Google
This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world’s books discoverable online.
It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to {he past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
‘We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual
personal, non-commercial purposes.
and we request that you use these files for
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web
alkttp: /7sooks. google. com/]
Palaͤſtina.
— — — — — — —
—*
v
Palänſtina.
Von
Karl von Kaumer,
Profeſſor in Erlangen.
Dritte vermehrte und verbeſſerte Auflage.
Mit einer Karte von Waläftina.
— — —
Leipzig:
F. N. Brockhaus. —
1850.
"ze
Vorrede zur erjten Auflage.
Akademiſche Vorleſungen, welche ich über die Geographie
| Paläftinad hielt, gaben die erfte Veranlaffung zu gegenwär-
tigem Buche. Ich beabfichtigte bei Diefen Vorlefungen anfäng-
ih nur: aus den Schriften über Paläftina, aus denen von
Reland, Bachiene u. A., das Wefentlichfte auszuheben, insbe:
fondere das zum Verftändniß der Bibel Dienende, und Died
möglichft geordnet zufammenzuftellen. Allein bald ward ich,
faſt unwillkürlich, über Died anfängliche Ziel hinausgeführt,
ih fludirte Die Quellen, bearbeitete einzelne Punkte der Geo:
graphie Paläſtinas, zulegt Die ganze.
Ein Buch nun wie Dad vorliegende, dem fo viele Ahn-
lihe Schriften vorangegangen, muß nothwendig Manched, was
diefe fehon enthalten, wiederholen. Wußten frühere Geographen
von gewiflen Orten, Flüſſen ꝛc. Paläftinad eben fo viel als
die fpätern, hatten 3. B. Reland und Badhiene über eine Stadt,
welche einzig im Alten Zeftamente vorkommt, alle auf dieſelbe
bezüglichen Stellen berüdfichtigt und verglichen: was konnte
dann zu ihrer Arbeit binzugethan werden?
Doch haben die Frühern nicht jede Aufgabe gelöft, zu
deren Löſung fie alle Mittel in Händen hatten, und Vieles
blieb ihnen räthfelhaft, weil ihnen die Mittel fehlten, welche
erfi Die neuere Zeit zur Zöfung bot. Ich will nur beifpiels-
weife anführen, daß und erft durch Seeben und Burdhardt .
das oftjordanifche Paläſtina aufgefchloffen worden if. So
VI Vorrede.
ließen die Vorgänger und genug zu thun übrig, wie wir hin-
wiederum den Nachlommen genug übrig laſſen werden.
Bei Schilderung des Landes hielt ich mich gewiſſenhaft
an bie Befchreibungen der Reifenden, welche dafjelbe fahen,
und fuchte nach diefen, mit Vermeidung willlürlichen Ausma-
lens, die Gebirge, Flußthäler, Seebecken zc möglihft treu fo
Darzuftellen, wie fie find, nicht aber wie fie geworden find. —
Sm Hiftorifchen Theile des Buches habe ich den gefchichtlichen
Snhalt des Alten Teftaments ganz kurz zufammengefaßt, da—
gegen die Periode der Hasmonäer etwas genauer abgehandelt,
am Genaueften aber den Zeitraum von Herodes dem Großen
bi8 auf die Zerftörung Ierufalemd durch Titus, weil Diefer
Zeitraum für jeden Chriften vom größten Intereffe und ber-
felbe dennoch wohl nur Wenigen näher bekannt ift.
Meinem verehrten Freunde und Collegen, Herrn Pro:
feflor Drechöler, fage ich für die Dinzufügung bebräifcher Na⸗
men den beiten Dant.
Sch ſchließe mit dem herzlichen Wunfche, durch mein
Buch etwas zum beflern Verſtändniſſe der beiligen Schrift,
wenn auch nur binfichtlich irdifcher Dinge und Verhältniffe,
beizutragen; tft doch das Irdiſche ein Vorbild ded Himmili-
ſchen und mit diefem geheimnißvol verwandt.
Erlangen, 5. Juli 1834.
K. v. Naumer.
Vorrede zur zweiten Wuflage.
— — — — — —
FJeh habe dieſe zweite Auflage eine vermehrte und verbeſſerte
genannt. Daß dieſelbe vermehrt fei, fallt dem Leſer, bei ei⸗
ner Vergleichung mit der erften Ausgabe, in Die Augen. Ent-
bielt Die erfte Ausgabe z. B. nicht völlig 200 Orte, fo fin-
den fich in ber gegenwärtigen über 400; wie auch in dieſer
Vieles weiter audgeführt tft, was ein Zufammenhalten etwa
der Artikel „Sichem,“ „Thekoa“ u. a. in beiden Ausgaben
zeigt. Die im Anhange mitgetheilten Abhandlungen find theils
neu, theild früher fchon in Zeitfchriften erfchienen. Da diefe
Zeitfchriften wenigen meiner Lefer zur Hand fein dürften und
ich zudem jene früheren Arbeiten vielfach veränderte, fo wird
ein neuer Abdruck derfelben hierdurch gerechtfertiget.
Daß diefe neue Auflage eine verbeflerte fei, Davon wer:
den ſich, wie ich wünfche und hoffe, fachtundige Leſer über:
zeugen. Sehr gern hätte ich. zur Vervollkommnung meines
Buchs die Erfcheinung der Reifebefchreibungen vom Grafen
Leon de Laborde und von Schubert abgewartet. Des Erfteren
eben fo gründliches als prächtige Werk über Arabia petraea
berechtigt zu großen Erwartungen von feinem neu erfcheinenden
Buche; die Mittheilungen, welche Schubert in den Münchner
gelehrten Anzeigen und in der Evangelifchen Kirchenzeitung
gegeben, bezeugen, daß feine Reifebefchreibung eben fo fehr
durch Tiebenswürbige, gemüthoolle Lebendigkeit, ald Durch Die
Bedeutſamkeit wilfenfchaftlicher Beobachtungen ſich ausgeich-
nen werde.
VD - Vorrede.
Ich kann nicht umhin, hier vorgreifend eines der wiſſen⸗
ſchaftlichen Reſultate mitzutheilen, welches mir Schubert
freundlich zukommen ließ. Es fehlte nämlich bisher an be-
ftimmten Höhenangaben für Paläftina, eine einzige fand ih
in des Marſchall Marmonts Reifebefchreibung, ob Meffungen
von Ruffegger (außer feinen Höhenangaben des Libanon)
publicirt worden find, ift mir unbefannt. Die ungefähren
Schäbungen ber Berghöhen Paläftinad widerfprachen einander
aufs ftärkfte. . Wenn Volney 3. B. den Tabor für 3000 Fuß
hoch hielt, fo hatte Diefer Berg nach einer andern Schäßung _
faum über 1000 Fuß Höhe. Nur duch eine fehr genaue
Kritik ließ es fich öfters ausmitteln: ob ein und Diefelben
Gegenden Paläftinad himmelhohes Alpengebirg feien oder nie-
driges Bergland, fo fehr wichen die Befchreibungen, welche
verschiedene Reifende von dieſen Gegenden gaben, von einan-
der ab. Bei Diefer Verwirrung, welche zum Theil eine Frucht:
pfeudo=poetifcher Licenz war, bedurfte ed eined nüchternen,
von feiner Phantaſie durchaus nicht beftochenen Zeugen. . Einen
folchen haben wir nun an Schubert Barometer gefunden.
| Von der großen Anzahl Schubertfcher Barometer -Meffungen
einige wichtigere berausgubeben, ſo iſt nach denſelben
der Zabor . . . . 1747 par. Zuß vo
Heben . 2. 2 2.202... 2664 - -
Bethlehem -. . 2 2 ...209 >» = -
der Berg Sion. . . 2. WB8l = = =.
der Berg Morieh . . . . 2280 = = =
das Kidronthal . -. . . . 2139 -» = -
der Delberg . . . 2555 - = =
Nazareth (das Iatein. Klofter) 820 - =: =:
die Ebene Sesrel . . . . MB - = -
Nablus (Eihem) . . . . 1751 = = =»
Samatria . . . .. 926 - -»
Es würde unbeſcheiden fein, wollte ich dad ganze Ver⸗
zeichniß der Meflungen mittheilen; doch kann ich mir’d nicht
verfagen, bier das wichtigfte Reſultat zu verrathen. Man
Borrede. IX
weiß, welch Auffehen es machte, ald Engelhardt und Parrot
durch ein barometriſches Nivelement fanden, Daß der Spiegel
bed cafpifchen Meeres um 300 Fuß niedriger: fei, als ber
Spiegel des ſchwarzen Meered. Parrot felbft ftellte fpäter
dies in Zweifel, neuere Meffungen beftätigten jedoch jene tiefere
Lage ded cafpifchen Meerfpiegeld. Run erhalten wir durch
Schubert unerwartet analoge Fälle. Nach feinen Meflungen
liegt nämlich der Spiegel des Sees Genezareth 535 Fuß,
der Spiegel des todten Meered 598 Fuß unter dem Spiegel
des mitteländifchen Meered. Das todte Meer, welches fo
vieler Eigenfchaften wegen einzig unter den Gewäffern ber
Erde ftehbt, wäre hiernach auch Hinfichtlich der tiefen Lage
feines Spiegeld einzig. Mehrere frühere Beobachtungen fchei-
nen bie Richtigkeit der Schubertfchen Meflungen fehr zu be-
ſtätigen. Es fiel 3. B. den Reifenden auf, daß fie von der
Seeftadt Alre aus oſtwärts nach Nazareth, Cana und andern
Drten Galiläas mit wenig bemerblichem Anſteigen kamen, den
Abfall von da zum See Genezareth aber fehr fteil und tief
fanden. „Man follte nicht meinen, fagt Korte, daß von die-
fem flachen Lande Galiläa folch eine Ziefe hinabzufteigen wäre
an den See Genezareth. Wir hatten eine mäßige Stunde
bergab zu reiten, ehe wir nach Ziberiad kamen.“ Liegt der
Spiegel des Sees Genezaretb 535 Fuß tiefer, als der des
Mittelmeeres bei Are, fo erflärt Dies Korte's richtige Beob-
achtungz; ed erklärt au, daß „das Klima an jenem See
tropiſch ift, fo daß die Melonen bei Ziberiad um einen
Monat früher reifen ald bei Alre” am Geftade des
Mittelmeered. Ferner ergibt. fich hieraus, daß ber treff-
liche Beobachter Burckhardt mehr, ald er felbft meinte, Recht
hatte zu fagen: das SIordangefilde. zwifchen dem See Gene-
zareth und dem todten Meere fei „eine der niedrigften Flächen
in Syrien.” Das Klima des Gefildes fand er heißer als
in irgend einem Theile Syriend; am 5. Mai traf er in dem:
felben die Gerftenärnte beinahe. vollendet, welche in ber Ebene
Hauran erfi 14 Tage fpäter beginnt. Nördlich Tag ihm der .
x Vorrede.
mit Schnee bedeckte Hermon, öſtlich prangten die fruchtbaren
Ebenen von Gaulanitis mit den Blüthen des Frühlings, wäh-
rend, wie er fagt, die welfende Wegetation im Sordanthale
„die Wirkung einer tropifchen Hiße zu fein ſchien.“ Sericho
in der Sordandaue, welches nach Schubert 527 Fuß tiefer
als der Meeresfpiegel liegt, die „Palmenſtadt“ Arntete nicht
nur früher als Serufalem, fondern früher ald Are am
Meergeftade. „Calor illic (bei Jericho) erat insignis,
quare etiam metebant, non refragantibus Hebraeorum
. sapientibus ante oblatum die sexto et decimo mensis Nisan
manipulum, uti in Misna traditur“ berichtet Reland (387).
Wenn der Engländer Legh erzählt, daß er auf feiner
Reife von Hebron nah Karrak vom hohen Weftufer des todten
Meeres die große Ebene an deſſen Südende tief unter ſich
gefehen, daß er dann. zwei Stunden lang in dieſe Ebene
hinabgeftiegen fei, fo fteil, DaB man die Pferde habe führen
müflen; jo dürfte Died nicht allein ber abfoluten Höhe jenes
Weftufers zuzufchreiben fein, fondern auch der abfoluten
Tiefe des Spiegeld jenes Meered, welche, wie erwähnt, 598
Fuß beträgt. — Ich Hoffe, daB diefe wichtigen Schubertfchen
Beobachtungen andere Nafurforfcher zu wiederholten Höhen-
meflungen in Paläſtina veranlafien werden, Am Tleichteften
dürfte fich ein Barometernivellement von der Mündung des
Kifon bei Hepha über Zerin (Iesreel) zum Sordan bei Byfan,
auf eine Länge von etwa 9 deutfchen Meilen ausführen Taffen.
Das vortrefflich eingerichtete und audgeftattete Klofter auf dem
Carmel wäre zu correfpondirenden Beobachtungen gut geeignet.
Schwieriger möchte ein Nivellement von Gaza bid zur Süd—
fpiße des todten Meeres fein. Möchte man Doch auch dad Pro-
ject ausführen, einen Kahn auf letzteres Meer zu bringen und
daffelbe in feiner ganzen Erſtreckung zu befahren. Wie intereffant -
wäre eine genaue Kenntniß ber Tiefe Diefed Meeres, der Tem⸗
peratur und des chemifchen Gehaltes feines Waſſers in möglichft
großer Ziefe, die Kenntniß der ed umgebenden hohen fteilen
Bergwände, ber Entftehung bed Afphalts u. |. w. |
Vorrede. XI
In Kurzem gedenke ich in Verbindung mit dem Herrn
Hauptmann von Stülpnagel eine Karte von Paläſtina heraus⸗
zugeben, bei welcher vorzugöweife die geographifchen Angaben
der heiligen Schrift zu Grunde liegen follen; die meiften
Vorarbeiten zu diefer Karte find gemacht.
Schließlich möchte ich mich gern für Die freundliche Auf-
„nahme der erfien Ausgabe meined Buchs dankbar bezeigen;
freundlich bewiefen fich gegen mich felbft ſolche Männer, welche
in ihren, Anfichten über die h. Schrift von mir abwichen.
Möchte ihnen Diefe neue Ausgabe ein Zeugniß fein, daß ich
mich gewiffenhaft und ausdauernd beftrebt habe, meine Danf-
barkeit durch die That zu beweifen. Für die Gewiffenhaftigkeit
ferbft und die Kraft zur Ausdauer ſei dem Geber aller guten
Gaben gedankt; fein Segen möge auf meingr Arbeit ruhen.
Erlangen, 9. Zebruar 1838.
K. v. Naumer.
Vorrede zur dritten Auflage,
it die zweite Auflage diejed Buches erfchien, ward Die
finaitifche Halbinfel und Paläftina von einer unglaublichen
Menge Reifender beſucht. Befonderd von Engländern, bei
denen Ausflüge in den Drient anfangen zum Gewöhnlichen
zu gehören, wenn auch nicht in dem Maße wie Reifen in
Die Schweiz und nad) Italien. Traf doch Wilfon in der ein-
famen Wüftenftadt Petra mit zwei englifchen Reifegefelfchaf-
ten zufammen. — Und mit den Reifen mehrten ſich natür-
Yich Die Reifebefchreibungen. Zum Theil find ed ganz 'aud-
gezeichnete, denen ich ed verdanke, daß dieſe dritte Auflage
eine vermehrte und verbeflerte geworden if. Die nähere Wür-
Digung jener Reiſebeſchreibungen findet der Leſer im Quellen⸗
verzeichniß.
Die Botaniker pflegen einzelne wichtige Pflanzentheile
mikroſkopiſch zu unterfuchen und abzubilden. Ich war aud)
veranlaßt Einzelne mikroſkopiſch zu unterfuchen, befonders
nöthigten mich Dazu Die neuen Berichte und Hypothefen über
Serufalem. Doc durfte ich mich nicht zu fehr folchen Einzel-
unterfuchungen bingeben, wollte ich nicht das Gleichmaß ber
Theile meined Buchs vernachläffigen.
Möge auch diefe neue Ausgabe freundliche Aufnahme
bei folchen finden, denen ed um ein gründliche Verftändniß
der Bibel Ernft if.
Erlangen, 4. April 1850.
K. v. Naumer.
1. Einleitung
2. Quellen .
. Bibel ..
Schriften jüdiſcher Autoren ..
. Griechiſche und römiſche Schriftfteller
. Schriften der. Kirchenväter . ur
. Arabifche Schriftſteller
. Itineraria
. Belchreibungen Yaläftinas durch Europder, welche das Heilige
aMleiygawm>
Inhalt.
Seite
nr a ww DD mu m um
Land ſelbſt fahen, feit dem achten Jahrhundert bis auf die
neueſte Seit . . 5
H. Neuere Werke über bibliſche Geographie und Palaͤſtina, ind
befondere von Autoren, welche nich im heiligen Lande waren 13
I. Karten von Paläfinn . . . ... 7 |
K. Pläne und fonftige Darftellungen ı von Serufalem 0... 86
L. Anderweitige Quellen . .'. 17
3. Bellimmung einiger Begriffe der Siblifßen Gengrapsi 17
A. Die Himmeldgegnden . . . 17
B. Die Weitenmaße ber Bibel -. . . > 2 18
4. Namen Baläflinnd . . . . 20
5. Bon der Lage, den Grenzen und der Größe Palaſtinas 22
6. Bon den Gebirgen, Ebenen und Gewãſſern Palaſtmas
I.
II.
Der Libanon und Antilibanon . . . . 26
Das weftiordanifche Land . 30
A. Die Hochebene Galiläa. Das. Gebirge Raphthali Dſchebel
Szaffad). Berg der Seligkeiten. Tabor. Vom Libanon
bis zur Ebene Jesrel.. .. 30
B. Die Ebene Jesreel. Der weſtuiche Hermon .. 34
C. Das Gebirge zwiſchen der Ebene Jesreel und der Winen
el Tyh 37
a. "Das Bebirge Ephraim. Ebal. ei. Silboa. Carmel .. 37
b. Das Gebirge Iuda . . . 2 al
XIV oo Inhalt.
Seite
D. Paläftinas Ebenen am Mittelmere . . . .. 43
a. Die Ebene von Are. Belus. Kifon . .. 44
b. Die Ebene vom Carmel bis Gaga und ihre Bäche. Saron. |
Sephela . . 45
II. Das Shor von Urfprung de Jordan bis and Südende
des todten Meeres. (Jordan. See Merom. Galiläiſches
Meer. Todtes Meer.) . . . 48
IV. Das oftjordanifche Paläftina Derän) . 222.60
7. Klima . . .. 77
8, Frühere Fruchtbarkeit, jegige Unfrußtbartelt 80
9, Naturerzeugniſſe Palaſtinas nn ... 84
A. Minerelien . . nn 84
B. Pflanzennnnnn.. 835
C. Thiere... 91
10. Von der Sintheiluns paiatinae zu serfegichenen
Zeiten . - 97
11, Vier Landfſchaften Paläftinas, igres Etadte und Ib Fieden 104
I. Saltläa . . . 104
I. Samaria . . . 127
II. Sudsa (mit Yutnapme Zerfaleme und Beiehems) . 150
IV. PBeraa . . . .. 205
a. Nord⸗Peräͤaa...2122
b. Sud-WVeria . . . 225
12, Die verwandten Ragdawöltert der Hraeliten 2.233
A. Ammoniter . . . 233
B. Moabiter . on... 335
C. Edomiteerrr.. 240.
D. Amalekiter...2248
E. Midimittr . . en. 249
F. Die Nachkommen Ismaels ..ö . 230
13. Zerufalem . . en. Bl
A. Ierufalem zu unferer Zeit, nf Bethieem .... 1:7 |
1. Rage Serufalems . . . en. 254
2. Mauer. TChore . 0 nr ne. 355
ne 38
4. Häufer. Strafen . . 2000. 257
5. Einzelne Theile und Gebäude Jeruſalems. en. 258
A. Der Berg Sion . nn. 258
B. Der Berg Moriah und deffen of nn. 959
C. Via dolorosa . . ent nn. 262
D. Die Kirche des heiligen Grabes ... 8283
E. Das Kloſter San Salvador ꝛc. 288
8.
9,
10,
11.
12.
13.
14,
Inhalt.
. Stadtquartiere'
. Die nächften Umgebungen Serufalens
A. Weftfeite der Stadt
B. Sütfeite . . . 2 2 20.2.
C. Sftfeite . . . .
D. Rordfeite . a
Die Umgegend Jeruſalems. Bethlehem. S. Philipp.
S. Johann. Das Eichthal. Das Kloſter des h. Kreuzes
Die Einwohner Jeruſalems
Katholiſcher Gottesdienſt in der Kirche des Heil. Grabes
Das heilige Feuer der Griechen und Armenier
Proteſtanten in der Kirche des Beil, Grabes .
Die Juden in Serufalem .
Das Waſſer Ierufalems
B. Ierufalem nad) dem Alten Teftamente . ..
C. Jeruſalem zur Zeit feiner Zerſtörung durch Titus
D. Serufalem im Mittelalter
14. Die Bewohner Paläftinas feit den teen Zeiten
bis auf den hentigen Tag . ..
A. Heidniſche Völker der früheften Sa.
a.
b.
C.
Kanaanitiſche Stämme .
Keniter ..
Rieſenvoölker ..
d. Philiſter.
B. Juden
*
30 mp
Von Abraham bis auf Merander den Giofe
. Alerander . .
Don Alerander bis auf Herobes den Gen .
. Herobes der Große . .
Dom Tode Herobes bed Große Bis u Berfirung Eu
rufalems duch Titus . .
Juden und Römer .
C. Paläftina von der Zerflörung Jerufaleme durch Zitus
bis auf Die gegenwärtige Zeit . . .
D. Kurze Charakteriftit der gegenwärtigen Benopner Bali
find. . .
15. Palaſtinas Weitſtelung
— — — — — —
XVI
XI.
xul.
Jnhalt.
Beilagen.
. Seite
Serufalem .
1. Die Ara der Syrer
2. Antonia
3. Die erfte, alteſte Mauer Zeuſrien Die Brücke
über das Tyropöon.
4. Die zweite Mauer. Das heilige Grab .
5. Die dritte Mauer en
6. Das Patriarchat Ierufalem . .
7. Zwei Verzeichniffe der Suffsaganbischümer Zerufalems
.Legio. Megiddo. Hadad Rimmon. - Dopimianopoti .
. Ramla .
Das oftiordanifche 3 Zudäa .
. Zu Apoftelgeſchichte 8, 26
. Petra —
. Der Ararat
. Der Pifon .
. Die: Glaubwürdigkeit des Joſephus
Der tertiäre Kalkſtein bei Paris und der Kalten des
weftlichen Palaftina .
. Zur Abhandlung über den Zug der Sraciten aus Le
gypten nach Kanaan
.Von Raemſes nah Pi Hachiroth am vun Meere
z Vom rothen Meere nad) Kades . .
3. Kades nach Rowlands . . »
Der Jordan und die Beihiffung des todten Meered
Zur Karte . .
Auf dem angehängten Ertrablatk:
Stammbaum der Makkabäer oder Hasmonäer.
Stammbaum der Herodianer.
379
379
387
390
394
396
398
401
402
404
405
all
412
418
424
428
433
437:
431
442
447
449
452
1. Einleitung.
Die Geographie von Paläftina ift der Kern ber bibliſchen Geographie;
diefe umfaßt alle in der Bibel erwähnten Länder. Früher als Paldftina
ift Armenien, da8 Quellland vom Euphrat und Xigrie, das Land bes
Ararat, ber wichtigfte Schauplag, dann Mefopotamien; mit Abrahams
Berufung tritt‘ Palaftina hervor; fpäter Aegypten, Phönizien, Affyrien,
Perfien ꝛc, im neuen Teſtament Griechenland und Rom. Nur: bie
Stammtafel der Völker (1 Mof. 10) führt früh in entlegnere Länder.
Seit dem vierten Jahrhundert trieb religiöfe Sehnfucht Hunbert-
taufende von Pilgern und Kreuzfahrern nach Paläftina. „Der Erlöfer
unfres Gefchlechts, welcher zum Heile Aller menfchlichen Leib und Ge-
ftalt annahm, wandelte in jenem auserwählten Lande. Jede Stelle ift
- dort gemeiht durch die Worte, welche er gefprochen, durch die Wunder,
welche er verrichtet hat ).“ |
Menige pilgern in unfrer Zeit nad) Paläftina, aber die Sehnfucht,
welche die Pilger einft aus der Heimath nach dem fernen heiligen Lande
zog, die Liebe, mit welcher fie dies Land mehr ald die Heimath liebten,
ift Doch nicht ganz erlofchen; fie kann nicht erlöfchen, fo lange es noch
Chriften gibt, welche ihren Heiland und Erlöfer lieben. Iſt e8 und aber
nicht vergönnt, das heilige Land zu befuchen, fo Hören wir doch mit
herzlicher Theilnahme, was uns die Bibel, was Pilger und andere Rei⸗
fende, feit der früheften Zeit bis auf die unfrige hinab, vom alten wie
vom gegenwärtigen Paläftina, von feiner einftigen Herrlichkeit und fei-
nem jegigen wüften Verfall erzählen.
Wir wollen nun zuerft die Reihe derer betrachten, welche das hei-
lige, jegt aber entweihte Land fehilderten, vom älteften Geographen der
Melt, von Mofes, bis auf den legten’ Reifenden unferer Tage.
2. Quellen.
A. Die Bibel. |
Die Geographie Paldftinas fol vorzüglih zum Verftändnig bes
Buches dienen, welches wir vor allen Büchern verfichen möchten, zum
Verftändnig der Bibel. Die Bibel ift aber ſelbſt Hauptquelle dieſer
Geographie, vornehmlich das erſte, vierte und fünfte Buch Moſis und
1) So Urban II. in feiner Rede auf dem Concil zu Clermont, 1095.
Raumer, Paläſtina. Ite Aufl. | 1
2 2. Quellen.
das Buch Joſua. Je genauere Berichte wir ‚von neueren Reifenden
über Paläftina erhalten haben, um fo mehr überzeugen wir uns bei
forgfältiger Vergleichung derfelben mit der heil. Schrift von der treuen
Mahrheit diefer in Befchreibung des Landes wie der Einwohner und
ihrer Sitten. Ein englifcher NReifender, Legh, fagt : „Auch abgeſehn
von den Gefühlen der Andacht, welche uns die heil. Schrift einflößt, iſt
ſie durch den ſchlagend treffenden und beſonders glücklichen Ausdruck des
alten Teſtaments ohne alle Vergleichung der intereſſanteſte und unter⸗
richtendfte Führer, bei welchem der Neifende in den Orient fi) Raths
erholen kann ').” Eben fo erzählt Clarke, daß er die Bibel zum Füh-
rer durch Paläftina gewählt, und, fährt er fort, „das Vergnügen, wel-
ches mir die innere Evidenz der Wahrheit in allen den Fällen gewährte,
da die Treue ber biblifchen Befchreibung durch Vergleichung mit gegen-
wärtigen Documenten bewiefen werden fonnte, übertraf alle Ermar-
tung ).“ — Im neuen Teftament werden verhaltnißmäßig wenige Orte
erwähnt, zum Theil folche, welche nicht im alten vorkommen; dagegen
Berge, Gemäffer, Städte, die im alten Teftamente eine große Rolle
fpielen, im neuen nicht genannt find °).
“ B. Schriften jüdifcher Autoren.
Bor allen find die Schriften des Sofephus *) zu nennen, nämlich:
a. Antiquitatum judaicarum Libb, 20.
b. Josephi Vita.
c. De Bello judaico Libb. 7.
Außerdem fchrieb Joſephus eine Schrift vom Alterthum des jüdifchen
Volks gegen Apion, und eine über die Makkabäer. — In dem Werk
1) Legh 223.
2) Clarke 409. Die Vergleihung ift überzeugend, in fo fern nicht nur die
Natur des Landes, fondern aud) die Sitten und Gebräuche feiner orientalifchen
- Bewohner fich feit Mofis Zeit gleich geblieben find. Uebereinftimmend mit den
genannten Engländern urtheilt Leon de Laborde hinfichtlih der Nachrichten,
weldye die Bibel Über das peträifche Arabien gibt; fie fchildere dies Land beſſer
als irgend ein ſpäterer Schriftſteller; gebe in ihrer einfachen Erzählung mebr
Aufſchluß über die innere Befchaffenheit deffelben als die griechiichen Autoren.
La Bible est si concise, mais en m&me temps d’une precision si vraie, que
c’est avec une attention fix&e sur chaque mot, qu'on peut en retrouver
tout le merite, fagt Laborde fehr treffend (Laborde ©. 1. 2. 21.).
3) 8. B. Nazareth, Capernaum u. a. kommen nur im neuen Teft. vor; Hebron,
das todte Meer ıc. nur im alten. j
4) Joſephus, geb. zu Serufalem 37 nach Ehr., Priefters Sohn, früher Phari-
füer, 65 nah Ehr. jüdifcher General in Baliläa. Dur Veſpaſian gefangen,
weiflagt er demfelben das Kaiſerthum (Joseph. Bell. Jud. 3, 8, 9. Sueton.
Vespas. c. 5), wird von ihm freigelaffen und begleitet den Titus zur Belage:
tung don Serufalem. Seine Gefhichte des jüdifchen Krieges ift von Titus durch:
geſehen und zur Beglaubigung unterfchrieben. (Jos. vita $. 65.) Die befte
Edition der Werke von Sofephus ift die von Haverfamp, 1726, 2 Bde. Fol.
Nah der Capitel: und Paragrapheneintheilung diefer Ausgabe citire ich, indem
ich öfter8 die Antiquitates dur) A., das Bellum j. dur B. bezeichne. Ober:
thür gab den Joſephus in 3 Bon. 8. 1782 — 1785 beraus. Vgl. im Anhange:
„Die Glaubwürdigkeit des Joſephus.“
a a ee | Vo EEE. -
2. Duellen. 3
von den Alterthümern bes jüdifchen Volks fchließt er ſich bis zum Liten
Bude faft genau an das alte Teftament an; faft, denn hin und wieder
läßt er weg, 3.3. die Erzählung vom goldenen Kalbe; fegt auch wol
hinzu, 3.38. Libb. 2, 9, mo er feltfame Dinge von Mofes erzählt.
Der Nerv des A. T. fehle. Höchft wichtig find die Antiquitäten vom
Ilten Buche an, von da an, wo uns bie Bibel (mit Ausnahme der
apofryphifchen Makkabaͤer) verläßt; fie gehen bis auf Nero’s Zeit. Das
erfte Buch vom jüdiſchen Kriege und die 13 erften Capitel des zweiten
Buchs enthalten meift nur eine Furze Wiederholung ber Iegten 8 Bücher
der Antiquitäten; mit dem 14ten Capitel beginnt erft die Befchreibung des
Krieges, welcher mit der Zerftörung Serufalems duch Titus endete.
Außer den Schriften des Jofephus. verdienen noch Philo und der
Talmud bier angeführt zu werben).
C. Griechifche und römſche Schriftfteller.
Herodot erwähnt Paläftina und höchft wahrfcheinlich Ierufalem,
welches er Kadytis®) nennt. - Strabo ’) handelt im 2ten Capitel bes
I6ten Buchs feiner Geographie von Syrien, Paläftina inbegriffen; fehr
genaue und fehr irrige Nachrichten über Paläftina finden fich gemifcht
bei ihm; fo erzählt er munderliche Dinge von den Juden, befonders von
Mofes. Prolemäus?) handelt im 5ten Buche feiner Geographie,
Cap. 15 — 17 von Palaftina und den angrenzenden Ländern. Dio
Gaffius_erzähle die Eroberung Palaftinas und Serufalems durch Pom⸗
peius (37, 15 — IT), des Titus Belagerung Serufalems (Lib. 66,
4—7), Hadrians Reftauration Jerufalems und den Aufitand der Juden
- unter diefem Kaifer (69, 12 —14) °).
Unter den römiſchen Schriftftellern handelt Plinius im Sten
Buche feiner Naturgefchichte vom 13ten bis zum 19ten Gapitel von der
Geographie Syriens, Paläftina inbegriffen ''), und gibt manche gute
Notiz. Bon Tacitus gehört vornehmlich das Ste Buch der Hiftorien
5) Philo, geb. 20 vor Chr. in Alerandria, Platoniker. Er fehrieb unter Anderm
3 Bücher vom Leben Mofis und über dad Ceremonialgefeg. Ed. von Mangey,
London, 1742. 2 Bde. Fol. — Die jüdifche Tradition, welche neben dem mofai-
jhen Geſetze beitand, ward durch Rabbi Juda in Tiberias zu Ende des zweiten
Sahrhunderts aufgezeichnet; dies ift die Mifchnah, d.h. zweites Geſetz. Rabbi
Sohanan fchrieb die fogenannte Serufalemfhe Gemara, d.i. Bollendung;
die zweite, die Babylonifhe Gemara, entftand im fechften Saculum. Beide
le und erklären die Mifchnah, und bilden mit ihr den Talmud,
d. i. Lehrbuch. '
. 6) Did Erwähnungen finden fi 1, 105. 2, 106. 157. 159. 3, 5. 62. 64.
91. 4, 39.
T) Strabo aus Amaſea in Pontos, Auguftus Zeitgenoffe. Ebd. von Sieben:
feed und Tzſchucke. 7 Bde. 8. 1796-1811. Eine gründliche neue Ueberfegung
lieferte Sroscurd in 4 Theilen. . ,
8) Ptolemäus aus Pelufium ftarb 161 nad Ehr. Geographiae Lib. 8.
Ed. Petri Montani 1605 etc. Meift gibt Ptolemaus nur Namen von Orten
mit unzuverläffiger Beftimmung ihrer Länge und Breite.
9) Bal. au) Dio Cass. 47, 18. 49, 22. 60, 6. 68, 32.
10) Ich citire nad) Harduins Ausgabe. 2 Bde. Kol. Ira. .
4 | 2. Quellen.
von Iften bis zum 13ten Gapitel hierher. Er haft Juden und Chriften
(Annal. 15, 44), daher feine höchft gehäffige Darftellung der ältern
jüdischen Gefchichte, zum Theil mit argen Irrthümern (Hist. 5, 3. 4).
Nichts defto weniger gibt er, abgefehen von jenen Irrthümern, die tref-
fendfte Charakteriftit der Juden ''), fa unmilllürliche Beftätigungen der
Bibel '?).
D. Schriften der Kirchenväter.
Lerftreut findet ſich Manches in ben Schriftauslegungen von Th eo-
doret, Hieronymus ıc. Das wichtigfte Werk aber ift: Onmomasti-
con urbium et locorum sacrae scripturae, seu liber de locis hebraicis,
- graece primum ab Eusebio Caesareensi, deinde latine scriptus ab Hie-
ronymo, opera J. Bonfrerii 1707). Doppelt wichtig erfcheint das
Merk, weil beide Verfaffer in Palaftina lebten; von geringerer Autorität _
find fie natürlich, wenn von Drten ꝛc. früherer Zeit, welche Beide nicht
fahen, die Rede iſt. Die Lage von Ierufalem, Sichem und einigen an-
dern Städten nehmen fie ald bekannt an, und beftimmen dann, in mel-
cher Entfernung von und Richtung zu diefen Städten andere Orte liegen.
Leider geben fie die Richtungen nur nach den vier Karbinalpunften des
Horizonts — N. S. O. W. — an.
11) 3.8. Hist. V, 4: Profana illic (apud Judaeos) omnia quae apud nos
sacra; rursum concessa apud illos quae nobis incesta. gl. noch: Ann. 2,
42. 12, 23. Hist. 2, 79. Es läßt fi mit größter MWahrfcheinlichfeit nad):
weifen, daß Zacitus des Sofephus Geichichte des jüdifchen Krieges Fannte.
12) Außer Plinius und Zacitus finden fi) hierher gehörige Notizen bei Su:
ftinus (36, 2), QSuetonius (Auguftus 93. Claudius 25. 28. Veſpaſian 4. 5.
Zitus 4. 5), Pomponius Mela (1,2), Ammianus Marcellinus (14, 8. 23,1).
13) Diefe Ausgabe des Bonfreriuß, vermehrt mit Anmerkungen von 3. Ele:
ricus, ward wieder im Sahre 1711 als Zugabe zur Geographin sacra de Ca-
rolus a S. Paulo (Amstelod. äp. Wetstenios) abgedrudt. Zum dritten Male
erfhien das Onomasticon im dritten Theile der Ausgabe von Hieronymus Wer:
fen durch Vallarſius. Bonfrerius ließ in drei Columnen den lateiniſchen Zert
des Hieronymus, den gricchifchen des Eufebiud und eine Tateinifche Verſion des
eufebianifchen Textes drucken, und zwar in alphabetifher Folge der Orte. Beim
Balarfius fehlt Die Verfion, die Orte find zwar auch alphabetifch geordnet, jedoch
den Codd. getreu, fo daB 3. B. die mit A anfangenden Ortönamen der Geneſis
den Anfang machen, hierauf die ded zweiten Buches Mofis folgen u. f. f., dann
beginnt 8 wieder mit der Geneſis. Walarfius benutzte einen vorzliglichen bati-
kaniſchen Coder, welchen Bonfrerius nicht Fannte, baher ih nach feinem Zert
citire. Schon Melanchthon edirte: Hieronymi ecloga de locis hebraicis. Wit-
tembergae 1522. In _der Dedication an Eberard von Than fagt er: Locu-
pletissimus mihi hic Hieronymi riva& visus est, cui vel hoc nomine Pluri-
mum auctoritatis tribui debet, quod ille in ea Orientis parte diutissime
vixit, quam nobis depingit. Im Jahre 1554 edirte Melanchthon: „Aliquot lo-
corum ineignium, Palaestinae cum primis explicatio“; ja, im Alter äußerte
er felbft die Abſicht, nach Paldftina zu gehen und in des Hieronymus Zelle fein
Leben zu befihliegen. Corp. Reform. 9, 910. — Näcft dem Onomasticum ift
für die Geographie von Paldftina wichtig des Hieronymus Brief ad Rustochium,
aud) Epitaphium Paulae matris überſchrieben. (Vallarsii ed. 1, 690.) —
Eufebius farb 340 als Biſchof von Chfarenz Hieronymus farb 420, um das
Sahr 384 kam er nad) Paldftina.
- mn tn U. _.
A ln — an
2. Quellen. 5
B. Arabiſche Schriftfteller.
Hierher gehört des Edrisi Geographia Nubiensis, Paris, 1619;
franzöſiſch: Geographie d’Edrisi, par Jaubert. 2 Voll, Paris, 1836.
1840. — Abulfedae Tabula Syriae und beffelben Annales Muslemici '').
Meir ed-Din, Gefchichte von Serufalem. Aus dem Arab. von Hammer
überfegt im zweiten Bande der Fundgruben des Orients. Die Bemer-
tungen vieler Araber über Paldftina ftellte Albert Schultens zu-
Ionen in feinem Index geographicus in vitam Saladini. Lugduni
at. 1732.
F. Itineraria.
Zu diefen gehört das Itinerarium hierosolymitanum seu burdiga-
lense, eine Furze Befchreibung einer im Jahre 333 nad) Chr. gemachten
Reiſe von Bourdeaur nach Serufalem, das Itinerarium Antonini, das
Hodoeporicon Sancti Willibaldi (um 720), bahin auch bie Tabula
Peutingeriana "°).
G. Befchreidungen Paläftinas durch Europäer (durch Pilger "),
Kreuzfahrer und Andere, welche Das heilige Land felbft fahen),
feit dem Sten Jahrhundert bis auf die neuefte Zeit.
l. Adamnani Scotohiberni Abbatis de situ terrae sanctae, studio
Gretseri. Ingolstadii 1619, wieder abgedrudt in Mabillon, Act.
Sanctor. ordinis Benedict. Saec. II. P. II. p. 365. Adamnanus
14) Die Tabula des Abulfeda ift von Köhler 1766 edirt, die Annales von
Adler 1789—1795, 5 Bde., 4. Rofenmüller im Handbuch der bibl. Alterthums⸗
kunde 1, 34. und Ritter in der Erdkunde 2, 478 führen noch eine Menge ande:
ter arabifcher Schriftfteller auf. Edriſi lebte um 11515 Abulfeda, geboren zu
Damasfuß 1273, ftarb 13315 er war mit Salabdin verwandt und Fürft in
rien.
15) Vetera Romanorum Itineraria, sive Antonini Augusti Itinerarium ;
Itinerarium hierosolymitanum et Hieroclis Grammatici Synecdemus, curante
P. Wesselingio. Amstelod. 1735. Ein Ercerpt aus biefen Itinerarien gibt
Reland (Palaestina 414), Itin. Antonini ift fpäter ald die Antonine, da ed
Städte aufführt, welche erft nach diefer Kaifer Zeit entflanden. Die Tabula
Peutingeriana ift eine Urt roher Karte, auf welcher die Straßen und Ortes
entfernungen verzeichnet find. Mannert, der fie 1829 herausgab, fest ihre Ent:
ftehung in die Zeit des Alerander Severus zwifchen 222 und 235. Länge und
Breite ift nicht angegeben. Reland (S. 421) theilt den Theil jener Tabula,
welcher Paläftina befaßt, in Kupferftih mit. Das Itiner. Antonini Augusti
-ift nicht mit dem des Antoninus martyr zu verwechſeln. Hierocles lebte vor
dem Hten Sahrhundert.
16) Aus peregrinus: pelerin, Pilgrim. An der &pibe der Pilgrime ſteht
Helma, die Mutter Conftantin ded Großen, welche im Sabre 3236 nad) Palü-
flina pilgerte und dort an 30 Kirchen ftiftete. Die LXX Überfegen Pf. 132, T:
„Bir werben anbeten an dem Drte, wo feine (bed Herrn) Füße geitanden haben.‘
Diefe Worte trieben zum Pilgern, fpäter der Ablaß und irdifche Vortheile, welche
von den Päpften und andern Geiftlichen für Kreuzzüge und Pilgerfahrten zuge:
fagt wurden. Quaresmius zählt 25 peregrinationes innerhalb Yalaftinad mit
219 Orten, durch deren Befuh man vollkommenen oder fiebenjahrigen Ablaß
6 . 2. Quellen.
-- war Abt auf der Infel S. Columba 2), er ftarb vor 705. Der
franzöfifche Biſchof Arculfus von der paläftinifchen Pilgerfahrt zus
rückkehrend, ward durch Sturm nach Weftbritanien verfchlagen, Fam
- zu Adamnanus und bdictirte ihm feine Reifebemertungen. Aus den:
felben 308 Beda venerabilis fein Epitome de locis sanctis, welches
der Gretferfchen Ausgabe beigefügt ift.
2. Gesta Dei per Francos "'), sive orientalium expeditionum et regni
Francorum hierosolymitani historia. Hanau, 1611. 2 Voll. Fol.
Drei Werke in diefer Sammlung gehören vorzüglich hierher:
a, Willermi Tyrii historia belli sacri. . 23 Bücher.
b. Historia hierosolymitana Jacobi de Vitriaco.
c. Secreta fidelium crucis, cujus libri auctor Marinus Sanutus,
Wilhelm ward 1167 Erzbiſchof von Tyrus, Zac. de Vitriaco (von Vitry)
Bifchof von Akko, ftarb 1240; Beide kannten Paläftina. genau, da die
Kreusfahrer das Land in allen Richtungen durchzogen. Sanutus, ein
Denetianer, fehrieb 1306, im Sahre 1321 legte er fein Wert dem Papfte
vor ®).
2%. Voyages de Rabbi Benjamin fils de Jona de Tiudele — par Ba-
ratier. Amsterdam, 1734. 2 Voll.
Benjamin von Zudela flarb a. 1173. Seine Nachrichten über Palaftina
findet man Vol. I. ©. 73 sqq. Hebräifch und englifch von Aſher. Voll. 2
. Berlin 1840. |
3. Reyßbuch des heil. Landes. Frankfurt a. M., 1584. Zmeite
Auflage, 1609, mit 3 Neifebefchreibungen vermehrt. Von 21 darin
enthaltenen Reifen ift die frühefte vom Jahre 1095, bie fpätefte von
1586. Unter andern findet fich in diefer Sammlung die Reife des Domi-
nikaners Örocardus, von ihm 1283 aufgefegt, die des Nürnbergers
Zucher von 1479, bes mainzer Dechanten Breidenbach von 1483.
Die ältern diefer Reifebefchreibungen find zum Theil voll fabelhafter
Pilgererzählungen; dagegen trägt die Neifebefchreibung von Xeon-
bard Raumolf, eines Doctors der Medicin von Augsburg,
erhält. Dagegen fagt ſchon Augustinus (Sermo III. de Martyr.): Dominus
non dixit: vade in Orientem et quaere justitiam, naviga usque ad Occi-
dentem, ut accipias indulgentiam. Dimitte inimico et dimittetur tibi, Nihil
extra te quaere. Eben fo Gregor. Nyssenus: Durch Veränderung des Orts
nahert man fi Gott nicht; wo du auch feift, wird der Herr zu dir kommen,
wenn er nur in deinem Herzen eine Wohnung findet, in welcher er einkehren
fann. Dies gegen dad opus operatum. Bol. S. 23, Anm. 3.
ee Icolmkill, auch Jona, eine der Hebriden unter 40° L., nördlich von
r.
17) Franci: Rame der Europäer im Morgenlande. |
17?) Ich citire den Will. Tyr., Vitriac., Sanutus und andere in der hanauer
Ausgabe enthaltene Schriftfteller (3. ®. ben Fulcher. Carnotensis, Albertus
Aquensis) nad) den Seitenzahlen jener Ausgabe. Abulfeda u. a. arabiſche Au-
toren zeigen die Kehrfeite der hriftlihen Berihte. Nennt 3. B. Will. Tyr.
Askalon und feine Einwohner: hydra immanissima, hostes immanissimi, fagt
Robertus Monachus: Ascalona fuit semper adversatrix Jerusalem; fo be-
zeugt dagegen Abulfeda: Fuit Ascalon ex validissimis olim Islamismi pro-
pugnaculis.
ee gruen — —— — —— — — — — —ü nn
77 ———— V —
2. Quellen. 7
welcher von 1573 bis 1576 reiſte, mehr den wiſſenſchaftlichen, ſelbſt
kritiſchen Charakter unſerer Zeit’).
4. Chriſtoph Führer von Denon, Reifebefehreibung ind ge⸗
lobte Land. Nürnberg, 1646 !
5 lItinerarium Hierom yaikanum ) Syrianum auctore Cotovico. Ant-
werp. 1619. 4. Kootwyk, D. juris aus Utrecht, reifte 1598 und
1599. Ein ganz vorzügliches Bear; befonders genau ift er int Be-
fchreiben ber heiligen Orte; er theilt auc viele Tateinifche Proceffi ond-
hymnen mit.
6. Viaggi di Pietro della Valle descritti da lui medesimo in lettere
familiari ... scritti dell’ anno 1614 fin al 1626. Roma, 1658— 1663.
4 Voll. 4. — Della Valle’d Reife kam 1674 deutfch heraus, 1745
franzöfifh. Er erzählt Iebendig (ob immer treu?) und verbindet
katholiſche Orthodorie mit Frivolität ?°).
71. Elucidatio Terrae sanctae historica, theologica et moralis au-
ctore Francesco Quaresmio olim Terrae sanctae Praesule ac Com-
missario apostolico. Antwerp., 1639. 2 Voll. Fol.
Duaresmius, aus Lodi gebürtig, ift fehr vollftändig und befonders
wichtig für die Geſchichte des Franziskanerordens i in Paläftina, überhaupt
für die Verhältniffe der katholiſchen Kirche in Paläſtina. Meift aber
entfeglich weitſchweifig ”').
7°. Le voyage de la Terre-Sainte par Doubdan, P. Chanoine de
Peglise de S. Paul a S. Denis. Troisieme Edit. Paris, 1666.
Doubdan reifte 1651 und 1652. Frommer Katholit, gelehrt, ge
nauer Beobachter und Erzähler, mit Cotovicus zu vergleichen.
7°. Journal des voyages de Monsieur de Monconnys. . 3 Tomes.
Lyon, 1655.
Der erfte Theil enthalt unter Andern die Reife durch Aegypten
und Syrien. |
7°. Ferdinand von Troilo, Drientaliſche Neifebefchreibung ...
nach Serufalem ıc. Dresden, 1676, auch 1733.
8. Memoires du Chevalier d’Arvieux, contenants ses voyages à
Constantinople ... la Syrie, la Palestine. Paris, 1735. 6 Voll. 8.
Deutfh: Des Herrn von Arvieur binterlaffene merkwürdige Nac)-
richten. 1753. 3 Bde.
Arvieux ift ein guter, im Orient einheimifcher Beobachter. Er ftarb
1702 zu Aleppo als franzöſiſcher Conful, und war 1653, dann 1679
bis 1702 in Syrien.
18) Beifpiele von Pilgeraberglauben findet man genug, 3. B. in der Befchrei:
bung der Reife Aleranders, — bei Rhein (S. 39. 40. der Edit. von
1584). Rauwolf wurde für feine proteftantifche Kritik ſcharf von Quaresmius
angegriffen. (Hlucidatio terrae sanctae 1. 835 sqq.) Bei fpätern Reifenden
zeigt fih dagegen oft gleichgültiger oder hyperkritifcher und abermwigiger Unglaube.
19) Führer reiſte ſchon 1565.
20) Bon Goethe wird della Valle im weſtoͤſtlichen Divan fehr gelobt. — &
brachte zuerft den famaritanifchen Pentateuch nach Europa.
21) So hat er 200 Koliofeiten über den Orden vom beifigen Grabe, von denen
75 einzig vom Wappen bes Ordens handeln.
8. | 2. Quellen.
9, Relation d’un voyage fait au Levant par Thevenot. Amster-
dam, 1727. 5 Voll. 8.
10. A journey from.Aleppo to Jerusalem at easter 1697. By Henry
Maundrell. — Sechſte Ausgabe zu Oxford 1740. Deutfch in Pau-
Ius Sammlung von Reifen in den Drient. Thl. 1. ‚Der Verf. war
Capellan englifcher Kaufleute zu Aleppo. Ein fehr Iehrreiches, nüch-
teen treues Werk. Ä
il. Voyage au Levant .... de meme que dans les plus considerables
villes ... de la terre sainte, enrichi de plus de deux cent tailles
douces ... par Corneille le Brun. Paris, 1714. Fol.
Der Verf., ein Holländer (de Bruyn), reifte 1674 bi 1683. Sein
Werk erfchien zuerft holländiſch; die Kupfer find Höchft mittelmäßig.
12, Reizen door en gedeelte van Europa .. . Palaestina door
Egmond van der Nyenburg en Heymann. 1757. 2 Voll. 4.
Heyman, Profeffor in Leyden, reifte von 1700 bis 1709; Egmond,
Rathsmitglied in Leyden, von 1720. bi 1723.
13. Thomas Shaw, Travels. 1738. Fol. 2te Ausg. London, 1757. 4.
Sham ftarb 1751 als Profeffor der griechifchen Sprache in Orford.
Er berüdfichtigt die Erklärung der Bibel. Ins Deutfche 1765.
14. The travels of Thompson. 1744. 4 Voll, 4. |
Er war 1734 in Paläftine. Deutfh in Baumgartend Sammlung
von Erläuterungsfchriften zur Allgem. Welthiflorie. Bd. 1.
15. Richard Pococke’s Travels of the east. 1743. 3 Voll. Fol.
und 1773. 3 Voll: 4.
Pococke reifte von 1737 bi8 1740, Gelehrt, genau, doch nicht
‚immer klar. Deutſch: Pocode’s Befchreibung des Morgenlandes, über:
fegt von €. v. Windheim. Werbeffert von Breyer, bereichert von Schre-
ber. 3 Bde. 4. Erlangen, 1771. „Die Pläne und Anfichten find er-
bärmlich ” fagt NRobinfon.
16. Jonas Kortens Meife nach dem weiland gelobten Lande.
Eſchien zulegt 1751, dann im Auszuge in Paulus Sammlung
ur
Der Verf, ein frommer proteftantifcher Buchdruder, deffen Zweifel
über die Aechtheit der Sanctuarien in Serufalem, befonders des heiligen
Grabes, von Vielen beifällig aufgenommen mwurben.
17. Fried. Hasselquist. Iter Palaestinum.
Der Berf., ein Schüler Linne’s, ftarb 1752 in Smyrna. Linne
edirte feine Reife ſchwediſch. Deutſch: Haffelquift, Reiſe nad, Paläſtina
von 1749 bis 1752. Roſtock, 1762. Worzüglich wichtig zur Kenntniß
der Thiere und Pflanzen Palaftinae.
18. Die Leitungen des Hörhften nad, feinem Math, auf den Reifen
dut Suropa, Aſia, von Stephan Schulz, 1771 bis 1775.
5 e
Einen Auszug ber Meife gab Paulus in feiner Sammlung, Th. 6
und 7. Schulz reifte als Judenmiſſionar von 1752 bis 1756 und war
zulegt Prediger in Halle, ,
19. Viaggi per /’Isola di Ciprio e per la Soria e Palestina, fatti di
Giovanni Mariti 1760— 1768. Lucca, 1769—1771. 5 Voll. 8.
2. Quellen. 9
20. Voyages en Syrie et en Egypte pendaut les annees 1783,
1784, 1785 par Volney. 4. Ed. 1807. Deutfch: Bolney’s Reife
nad) Syrien und Aegypten. Jena, 1788. 3 Bbe.
Volney gibt einen fehr guten Ueberblick Syriens, ſowohl von ber
natürlichen Beichaffenheit des Landes, als von den politifchen, fittlichen
und religiöfen Berhältniffen feiner Einwohner.
20°. Carſten Niebuhr, Reifebefchreibung nach Arabien und andern
umliegenden Rändern. Bd. 1 u. 2. 1774. 1778. Der dritte Band,
welcher erft 1837 erfchien, berichtet über Niebuhrs furzen Aufenthalt
in Paläftina.
20. Zuftus Olshauſen, Zur Topographie des alten Serufalem.
1833
21. Travels in Africa, Egypt and Syria from the years 1792 —
1798 by’ Browne. 1799. Deutſch, Gera und Leipzig, 1800.
22. Travels in various countries of Europe, Asia and Africa by
Clarke. 4. Ed. 8 Voll. 8. London, 1816 - 1818..
Starke reifte von 1800-1802, war aber nur 17 Tage in Pald-
ſtina. (Rob.) Er befchreibt lebendig und genau, in Bezug auf Seru-
falem ift ex jedoch hyperkritiſch.
23. Seesen. In Zachs monatlicher Correfpondenz, befonders im
Sahrgang 1808, finden fich feine Reifeberichte. Er bereifte den Orient
und Aegypten von 1803— 1811, da er in Arabien ermordet ward?).
Ausgezeichnet. „Der unermüblichfte Meifende, der jemald Syrien
befucht, ” fagt Burdhardt von Seegen.
24. Itineraire de. Paris & Jerusalem ... par Chateaubriand. Paris,
1811. 3 Voll. 8. Deutih von Müller und Lindau. Leipzig, 1812.
3 Bde. 8.
Wahrheit und Dichtung.
24°. Travels of Aly Bey in Marocco ... Egypt, Syria between
the years 1803 and 1807. London, 1816. Der Verf, war ein
Spanier Namens Domingo Babia.
24b. Journal of a tour in the Levant by W. Turner. 3 Voll. Lon-
don, 1820.
25. Travels in Syria and the holy Land by Burckhardt. London,
1822. Deutfh: I. L. Burckhardts Reifen in Syrien, Paläftina
und ber Gegend des Berges Sinai. Herausgegeben von Gefenius.
Weimar, 1823. 2 Bde. 8.
Burdhardt, aus Baſel, ging 1809 nad Syrien, um ſich auf eine
Reife nach Afrika, befonders duch. gründliche Erlernung des Arabifchen
und Aneignung arabifcher Sitten, vorzubereiten. Er bereifte von 1810
bis 1812 Syrien und Palaftina, 1816 den Sinai, dazwiſchen von 1812
bis 1814 Aegypten und Nubien, und ſtarb 1817 in Kairo. Er iſt in
vieler Hinſicht das Muſter eines Reiſenden: unermüdlich, geiſtig und
22) Moͤchten die Manuſcripte Seetzens, welche in den Händen des Herrn Pro:
feſſor Kruſe in Dorpat fein follen, recht bald ebirt werben. Ein Berzeichniß der
Zagebücher und anderer Papiere Seebens gibt Robinfon (1, XXXIV) nad) einer
Mittheilung Ritters.
10 2. Quellen,
leiblih nüchtern und ausdauernd, einfach und Elar in Befchreibungen und
Schilderungen, ein muthiger Entdeder in der Wüfte. Ihm und Seegen
verdanken wir befonders die Kenntniß des oftjordanifchen Landes wie Des
peträifchen Arabiens.
236. Schickſale eined Schweizerd (I. H. Mayr) während feiner Reife
nach Serufalem und dem Libanon. Zweite Ausgabe. S. Gallen,
1821.
Der Verf., Kaufmann in Arbon, reifte von 1812 bis 1814, und
erzählt anziehend lebendig.
27. Letters from Palestina ... by Joliffe. London, 1819. Deutſch:
Joliffe's Reiſe in Paläftina, Syrien und. Aegypten im Jahre 1817.
Leipzig, 1821.
28. Reiſe in die Gegend zwifchen Alerandrien und Parätonium ...
Palaftina und Syrien in den Jahren 1820 und 1821, von Dr.
Scholz, Profeffor der Theologie in Bonn. Leipzig, 1822.
Scholz ift unter Anderm fehr belehrend über den gegenwärfigen
Zuftand der Katholiten in Palaftina ”). Er fchrieb auch eine Commen-
tatio de Golgothae et sanctissimi D. N. J. C. sepuleri situ ?'), 1825,
und eine Coınmentatio de Hierosolymae singularumque illius partium
situ et ambitu. 1835.
29. Wallfahrten im Morgenlande von D. F. von Richter. Ber:
lin, 1823.
Richter ift ein feiner, gebildeter Erzähler, der leider fchon 1816 zu
Smyrna im 24ften Jahre ftarb. In feiner Unterfuchung von Hauran,
befonder8 von Boftra, ergänzt er Seegen und Burdhardt. Nah Maf-
gabe der, von Richter gefammelten, Gebirgsarten gab M. von Engelhardt
einen zuverläfjigen Beitrag zur Kenntniß des Gebirgs von Paläftina.
29°. Travels along the Mediterranean and parts adjacent during
the years 1816 — 1818 by Robert Richardson. London, 1822.
2 Voll. 8.
Richardſon, Arzt, beobachtet genau und befchreibt gut. Nicht ins
Deutfche überfegt. - |
23) Während viele diefer Neifebefchreibungen faft Ein und Daffelbe erzählen,
fo kann man zum Lobe von Scholz jagen, daß man in feiner Befchreibung Neues
findet. Der Grund jener großen Uebereinftimmung ift der, daß faft alle Reifende
Ein und denfelben Weg durch Paläftina nehmen, Ein und diefelben Merfwür:
digfeiten beſehen, denjelben Keften beimohnen u. |. w. Gewöhnlich landet man
bei Soppe, gebt nad) Ierufalem, befucht Iericho und Bethlehem von Serufalem
aus, dann reift man über Sichem nach Nazareth und Tiberias, weiter nach Da:
maskus oder auch nach Akre. Weil Seegen und Burdhardt (auch D. dv. Richter)
im oftjordanifchen Lande Feiner fo betretenen Straße folgten, fondern kreuz und
quer herumreiften, fo entdedten fie fo viel Neues, für die Bibelerflärung höchſt
Wichtiges. Möchte nur das weftiordanifche Paläftina auch einmal kreuz und quer
‚bereift werden, wie viel wäre dort aufzullären! Aber freilich ift ein folches
Herumftreifen durch die rauberifchen Landesbewwohner faft unmöglich gemadt. —
Späterer Zufag: Durch Ibrahim Paſchas firenges Regiment ward dies Ereuz
und quer Bereifen im 3. 1838 den Reifenden Robinfon und Smith möglich.
24) Es ift das bonner Univerfitätöprogramm zum 3. Aug. 1825.
2: Quellen. 11
29°. Notes during a visit to Egypt... Mount Sinai and Jeru-
salem, by F. Henniker. London, 1823.
30. Journey from Moscow to Constantinople in the years 1817,
1818 by W. Macmichael.
Mit Macmichael war Legh, welcher ohne M. weiter durch Syrien,
in Begleitung von Irby, Mangles und Bankes, nach Petra reifte Die
Befchreibung diefer Reife ift der von M. beigefügt ).
30°. Irby and Mangles Travels in Egypt and Nubia, Syria and
Asia minor during the years 1817 and 1818. Printed for pri-
vate distribution (!) 1822. Won Robinfon fehr gelobt.
30°. Travels in Egypt and the holy Land. By Wil. Rae Wilson.
Second Ed. London, 1824.
31. Travels in Palestine, through the countries of Bashan and
Gilead. By Buckingham. London, 1821.
Bon bemfelben erfchienen 'Travels among the Arab tribes. Lon-
don, 1825. Beide Werke findet man überfegt und bearbeitet in ber
weimarfchen Bibliothef der Neifebefchreibungen, Band 45. 1827. —
Budinghams Unruhe und Unflarheit fticht fehr gegen die Ruhe und
Klarheit von Seegen und Burdhardt ab, dennoch dient er, wie Legh,
vortrefflih, um die Beobachtungen diefer zu ergänzen.
32. Christian researches in Syria and the holy Land by W. Jowett.
Londoa, 1825.
Der Berf. ift von der englifchen Firchlichen Miffionsgefellfchaft. Das
Werk ift befonders Hinfichtlich des religiöfen Zuftandes der Drientalen
“außerordentlich belehrend; leider ift es nicht überfegt, auch, fo viel mir
befannt, wenig benugt.
33. Memoir of the Rev. Pliny Fisk late Missionary to Palestine.
Edinburgh, 1828,
Deutfh: Plinius Fist, aus dem Engliſchen überfegt von Heller.
Erlangen, 1835. — Fisk war amerikanifcher Miffionar, der 1825 zu
Beirut ftarb. Seine Briefe charakterifiren ihn als ‚einen klaren, from-
men, höchft liebenswürbigen Mann. Er befihreibt fehr gut ?°).
34. Jahns Reife nad) Aegypten, Ierufalem und Conftantinopel in
den Jahren 1826 und 1827. Mainz, 1829.
Mit einem Certificat, daß der Verf. die Reife wirklich gemacht.
35. Reife ins heilige Land von A. Profefh Ritter von DOften,
k. k. öfterreichifchem Major. Wien, 1831.
—
25) Ich citire diefelbe unter Leghd Namen. .
26) Fisk ift vorzüglich den Theologen, welche fih über Palaͤſtina belehren
wollen, zu empfehlen. Mit Fist war Parſons als Miffionar in Palaftina; er
ftarb noch vor Bist. In dem Memoir of the Rev. Levi Parsons, Edinburgh
1832, von ©. 194— 215, finden ſich intereffante Nachrichten über Paläftina.
Aud mehrere Berichte des Judenmiſſionars Wolff über Serufalem und das
heilige Land, welche im bafeler Miffionsmagazin zerftreut vorfommen, find, bes
fonders zur Charakteriftil der orientalifchen Juden, wichtig. Zuletzt fo habe ich
Nachrichten benugt, welche von Miffionaren im „Missionary Herald‘, der zu
Bofton erfcheint, und in dem Iondoner Methodiften-Iournal „Missionary notices‘
über Palaftina mitgetheilt find.
12 2. Quellen.
Sehr intereffant. Wichtig auch durch Angaben ber Orte zwifchen
Afre und Ramla, wie zwifchen Ramla und Nazareth. |
36. Meifen in Europa und im Morgenlande von 3. Berggren.
Aus dem Schwedifchen. 3 Theile.
Der zweite Theil handelt vornehmlich von Paläftina.
37. Reife von Kairo nach Serufalem von F. W. Sieber. Prag
und Leipzig, 1823.
Schon 1818 erſchien Siebers Karte von Jeruſalem.
38. Voyage de l'Arabie petree par Leon de Laborde et Linant,
publi€ par Leon de Laborde. Paris, 1830. Fol. — Prachtwerk
mit vielen lithographirten Landfchaften zc. und einer trefflichen Karte
von Arabia petraea,
Bon Kairo aus bereifte der Verf. die Sinaitifche Halbinfel und
die füdliche Hälfte des Landes Edom, insbefondere die Muinen von Petra.
Ein ganz ausgezeichnetes Werk, zum Theil grandiofe Ausführung Burck⸗
hardtfcher Umtiffe.
39. A Summer ramble in Syria by the Rev. Vere Monroe. 2 Voll.
London, 1835. |
Befonderd wichtig zur Kenntniß des Zuſtandes Paldftinas unterm
Regiment des Ibrahim Pafcha.
40. Abentheuer auf einer Neife nach Indien über Aegypten, das hei-
lige Land. und Syrien. Vom Major Sfinner. Aus dem Eng-
liſchen von Jacobi. Leipzig, 1837. 2 Bde.
41. Marmont, Duc de Raguse, Voyage en Hongrie ... en Syrie,
en Palestine. Paris 1837.
42. Lord Lindsay’s Letters on Egypt, Edom and the holy land.
2 Voll. die 3te Ausg. London, 1839,
43. Reife in das Morgenland in den Jahren 1836 und 1837, von
G. H. von Schubert. 3 Theile. Erlangen, 1838— 1840,
Schubert ift ein frommer Pilger und zugleih Akademiker, Tiebens-
würdig und belehrend. Dem Akademiker gehören viele mineralogifche,
botanifche, zoologifche Beobachtungen und die wichtigſten barometriſchen
Meffungen.
44. Palaftina und bie füblic) angränzenden Länder. Tagebuch einer
Reiſe im Jahre 1838 in Bezug auf die biblifche Geographie unter-
nommen von E. Robinfon und E. Smith . herausgegeben
von Eduard NRobinfon, Dr. und ‚Prof. ber Theologie in Neu- York.
Mit neuen Karten und Plänen in fünf Blättern. 3 Bde. Halle,
1841 u. 1842. Urfprünglich englifch gefchrieben.
Dieſes Werk. bat unfere Kenntniß vom meftjordanifchen Paläfting, .
befonders von Judaͤa ganz außerorbentlich erweitert und berichtigt. Ge⸗
wiffenhafte Diftanzangaben, höchft Mare Beobachtung und Befchreibung,
fleißiged Quellenftudium, daher ein Reichthum hiftorifcher Mitteilungen,
fharfe — zumeilen überfcharfe — Kritik, Kenntniß des Hebräifhen und
Arabifhen und darauf gegründete geographifche Synonymik.
Von den Verfaſſern ſind ſpäter in dem Journal: Bibliotheca sacra
und in den Notes on biblical geography ſehr bedeutende Beiträge zur
Geographie Paläſtinas gegeben worden.
2. Quellen. 13
45. Neue Unterfuchungen über die Topographie Ierufalemd von E.
NRobinfon. Halle, 1847. "
Sie erfchienen zuerft englifch in der Bibliotheca sacra, und verthei-
digen des Verfaſſers Anficht von Ierufalem gegen Williams und Schule.
46. The holy city or historical and topographical notices of Je-
rusalem, by the Rev. George Williams*'). London, 1845.
47. Serufalem, eine Vorlefung von Dr. E. G. Schulg, königl. preuffi-
fhem Conful in Serufalem. Mit einem Plane gezeichnet von Kie-
per. 1845,
48. Die Topographie Zerufalemd von W. Krafft. Bonn, 1846.
49. Neifen in Europa, Afien und Afrika von I. Ruffegger, Guber-
nialrath und Salinen-Adminiftrator zu Wieliczka. Mit einem Atlas.
Der dritte Band (erfchienen 1847) handelt von ber Halbinfel des
Sinai und von Palaftina.. Wichtig durch mannichfaltige naturhiftorifche
befonder8 geognoftifche Beobachtungen und durch Barometermeffungen.
50. Fallmerayer, Fragmente aus dem Drient. 2 Bde. 1845.
51. Tiſchendorf, Neife in den Orient. 2 Bbe. 1846.
H. Reuere Werke über biblifche Geographie und Paläftina ins⸗
beſondere, von Autoren, welche nicht im heil. Lande waren.
1, Adrichomius Theatrum terrae sanctae cum Tabulis geographicis.
Colon. Agr. 1590 ... 1682.
Adrichomius, holländifcher Geiftlicher, farb zu Köln 1585.
2. ‚Sam. Bocharti Opera omnia, hoc est Phaleg, Canaan et Hiero-
zoicon. Ed. tertia. Lugduni Bat. 1692. |
Das Hierozoicon auch von Clodius herausgegeben, Frankfurt
a. M. 1675.
3. Cellarius, Notitia orbis antiqui. 1701 u. 1772.
Paläſtina im zweiten Bande.
4.. Adriani Relandi, Palaestina ex monumentis veteribus illustrata.
Trajecti Batavorum, 1714. 4.
Reland, fo gelehrt als fcharffinnig und fleißig, brach die Bahn ”®).
Sein ausgezeichnetes Werk zerfällt in 3 Bücher. Im erften handelt er:
de Palaestinae nominibus, situ, terminis, partitione, aquis, monti-
bus etc.; im zweiten: de intervallis locoram Palaestinae; im briften:
de urbibus et vicis Palaestinae. . . j
5. Bachiene, Hiftorifche und geographifche Befchreibung von Pa-
fäftina, nach feinem ehemaligen und gegenwärtigen Zuſtande. Aus
dem Holländifchen, 1766, 7 Bde. 8.
Das Werk ift fehlicht, bibelfeft, aber ettvas breit und übernüchtern.
27) Williamd vertheidigt die Achtheit des h Grabes gegen Robinfon ; ihm ſchließen
fh Schultz u. Krafft an. Näheres Über diefe drei fleikigen Forſcher im Verfolg.
‚27°) Reland, geb. 1676 in Nordholland, ward 1700 Profeſſor der morgenlan«
diihen Sprachen und Alterthümer zu Utrecht. An dem Werfe über Palaftina
hat „der Werf, mit ſolchem Eifer gearbeitet, daß er darüber in ein hitziges Fie⸗
ber gefallen.’ Jöcher. | .
4
14 2. Quellen.
6. Büſchings Erbefhreibuug. Zweite Ausg. IT. 2. 5. Erſte
Abtheilung.
Alle zu Gebote ſtehende Hülfsmittel ſind mit gewiſſenhaftem Fleiße
benutzt.
7. Ysbrand van Hamelsveldt, Bibliſche Geographie. Aus dem
Holländiſchen überſetzt von R. Jäniſch. 3 Thle. Hamburg, 1793.
8. Geographie der Griechen und Römer, von Mannert. Th. 6.
Erſtes Heft. Nürnberg, 1799.
9. Bibliſche Geographie von Roſenmüller. 3 Bir. Leipzig,
1823 — 1828.
Dies höchſt mühfame Werk umfaßt den ganzen biblifchen Drient;
von Paläſtina felbft Handelt der zweite Band.
10. Landestunde von Palaftina von Klöden. Nebft Karte. Ber:
lin, 1817. .
11. Die Erdkunde von Nitter. 2 Thle. 1817. 1818.
Ritter ift eben fo geiftreich als kenntnißreich. Durch- feine leben⸗
dige Auffaffung und künſtleriſche Darftellung bes Landes begann eine
neue Epoche der Geographie Palaftinad. — Bon Syrien und Paläftina
handelt der zweite Theil feines Werts ©. 299 — 467 °°).
12. Bibel- Atlas, gezeichnet von Weiland und erläutert von Acker⸗
mann. Weimar, 1832.
+3. Biblifches Mealwörterbuh von Winer. Dritte Auflage.
Die geographifchen Artikel find mit großer Sorgfalt ausgearbeitet.
14. Befchreibung bes heiligen Kandes von Andreas Bram. Sn
Verbindung mit einer Wandkarte. Baſel, 1834.
15. Biblifche Geographie für Schulen und Familien, herausgegeben
von dem Calwer Berlagsverein. Calw und Stuttgard, 1836.
Bon Zeitfehriften, melde wichtige, Paläſtina betreffende Nach⸗
richten enthalten, find befonders zu nennen:
. Bibliotheca sacra ... Editor E. Robinson. New York and J.ondon.
Das erfte Heft erfchien 1843. Später erfchienen: Notes on bibli-
cal geography.'
2. Beitfchrift der Deutfchen morgenlänbifchen Geſellſchaft. Leipzig,
Brockhaus.
I Karten von Palaäſtina.
Die Peutingerſche Tabula ward ſchon unter den Itinerarien auf-
geführt. Montanus lieferte eine Karte zu den Antiquitates judaicae
1572; des Adrichomius Theatrum terrae sanctae erfchien 1590. Un-
gefahr gleichzeitig ift eine Karte in ber zweiten Auflage von des Ortelius
Theatrum orbis terrarum. Sie führt die Infhrift: "Typus chorogra-
phicus celebrium locorum in regno Judae et Israhel, arte factus a
Tilemanno Stella Sigenensi. Reland arbeitete zuerft gründlich Eritifch
eine Karte aus, indem er genau die Angaben der Entfernung der Drte
28) Diefen zweiten Theil der erften Ausgabe von Nitterd Werk citire ih, da
Palaftina nod) nicht zum zweiten Male erfchienen ift.
u)
— — — — — — — — — — —
2. Quellen. 15
von einander zum runde fegte ””), welche fich vornehmlich in des Eu-
febius Onomaftiton und bei Joſephus finden. Won neueren Karten
nenne ich
1. La Palestine par d’Anville. 1784.
Diefe Karte ift, nach Maßgabe der Mittel, welche dem Verf. zu
Gebote ftanden, fehr zu loben °").
2. Carte physique et politique de la Syrie... par Charles Paulire.
Paris, 1803.
Dies Blatt ward in Kairo im Jahre 1800 entworfen, zum Theil
nach Beobachtungen, melde bie Franzoſen auf ihrem ſyriſchen Feldzuge
unter Napoleon machten.
22. Karte von Paläftina, reducirt aus den von Seegen an Ort und
Stelle entworfenen Handzeichnungen. Gotha, 1810.
3. Karte von Palaftina von Klöden, 1817.
Sie gehört zur oben angeführten Befchreibung des Landes, und ift,
vorzüglich nach Paultre und Seetzens Angaben, fauber gezeichnet. Die
Eintheilung nach den 12 Stämmen ift zum Grunde gelegt.
4. Baläftina von Reichardt.
Eintheilungen aus den verfchiebenften Zeiten, nach den Stämmen,
nach den 4 Provinzen: Judäa, Samaria, Galilia und Perda; römifche
und uralte ftehen verwirrend durch einander. Weil der Name des aus⸗
gezeichneten Verfaffers eine fo wohlbegründete Autorität bat, muß ich be-
merken, daß in diefer Karte bedeutende Fehler find. So ift 3.8. der
Stamm Gad gegen Elare Angaben ber heil. Schrift (3. B. Joſua 13)
ganz auf die Rorbfeite ded Jabok gefegt, da er großentheild auf beffen
Südſeite faß, auf der Norbdfeite nur die Jordansaue inne hatte; da, wo
Neichardt: Edom sive Idumaea angibt, ift eine Wüſte; die Edomiter
faßen füdlih vom todten Meere u.a.m.
5. Carte de la Palestine par Dufour. Paris, 1825.
Bei einem faubern Aeußern ungründlich.
6. Palaftina von Grimm. -
Diefe Karte ift fehr gründlich, eine der beften, welche wir von Pa⸗
laftina befigen °').
7. Karte zu Burckhardts Reifen in Syrien und dem gelobten
Lande. Weimar, 1822. -
Ein Blatt, das, bei einem unfcheinbaren Aeußern, zu den beften
gehört. Wäre nur das weſtjordaniſche Palaftina genauer ausgearbeitet,
was aber freilich nach der Beftimmung ber Karte nicht verlangt wer:
den kann. '
29) Reland 395 299. Adrichomius, fagt Reland, habe viele Fehler. Con-
ferat quisquam mappas nostras et adscripta testimonia veterum quibus nixi
hoc vel illo intervallo loca disponimus.
30) Ein Rachſtich der Karte erjchien bei Schneider und Weigel in Nürnberg.
31) Die Unleferlichkeit, die theils hingewifchte, theils caricaturmäßige Ter⸗
rainzeichnung (3. B. des Libanon, Antilibanon, Delbergs) auf diefer Karte be:
fremdet um n mehr, als Grimm durch fpätere Blätter bewiefen hat, wie fauber
er arbeiten konnte.
16 2. Quellen.
8. Carte topographique de l’Egypte et de plusieurs pays limitro-
phes, levee pendant l’expedition de l'armée Frangaise ... con-
struite par Jacotin, Colonel au corps royal des Ing£nieurs-geogra-
phes militaires.
Diefe Harte befteht aus 42 Blättern; 5 Hinzugefügte Blätter be-
greifen vornehmlich Paläſtina. Jacotin begleitete, ald Ingenieur-Geograph,
Napoleon auf feinem Feldzuge nach Aegypten und Syrien; er nahm in
Perbindung mit dem Artillerieoffizier Paultre und einigen andern Sub:
altern- Offizieren 153 deutfhe DQ. Meilen von Paläftina, nämlih die
Küftengegend von Gaza bis Tyrus und einen Theil von Galiläa auf.
Nur fo weit biefe Aufnahme reicht, ift die Karte großentheils zuverläſſig ?’*).
9. Karte von Syrien von H. Berghaus. Gotha, 1835, bei 93.
Derthes.
Sacotind Karte, Burckhardts, Budinghams und Seetzens Reiſe⸗
befchreibungen find Hauptquellen, welche der Verf. mit der gemiffenhaf-
teften Sorgfalt benugte. Beſonders entwidelte er mit großer Pritifcher
Mühfamkeit die Neifelinien der genannten Reifenden. Hinfichtlic, der
Terrainzeichnung ift Berghaus Karte den frübern weit vorzuziehen, nur
in Bezug auf biblifche Geographie läßt fie viel zu wünfchen übrig.
190. Karte von Paläftina.. Vorzüglich nach den Stinerarien und
Meffungen von E. Robinfon und E. Smith Eonftruirt und ge-
zeichnet von H. Kiepert. 1840.
11. Karte von Paläftina nach den neueften Quellen bearbeitet und
gezeichnet von H. Kiepert, herausgegeben von Prof. Dr. E. Ritter.
Legtere zwei Karten find bei weiten die vorzüglichften von allen.
Die von Hrn. v. Stülpnagel und mir herausgegebene, bei J. Per⸗
thes herausgefommene Karte ift vorzugsweife zur geograpbifchen Orien-
tirung beim Leſen ber Bibel beftimmt.
K. Pläne und fonftige Darftelungen von Serufalem.
Dergleichen finden fich in vielen der oben aufgeführten Werke über
Palsftina, fo bei Auaresmius, Cotovicus, Korte, Pococke, Jowett, Ri⸗
hardfon, Chateaubriand, Berggren, Bachiene, auf den Karten von d'An⸗
ville, Klöden, Grimm. Die beften Pläne waren früher der von Sieber,
welcher unter dem Titel: Karte von Serufalem, 1818 °?) erfchien, und
der „Plan of Jerusalem by F. Catherwood, Architect.“ 1835. Sie
wurben übertroffen durch den „Plan von Jeruſalem, entworfen nad
Sieber und Catherwood, berichtigt durch Beobachtungen von Robinfon
und Smith. Entworfen und gezeichnet von H. Kiepert”. Noch vor:
züglicher ift der „Plan von Serufalem nach den Unterfuchungen von
Dr. Schulg, mit Benugung ber Pläne von Sieber und Cathermood
und ber Berichtigungen von Robinfon und Smith gezeichnet von 9.
Kiepert”. |
31°) Näheres Über Iacotind Arbeit theilt Berghaus im Memoir zu feiner
Karte von Syrien, S. 1—4, mit.
32) Prag bei Neureuter und Leipzig bei Fr. Fleiſcher.
3. Beftimmung einiger Begriffe der bibl. Geogr. 17
An die zulegt genannten Pläne ſchließt fich wieder an ber faubere
„Plan von Jeruſalem nach den Unterfuchungen von Wild. Krafft,
mit Benugung der Pläne von Robinfon und Schulg. Bonn, 1846.
Quaresmius gibt eine fehr lehrreiche Anficht von Jerufalem, aud des
Cotovicus Leine Bilder find, in Ermangelung befferer, bei Beſchreibung
|
|
dee Stadt gar wohl zu brauchen. Nicht auf den Effect gearbeitet, und
eben deswegen nicht unzuverläffig wie fo viele englifhe Stahlftiche, fondern
ſchlicht und treu find die Bilder aus dem heiligen Lande... von Ber-
| nag. Mit erläuterndem Text von ©. 9. v. Schubert. Stuttgart
bei ine (Steintopf.)
München ift gegenwärtig ein Panorama vom Delberge aufgeftellt,
das Cöffler nach Halbreiters Zeichnungen ausgeführt bat und welches nach
Schuberts competentem Urtheile ebenfo treu als ſchön ift. Halbreiter lieferte
auch einen meifterhaften Stich diefes Panoramas (Preis 6 51. 24 Kr.) ”*).
L. Anderweitige Quellen.
Zu dieſen rechnet man alte Münzen. Hinfichtlich dieſer iſt befon-
derd folgendes Werk wichtig: Doctrina numorum veterum conscripta
aJosepho Eckhel. Vindobonae, 1794. ParsI. Vol. III. pag. 422—505
handelt von Münzen Paläftinas und Arabiend. An Eckhels Wert fchließt
fihh, an: Descriptio numorum veterum ex museis Ainslie, Bellini etc.
nec non animadversiones in opus Eckhelianum. Lipsiae, 1796. Die
Münzen Palaftinas und Arabiens ©. 541 —549.
Die am Triumphbogen des Titus in Mom abgebildeten Tempel⸗
geräthichaften befchrieb Reland °°).
Wenn der Geograph ferne Länder, der Hiſtoriker ferne Zeiten ver⸗
gegenwärtigen ſoll, fo können beide zur Vergegenwaͤrtigung der Vorzeit
Paläſtinas auf die unter und lebenden Juden vermeifen.
3. Beſtimmung einiger © riffe der bibliſchen
Geograp
A. Die ——
Sie wurden von den Juden ſo beſtimmt: das Geſicht gegen den
Aufgang der Sonne gerichtet, iſt vorn Oſten, hinten Weſten, rechts
Süden, links Norden.
a. Oſten, DR.
Sur gegen (vor) Aegypten (1 Mof. 25, 18), Sur vor Aegypten
(I Sam. 15, 7), d. i. im Often von Aegypten. Ebenfo 4 Mof. 21, 11
22) Seite e zu Ro. 213 der- Allgem. Seitung vom 1. Aug. 1849.
Bol. 1. De spoliis templi Hierosolymitani in arcu Titiano von Reland.
16. Ed. nova 1775
Raumer, Baläfiina. Ste Aufl. - 2
18 3. Beſtimmung einiger Begriffe der bibl. Geogr.
5 Mof. 32, 49. Berg, „der vor Serufalen liegt,” d. i. der im Dften
von Serufalem gelegene Delberg. gl. 2 Kön. 23, 13.
Vorderes Meer: das todbte Meer im Often von Serufalem.
b. Weften, 22.
Hinteres Meer: das mittelländifche im Weften Jeruſalems. Richt.
18, 12. „hinter Kiriath,“ d. i. im Weſten.
c. Süden, jan, 233, 2).
Theman und Jamin: das rechts Liegende.
Sof. 17, 7. 2 Kön. 23, 13 beißt zur Nechten: im Süden.
Pf. 121, 5.: Schatten über deiner rechten Hand, d. i. Schug gegen bie
Mittagsfonne. — Jeſ. 30, 6 ıc. gegen Mittag, d. i. Aegypten.
d. Norden, yıay Sn,
Semol: das links Liegende. 3. B. 1 Mof. 14, 15: Hoba zur
Linken von Damaskus, d. i. im Norden. Ebenfo Sof. 19, 27’).
Der Norden Paläftinas war höher als der Süden. Hinabgehen
heißt daher: gen Süden gehen, z. B. 1 Sam. 25, 1. 26,2. Bon Pa-
läſtina zog man (1 Mof. 12, 10) hinab nach Aegypten, umgekehrt
(1 Mof. 45, 25) von Aegypten nach Kanaan hinauf’). Obere Ränder
(Ap. Gef. 19, 1.) find die nördlichen.
B. Die Weitenmaße der Bibel).
a. Zagereifen.
Diefe kommen vor: 1 Mof. 30, 36. 2 Mof. 3, 18. 5, 3. 8,27.
5 Mof. 1, 2 und Ion. 3, 4°).
1) Scham: zur Linken, nennt der in Meffa nad) DOften gefchrte Araber Ey:
rien, das ihm links gen Norden liegt.
2) Vorftehendes nach Nofenmüller 1, 136. Bon Norden nah Süden, vom
Libanon nad) dem wüſten Arabten und Aegypten verflächt fih im Ganzen das
Land, daher wol die Ausdrüde: hinauf ad) Norden), hinab (nad) Süden).
Eben diefe Verflächung gegen Süden bezeugt der Jordanlauf. Ein Blick auf
die Karte zeigt, daß bei diefer Totalneigung ded Landes vom nördlichen, Alles
weit überragenden, Libanon ſüdwaͤrts zum rothen Meere, dad niedrigere Gebirge
Palaftinas fich dennoch auch weitwärts zum Mittelmeere, oftwärts in das Jordan:
thal, ja nordwärts in die Ebene Jesreel verflächt. Daher beißt ed (Ay. Geld.
21, 10.12.15), Agabus fei von Judaͤa (nordweſtwaͤrts) nach Eäfaren der Küften:
ftadt hinabgegangen (xarnide), von wo man nad) Ierufalem (Jüdoftwärts) Hin:
aufging (avaßalveıv els Iepovominp). Bon Galilaa, von der Ebene Jesreel auß,
ieht man ſüdwärts hinauf nad) Ierufalem. (8.8. Sch. 5, 1: dveßn eis
Iepooödupa) von Serufalem oftwärtd hinab nach Zericho (Luc. 10, 30: xate-
Barvev Arrd Tepovsadnp. els “Iepıyo). _
3) Bol. Reland 305 ff. Rofenmüller 1, 157 ff. ’
4) Natürlich von unbeftimmter Länge. Herodot lib. TV. 101 und V, 53 gibt
fie zu 150 und zu 200 Stadien an, Procop zu 210, Begetius zu 160 Stadien;
die jegige Tagereiſe im Drient beträgt im Durchſchnitt 7 Stunden Weges. Berg:
haus (Memoir zur Karte von Syrien, ©. 22) rechnet 1 oriental. Etunde Weges
zu 2,3 geograph. Meilen (60 M. auf den Grad); genauer zu 2004 Toiſen, fo
=
EEE. EEE Gen nr Br EEE.
⸗
3. Beſtimmung einiger Begriffe der bibl. Geogr. 19
b. Stadien,
ze Orciötov, auch 6 oradtog°). Luther überſetzt: Feld Weges, z. B.
Joh. 6, 19. Luc. 24, 13. Offbr. Soh. 21, 16 u.a.
Ein Stadium war — 125 Schritten — 625 römifchen Fußen
— 600 griedhifhen Fußen — 570 Fuß 3 Zoll parifer Maf.
40 Stadien = I beutfchen Meile.
600 Stadien — 1 Grab).
c. Meilen.
Milliare, milliarium, gewöhnlich mille passus, verkürzt M. P. nOLov
(Matth. 5, 41.)
8 römische Meile — 1000 Schritten — 5000 römischen Fußen
— 8 Stadien — 4800 griechiſchen Fußen — 4 geogr.- Meile.
75 römifche Meilen — 1°).
Nach Stadien beftimmt Joſephus, nad) römifchen Meilen das Ono-
masticon, die Jtinerarien und die Tabula Peutingeriana die Ortsentfer-
nungen ’?).
d. Sabbathermweg.
Nur Up. Geh. 1, 12 vorfommend. ine beftimmte Strede,
welche den Juden am Sabbath außerhalb ihres Wohnorts zu geben
erlaubt war (2 Mof. 16, 29). Auf dem Zuge durch die Wüſte betrug
diefe Strede vom äußerſten Ende des Lager bis zur Stiftshütte und
zurück c. 2000 Ellen®).
daß 27,26 Wegftunden — 1 Grad. Robinfon (1, 420) nimmt an: die Kamel-
ftunde betrage 2 (englifche) geographifche oder 27, englifhe Meilen, die Stunde
auf Pferden oder Maulthieren 2,4 geogr. oder 2%, engl. Meilen. Gewöhnlich
rechnet man 25 Wegftunden auf den Grad, indem man die Stunde der franzöfi:
Ihen Lieue gleich ſetzt. Die deutfche geogr. Meile (15 = 1°) ift — 4 englifchen
geogr. Meilen (60 = 1°) 5 römifhen Meilen (75 19).
3) Die Laufbahn von Olympia hatte gerade die Länge eines Stadii. Vgl.
1 Eorinth. 9, 24.
-6) Ufert, Geographie der Griechen und Römer I. 2. S. 51 ff. zeigt, daB das
Stabiun: ein feftes Maß gewefen ſei. Abweichungen in den Entfernungen bei
Griechen und Römern feien keineswegs durch Annahme verfchiedener Stadien,
fondern durch he der Richtung und der Schnelligkeit der Reifen, be-
fonder8 der Seefahrten zu erklären. S. 67 ꝛc. widerlegt Ukert die fcheinbar für
Mehrheit der Stadien zeugenden Stellen. Wichtig ift Plin. H.N. 2, 23.
T) In Rom auf dem Forum ftand milliarium aureum, eine vergoldete Säule ;
auf den Landftraßen alle 1000 Schritte ein Meilenzeiger, der die Entfernung von
Rom angab. Daher der Ausdrud: quinto etc. lapide, für 5 ıc. Meilen von
Rom. — Wie dur Meranderd Eroberungen die Stadien in Paläftina einhei-
mifch wurden, fo durch die römifche Herrfchaft die Meilen.
7") SIn‘den Stinerarien werden die Entfernungen nad) mansiones und mu-
tationes angegeben. Mansiones: eine Art Wirthshäufer, in denen die, qui
cursu publico utebantur, manere s. pernoctare fonnten. Griech. poval,
otasuol. Die mansiones waren ungefähr eine Zagereife von einander entfernt,
daher mansio — Lagereifen. Mutatio, Mayr: Station, wo Pferde gemwech:
felt wurden, ubi jumenta mutabant. Act, mindeftens 5 mutationes rechnet
Procopius auf die Tagereife. Man fand 40 Pferde auf einer mutatio. Vgl.
Vetera Romanorum Itineraria ©. 7. "
8) Bon der Beiteintheilung der Juden fiehe: Klima. 4%
20 4. Ramen Palaͤſtinab.
4. Namen Paläſtinas).
I. Kanaan, 7932
, Bon Kanaan, dem vierten. Sohne Chams (1 Mof. 10, 6), ge:
nannt. Zuerſt als Landesname erwähnt 1 Mof. II, 31; es ift das
Land zwifchen dem Jordan und Mittelmeer. 2 Mof. 16, 35, vgl. mit
Joſ. 5, 11.12 zeigt, daß der Jordan Kanaans Oſtgrenze war. Daf-
felbe.beftätigt 4 Mof. 33, 51. 34, 11.12, vgl. mit ®.2 und Cap. 35, 10.
Dem Lande Kanaan im Weften des untern Jordan liegt das Land Gi-
lead im Dften gegenüber (of. 22, 9—11. 25. 32). — Phönizien wird
zu Kanaan gerechnet Jef. 23, 11. Matth. 15, 21. 22; ebenfo das Phi-
lifterland (Zepb. 2, 5).
2. Land Iſraels, Snyin mars, INT Yon
Das Land, welches alle Stämme Iſraels inne hatten (Richt. 19, 29).
Kommt unter andern vor: 1 Sam. 13, 19. Heſek. 7, 2. Matth. 2,
20. 21 vi Iopamd. Heſek. 27, 17 und anderwärts wirb unter Ifrael
nur das Land der 10 Stämme im Gegenfag von Juda verftanden.
3. Rand ber Hebräer, DIaIT YıS
1 Mof. 40,15 und bei Sofephus. Nach Heber, einem der Stamm-
vater Abrahams, genannt, I Mof. 11, 14. 16.
4. Jehovas Land, HIT Yas
als Jehovas Eigenthum. 3 Mof. 25, 23. Pf. 85, 2. Jeſ. 8, 8.
5. Das heilige Land, Up mas
Sadarj. 2, 12. „Quam terram merito sanctam diximus, in
qua non est etiam passus pedis, quem non illustraverit et sanctifi-
caverit v. corpus, v. umbra Salvatoris, vel gloriosa praesentia sanctae
Dei genitricis; vel amplectendus Apostolorum commeatus, vel Mar-
tyrum sanguis effusus‘?), In gleihem Sinne fagt Reland S. 21:
Wer könnte zweifeln, daß bie Chriften mit größtem Necht diefes Land
das heilige nennen, da er meiß, daß der Meſſias felbft, in menfchliches
Fleiſch verkleidet, in dieſem Lande von einer Jungfrau geboren werden
wollte, und ed bewohnt und mit feiner Gegenwart geziert bie ganze
Zeit, melche von feiner Geburt bis zur Himmelfahrt verfloß. Und fpa-
terhin hat das Land zwar nach Zerftörung Jerufalems und des jüdifchen
Staats vielmehr Zeichen des göttlichen Zornes als der Gnade erfahren,
aber deshalb ift es nicht zu vernachläffigen, als wenn es überhaupt nicht
vor andern Ländern Ehre und Heiligkeit hätte. Denn wen reift e8 nicht
-
1) Reland lib. I, 1—10.. Bachiene &. 40 im erften Bande. Ritter II, 302 ꝛe.
Rofenmüller 11, 1. &. 69. Hamelveldt I, 147.
2) Papft Urban IT. in feiner Rebe auf dem Concilium zu Clermont.
4
4. Namen Palaͤſtinas. 21
zur Verehrung und zum Staunen bin, wenn er ben Delberg, das ga-
Iäifche Meer, den Jordan, Jeruſalem und andere Orte, von denen es
befannt, daß Chriftus fie befucht habe, erblidt und feinem Geifte den
Erlöfer des Menfchengefchlechts vergegenwärtigt, welcher dort das wirkte
und litt, was der Grund der chriftlichen Kirche wurde °).
6. Das Land der Verheifung.
Terra repromissionis, das gelobte Land, Hebr. Il, 9 — von Gott
dem Abraham, Iſaak und Jakob zugefehworen. 1 Mof. 15, 18; 50, 24.
4 Moſ. 32, Il x.
7. Juda, Judäa. Züdifhes Land, mm
Zunächſt Name des Erbtheild Judä. — Nach der Trennung in die
Reiche Juda und Iſrael begriff das Königreich Juda unter Rehabeam
und feinen Nachfolgern auch das Erbtheil Benjamine. Denfelben Um-
fang hatte Judäa ungefähr zur Zeit Ehrifti, als Paläftina in 4 Theile,
nämlich) Judaͤa, Samaria, Galiläa und Peraͤa, zerfiel.
Es hieß aber nach der babylonifchen Gefangenfchaft auch ganz Pa⸗
löftina: Judäa, nicht weil einzig Leute vom Stamme Juda zurückgekehrt
wären '), fondern weil Juda kraft des Segens Jakobs (1 Mof. 49, 8)
das Haupt der Stämme war’). ‚Denn Juda, ber mächtig war unter
feinen Brüdern, dem ward das Fürftenthum vor Ruben gegeben, und
Joſeph die Erfigeburt,” heißt es 1 Chron. 6, 2. Daher auch der Name
Juden für das ganze Volf.
8. Paläftina, ne
Zuerft hieß fo das ſüdweſtliche Kanaan, das Philifterland. Hierony⸗
mus zu ef. 14, 29. fagt: Philistaeos Palaestinos significat‘). Später:
a — —
3) Bachiene ſagt übernüchtern: „Dieſe Benennung (der Katholiken): heiliges
Land, beruht blos auf einem Aberglauben. Sie bilden ſich ein, daß eine gewiſſe
Heiligkeit an diefem Lande hafte, weil der Heiland fich in demjelben aufgehalten
hat.“ Anters fühlt der fromme Fisk (S. 282). Er lieft am Sordan bei Sericho
die Geſchichte der Taufe Ehrifti (Ich. 3 u. Matth. 3). „Ich meine nicht”, fagt
er, „daß ein Gebet Bott angenehmer fei, weil e8 an einem beftimmten Ort ge
fchieht, doch Fann ich den Mann nicht beneiden, der an den Ufern des Iordan diefe
beiden Eapitel Iefen und beten Tann ohne irgend eine befondere innere Bewegung
(peculiar emotion). Dieſe Gemuͤthsbewegung ift himmelweit verfchieden von
abergläubifcher Verehrung angeblich heiliger Orte. „Solche Orte, wo etwa einer
gefeflen oder ein Haus follte geftanden haben, mit der gewöhnlichen Kormel:
Hier wäre ein Pater und Ave Maria zu fprechen, hatte id auch längft fatt ge-
habt zu ſehen,“ fagt Korte. Den Juden ift Staub und Luft Palaftinas heilig;
fie glauben, in Paläftina werde die Auferftehung der Zodten fein. Quicunque
sepultus est in terra Israelis, idem censetur ac si sub altari sepultus esset,
fagt die Gemara.
4) Dagegen fpriht 1 Ehron. 10,3. Esra 1, 3.5.6, 16. Nehem. 11, 4—18.
Ap.
eſch. 26, 7. Außer denen vom Stamm Juda kehrten Benjaminiter und
Leviten aus der Gefangenfchaft zurüd. '
5) &o fagt Eusebius lib. 8. demonstrationis evangelic. J
6) Ebenſo Willerm. Tyr. 749: Palaestina quasi Philistina, a Philistiim
dicitur. -
22 5. Lage, Grenzen und Größe Palaͤſtinab.
das ganze Land zwifchen Mittelmeer Jordan und Kibanon ’). Der Name -
von Juden (3. B. von Philo und Joſephus), von Griechen (3. B. von
Herodot 7, 89), von Chriften und Muhainmedanern gebraucht ).
Syria Palaestina findet ſich bei Herodot (1, 105. 2, 106. 3, 91.)°),
auch Syria ſchlechtweg (ibid. 2, 157. 159). |
Tdumaea zur Römerzeit ald gleichbedeutend mit Judaea gebraucht '”).
Seitdem vermifchten ſich die Edomiter ganz mit den Juden '').
3. Bon der Lage, den Grenzen und der Größe
Waldftinas.
Paldftina liegt ungefähr zwiſchen 52° und 54240 Xänge, und zwi⸗
fhen 31 und 33° Nordbreite, faft in gleicher Entfernung von bem
Aequator und dem nördlichen Polarkreife.
Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt etwa
31 Meilen, die von Dften nad) Weften 20 Meilen. Die mittlere Breite
zu 15 Meilen gerechnet, hat es einen Flächenraum von 31 mal 15,
d.i. 465 Quadratmeilen '). Pudet dicere, fehreibt Hieronymus, lati-
tudinem terrae repromissionis, ne ethnicis occasionen blasphemandi
dedisse videamur ?). Sagte doch Eicero: der Gott der Juden müſſe
ein kleiner Gott fein, weil er feinem Volke ein fo Fleines Land einge:
räumt habe.
* Die Grenzen ded Landes waren zu verfchiedenen Zeiten fehr ver-
ſchieden. Die erſte Grenzbeftimmung, welche zu erwähnen ift, findet fi
1) Reland (&. 52) begreift das Land der 12 Stämme, auch der 2%, oſtjor⸗
Danifchen, unter dem Namen Paläftina, ich folge ihm hierin. .
8) Faleftin der Araber. — Ariftides in Photii biblioth. S. 1311 fpricht von
den gottlofen (Svooeßeis) Bewohnern Paläftinad. Bei Cicero: regio Palaesti-
norum.
8 9) Taenfo bei Zibull: Alba Palaestino sancta columba Syro. Eleg. I.
. V . v
10) So findet man: Judaei ſeien von Titus beſiegt, aber auch Idumaei.
Vgl. unten: Edom.
11) Im Mittelalter finden ſich noch mehr Namen für Palaftina. Die Namen
für einzelne Theile Paläftinas folgen weiter unten.
1) Paläftina war alfo ungefähr halb fo groß als die Schweiz, ſo groß als
Baiern. Als 10 Stämme fchon in die Gefangenfchaft geführt, und das König:
reich Juda nicht mehr fo groß war als etwa Mittelfranken, da weiflagten Pro⸗
pheten: Iſrael werde ausbrechen zur Rechten und zur Linken, fein Same folle die
Heiden erben, und die Heiden und Königreiche, welche ihm nicht dienen würden,
follten umlommen und verwüftet werden. — Wer Fönnte hierbei an Eroberungen,
an ein Schwertreich diefer Welt denken? Se Heiner aber das Land, um fo glor:
reicher erfcheint die Segensmacht des Herrn, durch welche das kleine Samenkorn
zum großen Baum emporwaͤchſt. Aber der natürliche Menſch hat kein Auge für
‘die Allmacht im Incognito der Demuth.
2) Hieron. ep. 129 ad Dardanum. Ed. Vallarsii I, 966. In demfelben
Briefe gibt Hieronymus die Ausdehnung Paläftinas von Dan in Norden nad)
Berfaba in Süden zu 160 m. p. (— 32 deutfchen Meilen) an.
9. Lage, Grenzen und Größe Palaͤſtinaß. 23
ıMof. 10, 19. Es heißt da: die Weftgränge der Kanaaniter fei lange
der Küfte ded Mittelmeeres, von Sidon nad Gaza gelaufen, bie Süb-
grenze von Gaza gen Sobom, Gomorra, Adama und Zeboim, d. i. zu
dem Orte des erft fpäter entftandenen tobten Meeres, und weiter bis Lafa,
das, auf der Öftfeite des todten Meeres gelegen, fpäter Kallirrhoe hieß ?).
Das war das Land, welches die Ifraeliten fpäter erobern follten.
4 Mof. 34, 2 — 12 wird die Grenze des Landes beftimmt, welches
Ifeael zwifchen dem Jordan und Mittelmeere zum Erbtheil erhalten follte;
Gapitel 32, 33 — 42 und Joſ. 13, 15 — 31 beflimmen die Ausdehnung
des Landes, welches die Stämme Ruben, Sad und Halb-Manaffe von
Mofes fchon auf der Oftfeite des Jordan erhalten hatten. Sofua Cap. 15
bis Gap. 21 erzählt nun, mie dad Land Kanaan durch ben Prieſter
Eleafar, Joſua und die Stammhäupter der Iſraeliten ausgetheilt mor-
den ift (vgl. 4 Mof. 34, 16— 29. of. 14, 1), und beflimmt die Gren-
zen des Randtheild, welches jeder der 9’ Stämme in Befig nehmen
follte. — Es ift jedoch fehr ſchwer, nach den, im Aten Buch Mofe
und im Buch Joſua, angegebenen Punkten bie Grenzen ber einzelnen
Stammtheile wie. des ganzen Landes genau zu ziehen, dba uns viele jener
Punkte gänzlich unbefannt find; wir müffen uns deshalb an bie befann-
ten halten °).
Die Südgrenze des weftjordanifchen Palaͤſtina Täuft vom (Süd⸗)
Ende des Salzmeers abendwärts bis zur Mündung des Bachs Yegyp-
tens ins Mittelmeer, fehr wahrſcheinlich des Baches, welcher bei Rhino⸗
kolura (el Ariſch) mündet‘). (4 Mof. 34, 3—5. Joſ. 15, 1—4). „Die
Grenze gegen den Abend fol fein das große Meer” (4 Mof. 34, 6).
Die Nordgrenze ‘) fol vom Mitteimeere über Hemath und Zebad
zum Dorfe Enan gehen (4 Mof. 34, 7—9), welches an das Gebiet
von Damaskus grenzt”). Die Oftgrenze läuft nun von Enan nad
Ribla, öftlih von Ain, und von da zum See Genezareth (leer Cinne-
reth), dann längs dem Jordan zur Sübfpige des todten Meeres zurüd
(4 Mof. 34, 10—12) 9).
So bie Grenze des weſtjordaniſchen Paläſtina. Die 27% oft:
jordanifhen Stämme erhielten das Land, melches Mofes von ben
Amoriterfönigen Sihon zu Hesbon und Og zu Bafan eroberte. Die
3) Hieron. ad Gen. 10, 19.
4) Bol. „Von der Eintheilung Palaͤſtinas.“ ' .
5) Bgl. S. 47: „Bach Aegyptens.“ — Der öftlichfte Punkt der Südgrenze
ft nah A Mof. 34, 4 u. Sof. 15, 3 die Südzunge des todten Meeres, von wo
fie auf Bin und Kades:Barnea, dann abendwärts weiter auf Hezron, Adar, Karka,
Amon zur Mündung des Bachs Aegypten Läuff. nn
6) A Mof. 34, 7 wird der unbekannte Berg Hor, wahrfheinli ein Borge:
birge des Libanon, als weftlichfler Punkt dev Nordgrenze bezeichnet.
7) Enan Terminus Damasci. Hieron. nad) Ezech. 47, 17. Bgl. Überhaupt:
Eich. 47, 13— 21.
8) Ich Habe meijt die Orte ſMausgehoben, welche gegenwaͤrtig bekannt ſind.
Hemath iſt Hamah (Epiphaneia); 8Sedad fol das jetzige Sudud in S. S. O. von
voms fein. Ribla (Rabla) u. el Ain liegen am oberſten Orontes. Bgl. Berg:
haus Karte von Syrien, beſonders das untere Nebenblatt. Nibla ‚im Lande
Hemath“ (2 Kön. 23, 33; 25, 6.) Bol. Anm. 11.
24 5. Lage, Grenzen und Größe Palaͤſtinas.
Nordgrenze dieſes Amoriterreiches, und zugleich der oftjordanifchen
Stämme, war der Hermon (jegt Dfehebel Eſſcheikh mit feinem füdlichen
Ausläufer, dem Dfchebel Heifch), die Weftgrenze das Ghor von den
Quellen des Jordan bis zum Einfluß ded Arnon (Mudicheb) in Das todte
Meer; die Oſtgränze wäre vom Hermon nach dem öftlichften in den
Büchern Mofes und Joſua genannten, von Burdhardt und Budingham
wieder aufgefundenen Drte Salcha zu ziehen’) (4 Mof. 32, 42. 5 Mof.
3, 10, Sof. 12, 5), von Salcha weiter zu dem Punkte, wo der Naht
Amman 'in den Zerka fließt, dann den Nahr Amman aufwärts weſtlich
vor der Stadt Rabbath Amman vorbei nah Aroer am Arnon '°), läng?
diefem zum todten Meere. ine Linie von der Mündung bed Arnon
über das todte Meer zu deffen Sübfpige verbindet die öftliche Grenze
des ofliordanifchen Landes mit der Südgrenze des weftjordanifchen, welche
vom todten Meere zum Bach Aegyptens läuft.
Das war alfo die Grenze des Landes, welches Ifrael einnehmen
follte; die Grenzen jedes einzelnen Stammes, wie fie Joſua 13—19
angegeben find, werden wir befonders betrachten, ebenfo die Grenzen ber
4 Theile (Judäa, Samaria, Galilia und Peria), in welche Palaͤſtina
zu Chrifti Zeit zerfiel.
Mit Unrecht nahm man nun Anftoß daran, daß der Herr ben
Nachkommen Abrahams ein Land von größerem Umfange verheißen habe,
als fie je in Befig befommen. „‚Deinen Nachkommen”, fpricht der Herr
zu Abraham (1 Mof. 15, 18), „will ich bdiefes Land geben vom Waſſer
Aegyptens an, bis an den großen Fluß Phrath;“ und 2 Mof. 23, 31
ergeht an Iſrael felbft die Verheißung: „Ich will deine Grenzen fegen
das Schilfmeer und das Philiftermeer, und die Wüfte bis an das Waſſer.“
Nun wird freilich (Sof. 13, 1—6. 13. Richter 1 u. 3, 3) aufgezählt,
was die Ifraeliten unter Sofua und in der nachften Folgezeit nicht er-
obert hatten, wiewohl es ihnen beftimmt war, nämlid im Süden bad
Land der Philifter, im Norden das der Sidonier und Gibliter, Aphek
. im Often von Byblus und „ber ganze Libanon von Baal Gad, am Fuße
des Gebirges Hermon bis nach Hemath hin.’
Iſrael behielt aber die Eroberung biefer nicht in Beſitz genomme-
nen Länder ftetS im Auge. Simfon, Saul, David und fpätere Könige
ftreiten gegen die Philiſter; Saul zieht gegen den König von Zoba in
Hemath (1 Sam. 14, 47); David, da er hinzieht feine Macht audzu-
dehnen bis zum Euphrat, ſchlägt den Hadad Efer, den fyrifchen König
von Zoba in Hemath, dann die bamafcenifchen Syrier, welche dem Ha:
dad Efer zu Hülfe kommen, im Salzthale; Thou, König von Hemath,
9) Sch werde unten Gründe angeben, warum wol die Grenzlinie vom Hermon
zuerft gen Morgen, dann um die Oftfeite von Ledſcha (Trachonitis) und Dichebel
Hauran herum nad) Saldha zu ziehen ift.
10) Bgl. die Grenzen ded Stammes Gad- und das über den Jabok Geſagte.
Der Nahr Amman ift nämlich als oberer’ Jabok als Grenzfluß zwifchen Gab
und Ammon zu betrachten. Webereinftimmend mit oben Sehngtem das Onom.
s. v. Arnon: Terra filiorum Israel trans Jordanem incipiens ab Arnone,
usque ad montes Aermon et Libanum extenditur.
⸗
5. Lage, Grenzen und Größe Palaͤſtinab. 25
buldigt dem David (2 Sam. 8, 3—13. 1 Ebron. 19, 1— 11. Pſ. 60, 2) ij.
Salomo befag Ezeon Geber und Elath am rothen Meere (1 Kön. 9, 26.
2 Chron. 8, 17), befeftigte Hemath Zoba, baute Tadmor, d. i. Palmyra
in der Wüfte (2 Ehron. 8, 3. 4. 6), ja feine Herrfchaft reichte von
Thipfah am Euphrat (Thapfatus) bis Gaza (1 Kön. 4,24). So waren
alfo unter Salomo, jener Verheißung gemäß, die Grenzen Ifraeld vom
Schilfmeer (dem rothen Meer) bis zu ber Wüfte und dem Waſſer Phrat.
Wenn die Ifraeliten aber Städte, deren Befig ihnen verheißen war,
doch nicht eroberten, wie z. B. Sidon, Richt. I, 21, ober fie nur auf
turze Zeit befaßen, fo bemerkt hierüber fchon Hieronymus (zu Ezech. 20):
Arabien, Cölefgrien zc. feien regiones, quas Israeli, si Dei praecepta
servasset, Dominus repromisit: quas quia non accepit, vitium fuit in-
credulitatis. Neque enim sponsor in crimine est, si ille, cui repro-
mittitur, indignum se fecerit sponsione, praesertim quum proponatur
optio promittentis: si volueritis et audieritis me, quae bona sunt ter-
rae comedetis. Sin autem nolueritis, gladius devorabit vos '). Hier
mit flimmt ganz 5 Mof. 11, 22— 24 überein. „Denn wo ihr,”
fagt ber Herr zu den Sfraeliten, ‚„‚allewdiefe Gebote werdet halten,
die ich euch gebiete, daß ihr darnach thut, daß ihr den Herrn, euern.Gott,
liebet, und wandelt in allen feinen Wegen und ihm anhanget, fo wird
der Herr alle diefe Völker vor euch her vertreiben — alle Derter, darauf
eure Zußfohle tritt, follen euer fein, von der Wüſte an und von dem
Berge Libanon und von dem Waffer Phrath bis ans äußerſte Meer fol
eure Grenze fein.” (Vgl. Jof. I, 4.)
Nach Salomo’d Tode zerfiel dad Neih, und das Volk fiel vom
Herrn ab. Doch heißt es noch fpät von Jerobeam IT., König von Sfrael:
„er ftellete die Grenze Iſraels wieder ber, von Hemath an bis ans Meer
der Ebene’, er habe „Damaskus und Hemath, das Juda gehört hatte,
wieder an Iſrael gebracht.” 2 Kön. 14, 23—28. Aber bald nad)
Jerobeams Zeit wurden zuerft durch Thiglath Pileffer, König von Af
forien, die 2Y. oftjordanifchen Stämme (1 Chron. 6, 26) und der Stamm
Naphthali (2 Kön. 15, 29) nach Affyrien geführt, fpäter die übrigen
weftjordanifchen Stämme (mit Ausnahme von Juda und Benjamin)
durch den affgrifchen König Salmanaffar (2 Kön. 17), zulegt Juda und
Benjamin durch Nebufadnezar nach Babel.
So ward alles Land, das den Sfraeliten verheifen war, daß fie
unter Mofes, Zofua und David erobert hatten, wieder verloren, weil
fie „ſich an dem Gott ihrer Väter verfündigten” (1 Chron. 6, 26),
. „alle Gebote Gottes verachteten und ben Bund, ben er mit ihren Vätern ge-
11) Das Salzthal, wo die damafcenifchen Syrer von David befiegt wurden,
liegt in SD. von Aleppo nahe dem Euphrat, (Vgl. Berghaus 1.c.) Seltjamer
Weife fhlugen Ioab und fein Bruder Abifai um die Zeit von Davids Siege,
zugleich die Edomiter im Salzthale, das in ©. des todten Meeres liegt (1 Chron.
19, 12; Pf. 60, 2). Bol. Miffionar Thomſon und Robinfon über das nördliche
Salsthal, auch über Ribla und Ain am Orontes. Bibliotheca sacra Mai,
1847. 403 fg. Bol. auch unten; Hemath. |
12) ®gl. auch Hieron. ep. ad Dardanum, ap. Vallars. 1, 972.
m u
26 6. Gebirge, Ebenen und Gewäſſer Palaͤſtinas.
macht hatte.” ‚Darum verwarf der Herr allen Samen Iſraels.“ Man
Iefe 2 Kön. 17, 1—20 und fo viele Predigten und göttliche Drohungen
der Propheten, denen das Volk nicht gehorchte.
6. Von den Gebirgen, Ebenen und Gewäflern
Palaͤſtinas.
Nachdem wir die Umgrenzung Palaftinad kennen gelernt, will ich
verfuchen, ein Bild bed Landes zu entwerfen. Ich beginne mit der Schil-
derung bes Libanon, dann folgt die des weftjordanifchen Landes;
hierauf befchreibe ich das Ghor, d. i. die Thalebene ded Jordan von
beffen Quellen bi8 zur Südfpige des todfen Meeres, und fchließe mit der
Charakteriftit des oftjordanifhen Landes.
I. Der Libanon und Antilibanon (Hermon ꝛc.).
Wie das mittelländifche Meer abendwärts mit der Meerenge von
Gibraltar endet, fo mird ed morgenwärts durch die Küfte Syrien be-
grenzt, welche vom nördlichen Meerbufen von Iſſus faft in gerader Linie
ſüdwärts zum Meerbufen von Gaza hinunterzieht. Der füdliche Theil
diefer Küfte gehörte zu Paläftina, der mittlere, zwifchen Tyrus und Tri⸗
poli, dem alten Phönizien. Südlich von Zripoli tritt der Libanon mit
dem Vorgebirge Nas el Schakaa and Meer!) und bildet bis zum Bo-
firenus, nördli von Sidon, ftreddenweife eine Steilküfte, über welche
Felfenftraßen neben dem Meere hinlaufen '). Man fieht den an 9000
Fuß hohen zadenlofen ’) Gebirgsfamm des Libanon an 20 Meilen weit
ſchon von Cypern her; Schnee bededt ihn zum Theil das ganze Jahr
hindurch, daher der Name Libanon, 7935 von 72% (laban) weiß fein °);
arabifche Dichter fagen von ihm: er trage den Winter auf feinem Haupte,
auf feinen Schultern den Frühling, in feinem Schooße den Herbft, der
1) Dies ift das Vorgebirge Ieod npöcwrov (Strabo 16, 2), welches Strabo
als das nördliche Ende des Libanon am Meere betrachtet.
1°). Bom Boftrenus erftredt ſich die phoͤniziſche Ebene bis zum Promontorium
album füdlich von Zyrus. Rob. 3, 688.
2) „Man ſieht auf den Höhen deb Libanon Feine Zacken und Stöcke von Schnee, .
bie als Gletſcher fich über die Hauptlinie erheben. Beinahe in wagrechter Flucht
wogen bie oberften Linien aneinander hin.’ Mayr 3, 80. Died erinnert an den
Anblid, den der Jura, 3. B. vom. Rigi ber, gewährt. Zura und Libanon befte:
ben meift aus demfelben Geftein. Vgl. 9.32. Der Makmel zwifchen Baalbeck
und Zripolis, ift nach Ruſſegger (1, 415) 8800' hoch.
3) Tacit. Hist. V,6. Praecipuum montium Libanum erigit, mirum dietu
tantos inter ardores opacum fidumque nivibus. Korte fand auf dem Libanon
Schnee am 18. Auguft (©. 355), Graf Medem den 5. Auguft eine 20 Fuß
hohe Schneemafle (Berghaus, Memoir 43), Burkhardt und Fisk im October
Cure ©. 72. Fisk 313 [p. Ueberf. 345], Troilo 69. Rauwolf 318. Jerem.
is, 14).
6. Gebirge, Ebenen und Gewäffer Palaͤſtinas. 27
Sommer aber fehlummere zu feinen Füßen am Mittelmeere‘). In Eur-
zem Laufe flürzen ſich von feinem weſtlichen Abfalle Meine reißende Flüffe
ind Meer, fo die von Alters ber bekannten: der Adonis, Lykus und Ta⸗
myras; Korte verfichert, nirgends fo große und häufige Quellen gefehen
zubaben, als auf dem Libanon’). Schon das Hohelied (4, 15) fpricht
vom Born lebendiger Waffer, die vom Libanon fließen °). '
Bon der Küfte des Mittelmeeres, „von der tiefſten Schlucht bis
oben an den nie fehmelzenden ewigen Schnee ift jeder Schuh Landes am
Libanon möglichft benugt ). Gemauerte Terraſſen fteigen wie Stufen
eines Amphitheaterd empor, rei) mit Maulbeerbäumen bepflanzt zur
Pflege der Seidenwürmer, von beren Zucht die Einwohner faft einzig
Icben. Ein Wald voller Nachtigallen und anderer Vogel bededt das
Gebirg ’°). Vom Kloſter Mar Seman fah Richter oftmärts hinauf über
grüne Berge ben überragenden befchneiten Gipfel bes Kibanon, abend»
wärts hinab nad Beirut und über das weite Meer. Silberpappeln,
Dlatanen, lombardifche Pappeln, Eichen und Akacien, ia felbft die dür-
ven Selöblöde fah er von Neben umrantt’®), deren Wein ſchon Hoſea
14,8 erwähnt. Rauwolf bekennt, der Wein babe ihm fo wohl ge-
fhmedt, baß er dergleichen nicht bald getrunken; ebenfo urtheilt Schu:
bert (3, 113), und Troilo verfichert, auf feinen Lajährigen Reifen keinen
folhen Wein gefunden zu haben. Der Reichthum des Libanon an
Pflanzen ift überhaupt fo groß, daß Ehrenberg und Hemprich in zwei
Monaten 1140 Species fammelten.
. Nahe dem höchften Rüden des Gebirgd unweit der Strafe von
Baalbe nach Zripoli beim Dorfe Bfchirrai ift der altberühmte Cedern-
wald. „Die Cedern ftehen‘, erzählt Fist?), „am Fuße eines hohen Berges
wie auf der Arena eines ungeheuern Amphitheaters, das nach Welten
offen, gegen Norden, Süden und DOften von hohen Bergen umgeben ift.
Ich umging den Gedernwald in 15 Minuten. Wir mafen eine Zahl
Bäume Der Stamm bes größten hatte etwa 40 Fuß im Umfange,
6 bis 8 andere find auch fehr groß. Die fchönften und ſchlankſten find
die von 2 — 3 Fuß im Durchmeffer, deren Zweige einen fchönen weit
fhattigen Kegel bilden. Wir mafen die Höhe zweier Bäume nad) dem
Schatten und fanden fie beide ungefähr 90 Fuß hoch. Die Frucht hat
die Seftalt von Zannzapfen. Ich zählte 359, Herr King, welcher klei⸗
nere Schößlinge nicht mitzählte, 321 Bäume.” Maundrell fand eine
Ceder von 36 Fuß 6 Zoll im Umfange, ihre Zweige waren 111 Fuß
ausgebreitet; nach Korte war die Peripherie der einen 7 Klafter 4 gute
4) Bolney 1, 243.
5) Korte 326.
6) Die Stelle wird auch auf Ras el Ain, drei in Sandftein gehauene, an:
geblid von Salomo angelegte Wafferbehälter bezogen, welche nach Tyrus
2 Stunden weit Wafler führten.
T) Bolney 1, 231. Mayr 3, 9. O. v. Richter 77.
7) Arvieur, 2, 350.
7) O. v. Richter 101.
8 ©. 301. Nach Ruſſegger (1, 713) liegt der Cedernwald 6000’ Hoch.
28 6. Gebirge, Ebenen und Gewäffer Palaͤſtinaß.
Spannen ?). Da eine hundertjährige Ceder nur die Dicke „eines Manns:
fchentels über dem Knie” hat, fo meint Korte, die größten Cedern bürf-
ten 3000 Jahre alt fein; das wären die älteften fortgrünenden Dent:
male, welche aus Salomo's Zeit in die heutige herüberfchauen. Ein Fluf
ftürzt vom Cedernwalde zwifchen Feldwänden hinab, in deren Höhlen
einft viele Einfiedler wohnten.
Die Bibel gebraucht diefe Cedern oft bildlih: Nicht. 9, 15. 2 Kön.
14, 9; 19, 23. vgl. mit Jeſ. 14, 8 u. 37, 24. Die Cedern bes Liba-
non, die der Herr gepflanzt hat: Pf. 104, 16. Ein Bild der Stolzen:
Pſ. 29, 5. Jeſ. 2, 12. 135 ein Bild der Gläubigen: Pf. 92, 13; ein
Bild der Herrlichkeit Affurs: Ezech. 31, 2—17. Tyrus nahm Cedern
zu Maften und Kiften: Ezech. 27, 5. 245 David zum Bau feines Pa-
laftes auf Zion: 2 Saın. 5, 11; Salomo, welcher die Eedern dur Hi-
ram, König von Tyrus, erhielt, zum Tempelbau (1 Kon. 5, 6— 10.
2 Ehron. 2, 8. 16), da fie dann vom Libanon ind Meer, auf dem
felben nach Joppen geflößt und von da nach Serufalem gebracht wurden.
Ebenfo verwendete man fie beim zweiten Tempelbau (Esra 3, 7). In
Jeruſalem war fo viel Cedernholz vom Libanon, dag Sadarja 11, I:
„Thue deine Thür auf, Libanon, daß das Feuer deine Cedern verzehre,”
auf Serufalem gedeutet wird. Vgl. Jerem. 22, 23.
Das herrſchende Geftein des Libanon ift Jurakalkſtein; zunädft
finden fich zur Kreideformation gehörige und jüngere tertiäre Bildungen,
welche auf 3000 F. Höhe Fifchverfteinerungen enthalten '). Aus Jura
Baltflein ift der große Sonnentempel von Baalbed erbaut ''). Auch Sa:
lomo nahm vom Libanon die Steine zum Tempel Serufalems: 1 Kon.
5, 14. 17.18. Das Gebirge ift reich an mancherlei Thieren (ef. 40,
16) ). — Zu Salomo’d Zeit gehörte der Kibanon dem Hiram; jegt
ift der nördliche Diftrict ( Kesruan) vornehmlih von Chriften, den Ma
voniten, bewohnt, der füdliche von Chriften und Druſen; Iegtere find
Herren des ganzen Gebirge. Im Klofter Kanobin (coenobium), das
unfern der Cedern an ein tiefes fleiles Felsthal angebaut, wie in der Luft
9) Diefe Meffungen treffen alfo ziemlich überein. Griechen und Maroniten
lefen am Zage der Verklärung Mefle bei den Eedern. Korte 320. Ein Pater
erzählte dem Korte, „es wären auf dem Kibanon noch an zwei Orten einige
Cedern“, von welchen Seetzen fpäterhin Nachricht ertheilte. (Monatl. Eorr-
1806. Sunt.)
10) Korte 270. A. v. Humboldts Bericht über Ehrenbergs und Hemprichs
Reiſe, in den Abhandlungen der berliner Akademie 1826, ©. 131. Auch Burd:
bardt (62) fand in dem Kalkftein des Libanon verfteinerte Mufcheln. Die Ber:
fteinerungen erwähnt ſchon Cedrenus und Michael Glycas in den Annalen (Re
land 321)3 den Kalkftein des Libanon Seesen (Monatl. Corr. 18, 340). „Kalt
ift dad vorherrfchende Geſtein des Libanon,’ fagt D. v. Richter 683. Vgl. vor:
nehmlich Ruffegger 1, 414 fg. 3,263. Auf einer Höhe von 3844 F. waren Kob:
lengruben. Ruf 1, 688.
11) v. Engelhard zu D. v. Richters Reifen &. 0 Volney hielt den Kalkſtein
von Baalbeck für Granit. Vgl. Seetzen a. a. O. 34
12) Außer den ſchon angeführten Stellen erwähnt die Bibel öfters des Libe:
non. Mofes begehrt ihn vor feinem Ende zu fehen. 5 Mof. 3, 25.
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinab. 29
ſchwebt, wohnt der Maronitenpatriarch 2); in Deir el Kamar '”b) ber
Emir der unheimlihen Drufen. Die Bewohner nähren ſich vorzugs-
weife von Seidenbau. Hat man den höchſten Kamm des Libanon er-
fliegen, fo blidt man gen Öften in das Thal Bekaa hinab, in das alte
Gölefyrien, welches der Zeontes (Kasmieh) durchftrömt ; jenfeits bes Thals
erhebt ſich der Antilibanon fo hoch wie der Kibanon. Im Thale liegen
die ungeheuern Ruinen von Baalbeck (Heliopolis), wo ber Sonnentempel,
ein Riefenbau, in welchem fi Quaderftüde finden von 63 Fuß Höhe,
12 $. Breite und 12 F. Dicke '”), alfo von 9062 Kubiffuf.
Der Antilibanon füllt gen Norbdoften und Often nad der Wüſte
md Damaskus ab. Die Bibel begreift den Antilibanon auch unter
dem Namen Kibanon, 3. B. Hoheliedb 7, 4: „der Thurm auf Kibanon,
der gegen Damaskus fiehet,” was nicht vom öftlichen Abfall des eigentlichen
Libanon gilt, der in das Thal Bekaa fieht, fondern vom Rüden oder
Dftabfall des Antilibanon '). Wol nicht den ganzen Antilibanon, fon-
dern nur_-den Theil deffelben, welcher nördlich und öftlich von den Quellen
des Jordan gelegen, nennt die Bibel Hermon, Y4nyrı, „welchen die
Zidonier Sirion heißen, aber die Amoriter heißen ihn Senir“ (5 Mof.
3, 8.9). Nah 5 Mof. 4, 48 heißt er auch Sion’). Der Hermon
ift identifch mit dem jegigen Dſchebel Eſſcheikh und deffen füböft-
lichem Ausläufer, dem Dſchebel Heifh. Der Dichebel Eſſcheikh,
nah Burckhardt wahrfcheinlich die höchſte Bergfpige Syriens, iſt meift,
nah Buckingham, „Jahr aus Jahr ein” mit Schnee bebedt '%); zur
Zeit des Hieronymus brachte man den Schnee deffelben in der Sommer-
zeit nach Tyrus 2); er und der Dfchebel Heiſch ſchauen auf Paneas
und deffen Ebene (Ard el Hule) herab. Hebraeus, quo praelegente
scripturas didici, affırmat Hermon Paäneadi imminere, fagt Hierony-
mus. Diefe Ebene von Paneas fcheint ber „Breite bed Berges Liba⸗
non’ und „den Rande Mizpe unten am Berge Hermon“ zu entfprechen,
‚1?°) Burdb. 65. Nach Arvieur (2, 347) hatte im ganzen türkifhen Reiche
einzig Kanobin Glocken.
12°) In SSD. von Beirut
13) Maundrel 170. Abulfeda Tab. Syr. 103. Baalbeck bei Will. Tyr. 771:
Malbec, bei Vitriac. 1073: Maubech.
14) Sof. 13, 9: „der ganze Libanon gegen der Sonnen Aufgang“, fcheint
auch den Antilibanon zu baeicnen.
‚15) Der Baal Hermon ale Theil des Libanon: Richt. 3, 3. Ein Theil des
eigentlichen Libanon zwifchen Akura und Zahle beißt jegt. Dſchebel Sannin.
Burdhardt S. 70. Libanon und Sirion: Pf. 29, 6, fo viel ald: Libanon und
Antilibanon? Bgl. 1 Ehron. 6, 23 und Hohelied 4, 8. Budingham (2, 301)
nennt den Hermon auch Dfchebel el Telj (Schneeberg), bei Abulfeda Tab. Syr.
147. 163 heißt er ebenfo: Mons al Tschalgj. Auß feinen Bächen, fagt Abul-
feda, entjpringt der Jordan, der Theil des Tſchalgj im Norden von Damaskus
beißt Sanir (5 Mof, 3, 8. 9), der Theil bei Damaskus: Kafiun, der weftlich
von Baalbeck: Lubnan.
16) Burdh. 81. Den 10. October lag Schnee auf dem Dfchebel Eſſcheikh.
16°) Aermon, de quo nunc aestivae nives Tyrum ob delicias deferuntur.
(Onom. s. v. Aermon.)
30 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab.
in welcher Baal Gad lag (Sof. 11, 3. 17. 12,7). Dies bürfte
durch die Erzählung (Fof. 11) von bem Siege, welchen Jofua am See
Merom (Hule) davontrug, beftätigt werden. Kananitifche Könige kamen
von Weften (von Achfaph und Dor), Norden und Oſten (vom Gebirge
und vom Lande Mizpa) und von Süden (vom See Cinnereth) am Me-
rom zuſammen. Joſua ſchlug fie, daß fie wieder nach allen Weltgegen-
den nach Haufe liefen, die einen gen Nordweſten bis Groß -Zibon, bie
andern gen Süden „bis an die warmen Waſſer,“ wahrfcheinlich bis zu
den heifen Quellen an der Weftfeite des Sees Genezareth bei Ziberias zc.,
und bis „an die Breite zu Mizpa gegen ben Morgen,” genauer: gegen
Norbdoften nach dem Hermon zu.
Libanon und Antilibanon fenden Flüffe nach den 4 Weltgegenden.
Gen Norden den Drontes, welcher Homs (Emefa) und Hamah (Epi-
phania) vorüberfließt und erft am Ende feines Laufs, bei Antiochia, Der
Stadt, mo die ganze Chriftenheit ihren Namen erhielt '°), fi) gen
Meften zum mittelländifchen Meere wendet. Der Leontes fließt gen
Südweſten und mündet ins Mittelmeer, nachdem er Cölefyrien verlaffen,
nördlich von Tyrus, jener Königin der alten Handelsftädte, die ba fpradh:
„ich bin die allerfchönfte,”' welche aber auf dem Meere ftill, ganz ſtill
geworben ). Oſtwärts fendet der Antilibanon die Waſſer Amana und
Pharphar nad) dem uralten Damaskus, das zwiſchen dem Fuße des
- Antilibanon und der weiten Morgenwüfte wie eine Gartenftadt Gottes
liegt, welche Abraham ſchon fahe, David beherrfchte, und wo Paulus
fehend ward. Endlih gen Süden fließt der Jordan vom Antilibanon
durch) den See Genezareth in das todte Meer.
Welch ein Gebirge ift der Kibanon! Ueber Damaskus und bie
weite weite öftliche Wüſte des Euphrat geht ihm die Sonne auf, über .
Tyrus und Sidon im Mittelmeere unter, gen Norden Antiochia, gen
Süden das heilige Land, Nazareth, Bethlehem, Jerufalem!
1. Das weftjordanifche Land.
A. Die Hochebene Galiläa. Das Gebirge Naphthali (Dichebel
Szaffad). Berg der Seligkfeiten. Tabor. Vom Libanon bis zur
Ebene Jesreel.
Das Gebirge Napthali wird nur einmal in der heil. Schrift er-
wähnt, nämlich Sof. 20, 7: „da heiligten fie (zur Freiftadt) Kedes in Ga-
liläa auf dem Gebirge Naphthali.“ Dies Gebirge entfpricht dem jegigen
Dſchebel Szaffad (Saphet). So wie nämlich vom Dfehebel Eſſcheikh
17) De Wette überfegt Joſua 11, 17: Baal Sad, im Thale ded Libanon
Mn dem Gebirge Hermon. Baal Gad ift wahrfcheinlich Paneas. &. Eaefarea
Philippi.
18) Ap. Geſch. 11, 26: „daher die Jünger am erften zu Antiochien Chriften
genannt wurden.”
19) Heſek. 27, 3. 32. Der Leontes (Liettani, auch Kasmieh) entfpringt zwi:
ſchen Zahle und Baalbeck (Burdh. 51); er ift bei feiner Mimdung 60 Schritte
breit, ift tief und fchnel. (Arvieur 2, 4.)
’
|
a
6. Gebirge, Ebenen und Gemwäfler Palaͤſtinab. 31
die niedrigere Gebirgskette des Dſchebel Heiſch in Oſten des Sees Merom
ſüdwärts läuft, fo die des Dſchebel Szaffad in Weſten deſſelben Sees”),
beide faffen deffen Ebene (Ard el Hule) ein. Burckhardt ?°%) ging vom
obern Sordan aus, von der zwifchen den Seen Merom und Genezareth
gelegenen Jakobsbrücke, gen Welten. „Nah 1% Stunde,” erzählt er,
„fingen wir an eine Gebirgskette zu erfteigen, die, befannt unter dem
Nomen Diebel Szaffad, an der norbweftlichen Seite des Sees Hule
anfängt und ein füdlicher Zweig des Dfchebel el Scheith oder vielmehr
des Antilibanus if. — In 2% Stunden von der Brüde aus kamen
wir auf den Gipfel des Berges, von wo aus ber Dſchebel el Scheikh
nordöftlich liegt. Der ganze Berg iſt Kalk mit ſehr wenig Baſalt. —
Nach 3% Stunde, und nachdem wir eine Heine Weile herabgeftiegen
waren, erreichten wir Szaffad (Saphet)?).“ Won der Hohe von Sa-
phet ift auf eine Entfernung von 6 Meilen, „nad Nazareth) und nach
den Bergen Zabor und Hermon ?'2) zu, die weite, niedriger gelegene
Gegend mit Bergreihen bedeckt. Reiſt man über bdiefe, fo erführt man,
dag man nicht wenig hinauf- und binabfteigen muß, aber von der Hohe
von Saphet erfcheinen fie nur als ſtarke Wellen auf der Oberfläche ),
da8 Ganze ald eine weite Hügelebene. Von Saphet nach Tyrus, 13
Stunden Wegs in norbmeftliher Richtung, führt der Weg duch ein
ſehr fruchtbares, mafler- und mwalbreiches Hügelland”). Wälder fah
Monro auf diefem Wege, welche ſich vom Antilibanon bis zum Carmel
und bis in die Nähe von Tyrus zogen. Die Landſchaft war Hin und
wieder fo ganz englifh, daß fie, fagt ber englifche Neifende, manchen
feiner pilgernden Landsleute wehmüthig flimmen möchte.
Weſtlich von Sapbet fieht man bei hellem Wetter über Are hinaus
das Meer’), alfo auch dorthin Ebene.
Reiſt man von Nazareth gen Nordweſt nad) Akte, fo fommt man
zuerst über rauhes Kalkhügelland ?°), näher bei Saphuri in die fchöne,
fruchtbare Ebene Zabulon, welche Clarke mit Gegenden von Süb-
england vergleicht, zulegt durch malbige Hügel mit unmerflichem Abfallen
in bie Meeredebene von Are. Neift man dagegen von Nazareth gen
Dftnordoft nach Tiberias, fo geht es über Hügelland ?°), zulegt ziemlich
fteil zum See Tiberias hinab. „Man follte nicht meinen,” fagt Korte?”),
—
— —
20) Kanneytra auf dem Rücken des Heiſch liegt 2850 Fuß hoch, Saphet
2500 8., nach Ruſſegger 3000 5. So find die zwei ei Gebirgsauclaufer auch hin⸗
a ee „pobe „anander gleich.
an; om Se "Ziberias rechnet Jowett 4 Stunden Auffteigen bis Saphet.
S
21°) Der fogenannte Bleine Hermon ift natürlich gemeint.
22) Iowett 184. Jowett fah von Saphet in den See Tiberias hinab.
23) FisE 368. King im Miss. Herald 1827. März. ©. 68. Monro 2,
24) Burdhardt 999.
25) Elarke 423. 403. Fisk 311 (Ueberf. 356). In der Bibel ift die Ebene
Zabulon nicht erwähnt.
236) Iowett 289.
IT) Korte.221.
32 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab. Ä
„dab von dieſem flachen Lande Galilaͤa folch eine Tiefe hinabzufteigen
wäre an ben See Genezareth. Wir hatten eine mäßige Stunde bergab
zu reiten, ehe wir nach Tiberias kamen.“ Endlich ſteigt man gegen
Süden von der galiläifchen Hochebene (3. B. von Nazareth Y% Stunden)
in die Ebene Jesreel hinab.
So erſcheint alfo Galiläa als eine Hochebene, welche weſtlich allge-
mad in die Meeresniederung von Are, füdlich fleiler in die Ebene Jes⸗
reel, oftlih am fteilften und, wie die Barometermeflungen erwieſen, am
tiefften gegen den See Genezareth und den galtläifchen obern Jordan
abfällt. Einft war dies fruchtbare Land angebaut und unbefchreiblich
bevölkert, jegt ift e8 meift verödet. — Wie nördlich der Zug bed Dfche-
bel Szaffad über die galiläifche Ebene anfteigt, fo ſüdlich der einzelne
Kegel des Tabor. Zwiſchen Saphet und dem Tabor, 3 Stunde von
Tiberias?2), Tiegt auf hoher Ebene der Berg der Seligkeiten,
welcher die fchönfte Ausficht auf Saphet, den befchneiten Hermon, in
große Tiefe Auf den See Gengzareth biete. Auf ihm foll Jefus die
Beropredigt gehalten haben, daher der Name”). Sept heißt der Berg:
Kerun el Hottein, d. i. die Hörner von Hottein,.da er länglich viereckig
ift, am öftlichen wie am weftlichen Ende eine hervortretende Spige hat *),
und bei dem Dorfe Hottein (Hittin) liegt. An eben diefem Berge der
Seligkeiten bra Saladin am 4. Juli 1187 in der berühmten Schlacht
von Hittin die Macht der Franken, nahm den König Guido von Seru-
falem gefangen, eroberte das Kreuz, welches der Bifchof von Bethlehem
in der Schlacht trug *), und bald darauf Serufalem ?’’). — Südlich
vom Berge der Seligkeiten, 2 Stunden in Often von Nazareth, er-
hebt fi nun dee Zabor, "han d. i. Berggipfel, Nabel, griechifch
Iraßyprov (Hof. 5, 1. LXX), bei den Eingeborenen: Dfehebel Tor .
27°) Burdbhardt 582. Nach Clarke find ed von Hottein 9 englifche Meilen
nad Ziberiad; Pococke fagt: der Berg der Seligkeiten fei 12 englifhe Meilen
von Razaerth, 10 engl. M. vom Zabor entfernt. (2, 97.) Uebereinftimmend
Berghaus’ Karte.
28) Clarke 456. Brocardus (Reyßbuch 457) fagt: wenn man von Saphet ber
ben Berg herabgehe, einen „Steinwurf vom galilätfchen Meer” Liege der Berg,
darauf unfer Heiland die Bergpredigt „gethan“. Bu unterft an diefem Berge
entfpringe der Quell Capharnaum. „Und weiterd von binnen, nur 1 Meyl (m.p.?)
liegt Capernaum.“ Mein Rec. in Tholucks Anzeiger hält diefe Tradition für die
richtigere, weil die Worte Luc. 7,1: elchidev elc Karepvaoun, darauf deuteten,
daß der Berg nahe bei dem Drte war. Auf feinen Kal kann der in ber Rähe
von Kapernaum, nur einen Stenwurf vom galiläifhen Meere gelegene Berg
mit dem, über 2 deutfche Meilen von Kapernaum und vom Nordende jened Meeres
entfernten Berg der Seligkeiten identificirt werden. Bol. Tholucks Auslegung
der Bergpredigt ©. 52.
29) Burdihardt 582. Pocode 2, 97. : Die Sage, daB die Speifung der Flinf:
taufend hier geſchah, laͤßt ſich aus den Evangeliſten widerlegen. ©. u. Bethſaida.
— Berg der Seligkeiten nach dem neunmal wiederholten „felig”, Matth.5, 3—11,
genannt.
30) Fr. v. Raumers Hobenftaufen II, 3090. Sanuto 191.
31) Welch ein Kriegsfchauplag rings um diefen Berg der Seligkeiten und
um Nazareth!
2. Burdhardt 577. Joseph. bell. Jud. 4, 1,8. Reland 331 ff.” Quaresm.
48.
7
6. Gebirge, Ebenen und Gewäſſer Palaͤſtinab. 33
Ein mächtiger’), faft ganz ifolirter, abgeflumpfter Kalkſteinkegel. Mira
rotunditate sublimis. In omni parte finitur aequaliter, fagt Hierony-
mus ꝰ2). Südlich zieht er tief in die Ebene Jesreel hinunter, nördlich
überfchaut er alle ihm vorliegenden Berge ’*) der Hochebene Saliläas.
Die Seiten des Tabor find mit einem Walde von Eichen und wilden
Piſtazienbäümen bededt, in welchem wilde Schweine und Unzen; ber
ganze Berg ift gras⸗ und blumenreih. Sein platter Gipfel hat eine
halbe Stunde im Umfange, auf ihm ſind Ueberbleibfel einer großen Feſte,
auch follen noch 2 Kirchen zu erkennen fein ”). Eine vide Mauer läßt
fi} rund um den Gipfel herum, dicht am Rande des Abgrundes ver-
folgen, in ihr ift gegen Welten ein hohes gewölbtes Thor.
Schon das Buch Joſua (19, 22) nennt den Tabor als Grenz-
punkt Iſaſchars; und Dabrath unweit des Tabor (VB. 12), das jegige
Dabury, als Grenzort zwifchen Sebulon und Iſaſchar. Hier fammelte
Barak auf Deborahs Geheiß fein Heer gegen Siffera (Nicht. 4, 6. 12),
den er am Bach Kifon befiegte; bier wurden Gideond Brüder ermordet
(Richt. 8, 18, 19), bier war 53 v. Chr. eine Schlacht zwifchen dem
Proconful Gabinius und den Juden unter Alerander, dem Sohne Ariſto⸗
buls. Nach einflimmiger Annahme früherer Zeit, z. B. ſchon nad Hie-
ronymus und Cyrillus, ift der Tabor der Berg der Verklärung Chrifti,
daher man ihn auch ben heiligen Berg nannte. Im Itinerarium des
S. Willibald aus dem achten Zahrhundert ‚heißt es vom Tabor: Ibi est
nunc monasterium monachorum et haec ecclesia Domino est conse-
crata et Moysi et Heliae, et illi cives nominant illum locum Ago
mons; wie denn 2 Petr. I, 18. der Berg der Verklärung &yıov Öpos
genannt wird, Gegen biefe Meinung: ber Tabor fei der Verklärungs-
berg, macht aber Robinfon (3, 462) den wichtigen Einwand: daß Po-
Igbius berichte: Antiochus der Große habe (um 218 v. Chr.) die Stadt
Atabyrion (— Zabor) erobert, welche auf einer bruftförmigen Höhe ge-
legen. Schon I Ehron. 7, 77 führe Labor als eine Stadt des Stammes
Sebulon an. — Die Kaiferin Helena ließ auf dem Gipfel eine Kirche
zu Ehren ber Apoftel Petrus, Johannes und Jakobus erbauen *). Noch
jegt feiern die Katholiken die Verklärung in einer Beinen Höhle, in der
fie eine Capelle erbaut haben, wo 2 Francisfaner aus Nazareth all-
33) Bolney 1, 172. Stephan Schulz (bei Paulus 7, 53) zählte den Berg
hinab 2783 Schritte, und glaubt bis zur Ebene Seöreel noch 500 Schritte hinzu:
rechnen zu müflen. Nach der Barometermeflung Schuberts ift der Zabor 1748
Fuß body, nach Zuſſeg ers 1755 F. (Ruſſ. 3, 213), nach Robinſons Schaͤtzung
1000 F. (Nob. 3, 45 N.
33°) Hieron ad Hos. 5
34) „Der König, der Her Zebaoth beißt, wird deher ziehen, fo hoch wie der
Berg Zabor unter den Bergen iſt.“ Ierem. 46,
39) Korte 226. Burdhardt 579. , .
36) Niceph. lib.-8. cap. 30. Webereinftimmend erwähnt Antoninus martyr
dreier Kirchen auf dem Zabor, ebenfo berichtet Adamnanus (2, 24): auf dem
Tabor ſtehe ein großes Kiofter und 3 bedeutende Kirchen. Will. Tyr. 1037
erwähnt auf dem Berge ein monasterium Graecorum quod dicitur Sancti
Heliae. Johannes Damafeenus bezog Pf, 88, 13: „Tabor und Hermon jauchzen
in deinem Namen“, auf die Verklärung. Bol. J. de Vitriaco 1076.
Raumer, Paläfiina. 3te Aufl, 3
346, Gebirge, Ebenen und Gewaͤſer Palaͤſinab.
jährlich am Peterötage Meſſe Iefen. Fünf Minuten von dieſer Gapelle
feiern die Griechen an einem Altar daffelbe Feſt, zu welcher Feier meh⸗
tere Taufend Pilgrimme zuſammenkommen ’’). — Sofephus befefligte den
Berg im Kriege gegen Veſpaſian °°), Saracenen bauten eine Burg
‚darauf zur Zeit Innocenz II. ?°); die Kirche der Verklärung zerſtoͤrte
Sultan Bibars 1263.
Alle Reifende fprechen von ber herrlichen Ausficht auf der Spige
des Tabor. Hieronymus fehreibt von der h. Paula: Scandebat montem
Thabor, in quo transfiguratus est Dominus; aspiciebat procul montes
Hermon et Hermonim et campos latissimos Galilaeae (Jesreel), in
quibus Sisara prostratus est. Torrens Cison, qui mediam planitiem
dividebat, et oppidum juxta, Naim, monstrabantur. „Die Ausfiät
vom Gipfel des Tabor,“ fchreibt Richter, „iſt eine der ſchönſten, die
man haben kann; im Süden die weite Ebene Esbraelon; im Dften die
hohen Gebirge, welche bas Ufer des Jordans und bes Sees Tiberias
begrenzen; im Norden der Antilibanon; im Welten ber Carmel und da
mittelländifche Meer '%).
B. Die Ebene Jesreel.
Vom Tabor und dem Hochlande Galiläas fleigt man gegen Mittag
in die Ebene Jesreel, in das Flußgebiet des Kifon hinab. Eine Wafler-
fcheide zwifchen dem Mittelmeere und dem Jordan läuft vom Tabor dem
Weftende des Hermon und Jesreel vorüber zum Gilboa. Am Tabot
entſpringen die nordöſtlichſten Zuflüſſe des Kifon “), am Gilboa die
ſüdöſtlichſten, welche letztere in NW. Richtung zum Mittelmeere fließen.
Weſtlich von einer Linie von Dſchenin zum Weſtende des Hermon und
zum Tabor, breitet ſich die Ebene Jesreel aus; von O. nach W. ſt ſie
8 Stunden lang, von N. nah S. 5 Stunden breit 2). Ein Hügel
zug, welcher vom nördlichen Gebirge Ephraim zum Carmel läuft, begrenzt
fie in SW., der Südabfall des galiläifchen Hochlandes in N. Das
„Thal Megiddo” führt dem Kifon aus SW. Waffer zu. — Im untern
Lauf des Kiſon ſchließt ſich die Ebene, fein Waffer bricht zwiſchen dem
37) Burckhardt 580.
38) Joseph. bell. Jud. 4, 1, 8 und Joseph. vita $. 37. er
. 39) Innocenz IH. in einem Schreiben vom Lateranenfifchen Concil jagt: UP”
in monte Tabor, ubi redemtor diseipulis suis futurae glorificationis SP® En
demonstravit, perfidi Saraceni quandam munitionis arcem in confusion.
‚christiani nominis erexerunt. Quaresm. II, 344. Näheres über die Geſchich
des Tabor bei Robinſon 3, 461 ff. m
40) 2. v. Richter &.61. Cotovicus (355) und Arvieur (2, 234) faben DU,
Tabor das todte Meer. „Tief in Süden glaubten Einige von und dab to
Meer zu ſehen“ (Schub. 3, 176). te
41) Cison torrens juxta montem Thabor. Hieron. Onom. — Sub ar r
Tabor juxta torrentem Cyson. W. Tyr. 1028. Raͤher dem Fuße des *
iſt die Quelle Ain el Scherran, von weicher ein Bach ausgeht, der den sil
rs Fe I, 8. - & Dſchenin
) Burckhardt 579. 590. Buckingh. 1, 455. Von Nazareth na
(Ginaea) find 5 Stunden. gb· l, Rezareth
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab. 35
Carmel und füblichen Ausläufern des galiläifchen Berglandes durch zur
Meeresebene von Ptolemais ). Zu den Waffern, die von der gezogenen
Wafferfcheide oſtwaͤrts in den Jordan fließen, gehört der Beifan, welcher
nahe bei Jesreel entfpringe und zwifchen dem Eleinen Dermon *) und
dem Gilboa mit raſchem Falle zum Jordan hinabläuft. Sein Thal ift
eine Stunde breit (Rob. 3, 393, 406). Die Ebene Jesreel iſt fehr frucht⸗
bar, aber dennoch jegt gänzlich übe und wüſte. Jowett fand zwifchen
Nazareth und Dfchenin nur 5 elende Dörfer *'). -
Den Namen führt bie Ebene von ber Stadt Jesreel im Thal
(3of. 17, 16 1.); es wird auch erwähnt der Grund Jesreel (Richt. 6, 33),
das Thal Jesreel (Hof. 1, 5). Sesreel ift aber fononym mit Eshrelom.
Judith I, 4 erwähnt das große Feld Esdrelom, und Judith 4, 5 heißt
es: „allen, die gegen Esdrelom mohnten, gegen dem großen Felde bei
Dothaim,“ worunter ebenfalls die Ebene Jesreel zu verfichen ift *).
Megiddo lag an einem Zufluß des Kifon (Nicht. 5, 19. 21); daher bie
Ebene Megibdo (2 Chron. 35, 225 3 Esra 1, 27) ebenfalls mit „Ebene
Jesreel“ ſynonym und keinesweges an der Küfte des mittellänbifchen
Meeres in der Nähe von Gäfarea zu fuchen ift‘). Auch campus Le-
gionis hieß die Ebene, nad der Stadt Legio (jegt Ledfhun), und bei
Joſephus neya medlov fchlechthin *). Gegenwärtig nennen fie die Ein-
geborenen: Merdfh Ibn Aamer *°).
42) Maundrel 74. Budingham 1, 92.
43) Der Beine Hermon, in &. des Zabor, ift nicht mit bem nördlichen Her:
mon ded Antilibanon zu verwechſeln. Er „erſcheint ald eine kurze Bergkette,
die faft in der Mitte der großen Ebene (Iesreel) von allen Seiten einfam da⸗
ſteht.“ (Budingh. I, 455.) Rain liegt an feinem nördlichen Fuße nad dem
Zabor zu. Die Araber nennen den Berg Duhy (Rob. 3, 404).
44) Sowett 191. Nach Sowett ( 301) find viele, aber unbedeutende Hügel
auf der Ebene Jesreel. Auch NRobinfen (3, 419) fagt vom weftlichen Theil der
felben: fie fei reich und fruchtbar, aber größtentheils unbebaut.
45) Bgl. Jesreel.
46) Vgl. Berghaus' Karte.
47) Joseph. bell. Jud. 4, 1,8. Ant. 20, 6, 1. NMeya redlov hieß außerdem
die Sordanebene vom See Genezareth bis zum todten Meere. Die Vermuthung
meines Recenfenten (Münch. Gel. Anz. 1836, &. 90): Megiddo möchte der
Wübere Rome von Legio fein, bat viel für fihb. Siehe im Anhange: Legio.
egiddo.
48) Burdhardt 579. Im Mittelalter nannte man die Ebene Jesreel auch
planum s. campus Sabae, nach einem Dorfe und Kaftel Saba (Eotov. 356.
Quar. 2, 816). Sanutus (207. 248) bat dafür richtig planum Fabae;- nad
ihm zogen ungarifche Kreugfahrer von Akko per planum Fabae et montem
Gelboe usque Bethsan. gl. unten: Faba — Fuleh. — Die Ebene Saronas,
jest Scheffa, ift ein vom Fuß des Tabors nordoftwärts in das galiläifche. Hoch⸗
land ſich Hineinziehender Bufen der Ebene Sesreel (Berggreen 2, 241). Das
Onom. s. v. Saron fagt: regio inter montem Thabor et stagnum Tiberiadis
Saronas appellatur. Dyubdan 532. Robinſon (3, 416) befchreibt diefelbe Ebene
als einen Ausläufer der Ebene Jesreel, fie beginne zwifchen dem Beinen Hermon
und Tabor und erftredie ſich bis nach dem Rande des Jordanthals und Hattin.
Sie ift nach ihm einer von den drei öftlihen Ausläufern ber Ebene Jesreel, der
zweite ift das Bifanthal, der dritte folgt von Dfchenin dem (oben angegebenen)
Bufluß des Kiſon aufwärts bis zum Gilbon. 34
36 6. Gebirge, Ebenen und Gewäaͤſſer Palaͤſtinab.
Durch dieſe Ebene lief die Grenze zwiſchen Galilda und Samaria ).
Sm Grunde Jesreel Tagerten fi) Amalekiter und Mibdianiter, hier
wurden fie von Gideon befiegt (Nicht. 6, 33. 7, 22), deffen Brüder fie
am Tabor erwürgt hatten (Richt. 8, 18°). In Jesreel Tagen bie Ji-
raeliten unter Saul gegen die Philifter vor deffen letzten Schlacht (1 Sam.
29, 1); hier bei Aphek fchlug Ahab den Syrerkönig Ben Habad, zum
Zeichen, daß ber Gott Iſraels nicht einzig ein Berggott fei (1 Kon.
20, 26 2c.); bier ward Joſia, König Judas, von Necho, dem Könige
Aegyptens, bei Megiddo gefchlagen und getödtet (2 Kön. 23, 29. 2 Ehron.
35, 22), Auf diefer Ebene lag Nebukadnezars Heer unter Holofer-
49) Joseph. bell. Jud. 3, 3, 1.
Bethbara den Ueberaang zu verrennen. Died gefchieht, und, die Ephraimiten
h fen, deren Köpfe fie dem Gideon Über den Jordan
bringen (Richt. 6, 24. 25). Denn Gideon war unterweilen bei Succoth über
birgd Hauran), und ſchlug die Midianiterfürften Sebah und Zalmuna.
Welchen Weg nahmen aber die fliehenden Feinde zunächft vom Shlacht—
die Natur des Terrains auf Bethfean gerichtet gewefen zu fein. Nun heißt
Richter 7, 22 ihr „Heer floh bis Beth Sitta gen Zerera, bis zur Grenze bon
Abel Mehola,” und e& dringt ſich die Vermuthung auf: unter Beth Sitta —
Bethſean zu verſtehen fein, welches den Namen „Akazienſtadt“ getuſet ir Ir
. eilen,
coth, wo Gideon über den Jordan ging, nur 2 Stunden in Mittag von Beth⸗
„ganz Bethſean, welches neben Zarthana lieget, unterhalb Jesreel, VOR
ſean bis Abel Mehola.“ — Ein ſeltſames Zuſammentreffen iſt es, daß 8 .
(Hieroz. 1, 306) fagt: Bethsan oppidum, quod graece Zxudörolıs dietum © :
non tamen a Scythis, ut volunt, sed quia epinae genus, ruv scitta
crescebat affatim, ut alibi, cum bono deo, docebitur. Ob und wo Boden
feine Hypothefe zu begründen verſucht hat, weiß ich nichts einzig finde u a
ihm noch (Hieroz. 2, 501): Scitta urbs Scythopolis dieta est, tanqua am,
Scythis; Beth Sitta erwähnt er nicht. — Aber Scythopolis ift nicht tand"
fondern wirflih a Scythis genannt. ©. Bethfean. ern
51) Herodot 2, 159 erzählt: Nekos von Aegppten habe mit ben Set
ev Maydöi@ gekämpft und darnach bie große ſyriſche Stadt Kadytis er
8. Ierufalem,
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinad. 37
nes (Judith 7, 3); am Fuße des Tabor kaͤmpften (nach Joſephus) Veſpa⸗
ſians Truppen gegen die Juden; in eben dieſer Ebene Jesreel wurden
(im Jahre 1799) 25,000 Türken durch 3000 Franzoſen unter Bona⸗
parte und Kleber befiegt. „Juden, Heiden, Saracenen, chriftliche Kreuz⸗
fahrer und antichriftliche Sranzofen, Aegypter, Perſer, Drufen, Türken
und Araber, Krieger aus allen Völkern unterm Himmel haben ihre
Zelte auf der Ebene Esdrelom aufgefchlagen und fahen ihre Paniere
benegt vom Thau bed Tabor und Hermon ?°).”
Die große Straße aus Aegypten nad Damaskus führt über Gaza
und Ramla, weiter durch dieſe Ebene, entweder aufs Geradefte, da man
bei Bethſean °”), oder mit einem Umwege, fo daß man zwifchen dem
See Genezareth und dem Merom über den Jordan (und zwar über die
Jakobsbrücke) geht. Aus Galilda (3. B. von Nazareth) nah Sichem
(und weiter nach SZerufalem) führt der Weg von Norden gen Süden
quer über die Ebene Sesreel. Durch den Engpaß des Kiſon ift fie,
wie erwähnt, mit der Ebene von Ptolemais verbunden °°).
C. Das Gebirge zwifhen der Ebene Jesreel und der
Wüſte el Tyh.
Von der Ebene Jesreel bis zur Wüſte, die mittagwaͤrts einer Linie
liegt, welche man von der Südſpitze des todten Meeres nach Gaza zu
zieht, iſt ein ununterbrochenes Bergland, deſſen nördlicher Theil das
Gebirge Ephraim, Draos 7, auf welchem Sichem (Joſ. 20, 7.
21, 21. 1 Kön. 12, 25. 1 Chron. 7, 67), der füdliche: das Gebirge
Juda, mm “m. Zwiſchen beiden iſt Feine natürliche Grenze, welche
etwa burch eine von Dften gen Weſten laufende Niederung gebildet
würde; von Soppe über Serufalem nach Sericho, wie von Gaza über
Hebron, nah dem Weftufer des todten Meeres, muß das Gebirge über-
ftiegen werden. Abendwärts fallen beide Gebirge zur Ebene am Mittel-
meere ab, gegen Morgen bildet ihr Abfall das lange, meift fteile weſt⸗
liche Selfenufer des Jordangefildes und todten Meeres.
a. Das Gebirge Ephraim. Ebal. Garizim. Gilboa. Carmel.
Das Gebirge Ephraim °°) wird von Joſephus gefchildert als quellen-
reich, fruchtbar an Obſt und mit Weideland gefegnet: Zu ihn gehören
52) Clarke 502. '
53) Schon Pompejus marfchirte von Damaskus über Pella nah Bethiean
(Jos. Ant. 14, 3, 4). Ueber Bethſean geht auch der Fürzefte Weg von Ierufas
lem nad) Damaskus (Burckh. 592).
54) Maundrel ©. 74 und Budingh. ©. 92. Am Weftabfall des Fleinen
Hermon theilt fi die Straße von Cairo nach Damaskus alfo, daß die eine zwi⸗
fhen dem Hermon und Gilboa nach Bethfean Läuft, die andere zwiſchen dem
Dergon und Tabor anfteigt, über eine große Ebene nach Kafr Sebt und Lubieh
führt, weiterhin zum See Ziberias hinab (Burdhardt 577) zum „Wege des
Meeres‘, der nach Kapernaum geht. Matth. 4, 14. Die große hohe Ebene ift
die ſchon erwähnte Ebene Saronas, Ard el Hamma Burckhardt's. Bol. Robin
fon 3, 480 und Nobinfons Karte.
55) Die Berge Samarias (Jerem. 31, 5. 6. Amos 3, 9. 4, 1. 6, 1) bürfe
ten mit dem Gebirge Ephraim ziemlich gleichbedeutend fein.
38 6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinab.
die Berge Ebal und Barizim, day orrm3, jener nadt und fleil auf
der Nordfeite, diefer grün mit Gärten überdedit, die fich terraffenförmig
erheben, auf der Süd⸗ und Weſtſeite bes Thales von Sichem °°). Auf
dem Ebal follten die Ifraeliten, fobald fie ins Land Kanaan kämen,
einen Altar bauen und 6 Stämme den Fluch ausſprechen, die 6, andern
Stämme auf dem Garizim den Segen: 5 Mof. 27, 2—26. 11, 295
was dann gefhah: Sof. 8, 30—34 °). Die Samaritaner lafen 5 Mof.
27, 4 Garizim ftatt Ebal, bauten zur Zeit und mit Erlaubniß Alerander
des Großen einen Tempel auf dem Garizim, welchen Johannes Hyrkanus
zerflörte. Auf diefen Tempel deutet die Samariterin aus Sichem bei
ihrem Geſpräch mit Chrifto, da fie fpricht (Joh. 4, 20): „Unſere Väter
haben auf diefem Berge angebetet.” Noch jegt wenden die Samariter
beim Beten ihr Gefiht zum Garizim, Rabbiner nennen ihn dagegen:
delubrum stercoreum; Antiochus der Edle aber wollte „den Tempel zu
Garizim des Jovis Xenii Kirche heißen, dieweil fremde Leute dafelbft
wohneten”: 2 Matt, 6, 2°). — Vom Garizim herab ſprach Jotham,
Sideond Sohn, zu den Leuten von Sihem. Richt. 9, 7°).
An das Gebirge Ephraim fchließt fih in ND. das Gebirge Gil-
boa an, beffen Dftende, c. 1260 F. hoch, unweit Bethſean in die Sor-
dansaue abfällt °%). Noch jetzt heißt ein Dorf auf diefem Bergzuge:
36) Josephus Antiq. 4, 8, 44 fagt: der Ebal habe zur Linken, der Garizim
(Garizaͤus) zur Rechten gelegen vom Thale Eichem. Otto d. Richter 56.
Budingh. I 450 ſchäatzt den Ebal c. 800 Fuß hoch. Monro (1, 275) fagt:
der Satizim fei der höchfte Berg Samariad; nach dem Itinerar. hierosol. (587)
führten 300 Stufen auf denfelben, nach Procopius Gazaeus aber 600,001 Stu:
fen. ) Eckhel (433) führt eine Münze der Stadt Neapolis (Sichem) an, auf
welcher abgebildet ift: mons in cujus vertice templum, ad quod copiosi gra-
dus ducunt. Der Berg ift, nad) Eckhel, der Sarizim.
57) Eufeb. u, Hieron. (Onom. s. v. Gebal) ſuchen die Berge ded Segens
und Fluches bei Jericho. Vgl. 5 Mof. 11, 30. Bol. das Über die Landichaft
Samaria Sefagte und Sichem.
Pie Den Zempel zu Serufalem aber wollte er „heißen des Jovis Olympü
irche.
59) Zum Gebirge Ephraim gehörten außerdem der Berg Gaas bei Thimnath
Heres (Joſ. 24, 30. Richt. 2, 9) und der Berg Zemaraim (2 Chron. 13, 4)
vgl. Thimnath Heres.
60) Vgl. Anm. 50. Das Onom. ſagt: Gelboe, montes alienigenarum, in
sexto lapide a Scythopoli, in quibus est vicus grandis, qui vocatur Gel-
bus. Sanutus (251): Im Süden vom Eleinen Hermon liegen montes Gelboe,
et extenduntur a Bethsan usque Jezrael, versus oriens per tres leucas.
Richarbfon, 2, 424 rechnet mit Unrecht den Bergzug, welcher nördlich von Beth:
fean die Iordansaue im Abend begrenzt, zum Gilboa; es ift dies der Abfall des
galiläifchen Hochlandes. Yarthey ging vom Labor nach dem Kaftell Kafr-el-
Kamah, und von da 3 Stunden lang über ein ebened Felöplatenu. Wir fahen
erft, fagt er, „auf welcher großen De wir uns befanden, als wir, an dep oft:
lihen Rand gelangt, auf einem fehr fleinigen Pfade zum Jordan hinabfttegen,
wo er eben aus dem See Ziberiad hervorftrömt.” (Berghaus Memoir. 46). —
Buckingham (1, 384), der ungefähr I Stunde unterhalb der Ausmündung des
Jordan aus dem See Tiberias über den Fluß, und von da „nadte, fteinige
* hinauf, weiter nach dem Tabor ging, machte denſelben Weg wie
Parthey.
6. Gebirge ‚ Ebenen und Gewaͤſſer Palaſtinaß. 89
Gilboa (Dfchelboe) °'). Auf ihm fiel Saul und feine Söhne im Kampfe
gegen die Philifter: 1 Sam. 28, 4. 31, 1—8. 2 Sam. I, 6, 21 °%°).
Schließt fi) an das Gebirge Ephraim in Nordoften der Gilboa an,
fo ift diefes °°) in Nordweften durch einen Waldhügelzug mit dem Car⸗
mel, >72, verbunden, der ins Mittelmeer abfällt. Die große von Gaza
tommende ägyptiſche Straße wendet fich über jenen Hügelzug oſtwärts
zur Ebene Jesreel, der Zug und der Carmel bilden die Wafferfcheide
zwifchen dem Kifon und den Küftenflüßchen, welche füdlich vom Carmel
in das Mittelmeer münden. Ä |
Der Carmel am Meere war bie Südgrenze bed Stammes Aſſer
(Sof. 19, 26), fpäter gehörte er den Tyrern ©). Auf ihm opferten
Baalspfaffen vergeblih, aber Elias Opfer fraß das Feuer des Herrn
(1 Kön. 18, 17—39). Dort fah Elias Knabe die Heine Wolfe aus dem
Meere aufgehen (B. 42—45); auf dem Carmel Fam die Sunamitin zu
Elifa (2 Kon. 4, 25). n
Scylax nennt ihn den heiligen Berg des Zeus. In einem Tempel
auf dem Carmel, welcher vor andern Bergen heilig und Profanen un-
zugänglich fei, habe fich Pythagoras oft einfam aufgehalten, fchreibt
Jamblichus 60). Aber Tacitus läugnet den Tempel: Est Judaeam inter
Syriamque Carmelus. Ita vocant montem Deumque: nec simulacrum
Deo aut templum situm tradidere majores; aram tantum et reve-
rentiam. Da opferte Vefpafian, und der Priefter weiſſagte ihm, bevor
er Kaifer warb: datur tibi magna sedes, ingentes termini,, multum
hominum °). — Helena baute auf dem Garmel eine Kirche, die Tempel⸗
berren 1217 eine Warte, die Garmeliter, Barfüßermönde, deren Namen
von Berge (ihr Schugpatron ift Elias), im 3. 1180 das Eliaskloſter.
Kichter fand nur einen Carmelitermönd oben. Das alte Carmeliter⸗
kloſter „beſtand aus einer Capelle, einigen Zellen und Brunnen, fämmt-
lich in ben Felfen gehauen, ber bier von Feuerfleinen in einer Mutter
von weicher Kreide gebildet wird. Der Höhlen find überaus viel im
Garmel, vorzüglich an der Weftfeite, man fagt: mehr als taufend, und
vor Alters follen fie von Mönchen bewohnt gemwefen fein, welchen man
jedoch deren Anlegung nicht zufchreiben darf. Im einer Gegend, bie
Höhle der Ordensleute genannt, findet man an 400 neben einander.
Senfter und Schlafftellen find in den Felfen ausgehauen. Weiter unten
liege eine, die fi durch ihre Größe auszeichnet, etwa 20 Schritte Tang
und über 15 Schritte breit und hoch ift. Im ihr fol Elias gewohnt
61) Rob. 3, 404.
62) David, in feiner Klage über Sauls und Sonathand Tod, verwünfcht die
Berge Gilboa (2 Sam. 1, 21). Plurimi Sterilitatem horum montium impre-
cationi Davidis attribuunt, Cotov. 347. |
63) Prokeſch ©. 128.
64) Joseph. bell. Jud. 3, 3, 1. -
65) Vita Pythagorae cap. 3. Tois noAdois Aßarev.
66) Tac. hist. II, 78. Suetonius Vesp. V. erzählt: Apud Judaeam Car-
meli Dei oraculum consulentem, ita confirmavere sortes, ut, quidquid cogi-
taret volveretque animo, quantumlibet magnum, id esse proventurum, polli-
cerentur. j
40 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinas.
haben“ 7). — Auf dieſes Hoͤhlenleben der Mönche bezieht ſich Jacob. de
Vitriaco ®), wenn er fagt: Alii (viri sancti) ad exemplum Eliae pro-
phetae in monte Carmelo vitam solitariam agebant in alvearibus
modicarum cellularım, tanquam apes Domini, dulcedinem spiritualem
mellificantes °°). Ein fpätered, zu Anfang des 18ten Jahrhunderts er-
bautes Elinsklofter ward 1799 von den Franzofen (unter Napoleon) in
ein Peftfpital verwandelt und deshalb von den Türken fpäter zerftört ”°).
Monro fand im I. 1333 ein neuerbautes Eliasklofter, die dreifarbige
franzöfiihe Fahne mwehte auf demfelben, feine 2 Baarfüßer und ihr Su⸗
perior gingen nicht baarfuß, enthielten ſich auch nicht von Fleifch und
Mein, waren aber fonft nüchterne, freifinnige Männer’). Nach Schu-
bert ift dies Klofter fchöner als irgend ein anderes in Syrien, und auf
europäifche Weiſe fehr gut eingerichtet. Luft und Waſſer find vortrefflich.
Das Gebäude liegt 582 Fuß hoch, die Spige des Berges ift mehr als
noch einmal fo hoch, Budingham fehägt die Höhe auf 1500 8.7").
Der Sarmel dat feinen Namen, welcher ein „Fruchtgefilde“ bedeu-
tet, mit Necht, da er unten mit Lorbeer- und Delbäumen, oben mit,
Fichten und Eichen bewachfen ift und voll der fchönften Blumen: Hya⸗
cinthen, Sonquillen, Zazetten, Anemonen ’’). Darum fpricht die heilige
Schrift (ef. 35, 2): die Wüfte werde blühen, „Denn der Schmud Car-
meld und Sarons ift ihr gegeben.” Won feinem Gipfel fieht man nörb-
lich nahe am Fuße des Berges den Kifon in die Bai von Are mün-
den, über diefe hinweg Are, weiterhin die Tyriſche Leiter, das Vorge⸗
birge, welches die Ebene von Are begrenzt; mittagmärts erblidt man
an ber Seefüfte die Ruinen von Athlit und Tartura (Dor), landein-
wärtd gen Nordoften den Hermon auf etwa 10 Meilen Entfernung °°).
Wie eine Warte fchaut der Carmel abendwärts in das Mittelmeer hinaus.
Chateaubriand fegelte von Cypern nach Soppen. Morgens mwedten ihn
verworrene Stimmen, man fah in weiter Ferne den Carmel, über wel»
chem die Sonne aufging ”').
67) Otto v. Richter S. 64 rc. Auch Scholz (200) erwahnt eines Carmeliters,
der in Haifa wohne. Plin. hist. nat. V, 17: Promontorium Carmelum et in
monte oppidum eodem nomine, quondam Ecbatana dictum. gl. Herodot.
68) Historia Hierosol. p. 1075. Bgl. Ritter 381.
69) Auf die Unzahl Höhlen, in welchen man ſich leicht verbergen kann, ſcheint
Amos 9, 3 anzufpielen: „Und wenn fie ſich gleich verſteckten oben auf dem Berge
Carmel, will ich fie Doch dafelbft fuchen und herabholen.“ (Bachiene). Arvieur
2, 246 erwähnt aud) eines in Kelfen gehauenen Pferdeftalles zu 12 Pferden und
eined Speifefaals für 10 Perfonen, nebft Tiſch und Banken, ebenfalld ausgehauen.
70) Scholz ©. 153.
70°) Monro 1,57. Die Mönche nennt Monro: liberal and enlightened men.
3 Franzoſen und ein Italiener, „employss“ des Paſcha, wohnten inı Klofter.
Bol. Skinner 1, 89.
71) Budingham I, 98. Schubert 3, 210 fe.
72) Otto v. Richter (S. 65) und Mariti. Nähere Angabe der Karmelpflan:
zen bei Schub. 3, 212. »
7) Budingh. I, 97. — Der Carmel wird noch erwahnt: ef. 33,9. Serem.
46, 18. 50, 19. Amos 1, 2. Ein zweiter Earmel im Gebirge Juda.
14) Chateaubriand S. 44.
|
6. Gebirge, Ebenen und Gewäaͤſſer Palaͤſtinab. 41
b. Das Gebirge Juda.
Auch von diefem fagt Sofephus: es fei reich an Getreide, Wein,
Obſt; neuere Reifende wollen ed meift nicht rühmen 7°); zu ihm gehören
die Berge Serufalems: der Delberg, Zion, Moriah und die altberühm-
ten Thäler des Kidron, das Thal Ben Hinnom und Rephaim ’°). Bon
Joppe am Mittelmeere reift man über Ramla ungefähr 7 Stunden
dur) das ſchöne Gefilde Saron, dann erhebt fich das wüſte Kalkgebirge
Juda, über welches ein höchſt befchwerlicher Weg bergauf bergab in etwa
6 Stunden nad) Serufalem führt. Von bier fegt das Gebirge 5 Stun-
den oſtwärts fort, da es wieder in die Jordansaue bei Jericho abfällt 7).
An diefem öftlichen Abfall des Gebirgs ift dem fteile Berg Quaran⸗
tania, ber Sage nach: Berg ber Verfuchung Ehrifli. Seinen Namen
bat er von dem A0tägigen Faften des Herrn (Matth. 4, 2, 8). „Der
Berg,’ fagt Haffelquift "); „iſt fehr fpigig und hoch; der Aufgang
zu feinem Gipfel ift fo gefährlich, als man es fich vorftellen kann,‘
Zur Seite hat man einen tiefen Abgrund. Auf dem höchften Gipfel
find Weberbleibfel eines alten griechifchen Klofterd, ob bes von ber Kai⸗
ferin Helena erbauten? In den Seiten des Berges find viele Höhlen
und Löcher, in welchen Einfiedler wohnten ”°); an feinem Fuße entfpringt
eine Duelle, der Sage nad) die von Elifa gefund gemachte (2 Kon. 2,
18 — 22).
Der Name: Gebirge Juda, kommt öfters in der heil. Schrift vor,
z. B. Sof. 11, 21. 2 Chron. 27, 4. Zu ihm gehörte die Wüſte
Thekoa (2 Ehron. 20, 20), ferner die Wüften Engeddi (1 Sam. 24, 2),
Maon (1 Sam. 23, 24. 25), Siph (1 Sam. 23, 14. 15), alle drei
aus Davids Gefchichte bekannt ’%); zu ihm der Frankenberg bei Thekoa
75) Siche: „Frühere Fruchtbarkeit, jegige Unfruchtbarkeit Palaͤſtinas.“
6 Bon diefen Bergen und Thälern dad Nähere in der Befchreibung Jeru⸗
alems.
77) Von Jeruſalem bis zur Ebene von Jericho gibt Maundrell 5 Stunden
an. Buckingham 6. (I, 244 ff.) Den arabiſchen Wegelagerer Abughoſch, wel
her zwifchen Ramla und Serufalem die Reifenden und Pilgrimme plünderte,
batte Ibrahim Paſcha verurtheilt, bei den Schanzarbeiten von Akre in Ketten
rs u tragen. Robinfon (1, 410) fah ihn in Ierufalem.
77° . .
78) Maundrel (S. 101) fand noch Einfiedler in den Höhlen, aber auch Ara-
ber mit Schießgewehr, welche 200 Thaler für die Erlaubniß, den Berg zu er:
fteigen, verlangten. Haffelquift (&. 149. 150) fagt: Ich ftieg fo hoch auf diefen
Verſuchungsberg hinauf, als es die Vorfichtigkeit erlaubte, allein ich wagte mich
nicht auf die Spige, wohin ich meinen Diener ſchickte. Arvieur (2, 164) fhil-
dert genau das Gefährliche des Erfteigend. Der‘ Einfiedler des Duarantania
gedenkt Bitriacus (1075): Alii exemplo Domini specialiter ducti, desertum
illud desiderabile, in quo Dominus noster jejunavit, quod Quarantena ap-
pellatur, ut vitam ducerent eremiticam, praeeligentes, in modicis cellulis
Domino devotissime militabant. Vgl. befonders: Doubdan 311.
19) In der Gegend von Hebron paffirte Seegen einen Berg, weldden er für
den Carmel Nabals hielt (Monatl. Eorr. 1808.. Febr.) Nah Rob. 2, 423 fo.
liegt der von“ Seeken angegebene Berg in ©. der Ruinen des Ortes Carmel,
welchen man fonft mit Carmel am Meere werwechfelte. Aber Will. Tyr. (993)
fagt fon: Est autem hic Carmelus non ille mons qui in maritimis situs
est, sed viculus quidam ubi olim stulti Nabal domicilium legitur fuisse.
Ä
a2 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſer Palaͤſtinas.
und Nabals Carmel in ber Nähe von Hebron (Joſ. 15, 555 1 Sam.
25)°%. Der füdliche Theil des Gebirges Juda hieß: das Gebirge ber
Amoriter (5 Mof. I, 7. 19); bie fleigt empor über bie ſüdliche
Wüſte. Dom Horeb follten die Kinder Sfrael ziehen, daß fie zum Ge.
birge der Amoriter kämen (5 Mof. 1, 7), und nachdem fie durd bie
ganze Wüfte gezogen, die groß und graufam ift auf der Straße zum
"Gebirge der Amoriter (®. 19.20) bis Kades Barnea, ſprach Mofes:
ihr feid nun an das Gebirge ber Amoriter gekommen. Als die Iſraeliten
von bier nach des Herrn Befehl zum Schilfmeer umkehren ſollten, zogen
fie doch „hinauf auf das Gebirge”, und die Amoriter auf bem Gebirge
fhlugen fie (V. 43. 46) °') Dies Anfteigen .beftätige Seegen, da er
von Hebron zum Berge Madara, der im Südweſten vom todten Meere
liegt, reifte und „auf einem $elfenfteige in ein fürchterlich wildes, tiefes
und unfruchtbares Thal hinabſtieg“ *2). In der Nähe des Madara er⸗
fliegen Schubert und Robinfon aus ber tiefen Niederung des Wady dl
Araba den fleilen 1434 Fuß hohen Paß Sufah.
Weit tiefer ift der Abfall des Gebirges Iuda zur Sübfpige dei
todten Meeres. Legh erzählt, daß er und feine Gefährten von bem
hohen Weftufer des Meeres die geoße Ebene am Sübende deffelben unter
fich gefehen und 2 Stunden lang in diefe Ebene hinabgeftiegen feien, ſo
fteit, daß fie die Pferde hätten führen müffen ®). Robinfon (3, 17)
ftieg auf demfelben Wege zum todten Meere hinab, dann auch welter
nördlich bei Engeddi, wo er fich mit feinem Reifegefährten einen „erſchreck⸗
lichen Paß hinabarbeitete“, der befchwerlicher war als alle die er auf fer
nen weiten Reifen Tennen gelernt. Die Höhe des Gebirges erſcheint bie
um fo größer, als dee Spiegel des todten Meeres um 1231 %. niedrige
liegt ais der Spiegel des Mittelmeeres; ift jene Höhe c. 2400 8. über
dem Mittelmeer-Spiegel, fo beträgt fie 3631 F. über dem Spiegel dei
todten Meeres. -
Wenn das Gebirge Juda gegen D. und SD. im bie Tiefe dei
Jordanthals, des todten Meeres und der Araba fteil binabfällt, jo ver
liert es fich gegen W. allmälig durch Hügelland in die Ebene des Mit
telmeeres, gegen Mittag grenzt ed an bie weite Wüfte der ſinaitiſchen
Halbinfel. Rackte Kreidehigel, kahle, mit ſchwarzen Feuerfteinen über
deckte Ebenen ziehen fi) aus ber Nähe des Sinai nordwärts bi zum
Gebirge Juda, das fi anderthalbtaufend Fuß über die Wüſte erhebt.
Als Nuffegger, der vom Sinai Fam, ſüdlich von Hebron dies Gebirge
erftiegen, fchrieb er °'): „Arabien lag hinter mir, ich war mitten in einer
80) Unter Wüfte find in den citirten u. a. Stellen nicht völlig uncultivirbare,
fondern uncultivirte Gegenden gemeint, kein Aderland. Die „Wüfte im Lande,
da man nichts fäet,“ heißt es Ser. 2, 2, welche aber gut zur Weide ift (Luc
15, 4). Waren doch in der Wüfte Juda 6 Städte und ihre Dörfer. Sol. 15,
61. 62. Bgl. Sef. 42. 11. ‚
81) Bol. 4 Mof. 14, 40 — 45, wo erzählt wird, daß Amaleliter und Kan
niter die Ifraeliten vom Gebirge abtrieben. Vgl. 1 Mof. 14, 7? '
82) Monatl. Corr. 1808. Bd. 17. S. 134.
83) Legh ©. 203 N .
84) Nuffegger 3, 72.
|
|
|
\
!
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinab. 4
ganz neuen Natur und der Charakter des fyrifchen Berglandes fprach fich
rund umher in deutlichen Zügen aus. Die grauen zertrummerten Fels⸗
maffen der QJurazeit umgeben uns.’
Und dieſe Juraformation zieht fich durch das Gebirge Ephraim und
Galiläa zum Libanon, nur hin und wieder von Kreide und tertiären
Bildungen bededt. So liegt Bethlehem auf einer Kreidekuppe, feuerftein-
reihe Kreide findet fi) auf dem Delberge **). Nach dem todten Meere
und dem Jordan hinab bededt Kreide häufig die Jurabildung; am Sud-- -
ende des Meeres Läuft ein von Kreide überlagerter 150 Fuß hoher
Steinfalzeüden 27; Stunden weit®).
Wie die Kreidebildungen in der Niederung des Jordan und bes
tobten Meeres zunehmen, fo auch in W. am Mittelmeer... Das meiße
Vorgebirge (Raͤs el Abiad) zwifchen Tyrus und Akko ift Kreide, ebenfo
ber Sarmel, deffen Kreide Feuerfteine und Fiſchverſteinerungen enthält...
Kreide im Wady el Arifh. Dazu kommen tertiäre Bildungen zwifchen
dem Carmel und Caͤſarea, ein weicher kreidiger Kalkftein bei Beit Dfchi-
brin ®°) und Deir Dubban. '
In der Kreide und dem Kalkftein finden fi unzählige Zünftliche
Höhlen, 3. B. bei Medfchdel am See Tiberias, bei Nazareth, am Kar:
mel und füblich vom Garmel nach Cäſarea zu, am Ebal, um Serufalem,
wenigftend hundert find allein auf deffen Norbdfeite ). In folche Höhlen
flüchteten die Jfraeliten vor den Midianitern (Richt. 6, 2), ebenfo vor
den Philiftern (1 Sam. 13, 6). In die Höhle von Makeda verſteckten
ſich fünf Könige (Joſ. 10, 6); 600 Benjaminiter 4 Monate ‚im Fels
Rimmon”’ (Nicht. 20, 6); David in der Höhle Adullam (1 Sam. 22,
1.2). In einee Höhle zeigt man zu Nazareth den Drt ber Verkündi⸗
gung, zu Bethlehem den Ort der Geburt Chriſti. Dahin gehören bie
vielen Felfengräber, als: Abrahams Erbbegräbniß bei Hebron (1 Moſ.
23, 17. 49,30), Chrifti „gehauen Grab” (Matth. 27,60. Marc. 15, 46.
Luc. 23, 53), dahin die unzähligen Felfengräber auf der Süd- Dft- und
Nordſeite Jeruſalems und Felfengräber am See Gengzareh.
Im öftlihen Galilda (am See Gengzareth und an einigen andern
Yunkten) trifft man auf einzelne Bafaltpartien, Ausläufer der großen
Bafaltformation des alten Bafan.
D. Paläftinas Ebenen am Mittelmeere.
Das fihöne blaue mittelläandifche Meer beſpült im Abend die Küfte
Palaͤſtinas, laͤngs welcher fich, von der tyrifchen Leiter ſüdlich Tyrus,
bis zur aͤgyptiſchen Grenze im Mittag von Gaza, eine lange, fruchtbare
84°) Derf. 247. Mit dem Jurakalkſtein findet ſich viel Dolomit mit Bitter
ſpathkryſtallen. &. 248.
85) Rob. 3, 23. Ueber das Vorkommen der Kreide ıc. vgl. Budinghan 1,
38. 71. 129. Legh 203. v. Richter 54. 683. Burdhardt 598 ıc. Cotovicus
2337. Arvieuf 2, 87 ıc.
86) Rob. 3, 610, 5661. Bol. im Anhange: „der tertiäre Kalkftein bei
aris ıc.
’ 87) Burdh. 559. Buckingh. 1, 91. 101. 113. 168. 448. v. Richter 69.
44 6. Gebirge, Ebenen und Gemwäfler Palaͤſtinab.
Ebene hinabzieht, die oftwärts von den Bergen Galiläas, Samarias’und
Judäas begrenzt wird. Der Carmel theilt fie in die nördliche Ebene
von Akre und bie füblihen Ebenen von Saron und Sephela. Meer-
bufen fehlen an der geradlinigen Küfte, mit Ausnahme des von Alte;
die einen, unbefchiffbaren Flüffe, welche in kurzem Laufe von jenen
'öftlichen Bergen zum Meere fließen, bilden feine. — Ebbe und Flut
ift an der palaftinifchen Küfte gering °).
Das Mittelmeer wird in der heil. Schrift öfters das Meer fchlechthin
genannt,. auch „das große Meer’ (4 Mof. 34, 6.75 Joſ. 1, 4; Ezech.
47, 20 ⁊c.), und „das große Meer gegen der Sonnen Untergang” (Iof.
23, A), ferner: das binterfte oder äußerſte Meer (5 Mof. 11, 24; Joel
2,20; Saharja 14, 6), auch das Philiftermeer (2 Mof. 23, 31) °°).
Auf dem Mittelmeer wurden die Cedern des Libanon nad, Joppe geflößt
(2 Chron. 2, 16); Jonas und Paulus befuhren «8.
Berfolgen wir nun die Küftenebene Paläftinas von Norden -gen
Süden. Neift man von Tyrus mittagmwärts, fo führt der Weg auf einer
von Alerander dem Großen angelegten Felfenftrafe am Meere über das
weiße Vorgebirge (Raß el Abiad), weiter zu der Tyriſchen Leiter, einem
rauhen, fteilen Promontorium °), auf deffen Höhe man auf die Ebene:
von Afre, der altberühmten Stadt, hinabſieht.
a. Die Ebene von Akre. Belus. Kifon.
Diefe Ebene zieht fih nun 6 Stunden weit, von der Tyrifchen
Leiter über Akre bis zum Fuß des Carmel. Reiſt man von Are nad
Nazareth, fo braucht man 2 Stunden, bis man quer über biefelbe' zu
Waldhügeln kommt, über welche man allmalig zum XZafellande Weft-
galiläas anfteigt. Die Ebene ift fruchtbar, bewäffert, aber wüſt und
. unangebaut ?'). Der Peine Belus (vielleicht der Sihor-Kibnath, d. i.
Glasfluß, der Grenzfluß Affers Sof. 19, 26) fließt durch diefelbe und
mündet nahe Akte in die Bai. Er ift berühmt, weil an feinem Ufer
das Glas erfunden wurde; noch im Mittelalter führte man feinen Sand
nach Genua und Venedig zur Glasfabrication °°).
Am Fuße des Carmel mündet der Kifon, Trip (Mufattua),
welcher durch die Ebene Sesreel fließt und diefe oberhalb feiner Mün-
88) Darauf bezieht man Jerem. 5, 22. Nah Monconnys 1, 298 ift bei
Jaffa Eeine Ebbe und Flut.
89) Strabo nennt das Meer von Aegypten bis zum Meerbufen von Iffus: das
ägpptifche Meer.
90) Maundrell (69) fagt: es fei ein Stück vom Berge Saron; Budingham
(1, 42) nennt es Vorgebirge von Nakhora; Scholz: Nadel Meſcherſi (S. 154).
91) Maundrell 69. Nach Clarke verrathen. viele Diffeln, welche hier wachfen,
die Kruchtbarkeit. ,
92) Tac. hist. 5. 7. Et Belus amnis Judaico mari illabitur: circa cujus
os collectae arenae, admixto nitro, in vitrum excoquuntur. Plin. hist. nat.
XXXVI. cap. 65. u. V. cap. 17. Nach Plinius kommt der Belus aus einem
Teich Eendevia am Fuße des Earmel und fließt 5 m. p. vom Urfprung bei Pto⸗
lemaid (Are) ind Meer. Sein Wafler war heilig, aber ungefund, fhlammig;
fein reiner Sand aus dem Meere dünenartig hineingefpült. Am Belus fand
Herkules die Pflanze Colocafia, welche feine Wunden heilte. Vgl. Clarke 399.
.*
8
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab. 45
dung durch ein enges Thal mit der Ebene von Are verbindet). An -
feinen Ufern liegen bier ſchöne Gärten, fein Waffer ift hell und grün.
Der Kifon „wälzte“ die Leichen von Sifferas Heere (Nicht. 4, 7. 13.
5, 21. Pf. 83, 10)5 zum Kifon führte Elias die Propheten Baals und
ſchlachtete fie (1 Kön. 19, 40).
b. Die Ebene vom Earmel bis Gaza und ihre Bäche.
Saron. Sephela.
Der vom Gebirge Samarias nordweſtwaͤrts auslaufende Zug des
Carmel fcheidet die Ebene von Akre im Norden von der an 40 Stun⸗
den langen, 5 bis 8 Stunden breiten Küftenebene, welche ununterbrochen
im Süden ded Carmel von Dor nach Gaza hinabzieht und die öftlichen
Berge Samarias und Judäas begrenzt.
Dom Carmel über Cäſarea bis Jaffa hat diefe Ebene abmwechfelnd
Sanddünen, niedrige Felsplatten,; aber auch fehr ſchöne fruchtbare Par:
tien, „die wenigftens ebenfo fruchtbar find ald die Ebene von Are und
Zabulon‘’’Y). Südlich von Cäſarea verließ der Engländer Monro die
Küfte und ging landeinwärts über bie reichen Weiden Sarons, auf benen
weißer Klee, Zwergtulpen und rothe Eiftusröslein blühten, und Störche,
melche der Araber verehrt, herumfpazierten 2). Beſonders ſchön ift die
Gegend Jaffas und von da nad) Ramla zu. Hier ift die altberühmte
Ebene Saron, ıaY. Hieronymus fagt: Saron omnis circa Joppen
Lyddamque appellatur regio, in qua latissimi campi fertilesque red-
duntur. — Omnis regio circa Lyddam, Joppen et Jamniam apta est
pascendis gregibus *°). Letzteres beftätigt 1 Chron. 28, 29. Das Hohe
lieb (2, 1) gedenkt der Lilie (Blume bei Luther) von Saron, ef. 35, 2
des Schmuds Sarons und Garmeld. Diefen Schmud rühmt Chateau-
briand *6) und erzählt: „Wir fchritten, von Ioppen nad) Ramla veifend,
in die Ebene von Saron vor, deren Schönheit die Schrift rühmt. Als
der Pater Neret im Monat April 1713 Hindurchging, war fie mit
Zuipen bededt. Die Blumen, welche im Frühlinge biefe berühmte Flur
bedecken, find weiße und rothe Rofen, Narziffen, Anemonen, weiße und
gelbe Lilien, Xevkojen und eine Art wohlriehendes Immergrün.”
Mittagwärts von Joppen, Ramla und Jamnia ſchließt fi) an Saron
93) Maundrel 74. Budingham 1,92. Otto v. Richter 64. Arvieur (2, 241)
fagt: am öftlichen Earmel zeige man den Ort, wo Elias die Baalspfaffen ge
fchlachtet, man nenne ihn auf arabifh: Mocataa, d. i. Metzelung; nenne auch
den ganzen Carmel: Rad el Mocataa: Vorgebirge der Megelung. — Daher
denn der Rame Mukattua für den untern Kiſon. Rob. (3, 476) fagt: beim Volke
bedeute der Name (el⸗Mukutta) „die Kurt.” Nabe der Mündung ift der Fluß
tief und c. 30 Yards breit (Monro 1, 56). Bol. „Die Ebene Sesreel.’'
94) Budingham 1, 111.
94°) Monro 1, 75.
95) Hieronymus zu Ief. 33 u. 65. Im Onomasticon fagt er: a Caesarea
Palaestinae usque ad oppidum Joppe omnis terra, quae cernitur, dicitur
Saronas. Nach Monro (1, 68) endet der Carmel füdlich von Dor (Santurah),
da beginnt Saron.
96) Seite 54.
8
x
1}
46 6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinas.
die Meeresniederung der Pbilifter an; auf ihr liegen bie 5 Hauptſtaͤdte
der Philifter: Gad, Asbod, Askalon, Ekron und Gaza. Diefe Ebene
heißt Sephela, ou”). Neifende ſchildern fie, wie Saron, als fehr
fruchtbar, wenn auch als zum Theil unangebaut; bis el Arifch ift Ader-
und Weideland °°). Südlich von Gaza und weftlich (bei el Arifch) grenzt
fie an die entfegliche weite arabifche Wüftee
Nur unbedeutende Wafler, meift Winterbache, bie im Sommer aus⸗
trocknen, fließen durch die Küftenebene Palaͤſtinas. Am nörblichften der
Koradfche (wahrfcheinlih der Chorfeus des Ptolemäus) =) und ber
Zerka; beide münden zwifchen Dor und Cäſarea. Der Zerka gilt für
den Krofodilenfluß des Plinius, und foll gegenwärtig noch Krokodile
enthalten ®®). Südlicher folgt der Bach Kanah, muy Ira, d. i. da
Rohrbach, welcher die Grenze zwifchen Ephraim und Weſtmanaſſe bildete
(Sof. 16, 8. 17, 9. 10) °°°); dann der Nahe Arfuf, weiter der Naht
Ugeh (Berghaus), oder vielmehr Nahr el Audſcheh, d.i. der ge
krümmte Fluß, welcher von Ramla ber in großen Schlangenmwindungen
norbweftwärts fließt, die Straße von Aegypten nach Damaskus fchneidel,
zulegt nördlich von Joppe mündet *GY. Südlich von Joppe mündet ber
Naher Rubin, weldher Jabne vorüber fließt, deffen öftlichfte Zufluffe
bei Bethlehem und Jeruſalem entfpringen, deren einer: Wady Beit Ha
nina, nur durch eine ſchmale Wafferfcheide vom Kidron getrennt iſt *).
Zu feinem Flufgebiet gehört der Wady Sumt, fonft W. Elah: Tere⸗
binthengrund (Eichgrund bei Kuther), wo David den Goliath befiegte
97) Sephela, sicut scribit Jesaias, pro quo Aquila campestrem, &ymmachus
vallem interpretatur. Usque hodie omnis regio juxta Kleutheropolim cam-
pestris et plana, quae vergit ad aquilonem et occidentem, Sephela dicitur.
Hier. Onom.— Eleutheropolis lag 24m.p. von Askalon, 20 m.p. von Serufalem. IR
ber, Athen. Bibelüberfegung Eommt der Name Sephela nur 1 Makk, 12, 38 vor.
olz 123. .
98°) Ptolem. 5, 15. 16. Pocode 2, 84. Auch Nahr Bella.
98°) Pocode a. a. D. fagt: es feien Krofodile aus diefem Fluß nach Akre
gebracht worden. Ob dies der (fluvius) Crocodilön des Plinius, neben
dem oppidum Crocodilön (H. Nat. 5, 17, 5), welder Stadt auch Strabo
(16, 758) erwähnt. Weiter füblih (in Often von Apollonia auf Berghaus
. 53 iſt der Krokodilenſee, welchen Arvieux (2, 18) und Monro (1, 8I) be
uchten.
98°) Der Rec. (Münchn. Gel. Anz. 1836, S. 888) ſtellt den Kanah mit dem
in der vita Saladini (p. 191) erwähnten „Rohrfluß“ zwifchen Gäfaren und
Arſuf zufammen. Auf Kiepertd Karten: Nahr Abu Zabura.
98°) Reland (8. 288) harakterifirte den Aubfcheh nach mündlichen Mitthei⸗
lungen, und hielt ihn für den in den Gestis Dei per Francos erwähnten Flu-
vius Ramae. Der Rec. in den Münd, Anz. (1836, &. 888) beftätigte died
durch ein Citat aus Abulf. Tab. Syr. (Addenda ad pag. 154), wo ed heißt:
Nahr Abi Fothrus fluvius est Palaestinae vicinus ar Ramlae ... Legimus
fluvium al Aaugia (curvus) vocari fluvium Abi Fothrus. Er entfpringe un
term Berge al Chalili (Abrahams), münde füdlich vom Walde Orfuf, von fer
ner Quelle bis zur Mündung fei e8 eine Zagereife., Der Name Nahr Abi Fo-
thrus, d. i. Fluß des Petrus, dürfte, nach dem Rec., vom Apoftel Petrus ſtam⸗
men, welcher in der Nähe des Fluſſes, zu Lydda und Joppen, wirkte (Up. Geld.
9, 32. 36). Pol. auch Scholz; 149.
98°) Bol. Kieperts Karten u. Rob. 2, 578. 606,
D
— — — —
6. Gebirge, Ebenen und Gewäſſer Palaſtinas. 47
Weiter gegen Mittag fließt der Wady Simſim ober Askalan bei Aska⸗
Ion ins Meer, verbunden mit dem Wady el Hafy, der von SD. her⸗
kommt °°).
Süblicher ald der Askalan flteßt der Beſor (Wady Sheriah),
über welchen David von dem, an der Südgrenze Juda gelegenen Zick⸗
lag aus ging und die Amalekiter fchlug (1 Sam. 30, 9.10.21). Nach
Sanutus entfpringt er am Carmel (unweit Hebron) und mündet bei
Gaza. In den Befor fließt der Wady Gerar 6).
Am füdlihften münder der Bach Aegyptens, vıysn 5m,
Grenzfluß Palaͤſtinas (4 Mof. 34, 55 Sof. 15, 4). Bei Einweihung
bes Tempels feiert Salomo ein Zeft und „ganz Sfrael mit ihm, von
Hemath bis an den Bach Aegyptens“ (1 Kön. 8, 655 2 Chron. 7, 8);
das Gebiet Gazas, der ſüdlichſten Küftenftadt Judas, reichte „bis an
den Bach Aegyptens“ (Sof. 15, 47). Wahrfcheinlich mündet berfelbe
bei el Arifch, fonft Rhinokolura oder Rhinokorura, denn die Septuag.
überfegen Jeſ. 27. 12 „bis an den Bach Aegyptens,“ Zac " Pıvoxo-
poupuv *”).
98") Der Lauf des Askalan und feiner Zuflüffe ift, wie ein Blick auf Kieperts
Karten zeigt, noch wenig befannt. Sanutus fagt 252: Ex loco medio inter do-
mum Zachariae et Emaus per vallem Raphaym transit fluvius juxta Ramatha,
et prope Jopen intrat mare (dies der Audfcheh?). Postea de prope Bethsuram
descendit aqua, primo fluens versus occidens, deinde prope meridiem, et tunc
ei jungitur fons invocantis de maxilla, veniens a parte aquilonis (fiehe Eleu-
theropolis), et ibi prope fuit baptismus Eunuchi, et descendit ultra Staol
(Efthaol?), prope Ascalonam, versus occidens in mare. Hiernach wären die
öftllihften Quellen des Askalan bei Bethzur in N. von Hebron zu fuchen, und
mit ihm verbände ſich ein Wafler, das in der Vorſtadt von Eleutheropolis, der
Sage nad) auf Simfons Gebet, aus dem Efelstinnbaden entfprang. Daher der
Name Wady Simfim? f. Eleutheropolis. Der baptismus Eunuchi war aber,
der Sage nad, nicht bei Eleutheropoliß, fondern bei Bethzur, nicht weit vom Ur:
fprung bes Aſskalan Bol. Rob. 2, 687, welcher aber gegen Sanutus mit Un-
recht (689) einwendet: „das damalige Bethzur habe an der heutigen Quelle
©. Philipp in Wady Werd gelegen,” deffen Wafler freilich zulegt in den Nahr
Rubin, nicht in den Askalan fließt. Vgl. „Bethzur.“
,‚ 9%) Sanutus (252): Ultimo de monte Carmelo descendit torreng Bosoch,
ultra Bersabeae, et rediens versus Gazam intrat mare. So gibt Grimm den
Befor an, nennt ihn auch den Gazafluß. Ein trodnes Flußbett bei Gaza er-
wähnen Fisk (255) und NRichardfon (2, 197), welcher ed 30 Yards breit an-
gibt. Den Bah Gerar fand Rowland in SEO, von Gaza. Williams 489.
99) Webereinftimmend fagt Hieronymus (ep. 129 ad Dardanum &. 972.
Ed. Vallars. Tom. I): terrens Aegypti qui juxta Rhinocoruram mari magno
influit. — Sof. 13, 3 überfegt de Wette: es feien duch Iofua noch einzuneh:
men „alle Gegenden der Philifter und ganz Geffuri vom Nil (Sihor) an, wel:
her vor Aegypten fließet.“ — Allein nicht der Nil, fondern der Bad) Aegyptens
wird ſchon 4 Mof. 34,5 als Grenze bes zu erobernden Canaans angegeben,
fowie er Joſ, 15, 4. 47 als Südgrenze des füdlichflen Stammes, nämlich Judas
und des Gebiets Gazas, der ſüdweſtlichſten Stadt diefes Stammes, genannt wirb.
Fießt Doch der Ril au mitten durch, nit vor Xegyten, d.1. in Oſten
Aegyptens; fo fließt aber wirklich der Bach von Rhinscolura. Die LXX über
fegen Joſ. 13, 3: dd The doueftou The ward robowrov Alyurtou: von der
Wüfte, die im Dften Aegytens. Diefe Wüfte beginnt aber für den Bewohner .
