief, kanalähnlich. Das Gehäuse ist auf der Unterseite kaum merklich stärker vertieft als
auf der Oberseite. Die Oberfläche ist von feinen, stellenweise scharfen Anwachsstreifen bedeckt.
Maasse:
Grösster Durchmesser: 0,5 mm 1,0 mm 1.5 mm 1,5 mm
Höhe: (pl 72 0,4 „ 0,4 „ U.
Diese ausserordentlich kleine Form ist keinesfalls eine unentwickelte, sondern eine beständige, gute
Art, welche sich immer innerhalb der Grenzen obiger Maasse bewegt.
Pl. solenoeides steht an Grösse und Gestalt der aus den sarmatischen Schiehten von Vizlendva be-
schriebenen Pl. vermieularis Ston.? am nächsten. Pl. solenoeides hat aber nicht 3,5, sondern nur 2,5 Wind-
' SANDBERGER: „Land und Süsswasserconchylien der Vorwelt.“ p. 777. T. XXXIL, F. 19.
” owAmposıdjg — röhrenförmig.
® Beiträge zur Kennt. d. Molluskenfauna d. Cerithien- und Inzersdorfer Schichten des ungarischen Tertiärbeckens.
p. 532, T. XVII, F. 1.
a
ungen. Unsere Art ist dicker, ihre Mündung noch runder wie bei Pl. vermieularis; das Gehäuse des ersteren
ist oben und unten etwas stärker vertieft, die Anwachsstreifen sind schwächer, feiner, dichter und die äussere
Lippe ist auffallend vorgezogen (Fig. 2la und b.) Letzteres ist auf den meisten meiner Exemplare gut
sichtbar. Für die Trennung beider Arten spricht auch gewissermassen — neben den angeführten Unter-
schieden — der Umstand, dass Pl. vermicularis Stor. sarmatischen Alters ist, während Pl. solenoeides dem
mittleren Theil der Pannonischen Stufe angehört.
Bei Pl. Hörnesi RoLLE und hians RorLvz' aus dem Schönsteiner Lignit wächst die letzte Windung
plötzlicher; die Form der Mündung weicht bei beiden von jener des Pl. solenoeides ebenfalls ab; die Schön-
steiner Formen sind auch grösser und weichen somit von meiner Form wesentlich ab.
Fundort: Tinnye, 10 Exemplare, Budapest-Köbänya, 3 Exemplare; die Stücke von beiden
Fundpunkten zeigen die gleichen Grössen- und Entwickelungsverhältnisse.
Genus: Ancylus GerorrrovY 1767.
In den pannonischen Bildungen, wie überhaupt auch in anderen Ablagerungen sind die zerbrech-
lichen, dünnen Schalen von Ancylus sehr selten. Aus dem Pliocaen Oesterreich-Ungarns und Serbiens kenne
ich nur drei sicher bestimmbare Ancylus-Arten von sechs Orten, welche überall in geringer Individuenzahl
vorkommen. NEumAYRr?” beschrieb eine Art als Ancylus illyrieus Neum. aus der Herzegowina, wo sie
mit Stalioa parvula Neum., Euchilus elongatus Neum., Fossarulus pullus Brus. und zwei unbestimmbaren
Planorbis-Arten bei Haptovae vorkommt und zwar in einer Schicht, die wahrscheinlich dem Dalmatinischen
Melanopsidenmergel entspricht, aus welchen Brusısa von Miocic später (La collection neogene de Hongrie,
de Croatie, de Slavonie et de Dalmatie ete. p. 115) ebenfalls den A. illyrieus erwähnt. Diese Species ist
es, welche auch in meiner Fauna vorkommt. BrusmmA® beschreibt von Zvezdan (Serbien) Ancylus serbieus
Brus. (zusammen mit Pisidium sp., Hydrobia sp., Prososthenia serbica Brus., Planorbis Pavloviei Brus. und
Planorbis sp.). Ich sammelte in Arapatak aus den levantischen Schichten Aneylus sp. ind.*, welcher durch
seine mehr kegelförmige Gestalt den recenten Arten näher steht.
35. Ancylus illyricus Nrun.
(Taf. XIL Fig. 9 u. 10.)
®
1880. Aneylus illyrieus Neun. NeumAyr: Tertiäre Binnenmollusken aus Bosnien und der Herzegowina. p. 486.
VI, Er 16.
1896. > . . Brusina: La collect. nöog&ne de Hongrie etc. p. 115. (19).
Anfangs war ich geneigt, diese Form nach Vergleichung mit der Beschreibung und Figur des einzigen
Nevmayr’schen Exemplares als neue Species zu betrachten, da sie etwas kleiner und flacher ist, als die
! F. Rovır: Die Lignit-Ablagerungen des Beckens von Schönstein in Unter-Steiermark und ihre Fossilien. (Sitzungs-
berichte d. k. Akad. d. Wissensch,. in Wien. Bd. XLI. 1860.
? Tertiäre Binnenmolusken aus Bosnien und der Herzegowina. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. XXX. 1850,
1.0486. T. VL I, 16.)
° Frammenti di malacologia tertiaria Serba. (Annales geol. de la peninsule Balcanique. Tom. IV. 1893. p. 70.)
* Lörentuev: Veber die seoloeischen Verhältnisse der Lienitbildung des Szöklerlandes. (Medie, Naturwissensch.
Mittheil. Ertesitö. 1894. p. 248.)
Form NEumAYR's und überdies auch ihr Wirbel flacher und nicht so sehr nach rechts und hinten gerückt
ist, wie bei diesem. Sie weichen auch darin ab, dass auf ihnen die beiden kaum sichtbaren, schwachen,
stumpfen Kiele, welche von der Spitze radial nach vorne laufen, fehlen. Als ich jedoch meine Exemplare
mit jenen beiden Miocicer Exemplaren verglich, welche sich im Museum der kgl. ung. geologischen Anstalt
befinden, fand ich, dass auch die Miocicer Species variabel und meine Form ein typischer illyrieus ist. In
Mioci& ist nämlich der Wirbel der kleineren Exemplare ebenfalls nicht so sehr nach rechts und hinten ge-
schoben und jene beiden nach vorne laufenden, schwachen, stumpfen Kiele fehlen ebenfalls.
Mein grösstes Exemplar ist 2,5 mm lang, 1,1 mm breit und 1,0 mm hoch.
Fundort: Der A. illyricus ist mit der Bythinia Jurinaci Brus. zusammen jene interessante Form,
welche meine Fauna mit dem dalmatinischen Melanopsidenmergel in Verbindung bringt. Sowohl in Tinnye
als auch in Budapest-Köbänya fand ich ihrer je 2 Exemplare.
Ordo: Prosobranchiata. '
Subordo: Peetinibranchiata.
Taenioglossa.
Familie: Caeeidae Anans.
Genus: Orygoceras Brusına 1882.
Brusina beschrieb 1852 aus dem Melanopsiden-Mergel Dalmatiens die neue Schneckengattung
Orygoceras, deren systematische Lage nach Brusına „räthselhaft“ ist. Er vergleicht sie sehr richtig mit
den Caeciden und zwar mit Parastrophia, und auf Grund der grossen Uebereinstimmung sagt er, „dass
wir unsere Örygoceras wahrlich Süsswasser-Caeciden nennen könnten, ... aber“ — setzt er gleich hinzu —
„jedenfalls nur scheinbare Verwandtschaft, nachdem, wie gesagt, die Thiere unserer Gattung und jene der
Caeciden von anatomischem Standpunkte aus verschieden gebaut sein mussten.“ Die Voraus-
setzung jedoch, dass zwischen den Caeciden und Orygoceras anatomische Unterschiede existiren mussten,
entbehrt jeder Grundlage; jetzt noch mehr, als bei Aufstellung der Gattung Orygoceras keine Süsswasser-,
sondern — wie dies schon GORJANOVIG-KRAMBERGER betonte! — eher eine Brackwasser-Gattung ist, welche
nicht nur im dalmatinischen Melanopsiden-Mergel, sondern von den Brackwasser-Ablagerungen der sarma-
tinischen Stufe angefangen bis zur höchsten Stufe der pannonischen Brackwasserbildungen in sämmtlichen
Niveaux der Länder der ungarischen Krone vorkommt. A. Bırrxer führt in seiner Abhandlung: „Orygoceras
aus sarmatischen Schichten von Wiesen“ aus, dass die in der Sammlung der k. k. geol. Reichsanstalt zu
Wien aus Wiesen als Dentalium Jani Hör. bestimmte Form nichts anderes, als ein Orygoceras und zwar
ein dem Orygoceras dentaliforme Brus. nahe stehende Form ist. Dieser Fund bringt Orygoceras den Cae-
ciden in Vielem näher, wie dies auch Bırrxer hervorhebt, indem er sagt: „... und die direkte Verbindung
von Orygoceras mit den marinen Caeciden angedeutet und deren bisherige Isolirung wenigstens zum grossen
Theile aufgehoben.“ Seit Erscheinen dieser Abhandlung Bırrsxer’s fanden wir noch in mehreren Brack-
wasserschichten — in jedem Niveau der pannonischen Stufe — Vertreter der Gattung Orygoceras, wodurch
bewiesen ist, dass dies keine Süsswassergattung, sondern eher eine Brackwasserform sei. Setzt man auch
' Die praepontischen Bildungen des Agramer Gebirges,
— le —
voraus, dass zwischen einer marinen und einer Süsswasser-Form unbedingt ein anatomischer Unterschied
bestehen müsse, wie dies Brusmıwa behauptet, wäre dieser Unterschied noch immer so gering — im Falle
nämlich nicht eine marine und eine Süsswasser-, sondern eine marine und eine Brackwasser-Form einander
gegenüberstehen — dass auf Grund desselben die marine Form nicht in eine andere Familie eingereiht
werden darf als die Brackwasser-Form. Es kann dies umsoweniger geschehen, da dieser anatomische Unter-
schied, welcher zwischen zwei äusserlich gänzlich übereinstimmenden marinen und Süsswasser-Formen be-
stehen sollte, vollkommen hypothetisch, eine Voraussetzung ist, welche den Beobachtungen widerspricht.
Auf dieser Grundlage wären wir genöthigt, die marinen und die in den Deltas und Aestuarien lebenden
Exemplare und auch die in unseren pannonischen Schichten vorkommenden Formen der Rotalia Beccari L.
von einander zu trennen. Ferner müssten wir die in Asien im Süsswasser lebenden Fossarulus, Prososthenia,
Micromelania, Caspia und Zagrabica von unserer pannonischen Fossarulus, Prososthenia, Micromelania,
Caspia und Zagrabica, und die im Caspisee lebende Phoca caspia Nıusox, und die im Baikalsee lebende
Phoca bajkalensis Dyg. von den marinen Phoca-Arten zu trennen und in besondere Familien eintheilen.
Ich stimme O. BoeTtGErR vollkommen bei, welcher in seiner Mittheilung „Ueber Orygoceras Brus.“
sagt: „Auch die anatomische Verschiedenheit des Süsswasserthiers vom Meeresbewohner dürfte nicht allzu-
gross gewesen sein“, natürlich hätte sich diese Verschiedenheit — wäre sie auch vorhanden gewesen —
aufs Minimum reducirt, da Orygoceras keine Süss-, sondern eine Brackwasserform war. BOETTGER sagt
weiter: „Solche hypothetischen Unterschiede können niemals zur Aufstellung von neuen Familien berechtigen.
Ich möchte nach alledem die Familie Orygoceratidae Brus. einziehen und die Gattung Orygoceras endsiltig
der Familie Oaecidae überweisen.“ Auch stellt BorrrGer fest, dass Parastrophia, welche auch nach BrusısA
der Gattung Orygoceras am nächsten steht, ein junges Caecum sei: „Ich bin in der glücklichen Lage, be-
weisen zu können, dass MonTERosATo in der That recht hat, wenn er Parastrophia als Jugendschale von
Caecum auffasst.“ Daraus ist ersichtlich, dass das Salzwasser bewohnende Caecum in unentwickeltem Alter
dem Brackwasser-Orygoceras am nächsten stand, woraus man mit einigem Recht vielleicht auch die Ver-
muthung schöpfen könnte, als wäre Orygoceras eine durch ungünstige Lebensbedingungen verkümmerte Caecidae.
BOFTTGER stellt die Abbildungen des jungen Caecum tenwistriatum BoETTG. und des Orygoceras
dentaliforme Brus. neben einander, woraus sehr schön ersichtlich, „dass die Embryonalschale (der Nucleus)
des ersteren einen einzigen, die des letzteren zwei deutliche Umgänge zeigt, bis sie sich röhrenförmig ver-
längert.“ Dies ist der ganze Unterschied und der ist so gering, dass auf Grund desselben die Verwandt-
schaft beider nicht zu bestreiten ist, besonders heutzutage, da man nicht nur bei mehreren Gattungen,
sondern auch bei derselben Art die Wahrnehmung macht, dass entweder die Mundöffnung (Pannona LÖRENT.)
oder die letzte Windung sich von den übrigen loslöst (Corymbina Bux.), oder aber mit Ausnahme der 0,5
bis 1,5 embryonalen Windung alle Windungen losgelöst werden (Bajkalia Märr., BDaglivia Brus.). Mit
einem Worte, nach wie vielen Windungen sich die anderen loslösen und in welchem Maasse sie gerade
werden, kann heutzutage nicht mehr als trennender Familiencharakter betrachtet werden.
Demgemäss glaube ich am richtigsten zu handeln, wenn ich Orygoceras nicht in eine besondere, in
die von Brusına in Vorschlag gebrachte Familie Orygoceratidae stelle, so wie dies Brusina auch noch in
seinem vor kurzem erschienenen Atlas „Materiaux ete.“ thut, sondern den Caeciden zuzähle.
An dieser meiner Ueberzeugung ändert auch der Umstand nichts, dass Crossz 1885 ebenfalls die
Aufstellung einer neuen Familie in Vorschlag bringt (Journal de Conchyliologie. Vol. XXXIL. p. 62), indem
Palaeontographiea, Bd. XLVIII, 25
— 194 —
er bei den Valvatiden sagt: „Cette classification ne nous satisfait pas: nous prefererions, pour cette forme
bizare, A spire presque entierement deroulee et pui ne ressembl& & aucune des autres especes connues, une
famille speciale, celle des Orygoceratidae, par exemple.“ Zu den Valvatiden allerdings kann Orygoceras
nicht gestellt werden, sondern nur zu den Caeciden.
Als Brusına die Gattung beschrieb, machte er auf die Aehnlichkeit aufmerksam, welche zwischen
Orygoceras und Valenciennesia besteht. Diese Aehnlichkeit ist jedoch nur eine äusserliche, da Valenciennesia
— wie dies neulich GORJANOVIG-KRAMBERGER bewiesen hat! — in die Familie der Limmaeidae gehört,
während Orygoceras in die Familie der Caecidae.
Der von MoRELET 1581 von der Insel Mayotte beschriebene (Journal de CGonchyliologie. Vol. XXL.
p. 237) recente Oyelosurus, welchen MoRELET auf Grund des multispiralen Deckels zu den Cycelostomiden,
P. Fischer jedoch in seinem Werke: „Manuel de Conchyliologie et de Palöontologie Conchyliologique“ zu
den Cyelophoriden rechnet, steht Orygoceras sehr nahe.
Es ist interessant, dass wie in Dalmatien, so in Vrabce (bei’Zägrab), Marcusevec, Tinnye, Köhänya
etc., überall mit geringelten Lamellen versehene und glatte Formen gleichzeitig vorkommen; es giebt jedoch
auch Stücke, welche die beiden Typen verbinden (Taf. III, Fig. 21) und mit schwachen geringelten Rippen
versehen sind.
Die bisher bekannte, älteste Vertreterin der Gattung Orygoceras ist jene specifisch undeterminirbare.
Form, welche wir aus den Wiesener sarmatischen Schichten kennen, die jüngste jedoch jene, welche BrusınA
in Okrugljak bei Agram im „Congeria rhomboidea Homrx.-Horizont“ fand und in seinem Werke „Materiaux
etc.“ als Orygoceras sp. auf Taf. I, Fig. 15 u.:16 abbildete.
Als ich die Tinnyeer und Köbänyaer Microfauna entdeckte, fand ich — zu meiner nicht geringen
Ueberraschung — an beiden Orten sofort auch Orygoceras, welches hier im Gegensatz zu anderen Fundorten
sehr häufig ist und — was noch seltener — gut erhalten vorkommt, so dass vollkommen unversehrte Exem-
plare nicht zu den Seltenheiten gehören. Der Mundsaum ist selbst bei den glatten Formen, wie bei Or.
corniculum Brus. ein wenig erweitert, so dass sich rundherum eine kleine Vertiefung zur Aufnahme des
Öperculum bildet. Da ich bisher das Operceulum von Orygoceras nicht fand, trotz der Hunderte von Stücken
aus Tinnye, und ich das Material nicht schlämmte?, nehme ich an, dass das Operculum hornig, nicht kalkig
war und so bei der Versteinerung zu Grunde ging. Diese Vermuthung gründet sich auf die negative That-
sache, dass es mir nie gelungen ist, einen Deckel irgend welcher Art aufzufinden.
36. Orygoceras corniculum Brus.
(Taf. XI, Fig. 20, 21 u. 22 und Taf. XII, Fig. 11.)
1892. Orygoceras corniculum Brus. Brusina: Fauna di Markusevec. p. 169 (57).
1895. e n R LörENnTHEY: Papyrotheca. p. 392.
Diese Art ist am nächsten verwandt mit O. dentaliforme Brus. aus dem Melanopsidenmergel von
Ribarit (Dalmatien). Während jedoch das Gehäuse von O. dentaliforme grösser, dicker, solider ist und dem-
zufolge die Anwachsstreifen stärker sind und das Gehäuse kreisförmigen Querschnitt zeigt, ist das Gehäuse
' GoRJAnovi6-KRAMBERGER: Ueber die Gattung Valenciennesia und einige unterpontische Limnaeen etc,
° Beim Schlämmen des Materials hätten die kleinen Opereula wohl leicht mit dem Wasser fortgeschüttet werden können,
— 195 —
von O. cornieulum kleiner, dünner, die Anwachsstreifen feiner, manchmal, besonders auf der Dorsalseite, so
zart, dass sie selbst unter der Lupe kaum sichtbar sind, und das Gehäuse abgeflacht, im Querschnitte von
der Form eines an den Spitzen stark abgerundeten Dreiecks, wie dies auf den angeführten Figuren sichtbar
ist. 0. dentaliforme ist vegelmässiger, beinahe immer gerade, corniculum hingegen, wie Fig. 21 und 22
veranschaulicht, zumeist verschiedenartig gekrümmt. Die beiden Arten sind jedoch von einander — wie
dies Brusına hervorhebt — am schärfsten dadurch unterschieden, dass bei O0. dentaliforme der Rand der
Mundöffnung einen regelrechten Bogen bildet und scharf ist, bei corniculum hingegen auf der convexen
Vorderseite sich lippenförmig vorstreckt, was ebenfalls aus den Abbildungen gut ersichtlich ist; selten er-
weitert sich die Mündung trompetenförmig, oder verdickt sich, doch dass sie doppelt wäre, wie dies BRusına
beobachtete, konnte ich bei meinen Exemplaren nicht wahrnehmen.
Die Vorderseite ist immer convex, die Hinterseite stets flach. Die 0,5 embryonale Windung ist
immer gegen die convexe Vorder-(Ventral-)Seite gerichtet. Brusına erwähnt bei Beschreibung des Markuse-
vecer O. corniculum, dass er in grosser Menge Mundbruchstücke sammelte, unter welchen er nebst Formen
mit trompetenförmig erweiterter Mündung auch solche mit einfachem, scharfen Mundsaum vorfand. Von
den Formen mit einfachem, scharfen Mundsaum (Taf, XI, Fig. 22) bemerkt er, dass hier entweder der
Mundsaum abgebrochen ist, oder dass solche Formen eine andere Art repräsentiren. Da jedoch Brusına
nicht im Besitze unversehrter Exemplare war, so konnte er darüber keinen Entscheid fällen. Unter meinen
mehr als hundert Exemplaren sind auch zahlreiche unversehrte in den verschiedensten Entwicklungsstadien,
auf Grund derer festzustellen war, dass die trompetenförmig erweiterten Formen und jene mit geradem,
scharfen Mundsaum verschieden entwickelte Exemplare ein und derselben Art sind. Anfangs war ich selbst
auch geneigt, die beiden Formen mit verschiedenem Mundsaum, welche im Uebrigen ganz gleich sind, für
verschiedene Arten zu halten, als ich jedoch das auf Taf. XI, Fig. 21 abgebildete Exemplar fand, sah ich,
dass auch bei derselben Form in verschiedenen Stadien der Entwicklung beide Mundsäume vorkommen können.
Denn nachdem schon zweimal trompetenartige Mundsäume gebildet waren, wurde später ein gerader, scharfer
Mundsaum differenzirt. Dieser scharfe Mundsaum ist nicht abgebrochen, wie Brusıma meint, denn in den
verschiedenen Wachsthumsstadien mussten so lange scharfe Mundsäume vorhanden sein, bis in einer Wachs-
thumspause ein trompetenförmiger Mundsaum abgesondert wurde. Da der Mundsaum der grössten Exem-
plare gewöhnlich trompetenförmig erweitert ist, muss angenommen werden, dass alle vollständig ent-
wickelten Exemplare von corniculum einen solchen trompetenartig erweiterten Mundsaum besassen. Dass
mein in Fig. 21 abgebildetes Exemplar auch dann noch weiter wuchs, nachdem bereits ein trompetenförmig
erweiterter Mundsaum gebildet war, bin ich geneigt, als Abnormität zu betrachten. Diese Ansicht wird
dadurch bekräftigt, dass das vordere Ende meiner Form thatsächlich schief ist (Fig. 21e) und dass sich
am oberen Theile des Gehäuses mehrere stärkere Anwachsstreifen befinden (Fig. 21b), was auf normal ge-
wachsenen Formen nicht wahrzunehmen ist.
Der Mundsaum ist nicht nur auf der Vorderseite, sondern schwach auch auf der Hinterseite nach
vorne gezogen, wie dies Taf. XI, Fig. 20c, 21c u. 22c zeigt; bei anderen Exemplaren ist der Mundsaum
auf der Hinterseite noch mehr vorgezogen. Der Mundsaum ist schwach erweitert und so bildet sich rund
herum eine schwache Vertiefung wahrscheinlich zur Aufnahme des Deckels. Die Erweiterung des Mundsaumes
ist so schwach, dass sie auf der Abbildung kaum zu veranschaulichen war. Die Anwachsstreifen sind auf der
Vorderseite viel breiter und stärker als auf hinten. Das Gehäuse ist weiss, glänzend, innen porzellanähnlich.
— lei)
Fundorte: Bisher nur von Markusevec bekannt, doch während dort trotz zahlreicherer Stücke
unversehrte Exemplare kaum vorkommen, sind solche in Tinnye nicht gerade selten. Durch mündliche Mit-
theilung Prof. Brusınas weiss ich, dass O. corniculum auch in Ripan) in Serbien vorkommt. Aus dem
Brunnen der Schweinemästerei zu Budapest-Köbänya erhielt ich die Bruchstücke einiger Exemplare. Wie
zu ersehen, ist die Form in diesem Niveau ziemlich verbreitet.
37. Orygoceras cultratum Brus.
(Taf. XII, Fig. 13, Taf. XII, Fig. 2—5.)
1892. Orygoceras eultratum Brus. Brusina: Fauna di Markusevec. p. 171 (59).
1395. = ” „ Lörentary: Papyrotheca. p. 39.
Während ©, corniculum unter den Ribaricer Arten dem dentaliforme Brus. am nächsten steht,
ähnelt O. cultratum am meisten dem 0. stenonemus. Es ist kleiner‘als O. corniculum und während dieses
glatt ist, weist eultratum vingelförmige Lamellen auf, welche auf der Vorderseite um Vieles stärker sind
als auf der Hinterseite. Der Querschnitt von O. cornieulum hat die Form eines an den Ecken abgerundeten
Dreiecks, der von cultratum — wie aus meinen Abbildungen ersichtlich — die einer Ellipse und ist vorne
bedeutend convexer als hinten. Der Mundsaum ist auch hier gegen die Ventralseite vorgezogen, obzwar
nicht so stark wie bei O. cormieulum. Dies ist übrigens auch bei stenonemus zu finden, wie dies in Brusına’s
„Orygoceras“, Taf. XI, Fig. 5 u. 6, und in seinen „Materiaux*, Taf. I, Fig. 10, schön zu sehen ist. Auch
bei O. eultratum wie bei corniculum kommen gerade scharfe und trompetenförmig erweiterte Mundsäume
vor, wie dies aus den Anwachsstreifen ersichtlich und auch die Abbildungen meiner Exemplare, welche sich
in verschiedenen Wachsthumsstadien befinden, zeigen. Die Entfernung der Ringellamellen von einander
und deren Anzahl variirt. So zeigt die auf Taf. XIII, Fig. 4 abgebildete Form nur 5, die in Fig. 5 dar-
gestellte 10 Ringellamellen. Da letzteres Exemplar kaum etwas grösser ist als jenes, stehen natürlicher
Weise die Lamellen auf dem ersten dichter. Das obere Ende von O. cultratum ist ebenso, wie bei cor-
nieulum, vollkommen glatt und glänzend; die Ringellamellen treten erst tiefer auf. Die Grösse des oberen
glatten Theiles ist verschieden; bei Fig. 2 u. 5 zieren die Lamellen nur die untere Hälfte der Schale, bei
Fig. 5 beinahe die unteren ”/s; mir liegen jedoch auch solche Exemplare vor, wo die unteren ”/s des Ge-
häuses von Lamellen bedeckt sind. Bei meinen Formen schwankt die Zahl der Ringellamellen zwischen
5 und 14. Auch ihre Stärke ist verschieden. Regel ist es jedoch, dass die Lamellen zur Mündung gleich-
mässig langsam stärker werden.
Nachdem die Ringellamellen nur einen Theil des Gehäuses bedecken, könnte man beim ersten An-
blick mein auf Taf. XI, Fig. 21 abgebildetes Exemplar auch für ein mit wenigen Ringen bedecktes 0.
eultratum halten; zieht man jedoch den beinahe dreieckigen Querschnitt desselben in Betracht, so muss
dieses Stück zu O. cornieulum gestellt werden, da der Querschnitt des Gehäuses von O. eultratum. elliptisch
ist. Da der Mündungstheil des in Fig. 21 abgebildeten ©. corniculum abnorm entwickelt ist, kann es nicht
einmal als Uebergangsform zwischen O0. cornieulum und cultratum betrachtet werden. Meine Tinnyeer
Exemplare sowohl von cormiendlum als auch von cultratum stimmen mit denen von Markusevec vollkommen
überein, wovon ich mich durch Vergleich mit letzteren überzeugte. Auch Prof. Brusına bestätigte diese
Beobachtung, als er meine Exemplare salı.
— 1917 —
Fundorte: Diese Art, welche bisher nur von Markusevec bekannt war, fand ich sowohl in Tinnye
(ca. 100 Stücke, darunter mehrere ganz erhaltene) als auch im Brunnen der Schweinemästerei zu Budapest-
Köbänya (ca. 20 fragmentäre Exemplare). Auch in B.-Köbänya kommen Exemplare mit schwächeren und
stärkeren Lamellen und solche mit dichter oder weiterstehenden Lamellen vor; bei manchem dieser Exem-
plare ist beinahe die ganze Oberfläche, bei anderen kaum deren Hälfte von Lamellen bedeckt. An beiden
Fundorten ist ©. eultratum seltener als corniculum.
38. Orygoceras filocinetum Baus.
(DabaxXIeHig.23, Taf XI, His. 12 und Taf. XII, Rig. 1.)
1892, Orygoceras filoeinetum Brus. Brusına: Fauna di Markusevec,. p. 171 (59).
Noch eine dritte Art kommt in meiner Fauna vor, welche zwischen ©. cornieulum und eultratum
steht. Diese bin ich geneigt, mit dem ebenfalls von Marcusevec bekannten filoeinctum zu identifieiren, ob-
zwar nur auf Grund einer lückenhaften Beschreibung ohne Abbildungen.
In den Formenkreis von O. cornieulum und cultratum gehört auch diese Form; also in die Gruppe
jener schlanken Formen, welche gegen rückwärts ziemlich plötzlich, jedoch gleichmässig schmäler werden,
hinten flach, vorne convex sind und eine gegen die Dorsalseite vorgezogene Lippe besitzen. Nur ist das
Gehäuse meiner dritten Art, während das des cormieulum glatt, jenes des cultratum mit Lamellen verziert
ist, mit feinen, ringelförmigen Rippen bedeckt, wie 0. Brusinai Gors.-Kram.! Diese meine Form, welche
ich auf Grund ihrer Charaktere mit filoeinetum Brus. identifieirte, steht nicht nur bezüglich ihrer Ornamentik,
sondern auch in Hinsicht ihrer Grösse und der Form ihres Gehäuses zwischen ©. cormiculum und eultratum.
Während erstere im Querschnitt die Form eines an den Spitzen abgerundeten Dreiecks, letztere die einer
Ellipse besitzt, steht die Form des filoeinetum — wie dies meine Abbildungen bezeugen — zwischen den
beiden, da sie im Querschnitt ein an seinen Ecken mehr abgerundetes, mit stärker convexen Seiten ver-
sehenes Dreieck bildet als das corniculum. Die ringelförmigen Rippen meiner auf Taf. XI, Fig. 23 und
Taf. XII, Fig. 1 dargestellten Formen sind sehr schwach. Neuerdings fand ich jedoch mehrere Exemplare,
auf welchen die dichter oder weiter stehenden Rippen zwar stärker sind, jedoch nie so sehr, wie bei
Brusına’s cornucopiae (Materiaux. Taf. I, Fig. 7—9). So gilt von meiner Form dasselbe, was Brusına in
seinem Markusevecer Werke von filoeinetum sagt, dass sie sich nämlich von ©. corniculum durch faden-
förmige Ringe unterscheidet, welche Ringe jedoch mit den dieken und hohen Ringen von 0. cormıcopiae
Brus. nichts gemein haben, auch mit den Lamellen von O. cultratum Brus. nicht, sondern am meisten mit
der Skulptur von O0. Brusinai GoRs.-Kramp. übereinstimmen. ©. filoeinetum stimmt bezüglich der Ent-
wickelung der Mündung mit dem einen geraden, scharfen Mundsaum besitzenden ©. cornieulum überein,
Ein Exemplar mit trompetenförmig erweitertem Mundsaum fand ich bisher noch nicht. Unter meinen Exem-
plaren sind jene häufiger, auf welchen die fadenförmigen, ringelartigen Rippen (dicht stehen, deren Anzahl
in diesem Falle natürlich gross ist und welche, ungewöhnlich hoch hinanreichen, beinahe die ganze Ober-
fläche bedeckend, so dass auf dem rückwärtigen, oberen Ende kaum ein von ihnen freier Raum bleibt.
! GORJANOVIC-KRANBERGER: Die praepontischen Bildungen des Agramer Gebirges. p. 158. T. VI, F. 10.
— 198 —
Die Form des Gehäuses erinnert am meisten an jene von O. cormiculum und ist schwach gebogen,
die dasselbe zierenden ringelförmigen Rippen sind vorne bedeutend stärker als auf der hinteren Seite des
(Gehäuses.
Fundorte: In Tinnye ziemlich häufig (mehr als 50 Exemplare), ich fand dort aber kaum ein un-
versehrtes Exemplar. Bezüglich der Häufiskeit kann ich von hier nicht dasselbe sagen, was BrusınAa in
seiner Arbeit über die Fauna von Markusevec sagt, dass O. filocinetum häufiger sei als O. eultratum, jedoch
nicht so häufig wie cormieulum, da sie in Tinnye wie in Köbänya unter den drei Orygoceras-Arten am
seltensten ist. Aus dem Brunnen der Schweinemästerei zu Budapest-Köpänya liegt nur ein Bruchstück eines
typischen Exemplares vor. Das Vorkommen an den angeführten Fundorten beweist jedoch jedenfalls, dass
auch ©. filoeinetum Brus. eine der verbreiteten Formen dieses Niveaus der pannonischen Stufe sei.
Familie: Melaniidae Gray.
B. 4
Genus: Melania Lamarck 1799.
In der Umgebung von Budapest ebenso wie in den übrigen Ablagerungen der pannonischen Stufe
Ungarns spielt Melania eine sehr untergeordnete Rolle und ist nur durch ein Subgenus derselben, nämlich
Melanoides (H. u. A. Apams) Ouiv. vertreten, doch kommt auch dieses, wie wir sehen werden, nur sehr
selten in grösserer Menge vor.
Subgenus: Melanoides H. u. A. Adams 1854.
(= Tinnyea HAnxTk.)
Mit dieser Benennung belegten die Brüder Anams jene grossen, thurmförmigen Melanien, welche
Längsfurchen und Querrippen tragen, wie M. Escheri Broxer. und die dem Formenkreis derselben ange-
hörigen Arten. Es ist zwar richtig, dass die in die Gruppe der Melania Escheri gehörenden Formen sehr
variabel sind, so z. B. weicht die Mündung von M. Pilari von jener der typischen Melanien nach NEUMAYR
(Ueber einige tertiäre Süsswasserschnecken aus dem Orient) durch die kräftige Callosität der Spindel und
durch die dieke, etwas vorgezogene, umgeschlagene Aussenlippe ab. Ferner sagt NEUMAYR (p. 42), wenn
er ein Anhänger sehr scharfer Scheidung gewesen wäre, würde er eine neue Untergattung gegründet
haben, welche durch Mel. Laurae Mar#. mit den echten Melanien und speciell mit Mel. Escheri verbunden
wäre. Dazu bemerkt Bırrwer später (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1884. p. 203), „aus dem mir vor-
liegenden Material ergiebt sich, dass die Mündung dieser Schnecke gerade so variabel sei, wie deren übrige
Charaktere. Sechs Exemplare mit vollständig erhaltener Mündung wurden untersucht, davon fünf zu M.
Pilari, eines zu M. Verbasensis gehörend, ausserdem mehrere Bruchstücke von Mundrändern. Nur unter
letzteren findet sich eines, welches mit der von Prof. NzumAyk gesehenen verdickten Aussenlippe überein-
stimmt, bei allen übrigen ist die Aussenlippe nicht verdickt oder sogar fast schneidend, dabei etwas nach
aussen gebogen.“ ‚Jedoch nicht nur die m den Formenkreis von Mel. Escheri gehörenden Arten sind sehr
verschieden gestaltet, sondern auch die verschiedenen Individuen von Mel. Escheri Brox@r. selbst. Davon
kann man sich überzeugen, wenn man die im Michelsberger (Ulm) Süsswasserkalk des unteren Miocaens
vorkommenden Exemplare von Melania Escheri Broxar. untersucht, bei welchen besonders die Form der
Mündung sehr veränderlich ist.
— 199° —
HaAntKeEn schied auf Grund der eigenartig entwickelten Mündung, welche „oben mit eimer Bucht,
unten mit einem engen kurzen Canale und unmittelbar über diesem mit einem Wulst versehen ist“, die in
Tinnye gefundene riesige Melania unter dem Gattungsnamen „Zinnyea“ von Melania s. str. A. BITTNER
giebt später in seiner Abhandlung „Ueber die Mündung der Melania Escheri Broxst. und verwandter
Formen“ der Ansicht Ausdruck: wenn v. Haytken schon die grosse Aehnlichkeit zwischen Tinnyea Vasar-
helyii und Melania Escheri hervorhebt, „würde der Gedanke naheliegend gewesen sein, zu untersuchen, was
für eine Mündung Melania Escheri habe und ob dieselbe und die mit ihr identischen oder doch sicher ver-
wandten Formen, die vielfach ebenfalls aus Congerienschichten angeführt werden, wirklich nur eine so
täuschende äusserliche Aehnlichkeit oder ob sie mehr als das, eine wirklich nahe Verwandtschaft mit der
neuen Gattung (Tinnyea) besitzen. Ein Blick in die bereits über diesen Gegenstand vorliegende Literatur
lehrt, dass letztere der Fall sei.“
Nachdem ich in den Besitz mehrerer neuer Exemplare von „Zinnyea*“ gelangte, welche mich davon
überzeugten, dass sich die Mündung im Laufe der Entwicklung stark veränderte, untersuchte ich die
Mündungen der nächsten Verwandten, um festzustellen, in welchem Maasse sich die Mündung innerhalb
einer Gattung verändern könne, d. h. was für Veränderungen sie innerhalb einer Art im Laufe der Ent-
wickelung durchzumachen vermag, und ob somit jene Charaktere, welche Hantken an der Mündung der
Tinnyeer Exemplare beobachtete, thatsächlich als Gattungsmerkmale verwendet werden dürfen.
Zu diesem Behufe studirte ich in Wien mit gütiger Erlaubniss Herım A. Bırryer's jene Melania
Pilari Nwum., Melania Verbasensis Nzum. und die von Dzepe stammende Melania, welche er in seiner Ab-
handlung über die Mündung der Melania Escheri abbildete (Fig. 1), und noch einige andere Formen.
Weiters hatte ich Gelegenheit, die aus Michelsberg bei Ulm stammenden, in der prächtigen, unter der
Leitung des Herrn Geheimrath v. Zırren stehenden bayerischen Staatssammlung in grosser Menge befind-
lichen Exemplare von Melania Escheri Merıan zu studiren, welche Krems (Conchylien der Süsswasser-Form.
p. 158—159) unter den Namen Mel. grossecostata und Melania turrita von M. Escheri trennte, während
sie M. Hörnes (Moll. d. Tert.-Becken v. Wien. Bd. I. p. 603) wieder zusammenzog. — Endlich konnte ich
ebenfalls in München in dem unter der Leitung des Prof. Dr. Hrrrwıs stehenden zoologischen Museum
die recensenten Melanien, Melanatrien, Melanoiden und Pirena durchsehen. Diese Untersuchungen,
wie auch das Studium der Literatur überzeugten mich davon, dass die Form der Mündung der Melanatrien,
wie von Melanoides ausserordentlich veränderlich sei und dass sie bei demselben Exemplare in verschiedenen
Entwicklungsstadien sehr, verschieden sein könne, sowohl bei den lebenden als auch den fossilen Formen.
Wie sehr sich die Form der Mündung im Laufe der Entwickelung verändern kann, zeigt am besten die
sogenannte „Zinnyea“, auf welche wir noch zurückkommen.
Schon Kuery machte 1852 auf die Mündung der durch ihn von Michelsberg bei Ulm beschriebenen
Mel. grossecostata aufmerksam; „sie ist abgerundet, eiförmig,“ sagt er, „der Mundsaum ist am oberen Rand
nicht anliegend, sondern abgerundet und bauchig, nicht beinahe elliptisch und nach oben und unten aus-
gezogen... ., der rechte Rand ist scharf.“ M. Hörxes sagt im I. Bande, p. 603 seines Werkes: „Mollusken
des Tertiärbeckens von Wien“ über die Mündung von Melania Escheri, sie „ist eiförmig, am Grunde etwas
ausgussartig gebildet.“
Wie sehr veränderlich die Mündung der recenten Verwandten von Melania Escheri ist, fällt sofort
auf, wenn man die Mündungen von Melanatria spinosa Lam., Melanatria fluminea Gmen. und Melanatria
Oeeillei Prıt.? vergleicht, in Bror's „Die Melaniaceen im Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen“
(im „Systematischen Conchylien-Cabimet“ von Marrısı und Cuemsirz) Taf. 42, Fig. 1 resp. 2 und 3. Die
äussere Lippe ist in Fig. 1c, 2b und 3 kaum vorgezogen. Bei der aus Madagascar stammenden Melanatria
spinosa Lan., welche sich im Münchener zoologischen Museum befindet, ist zu sehen, dass die Aussenlippe
nur bei erwachsenen Exemplaren stark vorgezogen ist, während sie bei demselben Exemplare in unent-
wickelterem Zustande — wie dies die Anwachsstreifen zeigen — nicht so stark vorgezogen war. Je nach-
dem die Aussenlippe mehr oder weniger vorgezogen ist, ändert sich auch die Grösse und Tiefe der oberen
Bucht und des Ausgusses. Bei mancher recenten Melanatria, so bei Mel. plicata Rv. und Mel. fluminea
GMEL., ist der Spindelrand unten an der dem Wulst der sogenannten „TZinnyea“ entsprechenden Stelle
wellig, wodurch ein schwacher Wulst entsteht, welcher vielleicht ebenso stark sein würde wie jener der
„Linnyea*, wäre der Spindelrand kräftiger und dicker. Die schwankende Form der Mündung zeigt auch
die auf Taf. 43, Fig. 5 und 5b bei Marrını und CHemsıtz abgebildete glatte Melanatria madagascariensis.
Bei der Form in Fig. 5 ist die Aussenlippe stark vorgezogen und somit auch die obere Bucht gross und
tief, während in Fig. 5b die Lippe kaum vorgezogen, also auch die obere Bucht seicht und somit breit ist.
Eine der nächsten lebenden Verwandten der Form von Tinnye ist die bei den Philippinischen Inseln
lebende Melanoides asperata Lam. Auch bei diesen ist dasselbe wie bei den übrigen verwandten Formen
zu beobachten, sei es nun eine recente oder eine fossile, wie Melanoides Escheri oder die Tinnyeer Species,
nämlich dass die Mündung im Laufe der Entwickelung einer grossen Metamorphose unterworfen und somit
bei den einzelnen Exemplaren sehr verschieden ist. Die Lippen von Melanoides asperata Lam. sind dick
und oben wie unten mit starker, breiter und tiefer Bucht versehen. Ich studirte mehrere aus dem indischen
Ocean stammende Exemplare von Melanoides asperata Lam. im Münchener zoologischen Museum. Ihre
Skulptur stimmt mit jener von Escheri ziemlich überein; die Aussenlippe ist bald stärker, bald schwächer
gegen die Ventralseite gezogen, bald dünn und scharf, bald verdickt; auch die obere Bucht und der kurze
Canal sind schmäler oder breiter und natürlich auch von verschiedener Tiefe.
So sehr veränderlich die Mündungsform bei den lebenden Formen derselben Gattung in den ver-
schiedenen Entwicklungsstadien ist, so ist sie es auch bei den fossilen Formen, wie bei Melanoides Escheri
Brongr. und Melanoides Vasärhelyii Haste. sp. Dies soll durch die nebenstehenden sieben Abbildungen,
welche die Mündungen der aus Michelsberg bei Ulm stammenden Exemplare von Melanoides Escheri dar-
stellen, erläutert werden.
Während auf der ersten Figur der kurze Canal kaum vorhanden, ist er auf der sechsten und
siebenten schon ziemlich stark und zwischen diesen beiden Grenzen sind verschiedene Uebergangsstufen
vorhanden. Auch ist aus den Abbildungen ersichtlich, wie sich die Grösse des oberen Ausschnittes ver-
ändert, wie verschieden vorgezogen die Aussenlippe ist und wie deren Dicke varrürt.
Nachdem nun untersucht wurde, wie variabel die Form des Mundsaumes von Melanoides Escheri
und deren nächsten Verwandten ist, wollen wir sehen, inwiefern die Form des Mundsaumes der sogenannten
„Linnyea“ sich verändert und inwiefern jene_Charaktere, auf Grund derer v. HAntken die riesige Tinnyeer
Form von der Gattung Melania trennte und statt sie zu Melanoides zu stellen als neue Gattung: „Zinnyea“
auffasste, von wesentlicher Bedeutung sind. Haxtkey nimmt als Grundlage der Trennung des Genus an:
„dass die Schalenmündung unten mit einem engen, kurzen Canale und unmittelbar über diesem mit
einem Wulste versehen ist.“ Auf Grund des bisher Gesagten wurde klar, dass „Zönmyea“ nur darin
— 201 —
von den in die Untergattung Melanoides gehörigen lebenden und fossilen Formen abweicht, dass sie über
dem kurzen Canale einen Wulst besitzt, da die Stärke der oberen Bucht, nachdem sie sich im Laufe
der Entwickelung so sehr verändert, wie dies Fig. 2b auf Taf. XIV zeigt, nicht als wesentliches Merkmal
betrachtet werden kann.
Fig. 2.
Melania (Melanoides) Escheri BRONG.
(— Turrita KuEin).
Obermiocaen. Zwiefalten. Schwäb. Alb.
Fig. 1.
Melania (Melanoides) Väsdrhelyii HAnTk.
Pannonische Stufe. Tinnye.
Fig. 3—7. Melania (Melanoides) Escher! Broxg. Untermiocaen. Süsswasserkalk. Michelsberg bei Ulm.
(Die Figuren sind alle in natürlicher Grösse gezeichnet.)
So sehen wir nun die Entwickelung des Untertheiles der Mündung, resp. den Wulst über dem
kurzen Canale als einzigen Unterschied. Um über die Entwickelung und Veränderungen des Untertheiles
der Mündung einen vollständigen Ueberblick zu bieten, halte ich es für nothwendig, von den Originalen
HANTKEns ein getreues Bild zu geben, um die Charaktere besser hervorzuheben als dies auf den mangel-
haften Abbildungen Haxrken’s geschehen ist. Es ist dies umso nothwendiger als die Abbildungen in
Hanteen’s Abhandlung in solchen Stellungen gegeben sind, dass die Hauptcharaktere nicht deutlich er-
sichtlich sind, resp. die abnorme Entwickelung der Lippen nicht veranschaulicht ist. Um von der Ent-
wickelung des Mundsaumes ein noch vollständigeres Bild zu bieten, bilde ich auf Taf. XIV, Fig. 2e noch ein
Bruchstück ab und dasselbe in anderer Stellung in der Textfigur 1; ebenso ein anderes, sehr interessantes
Bruchstück auf Taf. XV, Fig. 11a—b.
Palaeontographica. Bd. XLVILT. 26
202 —
Bei meinen Formen ändert sich die Breite und Tiefe des kurzen Canales gerade so, wie bei den
lebenden und den übrigen fossilen Formen von Melanoides, wie dies aus meinen Figuren la, 2a auf Taf. XIV
und I1b auf Taf. XV, so auch aus der Textfigur 1 schön ersichtlich ist. Doch sieht man auch auf meinen
Abbildungen, dass der Canal bei ein und demselben Individuum in verschiedenen Entwicklungsstadien sehr
verschieden ist. Fig. 1a und 2a auf Taf. XIV und Fig. 1 im Texte‘zeigt, dass dieser Canal im Laufe der
Entwickelung fortwährend an Tiefe verliert. Auch der Wulst über dem Canal ist nicht beständig, wovon
meine Abbildungen ebenfalls überzeugen. Von einem gut entwickelten Wulste kann nur in Fig. 2a auf
Taf. XIV die Rede sein (hier ist er noch ein wenig stärker, als dies die Abbildung zeigt). Dass jedoch dieses
Exemplar ebenso wie das im Fig. 1 abgebildete laedirt und demzufolge der Mundsaum abnorm entwickelt
ist, macht die Entstehung des Wulstes verständlich, der sich in Fig. 2a unmittelbar unter einem Sprung
der letzten Windung des Gehäuses befindet. Wie sehr veränderlich der Mundsaum meiner Formen ist,
beweist am besten der Umstand, dass auf Taf. XV, Fig 11b solch eine Form dargestellt ist, wo die zu-
gespitzte Spindel einen ofienen Nabel darstellt. ö
Dem Tinnyeer Exemplar steht das bei Brrrwer (Mündung der Melania Escheri. p. 98. Fig. 1) von
Dzepe (an der Narenta) abgebildete Bruchstück sehr nahe, bei welchem die Aussenlippe ebenfalls verdickt
ist und nur der Wulst über dem Canale fehlt. Ich sah jedoch bei Bırrwer in der k. k. geol. Reichsanstalt
ein anderes, ebenfalls aus Dzepe stammendes Exemplar, bei welchem, obzwar es nur so gross war wie das
erstere, doch ein viel grösserer Wulst über dem engen und tiefen Canal entwickelt war, wie bei manchen
Tinnyeer Exemplaren, Die Anwachsstreifen zeigen klar, dass die obere Bucht im Laufe der Entwickelung
kleiner wurde. 4
Daraus ist ersichtlich, dass auch der Mundsaum der Tinnyeer Exemplare, gerade so wie der von
Melania Escheri und den nahe verwandten recenten Formen, sehr veränderlich ist. Wir haben gesehen,
dass die Verdiekung der Innen- und Aussenlippe auch im Formenkreis der Melania Escheri überall vor-
kommt, dass die obere Bucht und der untere Canal nicht nur imnerhalb der in den Formenkreis der Mel
Escheri gehörenden fossilen und lebenden Arten, sondern auch bei ein und demselben Exemplare in ver-
schiedenen Stadien der Entwickelung von der verschiedensten Tiefe und Breite sein kann. Das beste Bei-
spiel dafür ist die Mündung meiner hier abgebildeten vier Tinnyeer Exemplare. Aus denselben Abbildungen
ist auch ersichtlich, dass der über dem kurzen Canal befindliche Wulst nicht als wesentlicher Charakter, son-
dern nur als Abnormität betrachtet werden kann, da er an den meisten Exemplaren fehlt und dort, wo er vor-
handen ist, auch nur dann auftrat, als die Schale beschädigt wurde, wie dies in Fig. 2a aus den Anwachs-
streifen hervorgeht. Auch hier hatte er sich erst nach Ablagerung der letzten Kalklamelle der Innenlippe
gebildet. Herr Chefgeolog Havavräs sammelte in Szöesän (Com. Krassö Szöreny) ein Exemplar von Mel.
Väsarhelyii Hanıe., über deren kurzem, seichten Canal keine Spur von einem Wulste vorhanden ist. Daraus
wird also klar, dass der Wulst über dem kurzen Canal kein wesentliches Merkmal, sondern nur eine an
manchen Exemplaren vorkommende, auf Laedirung rückzuführende Abnormität ist. Uebrigens sagt Brrrser
l. ec. über diesen Wulst folgendes: „aber wäre derselbe auch bei allen Exemplaren von Tinnye vorhanden,
so wird es doch nicht angehen, diese von HAnTken beschriebene Riesenform von den Formen aus der
Verwandtschaft der M. Escheri generisch zu trennen.“
Nach all diesem können wir mit Bittner sagen, „dass die als Melania Escheri und verwandte
beschriebenen Formen keinesfalls von Tönnyea getrennt werden können.“ Wollte man die Gattung Tinnyea
aufrechterhalten, so müssen sämmtliche in den Formenkreis von Melania Escheri gehörigen Formen zur
Gattung „Tinnyea* gestellt werden. Nachdem dies die Brüder Anam’s so schon thaten, als sie die in den
Formenkreis von Melania Escheri gehörenden Formen zu einem besonderen Subgenus erhoben, ist der
Platz der sogenannten „Zeinnyea“ in der Untergattung Melanoides bereits vorgezeichnet.
39. Melania (Melanoides) Vasärhelyii HAyTKEn sp.
(Taf. XIV, Fig. 1a—c, 2a—c; Taf. XV, Fig. 1la—b und Fig. 1 im Text.)
1857. Tinnyea Väsdärhelyii Hayıe. M. v. Hanteen: Tinnyea Väsdrhelyii nov. gen. et nov. spec. p. 345. T. IV
(Doppeltafel), F. 1—4.
1888. ” ” 5 Bittxer: Mündung der Melania Escheri BroxGt. und verwandter Formen. p. 97.
1894. = ” „ Haravärs: Die Szöcsän-Tirnovaör Neogenbucht im Comit. Krassö-Szöreny. p. 116.
1895. ip 5 5 LÖrEnTurY: Papyrotheca. p. 392.
1897. ch 5 5 Axnprusov: Dreissensidae. p. 438.
Ausser durch bessere Abbildungen möchte ich die Beschreibung Hantken’s durch einige Daten
ergänzen.
Diese interessante, grosse (das abgebildete Exemplar misst 13 cm), thurmförmige Art, welche
billigermassen gigantea genannt werden könnte, besteht (der Wirbel ist überall abgebrochen) aus etwa 14
schnell, jedoch gleichmässig wachsenden, flach gewölbten Windungen, welche unter der kaum sichtbaren
Naht eingedrückt sind, wodurch sich eine starke, scharfe Kante bildet, die am vorletzten Umgange am
stärksten hervortritt und am letzten schwächer ist. Alle Umgänge haben ausserdem starke Querrippen
und schmale Längsbänder. An den ersten Windungen erstrecken sich die Rippen von der unteren zu der
oberen Naht, an den übrigen Windungen bedecken die Hauptrippen nur ungefähr */; der Höhe der Wind-
ungen und endigen in mehr oder weniger zugespitzten Knoten an der erwähnten starken Kante am Rande
des eingesenkten Theiles. An der letzten Windung verkümmern die Rippen mehr oder weniger. Auf dem
vorletzten Umgang sind acht starke, knotige Rippen vorhanden. Zwischen den Rippen verlaufen schwächere
oder stärkere Streifen von einer Naht zur andern. An den Stellen, wo die Rippen mit den Querbändern
zusammentreffen, ist die Schale mehr oder weniger knotig. Auf dem vorletzten Umgang befinden sich
zwischen den beiden Nähten ungefähr 10 Längsbänder (4 am eingesenkten Theil, eines ist die Kante selbst
und 5 oder 6 unter derselben); auf dem letzten sind 15 solcher Längsbänder (10 unter der Kante) und
zwischen diesen 5—6 schwächere. Die Schalenmündung ist eiförmig, sehr schief, schiefer wie bei Melania
Escheri, denn während bei dieser die Axe des Gehäuses mit der Axe der Mündung (auf Fig. 1 BITTxer's
gemessen) einen Winkel von nur 35° bildet, beträgt derselbe bei Mel. Väsärhelyii 35—42°. Die Ränder
sind zusammenhängend; der innere ist dick und bedeckt manchmal den Nabel, ein andermal stellt die zu-
gespitzte Spindel einen offenen Nabel dar. Die Aussenlippe ist gebogen, gegen die Ventralseite gezogen,
bald verdickt, bald wieder scharf. Die Mündung ist oben, wie bei Mel. Escheri, mit einer mehr oder
weniger tiefen Bucht, unten mit einem kurzen Canal von sehr veränderlicher Breite und Tiefe versehen.
Fundorte: In Tinnye nicht eben selten (Bruchstücke von ca. 15 Exemplaren). Unversehrte
Exemplare gehören zu den grössten Seltenheiten. Am besten erhalten ist die auf Taf. XIV, Fig. 1 dar-
gestellte Form. Diese Art ist in diesem Niveau der pannonischen Stufe viel verbreiteter als man bisher
glaubte. Sie kommt noch in der Umgebung von Ettyek (Com. Feher) am Heidelberg vor, wo HAnTkEn
auf eimer 600 cm grossen Kalksteinplatte die Hohldrücke von 16 Exemplare nfand. In Budapest-Köbänya
sammelte ich auch die Bruchstücke einiger Exemplare auf. Doch nicht nur hier in der Umgebung Buda-
pests, sondern auch im südöstlichen Ungarn kommt Mel. Vas&rhelyii vor, wo Chefgeolog HauavArs in der
Umgebung von Szocsän (Com. Krasso Szöreny) ein Bruchstück derselben zusammen mit Mel. Martiniana
Für., Mel. vindobonensis Fuchs, Mel. pygmaea Parrsch, Mel. Bouei -Für., Mel. defensa lucHs, Melanopsis
nov. Sp., Plourocera Kochii Fuchs, Neritina obtusangula Fucks und einer kleinen Congeria sp. fand. (Die
Umgebung von Lupäk-Kölnik-Szoesan und Nagy-Zorlenez. [Jahresbericht d. kgl. ung. geol. Anstalt vom
Jahre 1891. p. 91]). Wahrscheinlich kommt sie noch an mehreren Stellen vor, denn die in der pan-
nonischen Stufe vorkommenden und unter dem Namen Melania Escheri zusammengefassten Formen gehören
wohl grösstentheils dieser Art an. In der Sammlung der kegl. ung. geol. Anstalt ist auch unter dem Namen
Melania Escheri Broxgr. ein Wirbeltheil dieser Species von Tinnye ausgestellt. HAanıken — wie er in
der Beschreibung der „Tinnyea“ erwähnt — getraute sich, die Bruchstücke dieser Art nur deshalb nicht
mit Melania Escheri zu identificiren, da sie auf eine so grosse Form hinweisen, welche Melania Escheri
nie zu erreichen pflegte; sicher konnte er sie erst dann bestimmen, als er ein vollständiges Exemplar be-
kam. In den Verhandlungen, Jahrg. 1888, p. 85 sind unter den eingesandten Geschenken auch zwei Gyps-
abgüsse der „Zünnyea Vasarhelyii“ erwähnt, über welche der Redacteur schreibt: „Wie schon der Autor
(HANTKEn) darauf aufmerksam gemacht hat, ist die Aehnlichkeit der äusseren Ornamentik der Schale der
Tinnyea mit jener der Melania Escheri in der That eine so sehr grosse, dass Bruchstücke der einen und
der anderen Art von einander nicht zu unterscheiden sind.“ J. Peraö sagt auf p. 139 seiner Abhandlung:
„Die Tertiärbildungen des Feher-Körös-Thales zwischen dem Hegyes-Dröcsa- und Pless-Kodru-Gebirge ‘
(Jahresberichte d. kgl. ung. geol. Anstalt für 1885) bei Besprechung der Umgebung von Laäz ausgebildete
pannonische Stufe: „von Melania Escheri sind Steinkerne und Abdrücke von gewöhnlicher Grösse zu finden
(Schalen kommen nicht vor), meist aber liegen Steinkerne und Reste von Abdrücken von ungewohnter
Grösse zerstreut umher, auf welchen die Verzierung sehr schön auszunehmen ist. Diese Fragmente nach
dem Spiralwinkel ergänzt, entsprechen Gehäusen von 8S0—100 mm Grösse.“ Auch diese auffallend grossen
Formen gehören aller Wahrscheinlichkeit nach zu Mel. Vasarhelyii HAnTe., da die in tieferen Niveaux vor-
kommende Mel. Escheri nie eine so beträchtliche Grösse erreicht.
Genus: Melanopsis Firussac 1807.
Die Familie der Melaniiden ist ausser der Gattung Melania noch durch Melanopsis vertreten.
Brusına beschreibt von Ripanj noch eine Art der Gattung Amphimelania und von Markusevec zwei neue
Arten der Gattung Melanoptychia. Das Genus Melanoptychia beschrieb Neumayer aus den Ablagerungen
gleichen Alters Bosniens, doch scheint es, dass sie, wie auch Amphimelania, in südlicheren Gegenden lebte.
Bisher sind Ripanj und Markusevec die nördlichsten Punkte, von denen wir diese beiden Gattungen
kennen.
Während die Gattung Melania einzig nur durch die Art Vasärhelyii Hanrk, vertreten ist, kommt
Melanopsis in zahlreichen Arten und Varietäten vor und während man von Melania nur einige Exemplare
kennt, kommen die Melanopsis, so z. B. M. Martiniana Für., in riesiger Individuumsanzahl vor, so dass
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in Tinnye Mel. Martiniana nach der Oongeria Martonfii Lörent. am häufigsten ist. Nachdem jedoch die
Congeria Märtonfii eine kleine, kaum auffallende Form ist, scheint die grosse Mel. Martiniana vorherrschend
zu sein. Ich sammelte M. Martiniana in mehreren hundert Exemplaren und in dem aus denselben heraus-
geschüttelten Sand fand ich die hier beschriebene Microfauna. M. Martiniana ist in solchem Maasse poly-
morph, dass man kaum zwei annähernd gleiche Exemplare findet. Mit M. Martiniana zusammen kommen
Melanopsis impressa Krauss und Melanopsis vindobonensis Fuchs vor. So scheint denn auch dieses Vor-
kommen, wie das zu Markusevec und Leobersdorf, die Ansicht von Fuchs („Ueber den sogenannten
chaotischen Polymorphismus und einige Melanopsis-Arten“) zu erhärten, „dass die Melanopsis Martiniana
sich vollständig so verhält, wie ein Bastard zwischen Melanopsis ömpressa und Mel. vindobonensis sich ver-
halten müsste etc.“; da M. Martiniana auch hier grösser ist als die beiden anderen Arten, da sie ferner
keine constanten Charaktere besitzt, sondern bald in die eine, bald in die andere Art übergeht, und endlich
da sie besonderen Hang zur Bildung von Monstrositäten zeigt.
Wer sich übrigens mit systematischen Untersuchungen befasst, dem sind jene aussergewöhnlichen
Schwierigkeiten bekannt, mit welcher das Bestimmen der Grenzformen bei den meisten palaeontologischen
Gattungen oder noch häufiger Arten verbunden ist. Wo auf einem grösseren Gebiete sehr viele Vertreter
einer Art zusammen wohnen oder wohnten, dort werden solche Formen zu finden sein, bei welchen individuelle
und locale Eigenschaften ausgebildet sind, welche Formen jedoch allesammt miteinander in Zusammenhang
stehen. Wird dieser Zusammenhang bis zur Uebertreibung verfolgt, so kommt man dahin, dass man endlich
jede schärfere Scheidung lächerlich finden muss. Besonders gross ist dieser Polymorphismus bei Vevipara
und Melanopsis.
In unserer Fauna sind alle fünf von Hawomann aufgestellten Untergattungen vertreten und zwar:
Homalia (2. B. avellana Fuchs, textilis Hanom.), Lyrcaea (stricturata Brus.), Martinia (z. B. vindobonensis
Fuchs, impressa Krauss, Martiniana Für.), Canthidomus (z. B. Bouei Für., Sturii Fuchs, defensa Fuchs)
und Hyphantria (austriaca Hanpm.). Da diese, wie auch die in der Palaeontologie gebräuchlichen anderen
Subgenera von Melanopsis, wie z. B. die von SANDBERGER, zumeist nur auf,ein geringes und an nur ein
bis zwei Fundorten gesammeltes Material (die Hanpmann’s auf die Leobersdorfer Fauna) begründet sind
und eben deshalb den modernen Anforderungen nicht entsprechen, führe ich meine Formen nur unter
den Gattungsnamen Melanopsis an, doch werde ich bestrebt sein, die verwandten Formen nacheinander
zu behandeln.
Auf Grund des Vorkommens zu Tinnye kann ich bestätigen, was Brusma bei Beschreibung der
Fauna von Markusevec sagt, dass nämlich schon bisher die Anzahl der bei uns bekannten fossilen Formen
von Melanopsis gross ist und dass doch immer wieder neue Formen entdeckt werden. Brusiına beschreibt
von Markusevee vier neue Arten, von denen ich M. strieturata Brus. auch in Tinnye fand. Ausserdem
fand ich noch drei neue Arten: die M. Sinzovi nov. sp., M. rarispina nov. sp. und M. Brusinai nov. Sp.
Die Melanopsis-Arten kommen in meiner Fauna im Allgemeinen in gut erhaltenem Zustande vor.
An den meisten ist schön zu sehen, dass das Gehäuse im Innern porcellanartig und aussen mit orangegelben
Flecken und Streifen verziert ist. Die Farbenzeichnung wird besonders gut sichtbar, wenn die Exemplare
in Wasserglas gekocht werden.
In diesen mittleren Schichten der pannonischen Stufe kommen die Melanopsiden in grösster
Individuen- als Artenzahl vor und doch kennen wir kaum eine ordentliche Abbildung der hier vorkommenden
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Arten. So sind die Figuren Haxpmann’s von der leobersdorfer Fauna grösstentheils unbrauchbar; Brusma
wieder theilt seine Markusevecer Fauna ohne Abbildungen mit. So wird es denn erwünscht sein, wenn
ich nicht nur die Abbildungen der neuen, sondern auch jene der selteneren und typischen Formen gebe.
Meine Fauna ändert einiges an den Beobachtungen bezüglich der verticalen Verbreitung der Mela-
nopsiden. Während nämlich in Italien Mel. impressa Krauss var. Monregalensis Sacco im Helvetien,
die Mel. impressa Krauss var. Bonelki Sısm. mit der var. carinatissima Sacco in der „Sarmatischen Stufe“
und im Tortionien vorkommen, in den „Congerienschichten“ jedoch Mel. Martiniana Fer., Mel. im-
pressa var. Bonellii Sısup., Mel. impressa Krauss var. carinatissima Sacco und Mel. vindobonensis FUcHs
zusammen auftreten, kommt in unserer Fauna im Vereine mit obigen vier Formen auch noch eine Ueber-
gangsform zu der aus dem italienischen Helvetien bekannten Mel. impressa Krauss var. Monregalensis
Sacco vor, ebenso wie in der Fauna von Szemenye bei Sopron, welche R. HoeErnzs als sarmatischen Alters
bestimmte.
5
40. Melanopsis avellana Fuchs.
(Taf. XII, Fig. 15—17.)
1873. Melanopsis avellana Fuchs. Tau. Fuchs: Neue Conchylienarten aus den Üongerienschichten etc. p. 20. T. IV,
Ip alyf
1887. 5 (Homalia) avellana Fucus. Haspwmann: Die fossile Conchylienfauna von Lieobersdorf. p. 16.
T. Il, F. 13.
1857, R avellana Fuchs. Hanrtken: Tinnyea Väsärhelyii. p. 345.
1895. fr ” 5 LÖRENTaEY: Papyrotheca. p. 392.
Am Locus Classicus sammelte ich elf typische Exemplare dieser kleinen, rundlichen, glatten, mit
niederer Spira versehenen Form. Manche meiner Exemplare sind niedriger wie das Exemplar von Fuchs,
dessen Höhe 14 mm bei einer Breite von 10 mm beträgt, während bei meinen Exemplaren die
Höhe: 13 mm 13 mm 15 mm
Breite: Or ik) er Ko) = age
Diese Art ist bisher aus Ungarn nur aus der Umgebung von Sopron und aus Tinnye bekannt.
Hanpuann bildet drei Exemplare derselben von Leobersdorf (Nieder-Oesterreich) ab und sagt über seine
in Fig. 2 und 3 dargestellten Formen Folgendes: „sind Schalen mit stärkerer Einsenkung der Schluss-
windung und spielen in den Formenkreis von Zyrcea hinüber.“ Dasselbe ist auch vom Typus zu sagen,
da der letzte Umgang in der Mitte ein wenig eingesenkt ist und sich somit unten und oben ein Wulst
bildet. Fuc#s erwähnt dies in der Beschreibung der Art nicht, doch ist es auf seiner Figur gut zu sehen;
auf meinen Exemplaren von Tinnye ist diese Einsenkung noch etwas stärker als auf der Figur bei Fuchs;
sie stimmen in dieser Hinsicht mit Fig. 2 und 3 Hawpmanv’s überein. Auf manchen meiner Exemplare
ist die Färbung, welche aus entfernt stehenden, wellenförmig verlaufenden, orangengelben Streifen besteht,
schön zu sehen.
Fundort: Bisher nur von Tinnye, aus der Umgebung von Sopron (Sulzlacke) und von Leobers-
dorf bekannt, jedoch nirgends sehr häufig. In Tinnye sammelte ich 11 Exemplare. In Budapest-Köbänya
noch nicht gefunden.
- 41. Melanopsis textilis (Hanpmann).
(Taf. XII, Fig. 18—20.)
1887. Melanopsis (Homalia) textilis Hanpmann: Fossile Conchylienfauna von Leobersdorf. p. 15. T. I, F. 12.
1392. 5 textilis (Hampmann). Brusma: Fauna di Markusevec. p. 132 (20).
Ich sammelte in Tinnye drei Exemplare einer Art, welche zufolge Mangels an bestimmter Verzierung
zur Untergattung Homalia Hanpmann gehörte und welche ich, obwohl sie durch ihren localen Habitus von
den Figuren 12 und 14 Hawpmann’s wenig abweicht, doch als textilis zu betrachten geneigt bin, umso-
mehr, da die Mangelhaftigkeit der Hawpmanv’schen Figuren ohnehin kein vollkommen richtiges Bild dieser
Art bietet, während die Beschreibung vollkommen auf die Tinnyer Exemplare passt.