Falaftinas nicht am Nile, fondern eben’ bei Rhinocolura. 2 Kön. 24, 7 heißt
48 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinas.
III. Das Ghor 9) vom Urſprung des Jordan bis and Süd—
ende des todten Meeres.
Dies bildet die Grenze zwifchen Oſt- und Weft- Paläftina.
Der Jordan, hebräiſch 777 (Jarden), i. e. descendit, labitur.
Die Araber nennen ihn Orden bis zum galiläifchen Meere, unterhalb
diefem Scheria, auch Scheria el Kebir '"').
e8; der König von Aegypten zog nicht mehr aus feinem Lande, weil ihm der
König von Babel alles genommen „vom Bad) Aegyptens an, bis an das Waſſer
Phrath.” Unter „feinem Lande” ift gewiß nicht blos das Land weftlich vom Nil
au verftehen, unterm „Bach Aegyptens“ nicht der Nil. — Ald David die Bun
deslade von Kiriath-FJearim abholte, verfammelte er (1 Chron. 14, 5 nad) de
Wette) „ganz Ifrael vom Nil Aegyptens "bis nach Hemath hin.’ Hier fallt
es fihon auf, daß -ed in den beiden oben angeführten Stellen (1 Kön. 8, 65;
2 Chron. 7, 8) beißt: Salomo habe ganz Ifrael verfammelt, von Hemath bis
an den Bach Aegyptens. Diefelbe Redweife findet ſich Amos 6, 14: ein Voll
fol Iſrael „drängen von Hemath bi8 an den Bach der Wüſte“; eine Redweiſe,
welche wie die, „von Dan bis Berfeba,” fo viel heißt, als von der Nord- bit
zur Südgrenze Canaans. Daß 1 Chron. 14, 5 ebenfo zu verftehen fei, beweift
auch die LXX, welche überfegt: röv nravra Iopanı And üplwy Alyurtov xal Eu
elosdou “Hyd, ganz Ifrael von der Grenze Aegyptens bis zum Paß Hemath.
Der Bach Aegyptens, nicht der Ril, war aber die Grenze zwiſchen Canaan und
Aegypten. Davids Herrfchaft, Ifraels Wohnen, reichte nicht weſtwaͤrts über
Rhinocolura hinaus (vgl. 1 Kön. 4, 24), gewiß nicht bis zum Nil, fo konnte
der König auch nicht Sfraeliten vom Ril berbeirufen. — Daß unter dem Namen
Sihor keineswegs allein der Nil verflanden wurde, ergibt ſich ſchon daraus, weil
Sof. 19, 26 ein Grenzfluß Affers denfelben Namen ehrt. Hieß der Nil Sihot
„niger quia nigrum lutum devehit“, warum follten nicht andere Flüſſe aus
demjelben Grunde benfelben Namen führen? Haben wir nicht in Deutfhland
mehrere Bäche, welche Schwarze, Schwarzach ıc. heißen? — Aus den angegebe⸗
nen Gründen halte ih nun den in den Stellen Zof. 13, 3 und I Ehron. 14, 9
genannten Sihor nicht für den Ril, fondern für den Bad) Aegyptens. In ber
den Stellen wird, wohl zu merken, der Sihor nicht Nahar genannt, was und
nöthigen würde, in ihm feinen Winterbach, fondern einen Strom zu fehen. Wenn
aber Elericus dagegen, nicht nur in jenen beiden Stellen, fondern in allen oben
citirten unter dem Bach (Nachal) Aegyptens den Nil verftehen will, indem er
zu Num. 34, 5 folgende Erklärung gibt, welche er auf die befagten Stellen an:
wendet: Ad torrentem Aegypti, nahhala mitsrajim, hoc est Nilum; fo bemerkt
dagegen mein Rec. in den Münch. Anz.: „nie Eönnte der Nil Nadal genannt
werden”. Sogar in der Stelle Sof. 15, 47, wo es heißt: „Gaza mit ihren
Töchtern und Dörfern bis an den Bach Aegyptens“, verfteht Clericus unter
dieſem Bach den mächtigen Nilſtrom; bis zu dieſem würde, ſeiner Erklaͤrung
— — 2a6 Stadtgebiet Gazas die 8 Zagereifen lange Wüfte hindurch, ge⸗
rei aben.
100) Ghor heißt im Arabiſchen: ein tiefes Thal zwiſchen zwei Bergreihen.
Der Begriff des Ghor bei Abulfeda (Ibn Haukel citirt in der Tab. Syr. 9 und
Ritter 2, 307) als Einfenktung des Jordan vom Genezareth bis Über dad Sub
ende des todten Meeres hinaus zum ailanitifchen Meerbufen ftimmt faft mit ded
Hieronymus Begriff vom Aulon. Aulon (fagt Dieron. im Onom.) appellatur
vallis grandis atque campestris in immensam longitudinem se extendens
quae circumdatur ex utraque parte montibus sibi invicem succedentibUß
et cohaerentibus, qui incipientes a Libano usque ad desertum Pharam pe!”
veniunt. Suntque in ipso Aulone, id est in valle campestri, urbes nobiles
Scythopolis, Tiberias, — sed et Jericho, mare mortuum et regiones in cit
euitu, per quas medius Jordanis fluit, oriens de fontibus Paneadis, et in
[4
x
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Paldftinad. 49
Drei Quellflüffe bilden den Jordan ''»):
a) Der Banias, welcher nahe Banjas (Cäfares Philippi) vor einer
Zelfengrotte entfpringt, auf welcher Infchriften dem Pan und den
Nymphen der Quelle zu Ehren. Joſephus erzählt: ein runder
See Phiala fiche mit der Jordanquelle in unterirdifcher Verbin⸗
dung, da Spreu, welche der Tetrarch Philippus in den Phiala
werfen ließ, in ber Banjasquelle wieder zum Vorſchein kam !%2).
Der Phiala gilt auch bei Hieronymus für die wahre Jordanquelle.
b) Der Dan entfpringt Stunden weftlih von Banjas am Tell
el⸗Kady, und vereinigt ſich nach kurzem Lauf mit dem Banias '”).
c) Der Hasbeny, welcher bei Hasbeia entfpringt, auch Zuflüffe vom
Hermon erhält und von ben drei Duellflüffen des Sordan das
meifte Waſſer bat,
mare mortuum interiens. — Burdhardt S. 393: „Das Thal des Jordan oder
el Shor, von welchem man fagen Fann, daß es bei dem nördlichen Ende des Sees
Ziberiad anfängt.” Daß fi das Chor vom Südende des todten Meeres mei:
ter zum ailanitifhen Meerbujen ziehe, erwähnt auch Sanutus (252): Putant
nonnulli quod (mare mortuum) mari rubro continuetur. . Robinfon (3, 153)
weift nach, daß die Arabah des Alten Teftamentd ganz dem Begriffe von Abul-
feda’8 Ghor entiprehe. Eine Waflerfcheide zwifchen dem todten Meere und dem
atlanitifchen Meerbufen ducchfehneidet das Shor unter c. 300 N.Br. Bgl. Ro:
binfon 3, 773,
101) Burkhardt 8.96. Auch: Scheriat (3. 430). Eſch-Sheri' at, die. Trank:
ftelle, mit welchem das Epitheton el-Kebir, die große, zumeilen verbunden wird.”
Robinfon 2, 498.
101°) Burdhardt &. 89. 95.
102) Joseph. bell. Jud. 3, 10, 7. B. 1, 21, 3 fagt er: daß der Ort Pa:
nium gebeißen, und Herodes hier dem Auguftus einen Tempel gebaut babe.
Den Phiala jest Sofephus 120 Stadien von Cäſarea. Diefe Diftanzangabe
entfpricht nach Kiepertd Karte der Entfernung des (Sees) Birket Nefah oder
Tefah, welchen Burkhardt (552) am Wege von Kanneytra zur Jakobsbrücke
fand und für den Phiala hielt. Der Nefah Hat 200 Schritt im Umfang. Es
paßt auf ihn auch die Angabe des ZSofephus: daß der Phiala rechts am Wege
liege, welcher von Eäfarea nad Trachonitis führt, wofern man von Cäfaren
über Kanneytra ging, wie noch heute eine Straße von Cäfarea nach dem nörd:
lich von Zrachonitis gelegenen Damaskus geht. (Burdh. 97.) Irby u. Mangles,
nach ihnen Thomſon, befuchten einen See: Birket er-Räm, 3 Stunden in D. von
Baniad. Thomſon Hält diefen für Phiala, zeigt aber felbft, daß auf ihn bie
Erzählung von der Spreu nicht paſſe; deflen Entfernung von c. 60 Stadien
ſtimmt ebenfalls nicht. (Thomſon in der Biblioth. sacra, Febr. 1846, p. 189 sq.)
Auh zur Zeit des Mittelalters wird die Quelle „Fiale“ erwähnt, 3. B. bei
Sanutus 246. Es dürfte bierunter der von Burdharbt unweit Kanneyfra ge:
fundene Birket er-Räm (551) gemeint fein. Vgl. „IV. Das oftjordanifche Pa⸗
laͤſtina“ und „Eedar”.
103) Diefer kleine Dan gilt den Eingeborenen für die Sordanquelle. Bol: -
Sefenius zu Burdhardt ©. 494. Die Etymologie des Namens Jordan bon den
Namen zweier Quellen, Jor und Dan, die zufammenfließend den Jordan bilde:
ten, erklärt Gefenius für abgeſchmackt. Diefe Etymologie bei Bitriacus (1075)
und Andern. Miffionar Smith nennt den Dan: Leddan und berichtet, daB fi)
jene drei Quellflüſſe vereinigen, bevor fie in den Merom fließen. Ein vierter
Buftuß, der Derderahb, kommt von Merdſch ’Ayün. Notes on biblical Geo-
graphy, May 1849, p. 376. Bgl. Häneld Tagebuch in ber Beitfchr. der deutſchen
morgenl. Geſellſch. Bd. 2. Heft 4. 1848. S. 429. "
Raumer, Baläftina,. 3te Aufl. . 4
4
50 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab.
Baniad, Dan und Hasbeny fliegen zufammen und dann als Jor⸗
dan in den
. See Merom, aaa m,
d. i. hohes, oberfles Waſſer (Joſ. II, 5— 7), auch: See Samochoni⸗
tig 7%) und el Hule!®). Gr ift 2% Stunde lang, eine Stunde breit,
(hlammig, fifhreih, im Sommer meift ausgetrocknet ’°), voll Pfeil:
hilf, in dem ſich Eber und Schlangen aufhalten. Nur fein Dftufer
ift bewohnt. An diefem See ſchlug Joſua den König Zabin von Hazor
und andere Könige der Kananiter (Sof. 11, 1. 5. 6. 7).
Eine halbe Stunde unterhalb des Iorbanausfluffes aus dem Me
rom ift die Jakobsbrücke '”) über ben hier 35 Schritt breiten, zwifchen
Bergen eingefchloffenen, fehr ſchnell ftrömenden Fluß. 21, Stunde vom
Merom fließt der Jordan ſchmal und feicht (nahe Tallanihje, „vermuth⸗
lich das alte Julias) ’°) in das
Galiläiſche Meer
(Matth. 4, 18. 15, 29. ‚ Marc. I, 16. 7,31), au: See Gent
veth (Luc. 5, 1), See Tiberias (Joh. 6, 1. 21, I) und Ger
Ginnereth, nyr3, nina, rinaa (4 Mof. 34, 11. 5 Mof. 3 1.
Joſ. 12, 3), nad) der Stadt Cinnereth im Stamm Naphthali, genannt
(of. 19, 35). Der See ift c. 3 Meilen lang, 1 Meile breit '")
und von fehönen Kalkftein« und Baſaltbergen umgeben, bie fih am
Süd- und DOftufer fteil 800 bis 1000 Fuß hoch erheben und dann IN
das Tafelland von Gaulanitis ausbreiten, am Weſtufer aber in dit
Hochebene nördlich vom Tabor (Nob. 3, 571). Das Klima am See
iſt tropiſch, ſodaß die Melonen bei Tiberias um einen Monat früher
reifen als bei Akre und Damaskus !'%); es gedeihen Palmen, Feigen
Weinftöde und Delbäume am See"). Dies tropifche Klima .erflätt 19
104) Joseph. Bell. Jud. 3, 10, 7.
105) Burdhardt &. 87. Die Araber nennen den Merom auch See von Be
nias. Abulf. Tab. Syr. 155.
106) Quaresm. 2, 872. Cotovic. 361: Bal. Thomſon a. a. D. 198.
107) Dfhiffe Beni Iafub: Brliche der Söhne Iakobe, nad) einer Sage, dl
Jakob nad) feiner Rückkehr aus Mefopotamien mit feinen Söhnen fiber dieſe
Brüde gegangen. Dagegen ſtreitet 1 Mof. 32, 22 und 33, 17. 18, wona
Jakob aus Meſopotamien über den Jabok geht, dann im Jordanthale aufwärtd
na en und von hier über den Jordan. Suchoth Liegt aber noch fuͤdlich
ethfean.
108) Seegen monatl. Corr. 1808. Bd. 18. ©. 345 u. 346. Fobinſon Hirr
nur den Ramen et:Xel, die Ruinen find bedeutend. Rob. 560. 565. *
Bethſaida. Anm. Nah Cotovicus hat. die Jakobsbrücke drei, nach Schub
(3, 359) vier Bogen, ift 60 Schritte lang, liegt 1 m. p. vom Merom, 8 mE
vom See Genezareth. Am Weſtufer des Jordan findet man neben der Bruͤ
Ruinen eines von Balduin IV. angelegten Kaſtells
us |
109) Rob. 3, 573. 140 Stadien Länge, 40 Breite gibt Joſephus dem en.
Bell. Jud. 3, 10, 7.
110) Burdhardt 564.
‚ 111) Joseph. 1. c. $.8. Neben und Feigen habe man am See 10 Mana
im Jahre, fagt Iofephus. Seeten nennt Dattelpalmen, Gitronen, Yomer 9
und Indigo als Gewächfe der Seegegend von Tiberiad. Monatl. Eorr. 18, 349
ni
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Paläftina. 51
durch die tiefe Lage des Sees, deſſen Spiegel nach Ruffegger (3, 213)
625 Fuß unterm Spiegel des Mittelmeeres. Sein Waffer ift klar, füß,
teintbar und tief. Der nördliche Theil des Sees ift voll von Fifchen,
am fübdlichen Ende fand Burkhardt Feinen einzigen ''?).
Sofephus und viele Reifende preifen die Schönheit des Sees, man
verglich ihn mit dem Locarner und Wener ''’). In ganz Paläftine
gibt es Feine Gegend, deren Reize mit denen diefer Gegend zu verglei-
hen wären, fagt Seegen; auf allen Seiten, den Ein- und Ausfluß des
Jordan ausgenommen, ‘von Bergen umgeben, ift das Waffer gegen
Winde gefchügt, ruhig, und da fein einziges Fahrzeug auf dem ganzen
See, fo herrſcht die tieffte Stile’). Daß er aber nicht ganz vor
Stürmen bewahrt ift, wiffen wir fchon aus den Evangelien (Matth. 8,
23. Marc. 4, 36. Luc. 8, 22).
Im Alten Teftament wird er nur an den menigen citirten Stellen
im Aten und 5ten Buch Moſis und im Buch Joſua bei Beftimmung
der Landes- und Stammgrenzen genannt, befto öfter im Neuen Tefta-
ment. An ihm lagen Kapernaum, Betbhfaida, Chörazim, Magdala,
die einft blühten, jegt kaum noch in Ruinen erkennbar find (Matth. II.
21 — 23. Luc. 10, 13); auch Tiberias (Joh. 6, 1 ıc.) ift verfallen.
An diefem Meere wohnten als FZifcher Petrus und Andreas, Jakobus
und Sohannes (Matth. 4, 18. 21); auf ihm waren die wunderbaren
Fiſchzüge (Luc. 5. 4—8. Soh. 21, 6. IL), auf ihm ſtillte Ehriftus
den Sturm (Matth. 8, 23—27 ıc.), wandelte er (Marc. 6, 48 ꝛc.)
‚und predigte er (Matth. 13, 2 ıc.). |
Und auf bemfelben See mar unter Veſpaſian eine Schlacht zwi⸗
(hen Römern und Juden ''’), und aus bemfelben See foll fih nad
dem Zalmud ber Meſſias einft erheben "'°). |
Bei Szammagh verläßt der Jordan wieder das galilaifche Meer;
von da bis zum todten Meer ift das 13 Meilen lange
\
Jordan-Gefilde, 797 722,
(3of. 11, 2; 12, 3). Dies „ift eine der niedrigften Flächen in Sy-
rien,’ das Klima beffelben heißer als in irgend einem Theile Syriens.
„Die felfigen Berge drängen die Hige zufammen und hindern. die Ab-
tühlung der Luft durch die Weſtwinde.“ Daher erntet man bier viel
112) Burdhardt 576. Er badete bei Szammagh. Wahrſcheinlich verſcheucht
das Waſſer der heißen Quellen von Ziberias die Fiſche. Die Fiſcharten follen
nah Haflelquift mit ägpptifchen übereinftimmen, als: sparus galilaeus, eine Art
'Braffen, silurus und mugil; coracinus nad) Zofephus a. a.D. Bgl. Seetzen
monatl. Eorr. 1808. Bd. 18. ©. 350.
113) Clarke 465.
114) Seegen 348. Budingham 407. Nach Burdhardt (S. 576) war der
einzige Kahn, der auf dem See von den Kifchern gebraucht ward, 1811 ausein-
ondergefalten. Bol. Otto v. Richter ©. 61. Der Fiichereipächter in Tiberias
ffchte nur am Ufer mit dem Wurfnetz, Seeben a.0.D. &.350. Schubert fand
fein Boot, Robinfon (3, 511) eins.
115) Joseph. bell. Jud. 3, 10, 9.
-116) Burdhardt ©. 565. . 4
52 6. Gebirge, Ebenen und Gewäffer Palaͤſtinas. _
feüher als in der Hohen öftlichen Ebene Hauran '"). Die tiefe Lage
des Jordanthals erzeugt dies heife Klima. Da wo der Fluß den See
Genezareth verläßt, liegt fein Spiegel c. 625 Fuß unter dem Spiegel
des Mittelmeeres, beim Einfluß in das todte Meer c. 1231 Fuß.
Das Gefilde des Jordan ift bei Bethfean ungefähr 2 Stunden breit,
in dieſes ift ein etwa eine Viertelſtunde breites, um 40 Fuß niedrigeres
Thal, und wiederum in diefes das etwa 80 Schritt breite Bett des Sluffes
eingefchnitten, welchen Burdhardt im Sommer bier nur 3 Fuß tief
fand ''). Tamarisfen, Weiden und reiterhohes Pfeilfhilf bedecken Die
Ufer. Zwiſchen der Weitung des Jorbanthales bei Berhfean und dem
3 Stunden breiten, vom Bad Elifä bewäfferten Gefildevon Jericho,
ra n999 (Sof. 4, 13; 5, 10) 2), fließt der Fluß zwifchen 2 Kalf-
117) Burckh. ©. 431, 432. Nördlich, fagt Burckhardt, lag der mit Schnee
bedeckte Dfchebel el Scheikh, öftlich prangten die fruchtbaren hohen Ebenen von
Dfeholan, während die welfende Vegetation im Ghor die Wirfung einer tropi—
ſchen Hige zu fein ſchien. \ .
118) Ebend. ©. 593. Korte ſchätzt den Jordan beim Ausflug aus dem See
Genezareth fo breit als die Saale bei Halle. Budingham I, 264 fhildert das
Tordanthal nördlih von Jericho ganz wie Burkhardt. Hier wird die Breite
nur zu 60 Buß bei 12 5. Tiefe angegeben. — Oberhalb und unterhalb der Ein:
mündung des Mandhur in den Sordan find 2 Brücken über den Sordan, eine
dritte über den Mandhur felbft. Seesen a. a. O. ©. 351. Ueber diefe Brücken
und über die Jakobsbrücke nördlich vom See Tiberias führen die zwei großen
Straßen nad) Damaskus. Nah Irby und Mangles (Rob. 2, 500) finden fi
unmeit.vom Orte, wo der Jordan aus dem See Genezareth tritt, die Ruinen
einer römifchen Brüde von 10 Bogen.
118°) Am Nordende des todten Meeres ift eine Müfte, welche ſich aufwärts,
- längs der Meftfeite der Iordanebene, bis uber Jericho binauszieht. Als David
vor Abfalom von Serufalem über den Delberg fliehet, dann hinab zum Sordan,
fo heißt e8 von ihm: er fei den Weg zur Wüfte gegangen (2 Sam. 15, 23. 28;
16, 2; 17, 16. 22). Offenbar ging er durch die Ebene Jerichos zum Jordan.
of. 16, 1 erwähnt die „Wuͤſte, welche auffteigt von Sericho gen Bethel.“ Und
dennoch heißt Sericho die ‚„„Palmenftadt” (5 Mof. 34, 3; Richt. 1, 16; 3, 13)
und wird fonft wegen großer Fruchtbarkeit gerühmt; wie ift diefer (fcheinbare)
Widerfpruch der heil. Schrift zu löſen? Und derfelbe Widerfpruch findet fich bei
Joſephus B. j. 4, 8, wo es zu Ende des $. 3 heißt: „die ganze Gegend zwiſchen
Seriho und Jeruſalem ift wüft und feljig, nach dem Jordan und todten Meere zu .
ift fie zwar niedriger, aber doch ebenfo wüft und unfruchtbar. Wie höchft glück:
lich (eVdarnoveorarnvy) nun Sericho fei, ift hinlänglich nachgewiefen.” Sofephus
bat aber vorher den Widerfpruch fo gelöft. Nahe dem alten Zericho quille der
Bad), den Elifa „gefund” machte (2 Kön. 2, 19—22), fließe durch das 70 Sta-
dien lange, 20 Stadien breite Gefilde Jericho, in welchem die frhönften Gärten,
mannigfaltige Arten Palmen, Opobalfam und andere feltene edle Gewächfe in
Menge wüchſen, fodaß man dies eine halbe Meile breite Gefilde mit
Rechtßgöttlich nennen Fönne. MUebereinftimmend erzählt Monro (1,.160): nahe
dem Berge Quarantania, unweit von Ruinen, weldhe er für. das alte Jericho
halt, entipringe der klare, reiche Bach Elifä, welcher die Ebene befruchte (which
fertilizes the plain)... Dennoch .fagt derfelbe Neifende: die Ebene am untern
Zordan und todten Meere biete vom Gebirg Juda beim Hinabfteigen nach Jericho
den Anblick der größten Dede (the aspect of extreme desolation). Die edel:
ften Gewaͤchſe, welche das fruchtbare Gefilde auszeichneten, finden fich jetzt nicht
mehr. So der Opobalfam, der Maulbeerfeigenbaum ; nur Ein einfamer Palm:
baum erinnert an den frühern Palmenwald. (Rob. 2, 537.)
4
6. Gebirge, Ebenen und Gewäffer Paläftinad. 53
fieinzügen eingefchloffen. Est namque vallis (fagt Justin. 36, 3), quae
continuis montibus, velut muro quodam clauditur. Jericho, fagt Jo-
ſephus, liegt zwar in der Ebene, aber ein fehr langer, nadter, rauber
Bergzug dehnt. ſich auf ber Abendſeite dieſer Ebene einerfeits bis zum
Gebiet von Scythopolis, andrerfeitd bis and Südende des Afphaltfees
aus. Diefem gegenüber läuft auf der Oftfeite des Jordan ein zweiter
von Julias (am Nordende des Sees Tiberias) bis Somorron (zum Berg
Hort), welcher Petra Arabiens begrenzt. Zwifchen beiden Bergzügen
liegt Die große vom Jordan durchfloffene Ebene (neya redlov), welche
im Sommer fehr verbrannt ift ''?).
Dem c. 3 Stunden breiten Gefilde Sericho gegenüber liegt auf ber
Dftfeite des Jordan das Gefilde Moab, aan mia (4 Mof. 21, 1;
26, 3.63 ıc. 33, 48), welches etwa 1 Stunde breit ift (Rob. 1, 535).
Länge dem Jordan läuft eine Straße von Jericho auf Bethſean '?°).
Im März und April trat der Sordan fonft aus (Sof. 3, 15.
ı Chron. 13, 15. Sirach 24, 36).
In der heil. Schrift wird er oft, zuerft 1 Mof. 13, 10. IL, er
wähnt, wo es beißt: Xot habe fi am Sordan niedergelaffen. Jakob
ging über den Sordan nad) Mefopstamien: 1 Mof. 32, 10. Mofes
kommt nur bis an den Jordan, nicht hinüber auf deffen Weſtſeite: 5 Mof.
3, 27. 28; 4, 21. Joſua geht über den Zordan: Joſ. 3, 4. Pf. 114,
3.5"), |
Ehud laͤßt den gefehlagenen Moabitern den Webergang‘ über den
Sordan verlaufen (Richt. 3, 28), Gideon den gefchlagenen Midianitern
(Richt. 7, 24). Fernere Erwähnung bei den Zügen der Philifter und
Ammoniter gegen Sfrael (Nicht. 10, 8. 9), beim Kampfe Sephtha’s
mit Ephraim (Richt. 12, 5) ıc. David flieht vor Abfalom über ben
Jordan, Abfalom ihm nah (2 Sam. 17, 22— 24); er kehrt zurüd
119) Joseph. bell. Jud. 4, 8, 2. Joſephus' Befchreibung flimmt ganz mit
denen von Burckhardt und-Budinghbam (1,.259 fg.). Er rechnet die Jordan:
ebene vom Dorfe Ginnabris, 30 Stadien füdlih von Ziberias, an der Ausmün⸗
dung des Kluffes aus dem See Tiberiad gelegen, bis zum todten Meere, zu
230 Stadien, c. 6 deutihe Meilen Länge; offenbar ift 230 eine faliche Lesart,
da jene Ebene über 12 Meilen lang ift.
120) DBgl. die treffende Bemerkung des Weberfegers von Budinghams Reife
1, 269. Burdhardt bereifte diefe Straße auf der Dftfeite des Jordan, von
Bethſean bis an den Jabok (Burdh. 595—597);, Budingham reifte, meift auf
der Weftfeite, von Sericho bi8 etwa A Meilen von der Sabofmündung; Araber
befahlen ihm, „an den Ufern des Iordan zu bleiben, und die, Öffentliche Heer-
ftraße (nad) Damaskus) nicht zu verlaflen” (a. a. O. &.268). Der größte Theil
diefer Jordanſtraße laͤuft wol auf der Oſtſeite, da Burdhardt berichtet: von
in Sultan 1 Stunde unterhalb Byfan bis Jericho gebe ed Feine Ruinen an ber
Weftfeite des Jordan, weil das Thal voller Felſen und zum Anbau nicht geeig:
net fei (Burdh. ©. 595). a .
121) Dieffeitö des Iordan ift bei Mofes die Oftfeite, jenfeits die Weſtſeite
z. B. 4 Mof. 32, 32; 35, 14. 5 Mof. 11, 30; 12, 10. Bei Spätern, nachdem
das Volk Ifrael über den Jordan gegangen war, iſt's umgekehrt: Sof. 12, 1.7;
13, 8. 32; 22, 4.7; 24,8. Merkwürdig ift 5 Mof. 1,1. 55 3, 8. 3of.9, 1.10.
Dieffeits des Jordan gegen Abend 1 Ehron. 27, 30.
54 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſer Palaͤſtinas.
über den Sordan nach dem Tode Abfaloms (2 Sam. 19, 15). Elias
und Elifa gehen durch den Jordan (2 Kon. 2, 6—8. 13). Naeman
wird durch das Waſſer des Jordan geheilt (2 Kon. 5, 10— 14). Elifa
mit den Prophetentindern am Jordan (2 Kon. 6, 1 — 7). In den
Kriegsgefchichten der Makkabaͤer wird der Fluß oft erwähnt.
Johannes tauft Chriftum im Jordan (Matth. 3, 6. 13. Marc. 1,
5. 9 ⁊c.), und zwar zu Bethabara (Joh. 1, 28). Redemtor noster
contactu mundissimae carnis fluvium sanctificavit vim regenerativam
conferens universis aquis !”). Schon zu des Eufebius und Hieronymus
Zeit fuchte man durch die Taufe im Jordan die Wiedergeburt *). All—
jährlich wallfahrten am Oftermontage die Pilgrime von Serufalem nad)
Jericho zum Jordan. Legh ging mit 6000, Maundrell '**) mit 2000
Pilgrimen unterm Schuge des begleitenden Gouverneur von Serufalem
und türfifcher Soldaten. Der Weg führt über den Delberg, Bethanien,
die Apoftelquelle, weiter auf Adummim, wo Ruinen eines Kaſtells,
welches einft die durch den engen Felspaß Reiſenden gegen Räuber
fehügte '*'=), fo geht es uber das traurigfte, ödefte Gebirge in 5 Stun
den zur Ebene von Sericho, bann in 2 Stunden von Sericho zum Jor-
dan. An deffen Ufer liegen hier die Ruinen einer alten, Johannes bem
Täufer geweihten Kloſterkirche '"*b). Die Pilger baden fih im Fluſſe,
der reißend fließt. Als Troilo '?°) bei der Pügerfahrt war, ertranken
badende Pilger; Armenier brachten Leinwand mit, wufchen fie im. Jor-
dan, um diefelbe zu Sterbefeidern zu brauchen; Geiftliche brannten drei
Kreuze darauf. Einer, der in ſolchem leinenen Kittel ſtirbt, ift, wie fie
meinen, ohne Abfolution von allen Sünden rein. |
Mittagwärtd von Sericho fließt ber Jordan durch eine einfame
Ebene voll Salzthon zwifchen bufchichten Ufern in
das todte Meer,
auch: Meer am Gefilde, ars 27, oder des Blachfeldes (5 Mol.
3, 175 4, 49), Salzmeer, nor 07, (a. a. O. u. 1 Mof. 14,3. Iof,
122) J. de Vitriaco hist. Hieros. 1076. Vgl. Ritter 2, 328. \
123) ‚„Bethabara trans Jordanem, ubi Johannes in poenitentiam baptıza-
bat, unde et usque hodie plurimi de fratribus, hoc est de numero creden-
‘
tium, ibi renasci cupientes, vitali gürgite baptizantur.“ Hieron. Onom.
Conftantin verfhob feine Taufe bis ins 6öfte Jahr, um vom Eufebius im Jor-
dan getauft zu werden, ftarb aber auf der Reife-zur Taufe in Nicomedia. —
Cardinal Ottoboni ſchenkte IT16 dem Kaifer Karl VI. zur Kaufe des Erzherzogs
Leopold ein Eoftbares Gefäß voll Jordanwaſſer (Bachiene, 1, 147. 148). Der
Name Jordanes ftammt von der Iordantaufe.
124) Maundrell S. 99 fg. Legh S. 1.
124°) Hier übte, der Sage nach, der Samariter Barmherzigkeit. &. Adummim.
124°) Adamnan 2, 13. Arvieux (2, 163) erwähnt dies Johanneskloſter, e⸗
fei von der Kaiferin Helena an dem Orte gebaut, wo Johannes Chriftum taufte.
Pococke (2, 49) fagt: daffelbe ftehe eine engliſche Meile vom Iordan, Katholiken
und Griechen feien aber nicht einig über jenen Ort. Da die Glieder beider
Eonfeffionen die Laufe Chriſti auf dad weftliche Ufer des Jordan verlegen, to
irren beide, weil Johannes ja „zu Bethanien jenfeit des Jordans taufte
Sch. 1, 28.
125) Zroilo 441. "
— — —— — — — Lu —
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinab. 55
3, 16), Meer gegen Morgen, "arprı errı (Ezech. 47, 16. Joel
2, 20), Alan ’Acpadtirc (Joseph. Bell. Jud, JIL 10. $. 7. 2c.) "°),
bei den Arabern: Birket Lut: Loths Mer. Es ift nach Robinfon
(2, 449) 10 Meilen lang, 2 Meile breit '), Table, hohe, fteile Kalk⸗
fteinfelfen umgeben es, die ſich nur nördlich gegen das Gefilde des Jor⸗
dan, ſüdlich gegen das Salzthal öffnen.
Todt heißt das Meer, da an ihm feine grüne Pflanze, Bein Wafler-
vogel auf ihm, in ibm kein Fifh, keine Mufchel, Führt der Jordan
Fiſche hinein, fo fterben fie”). Gadow erzählt: Einige Reiher hatten
126) Bddaoca q̊ AAuxd, A xalovudm vexrpd xal dopaltits. Euseb. Onom.
Abulfeda (Tab. Syr. 148. 156) nennt das Meer: Lacus Zoghar (Zoar). Im
Mittelalter hieß daſſelbe auch mare maledictum und mare diaboli; man unter-
fuchte: warum das gebenedeite Wafler des Zordan in das verfluchte Meer Taufe.
Seetzen S. 452. Ritter 330.
‚ 127) Nach Seetzen (monatl. Corr. 1808. Bd. 18. S. 440 fg.) iſt es 11 Mei⸗
len lang, 3 Meilen breit und hat 6 Meilen im Umfange. — Joseph. bell. Jud.
4,8, 4 gibt dem See 580 Stadien Länge, 150 Stadien Breite, d. i. 14%, Mei—
len Länge, 3%, Meilen Breite. Robinfon (2, 459) bemerkt: daB das todte Meer
zuweilen 10—15 Fuß höher ftehen müſſe, als zu der Beit (Monat Mai), da er
es ſah, und baß es, wenn ed voll, an feinem Südende einen Salzmoraft eine
deutfche Meile weit überfchwemme. Vielleicht hat Joſephus Länge und Breite
des Meeres bei höchftem Wafferftande und deshalb größer angegeben als bie
Neueren.
128) Gadow in der Beitfchr. der deutfch. morgenl. Gef. Bd. 2. Heft. 1.2. ©. 61.
Tac. hist. V. 6: neque pisces aut suetas aquis volucres patitur. Galenus
ib. IV. de simplicium medicamentorum facultatibus cap. 19 fagt: man fieht
ein Thier, Peine Pflanze in diefem See. Kein Fiſch ſchwimme aus dem Jordan
in den See, würfe man einen hinein, fo jterbe er. Hieronymus ad Ezech. 47:
Mare mortuum, in quo nihil poterat esse vitale. — Re vera, juxta literam
huc usque nihil, quod spiret et possit incedere, prae amaritudine nimia
in hoc mari reperiri potest, nec cochleolae quidem parvigne vermiculi et
anguillae et caetera animantium sive serpentium genera. Denique si Jor-
danes auctus imbribus pisces illuc influens rapuerit, statim moriuntur et
‚pinguibus aquis supernatant. — gl. Reland 244, welcher darauf aufmerkfam
macht, daß Hieronymus, ber fo lange zu Bethlehem, in der Nähe des todten
Meeres wohnte, ein glaubwürdiger Zeuge ſei. „Schnecken und Mufcheln habe
ich nicht im See gefunden,” fagt der genaue Seetzen a.a.D.441. Nullum est in
illo animans, neque piscis neque alius generis quidquam, fagt Abulfeda
(Tab. Syr. 12, 156).
Nec mare vivit ibi, mors est maris jlla quieti
Quod nullus animat per anhela volumina fluctus
Quodque etiam patrio nusquam suspirat ab austro,
Quodque nequit proferre aliquam de gurgite gentem
Squamigeram,
Vel crispam concham, aut duplici compagine clausam.
&o Auctor de Sodoma (von Wefleling citirt im Itiner. Hierosol. 597). —
Bögel ſah Maundrell Über den See fliegen (107), ebenfo Fisk (281) und Ro:
binfon bei Engaddi. Hier, von der reihen Quelle bewäflirt, ift ein Dickicht
von Bäumen und Sträuchern, in denen Vögel niften, und eine fihöne Ebene
zieht fich faft eine Viertelftunde lang an das Ufer hinab (2, 439, 451). Diefer
Punkt erfcheint aber mehr ald eine Dafe in der heißen Meereswüfte. Robinſon
ſelbſt (2, 461) beftätigt aus eigner Erfahrung das Beugniß des Altertbums und
neuerer Reifenden, daß ſich nicht eine Spur von Pflanzen» oder Thierleben im
todten Meere finde; ebenfo Schubert 3, 86. Seefiſche, welche Marfchall Mar:
56 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Paläftinas.
ihren Stand auf dem ſchlammigen Delta (ded münbdenden Jordans) ge
nommen und fuchten die ins Meer gefpülten Fifchlein, die in der fehar-
fen Lauge augenblidlich ftarben. Ich bemerkte felbft. einige,- die mit dem
Tode rangen. Dies erflärt die Stelle Ezech. 47, S— 10.
Salzig heißt das Meer; fein Waſſer iſt das falzigfte auf der
Erde, fo falzig wie gradirte Soole, zugleich höchft bitter und efelhaft
fchmedend, doch ar. In 100 Theilen Waffer find 42 Theile Sal,
24 Theile falzfaure Bittererde ’). Es ift fo gefättigt, daß hineinge
worfenes Salz fi) nicht auflöft '”"). Taucher kommen mit einer Sal,
rufte überzogen heraus, die Uferfleine find mir Salz überzogen, und
fußdicke Salzfchollen finden ſich am öftlichen Ufer. In ber Nähe von
Kerek fah Burkhardt von einem Berge die Südfpige des todten Meeres,
„welches ausfah wie ein See voll, mit einer weißen Salzrinde überzo—
gener, Snfeln und Sandbänke“ '°'). Durch den Salzgehalt ift das Waſſer
fpecififch fchwerer und erleichtert dadurch das Schwimmen. Periti im-
peritique nandi perinde attolluntur, fagt Tacitus 22). Joſephus er
zählt: Veſpaſian habe Menfchen, die nicht ſchwimmen konnten, mit auf
den Rüden gebundenen Händen in den See werfen laffen, und fie fein
nicht untergegangen 2); Maundrell fand, daß das Waſſer feinen Koͤrper
im Schwimmen mit ungemeiner Leichtigkeit trug. Miſſionar Nikolaifon,
der um Oſtern 1833 das todte Meer befuchte, fehreibt: „Einige von
uns babeten fih, und wurden nicht wenig überrafcht, daß uns dad
Waſſer durchaus nicht unterfinten ließ. Wir verfuchten und unter
tauchen, aber es half nichts, wir Eonnten den Boden des Waſſers nit
erreihen, ob es fchon nicht viel über Mannestiefe hatte. Legten mit
uns geftredt und ohne eine Bewegung zu machen, auf- das Waſſer, ſo
drehte e8 und auf ben Rüden; flanden wir aufrecht, die Hände unter
dem Waſſer haltend, fo fanten wir bi8 an die Schultern, aber fobald
der Körper von der fenkrechten Stellung im mindeften abwich, fo hob
und das Waſſer die Beine in die Höhe und warf uns wieder auf den
mont (3, 68) zu Alerandrien in das, aus dem todten Meere mitgenommene Waſſer
warf, ftarben in 2 bis 3 Minuten.
129) Außerdem 10 Theile falzgfaure Kalkerde, 7 Theile falzfaures Natrum.
Robinjon (2, 458) theilt mehrere Analyfen diefes Seewaffers mit. Nach Gay
Luffac beftehen 100 Theile deflelben aus
- Salzfaurem Kalt 3,98
Salzfaurer Magnejia 15,31
Salzjaurem Natron 6,95
Waſſer 13,76
100. eg:
Fisk (S. 281) fand den Gefchmad des Waſſers Ekel erregend und übermäßig
bitter. Est aqua valde amarissima. Itiner. Hieros. 597.
130) Galenus 1. c. bei Reland 241. Seetzen a. a. O.
131) Burdhardt S. 666. Seeben 440.
132) Hist. V, 6. Das fpecififche Gewicht des Waflers vom todten Meere
verhätt fih nach) Marcet zum fpec. Gewicht deftillirten Waſſers wie 1211: 100,
nach Gay-Luſſac wie 1228: 1000. ‚
133) Joseph. bell. Jud. 4, 8, 4.
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab. 57
Rücken“229). Legh berichtet, man bekomme beim -Baben einen ölichten
Ueberzug über ven Leib, der nicht weiche, und bäute fich darnach mit
Schmerz. Gegen das mittägliche Ende des Sees ift eine 3%, ‚Stunde
breite Furt, welche aber felten benugt wird, weil fich bei denen, welche
durchwaten, die Haut an den Beinen gänzlich Iosfchält "”). — An der
Südſpitze des Sees ift das etma 2 — 3 Meilen breite Salzthal mit eie
nem 2'/; Stunden langen, 150 Fuß hohen Steinfalzberge '"*), mo Joab
und Abifai die Edomiter ſchlugen (1 Chron. 19, 12. 13. Pf. 60, 2).
Wenn das todte Meer fchon durch die gefchilberte, von Alters her
bekannte, .Eigenthümlichkeit für einzig galt, fo ergab, fi) im Jahre 1837
aus ben Barometermeffungen Schuberts '?”) und den Waffer-Siebepunfts
Beobachtungen von Moore und Beke eine neue hoͤchſt merkwürdige Ei-
genfchaft deffelben, daß nämlich fein Spiegel viel tiefer liegt als der bes
Mittelmeeres; nach zwei fpätern fehr mit einander übereinflimmenden
teigenometrifchen Operationen des Lieutnant Symonds um 1231 parifer
Fuß tiefer 8a), Als Seegen von dem öfllichen Moabitergebirge zu dem
fo tief liegenden Geftade des todten Meeres hinabgeftiegen mar, fand er
ein Klima, das „bimmelmeit von dem Bergklima verfchieben war.’
„Hier muß, fagt er, im Sommer eine tropifche Hige herrſchen“ '?®b),
Daher gebiehen in der Niederung des todten Meeres in Menge tropifche
Palmen. — Die amerikanifchen Lieutnants Lynch und Dale brachten
ein eifernes- Boot auf den See Tiberias und fuhren "auf bemfelben
hinunter zum tobten Meere, deſſen Ziefe fie 1308 englifche Fuß
fanden 8e).
An der Stelle des todten Meeres war früher das Thal Siddim,
eine Gegend ‚‚mwafferreich als ein Garten des Herrn” (1 Mof. 13, 10;
14, 3) °). Das Meer entftand, als der Herr. bie Städte Sodom, Go:
134) Maundrell 107. Calwer, bibl. Geogr. 56. Webereinftimmendes berichtet
Pococke 2, 545 Monro (1, 157), der mit Nifolaifon das todte Meer befuchte;
Egmont von Nyenburg, welcher erzählt, daß er auch in gerader Stellung nicht
habe unterfinken können. Bol. auch Rob. 2, 444.
135) Burdhardt 665. Seetzen 437. Gadow befam beim Baden in der Nähe
der Sordbanmündung den ölichten Ueberzug ohne Schmerz, beim Baden in der
N.W.-Ecke des Meeres denfelben Ueberzug und leifes Brennen. Gadow a. a. O.
136) Leah 205. Burckh. 664. Seeben 437. Rob. 2, 454.
137) Schuberts Entdeckuig ward zuerft in der Allgemeinen Zeitung befannt
gemacht ; ‚nachdem dies gefhehen, kamen „öffentliche Beftätigungen über die
abnorm tiefe Lage des Salzſees, zuerft durch Herren Beke.“ Schub. 3, 87.
138*) Symonds ift einer der englifchen Dffiziere, welche 1840 nad) Abzug der
Klotte Stopfords in Paläftina blieben und das Land aufnahmen. Bibl. sacra
1843. No. 1. p. 10.
138°) Monatl. Eorrefp. 18, 436. Vgl. „Engeddi” Anm. 176.
138°) Nach einer Rittbeitung Robinfons in der Beitfchr. d. deutfch. morgen.
Geſellſchaft, Bd.2. Heft 4. 1848. ©. 492.
139) Die Meinung, daß der Jordan durch dad Thal Siddim, den füdlichen
Theil des Ghor, und die Arabah in den ailanitifhen Meerbufen gefloffen, ift
duch das Auffinden einer Waflerfcheide zwiſchen diefem Meerbufen und dem
todten Meere widerlegt.
58 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinas.
- morra und bie ganze Gegend umfehrte und „Schwefel und Feuer herab»
‚einem See erzeugen, weldher in einem tiefen Thale liegt, mo eine tropiſche
regnen lief auf Sodom und Gomorra.” (1 Mof.19,24.25. Vgl. 5 Moſ.
29, 23. Serem. 49, 18; 50, 40. Amos 4, 11. Zephanja 2, 9. Kur,
17,29. 2 Petr. 2,6) ''). Im genannten Thale Siddim waren Afpbalt-
gruben (1 Mof. 14, 10) '); tauchen aus ihnen die großen Afphalt
ſtücke auf, welche, kopflofen Stieren 2) ahnlich, auf dem Aſphalt—
meere ſchwimmen? Araber fagten jedoch: ber Afphalt quelle auf der
Dftfeite des Meeres, überkrufte die Uferfelfen, löſe fih dann ab und falle
in den See’). Gchmefel findet fih in Stüden, bie felbft fauftgrof
vorkommen.
Die Mofesfteine am Nordende des Meeres find bituminifirte bremm-
liche Stinkfteine, welche in Serufalem zu Rofentränzen verarbeitet wer⸗
den ). — Die Sodomsäpfel (deren Inneres Afche), welche am fobten
Meere machfen, follen (nach Haffelquift) die durch den Stich eines In-
ſekts innerlich flaubige Frucht von Solanum melongena '°) fein. Nah
Nobinfon (2, 472) dagegen ift ed die Frucht ber Asclepias gigantea
(das Defher der Araber) welche Frucht einem großen, platten, gelbli⸗
chen Apfel gleicht, äußerlich fchön, bricht fie, wenn man fie brüdt, plagend
auf, wie eine mit Luft gefüllte Blafe, und nur die Fetzen der bünnen
Schale und ein paar Zafern bleiben in der Hand zurück. Es läuft ein
dünne Hülfe, welche eine Eleine Quantität Seide mit Samentörnen ent
hält, vom Stiel aus durch die ruht.
Nach ältern Befchreibern fchwebt ein böfer Dunft über dem See.
Lacus gravitate odoris accolis pestifer, fagt Tacitus 6); est aulem
hoc mare semper fumans et tenebrosum sicut caminus inferni, berid)
tet Sanutus. Andere Reifende fanden keine Dunftwolte ”); fo Robin
140) Vgl. Tacit. hist. V, 7. Strabo XVI, 2. 8.42 u. 44, welcher aber das
todte Meer mit dem See Sirbonis feltfam confundirt. Monro (1, 147-155)
erklärt fich mit Recht ſcharf gegen die Hypotheſe: als fei Sodom und Gomorra
durch den Ausbruch eines Vulkans zerftört worden; da man Feine Vulkane, noch
vulfanifche Producte, Lava, Schladen ıc. am todten Meere finde, eine ſolche An
nahme auch mit ber Erzählung der heil. Schrift in Widerfpruch ftehe, ja mit
den eigenen Worten Ehrifti (Luc. 17, 29). .
141) ppdara dopalrtou. Joseph. Antig. 1, 9.
142) Joseph. Bell. Jud. 4, 8, 4.
143) Seegen a. a.O. 441. Burdhardt 664. Tacitus ift für das Auftauchen, da
et fagt: certo anni bitumen egerit etc. Hist. V. 6; ebenfo Josephus (. c.):
ans nEvror dopaitou Bwlous nälavas avaslöwalv. Ä
144) Burdhardt a. a.O. Die Brennbarkeit wird von den Arabern dem mag!
ſchen Stabe des Moſes zugefchrieben. Maundrell 106. Fisk 280.
145) Haffelquift 522. Seegens Vermuthung, die Sodomsäpfel feien Bombax L-,
äft zu wenig begründet. Josephus B.J. 4, 8, 4 und Tac. hist. 5, 6 erwähnen
die Sodomdäpfel.
146) Hist. V, 6. ,
147) Maundrell &. 108: „ich bemerkte nicht das Auffteigen des Rauchs über
dem Waſſer.“ Seetzen a.a.D.441: „Dunſt muß ſich natürlicherweife häufig FH
im Zunius, Julius und Auguft herrſcht.“ Dagegen "fagt Plin. H. N. 5, 1:
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Paläftinad. 59
fon, welcher fünf Zage in ber Nähe des Ufers zubrachte und aufmerf:
fam darauf macht, daß jegt noch das füdliche Ghor menfchlicher Wohnfig
ift, Engaddi es früher war.
Sofephus bemerkt fchon, daß die Natur des Sees Genezareth und '
die des todten Meeres einander ganz entgegengefegt feien; dieſes fei fal-
zig und unfruchtbar (&yovog), jenes füß und erzeugend (yéovpoc) ’*2),
Diefer Gegenfag tritt auch in der heiligen Schrift hervor: das todte Meer
wird einzig im Alten Zeftamente erwähnt, als ein bleibendes Denkmal
des göttlichen Fluches und Strafgerichtes, des Sees Genezareth wird
dort nur beiläufig gedacht; dagegen wird das tobte Meer im Neuen
Teflamente gar nicht genannt, während der See Genezareth und feine
Städte der Hauptfchauplag ded Lebens Chrifti find.
Nur unbedeutende kurze Bäche fliegen von. Weften ber in ben See
Genezareth, den Jordan uud das todte Meer '). Unter diefen nennen
Sanutus und Brocardus den aus Elias' Gefchichte bekannten Bad)
Crith. Wenn es I Kön. 17, 3. 5. heißt: am Bache Erith, welcher
öftlich vom Jordan; und übereinflimmend Hieronymus im Onom. fagt:
Chorath trans Jordanem, in quo absconditus est Elias, fo könnte ber
Crith hiernach nicht in Welten des Jordan fliefen. Robinſon (2, 534)
verfteht aber die citirte Stelle fo: der Bach, welcher oftmärts zum Jor⸗
dan fliefe, und hält den Wady Kelt bei Jericho für den Crith. Den
Bad Elifa, welcher von Elifa gefund gemacht (2 Kön. 2, 18— 22),
das Gefilde Jericho befruchtet und nach kurzem Lauf in den Jordan
fliegt, lernten wir ſchon kennen 9). Im das todte Meer ergießt fich von
Weiten her nur ein Heiner Bach, deffen Name aber weltbefannt ift,
nämlich der Kidron, welcher bei Ierufalem entfpringt und in tiefem
Thale vor dem, auf hoher Felswand erbauten Kiofter S. Eaba vor-
überfließt *. | \
— j
Ab occidente litora (Asphaltitae lacus) Esseni fugiunt, usque qua nocent.
Araber, welche Pocode zum todten Meere begleiteten, bielten Tücher vor den
Mund und holten nur durch die Naſe Athem, aus Furcht vor der böfen Luft
(Pocode 2,,56). Ritter führt S. 341 die Stelle des Sanutus an, ‘dann den
Antonin. Martyr., welcher fagt: es ftehe semper obscura nubes cum odore
sulphureo über dem Meere, u.a. Daß der See ein Ableiter von Erdbeben fein '
fol, wie Ritter meint, dagegen fpricht doch das von Ritter felbft angeführte
Erdbeben, welches 315 das dem todten Meere fo nahe Rabbath Moab in einen
Schutthaufen verwandelte; ebenfo die Erdbeben, welche unter Ufia und Herodes
Serufalem beimfuchten, u. a. bis in die neuefte Zeit.
147°) Bell. J. 4, 8, 2.
148) Hinfichtlich diefer Bäche herrfcht noch große Unficherheit. Am genaueften
dürften die in den See Genezareth fließenden auf Kiepertd Karte angegeben fein;
über die Bäche, welche zwifchen dem Genezareth und Bethfean in den Jordan
fliegen, gibt Burdhardt (590. 591) Auskunft. Aber wie wenig Zuverläffiges
wiflen wir von den Waflern zwiſchen Bethfean und Jericho!
149) Subtus Quarentenam ad duos jactus sagittae oritur Fons Helisaei,
quem sanavit. Sanatus 247.
150) Siehe Serufalem. Unterhalb Serufalem Heißt der Kidron auch Wady
er⸗Raͤhib und. en: När.
0
60 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab.
IV. Das oftjordanifhe Paläftina ”) (Perän).
Wir beginnen die Betrachtung wiederum mit dem Nordende Pa-
läftinas, mit dem hohen Schneeberge Dfchebel el Scheikh, dem Hermon
der heiligen Schrift. Won ihm laufen, wie wir fahen, zwei Bergzüge
gen Süden: der Dfehebel Szaffad und der Dfchebel Heiſch, jener in
Meften, biefer in Dften des Merom; mit dem Hügel Tel el Faras
endet der Heifch mittagwärts. ine große Hochebene breitet fi vom
Zuße deffelben aus; bie Kandfchaften Dfehedur, Dſcholan und Hauran
find Theile derfelben *2). Eine Hochebene ift es, denn vom Südende
des Sees Tiberias flieg Burckhardt 1Y, Stunde zu ihr (mach Feikh zu)
hinauf '°°), die hohen öftlichen Zelfenufer jenes Sees find ihr Abfall;
viele Gewäffer fließen von ihr hinab in den Jordan, in befjen tiefem
Thale man 14 Tage früher. erntet ald in dem kältern höhern Hauran”).
Wie Burkhardt flieg Cotovicus auf felfigem, rauhem und höchſt ſchwie⸗
rigem Wege von der Jakobsbrücke des Jordan zur weiten, fehönen, frucht⸗
baren Ebene Medan hinauf, auf welcher, unmeit ber Quelle Phiala,
wie im Mittelalter, fo noch um das Jahr 1598, Araber, Syrer u. 4.
unter bunten Zelten alljährlich einen großen Markt hielten”). Bi
heim von Tyrus fagt: biefe meite, offene Ebene (longe lateque patens,
prospectibus libera) werde durch den Fluß durchfchnitten, welcher zwiſchen
—
!
151) Das _oftjordanifche Paläflina reicht ſüdlich bis an den Arnon; mittag:
wärts vom Arnon wohnten zunächft Moabiter, weiterhin, bis an den ailaniti
—* Meerbufen, Edomiter. Den Begriff Peraͤa werde ich unten näher be
immen.
152) Burdhardt 440. 447. 448. 551.
153) Ebendafelbft 437. Auch Seesen fagt: Phik (Feikh) „Hat eine ſeht
bohe Lage; auf dem Wege dahin mußten wir einen fteilen Berg erfteigen.
Monatl. Eorr. 18, 352. Abulfeda charakterifirt diefen Weg als einen „ſchwer
zu paffirenden Bergapaß ” (Gefenius zu Burdh. 539). Cr ift die cavea Roo
des Mittelalters, vielleiht von Roob, vicus in quarto lapide Scytopoleos
(Onom.) genannt, da der Paß nur etwa 2Y, Meilen von „, Scytopolis liegl.
Balduin IT. auf feinem ungluͤcklichen Zuge gegen Bosra (a. 1142) hatte ſein
Lager an der Brücke, dort, wo der Jordan aus dem See Ziberiad fließt, und
marſchirte von da durch den Hohlweg Roob nach der Ebene Medan (W
Tyr. 893 sdg.). König Balduin I. Ichlug (a. 1126) denfelben Weg ein. Um
Tiberias ging er durch die regio der Decapolis; inde vallem angustam, quae
dieitur cavea Roob usque ad campestria Medan transierunt (Will. Tyr.
843). Nach Burkhardt (436) geht noch heute durch diefen hochanfteigenden Hohl
weg über Feikh fortwährend ein „Durchzug von Hauran nad) Ziberias.” Phik
iſt Aphek. Castellum grande, Apheca nomine, juxta Hippum. Onom.
154) Burdpardt 432.
155) Cotov. 362. 363. Will. Tyr. 895. Sanuto 246. Nach Burckhardt
fleigt man eine Viertelſtunde fteil zur Iakobebrüce hinab. Burdhardt 55%
Gotovicus fah auf feinem Wege von der Jakobsbrücke nach Kanneytra auf einem
Hügel gen Often: amplam latamque planiciem, Tabernacula Cedar olim nun-
<upata, uberrimam, amoenissimam et prospectibus liberam, pascendisqu®
gregibus aptissimam. Ebenfo kam Monro (2, 48. 49) eine halbe Stunde be:
vor er Kanneytra von der Jakobsbrücke her erreichte, in eine offene Ebene, auf
welcher Schafe und Pferde weideten und ein Lager ſchwarzer Zelte aufgeſchla⸗
gen war.
6. Gebirge, Ebenen und Gewäffer Naläftind. 61
Tiberiad und Scythopolis in den Jordan fliege '*) Mit Wilhelm
übereinftimmend fagt Burdhardt: vom Tel el Faras ziehe eine „offene
Landſchaft“ mittagwärtd zum Mandhur und noch 4 Stunden über ben
Mandhur, bis zum nördlichen Abfall bes alten Gebirges Gilend '°).
Vom Birket Nefah erftreddt fich, mie derfelbe Reifende bemerkt, „nad
Geifh zu, auf den öſtlich vom See Tiberiad gelegenen Bergen, eine
offene, durch viele Wadys Durchfchnittene Randfchaft.” Webereinftimmend
berichtet er in Feikh: es fange da eine Ebene an, bie fich nördlich nad
dem Dfchebel Heifch el Kanneytra und öftlich nach Hauran zu erſtrecke '°°a).
Bon Esra, an der Oftgrenze Haurans, fahe Budingham gen Welten
„einen ebenen Horizont bi8 zum Jordan‘ 7), aus ber Gegend von
Geraſa erblite derfelbe „die Ebene Hauran, die fich fo meit ausbehnte,
ald das Auge reichte '°). Der weftliche- Theil diefer großen bene,
welcher an den See Tiberiad und ben Jordan ſtößt, ift das alte Gau-
lanitis, welches dem jegigen Dſcholan entfpricht *82); ber nördliche
" Theil längs dem norböftlihen Abfall des Heifch, hieß Ituraea, jept
Dſchedur; der oftlihe ift Hauran, daß alte Auranitis. Das
Südende der Ebene Hauran verliert fih in bie weite Wüfte, Remtha
(er-Remthah) und Bosra find hier die legten bemohnten Drte; die Pil-
gerſtraße von Ghubagib bis Remtha trennt Hauran meftlich von Dſche⸗
dur und Dſcholan. Morgenmärtd wird es durch ein Gebirgsland be-
grenzt, das mit dem Berge Hauran beginnt und norbmwärts durch den
fteinigen Diſtrict Ledſcha zum Dichebel Keffue zieht"). Dies Gebirgs-
land felbft grenzt wiederum morgenmwärts an die weite, bis zum Euphrat
fih ausdehnende Wüſte. |
Ungefähr 4 Stunden füblih vom untern Mandhur erhebt ſich über
die befchriebene Hochebene das Gebirge Gilead, nimmt vornehmlich die
Landſchaften Adfchelun und Mörad ein, zieht dann über den Zerfa (dem
Jabok des Alten Teftaments) bis nahe Rabbath Ammon ') Die
Berge Dfchelaad und Dfcha (auf diefem angeblich Hoſeas' Grab) liegen
auf-der Sübfeite des Jabok 0y. Mittagwärts von Rabbath Ammon
155°) Will. Tyr. 813. Der Fluß ift offenbar der Mandhur, Willerm. nennt
ihn Dan, nimmt dies aber im Verfolg faft zurüd.
156) Burdhardt 448. 450. 452.
156°) Burdhardt 552. 437. Birket Nefah liegt zwiſchen Kanneytra und der
Jakobsbrücke.
157) Buckingham 2, 234.
158) Buckingham 1, 349.
158°) Burckhardt 448, vergl. mit 440.
.159) Burdhardt 446 fg. Das Nähere Über die Eintheilung Perdas f. un:
ten. Borläufig noch dies: Ledſcha flimmt ziemlich mit dem alten Trachonitis
überein, daB Gebirge Hauran mit des Ptolemäus Berg Alsadamus, der an die
arabifche Wüfte ftieß (napa Av Epnuov Apaßlav); beide gehörten höchſt wahr:
ſcheinlich audy zum alten Bafan. ,
160) „Die Karten verbinden den Dfehebel Heifch mit der füdlichen Kette in
Woftye (d. i. mit dem nördlichen Abfall des Gebirgts Gilead auf der Norbdfeite
des Wady Jabes), anftatt- einen ebenen Strich von wenigftend 8 Stunden zwi:
hen fie zu ftellen.” Burckhardt 448.
161) Burckhardt 600.
62° 6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinas.
bis zum Arnon iſt meift eine Hochebene ’°?), welche zum Theil, wie 3.8.
in der Umgegend von Eleale'‘), weit und breit baumlos, aber mit
Ruinen zerftörter Städte bedeckt iſt. Morgenmwärts verläuft fich dieſe
Hochebene in die Wüfte Arabiens '), und abendwärts fällt fie gegen
den Sordan ab. Vom Delberge bei Serufalem ſah Budingham über
den untern Sordan und das tobte Meer binmeg. „Die Ausficht,”
fagt er, „wird durch eine Reihe in gleicher Hohe fortlaufender bo-
ber und kahler Gebirge begrenzt‘ '%); er fah bie weftlichen Abfälle
jener Hochebene. Weber: diefelbe erhebt fi) morgenwärts vom Norbende
des tobten Meeres der Berg Attarus '%). — Das Land zwiſchen dem
162) Insbefondere gedenkt Burckhardt (S. 632) der Ebene el Kura, norb>
wärts vom Arnon, in deffen Felsthal man von diefer Ebene hinabfteigt.
163) Budingham 2, 83. .
164) Die Hügelreihe el Bobl, oftlih von der Pilgerftraße, feheidet einiger:
maßen das Sordanland von Arabia deserta.
165) Budingham 1, 162. .
166) (Seegen Monatl. Eorr. 18, 431). (Burckh. 630). Burdhardt Halt den
Attarus mit Unrecht für den Nebo der h. Schrift. Die Begriffe des Pentateuch:
Sebirge Abarim, Gebirge Pisga und Berg Nebo, find nicht leicht zu beftimmen.
.Das Gebirge Abarim liegt nah 4 Mof. 21, I1—13 „in der Wüſte gegen
Moab über, gegen der Sonnen Aufgang”, und zwar füdlicher als der Arnon,
ja als der Sared, denn auf ihrem nordwärts gerichteten Suge kommen die Ifrae-
liten erft vom Gebirge Abarim an den Sared und Arnon (B. 12. 13). Wie
fol man dies mit 5 Mof. 32, 49 in Einklang bringen, wo es heißt: „Gehe auf
dad Gebirge Abarim auf den Berg Nebo, der da liegt im Moabiterlande gegen
Jericho überz“ und vollends mit 5 Mof. 34, 1, wo erzählt wird: „Und
Mofe ging von dem Gefilde der Moabiter auf den Berg Nebo, auf die Spige
des Gebirges Pisga, gegen Sericho Über.” Wie weit nördlicher liegt das Ge:
birge Abarim, deſſen Zpig der, Jericho gegenüberliegende, Nebo, als dasjenige,
welches ſüdlicher als der Arnon und Sared gelegen; und wie kann der Nebo
zugleich Spige des Gebirges Abarim und des Gebirges Fisge ar Wie Fon:
nen die Ifraeliten fi zuerft am Gebirge Abarim lagern (4 Mol. 21, 11), dann
über den Sared und Arnon gehen (ebendafelbft 3. 12. 13) und nad) mehrern
Stationen erft zu „dem hoben Berge Pisga kommen, der gegen die Wüfte ſiehet“
(ebendafelbft V. 20), wenn der Nebo Spite des Abarım und des Pidga ift?
4 Mof. 33, 44 — 47 deutet auf eine Löſung dieſer fcheinbaren Widerfprüde.
Auch bier werden die Stationen des ifraelitiichen Zuges angegeben. Nach B. 44
lagern die Sfraeliten , in Jjim am Gebirge Abarim in der Moabiter Grenze”,
ganz übereinftimmend mit ber citirten Stelle 4 Mof. 21, 11. Bon Siim ziehen
fie nach Dibon Gad (8. 45), weiter auf Diblathaim (8. 46), von da „zogen
fie aus und lagerten fich in dem Gebirge Abarim gegen (d.i. morgenwärts) Nebo“
(8. 47). Sie kommen alfo vom Abarim und nach 2 Stationen wieder zum
Abarim. Sollte das Gebirge Abarim nicht einen Zug bilden, deffen füdliches
Ende fie zuerft berühren, dann ihn verlaflen, aber nach 2 Stationen wieder be
rühren? Dieſe Anficht fheint nun durch eine Beobachtung Burdbardts (©. 638)
ganz beflätigt zu werden. Es zieht ſich nämlich ‚eine Kette niedriger Gebirge”
von der Südſeite des Wady Kerek (wahrfcheinlich der Sared des U. 2.) im Bo:
en zuerft oft», dann nordwärts. . Diefe Kette führt die Ramen Droßaraye, Zar:
fupe, Ghoweythe; letztere dürften an den Quellen des Wady Wale mit dem Ut-
tarus in Verbindung ſtehen. Diefer Bebirgegug fheint nun ganz dem des Ge⸗
birges Abarim zu entiprechen. Die Ifraeliten berübrten das füdweftliche Ende
deſſelben füdlich von Kerek, verließen ihn dann, indem fie über den Sared, öft-
ih Ar (Rabbath Moab) vorüber (5 Mof. 2, 18), dann Über den Arnon gin-
gen (5 Mof. 2, 24), fo daß ihnen der Gebirgsbogen und das Land der Moabi-
|
— ⸗ — en T——
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtina. 63
Jabok und Arnon heißt jept Bella, Mittagwärts vom Arnon fegt die
Hochebene fort bis Kerek; hier hört fie auf, e8 folgt ein hohes bergiges
Land. Vom Arnon bis zum Flüßchen el Ahſa, welcher in das Süd»
ende des todten Meeres fließt, reicht der Diftrikt Kerek 7). Beim Ahſa
beginne aber ein mächtigeres Gebirge und zieht gen Süden bis in die
Nähe des ailanitifchen Meerbufens; es ift das Gebirge Dfchebal und
Schera, einft Seir, Gebirge der Edomiter.
Nur Pleine Flüſſe ducchfchneiden in kurzem Laufe das oftjordanifche
Land. Wenn ber ſeit Elifa’s Zeit berühmte Barrada (2 Kon. 5, 12)
und ber Awadſch !72) vom Antilibanon morgenmärts über Damaskus
in den Heinen See Babr el Merdſchi fließen, fo fließen dagegen alle Ge-
wäffer im Guben des Antilibanon abendmwärts in den Jordan und das -
todte Meer. Keiner wendet fi nad Dften durch die weite arabifche
Wüſte zum Euphrat.
Der nördlichfte und zugleich der bedeutendfte unter den oſtjordani⸗
ſchen Flüffen ift:
Der Scheriat el Mandbur oder Menadhere, aub Hie—⸗
romar-Iarmuf ). Er mündet etwa 2 Stunden unterhalb des
Sees von Tiberiad in ben Jordan. Da, wo er and den Bergen tritt,
ift er 35 Schritte breit, 4 bis 5 Fuß tief’); weiter oberhalb fließt ex
in tiefem Bafaltbett; an feinem Ufer find unweit Gadara mehrere alt
berühmte heiße Schmefelquellen %). — Die Quellflüſſe des Mandhur
entfpringen theils in Dfchebel Hauran, theils in Golan 1); Bucking⸗
ham nennt einen See bei Mezareib ale Quelle’); die meiften Zuflüffe
tommen aber weit öftlicher ber aus dem Gebirge Hauran. Gadara
ter zur Linken blieb (Richt. 11, 18). Erſt auf der Meorgenfeite des Nebo kamen
fie wieder an denfelben. Der Berg Rebo felbft erfcheint hier al& der nördliche
Endpunkt des Gebirgszuges Abarim. Wie Bann nun aber der Rebo zugleich
als eine Spitze des Oedirged Pisga angefehen werden? Die Antwort dürfte nicht
fo ſchwer fein. 5 Mof. 3, 17 Heißt es; „Das Salzmeer (todte Meer) unten am
Berge Pisga.“ Vom tobten Meere ftieg alfo das Gebirge Pidga auf, morgen:
wärts bis zur Spige des Nebo. Diefer Berg gehörte zugleich dem Gebirge
Abarim an, als deſſen (nords) weftlicher, und dem Gebirge Pisga, ald defien
öftlicher höchfter Endpunkt. Abarim lag demnach „gegen den Nebo” (4 Mof.
33, 47) morgenwärts von ihm, er lag Sericho gegenüber, er, ald die Spibe des
Yisga, fah gegen die Wüſte. Nach in (Onom. s. v. Naßav) lag der Nebo
6 m. p. abendwärts von Hedbon. Auf bderfelben Höhe Pisga, mo Mofes ftarb,
fegnete Bileam wider Willen das Volk Iſrael. 4. Mof. 13, 14—24.
16T) Bon Karrak eine fchöne Ebene nah Rabbath Moab (Legh 240).
167°) Robinfon halt den Barrada für den Amana, den Awadſch für den
Pharphar (2 Kön. 5, 12). Notes on biblical Geography. May 1849. &. 369 ıc.
168) Yurdhardt 425. 426. 430. Dagegen Scheriat el Kebir der Jordan ift.
Der Rame Mandhur, nad Burdihardt, „weil die Ufer von den Menadhere⸗Ara⸗
bern (in der mehrfachen Zahl Mandhur) angebauet” werden.
169) Ebendaſelbſt 431.
170) Seegen 419. Burdipardt 434.
171) Burdhardt 40. Budingham (2, 204 — 206) gibt die Quellbäche des
Mandhur an.
172) Budingham 2, 143.
64 6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinab.
Hieromiace praeterfluente erwähnt Plinius "°); in ber Bibel ift der
Fluß nicht genannt; er bildete keine Grenze wie der Jabok und Arnon.
Ungefähr 6 Meilen in Süden von der Mündung bes Mandhur
mündet
Der Zerka (der Jabok bes Alten Teftaments, par). Er ent:
‘fpringt nad) Seetzens Angabe an ber Pilgerſtraße beim Eaftell Berka"),
fein tiefes Felfenthal bildet dann die Grenze zwifchen Mörad nördlich,
Belka ſüdlich; er fließt ungefähr gleich weit vom Meere Tiberias und
vom todten Meere in den Iorban,-1Y, Stunden vom Orte, wo er aus
ben Bergen tritt). Nah Abulfeda und Budingham ift aber de
Nahe Amman Quellfluß des Zerka, an ihm liegt Rabbath Amman ""),
die alte Hauptfladt der Ammoniter. Diefer Budinghamfche Begriff
des Zerfa würde ganz bem des alttefiamentlichen Jabok entſprechen; det
obere Jabok (der Nahr Amman) war die Weſtgrenze der Ammoniter
(4 Mof. 21, 24. 5 Mof. 2, 37; 3, 16. Zof. 12,2. Nicht. LI, 13. 22)
‚ früher gegen Sihon der Amoriter, fpäter gegen Gab. Der untere Ja
bok mar die Nordgrenze des Reiches Sihons, über denfelben ging Moſes
mit ben Sfraeliten gegen Og von Bafan 7). Der Jabof theilte das
Gebirge Gilead fo, daß dem Sihon, fpäter dem Stamme Gab, die füb-
lih, dem Og von Bafan, fpäter dem Stamme Manaffe, die nördlid
vom Fluß gelegene Hälfte gehörte. — Ueber die Furt Jabok zog Jakob
mit feiner Familie, ald er aus Mefopotamieu kam (1 Mof. 32, 22. 23).
Südlich vom Zabot münden nur unbedeutende Wadys in den Jordan,
fo dee Wady Schoeb neben den Ruinen bes alten Beth Nimra’”).
Weiter füblich fliegen die Gewäſſer ins todte Meer. Zuerſt be
Zerta Main, deffen Waffer lau durch heife Quellen, die. Kalkflein-
felfen des Pisga befpült, die mit rothblüthigen Deflabäumen bebedt find.
Ihm folge der Wady Modfcheb, der Arnon'), zısıa. Er entfpringt
bei Katrane an ber Pilgerftrafe; nörblih von Rabbath Moab fließt er
in tiefem Felsbette, etwa 40 Ellen breit, weiter ins todte Meer.
trennt das nördliche Belka vom füdlichen Kerek 7°), wie früher, das Land
— Mm
— —
der Moabiter im Süden von dem ber Amoriter im Norden. (4 Moſ.
12, 135 22, 36. Nicht. 11, 18). Damals Südgrenze des Reiches
Sihon des Amoriterd (5 Mof. 2, 36; 3, 8.125 4,48. Joſ. 12, 1. )
war er fpäter die Südgrenze von Ruben wie von ganz Dftpaläftina
173) Hist. nat. V, 16.
- — — — —
174) @eegen 431, nad) Burdfardt (& 1083) |oL das Maffer vom Oſchehel
Hauran kommen. Zwiſchen dem Mandhur und Jabok mündet der Wady Jabeſch
in den Jordan. Siehe Jabeſch.
175) Burckhardt 597. 598.
176) Buckingham 2, 124. Burckhardt (612) und Legh nennen den Naht
Amman: Mojet Amman, d. i. das Waſſer von. Ämman. Abulfeda ( Tab. Syr.
91) ſagt: Aämman urbs antiqua. Sub illa decurrit fluvius az Zerka.
177) Rad) Joseph. Antig. 4, 5, 2. 3. Sihons Reich, fagt Zofephus, Mi
eine Faftinfel gemeken, füdlih vom Arnon, nördlich vom Jabok, weftlid vom
Sordan (und dem todten Meere) begrenzt.
178) Burdihardt 600. 661.
179) Burdhardt 635 10. Seetzen 432. Eine Menge Nebenbäche des Arnon
zeigt die Karte, 3. B. den Wady Wale,
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab. 65
(Joſ. 13, 15. 16) ”%). Die füblih vom Arnon in das tobte Meer
mündenben Bäche gehören daher nicht mehr zu Oſipalaͤſtina. Burd-
hardt nennt ‚wiele, unter andern den Wady Beni Hammab, in wel.
chem fich heiße Quellen finden ). Der Wady Keretk iſt wahrfcheinlich
der Sareb ber Schrift (4 Mof. 21, 12. 5 Mof. 2, 13. 4) *12). Der
Wady el Ahſa entſpringt bei dem Kaftell el Ahſa an ber Pilgerftraße,
mimbdet in. das Südende bes tobten Meeres und bildet die Grenze zwi⸗
fhen Keret und Dfchebäl, früher mahrfcheintich zwifchen den Moabitern
und Edomitern '*?).. Er läuft in tiefem, ſchmalem $elfenbette, fein Waffer
ift lau, weil eine. beige Quelle bineinfließt '°). Ä
Weiter mittagwärts finden ſich eine Bäche von Bedeutung, alle
| verfiegen im Sande; tritt doch an. die Stelle des todten Meeres das
Sandmeer el Ghor und el Wraba, welches fich von der Südfpige jenes
Meeres zum ailanitifchen Meerbufen zieht. | |
Nach dieſem Ueberblick der Berge, Ebenen und Fluͤſſe bes oftjorda-
uiſchen Landes will ich die Natur dieſes Landes näher charakteriſiren.
Zunaͤchſt in mineralogiſcher Hinſicht.
Wie im weſtjordaniſchen Palaͤſtina Jurakalk, Kreide und krei—
deartiger Kalkſtein mit Feuerſteinen herrſchen'“), eben fo im
oſtjordaniſchen Paläſtina vom Mandhur bis zum Arnon und weiter bis
in die Nähe des Ahſa '). Dagegen herrſcht in dem öftlichen Gebirgs⸗
lande vom Dfchebel Hauran nordwärts durch Lebfcha bis zum Dfchebel
Keffue, weiter in den Ebenen von Hauran, bie Bafaltformation;
in Dfehedur und Dſcholan wechfelt fie mit Kreide und Kalkſtein, welche,
wie wir fahen, in Weftpaläfting herrfchen; nur an einzelnen Punkten
zeigt fich noch auf ber Meftfeite des Sordan und bed Sees Tiberias
Baſalt %). „Der Theil von Ledſcha, den ich fah”, fagt Seegen, „hat
keine andere Gebirgsart als Hauran, nämlich Bafalt” 1), Harter Tuf-
180) ru Richter 11, 13 Hatten‘ früher die Ammoniter das Land zwiſchen
Arnon umd Jabok inne, 0b mit den ihnen verwandten Moabitern gemeinfchaftlich y
181) Burdhardt 674.
181°) Bgl. meinen „Zug der Iſraeliten“ 47. |
182) Burdhardt 674. Seetzen (S. 434) nennt den Fluß el Höffn, und be-
merkt, daß er unterm Namen el Karaͤſſy in das todte Meer münbe.
184) Sefenius Hält den Ahfa für den Weidenbach (%). (Burdh. 1066.)
184) Hier und da wechfelt Sandftein mit dem Kalkſtein. So befteht 3.2.
an dem Zerka unweit der Mündung ein Berg aus Kalkftein mit „Lagen bunt:
gefärbten Sandſteins“. Burckhardt 598.
185) „Der Belfen des Wady Ahſa ift vornehmlich Sandftein, welchen man
nördlich von diefem Thale felten antrifft, der aber in den füdlichen Bergen fehr
gewöhnlich iſt.“ Burdhardt 675. Bol. 718. 730. Diefer Sandftein des Ahfa
gehört vieleicht nicht zur großen Kreide: und Sandformation. Vergleiche die
unten folgende Eharakteriftil des Edomitergebirgs. |
186) So am Dſchebel Szaffad, am Sofenhöbrunnen, am Wady Limun am
Weftufer des Sees Tiberias (Burdhardt 555. 557. 559), zwifchen EP
und Suf beim Cafr Seht (Budingham 1, 393. 394). Andererfeits findet fi
Bafalt noch 3 Tagreiſen morgenwärts: vom Dfchebel Hauran im Tellul (Burdh.).
187) Seegen, monatl. Gorrefp. 18, 335,
Raumer, Baläfina. He Aufl. 4
68 6. Gebirge, Ebenen md Gewäfer Palaͤſtinas.
ftein (Bafalt) ift nach Burckhardt „über ganz Hauran verbreitet und
die einzige Art, die man in diefem Lande trifft”. Derſelbe Reifende
erzählt: er babe in Szalkhat (füblih vom Dfchebel Hauran) eine Thür
von Kalkitein gefunden, „ein Material, das er fonft nirgends in Hauran
angetroffen” '). „Der Mandhur”, ſagt Seegen, „it die Grenze zwi⸗
- fhen der Bafalt- und Kalk-Region, benn die herrfchende Gebirgsart in
el Botthin ift Kalkſtein, und diefer halt nach Süben zu immer an, auf
dem Gebirge Adfchlun, im Lande Salt und Karat” '°), db. i. vom
Mandhur mittagmärts bis zum Ahſa. Nur an einigen Punkten teifft
man füdlih vom untern Mandhur einzelne Bafaltpartieen '). .
Die Kormation der Kreide und des Freideartigen Kalkſteins ift der
bes Bafalts in jeder Hinficht fo entgegengefept, wie Weiß dem Schwarz.
Bafaltberge, wie die Dörfer und Städte aus Bafalt erbaut, haben durch
das ſchwarze Geftein einen düftern, melancholifchen Charakter. „Die
Dörfer in Ledſcha“, fagt Seegen '”'), „die faft alle zerftöre find, liegen
auf felfigen Anhöhen und haben ber fchmarzen Bafaltfarbe, der einge
ftürzten Häufer, Kirchen und Thürme und des Mangeld an Bäumen
und Gefträuchen wegen ein fo fonderbares, wildes, melancholifches Aeußere,
dag man ein Grauen beim Herumgehen darin empfindet.” Won den
— — —
188) Burckhardt 183.
189) Seetzen a. a. O. 353.
190) Der untere Mandhur ſelbſt fließt bei Gadara in Baſalt, „der auf einer
Baſis von weißem Geſtein ruht, welches Kalkſtein zu fein ſchien“, ſagt Bucking⸗
ham 1, 377. Nach ihm ſind die Haͤuſer Gadaras theils aus Kalkſtein, theils
aus Baſalt, die Felſengraäͤber im Kalkſtein mit Thüren aus Baſalt (1, 336365).
Südlich vom Mandhur findet ſich Baſalt vereinzelt am Weſtabhange der Berge von
Omkeis, bei Erbad, am Jabok unweit der Mündung, nördlich und füblih vom
Arnon, zulegt in Dichebal nahe Beſſeyra. Burdh. 424. 429. 430. 599. 632.
637. 685. — Die von Seegen angegebene Ausbreitung des Kalkfteins beftätigen
Burdhardts Beobachtungen ©. 395. 396. 401. 417. 424. „Kalkſtein, welcher
den Kelfen in der ganzen Landfchaft zwifchen dem Wady Zerka und Wady Sche
riat (Mandhur) bildet.’ 429. 611. 613. 614. 623. 629. 646. 665. 666. 686.
689. 698. 729. Ebenfo Budingham I, 274. 356. II, 42.137. Bafalt 1) in
Hauran, Ledſcha, Keſſue nad) Burckh. 172. 346. 349. 380. 385. 455. Decden
Mon. Eorr. 18. 355. Buckingham 2, 141. 143. 144. 145. 175. 191. 194. .
211. 213. 231. 236. Richter 165. 685. Berggren 2, 58. 59. 60. 2) In Itu:
ran: am Seibarany unterhalb Safa. Burckh. 559 und bei Safa (Monro 2,
53). 3) Am Antilibanon bei Hasbeia. Seegen 18. 341; doch herrfcht hier
Kalkftein weit vor. 4) Im Oſten des obern Sordan und des Seeds Genezareth.
&o in der Ebene von Banjad, an der Jakobsbrücke, die von Bafalt erbaut ift,
und von da längs „der Weftgrenze von Dſcholan“ bis an den See Genezareth
(Seetzen 345. 346), an welchem fih auch bei el Höſſn (weftlich von Feikh) Ba:
alt findet, (Ib. 353) und bei Szammagh (Burckh. 433). Burdhardt (441.
51) gedenft zudem des Bafalts bei Kafthein und am Birket el Ram. Doc)
herrſcht diefe Gebirgsart nicht allein in Dfcholan, fondern, wie erwähnt, mit
Kreide und Kalkjtein. — Es würde mich für meinen Iwed zu weit führen,
wollte ich hier näher auf die geognoftifchen Verhältniffe eingehen.
191) Seesen a. a.©. 335. Uebereinftimmend fagt Burdhardt (131): „Sedfchen
(in Ledſcha) iſt, wie alle diefe alten &tädte, ganz von dem ſchwarzen Steine,
der diefen Gebirgen eigen ift, erbaut.”
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfer Palaͤſtinab. 67
Auinen Bosras fchreibt Richter: „Alles fcheint mit der ſchwatzen Farbe
der Steine über den Verluſt der Bewohner zu trauern“ ').
Der Bafalt bildet gemöhnlih Kuppen von feltfamer Geftalt und
wüſte Steinfelder; jene Kuppen find häufig aus Bafaltfäulen zufammen-
gefegt. Die Kreide und ber kreideartige Kalkftein dagegen, meift hori⸗
zontal gefchichtet, bilden durch ſolche Schichten gewöhnlich horizontale
Rüden ober Ebenen , bie, wenn fie nicht durch Bäche zerfehnitten find,
geoße Trodenheit zeigen. — Der Bafalt ift Außerft ſchwer mit dem
Hammer zu zerfihlagen, die Kreide und der- kreidige Kalkftein fehr leicht.
Daher laſſen fi in bem horizontal gefchichteten Kreide» und Kalkftein-
gebirge von Menſchen ohne Mühe Höhlen bauen; eine horizontale Schicht
bildet den Boden, eime zweite, von Gefteinpfeilern, welche man ftehen
läßt, getragen, die Dede der Höhle. In dem harten, ſchwer zerfpreng-
baren, ungefhichteten und zertlüfteten Baſalt dagegen iſt ſolch Hoͤhlen⸗
graben ſo gut als unmöglich ). — Mährend nun im aſtjordaniſchen
Kreide⸗ und Kalkſteingebiete, wie im weftjorbanifchen, unzähliger Höhlen
Erwähnung gefhieht, findet man Feine einzige in dem Bafaltlande Ledſcha
und Hauran angeführt. „Die ganze Landfchaft el Botthin“, fagt Seegen
(in welcher Kalkftein herrfcht), „iſt voll von Zaufenden von Höhlen, bie
alle mehr oder weniger durch ihre altern Bervohner gemacht find. Faft
alle Häufer in den noch bewohnten Dörfern find halbe Grotten, indem
man neben Eleinen überhängenden Felfen Mauern aufzog“ , „Bu
Dmkeis”, erzählt derfelbe, „find eine Menge herrlicher großer tünftlicher
Höhlen, aber jegt Fein einziges Haus. Allein es leben hier ein halbes
Dugend Zroglodyten-Familien in folhen Höhlen, deren Geräumigfeit man
von außen gar nicht vermuthen ſollte⸗ #5), Ebenfo erwähnt Budingham
"Wohnungen in Aidune unweit Nemtha, die „halb aus Mauerwerk, halb
ans Höhlungen in Felfen beſtehen“ '%). „Der größte Theil der Häufer
von Remtha“, fagt Burkhardt”), „iſt gegen die Höhlen gebaut, deren
biefe Ealkige Gegend fo viele hat. Der Felſen bildet nämlich den hin
tern Theil des Haufes, während die andern Seiten von einer halbkreis⸗
formigen Lehmwand eingefchloffen find, deren Enden ben Selfen berüh⸗
ren.” Budingham erzählt von Höhlen bei Anab unweit Feheis, die aus
den allerälteften Zeiten feien. ,‚Ihre Bewohner“, fagt er, „ſchaͤtzen fie
höher ald gemauerte Wohnungen und halten fie für beffer als Häufer
und Zelte. In ber That fchügen-fie auch beffer wie dieſe gegen Wind
and Regen, im Winter find fie wärmer und im Sommer kühler, "und
brauchen nur einige Reparaturen‘ '®).
192) Dtto von Richter 189
193) Clarke (631) ſagt Eünftliche Höhlen feien charakteriftifch für Paläftina.
194) Seegen a. a. O. 3
195) Seetzen .a.ad. 1
196) Budingham 1, 350.
197) Burdhardt 394.
198) Budingham IT, 55. — Ih will andere Stellen einiger Reifebefpreiben,
x fie Höhlen Yaläftinas erwähnen, citiren. Burckhardt 100. 400. 427
9. 646. Seetzen a. a. D. 422. 424. 435. Budingham I, 91. 92. 101. 113. 131.
150. 282, 349. 353. 428. 448. II, 18. 53. 61. 81. 106. 117. 129. 132. 136.
5*
vc.
68 6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinas
Diefer Charakter der Bafalt- und der Kalkfteinformation kann uns
bei Auslegung einiger Stellen des Witen Teftaments einen Fingerzeig geben.
Als die Ifeaeliten nach vierzigjähriger Wandefung duch die Wüſte
den Arnon paffirt und den König Sihon von Hesbon gefihlagen hatten,
gingen fie über den untern Jabok und befiegten den König Og von
Bafan. „Da gewannen wir (heißt es 5.Mof. 3, 4. 5) zu ber Zeit
alle feine Städte, und war Feine Stabt, welche wir ihm nicht nahmen:
60 Städte, die ganze Gegend Argob im Königreich Og zu Bafan. Alle
diefe Städte waren feft, mit hohen Mauern, Thoren und Riegeln, ohne
andere fehr viele Fledden ohne Mauern.” Weit fpäter, 1 Kön. 4, 13,
wird als zu Salomo's Reich gehörig nochmals erwähnt: „die ganze Ge⸗
gend Argob, die in Bafan liegt, 60 große Städte, vermauert und mit
ehernen Riegeln.“ Warum waren biefe Städte mit ihren Mauern und
Thoren den Sfraeliten fo. etwas Merkwürdiges? Darum, weil fie vom
rothen Meere durch die Wüfte bis nahe dem Mandhur faft einzig durch
Kalkfteingegenden gezogen waren, in benen, bis auf ben heutigen Tag,
das Troglodytenleben vorherrfcht, da fich der weiche Kaltftein zum Aus-
bauen Fünftlicher Höhlen eignet =). Daran ift in dem Lande des har-
ten Baſalts nicht zu denken, dort muß man Städte bauen und zur
Sicherheit, welche die Höhlen am fich bieten, ummauern und mit feften
Thoren verfehen. Sept boch bie Unzahl ummauerter Städte Baſans wit
ihren ſchwarzen Bafalt Pd). Häufern, Thoren, Thüren und Riegeln
nod) heute den europäifchen Meifenden in Verwunderung! Bei Gha-
Legh 243. D. von Richter 53. Schubert 3. 96 fg. Diefe Höhlen des oſtjor⸗
danifchen Landes zogen ſchon im Mittelalter die Aufmerkfamkeit auf fih und
veranlaßten eine feltfame Verwechslung. Nach Luc. 3, 1 war nämlich Philippus
Jetrarch von Zracponitis (Tpaywvirdos yuspas), welches, wie der Name anzeigt,
ein raubes, fteiniges Land und, wie weiterhin dargefhan werden foll, das mit
Bafalttuppen und Bafaltblöden in Often Haurans und, in Süden von Damas:
kus gelegene Ledfcha war. Die Vulgata Überfegt nun jenes Toaywvitrdos Yupazc
durch: Traconitidis regionis; dies verführte die Schriftfteller des Mittelakters
zu einer irrigen Etymologie und ebenfo irrigen geographiſchen Beſtimmung.
Wilhelm von Tyrus leitet den Namen Traconitis nämlich ab von Tracones
und fagt (895): Tracones diceuntur occulti et subterranei meatus, quibus
illa regio abundat; nam pene universus illius regionis populus in spelun-
cis et cavernis habitat et in traconibus habet domicilia. Da fi) nun, ben
Nachrichten der Reiſenden zufolge, in dem wahren bafaltifchen Trachonitis Feine
Höhlen finden, fo fragt fidh’8: welchen Bezirt man unter dem Namen Traconi-
tis verftanden habe? Hierauf antwortet Cotovicus (362): Regio omnis trans
Jordanem Traconitidis nomen habet, extenditurque a mari Genezareth ad
radices usque Libani. Webereinftimmend mit Eotovicus ftellt Sanutus (250)
Traconitis mit der planities Libani zufammen (Iof. 11, 17) und fagt: e& reihe -
bis an den See Genezarethb. Der jo begrenzte Bezirk begriff aber, wie ich un-
ten nachweifen werde, Gaulanitis. Will. Tyr. 1031: Traconitis Bostrensis
dioeceseos pars est. Ein Theil diefes Traconitis ift Bafaltland. Vgl. Vitriac.
1074; meine Abhandlung in Berghaus Annalen 1830. ©. 556.
198°) &o fagt 3.8. Hieronymus: Omnis australis regio Idumaeorum de
Eleutheropoli usque Petram et Ailam in specubus habitatiunculas habet.
Unter diefen waren auch Höhlen in Sandftein, 3. B. bei Petra.
108°) Vergleiche das &. 63 auch Anm. 191 Gefagte.
6. Gebirge, Ebenen und Gewaͤſer Paläſtinas. 69
wagib, füblih von Damaskus, erzählt der Schwede Berggren '”°),
„nimme das große Alterthumsgebiet feinen Anfang. In einem Umkreiſe
von 30 bis 40 Meilen findet man 3—400 Ruinen von Städten, Flecken,
Burgen, Zempeln und Paläſten.“ Budingham erblidte vom Schloffe
Salcha gen Öften „eine unendlide Menge von Ortſchaften“; von
Sherbei aus fah er „wenigſtens 30 auf Höhen liegende Städte”; die
Ehene Hauran ift, nach dem Ausdruck befielben Reiſenden, „über und
über mit Ortſchaften befäet‘‘ =). Don den merkwürdigen Thoren die⸗
fee Städte .ein Beifpiel anzuführen, fo erzählt Burdhardt: die Stadt
‚ Kuffer am Dfchebel Hauran „ift, in.der in diefem Rande üblichen Weiſe,
ganz von Steinen. erbaut, die Thüren find alle gleichförmiger Weife von
Stein, und felbft die zwifchen 9 — 10 Fuß Hohen Thore der Stabt ber
fiehen aus einem einzigen Stücke Stein‘“'”b), — Aber nicht bloß
die Städte find fo wohl verwahrt, fondern jedes einzelne Haus erfcheint
als eine Eleine wohl verfchloffene Feſtung. „Die Thürflügel”, fagt
Seegen, „beſtehen in Ledſcha, wie in Hauran, aus Bafaltplatten.”
„Manche find“, nach Burdhardt, „aus einem Stud, mande find Flu-
gelthüren, fie dreben fi in aus dem Stein gearbeiteten Angeln, und
find ungefähr 4 Zoll did, felten höher als 4 Fuß, wiewohl ich deren
ſah, die höher waren als 9 Fuß.” Wie Segen und Burckhardt, be⸗
ſchreibt Richter „die Häufer mit ſchweren Thürflügeln” im alten Bafan,
und ebenfo Budingham '”°). Diefer erwähnt auch, ohne allen Bezug
auf das Alte Teftament, der Miegel. In Ghereyeh am Gebirg Hauran
warb feine Wohnung durch eine 18 Zoll dicke fteinerne Thür verfchloffen.
Er fagt: „Das Deffnen und Verſchließen bderfelben machte viele Mühe,
Bon innen werben ſolche Thüren vermöge großer Miegel gefchloffen.
Wie fehmwer in ben älteften Zeiten Angriff und Eroberung fo fefter Woh⸗
nungen waren, ift leicht zu erachten“ "A. Werriegelt man aber auf
ſolche Weife die. Hausthüren, wie vielmehr die Stadtthorel — Verglei⸗
chen wir nun diefe Nachrichten zuverläffiger neuerer Neifenden mit denen
des Alten Teftaments, fo fällt es in die Augen, mie Mofes mit wenigen,
aber treffenden Zugen das Land Bafan treu charakterifirt, zugleich aber
auch, wie der Charakter diefes Landes fi) Sahrtaufende hindurch gleich
geblieben if. Mußte fih Bafan doch, als ein nach Dften und Süden
in die Wüſte Arabiens vorgefhobener Poften der civilifirten Welt, von
Alters her durch Mauern und verriegelte There gegen bie Schmärme
199) Berggren, Reifen im Morgenlande II, 59. Die jegigen Ruinen Hau:
rans find freilich meift aus fpäterer Zeit, beſonders aus der Zeit der Untonine,
aber Salcha, Edrei u.a. flammen aus der grauen Ürzeit. Ä
199°) Budingh. 2, 124. 148. 178,
199°) Burdh. 167.
199°) Seetzen Monatl. Eorr. 18. 535. Burckhardt 121, welcher auch der
fteinernen Thüren in Schochba und Baele erwähnt (144. 171) v. Engelbartt
zu Richter 685. Buckingham fand fteinerne Thüren in Gherbei, EI Ghereye,
Szalkhad, Sueida, Kanuath (zum Theil mit Schönen Sculpturen), Mijdel, Ezra,
alles Orte im Gebiete des alten Bafan. (Bud. 2, 147. 175. 177. 192. 188.
195. 196. 201. 216. 228. 232).
199°) Budingham 2, 179.
70. 6. Gebirge, Ehenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab.
raubluſtiger Beduinenftämme fchügen. Seitdem Mauern und Thore ber
meiften Städte verfielen, gemähren biefe nicht mehr bleibende Wohn-
ftätten. Dusch die Araber in fteter Unficherheit, fuchen die Einwohner
wohl in den veröbeten leeren Drten wie unter Zelten ein Obdach, flüch-
ten aber mieber hinaus, fobald ein feinblicher Bebuinenhaufe fid) naher.
Meberbliden wir nun noch einmal das ganze bewohnte, bemohnbare .
und culturfähige oͤſtliche Land. Der Jordan von feiner Quelle unmeit
des Hermon bis zur Südfpige des todten Meered und von hier meiter
ein breites Sandthal, el Ghor und el Araba genannt e), hinab, Bis
in die Nähe des ailanitifchen Meerbufens, das ift feine Weſtgrenze. Die
Nordgrenze läuft von der Jordanquelle um die Abfälle des Dſchebel
Heifh herum, ſüdlich Damaskus vorüber, bis zum norböftlihen Punkt
von Ledſcha. Bon da umzieht diefe Grenzlinie die Morgenfeite von
Ledſcha und Dfchebel Hauran, wendet ſich bei Salcha abendwärts zu
den Quellen bes Zerka, folgt weiter der Pilgerſtraße bis Maan, von wo
man eine Linie zur Nordfpige des ailanitifhen Meerbufens ziehen Fann,
zu dem Punkte, wo bie Weflgrenze endete. Ein Blick auf bie Karte
Ichrt nun, daß das bemohnbare Oſtland nördlich am breiteften ift und
mittagmärts immer fehmaler wird *%). Ebenſo ift auch der nörblichfte
Fluß deffelben, der Mandhur, am längften, kürzer find der Zabel, Ur
non, el Abfa; ſüdlich vom Ahſa finden ſich nur noch ganz unbedeutende
Winterbäche, welche im Sande verfiegen. Statt des Jordans und des
todten Meeres ift hier meift nur ein breites Sandthal. Je meiter nad
Süden, je mehr dringt bie mafferlofe oftliche Wüfte abendwärts vor und
engt das bewohnbare Land mehr und mehr ein.
Eine Unzahl Ruinen alter und uralter Städte bedeckt das ofljor-
danifche Land, befonderd Hauran. |
Ledfcha ift ein düfterer Baſaltdiſtrict, ein Labyrinth niedriger Fel-
fen ?°°2), zum Theil voll Eichen; den Dfchebel Hauran bedeckt Eichen-
waldung ”"°P), die mit trefflichen Meideplägen wechſelt *°°°). Dagegen
ift die Ebene Hauran zwar fehr fruchtbar, reich an Getreide und theil-
199°) Nach Robinfon beißt dad Sumpfland vom Südende des todten Meeres
bis zu den Klippen Alrabbim, el Chor im engern Sinne, die Arabah zieht fi
in ©. diefer Klippen bis zum ailanitifchen Meerbufen. Dies abgefehben von dem
oben aufgeftellten Begriff von Arabah und Ghor im weiteften Sinne, da beide
identifch find und den Einfchnitt von den Quellen des Jordan bi8 zum ailani«
tiſchen Meerbufen bezeichnen.
200) Am öftlihen Fuße des Dihebel Hauran „liegen mehr als 200 von
Ihwarzem Stein erbaute verfallene Dörfer” (Burckh. 1042); noch 3 Tagereifen
morgenwarts vom Dſchebel Hauran ift tragbarer Boden mit einer Menge Ruinen
aus Baſalt erbauter Städte und Dörfer, Zellul heißt die Gegend (Burckh. 172).
Ich möchte die Grenze der oftjordanifchen Stämme weiter nach Oſten hinaus:
rüden, als es auf Grimme Karte gefhieht. Rechnete doch Joſephus (Bell. Jud.
3, 3, 9) Zrachonitis, d. i. Ledfeha, zu Judaͤa; von Bela, dem Rubeniter, beißt
es 1 Chron. 6, 9: „er babe gewohnt gegen den Aufgang, bis man kommt an
die Wüſte ans Waſſer Phrath.“
200°) Burckhardt 198.
200°) Burckh. 152. 157. 358. Berggren 2, 66.
200°%) Burckh. 170. 173.
6. Gebirge, Ebenen und Gewäfler Palaͤſtinaisßs. 71
weife met fo üppigem Graswuchs bedeckt, daß Pferde mit Mühe fich
den Weg durch denfelben bahnen ?°'), dabei aber völlig baumlos. Aus
Mangel an Bauholz find daher die Häufer in Hauran ganz feinen ?”).
Ausgezeichnet ſchoͤn ift nach den Schilderungen der Neifenden das Ge-
birge Gilead nördlid) wie fübli vom Jabok. Herrliche Eichenwaldungen
bedecken einen großen Theil beffelben. So erzählt Budingham, wie in
der Gegend von Gerafa „ein Ueberfluß ſchönen Holzes, unten in ben
Thälern immmergrünende Eichen, Fichten auf dem Rüden der Berge,
zwifchen beiden niederer Holzwuchs verbreitet” feien. „Dieſe Waldge-
gend,’ fährt er fort, „begleitete unfern Weg auf 4 bis 5 Meilen weit, -
dann öffneten ſich Ausfichten wie auf Lünftliche Parks’ °) Weiterhin
fam Budingham wieder „durch die allerfchönften Waldgegenden, die fi
nur denken laſſen.“ Bankes, der England, Frankreich, Italien, Spa-
nien und Portugal durchreifte, bemerkte, daß er, .einige Gegenden im
nördlichen Portugal ausgenommen, feine kenne, die an Schönheit mit
denen zwifchen Jabok und Mandhur zu vergleichen wären. — In ben
Bergen von Bella, dem Gilead ſüdlich vom Jabok, fand Burdharbdt,
„überall einen behaglichen Schatten fchöner Eichen und wilde Piflazien-
bäume“ und einen mehr europäifchen Charakter der Landfchaft. Als
Budingham im Februar durch Belka reifte, hatte er oftlich von Feheis
„eine köſtliche Anficht von Gehölzen; die volle und frifhe Belaubung
immergrünender Bäume im Gegenfag ber Schneelager, aus denen ihre
Stämme hervorfliegen, war neu und auffallend”). Zudem ift „bie
Weide in Belka weit beffer, als fonft im ganzen füblichen Syrien. Die
Beduinen pflegen zu fagen: du Zannft Zein Land finden, wie Bella.
Die Ochfen und Hammel dieſes Landſtrichs gelten für die beſten“ *®).
Darum erbaten die Kinder Ruben und Gad, welche einen Reichthum
an Vieh hatten, von Mofes, in. diefem Lande Bella (Gilead) zu bleiben,
weil daſſelbe „bequem zum Vieh“ fei (4 Mof. 32, 1—4). So preifen
201) Burdhardt 393. Um dieſes Graswuchſes willen ift Hauran ein Lieb»
ae der Beduinen. Der Weizen Haurans trägt 25=, 60-, ja 120fältig.
urdh. 4
i 202) Budingham II, 147. Budingham trat in der Stadt Gherbei (in Hau-
van) in einem Haufe ab, das „ganz und gar von Stein gebaut war.” „Der
ganzlihe Mangel an Bauholz” fei Grund des maffiv Bauens. „Die Bone
Tagreiſe,“ fährt Budingham fort „hatten wir nirgends auch nur einen Strauch,
gefhweige denn einen Baum entdeckt.“ Bon Sueida fagt derfelbe Reifende. (2,
ı 186): „bier fehlt eö gänzlih an Bäumen, nur einen einzigen ſahen wir in Dies
| jr Stadt. Deshalb find auch alle Wohnungen aus Stein.” ‚Und Burkhardt
(120) bemerkt: die Häufer in Ezra „find von Stein erbaut, wie alle Häuſer in
\ den Dörfern von Hauran und Dichebel Hauran von Ghabarib bis Boszra.“
. Bon Bosra fah O. v. Richter (189) „die mit Wald bededten Berge der Dru:
fen” (d. i. den Dſchebel Hauran). „Ihr waldiges Land,” fagt er, „kündigt
einen feltfamen Contraſt mit Hauran an, wo ich außer ein paar traurigen Fei⸗
genbaͤumen, die einzeln zwifchen den Steinen wurzelten, keinen Baum fah.“
| Bol. Burdihardt 152. 157. 169. 170.
203) Budingham I, 345. 348.
204) Budingham II, 56.
205) Burdhardt 628.
72 6. Gebirge, Ehenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinaß.
die Reifenden ‘das alte Gilead. „Das ganze Land öſtlich vom Jor⸗
dan’, fagt Budingham ?% 2), „iſt äußerſt fruchtbar, die Waldgegenden
von- Bella und Adſchelun möchten fehmerlih von irgend einem andern
‘an Schönheit übertroffen werden. Die Thäler haben einen Ueberfluß
an Korn und Dliven, die Hügel find mit Neben bedeckt. Das Klima
ift köſtlich“ — Mittagwärts von Feheis und Rabbath Ammon bis zum
Arnon und jenfeits des Arnon bis Kerek ift die von tiefen Bächen durch⸗
ſchnittene Hochebene, gleich dem nördlichen Hauran, fruchtbar, aber. ohne
ale Waldung ?). Hier eine Menge von Ruinen zum Theil uralter,
bedeutender Städte. Bon einer Anhöhe im Süden Ammons überfah
Buckingham eine meite Ebene, auf ihr „in jeder Richtung zerſtoͤrte
Städte,” die Zeichen ehemaliger Bedeutfamkeit trugen. „So weit das
Auge reichte, war Fein Baum zu fehen‘ ?*=), er
Weiter nad) Mittag, jenfelts Kerek, beginnt eine ‚neue Natur.
Das tiefe Felſenthal des Ahſa fehieb einft die Länder Moab uud Edom.
"Dort, wo- ber Bach in die Südfpige bes todten Meeres mündet, fand
Legh von fteilen Höhen herabgerollte Stüde Granit, Porphyr und Ser-
pentin, Gebirgsarten, welche fi weder auf dem Libanon, noch vom Li⸗
banon bis zum tobten Meere in Dft- und Welt- Paläftina finden. Es
find die Außerften nördlichen: Vorpoften des Gebirges Sinai, das längs
dem Weſtufer des ailanitifhen Meerbufens nordwärts zieht, und weiter
als Gebirg Edom von Alla bis zum -todten Meere. ‚Seine. mächtigen,
fteilen Granit » Porphyr- und Sandftein-Berge heben ſich aus dem .ho-
rizontalen Kreidegebilde des wüſten und peträifchen Arabiens heraus und
werden nur bin und wieder von diefem bedeckt. Zum Cbomitergebirge
gehört der Hor, auf welchem Aaron ftarb, in feiner Nähe Legen zwiſchen
hohen‘ Sandfteinfelfen eingefchloffen, zum Theil in diefe Felſen gehauen,
die fohweigenden einfamen Ruinen ber alten Wunderſtadt Petra. Es
ift ein fchönes, meift aber verödetes Bergland. „Die Luft ”,-fagt Burd-
hardt?“), „ift dort rein, und obgleich im Sommer die Hige fehr groß
ift, fo wird doch wegen der Fühlenden Winde, bie in ber Regel berr-
fhen, bie Temperatur nicht erſtickend.“ „In keinem Theile von Sy-
rien,’ fährt er fort, „ſah ich fo wenig Kranke.” Diefe Eigenfchaften
des Klima ſcheinen die Alten, welche diefen Diftrict Palaestina salutaris
nannten, wohl gefannt zu haben. Der Winter ift fehr kalt. Es fällt
eine Menge Schnee, und die Fröfte bauern bisweilen bis in die Mitte
des März.” Die feinften Früchte gedeihen in diefem Gebirge. So z. B.
bei der Stadt Tafyle, welche „mit großen Obftbaumpflanzungen umge-
ben ift, werden Aepfel, Apritofen, Feigen, Pomeranen, Oliven und
Pfirſchen von giner fehr großen Art, in großer Menge gebaut ?°). Ebenſo
find. die Pomeranzen, Aprifofen und Pfirfchen von Maan vortrefflich” 7°),
205°) Budingham 2, 128.
206) Bom Abarim, Pisga und Nebo, einem Bergzuge auf diefer Hochebene,
ift oben gefprochen.
206°) Budingham 2, 82.
207) Burdhardt 676. ,
208) Ebendafelbft 677.
209) Ebendafelbft 724.
— nn
6. Gebirge Ebenen und Gewaͤſſer Palaͤſtinab. 73
Dieſer ſchöne oſtjordaniſche Landſtrich, von den Quellen des Jordan
bis zu Palaestina salutaris, wie paradieſiſch erſcheint er erſt im Ver⸗
gleich zu der öden ſyriſch⸗-arabiſchen Wüſte, welche ſich vom Nil bis zum
Eupbrat, von Palmyra bis tief in die arabifche Halbinfel erſtreckt! Sie
bat „weder Hügel, noch Berge, noch Thaler, ausgenommen, daß an
einzelnen wenig vertieften Stellen fi; Regenwaſſer fammelt, welches aber
bisweilen bei trodenem Winde in wenig Stunden verdunſtet. Man fin-
det Dort gar Feine Spuren von vormaligen Städten oder Dörfern‘ ?'9),
„Mm fich einen Begriff von den Wüften zu machen,” fagt Volney ?"),
„fo denke man fi, fo weit dad Auge reicht, unermeßliche Ebenen ohne
Häufer, ohne Bäume, ohne Bäche, ohne Berge, unter einem beinahe
ewig glühenden wolfenfreien Himmel. Oft verirrt fi das Auge an
einem unbegrenzten und wie dad Meer ganz ebenen fpiegelglatten Hori-
zonte. An andern Orten erhebt fich die Ebene zu Beinen Hügeln oder
thürmt Felſen und Klippen auf. Die beinahe allenthalben nadte Erbe
bietet dem Auge nichts als dünn gefäete bolzige Pflanzen und einzelne
Sträuche dar: und dieſe einfame. Stille wird durch nichts unterbrochen,
als fehr felten durch das Geräufch der Gazellen, der Hafen, Heufchredien
und Ratten.” Daß die Oſtwüſte beträchtlich Hoch fei, ergibt ſich ſchon
daraus, weil auf ihr der Zerfa, ‚der Arnon und Ahſa entfpringen, welche
in ben tiefften Selfenthälern zum Jordan und todten Meere hinabfließen.
Ein zweiter Beweis für ihre Höhe ift dies. Das Gebirge der Edomiter
ſtürzt fih mit hohen fteilen Sandſteinwaͤnden meftlich gegen das tief
eingefchnittene Sandmeer des Ghor und el Araba hinab, während feine
Berge, von ber öftlichen Wüfte gefehen, nur als Eleine Hügel exrfcheinen ?’?).
Ein dritte Beweis der abfoluten Höhe der Wüſte ift, daß, nad) See
gend Mittheilung, der Schnee -auf der Karamanenftraße von Daher el
Alabe bis Bella einft 40 Tage lang liegen blieb, und am erften Orte
eine ganze Karawane Menfchen, Kameele, Pferde, Efel, Maulefel und
Hunde erfroren ?'’).
Geht man vom Fuße des Gebirgs Seir abendwärts quer durch das
weite 1/s-Stunbe breite Sandmeer der Arabah, fo fleigt man auf deſſen
Weftfeite zur Wüfte el Tyh auf, welche vielleicht 1000 Fuß niedriger
ift als die Oſtwüſte, und, wie wir fahen, das mweftjorbanifche Paläſtina
210) Seegen 0.0.0. ©. 383.
211) Bolney I, 292.
212) Burdhardt 72%. Laborde (4): dad Edomitergebirg peu eleve vu de
l’Orient, mais offrant une pente rapide vers l’occident, il prouve d’une
maniere &vidente l’€l&vation du niveau de la pleine au dessus du lit de
- OQuadi-Araba. Laborde ſah von einem hohen Berge unweit Petra weftwärts
hinab ins Wady Araba, oftwärts in die grenzenlofe Wüfte von Arabia deserta.
Auffallend, fagt er, fei die WVerfchiedenheit des Niveau auf beiden Seiten des
Berges, wie er weſtwaͤrts mit tiefen Schluchten abfalle, während er ſich oftwärts
ohne merklihe Erniebrigung in die weite Ebene verliere (S. 62). Diele Ber
ſchiedenheit zwifchen dem Oft: und Weit: Abfall des Edomitergebirgd hatte gro:
Ben Einſuß auf den Wüftenzug der Iſraeliten. S. meinen: Zug der Ifraeli-
ten 4
213) Sretzen a. a. O. 381.
74 6. Gebirge, Ebenen und Gewäſſer Palaͤſtinab.
gegen Mittag begrenzt ’''). In beiden Wüſten herrſcht Kreide und
kreidiger Kalkftein, häufig weit und breit mit Feuerſteinen überfchüttet,
und Sand. Die horizontale Schichtung des Geſteins dürfte Grund der
waſſergleichen Ebenen ber Wüften fen. Auf folchen Ebenen hat das
Waſſer keinen Fall, da bilden fich Feine Bäche und Flüffe, fein Berg,
feine Wälder reizen die Wollen zum Megnen. Daher die Unbewohn-
barkeit; das fparfame Waſſer ift meift falzig; Kameelgerippe bezeichnen
die Strafen der Karamanen. oo.
Ueberblicken wir nun noch einmal das ganze Weft- und Oft-Paläftina
und Arabia petraea, das ganze Land vom Sinai bis zum Libanon, feine
Gebirge, Ebenen, Gemwäfler und Waſſerſcheiden ?'*).
Gegen die Südfpige der finaitifchen Halbinfel erhebt ſich ein wildes
Sranit- und Porphyrgebirge, dem fich rother Sandſtein anſchließt. Ihm
gehört der Katharinenberg an, von 8063 Fuß, der Sinai von 7035 $.
Höhe ?°). Gegen Norden fällt dies Gebirge in die Sandebene Debbet
er⸗Ramleh ab, welche c. 3000 Fuß hoch, von Oſt⸗Süd⸗Oſt gen Weft-
Nord⸗Weſt quer durch die Halbinfel zieht. |
Im Norden diefer Ebene fteigt das Kalkfteingebirge et-Tih bis zu
4300 Fuß Höhe auf und Iäuft, wie eine Mauer, jener Ebene parallel,
aus der Nähe des ailanitifchen Meerbufens bis nahe an den Meerbufen
von Sue. Hier wendet es fi) und zieht, der Küfte parallel, unter dem
Namen er-Rahah”'"), gen Norb- Weft.
Weiter gegen Norden ſenkt fih das Gebirge et-TiH in die Wüſte
et⸗Tih, welche durchfchnittlich eine Höhe von 1400 Zuß hat And. jenem
ungeheuern Wüftenzuge angehört, der als Sahara vom atlantifchen
Decean ber, durch Norbaftita läuft. Das vom Nil befruchtete Aegypten
Durchfchneidet ihn nur als eine lange Daſe, denn nahe dem Oftufer des
untern Nils beginnt, als feine Kortfegung, die arabifche Wüſte. Diefe
- zieht morgenmwärts bis zum Euphrat, erftredit ſich norbwärts bis in bie
Nähe von Damaskus, fübmarts tief in Arabien hinein. Der Wady
el» Arabah, von Norbende des ailanitifchen Meerbufens bis zum Südende
des todten Meeres laufend, theilt die arabifche Wüſte in eine meftliche
und öftlihe Hälfte Der weftliche Theil ift die eben genannte Wüſte
et⸗Tih ?'°), welche von Abend ber in bie Arabah abfällt; ihrem Abfall
214) Seeben monatl. Gorrefp. 17. 143. Burckhardt 741.
215) Bol. Palaͤſtina &.29 fg. und meinen „Zug der Ifraelitn” S. 4. Be:
fonders ward ich durch die Meijebefchreibungen von Schubert, Nufleger, Robin:
fon und Smith in den Stand gefegt, meiner früheren Terrainbeſchreibung ge:
genwärtigen Ueberblick beizufügen. Hierzu gehört der Höhendurchſchuitt.
216) Rad Rüppell. Die folgenden Höhenangaben find meift nad) Schuberts,
einige nach) Rußeggers Barometermeflungen, deren NRefultate ich durch das bei:
gefügte Profil zu veranfhaulichen gefucht habe. Ohne Barometermeffungen ma:
ren wir aller Befchreibungen und Göpenfepägungen ungeadhtet über die Geftalt
des Landes weſentlich im Unklaren. Bol. die 4. Anmerkung.
217) Auf Laborde’8 Karte: -Gebel Drdan. .
218) Das ift die Wüfte des Irrens, nämlich der Kinder"Ifrael.
.
6. Gebirge, Ebenen nnd Gemwäfter Palaͤſtinas. 75
gegenüber fleigt auf der Morgenfeite der Arabah fleil das Ebomitergebirg
auf, die Weſtwüſte et⸗Tih weit, aber nur wenig das öftliche, zum Euphrat
fit) verbreitende, Wüftenplateau -überragend. — Traurige Kreide» und
Flugſandhügel, mit Feuerfteinen überfchüttete weite Ebenen charakterifiren
die Ode, waſſerloſe, entfeglihe Wüfte et⸗Tih. Ganz vor ihr verfchieden
M das Edomitergebirge. Seine mächtigen mit frifcher Vegation bedeck⸗
ten Granit⸗ und Porphyrberge find die nördlichften Ausläufer des Sinai⸗
gebirgs. Nur Hin und wieder von fpätern Bildungen bedeckt, zieht Die-
ſes lange den Weſtufer des ailanitiſchen Meerbufens bis Akabah. Dort
feßt es über die Arabah, Porphyrfelfen zeigen ſich felbft nördlich von
Petra, und an der Mündung des Ahſa ind todte Meer finden ſich noch
Granit- und Porpbyrgefchiebe. 2
Neuere Beobachtungen haben die Meinung widerlegt: als fei der
Jordan früher durch die Arabah in den ailanitifchen Meerbufen gefloffen.
Robinſon macht es wahrfeheinlich, daß in ber Gegend, wo der 30fte Grad
Breite die Arabah ſchneidet, eine Waſſerſcheide amifchen jenem Meerbufen
und dem todten Meere laufe. Sener Hypotheſe über den frühern Lauf
des Jordan widerſprach auch ſchon Schubert überaus wichtige Beobach⸗
tung , daß der Spiegel des todten Meeres und das ganze Sordanthal
vom See Tiberias bis zur Mündung des Fluffes tief unter dem Spiegel
des Mittelmeeres liege ’'”).
Dom Gebirge et⸗Tih Läuft die Wafſſerſcheide zwiſchen dem Mittel:
meere und dem Wady Arabah norbwärts durch die Wüfte; zum Meere
führt der Wady el-Arifch (ber alte Bach Aegyptens) die Gemäfler, zur
Arabah der Waby el⸗Dieraͤfeh, welcher vereint mit den Wady el-Djeib
in das todte Meer mündet. — Diefer MWafferfcheide folgt großentheils,
fon feit grauer Vorzeit, die Straße vom Sinai durch die Wüfte über
Eboda, Eluſa und Berfabn nad Hebron. Bei Berfaba endet die Wüfte,
im Norden von da beginnt Paläftina, daher fchon zur Zeit der Richter
geſagt wurde: Waliflina reihe von Dan (im Norden) bis Berfaba
(im Süden).
Berfaba liegt ungefähr im gleichen Niveau mit der Wüſte el⸗Tih,
1400 bis 1500 Fuß hoch *), Won da gegen Norden erhebt fich, wie
ein höheres Stockwerk des Landes, das Gebirg Juda. Semua, im Süden
Hebrons, liegt 2225 Fuß, Hebron 2664 Fuß bach; im Durchfchnitt ift die
219) Die Herren Moore und Beke machten, wie erwähnt, diefelbe Entdeckung
duch thermometrifche Verſuche. Da das Quedfilber bei Schuberts Barometer:
meflung' weit über die Grenze der Eintheilungslinien binaufflieg, und er die
Höhe nur nach dem Augenmaß ſchaͤtzte, diefe Schägung aber ‚weil das Refuls
tat derfelben ein zu unerwartetes war, fo Enapp als möglich hielt, fo erklärt
Ah hieraus einigermaßen der große Unterfchied zwiſchen den Nefultaten der
Meffung Schuberts und den fpätern Meflungen der Herren Ruffegger und Ber:
tou. „In einer neueren Mittheilung des Lieutenant Symond wird ale Endre
jultat zweier fehr mit einander übereinftimmender trigonometriſcher Operationen
die Zahl 1231 Cparifer) Ruß angegeben,” um fo viel Fuß Liegt der Spiegel
des todten Meeres tiefer ald der Spiegel des Mittelmeered. (Kosmos 1, 474).
=> Nach Robinſon ſteigt das Land von Eluſa bis Berſaba nur wenig an.
'
’
76 6. Gebirge, Ebenen und Gewäller Palaͤſtinah.
Höhe jenes Gebirgs 2400 Fuß, es iſt 1000 Fuß höher als die Wüſte.
Weit über 1000 Fuß muß aber der NReifende aus der Arabah zum Ge-
birg Juda auffleigen. Dort, in ber Nähe des alten Kabes, ergab bie
Barometermeffung Schubert minus 91 Fuß; die Höhe des Paffes Sufah,
der. ungefähr. Mit Berfaba gleich hoch liegen dürfte, fand er 1434 Fuß;
im Ganzen war demnach das Anfteigen aus der Arabah zum Paſſe
1525 Fuß. So viel Fuß mehr Hat der Reiſende zu fleigen, welcher
aus ber Arabah aufs Gebirg Juda geht, als der vom Wüſtenplateau
et⸗Tih kommende. Noch weit flärker ift der Unterfchied, wenn er vom
Ufer des todten Meeres auffleigt.
Bon Hebron läuft nun das Gebirg Juda und das fich ihm. ans
fließende Gebirg Ephraim nordwärts bis Sichem in gleicher Höhe fort,
von Sihem nah Ginaͤa (Dſchenin) zu fällt ed allmälig in die Ebene
Sesreel ab. Seine ‚Gewäffer fließen oflwärts zum todten Meere und
Jordan, weſtwärts in das Mittelmeer; auf der Wafferfcheide oder ihre
nahe lagen und liegen die bedeutendften Orte: Hebron, Bethlehem, Je⸗
rufalem, Rama, Gibeon, Giben, Michmas, Bethel, Siloh, Sichen ;
längs berfelben Waſſerſcheide läuft die nördliche Fortfegung jener Straße,
welche, wie wir fahen, vom Sinai auf der Wafferfcheide des Mittel.
meeres und ber Arabah nach Hebron führt.
Ein Blick auf die Karte zeigt, daß der Abfall der Gebirge Juda
und Ephraim zum todten Meere und Jordan weit kürzer ift als der
Abfall zum Mittelmeer... Da überdies der Spiegel des todten Meeres
und Jordans viel tiefer liegt ald das Mittelmeer, fo folgt daraus, daf
jener Oftabfal aus boppeltem Grunde weit fteiler fein muß als der
Weſtabfall.
Geht man von der Höhe der Gebirge Juda und Ephraim zum
Mittelmeere, fo. führt der Weg zuerſt durch rauhes Kalkfteingebirge mit
tiefen Thaͤlern, dann in eine Hügelregion, weiterhin kommt man aus
dem Hügellande in die Meeresebene. Diefe harakteriftifchen Unterſchiede,
Hügelregion und Meeresebene, treten ſchon im Buche Iofua bei Auf
zählung ber Städte Juda heraus.
Die Höhe des Gebirge, bemerkte ich, bleibe fih von Hebron bis
nahe Sichem, ziemlich gleich — im Durchſchnitt 2400 Fuß, bei Sichem
ſinkt ſie auf 1751 Fuß; tritt auch der Ebal im Norden von Sichem
heraus, fo fällt doch das Gebirg Ephraim von hier an im Ganzen gen
Nord und Nordweft zur Ebene Jesreel ab. Ginda, an der Grenze die
fer Ebene, ‚liegt nur noch 515 Fuß, die Ebene felbft, am Fuße des
Thabor, 439 Fuß hoch. — Waidhügel ziehen in nordweſtlicher Ric
tung vom Gebirg Ephraim zum Carmel, über dieſe Hügel läuft ſeit
“alter Zeit die Straße nah Damaskus. Eie find niebrig genug, daß
die Reifenden in der Ebene des Mittelmeeres über fie hinweg ben großen
Hermon fehen.
Dem, nordöſtlichen Theile des Gebirgs Ephraim ſich anſchließend,
aber durch ein Thal von demſelben getrennt, zieht ſich das Gebirg Gilbon
aus der Nähe von Jesreel nad) dem Jordan im Süben von Bethfean.
Nördlich vom Gilboa tritt der Eleine Hermon über die öftliche Häfte ber
Ebene Jesreel vereinzelt heraus; zwifchen Gilboa und-Hermon fließt das
7. Klima. 77
Waſſer Jesreel nach Berbfean hinab. . In ber Richtung dieſes Thales
ſieht man von Sesreel aus Bethfean und die oftjorbanifchen Berge.
So wie das Gebirg Ephraim. von Mittag her in die Ebene Jesreel
abfällt, fo erhebt fich auf der Norbfeite diefer Ebene das melligte Fe
land Galilaͤas. Als vereinzelter Vorpoften befjelben tritt der, 1748 Fuß
hohe, Tabor ſüdwärts in die Ebene Jesreel hinaus, im nörblichen Ga-
liläa erhebt ſich Safed über dies Tafelland. Safed ift c. 2500 F. hoch
auf einem Berge gelegen, . welcher al& der. legte füdlihe Abfall des Ge
birgs Naphthali erfcheint. Dies -Gebirg ift ein ſüdweſtlicher Ausläufer
de& 10,000 Fuß. hohen großen Hermon; ſymmetriſch mit ihm zieht im
Dften des obern Jordan Dfchebel Heiſch vom Hermon fübwärts zur gau⸗
lanitifchen Hochebene; diefe beiden Gebirgefetten umfaffen die Niederung
des Sees Merom. oo:
Hier ftehen wir an ber Nordgrenze Palaͤſtinas, am Libanon und
Antilibanon. "Zu legterem gehört der große Hermon, an beffen Abhang
der Jordan entipringt und jenes Dan liegt, von welchem, als dem äußer-
ſten mitternächtlichen Punkte, das heilige Land bie zum entgegengefegten
füdlichen Grenzpunkte, bis Berſaba reichte,
Die oſtjordaniſche Hochebene iſt nach den, von Schubert zwiſchen
dem obern Jordan und Damaskus gemachten Meſſungen durchſchnittlich
fo hoch wie das Gebirg Juda und Ephraim, c. 2400 Fuß. Dieſe Höhe
dürfte. fi) von Damaskus füdwärts bis zur Wüſte im Often des Edo⸗
mitergebirg® ganz gleich bleiben. Iſt die Wüſte et-Tih im Weſten der
Arabah c. 1400 Fuß Hoch," fo ſchaͤtzt Burckhardt jene MWüfte im Oſten
des Edomitergebirgs um 1000 Fuß höhet, d. i. c. 2400 Fuß bach.
Ueber die Ebene des oftjordanifchen Landes erhebt ſich das Gebirg
Gilead, weiter öſtlich das Gebirg Hauran, welche beide fo bebeutend
heraustreten, daß fie wohl 3—4000 F. Höhe erreichen möchten. Baro⸗
metermeflungen fehlen. -
7. Klima’).
Daläftina liege unter c. 32° nördlicher Breite; die Sonne geht dort
am längften Tage zwar nicht fenkrecht über den Scheitel weg, doch fteht
fie an demfelben nur etwa 10° füdlih vom Zenith, geht kurz vor 5 Uhr
auf, Eurz nad) 7 Uhr unter. Am fürzeften Tage dagegen fällt ihr Auf
gang etwas nach 7 Uhr, der Untergang furz vor 5 Uhr. So iſt ber
dortige längfte Tag ungefähr 14 Stunden 12 Minuten lang, ber für-
zefte 9 Stunden 48 Minuten. Dennoch rechnete man im Winter wie
imjSommer 12, Tages: und 12 Nachtſtunden, fo daf. man die
‚ Stunden mit Sonnenaufgang zu zählen begann, die Mittagsflunde das
ganze Jahr hindurch die Hte war, der Moment des Sonnenuntergangs
aber auf 12 Uhr flel. (Zur Erklärung von Joh. II, 9. Matth. 20,
I) Eingelnes das Klima und die Kreuchtbarkeit Betreffende ift bei der Be:
[hreibung des Libanon und der 4 Landfchaften Palaͤſtinas mitgetheilt.
78 7. Klima.
1—16, Ap. Geſch. 2, 15; 3, 1.) Cine Sommerftunde am Tage war
alfo länger als eine Winterftunde ?).
* Die Wärme ift in BYaldflina, wie anderwärts, nach Maßgabe der
Lage der Gegend binfichtlich der Weltgegenden und nad; der Höhe über
bem Meere fehr verfchieden. Vom Libanon fagen arabifche Dichter,
„daß er auf feinem Haupte den Winter, auf feinen Schultern den Früb-
ling und in feinem Schooße den Herbft trage, und daß der Sommer zu
feinen Füßen (am Mittelmeere) fchlummere‘ ?). Am 5. Mai 1812 kam
Burkhardt bei dee Mündung des Mandhur ind Sorbanthal. ‚Das
Klima‘, fehreibt er, „iſt beißer, als ich «8 in irgend einem Theile Sy⸗
viens gefunden. Die felfigen Berge drängen bie Hige zufammen und
hindern bie Abkühlung der Luft durch bie Weſtwinde im Sommer. Wegen
diefes höhern Grades der Wärme werden die Producte des Ghor viel eher
reif, als die des Hauran. Die Gerftenernte, die in der obern Ebene:
erft vierzehn Tage fpäter anfängt (alfo um den 20. Mai) fanden wir
bier beinahe vollendet. — Nördlich Iag der mit Schnee bebecite Dfchebel
el Scheith ; öſtlich prangten bie fruchtbaren Ebenen von Dfcholan mit
den Blüthen des Frühlings, während im Süden die weltende Begetation
im Ghor bie Wirkung einer tropifchen Hige zu fein fchien.” Ebenfo
erntete und erntef Jericho in der Jordanebene weit früher ald Jerufalem,
ja früher als Akte am Meere’). Am 22. April fand Miffionar Smith
die Gerfte in Sericho gebrofchen, am 12. Mai den Weizen, am 19. Mai
drafch man diefen in Gaza, am 11. Juni auf dem Delberge. Bei Hebron
und Carmel ftand am 10. Mai der Weisen noch grün auf dem Felde.
Dom 14, April bis zum 6. Mat zeigte das Thermometer in Jeruſalem
bei Sonnenaufgang S— 14 R., um 2 Uhr Nachmittags 12 — 21? R.,
legteres da ein Sirocco wehte Vom 10. bis 13. Juni zeigte es bet
Sonnenaufgang 10— 19°, Nackmittagd um 2 Uhr einmal 24°. Sn
Zericho dagegen ftand Robinſons Thermometer am 13. Mai um 2 Uhr
im Zelte auf 31° R., im Schatten eines Feigenbaumes auf 26° R. *),
Diefe limatifchen Verfchiedenheiten haben ihren Grund in der ſchon er-
wähnten tiefen Lage des Ghor, bie Weizenfelder von Hebron liegen
2) Die neunte Stunde, die Todesſtunde des Herrn, war alfo 3 Uhr Rad:
mittags; die Sonnenfinfternig beim Zade dauerte 3 Stunden, von ber fechöten
Stunde (Mittag) bis zur neunten Stunde. — Die Sommerftunde im Sunius
verhielt fich zur Winterftunde im December ungefähr wie 14 : 10.
3) Volney 1, 243.
4) Calor illie (bei Jericho) erat insignis, quare etiam metebant, non re-
fragantibus Hebraeorum aapientibus, ante- oblatum die sexto et decime
- mensis Nisan manipulum, ufi in Misna traditur. Reland’387. Zuftinus
fagt von Seriho: non minor loci ejus apricitatis quam ubertatis admiratio
est. Just. 36, 2. Aaron (B. 4,8, 2. 3) erwähnt auch der großen Hiße im
Sordanthales bei Jericho gehe man in Linnen gekleidet, während es in andern
Gegenden Sudäas fchneie. — Bel Tripoli (in Syrien) fland das Thermometer
im Winter 8 bis 9° über O0, im Sommer fteigt es bis auf 26°.
4) Rob. 3, 305 fg. 526. Vgl. Schub. 3, 104, welcher die mittlere Tem⸗
peratur Jeruſalems zu 13%. anſchlägt. Barometerbeobachtungen machte
Ruſſegger (3, 180) in Serufalem, Jaffa und Nazareth.
7. Klima. 79
3—4000 Fuß höher als die von Jericho. Die erften Trauben reifen
im Zuli, auf den Gebirgen ift die Weinlefe im September °).
Der Frühregen fat in unferm Spatherbft 9); früh heißt er, weil
die erſten Monate bes jüdifchen Jahres mit unferm Spätherbfte zufam«
mentreffen. Nach dem erften Herbftregen ſäet der Landmann die Win-
teefaat, vornehmlich Gerfte und Weisen. Dem December bis zum Fe⸗
bruar fällt im höhern Lande auch Schnee, der jedody bei Jerufalem felten
länger als einen Zag liegt’). Die Kälte kann beträchtlich werden, er-
feoxen doch 1754 bei Nazareth 25 Menfchen y. — Der Spätregen
fäle im März und April vor der Erntezeit der Winterfrucht und zur
Saatzeit der Sommerfrucht ’), die dann im September und October
reift. Nach Nobinfon (2,306) ift bie Zeit vom October bis zum März
im Ganzen regnerifch; von ba bis zum Detober fällt in der Regel gar
fein Regen. Regen in der MWeizenernte ereignete fih nur duch ein
Wunder (1 Sam. 12, 17). In biefer trodnen Jahreszeit tritt Dürre
ein, das Grün fehwindet meift. — „Die Wüfte ift eine immer helle und
ducchfichtige Negion, die nie felbft Wolken erzeugt, fondern nur diejeni-
gen aufnimmt, bie fie vom Deere empfängt” 9.
Thau fälle auch jegt fehr haufig. Maundreli erlebte in ber Ebene
Jesreel einen fo ſtarken Thau, bag die Zelte dermaßen naß wurden, als
ob e8 die ganze Nacht geregnet hätte‘). (1 Mof. 27, 39. 5 Mof.
33, 13. Pf. 140,3 x) .
Winde. Der Nordweſtwind herrſcht vom Herbſtäquinoctium bis
zum November; vom November bis zum Februar dagegen wehen vor-
nehmlich Südweſt⸗ und Weſtwinde, welche nach den Arabern „die Väter
des Negend” find. Ihnen folgen vom Februar bis zum Juni Oftwinbe,
diefen der Nordwind ). — Pf. 91, 6 zielt wahrfcheinlich auf den ver-
derblichen Wind Samiel. Wie der Weflwind Regen bringt (Luc. 12,
54. 55), fo trodnet der Oftwind aus (Ezech. 17, 10. Hof. 13, 15)
und flürmt (Pf. 48, 8. Jeſ. 27, 8).
5) Mob. 2, 300. Volney 1, 250.
6) Nach Shaw (300) im Anfang November, nad) Volney (1, 230) gegen das
Ende des Octobers.
D Shaw 290. — 1818 lag der Schnee bei Serufalem 1 Elle hoch nah Scholz
(138), und in Nazareth erlebte er einen Hagel von der Größe von Zaubeneiern;
dem Rob. * 306) erzählte Herr Whiting: der Teich Hiskiaͤ ſei einmal mit
dünnem Eiſe bedeckt geweſen.
5) Rad, Stephan Schulze. Bon der großen Kälte der Wüfte zwifchen Afaba,
Esſchamie und Bella war oben-die Rede. VBgl. Sch. 18,18. Ierem. 86, 30.
Eid und Reif wird erwähnt Hiob 38, 29. 30. Pf. 147, 16. 17. Pſ. 148, 8.
Wie plinftlich der Spätregen el, beweift 1 Sam. 12, 17.18. Dan vgl. noch:
5 Mof. Il, 14. Serem. 5, 24. Jak. 5, 7.
9) Sur Sommerfrucdht gehören Tabak, Durra, Bohnen, Baummwollenpflanzen
(Volney 1, 251).
10) Volney 1, 253.
11) Raundrell 75.
123) Volney 251. 252.
80 8. Frühere Fruchtbarkeit, jegige Unfruchtbarkeit.
Anhang.
Erdbeben. Ein Erdbeben war „zur Zeit Uſia, des Königs
Juda“, Sacharj. 14, 3; zwei Jahre vor demſelben weiſſagte Amos
(Amos 1, 1) '). Ein zweites Erdbeben vermüftete Sudan zur Zeit ber
Schlacht bei Aetium unter Herodes, wobei 10,000 Menfchen umtamen '*).
Hieronymus fehreibt von einem dritten Eröbeben, welches Rabbath Moab
zur Zeit feiner Kindheit zerflörte (wahrſcheinlich 315 nach Chr.) und die
Mauern jener Stadt in einer Nacht umflürzte (Hieron. zu Jeſ. 15).
Auch die Schriftfteller des Mittelalters erwähnen Erdbeben in Palaä-
ſtina ”). Eins betraf Jeruſalem am Weihnachtstage im Jahre 1105 '°),
ein zweite 1114 am Lorenztage '”). Häufiger Erdbeben im Jahre 1120
wird bei einer Verſammlung in Sichem zur Zeit Balbuins II. gedacht '°).
Und in neuefter Zeit wurden Serufalem und Bethlehem, im 3. 1834,
vornehmlich aber Tiberias und Saphet am I. Jan. 1836 durch furte
Erberfchütterungen heimgeſucht '”).
8. Frühere Fruchtbarkeit, jetzige Unfenchtsar
feit Palaͤſtinas.
Die frühere Sruchtbarkeit bezeugt die heil. Schrift an fehr vielen
Stellen, z. B. 1 Mof 26, 12. 2 Mof. 3, 8; 13, 5. Ezech. 20, 6.
Eine nähere Charakteriſtik der Fruchtbarkeit gibt 5 Mof. 8,19, Der
Hear, bein Bott (fagt Moſes zum Volt Iſrael), führt. dich in ein gut
Land, ein Land da Baͤche und Brunnen und Seen inne ſind, die an
den Bergen und in den Auen fließen; ein Land da Wenen, Gerſte,
Weinſtöcke, Feigenbaͤume umb: Granatäpfel innen find; ein Land da Del«
bäume und Honig innen wächſt; ein Land da du Brot genug zu effen
haft, da auch nichts mangelt; ein Land, beffen Steine Eifen find, da bu
Erz aus den Bergen haueſt. Dal. 5 Mof. It, 10—12. 2 Kön. 18, 32.
Nehem. 9, 25. 35. Gef. 36, 17 x.
Aber nicht blos die heil. Schrift, fondern auch viele Stellen ber
Profanferibenten rühmen diefe Fruchtbarkeit. Wir merben fehen, wie
Joſephus Galiläa fett und weidenreich beſchreibt, Judãa als voll der
13) Soſephus (Antiq. 9, 10, 4) erzählt: Azaria (fa) gabe ſ ftatt der Prieſter
im Zempel räudern wollen (2 Chron. 26, 16—19), da fei der Tempel duch
das Erdbeben gefpalten, dad Sonnenlicht fei durch die Spalte auf Uſiä Geſicht
gefallen, worauf er ausfägig geworden.
14) Joseph. Antig. 1
15) Terrae motus periculosi, horribiles et terribiles valde non solum in
regno Hierusalem sed in partibus adjacentibus frequenter fiunt. Vitriac. 1097.
16) Fülcher. Carnot. 419.
17) Fulcher. 424. Histor. hierosolym. 610. “
18) Deterriti terrae motu Trequenti fagt Will. Tyr. 824
j 19) Rob. 3, 501. 580 793, Bol. Saphet. Dies erlitt fehon 1758 ein Erd:
even, j
— —— — —
.
8. Fruͤhere Fruchtbarkeit, jetzige Unfruchtbarkeit. 81
mannigfaltigſten Bäume und angebaut; ebenſo lobt er Samaria und
einen Theil Peraͤas.
Zacitus ') berichtet von Judäa: Uber solum. Exuberant fruges
nostrum ad morem, praeterque eas balsamum et palmae; Quftinus ?)
von Jericho: non minor loci ejus apricitatis quam ubertatis admiratio
est. Ammianus Marcellinus fagt ’): Palaestina cultis abundans terris
“et nitidis; Hieronymus zu Ezech. 20: Inclytam esse terram Judaeae
et cunctis terris fertiliorem dubitare non poterit, qui a Rhinocorura
(am Bach Aegyptens) usque ad Taurum montem et Euphratem flu-
vium cunctam consideraverit terram et urbium potentiam amoenita-
temque regionum. _
Mit diefen Schilderungen der Fruchtbarkeit flimmen die Angaben
der heil. Schrift und des Joſephus Hinfichtlich der großen früheren Be⸗
völferung Paläftinas überein. David ließ durch Joab das Volt zählen;
in Sfrael waren 800,000, in Juda 500,000 ftreitbare Männer, ohne
Weiber und "Kinder (2 Sam. 24, 9). Nimmt man die Zahl der Ein-
. wohner ungefähr ale das Vierfache feiner ftreitbaren Mannfchaft an, fo
würde Paläftina hiernah etwa 5 Millionen Einwohner gehabt haben.
Beflimmt man nun bie Größe des Reiches Davids?) zu c. 500 HMei-
fen, fo kämen 10,000 Menſchen auf eine DMeile, eine ganz aufer-
ordentliche, doch nicht unerhörte Stärke der Bevölkerung‘). Diefe Stärke
ward fpater meit übertroffen, da Sofephus berichtet: daß in Galiläa allein
204 Städte und Fleden gewefen, deren Bleinfter über 15,000 Einmoh-
ner gehabt; welche Angabe allerdings durch ded Dio Caſſius Nachricht
beflätigt wirb, daß unter Hadrians Regierung -985 Fledien der Juden
zerſtoͤrt worden feien °). Ä
.. Die Fruchtbarkeit wie die Volksmenge Paläftinss haben nun zu-
gleich äußerſt abgenommen. Hat doch die größte Stadt des Landes, das
weltberuhmte Jerufalem, gegenwärtig vielleicht nicht mehr Einwohner, als
zu Sofephus Zeit der Beinfte Flecken Galiläas, nämlid 15,000. Auf
der Ebene Zesreel, melde zu jenem mit Ortfehaften bedeckten Galiläa
gehörte, und im Gebiet von Bethſean traf Richardfon auf 6 Stunden
Weges, von Dfehennin bis Bethfean, fein einziges Dorf. — Die Bäche
—— —
1) Histor. V, 6.
2) Lib. XXXVI, 2.
3) Lib. XIV, 8. Nur eine Stimme fheint den früheren Nachrichten von
Palaſtinas Fruchtbarkeit zu widerfprechen, die des Strabo, welcher erzählt: Mo:
feß habe die Zuden nad) dem Drte, wo Jeruſalem ftehe, geführt, den er leicht
in Befiß genommen, weil derfelbe felfig, ringsum unfruchtbar, von Niemanden
in Anfpruch genommen worden fei. Strabo 16, 2, 36. — Reland bemerkt
(don, daß diefe Nachricht felbft (wie andere) Strabo's Unkunde binfichtlid) Pa:
läftinas verrathe, und die Gegend von Serufalem nicht Paläftina fei. |
4) Man bemerfe, daß Ioab nad) 2 Sam. 24, 5—$ nur innerhalb der oben
angegebenen Grenze Paläftinas ungefähr aus der Gegend von Sidon bis Aroer
(am Arnon?) die Zählung vornahm, daß Damaskus nicht genannt ift.
5) Bol. im Anhange „die Glaubwürdigkeit des Sofephus.
6) Die große Bevölkerung des Landes ergibt fi) aud aus der großen Men:
fhenmenge, welche um die Zeit der Berftörung Ierufalems durch Titus in die:
fer Stadt zufammengeflrömt war.
Raumer, Paläftina. 3te Aufl. 6
82 8 . Frühere Ftuchtbarkeit, jthige Uufruchtharkeit.
und Brunnen Kanaand, welche Moſes pries, ſcheinen längſt verſiegt zu
fein. Schon Hieronymus ſagte: In his enim locis, in quibus nunc de-
gimus (Bethlehem), praeter parvos fontes, emnes cisternarum aquae
sunt: et si imbres divina ira suspenderit, majus sitis quam famis
periculum est. Korte erzählt: er habe in ganz Paläftina nicht über
zehn Quellen gefunden, welche über 80 bis 100 Schritte gefloffen ’).
Der größte Theil ded Weges von Ramla nach Ierufalem und des un
gefähr 18 Stunden langen Weges von Sichem nach Serufalem führt
über einen rauhen, unfruchtbaren, fteinichten Landftrich. „Dies kann
Walfahrende”, ſagt Maundeell ), „anfangs flugig machen, wenn fie
fih aus den biblifchen Befchreibungen eine fo fehöne Vorftellung davon
gemacht haben; fie können fi nicht einbilden, daß ein Land wie dieſes
die Bedürfniffe für fo viele Einwohner hervorzubringen hinreichend ge
weſen fei’°). „Durch Anbau, befonders durch Zerraffencultur”, fährt
Maundreli fort, „fei aber früherhin fehr wohl eine große Zruchtergeugung
au bewirken (und eben dadurch die Ernährung einer größern Volksmenge
möglich) geweſen“ '). “
Andere, wie Bachiene, Korte, Jowett!, fehen in der gegenmwät:
tigen Unfruchtbarkeit eine Wirkung des Fluches, wie in der früheren
Fruchtbarkeit die Kraft des, Segens Gottes. Diefer Segenstraft folten
— —
die Iſraeliten ſo ſicher vertrauen, daß alle Aecker jedesmal im ſiebenten
Jahre feiern, eine Sabbathsruhe genießen ſollten, da dann keine Felder
befäet, kein Weinſtock beſchnitten, ja was von ſelbſt wüchſe, nicht ein⸗
geerntet werden durfte 1). „Thut nach meinen Satzungen“, heißt es
3 Moſ. 25, 18—22, „und haltet meine Rechte, daß ihr darnach thut,
auf daß ihr im Lande ſicher wohnen möget. Denn das Land ſoll euch
feine Früchte geben, daß ihr zu eſſen genug habet. Und ob du würdeſt
7) Bat. „Das Wafler Jeruſalems.“
8 ©. 84
) ©. 54.
9) Auf diefen Grund hin griffen ſchon Sullanus Apoftata, der berüchtigte, 155
zu Genf verbrannte Servet und Toͤland die Wahrheit der Mofaifchen Schilde
rung Kanaans an.
10) Es dürfte in diefer Hinficht zu bemerken fein, daß der Drientale weit.
weniger Nahrungsmittel zu fi nimmt als der größere Theil der Europaͤer.
11) Bachiene-1, 430. Korte 272. Iomett 308.
12) Es find dies Glaubensproben des Volkes. Das fiebente Jahr entſpricht
dem ſiebenten Tage, da fie kein Manna fammeln durften (2 Mof. 16, *
Daß die Iſraeliten jene Glaubensprobe nicht immer beſtanden, zeigt deutlich
3 Moſ. W, 34. 35. Doch erwähnt Joſephus (Antiq. 12, 9, 5), daß zur Zeil
des Judas Maccabäus den im Tempel zu Jeruſalem belagerten Juden die fer
bengmittel ausgegangen feien, da das Land in felbigem Jahre nicht gebaut
worden, auch nicht gefäet war, weil es das fiebente Jahr gewefen, in welchen
das ganze Land feiere nach dem ee. Diefes fiebenten Feierjahrs, welhed
den Juden ein Ruhejahr, wie der ficbente Tag ein Ruhetag, erwähnt Jofephu⸗
wieder zur Zeit des Johannes Hyrkanus (Antig. 13, 8, 1). In einem ſolchen
Sabbathiahre war ed auch, daß Herodos der Große Serufalem belagerte (Anttg.
14, 16, 2); eines fpateern Sabbathjahres zur Zeit des Herodes gedentt Jofephus
Antig. 15, 1, 3, Später befahl ©. Caſar, Judaa folle für Serufalem Tribut
zahlen, ausgenommen im fiebenten Sabre, welches die Juden das Sabbathsjaht
nennten, weil fie in demſelben weder ernten noch fäen (Antiq. 14, 10, 5).
%
— —
m
ee Me — — — —— — — — — — —
\
8. Frühere Fruchtbarkeit, jetzige Unfruchtbarkeit. 83
fagen: mas follen wir effen im fiebenten Jahr? Denn wir fäen nicht,
fo ſammeln wir auch Tein Getreide ein. Da will ih meinem Segen
über euch im fechsten Jahre gebieten, daß er fol dreier Jahre Getreide
machen, daß ihr fäet im achten Jahre und von dem alten Getreide effet
bis in Das neunte Jahr, daß ihr vom alten effet, bis wieder neu Ge⸗
treide kommt.“ Wiederholt wird den Sfraeliten, falls fie Gottes Gebote
halten, durch den Segen des Heren Regen und fruchtbare Zeit verheißen
(3 Mof. 26, 3—5. 5 Mof. 7, 12 —14; 11, 8— 155 28, 1—4. 8.
11.12. Jeſ. 30, 19—24). Wenn fie aber dem Herrn nicht gehord-
ten und feine Sagungen veradhteten, fo droht er ihnen dagegen : „ich
will euren Himmel mie Eifen, und eure Erbe wie Erz machen. Und
eure Mühe und Arbeit fol verloren fein, daß euer Kand fein Gewächs
nicht gebe, und die Bäume im Lande ihre Früchte nicht bringen” (5 Mof.
28, 16. 23. 24. 38—42). Ja, ed ift (5 Mof. 29, 22—25) ſchon von
Mofe geweiſſagt: die Nachkommen und „die Fremden, die aus fernen
Landen kommen, fo fie die Plagen biefes Landes (Paläftinas) ſehen, daß
der Here alles ihr Land mit Schwefel und Salz verbrannt hat, daß es
nicht befüet werben mag noch mwächfet, noch fein Kraut darin aufgehet,
fo werden alle Völker fagen: warum hat der Herr diefem Lande alſo
gethan? mas ift bas für fo großer grimmiger Zorn? So wird man
fügen: Darum daß fie den Bund des Herrn ihrer Vater Bott verlaffen
haben.” (Bol. Sacharj. 7, 14. Maleachi 4, 6.)
Kraft jenes dem Ungehorfam auf der Ferfe folgenden Fluches warb
Palaͤſtina von allen P lagen, vornehmlich" von unaufhörlichen Kriegen
heimgefuccht ; die Sfraeliten murben zu mwieberholten Malen aus dem Lande
ber Verheißung fortgeführt und unter die Heiden zeritreut. Wir werden
fehen, wie gegenwärtig Türken und Araber durch unerfättliche Raubgier
jede Möglichkeit einer Cultur des Landes vernichten. In Hauran z.B.
fand Burdharbt keinen Gemüfegarten, keine Obftbäume; follen wir für
Fremde fäen? fagten die Einwohner. Difteln, welche nur auf fruchtba-
vem Boden gedeihen °), bedecken, mie zum Spott, in zahllofer Menge
die fchönen Ebenen von Are und Sebulon, als Zeugen des Fluches
(1 Mof. 3, 18). |
„Ich muß geſtehen“, fage Iomett ''), „daß ed einen eigenen me:
lancholifchen Eindruck macht, wenn man fo viel Land wüſte liegen, und
fo wenige Einwohner im Lande ſieht. Doc hat man feinen Grund,
dad Rand von Natur für unfruchtbar zu halten. Seine gegenmärtige
Unfruchtbarkeit kann keineswegs natürlichen Urfachen beigemefjen werden,
fondern deutet im eigentlichften Sinne auf den richterlichen Fluch Hin.
Ein gerechter Gott hat in lang aufgefchobener Erfüllung feiner Drohun⸗
gen das fruchtbare Land zur Wüfte gemacht, um der Gottlofigkeit willen
derer, bie darin wohnten: aber es war dieſe Gottlofigkeit, diefe wachfende
Gottlofigkeit ber Einwohner, felbft das Werkzeug, wodurch die entfegliche
Umwandlung geſchah.“ — Discite justitiam moniti! '
13) &larfe 401.
14) &. 308.
6*
84 9. Raturerzeugniſſe Palaͤſtinab.
9. Naturerzeugniſſe Palaͤſtinas.
Es kann hier nicht die Abſicht fein, ein vollſtändiges wiffenfchaft
liches Verzeichniß der in Paläftina ſich findenden Naturalien zu geben,
vielmehr follen nur die wichtigften und ganz befonders die in der Bibel
erwähnten aufgeführt werden. |
A. Mineralien. oo
Es ward erwähnt, daß Jurakalk und Dolomit, Kreide und Freide
artiger Kalfftein in YPaläftina herrfchendes Gebirgögeftein fei, nur im
nordöftlichen Paläſtina walte Bafalt vor. Das Steinfalz und ber
Schwefel am Südende des tobten Meeres, und der Afphalt in dem-
felben und zu Hasbeia wurden gleichfalls erwähnt. Nach Abulfeda
waren auch Schwefelgruben bei Jericho ').
Im Segen Mofis wird dem Affer verheifen: „Eifer und Ey ſei
an feinen Schuhen‘ '°) (5 Mof. 33, 25). Nach Sof. 19, 24—31
folte Affer (höchſt wahrfcheinlih,) Orte des Libanon einnehmen.?), auf
welchem Gebirge ſich viele Eifengruben finden; auf Brauneifenftein und
Spatheifenftein baut man bei Merdfchibah ). Weil Affer die Einwoh⸗
ner nicht vertrieb (Nichter 1, 31), fo ging der Segen nicht in Erfüllung.
"5 Mof. 8, 9 wird Paläftina ein Land genannt, da die Steine |
Eifen find. Dies fcheint jedoch nicht ſowohl auf das Eifenerz dei &
banon zu zielen, als auf die weit verbreitete Bafaltformation von Haus, |
van, Ledſcha und Dſcholan. Plinius fagte ſchon vom Baſalt ): er fi
1) Tab. Syr. 35. Prope Jerichuntem sunt quoque fodinae sulphureae,
" neque alibi uspiam totius Palaestinae fodinae sunt ullae.
1°) De Wette überfegt: Eifen und Erz find deine Riegel.
2) 3. B. Aphek, welches Afka auf dem Libanon fein dürfte (vgl. Sof. Bı
4. 5); vermuthlich auch das Land der Sibliter (Byblus).
3) Ruffegger 1, 693. 3, 284. „Die Gebirge in Kedruan und in dem Lande
der Drufen find mit Eifen angefüllt.“ Volney 1, 233. ifenerz bei Schuait
im Libanon erwähnt ſchon Burdhardt ©. 73.
4) Hist. nat. 36, 7: Invenit eadem Aegyptus in Aethiopia, quem vocant
“ Basalten, ferrei coloris atque duritiae. Unde et nomen ei dedit. Butt⸗
mann lieferte im Mufeum der Alterthumswiſſenſchaft (Bd. 2. 1808) Berner
ungen über die Benennung Basaltes. &ie kommt nach ihm in ber ganzen
alten Literatur nur einmal, nämlich in der eben citirten Stelle vor. Buttmann
fucht num darzuthun: ed müſſe nicht Basaltes, fondern Basanites gelefen wer
den. Die Namen Basanos (Iydifcher Stein), Basanites, auch das ungariſche
Wort vas (Eiſen) ſeien aſiatiſchen Urſprungs. „Ich zweifle nicht, ſagt er, dA
die Namen Basanus, Basanites von Eiſen abzuleiten ſind, mit beffen Farbe
und Härte man die Steine, welche jenen Namen tragen, verglich.” Dieſe Ab—
handlung Buttmannd veranlaßte Ritter (2, 362. 363) zu der Bemerkung: .
ſei auffallend, doc, vieleicht nur zufällig, daß der Basanites im Lande Basan
die berrfchende Gebirgsart ſei; ob man nicht unter den im Deuteronomium un
—
— — —
|
|
|
im Buch der Könige erwähnten Thoren und ehernen Niegeln der Städte Br
fand, Bafaltthore verftehen dürfte, unter König Dgs eifernem Bette, ein Baſalt⸗
bett? Gegen Ritters Anſicht, welcher ich mich in der erſten Ausgabe anfchlof, j
9, Raturerzeugniffe Palaͤſtinab. 85
ferrei coloris et duritiae, von diefer Eifenfarbe und Eifenhärte habe er
dben Namen. Da er bis 20 Procent Eifen enthält, Magneteifenftein
ihm haufig eingefprengt ift, da er felbft an vielen Orten mit Eifenerzen
verſchmolzen wird, fo fann man ihn fehr wohl felbft als ein Eifenerz
betrachten. Jene Worte Mofis: „ein Land, deſſen Steine Eifen find“
paffen daher gut auf den Bafalt, welcher fih auf allen Feldern und
Wegen mie ein gemeiner Stein findet, und dennoch ein Eifenerz, Eifen-
fein if. Wird er doch jegt noch in Paläftina für Eifenftein gehalten!
So bemerkt Burdhardt: „der Bafalt (der Arnongegend) fcheint zu der
alten Meinung Anlaß gegeben zu haben, daß es auf ber Dftfeite des
Jordans Eifenberge gebe. Selbſt jegt noch glauben die Araber, daß diefe
Steine hauptfächlich aus Eifen beftehen, und ich warde oft gefragt, ob
ih nicht wiſſe, wie man bdaffelbe herausbringen könne” °), Der Bafalt
ward als ein vortreffliher Pflafterftein in Bosra, Kanuath und andern
Städten Daurans gebraucht. Joſephus erzählt: Salomo habe SJerufa-
lem mit fohwarzen Steinen pflaftern laffen; unftreitig mit Bafalt, ben
er wahrfcheinlich aus der Arnongegend nahm °).
B. Pflanzen’)
Getreide, 1a, MW.
Weizen, nur, ift die gewöhnlichfte Getreideart (5 Mof. 8, 8;
32, 14). Dem Hiram von Tyrus gab Salomo 20,000 Kor Weizen
(t Kön. 5. 11. 2 Chron. 2, 10), wie denn auch die Juden Weizen
an Tyrus verkauften (Hef. 27, 17). Man fchnitt die Weizenähren,
ehe fie reif wurden, ab, röftete fie und zerftieß fie zum Speisopfer
(3 Mof. 2, 14). Diefe geröfteten Achren, Sangen genannt, murben
auch gegeffen (Sof. 5, 11. Ruth 2, 14. 1 Sam. 17, 17). Die
Weizenähre heißt Schibboletb (Richt. 12, 6). Lolch oder 'Tollforn
(Sıgaveov, lolium) wächſt im Weizen, ift demfelben, wenn es aufgeht,
fehr ähnlich; es erzeugt betäubenden Schwindel (Matth. 13, 24. 25).
find von Seiten einiger Drientaliften Einwendungen gemacht worden. Möchte
der Segenftand fprachlich und fachlich von Neuem unterfuht und das von mir
bier und ©. 65 fg. Mitgetheilte ald ein Beitrag zur ſachlichen Ergründung
deffelben angefehen werden. — Wie nerinen die Araber den Bafalt, kennt man
ein hebraͤiſches Wort für denfelben?
5) Burdh. 637. Der. Auslegung Ritters a.a.D., daß der von Sofephus (Bell.
Jud. 4, 8, 2) erwähnte Eifenberg (13 adnpouv xaloup.evov Opos) ein Bajaltzug
fei, der vom obern Sordan bis Moabitis reiche, kann ich nicht beipflichten. Io:
ſephus fagt: dem weftjordanifchen Bergzuge gegenüber erftredie fih ein zweiter
von Zuliad bis Petra. In diefem Zuge (Ev tourw) fei der fogenannte Eifen-
berg, der fih bis Moabitis erſtrecke. ir fahen, daß mittagwärts vom Mand⸗
hur bis zum Gebirge der Edomiter Kalkſtein und Kreide berrfcht, und nur
an wenigen einzelnen Punkten Bafalt fich zeigt. Unter dem Eifenberge des Io:'
fephus möchte am erften der Bafalt nördlih vom Arnon (in el Kura) zu ver:
ftehen fein. "
6) Joseph. Antiq. 8, 7, 4.
T) Vorzüglich nah Nofenmüllers fehr fleißiger Zufammenftellung in der
„Biblifhen Raturgeichichte. 1830, nach Schubert und Robinfon.
86 9. Naturerzeugniffe Palaͤſtinas.
Gerſte, Ay (5 Mof. 8, 8). Salomo gab. dem Hiram 20,000 |
Kor Gerfte und fütterte feine Pferde mit Gerfte, (1 Kön. 4, 28) 9.
Eine Geringachtung der Gerfte zeigt Hef. 13, 19.
Schubert fand häufig Weizen, Gerfte, befonders Roggen wild
wachfend, vornehmlich in der Ebene Jesreel, ald verwilderte Nachkommen
früherer Saatfelder °?).
Reis baut man am Merom’); Durra, eine Art Hirfe (holcus
arundinaceus L.), ift jegt gewöhnlich *®).
Linfen, wI2, baute Palaftina 1 Mof. 25, 29— 34, und Boh—
nen, Dis, 2 Sam. 17, 28. Kümmel, ya2 (Jeſ. 28, 27), wird
mit Minze, Til und Raute unter den von den Pharifäern verzehnte
ten, alfo gebauten Pflanzen genannt (Matth. 23, 23. Luc. 11, 42),
wohin auch vermuthlich Senf gehörte (Matth. 13, 31. Luc. 13, 18.
19). Gurten fand Schubert (3, 115) in Sichem, Robinfon (2, 442)
bei Engeddi, Jericho (2, 524) zc., bier auch und an andern Orten Pa—
läftinad Tabak. Bittere Kräuter (Salfen), ara", wahrſcheinlich
Lattich, wurden zum Oſterlamm gegeffen. 2 Mof. 12, 8. 4 Moſ.
9,11. Flachs, min, baute man (Joſ. 2, 6). Die Priefterkleider
waren zum Theil linnen 2 Mof. 28, 42; 39, 28 fg. J Feuerfangendes
Werg erwähnt Jef. 1, 31. -
Baummolle fragt ein 3 bis 6 Fuß Hoher Straud, in ein
Kapfel von der Größe einer Walnuf. Die Baummolle wird häufig in
Paläftina gezogen, beſonders bei Lydda und in der Ebene Jesreel. Byſſus
ift Baummolle und baummollenes Zeug (Kattun) '%), aber auch feines
Linnen. Am tugendfamen Weibe wird gelobt, daß es mit Wolle und
Flachs umgeht. Sprüche 31, 13. j
Schöne Blumen wurden ſchon früher erwähnt, Hyacinthen, Ian
quillen, Anemonen am Garmel; auf der Ebene Saron: Tulpen, weile
und rothe ofen, weiße und gelbe Lilien, Rarziffen und Levkojen; Ma⸗
riti fand Roſen in der Wüſte Johannis. Der Lilien, und, geden⸗
fen: das Hohelied 2, I, Jeſ. 35, 13 auf fie vermweift der Herr (Math.
6, 28); mit der Rofe vergleicht Sirach den Simon Onias (Sir. 50,9).
Bon der Rofe von Jericho (Anastatica hierochuntica) ift die fe
gende: fie fei in der Wüfte auf den Stellen hervorgefproßt, welche Maris
8) Gerfte ift heute noch Pferdefutter im Orient. Plinius (Histor. nat. 18,7)
jagt: Panem ex hordeo antiquis usitatum vita damnavit, quadrupedumgu®
tradidit refectibus.
8°) Schubert 3, 115.
9 Bolney 1, 245. j
9%) Schubert (3, 115) nennt 3 Arten der durah (Moorhirfe), welche Varieto
ten von Holcus Sorghum feien. Bon Hülfenfrüchten führt er die Kichererbſe
(cicer arietinum), die Fuhl oder ägyptifche Bohne (vicia faba) an.’ Waſſer⸗
melonen fand er bei Sichem.
10) Roſenmüller 175. Luther Überfegt Byſſus durch Seide: Offenbarung 19
8. 14; durch Fünftliche Reinwand: Kur. 16, 19. Pol erklärt: v Bycoos Ayov
ti eldog mag Ivöois.'
———— — Üben ___ mom ten. Amine _. — . .
ee — —
Zul ———ö—V ——— —
9. Raturerzeugniſſe Palaͤſtinab. 87
auf der Flucht mit dem Fuße berührte. Die Blume, wenn ſie verwelkt
iſt, öffnet ſich, ins Waſſer geſetzt, wieder '').
Der Balſamſtrauch, dihn, Ewa, iſt etwa 1 —2 Ellen hoch.
Aus Einfehnitten, welche man in die Rinde machte, drang ber Saft
heraus. Balsamum modica arbor: ut quisque ramus intumuit, si vim
ferri adhibeas, pavent venae; fragmine lapidis aut testa aperiuntur:
humor in‘usu medentium est '*). Der hervorquellende, zuerft weißliche,
dann fich röthende Saft (öndc) hieß Opobalsamum. Der Balfamftrauch
wuchs nach Plinius einft nur in Palaͤſtina; Pompejus führte ihn im
Triumph auf"). |
Das Zuderrohr, welches zur Zeit der Kreuzzüge bei Sericho ge:
baut mwurbe, findet fich nicht mehr "2).
Der Zakkumbaum, x (Elaeagnus angustifolius L., der My-
robalanus der Alten), aus befien Frucht noch gegenwärtig ein fehr beil-
fames Bel, der Balfam von Gilead, jegt Del von Zericho, Zachäus-Oel,
gepreßt wird. Ermwähnt 1 Mof. 27, 25 ıc. Ser. 8, 22; 46, Il ıc."),
Aus dem Kern machen die Neuen Rofenkränze.
Aus der Narbe, 777, einer Art Valeriana, ward eine köſtliche
Salbe verfertige, mit welcher Maria Jeſum falbte (Marc. 14, 3—5.
Joh. 12, 3—5) ").
Der Myrrhenbaum ift etwa 5 Ellen hoch, ber Afazie ähnlich.
Aus feiner aufgerigten Rinde fließt ein weißer Saft, der zu Gummi
gerinnt '%). Die Myrrhe, un, warb zum Salbol der Stiftshutte und
Bundeslade genommen (2 Mof. 30, 23). Die Weifen aus dem Mor-
genlanbe brachten Chriſto Myrrhen (Matth. 2, 11), als er geboren war;
11) Man erzählt: eine 700 Jahr alte fei wieder aufgelebt im Wafler. Rit⸗
ter 431. Maundrell, Robinfon u. a. fanden bei Sericho Feine Anastatica.
12) Tacit. Hist. V, 6. Uebereinftimmend mit Zacitus berichtet Joſephus
(Bell. Jud. 1, 6, 6. Antiq. 14, 4, 1). Ferro laedi vitalia odit, ſagt Pli-
nius (Hist. nat. XU, 54), der eine genaue Beichreibung des Balfams gibt.
13) Justin. 36, 2. — Balsamum uni terrarum, Judaeae concessum. —
Servit nunc haec, et tributa pendit cum sug, gente. — Saeviere in eam
Judaei, sicut in vitam quoque suam. — Contra defendere Romani et di-
micatum pro frutice est. Seritque nunc eum fiscus. Plin. Hist.nat. XII,
54. Rach Plinius 1. c. wuchs der Balfam im königlichen Garten; Strabo fagt
(16, 2, 41): der Balfam heile Kopfſchmerz und Augenübel, er fei in hohem
Werthe, weil er nur im Balfamgarten bei Sericho wachſe, wo jebt Fein Balſam⸗
ftraudy mehr zu finden ift. Rob. 2, 537. — Aus einer gurkenartigen, bei Zi:
beria6 gezogenen Frucht bereitet man jest Balſam; es fei derfelbe Strauch, wel:
cher den Ballam von Mekka gebe, fagt Burdhardt 564.
13°) Vitriac. 1076 erwähnt calamelli j. e. calami pleni melle, woraus
zuccara bereitet werde. Rob. 2, 541. Bgl. „Bienen. ”
14) Plinius Hist. nat. XII, 46. Das befte myrobalanum nad, Plinius aus
Petra. (2) Haflelquift 517, 522. Schr häufig find die ftachlichten Lotusbaͤume
(Rubk, Dom. Ziziphus lotus) 3. B. am Jordan, bei Engeddi ıe., Pistacia vera
fand Schubert bei Hebron (2, 478) ; Tamarisken, Agnus castus (eine Weiden:
art) am Jordan erwähnt Robinfon 2, 495, große Weiden bei Engeddi (2, 433).
15) gt. Horat. Od. IV, 12. v. 16, 17. und Plin. Hist. nat. XII, 26.
16) Plin. Hist. nat. XII, 33.
[0-2
88 9, Raturerzeugniife Palaͤſtinab.
Wein mit Myrrhen reichten ihm die Kriegsknechte, da er am Kreuze
hing (Marc, 15, 25); Nitodemus legte ihm Myrrhen und Aloe, ald er
geftorben, in das Grabtuch (Joh. 19. 39) 7).
‚Die Terebinthe, on, ""® (Pistacea Terebinthus), ein ſtarker
Baum mit Beerenbüfcheln von 2 bis 5 Zoll Ränge wie Wacholder:
beeren, kleinen federigen lanzettförmigen Blättern und barzigem Hole,
aus dem durch Einfchnitte das Terpentin gewonnen wird. Mon Luther
oft durch Eiche überfegt, 3. B. 1 Mof. 35, 45 Gideons Zerebinthe
Richt. 6, 11. 19; das Zerebinthenthal (bei Luther Eichgrund), wo David
mit Goliath kämpfte, I Sam. 17, 2. 19; Abfalom hing an einer Tere⸗
bintbe 2 Sam. 18, 9. 10. 145 Gögendienft unter Terebinthen ermähnt
ef. 1, 29 ꝛc. Terebinthen der Gerechtigkeit (Luther: Bäume) Ief. 61, 3.
Abrahams Terebinthe f. Hebron. — Robinfon (2, 606) fand im Wady
Sumt, den er für das Terebinthenthal Davids hält, eine ungeheuere Tere—
binthe (Butm.). (gl. Rob. 3, 221.) . ,
Eichen, Pax, Ya, an. Immergrüne Eichenwälbder find häufig
im oftiordanifchen Palaftina zwifchen dem Mandhur und Jabok, dam
im nördlichen Belka auf der Sübfeite des Jabok '°). Werden diefe unter
den Eichen Bafans verftanden (ef. 2, 13. Hef. 27, 6. Sadarj. 11, 2).
oder die Eichen des Gebirge Hauran, oder beide? Eichen auf dem Tabor
erwähnt Haffelquift. Bei Hebron fand Robinfon (2, 717) eine gewal
tige Eiche, deren Stamm 22”/, Fuß im Umfange, die Krone 89 Fuß im
Durchmeffer hatte.
Söhrenholz, ia (in Luthers Bibelüberf.) ; zum Gerüft ber
Stiftshütte, zur Bundeslade zc. verwendet, ſtammt von einer Akazie, iſt
im Waſſer unverweslich, im Alter wird es ſchwarz ).
Die Cypreffe, wa, min, von Luther meift durch Tanne
überfegt. Zum Tempelbau fandte Hiram dem Salomo Cedern und 6.
preſſen (1 Kön. 5, 8. 10. 2 Ehron. 2, 8); von Cypreſſenholz waren die
Thüren des Safomonifchen Tempels (1 Kön. 6, 34), der auch mit Ch⸗
preſſenholz getäfelt war (1 Kön. 6, 15, 2 Ehron. 3, 5); ebenfo die ft
fhen Schiffe (Heſ. 27, 5) 203. Meift werden die Eypreffen mit Gebet
zufammen genannt, fo Hohel. I, 17. ef. 14, 8; 37, 24; 60, 13.
Sad. 11, 2. Den Hoherfbriefter Simon vergleiht Sirach (50, 11)
mit einem hohen Cypreffenbaum, wie denn der Baum ſchlank und hoch,
fegelförmig fich zufpigt, feine Nadeln und zapfenförmige Früchte hat.
Der Johannisbrotbaum (Ceratonia Siliqua. Kharnub) trägt
Schoten mit bittern Kernen, welche man wegwirft, nur die Schoten ißt;
17) Aloe (Joh. a. a. D.) iſt wohlriechendes, zum Einbalſamiren gebrauchtes
Holz, nicht von unſerer Aloe.
18) Burdhardt 419. 422. 599. 611. Buckingham 1, 346. 280. Haflelauilt
516. Schubert (3, 205) nennt Quercus aegilops (Balonia: Eiche) am Kifen
und Quercus esculus. .
19) Winerd Nealwörterbuh I, 19. Nah Rob. 2, 606 ift es die Acacia
vera s. Arabica, Sumt, davon der Wady Sumt den Namen bat.
20) Bei Luther: Fladdernholz. Offenb. 18, 12: Euiov Suivov: Thinenholz,
ſoll von der Zwergceypreſſe fein.
|
9. Katurerzeugniſſe Palaͤſtinab. 89
auch füßen Saft aus denſelben preßt. Die ausgepreßten find die Trä-
bern deö verlorenen Sohnes: (Zuc. 15, 16).
Drangen und Citronen fand Schubert (3, 115) vorzüglich in
den Gärten von Nablus (Sichem).
Mußbäume am See Genezareth erwähnt Joſephus?), Robinfon
(3, 294) bei Gophna, wo er auch Aepfel, Birnen, Aprikofen fand.
Granaten, a7, wachen bei Gaza ??), Hebron (Rob. 2, 716)
und anderwärts in Paläftina; Granatäpfel find 4 Mof. 13, 24 und
5Mof. 8, 8 unter den Früchten des verheißenen Landes aufgeführt.
Delbäume, nr, werden 20 bis 30 Fuß body; die Früchte rei«
fen erft im October und werben, nachdem fie gelegen, mit heißem Waffer
übergoffen ausgepreft. Paläſtina war reih an Delbäumen, auch fchon
vor der Befignahme durch die Sfraeliten, 5 Mof. 6, 11; 8, 8. Sof.
24, 13. 2 Kon. 18, 32 u.a. : David hatte einen Auffeher über feine
Delgärten 1 Chron. 28, 28, und Salomo gab feinen tyrifchen Arbeits-
leuten 20,000 Bath Dels (2 Ehron. 2, 10). Juda und .Ifrael verkauf:
ten Del nah Tyrus (Hef. 27, 17) ”). Aus Delbaumbol; waren bie
Cherube im Tempel Salomos (1 Kön. 6, 23). Das Del warb zur Er-
leuchtung (Matth. 25, 3), zum Salben (Pf. 23, 5), zum Kuchenbaden
(1 Kön. 17, 12) gebraucht ?'). |
Wilder Feigenbaum (np, ovxapıyaog, Guxöp.opag), von
der Größe einer Rüſter, breitfchattig; die feigenartigen Früchte figen am
Stamme Das Holz ward zu Mumienfärgen gebraucht. Häufig in
Palaftina, 1 Kön. 10, 27. 2 Ehron. I, 15. Der Maulbeerbaum, auf
welchen Zachäus flieg, um Chriftum zu fehen (Luc. 19, 4), war ein
folcher Feigenbaum (Maulbeerfeigenbaum genannt); man zeigte denfelben
noch 1684 an Myrike (I). Iegt findet man den Baum nad, Haffelquift
nur näher dem Meere, wie bei Rama.
Feigenbäume, am (5 Mof..8, 8. 4 Mof. 13, 24). Früh.
feigen waren das erfte Obſt im Jahre; eine zweite Art, die Sommer-
feigen, reifte im Auguft ; die dritte, bie Winterfeigen, blieb bis zum
Sanuar am Baume. — Der langmüthig verfchonte Feigenbaum (Luc.
13, 6—9) und der vom Herrn verfluchte unfruchtbare (Marc. 11, 13.
14. 20. 21), beide Bilder des jübifchen Volks und Aller, welche keine
Früchte des Geiftes bringen, ihre Blöße aber mit Feigenblättern bebeden.
1 Mof. 3, 7.
Der Weinftod, 193. Die Kundſchafter Mofis befuchten Kanaan
„um die Seit der erften Weintrauben,“ und brachten vom Bach Eskol
eine große Zraube mit, welche „zween auf einem Steden trugen,‘
31) Bell. Jud. 3, 10, 8. Stephan Schulz; ſah Wallnußbäume in Galiläa
von einer Größe, daß 24 Perfonen unter einem Baume Pla hatten.
22) Bolney I, 246. Nach dem Namen Rimmon, d. i. Sranate, hießen meh:
rere Drte, z. B. Gath:NRimmen, d. i. Kelter der Granaten. Rofenmüller a. a.
D. 275.
23) Nofenmüller a. a. D. 259.
24) Del in Wunden (Luc. 10, 34) ift wol Zakkumöl? Unter andern finden
ſich viel Delbäume bei Samaria und Gaza (Rob. 3, 377; 2, 633). _
90 g, Raturerzeugniſſe Palaͤſtinab.
4 Moſ. 13, 21. 24. Weinſtöcke gehören zu den Früchten des verheiße-
nen Zandes 5 Mof. 8, 8. Stephan Schulz *°) berichtet von Trauben
Paläſtinas, welche bis 12 Pfund mogen, deren Beeren mit unfern flei-
nen Pflaumen verglichen werben können. „Das Abendeffen,” erzählt
Schulz, „genoffen wir unter einem großen Weinſtock deſſen Stamm
ungefähr 15. Schuh im Durchmeſſer hatte. Die Höhe erſtreckte ſich
auf 30 Schuh, er bedeckte mit ſeinen Zweigen und Nebenranken eine
Hütte (weil die Ranken unterſtützt werden mußten) von mehr denn 50
Schuhen breit und lang. Ich erinnerte mich an Micha 4, 4: Ein je⸗
der mwirb unter feinem Weinftod und Feigenbaum wohnen. Beides, das
Wohnen fowohl unter den Zeigenbäumen als unter Weinftöden, babe ich
in dieſem Lande gefunden; ..den Feigenbaum zwiſchen Serufalem und
Arimathia, den Weinſtock hier.” Bol. 1 Kön. 24,25. Sacharja 3, 10fg.
Gegenwärtig baut Hebron Wein, welcher nach Haffelquifi dem
Rheinwein ähneln foll, meift bereitet man aber dort Syrup aus den
Trauben oder trodnet fie); den Wein von St. Johann unweit Jeru⸗
falem rühmt Step. Schuß ”").
In der heil. Schrift werben erwähnt: die Weingärten von Thim⸗
nath (Richt. 14,5), von Engebdi (Hobel. 1, 14), der Weinberg Na-
boths (1 Kön. a1, 1. 2); auf ber Dfffeite bes Sordan: die Weinftöde
von Sibma unweit Hesbon Jeſ. 16, 8— 10. Jer. 48, 32 — 34, wo
auch des Geſanges bei der Weinleſe gedacht wird. Bel. Richt 9, 27.
Man ummauerte die Weinberge gegen Füchſe (Hohel. 2, 15). Bor-
züglich baute man rothen Wein (1 Mof. 49, 11. Jeſ. 63, 1.2. Offenb.
14, 20), worauf auch die Einfegung des heil. Abendmahls deutet. —
Das jüdiſche Volk wird mit einem Weinſtock verglichen Pf. 80, 9—16
"und mit einem Weinberge ef. 5, 1I—7T. Der geiftliche Weinberg und
die Weingärtner Matth. 21, 33 —4l,
Die Palme (man, Phoenix dactylifera) wuchs vornehmlich bei
Zericho, der Palmenftadt (Nicht. I, 16; 3, 13), wo jegt nur noch ein
einfamer Baum verlaffen fteht (Rob, 2, 537); ; bei Engeddi, deffen Pal-
men Sofephus und Plinius vübmen, fand Robinfon keine einzige, dage-
gen viele bei Gaza (Rob. 2, 441. 638). Judaea inclyta est vel magis
palmis, ſagt Plinius *°); Palmetis (Judaeae) proceritas est .decor,
Zacitus ”). Daher der Palmbaum als Sinnbild Judaas auf römiſchen
25) In Paulus Sammlung, Th. 7,
26) Volney 2, 241. Haffelquift Hält —8 ae bei Hebron für einerlei
mit Salomo’s Weingärten zu Engeddi (Hobel. 1, Rad). Shaw (293) ſchickt
Hebron jährlich 300 Kameelladungen, etwa 2000 ne Zraubenfyrup (oder
Do nach Aegypten. Bol. Rob. 2, 716.
27) Th. 7, 12. Jowett (304) bemerkt daß der Weinbau in Samarien nie:
derliege, Bon Dfehennin, der nördlichen Grenofabt Samariens, bis Jeruſalem
ſah er nur einen Weinberg, naͤmlich bei Yabrood, 4 Stunden von Jeruſalem.
Hist. nat. XIII,
: 39) Hist. V, 6. Den Palmenwald bei Jericho erwahnt auch Suftin (36, 2)
und Strabo (16, 2, 41), der ihn allen, auögenommen den von Babylon, vor:
zieht. Horat. Epist. I, 2, 184: Praeferat Herodis palmetis pinguibus.
Aus Galen ſe t: die beften Palmen wachlen bei Se Biele Palmen um:
geben Alte. issionary Notices Dec. 1824, &
— — — — — —
U U —— >
d, Katurerzeugniſſe Palaͤſtinab. 91
Münzen, mit der Umſchrift: Judaea capta. — Man bediente ſich der
Palmen beim Laubhüttenfefte (3 Mof. 23, 40. Nehem. 8,15). . Palm⸗
jweige trug man bei Sieges- und Feſtzügen (1 Mat. 13,51. 2 Matt.
10, 6. 7); mit Palmzmeigen empfing man den Herrn beim Einzug in
Yerufalem (Sob. 12, 13); Palmen tragen die Seligen (Dffenb. 7, 9).
Die Gerechten werden mit dem immergrünen Palmbaum verglichen Pſ.
92, 13. — Linneè nannte die Palmen: Fürſten des Pflanzenreichs.
Die Cedern, ya, machen ihnen ben Rang ftreitig; fie, werben
in der Heil, Schrift als die mächtigften dem Beinen Yfop entgegengeftellt.
„Und Salomo,‘ heißt e8 (1 Kön. 4, 33), „redete von: Bäumen, von
der Geber an zu Libanon, bis an den Yop, der aus ber Wand wächft.”
Beide, Cedernholz und Yfop, wurden zuſammen dem Herrn verbrannt
beim Sündopfer für die Gemeinde der Kinder Iſrael (4 Moſ. 19, 6).
Der YAſop (ein Origanum, Doſten) ward auch als Sprengwebel bei
Sänbopfern gebraucht (2 Mof. 12, 22. 4 Mof. 19, 18. Pf. 51, 9
Hebr. 9, 19) ?9).
C. Thiere.
Ein Berzeichniß der reinen und unreinen Xhiere findet fih 3 Mof.
1, und 5 Mof. 14, 3—20, d. i. derer, welche dem Juden zu effen
een erlaubt oder nicht erlaubt. find °°>),
Wir mollen bie in der heil. Schrift bedeutfam hervortretenden Thiere
Paläſtinas nach den Claſſen durchgehen, indem wir mit den unterſten
Claſſen anfangen’).
Seetzen fand im Mittelmeer an der Küſte Palaſtinas 2 Purpur⸗
ſchnecken (Murex trunculus L. und Helia janthina L.)*). Des Pur-
purs wird in der heil. Schrift oft gedacht, nie der Purpurfchnede.
Den Scorpio hottentottus, 37p2, beffen Stich Entzündung ver-
urfacht, fand Seegen ebenfalls; in der. Niederung des Jordan unterhalb
Jericho find außerordentlich viel Skorpionen ”); Sforpionen waren in
der großen graufamen Wüfte (5 Mof. 8, 15). Skorpionen und Schlan-
gen feien zur Rache geichaffen, fagt Sirach (39, 36). Den Heufreden,
welche aus dem Abgrund auffteigen (Offenb. 9, 3.5. 10), wurd Macht
gegeben, wie die Skorpionen auf Erden Madıt haben; aber ben Jün«
30) Bon den Eedern ift in der Beſchreibung des Libanon geſprochen worden.
30°) Der Unteriied zwifchen reinen und unreinen Thieren ſchon zu Roche
Beit (1 Mof. 7, 2. 8, 20).
31) &o wenig als im Borigen eine vollftändige Flora Palaestinae, foll bier
eine vollftändige Fauna des Landes gegeben werden. Ich "verweife auf Haſſel⸗
quiſts Descriptiones rerum naturalium praestantiorum confectae in itinere
orientali, inprimis per Aegyptum et Palaestinam, ein langer Anhang zu
deffen Furzer Reife (die Specieönamen findet man abgedrudt in Paulus Reifen,
Ib. 7, 238), auf Klödens Paläftina ©. 50 fa., befonders aber auf den zweiten
Theil von Rofenmüllers ausführlicher und forgfältig gearbeiteter Naturgeſchichte,
welche das bibliſche Thierreich befaßt.
= Monatl. Core. Bd. 18. 1808. ©. 445 fg.
Steph. Schulz bei Paulus 6, —* Akrabbim, d. i. Skorpionenhohe,
4 Br. 34, 4. Joſua 15, 3. Nicht.
92 9, Raturerzeugnifie Palaͤſtinas.
gern gab Chriftus Macht, „zu treten auf Schlangen und GSkorpionen”
(Zuc. 10, 19).
Heufhreden (Maas, 33, par, u.f.w. Gryllus Arabicus s.
Locusta Johannis u. a.)“). Eine der ägyptifchen Plagen (2 Mof. 10);
eine den Sfraeliten gedrohte Plage (5 Mof. 28, 38. Vol. 1 Kön. 8, 37.
2 Chron. 7, 13); eine apofalyptifche Plage (Dffenb. 9, 3—11); eine
Plage Syriend und vieler andern Länder heut zu Tage. „Jedem, ber
es nicht felbft gefehen hat," erzählt Volney °°), „muß bie ungeheure
Menge diefer Infekten unglaublid, vorfommen, die Erde ift davon mehrere
franzöfifche Meilen weit bedeckt. Das Geräufh, das fie durch ihr Laub-
und Graöfreffen verurfachen, hört man fihon vorm weiten, und man
glaubt, es fouragire bier eine unfichtbare Armee. Man befindet ſich weit
beffer, wenn man es mit Zataren zu thun hat, als mit diefen Meinen,
Alles verheerenden Gefchöpfen. Da, mo ihre Schwärme nieberfallen,
verfchwindet in einem Augenblid alles Grün der Felder, die Bäume
und Pflanzen ſtehen blätterlos ba, und man fieht an ihnen nichts alt
dürre Zweige und Stengel. — Es ift ein Glüd, daß diefe Plage nicht
zu oft kommt, denn es gibt nichts, was fo gewiß eine Hungersnoth und
Krankheiten nach fich zieht.” Die Heufchredien kommen allemal aus der
arabifhen Wüſte. Der Süd- und Südoſtwind und ein Vogel Semer
mar, unfern Goldammern ähnlich, find die thätigften Feinde der Heu—
ſchrecken. Die Winde treiben fie ing Meer, wo fie erfaufen; wiebe
ausgeſpült, verpeften fie die Luft durch Geftant. — Burdharbt””) ge
rieth einft unter Heuſchrecken, die den Erdboden fo völlig bedeckten, daß
fein Pferd bei jedem Schritte eine Menge zertrat. Nach ihm röften die
Beduinen die Heufchreden, fteden fie dann in große Säde, indem fie
ihnen Salz beimifchen, und effen fie. Daffelbe berichtet Haſſelquiſt, mit
der Bemerkung, die äxprdes, welche Johannes in der Wuſte gegeſſen
(Matth. 3, 4), feien wahre Heufchredten gewefen ’). — Große Men
fhenmenge wird mit der Heufchredienmenge verglichen, Richter 6, 5;
7, 17. Ser. 46, 23. Judith 2, 11. Nahum 3, 17 fg.
Die Biene, zyiar, wird 5 Mof. 1, 44. Pf. 118, 12. Sf
7, 18 vergleichsweife erwähnt; Sirach 11, 3 nennt fie ein. Feines Vo⸗
gelein, das die allerfüßefte Srucht gebe; Simfon fand einen Bienenſchwarm
und Honig im Aas des Löwen (Richt. 14, 8). — Paläftina wird wie
derholt ein Land genannt, da Milh und Honig fliegt (2 Mof. 3, 8
17; 13, 5) fg. Sonathan ift Honig (1 Sam. 14, 25—45), ebenfo
Johannes der Täufer (Math. 3, 4. Marc. I, 9) und Chriftus nah
34) Haffelquift 526. Seetzen a. a. O.
35) 1, 235
y M0). je⸗
36) ©. 381. Man unterſcheide 2 Arten Heuſchrecken, ſagt Burckhardt, flie
gende und freffende. Bol. Rofenmüller a. a. ©. 386 fa. insbefondere über die
Soel 1, 4 genannten Heufchreden. zene bei
37) Haſſelquiſt 413. 526. Robinſon (3, 432) fand Heuſchreckenſchwaäͤrme de
Nazareth. Der Vogel Semermar (Turdus Seleucis; Gryliivora) hatte Naza
reth noch nicht erreicht, fondern follte erft in der Nachbarſchaft von Hattin je
Araber fagten: der Vogel freſſe die Heufchrecden nicht, fondern tödte fie nu
mit Schnabel und Kralle.
9, Raturerzeugniſſe Palaͤſtinab. 93
der Auferſtehung (Luc. .24, 42). Nach Einigen ſoll aber ber wilde
Honig des Johannes nicht von Bienen fein. Diodorus Siculus °®)
fagt zwar: bei den Nabathaern machfe vie: wilder Honig auf Bäumen
(pderar ap ... And Toy dEvöpav xal ein TOAd To Xadou.evov
&yprov), und Plinius °”): Saccharımm et Arabia fert. Est autem mel
in arundinibus collectum. Jacob. de Vitriaco berichtet: Sunt insuper
in terra canamellae, de quibus zucchara ex compressione eliquatur ’°),
Doch waren und find noch jept wilde Bienen in Paldftina (Richt.
14, 8); der genannte Jac. de Vitriaco bezeugt e8, auch Maundrell ſah
- Bienen in der Nähe bes todten Meeres’ ſchwärmen *'), und Robinfon
erwähnt (3, 443), daß fi die Einwohner von Sepphoris ſtark auf
Bienenzucht legen. |
Fiſche, 37. Daß jegt im See Ziberiad der sparus galilaeus, eine
Art Draffen, silurus und mugil vorkommen, warb erwähnt; beflimmte
Arten werden in ber heil. Schrift nicht genannt. Eſſen follten die Juden
Alles, „was Floßfedern und Schuppen bat in Waflern, im Meer und
Bachen. Alles aber, (heißt es), mas nicht Floßfebern und Schuppen hat
im Meer und Bächen, foll euch eine Schen fein.” 3 Mof. 11, 9. LO.
5 Mof. 14, 9. 10.
Amphibien. Kröte, Molch, Eidechfe find unreine Thiere (3 Mof.
11, 29. 30). Krokodile follen in einem Flüßchen bei Cäfarea Palaͤſtina
gefunden werden ‘?); der Leviathan im Buche Hiob foll ein Krokodil fein
(Hiob 40, 20— 28 und Eap. 41)°). Mehrere Arten Eidechſen und
Schildkröten werden von Neifenden erwähnt ‘').
Die Schlange, ons, ft in der heil. Schrift vom erften bis zum
legten Buche (von der Genefis bis zur Apofalypfe) Nepräfentant bes
Teufels; „bie alte Schlange”, heißt e8 Offenb. 20, 2, „welche ift ber
Teufel” ). - Daher find die Schlangen auch unrein; es heißt: „Alles,
38) Diod. XIX, 104. Bol. Reland ©. 382. -
39) Hist. nat. XII, 8.
40) J. de Vitriaco 1099. Derfelbe 1075: (Calamelli) vocantur alio nomine
canamelles, quod nomen ex canna et melle componitur, eo quod cannis
sive arındinibus hujusmodi calami sunt similes. Uebereinftimmend Fulcher
Carn. 401.
41) J. de Vitriaco (1075) erzählt nad) dem Bericht eines forifchen Mönche,
welchen er ſprach: de melle silvestri ex apibus in deserto frequenter copiose
reperiebant. Maundrell 109. — Sollten früher Feine Seidenwürmer in Pa:
läftina und befonderd am Libanon, wo der Seidenbau jegt fehr blüht, gezogen
worden fein?
42) Plinius Hist. nat. V, 17. Fuit oppidum Crooodilön; est flamen (cro-
codilön). Pococke erzählt, dag von da Krokodile nach Akre gebracht ‚worden.
43) Hiob Al, 22. 23 paßt wol nicht auf das Krokodil; und wie ift Ief.
27, 1. zu verftehen? .
44) So von Seetzen a.a.D. 446. 448. Schubert fand bei Bethlehem . und
Razareth die testudo graeca.
45) Aber Aarons Schlange verfchlingt die Schlangen der ägyptifchen Zauber
rer (2 Mof. 7, 12); der Anblie von Mofis eherner Schlange, dem Vorbilde
CHrifti, heilt den Biß feuriger Schlangen (4 Mof. 21, 6—9. Ich. 3, 14);
den Züngern gibt der Herr Macht, auf Schlangen und Sforpionen zu freien
94 9. Raturerzeugniſſe Palaͤſtinab.
was auf dem Bauche kriechet, ſollt ihr nicht eſſen“ (3 Moſ. 11, 42). —
Mehrere Arten Schlangen Paläſtinas führt Seetzen an, er fand dort
feine giftige; eine Schlange vom Gefchlecht der Schlinger (Eryx) fah
Schubert bei Japhia (unweit Nazareth) *°) In der Nähe von Eglon
ward eine 6 Fuß lange Schlange getöbtet; ed war die einzige, welche
Robinſon in Paläftina fah (2, 657).
Bögel, ir. Reine und unreine Vögel find 3 Mof. 11, 13—19,
5 Mof. 14, 11 — 18 aufgeführt. Diele Vögel unferer Länder, 3.3.
Rebhuhn, Wachtel (in Galiläa), Feldlerche, Adler, Aasgeier, Manbdel-
kraͤhen (befonders im alten Edomiter-Gebirge) ?’), Raben, Sperlinge *’*),
Störche, finden ſich in Paldftina; bei Sichem, Jericho und am Jordan
aud die Nachtigall. Die Taube (columba Palaestinae), welche einft
das Delblatt zu Noah brachte (1 Mof. 8, II), wohnt in Dlivenwäldern
nahe bei Bethlehem, in der Wüfte Engebbi, am todten Meere, bei Et,
Saba). Sie ift ohne Falſch (Matth. 10, 6) der Schlange entgegen-
gefegt, als Mepräfentant des heil. Geiftes (Matth. 3, 16 ıc.). Tauben
wurden geopfert (3 Mof. 12, 8 ıc. Xuc. 2, 23. 24).
Säugthiere. Reine und unreine (3 Mof. Il, 3—7. 29. 30.
5 Mof. 14, 4—8). |
Löwen, a8 man. Simfon, David, Benaja erfchlugen Löwen
(Richt. 14, 5. 6. 1 Sam. 17, 34— 36. 2 Sam. 23, 20); ein Prophet
wird vom Löwen zerriffen 1 Kon. 13, 24—26. Jerem. 49, 19 heißt
08: „er kommt herauf, wie ein Löwe vom flolgen Jordan her” (ebenfo
50, 44). Es waren alfo früher Löwen in Palaͤſtina; von neueren Rei⸗
fenden babe ich keine mit Gewißheit erwähnt gefunden ). Dagegen
öfter die Bären, 25. Budingham fah ſüdlich vom Carmel Soldaten,
die einen großen fchwarzen Bären jagten, und aß in Keferandfchy (in
Adfchelun nördlich vom Jabok) Barendraten‘”). David erlegte einen Bä-
ven (1 Sam. 17, 34— 36). Kinder, welche bei Bethel des Elifa fpotteten,
wurden von Bären zerriffen, 2 Kön. 2, 23. 24. Panther und Hirfche
(2uc. 10, 19) und Schlangen zu vertreiben (Marc. 16, 18. Up. Gef. 28,
3—5); einft wird eine Zeit fommen, da der Säugling wird feine Luft haben
am Loche der Otter (ef. 11, 8).
46) a. a. O. 446. Schubert 3, 203.
47T) Burdhardt 681. '
47°) Rob. 2, 516. 527. 3, 363.
48) Haffelquift 291. 515. Columba Palaestinae. Locus in olivetis sil-
vestribus (prope Bethlehem). Rob. 2, 433, 484. Schubert 3, 96.
49) Schub. 3, 119. - Die Löwen dienen fehr Häufig als Bilder in ber heil.
Schrift, z. B. 1 Mof. 49, 9. Merkwürdig Hefe. 1, 10, verglichen mit Offenb.
4, 7. Die 4 Thiere find diefelben, welche den 4 Evangeliften zugegeben wer:
den. Der Löwe dem Marcus und mit ihm der Stadt Venedig.
50) Budingham I, 100. II, 131. Seetzen erwahnt Bären bei Hasbeia (342)
und Banjaß '(343), auch Forskal führt fie fhon auf. Chrenberg erlegte auf
dem Libanon unweit Bifchere einen Büren, den er als eine befondere Art, un:
tee dem Namen ursus syriacus aufführt. Der Bär mit 3 Fangzähnen bei
Daniel (7, 5), ein Bild des Perferreihs, mit welchem das mediſche, Inbifche
und babylonifche vereinigk waren.
— — — — — — — —
9, Raturerzengniſſe Baläfkinad. 95
in den benachbarten Bergen des Dſchebel Heiſch fand Burdharbt °’2).
Wölfe finden fi) bei Hasbeia und Banjaß; bier, am Merom und Ta-
bor wilde Schweine Füchſe, dymwW, find häufig, welche bei Beth-
Iebem den Ziegen und Weinbergen fehr fihaden °') (Hobel. 2, 15).
Schakals, (mahrfcheinlih die Füchſe Simſons Richt. 15, 4. 5),
finden fi in Menge bei Gaza, Jaffa, in Galilia, bei Banjaf ’’).
Hafen, nayma, find häufig; Gazellen, "ax, ſah Haffelquift bei
Nazareth duch Falken jagen), den Damhirſch fand er am Ta-
bor. — Bon Hausthieren hat das Land Hunde, 253. Daß fie Men-
fhenfleifch fraßen, beweift Iefebels Ende 2 Kon. 9, 35, 36. Der Schäfer:
hunde erwähnt Hiob 30, 1; flumme (nicht wachfame) Hunde werben die
ſchläfrigen Propheten genannt (ef. 56, 10). Defterd geſchieht der
Hunde als verachteter Thiere Erwähnung mit den unreinen Schweinen
(Matth. 7, 6. 2 Petr. 2, 22). Kameele, bms, gehörten zum Reich:
thum der Erzuäter (1 Mof. 12, 16; 30, 435 32, 7); fie dienten ihnen
auf Reifen (1 Mof. 31, 17; auch 24, 10). Obil der Ismaelit war
"über Davids Kameele (1 Chron. 28, 30). Johannes der Täufer trug
ein Kleid aus Kameelhaaren (Matth. 3; 4; Marc. 1,6) . Efel, var,
befaßen Abraham (1 Mof. 12, 16; 24, 35), Jakob (1 Mof. 30, 43;
32, 5) und feine Söhne (1 Mof. 42, 26. 27), Joſeph (1 Mof. 45, 23),
die Gibeoniter (of. 9, 4). Sie wurben auch zum Reiten gebraucht, fo
von Jairs und Abdons Söhnen (Richter 10, 3. 45 12, 43, 145 vgl.
5, 10); von Chriftus (Sacharj. 9, 9. Matth. 21, 5 ꝛc.). Durch Efel
getriebene Mühlen, deren Mühlſteine (udog ovıxös) Matth. 18, 6;
Luc. 17, 2 erwähnen. Bileams Efelin (4 Mof. 22, 28). Simfons
Efelstinnbaden (Richter 15, 15). Pferde, 230, waren weniger in
50°) Burdhardt 99; vgl. 497. Nach Schubert (3, 119) ift der Panther oder.
Nimr in den mittleren Gebirgegegenden von Paläftina zu Haufe Er ift ein
Bild des Reiches Aleranders (Daniel 7, 6). _
51) Haffelquift 191. — Der Buchs Herodes, ein Berderber des geiftlichen
Weinberge, Luc. 13, 32.
52) Haffelquift a. a. D. Seetzen a. a. O.
— 205. Gazellen und Rehe bei Banjaß. Seetzen a. a. O. Schubert
.
54) Nach Seetzen (a. a. O. 445) foll man jegt nur das einhöderige Kameel
( Dromedar) in Palaftina finden. () Nach Schubert (3, 118) bat Palaftina,
wenigftens das weftliche, Beine Kameelzucht, die Erwähnung verdiente. — Sprich:
wörtlich, Kameel durch das Nadelöhr (Matth. 19, 24 p) und Kameele ver:
ſchlucken (Matth. 23, 24). Der Kameele bedient man fi) vorzüglich in Ebenen,
daher das obere Hauran ein Land der Kameele iſt (Budingham 2, 127. 148).
Ein Fleiſchklumpen unter dem Fuße mache ed zum Bergfleigen ganz ungeſchickt,
fagt Volney (1, 297). Nach Burckhardt (Notes on the Bedouins) können die
Kameele wol Berge befteigen, aber rauhe Felswege und Hohlmwege find ihren
nicht daran gewöhnten Fügen unleidlich (inconvenient and distressing). Darum
mag die große Pilgerſtraße von Damaskus nach Mekka Yängs dem MWeftrande
der hohen ebenen Wüfte über die Quellpunkte des Serka, Zerfa Main, Arnon -
und Ahſa laufen; liefe fie meftlicher über die Reihe altberühmter Orte, über
Geraſa, Rabbath Ammon, Rabba Moab, Kerek ꝛc. fo müßten die Kameele ber
Karawanen durch bie fleilen Kelfenthäler jener Flüſſe paſſiren; Tiefe fie öſtlicher,
fo würden die Pilger in der Wüſte verkommen.
- 96 9, Raturerzeugniffe Palaͤſtinab.
Palaͤſtina zu Haufe und wurden von Aegypten eingeführt. Doch hatten
die Fananitifchen Völker Pferde für den Krieg (Iof. 11, 4. Richt. 5,
22). — 5 Mof. 17, 15—17 wird weiffagend ausgefprochen, falls Iſrael
ſich einft einen König wählen würde, „daß er nicht viel Roſſe halte und
führe das Volk nicht wieder in Aegypten um der Noffe Menge willen.“
Aber „dem Salomo brachte man Pferde aus Aegypten” (1 Kon. 10,
28. 29)°). Auch David hatte ſchon (erbeutete) Pferde (2 Sam. 8, 4),
ebenfo Abſalom (2 Sam. 15, 1). . Späterhin war Paläftina voll Roffe
(ef. 2, 7); aber „Roſſe helfen auch nicht‘ (Pf. 33, 17). König Joſias
fchaffte die Noffe ab, welche zu Ehren ber Sonne am Eingange de
falomonifchen Tempels aufgeftellt waren (2 Kön. 23, 11). In prophe⸗
tiſchen Geſichten find Pferde häufig, z. B. Sacharj. 1, 85 6, 2—8.
Offenb. 6, 2 u. öfter). Maulthiere werden erft zur Zeit Davids
erwähnt (2 Sam. 13,29. I Chron. 12, 40). Abfaloms (2 Sam. 18, 9)
und Salomo’d Maulthier (1 Kön. 1, 33). Wie Noffe ſchwer zu bändi-
gen (Pf. 32, 9) °°).
Rinder, "pa, ro, gehören zum Neichthum der Erzoäter, 3%.
Abrahams und Loths (1 Mof. ML, 165 13, 5—7), Jakobs (1 Moſ—
32, 15; 33, 13 ⁊c.). Davids Rinder weideten auf Saron (1 Ehron.
28, 29); ſtark waren die Stiere Baſans (Pf. 22, 13). Rinder (Elifs)
zum Pflügen (1 Kön. 19, 19); zum Ziehen (1 Sanı. 6, 7); zur Speiſe
(1 Kön. 4, 23 16); befonders Kälber (1 Mof. 18.7. 1 Sam. 28, 24.
Luc. 15, 23). Sie wurden in Menge geopfert, 4 Mof. 19. Ebr. 9,
13 1). In der Gegend von Ierufalem ift, der Stier unanfehnlih
und Klein, beffer am obern Jordan und Tabor, am beften in Oftpaläftina
zwiſchen der Jakobsbrüde und Damaskus (Schub. 3, 114).
Büffel in der Ebene Batihah (oberhalb des Sees Genezareth und
am Merom) erwähnt Robinfon (3, 563), als wilde, häßliche Thiere,
die er für das „Einhorn“ Neem des Alten Teftaments halt. 4 Mol.
23, 22. 5 Mof. 33, 17. Hiob 39, 9. 10. Pf. 22, 22; 29, 6;
92, 11. Nach Schubert (3, 117) finden ſich Büffel im Küftenlande.
Ziegen, 19. Jakob wollte dem Efau 200 Ziegen und 20 Bl
ſchenken (3 Mof. 32, 34). Nabal befag 3000 Ziegen (1 Sam. 25,2)
Ziegen wurden geopfert, als Sündopfer der Ziegenbock (Pentateuch an
vielen Stellen). Alerander der Große als Ziegenbod (Dan. 8, 21)°")
Bode und Schafe des jüngften Gerichts (Matth. 25, 32. 33).
55) Bor. 5 Mof. 17,17 und 1 Kön. 11, 1-3. Cap. 10,25. 97; 2 Chron. 1,14
96) Die verfchiedene Farbe der Pferde ift bedeutfam bei den prophetiſchen |
Geſchten
binfon (2, 363) erwähnt, daß in Lifta, unweit Jeruſalem, viele gehalten werden
Die Pferde lobt er als ſchlank, rüſtig, ficher. Sie gehn nie Zrab, nur im San,
fhritt, und werden mit Gerfte ꝛc., vermifcht mit Stroh, gefüttert.- Rob. 2, 39.
u ee — an —
—
) Die Reiſenden in Paläftina bedienen fi) vorzüglich der Maulthiere. Nr
57) Die Menge Thieropfer bei den Sfraeliten im fchroffen Gegenſatz gegen
die Verehrung des Apis und anderer Thiere bei den Aegyptern.
57°) Die Macedonier hießen Aegaden (Biegenvolf, Zuftin. 7, 1);- der Sch
Alexanders d. Gr. von der Rorane ward Alerander Aegus, Sohn der. Ziege 9
nannt.
10. Eintheilung Saläftinas zu verfßiebenen Zeiten. 97
Schafe, zux, 7%. Zahlreiche Heerden von Schafen und Ziegen
finden fich noch jegt in allen Gegenden Paldftinas (Schub. 3, 118).
Einen Reihthum an Schafen hatten Die Erzväter, befonders Jakob (1 Mof.
30, 43) Wie Jakob, hüteten Mofes (2 Mof. 3, 1) und David die Schafe
(1 Sam. 16, 11). Bon der Menge der Rinder, Schafe ıc. ber alten Hir-
tenvölfer zeugt unter andern die große Zahl der Schafe, Rinder und Efel,
weiche Ifrael unter Mofes von den Midianitern erbeutete, 4 Mof. 31,
26—49. In Salomo’s Haushaltung wurden jährlich 3650 fette Rinder,
7300 Weiderinder und 36,500 Schafe verzehrt (2 Kon. 3, 4. 1 Ehron. 6,
21). Ungäplige Schafe wurden geopfert (Moſes an vielen Stellen); Kofe-
phus erzählt: in einem Jahre habe die Zahl der Ofterlämmer 256,500 Stüd
betragen °®). — Das Ofterlamm, eingefegt beim Auszug aus Aegypten
(2 Mof. 12. Matth. 26, Im war ein Vorbild des geopferten Lammes
Gottes (Jeſ. 53, 7. Jo, 1 ‚29, 36. Offenb. 5, 6 fg.).
— — — — — — — —
10. Von der Eintheilun Palaͤſtinas zu ver⸗
ſchiedenen eiten.
Als die Iſraeliten unter Moſes im Gefilde der Moabiter lagerten,
wurden fie gezählt; ihre Summe war 601,730 (4 Moſ. 26, 51-36).
„Und der Herr rebete mit Moſe“, heißt es, „und Tprad: diefen ſollſt
du das Band austheilen zum Erbe nach ber Zahl der Namen. Vielen
ſollſt du viel zum Erbe geben und Wenigen wenig; jeglichen fol man
geben nach ihrer Zahl. Doc foll man das Land durchs Loos theilen,
nah den Namen der Stämme ihrer Väter follen fie Exbe nehmen.
Denn nad dem Loos follft du ihr Erbe austheilen, zwiſchen den vielen
und wenigen.’ Vitringa erklärte dies fo: durch die allgemeine Theilung
des Landes unter die Stämme, bie nad) dem Looſe gefchehen mußte,
follte nur ungefähr bie Gegend des Landes beflimmt werden, wo jeder
Stamm wohnen follte, z. B.: Juda im Süden, Affer im Norbieften.
Nachdem die Gegend fo für jeden Stamm durchs Loos beftimmt worden,
babe man das Stammtheil erweitert oder verengert, je nachdem ber
Stamm mehr oder minder zahlreich mar’),
Die Stämme folgender 10 Kinder Jakobs: Nuben, Simeon, Jubda,
Dan, Naphthali, Gad, Aſſer, Iſaſchar, Sebulon, Benjamin, bekamen
jeder ein Stammtheil, bie Nachkommen Joſephs aber zwei Theile, Ephraim
einen und Manaffe einen. Denn Jakob ſprach zu Joſeph: es „ſollen
nun deine zween Söhne, Ephraim und Manaſſe, mein ſein gleichwie
Ruben und Simeon” (1 Mof. 48, 5). Die Nachkommen Levi's er⸗
hielten Teinen eigenen Stammtbeil, fondern 48 Levitenftädte in den vr —
fehiedenen Stammtheilen, welche Stäbte Sof. 21 und 1 Ehron, 7,
57 —8ı 5781 aufgefüßer find. find.
68) Bell. Jud. 6, 9, 3.
1) Bachiene 1, 9. S. 270.
Raumer, Baläfina. Ite Aufl. 7
—
98 10. Kintheilung Waldfking® zu verſchiedenen Zeiten,
Den Stämmen Ruben, Gab und dem halben Stamm Manaſſe
gab Mofes ihre Theile im oftjordanifchen Paläflina (4 Mof. 32), den
übrigen Joſua im wefljorbanifchen Lande, dem eigentlichen Kanaan, auf
erneutem Befehl Gottes (Joſ. 13, 7). Er vertheilte aber zweimal.
Bei der erfien Theilung erhielten Juda, Ephraim und der halbe Stamm
Manaffe (Sof. 15— 17), bei der zweiten: Benjamin (Jof. 18), Si-
meon, Sebulon, Sfafhar, Aſſer, Naphthali und Dan (Joſ. 19) ihre
Theile. Daher ward bei der zweiten Theilung bie erſte verſchiedentlich
abgeändert. So ſcheint (of. 15, 63) SJerufalem bei der erſten Thei-
Yung dem Stamme Juda, bei ber zweiten dem Stanune Benjamin zu-
gefallen zu fein (of. 18, 28). Ebenfo erhielt Simeon fein Erbtheil
„unter dem Erbtbeil ber Kinder Juda“ (Sof. 19, 1) in dem Diftrict,
welcher bei der erfien Theilung an Juda gefallen war. Nach der erften
. Theilung grenzten Juda und Ephraim an einander, bei ber zweiten wur⸗
den die Stammtheile Benjamin und Dan zpifchen Juda und Ephraim
eingefchoben ?).
Die Grenzen der oftiordanifchen Stämme Taffen fih, wie wir ſehen
werben, mit ziemlicher Gewißheit angeben, weil fie durch Flüſſe und
Berge, weldhe wir kennen, zum Theil durch Städte, deren Ruinen von
neueren Reiſenden beſucht wurden, beſtimmt find. Die Grenzen ber
weftjordanifchen Stämme dagegen find zum Theil unmöglid, genau aus-
zumitteln. Ja, dem Joſephus ſcheint dies ſchon unmöglich geweſen zu
fein, da er die Stammgrenzen, welche im Buche Joſua bis ins Einzeinfte
verfolgt werben, nur ganz allgemein und zum Theil abweichend vom
Buche Joſua angibt ). Wir müſſen uns öfters begnügen, befannte
Drte anzugeben, welche beftinmten Stämmen gehörten, um deren Lage
anzubeuten. Betrachten wir num die einzelnen GStammtheite.
1. Jude.
Joſephus fagt (a. a.D.), Jada habe das odere Judaͤa (den Süb-
theil des weitjordanifchen Paldftinas) bis Jerufalem erhalten; von Städten
nennt er Askalon und Gaza. j
Nach Joſ. 15, 1—12 Tief die Südgrenze Judas don dem miltäg-
lichen Ende des todten Meeres dis zur Mündung des Baches Aegyptens
in das mittelländifhe Meer (9. 1—4) ꝛꝛ); die Oſtgrenze war das todte
Meer bis zur Einmündung des Jordan (9. 5), von wo die Nordgrenze
über „Gilgal (Geliloth), welches der Höhe Adummim gegenüber liegt“b),
—
2) Bei der erften Theilung erhielt Juda 4. B. Eſthael, Zarea und Ekron
(3of. 15, 33. 45), bei der zroeiten fielen diefe dte an Dan (Joſ. I, 41. 43).
Kiriath -Iearim, Beth -Uraba befam Iuda bei ber erftn, Benjamin bei der
‘zweiten Theilung. (Bgl. Sof. 15, 08. 61 und Sof. 18, 22. 28).
3) Antig. 5, 1, 22. — Es ift nicht rathfam, weil e8 ni dglich iſt, auf
den Karten von Paiãſtina die Stammgrenzen zu ziehen. De both If,
3‘) Die Südgrenze Judas ift identifch mit der Südgrenze Paldftinne. 4 Mof.
3) Adommim, quondam villula, nunc ruinae in sorte tribus Judae, qui
locus usque hodie vocatur Maledomim. — Jst autem confinium tribus
x
a — — —, 46 3
10, Einthtilnng Palaͤſtinas zu verſchiedenen Jeiten. 99
durch das Thal Ben Hinnom (bei Jeruſalem) ‚gen NRW. auf Kiriath
Jearim) lief. Von hier wandte fie fi weſtwärts zum Berge Seir.
weiter gen SW. nach Bethſemes, Thimna, nördlich Ekron vorüber auf
Jabneel (Jamnia)) und endete am mittellaͤndiſchen Meer (V. 5—11);
„die Grenze aber gegen Abend iſt das große Meer” (V. 12) °).
Es werden nun Sof. 15, 21 —63 die Orte des Stammes Juda
ufaeyäßle Zuerſt (VB. 21 — 32) 29 gegm Mittag längs der Grenze
Edoms gelegene, unter ihnen Kebes, Horme, Berſeba, Ziklag ıc.; dann
folgen ( B. 33—47) 43 Städte der weltlichen Riederung am mittel»
ländifcgen Deere; zu ihnen werden auch Efron, Gaza?) und Asded, die
Philiſter ſtäͤdte, gerechnet. Wine britte Abtheilung (B. 48-60) begseift
48 Städte dei Gebirges, weiches, von jener Meeresniederung oſtwaͤrts
auffteigend, fich bis im die Nähe des todten Meeres erfiredt; zu dieſen
gehört Hebron. Endlich werden (3. 61. 62) 6 Städte ber Wüſte ge
nannt; da eime Diefer Stadte: Beth⸗Araba, auı Nerbende, eine zweite:
‚cm Weſtufer des tobten Meeres, ber Name ber dritten: Ir⸗
Hamelach, ebenfalls auf dies Meer hinweiſt, fo muß jene Wußte in ber
Umgebung bes tobten Meeres gefucht werben ’*). „Die Sehufiter aber
wehneten zu Zerufalem, und die Kinder Juda konnten fie nicht ver-
treiben.” (Sof, 15, 63,)
2. Bimeon (of. 19, 1—9). \
Defien Erbtheil war „unter dem Erbtheil der Kinder Juda“ °).
„Beil das Erbtheil der Kinder Juda ihnen zu groß war, darum erbten
die Kinder Simeon unter ihrem Erbtheil.“ So warb Jakobs Weiffa-
gung: „ich will fie verteilen in Jakob und zerftreiien in Ifrael” (1 Mof.
49, 7) an Simeon wie an Levi erfüllt. Simeon erhielt daher Städte,
welche Sof. 15, 21 fg. unter den Städten Judas aufgeführt find, als:
Berſeba, Harma, Ztflag, Hazar Sual (vgl. 1 Ehron. 5, 286— 33),
und zwar unter den ädten an der Südgrenze Naldftinas ‚ von wo
Judae et Benjamin’ — desuendentibus ab Aelia Jerichum. Onom. s6. v.
Adommim.
Fin. Caristhjarim euntibus ab Aelia Diospolim in milliario nono. Hieron.
nom.
5) Jamnel in tribu Juda, hodie Jamnia inter — et Azotum.
Doom. — In dieſer Gegend trat Zuda, bei der zweiten Xheilung, Land an
6) Namlich aus der Möge Iamınins bis zum Bach Megyptens, fo daß Juda
das ganze Philiſterland e bt die im Buche Sofas aufge
D Joſephus nennt auch Askalon. Weiland geht bie im e
führten v a4 ielen &tädte der Stämme kritiſch dur (1 wi), Ex his clarum
est, — er, quam incerta «int ipsa urbium herum no Quodsi no-
mina incerta sint, quam incertus etit situs! Dur ekirfen und Smith
find erſt eine große Baht diefer Städte Judas wieder aufgefunden worden.
T) Bel, Groß in den Studien und Kritiken a.D. S 239.
8) De Wette überfeht: ie Befgung war mitten unter ber Beſitzung ber
Söhne Judas. Ebenſo ®, 9 .
7
100 10. Eintheilung Palaſtinas zu verſchiedenen Zeiten.
Simeoniter einen Zug gegen die Amalekiter im Gebirge Seir unter-
nahmen (1 Ehren. 5, 42. 43) °).
3. Benjamin (Joſ. 18, 11—28).
Das Stammtheil Benjamind ward bei der zweiten Xheilung zwi
fhen Judas und Ephraims 2008 eingefchaltet. Nach Joſ. 18, 12— 20
beginnt die Nardgrenze beffelben vom Jordan, läuft Jericho nördlich
vorüber, fteigt dann aus ber Jordanebene weftwärts das Gebirge hinan,
zieht auf Bethel (12 m. p. im Norden Jeruſalems gelegen) weiter über
das untere Beth Horon nach Kiriath Searim, „das iſt die Ede gegen
Abend.’ Bon Kiriath Jearim läuft die Südgrenze identifch mit de
Nordgrenze Judas durch das Thal Ben Hinnom bei Jerufalem zum
Nordende des tobten Meeres, mo ber Jordan mündet. Diefer bie
von da bie Öftgrenze bis zu dem Punkte, von welchem bie Begren-
zung anhebt, der etwas nördlicher als Jericho angenommen werden muß").
Inteteſſant ift es, den Theil der Grenzen zwifchen Juda und Benjamin,
welcher bei Serufalem vorübergeht, mit einem guten Plane von Jeruſa-·
lem zu verfolgen, um fi) von der auferordentlichen Genauigkeit ber
geographifchen Angaben im Alten Zeftament zu überzeugen ''). Die
Grenze läuft nämlich zum Brunnen Rogel, jegt Nehemia⸗ auch Hiobe⸗
brunnen genannt., „Darnach gehet fie (heißt es Jof. 15, 7. 8) herauf
zum Thal des Sohnes Hinnoms an ber (mittäglichen) Seite des Jebu-
fiterd, das ift Serufalem; und kommt herauf die Spige des Berges, det
vor dem Thal Hinnom liegt von Abendwärts, welcher am Ende dei
Thale Rephaim gegen Norden.“ Ganz fo ift Joſ. 18, 16 diefe Grenz
angegeben, nur in umgekehrter Richtung (nämlich von Abend gegen Mor
gen). Ein genauer Plan von Serufalem zeigt nun, daß biefe Grenze
längs ber Sübfeite bes Berges Zion, vom Brunnen Rogel weſtwärts
das Thal Hinnom hinanfteigt, dann über den Berg geht, der dieſem
Thale im Abend, dem nad Bethlehem, mittagwärts gerichteten Thale
Nephaim aber, in Norden vorliegt. .
Nach diefer Grenzbeftimmung gehörte Jerufalem dem Stamm Ber
—
9) Nach Joſephus erhielt Simeon einen Theil Idumäas, der an Arabien und
Aegypten grenzte. f
190) Zofephus (a.a.D.) ſagt im Widerfpruch mit dem Buche Joſua, Baier
mind Stammtheil habe bi and Mittelmeer a da er u. bis Kiriath se
raim 9 .m. p. nordweftlihd von Serufalem gings feine Angabe, daß Benjamin
ſich von Jeruſalem bis Bethel erſtreckte, if mit dem Buche Joſua übereinſtim⸗
mend. — Die Weſtgrenze Benjamins war nach Joſua der Ort Kiriath Jearim,
über deſſen Lage ein Mehreres s. v. Kiriath Jearim.
111) Man’ vergleiche das in der Beſchreibung Jeruſalems, Anmerkung 68 über
‚den. Begriff der Thaler Gihon, Rephaim und Ben Hinnom Gefagte. De Belt!
übserfent die Stelle Joſ. 15, 7. 8 fo: die Grenze Läuft aus bei der Walkerquellt.
Und die Grenze fteigt zum Thale des Sohnes Hinnoms, an die mittägliche
der Iebufiter, das ift Ierufalem. Und die Grenze -fteigt auf den Gipfel dei
Berges, welcher vor dem Thale Hinnom weftlich kieget, welcher am. Ende d
Thales Rephaim gegen Norden.
16. Eintheilung Palaftina® zu verfhiedenen Zeiten. 101
jamin '?), ebenfo Jericho (Jof. 18, 21 —28), ferner Bethel, Ophra,
Gebe, Sibeon, Rama, Mizpa, Kiriath u. a.
4. Dan. '
Sein Stammtheil läuft ungefähre von Kiriath Jearim einerfeits
fübwefhwärts nah Jamnia und Efron (hier mit Juba grenzend), andrer-
feits nordweſtwärts nach Iapho ans mittelländifche Meer, wo er mit
Ephraim zufammenftieß. Er lag in ber Meeresniederung, einige Städte
diefer Niederung, welche Juda bei ber erften Theilung erhalten, wurben,
wie erwähnt, zu bemfelben gefchlagen, nämlich Eſthaol, Zaren und Efron
(vgl. Sof. 15, 33. 45); vielleicht gehörte auch Japho dazu (Joſ. 19,
40 — 47T). Später eroberten Daniter ben Ort Lefem (Raid) am Norb-
ende Paläſtinas, unweit ber Jordbanquellen, und nannten ihn Dan (of.
19, 47. Richt. 18) ®°).
5. Ephraim (of. 16).
Er grenzte füdlich an Benjamin und Dan, fo daß (Sof. 16, 1— 3)
feine Südgrenze vom Jordan nad) Bethel und Atharah auf-, dann zum
untern Beth Horon hinabftieg und von da über Gaſer ar das Meer
lief. Nördlich grenzte Ephraim an Manaſſe (of. 17, T— 9 u. 16, 8)
in einer Linie von Affer nach Michmethath und En⸗Thapuah weiter an
die Mündung des Baches Kanah in das mittelländifche Meer =). Die
Küfte zwifchen diefer Mündung und Soppe gehörte demnach zu Ephraim.
Nach Joſephus (a. a. O.) reichte der Stamm von Bethel bis zur Ebene
Jesreel. Sichem, Gaſer, Beth Horon waren Levitenftädte, welche Ephraim
abtrat (Sof. 21, 21. 22).
6. Manaffe (Weft-) (Sof. 17, T— 11)
erſtreckte fih nach Zofephus vom Jordan bis zum Meere bei Dor, und
nördlich bie Bethſean. Nach dem Buche Iofua flieg Manaffe gegen
Norden an Affer, gegen Often an Iſaſchar, aber nicht an den Jordan
(of. 17, 10), gegen Mittag an Ephraim. In den Stammtheilen
Affers und Iſaſchars erhielt es Bethſean 'b), Dor, Endor, Thaanad)
und Megiddo, eroberte fie aber nicht.
7. Ifafhar (Joſ. 19, 17— 32)
flieg an den Jordan (V. 22). Zu ihm gehörten folgende Orte, deren
Lage bekannt ift: Jesreel, Cheſulloth, Sunem, Hapharaim, der Tabor
(8. 18. 19. 22) und Dabrath (Joſ. 21, 28). Bethſean lag innerhalb
[4
fegnend über Benjamin ausipricht (5 Mof. 33
13) Joſephus (a. a. O.) fagt: die Daniter Hätten die Meeresküfte zwifchen
Asdod und Dor (?) inne gehabt und Jamnia und Gath. Reland fragt ſchon
mit Reiht: wie dann Benjamind heil fi) habe bis ans Meer erftredien können?
13°) Aſſer 15 m. p. von Sihem nad Bethfean zu (Onom.); Dichmethath,
„weiches vor Sichem liegt”, d. i. im Oſten Sichems. nn
13°) Weit Bethfean dem Jordan nahe Liegt, fo betrachtete Joſephus vielleicht
deshalb diefen Fluß als Oſtgrenze Manaſſes.
12) Auf den Beſitz Jeruſalems bezieht mon Weiſſagung, welche Moſes
’ ° "
102 10. Eintheilung Palaͤſtinas zu verſchiedenen Zeiten.
feinde Grenze (Joſ. 17, 33). Nach Joſephus (a. a. O.) reichte biefer
Stamm vom: Jordan bis zum Carmel.
8. Aſſer (Sof. 19, 24—31).
Ben ben angegebenen bekannten Grenzpunften iſt ber Garmel ber
füdlichfte (W. 26), Eidon ber nördlichſte; Achſib (fpäter Ekbippa '’),
jept Zib), wird ebenfalls als Stadt Afferd genannt (8. 29), es legt
füböfltich von Tyrus. Richt.!, 31 werben aber Ako, Siden und Achſib
unter ben von Aſſer wicht eroberten Städten aufgeführt. Nach Joſephus
(a. a. D.) erhielt After bie Niederung am Garmel nad Sidon zu.
9%. Sebulon (Joſ. 49, 10— 16).
Nach Zofepbus reichte defien Stammtheil vom See Genezareth bis
and Meer beim Carmel. Hiermit ſtimmt, daß Joſ. 19, 21 gefagt wird, bie
Grenze Sebulons fei an den Bach geftoßen, „der vor Jakneam fließet” ;
Jakneam aber lag am Garmel (of. 12, 22), Am Tabor und bei
Dabrath (of. 19, 123. 22) grenzte Sebulon füblich an Iſaſchar; von
Dabrath (B. 12) „ſteigt (die Grenze) gen Japhia“, fie fleigt nämlich
aus ber Ebene Jesreel zu ber Hochebene Galiläas hinauf, zum heutigen
Jaffa bei Nazareth. Bon Japhia ‚geht fie äfllich gegen Aufgang gen
Githa Hepher“ (VB. 13) .... Gegen Norden grenzte ulm an
Naphthali, ba es Matth. 14, 4 heißt: Gapemamn, ble ba lieget am
Meere, an den Grenzen Zabulon und Naphthalim').
10. Naphthali (Jof. 19, 32 —39). |
Er „ſtößt an Sebulon (bei Capernaum) gegen Mittag, und an
Aſſer gegen Abend, und an Juda am Jordan gegen der Sonnen Auf-
gang.” Unter Juda am Jordan ift das Beſitzthum Jairs zu verftchen,
welcher väterliher Geits von Juda abſtammte, mütterlicher Seits von
Manaſſe, mit welchem Stamm er im ofljorbanifhen Lande wohnte
(1 Chrom. 2, 21-23. 4 Mof. 33, 41. 42°), 5 Mof. 3, 13.14.
14) Achziph in tribu Aser. Haec est Redippa in nono milieno Ptole-
maidis pergentibus Tyrum. Bei Joſephus (a. a. D.) heißt fie auch "Apr.
Auch die, Lage von Beten und Sebulon iſt bekannt, der Sihor Libnath (Joſ.
19, 26) iſt wahrſcheinlich der Belus. Iſt Aphek — Aftka auf dem Libanon, fo
liegt dies noch weit nördlicher ald Sidon. (Sof. 19, 30.). .
15) Die außer Japhia und Githa Hepher (B. 13. 14) genannten Grenzoste
find mir unbekannt; Rimon dürfte jedoch das heutige Rummänch in R. von
Nazareth fein. Rob. 3, 432. — Aſſer reichte mittagwärts bis zum "Carmel,
Manaſſe ſtieß an Aſſer wahrſcheinlich am Earmel, Sebulon reichte bis Jakneam
am Carmel, und nad Iofephus reichte auch Iſaſchar biß an den Carmel. Diefer
Berg wäre ein Bierherrenftein gewefen, von welchem bie vier Stammtheile
facherförmig nach Rord, Oft und Süd ſich ausgebreitet hätten. Alle 10 Stämme
werden gern die Meeresküfte wenigftend berührt haben; nur Benjamin und
Raphthali machen eine Ausnahme. Voch ift die Richtigkeit von Joſephus Rach⸗
richt, daß Iſaſchar an den Carmel gegrenzt habe, weifelbaft, ba das Buch Joſua
pierler Icpweigt. ı er den Segen Jakobs (1 —— 49, 13) und den Segen Moſe
4 . ® -
15°) Bgl. im Anhange: „Das oftjordanifche Judaͤa“.
«
10. Eintheilung Palaͤſtinad zu verihiedenen Zeiten. 103
ı Kon. 4, 13). Nach Joſephus (a. a. D.) hatte Naphehalt das obere
Galiläa bis an den Libanon und die Quellen des Jordan.
Diefe Stammeintheilung follte unabänderlich fein, „daß nicht (heiße
es 4 Mof. 36, 9. 8) ein Erbtheil von einem Stamm falle auf den
andern, fondern ein jeglicher hänge an feinem Erbe unter den Stämmen
der Kindern Ifrael.“ Erbtöchter, „die Erbtheil befigen unter den Stäm⸗
men ber Kinder Sfrael, follen freier einen von dem Geflecht des Stam-
mes ihres Vaters, auf daß ein jeglicher unter ben Kindern Sfrael feines
Baters Erbe behalte” '%). WB unter Nehabeam das jüdiſche Reich zer»
fiel, bildeten die Stämme Juba und Benjamin das Königreich Juda,
die übrigen Stänıme das Neich Ifrael (1 Kön. 12, 20.21. 2 Chron.
1,1)”,
Eine künftige Austheilung Paläftinae unter die Stämme Iſrael
gibt Heſekiel (Gap. 47, 48) meiffagend.
Zum Berftändniß des Neuem Teſtaments ift bie Kintheilung Pa⸗
läftinas in- Stämme kaum fo wichtig als bie zur Zeit Chriſti gewöhn⸗
liche in 4 Provinzen, uamlih in Salilda, Samaria, Judäa, Pe
raa. Im Alten Teftamente kommen bie 3. erfieren Namen ſchon vor,
dem Begriffe von Peraͤa entfpricht bart ungefähr der bes Landes Gilead.
Salilia wird im Buche Joſua erwähnt (of. 20, 7; 21,32) '); Sa⸗
maria und Judäa in fpstern Büchern des Alten Teftaments, aber nicht
im Sinne bed Neuen Teſtaments. In diefens Sinne finden wir die
Namen zuerft I Mall. 10, 30, wo «8 in einem Gchreiben bes Königs
Demetrius an bie Juden beißt: „von biefen Bürden (gewiffen Abgaben)
fol nun forthin das Land Juda und die 3 Wogteien, fo dazu gehören,
im Rande Samaria und Galilaͤa, befreit fein allezeit.” — Daffelbe Schrei
ben theilt Sofephus wit '”), nennt aber außer Judaa, Samaria und Ga-
Ittäa noch Peria. Ebenſo legt derſelbe bei feiner Beſchreibung Palaͤſti⸗
nad dieſe Eintheilung in bie genaunten 4 Landſchaften zu Grunde”).
Daß aber im Neuen Teftamente eben. dieſe Eintheilung gelte, beweift
3. B. Apoſt. Geſch. 9, 31, wo «8 heißt: „So Hatte nun die Gemeine .
Frieden dur ganz Judäa und Galiläa und Samaria.“ Wenn im
Neuen Teftament der Name Peraͤa auch nicht vorfommt, fo doch der
Außdruck 7) nioav in einem Zufammenbange, daß unter deimfelben das
oſtjordaniſche Land zu verſtehen iſt ).
Wir wollen num bei Betrachtung der Städte und Flecken Palaͤſti⸗
nas biefe Eintheilung in 4 Provinzen zu Grunde legen, fo baf wir mit
16) Dahin zielt auch der Befehl 3 Mof. 25, 10. 23: daß in jedem funfzigfien
Jahre (dem Erlaß⸗ oder Jubeljahre) jeder wieder zu feiner Habe und gu ſeinem
Geſchlecht kommen, Feiner das Land „ewiglich“ verkaufen folle.
a 4 Bohn gehörte der in Juda zerftreut wohnende Stamm Simeont Bgl.
on. 15, 9.
19 Bol. 1 Ehren. 7, 76. 1 Mo. Il, a3. Außerdem 1 Kön. 9, 11- 13.
3 Ron. 15, 39 und Jeſ. 9, 1. Siehe: Galiläa, Einleitung. |
19) Antiq. 13, 2, 3.
. %) Bell. Jud. 3, 3.
231) 3.8. Matth. 8, 238: au) dAddyrı aut els vo nen, els Tiv yıpav
av Tetpaomv.
104 Saltläa.-
Galilaͤa anfangen, darauf Samaria, Judaͤa, zulegt Peraͤa folgen laſſen,
bei jedem Theile eine kurze Charakteriftit der Landſchaft voranſchicken
und dam ihre Ortfchaften in alphabetifcher Ordnung aufführen. In
dem Abfchnitt über Peräa follen auch die Grenzen der oſtjordaniſchen
Stämme angegeben werben ”’).
d Flecken.
I. Galiläa.
Joſephus theilt dieſe Landſchaft in Ober- ober Norb-Galiläa und
Unter⸗ oder Süd⸗Galiläa; er gibt folgende Grenzen derſelben an’).
"Segen Weften ſtoße es an das Gebiet von Ptolemais und an ben Bar-
mel; gegen Süden an Samaria und an das (zur Dekapolis gehörige)
Gebiet von Geythopolis bis zum Jordan; gegen Often an Hippene,
Saulanitis und Gadaris, d. i. an das Kand, welches öftlich vom obern
Jordan und von den Seen Merom und Genezareth Liegt; gegen Nor⸗
den an das Gebiet von Tyrus. — Go waren die Grenzen zu Joſephus
Zeit; daß fie nicht. immer fo waren, beweift Zofephus felbft, indem er
fagt: der Carmel, einft der Galiläer, jegt der Tyrer Berg ?).
Dhne uns daher an dieſe von Joſephus angegebenen weſtlichen
und nördlichen Grenzen Galiläns zu binden, woHen wir in dieſer.Ab⸗
theilung alle Drtfchaften aufführen, welche zum nördlichen Theile des
weftjordanifchen Paläftinas nach Maßgabe der oben angegebenen Gren-
zen Paläftinas gehören, auch einige von denen, welche den Sfraeliten
zwar zugetheilt, aber von ihnen nicht in Befig genommen murben ’).
Die Stämme Affer, Naphthaij, Sebulon und ein Theil von Je
ſchar hatten Galiläa inne. — Das Alte Teflament erwähnt ſchon Kr
des in Galiläa (Joſ. 20, 7; 21, 32); dem Hiram gab Salomo 20
Städte in Galllia (I Kön. 9, I1— 13), deren Diftrict Kabul bie.
Thiglath Pileffer eroberte Galilaa und führte die Einwohner nach Alt
zien (2 Kön. 15,.29). Phönizier wohnten wahrfcheinlich ſchon unter
Hiram, noch mehr nach jener Wegführung der Ifraeliten, in Galiläa,
welches wol darum: T’oiuıala züv EIvav (Matth. 4, 15. Jeſ. 9)
1. Bier Landſchaften Halaftinas, ihre Städte
Ä un |
+
22) &o viel von ber Eintheilung Palaftinas bis auf Ehriftus. Im Verfolg
werden einige fpätere Eintheilungen erwahnt werden.
ell. Jud. 3, 3, 1.
2) Joseph. 1. c. PP)
3) Uebereinftimmend mit ber von Joſephus gezogenen Weftgrenze Galiläat
berichtet 1 Makk. 5, 15: die von Tyrus und Ptolemais hätten Galilaͤg mil
Krieg Überzogen. Schwierig ift es, die Grenze zwiſchen Galiläa und Samarit
genau zu ziehen; ungefähr läuft fie vom Sorban oberhalb Scythopolis durch die
Ebene Jesreel zum Earmel. Ginäa (Oſchennin) ift Grenzort Samarias ge en
Saliläe. Um Verwirrung zu vermeiden, habe ich alle auf der linken, ſüdlichen
Seite des Kifon gelegenen Drte zu Samaria gerechnet.
Galiläa. ' 105
hieß. Die Juden in Galilia wurden von ben übrigen Juben veradhtet,
daher die Frage: Was kann aus (dem galiläifchen) Nazareth Gutes
tommen? (Joh. I, 46), baher auch das: Forſche und fiche, aus Gali-
Isa ſtehet Bein Prophet auf (Joh. 7, 52) ). Der eigenthümliche gali-
läifche Dialekt verrieth den Petrus (Matth. 26, 73. Marc. 14, 70).
Deshalb entitand eine doppelte Verwunderung am Pfingſttage über bie
wunderbare Sprachgabe der verachteten, platt fprechenden Baliläer (Ay.
Geſch. 2, 7. 8). — Joſephus ) fhildert Salilda und bie Galiläer; dieſe
als von Jugend auf ſtreitſüchtig und furchtlos. Das fette Land war
nach ihm fehr bevölkert, trug Bäume aller Art und lodte durch Fruchte
barkeit auch die an, melde eben nicht Trieb zum Aderbau hatten. Es:
fei daher, fagt er, auch überall angebaut, habe viele Stäbte und Flecken,
welche megen bes guten Bodens fehr bevölkert feien, fo daß der Heinfte
Flecken über 15,000 Einwohner habe. An einer andern Stelle erwähnt er
204 Städte und Fleden Baliläas’). Die Fruchtbarkeit bezeugen auch neue
Reifende, aber die Eultur ift jegt erbärmlih. Korte reifte vom Tiberiak
sum Tabor. „Wen follte e6 nicht wundern”, fagt ex, „ober vielmehr
jammern, baß ich auf diefer Reife von 2 Tagen, da ich durch lauter
fruchtbare Felder gereift, nicht mehr ale auf 3 bewohnte Derter, als
Sana, noch ein Dorf und Ziberias, nebft einer Horde (Bebuinen) zu
gefommen, über 4 bewohnte Dörfer und 2 Horden auch nicht umher
gefehen, da ich doc, überall Höhen und Berge paffirte, wo ich das ganze
Land überfehen können. — Wer follte nun wol daran zweifeln können,
daß nicht ein auferordentliher Fluch und Bann auf dem Lande liege‘)? “
| In Galilia wuchs Chriftus auf, bier begann fein Werk. Viele
Apoſtel und Schüler waren daher Galilier, fo Andreas, Petrus, Jo⸗
bannes, Jacobus (Matth, 4, 18. 21), Philippus (Joh. 1, 14), Natha-
nael (Ioh. 21, 2), Eimon (Matth. 10, 4. Ay. Geh. 1,11). Man
zählt 6 Reifen Chrifti von Galiläa nad) Jerufalem.
Nah dem Tode Herodes des Großen erhielt Herodes Antipas,
der Mörder des Täufers, Balilia (Luc. 3, 1); weil Chriftus aus Ga⸗
Tilda, ſchickte Pilatus ihn an biefen Herodes (Luc. 23, 6. 7). |
Galiläer hießen die erften Chriften. „Durch Wahnfinn und Ge-
wohnheit”, fagt ein Beide, „Tann e8 einer dahin bringen, ben Tod nicht
zu foheuen, wie die Salilier”®). Julianus Apoftata nannte Chriftum
den galiläifchen Gott, und foll mit den Worten geftorben fein: Du haft
gefiegt, Galilaͤer! ). |
4) Dagegen bemerkt Reland (8.787), daB Jonas aus dem galiläifchen Gath
Hepher flammte.
5) Joseph. de Bell, Jud. 3, 3, 2.
6) Joseph. Vita $. 43.
I) Korte ©. 235. Bol. das, was oben vonder frühern Bruchtbarkeit, der
jegigen Unfruchtbarkeit Palaͤſtinas gefagt ift.
8) Arrian. 1. 4. dissertat. Epicteti cap. 7. .
9) Theodoret, Hist. eccles. 3, cap. 25. Julian ‚legte den Ehriften den Na:
men Galiläer bei, um anzuzeigen, daß fie von den unter.den Juden felbft ver:
achteten Menfchen, von einer Vermiſchung der Iuden und Heiden abftammten.‘
| Sulianus, von Reander ©. 126.
106 Galilia. Abbdon — Alto.
Städte Galiläas.
I. Abdon, 1722,
Levitenſtadt Aſſers (Joſ. 21, 30. 1 Chron. 7, 74).
2. Abel Beth Mache, nayanıa bay.
Hier Seba von Joab belagert (2? Sam. 20, 14. 15. A. 7, 11, 7);
es wirb von Ben Hadad geſchlagen (1 Kin. 15, 50. 2 Ehron. 16,4.
A. 8, 12, 4). Thiglath Pileffer nimmt es (2 Kon. 15, 29). Wahr:
ſcheinlich Abit el⸗ Kauh in NNW. des Merom ’*). Zu Raphthali; nad
L Kon. 15, 20. Del. Ion. > .
3. Achabara.
Ein von Joſephus befeftigter Bergort im obern Galiläa (Jos. Vita
$. 37. B. 2, 20, 6). | .
4. Achſaph, zuas.
Joſua fchlägt den König von A. (Sof. 13, 1. 12, 20). Gum |
ftade Aſſers (Iof. 19, 25).
. 5. Achſib, ram.
Zu Aſſer (of. 19, 29), von ihm nicht erobert (Nicht. 1, 31).
Achziph,. Haec est Ecdippa in nono miliario Ptolemaidis pergentibus
Tyrum (Onom.). Segt Zib 3 Stunden in Norden von Alte ").
6. Alto, Axxo, 132, ’
von Affer nicht erobert (Nicht. 1, 31). Später eine Zeftung der Per
fer gegen die Aegypter ’). Ob fie Ptolemais nach Ptolemaͤus Lathu⸗
rus von Aegypten genannt iſt, der um 103 v. Chr. die Stadt vom _
Maktabier Alerander Sannäus eroberte )7 So Heißt fie 1 Maft. 5,
15. 21. 10, 1. 39. 11, 22. 54. 12, 24. 58 und an andern Stellen
der Makkabäer, fo Ap. Gefch. 21, 7, mo erzählt wird, daß Paulus von
Tyrus über Polemais nach Cäfaren reifte. Bei den Kreuzfahrern At,
Akkaron, bei den Arabern Affe. | |
Sie liegt am Meerbufen, der über 1 Meile lang, etwa 70 duß
tief, in einer (oben befchriebenen) 6 Stunden langen, 2 Stunden breiten
fruchtbaren Ebene, durch welche der Kleine, duch die Glaserfindung be
rühmte Belus fließt. Im Norden wirb dieſe Ebene durch bie tyriſche
Leiter begrenzt, öftlich durch das bergige Land Galilaͤas; ſüdiich von Allo,
9°) Thomſon in ber Bibliotheca sacra, Febr. 1846, p. 204.
10) Maundeel. Paulus’ Samml. &. 70. ’Exdirkuov (B. 1, 13, 4), 4
auch Axrtınodg genannt (A. 5, 1,22), dem Salomo gehörig (A. 8, 2, 3.
1 Kr. 4,. 16). Ra, dem Juner, hieron Bed a 8m. p, von Htolemais.
in zweites Achſib zu Juda ‚15, 44. Siehe in Judaͤa.
11) 33 ‚en. DA an
„12) Joseph. Antig. 13, 19, 2. 6. Die in den Büchern der Rakkabaer er
zählten Begebenheiten fallen freilih vor Ptolemäus Lathurus Eroberung.
—— — —
| Baltläe. Unem — Aphek. 107
über dem Meerbuſen, liegt ber Carmel ’?*), — Die Stadt ift ſchmutzig,
fhlecht gebaut, der Hafen mittelmäßig und kaum hinreichend, um einem
halben Dugend Böten Schug zu gewähren"). Sie handelt mit Baum:
wolle, Reif, Hat etwa 15,000 Einwohner, darunter Griechen und Ar⸗
menier). — Nah Plinius eine Colonie des Claudius ''), fpäter Siß
eined Bisthums, das in den Kreuzzügen erneut ward"). — Omar ber
Chalif erobert es um 634 von den griedifhen Kaiſern, Balduin I. von
Jerufalem nimmt es 1104 den Sarazenen ab), 1187 ‚eroberte es
Saladin wieder, 1191 Richard Löwenherz und Philipp von Frankreich.
1192 ward es ber Eig ber Sohanniter, daher Johannes ber Täufer
Schugpatron ber Stadt, und der Name St. Jean d'Aere. Gemöhnlicher
Landungsplag der Pilger in den Kreuzzügen; ber legte Ort, ben die
Kreuzfahrer in Paläftina behaupteten. Es warb 1291 vom dgyptifchen
Sultan Serapha mit Sturm genommen, wobei 60,000 Chriſten um:
famen '>b). — 1517 eroberten es die Türken. — Sidney Smith zmang,
1799 hier Napoleon, umzukehren '‘). Ibrahim Paſcha eroberte es 1832
nach ſechsmonatlicher Belagerung, ber englifche Admiral Stopforb fchoß
es 1840 in Trummer; fo Fam es duch ihn an die Türken zurüd.
7. Anem, f. Engannim.
8. Aner, a2.
Levitenftadt Weftmanaffes (1 Chron. 6, 70). Zof. 21, 25 nennt
den Drt nicht.
9. Aphek, pax, par (Richt. I, 31).
Aphec juxta Endor Jezraelis ubi dimicavit Saul (Onom.). Hier
dad Lager der Philiſter vor ihrem Siege über Saul, ber bei Jesreel
lag (1. Sam. 29, 1 u. 31); bier Ben Hadad gefangen (1 Kön. 20,
26— 30). Dies Aphek zu Iſaſchar, ein zweites zu Affer (Joſ. 19, 30.
Richt. I, 31). Rofenmüller Hält mit Früheren das Aphek Affers für
12°) Vgl. die Befchreibung von Akko Bell. Jud. 2, 10, 2.
13°) Budingham 1, 52.
13) Rad Jowett (8.144) hat Are 3000 Zürken und Araber, 800 Juden,
1300 Ehriften, nah Scholz (G. 244) 1700 Chriſten.
14) Colonia Claudii Caesaris Ptolemais, quondam Ace (Plin. V. 17). "Axn
nad) den Griechen von dxeiodn, weil Herkules, von einer Schlange gebiflen,
bier durch das Kraut Colocafia, das er am Belus gefunden, geheilt worden fei
(Reland ©. 536 fg.). Eckhel (IE, 423) führt eine Münze von AKH an, auf
welcher Hercules nudus gradiens sinistra clavam, dextra quid instar folii
porrigens; durch das folium ift, nach Eckhel, jened Heiltraut angedeutet. Mün⸗
zen mit der Epigraphe Colonia Ptolemais, bei demfelben &. 424. Joſephus
rechnet, wie erwähnt, Akko nicht pe Galiläa.
15) Jacobus de Vitriaco war hier Biſchof; er ſtarb 1240. Fruͤhere viggee
von Akre waren auf den Eoncilien von Caſarea (108 nach Chr.), Ricaͤa (325),
Gonfkantinopel (381) ꝛc. on
15°) Will. Tyr. 791. ”
15°) Ipse huic expugnationi interfui, meruique hac milltia palmam de-
fensoris fidei, fagt ein arabifcher Autor. Abulfed. Tab. Syr. 82.
p 16) Dis erſte Rißgeſchick Rapoleons. — Hier war ber grauſame Dſcheſſar
a An ,
108 Galiläa. Arbela — Berfab.
"Aoaxa am Adonis, wo ein Venustempel war, diefes für Afka, einen
Drt des Libanon in D. von Byblus '’). Joſ. 13, 4. 5, wo Aphek
mit Meara der Zidonier, dem Lande der Giblitee (Dfehebail. Byblus) '®),
dem Libanon zc. genannt wird, beftätigt diefe Vermuthung. — Da Ben
Hadads Schlacht gewiß nicht im Gebirge des Libanon, fondern höchſt
wahrfcheinlih in der Ebene Sesreel war (1 Kön. 20, 23. 25), fo if
Den Habad nicht. in Aphek Affers, fondern Sfafchars, das in der Ebene
Jesreel lag, gefangen. Ben Habad kam von Damaskus, von mo die
Hauptſtraße noch heut zu Tage bei Byfan über den Jordan, weiter in
die Ebene Jesreel führt.
10. Arbela.
1 Malt. 9, 2: „nnd fie belagerten Meffaloth bei Arbela. Bei
diefem Arbela am See Genezareth waren in Kalkfeld gehauene Räuber
hohlen; von Herodes M. erobert (A. 14, 15, 4. 5. B. 1, 16,2 —4),
von Sofephus befeftigt (Jos. Vita $. 37. B. 2, 20, 6). Wahrfcheinlich
das Hofea 10, 14 genannte Beth Arbeel, d. i. domus insidiarum Dei 82),
und das jegige meftlih von Magbala gelegene Irbid, auch Kalaat Ibn
Maan o. Kalaat Hamam, d. i. Zaubentaftell.
11. Aſochis.
Wahrfcheinlich in der Ebene Jesreel, nahe Sepphoris (Jos. Vita
$6. 41,45. A. 13, 12, 4. B. 1,4,2) "b, -
112. Belueir.
RKaſtell der Kreuzfahrer zwifchen Bethſean und Tiberiad, auf dem
Gebirge unweit bes Tabor ’*). Vielleicht Kafr⸗el⸗Kamah, Kaftell aus
dem Mittelalter mit gothifchen Spigbögen und einem achtfeitigen Thurm“
öftfich vom Tabor '°). Belueir — Belvoir, Belvedere.
12. Berotha,
unmeit Kebes in Galiläa, wo ſich die Könige gegen Joſua verfammeln
(A. 5, 1, 18). Nah Sof. 11, 5 muß es am Merom gelegen haben.
13. Berfab,
nördliche Grenzſtadt des untern Galiläas gegen das obere (B. 3, 2, I),
von Sofephus befeftigt (B. 2, 20, 6. Vita (. 37). |
17) Rofenmüller II, 2,96. NReland 572. -Burdhardt 70. Sozomen. 11, 5.
Euseb. Vita Const. 3, 55. ‘ ‘
18) Maundrell 45. s
18°) GSefenius. Burdhardt 574. Pocode 2, 98. Das über Arbela Gefagte
nach der fharffinnigen Combination des Rec. in ben Münchner gel. Anzeigen
1836, Kr. 238, welche Robinfon (3, 534) aufnahm.
18°) Vita $. 45: napa 8: Zenpopltwv eis ’Acwyiv xaraßavres; $. Al: Hxov
—* —* nedlov-"Acwyls Eorıy Ovopa Tovro; ed hieß alſo die große Ebene
‚au ochis.
182 Will. Tyr. 1028. Vitriac. 1074.
18°) Parthey in Berghaus Memoir 46. Nach Robinſon (3, 412. 469) iſt
Belueir identifh mit Kaukab⸗el⸗Hawa, zwiſchen Ziberiad und Bethſean unweit
des Sordan gelegen. '
Galiläg. Beten — Bethſaida. 109
14. Beten, a2.
Srenzftadt Aſſers (Sof. 19, 25). Bethbeten 8 m. p. öftlich von
Ptolemais (Onom. s. v. Bathne) ’®e),
15. Bethanath, uymıa,
zu Naphthali (of. 19, 38), dem ihre Bewohner frohnpflichtig wurden
(Riht. 1, 33). Onom, s. v. Bethana: Batanaea in quinto decimo a
Caesarea (?) lapide, in qua dicuntur lavacra esse salubria.
16. Bethfaida, Bufoaide,
d.i. Ort der Fifcherei. Zu Galilaͤa gehörig (Joh. 12, 21), am Weft-
ufer des Sees Genezareth '). Aus Bethſaida waren Petrus, Andreas,
Philippus (Ich. I, 44; 12, 21). Wehe über Bethfaida und Chora-
zin (Matth. 11, 21 —24. Luc. 10, 13— 15.)
Ein zweites Berbfaida lag auf der Öftfeite des Jordan, bei
defien Einfluß in ben See Genezareth, gehörte zu Gaulanitis und ward
vom Tetrarchen Philipp „„Zulias” genannt’). Die wunderbare Spei-
18) Ob identifch mit Efbatana unweit Ptolemais? (Plin. 5, 17,5. Rel. 617).
19) Eotevicus (S. 359) fah Bethfaida und nennt es ignobilis pagus mit
wenigen Hütten am Norbende bed Sees (in ipso littore maris Galilaeae).
Damit flimmt des Hieronymus: Bethsaida prope stagnum Genezareth. Rad
Pocode II, 99 ‚liegen Trümmer eines großen Dorfes, Baitfida genannt‘,
2 englifche Meilen vom See. Seetzen ritt vom Einfluß des Sordan in den See
Genezareth nad) Magdala, und Fam an den „Chaͤn Baͤt Szaida”, welcher von
Aiberias 3 Stunden entfernt, von Magdala nur Durch eine kleine Ebene getrennt
war. Er lag an einem falzigen Bache. Monatl. Eorr. 18, 348. — Robinfon
63, 550) fagt dagegen vom galiläifhen Betbfaida und von Ehorazin: „Es ift
vergeblich, aufs Gerathewohl die Lage von Städten zu beftimmen, von deren
Ramen und Lofalitäten jede Spur längft verfhwunden if. ... Daß felbft die
Namen von Kapernaum, Bethfaida und Ehorazin untergegangen find, dies war
das Refultat unferer fpeciellen und anhaltenden Erkundigungen unter der arabi-
ſchen erung.· Pococke's,„Baitſida“ iſt nach Robinſon (3, 497) Irbid
d. i. Arbela.
0) Reland (S. 654) zeigte zuerſt, daB es zwei Bethſaida gebe; Bachiene
I, 4, 172 fg.) trat ihm bei. Das erſte: Bydoutdà rnq̃c Toidlalas (Soh. 12, 21),
mußte weftlih vom See Genezareth liegen, da diefer und der Jordan die Oſt⸗
grenze Galiläas find. Das zweite, öſtliche, gaulanitifche Betbfaida erwähnt
Joſephus (Antig. 18, 2, 1), da er erzählt: der Tetrarch Philippus (melcher
mr im Oſten des on Meeres regierte) habe den Flecken Bethfaida, wel
her am See Genezaretb gelegen, zu einer Stadt gemacht und (Julias) nad
Auguſts Tochter Julia genannt, und B.2,9, 1 beißt es: Philippus habe Julias
im untern Gaulanitis erbaut. Uebereinftimmend fagt Hieronymus zu Matth. 16:
Philippus imitatus Herodem patrem ‚qui in honorem Augusti Caesaris ap-
pellavit Caesäream quae prius turris Stratonis vocabatur, et ex nomine
ine ejus Juliadem, trans Jordanem exstruxit. In Julia wurde Philippus
begraben. Antiq. 18, 4, 6. Hiermit vergleihe man Plin. Hist. nat. V, 15:
Jordanes in lacum se fundit, quem plures Genesaram vocant, amoenis cir-
rumseptum oppidis, ab oriente Juliade, und Bell. Jud. 3, 10, 7, wo erzählt
wird, der Sordan falle 120 Stadien von feinem Audtritt aud.dem See Samo-
chonitis, unterhalb Julias, in den See Genezareth. Pococke (2, 106) halt Je⸗
louy, einen Hügel mit Trümmern auf der Oftfeite des Iordan oberhalb feines
Einfluffes in den See Genezareth, für Julias; Seesen dagegen ein Feines Dorf
110 Galilaͤa. Bethſaida.
fung „in ber Wüſte bei der Sobt, die da heißt Bethſaida (Luc. 9, 10) |
u
in derfelben Gegend, Namens Tellanihje (Monatl. Eorr. 18, 346). Smith, Re
binfend Reifeg ährte, befuchte et: Tell, fand bedeutende Ruinen, die aus „unge
bauenen va en Steinen‘ beitanden. Nob. 3, 565 fe. Bit diefe Ruinen
für Refte des alten öftlihen Bethſaida. Diefes Bethfaida wird, wie oben et
wähnt, zweimal im Neuen Teſtament genannt: Luc. 9, 10 und Marc. 8, 22. —
Matthäus und Marcus erzählen zwei wunderbare Speifungen, Pucas und 3:
hannes nur die erfte jener beiten. Die erfte Speifung tft Die der 5000 mıt
5 Broten und 2 Fiſchen, da 12 Körbe vol übrig bleiben. Jeſus erfährt die
Dinrichtung Johannis des Zäufers und entweiht aus — welches Herodes
Antipas, der Mörder Johannis’, regierte, wahrſcheinuch aus Kapernaum, al
einem Schiff in das öſtlich vom See Genezarcth gelegene Gebiet des har |
in die Wüfte bei der Stadt, die da Heißt Bethfaide (Matth. 14, 13. Mare. h
31. 32. 2uc. 9, 10. Ioh. 6, 1). Hier die erfte Speifung. Nach derfelben be
Rüdfahrt der Fangen (Zefıs wandelt auf dem Meere) Ang das Land Genezar Ai |
(Batth. a. a. D. B.34. Marc. 0.0. D. 8. 53) oder, wie Johanmes (Eap- 6, 1 -
erzaͤhlt, nach Kap ernaum. — Zweite Speifung der 4000 mit 7 Broten An
ein wenig Eifetein ‚da T Körbe Broden übrig bleiben. Jeſus Fommt von 1
Grenzen Tyrus und Sidon an das galiläiſche Meer, „mitten unter die —
der 10 Städte” dvd neoov av play Acxanöleus, Marc. 7, 31). IN
Städte Tagen, nur Scythopolis ausgenommen, auf der Dftfeite de Jordan u h
Genezareth. O
des Gerd » Da Marcus im B. Capitel die zweite Span *
ohne irgend zu fagen, zehn babe fich anders wohin begeben: fo m
glauben .(Matth. 15, 39 widerfprigt nicht), auch diefe Epeifung Sei auf DE
Dftfeite des den Wesred im E der olis geweſen: d Dies m |
mehr, on a ‚ im Berne der Dekapolis gan ea
ni die Grenze ” gelonmen, weiche beftinnnt anf, der
Hat Marc. 8, 10 —E woffür aber andere 8
wüber‘ (auäldıv sic Tb mepav, Marc. 8, 13), das a *
ri * bie —— an bed Meered. And ex Fam — G. a
er ben Blinden Heiite. Offenbar ift Das gaulanitiſche Bethfaide gemeint,
8.27 : „Und Iefus ging aus Sethfai Süng
in die ARärkte der Stadt Eäforen Philippi,“ welche drkanntlich im a Be
igt wird, kann bei den vielen erlogenen Ortsangaben in Begug mi Bi m
[44:
ag
zchs:
—
RR
PS
F
—n
88
31
— 43—
23
Ess
ee
TErie
HE
N
\
es
Ba das Bolk oberhalb des Teeß Genezavreth ber ober d den
konnte, welcher hier ſchmal und ſeicht iſt, ſo daß —
nur bis an den halben Bauch ging, wiewoht der Flaß angeſchwoſen
einem Lande, wo Brüden eine große Seltenheit find, ift das HSurchwat
etwas ganz 3 Bed Wer m das Bianbe: Bu man erſten nr
HE
88
2
5 ET}
A
pr;
ö H
Ä ne
af!
tip;
7
28
Mi
sageyst
en
der zweien. —* —
— — Fee *
daß feine Wunder höher als ale Seenunft, d .i. Wunder, find.
Baliläa. Caſtelletum — Dax. 111
war beim öftlichen Bethſaida, ebenfo die Heilung des Blinden (Mare.
8,22) *).
17. Baftelletum
bei Tiberias, von wo Kreusfahrer unter Balduin IV. uber bie Jatebe
brücke gehn *2).
18. Cheſultoth, weds.
Grenzſtadt Iſaſchars. Joſ. 19, 18 Onom. s. v. Aschaseluth: ci-
vitas tribus Isaschar; appellatur autem et quidam vicus Chasalus,
juxta montem Thabor in campestribus, in octavo milliario Diocaesa-
seae ad orientem respiciens. Ob identifh mit Chisloth Tabor, ber
Grenzſtadt Sehulons? (oh. 19, 12) ob mit Ehaloth in ber großen
Ebene (Sesreel), der füdlichen Grenzſtabt des untern Galilãa (B. 3, 3, 1).
Wahrſcheinlich das jegige Ekſall oder Eskall, 1 Stunde in RE. des
Tabor mit Grabruinen und Sarkophagen ?b). Robinſon (3, 417) fand
denſelben Ort in WB. des Tabor. Er nennt ihn Ilkſaͤl.
19. Chorazin.
Wehe Ch. Matth. 11, 21—24. Luc. 10, 13 —- 15. Chorozain
nunc desertum in secundo lapide a Capharnaum (Onom.). Robinſon
(3, 488. 550) bemühte ſich vergebens den Ort aufzufinden.
‘20. Dabrath, n727- |
Levitenſtadt gu Iſaſchar (ef. 21, 38. 1 Ehren, 7, 72). Dabira
vilula Judaeorum in monte Thabor regionis ad Diocaesaream perti-
nentis. Onom. s. v. Dabira, Grenzſtadt Sebulens (of. 19, 22), jegt
Dabury am Faber). Rad Robinfon 8 451): Debürich, ein un-
bedeutendes Dorf.
" 21. Dalmanutha
am Weſtufer des garikäifihen Meeres; bier landet Cheiſtus nach der
weiten Speiſung Marc. 8, 10. Vgl. ©. 110 Amm. 20.
22. Dan, 77.
Sonft Lais, auch Lefem; von Daniten erobert (Sof. 19, 47. Ric
18, 27— 29), und Dan genannt. Der Name aber ſchon 1 Moſ.
21) Bachiene (II, 4. G. 171) meint, die Heilung be 1 ee en dabe im gali⸗
Ikifchen Beitaida ſtatt gehabt, ebenſo KRelant fand (654), der Meinung if iſt,
das gaulamitifche Bethſaida werde im Neuen Ze ent ac ge ige erwähnt. Da⸗
gegen halt Bachiene Bethſaida Marc. 8, 45 *3* indem * Beʒa'e
erfegung: ad ulteriorem ripam, Bethsaidae —— beipk
31°) W. Tyr. 1033
gr) Budingham 1, 336.
22) Burkhardt &. 579. Wahrſcheinlich Dabaritta in der Ebene Jesreel.
Joseph. Vita 62. Bell. Jud. 2, 21, 3. Locus sub mente Tabor cui nemen
. Buria juxta Naim. W. Tyr. 1026. Buria vicus ad montium Nazareth
radices positus. Cotov. 347.
112 -Saliläa. Dimma — Gabara.
14, 14 zu Abrahams Zeit, auch 5 Mof. 34, 1 erwähnt”). Hie
Kälberdienft Serobeamd (1 Kon. 12, 28. 29), welchem Jehu zugethan
(2 Kön. 10, 29. Vgl. Amos 8, 13. 14); Dan von Ben Hadad gr-
fchlagen (1 Kön. 15, 20. 2 Chron. 16, 4). Nördlichfte Stadt Pa-
(äftinas, daher der Ausbrud: von Dan bis nad) Berfeba (Richt. 20, 1.
ı Sam. 3, 20; 30, 30. 2 &am. 17, 11). Am Antilibanon nahe
den Sordanquellen, 4 m. p. von Caͤſarea Philippi, anı Wege nad Tyrus
(Onom. s. v. Dan). feinde, die von Norden ber in Paldfting einge
fallen, kommen zuerft nach Dan (Jerem. 4, 15. 16; 8, 16) °°). Da nach
Joſephus A. 8, 8,4. B-4, 1,1. Dan an der Quelle bes Beinen or
dan, diefe aber am jegigen Tell el-Khaͤdy, fo lag Dan auf und an
diefem Tell, was mit der Angabe des Onom, -übereinftimmt ”>).
23. Dimna, 307.
Levitenftabt Sebulons (Joſ. 21, 35).
24. Elkos, vhpay.
Geburtsort ded Propheten Nahum (Nah. I, 1). Helkesi usque
hodie in Galilaea viculus est *).
25. Endor, An yr. |
4 m. p. im Süden des Xabor (Onom. s. v. Aendor), Zu Manaſſe
im Stammtheil Ifafhars (Joſ. 17, 11). Hier Baraks Sieg (Pf. 83,
30, 11). Saul und die Zauberin von Endor (1 Sam. 28), deren
Höhle 2’ Stunden von Nazareth beim Dorfe Denuny gezeigt wird").
26. Engannim, Dur.
Zu Iſaſchar (Joſ. 19, 21). Levitenſtadt (Joſ. 21, 29). Ob
Anem? (1 Chron. 6, 73).
26°. Baba.
Kaftell der Hofpital- und Tempelritter, 1187 von Saladin erobert.
Jetzt Fuleh (d. i. Bohne) am weftlichen Fuße des Heinen Hermon. Een
tralpunft von Klebers Schlacht gegen die Türken im Jahre 179.
(N. 3, 411). |
27. Gabara,
nach Zofephus ””) mit Gepphoris und Tiberiad zu feiner Zeit der wich⸗
23) Die Septuaginta Pier flatt alter Städtenamen neue bekannte; ſolche
Aenderungen dürften auch mit dem Grundterte zur Verſtaͤndlichung gemacht
worden fein. Bol. Rofenmüller II, 2, 50.
24) Ein zweites Laiſa in Sudan. Sef. 10, 30.
24°) So Robinfon, Bibl. sacra, Febr. 1846, 210. Er führt noch des 3%
Tenbus * 1, 10, 1. 5, 3, 1 an. Bgl. was oben Über die Quellen des Jordan
efagt ift. . on
i 25) Hieron. prooem. in Nahum.
26) Burdhardt &. 590. "Eydwpov A. 6. 14, 2.
N) Joseph. Vita $. 25.
-
- —
|
Galilda. Gabatha — Hamath. 113
figfte Ort in Galiläa. In der Bibel nicht genannt, die Lage nicht ge-
nau befannt °°).
27%. Gabatha.
In finibus Diocaesareae juxta grandem campum Legionis, Onom.
s. v. Gabathon. Nah NRobinfon (3, 440) wahrſcheinlich das jetzige
Digebäta, in ©. von Gepphoris.
28. Gabe.
Siehe Hepha (Samaria).
29. Gath Hepher, Han m
Geburtsort des Propheten Jonas (2 Kön. 14, 25). Nach Zofua
19, 13 zu Sebulon, 2 m. p. von Sepphoris nach Tiberias zu ?°).
Jonas’ Grab in einer Moſchee gezeigt.
292. Gilboa. '
Ein Dorf auf dem Gebirg Gilboa (R. 3, 404).
30. Ginnabris,
oder Sennabris, 30 Stadien in ©. von Tiberias (B. 3, 9, 7). Hier.
beginnt das neya medlov, bie Jordansaue (B. 4, 8, 2).
31. Giſchala, |
durch Sofephus befeftigt (B. 2, 20, 6), ergibt fih dem Zitus (B. 4,
2, L—5), Vaterſtadt des Johannes, eines Vertheidigers Jerufalems
gegen Zitus (B. 4, 2, 3). Sage: es feien des Apoftel Paulus Aeltern
von hier nach Tarſus gezogen ?°®). Gegenwärtig (Rob. 3, 639) el-
Dſchiſch in NW. von Safed. Es ward durch das Erdbeben von 1837
völlig zerftört.
32. Hamath, man.
Zefte Stadt Nappthalis (Sof. 19, 35); ifraelitifche Kundfchafter
durchziehen Canaan von der Wüfte Zin bis Rehob gen Hemath ”°b)
(4 Mof. 13, 22); Hemath ein Punkt an der Nordgrenze Canaans (4.
Mof. 34, 8. Ezech. 47, 16— 20. 48, 1); Salome feiert mit Sfrael
die Tempeleinweihung von Hemath bis an den Bach Aegyptens (1 Kon.
8,65. 2 Chron. 7, 8); David verfammelt Ifrael vom Bach Aegyp-
tens bis nach Demath, um die Bundeslade zu holen (1 Chron. 14, 5);
denn beide Könige befaßen Hemath. David fchlug Hadabdefer, den König
von Zoba in Hemath, Thou, der König von Hemath, huldigte ihm
— — — — — —
28) Reland ©. 770. | |
29) Hieron. Prooemium in Jonam. Quaresm. (2,855) nennt den Ort Mich:
mieth, Robinſon (3, 449) el: Mefhhad, das nahe Kefr Kenna liegt.
I, Reland ©. 812. Giſchala häufig bei, Joſephus erwähnt, z. B. Vita
29°) Vom Südende bis zum Nordende Canaans, fonjt: von Dan nad Ber:
faba. Bol. 1 Kon. 8, 65. Iſt Rehob etwa „der Paß von Roboeh“ nordweftlich
von Damaskus? (Budingh. 2, 289. 293 u. Bergh. Karte.)
Raumer, Baläfiina. Ste Aufl. 8
’
114 Galiläa. Haroſtth der Heiden — Hoſſa.
| |
(2 Sam. 8, 3—12. 1 Chron. 19, 3— 11); umb Salome beimgte
Hemath, baute dort Vorrathshäuſer. Jerobeam II., König von Iſrael,
„ftellte die Grenze Iſraels wieder her von Hemath an bis and Mer
der Ebene” (todte Meer) und brachte wieder Damaskus und Hemath,
„das Juda gehört hatte”, an Iſrael (? Kön. 14, 25-28). Denn
zum Lande, welches die Juden nach Iofaa’s Zeit noch einnehneen folkten,
gehörte auch „das Land der Gibliter und der ganze Lihanon von Baal
Sad am Fuße des Hermon bis nach Hemath hin‘ (Sof. 13, 1-5)
nach Richt. 3, 3: vom Berge Baal Hermon an bis nach Hemath, —
Jonathan Makkabäus marſchirt gegen Demetrius' Herr in bas Fand
1
H
— — — ——— — —
Hemath, das Heer zieht fich vor ihm über den Eleutherus zurück (1
Matt. 12, 24— 30. VBgl. Amathus in N. Peraͤa, Anm, 301. He—
mach von Affgrern beſiegt (Ief 10, 9. 36, 19. 37, 13. 2 Kin. 18,
34. 19, 3). Hemath genume Amos 6,2. Sad. 9,2. Eso investi
gans reperi Aemath urbem Coeles Byriae appellari, quae nunc grau
sermone Epiphania dicitur. Onom. s. v. Aemath. Derſelbe st
Emath: Diximus de hac et supra, quod nobis videretur hanc ese
Epiphaniam juxta Emesam *ec). |
33. Harofeth der Heiden, sam mut.
Wohnort Siſſera's (Nicht. 4, 2. 13. 16), welcher dafelbft geſchlt
gen ward von Barak.
34. Hazor, Hirn. pr
Hier Jabin König (Jof. 11, 1), Joſua ſchlägt ihn, nimm pet
und verbrenmm ed (Def. II, 10-137 Zu Maphehalr (Sof. 19, 39
Ein zweiter Jabin König von Hazor (Mit. 4, 2), deffen ee
Siffere. Es lag oberhalb des Sees Merem*). Balomo „baut Pa
(1 Könt 9, 15), Thiglach Pileffer erobert es {2 Nön. 15, 29).
35. Helba, nah.
Zu Affer; nicht erobert (Nicht. 1, 31).
3 Helkath, apa.
‘
Grenzſtadt Affers (Joſ. 19. 25); Revitenftabe in Aſſer Goſ. 1,31) --
37. Doffa, mom. |
Grengſtadt Aſſers (Joſ. #9, 20) zwiſchen Tyrus und ae
29°) Humath, Sibon u. 8. gehbren zwar nicht zu Galilũ a, aber zu Naph
thali, Aſſer ꝛc. und mögen deshalb hier eine Stelle finden.
30) Jos, Antiq. 5, 5, 1. Will. Tyr. p. 1014 ergäfit: König Bahn. |
fei von Ziberiad über Saphet per urbem antiquissimam Naason mn
num marſchirt; welche alte Stadt iſt Naaſon? Höchſt wahrſcheinlich —7 —
Nach Zob. 1, 1 lag nämlich Thisbe, des Tobias Geburtsort, nco
die ale überfegt en Naasson, indem man vermuthlich um («) ng, ®
abtheilte. Die geographiſche Lage von Hazor beftätigt diefe za
> uin fehr wohl von —*— über Hazor —AA Tirun) werſchu
onnte.
— m um
Salilaa. Hukok — Jotapata. 115
38. Hukok, par ppm.
Grenzſtadt Naphthalis (Zof. 19, Bu Nach 1 Chron. 7, 75
Levitenſtadt Aſſers, nicht nach Joſ. 21, 31°).
88°. Janoha, ſ. Janeha in Judäaͤa.
39. Japhia, nn.
Grenzſtadt Sebulons If 19, 12), von Dohrath „‚fteigt bie
Grenze gen Japhia“ und geht yon da oſtwärts auf Gath Hepher.
Japhet in tribu Zabulon nunc usgte Joppe vocatur Ascensus Japho
(On. 5. v. Japhet). Höchſt wahrfheiniih Jaffa 1 Stunde von Naza⸗
reth, ber angebliche Geburtsont des Apoſtel Jacobus "'*), daher auch 8.
Giacomo genannt. Monto flieg aus dee Ebene Jesreel „in einer Schlucht”
bie galifäifgen Berge nach Jaffa Yinauf?'t), Buckingham van Jaffa
‚ über Samorah einen „felfigen Berg‘ in jene Ebene hinab, — Xen
tifch mit Japha, das Joſephus befeftigte (Vita $, 37. 45. B. 2, 20, 6)
und als einen großen volkreichen Ort fehildert, welchen Zrajan und Zi.
tus unter Veſpaſians Obsrhefehl eroberten (B. 3, 7, 31), wobei 15,000
Juden getödtet und 2030 gefangen wurben. Jchi hat es nur 30 dau.
fer 9),
40. Jeblaam, ba>2".
Zu Manaſſe im Stammtheil Ifafchars (Joſ. 77, 11), von Ma-
naffe nicht erobert (Richt. I, 27), Ahasja aus Fesreel nach Megibde
ſſiehend wird a“ töbtlich verwundet (2 Kon. 9, 27).
Son, 1.
Stadt —** ‚von Ben Hadad geſchlagen (1 Kön. 15, 20
2 Chron. 16, 4), mit Dan und Abel Mache. Vielleicht hat ſich der
Name Jion in dem — Diſtrictsnamen Verdſch Ayuͤn erhal⸗
ten, welches in der von Dan: und Abel Maecha 9).
42. Jotapata.
Bergfeſtung , bei deren Vertheiöigung Sofephus von Veſpaſian ge-
füngen ward’), 1200 Juden wurden gefangen, 40,000 getödtet; es
31) Ehfebius md Hieronymus (Onom. 8. v. Icoc) fagen: Hukok habe an
Sebulon, Aſſer und Juda am Iordan gegrenzt (3of. 19, 34) (2). Wolcott fand
dia Y; runden er irn J von ve en F Buy ei Amüd in den See
ezareth ein Do welches er für Huko
313 st 188. Berggren 2, ZT. Nah Robinfon ( 3 438) Y Stunde
in Pe —8 Kazareth.
ei Monto 1, 216 o *reingh I, 91.
— * a.
B ermurhlig Rec. in den Muͤnchn. gel Anz. 1834. ©. 902 und
3) — Beil. Jüd. 3, 7, 736. Beland (816) & tellt Gopatota 3 miliaria
von Airxer FR de mit asorapafe zufammen. Sihulge fand Er A in
Kae Ruinen einer Bergfeite, Roms DI welche
efeinlichfeit — für Gopatate bill. ——— von
8*
* — mit großter W
‘
116 Galiläa. Kana. Kapernaum.
lag nahe Japha (B. 3, 7, 31). Joſephus hatte es befeftigt (Vita $. 37.
B. 2, 20, 6). |
43. Kana, Kova.
Jetzt Kefer Kenna, etwa 2 Stunden von Nazareth”), 5 Stunden
von Tiberias. Es hat 300 Einwohner; 30 muhamedanifche, 30 chrift-
liche Häuſer“. Man zeigt das Haus, in welchem das Wunder der
Wafftıverwandlung (Joh. 2, 1 — 11) gefchah, und in einer griechifchen
Kirche einen Krug aus Kalkftein.. Große die fteinerne Wafferfrüge
fand Clarke auf den Ruinen. — Robinfon (3, 443) verwirft aber mit
Recht die Annahme, daß Kefer Kenna das Kana des Ev. Joh. fei. Drei
Stunden in NRÖD. von Nazareth liegt Kana-el-Dfchelil, d. i. Kana
in Galiläa. Jener arabifhe Name findet ſich in der arabifchen Ueber»
fegung des Neuen Teſtaments. Hiermit trifft die ältere Tradition zu⸗
fammen, wie fie ſchon Sanutus, fpäter Breidenbah, Adrihomius u. A.
haben, nach welcher das Johanneifhe Kana in N. von Sepphorid Tag. —
Königifcher von Kapernaum zu Jeſu nah Kana (Joh. 4,.46. 47).
Nathanael von hier (Job. 21, 2). Ein drittes Kana war eine Grenz
ſtadt Aſſers (Iof. 19, 28).
44. Kapernaum, Karspvaoip,
d. i. Nahums- Dorf oder angenehmes Dorf, einft Stadt Galiläas (Luc.
4, 31) am See Genezareth (Soh. 6, 17), „an den Grenzen Zabulon
und Nephthalim” (Matth. 4, 13), nahe Bethſaida (dem galtläifchen) *).
Im Alten Teftamente nicht erwähnt, defto öfter im Neuen Teftament,
als Chrifti vorzüglichfter Aufenthalt, daher Kapernaum feine Stadt
heißt (Matth. 9, 1). „Er verließ die Stadt Nazareth, Fam und mohnte
zu Kapernaum“ (Matth. a, 13), lehrte in der dortigen Schule ( Luc.
4, 31). Hier that er viele Wunder. Geheilt wurden hier: Matth. 8,
5—13. &uc. 7, 1—10 der Knecht des Hauptmanns von Kapernaum;
Petri Schwieger (Matth. 8, 14. 15. Luc. 4, 38. 39) und mit ihr
viele Andere (Matth. 8, 16. Luc. 4, 40); Matt. 9, 1—7 ein Gicht⸗
brüchiger (vgl. Marc. 2, 1—10); ein Befeffener (Xuc. 4, 33—35).
Wehe Chrifti über Kapernaum (Matth. 11, 23. Luc. 10, 15). Hier
ChHrifti Rede Joh. 6, 54: „Wer mein Fleifch iffet“ ꝛc. Matthäus ward
bier vom Zoll zum Apoftel berufen (Matth. 9, 9).
Conftantin der Aeltere ertheilte die Erlaubniß, bier eine chriftliche
Seppheris möchte ziemlich zutreffen. Gopatata dürfte, nach Groß, von Joſephus
in ana re De um — Wort den een und Römern mund:
erecht zu machen. SZeitfchrift der deutichen morgenländ. Geſellſch. Bd. 3. 1.
1849. & 49. 61: i s ſeuſch Heft
33) 1%, Stunde nach Clarke, nah. Burckhardt (S. 583) 3%, Stunden. Nach
King (Miss. Herald März 1827) liegt Kana 6—7 Stunden von Akte, 5 von
Saphet. Etwa 1 Stunde von Kana das Feld, wo die Jünger Achren ausrauf:
ten (2). Joſephus in Kana (Vita $. 16).
34) Rihardfon ©. 434. Jowett ©. 190. Fisk &. 318 (Ueberf. &. 364).
35) Brochardus. Epiphanius.
Galiläa. Kapernaun. 117
Kicche zu erbauen, wie in Tiberias und Diocäfaren °°®). Capharnaum
juxta stagnum Gennezar; usque hodie oppidum in Galilaea, fagt Hie-
tonymus (Onom.) Adamnanus °”b) berichtet von 8.: Murum non ha-
bebat, angusto inter montem et stagnum coarctata spatio, per mä-
ritimam oram longo tramite protenditur, montem ab aquilonari plaga,
'lacum vero ab australi habens, ex occasu in ortum extensa’ dirigitur.
Rah Bonifaz, Bifhof von Dalmatien, bezeichneten zwei Palmenbäume
unter Muinen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Kapernaums
Ort. Diefe fah auch Quaresmius ’°*) im 17. Säculum, und einen Khan
Menich dabei; Burdhardt erwähnt die Ruinen Tel Hum ald Refte Ka-
pernaums °°%), Budingham (1, 406) befchreibt diefelben. Joſephus (B. 3,
10, 8) erwähnt einer Quelle Kapernaum, welche in den See Genezareth
fliege; Pocode erzählt: in der Ebene Genezareth fei ein [chöner Brunnen
von 100 Fuß im Durchmeffer, mit einer runden, 6 Fuß hohen Mauer
umgeben; aus ihm fließe ein Bach in den See ’®).
Robinſon (3, 535—558) fand am Weſtufer des Sees Genezareth
eine höchft fruchtbare Ebene: „el Ghuweir, d. i. kleines Ghoͤr“, welche er
für des Sofephus Landfhaft Genefar (B. J. 3, 10, 8) oder Genezareth
ball. In bderfelben ift der von Pocode erwähnte Brunnen, Namens
Yin el- Mudaumarah, d. i. die runde Quelle. Nobinfon mar geneigt,
fie für die von Sofephus a. a. D. angeführte Duelle Kapharnaum zu
halten. Weil er aber in ihrer Nähe Leine Spur von Ruinen fand, fo
glaubt er, die unmeit des Khan Minyeh nach einem Feigenbaum, 'Ain
et-Tin, genannte Quelle fei die gefuchte; „Ruinen güdlich derfelben von
einem beträchtlichen Umfange“ feien NRefte von Kapernaum. — Nördlicher
liegen die Ruinen von Tell Hum, die fich mwenigftens Y. englifche Meile
längs dem See ‘hinziehen. Unter ihnen Reſte eines Gebäudes, „welches
(Sagt Robinfon) durch den Aufwand von Arbeit und Verzierung alles
bis jegt von uns in Paläftina Gefehene übertrifft.” Seine Längenric-
tung von D. in W. fcheine dafür zu fprechen, daß es eine chriftliche
Kirche gemwefen fei.
Diefe Kirche Fonnte jene fein, zu deren Bau Conſtantin die Er-
laubniß gab. Robinfon will aber Tel Hum deshalb nicht für Kaper⸗
naum gelten laffen, weil Matthäus und Marcus erzählen: Chriftus ſei
nah der erften Speifung von der Oftfeite des Sees hinüber ind Land
Genezareth, dem Johannes zu Folge aber nad) Kapernaum gefahren,
alfo müffe Kapernaum im Lande Genezareth gelegen haben, was bei
Tell Hum nicht ftattfinde. — Was Nobinfon von der „runden Quelle’
erzähle, das ſtimmt mit des Jofephus (a. a. D.) Beſchreibung der fehr
1 [r R
35°) Epiphan. adv. haer. I. pag. 128. 136. "
35°) Adamn. 2, 22
35°) Quaresm. 2, 868. Ä .
36) Burkhardt ©. 558. Ebenfo Fisk S. 317. (Ueberſ. 362). Monro 3, 4.
36°) Pococke 2, 105. "Auch Quaresmius 2, 870 u. A. erwähnen die Quelle. —
Sofephus bei Julias (Bethſaida), durch den Sturz feines Pferdes verlegt, ward
nach Kepbarnome und von da nad) Zarichen gebracht (Vita $ 72). Wahrſchein⸗
lich ift Kepharnome — Kapharnaum. J
118 Galiläa. Kedeb — Magdala.
reichen Quelle Kapharnqum, welche die Ebene Genezareth bewaͤſſere und
zugleich Die Luft Wwohlthätig tamperive (fie trage bei xodc TH Tüv adpwv
duxpacle). Run bemestt aber Burckhardt (558), die Duelle Ain et-
Zin, neben weicher er unter einem mächtigen Feigenbaum lagerte, habe
heißes Waller; dies wiberfpricht der Beſchreibung des Joſephus, daher
der Annahme Robinfone ’°b).
45. Kedes, Unp-
Zu Naphthali (Sof. 19, 37), 20 m. p. von Tyrus bei Bäfaren
Philippi (Onom. s. v. Codes), ftühre Sig eines kananitiſchen Fürſien
(Iof.-1%, 22), auf dem Gebitge Naphthali. Freiſtadt (of. 20, 7),
Levitenſtadt (Sof. 21, 33. I Ehren. 7, 16). Geburtsort Baraks (Micht.
4,6). Ben Thiglath Pileſſer erobert (% Kan. 15, 29). Jenathas der
Makkabaͤer ſchlägt des Demetrius Hauptleute bei Aſor (Hazor) nahe
den See Genezareth und verfolgt fie bis Kedes (1 Matkk. 11, 62—- 73.
Kösıs rqc Nepdadsiu. (Tob. I, 2) Geburtsort des Tobias ’°<).
Robinfon (3, 622) murde em Dorf Kedes genannt, das auf den
Bergen in W. dee Moräfte des Merom liege; Tpäter fand Smith dies
Dorf, auf einem Hügel in waſſerreicher Gegend, mit römifchen Muinen.
Man fieht von da gmar nit den Merom, aber das Tafelland, welches
ſich jenſeit des Sees vom Hermon bie Gaulanitis zieht ”°d).
46. Kiſion, Pprip.
Bu Iſaſchar (Joſ. 19, 20); Leyvitenſtadt (Joſ. 21, 28).
47. Kinnereth (Cinneretch), nag2, na, Mapa.
Zu Naphthali (Joſ. 19, 35). Nah ihm hieß das galtkäifche Meer:
PL RR Ay St 34, 8 5 Moſ. * eh, 12 3. 2 7) =)
48. Magdala, Maybai.
Legt el Medſchdel, am Weſtufer des Sees Gengzareth, etwa
IA Stunde von Ziberias’*), im Süden von Kapernaum. Aus Matth.
15, 39 läßt ſich auch abnehmen, daß es auf der Weſtſeite des Sees
EN) Nach Allem fcheint mir die Lage von Kapernaum noch nicht mit Sicher⸗
heit beſtimmt zu fein. |
36°) Bei Iokephus. (A. 9, 41, 1) Ksdın, uuh Kédaco (A. 13, 3,6) aß
Grenaftabt prlgen Ayrus und Galilaͤa genamnt (usa väs Typlay yüs wel
ine Loddatas), — B. 2, 18, I nennt er Kedcon, tüv Tuploy, und B. 4,2, 3.
Rvdotooco als tyriſchen, gegen Gatilaͤa feindfeligen Ort. — 'Cidissus im Onom.
Ein zweites Kedes in Safer (Levitenftadt) (1 Chron. 7, 72).
36°) Smith in den „Notes on biblical geography“, May 1849, &. 374.
Auch Bertou fol dies Kedes beſucht haben. Bulket. de la Soc. de Giöographie,
Septbr. 1839, p. 144. Rob. a.a.D. Am Süpdende der Ebene von Kedes fand
Smith den Hügel Khureibeh, vielleicht lag bier Hazor.
37) Kinnereth kann nicht Tiberias fein, wie Hieronymus und "Andere mein:
ten, da es zu Naphthali gehörte, Jiberias zu Sebulon, der, Matth. 4, 13, an:
gegebenen Grenze zwiſchen Sebulon und Naphthali gemäß. (Reland.)
38) Burkhardt ©. 559. Seetzen, monatl. Correſp. 18, ©. 349. Bei Fiok
(S. 316. Ueberf. 362) Magddool.
Galilda. Megiddo — Nazareth. 19
lag ). Bon Magdala war Marie Magdalena (Marc. +3, 205 16, 1.
Luc. 8, 2. Joh. 20, I u. ſ. w.). Nach Robinfon (3, 323) ein etbärm⸗
liches, tleines, muhamedanifches Dorf, am Südende der Lanbſchaft Ge⸗
nezareth.
49. Megiddo, Tran, rm.
S. Samaria 42+.
50. Mifeal, Suun.
Grenzftadt Affers (Iof. 19, 26); Levitenſtadt (Sof. 21, 30).
51. Naaſon.
„Urbs antiquissima“ zwiſchen Saphet und Toronum ’”).
52. Nahalal, Sam.
Grenzſtadt Sebulons (Joſ. 19, 15); Levitenftads (of. 21, 35);
ihee Einwohner von Gebulon nicht vertrieben (Richt. 1, 30).
53. Nain, Nat.
Im Süden bes Tabor, am nördlichen Abhange bes Hermon, m
der Ebene Esdrelon bei Endor (Omom.) *'°). Jetzt Meines Dorf, von
Swen, Chriften und Mubammebanern bewohnt. Der Jüngling von
Nain (Luc. 7, 11 - 17) *b),
54, Nazareth, Nafaper,
nach früherer Huslegung: Blume; jegt Naszera *). Haec est illa ama-
bilis civitas Nazareth, quae florida ‚interpretakur, in qua flos campi .
(Hohelied 2, 1) oritur, dum in virgine verbum caro effcitar *). (3
liegt 7 Stunden von Are’), 15 m.p. in D. von Legio, 2 m. p. von
39) Bachiene verlegt Magdala auf die Oftfeite ded Sees, und beruft ſich auf
ein Schloß Magdala, welches Joſephus (Vita $. 24), ald in der Nähe von
Magdala gelegen, erwähne Bol. „Bethſaida.“ Magdala ift aber eine falfche,
durch Fein Manufeript begründete Lesart für Gamala. (Siehe ed. Havercamp.
Anm. k). Migdal:E, Ort Naphthalis (Sof. 19, 38) Tann das ſüdlich von
Kopernaum gelegene, demnach zu Sebulon gehörige, Magdala nicht fein.
40) W. Tyr. Brocard 457°). Giche Hajor.
4°) Buckingham (2, 5) ging vom Fuß des Babor Über die Ebene Jesreel
oſtwärts zum Jordan, ließ Daborah zur linken, Rain und Endor am Abhange
des Hermon zur rechten Hand liegen. Cotovieus 347: Hain in aquilonari latere
des Hermon. Robinfon 3, 460. 469.
40°) Ein zweites Rain (in Idumaͤa?) von Simon Gtor& Befeitigt (B. 4, 9, 4).
41) Burdhardt 583. “ |
42) Sanutus. &benfo jagt Hieronymus: Ibimus ad Nazareth, et juxta
interpretationem nominis ejus, florem videbimus Gahlaeae. — „Et Nico-
laus de Lyra in ea verba Lueae: cui Nomen Nazareth, inqurt: Hoc fuit
ut adimpleretur prophetia Isaiae 11. ubi dieitur: egredietur era de radice
Jesse, et de radice ejus adscendet. Ubf, secandum- verftatem hebrai-
cam, habetrff: et Nazaraeus de radice ejus ascendet.‘“ Quaresm. 2, 8F7,
u afeenberg (Chriſtologie %, &. 1x) miht „Blume, fondern „Weiß,
n
Schößling.
43) Gehört auch zum Paſchalik Akre. Burckhardt a. a. ©.
120 Galiläa. Nazareth.
Tabor (Onom .), ©. 3 Tagereifen von Serufalem, in einem Amphitheater
von weißen Kreibehügeln, hat Heine weiße Häufer *) Ein enges Thal
läuft von hier etwa eine Stunde lang in die Ebene Jesreel hinab.
Im Alten Teftament, von Sofephus und im Talmud wird Naza-
reth nicht genannt °°). Er gehörte zu Oalilda (Marc. 1, 9); bier mohn-
ten Zofeph und Maria (Luc. 2, 4), bier war die Verkündigung (Luc.
1, 26— 28). Sofepd zieht mit dem Kinde Jefu nad) Nogaverh und
mohnt da (Matth. 2, 23). Hier wuchs Jeſus auf (Luc. 4, 16) *9),
daher er Jeſus von Nazareth heißt (3. B. Matth. 21, 11; 26, 69.
Marc. 16, 6); „Iefus von Nazareth, der Juden König war des
Kreuzes Ueberfchrift (Joh. 19, 9), ja ber Heiland nennt fich felbft nad
der Himmelfahrt: Jeſus von Nazareth (Ap. Geſch. 22, 8). Aber der
Prophet galt nicht in der übel berüchtigten (Joh. 1, 47) ‚ ungläubigen
Baterftadt, die Nazarener wollten ihn vom Berge herabſtürzen (Matth.
13, 53—58. Luc. 4, 16—30); darauf zog er nad) Kapernaum.
Die erften Chriften hießen Razarener .oder Nazarder (Ap. Gefc.
24, 5) 7). Hieronymus fagt: Nazareth, unde dominus noster Naza-
raeus vocatus est. Sed et nos apud veteres, quasi opprobrio, Na-
zaraei dicebamur, quos nunc Christianos voeant. Bis auf Conftantin
den Großen follen nur Juden in Nazareth gewohnt haben 8). Con-
ftantind Mutter Helena baute der Sage nach Hier die Kirche der Ver⸗
fündigung. Später, zur Zeit der Kreuzzüge, ward Nazareth ftatt Beth—
fean der Sig eines Erzbisthums ’). Im Jahre 1291 trugen, ber Le⸗
gende zufolge, Engel das Haus der Maria nach Dalmatien zu einem
Kaftell Namens Flumen, im Jahre 1294 meiter in einen Wald von
. Recanati, dann aus diefem Walde heraus auf einen Hügel, welchen
zwei Brüder beſaßen, die ſich über das Haus entzweiten, zuletzt auf den
jetzigen Ort, welcher einer gewiſſen Laureta gehörte (Loreto). Es ſoll
dies geſchehen ſein, damit dad Haus den Sarazenen, welche Akre bela-
gerten, darauf Nazareth zerflörten, nicht in die Hände fallen möchte °°).
44) Nach Quaresmius (2, 818) bieß daher der Ort rnit: Medina abiat,
‚weiße Stadt (quia sterilibus albis montibus est vallata).
45) Daher Schwierigkeit der Erflärung von Matth. 2, 23. Vgl. Anm. 42.
46) Wie verborgen Jeſus aufwuchs, ergibt fich nach Jowetts treffender Ber
merfung daraus, daß der fromme Nathanael, welcher nur wenige Stunden von
Nazareth, in Kana, wohnte, nichts von ihm wußte (Joh. 1, 45.46). So ward
aud vergeſſen, was in Bethlehem geſchehen. „Gar heimlich rührt er fein’ Ge⸗
walt.”
47)) Außerdem eriftirte eine befondere Secte der Nazaraͤer.
48) Nach Epiphanius.
49) Reland 223.
50) Monro 1, 286 etwas abweichend von Quaresmius (2, 833). Die Hobl⸗
der Berfündigung war der Keller des Haufes von Loreto, welches über ihr ftand
(della Valle 116). Nun fagt Hteronymus ſchon: Nazareth habet ecclesiam
in loco quo angelus ad beafam Mariam evangelizaturus intra; ein Haus
der Maria in diefer Kirche Über der Berfündigungshöhle erwahnt er nicht.
Adamnanus (2, 23) berichtet nach. Arculfs Erzahlung von Nazareth: ecclesia
in eo fabricata habetur loco, ubi illa fuerat domus constructa in qua
Gabriel archangelus ad beatam Mariam ingressus, und: una ecclesia in
Galiläa. Nazareth. 121
Das Klofter der Franziskaner ward 1730 erneut. Burdhardt fand
11 Mönche in demfelben °'); in der Klofterfchule lernten 40 Schüler
aus dem Pſalter arabifch”). Die Mönche find mwohlhabend, befigen
Acker, eine Delpreffe ?)x." Zu dem Klofter gehört die Verfündigungs-
firche, welche 1620 von der Brüderſchaft der terra sancta erneut ward;
fie ift, nächft der Kirche des heil. Grabes, die fehönfte in Syrien. Un⸗
term Chor derfelben, 17 Stufen hinab, wird in einer Höhle die Stelle
der Verkündigung gezeigt; eine Säule bezeichnet den Ort, wo der Engel,
äne zweite die, wo Maria war. Don legterer find Baſis und oberer
Theil vorhanden, das Mittelftud fol durch Saracenen herausgebrochen
fein, daher der obere Theil an der Dede hängt’). — Man zeigt fer-
ner Joſephs Wohnung, den Brunnen ber Maria, über welchem eine
griechifche Kirche fteht; eine große Steinplatte, an welcher der Herr mit
den Züngern gegeffen haben foll®). Am Ausgange dei’ Thals von
Nazareth, nach der Ebene Jesreel zu, zeigt man ben Feldabhang, von
welchem die Nazarener Chriftum Hinabftürzen wollten (Saltus Domini.
Luc. A, 29). Bon dem Felfen überblidt man die Ebene Jesreel bis zu
den Bergen Samarias, man fieht die Berge Gilboa, Hermon und den
Tabor °). Im Jahre 1799 griffen die Türken den franzöfifchen Gene-
medio civitatis fundata, ubi quondam fuerat illa domus aedificata, in qua
Dominus noster nütritus est salvator. Uebeseinftimmend mit Arculf fagt
Beda (de locis sanctis cap. 16): ecclesia ubi domus erat in qua Angelus
ad beatam Mariam venit, und erwähnt einer zweiten Kirche, ubi qguondam
fwerat domus in qua dominus nutritus est infans. Da nun ſchon zu Beda’s
Zeit (er ftarb 735) Fein Haus der Maria mehr eriftirte, Arculf im fiebenten
Säculum keins fand, fo fragt ſich's, wie im Jahre 1291 ein folches Haus fort»
getragen werden Eonnte. 200 Jahre war das Haus in Loreto, ehe ein Schrift:
fteller daflelbe erwahnt; der Sefuit Zurfellinus in feiner Historia lauretana
meint: es fei aus Beicheidenheit gefcheben, weil man gefürchtet, die Nachwelt
werde den Wundern Beinen Glauben ſchenken. Eine Befeffene in Grenople gab
1489 auf Befhwörung nähere Auskunft über Maria’s Einrichtung ‚‚quae
quamvis mendacis diaboli indicio enunciata, tamen, quia veracis ac prae-
potentis Dei vi ac nomine sunt extorta, haud pro vanis habenda: prae-
sertim cum verisimilia sint et Christianae religionis augeant cultum” fagt
Zurfellinus. Mehreres hierliber hat Quaresmius (2, ©. 833 fg.). Nachdem er
fi) vergebens abgemüht, die auffallenden Widerfprüche in diefer Legende zu lö⸗
fen, fchließt er: qnamvis in aliquibus refragari videatur sensus, fallax est,
et sapientissimorum judicio postponendus.
51) Korte fand 20, Sowett 9 Mönche u. f. w.
32) Sowett ©. 157. j
3) Scholz; ©. 247.
54) Richardſon S. 435 fg. Burdhardt ©. 584. Quaresm. 825 sqg.
55) Der Papft beftätigte die Aechtheit der Platte fo: „Traditio continua est
et nunquam interrupta apud omnes nationes orientales, hanc petram dietam
mensam Christi, illam ipsam esse, supra quam Dominus noster Jesus Chri-
stus cum suis comedit discipulis ante et post suam resurrectionem a mor-
tuis, Et sancta Romana ecclesia indulgentiam concessit septem annorum
et totidem quadragenarum omnibus Christi fidelibus hunc locum sanctum
yisitantibus recitando saltem ibi unum Pater et Ave, dumnodo sint in
statu gratiae.“ f |
56) Korte S.215. Iowett S. 197. Der Felsabhang ift bis zum erften Abſatz
ce. SO Ruß, bis auf den Grund c. 300 Fuß hoch. Monro 1, 002.
122 Galilia. Rehob — Saphet.
ral Junot (Herzog von Abrantes) in Nazareth an ’*e); auf der Ebene
Jesreel, 2 Stunden von Nazareth, fhlugen 2100 Franzoſen unter Kle⸗
ber und Napoleon 25,000 Türken. Napoleon af Mittag in Nazaretb,
es war ber nörblichfte Ort Syriens, welchen er erreichte ?”).
Nazareth liegt 821 Fuß Hoch über dem Meere (Schubert). Es Kitt
fehr durch das Erdbeben am 1. Sanuar 1837. Gegenwärtig fol es
500 Häufer und 3000 Einwohner haben, von denen % Türken und
, Chriften ®), unter denn Maroniten. Juden fehlen. Die Chriften
genießen (nach Burdhardt) großer Freiheit; gegen Ende 18. Jahrhun-
dertd war ein Guardian des Klofters felbft erfter Richter der Stadt.
Dagegen berichtet Eotovicus im Jahr 1598: Incolae (Nazareth) Mauri
omnes, atque omnium pessimi quos toto itinere experti samus: duo
tantum hic e plurimis superstites Christiani: reliqui vel morbo extineti,
vel (ut inteleximus) ab iniquä illa generatione trucidati.
55. Rehob, aırm.
Auf dee Nordgrenze Palaͤſtinas (4 Mof. 13, 22), unweit Dan
(Richt. 18, 2729). Ein zweites zu Aſſer (If. 18, 28), Leviten⸗
ftade Affers (Joſ. 21, 31. 1 Chron. 7, 73); nicht erobert (Richt. 1,
31) 5°),
55°. Rimmon.
Grenzſtadt Sebulons (Joſ. 19, 13. 1 Ehren. 7, 77) nad Ro-
binfon (3, 432) vielleicht das jegige Rummaͤneh in N. von Nazareth.
56. Saphet.
Jetzt Szaffad Y. Es liegt im Nordnordoſt des Labor, Hoch)
auf der Fortfegung des Antilibanen, unweit der Strafe von Akko nad
. 56°) Marmont 3, 24.
57) Burdhardt ©. 586. Wenige Gegenden, etwa nur die Ebenen der Lom⸗
bardei, Leipzigs und Belgiens ausgenommen, dürften fo viel Blutvergießen er:
lebt haben, ald Nazareth in einem Umkreiſe von kaum 10 Meilen. Joſua's
Schlaht am Merom, Baraks am Kifon, Gideons in der Ebene Sesrael, Joſia's
bei Megiddo, die Kämpfe am Tabor zc. zu Veſpaſians Zeit, Saladins Sieg bei
Hittin, dazu die Eroberungen von Tyrus durch Nebukadnezar und Alexander,
die Kämpfe um Are in den Kreugzügen, unter Napoleon und Ibrahim Paſcha —
alle diefe blutigen Kriegsjcenen umgeben den Ort, in welchem der Fürſt des
Friedens aufwuchs.
58) Burkhardt a.a.D. Jowett S. 158. Korte (S. 209) gibt nur 150 Ka:
milien an, Soliffe (S. 28) 12—1400 Einwohner, Prokeſch 5000 Einw. —
Nach Robinfon (3, 421) find in Razareth: Zu
- Griechen 31% Familien,
Griechiſch⸗Katholiſche O0 =:
Römifch: Katholifhe 65
Maroniten 40 ⸗
Muhammedaner 120 s
| | 445 Familien.
58°) Ein drittes Rehob im Onom. s. v. Roob: usque hodie vicus Rooba
in quarto lapide Scythopoleos sic vocatur. Vgl. S. 113. Anm. 29°.
59) Burdhardt ©. 555. "
60) Wahrfcheinlich Tag Saphet vor den Augen Sefu, da er von ber Stadt,
d
Galiläa. Standalium — Sepphoris. 123
Damaskus, 37 Stimden von Tiberias. Dom Caſtell ber Stadt ſieht
man das Meer). Sie hat 600 Häufer, deren 150 ben Juden, etwa
100 den griedifchen Chriften gehören. Unter 7000 Einwohnern find
400 Iubdenfamilien, eine Hälfte Polen, die andere Spanier °%. Die
Stadt hat fieben Synagogen, eine hohe Schule, wo Telbft polnifche Ju⸗
den ſtudiren. Den Inden ift der Drt Heilig; fie hoffen, der Meffias
"werde einft 40 Jahre hier refidiren, bie ex nach Serufalem ziehe. — Im
heiligen Kriege war es ein Gaftell; unter Bonapatte lagen 400 Franpofen
im Jahr 1799 hier. — In der Bibel ift es nicht erwähnt °). Am 1. Ja⸗
nuar 1837 ward Saphet durch ein entfegliches Erdbeben verwüſtet, bei
weichem an 5000 Menſchen umkamen ***), fchon im Jahre 1759 ward
es von einem Erdbeben heimgeſucht.
57. Scandalium, .
ftatt Alexandrium, Gaftell füblih von Tr ‚ angeblich von Alerander
d. Gr. erbaut, von Balduin I. reſtaurirt ”*b).
58. Sebulon. |
Eine fefte Stadt an der Weftgrenze des untern Galiläa nahe Pto-
lemais (B. 3, 3, 1. 2, 18, 9). Nach ihr heißt die oben ermähnte an-
muthige Ebene °’)
59. Sepphoris,
fpäter Diocäfarea genannt, jegt Safuri; hat 600 Einwohner ®) und
lege 3 Stunden von Nazaresh, 5 von Ptolemais, 10 m. p. von Tabor.
Durch Herodes Antipas °°) befeſtigt und worgezogen, ftand fie jedoch der
Stadt Tiberias nad, bis fie von Herodes Agrippa II. über Tiberias ge:
%
ftellt ward). Nach der Legende wohnten hier Joachim und Anna,
die auf einem Berge liegt (in der Bergpredigt) ſprach, fagt Maundrell ©. 144.
Robinfon 3, 387 wideripricht, da man keinen Beweis habe, daß ein alter Ort
an ber Stelle des jetzigen Saphet gelegen. 9 — Einige hielten Saphet für das
Bethulio des Buchs Judith, das aber ſubdlicher zu fuchen iſt.
61) Burckhardt ©. 556 u. 557.
62) Burckh. ©. 570. Jowett S. 180. Pococke 2, 113.
63) Vgl. Tobias 1,1 in der Vulg. Sollte das von Joſephus befeftigte Seph
in Obergaliläa Saphet fein? B. 2, 20, 6.
63%) Der feltfame Bau der Stadt tung zur Verwüſtung bei. Am fteilen
eepana fteigen die Häufer mit ihren platten Dächern wie Treppenſtufen auf,
die Dächer felbft find zugleich Wege; Glliot und feine Begleiter vitten auf Maul:
thieren über die Wohnungen hinüber. (Mob. 3, 580.) Thomſons Bericht Über
dad Erdbeben von Saphet bei Rob. 3, 795. Das Erdbeben von 1759 er:
wähnt Mariti. |
63°) Pocode 2, 118. Vitriac. 1072.
64) Maundrel ©. 146. Joseph. Bell. Jud. 2, 18, 9. Wahrſcheinlich ift
Sehufon dentiſch mit Chabolo an der Grenze von Ptolemais (Joseph. Vita
. 43 —45).
65) Jowett &. 154. i
66) Joseph. Antig. 18, 2, 1.
67) Joseph. Vita $. 9. Joſephus nennt Sepphoris die größte Stadt Ga:
liläas (ib. $. 45), auch mit Tiberias und Gabara als die größte Stadt (ib.
$$. 25. 65). .
124 Galiläa. Sidon — Sunem.
die Aeltern der Maria; es iſt eine Kirchenruine am Platze, wo deren
Haus ſtand ®*). — Hier war das hohe Gericht des. Sanhedrins nach
Zerſtörung Jeruſalems, das fpäter nach Tiberias Fam. 339 nach Chr.
ward es von den Römern unter Gallus wegen eined Aufftandes der
Bürger, welche Griechen und Samariter umbradhten, zerftört °°*). Spä-
ter ein Suffraganbisthum Serufalems °°®). — Zmifchen Sepphoris und
Nazareth) eine berühmte Quelle, bei welcher die Kreuzfahrer oft ihr La-
ger auffchlugen °°°). |
60. Sidon, m.
Nördlicher Grenzort der Kananiter (1 Mof. 10, 19); Sebulon
grenzt an Sidon 1 Mof. 49, 13. Dem Stamm Aſſer zugetheilt, aber
nicht von ihm erobert (Joſ. 19, 28. Richt. I, 31). Von Homer ge-
nannt (Il. 6, 289. 23, 743. Od. 15, 425). Zu Phönizien, nicht zu
Galiläa, ebenfo wie das zwiſchen Sidon und Zyrus gelegene Sarepta.
Bifchöfe von Sidon auf den Eoncilien zu. Nicäa. (325), Conftantinopel
(381), Chalcedon (451) 4). Jetzt Saida mit 5000 Einwohnern (Mob.
3, 698); der Hafen ift verfandet.
60°, Simonias, |
von Joſephus erwähnt e); wahrfcheinlih Szemünich, von Jacotin in
W. von Nazareth; verzeichnet (Nob. 3, 439).
| 61. Sion, Firm. “
Zu Iſaſchar (Sof. 19, 19). . Hodieque ostenditur villa (Seon)
juxta montem Thabor (Onom. s, v. Seon).
62. Sunem, pw. |
Zu Sfafhar (Sof. 19, 18). Philiſter bier gelagert gegen Saul
(1 Sam. 28, 4); hier -Elifa’s Wirthin (2 Kon. 4, 8-37; 8, 1—6).
Onom. s. v. Sunem: et usque hodie vicus ostenditur nomine Sulem,
. . In quinto milliario montis Thabor contra australem plagam. Die Lage
übereinftimmend bei Monte, welcher 3 Stunden von Ginda (Dfchennin)
das vom Paſcha Abdallah von Akre zerftörte Sulem fand °°).
68) Korte S. 207: „Wie viele Häufer nun diefe gehabt, kann ich nicht Tagen.
Denn in Ierufalem zeigt man das Haus, wo die heilige Jungfrau geboren, und
welches ihre Eltern auch follen gehabt haben.“
68°) Sozom. Hist. 4, 7. Vom Joſephus wird Sepphoris erwähnt: Bell. J.
1,85. 1,16,2. 2,18 11. 2, 20,6. 3, 3, 4. Münzen der Stadt bei
Eckhel 425.
68°) Siehe „Zwei Verzeichniffe” im Anhange.
68°) Will. Tyr. 991. 1027. 1028. 1036. Vitriac. 1078.
68°) Im Mittelalter ward Sidon auch Sagitta (— Sayda?) genannt. Sa-
gitta quae et Sidon. Albert. Aquens. 348. Münzen Sidons bei Eckhel 364.
Näheres über Sidon bei Rob. 3, 696 fe.
68°) Vita $. 24.
69) Monro 1, 280. Berggren (2, 265) gibt Sulam am Fuße ded Hermon
an, nämlich am weftlichen (wenn ich ihn verftehe), was wieder mit Monro und
Galiläa.' Tarichea — Tiberias. 125
63. Tarichea.
30 Stadien (ſüdwärts) von Tiberias (Vita $. 32). Plinius °°=)
fagt vom See Gennefar: ab oriente Juliade et Hippo, a meridig Ta-
richea ; ab occidente Tiberiade. Wahrſcheinlich von Fifchen, melche
man bier einfalzte (Tapıyos, eingefalzenes Fleifh, Fiſch), genannt °P).
Ard el Malahha, d. i. Salzland, am Südweſtende ded Sees Geneza-
reth, mit Ruinen, hält Seegen für Tarichea, wie benn beide Namen
gleichbedeutend find ®°%). Won Craſſus genommen (B. 1, 8, 9), von
Joſephus befeftigt (B. 2, 20, 6), duch Titus unter Veſpaſian erobert
(B. 4, 10); von Nero an Agrippa II. geſchenkt (A. 20, 8, 4. B. 2,
13, 2).
64. Thella. | '
Die Breite des obern Galiläa rechnet Joſephus von Thella am
Jordan nad) Meroth (B. 3, 3, 1).
65. Thisbe.
Thesba, unde ortus est Elias propheta Thesbites (Onom.). Sb
1 Kon. 17, 1 dagegen ftreitet, wo es heißt: Elia der Thisbiter aus den
Bürgern Gilead, de habitatoribus Galaad, wie die Bulgata überfegt?
Man erklärt: aus Thisbe gebürtig, in Gilead wohnhaft. — Aber die
LXX überfegen: 6 &x Beoßav ns Tdaad ’").
. Bon bier Tobias (Tob. 1, 1.2), nach bem griehifchen Ex Bloßng
vn Trial, welches rechts, d. i. füdlich von Kedes Naphthali über
Hazor liegt. |
66. Tiberias (jegt Tabaria), Trßeprac.
Bon Herodes Antipas, dem Mörder des Johannes, angelegt und
dem Tiberius zu Ehren genannt”); auf fehmaler Ebene dicht am See,
von Bergen umgeben, daher heiß und ungefund, aber fruchtbar an
Meizen, Melonen, Wein ıc., 424 Stunden von Nazareth, von Hippos
dem Onom. harmonirt. Nach Robinfon (3, 402) Solam Feines Dorf. Sanutus
(249) nennt ed Suna.
69°) Hist. N. 5, 14, 15.
69°) Reland 1027. '
69°) Monat. Eorrefp. 18, 350. Gefenius zu Burdh. 1054. Das füdweftliche
Ufer des Merom heißt auh Melaha, „weil der Boden mit einer Salzrinde
überzogen iſt“, fagt Burdbardt (554). Im Mittelalter fcheint davon der ganze
Merom den Namen Meleha erhalten zu haben. König Balduin HI. auf dem
Marſch von Paneas nad) Ziberiad secus lacum, cui nomen Meleha, castra-
metatus est, berichtet Will. Tyr. 940. Robinſon (3, 512 fg.) halt Kerak,
zwifthen dem Iordan und dem See auf einer Bodenerhöhung gelegen, für Tarichäa.
Dort Refte einer Sordanbrüde, welde auch Seetzen erwahnt. Die Angaben
Seegens find fo genau (wol gewiß einem Neifetagebuche entnommen), daB ich
den von Robinfon (&. 513. Anm. 3. a. a. D.) geäußerten Zweifeln nicht bei⸗
treten mödhte.
70) Uebereinftimmend Epiphanius: Ex Ocoßcv Ex yüc "Apdßan.
71) Joseph. Antig. 18, 2, 3. Dagegen fagt Abulfeda (Tab. Syr. 84):
Conditorem agnoscit Tiberium, unum e regibus Graecorum de Gente Pto-
lemaeorum, a quo nomen duzit. (!)
126 Galiläa. -Tiberiad.
30 Stabien entfernt, 60 von Gadara, 120 von Seythopolis (Jos. Vita
$. 65). Im Neuen Teſtamente ift e8 dreimal erwähnt: Job. 6, 1. 23;
21, 4 Tiberias war Hauptſtadt Galilaͤas, bis“) Nero es dem Agrippa TI.
ſchentte, welcher Sepphoris vorzog. Vom Veſpaſian erhielt es Vorrechte,
weil es ſich ihm zuerſt unterwarf ?). Nach Zerſtörung Jeruſalems
kam der Sanhedrin erſt nach Sepphoris, dann hieher. Von Tiberias
- ging die Miſchnah um das Jahr 190 aus.
Unter Konftantin dem Großen entfland hier eine chriſtliche Kirche.
Im Jahre 451 hat ein Biſchof von Tiberiad das Koncilium von Chal-
cedon mit unterfchrieben; ein anderer wird beim zmeiten conftantinopoli-
tanifchen Concilium, 553 n. Chr., erwähnt; 637 unterm Khalifen Omar
wurben aber Chriften wie Juden von bier vertrieben. — Im elften Jahr⸗
hundert, während‘ der Kreuzzüge, wurde bad Bisthum erneut. Gottfried
von Bouillon gab Tiberias nebft Galiläa und Caipha an Tancred erb-
und eigenthümlidy, welcher alles an Balduin I. zuriicfgab, worauf Hugo .
de Sancto Aldemaro biefelben erhielt ”*?). 1187 fiel dad Kaftell von
Tiberias am Tage nach der Schlacht von Hattin in die Hände Saladin.
Fraͤnkiſche Miffionare aus Nazareth Ken am Petetstage Meſſe in
der hiefigen Peterskirche, die an dem Orte fein foll, wo das Haus Petri
geftanden, oder wo er fein Nep ansgemorfen’). ine der vier heiligen
Städte des Talmud (mit Sapher, Jeruſalem und Hebron). Der Tal-
mud lehrt: Jakob habe hier gewohnt, es werde ſich der Meſſias aus dem
Ste Tiberias erheben, und zweimal in der Woche müſſe in jeder jener
vier Städte zu Jehova gebetet werben, fonft falle die Welt ins Chaos. —
Jüdiſche Andächtige aus allen Ländern kommen und wohnen hier zufam-
men; buch Collecten in drei Melttheilen werden fie unterhalten. —
Don 4000 Einwohnern find ’/, Juden, 40 bis 50 ihrer Familien aus
Holen, die übrigen aus Spanien, ber Berberei und Syrien '?a). Die
Spanier heißen: Sephartim, die Polen: Aſchkenaͤſim. Dieſe Tprechen
deutfch, polnifch-tuffifh ; außerdem fprechen alle hebräifch, rabbinifch⸗
hebräifch und arabifh "). In den Judenbibliotheken finden fich Hebräi-
ſche und rabbinifche, in Deutfchland, Amfterdam, Liffabon und Conſtan⸗
tinopel gedruckte, Bücher ”). Nur zwei jüdifche Kaufleute fand Burd-
hardt, die von den Andächtigen als Ungläubige behandelt wurben ”°).
Es gibt hier jüdifche Mütter von I1, Väter ven 13 Jahren.
„39, esephi Vita 8.9. Bol. Sepphoris. Joseph. Antiq. 20, 8, 4. Bell:
J » 2
73°) Mimgen der Stadt Tiberias aus der Zeit der Kaiſer Biberius, Trajan
und Hadrian bei Eckhel 426.
72°) Wi. Tyr. 7. 181. |
73) Korte ©. 213. Burdhardt ©. 562.
73°) Robinfon (3, 508), des nach dem Erdbeben von 1837 is Tiberias war,
ſchaͤtzt die Einwohnerzahl auf kaum 2000. "
74) Sowett &. 179. ”
75) Scholz & 20.
76) Bol. Burkhardt &. 562-577. Er beſchreibt (S. 560), wie die Juden
in Tiberias beim Gottesdienfi durch Geberden und Stimme den Inhalt merk:
wiürdiger Stellen ausdruͤcken. 8.8. wenn der Rabbine lieft: Preife den Herrn
3
Galiläa. Toronum — Zarpath. Samaria. 127
Ruinen ziehen fi) von Tabaria 35 Minuten weit bis zu den vier
heißen Quellen, bie 20 Schritte vom See entfernt find und deren eine
überbaut iſt. Später ließ Ibrahim Paſcha 1833 ein prächtiges Bade
haus errichten (Rob. 3, 506). 200 Schritt weiter find noch vier Quel-
lem. Ste jegen tbeild weißen, theils rothgelben Niederfchlag ab, enthalten
Schwefel, Sa, Eifen ’’), werden von Kranken fehr befucht und find
deuen vor Aachen ahnlich. Die Zensperatur der einen Unelle fand man
49% R. (Rob. 3, 507). —
Die Fifcherei am See iſt verpachtet, aber der legte Kahn war aus⸗
änandergefallen, als Burckhardt dort war e). Beim Erdbeben ram
I. Januar 1837 kamen von 2500 Einwohnern c. 700 um (Thomſon
bei Rob. 3, 502).
67. Toronum.
Kaftell, 1.0 milliaria bon Tyrus, mitteweges zwiſchen Paneas und
Iyrus, durch Hugo de Sancto Aldemare (St. Omer) in ben Kreuz-
zügen im Jahr 1107 erbaut =). Gegenwärtig Tibnin (ob. 3,648).
68. Ulamma.
.12 m.p. m O. von Sepphorid. Onom. s. v. Ulamans. Vielleicht
das jegige Aulim in OSO. des Tabor. Rob. 3, 461.
69. Zarpath, np, ,
oder Sarepta der Sidonier, jetzt Surafend. Elias und die Wittwe
(1 Kön. 17, 9; Luc. 4, 26); auch Obadja V. 20 erwähnt. 6 m. p.
von Tyrus ’°®).
TI. Samaria.
Zomägen ficht Luc. 17, 113 Joh. a, 4.5 1. für die Landfchaft,
welche fonft Iapapsins heißt (1 Matt. 10, 30 und bei Jofephus).
Amei, König Sfraels, Paufte ben Berg Samaria von Semer, „und
hieß die Stade, bie er baute, uch dem Namen Gemers, des Berges
mit dem Schall der Zrompeten, fo ahmt die Verſammlung den Zon der letztern
nach, indem fie durch bie gefthloflenen Hände bläft ıc. Auf dem Gottesader von
Tiberias fol ein großer Rabbi miit 14,000 feiner Schüler um ihn herum begra-
ben liegen! Im vierzehnten Jahrhundert zeigte man bier dad Grab des arabi-
Shen Philoſophen Lokmann (Burdhardt a. a. D.)
IT) Richardſon ©. 433. Bei diefen Quellen das galiläifche Emmaus. A. 18,
3. 3. Hier lagerte Veſpafian (B. 4, 1, 3). Die Xemperatur der Quelle if
mh King 139° Fahr. (Miss. Herald. 1827. März.)
8) Daffelbe bezeugen D. v. Richter und Jowett. |
78°) Will. Tyr. 798. 1014. Vitriac. 1072. Balduin IV. marſchirt von
Toronum über Meſaphar (%) in eum locum qui vulgo Mergium ppellasur
gegen Saladdin, der bei Paneas ſtand. Mergium ift wahrfcheinlich Merdschi
Adschun. Die bier gefchlagenen Kreuzfahrer flohen nach Belfort und weiter.
78°) Itiner. Anton. mart. Vgl. Rob. 2, 60. Bon Sarepta ward Europa
durch den Stier entführt (Lycophron Cassandra ®. 1300 cit. von Reland
1057.)
128 Samaria.
Herrn, Samaria⸗ (1 Kon. 16, 23. 24). Nach der Stadt hieß wiederum
die Landſchaft. Dieſe lag zwiſchen Galilaͤa im Norden, Judäa im Süden;
Sinsa (Dfhemmin) war ihre nördliche Grenzſtadt gegen die Ebene Jesreel,
gegen Welten begrenzte fie das Mittelmeer, gegen Dften der Jordan’”). Sie
ift die Bleinfte der vier Landfchaften und durchaus bergig °°). Sofephus
ſchildert Samaria ald quellenreich, fruchtbar, befonderd an Obft; es habe
gute Weide, gutes, milchreiches Rindvieh und fei fehr bevolkert ”). Wein⸗
berge Samarias erwähnt Jerem. 31, 5:
Hier faßen Ephraim (Joſ. 16), der halbe Stamm Manaffe (Iof.
17, 7—10), ein Theil des Stammes Iſaſchar (Sof. 19, 17—23); fie
wurden durch Salmanaffer zur Zeit des Königs Hoſea fortgeführt (2 Kin.
17, 3. 6. 23. Cap. 18, 9—12). Nach der. Fortführung ſchickte det
König von Affyrien Goloniften von Babel, Cutha u. f. m. in das ent»
völferte Land. Don Löwen heinigeſucht, erbaten die Coloniften, welche
Samarifer genannt wurden ®), vom König einen ifraelitifchen Priefter,
um ben Landesgott zu verföhnen, bienten aber zugleich verfchiedenen
Götzen ihrer Heimat; (2 Kön. 17, 24—41).
Diefen Samaritern fchlug Serubabel es nun ab, am Bau des
zweiten Tempels Theil zu nehmen; daraus entfprang der Haß zwifchen
Juden und Samaritern, fo daß diefe ben Bau Jeruſalems zu binter-
- treiben fuchten (Esra 4. Nehem. 4). — Manaffes, jüdifcher Priefter,
Bruder bes Hohenpriefters Jaddus zu Ierufalem, heirathete Sanaballats,
des perfifchen heidniſchen Landvogts zu Samaria, Tochter, weshalb Jaddus
ihn des Priefterthums entfegte. - Darauf zog Manaffes nad) Samaria,
erbaute mit Erlaubniß Alerander des Großen, bei welchem ſich Sana—
ballat für ihn verwandte, einen Tempel auf bem Berge Garizim und
ward Prieſter in dem Tempel’). . Juden, befonders folche, die fremde
Meiber geheirathet, folgten ihm nach *). — Bon nun an mehrte ſich
der Volkshaß zmifchen Juden und Samaritern; Samaria wurde felbft
von.den Juden aus Haß nicht zu Paläftina gerechnet. Sirach fagt *°):
Zweierlei Volt bin ich von Herzen feind, dem dritten aber bin ich fo gram
als fonft Feinem, den Samaritern, den Philiftern und dem tollen Pöbel
zu Sihem. Nach (dem jüdifchen Gefchichtfchreiber) Sofephus gaben fi)
die Samariter gern für Juden aus, wenn ed diefen gut ging, 3. B. bei
Alerander dem Großen, als fih diefer in Serufalem den Juden ſehr
günſtig erwies; dagegen, wenn es den Juden übel ging, ſagten ſie nicht,
79) Bol. Judaͤa ©. 124, wo über diefe Grenze das Kähere gefagt iſt. Vor⸗
läufig dies, daß die Küftenftädte von Haipha am Carmel bis Joppe (diefes nicht
eingerechnet) unter Samaria aufgeführt find; ebenfo die Orte auf der Süpdfeite
des Kifon, wie ſchon ‚oben bemerkt wurde.
80) Clarke ©.522. Universam previnciam Samariae in montuosis sitam
esse,‘ fagt Hieronymus zu Amos 3.
: 81) Joseph. Bell. Jud: 3, 3, 4.
.82) Joseph. Antiq. 10, 9, 7.
83) Ibid.. 11, 7, 9 u. 3, 2. 4.
84): Ibid. 11, 8, 7.
85) Cap. 50, N. 28.
Samaria. 129
daß fie von Ephraim und Manaffe abſtammten °). So ſchrieben ſie
dem Antiohus Epiphanes: fie feien Sidonier, und baten um die Er-
laubniß, ihren Tempel auf dem Barizim Tempel des Jupiter Hellenius
nennen zu dürfen. Die Auffchrift ihres Briefes war: an König Antiochus
den Gott; fo nannte fi Antiochus auf feinen eigenen Münzen. Spä-
terhin verfochten die Samariter dagegen in Alerandrien vor dem König
Prolemäus Philometor: nicht der Tempel in ISerufalem, fondern der auf
dem Garizim fei dem Gefege Moſis gemäß erbaut). — Bon ben '
Juden wurden die Samariter in ben Bann gethan, baß fie felbft nicht
Judengenoſſen werden konnten, wie die Heiden. Jeſus nennt einen Sa»
mariter Fremdling (iXoyevic, Luc. 17, 18); bie Jünger wundern fich,
daß er mit der (in Bann befindlichen) Samariterin fpricht (Joh. 4, 27),
die Samariterin, daß er von ihr zu trinken verlangt (Joh. 4, 9). Sagen
wir nicht recht, fprechen die Juden zu Chrifto, daß du ein Samariter bift
und Haft den Teufel (Job. 8, 48). — Die Samariter behaupteten nänı-
ih: der rechte Gottesdienft fei im Tempel auf den Berge Sarizim,
defien Altar von Denkfteinen aus dem Jordan erbaut fei °’), nicht in
Jeruſalem, indem fie fih auf 5 Mof. 27, 4 beriefen ®): Darauf be
jiehen fi (Job. 4, 20) der Samariterin Worte zu Ehrifto: Unfere Väter
haben auf diefem Berge angebetet, und ihr fagt, zu Serufalem fei die
Stätte, da man anbeten fol. — Den Meſſias erwarteten fie (Joh. 4, 25)
und erwarten ihn noch in Sichem, indem fie fih auf 5 Mof. 18, 15 -
berufen. Er wird fommen, wenn Iſrael Buße thut, fol König und
Prophet,”aber nur Menſch fein und 120 Jahre alt werden’). — Be
der erften Sendung der Jünger fagte Jeſus: ziehet nicht in der Sama-
riter Städte (Matth. 10, 5); wie ihn denn ein Markt ber Samariter
auch nicht aufnahm (Luc. 9, 52). Doc glaubten die Einwohner von
Sichem, bei deren Jeſus zwei Tage blieb (Joh. 4, 40—42). Bei der
Himmelfahrt dagegen fagte Chriftus zu den Jüngern: ihr werdet meine
Zeugen fein zu Serufalem und in ganz Judäa und Samaria (Ap. Gef.
1, 8). Philippus predigte nun in einer Stadt Samarias, dann Petrus
und Sohannes (Up. Geſch. 8, 5— 28). Eine chriftliche Gemeinde in
Samaria wird erwähnt Ap. Geſch. 9, 31. on
Ein Samariter verfprady einer Menge auf dem Berge Garizim
goldene Gefäße zu zeigen, welche Mofes dafelbft vergraben haben follte.
Pilatus ließ fie durch Kriegsvolk angreifen, nigdermegeln, die Gefangenen
binrichten. Deshalb :ward er bei Vitellius, damals Statthalter in Syrien,
86) Joseph. Antiq. Il, 8, 6; 12, 5, 5.
86°) Ant. 13, 3, 4. Der König entſchied fich für den Zempel in Ierufalem
und ließ, nad) Zofephus, die Samariter, welche den Zempel auf dem Barizim
verfochten, binrichten.
87) Elarke &. 514. . . u
88) Ebal, jagen die Samariter, ftehe in der angeführten Stelle flatt Garigim
(Maundrell 78), durch eine Verfälfhung des Textes durch die Juden; diefe geben
Den Borwurf zurück.
89) Joweit &. 197. 1 Mof. 3, 15 beziehen fie nicht auf den Mefflas, wohl
aber 1 Mof. 49, 10. Juda, fagen fie, herriche noch irgendwo. Bol. auch Fisk
S. 321. Ueber. 368. . |
Raumer, Palaͤſtina. Ste Aufl, 9
130 | Samariä.
verklagt und mußte nad) zehnjährigem Aufenthalt in Judäa gen Rom
gehen, fich dort zu verantworten, ward aber abgefegt ).
Unter Befpafian blieben über 11,000 am Berge Garizim gegen bie
Römer’); unter Juftinian verfolgten die Samariter in Paläftina aufs
“ graufamfte die Chriften, tödteten den Biſchof und verbrannten ihn nebft
zerfchlagenen Reliquien, wurden aber bafür von Juftinian gezüchtige ’*).
Später wurden die Samariter zerſtreut. Benjamin von Tudela (um
1176) traf zu Cäſarea 200, zu Sihem 100, zu Askalon 300. Auf
dem Garizim ift jegt noch eine Synagoge. Der famaritifche Oberpriefter
Teitet fih vom obengenannten Prieſter Manaffe her. — Sofeph Scaliger
fehrieb 1590 an die Samariter, ebenfo Hiob Ludolf 1684, um ſich nach
ihren Gebräuchen zu erfundigen; beibe erhielten Antwort”). Die Sama-
riter beobachten genau das Mofaifche Gefeg und halten fireng den Sab-
bath. Unter fieben Feſten ift das Dfterfeft das vornehmfte. Viermal
im Jahre ziehen fie in Procefiion auf den Garizim: am Paffah, Pfing⸗
ften, Laubhüttenfeſt und am großen Verfühnungstage (Rob. 3, 327. 328).
Beim Beten wenden fie fir) gegen den Garizim. — Bei ihnen, fagen fie,
feien die Gräber des Joſeph, Eleafar, Ithamar, Pinehas, Joſua, Kaleb,
Eldad und Medad. — Ihre Phyfiognomie ift nicht jüdifh. Sie leiten
fih von den Stämmen Ephraim, Manaffe, Benjamin und Levi her,
welche zu den fegnenden Stämmen gehören (5 Mof. 27, 12), indem fie
2 Kön. 17, 24 verwerfen und behaupten, fie feien bei der affyrifchen
Gefangenschaft zurüdgeblieben. Die Juden werben von ihnen heute no
gehaßt. Ihr Manufeript vom Pentateuh zu Sichem tft, nach ihnen, -
von Abifua, dem Enkel Yarons (1 Chron. 7, 4), 13 Jahre nah Mofis
Tode gefchrieben, und nach ihrer Angabe 3460: Jahre alt. Für eine
Copie deſſelben verlangten fie von Robinfon 50000.Piafter. -Nur den
Pentateuch erkennen fie für ein göttliches Buch; das Buch Joſua und
das der Richter ehren fie, halten fie aber nicht für Heilig. Selbft David
gilt ihnen nicht als Prophet, Serufalem achten fie nicht; fie effen das
Paffahlamm, gehen dreimal jährlich auf den Garizim, ohne zu opfern,
aus Furcht vor den Türken; fie opfern aber in der Stadt Sichem. Die
meiften Bücher des Alten Teftaments müffen fie vermerfen, weil in den-
felben Stellen gegen fie vorkommen; ebenfo die Evangelien *). Sie fpre-
hen arabijch, ihre Liturgie ift famaritifch. Nach ihrer Meinung find in
Paris, Nordamerita und aller Orten noch viel Samariter), della Valle
ſah deren in Cairo, Damaskus. J
| Robinfon (3, 315 fg.) erftieg aus dem Thale von Nablus in 20
Minuten den Garizim, deffen Höhe fi „als einen weit nach Weften
und Südweſten fich erftredenden Strich Tafellandes“ auswies, von wo
eine weite Ausficht über die große Ebene von Nablus, der größten auf
: 90) Joseph. Antiq. 18, 4, 1. 2. Dies geſchah im 3. 37 nach Chr. ’
91) Josenh. Beil, Jud. 3, 7, 32. geſchah im nach 6)
. 92) Reland ©. 673.
.. 93) Acta eruditorum, Juli 1688.
94) Iowett S. 194 fg.
95) Fisk ©. 320 fg. Ueber. .S. 367. Della Balle S. 105.
Samaria. Wbel: Meholg — Anlipatris. 131
dem Hohen Landftrich zwifchen der Jordansaue und ber Küftenebene am
Mittelmeere; auch der Hermon war zu fehen. Auf derfelben Höhe find
Ruinen eines Kaſtells. Nahe dabei, glauben die Samariter, feien bie
12 SZordanfteine (Iof. 4, 4—9) vergraben, „und bier werden fie
bleiben‘, fagte Robinfons famaritanifcher Begleiter, „bis el-Muhdy (der
Führer) erfcheinen wird”. Dies fei fein Name, nicht Meſſias. Südlich
vom Kaftell ward die heiligfte Stelle gezeigt, mwo- die Stiftähütte mit ber
Bundeslade geftanden habe.
Städte Samarias.
1. Abel Mehola, Taınn >38,
bei Zuther die Breite Mehola (Richt. 7, 22), wohin Gideon bie Midin-
niter verfolgte. Von hier der Prophet Elifa (1 Kön. 19, 16). Erwähnt
ı Kön. 4, 12. 10 m. p. von Bethfean im Jordanthale. Verſchieden
davon ift Abelmea villula inter Neapolim et Scythopolim. (Onom.
s. v. Abelmaula,)
2. Adam, n7y,
bei Joſuas Durchgang durch ben Jordan, „da fand das Wafler, das
herabfloß von oben, und richtete fi auf als ein Damm, in großer Ent:
fernung von Adam, der Stadt, welche feitwärts Zarthan Tieget”. (Joſ.
3, 16. de W.)
3. Xenon; f. Salem.
4. Antipatris.
Paulus ward von Jeruſalem nach Cäfaren über Antipatris ge-
bracht (Ay. Geſch. 21, 31). Früher Kapharfaba genannt ”°®), am (Be:
birge ®b), in fchöner Ebene von Herodes m. neu erbaut und nad} fei-
nem Dater Antipater genannt (A. 16, 5, 2). Ceſtius und Velpafian
marfchirten von Gäfareg über Antipatris nach Serufalem (B, 2, 19, 1.
4, 8, 1); den gefchlagenen Ceſtius verfolgten bie fiegenden Juden bis
Antip. (B. 2, 19, A) P°%). Biſchof von Antip. auf dem Eoncilium zu
Chalcedon 451.
95°) Ant. 13, 15, 1: drd rüs yaßartaßk (andere: zaßapcaßd) 7 vor Avre-
TATpIs xadeltar.
95°) Rad Beh. J. 1, 4, 7 zog Alexander Jannäus eine Vertheidigungdmauer
perafd vie "Avsınarpldoc mapaplau zer rev 'Iammns alyımlav, und Ant. 16,
5, 2 heißt es: ein Fluß habe Untipatris umfloflen (morapod rrepufpeovros TV
row). Antipatris kann daher nicht die Seeftadt Arfuf fein, wie man früher
glaubte. Will. Tyr. 774. 862. Vitriac. 1067. Sanut. 152.
95°) Das Itinerar. hierosol. legt Antipatris 26 m. p. von Cäfarea, 10 m. p.
von Lydda; Cäfarea wäre hiernach 36 m. p. von Lydda entferntz nad Berg: -
Haus’ Karte beträgt aber die Entfernung beider Drte in gerader Linie fait 45 m. p.
Es muß daher ein Fehler in jenen Angaben fein, welchen Reland er ſchoͤn
ausgefpürt hatte, da er fand, daß Jeruſalem von Caͤſarea, nach Io epgpo 600,
nach dem Itin. hieros. nur 544 Stadien entfernt liege. Folgendes loͤſt höchſt
wahrfcheinlich den Knoten. Prokeſch (S. 126) Fam auf dem Wege von Ramlah
9*
132 BSamaria. Apollonia — After.
5. Apollonia.
Zwiſchen Soppe und Caãſarea am Meere ?d). Nach Pocode finden
ſich Ruinen von Ay. 5 Stunden nördlich von Joppe e). A. 13,5, 4.
B. 1, 8, 4 erwähnt. ——
6. Araba,
3 m. p. in W. von Bethſean (Onom.).
7. Aruma, as, j
in der Gefchichte Abimelechs erwähnt (Nichter 9, 41) ”N).
8 Afſer, Tor, j
Joſ. 17,7. Grenzort zmwifchen Manaffe und Ephraim — lag 15 m.p.
von Sichem nach Bethfean zu (Onom. s. v. Aser) ”°8).
nach Nazareth, nördlich von Nas el Ain auf Kaffr Suba, Sufi bei Berg»
haus. Kaffe Suba ſcheint nun der alte, wieder aufgetauchte Name Yaßaplapı
o. xaßapoapa (Anm. 95°) zu fein, welcher, wie in vielen ähnlichen Fällen, den
fpäteren fremdartigen, willtürlich gegebenen „Antipatris wieder verdrängte. —
Die Entfernung diefes Kaffr Suba (Sufi) von Gäfaren beträgt nun bei Berg»
haus, ganz mit dem Itiner. hieros. fbereinftimmend, 26 m. p., von Lydda aber
nit X, fondern faft genau XX m. p. ‚Wie leicht Fonnte der Abjchreiber ein X
auslaſſen! Es wäre demnach im Itin. hieros. zu lefen: von Jeruſalem nach
Nicopoi XXII
Lidda x
Antipatrida XX ftatt X
Bethar
Caesarea XVI
LXXVIl m. p. = 624 Stadien.
Die Entfernung Eaefaread von Ierufalem betrüge hiernach 24 Stadien, et»
was über ’/. deutſche Meile mehr ald bei Iofephus, ein geringer Unterfchied —
bei einer folhen Diftanz, da der Gefchichtfchreiber fich Überdies wol mit Angabe
der runden Zahl 600 begnügte. Endlich fo trifft die von Sofephus angegebene
Entfernung von Antipatris nach Joppe zu 150 Stadien (— 3°, deutfhe Mei: |
len) faft genau mit der Entfernung von Ioppe und Sufi zufammen.
Späterer Zufag. Die in diefer Anmerkung ausgelprochene Anfiht: das
von Prokeſch befuchte Kaffe Suba fei dad alte Antipatris, nahm Robinfon (3,
258) auf, auch die von mir vorgeichlagene Eorrectus der Diftanzangaben im
Itin. hieros. Miffionar Smith entſchloß fih im April 1843 Kaphar Eaba zu
befuchen, das Ergebniß feiner Reife findet fih in der Bibliotheca sacra, Dechr.
1843. Kaphar Saba ift nad Smith ein anfehnliches Dorf. Alte Ruinen fand
er nicht, nur einen 57 Fuß tiefen mit Quadern ausgemauerten Brunnen. Zwei
Baͤche fließen auf zwei Seiten des Orts (Bol. Anm. 95°). |
Smith erklärt: daß er Antipatris (after all) nirgends ald nach dem jetzi⸗
gen Kefr Säba verlegen könne. — Auf der Karte von Ritter und Kiepert fcheint
Antipatris um ein weniges zu noͤrdlich angegeben zu fein.
95°) Plin. H. N. 5, 14. Die Tab. Peuting. hat 22 m. p. zwiſchen €‘:
farea und Apollonia, . —
95°, Scholz hält Ruinen im und am Meere bei Haram (Ali Ebn Harami.
Bergb.) für Refte von Apollonia. Ihrer Entfernung von Soppe nad dürften es
diefelben fein, welche Pocode fah, eben fo liegen fie nur wenig über 22 m. p.
von Laͤſarea entfernt. Vgl. die vorhergehende Anm.
95) Onom. s. v. Ruma; vgl. Reland 580.
95°) Itiner. hierosol. gibt an von Scitopoli nad) Aſſer 6 m. p., von da nach
Reapolis 15 m. p.
.
®
Samaria. Aſſur — Baal Hager. 133
9. Aſſur,
Seeftabt zwifchen Cäſarea und Joppe, von Gottfried von Bouillon ver-
geblich belagert, von Balduin I. erobert °%). Wahrſcheinlich am Nahr-
el-Arfuf, der nördlich vom Nahar Ugeh mündet ”). |
10. Atharoth, nınyy,
Grenzſtadt Ephraims. (Sof. 16, 7.) Onom. s. v. Atharoth: nunc
vicus ad septemtrionem Sebastae, in quarto ejus milliario Atharus
dieitur ꝰ).
n 7
il. Atharoth Adar; |. Judan.
12. Athlit,
bei den Türken Atlit, d.i. Ritterorden °°); im Mittdlalter: . Castrum
Peregrinorum, Petra incisa, auch Destrictum ') ; zwiſchen Cäfarea
und dem Garmel, 3% Stunde von Hepha, 2, Stunde von Dor '"').
Walther von Avesned und Tempelherren befeftigten es wegen der Räuber,
qui in via stricta peregrinis insidiabantur ''°), Im dickmauerigen
Schloffe eine zehnedige gothifche Kirche; auf dem Thorwege geflügelte
Löwen (Venedigs?). Der in Felfen gehauene Paß ift 6 Fuß breit,
13 tief, 100 Yards fang, ber Boden zeigt Wagenfpuren. In dei Nähe
Selswohnungen, Eifternen '1b), WBielleicht identifch mit Magdiel vicus
in quinto milliario Dora pergentibus Ptolemaidem. (Onom; s. v.
Madiel.)
13. Baal Hazor, en b22,
'juxta Ephraim (Onom. s. v. Baal asor). Hier Abſalons Schafſchur
(2 Sam. 13, 23): Bei Joſephus Belfephon (A. 7, 8, 2). Robinfon
(2, 370 und 3, 296) fand Tel 'Aſuͤr c. 5 m. p. in NO. von Bethel,
der nördlichen Grenzftadt Benjamins gegen Ephraim. Daher Zell 'Aſuͤr
wol Baal Hazor ift, „welches in. Ephraim liegt’ (2 Sam. 13, 23),
und nicht Hazor Benjamin.
96) Will. Tyr. 774. 780. 783. Vitr. 1122. Sanut. 152. Letzterer ©. 246
irtig: Assur vel Dora, Es hieß auch Arfuf, vulgariter Arsid. Alb. Aquens.
289. 293 — 297. Assurt- oppidum peregrinis sanctae viae infestissimum.
Histor. hieros. 600. gl. Abulfedae Tab. a. Syriae
81. un
97) Buckingham 1, 115 erwähnt den Nahr:el-Arfuf als 2 Stunden ſüdlich
von Haram (|. Anm. 95°. Bol. Scholz 134); Ruinen fand Budingham an je:
nem Fluſſe nicht, und es bleibt zweifelhaft, ob nicht, wie Reland (570) vermu-
thete, Aſſur mit Apollonia identisch fei. S. Apollonta. un
98) Reland ftellt Atharus mit Arus zufammen, wo Quintilius Barus auf
feinem Mari von Akko tiber Camaria und Emmaus nach Jeruſalem lagert.
(A. 17, 10, 9. B. 2, 5, 1). Bol. Atharoth Adar. |
99) Arvieux 2, 10. Bu oo
100) W. Tyr. 791. Vitriac. 1231. Distrietum propter viam strictam.
101) Arvieux a. a. ©. Medem bei Berghaus S. 148. E
101°) Vitriac. 1. c. Sin gpeitet gagatrum peregrinorum erbaute Raimund
von Zouloufe bei Tripolis. Vitr. |
101°). —— 2, 53. Monro 1, 62. Budingh. 1, 100. Bol. Scholz 150.
Prokeſch 25. \ | , —
\
v
>
134° Samaria. Belamon — Belhfean.
14. Belamon,
unweit Dothaim (Zud. 8, 3). Vielleicht identifch mit Belemon in Iſa⸗
ſchar, Vaterſtadt des Propheten Hofea "'*).
15. Belueir;z f. Baliläa.
16. Betarus,
-16 m. p. von Gäfarea, 10 m. p. von ‚Antipatris 4), Reland hielt es
‚für Bether, das nach langer Belagerung im 18ten Regierungsjahre
Hadriand genommen warb 'e). ’ Ä
17. Bethfean, 5 na,
d. i. Haus der Ruhe. Jetzt Byfanz in einer Weitung bed Jordanthals,
welche gegen Weiten von bem niedrigen-Zuge der Gilboaberge begrenzt
wird IN, Gegenwärtig finden fich Hier Ruinen eines römifchen Thea⸗
ters, aber nur 70 bis 80 elende Hütten und 200 Einwohner. In der
Stadt eine hohe runde Anhöhe mit Mauerfpuren, eine Akropolis von
zwei Bächen umfloffen. Weber den einen Bach, führt eine ſchöne römi⸗
ihe Brüde eꝛ2), Es liegt c. 4 Stunden von Tiberias, 8 von Nazareth,
2 vom Sordan, 12 m.p. von Jesreel, 21 m. p. von Gichem '*); an
ber Straße von Serufalem nach Damaskus. Zu Manaffe im Stanım=-
bezirk Sfafchars (Zof. 17, 11), nicht erobert (Richt. I, 27). Leiche
Sauls an Berhfeans Mauern (1 Sam. 31, 10). Es hieß auch Seytho⸗
polis; ob daher, weil (um 631 vor Chr.) zu Joſias' Zeit Scythen,
welche durch Paläftina gegen Aegypten zogen, ſich da niedergelaffen?
(Herodot 1, 205), Dafür fpriht 2 Maik. 12, 30: „Juden, fo bei den
Scythen (in Bethfean) wohnten”; auch Nicht. 1, 27, nad) der LXX.:
Bauscav n don BRodõov nötc; Judith 3, 11 beißt die Stabt aud
Axudav rerıs, und ebenfo bei Zofephus und Andern '). Nach Andern:
101°) Chron. Pasch. 147; bei Epiphan. de vit. prophet. 244. Belemoth.
Reland 622. -
101°) Itin. hieros. &. Anm. 95°.
101°) Reland 639. Er berlickfichtigte nicht, daß Euseb. Hist. eccl. 4, 6 von
bem eroberten BixInp« post: e8 babe nicht weit von Serufalem gelegen, daher
andere Bethoron unter Birinpa verftehen. Bgl. Beitir in Judaͤa.
101°) Scythopalis inter montes Gelboe et Jordanis fluvium in campestri-
bus sita. Vitriac. 1077. Siehe Gilboa.
102) Rad) Se und Mangled, (R.3, 409). Richardſon &. 419 fa. fagt: er
babe nie jo verteufelte Gefihter als die der Einwohner von Byfan gefehen. Die
Leute Überlegten, ob ſie die Reifegefelfchaft ermorden oder nur befehlen folten.
Burkhardt ©. 503 jagt: die Einwohner von Byſan feien den Räubereien der
Beduinen in Ghor audgeleht.
103) Burdhardt S. 592. Itiner. hierosol, 586. 587. 600 Stadien, c. 15
Meilen von Ierufalem. 2 Makk. 12, 29. Nach Jos. vita ($. 65): 120 Sta:
dien von Tiberias. Ammianus Marc. (lib. 14) lobt die Lage der Stadt Beth:
fean, weil fie inter Antiochiam Alexandriamque media.
104) Zofephus: Bethfane, das von den Griehen Skythopolis genannt wird .
(Antiq. 12, 8, 5. und 13 6, ‚ Georg. Syncellus pag. An (anf: Skythen
ſeien zur Zeit des Königs Joſias in Palaͤſtina eingefallen und haͤtten Bethſean
Samaria. Bethulia. 135
verkürzt aus Succothpolis, da Succoth in der Nähe auf der Dftfeite des
Jordan lag '). Einzige Stadt der Dekapolis auf der Weſtſeite des
Jordan '%). Hier hatte ber Makkabaͤer Alerander Sanndus eine Zufam-
menkunft mit der Sleopatra (A. 13, 13, 3); über Bethfean marfchirte
Pompejus von Damaskus nad, Zerufalem (A. 14, 3, 4). Schthopoliten
ermordeten im jüdifchen Kriege 13000 Juden (B. 2, 18, 3). Im Mit-
telalter ſchon verödet, wiewohl metropolis von Palaestina tertia !%%8),
Bischöfe von Scythopolis auf den Eoncilien von Chalcedon, SIerufalem
(536) und andern. Erzbistum in den Kreuzzügen, das fpäter nad)
Nazareth verlegt wurde. Baſilides und Eyrillus find hier geboren.
18. Bethulia, Beruioie, .
Feſte auf einem Berge (Jud. 10, 10), in der Nähe von Dothaim nad
Sud. 8, 3. Dothaim aber Tag 12 m. p. nördlich von Samaria, unmeit
Sanur, wohin ed auch auf Nitterd Karte gefegt ift. Es mird- einzig im
Buche Judith erwähnt ’”).
genommen, my E& auray xAndeioay Zxuddroiw. Daflelbe bezeugt Plin. H. N.
9, 16, 20: Scythopolin (antea Nysam a Libero patre, sepulta nutrice ibi)
Scythis deductis; vdaffelbe Euseb. Chron. 1, 336., Stephanus Byz. u. 4.
Auf Münzen Heißt die Stadt Skythopolis und Ryfa, Bachus mit dem Panther
ift abgebildet. Eckhel 438— 440. Vgl. Reland 993 fg.
105) Gefenius zu Burdhardt &. 1058. Reland ©. 992 fg. Die Stelle 2
Makk. 12, 30 fpricht jedod) gegen die Hypotheſe: Succothpolis. Auch für Col.
3, 41 würde es Plarer, warum der Scythe mit Juden und Griechen berausge:
hoben wird, wenn in Balaftina felbft Nachkoͤmmlinge der Scythen wohnten,
ebenjo warum die alten Rabbiner Schthopolis nicht als eine Judenſtadt betrach:
teten, fondern ald Stadt eines unheiligen Volfes. (Anm. zu Ant. 5, 1, 22 bei
Javerfomp). Iſt Bethſean — Beth: Sitta? (Richt. 7, 32). Vgl. oben S. 36.
nm. 50.
106) Nach Joseph. Bell. Jud. 3, 3, 1 gehört Bethfean eigentlich nicht zu
Somaria (fondern zur Dekapolis), da er Zapapls te xat Zxudsroirs fagt. Er
nennt fie (Bell. Jud. 3, 9, 7) die größte Stadt der Dekapolis und erwahnt fie
außer den citirten Stellen A. 12, 4, 5; 13, 10, 35 13, 15, 45 14, 4,4 (B.
LTD;A. 14,5, 35 B. 2, 18, 1.
106°) Will. Tyr. 749 und 1037. - Vitriac. 1119. Sonſt, jagt Willermus,
war Bethsan metropolis universae Galilaeae — nunc vero ad nihilum re-
dacta, raro incolitur habitatore. Im Synecdemus des Hierockd (S. 720)
wird fie zu Palaestina secunda gezählt.
107) Der hohe Priefter Jojakim in Jeruſalem jchrieb (Sudith 4, 6.7) an bie
Einwohner von Bethulia und Betomesthaim „weldes Esdrelöm gegenüber
vor dem Felde bei Dothaim lieget und fagte, Daß fie die Pälle des Gebirges be:
fegen folten, weil durch diefelben der Eingang in JSudäa, und es leicht
war, ihnen den Bugang zu wehren, da der Weg eng und höchftens für 2 Män-
ner war.” Demnach Fan unter Bethulia nit das nordwärts der Ebene
Esdrelom gelegene Saphet verftanden, es muß vielmehr, wie Reland ſchon be:
merkte, füdwärts von diefer Ebene gefucht werden. Höchſt wahrfcheiniich bat
Stimm es richtig für Sanur gehalten, welches den Engpaß beherrjcht, ber
aus der Ebene Esdraelom (in welcher KHolofernes lagerte), von Ginaͤa nad)
Sichem führt. „Die Ebene (Jesreel) jagt Parthey, geht bis Dſchenin. Dann
ſenkt fich der Weg im Thalfpalten hinab, und geitattet Beine freie Umficht;
vor Sanür geriethen wir in ein trocknes Flußbett und fliegen allmälig auf, bis
136 Samaria. Bezek — Täfaren Paläftina.
19. Bezek, pr3.
Hier muftert Saul das Heer, mit welchem er den Einwohnern von
Jabes gegen die Ammoniter zu Hülfe zieht. 1 Sam. I1, 8. Hodie
duae villae sunt nomine Bezech vicinae sibi in septimo decimo lapide
a Neapoli descendentibus Scythopolim. (Onom. s. v. Bezech.)
20. Bileam, nyıa,
Levitenftade Weftmanaffes. 1 Ehron. 7, 70.
21. Cäſarea Paläſtina oder Paläſtinä, Karsapera
ns Ielauorivag,
fonft Stratons Burg, auch Caesarea maritima, 600 Stadien von Jeru⸗
ſalem (B. 1, 3, 5) 72); am Meere zwiſchen Dora und Joppe, nahe
dem Fluſſe Chorfeus, der 2 Meilen von ber Stadt entfpringe '®).
Herodes m. nannte fie dem Auguft zu Ehren Caesarea, baute dem-
felben bier einen Tempel, baute 10 Jahre am Hafen und Amphitheater
und weihte die Stadt im 28ften Jahre ber. Regierung Auguſts mit
Kampffpielen ein. — Hier wohnte Philippus (Ay. Geſch. 8, 40; 21, 8);
Paulus ging über Cäfaren nach Tarſen (Ap. Gefch. 9, 30); bier der
Hauptmann Cornelius (Up. Geſch. 10, 1. 23. 24; 11, 11); hier des
Herodes Agrippa I. Tod (Ap. Gefch. 12, 19—23). Paulus reifte von
Ephefus nach Cäſarea (Ap. Geh. 18, 21.22), zum zweitenmale von
Prolemais nach Cäſarea (Ap. Gef. 21, 7. 8), zum brittenmale ward
er von Lyſias dahin gefandt (Ay. Geſch. 23, 23 —33) und blieb da
2 Jahre unter Felix und Zeftus (Up. Gefch. 24—26), ben römifchen
Landpflegern, beren Sig ſchon damals Cäſarea war.
wir Sanür ver uns hatten. Bon Sanuͤr bis Nablus fehr befchwerlicher Weg
.in den engen Seinem Luftzuge offenen Thälern. Man bleibt immer in der
Ziefe von fteilen Bergipalten.” Diefe Befchreibung ſtimmt ganz: mit
jenem Schreiben des Hohenpriefters überein. So weit wir das Terrain Eennen,
Tann bier nur von den zwei Päffen zwifhen Dſchenin und Sanur, und zwifchen
Sanur und Nablus die Rede fein. Zur Vertheidigung diefer Paͤſſe find aber
Dſchenin — das vielleicht mit Bethomesthaim identisch ift — und Sanur am
gelegenften, Dſchenin, um den nördlichen Eingang des nördlichen Paſſes, Sanur,
um deſſen füblichen Ausgang und zugleich um das Engthal zwifchen Sanur und
Nablus zu verteidigen. Auch harmonirt diefe Annahme mit Iud. 4, 10. „Und
(Holofernes)”, heißt e& bier, „kam Esdrelom gegenüber nahe bei Dotäa (Do:
thaim?) welches vor der großen Säge —— Judaͤas liegt.“ De Wette be⸗
merkt zu dem Wort Säge”: „Engpaß“? Es dürften die fo engen Thalſpalten
von Sanur wie eingefägt in das Gebirge erfhienen fein. Died Sanur, eine
Feſtung auf einem einzelnen runden Berge, widerftand glücklich dem Dicheflar
Paſcha von Alte. (O. v. Richter 57. Jowett 303); Abdallah Paſcha von Akre
zerftörte ed (Monro 1, 276. Rob. 3, 381). Ein zweites Bethulia in Judaͤa.
107°) Vgl. Antipatris Anm. 95".
107°) Ant. 13, 11, 25 15,9,6. B. J. 1, 21, 5. Sofenpus nennt Cäfarea
röiy "Ioudalag neyloımv. B. J. 3, 9, 1. Bgl. Ant. 16, 5,1. Plinius (H.
N. 5, 13) fagt: Stratonis türris, eadem Caesarea, ab Herode rege condita;
nune colonia prima Flavia, a Vespasiano imperatore deducta. — Münzen
Caͤſareas bei Eckhel 428-— 432, | .
Samaria. Cäfaren Palaͤſtina. 187
Griechen, Juden und Syrer wohnten hier. Zur Zeit des Kand-
pflegers Geſſius Florus entftand in Gäfaren ein blutiger Streit zwifchen
den Juden und Griechen; dies war der Anfang des jüdifchen Krieges,
der mit ber Zerftörung Serufalems endete 7°). Nach diefer Zerftörung
war Cäfaren etwa vier Jahrhunderte lang Hauptftadt Paläftinas; der
Bifchof von Ierufalem ftand unter dem von Caſarea 7%. — Der Haupt:
mann Cornelius wird von Eatholifhen Schriftftellern für den erften Bi- .
[hof von Gäfares ausgegeben. Unter diefen Bifchöfen war der Gefchicht-
fhreiber Eufebius Pamphili zur Zeit Conſtantins des Großen. Als
Serufalem zur Zeit des Kaifers Juſtinian das Patriarchat erhielt, warb
Cäfaren Metropolis von Palaestina prima; da man nach der Eroberung
Jeruſalems durch Gottfried von Bouillon ein Iateinifches Patriarchat in
Serufalem ftiftete, beftimmte man Cäſarea zu einer der vier, jenem Pa-
triarchat untergebenen Metropolen '°). Bifchöfe von Eäfaren auf dem
Concil von Cäfarea a. 198; Eufebius auf dem paläftinifchen (a. 318)
und nicenifhen Concil; andere Biſchöfe Cäfareas auf dem Conkil zu
Seleucia (359), Conftantinopel (381 und 553), Diospolis (415),
Chalcedon (451), Serufalem (536). — Juden mit Samaritern verbunden
tödteten zur Zeit Juſtinians (a. 548) die Chriften der Stadt. Kreuz
fahrer nahmen e8 1101 unter Balduin I. mit Sturm N); Saladin
eroberte es wieder. | -
Arvieur fand im 17ten Jahrhundert in Cäſarea einige Fifcherfami-
lien ' 8); gegenwärtig find nur noch menfchenleere Ruinen zu finden,
in deren an 30 Fuß hohen Ringmauern Schakals und wilde Schweine
haufen '"$).
107) B. 3. 2, 14, 4. |
107°) Zacitus (Hist. 2, 79) fagt von Cäfaren: haec Judaese caput est.
Nilus bei Reland 220 fg.
107°) Carolus a S. Paulo im Parergon pag. 6. und Hierocle
Reland 214. Bol. im Anhang: „das Patriarchat Serufalem.‘
107°) Will. Tyr. 784. Fr. v. Raumers Hobenftaufen 1, 422. .
107°) Arvieur 2, 13. ?
107") Prokeſch (29. 31) fand unter den Reſten Caͤſareas Säulen von aͤgyp⸗
tifchem Granit, Monro (1, 74) Syenit und Giallo antico. Türken bradıten
viele Sranitftücde nad Are (Clarke 653) Sanutus (152) fagt von Caͤſarea:
Ibi ITanuenses repertum vas pretiosum sive de viridi lapide, quem Sma-
ragdum asserunt, pro parte mercedis acceperunt et matrici ecclesiae
dederunt. Dies ift das sacro catino im Dom zu Genua (angeblih eine
Smaragdfihale, in welcher das Oſterlamm Chriſti gelegen), ſechseckig, von
15 300 Durchmeffer, welches die Genuefer a. 1101 bei der Einnahme von
Caͤſarea, als ihren Antheil an der Beute erhielten. In neuerer Zeit ward
die Schale in Paris unterfucht, man fand, daß fie ein fchöner Glasfluß fei -
(Millin Magazin encycl. Janvier 1807). Rad einer andern Sage fammelte
Sofeph von Arimathia das Blut aus den Wunden Chrifti in der Abendmahls:
ihüffel, dem h. Graal, und brachte diefen nad England. Ziturel baute ihm in
Biscaja einen Tempel, der fpäter nach Indien verfegt ward. Vgl. Sulpiz Boif-
ferde über die Beſchreibung des Tempels des h. Graals in dem Heldengebicht
Titurel. ©. 15 fe. ‚
s &. 718.
188 Samaria. Calamon — Gibea Pinehab.
22. Calamon,
12 m. p. von Akre, 3 m. p. von Sykaminos (d. i. Hepha) 'i).
23. Crocodilon.
Fuit oppidum Crocodilon TR); Kooxodsdov rors und Bufolön-
polis, kleine Orte zwifchen GCäfaren Pal. und Ptolemais I |
24. Cyamon,
Judith 7, 3: welches Esdrelom gegenüber Liege. Ob identisch mit
Cimana (Koppwv& Euseb.) in campo latissimo sex millibus a Le-
gione, ad septemtrionalem plagam, pergentibus Ptolemaidem. (Onom.
s. v. Camon.)? Oder ift Kuapev, Bohnenfeld, das jegige Fuleh oder
Faba (Bohne), welches ungefähr eine Meile nördlich von Jezreel
liege ? 071)
25. Dor (Dora), 97,
m. p. von Cäfarea nad) Tyrus zu (Onom. s. v. Dornaphet) 107m),
—* Dor (Joſ. 11, 2), kananitiſche Königsſtadt (Joſ. 12, 23); zu
Manaſſe (Joſ. 17, 11. A. 5, 1, 22); ihre Einwohner von Manaſſe
nicht vertrieben (Richt. 1, 27), jeboch (nad 1 Chron. 8, 29) von Kin-
dern Joſephs bewohnt. Salomo’s Eigenthum (1 Kön. 4, 11). Starke
Feſtung, von Antiochus Sidetes belagert (1 Matt. 15, 11— 14. 25.
A. 13, 7, 2), von Pompejus zu Syrien gefchlagen (A. 14, 4, 4); von
Gabinius reſtaurirt (A. 14, 5, 3). — Dor est oppidum jam desertum..
Ruinae urbis Dor urbis quondam potentissimae. (Hieron.) Biſchöfe
bier in den erften Jahrhunderten und zur Zeit der Kreuzzüge. Best
Tortura, auch Tantura, mit 40—50 Wohnungen, 500 muhammedani-
[hen Einwohnern und: Ruinen eines Frankenkaſtells !").
26. Dothan, 707,
oder Dothaim: ifternen. 12 m. p. nördlid) von Samaria (Onom.
8. v. Dothaim), an der Ebene Jesrerl (Sudith 4,5; 7,3). Hier ward
Joſeph verkauft (I Mof. 37, 17 fg.); bier Etifa und fein Knabe von
Syrern vergebens eingefchloffen (2 Kon. 6, 13—19).
27. Gibea Pinchas, oma n2a2.
Gabatha A. 5, 1,29. Eleaſar Aarond Sohn wird in Giben, der
Stadt feines Sohnes Pinehas auf dem Gebirge Ephraim, begraben.
107) Itin. hierosol. 384. NReland 415.
107°) Plin. H. N. 5, 17.
107) Strabo 16. 8.758 fagt: Nur die Namen der Drte feien übrig, nichts mebr.
107") Rad der fehr wahrfcheinlichen Meinung Hellers.
107°) Asöpx (Polyb.) Dorum (Plin.) Thora (tab. Peuting.) Dora vel Pir-
gul. im Mittelalter (Fulcher Carnot. 396).
107°) Arvieux 2, 11, 12. Pococe 2, 84. Scholz 150. Prokeſch 27.. Buding-
dam 1, 102. Der Hafen von Dor fei offen gegen den Südwind und fchlecht,
fagt Zofephus A. 15, 9, 6. Nach den Griechen hatte Dorus, der Sohn Nep⸗
tuns, Dor erbaut. Münzen Dors bei Edhel 362.
Samaria. Gilgal — Hepha. 139
(Joſ. 24, 33.) Wahrſcheinlich Geba in quinto milliario a Gufnis eun-
tibus Neapolim. Onom. s. v. Gebin. Im N. von Gophna gibt No
binfon (3, 298) ein Jibia == Geba an.
28. Gilgal, san.
Der König von Gilgal wird mit dem Könige von Naphoth Dor
ald von Joſua befiegt aufgeführt (Sof. 12, 23). Onom, s. v. Gelgel:
hanc cepit Jesus, et nunc ostenditur villa. nomine Galgulis ab Anti-
patride in sexto milliario contra Septemtrionem ').
29. Ginäa (Dfchennin),
an der Norbgrenze bed Gebirgs Ephraim (oder Samarias) gegen bie
Ebene Jesreel zu, in der Mündung eines. Thale, eine Halbe Zagereife
von Sihem. Samaria reichte von Ginda im Norden bis Ucrabatene
im Süben (B. 3, 3, 4). Ruinen '”) eines Kloſters. 800 Einwohner.
Nah Robinfon @, 385) ift es gut von Stein gebaut, bat einen fehonen
fließenden Brunnen; es Liegt nach Schubert (3, 162) 515 Fuß hoch.
30. Bitte,
Geburtsort des Simon Magus in Samaria ''). Nobinfon (3, 372)
ſah in SSW. von Samaria ein Dorf Kuryet Dſchid, welches er für
Gitta hält.
31. Hadad Rimmon, 99 Tim.
Sacharja 12, IL erwähnt: die Klage bei Hadad Rimmon, welches
fih auf die.Klage um Sofia, ber bei Megiddo auf den Ted verwundet
ward, bezieht (2 Chron. 35, 22 — 25. 2 Kön. 23, 29. 30). Hieron.
ad c. 12 Sach.: Adad Remmon est juxta Jezraelem — hodie vocatur
Maximianopolis in campo Mageddon. Vgl. Legio.
32. Hapharaim, arann,
zu Iſaſchar (Sof. 19, 19). Est hodie villa Affarea nomine in sexto
milliario Legionis contra septemtrionem (Onom. s. v. Aphraim).
33. Hepha (Gaba?)
Kepha, Kaipha, auch Porphyreon ''%), und Sycaminus (m). Onom.
s. v. Japhet: oppidum Sycaminum nomine, Caesarea Ptolemaidem
108) Faft genau 6 m. p. von Kaphar Saba — Antipatris, nur füdlich liegt
der Ort Dſchildſchulah. Sollte im Onom. contra meridiem zu lefen fein?
109) Joseph. Antiq. 20, 6, 1. B. J. 2, 12, 3. ClarkeS. 505. Richard⸗
fon U, 417. Sowett ©. 192. Scholz und Robinfon neben 2000 Einwohner
an. Adrichomius nennt Ginäa: Jemni; Bonifacius: Zantih ubi mundavit
—— decem leprosos (Quaresm. 2, 814); Brocardus (459) Ginum o.
elim
110 Epiphanius adv. haer pag. 55. lib. 1 u.a. Reland 813.
110°) Caypha quae alio nemine dicitur Porphiria. Will. Tyr. 770. Vi-
triac. 1067. Ein zweites Porphirion 81 m. p. von Sidon nach Berytus zu im
140 Samaria. Janoha — Jeörrel.
pergentibus super mare, propter montem Carmelum Ephe dicitur ''°b),
Auf der Sübfeite bed Meerbufens von Ptolemais, mit einer Rhede,
welche beffer ald die von Ptolemais '°). Gottfried von Bouillon ver-
lieh es dem Tancred nody, Gegenwärtig hat e8 3000 Einwohner, darun-
ter 400 Chriſten oey,
Joſephus (B. 3, 3, I) nennt Saba am Carmel: Stadt der Reu-
ter, weil hier vom Herodes verabfchiedete Reuter wohnten; er nennt es
(B. 2, 18, 1) mit Cäſarea, und das Onom.‘fagt: Gabe in sexto de-
cimo lapide Caesareae '''), Wahrſcheinlich ift Judith 3, 10 dies Gaba
gemeint, wenn ed heißt: Holofernes lagerte fi) von Gaiba bis Scytho-
— d. i. vom Carmel am Meere bis zur Jordansaue. Iſt Gaba —
epha?
34. Janoha. ©. Janoha in Judäaͤa.
35. Jarmuth, MA,
Levitenftadt Iſaſchars. (Iof. 21, 29.)
36. Iefana, mar,
von Abia dem Serobeam nebft Bethel u.a. genommen (2 Chron. 13, 19.
A. 8, 11, 3); in Samaria gelegen (A. 14, 15, 12).
37. Jesreel, ERyırn,
Esdraela bei den Griechen, daraus Stradela; in den Kreuzzügen: Klein-
Gerinum und Zaraein, jegt Zer'in 1). Von der Stadt heift das Ge-
filde: Jesreel ober Esdraelon. - Es lag 12 m. p. von Schthopolis,
10 m. p. von Marimianopolis ''). Zu Iſaſchar (Iof. 19,48). Isbo⸗
ſeth durch Abner über Jesreel (2 Sam. 2, 8. 9). Hier Ahab (1 Kön.
18, 45. 46), bier Naboths Weinberg (1 Kön. 21, 1) neben dem Pa⸗
laſte Ahabs. Joram und Ifebel von Jehu hier ermordet (2 Kon. 8, 29;
Itin. hierosol. 583; beide wahricheinlich von der Yurpurfifcherei genannt. —
Reland führt (819) aus dem Zalmud Kolgendes an: venatores muricis a scalis
Tyriis usque ad Hepham. Der Rec. in den Münchner Gel. Anz. (S. 920)
mochte mit Willebrandus Dldenborg (Rel. 957) einen Ort Halzon für das vechte,
"von Hepha zu unterfcheidende, Porphyreon halten. Vgl. Rob. 3, 714.
110°) Ebenſo Itiner. hierosol.: Mansio Sicamenon, ibi est mons Carmelus
ubi Helias sacrificium faciebat. |
110°) Budingham 1, 52. Nach Iofephus (Ant. 13, 12, 3) Iandete ein Pto:
lemäus bei Syfaminos, um Ptolemais zu belagern. Diefe Thatſache beftätigt,
was fich aus den angeführten Stellen des Onom. und Itin. hierosol. ergab,
daß erde namlich identifeh mit Syfaminos und died nicht für Athlit zu hal:
ten tet.
110%) will. Ty. 770.
110,) Prokeſch 18. Scholz 257. |
110°) gl. Josephi Vita 3 24: Saba 20 Stadien von Befara, die im Be:
zirt von Ptolemaid liegt.
111) Will. Tyr. 1037. Brocard 458°. Der Name Zer’in entfteht aus Jes⸗
reel „wenn der erfte ſchwache Buchftabe des hebräifhen Namens ausfänt und
die letzte Sylbe el in in übergeht, wie es im Arabifchen nicht ungewöhnlich ift.‘‘
Aus Zer’in warb dann Gerinum. Rob. 3, 393 fo.
112) Itiner. hierosol. 586. |
Samaria. Jokneam — Rarimianopoliß. 141
9 15— 37) '") und das ganze Haus Ahabs (2 Kon. 10, 1—11).
Blutſchuld Jesreels (Hofen I, 4. Vgl. 1, 11. 2, 22). — Nahe Jesreel
ift der Quell Zubania, der am Gilboa entjpringt, bei welchem Quell
ſich Ifraeliten unter Saul (1 Sam. 29, 1) und Saracenen unter Sa-
laddin lagerten ''° a).
Nah Robinfon (3, 393 fg.) liegt Sesreel an einem nah NO. ge
richteten, 50 Ellen hohen felfigen Abfall, von deffen Fuß aus ein Thal
zwifchen dem Eleinen Hermon und bem Gilboa nach Bethſean hinabläuft,
welches man und drüber hinaus bie oftjorbanifchen Berge in der Rich⸗
tung dieſes Thales fieht. Die Quelle Zubania nennt Robinfon "Ain
Dſchaͤluͤd, d. i. Goliathsquelle; fie bildet einen Teih von 50 Fuß im
Durchmeſſer und fließt dann oftwärts nach Bethfean hinab in ben Jor⸗
dan. — Budingham fand in Zer'in Sarkophage >).
38. Jokneam, bypN,
am Carmel, mo ein Kananiterlönig (of. 12, 22), zu Sebulon (Joſ.
19, 11), Levitenſtadt (Sof. 21, 34). °
39, Kartha, manp, .
Levitenftadt Sebulons (Joſ. 21, 34) mit Jokneam am Carmel genannt,
daher vielleicht ibentifch mit Certa, 8 m. p. von Sylaminos (Hepha)
nach Caͤſarea zu, gelegen '”°). j
40. Kibzaim, aYxap,
Sreiftadt in Ephraim (Sof. 21, 22).
41, Regio,
in der Bibel nicht erwähnt; 15 m. p. im Südweſten von Nazareth.
Nach defien Lage beitimmen Eufebius und Hieronymus die Lage ber
galiläifchen Städte. In den Kreuzzügen wird dad Bisthum Legionum
erwähnt. Jetzt Ledſchun, 4% Stunden im Süden bes Kifon '''). Vgl.
Megiddo.
42. Magdiel, ſ. Athlit.
42°. Maximianopolis.
S. Megiddo.
113) Hieronymus zu Hoſea 1 fagt von Jesreel: fie ſei die metropolis regni
Samariae efen, — nämlich zu Ahabs Zeit.
113°) Tyr. 1037.
113°) Budingham 1, 496. Berggren 2, 266 nennt es Sir An, und bemerkt,
wie Budingham und NRobinfon, man fehe von hier das oftjordanifche Gebirg.
113°) Itin. hierosol. 584.
114) Maundrel &. 75. Grandis campus Legionis (Hieron. s. v. Gaba-
thon) ift die Ebene Jesreel. King hält einen Bach bei Ledfhun („Lejoon“)
für einen Arm des Kiſon. Miss. Herald. März 1897. ©. 65. EI Ledjun
urbs est, quam inter et Tiberiadem intersunt 2% milliaria. Abulfedae Tab.
Syr. Ueber die Vermuthung (Mündhn. Gel. Anz. 1836 Nro. 244 ©. 920),
Legio möchte ein neuer Name für das alte Megiddo fein, ſiehe im Anhange:
Legio, Megiddo, Maximianopolia. "
%
142 Samaria. Megiddo — Salem.
43», Megiddo. Ze
Zu Mangffe, aber außer beffen Bezirk (of. 17, IT); ward von
Manaſſe nicht erobert (Richt. 1, 27). Früher kananitifche Königsftadt
(Sof. 12, 21); Schagmeifter Salomo’s über Megiddo (1 Kon. 4, 12);
Salomo baut es (1 Kön. 9, 15); Ahaſia flieht vor Jehu dahin und
ſtirbt da (2 Kon. 9, 27); Joſia bleibt hier gegen Necho von Wegypten
(2 Chron. 35, 20—25. 2 Kon. 23, 29— 30); Todtenflage um ihn,
worauf Sacharja 12, 11 ſich bezieht ""*2).
43. Mihmethath, manman, |
Grenzſtadt MWeftmanaffes, vor, d. i. in Dften yon Sichem. Sof. 17, 7.
44. Narbate,
60 Stadien von Cäſarea Paläft. (B. 2, 14, 5); Toparchie Nabartane
(B. 2, 18, 10). 0
44°, Ophra, many, |
Gideons Geburts-, Wohn- und Begräbnifort (Nicht. 8, 27, 32; 9, 5),
wo ihm ein Engel erfcheint (Richt. 6, 11. 24). Zu Manaffe gehörig
(Richt. 6, 15).- Bei Joſephus: Ephra (A. 5, 6,5). — Ein zweites
Dphra f. Iubäa. 145. |
45. Pireathon, Yınyae,
„im Lande Ephraim auf dem Gebirge der Amalekiter“, Begräbnißort
des Nichterd Abdon (Nicht. 12, 15). Joſephus nennt den Ort Phara-
thon (A. 5, 7, 13) und ebenfo (A. 13, 1, 3) einen von Bacchides zur
Zeit der Makkabäer nebft Bethel u. a. befeftigten Pag. Vgl. 1 Makk.
9, 50. MWahrfcheinlich das jegige Fer’ ata in N. von Tibneh '®).
46. Salem, bu, |
Zodelp oder Zarnp. Oppidum est juxta Scythopolin, quod usque
hodie apellatur Salem, et ostenditur ibi palatium Melchizedek, ex
magnitudine ruinarum veteris operis ostendens magnificentiam ''°).
1 Mof. 14, 18 würde alfo nach Hieronymus unter Salem nicht Jeru⸗
falem zu verftehen fein. 8 m. p. im Süden von Scothopolis lag Sa-
Iumia$ in campo, d. i. in ber Jordansaue (Onom. s. v. Salem). Joh.
3, 23: Johannes taufte zu Enon nahe bei Salim ''6), welches Enon
8 ın. p. mittagwärtd von Scythopoliß lag (Onom. s. v. Aenon). Salim
betrachtet Hieronymus als identifch mit Salem 7) und, wie der Zufanı-
Zn;
114°) Herodot 2, 159 erzählt: Recho habe gegen die Syrer bei Magdalon
geftritten, dann die große Stadt Kadytis eingenommen. Bol. die vorige Anm. .
114°) Rah Emith. Bol. Khimnath. Heres. |
- 415) Hieron. Ep. 73; in der Ed. Vallarsii Tom. 1, 445. Gegen des Hiero⸗
nymus Meinung f. „Serujalem.”
116) Einige wollen dies irrig mit Silhim und Yin in Sud: Juda (Sof. 15,
32) zufammenftellen. Ueber 1 Moſ. 33, 18. 19 vgl. „Sichem“ Unm. 138.
117) Hieron. ep. 73 ad Evangelium, in der Ed. Vallarsii Tom. 1, 445.
Samaria. Saliſa. Samarie. 143
menhang zeigt, mit Salumiad. Hierher gehört höchft wahrfcheinlich das
Judith 4, A erwähnte Thal Salem.
46%. Saliſa, TS.
Der Efelinnen fuchende Saul kommt durch das Land Salifa (! Sam.
9, 4). Baal (0. Beth⸗) Salifa in der Gefchichte Elifas erwähnt (2 Kön.
4, 42); (Onom, s. v. Bethsalisa), 15 m. p. im Norden von Lydda.
471. Samaria (Schomron. Sebafte), 9ð.
Auf einem Berge mit einer weiten Ausfiht über fruchtbare Ge-
genden und eine große Strede des Mittelmeeres, etwa 16 Stunden ''°)
im Norden Serufalemd, von Amri, dem Könige Israels, erbaut (1 Kön.
16, 23. 24). Reſidenz Ahabs (1 Kön. 16, 29), Ahasjas (1 Kön.
22, 52), Jorams (2 Kön. 3, 1), Jehus (2 Kön. 10, 36), Joahas
(2 Kon. 13, 1), Jerobeams des Sohnes Joas (2 Kön. 14, 23), des
Saharjah, Sallum, Menahem, Pekajah, Pekah (2 Kön. 15), zulegt
des Hoſea (2 Kon. 17, 1); Begräbnißort des Amri und Ahab (1 Kön.
16, 28; 22, 37), Jehu (2 Kon. 10, 35) ıc. Haupt in Ephraim
(ef. 7, 9), als ifraelitifche Nefidenz Jeruſalem entgegengeftellt (Ier. 23,
. 13. 14. Hef. 16, 46—55. Amos 6, I. Mia I, 1). — Hier war
Baals Tempel unter Ahab (1 Kön. 16, 31. 32), der von Jehu zerftört
ward (2 Kön. 10, 18—28); bier die Theurung zu Eliä Zeit (1 Kon.
18, 2); von Ben Habad dem Syrer ward ed zweimal belagert (1 Kön.
20. 2 Kön. 6, 24. und Cap. 7); von Salmanaffer erobert (2 Kön. 18,
9. 10). Weiffagungen und Strafpredigten gegen Samaria ald Neprä-
fentanten des Neiches Iſrael finden fi Jeſ. 8, 45 9, 9 ıc. Hof. 7, 1;
8, 5-14; 10, 5—7; 14, 1. Amos 3, 9; 4, 1. Mia 1, 1—7.
Bon Johannes Hyrkanus ward ed erobert ''”) und gefchleift; vom römi-
fchen Statthalter Gabinius wieder aufgebaut ’?°); Herodes dem Großen
von Auguftus zurückgegeben, durch ihn vergrößert, verfchönert, mit 6000
Einwohnern vermehrt. Er baute dem Auguftus einen Tempel, daher er
die Stadt Sebaſte, d.i. Augusta, nannte”). Kaifer Septimins Seve—
rus pflanzte eine Colonie nach Sebaſte *'3). — Bifchöfe von Samaria
werden auf dem erften Concil zu Nicäa und andern genannt, desgleichen
in den Sreuzzügen 2). — Die Ruine ber hiefigen, angeblich von der
Kaiferin Helena erbauten Sohanniterfische ift im Innern 153 Fuß lang,
75 Fuß breit; fie ift in gemifchten architeftonifchen Style, der byzan⸗
tinifche herrfcht vor. Kreuze der Johanniter find in derfelben angebracht.
—
9: „19 Richardſon II, 413. Robinfon 3, 365. Nach Schubert liegt Samaria
uß body.
119) Joseph. Antiq. 13, 19, 2. 3.
120) Tbid. 14, 5,3. -
121) Joseph. Antiq. 15, 8, 5. Bell. Jud. I, 21, 2. Strabo 16, 2, 34.
Hieronymus zu Obadja I. fagt: Hanc (Samariam) Herodes in honorem Au-
gusti Graeco sermone vucavit Augustam.
121*) Divus Severus in Sebastenam civitatem coloniam deduxit. Ulpian.
de cens. Münzen Samarias bei Edhel 440.
122) Will. Tyr. ©. 1046.
=
144 Samaria. Samir — Sichem.
Innerhalb der Kirchenruinen das vermeintlihe Grabmal Johannes des
Täufers 2), neben welhem man früher die Gräber des Elifa und
Obadja zeigte "*). Ungeheure, urfprünglich vielleicht 3000 Fuß Jange
Säulenreihe am Berge von Samaria, 60 Kalkfteinfäulen ftehen noch
an deffen meftlicher Seite aufrecht. . |
418. Samir, a,
auf dem Gebirg Ephraim, Wohnort des Richter Thofa (Richt. 10, 1) '*'2).
49. Sanur, f. Bethulia.
50. Sichem (Nablus, Näbulus x.), nyr.
Sychar (Joh. 4, 5); auf dem Gebirge Ephraim (Sof. 20, 7; 21,
21) 12), in einem 1.750 Fuß hoch gelegenen ’*®), etma 150 bis 500
Schritt breiten, mit Aprikofen, Pfirfichen, Granaten, Dliven, Roſen und
Myrthen bepflanzten, brunnenreichen Thale, über deſſen Waſſer eine
: Brüde von 12 Bogen'?), zwiſchen zwei Bergen, bem felfigen unfrucht-
baren Ebal im Norden, der nadt und fteil, und dem grünen Garizim
im Süden; von Serufalem 18 Stunden '””), von Nazareth 16 entfernt.
Abraham zieht „an die Stätte Sichem und an ben Hain More’
(1 Mof. 12,6. Vgl. 5 Mof. 11, 30). Jakob wohnt da (1 Mof. 33,
18. 19 und Gap. 34). Dina; unter: der Eiche bei Sichem begräbt
Jakob die fremden Götter (1 Mof. 35, 4). Hierhin ward Joſeph zu
feinen Brüdern von Jakob geſchickt (1 Mof. 37, 12—14). Zu Ephraim
(of. 21, 20. 21). Freiſtadt (of. 20, 7). Levitenftadt (Sof. 21, 21).
Hier Joſua's legte Neden (Sof. 24, 1). — Jakobs Feld neben Sichem
von den Kindern Hemord des Heviterd erfauft (1 Mof. 33, 19; 34,
2) '”°), an Jofeph vermacht (1 Mof. 48, 22. Joh. 4, 5), der auf dem⸗
123) Maundrel ©. 76. Richardſon &. 415. Robinfon 3, 365 fg. Sebaste,
in qua et Sancti Johannis baptistae ossa sunt condita. Hieron. zu Michal.
124) Rah Brochardus. Paula ad Marcellam: Samariam .pergere et Jo-
hannis baptistae, Elisaei quoque et Abdiae pariter cineres adorare. Ebenſo
Hieronymus, Cotovicus, della Valle. Iohannes ift nach Joſephus (Antig. 18,
9. 2) zu Maharus enthauptet, das in dem, Herodes Antipas gehörigen, Peraͤa
lag, nicht in Samaria. Julianus Apoſtata hat nach Theodoretus des Taͤufers
Gebeine herausnehmen, verbrennen und die Aſche in die Luft zerſtreuen laſſen.
124°) Ein zweites Samir zu Suda. Sof. 15, 48.
125) Maundrel ©. 77 fg. Sirach 50, 28 heißt Sihem Zlxupa, ebenfo nen-
nen fih die Einwohner im Schreiben an Antiohus Epiphanes:. Zröwveor Ev
- Ziexlpors. Joseph. Antig. 15, 5, 5. S. Anm. 128. Nach Joſephus (B. I.
4, 8, 1) nannten die Sicemiten ihre Stadt Mabortha, nah Plin. H.N. 5. 12
Mamortha.
125°) Nah Schubert. Ebal und Garizim erheben fi) etwa 800 Fuß über
dem Thale von Nablus.
126) Richardfon I, All. Monro 1, 271.
127) Clarke ©. 522. 15 Stunden nad) Jowett ©. 279. Dtto v. Richter
(S. 56) vergleicht die Lage Sichems mit der von Heidelberg. -
128) 1 Mof. 33, 18. 19 Heißt ed: Jakob zog gen Salem, zu der Stadt des
Sihem, und Faufte ein Stück Aders von den Kindern Hemors, des Vaters
Samaria. Siem. 145
‚felben begraben wird *). (of. 24, 32. Vgl. 1 Moſ. 50, 25.) Hier
rebete Jotham vom Berge Garizin herab; Abimelech zerflörte (Nicht. 9),
Serobeam baute und bewohnte Sichem (1 Kön. 12, 25), nachdem Re-
habeam hier durch feine harte Antwort den Zwieſpalt des Reiches ver-
anlaßt (1 Kon. 12, 1—1T). Sanaballat baute zur Zeit Alerander des
Großen, da Sichem Hauptftadt von Samarat war, einen Tempel auf
dem Garizim ''), der von Johannes Hyrkanus zerftört ward!) —
Sichems. Iof. 24, 32 erzählt: Joſephs Gebeine feien begraben worden zu „Si⸗
chem in dem Stüd Feld, das Jakob kaufte von den Kindern Hemors, des Ba-
ters Sicheme. Aus Vergleichung diefer beiden Stellen würde es ſich ergeben,
dag unter „„ Salem” die Stadt Sichem zu verftehen fei. Webereinftimmend fagt
Hieronymus: Sichem et Salem, quae Sicima vocata est, und Salem civitas
Sicimorum quae est Sichem; audy die LXX überfegen: xar AY9ev ’Iaxwß eis
Zeit xòó3BMv LZixlpov. Rofenmüller Scholia in vetus Testam. Ed. tertia I,
1, 515: Nec aliter Syrus. Sed malumus cum Onkeloso et Saadia b5G pro
Adjectivo incolumis habere, quomodo et Jarchi cepit, qui ad vocem illam
haec notat: [Venit Sichemum] integer, salvus et incolumis etc. @benfo
überfegt de Wette: Und Jakob Fam wohlbehalten zur Stadt Sichem. Kür letz⸗
tere Bedeutung ftimmt der Rec. meines Buchs in der evangelifchen Kirchenzeitung,
für die Erklärung des Hieronymus der Rec. im Tholuk'ſchen Anzeiger. Bei
diefer verichiedenen Auslegung ift die Frage erlaubt: ward die Stadt erft pa:
ter nah Sichem dem Sohne Hemord genannt, wie hieß fie dann vorher? jie
mußte doch einen Namen haben. Darauf ware eben die Antwort; Salem bief
fie. &o hätten die zwei Orte, weldhe von Ierobeam bis auf Chriſtus im ſchaͤrfſten
Gegenſatz ftehen, nämlich Ierufalem und Sichem, urfprünglich denfelben Namen
gehabt, jene die Stadt des Friedens, diefe die Stadt der Rüge. Levi's und Si:
meond Morden fcheint in Sichem unauslöfchlichen Haß gegen Ifrael und Iſraels
Sott erzeugt zu haben. Wiewohl Levitenftadt hatte Baal Berith in Sichem einen
Tempel. Abimelech Baftard Gideons von einer Sichemifin ward zuerft von ſei⸗
ner Mutter Verwandten in Sichem bei Ermordung feiner reinblütigen ifraeliti-
fhen Stiefbrüder unterftügts fpäter aber hieß es: „wer ift Abimelech, ift er
nicht der Sohn Jerub Baald (des Tiraeliten), dienet den Männern Hemors,
des Vater Sihemd; warum follen wir ihm dienen, wir?” Darauf zerftört '
derfelbe Abimeleh Sichem (Richt. 9), In Sichem fiel Iſrael von Zuda ab, hier
wohnte Serobeam, der das Volk fündigen machte, welcher Priefter machte aus
dem fammtlichen Volk, die nicht von den Söhnen des, in Sichem verhaßten,
Levi waren. Hier war fpater der Haupffiß der Samariter, bier war auf denn
Garizim ihr Tempel, welchen fie dem Tempel Serufalems als den echten Zempel
entgegenftellten, den Prieftern aus dem Stamme Levi zum Trotz.
Späterer Zufap. Robinſon (3, 3232) fand in D. von Sichem ein Dorf
Sälim, „die Eriftenz diefes alten Namens für ein fo nahe bei Sichem gelege:
ned Dorf zeigt wenigftens, daß es nicht nothmwendig ift den Namen Salem I Mof.
33, 18 als von Sichem ſelbſt gebraucht anzuſehen, wie dies von Euſebius, Hie⸗
ronymus u. A. geſchehen iſt.“
129) Nach Ap. Geſch. 7, 15. 16 find alle Söhne Jakobs in Sichem begraben;
Jakob felbft aber bei Hebron (1 Mof. 50, 13). Bol. Bengeld Anmerkung zu
jener Stelle in feinem Gnomon ©. 442.
130) Siehe Einleitung von Samaria.
131) Joseph. Antiq. 13, 9,1. Späterhin fcheint auf dem Garizim ein neuer
Zempel des Zupiter erbaut worden zu fein, da Damascius (bei Phot.) berichtet:
Garizim Ev @ Ads Uyplorou Ayıdsrarov lepöv,. Münzen der Stadt Neapolis,
auf denen haufig der Garizim abgebildet ift, bei Eckhel 433—438.
Raumer, PBaläftina. Ite Aufl. , 10
146 Samaria. Sichem.
Bei Sichem (Sychar) war die Unterredung Chriſti mit der Samariterin
am Brunnen Jakobs. oh. 4, 5 2).
131°) Sychar ift nach Hieronymus nur falfche Lesart für Sichem. "Epitaph.
Paulae pag. 703 fagt er: Transivit Sichem, non ut plerique errantes legunt,
Sichar, quae nunc Neapolis appellatur. Hiernach find alſo Sihem, Sicher
und Neapolis identifh. Ebenfo Epiphan. adv. haeres. 1. 3, 1055: Ev Ziuxlporc,
roür Eorev Ey ty vuvi Neonöder. Uebereinftimmend berfelbe 1068. Ueber Sy:
har (Joh. 4, 5) vgl. den Eommentar zum Ev. Sob. (Thl. 1, 512) von Lüde,
welcher au Sychar und Sichem entfchieden für identifch halt. Andere glauben
dagegen; Sychar fei ein befonderer, dicht am Brunnen Jakobs gelegener, Ort
gewejen. Sie berufen fi) 1) auf den Artikel Sychar (Onom.), welchen Hie⸗
ronymus vom Art. Sichem gefondert (dem Eufebius folgend, ſich felbft aber
widerfprechend) gibt, und darin fagt: Sychar ante Neapolim juxta agrum
quem dedit Jacob Josepho; 2) auf das Itinerar. hierosol., weldyes von Nea-
polis nad) Sichar passus mille rechnet. Mit diefem Sichar ftelt mein Rec.
(Münchner Gel. Anz. 1846. Nr. 241. ©. 896) das, eine halbe Stunde füdlich
von Neapolis gelegene Askar (Scholz 267) zufammen. Ich füge hinzu, daß
Brocardus neben dem Brunnen Jakobs ein oppidum desertum et dirutum ans
gibt, 2 Bogenihüfle von Neapolis; die Eingeborenen nannten es Istar (Quaresm.
2, 808). Wahrjcheinlich ift Istar — Askar. — Vielleicht ift diefe verzweifelte
Verwirrung fo zu löfen. Das Thal, in welchem Neapolis liegt, zieht fih von
Weiten gen Oſten, und wendet fi) dann füdwärts in ein Nebenthal zum Brun⸗
nen Jakobs, dort öffnet fich diefes in ein großes Feld, daB Feld Jakobs. Won
Neapolis bis zum Brunnen wird die Entfernung fehr verfchieden angegeben, zu
einer kleinen halben Stunde (Maundrell), 500 Schritten (Cotovicus), zu einer
engliihen Meile (Ihompfon). Weſtwärts vom Brunnen der Garizim (angulus
montis Garizim. Cotov. 337), welcher Ianggeftredit das vom Brunnen aus nord:
wärts laufende, bei Neapolis fich gen Welten wendende Thal begrenzend, zugleich
im Süden von diefer Stadt liegt. Das alte Sichem mochte fih nun lang und
fhmal aus der Nähe des Brunnens bis zum jetzigen Nablus oder Neapolis hinab-
gezogen haben. (Thaldörfer von einer Meile Lange find 3.8. in Schlefien, im
Erzgebirge gar nicht felten.) Nun behielt vielleicht ein füdlicher, nad) dem Brun-
nen zu gelegener übrig gebliebener Theil ded alten Orts den Namen Sychar,
während der nordweftliche entgegengefeßte neue Theil Neapolis hieß. Die Stadt:
ruinen, weldhe Brocarduß, die Mauerrefte, welhe Maundrell in der Nähe des
Brunnend ſahen, find wabhrfcheinlich Ueberbleibjel von Sychar. Vgl. die Eleine
Karte von Sichen. Ob in dem (neu aufgebauten) Orte Askar der Name Sy:
har fortlebt, wie in Nablus der Name Neapolis? Miffionar Wolcott (Biblioth.
sacra, 1843 no. 1 ©. 74) fagt: Askar und Belad, zwei Beine Dörfer, liegen
da, wo fi) das Thal von Nablus gegen Morgen öffnet, Askar auf der Nordfeite
ded Thals, Belad auf der Süpdfeite, Berggren (2, 267) reifte von Dften ber
nach Nablus. Er kam an eine Ebene Sahelsel-A&gar und zur Quelle Ain-
el-Asgar, ein Dorf Aögar nennt er nicht. „Die Quelle, fagt er, ift der fo-
genannte Jakobsbrunnen,“ Sahelzel: Adgar ift alfo Jakobs Feld. Die Gegend
bei der Quelle „wird auch Bäbzel:Bellad oder der Eingang der Stadt ge-
nannt, indem Nablus bios eine halbe Stunde entfernt, auf der andern Seite
weftwärts Liegt.” Diefe Nachricht beftätigt die von mir aufgeftellte Anficht.
Mit dem Geſagten ſtimmt es nun, wenn Hieronymus angibt: Sichem osten-
ditur in suburbanis Neapoleos; wenn es heißt, Luza liege 3 m. p. von Nea⸗
poli8 juxta Sichem d. i. neben dem, Neapoli entgegengeſetzten, noch zu Hiero-
nymi Zeit „Sichem“ genannten Stadttheile.. Ja, Hieronymus Eonnte allenfalls
einmal gegen die Unterſcheidung vm Sichem und Sychar fprechen, beide mit
Neapolis als fynonym und dennoch fie auch wieder gefondert betrachten, indem
er Sychar als einen zu feiner Zeit (wie zur Zeit des Itinerarii hierosolym.
333 pC.) für fich beftehenden, beim Brunnen Jakobs gelegenen Ort von dem
[4
Samaria. Sichem. 147
Dem Veſpaſian zu Ehren ward Sichem: Neapolis oder Klavia Nea⸗
polis genannt, daraus fpäter Nablus. Juftinus Martyr (163 zu Rom
enthauptet) war von hier. — Kaifer Zeno baute auf dem Garizim eine
Marienkirche, Juftinian ftellte 5 abgebrannte Kirchen der Stadt wieder
ber. — Biſchöfe Sichems waren auf Concilien, 3. B. auf dem von Jeru⸗
falem (536); fpätere Bifchöfe in den Kreuzzügen, in benen die Stadt
von Euſtachius, dem Bruder Gottfrieds von Bouillon und von Tancred
auf Einladung der Einwohner befegt, fpäter zur Zeit Königs Fulco von
Jerufalen durch die Saracenen niebergebrannt wurde, aber um 1283
wieder aufgebaut war '°?).
Man zeigt die Gräber Joſephs (bei diefem eine türkifche Kapelle) '?°),
Joſua's und Eleaſars, ferner den Brunnen Jakobs, über welchem fonft
= Kirche in Kreugform, von ber Kaiferin Helena erbaut, geftanden '*)
(30h. 4, 6).
—X Robinſon leben in Nablus etwa 500 griechiſche Chriſten,
150 Samariter, 150 Juden, im Ganzen 8000 Menſchen, alle Muha⸗
alten größern Sichem unterfchied. — Daß unter Sychar (Joh. A) nicht das
jegige Nablus zu verftehen fei, wird faft evident durch den Quellenreihthum
diefes Drts. Aquis (fagt Cotov. 341) vel maxime abundat, fontibus ubique
per plateas viasque publicas passim scaturientibus; und Abulfeda (Tab.
Syr. 9): scatet Neapolis rivis manantibus. Sollte die Samaritanerin, wenn
in ihrem Drt auf jeder Straße Brunnen quollen, eine halbe Stunde weit aus
dem Jakobsbrunnen Waſſer geholt Haben? — Bol. Anm. 134.
132) Brochardus, 459. Will. Tyr. 768. 868.
133) Richardfon U, 407.
134) Die Kirche wird von Antonius Martyr im fechöten, von Adamnanus
(2, 18) im fiebenten, von Willibaldus im achten Sahrhundert erwähnt. Krüher
fohreibt Hieronymus Epit. Paulae 703: ex latere montis Garizim extructam
circa puteum Jacob intravit ecclesiam. Phokas erwähnt (um 1185) der
Kirche nicht mehr. Nach Bonifacius erbaute Helena nicht nur eine Kirche, fon:
dern auch ein Klofter, in welchem über 100 Nonnen wohnten, nunc autem,
fagt er, solo uequata cernitur ecclesia et monasterium. — Der Brunnen
Jakobs liegt, wie wir ſahen, eine Meine halbe Stunde von Nablus am füdlichen
obern Ende des fihemitifchen Ihales. Durch dies hal führt der Weg auf
Serufalem und zieht fi vom Brunnen um dad Südende ded Garizim. Nach
Johannes 4 kommt Ehriftus von Serufalem, ruht am Brunnen; die Jünger gehn
in die nahe Etadt, um Speife zu kaufen; nur auf Bitte der Samaritaner in
Sychar bleibt der Herr zwei Tage bei ihnen (Vgl. Matth. 15, 24 und 10,5). —
Der Brunnen, fagt Quaresmius (2, SOL), werde von Durchreifenden leicht über⸗
fehben, da er mit großen Steinen bededt fei. Unter dieſen Steinen finde man
fein Mundloch, durch welches ein Mann nur mit Mühe hinabfteige. Unten
traf Duaresmius eine Eleine Kapelle mit einem Altar, an welchem früher von
Katholiten, zu Qs. Zeit von Griechen Meſſe gelefen wurde. Auf dem Bo-
den der Kapelle war ein zweites Mundloch, in großer Ziefe das Waſſer. Nach
Maundrell (82) ift der Brunnen mit einem fteinernen Gewölbe bededt, in
Kelfen gehauen, hat 5 Fuß im Durchmeſſer, 105 Fuß Tiefe, das Waſſer ift 15
8 tief. Uebereinftimmend mit QDuaresmius und Maundrel find die Berichte
von Arvieur (2, 66), Thompfon und Budingham (1, 448). Aus dem Geſag⸗
ten ergibt es fi, warum Cotovicus, della Valle u. U. nur berichten: der Brun-
nen ſei mit Steinen verfchlittet, warum Monro fpöttifch bemerkt: no trace of
a well fei da zu finden, wo Maundrell den Brunnen angebe.
10*
148 Samaria. Thaanach — Thinmath Hered.
medaner mit den erwähnten Ausnahmen ”°). Der griechifche Biſchof
von Nablus wohnt in Serufalem. Worzüglich befchäftigen fich die Ein-
wohner mit Baummollenarbeiten. Es ift ein unruhiges, flreitbares Volk,
welches 1500 Franzofen unter Bonaparte's General Junot ſchlug '”°)
und alljaͤhrlich Aufftände gegen den Pafcha von Damaskus macht. An
100 Dörfer gehören zu Sichem “).
51. Zhaanad, rn, 0
4 m. p. von Legio (Onom.), im Bezirk Iſaſchars, aber zu Manaffe
(of. 17, 11), jedoch nicht von ihm erobert (Nicht. 1, 27). Früher
Zananitifche Königsſtadt (of. 12, 21), dann Levitenftadt. (Jof. 21, 25).
Hier fiegte Barak (Richt. 5, 19). Salomo's Amtmann zu Thaanach
(1 Kön. 4, 12), Robinfon (3,.387) und Schubert (3, 164) fahen
Thaanach (jept Ta'annuͤk) aus der Nähe von Dichenin (Ginäa).
52. Thaenath-Silo, TUW ryan,
Grenzftadt Ephraims. Sof. 16, 6. 10 m. p. in D. von Neapolis nach
dem Sordan zu (Onom. s. v. Thenath). Wahrfcheinlih Bnva, das
Ptolemäus mit Neapolis nennt “). .
53. Thapuah, men,
Grenzftadt Ephraims (Joſ. 16, 8; 17, 8). Das Land Thapuah an
Manafje (Iof. 17, 8); König von Thapuah durch Joſua befiegt (Sof.
12, 17). Wahrfcheinlich im gegenwärtigen Belad Tafue (Land T.)
nordöftlih von Sichem "°°).
54. Thebez, van,
13 m. p. von Neapolis nad Bethfean zu (Onom.). Hier Abimelechs
Tod durch einen Mühlftein (Nicht. 9, 50—54. 2 Sam. 11, 21) nay.
55. Thimnath Heres, oym muun,
auch Thimnath Sera. Zu Ephraim, auf dem Gebirge Ephraim.
Joſua erhielt e8 (Sof. 19, 49. 50) '*%), ward dba am Berge Saas be-
graben (of. 24, 30. Nicht. 2, 8. 9). Sein Grab ward zur Zeit bes
Hieronymus noch gezeigt (Omom. s. v. Thamnathsara), Nach bdiefem
Thimnath ift wahrfcheinlich die thamnitiſche Toparchie genannt (B. 3,
135) Robinfon 3, 335. Vgl. Jowett 194. Fisk 320 (367). Monro I, 274.
136) Burdbhardt &. 501.
137) Scholz S. 264.
138) Reland 461. ‘
139) Münchner Gel. Anz. 1836. Nr. 252. ©. 983, Ein zweites Thapuah
zu Suda (Sof. 15, 34). Auf Berghaus Karte Belad Tafne.
139°) Wahrfcheinlich ift das Dorf Tubäs, welches Berggren (2, 266) auf
dem Wege von Sir Yin (Barahein) nad Nablus befuchte, dies Thebez. Er
gibt ed A Stunden == 10 m. p. von Nablus entfernt an, was von der Angabe
des Onom. nicht fehr abweicht.
140) Uebereinftimmend Sofephus, Ant. 5, 1, 29; das Onom. (s. v. Tham-
nathsara) zählt den Ort irrig zu Dan, vieleicht durch Verwechslung mit Thim⸗
natha (Joſ. 19, 43). Bol. Thimna in Judaͤa.
Samaria. Thipſah — Zarthan. 149
3, 5); Veſpaſian zog von Gäfaren über Antipatris durch diefe Toparchie
nach Lydda oa). Früher wurde Thimna nebft Lydda duch Gaffius
unterjocht (A. 14, 11, 2).
Smith reifte von Jerufalem nah Kefr Saba. Zwiſchen Gophna
und el- Medfchdel fand er den Dre Tibneh an einem Nebenbach des
Wady Belaͤt. Es waren Ruinen von anfehnlihem Umfange, Grab»
höhlen an einem Hügel, den Königsgräbern bei Ierufalem ganz ähnlich.
Dies Tibneh ift Thimnath Heres, Thaana des Joſephus; diefes ward
von ne befefligt (1 Matt. 9, 50. A. 13, 1,3). Es wird a. a. O.
mit Phara (Pharathon) genannt, wahrfcheinlich dem jegigen Fer' ata im
N. von Tibneh Kon) heſcheinlich gen 5
56. Thiphſah, moon,
von Menahem gefchlagen. 2 Kön. 15, 16. in zweites Thipfah gilt
für Thapfatus am Euphrat (1 Kön. 4, 24).
97. Thirza, mann,
Tananitifche Königeftadt (of. 12, 24). Jerobeam I., Baeſa, Ella und
Simri, Könige Ifraeld, wohnen da; legterer verbrennt fich bier in ſei⸗
nem Palafte (1 Kön. 14, 17; 15, 33; 16, 8— 18). Amri verlegte
die Reſidenz nah Samaria, von wo ed 3 Meilen gen D. liege '""<).