Das aus fünf Umgängen bestehende Gewinde ist kegelförmig; der letzte Umgang ist angeschwollen,
die übrigen flach; das ganze Gewinde ist halb so hoch als die letzte Windung, wie dies aus der unten
stehenden Maassangabe hervorgeht. Der letzte Umgang „besitzt“ thatsächlich — wie Hanpmann sagt —
„eine cylindrische Form“. Am letzten Umgang, ein wenig unter der Sutur, ist die Spur eines schwachen
Kieles zu sehen, wie bei Hawpmann’s Fig. 12 und 14. An dem Kiele zeigen sich bisweilen knotige An-
schwellungen auf einem meiner Exemplare, welches mit Hawpmanw’s Typus (Fig. 12) übereinstimmt und
so einen Uebergang zu Hanpmanv’s Untergattung Canthidomus bildet. Der letzte Umgang ist etwa in der
Mitte unter dem erwähnten schwachen Kiele eingesenkt, wodurch sich unter dieser Einsenkung ein zweiter
Kiel bildet, der jedoch noch schwächer ist als der obere. Die Mündung ist schief eiförmig. „Die Spindel
ist ziemlich eingebogen und die Callosität besonders oben stark entwickelt.“ Die Aussenlippe ist scharf,
unten etwas bogenförmig ausgezogen. Die Basis ist abgestutzt, der Canal verhältnissmässig schwach, doch
gut sichtbar. Gegen aussen befindet sich ein von einem Wulst begrenzter, spaltenförmiger Nabel. Von der
dem Typus entsprechenden, schlanken Form besitze ich nur die drei abgebildete Exemplare. Diese stimmen
mit Hanpmann’s Fig. 12 überein. Sie sind von gestreckter Form; bei der ’einen ist der obere Kiel des
letzten Umganges stellenweise mit knotenförmigen Anschwellungen versehen. Diese Exemplare sind bräunlich-
gelb gefärbt, mit in Ziekzackform angeordneten orangegelben Flecken, während die Leoberdorfer Stücke
nach Hawpmanv dicht stehende orangengelbe Linien aufweisen, „diese Linien verlaufen quer in Ziekzackform
und bilden so ein zierliches Netz über die ganze Schale.“
Maasse:
Höhe: 13 mm 14 mm
Breite: ee 9 N
Höhe der Schlusswindung: 9 „ ginn,
Hanomanv’s Fig. 12 zeigt 12 mm Höhe, 7 mm Breite, bei einer Höhe der Schlusswindung von 9 mm.
Fundort: Diese Art gehört in Leobersdorf zu den herrschenden Formen. BrusinAa fand in Mar-
kusevec nur vier Exemplare. Ich fand sie bisher nur in Tinnye, doch auch von hier besitze ich nur zwei
Exemplare, welche typisch sind. Ein drittes dort gefundenes Stück gehört bereits zur var. ampullacea
HANDMAnN.
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42. Melanopsis textilis Hanpm. var. ampullacea Hanpm.
(Taf. XII, Fig. 21.)
1887. Melanopsis (Homalia) textilis Hanom. var. ampullacea Haxom. Hanomann: Fossile Conchylienfauna von
Leobersdorf. p. 15. T. I, F. 14.
Das bei Tinnye gefundene Exemplar stimmt mit der Abbildung bei Hanpmann überein. Es ist
bauchiger, mit relativ niedrigerem, vorletztem Umgang als die Grundform. Auch bezüglich der Färbung
weicht die var. vom Typus ab, indem auf weissem Grund ziemlich entfernt stehende, wellenförmig verlaufende,
schmale, orangengelbe Linien auftreten. Hanpmann’s Exemplar wird schon vom oberen Kiel nach unten
zu fortwährend spitziger, während mein Exemplar erst unter dem unteren Kiele anfängt schmäler zu werden.
Höhe 15 mm, Breite 10 mm, Höhe des letzten Umganges 10 mm. Hanpmann’s Fig. 14 hat eine Höhe
von 13 mm, eine Breite von 10 mm, mit 10 mm hoher Schlusswindung.
Der Typus von Mel. textilis ist, wie aus meinen Figuren ersichtlich, selbst auch von variabler Form,
trotzdem halte ich die Abtrennung einer var. ampullacea für gerechtfertigt, da sie gedrungener, mit weniger
schlankem und vorspringendem Gewinde ist als die Grundform und da der letzte Umgang durch eine viel
schwächere Sutur abgetrennt wird als beim Typus. Die Grundform wird von dem am letzten Umgang
befindlichen oberen Kiel bis zum Canal schmäler, die var. ampullacea nicht. In Tinnye scheidet auch noch
die oben besprochene Färbung den Typus von der var. ampullacea.
Mel. textilis Hanpm. steht zwischen avellana Fuchs und scripta Hanpm. (non Fuchs). Letztere
belegte Brusına mit dem Namen Mel. serbica und bildete sie auf Taf. VII, Fig. 15 u. 16 seiner „Materiaux *
ab. Mel. textilis weicht jedoch von avellana durch die höhere Spira, von serbica durch den Mandel der
stachelförmigen Anschwellungen und dadurch ab, dass der letzte Umgang bei serbica in der Mitte keine
Einsenkung besitzt.
Fundort: Wie Mel. textilis, so ist auch die var. ampnullacea in Tinnye sehr selten; die dritte
Varietät, dbiearinata Hanpm., fehlt hier überhaupt, während in der Leobersdorfer Fauna Mel. textilis
herrschend ist.
43. Melanopsis strieturata Brvs.
(Taf. XVIIL, Fig. 2.)
1392. Melanopsis strieturata Brus. Brusına: Fauna di Markusevec. p. 139 (27).
1895. er ge „ LörENTAEY: Papyrotheca. p. 392.
1396. 35 7 „» Drusma: La collection n&eogene de Hongrie ete. p. 122 (26).
Die oberen Umgänge dieser verhältnissmässig kleinen, thurmförmigen, aus sieben Windungen be-
stehenden Art sind glatt, während die unteren unterhalb der oberen Sutur gewulstet sind. Dieser Wulst
ist umso auffallender, da unter ihm die Umgänge stark eingeschnürt und demnach convex sind. Unter
dieser Einschnürung, ebenso wie über derselben, verläuft ein zweiter Wulst, unter welchem der letzte Um-
gang abermals schmal wird und die Basis bildet.
Maasse:
Höhe: 10 mm 9,5 mm
Breite: Den 4 N
og
Das Exemplar von Markusevee ist 11 mm hoch und 5 mm breit.
Diese mit Mel. pygmaea Parrscn und Mel, varicosa Hanpm. nahverwandte Species scheint in Tinnye
ebenso wie in Markusevec ziemlich beständig zu sein. Meine Exemplare stimmen selbst bezüglich der Grösse,
vollkommen mit jenen von Markusevec, welche ich der Güte des Herrn Prof. Brusıya verdanke, überein.
Fundort: In Tinnye fand ich acht Exemplare. Sollte sich die Annahme Brusına’s, dass HANDMANN
mit den von Leobersdorf unter den Namen Mel. textilis und Mel. varicosa beschriebenen Formen mehrere
Stücke von Mel. strieturata vereinigte, als richtig erweisen, so käme diese Art auch in Leobersdorf vor.
Während sie jedoch in Markusevec häufig vorkommt, ist sie in Tinnye nur selten.
44. Melanopsis Bouei Für.
1859. Melanopsis Bouei Fir. Hantken: Die Umgegend von Tinnye. p. 569.
1861. ,; 5 > en Geolog. Studien zwischen Buda und Tata. p. 273.
1337. 5 R Er > Tinnyea Väsärhelyii. p. 345.
1893. ” (Canthidomus) Bouei Für. LörenturyY: Beiträge zur Kenntniss d. unterpont. Bildungen d. Szilägyer
Comit. etc. p. 297. (Siehe daselbst die ältere Literatur.)
1895. Fi Bouedi Fer. LöreEntaer: Papyrotheca. p. 392.
1896. ” „ „» Brusma: La collection neogene de Hongrie etc. p. 121 (25).
Diese Art ist wie in Markusevec auch in unserer Fauna sehr häufig und an beiden Orten, sowie
auch in Leobersdorf, sehr polymorph. Da jedoch die Zeichnungen HanpmAanv’s sehr mangelhaft sind, möchte
ich den grössten Theil meiner Formen nicht mit den dort beschriebenen Varietäten identificiren. Meine
typischen Formen sind selten so gedrungen, wie. sie M. Horkses („Foss. Moll.“ auf Taf. 49, Fig. 12) dar-
stellt, sondern schlanker und mehr gestreckt. Bei manchen Exemplaren sind die oberen stachelförmigen
Anschwellungen ziemlich spitzig, so dass sie im dieser Beziehung an die var. spinosa Haxpım. erinnern, bei
anderen sind sie wieder sehr schwach. Andere Exemplare kommen vor, bei welchen beide Reihen der
knotenförmigen Anschwellungen, wie auch die dieselben verbindenden Rippen stark sind, und wieder solche,
bei denen die untere Knotenreihe schwach ist und somit auch die Längsrippen abwärts um vieles schwächer
werden. Bei den meisten meiner Exemplare ist die Färbung sehr schön sichtbar. Bei dem grössten Theil
laufen an dem Gehäuse orangengelbe — bald schmälere, bald breitere — Linien oder Bänder im Zickzack
herab. Stellenweise zertheilen sich diese farbigen Bänder in längliche oder runde Flecken; bei anderen
wieder erscheinen oragengelbe Flecken zwischen den im Zickzack verlaufenden farbigen Bändern. Besonders
auffallend wird die Färbung, wenn man die Schnecken in verdünntem Wasserglas kocht.
Um von der Mutabilität der Form ein Bild zu geben, lasse ich hier einige Maasse folgen, welchen
ich die von Hanpmann und jene der eitirten Figur von Horrses gegenüberstelle.
Höhe: 5 125 14 1A 14 14 14 14 13 13 13 mm
Breite: 10 s s ) 9 7. S,5 8 s,5 8 TER
Höhe der Schlusswindung: 9 9 s 9 s s S 9 7 Ss 8,
Nach Hanpmann ist das Gehäuse 13 mm hoch und 6,5 mm breit, nach der Figur von Horrxes
beträgt die Höhe 19 mm, die Breite 8,5 mm und die Schlusswindung ist S mm hoch. Mel. Bouei ist —
wie bereits erwähnt — von sehr variabler Form, so dass sie nicht nur zu den einzelnen Varietäten, sondern
auch zu den naheverwandten Arten Uebergänge bildet. In meiner Fauna dürften sämmtliche Varietäten
Palacontographica. Bd. XLVII. 27
— 210 —
Hayomanv’s vorhanden sein, in Anbetracht der mangelhaften Zeichnungen HanpmAnn’s möchte ich jedoch
nur einzelne Formen mit Hanpmann’s Varietäten, soweit dies mit mehr oder weniger Sicherheit festzustellen
ist, identifieiren.
Fundort: Während diese Form in Markusevec zusammen mit Melanopsis pygmaea vorherrschend
ist, fehlt letztere in Tinnye gänzlich. Die typische Mel. Bouei ist hier zwar sehr häufig — ich fand einige
hundert Exemplare — doch kann sie nicht als herrschende Form betrachtet werden. In Budapest-Köbänya
fand ich bisher die typische Mel. Bouei überhaupt noch nicht.
45. Melanopsis Bouei FEr. var. ventricosa Hanpn.
1887. Melanopsis Bouei Fir. var, ventricosa Hawom. Hanpmann: Fossile Conchylienfauna von Leobersdorf. p. 35.
TV 8. 12undl2:
Einige Exemplare von Tinnye stimmen mit Haspmanw’s Fig. 1 auf Taf. VIII überein. Die Maasse
meiner Formen sind: x
Länge: 9 mm 9 mm 10 mm ll mm 12 mm 13 mm
Breite: ba be ba: Ta Tr: De
Schlusswindung: 6 , 6,5 „ 15, u Bu Oee
Auf der aufgeblasenen Schlusswindung befinden sich acht, seltener neun, zehn oder elf Paar
Tuberkel, welche durch Rippen verbunden werden. Die Höcker der oberen Reihe sind spitzig, die der
unteren schwächer, stumpf. Diese Varietät ist schlanker und ihre mit 10—11 Rippen versehenen Formen
nähern sich sehr der var. multicostata, doch sind sie — wie aus der Beschreibung der letzteren ersichtlich
sein wird — von derselben doch verschieden. Das Gehäuse ist bis zum canalförmigen Ausschnitt der
Mündung stark zugespitzt.
Aus Tinnye liegt eine Form vor, welche grösser und aufgeblasener ist als die andern und mit
Hanpumann’s Fig. 2 auf Taf. VIII übereinstimmt, nur ist sie kleiner, da das Leobersdorfer Exemplar 15 mm
meines 13 mm hoch, jenes 11,5 mm, meines nur 9,5 mm breit ist, und während die Höhe der Schluss-
windung dort 13 mm beträgt, ist sie auf dem Exemplar von Tinnye nur 10 mm.
Fundort: Bisher fand ich nur in Tinnye einige Exemplare dieser Varietät.
46. Melanopsis Bouedi FEr. var. spinosa Hanon.
1887. Melanopsis Bouei Fir. var. spinosa Hanopm. Hanpmann: Fossile Conchylienfauna von Leobersdorf. p. 35.
T. VII, F. 8-5,
Es fand sich in Tinnye auch ein Vertreter einer spitzstacheligen und demzufolge an die Mel. Sturü
Fvors erinnernden Varietät vor. Dieses Exemplar steht zwischen Haxpmanw’s Figuren 3 u. 5 auf Taf. VII.
Brusına sagt in seiner Arbeit über Markusevec, von der Mel. defensa Fuchs sprechend, folgendes:
„Fucrs beobachtete die Verwandtschaft zwischen Mel. defensa und Boudi richtig, da Formen existiren,
welche zu beiden gezählt werden können. Es ist wahrscheinlich, dass die Mel. Boud var. spinosa Haxpm.
und die Mel. Boudi var. doliolum Haxom. zur Mel. defensa gehören.“ Diesbezüglich muss ich bemerken,
dass die bei Hasomann Taf. VIII, Fig. 4 abgebildete, bauchige Form, deren Gehäuse sich kaum erhebt
und die sich demnach in dieser Hinsicht der Mel. megacantha Hanpm. nähert, eher zu megacantha Hanpm.
— 211 —
als zu BDouei oder defensa zu zählen ist. Die auf Taf. VIII in Fig. 3 und 5 abgebildeten und auch in der
Fauna von Tinnye vertretenen, höheren Formen, welche eine mehr treppenförmige Spira besitzen, können
thatsächlich ebenso für Bouei wie für defensa gelten.
Fundort: Tinnye, ein einziges Exemplar.
47. Melanopsis Bouei Für. var. multicostata Haxon.
1887. Melanopsis Bouei Für. var. multicostata Haxou. Hanpuann: Fossile Conchylienfauna von Leobersdorf. p. 36.
T. VII, F, 10—12.
Diese verhältnissmässig dünnschalige Form liegt in einigen Exemplaren aus Tinnye vor; dieselben
stimmen mit Hanpmann’s Fig. 10 auf Taf. VIII, also mit den schlankeren Formen dieser Varietät, überein.
Bei diesen sind die zwei Reihen von Stacheln der drei oder vier letzten Windungen durch schief stehende
Rippen verbunden. Doch nur auf den zwei unteren Umgängen ist das deutlich ausgebildet, während auf
den darüber befindlichen zwei, resp. einem Umgang die Stacheln und die sie verbindenden Rippen zu einem
länglichen Tuberkel verschmelzen. < Am letzten Umgang befinden sich, wie bei den Leobersdorfer Exem-
plaren, 11 Rippen, doch giebt es auch Formen mit 10 Rippen. Unter dem oberen Wulst sind die Wind-
ungen etwas eingeschnürt, wodurch die unteren Höcker auf einem Kiel zu sitzen scheinen. Das Gewinde
ist treppenförmig.
Maasse:
Höhe: ll mm 14 mm ; \ 12 mm
: HANDMANN’S
Breite: (1 7 Fie. 10 (De
Schlusswindung: br: Sr a | 6 „
Mel. Bouei var. multicostata Hanpm., welche die dünnste Schale besitzt, erinnert sehr an Mel. Stwriü
Fucas, nur ist letztere mehr thurmförmig, schlanker, das Gewinde höher, ihr Gehäuse noch feiner, ihre
Stacheln spitziger und auch die Rippen feiner, schärfer hervorgehoben.
Die var. multicostata Haxom. unterscheidet sich von der nahestehenden var. ventricosa Ham. da-
durch, dass ventricosa dickschaliger und gedrungener, ihr letzter Umgang mehr aufgeblasen ist und dass
sich nur auf demselben zwei Reihen von Knoten befinden, während auf den übrigen nur eine Reihe vor-
handen ist; unter den beiden Reihen Knoten des letzten Umganges sind die der oberen Reihe spitzig,
stachelförmig.
Fundort: Auch diese Varietät der Melanopsis Bouei Fir. fand ich bisher nur in Tinnye.
48. Melanopsis Sturii Fucas.
(Taf. XVII, Fig. 16—17.)
1873. Melanopsis Stwrii Fucas. Fucus: Neue Conchylienarten aus den Congerienschichten ete. p. 21. T. IV, F. 18, 19.
1892. a Rn Brusına: Fauna di Markusevec. p. 136 (24).
1895. " " » Lörenrurr: Papyrotheca. p. 392,
Auf Grund mehrerer bei Tinnye gesammelten Exemplare möchte ich die Beschreibung Fuc#s’ in
Manchem ergänzen. Fuchs sagt unter Anderem, es seien „die oberen Umgänge glatt, die späteren mit
Längsrippen versehen, von denen circa zehn auf einen Umgang kommen und welche in der Mitte einen
stark entwickelten, ‚spitzen, dornförmigen Knoten tragen. Die Rippen sind unter dem Knoten stärker ent-
212
wickelt als über demselben. .... Der letzte Umgang zeigt an der Grenze gegen die Basis meist eine Reihe
schwächerer Knoten.“ Demgegenüber kann ich die Charaktere in Folgendem zusammenfassen.
Das Gehäuse ist thurmförmig, etwa doppelt so hoch als breit, und besteht aus circa acht mässig
wachsenden Umgängen (ich kann nur sagen „etwa“, da der Wirbel aller meiner Exemplare verletzt ist).
Das spitzige, kegelföürmige Gewinde ist höher als die Schlusswindung, selten von gleicher Höhe. Die oberen
Umgänge sind glatt, die 4—5 letzten mit Längsrippen geziert. Die drei letzten Windungen sind beiläufig
in der Mitte (zumeist jedoch über derselben) mit spitzigen, stacheligen Knoten versehen, von denen durch-
schnittlich zehn auf einen Umgang entfallen. Von den stachelförmigen Knoten ziehen sich scharf vor-
stehende Rippen abwärts, während nach oben zu diese Rippen entweder sehr schwach sind oder zumeist
vollkommen verschwinden. Die Rippen endigen unten bei der Sutur in einen kleinen, stumpfen Knoten,
und so sind denn nicht nur auf der Schlusswindung zwei Reihen Knoten vorhanden, wie dies Fuchs sagt,
sondern auf den drei letzten Umgängen. Uebrigens ist auch eine Spur dieser zweiten Reihe von Knoten
auf Fuchs’ Abbildung erkennbar. Die Windungen zeigen zwischen der oberen Reihe spitziger Knoten und
der Sutur eine schwache Einsenkung. Die oberen, stachelförmigen Knoten sind manchmal durch einen
schmalen Kiel miteinander verbunden. Die Basis ist kegelförmig flach, nur mit feinen, welligen Spirallinien
verziert. Die Mündung ist länglich eiförmig, mit kurzem, ausgussförmigem Canal versehen. Die innere
Lippe ist mässig gewulstet, die äussere scharf. Auf der glänzenden Oberfläche sind stellenweise orangen-
gelbe Flecken sichtbar.
Maasse:
Höhe: 17 mm 13 mm 12 mm 10,5 mn 10 mm
Breite: De De boer DD DDr
Die Figur von Fucas zeigt bei 13 mm Höhe eine Breite von 7 mm.
Mel. Sturii steht der Bouei Fer. am nächsten, doch ist sie schlanker, feiner, zierlicher, mehr thurm-
förmig, als die letztere; die Knoten sind stärker und spitziger, während sie bei Bouei mehr stumpf sind.
Fundort: Bisher ist sie nur von Tinnye, von Budapest-,Disznöfö* und Moosbrunn bekannt;
von letzterer Stelle erwähnt sie Fuchs als eine sehr häufige Art. In Tinnye ist sie nicht sehr häufig zu
nennen, da ich bisher nur 10 Exemplare sammelte, worunter das auf Taf. XVII, in Fig. 17 abgebildete 17 mm
hohe Exemplar in Bezug auf seine Grösse, wie auch auf die Dickschaligkeit seines Gehäuses besonders
kräftig entwickelt ist. Die Höhe des Gehäuses variirt sowohl in Tinnye als auch am Fundorte „Disznofö“
regelmässig zwischen 10 und 13 mm. Während die Art in Tinnye verhältnissmässig selten ist, findet sie
sich in der Süsswasserfauna! von Budapest-Disznöfö sehr häufig.
49. Melanopsis defensa l'ucas.
1892. Melanopsis defensa Fucus. Brusına: Fauna di Markusevec. p. 134 (22). (S. daselbst die vorhergeh. Lit.)
1895. Br en n LÖrENTarY: Papyrotheca. p. 392.
1896, = en r Brusına: La collection neogene de Hongrie etc. p. 121 (25).
' J. von 8zAar6 führt in seiner Abhandlung: „Budapest 6s környöke geolosiai tekintetben“ (Budapest und Umgebung
geologisch betrachtet) auf p. 47 auf Grund der Bestimmung von Dr. Kart Horrmann folgende Arten an: „Melanopsis Stwrü
Wucnus, Neritina radmanesti Fucns, Planorbis corneus Broner., Planorbis ehr. applanatus Tnonan, Paludina acuta Drar. und
Helix sp. etc.“
Es liegen einige Formen vor, welche länglich eiförmig sind und deren Gewinde entweder höher
oder eben so hoch ist wie die Schlusswindung, oder aber — was sehr selten der Fall — etwas niedriger,
Auf den Umgängen befinden sich — mit Ausnahme einiger der ersten — zwei Reihen Knoten, welche
durch Rippen verbunden sind; die Basis erscheint gegen den Canal zu abgeflacht. Meine Formen stimmen
also mit Fig. 79 von Fuchs überein, doch sind sie niedriger. Auch bei meinen Exemplaren ist auf den
mittleren Windungen, wie bei den Radmanester Exemplaren, zumeist nur die obere Knotenreihe sichtbar.
Diese Knotenreihe befindet sich am Obertheile der hohen Windungen. Die Längsrippen sind sehr scharf
entwickelt und hierin unterscheidet sich Mel. defensa von Bouei Fir., wo die Längsrippen zumeist nur auf
der Schlusswindung sichtbar sind, während die übrigen niederen Umgänge nur mit der etwa in ihrer Mitte
befindlichen Knotenreihe verziert sind. Die Farbenzeichnung der Schale ist auch bei meinen Formen gut
sichtbar, doch besteht sie nicht aus unregelmässig zerstreuten rothen Flecken, wie dies Fuchs bei den
Radmanester Exemplaren fand, sondern aus unregelmässig verlaufenden orangengelben Bändern. Wie bei
allen Arten, so sind auch hier Uebergänge vorhanden und zwar zur nächstverwandten Mel. Bouei; es gibt
nämlich gedrungenere Formen, welche mit gleichem Rechte für Mel. Bouei und für defensa gelten können.
Die Maasse einiger Exemplare sind:
Höhe: 20 mm 17 mm 16 mm
Breite: Bes 9 en SD
Schlusswindung: See SD ) 5
Das Radmanester Exemplar, an Fig. 79 bei Fuchs gemessen, ist 21 mm hoch, 10 mm breit, die
Schlusswindung beträgt dort 11 mm. Mel. defensa erinnert überaus lebhaft an Mel. Sturii Fuchs, nur ist
im Ganzen genommen ihr Gehäuse nicht so fein, ihre Knoten sind nicht so spitzig und die Längsrippen
viel dicker, wie bei Mel. Sturü.
Fundort: Mel. defensa, welche auch in Markusevec vorkommt, fand ich in mehreren Exemplaren
in Tinnye. Ihre gedrungenere Varietät jedoch, welche Fuchs unter dem Namen var. trochiformis von Rad-
manest und dann später Brusısa von Markusevec beschrieb und von der ich ein Bruchstück von Sziläagy-
Somlyö erwähnte, kommt in meiner Fauna nicht vor.
50. Melanopsis Sinzowi nov. Sp.
(Taf. XVIL, Fig. 31 u. 32.)
Das Gehäuse ist eiförmig, besteht aus circa 7 oder S Umgängen, welche plötzlich anwachsen, so
dass das Gewinde nur halb so hoch ist, wie die Schlusswindung. (Höhe des Gewindes 5 mm, der Schluss-
windung 11 mm.) Die ersten Umgänge der Spira sind sehr mässig gewölbt, beinahe flach, durch eine
schwache Sutur von einander getrennt und glatt, ohne jeder Ornamentik, während am unteren Theile der
zwei letzten flachen Windungen der Spira, ein wenig über der Sutur, sich stachelförmige, starke Knoten,
je 9 auf einem Umgang, zeigen. Der unter der Naht befindliche (obere) Theil der Schlusswindung hat eine
flache, kegelförmige Oberfläche, welche von unten durch eine mit ziemlich spitzigen Knoten verzierte,
schwache Kante begrenzt wird. Von dieser Kante bis zum unteren Theil der Mündung, zum Canale, wird
das Gehäuse immer schmäler. Unter der ersten befindet sich eine zweite, noch viel schwächere Kante, auf
welcher stumpfe Knoten vorhanden sind; die unter einander befindlichen Knoten dieser beiden Reihen sind
ge
stellenweise durch schwache Rippen verbunden. Die Oberfläche des Gehäuses ist zwischen den beiden
Knotenreihen schwach concav, von der unteren Knotenreihe abwärts schwach convex, mit einer parallel zu
den Knotenreihen verlaufenden schwachen Kante verziert. Die Mündung ist länglich eiförmig, unten mit
kurzem, canalförmigem Ausguss versehen. Die Innenlippe ist, besonders oben, kissenartig verdickt; die
Aussenlippe scharf und unten ein wenig nach vorne gezogen. Die Nabelspalte ist aussen von einer Falte
begrenzt. Eines meiner Exemplare ist 16 mm hoch, seine Breite beträgt — die Stacheln nicht eingerechnet
— 9,5 mm, während ein anderes 15 mm hoch, 8 mm breit ist; die Höhe der Schlusswindung beträgt auf
beiden 11 mm. Die Oberfläche ist mit welligen, orangengelben, stark im Ziekzack verlaufenden Linien verziert.
Meine Form stimmt am besten mit jener überein, welche Neumayr unter dem Namen Melanopsis
cfr. defensa Fuchs aus den pannonischen Bildungen von Dolni-Tuzla! erwähnt und darstellt. Das Aeussere
meiner Form stimmt im Grossen und Ganzen mit dem Dolni-Tuzlaer Exemplar überein, wie der Vergleich
meiner und Neumayr’s Abbildungen ergiebt, doch bleiben Unterschiede zwischen den Exemplaren von
Tinnye und Dolni-Tuzla erkennbar: Meine Form ist nämlich grösser, mehr eiförmig und nicht so kegelförmig,
wie die bosnische; bei ihr ist ferner die untere Knotenreihe der Schlusswindung und auch die die beiden
Knotenreihen verbindenden Längsrippen viel schwächer. Unter der zweiten Knotenreihe der Schlusswindung
meiner Form ist auch noch die Spur einer mit der Knotenreihe parallel laufenden Kante vorhanden und
demzufolge der zwischen der unteren Knotenreihe und dem Canal befindliche Theil schwach convex; während
bei den Formen NrumAyr’s durch das Fehlen dieser unteren stumpfen Kante dieser Theil flach, ja beinahe
concav erscheint. So ist denn die Basis des bosnischen Exemplars spitziger, wie die meines Exemplars von
Tinnye. Meine Form ist, wie auch Neumayr’s Exemplar, am breitesten längs der oberen Knotenreihe der
Schlusswindung, während Mel. defensa var. trochiformis von Fuchs an der unteren Knotenreihe am breitesten
ist. Auch sonst steht unsere Form der Fucns’schen Mel. defensa var. trochiformis so fern, dass ein weiterer
Vergleich mit derselben überflüssig wird.
Der äussere Habitus meiner Form erinnert mit Ausnahme der Ornamentik der Schlusswindung sehr
an die Melanopsis angulata Newum. (Binnenconchylien aus Bosnien. p. 479. Taf. VII, Fig. 8); während sich
jedoch am mittleren Theile der Schlusswindung von angulata nur eine Knotenreihe befindet, ist jene der
Sinzowi mit zwei solchen und einer schwachen Kante versehen.
Diese Species widme ich Herrn J. Smzow, Professor an der Universität zu Odessa, einem der
gründlichsten Kenner der Tertiärbildungen.
Fundort: Tinnye; nur wenige Exemplare. Möglich, dass Nzumayr's Mel. angulata auch hieher
gehört, doch auf Grund der Figur getraue ich mir nicht, diese zwei Formen zusammenzuziehen.
51. Melanopsis affinis Hanpmann.
(Taf. XVIL, Fig. 1—15.)
1887. Melanopsis (Canthidomus) affinis Hanomann. Foss. Fauna von Leobersdorf. p. 32. T. VO, F. 9—12.
Von dieser Art fand ich mehrere Exemplare, welche mit dem Typus Hanpmann’s (Fig. 11 u. 12)
übereinstimmen, obzwar sie etwas schlanker sind und die Schlusswindung gegen die Basis mehr verschmälert
! Tertiäre Binnenmollusken aus Bosnien und der Herzegowina (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. Bd, XXX.
D.477. 27: v7, 20,55)
2 —=
wird. Wie die Abbildungen zeigen, liegen Reihen von sehr jungen Formen (kleiner als Hanpmann’s Fig. 11)
bis zu ausgewachsenen Individuen (in der Grösse von Fig. 12 bei Hanpmans) vor. Diese Serie illustrirt
sehr schön die Entwickelung dieser Species und ihre speeifische Selbständigkeit. In Tinnye scheint die
Mel. affinis ziemlich constant zu sein, während nach Hanpmann in Leobersdorf Uebergänge zu Mel.
nodosa Hanpm. vorhanden sind. An ersterer Stelle besitzt nur Mel. rarispina nov. form. solch schlanke
Formen (Taf. XVII, Fig. 33—36), welche — wie wir sehen werden — sich der Mel. affinis Haxpm. nähern.
Die Schlusswindung mancher meiner Exemplare ist unter den mit spitzen Stacheln versehenen Knoten
schwach eingeschnürt, demzufolge bildet sich unter dieser Einschnürung eine Anschwellung, ja stellenweise
sogar schwache Knoten. Die Schlusswindung ist — wie aus der folgenden Maassangabe ersichtlich — nur
wenig höher als die halbe Höhe des Gehäuses. Die Oberfläche ist mit von einander entfernt stehenden,
wellig verlaufenden, orangengelben Linien verziert.
Maasse einiger Exemplare:
Höhe: 9,5 mm 12 mm 12 mm 13 mm 14 mm
Breite: AN Da DER: 65 „ Gem:
Schlusswindung: 6 ri Ta Rn Su SE
Fundort: Bisher sammelte ich sie nur in Tinnye, wo sie, wenn auch nicht selten, so doch nicht
häufig ist.
52. Melanopsis rarispina nov. Sp.
(Taf. XVII, Fig. 18—30.)
Das eirunde Gehäuse besteht aus 7 oder 8 Umeängen, welche schnell anwachsen, so dass die
spitzige Spira nur etwa ein Drittel der ganzen Höhe ausmacht, ja sie kann sogar noch etwas niedriger
sein. Die ersten Windungen der Spira sind flach und schmal; durch eine schmale Sutur von einander
getrennt. Sie sind glatt, ohne aller Verzierung, nur auf der vorletzten Windung befinden sich schwache
Tuberkel, während die letzte ein wenig unter der Sutur 5—6, seltener 7 spitzige, sich nach unten er-
streckende, verhältnissmässig weitstehende Dornen trägt. Diese Dornen sind durch eine scharfe Kante mit
einander verbunden, welche zwischen denselben schwächer wird, ja zumeist verschwindet, die Dornen jedoch
bleiben vierkantig. Unter den Dornen ist das Gehäuse eingeschnürt, so dass der letzte Umgang in der
Mitte concav ist, von hier aber abwärts allmählich convex wird, da der eingeschnürte Theil unten durch
eine abgerundete stumpfe Kante begrenzt wird. Auf letzterer sind mehr oder weniger starke Knoten sicht-
bar, welche mit den dornförmigen Höckern der oberen Reihe durch schmale Rippen verbunden sind. Diese
Rippen sind manchmal sehr schwach, so dass in diesem Falle nur die zwei Knotenreihen sichtbar bleiben.
Das Gehäuse wird von der unteren Knotenreihe zum Canal plötzlich schmal. Die Mundöffnung ist länglich
eirund, unten mit kurzem, ausgussförmigem Canal versehen. Der Callus der inneren Lippe ist stark. Die
Aussenlippe ist scharf und unten ein wenig vorgezogen. Die Nabelspalte wird von aussen durch eine Falte
abgegrenzt. Die Oberfläche zeigt wellenförmige Spirallinien, ebenso sind auch Spuren der orange-gelben,
in Form wellig verlaufender Bänder auftretenden Färbung auf derselben wahrnehmbar. Die folgenden
Maasse sollen von der Grösse und Form meiner Exemplare von Budapest-Köbänya und Tinnye ein möglichst
klares Bild bieten; zum Vergleich sind «die Maasse von Mel. serbica beigefügt:
— eh, —
rarispina
von Budapest-Köbänya von Tinnye serbica
R in — ——— on on
Höhe: B) 10 10 mm 12 1:3 13 14 mm 11,5 13 mm
Breite (auf der Kinsehnürung des Ietzien
Imganges gemessen): 6 7 6 7 8,5 5 Se 7,5 Er
Höhe des letzten Umganges: 7 5 eher, 9 95 - 10 lose s,5 10723,
Ich bin auch im Besitze solcher Formen, welche vom Typus abweichen und deren Spira höher und
schlanker ist. Ein solches ist das auf Taf. XVII, Fig. 36 abgebildete, dessen Höhe 12 mm, Breite 6,5 mm
beträgt und dessen letzter Umgang 8 mm hoch ist. Wäre die Spira dieser Form mehr in die Länge ge-
zogen, SO würde diese Form als Mel. affınis zu bezeichnen sein.
In den eitirten Figuren sind jene Formen abgebildet, welche ich früher auf Grund der Bestimmung
Brusma’s in meiner Arbeit über die Papyrotheca (p. 392) für Mel. serbica hielt. Später jedoch, als die
Abbildung der Mel. serbica erschien (Materiaux, Taf. VII, Fig. 15--16) und ich Gelegenheit hatte, meine
Exemplare sowohl mit dieser als mit dem durch Herrn Prof. Brusıya mir übermittelten Exemplare von
Begaljica (Serbien) zu vergleichen, stellte es sich heraus, dass sie mit Mel. serbica nicht identifieirt werden
können, obgleich sie derselben sehr nahe stehen. Ebenso war es nicht möglich, sie mit Hanpmann’s Mel.
megacantha (Taf. VIII, Fig. 13) zu vereinigen; sie stehen eben zwischen dieser typischen, gedrungenen
megacantha (Haxpm. Fig. 13) und Mel. serbica.
Dass übrigens Mel. megacantha und serbica einander nahe stehen, bestätigt schon HAnpmann, indem
er sagt: „Diese Form (megacantha) scheint mit Mel. scripta (Taf. VII, Fig. 7—8)! verwandt zu sein,
wenigstens die Varietäten, bei denen die Rippenbildung zurücktritt .. .“
Um eine lange Beschreibung zu umgehen, stellte ich in den Figuren 15—30 eine ganze Serie von
Formen dieser Species zusammen, aus welcher ersichtlich, wie diese Form wächst und wie verhältnissmässig
constant diese Art ist.
Sehen wir zunächst, in wie weit Mel. rarispina von serbica und megacantha abweicht. Mel. rari-
spina ist im Ganzen schlanker, die Reihe starker Dornen auf ihrem letzten Umgange steht näher an der
Sutur, wie bei serbica. Auf meinen Formen sind auch Spuren der zweiten unteren Tuberkelreihe vorhanden,
während dieselbe ebenso wie die die übereinander befindlichen Knoten verbindenden Rippen bei serbica
fehlten. Sind diese Rippen stärker wie in Taf. XVII, Fig. 23>—50, so ergiebt sich bereits ein Uebergang zu
der sogenannten Mel. Bouei Fir. var. spinosa Haxom.? Der zwischen den beiden Höckerreihen befindliche
Theil ist ein wenig concav, während bei Mel. serbica die unterhalb der Dornenreihe gelegene Partie convex
ist. Der Callus der Innenlippe ist bei beiden Arten sehr stark.
Meine Formen stimmen in vieler Hinsicht mit Figur 15 von Hanpmann’s Mel. megacantha überein;
weichen aber von derselben in der Entwicklung des letzten Umganges mehrfach ab. Während nämlich auf
Fig. 15 Hanpmanw’s der letzte Umgang so dornähnliche Knoten aufweist, ist die Zahl derselben auf meinen
-
! Brusısa zählt in seinem Werke „Materiaux ete.“ diese von Hanpuann 1. c. Taf. VII, Fig. 7 u. 8 als Mel. seripta
abgebildete Form zu seiner Mel. serbica.
” Aber nur zu der bei Hanpmann Taf. VIII, Fig. 4 abgebildeten Form, welche ich jedoch eher geneigt bin zu
megacantha als zu Bond zu zählen,
Exemplaren 5, selten 7, bei Mel. serbica zumeist 8, seltener 7 oder 9. Weiter ist das Gehäuse der Haxpv-
mAnn’schen Form unter dieser Knotenreihe vollkommen glatt und fängt an schmäler zu werden, dasjenige
meines Exemplares hingegen ist hier eingeschnürt, erweitert sich dann wieder und auf dieser erweiterten
Partie weist es die zweite Knotenreihe auf, von der wir bei Mel. megacantha keine Spur finden.
Bei jenen Formen, deren obere Dornen- und untere Knotenreihe durch stärkere Rippen verbunden
werden, sind auf der der Mundöffnung gegenüber gelegenen Seite zwischen die vier Dornen noch ein oder
zwei schwächere eingekeilt. Solche Exemplare bilden, besonders wenn auch die Spira noch ein wenig in
die Länge gezogen ist, einen Uebergang zu der bei Hawpmann auf Taf. VII, Fig. 4 als Mel. Bouei var.
spinosa bezeichneten Form. Bezüglich Hanpmanw’s Figur 4 bemerkte ich bei Beschreibung der var. spinosa,
sie wäre eher zu megacantha Hanpm., als zu Bouei zu zählen, was wieder darauf hinweist, dass Mel. rari-
spina thatsächlich in den Formencyklus der megacantha gehöre.
Fundort: Mel. rarispina ist in Tinnye ziemlich häufig und kann in Bezug auf ihre Charaktere
auch ziemlich constant genannt werden. In Budapest-Köbänya ist sie bedeutend seltener (drei Exemplare)
und dort — wie jede andere Art — kleiner (vergl. Maassangabe). Obwohl auch die Stücke von Tinnye
gut erhalten sind, sind die Spirallinien auf ihnen doch nur selten sichtbar, da man sie nur auf glänzender
Oberfläche bei passender Beleuchtung unter der Lupe sehen kann; die Exemplare von Budapest-Köbänya
hingegen zeigen nicht nur diese Spirallinien, sondern auch die in Bändern verlaufende orangengelbe Färbung.
53. Melanopsis austriaca Hann.
(Taf. XVIIL, Fig. 1a—-1b.)
1888. Melanopsis austriaca Hanpm. Hanpmann: Die Neogenablagerungen des österr.-ung. Tertiärbeckens. p. 50, 54.
AEavıl., Rur6d,
1892, 5 r F Brusına: Markusevec. p. 138. (Siehe hierselbst die vorhergehende Literatur.)
1895. e Zujovidi (non Brus.) LÖrENTEEY: Papyrotheca. p. 392.
1896. ns austriaca Hanpm. Brusısa: La collection neogene de Hongrie etc. p. 122 (26).
Eine 10 mm hohe und 4 mm breite, zarte, dünnschalige Form bin ich geneigt zu der auch in
Markusevec vorkommenden Mel. austriaca Haxom. zu zählen, welche HaxpmanNn auf Grund ihrer spiral-
linigen Verzierung seinem Subgenus Hyphantria einreiht. Mein Exemplar glaubte ich anfangs mit Melanopsis
Zujovici Brus, identificiren zu können (Papyrotheca. p. 392). Später äusserte Prof. Brusına, als er meine
Form sah, dass die erschienene Zeichnung ' von Mel. Zujovici nicht gelungen und meine Form mit Mel.
austriaca Hanomann identisch sei. Nachdem aber auf meinem Exemplare kaum eine Spur der Spiral-Ver-
zierung vorhanden ist, getraute ich mir es anfangs nicht mit vollkommener Bestimmtheit zur austriaca zu
zählen; später jedoch überzeugte mich der Vergleich mit den Markusevecer Exemplaren davon, dass auch
auf manchem dieser Exemplare die Spiralverzierung kaum sichtbar ist. Meine Form stimmt übrigens am
ehesten mit einem Exemplare von Leobersdorf (Hanpmann ]. c. Taf. VIII, Fig. 20) und mit Taf. VI, Fig. 64
bei Hanpmann: „Die Neogenablagerungen d. österr.-ung. Tertiärbeckens“ überein.
Die letzten fünf Umgänge meiner Form sind mit zwei Knotenreihen verziert; die übereinander
liegenden Knoten sind durch senkrechte Rippen verbunden. Während jedoch nach Hanpmanns Figuren
und Beschreibung auf den Kottingbrunner und Leobersdorfer Exemplaren die Knoten der unteren Reihe
! Brusına: Frammenti di malacologia terziaria Serba. (Ann. &60l. d. 1. penins. Balkanique. Bd. IV. p. 53. T. II, F. 5.)
9Q
Palacontographica. Pd. NLVIIL. =
stärker sind, als die der oberen, sind dieselben auf meinem Stücke von Tinnye gleich stark, wie dies auch
auf meiner Figur gut zu sehen ist. Auf meinem Exemplare ist von den Spirallinien und der Färbung nur
hie und da eine schwache Spur vorhanden.
Fundort: Tinnye, nur ein Exemplar. In Budapest-Köbänya ist diese Species bisher noch nicht
gefunden, während sie in Markusevec und Leobersdorf nicht gerade selten ist. In Perecsen wird diese
Species durch eine Form der Mel. spiralis Hıypm. vertreten, welche einen Uebergang zu Mel. austriaca bildet.
54. Melanopsis Martiniana Für.
1859. Melanopsis Martiniana Für. v. Hanıkex: Die Umgegend von Tinnye. p. 569.
1861. r 3 ee 45 Geologiai tanulmänyok Buda 6s Tata között. p. 278.
1870. Si Br „» Focas u. KArrer: V. Geol. Stud. a. d. Tertiärbild. d. Wiener Beckens. p. 139. F.5.
1377. # 7 Re n = Geologie der K. F. J. Hochquellen-Wasserleitung. p. 368.
T.XVla,E, 4.
1837. " en „ v. Hanteen: Tinnyea Väsärhelyü. p. 345.
1892. " 7 „» Brusısa: Fauna foss. di Markusevec. p. 19. (Siehe daselbst die vorhergehende
Literatur.)
1893. Br 55 „ ” Ann. g£ol. penins. Balkanique. Bd. IV. p. 31.
1893. h 55 „ Lörenterr: Beitr. Szilägyer Comit. und Siebenbürgens. p. 295, 304, 314, 317,
318, 319 und -324. 3
1895. ; h5 „ Lörenteer: Papyrotheca. p. 392.
1896. Lyreaea Martiniana (Fur.) Brusmwa: La collection neogene de Hongrie etc. p. 125 (29).
Diese Species dominirt zusammen mit der Congeria Märtonfii Lörenr., da jedoch letztere eine sehr
kleine Form ist, scheint die Mel. Martiniana vorzuherrschen. Unter den vielen Hunderten wohlerhaltener
Exemplare dieser polymorphen Form finden sich Exemplare von verschiedenstem Alter und Form. Manche
Stücke könnten den Abbildungen nach vielleicht mit Mel. capulus Haxom. (möglicherweise die Embryonal-
form von Mel. Martiniana) identifieirt werden. In grosser Menge kommen mit Fig. 2 und 3 bei M. Hörxzs
(Foss. Moll. Bd. I) übereinstimmende typische Exemplare vor, und auch solche, die mit den Figuren 5
und 6 bei M, Hörxes übereinstimmen, welche Haypmann var, constrieta nannte. Ich sammelte in Tinnye
die besterhaltenen Exemplare, worunter sich die auf Fig. 1—6 und 9 der Hörnzs’schen Arbeit, so auch die
auf Fig. 2—12 in der Fucns’schen Abhandlung über. den chaotischen Polymorphismus abgebildeten Formen
alle vorfanden. Auf sehr vielen Formen sind die auf den Fuchs’schen Figuren 3 und 6 dargestellten Spiral-
linien sichtbar. Häufig kommen verletzte und monströse Exemplare vor. Ferner liegen Exemplare vor,
welche mit KArrer’s Fig. 4 (Kais. Franz Josef Hochquellen-Wasserleitung) übereinstimmen und somit keine
typischen Martiniana sind, sondern Formen, welche einen Uebergang zu Mel. impressa Krauss bilden.
Fundort: Sowohl in dem Material von Tinnye, als auch in dem Brunnen der Schweinemästerei
von Köbänya ist Mel. Martiniana eine der häufigsten Formen. Dieses Vorkommen scheint so wie bei
Markusevec und Leobersdorf die Ansicht von Fuchs zu bekräftigen, welche er in seiner Abhandlung über
den chaotischen Polymorphismus entwickelte, wonach sich Mel. Martiniana so verhielte, als wäre sie ein
Bastard der mit ihr zusammen vorkommenden Mel. impressa und Mel. vindobomensis, da sie grösser ist als
diese, keine ständigen Charaktere besitzt, bald in die eine, bald in die andere Form übergeht und zu Mon-
strositäten neigt. In Budapest-Köbänya ist Mel. Martiniana auffallend gut erhalten, jedoch verhältniss-
mässig kleiner wie in Tinnye, und während sie an letzterer Stelle wenig Formen aufweist, die in Mel, vindo-
bonensis übergehen, sind solche in Budapest-Köbänya im Verhältniss häufiger.
— 219 —
55. Melanopsis impressa Krauss.
(Taf. XV, Fig. 7.)
1837. Melanopsis Dufouwrii (non Für.) Haver: Vorkomm. foss. Thierr. im tert. Becken v. Wien. (Bronn. Jahrb.) p. 431.
1852. » impressa Krauss. Krauss: Moll. von Kirchberg. p. 143. T. III, F. 3.
1857. > ee ” M. Hörnes: Foss. Moll. Bd. I. p. 602. T. 49, F. 16. (Siehe daselbst die
vorhergehende Literatur.)
1859. ei Dufourii (non FEr.) v. Hantken: Die Umgegend von Tinnye. p. 569.
1874. impressa Krauss. Brusına: Foss. Binn.-Moll. p. 47.
1880. > 5 F Caperrinı: Gli strati a congeri o la form. gess.-solfifera. p. 57. T. V, F. 1—6.
1892. 5 » > Brusia: Faun. foss. di Markusevec. p. 131.
1895. re r ” ” Ann. geol. penins. Balkanique. Bd. IV. p. 31.
1893. 5 r r LÖrENTarY: Beitr. zur Kennt. pont. Bild. des Szilägyer Com. u. Siebenbürgens.
p. 304, 314, 318, 319 und 324.
1895. ” 7 5 LÖrRENTEEY: Papyrotheca. p. 392.
1896. Lyrcaea impressa (Krauss). Brusina: La collection neogene de Hongrie etc. p. 125 (29).
1897. Melanopsis impressa Krauss. R. Horrnes: Sarm. Conch. p. 62. T. II, F. 2—4,
Diese Form ist ebenfalls häufig, aber nicht so, wie Mel. Martiniana; in Budapest-Köbänya scheint
sie etwas häufiger zu sein als in Tinnye. Sie ist sehr gut erhalten und wie. Mel. Martiniana von sehr
variabler Form, wie dies die Abbildungen der Exemplare auf Taf. XV zeigen. Es finden sich Uebergänge
sowohl zu der mit ihr vorkommenden Mel. Martiniana, als auch zu Mel. vindobonensis. Meine Fauna ent-
hält die var. Bonellöii E. Sısup. und var. carinatissima Sacco, welche Sacco (Aggiunte alla fauna mala-
cologia estramarina fossile del Piemonte e della Liguria) aus Italien beschreibt. Ein Exemplar steht der
an derselben Stelle aus dem Helvetien beschriebenen var. monregalensis Sacco nahe. Ich sammelte ferner
Stücke, welche mit den Abbildungen der Mel. spiralis Hasom. übereinstimmen, welche ich jedoch geneigt
bin als jugendliche Mel. impressa zu betrachten, nicht aber als selbständige Species. Seitdem Krauss diese
Art auf Grund eines von Kirchberg am Iller stammenden, mangelhaften, jugendlichen Exemplares beschrieb,
häuften sich die bisher gezählten Formen so sehr an, dass man heutzutage kaum mehr weiss, welche die
eigentlichen typischen Formen und welche ihre Varietäten sind. Ich halte jene für typisch, welche mit
Fig. 10 von M. Hörnes und mit Fig. 4 von R. Horknes übereinstimmen.
Eine dem Typus sehr nahe stehende Form ist die Taf. XV, Fig. 7 abgebildete. Dieses Exemplar
stimmt mit jenem überein, welches R. Horrxes in Zemenye (Com. Sopron) sammelte und in Sarm. Conch.
Taf. II, Fig. 1 abbildete. Die auf dem letzten Umgang dieser schlanken Form befindliche Kante ist derart
schwach, dass sie — wie dies auch R. Horrxes richtig bemerkte — in die aus der helvetischen Stufe be-
schriebene Mel. impressa var. monregalensis Sacco übergeht. Auch auf meiner Form ist die „feine Quer-
skulptur“ wie auf dem Exemplare von Zemenye gut sichtbar; die Zeichnung zeigt dies nicht deutlich genug.
Auf dem abgebildeten Exemplare sind hie und da im Zick-Zack verlaufende orangengelbe Bänder wahr-
nehmbar. Das abgebildete Exemplar von Tinnye ist 34 mm hoch und 17 mm breit, während das von
Zemenye nach R. Horrnes nur 25 mm hoch und 11,4 mm breit ist. Diese Form kann ich nicht zur var.
monregalensis zählen, da die Kante des letzten Umganges zwar sehr schwach, aber noch immer stärker ist,
als auf den bei Sacco aus dem italienischen Helvetien abgebildeten Exemplaren '.
Fundort: In Tinnye ist diese Species bedeutend seltener als in Budapest-Köbänya, obzwar typische
ı Taf. II, Fig. 10-11.
a
Exemplare auch hier selten sind, denn ich besitze nur 4 oder 5 Stücke, welche dem Typus zugezählt werden
können. Unter der Lupe sind auf jedem Exemplare die Spirallinien sichtbar, auf manchen von Budapest-
Köbänya stammenden sogar die mit den Anwachsstreifen parallel laufenden, orangengelben Bänder.
56. Melanopsis impressa Krauss var. Bonellii E. Sısup.
(Taf. XV, Fig. 8.)
1888. Melanopsis impressa Krauss var. Bonellii E. Sısup. Sacco: Fauna malac. estramar. foss. p. 65. T. II, F. 16
bis 23. (Siehe hierselbst die vorhergehende Literatur.)
es © er Fr R. Hoernes: Sarmat. Conchylien. p. 64. T. II, F. 5—7.
1897. 5 n
Hieher zähle ich jene „deutlich gekielten“ Exemplare, welche sowohl mit Sacco’s Zeichnungen, als
auch mit Fig. 5—7 bei R. Hoerx&s übereinstimmen. Das in Fig. S von Tinnye abgebildete Exemplar ist
grösser als alle bisher bekannten Stücke der var. Bonellii, da es 45 mm hoch und 24 mm breit ist, während
dasjenige von Sacco nur 37 mm hoch und 17 mm breit ist. Sacco sagt über das Vorkommen dieser Form
folgendes: „Questa forma che si avvicina alquanto alla M. Martiniana Für., si trova non raramente nelle
marne del Tortoniano superiore presso S. Agata; invece finora non ne raccolsi nei terreni messiniani e
quindi per me © alquanto dubbiosa, almeno rignardo al Piemonte, l’eta messiana indicata del Pantanelli
per questa forma.“
Fundort: In Tinnye und Budapest-Köbänya gehört sie zu den häufigeren Varietäten der Mel.
impressa, sie ist bedeutend häufiger, als die typische Form. In Tinnye erreicht auch diese, so wie alle
anderen Formen eine stattlichere Grösse, als in Budapest-Köbänya. Auf manchen der prachtvollen Exem-
plare des letzteren Fundortes sind orangengelbe, den Anwachsstreifen parallele Bänder zu sehen. Die welligen
Spirallinien sind auf den Exemplaren beider Fundstätten sichtbar, jedoch nur unter der Lupe, auf der Figur
waren sie nicht genügend zum Ausdruck zu bringen. Hieher müssen auch jene Formen gezählt werden,
welche Hanpmann 1]. c. Taf. III, Fig. 4 von Tihany und in Fig. 5 und 6 von Leobersdorf abbildet.
57. Melanopsis impressa Krauss var. earinatissima Sacco.
(Taf. XV, Fig. 10.)
1388. Melanopsis impressa Krauss var. carinatissima Sacco. Sacco: Ibidem. p. 65. T. II, F. 24 u. 25.
1897. 2 e: n ni % Re R. Hoerses: Sarmat. Conch. p. 64. T. II, F. S-10.
In unserer Fauna ist unter den Varietäten der Mel. impressa diese mit kräftigem Kiel und sehr
dickem Callus versehene, gedrungenere var. carinatissima die häufigste. Die zahlreichen Stücke von Buda-
pest-Köbänya stimmen mit den Figuren S—10 von R. Hosknzs vollkommen überein. Diese Varietät ist in
Tinnye nicht selten; das in Fig. 10 abgebildete typischste Exemplar stimmt trotz bedeutenderer Grösse mit
Sacco’s Fig. 25 überein (Sacco 1. c. Fig. 25: Höhe 20 mm, Breite 12 mm; Tinnye Fig. 10: Höhe 39 mm,
Breite 24 mm). Die Höhe der Exemplare von Zemenye schwankt zwischen 21,5—32,5 mm, ihre Breite
zwischen 13—27,3 mm. Aus den sarmatischen Schichten von Retfalusiklös bildet R. Hoxwrnss eine Mel.
Martiniana cfr. impressa Krauss ab, welche ich mit R. Hoerrnes (Sarm. Conch. p. 64) nach der Figur
HAnDMAnN’S zur var. carinatissima der Mel. impressa zählen möchte, obzwar sie einigermassen zur var,
‚bonellii hinneigt.
Sacco sagt über das Vorkommen dieser Varietät folgendes: „Questa varietä trovasi non die rado
assieme alla var. Bonelli nelle marne del Tortoniano superiore (facies sarmatiana) e forse auche nel
Messiniano inferiore delle colline tortonesi presso S. Agata fossili.*
Fundort: In Budapest-Köbänya ziemlich häufig, doch zumeist kleiner als n Tinnye, wo sie selten
vorkommt. Von Tinnye kenne ich das typischste Exemplar, während die meisten Formen von Budapest-
Köbänya Uebergänge zu Mel. var. Bonellii bilden. Die Formen beider Fundorte zeigen Spuren der Spiral-
linien, auf den von Budapest-Köbänya sind stellenweise sogar die mit den Anwachsstreifen parallellaufenden
orangengelben Bänder zu sehen.
58. Melanopsis Matheroni Maykk.
(Taf. XV, Fig. 9.)
1888. Melanopsis Matheroni Mayer. Sacco: Ibidem. p. 68. T. II, F. 26—39. (Siehe daselbst die vorhergehende
Literatur.)
In Budapest-Köbanya fand ich zwei Exemplare dieser Species, worunter das kleinere vollkommen
mit Sacco’s Fig. 39 übereinstimmt, nur verschmälert sich die Schlusswindung gegen den Canal gleichförmiger,
nicht so schnell wie auf Sacco’s Figur; auf dem grösseren Exemplar von Köbänya ist der Kiel der Schluss-
windung etwas schwächer als auf dem kleineren Sacco’schen. Dies sind aber nur geringfügige, individuelle
Unterschiede, wie der Vergleich mit den aus dem Rhöne-Thale stammenden Exemplaren von Mel. Matheroni
ergab. Den Exemplaren von Budapest-Köbänya ferner steht jenes von Tinnye (Taf. XV, Fig. 9 Mel. cfr,
Matheroni). Dieses ist zwar der Mel. Matheroni sehr ähnlich, steht jedoch auch der ömpressa und Martiniana
nahe. Auf meinen Stücken von Köbänya ist die Spiralverzierung sehr gut sichtbar, wie auf allen diesem
Formencyclus angehörigen Exemplaren, auch die mit den Anwachsstreifen parallellaufenden, orangengelben
Bänder treten schön hervor. Die italienischen Exemplare sind schon bedeutend grösser als die aus dem
Rhöne-Thale, die Budapest-Köbänyaer übertreffen jedoch auch jene noch an Grösse. Die Maasse meiner
Formen stelle ich jenen der Sacco’schen Figur 39, den Maassen Mayer’s, welche er bei Beschreibung der
Art! mittheilte und jenen einzelner Stücke aus dem Rhöne-Thal (meine Sammlung) gegenüber.
Budapest-Köbänya Sacco’s Fig. 39 Mayver’s Form Rhöne-Thal
Höhe: 34 mn 28 mm >26 mm 20 mm 15 mm
Breite: in lass, 13,5 „ SER Mi
al
Von Budapest-Köbänya liegt ein Exemplar vor, welches mit Sacco’s Melanopsis Matheroni May.
var. agatensis Pant. (l. c. Fig. 47) vollkommen übereinstimmt, aber grösser ist (Sacco: Fig 47, 15 mm hoch
und 5 mm breit, Budapest-Köbänya 24 mm hoch und 12,5 mm breit). Diese Form stimmt in vielem auch
mit jener überein, welche Hanpmann von Leobersdorf als Mel. Martiniana Für. var. coaequata Hanom. be-
schreibt und auf Taf. IV, Fig. 8 abbildet. Es beweist das wieder, wie sehr die einzelnen Melanopsis-Arten
in einander übergehen, so dass es oft unmöglich ist, Grenzlinien zwischen ihnen zu ziehen.
Sacco sagt über die italienischen Vorkommnisse: „Un fatto importante a notare si & che la forma
descritta dal Mayer come M. Matheroni, per quanto si trovi non rara nei terreni messiniani del Piemonte,
! Cu. Mayer: Decouverte des couches & Congeries dans le bassin du Rhöne.
& pero solo molte frequente vel Tortoniano superiore, giacch®e & specialmente dalle marne tortoniane di
S. Agata e di Stazzano che proviene il maggior numero di esemplari della specie in questione colle sue
forme piü sviluppate. *
Fundort: Budapest-Köbänya, zwei typische Exemplare; Tinnye, ein vom Typus abweichendes
Exemplar. Diese Species ist also von beiden Fundorten gleich selten, während sie im Messinien und Tor-
tonien Italiens häufig vorkommt. .
59. Melanopsis vindobonensis Fuchs.
(Taf. XV, Fig. 6.)
1877. Melanopsis vindobonensis Fuchs. Fuchs in KARRER: Geologie d. K. F.-J.-Hochquellen-Wasserleitung. p. 369.
ö TsXYyla,R, 5.
1898. EN (Martinia) vindobonensis Fuchs. LörzxTueY: Beitr. zu unter-pont. Bild. des Szilägyer Com. und
Siebenbürgens. p 296. (Siehe hierselbst die vorhergehende Literatur.)
1893. RB vindobonensis Fuchs. Brusına: Ann. g6ol. d. penins. Balkanique. Bd. IV. p. 31.
1895. 5 > 3 LÖRENTEEY: Papyrotheca. p- 392.
1896. Lyreaea vindobonensis (FucHs) Brusina. La collection neogene de Hongrie etc. p. 125 (29).
1897. Melanopsis vindobonensis Fuchs. R. Horrses: Sarm, Conch. p. 66—67.
Typische Formen der Mel. vindobonensis sind in unserer Fauna nicht selten; eine der typischsten
habe ich in Fig. 6 abgebildet. An meinen beiden Fundorten kommen jedoch sowohl die typischen Exem-
plare vor, welche Hanpmann auf Taf. V in Fig. 8 u. 9 abbildet, als auch sämmtliche Varietäten, welche
l. ec. Taf. V, Fig. 10—13 und Taf. VI, Fig. 1—13 abgebildet sind.
Fundort: In Tinnye und Budapest-Köbänya gleich selten, so dass an diesen beiden Fundorten
Mel. vindobonensis die seltenste der drei Formen, Martiniana, ümpressa und vindobonensis, während Mar-
tiniana die häufigste ist. In Markusevec ist das Verhältniss ein anderes; dort ist Mel. vindobonensis am
häufigsten und die impressa am seltensten.
60. Melanopsis leobersdorfensis Haxpnm. ?
1887. Melanopsis (Martinia) leobersdorfensis Haxpu. Haxpmann: Conch. von Leobersdorf. p. 23. T. II, F. 10.
1895. A cfr. leobersdorfensis HanpM. LÖRENTEEY: Papyrotheca. p. 392.
In Tinnye fand ich 25 Exemplare einer schlanken, kleinen Melanopsis, welche den citirten Figuren
Hanomann’s entsprechen. Sie bestehen zumeist aus drei, beinahe flachen, durch schwache Sutur von einander
getrennten Umgängen; die „lanzettliche Spira“ nimmt beinahe die Hälfte der Höhe des Gehäuses ein. Meine
Formen möchte ich aus dem Grunde nicht direct mit Mel. leobersdorfensis identificiren, da es mir nicht
möglich ist, sie mit typischen Leobersdorfer Exemplaren zu vergleichen, und es schwer hält, auf Grund der
Hanomanv’schen Abbildungen ein sicheres Urtheil zu fällen. Die vorliegenden Exemplare könnten nur noch
als Jugendform einer in die Gruppe der ömpressa gehörigen Art betrachtet werden. Doch auch das scheint
nicht gut angänglich zu sein, da ich im Besitze mehrer Jugendformen bin’, mit welchen ich diese unter
Vorbehalt zu Mel. leobersdorfensis gezählten Formen um so weniger vereinigen möchte, da sie constante
Charaktere zu besitzen scheinen.
Fundort: In Tinnye nicht eben selten, in Budapest-Köbänya bisher noch nicht gefunden.
' So besitze ich auch die von Brusına in „Materiaux etc.“ auf Taf. VII in Fig. 11 und 12 abgebildete Jugendform.
61. Melanopsis Brusinai nov. spec.
(Taf. XVI, Fig. 7 und Taf. XVIIL, Fig. 3—6.)
Das spitz-konische Gehäuse besteht aus circa 7—8 ziemlich plötzlich wachsenden Umgängen. Der
letzte Umgang ist grösser als die Spira, nur bei ganz jugendlichen Exemplaren von gleicher Grösse. Die
spitzige Spira beginnt mit einer kleinen, aus circa 2—2,5 Umgängen bestehenden, keinerlei Ornamentik
aufweisenden Empryonalspitze, welcher sich vier oder fünf mit kräftigem Kiel versehene Mittelwindungen
anschliessen. Die Schlusswindung ist ebenfalls mit einem kräftigen Kiel versehen. Während der Kiel auf
der Spira im unteren Drittel ein wenig über der Naht liegt, verläuft er auf der Schlusswindung zwischen
der Mittellinie und dem oberen Drittel. Der Kiel ist auf allen Umgängen mit runden Stacheln verziert,
welche auf der Spira nur nach unten einen rippenartigen Fortsatz bilden, auf der Schlusswindung hingegen
auch nach oben einen jedoch schwächeren Fortsatz zeigen. Somit sind die Stacheln der Schlusswindung
“ vierkantig. Die Umgänge sind über dem Kiel flach oder concav, während sie unter demselben schwach
convex sind. Die längliche Mündung verläuft unten in einen schmalen, kurzen Canal. Die Spindel ist unten
abgeschnitten. Die ziemlich dicke Innenlippe ist nach oben noch mehr verdickt. Die auf den Jugendformen
deutlichere Spiralstreifung ist nur unter der Lupe sichtbar.
Mel. Brusinai steht unter den bisher bekannten Melanopsiden der von Fucas aus Tihany be-
schriebenen Melanopsis gradata! am nächsten, Mehrere Exemplare der Mel. gradata aus Tihany und Kurd
gestatten einen eingehenderen Vergleich zwischen beiden Arten.
Mel. gradata Fuchs (non Rorue) und Mel. Brusinai bestehen beide aus 7—S Umgängen. Die
Schlusswindung der gradata ist nur bei jugendlichen Exemplaren so hoch wie das Gewinde, während sie
bei ausgewachsenen etwas grösser ist, als die halbe Höhe des Gehäuses. Bei Mel. Brusinai ist die Schluss-
windung erheblich grösser, als die halbe Höhe des Gehäuses, jedoch auch nur bei ausgewachsenen Exem-
plaren; in jugendlichem Alter sind auch hier die beiden Maasse gleich, Während der die Umgänge ver-
zierende Kiel bei Mel. gradata am unteren Theil, später in der Mitte der oberen Umgänge, auf der Schluss-
windung hingegen bereits in deren oberem Viertel liegt, verläuft er bei Mel. Drusinai beständig am unteren
Theil der Umgänge, nur auf der Schlusswindung ein wenig über der halben Höhe oder im oberen Drittel.
Bei Mel. gradata ist dieser Kiel nur auf den oberen Umgängen stark, während nach unten die Stacheln
auf Rechnung des Kiels stärker werden; bei Brusinai hingegen bleibt der Kiel gleich stark, die Stacheln
sind schwächer und breiter. Die Stachen der Mel. gradata sind schmäler, spitziger, bei Brusinai flacher,
breiter und schärfer. Die Stacheln der Mel. gradata gehen, wie bei Mel. Brusinai, nach unten in zu-
gerundete, faltenförmige Längsrippen über, doch während dieselben bei der letzteren kürzer und im Ganzen
schwächer sind, erscheinen sie bei Mel. gradata stärker und länger, was besonders auf den zwei letzten Umgängen
des Gewindes auffällt. Bei beiden Arten bilden die Stacheln auch nach oben einen beträchtlich schwächeren
Fortsatz, als die nach unten gerichteten Längsrippen; bei Mel. Brusinai sind die oberen Fortsätze nur auf
der Sehlusswindung sichtbar. Die Form der Mündung und Lippen ist auf beiden Arten gleich.
Um von dem Verhältniss der Spira zur Schlusswindung ein Bild zu geben, stelle ich hier einige
Maasse der Mel. Brusinai jenen der Mel. gradata gegenüber:
' Die Fauna .d. Cone.-Schiehten von Tihany und Küp. p. 539. Taf. XX, Fig. 13 u. 14. 1870.
Brusinai gradata
Eee ee a
Höhe: 3.50.26 6 8.85 99mm 6 s 9 107 21072210:5=2mm
Da AN es 5 3:5, Me Anand ne
”
Höhe der Schlusswindung: 1,5
Fundort: Tinnye (25 Exemplare).
Familie: Hydrobiidae Fischer.
Genus: Hydrobia Harımann. 1821.