58. Zarthan, 798,
Joſ. 3, 16. Adama zur Seite Zarthans ), Bis dahin ſtauete das
Waſſer bed Jordans beim Durchgange Iſraels ſtromaufwärts. Nach
1 Kön. 4, 12 lag Zarthan neben Bethfean, womit die Nachricht I Kön.
7, 46 ftimmt, daß Salomo Zempelgefäße zwifchen Suchoth und Zarthan
am Jordan habe gießen Iaffen; Suchoth aber liegt an ber Oftfeite des
140°) Die Zoparchie ward zu Judaͤa gerechnet, in fo fern follte Thimnath
Heres unter den Städten Sudaas aufgeführt fein. Daß diefe Zoparchie nicht
von Thimna im Gebirg Zuda den Namen hatte, verfteht ſich; aber eben fo we:
nig von Thimna, der Grenzſtadt Juda und Dans, da dies Thimnah ja füdlich
von Lydda lag; Lydda felbft ein Toparchieort war (B. 3, 3, 5), die thamnitiſche
Zoparchie aber (f. oben) nördlich von Lydda angegeben ijt.
140°) Bibliotheca sacra 1843. Dechr. 484 sggq. Dem höchſt erfreulichen
Auffinden von Thimnath Heres fügte Smith die obige richtige Auelegung bei,
welcher auch NRobinfon beitrat. Nur kann ich kaum beipflichten, wenn Smith
fein Zibneh identifizirt mit dem Thamna, von dem gefagt ift: praegrandis vicus
in finibus Diospoleos euntibus Aeliam (ostenditur) in tribu Dan sive Judae
(Onom. s. v. Thamna). Und an einer andern Stelle (s. v. Aenan) heift es:
Thamna vicus grahdis qui situs est inter Aeliam et Diospolim. Das Tib⸗
neh von Smith liegt doch zu weit nördlich von den Wegen, die von Lydda nad)
Serufalem laufen. Die Kiepert:Ritterfche Karte hat wol auf den Grund jener
Stellen des Onom. ein Thimnath zwifchen Lydda und Bethoron verzeichnet?
140°) Brocardus 459: Von Therſa näch dem Lande Taphue, gegen den Sor:
dan, ſeien 6 Meilen. Dies Land Thaphue dürfte Belad Tafne auf Berghaus.
Karte fein. Vgl. Anm. 139).
141) Die Vulgata bat Edom ftatt Adama; Luther: die Stadt, die zur Seite
Zarthans.
150 Judäa.
Jordan ſüdlich von Bethſean. 2 Chron. 4, 17 ſteht Zaredatha ftatt
Zarthan; von Zareda war Jerobeam der Sohn Nebats gebürtig. 1 Kön.
11, 26.
II. Supdäcoa.
Es grenzte im Norden an Samaria, im Welten an dad mittel-
ländifche Meer, im Often an den Sordan und das todte Meer, im Sü—
den, ungefähr längs einer Linie von der Sübfpige des todten Meeres
nah Gaza, an die Wüſte.
- Bu Judäa gehörten die Stammtheile Juda, Benjamin, Simeon
und Dan. Sof. 15, 1—12 gibt die Grenzen von Juda's Stammtheil,
B. 21 — 63 ihre Städte an; Benjamins Grenze und Städte find Joſ.
18, 11— 28 verzeichnet, Dans Sof. 19, 40— 48. Simeons Städte
fielen innerhalb der Grenzen Juda's (of. 19, 1—9). Selbft ein Stüd
von Ephraims Erbtheil müffen wir zu Judaͤa rechnen, da nach Joſephus
(B. 3, 3, 5) die Toparchieen Gophna und Akrabatta zu Judda gehör-
ten; Gophna, Akrabbim, auch Anuath, welches Joſephus als nördliches
Grenzdorf Judäas nennt, aber weiter gegen Norden, entfernter von
Serufalem und näher an Eichem lagen, als Bethel, der füdliche Grenz.
ort Ephraims. Daher fagt auch Hieronymus: die Topardhie Gophna
gehöre nicht zum Stamm Juda, fondern zu Ephraim ''*) — Früher
war jedoh Samaria größer, da erft zur Zeit der Makkabaͤer die Kreife
Apherima, Lydda und Ramathem von Samaria an Judäa kamen
(1 Makk. 11, 34. A. 13, 4, 9). |
Jofephus zieht nun die Nordgrenze Judäas von einem (nicht an-
gegebenen) Punkte des Jordan über Anua nach Joppe, rechnet aber
dennoch einen fehmalen von Soppe nad) Ptolemais laufenden Küftenftrich
zu Judäa, wahrfcheinlich auf Befiggrenzen der Herodianer fußend. Weder
der Stamm, noch das Reich Juda beſaß diefen Küftenftrich, auch bie
Apoftelgefchichte rechnet denfelben nicht zu Judäa, da e8 Cap. 12, 19
heißt: Herodes zog hinab von Judäa gen Eäfarien, und Cap. 21, 8.10:
der Prophet Agabus fei aus Judaͤa nad, Caͤſarea gelommen. Ich habe
daher die Küfte von Gaza bis Joppe zu Judäa, den Strich von Joppe
bie Haipha am Garmel aber zu Samaria gezogen, den nörblich vom
Garmel über Ptolemais bis zur phönizifhen Grenze aber zu Galiläa.
Nah Joſephus war Judäa -in 11 Diftricte getheilt '?), außerdem rechnet
142) Bethel 12 m.p., Gophna 15 m.p. von Jeruſalem nah Sichem zu.
Akrabbim 9 m. p. (in SED.) von Sichem nach Iericho zu; Anua 10 m. p. von
Sihem nad) SIerufalem zu, terminus Judaeae provinciae ad orientem respi-
ciens. Onom. s. v. v. gapays Börpvos (Reland 493), "Avoue, "Axpaßßel,
asa.
143) Die Namen diefer IL xAnpouylar find (B. 3,3, 5): Serufalem, Gophna,
Akrabatta, Thamna, Lydda, Amaus, Pella, Idumaͤa, Engaddi, Herodium, Se:
richo. Plinius zählt 10 Toparchien (H. N. 5, 14, 5), es fehlen bei ihm Pella,
Idumäa, Engaddi, dagegen hat er Betleptephene (?) und Orine, worin Seru:
falem. Reland (176) vermuthet, Pella fei bei Sofephus Bethleptepha, da er
felbft B. 4, 8, 1 eine Zopardhie Beidennpwy nennt.
Iudäa. Abel Mizraim — Abida. 151
er den nörblihen Theil des oftjorbanifchen Landes zu Judaͤa, nämlich:
Gamalitica, Saulanitis, Batanda und Trachonitis. Darum reicht des
Joſephus Perda nur bis Pella, wahrfcheinlich bis an den Scheriat Man-
dhur. Diefe oftjordanifhen Diftricte heißen ſchon im Buche Sofua
(19, 34) Juda am Jordan, weil Jair, welcher fie zu Mofis Zeit er-
oberte (5 Mof. 3, 13, 14), zwar mütterlicher Seitd von Manaffe, väter:
licher Seite aber von Juda ftammte. Daß diefes Beſitzthum Jairs noch
zu Salomo’8 Zeit als ein eigenes, gefondertes betrachtet wurbe, ergibt ſich
aus 1 Kon. 4, 13, mo Geber ald Salomo’s Amtmann über Zaire
Sieden in Gilead und die Gegend Argob (nad) Joſephus über Galaditica
und Gaulanitis) '') Aufgeführt wird.
Ueber den Begriff Juda und Judaa, wie zur Makkabaͤer Zeit au
Idumäa ftatt Judäa geſagt ward, wie ferner Judas Makkabäus den
Idumäern Hebron, Marefa (judäiſche Städte) abgenommen, ift oben ge-
fprochen; auch daß aus dem Eril hauptfächlih nur die Stämme Juda
und Benjamin zurüdfehrten, und einige von den andern Stämmen fich
unter ihnen niederließen.
Judaͤa ift meift bergig, den Küftenftrih am mittelländifchen Meere
und das Jordanthal ausgenommen. Nach Joſephus war es gleicher Natur
mit Samaria, reich an Getreide, Wein, Obft, und bei diefer Fruchtbar-
keit ſehr bevölkert '’°).
Juden und Judengenoſſen bewohnten es. Zu legtesen gehörten be-
fehnittene Idumaͤer, und griechifch vedende Juden (“EAdnvıoral), welche
fih der LXX bedienten. Seit 10 nach Chr. römifche Grovinn, wohn
ten bie Statthalter in Serufalem, fpäter in Gäfarea '*).
Städte Judäas.
1. Abel Mizraim und Atad f. Berhagla.
2. Adaſa.
Judas Makk. Iagert hier dem Nikanor gegenüber, welcher in Beth»
horon 30 Stadien von Adafa fand (1 Makk. 7, 39. 40. A. 12, 8, 5);
nahe Guphna gelegen. (Onom. s, v. Adasa).
3. Adida,
im Niederlande (Sephela) von Simon Makk. befeftigt (1 Makk. 12, 38),
welcher bier gegm Tryphon Tagert (1 Mall. 13, 13. A. 13, 6, 4).
Auch A. 13, 15, 2 und B. 4, 9, 1 erwähnt. Wahrfcheinlich identifch
mit Habid, das Esra 2, 33 mit Kod (Lydda) genannt wird, eben fo
Nehem. 11, 34, und mit Aditha in D. von Lydda (Onom. s. v. Adi-
thaim), wie mit EI Chaditeh, das gegenwärtig unweit Lydda und EI
Atrun liegt ).
144) Joseph. Antiq. 8, 2, 3.
145) Joseph. bell. Jud. 3, 3, 4.
146) Mehreres Hiftorifche, Sudaͤa betreffend, fiehe unter „Ierufalem.”
147) Scholz 256. Münchner Gel. Anzeigen 1836. Ar. 250. S. 968.
152 Judäa. Adoraim — Win.
4. Aboraim, DIR,
0. Adora, von Rehabeam gebaut (2 Chron. 11, 9), zum Stamm Juda
(A. 8, 10, 1); erwähnt 1 Makk. 13, 20. Hyrkanus nimmt Abora
und Mariſſa, Städte Idumäas (A. 13, 9, 1. Vgl. A. 13, 15, 4).
Jetzt Düra, großes Dorf in WSW. von Hebron. Bei Jofephus Auca.
(A. 13, 6, 4; 14, 5, 3. R. 3, 207).
5. Abullam, Dyy,
ober Odollam. 10 m.p. in D. von Eleutheropolis. (Onom. s. v. Adollam).
Bon bier Hira, der Hirte Juda (1 Moſ. 38, 1. 12. 20). Kananitifcher
Königsfig (Sof. 12, 15); zu Zuda (Sof. 15, 35); von Rehabeam be-
feftigt (2 Chron. 11, 7). Judas Maklabäus feiert bier den Sabbath
(2 Matt. 12, 38) 9).
6. Adummim, DIS,
Höhe nahe Gilgal, Grengort zwifchen Benjamin und Juda. (Joſ. 15, 75
18, 17.) Nach dem Onom. (s. v. Addomim) am Wege von Jeruſalem
nach Jericho ubi et castellum militum est, ob auxilia viatorum. Daher
in der Nähe der Ort, wo der Samariter Barmherzigkeit übte (Luc. 10;
30). Arvieur: Adomim, heutiged Tages das rothe Feld genannt. — Es
ſteht ein großes viereckiges Gebäude da — es ift anjego wüſte. Selbiges
war ein befeftigtes Klofter, zur Bewahrung diefes Weges, der von jeher
fehr gefährlich gemwefen if. Der Weg ift eng und in die abhängende
Seite des Gebirges eingehauen *°).
6°. Agla ſ. Bethhagla.
7. A, =.
In ben LXX Tal und ’Ayyal, Aina bei Zofephus (A. 5, I, 12).
Es lag morgenmwärts vor Bethel (Joſ. 7, 2). Abraham Tagerte ſich
zwifchen Bethel und Ai (1 Mof. 12, 85 13, 3). Joſua eroberte und
zerflörte e8 (Joſ. 8. Vgl. 12, 9). DBenjaminiten befegten es nach dem
Exil (Nehem. 11, 31; 7, 32. Esra 2, 28) *cy. Nach Robinfon
(2, 562—564) bezeichnen Ai vielleicht Felfengräber, drei Wafferbehälter
und Ruinen in SD. von Bethel und in ©. von Deir Dimän gelegen.
8. Yin, 72,
zu Sübd-Juda (Jof. 15, 32); fpäter zu Simeon (Sof. 19, 7), Leviten⸗
ſtadt (Sof. 21, 16); Onom.: Ain in Daroma contra australem plagam
148) Höhle Adullam Zufluchtsort Davids, und weit fpäter (1138 nad) Chr.)
der Einwohner Thekoas vor den Saracenen. Will. Tyr. XV, 6. Die Höhle
bei Thekoa liegt aber weit öftlicher, als Adullum nad) der Angabe des Onom.
liegt. Vgl. Thekoa, befonders Anm. 252”. |
149) Arvieur 2, 154. Nach Doubdan 290 lauft der Weg vom Klofter (Adum:
mim) in die Ebene Jericho eine Strecke längs dem Kidron (Suivant quelque
temps le lit du Torrent de Cedron?)
150) Wofern Nehem. 11, 31 Aja mit Ai identifch, ebenfo Ajath Jeſ. 10, 23.
Gin oftiordanifches Ai: Ser. 49, 3.
Judäa. Ajalon — Anab. 153
Chebronis, novem ab ea millibus separata '%2), Nah Robinfon
(2, 189) ift Ain wahrfcheinlih das jegige Dorf el-Ghumein im ©.
von Hebron.
9. Ajalon, os,
"Mög. bei Joſephus A. 8, 10, 1. Zu Dan (Jof. 19, 42), Leviten⸗
ftadt (of. 21, 24); von Rehabeam befeftigt (2 Chron. IT, 10). Phi⸗
lifter fallen zur Zeit Ahas ein „in die Städte der Niederung” und neh.
men Bethfemes, Ajalon ꝛc. (2 Chron. 28, 18). 2 m. p. von Nikopolis
nad) Serufalem zu (Onom. s. v. Ajalon). Hieron. Ep. Paulae: Atque
Nicopoli proficiscens ascendit Bethoron inferiorem et superiorem ad
dextram aspiciens Ajalon et Gabaon, ubi Jesus filius Nave contra
quinque reges dimicans soli imperavit et lunae ’°°’b), Mond ftehe fill
im Thale Ajalon (Joſ. 10, 12). Philifter wurden von‘ Michmas bis
Ajalon durh Saul und Jonathan gefchlagen (1 Sam. 14, 31). —
Robinſon fah vom obern Bethhoron eine fi) abendwärts, wahrfcheinlich
bis Efron binabziehende Thalebene; an ihrem Südoſtende liegt ein lei
nes Dorf Dſchaͤlo. Dies das alte Ajalon, die Thalebene dad Thal Yja-
Ion. (Rob, 3, 278). Ein zweites Ajalon 3 m. p. in DO. von Bethel
unweit Gabaa und Rama Saul (Onom. s. v. Ajalon) '?').
10. Akrabbim,
Dorf 9 m. p. von Sichem nad Jericho zu: nach ihm ift die jubaafche
Landſchaft Akrabittene genannt. (Onom. s. v.’ Axpaßßsiv) '’'2). Gegen-
wärtig Akrabi '°'P),
11. Almon, Yin,
zu Benjamin. Priefterftadt. Sof. 21, 18.
12. Anab, 239,
zu Suda, auf dem Gebirge (of. 15, 50). Joſua vertilgt die Enafiter
zu Anab (Sof. LI, 21). In finibus Eleutheropoleos (Onom. s. v. Anab).
Anab wird mit Efthemo (of. 15, 50) zufammen genannt; beide fand
Robinſon als Nachbarorte im &. von Hebron (R. 2, 422).
\
150°) Ein zweites Ain, nördliher Grenzort Palaͤſtinas (4 Mof. 34, 11)3 ein
drittes, Ain Karem genannt, beim St. Sohannes Klofter. (Büſchings Afien
1. Abthig. 1769. ©. 301).
150°) Joſua zieht in der Nacht von Gilgal nach Gibeon und Yerfolgt die Ka:
naniter von da Über die Anhöhe von Bethhoron bis Aſeka und Mafeda (8m. p-
in DO. von Eleutheropolis). 8wiſchen Bethhoron und Makeda würde er unge:
fahr durch Ajalon gekommen fein.
151) Nach dem Onom. ift dies zweite Ajalon Joſua's A. — was der Stelle
im Epit. Paulae widerſpricht und der Erzählung von Joſua's Zuge nicht wohl
entſpricht. — Ein drittes Ajalon lag in Sebulon (Nicht. 12, 12).
151°) Plin. H. N. 5, 14,5. Joſ. B. 3, 3, 5.
151°) O. v. Richter 55. Bon Sindſchill nah Nablus zu blieb Akrabi zur
echten. Bol. Rob. 3, 323.
«
154 Judàa. Anathoth — Aphek.
13. Anathoth, ninıy. '
Nach Joſephus (A. 10, 7, 3) 20 Stadien, nach dem Onom. s. v.
Anathoth 3 m. p. von Jeruſalem. Hieronymus zu Jerem. 31: A turre
Anathoth, quae hodie appellatur Jeremiae, tribus a Jerusalem millibus
separata, und zu Jerem. I: qni habitabant contra septeutrionem Jeru-
salem in tertio milliario et viculo Anathoth., Das jegige Seremid,
welches nicht 3 m. p. gegen Norden, fondern 10 m. p. gegen Werften
von Serufalem Tiegt, ift alfo nicht das alte Anathoth *). Prieſterſtadt,
von Benjamin abgetreten (Sof. 21, 18. Serem. I, 1). Geburtsort
Abiefers,_eines der Helden Davids (2 Sam. 23, 27). Ab Jathar von
Salomo hierher verbannt (1 Kon. 2, 26). Geburtdort Jeremiaͤ (Ser.
1, 15 29, 27), der von den Einwohnern gehaßt wird (Ser. 11,
21 — 23). 128 Männer aus dem Epil nach Anathoth zurückgekehrt
(Edra 2,23. Neh. 7,27). Robinfon fand Anita, Ruinen 1, Stun-
ben in NND. von Ierufalem. Gegenwärtig ein armes Dorf mit etwa
100 Einwohnern. (Rob. 2, 319.)
14. Anim, 039,
zu Juda auf dem Gebirge (Sof. 15, 50). Wahrfcheinlich: Bethennim,
4 m. p. von Hebron, 2 m. p. von der Terebinthe (Onom. s. v. Ain).
14°. Anob f. Nob. |
15. Anthedon,
20 Stadien im N. Gazas am Meere); duch Alerander Sannaus
genommen (A. 13, 13,3. B. 1,4, 2), von Gabinius reſtaurirt (A. 14,
5, 3. B. 1, 8, 4); vom Auguftus dem Herodes m. ‘gegeben (A. 15,
7,3. B. 1, 20, 3), ber es dem Agrippa zu Ehren Agrippias nennt *2)
(B. 1, 21, 8); von den Juden zur Zeit des Geffius Florus zerftört
(B. 2, 18, 1). Bilchöfe von A. auf dem dritten ephef. Concilio und
auf dem zu Chalcedon.
16. Anua,
10 m. p. von Neapolis nad, Ierufalem zu (Onom. s. v. ”Avova) ter-
minus Judaeae provinciae; identif mit Anuath, welches Joſephus
(B. 3, 3, 5) dad nördliche Grenzdorf Zudäas gegen Samaria nennt.
11. Aphek, Pax, PEN.
Zu Juda auf dem Gebirge (Sof. 15, 53) *9. Hier Ifrael von
den Philiftern gefchlagen und Verluſt der Bundeslade (1 Sam. 4, 1).
18. Arad, 92.
Nahe der Wüfte Kades, 20 m. p. ſüdlich von Hebron, A m. p.
von Malatha (Onom. s. v. Arath). Die Wüſte Juda im Mittag von
'
152) Quaresm. 2, 15. NReland 561. .
153) Sozomen. histor. 5, 9. Stephanus Ethn. s. v. Anthedon. Ermwähnt
von Ptolem. Cap. 16, Tab. 4 und Plin. 5, 12.
153°) Münzen mit den Namen Anthedon und Agrippias. Edhel 443.
154) Ein zweites Aphek zu Ifaſchar, ein drittes zu Aſſer (fiehe Galilaͤa); ein
viertes am Oſtufer des Sees Genezareth, jetzt Keith oder Phik (fiehe Peräa).
D
Judäa. Arad — Abcalon. 155
Arad (Richt. 1, 16). Der König Arad ſchlägt mit feinen Kananitern
Iſrael; jene werden binwiederum von Ifrael gefchlagen (4 Mof. 21,
1—3 3; 33, 40. Richt. 1, 17). Kananitifche Königsftadt (Zof. 12, 14).
Robinſon (3, 12) ſah von ferne den Zell Aräd (den Hügel Arad), der
ungefähr 16 m. p. in ©. von Hebron und 5 m. p. In ND. von el⸗Milh
liegt '**=), welches Robinfon für identifch mit Malatha (Molada) hält.
19. Archelais,
24 m.p. von Sericho '*d), vom Ethnarchen Archelaus erbaut (A, 17,
13, 1), von Salome (Herodis m. Schwefter) nebft Phafaelis der Livia
Augufis vermacht (A. 18, 3, 2).
20. Arethufa, ‘
von Pompejus zu Syrien gefchlagener, wahrfcheinlich in der Nähe von Ma-
refa und Asdod gelegener mittelländifcher Drt (A. 14, 4,4. B. 1,7, 7).
21. Arimathia f. Ramla.
212, Aroer.
Robinfon (3, 180) traf in Wady 'Ar' ärah Ruinen, die er für
Reſte des Aroer hält, welhem David einen Theil der von ihm in Ziflag
gemachten Beute fandte (1 Sam. 30, 26). Es liegt c. 4 beutfche Mei-
len in ©. von Hebron '*°).
22. Afan, yr
Zur Niederung Juda (Sof 15, 42); Priefterftabt 6 Chron.7, 59);
16 m. p. weſtlich von Jeruſalem (Onom.). Aſan Simeons ft ver⸗
muthlich ein zweiter, an der Südgrenze Paläſtinas gelegener Ort (Joſ.
19, 7. 1 Chron. 4, 32).
23. Ascalon, RUN.
Philiſterſtadt (of. 13, 3). Don YIuda erobert (Richt. 1, 18),
jedoch unter den Städten Kubas (Sof. 15, 45—47) nicht genanne,
Sie liege 6 Stunden von Gaza, 520 Stadien von Jeruſalem '°), am
Meere. Hier erfhlug Simfon 30 Ppilifter (Nicht. 14, 19); Ascalon
gab zu Samuels Zeit dem Gott Ifraeld ein Schuldopfer (1 Sam. 6, 17);
wird in Davids Wehklage um Saul erwähnt (2 Sam. 1, 10); Deo:
pheten weiſſagen gegen bie Stadt (Jer. 25, 20; 47, 5.7. Am. I,
Zeph. 2, 4.7. Sadar. 9, 5). Fenathas der Makfabäer eroberte *
154") Nach Kieperts Karte.
154°) Tab. Peuting. — Plin. H.n. 13, 9, 10: Archelaide et Phaselide atque
Libiade (Judaeae) convallibns.
154°) Rad) Kieperts Karte.
155) Arvieur 2, 59. — Joseph. B. 3, 2, 1. — Nach Strabo find es von
Askalon no Samnia 25 m. p. (200 Stadien)
Samnia nad) Diospolis m. p. .
Diospolis nach Serufolem 32 m. p. | Itiner. Antonini.
69 m. p. — 552 Stadien.
Vogl. Reland 443. Weber Jamnia mochte es ein Ummeg fein.
156 Judaͤa. Abdod.
zweimal (1 Makk. 10, 86; 11, 60); Herodes m. verſchönerte es durch
Bäder und Brunnen '°). Derceto, die Venus der Syrer, wurde bier
verehrt, welche halb Menſch, halb Fiſch, weshalb die Syrer Feine Fifche
effen; ihre Tochter war Semiramis '’). — Ascalon sacris litteris clara
„den Juden von jeher verhaßt“ (B. 3, 2, 1), die Afcaloniten ihrerfeits
fehr feindfelig gegen bie Juden '°’2) und ebenfo gegen die Chriften, fo
daß fie zur Zeit Kaifer Julians chriftliche Alte und Jungfrauen 'b)
tödteten und in ben Kreuzzügen die hartnädigften Feinde der Kreusfah-
rer waren "7°, — Bei Ascalon befiegte im Jahre 1099 Gottfried von
Bouillon ein agyptifches Heer 4); Balduin IH. von Jeruſalem eroberte
die Stabt im 3. 1153 17°), nach der Schlacht bei Hittin 1187 nah
men bie Saracenen fie wieder; 1191 kam fie in die Hand von Richard
Löwenherz; 1192 wurde fie, nach einer Friedensbedingung, von ben
Chriften zerftört N).
Gegenwärtig fieht man noc eine Halbfreismauer Ascalons, bie
am Meere endet, und Ruinen von Tempeln, Theater und Klofter 's).
Es ift unbewohnt. Die umgeflürzten Mauern find von wunderfamer
Diele. — Bilchöfe von Ascalon waren auf den Concilien von Nicda,
Conftantinopel 381, Diospolis 415, Chalcedon, Serufalem 536 '°7b),
Die hier wachfenden Zwiebeln heißen nad) der Stabt ascalonitae,
escalottes, Schalotten '?”i),
24. Asdod, Aboroc, TITÜR-
Philiſterſtadt (Joſ. 13, 3). Zu Juda (Joſ. 15, 46. 47); Rieſen
daſelbſt (Joſ. 11, 22) tky. Hier Dagon und die Lade Gottes (1 Sam.
156) B. J. 1, 21, 11. Auguftus fehenkte der Salome, Herodid m. Schwefter,
einen Palaft in Askalon. A. 17, 11, 5.
157) Reland 590 fg. hat dad Ausführliche hierüber nach Diodor. Sic. 1, 4.
Ovid. Met. 4, 3. Fast. 2, 460, aud den Grund, warum die Syrer Beine
Fiſche und Zauben eſſen. Vgl. Münzen bei Eckhel 444 — 447.
157°) Philo de legatione ad Caj. p. 1021 (Reland 587).
157°) Chronicon paschale ad a. 361. Die mit Gerfte gefüllten Leichname
warfen fie den Schweinen vor.
157°) Will. Tyr. 917. 840. 865 nennt fie: hydra immanissima — hostes
immanissimi — veluti culices inquieti in nocendi proposito perseverantes.
Del. S. 781. 787. 797. Ascalona fuit semper adversatrix Jerusalem fagt
Robert. Mon. 77. Daffelbe bezeugt Abulfeda Tab. Syr. ©. 78: Fuit (Asca-
lon) ex validissimis olim Islamismi in Syria propugnaculis.
157°) Will. Tyr. 768 sq. Robert. Monachus 77.
157°) Will. Tyr. 924, wo er auch) eine Befchreibung Ascalons gibt.
157’) Vitriac. 1123. Nostri compulsi sunt Ascalonam et Gazam diruere
secundum treugarum conditionem.
157°) Richardfon 202. Kist 255. Arvieux 2, 60.
157") Gelehrte und Münzen aus Ascalon bei Reland 594. 595. Auch ein
Episcop. Majumae Ascalonis, d. i. der Hafenftadt Ascalon, wird genannt.
157) Allium ascalonicum. Plin. H. N. 19, 32, 25. Strabo 16, 2, 29.
Columella de re rustica 12, 10. Apic. de arte coquinar. 4, 2.
157°) Rah Ant. 5, I, 22 wer Asdod Grenzftabt Dans.
*
Judäa. Affe — Baalath. 157
5, 1-7. 1 Makk. 10, 83), für welche auch Asdod dem Herrn ein
Schuldopfer gibt (1 Sam. 6, 17). Ufias zerftörte ihre Mauer (2 Chron.
26, 6); zur Zeit des Jeſaias ward die Stadt von Aſſyrern erobert (Jeſ.
20, 1). Zu Nehemid Zeit zürnten Asdoditer über den Bau der Mauern
Serufalems (Nehem. 13, 23. 24). Propheten meiffagen gegen Asdod
(3er. 25, 20. Am. 1, 8; 3, 9. Zeph. 2, 4. Sachar. 9, 6). Judas
Mattabäus, fpäter fein Bruder Jonathas zogen gegen Asbob und riffen
die Gögenaltäre ein (1 Makk. 5, 68; 10, 77—84;5 11,4). Pompejus
ſchlug-Asdod zu Syrien (A. 14, 4, 4), Gabinius ließ die Stadt wieder
herftellen (A. 14, 5, 3. B.1, 7, 7); Herodes m. vermachte fie im
Teftamente feiner Schwefter Salome (A. 17, 8, 1; 11,5). Nach Asdod
rüdte der Geift den Philippus, nachdem er den Kämmerer getauft
hatte (Ap. Geſch. 8, 40). Bifchöfe von Asdod unterfchrieben auf ben
Concilien von Nicäa, Seleucia 359, Chalcedon, Jeruſalem 536 71), —
Herodot erzählt: der ägyptiſche König Pfammetichus habe die Stadt
29 Jahre belagert, dann erft genommen '’m),
Gegenwärtig Esdud, 8’ Stunden von Ascalon, mit 100 bis 150
elenden Hütten. Die Einwohner find Muhammedaner "’r).
25. Aſeka, mp2.
Zur Niederung Juda (of 15, 35), in der Mitte zwifchen Jeru⸗
ſalem und EleutheropoliS (Onom. s. v. Azeca). Joſua ſchlaͤgt 5 Könige
von Gibeon bis Afeka (Sof. 10, 10). Goliaths Kampf zmwifchen Aſeka
und Socho (1 Sam. 17, 1fg.). Bon Rehabeam befeftige (2 Chron.
11, 9). Nebukadnezar gegen Aſeka (Jerem. 34, 7). Kinder Juda nach
dem Eril in Aſeka (Nehem. 11, 30).
26. Atharoth-Adar, TR nindy,
Grenzftadt zwifchen Ephraim und Benjamin. Kobinfon fand ein Atära
c. 6 m. p. in ©., ein. zweites c. 4 m. p. in N. von Gophna. Das
füdliche fcheint identifch mit Atharoth-Adar, über welches die Norbgrenge
Benjamins von Bethel nach Unter- Bethhoron lief. Joh. 16, 2. 3. 55
18, 13, 14 1570),
27. Azmon, ux?,
füdlicher Grenzort Paläſtinas. 4 Mof. 34, 4. Sof. 15, 4.
28. Baalath, nbya,
zu Dan (Sof. 19, 44); von Salomo gebaut (1 Kon. 9, 18).
157') Reland 609. Münzen Asdods bei Eckhel 448,
157”) Herod. 2, 157. Dies fei die längfte Belagerung.
157°) Fisk 255. Ueberf. 286. Epiphan. Vit. Prophet. 246 nennt Asdod:
eine Griechenftadt am Meere; übereinftimmend Hieron. zu Joel 2. Hierokles
unterfcheidet ein Azotus mapaos und Meooyalog, die Notitia Patriarchatuum
(Reland 215) ein Azotus napados uud "Iorivos (?).
157°) Sunt autem duae Atharoth, haud procul ab Aelia. (Onom. s. v.
Atharoth).
—
158 Jutdäaa. Baal Saliſa — Berfeba.
29. Baal Salifa, ua >ya,
in ber Gefchichte des Elifa erwähut (2 Kön. 4, 42).
30. Baal-Thamar, un b>3,
wo Iſrael die Benjaminiter flug (Nicht. 20, 33), juxta Gabaa.
(Onom.)
31. Bahurim, braune,
auf dem Wege vom Delberge zum Jordan, nad) A. 7, 9, 7 unweit Jes
rufalem. Hier Simei, der Läfterer Davids (2 Sam. 19, 16. 1 Kön.
2, 8); in der Erzählung des Aufftandes Abſaloms öfters erwähnt
(2 Sam. 16, 5; 17, 18); Michal in Bahurim (2 Sam. 3, 16).
32. Bazekath, nax3,
zu Suda (of. 15, 39); von da die Mutter des Königs Joſias (2 Kön.
22, N).
33. Bealoth, naya,
Südftadt Judas (of. 15, 24). Ein zweites (1 Kon. 4, 16) gehört
wahrjcheinlich zu Samaria.
34. Beeroth f. Gibeon.
35. Berfeba (Berfaba), say 83,
d. i. Brunnen der fieben, nämlich der fieben Lämmer, welche Abraham
fhlachtete, da er mit Abimelech einen Bund machte (1 Mof. 21, 28—
33); an der Grenze Edoms, 20 m.p. füblid von Hebron, zu Gera⸗
ritica (Onom. s. v. Bersabee). Jetzt Bir Szabea mit 7 (oder 57)
Brunnen, von denen 2 brauchbar "°).
Hagar irrt bei Berfeba (1 Mof. 21, 14). Abraham wohnt da
(1 Moſ. 22, 19), ebenfo Saat (1 Mof. 26, 23); Jakob zieht von
Berfeba nach Haran (1 Mof. 28, 10), opfert zu Berfeba (1 Mof.
46, 1). Berfeba zu Juda (of. 15, 28), dann an Simeon (Sof. 19, 2.
1 Chron. 4, 28). Samuels Söhne Richter in Berfeba (1 Sam. 8, 2).
Hierhin Elias (1 Kön. 19, 2, 3). Gögendienft zu Amos’ Zeit (Amos
5, 5; 8, 13, 14). Bon Dan bis Berfeba (Richt. 20, I und öfter)
als Nord» und Südende Paläftinad; „von Berfeba an bis auf das
Gebirge Ephraim” (2 Chron. 19, 4) ald Süd- und Nordende des Kö-
nigreich® Juda; auch von Geba bis nach Berfeba (2 Kön. 23, 8) *a),
Nach Berfeba aus dem Eril Zurüdigefehrte (Nehem. 11, 27). Zu Hiero-
nymus Zeit war hier römifche Befagung (Onom.). Später griechi-
ſcher Bifchofsfig zu Birofaba, auch Zarrav Bapsanuav genannt. —
Hier endet nach) Robinfon bie füdliche Wüfte und Paläſtina beginnt.
153) Seegen, monatl. Correfp. IT, ©. 143. Gefenius erflärt Berfeba durch
puteus jurisjurandi. Schwören beißt im Hebraifchen „fiebenen,” von den 7 7—
Opfern, weldye dabei gebracht wurden.
& 158’) Wiewohl eine fimeonitifche Stadt, gehörte Berfeba doc zum Reiche
uda.
Judäa. Betarußs — Bethhagla. 159
Am Wadhy es⸗Szeba' fand Robinſon (1, 337) zwei tiefe Brunnen, bie
Bir es⸗Szeba' heißen. Der größte hat 32’ Fuß im Durchmeffer und
bis zur Oberfläche des Waſſers 447% Fuß Tiefe, unten war er 16 Fuß
in den Felſen gehauen; der andere Brunnen bat 5 Fuß im Durchmeffer
und ift 42 Zuß tief. Das Waffer beider ift Mar, trefflih und reichlich.
Ruinen ziehen fi längs dem Waffer eine DViertelftunde weit hin.
36. Betarus,
Biränpa, Feſte, welche im 18ten Regierungsjahre bes Hadrian von den
Römern zum Schluffe des furchtbaren jüdifchen Krieges erobert wurde.
Ruinen dieſer Fefte, Kirbet el Jehud genannt, Fiegen bei bem Dorfe Beitir
unweit Serufalem '°°d).
37. Baetogabra f. Eleutheropofie.
37°. Beth⸗Anoth.
Zu Juda (Sof. 15, 59 u. 58). Wahrfcheinlich Beit' Ainuͤn, mit
bedeutenden Ruinen unmeit Halhul und Beth⸗zur, mit benen es auch
in der angeführten Stelle zufammengefaßt ift '°°°). -
38. Berhhagla, man ma,
fübliher Grenzort Benjamins gegen Juda in der Nähe der Jordan⸗
mündung. Sof. 15, 6; 18, 19. Hieronymus s. v. Area Atad fagt:
Locus trans Jordanem, in quo planxerunt quondam Jacob, tertio ab
Jerico lapide, duobus millibus ab Jordane, qui nunc vocatur Bethgla,
quod interpretatur locus gyri; eo quod ibi more plangentium cir-
cumierint in funere Jacob. Hiernach ift alfo Bethhagla identifch mit
der Tenne Atad und mit Abel Mizraim (Trauer der Yegypter) 1 Mof.
50, 10. 11, und lag 2 m. p. vom Jordan, 3 m. p. von Jericho, dem-
nach auf der Weftfeite des Sordan, zwifchen Jericho und dem Fluſſe.
Sagt Hieronymus dennoch: Area Atad locus trans Jordanem, fo ift
dies ald Citat anzufehen, ba es Gen. 50, 10 heißt: Veneruntque ad
aream Atad, quae sita est trans Jordanem. Daß in diefer Stelle der
Genefis ‚‚ienfeit des Jordans“ das weftjordanifche Land bedeute, wird
aus dem folgenden 33. Verfe ar: „und als die Bewohner des Landes,
die Kananiter, die Klage bei der Tenne Atad fahen” u.f.w. Die Ka-
naniter wohnten aber im mweftjorbanifchen Lande, dies Land bie Kanaan,
im Gegenfag von Mead, dem oftjorbanifchen Lande. (gl. ©. 20.)
Iſt Mofes, der das Land im MWeften des Jordans nicht betrat, Ver⸗
faſſer der Geneſis, fo ergibt ſich ſchon aus Gen. 50, 10, daß die Area
Atad auf ber MWeftfeite des Jordans lag.
Sn der Nähe des Jordans, unweit Seriho, fand Robinſon
(2, 511) eine fchöne Quelle, 'Ain Hadſchla, und findet durch fie die
158°) Euseb. Hist. eccl. 4, 6. Williams 136. Krafft 224.
158°) Bibl. sacra 1843 no: 1. ©. 58.
160 Judäa. Beth Aven — Bethel.
Ortslage von Bethhagla bezeichnet a), — Dad Onom. kennt noch
zwei andere "Bethhagla *8e).
38°, Beth Aven. Siehe Berhel, Anm. 158").
39. Beth Araba, Tanz na,
zu Suda in der (am Nordende des todten Meeres gelegenen) Muüfte
(Sof. 15, 61); wahrſcheinlich bei der zweiten Theilung zu Benjamin
(Sof. 18, 22). Grenzort von Juda und Benjamin (of. 15, 6;
18, 18).
9. Bethbaſi,
in der Wuſe von Simon und Jonathan Makkabaͤus befeſtigt A Makk.
9, 62). Bei Joſephus Bethalaga (A. 13, 1, 5).
41. Beth Car, „a rm.
Poilifter wurden zur Zeit Samuels von Mizpa bis Beth Car ge⸗
jagt (1 Sam. 7, 11),
42%. Bethcherem f. Thekoa.
43. Beth Dagon, Ya mia,
zu Juda, in der Niederung. (of. 15, 41); ob Beth-Dagon zwiſchen
Diospolis und Jamnia? (Onom. s. v. Beth Dagon) **8).
44. Bethel, u na, ’
12 m. p. von Jeruſalem rechts vom Wege nad) Sichem (Onom. s. vv.
Aggai et Luza) "’b), Jakob fah Hier im Traume die Himmelsleiter
(1 Mof. 28, 11 —19; 31, 13. Hoſea 12, 5) und falbte den Stein,
der fein Schlafkiffen gemefen ”®i). „Und Jakob hieß die Stätte Bethel
(d. i. Haus Gottes), vorhin hieß ſonſt die Stadt Lus“ "*k, Ein
-
158") Nach Obigem kann ich Robinfon nicht beipflichten, wenn er Area Atad
für nicht identiſch mit Bethhagla anſieht.
158°) Onom. s. v. Bethagla: tribus Juda. Est autem vicus euntibus Ga-
zam de Eleutheropoli in decimo lapide qui Agla appellatur (S. Berghaus)
et alia villa Bethagla maritima in octavo a Gaza milliario.
158°) Sofephus (Ant. 6, 2, 2) hat ftatt Beth Car: Correa. Dies Tann nicht
Corraä (zwifchen Sericho und Bethfean) fein.
158°) Caphar Dagon bei Berghaus; Robinfon (3, 28) gibt Beit: Dedfchan
1% Stunden in ARD. von Ramleh an, beide fallen nicht in das Gebiet von
Juda. Ein zweites Beth Dagon, Grenzſtadt Aſſers Joſ. 19, 2
158") Das Itiner. hierosol. &. 588 gibt von Sichem nach Bathe 28 m.p.,
von Bethel nach Serufalem 12 m.p. Es nennt aber den Ort Bethar, m. p.
von demfelben fei der Plag ubi Jacob, cum iret in Mesopotamian, addor-
mivit. — Die Angaben ftimmen fehr gut mit Berghaus und Kiepertd Karten.
158) Barroviıa, gejalbte Steine, von Bethel genannt. ©. Serufalem, der
Tempe
158*) Blieb dennoch ein Zus neben Bethel? (Iof. 16, 23 18, 13.) Verſchie⸗
den ift Luza quae cecidit in sortem filiorum Joseph in tertio lapide Nea-
poleos. (Onom.) Eufebius gibt 9 m. p. an, wofür Hieronymus aber 3 feßt.
Juda a. Bethelia. 161
zweites Lus im Lande der Hethiter erbauet, nachdem das Haus Joſephs
Bethel mit der Schärfe des Schwertes geſchlagen (Nicht. 1, 22—26).
Jakob baut hier einen Altar, begräbt die Deborah, erhält den Namen
Ifrael (zum zweiten Mal) und Segensverheißungen; er erfüllt hier ein
Gelübde (1 Mof. 35, 1—15;5 vgl. 32, 28 und 28, 20— 22). — Schon
früher, zu Abrahams Zeit, Bethel genannt (1 Mof. 12, 8; 13, 3), eine
prolepsis. — Kananitifche Königsftadt (Jof. 12, 16). Zu Benjamin
(Sof. 18, 22), eine Grenzſtadt gegen Ephraim (Sof. 18, 13; vgl. 16,
1.2); von Ephraim erobert (Nicht. I, 22—26). Die Bundeslade in
Bethel (Nicht. 20, 26. 27), ob auch die Stiftshütte? (1 Sam. 10, 3) '°°1)
Samuel richtet hier (1 Sam. 7, 16); Kälberdienft Jerobeams bafelbft
(1 Kön. 12, 28—33; 13, 1); Amazia, Kalbspriefter unter Serobeam II.,
ift gegen Amos (Amos 7, 10—13). Von Abia, dem Könige Zube,
zwar dem SJerobeam entriffen (2 Chron. 13, 19), doch an Iſrael zurüd,
da es heißt: der ifraelitifhe König Jehu habe den Kälberdienft beftchen
laffen (2 Kön. 10, 28. 29). Auf bdiefen Dienft bezieht fi Amos 4, 4;
darum nennen bie Propheten Bethel (d. i. Gottesftadt): Beth Aven, b. i.
BGögenftadt (Amos 5, 5; Hoſea 4, 155 5, 85 10, 5.8) m), Der
König von Affyrien fendet einen der, in bie Gefangenfchaft geführten,
iſraelitiſchen Priefter, welcher. zu Bethel die famaritanifchen Coloniften
lehrt, wie fie Gott fürchten follen (2 Kon. 17, 28). Sofia zerftört den
Kaälberdienft zu Bethel (2 Kon. 23, 15— 15) und erfüllt die dem Je⸗
robeam gefchehene Weiffagung (1 Kön. 13, 1.2), wie bie des Hofen
und Amos (a. a. D.). Männer von Bethel unter den aus dem Exil
Zurückgekehrten (Esra 2, 28. Nehem. 7, 32); Benjaminiter bier nad)
dem Eril (Neh. Il, 33). Vom Spree Bacchides befeftigt zur Zeit der
Makkabäer (1 Matt. 9, 50); von Veſpaſian erobert (B. 4, 9, 9). —
Mifftonar Nicolayfon fand Bethel im Jahre 1836 mm), Nach Ro-
binfon (2, 339 fg.) heißt es jegt Beitin. Ruinen bededen 3— 4 Mor-
gen Landes; man findet Reſte einer griechifchen Kirche, auch einen Waf-
ferbehälter, der 314 Fuß lang, 217 F. breit. Es ift 3 Stunden 45 Min.
(zu Pferde) von Jerufalem entfernt.
45. Bethelia.
Unter den Südſtädten Judas find Sof. 15, 30 aufgeführt: Ei
Tholad, Chefil und Horma; unter den von Juda an Simeon abge
tretenen (Sof. 19, 4): El Tholad, Bethul und Horma, fo daß bier
Bethul für Cheſil ſteht. Ebenfo 1 Chron. 5, 29. 30, wo als Städte
Simeond genannt find: Tholad und Bethuel und Horma. — Nun
158) Val. Silo. Luther hat Nicht. 20, 26 „Haus Gottes’ ftatt „Bethel“.
158”) Bethaven quae quondam vocabatur Bethel jagt Bieronymus zu
Hof. 5, 8, und erflärt 6, 9 fo: Kalböpriefter von Bethel lauerten denen auf,
welche zum oder vom jerufalemifchen Gottesdienft auf der Straße von Serufalem
nah Sichem reiften. — Beth Aven hieß aber auch eine befondere Stadt.
„Qi, welches bei Beth Aven liegt, öftlih von Bethel” Iof. 7, 2 Wüfte Beth
Aven (of. 18, 12); Michmas vor Beth Aven (1 Sam. 13, 5).
158””) Jewish Intelligence, Febr. 1837. ©. 35.
R aumer, Paläftina. 3te Aufl. 11
x
162 Judäa. Beth-Horon.
erwähnt Sozomenus ein zu Gaza gehöriges Dorf Byde)co, mo viele
alte Tempel auf einem künſtlichen Hügel (Acpov yerporormtov), ein
Pantheon. Und Volney erzählt: 7 Stunden gegen Südweft von Bait-
Dſchibrim, alfo nahe Gaza, liege Hefi, ein Dorf, „in deffen Nachbar:
fchaft, fagt er, fih ein künftlicher Hügel befindet, der 70 Fuß hoch,
150 breit und 200 lang ift. Er war allenthalben mit Steinen ausge-
legt und auf feinem Gipfel entdedt man noch die Spuren einer fehr _
feften Citadelle.“ Sind diefe Ruinen auf künſtlichem Hügel vieleicht
Nuinen des auf Fünftlihem Hügel erbauten Pantheons von BrTerl«,
ift dies felbft das alte Bethul Judas und Simeons, und klingt im
Namen Heft der Name ChHefil nach, das Synonymon Bethuls "*r)?
Wahrſcheinlich ift das Bethul (Joſ. 19,4) identiſch mit Bethel (1 Sam.
30, 27), dem David von der amalekitifchen Beute fandte.
46. Beth-Horon (Bauseopuv), Yarn“a,
d. i. Ort der Höhlung. Dber- und Nieder-Beth-Horon (1 Chron. 7,
234) zwiſchen Nikopolis, die fonft Emmaus hieß, und Jerufalem, 12
m. p. von Serufalem (Onom.), 100 Stadien nach Joſephus "°). Auf
der Grenze zwiſchen Benjamin und Ephraim (Sof. 18, 13. 14; 16,
3. 5). Bon Eyhraim kam es an die Leviten (Jof. 21, 22). Hier
Joſua's Schlacht gegen 5 Könige (Joſ. 10, 11). Bon Salomo befeſtigt
(1 Kon. 9, 17. 2 Chron. 8, 5); von Amazia zurüdgefandte ifraelitifche
Miethöfoldaten verheeren die Städte Judas „von Samarien bis nad
Bethhoron“ (2 Kön. 25, 13); hier Schlacht des Judas Makkabäus mit
Nikanor (1 Makk. 7, 39 — 43); es wird auh I Makk. 3, 15 und
Cap. 9, 50 erwähnt. Hier der Römer Eefliud von den Juden in Hohl«
wegen eingefhloffen und gefchlagen '°”*). Rama et Beth Horon et reli-
quae urbes nobiles a Salomone constructae, parvi viculi demonstran-
tur (Hieron. ad Sophon. 1). — Robinfon ging von Lydda über das
untere Bethhoron, „Beit "Ur et⸗Tahta““, den fteilen, faft eine Stunde
anfteigenden Paß hinauf zum obern Bethhoron, „Beit "Ur el⸗Foka“,
welches 5 Stunden von Serufalem entfernt iſt. Es finden fih Grund:
mauern von großen Ruinen b),
.. 198°) Sozom. Hist. 5, 15. Hieronymus (Vita S. Hilarionis pag. 84) nennt
ed Betulia. Burouaov, Biſchofsſit in Palaͤſtina. Meland 638. Die ſcharffin⸗
nige Combination von Bethul, Bethelia, Chefil und Hefi verdanke ich dem Rec.
in den Münchner Gelehrten Anz. Doc babe ich noch ein Bedenken: warum
Beltz zum Vaala (Sozom. I. c.) nicht Sof. 15, 47, wo „Gaſa, ihre Töch⸗
ter und ihre Dörfer” ald Drte der Niederung aufgeführt werden, fondern unter
den Südftädten Judas mit Horma genannt fei, dem Horma, welches in der
Rähe von Kades lag. Robinfon (2, 655) befuchte den Zell el» Hafy, den er
für ben ‚von Volney erwähnten Hügel bei Heft hält, fand dort aber keine Spur
von Ruinen.
“ 159) Wie Reland dur BVergleihung von B. 2, 12, 2 mit A. 20, 6, 4 fand.
159°) Joseph. Bell. Jad. 2, 19, 8.
159°) Clarke kam ſchon 1801 nach Beth dad er mit Recht für Bethoron
hielt. Bon Scholz (269) als Beit aur el faukeh und Beit aur el tachteh aufge:
führt, in welchen Namen der Münchner Rec. (8. 896) Bethoron superior et
inferior erkannte.
®.
⸗
| Judaͤa. Beth: Scene — Beth: Zur. 163
47. Beth⸗Semes, Uny na,
d.i. Haus oder Stadt der Sonne '). Grenzſtadt Judas (Jof. 15, 10).
Priefterftadt von Juda eingeräumt (Sof. 21, 9. 16. 1 Chron. 7, 59).
Bundeslade in Beth-Semes (1 Sam. 6, 9I— 20); Amtmann Salomo’s
in Beth-Semes (1 Kön. 4, 9). Amazia, König von Juda, bei Beth
Semes von Jonas, dem Könige Iſraels, gefchlagen (2 Kön. 14, 11. 12.
2 Chron. 25, 21). Durch Philifter zur Zeit Ahas von Juda erobert
(2 Chron. 28, 18). Es lag 10 m. p. von Eleutheropolis nach Niko⸗
poli® zu (Onom. s. v. Bethsames). NRobinfon (3, 224) fand im Weften
von Yin Schems Ruinen, die Reſte von Bethſemes.
48. Beth⸗Thapuah, men na,
zu Juda auf dem Gebirge (Joſ. 15, 53), nach Robinfon (2, 700)
jegt Teffuh, c. 1 Meile in W. von Hebron; ein zweite® (of. 15, 34)
in ber Niederung.
49. Beth⸗Zacharia.
Hier befiegt Antiochus Eupator den Judas Makkabaͤus (1 Makk. 6,
32. 33). 70 Stadien von Bethzur gelegen (A. 12, 9, 4).
50. Bethzecha. | |
ober Beſeth. Dahin zieht Bacchides von Zerufalem. (1 Makk. 7, 19.
A. 12, 10, 2). Ob identifh mit Bezek?
51. Beth-Zur, ae mn.
Zu Juda (Joſ. 15, 58); 20 m. p. von Jerufalem nach Hebron
zu ©). (Onom. s. v. Bethsur.) Bon Rehabeam befeftigt (2 Chron.
11, 7). Einwohner von Beth⸗Zur bauen mit an Serufalemd Mauern
(Neben. 3, 16). Judas Makkabaͤus ſchlaͤgt hier den Lyſias und be
feftigt den Ort, um eine Feſtung gegen Idumda zu haben (1 Matt. 4,
29. 61. 2 Matt. 18, 5. Bol. 1 Makk. 6, 7. 26); von Antiochus
Eupater belagert und erobert (1 Makk. 6, 31. 50); von Baecchides be-
feftigt (1 Makk. 9, 52), feine Befagung hält fi gegen Jonathan Maf-
kabäus (1 Makk. 10, 14). Simon Makk. erobert und befeftigt Betzur
160) Heliopolis ift Beth» Semes in Aegypten. Jerem. 43, 13. — Irſemes
(Ir⸗Schemeſch): Sonnenftadt, —— Dans (Joſ. 19, 41). Da hieraus
nicht folgt, daB Irſemes zu Dan gehörte, vielmehr eben fo wohl zu dem, mit
Dan grenzenden, Suda gehören Eonnte, fo darf man aus Bergleichung der Grenz:
linien Joſ. 15, 10. 11 mit Zof. 19, 41— 43 mit größter Wahrſcheinlichkeit fol:
gern: es fei Irſemes — Beth Semes. 1 Kon. 4, 9 ftarkt die Folgerung;
daß Irfemes durch ein Mißverftändnig von Hieronymus für Emaus -Nicopolis
gehalten worden, 4 e Meland (168), widerſprach ſich aber (656). Die nahere
Ausführung des ten in der Rec. der Münchn. Gel. Anz. 1836. &. 926.
Ein dritte Beth⸗Semes zu Naphthali (Iof. 19, 38. Richt. 1,35).
161) 5 Stadien von Serufalem (2 Mat. 11, 5) erklärte Reland für einen
Schreibfehler. — Ant. 12, 7,5: Avolac dvaßas eis Thy dpewiiv dv BeIooupors
dorparoredeucaro, übereinftimmend mit Joſ. 15, 58, wo Bethzur zu den Ge—⸗
birgsorten gezählt wird. A. 13, 5, 6 nennt Iofephus Bethzur den fefteften Ort
in Judäg.
11*
164 Judäa. Beet — Bne Baraf,
(1 Matt. 11, 65.66; 14, 7. 33). Hier taufte, nach alter Sege, Phi⸗
lippus den Kämmerer 102), (Ap. Geſch. 8, 26— 40).
5%. Bezek, pra.
Juda und Simeon fchlagen hier Adoni Bezek (d. i. den Herrn von
Bezek) den Kananiter (Nicht. 1, 3—7). Nach Nicht. 1, 3. 4 gehörte
Bezek zum Stamm Juda ').
53. Bilin,
auch Mahomeria, 5—6 m. p. nördlich von Jeruſalem. Zur Zeit König
Balduins II. von den Ascaloniten verheert '?®).
54. Bir, f. Michmas.
55. Blancha guarda
ober Alba Specula, Zefte auf dem „Telle saphi“ (collis clarus) gegen
Ascalon, von Kreusfahrern unter König Fulco im Jahre 1138 gegrün-
det '°b), Nah Robinſon (2, 622 fg.) ift der Tell es Szäfteh oder
Blanchaguarda 20 m. p. von Ascalon entfernt, ein Bergrüden mit
Mauerruinen. Don Saladin ward 1191 die Feſte niedergeriffen.
56. Bne⸗Barak, pya a,
zu Dan (Sof. 19, 45). Usque hodie prope Azotum Barecha viculus
appellatur (Onom. s. v. Barac).
162) Onom. s. v. Bethsur: Kst et hodie Bethsoron vicus euntibus nobis
ab Aelia Chebron in XX lapide, juxta quem fons ad radices montis, ebul-
liens ab eadem, in qua gignitur, sorbetur humo. Et Apostolorum acta
referunt eunuchum Candacis reginae in hoc esse a Philippo baptizatum.
Uebereinftimmend fagt das Itinerar. hierosolym. (von a. 333), ed feien 14 m. p.
von Bethlehem nad) FA Va ubi est fons in quo Philippus Eunuchum bap-
tizavit. Da Bethlehem 6 m. p. von Ierufalem entfernt ift, fo beträgt die Ent-
fernung Bethzurs nad) dem Ttiner, wie nach dem Onom. 20 m.p. von Seru-
falem. Vgl. „Gaza“ Anm. 181°. Nahe der Straße von Hebron nach Jeruſa⸗
lem fahe Wolcott Ruinen, welche Beit Sür genannt wurden. Schubert (2, 490)
fand früher an jener Straße einen Brunnen, daneben Ruinen, welche er für
Beth: Zur hielt. Robinfon fahe den Ort und fehte den Namen Beth:zur auf
feine Karte (Rob. 1, 360). Biblioth. sacra, 1843 Nr. 1 ©. 56. — Von der
alten Zradition abweichend, zeigt man den Ort der Zaufe in der Nähe von
Bethlehem bei S. Philipp, daneben ein Dorf Betur, Bethforon (Cotov. 247.
Pocode 2, 67. Maundrel 116 u. a.). Gegen diefe Localität ward fchon früher
eingewanbdt: der eine Weg nah Gaza gehe über Bethlehem und Hebron, da
bleibe a S. Philipp 6—7 m.p. rechts; der zweite Weg über Ramla nad) Gaza
laſſe &. Philipp über 7 m. p. links liegen. Auch gehe Über &. Philipp gar
Feine fahrbare Straße nad) Gaza. (Quar. 2, 697). Diefe Einwendungen ſpre⸗
hen für die alte Zradition. — Das Onom. erwähnt ein zweite Bethſur m. p.
von Eleutheropoliß.
163) Zwei andere Bezef 17 m. p. von Sihem nach Bethfean zu (Onom.),
f. Samaria s. v. Beſek.
163°) Will. Tyr. 840.
163°) will. Tyr. 886. Vitriac. 1071. Sanut. 165. Reſte einer Citadelle
auf dem Huͤgel bei a, AU Bethelia) dürften von Blancha guarda herftammen.
Nol. Jabne, Anm. 20
Judäa. Borhafira — Coreä. 165
57. Borhaſira, man 3,
wohin Abner von Hebron geht (2 Sam. 3, 26); bei Joſephus Beſira,
20 Stadien von Hebron (A. 7, l, 5).
58. Capharbarucha,
i. e. villa benedictionis, quem ad locum Abraham dominum prosecutus
est. Von hier fah Paula solitudinem ac terras Sodomae; contemplata
est balsami vineas in Engaddi et Segor ''). Ob Koßapßapıya 3 m. p.
von Hebron? 1%), Nach Robinfon (2, 413 fg.) wahrfcheinlich das jegige
Beni Na’im, ein c. 4 m. p. in DND. von Hebron gelegenes Dorf,
vielleicht auf dem höchften Punkte des Gebirgs Juda. Durch eine Schlucht
fieht man von da das todte Meer. Das Lobethal (Beracha) (2 Chron.
20, 1. 2. 26) ift nicht mit Capharbarucha identifh. (Bol. Thekoa,
Anm. 251°),
59. Gaphira, f. Gibeon.
60. Earmel, y92.
Zu Juda (Sof. 15, 55); 10 m. p. im Oſten von Hebron (Onom.
s. v. Carmel) '®%), Hier Sauls Siegeszeichen über Amalet (1 Sam.
15, 12). Hier Nabal (1 Sam. 25, 2) und Abigail die Carmelitin
(1.Sam. 27, 3). Zu Eufebius’ Zeit Tag hier eine römiſche Befagung.
Sm Jahr 1172 Tagerte hier König Amalrich im Kriege gegen Salabin
(Rob. 2, 427). Nach Robinfon (2, 424) jegt Kurmul, c. 8 m. p
in SSO. von Hebron, mit großen Ruinen von Kirchen, einem Kaftell
und einem in Fels gehauenen Wafferbehälter.
61. Eheffalon,
Grenzſtadt Judaͤas, fonft Har-Searim (of. 15, 10), wahrfcheinlic in
ber Nähe von Beth-Semes. In finibus (?) Aeliae, villa praegrandis
(Onom. s. v. Chaslon) '°°2), |
62. Coreä,
wohin Pompejus von Bella über Bethfean, als zur erften Stadt Ju⸗
däas, kam (A. 14, 3, 4. B. 1, 6, 5) 16). Befpafian zog von Nea⸗
poli8 den erften Tag nad Coreä, den zweiten nach Sericho (B. 4, 8, 1).
Robinſon (3, 301) fah in NND. von Sindfhil ein Dorf, Kuriyüt,
welches er für Coreä halt. Nach der Karte liegt ed c. 9 m. p. in SSO.
von Nablus.
164) Hieronym. Vita Paulae (Hieron. Opp. 1, 1, ©. 710).
165) Epiphan. Haer. 1, 291. Reland 685.
166) Eufebius im Onom. s. v. Charmel fagt dagegen: der Drt babe bei
Hebron gegen Süden gelegen. Berghaus hat den von Seegen befuchten Berg
Kirmel in SO. von Hebron verzeichnet. (Bol. Monatl. Eorr. 1808. Febr. ©.
134), was mit Robinfonsd Angabe und Karte (f. ob.) übereinftimmt.
166°) Vgl. Robinfon 2, 623. Anm. 2.
167) Herodis Feſte Alerandrium lag bei Coreä (A. 14, 5, 2).
166 Judäͤa. Eyproß — Eglon.
63. Cypros,
Kaftell dicht bei Jericho, von Herodes m. erbaut und feiner Mutter zu
Ehren benannt (A. 16, 5, 2. B. 2, 18, 6) ’°®), Ä
64. Debir, a7, |
fonft Kirjath Sepher (of. 15, 15. Richt. I, 11). Kananitifche Ko-
nigeftadt (Joſ. 12, 13); von Joſua erobert (Jof. 10, 38. 29). Zum
Gebirg Inda (of. 15, 49, wo fie auch Kiriat Sanna heift); von
Athniel zum zweitenmal erobert (Jof. 15, 14—17). Priefterfladt (Sof.
al, 15. 1 Chrom. 7, 58). Ein zweites Debir nahe Gilgal, nördliche
Grenzſtadt Judas. Sof. 15, 79, |
64°. Dot,
Ar, Kaftell unweit Jericho, wo Simon Maktabäus von feinem Schwie-
gervater Ptolemäus umgebracht wurde (1 Makk. 16, 14. 15). Robinſon
.(2, 559) fand am Norbabfall des Berges Duarantania eine Quelle Duk
("An Duf), in deren Nähe Spuren alter Grundmauern, welche Refte
des Kaſtells Duk fein dürften. |
65. Duma, mn,
Gebirgsſtadt Juda (of. 15, 52), in finibus Eleutheropoleos decem
et septem ab ea miliaribus distans. (Onom. s. v. Duma) ’’°).
Ä 66. Eben Ezer, TI a8, II Ya8,
wo Iſrael fih zu Eli's Zeit gegen die Philifter Tagert (1 Sam. 4, 1);
diefe fiegen und bringen die Bundeslade von hier nad Asdod (1 Sanı.
5, 1), werden aber von Samuel und ben reuigen Sfraeliten an ber-
felben Stelle gefchlagen. Nac dem Siege fegt Samuel einen Dant-
fein bei Mizpa und nennt ihn Eben Ezer: Stein der Hülfe '").
(1 Sam. 7, 12).
67. Eglon, yrraz.
Kananitifche, Koͤnigsſtadt (Sof. 12, 12). Ihr König Debir mit
4 andern gegen Joſua, bei Gibeon befiegt, bei Makeda aufgehängt
(Sof. 10). .Zu Juda (Sof. 15, 39), in der Niederung ). — Robinfon
(2, 657) befchreibt "Adfhlan c. 21 m. p. in OND. von Gaza ale eine
niedrige, runde Anhöhe, mit zerfizeuten Haufen ungehanener Steine be-
deckt. Aehnlich waren die Nefte bei Um Laͤkis, welche 3—4 m. p. in
W. von Adfhlan liegen. Adſhlan hält Robinfon für Eglon, Um Laͤkis
168) Ruinen (und Eifternen) in der Nähe von Jericho hielt Monro (1, 158)
für Cypros. Weil, nad) Joſephus, Cypros Über (untp, xatynepss) Jericho lag,
u Nobinfon ‚den Ort (2, 515 Anm. 1) auf oder nahe bei dem weftlichen
ebirge.
169) Ein drittes Debir in Peräa. Sof. 13, 26.
170) In Daroma, hoc est ad australem plagam, fagt Hieronymus a. a.D.
171) 1 Sam. 4, 1 und 5, 1 tft der Rame Eben Ezer eine prolepsis.
172) Eglon quae et Odollam (Onom. s. v. Eglon). Dies im Widerſpruch
mit Sof. 12, 12, 15 und 15, 35. 39,
N
Judäa. Ekron — Eleutheropoliß. 167
aber nicht für Lachis, befonders weit die Ungabe feiner Rage im Onom,
nit mit der Lage von Um Laͤkis ſtimmt. Für die Identität fpricht
aber, daß Lachis wiederholt mit Eglon zuſammen genannt wird, und
Joſua (10, 31—36) nach ber Eroberung von Lachis über Eglon gegen
Hebron zieht, was mit- ber gegenfeitigen Lage diefer drei Drte überein»
flimmt.
68. Efron, "Axapuv, ’Ayapuv LXX, hapy,
eine der 5 Philiſterſtädte (of. 13, 3) zwifchen Asdod und Jamnia
(Onom. s. v. Accaron); zu Juda in der Niederung (Joſ. 15, 45. 46);
Grenzſtadt Juda (Sof. 15, 11); bei der zweiten Theilung zu Dan
(Joſ. 19, 43) ?2); ward aber von Juda erobert (Richt. 1, 18). Die
Einwohner verbaten fi die Bundeslade (1 Sam. 5, 10), gaben dem
Gotte Iſraels ein Schuldopfer (1 Sam. 6, 17). Unter Samuel erober-
ten die Sfraeliten die Städte wieder, welche ihnen die Philifter genom⸗
men hatten, „von Efron an bid gen Gath“ (1 Sam. 7, 14). Nach
GoliathE Belegung wurden die Philifter bis Efron und Gath verfolgt
(1 Sam. 17, 52). Baal Sebub war „ber Gott zu Ekron“ (2 Kön.
1, 2. 3) d. i. der Fliegengott "?b). Propheten weiſſagen gegen Efron
(Ser. 25, 20. Am. 1,8. Zeph. 2, 4. Sachar. 9, 5. 7). — Robinfon
halt das Dorf Akir für Efron; finden fih dort keine Ruinen, fo liegt
der Grund nach ihm darin, daß die Städte ber Ebene, wie Gaza u. a.
aus ungebrannten Ziegeln erbaut waren. Der Drt ift auf Robinfons
Karte 5 m. p. in D. von Jabne verzeichnet, was mit Sof. 15, 10. 11
und mit dem Buge der Bunbeslade von Efron nach Bethſemes überein-
flimmt. 1 Sam. 5, 105.6, 7—14 0),
69. Eleusheropolis.
Bon ber Bibel nicht unter biefem Namen erwähnt. In ber Ge-
ſchichte Simfons wird ein Ort Lechi: Kinnbaden, auh Ramath Lei
aufgeführt (Richt. 15, 9. 14. 17. 19), vom Eſelskinnbacken genannt,
aus welchem ein Duell entfprang. Sofephus (A. 5, 8, 8.9) fagt: der
Drt heiße noch Zrayav: Kinnbaden. Nach Glycas ward zu feiner Zeit
in der Vorſtadt von Eleutheropolis diefer Quell gezeigt und ray Zua-
yovos genannt '?d). — Mobinfon bewies höchſt umſichtig und mühſam,
daß Eleutheropolis identifh mit Betogabra (Beit Dfchibrin) fei.
172°) Accaron in tribu Dan (sive, ut ego arbitror, in tribu Judae) fügt
” Hieronymus im Onom., den Eufebius verbeilernd.
172°) Bol. Winer Htealwörterbuch s. vv. Baal: und Beelzebub.
172°) Uebereinftimmend mit dem Onom. fagt Fulcher. Carnot. (Gesta Dei
p. 404): inter Azotum et Jamniam, quae super mare sita est, Accaron
dimisimus; nad Sanutus (165) liegt Acheron prope mare, 8 Meilen von
Azotus, was jedoch den Stellen in 1 Sam. 5 und 6 nicht entfpridht.
177°) Glycas Ann. 2, 164. Uebereinſtimmend das Itin. Anton.: Venimus
in civitatem, quae dicitur Eliotropolis (I. Eleuth.) in loco ubi Sanson ma-
xilla asini mille occidit viros, ex qua maxilla illo orante aqua profluxit,
qui fons loca illa irrigat, et in loco ubi surgit fuimus. Denfelben Quell
erwähnt Hieronymus im Epit. Paulae.
168 Judäa. Elentheropolis.
Euſebius und Hieronymus hatten im Onomasticon die Lage von mehr
als 20 Orten durch Angabe ihrer Entfernungen von Eleutheropolis be⸗
ſtimmt. Robinſon fand 6 jener Orte: Zarea, Bethſemes, Nezib, Jar⸗
muk, Socho und Jedna; ihre Entfernung von Betogabra ſtimmte ganz
mit ber Entfernung von Eleutheropolis, welche das Onomasticon an⸗
gibt. Darauf gründete Robinfon den Beweis der Identität von Eleu⸗
theropoli® und Betogabra. Beftätige wurde dies burch zwei alte Ver⸗
zeichniffe der Suffraganbisthümer Jeruſalems: daffelbe Bisthum ift
in dem einen als Bischum Beit Gerbein (Beit Diehibrin), im zweiten
als Bisthum Kleutheropolis aufgeführt 17?*). — Baetogabra von Ptole-
mäus (16, 4) als Stadt Judäaäas aufgeführt; Betogabri auf der Tab.
Peuting. 16 m. p. von Askalon; Bethgebrim bei Will. Tyr., Beit Dſchi⸗
brim 3 Meilen in S. von Ramla, bei Bolney (2, 250). Ammianus
Marcellinus (14, 8) erwähnt Eleutheropolis °F).
Bifchöfe von El. auf den Eoncilien von Nicda, Antiochia (363),
Diospolis (415), Zerufalem (536). — El. war Vaterſtadt des Epi-
phanius 28); im Jahre 797 ward e8 von den Saracenen zerftört "?b).
Münze von Eleutheropolis bei Edhel 448.
172°) In meinen „Beiträgen zur biblifhen Geographie” &. 39 fg. theilte
ich dies Refultat aus Vergleichung jener 2 Verzeichnijfe mit, welche i in den
Anhang aufgenommen habe. Später fand ich in dem Werke von Williams „The
holy city“ &. 257 folgende Stelle: „Im Sabre 1842 befuchte ich Beit Jebrin
mit einem Freunde. Wir lafen und ftubirten Robinfons Beweife der Identität
dieſes Dorfs mit der Lage von Eleutheropolis . . . waren aber durch Ddiefelben
nicht völlig befriedigt und überzeugt. Später (1843) befuchte mein Freund den
Drt noch einmal, dad Refultat blieb daſſelbe. — Unterweilen hatte ic) durch ei:
nen ſehr mwohlunterrichteten griechifchen Priefter in Ierufalem entdedt, daß Die
ununterbrochene fchriftliche und nicht fchriftliche Tradition feiner Kirche überliefre:
Beit Sebrin fei des Ptolemäus Betogabra und dad Gleutheropolis der Kitchen:
geichichte, welche Ihatfache fie gar nicht bezweifelten. Durch diefe Mittheilung
ward und jeder Zweifel in der Sache benommen und ich wage es zu jagen, daß
nur wenige fein Möchten, die nicht durch diefe Uebereinftimmung Robinfons
Gründe für fehr bekräftigt halten follten.” Offenbar ſtimmt die „geſchriebene
Tradition” der griechiſchen Kirche ganz mit den, von mir mitgetheilten Verzeich:
niffen der Suffraganbisthümer Jeruſalems, aus deren Vergleihung ich aud)
daffelbe Refultat z0g, wie Williams. Einen neuen Beweis für die Identität
von Eleutheropolis und Beit Dſchibrin fand Profeffor Rödiger in den „Acta
sanctorum Martyrum‘“, welche Assemanni ſyriſch, griechiſch und lateiniſch pu⸗
blicirte. Dort heißt es im Syriſchen: Abfolama fei geboren zu Anea im Diftrikt
von Beth⸗Gubrim, wofür ed im Griech. und Latein. lautet: im Diftrict vo
Eleutheropolis. Ueber den Namen Eleutheropolis vgl. Sroß a.a.D. ©. 247.
172°) Zur Zeit des Königs Fulco von Serufalem um 1134 bauten die Kreuz.
fahrer 12 Meilen von Askalon nad) dem Gebirge zu eine Feſte an bie Stelle
einer zerftörten Stadt Betbgebrim, die Kefte hieß Gibelim (Will. Tyr. 865.
Vitriae. 1070. Sanut. 165), nad Robinfon (2, 620) eine Corruption des Ra:
mens Gebrim. Will. u. Vitr. halten den Ort irrig für Berfaba. Wahrfcheinlich
ift Baetogabra — Beigeberin in einem alten Verzeichniß FTirchlicher Drte (Me:
Iand 222 nach Car. a S. Paulo); ferner — Bautayaspn tüs "Edevdepondtewg
in den Actis Sanctorum (Reland 461. 627).
172°) Oder vielmehr das Dorf Bezanduce 3 m. p. von Eleutheropolis.
172") Acta Sanctor. nach Reland 987,
Judäa. Eltheke — Emmanb. 169
70. Eltheke, mprbs,
zu Dan (Joſ. 19, 44); Freiſtadt (Joſ. 21, 23).
71. Eltholad, ſ. Tholad.
72. Emmaus, ’Eppaoic.
Jünger von Emmaus (Luc, 24, 13). Der Ort 60 Stadien oder
Feldweges von Jeruſalem. Ruinen. Jetzt Cubeibi'”), wo eine Kirche
an dem Orte, da Chriftus den Jüngern das Brot brad).
Ein zweites Emmaus, fpäter Nikopolis genannt, 22 m. p. oder
176 Stadien von Jerufalem, an der Ebene Sephela da, wo fich das
Gebirge Juda erhebt (1 Makk. 3, 40), 10 m.p. in Often von Lydda;
wahrfcheinlich einft an dem Drte des jegigen Latrun ’””*). Emaus quae
nunc Nicopolis dicitur, fagt Hieronymus (zu Daniel 8. Ezech. 48);
ebenfo im Onom. (s. v. Emaus), wo aber, dad 60 Stadien von Seru-
falem entfernte Emaus im Lucas mit dem 176 Stadien entfernten Nifo-
polis vermechfelt wird ""*°). Kaffiodorus_fage: unter dem Confulat des
Alerander und Auguftus fei Nikopolis, die früher Eniaus geheißen, er⸗
baut worden — zur Zeit ded Heliogabalus >). — Won Backhides
ward es befeftigt (1 Makk. 9, 50. A. 13, 1, 3); von Caſſius unter-
worfen (A. 14, 11,2. B. 1, 11, 2), vom Quintilius Varus verbrannt
(A. 17, 10, 9. B. 2, 5, 1); unter den Zoparchien Judaͤas genannt
(B. 3, 3, 5). Es war ein Bisthum und hat eine Heilquelle. ;
173) Della Valle ©. 25. 67. Nach Cotovicus (S. 315) 7500 Schritte von
Serufalem, ohne Bewohner. Joſephus (Bell. Jud. 7, 6, 6) nennt dies Emmaus
yaplov, das von Serufalem 60 Stadien entfernt fei (ſ. Neland ©. 427) und
—7— Veſpaſian habe 800 ausgediente Soldaten nach Emmaus als Coloniſten
geſchickt.
174) Plin. Hist. Nat. V, 15. Hieronymus zu Daniel 12: Nicopolis — ubi
incipiunt montana Judaeae consurgere. — 2atrun (bei Scholz S. 256 el
Atrun) ftatt: castellum boni latronis, des begnadigten Schächers, welcher hier
‚gewohnt haben fol. Cotovicus S. 143. Larron bei Chateaubriand S. 56.
Castel del buon ladrone bei Troilo ©. 117. della Balle S. 19. Bol. Reland
©. 429. Scholz fagt: bei Atrun feien Ruinen einer Kirche, die zu Nikopolis
gehörte (S. 149). — Den begnadigten Schächer nennt die Legende: Didma; er
pabe die heil. Familie auf der Flucht nach Aegypten berauben wollen, fei aber
urch ihren Anblicd gerührt worden (Troilo a. a. D.).
174°) Eine häufige Verwechslung, z. €. bei Will. Tyr. 743. Sozom. 5, 20.
Robinfon (3, 281) ift gegen die Annahme, daß Cubeibi des Lucas Emmaus fei.
Ginmal weil ed nicht 60, fondern mehr ald 70 Stadien von Serufalem entfernt
liege. Dem wiberfpricht aber feine Karte der Umgebungen von Ierufalem, nad)
welcher die Entfernung in gerader Linie nur etwas über 56 Stadien beträgt.
Dann verwirft er jene Annahme, weil fehon früh die Tradition über das wahre
Emmaus verloren gegangen fei, wie die Angabe im Onom. beweife. — Die
Angabe im Onom. tft um fo auffallender, ald nach derfelben die Junger noch
am Abend von Nikopolis 42/, deutiche Meilen hätten gehen müffen, um zur Abend:
verfammlung der Apoftel in Serufalem einzutreffen, und dies unmittelbar nad)
dem fie dentefben Weg von 4%, Meilen nad) Nikopolis gemacht.
174°) Reland 759. Sm Chronicon paschale ad ann. 223: in diefem Jahre
ſei Nikopolis unter Aufficht des Julius Africanus, des Verfaſſers der Chroniken,
erbaut worden. — Münzen der Stadt Nikopolis bei Eckhel 454.
—
1 —
170 Judäa. En⸗Eglaim — Engeddi.
73. En⸗Eglaim, uray ZW.
Heſ. 47, 10: es werden Fiſcher (am todten Meere) ſtehen; von
En⸗Geddi bis En⸗Eglaim werden Derter zum Ausbreiten der Netze fein.
Hierzu bemerkt Hieronymus: Engallim in principio est maris mortui,
ubi Jordanes ingreditur; Engaddi vero, ubi finitur et consumitur '"°).
74. Engebbdi, "13 pr.
a. Hazezon Thamar oder Engedbi, b.i. Bocksquelle, Stadt
der Amoriter, gegen welche Kedor Laomer zog (1 Mof. 14, 75 vgl.
2 Chron. 20, 2). 300 Stadien von Serufalem (A. 9, 1,2). Zu den
Städten Zudgs in ber Wüfte (of. 15, 62). David in der Wüſte
Engeddi (1 Sam. 24, 2). Engaddi in tribu Juda, ubi absconditus
est David in solitudine quae est in Aulone Jerichüs ... juxta mare
mortuum, unde et opobalsamum venit. (Onom. s. v. Engaddi.) Hier
verfammelten fih, von Edom kommend, Moabiter, Ammoniter und Edo-
miter gegen Sofaphat von Juda, der ihnen über Thekoa entgegenzog
(2 Ehron. 20, 1.2.20). Bon Capharbaruha (|. Capharbarucha) ſah
Pauls solitudinem Sodomae — balsami vineas in Engaddi et Segor.
Stephanus (EIvx.) nennt Engeddi einen Ort minalov Zoöcp.uv.
Joſephus (A. 9, 1, 2) ſagt von Engeddi: die fchönften Palmen wach—⸗
fen da und Opobalfam; Plinius ”°): Engadda oppidum fuit secundum
ab Hierosolymis fertilitate palmetorumque nemoribus. Darauf deutet
der Name Thamar: Balme'’%. Robinſon (2, 437 fg.) ftieg ungefähr
von der Mitte der Weftfeite bes todten Meeres einen fehr fteilen Zelfen-
weg hinab. Etwa 400 Fuß über dem Meereöfpiegel fand er hier bie
fchöne Quelle „'Ain Zidy”, tiefer unten die Ruinen von Engeddi. „Vom
Fuße des Abhangs fällt eine ſchöne reiche Ebene fehr allmälig beinahe
eine Viertelftunde nach dem Ufer ab’; in ihr ein ägyptiſches Klima und
aͤgyptiſche Producte. Vom Südende des todten Meeres bis Engeddi
lauft ein Weg am Geſtade“). — b. Thamar. Das Onom. (s. v.
Hasason-thamar) erwähnt ein Kaftell Thamara mit römifcher Befagung,
kaum eine Tagreife von Hebren nad Aila zu gelegen; ſüdweſtlich vom
todten Meere hat die Tab. Peuting. ein Thamaro; die Lage trifft zu:
fammen mit ber von Thamar, bem füblichen Grenzort Paläſtinas (Heſ.
47, 19; 48, 28), von welchem die Grenze oftimärts nach Kades, weſt⸗
wärts zum Bach Yegyptens läuft. Robinfon (3, 178) vermuthet, das
e —8 Engalim für En-Eglajim, d. i. Kälberbrunn. Vgl. das folgende
ngeddi.
175) H. N, 5, 13.
176) Am &üdende des todten Meeres lag die Wüfte Zin. Bin: niedrige
Yalme; dort ift vallis Palmarum, Palmer, Paumier der Schriftfieler des
Mittelalters; dort Soar o. Segor villa Palmarum (Alb. Aquens.), von wel:
her Fulcher. Carnot. fagt: Segor de fructibus palmarum, quos dactylos
vocant, valde abundans; dort fand Legh eine Menge durch Steinfalz verfleinerte
Yalmbaume (Zu Budingham 1, 464).
177) Seetzen fand 1806 zuerft die Lage von Engeddi, und gab den Ort auf
feiner Karte an.
Judaͤa. Ephraim — Eder 171
jegige c. 25 m. p. in ©. von Hebron gelegene Kurnup fei das Kaftell
Thamara '"°).
75. Ephraim, yra99 oder yımny,
oder Ephrem, Stadt in der Wüfte, wo Sefus fi kurz vor feinem Tode
aufbielt (Joh. 11, 54); nach Hieronymus 20 m. p. in Norden von
Serufalem (Onom. s. v. Ephron), 8. lag wahrfcheinlich in der Nähe
von Bethel (da8 12 m. p. von Serufalem gegen N. gelegen), da
(2 Ehron. 13, 19) Abia von Juda den ifraelitifchen König fchlägt, und
verfolgend ihm DBethel und Ephraim nimmt. Ebenſo engine Joſephus
( B. 9, 9, 4): Veſpaſian ſei von Caͤſarea Pal. aufs Gebirg gezogen,
habe die Toparchien Gophna und Akrabittene, dann bie Meinen Städte
Bethel und Ephraim genommen, barauf fei er auf Serufalem zu geritten.
Vgl. 145. Ophra.
76. Eſthaol nebſt Zarea (Sorah), FiRmag, IX.
Beide zu Juda (Joſ. 15, 33), fpäter zu Dan (Joſ. 19, 41).
Simfonsd Geburtsort Zarea (Richt. 13 fg.). Zwiſchen Efthaol und Zaren
ward er begraben (Richt. 16, 31). Daniter von Zaren und Efthaol
ziehen aus (Richt. 18, 11). Beide Orte 10 m. p. nördlich von Eleu⸗
theropolis nach Nikopolid zu gelegen (Onom. s. vv. Esthaul et Saara).
Nah Robinfon ift Zaren das jepige Sur'ah, ungefähr in ber Mitte
wiſchen Jeruſalem und Jabne, c. 3 Meilen in W. von Jeruſalem
gelegen. '
77. Efthemo, Manag, Yinmiz-
Zu Juda auf dem Gebirge (of. 15, 50); den Kindern Aarons
gegeben (Jof. 21, 14); erhält von David amalelitiiche Beute (1 Sam.
30, 28). Nunc praegrandis vicus in Daroma, qui locus ad Eleu-
iheropoleos pertinet regionem (Onom. s. v. Esthemo). Gegenmwärtig
Szemu’a in ©. von Hebron mit bedeutenden Ruinen (Rob. 2, 422;
3, 191).
18. Ether (Jathir), Any, vn.
a. Sathir auf dem Gebirge Juda (Sof. 15, 48). Robinſon
(2, 432) ſſah von Maon aus 'Attir, c. 13 m. p. in ©. von Hebron
gelegen, welches er für Jathir Hält. Priefterftadt (Sof. 21, 14. 1 Chron.
6, 57; in beiden Stellen mit Efthemo genannt, das auch auf dem Ge-
birge Juda lag). David gibt ihre von ber amalekitiſchen Beute (1 Sam.
30, 26. 27). Jethira juxta Malatham, 20 m.p. von Eleutheropolis,
zu Euſebius' Zeit von Chriften bewohnt. Onom. 3. vv. Ether et Jether.
Nach Robinſons Karte ift es von Malatha (Milh) c. 7 m. p. entfernt.
b. Jathir in dee Niederung. Joſ. 15, 42. Mon Juda zu Simeon
(Iof. 19, 7). In beiden Stellen wird es mit Afan genannt.
178) Welchem Engeddi gehören die Hohel. 1, 14 erwähnten Weingärten?
Haflelquift (26T) fagt: er Pabe die Lage des Salomoniſchen Weinberge zu En⸗
geddi gefunden; nah &. 167 ſcheint er den fogenannten verſchloſſenen Garten,
unweit Bethlehem, für diefen Weinberg zu halten.
172 | Judäa. Ezem — Gath.
79. Ezem, 033,
oder Azem, Südſtadt Judas (Sof. 15, 29), zu Simeon (Iof. 19, 3.
1 Chron. 4, 29)
80. Gabaath.
Siehe Giben. No. 91.
81. Gallim, pre:. oo
Zu Juda (Sof. 15,59 nach den LXX). Genannt 1 Sam. 25, 44.
Nach Zef. 10, 30 Tag es nördlich von Jerufalem.
82. Safer (Gefer), "ra.
Todéo und Trafnpı (LXX). Kananitifche Königsftadt (Jof. 12, 12).
Horam, ihr König, von Joſua gefchlagen (Sof. 10, 33). Zu Ephraim,
welches die Kananiter nicht vertrieb (of. 16, 9.10. 1 Chron. 8, 28.
. Richt. 1, 29). Die Sübgrenze Ephraims Tief vom untern Bethhoron
über Gafer and Meer (of. 16, 3. A. 5, 1, 22) 59). Levitenſtadt
(Sof. 21, 20. 21. 1 Ehron. 7, 67). David fchlägt die Philifter von
Geba bis Safer (2 Sam. 5, 25. I Chron. 15, 16%) A. 7,4, 1).
Zweiter Kampf mit Philiftern bei Gafer (1 Chron. 21, 4. Ob 2 Sam.
8, 1%). Bon Pharao erobert und feiner Tochter, dem Weihe Salomo’s,
geſchenkt; diefer baut ed (1 Kön. 9, 16. 17. A, 8, 6, 1). Judas Maf-
tabaus verfolgt Feinde von Emmaus bis Safer (1 Makk. 4, 15. A. 12,
7, 4) und Nikanors Heer von Adafa bis Gazer (1 Makk. 7, 45).
Bacchides befeſtigt Sazara (1 Makk. 9, 52. A. 13, 1, 3); Simon
Makkabäus befeftigt es (1 Matt. 14, 34. A. 13, 6, 6; vgl. 2 Makk.
10, 32), wohnt dafelbft (1 Makk. 13, 53) und gibt es nicht zurüd
(1 Makk. 15, 28. 35). Nach Zof. 16, 3 ſcheint die Lage Gaferd mit
dem Geffer zu flimmen, durch welches Arvieux von Joppe nach Ramla
reiſte *H.
83. Gath, Tirra (Joſephus), TES (LXX), nz.
Philiſterſtadt (of. 13, 3); erhält mit der Bunbeslade die Plage
(1 Sam. 5, 8.9) und zahle fein Schuldopfer (1 Sam. 6, 17). Goliath
179) Zofephus hat in der citirten Stelle Gadara.
180) 1 Chron. 15, 16 fteht dafür: von Gibeon bis gen Safer.
181) Ioppe war eh on Dans gegen Ephraim (3of. 19, 46.47). Ephraims
Grenze lief von Unterbethhoron Über Safer an dad Meer, d. i. nach der Grenz⸗
ftadt Ioppen am Meere. In diefe Srenzlinie fiele wol das Sazara, von wel-
chem dad Onom. fagt: es liege 4 m. p. in R. von Nifopolis, dies kaͤme aber
kaum %/, deutfche Meilen von Bethhoron zu liegen. Wie ftimmt das mit 1 Makk.
7, 45 und. Ant. 12, 10, 5° Nikanor, wird dort erzählt, lagerte bei Bethhoron,
Iudas Makk. bei Adafa nur 30 Stadien von Bethhoron. Judas fiegt und ver:
folgt die Keinde eine Zagereife weit bis Gazara (6869 Npepas pıäc and ’Adaccdı
Eos tod Eideiv els Tabnpa). Dies paßt recht wohl auf das angegebene c. 4
deutfche Meilen von Betbhoron gelegene Safer, nicht auf das nur /, Meilen
entfernte. Es dürfte alfo das Gazara de8 Onom. ein zweites fein. Als ein
drittes ift vielleicht das 1 Makk. 14, 34 erwähnte, an den Grenzen von Asdod
gelegene, zu betrachten.
Judäa. Gath Rimmon — Gaza. 173
aus Gath (1 Sam. 17, 4) wahrfcheinlich aus der Riefenfamilie, welche
Joſua zu Gath nicht ausrottete (Joſ. 11, 32) und von welcher I Chron.
21, 5—8, 2 Sam. 21, 19—22 andere Glieder namhaft gemacht wer⸗
den. David floh, bei Lebzeiten Saul, zu Achis, König von Gath
(1 Sam. 21, 10; 27, 2—7. Pf. 56); „den Tod Sauls und Jona⸗
thans fol man nicht anfagen zu Bath”, heißt e8 in Davids Todtenklage
(2 Sam. 1, 20); auh Micha 1, 10 verbietet, Iſraels Unglück nach
Sath zu berichten. David erobert Bath (1 Ehron. 19, 1); Ithai mit
600 Gathitern begleitet den vor Abfalom fliehenden David (2 Sam.
15, 19—22); Simei nad Gath (1 Kon. 2, 39—46); Rehabeam be-
feftigt e8 (2 Chron. 11, 8). Hafael, König von Syrien, erobert die
Stadt (2 Kön. 12, 17) zur. Zeit des Königs Joas, der fie wahrfchein-
lich dem Ben Hadad, dem Nachfolger Hafaeld, wieder abnahm (2 Kon.
13, 25). Ufias zerriß. ihre Mauern (2 Chron. 26, 6); Amos (6, 2)
fpricht von der herabgefommenen Größe Gathe.
Geth una est de quinque urbibus Palaestinae, vicina Judaeae
confinio, et de Eleutheropoli euntibus Gazam nunc usque vicus vel
maximus (Sieron. zu Micha 1), Geth vicina atque confinis est Azoto
(Hieron. zu Jerem. 25) '°'2).
Robinfon (2, 690 fg.) fuchte vergebens Nefte von Gath.
84. Gath Rimmon, Yayınz,
Grenzſtadt Dans (Joſ. 19, 45). LXevitenftadt (of. 21, 24. 1 Chron.
7, 69). Est nunc villa praegrandis in duodecimo milliario Diospoleos
pergentibus ab ea Eleutheropolin. (Onom. s. v. Gathremmon) "*!b),
85. Gaza, Tata, mı9,
arabifch: Ghuzzeh. Philiſterſtadt (Sof. 13, 3); zuerft 1 Mof. 10, 19
erwähnt ald Grenzort ber Tananitifchen Völker; 5 Mof. 2, 23 erzählt,
daß die Avim bis gen Gaza wohnten. Joſua fehlug die Kananiter bis
gen Sara (of. 10, 41), verfchonte hier aber die Enakim (Joſ. 11, 22).
Zu Zuda (Sof. 15, 47) und von ihm erobert (Richt. 1, 18; vgl. aber‘
181°) Dies die zuverläffigften Beftimmungen der Lage Gaths, nämlich der
Phitifterftadt. Für das „„confinis Azoto“ fpriht 1 Sam. 5, 7. 8, daß man
namlich die Bundeslade von Asdod nach Gath, von Gath aber nad der nörd⸗
lichſten Philifterftadt Efron brachte. Das Onom. bat ein zweites Gath 5m. p.
von Eleutheropolis nach Diospolis zu, f. Gath Rimmon; ein drittes Sitham,
defien Lage inter Antipatridem er Jamniam, ziemlich mit der Lage von Gadh
‚bei Berghaus, und von Gath, welches Arvieur 2, 83 auf dem Wege von Jaffa
nad) Ramla vechts (?) liegen ließ, flimmt. Im Onom.' (s. vv. Geth. Getha)
fcheint eine Verwirrung zu herrſchen, berichtige durch die oben citirten Stellen
des Hieronymus.
181°) Nach dem Itinerar. Antonini find es 18 m. p, von Eleutheropolis nad
Diospolis. Gath R. 12 m. p. von Diospolis nach Eleutheropolis zu, und Gath
5 m. p. von Eleutheropolis nad) Diospolis zu würden demnach faft auf demfel-
ben Punkte zu fuchen fein; die Differenz von m. p. ift Faum zu beachten, und
Relands VBermuthung, diefes Gath und Gath R. feien identiſch, hat fehr viel
für fih. gl. Onom. s. vv. Geth und Getremmon. — Ein zweites Gath
Rimmon war Levitenftadt in Oft: Manaffe (Iof. 21, 25).
174 Sudan. Gaza.
Richt. 3, 3). Simſon trug ihre Thore auf einen Berg, welcher gegen-
wärtig eine halbe Stunde von Gaza gezeigt wird °) (Nicht. 16,
1-3); geblendet flürzte Simfon bier den Dagonstempel über fih und
bie Dhitifter zufammen (Nicht. 16, 21— 30). Gaza gibt dem Herrn
ein Schulbopfer für die Bundeslade (1 Sam. 6, 17). Bis Gaza reichte
Salomo's Herrfchaft (1 Kon. 4, 24); Hiskia ſchlug die Philifter bis
Gaza (2 Kön. 18,8). Propheten meiffagen gegen die Stadt (Jer. 25,
20; 47, 5. Amos 1, 6. 7. Zeph. 2, 4. Sacharj. 9, 5). Nach der
Zerflörung von Tyrus ward e8 durch Alexander m. nach 5monatlicher
Belagerung erobert (A. 11, 8,4) 4), Jonathas Makkabäus verbrannte
ihre Vorftädte (1 Makk. 11,61. A. 13, 5,5); Simon Makkabäus er-
oberte fie (1 Makk. 13, 43—48) ''e), König Alerander Jannaͤus, der
Hasmonder, zerftörte um 96 v. Chr. Gaza nach einjähriger Belagerung
(A. 13, 13, 3); Gabinius Tief fie herſtellen (A. 14, 5, 3). Auguſtus
fchenfte die Stabt dem Herodes m. (A. 15, 7, 3); nach deſſen Tode
ward fie zu Syrien gefchlagen (A. 17, 11, 4); zur Zeit, da Geſſius
Florus (65 n.Chr.) Procurator war, wurde fie von den Juden zerftört.
Auf der Straße von Serufalem nah Gaza taufte Philippus den
Kämmerer (Ay. Geſch. 8, 26) '*'),
Gaza lag na Arrian 20 Stadien vom Meere; am Meere felbit
lag ein Heiner Drt, der Taf npös Saraccav, auch) Majuma '"F) hieß.
Conftantin nannte dies Majuma nach, feinem Sohne: Konftantia und
181°) Arvieur 2, 44.
181°) Arrian 2. 2.
181°) Ant. 13, 6, 6 bat Sazara flatt Gaza. 1 Makk. 9, 52 ift Gazara
ftatt Gaza zu Iefen. -
181) Ay. Geſch. a. a.D.: adım dor Epnuos. T’dka oder 6ddct war die
Frage. Zwei Wege führten von Serufalem nad) Gaza, einer weftwärts über
Ramla, der zweite füdwärts Über Hebron, letzteren nahm (höchſt wahrfcheinlich)
der Kammerer (f. Bethſur, Anm. 162°), da er, nach der altern Tradition, in
der Nähe von Hebron getauft ward. Diefer Weg von Ierufalem nad) Hebron
lauft aber durch die Wufte Thekoa, auch Epnnos Adlas d. i. Serufalems genannt
(Onom. s. v. Thecua). Der Engel des Herrn befahl nun dem Philppus, die
Straße xura neonuBplav durch die Wüfte auf Hebron einzufchlagen; ohne diefe
Beifung, hätte er weſtwaͤrts auf Ramla irre gehen können. — Wollte man dab
avın sg. aber auf Gaza beziehn, fo tft zu bemerken, daß Gaza, nach Arrian,
von Alerander m. nicht zerftört ward, auch Plutarch, Eurtius (4, 6), Sofephus
(A. 11, 8,4) Eeine Berflörung der Stadt erwähnen, Strabo’s Nachricht (16, 759)
von einer folchen Berftorung daher Feinen Slauben verdient. Um jo weniger,
als ja Alerander Jannäus nach Alerander m. Gaza eroberte und zerſtörte. Da
aber Gabinius diefelbe wiederheritellte, die Berftörung Gazas durch die Juden
erft um das Jahr 65 n. Ehr. fallt, woher dann ein Taco Epnuös zu Ehrifti Seit?
Wozu hätte auch der Engel die Worte vun sq., mwofern fie fih auf Gaza bezö⸗
gen, dem Apoftel geſagt, weldyer den Kämmerer ja nicht in Gaza, am wenigſten
auf etwanigen Ruinen Gazas, fondern auf der Straße taufen follte. Allenfalls
Tönnte man jene Worte für eine Bemerkung bes Lucas halten, welder beim
Ramen Gaza an Zeph. 2, 4 und Jerem. 47, 5 date. Vgl. im Anhange „Zu
Apoftelgefhichte 8, 26.
181) Es wird auch ein Majuma Ascalonis und Jamniae genannt, Majuma
fol die Hafenftadt jener Orte bedeuten.
.
Judäa. Gaza. 175
gab ihm, ale Lohn für chriftliche Gefinnung, das Bürgerreht. Auf
Klage der fehr heidnifch geſi unten Gazäer nahm Julian dies Recht und
den neuen Namen zurüd '"e).
Im Aten Sahrhundert waren hier 8 Tempel: der Sonne, Venus,
Apollo, Proferpina, Hekate, Fortuna civitatis, Herion (lepeuw) seu
sacerdotum, Marnion (i. e. Cretigenae Jovis) —8* Eudoxia verwan⸗
delte den Tempel des Marnion in eine chriftliche Kicche "U, — Die Ga-
3er, böse heidnifch, verfolgten, befonders unter Sultan, die Chriſten '*’%).
Abu Ber eroberte Gaza (634). Unter Balduin IM. von Jeru⸗
falem ward e8 1152 befeftige '*")) und den Tempelherren übergeben,
nach der Schlacht von Hittin (1187) durch Saladdin genommen.
Bifchöfe von Gaza auf dem erften nicäifchen Goncilio, dem von
Sardes (347), Antiochia (363), Diespolis (415), Jeruſalem (536)
u.a. mn), Silvanus, Bifhof von Gaza, war, nad) Eufebius, zur Zeit
der Chriftenverfolgung unter Diocletian (um 285) einer der Märtyrer.
Aus Gaza mar Schafei, das Haupt einer muhammedanifchen Secte,
ferner Procopius Gazäus, Zofimus Gazäus und Ulpianus icin).
Gaza liegt in einer fruchtbaren Gegend, die reich an Palmen und
Dlivenbäumen, auf einer Heinen Anhöhe, etwa 1 Stunde vom Meere m),
und hat nad Robinfon (2, 640) an 16000 Einwohner ’*'°) (etwa
4000 fteuerpflichtige Muhammedaner und 100 Chriften), welche befonders
von den Karavanen Vortheil haben, die aus Aegypten nach Syrien und
zurüd gehen; wie fie dann auch der großen damascenifchen Mekka-
faravane, nah Maan, 4 Tagereifen weit, Lebensmittel zuführen '"'P),
Ohne Kunft bringt ber Boden Granaten, Pomeranzen, trefflihe Dat-
ten. Die Brunnen find gutz es ift ein Ort der Erquidung für die
Reifenden, welche von Aegypten fat bis hierher durch bie Wüſte zo⸗
gen H. — Arvieux erwähnt in Gaza einer fonftigen Johanniskirche,
welche in eine Mofchee verwandelt ward, außerdem einer Kirche ber Ar-
menier, einer zweiten der riechen '*'")..
181°) Sozom. Hist. 5, 3. 7, 21. Reland 791.
181.) Acta Sanctor. 5, 655. Mel. 793.
181’) Hieron. ad Jes. 17: Serapium Alexandriae et Marnae templum
Gazae in ecclesias domini surrexerunt. Id. Epist. ad Laetam: Marnas
Gazae luget inclusus et eversionem templi jugiter pertimescit. — Münzen
Gazas bei Eckhel 449 — 454.
181°) Tic dyvosi tnv Tufalay dndvorav; fagt Gregor. Nazianz. Or. 3 in
Julian, Rel. 794,
181’) Will. Tyr. 629. 917. Er nennt Gaja dirutum et habitatoribus ca-
rentem.
181”) Reland 793.
181”) Abulf. Tab. Syr. 77. Reland 792.
181”") Rob. 2, 638. Nach Arrian (2, 26) Tag Gaza 20 Stadien vom Meere
(f. ob.), was mit Robinfons Angabe ftimmt.
1819) Ser (253) „gehe 5000 Einwohner; Volney (2, 253) gibt nur 2000 an.
olney a
1819) Zroilo (456) er folgende Entfernungen. Ben Ierufalem nah Rama
10 Stunden; von Rama nad) Asdod 8 Stunden; von Asdod nach Gaza 7
Stunden.
1817) Arvieur 2, 41. Rob, 2, 635.
176 Sudan. Geba — Gerar.
Gaza Tiegt unter 31° 27’ 20% Br. und 30° 25’ 56” 2. von
Paris '*'*).
| 86. Geba (Gaba), >23,
db. i. Höhe. Taßa bei Zofephus. Zu Benjamin (Joſ. 18, 24). Qon
Benjamin an die Priefter (of. 21, 17. 1 Chrom. 7, 60). Bei Geba
lagern Saul und Jonathan, nördlich von ihnen, nur durch einen Paß
getrennt, die Philifter zu Michmas, die in Folge von Jonathans Hel-
denthat gefchlagen wurden (1 Sam. 13, 15—23). David fchlägt die
Phitifter von Geba bis gen Gafer (2 Sam. 5, 23): Aſſa baut Geba
Benjamin und Mispa mit Steinen von Nama (1 Kon. 15,22. 2 Chron.
16, 6. A. 8, 12, 4) Bon Geba bis Berfeba (2 Kon. 23, 8) als
Nord» und Südgrenze Judas; aus dem Eril Zurüdgelehrte in Rama
und Saba (Nehem. 7, 30). Robinfon fand Ruinen in Dfeheba (Ieba),
dad vom Wadi ed-Suweinit ſüdlich auf einer Anhöhe gelegen iſt; ihm
nördlich gegenüber liegt Mukhmäs, d. i. Michmas.
87. Gedera, mI73,
zur Niederung Juda (Sof. 15, 36). Wahrfcheinlih: villa ad regionem
civitatis Aeliensis pertinens nomine Gadora circa Terebinthum (Onom.
s. v. Gaddera) '***), König von Geber von Joſua befiegt (Joſ. 12, 13).
88. Gederoth, riaa,
zur Niederung Zuda (Jof. 15, Al); zur Zeit des Königs Ahas von
Philiſtern erobert (2 Chron. 28, 18). Vielleicht Gedrus, 10 m.p. von
Diospolis nad, Eleutheropoliß zu (Onom. s. v. Gaedur).
89. Gedor, “rm, |
zum Gebirg Juda (Sof. 15, 58); Simeoniten fuchen dort Weide (1 Chron.
4, 39); Männer von Gedor ſchließen fih an David zu Ziklag an
(1 Chron. 13, 7). Nah Robinfon (2, 592) jegt Dfchedür, ungefähr
9 m. p. in SW. von Bethlehem. Gedor, Bethzur und Halyul, welde
Sof. 15, 58 zufammen genannt werden, liegen (nach Kieperts Karte)
faft in einer, etwa 1 deutſche Meile Tangen Linie.
89%. Gerar, 3.
Grenzort der Kananiter (1 Mof. 10, 19), wo Abraham unter bem
dortigen König Abimeleh wohnte (1 Mof. 20, 1. 2), ebenfo Iſaak
(1 Mof. 26, 1). König Affe verfolge die Mohren bis Gerar (2 Ehron.
14, 13. 14). — Es lag zwifchen Kabes und Sur (1 Mof. 20, 1),
25 m. p. in ©. von Eleutheropolis. Der Engländer Rowland fand am
-
181°) Berghaus Memoir zur Karte von Syrien.
182) Alla erbaute Gaba und Mizpa Ev aürö tu tönw fagt Sofephus a. a. O.
alfo dicht bei Rama, das nad) (A. 8, 12, 3) 40 Stadien von Serufalem lag
(ſ. Rama). Geba ift ſonach auch c. 40 Stadien von Serufalem.
182°) Vermuthlich ift vallis Terebinthi gemeint (1 Sam. 17, 1. 2), da un
mittelbar vorher (Sof. 15, 35) Socho und Aſeka genannt find.
Judäa. Giben Benjamind, Gibea. 177
Buche Gerar, 3 Stunden in SED. von Gaza: Kirbet el-Gherar, b. i.
die Ruinen von Gerar '*b), Nach Gerar Geraritica vocatur regio
trans Daroma (Onom. s. v. Gerar). Bon Jerufalem nach Gerar rech⸗
net Hieronymus (zu Genes. 22, 3) 3 Tagereifen. Conftantin der Große
ließ bier an einem Bade ein Mönchsklofter erbauen (Sozom. 6, 32).
Ein Bifchof von Gerar mar auf dem Concil von Chalcedon.
90. Gibea Benjamins oder Sauls,
y2a, aa n224, DRS n234,
auch Gibeath. Traßaxdsaovın bei Jofephus, und Tlaßad Iaoviou.
Gabatha ubi fuit domus Saul. Hieron. 30 Stadien von Jerufalem,
nahe Rama ’°). Nicht. 19, 11.12.13. Zu Benjamin (Joſ. 18, 28).
Sräuelthat ihrer Einwohner, Zerſtörung ber Stadt und Ausrottung
Benjamind bis auf 600 (Nicht. Cap. 19 u. 20). -In Gabaa urbe
usque ad solum diruta paululum substitit (Paula) recordata peccati
ejus et concubinae in frusta divisae et tribus Benjamin sexcentos
viros propter Paulum Apostolum reservatos (Hieron.).. Auf jene
GSräuelthat bezieht fi) Hofea 9, 9; 10, 9%. — Sauls Heimath
(1 Sam. 10, 26; I1, 4; 15, 34; 22, 6; 23, 195 26, I). Am Berge
bei Gibea hängen die Gibeoniter Saul 7 Nachkommen auf (2 Sam. 21,
6—9). Geba und Gibeath Sauls zufammen genannt, Jef. 10, 29. —
Stoß vermuthete: Giben Benjamind habe auf und an dem Hügel
Tuleil el-Ful gelegen, was NRobinfon, befonders auf die citirten Stellen
des Hieronymus und Sofephus (B. 5, 2, 1) geftügt, ganz überzeugend
darthut '*°).
91. Gibea, myaa,
zum Gebirg Juda (of. 15, 57). Wahrfcheinlich Gabaatha, 12 m. p.
von Efeutheropolis, mo das Grab Habakuks gezeigt ward '**). (Onom.
s. v. Gabaath.) — Robinfon (2, 580. 593) fand Dſchebah auf Fugel-
förmigem Hügel, c. 7 m. p. in BSW. von Bethlehem, welche Ent-
fernung der von 12 m. p. nicht wiberfpricht.
182°) Williams „The holy city“ 480.
183) Joseph. Bell, Jud, 5, 2, 1. Zitus zieht nämlih von Samaritis über
Sophna nad) Gibeath Saul Iueyovra dd ray "IepoooAupwy, Gaov Arcd TpLdxovra
oradlwv; died „ungefähr 30” widerfpricht der Angabe der Entfernung zu 20
Stadien (Anm. 184) nicht.
184) Nach Sofephus (Antiq. 5, 2, 8) geſchah jene Schandthat in Gaba,
20 Stadien von Serufalem; Hieronymus nennt den Ort auch Gabaa; Richter
19 und 20 heißt er aber Giben „die da liegt unter Benjamin.’ „Die Leute
des Orts waren Kinder Jemini“, Nicht. 19, 14. 16. „Gibea in Benjamin,
Richt. 20, 4. 10. .
185) Robinfon in der Bibliotheca sacra, Auguft 1844. &. 598. Er bemerkt,
daß der Grundtert 1 Sam. 13, 15. 16 und 14, 5 nicht Giben, fondern Gebe
Iefe, dagegen 1 Sam. 14, 16 Giben. Hier und da finde Verwechſelung beider
Namen ftatt, was auch de Wette zu feiner Ueberfegung von Richt. 20, 10. 33
bemerkt, Bol. Robinfons Eleine Karte der „Umgebungen von Serufalem,
185°) Dies Grab dürfte zwifchen Kegila (das 8 m. p. von Eleutheropolis,
nach Hebron zu, lag) und Gabaath gewefen fein, Vgl. Kegila. Reland 772.
12
Raumer, Paldftina. Ste Aufl,
178 Judäa. Gibelim. Gibeon.
912. Gibelim ſ. Betogabra.
92. Gibeon, 7134, 5
TaBausv und T’aßow bei Sofephus. 50 Stadien von Jerufalem nad
—* und Lydda zu '). Gibeoniter zu Joſua nach Gilgal, machen
durch Lift einen Bund mit: Ifrael und werden zum Holzhauen und
Waſſertragen beim Gottesdienft verurtheilt (Joſ. 9). Gibeon von 5 Kö⸗
nigen wegen bed Bundes angegriffen, von Joſua entfegt. „Sonne, ſtehe
ftil zu Gibeon!“ (Joſ. 10, 1— 15. Bol. Jeſ. 28, 21). — Gibeon
„große Stadt, wie eine Tönigliche Stadt” (Sof. 10, 2). Heviter darin
GJoſ. 9, 7; 11,19). Zu Benjamin (Joſ. 18, 25), fpäter Levitenſtadt,
Sof. 21, 17, wo Geba von Gibeon unterfchieden wird, ſowie Joſ. 18
als Städte Benjamins: Geba (V. 24), Gibeon (B. 25) und Gibeath
(B. 28) aufgeführt werden. — Stiftshätte in Gibeon zu Davids und
Salomo's Zeit (1 Ehren. 17, 395 22, 29. 2 Chron. 1, 3), wo Salome
opfert und betet (1 Kon. 3, 4. 5. 2 Ehron. 1, 3—13). — Hier Abner,
Isboſeths Feldheir, von Joab gefchlagen, und Afaheld Tod (2 Sam.
2, 12— 32). SIoab ermordet hier den Amafa, Abfalomd Feldheren
(2 Sam. 20, 8—12); großes Waffer bei Gibeon (Jerem. 41, 12).
Nach Robinfon (2, 351 fg.) ift Gibeon das jegige el-Dfchib, Dorf,
auf einem länglichten Kalkſteinrücken, ber ſich über einer fehr fruchtbaren,
wohl angebauten Ebene erhebt. In D. vom Dorfe eine fihöne Quelle
und Ueberreſte eines großen Waflerbehältere (Ser. 41, 12%).
Zu Gibeon gehörten: Gaphira, Beeroth, Kirjath Jearim (Sof. 9,
17; 18, 25. 26. Esra 2, 25. Nehem. 7, 29).
92°. DBeeroth, nina,
zu Benjamin (Iof. 18, 25. 2 Sam. 4, 2). Bon hier waren die
Mörder des Isboſeth und Joabs Waffenträger (2 Sam. 4, 2;
23, 37). T m. p. von Jerufalem nad) Nikopolis zu (Onom. Euseb.
s.v. Bnpo5) '°”); aus dem Exil nach Beeroth Zurüdgekehrte (Nehem.
7, 29). Robinfon (2, 345 fg.) hält das jegige Birch für Beeroth,
ein Dorf mit alten Grundbauten, Neften einer gothifchen Kirche und
c. 700 muhammedanifchen Einwohnern.
92, Kirjach Searim, BIP nIOR,
d. i. Waldſtadt, fonft Kirjath Baal (Jof. 15, 60) und Baala (Sof.
186) B. I. 2, 19, 1. Geftius marſchirt von Lydda Über Bethhoron und Cie
beon auf Ierufalem los. Ant. 7, 11, 7 gibt Sofephus die Entfernung nur zu
40 Stadien an. Bol. Ajalon.
187) Gibeon lag 50 Stadien von Serufalem, Beeroth 56 Stadien, nahe Gi:
beon, sub colle Gabaon fagt Hieronymus (Onom.1l.c. Es ift Nikopolis, nicht
Reapolid bei Hieron. zu leſen). Robinfons Birch liegt (nach Kiepertd Karte)
c. 72 Stadien von Serufalem, und c. 32 Stadien von Gibeon (el⸗Dſchib), bei⸗
des widerſpricht den Angaben des Hieronymus. Robinſon beruft ſich darauf,
daß Euſebius ſage: Beeroth fei oͤrd Thy T’aßauv, d.h. „gehöre ben Gibeoni⸗
tern,‘ dies ü erfege Hieronymus sub colle G. „als wenn Beeroth unter dem
Hügel gelegen ‚hätte, auf welchem Gibeon ſtand.“ Wenn Eufebius von Chephira
bemerkte: es fei nödrs und ray Taßausv, fo tiberfege Hieronymus richtig durch
„vicus ad civitatem pertinens Gabaon,“
Judäa. Gibethon — Gilgal. 179
15, 9). Zu Juda (Sof. 15, 60; 18, 14) 2); am ber Grenze
Benjamin (Iof. 15, 9), 9 m. p. von Jerufalem nad) Diospolis zu
(Onom. s. vv. Baal et Carjathjarim). Hier Daniterlager (Richt.
18, 12). Hierher die Bundeslade von Beth⸗Semes gebracht (1 Sam.
6, 21; 7, 1.2), durch David abgeholt (1 Ehron. 14, 5.6. 2 Sam.
6, 2.3). Bon bier ein Prophet Uria (Ier. 26, 20); hierher
aus dem Eril Zurüdgekehrte (Ebra 2, 25. Nehem. 7, 29).
Robinſon (2, 588 fg.) halt Kiriath Jearim, d. i. Stadt der Wälder,
für das jegige Kuryet el⸗Enab, d. i. Stadt bes Weine, welche auch
Jeremiä ober Anathoth Heißt und früher ein Minoritenklofter mit Ia-
teinifcher Kirche hatte. Des Hieronymus Angabe, 9 m. p. von Je—⸗
a N Diospolis zu, ſtimmt mit der Rage von Kuryet el-
ab 'a),
93. Gibethon, yınaz,
u Dan (Joſ. 19, 44); Levitenſtadt (Joſ. 21, 23). Ob identiſch mit
Gibbethon im Lande der Philiftert (1 Kon. 15, 27; 16, 15. 17. A. 8,
12, 4.5).
94. Gilgal, >553,
50 Stadien vom Jordan, 10 öſtlich von Jericho (Sof. 4, 19 und A. 5,
1, 4). Bon der Mündung des Jordans lief die Grenze zwifchen Juda
und Benjamin über Gilgal nach Ierufalem (Sof. 15, 5—8. 18, 16—
19) ®°), Erſter Ragerplag der Ifraeliten auf dee Weftfeite des Sor-
dan, in Kanaan (Joſ. 4, 19), blieb es auch während der Zeit, da Joſua
von hier aus Kanaan eroberte (Joſ. 9, 6; 10, 6. 9; 14, 6; 15, 43).
Hier 12 Jordanfteine aufgerichtet (Iof. 4, 20); Beſchneidung der in
der Wüſte geborenen Iſraeliten (Iof. 5, I—9); erfte Paffahfeler in Ka-
naan, und Effen vom Getreide des Landes (Joſ. 5, 10—12) '°); hier
die Stiftöhutte (Jof. 6), bis fie nah Silo kommt (Sof. 18, 1), was
187°) Aus Vergleihung von Iof. 18, 14 und 28 ergibt fih, daß Kirjath
Benjamins nicht mit Kirjath Jearim zu verwechſeln iſt. Eben fo ift Baala,
füdlihe Stadt Judas (Joſ. 15, 29), die fpäter an Simeon Fam (Sof. 19, 3.
1 Ehron. 4, 33) von Kirjath Jearim verfchieden.
188) 1 &am. 7, 1 und 2 Sam. 6, 23. 3 Überfegen die LXX Giben durd 6
Bouvos, de Wette dur „Hügel“; Luther dagegen nimmt ed als Ortsnamen,
was Verwirrung macht. Bol. Rob. 2, 590. Anm. 4.
188°) Williams (S. 9) hiit Kuryet:el:Enab für Emmaus. Nah ihm iſt
„Dans Lager zwifchen Zaren und Eſthaol“ (Richt. 13, 25) identifh mit Dans
Lager (Nicht. 18, 12), das „hinter Kiriath Jearim“ liegt. Es fei daher Ki-
riath J. in der Nähe von Zaren ıc. zu fuhhen, etwa bei Deirsel:Howa. Diet
ift c. 13 m. p. von Serufalem entfernt. Es fallt auf, daß bei der fo genauen
Angabe der Grenze Benjamin Sof. 18, 14 zwei auf einander folgende Grenz:
punkte: der Berg bei Unter Bethhoron und Kir. 3. nah Williams’ Annahme
c. 10 m. p. auseinander liegen würden.
188°) Vgl. Adummim. Sof. 18, 17 fteht Seliloth für Gilgal. Na dem
Onom. (s. v. Galgala) ward ein Jocus desertus Gilgal zu Hieronymus’ Zeit
2m.p. — 16 Stadien öftlid vom alten Sericho gezeigt.
189) „Und das Man börete auf bed andern Tages, da % des Landes Ge:
treide aßen, daß die Sfraeliten Fein Man mehr hatten.” Joſ. a. a. O.
12*
180 Audäa. Gilo — Halhul.
nach Sofephus (A. 5, 1, 19) im 6ten Jahre nach dem Jordanübergange
ftattfand; fpäter opfert Samuel hier (1 Sam. 10, 8); ebenfo wird hier
geopfert, da Sauls Königreich erneuert wird (1 Sam. 11, 14. 15);
Saul felbft opfert Hier (1 Sam. 13, 7—9); auch Agag, der Amalefiter
König, wird in Gilgal von Samuel zerhauen vor dem Herrn (1 Sam.
15, 32..33). — Samuel richtet bier (1 Sam. 7, 16); nad Gilgal
zieht Juda dem, nad Befiegung Abfaloms, aus Peräa zurüdtehrenden
David entgegen (2 Sam. 19, 15. 40). — Gögenbilder in Gilgal unter
Moabiter⸗Herrſchaft (Nicht. 3, 19); ein fpäterer Gögendienft Hoſea 4,
15; 9, 155 12, 12. Amos 4, 1. 4. 5. — Nach Robinfon (2, 533)
wäre Gilgal in der Nähe bes Dorfes Riha zu fuchen, es fehlen aber
Spuren von Altertum. (Vgl. R. 2, 514.)
Robinſon (3, 299) fand in SW. von Silo einen fehr hoch gelege-
nen Ort Dfehildfchilia, von wo er das Meer, das Gebirg Gilead und
den Hermon ſah. Dies ift ein zweites Gilgal, höchſt mahrfcheinlich das
3 Kon. 2, 1 erwähnte, von wo Eliad und Elifa über Bethel hinab nach
Jericho ging; vieleicht aucd, das 2 Kön. 4, 38 genannte Gilgal ’”).
94°. Giln.
Zu Juda auf dem Gebirge (of. 15, 51), Geburtsftadt Abitho-
pheld (2 Sam. 15, 12), mo diefer fich auch erhenft (2 Sam. 17, 23).
94, Gimſo.
Mit Berhfemes, Ajalon, Gederoth, Socho und Thimna zur Zeit
bes Königs Ahas durch die Philifter erobert (2 Chron. 28, 18). Nach
Robinſon (3, 270) das jegige Dſchimſu, ein großes Dorf c. 2 m. p.
in OSD. von Xydda, 7 m. p. in WMW. von Ajalon, auf dem Wege
von Lydda nad) Bethhoron gelegen.
95. Gophna,
15 m. p. von Serufalem nach Neapolis zu (Euseb.); vielleicht das, zu
Benjamin gehörige, Ophni (of. 18, 24), Die Toparchien Gophna
und Afrabittene zu Judäa (B. 3, 3, 5) 2), Gophna von Eaflius
unterjoht (A. 14, 11,2). Titus marfchirt aus Samaria über Gophna
nach Gibeath Saul (B. 5, 2, 1). — Bon Joſephus oft erwähnt. Bei
Nobinfon (3,294) Dſchifna, mo Ruinen einer Georgöficche. Das dortige
Thal ift reichlich angebaut, voll Dliven, Feigen, Granaten, Aprikofen,
Birnen, Aepfel und Wein. Der Ort hat 200 Einwohner, diefe find
Chriften. 4, Stunde von Jerufalem,
96. Halhul, banbrı,
zum Gebirg Juda (Sof. 15, 58). Est villula nomine Alula juxta Hebron
(Onom. s. v. Elul). Gegenwärtig Halhul nördlich von Hebron auf dem
190) Rach Heller Unfiht. Einen Hügel am Jordan mit einem Haufen
Steine darauf nannte ein Araber Galgala. Fisk (S. 281, Ueberf. ©. 318) fragt:
ob dies Gilgal (Sof. 4, 19. 20)% Gilgal lag aber 50 Stadien vom Sordan. —
Ein drittes Gilgal 5 Mof. 11, 305 ein viertes f. unter Samaria, Nr. 28.
190°) Siehe Judaͤa, Einleitung.
Judäa. Hazar⸗Addar — Hebron. 181
Wege nach Ierufalem ’”®), wo eine Mofchee, Neby Junas, d. i. Pro»
phet Jonas genannt (Rob. I, 359).
97. Hazar⸗Addar,
Ort der mittäglichen Grenzlinie Kanaans (4 Mof. 34, 4) und des
Stammes Juda (Joſ. 15, 4).
98. Hazar-Gadda, 73 nen,
Südftadt Juda. Sof. 15, 27. Ob: Gadda in extremis finibus Da-
romae, imminens mari mortuo (Onom. s. v. Gadda)?
99. Hazar-Sual, bad en,
Sudftadt Juda (Iof. 15, 28); fpäter zu Simeon (of. 19, 3); bier
Nachfommen Judas zu Nehemis Zeit (Neh. 11, 27).
100. Hazar-Sufa, mo un,
zu Simeon (Sof. 19,5. 1 Chron. 5, 5).
101. Hazor, hen.
3 Städte diefes Namens zu Sübjuda (Sof. 15, 23. 25), deren
eine auch Hezron heißt, wahrſcheinlich die füdliche Grenzſtadt Judas
(3of. 15, 3). Die andere wird Hazor-Hadatha genannt, d. i. Neu Hazor.
Asor in finibus Ascalonis contra orientem — cujus et scriptura me-
minit, appellans eam ad distinctionem veteris, Asor novam (Onom.
3. v. Asor). Robinſon (2, 631) fand Yafur c. 11 m. p. in NO. von
Ascalon ; er hält e8 für Asor in finibus Ascalonis, welches aber im
Onom. 1. c. mit Hazor« Hadatha vermechfelt fei, das zu den Städten
Sudjudas gehöre (mofern es nicht mehr als ein Hazor- Habatha gab).
Ein vierted Hazor zu Benjamin (Nehem. 11, 33), ein fünftes ift Baal-
Hazor in Ephraim (f. Samaria), ein fechftes f. Saliläa 34.
102. Hebron, ar,
fonft Kirjath Arba (1 Mof. 13, 2; Sof. 14, 15; 15, 13; 21, 11.
Nicht. 1, 10. Nehem. IL, 25), d. i. die Stadt Arba „des Waters
Enaks“29; jegt el Kalil, d. i. Freund, mit Bezug auf Abraham, ben
Freund Gottes; oder Halil Rahmam: der Freund des Barmberzigen ');
im Mittelalter &t. Abraham. Auf dem Gebirge Juda (Iof. 20, 7),
22 m. p. ſüdlich von Jeruſalem (c. 7 Stunden), 5 Stunden von Beth-
190°) Münchn. Gel. Anz. 1836. &.895. Schubert nennt den Ort: Illuel.
191) Sof. 14, 15 überfegt die Vulgata: Adam maximus ibi inter Enacim
situs est (Adam für homo). Darauf beziehen fi Hieronymus’ Worte zu Matth.
27. Adam sepultum juxta Hebron in Jesu Nave volumine legimus. — Bei
Hebron der ager damascenus, aus deflen rother Erde Adam gefchaffen fein
fol (nah Brochardus u. A. Siehe Bachiene Il, 2, 349). Diele Erde wird
als Amulet gebraucht.
192) Fisk S. 338, Ueberf. S. 389. So fagt man in Serufalem: Thor des
eundes (Bab el Halil) ftatt Thor Abrahams, das nad) Hebron führt, und
überhaupt Halil für Abraham.
182 Judäa. Hebron.
lehem, 20 m. p. von: Berfeba (Onom.). — 7 Jahre vor Zoan (d. 1.
Thanis) in Aegypten gebaut (4 Mof. 13, 23) '”). Es liegt in einem
Thale’), (1 Mof. 37, 14).
Abraham wohnt.,,im Hain Mamre, der zu Hebron iſt“ (1 Mof.
13, 18). Mamre des Amioriters (1 Mof. 14, 13. 24) 5), Hier er⸗
ſcheint ihm der Herr (1 Moſ. 18, 1). In Hebron iſt wahrſcheinlich
Ismael geboren, die Beſchneidung geſtiftet, — hier ſtirbt Sarah (1 Moſ.
23, 2) und wird in dem Erbbegräbniß, das Abraham von Ephron dem
Hethiter kauft, in der zwiefachen Höhle 60) dem Hain Mamre gegen⸗
über begraben (1 Moſ. 23). Da wird auch Abraham begraben (1 Moſ.
25, 9. 10) und Iſaak, Jakob, Rebekka und Lea (1 Mof. 49, 29—32;
50, 12. 13).
Beim Zerebinthenhain Mamre hatten Heiden zu Conftantin des
Großen Zeit einen Altar, mo fie, wie Euſebius fagt, den Heiland, mel
cher bier dem Abraham erfchien, unwiffend verehrten. Gonftantin ließ
den Altay megreißen und eine Kirche an die Stelle bauen 82). Bei
diefem Haine war großer Markt, wo unter Hadrian viele gefangene
Juden verkauft wurden '”). — Das Grab der Patriarchen mit Marmor
ausgelegt 1ap Joſephus 8); auch zu des Hieronymus Zeit war es ba.
Helena (die Kaiferin) ließ eine Kirche darüber bauen; jegt ift eine Mofchee
da, unter welcher reich bekleidete Srabmäler. Kein Chrift darf hinein 9.
193) Joſephus fagt, Hebron werde von den Eingeborenen für älter als Mem:
phis ara es babe ſchon 2300 Jahre geRanden. Bell. Jud. 4, 9, 7.
194) Fisk a. a. D. beftätigt die Lage. Von Bethlehem bis Hebron traf cr
nicht einen Drt.
195) Hebron ſeibſt Mamre genannt (1 Mof. 23, 195 35, 27). Nah Zroilo
(&. 417) it Damre Y%, deutfhe Meile vom jegigen Hebron.
196) TO omdaroy 76 Sımloov (LXX). Spelunca duplex (Vulg.). Rad)
Andern: Höhle Machpelah.
196°) Euseb. Vita Constant. 3.
197) Hieronymus zu Serem. 31. 4 Juden wurden für einen Modius Gerfte
verfauft (Mich. Glycas Annal. pärt. III. p. 240). gi. Socrates Hist. I, 18
und Kuseb. Vita Constantini magni. — Man hat die Sage: es fei die Tere⸗
binthe aus dem Stabe eines der den Abraham befuchenden Engel entfprüngen
und verbrenne nicht. Gegen diefe Legende 1 Mof. 18, 1. Die große Terebinthe
ftand nad) Sofepbus a. a. O. 6 Stadien von Hebron und war der Sage nad)
fo alt als die Welt; nach Belon (bei Paulus I, 270) find u drei Bäume aus
einem Stamme, ebenfo nad) della Balle II, 100. Quercus Mambre juxta He-
bron (quae usque ad aetatem infantiae meae et Constantü regis imperium
terebinthus monstrabatur pervetus, et annos magnitudine indicans), sub
qua habitavit Abraham. Onom. s. vv. Arboc et Drys. Die angeblihe Ze
rebinthe Abrahams war alfo zu Hieronymus' Zeit verfhwunden. Rob. 2, 717
fand bei Hebron eine ungeheure Eiche, deren Stamm 22% Fuß im Umfange,
die Krone 89 Fuß im Durchmefier hätte, ex weiß nicht gewiß, ob diefe vielleicht
von Früheren für Abrahams Zerebinthe angefehen worden. — Wolcott fah in
der Nähe von Hebron große Ruinen, weiche ibm er:Räm genannt wurden;
Nobinfon macht es fehr wahrfcheinlich, daß dies das alte Mamre fei. Biblioth.
sacra 1843. no. 1. &. 52 fg. \
198) Joseph. Bell. Jud. 4, 9, 7.
199) Budingham. Zufäge zu Theil J. S. 460. Fit S. 339. Neben einem
Thor ift ein Plas, an welchem die Juden weinen und beten dürfen. Unterm
Iudäa. Herodinm. Heron, 183
Iſraelitiſche Kundfchafter kommen nad Hebron (4 Mof. 13, 22).
Hebron eine kananitiſche Königsſtadt (of. 12, 10); ihr König Hoham
von Sofua bei Gibeon gefhlagen, bei Makeda gehenkt (of. 10, 1—27),
darauf Hebron genommen und verbrannt (Sof. 10, 36, 37). Caleb
erhält Hebron (Joſ. 14, 6—15; 15, 13. Richt. 1, 20), vertreibt\daraus
(wohl unter Joſua's Oberbefehl) die Kinder Enak (Sof. 11, 21. 22;
15, 14). Hebron eine der ſechs Freiftädte (Sof. 20, 7) und Priefter-
ſtadt (Joſ. 21, 11). — David in Hebron König über Juda 7 Sahre
und 6 Monate (2 Sam. 2, I—4 u. 2. 11. I Kön. 2, 11). Hier
Abner von Joab umgebracht (2 Sam. 3, 27). Isboſeths Haupt hier
begraben (2 Sam. 12). David in Hebron zum König über Sfrael ge-
ſalbt (2 Sam. 5, 1—3. Bgl. 1 Ehron. 3, I—4; 12, 1—3; 13,
23. 38). Abfalom, in Hebron geboren, geht dahin (2 Sam. 14, 9)
und beginnt bier feine Empörung gegen David. — Rehabeam befeftigt
Hebron (1 Chron. 11, 10). Aus dem Exil Zurüdgelehrte in Hebron
(Nehem. 11, 25.)
Hebron durch Judas Makkabäus von den Kindern Efau erobert
(1 Makk. 5, 65). Simon, Sohn ded Gioras, entrif es den Römern,
Cerealis eroberte es wieder und verbrannte es ?°%).
Gottfried von Bouillon gab im Jahre 1100 Hebron dem Grafen
von Avesnes zu Lehen, 1167 warb ed Bisthum (&. Abraham); 1187
fam e8 an Saladin; 1834 erflürmte Ibrahim die Stadt, nachdem er
die gegen ihn aufrührerifchen Einwohner bei den Teichen Salomo’s
geichlagen.
Hebron hat gegenwärtig c. 10000 Einwohner ?°°®), darunter 1500
fteuerpflichtige Muhammedaner, 41 fieuerpflichtige und 200 andere Juden,
welche europäifchen Schug genoſſen, und ein Chriſt. Sie bauen Wein,
Baumwolle, haben Stashütten, leben in fteter Fehde mit Bethlehem.
Man zeige Jeſſe's, Abners Begräbniß, Davids Teih. Wenn das Mor-
genopfer im Tempel Serufalems gebracht werben follte, rief der Priefter
dem Wächter auf der Zinne zu: fängt es an Licht zu werden bis nach
Hebron?
103. Herodium, f. Thekoa.
104. Hezron, f. Hazor (Nr. 101).
Schutze des Muhammed Paſcha reifend, ſah in neuefter Beit ber Engländer
Monro das Innere der, Über die Patriarchengräber erbauten, Mofchee. Sie
liegt am &üdende Hebrons, ift 4D Schritt Iang, 25 breit. Die Gräber ähneln
Heinen Hütten mit einem Fenſter auf jeder Seite; Joſephs Grab zeigt man ne»
ben Abrahams, ja auch Ejaus Grab, diefes jedoch gefondert von den Gräbern
der 3 Erzväter. Die wahren „Sarkophage“ der Patriarchen find unter jenen
Hütten in der Höhle, welche Kiemand betreten darf. Monro 1, 343. Robin:
fon 2, 708 leugnet, daß Monro das Innere der Mofchee felbft ſah.
200) Joseph. Bell. Jud. 4, 9, 7. 9.
200°) Robinfon 2, 738. 733. Monro 1, 245 gibt nur 5000 Einwohner an,
Bit (339) 400 Häufer. Rad Schubert liegt Hebron 2664 Fuß Über dem
eere.
184 Indäa. Holon — Jabne.
105. Holon, Yan, |
Gebirgsſtadt Juda (Zof. 15, 51); Freiftadt den Söhnen Aarond gegeben
(Sof. 21, 15. 1 Chron. 7, 58) °P),
106. Horma (Karma), mr,
d. i. der Vertilgung geweiht, in den LXX ’AvaSepa, früher Zephath
(Richt. 1, 17). Die widerfpenftigen Iſraeliten wurden bier gefchlagen
von Kananitern und Amalefitern (4 Mof. 14, 44. 45. 5 Mof. I, 44).
Die Kananiter bei Horma von Sfraeliten gefchlagen (4 Mof. 21, 1—3.
Nicht. I, 17) »och; König von Horma Sof. 12, 14. — Zu Juda
GJoſ. 15, 30), fpäter an Simeon (Sof. 19, 4. 1 Chron. 4,30). David
gibt an Horma von der amalefitifchen Beute (1 Sam. 30, 30).
Robinſon (3, 150) erftieg den in WEW. des todten Meeres ge
legenen fteilen Paß „es Sufäh‘‘, welcher Name identifch mit dem hebräl-
fchen Zephath, daher Robinfon die Stadt Zephath oder Horma in der
Nähe des Paſſes ſucht. Vielleicht ftand fie auf dem nahen Berge Ma-
durah, von welchem die Sage geht: es habe auf ihm eine Stadt ge-
legen, über welche Gott gezürnt, fodaß er dieſelbe vertilgt habe ?°').
107. Jabne, "Iaßvis, 2.
Stadt der Philifter ?°'*), deren Mauern König Uſias zerriß
(2 Ehron. 26, 6), wahrfcheinlich identifch mit Jabneel (of. 15, 11),
einem norbmeftlichen Grenzorte Judas in der Nahe des Meeres, und
mit Jamnia, deffen öfter die Bücher der Makkabaͤer und Joſephus ge-
denken. Es lag zwifchen Diospolid und Asdod (Onom. s. v. Jamneel);
nach Volney heißt es jegt wieder Jabne und liegt 3 franz. Meilen von
Ramla nah Gaza zu "'). — Judas Makkabaäus verfolgt den Gor-
gias bis Jamnia (1 Maff. 4, 15. A. 12, 7, 4); Gorgias fiegt hier
(1 Matt. 5,58. A. 12, 8, 6); Apollonius gegen Jonathan Makkabaus
in Samnia (1 Makk. 10, 69. A. 13, 4, 3); Cendebäus in Jamnia
(1 Makk. 15, 40). Nah 2 Matt. 12,9 verbrannte Judas Maktabäus
Hafen und Flotte von Samnia, fo daß man ben Feuerfchein in Jeruſa⸗
lem, 240 Stadien (6 deutfche Meilen) weit fehen konnte ?"'°).
Vom Pompejus zu Syrien gefchlagen (B. 1, 7,7); von Veſpaſian
200°) Die Chronik lieſt Hilen ft. Holon. Ein Holon in Peräa' Jer. 48, 21.
200°) Ob 4 Mof. 21, 1—3 eingefchaltet und mit der Erzählung Richt. 1,17
einerlei ift? |
ei Bi Beduinen erzählten diefe Sage an Seetzen, Schubert, Robinfon und
indfay.
201°) Rad) Joſephus (A. 5, 1, 22) erhielt Dan Jamnia von Joſua.
201°) Volney 2, 251. Nach Fisk 255 (Ueberf. 286) liegt Jabne 3Y, Stunde
von Asdod, 7 Stunden von Saffe.
201°) Jamneae duae, altera intus (Plin. H. N. 5, 14, 5), d.i. eins am
Meere, das zweite landeinwärts. "Iapverav Arunv bei Ptolem. 5, 16, fo wird
aud ein Majuma Jamniae, eine Hafenftadt Samnia erwähnt. Vgl. Gaza.
Sofephus zählt Samnia daher einmal zu den mittelländifchen Städten (A. 14,
4,4. B. 1, 7, T), dann wieder zu den Seeftädten (A. 13, 15, 4).
Judäa. Jaffa. 185
erobert (B. 4, 8, 1). Nach der Zerſtörung Jeruſalems war hier eine
hohe Schule der Juden ?°'%) und ein Synedrium.
Macrinus Bifhof von Jamnia zur Zeit des Arius ”'e) Wahr⸗
fcheinfich lag das Ibenum, Hibelim der Kreuzfahrer, dicht bei Zabne ?'N).
108. Jaffa (Iapho, Soppe), Y2°,
d. i. Schönheit. Seichter, Elippiger Hafen am Mittelmeere, 10 Stunden,
nach Andern 15 Stunden von Serufalem ?); 3 Stunden von Rama
(Ramla) ?°); eine fehr alte Stadt. Est Joppe ante diluvium, ut ferunt,
condita ”'). Plinius fagt?®): Joppe Phoenicum antiquior terrarum
inundatione, ut ferunt. Nach den NRabbinen von Japhet erbaut und
genannt; nad Stephanus ſtammt der Name von Jope, Tochter des -
Heolus, Frau des Erbauers Cepheus. Hieronymus zu Sona 1: Hic
locus est, in quo usque hodie saxa monstrantur in litore, in quibus
Andromeda religata Persei quondam sit liberata praesidio ?°), — Bei
Japho endet die Grenze Dans (Sof. 19, 46. 47). — Holz; ward vom
Libanon zu Salomo's Zempelbau nach Japho gebracht, von da nad)
Serufalem (2 Chron. 2, 16. I Kön. 5, 9); ebenfo zum zweiten Tempel⸗
bau (Era 3, 7). — Jona fchiffte fich hier ein (Jona I, 3).
Judas Makkabaäus züchtigt Zoppe wegen Ermordung von 200 Ju⸗
den (2 Makk. 12, 3—T); Sonathan und Simon Maktabäus erobern
wiederholt Joppe (1 Makk. 10, 74— 76; 12, 34; 14, 15), Simon
befeftigt e8 (1 Makk. 14, 34) und weigert fich, ed bem König Antiochus
einzuräumen (1 Makk. 15, 28. 35); Pompejus fehlug Joppe zu Syrien,
zu welcher Provinz ed auch zur Zeit der Apoftel gehörte). Petrus
201°) Reland 823, nach dem Zalmud.
201.) Epiphan. Haer. 2, 730.
1) Willerm. Tyr. (886) erzählt, daß die Kreusfahrer zur Zeit des Königs
Fuülco von Serufalem juxta Ramam, non longe a Lidda auf einem Hügel nahe
Asdod, eine Kefte gebaut, Hibelim genannt und einem Balianus anvertraut hät:
ten. Diefer und feine Nachkommen führten daher den Namen Hibelim. (Vgl.
Vitriac. 1071, Sanut. 165). Alb. Aquens. (343) nennt den Ort Abilim (inter
Ascalonem et Rames.); bei Fulcher. Carnot. (432) beißt er Ibenunf. Nach
Benjamin von Zudela find e8 3 Parafangen von Soppe nad) ,Eblin oder Jafne.“
Irrig glaubte man, auf dem Hügel —2 habe einſt Gath der Philiſter gele⸗
gen. So gatten die Kreugfahrer 3 Feſten segen, die Ascaloniten erbaut: Blancha
Guarda, Gibelim (f. Eleutheropolid Anm. 172°) und Hibelim.
202) Es ift unmöglich, Serufalem von Jaffa aus pr fehen, wie Strabo (16,
2, 28) fagt, ein mehrere Stunden breiter Gebirgsrüden liegt zwifchen beiden
Orten. Nicht einmal Rama fieht man von Jaffa aus. Prokeſch ©. 125.
203) Richardfon II, 217. j
204) Pomp. Mela I, 11.
205) Plin. Hist. nat. V, 13. "
206) Strabo 16, 2, 28. Ylinius (Hist. Nat. 5, 14) fagt: Joppe insidet
collem, praejacente saxo, in quo vinculorum Andromedae vestigia osten-
dunt. Colitur illic fabulosa Derceto, fügt er hinzu. Ebenſo Sofephus. B.
3,9, 3. Nah Plinius 9, 4, 25 zeigte M. Scaurus ald Aedil ein 40 Fuß
langes Skelet des Ungeheuers. — Andromeda, Zochter des Cepheus und der
Caſſiopea.
207) Joseph. Antiq. 14, 4, 4.
186 Judäa. Janoha — Jarmuth.
erweckte hier die Tabea (Ap. Geſch. 9, 36—43) und hatte beim Gerber
Simon dad Gefiht von reinen und unreinen Thieren (Up. Gefch. 10
und Cap. Il, 5). Bon Eeftius ward Joppe im jübifchen Kriege er-
flürmt und eingeäfchert, es famen 8400 Einwohner um?) Veſpaſian
fchleifte die Stadt, deren Bewohner ſich auf Schiffe flüchteten und Schiff.
bruch erlitten, wegen Seeräuberei und baute da eine Feftung ’°). —
Bon Eonftantin dem Großen bis auf die arabifche Eroberung unter Omar
636 war es Bilchofsfig; es wird 3.3. ein Biſchof von Joppe auf dem
Concil zu Serufalem 536 erwähnt. Das Bisthum ward von Kreuz-
fahrern hergeftellt und zur Grafſchaft erhoben; bie Stadt von Balduin I.
befeftigt und verfchönert. Joppe war Zandungsplag der Pilger, blieb es
auch, nachdem Saladin 1188 die Stadt eroberte ?'°), bis auf jegige Zeit.
Von Napoleon warb ed 1799 erflürmt, von Engländern befeftigt ?'').
Es ift bier ein Hofpiz für Pilger, dem Franzisfanerklofter St. Salvator
in Serufalem gehörig, in welchem fpanifhe Mönche ?'). — Die Stadt
handelt befonders nach Aegypten, vornehmlih mit Seife; es hat jegt.
c. 5000 Einwohner, darunter c. 3000 Muhammedaner und 600 Chri⸗
ſten. Früher war Soppe fo volkreich, dag es mit Iamnia.und umlie-
genden Dörfern 4000 Bewaffnete ftellen konnte’). Die Stadt liegt
in der reichfien Gartenumgebung, hat eine fehöne Ausficht auf die wel:
lige Ebene Saron, welche voller Dörfer, die in Olivenhainen liegen; fern
fiebt man die blaue Gebirgewand Judäas, vor fih das Meer ?'‘).
109. Janoha, mm,
Grenzſtadt Ephraims (Sof. 16, 6. 7). Wahrfcheinlih: Jano in Acra-
bittena regione in: duodecimo lapide Neapoleos contra orientem.
(Onom. s. v. Jano) *'**), |
110. Japho, f. Jaffa.
111. Jarmuth, na, "
tananitifche Königsſtadt (of. 12, 11). Piream, König von Sarmuth,
bei Gibeon von Zofua gefchlagen, bei Makeda gehentt (of. 10, 3—27).
208) Joseph. Bell. Jud. 2, 18, 10. -
209) Joseph. Bell. Jud. 3, 9, 3. Münze Jaffas bei Eckhel 433.
210) Niederländifche Redensart: na Jaffa gaan, für eine Reife, da man an
der Rückkehr verzweifelt. Die Landung der Pilger bei Jaffa befchreibt Cha⸗
teaubriand (deutfche Ueberf. I, &. 47).
211) Otto v. Richter ©. 11.
—
212) Zahn. Chateaubriand. Dieſer erwähnt, daß die Gemahlin Ludwig des
Heiligen in Jaffa eine Tochter, Blanca, geboren, auch, daß das jetzige Jaffa
erſt ſeit einem Jahrhundert exiſtire, was mit Cotovici Nachricht: Jaffa ſei nur
ein Steinhaufen (um das Jahr 1598) übereinſtimmt. Cotovicus S. 135.
213) Strabo 16, 2, 28.
m Dtto v. Richter S. 12. Richardfon ©. 216. — Ein zweites Jaffa f.
alifaa.
214°) Ein zweites Janoha in Galilde von Ziglath Pileffer genommen (2 Kön.
15, 99); vielleicht Januah in NO. von Akre, welches St. Schulz erwahnt. Ein
britte® Janua 3 m. p. in ©. von Regio (Onom. |. c.).
Judäa. Jathir — Jericho. 187
Zu Juda in der Niederung (Joſ. 15, 35). Nah Jarmuth aus der
babylonifchen Gefangenfchaft Zurückgekehrte (Nehem. 11, 29) ?''b),
Wahrfcheinlih: Jermucha in decimo ab Eleutheropoli lapide, ascen-
dentibus Aeliam ?”), (Onom. s. v. Jermus), — Bon dem hoch ge
legenen Beit Nettif aus ſah NRobinfon (2, 599) in WNW. Jarmüf,
das er für Jarmuth Hält. Nach der Karte c. 3 Meilen in WB. von .
Bethlehem.
112. Jathir, f. Ether.
112°, Jedna.
In sexto ab Eleutheropoli lapide pergentibus Chebron. Onom.
s. v. Jedna. Von Robinfon (2, 671. 696) in berfelben Entfernung
von Beit Dfehibrin (d. i. Eleutheropolis) gefunden. Ein Heines Dorf
am Fuße des Gebirge.
113. Jericho, ms,
6 Stunden von Jerufalem, 2 Stunden vom Jordan, in einer Ebene
von nackten, unfruchtbaren Bergen umgeben, die gen Norden zu beiden
Seiten des Fluſſes bis Bethſean, gen Süden zum todten Meere ziehen ?'°).
In diefer Ebene liegt das Gefilde (die Breite, das blache Feld) Jericho
(Sof. 4, 13. 5 Mof. 34, 3. 2 Kon. 25, 5 zc.), welches fruchtbar, be-
ſonders berühmt durch Balfamftauden und Palmen”), daher Jericho
die Palmenſtadt heißt (5 Mof. 34, 3. Nicht. 1, 16; 3, 13. Vgl. A. 5,
4,4. 2 Chron. 28, 15). Roſenſtöcke zu-Ieriho (Sir. 24, 18). Be
wäffert ift das Gefilde durch den Bach Elifä (2 Kon. 2, 18—22); jet
ift es unfruchtbar, Fenchel finder fich °°*). Ihm gegenüber das Gefilde
Moab und der Berg Nebo (5 Mof. 34, 1. of. 13, 32. 4 Mof.
35, 1 ꝛc.).
Kundfchafter Joſua's bei Rahab in Jericho (Iof. 2). Eroberung
Jerichos (of. 6). Joſua's Fluch gegen den Wiederherfteller der Stadt
(of. 6, 26), erfüllt an Hiel (1 Kon. 16, 34) 219. Kananitifche Kö⸗
m
. 214°) Ein zweites Zarmuth f. Samaria.
. 215) Jarmuth wird Sof. 15, 335 mit Adullam, Socho und Aſeka genannt,
woraus zu fohließen, daß diefe Orte einander benachbart waren. Dies beftätigt
dad Onom.; nach demfelben liegt Adullam 10 m. p. in O. von Eleutheropolis,
Socho Im. p. von Eleutheropolis nad Ierufalem zu, Iarmuth 10 m. p. von
Eleutheropoliß nad) Serufalem zu, endlich Aſeka zwiſchen Serufalem und @leuthe-
ropolis. — Hieronymus im Onom. s. v. Jarimuth fagt: dies liege bei Eſthaol.
Da Efthaol und das ihm benachbarte Zarea 10 m. p. von Eleutheropolis lies
gen, wenn auch mehr nördlich, nad) Rikopolis zu, fo dürften Jarimuth, Jermucha
und Sarmuth derfelbe Drt fen. Die Angabe des Hieronymus: Jarimuth fei 4
m. p. von Eleutheropolis entfernt, dürfte um fo weniger zu berüdfichtigen fein,
als ein anderer Cod. 7 m. p. lieft. (Diele früher geicgriebene Bemerkung, ſtimmt
mit ’Robinfond, im Jerte mitgetheilter Beobachtung und Annahme Überein).
216) Joseph. Bell. Jud. 4, 8, 2.
217) Siehe oben: „Pflanzenreich.“ Vgl. Joseph. Bell. Jud. 4, 8, 2. 3.
218) Maundrel ©. 102.
219) „Bauete“ in der angeführten Stelle fo viel als: befeftigte (Hamels⸗
vd I, ©. 86).
188 Judäa. Soppe. Ithnan.
nigsſtadt (Sof. 12, 9). Zu Benjamin (Joſ. 18, 21). Ron Eglon,
dem Moabiter, erobert (Nicht. 3, 13). — Hier Davids gefchorene Ge-
fandte (2 Sam. 10,5. 1 Chron. 20, 5); hier Prophetenfinder zu Eliä
Zeit, und Elias vor der Himmelfahrt (2 Kön. 2, 1—5); bei Jericho
die Quelle, welche Elifa „„gefund macht” (1 Kon. 2, 19—22); hier der
fliehende Zedekia von den Ehaldäern ergriffen (2 Kon. 25, 5. Ser.
39, 5). Einwohner Jerichos, aus dem Exil zurüdigefehrt ( Esra 2, 34.
Nehem. 7, 36%), bauen mit an Jeruſalems Mauern (Nehem. 3, 2).
Bacchides befeftigt Jericho (1 Makk. 9, 50). — Jeſus in Jericho bei
Zachäus (Luc. 19, 1—10), deffen Sycomoros noch 1684 an Myrike
gezeigt ward, wie auch fein Haus, wo Franziskaner Gotteödienft halten;
jegt Ruinen vielleicht einer ehemaligen Kirche ?), — Jeſus heilt bier
zwei Blinde (Matth. 20, 29. 30), nach Marcus und Rucas (18, 35—43)
einen, der (Marc. 10, 46—52) Bartimäus hieß. -
Pompejus zieht von Damaskus über Bethfean nad, Sericho, von ba
gegen Serufalem (A. 14, 3, 4; 14, 4,1). Cfeopatra verkauft an He-
rodes m. den ihr von Antonius gefchenkten Ertrag der Feldmark Jerichos
(A. 15, 4, 2). Herodes ber Große baut, refidirt und flirbt hier ?). —
Zur Zeit der Belagerung Serufalemd vermwüftet, von Hadrian wieder⸗
bergeftellt. — In den Kreuzzügen eingeäfchert. Jetzt Riha, elendes,
ſchmutziges arabifches Dorf mit 2— 300 Einwohnern ””'?), Ibrahim
Paſcha, im Jahre 1840 auf feinem Rückzuge von Damaskus bei Riha
durch Araber angegriffen, zerftörte den Ort gänzlich *by.
114. Joppe, f. Iaffe.
| 115. Ithnan, m,
Sudort Judas (Joſ. 15, 23).
20) Maundrel S. 102.
221) Joseph. Antig. 17, 6—8. Er baute Amphitheater, Hippodrom, in
welchem bei feinem Tode die Vornehmften follten eingefperrt und getüdtet wer:
den (Joseph. Bell. Jud. 1, 33, 6). Bei Iericho waren mehrere Burgen, z. B.
Ihrar und Zaurus, welche Pompejus zerftörte (Strabo 16, 2, 40), dann Dot
(1 Makk. 16, 11) ic.
221°) Schon das Itinerar. hierosol. (von 333 pC.) fagt: Ibi fuit Jericho,
nur des Sachäus Sykomoros und Rahabs Haus fah der Neifende. Ebenſo
wurden nad Adamnanus (2, 11) im 7. Saec. ruinarum vestigia Jerichos ge-
zeigt. Mirum dietu, heißt es, sola domus Raab tribus in eodem loco destructis
civitatibus remansit. Locus vero totus urbis ab humana desertus habita-
tione. Arvieur (2, 155) gibt 50, Pocode (2, 47T) 2 bi 3 Häufer an, und
einen vieredigen Thurm, das Haus Zachäi genannt. Monro (1, 137) zweifelt
felbft, ob Riha an der Stelle des alten Jericho liege, ebenfo Budingham 1, 250.
Entfchieden war Seriho im 4. und 7. Saec. ganz verwüftet, und Riha muß
ein fpäter erbautes Dorf fein, wofern ed auf der Stelle Serichos liegt. Robin-
fon (2, 530) fand Feine Refte, welche mit Gewißheit den Ort des alten Jericho
bezeichnet Hatten. Gadow fahd einen, mit Mauerfundamenten bededten, Raum,
egen %, Stunden im Umfange, den er für Sericho der herodifchen Zeit hält.
r liegt „nördlich vom Wady Kelt, weftlih vom Bach des Elifabrunnens und
öflih von der obern Wafferleitung aus Ain DüE’” Zeitfehr. der d. morgent.
Gef. Bd. 1. Heft 1.2. S. 38. Bol. das S. 53 über das Gefilde Sericho Gefagte.
221°) Bibl. sacra 1843. no. 1. &. 40.
“
*
Judäa. Juta — Kegild. 189
116. Juta, man,
auf dem Gebirg Juda (of. 15, 55). Levitenſtadt (Joſ. 21, 16).
MWahrfcheinlih der Wohnort des Priefters Zacharias, die rodıc ’Iouda
(Luc. 1, 39) *2). In der LXX ’Ierta; im Onom. Jethan, 18 m. p.
von Eleutheropolid. Sof. 15, 55 wird Juta mit Garmel, Siph und
Maon genannt; Robinfon (2, 417; 3, 193) fand diefe vier Orte nahe
zufammen, die Entfernung des von ihm gefundenen Juta von Eleuthero-
polis ftimmt mit der im Onom. angegebenen überein.
117. Kades, UTD, 2373 Wp, UM,
auch Kedes, Kades Barnea, Südſtadt Judas (of. 15, 23); fübliche
Srenzftadt Kanaans (4 Mof. 34, 4. Sof. 15, 3. Hef. 47, 19); am
Fuße des Amoritergebirge (5 Mof. I, 19—21).
Zuerft erwähnt 1 Mof. 14, 6. 7: Keder Laomer komnit ‚an die
Quelle Mispat, das ift Kades.“ Vgl. 4 Mof. 20, 13. — Hagars
Brunnen zwifchen Kades und Bared (1 Mof. 16, 14); Abraham mohnt
„zwiſchen Kades und Sur’ und hielt fi) zu Gerar auf (1 Mof. 20, 1).
Die Ifraeliten ziehen vom Horeb (in 11 XZagereifen) nach Kades
Barnea (5 Mof. I, 2. 19; 9, 23); nad Kades ehren die von Mofes
gefandten Kundfchafter zurück (4 Mof. 13, 27)5 von da greifen die ftör-
rigen Sfraeliten das Gebirg hinauffteigend die Amalekiter und Kananiter
an, werben aber gefchlagen (4 Mof. 14, 43. 44. 5 Mof. I, 43—46).
Die Sfeaeliten bleiben lange Zeit in Kades (5 Mof. 1, 46), wo Mirjam
ftirbt (4 Mof. 20, 1); bier das Haderwaſſer (4 Mof. 20, 2—13); von
hier aus bittet Mofes den König von Edom vergebens um freien Durd)-
zug (4 Mof. 20, 14—21. Richt. 11, 16. 17). Don Kades ziehen bie
Sfraeliten zum Hor (4 Mof. 20, 22), weiter an den Sared (5 Mof.
2, 14). — Joſua fchlägt bie Kananiter von Kades Barnea bis Gaza
(of. 10, 41).
Die Wüfte Kades Pf. 29, 8 genannt.
Robinfon Hält Ain el Weibeh für Kades, das in NW. von Petra
und faft in ©. des todten Meeres liegt; mir fchien es, das etwas noͤrd⸗
licher gelegene Ain Hasb fei Kades 222).
118. Kegila (Relah), Tr.
8 m. p. von leutheropolis nach Hebron zu (s. vv. Ceila et
Echela), — Zur Niederung Juba (of. 15, 44); undankbar gegen
David, ber ed aus der Hand der Philifter errettet (1 Sam. 23, 1—13).
222) Eine zuerft von Reland aufgeftellte, von Bachiene und Nofenmüller an:
erfannte Bermuthung. Diefer Vermuthung darf die gegenwärtige Angabe des
Haufes der Elifabetb — in der Nähe Serufalems — um fo weniger entgegen:
geftellt werden, ald nah einer älteren Tradition auch Bethzacharia für die Va⸗
terftadt Johannes des Taͤufers galt.
222°) Dies fuchte ich in meinem Beiträgen zur bibl. Geogr. S. 9 darzuthun.
Rowland wollte Kades weit weftlich von der Arabah gefunden haben (Williams
488 fg.). Robinſon widerlegte dies gründlih. (Notes onbiblical Geography,
May 1849 ©. 377 fg.).
190 Audda. Kirjath Jcarim — Lydda.
Einwohner von Kegila helfen nach ber Gefangenfhaft die Mauern Se
tufalems bauen (Nehem. 3, 17. 18). Hier foll Habakut, 10 Stadien
von hier Micha begraben fein 229).
119. Kirjath Jearim, ſ. Gibeon.
120. Kirjath Sepher, ſ. Debir.
121. Lachis, wnah.
7 m. p. im Süden von Gleutheropolis (Onom. s. v. Lachis).
Japhia von ‚Kadie, einer ber fünf bei Gibeon gefihlagenen, bei Makeda
gehenkten Könige (3of. 10, 3—27). Won Joſua genommen, die Ein-
wohner getöbtet ; Horam, der fie entfegen will, geichlagen GSoſ. 10,
31 — 33). Kananitiſche Königsftadt (Joſ. 12, m). Zu Juda in der
Mieberung (3of. 15, 39), Bon Rehabeam gebaut (2 Ehron. 11, 9.
A, 8, 1,1). Amazia, König Judas bier getötet (2 Kön. 14,
19. 2 Shion. 25, 27. A. 9, 9, 3). Sanberib in Lachis (2 Kon. 18,
14. 17. 2 Corn. 32, % ef. 36, 2). Nebukadnezar wiber Lachis
(Ierem. 34, 7, nach der Weiffagung Mia 1, 13). Aus dem Eril
Surücigefchrte in Lachis (Nehem. 11, 30). Jebtt um Laͤkis. Vgl. Eglon.
122. Lechi, ſ. Eleutheropolis.
123. Libna, mıah,
von Joſua erobert (Iof. 10, 29. 30), Kananitifhe Königsftadt (of.
12, 15). Zu Juda in ber Niederung (Joſ. 15, 42). Levitenftadt
(Sof. 21, 13. 1 Chron. 7, 57). Falle unter Joram ab von Juda
(2 Kön. 8, 22. 2 Chron. 21, 10). Sanberib gegen Libna a Kön.
19, 8. gef 37, 8),
124. Libona, mhb,
nördlih von Silo (Nicht. 21, 19). Wahrfcheinli Khan Leban 4 Stun-
ben füdwärts von Sichem 222), Es finden fih hier Felfengräber (Rob.
3, 309).
1248, Lifta,
oder Beit Lifta. Dorf Y. Meile in NW. von Jeruſalem. Berggren ”' »)
ftellt e8 mit ber Tonapyla Besiertnpäöv (B. J. 4, 8, 1) zufammen.
Veſpaſian marfchirt von Antipatris uber Lydda, Emmaus nach biefer
Toparchie und auf Ierufalem zu. Auch Plinius (5, 14) führt fie auf.
125. Lydda (Diospolis), Avöde.
Wahrſcheinlich Lod der Kinder Benjamin (1 Ehron. 9, 12. Esra
2,33. Nehem. 11, 35) *). — König Demetrius Soter beflätigt: „daß
223) Sozomenus (Hist. VII, 29), citirt von Reland &. 698. Bol. Gibea.
224) Lobna in regione Eleutheropolitana (Onom. s. v. Lebna).
224°) Maundrell &. 83.
224°) Berggren 3, 154.
225) Auch jeßt wird kydda: Loddo auch Lud genannt. Reland 877. Wie
Judäa. Madmena — Mann. 191
"die Priefter zu Jeruſalem das ganze Judaͤa und bie drei Städte Aphe-
rima und Lydda und Ramatha ... inne haben follen” (1 Matt. 11,34.
A. 13, 4, 9). Caſſius verfauft die Einwohner von Lydda ald Sklaven
(A. 14, 11, 2); Toparchie Lydda (B. 3, 3, 5). — Petrus heilt hier
ben Aeneas (Ap. Gefch. 9, 32. 33). Vom Nömer Ceſtius zerftört 2),
fpäter wieder aufgebaut. Lydda ergibt fih dem Veſpaſian (B. 4, 8, 1). —
Später Diospolis genannt ***). Seit dem 4. Jahrhundert Bifchofsfig;
ein dafiger Bifchof auf dem Eoncil von Nicäa'rc. Nach der Saracenen-
herrfchaft zur Zeit der Kreuzzüge wieder erneut und Bistum St. Georg
genannt, nah St. Georg, der bier unter Diocletian den Märtyrertod
erlitt. Noch jet iſt es Sig eines griechifchen Biſchofs, der aber in Je,
rufalem wohnt (Rob. 3, 362). 415 ward hier Pelagius var einer Synode
von 14 Bifchöfen verhört *”). — 3 m. p. von Ramla (zwifchen beiden
Orten ein Bach 2), voll Ruinen, auch von einer &t.- Georgs- Kirche,
welche Kaifer Zuftinian erbaut, Richard Löwenherz (1191) wieder her-
geftellt haben foll »ꝛ), was Robinſon jedoch bezweifelt. In Ludd foll
der Antichrift getödtet werben ??*=),
126. Madmena, nn,
Jef. 10, 31. Es muß zwiſchen Gibeath Saul und Nob, nah Serufa-
lem zu gelegen haben.
127. Majuma,
Hemeinfamer Name ber Hafenorte von Gaza, Askalon und Jamnia.
(S. diefe Orte.)
128. Makeda, pn. .
Hier fünf Könige gehenkt nach der Schlacht von Gibeon (Jof. 10,
10—29). Kananitifche Königsſtadt (Joſ. 12, 16). Zu Juda in der
Niederung (Sof. 15, 41). 8 m.p. im Often von Eleutheropolid (Onom,
s. v. Maceda).
129. Malatha, f. Molada.
130, Maon, 719%, |
auf dem Gebirg Juda (Iof. 15, 55). David in der Wüſte Maon
Tamen aber Benjaminiter in Zod, in Abend ihres weftlichften Grenzorts, Kirjath
Searim, zu wohnen?
226) Joseph. Bell. Jud. 2, 19, 1.
226°) (Vidit) Lyddam Versam in Diospolin. Hieron. Epit. Paullae. 696.
Münzen Lyddas bei Eckhel 432, Diospolis heißt Lydda bei Sofepbus (A.15,5,1)
auch auf Münzen, die unter Septimius Severus und Earacalla gefchlagen find.
Bal. im Anhang die „Zwei Verzeihniffe der Suffraganbisthiimer Serufalems.
227) Milners Kirchengefhhichte II, S. 384. |
227°) Arvieur 2, 28.
228) Will. Tyr. 742. Cotovicus S. 137. 133. St. Georg werde von den
Muhammedanern fehr verehrt, erzählt Eotovicus.
228°) Ludd urbs in qua occidetur Antichristus, führt Abulfeda (!) an
(Tab. Syr. ©. 7).
192 Judäa. Marefa — Mafada.
(1 Sam. 23, 24. 25). Hier Nabal (1 Sam. 25, 2). Maon contra
Solis ortum Daromae (Onom, s. v. Maon), Nach Robinfon (2, 421)
jegt Ma'in auf kegelförmigem Berge, wo Ruinen eines Kaftelld und
Gifternen. Es liegt ec. 9 m. p. in SEO. von Hebron. Auf dem
Berge eine weite Ausfiht; Robinſon fah (2, 433) von da 9 Drte des
„Bebirges Juda“, nämlich Maon, Carmel, Siph, Jutta, Zathir, Socho,
Anab, Efthbemo und Hebron (Sof. 15, 48—55).
131, Marefa, mun,
zu Suda in ber Niederung (Sof. 15, 44); von Rehabeam gebaut
(2 Chron. 11, 8). Aſſa beſiegt Mohren bei Marefa (2 Chrov. 14,
9— 13). Der Prophet Eliefer (2 Chron. 20, 37) von Marefa. —
Judas Makkabäus fchlägt Hebron und zieht über Marefa gegen Asdod
(1 Matt. 5, 65—68. A. 12, 8, 6) ??”); Juden befaßen den Ort zur
Zeit des Alerander Jannäus (A. 13, 15, 4) ??2); Pompejus gibt Ma-
tefa zurüd an feine Einwohner (A. 14, 4, 4); Gabinius reftaurirt es
(A. 14, 5, 3); Parther zerftören es (A. 14, 13, 9). — 2 m. p. von
Eleutheropolis (Onom. s. v. Maresa). — Grundmauern, welche Robinfon
(2, 693) in S. von Beit Dſchibrin (Eleutheropolis) fand, hält er für
Mefte von Marefa. . j "
132. Mafaba,
fteile Felfenburg nahe dem todten Meere, vom Hohenpriefter Sonathan
(Makkabäus) erbaut, fpäter von Herodes m. aufs Staͤrkſte befeftigt
(B. 7, 8, 2 fg.; vgl. A. 14, 13, 9), um als Zufluchtsort zu dienen.
Ein 30 Stadien (7 deutſche Meilen) langer Schlangenweg führte vom
todten Meere hinauf in die Feftung. — Sicarier befegten im jüdiſchen
Kriege Mafada, überfielen von hier aus in ber Nacht Engabbi. Es lag
unmeit Serufalem (B. 4, 7, 2). Der Sicarier Eleazar vertheibigte es
nad) der Eroberung Jerufalems durch Titus, er und die ganze Befagung
brachten fich zulegt felbft um, 960 an ber Zahl, nur 2 Frauen und
5 Knaben blieben übrig. — Robinfon (2, 436. 477) hielt die gegen
das SW.-Ende bes todten Meeres gelegene Klippe Sebbeh, auf mweldyer
Ruinen, für Mafada ”%); Wolcott befuchte fpäter Sebbeh und beftätigte
229) Reland (899) zeigte durch Dergleid der 2 citirten Stellen, daß 1 Makk.
5, 66 nicht Samarien, fondern, wie beim Sofephus, „Marefa” zu lefen fei;
was die Natur der Sache audy fordert.
229°) Marifia, eine der Städte, welche Alerander Sanndus dem arabifchen
König Aretas abnahm, ift ſchwerlich gegenwärtiges Marefa. A. 14, 1, 4.
2330) Joseph. Bell. Jud. 7, 8 und 9. Plin. H. N. 5, 15, 15. Strabo 16,
764. Bol. Engeddi. Gegen Robinfons Meinung hatte ich dies Bedenken: daß
Sofephus angibt, Mafada fei ’ow mößdw "Iepoooiupwv gelegen, Sebbeh aber c.
9 deutiche Meilen von Zerufalem entfernt ift. Bon Sebbeh aus, Eonnte auch
das 6 Stunden entfernte Engeddi nicht fo leicht nächtlich überfallen werden. —
Ih fragte deshalb: ob Mafada nicht etwa auf der c. Y, Meile nördlih von
Engeddi gelegenen „hohen, vorftehenden Klippe“ Merfeb zu fuchen ſei? Wol⸗
cott ift feit 1839 als amerikanifcher Miffionar in Syrien, feine Befchreibung
läßt kaum einen Zweifel an der Identität von Sebbeh und Mafada, fie findet
fi) in der Bibl. sacra, Februar 1843. ©. 62 fo.
e
Judäa. Michmas — Mizpa. 193
Rabinſons Anſicht, da er jene Klippe und ihre Feſtungsreſte mit des
Joſephus Beſchreibung ganz übereinſtimmend fand.
133. Michmas, Donan, Unan,
9 m. p. von Jeruſalem, nahe Rama (Onom. s. v. Michmas). Eng-
paß zwifchen Geba in S. und Michmas in N. (fiehe Geba); Philiſter
lagern auf ber nördlichen Seite des Paſſes bei Michmas, auf ber. ent
gegengefegten Saul und Sonathan bei Giben. Die Philifter merben von _
Michmas bis Ajalon gefchlagen (1 Sam. 13, 165 14, 1— 31). Affur,
von Norden her gegen Ierufalem anziehend: „läßt in Michmas fein Ge-
räth“ (Zef. 10, 28), wahrſcheinlich, weil daffelbe nicht duch jenen
Engpaß zu bringen war’). Robinſon (2, 329) ging von Geba (nicht
von Gibea Benjamin) nordmärts durch das fleile, rauhe Thal des Wady
e8-Szuweinit nach Mothmäs, einem verödeten Dorfe mit Ruinen. Er
fand zwei Hügel, einen auf der Nord-, den andern auf der Südwand
des Thales, welche er für die. Klippen Bozez und Senne hält (1 Sam,
14, 2 —5).
134. Migron, yıman,
Jeſ. 10, 28. Affur bier, bevor er von Norden ber durch den Pag
von Michmas zieht. Das 1 Sam. 14, 2 genannte Migron „am Ende
von Gibea“ muß dagegen, wie Giben, auf der Südſeite des Paſſes ge-
gelegen haben. S. Michmas.
135. Mizpa””), mern, ,
Maooa. Ein Mizpa zu Juda in der Niederung (of. 15, 38), nörd-
ih von leutheropolis nach Jerufalem zu (Onom. s. v. Maspha).
Ein zweites zu Benjamin (Sof. 18, 26), mahrfcheinlih nahe Rama
und Geba, da Affa die Orte Mizpa und Geba’mit Steinen und Holz
von Rama baute”) (1 Kön. 15, 22. 2 Chron. 16, 6). Hier ver-
fammelten ſich die Ifraeliten ‚‚zu dem Herrn“, um den Stamm Ben-
jamin.zu ftrafen (Richt. 20, 1; 21, 1); hier richtet und opfert Samuel,
befiegt die Philifter bier und fegt einen Denkftein (f. Eben Efer) (1 Sam.
7,5—15. Bgl. 1 Makk. 3, 46); läßt hier den Saul durchs Loos
wählen (1 Sam. 10, 17 1c.). Gebalja, von Nebufadnezar über Juda
geſetzt, wohnt in Mizpa und mird hier erfchlagen (2 Kon. 25, 22 —25.
Jerem. 40 u. 41). Männer von Mizpa bauen an Jerufalem (Nehem.
3, 7. 15. 19) ®*). - Ungefähr 5 m. p. von Serufalem erhebt. fih c.
.500 Fuß über die Ebene ein Berg, von welchem man dad Mittelmeer
und Jaffa, die oftjordanifchen Berge und Ierufalem ſieht; auf ihm liegt
Neby Sammil, eine Mofchee angeblich über dem Grabe Samuel. Es
231) Nach Bachiene's und Gefenius’ Auslegung. ,
232) d. i. Barse. Wartthurm, nach Iofephus: xarontevonevov; ein Ort, der
rings herum fichtbar. ift. Be
FE Alfo In abs Serufalem, da Rama nur 40 Stadien bon Serufalem,
beftätigt durch 1 Mat. 3, 46: „Mifpath gegen Serufalem Über.
234) Ein Land Mizpa am Hermon Joſ. 11, 3. 8. Mizpa in oab
Land I Sam. 22, 3. 2 Chron. 20, 24. Mizpa ın &ilend, fee „Peraͤa.
Raumer, Paläſtina. Ite Aufl,
der Moabiter |
194 . Judäa. Mobin.
galt der Drt bei Einigen für Siloh, bei Andern für das Rama Samude;
Robinſon (2, 356 — 362) hält es für Mizpa ’*'°).
136. Modin, Muwöelv,
Bergſtadt, Sie und Begräbnifplag der Makkabäer (1 Matt. 2 u. Cap.
13, 25 — 30. A. 13, 6, 5). (Onom. s. v.) Modeim, vicus juxta
Diospolin, unde fuerunt Machabaei, quorum'hodieque ibidem sepul-
cra monstrantur. Satis itaque miror quomodo Antiochiae eorum re-
liquias ostendunt, aut quo hoc certo auctore sit creditum. Auf dem
Wege von Ramla nad) Serufalem, 300 Schritte von Latrun, alfo ganz
in der Nahe von Diospolis, liegt eine Kirche zum Andenken der 7 ge-
marterten Brüder, deren Tod 2 Makk. T befchrieben if. Nach einigen
Alten farben fie in Antiochia den Märtyrertod ”°°). — Ueber 2 beutfche-
Meilen von biefer Makkabaͤerkirche, in Süden von Seremis (Kuryet
el-Enab), nahe Serufalem, zeigt man dagegen eine runde, alle umgeben»
den Berge überragende Bergfpige als Mobin der Makfabäer- Hasmo-
nder 2), Dies Modin, 37 Meile in gerader Linie von Diospolis
entfernt, kann nicht ded Hieronymus Modeim juxta Diospolin fein; doc)
feinen feine Worte: unde fuerunt Machabaei auf das Modin der Has-
monäer zu deuten, wie die sepulera auf das von Simon Maff. errich-
tete prächtige Grabmal der Hasmonder, welches „geſehen wurde von
Allen, die auf dem Meere fchifften” (1 Makk. 13, 29) 2°5b),
- 234°) Dafür fpricht nad) Robinfon: die hohe Lage ald Warte, dad Karevavrı
“Iepovaaıyp (1 Makk. 3, 46), Ierufalem gegenüber, „worin liegt, daß ed von
diefer Stadt aus zu fehen war‘, die Nähe von Geba und Rama (1 Kön. 15,
22 f. ob.). Daß Neby Samwil nit Rama Samuels fein Fönne, zeigt Robin-
fon Mar a.a.D. Vgl. Anm. 247. ©. 198.
235) Quaresm. 2, 12. Cotov. 142. Die Bleine ecclesia septem fratrum
Machabaeorum liegt, auf der von Cotovicus gegebenen Abbildung, links am
Wege von Ramla nad) Serufalem, ihr gegenüber, rechts vom Wege, Latrun;
Kirche der 7 gemarterten Brüder nennt Zroilo (119) jene ecclesia.
235°)... Rotundum collis cacumen, caeteris circumjacentibus montibus
eminentius, quod Modinum vocitant (@otovic. 146). Richardſon (226. 383)
und Maundrelli (117) fahen denjelben Berg vom Klofter S. Sohann aus; Pro:
keſch (121) ritt Längs dem Berge der Makkabaͤer (?) von S. Sohann nad) Se:
rufalem. gl. au) Chateaubriand 57.
235°) Dat Modin nahe Serufalem liegt über 5 Meilen in gerader Linie von
der nächſten Meeresküfte bei Jamnia; ift wohl anzunehmen, daß alle Schiffer
das Makkabaͤer Grabmal in folder Kerne gefehen? — Wenn die Söhne des
Simon Makk. in Modin übernadten, am Morgen fi) aufmachen und in bie
Ebene ziehen (1 Makk. 16, 45), fo fpricht dies auch gegen das, mitten im Ge:
birge gelegene, an 3 deutfche Meilen von ber Ebene entfernte Modin bei Jeru⸗
ſalem. — €8 bedarf died näherer Unterfuchung; wer weiß: ob nicht die 7 Py—
tamiden, welche Simon Makk. als Grabmal für ih, feine 4 Brüder, feinen
Bater und feine Mutter ſetzte, ob diefe 7 nicht die Verwechſelung mit den ge-
marterten 7 Brüdern veranlaßten? Bemerkenswerth ift es auch, daß in dem
citirten Artifel des Onom. die Worte „Satis itaque etc.‘ ſich nicht bei Eufe-
bius finden, fondern ein Zuſatz des Hieronymus find; fehlten fie, fo wäre der
Artikel nur auf die Hasmonaͤet zu beziehen. Robinfon (2, 581 fd.) iſt ebenfalls
gegen die Annahme: ‚daß die in ©. von Jeremia gelegene Bergfpige, Szöba ge:
nannt, mit dem Makfabäifchen Modin identifch fer. "
Sudia. Molada — Rob. - 19
137. Molada, my5tn,
Sudftadt Judas (Joſ. 15,26), fpäter zu Simeon (Joſ. 19,2; 1 Chron.
5, 28); von Söhnen Judas, welche aus dem Eril zurückkehrten, be-
wohnt (Nehem. 11, 25. 26). Wahrfcheinlich identifch mit Malatha,
einer idumdifchen Burg (A. 18, 6, 2); im Onom, oft erwähnt (3. B.
s. vv. Ether et Jether. Arad ete.). Station einer römiſchen Cohorte.
Es lag neben Jether, das ſelbſt 20 m. p. in S. von Eieutheropolis
angegeben wird, und 4 m. p. von Arad, welches 20 m. p. von Hebron
bei Kades lag. Robinfon (3, 182) fand Brunnen el⸗Milh und einen
Wady el-Milh, in ber Nähe des Brunnens Ruinen, die er für Refte
von Molada hält. Vgl. Arad und Ether.
138. Morefheth-Gath, nz: nue,n,
von Marefa verfchieden, ba beide Drte Micha 1, 14. 15 genannt find.
Vaterſtadt des Propheten Micha (Jerem. 26, 18; Micha I, 1). Nah
dem Onom.: Morasthi, vicus contra orientem Eleutheropoleos. Vgl.
Mob. 2, 693. .
199 Naaratha, nen,
Grenzſtadt Ephraims (of. 16, 7); Naorath villa in quinto milliario
Jerichus (Onom. s. v. Naaratha): wahrfcheinlih Neara bei Zericho
(A. 17, 13, 1). | Ä
139°. Neballat.
Mit Lod und Dno genannt (Nehem. II, 34. 35). Robinfon (3,
239) fah vom Zhurm in Ramleh in ND. einen Ort Beit Nebäla,
den er für Neballat hält.
140. Nezib, ar},
zur, Niederung Juda (Jof. 15, 43); 7 m. p. von Eleutheropolis nach
Hebron zu (Onom. s. v. Neesib). Robinfon fand „Beit Nufib” mit
Ruinen, deſſen Lage mit der Diftanzangabe im Onom. übereinftimmte
(Rob. 2, 600. 691. 3, 218).
141. Nikopolis, f. Emmaus.
142. Nob, >>.
‘a. Stans in oppidulo Nob et procul urbem conspiciens Jerusalem
(Hieron. zu ef. 10). Letzte Station Sanheribs vor Serufalem (Ief.
10, 32). Hier erhält David vom.Priefter Ahimelech Schaubrote und
Goliaths Schwerdt (1 Sam. 21, 1—9. Matth. 12, 3. Xuc. 6, 3).
Dafür Priefter und andere. Einwohner Nob8 von Doeg auf Sauld Ge-
heiß ermordet (1 Sam. 22, 18. 19). Philiſter hier gefchlagen (2 Sam.
21, 16— 148). Exilirte von Benjamin bier (Nehem. II, 32). Nach
Jeſ. 10, 30. 32 müßte Nob zwiſchen Anathot und Jeruſalem liegen,
dort ſuchte es Robinſon (2, 368) vergebens, gerade dort liegt aber el⸗
Iſawijeh. Iſt dies vielleicht Eſau's oder Edoms Dorf? Doeg, der
auf Sauls Geheiß die Prieſter und alle Einwohner, ja ſelbſt das Vieh
13
196 Judäa. Ono — Phaſaelis.
in Nob ausrottete, wird wiederholt der Edomiter genannt (1 Sam. 21,
7. 22, 9. 18. 22. Pſ. 52, 2). Sollte Nob wegen Doegs, des Edo⸗
miters, Gräuelthat den Namen Ifawijeh erhalten haben?
b. Ein zweites Nob erwähnt Hieronymus (Ep. Paullae p. 696):
(Paulla vidit) Lyddam, haud procul ab ea Arimathiam et Nobe urbem.
Und Will. Tyr. 856: Nobe, hodie Bettenuble, in descensu montium,
‘in primis auspicis campestrium, via qua itur Liddam. Bis dahin
drang Richard Löwenherz zweimal, beim zweitenmale befchloß er bier,
nad) Haufe zu gehen ꝰ6). |
mit Lod (d. i. Lydda) als Ort Benjamins genannt (1 Chren. 9, 12);
- aus dem Exil zurückgekehrte Benjaminiter in Ono und Xod (Esta 2,
33; Nehem. 7, 37; 11, 35). Ein Thal Ono (Neben. 6, 2). Wahr-
ſcheinlich Onus, das mit Diospolis (Lod) und Nifopolis als Ort von
Palaestina prima genannt wird H.
144. Dphni, f. Gophna.
145. Ophra, 983,
zu Benjamin. Joſ. 18, 23. Philifterzug gen Ophra zu Sauls Zeit
(1 Sam. 13, IT). Onom. s. v. Aphra: in tribu Benjamin. Est et
‚hodie vicus Effrem in quinto milliario Bethelis, ad orientem respiciens.
Rob. (2, 338) vermuthet: das jegige Taiyibeh dürfte, feiner Lage nach,
Ophra fein *”°°). Ein zmeites Ophra |. Samaria, Nr. 44°.
146. Phaſaelis,
von Herodes m. nörblih von Jericho erbaut und nad feinem Bruder
Phaſaelus genannt (A. 16, 5, 2. B. I, 21, 9); vom Herodes feiner
Schwefter Salome vermaht (A. 17, 8, 1), von diefer der Julia (d. i.
Livia des Auguftus) (A. 18, 3, 2). Plinius erwähnt convallem Pha-
selidis ?°°). Robinſon (2, 555) glaubt: el-Audfcheh (unter 32° Br.),
füblih vom Wady el-Fafzäil fei Phafaelis. Nah Brocardus Tag ein
Dorf Phafelum eine franzöfifhe Meile in N. von Duͤk, was mit der
Lage von Aubdfcheh ſtimmt.
235°) Vitriac. 1123. Das Onom. s. v. Anob: civitas quam expugnavit
Jesus, et est usque hodie villa juxta Diospolin, quasi in quarto milliario
ad orientalen: plagam, quae vocatur Bethoannaba. (Plerique autem affır-
mant in octavo ab ea milliario sitam, et appellari Bethennabam.) Eufebius
gibt nur 4 m. p. an, Died paßt, wie Hr. Groß richtig bemerkt, auf Annäbeh;
8 m.p. ift dagegen die ungefähre Entfernung des Ortes Beit Nubah von. Lydda,
welches Nubah NRobinfon (3, 279) für das oben charakterifirte zweite Nob hält.
So laſſen fi die 2 Diftanzangaben im Onom. vermitteln. -
235°) Excerpta ex graeca notitia Patriarchatuum in der Geogr. Sacra
deö Carol. a Sto Paulo p.6. Reland 215. A Lydda ad Ono sunt tria mil-
liaria fügt Reland 913. Woher diefe Angabe? -
235°) Vgl. Ephraim (Nr. 75).. Onom. s. v. Ephron: est et villa prae-
grandis Ephraea nomine contra septentrionem in vicessimo ab Aelia
milliario.
236) H. N. 13, 4.
Judäa. Nama — Ramla. 197
147. Rama (Benjamin), ma,
6 m. p. nördlic, von Jerufalem nach Bethel zu 2°”) (Onom. s. v. Rama),
nahe Gibea (Saul), wie fih aus Richt. 19, 13 und Hofen 5, 8 er-
gibt, und nahe Geba (nah 1 Kon. 15, 17. 22). Zu Benjamin (Sof.
18, 25). — Baefa, König von Iſrael, befeftigt ed, wird aber durch
Ben Hadad von Syrien, König Afas von Juda Bundesgenoffen geftört
(1 Kön. 15, 1Tıc. 2 Chron. 16,1. A. 8,12, 3). Affur erfchredt
Rama (Je. 10, 29). Der gefangene Jeremias bier frei gelaffen (Je⸗
rem. 40, 1); aus dem Eril nah Rama zurüdgelehrte Söhne Benja-
mins (Esra 2, 265 Nehem. 7, 30; 11, 33). - Robinfon (2, 566) fand
er⸗Raͤm, ein erbarmliches Dorf mit Reſten von Ruinen. Es liegt
nahe der Straße von Serufalem nah Sihem , Stunde in W. von
Geba und in N. von Serufalem. Dies ſtimmt mit ben Angaben bes
Onom. über die Lage von Rama Benjamin. Ä
148. Ramathaim Zophim (Rama Samuels) °°°),
arair Dina,
auf dem Gebirg Ephraim (1 Sam. 1, 1). Samuel hier geboren und
wohnhaft (1 Sam. I, 1. 195 2, 11; 7, 175 8, 45 16, 13; 19, 18);
hier begraben in feiner Stadt (1 Sam. 25, 1; 28, 3). Hier ward
Saul (wahrſcheinlich) gefalbt (1 Sam. 9, 6; 10, 1); Bier war er
unter den Propheten (1 Sam. 19, 20— 24); David fliehet nach Rama
zu Samuel (1 Sam. 19, 18) a), .
149. Ramath Negeb, 33} nan ann",
d. i. Ramath des Südens. Zu Simesn (of. 19, 8); e8 erhält einen
Theil der Beute Davids aus Ziklag (1 Sam. 30, 27) °°°).
150. Ramla (Ramola. Arimathia),
4 Stunden von Zaffa, 8 Stunden von Jerufalem, 1 Stunde von-Lydda?’‘),
in der fchönen hügelichten Ebene Saron, bie voller Delbäume, Feigen ıc.
einem Garten gleicht’). 2% Stunde von bier nach Jerufalem zu be-
ginnt das rauhe Gebirge. — Ramla ift das Arimathia des N. T., die
Vaterſtadt Joſephs (Matth. 27, 575 Joh. 19,38). Lucas (23, 50,51)
237) Bei Joſephus (Ant. 8, 12, 3): Ramathon, 40 Stadien = 5 m. p.
von Serufalem entfernt.
238) Ramathaim ein Dualis, weil der Drt aus 2 Theilen beftand. Sophim
d. i. der Zophiten (1 Sam. 9, 5). Sonft nennt das A. T. den Ort au) Rama;
bei Sojephus Ramatha (A. 5, 10, 2. -
238%) Robinfon (2, 583 fg.) ſucht zu beweifen, daß der jegt Modin u. Soba
genannte Ort dies Ramathaim feis er fühlt aber felbft dad Gewaltfame und
Unfichere feines Beweiſes. Wolcott fand er-Räm nahe Hebron und hielt dies
für Remathaim 8., was Robinſon widerlegt. Bibl. sacra 1843, No. 1, S.44 fg.
Bol. Hebron. On
239) Ein Rama zu Affer, eind zu Naphthali (Sof. 19, 29.36); eins in Gi⸗
lead (f. Perän).
240) Rauwolf ©. 324, die Meile zu 2 Stunden gerechnet.
241) Nach Haffelquift, Rauwolf a. a. D., Fisk ©. 256, Veberf. S. 286, Otto
v. Richter S. 12. 13. Cotovic. 141. Rob, 3, 235. |
198 Judäa. Ramla.
nennt fie: eine Stadt ber Juden; was durch Matt. 11, 34 wahrſchein
lich erklärt wird, mo Demetrius Laſthenes ſchreibt: wit beftätigen ben
Juden das Gebiet von Judäa und bie 3 Kreife: Aphairema, Lydda
und Ramathaim, bie zu Judäa gefhlagen werden von Sa—
marien. (Onom. s. v.) Armathem Sophim — juxta Diospolim unde
fuit Josephus de Arimathia; und Hieronymus (Epit. Paulae): Haud
procul ab ea (Lydda) vidit Arimathiam viculum Joseph qui dominum
sepelivit ?”?),
Der Mönch Bernardus erwähnt (anno 870) Ramula juxta quam
est monasterium beati Georgü martyris ubi requiescit ”"). — Rama
und Lydda mwurben zuerft von den Kreusfahrern 1099 erobert, und Ro-
bert von ber Normandie warb Bilchof beider Städte. Saladin, 1178
von Balduin IV. bei Ramla gefchlagen, erobert ben Drt 1187 nad, der
Schlacht von Hittin; 1192 befegt ed Richard Löwenherz; bis 1266 fehei-
nen bie Chriften es befeffen zu haben. 1547 fand Belon nur noch 12
bewohnte Häufer in Ramla.
Große Ruinen, 5 Mofcheen, deren 2 fonft chriftliche Kirchen waren.
Feftungsartiges Franziskanerkloſter, von Philipp von Burgund gefliftet ’*’).
Nahe Namla ift die Kirche der 40 Märtyrer, von Tempelrittern zur
Zeit der Kreuzzüge erbaut, jegt Moſchee). Einzelner Zhurm, un
1310 erbaut in farazenifchem Styl, .c. 120 Fuß hoch, auf welchem eine
herrliche Ausficht in D. auf das fteile Gebirge Juda, in W. das Mittel-
meer, in ©. und N. auf die fehöne Ebene Saron mit unzähligen Dör-
fern 2). 800 griechifche, 2000 muhammebanifche Einwohner ?'), Tür⸗
fen, Araber, auch Chriften. Handel nit Baumwolle und Seife. Die
große Karavanenfirage von Kaird nah Damaskus, Konftantinopel und
Smyrna geht durch Ramla, beffen Handel feit der franzöfifchen Inva-
fion unter Napoleon fehr litt “).
242) Abulf. Tab. Syr. &. 79 fagt: Hamlet fei erft nach Muhammeds Beit,
um dad Jahr 716, von Soliman Abb ot Maleli erbaut. Will. Tyr. 785:
Ramula juxta Liddam. Hujus antiguum nomen non reperi (P); sed neque
ipsam priscis fuisse temporibus, frequens habet opinio — fie fei nah Mus
hammeds Zeit gegründet. Bol. auch Sanut. 152. Die Eitate aus den Makkab.
und vom Hieronymus widerlegen died; Clarke (643, 644) glaubt: Muhamme⸗
daner hätten den Ort nur reftaurirt. "Bl. Reland 959 u. 580.
243) Uebereinftimmend berichtet Guibert. abbas (532). Auch Anna Eomnena
(Alexias XI, 328) fagt: &. Georg babe in Ramel den Maͤrtyrertod erlitten, —
wofern hier nicht eine Verwechslung mit Lydda ftatt hat. (Bol. Reland a. a. D.
und Rob. 3, 244.
244) Eotovicus ©. 139. Die Mönche fagen: das Klofter ftehe auf dem Orte,
wo Nikodemi (!) Haus geftanden. Dieler fol bier eigenhändig ein Erucifir
geföniet haben, welches jetzt in Lukka iſt. Cotovicus a.a.D. Bol. Korte &. 35.
bateaubriand S. 55.
245) Scholz ®. 148. Shateaubriand S: 55. Troilo S. 115.
345°) Robinfon (3, 237, 249) vergleicht die Ausficht mit der vom mailänder
Dom, der Thurm erinnerte ibn an den rothen Thurm in Halle. Er zweifelt,
deß Ingig die Kirche der 40 Märtyrer und den Thurm erbaut hätten (a. a.
246) Seotefch ©. 3
247) Scholz ©. 3. Sch Habe 4 Orte Namens Rama im Zerte, 3 in der
Judäa. Raphia. Rimmon. 199
151. Raphia.
Oppidum Raphiae in foribus Aegypti (Hieron. adDan. 11). Von
Gaza nah Raphia 22 m.p., von Raphia nah Rhinokolura (el Arifch)
26 m. p. (Itinerar. Antonini). Bon Wlerander Jannaus erobert (A. 13,
13, 3. B. 1, 4, 2); von Juden befeffen (A. 13, 15, 4); durch Gabinius
reftaurirt (A. 14, 5, 3. B. 1, 8, 4); von Rhinokolura, der legten Stadt
Aegyptens, marfchirt Titus über Raphia, der erften, füdlichften Stadt
Syriens, nah Gaza (B. 4, 11, 5) *72). Zu Palaestina prima ?’b),
Bifhöfe von Raphia auf den Eoncilien von Ephefus und Conftantinopel
(a. 536) ”°). Gegenwärtig Nafa, Ruinen an einer Quelle 9),
152. Rimmon, Ya,
16 m. p. im Mittag von Eleutheropolis (Onom. s. v. Eremmon).
Südliche Stadt Judas (of. 15, 32), fpäter zu Simeon .(Jof. 19, 7.
1 Chron. 4, 32); aus dem Eril zurüdgekehrte Kinder Juda in Rimmon
(2 Esra 11, 29). Von Giben nah Rimmon (Zachar. 14, 10) in dem
Sinne wie: von Geba nad) Berfeba: vom Nord- zum Südende Judas.
Richt. 20, 45. 475 21, 13 wird ein Feld Rimmon erwähnt, zu
welchen Benjaminiter flüchteten. Robinſon (2, 325) hält ein Dorf
239ften Anm. genannt. Hinfichtlih jener 4 herrfchte große . Verwirrung mit
Ausnahme von Ramath Negeb. — In der eh Ausgabe diefes Buchs war
Rama - Benjamin mit Ramathaim Zophim confundirt. Der Recenfent in den
Münchner Gel. Anz. ©. 934 fg. bemerkte richtig dagegen: Gibea Sauld lag
ganz nahe bei Rama Benjamin, wie Eonnte doch David (l Sam. 19, 18) vor
Saul nad diefem nahen Rama fliehen? Wie Ponnte Saul von Gibea aus
3 Zage lang feinen Efelinnen nachgehen und am dritten Zage erfi nad Rama B.
kommen? Der Rec. fucht daher Ramath Zophim welter norbwärts, glaubt auch:
ed dürfte mit Rama der Debora (Richt. 4, 5) identifch fein (d. — Man zeigte
und zeigt jet 2 Stunden nördlih von Serufalem den Ort Neby Samuel als
Begräbnißort Samuels (D. v. Richter 535 Rauwolf 3245 Arvieur 2, 214).
Cotovieus (316) nennt ihn Soba und ftellt diefen Namen mit Ramath. Zophim
zufammen. Adamnanus (1, 15) fagt bereits: ab Aelia septemtrionem versus
usque ad civitatem Samuelis, quae Armathen nominatur, terra petrosa. —
Gegen diefes fogenannte Rama Samueld wandte ſchon Doubdan (463) ein: wie
doh Saul von Gibea bis hierher 3 Zage lang den Efelinnen habe nachgehen
Eonnen; auch bemerkte er richtig, daß ja jenes 6 m. p. von Serufalem gelegene
Rama (nad) dem Onom.) zu Benjamin gehörte, dagegen Rama Samueld zu
Ephraim. Nun folgert Doubdan aber, dem Hieronymus fich anfchließend :
Ramla ſei dad Rama Samuels. Abgefehen davon, daß Ramla faft gewiß außer:
halb (füdwärts) der füdlichen Grenzlinie Ephraims zu liegen kommt, welche von
Bethhoron Über Safer nach einem Punkt der Meeresküfte nördlich von Ioppe
lief; wie konnte doch von der in der Niederung gelegenen Stadt gefagt werben:
fie liege auf dem Gebirge Ephraim? — Auf weichem Punkte des Gebirges
Ephraim aber Rama Samuels lag, ift nicht wohl zu beftimmen. — Bgl. Ramla
im Anbange.
3a Bol. Strabo 16, 759. Itinerar. Antonini (NReland 419). Polyb. Lib. V.
3 Matt. 1, 2. Auch Rhinokolura befaßen einft die Juden (A. 13, 15, 4); über
defien Ramen f. Seneca de ira 3, 20. Bei Will. Tyr. 816 u. A. heißt es
Laris, auch Alarıxa, jegt EI Arifch.
247°) Reland 215.
247°) Neland 968.
247") gisk (Ueberf. 282).
200 Judaͤa. Saalim — Sannoah.
Rummon, auf kegelförmigem Kalkberge, c. Yı Meilen in O. von Bethel,
für Rimmon, deſſen Lage das Onom. (s. v. Remmon) 15 m. pı in
N. von SZerufalem angibt ?”e). | -
153. Saalim, dobgw,
durch welches der, feines Vaters Efelinnen fuchende Saul kommt (1 Sam.
9, 4). Saalim in finibus Eleutheropoleos contra occidentem, septem
ab ea millibus distans (Onom.) ?'’),
154. Saelabin, abyd,'
zu Dan (Sof. 19, 42); wahrfcheinlich identifch mit Saalbim, mo Amo-
riter wohnten und die Daniter ins Gebirge zurückdraͤngten (Richt. 1,
35), wo auch Später ein Amtmann Salomo's war (1 Kön. 4, 9) 2).
+55. St. Saba,
griechifches Klofter vom Drden des 5. Baſilius im tiefen Felfenthale des
Kidron, 3 Stunden vom todten Meere, und ebenfo weit von Bethlehen
und Serufalem *). Es ward buch den Abt ©. Sabas zu Anfang
des 6ten Jahrhunderts geftiftet, Johannes Damafcenus, Euthymius und
Cyrillus der Mönd lebten in bdemfelben. Im Jahre 812 beraubten
ed die Saracenen und ermordeten bie Monde. In den Felswänden
von Kreide eine Menge eingehaumer Zellen, ba früher 11,000 Ein-
ſiedler Hier gewohnt haben follen »*a), Cine öde Gegenb.
156. Sannoah, mar,
zur Niederung Juda (of. 15, 34); Bürger Sannoahs bauen die Mauern
Jeruſalems (Neh. 3, 13); Sannoah von Kindern Juda nad) dem Eril
bewohnt (Neh. 11, 30). Usque hodie in finibus Eleutheropoleos per-
gentibus Aeliam villa Zanua nuncupatur (Onom: s. v. Zannohua).
Robinfon (2, 599) fand Zaͤnuͤa unweit Zaren c. 14 ın.p. in W. von
Jeruſalem. — Ein zweites Sannoah auf dem Gebirge Juda (Joſ. 15,
96) ).
247°). Ein drittes Rimmon f. Galilän.
24T) Welhen Weg nahm der fuchende Saul! 1 Sam. 9, 3 fg. Ging er
von Gibea Benjamin nordweftwärts nach Salifa (15 m.p. in R, von Lydda);
weiter gen Südweft nah Saalim, dann etwa gen NO. durch. das Land Benja-
min? .... Iſt das Land Zuph wirklich auf dem Gebirge Ephraim? .... Wie
kommt Saul aber, da er Samuel verläßt, zum Grabe Rahels (1 Sam. 10, 2)
‚bei Bethlehem? .... Bgl. Rob. 2, 581 fg.
247°) Das Onom. erwähnt au: Selab vicus in finibus Sebastenes.
248) Pococke 2, 51. .
248°) Zroilo ©. 430. Chateaubriand ©. 69. In den Einfiedlerzellen niften
jett blaue Zauben, Fisk S. 280, Ueberf. S. 316. Das Klofter hieß bei Kirchen
fohriftftelern auch Laura. „Die Vereine ber Anachoreten, welche in einer ge-
-wiffen Berbindnng in einzelnen Bellen mit einander lebten, wurden Auüpat,
laurae — die zufammenhängenden Gebäude, in welchen Mönche unter gemein
ſchaftlichen Vorgeſetzten beiſammen wohnten, xotvoßico, coenobia genannt.”
(Reander K. G. 2, 504).
248°) Daß Nehem. 11, 30 das Sannoah der Niederung gemeint fei, ergibt ſich
Judäa. Sariphaea — Siph. 201
157. Sariphaea.
Ein Bifhof von Sariphaea war a. 536 auf dem Concil zu Jeru-
falem; Saracenen zerflörten a. 797 den Drt nebft Eleutheropolis, As-
calon und Gaza. Vielleicht Sarfend zwifchen Joppe und Ramla ?'°).
158. Silo, To,
d. i. Ruhe — „welches nördlich von Bethel, gegen Sonnenaufgang
von der Strafe, die hinauf führt von Bethel gen Sichem, und mittdg-
lich von Lebona lieget“ (Richt. 21, 19); 10 .m, p. von Sichem in der
Landichaft Acrabattene (Onom. s. v. Selo). Hier war. bie Stiftshütte
lange Zeit (Joſ. 18, 1; Richt. 18, 31; 1 Sam. 4, 3) von Iofua bis
Samuel, da fie fich vorher in, Gilgal befand. Hier vertheilte Joſua
das Land (of. 18, 105 19, 5). - Raub der Töchter Silo durch Ben⸗
jaminitee (Richt. 21, 19— 23). Hier Eli und Samuel (1 Sam.
1— 4); Ahia Prophet von Silo (1 Kön. II, 29; 12, 15; 14, 2 ıc.)
Silo vom Herrn verworfen wegen der Gottlofigkeit der Söhne Eli, welche
den Berluft der Bundeslade nach fi 308 (Pf. 78, 60—68; vergl. mit
1 Sam. 3—4; Ser. 7, 12. 14; 26, 2). Silo tabernaculum et arca
Domini fuit, vix altaris fundamenta monstrantur (Hieron.) 4), Nach
Robinfon (3, 302) jegt Seilun, das c. 12 m. p. in ©. von Näbulus
liegt **°e). Hier alte und neue Baureſte — große Steine, Säulen:
fragmente, Felfengräber und eine tvefflihe Quelle. '
159. Siph (Biph), qU,
a. mittägliche Stadt Judas (of. 15, 24).
b. Gebirgsftadt Judas (Sof. 15, 55).
David flüchtet vor Saul in, die Wüſte Siph; Siphiter verrathen
ihn zweimal an Saul (1 Sam. 23, 14— 24. Cap. 26, 1. 2. Pf.
54, 2). Zib, 8 m. p. oſtwaͤrts von Hebron, ubi absconditus est Da-
vid (Onom. s. v. Ziph). Das Dorf ward ‚zur Zeit ded Hieronymus
gezeigt”). Nobinfon (2, 417) fand einen Hügel Sif, und nahe babei
zerbrochene Mauern und Grundwerke aus ungeheuern Steinen, aud)
Cifternen. Er liegt. ungefähr 1%, Stunden.in SD. von Hebron.
daraus, daß es mit Adullam und Aſeka mit denfelben Städten der Niederung
-zufammen genannt wird, mit denen ed Joſ. 15, 34. 35 aufgeführt ift.
248°) Reland 987. D. v. Richter (13) ſah Serfend in Ruinen.
248°) Hieron. Epit. Paullae p. 703: Sile in qua altare dirutum hodieque
monstratur. Mad) dem Onom.: Selo in tribu Ephraim, wodurd Pf. 78, 67. 68
verglichen mit V. 60 erklärt wird. '
248°) Hieronymus gibt 10 m. p., Eufebius 12 m. p. an. Im griechifchen
Zerte muß Neas nölews fupplirt werden. Bonifac. de perenni cultu gibt
richtig Siloh 15 italieniſche Meilen von el⸗Bireh an (Rob. 3, 307). -
249) Rah 2 Chron. 11, 8 baute Rehabeam Siph; es wird mit Marefa.
u. a. Städten der Niederung Juda genannt, zu welcher beide oben genannte
Siph nicht gehörten. Wahrfcheinlich ift Rehabeams Siph das Sof. 15, 44 mit
Marefa aufgeführte Achfib der Niederung. (Das Achſib Galilaͤas heißt auch
gegenwärtig Zib). Died Achfib iſt vermuthlich im Onom. (s.v. Ziph) unter dem
Ziph in finibus Eleutheropoleos, in Daroma, gemeint, da Marefa ja auch nur
2 m. p. von Eleutheropolis lag.
202 Judbaͤa. Code — Tpekon.
160. Sodo, ai.
a.. Socho auf dem Gebirg Juda. Nach Nobinfon (2, 4232) das
gegenwärtige eſch⸗Schuweikeh, c. 10 m. p. in SSW, von Hebron.
b. Socho in ber Niederung. (of. 15, 35). Sunt autem usque
hodie viculi duo pergentibus Aeliam de Eleutheropoli in nono milliario;
unns ‚in monte, alter in campo situs, qui Sochoth nuncupatur (Onom.
s. v. Socho). Bhilifter mit Goliath zwifchen Socho und Aſeka (t Sam.
17, 2). Bon NRehabeam gebaut (2 Chron. 11, 7). Unter Ahas von
Juda durch Philiſter erobert (2 Chron. 28, 18). Robinſon (2, 599)
fand bies zweite Schuweikeh c. 37% Meilen in SW. Serufalems, nahe
Sarmuth am Wady Sumt, deſſen Thal Robinſon (2, 606. 607) für
das dur) David und Goliath berühmte Terebinthenthal (Eichgrund)
hätt. Zwiſchen Socho und Aſeka lagerten die Philifter. In der Nähe
fand Robinfon die größte Terebinthe welche er in Palaftina gefehn.
Ä 161. Zelem, oınan, DbY,
zu den füdlihen Städten. Judas (of. 15, 24), daher wahrfcheintich
identifch mit Theleim (1 Sam. 15, 4), wo Saul fein Heer gegen bie
Amalekiter mufterte.
162. Thabatha,
5 m. p. in &. von Gaza, Geburtsort des Heil. Hilarion ?2).
163. Thalcha,
of. 19, 7 der LXX (mit Weglaffung von Yin) als Stadt Simeons
genannt. Das Onom. (s. v. Thalcha)’ftellt es mit Thella, 16 m. p.
in ©. von Eleutheropolis, zufammen. | |
164. Thekoa, yırn, wu
9 oder 12 m. p. fübli von Serufalem; 6 m. p. von Bethlehem ?°).
Zum Gebirg Juda nach Joſ. 15, 59 der LXX?). Weib von Thekoa
für Abſalom (2 Sam. 14, 2). Von Rehabeam befeftigt (2 Chron.
11, 6). Sofapbath in der Wüfte Thekoa (2 Chron. 20, 20. Bgl.'
1 Matt. 9, 33) *'°),, Warte Thekoa (Gerem. 6, 1). Amos Hirt von
Thekoa (Amos I, 1), der hier begraben fein fol **). inmohner von
Thekoa bauen mit an Jerufalems Mauern (Nehem. 3, 5. 27). Nach
249*) Hieron. Vita 8. Hilarionis.
250) Eufebius gibt 12, Hieronymus nur 9 m. p. von Serufalem nah Thekoa
an (Onom. s. v. Elthecue). Legterer fagt zu Serem. 6, 1: Thecoam quotidie
oculis cernimus. Die Angabe der 6 m.p. von Bethlehem im Feoiog ded Hie:
ronymus zu Amos. Ging der Weg von Ierufalem nach Thekoa Über Bethlehem,
fo betrug er 12 m. p., da Bethlehem 6 m. p. von Serufalem entfernt ift; viel
leicht betrug aber ein näherer Weg nur 9 m. p
251) Die LXX führen Sof. 15, 59 11 Städte mehr auf, als der hebräifche
Srundtert; unter diefen Städten ift Bethlehem.
251°) Wolcott fand nahe der Straße von Bethlehem nad Hebron, unweit
Beit Fedſchaͤr ein offenes Thal: Wady Bereiküt, das Thal Beracha, Lobethal
Joſaphats. 2 Ehron. 20, 26. Bibl. sacra 1843, no. 1, p.43. .
252) Onom. s. v. Elthece.
Judäa. Thekoa. 203
Robinſon (2, 406) jetzt Tekuͤſa, auf einem mit Ruinen bedeckten Berge, mo
unter anderm Reſte einer griechifchen Kirche. — In NND. von Thekon,
1% Stunde füböftlich von Bethlehem, liegt der Frankenberg, aud
Bethulia genannt, welchen die Franken noch 40 Jahre nah dem Ber-
luſt Serufalems behauptet haben follen. Es ift ein vereinzelter hoher
Kegel, terraffenartig; ‚die Spige deffelben fichet einem großen Berge
gleih, der durch die Kunft gemacht iſt.“ „Als wir,” erzählt Ge⸗
ramb (1, 164), „bis zur Hälfte des Frankenberges kamen, machten
meine Gefährten mir bemerklich, daß von hier an der Berg das Wert
der Kunft und von Menfchenhand errichtet worden ſei.“ in FTünftlicher
Meg führt hinauf, Fuß und Spige find ummauert, an ber obern innern
Mauer find „ein runder und drei halbeirklichte Thürme.“ Weſt⸗
lich ift eine Eifterne und ein Teich, beide ummauert, auch Ueberbleibfel
von Wafferleitungen finden fih. Nach Pocode ift ber Frankenberg
— Berhhaccerem d. i. Stadt des Weinberge (Weinsberg), von
welcher Serem. 6, 1. fagt: Blaſet die Trompeten auf der Warte The
koa und erhebet ein Panier auf Beth» Charem 2a), — Es dürfte aber
der Frankenberg auch identifh mit Herodium fein. Herodes m. nad)
Mafada fliehend, fchlägt die Juden, welche ihn angreifen, 60 Stadien
(in ©.) von. Serufalem (A. 14, 13, 9; B. 4, 13, 8); am Giegesorte
baut er fpäter das Kaftell Herodium. Wie Herodium, liegt der Fran⸗
tenberg 60 Stadien von Serufalem und c. 200° Stadien von- Jericho
(B. 1;33, 9); wie der Frankenberg nahe Thekoa, fo auch Herodium ?°?). —
Der Hügel, auf welhem Herodium lag, mar von Natur flarf, zugleich,
durch Menfhenhände erhöher ”); bruftähnlich flieg er empor,
200 Stufen führten den fteilen Abhang hinauf, runde Thürme zeich-
neten die Fefte aus”), durch Wafferleitungen erhielt fie Waffer (A. 15,
9, 4). Alles dies ſtimmt genau mit Pococke's Befchreibung des Fran⸗
kenberges. Nobinfon (2, 392) fihägt den Berg 3— 400 Fuß hoch,
eine Kreisebene auf feinem Gipfel habe 750 Fuß im Umfange. — In
Herodium ward Herodes m. begraben (A. 17, 8, 35 B. 1, 33, 9);
Herodium eine Toparchie Judäas (B. 3, 3, 5) °°%). — Ein zweites
252°) Pocode 2, 62 befchreibt den Krankenberg und gibt eine Abbildung def:
felben. Zur Beftätigung der Anficht, daß der Frankenberg: Jeremiä Weinsberg
fei, macht der Rec. (Münchn. Gel. Anz. 1836. &. 966) auf die Zerraffen des
Berges aufmerkfam. Hieron. zu Ierem. 6,1 fagt: er fehe Bethacharma täglich
von Bethlehem aus — fowie man den Brankenberg von dort fieht. — Rehem.
3, 14 wird „Beth⸗Hakarem“ erwahnt.
253) Berggren 3, 84. 150 fagte fchon: der Frankenberg fei ohne Zweifel des
Sofephus Herodium. Brocardus nennt einen collis Achillae Thekoa gegenüber,
d. 1. den Hügel Hachila (1 Sam. 23, 19; 26, 1.3), mo fih David verbarg.
Wahrſcheinlich meint er den Frankenberg. Hadjila dürfte aber wol füdlicher bei
Siph zu fuchen fein. Vgl. Robinfon 2, 395. Anm. 5. Bell. J. 4, 9,5. Simon
Gioras lagert in Thekoa und ſchickt von da den Eleazar nad dem nahen Hero:
dium (orparonedevodnevos xard tıva xuöurnv, I Berwt xudeitar, Ttpös ToUg Er
“Howdlo ppoupovs, Brep ny ninclov, Elsdtapov rende).
254) eis Yıyos Avıdv yerporolmtov (A. 15, 9, 4).
255) Seinnrar xuniwtepdor trüpyors (A. 1. c.)
256) Nordöftlich vom Frankenberge die große Höhle, welche die Kranken das
-
204 Judäa. Thimna — Fiklag.
Herodium erbaute Herodes m. auf einem Berge Arabiend (B. 1,
21, 10). Ä
165. Thimna, (Thimnath), man Roman,
1. Gebirgsſtadt Juda (Sof. 15, 57). Juͤda, der in Adullam io j
m. p. in O. von Gfeutheropolis) wohnte, geht: „hinauf“ gen
Thimna zu feinen Schaffcherern (1 Mof. 38, 12 — 14).
2. Grensftadt Dans und Juda (Sof. 15, 10; 19, 43), zwifchen
Berhjemes und Efron; zur Seit Simfons eine Stadt bee Philifter,
zu welcher er „hinab“ ging; hier Simfons Weib und Löwe
(Richt. 14, u. 15, 1— 6; Ant. 5, 8, 5).. Später wieber zu
Juda, da e8 bie Philiſter zur Zeit des Königs Ahas eroberten
(2 Chron. 28, 18). Nach Robinſon (2, 599) das jegige Tibneh,
c. I Stunde in SW. von Zaren *7).
166. Tholad, Tan Tahman.
Südſtadt Juda (Joſ. 15, 30), fpäter an Simeon (of. 19, 4;
1 Chron. 5, 29).
166°. Tricomias.
Biſchofsſitz in Palaestina prima *8). NRobinſon (2, 216) hält
Terkumieh am Fuß des Gebirges Juda, 2. Stunden von Beit Dſchi⸗
brin auf dem Wege nach Hebron für Tricomias.
167. Zamaraim, DIR,
zu Benjamin (of. 18, 22). Ob Cherbet el Somra, d. i. Ruine Somra
im Sordanthal? *).
168. Zarea; f. Efthaol.
169. Bela, Sax,
zu Benjamin (Sof. 18, 28); Begräbnißort Saul und Jonathans (2
Sam. 21, 14).
170. Zenan, 7%,
zur Nicherung Suba (Zof. 15, 37); wahrfcheintich identifh mit Zaenan
(Mia 1,
1a Ziklag, SopX,
an ber Sübgrenze Judas (Sof. 15, 31). Später von Juda an Simeon
Labyrinth, die Araber Elmaama nennen (Pococke 2, 62). Rah Monro (1, 259)
bat fie 60 Fuß im Quadrat, ift 5—8 Fuß hoch, fie ift natürlich, aber doch fünft-
lich weiter ausgearbeitet. Nach Einigen: Davids Höhle Adullam (1 Sam. 22, 1)
oder auch Engeddi (l Sam. 24).
257) (Onom. s. v.) 'Thamna praegrandis vicus in finibus Diospoleos eun-
tibus Aeliam, in tribu Dan sive Judae. Iſt die Grenzftadt zwiſchen Dan und
Juda gemeint, da fie fo weit füdlich von den Wegen zwiſchen Lydda und Jeru⸗
ſalem liegt? Bol. Tinnatz Heres und Samaria.
258) Reland 215. 223.
259) Vgl. Grimms Karte ind die Rec. der Münchner Gel. Anz. S. 983.
Nerän. 205
(of. 19,5. 1Chron. 5,30). David erhält Ziklag vom Philifterfönig Achis
zu Säth (1 Sam. 27, 6. Vgl. 1 Chron. 13, 1); von den Amalekitern
verbrannt x. (1 Sam. 30, 1). Bier David bei Sauld Tode (2 Sam.
1,1; 4, 10). Aus dem Eril Zurüdgekehrte in Zillag (Nehem. 11, 28).
IV. Peräa.
Wir haben gefehen, daß das Chor (Arabah) im weiteſten Sinne
nicht nur den Einfchnitt des Jordanthals bezeichnet, von ben Quellen
des Fluffes bis zur Sübfpige des todten Meeres, fondern auch die Fort⸗
fegung diefes Einfchnitts, welche weiter mittagwärts zwiſchen dem Ebo-
mitergebirge im Oſten und der hoben weftlihen Wüſte meift als ein
ſchmales Sandmeer, bis zum ailanitifhen Meerbufen läuft. Im wei-
teften Sinne würde Peräa nun den cultivirten oder doch culturfähigen
Zandftrich begreifen, welcher, auf der Morgenfeite des Ghor, von den
Quellen des Jordan bis zum ailanitifchen Meerbufen hinabzieht. Die
Grenzen diefed Landftrich8 Iernten wir tennen.
Im engern Sinne begreifen wir unter dem Namen Peräa: das
oftjordanifche Palaftina (das ifraelitifche Peräa), welches, wie wir fahen,
von ben Quellen des Sordan bis an ben Arnon reichte.
Imn engſten Sinne gebraucht Zofephus ꝰ) den Namen Peräa. Es
reicht nach ihm von Moabitis (vom Arnon) norbwärts bis Pella, ge
wiß bis an ben Scheriat Mandhur, dba er Gadara (Omkeis), welches
anı Mandhur lag, bie ſtarke Hauptftadbt Peräas nennt ?'); oſtwärts
ftoße es, fagt Sofephus, an das Gebiet von Gerafa und Rabbath Am:
mon und an Arabien. "
Wir haben fehon die einzelnen Landfchaften kennen gelernt, in welche
gegenmwärtig Peräa, im meiteften Sinne, zerfällt: im Norden und
Nordoften: Dſcholan, Dfchedur, Hauran, Ledſcha und Dfchebel Hauran;
zwifchen dem Scheriat Mandhur und dem Jabok vornehmlich: Adſche⸗
Iun, Moerad, el Bottein; Belka zwifchen dem Jabok und Xrnon;
Kerek vom Arnon bis zum el Ahſa; Dfchebal und el Schera füdlich
vom Ahſa. | Ä
Von biefer gegenwärtigen Eintheilung gehe ich fogleich auf die
allerfrühefte des ifraelitifchen Perdas zurüd, wie fie im Alten Teſta⸗
mente, befonders im Pentateuch und im Buche Iofua, beftimmt ift.
Als Mofes im legten Jahre der Wanderung durd, die Wüfte an
den Arnon kam, beherrfchten (mie ſchon früher erwähnt ward) 2 Könige
der Amoriter das ganze oftjordanifche Land, vom Arnon nordwärts bis
zu ben Quellen des Jordan und zum Hermon, und vom Hermon füd-
oftwärts bis gen Salcha ’*). Der dine König, Sihon, faß zu Hesbon;
260) Bell. Jud. 3, 3, 3. .
261) Joseph. Bell. Jud. 4, 7, 3. Plin. V, 15. Gadara Hieromiace prae-
fluente.
262) Einzig -der Meine Landftrih am obern Jabok (Nahe Amman), auf wel-
chen die Ammoniter durch die Amoriter zurlidigedrängt waren, ftand nicht unter
der Herrschaft der legteren. Richt. 11, 12—27. ©. unten: Ammoniter.
206 Peraͤa.
ihm gehörte das Land zwiſchen dem Arnon im Süden, dem untern Ja-
bok im Norden und dem todten Meere und Jordan im Weſten, außer⸗
dem auch die Jorbansaue unterhalb der Einmündung des Jabok bie .
zum gallläifchen Meere’). Der zweite König, Og von Bafan, faf
zu Edrei (jet Draa) -und Aſtharoth (ob Mezareib?); ihm gehörte?)
das Land vom Jabok norbmwärts bis zum Hermon, oſtwärts bis Salcha,
e8 gehörte ihm, nach der Schrift, ganz Bafan und das halbe Gilead
(5 Mof. 3, 13. Joſ. 12, 4. 5). Baſan war nun, nad) den Anga-
ben des Alten Teftaments, fo begrenzt: Morgenmwärts reichte es bis
‚Sala, gegen Mitternacht bis an den Berg Hermon ”®) und die Grenze -
Geffuri und Maachati (5 Mof. 3, 10. Zof. 12, 4. 5). Verſuchen
wir ed, biefe Angaben näher zu beflimmen. Maachati, fagt Sierony:
mus, urbs Amorrhaeorum super Jordanem (rept vv’ Iopdavnv, Euseb.)
juxta montem Hermon; es lag alfo am Weflabhange des Hermon, an
den Quellen des Jordan. Geffuri, welches im Alten Teftamente mit
Maachati, auch mit dem Hermon zufammen genannt wird (Sof. 13, 11),
dürfen wir alſo mit Recht in der Nähe von Maachati und vom Hermon
auffuchen, da mo das jegige Dſchedur liegt, am öftlichen Abfall des Her:
mon. Gegen Abend z09 fi) Bafan bis an den obern Jordan und ben
See Tiberiad. Dafür fpricht einmal, daß es fi, wie eben gefagt, bis
Maachati, an die Quellen des Jordan erſtreckte; dann daß die Stadt
Golan zu Bafan gehörte (5 Mof. 4, 43. of. 20, 8; 21, 27. 1 Chron.
7, TI), welche am obern Jordan zu fuchen ift ”). Hieronymus fagt
von ihr: Gaulon villa praegrandis in Batanaea (d. i. Bafan), ex cujus
nomine et regio sortita vocabulum est. Gaulanitis hieß die - Regio,
‚welche nad) Golan benannt war (heute noch heißt fie Dſcholan), fie 308
fi längs der Dftfeite des Sees Tiberias und des obern Jordan, Ga
Ida gegenüber, gen Mitternacht hinauf ). j
Die Weltgrenze Bafans lief demnach ungefähr vom Hermon und
den Quellen des Jordan bis zur Südfpige des Sees Tiberias, ‘von biefer
Spige dürfte man, als Sübgrenze, eine Linie über Erbad nach Sala
263) Den Umfang des Gebietd beider Amoriterfönige beftimmt "ungefähr
4 Mof. 32, 33— 42, genauer 5 Mof. 3, 8—I0. Sof. 13, 8-12. Was aber
Sihon, was Og bejeflen, ergibt fi vornehmlich aus Sof. 12, 2—5,- verglichen
mit den Angaben, wie Mofed das Land unter die Rubeniter, Gaditer und Ma:
naffiter getheilt. Joſephus (antiq. 4, 5, 2) fagt: Sihons Land habe zwifihen
drei —2 — dem Arnon im Süden, dem Jabok im Norden und dem Jordan
im Weſten, inſelartig gelegen; daß er es den Moabitern abgenommen, bezeugt
4 Moſ. 21, 26 und Richt. 11, 25. 26.
264) Mit Ausnahme der Jordansaue unterhalb ded galiläifchen Meeres, welche,
wie erwähnt, Sihon befaß. , F
265) Wie wir ſahen, entſpricht der Hermon der Bibel dem jetzigen Dſchebel
Scheikh und feinem füdöftlihen Ausläufer, dem Dſchebel Heiſch.
266) Joseph. Antiq. 13, 15, 3 und Bell. Jud. 1, 4, 8 nennt Gaulan mit
Seleucia, dad am See Merom, und Gamala, das am öftlichen Ufer des Sees
Tiberias lag.
- 267) Joseph. Antiq. 4, 5 nennt felbft den König DOg nicht, wie das Alte
Teftament, König von Bafan und Gilead, fondern König von Gaulanitis und
Gilead, fo daß Gaulanitid als pars pro toto fteht. Dal. im Anhange: „Das
oftiordanifche Zudäa.’’ Ueber die Doppelbedeutung von „Batanaͤa“ f. u.
Kerän. 207
ziehen; von Salcha aus die Oftgrenze um den öftlichen Abfall vom Ge-
birge Hauran und Ledſcha, endlich von der norböftlichen Ede Ledſchas
die Nordgrenze zurüd zum Hermon ꝰ8). Es ift fhon erwähnt, daß
diefe Grenze mit der der Bafaltformation des oftjordanifchen Palaftina
fehr übereintrifft.
Um fo weniger ift fie mit der Grenze des fpätern Batanda !bentifch.
Bafan ift ein weit umfaffenderer Begriff als Batandaz die Vermengung
beider Begriffe hat Verwirrung angerichte. Es begriff nämlich das
alte Bafan um bie Zeit Chrifti 5 Provinzen, nämlich Gaulanitis, Tra-
chonitis, Auranitis, Batanda und Ituräa.
Saulanitid entſprach, wie wir fahen, ungefähr dem jegigen Dfcho-
lan und lag zwifchen dem obeen Jordan, dem See Ziberiad und dem
untern Mandhur. - Ituräa begriff das jegige Dſchedur in fi und lag
am norböftlichen Abfalle des Heifh. Seinen Namen foll e8 von Jetur,
dem Sohne Ismaels, haben ?) (1 Mof. 25, 14. 1 Chron. 1, 31).
Trachonitis ift das jegige Ledfcha, wie folgende Thatfache beweiſt. Burck⸗
barbt Fam nach den Ruinen von Miffema in Kedfcha, welche 3 englifche
Meilen im Umfange haben. In einem ziemlich wohl erhaltenen Tempel
fand er eine Infchrift, welche fo beginnt: I. Saturninus Gruß den Phai«
nefiern, dem Hauptfleden von XTrachonitis. Hieraus ergibt ſich, daß
Miffema früher Phäno hieß und in Trachonitiß lag, dieſes alfo mit dem
gegenwärtigen Ledſcha übereinftimmt 9). Der Name Trachonitis paßte
auch ganz auf diefes raube, mit Bafalttuppen und Baſaltblöcken befäete
Land. Ebenſo ftimmt die Lage von Ledſcha, ganz in der Nähe von Da-
maskus, zur Nachricht des Zofephus 7’): daB ruchlofe Trachoniter das
Sebiet von Damaskus durch Näubereien verwüfter hätten. in britter
Beweis, daß Ledſcha dem alten Trachonitis entfpricht, ift diefer. Hiero⸗
nymus berichtet: Kanath fei in Zrachonitis gelegen; biefe Stadt, welche
Burkhardt und Budingham befuchten, liegt aber auf der Grenze vom
Gebirge Hauran und Lebfha??). Nach Luc. 3, 1 war Philippus Te-
trarch von Sturda und Trachonitis. Wo Auranitis zu fuchen fei, ergibt
fih aus dem Namen, welcher die griehifche Ummandlung des Wortes
Hauran if). Es ift die Ebene Hauran, welche morgenmärts an
Trachonitis grenzt, abendwärts an Gaulanitis, nordwärts an Sturda,
füdwärts an die Wüſte. Wo aber liege endlich Batanda? Der Begriff
268) Da Ledfcha ziemlich dem alten Zrachonitis entfpricht, Joſephus (Bell. J.
3, 3, 5) Trachonitis zu Sudäa rechnet, fo fchließe ich es mit ein. . .
269) Al Gjaidur provincia in latere Chauranae septentrionali sita (Tab.
Abulfedae). Cicero nennt die Ituraei: homines omnium gentium maxime bar-
baros (Phil. If, 24), und Strabo fagt von ihnen: xaxoüpyor rravres.
270) Burdhardt 207. 510.
271) Antiq. 15, 10, 1. “
272) Daß Hieronymus. das jetzige Kanuath meine, beweift ber Zuſatz: die
Stadt liege bei Boftra. Burckhardt 157. 504. Budingham 2, 192. Im Mit:
telalter hieß ein Diftrict des oftiordanifchen Yalaftina Traconis oder Traconitis
und wurde mit Trachonitis verwechfelt. Vgl. S. 67. 68, Anm. 198.
273) In ber Bibel kommt der Rame Hauran nur einmal vor, namlich
Ezechiel 47, 18.
208 | Peräa.
iſt, nach den Angaben des Joſephus, ſchwierig zu beſtimmen, da dieſer
Batanaͤa zuweilen als identiſch mit Baſan gebraucht, zuweilen nicht.
So liegt z. B. nach einer Stelle des Joſephus Gaulan ””’) in Batanda,
und doch fagt er an einer andern Stelle: der Tetrarch Philippus habe
Batanda ?”°) und Gaulanitid befeffen, d. i. die Landſchaft, in melcher
beftimmt Gaulan lag, Der Grund ift, weil der Gefchichtfchreiber im
erften Falle unter Batanda das Bafan des Könige Og (5 Mof. 3 fg.)
verfteht, im zweiten die Provinz Batanda, wie fie zu feiner Zeit begrenzt .
war. Wie war fie aber begrenzt? Da Joſephus wiederholt Batanda
mit Trachonitis und Auranitis, auch mit Gaulanitis zufammen nennt?’‘),
fo lernen wir daraus, mo wir Batanda nicht zu fuchen haben. Ebenfo
erzählt er, daß Auguftus dem einen Sohne des Herodes, dem Antipas:
Peräa und Galiläa, dem andern, dem Philippus: Batanda, Zrachonitis
und’ Auranitis gegeben habe’). Alfo ift Batanda auch nicht innerhalb
der (oben angegebenen) Grenze vom Peräa bes Sofephus zu fuchen.
Miederholt fagt aber Iofephus: Batanda grenze an Trachonitis ”’°).
Da nun Trachonitis öftlih an die Wüfte, nördlich an das Gebiet von
Damaskus, weftlih an Hauran ftößt, fo bleibt uns hiernach nur übrig, ,
Batanda füdlih von Trachonitis zu fuchen, nämlich im Gebirge Hauran.
Dies beftätigt Ptolemäus (V, 15), da er fagt: in der Landfchaft Ba⸗
tanaa, zu welcher auch bie frachonitifchen Araber gehören, welche unterm
Berge Alfadamus wohnen, liegen die Städte: Gera ꝛc. Diefer Berg
Alfadamus entfpricht nun, nach der allgemeinen Annahme, bem Berge
Kelb Hauran, im Gebirge Hauran”’”). Es kann alfo Batanda nicht
zwifchen dem Mandhur und Jabok in dem jegigen- el Bottein °°°) gefucht
werden, da diefe Landſchaft ja durch Auranitis von Zrachonitid getrennt
war, daher nicht dem Merkmale entfpricht, welches Joſephus für Bata-
naͤa angibt, daß ed nämlih an Trachonitis grenze.
Mir wollen nun ben erwähnten zweiten geographifchen Begriff des
Alten Teftaments, nämlich Gilead, betrachten. 1 Mof. 31, 47. 48
erzähle den Urfprung dieſes Namens. Laban verfolgte den- Jakob und
„ereilte ihn auf dem Berge Gilead.“ Hier machten beide einen Bund.
„And fie nahmen Steine und machten einen Haufen, und afen auf dem⸗
felben Haufen. Und Laban hieß ihn Jegar Sahadutha, Jakob aber
274) Joseph. Antiq. 4, 7, 4.
275) Joseph. Ant. 18, 4, 6. &benfo find Bell.J. 3, 3, 5 Gaulanitis und
Batanaͤa ald Theile des oftiordanifchen Judaͤa aufgeführt.
276) Joseph. Ant. 15, 10, l; 17, 11, 45 18, 4, 6; 20, 7, 1.
277) Jogeph. Ant. 17, 11, 4.
278) Joseph. Bell. Jud. 1, 20. 4. Ant. 17, 2, 1.
279) Obgleich Joſephus wiederholt Batanda und Trachonitis trennt, fo er:
wähnt er do „Zradoniten, welche in Batanda wohnten” (Vita 11). Dies
dürften die ptolemaifchen Zrachoniten am Alfadamus fein, auf der Grenze von
Dſchebel Hauran und Kediha. Die Ebene Hauran rechnet Ptolemäus zu Ara-
bia deserta, zu welchem Arabia ihm die Städte Boftra und Adra (Edrei) ge:
hören. Auch Hieronymus nennt Bosra: metropolis Arabiae.
280) EI Bottein nach der vornehmften Kamilie im Lande genannt t Burd:
a? daber die Zufammenftellung diefes Namens mit Batanda gezwungen
cheint.
Serän. 209
hieß ihn Gilead. Da ſprach Laban: ber Haufe fei heute Zeuge zwiſchen
mir und bir; daher heißt man ihn Gilead.“ , .
Bon biefem Berge Gilead zog Jakob erft über den Jabok, auf die
Sübfeite dieſes Fluffes (1 Mof. 32, 22. 23); ein Berg Dfcheland, wel⸗
hen Burkhardt bier fand, kann alfo nicht jener Berg des Bundes Ja⸗
kobs fein ?°'). u
Im weitern Sinne umfaßte der Name Gilead das ganze Gebirge,
welches auf ber Nord- und Sübfeite des Jaboks Tiegt. Dies Gebirge
falle nun (wie wir fahen) weftlich gegen die Jordansaue, nörblich gegen
die Hochebene am Mandhur *, Hftlih gegen die Ebene Hauran und
die arabifche Wüſte, füdlich gegen die Ebenen von Rabbath Ammon und
Hesbon im „mittäglichen Bella ab. In diefem Sinne wird ber Name
Gilead oft gebraucht, befonders im fünften Buche Mofis und im Buche
Joſua bei Angabe der Grenzen der Reiche Sihons und Ogs, fo wie ber
Grenzen Gads und Manaffe; aber die Ebene Belka wird vom Gebirge
Gilead wohl unterfhieden. So heißt e8 5 Mof. 3, 8 — 10, bie Iſrae⸗
liten hätten ben beiden Königen der Amoriter das Land jenfeitd des Sor-
dan vom Arnon an bis an den Berg Hermen genommen, namentlid:
„ale Städte auf der Ebene”, d. i. bie Städte des ebenen füblichen
Bella, „und das ganze Gilead““, d. i. das Gebirge Bileab auf beiden
Seiten bes Jabok, „und das ganze Bafan bis gen Salcha und Edrei.“
"&o fchreitet die Aufzählung der eroberten Xänder von Süden -gen Nor«
den fort. Das ganze Gilead zerfällt nun in zwei Hälften, eine füblich
und eine nördlich vom Jabok gelegen. Sihon herrſchte über die fübliche
Hälfte, „über das Halbe Gilead, (norbwärts) bis an das Waſſer Ja⸗
bok“ (Sof. 12, 2). „Und ich gab das Halbe Gilead (Sihons) ben
Rubenitern und Gaditern, aber das übrige Gilead und das ganze Ba-
fan des Königreich Og gab ich dem halben Stamm Manaffe”, fagt
5 Mof. 3, 12.13, Vgl. of. 12, 55 13,30.31. Og und fpäter Oft-
Manaſſe“ befaßen alfo die andere Hälfte des Gebirges Gilead, die auf
-der Norbfeite des Jabok, welche bier und an andern Stellen bes Alten
Teftaments fehr beflimmt von Baſan unterfchieben wird ”°°).
Ebenfo beftimmt wird die Ebene bes füblihen Belka vom Gebirge
Gilead im nördlichen, an den Jabok grenzenden Bella unterfchieben, wie
fhon die oben angeführte Stelle 5 Mof. 3, 10 bewies. Es heißt (Iof.
13, 16 — 21): Ruben erhielt Aroer am Arnon „mit allem ebenen Felde
bis gen Medba; Hesbon und alle ihre Städte, die im ebenen Felde lie⸗
gen... . . Dibon und alle Städte auf der Ebene.” Hiermit überein
ſtimmend heißt e8 (8. 9— 11), Ruben, Gad und Oft-Manaffe hatten
das Land erhalten von Aroer am Arnon an „und alle Gegend Medba
bis gen Dibon . . . . dazu Gilead.“ |
Im weiteften Sinne begreift der Name Gilead das ganze oſtjorda⸗
nifche Palaͤſtina, in welchem Sinne ed aber nicht mit dem Zuſatz „Ge⸗
birge“ gebraucht werden Eonnte, ba ja Gebirge und Ebenen in jenem
”
281) Burkhardt 599. 1060. J
2382) Ind zwar 4 Stunden ſüdlich vom Mandhur. Burckhardt 448.
: 283) Bol. Sof. 17, 1.5. 1 Kon. 4, 13 ic.
Raumer, Paläfiina. Ste Aufl. 14
210 u Peräa.
Theile Paläſtinas wechſeln; vielmehr heißt es dann gewöhnlich: das Land
Gilead. 2 Kön. 10, 33 find beide Begriffe von Gilead Har zufammen-
geftellt ; es heißt da: das ganze Land Gilead der Gaditer, Rube⸗
niter, Manaſſiter von Aroer an, die am Bach bei Arnon liegt, bis nad
(dem Gebirge) Gilead und Bafan. Der allgemeinfte Begriff: ‚Land
Gilead“, umfaßt alfo bier erftlih die Ebenen Süd-Belkas vom Arnon
bis zum Gebirge Gilead, dann. das Gebirge Gilead, zulegt Baſan *).
In demfelben umfaffenden Sinne ift dee Ausdrud: Gilead und Land
Silead, gebraucht 5 Mof. 34, 1: „Und ber. Herr zeigte Mofe (auf dem.
Nebo) das ganze Land Gilead bis gen Dan.” Ebenfo wird Gilend ald
umfaffender Name für die Stammtheile der 2'% oftjorbanifchen Stämme
im Gegenfag bes weftiordanifchen Kanaans gebraucht Joſ. 22, 9. 13.
15. 32. Richt. 5, 17; 20, 1. 2 Sam. 2, 9; gleichermaßen für das
Land der Könige Sihon und Og, ba ed 1 Kon. 4, 19 heißt: „im Lande
Gilead, im Lande Sihons, des Königs der Amoriter, und Ogs, dei Ki
nigs in Bafan‘' 9), |
Nachdem wir nun die Begriffe-Bafan und Gilead erörtert, ſowie
die von Batanäa, Gaulanitis, Hauran, Trachonitis, Ituräa, Peria,
nachdem wir bie Grenzen der Reiche Sihond und Ogs beftimmt, fo gehen
wir zur Grenzbeftimmung der 27. oftjorbanifchen Stämme über.
Wir fahen fihon, daß Oſt-Manaſſe das Land Ogs von Baſan
erhielt, Ruben den ſüdlichen, Gad den nördlichen Theil des Landes
Sihons, mit Inbegriff der Jordansaue bis zum See Tiberias (5 Mol.
3, 8—17. Sof. 12, 65 13, 8—12, 21. 30). Wie nun die Grenzen
der Stämme gezogen worden fein, ergibt fich zum Theil näher aus
Angabe der Städte, welche jeder Stamm erhielt, und von denen neuere
Reiſende, befonberd Seegen und Burckhardt, die wichtigften wieder anf
fanden. Diefe Stäbte find 4 Mof. 32, 34—38 und Sof. 13, 15—20.
24— 27 aufgeführt.
[4
284) Vgl. die fehon betrachtete Stelle: 5 Mof. 3, 8-10.
285) Ich habe oben die drei wichtigften Begriffe des Wortes Gilead aufgefüßr
und bemerke noch folgende Stellen: 4 Mof. 32, 1. „Rand Jaeſer und Gilend”
wol fo viel als: die Ebene Süd: Bella und das Gebirge Gilead; dagegen
1 Ghron. 27, 31. „Jaeſer in Gilead“ fo viel als: Jaeſer im Lande Gilead, in
Gilead im weiteften Sinne. 4 Mof. 32, 25—33. Gilead für das Land, nicht
blos von Ruben und Gad, fondern (nah B.33) auch von Halbmanaffe. Ebenda
2.39. 40. Gilead für: das Gilead nördlid vom Jabok; ebenfo Sof. 17,1.5.—
Richt. 10, 8. „Land der Amoriter, das in Gilead liegt“, d. i. der Könige Sihon
und Og, welches die 2, Stämme inne hatten, im oſtjordaniſchen Lande,
Gegenfag von Kanaan. 1 Chron. 6, 16. „Gilead in Bafan’’: die noͤrdliche
Hälfte des Gebirgs Gilead, welche zum Reiche Bafan des Königs Og gehörte. — —
Wer ſich Über den fo verjchiedenen und wandelbaren Sinn der Namen Baſan,
Gilead u. a. wundern follte, der vergleiche einmal den wandelbaren Sinn neue
ver geographifcher Namen. 8. B. Brandenburg und Preußen. Brandenburg,
zuerft Name einer Stadt, dann der Mittelmark, begriff fpäter die andern Mar:
ten; das Kurfürftentbum Brandenburg umfaßte Pommern, Magdeburg zc., 0
feit 1657 feibft Preußen. Plötzlich kehrt es fi 1701 um, und das Reich dei
Königs von Preußen begriff nun Stadt und Markgraffgaft und. Kurfürſtenthum
Brandenburg in fi. ,
Peraͤa. = 21
Die Grenze bed Stammes Ruben lief fo: Im Süben begrenzte ber
Arnon (of. 13, 16), im Weften das todbte Meer bi8 zum Jordan⸗
einfluffe °°%), im Often. die Wüfte, im Norden der Stanım Gab’),
Der Stamm Gab befaß die Ditfeite der Jordansaue vom todten Deere
aufwärts über die Jabokmündung bis zum See Tiberias "°); nur auf
der Südſeite des Jabok ging fein Stammtheil weiter landeinwärts. Er
erhielt das Halbe Gebirge Gilead, auf der Südfeite des Jabok, baffelbe,
weiches König Sihon befeffen hatte (5 Moſ. 3, 12. 16. Joſ. 12, 2) 2),
während ber Stamm Manaffe bie norblicde Hälfte biefes Gebirge bekam
(5 Mof. 3, 13. Joſ. 13, 31). Gegen Morgen bildete ber obere Jabok
(Nahe Amman) ?”) bei Rabba Amman die Grenze bed Stammes mit
den Anımonitern (5 Mof. 3, 16. Joſ. 13, 23); fo weit reichte früher
-auch die Herrſchaft Sihens (Jof. 12, 2).
Der Stamm Halb-Manafje erhielt nun das nördliche Gilead und
Bafan, das Land des Könige Og von Bafan, deſſen Grenzen wir ſchon
kennen lernten (5 Mof. 3, 13—15. Joſ. 13, 29— 31). Nah 1 Ehren.
6, 23 wohnten Manaffiter „im Lande von Bafan bis an den WBaal-
Hermon und Senir und ben Berg Hermon““. Vgl. Richt. 3, 3). — Zur
Zeit des Jeſaias, Jeremias und Hefekiel hatten Moabiter das Land Ru⸗
bens wieder beſetzt, das Land, welches ihnen von Sihon, dem Könige ber
. Amoriter, in frühefter Zeit entriffen worden war (ef. 15, 16. Jerem.
48, Heſ. 25). 1J
286) So ſcheint Joſ. 13, 23 verſtanden werben zu müſſen.
287) Burckhardt (609. 661) halt die Stadtruine Nymrein oberhalb ber Ior-
danmimdung für den zu Gad gehörigen Ort Beth Nimra im Thale (of. 13,
27); 5 m.p. füblicher lag das Gadſche Beth⸗Haran, alfo ganz nahe am todten
Meete. Der zu Ruben gehörige Drt Hesbon wird Sof. 13, 26 als Ort auf ber
- Grenze von Gad und Ruben angegeben. Saefer (iebt Szyr. Burdhardt 622)
gebörte zu Gad (4 Mof. 32, 35), Eleale (jegt EL AL, Ruinen. Burdb. 623)
zu en. |
2388) „Bis ans Südende des Meeres Einnereth‘ Sof. 13, 27, wie Sihon
(of. 12, 9. Mahanaim (3.26) lag wahrfcheinlih ſchon in der Iorbansaue,
daher ed zu Gad gehörte, wierwohl es auf der Rordfeite des Jabok zu fuchen if.
Bol. 1Mof. 32, 2 mit B. 22, 2. ’
289) Siehe das tiber Gilead Gefagte. Die Grenze zwifchen Bad und Oft:
Manaſſe ift augenfcheinfich identiſch mit der zwifchen den Reihen Sihons und
Ogs. Iofephus (Ant, 5, 5, 3) erzählt: Mofes fei über den Jabok gegangen
und fo in Ogs Reich eingefallen (über den untern Jabok, denn der obere war
‚die Grenze der Ammoniter). Hieraus ergibt ſich auch mit größter Wahrfchein- -
lichkeit, daB der untere Jabok bis zur Sordansaue Sad von Manafle ſchied.
Wenn Sof. 13, 25 gefagt wird: Gad habe das halbe Land der Kinder Ammon
befommen, waͤhrend es doch 5 Mof. 2, 19 Heißt: „ich will dir des Landes der
Kinder Ammon nichts zu befigen geben“: fo erhellt aus Richt. 11, 15— 27,
daß unter dem „halben Lande der Kinder Ammon‘ ber Diftrict zwifchen dem
Zordan und Jabok zu verftehen fei, aus welchem die Ammoniter vor Ankunft
der Ifraeliten von den Amoritern waren nad der Wüfte morgenwärts hinaus: -
gedrängt worden. Vgl. Bachiene 1, 2, 79
* Abulſeda (Tab. Syr. 91) nennt den Nahr Amman: as Serka. Bol.
m 14%
\
212 Nord: Peräa. Abila — Abila-Lyſanige.
Ehe wir nun die Städte des oſtjordaniſchen Palaͤſtina einzeln be-
teachten ; ift noch kürzlich ein Begriff fpäterer Zeit, der von Dekapolis,
zu beftimmen. | ,
Es wird Matth. 4, 25° erzählt: viel Volks aus den zehn Städten
fei Jeſu nachgefolgt. Der gebeilte befeflene Gadarener ‚ging hin und
fing an auszurufen in den zehn Städten, wie große Wohlthat ihm Jeſus
gethan hatte” (Marc. 5, 20). Und Marc. 7, 31 erzählt: Jeſus fei
von ‘den Grenzen Tyrus und Sidon an das galiläifche Meer gekommen
„mitten unter bie Grenze ber zehn Städte”. Plinius ) nennt dieſe
zehn Städte, nämlich: Damaskus, Philadelphia (Rabba Amman), Ra-
phana, Schthopolis, Gadara, Hippon, Dion, Bella, Gerafa, Canatha.
Alle liegen auf der Oftfeite des Jordan, aufer Scythopolis, welches
Joſephus als die größte Stadt ber Dekapolis anführt ).
a. Nord: Perän.
Im Norden und Norboften des Jabok.
st. Abila, .
zur Dekapolis ?”°), wahrfcheinlich Abela vini fertilis 12 m.p. in D. von
Gadara (Onom. s. v. Abela vinearum). Auf der Südfeite des Man⸗
dhur in O. von Gadara liegt jegt Abil in Ruinen °”). Antiochus nahm
Abila nebft Gadara (A. 12, 3, 3). Abila zu Palaestina secunda, mit
Gadara und Capitolias genannt ?°), Auf dem Eoncil zu Jeruſalem
unterfchrieben Bifchöfe von Amathus, Abila und Hippus ?”%).
2. Abila Lyfaniae ?”),
davon Abilene Lyſaniä (Luc. 3, 1) genannt ift; zwiſchen Damaskus
und Heliopolis; 18 m. p. von Damaskus, 38 m. p. von Heliopo⸗
lis »e), am Barrada ”). Vom Kaiſer Claudius ward ed dem Herodes
201) Hist. Nat. V, 16. Ptolemaͤus (5, 15) nennt die 10 Staͤdte des Pli⸗
nius, Raphana ausgenommen.
292) Joseph. Bell. Jud. 3, 9, 7. War Scythopolis die größte, fo dürfte
Damaskus, das gewiß größer, nicht zur Dekapolis zu zahlen fein. Die zehn
Städte lagen in verfchiedenen Provinzen und fcheinen unter einander, wie etwa
die Hanfeftabte, in Verbindung geftanden zu haben.
293) Nach einer von NReland (525) ceitirten palmyrenifchen Inſchrift. Wenn
fie von Plinius nicht unter den Städten der Defapolis genannt wird, fo wider:
fpricht dies infofern nicht, als Plinius felbft CHist. N. 5, 16. 17) fagt: Deca-
politana regio, a numero oppidorum, in quo non omnes eadem observant.
Münzen Abilas bei Eckhel 345. \
294) Seetzen befuchte Abil und fand unter anderm Säulen von außerordent-
licher Groͤße (Mon. Correſp. 1808. Nov. S. 422). Burdihardt (425) und
Buckingham (1, 352) fahen den Ort nicht. -
295) Reland 215.
296) Reland 53l. Die 3 genannten Städte Tagen nahe beifammen.
297) Ptolem. 5, 15.
298) Itinerar. Antonini. Reland 527.
209) Gefenius zu Burdh. 537. Auf Berghaus’ Karte ift dicht neben Abila
angegeben: Senie, Seneiah, was an Lysaniae erinnert.
Rord-Peräa. Adraa — Arpha. 213
Agrippa I. gegeben (A. 19, 5, 1); fpäter dem Herodes Agrippa II.
(A. 20, 7, 1)°9,
3”. Adraa, f. Edrei.
3, Here, f. Szanamain.
4. Amathus.
Amathus trans Jordanem, 21 m. p. in &. von Pella (Onom.
s. v. Aemath), "Auasoög bei Joſephus. Died „die vorgüglichite Feſte
am Jordan”, von Alerander Jannäus erobert (B. 1, 4, 25 A. 13, 13,
5). Gabinius errichtete Hier eins ber fünf Synedrien (A. 14, 5, 45
B. 1, 8, 5). Eine Burg am Jordan dv Apodotc verbrannt (A. 17,
10, 6); wahrfcheinlich. dies Amathus ’°'), welches identifch mit Amata,
deſſen Ruinen Burkhardt %, Stunden nördlich von der Jabokmündung
fand (Burdh. 596). | \
Ein zweites Amatha Tag bei Gadara (Onom. s. v. Aemath).
Wahrſcheinlich das Amatha, welches, nach Segen, 3 Stunden von Feikh,
am Mandhur Liege ’’'*),
5. Aphek.
Apheca, castellum grande juxta Hippum (Onom. s, v. Apheca),
gegenwärtig Zeit, Dorf mit 200 Familien auf ber Oftfeite des Sees
Tiberias fehr hoch gelegen, durch welches die Strafe von Hauran nad
dem Jordan geht ?'”). .
6. Arga,
Dorf, 15 m. p. in Welten von Gerafa (Onom. s. v. Argob).
1. Arpha,
in Oſten Grenzort des teansjordanifchen Judäa, wie Julias (Bethfaida)
in Welten (B. 3, 3, 5).
300) Abel Mizraim |. Judaͤa; Abel Mehola |. Samaria; Abel Beth Mache
f. Salilaa; Abel Keramim und Abel Sittim f. Süd⸗Peraͤa.
301) Statt Ev "Auadois lieft die Parallelftele B. 2, 4, 2: xara Bndapduafoy,
was Reland an Ramoth erinnert (60). — Nah 1 Makk. 12, 24-32; Ant. 13,
5, 10 309 Jonathan Makkabaus gegen die Kriegsoberften des Demetrius in das
Land Amathitis. Er erreichte die Feinde, die fich Über den Eleutherus zurück⸗
zogen, nicht, wandte fih daher „gegen die Araber, die da Babadaer heißen,’
weiter na) Damaskus. Reland (559) hält irrig Amathitid für die Mark des
transjordanifhen Amathus; da ſich die Feinde Über den, gewiß nördlich von
Sidon, in das Mittelmeer mündenden Eleutherus retirirten, fo-ift Amathitis
vielmehr das Land Hemath (Epiphanie). Bon bier wandte fih Jonathan oft
wärts, quer liber den Libanon gen Damaskus, und fchlug auf dem Marfche die
Zabadder, deren Namen hoͤchſt wahrfcheinlich in Babden oder Babdani (Abulf.
Tab. Syr. 103, Burckh. 39. 40) erhalten ift, einem bedeutenden Drte an der
Hauptftraße, welche von Damaskus Über den Libanon zur Meeresküfte führt. —
Daher ift die Eorrectur des Grotius, der für Babadäer: Nabathäer in den Makk.
leſen will, zu verwerfen. — Vgl. Hemath in Salilän.- -
301°) Mon. Eorrefp. 18, 353
*
3. |
302) Serben, Mon. Eorrefp. 18, 352. Burckhardt 436. Gefen. zu Burck⸗
bardt 939.
214 Rord-Peräa. Aſtharoth — Bopte.
8. Aſtharoth, rnnr, auch: Aſtharoth Karnaim
Dyp y, —
1 Mof. 14, 5, wo Rieſen. Sig des Rieſenkönigs Og von Baſan,
5 Mof. 1, 4. of. 9, 10; 12, 4; 13, 12. Zu Oft-Manaffe, Sof.
13, 31. Levitenftadt, 1 Chron. 7, 71. Wahrfcheinlich das von Judas
Makkabäus zerftörte Karnaim, 1 Makk. 5, 43. 44. 2 Mat. 12, 21.
36°”), 6 m. p. von Edrei (Onom. s. v. Astaroth). . Capitain New-
bold fand Tel -Afchtereh, 2 St. 25 M. in SED. von Nowa, 1 St.
35 M. in W. 340 N. von Mearib, 1% St. von Adraha, ein wenig
rechts von einer Linie von Adraha nah Abil gezogen. Dies ftimmt
mit der Angabe des Onom. Der Tel Aſchtereh iſt Trappgeſtein; er
erhebt fih 50-100 Fuß hoch über die Ebene, in welcher Bruchftüde
zerfireut liegen. Am Fuße des Hügeld find alte Grundmauern umd
reichliche Quellen =). |
9. Baal Gad, f. Cäſarea Philippi.
- 10. Baskama,
Drt in Gilend, wo Jonathan Makkabaͤus getödtet (1 Makk. 13, 23);
bei Zofephus Basta (A. 13, 6, 5).
11. Beeſthra, mundya,
wird Joſ. 21, 27 mit Golan in Bafan als Levitenſtadt genannt, ſtatt daß
1 Chron. 7, 71 Aſtharoth ſteht ’).
12. Bethſaida oder Julias; ſiehe Bethſaida in Galilaͤa.
13. Bosra,
befeſtigter Platz. Unter den Römern Bostra metropolis Arabiae, von
Trajan verſchönert, daher Trajana Bostra auf Münzen; Philippus Arabs
war von hier gebürtig. Chriftliche Bifchöfe von Bosra werden bei ben
Eoncilien von Nicaa, Ephefus, Chalcedon aufgeführt; fpäter war es
kirchlicher Sig der Neftorianer °°). — Die mächtigen Ruinen ber Stadt
303) 2 Makk. 12, 26: Kapvlov xal 16 "Atapyareiov. Hierunter ift der Tem:
pe ber os arte in DO. bei Aſtharoth Karnaim zu verſtehen. Münchner Anz.
303°) Beitfchrift der deutfchen morgenl. Geſellſch. 1847, Heft 2, &. 2155 von
Hrn. Dr. Tuch aus dem Journal of the Royal Geographical Society 1846,
2%. 2, 331, mitgetbeilt. .
304) Daher die Eonjectur: Beefthra fei contrahirt aus margı na, b.i. Haus
der Aſtarthe. Reland 621. Dagegen leitet Isidorus (ap. Photium 1060) den
Namen Beefthbra ab von olarpov rc ßodc, als habe die in eine Kuh verwan⸗
delte Ino der Stadt den Namen gegeben!
305) Non confundenda haec est cum Bostra Idumaeorum Jerem. 13, 49
et alibi memorata. Reland &.665. Ebenfo unterfcheidet mit Recht der Ueber:
feger des Bachiene (Tom. II, 4. S. 389) beide Bosra. Nah Rofenmüller (U, 1.
©. 278; II, 2. ©.23) und Gefenius (zu Burdhardt ©. 497. 1054) find beide
Bosra identifh. Siehe Bosra in Idumaa. Ein drittes Bosra unweit der Jor⸗
danquellen. Burdhardt &. 93. Das auranitifche Bosra hieß im Mittelalter
Boftrum und Buflereth. Will. Tyr. 893. Vitriac. 1074.
Nord: Perän. Cäfarea Philippi. 215
haben 7 Stunden im Umfange, liegen in ber offenen Ebene und ſtam⸗
men aus den Zeiten ber römifchen und griechifchen Kaiſer. Bosra ift
der Tegte bewohnte Drt an ber Südofifpige von Hauran’®). Gegen-
wärtig wohnen dort 100 muhammedanifche und 30 chriftliche Familien.
14. Cäſarea Philippi, Kasapera n Bullnzou,
früher Paneas, jegt Banjas; zur Zeit der Kreuzzüge hieß fie Belinas °”).
Chriſtus befuchte die Gegend von Cäfarea: Matth. 16, 13. Marc. 8,
27. Am Fuße des Hermon gelegen, ift in ihrer Nähe das Paneum,
eine Grotte, aus welcher der Banias, einer der Quellflüſſe des Sordan,
fließt, der, nach Infchriften, dem Pan und Nymphen geweiht war ?°°).
Daher ber Name Paneas. — Herodes ber Große baute im Difkrict
Paneas dem Auguft einen Tempel; Philippus, des Herodes Sohn (Luc.
3, 1), nannte die Stadt Cäfarea °°); zum Unterfchiede von Caͤſarea
Palaͤſtina befam fie den Beinamen Philippi. Juden in Cäfarea zur
Zeit bes Jofephus (Vita $. 13); Veſpaſian daſelbſt (B. 3, 9, 7). Titus
gab nad) der Zerftörung Serufalems in Cäfaren ‚Spiele, bei denen viele
gefangene Juden, theild unter fi, theils mit wilden Thieren kaͤmpfend,
umkamen (B. 7, 2, 1). — Seit Conftantin dem Großen war bier ein
Biſchof; in den Kreuzzügen im Beſitze der Chriften, ging fie 1167 ver⸗
306) Burdh. 364. Otto v. Richter gibt Schöne Anfichten einiger Ruinen
Bosras. Abylfeda (Tab. Syr. 99) fagt: Bosra urbs praefecturae Hauran
antiquissima et constructa saxo nigro et contecta. Jatuti nennt fie: metro-
polis Auranitidis,
307) Will. Tyr. 877. J. de Vitriaco 1070. Hieronymus fagt: Hermon
Paneadi imminere; diciturque esse in vertice ejus insigne templum (Onom.
s. v. Aermon). WVebereinftimmend Will. Tyr. (961): Paneas (s. Belinas) ad
radicem Libani sita. Ebenſo &. 877 und Vitriac. 1070. 1077. Vergleichen
wir hiermit 1) Sof. 11, 17: Sofua nahm alle Länder „von dem kahlen Gebirge,
das auffteigt ger Seir, bis Baal Gad im Zhale des Kibanons unter dem Ge:
birge Hermon” 5; 2) Sof. 13, 5 „der ganze Libanon von Baal Sad, am Fuße
des Gebirges Hermon bis nach Hemath hin’; 3) Richt. 3, 3 „am Berge Liba⸗
non, bon dem Berge Baal Hermon an bis nady Hemath“; endlich 4) Sof. 12, 7
„die Könige, welche Joſug und die Kinder Iſraels fehlugen dieffeit des Iordans,
gegen Weften, von Baal Gab an im Thale des Libanons bis an das kahle Ge:
birge, das auffteigt gen Seir“. Die 2te und Ite Stelle bezeichnet die Süd⸗ und
Rordgrenze der von Zofua nicht befiegten Völker, die erfte und vierte dagegen
"die Rord: und Südgrenze der von ihm befiegten Völker ; jene Grenze lief von
Hemath (Epiphania), vom Nordende, bis Baal Sad am Fuße tes Hermon, d. 1.
bis zum Südende des Libanon. Die befiegten Völker dagegen wohnten von dem:
felben Südende des Libanon in Weften des Jordans ‘bis dahin, wo das Edomi⸗
tergebirge auffteigt, m. a. W. von der Quelle des Iordan bis zur Südſpitze des
todten Meeres. Die Lage von Baal Gad am Fuße des Hermon an der Iordan-
quelle flimmt nun ganz mit der Lage von Paneas überein; der Name Baal
Hermon fcheint auf einen Eultus in frübefter Beit zu deuten (insigne templum
in vertice montis, f. 0.) und in dem Namen Belinas, wie Paneas im Mittel:
alter gewoͤhnlich hieß, dürfte das Baal des alten Namens Baal Gad wieder
aufgetaucht fein. |
308) Burkhardt S. 90. Siehe: Jordan.
309) Joseph. Ant. 15, 10, 3; 18, 2, 1. Bell. Jud. 1, 20, 4; 3, 9, 1.
216 Nord: Peräa. Capitoliaß — Cedar.
foren °'°). Jetzt hat es 150 Häufer und meift türkifche Einwohner ?'°).
Im OND. von Banias bie großen Ruinen einer ftarten Felfenburg ’”).
15. Gapitolias (Eapetoliffa),
zu Palaestina secunda, in einem griechifchen Verzeichniß der Biſchofs⸗
fige zwifchen Gadara und Abila genannt °'”), 16 m. p. von Gabara.
Wahrſcheinlich das jegige Teil ’'’), „eins der vorzüglichften Dörfer von
Dſcholan“ mit 80 — 100 Familien, „die in den alten Gebäuden ber
verfallenen Stadt leben’), Bifchöfe von Capitolias auf den Eoncilien
von Chalcedon und Nicäa genannt ’"),
,
16. Cavan,
am Südende ded Sees Tiberiad im Thale bed Jordan, zwifchen zwei
Flüffen, unweit Rafeline (Ras el Yin: caput aquae) °'), Saladin
hatte hier fein Lager.
17. Cedar,
ſchoͤne feſte Stadt am Berge Sanyr, an der Straße, die von Akko nad
dem See Genezareth und weiter nach Aram führe’). . Bei Cedar, un-
weit der Quelle Phiala, auf der Ebene Medan war alljährlich der große
Saracenenmarkt, beffen Zelte Tabernacula Cedar genannt wurden °').
Ruinen am Birket el Ram, bie eine Viertelftunde im Umfange haben
und an ber großen Straße von Obergalilia nah Damaskus Liegen, bürf-
ten Cedar fein *19). -
310) will. Tyr. 961.
310°) Burdh. 89. Seegen (Mon. Eorr. 18, 343) gibt nur 20 Häufer an (?).
Münzen dieſes Caͤſarea bei Edhel 339.
311) Abulfeda (Tab. Syr. 19, 96) fagt: As Szabibat arx celebris et anti-
quae famae quae est in munitissimis. Burdbhardt (BT) fand dort arabifche
und frankifche Snfchriften. Eine genaue Belchreibung der Ruinen gibt Miffionar
Thomſon (Bibloth. sacra, Febr. 1846, p. 192).
312) Neland 215. Münzen bei Edhel 328.
313) Nach der fcharffinnigen Anficht des Nec. in den Münchn. Anz. 1836,
991. Das Itinerar. Antonini gibt den Weg von Gadara auf Gapitolias zu
16 m. p., von da na Neve (Nowa) zu 36 m.p. an. Allein Gadara ift von
Nowa (nad) Berghaus) nur c. 22 m. p., nicht 16 + 36 52 m.p. entfernt.
Der Rec. lieft daher ftatt 36, 6 m. p., dann trifft alles zu. Nun liegt aber
Zeil 6 m. p. von Neve, 16 m. p. von Gadara, zutreffend an dem Punkte, wo
Capitoliad nach dem Itinerar liegen fol. Auch die auf der Tab. Peuting. an-
gegebene Entfernung von Gapitoliad nah Adraha (16 m.p.) ift, nach Berg:
haus' Karte, nur um 1 Meile Eleiner, als die Entfernung Zfeild von Edrei.
314) Burckhardt 442.
315) Reland 693.
316) Will. Tyr. 1027. 1037. Cavan lag auf dem linken Sordanufer, da
Saladdin von da über den Sordan nad) Bethfean geht. Nafeline erinnert an
Yin Sultan, welches zwifchen dem Mandhur und dem Wady el Arab auf dem
rechten Ufer des Jordan liegt. Vgl. Burckh. 594. 595.
317) Sanut. 246.
318) Eotovic. 363.
319) Seetzen, Mon. Eorrefp. 18, 343. Burdh. 551 ıc. War Eedar ber
wahre Name des Ortes? Das Mittelalter verlegte Hiobs Vaterland in biefe
Rord-Peräa. Chabphor — Ephron. 217
18. Chasphor,. \ |
befeftigte, von Judas Makkabäus genommene Stadt (1 Matt. 5, 26. 36).
19. Daria,
4 bis 5 milliaria von Damaskus, öfters in den Kreuzzügen erwähnt;
höchft wahrfcheinlich Deir Neye 9.
20. Dathema,
Feſte in nd, wohin verfolgte Sfraeliten zur Zeit der Makkabaͤer flie-
ben (1 Met. 5, 9. A. 12, 8, 1).
21. Dium,
ur Dekapolis; von Alexander Jannaͤus genommen (A. 13, 15, 3);
von Pompejus den Einwohnern zurüdigegeben (A. 14, 4, 4). Ob- Dia
in ber Eparchie Arabien *')?
22. Edrei, ET)
24—25 m. p. von Boſtra (Onom. s. vv. Astaroth. Edrai); einft dem
Dg von Bafan gehörig (5 Mof. I, A. Sof. 13, 31), welcher bier ge⸗
f‘hlagen ward, 4 Mof. 21, 33-35, 5 Mol. 3, 1—3. Zu Oſt⸗
Manafle (Sof. 13, 31). Später befpöfliche Stadt. ‚Bifchöfe von Adraa
auf den Concilien von Seleucia (359); dem zweiten Concil von Kon-
fiantinopel (381), dem von Chalcedon (451) °”). Bei den Griechen
Adraa, bei den Kreuzfahrern Adratum, auch civitas Bernardi de Stam-
pis °°?2); bei Abulfeda Abdfraat ’*). Gegenwärtig Drag, müfte Bafalt-
ftadt, von Einwohnern verlaffen °”°).
23. Ephron, ’Egpwv,
von Judas Makkabäus erobert: 1 Makk. 5, 46—52. 2 Makk. 12,27.
Gegend; die Burg Sueta follte Bildads Suah fein; an die Zelte Kedar wurde
man durch die Marktzelte der Saracenen erinnert. Sollte Kedar der Drt Bette
gene fein, welchen der Graf von Zripoli auf feinem Marfche von der Jakobs⸗
rüde nach Damaskus zerſtörte? (Will. Tyr. 1033. 1002) qui locus ad radicem
Libani situs perspicuas emanat aquas — die Waſſer der Phiala.
320) Will. Tyr. 911. 1002. 1033. Bergh. Karte.
321) Auch Dias. Reland 217. 226. Münzen bei Eckhel 347.
322) Neland 548. In den Firchlichen zerzeichnifien der Bifchofsfige beißt
Edrei: ’Adpaods, Adrason. Reland 217. 223. 2
322°) Will. Tyr. 895.
323). Abulf. Tab. Syr. 97. Bon ahfeaat nad) Szanamain.feien 18 Meilen,
von da nach al Khoswat (Kefiue) auch 1
324) Burdhardt 385. Buckingham 2, a6 Seegen (Mon. Eorrefp. 18, 355)
fand in Draa Feine arähiteftonifer Ruinen ; ; ein fhöner Sarkophag diente als
Waſſertrog. D. v. Richter 172 verwechfelt Ezra mit Draa, nad) ihm Berghaus.
&. Ezra. — Münzen von Adraa bei Eckhel 499. Die Entfernung Edreis von
Boftra, welche bad Onom. angibt, ift nach Berghaus’ und Mitterd Karten viel
zu gering.
218 KRord: Peraa. Erbad — Gadara.
24. Erbad,
Drt mit einem Schloffe und alten Ruinen, vielleicht: vicus Arbel trans
Jordanem in finibus Pellae (Onom. s. v. Arbela) °”°),
25. Effa,
von Alexander Jannaͤus nach der Eroberung von Dium genommen (A.
13, 15, 3); darauf geht er nad) Gaulana.
26. Esra, ,
eigentlich el Ira, bei Sofephus Zara (A. 13, 15, 4); bei Will. Tyr.
( 1031): "Zora locus celeber et famosus multis refertus habitatoribus
qui a Damascena non multum distat urbe. Abulfeda fagt: Szarchod
(Salda) fei von Zorö, welche zu den vornehmften Städten Haurans
gehöre, eine Tagereiſe entfernt 2202), Einſt blühend, haben die. Ruinen
faſt eine beutfche Meile im Umfange, unter. ihnen Hefte einer Kirche
bes Elias, eine zweite bed heil. Georg, die früher ein heibnifcher Tem⸗
pel war »2. Die gegenwärtigen Wohnhaͤuſer find fteinern und feft,
150 brufifche und türkifche, 50 chriftliche Familien wohnen bort ’””).
27. Gadara, Tadape.
Eine Stunde füblih vom Scheriat Mandhur ), jegt Om Keis
ober Mkes °’°); liegt auf einem Kalkfleinberge mit Grabhöhlen °*). Es
finden fich große römische Ruinen, z. B. von zwei Theatern... Hier mar
die Heilung der Befeffenen (Matth. 8, 28. Marc. 5,1. Luc. 8, 26:0.) °°').
325) Burckh. 423.
325°) Tab. Syr. 106. Daß Esra — Sara, bewiefen Sujhriften, welche man
in Esra fand. Burdh. 119 fg. und Gefenius zu Burdh. 50
326) Nach einer von-Burdhardt (125) migetheilten —— vom Jahre 410.
327) Burkhardt a. a. ©. D. dv. Richter 172 (f. Draa, Anm. 324). Berg:
gren 2, 60.
328) Gadara Hieromiace praefluente. Plin. V, 15. — Gadarı urbs trans
Jordanem contra Scythopolin et Tiberiadem etc. Hieron. Nah Joſephus
(Vita $. 65) lag Hippos 50 Stadien, Gadara 60, Bethfean 120 von Ziberias.
Diele Diftanzangaben find nach den Karten von Robinfon und Ritter zu Blein.
1 3 Burdhardt 426. Seesen, monatl. Eorrefp. Bd.18, &. 41T. Buckingham
' 330) Burdhardt 427. Epiphan. advers. haeres. 1; 131 erwähnt Ion ber
Felfenhöhlen bei Sadara, welche rrokudvdpea und öußor. hießen. Bgl. M atth.
8, W. Marc. 5, 2. Luc. 8, 27.
331) Matth. 8, 28 ift nit Teepaomvov, fondern auch TI’adapıyav zu lefen.
Teepyecalav ift nur Conjectur des Origenet. So Rojenmüller II, 2, 22. Reland .
774. 806. Geraſa lag fern vom See Tiberias. Das Onom. s. v. Gargasi
fagt: Gargasi civitas trans Jordanem ... Et haec esse nunc dicitur Ge-
rasa... Quidam autem ipsam esse Gadaram aestimant. — Aber s. v. Ger-
gesa Heißt ed mit Erwähnung der Befeflenen: et hodie super. montem viculus
demonstratur juxta stagnum Tiberiadis in quod porci praecipitati sunt.
Hieß diefer viculus Gergefa ? Gehörte er zu Gadaris, der Stadtmark Gadaras?
Oder influirte ded Drigenes Hypotheſe auf die Fa des Onom.? on Io:
ſephus wird, Gergeſa nicht genannt; Ant. 1, 6, 2 gehört nicht hierher. Bgl.
„Sirgafiter”.
Nord: Peräa. Gamala. Gerafa. 219
Nach Joſephus Hauptſtadt von Perda *). Alexander Jannaͤus eroberte
Gadara nach zehnmonatlicher Belagerung (A. 13, 13, 3. B. 1, 4, 2)3
Juden beſaßen es (A. 13, 15, 4); von Pompeius zu Syrien geſchlagen
und reflaurirt (A. 14, 4, 4. B. 1, 7, 7); hier eins der 5 von Gabi⸗
nius errichteten Synedrien (A. 14, 5, 4. B. 1, 8, 5); von Auguft
Herobes dem Großen gegeben (A. 15, 7, 3. B. 1, 20, 3); dem Arche
laus aber entzogen und zu Syrien gefchlagen (A. 17, 11, 4). Gaba-
rener verflagten ben Herobes vergebens beim M. Agrippa und Auguſtus
‚ (4A. 15, 10, 2. 3). Juden griffen e6 im jüdifhen Kriege an (B. 2,
18, 1); wurden in Gadara umgebradht (B. 2, 18, 5). Sie gehörte
zur Dekapolis, war fpäter bifchöfliche Stadt in Palaestina secunda,
deren Bilchöfe auf den Concilien von Nicaͤa, Ephefus u. a. genannt
find *). — Burckhardt fand in ber Nähe zehn heiße Schwefelquellen
am Mandhur, welche ſchon im Alterthum fehr berühmt waren und nur
denen von Bajs nachſtehen follten °°’).
28. Gamala,
fefte, auf einem, Kameelrücken ähnlichen, Bergrüden am Oſtufer des
Sees Tarichea gegenüber gelegene, von Veſpaſian eroberte
abe >), |
29. Geraſa, ’
(jegt Dfcherrafch), gehörte zur Dekapolis, wird in ber Bibel aber nicht
genannt. Geraſa (und Philadelphia) Oftgrenzpunfte Perdas (B. 3, 3, -
3); von Alexander Jannaͤus erobert (B. 1, 4, 8), der im Gebirge Ge⸗
rafas flirht, da er Regaba belagert (A. 13, 15, 5). Im jüdifchen Kriege
ward es von Juden verwüftet (B. 2, 18, 1); Gerafener morden bie
Juden (B. 2, 18, 5); Annius, Befehlshaber unter Veſpaſian, nimmt
Gerafa (B. 4, 9, 1). — Balduin II. von Serufalem zerftört a. 1122
das dortige Kaftell *°%). — Nicomachus Gerafenus von bier gebürtig. —
Ihre großen römifchen Ruinen haben 1’. Stunden im Umfange; «6 find
Tempel, deren einer 250 Säulen hatte, Paläfte, 2 mächtige Amphi«
theater u. f. m. *).
332) Bell. Jud. 4, 7, 3.
333) Neland 776. 215. 223. 226.
334) Burdharbt 434. Gadara sita in monte ad cujus radices aquae ca-
lidae erumpunt, balneis desuper aedificatis, Onom. s. v. Gadara. Auch
Antonin. mart. erwähnt die Quellen, thermae Heliae genannt; den Mandhur
nennt er Gadarra. Nah Epiphanius (1, 131) feierte man in den Badern Al:
jährlich ein Keil. Reland 775. Münzen Gadaras bei Edihel 3486.
335) Bell. Jud. 4, 1, 1—7. 9. 10. Der Bezirk von Gamala: Gamalitica
gehörte zu Gaulanitiß, wiewohl Joſephus (B. 3, 3, 5) Tapadırızn al Tavic-
vires nennt. B. 4, 1, 1 fagt ee: Gamala fei ein Theil des untern Gaulanitid
geweien, und A. 18, 1, I: Judas der Gaulanit aus der Stadt Gamala.
- 336) Will. Tyr. 825. Histor. hierosol. 615.
337) Burdhardt 401 fg. und Gefenius zu Burdhardt 531 fg. Seetzen
a. 0. D. 424. Buckingham 1, 301 ıc. Nah Legh (S. 248) übertreffen die
Ruinen von Gerafa weit die von Palmyra an Pracht und Schönheit. Münzen
bei Eckhel 350.
220 Rord:Beräa. Golan — Kannentra.
ei 30. Golan oder Gaulan,
in Bafan. An Manaffe, dann Levitenfladt und Freiſtadt 5 Mof. 4
43, 1 Chron. 6, 71. of. 20, 8; 21, 27. Gaulanitis nad Gaulan
genannt, zu Judaa gerechnet (B. 3, 3, 5) f oben Gaulanitis. Alexan⸗
der Jannius groben Golan (A. 13, 15, 3. B. 1,4, 8).
Hazar Enan, 2. ET,
norböftlicher Pen Palaftinas (4 Mof. 34, 9. 10); „die Grenze
von Damaskus‘ (Hef. 47, 17; 48, 1).
\ 32. H ipp u 8 f] ⸗
zur Dekapolis und zu Palaestina secunda °*). Auguſtus ſchenkt es
bem Herodes m. (A. 15, 7, 3); nach deſſen Tode wird es zu Syrien
gefchlagen (A. 17, 11, 4)5 von Juden im jüdifchen Kriege verwüftet
(B. 2, 18, 1). Tuben von Hippenern ermordet (B. 2, 18,5). Die
Prater "Hippene begrenzt Galiläa in Often (B. 3, 3, 5 daher fegt
Joſephus (von Galiläa) über den See Genezareth nach Hippene (Jos.
Vita. $. 31). Bifchöfe von-Hippus auf den Eoncilien von Seleucia (359),
Serufalem (536) se), Burckhardt (1, 438) fand % Stunden von Feik
(d.i. Aphek) einen einzeln flchenden Hügel mit Ruinen, Namens EI Hoffn.
Da nun EI Hoffn auf Arabiſch Pferd, Hippus heißt, und. dad Onom.
fagt: Apheca, castellum grande juxta Hippum, fo entfpricht EI Hoss
wahrfcheinlich dem alten Hippus ’”®d).
33. Zabes in Gilend, ©,
6m. p. von Pella nah Gerafa zu #9); "ob am jegigen Wady Jabes?
Ihre Jungfrauen wurden für die Benjaminiter geraubt (Richt. 21, 6—14).
Bon Saul entfegt (1 Sam. Il, 1—11); ihre Einwohner "begenben
fpater Saul und deffen Söhne A Sam. 31, 8—13. Bol. 2 Sam.
21, 12 — 14), mofür David danft (2 Sam. 2,4 . 7). Joſephus mennt
Jabes bie Metropolis Gileads (A. 6 -
34. Jagbeha, f Knath.
35. Kamon, Yin,
Begrabnißort des Richters Jair (Richt. 10, 5); in Gilead (A. 5, 7,6).
Antiohus nahm Pella, ai Kapoüv xal T’eopoiv, erzählt Polybius 2204),
36. Kanneytra,
an der großen Straße von Alto über die Jakobsbrücke nad) Damaskus.
Ruinen aus alter und neuer Zeit. Raſtort ber Karamanen °P),
- — — —
338) Reland 215.
338) Reland 821.
338) Nach Hellers Anficht, die wohl gewiß richtig iſt. Vgl. &.60, Anm. 153.
339) Est autem Jabis trans Jordanem nunc villa pergrandis a civitate
Pella 6 millibus distans, pergentibus Gerasam (Onom. s. v. Arisoth), und:
Jabis in sexto milliario Pellae super montem euntibus Gerasam (Onom.
s. v. Jabis).
339°) Polyb. 5, 414.
339°) Burckh. 550. Befucht von Eotovicus (er nennt den Ort Conetris (363) ),
von Monro (2, 49) u. a.
*
Nord: Perän. Karkor — Mahanaim. 221
37. Karkor, f. Knath.
38. Keratha,
füdlich von Era, vielleicht xuum Kupsadng der kirchlichen Eparchie
Arabia ꝰe).
39. Knath, np,
zu Manaſſe; ſpäter Nobah (4 Moſ. 32, 42. 1 Chron. 2, 23), Zur
Dekapolis. Jetzt Kanuath unweit Boftra, womit dieſe Angabe bes
Hieronymus (Onom. s. v. Canath) übereinflimmt: Canath in regione
Trachonitidis juxta Bostram °*). Die gefchlagenen Mibianiterfönige
Sebah und Zalmuna fliehen über Succoth und Pnuel nah Karkor,
Gideon verfolgt fie „den Weg ber Zeltbewohner, öſtlich von Nobah
(Knath) und Jagbeha (Nicht. 8, A— 11). Herodes m. bei Kanatha
von den Arabern gefchlagen (B. 1, 19, 2. A. 15, 5, 1). Zur kirch⸗
lichen Eparchie Arabia ’**) Bifchof von Kanothas auf dem Eoncil zu
Chalcedon ꝰoby. Die großen römifhen Ruinen haben 3 engl. Meilen
im Umfange °"').
40. Kofab,
2%, Stunden ſüdweſtlich von Damaskus ’''*). Das Onom. (s. v. Choba)
unterfcheidet Hoba, das zur Linken von Damaskus liegt (1 Mof. 14, 15),
“ von Kokab, und fährt dann fort: Est autem Chobaa villa in iisdem
regionibus habens accolas Hebraeos, qui credentes in Christum omnia
legis praecepta custodiunt, et a principe 'haereseos Ebionitae nun-
cupantur ®’!b), "
4. Mahanaim, burn,
d. i. Doppellager oder Doppelheer, nämlich der Engel, die Jakob nörd-
lich vom Jabok fah (1 Mof. 32, 2). Zu. God: Joſ. 13, 26. 30 *0).
Levitenftadt: Joſ. 21, 39. Isboſeth, Sauls Sohn, von Abner als König
ausgerufen in Mahanaim: 2 Sam, 2, 8. — Dahin flieht David vor
339°) Burdh. 130. Gefen. zu Burdh. 502. Neland 218. 224. 227.
340) Uebereinftimmend Stephanus &v ESywoic: Kavada mölıs rrpös Ti B6-
- arpa "Apaßlas.
340°) Wenn dad Kanatha des Herodes, welches Joſephus a. a.DD. eine Stadt
Eölefyriens nennt, nicht vielmehr Kanneytra war. -
340°) Reland 215. Kavodds (Canastados 277). — 682.
341) Burdh. 157. Bei Budingham (2, 192): Gunnawat.
341”) Das Onom. verwechfelt Hoba nicht mit Kokab. Epiph. (adv. haeres.
p. 123. 126. 142. 391). führt Koxaßn, Kuyaßı als Hauptlig der Nazarener
und Ebioniten an. Bgl. Kuseb. Hist. eccl. 1, 7 (Gefen. zu Burdh. 1054).
Reland (728) vermutbhet: des Pſeudomeſſias Barcohab Name dürfte incola Ko-
xaßıov bedeuten. — Nach Einigen. war Kokab, nach Andern Daraca (Dariat).
der Ort der Belehrung Pauli; nad Will. Tyr. 844, Vitriac. 1073 hieß diefer
Drt 1eergilafar. Bol. Quaresm. 2, 873. ,
341°) Da Mahangim nördlich vom Jabok lag und dennoch zu Gad gehorte,
fo muß e8 in der Jordansaue gefucht werden. Vgl. oben die Grenze Gads.
222 Rord-Peräa. Robah — Pella.
Abſalom, 2 Sam. 17, 24. 27. 1 Kon. 2,8 rapem.BoXai (A. 1, 20,1;
7,9, 8). Da batte Salomo einen Amtmann: 1 Kön. 4, 14.
42. Nobah, f. Knath.
43. Noma, |
fonft Neun, Neve ’''d), 16 m. p. von Gadara, 6 (fiatt 36) m. p. von
Gapitolias °*'*). Im Onom. Nineve, eine Stadt, der Juden, ihr be
nachbart die feindfelige Stadt Chalamis ’''). Gegenwärtig „bad vor⸗
züglichfle Dorf in Dicholan, fonft eine Stadt von einer halben Stunde
im Umfange‘’ Zempel- und andere Ruinen ’*'e).
44. Nowaran,
| /ı Stunden von der Jacobebrüde, an ber Strafe nach Damaskus sh),
wahrfcheinlih Nuaram des Will, Tyr. (876).
45. Bella.
Nah Plinius zur Dekapolis und aquis dives’'i), nach Stepha-
nus hieß fie font Boõtic. Nun ift Mezareib aquis dives, die Quellen
bei Mezareib heißen el Bubdfche °*), Hieraus ſchloß Korb: Mezareib fei
Pella, nicht Aſtharoth, und nach dem mazebonifchen Pella von Griechen
genannt”). (2) Pella Nordgrenze Peraas (B. 3, 3, 3); zur Zeit bes
341°) Zur Firhlichen Eparchie Arabia. Neland 217. Nein. 226. _
341°) Itiner. Antonin. Heland 419. 420. Das Onom. s. v. Nevevi: est
et alia usqne hodie civitas Judaeorum nomine Ninive in angulo Arabiae
quam nunc correpte Neneven vocant. Angulus (yavla) Arabiae bezeichnet
den nordweftlich Laufenden Bufen ber Wüfte Arabiens, welcher auf feiner Oſt⸗
feite von dem Vſchebel Hauran und den Kelfen Ledſchas, auf feiner Weſtſeite
von den Gebirgen Gilead und Antilibanon eingefchlofien, bei Damaskus, der
Hafenftadt des arabifchen Sandmeeres, endet. Diefer Bufen begreift die Ebenen
Hauran, Dſcholan und Dſchedur. — Unter den Orten ber kirchlichen Eparchie
Arabia ift eine Kun Tavlas.
‚ 341”) Reland (910) citirt: Echa Rabbati fol. 72, col. 2, wo bemerkt ift:
‚ in Chalamis habitasse hostes Judaeorum, in Neve, quae ei propinqua,
Judaeos. Chalamis ift faft gewiß Salamen — Szanamein — Aere, 30 m. p.
von Neve. Neve wie Salamen lagen an der großen Straße von Bethſean nad
Damaskus. I, Itinerar. Antonin. Reland 419. 420. — Navi urbs prae-
fecturae al 7 ur Eſhedur) fagt Abulfeda (Tab. Syr. 97).
Mezareib, in waflerreicher Gegend gelegen war. Sahne Jahrbücher der Philo⸗
logie, 9. Bd. 1. Heft. Die Angaben des Hieronymus fiber die Lage Pellas,
Bilden Stadt machen wollen (vgl. Reichards Karte von Paläftina), indem man
waßtrrdns falfchlich auf Pella bezog. Es gehört fhon nicht mehr zu dem in
Nord: Werda. Phaina — Ragaba. 223
Alexander Jannaͤus im Befig der Juden und von biefen zerflört, weil
ihre Bewohner nicht jüdifche Gebräuche annehmen wollten (A. 13,15,
4; B. 1, 4, 8); durch Pompejus den Einwohnern zurüdgegeben (A. 14.
4, 45 B. 1, 7, 7); von ben Juden im jüdifhen Kriege verwüftet (B.
2, 18, 1). — Hierhin flüchteten die Chriften, ehe die Belagerung Je⸗
rufalems durch Titus begann 9.
| 46, Phaina,
jegt Miffema, pmrpoxopla too Teayuvos in einer. von Burckhardt
gefundenen Inſchrift genannt, d. i. Mutterfledden, Hauptfleden von Tra⸗
honitis (Xedfcha) =). |
47. Philippopolis,
jest Derman, fübfüdöftlih vom Dfehebel Hauran *"'b); zur kirchlichen
Eparchie Arabia ’''<).
45. Philoteria,
am See Genezareth, von Polybius genannt’).
49. Pnuel, dnma,
Antlig Gottes; wahrfcheinlih auf der Norbfeite des Jabok ?"°), wo Ja⸗
kobs Kampf war, und er ben Namen Iſtael erhielt (1 Mof. 32, 24—3T).
Don Dibeon Frchtigt: Nicht. 8, 8. 9. 17, von Jerobeam „gebauet”:
iu. 12, 95. *
50. Ragaba,
Feſte in den Bergen von Geraſa, bei deren Belagerung Alexander Jan⸗
näus ſtarb (A. 13, 15, 5). Vielleicht Arga, 15 m. p. weſtlich von
Geraſa °’52),
N
Trachonitis gelegenen Bara, welcher Name dem von Pella vorangeht. — Nach
Ant. 14, 3, 2 geht Pompejus von Heliopolis Über den Antilibanon und kommt
dann „von Pela nah Damaskus”. Iſt etwa Abila gemeint? In des Epipha⸗
nius Verfion diefer Stelle fehlt der Name Pella ganz.
344) Euseb. Hist. IH, 5.
344°) Burdhardt 203 fg. Gefenius zu Burdh. 510 bei Hierockes (723):
Phaina in Arabia, wahrfcheintich Devovros der kirchlichen Eparchie Arabia (Ne:
land 218); ein Bifhof von Devous (Reland 531. 533).
344°) Burdh. 177 53 Geſen. zu Burckh. 506.
eh oe. 218. 233. 337. Auch bei Bierocles (7223) genannt. Münzen
ei . .
u), Polyb. 5, 413. &tephanus rechnet den Drt zu Cölefyrien. Kol. Res
nd 954.
345) Nach 1 Mof. 32, 22—24 fcheint es doch, daß Jakob die Seinigen auf
die Shodfeite des Jabok hinüberführte, ſelbſt aber auf die Rordfeite des ſchmalen
Waſſers zurückkehrte, um allein zu fein. Wenn Iofephus (A. 1, 20, 2) meldet:
xar "IdBaxyov Staßeßnxeirtwv ’Idxwßos Urodeislupevos Payrdonarı GUvruYav
&erdiarev, fo feheint das üUnodei. im Gegenſatz des diaßeß. eher für das Zurück⸗
bleiben Jakobs auf der Rordfeite zu foregien. Anderer Meinung ift Rofenmäller
H, 2, 31 und Hieronymus s. v. Jaboc.
345°) Onom. s. v. Argob, welches Argob jedoch nicht wohl bei Geraſa ge:
fucht werden darf.
2
224 Nord: Yerän. Raphon — Sueida.
51. Raphon,
wo. Zimotheus fi) lagert (1 Matt. 5, 37), dürfte vielleicht mit dem
zur Dekapolis gehörigen Raphana identifch fein.
52. Salda, m3bR,
in Bafan, dem König Og gehörig, von den Iſraeliten erobert: 5 Mof.
3, 10. Sof. 12, 4. 55 13, 8— It. Sept Szalkhat mit 800 Häufern
und einem Caftel auf Bafaltfelfen °’), etwa 7 Stunden oöftlih von
Boftra, ganz menfchenleer.
53. Geleucia,
am Merom (B. 4, 1, 1); zum obern Gaulanitis gehörig; Alexander
Jannäus marfchirt von Dium auf Effa, Seleucia und Gaulana (A. 13,
15,3; B. 1,_4, 8). Joſephus befeſtigt es nebft Sogane, dad auch in
Gaulanitis Tag (B. 2, 20, 6. Vita $. 37).
54. - Sogane, f. Seleucia.
55. Suchoth, nhso,
‘
d. i. Hütten oder Zelte, nämlich Jakobs, welcher bier „ihm ein Haus
bauete’: 1 Mof. 33, 17. Im Thale des Jordan gelegen, zu Gab °*)
(Bf. 13, 27). Gideon züchtigt Suchoth: Nicht. 8, 5—7. 15. 16.
„Ich will abmeffen das Thal Suchoth”, fagt David PM. 60, 8 (und
Pſ. 108, 8). Zwiſchen Suchoth und Zarthan (Zaredatha) am Jordan
ließ Salomo Qempelgeräth gießen, 1 Kön. 7, 46. 2 Chron. 4, 17.
Nach Hieronymus *): civitas trans Jordanem .... in parte Scytho-
poleos, womit Burckhardt (S. 595) übereinflimmt, welcher unmeit von
Byſan (Scythopolis) über den Jordan ging. „Nicht weit von da, wo
wir übergingen, füblich, Tiegen die Ruinen von Sukkot“, fagt er.
56. Sueida,
norbweftlich vom Dfehebel Hauran. Ruinen von % Meilen im Um⸗
fange. Gegenwärtig von 200 Drufen- und 30 Chriftenfamilien be»
wohnt 72).
346) Burdhardt 180 1: Budingham 2, 176 fg. Nah 1 Chron. 6, 11
wohnten die Kinder Gad bis gen Salcha; dies wohl in fpäterer Zeit, da Rubens
NadjEommen (ebendaf. V. 9) bis zum Phrath wohnten, nomadifirtn. Bei
will. Tyr. 893 heißt der Ort: Selcath, bei Abulfeda (Tab. Syr. 99. 105):
Szarchod, 16 milliaria von Bosra. Oppidum exiguum, arce munitum ex-
celsa, vineis abundans, aqua carens praeter pluviam cisternis collectam.
Accensetur urbibus Auranitidis. Nach Ibn Said fei es die wichtigfte Stadt
ded Berges Banu Helal (Kelb Hauran?), in S. und D. von ihr die Wüſte,
durch diefe eine Konigöftraße nach Irak; 15 Tagereiſen fein ed von hier bis
Bagdad, 1 Zagereife bis Bord (Eöra).
346°) Vgl. Beth Nimra in Süd-Peräa:
347) Bu 1 Mof. 33, 17. MWebereinftimmend im Onom.: Sochoth in tribu
Gad snper Jordanem. _
347°) Burdh. 152. Gefen. zu Burckh. 504. Nah Budingham 2, 186 find
die Ruinen Sueidas ‚größer als die von Bosra.. Geſenius ftellt Sueida unrich⸗
tig mit Suite zufammen. Siehe die folgende Anm.
Süd-Peraͤa. Suite — Abel Sittim. 225
’ 57. Suite,
16 milliaria von Tiberias. In fenerfleinreichen Kreidefels eingehauenes
Kaftell, von den Kreuzfahrern im Jahre 1182 durch Mineurs erobert.
Es lag nahe der Ebene Medan und der Quelle Phiala ®'7").
58. Szanamein,
d. i. die beiden Gögenbilder, im Mittelalter Salome °”<), in noch älterer
Zeit Aere, wie aus Infchriften hervorgeht "4. Aere 32 m. p. von
Damascus, 30 m. p. von Neve *70); fo lief die Straße weiter von
Neve auf Capitolias, Gadara, Bethſean. Große Tempel⸗ und andere
Ruinen.
59. Ulatha.
Auguſtus gab an Herodes m. den, zwiſchen Galiläa und Tracho⸗
nitis gelegenen Diſtrict Zenodors „Ulatha, Paneas und die Umgegend“
(A. 15, 10, 3).
60. Zara, f. Esra.
b. Süd - Perän.
Zwiſchen dem Arnon und Jabok (Belka).
Die Orte diefer Landfchaft gehörten früher zum Reiche Sihons des
Amoriters, fpäter den Stämmen Ruben und Gab. 4Mof 32, 34—38
find die Namen der Stäbte genannt, welche Ruben und Gab bauten.
„Und änderten die Namen und gaben den Städten Namen, bie fie
baueten“, heißt es. Es find. daher nicht alle jene Städte neu erbaut,
fondern zum Theil, wie 3.3. Hesbon, nur von ben Sfraeliten wieder
hergeftellt worben.
Jof. 13, 15— 28 werden Rubens und Gads Städte aufgeführt,
meift übereinftimmend mit 4 Mof. 32, 34— 38.
1. Abel Keramim, ara92 >38,
Nicht. 11, 33. Bei Luther: Plan der Weinberge Bis hierher und
Minnith ſchlug Jephtha die Ammoniter. In septimo lapide Philadelphiae
villa Abela cernitur vinetis consita, Onom. s. v. Abel vinearum.
2. Abel Sittim, f. Sittim. .
347°) Will. Tyr. 1026. 1027. 1033. Sanut. 246 nennt den Ort Sueta; er
und Will. Tyr. halten ihn für den Geburtsort des im Buche Hiob SH 2,
11 fg.) genannten Bildad von Suah (Suhites in der Vulg.); wie jene Schrift.
fleller auch die Tabernacula Cedar in derfelben Gegend fuchen.
347°) Will. Tyr. 843. Salamen bei D.v. Richter (166); bei Abulfeda (Tab.
Syr. 97) Szanamain dualis a singulari Szanam. \
347") Die Infchriften ‚mitgefbeilt von D. v. Richter (554 fg), ausgelegt in
Geſen. Anm. zu Burdh. 498 fg.
347°) Itinerar. Antonin. Reland 419.
Raumer, Palaſtina. Ste Aufl. - 15
226 Säd-Peräa. Aroer — Bamoth.
3. Aroer, yıny, Rubens,
am rechten nördlichen Ufer des Arnon: 5 Moſ. 2, 365.3, 123 4, 48.
Kof. 12, 2. Südliche Grenzſtadt Sihond, Königs der Amoriter, fpäter
der Nubeniter: Sof. 13, 9, 16. Richt. 11, 26, 33. ‚Zu Jeremias
Zeit den Moabitern gehörig: Jerem. 48, 19. Jetzt Araayr 218), Ruinen.
4. Aroer Gads,
von Bad erbaut (4 Mof. 32, 34), „welches lieget vor Rabba“ (Am⸗
man, Sof. 13, 25). Jephtha ſchlug die Ammoniter von Aroer bis Abel
Keramim (Richt. 11, 33); Joab lagert ſich bei Aroer (2 Sam. 24, 5).
Wahrfcheintich Ayra in Südweſten von Szalt ’"=).
5. Ataroth und Athroth-Sofan, nıno2, Zero nhar,
vom Stamme Gad erbaute Städte. 4 Mof. 32, 34. 35.
6. Baal Meon, mm 522, auh: Beth Baal Meon,
yon >ya na, =
Rubens Stadt: 4 Mof. 32, 38. of. 13, 17. 1 Ehron. 6, 8. —
Jer. 48, 23 wird es wie Ezech. 25, 9 ald Moabiterftadt aufgeführt.
9 m.p. von Hesbon (Hieron.). Jetzt: Maein, im Often des Attarus ).
7. Bamoth oder Bamoth Baal, nina, >92 nm3,
Sfraelitenftation (4 Mof. 21, 20); von da war’ der Pisga nächſte Sta:
tion. Civitas Amorrhaeorum in Arnona ’””*) quam possederunt filü
Ruben (Onom. s. v. Bamoth). Zu Rubens Städten in der Ebene
(of. 13, 17), | Ä
348) Burdhardt 2, 633.
348°) „Bor Rabba” kann unmöglich: in Often von Rabba Amman, beißen,
da Aroer als öftliche Grenzftadt des Stammes Gad ja in Weften von Rabba
liegen mußte. „Vor“ bedeutet mol: geht man vom Jordan etwa nach Nabba,
fo liegt Aroer vor Rabba. So muß auch Burdhardt (609) diefe Stelle ver:
ftanden haben, wenn er Ayra, c. 2% Stunden in SW. von Szalt, in’ Meften
von Rabba gelegen, für „eine der vom Stamme Bad erbaueten Städte”, offenbar
für Aroer hält. Sollte dies Ayra nicht identifch mit Array-el-Emir fein, das
10 Stunden in WVeftnordweiten Rabbas liegt, und von Legh (246) auf dem Wege
von Hesbon nad) Szalt befucht ward? Berghaus hat dies Array nur etwas
über 2 Meilen von Rabba verzeichnet.
349) Seegen, Mon. Eorreip. Bd. 18. S. 43F. Legh (243) geht (nordwärtß)
am (öftlichen) Kuße des Attarus vorüber, und kommt nach Maein, wo heiße
Quellen, dann zum Zerka Maein; dies flimmt mit Seegend Angabe, auch mit
der .de8 Hieronymus im Onom. s. v. Beelmeon. Est autem vicus, fagt diefer,
usque nunc grandis juxta Baaru in Arabia, ıbi aquas calidas sponte humus
effert cognomento Beelmaus, distans a Hesbus 9 m. p- Bol. Macdhaeruf.
Nah Burdhardt (624) liegt Myun (fo nennt er Meon) /, Stunden in Sül-
often von Hesbon. Died kann nicht dad Baal Meon des Onom. fein. — AMof.
32, 38 heißt es: die Kinder Ruben erhielten Nebo und Baal Meon ıc., beren
Namen geändert wurden. Gemwiß die Göpendienft andeutenden Namen, wie
Baal Meon. Nun werden 4 Mof. 32, 3 genannt: „Nebo u. Beon”; ift Beon
der veränderte Name: Baal Meon? Bgl. Machaerus."
349°) Arnona: im Arnongebiet. °
Süd-Peräa. Bethabara — Beth-Rimra. 227
8. Bethabara, 2532 Gurthauſen),
Joh. 1, 28. Ort auf der Oſtſeite des Jordan, wo Johannes taufte.
Feitere Codd. leſen Bydavio, Drigenes eorrigirte. Nach Lüde (Com⸗
mentar über das Ev. Joh. S. 336) iſt es am wahrſcheinlichſten, daß
Beth⸗Bara am Jordan, wo Ephraimiter den von Gideon geſchlagenen
Midianitern den Weg verliefen (Richt. 7, 24), zu Chriſti Zeit Betha⸗
nien hieß, welcher Name ſich zu Drigenes’ Zeit wieber verloren, und ber
frühere Name wieder ſich geltend gemacht hatte ?°). -
9. Bethb-Haram, by na,
zu Gab: 4 Mof. 32, 36. Sof. 13, 27, im Thale des Jordan. Nach
dem Onom. (s. vv. Betharam et 'Fogor) am Jordan’) und am,
Fuße des Berges Peor gelegen, von ben Syrern Bethramta, von Hero-
des Antipas, zu Ehren der Livia Augufts, Livias; nach Jofephus ’°b)
und Ammianus Marcellinus Julias genannt. Nero fchenkte die Stadt
dem Agrippa II. (A. 20, 8, 4; B. 2, 13, 2), Placidus, Veſpaſians
General, nahm im jübifchen. Kriege Julias, nebſt Abila und Beth Jeſi⸗
moth (B. 4, 7, 5). Zur kirchlichen Provinz Palaestina prima; Bifchöfe
von Livias auf Concilien von Ephefus, Chalcedon, ‚Serufalem >, Mal.
Beth Nimra.
10, Beth-Iefimoth, nmwöyı mia.
Bis dahin reichte das ifraelitifche Lager von Sittim an: 4 Moſ.
33, 48. 49. Zu Ruben: Joſ. 13, 20, ſpäter wieder zu Moab: Ezech.
95, 9. 10 m. p. füblih (fübsfttich?). von Jericho, am tobten Meere
(Sof. 12, 3. Onom. s. v. Bethsimuth). Sofephus, (B. 4, 7, 5) nennt
den Ort Befi imoth (f. Beth⸗Haram).
11. Beth⸗Nimra, manı na,
zu Sad: 4 Mof. 32, 36, im Thale bes Jordan: Joſ. 13, 27. — 5
m. p. nordwaͤrts von Beth⸗ « Haram, Onom. s. v. Bethamnaram. Sept
Ruinen von Nemrin (Nymrein)“) am Wady Schaib nahe dem Jordan ?').
350) Auffallend ift es doch, daß Eufebius und Hieronymus, ald Landesfundige,
Bethabara, nicht Bethania, leſen. Bethabara (fagt Hieronymus) trans Jorda-
nem, ubi Johannes baptizabat, unde et usque hodie plurimi de fratribus,
hoc est de numero credentium, ibi renasci cupientes, vitali gurgite bapti-
zantur. Und diefer Artitel folgt im Onom. unmittelbar auf Bethania.
350°) Betharam civitas tribus Gad juxta Jordanem etc. Onom.
350°) Joseph. Antig. 18, 2, 1. Im folgenden $. nennt Joſephus den Kaifer
Ziberius einen Sohn der Zulio, wie er denn Augufts Gemahlin öfters Julia,
nit aber Livia nennt; 3.8. Antig. 17, 8, 1. Dies Julias ift nicht mit dem
gaulanitifchen Julias (f. Bethſaida) zu verwechfeln. Herodes Antipas, Tagt
Sofephus (Ant. 18, 2, 1), umgab Betharamphtha mit Mauern und nannte es
Zuliad nad) der Gemahlin des Auguftus; der Tetrarch Philippus erweiterte
und veriihönerte Betbfaida, und nannte ed Julias nach der Tochter des Kai:
fers. 14, 1, 4 nennt Joſephus den Ort auch Kir
Sy Reland 215. 925. 875. Libias bei Ptolem. 5, 1
. 352) Burdbhardt 609 u. 661, und Gefenius zu Burckh. "1008. Beth Rimein:
Drt des hellen, gefunden Waflı ffers
352°) Nach Joſua 13, 27 erhielten die Kinder Sad „im Ih 1: Beth: Haram,
228 Süd⸗Pteträa. Beth-Peor — Dibon.
12. Beth⸗Peor, ya na,
zu Ruben: Sof. 13, 20, früher dem Sihon gehörig: 5 Mof. 4, 46,
Sericho gegenüber (Onom. s. v. Bethfogor), 6 m. p. von Beth⸗Haram.
13. Betonim, babe,
Gabe Grenze lief von Hesbon bis Ramath⸗Mizpe und Betonim. Sof.
13, 26. Zu Hieronymus Zeit eriflirte e8 noch (Onom. s. v. Bothnin),
14. Bezer, "23 (Böoop),
Levitenftadt im Stamme Ruben (Sof. 21, 36) und Freiftadt (Joſ. 20.
8. 5 Mof. 4, 43). Identiſch mit Bazra (Jerem. 48, 24).
15. Dannaba,
in octavo milliario Areopoleos pergentibus Arnonem, et altera Dan-
naba super montem Phogor (Peor) in septimo lapide Esbus (Onom.
s. v. Dannaba). .
16. Dibon, Ya,
zu Gad: 4 Mof. 32, 3. 34, fpäter zu Ruben: Jof. 13, 9. 17. Zu
Moab zurüd: Jeſ. 15, 2. Serem. 48, 42. Sept: Dibanz Ruinen °°°),
eine Stunde nordwaͤrts vom Arnon.
Beth: Rimra und Suchoth und Saphon”. Run lag 1) Beth⸗Haram nad
dem Onom. juxta Jordanem. 2) Rad Burdbardt (609 u. 661) liegen die
Ruinen von Beth: Rimra „in dem Sordanthale”. 3) Liegt, nach) dem Onom.,
Suchoth in tribu Gad supra Jordanem, und zwar, wie befannt, nicht im
Sabokthale, fondern nach Hieronymus „in parte Scythopoleos“. Mit Hierony:
mus übereinftimmend ſagt Burdhardt, der unweit Scytbopolis Über den Jordan
ging: „Nicht weit von da, wo wir übergingen, füdlich, liegen die Ruinen von
Sufkot”. Daher ift in der Stelle Pf. 60, 8: ,‚Ich will vermefien das Thal
Suchoth“, das Sordanthal zu verftehen: ich will herrſchen im Morgen und Abend
des Sordan. Gilead, das ganze oftjordanifche Land ift mein; mein ift Manafle,
auf beiden Seiten des Jordan; mein Ephraim, im Rorden; mein Juda, im
Süden, die Häupter des weftjordanifchen Landes. Mir gehorchen die Nachbar⸗
völker, Moab im Oſten, Edom im Süden des todten Meeres, mir gehorcht Phi⸗
hftae am Mittelmeere. — 4) Liegt Saphon nad) dem Onom. in tribu Gad
supra Jordanem. Daher erklärt Rofenmüller (Scholia. Josua p. 256) die an-
geführte Stelle Joſ. 13, 27 einfach fo: pay2. In convalle s. planitie;
intelligitur plana et campestris regio, quam Jordanes inde a lacu Genesa-
rethico usque ad mare mortuum permeat, p%Y!T praemisso articulo xat’ &&oyrny
vocata, et hic quidem pars ea quae est ad Orientem. In ea igitur Gaditae
possederunt urbes quae jam enumerantur. &benfo wird Emel vom Jordan⸗
thale Joſ. 17, 16 gebraucht, wo die Nede ift von Kananitern, „welche im Thal⸗
lande wohnen, die zu Bethfean und ihren Töchtern“. Dazu bemerkt Roſen⸗
müller (a.a. ©. 342): Hinc colligitur, per pryT-Y® terram campestrem
inteligi ingentem illam vallem a Septentrione in Austrum juxta Jordanem,
hodie el Gor; in ea enim valle sita erat Bethsean, s. Scythopolis. Warum
follte auch Emek nicht vom Sordanthale gebraucht werden, da es „ein weitered
Thal’ bedeutet. Bgl. Tholucks Literar. Anzeiger 1836, Nr. 3, &. 22—24.
353) Sehen, Monatl. Eorrefp. BR. 18, ©. 432. Burdhardt 633. 4 Mof.
33, 45 erwahnt Dibon Gad als Station der. Sfraeliten. Das Onom. fagt:
Dibon in solitudine, castra filiorum Israel. Est autem et alia Dibon prae-
Süd»Peräa. Eleale — Jaeſer: 229
17. Eleale, maran,
vr
zu Ruben: 4 Moſ. 32, 37. Zurück an Moab: Jeſ. 15, 4; 16, 9.
Jerem. 48, 34. M. p. von Hesbon (Onom.). Jetzt EI AL”), d. i.
Höhe, da es auf einer Höhe Tiegt, von welcher man das ganze fübliche -
Belka überblidt.
18. Hesbon, han,
zuerft den Moabitern gehörig (4 Mof. 21, 26), dann Hauptfladt bes
Amoriterfönigs Sihon: 4 Mof. 21, 26. 5 Mof. 2, 24. 26. of.
12, 220. Zu Ruben: 4 Mof. 32, 37. of. 13, 17, fpäter muß fie
an Gad gekommen fein, da fie Zof. 21, 39 und 1 Chron. 7, SI als
eine der vier Levitenflädte aufgeführt wird, welche Gad abtrat. Zur
Zeit des Jeſaias und Jeremias gehörte Hesbon wieder den Moabitern:
ef. 15, 45 16, 9. Serem. 48, 2 und V. 45 — 49; fpäter beſaßen
es nochmals die Juden’). Bei den LXX’Eoeßew. Nach dem Onom.
(s. v. Esebon) 20 m. p. vom Sorban, Jericho gegenüber °°). Zur
kirchlichen Eparchie Arabia. gehörig =). Jetzt: Hesban oder Hüsban,
Trümmer einer großen Stadt mit kiefen audgemauerten Brunnen und
einem großen Wafjerhehälter *°7) (Hobel. 7, 4). Die Ruinen haben c.
/s beutfche Meile im Umfange; von dem Hügel, auf dem fie Ifegen, fieht -
man bas tobte Meer, Bethlehem, nad Oſten und Sübdoften ift bie
Ausficht unbegrenzt ’°°).
| 19. Jaeſer, 127,
den Amoritern entriffen: 4 Mof. 21, 32. Zu Gab: 4 Mof. 32, 35.
Joſ. 13, 25. Levitenſtadt (Joſ. 21, 39. 1 Chron. 7, 81) im ofljor-
danifchen Lande 2 Sam. 24, 5. Später wieder an die Moabiter: Jeſ.
16, 8,9. Jerem. 48, 32; von Judas Matt. erobert: 1 Matt. 5,8. —
.8—10 m. p. in W. von Philadelphia, 15 m. p. von Hesbon (Onom. s. vv.
Azer et Jazer). Burdhardt fand im Thale, das von Szalt fübmärts läuft,
„die Ruinen einer fehr bedeutenden Stadt.” „Nahe dabei, fagt er, ift
eine fehöne Quelle, Namens Yin Hazir, vielleicht Jazer ber Alten.” Das
Waſſer fließt in den Wady Schocb, biefer in den Jordan ?2).
grandis juxta Arnonem, quae in partem venit tribus Gad. Bgl. meinen
„zug dee Ifraeliten‘ ©. 51.
354) Serben a. a. a. 431. Burkhardt 623. Nah Seetzen liegt Ei AU
Y Stunde von Hesbon, ebenfo nach Burdhardt, der von Feheis nah EI Al
IH ae ‚ bie Hesbon 6%, Stunden brauchte. (Vgl. Winers Reallexikon
s. v. Eleale.
355) Joseph. Ant. 13, 15, 4.
356) Eufebius und Hieronymus fagen dort: Hesbon fei von Ruben ben £e-
viten abgetreten. Bei Ptolemäus nicht "Eoßoüs, das weitlih vom Jordan liegt
(Geogr. V, 16), jendern wahrfcheinlih Zeßouvra (V, 17).
356°) Reland
357) Seeben a. a.D. 431. Burdh. 23.
358) Buckingham 2, 106 fa. Münzen Hesbons bei Edihel 503.
358°) Burdhardt 609. Gefenius (zu Burdh. 1062) ftimmt bei, daß bei
Ain Hazir das alte Jaeſer gefucht werden dürfe, vieleicht aber fei es Szyr
(Burdh. 622), Name der Ruinen an der Quelle des Wady Szyr, welcher in
230 Süd-Peräa. Jahza — Machaerus.
20.. Jahza, mx.
Hier ward Sihon gefhlagen: 4 Mof. 21, 23. 5 Mof. 2, 32.
Kit. 11, 20. Zu Nuben: Sof. 13, 18. Levitenftadt: Joſ. 21, 36.
1 Ehron. 7, 78. Bon Moab wieder genommen: Jeſ. 15,.4. Jerem.
48, 21. Nach dem Onom. (s. v. Jassa) zwifchen Medaba und Dibla-
thaim °°®b), j
21. Kallirchoe (Kafa),
Grenzort der Cananiter (1 Mof. 10, 19), wozu Hieronymus bemerkt:
Quod Lasa sit, quae nunc Callirrhoe;- ubi aquae prorumpentes in
mare mortuum defluunt. Plin. lib. V, c. 15 fagt: eodem latere (orien-
tali lacus Asphaltitis) est calidus fons medicae salubritatis Callirrhoe.
Nach Zofephus ward das Waſſer von Herodes bei feiner entfeglichen
Todeskrankheit vergebens gebraucht *°°).
22. Kedemoth, nina, .
Levitenftadt im Stamme Ruben: Joſ. 13, 18; 21, 37. 1 Chron. 6, 79.
23. Kirjathaim, mın!p.
Hier flug Kebor Laomor die Emim: 1 Mof. 14,5. Zu Ruben:
4 Mof. 32, 37. Zof. 13, 19. Später zu Moab: Jerem. 48, 1. 23.
Ezech. 25, 9. Zu Hieronymus’ Zeit hieß es Corojatha und war voller
Chriften; es lag 10 m. p. im Weften von Medaba, riahe einem Dirt
Baare (Onom. s. v. Cariathaim) °%).
| 24. Makhaerus, .- |
ſehr feftes, nach) 4 Weltgegenden von. tiefen Thälern gefchügtes Berg:
den Sordan fließt: Auch Seetzen hält’ dies Szyr für Jaeſer. Auf beide Punkte
paflen die Worte des Onom. (a. v. Jazer): e qua (urbe) magnum flumen erum-
pens a Jordane suscipitur: Dagegen die im Onom. angegebenen Entfernungen
(nad) Berghaus’ Karte) nicht vollig ‚weder für den einen noch für den andern
Punkt zutreffen. Es tft nämlich nach dem Onom. u \
Sazer ° von Hesbon 15 m.p., von Philadelphia 10 m.p. Nach der Karte ift
Sy , ® ⸗ 30 m.p., = ⸗ ⸗ 8m.p.
Ain Di : = e.19mp, = = :, 15mp.. Ä
Hiernach haben Szyr und Ain Hazir faft gleihe Anfprühe. Ob Seetzens Be:
merkung (Monatl. Eorrefp. 18, 430): daß er bei Szyr etlihe Leiche ſah, mit
Bezug auf dad Ierem. 48, 32 erwähnte „Meer von Jaeſer“ zu berüdfichtigen
iſt? Folgendes dürfte für Ain Hazir den Ausfchlag geben. Eufebius fagt im
Onom.: Jakip nö .... . m yEyove öprov puins L’Ed, maparelver SE tuc
"Aponp, 7 Eotı xara npbswnov "Paßßd. Hieronymus: Jazer civitas — quae
fuit terminus tribus Gad, extenditurque usque Aroer, quae et ipsa respicit
ad Rabba. Hiernach erſtreckte ſich Jazer Ki6 zum gadſchen Aroer. Diefes hal-
„ten wir für das jegige Ayra (|. Aroer Gads) und zu diefem Ayra zieht ſich das
Thal von Ain Hazir hinab, beide Punkte find Feine volle deutfche Meile von
einander entfernt. . | -
358°) Eufebius: zwifchen Madaba und Debus (Diben?). Vgl. meinen „Bug
der Sfraeliten”, &. 51 fg. .
‚ 359) Joseph. Antiq. 17, 6,5. Bell. 1,.33, 5 fagt Iofephus: die warmen
in das todte Meer fließenden Waller find ſüß und trinkbar.
30) Burdhardt (626) halt EI Teym, 7, Stunde weftlih von Medaba, für
. Kirjathaim, was dem Onem. widerſpricht. Vgl. Machaerus.
-
Säüd-Peräa. Mathana — Mephaat. 281
taftel. Das weftlihe Thal mündet 60 Stadien von Machaerus in bas
todte Meer; dad nördliche Thal hieß Baaras, in ihm die Wunderwurzel
Daaras. Hier quellen nahe neben einander warme und kalte Quellen,
jene theild füß, theild bitter, auch findet man Schwefel und Alaun in
der Nähe. Alerander Iannäus befeftigte den Dre, Gabinius zerflörte
ihn, Heroded m. befeftigte ihn von neuem (B. 7, 6, 1—3). Won bier
flüchtete des Herodes Antipas, um ber Herodias willen verftoßenes, Weib
zu ihrem Vater, dem arabifchen König Aretas (A. 18, 5, 1), und hier
ward Johannes ber Täufer hingerichtet (A. 18, 5, 2), Machaerus war
fübliher Grenzort Peräas gegen Moabitis (B. 3, 3, 3); es ward von
den Römern erft nach der Zerftörung Serufalems erobert (B. 7, 6, 1—4);
Plinius nennt 8’): secunda quondam arx Judaeae ab Hierosoly-
mis ©), Wahrſcheinlich das jegige Mkaur.
' 25. Mathana, ınn. |
Dom Arnon kamen die Ifraeliten auf ihrem Buge über Beer nad).
Mathana (4 Mof. 21, 16— 18). Im Arnongebiet, 12 m. p. in Often
von Medba ’°°).
26. Medba, naTn,
zu Ruben: Jof. 13, 9. 16, unter David von Ammonitern und ihren
Bundesgenoffen belagert: 1 Chron. 20, 7. Später zu Moab: ef.
15, 2. Erwähnt 4 Mof. 21, 30. 1 Makk. 9, 36. Jetzt: Medaba.
Die Ruinen auf einem Hügel haben Y, Stunde im Umfange *9). c. 2
Stunden von Hesbon. Medaba usque hodie urbs Arabiae juxta Hes-
bon (Onom). Bifhofsfig zur kirchlichen Eparchie Arabia gehörig *).
27. Mephaat, nyen,
Levitenftadt in Ruben: Joſ. 13, 185.21, 37. 1 Chron. 7, 79. Spä—
361) Plin. V, 15.
362) Die Quellen don Kallirchoe waren FÜR und trintbar, die bei Machaerus
theils füß, Fe bitter, daher find beide nicht identifh. Dagegen find höchſt
wahrſcheinlich die oben (s. v. Beelmeon) angeführten, bei Beelmaus im Thale
Baaru entipringenden heißen Quellen mit denen von Machaerus gleih. Baal
Meon, 9 m. p. in Südoſten von Hesbon, lag alfo nahe Machaerus, und ebenfo
Kirjathaim, das 10 m. p. in Weften von Medba; alle drei Orte Tagen im Thale
Baaras, oder nicht weit davon. Nach den Diftanzangaben fallen Baal Meon
und Kirjathaim in die Nähe des Attarus; nahe diefem Berge liegt Kereyat,
welches der Rec. in ben Münchn. Anz. &. 988 wol richtig für Kirjathaim hält.
Legh (243) Fam, nordwärts reifend (f. oben), dem Attarus vorüber zu den Rui⸗
nen von Maein (Baal Meon), wo heiße Quellen s dort ſah er eine vieredige
Ruine, wahrfcheinlih Machaerus. Dann Fam er in das Ihal des Berka Maein,
vermuthlic das Thal Baaras, weiterhin zu heißen Quellen, die Schwefel ab»
fegen, welche 3 Stunden vom tobten Meere entfernt find, und die Legh für die
Duellen Kallirrhoes halt. — Hiermit flimmt Seetzen (Monatl. Eorr. 18, 431):
Maein öftlih vom Attarus fei Beth Meon, der Berfa Maein die vallis Baaras
des Sofephus, heiße Duelln 2 Stunden vom Attarus ſeien Kallirrhoes Quellen.
Onom. (s. v.): Matthane quae nunc dicitur Masechana. Ob Meſchta
c. 15 m. p. in Südoft von Mebba (auf Berghaus’ Karte) ?
364) Burckh. 625. Seesen, Mon. Correip. 18, 431. — 245.
364°) Reland 217, 223, 226. (Geſenius zu Burckh. 1063.)
232 Süd-Peräa. Minnith — Ramath.
ter moabitiſch: Jerem. 48, 21. Zu Hieronymus' Zeit lag hier eine rö⸗
miſche Befagung zum Schutz gegen die Wüſtenbewohner (Onom. s. v.
Mephaath,. . -
28. Minnith, mn.
Fephtha fchlägt die Ammoniten von Aroer (bei Rabba) bis Min-
nith: Nicht. 11, 33. Zu Hieronymus Zeit: Manith, 4 ga. p. von
Hesbon nach Philadelphia zu ”°) (Onom. s. v. Mennith).
29. Mizpa, Ex,
in Gilead, wo Jephtha wohnte: Nicht. 11, 11.34. Mizpa in Gilead
(Nicht. 11, 29) ift von dieſem Mizpa verfchieden und wahrſcheinlich
identifch mit Ramath Mizpe.
30. Nahaliel, tarıma,
ifraelitifhe Station (4 Mof. 21, 19), am Arnon, Onom.
31. Nebo, 72%
Die Ifraeliten Iagerten fi „am Gebirge Abarim vor Nebo“
(4 Mof. 33, 47). Zu Ruben: 4 Mof. 32, 3. 385 1 Chron. 6, 85 fpä-
ter zu Moab: Jeſ. 15, 2. Jerem. 48, 1. 22. — 8 m. p. in Süden
von Hesbon (Onom. s. v. Nabo). Der Berg Nebo lag auf der DOft-
feite des Jordan, Sericho gegenüber, 6 m. p. in Weften von Desbon
*
(Onom. s. v. Nabau).
32. Ramath in Gilead oder Ramath Mizpe,
ybsa MIR, EXR 099, =
d. 1. Höhe der Warte. Zu Gab: Zof: 13, 26. Levitenftadt: Joſ. 21.
38. I Chron. 7, 80. Freiſtadt: 5 Mof. 4, 43. Jof. 20,8. Amts
ftadt Salomo’s: 1 Kon. 4, 13. Hier Zofaphat Ahab gegen die Syrer;
bier wird Ahab töbtlich verwundet, nach Micha’ Weiffagung: 1 Kön.
223, 1— 37. 2 Chron. 18 (Ant. 8, 15, 3. 5). Hier Soram, Ahabs
Sohn, von Hafael, dem Syrer, gefhlagen: 2 Kon. 8, 2835 hier Schu
geſalbt: 2 Kon. 9, L— 6. — 15 m. p. in (Nord) Welten von Phila-
delphia am Jabok (Eufeb. im Onom. s. v. Rammoth und Rammoth
Galaad) *%°%),
365) Buckingham (2, 86) fand wenig öftlich von Hesbon die Ruinen einer
„großen Stadt” Menjah. Die Lage flimmt mit Minnith. Ob es den Ammo-
nitern blieb?
-. 365°) 15 m. p. abendwärts von Philadelphia; nach diefer Beftimmung darf
man wol das jegige Szalt für Ramath halten, da es c. 15 m. p. in Rordweften
von Philadelphia liegt. Geſen. zu Burdh. 1061 gibt diefe Zufammenftellung;
nur die Angabe des Onom,: Rammoth juxta fluvium Jaboc, könnte irre maden,
da Szalt c. 2 Meilen vom Jabok entfernt ift. Vielleicht meint dad Onom. nur:
Ramath liege in dem vom Jabok und Zordan gebildeten Winkel, was um jo mehr
anzunehmen iſt, da Eein Punkt des Jabok zugleich 15 m. p. und in Weſten oter
Rordweften von Philadelphia fällt. (Das „contra orientem“ des Hieronymus,
wo @ufebius xpoc Svopde hat (s. v. Rammoth), ift wol entjchieden in contra
occidentem zu verbeflern.) .
Sid: Peräa. Sidama — Salt. Ammoniter. 233
33. Sibama, mat;
zu Ruben: A Mof: 32. 3. 38. Joſ. 13, 19; fpäter zu Moab: ef.
16, 8. 9. Jerem. 48, 32. 500 Schritte von Hesbon (Hieron. zu
gef. 16, 8).
34. Sittim, ara,
oder Abel» Hafch-Sittim, d. i. Akazienplatz. Die Ifraeliten Tagerten ſich
unter Mofes von Beth Jeſimoth bis Abel Sittim auf dem Gefilde der
Moaditer: 4 Mof. 33, 485 25, 15 von da fandte Joſua Kundfchafter
nach Jericho (Iof. 2, 1) und brach auf über den Jordan zu gehen
(Sof. 3, 1). Ermähnt wird Sittim Joel 3, 23, Micha 6, 5. Nach
Hieron. (Onom. s. v. Sattim) am Berge Phogor (Peor, 4 Mof. 23,
28), welcher ſelbſt über Livias (Beth⸗Haran) lieg. Nach Joſephus
lag Sittim, welches er Abila nennt, 60 Stadien (2, Stunden) vom
Zordan *6). Nero ſchenkte Abila und Julias (Bethharam) Agrippa dem
Fren, 8 2, 13, 2); Placidus eroberte es im jüdifchen Kriege
.4, 7,5). |
35. Spalt.
Der einzige jegt bewohnte Drt in Bella, mit 400 muhammebani-
ſchen und 80 dhriftlihen Familien griechifcher Eonfefjion. Er liegt am
Abhange eines Hügels, auf beffen Spige ein .befefligtes Kaftell. Die
Umgegend ift trefflidh -angebaut, befonders finden fih Delbäume und
Weinreben. Wahrſcheinlich iſt Spalt das alte Ramath in Gilead ).
12, Die verwandten) Nachbarpölfer der
Siraeliten.
A. Die Ammoniter, Toy 2.
Ihr Stammvater ift Ammi, Loths Sohn von ſeiner jüngſten Tochter
(1 Mof. 19, 30— 38). Sie wohnten früher zwiſchen dem Arnon,
Jordan und Zabot (Richt. 11, 13) wahrſcheinlich mit der Moabitern
366) Joseph. Antiq. 4, 8, l; 5 1, 1. '
367) Segen, Monatl. Eorreip. 18, 428. Burdhatdt 601 fg. Budingham
2, 25 fg. Abulfeda (Tab. Syr. 13) berichtet die Erbauung des Kaftelld durch
al Malekh. Nah Budingham (2, 43) „ſetzt daB allgemeine Anfehen des Ge:
bäudes es über die Zeiten der Saracenen und Römer hinaus‘. Gefenius (zu
Burckh. 1061) ftelte Salt mit Zchroy des Hierocled (S. 721) zufammen, und
mit Zaitay leparıxdv der Tirchlichen Provinz Palaestina tertia (Reland 217);
weil die Nachbarftädte Szalts: Philadelphia, Hesbon, Medba, zur Eparchie
Arabia gehörten, ‚fo glaubt der Rec. in den Münchn. Anzeigen, es dürfte viel»
mehr Zcitav Baravsws fein, welches unter den Orten diefer Eparchie genannt
ift (Reland 218. 227). |
- 1) gl. Anm. 43.
234 Ammoniter.
zufammen: der Herr hatte ihnen dies Land zu befigen gegeben, nachdem
er dort vorher dad Rieſenvolk der Sammefumim vertilgt (5 Mof. 2,
18— 21). Später wurben fie daraus durch die Amoriter auf die Oft-
feite des obern Jabok oder Naht Amman gedrängt, von den Iſraeliten
aber auf ihrem Zuge nach Kanaan nicht angegriffen (4 Mof. 21, 24.
Richt. 11, 15), weil es der Herr verboten (5 Mof. 2, 19) ?); doch
verbot er auch, Ammoniter und Moabiter in „die Gemeine des Herrn‘
aufzunehmen (5 Mof. 23, 3) ’). Sie beftiegten Iſrael ohne Aufhören.
Mit dem Moabiterfönig Eglon befiegten fie die Iſraeliten (Nicht. 3,
12 — 14), unterjochten fie fpater wiederum (Richt. 10, T— 18), wur-
ben ‚aber von Jephtha gefchlagen (Richt. 11). Zu Saul Zeit 'griff
ihr König Nahas Jabes an, warb aber von Saul befiegt (1 Sam. 11,
1— 11). Davids Gefandte wurden vom Ammoniterfönig Hanon ge-
fchändet; die Ammoniter dafür von Joab gefchlagen (2 Sam. 10, 1—14.
ı Ehron. 20, 1 —15. Pf. 83, 6— 9). Joab belagerte dann Rabba
Ammon (2 Sam. 11, 1) und eroberte ed mit David (2 Sam. 12,
26— 31. 1 Chron. 21, 1—3); bei Abfalomd Aufftand waren bie
Ammoniter für David (2 Sam. 17, 27). — Ammoniter und Moabi-
ter befriegten den König Joſaphat und wurden wunderbar gefchlagen
(2 Chron. 20, 1— 27). Dem Ufia gaben bie Ammoniter Geſchenke
(2 Chron. 26, 8); von Jotham befiegt (2 Ehron. 27, 5), waren fie
mit Moabitern gegen Jojakim (2 Kon. 24, 2); fpäter gegen Gebalja,
den Statthalter Babeld (Jerem. 40, 145 41, 1—15). Zur Zeit des
Jeremia hatten die Ammoniter Städte Gads inne: „warum befigt benn
Malchom das Land Gad? heißt es Serem. 49, 1. Dem Wiederauf-
bau Jeruſalems widerfegten fie fih (Nehem. 2, 9. 19. 3, 35. 4,1).
Zurüdgefehrte Juden hatten ammonitifche und moabitifche Weiber (Nehem.
13, 23—27. Vgl. Esta 9, 1. 2; 10, 10—44) und mußten ſich
auf Esra’s und Nehemia's Geheiß von ihnen ſcheiden, mit Bezug auf
5 Mof.-23, 35 wie denn auch Salomo fihon ammonitifche, moabitifche
und ebomitifche Weiber gegen des Herrn Befehl hatte (1 Kön. IL, 1.
2), und Rehabeams Mutter eine Ammonitin war (1 Kön..14, 21).
Bon Judas Makkabäus wurden die Ammoniter gefchlagen (1 Makk.
5, 6— 8). — Juſtinus Martyr (im zweiten Jahrhundert) erwähnt noch
eine große Menge Ammoniter; im britten Säculum wurden fie mit
Moabitern und Edomitern unter dem Namen Araber begriffen, wie Ori⸗
genes berichtet, dann verfchmwindet ihr Name aus der Gefchichte.
Gegen Ammon weiffagen Jerem. 9, 25. 265 25, 215 49, 1—6.
Ezech. 21, 19..20. 28. u. Cap. 25, 1I—7. Amos I, 13—15. Ze-
phanja 2, S— 10. — Der Göge der Ammoniter hieß Moloch (Milcom,
2) Rad) Joſua 13,25 erhielt zwar Gad das halbe Land der Kinder Ammon;
das bedeutet aber das Land, welches der Amoriter Sihon früher den Ammonitern
abgenommen, Ifrael aber nit von Ammon, fondern von Sihon erobert hatte.
&o erklärt Badhiene (I, 2. &. 77 fe.).
3) Unmittelbar vorher, Verd 2: „Es fol kein Hurenkind in die Gemeine des
Seren Fommen.” Bezieht fi dies auf die Abflammung der Ammoniter und
Moabiter ,
=
v
.
Moabiter. 235
Malchom); nach Nicht. 11, 24 fcheinen fie auch Samos, ben Bögen ber
Moabiter, verehrt zu haben. Der Molschsdienft war fchon zu Mofis
Zeit, da er den Sfraeliten im Gefeg verboten wird (3 Mof. 18, 21;
20, 2—5). Salomo baute dem Moloch, „den Gräuel ber Ammoni-
ter‘, eine Höhe auf dem Delberge (1 Kon. LI, 7); Sofia ftellte es ab,
daß einer ‚feinen Sohn oder feine Tochter durchs Feuer ließe gehen‘
(2 Kön. 23, 10. 13), und verunreinigte die von Salomo gebaute Höhe.
Städte. |
Nabbath der Ammoniter, ray »2n29,
d. i. die große Stadt der Ammoniter (5 Mof. 3, 11); auch Rabba
(Sof. 13, 25). Von Joab beiagert (2 Sam. Il, 14—18), von Da-
vid erobert (2 Sam. 12, 26 — 31. I Chron. 21). Weiffagung ge-
gen fie: Jerem. 49, 2.3. Später ward ed Philadelphia, wahrfcheinlich
nach Ptolemäus Philadelphus, genannt; Rabathamana bei Polybius.
Zur Dekapolis. Jetzt Amman, mit großen römifchen Ruinen, boch ganz
obne Wohnbäufer '), am Nahr Amman, d. i. am obern Jabok (o. Zerka).
Zeb,
civitas Amman, hodieque villa Zia ostenditur, in quintodecimo lapide
Philadelphiae contra occidentem (Onom, s. v. Zeb). Nach Joſephus
(A. 5, 7, 12) warb Jephtha in feiner gilenditifchen Vaterſtadt Sebea
a ve dies Zeb? Ob die Kelter Seeb mit Zeb idventifh? (Nicht.
7, 25) *2).
B. Die Moabiter, Inn.
Ihr Stammvater ift Moab, Sohn Lots von beffen ältefter Tochter
(1 Mof. 19, 30— 38). Sie ſaßen früher mit Ammonitern zwifchen
dem Arnon und Jabok, wo vor ihnen bie Riefen Emin wohnten (5
Mof. 2, 9. 10), wurden aber von da durch die Amoriter ſüdwarts über
den Arnon gedrängt (4Mof. 21, 13. u. V. 24— 30), fo daß Moa-
bitis (das jegige Kerek) im Norden vom Arnon, im Oſten von ber
MWüfte, im Weften vom todten Meere, im Süden von Edom begrenzt
ward. Bon den Jfraeliten wurden fie auf ihrem Zuge nach Kanaan,
weil es dee Here verbot, nicht angegriffen (Nicht. 11, 15. 18. 5 Mof.
2, 9, 18. 2 Chron. 20, 10). Sfrael zog durch die Wüfte, welche
. %
4) Segen, Monatl. Eorrefp. Bd. 18, ©. 4238. Burdhardt S. 612 — 618.
Unter den Ruinen ein Theater mit 40 Reihen Sitzen. — Araber mit Kameelen
begegneten Seetzen in der Raͤhe; diefe Beduinen machen dad Beſuchen der Rui⸗
nen nefährlih. „Ich will dich den Kindern gegen Morgen Üibergeben .... und
Pr Rerbath zum Kameelſtall machen’, ſagt Ezechiel 25, 4. 5. Münzen bei
e .
4°) Abulfeda (Tab. Syr. 91) fagt von Rabbath Amman: Urbs ad occiden-
tem (vorientem?) hujus rivi (Zerka) et ad Boream Barcat Ziaa sita est ad -
mansionem fere inde. Sft dies des Hieronymus Zia, und das von Ptolemäus
niit Hesbon ıc. aufgeführte Ziza? Sehr wahrſcheinlich.
236 Moabiter.
Moab oͤſtlich begrenzt, wahrſcheinlich auf dem jetzigen Karawanenwege.
„Du zieheſt vorbei an der Grenze von Moab, an Ar“, heißt es 5 Moſ.
2, 18, und nach Nicht. 11, 18 „umging Iſrael das Land Moab und
kam vom Sonnenaufgang an daſſelbe.“ Die Ifraeliten befiegten Sihon,
dann den Og von Bafan; von Bafan zum Gefilde Moab zurückgekehrt,
ließ Balak, König Moabs, den Bileam rufen, um Iſrael zu verfluchen
(4 Mof. Cap. 22— 24). Hier verfündigte fi ISfeael auch mit Moabs
Weibern und Bögen’) (4 Mof. 25, 1—5). Eglon, König ber Moa⸗
biter, unterwarf ſich 18 Jahre lang die Ifraeliten, bis Ehud ihn ermor-
dete (Richt. 3, 12— 30). — Ruth war eine Moabitin (Ruth 1, 1—6). —
Saul befiegte die Moabiter (1 Sam. 14, 47). David floh vor Saul
zu ihnen (1 Sam. 22, 3. 4); befiegte fie fpäter (2 Sam. 8, 2,
ı Chron. 19, 2). Unter Ahasja fielen fie ab von Sfrael (2 Kon. 1,1),
da fie tributpflichtig waren (2 Kön. 3, 4. 5); wurden von Joram und
Joſaphat und dem Könige Edoms wunderbar beftegt (2 Kon. 3, 6— 27);
mit den Ammonitern und Ebomitern griffen fie Sofaphat von Juda an
und wurden wiederum wunderbar gefchlagen (2 Chron. 20, 1—27) °).
Zur Zeit Joas fielen fie Ifrael an (2 Kön. 13, 20); fpäter waren fie
gegen Sojatim von Juda (2 Kön. 24, 2). — Wahrfcheinlich befegten
fie nach Fortführung der Stämme Ruben und Bad (1 Chron. 6, 26.
2 Kön. 15, 29) durch Thiglath Pileffer (761 v. Chr.) deren Städte,
nah ef. 15 u. Cap. 16, 8. 9. Serem. 48. Ezech. 25, S—10.
Außer diefen drei Propheten weiffagen Amos 2, 1—3, Zephanja 2,
S— 10 gegen fi. Vgl. noch Sef. 11, 145 25, 10. Serem. 9, 26;
25, 21. Pf. 60, 10.
5) Das Gefilde Moab liegt „am Sordan gegen Seriho” (4 Mof. 36, 13;
31, 12; 22, 15 26, 35 33, 44—50 ıc. 5 Mof. 1, 5. Sof. 13, 32), nach Hiero:
nymus zwifchen Livias (Beth⸗Haran unweit der Sordanmündung) und Hesbon.
Derfelbe Diftrict heißt auch das Land der Moabiter (3.8. 5 Mof. 20, 1; 32,
49; 34, 1—8). Aber ausdrücklich wird der Arnon ald Nordgrenze:der von den
Amoritern verdrangten Moabiter angegeben, das Gefilde Moab wurde alfo den
Amoritern, nicht den Moabitern durch Ifrael entriften. Roſenmüller (3,50)
beruft ſich auf die angeführten Stellen und fagt: Ifrael fei durch das Land der
Moabiter gewaltfam gezogen; um diefe „Gebietsverletzung“ zu rächen, habe der
Moabiterfünig Balak den Bileam gedungen. — Ifrael nahm aber nur das ehe:
malige Gebiet der Moabiter (Richt. Il, 15, 18), Moſes handelte nicht gegen
den ausdrüdlichen Befehl Gottes (5 Mof. 2, 9). Die Moabiter ſcheinen viel:
mehr bei der erften Ankunft der Iſraeliten friedlich gewefen zu fein (5 Mof. 2,
28. 29), aber durch den Fall Sihons und Ogs bei der Rückkehr Mofis aus
Bafan in Angſt gerathen (4 Mof. 22, 1—5), riefen fie den Bileam herbei.
Wenn wir nun Balak neben den Ifraeliten, die fih Im Gefilde Moab gelagert,
ſehen, alfo nördlich vom -Arnon, fo ſcheint diefe Erklärung nahe zu liegen. Rad):
dem Sihon nämlich vernichtet war, zog Moſes gegen Dg mit allen Ifraeliten ;
wahrend er Bafan befiegte, gingen die Moabiter Über den Arnon in ihr altes
Befitzthum, verbunden mit Midianitern (4 Mof. 22, 7). Dort verfündigten fidh
auch die Iſraeliten mit Tochtern der Moabiter und Midianiter (4 Mof. 25), aber
nur diefe, nicht die Moabiter, greifen ſie darnach an und befiegen fie, dem Be:
fehle des Herrn gehorfam (4 Mof. 31, 2 fg. vgl. mit 5 Mof. 2, 9).
6) Sefenius (zum Ief. &. 502) behauptet:.den fo ganz berſchiedenen Ergäh:.
lungen 2 Kön. 3 und 2 Chron. 20 liege daffelbe Fattum zu Grunde, die Chronik
verunftalte es aber!
Moabiter. 237
Moabiter und Ammoniter wurden von Nebukadnezar unterjocht ').
Moabiter widerſetzten ſich, wie Ammoniter, dem Mauernbau Jeruſalems
unter Nehemia *). Aus der babyloniſchen Gefangenſchaft zurückgekehrte
Juden trennten ſich von moabitiſchen Weibern, die fie gefreit (Esra
9, 1. Nehem. 13, 1 u. V. 23—27), denn nach 5 Mof. 23, 3 ſollte
fein Moabiter in die Gemeinde des Heren kommen. Um 90 vor Chr.
wurden bie Moabiter von Alexander Jannaͤus befiegt; fie verlieren fich
nun unter den Arabern ’),. — Camos war der Göge Moabs (1 Kon. 11,
7. 33. 2 Kön. 23, 13); die Moabiter biegen daher Volt Camos
(4 Mof. 21,29. Jerem. 48, 46). -
Städte.
I. Ar, axın nr, Rabbath Moab,
(4 Mof. 21, 28. 5 Mof. 2, 9. 18. 29), c. 2 Meilen füdlih vom
Arnon (5 Mof. 2, 18, 24. 4 Mof. 21, 13—15); ob von Sihon
verbrannt? (4 Mof. 21, 28). Jeſaias weiſſagt gegen fie (Cap. 15, 1).
Später Xreopolis '°), römiſche Sarnifonsftadt. Bei Prolemäus Rabma-
thon, bei Steph. Byz. Rabathmom, bei Abulfeda Rabbath und Mab 2),
Jetzt Rabba Gurckh.), wo auf einem, die Ebene beherrfchenden Hügel,
etwa 3 Stunden von Kerek!), Ruinen find, welche eine halbe Stunde
. im Umfange haben.
2. Kir-Moab, axın Hm, Kerek,
die Feſte Moabs (ef. 15, 1), wahrfcheinlich identiſch mit Kir- Harefeth
und Kir⸗Hares (Jeſ. 16, 7. 11. Jerem. 48, 31). Für Kir-Moab
bat der chaldäifche Weberfeger: Kerakka d'Moab: Burg Moabs; Karaka
(2 Matt. 12, 17) ). Im Mittelalter Hauptſtadt von Arabia secunda;
T) Joseph. Antiq. 10, 9, 7.
8) Ibid. 11, 5, 8. -
9) Ibid. 13, 14, 2 und 13, 5: xartaotrpedapevog Toy "Apdßuv Mwaßltas.
Doch fagt Iofephus (Antig. 1, 11, 5): ... Mwaßlrac, yeyıorov Ovrac, Erı xal
voy voc. Antig. 13, 15, 4 nennt Sofephus unter den von den Juden zur Seit
bei 5. ander Sannäus befeflenen Städten: Hesbon, Medaba ıc. als moa⸗
itiſche.
10) Hujus (Moabitidis) metropolis civitas Ar (ſagt Hieronymuß zu ef. 15),
quae hodie ex Hebraeo. et Graeco sermone composita Areopolis vocatur
(nicht Martis civitas). Audivi, motu terrae magno in mea infantia, quando
totius orbis littus transgressa sunt maria, eadem nocte muros urbis istius
corruisse. Dies gefehah c. 315 nach Chr. unterm Eonfulat von Balentinianus
und Balens.
10°) Abulf, Tab. Syr. 0. Schon zur Zeit Abulfeda’8 war die alte Haupt:
ftadt Moabs zu einem, unter Kerek ftehenden, Flecken ke Bol.
im Anbange „Petra, wo auch das Nähere Über die früheren kirchlichen Ber:
hältniffe Rabbathe. - .
Per Burdhardt 640. Seetzen a. a. D. 433. Legh (214) fand zwei römi-
e Tempel. -
12) Luthers Ueberfegung hat Tharah ftatt Karaka. Bei Ptolemäus 5, 16:
Charac Moba. |
a
238 Moabiter.
damals und jetzt Karat, Kerek, Krak, auch Petra deserti genannt '?).
Fefte Burgftadt auf Kreidefelfen, rings von einem tiefen, engen Thale
umgeben. Ein fräntifcher Edler, -Namens Paganus, erbaute zur Zeit
des Königs Fulco von Serufalem das Kaftell, welches a. 1183 verge⸗
bens von Saladin belagert ward; nach der Stabt hieß ſchon zu Abul-
feda's Zeit das ehemalige Moabitis Kerek 2), Don Seegen und Burd.-
hardt befucht '”P), von 400 fürkifchen, 150 chriftlichen Familien bewohnt.
Sig eines griechifchen-Bifchofs, ber in Jeruſalem ſich aufhält.
3. Dannaba,
in octavo milliario Areopoleos pergentibus Arnonem (Onom.) '*).
4. Eglaim, orkas,
ef. 15, 85 8 m. p. in Süden von Ar (Onom. s. v. Agallim). Wahr-
ſcheinlich identifch mit Agalle, welche Stadt Alerander Jannaͤus den
Arabern entriffen hatte (A. 14, 1, 4).
5. Horonaim, un,
Jeſ. 15, 55 Jerem. 48, 3. 5. 34. Wahrſcheinlich Orone (A. 14, 1,
4; 13, 15, 4), von Joſephus als moabitifche Stadt genannt.
6. Kirioth, man,
Feuer foll feine Paläfte freffen (Amos 2, 2. vgl. Jerem. 48, 24).
7. Luhit, mmib; '
der Stieg von Luhith (ef. 15, 5. Jerem. 48, 5). Est usque hodie
vicus inter Areopolim et Zoaram nomine Luitha (Onom. s. v. Luith),
)
8. Mizpe, ayın mern,
in Moab, wohin David mit feiner Familie ausmandert (1 Sam. 22, 3) ''e),
9. NRimrim.
Erwähnt Jeſ. 15, 6; Ser. 48, 34. (Onom. s. v.) Nemerim,
cujus meminit Jesaias in visione contra Moab et Jeremias, nunc au-
tem est vicus nomine Bennamarim ad septentrionalem' plagam Zoarae.
13) Will. Tyr. p: 812. 992. 1039. Bgl. im Anhange „Petra“.
13°) Nach Abulf. Tab. Syr. 89 liegt Kerek auf der Grenze von Syrien und
. Arabia petraea, bat warme Quellen, treffliches Obft. Webereinftimmendes be:
richtet Burckhardt (643), der fih 20 Zage in Kerek aufhielt, manches Sonder:
bare von ihren Einwohnern erzählt und ihre große Gaftfreundfchaft rühmt. Er
fahb Serufalem von Kerek aus (666). Unrichtig Hält Burkhardt Kerek für
Charax Omanorum des Plinius. Charax Oppidum persici sinus intimum
jagt Plin. H.N. 6, 31. Es heißt freilich (6, 32): A Petra incoluere Omani
ad Characem usque, gleich darauf aber: von Forath am Pafitigrid Characem
secundo aestu navigant.
13°) Seegen a. a.D. 433. Burckhardt 641-666.
14) Ein zweite Dannaba in Süd⸗Peraͤa.
14°) Viele Städte, welche in den gegen Moab gerichteten Weiſſagungen der
Propheten Jeſaias, Ieremiad, Amos ?c. genannt find, wie Hesbon, Nimrim ıc.,
find ſchon ale Städte Gads und Rubens (f. Süd-Peräa) aufgeführt worden.
Moabiter. 239
Unter alten Orten, welche Seegen genannt wurden, ift: „el Nemera
‚ (auf meiner Karte, fagt Seegen, am todten See Nimmery)‘ 1"),
_ 10 Boar.
Dentapolis (Weisheit 10, 6. 7): Sodom, Gomorra, Adama, Ze-
boim (1 Mof. 10, 19) und Zoar, fonft Bela (1 Mof. 14, 2), . wo
deren Könige’ genannt find, die von Kedor Laomer gefchlagen wurden
im Thale Siddim, „da nun das Salzmeer iſt.“ Kot wohnt in So-
dom (1 Mof. 13, 12). Untergang von Sobom und Gomorra dem Abra-
ham vorher angezeigt (1 Mof. 18, 16— 33), befchrieben 1 Mof. 19.
Lot rettet ſich nach Zoar ''°) (1 Mof. 19, 20— 23). Diefer Unter-
gang ber 4 Städte iſt erwähnt 5 Mof. 23, 29; Jeſ. 1,9 (mieberholt
Rom. 9, 29); Jerem. 49, 18fg. Im neuen Teftamente: Matth. I1,
23; Luc. 17, 295 2 Petr. 2, 6 fg. Auf dem Berge Nebo fahe Mo-
fes: „die Gegend der Breite Jericho, der Palmenftabt bis gen Zoar“
5 Mof. 34, 3. Nah Robinfon (3, 755 fg.) war Soar eine auf der
Dftfeite des todten Meeres gelegene, moabitifhe Stadt. Unter den
Städten Judas wird fie (of. 15) nicht genannt, dagegen unter moabi-
tifchen (Ier. 48, 34; Jeſ. 15, 5). Hieron. in Jes. 15: Segor (Zoar)
in finibus Moabitarum sita est dividens ab iis Philisthiim. Sofephus
(B. 4, 8, 4) nennt Zoar eine Stadt Arabiens (das auf der Oftfeite
bed todten Meeres), und berichtet: Alerander Jannaͤus habe es den
Arabern abgenommen (A. 14, 1, 4). König Balduin I. auf einem
Zuge nad) Wady Mufa marfchirt von Hebron zum Salzberge am Süb-
ende des tobten Meeres. Fulcherius, der dies berichtet, fährt dann fort:
Girato autem lacu a parte australi, reperimus ibi villam unam,
hanc villam dicunt esse Segor, situ gratissimam, et de fructibus pal-
"marum,. quos dactilos vocant valde abundantem. Exhinc Arabiae
montana introire cepimus 4), Die Kreuzfahrer mußten alfo, von ber
Weſtſeite des tobten Meeres kommend, deffen Südende umgehen („girato“),
um nad Zoar auf die Oftfeite zu gelangen. Nobinſon (3, 757) tritt,
der Hypotheſe von Irby und Mangles bei, welche alterthümliche Nefte
am untern Wady Kerak für Zoar hielten ''*).
Die LXX und bie Vulgata nennen Zoar: Segor; das Onom. hat:
14°) Monatl. Correfp. 1808, Bd. 17, &. 133. Obige Bufammenftellung von
Nimrim und el Nemera ift vom Pr. Heller.
14°) „Kehr' ins ftile Zoar ein, heißt es im Liede „Ringe vecht”. In exitu
Segor (Zoar) uxor Loth salis in effigiem mutata fuit, cujus adhuc appa-
rent vestigia (Hegefipp.).
14°) Gesta dei 405. Üebereinftimmend erzählt Alb. Aquensis 306. 307:
fie hätten in der villa palmarum nur Datteln zu effen gefunden.
14°) Segen diefe Lage Board dürfte man einwenden: Wie kam es doch, daß
die Kreuzfahrer auf ihrem Zuge von Hebron zum Gebirge Seir und von da
zurüd nad Hebron einen Ort befuchten, der ihnen, wenn man Irby's und Ro:
binſons Hypothefe annimmt, c. 3 deutfche Meilen aus dem-Wege lag, ja 6 Mei:
len, injofern fie von da nad) Dem Südende des todten Meeres zurückgehen mußten.
Da Hebron von diefem Ende c. 9 Meilen entfernt ift, fo wäre die ein verhält:
nißmaßig fehr großer Umweg.
240 Edomiter.
Zogora, Zoara, Segor; Abulfeda: Zoghar; die Geſchichtſchreiber der
Kreuzzüge: Segor, vallis illustris, vallis palmarum, Palmer, Paumier '*f),
Zur Zeit des Eufebius und Hieronymus lag in Zoar römifche Befagung
(Onom. s. v. Bala). Bifhöfe von Zoar find bei den Eoncilien von
Chalcedon und Conflantinopel gegenwärtig geweſen.
C. Die Edomiter (ovpaic), DIN.
Efau oder Edom (1 Mof. 25, 30) ift der Stammpvater der Edo⸗
miter oder Sdumder. Da er dem jüngern Bruder Jakob die Erfigeburt
verkauft, verhieß ihm Iſaak nur irdiſchen Segen, feinem Bruder werde
er dienen (1 Mof. 27, 39. 40). Er zog auf das Gebirge Seir
(1 Mof. 36, 8. 9), das ihm der Herr gab; feine Kinder vertrieben von
da bie früheren Bewohner, bie Horiter (1 Mof. 14, 6. 5 Mof. 2,
5. 8. 12. 22. Joſ. 24, 4). Efau nahm Fananitifche Weiber, dann
eine Tochter Iſmaels (1 Mof. 26, 345 36, 2. 3). Die Gefchlechtd-
tafel feiner Nachkommen und der Kinder Seirs, des Horiters, enthält
1 Mof. 36 und 1 Chron. 34 — 54. — Ser, dad Wohngebirge ber
Edomiter, heißt jegt Dfchebal (Gebalene) '°) und el Schera; feit dem
fünften Sahrhundert nach Chr. nannte man es Palaestina tertia, auch
Palaestina salutaris, da es, wie Iſaak verheißen, ein gejundes Klima
hat und reich an ebeln Früchten if. Später, zur Zeit der Kreuzzüge,
begriff man ed unter den Namen Syria Sobal (Dſchebal) und Arabia
tertia 2), Vom Wady el Ahfa, der int tiefen Felsbette fließt und in
das Sübdende bes fodten Meered mündet, von Moabitis erſtreckt ſich das
Land Edom als ein ſchmaler, zwifchen der Oſtwüſte und dem weftlichen
\
Sandghor eingeengter Gebirgszug bis zum ailanitifchen Meerbufen
(1 Kön. 9, 26. 2 Chron. S, 17) 16). Als die Edomiter den Durchgang
Iſraels durchs rothe Meer hörten, erfchraten fie (2 Mof. 15, 15); fpä-
ter verweigerten fie den Ifraeliten den Durchzug durch ihr Land (4 Mof.
20, 14— 21. Richt. 11,17). Da zogen dieſe mittagwärts zum Schilf-
meer, wandten fi) von hier gen Mitternacht und umzogen fo das Land
der Edomiter, längs beffen öftlicher Grenze (4 Mof. 21,4. 10.11) 1%). —
-_
14°) Will. Tyr. 1041; Vitriac. 1076; Fulcher. u. Alb. Aquene. Il. cc.
15) Burkhardt (674) hält nur Schera für gleichbedeutend mit Seir (688).
Geſenius wendet dagegen ein, daß Seir nördlich an Paläftina grenzte (Sof. 11,
17; 12, 7; ferner Sof. 15, 1. 4 Mof. 34, 3). Seir mons in terra Edom in
regione Gebalena. (Onom.)
15°) Will. Tyr. 834. Vitriac. 1119. |
15°) Der Wady Höffea (el Ahſa) trennt Dichebäl von Moabitis, dem jegigen
Kerak (Seetzen, Monatl. Correip. 18, 390); das Thal Ghoeyr fcheidet wiederum
das ganze Edomitergebirg in das nördliche Dfchebäl und das füdliche Schera
(Burdh. 688).
- 16) Hiermit flimmt 5 Mof. 2, 1—8 ganz überein. Die Edomiter verweigern
(4 Mof. 20) den Sfraeliten den Durchzug, ald diefe im tiefen Ghor lagern,
"gegen welches das Gebirg Seir feine fteile weftliche Feftungsmauer richtet; Edom
—* ſich fuͤr ficher. Aber Iſrael umgeht dieſe Mauern, indem es erſt zum rothen
Meere zieht, dann die hohe Oftwüfte, wahrſcheinlich durch das Thal Getum,
hinanſteigt, über welche das Edomitergebirge, wie wir ſahen, ſich nur wenig
Edomiter. 241
Bileam weiſſagte Iſrael übereinſtimmend mit Iſaak: Edom wird er ein-
nehmen, und Seir wird feinen Feinden unterworfen fein (4 Mof. 24, 18).
Die Edomiter wurden von Saul befriegt (1 Sam. 14, 47), von
Joab und Abifai im Salzthal gefchlagen und David unterworfen (2,
Sam. 8, 14. Pſ. 60, 2. 10; 83, 6— 9; 108, 10. 1 Kön. 11,15.
16. 1 Chron: 19, 11 —13). Salomo baute eine Flotte auf dem
allanitifchen Meerbufen, zu „Ezeon Geber im Lande der Edomiter‘
(1 Kön. 9, 26); aber Hadad der Edomiter war gegen Salomo (k Kön.
11, 14— 22).
Der König Edoms zog mit den Königen Soram von Sfrael und
. Sofaphat von’ Juba gegen Moab (2 Kön. 3, 6— 27, beſ. V. 9 u. 26),
dagegen Edomiter (die vom Gebirge Seir) mit Monbitern und Ammo-
nitern ben Joſaphat angriffen, ſich aber mechfelfeitig aufrieben (2 Chron.
20, 1— 27). Joſaphat baute, wie Salomo, Schiffe auf dem rothen
Meere, welche aber bei Ezeon Geber fcheiterten (1 Kon. 22, 49).
Don Joram, König Jubas,. fielen die Edomiter ab (2 Kön. 8,
20— 22. 2 Chron. 21, 8— 10); Amazia von Juda ſchlug fie, eroberte
Sea (2 Kön. 14, 7. 2 Chron. 25, 13. 14), betete aber dennoch
edomitifche Bögen an. Uſia eroberte das ebomitifche Eloth (2 Chron.
26, 2); Edomiter fihlugen Juda zu Ahas’ Zeit (2 Chron. 28, 17),
und Rein von Syrien eroberte Elath (2 Kön. 16, 6). " "
Weiffagungen gegen Edom: Jeſ. 11, 145 34, 5— 17T. Serem.
9, 25. 26; 25, 21; 27, 2,3; 49, T—22. Magl. 4, 21.22. Ezech.
25, 12— 14; 32, 29; Cap. 35 und 36, 5. Joel 3, 24. Amos, 1,
11. Dbadja. Maleachi 1, 2—4. |
Judas Makkabänus fchlug die Edomiter (1 Matt. 5, 3), eroberte
Hebron von ihnen (1 Matt. 5, 65), fo weit waren fie norbwärts in
Judäa vorgedrungen. Bol. 2 Makk. 10, 15 — 23; 12, 32. Joſephus
führt fpäter ebenfalls Hebron als idumäifche Stadt (zur Zeit der Bela-
gerung Serufalems) auf, fagt auch: Idumäa grenze an Gaza”). Es
ward Idumaͤa ſelbſt mit Judaa gleichbedeutend gebraucht (1 Makk. 4, 29).
Sohannes Hyrkanus unterwarf die Ebomiter und zwang fie, ſich
befchneiden zu laſſen '°). u
erhebt. Run fürchfen fi) die Edomiter und liefern den Ifraeliten, welche „vor
ihnen vorüberziehen” (3.8), in der Wüfte, auf dem Wege, welchem jetzt noch
die Karamwanen folgen, Lebensmittel, Deutlich fapt dies auch Jephtha (Nicht,
11, 17.18): „Iſraei“, beißt e8 da, „fandte Boten an den König von Edom
und fprach: Laß mich durch dein Land ziehen! Aber der König von Edom hörte
nicht .... Und fo blieb Ifrael zu Kades. Und er wanderte durch die Wuͤſte
und umging das Land Edom und das Land Moab, und Fam vom Sonnen-
aufgang ber zum Lande Moab.” Alles wird klar, wenn man die Lage des
Gebirges Seir gegen die DOftwüfte und das Chor ind Auge faßt. Noch jest
umgiehen die Karawanen, welche von Maan nah Gaza geben, das Südende des
Gebirges Seir und wenden fi) dann erft gen Rordweften auf Gaza. gl. Leake,
Einleitung zu Burdhardts Reife, S. 2124. Ritter 2, 374. Seetzen a. a. O.
2.382, meinen „Zug der Sfraeliten” 44, vorzüglich aber das Meifterwert von
aborde.
17) Bell. Jud. 4, 9, T. Contra Apion. 2, 9
18) Joseph. Antig. 13, 9, 1.
Raumer, Palaäſtina. Ste Aufl. 16
242 Edomiter.
Herodes der Große war ein Idumaͤer; Antigonus nannte ihn einen
„Halbjuden“ 9).
2000 Idumäer waren in Jeruſalem kurz vor, 5000 mährend der
Belagerung duch Titus?9). Seit biefer Belagerung verfchwindet der
Name Edom (Idumäa) aus der Gefchichte, das Kand wird unter dem
weitumfaffenden Worte ‚Arabien‘ begriffen. So heißt beim Sierony-
mus das edomitifche Petra eine Stadt Arabiend; an einer andern Stelle
civitas Arabiae in terra Edom. Doch führte Edom, wie erwähnt, auch
die befondern Namen Gebalene ?'), Palaestina tertia s. salutarts, Syria
Sobal, Arabia tertia.
Die Edomiter waren Gögendiener; denn von Amazia ‚wird erzählt:
„Da er kam von der Edomiter Schlacht, brachte er die Götter der
Kinder von Seir und ftellete fie ihm zu Göttern und betete an vor
ihnen und räucherte Ihnen‘ (2 Chron. 25, 14). Joſephus ?’) nennt den
Idumaer Coftobarus einen Priefter des Koze (Koge); denn, fügt er
hinzu, biefen halten die Idumäer für einen Gott.
Städte.
Sela, v2.
Burckhardts Neife gab Gewißheit über, die Rage des Landes Edom.
Er fand die Stadt Sela (d.i. Fels, Petra) wieder auf, melde Amazia
den Edomitern nahm und Jaktheel, Sanpı, nannte (2 Kon. 14,7).
Fofephus nennt fie Arte, Areceme, von den Syrern ward fie Recem
genannt (Onom. s. v. Petra); dann aber führt fie bei Sofephus, Strabo,
im Onom. ıc. den Namen Petra, und ein Theil Arabiend warb nach
ihr Arabia petraea genammt ?). Früher Hauptfladt ber Nabathäer ?*),
fpäter von Palaestina tertia (salutaris). Unter Trajan warb fie den
Römern unterworfen). Nach Diodor °) lag fie 300 Stadien vom
todten Meere und hatte Höhlenwohnungen; Plinius (a. a. D.) nennt
Petra ein oppidum circumdatum montibus inaccessis, amne interfluente;
Hieronymus (s. v. Or) fagt: der. Berg Hor, auf welchem Aaron geftor-
19) Jos. Antig. 14, 15, 2.
20) Bell. Jud. 4, 4, 2-5; 6, 1—6; 8, 2.
21) Idumaea est circa urbem Petram, quae nunc dicitur Gebalene
(Onom.). el Joſephus begriff Idumäͤa Gobolitis und Amalecitis. Joseph.
ntiq. 2, 1, 2.
22) Joseph. Antig. 15, 7, 9.
23) Antiq. 4, 7,1. Ant. 4, 4, 7:3 Apæij Myoptvn, Ileıpa 3% vov dyonato-
nem. Petra, Sig des arabifhen Königs Aretas (A. 14, 1, 4. B.J. 1, 6, 2).
Arcem. Josephus refert, hanc esse Petram, urbem nobilem Palaestinae.
Onom. 3. v. Arcem. Plin. H.N. 6, 32. Der fyrifche Name Rekem bei Abul⸗
feda (Tab. Syr. 11): ar Rakim oppidulum prope al Balkaam situm, omnes
ejus domus sunt saxo vivo incisae, 33* essent solidum saxum. Wiewohl
Name und Beſchreibung auf Petra paſſen, jo doch nicht wohl das oppidulum
prope al Balkaam situm. j
24) Strabo XVI, 779. |
25) Auf Münzen beißt fie: “Adpraw) Ilerpa Murpönodıs (nämlich Arabiens).
26) Lib. XIX, 108. _
Edomiter. 248
ben, liege bei Petra. Alle diefe Angaben paffen genau auf das, zuerft
von Burdhardt, fpäter von den Engländern Legh, Irby, Mangles und
Bankes, befuhte Wady Mufa ”) Nach ihnen hielt fich Kaborde dort
8 Tage auf und nahm die alte Felſenſtadt und ihre von einem Bach
durchſtroͤmten Felſenftraßen, mit ber Genauigkeit eines Geometers und
dem Kunftfinn eines Landfehaftsmalers auf. Das Felfenthal ift big 500
Fuß tief, in feine hoben fleilen Wände find unzählige Grabmaͤler ein-
gehauen, „die einen kaum angefangen, andere vollendet, new und frifch,
als gingen fie eben aus den Händen ber Steinmegen hervor — iſts
doch, als hätte man eine Volksmenge, bie einzig mit ihrem Tode befchäf-
tigt war, beim Begraͤbniß überrafcht“ ?°). Und in diefer ftillen Todten⸗
ſtadt trifft man Triumphbögen, ber Unfterblichkeit laͤngſt Berfchollener
geweiht, und ein großes in Wels gehauenes Theater; die Zufchauer ſchla⸗
fen feit anderthalbtaufend Jahren in ben Felſengräbern. Syrer und
Aegypter trafen einft in der Nabathäerfladt zufammen, Römer beherrfch-
ten fie, daher die Mifchung von ſyriſchem, agyptifhem und griechifch-
römifhen Style in ben Dentmälern Petras. — In ber Nähe der Rui⸗
nen ift der Berg Hor *), auf welchem Aarons Grab gezeigt wird, zu
welchem Muhammedaner wallfahrten; die Straße von Gaza nach Wady
Mufa und Maan führt am Fuße des Hor vorbei. — König Balduin 1.
von Serufalem unternahm a. 1101 einen Zug über Hebron und Segor
gegen Vallis Moysi (Wady Muſa); Türken flohen vor ihm, die Araber
verſchwanden aber plöglich (ut mures) mit ihren Heerden in Felfenhöh-
Ien, aus denen fie durch Feuer und Rauch herausgetrieben wurden ?°b).
Sn neuerer Zeit ward Petra von vielen europäifchen Reifenden be-
ſucht, fo von Schubert (2, 425), Lindfay (1, 40), Robinfon und Smith
(3, 60— 102. 128), vom Engländer Roberts, welcher Anfichten der,
Felfenftadt aufnahm ?°<).
Bazra oder Bozra, ax2.
1 Mof. 36, 33 und L Chron. 1, 44 wird Sobab ein Sohn Se
ah’ von Bazra, als edomitifher König genannt. ef. 34, 6: „Der
Hear. halt ein Schlachten zu Bozra und ein große Würgen im Lande
27) Wady Mufa: Moſis Bach; ebenfo vallis Moysi. Burdh. 702 fo.
28) Zaborde 55 fg. j
28°) Burdh. 714. Legh (230) traf bei Aarond Grabe einen arabifchen Ere:
- miten. Laborde 54.
28°) Albert. Aquensis 352. Fulcher. Carnot. (405) war bei Balduind
Erpedition. Den Bach von Vallis Moysi hält er irrig für das Haderwaſſer
(A Mof. 20, 2—13)5 er treide Mühlen. Auf der Spige des Berges bei Vallis
Moysi fei da8 monasterium S. Aaron. Guibert. abbas 555. Gesta Francor.
581. Einen zweiten Zug gegen Vallis Moysi unternahm König Balduin III
um das Jahr 1142. — Außer diefen berichtet Alb. Aquensis (306) einen Zug
Balduins I. nach dem locus Palmarum (Segor), von da 6 Zagemärfche über
ſehr rauhes arabiſches Gebirge zu der reihen, in einer Ebene gelegenen Stabt
Suſumus ([R] Erinnert an 3 Mof. 2, 20). _
28°) Ich verweife die Lefer, welche Petra und feine Gefhichte näher kennen
möchten, an die citirten Neifebefchreibungen und Anfichten.. Vgl. au im An:
bange „Petra“.
16*
%
244 Edomiter.
Edom.“ Ebenſo wird Jeſ. 63, 1, Amos l, 11. 12 Bozra als edomi⸗
tiſch charakteriſirt, beſonders in Jeremias’ Weiſſagung gegen Edom: Jer.
49, T— 22. „Dein Trotz und deines Herzens Hochmuth hat dich be⸗
trogen, weil du in Felſenklüften wohneſt und hohe Gebirge inne haſt“,
ſpricht Jeremias). „Wenn du denn gleich dein Neſt fo hoch machteſt,
als der Adler, dennoch will ich dich von dannen herunterflürzen, fpricht
der Herr . . . . Siehe (V. 22), er fliegt herauf wie ein Adler und
wird feine Flügel ausbreiten über Bazra.“ Dies edomitifche Bazra ift
wahrſcheinlich das jegige Beßeyra, d. i. Hein Bosra, vielleicht im,
Gegenfag .von Bosra in Hauran fo genannt. „Es fteht, fagt Burd-
hardt, auf einer Anhöhe, auf deren Spige ein kleines Kaftell erbaut ift,
wohin die Landleute zur Zeit feindlicher Invafionen ihre Vorraͤthe brin-
gen .... Nach den- Ruinen zu urtheilen, die dad Dorf umgeben,
ſcheint es in alten Zeiten eine‘ beträchtliche Stadt gemwefen zu fein‘ ?%).
Name und Rage flimmen, zugleich paffen die Stellen des Jeremias von
den Felfenklüften, Ablerneftern Edoms, von Bosra, Über welches der
Feind wie ein Adler feine Flügel ausbreiten wird, fehr wohl auf den
Kaſtellfelſen Beßeyras?y, nicht aber auf das auranitifche Bosra, welches,
wie Burdhardt fagt, „in der offenen Ebene liegt.” Diefer hält Beßeyra
für das in Firchlichen Nachrichten genannte Psora bed britten Paläftina
(NReland 217).
Elath und Ezeon Gaber (ober Geber), nos, aud)
u PHORR, 333 RT. |
Ezeon Gaber wird zuerft 4 Mof. 33, 35 ald Station der Ifrae
liten auf ihrer Wanderung durch die Wüfte genannt, beide Orte ebenfo
5 Mof. 2, 8. Zu „Ezeon Geber, die bei Eloth liegt am Ufer bes
Schilfmeeres im Lande der Edomiter,” baute Salomo Schiffe (1 Kön.
9, 26. 2: Chron. 8, 17, 18), ebenfo Joſaphat (1 Kön. 22, 49).
Don Afarja (Ufia) ward Elath erbaut (2 Kon. 14, 22), vom. Syrer
Rezin den Juden genommen (2 Kön. 16, 6) 2), — Elath hieß bei
den Griechen Aila, der Meerbufen daher sinus elaniticus °). Die
Römer hatten dafelbft eine ſtarke Befagung; es mar Grenzort des grie-
hifchen Reichs und gehörte zu Palaestina tertia ??°), Bifchöfe von Aila
29) Ganz fo Dbadja 3. 4. ‚
30) Burdharbt 683. | "
31) Bosor civitas Esau in montibus Idumaeae, cujus Jesaias recordatur
(63, 1) fagt auch Hieronymus (Onom.). In Berghaus’ Annalen, Febr. 1830,
©. 564 fg. ſprach ich gegen die von Gefenius und Rofenmüller aufgeftellte Mei-
nung: daß das idumäilche Bosra mit dem auranitifchen identifch feis Robinfon
(3, 125) und Ritter (14, 101) adoptirten meine ‘hier und in den Annalen dar-
gelegte Anficht. °
31°) Sofephus fagt (A. 8, 6, 4), Sziongaber unweit Ailana werde zu feiner
Beit Berenice genannt (?).
32) Strabo XVI, 4, 4. Olim Ailath dicebatur, nunc vero Aila. Sedet
ibi legio romana cognomento decima (Onom. s. v. Ailath). Ailath (A. 9,
2, 1).
32°).Ailath in extremis finibus Palaestinae (Onom. s. v. Ailath). Reland
215. 217. In fpätern Verzeichniffen (Ne. 223. 226) fehlt Aila wie Petra.
Ehoniter. | 245
auf dem Concil von Chalcedon (451) und Konſtantinopel (536) »20);
nah 630 unterwarf Aila ſich dem ſiegenden Muhammed; Balduin I.
eroberte es 1116 26), 1167 verloren es die Chriſten an Saladin.
Jetzt iſt dort das Kaſtell Akaba, identiſch mit Akabet Aila der arabiſchen
Geographen, mithin mit Aila und Elath); es iſt eine Hauptſtation
ber Pilger- Karamane, die von Kairo nach Mekka geht. Ruinen, welche
zwifchen dem Kaftell Akaba und dem Dſchebel Mahemar liegen, erkannte
zuerſt Rüppell 1822 als Reſte von Elath.
Masreck, man, |
1 Mof. 86, 36. 1 Chron. 1, 47, wo ein edomitifcher König mar.
Ob An Mefrad, Ort mit Ruinen füboftlich von Petra’)? Masraca
civitas regni Edom circa Gebalenen (Hieronymus). Ä
Theman, nn.
‚ Zuerft wird (1 Mof. 36, 34) ein -ebomitifcher König, Hufam aus
ber Themaniter Lande, erwähnt (1 Chron. 1, 45), auch ein Fürft The⸗
man, Enkel Eſau's (1 Mof. 36, Il. 15). ALS edomitifche Stadt nen-
nen fie Jeremias (49, 7. 20), Amos (1, 12), Obadja (DV. 9). Auf
der Karte zu Burdhardts Reiſe fteht neben Maan als fononym: The,
man. Hieronymus im Onom. fagt: Theman regio, principum Edom
in terra Gebalitica — Sed et .usque hodie est villa Theman nomine,
distans ab urbe Petra quingue (nad) Eufebius 15) millibus, ubi et
Romanorum militum praesidium sedet. „In Maan’, fagt Burdhardt,
‚find mehrere Quellen, denen die Stadt ihren Urfprung verdankt, und
biefe find es auch, denen, nebft dem Umftande, daß diefer Ort Station
ber fyrifchen Pilgerfarawane ift, das Beſtehen berfelben zugefchrieben
werben muß. Die Einwohner von Maan kaufen alle Arten von Lebens-
mittel in Gaza und Hebron auf und verkaufen fie mit großem PVortheil
an bie ermüdeten Wilger, denen die Gärten und Weinberge von Maan
nicht weniger willfommen find, als ihren Kameelen die von den Bewoh⸗
nern von Maan gefammelten wildwachfenden Kräuter‘ ®).
32°) Neland 556 fg. In Chalcedon unterfchrieb Bnobloc episcopus "AUG
ts Iiarorlung rplmg.
37°) Balduin I. ging a. 1116 durdy Syria Sobal nad „Helim” am tothen
Meere. Will. Tyr. (815) verwechjelt dies mit der ifraelitifchen Yalmenftation
(2 Moſ. 15, 27), ed war offenbar Aila.
33) Burdhardt 828. 1074. Laborde (51) erwahnt unbedeutende Ruinen Ailas.
Mob. 1, 279 fg.
34) Burdh. 721. Karte von Laborde.
35) Burdbardt 724. Die Eigenthümlichkeit Maans erinnert fehr an Sef. 21,
14: Bringet den Durftigen Wafler entgegen, die ihr wohnet im Lande Thema;
bietet Brot den Flüchtigen. Nobinfon (3, 127 Anm. 3) fagt: die Form Maan
fteht in keinet Beziehung zu bem Namen Iheman. Ich fragte unmaßgeblich:
Laßt fich bei verkürzten, verftümmelten und jonft corrumpirten Orts⸗ u. Perfonen«
namen die Berwandtichaft mit den urfprünglich richtigen, finnigen Namen jedes»
mal philologiſch nachweiſen? Wenn man den Philologen früge: ob Guſte, die
fo gewöhnliche Abkürzung von Auguſte, ob dieſe abftamme von Augufte, fo müßte
er antworten: nein. Und wie viel ähnliche Abkürzungen gibt ed nicht, wobei
246 Edomiter.
Mit dem edomitiſchen Theman wird Jerem. 25, 23; 49, 7. 83
Ezech. 25, 13 Dedan, 777, genannt. Nah Euſebius (im Onom.)
liegt e8 in Idumäa, 4 m. p. in Norden von Phana. Sollte es das
jegige nördlih von Maan gelegene Dhana fein? °‘). .
Phana felbft ift bei Hieronymus Identifch mit Fenon (Divay), dem
Phunon, peo, ded Alten Teſtaments (4 Mof. 33, 42. 43), einer
Station der Siraeliten. Fuit quondam civitas principum Edom, nunc
- viculus in deserto, ubi aeris metalla inter civitatem Petram et Zoa-
ram, fagt Hieronymus (s. v. Fenon). Zur Arbeit in diefen Bergwerken
wurden Verbrecher verdammt =). Auf dem Contil zu Ephefus unter-
fchrieb ein Biſchof von Phaenon °°b). in Bid auf bie Karte zeigt,
dag Phunon hiernad) in der Nähe von Dhana gelegen haben muß, da
Dhana felbft zwifchen Wady Mufa und der Südfpige des todten Meeres
(mo Zoar) liegt. Burckhardt halt Tafyle, nördlich von Dhana gelegen,
für Phunon; NRobinfon (3, 125) dagegen ift mit Hengftenberg ber Mei-
nung, es fei das 5 Mof. 1, 1 genannte Thophel ””).
Das Vaterland Hiobs. Us war ein Enkel Seirs des Horiters, ber
im Lande Edom wohnte (1 Mol. 36, 28). Nach ihm ift mahrfcheinlich
das Land Uz genannt, in welchem Hiob Iebte (Hivb 1, WE denn Klag⸗
lied. 4, 21 heißt e8: „ja, freue dich und fei frohlich, du Tochter Edom,
die du mohneft Im Lande Uz“. Mach diefer Stelle fiheint das Land
Edom ein Theil des Landes Uz gemwefen zu fein. Dies beftätigt ſich
dadurch, dag Eliphas, einer von Hiobs Freunden, aus Theman iſt, ber
die Abbreviatoren (nad Art der Kinder) gar nit an ben Sinn des Wortes
gedacht, fondern eben nur eine bequeme, mundgerechte, wenn auch finnlofe Ver:
Fürzung bezweckten.
36) Burckhardt (837 fg.) ftellte es mit Thana (Ptolem. V, 17) zufammen.
Thema wird Ief. 21, 145 Jerem. 25, 235 Theman Jerem. 49, 7. 8; Ezech.
25, 13 mit Dedan verbunden genannt; die LXX lieſt überdies in den erften
beiden Stellen Barudv; das Onom. bat: Thamna civitas principum Edom;
und 'Theman regio et villa principum Edom. Daher glawbte ich Hier Theman
und Thema al& ſynonym anfehen zu dürfen.
‚ 36°) Athanasius ad solitar. vitam agentes, 658, fagt: ein zur Bergarbeit
in Phaeno verurtpeilter Mörder halte die Strafe kaum wenige Sage aus
(öAlyas npepas pöoyıs Zuvarar Shoaı). (BP) >
36°) Ein episcopus BDalvoug TFg.Zodourauplas 'Ilekaustivne. Reland (952)
halt diefe Stadt mit Pevovros in der Eparchie Arabian (Ne. 215. 223) für
einerlei, dies ift aber das jetzige Miffema (f. Phaina). |
IT) Burkhardt 677, Vom Berge Bor zogen bie Sfraeliten nach Zalmona,
von Zalmona nad) Phunon. Seegen (Monat. Eorrefp. Bd. 16, &.28) fagt:
Maan heiße jest auch Alaͤm Maan. Sollte dies nicht Balmona fein? Die Lage
trifft Be? zu, da die Sfeaeliten erſt ſuͤwärts (vom Hor) bis Elath zogen
(6 Moſ. 2,8), dann umfehrten und nordwaͤrts die Straße nach Maan a ten.
Hier kauften aud fie vielleicht ſchon Speife bei den Ebomitern (5 Mei. 2, 6.
28. 29); fo unauslöſchlich ift der auf Natur und Lage gegrlindete Charakter
eined Drtd. Abulfeda erwähnt Moin in der Tab. Byr. 14, Da die Schreib:
fehler in den alten Tirchlichen DVerzeichniffen der Bifhofsfide ins Unglaubliche
geben, fo dürfte unter Mauo Palaestinae tertiae (Reland 217) vielleicht Maan
gu verfichen fein. Maon: Richt. 10, 12 und 2 Ehron. 28, 7. — (Gefenius zu
Burdh. 1069).
-
Ebomiter. 247
edomitifchen Stadt (Hiob 2, 11). Elihu, ein zweiter Freund, iſt von
Bus (Hiob 32, 6). Dies wird Jerem. 25, 23 mit den edomitifchen
Städten Theman und Dedan zufammen genannt und erinnert an Bafta
oder —— einen Ort ſüdlich von Petra).
Eine Menge Orte des Landes Edom bleiben noch zu beftinnmen *°);
wir wollen nur zwei herausheben.
Mons regalis. König Balduin I. von Serufalem zog a. 1115.
nad) Arabia tertia, wo er ein Kaſtell gründete, dad er Mons regalis
nannte, weil er, der Gründer, ein König war. Saladin belagerte es
unter Amalrich und Balduin IV, Hauptort in Syria Sobal (o. Arabia
tertia), faum 36 milliaria von Kerek entfernt *°). Bei Abulfeda
as Schaubekh auf meifen Felfen, eine mansio von Maan entfernt,
mit 2 Quellen und reichen Obftgärten *%). Nah Burckhardt Schobaf,
auch Kerek el Schobaf, auf einem Hügel, welcher die Umgebung behertfcht.
Das Kaftel ift wohl: erhalten, feine ſchön gemwölbte Kirche aus den
Zeiten ber Kreuzzüge ward in ein Wirthshaus verwandelt *°°). ine
300 Fuß tiefe Schlucht umgibt die Burg; in den Kalkfteinfelfen find
Grabhöhlen. BE
Ameime, auf einer Ebene zwifchen Ailah und Petra. Stabtruine
voller Ciſternen; ein 3 Stunden langer Aquaͤduct führt ihe das Waſſer
zu 4). Stammort der Abbafjiden ?°°).
38) Burckh. 734. Sehen hat Bofta.
39) Eufebius, Onom. s. v. "Isouyala: es fei Gebalene N app ray Ilerpav,
q̊ xard rıva Avattıs yupa too Ioß. S. v. Uz fagt Hieronymus: Uz unde
fuit Job de regione Ausitide; Ausitis alfo für Uz wie Auranitis für Hauran.
Run erwähnt Ptolemäus (5, 19) ein Volk Aloiraı bei Babylon, daher fucheh
Einige Uz bei Babylon! Meland und Rofenmüller wollen U; und Edom tren-
nen, weil Jerem. 25, 20 Uz, 3. 21 Edom gefondert genannt werden. Allein
V. 23 werden ja auch edomitifche Orte von Edom getrennt aufgeführt. — 1Mof.
36, 32 find A als edomitiſche Städte erwähnt: Dinhaba, Awith, Yagu.
Obeth dürfte auch noch hierher gehören (A Mof. 33, 43). .
40) Ein Monograph des Landes Edom hätte unter Andern zu berückſichtigen:
1) die Ant. 14, 1, 4 genannten Orte, welche Alerander Jannaͤus den Arabern
nahen. Biele diefer Orte gehören jedoch zu Moabitis; 2) dad DVerzeihniß der
Drte Ipumäas und des peträifchen Arabiens, welches Ptolemäus (5, 16.17) nibt;
3) die kirchlichen Verzeichniſſe der Bilhoisige in Palaestina tertia, welche
roßentheild zu Edom gehören (NReland 215. 217. 223. 226); 4) die edomiti-
- chen Orte, welche Legh (215—235), vornehmlih-aber Seetzen (Mon. Eorrefp.
17, 136), Burdhardt (674—735) und Laborde (47-63, 79, 80, dazu die
Karte u. a.) anführen. .
40°) Will. Tyr. 812. 815. 993. 1019. 1026. Sanut. 156. Vitriac. 1068.
Mons regalis hieß ald Hauptftadt von Syria Sobal felbft Sobal (Will. Tyr.
834. Vitriac. 1119). ,
40°) Tab. Syr. 88.15.
40°%) Burdhardt 695. Sefenius zu Burdh. 1068. Legh 217. Burckhardt
erwähnt die zwei (von Abulfeda bemerkten) Quellen von Schobaf.
40”) Laborde 62.
40°) Nad) Abulfeda. (Rob. 3, 128.)
vo.
=
248 Amalekiter.
D. Amalekiter, Phyy.
Die Amalekiter wohnten zu Moſis Zeit nach dem Berichte der
Kundfchafter. (A Moſ. 13, 30) in Kanaan „im Lande gegen Süden.“
Als die Sfraeliten gegen ded Herrn Befehl in das fübliche Palaftina _
von Kades Barnea aus eindringen wollten, „ba kamen die Kananiter '')
und Amalekiter, die auf bem Gebirge wohnten, herab und ſchlugen fie’
(4 Mof. 14, 42— 45). Früher waren biefe Amalefiter den Ifraeliten
mittagmwärts durch bie Wüſte entgegengezogen, und durch Joſua's Schwert
und Mofis Gebet im Thale Raphidim, unmeit des Horeb, gefchlagen
- worden. Und der Here ſprach dazumal zu Mofe: ich will ben Amalek
unter dem Himmel austilgen, daß man fein nicht mehr gebente: 2 Mof.
17, 8— 16. Diefen Bertilgungsfludh wiederholt Bileam (4 Mof. 24,
20), da er „ſah die Amalekiter“, welche ſich alfo mit Moabitern und
Midianitern ungefähr 38 Jahre nach jenen früheren Feindfeligkeiten wie⸗
der gegen Ifrael im Gefilde der Monbiter zufammengethan hatten.
Amalek, ſprach Bileam, die erften unter den Heiden, aber zulegt wirft
du gar umkommen. Und 5 Mof. 25, 17—19 wird den Sfraeliten
wiederholt eingefchärft, da8 Gebächtniß der Amalekiter auszutilgen unter
dem Himmel! Mit dem Moabiter Eglon verbunden ftritten Amalefiter
wieder gegen Sfrael (Nicht. 3, 12. 13); ebenfo verwüfteten fie mit den
Midianitern das jüdifche Land (Nicht. 6, 1—5), wurden aber fammt
biefen von Gideon gefchlagen (Nicht. 6, 335 7, 12—22). Saul erhielt
vom Heren, duch Samuel den Befehl, die Amalefiter zu fchlagen und
mit Hab und Gut zu verbannen; er fihlug fie, verfchonte aber des Kö-
nige Agag und des guten Viches, für welchen Ungehorfam ihn der Herr
verwarf, Samuel felbft aber den Agag zerhieb *) (1 Sam. 15 und
Gap. 28, 18). David z0g gegen die Amalefiter, bevor er König ward,
und befiegte fie, da fie in Sübpaläftina einfielen (1 Sam. 27, 8 und
Cap. 30). Zulegt wird 1 Chron. 5, 42. 43 erzählt: 500 vom Stamme
Simeon feien, wahrfcheinlih (V. 41) zur Zeit des Hiskia, aufs Gebirge
Seir gezogen und hätten „bie übrigen Entronnenen ber Amalekiter“ ge-
ſchlagen und ihre Wohnfige eingenommen. Seitdem verfchwinden fie aus
- der Gefchichte. ’ | 0
Araber fagen: Amalek fei ein Sohn Ads, eines Urenkels Chams.
Die Amalefiter gelten wol im U. Teft. für Nachkommen von Amalef,
dem Baftarb des Eliphas, einem Enkel Efau’s (1 Mof. 36, 12) *2).
Bon den Edomitern werden fie gefondert aufgeführt (1 Chron. 19, 11),
wie denn auch Edom von Moſes verfchont,. Amalek befriegt, befiegt und
fpäter vertilgt wurde.
41) Kananiter für Amoriter, wie 5 Mof. 1, 44 zeigt. -
42) Wichtig für Die Einfiht in die fo oft verkannte Criminaljuſtiz Gottes
ift eine Vergleichung von l Sam. 15, 33 mit Richt. 1, 7.
42°) Gegen diefe Abftammung fcheint 1 Mof. 14, 7 zu fprechen, wo es heißt:
Kedon Laomer habe zu Abrahams Zeit das „ganze Land der Amalekiter” ges
ſchlagen; was aber Hengftenberg fo erklärt: es wurden die gefchlagen, welche
damals das Land bewohnten, welches fpäter die Amalekiter inne hatten.
Mibianiter. 249
Nach Joſephus wohnten bie Amalekiter in Gobolitis und Petra").
Amalecites regio in deserto ad meridiem Judaeae trans urbem Petram
euntibus Alam (Onom.),
E. Die Midianiter, nn.
Nah Sarahs Tode nahm Abraham bie Ketura, welche Midian,
den Stammvater ber Midianiter, gebar. Diefe werden 1 Mof. 37, 25.
28. 36 als fononym mit Ismaelitern genannt, welche den Jofeph kauf⸗
ten. Sollten fie fih mit den Ismaelitern — bie Stammpäter waren
Stiefbrüder — vermifcht haben? Wenigſtens finden wir einen Theil
ber Midianiter im eigentlihen Arabien am rothen Meere “). Dort ift
das Land Midian, das Vaterland des Priefters Jethro, Mofis Schwähers,
befien Schafe der aus Aegypten geflohene Mofes bis an den Berg Horeb
trieb (2 Mof. 2, 155 3, 1; 4, 195 18, 1). Seinen Schwager Hobab
aus Midian bat Mofes: er möchte vom Sinai aus ben Sfraeliten ben
Weg duch die Wüfte weifen. Sieronymus fagt (Onom. 3, vv. Choreb
u. Madian): Choreb mons dei in regione Madian, juxta montem Sina
super Arabiam in deserto. Madian urbs ab uno fillorum Abraham
ex Chetthura sic vocata ”°). Est autem trans Arabiam ad meridiem
in deserto Saracenorum contra orientem maris rubri. Sed alia civi-
tas, fährt Hieronymus fort, est Opwvupog ejus (der Stadt Madian
am rothen Meere) juxta Arnonem et Areopolim, cujus nunc ruinae
tantummodo demonstrantur. So finden wir auch in ber heil. Schrift
eine zweite Abtheilung Midianiter, welche mit jenen am rothen Meere
gar. nicht in Verbindung gefegt werden, bagegen wiederholt mit Moa⸗
bitern und Ammonitern. Mit den Moabitern dingen fie den Bileam,
um Iſrael zu fluchen im Gefilde Moab (4 Mof. 22, 4.7). Midianiter
verführten Sfrael zum Gögendienft und zur Hurerei, da befahl der Herr,
diefelben zu befriegen (4 Mof. 25), und die Jfraeliten unter Pinehas
Anführung fehlugen fie und machten große Beute (AMof. 31). Da
die Kinder Iſrael Uebels thaten vor dem Herrn, aab er fie nach Zofua’s
Zeit unter die Hand der Midianiter 7 Jahre; weil fie aber zu dem Herrn
43). Antiq. 3, 2,1. Nach Ant. 2, 1,2 waren ed Rachkommen von Amalel,
dem Enkel Eſau's, welche in Amalecitis und Gobolitis wohnten, das felbft ein
Theil von Idumäa war. Die früheren Amalefiter aus Abrahams Zeit erwähnt
Sofepbus nicht. So beftätigt Joſephus Hengſtenbergs Auslegung von 1 Mof. _
’ .
44) Stephanus und Philo nennen die Midianiter ein arabifches Wolf; nach
Auguftinus find die Midianiter mit den Saracenen identifh. Auf die Midia- -
niter am rothen Meere bezieht fih auch Jeſ. 60, 6,. da fie mit den Nabathaͤern
zufammengeftellt werden. |
45) Sofephus (Ant. 2, 11, I) erzählt auch: Mofes fei in die Stadt Madiana
am rothben Meere gekommen, welche nad) Abrahams Sohne von der Ketura be-
nannt worden. -Ptolemäus (6, 7) nennt die Stadt Modiana.
46) Die in diefer Schlacht erfchlagenen midianitifchen Könige (a. a. O. 3.8)
werden Sof. 13, 21 Gewaltige des Königs Sihon genannt, wahrſcheinlich ˖von
diefem mediatifirte Fürften. ' J
250 | Ismaels Rachkommen.
ſchrieen, errettete er fie durch Gideon (Micht. 6 bis 8, 28. MM. 83,
10. 12. ef. 9, 4. 11; 10, 26), welcher in ber Ebene Jesreel einen
wunderbaren Sieg über diefelben davontrug. Seit jener Zeit verſchwin⸗
den die Midianiter aus der Gefchichte. _
F. Die Nachkommen Iömaels.
Ismael ift Abrahams Sohn von. der Magd Hagar (1 Mof. 16,
15), ein guter Schüge, ber in der Wüſte Pharan wohnte (1 Mof. 21,
20. 21), ein wilder Menfch, feine Hand wider jedermann, und jeber-
manns Hand wider ihn.- Wie er, fo waren feine Nachkommen (1 Mof.
16, 12).
Dem Abraham verhieß ber Herr, Jomael zu ſegnen und zum gro⸗
Ben Volk zu machen (1 Moſ. 17,20). Bon Joktan, dem Sohne Ebers
(1 Mof. 10,25), follen bie achten, von Jsmael die eingewanderten Araber
ſtammen, insbefonbere auch Muhammeb *).
Im Alten Teſtament kommen Ismaels Nachfolger unter verſchiede⸗
nen Namen vor.
Ismaeliter, DIRT (au Mibianiter), werben die Kaufleute
genannt, welche Joſeph kauften (1 Mof. 37, 25. 27. 285 39, 1); ebenfo
. Teint ber Name „Ismaeliter“ im Buche der Richter (8, 94) fononym
mit „Midianiter““ zu fein (V. 22). — Pf. 83, 7 führt Ismaeliter und
Hagariter, DmIH, gefonbert uf; gegen legtere fritten die oftjordani- _
[hen Stämme. 1 Chron. 6, 10. 19—22.
1 Mof. 25, 12—16 und ı Ehron. 1, 29—31 werben bie Kinder
Ismaels aufgezählt. Sein erfigeborener Sohn war Nebajoth, na3,
von welchem die Nebathäer den Namen haben. A Nebajoth omnis
regio ab Euphrate usque ad mare rubrum Nabathena usque hodie
dicitur, quae pars Arabiae est (Hieron. zu 1Mof. 25, 13)*). Die
Nabathäer werden 1 Makk. 5, 24. 25; 9, 35 als Bewohner ber oſt⸗
jordanifchen Wüfte zur Zeit der Mattabier genannt *”).
Der zweite Sohn Ismaels war Kedar, 87, von welchem bie
Kedarener den Namen haben. Nach Jeſ. 60, 7 werden bie Heerden in
Kedar und die Böcke Nebajothe zum Meffi a6 kommen und ihm dienen
(vgl. Jeſ. 42, 11). Die Hütten Kedars nennt Pf. 120, 5 u. Hohelied
1,535 als ihren Bögen getreu ftelle Jeremias Kebar den Iſraeliten zum
Beifpiel vor (2, 10. 11), Derfelbe weiffagt gegen die Kebarener, bie
„Kinder gegen Morgen” in der öftlichen arabifchen Wüfte, welche „weder
“ Thür noch Riegel haben” (Jerem. 49, 28—33;5 vgl. Sef. 21, 16. 17).
Mit Tyrus bandelten die Kebarener (€ eh. 27, 21). Nah; Hierony-
mus wohnten fie in der Saracenenmüfte, oftlich vom rothen Mieere; nach
Theodoret weideten fie bis Babylon. Wahrſcheinlich waren fie, als Nach»
47) Es ift merkwürdig, w der ächte Meffias von Sarah, der falfehe von
der Magd Hagar abftammt, Abraham aber Stammvater beider iſt. Sofephus
(Antig. 1, 12, 2) nennt den Ismael xtlorns der Araber.
48) Ganz fo begrenzt Joſephus Nabatene (Antig. 1, 12, 4)
49) Val. Joseph. Antiq. 12, 8, 3.
Jeruſalem. | 21.
tommen Ismaels, mit Rabathaͤern -vermifcht, bie, wie ermähnt, vom
Euphrat bis zum rothen Meere wohnten?’). Am genaue räumliche Be-
grenzung nomadifcher Völker ift nicht zu denken. „So meit feine Heer-
den ziehen und die Horden ihr Gebiet behaupten können, fo weit reicht
die Heimat des Arabers“ °'). Unter diefem Namen find jegt die Nach-
tommen Jomaels inbegriffen °). |
Don den Nabathäern fagt Diodor *): „‚fie haben das Gefeg, weder
Getreide zu fäen, noch irgend einen Fruchtbaum zu pflanzen, noch Wein
zu trinken, noch, Wohnungen zu bauen. — Sie halten Kameele und Schafe
und bringen Weihrauch, Myrrhen und Spezereien aus bem füblichen
Arabien nach den Seehäfen.” — Ebenſo fagt Hieronymus von Naba-
thaa, fie fei: solitudo, quae frugum inops plena est pecorum °'),
*
13. Serufalem.
A. Serufalem zu unferer geit.
Das jetzige Jeruſalem hat faſt nur durch ſeine Vergangenheit für
uns ein Intereſſe, fo wie ganz Palaͤſtina. Eine fromme Sehnſucht, bie
gemweihten Stätten ber heiligen Stadt zu befuchen, ift felbft in unferer
Zeit nicht ganz erlofchen. |
Mit Gewißheit kann man fagen: auf diefem Raume von wenigen
Duadratmeilen in und um Serufalem ift das Größte gefchehen, mas je
auf Erden geſchah; gilt es aber, die einzelnen gefchichtlich wichtigen Orte
genau anzugeben, dann finden fich faft überall Zweifel, und der Grieche
hat oft eine andere Meinung als der Katholif, diefer eine andere als
der Proteftant, ja jeder einigermaßen kritiſche Reiſende hat biefe und
50) Plin. Hist. nat. V, 12 nennt die Kebarener Ceürei- md fagt: fie greriz-
ten mit den Rabathaern.- '
51) Ritter 2, 263. |
52) Sofephus (Antiq. 13, 1, 2) nennt z. B. die Rabathäer Araber, - ebenfo
N) ic. (Reland 91).
53) Lib. XIX, 34.
54) Arabien begreift: 1) die Halbinfel zwifchen dem perfifchen und arabifchen
Meerbufen (Arabia felix); 2) Arabia petraea, die Halbinfel des Sinai nord⸗
weſtwaͤrts bis zum öftlichen Ausfluß des Nil und oſtwaͤrts bis zum Gebirge
Edom. Zu ihm gehört die Wüfte el Tih. Petraͤa hieß diefer Theil Arabiens
wahrfcheinlich von Petra, das nach Joſephus (Bell. Jud. 1, 6, 2) Hauptftadt
Arabiens oder der Nabathäer war (f. Petra); 3) Arabia deserta, bie große
Oſtwüſte zwifchen dem bewohnbaren Palaftina und Syrien im Weften, bis zum
Euphrat im Dften, im Süden aber bis zu einer ungefähren Linie von Elath zur
Mündung des Euphrat. „Bu Eufebius! Zeit vechnete man felbft alles oftjordani:
fhe Land zu Arabia; fo nennt Eufebius 4. B. Hesbon eine arabifhe Stadt.
Die Arabes Scenitae hießen nah Ammianus Marcellinus auch Saracenen,
3. i Morgenvölter (Neland 86. 87). Sene erinnern an die Zelte Kedar. Bgl.
aborde 2, 7. 9.
252 Ierufalem.
jene eigenthümliche Anſicht. — Bei einer folchen Verſchiedenheit ber
"Meinungen derer, die an Drt und Stelle waren, ift ed in vieler Hin⸗
ſicht fchwer, ja unmöglich, trog ber forgfältigften Fritifchen Vergleichung
der Neifebefchreibungen, zu einem feſten Urtheil zu gelangen.
Woher aber biefe Differenz der Meinungen? Im Allgemeinen
daher:
h Weil Zerufalem im Laufe der Sahrtaufende folche Beränderuugen
- erlitten hat, wie wol feine Stadt ber Erde, Nom nicht ausgenom-
men. Nicht bloß Häufer, Paläfte, Tempel wurden von Grund
aus zerftört, wieder gebaut und von Neuem zerflört, fondern ganze
- Hügel, auf denen die Stadt lag, wurden abgetragen, Thäler aus»
"gefüllt xc.; daher heute noch viele Plätze und Straßen Jeruſalems
voll hohen Schutts Tiegen. >
2. Durch ſolche Verwüftungen warb bie Tradition der Dertlichfeit wie
zerriſſen, viele Drte, wo Großes gefchehen war, verſchwanden ganz»
ich. „Es iſt“, ſagt Richardfon '), „eine Tantalusgnal für den
Reiſenden, welcher den Ort beftimmter Gebäude Jeruſalems oder
Scenen denkwürdiger Begebenheiten auffucht, daß der größte Theil
der in der heiligen Gefchichte wie in der des Joſephus erwähnten
Gegenftände ganz verfhwunden und von Grund aus zerftört ift,
ohne eine einzige Spur- oder einen Namen zu hinterlaffen, um
auszumitteln, wo fie geflanden. Nicht ein alter Thurm oder Thor
oder Mauer, ja faum ein Stein ift übrig. Die Fundamente find
nicht nur abgebrochen, fondern auch jedes Fragment, aus denen fie
beftanden, ift fort, und der Betrachter fieht den kahlen Feld an,
den faum eine Hand voll Erde bedeckt, um darnach ihre Ruftgär-
ten oder Gögenhaine auszumitteln.” Man müffe ebenfo fehr über
die Kraft der Erbauer ftaunen, fagt Richardfon, ale über die aus»
dauernde Wuth der Zerftörer diefer Rieſenwerke.
3. Der fromme Sinn ber Pilger fehnte ſich aber, die heiligen Orte
zu kennen und anbetend zu begrüßen; wer Tann nun ausmitteln,
wie oft die Frömmigkeit von gewinnfüchtigen Betrügern getäufcht
worden und wird, befonders da faft jeder Drt heiligen Angeden-
tens leider eine Zollftätte des Ablaffes ift.
Mir werben ed nun theild mit -entfchiedben gewiffen Dertlichkeiten,
Reſten ıc. zu thun haben, theild mit entfchieden erlogenen, theild mit
zweideutigen. Es zweifelt z. B. Niemand, baf der heutige Delberg
identifch mit dem Delberg der Bibel fei. „Die Züge der Natur”, fagt
Clarke, „bleiben diefelben, wenn auch die Werke der Kunft verſchwun⸗
den find; das ſchöne Thor des Tempels eriftirt nicht mehr, aber Siloahs
Duelle fließt, und Kidron raufcht durch das Thal Joſaphat“). Wenn
dagegen die Haufer des reihen Mannes und des armen Lazarus gezeigt
werden; ferner in einer Mauer ein Stein mit einem Maul ausgehauen,
von welchem man fagte: er habe zu Chrifti Zeiten gefchrieen, ald der
1) Richardſon 2, 251.
2) Clarke Hl.
Jerufalem. 208
Herr geſagt: wo dieſe (bie Kinder) ſchweigen, ſo werden die Steine fehreien);
„item die Stätt da St. Johannes Evangelift unfer lieben Frauen vier-
zehn Jahr lang täglich Meg that‘); ‚item ein großer Stein, der all-
megen zu groß oder zu Plein war, und wollt fich nirgend fchiden zum
Bau in Salomonis Tempel, davon der heilige Pfalmift Meldung thut:
lapidem, quem reprobaverunt‘’: fe glaubt dies wenigſtens Keiner, der
‚bie Bibel kennt ’*). Zu den zmweideutigen Punkten ift das heilige Grab
und der Ort der Kreuzigung zu zählen. — „Es war mir allemal”,
fagt der fromme Korte bei Befchreibung der Gegend von Bethlehem,
„vergnügt zu hören, wenn man fagte: da und ba, in biefer Gegend ift
dies oder das gefchehen; wenn man aber fagte: dies ift der Drt, zeigte
mit dem Finger, oder fihlug mit dem Stod darauf, fiel dabei nieder,
füßte die Erde, mollte aud) gern, daß ich es thun follte, fo war mir
alles Vergnügen weg”). „Es ift,” fährt er fort, „recht läppiich und
findifh, wenn man fagt: an diefem Orte hat die und die Perfon ge
feffen, eben auf diefem Bläschen ift vor 1700 Jahren das Wunder ge-
fhehen. Wenn man aber fragt: wo hat die große und flarfe Mauer
von Serufalem geftanden mit ihren fo mächtigen Thürmen? fo weiß
man feine Spur zu zeigen.’
” *
*
Wir wollen nun zuerſt das gegenwärtige Jeruſalem betrachten, und
dabei nur fo viel die Vergangenheit berüdfichtigen, als zum Verſtaͤnd⸗
niß nothwendig ift‘), dann erſt das frühere Jeruſalem.
3) Korte 72: Ein beutfher Pater fagte zu Korte: das fagen die Griechen,
wir aber fagen das nicht. ‘
4) Reyßbuch des heil. Landes (Frankf. 1584) S. 39 u. 40. : Ich mache auch
auf den Widerfpruch der Tradition aufmerkffam, da man z. B. im Mittelalter
den Ort, wo Stephanus_gefteinigt wurde, auf der Nordfeite Ierufalems zeigte,
gegenwärtig auf der Oſtſeite. S. Anm. 92. j
‚ 4) Schon das Itinerar. hierosol. (590) berichtet: Ibi est lapis angularis
magnus, de quo dictum est: lapidem quem reprobaverunt aedificantes; und
Prudentius: .
. Excidio templi veteris stat pinna superstes
Structus enim lapide ex illo manet angulus usque
In seclum secli, quem sprerunt aedificantes;
Nunc caput est templi et lapidum compago novorum.
5) Son. Kortens Reife, &. 108 u. 109.
6) Die meiften Grundriffe von Serufalem find mehr oder minder hypothetiſch;
da ihnen des Sofephus Befchreibung Serufalems (Bell. Jud. 5, 4) bier und da
u Grunde liegt, fo muß ich bei Beichreibung der Lage Ierufalems ebenfalls den
Kofepbus, zumeilen antieipirend, berüdfichtigen, das Genauere bleibt dem Ab⸗
fhnitte: „Jeruſalem zur Zeit feirier Zerftörung durch Titus“ vorbehalten. Um
Wiederholungen zu vermeiden, babe ich auch frühere Angaben über Mauern
und Thore Serufalems auf die Befchreibung der gegenwärtigen Stadtmauern
folgen laſſen.
254 Jeruſalem.
1.
Lage Jeruſalems.
| Jerufalem liegt unter 53° 21° 2. von Zerto, und 31° 47° 46”
nörblicher Breite’), 12 Stunden vom mittelländifchen Meere, 8 Stun-
ben vom Jordan. Es ift feft gegründet auf ben heiligen Bergen (PT.
87, 1), zu Ihm follen die Stämme hinauf gehen (Pf. 122, 4); und
doch ift es Leine fernher gefehene Bergftadt, denn „um Serufalem her
find Berge” (Pf. 125, 2). Meifende, welche von Abend, von Soppen
ber kommen, erbliden die Stadt zuerſt in der Entfernung von 10 Mi«
nuten °); die, welche von Dften, von Sericho kommen, erft nach Ueber⸗
fteigung bes nahe Serufalem liegenden Delbergs; etwas früher erblict
man fie von Norden, von Sichem her ®®).
Das Gebirgsland Ephraim läuft von Norden ber in eine gegen
Abend, Mittag und Morgen von Thälern ununterbrochen begrenzte
ſchmale Bergzunge aus, auf welcher Jerufalem liegt. Nur gegen Mit-
ternacht wird bie Stadt von feinem Thal begrenzt und gefhüst, daher
fie von diefer Seite her mehr als einmal, fo 3. B. durch Titus, ange
griffen und erobert worden ift ’).