In allen Niveaux unserer pannonischen Stufen ist diese Gattung verbreitet, von welcher Brusına
(Fauna von Markusevec) sagt: „Es wird noch viel Zeit vergehen, bis ein Zoolog kommen wird, der im
3esitze der nöthigen Zeit, Geduld und Materials sein wird, um die unzähligen fossilen und lebenden Arten
in natürliche Gattungen und Untergattungen einzutheilen.“
Es ist Thatsache, dass es kaum ein Genus gibt, in welches variablere, ihrer Form nach von
einander abweichendere Arten gehörten, als Hydrobia, so dass der Ausspruch N£umayr’s noch heute gilt,
dass „wir es in Aydrobia mit einer ausserordentlich schwierigen Gattung zu thun haben, deren Literatur
sich überdies in einem ziemlich chaotischen Zustande befindet“. '
In unserer Fauna ist kaum eine Species vorhanden, welche als typische Hydrobia betrachtet werden
könnte. Ich zähle hieher die Hydrobia pupula Brus., welche Brusına (Materiaux etc.) unter Vorbehalt zu
Hydrobia stellt, ferner Hydrobia atropida Brus., obwohl dieselbe in Folge ihrer gedrungeneren Form, ihrer
plötzlicher anwachsenden, ziemlich flachen, durch eine tiefe Sutur von einander getrennten, treppenförmigen
Umgänge, einer besonderen Untergattung zugetheilt werden könnte. Auf den ersten Blick könnte man diese
Form ihrem äusseren Habitus nach für eine ganz kleine Vivipara oder vielleicht auch Melantho (aus Nord-
Amerika) halten. In Markusevee ist diese eigenartige Gruppe ausser durch Hydrobia atropida Brus. auch
durch Hydrobia szegzardinensis LÖRENT. und mehrere verwandte Formen vertreten. Brusıya vermochte,
trotz der zahlreicheren ihm vorliegenden Arten, die systematische Stellung dieser Gruppe nicht zu fixiren,
vergl. Brusina, Fauna di Markusevec, bei Beschreibung der atropida: „Es wäre vielleicht angezeigter, sie
mit einem besonderen Sections- oder Subgenusnamen zu belegen. Solch ein Vorgehen würde uns aus der
Verlegenheit helfen, welche durch ein Einreihen in ein Genus, wo sie nicht hineingehört, entstehen könnte.
Dies brächte uns jedoch nur in eine neuerliche Verlegenheit, da die Charaktere einer Section zu be-
stimmen wären und man behaupten kann, dass hier keine bestimmten Charaktere vorhanden sind, welche als
vichtige Grundlage zur Unterscheidung von anderen dienen könnten. Zur Unterscheidung ist zwar das abweichende
Aeussere vorhanden, doch ist dies nicht hinreichend — belassen wir sie also vorläufig in der Gattung Hydrobia.“
Eine wichtige Rolle spielen in meiner Fauna einzelne Untergattungen der Hydrobia und zwar die
im Kaspi-See noch heute lebende Caspia (zwei Arten) und ein neues Subgenus, Pannona (eine Art, Pan-
nona minima LÖRENT.).
62. Hydrobia pupula 'Brvs.
1874, Hydrobia pupula Brus. Brusina: Foss. Binn.-Moll. p. 64.
7
1375. » Y n Nevumayr n. Paun: Cone.- und Pallud.-Schichten Slav. p. 77. T. IX, F. 12.
' Neumayr u. Paun: Die Cong.- und Palud.-Schichten Slavoniens und d. Faunen. p. 76. 1875.
— 225 —
1896. Hydrobia pupula Brus. Brusisa: La collection neog. de Hongrie etc. p. 129.
1897. .; ” ch Materiaux etc. p. 19. T. IX, Fig. 28—31.
Ich sammelte elf Exemplare dieser Art in Tinnye, welche mit typischen Exemplaren von Gromacnik
und mit den citirten Figuren Brusına’s übereinstimmen. Neben glatten, glänzenden Exemplaren ohne Spiral-
streifung kommen auch solche mit Spuren von Spirallinien vor.
Es ist dies eine der interessantesten Formen unserer Fauna, da sie bisher nur aus den levantischen
Bildungen von Kroatien und Slavonien bekannt war. Ihr Vorkommen in Tinnye beweist, dass Hydrobia
pupula schon um die Mitte der pannonischen Zeit im Gebiete Ungarns lebte, dann gegen Süden zog und
dort zu levantinischer Zeit weiterlebte.
Fundort: Tinnye (11 Exemplare).
63. Hydrobia atropida Brus.
(Taf. XVIIL, Fig. 14—16.)
1892. Hydrobia atropida Brus. Brusına: Fauna foss. di Markusevec. p. 151 (39).
1895. m : ne LÖrRENTHEY: Neuere Daten zur Kennt. d. oberpont. Fauna von Szegzärd. p. 319.
1895. > " 5: R Papyrotheca. p. 392.
Hydr. atropida ist die Vertreterin einer eigenartigen Gruppe, welche in ihrem äusseren Habitus
an Vivipara eburnea Neum.! erinnert oder auch an Melantho von Nord-Amerika; Brusına sagt daher ]. c.:
„Diese Arten fallen durch ihre eigenartige Form auf, welche man melanthiformis nennen könnte, natürlich
nur en miniatur.“ Während diese eigenartige Gruppe in Markusevee durch atropida Brvs., szegzardinensis
LörEnT. (= monotropida Brus.), ditropida Brus. und polytropida Brus. vertreten ist, kommt in Tinnye nur
die atropida vor. Die szegzdrdinensis ist in Ungarn nur aus der obersten pannonischen Stufe von Szegzärd
bekamnt, die ditropida und polytropida jedoch in Ungarn völlig unbekannt.
Fundort: Sehr häufie (190 Exemplare) in Tinnye in typischen Exemplaren, welche mit denen von
Markusevec vollkommen übereinstimmen (in Markusevee sehr selten).
Subgenus: Caspia Dybowski 1591.
Dysowskı beschrieb aus dem Kaspischen Meer sieben Arten dieser Untergattung (nach DyBowskt
„Gattung“). Diagnose: „Mündung spitz-eiförmig; Mundsaum scharf; Ränder durch eine starke Spindel-
schwiele verbunden, Aussenwand oben an der Naht etwas zurückgezogen, dann aber vortretend,
so dass die Mündung unten ausgussförmig wird.“ Hieher gehören glatte oder mit Spiralstreifer
verzierte Formen. Die Untergattung Caspia verbindet die Fauna der pannonischen Stufe mit der recenten
Fauna des Kaspischen und Aral-Sees. Interressant ist es, dass sie bisher fossil nur aus den Melanopsis impressa
Krauss, Mel. Martiniana Fir. und Mel. vindobonensis Fucns enthaltenden Schichten der pannonischen
Stufe Ungarns (Szilägy-Somly6, Tinnye, Budapest-Köbänya), Kroatiens (Markusevec) und Serbiens (Ripan))
bekannt ist, während sie in dem höchsten Niveau der pannonischen Stufe — welche man auch Niveau der
Oongeria rhomboidea M. Hörn. oder Budmania-Horizont nennt — meines Wissens nicht gefunden ist. Dies
ist umso auffallender, da G. v. Bukowskı (Denkschr. d. k. Akad. in Wien. LX.) aus der levantinischen
Stufe von Rhodus ebenfalls zwei fossile Arten beschreibt: Hydr. (Caspia) Sturanyi Bux. und Hydr. (Caspia)
! Neumayr u; Pavt: Cong.- u. Pal.-Schicht. Slav. u. d. Faunen. p. 65. T. V, F. 9.
Palaeontographiea. Bd. XLVIII. 29
Monolithiea Bux., welche die Formen unserer pannonischen Stufe mit den lebenden Formen des Kaspischen
Meeres verbinden. Mit Ausnahme der oberen pannonischen Stufe (Cong. rhomboidea-Niveau) kennt man
Caspia-Arten also von der mittleren pannonischen Stufe bis heute.
In unserer Fauna sind zwei Arten dieser Untergattung vorhanden, welche auch in der Fauna von
Markusevee vorkommen, Caspia Vujiei Brus. und die Caspia Dybowskü Brus. Wird in die Untergattung
Caspia, als deren einen Charakter Dyrsowskı die wenig gewölbten Umgänge bezeichnet!, auch ‘eine Form
mit so stark gewölbten Umgängen wie Caspia Dybowskii Brus. eingereiht, so müssen auch die neuen Arten
Böckhi und Krambergeri hieher gezählt werden, die durch Uebergänge mit Caspia Dybowskii verbunden
sind. Diese Gruppe kann der Spiralstreifung und Entwicklung der Lippen halber von den Formen des
Subgenus Caspia nicht getrennt werden.
Ich fasse nach dem Vorstehenden die Untergattung Caspia vorläufig etwas weiter, als dies von
Seite derjenigen Forscher, die sich speciell mit recenten Conchylien beschäftigen, zu geschehen pflegt.
\
64. Hydrobia (Caspia) Vujici Brus.
(Taf. XVIIL, Fig. 7, 9 und 10.)
1879. Paludina spiralis (non Frrıo.). MArronFrı: Szilägy-Somlyöer Neogen. p. 195. (Ungarisch.)
1892. Caspia Vujiei Brus. DBrusiına: Framenti di Malacolosia tertiaria Serba. p. 30. T. IL, F. 4,
1892, ? ER 55 s Fauna di Markusevec. p. 157 (45).
1893. Hydrobia spiralis Frrin. (?). LörENTBEY: Beiträge zur Kennt. der unterpont. Bild. des Szilägyer Com. ete.
p- 305. T. IV, F. 9—10.
1895. N (Caspia) Vujici Brus. Lörentary: Papyrotheca. p. 392.
Während diese Art nach Brusına in Markusevec sehr selten ist, kommt sie in meiner Fauna
sehr häufig vor. Ich besitze typische Exemplare, welche mit jenen von Ripanj vollkommen übereinstimmend,
mit treppenförmigen Umgängen und tiefer Sutur versehen sind. Auf manchen meiner Stücke sind die Um-
sänge noch gewölbter, als auf den von Ripanj, und dann bilden sie einen Uebergang zu Hydr. (Caspia)
Krambergeri n. sp. Die meisten meiner Exemplare sind jedoch etwas schlanker und grösser, als das von
Ripanj abgebildete Exemplar. Sie bestehen aus 5,5—6,5 Umgängen. Auf einigen befindet sich aussen,
nahe am Rande der Aussenlippe ein Wulst, welcher einer Adererweiterung gleicht, zugleich zeigen einige
Stücke, dass sie in früheren Entwicklungsstadien ebenfalls schon eine wulstige Aussenlippe besassen, da auf
manchen Umgängen die Spur derselben in Form einer vorspringenden faltenartigen Rippe vorhanden ist.
Interessant ist, dass der Rand der Lippe trotz des Wulstes doch scharf ist.
Fundort: Diese Art ist ziemlich verbreitet. Sie kommt in Tinnye, Budapest-Köbänya, Szilägy-
Somlyö und wahrscheinlich auch in Pereesen vor, wenißstens sprechen einige Bruchstücke dafür. Von
vipan) und Markusevec ist sie schon lange bekannt. Wie es scheint ist sie in Tinnye, wo ich 940 Exem-
plare sammelte, häufiger als an allen anderen Fundorten. In Budapest-Köbänya fand ich nur 30 Stücke.
' Dysowskı sagt am Schluss der Beschreibung der Gattung Caspia (Die Gasteropoden-Fauna d. Kaspischen Meeres.
p. 34): „Die kleinen mehr Hydrobien-ähnlichen Gehäuse, die dünnere Schale, die weniger gewölbten Umgänge und der weniger
vorgezogene Mundsaum rechtfertigen es wohl, die Arten des Genus Caspia nicht mit den mehr Bythinien-ähnlichen Olessinia-
Arten vereinigen.“ Vergleicht man jedoch in Dyrowskr’s Arbeit die Figuren der schlanken Caspien mit jenen der gedrungenen
Clessinien, so erkennt man, dass die Umgänge der Clessinia Martensi noch mehr convex sind, als die der Caspia-Arten, dass
Clessinia triton Ercnw. sp. und Olessinia variabilis Ercuw. sp. jedoch ebenso wenig gewölbte Umgänge besitzen, wie eine Caspia.
65. Hydrobia (Caspia) Dybowskii Baus.
(Taf. XVII, Fig. 8.)
1892. Caspia Dybowskü Brus. Brusiına: Fauna di Markusevec. p. 155 (43).
1895. Hydrobia (Caspia) Dybowskii Brus. LÖRENTHEY: Papyrotheca. p. 392.
1896. Caspia Dybowskii Brus. Brusina: La collection neogene de Hongrie. p. 126 (30).
Diese Species, deren nächste Verwandte die im Kaspischen See noch heute lebende Caspia Gmelini
Dyz. ist, hat eine gedrungenere Form als Caspia Vujiei Brus. Ihre 4,5—5,5 Windungen sind weniger
gewölbt und die Sutur demnach auch nicht so tief. Die Spiralstreifung ist ebenfalls schwächer, wie bei
Caspia Vujiöi. Meine Exemplare sind — wie aus dem Vergleich mit denen von Markusevec hervorgeht —
vollkommen typisch, doch meist mit deutlicherer Spiralverzierung. Einzelne Exemplare tragen auf der
Schlusswindung unter der Sutur einen Kiel, wie Caspia Gmelini. Nach Brusına (Fauna di Markusevec)
erscheint die Aussenlippe „dadurch, dass sie im Innern einer Adererweiterung ähnlich angeschwollen ist,
verdickt.“ Diese einer Adererweiterung ähnliche Verdickung der Aussenlippe kommt auch bei meinen
Stücken von Tinnye vor, jedoch nicht ständig, sondern eher als exceptionelle Eigenschaft. Auch bei Caspi«a
Vujiei ist — wie erwähnt — eine solche einer Adererweiterung ähnliche Anschwellung vorhanden, jedoch
bei beiden am äusseren und nicht am inneren Theile der Aussenlippe, wie dies BrusmA behauptet.
Fundort: Von Caspia Dybowskii, die bisher nur von Markusevec bekannt war, fand ich in Tinnye
125 zumeist typische Exemplare.
66. Hydrobia (Caspia) Böckhi nov. sp.
(Taf. XVII, Fig. 17 und 18.)
Diese neue und die folgende Art ©. Krambergeri zähle ich auf Grund ihrer Mündungsform zum
Subgenus Caspia, trotzdem ihre Seiten viel gewölbter sind, als die der lebenden Clessinien und Caspien.
Wie Brusına die mit gewölbten Umgängen versehene H. Dybowskii hieher stellte, so rechne ich auch oben-
genannte Arten derselben Untergattung zu, da diese drei Arten durch Uebergänge mit einander verbunden sind.
Das ziemlich grosse, aus 6,5 Windungen bestehende Gehäuse dieser neuen Art ist kegelförmig. Die
Embryonalwindung ist sehr klein, sie ragt nur wenig empor, so dass der Wirbel des Gehäuses nicht be-
sonders spitzig ist. Die Umgänge sind auf ihrem oberen Theil flach und nur am unteren Drittel convex,
was besonders gut auf den 2—3 letzten sichtbar ist. Die Umgänge werden durch eine scharf ausgeprägte,
ziemlich tief eingedrückte Naht von einander getrennt. Sie nehmen verhältnissmässig langsam und gleich-
mässig an Breite zu und umfassen einander wenig, so dass die Schlusswindung etwa !/s der Gesammtlänge
ausmacht. Ihre flachgewölbten Flanken gehen allmählig in die Basis über. Die breite, eirunde Mündung
ist ziemlich schief gestellt, die zusammenhängenden Lippen bilden oben bis zu einem gewissen Grade ab-
gerundete Winkel. Die Aussenlippe ist dünn, scharf, oben bei der Naht etwas zurückgezogen, weiter in
der Mitte bogenförmig vortretend, unten an der Mündung mit schwach ausgeprägtem Ausguss. Der ein
wenig umgeschlagene, schwach verdickte Spindelrand ist schwach gekrümmt, und nur mit seiner oberen Hälfte
an den vorhergehenden Umgang angewachsen, wodurch sich eine ziemlich starke Nabelritze bildet. Die
ganze Oberfläche des schwachglänzenden Gehäuses ist mit, dichtstehenden feinen Spirallinien bedeckt. Höhe
im Durchschnitt 4:mm; Breite der Schlusswindung 2 mm. ;
Diese Art wäre ihrer äusseren Form nach, wenn man von der Mündungsform absieht, zu Hydrobiu
im engeren Sinne zu stellen; aber die oben eingebuchtete, in der Mitte bogig vorgezogene Aussenlippe und
der schwache Ausguss weisen sowohl diese als auch die folgende Species zu Caspia. C. Böckhx stimmt
ihrer äusseren Form nach mit keiner bisher bekannten Caspia überein; noch am nächsten steht sie durch
die Form ihrer Windungen der im Kaspischen See lebenden Caspia Grimmi Dy»., obzwar sich die Umgänge
von ©. Böckhi unten stärker und plötzlicher wölben wie bei letzterer, wodurch die Basis meiner Form
flacher ist als die der ©. Grimmi.
Der Typus wird durch das in Fig. 17 abgebildete Exemplar vertreten, während das auf Fig. 18
dargestellte mit den schon im Ganzen gewölbteren Umgängen und gewölbterer Basis einen Uebergang zur
folgenden C. Krambergeri bildet.
Diese Species benannte ich zu Ehren des Sektionsrathes im kgl. ung. Ackerbauministerium, Direktor
der kel. ung. Geologischen Landesanstalt, Herrn JoHAnn BÖöckH.
Fundort: Tinnye, ziemlich häufig (35 typische Exemplare und 40 Stücke der Uebergangsform zu
C. Krambergeri). ’
67. Hydrobia (Caspia) Krambergeri nov. sp.
(Taf. XVIL, Fig. 40.)
Die mit ©. Böckhi n. sp. und O©. Vic Brus. durch Uebergänge verbundene Form weicht durch
die Form ihrer Umgänge sowohl von den levantinischen Arten von Rhodus, als auch den heute im Kaspischen
See lebenden Caspien ab.
Das ziemlich grosse, feine, aus 6,5 Windungen bestehende Gehäuse ist spindelförmig. .Die Embryonal-
windune ist sehr klein und ragt durchaus nicht stark empor. Die Umgänge sind stark gewölbt und somit
die Naht sehr tief. Die Windungen nehmen an Breite allmählig und gleichmässig zu und berühren einander
kaum. Die Schlusswindung macht etwa !/s der Gesammthöhe aus. Die Basis ist abgerundet und gewölbt.
Die breit-eiföürmige Mündung erscheint etwas schief gestellt und bildet oben einen schwach abgerundeten
Winkel. Die Aussenlippe ist dünn, zugeschärft, oben neben der Sutur etwas zurückgezogen und -in der
Mitte bogenförmig vortretend, wodurch unten ein schwach ausgeprägter Ausguss gebidet wird. Die etwas
umgeschlagene, mässig verdickte Innenlippe ist schwach gebogen und da sie nur mit ihrer oberen Hälfte
an den vorhergehenden Umgang angewachsen ist, entsteht eine ziemlich starke Nabelritze. Die ganze Ober-
fläche des matt glänzenden Gehäuses ist mit dicht stehenden Spirallinien bedeckt. Im Durchschnitt ist diese
Form 4 mm hoch und die Breite ihrer Schlusswindung beträgt 1,5 mm.
Neben ganz typischen Exemplaren mit stark gewölbten Umgängen liegen andere vor, auf deren
Windungen ein oben abgerundeter Kiel vorhanden ist, wodurch die Umgänge letzterer Formen oben etwas
treppenförmig und gewölbt werden. Diese Formen bilden Uebergänge zu C. Vujiei, während die ersteren
mit der Spur eines abgerundeten Kieles am unteren Theil der Windungen zu C. Böckhi neigen. Diese
Uebergänge beweisen, dass diese drei Arten generisch zu einander gehören.
Die Unterschiede zwischen ©. Krambergeri, Böckhi und Vujiei sind folgende: Die Windungen nehmen
bei ©. Krambergeri und Vujiei an Breite allmählich, bei ©. Böckhi wesentlich schneller zu, weshalb diese konisch,
die beiden ersteren jedoch spindelförmie sind. Die Umgänge der €. Krambergeri sind am stärksten gewölbt
und zwar in der Mitte am gewölbtesten. Auf dem oberen Theil der Windungen befindet sich bei ©. Vujiei
— 2293 —
ein stark abgerundeter Kiel, weshalb dieselben an dieser Stelle gewölbt erscheinen und demzufolge hier, am
oberen Drittel, nicht aber wie bei ©. Krambergeri in der Mitte, am breitesten sind. Dazu stehen im Gegen-
satze die im unteren Drittel am breitesten entwickelten Umgänge der ©. Böckhi, welche auf dem unteren
Theile solch einen abgerundeten Kiel tragen, wie ihn ©. Vujici im oberen Theil der Windung hat. Sonst
sind die Dicke, Grösse und Ornamentik des Gehäuses bei allen drei Arten gleich, ebenso die Form der
Mündung und der Lippen. Die Basis ist bei ©. Vujici und Krambergeri abgerundet, bei der €. Böckhi hin-
gegen des unteren abgerundeten Kieles halber viel flacher.
Diese schöne Art benenne ich zu Ehren des Herrn Dr. GoRJANOVICS-KRAMBERGER, Professor an der
Universität zu Agram, als den gründlichsten Kenner und unermüdlichen Forscher der Pliocaen-Bildungen
von Kroatien und Slavonien.
Fundort: Bisher mit Sicherheit nur von Tinnye bekannt, hier aber zu den häufigeren Formen ge-
hörend (140 Exemplare). In Budapest-Köbänya sammelte ich einige Bruchstücke, welche vielleicht auch
hieher gehören.
Subgenus: Pannona nov. subgen.
Im Jahre 1893 beschrieb ich (Beiträge zur Kenntniss der unterpontischen Bildungen des Szilägyer
Comitates und Siebenbürgens) von Szilägy-Somlyö eine Form, welche Dr. LupwıcG MaärronxrI als Valvata
debilis Fuchs bestimmte; ich konnte sie jedoch nach den mir damals zu Gebote stehenden zwei lädirten
Exemplaren weder generisch noch specifisch mit einer der bisher bekannten lebenden und fossilen Formen
identifieiren. Unter Vorbehalt bezeichnete ich sie, da sie durch ihre Form und Ornamentik am meisten an
die Cyclostomen erinnerte, als Oyclostoma (2) minima nov. sp. (die ]. e. Taf. IV, Fig. 1 gegebene Ab-
bildung ist jedoch schlecht gelungen).
Mehrere unversehrte Exemplare, die ich in der reichen Fauna von Tinnye fand, ergeben, dass diese
Form als eine Cyclostomen-ähnliche Hydrobia innerhalb dieser Gattung entweder eine besondere „Section“
oder ebenso wie Caspia ein neues „Subgenus“ vertritt. Herr Prof. Oskar BorrrgeEr in Frankfurt a. M.,
dem ich mein Material mit der Bitte um seine Meinungsäusserung zuschickte, hatte die Güte, mir mitzu-
theilen: „Hydrobien mit ähnlicher Spiralskulptur, wie die beiden mir übersandten, kenne ich unter den
lebenden Arten nicht; dagegen besitze ich ein Stück einer analogen... Form aus den Orygoceras-Schichten
von Mioeic in Dalmatien, das ich seiner Zeit unter einer grösseren Anzahl der dortigen Pseudoamnicola
Stosiciana Brus,. auffand, aber als mögliche Abnormität dieser Art aufzufassen geneigt war. — Ihre Funde
setzen diese Schnecke in das rechte Licht; es scheint in der That eine kleine Gruppe von Formen zu sein,
die für die Orygocerasschichten charakteristisch sein dürfte. Die Skulptur erinnert an die mehrerer Arten
von Buchilus Sanoe. Einer Abtrennung als „Sectio® oder „Subgenus“ steht meiner Ansicht nach nichts im
Wege.“ 1895 erwähnte ich („Einige Bemerkungen über Papyrotheca.“ p. 392) dieses Fossil unter dem Namen
Panmonica statt Pannona minima Lörkent. Bevor ich diese neue Untergattung beschrieb, sandte ich auch
noch an Prof. Brusına einige Stücke, seine Ansicht erbittend. Fr hatte die Güte, mir zu antworten, er
habe diese neue Form in seinem im Werden begriffenen grossen Werke abbilden lassen und werde sie unter
dem Namen Zörentheya minima beschreiben. Als ich ihm jedoch zurückschrieb, dass die von mir publieirte
Benennung Pannona minima sich auf diese Form beziehe, acceptirte er letzteren Namen.
Die Charakteristik der neuen Untergattung gebe ich bei Beschreibung der Species minima LÖRENT.
68. Hydrobia (Pannona) minima LörEnT. sp.
(Taf. XVL Fig. 9—11.)
1879, Yalvatı debilis (non FucaHs). MArTonFI: Adatok a szilägy-somly6i neogen kepletek ismeretehez sth. p. 195.
(Ungarisch.)
1893. Cyelostoma (2) minima Lörent. LörEnHEeY: Beiträge zur Kennt. der unter-pont. Bild. des Szilägyer Comit.
p. 306. T. IV, F. 1.
1895. Hiydrobia (Punnona) minima LörENnT. LörenTarY: Papyrotheca.' p. 392.
Das kleine, dünne, durchschimmernde, feine, weisse, glänzende Gehäuse ist nahezu kegelförmig und
besteht aus 3,5—4,5 stark gewölbten Windungen, welche gleichmässig, jedoch langsam wachsen. Die Nähte,
welche die Umgänge trennen, sind sehr tief, was noch dadurch verstärkt wird, dass unter der Naht die Spur
einer Verflachung über die stark gewölbten Windungen verläuft. Der letzte Umgang wächst gegen sein
Ende schneller und wendet sich bei den einzelnen Individuen verschieden schnell nach unten; der letzte
Umgang ist gegen sein Ende hin ein wenig vor der Mündung von der Spira losgelöst (Fig. 11). Der obere
Rand der etwas schiefen Mündung berührt höchstens nur an einem Punkte die Basis des vorhergehenden
Umganges. Die Form der Mündung ist nicht constant, jedoch im allgemeimen rundlich eiförmig und dann
nach oben zu meist ein wenig verschmälert, einen stumpfen Winkel bildend; seltener ist sie kreisförmig.
Der zusammenhängende Rand ist scharf. Die gewölbte Basis ist offen, mit einem an die Valvaten
erinnernden, ziemlich weiten und tiefen Nabel versehen, Die Oberfläche ist von scharf vorspringenden,
stellenweise schwache Rippen bildenden Anwachslinien und diese kreuzenden, feinen, jedoch gut sichtbaren,
dichtstehenden Spiralstreifen bedeckt; die Oberfläche ist also gegittert.
Ich verglich meine Form mit den in meiner Sammlung befindlichen Exemplaren von Pseudoammicola
Torbariana Brus. von Miocid, von welcher sie sich durch die gitterförmige Skulptur, das dünnere Gehäuse,
die schlankere Form, den weiteren Nabel und die langsamer wachsenden Windungen unterscheidet. Von
Hydrobia Skhiadica Bukowskr! von Rhodus, von welcher ich Vergleichsmaterial von meinem werthen Freunde
Buxowskt bekam, unterscheidet sich meine Form nur durch die Ornamentik und den weiteren Nabel.
Fundort: Während von Szilägy-Somlyö nur zwei Exemplare bekannt sind, sammelte ich m Tinnye
deren 50. Aus Budapest-Köbänya ist sie bisher noch unbekannt, hier scheint sie durch Baglivia sopro-
nensis R. HOERN. sp., welche in Tinnye fehlt, vertreten zu sein.
Genus: Baglivia Rrusına 1892.
Dysowskı stellte in seinem Werke über die Fauna des Baikalsees 1575 die Gattung Limmorea auf,
innerhalb welcher er nach der Skulptur des Gehäuses zwei scharf von einander getrennte Untergattungen
unterschied: Zeucosia mit glatter Oberfläche und Zigea, deren Schale parallel mit der Naht mit Kanten
oder mit Querrippen, oder auch mit beiden Skulpturelementen verziert ist. Von den beiden Untergattungen
besitzt Leucosia für uns grösseres Interesse. Hieher gehören Formen von zweierlei Typen, und zwar solche
mit losgelöstem Gewinde und andere mit geschlossenem Gewinde. Bei der ersten Gruppe, deren typischer
' Hydrobia (Bythinella) Skhiadica Box. Die Levantinische Molluskenfauna der Insel Rhodus. (Denkschr. der kais.
Akad. d. Wiss. in Wien. Bd. LXII. p. 37. T. IX, F. 5-7.) Mündunesform und der spitzige Wirbel hindern es, diese Art
der Untergattung Bythinella zuzurechnen,
Vertreter Zeucosia Stiedae Dy». ist, bildet die Axe der embryonalen Windung mit der Axe des Gehäuses
einen Winkel, während bei der zweiten Gruppe die Axe der embryonalen Windung mit der Axe des Ge-
häuses zusammenfällt. Da Leucosia Stiedae Dyz. durch die Entwickelung der Empryonalwindung, wie auch
durch die Form des Gehäuses von den übrigen Leucosien abweicht, bezeichnete sie Mertens 1876 als
besondere Gattung, Liobajkalia. Die erste fossile verwandte Form dieser Gattung fand ich 1890 zu Szegzärd,
leider nur in einem nicht näher zu bestimmenden Fragment. Später, im Jahre 1892, beschrieb Brusina
(Fauna di Markusevec) diese Form unter dem Namen Baglivia, welcher Gattung ich später meine Szegzärder
Form,, auf Grund besserer Exemplare, als Baglivia spinata Lörkst. einreihte!. Die fossile Baglivia weicht
von der recenten Liobajkalia dadurch ab,, dass, während die Axe der Embryonalwindung bei Baglivia mit
der Axe des Gehäuses zusammenfällt, die beiden Axen bei der Liobajkalia immer einen kleineren oder
grösseren Winkel bilden. Brusma führt auch noch andere Unterschiede an, welche jedoch, wie Tch@lezce
nachwies, belanglos sind. Die Unterschiede sind aber jedenfalls hinreichend, um das Genus Baglivia auf-
recht zu erhalten. In den Formenkreis von Baglivia gehörige fossile Formen fand nach brieflicher Mit-
theilung auch Anxprusov in Russland. R. Horrxes beschreibt 1897 (Sarmatische Conchylien aus dem
Oedenburger Comitat) unter dem Namen Hydrobia (Liobajkalia?) sopronensis eine hieher gehörige Form.
Bezüglich der Unterschiede zwischen der lebenden Leucosia oder Liobajkalia Stiedae und der fossilen
Hydrobia (Liobajkalia?) sopronensis hebt R. Horrxes (p. 73) hervor: „Am wesentlichsten scheinen mir die
Unterschiede in der Gestaltung der Anfangswindungen.“ Wie dies auch R. Horrxes betont, bildet bei
Leucosia Stiedae die Axe des aus 1,5 Windungen bestehenden Wirbels mit der Längsaxe einen Winkel,
hingegen ist der Wirbel von Hydrobia sopronensis ähnlich gestaltet wie bei Hydrobia ventrosa Mont. sp.
oder Hydrobia Frauenfeldi M. Hörx. Hydrobia sopronensis unterscheidet sich nach R. Horrxes von
Hydrobia Frauenfeldi im Wesentlichen „nur durch die Evolution der Schlusswindung. ® R. Horrxes fand
in der Umgebung von Sopron Exemplare der Hydrobia sopronensis, welche bezüglich der Ablösung der
Windungen der verschiedensten Variationen zeigen. Einzelne Exemplare, wie das auf Taf. II, Fig. 15 dar-
gestellte, hält Hörnes für Uebergangsformen zwischen Hydrobia Frauenfeldi M. Hörx. und Hydrobia (Lio-
bajkalia 2) sopronensis R. Horrn. „Es liegen mir,“ sagt R. HoErxes bei Hydrobia sopronensis, „Schälchen
vor, welche sich nur sehr wenig von den normalen Gehäusen der Hydrobia Frauenfeldi entfernen und bei
welchen lediglich die letzte oder die beiden letzten Windungen sich ein wenig von den vorhergehenden ab-
lösen, dann solche, bei welchen diese Ablösung höhere Grade erreicht und auch schon etwas näher der
Spitze beginnt (Fig. 13).“ Auf Grund der abgelösten Windungen stellt R. Horsses, ohne das Subgenus
Baglivia zu kennen, Hydrobia sopronensis mit ? zur Untergattung Liobajkalia, da Hydr. sopronensis und
Liobajkalia Stiedae bezüglich der Construktion ihrer embryonalen Windungen — wie bereits erwähnt —
auch seiner Ansicht nach von einander wesentlich abweichen. Trotzdem nach R. Horrnes Hydrobia Frauen-
feldi und Hydrobia (Liobajkalia?) sopronensis R. Horrn. mit einander in engem Zusammenhang stehen,
giebt er doch den aufgerollten Formen einen besonderen Namen und begründet dies folgendermassen (p- 7 Bd):
„Wenn ich die geschilderten abberanten Hydrobienschälchen aus den sarmatischen Schichten von Zemenye
mit einem besonderen Namen bezeichne (sopronensis), obwohl mir ihr inniger und unmittelbarer Zusammen-
hang mit der mitvorkommenden Hydrobia Frauenfeldi vollkommen klar ist, so geschieht es deshalb, weil
' Neuere Daten zur Kenntniss der oberpontischen Fauna von Szegzärd. p. 323.
ich nicht glaube, dass es sich in unserem Falle um eine blosse Missbildung'! einzelner Gehäuse handelt, die
besser als scalaride Formen unter Hydrobia Frauenfeldi zu rechnen wären. Die Zahl der mir vorliegenden,
in mehr oder minder hohem Grade aufgerollten Exemplare scheint an sich gegen diese Auffassung zu sprechen
— ich möchte jedoch auf diesen Umstand hin kein besonderes Gewicht legen. Wünschenswerth scheint es
mir aber unter allen Umständen, diese eigenthümlichen sarmatischen, aufgerollten Hydrobien mit einem be-
sonderen Namen als eigene „Form“ zu bezeichnen, weil ich glaube, dass ihr Vorkommen allerdings einiges
Licht wirft auf die fraglichen Verwandtschaftsverhältnisse der unstreitig ähnlichen Formen des Baikalsees. “
Nachdem die „Aydrobia sopronensis“ von Liobajkalia durch die Construktion der Embryonalwindung
abweicht, wird es richtiger sein, diese fossile Form von der lebenden Ziobajkalia zu trennen, um so mehr,
da beide Formen ausser durch Unterschiede in den Schalen wahrscheinlich auch anatomische Unterschiede
getrennt sind. Ohne Kenntniss des Thieres geht es aber nicht an, diese beiden im Bau des Gehäuses von
einander so sehr abweichenden Formen in eine Gruppe zusammenzufassen, selbst wenn sie gleichen Alters
wäre. Hydr. sopronensis kann nur in die durch aufgerollte Windungen charakterisirte Gattung Baglivia, deren
Wirbeleonstruktion auch übereinstimmt, eingereiht werden. Im Pliocaen der Länder der ungarischen Krone
ist diese Gattung ziemlich weit verbreitet; neben glatten kommen verschiedenartig verzierte Formen vor,
darunter Formen mit so eigenartiger Ornamentik, wie Baglivia spinata Lörent. Eine solche mit Stacheln
verzierte Form ist sonst innerhalb der Gattung Hydrobia, deren Spira geschlossen ist, nicht bekannt. Dies
widerspricht der Annahme, als wären die aufgewundenen Formen, welche mit Bagl. spinata einer Gattung
angehören, abnorm entwickelte Hydrobien. Auch R. Horrxzs trennte die sopronensis als besondere Art
und Untergattung von der Hydrobia Frauenfeldi, da er sie nicht bloss als Abnormität betrachten wollte.
Die bisherigen Erfahrungen beweisen, dass die in den tieferen Niveaux der pannonischen Bildungen
vorkommenden Baglivien glatt oder einfach verziert sind, während die aus den höheren Niveaux stammen-
den eine reichere Ornamentik besitzen. Die bei Markusevee vorkommenden Baglivia ambigua Brus. und sopro-
nensis R. Hoern. besitzen keine Verzierungen, Bagl. strongylogyra Brus. und goniogyra Brus. ist mit feinen
Spirallinien, die Bagl. rugulosa Brus. mit feinen Längslinien, Bagl. streptogyra Brus. mit Längslinien bildenden
Anwachsstreifen, endlich die bisher bekannte jüngste Form Bagl. spinata Lörent. schon mit Stacheln verziert.
' Es sind Abnormitäten bekannt, bei denen die Windungen aufgerollt sind. So befindet sich in der zoologischen
Sammlung des kgl. Museums für Naturkunde zu Berlin unter der Aufschrift: „Missbildungen von Conchylien“ eine ganze
Sammlung solcher Abnormitäten, wo unter anderen aus Bex und Biedenkopf eine Helix pomatia L. ausgestellt ist, deren
Windungen aufgerollt sind. Auch ist es häufig der Fall, besonders bei den Hydrobiden, dass die Mündung oder der ganze
letzte Umgang abgelöst ist. In jedem dieser Fälle entsteht jedoch, denkt man sich die Form weitergewunden, bis die Windungen
einander berühren, die normale Form. Nicht so bei Hydrobia sopronensis. Würde man nämlich die bei Horkxes in Fig. 13
abgebildete Form, welche Horrxes als Uebergangsform zwischen Hydr. Frrauenfeldi und Hydr. sopronensis betrachtet, so lange
gegen rechts weiterwinden, bis die Umgänge einander berührten, käme nicht die aus 8,5 flachen Windungen bestehende Frauen-
feldi, sondern eher die aus weniger (5,5) gewölbteren Umgängen bestehende Hydı. ventrosa MoxrT. sp. zu Stande, wie dies
eine Betrachtung der Figuren ergiebt.
Bei genauerer Betrachtung nur dieser Figuren erscheint es am wahrscheinlichsten, dass aus Hydrobia Frauenfeldi
zuerst die aus weniger und gewölbteren Windungen bestehende Hydr. ventrosa hervorginge und dass sich erst aus dieser die
mit noch weniger und noch gewölbteren Windungen versehene Hydr. sopronensis entwickelte. Thatsächlich steht jedoch die
sopronensis den beiden anderen Formen sehr ferne und so ist denn die bei R. Horrnes in Fig. 13 abgebildete Form, welche
er als Uebergang zwischen Hydr. Irauenfeldi und Hydr. sopronensis bezeichnet, nur der Form nach ein Uebergansselied,
doch auch so eher zu Hydr. ventrosa,; in Wirklichkeit gehört sie jedoch zur sopronensis und mit dieser in eine besondere
Gattung: Baglivia Brus.
Es ist nach dem Vorstehenden also am richtigsten, Brusına’s Genus Baglivia zu acceptiren und
auch Hydr. sopronensis R. Hoekxes hieher zu zählen.
‘In welchem Verhältnisse Baglivia zur lebenden Liobajkalia oder zu den im Steinheimer Süsswasser-
kalk vorkommenden Formen mit aufgerollter Spira steht, wissen wir jetzt noch nicht.
69. Baglivia sopronensis R. Horkxes sp.
(Taf. X, Fig. 1-3.)
1395. Baglivia bythinellaeformis Lörent. LÖrENTHEY: Neuere Dat. z. Kennt. d. oberpont. Fauna v. Szegzärd. p. 322,
1897. Hydrobia Frrauenfeldi R. Horrs., Uebergang zu Hydrobia Sopronensis R. Hozrnes. Sarmatische Conchylien.
DIET ITS.
1897. Hydrobia (Liobaicalia?) Sopronensis R. Hosrnes. Dortselbst. p. 72. T. II, F. 14—16,.
Bei Beschreibung der Baglivia spinata Lörent. erwähnte ich (1895 1. ec. p. 322) eine neue skulptur-
lose Art, Bagl. bythinellaeformis, aus Budapest-Köbänya als die zweite Art dieser Gattung aus Ungarn.
Ich glaubte anfangs, diese Form mit Baglivia ambigua Brus. aus Markusevec identificiren zu können. Da
von letzterer Art keine Abbildung vorlag, schickte ich eine Zeichnung an Herrn Prof, Brusına, welcher
dieselbe als Bagl. cfr. ambigua deutete. Eingehenderer Vergleich ergab jedoch, dass unsere Form als neue
Art aufzufassen sei, und ich belegte sie (1895) um ihrer Gestalt willen mit dem Namen bythinellaeformis.
Inzwischen hat R. Horrxes diese bisher nicht abgebildete Art unter dem Namen sopronensis beschrieben.
Diese Benennung ist auch für die mir vorliegende Art zu wählen, welcher übrigens wohl auch Bagl. ambigua
Brus. (nach Stücken, die ich in Agram sah) zuzurechnen ist.
Das in Fig. 1 abgebildete Exemplar mit kaum losgelösten Windungen stimmt mit jener Form
überein, welche Horrnes als „Uebergang zwischen Hydrobia Frauenfeldi und Hydrobia (Liobajkalia) sopro-
mensis“ (l. e. Fig. 13) bezeichnet. Meine beiden anderen Formen sind ebenfalls verhältnissmässig weniger
aufgerollt, wie die bei Hoekxes in Fig. 14—16 abgebildeten Stücke, was darauf hinweist, dass die Los-
lösung der Windungen eine sehr verschieden starke ist. Meine drei abgebildeten Exemplare stehen zwischen
den bei Horrnes in Fig. 13 und 14 abgebildeten. Ich bin jedoch auch im Besitze einiger stärker aufge-
rollter Exemplare. Dass diese aufgerollten Formen nur scheinbar mit der Aydrobia Frauenfeldi und ventrosa
im Zusammenhange stehen, zeigt vielleicht teilweise auch der Umstand, dass in meiner Fauna weder die
Hydrobia Frauenfeldi, noch die ventrosa vorkommt.
Ich besitze nur ein unverletztes Exemplar, das am wenigsten aufgerollte (Fig. 1), die anderen sind
alle mangelhaft, bei keinem ist die Mündung unversehrt. So viel ist jedoch festzustellen, dass, während die
bei Vereinigung der inneren und äusseren Lippe entstandene Kante in Fig. 1 kaum wahrzunehmen, sie bei
Fig. 2 und Fig. 3 ziemlich stark ist. Dieses Schwanken der Mündungsform ist auch bei sopronensis R. HoErx.
zu sehen. (Eine interessante Mannigfaltigkeit der Mündung zeigt auch die Hydrobia [Pannona] minima
Lörexr. |Taf. VII, Fig. 9—11]). Nachdem also die äussere Form, die Ornamentik und auch die Form der
Mündung bei sopronensis und den mir vorliegenden Stücken übereinstimmt, ist auch diese Form von Buda-
pest-Köbänya als Bagl. sopronensis sp. zu bezeichnen.
Fundort: Es ist auffallend, dass ich Bagl. sopronensis Horrx. sp. bisher nur in Budapest-Köbänya
fand, während diese Form aus der in dasselbe Niveau gehörigen, viel reicheren Fauna von Tinnye fehlt.
Es scheint, als würde sie hier von Hydrobia (Pannona) minima LöRENT. vertreten,
Palacontographiea. Bd. KLV1IT. 30
a
Genus Bythinella Moauın-Tanvon 1851.
Diese Gattung, welche nunmehr aus beinahe allen Pliocaen-Niveaux der Länder der ungarischen
Krone bekannt ist, ist auch in Tinnye vertreten. An jedem Fundort gehört sie zu den seltenen Gattungen
und kommt gewöhnlich in kleiner Arten- und Individuen-Anzahl vor. Fast als Ausnahme ist es zu betrachten,
wenn sie in so grosser Anzahl vorkommt, wie in Markusevec die Bythinella seitula Brus. In Ungarn wies
ich diese Genus zuerst und zwar von Perecsen und Szilägy-Somlyo auf Grund einiger mehr oder minder
mangelhafter Exemplare nach, welche ich, da diese Gattung bis dahin aus den Pliocaenbildungen Ungarns un-
bekannt war, und da mir Vergleichsmaterial fehlte, lebenden Arten (mit dem Zusatz „efr.“) zur Seite stellte.
Ich fasse hier diese Gattung etwas weiter, als dies in neuerer Zeit, namentlich von Seite derjenigen
Forscher, die sich mit recenten Conchylien beschäftigen, zu geschehen pflegt. Bei den fossilen Formen
waren die Charaktere noch nicht so sehr speecialisirt, wie bei den lebenden. Ich besitze nämlich eine spitz-
kegelförmige Form, welche auf die Gattung Vitrella Guess. hinweist, deren Gehäuse jedoch nicht durchsichtig
ist. Das Gehäuse einer anderen Form wieder ist walzenförmig-kegelig, wie bei der echten Bythinella, jedoch
nicht mit ganz stumpfem, sondern mit etwas spitzerem Wirbel wie Frauenfeldia. Während in Markusevec
nur eine Species, Bythinella scitula Brus., vorkommt, ist in meiner Fauna noch eine zweite, mehr thurm-
förmige Art vorhanden, vitrellaeformis n. sp., welche ich geneigt bin, ebenfalls zu bythinella zu stellen.
70. Bythinella seitula Brusına.
1879. Hydrobia pupula (non Brus.). Marronrı: Szilägy-somlyöi neogen. (Ungarisch.) p. 195.
1892. Bythinella seitula Brus. Brusina: Fauna di Markusevec. p. 154 (42).
1593. " fr, eylindriea PARREYS. LÖRENTERY: Beitr. z. Kennt. d. unterpont. Bild. d. Szilägyer Com. p. 299.
1893. > (Frauenfeldia) minutissima (non J. F. Scamipr). Lörenteey: Ibidem. p. 305 (19).
1893. e n cfr. alpestris Cuess. LÖRENTEEY: Ibidem. p. 305 (19).
1896, $ ? seitula Brus.! Brusima: La collect. neogene de Hongrie etc. p. 126 (30).
Die vorliegenden Stücke stimmen mit solchen von Markusevec überein. Das Gehäuse ist spitz-
eiförmig oder walzenförmig-kegelig, mit weisser, stark glänzender, elfenbeinartiger, durchscheinender
Schale, aus 45—5 Windungen bestehend. Die ziemlich schnell im die Breite wachsenden Umgänge sind
wie bei den Stücken von Markusevec durch linienartige oder tiefere Suturen von einander getrennt. Ich
besitze nur vier unverletzte Exemplare, die etwas grösser sind wie die Markusevecer, bei den übrigen fehlt
(die Schlusswindung. Auf meinen Exemplaren ist die Spira entweder etwa so hoch wie die Schlusswindung
oder etwas höher. Die Stücke von Tinnye, Perecsen und Szilägy-Somlyö sind hinsichtlich des Verhältnisses
zwischen Spira und Schlusswindung, der tiefe der Sutur und dementsprechend der Wölbung ihrer Flanken
ebenso variabel, wie die von Markusevec. In der ziemlich variablen Byth. seitula der pannonischen Stufe
sind wohl die Charaktere mehrerer recenten Formen vereinigt, so dass ihr mit grosser Wahrscheinlichkeit
mehrere heute lebenden Formen entstammen. Durch den etwas spitzigeren Wirbel erinnern die Stücke von
Tinnye an die recente Gattung Frauenfeldia.
Fundorte: Mittlere pannonische Stufe von Markusevec, Tinnye (9 Exemplare), Pereesen und
Szilägy-Somlyö; während sie jedoch in Markusevee sehr häufig ist, kommt sie an den übrigen drei un-
garischen Fundorten nur in einigen Exemplaren vor.
' Exemplare, welche Prof. Brusına der K. Une. Geol. Anstalt schenkte, sind ohne ? etiquettirt,
— 25 —
71. Bythinella vitrellaeformis nov. sp.
(Taf. XVIL, Fig. 41.)
- Das höchstens 2 mm breite, cylindrisch-kegelförmige, durchscheinende Gehäuse ist stark glänzend,
weiss, elfenbeinfarbig. Es besteht aus 4,5 —5 langsam und gleichmässig wachsenden, wenig gewölbten Um-
gängen, die durch eine ziemlich tief eingeschnürte Naht getrennt sind; der letzte Umgang nimmt fast !ı
der ganzen Gehäuselänge ein. Die Mündung ist eiförmig, etwas schief gestellt, oben leicht winklie. Der
Mundsaum ist scharf, zusammenhängend, etwas verdickt; Aussenlippe gerade, nicht vorgezogen. Der Spiral-
rand pflegt manchmal eingedrückt zu sein; in diesem Falle ist ein Nabel nicht vorhanden, — in anderen
Fällen ist er von der Schlusswindung abgetrennt und lässt eine Nabelritze frei. Auf solchen Exemplaren,
wo sich der Spiralrand vom letzten Umgang loslöst, ist die obere Ecke stumpfer und abgerundeter.
Meine Form steht der in den Bächen Krains lebenden Vitrella gracilis Cnzssınt, namentlich auch
in Bezug auf die Grösse, so nahe, dass beide Formen als eine Art zusammenzufassen wären, würde sie
nicht so sehr verschiedenen Alters sein und würden nicht die Windungen meiner Form gleichmässiger
wachsen. Bei Byth. vitrellaeformis ist der letzte Umgang der Spira nicht so unverhältnissmässig höher als
der vorhergehende, wie bei der lebenden verwandten Form.
Fundort: Tinnye, 13 Exemplare.
Genus Micromelania Brusına 1874.
Brusma stellte diese Genus für kleine, glatte oder verzierte Formen aus dem Neogen Südeuropas
auf, deren Aussenlippe in der Mitte vorgezogen ist. Dieselben figurirten bis dahin bei Srorıczka unter
dem Namen Trycula, bei Fuchs als Pleurocera (Pleur. laevis Fucas und Pleur. radmanesti Fuchs); ihnen
reihte Brusina bei der Beschreibung des Genus noch die Micromelania Fuchsiana Brus., Mier. monilifera
Brus., Mier. cerithiopsis Brus., Mier. coelata Brus., Mier. Schwabenaui Fuc#s sp. und neuerdings noch zahl-
reiche andere Arten „(Materiaux)“ an. Theilweise dieselben Formen fasste SANDBERGER (Land- und Süsswasser-
9
conchylien, Atlas) als neue Gattung Goniochilus zusammen, für welche eine Diagnose erst 1875°, nachdem
Brusına die Gattung Micromelania aufgestellt hatte, erschien.
v. Zırreu (Handbuch) erkennt die Priorität der Mieromelania Brus. an, worin die meisten Autoren
folgen. Dysowskı zählt auch die recenten zumeist als Risso« und Hydrobia beschriebenen Formen des
Kaspischen Meeres zur Micromelania, so dass mit den von ihm aufgestellten neuen Arten nunmehr 6 Miero-
melamia-Species aus dem Kaspischen See bekannt sind. Neuerdings ist Brusısa (Fauna di Markusevec) be-
müht, die Gattung Goniochilus neben Mieromelania aufrecht zu erhalten und zwar in folgender Weise:
18. Cuessin: Die Molluskenfauna Oesterreich-Ungarns und der Schweiz. p. 629. F. 422.
? SANDBERGER Sagt 1. c. p. 690 nach der Beschreibung des Goniochilus costulatum Fucus sp. folgendes: „Nur sehr
ungern habe ich mich 1870 entschlossen, für diese Art und Pleurocera laevis, radmanesti, scalariaeforme von Radmanest,
Schwabenaui von Tihany und Kochii von Küp, welche Fucus in den oft citirten Abhandlungen (Jahrb. d. geol. R.-A. XX) be-
schrieben hat, eine neue Gattung zu errichten. Ich vermuthe, dass sie auch lebende Vertreter hat, da mir Herr Dr. Sıevers
eine grössere Zahl von am Rande des Kaspischen Meeres aufgelesenen Schalen übersendet hat, welche mit den fossilen Formen
alle wesentlichen Merkmale theilen; Deckel und Thier sind noch unbekannt. (Jetzt schon bekannt, Lörenr.) Ein eigener Name
war aber nothwendig, da die Mündung von der fast rhombischen und stets in die Quere ausgedehnten, der weit grösseren
Plewrocera-Arten aus Nordamerika weit abweicht und nur der vorgezogene rechte Mundrand eine entfernte Aehnlichkeit mit
dieser erkennen lässt, Mieromelania Brusına 1874 ist dieselbe Gattung. Pleurocera kommt fossil nur im Wälderthon vor.“
„(Goniochilus Sande. s Typus ist das Gomiochilus costulatum Fucus von Radmanest und das Gon.
croaticum Brus. von Markusevec, deren Peristom zusammenhängend, jedoch nicht doppelt ist, so dass ihre
obere Ecke nicht verdickt ist. Die Mündung erscheint in ihrer oberen Ecke und unten ausge-
buchtet, während sie in der Mitte vorgezogen ist. Die Mündung steht beinahe senkrecht.
Micromelania Brus.’s Typus sind: die Micromelania cerithiopsis Brus., Mier. coelata Brus., Meier.
monilifera und die ähnlichen Formen von Okrugljak, deren Mündung’ zusammenhängend, mehr oder
weniger zugeschärft ist und etwas schief steht.
Zum Schluss bemerkt Brusına, dass eine natürlichere Eintheilung derzeit noch unmöglich sei, da
beim grössten Theil der Arten die vollkommene Mündung unbekannt ist. Ich setze hinzu, dass die aus der
Verwandtschaft der Hydrobien bisher bekannten unverletzten Mündungen schon eine so grosse Schwankung
innerhalb einer Species zeigen, dass auf dieser Grundlage viele einander nahe stehende Gattungen vereinigt
werden oder aber die Klassifieirung auf einer anderen Basis aufgebaut werden müsste.
Wie variabel die Entwicklung der Mündung — abgesehen vom den häufigen Abnormitäten — inner-
halb einer Species sein kann, wird durch Hydrobia transitans Neum. aus dem oberen Niveau der levan-
tinischen Stufe des Siekelyföld (südöstliches Ungarn) sehr schön illustrirt. Unter den Exemplaren dieser
Art fand ich solche, deren Mündung von den Charakteren der Gattung Hydrobia ganz abweicht: Stücke
mit unmerklich herabgezogener, in der oberen Ecke verdickter Mündung neigen zu Nematurella, andere,
deren Aussenlippe bald sehr schwach, bald stärker bogig vorgezogen ist, zu Micromelania. Unter den
Formen der Hydrobia Eugeniae Neum. fand ich solche, bei welchen der Beginn einer Verdickung und Ver-
doppelung des Mundrandes in der oberen Ecke vorhanden ist, was wieder auf Pyrgidium Tourn. (Journ.
de Conchyl. 1869) hinweist. Im Südosten Europas kommt es bei den mit zugeschärftem 'Mundsaum ver-
sehenen Süsswassergattungen häufig vor, dass der Mundsaum an die Prososthenien erinnernd verdickt ist
(BURGERSTEIN). Oft kann man auch beobachten, dass sich die Innen- und Aussenlippe bei derselben Art
im Laufe der Entwicklung unverhältnissmässig verdickt. Darauf, ob die Mündung „beinahe senkrecht“ oder
„etwas schief“ steht, kann auch kein Gewicht gelegt werden, da dies innerhalb einer und derselben Art
ebenfalls sehr variirt. Ferner wird die Anzahl jener Gattungen und Arten immer häufiger, deren Mündung
und Schlusswindung sich von der Spira loslöst, was jedenfalls bezeugt, dass die Form und ganze Entwick-
lung der Mündung sehr grossen Schwankungen unterworfen ist.
Der Grund all dieser Schwankungen und deren Grenzen sind uns noch nicht gehörig bekannt; es
wären alle Versuche verfrüht, welche eine Eintheilung in natürlichere Gattungen und Untergattungen dieser
durch Uebergänge mit einander engvergnüpften Formen anstrebten.
Wie Zagrabica und Caspia, so ist auch die Micromelania eine Gattung der pannonischen Stufe,
welche noch heute im Kaspischen See lebt, während jedoch Zagrabica nur aus dem obersten Niveau der
pannonischen Stufe bekannt ist, kommt die Caspia nur im mittleren (und in den levantinischen Bildungen
von Rhodus), Micromelania hingegen in der mittleren und oberen pannonischen Stufe, in grösster Individuen-
und Artenzahl jedoch im oberen, sogenannten „Oongeria rhomboidea-“Niveau, vor und zählt in meiner, dem
mittleren Niveau angehörigen Fauna zu den weniger häufigen Gattungen. Im ganzen fand ich zwei neue
Arten, doch auch diese in keiner grossen Individuenzahl. Aus der mit meiner im Rede stehenden Schicht
von Tinnye und Budapest-Köbänya gleichalterigen Ripanjer Schicht (Serbien) ist bisher nur die glatte
DMieromelania laevis F’ucus sp., von Markusevec hingegen ausser Mieromelania laevis Fuchs sp. und Aber.
radmanesti Fucus sp. noch drei neue Arten bekannt.
72. Micromelania ? cylindrica nov. sp.
(Taf. XIV, Fig. 6.)
Das aus 10,5 sehr langsam und gleichmässig wachsenden Windungen bestehende, glatte, jeder Orna-
mentik entbehrende, nur wenig spitzige Gehäuse ist cylindrisch thurmförmig. Die schwach gewölbten Um-
gänge trennt eine wenig eingesenkte Naht. Die Wölbung der Umgänge tritt auf deren unterem Drittel am
meisten hervor. Die Mündung bildet nur '/s der Gesammthöhe; sie ist eirund, beinahe senkrecht stehend,
nach oben in eine Ecke ausgezogen. Die dünnen Lippen hängen zusammen (die äussere ist mangelhaft er-
halten). Der Spindelrand ist angedrückt, weshalb ein Nabel fehlt. (Auf Fig. 6a ist irrthümlich eine Nabel-
ritze gezeichnet.) Die Höhe meines einzigen Exemplares beträgt 5 mm, ihre Breite 1 mm.
Mier. ? eylindrica steht der in höherem Niveau vorkommenden Micromelania ? Fuchsiana Brus. und
Mier. ? Freyeri Brus., welche Brusına aus der oberpannonischen Stufe von Okrugljak darstellt (Mat6riaux
etc. Taf. XD, nahe. Die Windungen der Mier. ? eylindrica sind etwas gewölbter als die der Mier. ?
Fuchsiana, jedoch nicht so sehr, wie dies die der Mier. ? Freyeri zeigen, und während am unteren Theil
der Umgänge bei der Mier. ? Fuchsiana ein mehr oder minder starker Kiel verläuft, fehlt derselbe auf
der Mier. ? eylindrica gänzlich. Im Uebrigen stimmen diese drei Arten in der Zahl der Umgänge, in ihren
Maassverhältnissen, in ihrem ganzen äusseren Habitus so sehr überein, dass kein Zweifel darüber herrschen
kann, dass die in der oberpannonischen Stufe vorkommende Mier. ? Fuchsiana und Freyeri von der aus
tieferem Niveau bekannten Mier. ? cylindrica abstammen. Dies beweist theilweise auch die Thatsache, dass
in Budapest-Köbänya die Mier. ? eylindrica der mittelpannonischen Stufe in höherem Niveau durch Afer. ?
Fuchsiana vertreten wird.
Da bei Mier. ? eylindrica die Aussenlippe ebenso wie bei den beiden verwandten Arten unbekannt
ist, so konnte sie nur unter Vorbehalt zur Gattung Micromelania gestellt werden.
Fundort: Budapest-Köbänya, 1 Exemplar.
73. Micromelania variabilis nov. sp.
(Taf. XVII, Fig. 20, 23 und 25.)
Das thurmförmige Gehäuse besteht aus 5,5—6,5 langsam und gleichförmig wachsenden Umgängen;
die vier letzten sind winkelig gebogen. Die Schlusswindung macht mehr als "s der Gesammtlänge aus.
Die 2—3 Embryonalwindungen sind glatt, die übrigen Windungen der Spira mit Knoten und der letzte
Umgang mit stärkeren oder schwächeren Querfalten bedeckt. Auf einen Umgang kommen 14—20 solcher
Knoten oder Querfalten, die sich auf den stumpfen Kiel in der Mitte der Windungen beschränken und gegen
die Sutur nach oben und unten allmählich abgeschwächt werden. Ueber dem Kiel ist der Umgang ein
wenig concav, während er darunter flach oder nur sehr mässig gewölbt ist, manchmal ist unter der Naht
eine feine furchenartige Einschnürung sichtbar. Die Mündung ist eiförmig, steht ein wenig schief und bildet
oben eine abgerundete Ecke. Die Mundränder hängen zusammen; die Innenlippe ist etwas verdickt, manchmal
ist auch die Aussenlippe verdickt, wodurch eine Annäherung an die Prososthenien erzielt wird. Die
Aussenlippe ist oben, neben der Sutur, manchmal etwas zurückgebogen, in der Mitte hingegen stark vor-
gezogen, wodurch unten ein schwacher Ausguss entsteht. Der wenig verdickte Spindelrand ist schwach ge-
krümmt und da er die Schlusswindung meist kaum berührt, entsteht eine deutliche Nabelritze; manchmal
ist die Mündung von der Schlusswindung vollständig abgetrennt, was Fig. 25 veranschaulicht. Bei jugend-
lichen Exemplaren kommt es vor, dass der obere Theil der dünnen Innenlippe angedrückt ist. Die ganze
Oberfläche wird von starken Spirallinien bedeckt.
Die Höhe schwankt zwischen 4—5 mm, (die Breite beträgt 2 mm.
Meiner Form steht Mierom. radmanesti Fuchs am nächsten, nur besitzt letztere zwei Reihen Knoten,
während meine nur eine Reihe schwächerer und gestreckterer Knoten aufweist. Microm. variabihis ist ebenso
variabel wie Microm. radmanesti, denn neben ganz ‚glatten, skulpturlosen Formen kommen welche vor, deren
Spirawindungen in der Mitte einen Kiel aufweisen, und dann solche, auf deren Kiel auch noch Knoten auf-
treten (letzteres ist ein vorgeschritteneres Stadium). Sowohl der Kiel als auch die Knoten erscheinen zuerst
auf den oberen Umgängen, auf jenen, welche nach den 2,5 Embryonalwindungen folgen. Bei den Formen,
welche nur Spirallinien zeigen, ist der obere Theil der Umgänge concaver, wie bei den mit Knoten ver-
zierten Exemplaren. Die glatten und verzierten Formen sind durch so mannigfache Uebergänge verbunden,
dass eine bestimmte Abgrenzung selbständiger Formen nicht möglich ist. Microm. variabilıs steht auch der
folgenden Prososthenia Zitteli nov. sp. nahe; letztere ist doch im Ganzen grösser und schlanker, ausserdem
ist die Vertheilung und Entwicklung der Querfalten eine ganz andere.
Fundort: Tinnye (20 Exemplare). In Markusevee wird diese Species durch Mieromelamia rad-
meanest? FucHs vertreten.
Genus Prososthenia NEumAYR 1869.
NeumAayr gründete diese Genus auf einige im Obertertiär Dalmatiens vorkommende Süsswasser-
formen, deren Mundränder zusammenhängend, verdickt und doppelt sind, deren Aussenlippe vorgezogen,
deren letzter Umgang verengt und abwärts gebogen ist. BURGERSTEIN und Brusına erweiterten später
diese Genus beträchtlich, indem sie Arten wie Hydrobia sepuleralis Parısch, Hydr. camdidula Neum. und
Prosthenia Suessi BUKGERST. hinzuzogen, deren Schlusswindung sich gar nicht oder kaum verengt, nicht
nach abwärts gebogen ist und deren Mundränder wenig oder kaum verdickt sind; ja bei Prososthenia Suessi
ist „die äussere Lippe“ sogar „dünn“. Eine andere, vom Typus abweichende Form ist auch Prososthenia
croatica Brus., bei welcher Brusına bemerkt, er müsse im Interesse der Wahrheit aussprechen, dass diese
Form unsere Ansicht, wonach diese und die verwandten Arten zusammengehören, schwanken mache, da
die Mündung und das Peristom der Pros. dalmatina Neum. und Pros. Tournoueri Nzum. von jenen der
Pros. eroatica sehr wesentlich abweichen. Wir sehen also, dass man zur Gattung Prososthenia mehrere ab-
weichende Formen zählt, so dass dieses Genus heute schon viel weiter gefasst ist als es NzumAyr that.
Brusıma fasste die Charaktere der Gattung in Folgendem zusammen:
„Der Typus von Prososthenia Neun. ist die Pros. Tournoueri Nwum. und die Pros. Schwarzi Nwum.
von Dalmatien, deren Peristom zusammenhängend, verdickt und doppelt besonders im der oberen Ecke ist,
und deren Mündung bemahe senkrecht steht.“ Zieht man aber in Betracht, dass auch bei den mit zuge-
schärftem Mundsaum versehenen Süsswassergattungen von Süd-Europa eine Verdickung des Mundsaumes
auftritt, wie bei Hydrobia Eugeniae Neum. und Micromelania variabilis nov. sp., dass aber der Mundrand
wieder bei manchen Prososthenien zugeschärft bleibt, wie bei Pros. Suessi, so erscheint auch diese neuere
Definition Brusma’s als keine genügende. Ungenügend ist sie aus dem Grunde, dass die Gattungen
Mieromelania und Prososthenia heutzutage derart überbrückt erscheinen, dass es häufig Sache rein persön-
licher Auffassung ist, zu welcher der beiden Gattungen man die eine oder andere Form zählt. BURGERSTEIN
rechnet die mit dünnen Aussenlippen versehene Pros. Suessi, Brusına wieder Pros. croatica hieher, von
welcher er sagt, dass sie unsere Ansicht darüber, ob sie mit Pros. dalmatica oder Pros. Touwrnoueri in ein
Genus gehöre, schwanken macht. Auch ich zähle nur auf Grund der Verwandtschaftsverhältnisse die vorher
besprochene Art variabilis zu Micromelania, Zitteli hingegen zu Prososthenia, da erstere mit Micromelania
radmanesti, letztere mit Prososthenia Suessi, serbica und tryoniopsis in eine Gruppe gehört, so dass sie von
denselben nicht getrennt werden können. Uebrigens sagt Neumayr von der Prososthenia Schwarzi Nzum.,
welche wir als den Typus der Gattung Prososthenia betrachten: „Es macht sich bei den vorliegenden Exem-
plaren eine grosse Veränderlichkeit im Grade der Verdickung der Mundränder bemerklich.“ Am besten
wird die systematische Stellung und das gegenseitige Verhältniss der zu den Hydrobiiden gehörigen
Formen durch folgende Aeusserung Prof. Brusıya’s in einem an mich gerichteten Brief illustrirt: „... Was
die kleinen Hydrobiiden und verwandten Gattungen anbelangt, so sind diese in allen Museen der Welt
durch und durch schlecht bestimmt; es wird noch sehr viel Zeit vergehen müssen, bis sich jemand finden
wird, der zuerst eine grosse Sammlung zusammenstellen und erst dann die Gattungen und Arten gründlich
bearbeiten wird.“
Die Gattung Prososthenia war bis auf die neueste Zeit nur von der Balkanhalbinsel, aus Dalmatien,
Macedonien und Serbien bekannt und Brusısa gelang es — wie er in seiner „Fauna di Markusevec“ er-
wähnt — erst nach 25jährigem Suchen dieses Genus in Kroatien bei Markusevec in den Arten Prososthenia
efr. serbica Brus. und Prososthenia croatica Brus. aufzufinden. In Ungarn fand ich diese Gattung zuerst
in zwei Arten bei Tinnye und Budapest-Köbänya. Ausser den zwei sicher bestimmbaren Arten fand ich in
Budapest-Köbänya auch einige Bruchstücke, welche mit der bei BurGerstein abgebildeten Prososthenia
nodosa Burserst, (Taf. III, Fig. 5 u. 6) von Uesküb übereinstimmen. Graf Sztcanny's Begleiter, Prof.
Dr. L. v. Löczy, entdeckte die lebenden Vertreter dieser Gattung im See Tali-Fu der chinesischen Provinz
Jün-Nan. Demnach gehört auch Prososthenia unter jene im Orient lebenden Genera, welche aus den Pliocaen-
Bildungen des Balkans und Oesterreich-Ungarns zuerst bekannt wurden und somit die Fauna unserer Pliocaen-
3ildungen sowohl mit der recenten Fauna des Kaspischen und Bajkal-Sees, als auch mit der Süsswasser-launa
Chinas in nähere Relation bringen.