Die ganze Bergzunge Ierufalems beftand (nach Sofephus) aus 4
einzelnen, jegt nur wenig hervortretenden Bergen: in Süden iſt ber
Berg Zion, in DOften der Tempelberg Moriah, in Nordoften ber Beze⸗
tha, in Norbweften ber Akra. Diefe Berge beftehen aus einem dichten
weißlichten Kalkftein. Ein Thal Tyropöon (Käfemacherthal) lief, nach
Joſephus' Befchreibung, von der füböftlihen Quelle Siloah aus und
trennte den Berg Zion vom Moriah und Akra; jegt ift jenes Thal faft
verfchwunden ’). Bon ber Nordfeite, nahe dem heutigen Damastusthor,
läuft eine Vertiefung oder ein feichter Wady in einer füdlichen Richtung,
an deſſen Weftfeite Ara, an ber Oftfeite Bezetha und Moriah. An der
7) Seetzen, Monatl. Correſp. 1808. Nach Robinfon (2, 13) liegt Serufalem
unter 31° 46‘ 43” Br.,
32° 52° 30° 2. (von Paris).
8) 8.3. Ridhardfon II, 236. Cotovicus (149) gibt 500 Schritte an.
8) „Ale Hügel rings um Ierufalem find höher: in D. der Delbeig, in ©.
der |. 9. De des böſen Raths; in W. erhebt [io ber Boden fanft zum Rande
des großen Wady (des Deretintpenthalee ) während in R. die Biegung eines
mit dem Delberge zufammenhängenden R dens die Ausſicht auf eine Entfernung
von etwa einer halben Stunde befhräntt.” Mob. 2, 15. Man vgl. bei Williams
die Anficht von Serufalem (in der Bogelperfpective) und das vortrefflihe Pano⸗
rama SIerufalemd von Halbreiter. |
9) Nah Prokeſch 86, Robinfon 2, 17. 18 Läuft jedoch ein außerhalb der
Mauer in Fels gehauener Graben von 6 bis 8 Fuß Ziefe längs der Rordfeite
Serufalems.
10) Zu Joſephus' Zeit hieß Zion die obere, Akra die untere Stadt, jene höher
als diefe, beide einander mit ihren Bergabhängen gegenüber (dvrinpdawrog )
liegend; das Thal Tyropöon trennte die Häufer von Zion und Akra. Scholz
(Commentat. de Golgothae situ &. 7) fagt: die Thaͤler zwifchen den Bergen
Sion, Akra, Morija feien faft ganz verſchwunden (evanuerunt), doch feien die
Berge noch locis depressioribus von einander gefchieden. Das Nähere im Ab⸗
ſchnitt: „Serufalem zur Beit feiner Serftörung‘. .
Jerufalem. 255
Südweſtecke des Moriah vereinigt fich dieſer Wady mit dem vom Jaffa⸗
thore oflmärts fich ſenkenden Tyropoöon '°*).
2...
Mauer. Thore.
Eine Mauer, dur Sultan Soliman 1542 erbaut, bis 40 Fuß
hoch, 3 Fuß breit, mit Thürmen, bie an 120 Fuß hoch find, umgibt
die ganze Stadt ''). In der Weftmauer findet fih nur Ein Thor, das
. Bethlehem« oder Jaffa⸗Thor '?), durch welches man links nach Bethlehem
und Hebron, rechts nach Jaffa reift. Folgt man von diefem Thore aus
dere Mauer um die Nordweſtecke derfelben herum, fo trifft man in ber
nördlihen Mauer zuerft das Thor von Damaskus (Baͤb el-Amubd,
Säulenthor), durch welches man nad) Sichem, Nazareth und Damaskus
reift; dann das Thor Herodes oder Ephraim (Baͤb ez-Zahary, das
biumige Thor), unter Ibrahim Pafcha zugemauert. Von hier um bie
Nordoftede der Mauer herum kommt man an das Stephansthor oder
Schafthor (Bab Sitty Meryam, Thor meiner Frauen Maria, auch
Thor der Stänıme), das einzige an ber Oftfeite der Stadt, Durch welches
der Weg über ben Kidron zum Delberge, weiter nach Bethanien und
Jericho führt; ein zweites Thor diefer Seite, das goldne genannt (Bäb
ed-Daharigeh, das ewige Thor), iſt vermauert 2).. Berfolge man bie
Mauer weiter um die Südoſtecke des Berges Moriah herum, ihrer Süd-
ſeite zu, fo fommt man an das Miftthor (Baͤb el-Mughäribeh, Thor
der weftlihen Afrikaner *)). Hier vorzüglich trifft man noch Weber-
- refte alter Mauerfundamente aus ungeheuern, genau zufammengefügten
Quadern !). Bon bier läuft bie Mauer über den Rüden ded Berges
Zion hinweg, auf deffen Höhe das Zionsthor (Davidsthor) (Bäb en-Neby
Daͤud, Thor des Propheten David); geht. man weiter um die Südweſt-
ecke der. Mauer zur Weftfeite, fo führt dies zum Bethlehemsthor zurüd.
Das Miftchor und Ephraimsthor find eigentlich nur Meine Pforten "*).
10*) Robinfon 2, 15. 16...
11) Richardfon I ‚ 250. Maundrell 138.
12) Auch Bab el Chalil: Thor des Geliebten, d. i. Abrahams, Chor, das nad) ,
Hebron, dem Wohnort Abrahamd, führt. Fisk 338. Chateaubriand 120.
13) Vermauert durch die Türken, angeblih aus Furcht, ein chriftlicher König
möchte durch daffelbe an einem Freitage als Sieger einziehen (Zroilo &. 151).
Durch bie dies 89 fol Ehriftus am Palmfonntage eingezogen fein (Cotovicus
13°) Die Gegend des Thores iſt von weſtlichen Afeitanen „'Rogrebinern)
bewohnt. Nur im Spätfommer und Herbft geöffnet. Schulg 3
14) Cotodicus 278. Robinfon, Fisk u. N,
14°) Im Mittelalter werden folgende Thore Zerufalems genannt:
1) Porta David (occidentalis, quae est sub arce David). (Gesta Franc.
572. Will. Tyr. 754). Das jegige Bethlehemöthor.
. 2) Porta Sti Stephani, quae ad aquilonem respicit. Gest. Fr. 1. c.
Will. Tyr. 70. Nach Sanut. 253 fononym mit porta Benjamin.
3) Porta vallis Josaphat, secus lacum qui probatica dicebatur piscina
(Will. Tyr. 705. Vitriac. 1078. Gesta Fr. 1. c.), alfo daB gegenwär«
tige Sterhandtbor.
4) Porta aurea (Gesta Fr. l.c.) sub templo Domini intra orientalem,
256 Ä Jernſalem.
Aus Nehemia 2, 13—15, Cap. 3, Cap. 12, 31-—40 und mehreren
andern Stellen des Alten Teftamente ergibt es fi ch, daß bie Thore bes
alten Zerufalem wahrfcheinlich fo auf einander folgten:
A. Auf der Nordſeite:
1. Das alte Thor, vermuthlih an der Nordoftede. Nehem. 3, 6;
- 12, 39.
2. Das Thor Ephraim (Benjamin). Jerem. 38, 7; 37, 13. Nehem.
12, 39. 2 Chron. 25, 23. — 400 Ellen von hier
3. Das Eckthor auf ber Nordweſtecke. 2 Chron. 26, 9. 2 Kön. 14,
13. Sadarja 14, 10. Es dürfte mit der Lage des Ofenthurms
(Nehem. 3, 11; 12, 38) zufammenfallen.
B. Auf der Weftfeite:
4. Das Thalthor. Nehem. 2, 13; 3, 13. 2 Chron. 26, 9.
C. Auf der Südſeite:
5. Das Miſtthor (Eſſäerthor?). Nehem. 2, 13; 12, 31. 1000 Ellen
vom Thalthore (Nehem. 3, 14); zwiſchen beiden der Drachenbrunnen
(Nehem. 2, 13) *0).
6. Das Brunnenthor in Sübdoften. Nehem. 2, 14; 3, 15. Das
Brunnenthor nahe dem Königsteich (Nehem. 2,14), „dem Teich
Seloah (Nehem. 3, 15) bei dem Garten bes Königs”; daher beide
Teiche wohl identifh. — Ob das Brunnenthor einerlei mit dem
Ziegelthore (Töpferthore), das ins Thal Hinnom führt? (Serem.
19, 2). Ob es vielleicht naher der Mündung des Tyropöon, das
Miftthor in demfelben höher hinauf Tag?
D. Auf der Oftfeite:
Das Wafferthor. Nehem. 3, 26.
. Das Kerker- und Roßthor am Tempel. Nehem, 3,18; 12, 39. 40.
. Das Schafthor (nahe dem Schafteih?). Nehem. 3, 1. 32; 13, 39.
. Das Fifchthor ganz norböftlih. Nehem. 3, 3; 12 ‚39. Zephanja
1, 10. 2 Chron. 33, 14. Zwiſchen 8 und 9 Tagen bie Thürme
Mea und Hananeel. Nehem. 3, 15 12, 39. Sacharja 14, 10 '°).
ann
|)
‘et australem portam sita. Durch baffelbe fei Ehriftus am Palmfonn-
tage eingezogen. - Das jetzige goldne Thor.
5) Porta Syon (australis), (Gesta Fr. l.c. Will. Tyr. 750. 759), dem
iegigen Bionsthore entiprechend. Vgl. Rob. „Neue Unterfuchungen‘‘,
“ ©. 116, und im Berfolg Anm. 92,
Das Miftthor fand ich nicht erwähnt. Die Angaben des früheren Adamna-
nus (1, 1) weichen von den gegebenen etwas ab.
15) een ic ift das Miftthor identifch mit dem „Zhor zwifchen zweien
Mauern”. 2 Kon. 25, 4. Serem. 39, 4; 52, 7. Siehe „Ierufalem zur Zeit
feiner —
16) Das Buch Repemie gibt dreimal den ganzen Umkreis der Mauer Jeru⸗
‘ ſalems. Zuerſt Cap. 2, 13 — 15. Nehemia reitet um Jeruſalem herum, zum
— —
Jeruſalen. 257
. 3.
Umfang Jeruſalems.
Nichardſon ging in 1 Stunde 20 Minuten um bie Stadt herum.
Folgende genaue Meffung des Umfangs gibt Maundrell: .
Dom Thore Bethlehem bis an die norbmeftliche Ede
der Mauer 2 0 ee nee 400 Schritte
Don diefer Ede bis zum Thor von Damaskus . . . 680 = .
Dom Damastusthor bis zum Thor Herodes . . . . 380
Dom Herobesthor bis zum Gefängniß Jeremiad . . .. 150
Don diefem bis zur Nordoftede am Thale JIofaphat . 225
Don bier bis zum Stephanstbor . .. - 2... . 385.
Vom Stephansthor bis zum goldnen Thor . . . . . 240 =
Dom goldnen Thor bis zur Südoſtecke des Morich . . 380 —4
Don bier bis zum Miftthor . . 0. leo 000. 470 ⸗
Dom Miftthor bis zum Bionsthor . - o » 2.0.0. 605 ©
Rom Zionsthor bis zur Sübmeftede der Mauer... 2155 -
Bon da bis zum Bethlehemöthor . .. 2.0... 50 ⸗
4630 Schritte
(ungefähr 2 englifhe oder %s deutfche Meilen) ').
Nach Sofephus betrug zu feiner Zeit der Umfang von Jeruſalem
33 Stadien, ungefähr deutſche Meilen ).
. 4.
Häufer. Straßen.
- Die Häufer find von Stein oder Lehm, meift niedrig und unregel-
mäßig, ohne Schornfteine, mit flachen, häufig mit Eifternen verfehenen'*»)
Dächern, in deren Mitte gewöhnlich eine Eleine Kuppel fich erhebt. Die
Senfter find Blein, nach der Straße hinaus meiſt mit flarten eifernen
Zhalthore hinaus, und nach Umreitung der Stadt zum Thalthore wieder hinein.
Die Richtung ift in diefer Stelle mit Wahrfcheinlichkeit B. 15 angedeutet, da
Rehemia den Bach — Kidron — hinan (von Süden gen Norden) reitet. Zwei⸗
tens erzählt das dritte Eapitel den Mauerbau, beginnt mit dem Bau des Schaf:
thores durch die Priefter (V. 1) und endet mit dem Schaftbore (8. 32). Das
Waflerthor (B. 26) wird gegen Morgen gefegt. Drittens erzählt das zwölfte
Sapitel (V. 31— 40), wie nah Vollendung der Mauer zwei Dankchöre dieſe
Mauer von einem Punkt aus, in entgegengefegter Nichtung, umgeben. Beide
Chöre, treffen am Tempel (B. 40) zufammen, alfo auf der Oſtſeite der Stadt.
Sie gingen daher von einem Punkte der Weftfeite (mwahrfcheinlihd vom Thal⸗
tbore) aus; der erſte Chor ging zur Rechten, d. i. gen Süden um den Zion
herum, der zweite Chor ging alfo gen Norden. — Aus Vergleihung diefer drei
Stellen ergibt- fi die oben aufgeftellte Bolge der Thore. Ich bemerke jedoch,
daß nicht zwei Erflärer ER der Lage jener Shore Üübereinftimmen- Man
vgl. z. B. Kraffts u. Schulges Pläne von Serufalem, Krafft ſetzt das Thalthor
in ®., Schuls in O. u.f.w. Bol. Rob. 2, 116; Krafft 149.
17) Fisk zählte 4279 Schritte. Robinfon (2, 30) maß den Umfang Ierufa-
lems mit einer Mefchnur und fand ihn zu 12078 engl. Kuß, was ungefähr
215 engl. geogr. Meile oder 1%, Stunde.
18) 40 Stadien find eine beutfche Meile.
18°) Arvieur 2, 90.
Raumer, Paläſtina. Ite Aufl. 17
258 dJeruſalem.
Gittern zum Schutz verſehen, zugleich mit hölzernen FJalouſieen, damit
die Frauen nicht von den Vorübergehenden gefehen werden. Die Straßen
find eng, nur zum Theil gepflaftert, meift unregelmäßig; die Straße,
welche die Juden bewohnen, ift die fchlechtefte und ſchmutzigſte von allen.
Nur wenige Gärten findet man innerhalb der Stadt). „Don außen,’
fagt Iomett, „iſt der Anblick Jeruſalems wie ber mancher andern orien-
talifhen Städte, unausfprechlich ſchön; als ich aber durch das Thor von
Damaskus hinein kam, fo verriethben Schmug und Elend, wie fie mir
kaum vorgelommen, den Berfall ?°).
Wir wollen nun die einzelten Theile der Stadt betrachten.
0 5.
Einzelne Theile und Gebäude Jeruſalems.
A. Der Berg Zion.
Die Stadtmauer läuft über feinen Rüden. Innerhalb der Mauer, an
ber Nordſeite des Berges, zeigt man das Haus des Hanna *') (oh. 18,13)
mit einer Capelle ber Armenier; einen Steinwurf davon die Hauptkirche
ber Armenier, Jakobskirche nach dem Apoftel Jakobus dem Yelteren ges
nannt ??), weil diefer bier enthauptet fein fol. Sie ift geſchmacklos,
mit gräulichen Bildern angefüllt, aber veinlich, reich und prächtiger als
fonft ein Gebäude Zerufalems. Das dazu gehörige Kloſter foll über
1000 Zimmer: für Pilgrime enthalten und das reichfte in der Levante
19) Fist 262. Otto v. Richter 48. Rauwolf 325 b. '
20) Iomwett 209. Wie ift das feine Gold fo häßlich ‘geworden! fügt Jowett
hinzu (Klagelied 4, 1). — Nah Monro (1, 103) gewahrt Ierufalem jedoch,
von der Abendfeite geſehen, einen höchſt traurigen Anblick. Graue kahle Felſen
umgeben die Stadt, über deren Mauern einige türkiſche Moſcheen hinwegragen.
Richt ein Lebendiges Gefchöpf ließ ſich außerhalb der Stadt fehen, es berrichte
eine Zodtenftile; ‚außer einigen knorrigen Delbäumen zeigte ſich Feine Spur von
Vegetation. Cotovicus beichreibt (um 1598) ebenfo die Stadt: „Urbis plateae
(Sagt er S. 323) fere omnes angustae, sordidae ruinisque passim impletae ;
imo nonnullis in locis adeo immunditiis et lapidum acervis exaggeratae
sunt, ut occurrentes arcus transversarios, nisi ad uterum caput inclina-
veris, transire vix possis.. Ruinarum acervi, collapsae domus, neglectae
etiam et vacuae plurimae, ubique fere sese offerunt. Nulla palatia aedesve
magnificas, nil, quod delectet aut spectatorem detineat, usquam conspicias;
deformata, foeda, squalore oblita omnia. * Infrequens itaque et quasi ne-
glecta jacet miseranda urbs, olim licet frequentissima et opulentissima, ut
vere hic locum habeat dominica de desertione urbis praedictio.“ Chateau»
briand (©. 120) fagt: „In diefem Schutt: und Trümmerhaufen, den man eine
Stadt nennt, bat ed den Bewohnern gefallen, wüften und üben Gängen ben
Ramen Straßen zu geben.” Doc find, nad Robinfon (1, 369), die Häufer
befier gebaut, die Straßen reinlicher als in Alerandrien, Smyrna und jelbft in
Eonftantinopel ().
21) Dan nimmt an, Chriftus fei von Gethfemane "durch das Mifttbor zu
Hannas gebracht. Cotovicus &. 278. Man zeigt auch einen Delbaum neben
Hanna Haufe, an welchen Chriſtus angebunden worden fei, ehe man ihn zum
Hohenpriefter brachte. j
22) Otto v. Richter ©. 27. Jowett 227. Das- Haupt des Iacobus fei in
Spanien, fagen die Armenier, nad) Quaresmius (2,77) wurde des Apoftels Leib
nebft dem Haupte nach Compoſtella gebradt.
Jernfalem. 259
fein. Nördlid) von der Armenifchen Kirche wird die evangelifche ber
Engländer und Preußen erbaut.
- Außerhalb der Mauer zeigt man das Haus des Hohenpriefters
Kaiphas, gegenwärtig: Erlöferkirche der Armenier, an deren Altar der
wahre Stein von der Thür des heil. Grabes gezeigt wird. Daneben
ift dad Gebäude (Coenaculum), in welchem das Abendmahl eingefegt,
der heilige Geiſt ausgegoffen, Maria geftorben fein fol; früher Kirche
Zion, aud Marienkirche genannt, und den Franziskanern gehörig, ge
genwärtig eine Mofchee, angeblich über dem Grabe Davids”). Die
Dede bes fogenannten Abendmahlsſaals wird von zwei Säulen getragen,
der Saal felbft ift 60 Fuß lang, 25 Fuß breit ”=). Bis zum Jahre
1561 war das Ftanciskanerklofter neben dem Conaculum. In bdiefem
Gebäude wohnte Ibrahim Pafcha, wenn er nach Jeruſalem kam (Rob.
I, 402) | Ä
Der Berg Zion ift hoher in Welten, oftlich fällt er in das Süd⸗
enbe des Tyropoon ab. Am Oftende, ber Weftede des Moriah ge
genüber, bildet er eine jähe Felswand von 20—30 Fuß Höhe”),
Nach Richardſon gleichen die Thäler Gihon und Ben Hinnom im Weften
und Süden bes Zion einem durch Kunft fenkrecht ausgehauenen Fels⸗
graben ”'), der nur im Winter Waſſer führe. Abgefehen von den we⸗
nigen genannten Gebäuden ift der Zion ein ungeheurer Steinhaufen ”°).
Auf feiner Mittagsfeite ift ber Gottesader der Armenier, Griechen,
Lateiner, Amerikaner, und Uderland °), wo Gerfte und Hafer gebaut
wird (Micha 3, 12. Jerem. 26, 18); auf feiner Wefthöhe, neben dem
Zaffathore, fteht die Pifanerburg, ein Nechted 200 Schritt lang, 60
breit. Diefe Burg foll nach Einigen von den Pifanern in den Kreuz.
zügen erbaut fein; der zu ihr gehörige Thurm Davids eriftirte aber
fhon unter diefem Namen vor dem erften Kreuzzuge. Nach Scholz ger -
hört das Fundament des Davidthurms dem Thurme Hippikus an”).
. B. Der Berg Moriah und deffen Mofcheen.
Der Berg Moriah fällt gegen Süden in die Schlucht der Quelle
Siloah, öftlich gegen den Kidron. fteil ab. „Einft hoch, ift er jetzt der
23) Korte 8.73. Della Valle ©. 46. Cotovicus 2383 fg. Richardſon 346.
Die Zionskirche wird häufig in den Gest: Franc., 3.8. 26, 750 ıc. erwähnt.
Rah Will. Tyr. (750), Raimundus de Agiles (174) und Cotovicus (2334) war
auch Stepbanus in derfelben begraben. Zu ihr zugen die Kreusfahrer unter
Gottfried von Bouillon, vor Eroberung Serufalems, vom Delberge ber in Pro:
eeffion (Alb. Aqnens. 277). Cyrill erwähnt fihon das Coenaculum al& „‚Kirche
der Apoſtel“z Wilibald (um 786) nennt diefe Kirche Sancta Sion, Joh. Phocas
(um 1185) dyla Ziov, n prjenp Töy &xxinatsv. Krafft 192. Nicht weit davon
ein Begräbnißplag der Chriſten; der Drt, wo Petri Hahn Frähte ıc.
23° Monro 1, 206. Nach Rob. 1, 400 ift die Breite 30 Fuß.
23°) Robinfon 2, 24.
24) Nichardfon S. 349 u. 350,
25) Cotovicus 288. Immensus lapidum acervus.
26) Somwett 262. Korte 173.
27) Iroilo 153. Prokeſch 89. Will. Tyr. 764. 3. de Vitriaco 1079. Scholz
de Golgothae situ &. 8. Bgl, Ierufalem zur Zeit des Xitus.
\ 17*
260 Jeruſalem.
niedrigſte Theil der Stadt, ſo daß er kaum ein Berg genannt werden
kann“ 20), Auf ihm wollte Abraham feinen Sohn opfern ””), auf ihm
ftand der Tempel Salomo's, ſteht gegenwärtig die von Dmar im Jahre
637 erbaute ?*) Mofchee Sakhara. Der Chrift, welcher in diefer er-
griffen wird, hat die Wahl, entweder feinen Glauben abzufhwören, oder
gefpießt oder verbrannt zu werden ’°). Der Engländer Richardſon erhielt
jedoch durch Dmar Effendi, den er von einem Augenübel befreite, zum
Dant die Erlaubnif, die Mofchee viermal zu befuchen. Er fagt: es
fei ein vierediger Plag auf dem Berge, Haram ed Scherif ?°*) genannt,
1489 Fuß lang, 995 Fuß breit, in Süden und Oſten von ber Stabt-
mauer eingefaßt °'). In der Mitte biefes Platzes ift eine um 14 Fuß
erhöhte vierediige Platform, zu welcher Treppen führen. Diefe Plat«
form heißt Stoa Sakhara und ift mit blaulich- weißem Marmor ge
pflaſtert. Faſt in der Mitte derfelben fteht die Mofchee Sakhara.
felbft, ein Achte, deffen Seite 60 Fuß lang; an vier Seiten find
Thüren mit Vorhallen?!2). Das untere Stod der Mofchee ift äußerlich
mit Marmor, das obere mit weißen, gelben, grünen, befonders blauen
Ziegeln belegt, auf denen Koranſprüche. Auf jeder der vier Seiten,
wo eine Thür, find fechs Fenfter, auf jeder der übrigen vier find fieben
Fenfter. Im Innern find die Wände weiß; achtmal drei Säulen von
20 Fuß Höhe ftehen längs den act Wänden, 16 Säulen tragen bie
innere Kuppel. Zwiſchen diefen 16 Säulen läuft ein eifernes Gitter
um den Centralraum der Mofchee. Hier beten die Muhammebdaner, bas
Geſicht nah Süden, nad Mekka gewendet. In der Mitte jenes um-
gitterten Raums ift ein Stein, von einem zweiten, hölzernen Gitter um-
geben, von welchem Gteine die Mofchee den Namen „befeftigt” Hat.
28) Cotovicus 265. Won der Gegend bes Miftthores nach der Quelle Siloah
hinab grenzt der Abfall ded Sion an den bes Moriah.
29) Joseph. Antig. 1, 13, 2. °
29°) Will. Tyr. 629.748. Abulf. Tab. Syr. 87. Rad, arabifchen Geſchicht⸗
fhreibern ward die Mofchee vom Kalifen Abd el-Melet um dad Jahr 686 in
7 Jahren erbaut.
30) Cotovicus 268. u. A. De Hayes, Geſandter Ludwigs XIII., erhielt die
Erlaubniß, das Gebaͤude zu betreten, er gebrauchte ſie aber nicht. Dem Sidney
Smith erlaubten es 1800 die Türken nicht. Aber der Spanier Domingo Badia,
Burckhardt (?) und Belzoni's Frau beſuchten die Moſchee, nach einer Anmerkung
in der Ueberfegung von Zoliffe'& Reife, &. 108 fo. Aus diefer Anmerkung ergibt
es ſich jedoch Bar, daß Frau Belzoni in der Mofchee el Alfa, nicht in der Haupt»
mofchee Sakhara war und aud el Alfa nur fehr flüchtig und ana befab. —
Der Sultan felbft Tann einem Nichtmuhammedaner wohl die Erlaubniß zum
Hineingeben in die Mofchee ertheilen, aber nicht zum Herausgehen, fagt man in
Serufalem. — Merkwürdig ift die Uebereinftimmung der Befchreibung NRichard-
fons (U, 284 fg.) mit der von Fr. v. Raumer nah Wilhelm von Tyrus (734)
gegebenen. Hobenftaufen I, 201.
30°) El-Haram esh-Sherif, d. i. das edle Heiligthum, fo heißt die ganze
Mauereinfhliefung mit allen ihren heiligen Gebäuden und deren Zubehör; die
grobe Roſchee ſelbſt: Kubbet es Sukhrah, d. i. Kuppel des Felſens. Robinſon
31) In der öftlihen Mauer ift bier das goldne Thor.
31°) Nach Catherwood mißt jede Seite des Octogons 67 Fuß.
Jeruſalem. | 261
Er fol nämlih vom Himmel gefallen fein, als die Prophezeiung zu
Serufalem begann; auf ihm beteten die Propheten. Als die Propheten
nun flohen, wollte der Stein auch fort, Gabriel aber hielt ihn, befeftigte
ihn an den Felfen, bis Muhammed kam, den Stein an diefem heiligen
Drte unbeweglich machte, da dann 637 der Khalif Omar um denfelben
bie Mofchee erbaute. Gabrield Fingerfpuren find noch am Steine °?),
Es ift derfelbe aber ein, 17 Zuß über die Platform des Haram heraus»
tretender natürlicher Fels, welcher fi von der Mofchee bis zum nord»
weftlihen Theile jener Platform erfiredt. Die Kuppel der Mofchee ift
90 Fuß Hoch, ihr Durchmeffer ift 40 Fuß; fie ift mit bunten Ziegeln
gebedt, auf ihr hat man eine fchöne Anficht Zerufalems. Die Mofchee
gehört der Secte der Hanifiten. „Dies prächtige Gebäude, auf ihm ber
Halbmond, dient nun, aller Welt Blicke auf diefen entweihten Platz zu
ziehen, als auf ein Centraldentmal der göttlihen Rache. Es mag, im
geiftigen Sinne, der Graͤuel der Verwüſtung an heiliger Stätte genannt
werden’ ?®),
Auf der Mittagsfeite der Sakhara liegt die Mofchee el Alfa, ur-
fprünglich eine von Kaifer Juftinian zu Ehren der Maria um das Jahr:
530 erbaute und erft fpäter, wahrfcheinlidh von Omar, in eine Mofchee
verwandelte Kirche’). Nahe diefer Kirche zeigt man ein Grab Chriſti
in Geftalt eines Sarkophags aus Kalkftein der Gegend °’*). Unter der
Mofchee el Alfa find geräumige Gewölbe, welche Einige dem Salomo
und feinen Nacfolgern, Andere Herodes dem Großen zufchreiben °°).
Man zeigt auch einen Stein, auf welhen Muhammed ald Richter am
jüngften Tage über dem Thale Joſaphat figen wird.
Die äußern Umfchliegungsmauern bes Haram es Scherif entfprechen
32) Krafft 69 und Rob. N.U. 14. Nah Willermus Zyrius (748) war
mitten in der Mofchee ein Felsſtück, auf welchem der Strafengel der Peftilenz
zur Zeit Davids ſaß. 2 Sam. 24, 10. Abulf. Tab. Syr. 9: In illa (Jeru-
salem) est moschea, qua, quam late patet Islamismus, alia major non in-
venitur. In hac est as Sachrat, qui est lapis, erectus in modum scamni
sedilis (?). Super as Sachrat exstructa est ingens cuppola. An der Weſt⸗
thür der Mofchee ift eine Marmorplatte, in welcher urfprünglich 18 Nägel waren.
Beim Abſchluß jeder wichtigen Zeitperiode fpringt ein Nagel heraus, jest find
nur noch 3Y, darin; die Perioden find unbefannt. — Rofenmüller (II, 2. 245)
gibt an: der Stein der Mofchee fei der, auf welchem Sakob fchlief, da er bei
Bethel die Himmeldleiter im Traume ſah. Dies erflärt e8, wie Vitriac. fagen
Tann: Hierusalem sancta, quae vocata est Bethel et Luza.
33) Jowett 249.
34) Rob. 2, 80 fg. Roſenmüller (a. a. D) führt die Mofchee el Akſa Cd. i.
die Außerfte, weil fie von den 3 heiligften Mofcheen zu Medina, Mekka und
Serufalem von Arabien aus die nörblichfte ift) als identifch mit der Sakhara an.
Gewiß find es 2 Moſcheen, doch gibt fhon Ibn ol Wardy (Abulf. Tab. Syr.
180, vgl. mit &. 87) der Moſchee Sahara den Namen al Aksza.
34°) Rad) Andern nicht das Grab, fondern die Wiege Iefu. Rob. 2, 91.
35) Richardfon vergleicht fie mit denen der großen Ruinen von Balbek in Coͤle⸗
ſyrien. Hier iſt eine Steinplatte, melde eine Lade bedeckt, in welche Salomo
den Teufel hineinbannte, welcher Lade das Itinerar. hierosol. ſchon gedenkt:
est ibi et cripta ubi Salomon daemones torquebat. Näheres Rob. 2, 89;
defien R. U. 72. 80. Krafft 71.
262 Jernſalem.
wahrſcheinlich der äußern Umſchließung des alten Tempels. „Die colof-
Salen Subftructionen weifen unzweifelhaft auf alte Zeit zurüd. Unge
heure Quadern von Kalkftein, darunter einige von 24 Fuß Länge, 5.3.
an der Norboftede, ja ein Blod von 30 Fuß Länge an der Südweſt⸗
ecke, liegen manchmal in vielen Schichten unverrüdt auf einander. Von
der Nordoftede des Haram bis zur Süboft- und Südweſtecke und von
hier noch eine geraume Strede nad Norden laſſen fi diefe Sub⸗
fiructionen verfolgen und haben einem großen Bauwerke zufammen
angehört’’ *0).
C. Via dolerosa.
Der angeblihe Weg Chriſti vom öſtlichen Stephansthore bis zum
nordweſtlichen Galvarienberge. Geht man durch das Thor in bie Stadt,
fo bleibt die Mofchee Sakhara links, und nahe dem Thore, an ihrer
-Ummauerung, der fogenannte Teich Bethesba ?’) oder Schafteih. Er ift
vieredig, ausgemauert; zu des Cotovicus Zeit baute man Kürbiffe und
Kohl darin. Die Eingeborenen nennen ihn Birke Zöräil. Früher war
in feiner Nähe ein zweiter Teih, Struthion⸗Teich genannt, unfern der
Annenkirche; diefer ift jetzt verſchwunden, er galt fonft für den Teich
Berhesda ”). Dort zeigt man ein Haus, unter welchem Anna bie
Jungfrau Maria in einer ausgehauenen Höhle geboren haben ſoll ’”).
Weiterhin kommt man zu angeblichen Reften der Burg Antonia unb
dem fogenannten Palaſt des Pilatus. An defien Statt ſteht jegt ein
türkifches Haus, mo der Gouverneur von Serufalem wohnt; es ſtößt mit
feiner Sübfeite an den Hof der Sakhara °). In diefem Hanfe zeigt
man die Zimmer, wo Chriſtus verfpottet wurde. Man geht etwas bergab
heraus; hier war ehemals die heilige Treppe. Neben ihre wird der Bogen
Ecce homo gezeigt, auf welchem Pilatus Chriftum dem Volke mit ben
Worten: Sehet, welch ein Menfch ift das! vorftelltee Auf der andern
Seite der Straße ift das Zimmer, wo ber Herr ‚gegeißelt wurde );
36). Kraft 69. Weiter unten komme ih noch einmal zurück auf diefe Sub»
ftructionen, wenn von dem durch Robinfon entdediten Brückenbogen nahe der
Südweſt⸗Ecke der Tempelarea die Nede fen wird. .
37) Cotovicus 258. Nah Maundrel (135) ift der Teich 120 Fuß lang,
40 Fuß breit, 8 Kuß tief.
33) Näheres bet Krafft S. 175. Das Onomasticon, das Itinerar. hieros.,
Wilhelm von Tyrus erwähnen diefe Teiche. Strutbionteih: Teich des Seifen:
krauts; Bethesda: Haus der Barmherzigkeit. Robinſon Hält den jetzt fogenannten
BethesdasTeich für einen Theil des Keftungsgrabens der Antonia. Im Verfolg
mehr hierüber. | -
39) So berichtet Shen Will. Tyr. 795. Es war jedoch fritfig, ob Maria
in Ierufalem, Sepphoris oder in Nazareth geboren fei (Duaresm. 2, 104). —
Bol. über das Haus ber Anna den Cotovicus ©. 300, Della Valle ©. 37,
Hide © 100. Später Mofchee : Cotovicus 258. Jetzt Pferdeftal: Dtto v.
ihter ©. 27. ' .
40) Maundrell 134. Es liegt an der Nordweſtecke des Moriah, ftößt füd:
waͤrts an diefen, nicht nordwaͤrtz, wie die Ueberfegung fagt. Vgl. Della Balle
S. 33 fg. Auf der Nordweſtecke des zweiten Zempels lag, nach Sofephus, die
Burg Antonia. " \ i
41) Maundrel a. a. O. Die heilige Treppe ift jebt in einem eigenen Gebäude
Jeruſalen. 268
weiterhin auf dem Schmerzenswege bleibt rechts auf dem Berge Be⸗
zetha“) die Ruine eines Hauſes, welches man ohne allen Grund für
Herodis Haus ausgibt; dann kommt man einer Kirche vorüber, die ge
baut ift auf den Punkt, wo Maria beim Anblick des, unterm Kreuze
niederfintenden Herrn in Ohnmacht fiel; hierauf dem Drte, wo dem
Simon von Eyrene dad Kreuz aufgelegt wurde; weiter dem Punkte,
wo Chriſtus fprach: „weinet nicht” ; noch weiter bem Haufe ber heil.
Veronika, welche dem Herrn Blut und Schweiß mit ihrem Schleier
abgetrodnet haben fol, auf welchem das Bild Chrifti zurückblieb ).
Bon dba kommt man zum Richtthor (porta judicialis), angeblich das
altefte der Stadt, welches gegenwärtig aber innerhalb der Stadt liegt,
und zwar c. 200 Schritte vom Galvarienberge und dem Grabe Chriſti.
Die Länge bed ganzen Schmerzensweges beträgt 1220 Schritte oder eine
beutiche Biertelmeile *').
D. Die Kiche des heiligen Grades.
Bei Beichreibung berfelben ift der Riß zum Grunde gelegt, welchen
Korte mittbeilt *°).
Es find eigentlich drei Kirchen, jedoch alle drei unter Einem Dache.
Auf ber Abendfeite ift die bes heiligen Grabes, von ihr nach Morgen zu
Roms, seala santa genannt, neben der berühmten Kirche &t. Johann von La⸗ ”
teran. Vgl. Eotovicus 253. 356. 257.
43) Chateaubrianb 119. Der erfte Theil der via dolorosa ſcheint ziemlich auf
der Grenze der Berge Moriah und Bezetha von Dften gen Welten zu laufen.
43) Diefer Schleier ift zu Rom in der Petersticche. Eotovicus 254. — Alte
Chriſtusköpfe haben einen ſolchen Schleier zum Grunde.
44) Ich habe alle diefe Punkte angegeben, da fie zum Berftändniß der Nach⸗
ahmungen der via dolorosa dienen, wie fih 3. B. eine In Nürnberg, eine zweite
in Sörlig, andere an fo vielen Wallfahrtöcrten finden. Vgl. Zroilo S. 244. —
Robinfon (R. U. 135) konnte Feine Anfpielung auf die via dolorosa vor dem
im 14ten Sahrhundert lebenden Marinus Sanutus entdeden. Brocarbus er-
wähnt die via nicht.
45) Er flimmt fehr genau mit den Grundriffen von Cotovicus (186) und
dem ded Stephan Schulz (Paulus Th. VI) überein. Einiges Ueberflüfſige habe
ich weggelaffen. Alles Beichreiben eines fo verworrenen ebäudes, ohne Hinzu
fügung eines Grundriſſes, ift vergeblih. Weder Korte no Cotovicus haben
einen Mapftab beigefügt. Die Entfernung von dem Orte der Kreugigung zum
Grabe finde ich bei Zoliffe (177) zu 40 Fuß, von Clarke (599) zu 40 Schritt
angegeben. Da ein Theil des Innern der Kirche 1807 ausbrannte und etwas
verändert wieder aufgebaut wurde, fodaß man z. B. vieredige Saulen ftatt runder
nahm (D. v. Richter ©. 18): fo entſprechen jene Grundrifle der gegenwärtigen
Kirche, jedoch nur in minder wefentlihen Dingen, nicht ganz. Nach jener
Feueröbrungt find „die allgemeine Anlage des Gebäudes und die Anorönung der
7 Stationen mit fo großer Genauigkeit beibehalten worden, daß die alteften Be:
hreibungen in diefer Hinficht vollfommen gut auf den jehigen Zuftand paflen.”
Budingham 1, 211. ,
In neuerer Zeit haben Williams und Krafft Pläne der Auferſtehungs kirche
geliefert, welche mit dem hier mitgetheilten im MWefentlihen übereinftimmen ;
a nmination geben fie an, welche Kirchentheile den verfchiedenen Confeffionen
angehören.
264 Irrruſalem. |
die bes Galvarienberges, an welche wiederum gegen Morgen die Kirche
der Kreuzerfindung ſtößt. Auf der Mittagsfeite ift der Eingang in bie
Geſammtkirche (a), bei welchem außen links türkifche Thürhüter figen (b)
neben dem Glodenthurme (c) der Kirche. Beim Eintritt erblidt man
vor fich im Fußboden eine länglichte, mit einem Gitter umgebene weiße
Marmorplatte (d), auf welcher ber Leichnam Chrifti von Joſeph von
Arimathia und Nitodemus gefalbt fein fol. Rechts fieht man eine Art
Chor, wo der Ort ber Schädelftätte (e), welcher 18 Schritte im Geviert
hat‘) und zu welchem feitwärts 18 Stufen (f) hinaufführen. Es find
zwei gewölbte Kapellen, bie eine an dem Plage, wo der Herr ‘and Kreuz
genagelt wurde (g), die zweite, wo feirt Kreuz zwifchen denen ber beiden
Schaͤcher aufgerichtet mar (h) und wo. beftändig 13 Lampen brennen ).
Die Hohle feines Kreuzes ift mit Säberblech überzogen, auf welchem
man auf griechifch die Worte Pf. 74, 12 eingegraben: „Hier Bat Gott,
unfer König, vor Zahrhunderten das Heil im Mittelpunft der Erde be-
wirft‘), Zwiſchen jener Hohle und dem Kreuzespunft des Schächers
zur Linken zeigt man eine Spalte im Selfen, bie zur Zeit bes Leidens
Chrifti geriffen fein fol. „Man muf aber mit einer Kerze dahin leuch⸗
ten’, fagt Korte, „da man benn etwa zwo Spannen tief hineinfehen
kann.” Dagegen erzählt Eotovieus: nach ber Meinung Vieler dringe fie
"8 zum Centrum ber Erde und bebeute, weil fie zwifchen dem Kreuze
.Chriſti und dem bes gottlofen Schächers, die Scheidung der Gottlofen
von Chriſto. Unter der Kreuzedcapelle auf gleichem Boden ift die Ca⸗
pelle des Apofteld Johannes, wo man bie Fortfegung des Riſſes fieht.
Nach der Legende fand man ben Schädel Adams in diefer Spalte *°).
46) Jahn 345. — Daß man fi unter dem Calvarienberge nur eine ganz
Heine Erhöhung zu denken habe, ergibt fi aus der Befchreibung der Kirche.
Rah Monro 1, 212 ift die Treppe aus einem einzigen Blod ((?) single stone),
worauf die Mönche aufmerffam machen, zum Beweife, daß die Kapelle auf le⸗
bendigem Fels ftehe, welcher in der Kreuzkapelle felbft, wie fie fagten, nur über
kleidet fei (the stonework cases the rock).
AT) Dtto v. Richter S. 32.
48) ‘O 8 Yeds, Baodeis Apwy, rıpd aluvos elpydoato awrnplav Ev eco
ne vijc. Pf. 74, 12 in der LXX. Cotovicus 166.
49) Christi sanguine adspersa creditur Adami calvaria, qui sub loco, quo
crux Domini fixa est, humatus traditur ab antiquis, fagt Eyprian. Coto⸗
vieus 169. Auch Origenes (Tract. in Matth.) fagt: es fei ihm eine Tradition
sugefommen, der Leihnam Adams fei am Kreuzigungsorte begraben worden ,‚Eda
werde er auferftehen kraft der Auferftehung des Ertöters, Ambrofius zu Luc. 23
fagt: Ipse autem crucis locus supra Adae sepulturam. Congruebat quippe,
ut ibi vitae nostrae primitiae locarentur, ubi fuerant mortis exordia. End:
lich in einem Briefe der Paula an die Marcella (bei Hieronymus): Unde et
locus, in quo crucifixus est Dominus noster, Calvaria appellatur: scilicet
qued ibi sit antiqui hominis Calvaria condita, ut secundus Adam et sanguis
. Christi de cruce stillans primi Adam et jacentis protoplasti peccata dilue-
ret, et tunc sermo ille Apostoli compleretur Eph. 5, 14. Diefem raumlichen
Parallelifiren entfprach ein zeitliches. Willerm. Tyr. (758) fagt: Gottfried von
Bouillon habe Zerufalem erobert qua die et qua hora pro mundi salute in
eadem urbe passus est Dominus ... Eadem enim die et primus homo con-
x
Jeruſalem. 265
Bor der Johannestapelle fanden die ſteinernen Saͤrge ber beiden erſten
hriftlihen Könige von Serufalem, Gottfried von Bouillon und Bal-
duins I. (1). Jener hat die Inſchrift: Hic jacet inclytus Godofridus
Bulion, qui totam istam terram acquisivit cultui christiano ; cujus
anima requiescat in pace. Auf Balduins Sarge fteht:
Rex Balduinus, Judas alter Machabeus,
Spes patriae, vigor ecclesiae, virtus utriusque, '
Quem formidabant, cui dona tributa ferebant
Cedar et Aegyptüs, Dan ac homicida Damascus,
Proh dolor in modico clauditur hoc tumulo °°),
Geht man von ber Treppe bed Calvarienberges (f) nach ber Mor-
genfeite der Kirche, der hierher gebrachten Säule Improperiü (k) °°®),
d. i. an welcher Chriſtus gekrönt und verfpottet worden, vorüber, fo
fommt man an eine (1) 21 Stufen hinab zur Capelle der St. Helena
(m) führende Treppe, 11 Stufen tiefer zu dem Orte, wo das Kreuz
Chriſti nebft denen ber beiden Schächer aufgefunden wurde (n). Die
Legende erzählt nämlich: die Juden hätten, um das Angedenken bes
Leidens Chriſti ganz zu vernichten, die Kreuze Chriſti und ber Mörder
bier in eine tiefe Eifterne geworfen. Nachdem fie ba viele Jahre ver-
borgen gelegen, habe fie bie heilige Helena um das Jahr 326 ausgra-
ben laſſen, den Ort felbft aber durch Juden, welche fie torquiren ließ,
erfahren. Das Kreuz Chrifti habe man daran erkannt, bag Macarius,
Bifhof von Jeruſalem, eine Todtkranke mit den beiden Kreuzen ber
Schächer vergeblich berührt, buch Auflegen bes Kreuzes Chrifti aber
geheilt Habe °'). — Weiterhin auf der Morgenfeite zeigt man bie Ea-
pelle (0), wo die Kriegsknechte bie Kleider bes Herrn getheiltz weiterhin
die Gapelle bes Longin (p.), welcher, nach ber Legende, bie Seite Ehrifti
durchftochen und hier viele Jahre Buße gethan. Geht man von erfie-
rer (0) gräde gegen Abend, fo fteigt man auf Stufen (q) zum Altar (r)
der Calvarienkirche; weiter fommt man zum Griechenthor (s), wo ein
Punkt (t) durch eine runde Höhlung von zwei Fuß im Durchmeffer als
Mittelpunkt der Erde bezeichnet if). Geht man in bderfelben abend-
lichen Richtung weiter, fo führen 3 Gitterthüren zwifchen zwei breiten
ditus et secundus pro primi salute morti traditus esse dicitur. DBgl. Re
land 860, und dad dem Zertullian angefügte Gedicht adversus Marcionem im
zweiten Geſange.
‚, 50) Diefe Infchriften find jest in der Wand befeftigt, von Griechen aber mit
Gyps überworfen (Soliffe &. 100) ; fie haben beide Gräber abfichtlich zerftört
(D. v. Richter ©. 22). Nahe bei diefen Gräbern, an der Sübfeite des Ehors der
Calvarienkirche, find die Gräber der Übrigen Könige von Ierufalem (x). In der
Sacriftei verwahrt man auch dad Schwert Gottfried von Bouillon. _
50°) „Improperium: dedecus, convitium, injuria, derisio.‘“ Du Fresne
s. v. Improperium,
51) Socrat. 1, 13. Sozomen. 2, 11 und des Ambrofius Leishenrede auf
Theodoſius. Cotovicus 161. Clarke 550.
52) Cotovicus 187. Die Griechen berufen fih ebenfalls auf Pf. 74, 12,
welchen die Vulgata nad) Vorgang ber LXX fo überfest: Deus autem, rex
noster, operatus est salutem in medio terrae.
266 | Jernfalem. _
Pfeilern hindurch in bie Kirche des heiligen Grabes **). Diefe bilder
einen, mit einer Kuppel bebedten, Cylinder, beffen Duxchmeſſer 72
Schritte beträgt‘). Zwei Säulengänge, einer gleicher Erbe, ein zweiter
über diefem, laufen längs ber runden Wande der Kirche. Die Kuppel
hat in der höchſten Mitte eine große Freisförmige Deffnung, durch welche
die Kirche Licht erhältz ſenkrecht unter dieſer Deffnung ift das heilige
Grab (u, v). Dies gleicht einer Grotte in einer Felsmaſſe, welche fich
über den Boden ber Kirche erhebt. Die Felsmaſſe ift umbaut und mit
einem Thürmchen überbaut, fo daß fie von außen einer Capelle ähnlich;
die Engelöcapelle (u) ift ganz aus gebrannten Steinen der Grabcapelle
(v) angebaut; beide haben zufammen 70 Schritte im Umfange, die Höhe
ift eima 50 Fuß. Eine Thür führt zuerft in die mit rothem Damaft
ausgeſchlagene Engelscapelle (u), wo ber Stem ift, auf welchem angeb-
ich der Engel nach der Auferfiehung ſaß. Aus diefer Vorcapelle kommt
man durch eine zweite, fehr niedrige Thür zur eigentlichen Grabhöhle
(v) °°), deren Felswände mit meißeni Marmor bebedit find. Die Dede
ift duch den Dampf von 50 filbernen Lampen, welche hier Tag und
Nacht brennen, ganz gefchwärzt, wiewohl der Dampf durch oben ange-
brachte Löcher entweichen Fann. Die Grabböhle ift 8 Fuß lang, 7 Fuß
breit, 7 Fuß hoch. Der Sarkophag von blaulih-weißem Marmor ift
c. 6 Fuß lang, 3 Fuß breit, 2 Fuß tief; etwa 3 bis 4 Menfchen ha⸗
ben neben ihm in der Grabhöhle Plag *) Am Sarkophage ſteht das
Gemälde eines ſpaniſchen Meifters, bie Auferfiehung Chriſti vorftellend *”).
Berfchiedenen Nationen und Gonfeffionen gehören verfchiedene ber
genannten Heiligthümer, auch eigene Gapellen an. Um ben Befig des
n
53) Jahn 345. oo. 2
54) Rach Art des Pantheons in Rom, der Fatholifchen Kirche in Berlin u. a.
Form und Größe nach Eotovicus Angabe (8. 179). Otto v. Richter (S. 17)
faßt die Grabeskirche, die Calvarienkirche und die Kreuzerfindungskirche uld eine
einzige (in Kreuzform (?)) zufammen, welche 120 Schritte lang, 70 breit fei.
Maundrell (90) gibt ihr 100 Schritt Lange, 60 Breite. ‚Vgl. Profefh 59.
55) Nach dv. Suchen (weldher von 1336 bis 1350 in Palaͤſtina war) hatte das
Grab folgende Infchrift:
Mortuus hic jacuit, mortem dum morte peremit,
Hic Leo dormivit, qui pervigil omnia trivit.
56) Jahn 344. Richardfon 32%. Daß das früher unterirdiſche Grab groften-
ähnlich fich über den Fußboden der Kirche erhebt, wird dem beim Bau der Kirche.
nothwendigen Wegbrechen des Felſens zugefchrieben. Vgl. Zroilo S. 284. Nad
Dela Balle (S. 40) gleicht dies Grab einem Altar, unter deflen Platte eine
Höhlung ift, in welcher der Leichnam lag. Nah Sham (229) fteht über dem
Plage, wo der Körper hingelegt war, ein Länglichter fteinerner Zifh oder thorus
(xıBasrıov), der den Iateinifhen Chriften zum Altar dient. Nach Prokeſch (57)
ift das Grab in Feld gehauen und mit Marmor auögelegt. ,
57) Außerdem find in der Grab» und Calvarienkirche die Punkte bezeichnet,
wo das fogenannte Gefängniß Chriſti war (w), wo der Herr verweilte, bis man
das Loch zum Kreuze gegraben, wo Maria und Johannes bei der Kreugigung
neftanden, wo reihus nach der Auferftehung ber Magdalena, und wo er feiner
Mutter erfihien (y)5 das Grab des Nitodemus oder Sofeph von Arimathia ;
‚endlich das Grab (Korte) oder ein Altar (Eotovicus) des Melchiſedeck, und der
Ort, wo Abraham den Iſaak opfern wollte (!).
Icruſalem. 267
heiligen Grabes ſelbſt ſtritten ſich früher Griechen und Lateiner grimmig,
Letztere verloren ihn 1674, erhielten ihn aber 1690 durch Vermittelung
Ludwig XIV). Der Chor, die Kreuzigungsſtätte u. A. gehören den
Griechen, die Helenacapelle den Armeniern, bie Kopten haben ein klei⸗
nes Oratorium; früher hatten auch Georgianer eine Capelle. 30 grie⸗
hifche, 15 armenifche, 12 Tateinifche und 2 koptiſche Geiftliche leben für
beftändig in und neben der Kirche. Die Wohnung der Griechen ift an
der Südſeite, bie der Lateiner an ber Nordfeite ber Kirche angebaut und
begreift eine kleine Nebenfirche (z). Diefe Geiftlichen verfehen alles Got-
tesbienftliche und erhalten Effen durch ein Loch der Thür”).
Dem Hieronymus zufolge wurde von Hadrian bis auf Eonftantin,
ungefähr 180 Jahre binduch, auf dem Orte der Auferftehung das
Bild Jupiterd, auf dem Kreuzesfelfen die marmorne Bildfäule der Ve» '
nus verehrt *2). Kufebius erzählt: über dem heiligen Grabe hätten bie
Heiden einen Tempel ber Venus errichtet, welchen Conftantin der Große
- fehleifen und dafür eine prächtige Kirche erbauen laſſen °). Der Bau
begann im Jahre 326 und endete 336; Eufthatius aus Conftantinopel
leitete bdenfelben °°*). Unter dem Perferfönig Chosroes warb bie Kirche
a. 614 verwüſtet; Kaifer Heraclius, nachdem er bis zum Jahre 628
den Chosroes befiegt, erneute diefelbe. Der Khalif Hakem zerflörte fie
von Neuem a. 1011; defien Sohn Daher gab aber, auf Fürbitte des
griehifhen Kaiſers Romanus, dem Patriarchen Nicephörus die Erlaub-
niß zum Wiederaufbau der Kirche, welche 1048 vollendet wurde, der-
felben Kirche, die 1807 inwendig. ausbrannte. Doch vereinigten erft die
Franfen nad) der Eroberung Serufalems durch Gottfried von Bouillon
die bis dahin vereinzelten Dratorien bes Calvarienberges und bed Ortes
der Kreuzerfindung mit der Grabkirche zu einem großen Ganzen *°b).
38) Maundrel 9.
59) Otto v. Richter 22. 23. Dem Pilger Foftet der erfte Befuch der Kirche.
33 Piafter. Auch Pilger bleiben mehrere Zage und Nächte in der Grabkirche;
Korte blieb 3. B. 5 Zage und 5 Nächte, Cotovicus 6. An Kefttagen nur ift
freier Eintritt. — Bon den Zweifeln über die Aechtheit bes heiligen Grabes und
den Streitigkeiten der Religionsparteien fol weiterhin gefprochen werden.
59°) Hieron. Ep. ad Paulinum. Ed. Vallars. 1, 321. Daher wird von
Ambrofius in einer Predigt Über Pf. 47 der Ealvarienberg Venerarium genannt.
gl. Sozom. 2, 1. Nicephor. 8, 28. Rufini Hist. eccles. 1, 7.
60) Euseb. de vita Constantini 3, 25—40. Durch jenen Benustempel mußte
der Drt des Grabes im Andenken erhalten merden. -
60°) Nach Eufebius erbaute Eonftantin Thon 3 Kirchen, die des h. Grabes,
der Kreuzigung und Kreuzerfindung, nach Theodoret 1, 18 betrieb Conſtantins
Mutter Helena, ald Pilgerin in Ierufalem gegenwärtig, den Bau.
will. Tyr. 631. 632. 747. Kaifer Conſtantinus Monomachus beftritt
die Baufoften. Die Kirche, fagt Willermus, war rund. Tectum habet, erectis
in sublime trabibus, et miro- artificio in modum coronae contextis apertum,
et perpetuo patens, unde lumen ecclesiae infunditur necessarium, sub quo
hiatu patulo Salvatoris positum est monumentum. an; Übereinftimmend
mit der jegigen Grabkirche. Die Hiftorifchen Nachrichten über diefe Kirche hat
Duaresmius (2, 358 fg.) zufammengeftelt. Merkwürdig iſt das Über Eonftan-
tind Kirche im Itiner. hierosol. Gefagte, da der Verf. (a: 333) während des
Baues in Serufalem war. Adamnanus (1, 2) gibt die Beſchreibung der zwei-
ten, von Heraclius erneueten Kirche, wie fie im Tten Jahrhundert geftaltet ge-
268 Jeruſalem.
X. Das Kloſter San Salvador und einige andere Punkte
Serufalems.
Jenes Klofter ift nur etwa 200 Schritte von der Kirche des hei.
ligen Grabes entfernt, einer Feftung ähnlih. Es gehört den Franzis»
Fanern (Minoriten), wie alle römiſch⸗katholiſche Klöfter Palaftinas.
Sonft hatten diefe Mönche ihr Klofter auf dem Zion neben bem Coe-
naculum; dies ward ihnen von den Türken im Jahre 1561 genommen
und dafür das gegenwärtige eingeräumt °°%). Hier kehren bie meiften
Pilger ein; die freundliche Aufnahme wird felbft von Proteftanten ge«
rühmt. Zum Klofler gehört eine Kirche. -
Den Reifenden zeigt man außer ben befchriebenen heiligen Stätten
Serufalems noch manche andere angebliche Denkmale. Go die eiferne
Pforte Petri (Up. Geſch. 12, 10), deſſen Gefängnig am Fuße bes
Calvarienberges; die Häufer von Marcus, Thomas‘) u.f.w. Südlich
von der Grabkirche liegen die weitläuftigen Ruinen des ehemaligen Jo»
banniterpalaftes. Ä Ä
- 6.
Stadtquartiere.
Die Griechen und Katholiken haben ihre Klöfter %) und Haͤuſer
im Nordwefttheile der Stadt, in ber Gegend bes heiligen Grabes, bie
Armenier wohnen auf dem Berge Zion um ihr Hauptklofter herum, bie
Juden zwifchen Zion und Moriah, Türken und Araber auf dem Beze-
tba, außerdem zerfireut in allen Quartieren; fie haben viele Mofcheen
außer den zwei Hauptmofcheen auf bem Moriah.
° 7.
Die nächſten Umgebungen Ierufalems.
In der nächften Umgebung Jeruſalems ift außerhalb -ber Mäuer
Fein Landgut, Bein Haus wegen Unficherheit °).
Wir wollen zum nörblihen Thore von Damaskus hinausgehen,
wefen. Sie war. rund und ward von 12 Säulen getragen. In ihrer Mitte
das in Stein ausgehauene Grab, in welchem ter terni homines ftehen Eonnten,
die Höhe Über Menfchenhöhe. Der Eingang zum Grabe an der DOftfeites von
außen war ed mit Marmor bekleidet. Oſtwaͤrts von ber Auferftehungsfirche
ftand eine viereckige Kirche auf Golgatha, oſtwaͤrts von diefer wiederum das bon
Eonftantin erbaute martyrium, wo das Kreuz gefunden worden. Einer Belsipalte
iſt nicht gedacht. Im Ganzen mit dem Gegenwärtigen Üübereinftimmend.
60°) Quaresm. 1, 428.
61) Korte S. 70. Chateaubriand 119. 122. Quaresm. 2, 89. 93. 95.
62) Die Lateiner befigen jedoch nur dus eine Klofter und die eine Kirche
St. Salvator (Scholz 273); die Griechen haben 12 Klöfter, eined davon mit
50 Mönchen neben der Grabkirche (Scholz a. a. D.), außerdem ein breizehntes
am Biondthore. Die Armenier haben 3 Klöfter auf dem Zion, Kopten 2, Syrer
und Abeflynier haben jede ein kleines Kiofter (Fisk &. 261 u. 262). Bon den
verſchiedenen Völkern und Religionen in Paläftina f.u. Jowett 291. Die Ver-
theilung der Einwohner Ierufalemd nad Religion und Confeffion ift auf den
Stadtplänen von Schulge und Krafft angegeben.
63) Mayr 173.
Jeruſalem. 269
und links gegen Abend wenden, fo um bie ganze Stadt herum gehen
und die vielen von Alters ber berühmten Orte, Berge, Quellen ıc. be
trachten.
A. Weſtſeite ber Stadt.
Der Weg führt uns zum Berge Gihon *), von welchem die Straße
von Jaffa herunterkommt, und deffen. füböftlicher Abfall fich in die Stadt
bineinzieht, fo dag das Kloſter St. Salvator und die Kirche des heili⸗
gen Grabes felbft auf dem Abfall liegen). An diefem Berge außer:
halb der Stadtmauer ift ein Quell und Wafferbehälter: der obere Teich
Gihon °°) (Birke el-Mämillah), von welchem aus das Thal Gihon
zwifchen ber füdlichen Fortfegung des Berges Gihon und der Weftmauer
Serufalems beim Saffathore vorbei zum untern Teich (Birket e8-Sultän)
lauft). Bon bier an heißt das Thal: Thal Ben Hinnom °°), und
zieht um die fleilen wmeftlihen und füblichen Abfälle des Berges Zion
herum, bis es an beffen Südoftfeite in das Thal Joſaphat, das Thal
bes Bachs Kidron, mündet. An den Thalfeiten rechter Hand, welche
dem Zton weftlich und füblich gegenüber liegen, finden fich gehauene Fel⸗
fengräber, zum Theil mit der Infchrift: eng aylag Zuwv. Es iſt bier
eine Nekropolis, die ſich noch bis unterhalb der Vereinigung bes Thales
64) Der Name: Berg Gihon auf dem Plane von Catherwood wurde wahr:
fheinlich zuerft von Brocardus gebraudt. Rob. 2, 25.
65) Eotovicus 151 u. 155: Monasterium in monte Gihon situm loco emi-
nentiori ipso Calvariae monte, a quo distat passus circiter 160.
66) Nah Zroilo (361) fleigt man auf zwei Treppen zum verfallenen ni
Gihon hinunter. Er ift 316 Ruß lang, 200 breit, 18 tief, und wahrfceinli
der 2 Kön. 18, 17; Jeſ. 7, 3 u. 36,2 erwähnte obere Zeih. Will. Tyr. 747:
superior piscina quae hodie vulgari appellatione dicitur lacus Patriarchae.
Bol. Cotovicus 149. Maundrel 136. Richardfon auf feinem Srundrig Nr. 91.
Nach Robinfon und Krafft ift diefer Teich identifh mit dem Drachenbrunnen,
welhen Richardfon und Sieber dagegen auf die nordöftliche Seite Serufalems-
fegen, nahe an den Kidron; Cotovicus auf die füdöftlihe, nur einen Steinwurf-
vom Siloah; nad Nehemia 2, 13 dürfte er jedoch fehr wahrfcheinlidh auf der
füdweftlichen Seite der Stadt liegen. Ein Beifpiel, wie derfelbe Gegenftand
Pd a in Nordweft, Rordoft, Südoſt und Suͤdweſt der Stadt
geſucht wird.
67) Der Zeich, welcher Jeſ. 22, 9 erwähnt wird. Bol. Rob. 2, 131. Der
Sage nad) ift dies der Teich Bathſeba (Eotovicus 286. Maundrell 126). Nach
Andern war aber ein Zeih in der Stadt, nahe dem Saffathore, welcher 1844
zugeſchüttet wurde, der Zeich der Bathſeba (Krafft 93). Der untere Teich liegt
300 Schritt vom Jaffathore, er ift 592 Fuß lang, 245— 275 Fuß breit und
35 —42 Fuß tief. Rob. 2, 132. Innerhalb der Mauern, 100 Schritte vom
Kaftell (Davids Thurm), 200 von der Grablirche, Liegt der Zeich des Hiskia
(2 Ehron. 32, 30), gewöhnlih Birket Hammäm el Batrak genannt, welcher
240 Fuß lang, 144 8. breit ift, und von dem obern Teiche Wafler empfängt.
Er ift wahrfcheinlich der Mandelteich (amygdalon) des Zofephus, und hieß aud)
piscina s. sepulchri. Quar. 2, 717.
68) Ge Hinnom: Thal Hinnom. Ge Ben Hinnom: Thal der Kinder Hinnom,
Sof. 15, 8; 18, 16. Im Neuen Left. T’deva, für Hölle, Matth. 5, 22; 18, 9.
Im Winter hat das Thal Waffer, zur Sommerzeit fehlt es. Nach Joſ. 15, 8;
18, 16 fcheint ein und derſelbe Berg das Thal Hinnom weſtlich, das Thal Ne
phaim nördlich begrenzt zu haben.
270 Jeruſalen.
Hinnom mit dem Thale Joſaphat fortzieht 9). Robinſon (2, 175) be-
fchreibt die Gräber fo: „Eine Thür in der fenkrechten Wand des Fel-
fens, gewöhnlich Elein und ohne Verzierung, führt zu einer oder mehrern -
Beinen Kammern, welche aus dem Felfen ausgehöhle find... Man
findet gelegentlich, wiewohl nicht immer, Nifchen ober Nuheftellen für
die todten Körper.’ .
B. Sübfeite ber Stadt.
Auf dem füdlichen Berge, Zion gegenüber, ift der angebliche Zöpfer-
ader (Blutacker, Hakeldama, Campo santo), ber Sage nach ber für
Judas Blutgeld gekaufte (Matth. 27, 8; Ap. Gef. I, 19) 2), Er
ift etwa 90 Fuß lang, und halb fo breit. Hier werben bie Pilgrime,
mit Ausnahme der Kateiner, begraben. Die Hälfte des Aders nimmt
ein 30 Fuß hohes Beinhaus ein, in welches man bie nadten Leichname
durch fünf oben angebrachte Deffnungen hinabläft’”). Dem Blutader
gegen Abend ift der Berg bes böfen Raths?!), mo bie Ruine eines
. Haufes, in welchem angeblich bie Juden den Beſchluß faßten, Chriſtum
zu tödten; ferner ift in der Nähe ein Gewölbe, in weldem ſich acht
Apoftel nach der Gefangennehmung des Herrn verſteckt haben follen.
Das Thal Ben Hinnom vereinigt fih mit dem Kidronthale Jo⸗
faphat am weftlihen Fuße des Aergernifberges, d. i. bes Südtheild vom
Delberge "'*). Nach der Vereinigung wendet fit) der Kidron, welcher
von Norden kommt, und fließt dann in berfelben Richtung, mie das
Thal Hinnom läuft, nämlich gen Oſten, längs dem Südabfalle des Del-
berge, nah St. Saba und dem todbten Meere’). -
In der Weitung, welche das Thal Ben Hinnom und Sofaphat
hier bilden, liegt ein Brunnen, angeblich der des Nehemia, deffen 2 Matt.
1, 19— 22 gedacht wird. Die Eingeborenen nennen ihn Bir Eyüb:
69) Kraft 190 fg. Rach ihm bezieht ſich die Infchrift: ic aylas rev
darauf, daß diefe Gräber der auf Zion gelegenen Apoftellicche (coenaculum,
dyla Zus) angehörten.
69°) Acheldemach, ager sanguinis, qui hodie monstratur in Aelia ad
australem plagam montis Sion (Onom,). Nabe dem Zöpferadier wird noch
heute weißer Thon gegraben. Krafft 193. VBgl. Rob. 2, 178.
70) Maundrell 128. Er u.4. widerfprechen der Meinung, ald verweften bie
Leichname ſchnellerz; Pharaonis Mäufe verzehrten biefelben, gt Zroile S. 359.
Im Jahre 1218 führten Pifaner eine große Menge Erde des Töpferaders nach
Piſa auf ihr berühmtes Campo santo; nad) Quaresmius ſchickte Kaiferin He⸗
lena von der Erde auf dad Campo santo Roms.
71) Rah Eotovicus (289): Mons offensionis et domus mali consilii; da=
gegen Maundrell, Fisk, Rauwolf u. A. den Sübdgipfel des Delberges für den
erg des Aergerniffes halten, wo Salomo den Bögen geopfert, übereinflimmend
mit 1 Kön. 11, 7, wo es heißt: Da bauete Salomo eine Höhe Eamos, dem
Greuel der Moabiter, auf dem Berge, der vor (d.1. im DOften, nicht im Süden)
Serufalem liegt.
0,2) Coelas i. e. vallis Josaphat inter Jerusalem et montem Oliveti.
nom.
7N unbegreiflicher Weiſe wendet ſich, nach den von Pococke, Richardſon und
Jowett mitgetheilten Grundriſſen, der Kidron am Südoſtabfall des Zion gen
Weſten, in einer mit dem Thale Ben Hinnom gleichlaufenden Richtung.
+.
Jeruſalem. 271
Hiobsbrunnen. Er iſt 125 Fuß tief, und enthielt, da ihn Robinſon
(2, 139) beſuchte, 50 Fuß hoch Waſſer. Zur Regenzeit läuft er über.
Wahrſcheinlich ift er identifch mit dem Brunnen Rogel (of. 15, 7. 85
18, 16. 17. 1 Kon. 1, 9) ”°).
C. Dftfeite der Stadt.
Hier wenden wir uns nun links und folgen dem weftlichen Ufer
des Kidron aufwärts in nördlicher Richtung. Da treffen wir einen
Maulbeerbaum, welcher ben Ort ber Eiche Nogel bezeichnet, bei welcher
Jeſaias auf Befehl Manaſſe's zerfägt worden fein fol’); Höher hinauf
den auf ber Grenze vom Zion und Moriah im Thale Tyropöon liegen»
ben Teich Siloah, welcher aus ber Gefchichte der wunderbaren Heilung
des Blinden (Soh. 9, 7) bekannt iſt '). Diefer Teich ift ein Bleiner
tiefer oblonger Wafferbehälter, der aus einem, einige Fuß höher liegen⸗
ben Eeinern, im Felſen ausgehauenen Becken, Waffer erhält, welches
dann aus dem Behälter in Gärten binabfließt, zum Oſtende des Thales
Hinnom, zum Tophet, wo einft die Einwohner Serufalemd ihre Söhne .
und Töchter dem Moloch verbrannten ’”°*) (Serem. 7, 31— 33, 19,
1—13; 2 Kön. 23, 10). Elfhundert Fuß, nordwärts vom Siloah,
am Dftabfall des füdlichen Moriah ift dee Brunnen Maris, deſſen Waſſer
durch einen im Zikzak Taufenden 1750 Fuß langen unterirdifchen Canal
in bad erwähnte Becken des Siloah fließt. Merkwürdig ift, daß der
Marien: (Jungfrauen-) Brunnen zu unbeflimmten Zeiten plöglich fteigt
und fallt’). Weiter aufwärts den Kidron bebalt man links bie öftliche,
auf hoher Kreidemand laufende Mauer Jerufalems ’’), in ihr das zu-
gemauerte goldene zur Mofchee Sakhara führende Thor, meiter nördlich
das Stephansthor. Die Oftfeite des Baches Kidron begrenzt ber weſt⸗
liche Abhang des Delberges. An und auf biefem Berge find eine Menge
Stätten heiligen Angebentend. Dem Teiche Siloah ſchraͤg gegenüber
13) Rah A. 7, 14, 4 ift Rogel: die Duelle im Königdgarten.
74) Clarke 573. Rob. 1, 3845 2, 147.
15) Näheres über Siloah fiehe unten: „das Wafler Serufalems”, und „Jeru⸗
falem zu Zitus’ Zeit.” . .
75°) Der Molochsdienft war unter den Königen Ahas und Manafle im
Schwange (2 Kön. 16, 35 21, 6; 2 Chron. 38, 33 33, 65 um den Dienft ab»
zuthun, verunreinigfe Joſia Tophet (2 Kon. 23, 10). Ara Thophet est in valle
filii Ennom, illum locum significat qui Siloe fontibus irrigatur. Hieron. in
c.7 Jerem. Rad dem Onom. s. v. Thaphet: est in suburbanis Aeliae us-
que hodie locus qui sic vocatur, juxta agrum Acheldama. Bu den Worten
Serem. 19, 6: Tophet fol einft Thal des Würgend genannt werden, bemerkte
ſchon Hieronymus: ‚dies fei bei Eroberung Serufalems durch Nebucadnezar und
Zitus in Erfüllung gegangen. „In Tophet wird man begraben, weil Fein Raum
ift zu begraben”, heißt e8 V. 11, was vielleicht geſchah, da bei der römifchen
Belagerung unzählige Zeichen durch die Belagerten von ben Mauern hinunter
geworfen wurben.
716) Quaresmius (2, 285—293) fpricht ſchon von dem wahrfcheinlichen unter:
irdifhen Sufammenhange des Sungfrauenbrunnens mit Siloah; Robinfon und
&mith bewiefen denfelben, indem fie aufs Mühfamfte dur den Berbindungss
Fanal krochen. Rob. 1, 3834; 2, 142 fg.‘
77) Chateaubriand 104.
—
272 Iruſalem.
liegt an dem ſüdweſtlichen Fuße des Delberges bad arme, kleine, von
Juden bewohnte Dorf Siloah, beffen Hütten zum Theil in Feld ge-
bauen find. Hier war der Thurm, deſſen der Herr Luc. 13. 4 ge
benft ’°). Nördlih vom Dorfe Siloah, den Kidron aufwärts, treffen
wir 4 Denkmale, zuerft das Grab bes Zacharias, dann ein Monument,
in welchem ſich ber Apoftel Jakobus bei der Gefangennehmung Ehrifti
verſteckt haben foll, weiter den Thurm Abfaloms, zulegt das Grab Jo⸗
ſaphats 9). Der Styl diefer Dentmale ift ein Gemifh von Aegypti-
fchem und Griechifhen, er ftimmt mit bem ber Felsdenfmale von Pe-
tea ”°®). Der fogenannte Thurm Abſaloms, deffen unterer aus Felfen
"gehauener Theil bem Grabe Zacharias gleicht, tragt eine gemauerte Spige.
Muhammedaner werfen im Borbeigchen Steine auf dies Denkmal und
fprechen: verflucht Abfalom, verflucht ewig die gegen Aeltern wüthen ®°)!
In der Nähe dieſer Denkmale find unzählige Felfengräber ber Juden,
unter andern bie in ‚weichen Kalkfels gehauenen fogenannten Gräber der
Propheten 2). Es ift die Fortfegung jener Nekropolis, welche fih längs
ber rechten Seite bes Thales Ben Dinnom hinzieht. Noch jegt begra-
ben fie bier ihre Todten.
Weiter ben Kidron aufwärts zeigt man in deſſen trodnem Fels-
bette °’) einen Fußtapfen, welchen ber Herr eingeprägt haben foll, ald er
zum Hannas geführt ward. Nahe babei ift die Brüde über den Kidron,
über welche man aus dem Stephansthore auf ben Delberg, zunächft zu
dem Garten Gethfemane geht”). Diefer hat etwa 160 Fuß im Ge-
vierten und eine Art Mauer. Noch ftehen acht vorzüglich "große Del-
bäume bier; daher fol der. Name fein, welcher Delpreffe bebeutet °?).
18) Otto v. Richter 31. - .
19) So die Folge diefer Denkmale nach Krafft (198) u. a.
79°) Krafft a. a. O. gibt eine genaue Beichreibung der Monumente, ebenfo
Mob. 2, 169 fe.
80) Dtto v. Richter 32. Cotovicus 295. Die Bedeutung ber vier Dentmale
bleibt zweifelhaft. Der griehifhe Styl zeigt, daB Abſaloms Thurm nicht
2 Sam. 18, 18 gemeint fein kann. Krüher deutete man diefe Dentmale mehr
oder minder anders. So jagt Adamnanus 1, 10: mit dem Grabmale Iofaphats
feien die Gräber Simeons (Luc. 2,25) und Joſephs (Maris) zufammenhängend.
Und das Itinerar. hierosol. (595) erwähnt 2 monumenta im Thale Sofaphat. -
In unum positus est Jesaias propheta, qui est vere Monolithus et in alium
Ezechias rex Judaeorum. — Ob das Thäl Iofaphat identifch mit dem Königs«
grunde? Krafft (88) bejaht es.
80) Schultz 41. Krafft 202. Beide halten diefe Gräber für identifch mit
dem von Sofephus (B. J. 5, 12, 2) bei Beichreibung der Ummallung des Zitus
genannten reprgrepfwy (columbarium).
81) Wie der Iliſſus Athens, fagt Kichardfon (360) ift der Kidron 9 Monate
im Sabre ohne Wafler, und Will. Tyr. (747): torrens Cedron aquis pluvia-
libus fActus tumidior, hibernis mensibus defluere consuevit.
81’) Sethfemane, „von wo Er, der die Welt ſchuf und der fie richten wird,
von feinen eigenen Geſchoͤpfen vord Gericht geführt ward‘ (Monro 1, 187).
82) Rofenmüller (2, 2, S. 249). Doch find die Delbäume gewiß nit aus
Chriſti Zeit, da ſchon Zitus bei ber Delogerung Serufalemd alle Bäume der
Begend umbauen ließ, überdies auch die 10. Legion auf dem Meftabhange des
Delbergs ihr Lager hatte. Das hohe Alter der 8 Delbäume fchließt man daraus,
weil für jeden derfelben eine Medine Steuer gezahlt wird, was der Steuerfag
. Jernſalem. 273
Man zeigt die Orte, wo ber Herr betete, die 3 Apoftel ſchliefen, Judas
verrieth. Legterer Ort ift merkwürdiger Weife durch die Türken als ein
verfluchter, eigens ummauert ”). Vom Dorfe Siloah bis Gethfemane
erftredt fih nun zwifchen dem Delberg und dem Berge Moriah das
Thal Joſaphat, ein Thal der Grabftätten und bes Gerichts (Joel 3,
17 —19). Unweit Gethfemane weiter den Kidron aufwärts liegt, eben»
falls am Fuße des Delbergs, das fogenannte Grabmal der Jungfrau
Maria, ein vierediges, angeblich von ber heil. Helena herftammenbes
Gebaͤude. Man fleigt 47 Marmorftufen hinab, zu einer Zelfencapelle,
in der das Grab, über welchem 18 Lampen brennen. : Iſt man etwa
die halbe Treppe binuntergeftiegen, fo trifft man auf ber einen Seite
das angebliche Grab von Joachim und Anna, den eltern der Maria;
auf der andern bad bes Joſeph, des Mannes der Maria. Nicht nur
Chriften, fondern auh Muhammedaner haben bier Gebetftellen).,. - -
Die erwähnten Orte vom Dorfe Siloah bis zum Tempel der Ma-
zia liegen nun längs dem Kidron am weftlichen Fuße des Oelberges.
Diefer ift mit Gras, Getreibe und einzelnen Obftbäumen bededit °**),
zieht fih von Süden nah Norden und befttht aus 3 einzelnen Kuppen.
Die füdlichfte, an deren Fuße das erwähnte Dorf Siloah, heißt: Berg
der Uebertretung (des Aergerniſſes, mons offensionis), ‚weil Salomo
auf ihm dem Camos oder Moloch geopfert haben fol (1 Kon. 11, 7).
Auf der nördlichen Spige befand ſich fonft ein Thurm, viri Galilaei ge-
nannt, weil an diefem Punkt die zwei Männer mit weißen. Kleidern
(Apoft. Geſch. 1, 10. 11) bei der Himmelfahrt geftanden. Won diefer
Nordipige wendet fich der Delberg gen Welten „und breitet fich in dem
hohen ebenen Landſtrich nörblih von ber Stadt aus” (Mob. 2, 43)...
Die mittlere Spige, etwa 300 Schritte von jenem Thurm, ift nun ber
Sage nach der Dre der Himmelfahrt, wo auch Reſte einer Himmel-
fahrtskirche der Helena, und eine türfifche Mofchee, ein achtediges Ge-
bäude mit einer Kuppel). Hier zeigt man einen Fußtapfen im Fels,
weichen ber Herr bei der Himmelfahrt eindrüdkte; den zweiten follen die
Zürken in ihre große Mofchee gebracht Haben”). Bon jenem machen
zur Beit der Eroberung Jeruſalems durch die Sarazenen (im Jahre 636) war.
Seitdem erhält der Großherr von jedem Baum die Hälfte der Früchte. Prokeſch
&. 72. Chateaubriand 105.
83) Maundrell 133. Cotovicus 261. Man zeigt auch die Punkte, wo Jeſus
über Jerufalem weinte, wo er das Bater-Unfer Iehrte; den Ort, wo Judas fich
erhenkte; den Ort des verfluchten Keigenbaums; 12 Schwibbogen, in welchen die
13 Ayoſtel das apoſtoliſche Symbolum gemacht, u. A. Korte 125. Maun-
rel u. A. . .
84) Vorzüglich nach Richardfon 364. Schon Adamnanus (1, 9) erwähnt das
Grabmal der Maria, in quo aliquando sepulta pausavit. Vgl. Will. Tyr. 747.
84°) „Um die Dfterzeit ift der Delberg Teidlih grün von den Saaten und
Gräfern, die der Winterregen getränkt hat.” Schule 27.
85) Nichter 34. Korte 124.
86) Maundreil 131. — Ex hujus (montis) summitate in coelum adscen-
dit, facie, ut etiam ex ultimis pedum ejus vestigiis impressis colligitur, ad
Occidentem versus Catholicam ex gentibus Romanam spectans ecclesiam.
(Adrichomius.)
Raumer, Paldfiina, ItE Aufl. 18
274 | Jeruſalem.
Pilgrime Abdrücke in Wachs oder Gyps *7). Die Ausſicht auf der
Spitze des Berges, welcher die Berge überragt, auf denen Jeruſalem
liegt, iſt vortreffliih. Gegen Norden ſieht man in weiter Ferne Berge
Samariens, naͤher tritt der Kegelberg von Neby Samuel (Mizpa) über
die Hochebene heraus. Gegen Weſten nur durch das enge Kidronthal vom
Delberge getrennt liegt Jeruſalem, welches von bier einen beſonders ſchönen
Anblick gewährte. Im Süden das Gebirg Juda, weit in der Ferne bie
hohen Berge von Hebron, näher der durch feine Kegelgeftalt vereinzelt
heraustretende Frankenberg. Gegen Süboft blidt man hinab in ben
tiefen Felfenkeffel des todten Meeres, defien Spiegel faſt 4000 Fuß tie-
fer ald der Gipfel des Delbergs liegt, man fieht die Einmündung bes
Jordans *e). Wildes zerriffenes Gebirge erhebt fich dieſſeits bes Fluſſes
und todten Meeres, jenfeits wird die Ausficht „durch eine Reihe in glei-
cher Höhe fortlaufender hoher und kahler Gebirge begrenzt, die fich, fo
weit das Auge reicht, von Norden nah Süden erftreden”“’). Dort
ift der Nebo, auf welchen Mofes das gelobte Land von fern erblickte,
auch ben Delberg ſah, von welchem ber Prophet, deffen Zukunft er ge-
weiffagt (5 Mof. 18, 15. 18), nachdem er fein Werk vollendet, zum
Vater zurückkehrte.
' Geht man etma 100 Schritte von bee Höhe bed Delberges beffen
Morgenfeite hinab, fo wirb der Drt gezeigt, wo Bethphage (Matth. 21, 1.
Zuc. 19, 29) fand, feine einzige Ruine bezeichnet ihn”); meiter hinab,
15 Stadien ober eine Heine halbe Stunde von Serufalem (Soh. 11, 18),
fommt man nad Bethanien. Das Dorf ift klein und arm, von Ara⸗
bern bewohnt, es find etwa 20 Haushaltungen; der Weg nach Sericho
. führt hindurch. Man zeigt hier noch die angeblichen Häufer der Martha,
Maria Magdalena, Lazari, Simon bed Ausfägigen, vorzüglich aber das
in Stein gehauene Grab bes Lazarus, zu welchem eine Treppe von 26
Stufen binunterführt; neben dem Grabe ift eine türkifche Mofchee.
Bethanien heißt jegt el⸗Aziriyeh, nach el-Azir ber arabifchen Form, des
Namens Lazarus. Deſſen Gruft erwähnt fehon um 333 das Itinera-
rium Hierosolymitanum, einer Kirche über der Gruft gedentt Hierony⸗
mus. Um 1132 ftiftete Melifinda, Gemahlin des Königs Fulco von .
Serufalem, in Bethanien ein reiches Nonnenklofter, das zweihundert
Jahre fpäter nicht mehr eriflirte (Rob. 2, 311).
Don ber Spige bed Delberges find es etwa 6 bis 700 Schritte
(zuurück) zur Brüde des Kidron, welcher, wie erwähnt, im Sommer meift
troden, nur zur Regenzeit Waſſer bat; von der Brüde.5 Minuten bis
87) Richardfon 369. „Um in der Heimath“, fagt Richardfon, „ihre Freunde
etwas berühren du laffen, was etwas berührt hatte, das einft das Original
(der Fuß Ehrifti) berührt hatte.” — Der Delberg ift der Ort der Himmelfahrt
(Ay. Geſch. 1,12), aber nad Luc. 24, 50 nicht die mittlere Bergfpige, fondern
das am öftlichen Abfall des Berges gelegene Bethanien.
88) Die Iordandmündung ift in gerader Linie etwa 3 Stunden vom Delberge,
man braudt aber 6 Stunden dahin (Prokeſch ©. 82).
89) Buckingham 1, 162. —
90) Cotovicus S. 274 u. 275. Richardſon 370.
Jeruſalem. 275
zum ÖStephansthore °'), vor welchem ber Drt, mo Stephanus angeblich
gefteinigt wurde ).
D. Nordſeite der Stadt.
Folgen wir vom Stephansthore der Stadtmauer bis zu ihrem
Norboftende, fo führt von hier der Weg zu türkiſchen Grabſtaͤtten und
der fogenannten Grotte bed Jeremias, wahrfcheinfich eine Grabkammer,
die fpäter in einen Steinbruch umgewandelt wurde In Norden ber
Grotte, 15 Minuten vom Damaskusthore, Liegen’ die fogenannten Gräber
ber Könige. Eine Art durch den Feld gehauener Hohlweg bringe in einen
von 20 Fuß hohen Felfenwänben umgebenen Worhof”), aus biefem
kommt man durch eine niedrige enge Thür in eine Reihe von 5 Todten⸗
fammern, jede von 12 bis 20 Fuß im Gevierte, in deren jeder Särge
in ben Feld gehauen find. Die meiften mit Laubwerk verzierten Sarg- _
deckel find zerbrochen. Die Wände des Vorhof wie ber Kammern ha⸗
ben auch fchöne Verzierungen in erhabener Arbeit, befonders Weinranken
und Zrauben, aber keine Thiere. Nur eine Thür findet ſich noch, eine
6 Boll ftarke, wunderbar aus demfelben Felfen gehauene Steinplatte,
die fi) in einer obern und untern Angel herumdreht, welche beide in
der Mitte angebracht find. — Die Bibel gibt keinen Aufichluß über
diefe Gräber, es find nicht Gräber ifraelitifcher Könige, ba David und
91) Korte 128. Fisk 265. Der Delberg ift nach Korte „vollkommen nod)
einmal fo hoch als der Berg Sion’; dagegen fagt Adamnanus (1, 16): altitudo
- ejus (montis Oliveti) aequalis esse altitudini montis Sion videtur. Wie
nötbig find doch Barometermeflungen! — Rah Schuberts Barometermeflung,
welche er, Seit ih Vorſtehendes fchrieb, machte, ift der Delberg 2556 Fuß bo
175 F. höher als der Zion, 416 F. höher ald die Thalfohle des Kidron.
92) Cotovicus 259 u. A. Hu den Seiten ber Kreuzzüge nannte man ein nörb-
liches Thor das Stephansthor, und zeigte vor diefem den Steinigungsort. So
fagt Brocardus (462): „die dritte Port fiehet gegen Mitternacht und heißt die
Port Ephraim und jego S. Stephans Port, weil ©. Stephan vor der iſt ge
fleiniget worden, und heraus gehet man auf Sichem, Samariam und Galilaͤam.“
Und Will. Tyr. 747: A Septemtrione plano itinere ad.urbem acceditur, ‚ubi
locus, in quo Stephanus lapidatus est, designatur. Das a_Septemtrione
und plano ıitinere fann nie auf das öſt liche Kidronthal bezogen werden, und
eben fo ungmweideutig ift die Ungabe bed Brocardus, fo daß ſich Quares mius
(2, 2393 fg.) vergeblich bemüht, die jegige Zradition von Stephani Stemigung
(zei t man doch felbft im Kelfen am Kidron den Eindrud, welchen der Leib des
efteinigten hinterließ) mit der früheren zu vereinigen. Bol. Will. Tyr. 750.
758; Baldrici Hist. hierosol. 131; Gesta Franc. 972 u.a. Wenn Adamna:
nus (1, 13) die Bafilica auf dem Zion befchreibt mit dem coenaculum etc. und
binzufligt: hic petra monstratur supra quam Stephanus lapidatus extra civi-
. tatem obdormivit; fo Eönnte man verfucht werben, zu glauben: es fei von einem
dritten Steinigungsorte die Rede. Ich führe dies als ein Beifpiel der Unzuver-
. laͤſſigreit dieſer Tradition an. 3 Rob. R. U. 115 fg.
) Fisk 276. Richardſon (360) vergleicht dieſen Hof einer Sandgrube, die
Sobtenfammern denen auf Malta und bei Syrakus. Vgl. Maundrel 96 fa
Clarke 596 fg. Schr genau unterfuchte Cotovicus (304) die Gräber; die vor⸗
züglichfte Befchreibung derfelben gibt Robinfon 2, 183 fg. — Etwas nördlicher
ald die Königsgräber, eine halbe Stunde vom Damastusthore liegen die fo-
genannten Gräber der Richter Juda.
u 18*
276 Jeruſalem.
feine Nachfolger höchſt wahrſcheinlich atıf der Südſeite des Zion begra⸗
ben find. Da, wo ſich bad Thal Ben Hinnom gen Often wendet, am
Berge des böfen Raths beginnen bie Felfengräber, ziehn ſich bis zum
Kidron, und diefen aufwärts, meift längs feines linken Ufers bis zu ben
Gräbern der Könige”). Geht man von den Gräbern der Könige gegen
Abend, fo fommt man auf die Strafe von Damaskus. Auf diefer kehren
_ wir zum XThore von Damaskus, nachdem wir die Stadt rings umgan-
gen, zurüd.
8, -
Die Umgegend Ierufalems. Bethlehem. St. Philipp.
St. Johann. Das Klofter des heil. Kreuzes.
- , Bethlehem liegt 2 Stunden (6 m. p. Onom.) von Zerufalem *' >).
Man geht zum meftlichen Jaffa- oder Bethlehemsthore hinaus, über
eine Brücke, bem untern Teiche vorbei; links bleibt ber Berg des böfen
Rache. Der Weg führe über felfichtes Land, das nur hin und wieder
angebaut ift; das Thal Nephaim läuft von Serufalem an eine Strecke
rechts neben der Straße nach Bethlehem ”). Auf dem Wege trifft man
viele Durch die Sage hervorgehobene Gegenftände. Zunächſt Jeruſalem
das Haus Simeons, dann eine Zerebinthe ’°), unter weldher Maria mit
bem Kinde ruhte, ben Brunnen ber Magier, bei welchem ihnen der Stern-
wieder erfchien, die Capelle Habakuks, das SKlofter des Elias, das foge-
nannte Raheld-Grab mit einer türkifchen Capelle überbaut (1 Mof. 35,
19). Etwa eine Viertelftunde vor Bethlehem find Ruinen einer Kirche,
von Helena erbaut an dem Punkte, wo die Engel den Hirten erfchie-
nen ”). Nicht weit davon ift das Dorf, wo bie Hirten mohnten, unb
die Ruine eines Nonnenklofters, welches bie heil. Paula geftiftet, in wel⸗
chem fie lange gelebt und geftorben; endlich auch der Brunnen, aus
welhem 3 Helden für David Waffer fehöpften (2 Sam. 23, 14— 16,
ı Chron. 12, 16— 19). Bethlehem felbft Tiegt auf einem mäßigen,
von Oſten gen Welten laufenden Bergrüden, batte etwa 100 fchlechte
Mohnungen, bie zum Theil. in Feld gehauen find’), und 600 maffen-
--
94) Im Verfolg mehr über diefe Königsgräber.
94°) Fisk (Ueberf. 303) fagt: „Viele Karten und Geographien fegen Bethlehem
ſüdöſtlich von Serufalem, ed liegt aber in der That ſüdweſtlich“; nad
Kieperts Karte faft ſüdlich.
95) Zroilo 381. MWebereinftimmend Iofephus (Ant. 7, 12, 4): Philiſter
lagern fi) im Schale Rephaim. Bol. 2 Sam. 23, 13.14. Und Cotovicus (246)
fagt: haec (vallis Raphaim) a septemtrione in austrum sese extendens,
culturae aptissima est.
96) Nah Pocode 2, 57: einen Delbaum.
97) Eotovicus 223, Maundrel 110. Bei Raheld Grab Erbfenfteine, nad
der Legende durch den Kluch der Maria in Stein verwandelte Erbfen hartherzi⸗
ger Bauern, welche ihr diefelben zur Stilung des Hungers verweigerten. Rabe
dem Erbfenfelde der Ort, wo der Engel 185,000 Mann ded Sauherib ſchlug.
Eotovicuß 246. oo
98) Excisa in cautibus antra. Cotovicus 226. Ruinen zeigen nach Eoto-
vicus, daß Bethlehem früher bedeutender war. Nichardfon (378) fagt: Bethle⸗
Du EEE —— EEE 1 En DER -._. —— GE LL—— —-— Eu Rn SE Se
Jerufalem. | 277
fähige Einwohner, theild Türken, theils Chriften. Da die Stabt aber
im Sahre 1834 an ber Empörung gegen Ibrahim Paſcha Antheil nahm,
fo ließ diefer das muhammedanifche Viertel zerſtoͤren, feitbem wohnen
dort nur Ehriften =). Legtere leben befonders von Verfertigung heili⸗
ger Schnitzwaaren aus Holz, Dattelkernen, Perlmutter, wie z. B. Kreuze,
Roſenkränze, Heiner Modelle von den Kirchen des heil. Grabes und ber
Geburt Ehrifti u. a.; fie bauen auch ftarken Wein.
Etwa 200 Schritte oftlih vom Drte liege auf einer Höhe bas
große feftungsartige Klofter, in welchem außer ben Franziskanern auch)
griechifche und armenifche Mönche wohnen 9). Auf dem flachen Dache
des Klofters fieht man gen Dften den Sordan und das todte Meer,
mehr nah Mittag den Hügel Thekoah, die Vaterftadt bes Propheten
Amos’), die Wüſte Engeddi und ben Frankenberg, auf welchem ſich
die Chriften zu Ende der Kreuzzüge noch 40 Jahre nach dem Verluſt
von Serufalen vertheidigt haben follen '"). '
Innerhalb der Ringmauern bed Klofterd liegt die Kirche Mariae
de praesepio. über der gehauenen Höhle, in welcher Ehriftus geboren
worden. Es ift die altefte Kirche Paldftinas, in Kreuzform nach griechi⸗
fchem Geſchmack gebaut’). Das Schiff der Kirche wirb von 4 Reihen
Marmorfäulen, jede Reihe zu 12, getragen; das obere Ende bed Kreuzes
iſt vom Schiffe durch eine Mauer gefchieden. An biefem Ende ift das
Chor, und der Altar der brei Weiſen; neben ihm auf dem Boden ift
ein Marmorftern, „deſſen Lage dem Punkte am Himmel entfprechen fol,
wo ber Stern glänzte.“ Zwei Treppen zu beiden Seiten des Altars
führen auf 15 Stufen hinab in die Felfengrotte, wo der Herr geboren
fein fol 2); fie ift 39 Fuß lang, 11 Fuß breit, 9 Fuß hoch und ent⸗
hält ben Stall und bie Krippe. Die Wände und ber Fußboden ber
Höhle find mit Marmor belegt, 32 Rampen erleuchten fie. Ein weißer
Marmor mit einem filbernen Strahlenkranze bezeichnet den Ort der Ge⸗
burt; er hat bie Infchrift: Hic de virgine Maria Jesus Christps natus
est. Einige Schritte davon zeigt man die angebliche Krippe aus weißen
Marmor, und einen Altar am Orte, wo bie Weiſen anbeteten; neben
‚der Krippe ift ein Gemälde von Jakob Palma’). Andere Gemälde
hem enthalte über 300 Einwohner. Robinſon (2, 381) gibt 800 fteuerfähige
Männer an. 2
98°) Robinfon 2, 381. —
99) Richardſon 376. Araber warfen fi) 1832 und 1834 in diefes Klofter
und vertheidigten fih darin gegen die Truppen Ibrahim Paſchas, wobei das
Klofter fehr litt. Calw. Geogr. 54.
100) Siehe Thekoah.
101) Korte 96. Näheres über den Frankenberg fiehe s. v. Thekoah.
102) Otto v. Richter &. 38. Die Kirche ift nach Einigen von ber heiligen
Helena, nach Andern von Placidia, der Schwefter, und Eudoria, der - Gemahlin
Theodoſius des Züngern, erbaut. Cotovicus 228.
102°) Schon Justinus Martyr, der aus Sichem gebürtig war, erwähnt im
Dialogus cum Tryphone: Ehriftus fei in einer Höhle geboren; übereinflimmend
Origenes Lib. 1 contra Celsum. ”
103) Profefch 118. '
278 | Jeruſalem.
nach Raphael ſchmücken dieſe Hoͤhle, in welcher auch eine Orgel zur
Begleitung des unterirdiſchen Geſangs. |
Neben der Geburtshöhle ift eine zweite ausgehauene, in welcher bie
unfchuldigen Kindlein begraben liegen follen; in einer dritten überfegte
der heilige Hieronymus das Alte Teſtament; nebenbei zeigt man das
Grabmal des heiligen Eufebius von Cremona; in einer vierten Höhle
liegt Hieronymus begraben, nebft der heiligen Paula und ihrer Tochter
Euftochium, melde aus dem Gefchlechte der Gracchen und Scipionen
abftammten, Rom verließen und bier in Bethlehem zur Zeit des Hiero-
nymus ihr Leben befchloffen '%). Mauer an Mauer flößt an die Haupt.
firche eine kleinere, ber heil. Katharina geweihte, welche über der Capelle
der unfchuldigen Kindlein '%).
Deftlih vom Klofter zeigt man eine Felſenhöhle, in welcher ſich
- Maria mit dem Kinde während bes bethlehemitifchen Kindermords ver-
borgen haben foll '%).
Die erfte Erwähnung Bethlehems findet fi) 1 Mof. 35, 19: „Alfo
ftarb Rahel und marb begraben an dem Wege gen Ephrath, die nun
heißt Bethlehem.” Bol, 1 Mof. 48, 7. Im Buche Joſua wird zwar
Cap. 19, 15 ein Bethlehem im Stamme Sebulon "erwähnt, unfer Beth-
lehem jedoch nur in der LXX. Sof. 15, 59 unter den Städten Juda
aufgeführt, daher es auch, zum Unterfchiebe, von jenem febulonifchen
Bethlehem, Bethlehem Juda ober Bethlehem Ephrata heißt '). Aus
diefem war der Levit (Nicht. 17, 7), welcher den Hausgötzendienſt des
Ephraimiters Micha verfah, fpäter mit den Daniten gen Lais zog
(Nicht. 18); ebenfo flammte das zerſtückte Kebsweib des Leviten von
Bethlehem (Nicht. 19). — Elimelech und fein Weib Naemi zogen von
Bethlehem in das Land der Monbiter (Muth 1, 1); ihr einer Sohn
heirathete die Moabitin Muth und ſtarb. Naemi, die ebenfalls Witwe
geworden, kehrte zurück nach Bethlehem, mit Ruth, melde Boas, den
Bethlehemiten, heirathete (Ruth Cap. 2—4). Sie find die Großältern
Jeſſe's, des Vaters David (1 Sam. 16 und 17, 12). Dieer, in
Bethlehem geboren, hütete bier die Schafe feines Vaters und ward bier
104) Eotovicus 235 fg. Paula ftiftete 4 Klöfter, von Hieronymus ift ihre
Grabſchrift, weiche fi im Epitaph. Paulae (Hieron. etc. 1, 724) findet; die
Grabſchrift der Euftohium bei Duaresm. 2, 6%. Pocode (Sb. 2. Tab. IV)
gibt einen Grundriß der Kirche und der Grotten.
- 105) Troilo 399. Jahn 386.
106) Saxum coloris subalbidi duritie cretam non superat ut scalpello
radi facillime possit. Cotovicus 237. Stillende gebrauchen dad Pulver, um
die Milch zu vermehren, da die Ereidige Erde aus Maria Mitch entftanden.
Korte 98. Prokeſch 118. Daher wol der mineralogifihe Rame „Frauenmilch“
für jene Erbe. 0
107) Ungewiß ift e8, aus welchem Bethlehem Ebzan der Richter ftammt.
Richt. 12, 8.10. Hieronymus (zu Micha 5) fagt: die Juden dürften Bethlehem
aus ben arabifchen Codd. ausgeftrichen haben, wofern die LXX es nicht hinzu
gefügt. Neland meint: die Juden hätten dann wol Anderes außftreichen müflen,
3.8. Micha 5, 1. Jeſ. 53 10. Ephrata: regio Bethlehem, fagt Hieronymus.
Der Name bedeutet: Fruchtbarkeit; Bethlehem, Haus des Brotes. Sof. 6, 51.
Die Araber nennen ed: Beit:Lahm, d.i. Haus des Fleifches.
fr
| Seeufelen. - — 279
gefalbe (1 Sam. 16 u. 17); daher heißt Bethlehem: Davids Stabt
(1 Sam. 20, 6. Luc. 2, 4. 11). Aus Bethlehem mar auch Davids
Seldhauptmann Joab und deſſen beide Brüder Abifai und Afahel (2 Sum.
2, 18. 32); alle drei waren Kinder von Davids Schwefter Zeruja
(1 Chron. 2, 13—16). |
Nehabeam befeftigte Bethlehem (2 Ehren. 11, 5. 6). 123 kehrten
aus dem Eril nach Bethlehem zurück (Esra 2, 21).
Der Prophet Micha meiffagte (Cap. 5, 1): „Und du Bethlehem
Ephrata, bie du Bein biſt unter den Zaufenden in Jude, aus dir foll
mir der kommen, der .in Ifeael Herr fei, welches Ausgang von An⸗
fang und von Ewigkeit ber gewefen iſt.“ Hoheprieſter und Schrift
gelehrten glaubten der Weiſſagung, auch Herodes (Matth, 2, 3—8.
Joh. 7, 41. 42). Und duch des Kaifere Auguftus Befehl ward die
Weiſſagung erfüllt, Chriſtus im Stall geboren, weil Fein Raum in der
Herberge war, und von Engeln, Hirten und Weiſen begrüßt (Matth.
2, 1. Luc. 2).
O sola magnarum urbium
Major Bethle&m, cui contigit
Ducem salutis coelitus
Incorporatum gignere '°?),
Zu Anfang des zweiten Jahrhunderts wohnten noch Juden in
Bethlehem; Hadrian verbot ihnen, zu Serufalem und Bethlehem zu
wohnen ’”). Diefer Kaifer profanirte den Ort. Bethleem nunc no-
stram, fügt Hieronymus ’!), et augustissimum orbis locum, de quo
Psalmista canit (Ps. 85, 12): „Veritas de terra orta est“, Jucus
inumbrabat Thamus i.e. Adonidis, et in specu ubi quondam Christus
parvulus vagiit, Veneris amasius plangebatur.
‚1110 erhob Pafchalts IT. auf Anfuchen Balduins II. Bethlehem
zu einem Bisthum. — Zu Cotovicus' Zeit (1598) waren die Einwoh-
ner trog des fruchtbaren Bodens, der Weingärten und Delbaume, durch
Plackereien der Türken, Raͤubereien der Araber fo elend daran, daß
garız Bethlehem oft von feinen Einwohnern geräumt wurde, und nur
bie Franziskaner in ihrer Klofterfeftung zurüdblieben. _ Dem Mifjionar
Fisk Famen 1823,-al& er in Bethlehem Hineinritt, eine Menge Pleiner
fhmugiger und zerlumpter bettelnder Kinder entgegen und fangen: Pil
grime, ziehet in Frieden. — Fisk befuchte mit feiner Gefellfchaft das
Feld der Hirten. „Wir ritten durch die Felſen“, erzählt er, „und erin⸗
nerten uns Davids, der hier feine Heerden weidete und fich in Palmen
auf Jehova übte, und mie der Prophet Samuel hierher kam, ihn zum
108) Cotovicus 238. „Es ift nur ein armes Dorf”, fagt Michardfon, „aber
ed war der Geburtsert von David und von Davids Herrn (Pf. 110), Lobes
genug für jedes Dorf der Erde. Ss ift nicht das geringfte unter den Fürſten
Judas“ (8. 379). .
109) Tertullian fagt; ber Meffias Tonne alfo nicht erft Fünftig in Bethlehem
geboren werden, weil da Fein Jude mehr wohne (Tert. adyergus Jud. 224,
citirt von Reland 647).
110) Epist. ad Paulin. in Hieron. opp. ed. Vallars. 1, 321.
280 Jeruſalen.
König zu ſalben, und Davids Sohn hier unſerer Welt erſchien, — als
wir plöglich ein ſchönes grünes Thal erblickten, deſſen Schönheit Durch
die nadten Felſen ringsum gehoben warb. Wie wir in bas Thal hinein-
ritten, war es und, als fähen wir erfreut bie Menge der himmlifchen
-Heerfcharen, welche fih auf diefen grünen Plag herabließen, mo Die
Heerden ruhten, und ald hörten wir ihren Geſang: Ehre fei Gott in ber
Höhe, Friede auf Erden und dem Menfchen ein Wohlgefallen 11").
Südlich von Bethlehem führt ein fteinichter Weg von einer Stunde
zu den fogenannten 3 Zeichen Salomo’s, welche an einem Abhange fo
übereinanderliegen, daß das Wafler aus dem oberften durch dem mittlern
in den unterften gemauerten Behälter fließt 7). Der oberfte Behälter
erhält das Waſſer aus einem Brunnen, der etwa 140 Schritte entfernt
liegt und für den verfiegelten Brunnen (Hobel. 4, 12) gilt. Ein
Theil Waffer diefes Brunnens wird aber durch Nöhren aus gebranntem
Ziegeltbon nad Jeruſalem geleitet). Diefe Leitung läuft öſtlich vor
Bethlehem vorbei, fegt beim Thale Hinnom auf einer fleinernen Bogen⸗
brüde über, läuft um den Süb- und Oft-Bion zum Erbwall, ber das
Maffer nach dem Tempel führte. in anderer Zweig der Leitung läuft
zur Burg auf der Nordweſt⸗Ecke bes Zion. Nach Joſephus und den
Talmudiften hat Pontius Pilatus den heiligen Schag Korban verwendet,
um das Waſſer aus Salomo’s Teihen nach Serufalem zu führen 2).
Don den. Zeichen aus läuft ein ſchmales, tiefes Telsthal, welches aus
den Zeichen bewäflert wird, nach Urtaͤs; Died Thal nennt man Salo⸗
mo's verfchloffenen Garten, ber voll feltener Früchte und Pflanzen
(Hobel. a. a. O.) '”).
Bon Bethlehem menden wir und nun gen Nordweſten. Man
kommt durch das Thal, wo der Engel Sanheribs Heer vernichtete
(2 Kon. 19, 35), beim Dorfe Beit Dfehäla ') vorüber, in welchem
fein Türke länger als 2 Jahre am Leben bleiben foll, daher die Chri⸗
ften hier ruhig wohnen. In einer Stunde gelangt man an einen Brun-
nen, wo, der gegenwärtigen Sage nach, Philippus den Kämmerer taufte
(Ap. Geſch. 8, 28); nahebei ift das Dorf St. Philipp’). Von bier
111) Fisk -268. \
112) Robinfon (2, 390) gibt folgende Maße der Teiche:
Der obere Teich 380° Länge, 229—236’ Breite, 25’ Ziefes davon 15° Waſſer:
Der mittlere 423 - 160—250' =: : 39° = : 14 :
Der untere 52’: 148207’ : 50° = : 6° =
Araber nennen die Teiche el Burak.
113) Maundrell 113.
113°) B.J. 2, 9, 4. Bol. Krafft 189.
114) Eotovieus 241— 343. Dem Troilo gab man im verfchlofienen Garten
eine Carviol- (Blumenkohl⸗) Staude in die rechte, eine zweite in die linke
Hand, die dritte mußte er wegen Größe und Schwere der beiden fallen laſſen
(Zroilo 412).
115) Bei Cotovicus (240): Botticella, bei Fisk (337): Bait Jallah, bei Ro:
binfon (2, 574): Beit Jaͤla.
116) Siehe Beth-Zur. Dort das Nähere Über bie ältere, zuverläffige Sage
von der Zaufe des Kammerers.
Jeruſalen. 2861
führt der Weg über einen" fteilen Berg in bie Wüſte St. Johannes.
Da zeigt'man bie in Felfen gehauene Höhle "'”), in welcher der Täufer
fein Einfiedlerleben führte; neben ihr einen Haren Brunnen. Die Wüſte
ift angebaut und bringt Wein, Getreide und Dliven ‚hervor. Im Klofter
S. Zohann (Ain Kärim) find 14 fpanifhe Mönche). Innerhalb der
Ringmauer des Klofters ficht auf bem Orte, wo ber Täufer geboren
wurde ''”), eine Kirche mit ber Infchrift: Hic praecursor Domini natus
est 20). Dreiviertel Stunden von hier kommt man zum Klofter des
‚ heiligen Kreuzes, wo man unter dem großen Altar eine Grube zeigt,
in welcher der Stumpf des Kreuzbaumes — angeblich eines Delbaumes —
ftand. Dies Klofter liegt zwifchen ber Straße nach Bethlehem und der
nad) Jaffa, ift urfprünglich iberifch, wie es denn viele Bilder georgifcher
Könige und Königinnen enthält, auch 4— 500 meift georgifche Hand⸗
ſchriften ”). Bon hier iſt's eine halbe Stunde bis Serufalem '?),
9
Die Einwohner Jeruſalems.
Ihre Anzahl wird von verſchiedenen Reiſenden ſehr verſchieden an⸗
gegeben, immer kann nur von einer ungefähren Schägung bie Rede fein:
Es find nämlich in Serufalem: | .
Chriften Juden Muhammebaner in Allem
nad) Fist .... 4000 6000 10000 20000
nach Somett ... 5000 5000 5000 15000
nad Nicharbfon 5000 10000 5000 20000
nad) Scholz "”) 2000 10000 5000 18000.
Nobinfon (2, 293 fg.) gibt nur 3500 Ehriften, 3000 Juden und
4500 Muhammedaner, in Sunma 11000 Einwohner, Höchftens 11500
an 12), " |
Chriften vom Iateinifchen Ritus (Araber von Geburt, die nur Ara⸗
bifch verſtehen), deren find ohngefähr 11005 ebenfo find bie griechifchen
Chriften, etwa 2000 an ber Zahl, Araber. |
117) Della Valle &. 92.
118) Prokeſch 118. |
119) Do zeigt man etwa 600 Schritte vom Klofter noch ein befonderes Hauß
der Elifabeth, wo fie von der Maria befugt ward.
120) Nah Prokeſch (a. a. D.) ift ein Gemälde des Spanierd Murillo im
Kloſter.
121) Jowett 724 fe.
122) Meiſt nach Maundrell (S. 116-119).
123) Fist 261. Jowett 238. Richardſon 256. Scholz 271.
124) „Weber die Bevölkerung ber Städte Paläſtinas erhält man Feine Gewiß⸗
heit, da im türkifchen Reiche Feine Volkszählung ftattfindet; fragt man verſchie⸗
dene Perfonen nach der Volksmenge ihres Ortes, fo differiren ihre Kngaben oft
um Y%, ja um Y." So Miffionar Cook in den Missionary notices, Dechr.
1824, p. 370.
29 | Jeruſalem.
Nach forgfältigen. Erkundigungen von Schult leben in Jeruſalem:
1. Muhammedaner.............. - 5000
II. Chriften:
a. Griechen....... 2000
b. Rõomiſch⸗katholiſche....... 900
c. Armenier........-. 350
d. Kopten............ 100
e. Syrer...... ....... 20
f. Abyſſinier....... 20
| 3390
II. Juden:
a. Türkiſche Unterthanen (Sepharbim,
Spanie) .. 2er e re. 6000
b. Fremde (Aſchkenazim, Polen,
Ruſſen, Deutfhe) . ..... 1100
c. Laraten „oe een n. 20
7120
— ————— —— — —
Summa 15510 Seelen '**=).
Den Chriften aller Sonfeffionen, den Juden und Muhammedanern,
welche bier zufammen leben, allen ift die Stadt heilig, alle find Nach⸗
kommen Abrahams im Zleifch oder im Geifl. Die allgemeinfte Sprache
im Patriarchate Jerufalem ift die arabifche '). Schulen find felten,
mithin auch bie Fertigkeit im Lefen. Es herrfcht Armuth und Gewerb-
lofigkeit; die Ausfuhr der Kreuze und Nofenkränze aus dem Klofter
St. Salvator ift vielleicht der michtigfte Handelszweig 7%). Worzüglich
bringen die Pilger den Einwohnern Bortheil. Zum Öfterfefte 1821.
famen 1400 Armenier, 1200 Griechen, 30 Georgianer, 300 Mosko⸗
witen, 60 Kopten, 15 Syrer, 1 Abyffinier, 20 orientalifche Katholiken
vom griechifchen und armenifchen Ritus, A Maroniten und 15 Franken '”).
Im Jahre 1834 um Oſtern betrug bie Zahl der fränkifchen Pilgrime
nicht über 40, die der griechifchen und armenifchen überftieg 10000 29), —
Lebendmittel find reichlich zu haben. — Die Chriften unterfcheiden fich
in der Kleidung nur durch die’ Farbe ihred Turbans von den Muham⸗
mebanern; ebenfo haben die Juden eine eigenthümliche Kopfbebedlung '””).
Der Murfellim ift der Gouverneur der Stadt; das türfifche Negi-
ment ift graufam tyrannifch."?°) über Chriften und Juden, wiewohl Die
—5* Schultz 33. Die Geſammtzahl der Juden in Palaͤſtina gibt Schultz zu
an
125) Connor im Baſeler Miſſionsmagazin 1812, S. 233.
126) Otto v. Richter S. 48.
127) Scholz 230. Die unverhaltnißmaͤßige Menge der Armenier und Griechen
wie Buch das heilige euer herbeigelodt, an defien Wunderbarkeit bie andern
nicht glauben.
128) At. Zeitung, außerordentl. Beilage 252, 1834, nach den Times.
129) Scholz 220.
130) ©, das Eapitel: ‚Kurze Charafteriftit der gegenwärtigen Bewohner
Jeruſalem. 283
Türken die wichtigſten heiligen Orte der Thriften wie ber Juden ver
ehren, bie Grabfichhe allein ausgenommen. Der Mufti von Serufalem
iſt nächft denen von Mekka und Konflantinopel der erſte muhammeda⸗
niſche Seiftliche 2). Früher waren in Palaftine Mönche der Drden
des heil. Benebict, Auguſtin, Baſilius und Antonius, aber feit 1304
hüteten einzig bie .Franzistaner die heiligen Orte ’’'), welches Vor⸗
recht ihnen auf Verwenden des Könige Nobert von Sicilien und feiner
Gemahlin Sancia 1342 durch eine Bulle Clemens VII. beftätigt warb '?).
Bis zum Jahre 1561 wohnten diefe Monde auf dem Zion, damals
räumten ihnen, wie erwähnt, die Türken das Klofter St. Salvator ein "*).
Nach Robinfon (2, 296) Hat dies Klofter den Vorrang vor allen Tatho- .
liſchen Klöftern des Morgenlandes und enthält jegt 40 bis 50 Monde,
halb Staliener, halb Spanier. — Diefen Franzistanern machten zuerft
die Georgianer die Sanctuarien flreitig, fpäter die Griechen, mit denen
fie feit dem 16. Jahrh. um diefelben ftritten. Im Jahre 1674 entriffen
dieſe den Franziskanern felbft das heil. Grab, 1690 erhielten fie es aber
zurüd. Doch haben die Griechen in neuerer Zeit in dem Maße bas
Uebergewicht erhalten, als die Franziskaner verarmten ’”*). rüber
hatten diefe namlich fehr bedeutende Einnahmen aus allen Tatholifchen
Kändern, in ber zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, befonders feit
der franzöfifchen Revolution, nahmen ihre Einkünfte aber fehr ab; in
den legten 40 Jahren fandten nur Spanien, Portugal und Italien
nen noch Wmofen. Zugleich fliegen die Erpreffungen ber Türken, und
fo kam es dahin, daß fie im Jahre 1820 fihon über 2,000,000 Piaſter
Schulden hatten '*). — Die Leitung aller geiftlichen Angelegenheiten
der Katholiken in Palaftina hat der Guardian des Klofters St. Salva-
tor, die ber Skonomifchen der Procurator, ‚die des Ganzen das Difereto-
rium. Der Guardian ift immer ein Staliener und wirb vom Franzis
Tanergeneral in Rom beftätigt; der Promrator wird aus den Vätern
Palaftinas”, auf welches ich hier in vieler binſicdeweiſe, um Wiederholungen
zu vermeiden.
130°) Robinſon 1, 409. \ "
131) Quaresm. 1, 170.
132) Ibid. 176.
133) Ibid. 423. | ,
133°) Nach Arvieux (2, 99. 103) verloren die Franken die Hauptörter der
Grabkirche, als 1571 in der Schlacht von Lepanto gefangene Chriften nad) Da-
maskus gebracht wurdens die Griechen kamen damals durch Geld, welches fie
"dem Pafdya und Kadi gaben, in den Befig des h. Grabes. Der Guardian der
Franziskaner verlor auch feit‘ jener Schlacht das Recht, alljährlich am Palm:
fonntage auf einer Efelin reitend, den Einzug in Ierufalem aufzuführen. — Im
Sabre 1836 war der Prinz von Zoinville in Serufalem. Er bewirkte durch den
franzöfifchen Botfchafter in Eonftantinopel einen Firmaͤn, welcher den Katholiken
den Beſitz der ihnen durch die Griechen entriffenen Orte zufprach ; diefe gaben
aber dem Gouverneur von Syrien 500 Beutel und blieben im Befig. — Louis
Philipp Jöentte fein Bild dem Klofter, feine Gemahlin ein goldnes Schenkbret
zur Darbietung der Hoſtie. Rob. 2, 300 fg. .
134) Scholz 195 fg. 212. 216. Die jährlichen Ausgaben der Kloͤſter im bei:
ligen Lande betragen 15,000 Pfd. Sterl. Den Pafcha von Damaskus zahlte Die
Brüderfchaft jährlich 12,000 Pfd. Burdharbt 585.
284 Serufalem.
ber fpanifchen, der Viear aud benen der franzöfifehen Nation erwaͤhlt.
Die freundliche Aufnahme der Pilger und Reiſenden im Kloſter St.
Salvator rühmen die meiften; jeder arme Pilger wird einen Monat lang
bier und in den andern Franziskanerklöſtern Paläftinas frei gehalten. —
Burckhardt fürchtete fehon im Jahre 1812, dag die ganze Franzistaner-
ftiftung im heiligen Lande untergehen möchte, wofern die Einnahmen
aus Spanien ganz ausblieben. „Es laſſe fih nicht leugnen“, ſagt er,
„bag die Ordensbrüder dem europäifchen Namen in der Levante Ehre
gemacht und der Sache der Chriftenheit, unter den gegenwärtigen Der-
hältniffen bes Drientd, fehr nüglich gewefen feien” '). Aber nicht nur
proteftantifche Mifftonare, fondern auch Zatholifche Reiſende geben den
Franzistanern Fein fo gutes Zeugniß. „Die wenigften‘, fagt Scholz,
„find würbige Nachfolger des Heiligen Franziskus, würdig am Grabe bes
Herren für die Chriftenheit zu beten; viele haben ber guten Sache einen
Schaden zugefügt, der ſchwer wieder gut zu machen ift“ '°%) Die große
Wichtigkeit des Franzistanerordens für Paläſtina fpricht Burckhardt in
wenigen Worten fo aus: er herrfcht „über die Gewiffen von mehr als
80,000 Seelen‘ 7), oo.
Die Griechen haben einen Patriarchen in Serufalem, welcher
aber gewöhnlich in Konftantinopel wohnt und ſich durch den Bifchof
von Petra (Karrat) vertreten läßt. Außer den 13 Klöftern in Jeruſa⸗
gehört ihnen das bes heil. Kreuzes bei der Stadt, das von St.
Eliad zwifchen Serufalem und Bethlehem, eins in Bethlehem und das
Kloftr St. Saba. Gie predigen und Tatechefiren nicht, „das Machen
bed Kreuzes, Niederwerfen vor den Reliquien und Seiligenbildern und
Beobachtung der Falten find ihnen bie Hauptfache.” „Gegen bie Ka-
tholiten haben fie einen unverföhnlichen Haß, fegen fie den Türken und
Juden gleih und fuchen fie auf alle Weiſe zu verfolgen‘ ?°®).
Die Armenier haben: in Serufälem einen Patriarchen, 100
Mönche, 200 Glaubensgenoffen und 3 Klöſter, außerdem Klöfter zu
Bethlehem, Rama und . Sie find fehr reich, ihre (Jakobs⸗) Kirche
ift zwar geſchmacklos, aber prächtig, ihre Klofter in Jeruſalem gilt für
das reichfte in ber Levante 9.
Die Juden mohnen zwifchen dem Zion und Moriah in ber fehlech-
teften und fchmugigften Straße Serufalems. Sie find arm, treiben kei⸗
nen Handel, wallfahrtende Glaubensgenofien erhalten ihren Rabbi.
Biele diefer Juden kommen in hohem Alter aus ber Kerne, insbefondere
aus der Levante, um hier zu fterben und im Thale Joſaphat zu ihren
135) Burdhardt 586.
136) Scholz 19.
137) Burkhardt a.a.D. .
138) Scholz 207. 208. Bon diefem Haſſe erzählt der Verf. S. 209 ein ent-
jegliches Beifpiel. Vgl.: „Das heilige Teuer der Griechen” und „Kurze Cha-
ratteriftit der gegenwärtigen Bewohner.”
139) Scholz 215. Otto v. Richter 27. Abeffinier und Kopten find ſchon
erwähnt worden. Vgl. Anm, 62.
win GE - VE En TUE Cu Zn 5 SEE. Sn. 2 — — — °
We ET Wien MT U
De DE m DEE ER
Serufalem. 285
Vätern verfammelt zu werben 0). Außer ben griechifchen Juden findet
man polnifche, deutfche, Tpanifche und afrifanifche aus der Berberei '*')
in Serufalem.
10.
Katholifher Sottesdienft in der Kirche des. heiligen
Grabes '”).
Am Charfreitag nad) Sonnenuntergang werben von ben Franzis
kanern in der Kirche des heil. Grabes 7 Predigten gehalten, 4 fpani-
fhe, 2 italienifche und 1 arabifche; die Kreuzigung und Grablegung
wird mit einer hölzernen Puppe von der Größe eines Kindes dargeftellt.
Cotovicus, welcher 6 Tage und 6 Nächte in ber Grabfirche zubrachte,
befchreibt den gewöhnlichen Ritus, insbefondere einen feierlichen Umzug,
theift die Gebete mit, welche babei gefprachen, die Erzählungen ber
heiligen Schrift, welche vorgelefen, die Gefänge, welche angeftimmt
werden ''?). |
In der Grabkirche beginnt der Umzug am Altar dee Geifelung.
Sie fingen:
Eia fratres carıssimi =
Christi mortis mysteria
Canamus et vestigia
Sequamur corde flebili.
Qui poenam primi criminis ‚
Delet vigore sanguinis
Hunc ad columnam acriter
Caedit Pilatus pessimus.
Beim fogenannten Gefängnig Chrifti wird gefungen:
Ego eduxi te de captivitate Aegypti, .demerso Pharaone in
- marı rubro, et tu me tradidisti carceri obscuro.
140) Otto v. Richter 48. >
141) Bafeler Miffionsmagazin 1823, &. 253. Missionary register, April
1834, p. 173. — Ueber die verfchiedenen chriftlihen Confeffionen und die Ju⸗
ben, befonders in religiöfer Hinfiht, werde ich in einigen andern Abfchnitten
Naͤheres mittheilen. 2
142) Bol. Miffionar King im Boston missionary herald. Febr: 1827,
. 34
143) Für die Umgänge in ber Grabkirche vgl. &.156 fü. In omnibus, fere
locis, fagt Eotovicus S. 302, quos supra memoravimus, pro cujusque con-
ditione ac mysterii significatione, a Peregrinis una cum Franciscanis reci-
tantur Orationes cum Antiphonis, versiculis et Responsoriis consuetis; le-
guntur ad haec plurimis in locis Evangelia, mysteria, quae in iis accide-
runt, continentia. Religiosus vero aliquis Franciscanus Peregrinorum dux
et comes brevi oratione mysteriorum significationem explicat, et quid in
singulis locis a Salvatore peractum sit, enarrat, exhortatione addita, ut
quae oculis corgm viderint, animo imprimant etc.
286 Jeruſalem.
Sn | der Capelle der Kleidertheilung unter Anderem:
Qui caelos implet lumine, ‚”
Ornat quoque sideribus,
Et quem adorant angeli,
Vestitu privant milites.
Qui vestit volatilia -
Diversisque coloribus '
Ac ornat agros roseis,
Ipse privatur vestibus. .
Precamur ergo cernui.
Te creatorem saeculi
Jam sic privatus vestibus
Nos indue virtutibus. Amen.
Am Altar, wo das Kreuz gefunden worden:
O Crux mirandae gloriae
Scala ad coelos elevans
Per quam adscendit Dominus
In ea fuso sanguine. Tr
’ O crux arbor altissima
Qua mediante animae
Adscendunt ad caelestia
Et beatorum praemia. ,
‚ Hoc signum crucis erit in caelo, cum dominus ad judican-.
dum venerit.
Beim Galvarienberge:
Adoramus te Christe et benedicimus tibi, quia per sanctam
Crucem tuam hic redemisti mundum. — Deus pater aeternae
pietatis et infinitae caritatis, qui furorem irae tuae, quam
nos pro peccatis nostris merebamur, hoc in loco super filium
tuum unigenitum, totius humani generis redemptorem, osten-
disti, cum ipsum in cruce suspendi permisisti, aceto et felle
potari, clavis et lanceä vulnerari voluisti: concede nobis in-
dignis servis tuae sanctissimae majestatis ejusdem filii tui do-
loribus compatientibus, ut fructum tantae passionis et ejus
mortis in aeternae’ felicitatis gloria perfrui mereamur.
Am Salbungsfteine;
O tu excelsa pietas,
O Jesu ardens caritas
Jernſalen. 287
Qui mortem morte destruis '**)
Et vitam donas mortuis,
Am Grabe ein langer Gefang, in melden bie Erzählung von ber
- Auferfiehung eingeflochten (nach) Soh. 20) mit einer feltfamen NReflerion.
Tune currunt duo pariter
Ad gloriosum tumulum,
Sed praecucurrit citius
Joannes Petro junior.
'Joannes tamen ingredi
Non vult pro reverentia
Pastoris jam Ecclesiae
Intus tantum prospiciens. —
Am Schluffe feines Berichts über Umgänge, Gebete und Gefänge
fügt Cotovicus folgende Betrachtung hinzu: „Wie fehr aber diefe heili-
gen Orte, welche vornehmlich durch Chriſti Blut, Leiden und Auferftchung
verherrlicht find, einen frommen Chriften innerlichft bewegen, beugen,
welche Verachtung weltlicher Dinge, welchen Abfcheu und Haß gegen
Sünden fie in ihm erzeugen, und wie fie ihn zur Liebe Gottes hinreißen,
vermag ich nicht auszufprechen. Das darf ich behaupten: Niemand ift
fo roh und eifern, Niemand fo in Frevel und Schandthaten verfunten,
ber nicht beim Eintritt in die Kirche, von heiliger Gottesfurcht ergriffen,
fein Herz erweicht fühlte. Das ift Fein Wunder, wenn Jemand bebenft,
daß er fih an dem Orte befinde, wo der Herr Aller, Gott und Menfch,
der Heiland der ganzen Welt, der Erlöfer der Seelen, nicht verfchmäht
bat, fein Blut zu vergießen, fo viel Schmach und Strafe zu leiden und
- von der Sohle bis zum Scheitel gefchlageh zu werden, ja wo er frei-
willig die Kreuzesmarter bis zum fchmählichften Tode erleiden wollte,
damit er uns durch fein Blut von Sünden reinigte, dem Wachen bes
Zeufels entriffe, mit dem Vater verfühnte und uns allen das ewige Leben
erwürbe. Wie follte Jemand fo undankbar fein und ein fo. fteinernes
Herz haben, daß ex, befonders beim Gedanken, daß er Schuld an allen
diefen Strafen fei, nicht vor Schmerz verginge und vor Furcht durch⸗
ſchauderte. Wer, fage ich, follte nicht in Thränen zerfliegen, wenn er
bedenkt und mit geiftigem Auge fieht, wie hier Gott für den Menfchen,
der Schöpfer für das Gefchöpf, der Herr für den Knecht, der Unfchul«
dige für den Schuldigen, der Gerechte für den Ungerechten fo Großes
erlitten; wer könnte fi) des Jammerns und der Seufzer enthalten, wer
nicht gern mit Ehrifti Leiden mit leiden? Dazu fcheint eine göttliche
— die menſchlichen Gemüther zu treiben: die mit Chriſti Blut be⸗
ſprengten Marmorfäulen ſelbſt, die Grube des Kreuzes, der Ort der
z
Kreuzigung, der Salbungsflein, und enblih das allerheiligfte Grab
| 144) Erinnert an Luthers: da ein Tod den andern fraß.
388 Jeruſalem.
treiben und drängen mit einer gewiſſen geheimen Macht wie friſche Spu⸗
ren des Kreuzes und bed Leidens unſers Heren, daß Jeder ſich naht,
und auch der Härtefte ſich in Thränen badet, aus tiefer Bruft auffeufzt
und, fi fo ganz Ehrifto weihend, fich felbft verleugnet, und indem er
Laſter und weltlichen Schmug wegwirft, lieber nadend Chriſto folgen
und für ihn das Härtefte leiden, als in meltliche Lüfte zerfliegen will. —
Ja von biefer heiligen Kirche von unglaublicher Majeftät gilt des Pa-
triarchen Wort: Vere terribilis est locus iste; non est hic aliud nisi -
domus Dei et porta coeli 15).
11.
Das heilige Feuer der Griechen und Armenier am Dfter-
abend in der Kirche zum heil. Grabe.
Die meiften NReifenden erwähnen diefes Feuers, fo Cotovicus,
Maundrell, Della Valle, Nicharbfon u. A. Ich will bei der Beſchrei⸗
bung vorzüglih dem Troilo folgen ''%). Er erzählt: .
Es fei vor Tanger Zeit ein frommer Bifchof Narciffus in Serufa-
lem gewefen, ber babe am Ofterfonnabenb dem Diakonus befohlen, alle
brennenden Lampen in ber Kirche bes heil. Grabes auszulöfhen, weil
fie hernach von einem neuen Feuer follten wieder angebrannt werben.
Als der Diakonus entgegnete: es fei kein Del in -den Rampen, fo befahl .
ihm der Biſchof, Waſſer Hineinzugießen. Das Waffer fei nun in Del
verwandelt, die Lampen durch Feuer, das vom Himmel gefallen, ange-
zündet worden ') Bis auf Gottfried von Bouillon Zeit erneuerte
ſich dies Wunder alljährlih. Wie herrlich, fagt Urban II. in feiner Rede
auf dem Concil von Clermont, ift dad Grab bes Herrn! Hat dad
Gott in jedem Jahre an demfelben ein Wunder gewirkt, da in den Ta⸗
gen feines Leidens, wenn im Grabe und in ber ganzen Kirche alle Lich
ter ausgelöfcht waren, die ausgelöfchten Lampen durch ein göttliches
Licht wieder angezündet wurden =). Im Jahre 1101, ale Fulcherius
Bifchof von Jerufalem war, blieb das Wunder wegen der Sünden ber
Stadt aus. Da betete der Bifchof mit vielen Geiftlihen fo dringend,
bis der Abt vom Berge Tabor aus dem heiligen Grabe herausrief:
visitavit nos Dominus in igne, barauf dann ber Bifchof, die Geiftli-
hen und alles Volk vor Freuden Kerzen an dem Feuer angezündet und
fo eine Proceffion durch die Kirche gehalten 6). Ars Ierufalem aber
. 7,1.
-147°) Baldrici Histor. hierosol. 87.
147°) Fulcher. Carnot. 407. Guibert. abbas 555. Gesta Franc. 581.
Balduin I. war zugegen.
.
EEE EEE TE ET ⏑ WE — TEE Tan WE WE 3 mm —
Jeruſalem. 289
wieder in die Hand der Saracenen gerieth (1187), blieb das himmliſche
Feuer ganz aus ''’c). Abyſſinier erhielten zuerſt die Erlaubniß von den
Saracenen, das heilige Grab zu verwahren; von biefen verfpottet, daß
fie nicht, wie früher die Franken, Feuer vom Himmel herabzubeten ver
möchten, halfen fie fich mit Feuerzeug. Später erhielten die Griechen
den Mitbefig des heil. Grabes und probucirten das heil. Feuer wie die
Abyſſinier; dieſe, hierüber verbrießlich, verrierhen den Betrug, wofür fie
durch die Griechen aus dem Beſitz des Grabes, unter Beiftand ber Mu⸗
hammebdaner, geworfen wurden. Die Armenier, welche fahen, daß das
heilige euer den Griechen große Einnahmen verfchaffte, ftedten fich mit
Beftechungen hinter die Muhammedaner, welche zulegt in beide einander
ſtark anfeindende Nationen drangen, „daß fie jährlich das Feuer machen
mußten‘, zum größten Nugen der Türken. Denn einzig dies Feuer, zu⸗
nächſt das Baden im Jordan, zieht jährlich Taufende von Pilgern nach
Zerufalem, melche den Türken große Abgaben zahlen; fie würden meg-
bleiben, bliebe da8 heilige Feuer aus.
„Am Ofterfonnabend Nachmittags um ein Uhr verfanmelten fich”,
erzähle Troilo, „Griechen, Armenier u. A., an 2 bis 3000 Chriften, in
der Kirche bes heil. Grabes, jeder hatte ein Bündel Wachskerzen, alle
Lichter in der Kirche wurden ausgelöfcht. Als der griechifche Patriarch
und der armenifche Biſchof mit der übrigen Geiftlichfeit kam, fing das
Volt an, um das heilige Grab herumzulaufen.” „Andere fegen ſich“,
fagt Troilo, „und rutfchen fo auf dem Pflafter um das Grab herum“,
zuweilen über hundert bintereinander, „und matten fich. dermaßen ab,
daß ihnen der Schweiß über das Angeficht herunterläuft.” Wieder an⸗
dere fteigen auf die Achfeln ihrer Kameraden. „Unterweilen fällt alles
Bolt auf die Kniee, rüden die Köpfe mit verkehrten Augen in die Höhe
und heben die Hände mit den Kerzen auf gen Himmel, fchreien jämmer-
lich: das Feuer folle doch bald vom Himmel fallen. Alsdann fichen fie
wieder auf, rennen mit großem Gefchrei um: das heil. Grab, ald wären
fie alle unfinnige Leute, oder wäre der Feind hinter fie, der fie jagte.
Sie fallen auch untermeilen übereinander zur Erben, daß es Fein Wunder,
fie erdrückten einander ganz und gar. Bald ziehen fie auch ihre Kleider
aus, das Feuer damit herunter zu locken.“ — Dieſes Gaufelfpiel währt
aufs wenigſte zwei gute Stunden, welchem zuzufehen auch viel Hundert
Türken mit ihren Kindern zum Spaß bineinfommen, und über ber-
gleihen Narrenfpiel überlaut lachen. Der griechifche Patriarch und Ar-
menianer-Bifchof fommen dann aus der Sacriftei und gehen mit etli-
hen griechifchen Geiftlichen in das heil. Grab, die Thür wird. hinter
- ihnen zugemadt. „Dieſe ftellen fih nun gleich, als beteten fie drinnen,
indeffen aber haben fie ein Feuerzeug bei fi, und fehlagen ein Licht
auf.” Daran brennt der Patriarch feine Kerzen und die Lampen ‚des
heil. Grabes an. „Nach diefem wird bie Thür geöffnet, und fährt
der Patriarch heraus gleichwie eine Zuri aus ber, Höllen, mit ausge
147°) Vitriacus, der 1140 ftarb, fagt noch vom h. Sepulchrum : in quo
etiam loco in nocte dominicae resurrectionis ignis sacer descendit de su-
pernis (©. 1079).
Raumer, Palaͤſtina. Ste Aufl. | . 19
290 | Jeruſalem.
reckter Hand, in welcher er einen großen Puſch brennender Lichter hat.
Sobald nun das Volk das Licht erſiehet, da faͤnget es an zu ſchreien,
heben alle die Hände mit ihren Kerzen auf, und dringen mit ſo großer
Gewalt auf den Patriarchen los, daß es kein Wunder waͤre, ſie er⸗
quetſchten ihn; denn ein jeder will fein Licht zum erſten von des Pa-
triacchen anbrennen, indem fie meinen, und gläuben nichts anders, als
daß es vom Himmel herunter gefallen fi’). Es ift da Fein Halten
weder Wehren. Sie hätten den Patriarchen leicht erbrudt, er fieng
ſchon an zu fehreien, da huben fie ihn empor, und lag er oben auf ben
Köpfen des Volle. Sein bifchöflicher Ornat, fo er an hatte, wurde ihm
ganz vom Leibe geriffen, es mar ein alter eisgrauer Mann, hatte einen
fchönen weißen Bart, welcher ihm in dem Tumult, und von dem hin
und wieder fahren und ftoßen ber brennenden Kerzen, angezündet und
ganz verbrennet wurde, darüber die zufehenden Türken alle Tachten ''?).
Es geſchah ihm aber dies nicht allein, fondern viel Griechen und Arme
niern mehr, fo lange Bärte trugen, welche fie bei diefem himmlifchen
Feuer einbüßeten. Es war auch fo ein Dampf und Geftant, daß es
nicht auszufagen. — Daß aber ein jeder fich fo dußerft bemühte, fein
Licht an des Patriarchen (mann er aus dem heil. Grabe herauskömmet)
anzubrennen, iſt die Urfache, weil fie gläuben, daß derjenige der aller-
feligfte Menfch auf diefer Erden fei, der nicht könne verdammt werben.”
Darum brennen fie audy mit dem Feuer Kreuze auf Leinwand, die ih-
nen zu Sterbehemden dienen fol, das reinige die Seele von allen Sün-
den. Daß e6 aber mit bem Feuer ein Betrug fei, müßten Türfen und
Suden. Die Katboliten find ebenfo von dem gegenwärtigen Betruge
überzeugt '°°), in früherer Zeit aber ift das Wunder, nad) ihrer Mei-
nung, wirklich gefchehen. Arvieur, welcher am heiligen Ofterabend 1660
dieſem Gräuel an heiliger Stätte beiwohnte, erzählt, dag man im Au-
genblid, da ber griechifche Erzbifchof das Feuer aus dem heil. Grabe
brachte, „die ganze Kirche durch mehr als viertaufend Bündel ange
148) Als Della Valle diefe Feier fah, fprang der Patriarch, um fich vor dem
Andrang zu retten, auf eine abgeftumpfte Säule. Im Sabre 1750 bezahlte ein
Armenier daB erfte heilige Feuer mit 50,000 Zechinen. Nitter 423.
149) Die Muhammedaner beten auch an den heiligen, Chrifto und der Maria
geweihten Orten, nur nit am heil. Grabe, weil fie glauben: Chriftus fei nicht
gerreunigt worden, fondern an feiner Stelle Sudas, auf den er fein Aeußeres
bertragen. Ruſſel 283, nach Ali Bei 2, 337. j
150) gl. Cotovicus &. 182—184. Della Valle II, 80 fagt: „Die Lateiner,
denen es nicht blos um den Schein zu thun ift, haben nie dergleichen geglaubt
ober angeftelit, und feit da8 Wunder aufbörte, ſich begnügt, am heiligen Oſter-
abend neues euer mit dem Beuerftein zu machen.” Auch erzählt diefer Reis
jende: ein ehrlicher Abyſſinier fei, nachdem er im heil. Grabe gebetet und Bein
Feuer erfchienen, beraußgegangen und habe das dem Volke gefagt, fei dafür aber
von Türken und Güiematitern faft todt gefhlagen worden. Ein ſchlauerer gin
darauf fogleich ind Grab, und brachte zur großen Beruhigung des Volks foglei
Beuer. — Das Wunder fei fhon deshalo falfch, fagt Della Valle, weil es nicht
glaublih, daB Bott hierin mehr den Schismatikern als den Katholiten beiftehen
folte. Im Jahre 1834 zeigte ein fpanifcher Mönch, in Gegenwart des Englän-
ders Monro, dem Mutfellim ein Phosphorfeuerzeug, durch welches das Wunder
bewirkt werde. Monro 1, 120. .
2
Ierufalem. 291
zündeter Wachölichter im "euer fahe. Die Janitſcharen warfen ihre
Mügen in bie Höhe, man fahe nichts als verbrannte Bärte, zerſtoßene
Köpfe, zerriffene Kleider, braun und blau gefchlagene Augen, zerfrapte
Gefichter, zerbrochene, zerfchlagene Arme. Man hörte nichts als ein ver-
wirrted und auf. fcheußliche Urt ausgeftoßenes Gefchrei.” Gegen ſechs
Uhr legte fih der Zumult, dann „ward auf einmal ein Wirthéhaus
aus der Kirche. Ein großer Theil von biefen unfinnigen Pilgrimen fie-
len blindlings über Die Zleifchfpeifen her und fiengen an als heifhungrige
Wölfe zu fhlingen, auch trunten fie, baf es eine Luſt war‘ 15%), —
So find alle Neifebefchreiber ), Katholiten wie Proteftanten, gleich
empört über diefes Tirchliche Skandal. Della Valle fagt: das Volk treibe
bei dieſer Gelegenheit Dinge, welche fich mehr im Gchaufpielhanfe für
Betrunkene als in der Kirche für gebemüthigte und zerknirfchte Men⸗
fen ziemten. Richarbfon, empört über den Betrug, nennt ben grie
hifchen Bifhof von Serufalem ben „großen Charlafan‘ '°). „Iſt's
ein Wunder”, fragt er, „daß Muhammebaner den Gottesdienft verfpot-
ten, die Chriften ind Angeficht verhöhnen und Hunde und Gögendiener
nennen?‘ Fisk verließ nach der Feuerfcene die Kirche empört und voll
Ekel über folche gottlofe Auftritte. „Wir fühlten”, ſagt er, „daß Je⸗
nee Ungerechtigkeit bingegeben fei, und Gottes Fluch auf ihm
laſte“ ). |
12.
Proteftanten in der Kirche Des heil. Srabes.
Vergleichen wir die frommen Herzendergießungen bed Cotovicus in
der Kirche des heil. Grabes mit den Gräueln, welche am Ofterabend in
derfelben Kirche begangen werben, fo können wir ed faum für möglich
halten, daß tiefe heilige Andacht und wahnfinnige Nuchlofigkeit zugleich
denfelben Ort fo heiligen und entweihen Fönnten. Sieht man allein
auf die Gräuel und Frevel, fo kann man chriftlihen Proteftanten bie
größte Entrüftung hierüber nicht verargen. Sie meinen felbft: eine der⸗
s
maßen profanirte Stätte könne nicht das wahre Grab des Exlöfers, dies
möchte, wie dad Grab Mofis, aller Welt verborgen fein.
Doch wir follten nicht allein die Gräuel ins Auge faffen, und ber
Taufende von Chriften aller Confeſſionen nicht vergeffen, welche an die
fer Stelle, wie der fromme Eotovicus, Glaubensſtaͤrkung, Troſt und hei⸗
lige Erbauung fanden. Merkwürdig ift in diefer Hinficht das Bekennt⸗
niß des durchaus Fritifchen Neifenden Clarke. „Trotz der ffeptifchen Ge⸗
fühle”, fagt er, „mag bied bie Macht ber Sympathie beweifen, wenn
wir geftehen, daß, als wir in das vorgebliche Grab eintraten und beim
- 150°) Arvieux 2, 119. Aergeres, was in der Kirche gefhah, deutet er an.
151) Reifebefchreiber geisäifge Confeſſion fehlen.
152) Richardſon H, 320.
153) Fisk 270. Ich Lönnte noch mehrere ähnliche Beſchreibungen und Ur⸗
theile anführen, wenn ich nicht fürchten müßte, mich ſchon zu Lange bei diefem
Graͤuel verweilt zu haben. | ,
19
”
292 Jeruſalem.
Scheine der Lampen, welche daſelbſt immer brennen, bie ehrmürbige
Geftalt eines alten Mönchs erblidten mit langem weißen Bart, Thrä—⸗
nenftröme weinend, und auf den Pag zeigend, mo ber Leib des Herrn
lag, und er uns ermahnte, niederzufnieen und Vergebung unferer Sün⸗
den zu erfahren, wir nieberfnieten und die Gefühle der gläubigften Pil-
ger theilten‘ 18).
Tiefe Andacht, die innigfte Liebe zum Erlöfer und chriftliche Nüch-
. ternheit treten und in der folgenden Erzählung entgegen, welche der
proteftantifche Miflionar Fisk von feinem Beſuch der Beiligen Grabkirche
in einem Briefe gibt '°). „Den Tag nach meiner Ankunft in Jeruſa⸗
lem’, Schreibt er, „beſuchte ich zum erflen Male das Grab meines Herrn.
Ich hielt mich nicht damit auf, zu unterfuchen, ob der Ort, welcher für
die Grabftätte gilt, es auch wirklich fei oder nicht. Iſt hierin etwa
irgend eine Taͤuſchung, fo war ich willens, für den Augenblick getäufcht
zu werden. Die Kirche war voll Menfchen ; obgleich von ihnen um-
geben, konnte ich doch meine Gefühle nicht unterdrüden. Ich betrachtete
die Gapelle, welche das Grab bededt, dachte an den Tod und die Auf-
erfiehung meines Herrn und brach in Thranen aus. Sch ging hinein
und Eniete an dee Marmortafel, welche den Ort bededien foll, wo ber
Leib lag. Meine Thränen floffen unaufbaltfam, und meine Seele war
auf eine Weiſe bewegt, die ich nicht befchreiben kann. Ich mweihte mich
von Neuem meinem Herrn und betete zu ihm für meinen Vater, meine
Brüder, Schweftern und lieben Freunde. Ich flehte um Segen für die
Miffionare, die Prediger und für die ganze Welt. Es war mir, ale
habe ber Sohn Gottes jegt gelitten, als fei er jegt geftorben und von
den Zodten auferftanden. . Der Zeitraum feit feinem Tode erfchien wie
ein Augenblick, Alles war wie gegenwärtig und wirklih. O welche
Leiden! welche Liebe! liebe Brüder, für uns ift er geftorben; follen wir
nicht für ihn leben? Er ftarb, um uns von Sünden zu erlöfen; ‚follen
wir denn nicht die Sünde in jeder Geftalt meiden? Wenn Ihr glaubt,
daß ich einige Opfer gebracht, einige Mühfeligfeiten erbuldet habe, fo
verfichere ih Euch, daß ich das Alles vergaß, als. ich in ber Kirche des
heiligen Grabes war. Aber ach! wie fehe ich rings um mich fo wenige
Spuren der Wirkfamkeit des am Kreuze vergoffenen Blutes! Der Chrift
darf die Kirche, welche das Grab feines Erloͤſers bedeckt, nicht betreten,
ohne dafür den Feinden feines Glaubens die. Erlaubnig zu bezahlen.
Wenigftens drei Viertheile der Einwohner Ierufalemd mögen die Gott:
heit unferd Herrn leugnen und die verfühnende Kraft feines Todes, und
ich fürchte, alle oder faft alle übrige beten feine Mutter und feine Schü-
fer mit eben fo viel anfcheinender Andacht wie ihn felbft an. — Ich
“weine, wenn ich an Zion denke und die Verwüftung Serufalems fehe,
und bin gewiß, Sie würden auch weinen, fähen Sie, was ich fehe, oder
ernftlich beten, daß ein neuer Pfingftfegen über. Jerufalem komme.‘
Wir verlaffen das Grab, ohne entfcheiden zu wollen, ob es das
heilige Grab fei, jenes Grab, welches allein unter allen Gräbern der
154) Garke 548.
155) Fisk 263.
Jeruſalem. 293
Erde am jüngften Gericht keinen Todten berausgibt '°%); es war das
Grab des Richters felbft.
13.
Die Juden in Ierufalem.
Sie wohnen in elenden Baraden zwifchen dem Zion und Moriah
unter Ruinen und Zrümmerfchutt in hoffnungslofer Erinnerung ber
uralten Größe ihres Volks, der Herrlichkeit Davids und Salomo's. In
hohem Alter kommen fie hierher aus der Ferne, befonders aus ber Xe-
vante, um im Thale Joſaphat begraben zu werben; Dort wird, wie fie,
nach dem Propheten Joel (3, 19) erwarten, einft das Gericht über die
Auferftandenen gehalten. „Nichts kann ergreifender fein”, erzählte Mife
fionar Nicolayfon, „als der Contraſt zwifchen dem beruntergefommenen
elenden Ausfehen einiger polnifchen Rabbinen, die in Serufalem am
Sabbath in einer dunklen erbärmlihen Oberftube verfammelt find, und
dem prachtvollen frühern jüdifchen Gottesdienft der ganzen Sudenmenge
im herrlichen Tempel. Doch mehr noch ergreift der Contraſt zwifchen
bem religiofen Licht und Gefühl ber alten Juden und ber Finfternif und
Trauer, welche auf den jegigen Juden ruht. Ach wann wird die Dede
von ihren Augen genommen!” *7) Freitags verfammeln fie fih an der
Weſtmauer des Berges Moriah; die Erlaubniß hierzu erkaufen fie von
den Türken, von denen fie auf alle Weife geplagt werben '°) „Wir
fanden fie”, erzähle Fist, „auf der Erde nahe der Mauer (ded Tempel
bergs) figend, fie lafen ihre hebräifchen Bücher. Es war herzergreifend,
dDiefe Nachkommen Abraham, meift armes zerlumptes Volk, im Staube
figen zu fehen; fie müffen das Privilegium bezahlen, da zu weinen, wo
ihre Vater fangen, fich freuten und triumphirten; elende Sklaven find fie
auf derfelben Stätte, wo ihre Väter mächtige Könige waren‘ *).
„Sehen Sie diefe Mofchee der Mufelmanen?” fragte Rabbi Saa-
diah den Miffionar Wolf. „An jener Stelle fand ehemals unfer
Tempel. Aber er ift zerftört, leider! Teider! leider! Und feitdem muß
Ifrael lange ohne Opfer bleiben“ '%). Die Karaiten- Juden in Jeru-
- falem theilten demfelben Miffienar ihre Liturgie mit; aus biefer find
folgende Chorgefänge, tiefe Jammerklagen jener Juden.
Erfter Chorgefang.
- Kiturg. Wegen des Palaftes, der wüſte liegt;
Bolt. Da figen wir einfam und weinen.
156) Ehateaubriand. — Auf den Ort des heil. Grabes Eomme ich in dem
apa ; ber Serufalem zur Zeit feiner Berftörung durch Titus, noch einmal
u fprechen.
u 157) Missionary register, April 1834, p. 173. Rob. 2, 294; 1, 39.
158) Sowett (232) erzählt, um ein geringes Beifpiel diefer türkiſchen Ty—
rannei zu geben, wie man einen Rabbi Mendel Nachts aus dem Bette geholt,
24 Stunden ind Gefängniß geworfen, zu 500 Gulden Strafe verurtheilt habe,
— weil er Nachts feine Hausthür offen gelaſſen.
1 Fisk 285.
160) Baſeler Miſſionsmagazin 1823, ©. 255 fg.
294 | Jerufalem.
Liturg. Wegen des Tempels, ber zerftört ift;
Wegen der Mauern, bie niebergeriffen find; Volk.
Wegen unferer Majeftät, die dahin iſt; Da fisen wir
Wegen unferer großen Männer, die daniebderliegen; einfam und
Wegen ber koſtbaren Steine, die verbrannt find; weinen
Wegen unferer Priefter, die geftrauchelt haben; u
Wegen unferer Könige, die ihn verachtet haben;
Gin anderer Chorgefang.
Liturg. Wir bitten Dich, erbarme Di Zions.
Boll. Sammle die Kinder Serufalems.
Liturg. Eile, eile, Zions Erlöfer! |
Bolt. Sprich zum Herzen Ierufalems: |
Liturg. Schönheit und Majeftät möge Zion umgeben.
Volk. Ach wende dich gnädig zu Jeruſalem.
Liturg. Möge bald das königliche Regiment über Zion wieder ſcheinen.
Volt. Tröfte, die trauern über Ierufalem.
Liturg. Möge Friede und Wonne einfehren in Zion.
Boll. Und der Zweig auffproffen zu Jeruſalem.
Wie erinnern diefe Klagen an die Klagelieder Jeremiäl „Wie liegt
die Stadt fo wüſte, die vol Volks war! Sie ift wie eine Witwe. Die
eine Fürftin unter den Heiden und eine Königin in ben Ländern war,
muß nun dienen. Die Strafen gen Zion liegen wüſte, mweil niemand
auf Fein Feſt kommt, alle ihre Thore ftehen ode. Es ift von der Tochter
Zion alle Schmud dahin. Serufalem denkt in biefer Zeit, wie elend
und verlaffen fie ift, und wie viel Gutes fie von Alters her gehabt bat,
weil alles ihr Volt barnieder liegt unter dem Feinde, und ihr niemand hilft.
Wie hat der Herr die Tochter Zion mit feinem Zorn überfchüttet! Die
Krone unfers Hauptes ift abgefallen, o wehe, daß mir fo gefündigt haben!‘
Aber mitten im Sammer ward dem Jeremias Troft und gewiffe
Hoffnung des kommenden Meffiad (Ierem. 23, 5. 6). Wie fo ganz
troftlos ift Dagegen der gegenwärtigen Juden Sammer, wie viel entfeg-
licher ift das zweite Strafgericht über das Volk, als jenes ber erften
Zerftörung Serufalems! &o viel entfeglicher, als es das Verbrechen
war, um befjentmwillen das zweite Gericht über fie kam’), dies größte
Verbrechen ber ganzen Weltgefchichte.
14. |
Das Waffer Ierufalems.
Strabo, da er die Belagerung Jeruſalems durch Pompejus erzählt,
fagt: „die Stadt war in ihrem Innern mit Waffer wohl verfehen, ihre
Umgegend aber durchaus troden“ '). Wahrfcheinlicy litt Pompejus
161) gl. aber Römer 11," 1732. |
162) &trabo 16, 2, 40. "Ispoosiune nv Evröc iv edüdpov, dxrös dt nav-
Tec Supmpöv. Mebereinftimmend heißt es 8. 36 von Jeruſalem: die Stadt ftehe
.
Serufalem. \ 295
Belagerungsheer durch den Waffermangel, was mehreren Heeren, melche
fpäterhin Jeruſalem belagerten, widerfuhr; dagegen wird nicht erwähnt,
Bo 6 „eiagerten Einwohner Ierufalems je Durſt gelitten hätten, im
egentheil. \
Schon bei der Belagerung Ierufalems durch Nebucadnezar heißt es
(2 Kon. 25, 3): Am neunten des Monats nahm der Hunger überhand
in ber Stadt, und es war fein Brod da für das Volk des Landes.
Ebenfo gedenkt Jeremias (Klagl. 2, 20; 4, 4. 5. 9. 10) nur der ent-
ſetzlihen Hungersnoth bei jener Belagerung, von Durſt ift meber im
Bud der Könige noch in den. Klageliedern die Rede. Während der
Belagerung Ierufalems durch Titus fagt zwar Joſephus ’®) in einer
Nede an die belagerten Juden, um fie zur Uebergabe zu beivegen: Zitus
‚babe veichlih Quellwaſſer. Allein diefe Aeußerung fcheint grundlos und
nur darauf berechnet, bie Belagerten zu täufhen, da Dio Caſſius '‘')
bei Beſchreibung derfelden Belagerung Ierufalems äußert: „am meiften
litten die Nömer durch Mangel an Wafler, welches fie, felbft ſtinken⸗
des, weit ber holen mußten.” Wenn Sofephus dagegen die gräuliche
Hungersnoth in Ierufalem während des Titus Belagerung bis ins Ein-
zeine fchildert, wenn er erzählt, daß die Menfchen Leder, Unrath, ja daß
eine Mutter ihe eigenes Kind gegeffen: fo erwähnt ex nirgends, daß bie
Einwohner irgend Durft gelitten '°°).
Wilhelm von Tyrus, welcher die Eroberung Serufalems durch Gott:
fried von Bouillon befchreibt, beftätigt gleicher Weiſe jene Charaktexiſtik
Strabo’s: es ſei Waſſerreichthum in der Stadt, Waflermangel in ihrer
Umgebung. „Die waflerarme Gegend war burch die hoͤchſte Hige des
Sommers noch mehr ausgebörrt, ber Bach Kidron verfiegt, Siloah un-
fhmadhaft, und alle andere benachbarte Quellen von den Saracenen.
verfchüttet oder zerftört. In Schläuchen und auf Laftthieren mußten bie
Wallfahrer das Trinkwaſſer an ſechs Meilen weit holen umd wurden
dabei oft und, gefährlich von den auflauernden Arabern beunruhigt.
Niemals aber reichte das fo herbeigeholte Wafler für den Bedarf des
Heeres: man verkaufte es zu hohen Preifen, man fritt und fchlug fich
über den Befig und. über bie Reihe des Schöpfens '*) Zuerſt ſtürzten
deshalb die Pferde und andere Kaftthiere in großer Zahl verfchmachtet
zu Boden, und ein verpeftender Geſtank erfüllte die ganze Gegend; ſpä⸗
ter erlagen auch die Menfchen, weil fie nirgends Schatten gegen bie
ftehende Sonne fanden, nirgends Schug wider die glühenden Südwinde.
Immer erzeugten leichte Woͤlkchen die Hoffnung des Regens, und immer
auf Felsboden, autd piv eVüdpov, ray BL xx yupavy Eyov Aurpavxal Avudpon.
Ebenfo Will. Tyr. 746: Est autem Hierusalem in loco rivis, silvis, fontibus
et pascuis penitus carente sita, u. 749: Extra urbem ad duo vel tria mi-
liaria fontes sunt nonnulli, sed et pauci numero et modicam nimis mini-
strantes aquarum commoditatem.
163) Bell. Jud. 6, 9, 4.
164) Dio 67, 4.
165) Joseph. Bell. Jud. 5, 10, 2. 3; 5 13, 65 6, 3, 3—5. -
166) Raumers Hohenftaufen 1, 205 nad Will, Tyr. 751. Uebereinftimmend
Gesta Francor. 27, Robert. Mon. 75. "
x
296 Serufalem.
wurde man getäufcht. Da fuchten die Pilger fi in bie kühlere Erbe
einzugraben und legten frifche Erdfchollen auf ihre Bruſt; aber bald
hatte die Hige auch jene durchdrungen. Ste tranken hierauf Blut und
leckten den feuchten Niederfchlag von den Steinen.“ Als nun bie Stadt
endlich durch Gottfried erobert war, fo fand fein Heer in berfelben ei-
nen großen Ueberfluß an Waſſer, woran es während der Belagerung fo
fehr Mangel gelitten ’°).
Sowie Zerufalem in vieler Hinficht durchaus eigenthümlich und von
alten Städten der Erde verfchieden erfcheint, fo auch hinſichtlich dieſes
feltfamen Waſſerreichthums. Dem Eifternenwaffer, fo viel deffen auch
in ber Stadt gefammelt wird, dürfte er doch wol nur zum Theil bei-
gemeffen werben '); Salomo's Wafferleitung, welche vom verfiegelten
Brunnen bei Bethlehem Waſſer nach Jeruſalem führt, konnten die Bela-
gerer leicht abfchneiden, da die Leitungsröhren berfelben fo wenig tief laufen
follen, daß die Araber felbige zumeilen verftopfen '°). Noch mehr: alle
Quellen Ierufalems liegen, jegt wenigftens, außerhalb der Stadt: Siloah,
bee Brunnen Maris, Nehemiä Brunnen, ber obere und untere Teich
Gihon; in der Stadt wird feine Quelle erwähnt, nur. der einzige Teich
bes Hisfia, ber wol ſchwerlich Trinkwaſſer enthält. Bei der Belage-
rung duch Titus war die Quelle Siloah nicht im Beſitz, fondern nur
unterm Schug der jüdifchen Mauerbefagung ”’°), beftimmt war fie im
Befig der belagernden Franken Gottfrieds von Bouillon. Und dennoch
verdurfteten Xegtere, während die Belagerten ingentes copias aquae hat-
ten! — Es ift hier etwas Unerflärliches, vielleicht ein mohlbewahrtes Ge⸗
heimniß, zu deffen Loſung wir nur einige Fingerzeige haben.
Neuere flritten: ob Siloah weſtlich oder füdoftlich von Jeruſalem
zu fuchen ſei. Aus oben angegebenen Gründen entfcheide ich mich, be-
flimmt für: füdöftlih. Dennoch, dürften auf gewiſſe Weife beide Theile
Recht haben, wenn nämlich das Quellwaffer von ber Weſtſeite der Stadt
unter der Stadt weg und bei Siloah zum Theil ausflöffe. Diefe Mei-
nung führt Troilo an“). „Es ift Siloah“, fagt er, „ein wunderlicher
Brunnen, welcher an bem Orte nicht entfpringt; fondern durch in die
Erde eingelegte verborgene Röhren kommt das Waffer von andern Orten
dahin. — Andere rechnen „das Waller dem Brunnen Gihon zu, und
daß folches alles in den Brunnen Siloah fliege, fo Ezechias (Hiskia)
- 167) Will. Tyr. 8, 24. p. 761. Reperiebantur ... et aquae, cujus maxi-
mam in obsidione passi fuerant penuriam, ingentes copiae.
168) Um fo mehr, als die Belagerung Gottfrieds in einen regenarmen Som⸗
mer fiel. Will. Tyrius (749) legt jedoch dem Eifternenwafler Serufalemd, das
im Winter gefammelt werde, eine große Wichtigkeit. bei, ebenfo Alb. Aquens. 280
und Fulcher. Carnot. 397. Scholz (197) berichtet, im S. Salvator: Klofter
feien 28 Ciſternen. Vgl. Budinghbam I, 197.
169) Zroilo 415. Monro 1, 228.
170) Reland (858) nimmt mit Recht an: die alte Mauer fei bis in die
. Nähe der Quelle Siloah gelaufen, fo daß bie Belagerten von den Mauern
berab die Belagerer vom Gebrauch der Duelle abgehalten. Vgl. Anm, 2%,
171) Troilo 353,
Jeruſalem. 297
in die Stadt bat abgeführt“ 7). Vom Brunnen Gihon ſagt Troilo:
derſelbe ſei verfallen, man ſehe da alte zerbrochene Roͤhren, welche das
Waſſer wahrſcheinlich in den obern Teich (Gihon) geführt. Der König
Ezechias habe aber den Brunnen, als Sanherib gegen ihn gezogen kam,
verftopfen (2 Chron. 32, 2— 4) und das Waſſer durch unterirdiſche
Nöhren in die Stadt führen laſſen. Legtere Anſicht gründet fi auf
2 Ehron. 32, 30: „Er ift ber Hiskia, ber die hohe Wafferquelle in
Gihon zudedte and leitete fie hinunter von Abendwärts zur Stadt Da-
vide”; und 2 Kön. 20, 20:°,,Was mehr von Hiskia zu fagen ift, und
was er gethan hat, und der Teich und die Waflerröhren, damit er Waf-
fer in die Stadt geleitet hat, das ift gefchrieben in der Chronika“ ıc.
Auh Sirach 45, 19 erzählt: Ezechia befeftigte feine Stadt und leitete -
Waſſer hinein; er ließ in den Feld graben und Brunnen maden.
Die Quelle war hiernach früher außerhalb der Stadt auf ihrer
Weftfeite zum Vortheile belagernder Feinde’). Hiskia ſcheint deshalb
diefelbe in großer Tiefe abgefangen, unter die Stadt geleitet und dadurch
Jeruſalem einen unverfieglichen, den Feinden unzugänglichen Waſſer⸗
reichthum gefichert zu haben ’”°).
Diefe Unternehmung bed Hiskia wird durch eine Betrachtung in
das rechte Kicht geftelt. Unter Zerufalem waren nämlich eine Menge
unterirdifcher Gänge, wie Sofephus berichtet. Gegen das Enbe ber Be
lagerung des Titus verſteckte fih eine Unzahl Juden in bdiefen Gängen,
die voller Schäge und Leichen lagen; auch die Anführer Johannes und
Simon von Geraſa verbargen ſich darin ’”). Simon fam bis unter ben
Tempelberg, da flieg er, von Hunger getrieben, heraus. Dio Caſſius,
bei Befchreibung der Belagerung durch Titus, fagt: „die Juden (in Je
rufalem) waren durch ihre unterirdiſchen Gänge gut daran, welche fie
aus der Stadt unter den Mauern weg bis in meite Entfernung ge
. trieben hatten, durch welche fie ausfielen und die Waſſer holenden Römer
angriffen. Alle diefe Gänge verftopfte- Titus“ 79),
Nicht ohne Bedeutung foheint nun in Tacitus' Befchreibung des
Tempeld von Serufalem folgende Zufammenftellung: Fons perennis
aquae, cavati sub terra montes !’°2); die unterirdifchen Gänge waren
vermuthlich vorzugsmweife zum Behuf ber Wafferleitungen, die meiften
feinen unter dem Tempelberge geweſen zu fein. Dafür fpricht au
eine Stelle des Ariſteas. Diefer erzählt von dem Waſſer, welches in
den Zempel zur Wegfpülung des Opferthierblutes eingelaffen werde; ein
172) Ebend. 354. Hierher Sanut. 257, eine mir nicht ganz klare Stelle.
173) Rabſake, der Gefandte des Königs von Afiyrien an Hiskia, „trat an die
Waflerröhren des obern Teichs (Gihon), am Wege bei dem Ader des Fär⸗
bers.“ Jeſ. 36, 2 und 2 Kön. 18, 17.
174) Die doppelte Erwähnung des Werks Hiskiaͤ zeigt ſchon, wie wichtig es
für Serufalem war.
175) Joseph. 6, 8, 5; 7, 2.1.
176) Dio Casa, 66, 4.
176°) Histor. 5, 12. Et piscinae cisternaeque servandis imbribus, fährt
Tacitus fort; alfo unterirdifhe Quellen und Eifternen. .
208 Jecruſalem.
ſtarker natürlicher Quell, ſagt er, quille reichlich und fortwährend im
Tempel ſelbſt, durch Abzugskanaͤle fließe dann eine Menge Waſſer ab;
bewundernswürdig, ja unausſprechlich ſei die Größe der unterirdiſchen
Behaͤlter, von denen unter dem Tempel in einem Umfange von 5 Sta⸗
dien alles voll ſei. Durch die Mauern und den Fußboden des Tempels
laufen eine Menge Röhren binab; es feien häufige verftedte Deffnun-
gen, welche einzig denen, welche den Opferdienft verfehen, befannt;
das m Gewalt durch fie einftrömende Waſſer fpüle das Opferblut
weg '").
Iſt nun des Tacitus fons perennis aquae vielleicht bie unter Je⸗
rufalem im Tempel fließende Quelle des Hiskia, von welcher Siloah
und ber Brunnen Maris nur einzelne Ausflüffet Mufte nicht die
Lage der unterirdiſchen Waſſerleitungen möglichft geheim gehalten wer-
den, worauf Ariſteas hindeutet; ſchwieg Joſephus aus Pietät? Zielt
ber Prophet Hefekiel (47, 1— 12) auf diefe geheime Quelle des Tem⸗
pels, da er von dem Waſſer ſpricht, das unter der Schwelle des Tem:
peld gegen Morgen berausfliefe und fih ale Bach, an befien Ufer
fruchtbare Bäume mwachfen, deren Blätter nicht-verwelten, deren Früchte
nicht verfaulen, durch das Blachfeld (Jerichos) in das todte Meer er-
gieße, welches dadurch gefund und fifchreich werben ſolle? Bezieht fich
Sahara (13, 1 und 14, 8) auf ben verftedten, nur den Prieſtern be-
kannten Tempelborn, deffen Waſſer das Blut der Sündopfer megfpülte
und den Tempel reinigte, wenn er eine Zukunft weiffagt, da „bas Haus
Davids und die Bürger zu Jeruſalem einen freien offenen Born
haben (würden) ‚wider die Sünde und Unreinigkeit”, da aus Jerufalem
friſche Waſſer fliegen würden, die Hälfte gegen bad Meer gegen Mor-
gen (das tobte Meer), und die andere Hälfte gegen das äußerſte Meer
(das mittelländifche)?
Wie dem auch fei, Strabo's feltfame Bemerkung: Jeruſalem hat
innerhalb feiner Mauern Weberfluß, außerhalb bderfeiben Mangel an
Waſſer, iſt wahr.
*
Seit ich Vorſtehendes — vor 15 Jahren — fchrieb, find die forg-
fältigften Unterfuchungen über das Waſſer Serufalems gemacht worden.
Zuerft durch Robinfon, der, wie erwähnt, nachwies, daß der Quelle Si⸗
loch das Waſſer vom Marienbrunnen durd, einen unterirdifhen Kanal
zufließe. Ein Araber fagte ihm (2, 158): das MWaffer im Marien-
brunnen ſelbſt fomme aus einer Quelle unter der großen Mofchee, was
ber Mufti von Jeruſalem beftötigte. Weitere Nachforfchungen Robin-
177) Aristeae de legis divinae translatione, p. 112, im anpange gu Haver⸗
camps Joseph. Tom. II. a0 Quaresm. Eluc. Tom. I, 285 —2393, 713 —
118, und Badhiene 2, 1, — 389. Uebereinſtimmend berichtet das Itinerar.
hierosol. 590 vom Tempel: Sunt ibi et excepturia magna aquae subterraneae
et piscinae magno opere aedificatae. Alte Suden fagten dem Arvieur (2, 175):
ed feien unterm Zempel geräumige MWaflerbehälter, und dem Monro wurde von
Sranen unterm Tempeiberge erzählt, die auf 4000 Säulen ruhten (!). (Monro
/
27
m O9 Tr mp WM Er 3 BD 3 = vo
ER TO in U NE EEE” > ib
Jeruſalem. 299
fon führten zu dem Reſultat (S. 162): „daß es im Herzen des Fel⸗
ſens in einer Tiefe von einigen 80 Fuß unter dem Haram eine künſt⸗
liche Quelle gebe, deren Waſſer dieſelben Eigenſchaften habe, wie das,
welches aus den künſtlichen Aushöhlungen (durch den Marienbrunnen
und Siloah) in das Thal unten ausfließe.“ Robinſon glaubt auch (S.
164), daß der Tempelquelle das Waſſer aus der weſtlich gelegenen, von
Hiskia zugedeckten Quelle Gihon unterirdiſch zugefloſſen ſei. Dieſe An⸗
ſicht ward beſtätigt, da man beim Bau der anglikaniſchen Kirche am Zion
auf eine unterirdiſche von Weſt nach Oſt laufende Waſſerleitung ſtieß,
die höchſt wahrſcheinlich das Waſſer vom weſtlichen Gihon oſtwaͤrts zum
Tempel führte (Rob. N. U. 112) 7°),
B. 3erufalem nach dem Alten Teftamente.
Der Name Jerufalem, Bm, wird gedeutet: Wohnung des
Friedens. Nicht des bürgerlichen Friedenẽ dieſer Welt, denn die Stadt
war vielmehr eine ſtarke Feſtung des, von allen Heiden ausgeſonderten,
Volkes Gottes gegen alle Heiden. Das ſah Tacitus. Nachdem er die
maͤchtige Befeſtigung Jeruſalems beſchrieben, ſagt er: „die Erbauer der
Stadt hatten, weil ihre Sitten von denen anderer Völker verſchieden,
häufige Kriege vorausgeſehen, daher ſie ſich mit Allem ſelbſt auf den
Tall einer langen Belagerung ausgerüftet” 7%). — Die heilige Schrift
erzählt die Erbauung der Stadt nicht; den Melchiſedech nennt fie einen
König von Salem (1 Mof. 14, 18); Joſephus nennt ihn Kong von
Solyma, welches fpäter Hierofolyma genannt worben fei; alle frühere
chriftliche LXehrer, nur Hieronymus ausgenommen, ftimmten dem Joſe⸗
phus bei und verflanden unter Salem Jeruſalem '). Auch ber
v
177°) -Krafft fucht den Brunnen Gihon in ber Nähe ded Damaskusthores,
dieſer liegt jedoch nicht in Weften, fondern in NXRW. vom Moriah. Den „Be:
bälter zwilchen den beiden Mauern für die Wafler des alten Jeiches“ (ef. 22,
11) verlegt Krafft in das Südende des Tyropson. Wahrſcheinlicher ift der for
genannte Teich Hiskia (amygdalon) gemeint, der zwifchen der erften und gimei-
ten Mauer (Joſephus; f. unten), lag und heute nod das Waller aus dem Zei
Gihon empfängt. — Gath herwood berichtet, daB unter der großen Mofchee eine
Höhle ſich befinde, in deren Mittelpunkt eine kreisformige Marmorplatte einen
Brunnen bededie. Krafft 120—138. Das Wafler eined Brunnens im Weften
des Haram bat denfelben Gefchmad wie das Waller des Marienbrunnens, beide
Brunnen werden hödhft wahrf: nic aus demfelben, unterm Haram befindlichen
Wafferbehälter geipeift. Rob. 2, 164. Williams 379. Bol. ©. 318, wo Wil
liams die gefährlichen, aber ler bergeblihen Unterfuhungen Wolcotts mittbeilt,
welche in der Bibl. sacra 1 p. 24 gedruckt wurden.
178) Tac. Hist. V, 12. —— Monachus, nachdem er die Eroberung
Jeruſalems durch Gottfried von Bouillon beſchrieben, ‚ fogt (76): Gratias Deo
salvatori et liberatori suorum, qui toties eam (Jerusalem) destrui et ancil-
lari permisit, totiensque destructam reaedificavit et ancillatam mirabili po-
tentia beravit,
179) Antig. 1, 10, 2: tüv pero Zdiuma Gorepov Excdlesen “Iepoodiune.
„Salem“, fagt „Hieronymus, „non, ut Josephus- et zostrd omnes arbitrantur,
Jerusalem, sed opri dum juxta Sceythopelin.“ Rofenmüller (Bibl. Seogr. g,
2, 135) und Bleek (Programm zum 3. Auguſt 1836, S. 21) freien dem Hierony
300 Jeruſalem.
Pſalmiſt ſagt (76, 3): zu Salem iſt ſein Gezelt, und ſeine Woh⸗
nung zu Zion. u
Der Berg der Landichaft Moriah, zu welchem Abraham (1 Mof.
32, 3) von Berfaba aus am dritten Tage kam, um da ben Iſaak zu
: opfern, gilt nach Joſephus für den Berg, auf welchem Salomo fpäter
ben Tempel erbaute (2. Ehron. 3, 1) 9).
Der Name Serufalem findet ſich zuerft Sof. 10, 1, wo Adoni Ze-
bet, König von Jeruſalem, ald der genannt wird, welcher mit andern
Königen einen Bund gegen Zofua machte. Unter den 31 kananitiſchen
Königen zur Zeit Joſua's wird der König von Jeruſalem nochmals auf-
geführt (Joſ. 12, 10). "
Bei der Beflimmung der Nordgrenze Judas wird Serufalem Sof.
15, 8 genannt, welche Stelle ganz mit Joſ. 18, 16 übereinftimmt.
Jene Grenze läuft.durdy das Thal Ben Hinnom; was füdlich von die⸗
ſem Thale liegt, wie 3.3. Bethlehem, gehörte zu Juda, dagegen der
Berg Zion, welcher die Nordwand des Thales bildet, und den bie Jebu⸗
fiter inne hatten, zu Benjamin. Darum wird unter den Städten Ben-
jamin (Sof. 18, 28) aufgeführt: die Jebuſiter, das ift Jerufalem '*').
Nach des Joſua Tode, da den Kindern Ifrael noch Vieles in Ka-
naan zu erobern blieb, beftimmte der Herr Juda, den Krieg zu führen;
dieſes ftritt wider Serufalem und gewann fie, und fchlug fie mit der
Schärfe des Schwertd und zündete die Stadt an (Richt. 1, 1—8). Juda
ftritt für alle Stämme, eroberte nicht für fih. Kinder Juda haben mit
Kindern Benjamin und Zebufitern zufammen in Serufalem gewohnt, da
ed von den Kindern Juda (of. 15, 63) wie von den Kindern Benja-
min (Nicht. 1, 21) heißt: fie hätten die Zebufiter nicht aus Jeruſalem
vertrieben, fondern mit ihnen Serufalem bewohnt. Die -Zebuftter wurden
wahrfcheinlich durch Juda nur aus der untern Stadt geworfen, hielten
fi) aber auf dem Zion, welchen fpäterhin David eroberte. — Erſt zur
Zeit Sauls gefchieht wieder Erwähnung Sertufalems, da 1 Sam. 17,
54 erzählt wird: David habe Goliaths Haupt nach Jeruſalem gebracht.
Als David nad) Saul Zode 7 Zahre und 6 Monate zu Hebron
regiert hatte, z0g er „bin mit feinen Männern zu Serufalem wider bie
Jebufiter, die im Lande wohnten‘, und gewann die Burg Zion, welche
Joab zuerft erftieg (1 Sam. 5, 5—9; I Ehren 12, 4 — 8). . Und
David wohnte auf der Burg und hieß fie Davids Stadt. Dahin brachte
er die Bundeslade, da bauete er dem Herrn einen Altar auf der Tenne
Arafna des Zebufiters, am Orte, wo der Engel der Peftilenz fand
mus, Gefenius u. A. dagegen dem Iofephus bei. Der gegenwärtige orientalifche
Name Serufalems ift el Kuds: das Heiligthum; wahricheinlich hieß die Stadt
ſchon zu Herodots Zeit fa, welcher den Namen in Kadytis verwandelte, das,
nad) ihm, eine große Stadt in Syrien ift (Herod. 2, 150; 3,5). Es ward von
Valckenaer, Reland u. U. bezweifelt, daß unter Kadytis Ierufalem zu verftchen
fei; wol gewiß mit Unrecht. — Bei Abulfeda (Tab. Syr. 86) heißt Serufalem:
Bait al Makdes, nah al Aezii ſei es von Salomo erbaut!
180) Joseph. Antiq. 1, 13, 2.
181) &o beißt ed auch Richt. 19, 10: „Jebus, das ift Jeruſalem“; und ebenfo
1 Ehron. 12, 4. .
Serufalem. . 301
(2 Sam. 24, 15—25). Dem Namen bed Heren ein Haus zu bauen
(2 Sam. 7, 13) , war jeboch dem David nicht. vergönnt „um des Krie
ges willen, der um ihn ber war” (1 Son. 5, 3—5). Uber, ſprach
der Herr (2 Sam. 7, 10) durch ben Propheten Nathan zu David,
„ich will meinem Volke Iſrael einen Ort ſetzen, und will es pflanzen,
daß es daſelbſt wohne und es nicht mehr in der Itre gehe, wie vorhin,
und feit der Zeit ich Richter über mein Volt Iſrael verordnet habe.
Und. der Herr verkündigt dir, daß er bir ein Haus machen will.“
So wie Joſua das Volk Iſrael nach den langen Wanderungen in
der Wüfte über den Sordan in das Land ber Verheißung zur Ruhe
brachte, fo ward durch David und den Friebefürften Salomo, welcher
auf feinem Stuhle faß, Serufalem der Ort der Ruhe und bes Sabbaths
im Lande der Verheißung.
Salomo's Tempel, auf dem Moriah erbaut aus Steinen und
Cedern Libanons, geziert mit kunſtreichem ehernen Tempelgeräthe, das
am Jordan gegoſſen wurde, enthielt im Allerheiligſten die Bundeslade,
in dieſer Tagen die zwei ſteinernen Geſetztafeln Moſis e), Bei der Ein-
weihung des Tempels erfüllte die Herrlichkeit bes Herrn das Haus bes
Herrn, und Salomo betete ‚fein priefterliches prophetifches Gebet für fein
Volt und für die Fremden, die aus fernen Landen um ded Namens des
Herrn willen gen Serufalem fommen würden (1 Kon. 5— 8).
So ward Serufalem durch -David und Salomo zur Reſidenz ber
Könige des ganzen Iſraels beftimmt und durch den Tempel zugleich
Reſidenz des Königs dev Könige, der groß ift zu Zion und hoch über
alle Völker, der da wohnet auf feinem heiligem Berge, welchen er er-
wählet bat und _liebet, der aus Zion fegnet, ber König der Kinder
Zion '°), Jerufalem ward, ale Königsrefidenz, bürgerlicher, durch den
Tempel veligiöfer Einigungsort aller Iſraeliten, und gehoͤrte ſeitdem noch
weniger als eine Levitenſtadt zu irgend einem Stamme, nicht zu Juda,
noch zu Benjanin. Es war der Drt, von welchem fon 5.Mof. 12,
. 13 gefagt ift: „An dem Ort, ben ber Herr euer Gott ermäblen -
wich ans allen euren Stämmen, daf er feinen Namen bdafelbft läffer .
wohnen, follt- ihr forfchen umd dahin kommen. Hüte bi, daß du nicht
Deine Brandopfer opferſt an allen Orten, ſondern an dem Ort, den der
Herr erwaͤhlet in irgend einem ſeiner Stämme 8). „Jeruſalem iſt ge⸗
bauet“, ſagt Pf. 122, „daß es eine Stadt ſei, da man zuſammenkom⸗
men fol, da die Stämme hinaufgehen follen, zu danken dem Namen
bes Heren. Wünfchet Ierufalem Glück, es müffe mohlgehen denen, bie
dich Tieben. Um bes Haufes willen bes Heren unfers Gottes will ich
dein Beſtes fuchen.
Das war Jeruſalem unter David und Salomo. Aber der Sohn
Sat, der Dann, der verfichert war von dem Meflias, dem Gotte Jafobs,
duch den der Geift des Herrn redete (2 Sam. 23, 1. 2), ſprach in
182) Ueber den Tempel vgl. v. Meyer in den Blättern fir pöhere Wahrheit.
183) Bion meift für das gan Serufalem. Bol. Hi. 9 38 Zn 14, 2;
76, 33 78, 68; 102, 14. 17, 110, 253 132, 13; 134, 3, Er
184) Bol. 5 Mof. 14, 3; 16, 11. 16.
302 - Jerufalem.
Malmen: Ich habe meinen König eingefegt auf meinen heiligen. Berg
Zion (Pf. 2) °). — Der Herr wird das Scepter feines Reiches fen-
ben aus Zion (Pf. 110). — Der Herr wird Bion bauen und da in
feiner Ehre erfcheinen, er wird einft das Seufzen der Gefangenen hören
und losmachen die Kinder des Todes, auf daß fie zu Zion predigen ben
Namen bes Herrn und fein Lob zu Jeruſalem, wenn (nicht bloß die
12 Stämme, fondern) bie Völker zufammentommen und die Königreiche,
dem Heren zu dienen (Pf. 102). Denn aus Zion bricht an der ſchoͤne
Stanz Gottes (Pf. 50). Zu Zion, bie feft gegründet ift auf ben hei-
ligen Bergen, wird der Herr predigen laſſen in allerlei Sprachen (Pf. 87).
Es tritt Jerufalem demnach fchon unter David, nicht ſowohl duch
feine irdifche Größe, nicht als Reſidenz eines mächtigen zeitlichen Reichs
hervor, fondern es ift vielmehr groß durch die geheimnißvolle Herrlichkeit
einer geweiffagten Zukunft. So ftand ja das jüdifche Volk nicht durch
irdifche Macht unter allen Völkern einzig da, fondern durch feiten Glau⸗
ben an eine künftige goldene Zeit des Meſſias. Darum blieb der Stabt
ihre wefentliche Größe, wiewohl fie nach Salomo's Tode viel vom irdi-
fhen Glanz verlor. Denn Salomo ließ fih, da er alt war, durch
fremde Weiber verführen, auf dem Berge des Aergerniſſes Gögendienft
su treiben. Deshalb zerriß der Herr das Neich unter feinem Sohne
Mehabeam (1 Kön. II, 1— 12), welchem nur die Stämme Juda und
Benjamin treu blieben; 10 Stämme fielen ab unter Serobeam, und Je⸗
rufalem blieb jegt nur noch Mefidenz des Kleinen Meiches Juda "%). Da
Jerobeam überdies den Kälberdienft zu Bethel und Dan anorbnete, fo
zogen aud) biefe 10 Stämme nicht mehr hinauf gen Serufalem, um im
Tempel zu opfern und anzubeten (1 Kön. 12, 26 — 30).
Die Geſchichte Serufalems fällt von nun an mit ber Gefchichte
ber Könige Iuda genau zufammen; das zweite Buch ber Könige und
der Chroniken, unter den Propheten vorzüglich Jeſaias und Jeremias,
find_die Hauptquellen berfelben.
Sute Könige, welche thaten, was dem Heren wohlgefiel, wie David,
wechfelten in Juda feit Salomo’6 Zeit mit bofen, gögendienenden; einige
regierten abmechfelnd gut und böfe. Unter Nehabeam (975 v. Chr.)
eroberte Sifat, der König von Aegypten, die Stabt und nahm bie Schäge
aus dem Haufe. des Heren. Weil Rehabeam fich demüthigte, ward nicht
Alles verderbet, denn ed war in Juda noch was Gutes (2? Kon. 12,
3— 12). Unter Amazia eroberte Joas, der König Iſraels, Jerufalem,
zerrig 400 Ellen ihrer Mauer und nahm den Tempel« und Königefchag
(2 Kön. 14, 13. 14). Amazia's Sohn, Ufia (811 v. Chr.), fuchte
anfangs den Herren (2 Chron. 26, 5), fein Herz erhob ſich aber, da er
185) Da Zion oft für das ganze. Serufalem fteht, fo begreift er auch den
Zempelberg Moriah. Der Name mb bedeutet: trodner hoher Ort.
186) Iuda_mwar kaum fo groß als etwa das Kurfürftentfum Heſſen. Blieb
der Stamm Simeon nicht auch bei Juda? Er wird zwar nicht in der heiligen
Schrift als zum Reiche Juda gehörig aufgeführt, es ift aber kaum abzufehen,
wie er fi bei feiner Lage im Stamme Juda von jenem Reiche hätte trennen
fonnen. Bol. 5 Mof. 33.
WR” un, TER TR WE U SM BE Ge GE SE EEE SE Be er er To RD
WE NEE UM BEME ⏑—
wm 7 HER
Jeruſalem. 303
maͤchtig geworden war, zu feinem Verderben (a. a. O. V. 16). Dieſer
bauete „Thürme zu Jeruſalem am Eckthor und am Thalthor und an
andern Eden und befeſtigte fie” (a. a. O. V. 9). Ebenſo baute Uſiaä
Sohn, Jotham (2 Chron. 27, 3). — Jothams Sohn, Ahas, war ein
arger Gotzendiener (2 Chron. 28, 1— 4), deſſen Sohn Hiskia (728
v. Chr.) aber that, was dem Herren wohlgefiel. „Er ift der. Hiskia, der
die hohe Waſſerquelle in Gihon zudeckte, und leitete fie hinunter von
abenbwärts zur Stadt Davids” 7). Aber Hiskid Sohn, Manaffe,
übertraf alle früheren Könige durch Gögendienft und. trat in die Fuf-
tapfen feines Großvaters Ahas, fliftete Baalim Altäre, ließ feine Söhne
durchs Feuer gehen im Thale Ben Hinnom, fegte Sägen in das Haus
Gottes, verführte Juda und die zu Jerufalem, daß fie ärger thaten denn
die Heiden, die der Herr vor den Kindern Ifrael vertilgt hatte. Dafür
ward er gefangen in Ketten nad) Babel geführt; als er fih aber de
müthigte, brachte ihn der Herr zurück gen Serufalem. Da bauete er
die abendlichen Mauern der Stadt (2 Chron. 33, 1—14).
Manaſſe's Sohn, Amon, folgte dem Vater im Böſen und warb
erſchlagen; ihm folgte fein Sohn -der fromme Joſia. Diefer ließ aus
dem Tempel des Herrn thun alles Zeug, bad dem Baal und allem
Heer des Himmels gemacht war (2 Kön. 23, 4— 10). Und fie ver
brannten e8 außen vor Jerufalem im Bach Kidren. Er verunreinigte
auch das Tophet ’”) im Thal der Kinder Hinnom, daß Niemand feinen
Sohn ober feine Tochter dem Moloch durchs Feuer Tiefe gehen; auch
ben Berg des Aergerniffes verunreinigte er.
Joſia war der legte fromme König; in Ihm flammte bas glim-
menbe Docht ifraelitifcher Frömmigkeit zum legten Dal auf, ber Herr
verfchonte fo lange ‚Serufalems um weniger Gerechten willen. Aber
unter feinen brei Nachfolgern ward die Miffethat ber Juden voll. Etwa
100 Fahre nach Manaffe kam Nebucadnezar, der König zu Babel, mit
aller feiner Macht wiber Serufalem (2 Kön. 25. Serem. 39), bela-
gerte es vom neunten bis zum elften Sahre des Meiches Zedekia, führte
dDiefen barauf, nachdem man ihn geblendet, gen Babel, verbrannte das
Haus des Herrn und das Haus bes Königs und alle Häufer zu Jeru⸗
ſalem; die Tempelgeräche brachte er nady Babel. So kam über Ieru-
falem das Unglüd, das der Herr ſchon durch Mofes feinem Volke ges.
weiffagt, wofern fie ihn und feine Gebote verließen (3 Mof. 26. 5 Mof.
28). Die frühere Gefangennehmung ber 10 Stämme buch Salma⸗
naffer hatte Jerufalem nicht gewarnt; Propheten des Herrn predigten
vergebene, zuerst Jeſaias etwa 200 Jahre vor der Zerftörung. „Jeru⸗
ſalem“, fprady er, „fällt dahin, und Juda liegt da, weil ihre Zunge
und ihr Thun wider den Herrn ift, daß fie den Augen feiner Majeftät
widerfireben. Ihr Weſen bat fie kein Hehl und rühmen ihre Sünde
wie die zu Sobom und verbergen fie nicht. Wehe ihrer Seele, benn
187) 2 das vom Teich Hiskia am Saffathore und von der Quelle Siloah
Geſagte. 2 Kön. 20, 20.
88) Zophet: Abfchen. Bol. Serem. 7, 31. 32; 19, 6—12; 2, 23; 31, 40,
2 Kön. 16, 3. 4,
304 | Jerufalem.
damit bringen fie fich felbft in alles Unglück. Der Herr kommt zum
Bericht mit den Xelteften feines Volks und mit feinen Fürften‘ (Jeſ.
3, 8— 14). Sollte. ich nicht Jeruſalem thun und ihren Gögen, wie ich
Samaria und ihren Gögen gethan habe?
Wie Jeſaias weiſſagt nach ihm Micha: um der Sunden des Volkes
willen werde Zion wie ein Feld gepflüget, und Serufalem zum Stein-
haufen, und der Berg des Tempels zu einer wilden Höhe werben
(Micha 3). Ebenfo Bephanja (Cap. 3): Wehe der fiheußlichen, unflä-
thigen, tyrannifchen Stadt Jerufalem, fie will nicht gehorchyen — darum
voill ich diefe Leute ausrotten, ihre Schlöffer’ verwüften und ihre Gaffen fo
leer machen, daß niemand mehr da wohne. Aehnliches weiffagt Habakuk;
vor Allen aber Jeremia; das Vol hörte jedoch auf bie Lügenpropheten,
nicht auf des Herrn Wort. Jeremia erlebte Serufalems Zerſtörung und
fchrieb feine Klagelieder über die Stadt, die nun wüſte lag; über fie, die
eine Fürftin war unter den Heiden und eine Königin unter ben Kän-
dern und nun dienen mußte, und die niemand tröftete. „Die Krone
unferd Hauptes“, klagte er, „iſt abgefallen, o wehe, daß wir fo gefün-
digt haben!’
Die 10 Stämme waren ſchon mehr ald 100 Jahre nah Affyrien
geführt, als Juda nach Babel ins Elend gebracht wurde. Davids Burg,
Salomo's Tempel, die ganze heilige Stadt lag in Schutt; ed war,
menfhlihem Anfehen nad, auf immer aus mit dem Volke wie
mit der Stadt, welche der Herr ihm ausermählet.
Aber der Geift des Heren, vor dem taufend Jahre find wie Ein .
Tag, er ſchaut über das menfchliche Unglück des Augenblidd und über
feine Strafgerichte hinaus in eine fernere Zukunft. Diefelben heiligen
Propheten, welche die Zerftörung Jeruſalems weiffagen, diefelben weiffa-
gen ihr dennoch, mie früher David, eine große, zukünftige, fpätere
Herrlichkeit. Es wird zur legten Zeit, fpricht Jeſaias (Cap. 2), der
Berg, ba des Herrn Haus ift, gewiß fein höher denn alle Berge und
über alle Hügel erhaben werden, und werden alle Heiden dazu laufen. —
Denn von Zion wird das Gefeg auögehen, und des Herrn Wort von
Serufalem. Könige follen aufftehen, und Zürften follen hier anbeten.
Mache dich auf, mache bich auf, Zion, ziehe deine Stärke an, fhmüde
did) herrlich, du heilige Stadt Jerufalem (Jeſ. 52, 1). Fremde werden
beine Mauern bauen, und Könige dir dienen. Denn in meinem Zorn
habe ich dich Hefchlagen, und in meiner Gnade erbarme ich mich über
dich. Und beine Thore follen ftets offen ftehen, weder Tag noch Nacht
zugefchloffen werden, daß der Heiden Macht zu dir gebracht, und ihre
Könige herzugeführt werden. Denn welche Heiden oder Königreiche dir
nicht dienen wollen, die follen umlommen (ef. 60) ').
Aber auch für eine nähere Zukunft weiffagen die Propheten Troſt.
Schon Mofes (5, 30) prophezeite: wenn der Fluch, den ich bir vor-
gelegt, über dich, Ifrael, kommen wird, und bu „in dein Herz geheft,
wo bu unter den Heiden bift, ba dich der Herr, bein Gott, hin verftoßen
189) Val. Bephanja 3 den Anfang mit dem Ende des Capitels.
Jerufalem. 305
hat, und bekehreſt bi zu dem Deren, beinem Bott, daß du feiner
Stimme gehorcheft, fo wird der Herr, bein Gott, bein Gefängnig men .
den, und fi deiner erbarmen, und wird bich wieder verfammeln aus
alten Völkern, bahin dich der Herr, dein Gott, verſtreut bat, unb wird
dich in das Land bringen, das beine Väter befeffen Haben‘ '°°).
Und Salomo betete in prophetifchem Geiſte ſchon für fein Volt,
wenn es ſich verfündigen und zur Strafe von ben Feinden in Gefan-
genfchaft geführt werden würde (1 Kon. 8, 46-53), daß fich der
Herr deffelben erbarmen möge.
- Der Herr nannte durch Jeſaias (44, 28) ben, welcher Serufalem
nach vielen Jahren wieberherftellen würde. Der ich fpreche zu. Kores,
fagt ex, der ift mein Hirte und foll allen meinen Willen vollenden, daß
man fage zu Serufalem: fei gebauet, und zum Tempel: fei gegründet. —
Jeremias (23, 3) weiffagt: Ich will bie übrigen meiner Heerde fammeln
aus allen Rändern, dahin ich fie verftoßen habe, und will fie wieder brin⸗
gen zu ihren Hürden. — Eiche, es kommt bie Zeit, fpricht ber Herr,
daß ich das Gefängniß meines Volkes, beides Ifraels und Juda, wenden
will, ſpricht der Herr, und will fie wieder bringen in das Land, das ih
ihren Vätern gegeben habe, daß fie es befigen follen. — Der Iſrael
zerftreut. hat, der wird es auch wieder ſammeln, und wird ihser hüten,
“wie ein Hirt feiner Heerde (Jerem. 31, 10. Bel. 32, 36— 42). —
So fpricht der Herr (Jerem. 33, 10): An diefem Ort, davon ihr far
get, er iſt wüfte, weil weder Leute noch Vieh in ben Städten Juda und
auf den Gaſſen zu Serufalem bleiben, bie fo vermwüftet find, daß meber
Leute, noch Bürger, noch Vieh darinnen ift, wird man dennoch wieder
hören Gefchrei von Freude und Wonne. Denn ich will. bes Landes
Gefängniß wenden '”').
Beftimmter weiſſagt Jeremias (25, 9— 12): Nebucadnezar folle
über das Land ommen, daß es zerſtört und wüſte liegen werde. „Und
follen diefe Völker dem Könige zu Babel dienen 70 Fahre.”
- Der Here verließ auch fein gefangene® Volk nicht, fonbern fandte
ihnen Propheten als Zröfter. Unter diefen war Daniel. Im erften
Jahre des Reiches Darius des Meders „merkte ic Daniel (heißt es
Dan. 9, 2) in den Bücherm auf die Zahl der Jahre, davon deu Herr
geredet. hatte zum Propheten Jeremias, daß Jerufalem follte 70 Jahre
wüſte liegen. Und ich kehrte mich zu ‚Gott, dem Herrn, zu beten und
zu flehen — befannte und fprah: Wir haben gefündiget, Unrecht ge-
than, find gottlos geweſen und abtrünnig geworben, wir find von beinen
Geboten und Rechten gewichen. Wir gehorchten nicht deinen Knechten,
den Propheten.“ — So bekennt er in tiefer Demuth weiter. Ach Herr,
fleht er, wende ab deinen Zorn und deinen Grimm von Deiner Stadt
Serufalem und deinem heiligen Berge. Denn um unferer Sünde
willen und um unferer Väter Miffethat willen trägt Jerufalem und bein
Bolt Schmach bei allen, die um und ber find. Ach. Herr, höre und ver-
190) Nehemia beruft fi betend im Eril auf diefe Verheißung. Nehem.
1, 8.9.
191) Ebenfo weiffagt Heſekiel 3, 21; 36, 24x.
Raumer, Paldftina. Ite Aufl, 20
auf bie frühere Erlaubniß bes Kores (Esra 5),
306 Jeruſalem.
ziehe nicht um dein ſelbſt, willen mein Gott. Denn deine Stadt und
dein Volk iſt nach deinem Namen genannt.
Solch ein ernſtliches Gebet vermochte viel; dem Daniel ward
geoffenbaret, daß die Gaſſen und Mauern Jeruſalems wieder gebaut
werden ſollten, wiewohl in kümmerlicher Zeit. — Und in einer ferneren
Zukunft ward ihm Chriſtus, der Fürſt, gezeigt, und nach ihm ein Volk,
das da kommen werde, die Stadt und das Heiligthum zu verſtören, daß
es ein Ende nehmen werde wie durch eine Fluth (a. a. O. V. 25. 26).
Daaniel erlebte noch bie Herrfchaft Kores von Perfien (Dan. 10, 1)
und bie Erfüllung feines Gebete. Denn „im erften Jahre Kores (c. 536
v. Chr), daß erfüllt würde das Wort des Heren, durch den Mund Se
remia geredet, erwedte ber Herr den Geift Kores, des Königs von Per⸗
fien, daß er ließ ausfchreien durch fein ganzes Königreich, auch durch
Schrift, und fagen: So fpricht Kores, der König in Perfien: der Herr,
ber Bott vom Himmel, hat mir alle Königreiche in Landen gegeben, und
bat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Zerufalem in Juda. Wer
nun unter euch ſeines Volkes ift, mit dem fei fein Gott, und er ziehe
hinauf gen Ierufalem in Juda und baue das Haus des Herrn, bed
Gottes Iſrael. Er ift der Gott, ber zu Serufalem if. — Da machten
fich auf die oberften Väter aus. Juda und Benjamin und bie Priefter
und Leviten, alle, deren Geift Gott erwedte, hinaufzuziehen und zu bauen
dad Haus ded Heren zu Serufalem. — Und der König Kores that
heraus die Gefüge des Haufes des Herrn, die Nebucadnezar aus Jeru⸗
falem genommen und in feines Gottes Haus gethan hatte” (Esra 1).
Nun zogen 42,360 mit 7337 Knechten und Mägden und 200
Sängern und Sängerinnen zurüd nad Paläſtina (Esra 2, 64— 68)
und kamen zufammen in Jerufalem, wo Serubabel und der Sriefter
Jeſua einen Altar bauten, und man Brandopfer opferte (Esra 3, 12).
Im näcften Jahre begann der Bau des zweiten Tempels unter Lob-
liebern, vermicht mit dem Weinen „der alten Priefter und Leviten und
oberſten DBäter, bie das vorige Haus gefehen hatten“ (Esra 3). Das
Miihlingsvolt der Samariter wollte Theil nehmen am Zempelbau; ba
Serubabel und Jeſua das nicht zugaben, verleumbeten fie Serufalem beim
Perſerkönige Arthafaftha (Smerdis) als eine von Alters her aufrührerifche
Stabt, und der König verbot den Bau des Tempels und ber Stadt. Unter
Darius Hyſtaſpis begannen Serubabel und Jeſua, geſtärkt durch die Pro-
pheten Haggai und Sacharja, von Neuem den Zempelbau, und beriefen fich
worauf Darius ihnen
nicht nur den Bau geftattete, fondern auch Zufchüffe zum Tempeldienſt
gab. Im 6ten Jahre des Reichs Darius warb der Tempel vollendet und
eingeweiht und dad Pafjahfeft gefeiert (Esra 6). — Später, im fiebenten
Jahre des Königs Arthaſaſtha (Kerres) zog Era, aus Aarons Gefchlecht,
vom König begünftigt und unterflügt, nach Serufalem ‚ und Viele mit
ihm (Esra 7. 8). Noch fpäter, im zwanzigfien Jahre des Arthafaftha
(Nehem. 2, 1), warb dem Nehemia, welcher des Könige Mundfchent zu
Sufan war, erlaubt, nach Serufalem zu reifen und deifen zerriffene
Mauern wieber aufzubauen. Saneballat, ber Samariter (Neben. 4),
wiberfegte fich vergebens mit Arabern, Ammonitern u. X. dem Bau.
s
En DE 2
- 0 wi —— — || WR — u — —— — — - .
. +.
Jeruſalem. | 807
Die Stadt war nun weit von Raum, aber wenig Volks barinnen, unb
die Häufer waren nicht gebauet (Nehem. 7, 4). Es wohnten in Jeru⸗
falem „etliche der Kinder Juda und Benjamin”; man befchloß aber,
daß /ıo aller Juden im übrigen Paläftina nad Zerufalem ziehen follte
(Nehem. I1, 1 —4). Der Sottesbienft wurde wieder nach Mofes ein⸗
gerichtet, alle Fremdlinge: Samariter, Ammoniter, Moabiter zc., ſchied
man aus, damit das auserwählte Volk nicht verumreinigt würbe (Edra 10.
Nehem. 8. 10. 12. 13). — Bon dem miebergebauten Jeruſalem weif-
fagten die Propheten Sacharja und Haggai zur Zeit der Rückkehr aus
dem Eril. Jener fprach (8, 22): „Es werben viele Volker und die
Heiden mit Haufen fommen, zu fuchen den Herrn Zebaoth zu Serufa-
lem, zu bitten vor dem Herrn. — Du Tochter Zion, freue dich fehr,
und. bu Tochter Jeruſalem, jauchze; fiehe, dein König kommt zu dir“
(Sadarj. 9, 9). „Ueber die Bürger zu Serufalem will ich ausgießen
den Geift der Gnade’ (Sacharj. 12, 10. Vgl. 13, 1). Und Haggat
weiffagte vom zweiten Tempel (2.7.8): „Es ift noch ein Kleines dahin,
daß ich Himmel und Erde, und das Meer und das Trodine bewegen
werde. Ja, alle Heiden will ich bewegen. Da foll dann kommen aller
Heiden Troſt, und ich will dies Haus voll Herrlichkeit machen, fpricht
ber Herr Zebaoth.” Maleachi aber, der legte der Propheten, meiffagte
zur Zeit des Nehemia, als der Tempel vollendet war: „Bald wird kom⸗
men zu feinem Tempel der Herr, den ihr fuchet, und ber Engel des
Bundes, den ihr begehret“ (3, 1).
So verherrliht das Alte Teſtament die heilige Stadt und ihren
Tempel. Die Heiden felbft ahnten dieſe Herrlichkeit: Plinius nennt Je⸗
ruſalem longe clarissimam urbium orientis, non Judaeae modo '”?).
Als aber nun die Zeit erfüllet war und ber Herr kam zu feinem
Tempel, in fein Eigenthum, da nahmen ihn die Seinen nicht auf, fon-
dern verwarfen ihn. Darum ward bie heilige Stadt wieder verworfen
und ber entweihte Tempel durch bie Römer von Grund aus zerfört.
Es waren Tage unerhörter Rache für unerhorten Frevel; feit jener Zer-
flörung wird Serufalem zertreten von den Heiden, bis daß der Heiden
Zeit erfüllet wird.
C. Jeruſalem zur Zeit feiner Zerftörung durch Titus.
Ich habe fchon '”) die Klage Richardfons angeführt: es fei eine
Tantalusqual für den Neifenden, welcher ben Drt beftimmter Gebäude
Jeruſalems oder Scenen benfwürbiger Begebenheiten aufſuche, daß ber
größte Theil der in der heiligen Geſchichte wie in der des Joſephus er-
wähnten Gegenflände ganz verfhmwunden und von Grund aus zerflört
fei, ohne eine einzige Spur oder einen Namen zu hinterlaffen, um aus
zumitteln, wo fie geftanden.” Ebenfo klagt Scholz. „Jeruſalem“, fagt
er, „hat das traurige Loos gehabt, fo oft von Grund aus zerflört zu
192) Hist. nat. V, 15. ,
193) Siehe „Serufalem zu unferer Zeit“. 90%
308 " Jeruſalem. |
werben, daß ſich viel in bem Aeufern verändert hat, die Ausdehnung
des Zion und die Berge Moriah, Ara und Bezetha jetzt ſchwer zu
unterfcheiden find, und es dem Forſcher unmöglich fein dürfte, in der
Meffe von Ruinen die Spuren aus ben verfchiedenen Epochen aufzufin-
den oder beutlich zu unterfcheiden.” |
Wenn Männer, weiche Jeruſalem befuchten, fo Plagen: wie fchwer,
ja mie unmöglich erfcheint es, Gewißheit über das frühere Jerufalem zu
erhalten, wofern man das jegige nicht felbft gefehen hat. Ohne Zweifel
muß aber die genauefte Kenntniß ber gegenwärtigen Stabt der Ausgangs⸗
punkt für jede Unterfuchung ihrer Vergangenheit fein. -
So viele Reiſende aber auch in Jeruſalem waren, fo mangelhaft
ift immer noch, wol ohne ihre Schuld, das, was fie zur Kenntniß der
gegenwärtigen Stadt geleiftet. Inter türkifchem Regiment wird es dem
Meifenden unmöglich, einen genauen Plan Serufalemd aufzunehmen. Und
wie genau müßte diefer fein, falls er als Führer in die Vergangenheit
dienen follte; wie wäre unter Anderm das forgfältigfte Nivellement vor-
zunehmen, wie müßten an vielen Punkten Nachgrabungen gemacht wer-
den, damit man unterfchiede, welche Theile ber Stadt auf Feld, welche
auf Schutt gebaut, wo urfprüngliche Thaler fein! — Man vergleiche
nur die Beſchreibungen, befonders aber die vielen Pläne und Anfichten
vom jegigen Ierufalem; wie fehr weichen fie von einander ab, zum Theil
im Wefentlichften ’’’). Auch dem beften Plane, dem von Sieber, man⸗
gelt eine nur einigermaßen Mare Terrainzeichnung. Zu diefer ungenü-
genden Darftellung der gegenwärtigen Stadt gefellen fi) mannichfache
Sweibeutigfeiten in der Beichreibung des frühern SIerufalem, welche 3o-
ſephus uns binterlaffen hat. Aus diefer doppelten Quelle entfpringt nun
die größte Verſchiedenheit der Auslegungen jener Befchreibung des Io-
fephus, deren Schwächen man öfters Leicht .nachweifen kann, während
man faft verzweifeln möchte, etwas Beſſeres, Befriedigenderes und Ge⸗
wiffes an bie Stelle zu fegen '”°).
% *
*
Seit ich Vorſtehendes — vor 15 Jahren — ſchrieb, iſt Jeruſalem
von einer Menge Reiſenden nicht bloß flüchtig beſucht, ſondern aufs
Gründlichſte unterſucht, beſchrieben und aufgenommen worden: von Mo-
binſon und Smith, Schubert, Williams, Schultze, Krafft u. A. Man
ſollte meinen, es müßten nun die meiſten Zweifel über Localitäten gelöft
fein und übereinftinmende Anfichten herrſchen; dem ift aber nicht fo.
Nur über den Sion, Moriah, Delberg, über den Kidron, Siloah und
ben Hippikus dürften alle einig fein. Wer aber mit einem Blick über-
fhauen will, welche Widerfprüche im Webrigen herrfchen, der vergleiche
nur bie beften neueſten Pläne von Serufalem unter einander: die von
Robinſon, Shulg, Willtams, Krafft, und fuche auf denfelben etwa
194) Befonders abweichend find die Anfichten, welche Hr. Dr. Suftus Olshaufen
zu Kiel in feiner, von mir in der erften Auflage von „Paläftina” recenfirten
Schrift: „Sur Topographie des alten Jeruſalem“ aufgeftelit hat.
195) Bibliotheca sacra, 1843, no. 1, p. 34. .
Jeruſalem. 309
Ara, Bezetha, ben. obern und untern Teich, das Tyropöon auf, ben
Rauf der drei Mauern u. f. m. Eines genaueren Nivellements bedarf es
noch jest, ebenfo vieler Nachgrabungen. „Machte man”, fagt Whiting,
im ganzen Serufalem Nachgrabungen wie an ber Norbfeite des Zion,
fo würden wir mertmürdige Entdedungen machen.“
* *
*
Joſephus hinterließ uns in feiner Geſchichte des jüdiſchen Krieges *0)
eine Beſchreibung Jeruſalems, wie es zur Zeit der Belagerung und
Zerſtörung durch Titus, welcher der Verfaſſer beiwohnte, geſtaltet war,
Ich will das Wichtigſte aus ſeiner Beſchreibung mittheilen, und mit den
Beſchreibungen und Plänen des jetzigen Jeruſalem, fo viel wie möglich,
vergleichen.
„Die Stadt, fagt Joſephus, „war durch drei Mauern befeftigt,
wo nicht unzugängliche Thäler fie umfchloffen; mo dies der Fall, hatte
fie nur eine Mauer. Sie war auf zwei einander gegenüber '”) liegenden
Hügeln erbaut, die durch ein bazmwifchen liegendes Thal getrennt waren,
zu dem fich die Häufer von beiden Seiten hinabzogen. Der eine von
den Hügeln, auf dem die Oberftadt (m Ava rödıg) lag, war piel höher
und in die Länge geftredt .... Der andere Hügel, Akra genannt,
auf welchem bie Unterftadt (A Xcico rödıs) lag, war nach zwei Seiten
gekrümmt 72). Diefem gegenüber lag ein dritter Hügel, von Natur niedri-
ger als Akra und früher durch ein anderes breites Thal (von Akra) ge»
trennt. Später, als die Makkabäer Herrfchten, fehütteten fie Exde in
diefes Thal, um die Stadt mit dem Tempel zu verbinden, und indem
fie die Höhe von Akra abtrugen, warb diefer Hügel (um fo viel) niedri⸗
ger, daß felbft der Tempel über denfelben binwegragte '). Das Thal
aber, Tyropöon genannt, von bem.wir gejagt, daß es dem Hügel ber
obern und untern Stadt von einander getrennt, erſtreckt ſich hinab bis
Siloah. — Außerhalb waren aber die. beiden Hügel der Stadt von tie
fen Thälern umfchloffen, und wegen ber Abhänge nach beiden Seiten
war bier nirgends ein Zugang.” .”
Wir wollen bier ftil ſtehen und es verfuchen, diefen Hauptumriß
des alten Jeruſalems auf einem Plane ber jegigen Stadt nachzuweiſen.
Wie bei jeder folchen Vergleihung früherer Zuftände mit gegenwärtigen,
müffen wir, wie gefagt, vom Gegenwärtigen und Gewiffen zum minder
Gewiffen und Unbekannten fortfchreiten. EEE |
196) Lib. V, cap. 4. Bu diefem wichtigſten Eapitel müffen anderweitige topo⸗
graphifche Beſtimmungen des Joſephus zugezogen werden.
197) "Avtınpdowurog, adversis frontibus, wie zwei einander gegenüberftehende
feindliche Heere, ftanden die Häufer auf den Abhangen beider Hügel einander
gegenüber. Duos colles immensum editos, claudebant muri etc. Teac.
Hist. V, 11. - Ä °
197°) ’Amolxupros, die Geftalt des Mondes zwilchen dem erften (oder auch
dem legten) Viertel und dem Bollmond. Primo luna est corniculata, deinde
medilunia, quam (Graeci) dicunt dt4ronov: dehinc dimidiato major, quae
dicitur &pixupros, mox-plena. (Martian. Capella cit. in Robinfons N. U. 7.)
198) Ant. 12, 5, 4. Bol. im Anhange: „die Akra Jeruſalems“.
310 Jeruſalem.
Bekannt ſind uns nun: der Zion, der Tempelberg Moriah und
Siloah. Der Tempelberg fiel morgenwarts ſteil in das Thal des Ki⸗
dron ab w), ſüdlich gegen die Quelle Siloah, welche, wie ſchon Hiero⸗
nymus berichtet ?°%), am Fuße des Berges Moriah entſpringt. Siloah
flog aber nad) Hieronymus zugleich am (füdöftlichen) Fuße des Zion *).
Und wie zu des Hieronymus Zeit, fo zeigte man zur Zeit ber Kreuzzüge ?),
ia bis auf den heutigen Tag zeigt man Siloah am füblihen Abfalle
des Moriah und nahe dem füdöftlichen des Zion; wir haben Feinen
Srund, die Richtigkeit der Tradition zu bezweifeln.
Das Tyropöon endete nach Sofephus bei der Quelle Siloah; von
diefer Quelle feigt man gegenwärtig zum Miftthore auf. Die Nord-
hälfte der Stade ift nach Korte ‚gegen Süden abhängig, daher das
Waſſer gegen Süden fich ergeußt, an ben Ort, mo das Miftthor iſt“ ?).
Veberinftimmend fagt Niebuhr: das Thal zwifchen Moriah und Zion
fei „der niebrigfte Theil der Stadt‘ ”*).
Dom Miftthore läßt fich ein verhältnigmäßig niedrigerer Strich ber
Stadt im Ganzen gen Weftnorbweft verfolgen. Vom norböftlichen Ab-
bange bes Berges Zion fleigt man in bdiefe Niederung der Stadt, in die
Judenſtadt, hinab, und ftößt auf 20 bis 30 Fuß hohe Schutthaufen,
welche mwahrfcheinlich das Tyropöon ausfüllten ?°°), dies Thal zog ſich
weiter nad dem Teih Hisfik zu”). Es Tief demnah von Siloah
a miete zum Miftthore, weiter mehr gen Weſtnordweſt bem Teiche
ä zu. |
Die obere Stadt lag nun auf dem Zion, auf der füblichen und
weſtlichen Seite des Tyropöon; bie untere Stadt Akra mußte alfo, nad)
- 199) Gegen Mitternacht Eonnte der Moriah nicht über den Zeich Bethesda
binaußreichen,
200) Hieronymus im Commentar zu Matth, 10: Idolum Baal fuisse, juxta
Jerusalem, ad radices montis Moria, in quibus Siloe fluit, non semel le-
mus, '
201) Biloe fontem esse ad zadioen montis Sion Some non possumus,
nos praesertim, qui ih hac habitamus prövincia. &Hieron, zu Jeſ. 8, 6. Noch
früher (im Jahre 333) berichtet übereinftimmend das Tlinerar. hicrosol. (p.591):
Item ‚exeunti in Hierusalem, ut ascendas Sion, in parte sinistra et deor-
sum in valle juxta murum est piscina quae dicitur Siloa. Man denke, der
Berf. des Itinerar. ging zum Miftthore hinaus.
) Will. Tyr. p. 749. Vitriac. 1077: Siloe sub monte Sion. Gesta
Francor. 27: Syloa ad radicem montis Sion. Ebenſo Robert. Mon. 74 u.
Baldrici Hist. hieros. 131. .
203) Korte 163. . |
204) Niebuhr bei Dlehaufen &. 75. Der niedrigfte Punkt bei Ierufalem ift
.da, wo ber Kidron mit dem Thal Ben Hinnom zufammentrifft. .
205) Richardſon a. a. O. S. 267.
+
. .,206) Pocode nennt ihn den untern Teich, Daß der angegebene Strich tiefer
liege, dafür fpricht noch dies: Eine Treppe führt vom Kloſter &t. Salvator in
die Teichſtraße hinunter. „Wenn man vom Klofter St. Salvator in die Teich⸗
ftraße kommt (in welder der Teich Hiskia), fo geht man immer bergab; und
ich halte dieſes für den Fuß des Berges Akra”, fagt Pococke (a.a.D.). Ebenſo
gibt Richardſon an: in jener Gegend fei niederer Grund (2, 352),
Serufalem. 311
Sofephus’ Befchreibung,, auf der gegenüberliegenden nördlichen, und zu»
gleich abendwaͤrts vom Tempel liegen.
* j *
v» a
Späterer Zuſatz. Robinſon beſtimmte den Lauf des Tyropöon
fo wie er bier beſtimmt iſt. Weber Lage und "Grenze bes Zion und
Moriah ift man, wie ſchon erwähnt, einig. Da die Unterftabt Akra
offenbar weder auf der MWeftfeite, noch auf der Süd⸗ und Öftfeite bes
Zion gefucht werden kann, fo bleibt nur deffen Norbfeite übrig. Länge
diefer Tief das Tyropoon als Grenzthal zwifchen dem Zion in Süden
und der Akra in Norden. Ein zweites, zum Theil verfchüttetes Thal
trennte Akra von dem ihm öftlihen Moriah, es ift das Thal, welches
vom Damaskusthor fübwärts läuft und fi an ber Nordoftedte bes Zion
mit dem Tyropöon vereinigt. Die dritte Grenze der Akra bildete bie
zweite Mauer, welche, wie wir fehen werben, aus ber Nähe des Hippie
kus, der Nordweſtecke des Zion, nach der Antonia, der Nordweſtecke des
Moriah Tiegt. "
Gegen Robinfons Anfiht traten Williams, Schulge und Krafft
auf. Es Taufe, fagten fie, fein Thal längs dem Nordabfall des Zion,
von Saffathore oftwärts bis in die Nähe des Haram. Robinſon ant-
wortete hierauf überzeugend in feinen „Neuen Unterfuchungen‘. Das
Tyropöon, fagte er unter Andern, fei ausgefüllt. Beim Grundlegen
der anglifanifchen Kirche (nahe dem Hippitus) durchgruben bie Arbeiter
40 Fuß tiefen Schutt. Eben dort ſtieß man, ba Ibrahim Pafcha bauen
ließ, beim Graben der Fundamente 30 Fuß tief auf unterirdiſche Ge⸗
wölbe und Gebäude von ausgezeichneter Bauart”). Wenige Schritte
von ber Zaffathor- Straße, bei der kleinen griechifchen Kirche an der
Südweſtecke der Ruinen des Zohanniterpalaftes, fah Miſſionar Whiting
Leute, die zur Grundlegung eines Gebäudes 15—20 Schuh tief dur)
lauter Schutt gegraben hatten. Sie fließen auf den obern Theil des
Gewölbes einer alten Kapelle. Vorausgeſetzt, daß dies Gewölbe nur „einem
untern Stockwerk angehörte, fo mußten die Grundmauern diefes alten
Gebäudes menigftend 30—40 Fuß unter ber gegenwärtigen Bobenfläche
liegen” und zwar ba, mo das Tyropöonthal zu fuchen ift. — An ber»
felben Iaffathor- Straße, näher dem Thore, warb ein Gebäude errichtet,
bei beffen Grundfegung man auch durch c. 40 Fuß Schutt graben mußte,
ebenfalls im Bett ded Tyropöonthals *"?). |
Lieft man des Joſephus Befchreibung ber alten Nordmauer Zions
und ihrer mächtigen Thuͤrme, der dortigen Paläfte des Herodes und ber
Makkabäer, fo erfieht man zur Genüge, woher das Material zur Aus-
fülung des Tyropöon fam =), — Die Gegner Robinfons behaupten
207) „Morgenland. Aug. Sept. 1838." &. 125. |
WS) Whiting in der Zeitfihrift der deutſchen morgenl. Geſ. Bd. 2. Heft 1.2.
1848. ©. 232. ,
208°) Bol. im Anhange „die Akra Jeruſalems“ und zwar das über Abtra⸗
gung der Akra Geſagte. 4
312 Jernſalem.
ferner: jenes Thal, das vom Damaskusthore ſüdwärts Taufe, ſei das
wahre Tyropöon. Ara fegen fie in Norden vom Moriah, fern vom
Zion, fo dag ihr Tyropöon durchaus nicht die Örenze von Zion und Ara
bildet, ja diefe zwei überhaupt gar nicht an einander grenzen, im vollften
MWiderfpruch gegen Joſephus.
Aus diefen Gründen muß ich Robinſon beipflichten, und die von
mir felbft fchon- in ber erften Ausgabe dieſes Werkes aufgeftellte An-
fiht über Zion, Ara, das Zyropson und ihr gegenfeitiges Verhältniß
feftHalten, "
% *
*
Die Stadt, ſagt Joſephus weiter, war mit drei Mauern befeſtigt;
an den unerſteiglichen Thalwänden hatte ſie nur eine Mauer.
Die erfte und älteſte Mauer unter jenen dreien fing nörblid
beim wunderbar feften hohen Thurme Hippifus an, lief von biefem zum
Zuftus und endete an ber Wefthalle bed Tempels. Don bemfelben Thurme
Hippitus Tief fie andererfeits (um den Zion) über Bethfo zum Thore der
Effener; von hier wandte fie fi gen Südoft nach der Quelle Siloah,
bog dann wieder norbwärt® auf den Teich Salomo's zu, zog über einen
Ort Ophlas und endete an der Dfthalle des Tempels. Diefe Mauer
hatte 60 Thürme 2”).
Nah Scholz gehörte bie Grundmauer des fogenannten Davids-
thurmes im Pifanercaftell dem Thurm Hippitus an”). Der Ort des
Davidsthurmes miderfpricht nicht, ebenfo wenig die Architeftur der Grund-
mauer. Sofephus fagt: bie Größe der Quadern bed Hippifus ſei be-
wundernswürdig, fie feien bis 20 Ellen lang, 20 breit, 5 hoch, und
ſo gefchict verbunden gewefen, daß man gemeint hätte, der ganze Thurm
fei aus Einem Felfen gehauen ?''). Ganz übereinftimmend berichtet fchon
Willermus von Tyrus: der Thurm Davids fei ingentibus grandibusque
‚ constructa lapidibus (&. 764); und 3. de Vitriaco (S. 1079): er fei
erbaut ex lapidibus quadris caemento et plumbo fusili quasi indisso-
lubiliter compaginatis »iu2), _ Die untern Quadern, bemerkt Duares-
mius *’?), feien fehr groß und rauh, bie obern mehr glatt. — Die Ge»
ſchichte beftätigt die Vermuthung: das Fundament des Davidsthurmes
gehöre dem alten Hippikus an, dba Titus ja die drei Thürme der alten
Mauer: Hippikus, Phafaelus und Mariamne, als Denkmale der maͤch⸗
209) Zoſephus beftimmt die Richtung der Mauer an jedem Punkt nach ber
EN nad) welcher die äußere Wand der Mauer ſchaute (vgl. Bell. Jud.
5, 3, 5). Um die Auffaffung zu erleichtern, babe ich die Richtung der Mauer
nad) ihrer Längendirection verfolgt. Sagt nun 3. B. Iofephuß, die Mauer fei
gen Südweft (mpds vErov) gerichtet, fo lauft fie gen Stdoft.
210) Scholz, de Golgothae situ p. 8.
211) Joseph. Bell. Jud. 5, 4, 4.
211°) Uebereinftimmend berichtet Fulcher. Carnot. 397: Turris Davidica
quae usque ad medietatem sui a parte inferiori solide massata est, et de
lapidibus cementata quadratis et plumbo fusili sigillatis,
212) Elug. 2, 69.
-—— —— —— — — — —
Jeruſalem. 313
tigen Befeſtigung Jeruſalems ſtehen ließ, während bie übrige Stadt ge-
fchleift wurde’).
Dom Hippitus (dem Davidsthurme) lief nun bie alte erſte Mauer
einerfeitd längs dem nördlichen Abfall bes Zion gen Oftfüdoft, fegte am
XRyſtus über dad Tyropöon und endete an der Weſthalle des Tempels.
An die innere Seite der Mauer fchloß fich des Herodes bewunderns⸗
würdiger Palaſt auf bem nordweftlihen Theile des Zion an?) Bon
einer 30 Fuß hohen Mauer umgeben, welche grüne Pläge, Gehölz und
Eifternen einſchloß, enthielt der Palaft Speifezimmer, in melden hun⸗
bert Menſchen zu Tiſche lagern konnten. Auf der norböftlichen Seite
des Zion, ber füdweftlichen Ede bed Tempels gegenüber, ftand ein zwei⸗
ter, von den Makkabaͤern erbauter Palaft, welchem Herodes Agrippa II.
einen Anbau zufügte *'”), von welchem aus man Alles fehen fonnte, was
im Tempel geichab, bis die Juden durch eine Mauer die Ausficht ver
bauten ?'%). Am äußerften Nordoftende des Zion lag vor Agrippa’s Pa⸗
laſte der Zyftus, ein Plag, wo Volksverfammlungen gehalten wurden?);
von ihm lief eine Brüde über das Tyropöon, welche den Zion mit dem
füdlichften unter den vier Thoren der Wefthalle des Tempels verband ?'°).
Vom Hippitus aus umlief nun- die alte Mauer andererfeits des
Zion weftlihen und füblichen Abhang, längs dem öftlihen aber, welcher
die Siloahſchlucht — fo wollen wir fortan dieſe füdliche Hälfte bes Ty⸗
ropson nennen — auf ber Abendfeite begrenzt, ſtieg fie norbwärts hinan
nach Bethſo (d. i. Ort des Unraths) und: dem Effenerthore, wahrſcheinlich
bis an ben Ort des jegigen Miftthores ?'”) und des Xyſtus, wo fie über
das Tyropöon ſetzte. Don bier aber zog fie fih, indem fie fo das brei⸗
tere und tiefere Ende der Schluht Siloah umging, längs der Oſtwand
diefer Schlucht wieder ſüdſüdoſtwärts hinab zur Quelle Siloah ””°),
213) Bell, Jud. 7, 1,1. ü
Bar Det Herodes Bau ift berichtet Bell. Jud. 1,21, 1; 5, 4, 4. Ant.
215) Ant. 20, 8, 11. — Bell. Jud. 2, 16, 3 nennt diefen Palaft: das Haus
der Hasmonäer.
216) Nordweftlih vom Zempelberge zeigt man einen angeblichen Palaft des
Herodes Antipad, man findet denjelben noch auf den Plänen von Sieber und
Catherwood verzeichnet. Joſephus erwähnt nirgends einen Palaſt des Antipas;
“ hätte ein folcher in der Nähe der Burg Antonia geftanden, dort wo der Brenn-
punkt des Berftörens bei der römifchen Belägerung war, fo würde der fo genaue
Geſchichtſchreiber denfelben gewiß erwähnt und die Zerſtörung ihn nicht verfchont
haben. Quaresm. 2, 204 fg. fagt: dad Gebäude war des Antipas Palaft, ohne
diefe Behauptung im Mindeften durch Gründe zu unterſtützen.
217) Bell. Jud. 2, 16, 3.
218) Antiq. 15, 11, 5. Bell. Jud. 2, 16, 3; 6, 6, 2.
219) Das Miftthor bei Nehem. 1, 135 3, 15 wol identifch mit dem Eifener-
. thore und dem jegigen Miftthore. Der Drt diefes Thores ift, wie fchon erwähnt, ,
der tieffte Punkt der Stadt, zu welchem aller Unrath hin und weiter die Schlucht
Siloah hinabfließt. Weil der Ort einen bleibenden Terraincharakter hat, fo duͤr⸗
fen wir dad alte Miſtthor da fuchen, wo das jegige ift.
220) Bon Simon, einem jüdifchen Anführer in Ierufalem während ber Be:
lagerung durch Titus, fagt Iofephus (Bell. Jud. 5, 6, 1): xareiye my enymv.
Umfchloß die Mauer jene Quelle? Neland leugnet ed mit Recht und erklärt:
314 Jernſalem.
wandte ſich dann nordwaͤrts zum Teiche Salomo's (wahrſcheinlich dem
Brunnen Mariä), weiter zu einem Orte Ophla; an ber öſtlichen Halle
des Tempels über dem Kibron endete fie.
Joſephus erzählt: Titus babe nach Eroberung bes Tempels die
Häufer (am Südabhange des Moriah) bis zur Quelle Siloah nieder-
brennen laffen. Warum griff er nun nicht von hier aus den Zion an,
warum vielmehr deſſen mächtige nördliche Mauer? Ich glaube, dieſe
Frage beantwortet fih am ungeswungenften fo. In der Gegend des
jegigen Miftthores fchloß ſich der längs der Dftfeite des Zion auffteigende
Theil der alten Mauer an die Befefligung bes Xyſtus und fo an bas
Oſtende des nördlichen Theild derfelben alten Mauer an, fo daß der Zion
rings ummauert war. Dom Zyftus hinab zur Siloah, weiter zur Oſt⸗
halle des Tempels umfing die alte Mauer ben füblichen Abfall des
Moriah, Ophla und ihre Häufer, und bildete fo eine Vormauer bes
Tempeld. Die Schlucht Siloah und die eigene Mauer fchieden den Zion.
von diefem Abfall des Moriah. Schon vor der erften Zerftörung Seru-
falems hatte die alte Mauer wahrfcheinlid) denfelben Lauf. Jeremias
(39, 4..5) erzählt nämlich: Zedekia und feine Kriegsleute „flohen bei
Nacht zur Stadt hinaus, bei bes Königs Garten durch das Thor zwi⸗
ſchen den zwo Mauern” nad Jericho”). Hierunter fcheint ein Thor
in dem Winfel, welchen die Mauern längs dem Weft- und Oftrande der
Schlucht Siloah am Nordende diefer Schlucht bilden, gemeint zu fein,
ein Thor, welches wahrſcheinlich auf den Xyſtus führte ”°'>).
Die zweite Mauer begann an einem Thore der erften Mauer,
welches Gennath bieß, umzog gegen Welten und Norden die Akra oder
untere Stadt und endete an ber Burg Antonia. Letztere lag am Norb-
weftende des Tempels, das Thor Gennath ungefähr öftlih vom Thurm
Hippikus ?””). Auf diefer zweiten Mauer waren 14 Thürme *).
diefelbe habe nur unterm Schutz der Mauerbefagung gelegen. Wenn es Bell.
Jud. 5, 9, 4 Heißt: Siloah und alle Quellen außerhalb der Stadt feien vor
Titus’ Ankunft waflerarn gewefen, nach derfelben zum Bortheil der Römer
waflerreih geworden: fo fpricht dies für Nelands Erklärung. Auch die Kran»
Een, welche unter Gottfried von Bouillon Serufalem belagerten, waren im Befig
der Siloah (Will. Tyr. 8, 7. p. 751).
221) Ebenfo 2 Kon. 25, d: „flohen des Weges durchs Thor zwifchen den
zwo Mauern, der bei des Könige Garten gebet”; und Serem. 52, 7.
221°) Bol. im Anhange: „Die erfte, Altefte Mauer Ierufalems. Die Brücke
über das Tyropöon.“
222) Wahrfcheinlich ſchloß man die zweite Mauer nicht an den Hippikus an,
um das Thor Sennath nicht zu verbauen. Die Zeichnung erklärt eine Stelle
des Joſephus (Bell. Jud. 5,6, 2) über den Punkt, welchen Zitus zum Angreifen
N Außerften Mauer wählt. Diefe heißt (a. a. D.) die erfte, in Bezug auf Die
elagerer.
. ) Scholz (de Golgothae situ, p. 9) erzählt: er habe vom Pifanerthurm
(dem Hippifus) bis zur Porta judiciaria Spuren einer alten Mauer verfolgt,
und zwar zuerft in einem Garten neben dem Saffathore, zufammenhängend mit
einem Bogen, wo man auf Stufen den Berg Sihon binanfteigt, hierauf an
älteren Kundamenten des Iohanniterfchlofles, weiter: oftwärts von der Grab»
kirche. Diefe Mauer würte das Zyropdon weftlihh umgangen und :den Teich
des Hisfia mit umfchloffen haben. So ungefähr würde man den Lauf der zwei⸗
wm [| —
TE RS ER TEE GES EB BES WER. DEM WR GE: ME 26 vr:
. _ . ,
- Ierufalem. 315
Die dritte Mauer begann am Thurme Hippikus, Tief von hier
norbwärts zum Thurme Pfepbinus ), dem äußerſten Nordweſtpunkte
der Stadt, weiter in bie Nähe ded Monuments der. Helena, durch bie
Königshöhlen ””) zum MWalkermonumente; endlich fchloß fie ſich an bie
alte Mauer im Thale des Kidron an. Da nämlich die Menge der Ein-
wohner, wie Jofephus erzählt, wuchs, fo warb ein vierter Hügel, Na-
mend Bezetha, d.i. Neuftadt, auf der Norbfeite des Tempels und ber
Burg Antonia, mit Häufern bebaut ””). Herobes Agrippa I. begann
nun den Bau ber dritten Mauer zur Zeit bes Kaifers Claudius, um
den neu hinzugefommenen Stabttheil, welcher ganz fehuglos war, zu
befeftigen; fpäter erſt ward fie vollendet. 90 mächtige Thürme verftärf-
ten biefe dritte, 25 Ellen hohe, 10 Ellen dide Mauer, vor allen ber
genannte 70 Fuß hohe Pfephinos, von welchem man Arabien und Judaͤa
bis zum mittelländifchen Meere ſah.
Nach Krafft lief diefe Mauer faft ganz in ber Richtung der jegigen
Stadtmauer Ierufalems vom Hippitus bis zum Teich Bethesda. Kolof
fale Baurefte auf der Nordweſtecke ber Stadt gehörten dem Pfephinus,
die mächtigen Quaderfubftructionen am Damaskusthore Thürmen ber
dritten — nicht der zweiten — Mauer an; andere Spuren von alten
Zhürmen, Mauern und Feftungsgraben finden ſich bis zur Nordoftede
der jegigen Stadtmauer 4),
Diefe gewaltigen Mauern Serufalems Tiefen, nach Tacitus, nicht in
gerader Linie, fondern im Zickzack, ein- und ausfpringende Winkel bil-
dend, fo daß Feinde, welche die Stabt flürmten, in ben einfpringenden
Winkeln von zwei Seiten befkhoffen werben konnten ?).
Es ift noch übrig, in ber Kürze von dem zweiten Tempel zu ſpre⸗
hen. Den erften, falomonifchen, kennen wir aus ben Büchern der Kö-
nige und der Chronißen, diefen zweiten, nach ber babylonifchen Gefan⸗
genſchaft erbauten, ſpäter von Herodes ſehr verwandelten, durch Joſe⸗
phus 9).
ten, nicht aber der dritten Mauer ziehen muͤſſen, zuletzt von der porta judiciaria
aut Burg Antonia. Vergl. im Anhange: „Das heilige Grab. Die zweite
auer. |
324) Dem Pfephinos gegenüber Iagerte fih Titus. An diefem Thurme
wandte fich die bis dahin nordwärts laufende Mauer gen Oſten (Bell. Jud.
5 $) .
225) Ara onmlalay Baodızav. Da Iofephus das Monument der Helena
gefondert von den Königshöhlen anführt (Bell. Jud. 5, 4,2), fo ergibt es fich,
daß jened Monument nicht mit den Königshöhlen identifch ift, wie Pococke und
Elarfe meinten. u
" 226) Bell. Jud. 5, 4, 2. Der Name Bezetha bezeichnet einmal den Hügel,
dann die ganze Neuftadt, von welcher der Hügel nur ein Theil war.
326°) Bol. im Anhange: „Die dritte Mauer.’ |
227) Zacitus (Hist. 5, 11) fagt namlich von den Mauern Ierufalems: muri
per artem obliqui, aut introrsus sinuati, ut latera oppugnantium ad ictus
patescerent.
Fi Antig. 15, 11. Bell. Jud. 5, 5. Erſtere Befchreibung ift Harer. Vgl.
8ra 328.
- 816 Serufalem.
Herodes der Große beſchloß naͤmlich im 18. Jahre ſeiner Regie⸗
rung einen völligen Umbau bes zweiten Tempels, und erklaͤrte den Ein-
wohnern Serufalems feinen Entſchluß. Dieſe eifchrafen, fügten ſich aber,
als der König 1000 Laſtwagen, 10,000 Arbeiter zufammenbrachte,.
1000 priefterliche Kleider ſchenkte und viele Priefter felbft in Steinmeg-
und Zimmermannsarbeiten unterrichten ließ. Er umgab nun den Moriah
mit 4 nach den MWeltgegenden gelegenen Mauern; jede Mauer war. -
1 Stadie lang. Dann erbaute er mächtige Hallen um den Tempel,
ber 3 Sanctuarien hatte, welche die Priefter felbft ausbauten. Die
mächtige Pracht des Tempels kann Sofephus nicht genlig rühmen. Die
Mauerquabern fein bis 25 Fuß lang, 12 Fuß breit, 8 Fuß hoch ge-
weien. Das mit Goldblech gedeckte Gebäude leuchtete bei Sonnenauf-
gang, als fände es im Feuer; vom weißeſten Marmor erbaut, glich es
von Weiten einen weißen Schneeberge 229),
Dies war ber. Tempel, in welchem Jeſus Ichrte, deffen unvermwüft-
liche Herrlichkeit die Junger bewunderten, beffen Zerflörung der Hert
weiffagte, welche Zerftörung burch die eiferne Tapferkeit der Mömer exe⸗
cutirt wurde.
Am norbweftlihen Ende des Tempels ftand bie fhon erwähnte
Burg Antonia, von den Basmondern erbaut, durch Herodes ‚befeftigt
und dem Antonius zu Ehren genannt, da fie früher Baris hieß ?°9).
Hier lag römifhe Befagung und bewachte den Tempel, der von biefer
Burg zu überfehen war. Antonia war. des Tempels Afropolis, ein
tiefer Lünftliher Graben trennte fie in Norden von. dem Hügel Beze-
tha ? oay, In diefelbe ward der Apoftel Paulus gebracht, da ihn der
römifche Hauptmann dem aufrührerifchen Volke im Tempel entriß (Ay.
Geh. 23, 30— 37). Wahrfcheinlic gehörte zu ihr das Prätorium
(Richthaus), in’ welchen Jefus vor Pilatus fland.
* *
*
Ich will noch einen wichtigen Punkt erörtern, welcher ſchon viele
Difeuffi onen veranlaßt bat, nämlich die Lage der Orte, welche feit der
Zeit Konftantin des Großen ald Orte der Kreuzigung und bes heiligen
Grabes gelten. Die Stimmen ber Neueren find aber Hinfichtlich ihrer
Aechtheit getheilt, und zwar nicht fo, dag fih nur Katholiten für,
Proteftanten gegen die Aechtheit erflärt hätten; auch umgekehrt haben
Katholiten gegen, Proteftanten für die Aechtheit geſprochen 29.
220) Hirt ſchrieb eine beſondere Abhandlung über dieſen Tempel, welche ſich
in den Abhandlungen der berliner Akademie 1816— 1817 befindet. Ueber den
Tempel Salomo's ift die gründliche Unterfuchung des Herrn v. Meyer, in den
Blättern für höhere Wahrheit, zu vergleichen (beſonders abgedruckt: „Der Tem⸗
pel Salomo's, von v. Meyer. Berlin bei Oehmigke, 1830) und „Der Tempel
Salomo's, von Profeſſor Keil in Dorpat. 1839.
230) Baris war urſprünglich zur we des bobenpriefterlihen Ge:
wandes beftimmt. Ant. 13, Il, 2; 15, 8,55 15, 11, 4. Näheres Über Antonia
f. im Anhange: „Die Burg Antonia” und „Die Akra der Syrer“.
230°) Bell. Jud. 5, 4, 2.
331) Scholz (Katholit), Reife, S.190: „Der Ort, da unfer Herr und Hei⸗
and gefreuzigt wurde, laßt fih nicht mehr. beftimmen. An dem Orte, wohin
Ierufalem. 817
Intereffant ift es, zu verfolgen, wie ber Zweifel an ber Aechtheit
des heil. Grabes hervortrat und fich entwidelte, nachdem man fo viele '
Jahrhunderte hindurch in ungeftörter und ungetrübter Andacht die heilige
Stätte verehrt hatte”). Schon zu des Quuresmius Zeit (fein Wert
erfchien 1639) fanden ſich Zweifler. Audivi nonnullos nebulones occi-
dentales haereticos (fagt er), detrahentes iis, quae dicuntur de jam
memorato sacratissimo Domini nostri sepulchro, et nullius momenti
ratiunculis negantes illud vere esse in quo positum fuit corpus Jesu *°),
Der Hauptgrund war: Chrifti Grab fei außerhalb der Stadt geweſen,
das gegenwärtige heil. Grab liege innerhalb der Mauern, ja ziemlich
in der Mitte ber Stadt *°°2),
Ganz denfeldben Grund brachte fpäterhin Korte gegen die Aecht-
beit des heil. Grabes vor; es fei ja nur eine Viertelftunde vom Tem⸗
pelberge entfernt, fagt er. Um aber zu beftimmen, was zu Chrifti Zeit
in ber Mitte der Stadt, mas außerhalb, was innerhalb der Mauern‘
Serufalems lag, hätte man doch vor Allem möglichft genau nad) des
Sofephus Befchreibung ausmitteln müffen, wie die Mauern Serufalems
zu Chrifti Zeit liefen. Ohne dies gehörig zu unterfuchen, haben fo
Biele ſich unbedenklich durch Korte beftimmen laffen, zu behaupten: Grab
und Kreuzigungsort könnten gar nicht in der Gegend bes jegigen heil.
Stabes gefucht werden ”°*).
Freilich läßt es fich Teicht beweifen, dab es ganz unnatürlich fei,
die britte Mauer bes Jofephus, mie d'Anville auf feinem Grunpriffe
von Serufalem gethan, fo zu ziehen, daß der Ort der jegigen Kirche des
heil. Grabes ausgefchloffen wird. Dies widerfpricht entfchieden der Be-
ſchreibung bes Jofephus. Umgekehrt hat Maas, der Ueberfeger von
J
man ihn jetzt verſetzt, kann er nicht geweſen ſein. — Gegen die Exiſtenz des
Grabes Chriſti an dieſem Orte laͤßt ſich nichts einwenden.“ Aber ed war ja
„an der Stätte, da er gekreuzigt ward, ein Garten und im Garten ein neues
Grab.” Joh. 19, 41; Kreugesort und Garten lagen alfo bei einander. Prokeſch
(Katholik) &. 54 fagt: „Ich will mich nicht in eine Kritif der heiligen Stellen
einlaffen. Der Glaube thut hierin das Meifte, und einige Klaftern zur Rechten
oder Linfen thun nichts.” Faſt ebenfo der fromme Proteftant Fisk (263).
Berggren (Proteftant) fpottet tiber die hyperkritiſche Verwerfung des negenmwär:
tigen heil. Grabes durch Korte, Clarke ıc.
232) Chateaubriand hat die Stellen der Kirchenvater u. A., welche die Tra⸗
bition der Localität betreffen, zufammengeftellt; am genaueften Williams.
233) Quaresm. II, ©. 515. |
233°) Auch Monconnys (1, 307), deflen Reife a. 1655 erfchien, wundert ſich,
daß das h. Grab mitten in der Stadt liege.
234) Schwerlich würde der gute Korte fo oft als Autorität citirt worden fein,
bätte er nicht eine Anficht aufgeftellt, welche einer uralten Tradition widerſprach. —
Baldenfel, welcher 1336 nach Ierufalem pilgerte, behauptete fhon: das Grab fei
nicht ächt, weil e8 nicht in lebendigen Feld gehauen, fondern gemauert; wogegen
Duaresmius bemerkt: das Felfengrab babe nur. eine gemauerte Ueberkleidung
(Quaresm. 2, 517). Andere Einwendungen machte Clarke (543 fg.), der faft
glaubte, das wahre heil. Grab im Thale Ben Hinnom, dem Zion füdbwarts
gegenüber entdeckt zu haben (Clarke 557), wiewohl Golgatha nah Hieronymus
nordlih vom Zion lag.
318 | Jeruſalem.
Bachiene's Werk, auf feiner Vorſtellung der Stadt Jeruſalem *9 jene
dritte Mauer zwar ziemlich getreu nach Joſephus verzeichnet, aber will⸗
kürlich nach Korte's Vorgange Golgatha und das Grab außerhalb der
Stadt, rechts vom Weg nach Joppe, angegeben. Man machte ſich viel
Mühe, weil man einen Hauptpunkt überſah, daß nämlich jene dritte
Mauer zu Chriſti Zeit noch gar nicht eriftirte. Sie ward,
wie ich aus Joſephus fchon mittheilte, erft unter Kaifer Claudius
(mindeftens 41 nah Chriſto) um bie bis dahin ganz fehnglofe (Täca
yopva) Neuſtadt erbaut, in welcher fich viel Volks angefiedelt, das in
der übrigen Stadt nicht Raum hatte. Mit Joſephus ganz übereinftim-
mend, meldet Tacitus: Atque per avaritiam Claudianorum temporum,
emto jure muniendi, struxere muros in pace tamquam ad bellum:
magna colluvie et ceterarum urbium clade aucti?°) Es kann alfo
bei biefer Unterfuchung über den Ort des Grabes und der Kreuzigung
nur die zweite Mauer des Joſephus in Betracht kommen; felbige
war zu Ehrifti Zeit auf diefer Seite die Stadtmauer. Ein Blid
auf den Plan von Serufalem zeigt nun, daß der Ort ber gegenwärtigen
Grabkirche recht wohl Außerhalb dieſer Mauer zu liegen kommt, ohne
alien Zwang. Der zweiten Mauer hätte auch die gegenwärtige Porta
judiciaria angehören können, durch welche man Chriftum von der Burg
Antonia her nach Golgatha geführt Haben fol. Daß Golgatha dem
Richtthore fo nahe lag, ftimmt mit der Erzählung. des Evangeliften Io-
hannes, da er fagt (19, 20): „Die Stätte mar nahe bei ber Stadt,
da Jeſus gekreuzigt iſt“ ?).
235) Bachiene 2, 1. S. 400.
236) Tac. Hist. 5, 12. Aus diefer Stelle ergibt es fich zugleih, daB die
Volksmenge Ierufalems vorzüglich erſt beim Ausbruche des mörderlichen innern,
ganz Palaͤſtina verwüſtenden Krieges ſo ſehr anwuchs durch die vielen Raͤuber
und Beraubten, welche in entgegengeſetzter Abſicht, die einen Raub, die andern
Schutz ſuchend, vom Lande und aus offenen Orten in die feſte Hauptſtadt zuſam⸗
menftrömten. "
237) Sofephus jagt ganz ungweideutig, da er von der dritten Mauer ſpricht
“ (Bell. Jud. 5, 4, 2): roũro (Teigos) ty nposxteodelon öleı (namlich der
Bezetha) repreinxev "Aypinnac, Ntep Av räca Yun... . BEOMEYWY ouv
av Tau oxenng 6 narip Too vor Baoudws, xar öpwvupos "Ayplınac,
apyerar guev ou npoelnoney telyous. Gegen fo klare Aeußerungen, daß die
Bezetha vor Agrippa’s Mauerbau ganz entblößt war, daß Agrippa die
Mauer angefangen habe, weil die Bewohner der Bezetha einer Schutzwehr
bedurft hätten, Tann eine zweideutige Stelle (Antiq. 19, 7, 2) nicht Zweifel
erregen; um fo weniger, al& Joſephus in erfterer Stelle weiterhin fagt: Agrippa
babe vom Bau abgelafien, nachdem er nur die Fundamente gelegt (Tadetar
. Sepeiloug mivov Barömevos), die Juden hätten fpäterhin die Mauer weiter ges
führt. Er baute alfo gewiß .nicht auf ſchon vorhandenen ältern Kundamenten.
Ich verſtehe die citirte Stelle aus den Antiquitäten fo: Agrippa habe die Fe—
ſtungs werke, vd telyn, der eigentlihen Stadt Ierufalem (im Gegenfag der
Borftadt), welche nach der Seite der Neuftadt hin lagen, wahrfcheinlich die der
weiten Mauer, der Antonia und des Tempels, verftärkt, indem er fie ſowohl
reiter ald höher gebaut, bis Claudius ihm befahl, dad Bauen zu unterlaffen.
Alles died paßt nicht auf TS Tplrov reiyos, welche Mauer nicht nad der Neu⸗
ftadf zu lag (spectabat ad novam civitatem), jondern dieſelbe umgab, die auch
ME» TUE 2 NG EEE TEE N WW Ra nun DE
.
.
> Serufalem. 319
D. Jeruſalem im Mittelalter.
Willermus von Zyrus, Jakobus de Vitriaco, Brocardus u. U. hin
terließen uns Beichreibungen Jeruſalems, feiner Lage, Berge, Thäler,
Gebäude x. In der Hauptfache flimmen diefe Befchreibungen mit bde-
nen des Cotovicus (im 16. Jahrhundert) und mit den neueren überein,
daher ich bei der Darftellung des gegenmärtigen Jeruſalem das Nöthige
aus jenen Schriftfielleen des Mittelalters aufgenommen habe.
Hier will ich nur einige Stellen mittheilen, aus denen hervorleuch⸗
tet, wie heilig den oceidentalifchen Chriften des Mittelalters Jeruſalem
war, und was die Streusfahrer zum heiligen Lande zog.
Der erfte Papft, welcher zum Kreuzzuge aufforderte, war Sylveſter II.,
bekannter unter feinem fruhern Namen Gerbert. Im Namen ber be
trübten Stadt Jerufalem erließ er im Sahre 1003 folgende Bulle:
Die Kirche zu Serufalem an bie allgemeine Kirche, welche bie
Scepter der Königreiche beherrfcht:
Da Du in blühendem Zuftand bift, unbefledte Braut des Herrn,
als deren Glied ich mich befenne, fo habe ich die größte. Hoffnung, durch
Dich mein todtkrankes Haupt wieder zu erheben. Oder follte ih Dir
irgend mistrauen, Herrin der Welt, wenn Du mid ald die Deinige
anerkennſt? Sollte einer Deiner Diener wähnen, bie furchtbare Nieder⸗
Tage, welche ich erlitten, gehe ihn nichts an; follte er fi) von mir, meil
ich die allergebeugtefte bin, wegwenden? Siehe, obmohl ich jegt verftoßen,
bat doch in mir der Erdkreis feinen beften Theil: bei mir find die MWeif
fagungen der Propheten, bei mir bie Zeichen (insignia) der Patriarchen.
Bon hier gingen aus die hellen Leuchten der Welt, die Apoftel. Hier
fand der Erdkreis den Glauben an Ehriftum, bier fand er feinen Er-
löfer. Denn obfchon diefer überall ift in Kraft feiner Gottheit: ſo iſt
er doch hier feiner Menfchheit nach geboren, gefreuzigt, begraben und
von hier gen Himmel gefahren. Aber weil der Prophet gefagt hat:
Sein Grab wird ruhmvoll fein: fo fucht der Teufel, indem Heiden bie
heiligen Stätten vermwüften, ed ruhmlos zu machen. Darum erhebe Dich,
Du Streiterin Chrifti, erhebe die Fahne und zieh mit zum Kampf; und
wo Du mit Waffen nicht kannſt, da komm mit Rath und Unterftügung
zu Hülfe Was ift es, das Du gibft, und wem gibft Du es? Ohne
Zweifel von Vielem nur ein Geringes, und dem, der Dir Alles, mas
Du haft, umfonft gab, und es doch nicht wieder annimmt, ohne Dir
zu lohnen; denn hinnieden fegnet er e8 und vergilt e8 in der Ewigkeit”).
Zweiundneunzig Jahre nach) dem Erlaß diefer Bulle berief Urban IL,
im Jahre 1095, durch Peter von Amiens veranlaft, das Concil von
Elermont zufammen, wo er jene berühmte mächtige Rede hielt, welche
Tauſende begeifterte, das Kreuz zu nehmen. - „Der Erlöfer unferes Ge.
von Agrippa weder verdickt noch erhöht wurde, da er vielmehr nur die Funda⸗
mente derfelben legte, deren Bau er endlich nicht auf directen Befehl des Clau⸗
. dius aufgab, fondern nur aus Beforgniß (elcas), Claudius möchte diefen Bau
„
Übel deuten. Vgl. im Anhange: a8 heilige Grab. Die zweite Mauer.’
235) Mitgetheilt von Quaresmius (Eluc. 1, 356). "
320 | Jeeruſalem.
ſchlechts“, ſagte er, „welcher zum Heile Aller menſchlichen Leib und Ge-
ſtalt annahm, wandelte in jenem auserwählten Lande. Jede Stelle iſt
dort geweiht durch die Worte, welche er geſprochen, durch die Wunder,
welche er verrichtet hat; jede Zeile des alten und neuen Teſtaments be-
weit, daß Palaſtina das Erbtheil des Herren, und Serufalem als ber
Sig aller Heiligehümer und Geheimniffe rein bleiben foll von jeder Be⸗
fledung. Und dieſe Stadt, bie Heimath Jeſu Chriſti, die Wiege unfe-
res Heils, tft nicht mehr theilhaft der Erlöfung! In dem Tempel, aus
weichem Chriftus die Kaufleute vertrieb, damit das Heiligthum nicht ver⸗
unreinigt würde, wird jept des Zeufeld Lehre öffentlich verkündet. —
er darf noch zu Maria .der Jungfrau flehben, mer in der Kirche
bes heiligen Grabes andädhtig den anrufen, welcher dem Tode die Macht
genommen hat? Xaftthiere ftehen in ben heiligen Gebäuden, und für
die Erlaubniß, folh Elend zu fchauen, verlangen bie Frevler fogar noch
ſchweren Zind. Die Gläubigen werden verfolgt, Priefter gefchlagen und
getöbtet, Jungfrauen gefchändet und gemartert. Wehe uns, menn wir
leben und folchem Unheil nicht feuern; beffer ift ſterben, ald der Brü-
der Untergang länger dulden!" — Noch, hatte der Papft feine Rebe
nicht vollendet, ald die ganze Verfammlung wie mit Einer Stimme
ausrief: „Gott will es!“ *°°), B
Der erſte Kreuzzug begann; am 6. Juni 1099 zog das Heer un⸗
ter Anführung Gottfrieds von Bouillon von Emmaus auf Jeruſalem zu.
Ein Jeder trägt an Herz und Füßen Flügel,
Und Keiner nimmt des raſchen Fluges wahr,
Doch höher ſchwingt der Gott des Tags die Zügel,
Vom Opferrauch erdampft der Erd' Altar.
Da ſieh! Jeruſalem auf Zions Hügel,
Da ſieh! Jeruſalem erkennt die Schar;
Da ſieh! im Jubelton hört man von Allen
Jeruſalem! mit frohem Gruß erſchallen.
Doch nach der Freude, der ſie ſich ergeben,
Als ſie zuerſt das hohe Ziel erblickt,
Fühlt Jeder ſein zerknirſchtes Herz erbeben,
Von heil'ger Scheu und Ehrfurcht tief gedrückt.
239) Raumer, Hohenſtaufen 1, 49 nach Willerm. Tyr. 642. Urbans Rede
findet fi) au in Baldrici Historia jerosolimitana (86)_und in Guiberti ab-
batis Histor. hieros. 479. Serufalem, fagt Jakobus de Bitriaco (&. 1076),
ift die erfte Stadt, die heiligfte, die Stadt des großen Königs, in der Mitte
der Erde gelegen, damit zu ihr alle Völker zufammenftrömen könnten, das Befig-
. thum der Patriarchen, die Ernährerin der Propheten, die Lehrerin der Apoftel,
die Wiege unferes Heild; das Vaterland des Herrn, die Mutter des Glaubens
fo wie Rom die Mutter der Gläubigen; vom Herrn erwählt, geheiligt, von feinen
Büßen betreten, von den Engeln geehrt und von jedem Bolke, das unterm Hims
mel ift, befucht. Um nod eine Stimme aus dem Mittelalter anzuführen, fo fagt
Kulcher, Carnot. (399): (Jerusalem) locus in quo cunctarum creaturarum
creator recreationis salutiferae munus, Deus homo factus, humano generi
pietate sua multiplici nascendo, moriendo resurgendoque contult.
S
Die Bewohner Paläftinad feit den Älteften Zeiten ı.. 321
Kaum wagen fie, das Aug’ emporzuheben
Zu jener Stadt, die Chriftus einft beglückt,
Wo er geftorben, wo er aus den Banden
Des Grabes dann fo glorreich auferftanden.
Und leiſes Aechzen, halb erſticktes Klagen,
Schmerzvolles Seufzen hebt ſich himmelan
Zu ihm, in dem ſie Leid und Wonne tragen,
Und füllt die Luft mit leiſem Murmeln an.
So rauſcht der Wald, wenn Zweig' an Zweige ſchiagen,
Nimmt durch ſie hin ber Wind die rafche Bahn;
So zifcht das Meer empört mit hohlem Saufen,.
Wenn feine Wogen an die Klippen braufen.
Und nad, der Führer edlem Beiſpiel wallen
Sie alle baarfuß zu ber heil'gen Stadt;
Und abgelegt wird demuthsvoll von Allen,
Was Jeder nur an Schmud und Zierbe hat.
So auch der Herzen folge Schleier fallen,
Und heiße Thränen negen fromm ben Pfad.
Und doch, als ob ber Thränen Quell verſchloſſen,
Klagt reuig ſo ein jeder der Genoſſen:
Wo Du, o Herr! das Erdreich ließeſt traͤnken
In tauſend Stroͤmen durch Dein heil'ges Blut,
Da hab' ich heut ſo bitterm Angedenken
Zwei Ihränenbäche nicht zu weih'n den Muth?
O kaltes Herz, kannſt du dich noch bedenken,
Dich aufzulöſen ganz in Thränenflut?
O hartes Herz, wirſt du nicht ganz zerriſſen?
Wer jegt nicht weint, wird ewig meinen müffen ?9.
|
14. Die Bewohner Waldfkinas feit den alteften
Zeiten bis auf den heutigen Tag.
A. Heidniſche Völker der früheſten Zeit.
a. Kanaanitiſche Stämme.
Die Nachkommen der 11 Söhne Kanaans, des Sohnes Chams.
nahmen den Landſtrich ein, welcher durch eine Linie begrenzt wird, die
von Sidon nach Gaſa, von da zur Südſpitze des todten Meeres bis Laſa
240) Tafos befreites Serufalem, aberſett von Gries. Dritter Geſang. Bol.
will. Tyr. 744 fg.
' Raumer, Paläfitna. Ste Aufl. 21
322 Die Bewohner Palaͤſtinas ſeit den aͤlteſten Zeiten ıc.
(Kallirrhoe) auf der Oſtſeite dieſes Meeres läuft). 1 Mof. 10, 1519.
1 Chron. I, 13— 16,
Die Nachkommen 5 diefer Söhne, nämlih: die Hethiter, Jebu⸗
ſiter, Amoriter, Girgaſiter, Heviter, werden wiederholt als die
Voͤlker genannt, welche Kanaan vor der iſraelitiſchen Befignahme des
Landes unter Joſua inne hatten; mit diefen 5 noch: die Kanaantter
und Pherefiter. 1 Mof. 12, 5; 13, 75 15, 20.21. 5 Mof. 7, 1.
Joſ. 3, 10 ꝛc. Bol. Ap. Geſch. 13, 19.
1. Die Hethiter, nrız (Chittim, Xerraicoe). Sie wohnten: auf
dem Gebirge Juda (4 Mof. 13, 30) bei Hebron, wo Abraham
von Ephron, dem Hethiter, ein Felſengrab Faufte (1 Mof. 23,
3—20; 25, 9. 10 fg.). Eſau nahm 2 hethitifche Weiber (1 Mol.
26, 34). Uria war ein Hethiter (2 Sam. 11, 3. 6)?). Das Land
der Hethiter fteht für ganz Kanaan- Zof. I, 4.
2, Die Zebufiter, rar, zu Ierufalem (Jebus) und in deffen
Umgebung (Sof. 15, 8. 63; 18, 28. Nicht. 19, IL) auf dem
Gebirge (4 Mof. 13, 30. Joſ. 11, 3) mit Amoritern, Pherefitern,
Hethitern. Sie wohnten mit Benjaminitern in Jebus zufammen
(Nicht. 1, 21). David eroberte durch Joab die Burg Zion von
den Zebufitern (2 Sam. 5, 6— 8. 1 Chron. 12, 4—6); doch
blieben dort Zebufiter, wie Arafna (Arnan): 2 Sam. 24, 16.
ı Chron. 22, 18 fg.
3. Die Amoriter, as (Emorim, "Apofpaicı). Zumeilen ale
Name für alle Völker Kanaans 1 Mof. 15, 16. Sof. 24, 18.
Nicht. 6, 10. 1 Kön. 21, 26. Amos 2, 10 ıc. Die Amoriter
wohnten fchon zu Abrahams Zeit bei Hebron und in Hazezon Tha-
mar (Engeddi) 1 Mof. 14, 7. 133 dann auf dem Gebirge weſtlich
vom todten Meere (4 Mof. 13, 30. of. Il, 3. Nicht. 1, 35.
36), welches daher Gebirge der Amoriter hieß’) (5 Mof. I, 7.
1) Später erft mögen 6 diefer Stämme (die Phönizier der Griechen) fih nord»
licher niedergelaflen haben: Sidoniter, "Frz, in Sidon ſelbſt, Arvaditer,
mar, auf der Infel Aradus (Ruad) und auf Antaradus (Tortofa) 2 Kön.
19,13. Ezech. 27, 8.11. Arkiter, 772, in Arka (nach Joseph. Ant. 1, 6, 2)
auf dem Libanon, in Nordnordoften von Tripoli , contra Tripolim in radicibus
Libani situm (Hieren. in Genes.), wo Burdhardt (271. 272) noch Ruinen
diefer Geburtöftadt des Kaifers Alerander Severus am Tel Arka fand. Die
Siniter, »d, faßen wahrfcheinlich in Sini nahe Arka, welches Sini, nad)
Hieronymus a. a.D., durch Krieg völlig zerftört wurde; Bemariter, "ns,
vermuthlih zu Simyra (Plin. Hist. nat. V, 17. Strabo XVI, 2, 12) nabe
Antaradus; Hamathiter, "na, zu Hamah (Joseph. Antiq. 1, 6,2. 'Apciↄm),
fpäter Epiphanela.
2) Die 1 Kön. 10, 20. 2 Kön. 7,5. 2 Ehron. 1, 17, no vorkommenden
Hethiter, nachdem Salomo (1 Kön. 9, 20. 21) diefelben unterworfen, find zwei⸗
felhaft. Vgl. Joseph. Antiq. 9, 4, 5 mit 2 Kön. 7, 6. Hieronymus verfteht
Cypern darunter (Onom. s. v. Chetthiim).
3) Identifch mit dem Gebirge Juda, befonders mit deffen Südtheile.
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten ꝛc 323
19. 20); nördlicher findet man fie bei Sichem: 1 Moſ. 48, 22
vgl. mit Joh. 4, 5. \
Zwei Amoriter-Neiche waren im Often des Jorben: eines ſüd⸗
lich zwifchen dem Arnon, Jordan und Jabok (4 Mof. 21, 13.26),
deffen Hauptftadt Hesbon; eines nörblih vom Jabok, in Bafan,
deſſen Hauptftadt Aſtaroth (4 Mof. 32, 33. 39. 5 Mof. 4, 46.
47. Joſ. 9, 10). Das Land des füblichen Amoriter⸗Reichs war
durch die Amoriter den Ymmonitern und Moabitern entriffen
(Richt. 11, 13—26. 4 Mof. 21, 26). Ä
4. Die Girgafiter, wma, werden 5 Mof; 7, 1. Joſ. 24, 11.
Neben. 9, 8 erwähnt, ohne genaue Beſtimmung ihres Kandes ’>).
5. Die Heviter, ar, Edalor, wohnten zu Sichem (1 Mof. 34, 2),,
ferner am Berge Hermon im Lande Mizpa (Joſ. 11, 3; vergl.
Nicht. 3, 3) und zu Giheon (of. 11, 19)°).
6. Die Kanaaniter, 39327, Xavavaloı,. begreifen im meitern
Sinne alle Völker Kanaans (1 Mof. 10, 185 12, 6; 24,3.
2 Mof. 13, 11 ꝛc.), im engen Sinne einen Stamm am Meere
und am Jordan (4 Mof. 13, 305 vgl. 5 Mof. 11, 30. Joſ. 5, D),
was vermuthlich identifch mit den Kanaanitern gegen den Morgen
und Abend: Sof. 11, 3. Sie wohnten in Gafer (Iof. 16, 10.
1. Kön. 9, 16).
71. Die Pherefiter, ar, gehören nicht zu Kanaans Nachkom⸗
men. Sie wohnten wahrſcheinlich mit Kanaanitern zwiſchen Bethel
und Ai zu Abrahams Zeit (1 Moſ. 13, 3. 7); ob bei Sichem?
1 Mof. 34, 30; ferner auf dem Gebirge, Sof. 11, 3. Richt.
1,4. 5.
Nach 5 Mof. 6, 10, 11. Joſ. 24, 13 hatten dieſe Völker Stadte,
Landbau, und wurden von Heinen Königen regiert, bdeven (of. 12,
924) 31 genannt werden. Gegen Abraham waren die Hethiter wohl-
wollend beim Kauf des Begräbnifjes: 1 Mof. 23, 2. Melchiſedech, der
SP riefter Gottes des Höchften, lebte unter ihnen: I Mof. 14, 18—20.
Aber in diefelbe Zeit fallen ſchon die Gräuel Sodomd.
- Wiederholt warnt der Herr die Ifraeliten, nicht in die Sünden det
kanaanitiſchen Völker zu fallen. „Wenn der Der, dein Gott, vor bir her.
die Heiden ausrottet, heißt es 5 Moſ. 12, 29—31, „daß du hinkom⸗
meſt, ſie einzunehmen, und ſie eingenommen haſt, und in ihrem Lande
wohneſt: ſo hüte dich, daß du nicht in den Strick falleſt ihnen nach,
39 Weder in der Bibel, noch im Joſephus und im Onom. findet fid), meines
Bine, eine Stelle, aus welcher hervorginge, daß bie Matth. 8, 28 genannten
oftjordanifehen Gergefener Girgafiter geweſen feien; nach Joſ. 24, 11 follte man
vielmehr glauben, die Girgafiter hätten im weft iordanifchen Paläftina. gewohnt.
Iſt „T’epyscalov‘ bei Matth. a. a. D. falſche Lebart, fo lohnt es gar nicht, eine
Solche Eonjectur zu machen. Bol. „Gadara“. J
4) 2 Sam. 21, 2 werden die Gibeoniter zu den Amoritern gezählt; Amoriter
bier als Gemeinname. j F
.
324 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den aͤlteſten Zeiten ıc.
nachdem fie vertilget find vor dir, und nicht frageft nach ihren Göttern
und fprecheft: wie diefe Völker haben ihren Göttern gedienet, alfo will
ih auch thun. Du folft nicht alfo an dem Herrn, deinem Gott, thun;
denn fie haben ihren Göttern gethan alles, was dem Heren ein Gräuel
ift, und das er haffet; denn fie haben auch ihre Schne und Töchter
mit Feuer verbrannt ihren Göttern.” Ebenſo heißt es: 5 Mof. 18,
9—12: „Wenn du in das Land kommſt, das dir der Herr, dein Gott,
geben wird, fo follft du nicht Iernen thun bie Gräuel diefer Volker; daß
nicht unter dir gefunden werde, ber feinen Sohn oder Zochter durchs
Feuer gehen laſſe, oder ein Weiffager ober ein Tagemwähler, oder der auf
Bogelgefchrei achte, oder ein Zauberer, ‚oder Befchwörer, oder Wahrfager,
ober Zeichendeuter, ober ber die Zodten frage. Denn wer foldhes thuf,
der ift dem Herrn ein Gräuel, und um ſolcher Gräuel willen vertreibet
fie der Herr, dein Gott, vor dir ber.” Darum follte das auserwählte
Volt Gottes Feine Gemeinfhaft haben mit diefen Völkern. Da Eſau
zwei Zöchter der Hethiter zu Weibern nahm, „machten beide Iſaak und
Rebekka eitel Herzeleid.” Auf entfegliche Weife ward die Ehe zwifchen
Dina, der Tochter Jakobs, und dem unbefchnittenen Sichem, dem He-
viter, gehindert (1 Mof. 34). Hätten fi) Jakobs Kinder mit den kanaa⸗
nitifhen Völkern durch Heirathen vermifcht, fo war es vor der Geſetz⸗
gebung auf dem, Sinai aus mit dem priefterlichen Königreiche, dem Volt
des Eigenthbums: fie wurden ein Eigenthum der Bögen.
Um Joſua's Zeit war die Mifferhat der Amoriter voll (1 Mof.
15 u. 16), ihre Ausrottung erfcheint als ein gerechter Act der göttlichen
Griminaljuftiz, da man jene Sündenregifter der Tanaanitifhen Völker
kennt. Wenn die vom Stamme Juda den Adoni Beſek ergriffen, und
fie „ihm die Daumen an feinen Händen und Füßen verhieben”, fo dürfte
dies einer Zeit, bie von Feiner Gerechtigfeitspflege wiffen will, als eine
Grauſamkeit erfcheinen ; nicht fo dem Adoni Beſek felbft: „Siebenzig
Könige mit verhauenen Daumen ihrer Hände und Füße”, ſprach er,
Aalaſen auf unter meinem Tiſch. Wie ich nun gethan habe, fo hat mir
Gott wiedervergolten (Richt. 1, 6. 7) '3).
Aber die Ifraeliten waren ungehorfam dem Befehle Gottes: „du
folft bie Einwohner Kanaans ausftoßen, mit ihnen und ihren Göttern
keinen Bund machen, fie nicht in deinem Lande wohnen laffen, daß fie
dic) nicht verführen wider mich“ (2 Mof. 23, 31— 33). „Du ſollſt
ihre Altäre umſtürzen, ihre Götzen zerbrechen und ihre Haine ausrotten;
denn du ſollſt feinen andern Gott anbeten“ (2 Mof. 34, 13. 14). Im
erften Sapitel des Buchs der Richter werden die Städte genannt, aus
welchen bie Iſraeliten nicht die Kanaaniter vertrieben, fondern mit ihnen
zufammenmwohnten. Im zweiten Capitel ftraft der Engel des Herrn die
Ifraeliten wegen dieſes Ungehorſams; es wird im dritten Capitel erzaͤhlt,
wie die Iſraeliten ber Kanaaniter „Toͤchter zu Weibern nahmen und ihre
Toͤchter jener Söhnen gaben und jener Göttern dienten‘ (4.0.9. 2.6)
und mie fie dafür geftraft wurden.
-
4°) Bol. 3 Mof. 18, 245 20, 235 5 Mof. 9, 4. 55 2 Kin. |
andere Stellen, "18, 243 90,2; of. 9, 4.53 2 Kön BL 8 und
-
Die Bewohner Baläftinad feit den.älteften Zeiten ıc. 325
Nach der. Zeit der Richter verfchwinden die Namen der kanaaniti⸗
fchen Völker mehr und mehr aus der Gefchichte der Sfraeliten. Sfrael
hatte Frieden mit den Amoritern (1 Sam. 7, 14); von den Gibeonitern
zu Davids Zeit heißt ed (2 Sam. 21, 2): „fie waren übrig von den
Amoritern”’; die Städte der Kanaaniter und Heviter befucht Joab, als
er dad Volk zählt (2 Sam. 24, 7). Bon Salomo wird erzählt (1 Kön.
9, 26. 21): „Und alles übrige Volt von den Amoritern, Hethitern,
Pherefitern, Hevitern und Iebufitern, die nicht von den Kindern Sfrael
waren; berfelben Kinder, die fie. hinter ſich überbleiben Tießen im Lande,
die die Kinder Iſrael nicht konnten verbannen, bie machte Salomo zins⸗
bar bis auf diefen Tag.’ Man glaubt, der Fluch: „ich will die Volker
nicht vertreiben vor euch, daß fie euch zum Strick werden, und ihre Göt«
ter zum Neg" (Richt. 2, 3), fei nun zu Ende. Aber noch zu ded Pro-
pheten Elifa Zeit erfcheinen Hethiter als Feinde der Juden; und ganz
fpät, nad) der Rückkehr der Ifraeliten aus der babylonifchen Gefangen-
fhaft, traten. die Oberften zu Esra und fpraden: „Das Volk Sfrael
und die Priefter und Xeviten find nicht abgefondert von den Völkern in
Ländern nach ihren Gräueln, nämlich der Kanaaniter, Hethiter, Phere-
fiter, SIebufiter, Ammoniter, Moabiter, Aegypter und Amoriter; benn
fie haben derfelben Töchter genommen fi) und ihren Söhnen, und den
heiligen Samen gemein gemacht mit den Völkern in Ländern” (Esra
9, 1.2). Esra betete ein Bußgebet, das Volt weinte und befannte
feine Sünde, und die, welche fremde Weiber hatten, ſchieden fich von
ihnen (Esra 10). Späterhin wird Fein fanaanitifches Volt mehr er»
wähnt.
b. Keniter, AypM.
1 Mof. 35, 19 werden ald Bewohner Kanaand die Kinifiter, Kad⸗
moniter und Keniter genannt. Legtere Tommen öfter vor. Nach
Nicht. 4, 11 u. 1, 16 ſtammen fie von Hobab, dem Schwager Mofis
(4 Mof. 10, 29). An fie richtet Bileam eine Weiffagung 4 Mof. 24,
21. Sie wohnten mit Juda in der Wüfte Juda (Nicht. 1, 16); der
Keniter Heber, der Mann Jaels, welche den Siffera tödtete, lebte bei
Kedes in Naphthaliz zu Sauls Zeit waren Keniter unter den Amalefi-
tern, 1 Sam. 15, 6.
c. Rieſenvölker.
Bor der Zeit der kanaanitiſchen Stämme und unter ihnen wohn⸗
ten Riefen, orapN (Rephaim), in Paläftine. Zu diefen gehören die
Enats-Kinder, p32 a, arpy2, bei Hebron (4 Mof. 13, 23. 29. 34.
5 Mof. 9, 2. of. 14, 15), welche von Joſua ausgerottet wurden,
Sof. 11, 21. 22. Im DOften waren die Emim, ein „groß, flar€ und
hoch Volt”, welche früher im Lande ber Moabiter, mittagwärts von
Arnon gewohnt’); und die Sammefumin, nrarmat, welche das Land
5) Aber auch im Norden des Arnon, im Felde Kiriathaim (1 Moſ. 14, 5),
wofern Kiriathaim identiſch iſt mit el Teym nahe Hesbon.
—
326 Die Bewohner Baläftinad feit den Alteften Zeiten ıc.
der Ammoniter am Jabok inne hatten (5 Mof. 2, 9. 10. 19—21).
Ferner waren Wiefen in Bafan, „ber Rieſen Lande” (5 Mof. 3, 13)
und in deffen Stadt, Aſtharoth Karnaim (1 Mof. 14, 3). Zu Mofis
Zeit war „ber König Og zu Bafan allein noch übrig von den Rieſen“
(5 Mof. 3, 11) 9). .
d. Philifter, oinuben.
Nah 1 Mof. 10, 13. 14 zeugte Mizraim, der Sohn Ham,
„Casluhim (von dannen find gekommen die Philiftim, name)
und Caphthorim, mama." Nach Serem. 47, 4. Amos 9, 7
find die Philiſter aus der Infel Caphthor, wahrſcheinlich Kreta. Damit
ſtimmt auch 5 Mof. 2, 23 überein, wo es heißt, daß die Caphthorim
aus Caphthor ausgezogen feien, die Avim vertilgt hätten, Die bis gen
Gaza (der fpätern Philifterftadt) gewohnt, und dann an ihrer Statt
dafelbft gewohnt hätten’). Sie heißen auch Iladarsrivor, in der Septua-
ginta ANspuXor: Fremde. Schon zu Abrahams und Iſaaks Zeit wohn⸗
ten Philiſter bei Berfeba und Gerar (1 Mof. 21, 345 26, 1); zwi⸗
fhen Aegypten und dem verheißenen Lande, zur Zeit des Auszugs aus
Aegypten) (2 Mof. 13, 17. 18). Sie hatten die füblihe Meeres-
niederung Paläftinae inne, ja diefe Niederung hieß vorzugsmeife Pa:
läftina. Hier waren die 5 Philifterftädte: Asdod und Gaza, wo Da-
gon verehrt ward (Richt. 16, 23), Efron, wo Baal-Zebub (der Fliegen
Gott) 2 Kön. 1, 6. Matth. 12, 24, endlich Gath und Askalon ”).
Auch Aſtharoth verehrten die Philifter (1 Sam. 31, 10). Sie waren
Priegerifch, befonders gute Schügen (1 Sam. 31, 3), und ſeit der Zeit, .
daß Samgar fie mit einem Ochfenfteden, Simfon ‚mit einem Eſelskinn⸗
baden fchlug, bie Philiſter aber auch Iſrael abmechfelnd bezwangen
(Richt. 3, 31; 10, 75 13, 1. 5), bis zu den fpätern Königen Juda,
3. B. bis Hisfia (2 Kon. 18, 8), find fie faft unaufhörlich im Kriege
mit den Ifraeliten. So fiegten die Philifter zu Eli’s und Samuels
Zeit (1 Sam. 4— 7); wurden befiegt von Samuel (1 Sam. 7, 11),
von Saul, Jonathan und David (1 Sam. 13. 14, 17. 18. 19. 23);
befiegten den Saul (1 Sam. 28, 31), wurden aber von David gefchla-
gen '') (2 Sam. 5, 17— 25; 8, 21. 23); Salomo herrfchte bid Gaza
(1 Kon. 4,24); dem Sofaphat waren fie tributpflichtig (2 Chron. 17, 11),
6) Vogl. „Gath“.
7) Daher durch Verwechfelung wahrfcheinlich ( Tacit. Hist. V, 2) die Sage:
Judaeos Creta profugos novissima Libyae insedisse. Bol. im Onomasticon
den Artikel: Gaza. _
8) Die Philifter werden nicht unter den Völkern genannt, welche Ifrael aus:
totten, wohl aber vertreiben follte (Sof. 13, 2. 3); im Lobgefang Moſe nad) dem
Durchzug durch das rothe Meer heibt es 2 Mof. 14, 15: Angſt kam die Phi:
liſter an. Richt. 3, 1—3 werden fie unter den Heiden aufgefichrt, welche der
Herr bleiben ließ, auf daß die Kinder Ifrael lernten ftreiten. Der Haß der Zuben
gegen die Philifter ift Sirach 50, 27. 28 ausgeſprochen; er fagt; „Zweierlei Volk
bin ich von Herzen Feind, ben Samaritern, den Philiftern,”.
9) Siehe die Städte Juda.
10) Vgl. die Stellen in den Chroniken.
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten cc. 327
befiegten aber den Joram (a. a. DO. 21, 16. 17); wiederum wurden
fie von Ufias befiegt (a. a. D. 26, 6. 7); eroberten dagegen ifraeli-
tifche Städte zur Zeit Ahas (a. a. D. 28, 18); Hiskia fchlug fie (2 Kön.
18, 8). Etwas fpäter nahmen Affyrer Asdod, die Philifterftadt (Jeſ.
20, 1). Propheten weilfagten den Untergang der Philiſter (Ief. 14,
‚ 29—31. Jerem. 47. Ezech. 25, 15— 17. Amos 1, 6—8. Zeph.
2, 4—7. Sad. 9, 5—7), und ihr Name verfchwindet auch fpäter
ganz aus der Geſchichte ij. |
B. Juden.
a Von Abraham bis auf Alerander den Großen.
Abraham zog auf des Heren Geheiß etwa 2200 Jahre vor Chr.
im 75. Jahre feines Alters aus Haran in Mefopotamien in das Land
Kanaan, wo ihm von Hagar Ismael geboren wird, der Stammmater
eines Theils der Araber; von Sarah ber ihm vom „Herrn verheißene
Iſaak; von Ketura Midian, der Stammvater der Midianiter. — In
Abraham follten alle Gefchlechter dee Erde gefegnet werden. Zu feiner
Zeit gingen Sodom und Gomorra unter; damals gebaren die Töchter
Lots, des Neffen Abrahams, ber Ammi und Moab, die Stammoväter
der Ammoniter und Moabiter. j
Dem Iſaak wurden von der Rebekka Zwillinge geboren: Eſau,
der Stammvater der Edomiter, und Jakob. Diefer zeugte 12 Söhne,
die Häupter der 12 Stämme Iſrael. Mit feiner Familie 66 Seelen
ftark, zog er nad) Aegypten, wo fein vorlegfer Sohn Joſeph mit einem
Meibe und zwei Söhnen ſchon war, fo daß das ganze Haus Jakobs
70 Seelen zählte. 4
Nach 430 Jahren (um 1600 v. Chr.) führte Moſes die Nach—
kommen diefer 70 Seelen (dev Männer von 20 Jahren und drüber ma:
ren allein 625,550) aus Aegypten durch das rothe Meer zum Sinai,
dem Berge ber Gefeggebung, und durch die Wüſte bis an den Jordan,
die Dftgrenze Kanaans. Joſua führte fie meiter über den Jordan, er-
oberte dad Land und vertheilte e8 unter die Stämme; der Stamm der
Leviten wurde aber in eigene Städte unter die andern Stämme zerftreut,
und Ruben, Gad und der halbe Stamm Manaffe Hatten fihon von
Mofes auf der Oftfeite des Jordan Wohnfige erhalten.
Bon Joſua's Tode bis auf Samuel ftand Iſrael 450 Jahre unter
Richtern (Ap. Gefh. 12, 20) und mar in viele Kriege mit den benach⸗
barten Völkern verwidelt, bald fiegreih unter, ausgezeichneten Richtern
- (wie unter Gideon, Sephthah ꝛc.), bald, in Folge feiner Gottlofigkeit,
befiegt. Die Stiftshütte befand fi von Joſua bis auf Samuel meift
in Silo, fie war der Einigungspuntt ded Volkes.
Durch Samuel, den legten Richter, erhielten die Juden, auf ihr
Berlangen, den Saul zum Könige. Ihm folgte David, der Mann
Gottes, durch welchen Jeruſalem Sig der heiligen Bunbeslade und der
11) 1Makt. 3,24 nennt noch einmal: der Philiſter Land, nicht die Phitifter.
328 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten etc.
Könige ward. Bein Sohn Salomo, ber Friebefürft, erbaute den Tem-
pel (1000 vor Chr.). Die Zeit feiner Regierung ift ber höchfte Glany-
punft ber ifraelitifchen Gefchichte; Salomo herrfchte vom Euphrat bis
zum ailanitifchen Meerbufen.
Unter Salomo's Sohne Nehabeam (975 vor Chr.) zerfiel das Kö⸗
nigreich in die Reiche Juda, zu welchem die Stämme Juda und Ben-
jamin, und Iſrael, zu welchem die übrigen 10 Stämme gehörten... In
beiden Reichen nahmen Gottlofigkeit und Gögenbienft überhand, Pro-
pheten des Herrn prebigten vergebens Buße. Darum ging das Neich
Iſrael nach c. 253 Jahren unter, da Salmanaffer, König von Affyrien
(722 v. Ehr.), den ifraelitifhen König Hofea und fein Volk in die Ge⸗
fangenfchaft führte; das Reich Juda 134 Jahre fpäter (588 v. Chr.),
als Nebukadnezar, König von Babel, Serufalem zerftörte und die Stämme
Juda und Benjamin nah Babylon in die Gefangenfchaft führte. Cyrus,
König der Perfer, zerftörte das babylonifche Reich (536 v. Chr.) und
fandte die gefangenen bußfertigen Juden nach Paläſtina zurüd, daß fie
dem Herrn zu Jerufalem einen neuen Tempel bauten. Aber erſt unter
der Regierung des Darius Hyſtaſpis (515 vor Chr.) warb ber Bau
vollendet und der Gottesdienſt bergeftellt durch Serubabel. Später
(455,0. Chr.) 2) baute Nehemia die Mauern Jeruſalems und ordnete
während feiner zmweimaligen Statthalterfchaft die bürgerlichen und kirch⸗
lichen Angelegenheiten der dortigen Juden.
So weit reiht die Erzählung des Alten Zeftaments; zur Zeit des
Nehemia lebte Maleachi, der legte Prophet des Alten Bundes.
b. Alerander. "
Die Juden blieben nad) der zweiten Statthalterſchaft Nehemia’s
etwa noch 70 Jahre unter perfifcher Herrſchaft. Hundert und funfzig
Jahre waren faft verfloffen, feit Zerres die zahllofen aftatifchen Heer-
ſcharen über den Hellespont gegen Griechenland führte, als Alexander
(334 vor Chr,) mit 45,000 Griechen über diefelbe Meerenge gegen das
perfifche Reich zog. Er ſchlug die Perfer am Granitus und bei Iſſus,
eroberte Damaskus, Tyrus und Gaza (332 v. Chr.), von mo er gegen
Serufalem 309’). Er wollte die Stadt hart ftrafen, weil ber Hohe-
priefter Jaddus '*), feinem dem, Perferfönige gefchworenen Eide treu,
ihm keine Hülfs⸗ und Lebensmittel hatte zuführen laffen, da er vor Ty⸗
zus Sag”). Jaddus befahl dem Volke, Gott um Abhülfe fo großer
Gefahr anzurufen, und wurde, wie Jofephus erzählt, von Gott getröftet.
Er folte, fp ward ihm im Traume befohlen, im hobenpriefterlichen Schmud
12). Hengftenbergs Chriftologie, Thl. 2. &. 541 fg.
13) Rad) des, Sofephus Antig. 11, 8.
14) Jaddus Bruder war Manafles, welcher die Tochter bes Sanaballeted, ei⸗
ne Ehuthaers, den Darius Kobomannus zum Statthalter von Samaria gefeht
hatte, heirathete, deshalb das Priefterthum aufgab und mit Hülfe feines Schwie⸗
gervaterd und Erlaubniß Alerander des Großen den Cultus auf dem Berge Ga:
rizim einrichtete. Joseph. Antiq. 11, 7, 2. und 8, 4. Bol. Samaria, Einl,
15) Joseph. Antig. Il, 8, 3, ‚
-
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den äfteften Zeiten ꝛc. 329
dem Aleranber entgegengehen, die übrigen Priefter in weißen Kleibern.-
Aus dem Schlafe erwacht, ordnete Jaddus erfreut Alles fo an, wie ihn
befohlen war, und es zogen Priefter und Volt dem Alerander nad)
Sapha entgegen, von wo. man zuerft Serufalem fieht. Da nun bie
Phönicier und Chaldäer im Gefolge ded Königs glaubten, diefer würde
ihnen die Stadt, welcher er fo fehr zürne, zur Plünderung preisgeben,
den Hohenpriefter aber ermorden laffen: fo geſchah ganz das Gegentheil.
Denn Alerander, ald er von fern die Menge in weißen Kleidern erblickte,
den Hohenpriefter aber im byacinthfarbenen,. mit Gold durchmwirften Ge-
wande, auf dem Haupte die Inful, an ihr das güldene Blech, darauf
der Name Gottes: fo ging er allein auf den Hohenpriefter zu, begrüßte
ihm zuerft und verehrte jenen Namen. Da nun alle Juden den Alerander
- mit Einer Stimme begrüßten und ihn im Kreife umzingelten, fo erſtaun⸗
ten die Könige Syriens und das übrige Gefolge und vermeinten, ihr
König fei wahnfinnig geworden. Parmenio näherte ſich darauf allein
dem Alerander und fragte ihn: wie es zugehe, daß er den Hohenpriefter
der Juden angebetet habe, da fonft alle ihn anbeteten® Darauf ant-
wortete ber König: nicht den Hohenpriefter habe ich angebetet, fondern
den Gott, mit deſſen Hohenprieſterthum et befleidet if. Denn ich fah
zu Dium in Macedonien denfelben Mann im Schlafe in derfelben Klei⸗
bung. Als ich damals bei mir felbft überlegte, auf welche Weife ich
mich Afiens bemächtigen: koͤnne: fo ermahnte diefer mich, nicht zu zau⸗
dern, fondern getroft übers Meer zu fegen, denn er werde mein Heer
führen und mir das Reich der Perfer- übergeben. Da ich nun nie je-
mand anders als diefen Hohenpriefter in folchem Schmude gefehen und
mich jenes Gefichtes und der Ermahnung, die ih im Traume erhielt,
wohl erinnere: fo hoffe ih audi, meil mein Feldzug durch göttliche
Schickung unternommen, den Darius zu befiegen, die Herrfchaft der
Perfer zu zerflören und Alles, was ich im Sinne habe, auszuführen.
Nachdem er died zum Parmenio gefagt, gab er dem Hohenpriefter die
Rechte, kam in Begleitung der Prieſter in die Stadt, ging in den Tem⸗
pel, opferte Gott nach Vorſchrift des Hohenprieftere und ehrte biefen
und die Priefter hoch. Als ihm nun das Buch des Propheten Daniel
gezeigt wurde, in melchem berfelbe weiffagt: es werde ein Grieche der
Perſer Reich zerfiören, fo bezog er die Weiffagung auf fih und entließ
freudig die Menge. Den folgenden Tag aber ließ er fie wieder zufam-
menkommen und befahl ihnen, fich eine Gnade auszubitten '%). Darauf
bat ihn der Hohepriefter: er möge den Juden erlauben, nad) ihren väter-
lichen Gefegen zu leben und im fiebenten Jahre Beinen Tribut zu zahlen,
was er gewährte “).
16) Joseph, Antiq. 11, 8, 5. Iſt diefe Erzählung wahr, fo beweift fie aud)
für bas alter des Daniel, wofern ein folder Beweis noͤthig. Dan. 8, 5—8;
N) — 4.
17) Auch den Juden in Babylon und Medien gewährte er dies, nicht aber
ben Samaritern, welche feine Frage: ob fie Hebraͤer Kin verneinten. Diele
Juden traten in fein Heer. Die Wahrheit diefer Erzählung des Joſephus wird
nur auf den Grund hin geleugnet, weil andere Gefchichtfchreiber dieſelbe nicht
330 Die Bewohner Palaͤſtinaß feit den ätteten Zeiten c.
c. Von Alerander bis auf Herodes den Großen.
(323 — 34 vor Chr.)
Nach Aleranders Tode (323 v. Chr.) zerfiel die große macedonifche
Monarchie in vier Reiche, darunter das fyrifche der Seleuciden und das
ägnptifche der Ptolemäer; an Iegtere Fam Paldflina. Unter ihnen war
Ptolemäus Philadelphus '*) (285 v. Chr.), deffen Bibliothekar Demetrius
Phalereus, nachdem er 200,000 Bücher gefammelt, auch die heiligen
Schriften der Juden anfchaffen wollte. Auf feinen Betrieb fchrieb Pto-
lemäus an den Hohenpriefter Eleazar in Serufalem: er folle ihm aus
jedem Stamme 6 Dolmetfcher fenden, um die jüdifchen heiligen Bücher
ins Griechiſche zu überfegen. Eleazar ſchickte hierauf die 70 Dolmetſcher,
welche in einem einſamen Hauſe an der ägyptiſchen Küſte überſetzten und
in 72 Tagen mit ber Arbeit fertig wurden, worauf fie Ptolemäus Phi—
fadelphus reich beſchenkt entließ.- |
Antiohus der Große, der Seleucide, eroberte Judäa vom Ptole-
mäus Eupator 19; ihm folgte Seleucus Soter, biefem Antiochus
Epiphanes (175 vor Ehr.), welcher, da er fi) Aegyptens bemächtigt,
von den Nömern zur Umkehr gezwungen ward und darauf Serufalem
nahm. Er ging in das Heiligtum des Tempels, raubte die heiligen
‚Gefäße, verbot das tägliche Opfer, verbrannte einen Theil der Stadt,
baute die Burg Ara in der untern Stadt und Iegte macebönifche Be-
- fagung hinein. Dann errichtete er einen Altar über dem Xempelaltar,
- opferte Schweine darauf und zwang die Juden an verfchiedenen Drten,
Schweine zu opfern, feine Götter anzubeten und. die Beſchneidung zu
erwähnen. Doch fagt Arrian (2, 25): Alerander babe ſich zum Zuge gegen
Aegypten angefhidt. Kal 1 aurs Ta iv Ada tüs Ilalarorlung xaloupeuns
Lvolæc, TPOOXEXWpnxöTa Non. Hierin liegt nichts weniger als ein Widerfprud
gegen die Erzählung des Joſephus. Sollte Alerander Serufalem, welches
Plinius longe clarissimam urbium orientis, non Judaeae modo, nennt, nicht
befucht haben, da er von ihr, auf feinem Marfche von Tyrus auf Gaza nur
eine ſtarke Zagereife entfernt war? Wenn er aber vorher Guza eroberte, fo ge:
ſchah es wol, um den Rüden gegen die Aegypter zu decken und den Mari
uber Gaza nad) Aegypten filher zu ftellen. Vgl. Jahn, Archäologie II, 1. 300 fe.
Bineentius Faſſinius vertheidigte des Joſephus Erzählung.
18) Antig. 12, 2. Aristeae de legis divinae ex hebraica lingua inter-
pretatione per LXX facta. Im Anhange zum 2. Theile des Havercampfchen
Sofephus. Durch Alerander m. ward das Griechifche Über weite Länder verbreitet,
Ptolemäus Philadelphus, der zweite Nachfolger Aleranders in Aegypten, veranlaßte
die Ueberfegung des U. T. ind Griechiſche, und fo die erfte Mittbeilung der,
dem auserwählten Volke Gottes gefchehenen "Dffenbarungen an die Beiden.
Alerander und die LXX veranlaßten wiederum mittelbar, daß das N. T. in der
fo weit verbreiteten griechiſchen Sprache abgefaßt wurde, in einer Sprache, welche
überdied unter allen am gejchiekteften war, aus dem Heidnifchen ins Chriftliche
überfest, tranöfigurirt zu werden. Es darf uns daher nicht wundern, daß Aleran-
der, bei feinem großen Einfluß auf die Entwidelung des Reiches Gottes, zu den
wenigen Menichen gehört, deren Kommen im propbetifchen Worte geweiflagt ift;
auch Alexanders feltfamer Beſuch Serufalems dürfte erft durch diefe Betrachtung
im rechten Lichte erjcheinen.
19) Antig. 12, 3, 3.
%
| Ä Zu Seite 331.
onäer.
I
|
5) Jonathan Appbus
h. von Tryphon in Gilead
akk. getödtet. Ant. 13, 6, 5.
1 Matt. 12, 49. 50.
— — — — — —
N
Tochter X.
des Pole: Ant. 14, 4, 5.
rodianer.
q \ .
. Ant. 14, 7, 3 und 14, 11, 3, 4.
úrr EEE \
Pheroras Salome
zb vergiftet in See heirathet 1) den Coſtobarus, einen
:ufalem? Ant. 17, idum. Priefter, welchen Herodes bin:
3, 3, 4. richten läßt. Ant. 15,7,9. 2) den
Joſephus, ihres Vater Bruder, wel:
chen Herodes Hinrichten läßt. Ant.
15, 1,9 u. A. .
‚ Bell. Jud. 1, 28, 4), heirathet
ö— es —
lleopatra 5. Mariamne
Zerufalem. Tochter des Hasmonders Alerander. Ant. 14,
| 2, 1. Herodes ließ fie binrichten.
uus Herodes Cypros Ariſtobulue Alexander Salampfio
pon u. 3.
826.
1
ach
e Mariamne.
7 und 1, W, 1.
ulus Alexander
ter des Coſtobarus und verm. mit Glaphyra, Tochter
auf Herodis M. Befehl. Archelai von Kappadocien; hin⸗
gerichtet auf Herodis M. Befehl.
verodias Mariamne Alexander Tigranes
aäßt den Herodes König Armeniens.
lippus und heir.
Her. Antipas ꝛc.
ſ. 2.
2.‘ Tigranes
‚rippa
25, 13. König Armeniens durch Nero.
- ieron. in Matth.
en, welche man aber in den 'citirten Wellen bed Joſephus
Die Bewohner Paläftinad fett dem älteften Zeiten c. 331
unterlaffen 20), die heiligen Bücher ließ er zerreißfen und verbrennen
(167 vor Chr). Wenn die Bücher der Makkabäer und Jofephus mit
tieffter Empörung biefe heidniſchen Gräuel bes Epiphanes erzählen, welche
völlige Ausrottung alles jüdifchen Gottesdienftes bezweckten und die der
Prophet Daniel geweiſſagt (Cap. 11): fo gibt Tacitus in wenigen Wor⸗
ten die Anficht eines Heiden über Epiphanes’ Gemaltthaten. „Als die
Macedonier die Dberherrfchaft erhielten”, fagt er, ‚fo bemühte ſich König
Antiochus, den Juden ihren Aberglauben zu benehmen und ihnen griechi-
fhe Sitten zu geben; der Krieg mit den Parthern verhinderte ihn, da&
höchft garftige Volk zu beffern‘ ?').
Auf. dem Berge Modin wohnte um diefe Zeit ein Priefter Mata⸗
thias, welcher von Aſamonäus abſtammte. Er hatte fünf Söhne, nam-
lich: Johannes Gaddis, Simon Thafi, Zudas Maktabäus, Eleazar Aaron
und Sonathan Apphus ”*). Diefe waren entfchloffen, dem göttlichen Ge ,
fege treu zu bleiben und dem Antiochus nicht zu gehorchen. Sie und
ihre Nachkommen heißen Makkabäer oder auh Hasmonder nad
ihrem Ahnherrn.
Matathias ftarb, und Judas Makkabäus ward zum Feldherrn gegen
Antiohus erwählt; feine Siege erzählen bie Bücher der Makkabaͤer und
Joſephus. Er zog in Serufalem ein, reinigte das entweihte Heiligthum
und fliftete das Feft der Tempelweihe (oh. 10, 22) ?). Mit den Ro-
mern machte Judas das erfte Schug- und Feugbündniß *) und blieb
kurz darauf. Nach ihm ward fein Bruder Jonathan Heerführer, welcher
jenes Bündniß mit Rom erneuerte; nach Jonathans Tode folgte ber
dritte Bruder Simon ald Hoherpriefter und Feldherr; diefem, da er nad
achtjähriger Regierung umgebracht ward ) (135 wor Chr.), fein Sohn
Tohannes Hyrkanus. Hyrkan ſchloß Frieden mit dem Seleuciden Anti-
, ochus Eupator 20), zerſtoͤrte den 200 Jahre alten Tempel auf dem Ga⸗
rizim bei Sihem”’), zwang die Idumäcer, ſich beſchneiden zu faffen und
das jüdifche Gefeg anzunehmen, erneuerte das Bündnig mit den Römern, _
zerftöorte Samaria von Grund aus und trat von den Pharifiern zu ben
“ Sadducdern über. Er ftarb, nachdem er 31 Jahre lang Fürſt und,
Hoherpriefter gemefen war ?®) (106 vor Ehr.).
Nach dem Tode des Hyrkanus bietet die Gefchichte der Hasmonder
eine faft ununterbrochene Folge von Granfamkeiten. Wriftobulus, des
Hyrkanus Sohn, fegte ſich die Krone auf, ließ feinen Bruder Antigonus
20) Antia, 5, 4. Y Matt. 1, 22—68.
21) Tacit. Hist. V, 8.
22) 1 Mall. 2, 1 —5. Antiq. 12, 6, |
23) 1 Makk. 4, 43—59. Dad Feft —8 pqre, da man 8 ne lang eicht
in den Häufern brannte. Antiq. 12, 7, 7. ,
24) 1 Matt. 8. Antiq. 12, 10, 6.
323. 1 Matt. 16. Hiermit endet das erſte Buch der Makkabäer. Antig,
13,
36) Antig, 13, 8,_3.
27) Antiq. 9, 1.
28) Antiq. 13, 9, 7. Nah Sofephus hatte Hyrtanus die Gabe der Weiſſa⸗
gung (als Hoheryriefter). Bol. den. Stammbaum der Hasmonäer.
\
-.
332 Die Bewohner Palaͤſtinad feit den älteften Zeiten 2r.
töbten, feine Mutter und die andern Brüder kerkerte er ein ?). Ihm
folgte bald (104 v. Chr.) fein Sohn Werander Jannäus *9). Diefer be»
friegte 6 Jahre lang die meuterifchen Juden, deren er 50,000 tödtete ®').
In Bethoma nahm er 800 Juden gefangen, führte fie mit fi) nad)
Jeruſalem, mo er fie im Angeficht der Tafel, an welcher er mit feinen
Concubinen faß, kreuzigen und, während fie mit dem Tode kämpften,
ihre Weiber und Kinder vor ihren Augen umbringen ließ °?).
Jannaͤus ftarb im 27. Jahre feiner Regierung (77 vor Ehr.). Er
hinterließ zwei Söhne, Hyrkanus und Ariftobulus; für jenen regierte
die Mutter Alerandra als Vormünderin 9 Jahre (bis 68 vor Chr.).
Um diefe Zeit griff der armenifche Tigranes Judaͤa an, mußte fich
aber zurüdziehen, weil Lucullus in fein eigenes Reich einfiel ”).
Der ftille, Ruhe liebende Hyrkan ward von feinen kühnen Bruber
Ariftobulus bekriegt, bei Sericho gefchlagen und legte die Regierung
nieder. Antipater, ein reicher, ränfevoller Idumaͤer, Stammovater ber
Herodianer, von Wlerander Sannäus über Idumäa gefegt, haßte den
felbftändigen Ariftobul und nahm fich des Hyrkan an, um in deſſen
Namen zu regieren. Er bewog biefen, zu Aretad, König ber Araber,
nach Petra zu fliehen, welcher den’ Ariftobul fchlug und im Zempel von
Jerufalem belagerte °*). |
Zu der Zeit war Pompejus in Armenien (65 v. Chr.), er fandte
den Scaurus nach Syrien, welcher ſich, von Ariftobul beftochen, für
biefen erklärte. Nach Scaurus' Abgang ſchlug Ariftobul den Hyrkanus
und Aretad. Pompejus kam im folgenden Jahre (64 v. Chr.) felbft
nach Damaskus ’°), befchügte den Hyrkan und marfchirte dann auf Je⸗
sriche. Ariſtobul verfprach, ihm Serufalem zu übergeben, allein die dem
Ariſtobul untergebene Befagung des Tempels willigte nicht ein. Darauf
belagerte Pompejus, zur Zeit von Cicero's Confulat, 3 Monate lang den
Tempel. Bon der Nordfeite her gefchah der legte Angriff, Fauftus, der
Sohn des Sylla, erftieg zuerfi die Mauer; 12,000 Juden famen bei
ber Eroberung um. Pompejus ging in das Allerheiligfte mit feinen
. Begleitern, rührte aber aus Pietät den auf 2000 Talente gefchägten
Tempelfhag nicht an; den Ariftobul führte er gebunden nach Rom °®).
So ward durch den Zwieſpalt der beiden Brüder, des Ariftobul .und
Hyrkan, Jeruſalem vermüftet und. ben Juden die Freiheit entriffen.
Dinnen Turzer Zeit mußten fie über 1000 Zalente an die Römer
zahlen, und bald darauf erhielten fie Könige, welche nicht aus ihrem
— — —
29) Antig. 13, 11, 1. 2. , x
30) Ibid. 13, 12, 1.
31) Ibid. 13, 5. Bell. Jud. 1, 4, 4.
32) Antiq. 13, 13, 5 u. 14, 1. 2. Hier ift mehr als DBelfazer. Der Haß
ter Juden gegen Jannäus ward von den Pharifäern angefacht, weil Sannaus
ed wie fein Vater Hyrkan mit den Sadducaͤern gegen die Pharifäer hielt.
33) Antig. 13, 16.
34) Antiq. 14, I u. 2.
35) Antiq. 14, 3.
36) Antig. 14, 4. Mit Ariftobul wurden fein Sohn Antigonus und feine
Töchter nach Rom geführt, ein zweiter Sohn, Alexander, entkam.
Die Bewohner Palaͤſtinad feit den.älteften Zeiten u. 333 |
Volke, noch weniger vom priefterlihen Stamme waren: nämlich die
Herodianer °”). | ü .
Im Jahre 54 vor Chr. kam Gabinius nad Syrien, unter ihm
M. Antonius; nah Gabinius erhielt (53 vor Chr.) Eraffus die
Provinz. Diefer raubte den 2000 Talente betragenden Tempelſchatz
und außerdem alles Gold des Tempels, 8000 Talente werth ’°), wozu
Zuden aller Länder beigefteuert hatten. Craſſus z0g darauf gegen Die
Darther und blieb bei Earrae.
Als Pompejus vor Caͤſar aus Rom floh, ließ .diefer zwar ben
Ariftobul frei, aber Pompejanet vergifteten ihn ’°). |
Antipater, der Idumder, regierte nun unter Hyrkans Namen. Er
leiftete dem Gäfar im alerandrinifchen Kriege bedeutende Dienfte, wofür
ihn diefer zum Procurator über ganz Judäa fegte ‘), dem Hyrkan das
Prieſterthum beftätigte und ihm erlaubte, die Mauern Serufalems zu
erneuern, welche feit des Pompejus Eroberung zerftört lagen.
Die Juden hatten ſich fehon zur Zeit Aleganders, der Seleuciden
und Ptolemäer oſtwärts bis Babylon, weſtwärts nad) Aegypten und
Cyrene ausgebreitet. Jetzt erkauften viele derfelben von ben: Nomern
das römische Bürgerrecht, und wurben durch diefe, befonders in Klein- -
afien, Eräftig befchügt. Joſephus theilt dahin zielende amtliche römifche
Schreiben mit, 3. B. eines an die Parier: fie follten die Juden beim
Gottesdienft nicht ſtören; ein zweites an die Xaodiceer: den Juden fei
die Sabbathöfeier nad) väterlichen Sagungen erlaubt; ein drittes an die
Ephefer: die Juden follten Feine SKriegsdienfte thun, weil fie am Sab-
bat) weder Waffen tragen, noch marfchiren dürften, auch nicht ihre
eigenthümlichen Speifen anfertigen könnten ). So kam ed, daß nad)
Strabo ſchon vor ber Zerftörung Serufalemd kaum ein Dre im römi«
fchen Reiche fi fand, in welchem nicht Juden anfaßig waren ); da-
durch ward die Verbreitung des Evangeliums ungemein gefürdert. Dies
erklärt und das Bürgerrecht des Apoftels Paulus und fein Predigen in
fo vielen Synagogen Kleinafien®.
\
37) Antig. 14, 4, 5. Tac. Hist. V, 9.
38) Antiq. 14, 7, 1.
39) Antiq. 14, 7, 4. Der Leichnam ward in Honig aufbewahrt, fo von An»
tonius nach Judaͤa geſchickt und in dem Föniglichen Begräbniß beftattet.
40) Antig. 14, 8.
41) Antiq. 14, 10.
42) Strabo citirt von Joſephus Antiq..14, 7, 2. Bol. Antig. 16, 2, 4.
Nikolaus Damascenus in einer Rede, weldye er vor M. Agrippa für die Juden
hält, fagt: das Glück, welches die Menfchen durch Euch Römer genießen, meſſen
wir darnach, daß Alle in allen Provinzen ihren eigenen Gottesdienſt haben und
nad) eigner Sitte leben können. — As ſich die Iuden in Cyrene und Aſien bei
Auguft Über die Griechen befchwerten, belobte diefer die Zuden al& treu und
dankbar gegen das römische Volk. Sie follten beim väterlichen Geſetz und ber:
Tömmlicher Sitte bleiben, am Sabbath nicht Bürgfchaft leiften; wer ihnen hei:
lige Bücher oder Gelder‘ raube, folle für einen sacrilegus gelten; man folle ih—
nen auch nicht hinderlich fein, heilige Geld nad Serufalem.zu fenden (Antig.
16, 6). In ähnlichem Sinne ſprach fih Kaifer Claudius aus. ©. unten,
—
-
334 Die Bewohner Yaläftinad feit den älteften Zeiten ac.
d. Heroded der. Große.
Antipater hatte von einer Araberin Cypron 4 Söhne, unter diefen
war Herodes, fpäter der Große genannt. Wir nähern und nun
der zugleich heiligſten und gottloſeſten Zeit. Antipater ſetzte den Herodes
ſchon im 15. Jahre über Galiläa; dieſer zeichnete ſich ſo früh bereits
durch die Frechheit aus, mit welcher er ſich, von Bewaffneten begleitet,
vor dem Synedrium in Jeruſalem vertheidigte *).
Nach der Ermordung Cäſars (44 vor Chr.) kam Caſſius nad
Syrien, Judäa mußte ihm 700 Talente Silber zahlen; Herodes machte
fi) bei ihm beliebt, indem er in Galilda für ihn. Steuern eintrieb.
Viele Juden wurden von Caſſius ald Sflaven verkauft; da er forkging,
fegte er den Herodes über Cöleſyrien und verfpradh, ihn zum König
von Judäa zu machen, fobald er ben Antonius und Octavianus beft iegt
haben würde ).
Nachdem Brutus und Gaffius bei Philippi überwunden morben,
fam Antonius nad) Ökhynien, wo die Zuden den Herobes bei ihm an-
Magten, daß er im Namen des Hyrkanus bie ganze Herrfchaft an fi
geriffen habe; Herodes brachte e8 aber durch Geſchenke beim Antonius
dahin, daB feine Ankläger nicht durchdrangen. Die von Caffius ‚verfauf-
ten Iuben befahl Antonius frei zu geben. „Unſere und des römifchen
Volkes Feinde’, fehrieb er dem Hyrkan, „haben ganz Aften verwüftet,
nicht Städte noch Tempel verfchont, noch Treu’ und Glauben gehalten.
ir, die wir nicht blos für uns, fondern für das allgemeine Heil kämpf—⸗
ten, haben jene rächend verfolgt wegen alles Unrechts, das fie gegen
Menfhen, und wegen des Frevels, den fie gegen die Götter verübt;
die Sonne felbft wandte ſich unwillig weg, als Cäfar ermordet ward.’
Nachdem Brutus und Gaffius bei Philippi gefallen, fährt er fort, werde
Alien forthin Friede genießen ’°).
Den Herodes und feinen Bruder Phaſaelus machte Antonius zu
Tetrarchen.
Antigonus, der Sohn des in Nom vergifteten Ariftobul und
Neffe Hyrkans, verfprah dem Parther Pacörus 1000 Zalente und
500 Meiber, wenn er ihm die, ihm vom Hyrkan entriffene, Herrfchaft
wieder verfchaffte °). Darauf bin kamen bie Parther nach Serufalem
und fegten den Antigonus in den Befig der Stadt (40 vor Ehr.); dem
Hyrkanus wurden die Ohren abgefchnitten, wodurch er, nad) jüdifchem
Geſetz, zur Hohenpriefterwürde unfähig ward; Phafaelus, des Herodes
Bruder, brachte fih um; Herodes floh zuerft nad) Petra, dann zur
Kleopatra nach Aegypten, von wo er nach Nom ging. Für Geld
nahmen fi) Antonius und Octavianus feiner an und bewirkten einen
Senatsbefchluß, durch welchen Antigonus für einen Feind des römifchen
Volks und Herodes zum König von Judaͤa erflärt wurde ”). Diefer
43) Antiq. 14, 9, 2—4. Bol. den Stammbaum der Herodianer.
44) Antig. 14, 1l. Um diefe Zeit ward Antipater vergiftet.
45) Antiq. 14, 12, 3—5.
46) Antiq. 14, 13. Tacit. Hist. V, 9.
47) Antig. 14, 14.
‘
“,
u Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten x. 335
tehrte nach Paläftina zurüd und heiratbete in Samaria die Mariamne,
eine Tochter des Dasmonderd Alerander, eine Enkelin Hyrkans und Arie
ftobuls 8). Erſt 3 Jahre, nachdem er König geworden (37 vor Ehr.),
eroberte er-in 55 Zagen Serufalem ; Unzählige kamen dabei um, Anti:
gonus ward gefangen. Diefe Eroberung gefhab 27 Jahre nach der
frübern duch Pompejus ımd an demfelben Tage, unterm Confulat v.
M. Agrippa und Caninius Gallus *).
. Antigenus ward gefeffelt nach Antiochia zum Antonius gebracht,
welcher, von Herodes durch eine große Summe beftochen, denfelben hin-
richten ließ. Antigonus war der legte regierende Hasmonder; 126 Jahre
blieb die Herrfchaft bei diefer priefterlichen, durch Kriegsthaten ausge-
zeichneten Familie. Sie fiel durch innern Zwift, und die Herrfchaft ging
nun auf den von einer arabifchen Mutter geborenen Idumäer Herodes
und feine Nachkommen über. Da ward das Scepter von Juda ent:
wendet, und bie Zukunft des ‚Helden nahte fih, dem bie Völker an-
bangen follten °°).
Nur wenige Hasmonder waren noch übrig, fie alle ließ Herodes
binrichten, zuerſt den jungen Ariſtobul. Diefer, Enkel der beiden feind-
‚lichen Brüder, des Hyrkanus und Ariftobulus, warb auf fein Anftiften
bei Jericho ertränkt, dann prächtig beftattet °'). Ihm folgte Ariftobuls
Sojähriger unglüdlicher Großvater Hyrkan felbft °?), dieſem Alerandra,
bie Tochter Hyrkans und Mutter des ertränkten Ariftobul® und der
Mariamne. Selbft die Legtere,_ feine Gemahlin, ließ Herodes hinrichten,
wiewohl er fie fo Teidenfchaftlich liebte, daß er nach ihrem Tode eine
Zeit lang wahnfinnig und todtfrant warb). — Von 16 Gliedern der
hasmonäiſchen Familie farben nur 4 eines natürlichen Todes, 2 blieben
gegen die Feinde, 10 wurden gemwaltfam ums Leben gebracht, unter diefen
5 durch Herodes. Ein blutbefleckter Stammbaum, doch eben fo blutig
ift der der Herodianer °').
Bon diefen furchtbaren Familiengeſchichten wenden wir uns wieder
zu größern MWeltbegebenheiten.. Zur Zeit der Schlacht bei Actium
(31 vor Chr.) verheerte ein entfegliches Erdbeben °) Judäa; 10,000
Menfchen kamen dabei um. Nach jener Schlacht reifte Herodes nad
Rom und erklärte dem Auguftus offen, wie fehr er den Antonius ge⸗
hebt. Diefer fepte ihm hierauf dad Diadem von Neuem auf und fagte:
er möge ihm diefelbe Freundfchaft bewahren, welche er gegen den Anto-
nius gehabt °%). Herodes fihenfte dagegen bem Auguſtus 800 Xalente,
48) Antig. 14, 15, 14.
49) Antiq. 14, 16 u. 15, 1, 2. Mit Herodes war Sofius Unterbefehlshaber
des Antonius vor Serufalem.
50) 1 Mof. 49, 10.
51) Antig, 15, 3, 3 u: 4.
52) Antig. 15, 6, 4.
93) Antig. 15, 7, 4. 8.
54) Siehe den Stammbaum der Hasmonder; von 3 Gliedern bdeffelben ift mir
das Ende nicht bekannt.
95) Antig. 15, 5, 2.
56) Antiq. 15, 6, 7. Tacit. Hist. V, 9. Regnum ab Antonio Herodi
datum: vietor Augustus auxit.
336 Die Bewohner Paldftinas feit den älteften Zeiten ꝛc.
und fchloß fih nun immer enger an die Römer und romifchen Sitten
an, wodurch er den Juden höchſt verhaft wurde. Er erbaute ein Theater
in Serufalem, gab dort alle 5 Jahre Fechterfpiele dem Auguft zu Ehren,
ließ Löwen und andere Beſtien zufammenbringen, die unter fih und mit
Berbrehern Fämpften. Für Wettrenner und Mufiter fegte er große
Preiſe aus; das Theater warb mit den Thaten des Auguſtus ausge:
‚ male?) Das gefchah in der heiligen Stadt, an dem Orte, den ber
Herr erwählt hatte, dag Sein Name bafelbft wohnen folle. —
Herodes hatte eine heftige Xeidenfchaft, zu bauen. So baute er
ganz neu Cäfarea Paläftina, den Hafen und die Stadt mit Tempeln
und Theatern, erneute das zerflörte Samaria und nannte e8 Sebafte,
baute Hesbon, einen Tempel des Auguft bei Panium an ben Quellen
des Sordan u. a. Zuletzt vollführte er den Umbau des Tempels zu
Serufalem mit unerhörter Pracht). Demfelben Herrn, welchen Herodes
unter ben bethlehemitifchen Kindern umzubringen gedachte, bemfelben
mußte er unmwiffend den Tempel bauen. Seine Munificenz ließ er nicht
bloß in Judäa leuchten, fondern auch Fremde genoffen fie, freilich auf
Unkoften feiner Unterthanen, weldye von ihm ausgefogen wurben °’). In
Sidon und Damaskus baute er Theater, Wafferleitungen in LZaodicen,
in Rhodus den pythifchen Tempel u. a; ja er ftellte felbft die aus Geld⸗
mangel eingeftellten olympifchen Spiele wieder her‘). Die Herrfchaft
bes Herodes erweiterte fi, da ihm Auguftus Zrachonitie, Batanäa und
Auranitis ſchenkte °’), mie er denn immer mehr in der Gunft des Kaifers
wuchs. Zugleich war er ein Liebling des Marcus Agrippa, welcher ihn
auch in Jeruſalem befuchte, dort opferte und das Volk fpeifte °?).
So im Genuß von Macht, Anfehen und Reichthum, gab e& doch
feinen unfeligern Menfchen als Herodes den Großen ; befonders folgte
fort und fort in feiner Familie ein Gräuel dem andern. Die zwei Söhne
feiner hingerichteten Gemahlin Mariamne, Alerander und Xriftobul, mur-
den von ihrem Stiefbruder Antipater und von den Gefchwiftern des He-
rodes, Pheroras und Salome, fo verleumbdet, daß Herodes nicht ruhte,
bis Auguftus ihm die Erlaubnif gab, beide vor Gericht zu ziehen. Der
Vater felbft, voll des gehäffigften Argwohns, war der grimmige Ankläger
feiner Söhne; in Samaria wurden beide hingerichtet °).
—
57) Antiq. 15, 8, 1. Die Bilder mußte Herodes aus Furcht vor den Juden
doch abthun (Antig. 15, 8, 2). Ueber die Bauten vgl. Bell. Jud. 1, 21.
58) Siehe „„SIerufalem zur Zeit feiner Zerftöürung durch Titus.“
99) Antig. 16, 5, 4.
60) Bell. Jud. i, 21, 11. 12. -
61) Später erhielt er auch den Diftrict des Zenodorus (früher dem Lyſanias
gehen), zwifchen Trachonitis und Galilda gelegen. Antig. 15, 10, 1, 3.
. Jud. 1, 26, 4. ‘
62) Antiq. 16, 2, 1. Nur einmal zürnte Auguftus auf kurze Zeit dem He⸗
rodes und ſchrieb ihm: er habe ſich ihm bis dahin ald Freund bewiefen, fortan
werde er ihn als Untergebenen, Unnxoos, behandeln.
63) Antiq. 16, 3. Die Söhne waren jedoch nicht etwa ganz unfchulbig.
Unter Anderem bafte Alexander die geliebten Spabonen feines Bakers verführt
‚ und gemißbraudt. Ich führe dies an, um den Gräuel zu charakterifiren.
— — — — — — —— — — — — —
ö— — — — — ⏑
Die Bewohner Palaͤſtinab ſeit den aͤlteſten Jeiten ꝛc. 337
Ein Jahr vor bes Herodes Tode brach die neue Zeit an: Chriſtus
ward geboren. Der in Sünden ergraute argwöhniſche alte König lief
aus teuflifcher Gottesfurcht die unfchuldigen bethlehemitifchen Kinder um⸗
bringen °°), 5 Tage vor feinem Ende aber feinen eigenen fchuldvollen
Sohn Antipater °). Joſephus ſchildert dies entfegliche Ende. Ein in-
neres Feuer, fagt er, brannte ihn langfam aus; der heftigften Gier,
etwas zu ſich zu nehmen, durfte er nicht nachgeben wegen unleidlicher
Schmerzen in den Eingeweiden; in den Füßen und im Bauche fammelte
ſich Waffer °%). Aufgerichtet konnte er nicht athmen, ber Athem ftanf;
Krämpfe in allen Gliedern gaben ihm eine unnatürlihe Stärke. Fromme
fagten: Gott ftrafe den König fo für feine vielen Sünden, Vergeblich
brauchte er noch die Bäder von Kallirchoe, er ward von ba frank nad
Jericho zurüdgebraht. Da er nun, 70 Sahre alt, fühlte, er werde nicht
wieder auffommen, war er voll bittern Ingrimms, weil er meinte: es
würden fih Alle über feinen Tod freuen. Darum ließ er die Vornehm-
ften im Amphitheater zu Jericho zufammenfommen, baffelbe rings mit
Soldaten umfielen, und befahl feiner Schmwefter Salome und ihrem
Manne Alexas, alle diefe Leute, fobald er tobt fei, von jenen Soldaten
nieberfchießen zu laffen, damit es bei feinem Tode nicht an Trauernden
fehle. Salome befolgte jedoch den Befehl nicht °). Als nun feine
Schmerzen immer mehr zunahmen und er zugleich vor Hunger ver
ſchmachtete, wollte er fich mit einem Meffer umbringen, ward aber daran
gehindert. Enbli farb er im 37. Jahre feiner Regierung. Auf einer
geldenen Trage brachte man ihn von Jericho nach feinem Grabe in He-
rodium, mit einem Purpurmantel bebedit, fein Todtenkopf mit Diadem
und goldener Krone gefchmüdt, in der Hand den Scepter. Verwandte,
Thracier, Deutfche und Gallier folgten ihm, zulegt 500 Diener, welche
wohlriechende Specereien trugen °°).
Herodes war fo wollüftig wie graufam, von unbändigem Zorn,
dennoch heimtückiſch und fehlau, bis zum Wahnfinn von Argmohn ge
quält. Was er in feinem Lande erpreßte, das verfchrmendete er aus Ei-
telkeit an Fremde; habfüchtig, tyrannifch gegen feine Unterthanen, mar er
zugleich ein kriechender, verſchwenderiſcher, beftechender Schmeichler und
Knecht der Römer aller Farben, melde gerade am Ruder waren, —
bes Kaflius, wie bes Antonius und Auguftus °).
Es ift eine peinliche Aufgabe, die Gefchichte der Juden von der Zeit
ber Hasmonder bis zur Zerftörung Serufalemd zu lefen. Man wandelt
durch eine graufige Wüfte, in welcher fi) wahnfinnig zügellofe Men-
64) Matth. 2, 1—19.
65) Antiq. 17, 7. .
66) Dazu Fam: roü aldolov axtipıs oxWAnxas Epmorouge.
67) Antiq. 17, 6, 1. 5.
68) Antig. 17, 8.
69) Man vergleiche Joſephus an verſchiedenen Stellen, = 8. Antiq. 16, 8,
5; 17, 8, 1. Züdifche Gejändte, nad) Heroded’ Zode an Auguſt gefendet, be
ten: fie hätten von Herodes fo viel gelitten, daß Fein wildes Thier ihnen mehr
Böſes Hatte zufügen Fönnen, falls es über Menfchen die Herrichaft erhielte.
Antiq. 17, 11, 2. ‘
Raumer, Baläftina. Ste Aufl, 22
338 Die Bewohner Paläftina® feit den älteften Zeiten ıc.
ſchen gleich wilden Thieren herumtreiben und einander morben. ine
hölliſche Finfterniff laftet auf dem unfeligen Volke, auch nicht das Fleinfte
Licht feheint in der böfen Welt. Als aber endlich die Sonne ber Ge-
rechtigkeit aufgeht, fo begreift die Finfterniß das Licht nicht, das ruch⸗
loſe Sefchlecht tödtet ben Fürſten des Lebens, der in fein Eigenthum
kommt.
Es hat jedoch das an ſich ſo widerwaͤrtige, ganz unerquickliche Leſen
des Joſephus, wie des Tacitus und Sueton, auch eine glaubenſtärkende
Kraft. Haben wir aus jenen Schriftſtellern eine gottloſe, finſtere, in
Sünden und Haß untergegangene Welt kennen gelernt, ſo tritt uns
wunderbar im Evangelium Licht, Friede und Heiligkeit, Freiheit und Liebe
entgegen; wir können es kaum glauben, daß der Herr und ſeine Apoſtel
gleichzeitig mit Herodes, Tiber, Caligula lebten. Er war von oben her,
ſie aber von unten.
e. Vom Tode Herodes des Großen bis zur Zerſtörung
Serufalems durch Zituß.
Herodes vermachte durch ZTeftament feinem Sohne Archelaus das
Königthum, einem zweiten Sohne, Herodes Antipas, Galiläa und
Deräa, einem dritten, dem Philippus, Gaulanitis, Trachonitis, Ba⸗
tanda, Panias. Dem Auguftus und feiner Gemahlin hinterließ er Geld,
Kleinodien und Kleider ’°).
Gegen Archelaus entitand bald nad) dem Tode des Herodes in Jeru⸗
falem ein Aufftand, bei welchem 3000 Menfchen umkamen. Archelaus
reifte nach Rom, die Juden ſchickten zugleih Gefandte dorthin und klag⸗
ten, daß er, bevor er noch von Auguſtus beftätigt worden, in die bluti-
gen Fußtapfen feines Vaters Herodes getreten; fie wünfchtenekteber unter
die unmittelbare Herrſchaft ber Römer geftellt zu werden. Darum machte
Auguft den Archelaus nicht zum König, fondern nur zum Ethnardyen
über Judäa, Idumäa und Samaria; übrigens beftätigte er den Herodes
Antipas und Philippus in ihren Erbtheilen?). Archelaus warb im
zehnten Jahre feines Ethnarchats wiederum von feinen Brüdern und ben
Juden bei Auguftus verklagt, und von diefem nach Vienna verbannt.
Um dieſe Zeit fandte Auguftus den Quirinus nah Syrien, um
bas Land zu fhägen; mit ihm kam Coponius, welcher ald Randpfleger
(Procurator) über die Juden gefept war. Gegen die Schägung empörte
fih Judas der Gaulanit als gegen eine Knechtung des Volks’).
Dem Goponius folgte Annius Rufus als Procurator Judäas
70) Antiq. 17, 8, 1. Bol. Matth. 2, 22. Luc. 3, 1 und den Stammbaum
der Herodianer.
71) Antiq. 17, 9, 1—3; 17, 11, 1—4.
72) Antiq. 17, 13, 5; 18, 1, 1; 18, 2, 1. Derfelbe Judas wird Ant. 20,
5; 2; Bell. Jud. 2,17, 8 wie in der Apoft. Geſch. Judas aus Galilda genannt.
Die bier in Mede ſtehende Schägung trifft 37 Jahre nad) der Schlacht von Arc:
Pa Me in Ba Ge. Zn —— — 2, berichtete
oypapn) alt. . hierüber Tholucks laubwürdigkeit der evange⸗
lifhen Gefhichte” ©. 156, en i 8
— — — — — — —
*
Die Bewohner Palaͤſtinas ſeit den aͤlteſten Zeiten ꝛc. 339
zur Zeit, da Auguſtus ſtarb und Tiber den Thron beſtieg ”°,; dem
Rufus folgte Gratus, unter welchem Joſephus, genannt Caiphas,
Hoherpriefter ward; nah Gratus kam Pontius Pilatus ’‘).
Diefer entrüftete die Juden, ba er, dem jüdifchen Gefeg entgegen,
Feldzeihen mit bes Kaifers Bildniß nad) Serufalem bringen ließ; die
Juden beftanden darauf, daß er die Bilder nach Caͤſarea fortfchidte.
Ebenſo machten fie einen Aufftand, als Pilatus für Tempelgeld eine
Wafferleitung nach Jeruſalem anlegen wollte ’®). |
Zulegt erzählt Joſephus vom Pilatus: er habe eine Menge Sa-
maritaner töbten laffen, welche, einem Betrüger folgend, auf ben Gari-
zim fliegen, um bort heilige, von Mofes vergrabene Gefäße zu finden.
Darum verflagten bie. Samaritaner den Pilatus beim Vitellius, dem
Präſes Syriens, melcher ihn nad Rom fandte, um fi bei Tiber
wegen der Anklage zu rechtfertigen; aber Tiber flarb, ehe Pilatus Rom
erreichte ’°). .
Chriſtus, im vorlegten Xebensjahre Herodes des Grofen geboren,
warb im 15. Regierungsjahre Tibers unter ber Procuratur des Pilatus
gekreuzigt, und menige Zeit vorber ließ Herodes Antipas Johannes ben
Täufer binrichten. Die Evangelien umfaffen die Jahre, da Chriftus
auf Erden wandelte, diefe folgenreichfte Zeit der ganzen Gefchichte, den
Anfang der Wiedergeburt der Welt.
Ganz kurz erwähnt Jofephus Johannes den Täufer. Er erzählt
zwar von Herodes Antipas: diefer habe feine Frau, eine Tochter bes
arabifchen Königs Aretas, verftoßen und die Herodias, feines Bruders
Frau, geheirathet, jagt aber nicht, dab Johannes dem Antipas deshalb
Vorwürfe gemacht. „Herodes“, erzählt er, „Lieb Johannes ben Täufer
tödten, einen guten Mann, welcher die Juden zur Zugend ermahnte und
ihnen befahl, gerecht gegen einander, fromm gegen Gott zu leben und
fih taufen zu laffen.” Da nun Viele fih an Johannes anfchloffen,
fo babe, fährt er fort, Herodes einen Aufftand gefürchtet, jenen deshalb
nah Mahärus gefandt und dort hinrichten laffen. Als Aretas, König
der Araber, den Antipas fchlug, fo fahen viele Juden dies als eine
Strafe Gottes für diefe Hinrichtung an’).
Ueber den Heiland bat Joſephus folgende wenige merkwürdige
Worte: „Um jene Zeit (des Pilatus) lebte Iefus, ein weifer Mann,
wenn man ihn anders einen Mann nennen darf. Denn er verrichtete
wunberbare Thaten und war ein Lehrer Solher, melde die Wahrheit
‚ mit Freuden aufnehmen: viele Juden und auch viele Heiden zog er an
73) Antiq. 18, 2, 2. Bell. Jud. 2, 9, 1.
14). Antig. 18, 2, 2. 3. Bell. Jud. 2, 7, 2. Um biefe Zeit baute Herodes
Antipas: Tiberias.
75) Antiq. 18, 3, 1. 2. Bell. Jud. 2, 9, 4. Um dieſe Zeit verjagte Tiber
die Suden aus Rom, 4000 fehidkte er nach Sardinien. Antiq. 18, 3, 4.
6) Noch früher, im W. Jahre Zibers, im 37. feiner Regierung flarb der
Jetrarch Philippus, feine Provinz ward zu Syrien gefchlagen. Antiq. 18, 4, 5.
Unter den Herodianern hat Philippus das befte Lobz nach Johannes des Taäu⸗
fers Tode geht der Herr aus des Moͤrders Antipas Gebiet in das des Philippud. j
77) Antiq. 48, 5, 2.
22*
340 Die Bewohner Paläftinad feit den älteften Zeiten ıc.
fih. Diefer war ber Chriftus. Als ihn Pilatus auf die Anklage un-
ferer Vornehmften zum Kreuzestode verdammt hatte, hörten dennoch die
nicht auf ihn zu lieben, welche ihn früher geliebt. Denn er erfchien
ihnen am britten Tage wieder lebendig, wie göttliche Propheten dieſes
und fo vieles andere Wunderbare von ihm gemeiffagt. Und das nad)
"ihm genannte Volt der Chriften dauert bis auf den heutigen Tag
ort’ 7 ). . .
Joſephus fagt am Schluffe feiner jüdifchen Geſchichte: fie enthalte
60,000 Zeilen; mit wie wenigen Zeilen ſchildert er den, welcher bie
lebendige Seele dieſer Gefchichte, ohne welchen fie ein finnlofes Räthſel
if. Der Herr hat den Juden Sofephus als zuverläffigen Zeugen bin-
geftelt, um ganz unparteifich durch feine Erzählung der Schidfalg des
jüdifhen Volks feine, des Herrn, Weiffagungen über Serufalem zu be
fräftigen. Denn von nun an eilt dies Volk geblendet und wahnfinnig
feinem Verderben zu, die Zeit der Gnade ift vorüber, das Gericht bricht ein
über ben größten Frevel, der je auf Erben verübt ward. —
Ariftobul, der Sohn Herodes des Großen, welchen dieſer hinrichten
ließ, Binterließ unter mehreren Kindern bie befannte Herodias und den
Herodes Agrippa I. Dieſer wuchs in Rom in der Familie Tibers
auf, verſchwendete dermaßen, daß er ganz verarmt zu Herodes Antipas
und Herodiad Fam. Dom Antipas wegen feiner Armuth verfpottet, ver-
ließ ee biefen, nahm Geld auf, kehrte zurüd nah Rom und lebte als
Freund des nachmaligen Kaifers Caligula. Dem Tiberius warb ver-
rathen, es habe Agrippa zu Caligula gefagt: er bitte Gott, daß Tiber
dem mwürdigern Caligula bald Plag machen möge; worauf ihn Ziber
einterkern ließ, bald darauf aber ſtarb. Caligula entließ nun den Agrippa
fogleih aus dem Gefängniß, gab ihm die ehemalige (fpäter zu Syrien
gefchlagene) Zetrarchie bes Philippus und die des Lyſanias, auch eine
goldene Kette flatt der im Kerker getragenen eifernen ’). Herodias,
neidifch über des früher fo armen Bruders Glüd, beredete den Herodes
Antipas, nach Rom zu gehen, um gleiches Glück zu machen. Ein An-
lagebrief des Agrippa bewirkte aber, bag Antipas mit der Herodias
von Caligula nad) Lyon verbannt wurde”). So endete der ehebrecherifche
78) Antig. 18, 3, 3. Ueber die Wechtheit diefes Zeugniffes ward viel ge:
ftritten. Eine lange Abhandlung Über dafielbe von Daubuz ift dem zweiten
Theile des Havercampfchen Sofephus zugefügt. Es wäre unbegreiflich, wie Io-
ſephus, welcher aufs Genaufte jedes Einzelne erzählt, der den Taͤufer nennt,
und Antig. 20, 9, 1 erwähnt: der Hohepriefter Ananus habe vor Gericht ge-
zogen „den Bruder jenes Iefus, welcher Chriftus genannt ward, Jakobus war
fein Name’ (tv ddeApöv ’Imooü, Toü Asyopevou Xprorov, "Idxwßos dvona
auto), e8 wäre unbegreiflih, fage id), wie diefer Chriftum ganz hätte ignori-
ren Eönnen. Am erften Bönnten die Worte: oͤ Xprorös oöroc Tv, als interpolirt
betrachtet werden, wofern man fie nicht mit Jahn (Bibl. Archäologie 2, 2, 87)
. fo deutet: „der Ehriftus, von welchem die nun fo zahlreichen Chriften benannt
werden. Daubuz hat die Schriftiteller, welche ſchon feit frühefter Beit diefe
Stelle des Joſephus citiren, aufgefühtt, fo den Eufebius, Hieronymus, Ambro⸗
fius, Kaffiodor u. X.
79) Antig. 18, 6. Luc. 3, 1. Bgl. Anmerf. 76.
80) Antig. 18, 7, 2. Nach Bell. Jud. 2, 9, 6 ward Antipad. nad) Spanien
Die Bewohner Palaͤſtinab fit den älteften Zeiten ꝛc. 841
Mörder des Johannes und der Verfpotter des Heren ; feine Tetrarchie:
Galiläa und Peräa, erhielt Agrippa ebenfalls. |
Bald nachher zeigte fih Ealigula, das Haupt bed Neiches, wahn⸗
finnig. Er fandte dem Petronius, welcher Präfes von Syrien war,
den Befehl: feine Bildfäule im Tempel von Jerufalem aufzuftellen. Die
Juden erklärten, daß fie das auf Beinen Fall leiden würden; aus Ver⸗
zweiflung beftellten fie das Land nicht. Auf Agrippa's Bitte nahm Ca⸗
ligula den Befehl zurück, bald nachher warb er ermordet °').
Agrippa, zu ber Zeit in Nom, leiftete dem von ben Soldaten er-
wählten Kaiſer Claudius bei feiner Thronbefteigung wichtige Dienfte
und erhielt zum Dank Judäa und Samaria, fo baf er jegt über das
ganze Land regierte, welches fein Großvater Herodes der Große be-
feffen ).
Um diefe Zeit entftanden Händel zwifchen Suden und Griechen in
Alerandrien. Auf des Agrippa Fürſprache entfchied Claudius für bie
erftern und gab ein Edict zum Beſten aller Juden im Reiche, welche
unter Caligula fo viel hatten leiden müffen. Sie „ſollten ihre väter»
lichen Sitten ungeftört bewahren; dagegen aber felbft fo viel Menfchen-
liebe zeigen, die Religion anderer Völker nicht zu verachten‘ ®°).
Agrippa war, wie fein Großvater, ein Freund großer Bauten.
Er zog die dritte mächtige Mauer um Serufalem, in Berytus baute er
ein Theater. |
Sm dritten Negierungsiahre ging er nach Cafarea und gab dort
prächtige Schaufpiele zu Ehre des Claudius, denen er, prächtig in
Silberftoff gekleidet, beimohnte. Da nannten ihn Schmeichler, fo erzählt
Joſephus, Gott, und fprachen: fei uns gnädig; wenn wir dich bisher
als einen Menfchen verehrt haben, fo wollen wir dich fortan als ein
höheres Wefen preifen. Der König mies dieſe gottlofe Schmeichelei
nicht zurück; alsbald überfielen ihn. heftige Eingeweidefchmerzen. „Seht“,
fprach er, „ich euer Gott muß jegt fterben, ich, ‚den ihr unſterblich nann⸗
tet.” Nach fünftägigen ſchrecklichen Qualen gab er den Geift auf).
Das war berfelbe Herodes Agrippa I., welcher ben Jakobus, Jo:
hannis' Bruder, mit dem Schwerte hinrichten und den Petrus ind Ge-
fängniß werfen ließ, aus welchem ihn ein Engel befreite. Es iſt berfelbe,
verbannt. Im Neuen Teftamente wird Herodes Antipas öfters erwähnt, fo die
Hinrichtung des Täufers Matth. 14, 1—12. Marc. 6, 14—29. Luc. 3, 19
2053 9, T—9. Herodid Diener mit Pharifäern bei Chriſtus: Matth. 22, 16.
Marc. 12, 13. Phariſäer warnen Chriftum vor Herodes: Luc. 13, 31. 32.
Vierfürft in Galilda: Luc. 3, 1. Chriftus vor —8 Luc. 23, 6—12.
Apoft. Geſch. 4, 27. Ein chriftlicher Lehrer Manahen war mit Untipad ergo:
gen. Apoft. Geſch. 13, 1. ,
81) Antig. 18, 8. Tac. Hist. V, 9. Um diefelbe Zeit wurden 50,000 Juden
durch Syrer und Griechen in Seleucia ermordet Antiq. 18, 9.
82) Antiq. 19, 3—5. Auch Abila des Lyfaniad erhielt Agrippa, und am
Libanon Belibungen: |
83) Antig. 19, 5, 2. 3. Doch vertrieb Claudius fpäter die Juden aus Rom
(Apoft. Gefh. 18, 2. Dio Cass. 60, 6). Sueton. Claud. 25: Judaeos im-
pulsore Chresto assidue tumultuantes, Roma expulit.
84) Antig. 19, 8.
342 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten ıc.
von weichem bie Apoftelgefhichte mit Sofephus übereinftimmend erzählt,
wie er in Cäfarien „das tönigliche Kleid‘ angethan, zum Volk. geredet,
"worauf das Vol ihm zugerufen: „Das ift Gottes Stimme und nidt
eined Menſchen.“ Alſobald fchlug ihn, heißt es, ber Engel bes Herrn,
daß er die Ehre nicht Gott gab, und warb gefreffen von den Würmern
und gab den Geift auf”).
Agrippa II., der Sohn bes Herodes Agrippa I., war beim Tode
feines Baterd erft 17 Jahre alt. Wegen feiner Jugend gab Kaifer
Claudius ihm nicht das Reich, fondern fegte den Cuſpius Fabus
zum Landpfleger über Judäa. Unter bdiefem fland Theubas auf ®°),
gab fih für einen Propheten aus und verfprach feinem Anhange, das
Waſſer des Jordans zu theilen, daß fie durchzögen. Des Fadus Sol
baten fingen und tödteten ihn.
Unteem Landpflegr Cumanus Tamen bei einem Aufflande im
Serufalem 20,000 Juden um. in zweiter Aufftand der Juden ward
durch einen römifchen Soldaten veranlagt, welcher bie mofaifchen Gefege
zerriß °°) ; viele Galiläer blieben in einem Streit mit Gamaritanern,
deren Partei Cumanus nahm °°),
Nah Cumanus fandte Claudius den Felix ale Procurator nad
Judäa, denfelben, zu welchem der Apoftel Paulus nach Cäfarien gebracht
und bei welchem er von den Juden verflagt wurbe. Zu ihm und feiner
Gemahlin Drufilla redete Paulus von der Keufchheit und dem zufünfti-
gen Gericht, welche Predigt er nicht anhören mochte. Vergebens erwar⸗
tete der habfüchtige Mann: Paulus würde fich loskaufen; um den Juden
ſich gefällig zu erweifen, ließ er den Apoftel gefangen, als er dem fol-
genden Procurator Feſtus Pag machte).
Tacitus °°) fagt: Antonius Felix hat durch Graufamkfeiten und Lüfte
‚aller Art bei Enechtifcher Gefinnung königliche Willkür geübt; Joſephus
berichtet Eutfprechendes von bemfelben. Felix war ein Bruder des Pal-
lad, eines Günftlings des Kaiſers Claudius, und heirathete ehebrecheriſch
bie Drufilla, die Schwefter Agrippa’s IT. und Tochter Derobes Agrippa's 1.
85) Apoft. Geſch. 12.
86) Antiq. 20, 5, 1. Sofephus nennt ihn ydns avnp. Der, Apoft. Geld.
5, 36, von Gamaliel erwähnte Theudad muß ein früherer Aufrührer diefed Na:
mens fein, da Gamaliels Rede gegen das Ende der Regierung Tiberii gehalten
. wurde, der Theudas des Zofephus aber erft unter der Megierung ded Claudius
aufftand. Euſebius Hist. eccl. 2, 11 führt jedoch die Stelle des Iofephus an,
und hält defien Theudas und den der Apoftelgefchichte für ein und diefelbe Per:
fon. Näheres hierüber in den Anm. zum cit. Cap. des Eufebius, "Tom. 1.
&. 123 fg. der Ausgabe von Heinihen, fo wie in den Anm. zu Jos. Ant. 20,
9, 4 bei Havercamp. Um diefelbe Zeit geſchah es, daB Izates, König von Adia-
bene, zum Judenthum übertrat; er und feine Mutter Helena wurden bei Ieru:
falem begraben. Antig. 20, 2—4. Euseb. Hist. eccl. 2, 12; Hieron. Epi-
taph. Paulae 697.
87) Antig. 20, 5, 3.4
88) Antiq. 20, 6. Cumanus ward deshalb von Claudius erilirt.
89) Apoft. Geſch. 23, 24 und 25.
20) Hist. V, 9.
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den ältehten Zeiten ꝛc. 343
Im Jahre 54 na Chr. flarb Kaifer Claudius, und Nero folgte
ihm. Don Claudius erhielt Agrippa IT. die Tetrarchie des Philippus,
von Nero: Tiberias, Tarichäa und Julias °a),
Um biefe Zeit ward der Zuftand Judaͤas immer entfeglicher, das
Land war voller Räuber und Betrüger, welche das Volk verführten.
Selig, oft durch den Hohenpriefler Jonathas ermahnt, beffer zu regieren,
leitete e8 ein, daß der unbequeme Bußprediger von Raͤubern, welche
nach Jeruſalem unterm Scheine des Gottesdienftes kamen und Dolce
unter den Kleidern trugen, ermordet ward. Diefem erften Morde folg-
-ten auf gleiche Weife unzählige ähnliche, welche die Sicarier (von ihrer
kurzen krummen Mordwaffe, der sica, fo genannt) befonders an Feft-
tagen verübten, indem fie fich unbemerkt unter das feiernde Volk mifch-
ten. Stürzte ber Ermordete nieder, fo ftellten fi, die Mörder unfchuldig
und mitleidig. Alles Volk lebte in ſteter Angſt °'),
Zauberer (yönrec) und Betrüger lodten die Menge unter dem Ver⸗
fprecden, ihnen Zeichen und Wunder zu zeigen, in Wüften (eig Eomplav),
auch verfprachen fie ihnen Befreiung. Viele von ihnen wurben burd)
des Felix Soldaten getödtet. Ein Aegyptier machte ſich einen Anhang
von 30,000 Menihen, führte fie auf den Delberg, von ba follten fie
ed anfehen, wie Jeruſalems Mauern auf feinen Befehl umfallen wür-
den. Viele vom Anhange wurden durch römifche Soldaten getödtet, der
Aegyptier entkam ”?).. |
Bor Porcius Feftus, welcher dem Felir folgte, verflagten die
Juden Paulum von Neuem, der ſich auf den Saifer berief, in Gegen:
wart des Königs Agrippa II. und feiner Schwefter Berenice verthei-
digte) und dann nach Rom gefendet warb.
Unter Feſtus fleigerten fich die Nuchlofigkeiten der Sicarier ; ein
neuer Zauberer verlodte viel Volk in eine Wüfte, indem er ihnen Frei⸗
heit und beffere Tage verſprach; die meiften fielen durch des Feſtus
Soldaten. j
Nach des Feftus Tode folgte Albinus in ber Procuratur (63 nach
Ehr.). Che diefer ankam, ließ der Hohepriefter Ananus, ein Sadducder,
ben Jakobus fteinigen, „ben Bruder jenes Jeſu, von welchem man fagte,
er fei Chriſtus“, nach Joſephus' *) Ausdrud.
Dem Albinus folgte Geſſius Florus (65 nad Chr.). So böfe
Albinus war, erfchien er dennoch gut im Bergleich zu Geſſius. Jener
trieb die Ungerechtigkeiten mindeftens heimlich, diefer aber ſchamlos un-
verholen, beraubte auf alle Weife, nicht etwa blos Einzelne, fondern
-
90°) Antiq. 20, 8, 4.
91) Antiq. 20, 8, 5. 6. 10. Bell. Jud. 2, 13, 3. Bu
92) Zefus fprach weiffagend zu feinen Süngern: Sehet zu, daß euch nicht je:
mand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und fa:
gen: ih bin Ehriftuß, und werden viele verführen. — Darum, wenn fie zu euch
fagen werden: fiehe er ift in der Wüfte (Ev cf Epnnw), fo gehet nicht hinaus.
Matth. 24, 4. 5. 26. — Für den entfommenen Yegyptier [heine der römiſche
Hauptmann den Paulus gehalten zu haben. Apoft. Geſch. 21, 38.
93) Apoft. Seh. 25 u. 26.
94) Antiq. 20; 9, 1.
344 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den aͤlteſten Zeiten ıc.
ganze Städte, und richtete unzählige Menfchen zu Grunde. Es fehlte
nur, daß er durch einen Herold ausrufen ließ, das Rauben ſtehe Allen
frei, wofern man-nur ihm fein Raubtheil gebe. Sein Weib, eine Freun⸗
bin ber berüchtigten neronifchen Poppäa, war feiner würdig”).
Bis auf Geſſius Florus riß den Juden die Geduld nicht, unter ihm
brach ber Krieg aus) (66 nad) Ehr.). Die nächſte Veranlaffung dazu
mar biefe. Schon unter Felix hatte fich zmifchen den Juden und Syrern
zu Cäſarea Palaftina ein blutiger Streit über das Bürgerrecht entfpon-
nen; unter Feftus bewirften die Syrer, indem fie den Burrhus, des Nero
Lehrer, beftachen, ein Schreiben, durch welches ben Juden das Bürger-
recht genommen wurde”). Mit der Ankunft dieſes Schreibens in Ea-
farea, im zwölften NRegierungsjahre Nero’s, im fiebzehnten Agrippa’s II.,
beginnt nun ber jüdifhe Krieg. Zum Spott opferte ein Heide Vögel
. auf der Schwelle der Synagoge in Bäfarea, ein großer Kampf entſpann
fi), bie Juden wurden aus der Stadt verjagt; Geffius war gegen die
Juden. Jeruſalem, hierüber erzürnt, warb noch mehr aufgebracht, ale
Geſſius 17 Talente aus dem Tempelfchag verlangte, alsbald felbft nach
Jeruſalem fam, auf alle Weife raubte, brannte und mordete, ſodaß er
fogar Juden, weiche römifche Ritter waren, geifeln und kreuzigen ließ °°).
Auf die Fürbitte der Berenice (der Schwefler Agrippa’8) achtete ex fo
wenig als auf die Anftrengungen dee Beſſern, die Ruhe berzuftellen.
Endlich verließ er die Stadt; 3600 waren bei feiner Anmefenheit um-
gefommen.
Vergebene fuchte König Agrippa, ber nach Serufalem Fam, das
aufgeregte Volt durch Schilderung der unüberwindlichen römiſchen Macht
zu ftilen ®), Ein junger Häuptling Eleazar, eines Hohenpriefters
Sohn, der den Tempel inne hatte, beichloß mit feiner Schaar: Fein
Fremder folle mehr im Tempel opfern, alfo auch nicht der Kaifer für
bie Zuden '%). Dies war eine Kriegserklärung gegen ben Kaifer; Beflere
redeten vergeblich dagegen und fandten endlich an Geffius und Agrippa
um Hülfe gegen bie Aufrührer, die fie erhielten. Nun entſpann fich ein
fiebentägiger Kampf in der Stadt, die Paläfte des Agrippa und der
Berenice wurden ein Raub ber Flammen, ebenfo ftedten die Aufrührer
mit catilinarifchem Sinne das Archiv in Brand, wo bie Schuldverfchrei-
bungen aufbewahrt wurden, und die Antonia, deren Befagung fie nieder-
machten. Des Agrippa Söldaten entließen fie; den Römern ſchwor
Eleazar freien Abzug, nachdem fie aber die Waffen niedergelegt, bieben
die Meineidigen alle nieder, und zwar am Sabbath. Die Beffern ergriff
Furcht vor dem herannahenden Strafgericht ').
95) Bell. Jud. 2, 14, 2. Antiq. 20, II, 1.
96) Hist. V, 10: Duravit tamen patientia Judaeis usque ad Gessium
Florum procuratorem.
97) Antiq. 20, 8, 9. Bell. Jud. 2, 14, 4. 5.
08 Bell. Jud, 2, 14, 7—9.
Ibid. 2, 16, 4.
100) Ivid. 2, 17, 2.
‚101) Ibid. 2, 17. — Bon der Antonia muß wol nur ein Theil niedergebrannt
fein, da diefe Burg bald darauf dem Titus den ſtaͤrkſten Widerftand leiftete,
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten ıc. 345
An bemfelben Tage, ja in berfelben Stunde, ba bies in Jeruſalem
gefchah, tödteten bie Cäfareenfer 20,000 Zuben.
Jet entftand ein Krieg durch das ganze Land; jede Stadt fpaltete
fih in zwei feindliche Heere, eins der Juden, das andere der Syrer;
Tags morbete man, bie Nächte brachte man in Todesangft zu. Die
Scythopoliten brachten heimtüdifch 13,000 Juden um, ungeachtet biefe
ihnen vorher gegen Juden Beiftand geleiftet; in Askalon, Ptolemais, Hip-
pos und andern Orten wurden ebenfalld die Juden ermordet, 50,000 in
Alerandrien durch die. dortigen Griechen '’”), 10,000 in Damaskus...
Nun brach Eeftius, der Präfes Syriens, mit einem großen Heere
gegen die Juden auf, zerftörte Zabulon in Salilia und Joppen, Sep»
phoris ergab fi ihm. Ueber Eäfaren, Antipatris, Lydda, das er ver-
brannte, und Bethoron ‚marfchirte er bis Gabao, 50 Stadien von Jeru⸗
falem gelegen '"). Bei Bethoron brachte ihm Simon, bes Gioras Sohn
aus Berafa, eine Schlappe bei; einen Friedensvermittler, den König
Agrippa an bie Juden ſchickte, ermorbeten diefe. Darauf rückte Ceſtius
nad Skopus, 7 Stadien von Serufalem, drang am vierten Tage in Be-
zetha hinein, das er anzündete, und belagerte die obere Stadt und Kö—
nigeburg. Da hätte er ganz Serufalem nehmen können, befonders weil
die friedliebenden Einwohner in ihm ihren Retter fahen. Aber ein ge
wiſſer Tyrannius Prifeus, von Geffius beftochen, welcher die Fortfegung
des Krieges mwünfchte, fol den Eeftins abgehalten haben, fo daß diefer
aus der Stadt zurüd auf Bethoron marfchirte, wo er, im Engpaffe von
den Juden umzingelt und angegriffen, mit Mübe entkam. 5000 Römer
blieben, die Juden verfolgten bis Antipatris und erbeuteten viel Kriegs⸗
geräth '°*).
Nun wuchs den Aufrührern der Muth, ihr Sieg über Ceſtius ver-
blendete fie. Das ganze Land warb, zur Vertheidigung gegen bie Römer,
unter verfchiedene Anführer vertheil. Der Gefchichtfchreiber Joſephus
erhielt ben Oberbefehl über Galilda, befeftigte dort viele Drte und ſam⸗
melte ein Heer von 100,000 Rekruten, welche er beftens auf römiſche
Weiſe einübte '®).
In Serufalem befferte man die Mauern aus, verfertigte Waffen, -
die Jüngern übten fih ein. Aber die Gemäßigten und Sriebliebenden
trauerten tief über den herannahenden Untergang des Volks '°°).
Ceſtius hatte Sefandte an den Nero gefandt '”), welcher den
Veſpaſian zum Feldherrn gegen die Juden ernannte ''’). Diefer mar-
fhirte von Antiochien aus, Ptolemais und Sepphoris ergaben fih ihm.
Sein Sohn Titus führte ihm aus Aegypten Truppen zu; nun betrug
102) Bell. Jud. 2, 18, 1—S; 20, 2.
103) Ibid. 3, 19, 1. “
104) Ibid. 2, 19. Cestium GaHum, Syriae legatum, varia proelia ac
. saepius adversa excepere. Tacit. Hist. V, 10.
105) Bell. Jud. 2, 9, 4— 7.
106) Bell. Jud. 2, 22, 1.
107) Ibid. 2, %, 1.
108) Ibid. 3, 1, 1. Tacit. Hist. V, 10.
346 Die Bewohner Palaͤſtinas feit ben älteſten Zeiten ıc.
fein ganzes Heer 60,000 Mann. Mit diefen wandte ſich Veſpaſian
gegen Galiläa, nahm Gadara und verbrannte es ''?), fpäter Jotapata,
welches der Gefchichtichreiber Joſehhus mit ausbauerndem Muthe ver-
theidigte. Hier blieben 40,000 Mann, 1200 wurden gefangen ''°).
Unter den Gefangenen war der Gefchichtfchreiber Joſephus felbft.
Er erzähle von fi, daß er in der Nacht, bevor er fich gefangen gab,
geträumt und, als Prieſter und vom Prieſtergeſchlecht ſtammend, bie
Deutung bed Traumes verftanden. ‘Darauf habe er gebetet: da es Gott
gefalle, da8 Judenvolk nieberzudrüden, alles Glück aber ſich zu den Ro-
mernegewendet habe, fo wolle er, dazu beftimmt, Künftiges zu mweiffagen,
willig als Diener Gottes, nicht aber ald Verräther zu den Römern über:
gehen ''). — Zu Beipafian geführt, verlangte er von biefem eine ge-
heime Unterredbung, welche ihm zugeflanden ward; nur Titus und zwei
Freunde des Velpafian waren zugegen. Du wilft mich zu Nero fchiden,
fagte Joſephus: Werben bie, welche dem Nero bis auf dich folgen, re
gieren, bis ich ankomme? Du wirft Kaifer fein, Velpafian, und Im⸗
perator, du und diefer dein Sohn. Binde mich fefter und bewahre
mich auf. Aber du wirft nicht blos mein Herr fein, fondern Herr des
Meeres und des feiten Landes und bes ganzen Menfchengefchlechts. Ich
aber verdiene engeren Gewahrſam zur Zodesftrafe, wofern ich verwegen
gegen Gott gelogen ’'?).
Veſpaſian bebielt den Joſephus als Gefangenen bei fih und gab
ihm ehrenvoll die Freiheit, fobald ee vom fyrifchen Heere zum Kaiſer
ertlärt war"). Sofephus blieb fortan bei Zitus ald Zeuge der Zer-
ſtörung Serufalenis.
Befpafian eroberte nun allmälig das ganze Judaa. Die Einmwoh-
nee von Joppen flohen vor den Römern auf ihre Schiffe, ein Sturm
entftand, und 4000 follen durch Schiffbruch umgekommen fein ''").
Tiberias ergab ſich, Zarichen warb genommen. Diele Taricheer flüchte-
tem fich auf Fahrzeuge; die Römer machten Flöße und befiegten bie
Juden auf dem See Genezareth. Joſephus erzählt: 6200 Taricheer
fein in Gefechten umgefommen, 1200 ältere hatte Veſpaſian außerdem
hinrichten laſſen, 6000 jüngere dem Nero gefandt, um den Iſthmus zu
durchgraben, 30,400 verkauft, noch andere habe er dem König Agrippa
gefchenkt "°). Weiterhin eroberten die Römer ben befeftigten Tabor,
das fefte Gamala am öftlihen Ufer des Sees Genezareth, Gifchala in
Balilaa ') wf.w.. Aus Giſchala flüchtete Johannes Levi, ein heil-
lofer Mann, nach Jeruſalem, wo Elend und NRuchlofigkeit täglich zunahm.
169) Bell. Jud. 3, 6, 2; 7,1.
110) Ibid. 3, 7, 3—30. 33 — 35.
111) Tbid. 3, 8, 3.
192) Sueton (Vesp. 5) bezeugt diefe Weiffagung des Joſephus. Et unus
ex nobilibus captivis Josephus, cum conjiceretur in vincula, constantissime
Asseveravit, fore ut ab eodem brevi solveretur, verum jam Imperatore.
113) Bell. Jud. 4, 10, 7.
114) Ibid. 3, 9, 3.
115) Tbid. 3, 10.
116) Ipid, 4, 1, 8—10 u. 2, 2—5.
Die Bewohner Paläftinas feit den Alteften Zelten ıc. 347
Jüdiſche Räuberbanden hatten fi) in der Stadt feftgefegt, man nannte
fie Zeloten. Sie plünderten, mordeten, und kleideten einen unmiffenden
Menſchen unter Spott und Gelächter als Hohenpriefter ein. Gegen fie
trat Ananus, der älteſte Hohepriefter, auf; durch feine Rede angefeuert,
griff das Volk die Zeloten an, trieb fie in den Tempel und umzingelte
fie. Ananus ſchickte den heuchleriſchen Johannes, um mit den Zeloten
zu unterhandeln ; diefer aber belog fie, indem er fagte: Ananus wolle
Zerufalem den Römern übergeben. Darauf hin rief Eleazar, das
ſchon früher genannte Haupt der Zeloten, die Sbumder zu Hülfe, welche
alsbald 2000 ftark vor Jerufalem ankamen, aber von Ananus nicht ein-
gelaffen wurden. In einer Sturmnacht unter Gewitter und Erdbeben
durchfägten nun die im Tempel eingefchloffenen Zeloten ungehört die
Riegel der Tempelthüren, erfchlugen das fie bewachende Volk, fo daß
der Zempel in Blut ſchwamm, und öffneten den Idumaͤern bie. Thore
der Stadt. Ananus ward ermorbet. Es erlofch jegt die legte Hoff-
nung Serufalems; bie profanirte Stadt, fagt Joſephus, war dem Un-
tergange beftimmt, durch Flammen wollte Gott bie heiligen Stätten
reinigen laffen. . Die nadten Leichen ber Hohenprieſter wurden von
Hunden gefreffen; Zeloten und Idumäer morbdeten 12,000 Edle in
Serufalem. .
Zum Schein riefen diefe Aufrührer 70 Nichter zufammen, um ben
Zaharias, Baruchs Sohn, als einen, der es mit ben Römern halte,
zu verurtheilen, in Wahrheit aber, weil Zacharias die Bosheit haßte und
reich wary Als die Richter ihn für unfhuldig erfennen mußten, fo tödte-
ten zwei Zeloten ben Zacharias mitten im Tempel, die Richter aber jagte
man mit Schwertfireichen auseinander !).
Jener Simon aus Geraſa, welcher den Ceftind bei Bethoron ge-
fchlagen, .verheerte mit einer großen Räuberbande Idumäa und Süd⸗
Zudaa. Mit diefer Bande legte er fi vor Jeruſalem, mo die Zeloten
unter Johannes von Giſchala raubten, Männer und Weiber zum Scherz
mordeten, ja diejenigen ermordeten, welche ſich unterfingen, die Leichen
zu begraben, und, um die NRuchlofigkeit voll zu machen, in Weiberflei-
dern, gefalbt und geſchminkt alle Art unnatürlicher Wolluft trieben. So
entfeglih war es in der unglüdlichen Stadt, daß die Einwohner den
Simon und feine Räuber zur Errettung hineintiefen ”®). .
Die Römer hatten jegt ganz Judaͤa, mit Ausnahme dreier Burgen
und Serufalems, inne. Veſpaſian wollte es abwarten, daß bie Juden
fih hier unter einander aufrieben; Gott, fagte er, fei ein beſſerer An-
führer als er, da er ihm die Juden ohne Arbeit übergebe ''”).
Er war aber nicht beftimmt, Ierufalem zu erobern. Nero ward.
umgebracht (68 nach Chr.), Galba und Otho folgten auf kurze Zeit,
dann Vitellius (69 nach Ehr.). Gegen dieſen fland das ſyriſche Heer auf
117) Bell. Jud. 4, 5, 4. Zacharias, Barachiä Sohn: Matth. 23, 35.
118) Ibid. 4, 9, 3—12.
119) Ibid. 4, 6, 2. Veſpaſian nahm unter andern Gadara (Bell. Jud. 4,
7, 3), Geraſa (ibid. 4, 9, 1), Hebron (ibid. 4, 9, 9). Große Gefechte am
Jordan, wo 15,000 Juden blieben.
348 Die Bewohner Palaͤſtinad feit den Alteften Zeiten ıc.
und erklaͤrte den Veſpaſian zum Kaifer, welcher darauf den Titus von
Aegypten nach Judäa fandte 0), während er felbft nach Rom, ging.
In Jeruſalem zerfielen die Beloten unter ſich; es war ein Aufruhr
im Aufruhr, fagt Joſephus, wie wilde Beſtien in Ermangelung andern
Fraßes ſich felbft auffreſſen. Eleazar, neidifch auf die Macht des Jo⸗
bannes von Gifchala, hatte den Tempel inne, feine Waffen hingen an
ben Thüren im Angeßchte des Allerheiligften ; des Johannes Rotte lag
in den Borhallen bed Tempels und an den Abfällen bes Berges; Simon
hatte die obere Stadt und einen Theil ber untern befegt '). Johannes,
vom Tempel herab durch Eleazar angegriffen, befchoß wiederum Diefen
aus Wurfmafchinen, viele Opfernde wurden durch fein Gefchoß am Altar
getödtet. Hatte Johannes vor Eleazar Ruhe, fo griff er abwärts den
Simon an, plünderte, fo weit er vordrang, die Häufer und verbrannte fie.
Eben das that Simon, als Hätten Beide den Römern in bie Hände
arbeiten wollen; beſonders vernichteten und verbrannten fie fo viel 2e-
bensmittel, als für mehrere Jahre ausgereicht hätten ; daher fpäter die
entfegliche Hungerönoth bei der Belagerung entftand '’). Tag und Nacht
währte das Gefchrei der Kämpfenden, ber Jammer ber Zrauernden.
Greiſe und Weiber wünfchten die Römer als Befreier herbei '”°).
Nun rückte Titus mit fremden Hülfstruppen und römifchen Legionen
heran; unter biefen war die zmwölfte, welche, unter Ceſtius gefchlagen,
nach Rache dürftete, und jene zehnte, die in Caͤſars Kriegen eine große
Rolle fpielte "**). Aus Caͤſarea marfchirte er duch Samaritis nad) Ga-
bath Saul, 30 Stadien von Serufalem. Don Gabath aus reognofcirte
er Serufalem; die Juden, welche einen Ausfall gegen ihn machten, ſchnit⸗
ten ihn von feinen Leuten ab, und nur wie durch ein Wunder ſchlug er
ſich durch '*). Tags darauf Iagerte er fih 7 Stadien nördlich von Jeru⸗
falem, bei einem Orte, welcher Skopus (Warte) heißt, weil man von da
die Stadt und die Herrlichkeit des Tempels überblidt. Die zehnte Le⸗
gion fchlug am Delberge das Lager auf, wo fie von den Aufrühbrern,-
welche fih nun endlich gegen die Römer vereinigten, mit fo unbefchreib-
licher Wuth angegriffen und geworfen wurbe, daß nur die Tapferkeit des
zu Hülfe eilenden Titus fie rettete, welcher die Juden über den Kidron
in die Stadt zurüdtrieb. -
Die Einigkeit der Aufrührer war jedoch nur von kurzer Dauer.
Als Eleazar am Ofterfefte denen, welche anbeten wollten, bie Tempel-
thüren öffnete, ſchickte Johannes zine Anzahl feiner Leute mit verſteckten
120) Bell. Jud. 4, 11, 5. Vitus marfchirte zuerft von Peluſium über Gaza
und Joppen nad) Cäſarea.
121) Bell. Jud. 5, 1, 1—4. Uebereinftimmend Tac. Hist. V, 12: Tres
duces, totidem exercitus. Extrema et latissima moenium Simo, quem et
Bargioram vocabant; mediam urbem Johannes, templum Eleazarus firma-
verat. Multitudine et armis Johannes ac Simo; Eleazarus loco pollebat.
Sed proelia, dolus, incendia inter ipsos; et magna vis frumenti ambusta.
122) Bell. Jud. 5, 1, 4.
123) Ibid. 5, 1, 5.
124) Ibid. 5, 1, 6.
‚1.
125) Ibid. 5, 2, 1. 2.
Die Bewohner Paläftinas feit den äteften Zeiten x. 349 |
Waffen hinauf, bie im Tempel ein Blutbad unter ben Zeloten Eleazars
wie unter dem opfernden Volke anrichteten. So fegte ſich Johannes in
ben Beſitz des Tempels; er und Simon waren fortan bie beiden Haupt
anführer während der ganzen Belagerung '”°).
Titus lagerte nun einen Theil feiner Truppen an ber Nordweſt⸗
ee der Stadt, dem Thurm Pfephinos gegenüber, einen zweiten Theil
am Thurme Hippikus "”).
‚In Jeruſalem hatte Simon 15,000 Mann, unter welchen 5000
Idumaͤer; Johannes 8400 Mann, unter diefen 2400 des Eleazar, wel⸗
cher fi ihm unterworfen. Den Tempel und einen bedeutenden Raum
ringe um ben Tempel, aud das Thal Kidron hatte Johannes inne,
Simon bie obere und untere Stadt, auch die Quelle Siloah '*®).
Am 15. Zage drangen die Römer durch die Brefche, welche ihre
Mauerbrecher in der erfien Mauer gemacht; die Juden zogen fich Hinter
die zweite Mauer zurüd 29), Durch diefe brachen die Römer 5 Tage
fpäter '°°) ein, wurden aber, nach einem verzweifelten Kampfe in engen
Straßen, von den Juden wieber hingusgeworfen; 4 Tage fpäter drangen
fie aber von Neuem ein und behaupteten fich. j
Nun richtete Titus feinen. Angriff vornehmlich, gegen die Antonia
und den Tempel, welche von Johannes vertheidige wurden. Um Stadt
und- Tempel zu erhalten, fandte er vorher den Joſephus als Unterhänd-
ler an die Aufrührer. Diefer ermahnte die Juden, fich zu ergeben, ba
die Römer offenbar durch Gott die Herrfchaft des Erdkreiſes inne hät»
ten; ergaben fie fi nicht, fo würden Hunger und römifche Heeresmacht
fie gemeinfam bezwingen. Uber die. Juden verfpotteten den Joſephus
und fchoffen von ben Mauern nach ihm. DVergebens erinnerte er fie,
daß ihre Vorfahren nicht fomohl duch Waffen, fondern durch Gottes
Beiftand gefiegt, auf welchen fie aber, nachdem fie die gottlofeften Gräuel
verübt, nicht rechnen könnten ”'). _
Es wuchs jegt die entfeglichfte Hungersnoth und mit ihr die wahn-
finnige Wuth der Aufrührer. Sie drangen in die verfchloffenen Häufer
und peinigten bie Bewohner, um zu erfahren, wo fie etwa Lebensmittel
verſteckt hätten. Wie der Hunger flieg, fo wich alle Liebe; Vaͤter und
126) Bell. Jud. 5, 3, I. Ebenfo Tacit. Hist. V, 12. Mox Johannes,
missis per speciem sacrificandi, qui Eleazarum manumque ejus obtruncarent,
templo potitur. Ita in duas factiones civitas discessit.
127) Bell. Jud. 5, 3, 5. Vorher wurden unvorfichtige Römer von den Ju⸗
den gefchlagen. Titus' Umlagerung SIerufalems ftimmt mit der Gottfrieds von
Bouillon ganz überein. Die Franken lagerten vom nördlichen Stephansthore
längs der Nord» und Weftfeite der Stadt biß zum Thurm Davids; auch den
Delberg befegten fie, wegen der Ausfälle der Saracenen aus dem öftlichen Thore.
se Raumers Hohenftaufen 1, 208, nebft deſſen Plan von Serufalem, und
illerm. Tyr. 750.
128) Bell. Jud. 5, 6, 1. Bei fernerer Erzählung der Belagerung liegt die
gegebene Beſchreibung Ierufalems zur Zeit diefer Belagerung zum Grunde.
129) Bell. Jud. 5, 7, 2.
130) Ibid. 5, 8, 1. 2.
- 131) Tbid. 5, 9.
350 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten 2c.
Mütter riffen den Kindern, diefe den Eltern die Speife vom Munde
weg; da war keine Scheu vor bem grauen Haupt, Feine Barmberzig-
keit mit jungen Kindern. In ber Verzweiflung wagten es Viele, außer
halb der Mauern auf den Feldern Lebensmittel zu fuchen; die meiften
von ihnen fielen aber den Römern in die Hände. Diefe ließ Titus im
Angefiht der auf den Mauern befindlichen Juden Ereuzigen, zumeilen
500 und drüber an einem Tage, fo daß es zulegt an Hol; und
Raum zu ben Kreuzen gebrach '?) 5; im Angeficht der Gekreuzigten lag
Golgatha.
Die Römer warfen jetzt Waͤlle, beſonders gegen die Burg Antonia,
auf; als diefe nach 17 Tagen vollendet waren, wurden fie von den
Juden mit verzweifelter Kühnheit zerftört '°). Nun Tieß Titus, um
Serufalem gewiſſer auszubungern, in unbegreifliher Schnelligkeit eine
Mauer rings um baffelbe ziehen '’'). Dadurch nahm auch bie Hunger
noth fürchterlich zu, die Stadt füllte fich mit Leichen, welche man nicht
alle zu begraben im Stande war; man warf fie, um des peftilenzialifchen
Geſtanks willen, von der Mauer in bie Schluchten hinunter.
Bei der wachfenden Graufamfeit des Hungers und der Aufrührer
floh nun doch eine Menge Juden zu ben Römern. Diele halb Ver—⸗
hungerte farben, da fie mit Heißgier aßen, andere traf ein härteres
Schickſal. Syriſche Soldaten betrafen einen Juden, welcher in feinem
Koth Gold fuchte, das er, um es zu fichern, verfchludt Hatte. Schnell
verbreitete fich Hierdurch das Gerücht im Heere: die jübifchen Weberläufer
hätten Gold im Magen ; in einer einzigen Nacht wurbe 2000 Juden
durch Syrer und Araber der Bauch aufgefhnitten; vergebens drohte
Titus, dies aufs härtefte zu beftrafen. Gott, fagt Joſephus, hatte das
ganze Volt verdammt, und auch die Wege der Rettung wurden ihm
zum Verderben '). .
Die Römer hatten neue Wälle gegen die Burg Antonia aufge
führt, die Bäume dazu mußten fie 90 Stadien weit berholen, fo ganz
abgeholzt war die Umgegend von Serufalem. Nach vielen blutigen Ge-
fechten - erflürmten fie die Burg, und die Juden zogen fid in ben Tem-
pel zurüd '%). Gegen diefen wandten fi nun die Belagerer. Vorher
fandte Titus aber den Jofephus nochmals an Johannes von Gifchala
und ließ ihm fagen: er. folle den heiligen Tempel nicht entheiligen und
deſſen Zerftörung herbeiführen. Johannes aber ſchmähte den Joſephus
und fügte hinzu: Jeruſalems Untergang fei nicht zu befürchten, es fei
Gottes Stadt. Worauf Jofephus erwiederte: wie er wol auf Gottes
Hülfe trogen möge, er, ber auf alle Weife frevelhaft den Gottesdienft
zerflört habe? 7).
Christi vindex. Cotov. 32%.
133) Bell. Jud. 5, 11, 4—6.
134) Ibid. 5, 12, 1. 2.
138 Ibid. 5, 13, 4.
136) Ibid. 6, 1.
137) Ibid. 6, 2. 1.
132) Bell. Jud. 5, 10 u. 11, 1 (Matth. 27, 22—25). Titus verus necis
Die Bewohner Paläftinas feit den älteften Zeiten ıc. 351 |
Ueber den Tempelthüren ftellte Johannes dad Wurfgeſchoß auf, fo
daß der Zempel einer mit Leichen umgebenen Feſtung glich *). Titus
wandte ſich nochmals zu Johannes und feinen Genoffen: Ich nehme,
ließ er ihm durch Sofephus fagen, meine väterlichen Götter und ben
Gott zum Zeugen, welcher einft den Tempel befchügte, jegt aber ver-
Yaffen bat, — daß ih Euch nicht zwinge, den Tempel zu entweihen:
wollt Ihr ein anderes Schlachtfeld wählen, fo fol kein Römer das
Heiligthum weder betreten noch fehäanden. Ich werbe den’ Tempel
gegen Euren Willen erhalten '). Johannes meinte flolz:
nicht aus Wohlmollen, fondern aus Furcht Aufere fi "Titus fo; und
diefer mußte alfo wider feinen Willen den Krieg von Neuem beginnen
und ben Tempel angreifen.
Zuerft gefchah ein entſetzlich blutiger römifcher Nachtangriff von
zweifelhaften Erfolge, dann machten fie Wälle um ben Tempel, beffen
norbmweftlihe Halle verbrannte, fpäter die mweftliche und mit ihr viele
Römer, dann die norböftliche 1°).
Mittlerweile wuchs bie entfeglihe Hungersnoth in Serufalem, eine
Unzahl kam um. Wie tolle Hunde ſtürmten die Aufrührer in die Hau-
fer; man aß Schuhe, Gürtel, das Leder an ben Schildern. Eine uner-
hört grauſenhafte That gefhah. Ein Weib, Maria mit Namen, aus
Bethezob jenfeit des Jordan, fhlachtet ihren Sohn, bratet ihn und ver-
zehrt ihn fo zur Halfte. Durch den Geruch angelodt, dringen Aufrührer
ins Haus und drohen, fie zu tödten, wenn fie nicht fogleich die Speife
hergebe. Da dedt fie die Nefte des Sohnes auf und fagt zu ben Er-
fchrodenen: eßt doch, es ift mein Sohn und meine That; eft, ich habe
auch davon gegeffen; feid nicht mweichlicher als eine Frau, nicht barm-
herziger als eine Mutter. Jene gingen voll Entfegen fort, und bie
gräuliche That warb in ber ganzen Stadt und bald auch den Römern
kund. Zitus vief Gott zum Zeugen auf, daß er an ſolchem Frevel unfchul-
dig fei und vergebens wiederholt den Frieden angeboten habe ''').
Die römifchen Mauerbrecher fließen ſechs Tage unaufhörlih, aber
vergeblich gegen die Fundamente der öſtlichen Tempelhalle; mit unfäg-
licher Mühe machten die Nömer einige Steine der äußern Mauerbededung
unter dem nördlichen Thore los. Darum flürmten fie auf Sturmleitern
und zündeten bie Hallen an; Tag und Nacht währte der Brand.
Titus hielt einen Kriegsrarh und berieth fih: ob fie den Tempel
verfchonen follten. Einige fagten nein, denn die Juden würden nicht
Frieden halten, fo lange ber Tempel ftände, an welchen fie einen Ber:
einigungspunft hätten. Andere meinten: der Tempel müſſe verfchont
werden, wenn bie Juden ſich aus demſelben aurüdzögen, nicht aber, falls
138) Matth. 24, 15: Wenn ihre nun fehen werdet den Gräuel der Ber:
wüftung, davon gefagt ift durch den Propheten Daniel, daß er ftehe an der
heiligen Stätte — aledann fliehe auf die Berge, wer im jüdiſchen Lande ift.
Val. Dan. 9, 26. 27.
139) Bell. Jud. 6, 2, 4.
140) Ibid. 6, 2, 5. 6. 9; 3, 1, 2.
141) Ibid. 6, 3, 3—5.
352 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den äfteften Zeiten ıc.
fie fi) in bdemfelben wie in einer Feſtung vertheidigten. Titus aber
fagte: auch im legtern Falle wolle er des Tempels ſchonen; es fei ber
Roͤmer eigener Schaden, wenn fie ihn zerftörten; würde er erhalten, fo
bliebe er eine Zierde des Reichs ''?).
„Wber Gott hatte den Tempel längft zum Feuer verdammt”, fagt
Joſephus. Bei einem neuen Gefecht drangen die Römer bis an denfel-
ben hinauf. Da nahm ein römifcher Soldat einen Feuerbrand von den
brennenden Hallen, ftieg auf die Schultern eines andern und warf ben
Brand ohne heilige Scheu, wie von einer dDämonifhen Macht getrieben,
Dutch das goldene Tempelfenfter. Als die Flamme ausbrach, erhoben
die Juden ein ungeheures Gefchrei und liefen zur Vertheidigung zufam-
men. Sobald Titus es erfuhr, eilte er bin, um dem Brande Einhalt
zu thun; alle Anführer folgten ihm. Uber vergebens befahl er zu lö—
fchen; voller Wuth ftürmten die Legionen hinzu, fie hörten die Befehle
nicht und wollten fie nicht hören. Aufrührer und waffenlofe Juden wur:
den am brennenden Tempel ermordet, von deſſen Stufen das Blut
herabfloß.
Titus ging nun in das brennende Gebäude hinein. Da er ſah,
daß die Flamme erſt die aͤußern Theile ergriffen, hoffte er, das Innere
noch retten zu koͤnnen. Er forderte die Soldaten zum Löfchen auf;
einem Genturio befahl er felbft, die Ungehorfamen mit Schlägen zu nö⸗
thigen. Alles war vergebens. Zorn, Haf gegen die Juden, Kriegswuth,
Raubſucht übermältigten allen Gehorfam. Ein Soldat, welcher dem
Titus in den brennenden Vorbau gefolgt war, hatte unbemerkt Feuer
uniter die Angeln der nach Innen führenden Thüren angebracht. Plötz⸗
lih brach die Flamme im Innerften aus, Titus mußte fich zurückziehen,
und nun ging ber Tempel wider feinen Willen in Feuer auf ).
Da aber das heilige Gebäude brannte, fo hatte Mitleid und Barm-
herzigkeit ein Ende; Kinder, Greife, Priefter und Volk murden ermordet,
gleichviel ob fie um Gnade baten oder fich vertheidigten. Der ganze
mit Keichen bedeckte Tempelhügel ftand in Flammen, Blut ſtrömte hinab.
Siegsgefchrei der Mömer, Geheul der Aufrührer, die von Feuer und
Schwertern umzingelt waren, Sammergefchrei des Volks vermifchte- fi
aufs Entfeglichfle mit dem Gepraffel der Flammen. Unfägliche aufge-
häufte Tempelfchäge verbrannten, die umgebenden Hallen zündeten die
Mömer an. Auf eine diefer Hallen hatten fih an 6000 Weiber und
Kinder geflüchtet. in Lügenprophet meiffagte: Gott befehle ihnen, auf
die Höhe des Tempels zu fleigen, dort würden fie Zeichen ber Errettung
fhauen; betrogen durch den Propheten, blieben fie auf der brennenden
Halle, und alle famen um.
142) Bell. Jud. 6, 4, 1’—3.
143) Ibid. 6, 4, 5— 3. Nach Iofephus brannte diefer zweite Tempel an
demfelben Monat und Zage ab, wie der erſte. Bon Erbauung ded Salomo-
nifhen Tempels bis zur Berftörung des zweiten rechnet Iofephus 1130 Sabre.
Bon Erbauung des zweiten Zempeld (im zweiten Sabre des Cyrus) bis zur
Zerftörung deffeiben feien e8 639 Sabre.
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den aͤlteſten Zeiten ıc. 353
Auf der Brandftätte des Tempels begrüßten die römischen Solda-
ten den Zitus als Imperator. Jüdiſche Priefter, welche fih auf eine
Tempelmauer geflüchtet hatten, ftiegen am fünften Tage, vom Hunger
getrieben, herunter und baten den Titus um Gnade. Die Gnadenzeit
fei vorüber, antwortete diefer; der Tempel fei bin, um beffen willen er
fie verfchont haben würde, jegt gezieme e& ihnen, als Prieftern, mit dem
Tempel zu Grunde zu gehen; darauf befahl er fie hinzurichten.
Simon und Johannes, die Häupter der Aufrührer, verlangten nun
eine Unterredung mit Zitus. Diefer verfprach: ihnen und ihrer Schaar
das Leben zu fihenten, wofern fie die Waffen wegwürfen und fich er- -
gäben. Die Aufrührer aber antworteten: fie hätten gefchworen, fich nicht
den Römern zu ergeben, und verlangten, mit Weibern und Kindern
durch die römifche Einfchließungsmauer hinducchgelaffen .zu werden, um
in die Wirte zu ziehen und den Römern die Stadt zu überlaffen. Darauf
ließ Titus erzürnt durch einen Herold bekannt machen: er werde feinen
verfhonen; den Soldaten aber befahl er, die Stadt zu plündern und
anzuzünden. Das gefchah: der Brand ergriff das Rathhaus, das Archiv,
Ara, Ophla, Alles bis hinab zur Quelle Siloah. Die Aufrührer
zogen’ fih in die obere Stadt zurüd '), welche Titus num angriff.
Kaum waren nad 18 Tagen die Belagerungswälle aufgeworfen, bie,
Mauer und einige Thürme Such das Sturmzeug etwas befchädigt, fo
ergriff plöglich die Aufrührer, ald wären fie von Gott gefchlagen, blinde
Furcht und Zagen. Bon ihren feften Thürmen '*), die allen Mafchinen
wiberftanden hätten und nie durch Gewalt, nur durch Aushungern ge-
nommen werben fonnten, fliegen fie von felbft hinab. Sie flüchteten
fih in das Thal unter der Quelle Siloah, verfuchten vergebens hier
se römische Einfihliefungsmauer zu durchbrechen, worauf fie fich verein-
zelt in unterirdifche Gänge verftedten. Die Römer aber, froh über bie
leichte Eroberung, pflanzten ihre Feldzeichen auf den Thürmen auf und
begannen num in ben engen Straßen der obern Stadt zu rauben und
‚zu morden. Diele Häufer fanden fie mit Leichen Verhungerter ganz
angefüllt; bi8 zum Abend mwährte das Morden, Nachts brannte es.
Als Titus nun in die obere Stadt Fam, betrachtete er die mächti«
gen, aus ungeheuern Duadern aufs Sorgfältigfte gebauten Thürme.
Mit Gottes Hülfe, fprach- er, haben wir den Krieg geführt, Gott hat
die Juden aus diefen Bollmerken herausgetrieben, denn was vermöchten
Menihenhände und Mafchinen gegen folhe Thürme?
Die Soldaten waren des Mordens müde, eine Menge Juden war
noch übrig. Von diefen wurden alle hingerichtet, welche zu der Auf:
rührerrotte gehört, jüngere von fchöner Keibeögeftalt für den Triumph
aufbewahrt. Die über 17 Jahre alten ſchickte man in die ägyptifchen
Bergwerke, viele wurden in die Provinzen zerftreut, viele zum Gladia-
torenfampf unter fih und mit wilden Thieren aufgefpart. Bei den
Kampffpielen, welche Zitus zu Gäfaren Paldftina gab, blieben allein
144) Bell. Jud. 6, 6 u. 7.
145) Hier die drei gewaltigen Thürme Hippifus, Phafaelus und Mariamne.
Siehe die Befchreibung des alten Serufalem.
Raumer, PBalifiina. te Aufl. 23
s
354 Die Bewohner Paläftina® feit den älteften Zeiten zc. .
2500 Juden. Die unter 17 Sabre alten wurden öffentlich verkauft.
Mährend man fie fo vertheilte, ftarben noch 12,000 vor Hunger.
Die Summe aller gefangenen Juden gibt Jofephus zu 97,000 an,
während ber ganzen Belagerung kamen 1,100,000 um; fihon. in ber
erften Zeit der Belagerung waren durch ein einziged Thor 115,000
Leichen binausgetragen ‚worden ''%). Zur Ofterfeier war die ungeheure
Menfchenmenge in Jerufalem aus ganz Judaͤa zufammengeftrömt, darum,
fagt Sofephus, war das ganze Volk wie in einen Kerker eingefchloffen,
der Krieg hatte die menfchenvolle Stadt umzingelt.
Ueber 2000 Leichen fand man noch in den unterirdifhen Gängen;
auch den Johannes, welcher fich jept den Römern ergab. Wie Johannes
war Simon unter der Erde; er hatte Steinmegen und Lebensmittel mit-
genommen und wollte ſich einen fihern Ausgang bahnen. Aber bald
gingen ihm bie Lebensmittel aus; da zog er einen weißen Xeibrod und
purpurnes Oberkleid an, und wie eine Erfcheinung flieg er auf ber
Brandftätte des Tempels heraus, warb nun gefangen und mit Johannes
und 700 andern Juden von den Römern- in Ketten für den Triumph
aufbewahrt '"").
Es war für die romifhen Soldaten in Jerufalem nichts mehr zu
rauben noch zu morden; da befahl ihnen Titus, die ganze Stadt und
ben Tempel von Grund aus zu zerftören, nur die Thürme Hippikus,
Phaſaelus und Mariamne follten ald Dentmale den Nachkommen be-
richten: wie feft die Stadt mar, welche römische Tapferkeit eroberte.
Die Soldaten machten Alles fo der Erbe gleich, dag man hätte glauben
follen, e8 habe da nie eine bewohnte Stadt geftanden '"*). Ä
Titus feierte in Nom mit feinem Vater Vefpafianus einen praͤch⸗
tigen Triumph über Judäa. In diefem wurden Johannes und Simon
aufgeführt; Simon warb vor dem Dankopfer hingerichtet. Auch die
heiligen Tempelgefäße, die goldenen Leuchter, Tifhe und Becher wurden
zue Schau getragen, zuletzt auch das Gefeg der Juden. Die Gefäße
wurden im Friedenstempel aufbewahrt, welchen Veſpaſian bauen ließ,
das Gefeg aber und der purpurne Vorhang ded Tabernateld im Palaft
des Kaifers ''?).
Ein folches finfteres Ende nahm die heilige_Stadt, in melcher ber
fhöne Glanz Gottes anbrach, der Drt, welchen der Herr erwählet hatte,
dag fein Name dafelbft wohnen folld, und welchen felbft ein heidnifcher
Römer die bei Weitem berühmtefte Stadt des ganzen Drients nennt '5°).
‚146) Bell. Jud. 6, 8, 9; 5, 13, 6; 7, 3, 1. — 600,000 Leichen Armer
feien zu den Thoren hinauögeworfen worden, berichteten jüdifche Ueberläufer ven
Romern. Tacitus (Hist. V, 13) gibt die Baht der in Ierufalem belagerten Ju⸗
den Überhaupt zu 600,000 an. Die Belagerung begann im Sahre 70 den T. Mai
und endete den 11. September. Am 10. Yuguft verbrannte der Zempel.
147) Bell. Jud. 7, 2, 1. |
148) Bell. Jud. 7, 1, 1.
149) Bell, Jud. 7, 5, 3—7.
150) Plin. Hist. Nat. V, 15. Zacitus (Hist. V, 2) beginnt die Gefchichte
der Berftörung Ierufalemd hochtragiſch fo: Sed quia famosae urbis supremum
diem tradituri sumus etc.
-
Die Bewohner Palaͤſtinas feit Den älteften Zeiten ıc. 355
Ihrem Untergange gingen, wie Joſephus berichtet "’), viele Zeichen
voran. Die mächtige öftliche eherne Pforte des Tempels, welche Abends
mie Mühe durch 20 Menfchen gefchloffen wurbe, öffnete ſich von felbft
um bie fechfle Stunde der Nacht. In der Pfingſtnacht mollten bie
Priefter ein Geräufh, dann eine Stimme, wie bie Stimme einer großen
Menge, gehört haben, welche rief: wir mollen von binnen ziehen. Ein
gewiffer Jeſus, Sohn des Ananus, ein gemeine Bauerdmann, kam
4 Zahre vor Ausbruch bes Krieges, da Jeruſalem noch Frieden hatte
und Ueberfluß an Allem, zum Laubhüttenfeft. Plötzlich fing er an beim
Tempel zu rufen: eine Stimme vom Morgen, eine Stimme vom Abend,
eine Stimme von ben vier Winden, eine Stimme gegen Zerufalem und
gegen ben Tempel, eine Stimme gegen Bräutigame und Bräute, eine
Stimme gegen das ganze Voll. So rief er Tag und Nacht durch alle
Gaſſen Ierufalems. Angefehene Tiefen den Unglüdspropbeten feſtnehmen
und geigeln. Ohne fich zus entfchuldigen, ohne um Schonung zu bitten,
fuhr er fort zu rufen. Jetzt wurde er vor ben römifchen Landpfleger
Albinus gebracht, bis auf die Knochen gegeißelt; er bat nicht und ver-
goß feine Thräne, fondern mit weinender, trauriger Stimme rief er,
während ex gefchlagen wurde: Wehe, wehe Serufalem! Auf Albins
Zragen: wer und moher er fei, warum er fo rufe? antwortete er nichts;
der Zandpfleger entließ ihn als einen Wahnfinnigen. Bis zum Ausbruch
bes Krieged fprach er mit Niemandem, nichts ließ er hören als: Wehe
Serufalem! Er ſchmaͤhte Keinen, der ihn fchlug, dankte Keinem, der ihm
zu effen gab; wehe Serufalem! war Alles, was er rief, vornehmlich an
hohen Zeften. So rief er 7 Jahre und 5 Monate, ohne müde und
heifer zu werben, bis zum Beginn ber Belagerung Serufalemsd. Da
rief er auf der Mauer mit lauter Stimme: „Wehe, wehe der Stadt,
dem Tempel, dem Volke! Zulept rief er: Wehe auch mir! und in dem
Augenblide tödtete ihn ein Stein aus römiſchem Wurfgefchüg.
Zu biefen und andern Vorzeichen fügt Joſephus noch Folgendes.
„Was die Zuben am meiften zum Kriege aufgereizt hatte, das war eine
zweideutige in ihren heiligen Büchern enthaltene Weiffagung : es merbe
un dieſe Zeit einer aus ihrem Lande ben Erdkreis beberrfchen. Dies
bezogen fie auf fi, und viele ihrer Weifen find durch folche Auslegung
getäufcht worden; denn die Weiffagung deutete auf die Herrfchaft Veſpa⸗
fiand, der in Judäa zum Imperator erflärt ward” "?).
151) Bell. Jud. 6, 1—3. Die VBorzeihen meldet Übereinftimmend Tacit. Hist.
V,13. Evenerant prodigia, quae neque hostiis neque votis piare fas habet gens
superstitioni obnoxia, religionibus adversa . . . Expassae repente delubri
fores et audita major humana vox: excedere Deos etc. Bergleiht man dies
13. Eapitel der Hiftorien mit Bell. Jud. 6, 1, 3; vergleiht man unter Ande:
rem auch das 11. und 12. Eapitel der Hiftorien mit Iofephus: fo bleibt wol
Bein Zweifel, daß Joſephus für Zacitus eine Hauptquelle war.
152) Bell. Jud. 6, 5, 4. Ganz fo Tacit. Hist. V, 13 in der Deutung der
Weiſſagung mit dem Juden Joſephus übereinftimmend, wie manche vationaliftifche
Eregeten mit den Rabbinen. Pluribus, fagt er, persuasio inerat, antiquis
. sacerdotum literis contineri, eo ipso tempore fore ut valesceret Oriens,
profectique Judaea rerum potirentur. Quae ambages Vespasianum ac Titum
23 *
356 Die Bewohner Palaͤſtinad feit den älteften Zeiten 2c.
Wie gar unbegreiflich find Gottes Gerichte, und unerforfchlich feine
Wege! Den wahren Meffias, deifen Herrfchaft uber den Erdfreis bie
Propheten verfündeten, zu mwelchen ber Vater ſprach: Heifche von mir,
fo will ich dir die Heiden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum
Eigenthum '°°), den fhlagen die Juden and Kreuz; 40 Jahre nach die
fer Frevelthat beginnen fie den Krieg gegen Nom in blinder Erwartung,
der geweiffagte Meſſias werde fie zum Siege führen, und eben diefe Er⸗
wartung führt das Strafgericht Gottes über ihre verruchte That herbei.
Wer Lönnte die Beſchreibung dieſes entfeglichen Strafgerichts leſen,
ohne fteten Ruͤckblick auf die Weiffagungen des Herrn über Serufalem!
Als er den Delberg herabkam mit feinen Jüngern, fah er die Stadt an
und meinte über fie, über welche alles auf Erden vergoffene Blut kom⸗
men follte. „Wenn du es wüßteft”, fprach er, „fo würbeft du aud
bedenken zu biefer deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet. Aber
nun ift e8 vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über
dich kommen, baf deine Feinde werben um dich und deine Kinder mit bir
eine Wagenburg ſchlagen.“ Kängs bem Abhange des Delbergs, welchen
ber Herr, da er dies fprach, herabzog, lief Titus’ Einfchliegungsmauer,
da Tagerte die zehnte Legion — „ſie werden bich belagern und an allen
Drten ängften, und werden dich fchleifen und feinen Stein auf dem
andern laffen, darum daß du nicht erkannt haft die Zeit, darinnen bu
heimgefucht bift’’ ’°°).
Und dba ihm ein Jünger des Tempeld Gebäude zeigte, ſprach er:
„Sieheft du wohl allen diefen großen Bau? Nicht ein Stein wird auf
bem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde” '°°).
„Wenn ihr aber fehen werdet Jeruſalem belagern mit einem Heer,
fo merfet, daß herbeigefommen ift ihre Verwüſtung. Alsdann wer in
Judäaa ift, ber fliehe auf das Gebirge; und wer mitten barinnen- ift, ber
weiche heraus; und mer auf bem Lande ift, der komme nicht hinein '°°).
Denn das find die Tage der Mache, daß erfüllet werde alles, mas ge
fchrieben if. Wehe aber den Schmwangern und Säugern in denfelbigen
Tagen 5’ denn es wird große Noth auf Erden fein und ein Zorn Liber
dies Voll. Und fie werden fallen durch bes Schwertes Schärfe, und
gefangen geführt unter alle Völker, und Serufalem wird zertreten werden
von ben Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird‘ ').
praedixerant: sed vulgus more humanae cupidinis, sibi tantam fatorum
magnitudinem interpretati, n® adversis quidem ad vera mutabantur. Ebenſo
Sueton. Vespas. 4. Percrebuerat Oriente toto vetus et constans opinio:
esse in fatis, ut eo tempore Judaea profecti rerum potirentur. Id de Im-
„ peratore Romano, quantum eventu postea patuit, praedictum, Judaei ad
se trahentes rebellaverunt.
153) Euseb, Hist. eccl. 3, 8.
154) Luc. 19, 37. 41— 44. .
155) Marc. 13,.1. 2.
156) Dem prophetifhen Befehle des Herren gehorfam, flohen die Chriften bei
der Herannäherung der Belagerung Serufalems nad) Pella, daher Feiner von
ihnen dem. Gericht anbeimfiel, das nur Über die Fam, welche Chriſtum verwor:
fen hatten. Kuseb. Hist. eccl. 3, 5.
157) Euc. 21, 0 — 24.
. Die Bewohner Palaͤſtinas feit den aͤlteſten Zeiten. 357
f. Suden und Römer.
Der Haß der Römer gegen die Juden trat in früherer Zeit ſchwä⸗
cher, fpäter aber ftärfer und immer ftärfer hervor. Es war ein’ Haf
ganz anderer Art als gegen Karthago, mit welchem Nom um bie irdifche
Herrfchaft der Welt Fämpfte, e8 war ein Religionshaf. '
Jene ftrenge Verwerfung des Gögendienftes durch Mofes und bie
Propheten, die Abfonderung des auserwählten Volkes Gottes von alleıi
Heiden und die Scheu der Juden, fi) durch Gemeinſchaft mit diefen
zu verunreinigen, hatte die nothmwendige Folge, daß fie wiederum von
allen Heiden verabfcheut wurden. Während Rom mit der religiöfen
Toleranz einer MWeltherrfcherin alle nationalen Religionen der befiegten
Völker aufnahm, konnte fie, man möchte fagen beim beften Willen, in
ihrem Pantheon dem Gott Feinen Plag einräumen, welcher feine andern
Götter neben fich haben will.
Schon Eicero nennt die jübifche Neligion eine barbara superstitio.
Pacatis Judaeis, fagt er, tamen istorum religio sacrorum a splendore
-hujus imperii, gravitate nominis nostri, majerum ihstitutis abhorrebat:
nunc vero hoc magis, quod illa gens, quid de imperio nostro sen-
tiret, ostendit armis: quam cara diis immortalibus esset, docuit,
quod est victa "9.
Lucan fagt bedenklich: Judaea dedita sacris incerti Dei; unzmwei-
deutig Plinius '°%a): Judaeae gens contumelia numinum insignis. Au-
guftus fpottete- offenbar über die jüdiſchen Gebräuche, wenn er fchrieb:
ne Judaeus quidem, mi Tiberi, tam diligenter sabbatis jejunium servat,
quam ego hodie servavi 9), Beftimmter tritt Augufts Anficht hervor,
wenn Sueton berichtet: Cajum nepotem, quod Judaeam praetervehens
apud Hierosolymam non supplicasset, collaudavit. Xrog biefer Anſicht
fchentte ber kosmopolitiſche Kaifer dennoch heilige Gefäße in den Tem⸗
pel Serufalems 6%).
Dio Caſſius fagt von den Juden: fie fondern ſich von allen übri⸗
gen Menfchen ab, wie faft in der ganzen Lebensweiſe, fo befonders da-
durch, daß fie Eeinen der übrigen Götter verehrten, einem gewiffen Einen
(Eva ev) aber eifrig dienen '°'). — Hyrkanus und Ariftobulus, erzählt
er, zerfielen über das Priefterthum ihres Gottes, wer der Gott auch fein
mag 6),
Bitter fpottet Suvenal über bie Juden !9):
Quidam sortiti metuentem sabbata patrem,
Nil praeter nubes et coeli numen adorant,
Nec distare putant humana carne suillam,
158) Cic. pro Flacco 28.
158°) Hist. Nat. 13, 9, 20.
159) Sueton. Aug. 76.
160) Joseph. Bell. Jud. 6, 13, 5.
161) Dio Cases. 37, 17. e ,
162) Ioperepov Ieod (ds Tls more ovrös Eotıw). Dio Case. 37, 15.
163) Satyr. 15, 96—106. Bol. auch Satyr. 6, 157— 161 und Horat. Satyr.
1, 4, 143 u. 1,9, 70.
355 Die Bewohner Palaͤſtinab feit den älteften Zeiten ıc.
Quuo pater abstinuit; mox et praeputia ponunt:
Romanas autem soliti contemnere leges
Judaicum ediscunt et servant et metuunt jus,
Tradidit arcano quodcungue volumine Moses.
Non monstrare vias eadem nisi sacra colenti:
Quaesitum ad fontem solos deducere verpos.
Sed pater in causa, cui septima quaeque fuit lux
Ignava, et partem vitae non attigit ullam.
Am Scärfften tritt aber der Gegenfag zwifchen Judenthum und
Heidenthum bei Tacitus hervor, und ber aus biefer Quelle entjpringende
tiefe Baß des Roͤmers gegen den Juden. Es mögen hier nur einige
harakteriftifche Stellen ftehen:
Moyses, quo sibi in posterum gentem firmaret, novos ritus
contrariosque ceteris mortalibus indidit. Profana illic oınnia, quae
apud nos sacra: Tursum concessa apud illos, quae nobis incesta.
Effhigiem animalis, quo monstrante errorem sitimque depulerant, pe-
netrali sacravere: caeso ariete, velut in contumeliam Hammonis '*‘)
Hi ritus, quoquo modo inducti, antiquitate defenduntur. Cetera
instituta sinistra foeda pravitate valuere. Nam pessimus quisque,
spretis religionibus: patrüs, tributa et stipes illuc gerebant: unde
auctae Judaeorum res. Et quia apud ipsos fides obstinata, miseri-
cordia in promptu, sed adversus omnes alios hostile odium, separati
epulis, discreti cubilibus, projectissima ad libidinem gens, alienarum
concubitu abstinent; inter se nihil inlicitum; circumcidere genitalia
instituere, ut diversitate noscantur. Transgressi in’ morem eorum
idem usurpant: nec quidguam prius imbuuntur, quam contemnere
Deos, exuere patriam; parentes, liberos, fratres, vilia habere '®).
Nulla simulacra urbibus suis, nedum templis, sinunt. Non regibus
haec adulatio, non Caesaribus honor. Sed, quia sacerdotes eorum
tibia tympanisque concinebant, hedera vinciebantur, vitisgue aurea
templo reperta, Liberum Patrem coli, domitorem Orientis, quidam
arbitrati sunt, nequaquam congruentibus institutis. Quippe Liber
festos laetosque ritus posuit; Judaeorum mos absurdus sordidusque '*).
Postquam Macedones praepotuere, rex Antiochus, demere super-
stitionem et mores Graecorum dare adnixus, quo minus teterrimam
gentem in melius mutaret, Parthorum bello probibitus est '”).
Vom Kaifer Marc Aurel erzählt Ammianus Marcellinus: Ile cum
Palaestinam pertransiret, Aegyptum petens, foetentium Judaeorum
et tumultuantium saepe taedio percitus, dolenter dieitur exclamasse:
O Marcomanni! o Quadi! o Sarmatae! tandem vobis alios deteriores
inveni '°°), '
164) Histor. V, 4,
165) Ibid. 5.
166) Ibid. 5.
167) Ibid. 8.
168) Amm. Marcell. 23, 3. Mit diefen beibnifchen Ausſprüchen liber die
Juben harmonirt im Weſentlichen folgendes Urtheil ganz: Das jüdifche Wolf
Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteften Zeiten w. 859
Diefen Stellen gegenüber ftcht das ganze Alte Zeftament durch
unbedingte Verwerfung und Verabfcheuung des heidnifchen Gögendienftes.
Dei fo fchroffem Gegenfag der innerfien Gefinnung ber Juden und No-
mer, welcher überall im Leben im fchroffften Gegenfag des Gottesdienftes
und aller Sitten und Gebräuche hervortrat, mußte jeder Krieg zwifchen
beiden Voͤlkern mit grimmigem, unverföhnlichem Haß geführt werden.
Das lehrt die Zerflörung Serufalems, das der bald folgende Vertilgungs-
krieg unter Hadrian. 2.
Aber mitten unter den höllifchen, finftern Kriegsgräueln wuchs und
erftarkte in fliller, friedliebender Demuth Chriſti Rice welche mit glei-
cher Liebe die einander haffenden Juden und Heiden in ihren Schoof
aufnahm.
C. Paläſtina von ber Zerftörung Ierufalemd durch Titus
bi auf die gegenwärtige Zeit.
Nach der Zerftöorung SIerufalems eroberten bie Nömer noch die
Burgen Mahärus und Maſada; ganz Paläſtina war nun unterjocht.
Eine bedeutende Zahl jener Sicarier hatte fih nach Alexandrien und
Cyrene zurüdgezogen und warb Urſache der Ermordung vieler Juden.
In Cyrene war e8 auch, wo im 18. Negierungsjahre Trajans 115
n. Er, eine neue, ganz entfegliche Empörung der Juden unter Anfüh-
rung eines gewiffen Andreas ausbrach und fi) nad, Aegypten ausbrei-
tete. Sie mordeten Römer und Griechen auf dad Graufamfte, durch-
fägten fie, befehmierten fi mit ihrem Blute und zogen ihre Häute an.