74. Prososthenia Zitteli nov. sp.
(Taf. XVI, Fig. 8 und Taf. XVII, Fig. 22 u. 24.)
Das thurmförmige Gehäuse besteht aus 6,5—8,5 gewölbten, langsam und gleichmässig wachsenden
Umgängen. Das Gewinde ist in der Mitte winkelig gebogen. Die Schlusswindung bildet gewöhnlich /; der
Gesammtlänge. Die 1,5—2,5 Embryonalwindungen sind glatt, die übrigen mit stärkeren oder schwächeren
Querfalten verziert, von denen 10—11, selten 12, auf einen Umgang entfallen. Die Windungen sind oben
— BEN
unter der Sutur schwach eingebuchtet und in diesen Einbuchtungen werden die Querfalten sehr schwach,
auf der Spira verschwinden sie sogar. Die Querfalten sind am mittleren Theil der Umgänge am kräftigsten
ausgebildet, so dass sie als in der Mitte aneinander gereihte Knoten erscheinen, welche sich nach oben und
unten faltenartig fortsetzen. Die breit eiförmige Mündung steht ein wenig schief und ist oben etwas spitz
ausgezogen; die Mundränder sind zusammenhängend und nur sehr schwach verdickt. Die Aussenlippe ist
oben neben der Naht etwas zurückgezogen und tritt dann in der Mitte stark bogenförmig vor, wodurch
unten ein schwacher Ausguss entsteht. Der ein wenig umgeschlagene, schwach verdickte Spindelrand ist
schwach gekrümmt und da er die Schlusswindung kaum berührt, bildet sich eine kräftig ausgebildete Nabel-
ritze. Die ganze Oberfläche ist ausser den Querfalten mit starken Spirallinien dicht bedeckt, welche be-
sonders zwischen den Querfalten sehr gut sichtbar sind.
Maasse:
Höhe: 6,
Breite: 2
mm 6,5 mm 7 mm
3,0 u
ER »
Wenn BURGERSTEIN die in den Uesküber jungtertiären Süsswasser-Ablagerungen gesammelte Pro-
sosthenia Suessi BuRGERST. trotz ihrer dünnen Mundränder zu den Prososthenien zählt, und zwar „wegen
der vorgezogenen Aussenlippe, anderseits weil sie sonst im Totalhabitus am besten in diese Gattung (Pro-
sosthenia) passt“, bin auch ich genöthigt, meine Form, als die nächste Verwandte der Pros. Suessi, hieher
zu rechnen, trotzdem die Mundränder nur bei den ausgewachsenen Individuen ein wenig verdickt sind und
von Doppellippen überhaupt keine Rede ist. Meine Species gehört mit den in den jüngeren tertiären Süss-
und Brackwasser-Ablagerungen des Balkans vorkommenden Prososthenien in den Formenkeis der Pros.
fryoniopsis Brus. von Miocie (Dalmatien), der Pros. Suessi Burcerst. von Uesküb und der aus den „Con-
gerienschichten“ von Zvezdan (Serbien) stammenden Pros. serbica Brus. Die Unterschiede gegenüber diesen
Arten sind folgende:
Pros. Zitteli ist etwas grösser als Pros. tryoniopsis, denn während letztere 4 mm nie überschreitet,
ist erstere zumeist grösser als 6 mm. Während auf den Umgängen von Zryoniopsis deutliche, starke Falten
vorhanden sind, welche sich von einer Sutur zur anderen erstrecken, befinden sich auf der Mitte der Wind-
ungen von Pros. Zitteli starke Knoten, die nach oben und unten einen faltenartigen Fortsatz bilden, jedoch
bei der oberen Einsenkung des Umganges endigen. Höchstens auf der letzten Windung erstrecken sie sich
nach oben bis zur Naht, werden aber in der Nähe derselben schon sehr schwach, während sie bei Pros.
fryoniopsis auch hier stark bleiben. In der Entwicklung des Mundrandes stimmen die beiden — nach Ver-
gleich mit Exemplaren von Mioei& — ziemlich überein. Die Lippen sind nämlich auch bei Pros. tryoniopsis
dünn oder nur wenig dick, nur selten ist mit Hilfe der Lupe zu erkennen, dass sie doppelt sind, bei Pros.
Zitteli hingegen verdicken sie sich nie so weit, dass sie doppelt wären.
Die nicht abgebildete Pros. serbiea Brus.' unterscheidet sich — wie sich Prof. Brusma, als er
meine Exemplare sah, dahin äusserte — von Pros. Zitteli durch das Fehlen der Spiralskulptur.
Es erübrigt noch, die Pros. Zitteli mit der Uesküber Pros. Suessi zu vergleichen. In Bezug der
(uerfalten stimmt Pros. Suessö mit Pros. tryoniopsis überein, da dieselben von einer Sutur zur andern sich
erstrecken, während sie an Pros. Zitteli als gestreckte Knoten auftreten, welche sich nur auf die Mitte be-
' Brusına: Frammenti di malacolosia terziaria Serba. (Ann. geol. d. 1. penins. Baleanique. Bd. IV. p. 66.)
schränken. Diese Querfalten sind an der Pros. Suessi schwächer als an der Pros. tryoniopsis. Pros. Zitteli
ist mit Spirallinien bedeckt, die Pros. Suessi hingegen nicht, so weit man nämlich aus der Beschreibung
und den Figuren BureeErstein’s schliessen kann. Der Mangel an Spirallinien scheidet die Pros. Suessi
nicht nur von der Pros. Zitteli, sondern auch von der in der Entwicklung der Querfalten ihr so nahe
stehenden Pros. tryoniopsis scharf ab.
Der Pros. Zitteli gleicht in vielen Beziehungen die in den Formenkreis der Mieromelania radmanesti
Fucas gehörige, vorher beschriebene Microm. variabilis n. sp., welche jedoch kleiner und gedrungener ist
als Pros. Zitteli und von derselben überdies bezüglich der Ornamentik abweicht.
Fundorte: Tinnye (100 Exemplare), Budapest-Köbänya (14 Exemplare); es dürfte Pros. Zitteli
wohl jene Form sein, welche HAntken in seinem Werke: Geologiai tanulmanyok Buda es Tata között“
(Geologische Studien zwischen Buda und Tata) unter dem Namen „Aüssoa“ erwähnt.
75. Prososthenia Zitteli nov. sp. var. similis nov. var.
(Taf. XVII, Fig. 19 und 21.)
Gerade so, wie Brusma die glatte, keinerlei Verzierung aufweisende var. apleura Brus. als die
Varietät der Prososthenia Schwarzi Neum. betrachtet (Foss. Binn.-Moll. p. 51. Taf. III, Fig. 10), reihe auch
ich eine vollkommen glatte oder hie und da mit schwachen Falten verzierte Form als var. sömilis an Pros.
Zitteli an. Auf der in Fig. 19 abgebildeten Form ist nur eine Spur der Falten vorhanden, auf Fig. 21
sind die Falten schon stärker und auch auf den Windungen der Spira sichtbar. Formen mit stärkeren
Querfalten, welche sie mit dem Typus derart verbinden würden, dass sie nicht als selbständige Varietät
abgetrennt werden könnten, besitze ich nicht; wäre es wieder bei der Micromelania radmanesti FucHs und
Mier. variabilis Lörent. nicht rathsam, die glatten Formen von den verzierten abzutrennen. Auf den
Exemplaren, welche keine Querfalten besitzen, ist die Einsenkung auf dem oberen Theil der Umgänge,
welche bei demselben mit einer ziemlich tiefen Einschnürung beginnt, am auffallendsten. Die Charaktere
der Prososthenia Zitteli var. similis kann ich in folgendem kurz zusammenfassen.
Das thurmförmige Gehäuse besteht aus 6,5, selten 7,5 langsam und gleichmässig anwachsenden
Umgängen; die Anzahl derselben erreicht demnach nie 8,5, wie bei der mit faltenähnlichen Knoten ver-
sehenen Grundform. Die Umgänge sind oben etwas eingesenkt, die Schlusswindung unter der Sutur manch-
mal wohl auch eingeschnürt. Die Einsenkung ist stärker, die eingesenkte Oberfläche breiter wie beim Typus,
so dass die Umgänge demzufolge nicht wie auf letzterem in der Mitte, sondern unter derselben am ge-
wölbtesten und breitesten sind. In dem Maasse, wie das Gehäuse wächst, rückt der grösste Breitendurch-
messer gegen die Mittellinie vor. Die Schlusswindung bildet mehr als '/s der Gesammthöhe, bei der Grund-
form weniger als !/3. Die Umgänge sind entweder glatt oder hie und da mit Falten verziert. Falten sind
bei manchen Exemplaren nur auf der Schlusswindung, bei anderen wieder nur auf den 1—2 letzten Um-
gängen der Spira sichtbar. Diese auffallend schwachen Falten erstrecken sich bald über den ganzen Um-
gang, was zumeist auf der Schlusswindung vorzukommen pflegt, oder beschränken sich nur auf die Mitte
desselben, was wieder auf der Spira der häufigere Fall ist. Die Mündung ist bald breit, bald einfach eiförmig,
ein wenig schief stehend und oben etwas spitz ausgezogen. Die Mundränder sind zusammenhängend und ent-
weder dünn oder wenig verdickt. Die Aussenlippe ist oben etwas zurückgebogen, in der Mitte mehr oder
Palacontographiea. Bd. XLVIII. al
— 242
weniger bogenförmig vorgezogen, wodurch ein kleiner Ausguss entsteht. Der dünne oder schwach verdickte
Spiralrand ist schwach gekrümmt und da er die Schlusswindung kaum berührt, entsteht eine deutliche
Nabelritze. Die ganze Oberfläche ist mit Spiralstreifen dicht bedeckt.
Maasse meiner grössten Exemplare:
Höhe: 5,5 mm 6 mm
Breite: 2.005 re
Fundort: Tinnye (13 Exemplare).
76. Prososthenia sepulcralis PArrscH sp.
(Taf. XVIOIL. Fig. 11—13.)
1875. Hydrobia sepuleralis ParrscH. NEUMAYR u. Paur: Öong. u. Palud.-Schicht. Slav. ete. p. 76. T. IX, F. 14.
(Siehe daselbst die vorhergehende Literatur.)
1884, a; 2 R Prnxecke: Beitr. z. Kennt. d. Fauna d. Slav. Palud.-Schicht. p. 34.
1884. Prososthenia sepulcralis PArRıscH sp. Brusına: Neritodonta Dalm. u. Slav. p. 46.
1894. Hydrobia sepuleralis Parısch. LÖRENTHEY: Fauna von Kurd. p. 85.
1896. Prososthenia ? sepuleralis ParıscH. Brusmsa: La collect. neogene de Hongrie ete. p. 128.
1397. n sepulcralis Parrsch. Brusina: Materiaux. p. 18. T. IX, F. 5, 6, 13, 14, u. 36—39.
Die vertical weit verbreitete Art reicht vom dalmatinischen Süsswassermergel bis in die levantinischen
Schichten Kroatiens und Slavoniens hinauf. Meine Exemplare sind — wie dies auch meine Figuren zeigen —
zumeist jung und unausgewachsen; ich besitze jedoch auch ausgewachsene typische Exemplare, welche sowohl
mit Exemplaren von Ribaric, als auch mit den bei Brusına (Materiaux) von Gradiska in Fig. 13 u. 14 ab-
eebildeten übereinstimmen. Alle meine Formen sind mit Spiralstreifen verziert. Die jugendlichen Stücke
mit dünnem Gehäuse und dünnem Mundrand gleichen Hydrobien; auf den ausgewachsenen Exemplaren,
welche eine Höhe von 4—4,5 mm und eime Breite von 1,5—2 mm besitzen, sind jedoch die verdickten
Lippen gut sichtbar, was auf Prososthenia hinweist, obzwar hier die Lippe nicht doppelt ist, wie auf den
typischen Prososthenien. Ich bin auch im Besitze solcher Exemplare, welche ihrer Form nach zwischen
den Figuren 37 u. 39 Brusına’s stehen. Manche meiner Exemplare besitzen keinen Nabel, andere wieder
haben eine deutliche Nabelritze. Kurz, diese Form ist in meiner Fauna ebenso variabel, wie dies Brusına’s
Figuren illustriren.
Ferner liegen Exemplare vor, welche zu Prososthenia eburnea Brus.? (Materiaux. p. 18) neigen, nur
sind meine Exemplare etwas kleiner, gedrungener, ihre Sutur stärker, ihr Gehäuse weniger glänzend und
mit stärkeren Spiralstreifen versehen, wie die aus Dalmatien (Siny |Trnovaca]) stammenden Exemplare
der Pros. eburnea.
Fundort: Tinnye 13, Budapest-Köbänya 2 Exemplare.
Genus Bythinia Gray 1821.
Diese seltene Gattung unserer Pliocaen-Bildungen fand ich nur in zwei Exemplaren, welche mit
(der im dalmatinischen Melanopsiden- oder Süsswasser-Mergel vorkommenden Art Bythinia Jurinaei Brus,
identisch sind.
77. Bythinia Jurinaci Brusına.
(Taf. XIV, Fig. 5 und Taf. XVI, Fig. 6.)
1854. Bythinia Jurinaei brus. Brusına: Die Neritodonta Dalm. u. Slav. p. 51 u. 37. (Siehe daselbst die vorher-
gehende Literatur).
1896. ; 2 = Brusina: La collection n&ogene de Hongrie etc. p. 132 (36).
Diese Form, welche eine der interessantesten meiner Fauna ist, beschrieb NeumAyr aus dem Süss-
wassermergel von Mioci&e (Dalmatien) unter dem Namen Bythinia tentaculata (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.
Bd. XIX. p. 363 u. 378. Taf. XI, Fig. 8). Lange Zeit figurirte sie auch bei Brusına unter diesem Namen,
bis sie derselbe 1884 ]. c. von der recenten B. tentaculata L. abtrennte und als neue Species unter dem Namen
D. Jurinaei ohne Beschreibung und Abbildung in die Literatur einführte. Doch hebt Brusma hervor, dass
die Form und die Grössenverhältnisse der Umgänge der B, Jurinaeci dieselbe von der B. tentaculata L.
scharf unterscheiden.
Das auf Taf. XIV, Fig. 5 abgebildete gedrungenere, ebenso das auf Taf. XVI, Fig. 6 dargestellte
schlankere Exemplar stimmt mit Exemplaren von Mioei6 sowohl in der Grösse, als auch in Bezug auf die
weisse Farbe und den Glanz des Gehäuses vollkommen überein, so dass niemand im Stande wäre, sie zu
unterscheiden, im Falle man die von den beiden Fundorten herrührenden Exemplare vermengen würde,
Fundort: Es ist auffallend, dass diese im dalmatinischen Melanopsiden-Mergel vorkommende Species
auch in meiner, einem höheren Niveau angehörigen Fauna vorkommt, während sie aus den mit der meinigen
gleichalterigen und näher an Dalmatien gelegenen Faunen von Markusevec und Ripanj bisher unbekannt ist.
In meiner Fauna ist sie bedeutend seltener als im dalmatinischen Melanopsiden-Mergel, da ich bisher nur
zwei ausgezeichnet erhaltene Exemplare in Tinnye und drei mangelhafte in Budapest-Köbänya fand.
Familie Valvatidae.
Genus Valvata O. F. MüLLer 1774.
Dieses Genus gehört in unserer Fauna zu den Seltenheiten. In Tinnye fand ich das Bruchstück
eines Exemplares, welches mit der von Griechenland beschriebenen und auch in den ober-pannonischen
Schichten von Budapest-Köbänya und Szegzärd bekannten Valv. minima Fuchs übereinstimmt. Ein
anderes mangelhaftes Exemplar sammelte ich in Budapest-Köbänya, welches wieder mit Valv. balatonica
Route ? vielleicht zu identificiren ist. Ich besitze ferner aus Tinnye ein näher nicht determinirbares Bruch-
stück, welches von den übrigen Stücken abweicht. In den gleich alten Bildungen von Markusevec kommen
Valv. gradata Fucus, Valv. debilis Fucas und Valv. simplex Fucks vor, welchen sich die neuen Arten
Valv. eyclostrema Brus. und Valv. leptonema Brus. anreihen. Das Genus Valvata besitzt also in den Ab-
lagerungen der mittelpannonischen Stufe Kroatiens und Ungarns keine gemeinschaftlichen Formen.
75. Valvata minima Fucas.
1877. Valvata minima Fucas. Fucas: Studien über die jüng. Tertiärbild. Griechenlands. p. 14. T. I, F. 25—27.
1893. = > 5 Lörentugrr: Die Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok u. Arpäd. p. 121 (51).
In Tinnye fand ich ein Exemplar, dessen obere Windungen abgebrochen sind. Ich glaube nicht zu
irren, wenn ich es zu dieser Species zähle, welche FucHs aus den jüngeren Tertiärablagerungen Griechen-
ey
lands beschrieb und welche auch ich in den oberpannonischen Schichten zu Budapest-Köbänya und
Szegzärd fand. Diese Art ist bisher sowohl von Budapest-Köbanya als auch von Markusevec aus der
mittelpannonischen Stufe unbekannt.
79. Valvata balatonieca Rorze ?.
1861. Valvata balatonica RoLLe. Fr. Rote: Ueber einige neue Molluskenarten. p. 209, T. I, F. 5.
1870. h 5 = Fvcas: Cong.-Schichten von Tihany. p. 537. T. XXI, F. 17 u. 18.
1375. e (Polytropis) balatonica ROLLE. SANDBERGER: Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt. p. 697.
T. XXXIL, F. 4.
1894. 5 balatonica RoLLe. LÖRENTHEY: Die pont. Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok u. Ärpäd. p. 118 (48).
1896. 3 e z Bevsına: La collect. neogene de Hongrie etc. p. 135 (42).
Ich fand in Budapest-Köbänya ein mangelhaftes Exemplar. welches ich geneigt bin zur Valv.
balatonica zu nehmen; dies war bisher nur aus den oberen Schichten der pannonischen Stufe bekannt. Von
den übrigen in die weiter unten folgende Tabelle aufgenommenen Fundorten ist sie bisher unbekannt.
N
Subordo Scutibranchiata.
Rhipidoglossa.
Familie Neritidae.
Genus Neritina Lawarck.
Subgenus Neritodonta Brusısa 184.
In unserer Fauna ist die Familie der Neritidae durch das zur Gattung Neritina gehörende Sub-
genus Neritodonta vertreten. In der Literatur werden die hieher gehörigen Formen zumeist noch unter
dem Namen Neritina geführt, da jene Charaktere, auf welche Prof. Brusısa 1884 (Die Neritodonta Dal-
matiens und Slavoniens) das Subgenus Neritodonta gründete, sehr selten sichtbar sind. Als ich behufs
Bestimmung des grössten Theils der Tinnyeer Fauna nach Agram reiste, um dort meine Formen mit jenen
von Markuseyec zu vergleichen. bekräftigte auch Prof. Brusmıma, dass meine Exemplare mit den von ihm
aufgestellten Arten Neritodonta Pilari Brus., Cunici Brus. und Zografi Brus. identisch sind. Würden
meine Formen mit diesen von Markusevec, welche Brusısa zu Neritodonta stellt, nicht vollkommen über-
einstimmen, so wäre ich genöthigt gewesen, dieselben unter dem Gattungsnamen Neritina zu beschreiben,
da der Hauptcharakter, „das Vorhandensein eines Zähnchens oder einer kurzen Leiste am unteren Muskel-
eindruck“ überhaupt nicht festzustellen ist. Der Umstand, dass die Collumellarfläche dünn und eingesenkt
(Fig. 27—28) und der Collumellarrand deutlich gezähnelt ist (Fig. 27—2S). weist eher auf das Subgenus
Theodoxzus, als auf Neritodonta hin.
Auch in der Fauna von Tinnye und Budapest-Köbänya spielen Neritodonta-Arten eine untergeordnete
Rolle, wie in unseren pannonischen Ablagerungen überhaupt, obzwar sie in Tinnye häufiger sind als an den
meisten bisher bekannten Fundorten: in unseren levantinischen Ablagerungen hingegen herrschen gerade sie
stellenweise vor.
Unsere Fauna enthält vier neue Arten, welche ihr Entdecker, Prof. Brusısa, beschreiben wird, ich
lege hier nur — um das Bild meiner Fauna zu vervollständigen — die Abbildungen dreier Arten vor und be-
schränke mich in der Beschreibung nur auf die Erwähnung mancher lokalen Eigenthümlichkeiten meiner Formen.
el, =
50. Neritina (Neritodonta) Pilari Brusına.
(Taf. XVIIL, Fig. 26.)
1884. Newitodonta Pilari Brus. Brusina: Congerienschichten von Agram. p. 136 (12).
1892. e ” ” Brusına: Fauna di Markusevec. p. 176 (64).
1595. ee “ 53 LÖRENTHEY: Papyrotheca. p. 392.
1396. n r „ Brusma: La collect. neogene de Hongrie etc. p. 140 (44).
Brusma erwähnt diese Species zuerst aus der mittleren pannonischen Stufe von Markusevec auf
Grund der Aufsammlungen des Professors Dr. GORJANOVICS-KRAMBERGER, Später fand ich in der oberen
pannonischen Stufe von Kurd ein verletztes Stück, welches ich als cfr. Pilari Brus.! publicirte.
Diese Art, welche im Markusevec die gewöhnlichste Neritodonten-Art ist, gehört auch im der
Fauna von Tinnye zu den häufigeren und ist unter den in ihrer Gesellschaft vorkommenden Neritodonten
die grösste.
Brusına bemerkt (Fauna di Markusevec), es wäre nicht unmöglich, dass N. Pilarö mit Neritin«
leobersdorfensis Hanom.? zu vereinigen sei.
Meine Stücke von Tinnye sind sehr gut erhalten; die Färbung ist stets sichtbar. Die meisten sind
mosaikartig mit lichtgelben und lichtbraunen eckigen Flecken verziert; überdies zeigen manche noch drei
in der Längsrichtung verlaufende dunkle Bänder. Daneben kommen auch gleichförmig braun gefärbte Exem-
plare vor. Die Anwachsstreifen zeichnen sich durch ihre Schärfe aus.
Fundort: Tinnye (mehr als 30 unverletzte Exemplare), Budapest-Köbänya (neben drei eben-
falls unverletzten Exemplaren Bruchstücke von 12—15 Exemplaren). Wahrschemlich gehört jenes mangel-
hafte Exemplar, welches ich von Pereesen unter dem Namen Neritina crenulata Kreın beschrieb, ebenfalls
zu Neritodonta Pilari (pP. 299).
s1. Neritina (Neritodonta) Cunici Brusına in literis,
(Taf. XVII, Fig. 29.)
1392. Neritodonta Cunidi Brus. Brusına: Fauna di Markusevec. p. 177.
1895. = er 5; LÖRENTHEY: Papyrotheca. p. 392.
1896, 5 5 5 Brusına: La collect. neogene de Hongrie etc. p. 140 (44).
Diese Form gehört ebenfalls zu jenen, welche Brusına von Markusevec erwähnt, ohne sie zu be-
schreiben und abzubilden. Beim Vergleiche meiner Exemplare mit denen von Markusevec, zeigte es sich,
dass sie trotz etwas weniger hoher Spira ganz typisch sind. Auch diese Art ist — wie beinahe alle Formen
der Fauna von Tinnye — hier im Allgemeinen etwas grösser als in Markusevec, da die meisten Exemplare
2 mm hoch und 3,5 mm breit, wohl auch noch grösser sind. Manche sind weiss, glänzend, besitzen keinerlei
Färbung, andere wieder weisen auf braunem oder violettem Grund weisse Flecken auf; wieder andere tragen
auf der weissen Schlusswindung oben, in der Mitte und unten ein kleines Längsband, in welchem längliche
weisse Flecken verstreut sind. Auch kann das gelblich-weisse Gehäuse mit violetten, im Zick-Zack ver-
laufenden Linien verziert sein. Die Columellar-Area ist manchmal concav wie bei Brusısas Subgenus
! LÖRENTHEY: Die pontische Fauna von Kurd im Comitate Tolna. p. 95.
® Hanpmann: Die fossile Conchylienfauna von Leobersdorf im Tertiärbecken von Wien, p. 8. T. VI, F. 14 u. 15.
Theodoxus; auf den ausgewachsenen Exemplaren pflegt sie jedoch eben zu sein und keinerlei Einsenkung
aufweisen.
Die Innenlippe kann senkrecht stehend genannt werden und ist entweder glatt, ungezähnelt oder
weist in der Mitte Spuren von schwachen Zähnen auf (Fig. 29). Zu erwähnen ist noch, dass sich die An-
wachsstreifen auf manchen Exemplaren in der Nähe der Columellar-Area in feine Falten umwandeln, welche
jedoch gegen die Mündung wieder die Form scharfer Anwachsstreifen zurückgewinnen.
Fundort: In Tinnye ebenso häufig wie m Markusevec (50 Exemplare, welche etwas grösser sind
als die Markusevecer). Es ist möglich, dass jene zwei wenig abgerollten Exemplare, welche ich von Perecsen
unter dem Namen Neritina sp. ind. erwähnte (p. 299), zu Neritodonta Cumiei gehören.
52. Neritina (Neritodonta) cfr. Cunici Brus. in literis.
1895. Neritodonta cfr. Cunidi Brus. LörentueY: Papyrotheca. p. 392.
Einige meiner Exemplare weichen von der typischen N. Canidi durch die flügelartige Erweiterung
des unteren Theiles der Mündung ab. Die in Fig. 29 abgebildete Form ist auch nicht ganz typisch, da
auch auf ihr schon die flügelartige Erweiterung des Mundrandes und der Golumellar-Area sichtbar ist. Ein
Exemplar von Budapest-Köbänya zeigt sehr schön violette Ziekzack-Streifen auf weissem Grunde.
Fundorte: Tinnye (15 Exemplare), Budapest-Köbänya (3). Dieselbe Form kommt auch in
Markusevec vor.
s3. Neritina (Neritodonta) Zografi Brus. in literis.
(Taf. XVII, Fig. 27 u. 28.)
1895. Neritodont« Zografi Brus. LÖrENnTEEY: Papyrotheca. p. 392.
Die in Tinnye gesammelten, eigenartig gestreckten Exemplare stimmen in ihrem Gesammthabitus
am besten mit Neritina leobersdorfensis Hayom. var. oblonga Haxpım.! überein, nur sind sie bedeutend kleiner,
halb so gross wie letztere (Leobersdorfer Form 10 mm hoch und 6 mm breit, Exemplare von Tinnye im Durch-
schnitt nur 5 mm hoch und 3 mm breit). In der Sammlung Brusısa’s fand ich die gleiche Form von
Markusevec dort als Neritodonta Zografi bezeichnet. Bei Beschreibung der Fauna von Markusevec war sie
noch unbekannt.
Die Mündung dieser Form ist sehr gestreckt, die Columellar-Area ist breit und an das Subgenus
Theodozxus erinnernd concav. Die Innenlippe ist entweder gerade oder concav, oder aber etwas convex und
in der Mitte stets gezähnelt. Der untere Mundrand ist gerade oder flügelförmig erweitert (Fig. 27); in
letzterem Falle nähert er sich dem der N. cfr. Cunidi Brus. Das Gehäuse ist einfarbig, gelblich-weiss,
manchmal aber mit feinen bläulichen Ziekzack-Linien oder mit im Zickzack, zuweilen in Längsreihen an-
geordneten ebenfalls bläulichen Flecken verziert. Die Färbung ist feiner als auf den vorhergehenden Formen,
(da sie nur unter der Lupe sichtbar wird.
Wie Neritodonta Pilari mit Neritina leobersdorfensis, so wird wahrscheinlich Neritodonta Zografi
' Hanspmann: Die foss. Conch.-Fauna von Leobersdorf. p. 8. T. VI, F. 15.
mit Neritina leobersdorfensis var, oblonga Hanom. zu vereinigen sein; bestätigt sich das, so würde diese Art
in nördlicheren Bezirken grösser geworden sein als in den südlicheren.
Fundort: N. Zografi ist die seltenste der Neritodonten in unserer Fauna. Tinnye (25 Exemp).).
54. Neritina sp. ind.
Von Tinnye besitze ich einige näher nicht bestimmte Formen, welche von den bisherigen abweichen.
Unter den von Perecsen als Neritina sp. ind. zusammengefassten Formen sind 7 Exemplare einer Species
vorhanden, welche vollkommen mit Neritodonta Stanae Brus.' von Ripanj übereinstimmen, nur ist auf der
Innenlippe meiner Formen die Zähnelung nicht zu sehen.
Vertebrata.
Fischzähne.
v. Hanteen (Die Umgegend von Tinnye etc.) nennt Pyenodus Münsteri As. als sehr häufige Species
von Tinnye, welche Angabe ich nach Hantken in meiner Mittheilung: „Papyrotheca etc.“ (p. 392) wieder-
holte. Ich fand zwar in der Hantkex’schen Sammlung keine Pycnodus-Ueberreste, doch bin ich geneigt,
zu glauben — da ich einige Zähne sammelte, welche auf Formen der Familie Sparidae, so auf die Genera
Crysophrys Cuv. und Sargus Cuv. hinweisen — dass Hanıken’s „Pyenodus“, ebenso die Otholithen und auch
die Bruchtheile mehrerer Knochen von den Sparidae herrühren.
! Brusiına: Frammenti di malac. tert. Serba. p. 28. T. II, F. 3.
Schlussfolgerung.
Mit den aufgezählten Formen ist meine Fauna noch nicht erschöpft. Von beiden Fundorten sind
noch mehrere von den bisherigen abweichende Arten vorhanden, welche jedoch, da sie nur in Bruchstücken
- - L N
erhalten blieben, nicht bestimmt werden konnten.
In grosser Menge kommen Ostracoden vor, die ich jedoch im Rahmen dieser Abhandlung nicht
bespreche, da ich mein aus den verschiedenen Niveaux der pannonischen Stufe Ungarns stammendes reiches
Ostracoden-Material zusammengefasst zu publiciren beabsichtige. In Tinnye sind ferner Pflanzen gefunden:
zwei an Dactyloporen erinnernde Kalkröhrchen.
Die aus der Sandgrube bei Tinnye und dem Brunnen der Schweinemast-Anstalt in Budapest-Köbänya
zu Tag geförderte Fauna stammt aus einem Niveau, dessen Fauna noch kaum bekannt ist und welches
Brusına im Gegensatz zur obersten pannonischen Stufe — die er „Valeneiennesia-“, Hauavars „Congeria
rhomboidea-“ und (ORJANOVIC-KRAMBERGER „Budmania-Horizont“ heisst — „Lyrcea-Horizont“ nennt. Ich
halte die Benennungen nach einzelnen Gattungen und Arten nicht für zweckmässig, da wir bisher die Faunen
nur weniger Fundorte kennen und das Material eines jeden neuen reicheren Fundortes unsere Ansichten
über die Wichtigkeit der betreffenden Gattung oder Art ändern kann. Schon längst ist es z. B. bekannt,
dass Valeneiennesia nicht in jenem Niveau in grösster Menge vorkommt, welches Brusıa den „Valencien-
nesia-Horizont“ benannte, sondern in einem bedeutend tieferen Niveau. Ich heisse diese Schichten einfach
(ie Schichten der oberen pannonischen Stufe, da meine bisherigen Beobachtungen darauf hinzuweisen scheinen,
dass sowohl die sogenannten Budmanien als auch vielleicht die Cong. rhomboidea lokale Formen seien,
welche nur zur Bezeichnung von Facies-Ausbildungen verwertet werden können.
Unserer Fauna gleichaltrige und eingehender erforschte Faunen sind: die Leobersdorfer, welche
HAnDMAnN, die Ripanjer und Markusevecer, welche Brusa, und die Pereesener und Szilägy-Somlyöer, welche
ich beschrieb. Es sind dies von einander weit entfernte Fundorte, deren Faunen trotzdem eine auffallende
Uebereinstimmung zeigen.
Um diese Conformität übersichtlich zu veranschaulichen, stelle ich auf folgender Tabelle der Fauna
der Sandgrube bei Tinnye und des Brunnens der Schweinemastanstalt von Budapest-Köbänya diejenige von
Pereesen, Szilägy-Somlyö, Ripanj und Markusevee gegenüber.
Reorsesmllisern::
Protozoa.
Ordn. Foraminifera.
Unterordn. Vitro-Calearea.
A. Fam. Rotalidae.
Rotalia Beecarii L. Sp.
B. Fam. Nummulinidae.
2. Nonionina granosa D’ÖR».
3. Polystomella Listeri D’On»,
4. ” macella F. u. M.
Mollusca.
Pelecypoda.
A. Fam. Dreissensidae.
I. Genus: Congeria PArTscH.
1. Congeria Budmani Brus.
22 5; rhamphophora Brus.
3: er Döderleini Brus.
4. » Zujovidi Brus.
5. er ornithopsis BRUS.
6. cp linnyeana NOV. Sp.
1% ” Gitneri Brus.
5. ” plana nov. Sp.
9. Y scrobiculata BRUS.
10. ” ” var, carinifera
nov. var.
11. = subglobosa PARTSCH.
12, > Partschi CZsZEr.
13. 5, Märtonfii LÖRENT.
14. ; ” var. scenemorpha
nov. var.
15 N er var. pseudoauri-
cularis LÖRENT.
B. Fam. Unionidae.
II. Genus: Unio Rerzıvs.
16. Unio Vasärhelyii nov. Sp.
6. Fam. Cardiidae,
IIT. Genus: Limnocardium SToL.
17. Limnocardium Halavdtsi nov. Sp.
18. n sp. ind.
19. " minimum Nov. SP.
20. ö5 sp. ind.
Palaeontographica. Bd. XLVIH.
+ + 4444 HHsHtHHHHt
|
2
Salzen
>» ae [771
gles|ıg
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= akMıa,
Szilägy-
Somlyö6.
Mar-
kusevec.
Ripan).
+++ |
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S oe = „o|
HXossısultllusern:: |8 88 Bi=
| las 28
\ |
| | | |
21. Limnocardium (Pontalmyra) Jagiei | |
| | I
Bere. ++ — +++
20, „ „ Andrusovi Irre |
1 | \
DSp tale ie
23. ” ” ” var. | |
spinosa nov. var, +, ?1- — | Ne
D. Fam. Cyrenidae. |
IV. Genus: Pisidium Ü. PrEIrFER. | |
|
24, Pisidium sp. ind. +) — || —| 2 )—
Rn
Gasteropoda. HER |
E. Fam. Helicidae. |
V. Genus: Helix Liwxt.
25. Helix sp. ind. + -|- |? | —
F. Fam. Suceineidae. |
VI. Genus: Papyrotheca Bros.
25, Papyrotheca mirabilis BRUS. ES — ll +
27. 5 gracilis nov. SP. ++ | —|—|—-|—
IB |
G. Fam. Limnaeidae. | | |
VII. Genus: Limnaea Lawmarcr. Ka
28. Limnaea (Gulnaria) nov. Sp. + | _— |
VIII. Genus: Planorbis Gusrtarnd. |
| | |
29, Planorbis(Tropodiseus)SabljariBrus. | +, + — | — + —
30. 4; vertieillus BRUS. [== ları > + | —
31. > „ var. ptychodesn.var. | ==
32. „ (Armiger) ptychophorus Brus. + + — — + —
38. „ (Gyraulus) Fuchsi nov. SP. | +/—-/+/+|?ı—
34. " 5 solenoeides n. Sp: ++ |
IX, Genus: Ancylus GEOFFROY. | | | |
35. Aneylus illyrieus NEum. ++ | erilelee
H. Fam. Caecidae. |
|
X. Genus: Orygoceras Brus. |
36. Orygoceras cornieulum BRUS. Seliaillsze | — ++
37. H filocinetum Brus. +/+1—/—|+1?
38, R eultratum BRrUS, I+1+1— | —|+|?
I. Fam. Melaniidae. | |
XI. Genus: Melania Lanmarck. IS) |
39. Melania (Melanoides) Veäscärhelyi | +41 —-|— zz
HAnTKen.
Fossilien: EBESIES EICHE Fossilien: EBESIESS I
SEE SEEHENE gr:
|
XI. Genus: Melanopsis Fürussac. XV. Genus: Bythinella Moe.-Tanv.
40. Melanopsis avellana Fucns. +|—-|-|—|—- | — | 70. Bythinella scitula Brus. Zt te ist
41. „ textilis Hanpnm. 1 + 71. Er vitrellaeformis nov. Sp. + —-1—-|—-|—- | —
42. = „ var ampullacea Hanom. | + | — | —|—-|1—- | — |
48, „ stricturata Brvs. I+/—/—-|—/|+|— XVI. Genus: Mieromelania Brvs. |
44. „ Bouei Für, j el emellar a 72. Micromelania 2? cylindrica nov. SP. — ||
45. e » , var. ventricosa AS DSEH | le} = variabilis nov. Sp. +12
46. ” » m spinosa % ll — |
47. ” » m» multicostata , ee XVI. Genus: Prososthenia Nrvn.
48, „» Sturüö Fuchs. Se 74. Pr Honsın Zittels 2
49, en ee 2 rososthenia Zitteli el
50. en Ta r 2. ee $ As: . var +1 — || |— =
51 „ affinis Hanom. el h es sepuleralis PARTSCH Sp. ae ler — I — | | —
52 „ rarispina NOV. Sp. ++ -|-|- — ER
XVIH. Genus: Bythinia Gray.
58. „ austriaca Haxon. el | - a ee nn
54. „ Martiniana Fix. | 22020077, Bythinia Jurinaci Bruvs. + +1 -|1-|-|—
55. „ impressa Krauss. aaa lar Ar |
56. = „ var. Bonellii E. Sısuw. |+/ + || 1-1 — L. Fam. Valvatidae.
57. » nn eaninatissimaSacco. || + | — le XIX. Genus: Valvata O0. F.Mürster.
58. „ Matheroni MAYER. ee , AR
59. U ndoboneneis PrcHe Ekel a tale 15 Valvata ann +1, -|--|-|—
60. „ leobersdorfensis Haxpn.? +11 1 || ee EEE ur
61. „ Brusinai nov. sp. IR —|—|—|? = Mm Neritidas: |
K. Fam. Hydrobiidae. | | XX. Genus: Neritina Lamarcr.
| |
XIII. Genus: Hydrobia Harrm. | | 80. Neritina (Neritodonta) Pilari Brus. + am ? I — | +1 —
62. Hydrobia pupula Brus. 8: en = » ” : Cunidi 5 el a — el
63. „ atropida Brus. + 1-1 - +. — = 22 2 AR 2 a u Se
64, „ (Caspia) Vujiei Brus. ++|-|+/+/+ 34. 2 i di SgEa En el
65. „ „ Dybowskii Brus. ee ee Ekel Fles
66. r » Döckhi nov. Sp. + | 1-1 —
67. ” „» Krambergeri nov. sp. | ++ — ||| — Vertebrata. |
68. » (Pannona) minima LÖRENT. Sp. | +1 |] el — Pisoee
XIV. Genus: Baglivia Brus. I) 1. ? Pyenodus Münsteri Act. ? en
69. Baglivia sopronensis R. HoErn. Sp. +! r E Summe: |81|40| 9|14,34|17
Der Grund dafür, dass in dieser Zusammenstellung die in der älteren Literatur erwähnten Formen
Oongeria triangularis ParrscHh, Cong. spathulata Parrsch, Cong. balatonica ParrscH, Neritina Grateloupana
Für. und Neritina fluviatilis L. nicht vorkommen, ist in den alten Bestimmungen zu suchen. Die Etiquetten
Hanıeen’s haben mich nämlich davon überzeugt, dass die Cong. triangularis und Cong. balatonica nichts
anderes als die Bruchstücke der in neuerer Zeit beschriebenen Cong. ornithopsis Brus. sind, die bisher in
der Literatur ganz allgemein unter dem Namen Cong. triangularis hgurirt.
N
Gong. spathulata ist wahr-
—., 251 —
scheinlich mit Cong. scrobieulata Bus. identisch. In der älteren Literatur wurden unter den Namen
Neritina Grateloupana und Ner. fluwiatilis viele Arten vereinigt, welche in neuerer Zeit von einander ge-
trennt wurden. Ner. Grateloupana von Tinnye kann nur mit Ner. Pilari Brus., die Ner. fluviatilis mit der
Ner. Zografi Brus. identisch zu sein.
An Stelle der von Tinnye in der älteren Literatur erwähnten 12 Arten kennen wir durch meine
Aufsammlung zusammen mit Nonionin« jetzt S1 Species und Varietäten, worunter sich 17 neue Arten und
6 neue Varietäten befinden, zusammen also 23 neue Mollusken (31 °/o der 74 mit Sicherheit bestimmbaren
Formen). Ueber eine so grosse Anzahl der Formen kann man nicht staunen, wenn man bedenkt, dass
es sich um Binnenmollusken handelt, welche in einem mehr oder weniger geschlossenen Becken lebten.
Als Brusına die Fauna von Markusevec beschrieb, fand er dort mehr als 50°/» neue Arten. Von den
sicher bestimmten 39 Formen von Budapest-Köbanya sind auch S Arten und 1 Varietät, mithin mehr als
23°/o der gesammten Molluskenfauna neu.
Von den 89 Arten, welche unsere Fauna zusammensetzen, entfallen auf Budapest-Köbänya 40,
während von Perecsen nur 9, von Szilägy-Somly6 14, von Markusevec 34, von Ripanj 17 Species bekannt
sind, welche auch in unserer Fauna vorkommen. Dieses Zahlenverhältniss wird jedoch wahrscheinlich durch
die neuesten Aufsammlungen Brusina’s wesentliche Veränderungen erfahren. -
Betrachtet man den Charakter der Fauna von Tinnye, so fällt es auf, dass hier nur eine Nonionina,
welche wahrscheinlich das bauchige Exemplar der Nonionina granosa D’ORB. ist, vorkommt, während in der
Fauna von Budapest-Köbänya 4 Foraminiferen-Arten vorhanden sind. Die Hauptmasse der Fauna bilden
die Mollusken, da mir vou Tinnye 79, von Budapest-Köbänya hingegen 36 Arten vorliegen. Darunter
herrschen die Gasteropoden mit 58 Arten und Varietäten den 22 Pelecypoden gegenüber vor; in Buda-
pest-Köbänya fand ich 31 Gasteropoden und 9 Pelecypoden. In meiner Fauna sind die Mollusken
derart vertheilt, dass die Gasteropoden durch S Familien mit 16 Gattungen und 60 Arten, die Pelecy-
poden durch 4 Familien mit 4 Gattungen und 24 Arten vertreten sind. Unter den Gasteropoden sind
es die 22 Arten und Varietäten von Melanopsis, welche den ersten Platz einnehmen und zwar so, dass Mel.
Martiniana Für. und Mel. Bouei Fir. unter die häufigsten Arten der Fauna gehören. Auf die Melanopsis
folgen die Hydrobien; die übrigen Gasteropoden-Gattungen spielen ihnen gegenüber untergeordnete
Rollen. In Budapest-Köbänya herrschen ebenfalls die Melanopsis-Arten vor, doch fallen sie hier mehr
durch ihre immense Individuenzahl als durch Artenreichtum auf, da hier nur 7 Arten und Varietäten vor-
kommen.
Unter den 22 Pelecipoden von Tinnye stehen die Congerien mit 12 Arten und 3 Varietäten
an erster Stelle; ihnen folgen die Limnocardien mit 4 Arten und 1 Varietät. In Budapest-Köbänya sind
die Congerien durch 3 Arten und 2 Varietäten, die Limnocardien durch 4 Arten vertreten. Während
jedoch in Tinnye Congeria Märtonfii Lörext. die vorherrschende Form ist und überdies die Cong. Gifneri
Brus. und Cong. serobiceulata Baus. in grosser Menge vorkommen, bleiben die Congerien bezüglich ihrer
Individuenzahl in Budapest-Köbänya weit hinter den Melanopsiden zurück. In Markusevec herrschen die
Gasteropoden mit S5 Arten ebenfalls vor und unter ihnen wieder — gerade so, wie in Tinnye — sowohl
in Bezug auf ihre Individuen- als Artenzahl (20) Melanopsis, während von den Pelecypoden Brusına
nur 16 Arten erwähnt, also weniger als in Tinnye bekannt sind. In Tinnye sind wieder die Gasteropoden
seltener, (58 Arten). In meiner Fauna konnte ich vier von Markusevec bisher nicht bekannte Gattungen
bestimmen: Unio, Papyrotheca, Ancylus und Bythinia.
Beide Fundorte meiner Fauna besitzen lokale Formen, welche in der anderen fehlen. In der Fauna
von Tinnye sind es ausser den meisten Congerien folgende: Unio Vasarhelyiüi n. sp., Papyrotheca mirabilis
Brus., viele Melanopsis-Arten, Hydrobia pupula Brus., H. atropida Brus., H. (Caspia) Dybowsköi Brus.,
H. (Caspia) Böckhi n. sp., H. (Pannona) mininima Lörenr., die Bythinellen, Mecromelania variabilis
n. sp., Valvata minima Fucus, Neritina (Neritodonta) Ounici Brus. und N. (Neritodonta) Zografi Brus.
Die Lokaleigenheiten der Fauna von Budapest-Köbänya sind: der grösste Theil der Foraminiferen, ferner
Limnocardium minimum n. sp., Baglivia sopronensis R. Hosan., welche hier die Tinnyeer Hydrobia
(Pannona) minima zu vertreten scheint, und endlich Micromelamia ? eylindrica n. sp. und Valvata bala-
tonica ROLLE ?.
Stellen wir die Faunen meiner beiden Fundorte den übrigen Fundorten der Tabelle gegenüber,
so sehen wir, dass nur Oongeria Gitneri Brus., Cong. Martonfii Lörent., Melanopsis Martiniana Fin.
und Mel. vindobonensis Fuchs an allen sechs Fundorten vorkommen wnd dass nur fünf Arten vorhanden
sind, die von fünf Fundorten bekannt sind, während sie am sechsten fehlen. So fehlt nur von Budapest-
Köbänya die Oongeria Partschi Crsiex, nur von Perecsen die Congeria Martonfii Lörent. var, pseudoauri-
cularis LÖRENT., Limnocardium (Pontalmyra) Jagiei Bnus., Melanopsis impressa Krauss und Hydrobia
(Caspia) Vujiei Brus. Würden jedoch die Fundorte bei Perecsen und Budapest-Köbänya ebenso ausge-
beutet, wie die übrigen, so würden die bis jetzt fehlenden Formen wahrscheinlich auch hier gefunden werden.
Den speciellen Charakter meiner Fauna bilden die Orygoceras-Arten mit elliptischem und nicht
kreisrundem Querschnitt, die an die recenten Formen von Indien erinnernden Planorbis- Arten, die
im Aral-, Bajkal- und Kaspi-See und in den Süsswässern Chinas lebenden Hydrobiidae und die eigenartig
kleinen Limnocardien. Es sind dies lauter Formen, welche auch in Markusevec vorhanden sind; der
Unterschied ist nur der, dass sie in Tinnye eine beträchtlichere Grösse erreichen als in Markusevec oder
auch in Budapest-Köbänya. Jede einzelne Form meiner Fauna ist gut erhalten; so besitzen z. B. die
meisten Melanopsis- und Neritina-Arten prächtigen Glanz und Färbung. Der Umstand, dass (die überaus
kleinen, dünnschaligen, zerbrechlichen Formen, wie z. B. die Orygoceras-, Ancylus-, Planorbis-, Uydrobien-,
Limnocardien-, die meisten Öongerien- und Ostracoden-Arten, in so ausgezeichnetem Zustande erhalten
blieben, und dass ich auch Foraminiferen und die Schalen der Eier einiger Schnecken erhielt, findet seine
Erklärung darin, dass ich den aus den grösseren Schnecken (Melanopsis) gewonnenen Sand ohne ihn zu
schlemmen untersuchte. Die meisten Formen unserer Fauna sind nur von den in die Tabelle aufgenommenen
Fundorten oder wenigstens aus in den gleichen Horizont gehörenden Schichten bekannt, nur wenige aus
höheren oder tieferen Niveaux. Unsere Fauna steht mit dem dalmatinischen Melanopsiden-Mergel durch
die gemeinsamen Arten Ancylus illyrieus Nwum. und Bythinia Jurinaei Brus und durch die mit der Pro-
sosthenia tryoniopsis Brus. des Mioeicer Melanopsiden-Mergels nahe verwandten Prososthenia Zitteli nov. SP.
in Beziehung. Es befindet sich in meiner Fauna noch eine Form, welche auch der Fauna des dalmatinischen
Melanopsiden-Mergels angehört, Prososthenia sepuleralis Parrsch; dieselbe ist jedoch schon weniger
von altem Typus, da sie auch m der oberpannonischen und levantinischen Stufe vorkommt und somit keine
jeweiskraft besitzt. Sie verdient nur Interesse, weil sie als balkanischer Typus von Markusevec unbekannt,
in Tinnye jedoch vorhanden ist. Mit der oberpannonischen Stufe gemeinsame Formen sind ausser Prosos-
ae
thenia sepuleralis: Congeria Gitmeri Brus.!, Valvata minima Fuchs, Valvata balatonica Rouue und vielleicht
Neritina (Neritodonta) Pilari Brus. Eine interessante Form meiner Fauna ist Hydrobia pupula Brus.,
welche bisher nur aus den levantinischen Schichten von Kroatien und Slavonien bekannt war. Yalvata
nwnima FucHs ist auch aus den levantinischen Schichten (Süsswasserkalk) von Megara (Griechenland) be-
kannt. Unsere Fauna beweist also, dass sowohl Aneylus illyrieus und Bythinia Jurinaci, als auch Valvata
minima, V. balatonica und Hydrobia pupula länger existirten, als wir bisher meinten.
Eine besondere Eigenartigkeit verleihen unserer Fauna die kleinen levantinischen Planorbis-Arten,
welche in horizontaler und verticaler Verbreitung unserer Pliocaen-Formen existiren und die nahe verwandten
recenten Formen Indiens überbrücken; ebenso jene Gattungen, welche im Aral-, Bajkal- und Kaspischen See
und in den Süsswassern Chinas noch heute leben. Solche sind: Caspia, Micromelania, Prososthenia und Bag-
livia, welch letztere zwar recent nicht bekannt ist, die jedoch eine sehr nahe lebende Verwandte, Liobajkalia,
im Bajkal-See hat. Diese und andere Gattungen unserer pannonischen Sckichten bestätigen die Ansicht,
wonach die ärmliche Fauna des Kaspischen, Aral- und Bajkal-Sees ein verkümmerter Zweig der ausge-
storbenen pannonischen Fauna von Oesterreich-Ungarn und vom Balkan ist, da die recente Fauna dieser
Seen von unserer fossilen Fauna abgeleitet werden muss.
! Diese Form fand ich jüngst auch in der oberpannonischen Stufe von Szegzärd.
Die Fauna der oberen pannonischen Stufe
von Budapest.
Zu Beginn meiner Abhandlung wurde bemerkt, als von den Vorkommensverhältnissen jenes Melanopsis-
reichen Thones die Rede war, der beim Brunnengraben in der Schweinemastanstalt zu Budapest-Köbänya
aufgeschlossen wurde, dass derselbe ein tieferes Niveau repräsentirt, als die in den Thongruben der Buda-
pest-Räkoser und Budapest-Köbänyaer Ziegelfabriken erschlossenen, durch Congeria ungula-caprae Münst.
und die grossen Limnocardien charakterisirten Schichten. Ohne auf die stratigraphischen Verhältnisse
hier einzugehen, von welchen nach der Besprechung der Fauna die Rede sein soll, möge hier einiges über
die geologischen Verhältnisse der einzelnen Fundorte dieser in ein höheres Niveau gehörigen Fauna
bemerkt sein.
III. Budapest-Räkos.
(Ziegelfabrik.)
Dieser Fundort befindet sich im östlichen Theil der Stadt, an der rechten Seite der nach Kerepes
führenden Strasse, im X. Bezirk, einige hundert Schritte von der Eisenbahnstation Räkos entfernt. In den
drei riesigen Thongruben der „Kohlen- und Ziegelfahriksgesellschaft“, der früheren Drasche’schen Ziegelfabrik,
wie auch in den Gruben der benachbarten Ziegelfabriken ist der zur Ziegelfabrikation verwandte pannonische
Thon in bedeutender Mächtigkeit — ca. 25—30 m — aufgeschlossen. Er liegt auf sarmatischem Kalk mit
schwacher Neigung nach Süden. Die pannonischen Ablagerungen werden unten von grünlichem, sandigem
Thon, dann von mit Eisenoxydhydrat durchsetztem Sand gebildet, welcher reich an Congeria Partschi ist.
Dieser Sand ist '/s m mächtig und auf ihn folgt sogleich der zur Ziegelfabrikation verwendete Thon. Auf
dem sarmatischen Kalk lagern discordant abwechselnde Schichten von pannonischem Thon und Sand, welche
oben und unten in gröberen Sand übergehen. Die Deckschicht wird von Flugsand oder Humus gebildet.
Die pannonischen Schichten bestehen grössentheils aus blauem Thon, welcher oben wohl auch mergelig ist,
stellenweise sind untergeordnet glimmerreiche oder aus gröberem Quarzsand bestehende Lagen eingeschaltet.
Die Fossilien kommen nur in einzelnen Lagen in grösserer Anzahl vor; die fossilreichen Lagen sind höchstens
einige Decimeter mächtig und die Fossilien sind in denselben stellenweise so häufig, dass man hier während
einiger Stunden von den häufigeren Formen ein ganz schönes Material zu sammeln vermag. Die Fauna
dieser Budapester pannonischen Schichten war bis heute sozusagen unbekannt, trotzdem die Ablagerungen
selbst unter den gleichaltrigen Schichten Ungarns am längsten bekannt sind, da der Thon derselben in
Räkos wie in Köbänya seit Jahrzehnten zur Ziegelfabrikation benützt wird. In der Literatur sind von hier
bisher nur einige Formen genannt, während ich jetzt eime ziemlich reiche Fauna beschreiben kann.
Dr. Joser v. Szag6 führt von Räkos in seiner Abhandlung „Budapest &s körmyeke geologiai tekin-
tetben“! folgende fünf Formen an:
1. Congeria triangularis PARTSCH. 4. Cardium conjugens PARTSCH.
2.
3. Cardium apertum Münst.
h Szaböi MUNIER-CHALMAS. 3% R hungaricum PARTSCH.
Jurrus HavavArs („Die geologischen Verhältnisse des Alföld zwischen der Donau und Theiss“,
p. 129) nennt folgende Arten:
1. Congeria ungula-caprae Münsr.
2. Limnocardium Pensli Fuchs und
3. = secans R
Ich habe bisher 27 Formen gesammelt:
1. Congeria ungula-caprae Münst. 15. Iberus balatonieus STOL.
2. a n var. rhombiformis nov. var. 16. Planorbis tennis Fuchs.
3 Partschi CiJIER. ilye = porcellanea nov. Sp.
4. “ ? Gitneri Brus.? 18. 5 ind. sp.
5: R ? ind. sp. 19. Melanopsis pygmaea PARTSCH.
6. Dreissensia ind. sp. 20. Pyrgula incisa Fuchs.
7. Dreissensiomya intermedia Fucus? 21. Mieromelania ? Fuchsiana Brus.
8. Limnocardium Penslii Fuchs. 22. a ? laevis FUCHS sp.
9, secans FUCHS. 23. Valvata kıpensis FucHs.
10. 5 Steindachneri BrUS. 24. 5 minima Fuchs.
1% 5 subdesertum nov. Sp. 22. e subgradata nov. Sp.
12% A budapestinense nov. Sp. 26. Hydrobia scalaris Fuchs.
13. n complanatum Fuchs. 27. Bythinia ? proxima Fuchs.
14. : fragile nov. Sp.
Ausserdem noch Fischreste, Otolithen und Ostracoden.
IV, Budapest-Köbanya.
(Ziegelfabrik.)
Von ähnlicher Ausbildung wie bei Budapest-Räkos sind die pannonischen Ablagerungen zu Köbänya,
welche in der grossen Thongrube der „Budapester Dampfziegelfabriks-Gesellschaft“ aufgeschlossen sind.
Diese Fundstätte befindet sich in den Weinbergen zwischen den Räkoser und Köbänyaer Ziegelfabriken,
kaum eine halbe Stunde vom Centrum Budapests entfernt.
Die Fossilien finden sich auch hier nur stellenweise in dünnen Lagen des Thones vor. Diese fossil-
führenden Lagen sind wahre Breccien von Fossilien; einzelne Exemplare sind daher nicht leicht gut zu
t Budapest es környcke termeszetrajzi, orvosi 6s közmüvelödesi leiräsa. (Naturgeschichtliche, sanitäre und kulturelle
Beschreibung Budapests und Umgebung.) Theil I. (Aus Anlass der XX. Versammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher
red. von Dr. Junius Gervöczy und Giza Duräcsra.) 1879.
Se
isoliren. In dem zwischen und auf dem Thon gelagerten feineren und gröberen Sand kommen dieselben
Fossilien vor wie im Thon, nur nicht so massenhaft.
Dr. Joser v. Szagö führt von hier folgende Formen an:
1. Congeria triangularis PARTSCH. 5. Cardium hungaricum M. Hörn.
»% n Szaböi MUNIER- CHALMAS. 6. 5 Carnuntinum PARTSCH.
3. Cardium apertum MÜNSTER. 7. Valenciennesia sp.
4. A conjungens PARTSCH. 8. Castor ? sp.
Dr. Joser v. Szarö gibt in seiner „Geologie“ auch ein Profil dieser Ablagerungen sammt ihrem
Liegenden und Hangenden (p. 241), welch letzteres er als wahrscheinlich diluvial erklärt, obwohl der
Schotter und das von Eisenhydrat durchsetzte Conglomerat meistens pannonischen Alters ist. Grober Sand
ist auch neben dem von der Ziegelbrennerei zur Thongrube führenden Fahrweg aufgeschlossen; es finden
sich darin hauptsächlich die typische Congeria triangularis Parrscn und Congeria Partschi CiszeX, ferner
auch in grosser Menge unversehrte, ausgewachsene Exemplare vonıLimnocardien. Die Annahme, dass diese
Fossilien sich auf sekundärer Lagerstätte befänden, ist ausgeschlossen. Dass die Sandablagerung in engem
Zusammenhang mit dem darunter befindlichen Thon steht, beweist auch der Umstand, dass auch in den
Thon Sand eingelagert ist, welcher um so grobkörniger wird, je höher er liegt, so dass zwischen dem
untersten feinen Sand oder wie SzaB6 sagt: „bläulichen Sandschlamm“ und dem höchsten groben Sand
Uebergänge vorhanden sind. Zwischen dem oberen Sand und unteren Thon herrscht nur der Unterschied,
dass in ersterem die Congeria triangularis Parrscn und Congeria Partschi Crszek dominiren, während
in letzterem Congeria triangularis bisher fehlt und statt ihr Congeria ungula-caprae Münsr. überwiegt.
Jurıus HaravÄrs erwähnt von hier in seiner eitirten Arbeit Limmocardium secans Fucus und nach
SzaRo Valenciennesia.
Ich sammelte in der Thongrube der Köbänyaer Dampfziegelfabriks-Gesellschaft folgende 31 Arten:
1. Congeria ungula-caprae Müsst. 17. Planorbis tenuis Fuchs.
», n n var, rhombiformis nov. var. 18. = porcellanea nov. Sp.
35 ey en var. crassissima NOV. var, 19. n solenoeides LÖRENT. NOV. SP.
4. 5 Partschi ChsiRK. 20. Melanopsis pygmaea PartscH.
+ 5 ? Gitneri Brus.? 21. Pyrgula ineisa Fuchs.
6. Dreissensia bipartita Brus. 22. Miceromelania ? Fuchsiana BRUS.
1% x ind. Sp. 28. S ? laevis Fuchs sp.
8. Dreissensiomya intermedia Fucns.? 24. Valvata kitpensis Fuchs.
9. Limnocardium Penslii Fuchs. 25, a minima FUcHs.
10. en secans Fuchs, 26. 5 subgradata nov. SD.
1ER Mi Steindachneri Brus. 20% h varians NOV. SP.
12. hs subdesertum nov. Sp. 28. Hydrobia scalaris Fuchs.
19: 3 budapestinense NOV. SP. 29. Bythinella sp. ind.
14. 5 complanatum Fuchs. 30. Bythinia ? margaritula Fuchs.
15. Limnaea sp. cfr. paueispira Fuchs. 31. = ?_ proxima Fuchs,
16. Valenciennesia Sp.
ni : a
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1902.
MAY 3 1902
—ı
|
[S0)
[>
Wie ersichtlich, stimmen die Faunen von Köbänya und Räkos beinahe vollkommen überein und
nachdem diese beiden Fundorte auch einem Niveau angehören und sehr nahe bei einander liegen, wird es
zweckdienlich- sein, bei kritischer Aufarbeitung der beiden Faunen das Material der beiden Fundorte vereint
zu behandeln.
Familie: Dreissensidae.
Congeria Pırrscr.
Während in der der mittleren pannonischen Stufe angehörigen Tinnyeer Fauna die Familie der
Dreissensidae ausschliesslich durch die Gattung Congeria vertreten wird, kommt in der einem höheren
Niveau angehörigen Budapest-Räkoser und Budapest-Köbänyaer Fauna auch Dreissensiomya Fuchs, ja sogar
schon Dreissensia vor. Während jedoch in Tinnye von den Anprusov'schen sechs Gruppen der Congerien
alle vier der stratigraphischen Stellung gemäss möglichen vorhanden sind, sind hier nur zwei oder drei
Gruppen vertreten, nämlich die der Triangulares, Subglobosae und vielleicht die der Modioliformes.
Während ferner in Tinnye die kleinen Arten vorherrschen, wie Congeria Maärtonfii Lörext., dominirt hier
die grosse Congeria ungula-caprae Mvsst. und neben ihr ist auch Oongeria Partschi Cryzer ziemlich häufig.
Die bei SzaBö unter dem Namen „Oongeria triangularis“ erwähnte Species ist mit der ©. umgula-caprae,
die „Congeria Szaböi“, welche Munıer-Cmatmas nicht beschrieb, wahrscheinlich mit der ©. ? Gitneri Brus.?
oder mit der später unter dem Namen Dreissensia ? ind. sp. zu beschreibenden Form identisch.
1. Congeria ungula-caprae Münster.
(Tat aXIX Eiger 1, 2°ur 4, Tal. XX, Eig. 1.)
1858. Congeria triangularis (non ParrzscH). J. v. Szarö: Pest-Buda környdkönek földtani leiräsa. p. 28.
1879. = FE n » Budapest 6s környeke geologiai tekintetben. I. Th. p. 46.
1883. en ” c Geologia. p. 444.
1891. ” ungula-caprae Münst, OPPENHEIM: Die Gattung Dreissensia van BENEDEN und Congeria PARTSCH.
p- 933 und p. 958.
1897. „> n ne HartavArs: Die geologischen Verhältnisse des Alföld (Tieflandes) zwischen
Donau und Theiss. p. 129 (13).
1897. A ” R Anorusov: Fossile und lebende Dreissensidae. p. 158. Resume. p. 35.
(Siehe hierselbst die vorhergehende Literatur.)
R. Hoernes und Brusına, später HALAavAts und AnDRUSoY waren es, welche ©. umgula-caprae von
der mit ihr stets verwechselten Zriangularis und balatonica als besondere Species abtrennten. Das erste
vollständige Exemplar bildete HaravArs von Kustely ab und gab auf Grund desselben auch die erste Be-
schreibung und Anprusov ergänzte dieselbe in seiner Monographie. Da ich in der glücklichen Lage bin,
mehrere unverletzte Exemplare zu besitzen, deren einige ich auch abbildete, und da dieselben mich davon
überzengten, dass C. ungula-caprae nicht nur eine selbständige, sondern auch eine sehr variable Species ist,
so dass auch die bisher für ungula-caprae gehaltenen Bruchstücke mehreren Varietäten angehören und ich
unter den mir vorliegenden Formen ausser dem Typus auch noch zwei Varietäten vorfand, die zwar durch
Uebergänge mit ersterem in Zusammenhang stehen, doch von demselben in vielem abweichen, wird es nicht
überflüssig sein, den Tybus neuerdings zu beschreiben, umsomehr, da ich -die bisherigen Beschreibungen
durch neuere Daten zu ergänzen vermag.
Palaeontographiea, Ba. XLVIL.
=
oo
— 2580
Die dieke Klappe ist dreieckig, mit abgerundeten Ecken. Der Apicalwinkel schwankt zwischen
70—75°. Der Ventralrand zeigt die Form eines S und besteht demnach aus zwei Theilen, dem oberen
concav und dem unteren convex gebogenen. Der Oberrand ist gerade oder bildet einen sehr schwach
convexen Bogen, der mit dem nahe gleichlangen und schwach concaven Analrand einen zwischen 75—95 °
schwankenden Winkel bildet. Der Ventraltheil ist schmal, beinahe vertical abfallend, während sich der
dreieckige Dorsaltheil flügelartig verbreitert und etwas eingedrückt ist. Vom stark verdrehten, hacken-
förmigen, oft monströsen Wirbel verläuft ein dem Ventralrand nahegerückter, schwach S-förmiger, kräftiger
Kiel bis zum Ventro-Analwinkel. Der Kiel ist vorne scharf und wird nach hinten allmählich stumpfer und
breiter abgerundet. Am Dorsaltheil befindet sich regelmässig auch die Spur einer zweiten schwachen Kiel-
falte, die sich jedoch nur auf den vorderen Theil beschränkt und nach rückwärts vollkommen verschwindet.
Die Byssusfurche ist kräftig, ebenso die Anwachsstreifen um sie herum. Obwohl die linke Klappe einen
Byssusausschnitt besitzt, klafft die Form vorne doch nicht, da dieser Ausschnitt durch den nach vorne ge-
zogenen Rand der rechten Klappe ausgefüllt wird. Das stark gestreckte, gleichschenkelig-dreieckige, an
den Ecken abgerundete Septum ist sehr kräftig entwickelt. Die verhältnissmässig schwache Apophyse ist
länglich, stark nach innen gerichtet und von oben gut sichtbar. Die Ligamentgrube ist sehr breit und tief
und stark gekerbt. Die die Ligamentgrube nach aussen begrenzende Leiste ist doppelt und stark. Die
Anwachsstreifen sind fein, aber scharf und nur um den Ventro-Analwinkel und die Byssusfurche stark.
Maasse: Typus: Vom Typus abweichende Formen:
(Fig. 1) (Fig. 2) (Fig. 4)
Länge: 75 mm 65 mm 66 mm 3 mm
Breite: Or dam 44 „ 41,
Höhe: Da DD DD De
Länge des Oberrandes: DDR 52, ae, Ca
Apikalwinkel: 70% 65° 65° Has
Dorso-Analwinkel: 958° s0° 90° 105%
Aus den eben mitgetheilten Maassen, besonders aber aus den Werthen der Winkel ist die grosse
Variabilität der Form ersichtlich. Uebrigens zeigen dies auch die Anwachsstreifen; auch der Umriss eines
Exemplares verändert sich im Laufe der Entwicklung sehr. Ich bin im Besitze von Formen, die von dem
Fig. 1 abgebildeten Typus abweichen; so das Fig. 2 abgebildete Exemplar, dessen Ventralrand nicht so
stark gebogen, dessen Analrand in der Mitte nicht convex ist wie beim Typus. Der am Vordertheil der
Klappe verlaufende Kiel ist weniger S-förmig, beinahe gerade. Der Wirbel ist wenig hackenförmig. Das
Fig. 4 abgebildete Exemplar steht mit seinen Conturen und Winkelgrössen dem Typus näher als Fig. 2,
bildet jedoch nach seinen übrigen Charakteren einen Uebergang zur folgenden var. rhombiformis, da der
Ventralrand bogiger ist wie bei Fig. 2, jedoch nicht so sehr wie beim Typus. Es entfernt sich vom Typus
darin, dass der Kiel beinahe gerade ist und beinahe in der Mitte der Klappe verläuft, wodurch der Ventral-
theil breiter, der Dorsaltheil hingegen verhältnissmässig schmäler wird als beim Typus und bei der Fig. 2
abgebildeten Form, es wird dadurch eine Annäherung an die var. rhombiformis erzielt. Meine vom Typus
am meisten abweichende Form ist die an den Schluss der Maasstabelle gestellte. Die von einander ver-
hältnissmässig weit entfernten Formen werden durch Uebergänge derart miteinander verbunden, dass es
eigentlich unmöglich ist, auch nur Varietäten unter ihnen zu unterscheiden. Die nachstehend beschriebenen
|
[9]
ot
D
|
Varietäten können allenfalls unterschieden werden, obzwar auch sie durch Uebergänge mit dem Typus zu-
sammenhängen.
Fundort: In den Thongruben der Budapest-Köbänyaer und Räkoser Ziegelfabriken kommt
die typische ©. ungula-caprae Müxst. häufig vor; jedoch ist sie nicht nur von hier, sondern auch von
Kustely, Tihany und Somlyo-Väsärhely (Ungarn), ferner von Kravaskö (Kroatien) bekannt.
2. Congeria ungula-caprae Musst. var. rhombiformis nov. var.
(Taf. XIX, Fig. 3 und Taf. XX, Fig. 3.)
Die dicke Schale besitzt die Form eines Rhomboides mit abgerundeten Ecken. Der Apikalwinkel
hat eine Grösse von 77—50°. Der Dorsalrand ist kurz, gerade und schliesst mit dem bedeutend grösseren
und einen convexen Bogen bildenden Analrand (Hinterrand) einen Dorsalwinkel von 95—100° ein. Der
Ventralrand verläuft in überaus langgestreckter S-Form, sein längerer Vordertheil ist concav, sein kürzerer
Hintertheil schwach convex. Der von den beiden Theilen des Ventralrandes eingeschlossene Winkel misst
120—130°. Der lange Analrand und der kürzere Hintertheil des Ventralrandes vereinigen sich unter einem
Ventro-Analwinkel von 50—70°. Vom verdrehten, hackigen Wirbel läuft ein Kiel etwas vor der Mitte der
Klappe herab, der anfangs scharf ist, dann gegen hinten stark abgerundet und breit wird. Der vor dem
Kiel befindliche Ventraltheil ist breit, convex, während der hinter demselben befindliche breitere Dorsaltheil
ein wenig eingedrückt ist. Am Ventraltheil läuft wie bei den Subglobosae vom Wirbel eine Kante bis
zum unteren Drittel des Ventralrandes herab; sie ist hier jedoch schwach und tritt hauptsächlich dadurch,
dass das Byssusfeld eingedrückt ist, hervor. Doch auch so erscheint dieselbe am Wirbeltheile am krättigsten,
während sie nach rückwärts mehr und mehr verschwindet. Von dieser Kante nach vorne fällt die Ober-
fläche plötzlicher ab. Die Anwachsstreifen sind ziemlich scharf, besonders kräftig um die Byssusfurche
herum und am Hintertheil der Klappe. Das Innere der Schale kann nicht studirt werden, da kein einziges
meiner Exemplare aus dem Thon zu befreien ist, ohne dasselbe zu opfern.
Maasse: Typus (Fig. 5)
Länge: 54 mm 95 mm 77 mım
Breite: 44 5 DI, 46 „
Höhe: Da, Her: 25
Länge des Oberrandes: Aalen, HOe: Au
Apikalwinkel: Ute 80° s0°
Dorsalwinkel: 95° ca. 100° ca. 100.2
Diese Maasse, wie auch die Richtung der Anwachsstreifen beweisen, dass ebenso diese Varietät der
Art, als auch das einzelne Individuum — im Laufe seiner Entwicklung — von sehr wechselnder Form ist.
Die var. rhombiformis ist auf den ersten Blick vom Typus zu unterscheiden, denn während dieser drei-
eckig, ist die var. rhombiformis rhomboidal. Beim Typus ist der Dorsalrand (Oberrand) beiläufig so lang
wie der Hinterrand, bei der var. rkombiformis hingegen etwa nur halb so lang und während der Hinterrand
beim Typus concav, ist derselbe bei der var. rhombiformis schwach convex. Der Ventralrand ist bei letzterer
viel mehr gebogen und der Kiel läuft vom Wirbel nahe an der Mittellinie der Klappe gerade, beim Typus
jedoch in Form eines S nahe am Vorderrande der Schale herab. Daher ist beim Typus das Ventralfeld
— 260 —
schmal, flach und beinahe vertikal abfallend im Gegensatz zur var. rhombiformis, wo es breit und convex
ist. Diese Kante wird beim Typus gegen den Hintertheil der Klappe immer breiter und abgerundeter, doch
viel auffallender zeigt sich dies bei var. rhombiformis. Auf dem Ventralfelde des letzteren läuft vom Wirbel
bis zum unteren Drittel des Ventralrandes eine schwache Kante herab, von der beim Typus keine Spur zu
entdecken ist. Die var. rhombiformis zeigt jedoch himwieder keine Spur jener Kielfalte, die beim Typus
am Wirbeltheile des Dorsalfeldes manchmal vorkommt. Im Zusammenhang mit der äusseren Form weicht
die var, rhombiformis auch in den Winkelgrössen vom Typus wesentlich ab; denn während der Apikalwinkel
des Typus 70—75° beträgt, ist er bei der var. rhombiformis 77—80°, der Dorsoanalwinkel schwankt beim
Typus zwischen 75—95°, bei var. rhombiformis zwischen 95—105°. Auch die in Fig. 4 abgebildete, in
zahlreichen Stücken vorliegende Form bildet, wie bei Beschreibung der Grundform hervorgehoben wurde,
einen Uebergang zwischen dem Typus und der var. rhombiformis. Der äussere Habitus, die Form und Ver-
laufstelle des Kieles, das Vorhandensein oder Fehlen der rudimentären Kante am Ventraltheile sind nämlich
derartigen Schwankungen unterworfen, dass es bei den meisten Formen schwer hält, zu bestimmen, ob sie
zum Typus, oder zur var. rhombiformis gezählt werden sollen; denn sowohl der reine Typus, als auch die
reine var. »hombiformis sind gleich selten, die Uebergänge umso häufiger.
Fundort: ©. ungula-caprae var. rhombiformis kommt in Budapest-Köbänya sowohl, als auch in
Budapest-Räkos vor, sie fehlt wahrscheinlich auch in Tinnye nicht, soweit man aus den dortigen
„Ziegenklauen“ folgern kann.
3. Congeria ungula-caprae Münsr., var. crassissima nov. var.
(Taf. XIX, Fig. 5a—b und Taf. XX, Fig. 2.)
Die dicke Klappe ist eiförmig-dreieckig, mit stark abgerundeten Ecken. Der Apikalwinkel misst
50—55°. Der Dorsalrand ist kurz, gerade und kürzer als der sehr wenig gebogene Analrand, mit welchem
er einen Winkel von 95° einschliesst. Der Ventralrand ist schwach S-förmig gebogen. Von dem etwas
verdrehten und auffallend dicken, vorgeschobenen Wirbel geht ein anfänglich scharfer, alsbald stark abge-
rundeter, breiter Kiel aus, welcher in schwachem Bogen am vorderen Drittel der Schale verläuft. Das
Byssusfeld ist concav, mit starken Anwachsstreifen versehen. Das elliptische Septum ist sehr kräftig ent-
wickelt. Die verhältnissmässig schwache Apophyse wendet sich stark einwärts, so dass sie von oben kaum
sichtbar ist. Die Ligamentgrube ist auffallend breit, kräftig und gefurcht; die nach einwärts begrenzende
Leiste sehr breit und flach. Die Anwachsstreifen sind stark.
Die Maasse des in Fig. 5 abgebildeten Exemplares sind folgende:
Länge: 73 mm
Breite: BDe,
Höhe: RI:
Länge des Oberrandes: Ca, AG En
Apikalwinkel: 55%
Dorsoanalwinkel: 100°
Der Manteleindruck ist sehr gut sichtbar; besonders kräftig entwickelt ist der Eindruck des hinteren
Byssusmuskels und hinteren Schliessmuskels,
= 21 —
Der in Fig. 1 abgebildete Typus ist auf den ersten Blick von der in Fig. 3 abgebildeten var.
rhombiformis und auch von der in Fig. 5 dargestellten var. erassissima zu unterscheiden. Die äussere Form
.der Hauptform ist beinahe gleichschenklig dreieckig, die der var. rhombiformis rhomboidal und die der var.
crassissima hingegen eiförmig-dreieckig, ein unregelmässiges Dreieck. Beim Typus verläuft der Kiel in
S-Form und ist an den Vorderrand der Klappe geschoben, bei den beiden anderen Formen ist er abge-
rundeter, nur schwach gebogen und verläuft beinahe in der Mitte der Schale. Im allgemeinen ist der Kiel
umso stumpfer, je mehr er auf der Oberfläche der Klappe nach innen geschoben ist. Der Wirbeltheil ist
bei der var. crassissima am stärksten, worauf sich auch der Name bezieht. Der Wirbel ist hackig, stark
gewunden und beim Typus wie bei der var, rhombiformis verdreht, während er bei der var. crassissima
wenig verdreht, schwach hackig und beinahe gerade nach vorne geschoben ist. Während beim Typus hinter
dem Kiel, an Cong. triangularis ParrscH erinnernd, manchmal eine schwache Kielfalte vorhanden ist, fehlt
dieselbe bei den beiden Varietäten, doch besitzt die var. rhombiformis auf der Ventralseite eine an die Cong.
subglobosa erinnernde schwache Kante, die wieder am Typus und auf der var. crassissima fehlt. Der Ober-
rand ist bei der Grundform am längsten, fast so lang wie der Dorsalrand, während er bei den beiden andern
bedeutend kürzer ist. Der Dorsalrand des Typus ist concav, bei den beiden Varietäten schwach convex.
Der Ventralrand erscheint auf der var. cerassissima am wenigsten bogig, bei der var. rhombiformis, wo er in
einen längeren vorderen concaven und einen kürzeren hinteren, schwach convexen Theil zerfällt, am stärksten
gebogen. Die Winkel sind bei allen drei Formen — wie die Maassangaben beweisen — von sehr ab-
weichender Grösse. Das Septum ist bei allen dreien kräftig: bei der Hauptform dreieckig, bei der var.
crassissima elliptisch. Auch die Ligamentgrube ist gleich stark und gefurcht, doch während beim Typus
und wahrscheinlich auch bei var. rhombiformis die die Grube nach innen begrenzende Kante scharf und bei-
läufig so breit ist wie die Ligamentgrube selbst, ist sie bei der var. erassissima flach und bedeutend breiter
als die Ligamentgrube. Der Manteleindruck ist gut sichtbar. Der Eindruck des hinteren Byssusmuskels
und des hinteren Schliessmuskels ist bei der var. erassissima besonders kräftig entwickelt.
Die aufgezählten Unterschiede rechtfertigen die Abtrennung der in Fig. 3 und 5 abgebildeten Formen
als Varietäten vom Typus. Viele, die auch auf geringfügige Charaktere Arten gründen, würden in diesem
Falle drei besondere Arten aufgestellt haben. Nachdem jedoch diese Formen an einem Fundort und in
einer Schicht vorkommen und beinahe unmerklich in einander übergehen, wird es am zweckmässigsten sein,
sie als eine mehrere Varietäten differenzirende Art aufzufassen.
Fundort. ©. ungula-caprae var. crassissima ist bisher nur von Budapest-Köbänya bekannt, in
Budapest-Räkos fand ich sie bisher noch nicht. Der grösste Theil der Tihanyer sogenannten „Ziegen-
klauen“ sind die Wirbelstücke dieser Varietät.
4. Congeria Partschi Crszex.'
(Taf. XXI, Fig. 1.)
In dieser Fauna ist die ©. Partschi Ciszex die einzige Vertreterin der Gruppe der „Subglobosae“
Ein gänzlich unverletztes Exemplar zu sammeln war mir bisher nicht möglich. In grösster Menge kommt
sie in dem auf dem Sarmatenkalk liegenden grobkörnigen Sandstein (mit kalkigem, eisenschüssigein Cement)
! Die Literatur- und die Synonymennachweise jener Formen, die schon vorne bei Beschreibung der Fauna von Tinnye
aufgezählt wurden, theile ich hier nicht mit.
vor, Ziemlich häufig ist sie auch in den fossilreichen Bänken des blauen Thones und in den darin befind-
lichen Sandlagen. Ueberall ist sie so zerbrechlich, dass es sehr schwer ist, ein unverletztes Exemplar zu
erhalten. Meine Exemplare sind im Allgemeinen typisch. Soweit aus den Bruchstücken und Steinkernen
geurtheilt werden kann, sind sie von rhombischer Form. Der am stark gewundenen und nach vorne ge-
schobenen Wirbel befindliche Kiel ist scharf, mit demselben parallel verläuft auf dem Dorsalfelde eine Kiel-
falte, welche jedoch nur am Wirbeltheil sichtbar ist und später verschwindet. Auf den im Räkoser Thone
vorkommenden Exemplaren sind noch die Spuren einer an die Dreissensia polymorpha erinnernden bräun-
lichen Färbung vorhanden. Während in den hier vorkommenden Sandlagen nur die ausgelaugten Steinkerne
der Klappenpaare vorkommen, fand ich im Thon von Köbänya eine jugendliche, dickwandige linke Klappe
(Taf. XXI, Fig. 1), deren Länge 19 mm, Breite 11 mm und Höhe 6 mm beträgt, auf welcher die spe-
eifischen Charaktere bereits sehr deutlich erkannbar sind. Gut entwickelt ist die Apophyse, das Septum,
der unter dem Wirbel befindliche zahnartige Fortsatz des Ventralrandes und die Ligamentgrube. Auf der
Oberfläche der Klappe ist die schwache Kielfalte des Dorsalfeldes sichtbar. Ebenfalls von Köbänya besitze
ich aus einer der zwischen den T'hon gelagerten, eisenschüssigen Sandbank ein mangelhaftes Exemplar,
welches mit dem bei Anprusov Taf. XII, Fig. 11 dargestellten übereinstimmt, da auf dem Ventralfelde eine
verhältnissmässig starke Kante verläuft, so dass dessen Vordertheil an ©. subglobosa erinnernd vertical abfällt.
Fundort: Während im tieferen Niveau bei Tinnye diese Art selten, ist sie hier häufig; besonders
häufig in dem auf dem Sarmatenkalk gelagerten, groben, eisenschüssigen Quarzschotter. Zwei Exemplare
sammelte ich in Budapest-Köbänya und sieben in Budapest-Räkos aus dem blauen Thon und den
darein gelagerten Sandbänken.
5. Congeria ? Gitneri Brus.?
In meiner Fauna werden die modioliformen Congerien durch eine aus dem Thon nicht befreibare
Form vertreten, die, wenn sie thatsächlich eine Congerie und keine Dreissensie ist, nur die Cong. Gütneri
Brus. sein kann. Diese Art ist im Gegensatze zur Cong. Partschi in der einem tieferen Niveau angehörigen
Fauna von Tinnye häufiger, denn dort sammelte ich über 200 ihrer Exemplare, in Räkos jedoch nur eine
Ss mm lange Klappe. Einige in Köbänya gefundene Bruchstücke dürften ebenfalls hieher gehören.
Wahrscheinlich ist es diese Form oder Dreissensia bipartit« Brus., die Joser v. Szasö von Räkos
und Köbänya unter dem Namen Congeria Szaböi MUNIER-CHALMAS als „eine neue, schmale, längliche Art“
erwähnte und als selten bezeichnete. Dass meine vorliegende Form mit ©. Szaböi identisch sei, ist nur
eine Vermuthung, da ©. Szaböi nicht beschrieben wurde. Wir wissen nur so viel von ihr, dass sie eine in
Räkos und Köbänya gleich seltene, schmale, längliche Art ist, was auch für ©. Gitneri stimmt.
Fundort: In Budapest-Räkos und Budapest-Köbänya, selten.
6. Congeria ? ind. sp.
(Taf. XXI, Fig. 2.)
In Räkos fand ich das Klappenpaar der abgebildeten Dreissenside, welche ich, trotzdem der Wirbel-
theil fehlt, für eine Congerie halte, da sie am meisten an die Modioliformes erinnert. Die äussere Form
ähnelt der Cong. amygdaloides Dusx. Der Dorsalrand ist gerade, lang und bildet mit dem etwa ebenso
|
”—
|
langen Analrand einen abgerundeten Winkel. Der Ventralrand ist gerade. Der abgerundete Kiel liegt in
der Mitte und hinter ihm erstreckt sich auf dem Dorsalfelde eine nach hinten kräftiger werdende, starke
Kielfalte über die ganze Klappe. Auf der Oberfläche sind hie und da, besonders den scharfen Anwachs-
streifen entlang, Spuren von brauner Färbung vorhanden. Diese Art ist mangels vollständigerer Exemplare
vorläufig unbestimmbar.
Fundort: Budapest-Räkos.
7. Dreissensia bipartita Brusına.
1897. Dreissensia bipartita Brus. Anprusov: Dreissensidae Eurasiens. p. 301 und Resum& p. 68. T. XVI, F. 31—32,
In Budapest-Köbänya fand ich mehrere 3—4 mm lange, fragmentarische Dreissensien, die mit
der bei Anprusov abgebildeten D. bipartita von Küp identisch sind. Anprusov stellt in der Tafelerklärung
D. bipartita unter Vorbehalt zu Dreissensia; auf Grund meiner Exemplare gehört die Form thatsächlich zu
Dressensia. Die Vorderseite ist gut ausgebildet. Der kleine Wirbel ist etwas abgerundet, an die Seite
geschoben und gerade. Ein eigentlicher Kiel fehlt, aber an der ihm entsprechenden Stelle in der Mitte
ist die Klappe convex. Das Ventralfeld ist schwach convex, das Dorsalfeld hingegen concav. Auf letzterem
verläuft eine tiefe Furche. Dieser tiefe Canal trennt einen oberen breitfaltenförmigen Theil von der übrigen
Schale ab. Vom Wirbel geht eine gut sichtbare, halbkreisförmige Furche aus, die sich über das Ventralfeld
bis zum Ventralrand, der das stark emporgehobene Byssusfeld begrenzt, erstreckt. Die Anwachsstreifen
sind scharf, an manchen Stellen ist die Oberfläche sogar superfoetirt. Das Septum ist stark eingesenkt
und durch einen lamellenartigen Vorsprung des Randes begrenzt. Eine Apophyse fehlt; daher ist diese
Form zu Dreissensia zu stellen. Die Ligamentgrube ist scharf begrenzt. Diese Form erinnert äusserlich
an eine Dreissensiomya, anderseits auch an das von Anprusov (Monographie Taf. XVI, Fig. 30) abgebildete
Exemplar der Congeria scrobiculata Brus. Mit letzterer stimmt sie besonders im Byssustheil überein. Es
ist nicht unmöglich, dass sich diese Form auf Grund reicheren Materials als die Jugendform der vorher-
gehenden COongeria ? sp. ind. herausstellen wird.
Fundort: In Budapest-Köbänya sammelte ich einige mm grosse Bruchstücke von 4 rechts-
und 1 linksseitigen Klappe, welche mit der aus der verwandten Fauna von Küp stammenden Dreissensia
bipartita Brus. vollkommen übereinstimmen. Meine Exemplare sind, wie die von Küp, nur in Fragmenten
erhalten. In Budapest-Köbänya fand ich die etwas abgeschürften Bruchstücke einiger diekschaligen und
grösseren Exemplare, auf deren Dorsalfeld die Furche viel schwächer als beim Typus, und deren Oberfläche
stärker skulptirt ist. Ich bin geneigt, auch diese Stücke hieher zu stellen, da die erwähnten Abweichungen
auf den schlecht erhaltenen Zustand zurückgeführt werden können.
S. Dreissensia ? ind. sp.
(Taf. XXI, Fig. 3.)
Eine näher nicht bestimmbare Dreissenside sammelte ich in Räkos. Ich stelle sie zu Dreissensia,
da das einzige dünnschalige — und daher aus dem Thon nicht freizulegende — Exemplar mit der in der
Anprusov’schen Monographie Taf. XVII, Fig. 24 abgebildeten Dreissensia polymorpha Pauz. am besten
ne
übereinstimmt, obzwar ihr Dorsalrand verhältnissmässig länger und ihr Analrand dementsprechend kürzer
ist. Der Wirbel ist gerade vorgeschoben, der Ventralrand schmal und — soviel aus seiner zusammen-
gedrückten Lage ersichtlich — beinahe vertical. Der schwache Kiel ist stark abgerundet und schwach
bosig. Ein noch mangelhafteres Exemplar von Budapest-Köbänya gehört wahrscheinlich ebenfalls hieher.
Fundort: Budapest-Räkos und wahrscheinlich auch Budapest-Köbänya.
9. Dreissensiomya intermedia l'vcns?
1879. Dreissensiomya intermedia Fuchs. Anprusov: Dreissensidae Eurasiens. p. 398. T. XIX, F. 6—8. (Siehe
hierselbst die vorhergehende Literatur.)
Während in der der mittleren pannonischen Stufe angehörigen Fauna von Tinnye die Familie der
Dreissensidae nur durch die Gattung Congeria vertreten ist, kommt im höheren Niveau auch Dreissensiomya
vor. Meine sämmtlichen Exemplare sind mangelhaft. Die Schale ist sehr zart und von Sprüngen ganz
durchsetzt und darum so zerbrechlich, dass ich kein einziges unverletztes Exemplar erhalten konnte, welches
sämmtliche Artcharaktere zeigt. Die Form ist daher nur unter Vorbehalt zu D. intermedia Fuchs gestellt
worden. Sie verbreitert sich nach hinten ziemlich und ähnelt darin der Dreissensiomya eroatica Brus. Die
Muschel klafft vorne sehr schwach; wie weit dies hinten der Fall ist, kann nicht beurtheilt werden. Das
Septum erscheint „in der Art einer vertical zur Innenseite gestellten Lamelle.“ Die Apophyse bildet einen
canalähnlichen Fortsatz. Manteleindruck nicht gut erhalten. Auf der Oberfläche fehlen die für Dreissen-
siomya Schröckingeri Fucts charakteristischen Radialfalten; in dieser Hinsicht stimmt also meine Form mit
Dreissensiomya intermedia und eroatica überein. Der Vorderrand ist weniger vor den Wirbel gezogen wie
bei Dreissensiomya intermedia; hierin stimmen die Exemplare von Räkos mit Dreissensiomya eroatica Brus.
und Dreissensiomya aperta Dese. überein.
Fundort: Budapest-Räkos; in den Thongruben der Räkoser Ziegelfabrik sammelte ich aus dem
zwischen den Thon gelagerten, feinen, graulichen Sand drei Klappenpaare und fünf einzelne Schalen. In
den einige cm mächtigen Sandeinlagerungen im Thon zu Räkos ist sie stellenweise sehr häufig. In Köbänya
scheint sie seltener zu sein, da ich hier bisher nur ein Klappenpaar fand, das beim Präpariren zu Grunde
ging, so dass nur der Schalenabdruck übrig blieb.
Familie: Cardiidae.
Limnocardium STOLICZRA.
Während für die aus dem Brunnen der Schweinemastanstalt in Budapest-Köbänya und von Tinnye
beschriebene, einem tieferen Niveau angehörige Fauna die kleinen dünnschaligen Cardiden charakteristisch
sind, wie Limnocardium Jagidi Brus., L. Andrusovi Lörent., L. Andrusovi var. spinosum LÖöRENT. und
L. minimum LörEnt., werden die in den Thongruben der Ziegelfabriken in Budapest-Köbänya und Räkos
aufgeschlossenen höheren Schichten durch diekschalige Formen, wie Limnocardium Penslii Fuchs und L.
secans Fuchs gekennzeichnet. Es kommt zwar auch im tieferen Niveau z. B. in Tinnye eine grössere,
diekschaligere, stark klaffende Form vor, L. Halavdtsi Lörext., dieselbe spielt jedoch als seltene Form
eine untergeordnete Rolle. Die in höherem Niveau von Räkos und Köbänya herrschenden grösseren und
6
dickschaligeren Formen kommen auch im höchsten „Congeria rhomboidea-Niveau* vor, oder — wenn nicht
dieselben, so doch nahe verwandte Formen; die Cardiiden der Fauna von Tinnye mit Ausnahme von L.
Halavatsi sind von den Formen des „Congeria rhomboidea-Horizontes“ vollkommen verschieden. Sowohl im
höheren als auch im tieferen Niveau (bei Tinnye) ist eine neue Form die herrschende, hier L. subdesertum,
in Tinnye L. Andrusovi. Doch nicht nur die herrschenden Formen sind neu in meiner Fauna, es sind
überhaupt zahlreiche neue Formen vorhanden. Im höheren Niveau kommen ausser Limnocardium Penslü
Fucas, L. secans Fucns und L. complanatum Fucas drei neue Arten vor: Z. subdesertum nov. sp., L. buda-
pestinense nov. sp. und Z. fragile nov. sp., von denen die beiden letzteren selten sind. Typische Limnocardien
sind in meiner Fauna eigentlich nur zwei vorhanden, L. Pensläi und L. secans, die übrigen vier Arten
klaffen nicht mehr, sondern sind geschlossene Formen, eigentlich also gar keine Limnocardien. Ich fasse
jedoch vorläufig alle unter dem Sammelnamen Zimnocardium zusammen.
10. Limnocardium Penslii Fuchs.
(Taf. XIX, Fig. 7 und Taf. XXI, Fig. 4—5.)
1870. Cardium Penslii Fuchs. Fuchs: Congerienschichten von Radmanest. p. 355 (15). T. XV, F. 15—17.
1870. ;; N: r „ Fauna von Tihany und Küp. p. 540 (10) und 547 (17).
1879. 5 apertum (non Münst.) J. v. Szarö: Budapest 6s környeke termeszetrajzi, orvosi &s közmüvelödesi
leiräsa. Bd. I. p. 46.
1379. „5 carnıuntinum (non PArıscH). J. v. Szan6: Ibidem.
1897. Limnocardium Penslii Fucus. J. Haravärs: Die geol. Verhältnisse des Alföld (Tieflandes). p. 129.
1896. ss " " Brusia: La collection neogene etc. p. 149 (53).
Diese von Radmanest bekannte, grosse Form ist in meiner Fauna häufig. Die vorliegenden Fxem-
plare übertreffen selbst die Radmanester Form an Grösse, da letztere nur 44 mm lang und 37 mm hoch wird,
während mein grosses Exemplar von Köbänya eine Länge von 50 mm und eine Höhe von 45 mm besitzt.
Die Schalen meiner meisten Exemplare sind ausgelaugt, wodurch die Zwischenräume der Rippen sich auf
Kosten letzterer verbreiterten (Taf. XIX, Fig. 7) und die Anwachsstreifen stellenweise zu hervorstehenden
Leisten wurden. Die Oberfläche ist mit Ausnahme (des klaftenden Theiles von 19—22 abgerundeten, schwach
eonvexen, glatten Rippen bedeckt, die durch schmälere Zwischenräume von einander getrennt sind. Die
tippen sind in der Mitte der Klappe am breitesten und stärksten. Am klaffenden Theil sind keine Rippen
vorhanden, höchstens in der Nähe des Wirbels findet sich eine Spur von ihnen in Form feiner Falten, die
jedoch später verschwinden; somit zieren den klaffenden Theil nur die kräftigen Anwachsstreifen. Den
tippen entsprechen im Innern der Schale schwache, bis zum Wirbel reichende Furchen, welche über den
Manteleindruck hinaus schwächer werden. Zwischen den Rinnen sind ebenfalls schwache Furchen vorhanden,
die sich jedoch nur in der Mitte der Klappe über den Manteleindruck hinaus erstrecken. Die Oberfläche
ist von 4—5 stärkeren und unzähligen feineren Anwachsstreifen bedeckt Bei meinen Exemplaren ist das
Innere bloss auf der rechten Klappe sichtbar; die beiden Schlosszähne sind rudimentär und nicht so regel-
mässig und stark, wie dies Fucus in seiner Fig. 17 darstellt. Von den Muskeleindrücken ist der vordere
besser entwickelt, er ist grösser und abgerundeter als der hintere. Der Manteleindruck ist nicht sichtbar.
Die Lunula ist herzförmig und ziemlich eingesenkt. Die Ligamentleiste kommt an Länge beinahe dem
hinteren Theil des Schlossrandes gleich. Ich besitze Exemplare, die durch die schmalen Zwischenräume
Palaeontographica. Pd. XLVI1l. 34
—. 266°
der Rippen an L. Kochii Lörent.! erinnern, aber nach der geringeren Zahl ihrer breiteren Rippen doch
zu L. Penslii zu stellen sind.
Joser v. Szas6 hat die vorliegende Art irrthümlich zu Cardium Carnuntinum gestellt. C. Car-
nuntinum ist eine beinahe runde, geschlossene Form mit 22—24 Rippen, L. Penslii dagegen klafft stark
und trägt 19—22 flache oder schwach convexe Rippen.
Fundort: Z. Penslii war in der Literatur bisher nur von Radmanest, Tihany, Küp und durch
HarvavArs’ Mittheilung von Budapest-Räkos bekannt. Jetzt gelang es mir, es auch in Budapest-Köbänya
zu finden. In Räkos sammelte ich 8, in Köbänya 6 Exemplare. Besonders gut erhalten sind sie in den
zwischen den Thon gelagerten Sandschichten, obzwar die Oberfläche der Schale immer mehr oder minder
ausgelaugt ist. Die meisten Exemplare sind kleiner als der Typus, so wie die Stücke von Küp. Wahr-
scheinlich hielt Szag6 die kleineren, jugendlicheren Exemplare von L. Penslii für L. apertum, da letzteres
bisher von meinen Fundorten noch unbekannt ist.
11. Limnocardium secans Fuchs.
(Taf. XIX, Fig. 6 und Taf: XXI, Fig. 6.)
1870. Cardium secans Fuchs. Tu. Fucks: Fauna der Congerienschichten von Radmanest. p. 355. T. XV, F. 29—31.
1870. ” 5 ; 5 Fauna der Cong.-Schichten von Tihany und Küp. p. 540.
1879. m hungarieum (non Hörn). Szar6: Budapest 6s környeke. p. 46.
1883. > (Adacna) secans Fucas. HarvavArs: Pontische Fauna von Langenfeld. p. 168 (6). T. XV, Fig. 1—2.
1892. > er > 3} r Pontische Fauna von Kirälykesye. p. 30 (6).
1897. Limnocardium secans Fucns. Haravärs: Die geol. Verhältnisse des Alföld. p. 129.
Bei der von Fuchs gelieferten Beschreibung der Art ist die Zeichnung Taf. XV, Fig. 29—31
fehlerhaft, wie dies auch bereits HaravArs bei Beschreibung der Langenfelder Fauna hervorhebt: Der
Schlossrand ist bogiger, die Zwischenräume der Rippen sind. bedeutend breiter als dies auf den Figuren
bei Fuchs zum Ausdruck gelangt. Fuchs fand das von Haravars auf Taf. XV, Fig. 1—2 abgebildete
Langenfelder Exemplar mit den Radmanestern vollkommen übereinstimmend, also typisch. Eines meiner
Exemplare von Köbanya (Taf. XXI, Fig. 6) stimmt wieder mit dem Stücke von Langenfeld ganz überein;
die übrigen verschiedenaltrigen sind entweder grösser oder bedeutend kleiner. Auch diese, wie jede andere
Species ist nach meinem Material ziemlich variabel, die Exemplare von Kirälykegye sind z. B. länger als die
Langenfelder.
Zur Beschreibung der Art muss als Ergänzung folgendes bemerkt werden. Den 10—15 Rippen
auf dem Haupttheil der Schale entsprechen innen bis zum Wirbel sich erstreckende Furchen, während mit
den 4—5 feinen, gegen den Rand der Schale schwächer werdenden, fadenförmigen Rippen des abgeschnittenen
Theiles keine Furchen der Innenseite correspondiren. Die Rippen sind in der Mitte der Klappe am stärksten
und schärfsten, von hier werden sie nach hinten schwächer und abgerundeter, während die Rippen des
klaffenden Theiles — bei erwachsenen Exemplaren — bedeutend schwächer sind und gegen rückwärts
schwächer werden. Bei jugendlichen Stücken sind sämmtliche Rippen scharf, nach hinten so allmählich
abgeschwächt, dass sie unvermerkt in die ziemlich starken Rippen des klaffenden Theiles übergehen. Die
! Die pont. Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok und Arpäd. p. 97. T. IL, F. 1 und T. IV, F. 3.
Rippen anderer Stücke sind nur in der Umgebung des Wirbels scharf, gegen den Schalenrand hingegen
mehr oder minder abgerundet. ZL. secans Fuchs führt SzaB6 unter dem Namen ZL. hungaricum auf;
HaravArs erwähnt in seiner die pannonischen Gebilde von Kirälykegye behandelnden Arbeit ein jugend-
liches Exemplar von Budapest-Räkos bereits unter dem Namen Z. secans Fuczs. Ein mir vorliegendes,
wohlentwickeltes Exemplar aus der Räkoser Ziegelfabrik zeigt bei einer Länge von 38 mm 33 mm Höhe
und ca. 17 mm Dicke; die klaffende Oeffnung ist 15 mm hoch und ca. 3—5 mm breit; die Anzahl der
Rippen beträgt 12 + 4. Die Maasse eines jugendlicheren Exemplars sind folgende: Länge 23 mm, Breite
22 mm, Dicke ca. 10 mm; die Länge der Oeffnung 10 mm, deren Breite ebenfalls 5 mm; die Anzahl ihrer
Rippen ist 12; auf dem klaffenden Theil sind vier kaum sichtbare Rippen vorhanden. Diese Form stimmt
vollkommen mit der Langenfelder überein (HauavArs 1. ce. Fig. 1), nur ist diese noch runder, da sie 21 mm
lang und ebenso breit ist. (Auf der Figur gemessen.) Endlich habe ich auch noch Jugendexemplare, die
nur 13, ja S mm lang, 11—7 mm breit und 4—2 mm dick.
Fundort: Budapest-Räkos ca. 20, Budapest-Köhbänya 16 Exemplare, ausserdem in ganz
Ungarn ziemlich verbreitet.
12. Limnocardium Steindachneri Brusma.
1884, Adacna Steindachneri Brus. Brusısa: Congerienschichten von Agram. p. 154. T. XXVIIL, F. 38.
1890. n ” „ Lörentury: Pontische Fauna von Nagy-Mänyok. p. 48.
1892, Cardium (Adacna) Steindachneri Brus. Hatavärs: Pontische Fauna von Kirälykegye. p. 32.
1894. Limnocardium Steindachneri Brus. LörenTHeY: Pontische Fauna von Szegzärd etc. p. 99 (29).
1896. Cardium Steindachneri Brus. Anton Kock: Geologie der Fruscagora. p. 115, 119, 120 und 121.
1896. Limnocardium Steindachneri Brus. Brusına: Collection neogene de Hongrie etc. p. 149 (53).
Ich sammelte in Räkos und Köbänya mehrere Bruchstücke dieser interessanten, dünnschaligen,
zerbrechlichen Art, die bisher von Okrugljak, Karlovitza, Gergeteg, Beocsin, Kirälykegye, Fünfkirchen,
Szegzärd, Nagy-Mänyok und Arpäd bekannt war. Diese fragmentarischen und abgeriebenen Exemplare
können auf Grund der auf ihnen wahrnehmbaren Charaktere nur zu Z.. Steindachneri gezählt werden und
nicht zum ähnlichen Z. hemicardium Brus. !
Fundort: Budapest-Köbänya 5, Budapest-Räkos 10 Exemplare.
13. Limnocardium subdesertum nov. sp.
(Taf. XXI, Fig. 7—9.)
Die neue Art steht zwischen dem in Markusevec im tieferen Niveau vorkommenden Z. desertum
Sror. und dem einem höheren Niveau angehörigen L. otiophorum Brus.
Die kleine Schale ist dick, solid, ei- oder trapezoidförmig, schwach convex. Sie ist stark ungleich-
seitig, da sie vorne abgerundet, hinten abgeschnitten, jedoch nicht klaffend, sondern geschlossen ist. Der
Wirbel ist etwas herabgedreht und ein wenig vor die Mittellinie geschoben. Die Oberfläche ist mit 25—29
radial verlaufenden, bis zum hinteren abgeschnittenen Theil fortwährend sich verstärkenden und dann wieder
schwächer werdenden, abgerundeten Rippen bedeckt, die von beinahe ebenso breiten Zwischenräumen ge-
! Brusina: Materiaux. T. XX, F. 9 u. 10,
dos >
trennt werden als sie selbst sind. In der Nähe der abgerundeten, kaum wahrnehmbaren Kante, welche
den abgeschnittenen vom Haupttheil der Oberfläche trennt, sind die Rippen auf jugendlichen Exemplaren
manchmal schwach gekielt. Die Rippen sind gegen die Intercostalfurchen nicht scharf abgesetzt. Den
Rippen entsprechen innen Furchen, die sich auf den Rand der Klappe beschränken und — zwar abgeschwächt
— bis zum Manteleindruck sich erstrecken. Das Schloss ist ziemlich stark entwickelt. In der rechten Klappe
sind unter dem Wirbel zwei Schlosszähne vorhanden, zwischen welche ‚ein Zahn der linken Klappe passt.
Die rechte Schale weist vorne einen kurzen, hinten einen langen, starken, leistenförmigen Seitenzahn auf.
In der linken Klappe sind keine Seitenzähne vorhanden oder nur die undeutliche Spur eines Vorderzahnes.
Die letzte Rippe, welche die längliche und tiefliegende Bandgrube begrenzt, ist kräftig. Die Lunula, von
der Form eines Pfeiles, ist scharf begrenzt. Die eiförmigen Muskeleindrücke und die nicht ausgebuchtete
Mantellinie sind sehr stark. Die Anwachsstreifen sind sehr fein und nur unter der Lupe sichtbar.
Maasse:
Länge: 3,5 mm 6 mm
Höhe: 3 5 DEN
Dicke: 1 a Ioe
L. subdesertum besitzt eine verhältnissmässig dickere Schale als Z. desertum und während die den
hinteren, abgeschnittenen Theil begrenzende Kante bei L. desertum gut sichtbar, ist bei L. subdesertum wie
bei L. otiophorum fast keine Spur davon vorhanden. ZL. desertum ist hinten beinahe gerade, L. subdesertum
in schwachem Bogen abgeschnitten, so dass letztere Form hinten abgerundeter ist. Der Manteleindruck ist
bei L. desertum kaum sichtbar, bei L. subdesertum hingegen sehr stark. ZL. desertum besitzt in beiden
Klappen Seitenzähne, bei Z. subdesertum fehlen dieselben in der linken Klappe oder es ist nur eine undeut-
liche Spur eimes Vorderzahnes vorhanden wie bei L. otiophorum. Die Lunula und Bandgrube bei Z. desertum
sind viel schwächer entwickelt als die von ZL. subdesertum. Während Z. desertum 30—40 Rippen trägt —
ihre Zahl steigt auch bis zu 50 — weist Z. subdesertum höchstens 25—29 und selten 30 Rippen auf, so
dass die Intercostalräume hier viel breiter sind.
Unter den drei Formen ist Z. otiophorum am dünnschaligsten. In ihrem Innern entsprechen den
33—35 Rippen, welche die Oberfläche zieren, starke, bis zum Wirbel reichende Furchen, während sich die-
selben bei Z. desertum und L. subdesertum nur auf den Schalenrand beschränken; bei L. subdertum reichen
sie bis zum Manteleindruck, Ausnahmsweise kommt es wohl auch bei jugendlichen Exemplaren von L. de-
sertum und L. subdesertum vor, dass sich die den Rippen im Innern der Schale entsprechenden Furchen
bis zum Wirbel erstrecken, doch werden sie hier über den Manteleindruck hinaus schwächer, bei L. otio-
phorum jedoch nicht. In Bezug auf die äussere Form und die Schlosszähne stimmt L. subdesertum mit
L. otiophorum überein, obwohl bei Z. subdesertum vorne und hinten jene ohrenförmige Erweiterung fehlt,
(lie Brusına bei Beschreibung. der Fauna von Agram als charakteristische Eigenschaft des L. otiophorum er-
wähnt. Dass jedoch diese ohrenförmige Erweiterung kein so wesentlicher Charakter ist, geht aus den
Fig. 14—18 auf Taf. XX in den „Materiaux“ BrusmAa’s hervor, da sie auf diesen Exemplaren fehlt.
L. subdesertum steht sonach sowohl durch sein geologisches Vorkommen, als auch durch morpho-
logische Charaktere zwischen ZL. desertum und L. otiophorum, letzterem jedoch näher. Bemerkt muss hier
werden, dass die Markusevecer Exemplare von Z. desertum am hinteren Theil des Schlossrandes schwache
Stacheln aufweisen wie Z. Andrusovi, doch werden dieselben nie so stark wie bei Z. Andrusovi var, spinosum,
Fundort: Unter den Limnocardien ist Z. subdesertum die vorherrschende Form in meiner Fauna;
ich fand in Budapest-Räkos 57, in Budapest-Köbänya 145 Exemplare.
14. Limnocardium budapestinense nov. sp.
(Taf. XX, Fig. 158 und Taf. XXI, Fig. 10.)
Diese neue Species ist eine kleine, dünnschalige, ziemlich gewölbte, stark ungleichseitige Form, die
vorne schmal abgerundet, hinten breit und abgeschnitten, doch nicht klaffend ist. Der schwach gewundene
Wirbel ist stark nach vorne gerückt. Die Oberfläche zieren 16 nach hinten bis zum abgeschnittenen Theil
gleichmässig verstärkte Rippen; auf dem abgeschnittenen Theil sind 5—8 stark hervortretende, feine, faden-
förmige Rippen vorhanden, die von bedeutend breiteren Zwischenräumen getrennt werden. Die 16 breiten,
abgerundeten, wenig convexen Rippen des vorderen Oberflächentheiles sind von den beiläufig gleichbreiten
/wischenräumen nicht scharf getrennt. Die 4—5 letzten, am hinteren Rande mit einer starken Kante ver-
sehenen Rippen sind die stärksten. Das Innere der vorliegenden rechten und linken Klappe war ohne Ge-
fährdung der Stücke nicht bloszulegen. So viel ist auch jetzt in der linken Schale sichtbar (Taf. XX,
Fig. 18), dass der Schlossrand vorne von einer Lunula, hinten von einer breiten Bandgrube begrenzt wird.
Sowohl die pfeilförmige Lunula als auch die Bandgrube sind von starken Kanten umgeben. Die Oberfläche
ist mit feinen, doch scharfen Anwachsstreifen bedeckt.
Maasse: rechts: links:
Länge: 7,5 mm 5,5 mm
Höhe: H:ORE, DD:
Dicke: 200% > Dee
L. budapestinense nov. sp. stimmt mit keiner bisher bekannten Form überein, obwohl es dem aus
dem höchsten Niveau der pannonischen Stufe bekannten Z. Wurmbi Lörexr, vielleicht noch am nächsten
steht. Die Unterschiede beider Arten detaillirter hervorzuheben ist überflüssig, da Z. Wurmbi stark klaftt,
L. budapestinense hingegen eine geschlossene Form ist. Bei L. Wurmbi trägt der abgeschnittene Theil
keine Rippen, bei L. budapestinense dagegen 5—S etc.
Fundort: In Budapest-Köbänya fand ich eine rechte, in Budapest-Räkos eine linke Klappe.
Es muss hier erwähnt werden, dass Fig. 18 auf Taf. XX nicht gelungen ist, da die Rippen nicht
so scharf von den Zwischenräumen getrennt sind wie auf der Abbildung; auch ist die am hinteren Rande
der 12—16 Rippen dort vorhandene Kante nicht veranschaulicht. Schliesslich sind die breiten Zwischen-
räume der Rippen am abgeschnittenen Theil der Form so gezeichnet, als wären sie Rippen, die schmalen
Rippen hingegen die Zwischenräume.
15. Limnocardium fragile nov. sp.
(Taf. XIX, Fig. 8.)
In der Thongrube der Räkoser Ziegelfabrik sammelte ich eine auffallend dünnschalige, kleine Car-
dide, die von jeder bisher bekannten Art abweicht und eine neue Species darstellt. Die länglich-eiförmige,
linke Schale ist ziemlich convex, vorne abgerundet und breiter als hinten, wo sie abgeschnitten, doch nicht
Ze
klaftend ist. Der kaum eingebogene Wirbel ist auf das vordere Drittel der Klappe geschoben. Die Ober-
tläche — mit Ausnahme des hinteren abgeschnittenen Theiles — zieren, wie es scheint, 12 oder 13 Rippen,
die so schwach sind, dass sie nur durch die abweichende Lichtbrechung der verschiedenen Oberflächenpartien
angedeutet werden. Die Rippen sind breiter als ihre Zwischenräume, da die Rippen jedoch in ihrem vorderen
Theil beinahe unmerklich in die Zwischenräume übergehen und da sie rückwärts kielartig hervortreten, er-
scheint die ganze Oberfläche mit schmalen Rippen bedeckt. Der abgeschnittene Theil ist, wie es scheint,
glatt, ohne Rippen. Das Innere der Klappe, also auch das Schloss ist unbekannt, da meine einzige oblaten-
dünne Klappe aus dem umgebenden thonigen Sand nicht befreit werden kann.
Die nur nach einer linken Klappe bekannte Form steht dem Z. Wurmbi noch näher als das vor-
hergehende L. budapestinense, da sie mit ihm in der Entwicklung der Rippen und im Fehlen derselben auf
dem abgeschnittenen Theil übereinstimmt. Während jedoch Z. Wurmbi klafft, ist L. fragile eine geschlossene
Form; die beiden müssen demnach von einander getrennt werden.
Fundort: Thongrube der Budapest-Räkoser Ziegelfabrik, eine linke Klappe.
N
16. Limnocardium complanatum .Fucas.
(Taf. XXI, Fig. 11 u. 12.)
1870. Cardium complanatım Fvcus. Fuchs: Congerienschichten von Radmanest. p. 358. T. XV, F. 20, 21.
1884. Adacna complanata (Fucus). Brusına: Congerienschichten von Agram. p. 161. T. XXIX, F. 49.
1894, Limnocardium complanatum Fucus. Lörestuey: Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok und Arpad. p. 101.
1897. „ ® r Brusına: Materiaux, T. XX, F. 12, 13.
Meine Exemplare weichen nur darin von der Beschreibung bei Fuchs ab, dass die Zahl der Rippen
nicht zwischen 10 und 12 varirt, sondern 14 oder 15 beträgt, weshalb sie auch dichter‘ stehen und die
Zwischerräume schmäler sind als auf der Figur von Fuchs. Die Zahl der fadenartigen, scharfen Rippen
auf dem hinteren abgeschnittenen Theil ist 4, wie sie auch Fuchs für die Radmanester Exemplare angibt.
Ausser den Rippen ist vorne eine Kante vorhanden, die die längliche Lunula, und hinten eine andere Kante,
welche die lamellenförmige Bandgrube begrenzt. Die Exemplare von Budapest-Räkos stimmen in Bezug auf
die Form und Grösse der Schlosszähne mit den Stücken von Radmanest überein. Die Maasse meiner best-
erhaltenen Exemplare sind folgende:
Länge: 17 mm 11 mm
Breite: Dre I
Dicke: Sehe Dias
Fundort: Budapest-Räkos 8, Budapest-Köbänya 12 Exemplare.
Familie: Helieidae.
Iberus H. u. A. Apans.
Wenn auch die Familie der Helicidae in der pannonischen Stufe vertreten ist, so gehört sie doch
immer zu den grössten Seltenheiten; sie ist hier durch Iberus, eine der seltensten Gattungen der pan-
nonischen Stufe — bisher fossil nur in einer Art von Zala-Apäti bekannt — vertreten. Neuestens gelang es
mir, auch m Budapest-Räkos diese Art wiederzufinden.
17. Iberus balatonicus StoLiczra.
1862. Iberus balatonicus Sror. F. Srorıczka: Beitrag z. Kennt. d. Molluskenfauna d. Cerithien- und Inzersdorfer
(Congeria-) Schichten d. ungar. Tertiärbeckens. p. 534. T. XV, F. 4a—4c.
Storıczka zählte diese Helicide, welche aus der pannonischen Ablagerung zwischen Esztergäly und
Zala-Apäti stammt, zu der recenten Gattung Iberus. Das in Budapest-häkos gefundene, etwas verdrückte
Exemplar stimmt mit dem bei Srorıczka abgebildeten überein, es ist nur um etwa ein Drittel kleiner.
Fundort: Budapest-Räkos, hier wie m Zala-Apäti sehr selten.
Familie: Limnaeidae,
Limnaea Lamarck.
Die Familie der Limnaeiden ist in meiner Fauna durch die Gattungen Limnaea Lamarck, Valen-
eiennesia Rousszau und Planorbis GUETTARD vertreten. Limmaea spielt sowohl hier als im tieferen Niveau
bei Tinnye und in den anderen Niveaux der pannonischen Stufe eine untergeordnete Rolle. Von Budapest-
Räkos liegen einige zerbrochene Exemplare vor.
18. Limnaea sp. cfr. paueispira Fuchs.
Verletzte Exemplare einer in den Formenkreis der Limnaea aurieularis gehörigen, aufgeblähten
Linmaea liegen vor; sie können am ehesten der Limnaea paueispira' oder, da die Spindel fehlt, der Zyto-
stoma grammica Brus.? angehören. Da jedoch letztere Art bisher nur aus dem höchsten Niveau der pan-
nonischen Stufe bekannt ist, bin ich eher geneigt, die vorliegenden Stücke zu Limnaea paueispira zu stellen,
ohne allerdings diese Zutheilung mit voller Bestimmtheit vornehmen zu können, da auf meinen mangelhaften
Exemplaren das Vorhandensein der Querfurchen oder Spirallinien nicht festzustellen ist.
Fundort: Budapest-Köbänya, 3 fragmentäre Exemplare.
Valenciennesia RousskAv.
Seit den Untersuchungen von K. GORJANOVIÖ-KRAMBERGER „Ueber die Gattung Valenciennesia und
einige unterpontische Limnaeen. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Gattung Valenciennesia und
ihr Verhältniss zur Gattung Limnaea“? dürfte die Zugehörigkeit von Valeneiennesia zur Familie der Lim-
naeidae nicht mehr zweifelhaft sein. Die Gattung Valenciennesia lebte in sämmtlichen Niveaux der pan-
nonischen Stufe, dass sie jedoch noch nicht aus sämmtlichen, so z. B. aus dem tieferen Niveau bei Tinnye
bekannt ist, kommt daher, dass ihre sehr zerbrechlichen Schalen in sandigen Schichten nicht leicht erhalten
bleiben können, das durchsickernde Wasser löst die zarten Schalen ausserdem leicht auf.
1 Limnaea paucispira Fuchs. Tu. Fucns: Die Fauna d. Cong.-Schichten v. Radmanest. p. 345. T. XIV, F. 56—58.
? Lytostoma grammica Brusina: Die Fauna der Cong.-Schichten v. Agram. p. 177 (53). T. XXX, F. 17 u. 18.
3 Beiträge zur Palaeont. und Geologie Oesterr.-Ungarns und des Orients. Bd. XIII. Heft 3. 1901.
19. Valenciennesia sp.
1879. Valenciennesia sp. J. v. Szar6: Budapest környcke geolögiai tekintetben. p. 46.
Ich kann aus unserer Fauna die Gattung Valenciennesia nur nach der citirten Abhandlung anführen.
Szaro gibt eine speeifisch nicht bestimmbare Form von Budapest-Köbänya an. Das Original selbst scheint
verloren zu sein, da es in keiner unserer Sammlungen auffindbar ist.
Fundort: Budapest-Köbänya.
Planorbis GuxtTARD.
In allen Schichten des ungarischen Brackwasserpliocaen, in sämmtlichen Niveaux der pannonischen
und levantinischen Schichten kommen einige Planorbis-Arten vor, einzelne derselben stellenweise ziemlich
häufige. In unserer Fauna kommen nur kleine, einige mm messende Formen vor, von denen Planorbis tenwis
Fuchs bisher nur aus dem höheren, Pl. solenoeides Lörkent. hingegen nur aus dem tieferen Niveau bekannt
war. Daneben kommt eine neue und ferner eine vierte näher nicht bestimmbare Art vor. Während jedoch
die Heliciden, Limnaeen und Valenciennesien als Seltenheiten auftreten, gehört die Gattung Planorbis zu
den häufigeren Gasteropoden unserer Fauna.
20. Planorbis tenuis Fuchs.
1870. Planorbis tenuis Fuchs. Tu. Fuchs: ‘Die Fauna der Cong.-Schichten von Tihany und Küp. p. 533 u. 542.
T. XX, F. 15—18.
1894. Ti 5 5 Lörentury: Die Fauna von Szegzäürd, Nagy-Mänyok und Arpäd. p. 123 (53).
1896. 5 , r Brusına: La collection neogene de Hongrie etc. P. 117 (21).
Zahlreiche typische Exemplare dieser bei Tihany und Kup wie auch in Szegzärd im obersten Niveau
der pannonischen Stufe vorkommenden Form liegen vor; Pl. tenwis ist die häufigste unserer Planorbis-Arten.
Fundort: Budapest-Köbäanya 145 Exemplare, Budapest-Räkos 1 Exemplar.
21. Planorbis porcellanea nov. sp.
(Taf. XXI, Fig. 13.)
Es ist dies eine der elegantesten Formen meiner Fauna, welche der aus dem tieferen Niveau von
Tinnye beschriebenen Pl. Sabljari Brus. und der neuen Species Pl. Fuchsi nahe steht, jedoch mit keiner
derselben identifieirt werden kann.
Diese kleine, einen Durchmesser von 1—2 mm besitzende Art ist flach, scheibenförmig und besteht
aus 3—3'/a ziemlich plötzlich anwachsenden und ziemlich involuten Umgängen. Die Apicalseite ist gewölbt
und nur in der Mitte eng und kaum eingesenkt, während die Nabelseite concav ist, obwohl die Schluss-
windung nicht flach, sondern schwach convex ist. Die Naht ist auf der Apical- und Nabelseite gleich gut
sichtbar, obwohl sie nur fein linienartig ist. Der Winkel an der Peripherie ist abgerundet und weniger scharf
als jener bei Pl. Sabljari Brus. Oben auf der Apicalseite fehlt die neben der Naht befindliche Kante; unten
(der Nabelseite fehlt sie ebenfalls oder sie ist sehr schwach, kaum bemerkbar. Die Mundöffnung liegt nicht
ganz in eimer Ebene mit den Windungen, sondern sie ist etwas nach unten gewendet. Das stark glänzende
Gehäuse ist porzellanartig, weiss oder schwach beingelb. Die Anwachsstreifen sind selbst mit der Lupe
kaum, höchstens an einzelnen Stellen, sichtbar. Einzelne meiner Exemplare besitzen auf der Apicalseite,
am inneren Drittel der Schlusswindung eine Furche, die jedoch so fein ist, dass sie auch unter der Lupe
nur durch die abweichende Lichtbrechung sichtbar wird.
Pl. porcellanea steht zwischen der Pl. Sabljari und Pl. Fuchsi und vereinigt Merkmale beider
Arten. Die Apicalseite stimmt mit der von Pl. Sabljari überein, die Nabelseite mit derjenigen von Pl. Fuchsi.
Der Winkel der Peripherie ist weniger scharf als bei Pl. Sabljari, jedoch etwas stärker als bei Pl. Fuchsi.
Die Grösse der Pl. porcellanea stimmt mit der von Pl. Fuchsi überein. Ihre Mündung fällt mit den Um-
gängen nicht so sehr in eine Ebene wie bei Pl. Fuchsi, doch ist dieselbe auch nicht so sehr nach unten
gewendet wie bei Pl. Sabljari. Durch den Glanz und die porcellanartige Beschaffenheit des Gehäuses weicht
Pl. porcellanea sowohl von Pl. Sabljari, wie auch von Pl. Fuchsi ab.
Fundort: Budapest-Köhbänya 52 ausgezeichnet erhaltene, Budapest-Räkos ein abgeriebenes
Exemplar.
22. Planorbis solenoeides LÖRENT. nov. Sp.
Von dieser überaus kleinen Art, die ich auf p. 190 aus dem tieferen Niveau von Tinnye und Buda-
pest-Köbänya beschrieb, kommen in dieser Fauna nur einige Exemplare in Budapest-Köbänya vor.
Fundort: Budapest-Köbänya 10 Exemplare.
23. Planorbis sp. ind.
In Budapest-Räkos fand ich ein von den bisherigen Arten abweichendes halbes Exemplar, das
nach allem, was darauf sichtbar ist, mit Pl. Brliöi Brus. (Materiaux. Taf. III, Fig. 13—15) identifieirt
werden könnte; da nur ein Bruchstück vorliegt, ist eine sichere Bestimmung jedoch nicht möglich.
Familie: Melaniidae.
Melanopsis Fürusac.
Die Familie der Melaniiden ist allein durch die Gattung Melanopsis vertreten. Während im tieferen
Niveau in Tinnye und Budapest-Köbänya die Melanopsis-Arten sowohl nach Arten- als Individuenzahl
vorherrschen, spielen sie im höheren Niveau eine sehr untergeordnete Rolle, da hier nur eine Art, Mela-
nopsis pygmaea PARTSCH, in verhältnissmässig geringer Individuenzahl vorkommt.
24. Melanopsis pygmaea ParıscH.
1837. Melanopsis buccinoidea (non Für). J. v. Hauer: Vorkommnisse foss. Thierreste im tert. Becken von Wien.
(Bronx. Jahrb. p. 421.)
1848. “ pygmaea Pırrscn. Hörnes: Verz. in C737er’s Erläut. z. geol. Karte v. Wien. p. 23.
1856. er is 3 er Foss. Moll. d. tert. Beck. v. Wien. Bd. I, p. 599. T. 49, F. 13.
1870. = 5 Pr TH. Fuchs: Cong.-Schicht. v. Tihany u. Küp. p. 538 u. 545. T. XXIT, F. 7—14.
1874. en A ” Brusına: Foss, Binnenmoll. p. 39.
1877. ” " er Te. Fuchs: in Führer, Exceurs. geol, Gesellsch. p. 75.
Palaeontographlea, Bd. XLVIIT, 2]
EN
1884. Melanopsis pygmaea Parrscn. Brusina: Congerienschichten von Agram. p. 137 (13).
1886. acieularis (non Fer.). Fucas: in Zujovic, Uebers. Serbien. p. 113 (43).
1887. ’ (Homalia) pygmaea ParrscH. Hanpmann: Die Conch.-Fauna v. Leobersdorf. p. 12, T. I, F.1—5.
1892. “ pygmaea ParıscH. Brusiına: Fauna foss. tert. di Markusevec. p. 140 (28).
1893. r es ” e Framm. d. malac. terziaria Serba. p. 52.
1893. e (Homalia) pygmaea PArTscH. LÖRENTHEY: Unterpont. Bild. des Szilägyer Comitates und Sieben-
bürgens. p. 297 (11). e
1894. 55 pygmaea ParrscH. LÖRENTHEY: Die pont. Fauna v. Szegzärd, Nagy-Mänyok u. Arpäd. p. 118 (48).
1896. © > F Brusına: La collection n&ogene de Hongrie. p. 122 (26). j
1897. 3 s 7 Materiaux. T. VII, F. 9 u. 10.
Diese Art, welche eine überaus grosse horizontale und eine ziemlich bedeutende verticale Verbreitung
besitzt und stellenweise in sehr grosser Menge vorkommt, ‘kann in meiner Fauna nicht häufig genannt werden.
Meine Exemplare sind sämmtlich mangelhaft, der Wirbeltheil ist auf allen abgerieben. In der Grösse stimmen
sie mit Fuchs’ Fig. 10 und 11 überein, sie sind also mittelgross und eher schlank als gedrungen. Einige
meiner Exemplare neigen zu der bei Hanpmann unter dem Namen Mel. (Homalia) Fuchsi (Taf. I, Fig. 6)
beschriebenen Mel. Handmanni Brus.
Fundort: Budapest-Köbänya 15, n Budapest-Räkos 5 Exemplare.
Familie: Hydrobiidae.
Micromelania Brvsına.
In unserem durch das massenhafte Auftreten der Congeria umgula-caprae Müvnst. charakterisirten
Niveau ist hier auf dem Gebiete Budapests Micromelania ? Fuchsiana Brus. eine der herrschenden
Formen. In ihrer Gesellschaft kommt noch eine Art vor, Micromelania ? laevis FucHs, die jedoch be-
deutend seltener ist. Von beiden Arten weiss man nicht bestimmt, ob sie thatsächlich Micromelanien sind,
da die Aussenlippe an allen bisher bekannten Exemplaren mangelhaft erhalten ist; es kann deshalb nicht
bestimmt werden, ob sie nach vorne gezogen ist. Brusma stellt beide Arten (in seinem Atlas „Mate-
riaux“) als fraglich zu Micromelania.
25. Micromelania ? Fuchsiana Brvs.
(Mat xx, Bio, dns 5: Tat xl, ie 15,)
1884. Micromelania Fuchsiana Brus. Brusına: Fauna der Cong.-Schichten von Agram. p. 163. T. XXIX, F. 5.
(Siehe daselbst die ältere Literatur.)
1897. ” ? Rn e 3rusına: Materiaux. T. XL, F.7 u 8.
Die Charaktere dieser Art fasse ich, da bisher nur einige Exemplare bekannt waren und sie noch
nicht beschrieben ist, kurz in folgendem zusammen:
Das aus 9,5 sehr langsam und gleichmässig wachsenden Umgängen bestehende Gehäuse ist etwas
spitzig. Die oberen Windungen sind schwach gewölbt, die letzten 3—5 hingegen flach oder, wenn sie auch
sewölbt sind, doch in ganz geringem, kaum wahrnehmbarem Maasse. Dem entsprechend ist die Naht am
oberen Theil des Gehäuses stärker, am unteren sehr fein fadenförmig. „Die letzte Windung ist gegen die
Basis deutlich gekielt.“ Die Mündung bildet beinahe '/; der Gesammthöhe. Sie ist eiförmig, beinahe senk-
recht stehend, nach oben in eine Ecke ausgezogen. Die Lippen sind zusammenhängend und dünn. Die
Aussenlippe ist mangelhaft erhalten, somit kann nicht bestimmt werden, ob sie nach vorne gezogen und
ob also diese Form thatsächlich eine Mieromelania ist. Soviel man aus den Anwachsstreifen ersehen kann,
war die Aussenlippe nicht vorgezogen, die Form wäre somit keine Micromelania. Der Spindelrand ist nur
oben eingedrückt, weshalb auch zumeist ein spaltenförmiger Nabel sichibar wird. Die Oberfläche ist mit
selbst unter der Lupe kaum sichtbaren feinen Spirallinien verziert. Meine unverletzten Exemplare sind
5—5's mm hoch und 1'/a mm breit.
Diese Art steht der Micromelania ? cylindrica LÖRENT. n. sp., die ich am Anfange vorliegender
Abhandlung von Budapest-Köbänya aus dem tieferen Niveau beschrieb, am nächsten. Während jedoch M.
cylindrica 10,5 Windungen besitzt, zeigt M. Fuchsiana nur 9,5. Die Windungen der M. cylindrica sind
gewölbter und somit ist auch ihre Naht stärker wie bei der M. Fuchsiana. Während das Gehäuse der
M. ceylindrica eine cylindrische Form zeigt, ist M. Fuchsiana thurmförmig, da die Umgänge hier verhältniss-
mässig schneller anwachsen wie bei M. cylindrica. Auf der Schlusswindung der M. Fuchsiana ist in der
Nähe der Basis eine starke Kante sichtbar, die bei M. cylindrica fehlt, ebenfalls fehlen auch die bei M.
Fuchsiana vorkommenden, feinen Spirallinien. Die M. Fuchsiana könnte von der in tieferem Niveau vor-
kommenden M. cylindrica abstammen und aus M. Fuchsiana könnte vielleicht die in höherem Niveau
vorkommende Pyrgula Töröki LöRenT.' abgeleitet werden, deren sämmtliche Umgänge bei ausgewachsenen
Exemplaren — mit Ausnahme der beiden ersten — jene Kante tragen, die bei M. Fuchsiana erst auf der
Schlusswindung vorkommt:
Pyryula Töröki Lörext., oberes Niveau
der oberen pannonischen Stufe
Micromelania ? Fuchsiana Brus., unteres Niveau \
Mieromelania ? cylindrica Lörent., mittlere pannonische Stufe.
Fundort: M.? Fuchsiana ist die herrschende Form meiner Fauna, da ich sie in mehreren tausend
unverletzten und fragmentären Exemplaren sowohl in Budapest-Köbänya, als auch in Budapest-Räkos
fand. Brusına beschrieb diese Art aus der pannonischen Stufe von Okrugljak, wo sie selten ist. Sie
ist demnach im obersten Niveau der pannonischen Stufe bereits im Aussterben begriffen.
26. Micromelania ? laevis Fuchs sp.
1892. Micromelania laevis (Fucus). Brusına: Fauna foss. di Markusevec. p. 159 (47).
1894. m „ Fucns sp. Lörentaer: Die pont. Fauna v. Szegzärd, Nagy-Mänyok u. Arpäd. p. 109 (39).
(Siehe hier die ältere Literatur.)
1896. ” ? ,„ (Fucns). Brusina: La collection neogene de Hongrie. p. 127 (31).
1897. ? Materiaux. T. XI, F. 11 u. 12.
” y ” ” ”
Diese sowohl vertical als auch horizontal weit verbreitete Form kommt auch in meiner Fauna vor,
doch ist sie wie an den meisten Fundstätten auch hier nicht sehr häufig. Wie im tieferen Niveau von
! LÖRENTARY: Die pontische Fauna von Kurd im Comitate 'Tolna. p. 87. T. II, F. 1—4.
ne
Markusevec, so sind auch hier breitere und schlankere Exemplare mit flacheren und gewölbteren Wind-
ungen vorhanden, was übrigens auch bei den Exemplaren des höheren Niveaus von Küp und Radmanest
beobachtet wurde.
Fundort: Budapest-Köbänya ca. 25, Budapest-Räkos 4 Exemplare.
Pyrgula DE Ürıstororis ET Jan.
Diese Gattung, welche mit den Gattungen Hydrobia und Micromelania vielfach durch Uebergänge
verbunden ist, hat hier nur eine Vertreterin, Pyrgula incisa Fucas, die jedoch eine der herrschenden
Formen meiner Fauna ist.
27. Pyrgula incisa luchs.
1884. Pyrgula ineisa Fucus, Brusina: ÜCongerienschichten von Agram. p. 163. T. XXX, F. 11. (Siehe die vor-
herige Literatur.) >
1894. a “ S Lörentury: Die pont. Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok und Arpäd. p. 113 (43).
1896. n nn " Brusısa: La collection n6ogene de Hongrie etc. p. 126 (30).
Von meinen typischen Exemplaren, die mit denen von Radmanest übereinstimmen, kann dasselbe
gesagt werden, was ich über die Stücke von Szegzärd schrieb. „Bei meinen und den Exemplaren Fucnas’
(aus Radmanest) treten die Kanten scharf hervor und sind gürtelförmig, während sie bei BrusmA (Agram)
viel schwächer, verschwommener sind. Die Naht ist am letzten Umgang gleichfalls mit einem Gürtel ver-
sehen, wie bei den Exemplaren Fuzns’, und so weicht meine Form auch in dieser Beziehung von den
Formen BrusınA’s ab. Auf der Basis treten, der Zahl nach 3—4, sehr feine, fadenförmige Kanten auf,
die dem Nabel zu fortwährend schwächer werden.“ Diese Kanten sind auch bei den Radmanester Exem-
plaren vorhanden. Auf meinen gut erhaltenen Stücken sind unter der Lupe auch die Spuren von Spiral-
linien sichtbar.
Fundort: Diese Art war bisher nur aus den beiden obersten Niveaux der pannonischen Stufe, dem
Niveau der Congeria balatonica etc. (Tihany, Radmanest) und dem Niveau der Congeria rhomboidea etc.
(Szegzäard, Okrugljak) bekannt. Nach meinen Funden in dem tieferen Niveau mit Cong. ungula-caprae
dürfte sie den Höhepunkt ihrer Entwicklung in diesem Niveau erreicht haben und nach aufwärts stetig ab-
nehmen. In Budapest-Köbänya sammelte ich einige tausend, in Budapest-Räkos ebenfalls über
tausend Exemplare.
Hydrobia Hartmann.
In unserem höheren Niveau der pannonischen Ablagerungen Budapests wird die Familie der
Hydrobiidae ausser durch die Gattungen Pyrgula und Micromelania noch durch zwei Arten vertreten, deren
eine ich für eine Bythinella, deren andere ich für eine Hydrobia zu halten geneigt bin. Es muss jedoch
bemerkt werden, dass ich den Begriff der Gattung Hydrobia in weiterem Sinne auffasse, als dies die Zoo-
logen nach Studien an recenten Conchylien zu thun pflegen, da bei den fossilen Formen einestheils die
Charaktere noch nicht so sehr differeneirt sind und anderntheils, da die Exemplare nicht so erhalten sind,
dass alle Charaktere bei ihnen genügend sichtbar wären. Bei der hier zu Hydrobia gestellten Form ist
der Aussenrand oben an der Naht etwas zurückgezogen, dann aber vortretend, so dass die Mündung unten
etwas ausgussförmig wird. Diese Charaktere würden meine Formen zur Untergattung Caspia verweisen,
da jedoch die Ränder der Mundöffnung nicht durch eine starke Spindelschwiele verbunden sind, so zähle
ich sie einfach zu Hydrobia. Während die Gattungen Pyrgula und Micromelania die zu Tausenden vor-
kommenden herrschenden Arten liefern, gehören die Vertreter der Gattung Hydrobia, noch mehr jedoch
die der Gattung Bythinella zu den selteneren Formen.
Zur Gattung Hydrobia zähle ich Hydrobia scalaris Fuchs, die bei Fuchs unter dem Namen Bythinia,
bei BuURowskI unter dem Namen Dythinella vorkommt.
28, Hydrobia scalaris Fuchs sp.
(Taf. XXI, Fig. 14.)
1877. Bythinia scalaris Fucus. Tem. Fuchs: Jüng. tert. Bild. Griechenlands. p. 13. T. I, F. 22—24.
1895. Bythinella scalaris Fucas sp. ° Bukowskı: Levant. Molluskenfauna von Rhodus. II. Th. p. 38.
Meine in Budapest gesammelten Exemplare stimmen mit den Beschreibungen und den Figuren bei
Fuchs, wie auch mit Exemplaren aus Megara, die mir Prof. Fuchs zum Vergleich zu senden die Güte
hatte, vollkommen überein; der einzige Unterschied ist der, dass die Exemplare von Megara etwas grösser
sind. Die letzteren Exemplare bestehen aus 4'/!, die Budapester aus 4—4'/»2 Umgängen. Dies ist jedoch
nicht als Unterschied zu betrachten, wenn die grosse Entfernung der Fundorte und der Umstand in Er-
wägung gezogen wird, dass die griechischen Formen in süsserem Wasser und auch später lebten als die
Budapester, Auch die Budapester Exemplare sind spitz-kegelförmig, das Anwachsen der „stark gewölbten“
und durch eine tiefe Naht von einander getrennten Umgänge ist ganz regelmässig, indem sie von der Spitze
angefangen bis zur Mündung gleichmässig grösser werden und sich bis zum Schlusse ganz normal an einander
legen. Die Mündung weist constant eine nahezu kreisrunde Gestalt auf, wie dies Burowskı hervorhebt;
nach Fuchs ist sie „rundlich“. Der Mündungssaum ist innen stets an die vorhergehende Windung ange-
wachsen, so kommt auf der abgerundeten Basis nur eine Nabelritze zum Vorschein. Während die Exem-
plare von Megara 2 mm hoch und 1,2 mm breit sind, besitzen die Budapester eine Höhe von 1,5 mm und
eine Breite von !/;—1 mm. Bei dem einzigen meiner Exemplare, dessen Mundsaum unverletzt ist, erscheint
die Aussenlippe in der Mitte etwas bogig vorgezogen, wodurch unten wie bei den Exemplaren von Megara
ein schwacher, kaum sichtbarer Ausguss entsteht. Manche meiner Exemplare sind stellenweise glänzend,
was darauf hinweist, dass das Gehäuse der Budapester Exemplare ebenso wie das der Megaraer ursprüng-
lich glänzend war.
Fundort: H. scalaris ist eine der interessantesten Formen meiner Fauna, da sie bisher nur aus
dem pliocaenen (levantinischen) Süsswasserkalk von Megara (Griechenland) und nach Stavır aus dem
tertiären Süsswasserkalk von Tuchoric bekannt war. In Megara kommt sie in grosser Menge vor, auch
in Budapest ist sie nicht selten zu nennen, da ich in Budapest-Köbänya 30, in Budapest-Raäkos
ein Exemplar sammelte.
1 Während Focus in der Beschreibung hervorhebt, dass diese Form „mit Ausnahme der Embryonalwindung aus fünf
mässig wachsenden Umgängen bestehend“ ist, weist seine Abbildung (T. I, F. 23) ausser der Embryonalwindung nur 4 Umgänge
auf — die Form besteht thatsächlich aus 4!/, Windungen.
Bythinella Moc.-Tax».
Die Gattung Bythinella fasse ich ebenfalls weiter als die Zoologen, da auch jene Form, die ich
hieher zähle, im Vergleiche zu den recenten Bythinellen eine Collectivform ist, weil sie zwar walzig-kegelig
ist wie die lebende Bythinella, jedoch mit etwas spitzerem Wirbel versehen wie die Frauenfeldia. Die Um-
gänge wachsen nicht so plötzlich wie bei den recenten Bythinellen, sondern sehr gleichmässig wie bei Vitrella.
Vertreter der Gattung Bythinella gehören, wie an den meisten Fundorten, so auch in unserem
Gebiet, zu den grössten Seltenheiten.
29. Bythinella sp. ind.
Sehr kleine 1'/;—2 mm hohe, walzig-kegelige Form mit einem nur wenig spitzen Wirbel;
die Umgänge (5'/a—6) wachsen sehr langsam und sind trotz flacher Wölbung durch eine tiefe Naht ge-
trennt. Diese Form steht der oben aus der Fauna von Tiunye (p. 235) beschriebenen Bythinella vitrellae-
formis LÖRENT. sehr nahe. >
Fundort: Budapest-Köbanya, 11 gut erhaltene Exemplare mit zumeist glänzender Schale,
Bythinia Gray.
Während in dem im Brunnen der Schweinemastanstalt zu Köbanya und in Tinnye aufgschlossenen
tieferen Nivean eine wirkliche Bythinia, Byth. Jurinaci Brus., vorkommt, die bisher nur aus tieferem Niveau,
aus dem dalmatinischen Melanopsidenmergel bekannt war, kommen in den Schichten mit Cong. ungula-caprae
zwei bisher nur aus noch höherem Niveau bekannte Formen vor, Byth. ? margaritula Fuchs und Byth. ?
proxima FucHs?. Dieselben sind keine echten Bythinien und können nur, wie es Brusına that, unter Vor-
behalt zur Gattung Bythinia gestellt werden. Die äussere Gestalt dieser Formen erinnert wohl an manche
Bythinien, aber auch an manche Hydrobien. Die Innenlippe ist verdickt, die Aussenlippe in der Mitte vor-
gezogen, daher sind diese beiden Formen weder typische Bythinien, noch typische Hydrobien. Von Okrugljak
beschreibt Brusma eine ähnliche Form, Bythinia pumila Brus. (Congerien-Schichten von Agram. p. 166.
Taf. XXX, Fig. 13) und bemerkt über sie und ihre Verwandten: „Ihre Kleinheit und das verhältnissmässig
sehr stark verdickte Peristom sind ein Fingerzeig, dass diese Arten eine eigene generische Gruppe vorstellen,
deren Stellung man erst nach Auffimdung weiterer Arten wird bestimmen können.“
30. Bythinia ? margaritula Fucns.
1870. Bythinia margaritula Fvcns. Te. Fucus: Die Fauna der Congerien-Schichten von Radmanest. p. 348.
T. XIV, F. 54 u. 55.
1870. a n 5 Ta. Fucas: Die Fauna der Cong.-Schicht. v. Tihany u. Kup. p. 534.
1396, 5 ? 5 a 3RUSINA: La collect. neogene de Hongrie etc. p. 132 (36).
Zu dieser Art, welche Fuc#s von Radmanest beschreibt und die in der gleichaltrigen Fauna von
Tihany und Kup ebenfalls häufig ist, sind einige Stücke von Budapest-Köbänya zu stellen, welche mit Exem-
plaren von Kup übereinstimmen. Von letzteren sagt Fuchs, ihr Gewinde sei gegenüber den Stücken von
Radmanest gestreckt, „so dass bei einigen Exemplaren die Höhe doppelt so gross ist als die Breite.“ Die
Seiten der meisten Exemplare von Radmanest und Küp sind flacher als dies Fuchs auf der eitirten Figur
darstellt, da die Naht weniger tief, die Schlusswindung oben wenig abgeflacht erscheint. Obwohl eines der
Merkmale dieser Art nach Fuchs darin besteht, dass sie ungenabelt ist, sind dennoch auch Formen mit
ritzenförmigem Nabel vorhanden, da die Innenlippe bald stark an die vorletzte Windung angedrückt, bald
wieder von derselben ganz abgetrennt ist. Auch die Stärke der Verdickung auf der Innenlippe ist bei den
Stücken aller drei Fundorte sehr variabel; am schwächsten ist sie bei den Budapester Exemplaren. Die
Mündung ist oben ebenfalls bald stärker, bald schwächer eckig.
Fundorte: Budapest-Köbänya 4 Stücke.
31. Bythinia ? proxima Fuchs.
(Taf. XX, Fig. 13—17.)
1870. Bythinia proxima Fuchs. Tu. Fuchs: Die Fauna d. Cong.-Schicht. v. Tihany u. Küp. p. 534. T. XX, F. 34—36.
Die meisten meiner dieser eigenartigen Gruppe angehörigen Formen sind zu D. proxzima zu stellen.
Es ist zwar schwer, zwischen B. proxima und margaritula eine Grenze zu ziehen, da beide Arten durch
Uebergänge verbunden und die Merkmale auch nicht so scharf ausgeprägt sind wie im höheren Niveau
(Radmanest, Tihany, Küp). B. proxima ist mehr kegelförmig als B. margaritula, ihre Umgänge wachsen
etwas schneller und gleichmässiger an; überdies sind die Windungen der B. proxima gewölbter, die Naht ist
demnach tiefer als bei B. margaritula. Demzufolge ist B. proxima manchmal ganz treppenförmig, was be-
sonders bei meinen Budapester Exemplaren auffält. Solche Exemplare mit gestreckter Spira, treppenförmigen
Umgängen, welche somit ihrem Aeussern nach von den Tihanyer Exemplaren abweichen, bildete ich von
Budapest-Köbänya in Fig. 13—17 ab. Bei B. margaritula sind die Seiten der Umgänge flacher, die Naht
ist weniger tief und die Schlusswindung scheint oben etwas abgeflacht, da sie sich rascher senkt als die
übrigen Umgänge. Auch hier kommen, wie bei B. margaritula, Exemplare mit weiterem und engerem,
spaltenförmigem Nabel vor, da die Innenlippe bald stärker, bald schwächer an die Schlusswindung gedrückt,
ja manchmal beinahe losgelöst ist. Die Innenlippe ist bei B. proxima im Allgemeinen schwächer verdickt
als bei B. margaritula, weshalb bei B. proxima sich nie der Fall einstellt, dass wegen der stark verdickten
Innenlippe die Nabelspalte nicht sichtbar wäre. Im allgemeinen scheint B. proxima etwas dünnwandiger zu
sein als B. margaritula. Fuchs hebt als Unterschied hervor, dass B. proxima sich von B. margaritula „durch
nahezu doppelte Grösse unterscheidet.“ Dieser Unterschied ist nicht so augenfällig, denn während unter
den Radmanester, besonders jedoch den Küper Exemplaren der B. margaritula die meisten höher sind als
1 mm, manchmal sogar 2 mm, die Breite jedoch 1 mm nie übersteigt, variürt die Höhe der B. proxima
zwischen 1'/o—2 mm und ihre Breite beträgt immer mehr als I mm, zumeist 1'/s mm, ohne jedoch, selbst
bei den grössten Exemplaren 2 mm zu erreichen. Bei manchen meiner Stücke von Köbänya und Räkos ist
die Aussenlippe oben neben der Naht etwas zurückgezogen und in der Mitte bogenförmig vortretend (Fig. 14c).
Auf manchen Exemplaren von Budapest-Köbänya ist statt des starken Glanzes, den die meisten Tihanyer
Exemplare besitzen, die Spur einer schwarzen Färbung vorhanden.
Ich glaube nicht zu irren, wenn ich auch meine vom Typus abweichenden, treppenförmigen, schlankeren
Formen mit B. proxima identificire, da sie mit der Grundform so durch Uebergänge verbunden sind, dass
eine Grenzlinie zwischen beiden Formen kaum gezogen werden kann.
Ha
Fundort: B. proxima, bisher nur von Tihany bekannt, ist in der Fauna mit Cong. ungula-caprae
ziemlich häufig, denn in Budapest-Köbänya fand ich 50, in Budapest-Räkos 11 ausgewachsene und
jugendliche Exemplare.
Familie: Valvatidae,
Valvata Müuter.
Die interessantesten Formen der Schichten mit Congeria ungula-caprae Münst. im Gebiete Budapests
sind die Valvaten. Sie erwecken, abgesehen davon, dass sie ausgezeichnet erhalten und von eleganter Form
sind, besonderes Interesse dadurch, dass unter ihnen zwei Arten der oberpliocaenen (levantinischen) Süss-
wasserablagerungen von Megara in Griechenland vorkommen. Es sind dies V. hrpensis Fuchs und V. minima
FucHs. Sie kommen übrigens auch bei uns in der oberen pannonischen Stufe vor, Valvata minima sogar
in der mittleren pannonischen Stufe von Tinnye. Beide Arten scheinen demnach allmählich nach Süden
gewandert zu sein. Zwei andere Valvata-Arten, dieses Niveaus sind neu: V, varians nov. sp. und V. sub-
gradata nov. sp. Die in den Formenkreis der aus Tihany und Küp beschriebenen Valvata gradata Fuchs,
V. balatonica Rovue und V. tenuistriata Fuchs gehörende V. subgradata erinnert ihrer Form und Skulptur
nach an manche Trrbo-Arten und muss daher in das von SANDBERGER vorgeschlagene Subgenus „Polytropis“
gestellt werden. NV. varians nov. sp. gehört in die Untergattung Tropidina.
32. Valvata küpensis Fuchs.
1870. Valvata ktpensis Fuchs. Te. Fuchs: Die Fauna der Congerien-Schichten von Tihany und Küp. p. 543 (13).
T. XXI, F. 23—25.
1877. Tr. Fvons: Stud. über die jüng. Tertiärbild. Griechenlands. p. 14 (und vielleicht
” ” „
p. 88. T. V, F. 1-5).
1894. ss Bei r LÖRENTHEY: Die pont. Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok und Ärpäd, p. 121 (51).
1896. “ " ” Brusına: La collection neogene de Hongrie. p. 138 (42).
Fucns beschrieb diese Art zuerst von Küp, aus dem durch das massenhafte Auftreten der Congeria
balatonica Fuchs und der typischen Cong. triangularis PARTSCH ausgezeichneten Niveau; später constatirte
er sie auch in dem Süsswasserpliocaen von Megara (Griechenland). Ich selbst fand sie bei Szegzärd im
Niveau der Cong. rhomboidea (oberste pannonische Stufe).
V. küpensis besitzt eine viel grössere, horizontale Verbreitung als bisher angenommen wurde. In
Ungarn kommt sie in allen drei bisher bekannten Niveaux der oberen pannonischen Stufe vor und zwar
im Niveau der Cong. ungula-caprae, der Cong. balatonica und der Cong. rhomboidea.
Fundort: Budapest-Köbänya 35, Budapest-Räkos S Exemplare.
33. Valvata minima Fuchs.
(Taf. XX, Fig. 10—12.)
1877. Valvata minima Fucns. Im. Fvcas: Jüng. tert. Bild. Griechenlands. p. 14. T. I, F. 25—27.
1894, Pr m 5; Lörentuey: Pont. Fauna von Szegzärd, Nagy-Mänyok und Arpäd. p. 121 (51).
Fuchs beschrieb die Valvata minima aus dem pliocaenen Süsswasserkalk von Megara mit der m
ihrer Gesellschaft. vorkommenden Hydrobia sealaris FucHs sp. zusammen, also beide von dort aus einem
— 2831 —
höheren Niveau als es die vorliegende Fauna repräsentirt.' Aus älteren Ablagerungen kenne ich sie aus
dem obersten Niveau der pannonischen Stufe, dem Congeria rhomboidea-Niveau von Szegzärd und jetzt aus
dem tieferen Niveau von Budapest und Tinnye. In Szegzärd und Budapest sowohl, wie in Megara kommt sie
in Gesellschaft der Valvata kupensis Fucus vor. Das tiefste Niveau, aus welchem sie bisher bekannt, ist
das Niveau der oben beschriebenen Fauna von Tinnye, wo V. kupensis bisher jedoch noch unbekannt ist.
Stücke der V. minima von Megara, welche ich der Freunilichkeit des Herrn Fuchs verdanke, zeigen, dass
die griechischen Exemplare sowohl in der Grösse als auch in der Form weniger variabel sind als die Buda-
pester. V. minima ist bei Megara im Allgemeinen grösser als die ungarischen Vorkommnisse, ihr Wirbel
ist abgerundeter, ihr Gewinde kürzer, ihre Umgänge wachsen etwas plötzlicher und ungleichmässiger; ihre
Windungen drehen sich ungleichmässig um ihre Axe und demzufolge fällt der Wirbel nicht in die Mitte
der Schale, sondern je grösser das Gehäuse, um so mehr nach hinten. Die Umgänge der Exemplare von
Megara sind oben bei der Naht beinahe abgeflacht, ihre Seiten fallen beinahe senkrecht ab, so dass die
Umgänge treppenförmiger sind als bei den ungarischen Stücken, deren Windungen gleichmässig gewölbt
und gleichmässig um die Axe gewunden sind, so dass der Wirbel in die Mitte des Gehäuses fällt. Die
Spira meiner Exemplare ist immer spitziger und zumeist auch höher als bei denen von Megara. Während
die griechischen 3'/s Windungen besitzen, haben die ungarischen Exemplare 3'/.—4!/s. Die in Fig. 10—12
abgebildeten Stücke weichen von der Grundform ab; ich bin jedoch im Besitze kleinerer mit der eitirten
Figur Fuchs’ vollkommen übereinstimmender Formen, deren Spira niederer und spitziger ist, deren Umgänge
ungleichmässiger um die Axe gewunden, dabei immer gewölbt sind, und deren Wirbel von der Mitte nach
hinten verschoben ist. Unter den Exemplaren von Megara finden sich auch solche, deren Umgänge sich
gleichförmiger um die Axe winden, mehr gewölbt und abgerundet, somit weniger treppenförmig sind. Da
ich sowohl in Budapest als auch in Küp Exemplare von V. kupensis sammelte, deren Spira höher ist als
die des bei Fuchs 1. c. Taf. XXIL, Fig. 23—25 abgebildeten Exemplares, und ferner Formen der V.
minima mit niedrigerer Spira vorhanden sind, so ist es evident, dass V. kutpensis von variabler Form und
vermittelst Uebergängen mit V. minima eng verknüpft ist. In Szegzärd ist die V. minima stets kleiner
als in Megara oder Budapest. Auch in Szegzärd sind Exemplare mit höherer und niederer Spira vorhanden.
Meine Budapester Exemplare sind wie die der Aydrobia scalaris stellenweise glänzend.
Fundorte: Budapest-Köbänya 100, Budapest-Räkos 10 Stücke.
34. Valvata varians nov. sp.
(Taf. XX, Fig. 6—8.)
Die ziemlich feste Schale der vorliegenden winzigen Form nähert sich im Grossen und Ganzen einem
breiten und kurzen Kegel. Sie besteht aus 3'/s treppenförmigen Umgängen, die durch eine rinnenförmige
Naht getrennt sind. Die Windungen wachsen plötzlich an, so dass die Schlusswindung doppelt so hoch ist
als die ganze Spira. Die oberen Umgänge sind mässig gewölbt und glatt, ohne alle Skulptur, während die
! Ueber die Schichten von Megara bemerkt Fucns 1. c. p. 11, dass „die Süsswasserablagerungen von Megara jünger
sind als die Congerienschichten,“ und Oprexurm (Beiträge zur Kennt. des Neogens in Griechenland. Zeitschr. der Deutsch.
Geol. Gesellsch. Jahrg. 1891. p. 438) schreibt: „Mit Bestimmtheit scheint mir ..., dass die Schichten von Megara der levan-
tinischen Stufe angehören.“
Palaeontographica. ‘Bd. XLVIII. 36
stark gewölbte Schlusswindung oben entweder glatt und in diesem Falle abgerundet, oder mit einem Kiel
verziert und sodann schwach abgeflacht ist. Unter dem Kiel ist die Oberfläche so weit gewölbt, bis auf
der Basis ein zweiter, stärkerer, scharfer Kiel auftritt. Von diesem zweiten Kiel an ist der ziemlich weite
Nabel eingesenkt. Manchmal tritt auf der Schlusswindung zwischen den beiden Kielen eine dritte schwache
Kante auf (Fig. 6). Die Mündung tritt stark nach der Seite vor, so dass nur ein Drittel derselben unter den
vorhergehenden Umgang fällt. Der Rand der etwas schiefstehenden, breitovalen Mundöffnung ist zusammen-
hängend und scharf. Die Mündung berührt die Schlusswindung kaum. Die Oberfläche des schwach glänzen-
den, weissen Gehäuses ist mit feinen Anwachsstreifen bedeckt. Das grösste Exemplar ist 1!/« mm hoch,
1'/; mm breit. Der obere Kiel ist verschieden stark entwickelt. Auf manchen Exemplaren wird er nur
durch die abweichende Lichtbrechung sichtbar, bei anderen wird er allmählich stärker. Somit ist das in
Fig. 5 abgebildete Exemplar, auf welchem oben kein Kiel vorhanden ist, mit dem Fig. 7 abgebildeten, oben
einen Kiel tragenden und mit der in Fig. 6 abgebildeten, drei Kiele besitzenden Form als einer Art an-
gehörend zu betrachten, da die einzelnen Formen durch Uebergänge verbunden sind. V. varians steht der
aus den levantinischen Ablagerungen von Sibin beschriebenen V. sibinensis Neum.! zwar am nächsten, doch
sind beide Arten auf den ersten Blick zu unterscheiden. Die Gestalt der V. varians ist conisch, ihr Wirbel
spitzig, da die ersten Umgänge emporgehoben sind, spiral gewunden, während V. sibinensis nur annähernd
conisch ist, da die ersten Umgänge nicht spitz emporgehoben, sondern nur wenig hervorragend und beinahe
in einer Ebene eingewunden sind. Demzufolge ist die Schlusswindung der V. söbinensis etwa viermal so
lang wie die Spira, während sie bei V. varians nur zweimal so lang ist. NV. sibinensis besteht aus drei
gekielten Umgängen, während bei V. varians nur die Schlusswindung gekielt ist, die beiden andern hingegen
abgerundet sind. Die Umgänge der V. sibinensis sind von der Naht ab ganz horizontal, die der V. varians
rundlich, mit Ausnahme der Schlusswindung, welche, wenn sie oben gekielt ist, von der Naht dachförmig
abfällt. Bei V. sibinensis sind immer zwei Kiele vorhanden, deren oberer „sehr scharf“, der den Nabel
umgebende untere hingegen „etwas schwächer als der obere“ ist. Jedoch nur dieser untere Kiel ist con-
stant, der obere kann auch fehlen. Von den beiden Kielen ist bei V. varians immer der dem Nabel ge-
näherte der stärkere, bei I. sibinensis ist gerade dieser der schwächere. Bei V. varians kann in der Mitte
der Schlusswindung noch eine dritte Kante vorkommen (Fig. 6), die bei V. sibinensis immer fehlt. Der
trichterförmige Nabel ist bei V. varians etwas weiter als bei V. sibinensis. Die Mündung der V. sibinensis
ist nur „oben etwas winklig“, die der V. varians ist es nicht nur oben, sondern, dem starken Kiel ent-
sprechend, auch unten. Während die Mundöfinung der V. sibinensis senkrecht steht, ist die der V. varians
etwas schief. In der Grösse stimmen die beiden Formen ziemlich überein, V. varians ist nur um wenig
kleiner. Ein grosser Unterschied ist jedoch in Bezug auf die Altersstellung vorhanden, da V. varians in
der unteren, an Oongeria ungula-caprae reichen Schichte der oberen pannonischen Stufe, die V. sibinensis
hingegen im mittleren, dem sogenannten Vivipara strietwrata-Niveau der levantinischen Stufe vorkommt.
Die mit drei Kanten besetzten Exemplare der V. varians (Fig. 6) ähneln der in Amerika lebenden
und in den Formenkreis der Valvata sibinensis gehörigen Tropidina tricarinata. NV. varians hat auch mit
V. levamtica Han.” Aehnlichkeit, doch ist V. levantica eine bedeutend grössere Form — Höhe: 9 mm,
ı Neumayr und Pavu: Die Cong.- u. Palud.-Schichten Slavoniens etc. p. 76. T. IX, F. 19a—d.
2 J. Haravärs: Die zwei artesischen Brunnen in Höpmezö-VÄsäreery. (Mitth. a. d. Jahrb. d. k. ung. geol. Anstalt.
Bd. VIII. p. 228. T. XXXIV, F. 6a—b.)
Breite 10 mm —, während die V. varians nur 1'/; mm hoch und 1'/; mm breit ist. Auf den beiden letzten
Windungen der Y. levantica sind beständig 3 Kiele vorhanden, bei der V. varians nur ausnahmsweise, und
auch da nur auf der Schlusswindung, wobei der mittlere Kiel auch in diesem Falle sehr schwach ist. Die
V, levantica besteht aus vier treppenförmigen, die V. varians aus drei abgerundeten und daher weniger
treppenförmigen Umgängen. Der weite Nabel der V. levantica ist von keinem Kiel begrenzt, während bei
der V. varians eben der Nabelkiel am kräftigsten ist. Der Nabel der V. varians ist weiter als bei V,
levantica, soweit dies aus der Abbildung der V. levantica bestimmt werden kann. Der Unterschied des
zeitlichen Vorkommens zwischen den beiden Arten ist auch gross, da V. levantica aus der unteren levan-
tinischen Stufe, aus der Gesellschaft der Vivipara Böckhi bekannt ist.
Fundort: Budapest-Köbänya, 9 Exemplare nur mit Nabelkiel, S Exemplare mit zwei Kielen,
ein Exemplar mit drei Kielen.
35. Valvata subgradata nov. sp.
(Taf. XX, Fig. 9a—c.)
Diese Form steht zwischen der aus Tihany beschriebenen Valvata gradata Fuchs und V. balatonica
Rorte. In ihrer äusseren Form stimmt sie zwar mit der V. yradata überein — darauf bezieht sich auch
der Name — doch ist sie bedeutend grösser und zeigt auch andere Abweichungen.
V. subgradata ist solid diekwandig, das Gehäuse hat die Form eines flachen Kegels und ist etwa
ebenso breit als hoch. Es besteht aus 5?/» ziemlich plötzlich, jedoch gleichmässig wachsenden, durch eine
starke Sutur von einander getrennten Umgängen. Die Spira ist nicht so hoch wie die Schlusswindung.
Die ersten Umgänge sind gewölbt, die zwei letzten treppenförmig abgesetzt und, während die ersten glatt
sind, tragen die beiden letzten Kiele. Auf der vorletzten Windung sind nur zwei Kiele vorhanden; der
eine etwa in der Mitte des Umganges, denselben in einen oberen, schwach gewölbten und einen flachen
unteren Teil zerlegend, der andere unmittelbar über der Naht. Dieser letztere Kiel gelangt auf der Schluss-
windung in die Mitte, und zwischen dem oberen und diesem starken Mediankiel stellt sich ein schwächerer
dritter Kiel ein. Unter der in der Mitte verlaufenden Kielkante sind noch drei schwächere — zusammen
also 6 Längskiele — vorhanden, deren unterster den weiten, trichterförmigen Nabel begrenzt. Im Nabel
sind einige Windungen sichtbar. Ausser den erwähnten sechs Spiralrippen ist noch zuoberst auf dem dach-
förmig hervorragenden, flachen Theil und unter der den Nabel begrenzenden Rippe je eine sehr schwache
Rippe vorhanden. Die ganze Oberfläche ist mit feinen, jedoch gut sichtbaren, scharfen Anwachsstreifen be-
deckt. Die grosse Mundöffnung steht beinahe senkrecht, ist rundlich, oben eckig und nimmt mehr als die
Hälfte des Gehäuses ein. Die Lippen sind zusammenhängend, scharf und nur auf einer sehr kurzen
Strecke an die vorletzte Windung angeheftet; der angeheftete Theil ist lippenförmig nach vorne gezogen.
Ich besitze zahlreiche jugendliche Exemplare, die jedoch alle mangelhaft sind. Die Maasse meines einzigen
erwachsenen Exemplares (Fig. 9) sind:
Höhe: 5 mm
Breite: bes
Höhe der Schlusswindung: Bu
Höhe der Spira: DER
man
€
Beim Vergleich der F. subgradata mit den zwei nächsstehenden Formen, der V. gradata und V.
balatonica, fallen auf den ersten Blick Unterschiede auf. Während nämlich V. gradata „niedergedrückt
kreiselförmig“, die V. balatonica „kurz kegelförmig“ ist, zeigt die V. subgradata eine flach kegelförmige
Gestalt. Am flachsten ist die V. gradata, am höchsten und demnach am schlanksten die V. balatonica.
Die V. balatonica ist am kleinsten, in der äusseren Form mit der V. subgradata übereinstimmend, da auch
sie breiter ist als hoch. F. gradata ist 1,5 mm hoch und 2 mm breit, M. subgradata 5 mm hoch und 6 mm
breit, die V. balatonica hingegen 7 mm hoch und nur 5 mm breit. Bei V. gradata ist die Spira nur halb so
hoch wie die Schlusswindung, bei der V, subgradata hingegen nur um ein Drittel kleiner. Bei V. balatonica
dagegen ist das Gewinde höher oder bei gedrungeneren Formen ebenso lang wie die Schlusswindung.
V. gradata besteht aus 4'/2, V. subgradata aus 5'/. und V. balatonica aus 6'/s Umgängen. Die Windungen
der V. gradata sind am treppenförmigsten, da sie oben flach sind; die der V. subgradata und V. balatonica
sind weniger treppenförmig, weil der zwischen dem obersten Kiel und der Sutur befindliche Schalentheil
kegelförmig hervorragt. Die Umgänge der V. gradata und V. balatonica sind mit mehr Kielen verziert
als die der V. subgradata. Der Nabel der V. gradata ist am weitesten, der der V. balatonica am engsten.
Am rundesten ist die Mündung der V. gradata, am meisten elliptisch die der V. balatonica.
Hieraus geht hervor, dass die V. subgradata nov. sp. thatsächlich eine Mittelstellung zwischen V.
gradata und V. balatonica einnimmt,
Fundorte: Budapest-Köbänya 40, Budapest-Räkos 5 fragmentarische Exemplare. Unverletzt
ist nur das abgebildete Stück.
Schlussfolgerungen.
Die hier beschriebene Fauna weicht von der aus dem Brunnen der Schweinemastanstalt in Buda-
pest-Köbänya stammenden, die ich am Anfang meiner vorliegenden Arbeit besprach, in mehreren Punkten
ab; sie scheint nämlich jünger als jene. Sie enthält mehrere Arten, die bisher nur aus höherem Niveau
bekannt waren; solche sind: Dreissensia bipartita Brus., Dreissensiomya intermedia FucHs?, Limnocardium
Penslü Fuchs, L. Steindachneri Brus., L. secans Fuchs!, L. complanatum Fucas, Iberus balatonicus STOL.,
Plamorbis tenuis Fuchs, Micromelania ? Fuchsiana Brus,, Pyrgula incisa Fuchs, Hydrobia scalaris Fuchs,
Bythinia ? proxima FucHs, B. ? margaritula Fuchs, Valvata kiüpensis Fuchs, V. minima Fucas, zusammen
15 Arten. Zieht man nun in Erwägung, dass ausser den Wirbelthieren und Ostracoden 35 Arten bekannt
sind, worunter 5 Arten neu, 7 Arten nicht bestimmt oder überhaupt unbestimmbar sind, so bleiben
nur 20 Arten, die in stratigraphischer Beziehung von Werth sind. Von diesen 20 Arten sind die er-
wähnten 15 Arten solche, die bisher nur aus einem höheren Niveau bekannt waren. Die Congeria ungula-
caprae Münxst. war nur aus diesem und aus höherem Niveau bekannt. Nur 4 Arten bleiben übrig, die etwa
auf ein tieferes Niveau hinweisen. Davon kommen Congeria Partschi CrstEX, Micromelania ? laevis FucHs Sp.
und Melanopsis pygmaea PAarısch sowohl im tieferen (Tinnye) als in dem höheren Niveau vor, in strati-
! Auf p. 144 ist Limnocardium secans Fvcus von hier zweimal irrthümlich als Limnocardium zagrabiense Brus.
aufgezählt. L. secans und L. zagrabiense scheinen synonym zu sein.
graphischer Beziehung können also auch diese nicht für wichtig gehalten werden. So bleibt denn aus der
ganzen Fauna einzig die Planorbis solenoöides LÖRENT. übrig als eine Form, die ich bisher nur aus dem
tieferen Niveau von Tinnye kannte. Ihr gegenüber stehen 15 Arten, welche bisher nur aus einer jüngeren
Schicht bekannt waren. Dies erweist, dass die aus der Ziegelfabrik von Budapest-Räkos stammende Fauna
jünger ist als die aus dem Brunnen der Schweinemastanstalt von Budapest-Köbänya bekannte, was übrigens
auch die geologischen Verhältnisse beweisen,
Zur leichteren Uebersicht diene folgende vergleichende Tabelle der Faunen von Budapest-Räkos
und Budapest-Köbänya:
2 |2& Sole
ne 28 85 = dee 2885
Name der Fossilien. s=|gs Name der Fossilien. se 83
Ei 5 las
1. Congeria ungula-caprae Münst. +|+ 19. Valenciennesia Sp. +1 —
2. » „ var. »hombiformis nov.var. | + | + 20. Planorbis tenuis Fucas. |+|1+
3. Ms n „ erassissima NOV. Var. + | — 21. 5 porcellanea nov. Sp. | ++
4. ” Partschi CLITER. +|+]J 22. x solenoöides LÖRENT. nov. Sp. Il
5. 55 ? Gütneri Bruvs. ? +? + 23. 55 sp. ind. = Sr
6. ? sp. ind. — |) + | 24. Melanopsis pygmaea PArTSscH. I+|I+
7. Dreissensia bipartita Brus. + | — | 25. Pyrgula ineisa Fuchs. ++
8. % sp. ind. +?| + 26. Micromelania ? Fuchsiana Brus. ++
9. Dreissensiomya intermedia Fuchs. ? +|+ 27. ” ? laevis Fuchs Sp. Beer
10. Limnocardium Penslii Fuchs. +|+ 98. Hydrobia scalaris Fuchs. +1+
11. „ secans Fuchs. + | + | 29. Bythinella sp. ind. |+|1-
12. ” Steindachneri Brus. ++ 30. ER ? margaritula Fuchs. |+|1—
13. subdesertum nov. Sp. +|+ 3. » ? proxima Fuchs, ans
14. budapestinense nov. Sp. + | + | 32. Valvata kıtpensis Fuchs. ++
15. 5 fragile nov. sp. —|+| 3. ;5 minima Fuchs. +|+
16. ” complanatum Fuchs. +| +] 3%. 5 subgradata nov. Sp. I+1|1-+
17. Iberus balatonicus STOL. —- | + 35. > varians NOV. SP. are
18. Limnaea sp. cfr. paucispira Fucns. +| — |
Auch der Fundort bei Budapest-Räkos rechtfertigt Fuchs’ Behauptung über die pannonische Stufe':
„So oft ein neuer Fundort aufgefunden wird, so oft kann man auch sicher sein, eine grosse Anzahl neuer
Formen zu erhalten (8) und zwar sind es gerade immer die auffallenden und herrschenden Arten, welche
überall andere sind“ (hier Limnocardium subdesertum nov. sp.). Obwohl dieser Fundort bekannt war, ist seine
Fauna doch neu zu nennen, denn während bisher von hier in der Literatur nur 7 Arten aufgeführt waren,
konnte ich jetzt 35 Arten und Varietäten von hier beschreiben, worunter 8 Arten und Varietäten, also "ja
der Fauna, neu sind. Daran, dass in dieser Fauna so viele neue Arten vorhanden sind, ist nichts ver-
wunderliches, wenn man bedenkt, dass nicht nur der Fundort, sondern auch das Niveau, aus welchem die
Fauna stammt, bisher sehr wenig ausgebeutet war.
Die Fauna ist mit den hier beschriebenen 35 Arten noch nicht erschöpft, da ich selbst noch im
Besitze einiger näher nicht bestimmbarer Mollusken bin und die weiteren Sammlungen sicher noch mehr
Material ergeben werden. Ausser den Mollusken kommen hier unter anderem auch an die Familie der
! Führer z. d. Excurs. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. p. 72—73.
Sparidae erinnernde Zähne, Otolithe und Ostracoden vor; ausserdem viele Fischüberreste, ja sogar
wie J. v. Szag6 in seinem Werke: „Budapest es környeke geolögiai tekintetben“ erwähnt, an Castor er-
innernde Zähne von Säugern.
In meiner Fauna herrschen folgende Formen: Micromelania ? Fuchsiana Brus., Pyrgula incisa
FucHs, Limnocardium subdesertum nov. sp. und Congeria ungula-caprae Müssr.; ferner die Arten Valvata
kuipensis Fuchs, V. minima Fuchs, Bythinia ? prowima Fuchs, Planorbis tenwis Fuchs, Limnocardium Penslii
Fuchs und Congeria Partschi ÜisTER.
In der Fauna von Budapest-Räkos sind folgende Arten mit der Fauna des nächsten Niveaus ge-
meinsam:
Mit der Fauna von Küp stimmen überein:
1. Planorbis tenuis FucHs. 5. Limnocardium Penslii Fuchs.
2. Bythinia ? margaritula Fuchs. 6. Congeria Partschi CiILER.
3. Valvalta kupensis Fuchs. 1% „. ungula-caprae Münsrt.
4. Melanopsis pygmaea PARTSCH. 8. Dreissensia bipartita Brus.?
Mit der Fauna von Tihany sind gemeinsam:
1. Planorbis tenwis Fuchs. 6. Pyrgula ineisa Fuchs.
2. Bythinia ? margaritula Fuchs. 7. Limnocardium Penslii Fuchs.
3 4 ?_ proxima Fuchs. S. 5 secans FucHs.
4. Melanopsis pygmaea PARTSCH. 9. Congeria Partschi OLITER.
5. Micromelania ? laevis Fuchs. 10. " ungula-caprae MÜnsT.
Mit der Fauna von Radmanest sind gemeinsam:
1. Limnaea paucispira Fuchs.? 5. Limnocardium Penslii Fuchs.
2. Bythinia ? margaritula Fuchs. 6. 5 secans Fuchs.
3. Micromelania ? laevis Fuchs. 7: n complanatum Fuchs.
4. Pyrgula incisa Fuchs.
Während also mit der nächstgelegenen Fauna von Tihany 10 Arten übereinstimmen, kommen nur
8 mit Küp und vielleicht nur 7 mit Radmanest gemeinsame Arten vor.
Ein besonderes Interesse verleiht meiner Fauna der Umstand, dass drei Arten: Hydrobia scalaris
Fucns, Valvata Intpensis Fucns und V. minima Fuchs auch in den pliocaenen Süsswasserschichten von
Megara (Griechenland) vorkommen, wodurch die Faunen der beiden weit entfernten Fundorte einander
näher gebracht werden. Betrachtet man die Verbreitung dieser drei Arten, so sieht man, dass sie alle,
besonders jedoch Hydrobia scalaris, eine grosse horizontale Verbreitung besitzen, da sie im unteren, durch
Congeria ungula-caprae Müssr, charakterisirten Niveau der pannonischen Stufe in Budapest, im pliocaenen
Süsswasserkalk von Megara, von welchem Fuchs annimmt, dass er „jünger ist als die Congerienschichten“
und den OPPENHEIM! für levantinisch hält, und im tertiären Süsswasserkalk von Tuchorice (Böhmen) vor-
kommt.? Valvata minima besitzt schon eine geringere horizontale, jedoch grössere verticale Verbreitung,
ı A. Sravır: Neuer Beitr. z. Kennt. d. tert. Süsswasserkalkschichten von Tuchoiic. (Arch. f. d. naturwiss. Landes-
durchforsch. von Böhmen. Bd. I. 1869.)
® OppexHeim: Beitr. z. Kennt. d. Neogen in Griechenland. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. Jahrg. 1891. p. 438).
— 28397 —
da sie in der mittleren pannonischen Stufe in Tinnye, im Oongeria ungula-caprae-Niveau der oberen pan-
nonischen Stufe in Budapest-Köbänya, im Congeria rhomboidea-Niveau in Szegzärd und im levan-
tinischen Süsswasserkalk in Megara vorkommt. Valvata kupensis stimmt in der horizontalen Verbreitung
mit V. minima überein, nur ist ihre verticale Verbreitung kleiner, da sie nur in den durch Congeria ungula-
caprae, Cong. balatonica und Cong. rhomboidea charakterisirten Niveaux der oberen pannonischen Stufe —
also in der ganzen oberpannonischen Stufe — und im Süsswasserkalk von Megara vorkommt
In den Schlussfolgerungen theilte ich nach Beschreibung der Fauna von Tinnye die Gründe mit,
welche mich bewogen, jene Fauna und die aus dem Brunnen der Schweinemastanstalt in Budapest-Köbänya
stammende für älter zu halten als die hier besprochene (aus den Thongruben gesammelte) Fauna. Ich
möchte mich hier in eine eingehendere stratigraphische Erläuterung der pannonischen Ablagerungen in den
Ländern der ungarischen Krone nicht einlassen, da dies verfrüht wäre, so lange die verschiedenen Fundorte
nicht genügend ausgebeutet und das gesammelte Material nicht revidirt ist. Alle Versuche, die zur Ein-
theilung der pannonischen Stufe in Unterabtheilungen angestellt wurden, blieben eben nur Versuche für
lokal engbegrenzte Gebiete, die Eintheilung erlitt Veränderungen und erleidet sie auch heute noch. 1893
gab ich eine Eintheilung der im Comitat Szilagy und in den Siebenbürger Theilen vorkommenden pan-
nonischen Ablagerungen, wonach in denselben drei Niveaux unterschieden werden können:
1. Ein unteres Niveau, das gewöhnlich aus stark schiefrigem, sandigen Thon zusammengesetzt
wird und für das auffallend dünnschalige Formen charakteristisch sind, wie Limnocardium cfr. Lenzi
R. Hoern., Congeria banatica R. Hoern., Planorbis ponticus LÖRENT. etc.
2. Ein mittleres Niveau, dessen charakteristische Formen Oongeria Zsigmondyi Han. und Oong.
efr. Zeigmondyi Ha. sind, und
3. ein oberes Niveau, das durch Melanopsis Martiniana Für., Mel. vindobonensis Fuchs, Mel.
impressa Krauss, Mel. Bouei Fr. und Oongeria Partschi Cr57. charakterisirt erscheint.
Alle drei Zonen stellte ich in die untere pannonische Stufe, unter die durch Congeria rhomboidea
M. Hör. charakterisirte obere Stufe. Ueber das mittlere Niveau, dessen Leitform Cong. Zsigmondyi ist,
bemerkte ich noch auf p. 315, dass ich dasselbe aus den Siebenbürger Landestheilen, nicht aus eigener An-
schauung kannte; auf Grund der im Museum von Klausenburg befindlichen Exemplare von Cong. Zsigmondyi
und der ähnlichen geologischen Verhältnisse im Comitate Szilagy nahm ich die Abtrennung dieser Zone
für die Siebenbürger Landestheile an.
1895 stellte ich im meiner Arbeit „Ueber die geol. Verhältnisse d. Lignitbildung d. Szeklerlandes“
das oben erwähnte mittlere und obere Niveau in die mittlere pannonische Stufe und parallelisirte sie mit
dem von Brusına creirten „Zyrcea-Horizont“; zur oberen Stufe hingegen zähle ich nur den „Horizont der
Congeria rhomboidea M. Hörn.“ In die durch Melanopsis Martiniana Für., Mel. impressa Krauss und
Mel. vindobonensis Fuchs gekennzeichnete mittlere pannonische Stufe stellte ich 1. ce. p. 250 neben der
Fauna von Markusevec auch die von Tihany, Küp und Radmanest, resp. die sie einschliessenden Schichten.
Jetzt jedoch bin ich eher geneigt, sie der oberen pannonischen Stufe, als deren unteres Niveau zuzurechnen.
In die mittlere pannonische Stufe gehören die früher mitgetheilten Faunen von Tinnye und von Budapest-
Köbänya (Brunnen der Schweinemastanstalt), dann die dort erwähnten Faunen von Perecsen, Szilägy-Somlyoö,
Markusevec und Ripanj.
— 288 —
Die in der Fauna von Tinnye gefundene, sehr variable Congeria ornithopsis überzeugte mich davon,
dass die in der älteren Literatur unter den Namen Cong. triangularis und Cong. efr. Zsigmondyi angeführten
Formen, wie auch die auf Grund von Bruchstücken bestimmte Cong. Partschi grösstentheils nichts anderes
sind, als die neuerdings beschriebene Cong. ornithopsis Brus. Die auf solche schlecht bestimmten Formen
gegründeten Folgerungen sind natürlich verfehlt und die Rolle der Cong. Partschi in diesem Niveau hat
an Wichtigkeit verloren. }
Ich will hier nicht weiter darauf eingehen, in wie ferne die von GORJANOVIC-KRAMBERGER in seinen
Werken: „Das Tertiär des Agramer Gebirges“ und „Ueber die Gattung Valenciennesia“ mitgetheilte und
schon bisher in Vielem abgeänderte Gliederung, die auf seine in der Umgebung von Agram gemachten
Localbeobachtungen gegründet ist, der Zoneneintheilung der ungarischen pannonischen Ablagerungen ent-
spricht; ich möchte nur auf meine neueren Beobachtungen in der Umgebung von Balatonfüred und im den
Thongruben der Ziegelfabriken von Budapest-Köbänya und Budapest-Räkos hinweisen, die berufen sind,
auf die detaillirte Gliederung der in den Ländern der ungarischen Krone verbreiteten pannonischen Ab-
lagerungen einiges Licht zu bringen. Es hält schwer, zwischen den einzelnen Niveaux und Stufen eine
Parallele zu ziehen, bevor ihre Fauna nicht genügend studirt ist.
Am nordöstlichen Theil der Tihany-Halbinsel (Platten-See) steht unter dem Wasser die Schicht
mit Congeria ungula-caprae Münst. an. Von hier stammen die bekannten „Ziegenklauen“ (ungarisch
„Kecskekörmök“), die durch das Wasser abgerundete Wirbeltheile der Oongeria ungula-caprae sind. Ueber
dieser Schicht, südöstlich vom Kloster Tihany, im sogenannten „Fehermart“ ist die durch das massenhafte
Auftreten der typischen Congeria triangularis Parrsch und Cong. balatonica Fuchs charakterisirte Schicht
aufgeschlossen. Von hier veröffentlichte Fuchs 1870 seine Fauna von Tihany (Die Fauna der Congerien-
schichten von Tihany ete.). Mit derselben gleichalterig halte ich die Faunen von Fonyöd, Radmanest und
Küp. Als höchstgelegen folgt das oberste Niveau mit der in die Cong. rhomboidea-Gruppe gehörenden Cong.
Hilberi R. Hoern.?, Cong. croatica Brus. und Limnocardium Schmidti M. Hörx. bei Aräcs. Diese Ein-
theilung kann ich theilweise auch durch Erfahrungen aus anderen Gebieten stützen. So liegt in Nagy-
Mänyok unter dem Thon mit Congeria rhomboidea und Cong. eroatica ein Conglomerat, welches in grossen
Mengen Cong. balatonica enthält. In den Thongruben der Ziegelfabriken in Budapest-Köbänya und Buda-
pest-Räkos liegt unten ein an Cong. Partschi Cr37. reiches Conglomerat, das in den an Cong. ungula-caprae
reichen Thon übergeht und an einer Stelle zwischen Räkos und Köbänya ist zuoberst eine gröbere Schotter-
schicht aufgeschlossen, in welcher die typische Oongeria triangularis häufig ist. (Die Schotterschicht ist
noch nicht näher studirt.) In Mittel-Ungarn befindet sich demnach zu unterst das durch das massenhafte
Auftreten der Cong. Partschi charakterisirte Niveau, das nach oben mit dem die Cong. ungula-caprae in
grossen Mengen enthaltenden Niveau verschmilzt, so dass ich eigentlich geneigt bin, die beiden als ein
Niveau zu betrachten. Darauf folgt das durch die grossen Massen von Cong. balatonica und der typischen
Cong. triangularis gekennzeichnete, mittlere Niveau. Darüber liegt das bisher als höchstes bekannte Niveau,
das durch Cong. rhomboidea M. Hörn., (ong. croatica Brus., Limnocardüum Schmidti M. Hörx. und die in
den Formenkreis des Limnocardium cristagalli Rors gehörigen, von Brusina zur Untergattung Budmania
gezählten Formen charakterisirt ist. Diese drei Niveaux sind mit einander durch die erwähnten grossen Con-
gerien und Limnocardien so eng verbunden, dass ich wohl nicht irre gehe, wenn ich sie zusammen in die
obere pannonische Stufe stelle, im Gegensatz zu jener Stufe, welche durch die eigenartigen Faunen von
— 289 —
Tinnye und Budapest-Köbänya (Brunnen der Schweinemastanstalt), Perecsen, Szilagy-Somlyö ete., durch
die specifische Microfauna, wie auch durch die grosse Anzahl von Melanopsis gekennzeichnet ist. Unter
allen diesen Schichten und Faunen liegt die unterste Stufe, die ich aus den Siebenbürger Landestheilen
und dem Comitat Szilägy als älteste beschrieb, und deren Charakteristicum die dünnschaligen Formen sind.
Hieher gehören meiner Ansicht nach die Orygoceras enthaltenden Mergel des Mecsekgebirges und die unteren
thonigen Schichten von Tinnye, in welchen die in den Formenkreis des Pisidium costatum GoRJ.-KRAMB. und
Pis. protractum GoR3.-Krame. gehörigen Pisidien und die in den Formenkreis der Congeria banatica ge-
hörende Congeria (vielleicht die Cong. banatica selbst) vorkommen.
Natürlich werden spätere Untersuchungen in jeder Stufe, besonders in der mittleren und unteren
— die noch kaum bekannt sind — noch weitere Schichtabtheilungen ergeben und den localen Verhältnissen
entsprechend hie und da auch Faciesdifferenzen erkennen lassen. So liegt z. B. im mittleren Niveau von
Tihany, etwa in der Mitte der an COongeria balatonica reichen Schichten, eine aus süsserem Wasser ab-
gesetzte Schichte, in der Mengen von Unio und Vivipara vorkommen.
In die untere Stufe stelle ich jene Schichten, welche viele Geologen heute zur „präpontischen“ resp.
„maeotischen“ Stufe zählen. Ich halte vorläufig von unseren Schichten höchstens die von Szakadät für
äquivalent mit der russischen maeotischen Stufe, in welcher Cerithium pietum Bast., Cer. rubiginosum EICHW.,
Trochus podolicus Eıcaw., Mactra podolica Eıcuw., Tapes gregaria PARTSCH mit grossen Mengen von Me-
lamopsis impressa Krauss!, Mel. Bouei Für., Mel. pygmaea PArTscH, ferner mit Hydrobia sp. und Neritina
erenulata Kueın (— N, Grateloupana) zusammen vorkommen. Ich zähle die Schichten von Szakadät jedoch
lieber zur sarmatischen, als deren oberstes Niveau, wie dies Prof. A. Koca* thut, als zur unteren pan-
nonischen Stufe. Bei der Niveaueintheilung lege ich nur auf das massenhafte Vorkommen der Fossilien
Gewicht, da ja die aufgezählten niveauangebenden Fossilien sporadisch auch in anderen Niveaux vorkommen,
so z. B. die Congeria ungula-caprae in höherem Niveau in Tihany und Küp, die Cong. Partschi in tieferem
Niveau in Tinnye u. s. f,
Wenn ich es auch nicht für unmöglich, ja für wahrscheinlich halte, dass künftige Funde und ein-
sehendere Revisionen der Faunen Aenderungen der hier angewendeten stratigraphischen Eintheilung unseres
jüngeren Tertiärs bedingen werden, so glaube ich doch, dass die Hauptzüge der Gliederung Geltung be-
halten werden.
! Unter den Exemplaren der Mel. impressa kommen solche vor, die Uebergänge zur Mel. Martiniana F£r. bilden.
? Die Tertiärbildungen des Beckens der siebenbürger Landestheile. II. Neogen-Abtheilung.
©
I
Palaeontographica, Bd. XLVIII,
Literatur.
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Bei den einzelnen Arten habe ich nur die palaeontologisch wichtigen Werke eitirt, von solchen
jedoch, welche einfach nur Daten über das Vorkommen der in Rede stehenden Species enthalten, nur jene
erwähnt, die sich auf meine hier besprochenen Fundorte beziehen.
Seite 137 Zeile
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Druckfehler und Berichtigungen.
6 von oben statt eocena ist zu lesen eocaena.
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unten
oben
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ptycophorus „=
Gattungen ist zu lesen Arten.
„ ptychophorus.
12 u. 17 von unten statt Limnocardium zagrabiense Brus. ist zu lesen L, secans Fuchs.
12 von oben zur sömulans Brus. kommt als Fusssatz „Anprusov hält (Erstes Supplement
z. Dreissensidae Eurasiens. p. 118) Congeria simulans Brus. mit C. Schmidti LöRENT.
für identisch‘.
21 von oben statt „Der Kiel bei ©. simulans Brus.“ ist zu lesen „Der Kiel bei meinem
FA
on
Fi
SENDEIEOO
[6]
m
I
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unten
oben
unten
oben
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unten
oben
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7
”
”
unten
oben
unten
oben
»
”
n
©. simulans Brus.- Exemplar“.
Szilagy ist zu lesen Szilägy.
23, 27 ist zu lesen 23—24.
„Geologiai tanulmängoh Buda ei* ist zu lesen „Geolögiai tanulmänyok
Buda es“.
Aselsdorf ist zu lesen Azelsdorf.
Dubski ist zu lesen Duboki.
Charuktere ist zu lesen Charaktere.
„pseudoaurieularis mit“ ist zu lesen „pseundoaurieularis als Varietät mit“.
Pleiotocaen ist zu lesen Pleistocaen.
Haptovae ist zu lesen Haptovae.
Budapest-Köpänya ist zu lesen Budapest-Köbanva.
Döderleini Brus. ist zu lesen Doderleini Brus.
„Pliocaen-Formen existiren und“ ist zu lesen „Pliocaen-Formen und“.
conjugens ist zu lesen conjungens.
Tybus ist zu lesen Typus.
Tinnye ist zu lesen Tihany.
ca. 3—5 mm ist zu lesen ca. 3 mm.
Fünfkirchen ist zu lesen Pe&cs.
Nivean ist zu lesen Niveau.
Klausenburg ist für ungarische Leser Kolozsvär zu verstehen.
Ueber Medusen aus dem Solenhofer Schiefer
und der unteren Kreide der Karpathen
von
Dr. Otto Maas in München.
Mit 2 Tafeln und 9 Textfiguren.
Inhaltsübersicht:
Einleitung. y III. Bemerkungen zur Systematik.
A. Der vermeintliche Unterschied von Rh. admirandus
und Zithographieus.
I. Neue Solenhofener Formen. |
B. Das sogen. Genus Hexarhizites.
A. Myogramma speciosum nov. gen. nov. spec.
1. Beschreibung des Petrefacts.
2. Deutung der Theile.
C. Andere Solenhofener Formen.
IV. Allgemeines.
B. Cannostomites multicirrala nov. gen. nov. spec. A. Ueber die Art der Versteinerung.
B. Ueber die Einordnung der revidirten Solenhofer Formen.
Konıei En | Anhang. Beschreibung fossiler Medusenstücke aus der Kreide
Be Se a | d. Karpathen. Atollites Zitteli nov. gen. n. sp., A. minor.
II. Bemerkungen zur Organisation von Rhizostomites.
B. Die Gonaden. | Literaturverzeichniss.
C. Ring- und Radiärcanäle. * Tafelerklärung.
Einleitung.
Fossile Medusen in guter Erhaltung waren früher derart selten, dass jeder neue Fund, auch wenn
er. sich auf eine bekannte Species bezog, besonders beschrieben wurde. So haben eine Anzahl Exemplare
von Rhizostomites lithographicus und adımirandus aus dem Solenhofer Schiefer, Arten, die zuerst von HaEcKEL
aufgestellt worden sind (1866'), eigene Darstellungen und Abbildungen gefunden (1571, 1874, 1883), umso
mehr, als viele Punkte der Hazcerer'schen Beschreibung schon von seinem ersten Nachfolger, Braxpr, be-
stritten wurden (1871). Mittlerweile sind jedoch mit zunehmender Ausbeutung der Solenhofer Brüche so
zahlreiche Exemplare dieser interessanten Platten in die Sammlungen gewandert, dass eine neue Beschreibung
nur dann lohnt, wenn entweder besondere, bisher nicht bekannte Details der Organisation an den Stücken
zu erkennen sind, oder wenn sich Anhaltspunkte für die Zugehörigkeit und gegenseitige systematische
Stellung finden.
Bei einer sehr stattlichen Sammlung, die Herr Prof. SchwervrscatAgen in Eichstätt im Lauf der
! Die Zahlen beziehen sich auf die Jahreszahlen des Literaturverzeichnisses.
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Palaeontographiea. Bd. XLVIII. 3
een
Jahre zusammengebracht hat, ist dies in der That der Fall. Es zeigte sich mir schon bei der Durchsicht
neben vielen neuen Einzelheiten der Organisation, dass manches, was bisher für systematischer Unterschied
gegolten hat, nur individuelle Variation ist oder im Erhaltungszustand liegt. Umgekehrt fanden sich aber
auch zwei neue Formen unter dem reichen Material, eme davon von grossem Interesse und in besonders
guter Erhaltung in mehreren ansehnlichen Stücken. Deren Beschreibung bildet einen besonderen Theil der
vorliegenden Studie. Daran schliesst sich eine Erörterung der anatomischen und systematischen Verhältnisse
der bekannten Rhizostomites auf Grund der neuen Exemplare, und endlich sollen anhangsweise noch einige
in hiesiger Sammlung als dubia befindliche Stücke aus der Kreide der Karpathen, die ich als Medusen
deuten möchte, beschrieben werden. Für deren Ueberlassung, wie für das Solenhofer Vergleichsmaterial
aus der hiesigen Sammlung habe ich Herrn Geheimrath v. Zırrrn meinen besten Dank zu sagen. Mein
besonderer Dank gebührt Herrn Prof. SCHWERDTSCHLAGER für die Erlaubniss, das Material, das er mühsam
gesammelt und von dem er viele Einzelheiten selbst schon erkannt hat, wissenschaftlich auszunützen.
Das Material stammt durchweg aus den Brüchen von Pfahlspeunt; über deren besondere Gesteins-
zusammensetzung hat sich bereits Ammon (1883) geäussert. Auch die andern Brüche ergeben Medusen-
abdrücke, jedoch in Folge des verschiedenen Korns des Schiefers niemals in so guter Erhaltung. Manche
solcher Stücke aus andern Brüchen, die nur kreisrunde Wülste oder schattenhafte Abdrücke von einzelnen
Theilen zeigen, sind als besondere Formen beschrieben worden; jedoch finden sich Uebergänge bis zu voll-
kommener Erhaltung, an denen Mittelfeld, Schirmwulst ete. wie bei Rhizostomites erkannt werden kann, so
dass die Aufstellung solcher Arten (p. 313) der Kritik nicht Stand hält.
I. Neue Solenhofener Arten.
A. Myogramma speciosum nov. gen. nov. spec.
1. Beschreibung des Petrefacts.
Es liegen mir von dieser schönen Form 3 Exemplare vor: a) eine nahezu vollständige Reliefplatte, nach
der die Photographie Taf. XXIL, Fig. 1 gefertigt ist; b) eine ebenfalls fast vollständige Concavplatte, zu der
auch vom Mittelfeld und den angrenzenden Theilen die convexe Gegenplatte vorhanden ist. Nach letzterer
ist Fig. 3 auf Taf. XXIII gezeichnet. c) Endlich ein Convexexemplar, das fast die ganze Peripherie des
Schirmrandes und die nach innen angrenzenden Theile widergibt, bei dem aber die Mitte und die grösste
Fläche des Schirms überhaupt fehlen. Dies Stück ist das grösste und in Einzelheiten ausdruckvollste; einen
Ausschnitt aus ihm stellt Fig. 4 dar.
Die Stücke sind so übereinstimmend, dass ihre Beschreibung zusammen erfolgen kann. Sie lassen
mehrere Zonen an sich unterscheiden, ein Mittelfeld, eine gerippte und gefiederte Zone, die nach aussen
in einen gefurchten Ring übergeht, und endlich eine radiär gewulstete resp. gestreifte Aussenzone, die sich
allmählich in der Platte verliert. Die mittelerosse Platte a hat einen Gesammtdurchmesser von etwas über
50 em, davon kommen 11 em auf das Mittelfeld. Nach Radien gemessen sind die Maasse aller 3 Platten:
RE
Mittelfeld Fiederzone gefurchter Ring Aussenzone
a) 5' 1+ 9!/a + 1'Je 51/a 5
Dee + Ta + !a 3a B)
cd) — — 6 resp. 8 6'!/ cm.
Die Unterabtheilungen in den Maassen der Fiederzone deuten an, dass nach dem Mittelfeld zu
noch eine besondere schmale Cirkulärzone vorhanden ist (Taf. XXIH, Fig. 3m ei), nach aussen eine Ueber-
gangszone zum gefurchten Ring (Fig. 4). Die zwei verschiedenen Maasse in letzterem bei Platte c besagen,
dass durch radiäre Einziehungen seine Breite in verschiedenen Radien wechselt.
Die Einzelheiten an den Stücken, die die Eintheilung in die verschiedenen Zonen bedingen, sind
zwar sehr scharf eingegraben; im Ganzen sind aber die Niveauverhältnisse viel ausgeglichener wie bei
Rhizostomites, wo sehr hohe und tief gelegene Theile an den Platten wechseln (s. die Profile p. 314). Der
gefurchte Ring insbesondere ist hier kein Wulst, sondern steigt allmählich an und geht in die inneren Züge
über; nach aussen fällt er sanft zum Schirmrand ab. Die tiefste Stelle der Platte liegt in der Fiederzone
ungefähr am Uebergang zu den äusseren ceirkulären Lagen, nach innen steigt sie dann sehr allmählich zum
Mittelfeld an; dieses wird durch eine seichte Furche abgetrennt und erhebt sich dann in etwas mehr aus-
gesprochener Wölbung, der innerste Theil der Platte liegt dann etwas tiefer.
Das Mittelfeld zeigt ein Gewirr von Linien, von denen offenbar viele mit der organischen Struktur
nichts zu thun haben, sondern durch den Erhaltungszustand bedingt und auf den verschiedenen Platten
nicht gleich sind. Manche dieser Linien sind — immer von der Convexplatte sprechend — erhaben, die
meisten aber scharf vertieft. Zu den letzteren gehören vier Linien, die im Centrum zu je zweien zusammen-
laufen, sich dann wieder gabeln, so dass dadurch die charakteristische, auch bei Rhizostomites beschriebene
Figur eines Ordenskreuzes entsteht (Taf. XXI, Fig. 3M). Auf einer Platte sind sie besonders deutlich, auf
der Zeichnung aber gegenüber den übrigen Linien doch etwas übertrieben. Ausserdem sind noch dreickige
mit der Spitze nach innen gekehrte Platten wahrnehmbar, mehr oder minder erhaben, mit scharfem Rand,
der Form nach etwa mit den sog. Genitalklappen bei Rhizostomites zu vergleichen (Fig. 3g). Die Vierteilung
ist am Gewirr des Mittelfeldes schwer zu erkennen, wird aber doch durch die erwähnten Linien des Kreuzes
und der Platten bewiesen.
Die Fiederzone entspricht nach Lage ungefähr dem sog. glatten Ring bei Rhizostomites, der ja dort
laut Branpr eine Unterbrechung des Abdruckes darstellen soll. Hier ist sie nicht glatt, sondern fein skulp-
turirt (Taf. NXII, Fig. 1). Sie zeigt eine Fiederung, die in genau 16 gleichen Radiärfeldern angeordnet ist.
Die Mitte eines jeden Radiärfeldes bildet eine leichte Erhabenheit, von der nach den Seiten im spitzen
Winkel parallele Erhabenheiten abgehen (gleich den Fiedern an der Blattrippe), die dann die Linien des
benachbarten Radiärfeldes in spitzem Winkel treffen. Nach dem Mittelfeld zu wird der Abgangswinkel
mehr und mehr ein rechter, sodass die Treffpunkte dann in eine Linie fallen und dadurch cirkuläre
Streifung entsteht, ebenso nach aussen, wo eine besondere cirkuläre Zone unterschieden werden kann
(Taf. XXIII, Fig. 4mce). In der Mitte der Radiärzone etwa verläuft, ohne jede Beziehung zur erwähnten
Fiederung, eine‘ unregelmässige, cirkuläre Furche, die auf der Concavplatte als scharfer First auftritt.
Die eirkuwläre Aussenzone entspricht in der Lage genau dem gefurchten Ring bei Rhizostomites,
doch ist sie hier nicht so scharf als eigenes Gebilde abgehoben wie dort, sondern bildet den allmählichen
Auslauf der Cannelirung der Fiederzone, Auch ist sie nicht so gewölbt wie dort, stellt aber immerhin die
— 30 —
zweithöchste Stelle der ganzen Platte dar. Die einzelnen cirkulären Züge sind nicht immer rein parallel,
sondern erscheinen öfter wie durcheinander verflochten. Die 16 erhabenen Riefen der Fiederzone, besonders
8 davon, setzen sich auch noch auf die Cirkulärzone fort, und in diesen sieht man, auf der grössten Platte c
besonders deutlich, eme dicke parallele Streifung in radiärer Richtung (Taf. XXIL, Fig. 4R).
Der äussere Rand ist nicht kreisrund, sondern erfährt in regulären (wie es scheint S -- 5) Ab-
ständen sehr ausgesprochene Einziehungen. Peripher liegt dann noch eine Randzone von gleicher Breite
wie der gefurchte Ring. Sie zeigt im Ganzen radiär verlaufende, aber auch ineinander übergehende Wülst-
chen (Fig. 4t), manche deutlich dichotomisch, manche unregelmässig verzweigt, untereinander an Form und
Grösse ziemlich verschieden (s. Taf. XXII, Fig. 1). Ausserdem sind am grössten Exemplar in einigen Radien
noch breite, bandartige Erhabenheiten wahrzunehmen (Taf. XXIIL, Fig. 4P), deren Beziehung zum Innern
wie den Aussengebilden aber fraglich bleibt. Nach aussen verlieren sich die radiären Wülstchen in ziemlich
gleichem Abstand vom Schirmrand in der Platte.
2. Deutung der Theile.
Dass es sich beim Ganzen um eine Meduse handelt, daran kann nach der kreisrunden Form, den
Randgebilden, der Eintheilung und den Linien auf dem Mittelfeld kein Zweifel sen. Die Aehnlichkeit mit
Rhizostomites ist sehr ausgesprochen; die auffällige Skulptur des Schirminnern der „Fiederzone“, die den
Hauptunterschied an den Rhizostomites-Platten bildet, ist, wie wir sehen werden, nur ein Grund mehr, die
Verstemerung zu den Medusen zu rechnen. Im einzelnen aber sind manche Theile schwer auf die ver-
gänglichen Gebilde der Meduse zu beziehen, so unzweifelhaft auch wieder bei andern die Deutung ist.
Im Mittelfeld haben wir jedenfalls den Ausdruck der centralen Partien des Gastrocanalsystems vor
uns. Die vier Linien, die sich wieder gabelud aus dem übrigen Gewirr herausheben und so zwei Sorten
von Dreiecken bilden, vier bis in die Mitte reichende und vier dazwischen etwas mehr peripher liegende,
entsprechen offenbar den ähnlichen Gebilden, die bei Rhizostomites beschrieben wurden, aber eine etwas
verschiedene Deutung erfahren haben. Laut HAEckEL (1866, 1874) sind sie der Widerdruck des Mund-
kreuzes der Rhizostomiden, deren geschlossener Mund Verwachsungsnähte von solchem Verlauf aufweist.
Die Dreiecke sind die Armbasen selbst. Laut Branpr (1871) sind die vier primären Kreuzesschenkel „Ueber-
reste eines ursprünglich ganz offenen Maules“, die Arme liegen weiter peripher (l. ec.p. 71 Fig. VI) und die
Convexität ist Ausfüllmasse des Magens. _Es hängt die Entscheidung dieser Controverse mit dem Widerstreit
zusammen, ob wir in der Öonvexplatte mit HAEckEr (1866 nicht 1874) einen Gegenabdruck annehmen sollen,
der die wirklichen Reliefverhältnisse der Meduse selbst widergibt, oder mit Branpr einen Abdruck, der
eine Ausfüllung darstellt, worüber noch unten zu reden sein wird. Es finden sich noch weiter peripher an
der Grenze nach der Fiederzone dreieckige, scharf conturirte Platten (g), bei denen man nach Lage und
Form zunächst an die „Subgenitalklappen“ von Rhizostomites denken könnte. Die letzteren liegen jedoch
in den Zwischenradien, die hier vorliegenden Gebilde dagegen fallen trotz inniger Verschiebung im die pri-
mären Radien des Mundkreuzes. Es sind also wahrscheinlich zwei verschiedene Bildungen. Bei einem von
Warcorr dargestellten Exemplar von Rhizostomites (1895 pl. XLI) sind beide Dinge neben einander zu sehen.
Die einen wie die andern mit Gonaden in Beziehung zu bringen, scheint mir gewagt, denn die Lage der
Gonaden ist bei Discomedusen stets viel centraler, und sie müssten, in eine Ebene projieirt wie bei der
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Fossilisation, noch ganz in die centralen Winkel der interradialen Dreiecke selbst fallen. Selbst zugegeben,
dass die Subgenitalklappen weiter peripher liegen als die Gonaden selbst, wäre «doch, bei Rhizostomites
wenigstens, die Entfernung beider Gebilde vom Centrum zu gross; ich möchte sie daher eher für Gallert-
verstärkungen halten, die an der Grenze von peripherem und centralem Magenraum in bestimmten Radien
bei vielen Gruppen vorkommen (s. p. 308). Die Deutung der übrigen Theile des Gewirrs von Linien im
Mittelfeld, die gewiss nicht alle in Strukturverhältnissen der Meduse, sondern in der Erhaltungsweise
(Schrumpfung und Faltung des Gallertschirmes bei der Fossilisation) ihren Grund haben, würde nur zu vagen
Spekulationen führen.
Umso sicherer ist die Auslegung der nun folgenden Region, der Fiederzone. Sie stellt einen ge-
treuen und überraschend feinen Abdruck der Muskulatur der Subumbrella dar, wie sie bei mehreren re-
centen Gruppen ganz ähnlich vorkommt, aber bei keiner fossilen Meduse sonst auch nur annähernd erhalten
ist. Die Stücke von Rhizostomites enthalten nur den peripheren Ringmuskel; dieser ist aber auch bei vielen
recenten Formen sehr dick, geradezu fleischig, seine stützende Gallerte sehr verstärkt, so dass seine Er-
haltung resp. sein Abdruck leicht möglich ist. Die feinen Züge der epithelialen Muskulatur der Subumbrella
dagegen sind ein so zartes Detail, dass ihre Widergabe an den vorliegenden Stücken wohl zu den staunens-
werthesten Produkten der Erhaltung in dem dadurch berühmten Solenhofer Schiefer gehören dürfte. Deshalb
habe ich den Gattungsnamen Myo-Gramma, Abschrift der Muskulatur, gewählt. Von den recenten ähnelt
am meisten das Genus Cassiopeia (Bryoclonia) dieser fossilen Form in der complieirten Anordnung der
Muskulatur. HAEcREL gibt davon folgende Beschreibung (1879, p. 570): Auf den Ringmuskel, der sich aus
einem stärkeren und einem schwächeren Band zusammensetzt, folgen nach innen „die stärkeren Muskelzüge,
welche bis zum Rand der Mundscheibe reichen, in 32 Arcaden angeordnet.... Jede Arcade hat das Aus-
sehen eines gefiederten Blattes .... Die Muskelfasern sind derart regelmässig angeordnet, dass sie bogen-
förmig gegen die Mittelrippe des Blattes laufen und mit dieser einen spitzen Winkel bilden.“ Noch mehr
wie Worte zeigt die Harerer’sche Abbildung (1579, Taf. NXXXVI, Fig. 2) die augenfällige Uebereinstimmung.
Ein Unterschied liegt nur darin, dass der spitze Winkel der Fiederung hier central nach der Mundscheibe
zu gerichtet, nicht nach dem Schirmrand wie bei Cassiopeia, und ferner darin, dass wir hier genau 16,
nicht 32 Arcaden sehen. Es hat also bei Cassiopeia, wie oft bei Medusen, eine Verdoppelung der radiären
Organe stattgefunden. Der erste Unterschied erklärt sich vielleicht mit aus dem zweiten; wenn man die
Linien einer Arcade von Myogramma bricht, so ergeben sich zwei umgekehrt gerichtete; oder wenn man
zwei Arcaden von Cassiopeia zusammenfasst, so ergibt sich eine einzige, deren Winkel dann wie hier oral
gerichtet ist. Die Grenzen je zweier Arcaden entsprechen einem Radiärcanal und zwar wäre das, Cassiopeia
entsprechend, ein zu einem Sinnesorgan führender; die andern „interocularen“ Canäle, die bei Cassiopeia
schon nicht typisch verlaufen, erscheinen hier gar nicht entwickelt. Der Hälfte der Antimerenzahl ent-
sprechend wären dann hier nicht in 16, sondern nur in S Radien Sinneskolben, sog. Rhopalien gelegen; am
Schirmrand selbst ist von diesen nichts wahrzunehmen, doch wechseln da acht stärkere Einziehungen mit
acht seichteren. Ob die eirkuläre, unregelmässige Grube, die auf Platte a zu erkennen ist (Taf. XXII) und
auf Platte b als First erscheint, als ein Ringeanal zu deuten ist, entsprechend den gewagten Erklärungen
bei Zrhizostomites, und nicht vielmehr als Grenze der oberen Magendecke, wird noch bei letzterem zu er-
örtern sein (s. u. p. 309).
Ein Unterschied von Cassiopeia, aber Uebereinstimmung mit anderen recenten Formen liegt darin,
— 302 —
dass noch ceirkuläre Muskelzüge dazukommen, ehe die Fiederzone in das Mittelfeld übergeht. Diese haben
also, da die Furche um das Mittelfeld jedenfalls die äussere Grenze der unteren Magenscheibe darstellt,
den Magen ceirkulär umschnürt.
Sehr überzeugend für die muskuläre Natur der Fiederzeichnung ist die Art und Weise, wie die
Arcaden einerseits oral, andrerseits am Rand in die betreffenden eirkulären Züge durch entsprechendes
Umbiegen von einem Strich zum andern allmählich übergehen (Taf. XXIL, Fig. 1 u. Taf. XXIIL, Fig. 3 u. 4).
Es ist das typische Verhalten einer epithelialen Muskulatur, die auf einer Fläche angeordnet, verschiedene
Leistungen besorgen und verschiedene Richtungen einnehmen muss.
Zu den beschriebenen Fasern kommen, an dem grössten Exemplar besonders deutlich (Taf. NXXILL,
Fig. 4R), noch radiär verlaufende Züge. An den andern markiren diese sich wenigstens durch Einziehung
des Schirmrandes und Zusammendrängung der cirkulären Züge, wie wenn die Radiärmuskeln in Contraktion
gewesen wären. Wie bei Gelegenheit der Radiärcanäle bemerkt, sind acht solcher Einziehungen sicher zu
sehen, acht etwas problematischer, jedenfalls auch im Leben weniger deutlich gewesen; vielleicht sind die
einen wirkliche Einschnitte, die auch ohne Contraktion bestehen, die andern nur durch die Contraktion
selbst hervorgerufen. .
Der Schirmrand selbst bildet sonach keinen Kreis, sondern eine mindestens achttheilige Rosette.
Auch sonst ist der Schirmrand keine vollkommen ganzrandige Linie, sondern ausgefranst durch den Uebergang
in die hier erkennbaren Randgebilde (seine Linie in Fig. 4, Taf. XXIII ist ausnahmsweise scharf, meist setzt sich
der Rand selbst in die Anhänge fort, wie es Taf. XXIL, Fig. 1 zeigt). Es findet sich an seinem ganzen Umkreis
eine dichte Menge radiär gestellter, baumartig verzweigter Gebilde in dichter, meist buschiger Anordnung;
offenbar von tentakelartiger Natur. Jedoch ist es nicht leicht zu entscheiden, ob sie Tentakel des Schirm-
randes vorstellen oder tentakelähnliche Bildungen, wie sie an Mundarmen stehen. Es kann sich nur um
das eine oder das andere handeln, bei den recenten Formen schliessen sich beide Bildungen gegenseitig
aus. Die Formen, die Randtentakel aufweisen, meist in bestimmten Abständen, beschränkter Anzahl und
von gewöhnlicher Fadenform, haben einen offenen Rohr- oder Fahnenmund und tiefgelappten Schirmrand.
Die Formen mit geschlossenem Mund, dessen Nähte das bekannte Mundkreuz bilden, haben an den Mund-
armen complicirte Anhänge, Saugkrausen und tentakelähnliche Nebengebilde, weisen jedoch am Schirmrand
keine Tentakel auf, sondern nur seicht eingeschnittene, zahlreiche Lappen.
Der Schirmrand ist hier einfach und die Gebilde selbst sind nur am Rand, nicht in der Scheibe
selbst, wahrzunehmen; dies spricht beides dafür, dass es Randtentakel sind. Die Form und Verzweigung
und Form der Gebilde jedoch liesse sich eigentlich eher auf Saugkrausen beziehen. Dass sie trotzdem an
der ganzen Peripherie und nicht an 8 Stellen vorzugsweise liegen, spräche nicht dagegen; denn wenn man
eine solche wurzelmündige Discomeduse von oben betrachtet und die Mundarme in natürlicher Stellung sind
(s. Haccker's Figuren 1879, Taf. 37, 40 u. a.), so vertheilen sich die Saugkrausen der Arme, auch wenn sie im
Centrum von 4 Radien ausgehen, doch peripher am ganzen Schirmrand. Die verschiedene Ausdehnung, die das
Randfeld hier hat (manchmal reichen die Anhänge nur I cm, manchmal 5—6 cm weit ausserhalb am selben
Exemplar), spräche ebenfalls für die Lage an Radien und die Zugehörigkeit zu Mundkrausen. Gar nicht
damit zu vereinbaren bliebe aber dann, dass im Bereich der Subumbrella nichts davon zu erkennen ist.
Allerdings zeigen auch die Ahizostomites-Formen in der Scheibe nichts von Mundarmen und Anhängen. Das
hat dort schon Befremden erregt. Ammon deutet es nach Harcken’s Vorgang so: die Arme müssten sehr
lang und dünn gewesen und vor der Schlammeinbettung verloren gegangen sein; auch könnte sich sonst
die Mundscheibe selbst nicht in solcher Vollkommenheit erhalten haben. Bei Arhözostomites sind aber auch
am Rand keine Anhangsgebilde bis jetzt beschrieben; es ist somit nicht einzusehen, warum hier solche
Mundkrausen gerade am Rand erhalten geblieben und in der Mitte verloren gegangen sein sollten, und es
bleibt uns nur übrig anzunehmen, dass es wirklich am Rand sitzende Gebilde waren, allerdings von anderer
Form und Struktur als die Randtentakel recenter Medusen. Dafür spricht auch die ganze Form des Schirm-
randes selbst, an dem von einem besonderen Band (s. XXI, Fig. 4) die Tentakel auszugehen scheinen.
Vielleicht könnten die breiten, bandartigen Riefen, die am grossen Stück (Taf. XXIII, Fig. 4P) zu
erkennen, aber nur wenig nach einwärts zu verfolgen sind, als Reste von Mundarmen gedeutet werden; aber
sie stehen nicht mit den Randgebilden in solcher Verbindung wie der Schirmrand; auch zeigen sich keine
tentakelähnlichen Bildungen an ihnen, wo sie im Bereich der Scheibe liegen. Es wäre somit auch möglich,
dass es Anhänge eines offenen (fahnenartigen) Mundes gewesen sind, oder Stützorgane desselben; doch
macht die Figur des Mundkreuzes einen solchen unwahrscheinlich.
Fasst man nach diesen Hypothesen die sicheren Merkmale für die neue Form noch einmal zusammen,
so bleibt Folgendes.
Myogramma speciosum.
Discomeduse, mit flach gewölbtem Schirm, 4zählig; in den Organen des CGentralmagens 4theilig, am
Schirmrand Stheilig; Muskulatur der Subumbrella sehr ausgeprägt, bestehend aus einem breiten äusseren
Ringmuskel, einer Radiärmuskulatur von 16 gefiederten Arkaden und einem schmalen Cirkulärmuskel, der
die centralen Magentheile umgibt. Am Schirmrand dicht gestellte, verzweigte, tentakelähnliche Bildungen
in buschiger Anordnung.
B. Cannostomites multicirrata nov. gen. nov. spec.
Es wird von den bisherigen Beschreibern der Solenhofer Medusen als feststehend angenommen,
dass Rhizostomites keine Randanhänge besitzt und besitzen könne. Als ich daher unter den zahlreichen,
so bezeichneten Stücken ein solches fand, bei dem unzweifelhafte Tentakel vorhanden waren, bei dem aber
imgmuskel und Habitus ähnlich schienen wie bei Rhizostomites, blieb nur die Wahl, entweder anzunehmen,
dass die bisherigen Angaben über das Fehlen der Tentakel bei Rhizostomites unbegründet seien, oder dass
man es mit einer neuen Form zu thun habe. Bevor man sich zur Aufstellung einer solchen entschloss,
war zuerst die erstere Möglichkeit zu prüfen,
Die Annahme, dass Rhizostomites keine Tentakel besessen habe, beruht erstens darauf, dass recente
xhizostomiden überhaupt kein Randtentakel aufweisen, zweitens darauf, dass die bisher untersuchten Stücke
am Rand bei guter Erhaltung scharfe Einkerbungen zeigen, aber dann scharf abbrechen, ohne eine Spur
von Tentakel erkennen zu lassen. Die erste Voraussetzung, die Zutheilung zu den Rhizostomiden, ist rein
hypothetisch und beruht auf der immerhin wahrscheinlichen, aber doch noch zu erörternden Deutung der
Kreuzlinien des Fossils als Mundnähte. Um so genauer ist die zweite thatsächliche Voraussetzung zu prüfen,
und ich habe daraufhin die Schirmränder der mir zur Verfügung stehenden, zahlreichen Exemplare genau
untersucht.
Bei einem Stück, das sich durch besonders gute Erhaltung der Peripherie auszeichnet und wegen
der erhaltenen Sinneskörper noch unten beschrieben wird, zeigten sich an dem wie öfters nach innen ge-
bogenen Schirmrand leicht gewölbte Riefen (Taf. XXIIL, Fig. 2i) von 1—2 mm Breite, die an der Umbiegungs-
stelle am Rand beginnen und spitz zulaufend sich nach innen verlieren. Doch sind dies aller Wahrscheinlichkeit
nach keine Tentakel, sondern die Wiedergabe der Einschnitte zwischen den Lappen des umgebogenen Schirm-
randes. Das betreffende Stück ist eine Concavplatte, stellt also (s. u.-p. 315) einen Abdruck der Medusen-
scheibe dar; die Theile also, die an der Meduse gewölbt sind, sind hier vertieft, und die erhabenen Riefen
stellen die Ausfüllung der Rinnen zwischen den Lappen vor. In der That haben die Lappeneinschnitte an
den convexen Platten eine ganz entsprechende, spitz zulaufende Form (auch die Gypsabgüsse zeigen das,
Taf. XXIL, Fig. 3); dass sie an der Concavplatte etwas breiter sind, liegt in der Natur der Ausfüllung. An allen
anderen Exemplaren, gerade auch an solchen, die. den Schirmrand nicht umgebogen und Reste von vier-
eckigen Randlappen zeigen, wie die von HAcEckEL und Branor beschriebenen Exemplare (1866, Taf. VI; 1871,
Fig. 1A), ebenso an der hierhergehörigen Hexarhizites hört die Versteinerung auf der Platte mit den Lappen
auf, und von solchen Tentakeln ist keine Spur wahrzunehmen. Dagegen habe ich in der SCHWERTSCHLAGER-
schen Sammlung das oben erwähnte Stück mit unzweifelhaften Tentakeln gefunden. Es muss also dies (Taf. XXIL,
Fig. 1 u. Textfig. 1) einer andern Art angehören und zeigt auch bei weiterer Betrachtung einige Eigenthümlich-
keiten, die es einer ganz andern Medusengruppe, höchst
wahrscheinlich Formen mit offenem Mundkelch, einordnen.
Das vorliegende Stück ist eine Convexplatte, also
wie wir sehen werden, ein Gegenabdruck; Ringmuskel und
Mittelfeld sind stark vorgewölbt. Gut erhalten ist nur
die Randpartie; die mittleren Theile bieten zwar ebenfalls
manche Aufschlüsse und sollen Beschreibung und Wieder-
gabe im Text finden (Textfig. 1 M, gk); die bemerkens-
werthesten Details zeigt jedoch der Schirmrand, von dem
ein Ausschnitt auf Taf. XXIII, Fig. 1 abgebildet ist.
Die Meduse hat auf der Platte einen Durchmesser
von etwa 24 cm, ihr Mittelfeld 7 cm, sie ist also be-
trächtlich kleiner als die bekannten Rhizostomites-Exem-
plare. Von 12 cm Radius kommen etwa 3'/a auf das
Mittelfeld, etwa 4’. auf eime Zone, die auch hier als
glatter Ring zu bezeichnen wäre, aber von 4 breiten,
Fig. 1. Cannostomites multieirrata.
Etwas schematisirt, etwa '/, natürl. Grösse. radiären Bändern (ek) durchbrochen wird, etwa 2!/, auf den
gefurchten Ring, den Ringmuskel und etwa ?/ı auf Schirm-
rand und Tentakelbasen. Der Rest fällt auf die Tentakel selbst, die sich meist bald in der Platte verlieren,
an einzelnen Stellen aber noch weit hinaus, einige Centimeter vom Schirmrand entfernt, in Spuren er-
kannt werden können (s. Textfigur t u. Taf. XXIH, Fig. 1%).
Der Ringmuskel selbst ist auffallend stark vorgewulstet. Die einzelnen Muskelzüge sind sehr dicht
stehend, scharf gravirt und schön parallel (m). Seine Begrenzung nach aussen ist sehr scharf; der tiefer
liegende, eigentliche Schirmrand (Taf. XXIIL, Fig. Ir) der Meduse ragt noch etwas darüber hinaus. Durch die
—., Bil —
Tentakelansätze wird er in eine Anzahl Lappen zerlegt, die ähnlich rechteckig erscheinen wie bei Rhizo-
stomites, doch sind die Lappen hier von ganz ungleicher Breite, so dass manchmal zwei Tentakel doppelt so
weit auseinanderstehen können als zwei andere. Auch zwischen den Tentakeln erscheinen die Lappen selbst
nicht ganzrandig, sondern zeigen mehr oder minder deutlich kleine Zipfel, meist drei, doch sind diese
Bildungen zu ungleich und zu wenig ausgesprochen, um sie für bestimmte Deutungen, z. B. als Sinnes-
organe, in Anspruch zu nehmen. An einer Stelle (s. Taf. XXIII, Fig. 1) ist der Ringmuskel etwas weg-
gebrochen; man kann dort deshalb die Lappen noch etwas weiter centripetal verfolgen bis zu Bogenlinien
(ar), die je zwei Lappen verbinden und am eingekerbten Trefipunkte den Ursprung des Tentakels erkennen
lassen. Diese Bogenlinien könnten entweder auf eine distale Struktur des Gallertschirmes zu deuten sein,
derart, dass dessen Theilung in Lappen wie die des Canalsystems schon eine Strecke einwärts sich geltend
macht, ähnlich wie bei Narcomedusen, oder wie bei Afolla-Formen, so dass die Tentakel höher eingelenkt
sind wie der Schirmrand selbst, oder es stellen die Bogenlinien erst den wirklichen Schirmrand dar. Das-
selbe wäre dann, wie es oft als natürliche Lage vorkommt, etwas nach innen gebogen, und der als Rand
der Platte erscheinende Kreis r wäre dann nur der Umbiegungsrand des Gallertschirmes. Diese könnten trotz
dieser Umbiegung (das lehrt die Beobachtung lebender Formen) nach aussen gestellt sein. Die Tentakel
selbst sind über 2 mm dick, derb und scheinen ziemlich starre Gebilde; ausserhalb des Schirmrandes ver-
schmälern sie sich etwas und laufen in verschiedener Richtung, jedoch nur wenig gekrümmt. Manche
scheinen auch ganz gerade und an einigen Stellen, die nicht mehr an der Tafelfigur angebracht werden
konnten, sind sie noch über 3 cm ausserhalb des Schirmrandes zu erkennen.
Die inneren Theile der Platte weisen weniger Einzelheiten auf. Einwärts vom Muskelring folgt
eine deutliche Grube, hier wohl wie anderwärts dem Canalsystem zuzurechnen. Dann folgt nach imnen in
sanfter Mulde der „glatte Ring“, der übrigens in semem peripheren wie centralen Theil einige circuläre
(Muskel-) Streifen aufweist. Dann kommt nach einem weiteren tiefen Einschnitt das stark erhabene, nahezu
structurlose Mittelfeld. Dasselbe entspricht jedenfalls einem weitgeöffneten, in die Subumbrella hinab-
hängenden Magen; einzelne Faltenstrukturen auf dem Mittelfeld könnten als dessen Wandleisten gedeutet
werden. Die Furche zwischen Mittelfeld und glattem Ring wird durch breite, kreuzförmig stehende Bänder
(es waren offenbar 4, von denen nur 3 am Abdruck gut erhalten sind) überbrückt, die sich dann im glatten
Ring verlieren. Offenbar sind dies die Gegenabdrücke jener Gallertleisten, die bei röhrenmündigen Formen
den herabhängenden Magen stützen. Sie liegen in den 4 Perradien und werden sonst auch als Gaumen-
knoten bezeichnet (s. z. B. Maas 97, Taf. XII, Fig. 3gk). Dazwischen, in den Interradien, sind an einer
Stelle deutlich Andeutungen von halbmondförmigen, am Innenrand vielfach eingekerbten Plättehen zu er-
kennen (Textfigur 1g), die ich nach Form und Lage zu den Gonaden in Beziehung bringen möchte.
Die Details am Schirmrand sind so schön ausgeprägt, dass die Einfachheit des Mittelfelds nicht,
oder wenigstens nicht ausschliesslich, auf mangelhafte Erhaltung zurückzuführen sein dürfte. Die Wahrschein-
lichkeit, dass es sich da um wirklich einfachere Organisationsverhältnisse der centralen Magenpartien handelt,
ist um so grösser, als wir ja unter den recenten Medusen solche Formen kennen. Wo Tentakel am Schirm-
rand stehen, ist der Magen offen und ohne Anhänge. Unter den Ephyroniern Harcrer's (besser den Coro-
nata-Ephyropsidae VANHÖFFEN’S) finden sich auch andere Eigenthümlichkeiten der vorliegenden Art wieder,
bei Formen wie Atolla u. a., so die Vielzahl der Lappen, die nicht mehr auf vier bezüglich ist, die offene
Kelchform des Magens, die perradialen Gaumenknoten, die Form der Tentakel und die Skulptur des Schirm-
Palaeontographica. Bd. XLVIII, 39
— 306 —
randes, Merkmale, wie sie im andern Gruppen sich nicht zusammen wiederfinden. Da diese Formen aber
auch eine sehr charakteristische Schirmoberseite haben, über die an der Versteinerung hier nichts aus-
zusagen ist, so wäre es zu weit gegangen, sie gleich in diese enge Gruppe einzufügen. Ich gebe ihr daher
den etwas weiter greifenden Gattungsnamen Cannostomites, da die Atolla-Gruppe zu den Cannostomen oder
rohrmündigen zählt, und den Speciesnamen multieirrata, da die Vielzahl der Tentakel auf die bestimmte
Gruppe hinweist. -
Merkmale: Offenes Magenrohr, gestützt durch vier perradiale Gallertleisten; einfache Subumbrella
mit sichelförmigen, gekerbten 'Gonadenwülsten und starkem Ringmuskel.
Schirmrand mit zahlreichen, ungleichen Lappen, die sich nicht mehr auf ein Multiplum von vier
zurückführen lassen, mit kurzen, straffen Tentakeln zwischen jedem Lappen.
II. Bemerkungen zur Organisation von Rhizostomites.
A. Die Sinneskörper.
Es wird von HArckEn und dann von den Nachuntersuchern ohne Weiteres angenommen, dass Rhizo-
stomites Sinneskörper gehabt haben müsse, und hier wie bei Hexarhizites werden Einziehungen am Schirm-
rand einfach als „Sinnesbucht“ bezeichnet. Es ist bisher aber nicht die geringste Spur dieser charakte-
ristischen Anhänge bei einer fossilen Meduse wirklich gesehen worden.
Eine besonders schön erhaltene Platte des Eichstätter Materials von Rhizostomites (nach der bis-
herigen Unterscheidung als admirandus zu bezeichnen) füllt diese Lücke aus. Es finden sich am Schirm,
am abgeschnittenen Kreisrand der Platte beginnend und etwas nach innen ragend, in bestimmten Abständen
Gebilde, die nach Aussehen und Lage nicht anderes vorstellen können als die Fossilisation der bekannten
Randkörper von Acraspeden (s. Taf. XXIII, Fig. 2).
Die betreffende Platte ist eine Concavplatte. Das Mittelfeld derselben ist ganz, von den übrigen
Theilen ist nur etwa '/s—'/2 der Peripherie auf dem Stein vorhanden. Der Gesammtdurchmesser der
Meduse hat danach etwa 32 cm betragen; auf den Radius des gefurchten Ringes kommen davon etwa 6 cm,
Dieser bildet hier eine leichte Mulde, während die glatte Zone stark ansteigt. An seiner Peripherie, also
unterhalb des Ringmuskels sind nun in regelmässigen Zwischenräumen rechteckige, leicht vertiefte Schildchen
von etwa 7 mm Länge, 3—4 mm Breite zu erkennen, die je besser erhalten, einen desto schärferen Rand, be-
sonders seitlich, zeigen. In diesen Schildchen liegen, deutlich convex hervortretend, am Schirmrand beginnend
und frei nach innen endend, klöppelförmige Gebilde (Taf. XXIH, Fig. 2 ot.); an ihnen lassen sich jedesmal drei
Abschnitte, ein Basalstück, ein eingeschnürter Mitteltheil und ein angeschwollenes Endtheil, feststellen. Die
Form stimmt so genau mit den Sinneskolben der Acraspeden (vergl. z. B. Hazrcren’s Abbildungen 1879,
Taf. XXIX), dass an solcher Deutung kaum ein Zweifel sein kann. Das Schildchen entspricht jedenfalls
dem aus einer starken Gallertplatte gebildeten Dach des Sinneskörpers; unter ihm, in der Sinnesnische, liegt
der Kolben selbst, in Form eines Klöppels frei hervorragend. Der peripherste Schirmrand war hier bei der
Versteinerung, wie in natürlichem Zustand zumeist, nicht seitlich gestellt, sondern nach unten und innen
eingebogen. Es liegen also die distalen Theile des Sinnesorgans, der Endklöppel, oralwärts. Auch die
übrigen Theile des Schirmrandes, die an einigen Stellen zu erkennen sind, nämlich die Lappen, die hier
als seichte Gruben erscheinen, während die Einschnitte zwischen den Lappen (Fig. 2i) reliefartig hervor-
treten (s. p. 316), zeigen diese Umbiegung des Schirmrandes an. Der Klöppel enthält bei recenten Formen
dichtgelagerte Coneremente von kohlensaurem Kalk; bei günstigen Lagebedingungen ist es also nicht merk-
würdiger, dass sich diese Details erhalten haben, als wie von Muskeln, Tentakeln u. s. w. Während
aber die andern Theile hier sich als Abdruck erhalten haben, stellt der reliefartig vortretende Sinneskolben
eine Selbstfossilisation des schon an und für sich kalkhaltigen Teiles dar.
An dem betreffenden Stück sind zwei solcher Kolben sehr scharf und deutlich erhalten; ein dritter,
etwas verschwommener, liegt in entsprechendem Abstand. Die Projection dieser Abstände auf den ganzen
Kreis würde genau 8 Sinneskolben in regelmässigen Entfernungen ergeben, was mit deren Zahl bei den
meisten Acraspeden übereinstimmt. Eine Beziehung zum centralen Mundkreuz, d. h. eine radiäre Ver-
bindungslinie würde dann aber ergeben, dass diese Kolben am Abdruck hier adradial lägen; solche adradiale
Gebilde können aber bei Medusen nur vorkommen, wenn gleichzeitig 4 per- und 4 interradiale vorhanden
sind. Man müsste also entweder annehmen, dass sich die Peripherie des Abdrucks etwas gegen das Cen-
trum verschoben hat, was nach dem Aussehen der Platte nicht unwahrscheinlich ist, dass es also doch nur
die üblichen 8 Sinneskörper gewesen sind, oder dass andere 8 vorhandene weniger gut, resp. gar nicht
erhalten geblieben sind. Auch hierzu geben einige Stellen der Platte, die als minder vollkommen erhaltene
Kolben zwischen den anderen gedeutet werden könnten, Anlass. Es ist dies aber ein Punkt von geringerer
Wichtigkeit, da ja die Zahl der Randkörper innerhalb nahe verwandter Formenkreise sehr verschieden sein
und auch bei einer und derselben Art während des Lebens sich erhöhen kann (8, 12, 16 ete.). Die Er-
haltung einer solch minutiösen Struktur an und für sich ist bedeutsamer und ein neuer Beleg für die Auf-
bewahrungsfähigkeit im Solenhofer Schiefer.
B. Die Gonaden.
Von HAEcKEL wurden zuerst „sichelförmige Wülste“ im Mittelfeld als Geschlechtsorgane gedeutet.
Diese Wülste wurden aber auf späteren Platten nicht wiedergefunden und von Branpr auf derselben Platte,
die HAEcKEL gedient hatte, in Abrede gestellt. Auch auf den zahlreichen Exemplaren, die mir jetzt vor-
liegen, werden solche Gebilde vermisst. Später wurden sehr auffällige „nierenförmige Platten“, die bereits
ausserhalb des Mittelfelds im „höckerigen Ring“ liegen, mit Gonaden in Beziehung gebracht, zwar nicht
direkt als solche, sondern als „Subgenitalklappen“ gedeutet; es sind dies Bildungen, die an der Mündung der
interradialen Subgenitalhöhlen als besondere Platten mit verdickten Gallerträndern bei einigen recenten,
wurzelmündigen Medusen, z. B. Pilema, vorkommen. Dieser Deutung Harcrer's hat sich auch Ammon
ohne Weiteres angeschlossen.
Mir scheint, was schon oben bei Myogramma erwähnt werden musste, diese Auslegung gewagt, denn
erstens sind solche Subgenitalglappen selten vorkommende Bildungen, und es ist nicht einzusehen, warum gerade
sie vor allen andern Verstärkungen, die noch sonst und viel regelmässiger in der Schirmgallerte vorkommen,
erhalten geblieben sein sollen. Vor allem aber müssten sie weiter centralwärts gelegen sein. Die Gonaden
selbst fallen, bei recenten Formen, wenn man sie in die gleiche Ebene projieirt, noch in die inneren Felder
des Mundkreuzes. Selbst zugegeben, dass die Genitalklappen weiter nach aussen liegen wie die Gonaden,
— 308 —
wäre doch die Entfernung der in Rede stehenden Gebilde zu weit, um sie noch mit Gonaden überhaupt in
Beziehung zu bringen. Ich möchte sie eher für Gallertverstärkungen halten, die im abgeflachten Theil des
Centralmagens liegen, ungefähr dem Ursprungsboden der Filamente entsprechend. Solche Verstärkungen
finden sich als dreieckige, nierenförmig gebogene Platten fast bei allen Discomedusen an den interradialen
Verwachsungsstellen (Cathammen), zwischen denen hindurch der Centralmagen in den peripheren Theil des
Magens überführt (vergl z. B. meine Figuren des Canalsystems
von Atolla 1897, Taf. XI). Doch ist auch diese Deutung natür-
lich problematisch.
Als Gonaden selbst möchte ich dagegen mit grösserer Sicher-
heit eine andere Bildung ansprechen, die ich bei mehreren
der neuuntersuchten Exemplare angetroffen habe. Es sind dies
scharfe, hufeisenförmig oder bohnenförmig gekrümmte Linien, die
im Mittelfeld, nahe dem Mundkreuz selbst, eine ganz auffällige,
bei mehreren Exemplaren typisch wiederkehrende Zeichnung ver-
ursachen (Textfigur 2). Aehnliche Bildungen sind auch bei Canno-
stomites erkennbar, nur erscheinen sie dort etwas weiter eingekerbt.
Es sind das ganz entsprechende Linien, wie sie die Gonadenansatz-
stelle und somit auch die sie tragende Gallertduplikatur bei vielen
recenten Formen bildet. Zudem zeigen sie die dann zu erwartenden
Reliefverhältnisse (vertieft, wo auch die Mundkreuznaht vertieft
ist, also auf der Gegenabdruckplatte s. u.), und vor allem stimmt
die Lage mit der centralen Stellung der Gonaden bei unsern Discomedusen durchaus überein. Auch bei Myo-
gramma könnten solche Linien herausgefunden werden, doch sind sie daselbst zu unbestimmt, um neben
den dort erwähnten Dreiecken (Taf. XXIII, Fig. 3g) aufzufallen. Hier bei Rhizostomites aber möchte ich
die Figuren sicher für die Begrenzung der Gonaden erklären.
Fig. 2.
Mittelfeldlinien auf einer Rhizostomites-Platte.
Y/, natürl. Grösse.
C. Die Ring- und Radiärcanäle.
Einen fraglichen Punkt in der Auslegung der Rhizostomites-Abdrücke bilden auch die Theile des
peripheren Canalsystems, wie sie als Ringcanal, Radiärcanäle etc. in verschiedenen Beschreibungen wieder-
kehren. Es sind meist unregelmässige, kleine Furchen, resp. Erhabenheiten, zudem bei verschiedenen Exem-
plaren ganz verschieden, die zu dieser Deutung den Anlass gegeben haben. Nur bei der neuen Form
Myogramma finden sich regelmässige Radiärfurchen, die aber auch einfach als Zwischenräume zwischen den
Muskelarkaden aufgefasst werden können.
Eine Bildung kehrt allerdings bei den Rhizostomites-Exemplaren ständig wieder, auch bei den
neuen Platten, und findet sich auch bei Myogramma und Camnostomites. Es ist dies eine circulär ver-
laufende Furche, die in der sogenannten glatten Zone (bei Myogramma also in der Fiederzone) nahe an der
Grenze zum Ringmuskel liegt, an den Reliefplatten meist die tiefste Stelle des ganzen Steines, in den Concav-
platten als First die höchste Stelle des Profils bildet. Von den Verhältnissen recenter Medusen ausgehend,
wird man daran denken, dass diese Linie die Grenze des abgeflachten Theiles des Centralmagens nach aussen
— 509 —
vorstellt, ehe er sich in seine peripheren Verzweigungen auflöst. Dieser Ansicht war auch Branprt, doch
hat sich Ammon dagegen ausgesprochen. Er meint (83, p. 40), dass dann der Centralmagen eine unge-
wöhnlich grosse Ausdehnung gehabt haben müsse, und ferner, „es wäre unerfindlich, wie das im Innern des
Körpers gelegene Centralorgan des Gastrovascularsystems durch die vorgelagerten Gallertmassen hindurch
einen Eindruck hätte im Schlamm bewirken können.“ Das letztere hätte aber Aummonx in noch viel stärkerem
Maasse für die peripheren Theile des Canalsystems annehmen sollen; er hält die Furche für einen „Ring-
canal“ und führt ausserdem noch zahlreiche „Radiärcanäle“ an seinen Platten auf. Aber alle diese Bild-
ungen können sich bei ihrer Flachheit noch viel weniger abdrücken. Ringcanal wie Radiärcanäle, die den
Schirm dieser Acraspeden im Leben durchziehen, sind nur wegsam gebliebene, flache Lücken zwischen
Verlötungsstellen von Boden- und Deckenentoderm; es ist daher ganz unerfindlich, wie solche, zudem oben
und unten an Gallerte stossend, einen Abdruck hätten hinterlassen können.
Ich kann daher die von HaArckEu und Ammox beschriebenen Radiärcanäle, „welche als breite, flache,
radiäre Erhebungen bei günstiger Beleuchtung in prägnanter Form zum Vorschein kommen,“ nicht als solche
anerkennen und auf den neuen Platten überhaupt nicht in solcher Anordnung wiederfinden. Auch die in
Rede stehende Ringfurche ist darum kein Ringcanal.
Ich halte sie thatsächlich für die Grenze zwischen centralem Magen und peripherem Canalsystem.
Der erste von Ammon angeführte Grund, dass dann der Centralmagen ungewöhnlich ausgedehnt gewesen
sein müsse, ist nicht stichhaltig, denn so weit nach aussen reicht das centrale System in der That bei den
allermeisten Discomedusen. Man muss nur im Centralraum den herabhängenden Theil des Magens von dem
flachen an die Exumbrella angeschmiegten unterscheiden; die kreisförmigen Grenzlinien beider in eine Ebene
projieirt fallen durchaus nicht zusammen, sondern die Peripherie des zweiten liegt viel weiter ausserhalb, nach
dem Schirmrand zu, während die Peripherie des ersten mit der Begrenzung des Mittelfeldes zusammenfällt.
Auch die Möglichkeit des Abdruckes dieser Stelle ist trotz der Zweifel Ammoxs zu erklären, Die
vorgelagerte Gallerte der Subumbrella ist hier nur dünn; die Gallerte der Exumbrella zeigt aber gerade
da, wo der Centralmagen in die peripheren Theile übergeht, eine tiefe Einsenkung und dann einen Vor-
sprung, wie man sich an Medianschnitten durch viele Discomedusen leicht überzeugen kann (s. Abbildung
in Harcrer’s Atlas 1879, Taf. XXXIX). Diese Aenderung also in der Configuration der Gallerte ist es, und
natürlich nicht das entodermale System selbst, das die Ringfurche des Fossils wiedergibt. Ebenso können
sich Radiärcanäle dann vielleicht erhalten, wenn gleichzeitig andere ausprägbare Strukturen an solchen
Stellen vorkommen, wenn sie also z. B. gleichsinnig verlaufen, wie die Zwischenräume der Fiederarcaden
von Myogramma.
III. Bemerkungen zur Systematik.
Es erhebt sich zunächst die Frage, ob die Species Rhizostomites admirandus und R. lithographrcus
wirklich verschieden sind oder ob sie zusammengezogen werden müssen. Schon Branpr hat letzteres
befürwortet, und Harcren der sie doch selbst aufgestellt hat, hat die Möglichkeit angedeutet, dass
lithographicus, die kleinere, nur ein Jugendstadium von adnüirandus sei. Der letzte Beschreiber aber,
AMmMoN, will, so lange noch keine vermittelnden Uebergänge gefunden sind, beide Arten gesondert halten.
— 310 —
Als Unterschiede führt er noch einmal an: 1) der gefurchte Ring ist bei admirandus um vieles breiter wie
bei lithographieus, 2) bei ersterem seien die Wülste auf dem gefurchten Ring in grösserer Zahl vorhanden
und gleichmässiger vertheilt, bei letzterem der Zahl nach geringer, aber gerade aussen schärfer; 3) die
glatte Zone ist bei lithographieus verhältnissmässig grösser wie bei admirandus; 4) die Mundnähte bei litho-
graphicus sollen mit krausen Anhängen besetzt gewesen sein, die, nach verbreiterten Eindrücken an manchen
Stellen zu schliessen, zu Büscheln gehäuft waren; bei admirandus sollen nur wenige, kurze, fransige An-
hängsel vorhanden gewesen sein, weil die Nähte nur vereinzelte, schwache Ausbuchtungen zeigen; 5) endlich
ist Iithographicus im Allgemeinen kleiner.
Mir erscheinen diese Unterscheidungen nur sehr relativ, und unter den neuen Pfahlspeunter Stücken
befinden sich thatsächlich manche, die schwer zur einen oder anderen Art zu rechnen sind, sondern ver-
vermitteln. Zudem sind manche der angeführten Merkmale nur Alters- resp. Wachsthumsunterschiede,
andere durch den Erhaltungszustand bedingt oder setzen sich aus beidem zusammen. Punkt 1 und 3 sind
ein und dasselbe; wenn der gefurchte Ring um so viel breiter ist, muss der glatte Ring natürlich im Ver-
hältniss schmäler sein. Es kann dies nicht allein dadurch bedingt werden, dass der gefurchte Ring, der
Kranzmuskel bei älteren Exemplaren mächtiger wird, sondern auch dadurch, dass sich von der Muskulatur
beim einen Exemplar mehr, beim anderen weniger abdrückt. Auch im sogen. glatten Ring sind, zumal am
äusseren Theil, öfters noch Ringfasern zu sehen, und Braxpr hat schon den sehr plausiblen Gedanken aus-
gesprochen, dass der glatte Ring nur eine Unterbrechung des Abdruckes darstelle (demzufolge auch des
Gegenabdruckes, den ein Reliefexemplar meiner Ansicht nach bietet. S. u. p. 316), „weil hier die untere
Schirmfläche wegen ihrer grösseren Concavität und Starre sich nicht vollkommen der schlammigen Unterlage
anschmiegen konnte und so einen mit Wasser oder Luft gefüllten Spaltraum darbot“ (71, p. 7 u. Fig. 3
auf Taf. I). Je nachdem also diese Unterbrechung grösser oder kleiner war, hat sich weniger oder mehr
von der übrigen Subumbrellarmuskulatur einwärts des grossen Ringmuskels erhalten, und dieser selbst kann
wieder grösser oder kleiner bei verschiedenen Individuen sein, je nach dem Alter; es ergeben sich also
viele Möglichkeiten für die Grössenverhältnisse des glatten und gefurchten Ringes, die an verschiedenen
Platten zur Erscheinung gelangen.
In ähnlicher Weise erledigt sich auch der von Ammon als No. 2 angeführte Unterschied. Die
Muskelfasern sind erstens in verschiedener Vollkommenheit abgedrückt, zweitens auch je nach dem Con-
tractionszustand in der Ausprägung, Dichtheit der Streifung verschieden. Aus der Entfernung und Schärfe
solcher Linien, die im Leben beim einzelnen Individuum beständig wechseln, einen Speciesunterschied zu
machen, ist nicht angängig, wenn man die Streifung überhaupt als Muskulatur deutet. In der That kommen
bei den von mir untersuchten Exemplaren alle möglichen Variationen in Dichtheit und Schärfe der Linien
auf dem Ringwall vor, und übereinstimmend ist nur das, dass dieser Ringmuskel bei der Gattung Rhizo-
stomites im Gegensatz zu Myogramma sich von der übrigen Subumbrellarmuskulatur gut abhebt und stark
vorspringt. Der Unterschied 4, den Ammon für die Gestalt und Zusammendrängung der Mundanhänge,
die ja selbst nirgends erhalten sind, herausdeutet, beruht nur auf sehr problematischen Eindrücken des
Schirmes, Selbst wenn solche Eindrücke thatsächlich auf Mundanhänge zu deuten wären, so könnte es sich
doch immer nur um Reste handeln und der Unterschied wäre durch den Erhaltungszustand zur Zeit der
Fossilisation bedingt. Nimmt doch Ammwox selbst an, dass die ganzen langen und dünnen Mundarme überhaupt
vor der Schlammeinbettung verloren gegangen sind. Der letzte Unterschied endlich, dass lithographicus
— all
„im Allgemeinen“ die kleinere Form ist, bezeugt nur wieder die Relativität. Ich möchte also befürworten,
Ih. admirandus und lithographicus endgiltig zusammenzuziehen und den Namen admirandus als der grösseren,
reiferen Form beizubehalten.
Es könnte, allerdings nur bei flüchtigem Erwägen, der Gedanke auftauchen, ob nicht auch die neue
Form Myogramma nur einen solchen Erhaltungsunterschied im Abdruck vorstelle; dass also die nur bei ihr
vorhandene Arkadenzone die Lücke ausfüllt, die in den Rhizostomites-Platten durch den glatten Ring dar-
gestellt wird. Hier müssten also besondere Bedingungen gewaltet haben, die den Schirm gesenkt und auch
diese Stellen zum Ausdruck gebracht hätten. Doch spricht alles, was sonst auf der glatten Zone gelegent-
lich erhalten ist, dagegen. Es sind öfters einzelne eirculäre Streifen auf ihr zu sehen, niemals aber radiäre
oder eine Andeutung von Fiedermuskeln; ferner geht die Cireulärzone der neuen Form allmählich in die
Fiederzüge über; bei Rhizostomites ist aber der Kranzmuskel scharf abgesetzt. Die Unterschiede vollends
im Mittelfeld und am Schirmrand überheben uns jeder weiteren Discussion, dass es sich nur um Er-
haltungsvariationen handle, und sind so gross, dass die neue Form in eine andere Gruppe unterzubringen
ist. Auch kommt eine solche Fiedermuskulatur bei recenten Formen nur einer bestimmten Gruppe zu.
Im Gegensatz zur Trennung der Rhizostomites-Arten ist Ammon beim Genus Hexarhizites von HAEcKEL
der Meinung, dass es nur eine 6zählige Form von Rh. lithographicus darstellt. Die Uebereinstimmung in allen
Theilen, vom Mittelfeld bis zu den Lappen des Schirmrandes ist eine so grosse, dass darüber kaum ein Zweifel
sein kann. Etwas, worauf Haecrer besonderen Werth legt, nämlich dass die Kreuzlinien des Mittelfeldes
nicht in einem Punkte, sondern zu je zweien und somit in einer Linie sich vereinigen, bildet keinen Unter-
schied; denn das kommt auch bei Rhizostomites vor (s. Textfig. 4 ete.) und scheint auch sonst das typische
Verhalten (s. Taf. XXIII, Fig. 3). Ich kann mich also hier den Ausführungen Ammox’s nur anschliessen und
möchte sie noch weiter belegen, da in dem zusammenfassenden Medusenwerk von WaArcorr (98) trotz der
Erwähnung der Ammonx’schen Zweifel Hexarhizites doch als besonderes Genus aufgeführt und abgebildet ist.
Ammon hat schon darauf hingewiesen, dass bei recenten Formen solche Variationen der Zahl häufig vor-
kommen; in der zoologischen Literatur der letzten Jahre haben diese Vorkommnisse bei Medusen in Folge
der Bedeutung der Variationsstatistik mehrfache Bearbeitung gefunden (Browx&, Barvowırz u. A.). Ich
kann solche Variationen in der Zahl der Antimeren an dem reichen Material fossiler Medusen, das Herr Prof.
SCHWERDTSCHLAGER gesammelt hat, ebenfalls nachweisen. Es finden sich darunter ausser mehr oder minder
regelmässig 4zähligen, 5zählige, 6zählige und 3zählige Exemplare, die sonst durchaus als Rhizostomites
sich erwiesen, und ich bilde eine Reihe solcher Mittelfeldfiguren deswegen hier ab (p. 312.) Somit wäre die
Gattung Hexarhizites endgiltig zu streichen,
Ebenso hätte die Kritik andere der Harcrer'schen Solenhofer Formen auszusichten, von denen mir
eigentlich nur noch Semaeostomites Zitteli zu Recht zu bestehen scheint. Leptobrachites trigonobrachius, die in
verschiedenen Ordnungen umhergeworfen wurde, von Branpr Pelagiopsis benannt, ist eine sehr fragliche Form
und laut Ammon wahrscheinlich ein seitlich und unvollkommen abgedrückter Rhizostomites. Palaegina gigantea
ist aus der Reihe der fossilen Medusen überhaupt zu streichen; die Platte stellt nach Ammon Kopf mit Armen
eines Öephalopoden dar, auch der Schulp ist erhalten. Bei der gleichzeitig von HaEcrEL beschriebenen und
ebenfalls „nach Photographie“ abgebildeten Kulilotha faseieulata müsste man Harcrer's Deutung beistimmen,
wenn die Tafel wirklich die photographische Abbildung wiedergäbe. Doch ist darauf so vieles verstärkt
und auch neu eingetragen, dass sie sich kaum von der daneben gezeichneten Reconstruktion unterscheidet.
Fig. 5. Fig. 6.
Mundkreuzlinien verschiedener Rhizostomites-Platten und zwar Fig. 3 von einem 3zähligen, Fig. 4 von einem 4zähligen,
Fig. 5 von einem 5zähligen und Fig. 6 von einem 6zähligen Exemplar.
Die andern Formen, die HaEckeL selbst nur als Medusites mit verschiedenen Speciesnamen bezeichnet
(bieinetus, quadratus ete.), stellen, soviel ich an zahlreichem Vergleichsmaterial sehen konnte, nur unvoll-
kommene Abdrücke aus anderen Brüchen der in den Pfahlspeunter Brüchen so schön erhaltenen Arten dar.
Branpr bemerkt bei Zeptobrachites (71, p. 19), dass Komm und Gefüge des Schiefers viel gröber sei, der
Stein also in Deutlichkeit und Schärfe den Rhizostomites-Platten bedeutend nachstehe. Das gleiche gilt für
die erwähnten „Medusites“-Platten, und da ich manche andere gesehen habe, die zwischen solch unvoll-
kommenen und zwischen Andeutungen der Linien von Ahizostomites die Mitte halten, so wäre ich zur
Streichung aller dieser dubiosen Arten geneigt.
IV. Allgemeines.
A. Ueber die Art der Versteinerung.
Die zahlreichen Stücke von Rhizostomites admirandus, insbesondere aber die Platten von Myogramma
sind geeignet, eine Frage zu entscheiden, über die bei den bisherigen Beurtheilern die Ansichten sehr ver-
schieden sind, nämlich das zu Stande kommen der Versteinerung dieser Medusen. Es kommen zwei Arten
von Platten vor, Reliefplatten und concave Gegenplatten, die dicht auf einander passen und durch Gefrier-
methoden zum freiwilligen Auseinanderweichen gebracht werden können. Bei den ersteren sind Kranzmuskel
und Mittelfeld convex, der glatte Ring ausgebaucht; bei den concaven Gegenplatten ist dies umgekehrt. Das
zu Stande kommen zweier Platten wird von Hascken dadurch erklärt, dass noch eine nachträgliche Aus-
füllungsmasse des ersten Abdruckes gebildet wurde, welchen die Meduse im Schlamm hinterlassen hatte. Laut
seiner Vorstellung (74, p. 313) waren die Medusen auf einen flachen Strand geworfen, „bei der verhältnissmässig
bedeutenden Consistenz des Schirmes der Rhizostomeen .. ., konnte die Oralfläche desselben einen deutlichen
Abdruck in dem äusserst weichen und feinkörnigen Kalkschlamm des Jurameeres hinterlassen. In dieser
scharf ausgeprägten Form erhärtete der Abdruck zu festem Schiefergestein. Der Medusenschirm der seine
Concavität ausfüllte, vertrocknete oder verfaulte. In den Abdruck aber wurde später eine neue Ablagerung
von Kalkschlamm abgesetzt, welche nun zum Gegenabdruck erhärtete. In demselben sind natürlich alle
convex vorspringenden und sehr dicken Theile des Medusenschirms ebenfalls convex (so z. B. die Mundnaht,
die Armnähte, die Subgenitalklappen etc.) hingegen sind alle concavvertieften und sehr dünnen Teile des
Medusenkörpers in dem Abdruck ebenfalls concav (so z. B. die Concavität der Mundscheibe, die Mundarme,
die dünne Randzone u. s. w.).“
Harzcker’s Ansicht hat aber in Bezug darauf gewechselt, welche der beiden Platten den Abdruck
und welche den Gegenabdruck, die Ausfüllungsmasse, darstelle. In seinen früheren Mittheilungen betrachtete
er stets die Reliefplatten als Gegenabdruck, die Concavplatten als Abdruck, in seiner Arbeit über Hexa-
rhizites, welche Form auf einer Concavplatte erhalten ist, lässt er diese aber Gegenabdruck sein auf Grund
einiger Details, die hier wie an der Meduse selbst gewölbt sein sollen. Aus dieser Arbeit stammen auch
die obigen Angaben über den Modus der Versteinerung selbst. Es scheint aber dieser Wechsel der Ansicht
Hazckev’s nicht beachtet worden zu sein; denn es wird stets die erste Auffassuug für HAEcREL angeführt,
die von Branpr schon vor Harcrer’s letzter Arbeit bekämpft wurde. Branpr ist der Meinung, dass die
Palaeontographica. Bd. XLVIII, 40
Panel
Reliefplatten direkte Abdrücke, die Ausfüllmasse des Medusenschirmes selbst seien. Der Kalkbrei drang
in die Genitalhöhlen und nahm Eindrücke von deren Decke, den nierenförmigen Platten auf. „Die geringe
Quantität Luft oder Wasser, welche sich unterhalb der Medusenglocke gefangen haben dürfte, möchte
auf die am tiefsten ausgehöhlte Zone der Umbrella gedrängt worden sein und das zu Stande kommen des
sogen. glatten Ringes, durch welchen die Abdrücke unterbrochen werden, veranlasst haben“. Eines seiner
„entscheidendsten Argumente“ ist, dass die Randzone bei den Reliefplatten convex ist (dieselbe soll also
nach seiner Meinung beim Medusenschirm sonst immer concav sein). Das convexe Mittelfeld ist alsdann
nach ihm keine wiederholende Darstellung, sondern die Ausfüllungsmasse der unteren Fläche der Mund-
scheibe (des Stiels), die demnach ausgehöhlt gewesen sein und zweimal vier Gruben besessen haben muss.
Es gibt auch eine Reconstruktionszeichnung für diese Annahme (71, Fig. II, IV, V u. VD), zu der aber um-
gekehrt wieder Voraussetzung ist, dass es sich um Abdruck nicht Gegenabdruck handelt. Ammon hat sich
ihm angeschlossen, nimmt jedoch an, dass für gewisse Theile gewöhnlicher Abdruck mit Selbstversteinerung
combinirt sei. „Die Gallertmasse kann vielleicht die feinsten Schlammpartikelchen in sich aufgesogen haben,
die dann nach Vertrocknung der Gallertsubstanz in der ungefähren Form) die damit erfüllten Körpertheile
erhärteten“ (1883, p. 50). Die letztere Annahme hat etwas für sich; doch müsste eine solche Selbstver-
steinerung eher innerhalb des Gegenabdruckes, der doch die Meduse selbst darstellt, zur Geltung kommen
als in einem Abdruck, der doch nur Ausfüllung ist.
Tentakelzone Ringmuskel Fiederzone Mittelfeld
tiefste Stelle (Circulärlinie).
Fig. 7. Profil einer Reliefplatte von Myogramma, etwa '/, natürl. Grösse.
Die Ansichten über die Art und Weise der Versteinerung sind also ziemlich verschieden, kommen
aber, wenn man HaeEcker's erste und in seinen meisten Publikationen vertretene Ansicht, ausser Acht lässt,
wenigstens darin überein, dass die Reliefplatten-Ausfüllungsmasse, also Abdrücke sind. Gerade aber gegen
diese Anschauung scheinen mir alle von mir untersuchten Exemplare, und insbesondere auch die Stücke von
Myogramma zu sprechen und vielmehr zur ehemaligen Haecker’schen Ansicht zu führen, die ich in meiner
obigen Beschreibung schon zu Grunde gelegt habe und hier ausführlicher begründen möchte.
Tentakel u. Randzone Ringmuskel Fiederzone Mittelfeld
Fig. 8. Profil einer Concavplatte von Myogramma, etwa !/, natürl. Grösse.
Alle besprochenen Arten, Rhizostomites, Cannostomites, Myogramma haben gewisse Niveauverhältnisse
gemeinsam, wenn sie auch in Einzelheiten abweichen. Das Mittelfeld bildet bei allen, wenn wir von den
Reliefplatten ausgehen, eine sehr markirte kuppelförmige Erhebung, die glatte Zone fällt danach sehr langsam,
im geringeren Winkel wie die Steigung des Mittelfeldes ab bis zu etwa */s ihrer Erstreckung, wo sie in einer
Mulde den tiefsten Punkt erreicht; dann steigt sie in steilerem Winkel empor zum Cirkulärmuskel. Dieser
bildet bei Arhizostomites meist den höchsten Punkt der Platte; da er ausserdem nach oben gewölbt ist, fällt
dann peripher steil ab. Die Randzone (event. mit Tentakeln) liegt dann ungefähr im Niveau der Mulde der
sog. glatten Zone (Textfig. 7). Bei der Concavplatte (Textfig. S) ist innerhalb der glatten Zone die höchste
Stelle der Platte zu finden, aber nicht immer in der gleichen Entfernung vom Centrum, sondern in einer un-
regelmässig verlaufenden Cirkulärlinie; auch dies spricht für eine Unvollkommenheit des Abdruckes resp. der
Ausfüllung an dieser Stelle. Dieser Wall fällt nach innen sanft ab, um dann in das stärker eingewölbte
Becken des Mittelfelds überzugehen, nach aussen etwas steiler, um in einer gleichmässigen Neigungslinie in
die Vertiefung des Kranzmuskels zu verlaufen. Die Randpartie (und event. Tentakelzone) liegt an einem
solchen Concavexemplar dann wieder etwas höher als der Kranzmuskel selbst.
Wenn wir diese Profile der Fossilien mit dem allgememen Bild vergleichen, das wir von einem
Medusenschirm kennen, und dabei von den Anhängseln absehen, die sich bei der Fossilisation doch nicht er-
halten und die auch von den Beschreibern vermisst werden, so ist es ganz in die Augen fallend, dass nicht
wie BRAnpr will, die Reliefplatte, sondern nach Harcker's früherer Anschauung die Concav- oder Gegen-
platte die Ausfüllung des Medusenschirmes darstellt. Die umfangreiche erhabene Zone auf ihr entspricht
der ausgedehnten Concavität des Medusenschirmes zwischen Mundtheilen und Schirmrand, die sich allerdings
nicht iınmer so vollkommen wie bei Myogramma ausprägt, und darum oft ein unregelmässiges Gesammt-Relief
und keine Einzelheiten zeigt. Das eingegrabene Mittelfeld der Concavplatte nahm die bei allen Discomedusen
und spez. Rhizostomiden doch im Ganzen vorgewölbten Theile der Mund- und Magenregion auf. Es ist
von BrAnpT eine ganz willkürliche Annahme (gerade basirt auf der Voraussetzung, dass die andere, die
erhabene Platte der Abdruck sei), dass diese Mundtheile im Centrum weit offen, und vertieft gewesen sein
und zweimal vier radiäre Gruben besessen hätten, und ebenso von HArEcKEL später (74, p. 315), dass die
Mundscheibe ausgehöhlt gewesen sei; vielmehr springt letztere mit den Basen der Mundarme weit in die Sub-
umbrella vor. Ebenso ist es von BRAnDT irrig anzunehmen, dass die periphere Zone des Schirms concav sein
müsse; vielmehr wird bei allen Formen, bei denen ein
Cirkulärmuskel entwickelt ist, die Concavität der übrigen
Schirmhöhle durch ihn unterbrochen; diese Hervorwölbung
tritt auch bei der Contraktion im Tode besonders stark
hervor. Bei Atolla z. B. wo der Ringmuskel ein ganz
dickes fleischiges Band ist, kann man diese Wölbung
besonders gut feststellen, sie erscheint aber auch bei
vielen andern Formen. Die Concavplatten zeigen den
Di
Subumbrella
Ringmuskel
Ringmuskel vertieft, erweisen sich also auch hierin als Ranalappen
Abdruck.
Noch deutlicher wird dies, wenn man recente
Medusen, nachdem man sie zum Trocknen und Verfallen der vergänglichsten Gebilde etwas der Luft aus-
gesetzt hat, wirklich median durchschneidet und sich darnach Profile zeichnet. Das nebenstehende zeigt
den Durchschnitt durch das, was vom Schirm einer Cassiopeia noch erhalten geblieben. (Textfig. 9.) Es
ist ganz klar, dass hier hinein sich ungefähr das Profil einer Concavplatte als Ausfüllung anschmiegen
würde, während die convexe, die Reliefplatte das erhaben zeigt, was auch am Medusenschirm erhaben
hervortritt, also ein Gegenabdruck ist.
Armscheibe
Fig. 9. Medianschnitt
durch die Scheibe einer recenten Rhizostomee.
— 316 —
(Ich habe von einer Anzahl recenter Medusenexemplare [Cassiopeia spec. und einer Zychnorhiza] wirkliche Abdrücke
in Gips angefertigt; auch diese stimmen durchaus zu der von mir vertretenen Ansicht. Das Mittelfeld und der Rand ist an
ihnen concav, die zwischenliegende Partie erhaben (Taf. XXII, Fig. 2, 3, 4), genau wie auf der Concavplatte; eine Reihe von
Einzelheiten, die auf diesen Gipsabdrücken sehr schön zur Geltung kommen, wie Einschnitte zwischen den Schirmlappen als
gewölbte Riefen (Fig. 3), Muskulatur etc. zeigen ebenfalls die Verhältnisse wie in den Concavplatten des Solenhofener Schiefers.)
Vollends beweisend für diese Auslegung der Platten sind verschiedene Einzelheiten, die an den-
selben je nachdem in charakteristischer Weise concav oder convex hervortreten (nicht immer in gleichem
Sinn gewölbt wie das Gesammtrelief). ImMittelfeld sind auf der Convexplatte die Linien der bekannten
Ordenskreuzfigur, die die acht Dreiecke begrenzen, deutlich eingegraben. Auf der Concavplatte präsentiren
sie sich nicht als einfache Firste, sondern als deutliche Leisten von geringer, aber messbarer Breite. Auch
dies stimmt mit den an lebenden zu beobachtenden Verhältnissen überein. Betrachtet man von einer recenten
Form, z. B. Cassiopeia, die Mundbasis nach Entfernung der anhängenden Saugkrausen, so sieht man, dass
die Mundnahtlinien, die die bewusste Kreuzform haben, aus je zwei parallelen Linien bestehen, die eine
deutliche eingegrabene Rinne begrenzen. In diese Rinne passt die kreuzförmige Leiste der Concavplatte
hinein. Die zwischenliegenden Dreiecke sind im Leben gewölbt. Die Wölbung ist bei verschiedenen Formen
verschieden, passt aber bei den untersuchten ebenfalls in die sonst concaven Wölbungen der Concavplatte
hinein. Die Mundarme können bei vielen Arten oben sehr kurz, fast rudimentär werden, so dass die Saug-
krausen fast direkt der Basis des Mundkreuzes aufsitzen. Das scheint bei diesen fossilen Formen ähnlich
der Fall gewesen zu sein.
Was die gestreifte Zone, die Muskelregion, sowohl bei Myogramma als bei Rrhizostomites betrifit, so
sind die Erhöhungen und Vertiefungen nicht von gleicher Breite und Ausprägung, derart also, dass sich
Concav- und Convexplatte hierin nicht unterscheiden liessen, sondern an der Reliefplatte sind die erhabenen
Wulste breiter und werden nur durch schmale Einkerbungen getrennt, an der Concavplatte sind umgekehrt
breite Rinnen und schmale Firste zu erkennen. Es entspricht das erstere genau dem Verhalten solch
epithelialer Muskulatur und ihrer stützenden Gallerte im Leben. Also auch in dieser Hinsicht ist die Relief-
platte, das positive Bild der Schirmverhältnisse, der Gegenabdruck.
Da wo Lappen erkennbar sind, bilden die Einschnitte zwischen den Lappen auf der Reliefplatte
Vertiefungen, wie im natürlichen Zustand; auf der Concavplatte dagegen erscheinen diese Einschnitte als
schwache erhabene Leisten ebenso wie auf den Gipsabdrücken (s. Taf. XXI, Fig. 3.) und die Lappen selbst
als kleine Mulden. Besonders deutlich tritt dies auch am erwähnten Exemplar mit den Sinnesorganen
hervor. Letztere selbst sind allerdings erhaben, aber das erklärt sich daraus, dass der Klöppel, das einzige
im Leben kohlensauren Kalk enthaltende Organ der Medusen hier eine Selbstversteinerung erlitten hat.
Auch die Tentakel stimmen damit überein an den Arten, die solche überhaupt aufweisen. Bei Myo-
gramma sind sie an der Reliefplatte deutliche Wulste, die mit allen Einzelheiten der Verzweigung erhaben
sind (Taf. XXU Fig. 1 u. Taf. XXIIL, Fig. 4 t); bei der Concavplatte sind sie eingegrabene verzweigte Furchen.
Bei Cannostomites sind sie auf der Platte, die Mittelfeld und Ringmuskel erhaben zeigt, ebenfalls erhaben; bei
der HaEcKEL'schen Semaeostomites sind sie vertieft, ich möchte deswegen diese, (wie auch die Hexarhizites-
Platte) im Gegensatz zu Haecker's letzter Deutung als Abdruck ansehen, auch weil bei Semaeostomites die
Randmuskelgegend und besonders das Mittelfeld vertieft ist, ohne darum die von Hazcren behauptete Zu-
gehörigkeit zu den Semaeostomen zu bestreiten. Solche Gebilde, wie die Tentakel, die doch frei über
den Schirmrand der Meduse hinausragen und ausserhalb derselben auf der Platte noch ein Stück
weit zu verfolgen sind, müssen doch entscheidend für die ganze Frage sein, selbst wenn man andere Theile
nur schlecht erhalten sieht. Wo die Tentakel erhaben sind, da sind auch alle andern Theile in denselben
Reliefverhältnissen wie im natürlichen Zustand; wo sie dagegen vertieft sind, handelt es sich um einen Ab-
druck. Das erstere ist bei der Reliefplatte der Fall; wir dürfen also a fortiori schliessen, umsomehr als
alle anderen erörterten Verhältnisse damit übereinstimmen, dass die Reliefplatte ein Gegenabdruck
ist, der die positiven Verhältnisse des Schirmes wiedergiebt, die Concavplatte einen Ab-
druck darstellt.
Die Versteinerung selbst mag im Ganzen so vor sich gegangen sein, wie es HAzcren in der oben
eitirten Beschreibung annimmt, abgesehen von den Folgerungen, die er für die einzelnen Theile daranknüpft.
Die erhaltenen Medusen haben auf der Oralseite gelegen; doch sind es meiner Ansicht nach meist nur die
festeren und langsamer faulenden Theile, die am Abdruck betheiligt sind. Durch den Verwesungsprocess wurde
namentlich in den complieirten centralen Theilen der natürliche Zusammenhalt etwas gelöst; in Folge dessen
sind verschiedene Organe in eine Ebene gesunken, und es wird dadurch im Mittelfeld ein Liniensystem,
gleich einem Zuschneidemuster hervorgebracht, bei dem verschiedene Theile in eine Ebene projicirt sind.
Wenn noch Schrumpfung und ungleiche Erhaltung dazu kommt, kann ein förmliches Liniengewirr wie bei
den Platten von Myogramma daraus werden. Zwischen Mittelfeld und Schirmrand wird, wenn der Schirm
stark gewölbt ist, wie bei Rhizostomites, der Abdruck und darum auch der Gegenabdruck, weniger voll-
kommen; bei Myogramma, wo der Schirm auch nach allen andern Verhältnissen zu schliessen, flacher war
und sich der Unterlage anschmiegen konnte, wurde die ganze Subumbella genau abgedrückt. Der contrahirte
vorgewölbte Ringmuskel hat sich besonders tief eingegraben; der Schirmrand war öfters umgeschlagen und
bei der Dünne und Zartheit seiner Gallerte ist darum seine Erhaltung sehr ungleich, unter günstigen Be-
dingungen bis in Einzelheiten gut, während dem ein anderes Mal gar nichts davon erhalten ist. So er-
härtete also ein modifizirter Abdruck der Unterseite des Schirmes zu festerem Schiefergestein und
bildete die Concavplatte. Die Meduse selbst, die in der Concavität eingebettet lag, nahm, vermöge der
Festigkeit ihrer Gallerte und durch die Aufnahme kleiner Schlammtheilchen, Theil an der Erhärtung einer
Ausfüllungsmasse, aus der dann der Gegenabdruck, die Reliefplatte hervorging.
B. Einordnung der revidirten Formen.
Ueber die Verwandtschaftsbeziehungen der fossilen Stücke zu den recenten Medusenformen sind
ausgedehnte Erörterungen geschrieben worden. Doch müssen solche bei der Natur des Gegenstandes, dem
Mangel zahlreicher für die Systematik sonst verwandter Theile, die sich fossil nicht erhalten können, sehr
hypothetischer Art bleiben und sollen deshalb nicht durch neue Spekulation vermehrt werden. Sicher ist
nur, dass die Unterbringung der fossilen Formen, spec. Rhizostomites, einige Schwierigkeiten macht, weil
sie Charaktere mehrerer heutiger Familien in sich vereinigen. Das gilt in erhöhtem Maass von der neu-
gefundenen Form Myogramma, die sich auch in die bestehenden Ordnungen nicht leicht einfügt. Sie hat
eine Schirmperipherie, die nur acht grössere Einziehungen aufweist. Die Theilung in zahlreiche kleine
Lappen dagegen, wie sie sonst den Discomedusen eigen sind, fehlt ihr. Man könnte sie in dieser Be-
ziehung den primitiven Ephyroniern vergleichen, die auch nur die acht tiefeingeschnittenen Stammlappen
besitzen. Die Form und Zahl der Anhangsgebilde, die am Schirmrand erkennbar sind und sich auch nicht
als Mundanhänge deuten lassen, bietet aber hierin Schwierigkeiten. Nur bei den festsitzenden Scyphostomen
ae
selbst (und in anderen Gruppen bei Oyaneen) kommt ein solches Gewirr dichtstehender Tentakel vor. Deren
Form ist aber hier wieder ganz eigenartig und lässt sich keiner der recenten anschliessen. Das Mittelfeld
ist noch schwerer für die Systematik zu verwerthen. Die charakteristische Figur des Ordenskreuzes ist auch
zwar hier vorhanden, jedoch weniger ausgeprägt, und wenn irgendwo, so ist es hier fraglich, ob damit die
verwachsene Mundnaht der Rhizostomeen widergegeben ist, und nicht vielmehr Magenteile. Mundarme und
Pfeiler sind nicht abgedrückt; die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe ist also recht zweifelhaft; andererseits
kommt aber eine solche Entwicklung der Subumbrellamuskulatur, wie sie Myogramma zeigt, heute nur bei
einer Gruppe der Rhizostomeen vor.
Sicherer ist die Einordnung von Rhizostomites selbst in diese Gruppe. Die Figur des Mundkreuzes
ist hier zu beweisend, und das Fehlen der Arme leicht erklärlich, sei es nun Schuld des Abdrucks, wie die
bisherigen Autoren annehmen, oder sei es, dass die Arme überhaupt nur rudimentär waren und die Saug-
krausen und Mundtentakel direkt auf der Mundscheibe gesessen haben. Diese sehr vergänglichen Gebilde
wären dann abgefallen, ehe die Fossilisation begonnen hat, und die Mundscheibe hätte sich darum um so besser
abgedrückt. Auch der tentakellose Schirmrand spricht für die Einordnung zu den Rhizostomen; aber die
Lappenbildung ist doch nach Form und Zahl anders als wir bei recenten Formen sehen, und erinnert mehr
an die Verhältnisse primitiver Ephyropsiden, wie Atolla. Auch der Mund selbst, der laut Branpr nicht
gänzlich geschlossen ist, würde dafür sprechen, sie für eine Uebergangsform zu halten. Allerdings sind in
neuerer Zeit auch unter den recenten Rhizostomeen Formen mit offenem Mund beschrieben worden (Pseudo-
rhiza und Monorhiza HaacKkE |S7] und v. LEnDEnreLD [S8]). Laut VAnHÖFFEn (88), der eine ziemlich
gründliche Revision des Harcker'schen Systems gegeben hat, soll auch bei andern Rhizostomeen die Mund-
öffnung zeitweilig persistiren. Der Schirmrand dieser Arten ist typisch gestaltet und trotz des offenen
Mundes tentakellos wie bei Rhizostomites. Letztere Form darf so zwar als Rhizostomee gelten, lässt sich
aber in keine der heute da bestehenden Familien unterbringen, so dass die Schaffung einer eigenen Familie,
Lithorhizostomidae, wie es Ammon vorgeschlagen, gewiss berechtigt ist. Vielleicht würden sich an diese die
eigenthümlichen LENDENFELD’schen und Haackr’schen Arten, für die die besondere Gruppe der Chaunosto-
miden gemacht worden ist, am ehesten anschliessen.
Für die noch verbleibenden Formen ist es fraglos dass sie keine Rhizostomeen sind; bei Semae-
ostomites könnte noch in einem unvollkommenen Abdruck von Rhizostomites gedacht werden, ebenso wie
Cannostomites mir zuerst als Rh. lithographicus zugekommen war. Jedoch ist der Schirmrand durchaus von
dem der Rhizostomeen verschieden, trägt bei Semaeostomites dünne und bei Cannostomites starke Tentakel
in grosser Zahl und Deutlichkeit. Die letztere Form besass einen kelchförmigen offenen Röhrenmagen, die
letztere laut Haecker einen „Fahnenmund“. Sie sind also bei den Ordnungen Cannostomeen und Semaeo-
stomeen einzureihen, zeigen aber ebenfalls Besonderheiten, die bei den heutigen Formen nicht vereinigt sind,
und in der Vielzahl der Randgebilde und Gleichartigkeit der Lappen Hinneigung zu primitiveren Formen.
Auch sie dürfen deshalb innerhalb der erwähnten Ordnung zu besonderen Familien: Lithocannostomidae und
Lithosemaeostomidae gestellt werden. Myogramma möchte ich einstweilen überhaupt nicht enger einordnen,
sondern sehe in ihr eine Discomeduse, die sehr primitive Charaktere mit sehr hochspeecialisirten vereinigt.
Bemerkenswert ist, dass alle diese fossilen Formen ausser solch deutlichen Charakteren, die sich hoch
entwickelten Discomedusengruppen zurechnen lassen, auch Hinneigung zu primitiven Formen, ganz speciell
der Atolla-Gruppe zeigen, die heutzutage nur in der Tiefsee gefunden werden.
Anhang.
Medusenformen aus der unteren Kreide der Karpathen.
Ich schliesse hieran noch die Beschreibung einiger in der hiesigen Sammlung befindlicher, bisher
nicht eingeordneter Stücke des HoHenesser’schen Materials aus dem oberen Neocom von Mähren und
Schlesien.
Die Fundorte liegen in den Warnsdorfer Schichten und sind besonders Mistrowitz, sodann Zeslo-
witz, Lipowetz, Neudorf (Bach Schibutow bei Milate) und Ostri. Die Petrefacte sind von schwärzlicher
Farbe, scharf umrissen und bilden ein hohes Relief auf dem unterliegenden Stein, einem dunkeln, fetten,
wenig kalkhaltigen Thon. Das Relief erscheint wie auf die Unterlage aufgesetzt, so dass an manchen
Stellen, wo der Abdruck dünn, wie durchgescheuert aussieht, die Gesteinsunterlage zum Vorschein kommt.
Es stellt also eine selbständige versteinerte Masse auf dem unterliegenden Stein dar. Die Stücke sind von
wechselnder Grösse, die Mehrzahl von etwa 10—12 cm Durchmesser und 1—1'J cm Dicke, einige von 7'/a
und einige von nur 3 cm Durchmesser. Nach diesen sind die Abbildungen 5 und 6 auf Taf. XXIII in
natürlicher Grösse gefertigt.
Die Stücke gehören zwei verschiedenen Formen an, die zwar viel Gemeinsames aufweisen, aber doch
genügende Verschiedenheiten zeigen, um sie in zwei Species zu zerlegen.
An allen Stücken kann man ein kleines Mittelfeld, eine innere Leisten- und eine äussere Lappen-
zone unterscheiden. Die Lappenzone (Fig. 5 u. 6 Le) hat die grösste Breite; ihr Radius ist etwa so gross
wie der Gesammdurchmesser des übrigen Kreises, das Mittelfeld nur ganz klein. Die Zahl der Lappen ist
sehr variabel, stets über 10, lässt sich aber nicht auf die 4- oder 6zahl zurückführen. Auch die Grösse
der Lappen ist ungleich; manche der breiteren zeigen eine Zweitheilung, die aber nicht immer ganz durch-
geführt ist. Solche Theilhälften sind noch etwas kleiner wie die kleinsten der ganzen Lappen. Die Leisten
der folgenden Zone (Fig. 5 u. 6 Li) bilden die unmittelbare Fortsetzung der Lappen, die sich an der
Grenze auf einmal stark verschmälern. Die zweigetheilten Lappen zeigen nur eine Leiste als Fortsetzung.
Zwischen den Leisten ist keine Struktur wahrzunehmen, ebenso ist das Mittelfeld glatt, bis auf eine kleine,
ganz centrale Erhabenheit. Nach der gleich erreichten Verschmälerung verjüngen sich die Leisten nicht
mehr, sondern verlaufen eleichmässig dünn centralwärts. Die Grenzen der Leisten gegen das Mittelfeld ist
ziemlich scharf, so dass dies wie von einem Wall umgeben erscheint.
Solche Strukturen, nämlich lappige, tief eingefurchte Einschnitte an der Peripherie, die auf der
Exumbrella weit centralwärts reichen, und ein centrales Mittelfeld, durch einen Ringwall und eine Furche
oder mehrere davon getrennt, finden sich auch heute bei einer Medusengruppe, dem etwas aberranten und
selten gefundenen Genus Atolla, das gerade wegen dieser Ringwallfigur seinen Namen erhalten hat. Bei
mehreren recenten Formen bleibt es ebenfalls nicht bei einer einzigen Lappenzone, sondern die Lappen
setzen sich nach kurzem Einschnitt in eine zweite Zone verschmälerter Lappen fort (Maas 97, Taf. XII,
en)
Fig. 6); allerdings niemals so weit centralwärts wie hier, so dass das Mittelfeld bei den recenten Atollen
im Verhältniss immer grösser bleibt. Doch ist nur ein gradueller, bei verschiedenen Arten wechselnder
Unterschied. Recht übereinstimmend mit dem Fossil ist die Configuration der Lappen selbst, ihr unbe-
stimmter Numerus, ihre Ungleichheit untereinander, ihre eventuelle Zweitheilung. Auch bei den recenten
erscheinen solche Theilungen als Anzeichen und Beginn der Verdoppelung, denn auf solche Weise werden
bei Vergrösserung des Schirmes neue Lappen angelegt. Der Gallertschirm der recenten Arten zeichnet
sich durch starke, knorpelige oder kautschukartige Consistenz aus, die andern Theile sind sehr zart und
vergänglich und nehmen im Verhältniss zur Gallertlage so wenig Raum ein wie kaum bei einer andern
Meduse. So ist es also danach sehr wahrscheinlich und wird auch durch das Aussehen des Petrefacten be-
stätigt, dass es sich um eine Fossilisation der hier harten Schirmgallerte selbst handelt. Sie konnte sich
wie sonst ein Harttheil erhalten, während die Weichtheile abfaulten. Wir hätten somit keinen Abdruck,
sondern eine Selbstversteinerung vor uns und sähen zum ersten Mal auch die Oberseite, die Exumbrella,
einer fossilen Meduse.
(Mit diesen Formen ist ein von Ammon erwähntes und abgebildetes Stück [83, p. 57] der hiesigen Sammlung von
cretacischem Feuerstein nicht in Beziehung zu bringen. Dasselbe hat wohl ebenfalls lappige Abschnitte, doch sind dieselben vom
Schirmrand durch eine breite, gestreifte Zone getrennt und stellen wahrscheinlich radiäre Theile des Gastrocanalsystems dar;
die Mitte den Centralmagen. Wenn dies Stück also eine Meduse ist, so gehört sie jedenfalls einer andern Gruppe zu. Auch die
ähnliche, durch von Hurse [1901] als Meduse beschriebene [von Fucas übrigens als Algenschnitt gedeutete] Bildung hat die
Lappen nicht am Schirmrand, sondern zunächst einen peripheren Ringwall, dann eine 12lappige Zone. Der Deutung der Form
als Geryonide und der betreffenden 12 Felder als Gonaden kann ich mich nach der Anatomie der recenten Formen durchaus
nicht anschliessen. Die Gonaden der Geryoniden sind flache, zarte Blätter und haben eine ganz andere Lage in der zudem
sehr gewölbten Umbrella. Als Meduse mit unbestimmter Zugehörigkeit wird aber das Stück doch trotz des Einspruches be-
stehen dürfen [siehe auch Hvexe’s Replik.] mit dem neutralen Namen Medusina.)
Die recenten Atolla-Arten werden nach den Verhältnissen und der Gestalt der verschiedenen Ring-
und Lappenzonen unterschieden. Danach kann man auch die vorliegenden fossilen Stücke zwei verschiedenen
Formen zutheilen. Bei der einen, von der die grossen Exemplare vorhanden sind, ist die äussere Lappen-
zone nur unwesentlich grösser wie die Leistenzone, die Verschmälerungen setzen sehr plötzlich an der
Grenze beider Zonen ein (Taf. XXI, Fig. 6). Die Lappen selbst sind nicht eirculär gefurcht. An der
andern ziehen die Lappen viel weiter central, verjüngen sich allmählich, so dass die Leisten der zweiten
Zone nicht band-, sondern kegelförmig sind (Fig. 5). Die Lappenzone selbst ist im Verhältnis viel aus-
gedehnter. Die einzelnen Lappen sind circulär mehrfach gefurcht.
Man könnte daran denken, dass die Zonenproportionen vielleicht Alters- resp. Wachsthumsunter-
schiede wären, und die queren Furchen in der einen Form Runzeln der schrumpfenden Gallerte, die an
jugendlichen Exemplaren noch nicht so resistent ist. Doch habe ich keine Uebergänge gefunden, vielmehr
auch kleine Exemplare, bei denen das Aussehen und Grössenverhältnisse der Zonen der ersten Formenreihe
entsprechen. Auch der Habitus ist verschieden; so mögen also die beiden Formen vorerst getrennt bleiben.
Da die recenten AZolla-Formen fast sämmtlich zu Ehren berühmter mariner Zoologen benannt sind,
so darf wohl die Versteinerung einen entsprechenden Namen der palaeontologischen Wissenschaft führen.
Ich schlage also für die grössere Form den Namen Atollites Zitteli, für die weniger bestimmte A. minor
vor. (Merkmale s. oben.)
München, Zoologisches Institut, 15. Oktober 1901.
1865.
1866.
1870.
1871.
1871.
1874.
1879.
1883.
1887.
1888,
1888.
1897.
1898.
1901.
1901.
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—_ Ueber zwei neue fossile Medusen aus der Familie der Rhizostomiden. Bronx’s Neues Jahrbuch
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— Ueber die fossilen Medusen der Jurazeit. Zeitschr. f. wissensch. Zoolog. Bd. XIX.
Brandt, Alex., Ueber fossile Medusen. Mem. de l’Acad. Imp. St. Petersbourg. VII ser. T. XV1.
_ Nachträgliche Bemerkungen über fossile Medusen. Melanges biologiques tires du Bull. de l’Acad.
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Fuchs, Ueber Medusina geryonides von Hurxe. Uentralbl, für Mineral., Geol. u. Palaeont.
Huene, F. v., Entgegnung. Ibid.
Palaeontographica. Pd. XLVIII. 4
erster.
(Die beschriebenen Arten sind mit einem Sternchen (*) bezeichnet.)
Adacna complanata (Fuchs) 270.
* Allorisma spec. 108.
“ en Padangense F. R. 108.
Ammonites Coesfeldiensis SCHLÜTER 58.
s costulosus SCHLÜTER 58.
er Neubergicus v. HAver 56.
es striato-costatus ScHLür. 58.
* Amussium inversum Nilss. sp. 31.
* Ancylus illyrieus Neun. 191.
*Aporrhais rapax Jon. Bönn 51.
*Arca Leopoliensis Aurtn. 44.
* Astarte subsimilis Jon. Bönnm 46.
Athyris subtilita (Hau) 104.
Atollites minor spec. nov. 320.
en Zitteli spec. nov. 320.
* Avicula cfr. pectinoides Rruss 30.
* Aviculopecten spec. 106.
% 2 Waageni nov. spec. 105.
bi " Verbeeki nov. spec. 105.
*Baculites carinatus BinkHorsT 54.
* 5 efr. incurvatus DusAarvın 53.
& " vertebralis Lau. (ScHtür.) 54.
Baglivia bythinellaeformis Lörent. 233,
* , sopronensis R. Horrnzs sp. 233.
* Bellerophon Asiaticus F. Rön. 109, 110.
u ” convolutus L. v. Buch. 110,
” costatus TrAurscHoLp 109.
+ ” Römeri nov. nom. 111.
“ > spec. 111.
* Bellerophon subcostatus nov. nom. 110,
Bythinella efr. eylindrica Parreys. 234.
5 (Frauenfeldia) cfr. alpestris
Cıess. 234.
= (Frauenfeldia) minutissima
Lör. 234.
45 scalaris. Fuchs sp. 277.
*Bythinella scitula Brusına 234,
= " sp. ind. 278.
* en vitrellaeformis uov. sp. 255.
*Bythinia Jurinaci Brusına 243.
AP ? margaritula Fucus 278.
er ? proxima Fuchs 279,
r scalaris Fucas 277,
*Öannostomites multicirrata nov. gen.
nov. Sp. 308.
Cardium apertum SzaBo 265.
ar? Böhmi n. sp. 46.
carnuntinum SzAaB6 265.
hungaricum SzaB6 266.
Penslii Fuchs 265.
* cfr. productum Sow. 47.
ss secans Marr. 176.
(Adacna) secans Fucuhs 266.
(Adacna) Steindachneri Brus.
267.
Caspia. Dybowskii Brus. 227.
» Vujiei Brus. 226.
Cassiopaia sp. 316.
Cerithium quadrifasciatum Scuarm. 50.
*Glisiophillum ef. Gabbi Meer 95.
5 spec. F. R. 95.
Congeria amygdaloides Dunk. 158, 164.
5 balatonica PArtscu 153.
ee; Budmani Brus. 148.
- r Doderleini Brvs. 150.
2 s; ? Gitneri Brus.? 262,
5 Gitneri Brus. 158.
ind. sp. 262.
= Märtonfii Lörenr. var. pseudo-
auricularis Lörenxt. 167.
= Märtonfii LöRENT. var, scene-
morpha, nov. var, 166,
Congeria nov. form. LÖRENTHEY 150,
ne ornithopsis Brus. 153.
5 r PartscH 147.
x » Partschi CZJ2ek 261.
Pr Partschi CZzer 162, 164.
Zee: Plana nov. sp. 159.
pseudoaurieularis Lör. 164,
Er: ramphophora Brus. 149.
n sp. Lörentay 158, 164.
z e scrobiculata Brus. 160.
* > 5 Brvs. var, carini-
fera nov. var. 162.
4} subglobosa Partsch 163, 164,
* en tinnyeana nov. sp. 156.
35 triangularis Parrsch 153.
= en ungula-caprae Münster 257.
a » „ Münsr. var. cras-
sissima nov. var. 260.
er ungula-caprae MÜnsIER var.
rhombiformis nov. var. 259.
= m Zujovici Brus. 152.
*Conocardium Sumatrense F. R. 106, 107.
Uralicum Kevsertine 106.
„ » TraurscHoLp 106,
= 5; 5 Vern. sp. 106.
*Orassatella arcacea F. A. Römer 46.
*Cucullaea Chiemiensis v. GÜNBEL sp. 44.
x ” sp. 45.
= " cıf. subglabra D’OrB. 45.
Cyclostoma (2?) minima Lörent. 230.
Cyprina cfr. bifida v. Zırten 47.
Dalmanella cf. Derbyi WaAAGER 97,
5 & Frechi nov. sp. 97.
a h ef. Michelini vV’EvzıtuE 96.
= = subquadrata nov. nom. 126.
Delphinula granulata Zexeri 49,
* Dentalium sp. 48.
*Derbyia spec. 127.
*Dimyodon cfr. Nilssoni v. Hasen. sp. 35.
Dreissena subglobosa Parrsch 163.
*Dreissensia bipartita Brusına 263.
ES 7 ? ind. sp. 263.
5 pseudoauricularis Lör. 164,
* Dreissensiomya intermedia Fucns? 264.
*chinocorys vulgaris Breyx. 28.
*Kdmondia (?) spec. 108.
* inteles Kayseri WaAGEn 133.
2 » (Waas.) ScHELLWIEN 133,
Eulilotha faseiculata Häckeu 311.
Eumetria grandicosta (Davınson) 132
*Euomphalus (Phymatifer) pernodosus
Merk. 112,
ji s (Phymatifer) Sumatrensis
Er. 12,
5; Sumatrensis F. R. 112.
*Exogyra laciniata Nıusson sp. 39.
lateralis Nınsson sp. 88.
er Matheroniana p’ORB. var. au-
ricularis Lam. 39.
*Fasulina granum-avenae F. R. 94.
F Verbeeki Geinımz u. W. v. D.
Marck 94.
Goniatites Listeri F. R. 111.
*Goniomya designata GoLDr. sp. #7.
* Griffithides Sumatrensis F. Rön. sp. 121.
*Gryphaea sublaciniata Reıs sp. 42.
z En vesicularis Lau. 40.
*Hamites aff. cylindraceus DEFR. sp.
*Haplophragmium grande Reuss sp.
*Helicaulax falcata Jom. Bönu 51.
*Helix ind. sp. 181.
; n Hasıken 181.
25 . LörentHey 181.
Re cfr. polyplocum An. Röner
D. 58.
Hexarhizites ee Häckeu 304.
*Iloplites Vari ScHLÜüTER sp. var.
praematura 58.
*Hustedia grandicosta Dav. sp. 132.
*Hydrobia atropida Brus. 225,
lg (Caspia) Böckhi nov. sp. 227.
# 5 3 Dybowskü Brus. 227.
” Frauenfeldi R. Hörn 233.
„ (Caspia) Krambergerinov. sp. 228.
nOV.
a Eu
*Hydrobia (Caspia) Vujici Brus. 226,
= 5 (Pannona) minima Lör.sp. 230.
Zn; pupula Brus. 224.
„ » (mon Brus.) 254.
“ hy scalaris Fucus sp. 277.
" specularis PArrscn 242.
Janira quadricostata Sow. sp. 31.
*Iberius balatonicus StoLiczra 271.
*Inoceramus Cripsi MANTELL 33.
*Leda discors v. GÜMBEL Sp. 49.
* ,, Reussi v. GÜMBEL sp. 43.
* „ semipolita Jon. Bönn.
* ,, efr. Siegsdorfensis Jom. Bönm 44.
Leptobrachitestrigonobrachius Hier. 311
Leptodus Richthofeni Kayser 131.
*Lima canalifera GoLpruss 32,
*Limea nux. v. GÜMBEL Sp. 32.
*Limnaea (Gulnaria) nov. sp. 184.
= „sp. efr. paueispira Fuchs 271.
* Limnocardium budapestinese nov.sp 269.
® " complanatum Fuchs 270.
z n fragile nov. sp. 269.
= r Halavätsi nov. sp. 171.
ui 25 minimum nov. sp. 173.
= 5; Penslii Fuchs 265.
er N (Pontalmyra) Andrusovi
nov. sp. 176.
2 r (Pontalmyra) Andrusovi
LÖRENT. var. spinosum n.
var. 178.
® „ (Pontalmyra) JagieiBrus. 175.
ie s secans Fuchs 266.
5 solitarium(non Krauss)176
= n sp. ind. 172, 174.
ns sp. Lör. 175.
* er Steindachneri Brus. 267,
5 r subdesertum nov. sp. 267.
*Limopsis calva Sow. sp. 45.
Lithostrotion cf. Portlocki F. R. 9.
*Lonsdaleia sp. 9.
Loxonema Newberryi Stevens 118.
= 5 spec. 119.
Lyrcaea impressa (Kraus) 219.
„ Martiniana (Fir.) Brusına 218.
»„ vindobonensis Fucus 222.
*Lyttonia Richthofeni Kayser sp. 131.
.: » Waagen 131.
*Macrocheilus intercalare M. u. W. var.
pulchella Mrex 117.
Macrocheilus intercalaris var. pulchella
Merk 117.
” Newberryi Hart 118.
5 Newberryi M. u. W. 118.
5 cf. Newberryi Srev. 118.
pe (Polyphemopsis nitidulum
Meer u. WOorTHen 118.
ee spec. F. R. 117, 118.
Marginifera ovalis WAAGEn 101.
Medusina 320.
Medusites bicinetus Häcker 313.
5 quadratus Häcket 313.
Meekella Kayseri Frıeser 127.
Be „ Jäseu 127.
RR polita FLiesen 97.
ss striato-costata ? 1297.
* Melania (Melanoides) Väsärhelyii Hant-
KEN Sp. 1, 208.
*Melanopsis acicularis (non Für.) 274.
55 affinis Hanpmann 214.
» austriaca Hanom. 217.
35 avellana Fuchs 206.
(Canthidomus) Bouei FrrR.209
n Bouei FER. 209,
r Bou6i F£r, var. multicostata
Haxom. 211.
en Bouei F£r. var. spinosa
Hanpm. 210.
n Bouei FErR. var. ventricosa
Hanpn. 210.
> Brusiani nov. sp. 2283.
5 buceinoidea (non F£r.) 272.
5 defensa Fuchs 212.
5 Dufouri (von Fer.) 219.
n leoberdorfensis Hanpnm. ? 222.
53 impressa Krauss 219.
s var. Bo-
nei E. Sısnd. 220
5; impressa Krauss ver. ans
tissima Sacco 220.
5 Martiniana Für. 218.
r Matheroni Mayer. 221.
„; (Homalia) pygmaea Par. 273
B. rarispina nop. sp. 215.
s Sinzowi now. sp. 213.
” stricturata Brus. 209,
“s Sturii Fucas 211.
er (Homalia) textilis(HAnn.)206.
) textilis Hanom. var. ampul-
lacea Hanpm. 208,
" vindobonensis Fuchs 222.
" Zujovici (non Brus.) 217.
Metacoceras Hayi Hvarr. 119.
*Micraster sp. 29.
*Micromelania ? eylindrica nov. sp. 257.
2 1; ? Fuchsiana Brus. 274.
5“ ” ? laevis Fucus sp. 275.
Y variabilis nov. sp. 237.
* Möllerina Verbeeki GEInıTz sp. 94.
* Murchisonia Padangensis nov. spec. 115.
*Myogramma speciosum nov. gen. noV.
sp. 298.
*Natica aff. Lyrata Sow. 50.
Naticopsis brevispira F. R. 117.
* r elegantula nov. spec. 116,
» sp. 117.
5 n, subovata MEER u. Worr, 117.
A = Sumatrensis F. R. 115, 116.
x n Trautscholdi nov. spec. 116.
* Nautilus Neubergicus REDTENBACHER 52.
ss Sowerbianus p’ORB 52.
spec. F. R. 120.
tuberosus (?) F. Römer 119.
55 an Warthia Kayser 109.
Nerita ampliata Traurscnorn 115,
n sp. 49.
* Neritina (Neritodonta) Cunici Brus. 245.
u (Neritodonta) efr. Cunici Brus.
246.
> (Neritodonta) Pilari Brus. 245.
N > Zografi Brus. 246.
we sp. ind. 247,
*Nucula lucida Jon. Bönnm 48.
* ,, subredempta Jon. Böun 43.
Orthis Michelini (LW’EvriLL£) 96.
» Pecosii Kayser 126.
„ resupinata F. R. 96.
*Orthoceras orientale nov. spec. 119.
Orthoceras undatum F. R. 119.
*Orthothetes eircularis nov. spec. 127.
ie n Kayseri JÄreu sp. 127
* » politus nov. spec. 97.
* eh spec. 98,
*ÖOrygoceras filoeinetum Breus 197.
* Ar corniculum Brus. 194.
e 7 eultratum Brus. 196.
*Ostrea, acutirostris Niusson 37.
” armata GOLDFUCHS 37,
„» Bronni Jon. Mürter 36.
s curvirostris NILsson 37.
er Goldfussi Horzarreu 86.
„ semiplana Sow. 37.
*Ostrea (Alectryonia) semiplana Sow. var.
armata GoLDF. 97,
„ subuncinella Pos. Bönnm 36.
„ vesicularis Lau. 40.
*Pachydiscus efr. Brandti Repr. sp. 55.
* ss „ Iseulensis RevrengaAcH.
sp (Grossouvre) 59.
x % Neubergicus v. HAvER sp. 56.
„var.
” ” ” ”
nov. Stallauensis 57.
Paludina spiralis (non Freup) 226
*Panopaea gurgitis BronG. 48.
*Papyrotheca gracilis nov. sp. 182.
= se mirabilis Brus. 182,
*Patella anthracophila F. R. 109.
Pecten inversus 31.
„ membranaceus Nırss. 30.
„ quinquecostatus SOWERBY 32.
= , spathulatus Anor RöuEr 30.
spec. 105.
Pen: 311.
Phillipsia Kansuensis v. Löczyi 121.
FB Sumatrensis F. Röxer 121.
*Pinna Richthofeni nov. spec. 166.
*Phylloceras sp. 53.
*Pisidium sp. ind. 180,
*P]anorbis (Armiger) ptychophorus
Brus. 188,
% * (Giraulus) Fuchsi nov. sp. 189.
* e " solenoeides nov.
spec. 190.
,“ micromphalus FucHs 189
= re porcellanea 272.
” Reussi MArrosrı 189.
3 ; solenoöides Lör. 275.
De sp. ind. 273.
= Pr tenuis Fuchs 272.
ee (Tropodisceus) Sabljari Bru-
sına 185.
* 5, verticillus Brusına 187.
Kr, n var. ptychodes n.
var. 188,
*Pleuronautilus Löezyi nov. spec. 120.
* Pleuronautilus sumatrensisnov. spec. 120.
* Pleurotomaria Nikitini nov. sp. 114.
= an obliqua nov. spec. 114,
= a cf. orientalis F. R. 114.
5 ss orientalis F. R. 115,
= r (?) spec. 115.
2 „; cf. subscalaris Mexx und
Wortnen 114.
Pleurotomaria subscalaris MEER und
Worrnen 114.
Polyphemopsis nitidulus Merk und
WOoRrTHEn 118.
* Poteriocrinus sp. 96.
Productus aculeatus var. Kayser 129, 130
Cora F. R. 98.
5 „ Travscnorn 98.
cf. Cora Kayser 130.
5 costatus Kayser 99, 128.
a 5 intermedius helicus Abich.
var. nov. lopingensis 129.
" Keyserlingianus F. R. 101.
55 lineatus SCHELLWIEN 98.
* A R WAAGEN 98.
x ; longispinus Sow. 100.
t „ mongolicus Diener 130.
= ovalis WaaGrn sp. 101.
„ plieatilis Kayser 130.
” ., punctatus Marrın 101.
” pustulosus var. palliata
Kavser 128.
semireticulatus Kayser 99, 128
“ : 5 Marrın 99,
. 5 ” var.
DathsRolpes ScueELLw. 128.
semireticulatus (MARTIN)
Davıpsox 9.
semireticulatus (Marrıs) de
Kosınck 99.
spinatus ? Kayser 128.
* r spec. 129.
* ” spinulosus Sow. mut. nov. l0-
pingensis 130.
* „ subplicatilis Frecm 130.
z ;; Sumatrensis F. R. var. pal-
liata Kayser 128.
* 7 Sumatrensis F. Rön. 99, 128.
» undatus Kayser 130.
*Prososthenia sepuleralis Part. sp. 242.
= s Zitteli nov. sp. 239.
= ; ; sy» var. similis
nov. var. 241.
*Pteranodon (Marsn) 76.
* Pterodactylus Kochi WAGLER 65.
*Pyrgula incisa Fuchs 276.
Reticularia lineata (Marrın) 102.
» Waageni v. Löczy 131.
Retzia compressa Kayser 132,
*Rhizostomites 306.
s, admirandus HÄcker 313,
Rhizostomites lithographicus ,, 309.
Rhynchonella cf. pleurodon F. R. 103.
Richthofenia Lawrenziana Kayser 131.
x nr sinsensis WAaAGEn 131.
Sanguinolites Padangensis F. R. 108.
*Scaphites constrictus Sow. sp. 59.
Schwagerina Verbeeki (Gezinırz) 94.
Semaeostomites Zitteli Häicker 311.
*Serpula efr. ampullacea Sowergy 29.
Eu, antiquata SowErpy 29.
*Solarium granulatum Zex. sp. 49.
> cfr. Lartetianum Leyu 49.
Spirifer lineatus Kayser 131.
* . (Reticularia) lineatus Marr. 102.
Han, » Waageni v. Löczy 131.
*Spirigera Damesi nov. sp. 104.
% 55 pseudodielasma nov. spec. 104.
Ki cf subtilita Haru 104,
*Spondylus cfr. latus Sow. 35.
* n radiatus GoLpr. 55.
£ » n. sp. indet. 35.
Merk u. Worınen 112.
| Streptorhynchus crenistria var, senilis
Kayser 126, 127.
Syntrielasma hemiplicatum Kayser 133.
* Temnocheilus (Metacoceras) Hayi Hyarr
sp. 119.
Terebratula ? subtilita (Hart) 104. \
5 subtilita F. R. 104.
= nr sp. 30.
* Terebratuloidea cf. Davidsoni Waac. 103.
*Teredo ? sp. 48.
* Thecidea Rothpletzi Jon. Bönn 29,
” crenistria var. senilis
| F. Rönm. 97.
* ss Kayseri ScHEuLtw. 126,
5 rs subpelargonatus nov.
spec. 126.
Suceinea gracilis Löreırr. 182.
Syneyclonema spathulata An, Röner
sp. 30.
Straparollus (Buumphalus) pernodosus |
|
|
|
Tinnyea Vasarhelyii Hanıe. 2053.
*Trigonia sp. 45.
* Trochocyathus mamillatus v. GümBEL 28.
* Trochus (?) antracophilus F. R. 115.
* Turritella quadrifasciata Schre. sp. 50.
Unioaspsind ea LÖRENTHEY 168.
* , Väsärhelyii nov. sp. 168.
* Valenciennesia sp. 272.
*Valvata balatonica Route ? 244,
» (Polytropis) balatonica RovLr 244,
5 debilis MArr. 230.
* ,, kuüpensis Fuchs 280.
Se minima Fuchs 243.
hr „” ” ”„ 280.
Br subgradata nov. sp. 283.
re varians nov. sp. 281.
* Ventriculites striatus T. Sure 27.
*Vola quadricostata Sow. sp. 31.
* ,, quinquecostata Sow. sp. 32.
x Tafeln. er. = 1880, ‚1897.
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Er
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Fig. 1—2.
Zi Seren)
a:
Tb.
Tafel-Erklärung.
Tafel I.
Ostrea Goldfussi HoLzarrer. Steinkerne. p. 36. Grünsandstein. Stallauer Eck.
Ostrea (Alectryonia) semiplana Sow. var. armata GoLpDr. Schalenexemplare. p. 37. Grünsand-
stein. Stallauer Eck.
» » " Grösstes Exemplar. R
h Re A Dasselbe Exemplar. Vorderseite.
n » " Jugendform.
» » 5 Exemplar von mittlerer Grösse.
s R S Bruchstück einer linken Schale von der Innenseite.
Gryphaea sublaciniata Reıs sp. Exemplar mit beiden Schalen. p. 42. Hachauer Schicht.
Vorder-Rissgraben.
» » » Unterschale.
M 2 Oberschale.
» " n Vorderseite.
Vola quadricostata« Sow. sp. Oberschale. p. 31. Pattenauer Mergel. Cementbruch im
Stallauer Graben.
» F Unterschale.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
E35
Tal.
Palaeontographica BA.XIVIL.
5]
Be
an
ern
A Birkmai:
DE
Eh
el
Tafel-Erklärung.
Tafel II.
Kiesene Exogyra laciniata Nıvsson sp. Exemplar mit beiden Schalen. p. 39. Gründsandstein.
Stallauer Eck.
1. a = 5 Unterschale. x
la. Mi 5 " Oberschale.
1b. h 5 % Ansicht gegen den Wirbel.
2—4. Gryphaea vesicularis Lam. Schalenexemplare. p. 40. Grünsandstein. Stallauer Eck, Schellen-
bachgraben.
2: » a „ Unterschale mit breitem, abgestutztem Flügel.
22. " 2 5 Oberschale desselben Exemplars.
3% 5 R 5 Unterschale mit langem Flügel.
4. A A 2 Innenseite einer Oberschale mit langem Flügel.
Palaeontographica. Bd. XLVIII,
"alaeontographica Bd.XLVIT. Ta£.l.
A Birkmaier, litn.
Bio,
2
”
”» 3.
x 3.
: 3a.
3 3b.
» 4,
H 4a.
„ 5.
” 6.
. 6a.
; 6b.
n 6c.
n 6d.
„7
” jeR
” 9.
70:
Tafel-Erklärung.
Tafel IH.
Nerita sp. Schalenbruchstück. p. 49. Grünsandstein. Stallauer Eck.
Solarium granulatum ZEx. sp. Steinkern mit Schalenresten. p. 49. Gerhardtsreuter Mergel.
Stallauer Graben.
Turritella quadrifasciata SCHAFH. sp. p. 50. Grünsandstein. Stallauer Eck.
5; B 3 Schalenexemplar mit Verzierung.
7 Er 5 = » Windungen.
" " n an R
Cardium Böhmi n. sp. Schalenexemplar. p. 46. Pattenauer Mergel. Stallauer Eck.
A » Vergrösserung der as
Pach ydiscus Neubergieus v. HAUER sp. var, nov. Stallauensis. Steinkern. p. 57. Pattenauer
Mergel. Stallauer Eck.
Baculites carinatus BisxHorst. Schalenexemplar. p. 54. Grünsandstein. Stallauer Eck.
R x 5 Querschnitt.
» » n Vergrösserung der Skulptur.
» » D) Lobenlinie.
Baculites vertebralis Lam. Copie der Lobenlinie nach Scauuörer. T. 40, F. 5.
Gryphaea vesicularis Lam. Unterschale mit zugespitztem Flügel.
» » " b „ Furche.
7 u. 8 p. 40. Grünsandstein. Stallauer Eck.
5 " » Unterschale. p. 42. Hachauer Schicht. Vorder-Rissgraben.
Lima canalifera Goupr. Theilweise beschalter Steinkern. p. 32. Grünsandstein. Steinbruch
im nördlichen Grünsandzug östlich vom Schellenbachgraben.
Palaeontographica, Bd. XLVIII.
Falaeontographica Bd.XIVIl.
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Tafel-Erklärunse.
Tafel IV.
Pterodactylus Kochi Wacter aus dem lithogr. Schiefer von Eichstätt.
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I— IV ph. r und ph. |
GR E
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pb.
Tr under.
Ban sa litsal:
mt I
Palacontographica,
B
(
B
XLVII.
Original im Palaeontolog. Museum in München.
Erster Halswirbel (Atlas).
Zweiter Halswirbel (Epistropheus).
Dritter bis siebter Halswirbel. >
Erster bis achter Rückenwirbel.
Diapophyse am ersten Rückenwirbel.
Lendenwirbel.
Sacralwirbel.
Schwanzwirbel.
Rechte und linke Scapula.
Rechtes und linkes Coracoid.
Rechter und linker Humerus.
Rechte und linke Ulna.
Rechter und linker Radius.
Rechter und linker Carpus.
Metacarpalia II—IV.
Erstes Metacarpale (Daumenrudiment) sogen. Spannknochen.
Metacarpale des fünften oder Flugfingers, rechts (r), links (2).
Erste bis vierte Flugfingerphalange, rechts (r) oder links ().
Phalangen des zweiten Fingers.
Phalangen des dritten Fingers.
Pubis (Schambein).
Rechter und linker Femur.
Rechte und linke Tibia.
Metatarsale der ersten Zehe und zwei zugehörige Phalangen.
Palaeontographica. Bd. XLVIII Taf. IV
Pterodactylus Kochi Wagler .
ET
Ba
ar AR ”
Tafel-Erklärung.
Tafel V.
Pteranodon sp. aus der Kreide von Kansas.
Örigmale im Palaeontolog. Museum in München.
Sämmtliche Abbildungen 4 natürl. Grösse.
Fig. 1. Partie des Schädeldaches, von oben und von der Seite gesehen.
S. — Obere Schläfenöffnung, N. o/f. = Nervus olfactorius, D. —= Durchbruch, prf. = Absteigender
Fortsatz des Praefrontale.
2» Dasselbe Stück, von unten gesehen.
Buchstabenerklärung wie Fig. 1.
3% Untere rückwärtige Partie der rechten Seite des Schädels, von aussen gesehen, zu demselben
Exemplar gehörig wie Fig. 1 und 2.
n. ps 0. — Hinterrand der Nasopraeorbitalöffnung, 0. = Unterrand der Augenhöhle, qg. = Ein-
lenkungsstelle für den Unterkiefer.
BA Dasselbe Stück von innen vesehen.
pt. = Rest des Pterygoids.
5 D» Dasselbe Stück, von unten gesehen, um das Gelenk des Quadratums zu zeigen.
Buchstaben wie Fig. 3 und 4.
BERO. Partie der Hinterhauptsgegend von demselben Individuum.
F. m. — Foramen magnum, F\.i.t. — Foramen intertympanicum medium. -
18 Partie der Hinterhauptsgegend eines anderen kleineren Exemplares.
Buchstaben wie Fig. 6.
s—11. Halswirbel eines Pteranodon. Fig. S von oben, Fig. 9 von unten, Fig. 10 von vorn,
Fig. 11 von hinten.
hp. = Hypapophyse, rn. — Neuralrohr, p. = Parapophysen (Exapophysen Wirrıston), x. = Gelenk-
flächen für Parapophysen p., pr.zg. = Praezygapophysen, p.29. — Postzygapophysen.
„ 12u.13. Proximales Ende eines linken Humerus. Fig. 12 Ulnarseite, Fig. 13 Vorder- und theil-
weise Ulnarseite.
a. — Gelenkkopf, P. 7. — Processus lateralis, P. m. — Processus medialis.
14. Distales Ende eines linken Humerus (wahrscheinlich nieht zu vorigem gehörig).
ep. u. — Epicondylus ulnaris, ep. ». — Epicondylus radialis, F. p. — Foramen pneumaticum.
all Proximales Ende des Vorderarms von Pteranodon. / u = Ulna, r — Radius.
16. Distales Ende desselben Vorderarms mit zugehöriger proximaler > F.p. = Foramen pneumaticum,
Carpusreihe. \ ce — proximale Öarpusreihe.
Ir: Proximale Fläche des Carpale der proximalen Reihe. Dasselbe Stück wie c in Fig. 16.
18. Distales Ende eines Metacarpale des Flugfingers.
19. n 4 „ 41.3 cm langen Metacarpale eines Flugfingers.
F. p. = Foramen pneumaticum.
„ 20—22. Proximales Ende der ersten Flugfingerphalange. Fig. 20 Lateralseite, Fig. 21 Medialseite,
Fig. 22 von oben.
a. — laterale, d. —= mediale Gelenkfläche, o. —= Olecranon, p. = Vorsprung, F\. p. = Foramen
pneumaticum.
Palaeontographiea. Bd. XLVIII.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
en Taf. V.
Bichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart.
C. Krapf del.
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ZERS nn u
Tafel-Erklärunge.
Tafel VI.
Fig. 1. Productus Sumatrensis FT. R. Typus: Originalexemplar F. Römers. Padang. 1/1. p. 99.
ee en r „ var. palliata Kayser. Convexe Klappe. Originalexemplar KAyser’s,
neu gezeichnet (v. RICHTHOFEN: „China.“ Bd. IV. T. XXV, F. 5).
Lo-ping. 3/5. p. 128.
N
TE, n Mn „ var. palliata Kayser. Concave Klappe. Original von Kayser,
T. XXVIL, F. 12. cf. Lethaea palaeozoica. Bd. II. T. 47b, F. 3c.
Lo-ping. 3/5. p. 128.
31: " fasciatus Kurorca. Skulptur zum Vergleich mit der Skulptur des Productus pumetatus
Marrın (Fig. 5). Kyssy San (Süd-Ural). Schwagerinenstufe.
er 5: 5; punctatus Marrın. Skulptur. Padang. p. 101.
ER6: m spinulosus Sow. mut. nov. lopingensis. Loping. 1/1. p. 150.
intermedius helicus Arıcm var. nov. lopingensis. Lo-ping. 1/1. p. 129.
”
Orthothetes (Orthothetina) politus nov. spec. Padang. 1/1. p. 97.
[os
r e Kayseri JÄKEL sp. Lo-ping. 1/1. p. 127.
„ 10. Dalmanella Frechi nov. spec. Padang. 1/1. p. 97.
11. Terebratuloidea ef. Davidson? Waasen. „Ural“ (Horizont und Fundpunkt unbekannt). 1/1. p. 104.
12. Desgleichen von Padang. p. 108.
Die Originale zu Fig. 2 und 3 befinden sich im Museum für Naturkunde zu Berlin, sämmtliche
anderen im palaeontologischen Museum der Universität Breslau.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
Palaeontographica Bd. XLVIIL. Taf. VI.
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E. Loesehmann del. Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Nartın Rommel & Uo,, Stuttgart
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1—4.
5.
s—10.
Sämmtliche Originale befinden sich im palaeontologischen Museum der Universität Breslau.
Tafel-Erklärunge.
Tafel VI.
Spirigera pseudodielasma nov. spec. Padang. 1/1. p. 104.
Oonocardium Uralicum VERNEUIL Sp. Padang. 1/1. p. 106.
Aviculopecten Waageni nov. spec. Padang. 1/1. p. 105.
5 Verbeeki nov. spec. Padang. 1/1. p. 105.
Spirigera Damesi nov. spec. Padang. 1/1. p. 103.
Pinna Richthofeni nov. spec. Padang. 3/5. p. 106.
Maerocheilus nitidulum MEexX & WorTHEn. Padang. 1/1. p. 118.
Euomphalus (Phymatifer) Sumatrensis F. R. Padang. 3/5. p. 112.
Murchisonia Padangensis nov. spec. Padang. 1/1. p. 115.
Palacontographica. Bd. XLVIII.
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11,
BE. Loesehmann del.
10b,
Taf. VII.
4a.
103
l.ichtdruck der Hofkunstanstalt ven Martin Rommel & Co., Stuttgart.
7
wor
co
Sämmtliche Originale befinden sich im paläontologischen Museum der Universität Breslau.
Tafel-Erklärung.
Tafel VII.
Bellerophon convolutus L. v. Buch. Mijatschkowo. 5/5. p. 110. Hineinpunktirt Bellerophon
Asiaticus F. R. p. 109.
% 5 . Mjatschkowo. 1/1. p. 110.
Desgleichen von Padang. p. 110.
Bellerophon subcostatus nov. spec. Padang. 1/1. p. 110.
Desgleichen, Skulptur (verzeichnet). p. 110.
. Naticopsis Sumatrensis F. R. Mjatschkowo. 1/1. p. 115, cf. Textfigur 5.
Pleurotomaria orientalis F. R. Mjatschkowo. 3/5. p. 113.
Desgleichen von Padang. 3/5. p. 113.
Macrocheilus intercalare MERK & WORTHEN var. pulchella Meer. Padang. 1/1. p.
Yaticopsis Trautscholdi nov. spec. Stark abgerieben. Padang. 1/1. p. 116.
Euomphalus (Phymatifer) pernodosus Meer. Padang. 1/1. p. 112.
Temnocheilus Hayi Hyarr sp. Padang. 3/5. p. 119.
Pleuronautilus Löczyi nov. spec, Padang. 3/5. p. 120.
A Sumatrensis nov. spec. Padang. 3/5. p. 120.
Orthoceras orientale nov. spec. Kammerscheidewand, die Lage des Sipho zeigend.
lesop, 119%
Griffithides Sumatrensis F. R. sp. Padang. 1/1. p. 121.
Desgleichen. Anderes Exemplar. Glabella perspektivisch verkürzt.
Palaoontographica. Bd. XLVIII.
ul:
Padang.
Palaeontographica Bd. XLVII. Taf. VI.
E. Loeschmann del Lichtdruck der Hofkunstunstult von Martin Kommel & Co., Stuttgart
OB : 5
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Il;
Tafel-Erklärung.
Tafel IX.
!
Fig. 1. Oongeria ornithopsis Brus. — Tinnye. Zur Congeria Partschi Cs. neigende Form.
2.25. n M " a Typische Exemplare, Fig. 2 verletzt, abnorm.
a: R F 5 & Uebergangsform zur Congeria Zujoviei Brus.
„7-8. " R „ Juvenis. — Tinnye.
Budmani „ typus. — Tinnye.
„ 10—11. R Doderleini „ iuv.? — Tinnye.
„ 12—13. # plana nov. sp. — Tinnye.
Se 2 scrobiculata Brus. var. carinifera nov. var. — Tinnye. a,b, c, vergrössert, daneben
natürliche Grösse.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
X.
Taf. I
Palaeontographica Bd. XLVII.
Co., Stuttgart,
tunstalt von Martin Roinmel &
ichtdruck der Hofkun
Krapf del.
C.
Tafel-Erklärung.
Tafel X.
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Fig. 1—2. Congeria scrobiculata Brus. typus. — Tinnye. Auf Fig. 2 Kiel etwas schärfer, weicht dem-
8 I yl y 8
—)
T:
8—10.
1hals
12—13
14.
15.
16—18.
19—20,
Palaocontographica.
nach vom Typus etwas ab.
h n „ var. carinifera nov. var. — Tinnye.
u Martonfii LÖrENT. typus. — Tinnye.
R var. scenemorpha nov. var. — Tinnye.
Gitneri Brus. juv. — Tinnye. Vorne Byssusfurche nicht zur Darstellung gebracht.
2 subglobosa PARTSCH iuv. — Tinnye.
5 Gitneri Brus. iuv. — Tinnye. Byssusfurche fehlt auf Abbildung.
n subglobosa PArTscH iuv. — Tinnye. Byssusfurche nicht dargestellt.
A Doderleini Brus. — Tinnye.
5 Martonfii LörenT. var. pseudoauricularis Lörent. — Tinnye.
Bd. XLVII.
Palaeontographica Bd. XLVIN.
6, Krapf: del.
Lichtdruck der
Taf. X.
Fig. 1—11. Limnocardium (Pontalmyra) Andrusovi nov. Sp. var. spinosum Nov.
12. ss
„ 13—18. "
le
„ 20—22. Orygoceras
23.
Tafel-Erklärung.
Tafel XI.
4 x = -—— Tinnye.
5 Jagici Brus. — Tinnye.
Halavätsi nov. sp. — Tinnye.
corniceulum Brus. — Tinnye.
filoeinetum Brus. — Tinnye.
Palacontographica. Bd. XLVIII,
var. — Tinnye.
Form mit schwacher Ringelverzierung.
Palaeontographica Bd. XLVII. Taf. XL
12.
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C. Krapf del. Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart
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Tafel-Erklärune.
Tafel XH.
1—2. Limnocardium (Pontalmyra) Andrusovi nov sp. — Tinnye.
5% > r x var. spinosum nov. var. — Tinnye.
S IR i
4—5. r a Jagici Brus. — Tinnye.
6 N a R „ dur. — Tinnye. Rückwärts drei starke Rippen
sichtbar, wie bei Andrusovi.
I. n minimum Nov. Sp. — Budapest-Köbänya (Brunnen der Schweinemast-
Anstalt). Einziges Origimal-Exemplar Zeichner verloren.
8. = Halavätsi nov. sp. — Tinnye.
9, Ancylus illyricus Neum. — Tinnye.
10. “ ; R — Budapest-Köbanya (Brunnen der Schweinemast-Anstalt).
101, Orygoceras cornieulum Brus. — Tinnye.
19% 5 filoeinetum a 2
13% B cultratum „ 5
14, Planorbis (Gyraulus) Fuchsi nov. sp. — Tinnye.
15—17. Melanopsis avellana Fuchs. — Tinnye. Zweifach vergrössert.
18—.20. N textilis HanDm. n h e
21, n f 5 var. ampullacea Hanpm. — Tinnye. Zweifach vergrössert.
Palacontographica, Bd. XLVIII.
Palaeontographica Bd. XLVII, Taf. XII.
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C. Krapf del.
Lichtdruck der Hofkuustanstalt von Martin Rommel & Co,, Stuttgart,
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Tafel-Erklärung.
Tafel XII.
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1: Orygoceras filoeinetum Brus. — Tinnye. Form mit schwacher Ringelverzierung.
2—5. a cultratum 5
6—T. Papyrotheca mirabilis , n
8. = = a n Bruchstück des grössten Exemplares.
9. 5 gracilis nov. sp. Tinnye.
10—11. Limnaea (Gulnaria) nov. sp. — Tinnye.
12u.14. Planorbis vertieillus Brus. — Tinnye.
19% 5 b „ var. ptychodes nov. var. — Tinnye.
15—17. = (Armiger) ptychophorus Brus. — Tinnye.
18—20. 5 (Tropodiscus) Sabljari Brus. — Tinnye.
al. N (Gyraulus) solenoöides nov. sp. — Tinnye.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
Taf. XII.
Palaeontographica Bd. XLVII.
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C. Krapf del.
Tafel-Erklärung.
Tafel XIV.
Fig. 1—2. Melania (Melanoides) Vasarhelyii Hanme.. — Tinnye.
Fig. 1 und Fig. 2 Originale HAnTkens.
»„...3—4. Papyrotheca graeilis nov. sp. -— Tinnye.
we: Bythinia Jurinaei Brus. — Tinnye. Gedrungene Form.
6. Mieromelania ? cylindrica nov. sp. — Budapest-Köbänya, (Brunnen der Schweinemast-
Anstalt). Auf Fig. 6a ist irrthümlich eine Nabelritze gezeichnet.
Palaeontographica. Bd. XLVIII,
XIV.
Taf.
Palaeontographica Bd. XLVIIT.
C. Krapf del.
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Tafel-Erklärung.
Tafel XV.
Fig. 1. Congeria Zujovidi Brus. typus. — Tinnye.
dr ei n — Tinnye. Mit vom Typus abweichendem stärkerem Kiele.
el R r Seitenansicht meiner beiden Exemplare. Klappen gehören
nicht einem Individuum an; wurden nur Raummangels halber neben
einander gezeichnet.
a 5 Partschi CisteX typus. — Tinnye.
„5. Umio Vasarhelyii nov. sp. — Tinnye.
6. Melanopsis vindobonensis Fucns. — Tinnye.
rl Te E impressa Krauss. — Tinnye. Ein dem Typus nahe stehendes, zur var. monregalensis
Sacco neigendes Exemplar.
vw. a N var. Bonellüi E. Sısmoxod. — Tinnye.
9, a cfr. Matheroni May. — Tinnye.
ill: 5 impressa Krauss var. carinatissima Sacco. — Tinnye.
11. Melania (Melanoides) Vasarhelyii Haute. — Tinnye.
Palaeontographica.
Bd. XLVIII.
Tat. XV.
Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart
6. Krapf del.
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Tafel-Erklärung.
Tafel XVI.
l. Congeria tinnyeana nov. sp. — Tinnye.
2 Unio Vasarhelyii nov. sp. — Tinnye.
3% 4 , juv. — Tinnye. Bruchstück.
4. Limnocardium Halavatsi nov. sp. — Tinnye.
Di Pisidium sp. ind. — Tinnye.
6. Bythinia Jurinaci Brus. typus. — Tinnye.
Te Melanopsis Brusinai nov. sp. — Tinnye.
5. Prososthenia Zitteli nov. sp. — Tinnye.
9—11. Hydrobia (Pannona nov. subgen.) minima LörENT. sp. — Tinnye.
Palaeontographica, Bd. XLVIII.
L.
Taf. XV
Palaeontographica Bd: XLVII.
., Stuttgart
ou Martin Rommel & Co,
Lichtdruck der Hofkunstanstalt v«
C. Krapf del.
Tafel-Erklärune.
Tafel XV.
Fig. 1—15. Melanopsis affinis Hanpmann.‘,— Tinnye.
wel6: Een Sturü Fuchs. — Tinnye.
A ä e " h Ein besonders kräftig entwickeltes Exemplar, mit
hohem Gehäuse.
„. 18—27. n rarispina nov. Sp. — Tinnye.
„..28—30. H R 5 h Formen, deren Schlusswindung mehr als 6 Stacheln
aufweist.
„ 31—32. 5 Sinzowi nov. Sp. — Tinnye.
„.33—36. „.ı |_rarispina noV. Sp. — Tinnye. Formen mit gestreckter Spira, die zur Melanopsis
affınis_neigen.
»„ 3739. Baglivia sopronensis R. Horrxes sp. — Budapest-Köbänya (Brunnen der Schweinemast-
Anstalt).
ra: Hydrobia (Caspia)“ Krambergeri nov. sp. — Tinnye.
Ale Bythinella vitrellaeformis nov. sp. — Tinnye.
Palaeontographica. Bd. XLVIII,
Taf. XV.
Palaeontographica Bd. XLVI.
40.
RB. Stohanzl del.
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Tafel-Erklärung.
Tafel XVINM.
Rio, Melanopsis austriaca Hanpom. — Tinnye.
ED AR strieturata BRUS. — 2
„3-6. A Brusinai nov. sp. — Tinnye. Fig. 4—6 jugendliche Exemplare.
ieh Hydrobia (Caspia) Dybowskii Brus. — Tinnye. Auf it Figur fehlt die Spiralstreifung.
».7u.9—10. „ a Vugjiei Brus. — Tinnye. Nicht sehr gut gelungene Abbildungen, da der
abgerundete Kiel auf dem oberen Theil der Windungen nicht stark genug, somit
die Umgänge oben nicht genug aufgeblasen und treppenförmig sind. In Fig. 9e
Aussenlippe nicht genügend vorgezogen.
11—13. Prososthenia sepuleralis Parrsch. — Tinnye. Jugendliche, unentwickelte Exemplare mit
noch nicht verdickten Lippen.
14—16. Hydrobia atropida Brus. — Tinnye.
17—18. > (Caspia) Böckhi nov. sp. — Tinnye. Fig. 18 neigt zur Hydr. (Caspia) Kram-
bergeri nov. Sp.
20. Mieromelania variabilis nov. sp. iuvenis, — Tinnye.
19u.21. Prososthenia Zitteli nov. sp. var. similis — Tinnye.
22.u.24, “ n 5 — Tinnye.
23u.25. Micromelania variabilis nov. sp. — Tinnye. Fig. 23 nicht am besten gelungen, da Umgänge
zu gewölbt, Knoten zu hervorstehend. Fig. 25 durch die losgelöste Mündung abnorm.
26. Neritina (Neritodonta) Pilari Brus. — Tinnye.
27—283 5 s Zografi R
29. = R _Cuniei , ei
Palaeontographica. Bd. XLVIIT.
Stuttgart,
Taf. XVII.
instalt von Martin Rommel & Co.,
Lichtdruck der Hofkuv
Krapf del,
[67
Palaeontographica Bd. XLVII.
180)
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Tafel-Erklärung.
Tafel XIX.
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Oongeria ungula-caprae Münst. — Typus. Budapest-Köbänya (Thongrube der Ziegelfabrik).
n e B — Vom Typus etwas abweichende Form. Ebendaher.
F var. rhombiformis nov. var. — Ebendaher.
Mn 1 Münst. — Uebergang zur var. rhombiformis. Budapest-Räkos (Thon-
grube der Ziegelfabrik).
ri R var. crassissimd nov. var. — Budapest-Köbänya (Thongrube der
Ziegelfabrik).
Limnocardium secans Fuchs. — Budapest-Räkos (Thongrube der Ziegelfabrik).
Penslii Fucns. — Ebendaher. Seitlich zusammengedrücktes Exemplar.
E fragile nov. sp. — Ebendaher. Daneben die natürliche Grösse. Die vergrösserte
Figur nicht besonders gelungen.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
Taf. XIX.
Palaeontographica Bd. XLVI.
Liehtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart
G. Krapf del.
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Tafel-Erklärung.
Tafel XX.
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Oongeria ungula-caprae Münst. — Typus. Budapest-Köbänya (Thongrube der Ziegelfabrik).
n n var. crassissima nov. var. — Ebendaher.
5 A var. rhombiformis nov. var. — Ebendaher.
Micromelania ? Fuchsiana Brus. — Ebendaher.
Valvata varians nov. sp. — Ebendaher. Fig. 8 nicht sehr gut gelungen, da die Spira zu hoch,
sie ist in Wirklichkeit niederer und spitziger.
n subgradata nov. sp. — Ebendaher.
en minima Fuchs. — Vom Typus abweichende Exemplare mit aufgeblasenen Umgängen.
Bythinia ? proxima Fucus. — Vom Typus abweichende, langgestreckte Exemplare. Ebendaher.
Limnocardium budapestinense nov. sp. — Budapest-Räkos (Thongrube der Ziegelfabrik).
Palaeontographica. Bd. XLVIII,
Taf. XX,
x
Palaeontographica Bd. XLVIN.
Krapf del.
c.
Tafel XXI
musste leider fortgelassen werden, da Herr Dr. LÖRENTHEY resp. dessen Zeichner dieselbe trotz wieder-
holter bestimmter Zusage bis zur Ausgabe dieses Heftes nicht geliefert haben.
Stuttgart, März 1902.
Die Verlagshandlung.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
Bd. XLVIIL, Tafel xxı.
Nachdem Herr Dr. Lörenthey die Vorlage nachträglich noch geliefert
hat, sind wir nunmehr in der Lage, unsern verehrl. Abonnenten diese
Tafel zur Ausfüllung der Lücke in Bd. XLVIIlI nachliefern zu können.
—— et —n
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LEN,
Tafel-Erklärung.
Tafel XXI.
Fig. 1. Congeria Partschi C2IZEr. — Jugendform. Budapest-Köbänya (Thongrube der Ziegelfabrik).
2: 2. ? sp. ind. — Ebendaher.
3 Dreissensia sp. ind. — Budapest-Räkos (Thongrube der Ziegelfabrik).
4 u.5. Limnocardium Penslii Fucus. — Budapest-Köbänya (Thongrube der Ziegelfabrik).
6 secans Fuchs. — Ebendaher.
1. subdesertum nov. sp. — Rechte Klappe. Budapest-Räkos (Thongrube der
Ziegelfabrik).
8. 5 — Linke Klappe. Ebendaher.
s)% 5 — Klappenpaar. Ebendaher.
10: » budupestinense nov. sp. — Budapest-Köbänya (Thongrube der Ziegelfabrik).
11. 12. 3 complanatum Fuchs. — Vom Typus abweichende, dichter gerippte Exemplare.
Budapest-Räkos (Thongrube der Ziegelfabrik).
118% Planorbis porcellanea nov. sp. — Budapest-Köhänya (Thongrube der Ziegelfabrik).
14. Hydrobia scalaris Fuchs. — Ebendaher.
en! Micromelania ? Fuchsiana Brus. — Ebendaher.
Palaeontographica. Bd. XLVIII.
Palaeontographica. Bd. XLVII.
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Taf. XXI.
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Tafel-Erklärunse.
Tafel XXL.
Fig. 1. Myogramma speciosum nov. gen. n. sp. Photogravüre in '/, natürl! Grösse (Convexplatte). Zeigt
das Mittelfeld, die Fiedermuskel, den Kranzmuskel und den Schirmrand mit zahl-
reichen dichtgestellten Tentakeln.
„2 3, 4. Gipsabgüsse von recenten Medusen (entsprechend einer Concavplatte), Photogravüren in
natürl. Grösse.
»„ 2. Cassiopeia spec. Ganze Umbrella abgedrückt, Mittelfeld mit den Mundarmen vertieft, ebenso
Kranzmuskel und peripherer Schirm.
-„ 3. Ein Stück der Umbrella der gleichen Species, an dem der Schirmrand besonders deutlich gerathen
ist. Die Einschnitte zwischen den Lappen des Schirmrandes erscheinen an diesem
Abdruck als erhabene Leisten. (Vergl. hiermit den natürlichen Abdruck Taf. XXIII,
Fig. 2.)
4. Eine ganze Umbrella eines sehr jungen Exemplares, an dem die Gesammtreliefverhältnisse des
Abdruckes (entsprechend denen einer ÜOoncavplatte) besonders gut hervortreten.
Mittelfeld und Randpartie vertieft, dazwischenliegende Theile erhaben (siehe Text
p- 316 und Textfigur 7, 8, 9).
Palacontographica, Bd. XLVIII.
Palaeontographica Bd. XLVII. Taf. XXI.
Dichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart
[Ss]
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Tafel-Erklärung. -
Tafel XXIL.
Cannostomites multicirrata nov, gen. n. sp. Stücke des Schirmrandes (r) und Kranzmuskels (m).
ar — bogenförmige Einbiegungen des Schirmrandes.' t — Tentakel.
Fehrzostomites admirandus HArcREL. Stück Schirmrand mit dem Sinnesorgan (ot) in der Nische
unter der Deckschuppe (on).
m — Kranzmuskel. i = Einschnitte zwischen den Randlappen.
Myogramma speciosum nov. gen. n. sp. Stück des Mittelfelds und der angrenzenden Theile, nach
einer Convexplatte.
p = perradiale, i = interradiale Dreiecke des Mundkreuzes (M). g = Gonadenplatten.
mei = innerer Circulärmuskel. mra — radiärer Fiedermuskel.
Schirmrand und angrenzende Theile des grössten Exemplares (Convexplatte) von Myogramma speciosum.
mra — radiärer Fiedermuskel. mce = äusserer Circulärmuskel. R = Radiürstreifen.
P = Pfeiler. t = Tentakel.
Atollites minor nov. gen. n. Sp.
Le = äussere Lappenzone. Li — innere Leistenzone.
Atollites Zitteli nov. gen. n. Sp.
Li, Le wie Fig. 5. Le! ein Lappen in Zweitheilung.
Sämmtliche Figuren in natürlicher Grösse.
Palacontographica. Pd. XLVIII.
Falaeontographica Bd.XLVII.
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