So follen fie in Cyrenaika 220,000, in Aegypten und Eypern 240,000
umgebracht haben, bis Trajan den Aufruhr durch ben Marcius Zurbo
daͤmpfte, wobei unzählige Juden umkamen ’°). Auch in Eypern und
Mefopotamien machten fie blutige Aufftände '°). Die Juden entrich-
teten früher eine Steuer für‘ ihren Tempel; jeder über 20 Jahre alte
zahlte jährlich 2 Drachmen. Diefelbe. Steuer mußten fie, feit Serufa-
lems Zerftörung, für den Tempel des Jupiter Sapitolinus entrichten,
„muß fich zum Beten der Welt und Meenfchheit nad) und nad) unter den übri-
gen Bölkern der Erde fpurlos verlieren. Es war gleihfam in der erften
Erziehung verdorben, paßte mit feiner bürgerlichen und religiöfen Ver⸗
faflung nur auf eine wüfte, von der übrigen Welt abgejchiedene Infel im Ocean
und mußte der Natur der Sahe nad) dem Schickſal erliegen, unter dem es
feit 1800 Jahren feufzt. Nie wird ihm fein Meffias kommen. Nur dann ift
er für baffelbe vorhanden, wenn unter ihm jede Spur der Erinnerung
an die mofaifche Gefepgebung verwifcht fein wird, welche auf feine
bürgerliche Lage und volksthümliche Ausbildung fo nachtheilig einwirkte.” Dies
Urtheil fallt Rohr (ſ. deſſen Palaͤſtina ©. 249. 5 Aufl.).
169) Dio Cass. 68, 32. Euseb. Hist. eccl. 4, 2. Euſebius nennt ten
Judenanführer Lucuas, Dio Eaffius: Andreas. Nach Drofius (lib. 7) ward die
Cyrenaika dadurch fo menfchenleer, dag Hadrian Eoloniften hinſandte.
169°) Das Kolgende vorzüglih nad Münters: „Der jüdiſche Krieg unter
Trajan und Hadrian. 1821”; englifch in der Bibl. sacra 1843. December 393.
Die wichtigften Quellen find: Dio Cassius 68. 69 und das vierte Buch von
Eufebius’ Kirchengefchichte. -
860 Die Bewohner Jeruſalems feit den älteſten Jeiten ꝛc.
für heidniſchen Goͤtzendienſt. Dies entrüſtete aufs Aeußerſte die ohnehin
in Schmach und Elend Lebenden. |
| Um das Jahr 130 n. Chr. befuchte Kaifer Hadrian Palaftina,
Er fteigerte den Ingrimmm der Juden, indem er die Beichneidung verbot
und in Serufalem, das- er wieder aufzubauen begann, eine Colonie ein-
legte, welche meift aus römifchen Veteranen beftand. — Kurz nad, fei-
ner Abreife (um das Jahr 132) brach die entfeglichfte Judenrebellion
aus. Der Anführer war Barcochba, d. i. Eohn des Sterns, fo ge:
nannt mit Bezug auf Bileams Weiffagung: Es wird ein Stern aus
Jakob aufgehen (4 Mof. 24, 17) 1%). Rabbi Akiba erklärte: Bar-
cochba fei der Meſſias, dafür galt er beim Volke.
Zuerft vernachläffigten die Römer den Aufftand, als er aber weiter
und weiter um ſich griff und faft das ganze Reich in Bewegung ge-
rieth '°°°), fo fandte Hadrian feinen vorzüglichften Feldherrn, den Julius
Severus nah Paläftina. Diefer vermied- offene Felbfehlachten und rieb
die Feinde vereinzelt auf. Der legte Drt, ben die Römer eroberten und
wo fie ein entfegliches Blutbad anrichteten, war bie Feſte Bether ’°’d). —
Es murden 50 Feften, 985 namhafte Orte zerfiört; 580,000 Juden
fielen durchs Schwert, unzählige kamen außerdem durch Hunger, Kranf-
heit und Feuer um, unzählige wurden verkauft; im Zerebinthenhain bei
Hebron Faufte man 4 Juden für einen Modius Gerfte e), Judäaäa
ward zur Wüſte; ben übrig bleibenden Juden verbot man bei Zodes-
ftrafe in Serufalem zu wohnen; gegen eine bedeutende Abgabe ‚durften
fie fpäter die Stadt, jedoch nur an einem beftimmten Tage im Jahre,
befuchen und dort trauern fl. — So endete im Jahre 135 dieſer
furchtbare Vertilgungskrieg, ber zmeite Act des Gotteögerichts, deſſen
erfter die Zerftörung Serufalems war 7°). |
169°) Da der Aufftand ein unglüdkliches Ende nahm, verwandelte man den
Namen Bar Eohba in Barzcoziba d. i. Sohn der Lüge. — Akiba galt als Leh⸗
Wiat ungeſchriebenen Geſetzes, ſeine Sammlungen machten den Anfang der
iſchna.
169°) Dio Cass. 69, 13: xwoup.duns naons olxou.£ns.
169°) ©. Beitir (in Judaͤa).
169°) Hieron. in Zachar. 11, 4 fagt: viele Zaufend Juden feien in taber-
naculo Abrahae verfauft, die übrigen nad) Aegypten gebradyt worden.
169°) Dio Casa. 69, 12—14. Euseb. Hist. eccl. 4,6. Rad Zertullian waren
die Juden felbft aus Paläftina verbannt. Dispersi, palabundi et caeli et soli
sui extorres, vaßantur per orbem, sine homine, sine Deo rege, quibus nec
adverarum jure terram patriam saltem vestigio salutare conceditur. Apo-
log. 21. Usque in praesentem diem (Judaei) prohibentur ingredi Jerusalem,
et ut ruinam suae eis flere liceat civitatis, pretio redimunt. Videas in die,
quo capta est a Romanis et diruta Jerusalem, venire populum lugubrem,
confluere decrepitas mulierculas et senes pannis annisque obsitos, in cor-
poribus et habitu suo iram Domini demonstrantes. Hieron. in cap. 1. So-
'phoniae. Den Chriften war der Aufenthalt in Serufalem nicht verboten, Bar:
cochba hatte fie graufam verfolgt, weil fie fih weigerten an feiner Empörung
Theil zu nehmen.
170) Rod einmal empörten fi) die Suden unter Kaifer Severus. Merk:
würdig find die vielen falfchen Meſſiaſſe, welche unter ihnen fpäterhin noch auf:
ftanden, einer 723 in Spanien, zehn im zwölften Jahrhundert in Frankreich,
Mähren und Spanien, einer 1660 in Kleinaſien. Jahn 2, 2, 205.
Die Bewohner Palaͤſtinab feit den älteften Zeiten ıc. 8361
Im folgenden Jahre 136 feierte Habrian fein zwanzigſtes Negie-
rungsjahr (vicennalia). Den, wahrfcheinlih vor der jüdifchen Empoö⸗
rung begonnenen Wiederaufbau Serufalemd ließ er nun fortfegen und
nannte die Stadt Aelia Capitolina '"'); Aelia nach feinem Namen,
Capitolina nach dem Tempel des Jupiter Capitolinus, welchen er auf
der Stelle des ehemaligen Tempeld aufführen, wo er auch feine Bild-
fäule aufftellen ließ 2),.. Der Name Serufalem gerieth feitdem fo in
Vergeffenheit, daß, als ein Märtyrer in Cäſarea unter Marimim Seru-
falem feinen Geburtsort nannte, indem er nämlich die Himmelsftadt
meinte, der römifche Statthalter Firmilianus fragte: was das für eine
Stadt fei und mo fie liege.
Daß in den erften Jahrhunderten chriftliche Gemeinden in Palaftina
maren, bezeugt Eufebius, indem er von einer Folge der Bifchöfe Jeru⸗
falems, vom Anfang der dortigen Gemeinde bis auf Conftantin berichtet,
außerdem auch Biſchöfe von Cäfaren und Ptolemais nennt. Diefe Chri-
ften wurden feit der Thronbefteigung Conftantin des Großen und ber
Pilgerfahrt feiner faft achtzigjährigen Mutter Helena nad Paläftina
(326 n. Chr.) immer mehr begünftigt. In Serufalem mard von Con—
ftantin (336 n. Chr.) die prächtige Kirche des heil. Grabes gebaut, viele
Kirhen an andern heiligen Orten. Julianus Apoftata (363 n. Chr.)
begünftigte jedoch die Juden aus Haß gegen bie Chriften. Er erließ
ihnen fehwere Abgaben und forderte fie auf, „nun mit forgenfreier Seele
zu ihrem großen Gott, der für feine Regierung Alles zum Beſten men»
ben fönne, zu beten, damit er, nad) glüdlich beendigtem Perferkriege,
‚bie durch fein Werk wieber aufgebaute heilige Stabt Serufalem mit ih-
nen bewohnen und mit ihnen den Allmächtigen verehren könne” 17°).
Er wollte auch den Tempel in Serufalem mieder mit großen Koften
aufbauen. Aber furchtbare Flammenfugeln brachen häufig an den Fun⸗
Damenten feindfelig aus dem Boden hervor; nachdem bie Arbeiter fo
einigemal verbrannt waren, getraute fich keiner mehr Hinzu, umd bie
Unternehmung ward aufgegeben, da das Element zu hartnädig miber-
ftand '”).
171) Deinde civitatis (Jerusalem) usque ad Hadrianum principem per
quinquaginta annos mansere ruinae. Hieron. ad Dardan. ep. 129, pag. 974.
Vgl. Hieron. in Daniel. c. 9. Rad Wefleling (zu Hierocles S. 718) war der
Name Aelia bis auf Suftinian üblichz er war ed aber noch zu Anfang des
Sten Sahrh., da Beda venerab. de locis sanctis cap. 1 jagt: Ab Aelio, a quo
etiam Aelia nunc vocatur, instaurata.
172) Hieron. in Esaiam 2, 8: Ubi quondam erat templum et religio Dei,
ibi Hadriani statua et Iovis idolum collocatum est. Und im Comment. in
Matth, 21, 5 fagt derfelbe: de Hadriani equestri statua, quae in ipso Sancto
Sanctorum loco usque in praesentem diem stetit.
173) Neander, Kirchengefh. 2, 1, T1.
174) Ambitiosum quondam apud Hierosolymam templum instaurare sum-
tibus cogitabat immodicis, negotiumque maturandum Alypio dederat An-
tiochensi. Qui cum rei fortiter instaret, juvaretque provinciae rector,
. metuendi globi flammarum prope fundamenta crebris. adsul-
tibus erumpentes, fecere locum, exustis aliquoties operi-
bus, inaccessum: hocque modo, elemento destinatius repellente, ces-
362 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteſten Zeiten ıc.
Zur Zeit des heil. Hieronymus — er lebte vom Jahre 384 bis an
feinen Tod im J. 420 in Palaͤſtina — füllte fih das Land mit Mön-
hen und Einfiedleen, viele Klöfter wurden geftiftet. Weberdied mehrten
fih die Pilgerfahrten nach den heiligen Drten. Zugleich bildeten ſich
Handeldverbindungen bes heil. Landes mit Europa, unter Anderm blühte
der leidige Handel mit Reliquien. — Vom 5ten bis zum Tten Jahrhun⸗
dert herrjchten die heftigften dogmatifchen Streitigkeiten in Paläftina; es
entftanden viele Sekten. Gegen Pelagius wurden im Jahre 415 zwei
Synoden zu Lydda und zu Jerufalem gehalten; Monophufiten, begün-
ftigt dur) Eudocia, Witwe bes Kaiſers Tcheodofius, traten gegen die
Ausfprüche des Concils von Chalcedon (451 n. Chr.) über die doppelte
Natur Chrifti auf. Später (um 512) befämpfte St. Sabas, ber Stifter
des nad) ihm genannten berühmten Klofterd, die Monophyfiten fiegreich
unter Kaifer Juftin I. (518) und dem ftreng orthodoren Quftinian (527);
erft im Jahre 532 flarb er 94 Jahre alt. — Hierauf folgten Streitig-
keiten über Lehren bes Drigenes (um 536 u. fpäter), weldhe von St. Saba
ausgingen '"*=), °
Bei der Theilung des. römischen Reichs (395 nad) Chr.) fiel Pa⸗
laftina dem morgenländifchen Kaifertbum zu. Früher waren Antiochia,
Alerandria und Rom Patriarchate; auf dem Concil von Conftantinopel
(a. 381) erhielt dieſe Hauprftadt des oſtrömiſchen Reichs das vierte Pa⸗
triarchat, Jeruſalem aber befam das fünfte im J. 553, zur Zeit Kaifer
Juſtinians, ebenfalls auf einem Concil zu Konftantinopel '°). Unter
Serufalem ftanden: Cäſarea maritima, die Metropolis von Paläftina
prima; Scythopolis von Palaftina secunda, Petra von Paläflina tertia,
zulegt Boftra von Arabia (d. i. vom alten Gilead) die Metropolen.
Außer diefen Metropolen und ber ihnen untergebenen Geiftlichkeit ſtan⸗
den 25 felbftfiändige Bifchöfe unmittelbar unter dem Patriarchen von
Serufalem 2). — Im Jahre 613 eroberte Kosreos II., der Perfer-
savit inceptum. &o erzählt der Heide Ammianus Marcelinus (23, 1), wel
Der uͤbrigens Julians größter Lobredner iſt. Vgl. Theodoret 3, 173 Sozom.
u. A.
174°) Bgl. Rob. 2, 218 fo.
475) Wil. Tyr. 1045. Vitriac. 1077.
175°) Bol. im Anhang: „Das Patriarhat Serufalem.” Die Eintheilung
Paläftinas in Palaestina prima, secunda, tertia (oder salutaris) wird zuerft
. im Anfange des äten Jahrh., fo a. 409 erwähnt, da e8 in einem Gelege des
Codex 'Theodos. (l. 3 de erog. mil. annon.) heißt: Limitanei militis et pos-
sessorum utilitate conspecta, per primam, secundam et tertiam Palaestinam
hujuscemodi norma processit. Palaestinae utriusque erwähnt der Codex
Justinianeus (lb. 1. Tit. 9. 1. 17) um das Jahr 427. (Reland I. 205).
An diefe politifche Eintheilung ſchloß fi die frühere Kirchliche an. — Im Mit:
telalter hatte man eine andere politifche Eintheilung. Unter Syrien im weitern
Sinne begriff man Mefopotamien, Eilicien, Cöleſyrien; darin Antiohia. Im
Süden Cöleſyriens: Phoenicis maritima mit Tyrus und Phoenicis libanica
mit Damasfus. Weiter umfaßte- Syrien 3 Palaestinae, Serufalem war Mes:
tropole des erften, Cäfarea maritima ded zweiten, Scythopolis (ſpäter Na⸗
sareth) des dritten Paläftina. Dazu Arabia prima, worin Boftra; Arabia
secunda, worin Petra deserti Hauptftadt; der füdlichfte Theil ded ganzen Sy»
riens war Syria Sobal, aud) Arabia tertia genannt und Idumaea respiciens
Die Bewohner Saläftinad feit den älteften Seltene. 363 °
fonig, Syrien und nahm 614 Serufalem mit Sturm 76); die Juden
verbanden ſich mit ben Perfern, ‚unzählige Chriften kamen um. Als aber
der griechifche Kaifer Heraklius im Jahre 628 die Perfer wieder vertrieb,
mußten die Juden dafür büßen. Um diefe Zeit- ftand Muhammed auf
unter ben Arabern (Saracenen), und ſchon im Jahre 637 eroberten
biefe, geführt vom Khalifen Dmar, ganz Syrien und Jeruſalem. Seit:
dem blieb Palaftina in den Händen der Muhammedaner, bis auf bie
Zeit. der Kreuzzüge. Um das Jahr 807 ſchickte Karl der Große Ge-
fandte an den Khalifen Harun Altafchid, welcher das heil. Grab unter
die Herrfchaft des Kaifers ftellte, der fpäterhin auch Almofen und Geld
zum Wiederaufbau von Kirchen nach Jerufalem fandte und bei der Ma-
rienfirche eine Bibliothek gründete 02),
Später, als die Herrfchaft über Syrien im 9. 969 an bie ägypti-
ſchen Fatimiten kam, wurden bie chriſtlichen Pilger ſehr gedrückt by,
noch mehr im Ulten Jahrhundert, ba die turkmanniſchen Seldſchucken
zur Herrfchaft gelangten und im Jahr 1077 Serufalem eroberten. Als
Fürfprecher für die Pilger wandte ſich Peter von Amiens (der Einfiebler)
an Papft Urban II. Urbans Mede auf dem Concil von Elermont be
wirkte, daß der erfte Kreuzzug unter Anführung Gottfriebs von Bouillon
zu Stande kam. Diefer eroberte Jeruſalem am 15. Juli 1099 und
ward König von- Serufalem '), ftarb aber fehon im folgenden Jahre
(1100 n. Ehr.). Ihm folgten mehrere chriftliche Könige von Serufalem.
Ein zweiter, unglüdlicher Kreuzzug geſchah durch Anregung des
beil. Bernhard (1147 n. Chr.) unter Kaifer Konrad IT. und Ludwig VII.
von Frankreih. Die Macht der Ehriften ward fpäter vornehmlich durch
Sultan Saladin von Aegypten gebrochen, welcher fie in ber Schlacht
bei Hittin (1187) vollig befiegte, den König von Serufalem gefangen
ad Aegyptum. Syria Sobal ift fononym mit dem alten Edom, mit dem frü⸗
hern Palaestina tertia, Dſchebaͤl, Gebalene; feine Hauptſtadt hieß auch Sobal,
ſonſt Mons regalis, Schaubekh. Die kirchliche Eintheilung ſchloß ſich zur Zeit
der Kreuzzlige großentheild an diefe politifche und zugleich an die frühere Fird-
liche an. Unter dem Patriarchen von Serufalem fanden namlich die Erzbifchöfe
von Tyrus, Eäfaren maritima, Scythopolis (Inäter Nazareth) und Petra deserti
(Keref) (Will. Tyr. 834. Vitriac. 1077. 1119). Boftra, die Metropolis Ara:
bien, wird von Bitriacus nicht als Sig eines Metropolitans aufgeführt, weil
die Ehriſten ed zu feiner Zeit nicht beſaßen. Unter dem gegenwärtigen griechi⸗
ſchen Patriarchen von Ierufalem ftehen die Bifchöfe von Kaifaryat Filiftin (Cae-
saren palaestina), Byfan, Battra (Petra), Nazareth; die Namen wie bei, Vi⸗
triacus, wiewol I bar Ruine ift und der Biſchof von Petra nur 72 Gulden
jäbelige Einkünfte hat (Burdhardt 655).
76) Durch feinen Feldherrn Carufta. Soft 5, 20
170) Eginhardi Vita Caroli m. V. Bernhardi Tliner. 10. Krafft 250.
176) Doch erhielten Kaufleute von Amalfi unter den Batimiten Handelsprivi«
legien und die Erlaubniß, die Kirche der Maria und das neben der Kirche lie⸗
gende Hofpital für lateiniſche Pilger wiederherzuftellen. Das Hofpital ward
dem h. Johannes Eleemon, dem Patriarchen von Alerandrien, gewidmet, weldyer
fih zur Zeit Kosroes IT. flüchtiger Bervohner Zerufalemd angenommen. Dies
voſpitat iſt dad Stammhaus der Johanniter oder Hofpitaliter.
- 117) Gottfried weigerte fi, an dem Orte fi Erönen zu laflen, wo der Herr
die Dornenfrone getragen. Raumer, Hohenftaufen 1,.221. Vgl. „Jeruſalem
im Mittelalter.’
364 Die Bewohner Palaͤſtinab feit den-älteften Zeiten X.
nahm und darnach Jeruſalem eroberte 77°). Friedrich Barbaroffa’s fo
verftändig begonnener Kreuzzug (1189) blieb durch des Kaiferd Tod er-
folglos. Philipp Auguft von Frankreich und Richard Löwenherz erreich-
ten Paläftina (1191). Ungeachtet Richard heldenmüthig kämpfte, Sa-
Iadin ftarb (1193), Kaifer Friedrich) IT. ſpäter (1229) Serufalem durch
Vertrag vom Sultan von Aegypten erhielt °) und fich dort Frönte,
gewannen dennoch die Chriften feine fefte Herrfchaft in Paläſtina. Se
rufalem verloren fie zum zweiten Male im Jahre 1244), Endlich,
faft 200 Jahre nad) der Eroberung Jeruſalems durch Gottfried von
Bouillon, während welcher Zeit die Kriege mit den Saracenen nie auf-
hörten, verloren die Chriften (1291) mit Afre, welches Serapha, Sul
tan von Xegypten, duch blutigen Sturm eroberte, den legten Platz,
welchen fie in Paläftina inne hatten. Seitdem blieb das Land unter
der Herrfchaft der ägyptiſchen Sultane. Franziscaner waren dort (feit
1304) einfame, verlaffene Hüter der heiligen Orte und nahmen die Pil-
ger auf; Robert von Sicilien und feine Gemahlin Sancia verfchafften
ihnen, daß fie in der Srablirche mohnen durften. — Der türkifhe Sul-
tan Selim eroberte (1517) Palaftina und Serufalem. Im Sahre 1799
marfchirte Napoleon aus Aegypten buch die Wüfte auf Jaffa, welches
. er erflürmte, weiter gegen Are, das er 60 Tage vergeblich belagerte.
In der Ebene Zesreel ſchlug er die Türken, feine Vorpoſten kamen bis
Saphet; Nazareth mar der äußerſte Punkt, welchen er felbft erreichte,
ehe er nach Aegypten zurückkehrte. Paläftina blieb unter türkifcher Herr-
fhaft, bis Ibrahim Pafcha 1832 es eroberte. Aber im Jahre 1840
kam es wieder durch Hülfe der Engländer unter die Botmäßigkeit der
Türken. Akre ward vom englifchen Admiral Stopford in Trümmer
gefchoffen, „nicht etwa um der Herrſchaft des Halbmonde, im Andenken
an die im Jahre 1291 bier vom Sultan el⸗Aſchraf erlittene furchtbare
Schmach jegt endlich im heil, Lande ein Ende zu machen,‘ fondern nur ſtatt
eines zwar defpotifchen aber energifchen, mit dem Schwerte in der Hand
Ruhe und Ordnung ſchaffenden Regiments, des kriegeriſchen Ibrahim
Paſcha , die elende ohnmächtige Herrſchaft der Pforte und damit die
frühere grenzenloſe Anarchie wieder herzuſtellen“ 72)
D. Kurze Charakteriſtik der Bewohner Paläſtinas in neuerer Zeit.
Palaftina, welches Jahrtaufende hindurch von fo vielen Völkern nad
einander befriegt und erobert wurde, von Joſua bis auf Sultan Selim,
ja bis auf Bonaparte und Ibrahim Paſcha in unſern Tagen, mußte
eben deshalb ein buntes Gemeng von Bewohnern der verſchiedenſten
Sprachen und Sitten erhalten. Juden, Araber, Griechen, Türken,
Franken ꝛc. leben bier durch einander '°°).
177°) Vitriac. 1118. Sanut. Di netlicher Verfall der Geiſtlichkeit in
jener Zeit, Vitriac. 1087 und Will. T
178) Raumer, Hobenftaufen 3, 138.
179) Ebendafelbft 4, 151.
179°), Krafft 257.
180) Arvieur (2, 238) fagt: die Unterthanen der arabifchen Emire in Pa—
Die Bewohner Palaͤſtinab feit den älteften Zeiten ıc.- 365
Die allgemeinfte Sprache im Lande ift die arabifche, fie ift auch
Kirchenſprache der Griechen und griechifchen Katholiten; das Syrifche ift
todt, nur die Liturgie der Maroniten und Zakobiten ift ſyriſch; Griechifch
verftehen wenige Priefter und Mönche; Türkifch nur türkifche Soldaten
und Glieder der Regierung; Hebräifch die Juden. Unter den europäi-
fhen Sprachen, melde in Paläflina gefprochen werden, herrfcht die
lingua franca, d. i. Italieniſch vor.
So mie ber Segen von dem einft fruchtbaren Lande gewichen ift, ,
fo find auch Regierung, bäusliches Leben, Gewerbe und vor Allem bie
Religiofität im tiefften Verfall. — Türken herrfchen, arabifche Bebuinen,
welche ganz Paldftina durchziehen, find unbeherrfchbar, Juden und Chri-
ften defto geplagter und fleten Plackereien ausgefegt. Die Türken bes
trachten alle Bewohner als Ueberwundene, ald Sklaven, beren Güter und
Leben ihnen gehören; jedem wird nur der Nießbrauch feines Eigenthums
geftattet ''). Der Paſcha muß: dem Sultan einen beflimmten Tribut
liefern: wie er den zufammenbringt, was er drüber hinaus für fich er-
übrigt und erfchindet, das ift feine Sache. Macht er es zu arg, fo ver-
liert er den Kopf und der Sultan beerbt ihn. Damit fich Fein Paſcha
von ber Pforte unabhängig mache, läßt ihn der Sultan meift nur kurze
Zeit im Amte; darum muß er fein Pafchalit eifigft und Eräftigft. aus-
faugen. An der Spige der Regierung Palaftinad ftehen bie türfifchen
Paſchas von Akre und Damaskus, welche auch unaufhörlich wechſeln.
Wie diefe Paſchas, fo find die legten Sheiks der unbebdeutendften Dörfer
abfolute Tyrannen *2). Gegen bie tyrannifche Gewalt der Negierenden
führt die abgefeiratefte Lift der Regierten beftändig Krieg; ein mehr de-
moralifirter Zuftand ift faft undenkbar. Strabo's Urtheil über die Araber
und Sturder: „xaxodeyor rravres, fie taugen alle nichts‘, fallt dem,
welcher die Levante bereift, oft ein. Der Muhammedanismus mildert
läftina find zweierlei Art. „Sie nennen diejenigen Mohren oder Mauren,
welche Muhammedaner, ob fie gleich weiß oder hoͤchſtens nur braunlidy find.
Die andern find Ehriften von allerhand Arten Gebräuhen.” Died zur Er-
färung, wer unter den bei Eotovicus u. U. fo oft genannten Mohren oder
Mauren zu verfteben fei.
181) Stirbt ein türkifcher Unterthan, fo gehört die Hinterlaffenfchaft dem Sul⸗
tan oder feinem Pachter; Kinder müflen ihre Erbfchaft, ablaufen, daher man
lieber Geld hat, das man verftedlen kann, als liegende Gründe. Volney 2, 299.
182) Iomwett 315. — Am 1. April 1816 (erzaͤhlt Fisk) Fam der Paſcha von
Damaskus mit 2 bis 3000 Soldafen nach Serufalem, den Zribut einzufordern.
Die Soldaten brachen in die Häufer, banden, fchlugen die Bewohner und ſchlepp⸗
ten ſie ins Gefängniß. Die ganze Stadt war in Beſtürzung; am meiſten die
Griechen. Der Superior ihres Kloſters Mar Elias ward feſtgenommen, und
damit er Schaͤtze, welche verſteckt ſein ſollten, angäbe, ward er an den Füßen
aufgehenkt und erhielt in dieſer Stellung 500 Sohlenſtreiche mit Stöcken von
40 Mann, die einander ablöften, deren jeder den Stock mit beiden Händen faßte,
um kraͤftiger zu fchlagen. Dann ließ man ihn mit zu Brei gefihlagenen Füßen,
ohne Kopfbedeckung und Nahrungsmittel, Wafler ausgenommen, liegen, bid man
erlaubte, ihn ins Klofter abzuholen (Fisk &. 363. 364). Diezzar Paſcha ließ
feinem ungeheuer reihen Minifter Ehaim, einem Juden, ein Auge ausſtechen,
die Nafe abfchneiden; er blieb aber Minifter. Otto v. Richter 69.
366 Die Bewohner Paläftinas feit den älteiten Zeiten ıc.
* die Mißbräuche der Regierung fo wenig, daß er vielmehr Duelle der⸗
felben ift. Bei der Gerechtigkeitspflege wird der Koran zu Grunde ge
legt. Der Muhammedaner ift fehr bevorzugt. Gegen ihn gilt nur bes
Muhammedaners Zeugnif, gegen ben Chriften das Zeugnif bes Mu-
hammedaners unb des Chriften, gegen den Juden das Zeugniß aller
drei e22). Der Kadi (Michter) läßt mit fich über die Entfcheidung han-
dein wie ein Kaufmann ').
Der Bauer hat in Paläftina bei den fo großen Pladereien ein
elendes Leben. Freilic führte Selim I. eine mäßige Grundfteuer (Miri)
ein, aber die Paſchas fordern weit mehr vom Bauer, oft 4 der Aernte;
türfifche Soldaten und Bebuinen plündern ihn, mit der Flinte in ber
Hand muß er fen, das Geärntete in Höhlen verfteden. Aus Ber-
zweiflung verlaffen oft alle Bewohner ihe Dorf, um eine andere Hei»
math zu fuchen %). Daher kommt es z. B., daß man in dem höchſt
fruchtbaren Hauran meder Obftbäume noch Gemüfegärten findet; follen
wir für Fremde ſäen? fagte ein bortiger Bauer zu Burckhardt. Etwas
beffer als die Bauern ftehen ſich Handwerker und Kaufleute.
Der Seehandel ift befchränkt, weil an ber fyrifchen Küfte Fein Hafen
ift, in welchem ein Schiff von 400 Tonnen vor Anker liegen könnte.
Aegypten ſchickt jährli an 200 Schiffsladungen mit Neid, Leinwand
und Zuder nach Jaffa, mehr noch nach Akte. Dagegen führt Paläftina
aus: Del, Dliven, Baumwolle, Tabak, Seife, thönerne Gefäße zc. '®).
Am ganzen Lande find keine Landftrafen, Brüden fehr felten, Feine
Poſten, Feine Wirthshäufer ee). Allein Tann man wegen Unficherheit
nicht reifen, fondern nur in Karamanen. In ganz Syrien ift kein
Wagen und kein Karren. Kameele, deren eines an 750 Pfund trägt,
werben vorzüglich auf Reifen gebraucht, ald Schiffe der MWüfte '”). In
verfchtedenen Städten herrſcht verfchiebenes Gewicht; fie haben zweierlei
182") Schulg 35.
-183) Bolney 2, 290. 292. Freilich, fant Volney, ſtößt man unter vielen
Zaufenden auch auf Beilpiele von Weisheit und Billigfeit, fie find aber eben
darum, weil fie angeführt werden, fehr felten. Doch lobt er die Simplicität
der Juſtiz.
184) Volney 303. Burdhardt 466. So fagt auch Iomwett (302): die ſchöne
Ebene Jesreel Fünnte trefflidh angebaut fein, „wäre man mur vor der Regierung
gefihert. Kriege, Handel, Erpreffungen und alle Nachtheile, welche aus türki-
ſchem Regiment und von Arabern, welche diefem Regiment auffafftg find, ent-
Ipringen, plagen unaufhörlid das gemeine Volk, und bringen Aderbau und jede
Kunft aufs Aeußerfte herunter.”
185) Scholz ©. 246. In Beirut liefen jährlich 1340 Schiffe ein, 805 aus.
Nuffegger 1, 833.
186) Die Khans, Gebäude, welche einen viereckten Hof umgeben. Der Rei:
fende erhalt vom Aufſeher eine Zelle und eine Matte, für alles Ucbrige muß er
felbft forgen.
187) Ohne Kreflen und Saufen machen Kameele in 40 bis 46 Stunden ben
Weg von Kairo nah Suez. Taͤglich 1 Pfund Kutter und 1 Pfund Waffer
reicht für fie allenfalls hin. Volney 311.
Die Bewohner Palaͤſtinad feit den älteſten Zeiten ıc. 367
Ellen, die ägyptifche und die conftantinopolitanifche; der Werth ber Münze
ift im ganzen türkifchen Reiche gleich '°°).
: Bon der Bauart Terufalems, den ſchwarzen Bafalthäufern Bafans
und den Höhlenwohnungen in den Kalkfteingegenden war die Rede. Eine
Bemerkung Monro’s über die Bauart in Paläſtina ift zur Erflärung
der heil. Schrift wichtig. Er kam nämlich zwifchen Ramla und Jeru-
falem durch ein, an den Abhang eines Berges angebautes Dorf, deffen
flache Dächer fich zumeilen fo in ben Weg verliefen, daß fie von diefem
faum zu unterfcheiden waren. Daffelbe fand Monro auch an andern
Orten, 3. B. in Nazarsth und Saphet, und faft überall Stiegen an ben
Außenfeiten der Häufer angebracht, welche vom Dache unmittelbar auf
bie Straße führen. Das erfläre, fagt der Meifende, den Befehl Chrifti:
wer auf dem Dache ift, der feige nicht hernieder, etwas aus feinem
Haufe zu holen (Matth. 24, 17). Ohne fich damit aufzuhalten, eine
Treppe im Haufe hinabzufleigen, um etwas von ihrer Habe zu retten,
follten fie auf jenen äußern Stiegen eilends unmittelbar vom Dache
auf die Straße fliehen '°**).
Es find kaum 20 verfchiedene Künfte und Handwerke in Syrien.
Eine Menge fallen dadurch weg, daß Muhammed alle Figuren und
Bilder, mittelbar alfo die Kunft der Maler, Bildhauer zc., verboten hat;
die Chriften kaufen fcheuslihe Bilder von Griechen in Conftantinopel.
Dann hat man im Drient nur eine fehr geringe Anzahl von Haus-
gerath, befonders fehlen Schreinerarbeiten '°’). Die Kleidung ift wohl
prächtig, aber bie Zahl der Kleidungsftüde gering. Die einzigen Künfte
des Luxus find die der Goldarbeiter, welche Steine faſſen, zierliches
Kaffeegeſchirr, Pferdezeug u. dergl. verfertigen. Die Handwerke werben
bis auf diefen Tag ganz fo getrieben wie in ben älteften Zeiten. Auf
bem Lande ift man in der Kleidung wie im Effen ganz ärmlidh; den
.Kattun, den jede Bauernfamilie braucht, webt fie felbft.
„Für einen angefehenen Türken und Araber wird es unanfländig
gehalten, die Mufit zu verftehen und zu tanzen” 9); daher die Mufit
ganz zurück iſt. Dagegen find höchſt unzüchtige Tänze, von liederlichen
Geſindel aufgeführt, fehr gewöhnlich .
Meder Türken noch Araber haben jegt „Geometer noch Aftronomen,
Tonkünſtler und Aerzte” '), Saum verfteht einer das Aderlaſſen.
- t
188) Bolney 313. Der Para — 5 franz. Liards; der Löwenpiafter — 40
Paras — 50 franz. Sous; der Piafter mit dem Hunde — 60 Paras — 75
Sous. Die Bechine, eine Goldmünze — 7 Livred 10 Sous.
188°) Monro 1, 100. Robinfon (3, 580) erzählt: Ein Kameel fiel durch das
Dach, brach ein Bein und befchädigte das Haus. Kameel- und Hauseigenthü:
mer Plagten, Iepterer ward verurtbeilt, weil er das Dach befler hätte in Stand
balten folen. Vgl. „Saphet” Anm. 63".
189) Nach Volney (321) rührt diefe Einfachheit vorzüglich von der Regierung
ber, welche nichts Ueberflüffiges auffommen läßt.
190) Niebuhr, Reife I, 175.
191) Araber brachten den Kandango nad Spanien. Bolney S. 327.
192) Volney 328. Er leitet (&. 367) den Hang der Morgenländer, das
Wunderbare leicht zu glauben, aus ihrer Unwiffenheit ab.
368 Die Bewohner Palaͤſtinas feit den älteiten Zeiten ıc.
Arabifche Grammatik treiben fie um des Koran willen. Da der Koran,
das Wort Gottes, fagen fie, die Identität feiner Natur nur dadurch be:
hält, wenn man. es fo ausfpricht wie Gott und fein Prophet: fo ift es
eine außerft wichtige Angelegenheit, nicht allein die richtige Bedeutung
der Worte, fondern auch noch die Uccente, das Steigen und Fallen, die
Pauſen, Seufzer, dad Aushalten, mit einem Worte, alle. die gering»
fügigften Detaild der Profodie und des Lefens innezubaben. Man muß
ihre Declamation in der Mofchee gehört haben, um ſich einen Begriff
von ben Schwierigkeiten des Vortrags zu machen.” Bloß die Anfange-
gründe der Sprache befchäftigen fie einige Jahre Jang, dann folgt eine
Art höherer Grammatik, weiter: Beredtfamkeit, Theologie, d. i. Studium
des Koran, welcher die Grundlage aller ihrer Wiffenfchaft ift '°). „Jeder,
aber, der den Koran kennt“, ſagt Volney, „wird eingeftehen müffen,
baf man aus ihm wmeber die gefellfchaftlichen Pflichten der Menfchen,
noch bie Mittel, einem Staatsförper eine gewiffe Bildung zu geben,
noch die Grundfäge ber Regierungskunſt kennen lernen ann’; er be
greife nur wenige, einander wiberfprechende Gefege. „Das Uebrige”,
fahrt Volney fort, „enthält ein weitſchichtiges Gewebe finnlofer Phrafen,
emphaäfifcher . Declamationen über die göttlichen Eigenfchaften, woraus
Niemand etwas lernen kann; eine Menge läppifcher Erzählungen und
lächerlicher Kabeln; und das Ganze ift eine fo platte und efelhafte Com⸗
pofition, daß ihn Niemand wird hinaudlefen können. Wenn ja no
darin mitten durch den Wirrwar eines ewigen Wahnfinns ein allgemei-
ner Charakter durch das Ganze berrfcht, fo ift e8 nichts Anderes als
ein brennender und flarrfinniger Fanatismus“ 9),
An Volksunterricht wird kaum gedacht. Zu Volney's Zeit waren
in ganz Syrien nur 2 Bibliotheken Bekannt, eine im Klofter Mar-Hanna
am Libanon und eine von 300 zufammengeftohlenen Büchern, welche
der berüchtigte Djezzar Paſcha von Akre beſaß '°).
Was die Sitten der Bewohner Paläftinas betrifft, fo macht Volney
aufmerkffam darauf, daß diefelben in vieler Hinſicht das völlige Wiber-
fpiel der europaifchen feien '). Er charafterifirt die Drientalen als lang⸗
weilig melancholiſche Menfchen, welche tagelang mit untergefchlagenen
Beinen figen, ohne ein Wort zu fprehen. Die Weiber find bei den
muhammebdanifchen Drientalen verachtete Xeibeigene der Männer, aber
193) Volney 329. 330. Ueber den erften Vers des Koran allein gebe es
200 Bände Commentare, behauptet Volney; er erwähnt auch der unzähligen
lacherlichen cafuiftiichen Unterfuchungen, 3. B. ob es erlaubt fei, einen Mörfer
mit unreinem Waſſer auszufpülen u. dergl.
194) Volney 292.
195) Bolney 332. In MarsHanna ift auch eine Buchdruderei. ©. u.
196) ©. 339: „Wir tragen Furze und enge Kleider, fie lange und weite Wir
laſſen die Haare wachfen und fcheeren den Bart, fie laffen den Bart wachſen und
fheeren die Haare ab. Bei uns-ift die Entblößung des Hauptes ein Zeichen der
Ehrfurcht, bei ihnen ift ein unbededte® Haupt ein Zeichen der Narrheit. ...
Sie fehreiben und lefen von einer andern Seite als wir ıc.” .
Die Bewohner Palaͤſtinad feit den älteiten Zeiten 2. 969
durch Buhlerfünfte rächen fie fi und entnerven ihre Herren, daher bei
diefen häufiger Lebensüberdruß ſchon im 30. Jahre”). Auch biefes
fündliche, unnatürlihe Verhältnig gründet fih auf ben Koran.
So fchildern Volney und andere Neifende den traurigen Zuſtand
Palaͤſtinas unter dem gräulichen türkifchen Regiment. ine völlige Um⸗
wandlung des Landes trat im Jahre 1832 ein, aber der neue Zuftand
währte nur 8 Jahre. oo
2) Sm Jahre 1832 befriegten nämlih.Mehemet Ali Paſcha von
Aegypten und fein Sohn Ibrahim Bey den Abdallah Paſcha von Are
und eroberten Syrien für fih. Die Pforte erklärte den Mehemet für
einen Nebellen, Ibrahim antwortete durch Siege über die Türken bei
Homs und Koniah; er drang bis Kutajah, 50 Meilen von Konftanti«
nopel, vor. Hier ſchloß er mit dem Sultan einen Friedenstractat, durch
welchen Mehemet als Landesherr von Syrien beftätiget warb; Mehemet
ſetzte den Ibrahim Paſcha zum Gouverneur des Landes. Diefer begann
nun die radicalften Reformen, zum Theil nach europäifhem Mufter, für
welches freilich die bisher fo tyrannifirte und dennoch zuchtlofe Bevölke⸗
rung wenig geeignet war. Unter Anderm ward in jeder Stadt ein Ge-
meinderath errichtet, in welchem auch Chriſten vertreten waren. Die
gewerbtreibenden Klaffen und die Kaufleute wurden fehr begünftigt, vor
züglich bie franzöfifchden Kaufleute. Wahrhaft bewundernsmerth und von
allen europäifchen Reifenden anerfannt war bie öffentliche Sicherheit, welche
unter dem neuen firengen Regiment eintrat, während es früher von
Raubgeſindel wimmelte. Ruſſegger bereifte mit 4 Bebuinen und einem
Bebienten das ganze peträifche Arabien; bloß mit einem Bebienten den
Libanon; andere Europäer reiften ganz allein und unbewaffnet. Ibrahim
bob auch alle Zölle und Abgaben auf, welche auf den Reiſenden lafteten,
felbft das Eintrittsgeld in die Srabkirche fiel weg. Die Ehriften wurden
nicht bloß gefhügt, man gewährte ihnen ſelbſt Vorrechte vor den Mu-
hammedanern '”b).
197) In ganz Syrien fagt man: mit Refpect zu fagen eine Frau. Schule 35.
Wenn die Trunkenheit dur Bein bei den muhammedanifchen Drientalen auch
aurüetritt, fo tritt vielfach das abfcheulihe Beraufchen durch Opium an bie
telle.
197°) Das Kolgende vorzüglih nach Ruſſegger.
197°) Monro fhildert, wie verachtet die Chriften früher z. B. in Damasfus
waren. Als 1832 Selim Pafcha von Damaskus befahl: die Straßen zu reini⸗
gen, fo rebellirte hierüber das Volk als Über eine europäifche Neuerung und bes
lagerte den Pafcha im Kaftel. Da fi) diefer, am Entfag verzweifelnd, umbrachte,
fo warf der Pöbel feinen Kopf in den Hof des Franziskanerkloſters mit einem
angebundenen Zettel, worauf die Worte: hier tft euer Freund. Bis zur Erobe-
rung von Damaskus durch Ibrahim mußte jeder Ehrift am Thore der Stadt
abfteigen, Beiner durfte durch diefelbe reiten. Waffen wurden ihm abgenommen 5
trug er europäifche Kleidung, befonders einen Hut, fo ließ man ihn ger nicht
in die Stadt hinein, er wurde Überdies aufs Aergſte verhöhnt und bemorfen.
Hatte er einen weißen Turban getragen, fo mußte er ben abnehmen und baar⸗
koͤpfig weiter gehen. Aber, wie find die Mächtigen gefallen, ruft Monro, wie
ward in fo kurzer Beit eine foldhe Umwandlung bewirkt! Jetzt darf Fein Mur
Raumer, Baläftine. Ste Aufl. 24
870 Die Bewohner Palaͤſtinad feit den älteften Zeiten ıc.
- Rur bie Abgaben, welche zur Erhaltung einer Armee von 70,000
Mann nöthig waren, drüdten befonders das Landvolk. Doch nicht bie
Abgaben, fondern die Necrutirung führte hin und wieder Aufftände her
bei, fo in Nablus und Hebron im Jahre 1834. — Im Jahre 1840
gefiel e6 den Engländern der Herrfchaft Mehemeds und Ibrahims ein
Ende zu machen und Syrien für die Pforte zu erobern. ‚Unordnung
und Anarchie”, fagt NRuffegger, „behaupten wieder ihr früheres Feld mie
vor der ägyptiſchen Regierung‘; und Krafft urtheilt: ‚Statt eines zwar
defpotifchen, aber energifchen, mit dem Schwerte in der Hand Ruhe und
Drdnung fchaffenden Regiments des kriegeriſchen Ibrahim Paſcha, ftellten
die Engländer die elende, ohnmächtige Derrichaft der Pforte und damit
die frühere grenzenlofe Anarchie wieder her’ '<).
Nach diefer Epifode wollen wir zum Schluß die im heiligen Lande
berrfchenden Religionen ins Auge faffen. Deren find, wie wir fahen,
drei: Judenthum, Chriſtenthum und Muhammedanismus, welche wieder _
in verfehiebene Sekten zerfallen. Robinfon (3, 738 fg.) nennt und dya-
rafterifirt folgende chriſtliche:
Die Griechen, nur fo genannt, weil fie der griechifchen Kirche an-
gehören, denn von Geburt find fie Araber, auch ihre Kirchenfprache ift
arabifh. Ihre Bifchöfe find aber meift Griechen von Geburt und ler⸗
nen felten das Wrabifche gut fprehen. Es gibt feine Schule zur Bil-
dung griechifcher Geiftlichen; fie werben von ben Gemeinden aus den
Reihen des gewöhnlichen Volks gewählt und vom Bifchof gegen Entrich⸗
tung einer Gebühr ordinirt. Meiſt find fie verheirathet. Die Kirche
fteht unter dem Patriarchen von Antiochien, der zu Damaskus, und dem
von Serufälem, welcher in Konftantinopel wohnt.
bammedaner Waffen tragen, wofern er nicht im Dienfte der Regierung, während
den Europäern das Privilegium, Waffen zu tragen, gewährt ift, ja allen Chri⸗
ften, wofern fie um eine Erfaubniß einfommen. Monro ritt in die Stadt, ohne
beleidigt zu werden. — Güter der Chriſten werden in der Mauth nicht unter:
ſucht und bezahlen Feine Abgaben. Ibrahims Beamte und Offiziere fegen fi
über alle muhammedanifche religiöfe Sitte hinweg, Sheriff Bei, Gouverneur
von Syrien, ſchmaucht während des Ramafan Seine feife und trinkt Kaffee
zum Aergerniß aller guten Mufelmänner ; befuchen in Franken in türkifcher
Kleidung, fo ſchilt er: Warum kommt ihr nicht mit euren Hüten zu mir; bie
Türken ſollen's willen, daß die Beiten ſich verändert haben. — Abbas Yafdya,
General Ibrahims, führte ein Rudel Faramanifher Hunde mit fi, welche den
Türken ein Gräuel find. — Monro rieth' damals den chriftlihen Miffionaren in
Syrien, den Zeitpunkt zu benugen, da der Verkehr mit den Eingeborenen fo
leicht fei. Er bemerkte jedoch, daß feit Ibrahims Groberung eine gewaltfame
mung in Syrien herrſche und eine Menge Ingeimmiger Muhammedaner
auf eine Zeit der Rache harre (Monro 1, 222. 223. 2, 13—15. 37. 44; in-
fonderheit Chapter 21 im zweiten Theile).
197°) Bald nad der Befiegung Ibrahims ſprach ich mich in der Allgemeinen
Seitung (1841. Beilage Ro. 23) Über die Wiederkehr der wüften tuͤrkiſchen Ty—
rannei ganz Üübereinftimmend mit Ruffenger und Krafft aus. Milfionar Smith
ſchreibt im Februar 1842: Paldftina ift gegenwärtig in einem zu verworrenen
Zuſtande, als daß vieles Reifen möglich m re, und id) habe Feine Hoffnung, daß
ed beffer werden könne, fo lange dies türkiſche Regiment bleibt. Es ift ein Höchft
elendes Syſtem von Fanatismus, Beftechung, Unterdrüdtung und Anarchie.
Die Vewohner Palaͤſtinak feit den Alteken Zeiten ge. 871
Die griehifhen Katholiken haben die occibentalifche Lehre vom
Ausgehen des h. Geiftes, Fegfeuer, Papft und Faſten; dagegen empfan-
gen fie das Abendmahl unter beiderlei Geftalt, haben arabifche Kirchen:
fprache und geftatten den Prieftern das Heirathen. Ihr Patriarch mohnt
in Damaskus. Die höhere Geiftlichkeit befteht meift aus geborenen
Urabern, die in Rom ihre Ausbildung erhalten. Die Druderei des
Klofters- Mar Yohanna auf dem Libanon gehört den griechiſchen Ka⸗
tholiken.
Die Maroniten, deren Kirchenſprache ſyriſch, ſind unbedingte
Verehrer des Papftes. Doch dürfen ihre Geiſtlichen vor ber Ordination
heirathen. Ihr Patriarch wohnt auf dem Libanon im Klofter Kanobin;
man findet fie bis Nazareth, aber ihe Hauptfig ift Kesraman, ein Diftrict
bes Libanon, wo auch zu Ain Warkah eine vorzisglihe Bildungsanftalt
für ihre Geiftlichen if. Sie haben fehr viele Klöſter.
Syrer (Suriän) ober Jakobiten. Syriſch ihre Kirchenſprache.
Gering an Zahl und arm.
Syrifhe Katholiken. Römiſche Gonvertiten, welche den orien-
talifchen Ritus und Syriſch als liturgifche Sprache beibehalten haben.
Armenier, an deren Spige ber Patriarch in Serufalem.
Armenifhe Katholiten. Sie halten am orientalifchen Ritus
feft und haben auch nur wenig an ihren Dogmen geändert. Ihr Na-
triarch auf dem Libanon. .
Lateiner. ingeborene römiſche Katholiten. Deren gibt es nur
wenige, fie fprechen arabifch.
Droteftanten „gibt es in Syrien nicht als einheimifche Sekte,
noch in irgend einem andern Theile des türkiſchen Reiche; auch find fie
als folche nicht geduldet”. — Robinfon bemerkt nun fehr treffend, daß
die Franzoſen an den Katholiten Paldftinas, welche feit alter Zeit bis
auf Louis Philipp hinab unter Frankreichs Schug flanden, treue Anı
hänger hätten; die Griechen, bie bei weitem zahlveichfte Sekte, feien
enthufiaftifch für die Nuffen eingenommen und würden fie mit offenen
Armen empfangen. Aber feine Sekte fiche unter Englands Schutz,
ganz anders würde es fein, wenn bie Proteflanten von der Pforte an⸗
erfannt wären.
Seit Robinfon fchrieb, ward nun im Jahre 1841 von Preußen
und England das proteftantifhe Bischum Jeruſalem geftiftet; 1842
zog der erfte Bifchof Alerander ein, welchem ber als Miffionar ausge⸗
zeichnete Samuel Gobat im Amte folgte. Auf der Nordweſtecke des
Zion wird eine proteftantifche Kirche erbaut, ein großherrlicher Firman
genehmigte feierlich den Bau A),
Die Muhammedaner find meiftens orthobore Sunniten; ‚bie ver-
ſchiedenen muhammedaniſchen Sekten haben zum Theil entſetzliche Leh⸗
ven ey,
197°) Krafft 258. | |
197°) Da die meiften mubammedanifchen Sekten nit im ee Valaͤſtina
hauſen, fo übergehe ich fie. Näheres bei Ruſſegger 1, 849 fg. „Teber die un.
24
372 Die Bewopner Palaſtinas feit ben älteften Zeiten ıc.
In religiöfer Hinficht, ſagt Jowett '°), ift Paläſtina ein Land voll
- mannigfaltigen Unkrauts. Bei Allen ift die Religion mit ihrer politi-
fchen Anficht und ihren äußerlichen Gewohnheiten innig verwachſen. Die
Juden leben mit dem entfchiebenften Anſpruch an das in uralten Zeiten
ihnen verheißene, in alten Zeiten von ihnen befefene Land, Die Mü-
hammedaner, im wirklihen Befig bed Landes, behaupten mit dem
Schwerte: ihr Glaube müffe da herrfchen, wo ihr Schwert herrſcht. Die
Chliſten, Griechen wie Papiften, find eben fo intolerant. — Beflimmte
fombolifche Bücher, beftimmte Kleidung, beftinimte Stadt- und Land⸗
gegenden, welche jede religiöfe Körperfchaft bewohnt, beſtimmte Gebräuche,
Manieren, Redensarten charakterifiren und ſcheiden die Anhänger der
verfchiedenen Religionen und Sekten fcharf von einander. Ein fteter
Religionskrieg Herrfcht unter ihnen. Einen neuen religiöfen Weg ein-
fhlagen, hieße bier alle gefelligen Bande zerreifen; bei höchſt aber-
gläubifcher Anhänglichkeit an feine Religion ift es unerhört, daß Jemand
aus Ueberzeugung zu einer andern überträte, er müßte aud) Vater, Mut-
ter, vielleicht da8 Leben laſſen '”). So ift jede biefer religiöfen Körper-
ſchaften in fich gefchloffen, ifolict, intolerant gegen alle übrigen; auch bie
entfernte Hindeutung, als wolle man Semanden zum Profelgten machen,
wird fehr übel aufgenommen.
Und nicht nur die drei Hauptreligionen: Chriftenthum, Judenthum
und Muhammedanismus, find fo feharf von einander getrennt, fondern
auch die unter jeder Hauptreligion begriffenen Eonfeffionen und Sekten. —
Ueberdies herrſcht der fchärffte Unterfchied zwifchen Prieftern und Laien
der Ehriften, zwifchen dem Rabbiner und dem gemeinen Juden, dem
Ulema mit dem Koran in ber Hand und dem gemeinen Muhammebaner.
Die Laien aller drei Religionen find den Prieftern knechtiſch und unbe
dinge unterworfen. Die Bibel kann fich Seinen Weg bahnıen, da Wenige
lefen Fönnen und biefen Wenigen das Lefen der Bibel verboten ift, ein
Derbot, welches ber Papſt beim Sultan auswirkte. Studiren gilt im
türkifchen Reiche als unnüger Müffiggang,, eine Bibliothek als Ver⸗
fhmwendung und als etwas, das den Feinden Reichthum verräth. Me
ligiöſe Bücher infonderheit werben als ausſchließliches Eigenthum der
Prieſter betrachtet, welche eben dadurch an myſtiſchem Anfehen gewinnen.
So kommt's, daß die Kaien ganz ohne Urtheil und ohne alle Fähigkeit '
zum Denken find”). Das Nichtigſte wirkt auf fie, wenn «8 ſich auf
>
heimlichen Drufen ift das Hauptwerk: Silvestre de Sacy Expose de la Reli-
gion des Druses. 2 Voll. Paris, 1838.
© u Bere in feinen Christian researches in Syria and the holy Land.
. g.
199) Der Muhammedaner, welcher zu einer andern Religion übertritt, bat
das Leben verwirft (Fisk u. A.).
200) Bist erzählt, daß man in Aleppo fragte: ob Miffionare das Erdbeben
verurſacht. Milfionar King prebigte in Jaffa. „Nur Wenige”, erzählt Fisk,
„wohnen der Predigt bei, aber diefe Wenigen geben dem Gehörten vollen Bei⸗
fall, fagen, ed fei Alles wahr, aber, wie es fcheint, ohne irgend einen Eindruck
Palaͤſtinab Weltſtellung. 373
Autorität fügt; ohne folhe Wutorität nehmen fie die entfchiedenfte
Wahrheit nicht an, auch wenn man an ihr Geniffen appellir. Der
moralifhe Sinn biefer Menfchen ift wie erftorben; Feine Liebe zur
Wahrheit ift bei ihnen zu finden. Nur der Eigennug kann fie be-
wegen, ihe Wort zu halten; da ift auch keine Gerechtigkeitspflege,
weiche der Treulofigkeit fteuerte. — Unter den Chriften dieſer Gegenden
ift auch Fein Verftändnig der Miffionsfahe möglih und bes Wortes:
wir fuhen Euch, nicht das Eure; fie fehen bier nur Pläne einer
Partei. — So Zomett.
Doh haben alle drei Religionen einen Einigungspunft an ber,
allen. dreien heiligen, Stadt Jeruſalem; da ift der Berg Moriah, wo
der Tempel ftand, das heilige Grab und die Mofchee Omars. Aber
wie liegt die Stadt fo wüſte! wie ift fie voller Zodtenbeine, welchen
nur der Wind des Herrn Leben einblafen kann! — Muß das irbifche
Jeruſalem in Unehren verwefen, um in Herrlichkeit aufzuerfichen ?
15. Palaͤſtinas Weltftellung ').
Im Propheten Hefekiel (5, 5) heißt ed: So ſpricht der Herr Herr:
dies ift Jerufalem, welches ich in der Heiden Mitte gefegt habe und
rings um fie ber Xänder ?).
Theodoret legt diefe Worte fo aus. Er gab ihnen, fagt er, die
Mitte der Erde zum Wohnfig; gegen Often und Norden lag ihnen
erhalten zu haben. Wir beweifen ihnen; bie Heiligen anzurufen, fei Gößendienft;
fie geben’8 zu und geben bin und beten zu den Heiligen. Wir beweifen ihnen:
Zefus fei der einige Mittler; fie geben’s zu und geben hin, die Jungfrau Maria
um ihre Kürbitte anzuflehen.” — „Andere dagegen disputiren aufs Eifrigfte voll
Aerger, veden dabei fo laut, ſchnell, unzufammenhangend, verworren, thöricht
und albern, daß man Hiobs Geduld, Mofis Sanftmuth und Salomo's Weisheit
bedürfte, um mit ihnen zu flreiten. Wenn man fie eines bandgreiflichen Wider:
ſpruchs überführt, fo macht fie das wicht verlegen. Dem, was fie gefagt, wider:
fprechen fie oder widerrufen es, geben ihren Worten einen neuen oder doppelten
oder gar keinen Sinn, behaupten ohne zu beweifen, geben etwas zu und neh»
men’s wieder zurüd. . .. &ie find endlofe Schwäger, ernfle Meditation und
tiefes Nachdenken kennen fie nicht. Was hilft bei ſolchem Volke Logik, Wiſſen⸗
ſchaft, Exegeſe und Beredtfamkeitt Bei ihnen gilt eine geläufige Zunge, ftarte
Lunge und Unverfihämtheit. Wie ihre Städte find fie jelbft Ruinen, Ber:
wirrung und Berwüftung. Möge der Geift des Herrn diefe Zodtengebeine be⸗
leben!” So der fanfte Fisk (S. 361 fg.). Eotovicus (S. 140) gt ſchon:
Nihil enim barbara illa gens absque strepitu agere aut pacisci cum ali-
quo novit.
1) Altes und Neues. Bol. Ritter ©. 299.
2) Ista est Jerusalem, in medio gentium posui eam et in circuitu ejus
terras. Vulg. Luther: die ich unter Die Heiden gefebt habe. "
374 Palaͤſtinas Weltſtellung.
Afien, gegen Welten Europa, mit ihnen durch das Meer verbunden,
gegen Süden Libyen. Das fei gefchehen, damit die Völker von den
Juden Frömmigkeit und gefegliche Ordnung erlernen könnten. Hierony-
mus bemerkt zu derfelben Stelle: der Prophet bezeugt, daß Jeruſalem
in der Mitte der Welt liege, ber Nabel der Erbe fei. Mitten unter bie
Heiden iſt die Stadt gefeht, dag dem Botte, ber in Jubäa bekannt und
deffen Name groß ift in Iſrael, ale Bölker, welche rings um Serufalem
wohnen, folgen möchten’).
Hiermit ftimmt die Auslegung ber Worte von Bf. 74, 12: Gott
unfer König hat das Heil erworben im Mittelpunkt ber Gebe 9. Diefer
Mittelpuntt, fagt man, fei der Drt des Kreuzes Chrifti, an welchem
auch in der heil. Grabkirche jene Pſalmworte eingegraben wurden. In
dieſem Sinne ſagt ein alter chriſtlicher Dichter °):
Golgatha locus est ...
Hic medium terrae est, hic est victoriae signum.
Und PVictorinus von Poiton:
Est locus ex omni medium quem credimus orbe, -
Golgatha Judaei patrio cognomine dicunt °)
Serufalem und ganz Paläftina gehöre einer Halbinfel eigner Art
an, welche in ber Mitte der alten Welt Liegt, zu welcher auch der Ararat
gehört. Faßt man auf dem Globus die Entfernung vom Ararat bis
ſüdlich von Suez in den Eirkel, fchlägt mit diefem Radius einen Kreis:
fo fchneibet diefer Kreis das rothe Meer, den perſiſchen Meerbuſen, den
Aral, das kaspiſche Meer, das aſowſche, ſchwarze und Marmora⸗Meer
und zuletzt den Oſttheil des Mittelmeeres. Auf der Höhe jener Halb⸗
infel, an ben Quellen des Zigris und Euphrat, lag nach Moſis Erzäh⸗
lung das Paradies; ; nahe dabei auf dem Ararat ließ fi Noahs Arche
nieder, faft in gleicher Entfernung vom norböftlihen Ende Aſiens (der
Behringsſtraße) und vom- Cap der guten Hoffnung, in ber Mitte ber
längften Zandlinie ber alten Welt. Diefe Mitte, bie Hochebene Arme
3) Jerusalem in medio mundi sitam hic idem Propheta testatur, umbili-
cum terrae eam esse demonstrans. In medio gentium posita est, ut qui
notus erat in Judaea Deus, et in Israel magnum nomen ejus, omnes in
circuitu nationes illius sequerentur exempla,
4) &o nad ber Ueberfegung der LXX und der Vulg.
5) Anhang des Tertullian. Incertus auctor contra Marcionem, im 2. Ge
ange. .
6) Uebereinftimmend Dante im Inferno, Canto 34;
E sei or sotto lo emisperio giunto,
Ch’® opposito a quel, che la gran secca
Coverchia, e sotto il cui colmo consunto
Fu l’om, che nacque e visse senza pecca.
Vgl. Adamnanus 1, 8 und Beta de locis sanctis 1, 3.
Palaͤſtinas Veltſtelung. 375.
niens, war der Urfig bed Menfchengefchlehts, der Ausgangspunkt der
erfien (adamifchen), wie der zweiten (noachifchen) Bevölkerung der Erde,
da die Menfchen von diefen Höhen den allmälig fintenden Gewäſſern
nach allen Weltgegenden hin nachzogen. Als nun die Erde bevölkert
war, beflimmte der Herr zum MWohnfige feines ausermählten Volkes
den weftlihen Theil jener Halbinfel, Paläftina, um es von allen Heiden
abzufondern. Denn öftlih und füdlih wird die Land durch Wüften
begrenzt, an welche fih bei Gaza das Mittelmeer anfchließt und bis
nördlich Akre die Abendgrenze bildet. Dort tritt der Libanon and Meer
und läuft von da wie eine mitternächtlihe Mauer Palaͤſtinas nach Da⸗
maskus zu, wo er fi an die Oftwüfte anfchließt. In einem fo ringsum
gefhügten Rande konnte der Same der Wiedergeburt der Melt wie in
einem wohlbefriedigten Garten gebeihen. Aber die Strafheere Gottes
fanden durch Wüften und über Gebirge und Meere den Weg zu dem
Volke, das den Fluch ftatt des Segens wählte’). Kein Land ward fo
Jahrtauſende lang durch Krieg verwüftet als eben das durch Meer, Ge-
birge und Wüſten befeftigte und befchügte- Paläſtina. Won Serufalem
zu fihweigen, fo dürften wenige Gegenden ber Erde fo viel Blutvergießen
erlebt haben, als Nazareth in einem Umkreiſe von 10 Meilen. Joſuas
Schlacht am Merom, Baraks am Kifon, Gideons in ber Ebene Sesreel,
Sauls am Gilboa, Zofiad bei Megiddo, Veſpaſians am Tabor und bei
Zarihea, Saladind Sieg bei Hittin, Napoleons am Tabor, die Erobe-
rung von Acre durch Ibrahim Pafcha und durch die Engländer: alle
diefe blutigen Kriegsfcenen umgeben den Ort, in welchem der Fürft des
Friedens aufwuchs.
Wie aber die Strafheere Gottes in das abgeſchloſſene, wohl be
fhügte Palaftina eindrangen, fo drang auch der Segen Gottes von die
fem Lande aus über die ganze Erde. Wenn nämlich das Meer die
Juden, welche keine Schifffahrt trieben, früher von den übermeerifchen
Ländern abfonderte, fo traten fie feit Alerander und in der Römer Zeit
eben durch das Mittelmeer in vielfache Berührung mit den bedeutendften
Völkern dere Ede, welche an deffen Geftaden wohnten, verbreiteten fich
und liefen ſich unter ihnen nieder, durch das römifche Bürgerrecht ge-
fhügt. Die Zeit war da, daß der Zaun zwifchen Juden und Heiden
abgebrochen werden follte, darum ward auf folche Weife der Predigt des
Evangeliums unter den Völkern am Mittelmeere der Eingang. gebahnt
und fo der Grund zur geiftigen Kräftigung und zur chriftlichen Ober-
macht Europas über alle Welteheile gelegt. '
D 5 Mof. 4, 25—27; 11, 26—28. Gap. 28. Terra sancta promissionis,
Deo amabilis, sanctis angelis venerabilis et universo mundo admirabilis,
a Deo electa et praeelecta, ut eam praesentia sua visibiliter illustraret et
in ea liberationis nostrae sacramenta ministrando, genus humanum redime-
ret, quanto majori zelo dilecta est a Domino, tanto frequentius peccatis
habitantium in ea exigentibus, flagellata est, et variis casibus exposita est
ab eo, qui sanetum dare canibus et ante porcos prohibet projicere marga-
ritas; dum aliis decedentibus et aliis succedentibus, diversis tradita est
possessoribus, Jac. de Vitriaco 1051,
376 Palaͤſtinas Weltſtelung.
Faßt man alles dies ins Auge, ſo glaubt man einzuſehen, warum
Abraham fein Vaterland verlaſſen und nach Palaͤſtina ziehen, die Iſrae⸗
liten aus Aegypten dahin zurückkehren mußten; warum von Zion aus
„des Heren Wort und ber Schall ber Boten Gottes in alle Ränder ging”;
warum unter den Hirten Bethlehems der Hirt geboren wurde, deſſen
Heerbe über die ganze Erde weiden follte.
Beilagen.
I. Serufalem.
1. Die Alra der Syrer.
Am erften Buch der Makkabaͤer (Gap. I, 29 fg.) wird erzählt: der
forifhe König Antiohus Epiphanes habe einen Oberften über die
Steuern nach Serufalem gefandt. Diefer „verbrannte die Stadt mit
Feuer und zerflörte ihre Häufer und Mauern ringsum” (V. 31). Die
Syrer, heißt e8 weiter V. 33 — 37, „befeftigten die Stadt Davids
Ep rörv Acuid) mit einer großen und ſtarken Mauer, mit feſten
Thürmen, daß fie ihnen zur Feſte wäre (dyevero eis Axpav). Unb fie
legten darein gottlofes Volk, Widerfacher des (jüdifchen) Gefeges (Kvöpaz
‚rapavönous), die befeftigten fich darin und Iegten Waffen und Lebens-
mittel darein. — Und ſolches warb ein Hinterhalt für das Heiligthum
(Eyevero elc Evedgov TO Ayıaoparı) und zum fchlimmen Verderben für
Iſrael. Und fie vergoffen unfchuldig Blut rings um das Heiligthum
und entweihten das Heiligthum“ ').
Ganz übereinftimmend mit den Makkabäern berichtet Joſephus
(Ant. 12, 5, 4), wie Antiochus die fhönften Theile Jeruſalems ver-
brannt, ihre Mauern eingeriffen, eine hohe, das Heiligthum überragende,
ftarke Burg erbaut und Befagung hineingelegt babe, mit welcher ſich
gottlofer Judenpöbel zufammengethan.
So warb durch den grimmigften Feind ber Juden, durch Antiochus
Epiphanes, diefe Akra in Serufalem aufgeführt, welche von ber fyrifchen
Befagung während der Kriege ded Judas und Jonathan Makkabäus
gegen alle Angriffe der Juden plüdlich vertheidigt und erft nach 26 Jah.
ren dem Simon Makkabaͤus übergeben murbe.
Mas follen wir aber unter nöd Aauld verftehen, welche die Syrer
nah 1 Matt. 1, 33 befeftigten? Da es 2 Sam. 5, 7 beißt: David
gewann. die Burg Zion, das ift Davids Stadt; fo könnte man glauben,
ed fei Davids Stadt gleichbedeutend mit dem füblichen Berge Zion,
welcher fich zwifchen dem Tyropdon und dem Thale Ben Hinnom Hin»
309. Gegen biefe Auslegung der Makkabäerſtelle fpricht aber: daß nach
einzelnen Stellen des A. Teſt. und der Makkabaͤer ber Begriff rödıs A.
umfaffender genommen werden muf. So ſteht z. B. 1 Makk. 2, 31,
1) Meift nad) de Wette's Ueberfegung. _
380 Die Akra der Syrer.
wenn es von den Soldaten des Antiochus Epiphanes heißt: fie waren
dv "Ispovaadnp. rrödeı Aavld, in diefer Stelle Serufalem als gleich.
bedeutend mit nödus A. Ebenfo I Makk. 14, 36: Tovg.dv ın öde
Aavld Tobs Ev "Ispousoamp. ). Wird aber nörıc Aauld auch als
gleichbedeutend" mit Jeruſalem gebraucht, fo ift die Frage, ob in dem
Citat 1 Makk. 1, 33 das: Gxodöumcev my nöhıv Aauld teixsı HEY@Io
bedeute: die Syrer hätten ganz Serufalem befeftigt und zur Burg um-
gefchaffen. Unmöglih Tann es das bedeuten, da ja die drei malfabäi-
fchen Brüder, Judas, Sonathan und Simon, zu verfhhiedenen Zeiten
da8 ganze Jerufalem inne hatten, ausgenommen: eben die Burg ber
Syrer, da fie biefe Burg fogar in derfelben Zeit belagerten, oder minde⸗
ſtens nicht befaßen, während fie die Mauern Serufalems und des Tem⸗
peld bauten (vgl. 1 Makk. 10, T—I1. Ant. 13, 2, 1. 1 Matt. 12,
35—37. Ant. 13, 5, 11x. 1Makk. 13, 10. 24. 49 ıc. “Ant. 13, 6,
3.5.6). Es muß alfo in jenem Eitat nödıc A. für einen Theil ber
Davibsftabt ftehen, für welchen Theil aber lernen wir vom Sofephus,
welcher alle Zweibentigkeiten der Angabe in den Makllabiern befeitigt,
indem ev fagt: my dv TH xATw Töksı Wxodsumgev Axpav. Jeru-
falem beftand namlich aus der obern Stadt, d. i. dem füdlichen Berge
Zion, auf welchem die Burg (ppovprov) Davids war, und ber untern
Stadt, welche eben nad) der in ihr erbauten forifhen Burg auch Afra
hieß (Bell. Jud. 5, 4, 1). Hiermit ftimmt Bell. Jud. I, 1, 4 überein,
wo die Eroberung Jerufalems durch Judas Makfabäus erzählt wird.
Er warf, heißt es, die fyrifchen Soldaten ano Tüs Ava rökewg eig mV
xciro, TolTo de Tod Aoteog To Epos ”Axpa nöcmrau; er warf fie
aus der obern Stadt, dem füblihen Zion, in die untere, in ihre Burg
hinein; diefer Theil der Stadt ift Akra genannt worden; nämlich ſett dem
die Syrer in der xcixo nörıs die Burg aufführten. — Freilich Plingt
es ſeltſam, dag Akra mit Unterftadt gleichbedeutend fei, während fonft,
z. B. in Athen, Korinth, die Akropolis auf der Spige des Berges die
am Abhange und Fuß gelegene untere Stadt beherrſchte. Sollte nicht
der Ausdrud 1 Makk. I, 33: xal Ey&vero adrols eis Axpav, auf
biefe Seltfamkeit hindeuten : der höhere, füdlihe Zion mit feiner Fefte
war die wahre, natürlihe Akropolis, die verhältnifmäßig niedrigere
untere Stadt ward erft durch die Befeftigung ber Syrer zur künſt⸗
lichen Akropolis? 9). |
2) Spätere Anmerkung. Daß der Ausbrud „Stadt Davids! fchon im
A. Left. als fononym mit „Jeruſalem“ gebraucht wurde, dafür citirt Robinfon
(Reue Unterf. 109) Ief. 22, 9. 105 29, 1. — VBgl. auch die folgende An⸗
merkung.
3) Da die Syrer zur Zeit des Matathias ganz Jeruſalem inne hatten, ſo
konnten fie den fliehenden Makkabäern Kriegsvolk aus der obern, wie aus der
untern Stadt (aus der eigentlichen Akropolis auf dem ſüdlichen Zion, wie aus der
Akra) nachſenden. Daher iſt in dem oben betrachteten Citat (1 Makk. 2, 31)
rwörıs Aavld, auch dem Sinn der Stelle nad), ſynonym mit Jeruſalem. Doch
bemerke ih, daB Joſephus in der entfprechenden Parallelftelle (Ant. 12, 6, 2)
fagt: die Syrer hatten mit aller Mannfchaft, welche fie Ev vH dxpondieı gehabt,
die Juden verfolgt. Da der Gefchichtfchreiber die fyrifhe Burg durchgehends
Die Akra der Syrer. | 381
- * Barum bauten nun wol die Syrer eine Feſte in ber Stade
CAxpa dv "Ispovamdrp. I Matk. 6, 26; 10, 32; 13, 49; 15, 28)%
Warum befeftigten und verftärkten fie nicht lieber den fchon von Natur
hoͤhern, fteilern, feftern füblichen Zion? Die Antwort liegt wol in ber
ſchon eitirten Stelle 1 Matt. 1, 36: Eydvero (Mm &xpa) elc Evedpov ru
ayıaonorı; bafjelbe meint Jofephus, wenn er (Ant. 12, 9, 3) fagt:
enexsıro Yap ro spa 7 "Axpa; Antiohus Epiphanes, voll grimmigen
Haſſes gegen den jüdifchen Gottesdienft, baute die Feſte fo dicht als
möglich an die Abendfeite bed Tempelberges an, fo baf fie über dieſen
binausragte, denfelben beherrſchte (Urepxerevn); aus ihr beobachteten
und überfielen die Syrer diejenigen, welche im Tempel Gott dienen woll-
ten, und tödteten viele (1 Matt. 1, 37; 6, 18. Ant. 12, 9, 3 u. a.).
Mufte doch Judas Makkabäus, nachdem er Jerufalem erobert, während
feiner berühmten Reinigung des Tempeld Männer anftellen, um wider
die ſyriſche Befagung ber Akra zu flreiten, welche ihm auf bem Halſe
ſaß (1 Makk. 4, 41. Ant. 12, 7, 6).
Man kann denken, wie viel den Makkabaͤern daran gelegen war,
diefe Plagegeifter, welche fich im Jeruſalem eingeniftet hatten, los zu
werben. Vergebens belagerte Judas Makkabaͤus die Burg (1 Matt. 6,
18— 32. Ant. 12, 9, 3); ebenfo vergebens Jonathan (1 Matt. 11.
Ant. 13, 4, 9). Diefer entfchloß fich endlich, um die fyrifche Befagung
von allem Verkehr mit der übrigen Stadt und dem Lande abzufchneiden,
eine hohe Mauer zwifchen der Stadt und ber Akra zu ziehen (1 Maff.
12, 35. 37. Ant. 13, 4, 9). Die gute Wirkung diefer feiner Maßregel
zeigte fich erft, ald Simon Makkabaͤus nah Ionathans Tode Kriegs-
oberfier geworben. Es erzähle nämlich 1 Makk. 13, 49: Die Syrer
aber in der Burg (Ara) waren gehindert, aus- und einzuziehen ins
Land und zu Faufen und zu verkaufen, und litten großen Hunger, und
es kamen viele von ihnen um vor Hunger. Und fie baten Simon um
Frieden, und er bewilligte ihnen benfelben, und ließ fie von bannen aus-
ziehen und reinigte die Burg von Befledungen. Und er zog in fie ein
am 2äften des zweiten Monden des 171ſten Jahres mit Kobgefang und
Palmzweigen und mit Chören und Cymbeln und Rauten und Pfalmen
und Kiedern, weil ein großer Feind vertilgt war aus Iſrael. Und er
fegte feft, daß jährlich diefer Tag gefeiert wurde mit Freuden. Und er
befeftigte noch mehr den Zempelberg auf der Seite nach der Burg zu
(Td Spog Too lepoü rd Tap& mv Axpav). Im laten Gapitel V. 36
wird nochmals unter Simons großen: Thaten aufgeführt, daß er bie
Heiden vertrieben, „welche fich in der Stadt Davids, in Jerufalem, eine
Burg erbauet hatten.”
Sofephus erzählt nım (Ant. 11, 6, 6) übereinftimmeub mit den
Makkabaͤern die Eroberung der Akra, fügt aber binzn: Simon habe bie
Burg gefchleift, bamit fie in Zukunft nicht, wie bisher, den Feinden ale
Akra nennt, fo bezeichnet er durch Akropolis wol entfchieden die Burg bes
füdlihen Zion. Dafür fpricht, daß bald darauf Judas Maktabäus die Syrer
aus der ebern Stadt, oben aus der Bionsburg, in die untere Stadt, in die
ra, trieb. .
382 Dit Akra der Speer.
gefährliche Dperationdfefte gegen die Stadt dienen könnte. Rad) der
Schleifung habe er befchloffen auch den Berg felbft, auf weichem die
Burg ftand, zu erniedrigen (xaSereiv), damit ber Tempel über denfelben
binwegrage. Deshalb habe er das Volk zufammenberufen und dem⸗
felben vorgeftellt, wie viel fie von der Befagung der Akra zu leiden ge-
habt und in Zukunft leiden dürften, wenn ſich ‚je wieder Feinde auf
derfelben einnifteten. Darauf habe alles Volt Hand angelegt, und
drei Jahre lang Tag und Nacht an Abtragung des Berges und Ebenen
beffelben gearbeitet, fo daß ſeitdem der Tempel über den Burgberg weg.
gefchaut. Diefes Abtragen erwähnt Joſephus auch in feiner Befchreibung
Serufalems (Bell. Jud. 5, 4, 1) ). Nachdem er von ben beiden Hü-
geln gefprochen, auf welchen die obere und die untere Stadt lag, fügt
er hinzu: der Akra gegenüber war ein britter Hügel (der Tempelberg),
welcher von Natur niedriger ale jene, und früher "durch eine breite
Schlucht von ihr getrennt war. Zur Zeit aber, da die Hasmonder
regierten, füllten diefe die Schlucht aus, um den Tempel mit der Stadt
zu verbinden, und indem fie den Gipfel ber Akra abtrugen (xwarepya-
Sar.evor), fo machten fie diefelbe fo niedrig, daB ber Tempel über fie
binwegfchaute. — Wahrfcheinlih wurde alfo mit dem Abgetragenen
die Schlucht zwifchen der Akra und dem Xempelberge audgefüllt.
Diefes Schleifen der Burg wie die Abtragung des Burgberges
gehörte entſchieden zur Befeftigung des Tempels, deren 1 Makk. 13, 52
erwähnt; fo lange Burg und Burgberg den Tempel beherrfchten, würde
diefer trog der flärfften Ummauerung ſchwach und unhaltbar geblichen
fein. Der Eifer, mit welchem die Einwohner Jeruſalems beim Abtra-
gen bes Berges Hand ans Wer legten, erfcheint nicht fo feltfam, wenn
man bebenft, wie viel die armen Leute während der 26 Jahre, daß bie
forifchen P lager in der Ara feftfaßen, von diefen zu leiden gehabt, und
wie fehr fie die Rückkehr folder Dränger fürchten mußten. Mit dem
großen Jubel über die Einnahme ber Burg und ber Feftfegung, daß all-
jährlich diefe Einnahme gefeiert werben folle, ging das Abtragen der
Burg und des Burgberges Hand in Hand. — Man nahm Anſtoß
daran, daß Sofephus erzählt, man habe einen Berg abgetragen. Rad.
dem ber Berg ift; den Montblanc trägt man freilich nicht ab, wie un-
bedeutend hoch aber die Berge Jerufalems find, haben neuere Meffun-
‚gen bargethan. Erhebt ſich doch ber Zion nur 241 Fuß über die Thal.
fohle des Kidron, überblidt man vom Kaftell Ierufalem, fo find bie
Berge, auf denen die Stadt liegt, kaum zu unterfheiden. — Die Er-
zählung des Jofephus von ber Abtragung des Burgberges ſteht nad
den Gefagten mit dem Bericht ber Maklabäer keineswegs im Wider
ſpruch, vielmehr ergänzt fie biefen; unglaubwürdig wird fie nur erfcheinen,
wenn man fic, jenen Berg viel bedeutender vorftellt, ald ex war °).
fr Bell. Jud. 1, 2, 2 wird auch von Simon gefagt: xardoxanpe Tin
xpev.
5) Ueber einen ſcheinbaren Widerſpruch mehrerer Stellen des Joſephus mit
1 Matt. 14, 36. 37 f. Robinfons „Neue Unterf.” 107. 108.
383
ich ſaͤmmtliche Stellen, melde die Akra be»
ibereintreffenden
Antiquitäten des Joſephus in ihrer Folge aufführen:
aus dem Iften Buche der Makkabäer und die ül
ie
Die Ara der Syrer.
Zum Üeberblit wi
treffen,
Stellen aus ben
Antiq.
Zur Zeit des Erbauung der Akra unter Antiochus Epiphanes .1,29—40. — 13,5,4.
Matathias. 12. Die Befagung der Davidsftadt (Akropolis 3.) sicht gegen Matathias . 3, 31. — 13, 6,2.
E 7 WER ... 3, 45.
4. 3 im Angeficht ber Burgbefagung” ven HU — 12, 7, 6.7.
Bur Seit ber u Bell. Jad. 1, 1,4.
Anführung )5. zeblich die Aka . . . .. 6,18, 39. 19, 9,3.
des Zudas ) 6. erobert den von Jubas vertheibigten Tempel ._. . 6, 48.51.62. — 12,9, 5-7.
Maftabäus. | 7. zeıranor, von suvaß bei Capharfalama gefötagen en, acht fi indie @labt
Davids (Mfra) zurück und geht in den Lempel . . . .7,3.3. — 13,10,45.
u. 3 Matt. 14, 31 u. 15, 31-35.
8. Bacchides befeftigt die Akra und bi ..952.53 — 1,13
9. Demetrius ſchreibt an Sonathan, n Beife
. fein ausliefern. Ion. lieft den Briı t die
gux Beit, da ie gleiche Zeit Jeruſalem uno vepemige oenaempa . . 1, 6-1. — 13,2%, 1.
Ionatfan 10. er wolle dem Hopenprieter die Ara übergeben . . 10, 32. — 13,23"
Mat. An: \11. sonargan oesagerr die Ara . . 1,0. — 13,49
führer war. j12. Jonathan verlangt vergebens von Demetrius, er ſoile die Saſauns aus
der Abra ziehen . 11, 41. — 13,52.
13. Zonathan befeftigt Serufalem, und zieht eine Mauer inigen, der Stadt
und der Ara . . 0.0. . ven. 12, 35- 37. — 13,5, 1.
Bur Zeit, da (14. Simon Makk. befeftigt Serufafem, Die gungernde Befagung der Akra
Simon Rat- verlangt Lebensmittel von Eryphon . . BP 13, 10.21. — 13, 6, 3.5.
kabãus An» 415. Simon erobert die Akra, befeſtigt den n Senpeieig Kotragung der Akra
führer war. nad Iofephus . . . - er. BB 32 41366.
14, 7. 36. Bell. Jud. 1,
%,2u5,41.
384 Die Ara der Speer. \
So haben wir eine Folge völlig harmonirender oder mindeſtens nicht
disharmonirender Parallelftellen der Makkabäer und bed Jofephus°).
* *
*
In meinen „Beiträgen“ gab ich, zunaͤchſt durch Robinſons Werk
‚veranlaßt, folgenden Zufag.
Robinſon fagt ”): gegen „die Glaubwürdigkeit von Joſephus' Nach-⸗
richt’ über die Akra laſſe ſich „einiger Zweifel” erheben. Das erfle
Buch der Makkabäer befchreibe „dieſe Feftung, wie wenn fie auf dem
Berge Zion gelegen ?) hätte.” Ich muß hiergegen auf die. von mir
gegebene Beweisführung weifen ?): daß jene Akra, auch nach dem Bude
der Makkabäer, nicht auf dem Zion lag. Es ift hier nicht der Ort,
meine Beweife in extenso zu wiederholen, nur dies will ich anführen.
Die Syrer hatten die Akra 26 Jahre lang inne, nicht ein einziges Mal
wurden fie in diefer Zeit von den Juden aus berfelben herausgeworfen,
felbft nicht vom ſiegreichen Judas Makkabäus. ALS dieſer Jerufalem
erobert hat, „ordnet er Männer an, um wider die in der Burg (Akra)
zu ftreiten, bi8 er das Heiligthum gereinigt '°). Und, heißt es weiter, fie
(die Juden) befeftigten zu felbiger Zeit den Berg Zion ringsum
mit hohen Mauern und feften Thürmen, daß nicht die Heiden wieder
kämen und ihn mit Füßen träten, wie fie zuvor gethban.” Daß Judas
Makkabäus nicht den Berg Zion ringsum befeftigen konnte, wenn bie
Burg mit ber ihm feindlichen fyrifchen Befagung auf bemfelben Berge
Zion lag, ift Bar. — Ebenfo wird erzählt: Jonathan Makkabäus habe
befohlen, „bie Mauern und ben Berg Zion ringsum zu bauen mit
- Duaberfleinen zur Befeftigung.” Dies befahl er aber in derfelben
Seit, als König Demetrius fi erbot, ben Juden die Akra zu über
geben ). “ -
— Auch liegt die Frage nahe: wie man doch die Unterftabt Habe
Ara nennen können, wofern diefe Ara in der obern Stadt, auf Zion
gelegen. Höchft wahrfcheinlich ftand die fyrifche Burg auf ber füdöſtl⸗
chen Spige bed Akraberges, welche durch die Vereinigung des Thales
Tyropöon mit dem Thale gebildet wird, das vom jegigen Damastus-
thore füdwärts zieht und Akra von Moriah fcheidet. Lag die Burg
bort, fo konnte man von ihr, da fie den Moriah überragte, auf das
6) Einzig bei den unter Nr. 7 angeführten Gitaten aus Joſephus ift zu
erinnern, daB das Ende des $.4 mit dem Anfange des 8.5 und mit der citirten
Makkabäerſtelle in Widerfprud fteht, daher ſchon Jac. Eapellus eine dem Sinne
nad) nothwendige Eorrectur vorfchlug. Judas fiegte bei Capharſalama; befiegt
hätte er fih gar nicht in die von Syrern befegte Akra zurückziehen Tonnen,
wohl aber Tonnte das der befiegte Nikanor. Unter nölıs Aavld (1 Makk. 7, 32)
ift bier die Akra zu verjtehen, wie 1 Makk. 1, 33.
T) Rob. 2, 4.
8) 1 Mat. 4, 41. 60.
9) S. 380 fe-
10) 1 Maft. 10, 11.
11) 1 Makk. 10, 32.
Die. Ara der Syrer. 885
Heiligthum [hinabfehen ). Auch war diefer Punkt für die Syrer gut
gelegen, um die Communication zwifchen Zion und Moriah, welche beide
die meifte Zeit von den Juden befegt waren, zu beobachten und zu ſtö⸗
ren. Bulegt fpricht für diefe Lage der Akra, daß Burgen auf auslau-
fenden Bergrüden, durch die zwei an der Spige bes Rückens fich ver-
einigenden Thaͤler, am beften gefchügt find. Deutfchland bat viele fo
angelegte Burgen. Joſephus erzählt: Simon Makkabäus habe die Burg,
nachdem er fie durch Aushungern erobert, fehleifen, den Burgberg felbft,
der früher über den Tempelberg binmegragte, abtragen und mit bem
Adgetragenen die Schlucht zwifchen Moriah und Akra ausfüllen laſſen.
Die Wahrheit diefer Erzählung erkenne Hr. Robinfon an ”). Nach-
dem er nämlich des Joſephus Beſchreibung von Serufalem mitgetheilt,
fährt er fort: „die wichtigften aus ben vorkergehenden Bemerkungen
abzuleitenden Refultate, fofern fie unfer gegenmwärtiger Zweck noth-
wendig fordert, find hauptfächlich folgende. Der Berg Moriah lag an
der Oftfeite der Stadt. Gerade gegenüber, dem Tempel im Weften, war
der Berg Akra mit ber Unterftadt. Diefer Berg war vom Tempel
durch ein breites Thal getrennt, welches unter den Hasmondifchen Für⸗
ſten zum Theil ausgefüllt worden war; biefe hatten auch die Spige von
Akra abgetragen. — Wenn wir nun biefe Refultate mit der Dar-
. ftellung vergleichen, die wir oben von den mit der neuern Stadt zufam-
menhängenden Bergen und Thälern gegeben haben, — fo kann ich nicht
umbin, hier eine auffallende genaue Uebereinftimmung wahrzunehmen.“
So widerlegt Robinſon felbft jenen, oben von ihm geäußerten
Zweifel an ber Glaubwürdigkeit deffen, was Sofephus über die Lage ber
Ara fügt. \
Vielleicht dürfte die Erzählung vom Abtragen der Akra noch von
einer andern Seite her beglaubigt werben. Oft ift bei den Reiſebeſchrei⸗
bern die Rede von den, in Serufalem angehäuften, Schuttmaffen. Im
Kidronthale, fagt Robinfon, „bieten weder bie Oberfläche des Bodens
noch das Strombette ‘irgend einen befondern Anfchein dar, daß fie von
Ruinenmaſſen erhöht oder unterbrochen worden find.‘
Wie verfchieden hiervon ift e8 auf der Weitfeite des Moriah, dort
wo Ara, Sion und Moriah zufammentreffen, wo das nördliche vom
Damastusthore kommende Thal mit dem Tyropdon fi verbindet. Eine
Bodenerhöhung in jenem Thale, de man zum Tyropöon kommt, ift,
nad) Robinfon, vermuthlic durch Schutt entftanden "). Im Juben-
viertel wurde eine neue Synagoge erbaut. „Beim Graben, um einen
Grund zu legen, waren fie auf mehrere kleine Häufer und Gemäder
geftoßen, die vollfommen unter bem aufgehäuften Schutt begraben ge-
— —
12) So beobachtete König Agrippa IT. von feinem, ganz in der Nähe der
Afrafpige, auf dem nordöftlichen Ende des Zion ftehenden Palafte den jüdifchen
Sottesdienft. Bol. ©. 313. '
13) Robinfon 2, 51.52. — Späterer Zuſatz: Bol. Robinfon „Neue Unterſ.“
&. 108. Anm. 4. . i
14) Palaͤſtina 2, 28.
NRaumer, Palaͤſtina. 3te Aufl. 25
386 Die Ara der Sprer.
weſen waren. Es wurde auch erzählt, daß fie Stüde Marmor, ja
Säulen gefunden hätten‘ '’).
Sp berichtet auch Niebuhr: das Thal zwifchen Zion und Moriah
fer viel mit Schutt ausgefüllt; beim Nachgraben floße man auf altes
Mauerwerk '%), ja man finde dort noch „Häuſer unter der Erde”, und
Richardſon fagt: in ber Judenftadt finde man 20 bis 30 Fuß hohe
Schutthaufen, welche wahrſcheinlich das Tyropöon ausfüllten '7).
Wie wenn dieſer Schutt von der zerſtoͤrten Burg und dem abge
tragenen Burgberge vorzüglich herrührte? ich zeigte die Wahrfcheinlic
feit, daß beide eben in diefer Gegend zu fuchen fein. — Man bürfte
entgegnen: ift e8 nicht natürlicher, jenen Schutt vom zerftörten Tempel
herzuleiten? Warum aber, fragt. es fich, Findet fich dergleichen Schutt
nicht auf andern Seiten’ des Tempelberges ? |
Sollte ſich das Räthſel nicht alfo lofen? Der, aus Kalkſtein er-
baute, Tempel verbrannte im entfeglichften Feuer; der Bauſtein warb
meift zu gebranntem Kalt, Regenwaſſer löfchte diefen. So kam vom
Tempel und ben ‚andern verbrannten Gebäuden Serufalems nur wenige
auf unfere Tage; vornehmlid) Fundamente blieben, welche die Flamme
nicht angriff. Die Akra aber ward, nach des Joſephus Bericht, nicht
verbrannt, fondern nebft der Bergfpige, auf melcher fie fland, zerftört,
der Schutt in die Thalfchlucht geworfen, wo er, von ber Zeit nicht am
gegriffen, noch liegen mag. -
Möchten Nachgrabungen an den bezeichneten Punkten uns bierübe
nähern Aufichluß geben.
% %
%
Späterer Zufag. Ein Erdwall bildet das Dftende der Strafe,
weiche vom Jaffathore zum Haram läuft. Die erwähnte, von Nobinfen
beobachtete Bodenerhöhung im Thale, das fih vom Damaskusthore nad
Süden fenkt, gehört diefem Erdwall an. Dicht ftehende Häufer geflat-
teten Robinfon nicht, zu unterfuchen, wie weit fich die „vermuthlich durch
Schutt entſtandene“ Erhöhung erftrede. Iener Erdwall befindet fich nun
. in berfelben Gegend, wo nad; meiner Meinung der Schutt, die Nefte
der abgetragenen Akra zu fuchen wären. Wie wenn dieſe Reſte nin
in der Straße als langer Erdwall bemerkbar würden, fich aber unter
den Häufern weiter in die Breite erſtreckten, hinein in bad Judenviertel,
wo man ja fo tiefen Schutt fand?’ Man muß offenbar annehmen, daf
jener Alra» Schutt planirt ward, um bie Gegend wieder bemohnbar
zu machen. Iſt des Jofephus Erzählung vom Abtragen der Afra wahr,
jo muß fi) auch das Abgetragene als Schutt heute noch finden.
15) Robinfon 1, 404..
16) Dlöhaufen zur Zopographie des alten Ierufalem. &. 75.
17) Richardfon 2, 267.
18) gl. Biblioth. sacra 1843, Ro. 1, S. 33 Anm. I, nad) welcher eine ge:
nauere Unterfuhung des Erdwalls wuͤnſchenswerth ift.
Antonia. | 887
Williams, Schulg und Krafft behaupten: die Burg Akra und An-
tonia feien identifh. Dagegen ſpricht Folgendes:
1) Iwifhen Akra und Morich war ein fpäter ausgefülltes Thal,’
dagegen zwiſchen dem von Krafft befchriebenen Felfen auf der Nordweſt⸗
ee des Haram (welchen: er für den Felſen hält, auf welchem Ara lag)
bis füdlich von der Mofchee, dem Centrum bes Haram, noch jegt natür-
licher Felsboden, mithin kein zugefchüttetes Thal ift '?).
2) Alta ward unter Simon dem Makkabäaͤer fo weit abgetragen,
daß fie den Tempel nicht mehr beherrfchte; Antonia dagegen beherrſchte
den Tempel, follte ihn beherrſchen, war feine Akropolis bis zur Zerflö-
rung Jeruſalems durch Titus.
3) Antonia, früher Baris genannt, ward von den Hasmondern
erbaut, Akra von ben Syrern.
4) Joſephus erzählt die Entftehung und Zerftörung ber Ara,
ebenfo die Entftehung von Baris, welche Herodes Antonia nannte;
nirgends erwähnt er die Akra, wenn er von Antonia fpricht, noch
umgefehrt.
5) Akra lag, wie nachgewiefen wurbe, auf der Weftfeite bed Tem⸗
peld, Antonia auf der Nordſeite ?°).
2. Antonia.
Nobinfon fand die jegige „Area“ der Moſchee, die Area, auf welcher
früher der Tempel ftand, zu groß, verglichen mit den Angaben der Größe
des Tempels bei Joſephus und im Talmud. Um dies Mißverhältnif zu
löſen, ftellt er die Hypotheſe auf: die Antonia Habe *') die ganze Breite
bes nörbligen Theils des heutigen innern Raumes eingenommen, fo daß
ihre Lange von W. nach D. der Länge ber Tempel⸗Area gleichgelommen.
Der fogenannte Teich Bethesda ſei ein Meft bes bie Antonia ſchützenden
Grabens. War der Tempel ein Quadrat von 4 Stadien im Umfange,
hatte er aber, nebft ber Antonia, 6 Stadien im Umfange, fo wäre bie
Geftalt beiber geweſen wie nachftehende Fig. 1; zwei Quadrate mit einer
gemeinfchaftlichen Seite: |
— —
19 Bol. Robinſon N. Unt. S. 102 fe.
20) Jos. Antiq. 13, 11, 2, 15, 8, 55 15, 11, 4. gl. den folgenden
Abſchnitt.
21) Robinſon 2, 74.
25*
388 Antonia,
1 Stad. | Bethesda
1 Stad. Antonia. 1 Stad.
Fig. 1.
1 Stad. 1 Stad.
Es muß ſchon fehr auffallen, daß nach dieſer Hypothefe bie An-
tonia von gleichem Klächeninhalte mit dem Tempel geweſen fein müßte;
überdies finden fich bei Joſephus einige ihr emtfchieden widerfprechende
Angaben. Diefer fagt nämlich ”): Antonia habe auf der Ede gelegen,
wo die nördlichen und weftlihen Hallen des Tempels zufammenftießen,
alfo auf der Nordweſtecke des Tempeld. Sie habe im Ganzen bie Ge-
ſtalt eines vieredigen Thurmes gehabt, auf jeder ihrer vier Eden habe
wieder ein Thurm geftanden, drei derfelben von 50 Ellen Höhe, ber
Thurm auf dee Südoſtecke?) fei aber. 70 Ellen hoch geweſen, fo baf
man von ihm den ganzen Tempel überfchaut habe.
Nach diefer Befchreibung würde ich Tempel und Antonia verzeid-
nen, wie Fig. 2 zeigt. Der Umfang von Tempel und Antonia wäre
hiernach 6 Stadien, der Umfang des Tempels 4 Stadien, übereinftim-
mend mit des Joſephus Angaben. Der 70 Ellen hohe Thurm auf ber
S. O.⸗Ecke der Antonia grenzt mit der Norb- und Wefthalle des Tem⸗
pels; ihm gehörten wahrfcheinlich die Stiegen (waraßaceıc) zu, auf wel
chen, wie Joſephus fagt, die Bejagung nad) jenen beiden Hallen hinab⸗
flieg, um das Volt in Ordnung zu halten.
An einer andern Stelle *°) erzählt Iofephus übereinftimmend: bie
Juden hätten die Nord- und Wefthalle, welche an die Antonia grenzten,
x
22) Bell. Jud. 5, 5, 8.
33) "Em Ti necepßplun xal xar’ dvaroidv yuvla.
24) Bell. Jud. 6, g 9. avant .
Antonia. 889
Yy, Stad.
50 El h.| | | [50 eu. h.
1, Stad. Antonia. |Y, Stad.
50 Ell. h. zu nn 70El.h. 1 Stad.
Yy, Stad.
1 Stad. 1 Stad.
1 Stad.
in Brand geftedt. Gegen Robinfons Meinung, als habe die Antonia
die ganze Norbfeite der Area eingenommen, fpricht auch des Sofephus
Bericht”), bag der jüdifche Anführer Johannes mit feiner Schaar von
der Antonia und ber nördlichen Zempelhalle herabgelämpft habe — fo
daß alfo diefe Halle nicht durch die Antonia maskirt fein konnte.
Der hohe Feld, auf welchem Antonia lag, der Graben, welcher
die Burg vom Berge Bezetba trennte ?°), fie find verfhwunden; wahr-
feheinlich ift der Feld im Graben zu fuchen. Iſt der Teich Bethesda
bie unausgefüllte Fortfegung jenes Grabens ?
* %
3
Späterer Zufag. Durch Kraffts Unterfuhung ward meine
Meinung über die Lage ber Antonia beftätige. Er wagte es, durch bie
norbmeftliche Pforte den innern Hof des Haram zu befreten, und be-
richtet: „Die nördlich an dieſen großen Hof anftoßenden Gebäude er-
heben fich auf. einer natürlichen Felswand, die 25 — 30 Fuß hoch, fenk-
recht abgefchrägt if. Ste zieht fih eine geraume Strede von ber
Nordweſt⸗ Ecke nad Dften fort, begleitet auch, obgleich niedriger, ben
nördlichen Theil der Weſtſeite. Der Boden in der Nordweſt⸗Ecke zeigt
weithin nad Oft und Sud künſtlich abgetragenen Feld ?”).
Die Burg Antonia, fagt Krafft an einer andern Stelle, „lag in
Nordweſt des Tempels und zwar . .. auf hoher Felswand, deren Spuren
noch fo deutlich in der Nordweft-Ede des Haram zu erkennen find. Der
tiefe Graben aber, der (nach) Joſephus) Antonia und Bezetha trennte,
25) Bell. Jud. 5, 7, 3.
26) Ibid. 5, 4,2.
N) Krafft ©. 12.
390 Die erfte Mauer Jeruſalems. Die Tyhropöonbruͤcke.
ift in der noch heutzutage tief liegenden Via dolorosa zu ſuchen und in
jenem noch erhaltenen Teiche, Birket Israin (Bethesda) *°).
Wenn Krafft berichtet: ber von ihm beobachtete Fels fei „Tent-
recht abgefchrägt, Fünftlich abgetragen”, fo ftimmt das ganz mit bes
Joſephus Bericht, daB ber Antonia-Feld von unten bis oben mit gehaue:
nen Steinen bedeckt geweſen fei, fomohl zum Zierrath, ald um ihn mehr
unzugänglich für Angreifende zu machen”). '
3. Die erfle, älteſte Mauer Jeruſalems. Die Brücke über
dad Tyropöon.
Meine Beſchreibung und Verzeichnung diefer Mauer weicht zum
Theil von ber Robinfonfchen ab. Joſephus' Darftellung läßt verfchiedene
Deutung zu; es find faft Feine Mauerrefte gefunden, welche orientiren
könnten.
Nach Robinſons Deutung ſetzte die Mauer bei der Quelle Siloah
über das Südende des Tyropson und ſchloß jene Quelle und den Ma—
rienbrunnen ein. Den Ort Bethſo nebſt dem Thor der Eſſener fucht
er an der S. W.⸗Seite des Zion’”).
Gegen Robinſons Anficht habe ich Folgendes einzuwenden.
a, In den Büchern ber Makkabäer wird wiederholt bemerkt: Die
Juden hätten um den Berg Zion rings herum (xuxidIer) Mauern
aufgeführt”), Das untere Tyropöon bildete, nach Joſephus, die öſtliche
Grenze des Zion. Liefen nun die Mauern, fo wie Robinfon fie ver-
zeichnet, fo war Bion nicht rings ummauert, auf feiner Oftfeite fehlte
bie Mauer.
Daß aber hier wirklich eine Mauer ftand, dafür zeugt dies. Die
Römer unter Titus hatten Akra, ben Tempel und Ophel bis Siloah
hinab erobert und in Brand geſteckt). Mar nun der öſtliche Zion
ohne Mauer, fo konnten fie ihm von Ophel aus ohne weiteres befegen,
ſtatt deſſen begannen fie nun erſt die fürmliche Belagerung ?°) des Zion.
Robinfon, biefen Einwurf berückſichtigend, fagt: „Wir find Daher
genöthigt, eine Mauer längs dem öftlihen Rande des Zion,
28) Krafft ©. 49. Sofephus fegt in der von Krafft citirten Stelle jener
- tiefe Graben habe Antonia — nicht Akra — von Bezetha getrennt. '
29) Um den Kelfen fo mit Platten zu belegen, mußten ja feine Spigen und
Kanten hapgehauen werden. Krafft glaubt hierin Spuren der abgefragenen
ſyriſchen Akra zu ſehen; dem Tann id nicht beipflichten. Nobinfon bat feine
Anfiht von der Antonia wiederholt in den R. Unterf. &. 83 fg. dargelegt. —
Bol. oben: 1. „Die Akra der Syrer“ zu Ende.
30) Robinfen 2, 100. 117. '
31) 1Makk. 4, 60 und 10, 11.
‚ 32) Bell. Jud. 6, 6, 3 und 6, 7,2. Ic bezeichne der Kürze halber den füb:
lichen Abfall des Moriah, wie Robinfon, mit dem Namen Opel.
a Bell. Jud. 6, 8, 1—4. Bol. bie erfte Ausgabe meines „Palaſtina“
Die erſte Mauer Ierufalemd. Die Tpropöonbrüde. 391
oberhalb be& Tyropoon anzunehmen, welche fi) mahrfcheinlich
-vom XZuftus bis zu einem Punkte nahe bei Siloam erftredte. Eine
folche Mauer wird weder bei Sofephus, noch bei irgend einem andern
Schriftſteller erwähnt; aber die bemerkten Umftände weifen beftimmt auf
ihre Exiſtenz hin” °‘).
Sollte, fragen wir mit Recht, Sofephus, der die Belagerung Se-
rufalems und zu dem Ende die Befeftigung der Stadt befchreibt, follte
er in feiner Befchreibung biefes wichtige Stück der Mauer anzugeben
veigeffen Haben? Iſt's nicht glaublicher, daß feine Befchreibung an fich,
oder für und menigftend etwas unklar fei, daß fie den wiederholten
Wendungen der Mauer nicht Echritt für Schritt folge? — Kennte man
nur mit Sicherheit die Punkte Berhfo und das Thor der Effener, dann
wäre alles Elar, da, nad) Sofephus, bie alte Mauer vom Hippikus längs ber
Weftfeite Zions, weiter über Bethſo zum Effenerthore lief. — Ich habe
das Effenerthor als identifh mit Nehemia’s Miftthore, wie mit dem
Miftthore bes jegigen Jeruſalems angefehen °°), weil der Ort diefes
Thores einen bleibenden Terraincharatter hat. Es liegt nämlich am
tiefften Punkte der Stadt, zu welchem aller Unrath hin und dann wei-
ter die Schlucht des Tyropöon hinabfließt. Auf meinem Plane von
Jeruſalem verzeichnete ich daher das Effenerthor an der Stelle des jegi-
gen Miftthors und Bethſo etwas ſüdlich vom Effenerthore.
Eine Beobachtung Robinſons feheint meine Anficht merkwürdig zu
beftätigen. Er berichtet nämlich °°): „etliche dreißig Schritt füdlich von
dem gegenwärtigen Düngerthore ift ein niedriger Bogen, welcher den
Ausgang eines bedeckten Kanals aus der Stadt bildet. Wir konnten
nicht ficher beftummen, von welchem Punkte der Kanal herkommt, aber
es ift nicht unmwahrfcheinlich, daß er unterhalb der öfttichen Wand bes
Zion hingeleitet wurde. Er war jegt ganz ausgetrocknet. Während des
Aufftandes der Fellaͤhs und ihrer Belagerung Jeruſalems im Jahre
1834 follen einige Führer durch dieſen Kapal gekrochen fein, und fo bie
Etadt in Befig genommen haben.”
Wozu, fragen wir, dient ober diente einft dieſer Kanal? Eine
Waſſerleitung iſt er offenbar nie, da er ja aus der Stadt herausführt.
Iſt es nicht höchſt wahrſcheirach ein Kloak, bezeichnet er nicht des Jo⸗
ſephus Bethfo, b. i. Miſtplatz, hatte nicht das ihm ſo nahe gelegene
Miſtthor von ihm den Namen )? on u
Wie es ſich hiermit aber auch verhalte; jebenfalld Tief, wie ſelbſt
Nobinfon zugeben uf, eine Mauer von der füdöftlichen, Siloah gegen-
- über liegenden Ede bed Zion bis in die Nähe ber Xyſtusbrücke, wo fie
34) Robinſon 2, 102. Jenes xuxidIev der Makkabäer. Bücher erwähnt
impHcite diefer Mauer. Auch Williams (105) jagt: The upper city was com-
pietely surrounded by a wall.
35) Bgl. ©. 313.
36) NRobinfon 2, 29. .
ZT) Vielleicht war e8 auch durch diefen Kanal, daß die auf Zion belagerten
Zuden in das Thal oberhalb Siloah flüchteten und det Titus Einſchließungs⸗
mauer (neprreiyeope) zu durchbrechen verfuchten. Bell. Jud. 6, 8, 5.
I)
392 Die erfle Mauer Ierufalemd. Die Ipropdonbrüde.
fih an das Oſtende ber nördlichen alten Mauer anſchloß. So war ber
Zion rings ummauert, Xvx)édev, wie bie Bücher der Makkabaͤer berich⸗
ten. Wäre nun das Effenerthor mit dem jegigen Miftthore identifch, fo
müßte auch der Zug der alten Mauer von da nad) Siloah, längs ber
DOftfeite des Tyropöon verzeichnet werden. „Das Tyropöon, fagt Robinfon,
mie ed von der Mauer der großen Mofchee herunterfommt, ift fteil und
bildet eine tiefe Schlucht mit faft fenfredhten Wänden.” So wie nun bie
Mauer auf der Weſtwand des Tyropöon den Zion binauflief, fo Tief fie
an defien Oftwand am Rande Ophels, auf Siloah zu. Dafür fprüht
auch dies: Robinſon fand „an dem ſchmalen Nüden, nörblid) von Siloam
und füblich vom Tempel, gehauene Felfen, dem Anfcheine nah Grunb-
lagen einer Mauer oder eines ähnlichen Bauwerks.“ Diefe Grund
lagen gehörten wahrfcheinlich der alten Mauer an ?)
b. Robinfon glaubt: Siloah und ber Teich Salomo’s, welchen er,
wie ich, für den Marienbrunnen hält, feien von der Mauer eingefchlof-
fen gemwefen. Ich habe”) die Gründe angegeben, warum ich, Reland
folgend, anderer Meinung bin.
Aus Joſephus ergibt fih nämlich durchaus unzweideutig, Daß die
Nömer während der Belagerung Jeruſalems Siloah und andere Quellen
außerhalb der Stadt inne hatten. Ehe‘) die Römer gekommen, fagt
er, feien diefe Quellen fo verfiegt gewefen, daß die Juden das Waſſer
hätten Erugmeife kaufen müffen, während biefelben Quellen zur Zeit der
Belagerung fo reichlich floffen, daß fie nicht nur für die belagernden
Römer, fondern auch für ihre Thiere, ja zur Bewäfferung der Gärten
hinlänglich Waffer boten. — Nah Willermus Tyrius waren die Jeru⸗
falem belagernden Franken, unter Gottfried von Bouillon, auch im Behis .
von Siloah *').
Aus Robinſons Terrainbefchreibung ergibt ſich der natürliche Grund,
warum ber Marienbrunnen und Siloah nicht in die Mauern eingefchlof
fen wurden. Er fagt: der Marienbrunnen liege „tief unter der weſtli⸗
hen Thalmand ”) des Kidron“ Der Rüden Ophel, ber die Thäler
Tyropöon und Joſaphat ſcheidet, dumerkt er an einer andern Stelle *),
läuft über bem Teiche von Siloah “u einer fteilen (50 Fuß Hohen)
Selfenfpige aus.’
Nun hatte man bei Befeftigung Jeruſalens die Wahl: entweber die
Stadtmauer im Thale zu bauen, um die Quelien einzuflchließen, oder bies
. Einfchliegen aufzugeben und die Mauer auf den hohen fteilen Thalwän-
ben zu ziehen. Das Letztere zog man vor. Gegen Mauern auf ſteilen
38) Ich Habe anderweitig gezeigt, wie das Miftthor, welches in de intel
lag, den die länge dem Dft: und Weftrande ded Tyropöon ee ne
in at. Hilbeten, a der seiten zwei Mauern bei des Königs
a ar, durch welches Zedekia nach Sericho flüchtete. l. ©. 314.
39) Bol. ©. 313. Anm. 220. 9 cho flüch s 14
40) Bell. Jud. 5, 6, 1. Joſephus fagte dies felbft in einer Rede an die be
lagerten Juden.
41) Bgl. ©. 313. Anm. 220.
42) Rebinfon 2, 36.
43) Derf. 1, 384.
Die erſte Mauer Jeruſalems. Die Tyropdonbräde. 393
Thalmänden war bie alte Belagerungstunft mit ihren Mauerbrehern ıc.
ganz ohnmädhtig. Weber Titus, noch Gottfried von Bouillon oder ir⸗
gend ein Belagerer Serufalems griff die Stadt aus den Thälern Kidron
und Ben Hinnom an, wiewohl hier nur eine Mauer dedte. Dagegen
mar nördlich vom Hippikus, wo das Gihonthal in feinen Anfang nur
wenig einfchneidet, trog der doppelten Mauer ein fchwacher Punkt, gegen
melchen Titus feinen erften Angriff richtete.
Ich wiederhole: man 309 es vor, unbefieglihe Mauern auf ben
fteilen Thalmanden zu ziehen, mit Ausfchliefung der Quellen, als biefe
Quellen buch Mauern im Thale einzufchließen, welche dem Feinde nicht
Miderftand leifteten ‘*).
- + * *
Späterer Zuſatz. Wenn nach Robinfon bie erſte Mauer quer
durch die breite, niedere Mündung des Tyropöon lief und die Quelle
Siloah einſchloß, ſo ſtimmt dagegen der Zug jener Mauer, wie Schultz
und Krafft ihn angeben, faſt ganz mit dem von mir verzeichneten überein.
Bei Schultz fehlt nur der Mauertheil vom Brunnenthor (Sch.) auf der
Oſtſeite des Tyropöons bis zur Brücke am Südweſtende des Haram.
Bei dieſer Brücke, welche den Tempel mit Zion verband, deren Rieſen⸗
reſt Robinſon fand, da ſcheint ein wahrer Knotenpunkt der Befeſtigung
geweſen zu ſein.
Ueber dieſen Brückenreſt ſind die Anſichten getheilt. Williams,
Schultz und Krafft ſagen: es war keine Brücke, es war vielmehr ein
Erddamm, welcher die Oberſtadt mit dem Tempel verband; dieſer Damm
iſt gefunden.
Bartlett ſagt dagegen *°): „Nichts kann genauer auf bie Erzählung
des Sofephus paſſen, als die Rage des von Robinfon gefundenen Bo-
gend, der gerade an der nämlichen und Feiner andern Stelle ift, als an
der, wo mir darnach hätten fuchen müffen, nämlich auf der Weftfeite
der Tempel- Area, da mo bie fteilen Klippen ZSions fih am meiften
nähen. Wenn au gar Fein Bericht über benfelben bei Joſephus
eriftirte, würden wir auf feine augenfcheinliche Beftimmung doc fchon
aus der Natur des Bodens haben fchließen können. Was in der That
hätte es anders wol fein Fönnen, als ein Viaduct? und wenn nicht hier,
wo anders koͤnnte ber von Joſephus befehriebene gewefen ſein?“
Diefer Anficht darf ich um fo entfchiedener beipflichten, als ich
fhon vor 15 Jahren jene Brüde auf meinem Plane von Jerufalem
ganz genau nad) Joſephus an dem Drte angegeben habe, wo Robinfon
fpäter das Brüdenfragment fand, und entfprechend bezeichnete ich den
Drt der Brüde in meinem Bude ‘°). |
44) Man dürfte auch darauf Rüdfiht genommen haben, daß Siloah die, ſich
nad) dem Brunnen Nehemiä hinabziehenden, Gärten bewaͤſſerte, welche Bewaͤſſe⸗
rung abgefchnitten wurde, wenn man die Quelle in die Mauer einfchloß.
45) Rob. N. Unt. 75. ’
46) &. mein „Paläftina”, erfte Ausgabe 1834. Robinfon 2, 65 fagt (1841):
Das VBorhandenfein diefer Weberbleibfel der alten Brüde ſcheint alles Bedenken
394 Die zweite Mauer. DaB heilige Grab.
Robinſons fehlagender Widerlegung ber Anfichten von Williams und
Schulg pflichte ich ganz bei. Seinen Gründen möchte ich noch dies
hinzufügen. Jene Unterredung des Titus mit den Juden, bei welcher
Titus auf der Weſtſeite des Tempels, die Juden auf dem Zion ftanden,
hatte am mahrfcheinlichften da fintt, mo bad Tyropöon am ſchmalſten,
das ift, nach Bartlett, gerade da, wo fi) Robinſons Brüdenbogen be
findet. — Am MWeftende der Brüde bauete Johannes einen Vertheidi⸗
gungsthurm, am Dftende Simon. -
4. Die zweite Mauer. Das heilige Grab. °
Ueber ben Werth der Tradition, befonders in Bezug auf hiſtoriſch
merkwürdige Drte Jerufalems, habe ich mich '”) deutlich ausgefprochen.
Sch fagte: „Wir werden es theild mit entfchieden gewiſſen Tertlichkeiten,
Neften ꝛc. zu thun haben, theild mit entfchieden erlogenen,. theild mit
zweibeutigen. Bu den zweideutigen Punkten ift das heilige Grab
und ber Ort der Sreuzigung zu zählen.” An einer andern Stelle fage
ich ’%): „wir verlaffen das Grab, ohne entfheiden zu wollen,
ob e8 das heilige Grab fei.” Nobinfon muß diefe meine klaren Worte
überfehben haben, da er fagt: „mehrere proteftantifche Schriftfteller erklä—
ren fich für die Weberlieferung und behaupten die Aechtheit ſowohl des
heil. Grabes ald Golgathas. Auch Raumer in feinem Paläftina.” *%)
Die Aechtheit ded gegenwärtigen heiligen Grabes beftritt man vor
züglih aus dem Grunde, weil es innerhalb der frühern Stadtmauern
gelegen haben müßte, ba doch das wahre Grab Chrifti °') außerhalb der⸗
felben lag. Diefen Grund befämpfte ich und zeigte, daß nach bes
Joſephus Befchreibung der Stabtmauern Serufalemd, die gegenwärtige
Grabfirche fehr wohl außerhalb derfelben gelegen haben tonne. Mehr
behauptete ich nicht. Auf meinem Plan des alten Jeruſalems ift die
zweite Mauer des Joſephus angegeben, welche zu Ehrifti Zeit Jeruſalem
auf der Abendfeite einfchloß. Ueber die Lage ihres Anfangspunftes, öft-
lich vom Hippikus, und ihres Endpunfts, der Antonia, ift man einig.
Nun fagt Robinfon felbft: „beim Blick auf die Stadt von den Ueber-
reften des alten Hippikus ſowohl, ald von der Stelle, wo einft Antonia
ftand, überzeugten wir uns, daß, wenn angenommen werben darf, baf
die zweite Mauer in einer geraden Linie zwifchen diefen Punkten Hinlief,
gegen die Sdentität dieſes Theiles der Mofchee-Aren mit der des alten Tempels
hinwegzuräumen. Wie fie fo viele Gefchlechter hindurch den Blicken und der
Beobachtung aller Schriftftellee und Neifenden haben entgehen Fönnen, das ift
ein Problem, deſſen völlige Löfung ich nicht unternehmen mag. Eine Urfacdhe
ift wahrfcheinlich die allgemeine Vergeffenbeit oder Mangel an Kenntniß des
einftmaligen Vorhandenſeins einer folhen Brüde überhaupt. Sie wird von Fei-
nem Schriftfteller außer von Iofephus erwähnt. (!)
47) Bol. S. 251.
48) Bol. S. 292.
49) Rob. 2, 271.
50) 30h. 19, 20. Hebr. 13, 12.
Die zweite Mauer. Das heilige Grab. 895
bie Kirche zum heiligen Grabe außerhalb ber Stadt geblieben wäre
und fomweit der topographifche Theil der Frage entjchieden ſei.“ -
Nobinfon fucht aber zu beweifen, daß die Mauer keineswegs in ge-
raber Linie gelaufen fei, fie müfje ben Teich Hisfiä umgangen und bis
zum gegenwärtigen Damaskusthore gereicht haben; altes Mauerwerk bei
.biefem Thore, und der, Ausdruck xuxdovupevov, den Jofephus von dieſer
Mauer brauche, bemweife, daß fie weit nach Norden ausgebogen fei.
Es find dies Wahrfcheinlichkeiten, denen Wahrfcheinlichkeiten entge-
gengeftellt werden können. Wie wenn fi) nun das xuxdoupevov nur auf
den Bogen bezöge, welchen jene zweite Mauer aus der Nähe des Hip-
pikus um ben Teich Hiskiä machte, der auch, nach Robinfon innerhalb
der zweiten Dauer lag’); wenn die uralte, aus geränderten Steinen
aufgeführte 12 Zuß-dide Mauer, die man nörblih vom Teiche Hiskiä
am Koptenklofter fand, wenn die Altern Fundamente des Johanniter⸗
fchloffes und die im Oſten ber Grabkirche, welche Scholz anführt 2); —
wie wenn biefe alle Weberbleibfel jener zweiten Mauer wären, und fonach
die Grabkirche doch außerhalb diefer Mauer gelegen hättet Und follte
diefe Mauer dann nicht von den Fundamenten in D. der Grabkirche zur
porta judiciaria und von da zur Antonia gelaufen fein?
Joſephus fagt: die zweite Mauer machte einen Bogen; mehr fagt
er nie. Man führt Gründe an, den Bogen fo zu verzeichnen, daß bie
Grabkirche außerhalb der Mauer zu liegen kommt; andere Gründe kön⸗
nen beflimmen, fie innerhalb derfelben zu fuchen; volle Gewißheit ha-
ben wir weder für das Eine noch für das Andere.
* %
>
Späterer Zufag. Der Streit über die Aechtheit ift, feit ich
Vorſtehendes fehrieb, aufs Iebhaftefte fortgeführt worden.
Robinſon und feine Anhänger hielten die Frage für entfchieden.
Die zweite Mauer umfchloß die heutige Grabkirche, fagen fie, ſonach
ift das Grab in derfelben nicht das wahre, denn biefes lag außerhalb
der Mauer.
Dagegen trat zuerft Williams auf, der 14 Monate lang in Seru-
falem als Kaplan des evangelifchen Biſchofs Alerander Iebte; ihm fchlof-
fen ſich Schulg und Krafft an. Alle Drei flimmen darin überein, daß
fie Robinfons Angabe der zweiten Mauer verwerfen, insbefondere an-
nehmen, der Anfangspunkt berfelben, das Thor Gennath, Habe nicht,
wie Robinfon meint, nahe beim Hippifus, fondern weit öftlicher gelegen.
51) Reue Unterf. 54.
52) Vgl. &.314, Anm. 223. NRobinfon hat die Angaben von Scholz nicht
berührt. Die Mauer am Koptenklofter halt er für eine Einfaffung des Teiches
Hiskia, welcher fich früher weiter nad) Norden erſtreckt habe. War fie nur dies,
wozu die große Dicke; fie Eonnte ja zugleich Stadt» und Einfaffungsmauer
fein. Dies ift mindeftens ebenfo glaublich, als daß zwei alte Gemächer, welche
Robinfon auf beiden Seiten des Damaskusthores fand, zweien Thürmen der
zweiten Mauer des Joſephus angehört haben follen.
396 _ Die dritte Mauer.
Der Polemit Robinſons gegen dieſe Annahme muß ich im Weſentlichen
beitreten °°).
Aber nur in Bezug des Anfangspunftes der zweiten Mauer find
Jene einig, im weitern Verfolg trennen fie ih. Nach Krafft lief die
Mauer öftlich bei der Grabkirche vorbei, über bie porta judiciarıa zur
Antonia; Williams und Schulg fehließen fi) Dagegen infofern an Ro—⸗
binfon an, als fie diefelbe zum Damastusthore °’) und drüber hinaus⸗
führen und die Nordweſtecke des Haram — die Antonia — nicht als den
Endpunkt derfelben betrachten. — Nah Williams, Schulg und Krafft
durchforfchte Wilfon Jerufalem und erklärte ſich mit Robinſon gegen
die Aechtheit des heiligen Grabes °°).
Nach Allem muß ich alfo bei der Meinung verbleiben, daß das
heilige Grab und der Ort ber Kreuzigung zu den zweideutigen Punkten
gehören. Kein Kritiker bat mit entfcheibender Gewißheit die Unächtheit
des Grabes bewiefen, e8 war aber auch keiner im Stande, bie Aechtheit
deffelben unmwiderfprechlich darzuthun °°). -
5. Die dritte Mauer.
Ueber den Lauf der dritten Mauer find die Meinungen ebenfo ver-
fhieden, wie über den der zweiten; insbeſondere ift man uneinig über
die Dertlichkeit der verfchiedenen Punkte, welche Zofephus angibt, um
jenen Zauf zu beftimmen, über den Pfephinos, das Monument der Helena
und die Königshöhlen.
Robinfon und Krafft halten die fogenannten Gräber der Könige
im Norden bed Damaskusthores für das Monument der Helena, Wil-
liams und Schulg aber für bes Joſephus Königshöhlen. Das Monu-
- ment der Helena lag dagegen nach Williams in Nordweſt, nach Schulg
in Weften bes Damastusthored; bie Grotte des Jeremins halt Krafft
für die Königshöhlen oder Gräber des Herodes.
Mie Krafft hielt ich die königlichen Höhlen mit den „Gräbern“
und dem „Grab“ des Herodes für einerlei °”), hatte aber ein Bedenken,
die jegt fogenannten Gräber der Könige für das Monument der Helena
zu halten. Daffelbe Bedenken hat Williams, nämlich dies: es fei jenes
Monument nur für 3 Leichen beftimmt, daher auch mit 3 Pyramiden
53) Rob. Neue Unterf. 52 fg. Wahrſcheinlich ſchloß man die zweite Hauer
de an den Hippifus an, um dad öftlih neben ihm gelegene Thor Gennath
t einzufchliegen, durch welches man vom Zion unmittelbar vor die Stadt
fommen Eonnte, obne erft ein atoeifed Thor ın der zweiten Mauer zu paffiren.
(Die dritte Mauer war noch nicht da.)
54) Krafft hält, wie wir ſehen werden, die Subſtructionen des Damaskus
thores für Nefte der dritten, nicht der zweiten Mauer,
55) The Lands of the Bible ... by J. Wilson.
56) Krafft (S. 168 fg. und 230 fg.) hat die Gründe für die Aechtheit des
b. Grabes ſehr gut zuſammengeſtellt, beſonders die hiſtoriſchen. Das Werk von
Williams iſt vorzugsweiſe Verſuch einer Beweisführung für jene Aechtheit und
gegen Robinſons Anficht gerichtet
57) Vgl. meine „Beiträge 51, Anm. 3.
Die dritte Mauer. 397
Könige finden. Allein Robinfons und Kraffts Gründe, hergenommen
- von der Lage der Königsgräber und ber Befchreibung, welche Paufanias
vom Monument der Helena gibt, nach welcher dies Monument ganz
mit jenen Gräbern. übereinftimmt, diefe Gründe überwiegen. Ueberdies
erinnert Krafft daran, dag ja der Helena viele Familienglieder nach Je⸗
xufalem gefolgt feien, ja ihr Sohn Izates 24.Söhne und 24 Töchter
gehabt Habe (Ant. 20, 4, 3); die fogenannten Gräber der Könige feien
daher zum Begräbniß einer fo zahlreichen Familie beſtimmt und deshalb
fo viele Grabnifchen nöthig gewefen.
Hinfichtlich des Laufs der dritten Mauer fpricht fi) Krafft (S. 36)
beftimmt gegen Robinfon aus und gegen Schulg; er erkennt in den
von Senen aufgefundenen „angeblichen Reſten der dritten Mauer nur
Nefte zerftreuter Bauten der verfchiedenften Zeiten, die nie zu einer
großen Stadtmauer zufammengehört.”
Das Refultat von Kraffts genauer Unterfuchung ift aber, daß jene
dritte Mauer faft ganz mit dem Laufe der jegigen Mauer vom Hippikus
bis zum Teiche Berhesda übereinftimme. Hadrian habe höchſt mahr-
fcheinlich den nördlichen .Xheil der Mauer Terufalems auf den Funda-
menten der dritten Mauer aufgeführt; feit Hadrian aber hätten, wie
auch Robinſon (2, 111) meint, bie Grenzen Serufalems Feine bedeu-
tende Veränderungen erlitten °®).
Die gigantifchen Nefte an der Nordweſtecke der Stadt, jegt Go-
liathsburg genannt, gehören nad, Krafft (40) dem Pfephinosthurme an.
„Die Reſte bdiefes Thurmes von 15 bis 20 Fuß Höhe beftehen aus
einem feften Kittgemäner, nämlich aus Eleineren Steinen, die durch einen
Mörtel von ausnehmender Feftigkeit zufammengefittet find, ganz wie der
Name ıbnpıvog »aus kleineren Steinen beftchend« beſagt“, während bie
übrigen Thürme nad Joſephus aus Duadern beftehen. Krafft fand
auch „unzweideutige Spuren der oftogonalen Form bes Pſephinus“, von
der Joſephus fpricht. Vor demfelben Thurme lagerte Tankred, daher
er Tankreds Thurm genannt ward °°).
Dom Pfephinos bis zum Damaskusthore fand Krafft Reſte von
Kittgemäuer auf einem natürlichen Erdwall, der nach Norden abfällt,
auch Spuren eines Grabens, welcher die Mauer begleitete. Die ſchwie⸗
rigfte Stelle für den Mauerbau war am Damastusthore, wo die Mauer
durch das Thal fegte, welches von da fübwärts durch Ierufalem läuft.
Daher bedurfte ed der coloffalen Duaberfubftructionen, auf denen das
jegige Damaskusthor ruht; es find Fundamente zweier Thürme, welche
der dritten Mauer angehörten, nicht der zweiten, wie Robinfon meint °°).
102 Balduin IV. von Serufalem reftaurirte Hadrians Mauer. Will. Tyr.
59) Will. Tyr. 8, 5. Schon Wolcott äußerte: die Goliathsburg möchte der
Yſephinos fein. Biblioth. sacra 1843, no. 1, p. 30.
60) Nach Wilfon zeigt fih vom Damaskusthore ab 300 Fuß gen SW. eine
aus großen Werkftücden beftehende Grundlage der Mauer.
verziert geweien, während fich doch 30 Grabnifchen in den Gräbern der -
—
398 Das Patriarchat Jeruſalem.
Das Damaskusthor, ſagt Krafft, liege dem Monument der Helena
gegenüber; weiter ziehe die Mauer der Grotte des Jeremias — den Kö⸗
nigshöhlen — vorbei. Der Hügel bei dieſer Grotte habe urſprünglich
mit dem ihm füblich gegenüberliegenden zufammengehangen ; man habe
einen Ducchfchnitt gemacht und die Mauer über die hohe, fteil abfallenbe
ſüdliche Hälfte geführt, deren Höhe durch einen Graben vermehrt wurde,
welcher die Mauer oſtwaͤrts 70 Schritte begleitet. — Reſte von Thür
men, bie aus Kittgemäuer beftehen, finden ſich noch weiterhin öftlich,
befonders an ber Nordoſtecke der jegigen Stadtmauer. Wahrfcheinlic
gehöre dieſer Ieptere Neft dem Edthurme (xvoydc Yawalos) des Jo-
ſephus an. In deffen Nähe lag das Denkmal des Walkers, nach wel-
chem Dentmal wol bas Walkerthor genannt fei, deffen Arculfus gedenkt.
Diefes Thor dürfte mit dem fogenannten Herobesthor ibentifch fein.
Dies iſt das Nefultat der gründlich durchgeführten Forſchung Kraffts,
welches außerordentlich viel für fich hat.
6. Da Patriarchat Jeruſalem.
Cäfaren Palaͤſtina war etwa 4 Jahrhunderte hindurch Metropolis
von ganz Palaͤſtina, unter ihre ſtand auch das Bisthum Jeruſalem.
Als ſich aber Jeruſalem von feiner Zerſtörung erholte, unter Con⸗
ſtantin dem Großen durch das heilige Grab und die Grabkirche neuen
Glanz erhielt, da regte es ſich gegen die Oberherrſchaft von Cäſarea.
Im Jahre 360 ſtritt Cyrillus, Biſchof von Jeruſalem, mit dem Biſchof
Acacius von Caͤſarea über das Metropolitanrecht.
Viel weiter griff Juvenalis, Biſchof von Jeruſalem, um ſich. Er
machte Anſprüche auf das Patriarchat, und ordinirte Biſchöfe, nicht nur
in den 3 Palaftinas, ſondern auch in Phönicien und Arabien. Hierbei
“ward er von Kaifer Theodofius dem Jüngern begünftige. Auf dem
Eoneil von Chalzedon (451 — 453) entfchied man den Streit zmifchen
Juvenalis und bem Patriarchen von Antiochien, in deſſen Rechte jener
eingegriffen, dahin, dag Phönicien und Arabien zu Antiochien, die 3 Pa-
läftina dagegen zu Serufalem gehören follten °'). |
Einer Nachricht zufolge, welche der Gefchichte des Wilhelm von
Tyrus beigefügt ift, erhielt der Bifchof von Jeruſalem auf dem zur Zeit
Kaifer Zuftinians im Jahre 553 zu Konftantinopel gehaltenen Concil,
die Patriarchenwürde; es murden ihm, außer ben Biſchöfen der 3 Pa
läſtina auch die von Arabien zugetheilt und zudem 25 Suffraganbifchöfe.
Diefe Nachricht, an welche fich das Verzeichniß °°) aller Bifchöfe anfchließt,
fei, fo heißt es: juxta traditiones veterum et etiam quaedam scripta
quae auctoritatem habent non modicam apud Palaestinos et maxime
Graecos, Uebereinſtimmend damit erzählt Vitriacus (1077): auf ber
Synode von Konftantinopel, zur Zeit Kaifer Juſtinians, fei das Patri⸗
archat Jeruſalem geftiftet worden, dem man Bifchöfe untergethan, welche
61) Manfi 7, 178. Le Quien 3, 110 & 164 fg.
62) Das Verzeichniß auch bei Reland 225.
Dat Patriarchat Jeruſalem. 399
man von den benachbarten Patriarchaten Alexandrien und Antiochien ge⸗
trennt ®). Ferner ſtimmt mit jener Nachricht ein um das Jahr 1151
gefchriebenes Ercerpt aus des Nilus Doxopatrius notitia Patriarcha-
tuum °%). Der Bifhof von Serufalem, heißt e8 dort, fei zum Patriar⸗
chen ernannt und 4 Metropolen feien ihm untergeben worden, nämlich:
Cäſarea als Metropole von Palaestina prima, unter welcher das Bis-
thum Serufalem früher felbft geflanden, ferner die Metropolen Scytho-
polis, Petra und Boftra. Außer diefen Metropolen babe man 25 felb»
ftändige Erzbisthümer conflituirt, die unmittelbar unter dem Patriarchen
geftanden, denen aber keine Bisthümer untergeben gemwefen. Eine Auf-
zählung der 25 Bifchöfe ift beigefügt. Ein drittes Ercerpt aus einer
Iateinifchen Notitia quinque Patriarchatuum, welches Reland *®) mit⸗
teilt, flimmt trog Auslaffungen, orthographifchen Fehlern und Zufägen
aus fpäterer Zeit, in der Hauptfahe — binfichtlich der 4 Metropolen
und ber Suffraganbifchöfe — mit den zwei vorigen Verzeichniffen. —
Ein viertes Verzeichniß °%) enthält nur eine Aufzählung ber Bisthümer,
welche unter den 3 Metropolen der 3 Palaftina flanden; Arabia mit
der Metropolis Boſtra und die 25 Suffraganbisthümer fehlen, mehrere
diefer. letzteren Bisthümer find als unter jenen drei Metropolen ftehend
aufgeführt, z. B. Diospolis, Joppe, Eleutheropolis u. a.
Es ſcheinen ſich nun dieſe Verzeichniſſe ſo zu einander zu verhalten.
Das vierte iſt das früheſte und dürfte ſich an den Beſchluß des Con⸗
cils von Chalcedon anfchließen, durch welchen die Bischümer der 3 Pa-
laftina dem Stuhle von Jerufalem unterworfen wurden, nicht aber
Arabien und feine Metropole Boftra Für ein höheres Alter jenes
Verzeichniffes fpricht auch dies, daß in demfelben das ebomitifche Petra
ale Metropolis aufgeführt ift, Areopolis als ein ihm untergebenes Bis—
thum, mährend im zmeiten und briften Verzeichniß Areopolis (Rabbah
Moab) Metropole genannt wird, das edomitifche Petra dagegen ganz
wegfällt. "Die 3 erften Verzeichniffe find aus einer Zeit, da Arabien,
- über welches fich Zuvenalis von Serufalem zur Zeit des Concils von
Chalceden nur gewaltfam bie Herrfchaft angemaßt hatte, wirklich dem
Patriarchen von Serufalem untergeben war. Die Nachricht, Juftinian
habe hierzu gewirkt, ift fehr wahrfcheinlich.
Die kirchliche Einrichtung, welche aus den 3 Verzeichniffen hervor-
geht, deutet auf eine glänzende Zeit des griechifchen Kaiſerthums, wie
bie Juſtinians war; bald nach ihm eroberten die Perſer, wenn auch nur
für Eurze Zeit, Paläſtina; im Jahr 637 ift Serufalem in der Gewalt
der Saracenen. |
63) Unter Alerandrien ftanden vermuthlich Bifchöfe der Palaestina tertia.
Die Bilchöfe von Serufalem felbft fcheinen fi) bald an den Patriarchen von
Antiochien, bald an den von Alerandrien angefchloffen zu haben. Vgl. Hieron.
ep. 61. ad Pammachium bei le Quien 3, 108. _
64) Reland 219.
65) Reland 222.
66) Reland 214.
400 DaB Patriarchat Ierufalem.
Daß jene Verzeichniffe entfchieden nicht aus der Zeit ber Kreuzzüge,
fondern aus einer frühern ſtammen, ift leicht darzuthun.
Nach der Einnahme von Serufalem durch Gottfried von Bouillon
warb nämlich ein Tateinifcher Patriarch von Serufalem ernannt, der
legte griechifcehe flarb auf der Inſel Eypern im Jahr der Einnahme
1099. Unterm Tateinifchen Patriarchat Serufalem ftanden nun 4 Metro
polen: Cäfarea, zu ihr gehörte bas Bischum Sebafte; Nazareth, unter
ihr ftand der Biſchof von Tiberias; Kerek (Petra) hatte den Bifchof
des Berges Sinai unter fih. Dazu kam noch Phönicien mit der Me
tropole Tyrus, welcher 4 Bisthlimer unterworfen waren; die Bifchöfe
von Bethlehem, Hebron und Lydda flanden als Suffraganbifchöfe un:
mittelbar unter dem Patriarchen von Serufalen.
Wie verfchieden nun dieſe Einrichtung bes Tateinifchen Patriarchats
von ber frühern des griechifchen Patriarchats fei, leuchtet bei der ober»
flächlichften Vergleihung ein. Nazareth warb von den Lateinern anflatt
Bethſean, Kerek ftatt Rabbah Moab zur Metropole beftimmt; Phönicien
kam hinzu, die 25 Suffraganbifchöfe fehlten. Beſonders aber fallt es
auf, daß, Phönicien abgerechnet, das Iateinifche Patriarchat nur 6 Bi—
fchöfe hatte, während ihre Zahl früher nach dem Verzeichniß bei Wil.
beim von Tyrus ungefähr 100 betrug. Vitriacus fagt, die Lateiner
hätten an vielen Orten, welche in früherer Zeit Bifchöfe gehabt, bie
Bisthümer eingehen laffen, theils aus Armuth, dann, um die bifchof-
liche Würbe nicht gemein zu machen °”),
Es ift Hier nicht der Ort, die einander gleichlaufende Geſchichte
des griechifchen und Iateinifchen Patriarchats, feit der Zeit ber Kreuz
züge bis auf diefen Tag zu verfolgen. Merkwürdig aber bleibt es, daß
noh heute unterm griechiſchen Patriarchen von Serufalem mehrere
ber in ben älteften notitiis ecclesiasticis genannten Bisthümer ftehen,
namlich: Caͤfarea Paläftina, Bethfean, Petra (Keret), Nazareth. Dazu
tommen folgende griechifche Bifchöfe in partibus: Lydda, Gaza, Sinai,
Jaffa, Neapolis, Sebafte, Mons Thabor °°). Xegtere fieben finden wir
fhon in den erwähnten zwei alten Berzeichniffen der Suffraganbifchofe
aufgeführt, mas als ein Zeugniß für die Aechtheit jener Verzeichniſſe,
welche ich hier folgen laffe, angefehen werben bürfte.
6) Das über das lateiniſche Patriarchat von Serufalem Gefagte, ift aus
Bitriacus (1077. 1078) entnommen. Räheres bei Le Quien Oriens christianus
3, 1242 fg. Bol. S. 362. Anm. 175".
68) Burdhardt 2, 655. Bol. Le Quien 3, 530 fg.
n
!
Suffraganbißthümer Serufalemd. 401
7. 8wei VBerzeichniffe der Suffraganbisthümer
Serufalems.
a. dad dem Wilhelm von Tyrus 93
angehängte. b. das bes Nilus. »
ı. Lidda. I. Diospoleos s. urbis
Georgii. ‘
2. Joppe. 2. Ascalonis.
3. Ascalon. 3. Joppes.
4. Gaza. 4. Gazae.
5. Meimas. 5. Anthedonis.
6. Diocletianopolis. 6. Diocletianopoleos,
7. Beit Gerbein (Belt Dſchi- 7. Eleutheropoleos.
brin).
8. Neapolis. 8. Neapoleos.
9. Sebastia. 9. Sebastes.
10. Jerecyntus (Jericho). 10. Jordanis.
11. Tyberiadis. 11. Tiberiadis,
12. Diocaesarea. 12. Diocaesareae.
13. Legionum. 13. Maximianopoleos.
14. Capitolina. 14. Capitoliadis.-
15. Mauronensis. 15. Myri.
16. Gedera. 16. Gadari.
17. Nazareth. 17. Nazareth.
18. Thabor. 18. Montis Thabor.
19. Caracha (vel Petra). 19. Cyriacopoleos.
20. Adroga. 20. Adriae. |
21. Afra. 21. Gabalorum.
22. Aelis. 22. Aeliae.
23. Faram. 23. Pharae.
24. Elinopolis. 24. Helenopoleos.
25. Mons Sina. 25. Montis Sina.
Bei der größten Webereinftiimmung beider Verzeichniffe find beide
doch nicht aus berfelben Quelle gefchöpft, da fie mehrere Male verſchie⸗
dene Namen für ein und baffelbe Bisthum angeben. Ueberdies iſt das
erſte Verzeichniß lateiniſch, das des Nilus im Originale griechiſch.
Sind jene verſchiedenen Namen, dürfte aber gefragt werden, ſind
ſie wirklich Synonyma für ein und dieſelben Orte? Wir wollen einige
vergleichen.
Für Lidda hat Nilus: Diospolis s. urbs Georgii; daß Lidda auch
Diospolis und Stadt des h. Georg hieß, iſt bekannt. Wenn im erſten
Verzeichniß das zehnte Bisthum Jericho heißt, nach der, den Chriſten
wichtigſten Stadt und Gegend am Jordan, im zweiten aber als Bis⸗
thum des Jordan aufgeführt iſt, ſo wird wol Niemand zweifeln, daß
Raumer, Palaſtina. Ste Aufl. 26
*
402 Regio. Megiddo. Hadad Rimmon. Marimianopolid.
unter beiden Namen daffelbe Bisthum verftanden werde. Eben fo
wenig, wenn (19) aus Caracha (Kerek) im griechifchen Verzeichnig ein
Kupuaxoumöiıs gemacht worben. |
IT. 2egio. Megiddo. Hadad Nimmon. Mari
mianopolis, |
Es ward die Hypothefe aufgeftellt: Legio fei identiſch mit Megibdo.
Bei näherer Betrachtung kann ich dem nicht beipflichten, ich muß 2egio
vielmehr mit Marimtanopolis und Hadad Rimmon für gleich Halten.
Daß letztere zwei Orte identifch feien, fagt Dieronymus: Adad
Remmon hodie vocatur Maximianopolis in campo Mageddon ; daß
aber Kegio mit Mapimianopolis ein und berfelbe Ort, ergibt fich wie
berum aus ben von mir mitgetheilten zwei DVerzeichniffen der Suffragan-
bifchöfe. J
Die Namen ber 25 Biſchofsſitze find in beiden Verzeichniſſen in
berfelben Zolge aufgeführt. Nun folgen einander
im griechifchen Verzeichniß: im lateinifchen Verzeichniß:
12. (Ertoxorn) Aroxaroapslac. 1%. Diocaesarea.
13. Ma&ıpnıavoumöieog. 13. Legionum.
14, Koareroidöog. 14. Capitolina.
Sp wie nun Diospolis und Lydda, Beit Diehibrin und Eleuthere
polis ıc., fo treten bier Marimianopolis und Legio ald Synonyma auf.
Da aber, wie wir fahen, Marimianopolis mit Hadad Rimmon identiſch
ift, fo find demnach Marimianvpolis, Hadad Rimmon und Regio (das
jegige Ledſchun) Namen für ein und denfelben Ort.
Diefe Identitäten werben burch Diftanzangaben im Itiner. Hieros.
auffallend beftätige. Nach diefem find
von Cäfares nah Marimianopoliß XVII m. p.°°)
« Marimianopolis nad) Jesrel X m.p.
Auf Nobinſons Karte find es
von Gäfaren nach Ledſchun XVIII m. p.
» Lebfhun -» Zered X mp.
Das jetzige Kefr Kud wird mit. Recht. für das Caparcotia bes
Prolemäus, das Caporcotani der Tabula Peuting. gehalten. Diefe
Tabula gibt die Entfernung von Cäfaren nach Caporcotani zu 28 m. p.
an. Hätte man den Weg von Gäfaren über Legio genommen, fo träfe
die Angabe (nach der Karte Robinfone) genau zu, da Legio, wie er-
69) Ober 20 m. p.; je nachdem man annimmt: der ınons Sina liege auf dem
Bege von Eäfaren nah Maximianopolis, oder nicht. Letzteres ift mir wahr⸗
ſcheinlicher. Reland 416.
Legio. Megiddo. Hadad Rimmon. Marimionopolid. 408
‚wähnt, 18 m. p. von Cäſarea, von Kefe Kud aber genau 10 m. p.
entfernt ift ’°). \ |
Späterer Zufag.
Herr Groß beſprach im erften Heft 1845 ber Theol. Studien und
Kritiken ©. 251 vorftchende Zufammenftellung, Robinſon deögleichen in -
ber Bibliotheca sacra, Febr. 1844, p. 220.
Groß ſtimmt der Identität von Marimianopolis und Xegio bei,
infofern fie durch jene zwei DVerzeichniffe und die oben mitgetheilten
Diftanzangaben begründet if. Dagegen hält ex auch feft an der Iden⸗
tität von Megiddo und Legio. Megiddo, fagt er, bezeichnet nach Ge⸗
fenius einen Drt, „wo fi) Schaaren aufhalten”; Legio ift nur eine
Veberfegung von Megiddo, daher barf es nicht auffallen, wenn ber Ort
neben.dem, nur aus dem Hebräifchen überfegten Namen, den zweiten: '
Marimianopolis erhielt. Dagegen halt er des Hieronymus Angabe:
Adad Remmon hodie vocatur Maximianopolis in campo Mageddon,
für eine „ungegründete Dupothefe”. So viel die Anficht: Regio fei eine
Ueberfegung von Megibdo, für ſich bat, fo ftehe ich doch an, der Ver-
werfung von Hieronymus’ Angabe unbedenklich beizutreten. Dieſe Tautet
vollftändig: Adad Remmon pro quo LXX transtulerunt ’Po@vo<, urbs
est juxta Jezraälem, quae hoc olim vocabulo nuncupata est, et hodie
vocatur Maximianopolis in campo Mageddon. Und im Commentar zu
Hofea-1 fagt Hieronymus: diximus Jezraelem, quae nunc juxta Maxi-
mianopolin est (vgl. Reland 891), wodurd er die erfie Angabe in
Bezug-auf bie Lage von Marimienopolis beftätige. — Robinfon a. a. O.
will dagegen die Jbentität von Marimianopolis und Legio nicht zugeben,
da fih in jenen zwei WVerzeichniffen doch ein Fall nachweiſen laffe, wo
die Identität der zwei Drte deſſelben Paares nicht zutreffe, nämlich:
Meimas und Anthedon. Ebenfo könne es hinſichtlich Legio und Maxi⸗
mianopolis fein. Dagegen Hält Robinfon feft an der Identität von
Regio und Megiddo, und wendet nichts gegen bie von Hadad Rimmon
und Marimianopolis ein. Sonach wäre .
nach Groß: Marimianopolis — Legio — Megiddo;
nach Robinfon: Maxim. — Hadad Rimmon und Legio — Megiddo;
nah mir: Marim. — Hadad Rimmon — Legio.
Sollte zulegt derfelbe Ort vier Namen gehabt Haben? Wäre aber
Megiddo — Hadad R., fo fiele es auf, daß der Prophet fagt: Klage
bei Habad Rimmon im Thale Megidbo.
70) Diefes ſchrieb ich, bevor ich die zweite Abtheilung vom dritten Theile ber
Robinſonſchen Reife erhielt. Ber gehöriger Würdigung der zwei Berzeichnifle
wird Herr Robinfon meiner Meinung über Legio wol beipflichten; wie ich gegen-
feitig feiner Bemerkung! Legio fei kein Lateinifches Bisthum gewefen, beipflihte. —
Daß Hadad Rimmon dicht bei ategibbo gelegen habe, beweift der Ausdrud:
„Klage bei Hadad Rimmon im Thale Megiddo.“ Sachar. 12, 11.
26 *
404 ’ Ramla.
III. Namla.
Robinſon (3, 251) behauptet: Ramleh ſei nicht Ramathaim der
Makkabaͤer, noch Arimathia des N. T. Zuerſt weil Ramleh „das ſan⸗
dige”, Rama aber „die Höhe“ bedeute. Er ſagt aber ſelbſt (S. 235):
Ramleh liege „auf der öſtlichen Seite einer breiten niedrigen Erhöhung
in der ſandigen, aber fruchtbaren Ebene.“ In der Ebene gilt auch der
niedrigſte Hügel für einen Berg, fo z. B. ber Kreuzberg bei Berlin;
wie viele Orte des nördlichen Deutfchlands, welche fi) nur fehr wenig
über die Ebene erheben, führen ben Namen Berg, z. B. Wittenberg.
Liegt nun Ramleh auf einer Sandhöhe, fo konnte e8 um des Sandes
willen Rama heigen ’'). | “
Als zweiten Grund führt Robinfon an: baf das Itinerar. Hierosol.
und S. Willibald Lydda erwähnen, nicht aber Ramleh, dies müffe alfo
in jener Zeit noch nicht eriftirt Haben.
Aber Arimathia (gefegt ed wäre von Ramleh verfchieben), von
welchem Hieronymus fagt: es habe nahe Diospolis gelegen (juxta Dios-
polin und non procul ab ea), das eriffirte Doch zur Zeit des mit Hie-
ronymus faft gleichzeitigen Itinerar.⸗Verfaſſers, und dieſer nennt es ben»
noch nicht. Aus folder Nichterwäahnung ift alfo nicht auf Nichteriftenz
eines Orts zu fchließen.
Der dritte Grund Robinfons ift daher entnommen, daß Arimathia
in regione Thamnitica gelegen, Thamna aber öftli von Lydda, daher
fei Arimathia nicht am Drte des jegigen Namleh in S. W. von Lydda
zu fuchen: Wir kennen die Grenzen der Toparchie Thamna nicht genau. -
Menn aber Hieronymus fagt: Arimathia habe in regione Thamnitica
juxta Diospolim gelegen, fo folgt daraus, daß bie regio bis in bie
Nähe von Diospolis reichte, fonach auch bis zu dem, “ Stunden von
Diospolis gelegenen Ramleh reichen Eonnte. _
In Bezug endlich auf die Stellen des Abulfeda und Willerm. Tyr.,
nach welchen Ramleh nad) Muhammeds Zeit von Arabern erbaut fein
fol, ſcheint mir Clarke's Meinung: die Muhammedaner hätten Ram
leh nur veftaurirt, fehr annehmbar (S. 198, Anm. 242). Fand do
Belon dort im Jahre 1547 kaum 12 bewohnte Häufer, jegt bat es c.
3000 Einwohner, fo daß wir feit Belons Zeit eine zweite Reflauration
des Orts annehmen müffen.
Zu den vornehmlich auf den Angaben des Hieronymus fußenden
Gründen, daß Ramleh mit Rama (Arimathia) identifch fei, will ich
noch einen Grund hinzufügen.
Nehem. 11, 33. 34 werben nad) einander folgende Orte genannt:
Rama Githaim (©. 173. Anm. 181°); dies lag inter Anti-
patridem et Jamniam und ift mahrfcheinlih Gath, c. Y%ı Meilen
MNW. von Ramleh. Hadid (S. 151," 5. v. Adida), das jegige
— — — — —
71) Daß Robinſon ſelbſt ed hinſichtlich der Nebenbedeutung nicht immer ſo
genau nimmt, beweiſt feine Identificirung des jetzigen Djib mit dem alten Gi-
beon, da Djib doch Brunnen, Gibeon aber Bergftadt bedeutet.
Das oſtjordaniſche Yudäc. 405
ei Chaditeh, e. 1 Meile in SD. von Ramleh. Neballat, jetzt
Beit Nebäla, c. Y% Meilen in NO. von Ramleh. Lod d.i. Lydda,
Yı Stunden in ND. von Ramleh. Ono, 3 m. p. von Lydda, alfo höch-
fiens 1 Meile von Ramleh ”°).
So wären in biefen beiden Verfen des Nehemia mit Rama 5 Orte
genannt, welche nach den verfchiedenften Richtungen das gegenwärtige
Ramleh umgeben; follten mir daher nicht annehmen, daß jenes Rama
und Ramleh identifch feien?
Ich habe hiermit die Gründe angeführt, welche fich, meines Erach⸗
lens, für dieſe Identität angeben laffen, jeboch ohne entfcheiden zu wollen.
It Ramleh nicht Rama, fo muß doch, nad) den von mir angeführten
Stellen, ein Rama in ber Gegend von Ramleh gelegen haben.
IV. Das oftiordanifche Sudan.
Im neunzehnten Kapitel bes Buches Iofua V. 32—34 werben die
Grenzen des Stammes Naphthali angegeben. V. 34 heißt es: Naph⸗
thalt „ſtoößt an Sebulon gegen Mittag, und an Affer gegen Abend,
und an Juda am Iordan gegen der Sonnen Aufgang”. Ein
Blick auf die Karte Palaͤſtinas zeigt, wie Naphthali wirklich gegen Weſten
an Affer, gegen Süden an Sebulon ftößtz wie e8 aber am obern Jordan
oberhalb des Sees Genezareth gegen Oſten an Juda ftoße, ift unbegreif-
lih, da ja das Stammtheil Juda gerade am entgegengefegten Ende Pa-
läftinas liegt. Es bat daher diefe Stelle den Auslegern viel zu fchaffen
gemacht. Reland fagt von ihr: maximus atque insolubilis fere nodus,
qui plurimos interpretes torsit ’?); und Bachiene: es fei „eine dunkle
und ungemwiffe Sache, die ſchon vorlängft unter den Erdbefchreibern des
jüdifchen Landes ein Zankapfel geweſen it”).
Wir wollen einige Auslegungen der Stelle kürzlich betrachten.
Elericus überfegt wie die Vulg.: et in Judam ad Jordanem versus
(contra V.) ortum solis. Er bemerlt: At LXX omissa priori voce
habent in Codd. Vaticano, Alexandrino et Aldino, xat 5 ’Iopörvng
ard Avarorav HAlov, quae lectio caret omni difficultate, cum superior
nulla ratione ferri possit. In Complutensi vero a correctoris manu,
ut puto, insertum xal ’Iodda ante verba prolata, sine sensu. Nam
inter Nephthalitas et Judae posteros interpositae fuerunt 'Tribus Za-
bulonis, Issascharis, Dimidia Manassae, Ephraimi et Benjaminis, post
quas demum ad meridiem, non ad ortum, fuere tribus Judae agrı.
Quod nonnulli commenti sunt, ut sensum hoc in loco invenirent:
12) Auf Berghaus’ Karte ift Gath, Adida und DOno angegeben, Neballat auf
Robinſons.
73) Relandi Palaest. 33.
& podiene I. 2. S. 370. Bgl. Rofenmüllers biblifche Geographie IL. 1.
406 Das oftiorbanifhe Judaͤa.
per Jordanem ad ortum situm, potuisse a Nephthalitis adiri tribum
Judae; id quidem verum est, sed nihil facit ad hanc locutionem
scopumque loci, qui eo spectat, ut indicentur fines Nephthalitarum ’°).
Clericus zerhaut daher den modus insoluhilis, indem ex fich an die LX
onfchlieft und vorſchlägt: et in Jordanem ad occasum solis, mit Hin-
weglaffung bed „in Judam ad“ zu leſen.
Freilich ift die Deutung des Mafius, auf weldhe Elericus wol
anfpielt, fo gefünftelt, daß fie keine Berudfichtigung verdient; wenn fie
aber auch vermerflich if, berechtigt denn dies, jene Stelle als wiberfinnig
zu betrachten und ihr durch Ausftreihen einen Sinn geben zu wollen ’°),
ungeachtet ber Name Juba „in allen bis jegt übrigen hebräiſchen Hand⸗
ſchriften flehe‘ 7) 2 |
Eben fo künſtlich, ja noch Zünftliher, wie Mafius, erflärte
Lightfoot die Stelle fo: Weſtpaläſtina fei früher einzig in Judda und
Galilaͤa getheilt geweſen, fo daß beide an einander grenzten, Später erft
fei der Name Samaria aufgelommen. In jener frühern Beit habe fich
nun ein ſchmaler Streif des Stammtheiles Naphthali zwiſchen dem
Weftufer des galiläifchen Meeres und Sebulon bis Juda hinabgezogen.
Woher. mußte Lightfoot von. ber Eintheilung und dem Streif, der body
egen Süden und nicht gegen Dften an fein Juda gegrenzt hätte? Die
lärung ift aus der Luft gegriffen. — Bachiene meint: ed möchte
etwa, dem Stamme Naphthali gegen Morgen, eine Stadt Juda am
Jordan gelegen haben; aber Feine Quelle erwähnt einer folhen Stadt. —
Reland ſagt: es fei bisweilen ganz Paläſtina, das Land aller 12 Stämme,
Sudan genannt worden, alfo auch das oftjordanifche Land. Dies zuge
geben, fo würde hierdurch unfere Stelle nicht erklärt, da ja Naphthali
felbfi mit zu dem umfaffenden Begriff Juda gehören würde. Wenn es
am in ber Stelle heißt: Naphthali ſtößt an Sebulon "gegen Mittag,
an Affer gegen Abend und an Juda am Jordan gegen der Sonnen
Aufgang, fo wäre das, nad) Relands Auslegung, ungefähr, als fagte
man: Hannover flößt gegen Abend an Oldenburg, gegen Mittag an
Heffen, und an Deutfchland an der Elbe gegen der Sonnen Aufgang;
ftatt zu fagen: an Mecklenburg. — Doch Reland geht einen Schritt
weiter, und citirt für feine Meinung zwei Stellen, in melden ein
Joudale neoav Tod "Iopdavau genannt werde. Die eine findet fich
in Joſephus Antig. XI, cap. 4, $. Il, wo erzählt wird, Hyrkanus
babe einen Drt Tyrus gebaut; obrog 6 weroc, fährt Joſephus fort,
Eori nerasd Tg Te "Apaßlas xal ic "Iovdalac, nrepav tou ’Iop-
dcivou, ou nößpw ng "Eoseßovlmöoc. Diefe Stelle befagt aber nichts
als; Tyrus habe jenſeit des Jordan unweit Hesbon, zwiſchen Judäa und
Arabien gelegen, wofern man nur ein Komma hinter. "Ioudalac ſetzt,
wohin es gehört. Die zweite Stelle ift Matth. 19, 1, mo von Chrifto _
gefagt wird: wernpev dmd vg TAilalas xal MASev elc Ta Spa ic
715) Clericus zu Joſua XIX.
76) Mehrere Gründe gegen Mafius’ Meinung fiche bei Reland ©. 33.
TI Rofenmüller a. a. D. 310.
Dad oſtjordaniſcht Judaͤa. 407
"Iovdalas epov Tod "Iopdavov. Wenn Fritzſche zu dieſer Stelle be⸗
merkt: quam Kuinoelius regav Tod "Iopdavou pro dpru rc "Ioudalag,
tnc repav vod "Iopdavov in eam Judaene partem, quae diceretur
Peraea, sumeret, vim intulit Grammaticae, fo gilt diefe Bemerkung
zugleich der Reland’fchen Auslegung der eben angeführten Stelle bes
Sofephus. Aus Marc. 10, 1, der Parallelftelle von Matth. 19, A,
ergibt es fich, daß Matthäus in der. citirten Stelle nichts Anderes fagen
will, als: Jeſus fei aus Galilda durch das Land jenfeit des Jordan nach
Judda gegangen (Eoysrou els c& dpa ng "Iovöalas dıa Tod repav
tod "Iopdavov, fagt Marcus).
.. So reicht auch Relands Auslegung nit aus, und ed muß faft
ale Anmaßung erfcheinen, nach fo vielen vergeblichen Erklärungsverfuchen
einen neuen zu wagen. Boch veranlaffen mich eine Stelle des Sofephus
und eine ber heil. Schrift, welche beide, fo viel ich weiß, noch nicht. bei
jenen Auslegungen berüdfichtigt wurden, zu dem Verſuch.
Wir haben gefehen, daß Jofephus (Bell. Jud. 3, 3) ganz Palaͤſtina
in vier Provinzen, nämlid in Judäa, Samaria, Gallläa und Peräa
theilte, und fein Peräa — das oftjordanifche Paläftina — nordwärts
bis an den Mandhur reichte. Nun fragt es ſich: zu welcher Provinz -
Daläftinas Sofephus denn das Land im Norden de Mandhur und im
Dften des galilaifchen Meeres und obern Jordans gerechnet Habe? Dies
fagt er uns.in $. 5 des citirten 3. Kapitel im 3. Buche de bell. Jud.
Nachdem er nämlich die Grenzen Galiläas, Peräas und Samariad an⸗
gegeben, charakterifirt er hier Zudaca. Es fei in 11 Diftricte getheilt,
weiche er namentlich anführt, dann gehöre Jamnia und Joppe dazu,
und außerdem Gamalitica und Gaulanitis, Batanda und Trachonitis
(vari raycaıs Are Tapadırızn va Tlaviaviız, Baravala ts xad
Toayavirıe. Diefe Landfchaft, fährt er fort, ziehe vom Libanon und
den Quellen bes Jordan bis zum See Tiberias ’°), und von Zulias ’”)
oftwärts bis zu einem Orte Arpha; Juden und Syrer wohnten gemifcht
in berfelben. Ein Bli auf die Karte zeigt nun, wie biefer von Joſephus
zu Judaͤa gerechnete Diftrict Galilaͤg auf der Morgenfeite, von den
Quellen des Jordan bis zum See Tiberias begrenzte, und zwar gerade
den Theil Balildad, melden der Stamm Naphthali inne hatte. Go
fließ denn Naphthali alfo auch nad; Joſephus „an Juda am Jordan
gegen ber Sonnen Aufgang.”
Aber die Stelle des Joſephus ſcheint den Auslegern eben fo un-
begreiflich gewefen zu fein, als jene Grenzbeſtimmung im Buche Joſua
ſelbſt. Haverkamps fo ausführliche Edition des Joſephus fügt ihr Feine .
Anmerkung bei. Reland, welcher nach Anleitung des citirten $. 5 von
den Toparchien Judäas, auch noch von Samnia und Joppe handelt,
bricht dann plöglich ab, ohne es auch nur zu verfuchen, die von mir
griechifch eitirten Worte zu commentiten °). So ſcheint es faſt, als
78) "Apxgopevn dt dd Arßdvou Spous nal roü "Iopddvou enyav ri yaspa, Keypı
eis Trßeprddos Alpıuns eupuverar.
79) Zulias am Einfluß des Jordan in den See Ziberias, fonft Bethfaida.
80) Reland S. 176. 177.
408 Das oſtjordaniſche Judaͤa.
müßten wir uns begnügen, die Stelle des Joſephus als einen Beweis
anzuführen, daß noch in fpäter Zeit jenes nordöſtliche Palaͤſtina zu Jubäa
fei gerechnet worden, fo mie dies, nach der Stelle im Buche Joſua, ſchon
in fehr früher Zeit der Fall geweien. Warum? bliebe dunkel, ja un-
begreiflich, und Sofephus’ Angabe wäre nur eine Warnung, die Stelle
im Buche Joſua nicht willkürlich zu ändern. |
“Dennoch will ich es verfuchen, auf diefes Warum? ein Darum
zu finden.
Mofes eroberte Bafan, dad Land bes Könige Og, insbefondere
„60 Städte, den ganzen Strich Argob” (5 Mof. 3, A); er gab danach
dem halben Stamm Manaffe „ganz Baſan“ und „ben ganzen Strid -
Argob von ganz Baſan“ (5 Mof. 3, 13. 14). „Jair, heißt es weiter,
der Sohn Manaffe's, nahm den ganzen Strich Argob — und nannte
Bafan nach feinem Namen Havoth Jair“ (Dörfer Jairs). Ueberein-
flimmend berichtet 4 Mof. 32, Al: „Jair, der Sohn Manaſſe's, nahm
ihre Dörfer ein und nannte fie Havoth Jair“; und nad Jof. 13, 29. 30
„erhielt der halbe Stamm Manaſſe ganz Bafan und alle Dörfer Jairs,
die in Bafau liegen, 60 Städte.” Weit fpäter, zur Zeit Salomo’s,
werden diefe Städte nochmals erwähnt (1 Kön. 4, 13).
Wo lag nun Argob oder Havoth Jair? Darüber geben. Sofephus
und Hieronymus Aufſchluß. Wenn nämlich bie citirte Stelle 1 Kön.
4, 13 berichtet: „der Sohn Gebers (einer der 12 Amtleute Salomo's)
hatte die Flecken Jairs, des Sohns Manaffe in Gilead, und hatte bie
Gegend Argob, die in Bafan liegt, 60 große Städte, vermauert und
mit ehernen Riegeln“; fo erzählt Joſephus (Ant. 8, 2, 3) diefelbe That⸗
fache nach dem Vorgange des Buchs der Könige fo: „Galaaditis (Gilead)
und Baulanitis bis an den Berg Libanon, 60 große und fehr fefte
Städte hatte Gabaris unter ſich“ (mv de TTraadlımv xal T’avic-
virnv Euc Tod Außavou Spoug;, | röreıe Ebixoven neyddas xal
oyvpwuraras Exav bp’ adıov I'aßapıc dreinev). Offenbar war alfo
dem Joſephus Gaulanitis identifh mit Argob oder Havoth Jair. Mit
Joſephus ftimmt hierin Hieronymus überein. Er fagt: Argob regio Og
regis Basan super Jordanem. Ließe diefe Stelle noch Zweifel, fo be
richtet er an einem andern Orte ganz unzweidsutig: Havoth Jair, qui
locus nunc vocatur Golam; es ift ihm, wie dem Sofephus, Havoth Jair
mit Gaulanitis ibentifh. Diefes aber zog fich, wie ich oben nachges
« wiefen, längs der Oſtſeite des obern Jordan und bes Sees Genezareth
hinab; es begrenzte, nach Sofephus (Bell. Jud. 3, 3, 1), Oaliläa, ins
befondere Naphthali, gegen Oſten. |
Aber nach ben angeführten Stellen befaß ja ber halbe Stanım Ma-
naffe, insbeſondere Jair „ber Sohn Manaſſe“ dies Gaulanitis, keines⸗
weges aber Juda, und es fcheint nun alle Hoffnung zu ſchwinden, zu
erklären, wie doch „Naphthali an Ju da am Jordan gegen ber Sonnen
Aufgang“ gegrenzt habe. Allein eine Stelle der Chronik macht auf einmal
Alles klar, indem fie und Auskunft über die Abflammung Jairs gibt.
Nah 1 Chron. 2, 3.4 zeugte Juda den Perez, Perez den Hezron, von
welchem David ſtammt. „Darnach befchlief Hezron die Tochter Machirs,
des Vaters Gileads, und er nahm fie, da er war 60 Jahre alt, und
. | Das oſtjordaniſche Judaͤa. 409
ſie gebar ihm Segub. Segub aber zeugte Jair“ (V. 21. 22). Der
Stammbaum Jairs iſt hiernach dieſer:
Vde Joſeph
Perez | Manaſſe
Harn Mair
En N
Ram Zochter X Gilead (4 Mof. 26, 29—33)
David
Segub Hepher
Jair Zelaphehad, welcher, ein Zeitgenoſſe Jairs, in der
Wüfte ftarb (4 Mof. 97, 3).
Jair ſtammte demnad zwar mütterliher Seits von Manaffe, aber
väterlicher GSeits von Juda. Wenn nun air die Gegend Argob er-
oberte und fie nad) feinem Namen Havoth air nannte, wenn dieſe
Gegend Argob, wie wir fahen, mit Gaulanitis identifch ift, Gaulanitis
“aber, nach Jofephus, ſich abendwärts bis zum Oftufer des Sees Tiberias
und des obern Jordan erſtreckte und hier Galiläa begrenzte, und zwar
ben Theil Galiläas, welchen Naphthali inne hatte, To heißt e8 in unferer
Stelle Joſ. 14, 34 mit vollem Recht: Naphthali habe „an Juba
am Zordan gegen ber Sonnen Aufgang” geftoßen, nämlich
er Havoth Sair, an die Befigungen Jairs, des Abkömmlings
uda's.
Wird dagegen Joſ. 13, 29 und an einigen andern Stellen berich⸗
tet: der halbe Stamm Manaffe habe die Fleden Jairs erhalten, wird
Jair felbft 4 Mof. 32, 41 „ein Sohn Manaffe” genannt, fo bemerkt
Elericus zu legterer Stelle: Jair Manassita. Hic contra morem in
tribu materna mansit. „Ein jeglicher. unter den Kindern Iſrael ſoll
anhangen an dem Erbe des Stammes feines Vaters”, fagt 4 Mof.
36, 7. Kann es nun wundern, wenn Jairs Beſitzthum in der zu deu-
tenden Stelle Sof. 19, 34 nicht contra morem nach Manaffe, fondern,
der herrfchenden Gewohnheit gemäß, nah Juda, dem väterlichen Ahn-
herrn Jairs, genannt wird? Nach dem mütterlichen Ahnherrn Manaffe
wurde Jair und fein Beſitzthum aber contra morem mahrfcheinlich bed»
‚halb genannt, meil fein Vater ein Baftarb war ?') (1 Chron. 2, 21),
dann, weil jenes Befisthum fern vom Stammtheil Juda lag, dagegen
mit dem ber oftjordanifchen Manaffiten zufammenbing.
Wenn auch na 1 Ehron. 2, 23 Jairs Nachkommen biefes Land
81) Bol. Nicht. 11, 1.2. Jephthah ein Hurenkind Gileads. „Da aber das .
Weib Gileads ihm Kinder gebar, und deſſelben. Weibes Kinder groß wurden,
ftießen fie Jephthah aus und Tprachen zu ihm: Du fouft nicht erben in unfers
Vaters Haufe, denn du bift eines andern Weibes Sohn.”
410 Das oftiorbantfche Judaͤa.
ſpaͤter an bie Gefchuriten verloren 2), fo befaß es doch Salomo wieber zur
Zeit der größten Herrlichkeit Ifraels (1 Kön. 4, 13). Diefe falomonifche
Zeit mochte dem fpätern Juden Norm bei geographifcher Beflimmung
feines Landes, deſſen geographifche Verhältniffe im Laufe der Zeit fo oft.
wechfelten, fein. Die oftjordanifche Region, welche Joſephus, nach ber
oben angeführten Stelle, zu Sudäa rechnet, bie fih vom Libanon und
ben Quellen bes Jordan bis zum See Tiberiad 309, entfpricht genau
dem Befigthum Jairs, des Urenkels Juda's, welcher Jair dem Königreich
Juda um fo näher fland, als er von Hezron, dem Ahnheren Davids,
ftammte. — Jait befaß nun, wie wir fahen, 60 Städte in Bafan, aufer
dDiefen aber, nach 1 Ehren. 2, 22. 23 Städte in Gilead. Auch 1 Kön.
4, 13 werden die Flecken Jairs in Gilead von 60 Städten in Bafan
unterfchieden. Nun wird Richter 10, 3—4 erzählt: ein (fpäterer) air,
ein Gileaditer, fei Richter in Iſrael gemefen und habe 30 Städte be-
feffen „die hießen Dörfer Jairs bis auf diefen Tag, und liegen in
Gilead“. Diefe 30 Dörfer in Gilead, welche nach bem jüngeren -
Jair genannt wurden, find demnach von den 60 Dörfern in Bafan,
welche nach dem älteren Zaire genannt wurden, wohl zu unterfcheiden.
‚ Wahrfcheinlich war der Richter Jair ein Nachkomme bed mofaifchen
Fair, welcher das Beſitzthum, das fein Vorfahr in Gilead hatte, ver-
größerte und um 7 Dörfer vermehrte.
Nofenmüller (Biblifche Geogr. I. 1. 279) führt bie verfchiedenen
Bedenklichkeiten an, welche fich die Ausleger Hinfichtlich dieſer „Hütten⸗
börfer Jairs“ machten, und auf welche Weife fie diefelben zu heben ſuch⸗
ten, Bedenklichkeiten, die vorzüglich von einem Confundiren der Dörfer
in Gilead mit denen in Baſan herrühren),. Water z. B. meinte:
„die fpätere Begebenheit fei im Pentateuch, den er nicht von Mofes ab-
gefaßt glaubt, in die mofaifhe Zeit hinaufgerüdt worden”. Über es
ſind ja zmei verfchiedene Thatfachen: der Befig der Dörfer in Gilead
und derer in Baſan; und zwei verfchiedene Perfonen: ber ältere Jair,
ber Zeitgenoffe Mofis — wie der mitgetheilte Stammbaum zeigt”) —
und der weit fpätere Zair, der Richter. Andere Kritiker hielten 4 Moſ.
32, 41 und 5 Mof. 3, 14 für fpäter eingefchobene Stellen (alfo auch
of. 13, 30). Mir fcheint die Unterfcheidung der 60 Städte in Bafan
von den 23 und 30 Städten in Gilead jede Bebenklichkeit zu heben.
82) Sof. 13, 13 erzählt ſchon: Die Kinder Ifeael vertrieben die zu Geffur
und zu Maachath nicht, fondern es wohneten beide, Geffur und Maachath, unter
den Kindern Iſraels. Joſephus fagt: Syrer und Juden hätten zu feiner Beit
„in jener Gegend untermifcht gewohnt.
83) Eufebius und Hieronymus feheinen (s. v. Avothiair) ſchon die Nachricht
im Buch der Richter mit der im Pentateuch confundirt zu haben.
84) Rofenmüller (a. a. D. &. 279) nennt irrig Segub ald Großvater Jairs,
welcher mit der Tochter Machirs verehelicht geweſen ſei.
m m Ur —— -.- um u
Zu Apoſtelgeſchichte 8, 26. 41
V. Zu Apoftelgefchichte 8, 26.
Ich verſuchte eine Erklärung diefer Stelle °°); Robinſon gibt eine
andere. Er fagt °°): der befuchtefte Weg von Jeruſalem nach Gaza gehe
über Ramleh. „Vor Alters, fährt er fort, ſcheint es noch zwei Direc-
tere Strafen gegeben zu haben.” Die eine gehe buch Wady Mufurr
nach Bartogabra und von da nach Gaza; fie fei noch heut zu Tage
vorhanden; auf biefer fei ber Kämmerer gefahren. Am Zell el- Hafy
glaubt Robinſon das Waffer gefunden zu haben, wo ber Kämmerer ge
tauft ward. Weber Hebron könne er nicht gefahren fein. — Als Robin
fon Hebron verließ, um nad Jeruſalem zu reifen, kam er auf einen
„gepflafterten Weg’). „Diefer Weg, fagt er, trägt alle Zeichen an
fih, daß er ſtets bie große Landftraße zwifchen Hebron und Serufalem
war. Er ift in grader Richtung und an vielen Stellen künſtlich und
augenfcheinlich vor alter Zeit gemadt. Räder haben ihn jedoch nie be-
rührt. Die Hügel find zu ſchroff und fteil und die Oberfläche des Bo⸗
dens ift zu haufig mit Selsfteinen befiveut, als daß die Möglichkeit vor-
handen gewefen wäre, daß Wagen in dieſer bergigen Gegend gebraucht
werden könnten, ohne die mühfamfte Erbauung von Fünftlihen Wegen,
fo wie fie hier nie exiſtirt Haben.’
Robinfon muß zugeben, daß (nad 1 Mof. 45, 19. 21. 27 und
46, 1) Jacob von Hebron mit ägnptifhen Wagen nah Berfaba und
weiter durch die Wüfte gefahren; und zwiſchen Hebron und Serufalem,
zwiſchen den beiden Reſidenzen Davids, follte keine Fahrſtraße gegangen
fein? Der gepflafterte Weg, ben auch Berggren °°) erwähnt, war er
Leine Fahrſtraße? Mußten nicht die Wagen, welche Jacobs Leiche über
die Tenne Atad am Sordan in das Erbbegräbniß begleiteten, mußten fie
nicht von Norden her nad) Hebron kommen? Wer da weiß, auf wel
chen fteilen, wüften Gebirgsmegen zweirädrige engfpurige Karren fahren,
der wird auch glauben, da Baumeifter, wie Salomo, Herodes ber Große
u. A. duch die Wüſte Juda gewiß für der Art Wagen Straßen anzu-
legen verftanden. In ben entfeglichen Zeiten, welche uͤber Paläſtina ein-
brachen, mögen biefe Straßen ganz verfallen fein. — Dann fehlt auch
der Beweis, daß eine Fahrftrafe längs dem Mufurr Tief; Robinſon
war nicht dort. | |
Ich will nun noch einmal kurz meine Meinung über Apoftelge-
fhichte 8, 26 fagen. Dem Philippus wird befohlen: „Mache dich auf
und ziehe gen Mittag (xara peomußplav) auf den Weg, der hinab-
führet von Jerufalem gen Gaza (felbiger ift wüſte).“ Der Weg von
Serufalem über Ramleh führt nah Weftnordmeft, der länge Wady
85) Bol. ©. 174. Anm. 181".
86) Robinſon 2, 748.
87) Ebend. 1, 35".
88) Berggren 3, 126. Wilſon und Ewald fanden Spuren einer mit Wagen
befahrenen Straße zwiſchen Hebron und Bethlehem.
12 Petra.
Muſurr gen Weſtſüdweſt; nur der nach Hebron läuft von Jeruſa⸗
. Iem gen Süden; auf ihn wird Philippus durch das xara neonuBolav
gewiefen. Robinſons Annahme verftößt gegen die Schriftworte.
Daß nun von Alters her ein Weg von Jerufalem na Gaza
wirklich über Hebron ging, bezeugt Dieronymus in der Lebensbefchrei-
bung der Paula °°). Diefe reift von Serufalem nach Bethlehem. Sta-
timque concito gradu, cepit per viam veterem pergere, quae
ducit Gazam. Diefer Weg führt fie nah Berhfur, wo ber Käm-
merer, dum vetus relegit instrumentum, fontem reperit Evangelii.
Es ift daffelbe Bethſur, von welchem Hieronymus im Onomasticon fagt:
Est et hodie Bethsoron vicus euntibus nobis. ab Aelia Chebron in
XX lapide, juxta quem fons ad radices montis, ebulliens ab eadem,
in qua gignitur, sorbetur humo. Et apostolorum acta referunt eu-
nuchum Candacis reginae in hoc esse a Philippo baptizatum. Yon
Bethſur kommt Paula nah Hebron.
Dieſe Erzählung bed Hieronymus ſtimmt ganz mit ber Heiligen
Schrift. Der „alte Weg” auf Gaza führt von Jerufalem fübmwärts
nach Bethfur, wo ber Kämmerer getauft wird. Auch das Itiner. hieros.
(vom Jahre 333) nennt Bethfur ald den Taufort. "
Wenn Robinfon mit vollem Recht jebe Tradition verwirft ’),
welche der heiligen Schrift mwiderfpricht, fo muß er auch jede der Schrift
wiberfprechende pfeudo-wiffenfchaftliche Hypothefe verwerfen. Solche Hy
pothefen dürften leicht erite Anfänge wifienfchaftlicher Kegenden werben.
Am Zell el⸗Haſi den Taufort des Kämmererd zu fuchen, wiberfpricht
ber heiligen Schrift, das feit den erſten chriftlichen Jahrhunderten für
den Zaufort geltende Bethſur flimmt dagegen mit ihr.
VI Petra.
Burdharbt erzählt ?'): „Kerek ift ber Sig eines griechifchen Bi⸗
Ihofs, der in Serufalem wohnt. Die Diöcefe heißt mit dem arabifchen
Namen Battra, mit dem griechifchen Ilerpa<, und unter dem Klerus
von Jerufalem berrfcht allgemein die Meinung, daß Kerek das alte Petra
fei; welche Meinung Burckhardt aber für falfch Hält.
Nach Stellen des Willermus Tyr. und Vitriacus feheint jedoch ber
Klerus Recht zu haben. Willermus nennt Petra die Hauptſtadt von
Arabia secunda (812), fpricht vom episcopus ecclesiae Petracensis, .
quae ultra Jordanem in finibus Moab sita est, secupdae Arabiae me-
tropolis (976), ja er fagt: Petra, quae alio nomine Crac appellatur
(992), und (1039): Urbs, cui nomen pristinum Petra deserti, moder-
‚num vero Crach. Uebereinftimmend berichtet Vitriacus: Quartus metro-
89) Hieron. Opp. ed. Vallarsii 1, 700.-
90) Fe 2,6.
91) Burckhardt 694.
Petra. 418
politanus est Petracensis. Est autem Petra civitas munitissima, quae
vulgari nomine hodie dicitur Crac et Petra desertiꝰ). Hiernach ifl
Crac, Karrak, Kerek, auch Sig eines Metropolitans.
Dennoch iſt dieſes Petra keineswegs identiſch mit der Metropolis
Petra des Hierokles und der früheren alten Kirchennachrichten. Hiero⸗
les’) führt nämlich als Orte von Palaestina tertia auf:
Petra. Charagmoba. Areopolis.
Zwei griechifche Verzeichniffe der Patriarchate nennen:
Herpa unrporois. Xapaxıußa. ’Apssmolıs °');
und Ptolemäus ”):
Petra. Charakmoba. Rabmathom.
Beim Concil zu Ierufalem a. 536 unterfchrieben die Bischöfe Elias
von Areopolis, Demetrius von Charakmoba und Theodorus von Petra %).
Nach dem Angeführten ift alfo Petra beftimmt von Charafnoba, d. i.
von Kerek ober Petra deserti unterfchieden; jenes Petra ift die Haupt⸗
ftadt Edoms, die Metropolis von Palaestina tertia; in beffen Mitte ge
legen, hatte es als nörblichften Biſchofsſitz Charakmoba, als füblichften
Elas, d. i. Aila am rothen Meere, unter fih. Erſt fpäter, fo ſcheint es,
warb Petra deserti Metropole.
Glaubt man dies klar zu fehen, fo erregen zwei fpätere Tateinifche
Berzeichniffe von Bifchofsfigen neue Zweifel. Das eine enthält folgende
Stelle: Sedes tertia (von Palaestina tertia) Arraba (Ar Rabba) Moa-
bitis, id est, Petra deserti, sub hac sunt episcopatus 13; darunter wird
Karach genannt; es fehlt Areopolis.
Das zweite Verzeichnig führt an: Sedes tertia Ratba Moabiltis,
sub hac sede sunt episcopatus 12, barunter wiederum Kara. Areo-
polis fehlt ?”).
In diefen beiden Verzeichniffen wird bie frühere Metropolis, näm-
lich das ebomitifche Petra, gar nicht erwähnt; eine neue Metropolis tritt
an ihre Stelle, nämlih Nabba Moab, welches in ben griechifch citirten
Derzeichniffen ꝛc. als untergeorbneter Bifchofsfig unter dem Namen Areo⸗
polis aufgeführt war. Diefes Verlegen der Metropolis wurde nicht aufe
fallen, ein folches kommt öfters vor; fo ward 3.8. der Metropolitanfig
der fpätern Palaestina tertia von Scythopolis nad) Nazareth verpflanzt.
Auffallen muß e8 aber, daß es heißt: Rabba Moabitis id est Petra de-
serti; wie follen wir dies mit jenen Stellen des Will. Tyr. und Vitriacus
reimen, nach denen Crac mit Petra deserti ſynonym iſt? Will. Tor.
gibt jedoch felbft einem Fingerzeig, um und aus diefem Labyrinth heraus«
%
92) Vitriac. 1077. Serufalem, fagt Vitriacus, hat 4 Metropolitane unter fi.
Der erfte wohnt in Tyrus, der zweite zu Cäfaren Paläftina, der dritte in Na⸗
rt der vierte in Petra ıc. -
93) Hierofles 721.
94) Reland 215. 217. ,
95) Geogr. 5, 16. on
96) Neland 532.. 533. en
IT) Reland 223. 226. Das zweite Verzeichniß ift aus Will, Tyr. 1045 ent
nommen. .
414 | Petra.
zufinden, indem er berichtet °°): es habe ein Mundſchenk des Königs
Fulco von Serufalem, Namens Paganus, ein feites Kaftell in Arabia
secunda erbaut, deffen Namen Crahc, jurta urbem antiquissimam ejus-
dem Arabiae metropolim, prius dictam Rabah, postea vero dieta est _
Petra deserti, unde et secunda Arabia hodie dicitur Petracensis”),
Diefe Stelle des Will. Tyr. fowie jene- zwei Firchlichen DVerzeichniffe be
weifen alfo, daß früher als Kerek die Hauptftadt ber Moabiter, Rabbath
Moab, fonft Ar und Ureopolis genannt, Petra deserti hieß. Weberein-
flimmend fagt Sanutus '°%); Ar nunc Areopolis vel Petra,
Es dürfte fi aber fihon aus dem Onom. barthun laffen, daf
Rabbath Moab früher Petra geheißen habe. Hieronymus beftimmt näm⸗
lic, die Lage der ifraelitifchen Station Sie Ubarim, welche er unter ben
gleihbebeutenden Namen Gai und Ahie aufführt. Nun fagt er (s. v.)
Gai in solitudine castra filiorum Israel, et usque bodie Gaia urbs
dicitur Palaestinae juxta civitatem Petram. Aber Ahie liegt nach ihm
e regione quondam Moab, nunc. Areopoleos ad orientalem plagam.
Es liegt alfo nach Hieronymus «in und derfelbe Ort laut der einen
Stelle bei Petra, laut der andern bei Areopolid; dürfen wir daher mit
Bezug auf die übrigen Gitate nicht mit vollem Necht annehmen, Petra
I and dem Hieronymus zufolge ibentifh mit Areopolis oder Rabbath
oa
Ja, dieſer Name Petra für Rabbath Moab ſtammt wahrſcheinlich
aus dem grauen Alterthum. Es enthalten die Kap. 15. 16 des Jeſaias
eine Weiſſagung auf den Untergang Moabs, deſſen Flüchtlinge bis Zoar
ſchweifen (15, 5). Während nun Zoar am Südende des todten Meeres,
an ber Grenze Edoms, als Aufßerfter Flüchtungsort genannt ift, heißt es
dennoch 16, 1: „Sendet die Lämmer von Sela buch die Wüfte zum
Berge ber Tochter Zions.“ Dies Sela halten nämlich die Ausleger für
das, zmei Zagereifen füdlih von Zoar, mitten in. Edom gelegene Petra.
Wie kommt dies in bie MWeiffagufig gegen Moab? Wie paßt der fol-
gende Vers (2): „Wie fehmeifende Vögel werden bie Tochter Moabs
an ben Fluthen des Arnons ſtehen“, wie paßt er zu dem vom Arnon
an vier Zagereifen entfernten ebomitifhen Sela? Was haben überhaupt
die Moabiter mit dem fernen. edomitifchen Sela zu ſchaffen? Alles
wird ar, wenn Rabbath Moab, die Hauptſtadt Moabs, welche nur
wenige Stunden fübli vom Arnon liegt, ſchon damals Sela, b. i.
Petra hieß.
98) Will. Tyr. 884. Quidam nobilis homo Paganus nomine, qui prius
fuerat regius pincerna. Webereinftimmend 1039; ihm folgten Mauritius et
Philippus Neapolitanus.
99) Sowohl Will. Tyr. als Vitriacus (1077) verwechjeln dies (juxta) ganz
in der Nähe von Kerek gelegene Rabbath Moab mit dem Über 12 Meilen von da
entfernten Rabbath Ammon. Crahc liegt juxta Rabab, etwa 3 Stunden ſuͤd⸗
lich von Rabah.
100) Sanut. 246. Nur ſcheint Sanutus zu irren, wenn er ben mons regalis
für Petra deserti hält, es müßte denn died Felskaſtell in der Wüſte auch den
Ramen erhalten haben. .
Delta. 5 415
Beide Petra, das ebomitifche und das moabitifche, Fommen als
Bifchofsfige lange vor den Zeiten ber Kreuzzüge neben einander, jenes
als Petra Palaestinae, dieſes als Petra Arabiae, in einem Briefe des
Athanasius ed solitariam vitam agentes vor. In diefem Briefe heißt
es: Kai "Aperov pEv xal Aoréotov, Toy ev ano Ilerpüv vnc Ile-
Aauorlvng, vov d8 and eng "Apaßlas drimeönoug etc. Derfelbe Afterius
wird von Athanafius auch anderweitig Biſchof Ilerpav ns ’Apaßlac
genannt, und bei Hilarius findet ſich: Arıus a Palaestina, Asturus ab
Arabia 19),
So glaube ich nachgewiefen zu haben, bag wir drei Petra, unter
benen zwei Petra .deserti, annehmen müffen: 1) Das ebomitifche Petra,
früher Metropolis Palaestinae tertiae.e 2) Das moabitifche Petra de-
serti, welches mit Ar ober Rabbah Moab, auch Areopolis identiſch ift
und wahrfcheinlih Metropolis wurde, ald das edomitifche Petra zurüd-
trat. 3) Ward der Nanıe Petra deserti von Ar Moab auf Crac oder
Kerek übergetragen, als der Sig des Metropolitanbifchofs von Ar nad
Kerek verlegt wurde; bort blieb diefer Sig auch. Wahrfcheinlich gefchah
bie Verlegung zur Zeit ber Kreuzzüge, nachdem Kerek unter König Fuleo
von Jerufalem durch Paganus befeftigt worden und Rabbath Moab ver-
fallen war. Diefe Vermuthung wird durch folgende Stelle des Abulfeda
faſt zur Gewißheit. Er fagt: Mab est eadem, quae ar Rabbat, quae
jam antiquissimis temporibus exstitit. Jam vero perüt in vicum con-
versa, qui vocatur ar Rabbat, et pertinet ad praefecturam Carakhae,
a qua minus dimidiam mansionem versus septentrionem abest ’”). .
So erklärt es ſich, dab Wil. Tyr. einmal Rabbath Moab, dann wieder
Kerek (Crac) ald Petra deserti aufführen kann.
Späterer Zufag’®).
Ich glaubte fo den Beweis geführt zu haben, daß drei verſchie⸗
dene Orte biefen Namen getragen, namlich Wady Muſa, Rabba Moab
und Keref.
Here Robinfon fucht dagegen barzuthun !), ,, daß es in alten
Zeiten nur eine einzige Stadt Namens Petra gegeben, von ber nad
einander und bisweilen ohne Unterfchieb ald einer zu Edom, Arabien
und Paläftina gehörenden gefprochen wird, und deren Weberrefte noch
in Wady Muſa zu fehen feien .... und daß die Kreusfahrer den Na-
men (Petra deserti) auf Kerek und auf diefen Ort allein über-
getragen.
Gern verwiefe ich den Lefer auf meine Bemweisführung und über-
ließe es ihm, biefelbe mit Robinfons Polemik zu vergleichen; doch fehe
ich mich genöthigs einige. Angriffe zu beantworten und in der Kürze
barzuthun, warum ich auf meiner Anſicht aus Ueberzeugung beharre.
101) Reland 927. on
102) Abulf. Tab. Syr. 90.
103) Aus den ‚Beiträgen‘ &. 44.
104) Robinfon 3, 767.
416 Petra.
Was zuerſt Wady Muſa betrifft, ſo wird, nach Robinſon, deſſen
Identität mit Petra jetzt „von den meiſten Gelehrten zugeſtanden, welche
dem Gegenſtand gehörige Aufmerkſamkeit geſchenkt haben; obgleich noch
immer gelegentlich die Stimme des Zweifels ſich vernehmen laſſe und
die Rage deſſelben ober wenigſtens eines zweiten Petra nach Kerek ver-
legt werde.” Zu diefer Bemerkung citirt Robinſon mein Palaͤſtina (424)
und fügt Binzu: „auch ein Artikel in dem North-American Review
ftellt die Identität von Petra und Wady Mufa in Abrebe und verfegt
erfteres nach Kerek '°).”
Wo ftelle ich dieſe Identität in Abrede, wo fage ih: Wady Muſa
babe nicht den Namen Petra gehabt? „Die Beweiſe für die fragliche
Identität“, welche Robinfon den Zweiflern entgegenftellt, babe ich fie
nicht. felbft gegeben, und mich hierbei, wie er auf Diodor, Strabo, Pli⸗
nius und das Onomaſtikon berufen '%)%
Wenn aber Wady Mufa den Namen Petra führte, foll deshalb
Sein anderer Ort nach feiner Lage ‚‚Zeld” genannt worden fein? Wie viele
deutfche Orte heißen nicht Feld, wie viele franzöfifche Pierre, wie viele
italienifche Pietra! So wie aber jene Orte durch Zufäge von einander
unterfchieden werden, als: Starkenfels, Weißenfeld, Triefels ꝛc. Pietra
mala, Pietra santa, fo mar ed auch mit den 3 Petra, melde ich nach«
gewiefen habe. Wady Mufa hieß das paläftinenfifche Petra, Rabba
Moab das arabifche Petra, aud) Petra deserti, welcher Name, wahr
fheinlih nach dem Verfall von Rabba Moab, auf Kerek übertragen
wurde. _ —
Robinſon greift die Gründe an, d. h. die Citate, welche ich gab,
aus denen hervorgeht, daß Rabba Moab den Namen Petra deserti ge⸗
habt. Wenn die kirchliche Notiz aufführt: Rabba Moabitis, id est,
Petra deserti, fo find ihm die Worte id est etc, eine Gloſſe. Und
wären fie eine Stoffe, find fie deshalb frhon unwahr? Sagt nicht Sa
nutus ganz übereinftimmend: Arabia, cujus metropolis est Petra, olim
dicta Rabath et Ar et Areopolis, sita super Torrentem Arnon? '”),
Ebenſo Wilhelm von Tyrus: Rabah postea dicta est Petra deserti.
‚ Wenn Suidas erzählt, Ares fei Ev nerpa ng’ Apaßlas verehrt worden,
fo verfleht er unter dem arabifchen Petra gewiß Rabba Moab, da dies
Areopolis hieß, von welchem Namen Hieronymus bemerkt: Hujus (Moa-
bitidis) metropolis eivitas Ar, quae hodie ex Hebraeo et Graeco ser-
mone composita Areopolis nuncupatur, non ut plerique existimant,
quod ”Apeog, id est Martis civitas sit. Wenn ferner Robinfon felbft
zugibt, daß im Onomaſtikon von bdemfelben Orte (Gai. Ahie) einmal
geſagt werde: er liege bei Petra, ein zweites Mal: er liege bei Areo⸗
polis — warum foll dies ein „unbebeutender Grund fein, Petra und
Areopolis zu identifiziren, befonders wenn fo viele andere Gründe hinzu⸗
kommen?
105) Robinfon 3, 133.
j 106) ae Robinfon 3, 133 fg. mit dem, was ich oben S. 242 a. v. &ela
eigebracht.
07) Sanutus 244.
Petra. 417
Die zwei Stellen des Athanaſius '%), aus denen klar hervorgeht,
daß zu gleicher Zeit Areios Biſchof im palaͤſtinenſiſchen Petra, Afterius
Biſchof im arabifhen Petra war, diefe corrigirt Robinfon gemwaltfam,
um aus zwei Petra eins zu machen, nämlich Wady Mufa ’).
Ih hatte die Vermuthung geäußert, unter Sela Zef. 16, I dürfte,
nach dem ganzen Zufammenhange der Stelle, keineswegs Waͤdy Mufa,
fondern Rabba Moab oder Petra deserti zu verftehen fein. Die Weber
fegung ber Stelle in der Vulgata hatte ich, als ich dies ſchrieb, nicht
verglichen, ich verbanfe es Herrn Robinfon, daß ich auf diefelbe auf-
merffam geworden bin. Sie lautet: Emitte agnum de Petra de-
serti, und beftätigt meine Anſicht.
Was endlih das dritte Petra, nämlih Kerek betrifft, fo fagt
Robinfon felbft "'): „Es kann Feine Frage darüber fein, baß ihr (ber
Kreuzfahrer) „Petra deserti“ Kerek war. Als Beweis citirt er bie
von mir gegebenen Citate aus Wilhelm von Tyrus und Vitriacus. Wenn
er aber wiederholt behauptet, „daß die Kreuzfahrer Petra (Wady Mufa)
in Kerek wiederzufinden geglaubt, dem fie baher den Namen „Petra de-
serti“ gegeben”; wenn er für dieſe Behauptung Will. Tyr. 11, 26. 15,
21. Jac. de Vitr. c. 96 citirt, fo babe ich in diefen Eitaten nichts ge⸗
funden, was irgend auf jene Behauptung nur entfernt hindeutete ''').
Daß der Name Petra deserti vielmehr von Rabba Moab auf Kerek
übertragen. worben fei, machen die in meiner Abhandlung angeführten
Stellen wahrfcheinlich. .
Nach allem Geſagten bin ich alfo mit Robinfon darüber einig, daß
Wady Mufa und Kerek den Namen Petra geführt; nur über Rabba
Moab ift er anderer Meinung als ih. Dem Leſer ftele ich es anheim
zu prüfen: ob Nobinfon bewiefen habe, daß die für meine Meinung
fprechenden Stellen nichts beweifen. Mich hat er nicht überzeugt "und
ich wiederhole daher die Worte meiner Abhandlung: „So glaube ich
bargethan zu haben, daß wir 3 Petra, unter benen 2 Petra deserti,
annehmen müſſen.“
108) Die erfte Stelle Tautet: Kal ”Aperov uiv nal Acréptov ròv lv and
Derpav ns UImiarorluns rov 8: and This "Apaßlac Eroxdnow. In der zwei.
ten Stelle heißt e8: °Aoreprog Herpusv rüs "Apaßlas. Nimmt man beide Stellen
zufammen, fo geht unzweifelhaft daraus hervor, daß Areios Bifchof. des paläfti:
nenfifchen, Afterius Biſchof des arabifchen Petra war, daß es mithin zwei Petra,
ein paläftinenfifches (Wady Mufa) und ein arabifches (Rabba Moab) gab. .
:109)- Wahrfcheinlich um Verwechfelungen vorzubeugen , untesfchrieben fich die
Bifchöfe des arabifchen Petra: episcopi Areopoleos. Le Quien 3, 735. Ebenſo
führen die ältern notitiae ecclesiasticae, in welchen noch das edomitifche Petra
ald Metropolis von Palaestina tertia auftritt, unter den Bisthümern nicht den
Kamen Petra deserti oder Arabiae auf, fondern Areopolis. Reland 215. 217.
110) Robinfon 3, 764. |
111) Leake in feiner ganz ausgezeichneten Borrede zu Burckhardts Reifen in Sy:
rien fagt im vollen Widerfprud mit Robinfon, der Name Petra fei von Kerek
auf die neue Stadt in Wady Mufa übertragen worden. (Burdh. ©. 14).
Ranmer, Baläftina. 3te Aufl, 27
418 Der Ararat.
VII. Der Ararat.
Ritter in feiner vortrefflihen Erdkunde begrenzt Armenien fo '"):
Er zieht eine Linie vom Ausflug des Kur in das Fafpifhe Meer zum
Ausflug des Phafıs (Poti) in das ſchwarze Meer; eine zweite vom
Phafis zum Meerbufen von Iffus (dem nordöftlichen Winkel des mitte:
ländifchen Meeres); eine dritte von biefem Meerbufen zurüd zum Kur-
ausftuffe Das fo befchriebene Dreied begrenzt nach ihm Armenien.
roßentheils, fagt Ritter, fei Armenien eine Hochebene, mit benen
von Quito und Habefch zu vergleichen. Arzerum liege 7000 Fuß hoch
auf diefee Ebene 2), zu welcher die 10,000 Griechen unter Zenophon
fünf Tagereifen über das hohe Kurbengebirge binauf-, und von deren
Nordrande fie bei Zrapezus wieder zum fchmarzen Meere hinabftiegen.
Eie fanden diefe Ebene zum Theil mit 6 Fuß hohem Schnee bebedk,
wie auch nach neueren Reifeberichten Anfangs Juni bei Arzerum Schnee
fiel, ja Hocharmenien 6 Monate hindurch ein weißes Schneefelb fein
fol’). Nun liegt Armenien ungefähr mit Neapel in gleicher Breite,
daher biefe Kälte für die hohe Lage des Landes eine ſtarke Vermuthung
gibt, da ſchon Anderes für diefelbe fpricht.
In der Nähe von Arzerum entipringt der Araxes. Liegt biefe
Stadt 7000 Fuß hoch, fo muß der Fluß mit dem ftärkften Gefälle oſt⸗
wärts zum Kur und kaſpiſchen Meere hinabfliefen, da Etfhmiazin, in
ber Ebene des mittlern Araxes, nur 2867 Fuß hoch gelegen tft '"°), Etſch⸗
miazin feit 1500 Jahren der berühmte Elöfterliche Sig des Patriarchen
ber armenifchen, von Heiden und Muhammebanern umgebenen und
bebrängten Chriften. Weifende, welche von Norden, vom Kaukafus
Tommend, Armenien betreten, erblidten dies Klofter in der Arareschene,
welche gegen Mittag durch den mächtigen Ararat begrenzt wird. Eine
folche Anſicht hatte der Engländer Ker Porter, welcher von Tiflis Fam.
„Als wir”, erzählt er ''%), „unfern Ruheort verliefen, breitete fich die
große Ebene des Ararat nach und nach volllommen vor unfern Augen
aus, und der Berg felbft fing an, in feiner ganzen Majeftät gen Him-
mel emporzufteigen "7 ..... a fich bei unferm Hinabfteigen (von
einer Höhe in die Ebene des Ararat) das Thal unter und eröffnete, fo
wurbe meine ganze Aufmerkſamkeit von der Ausfiht vor uns verfchlun-
gen; eine ungeheuer große Ebene mit zahllofen Dörfern bedeckt; bie
Thürme und Spigen der Kirchen von Etfchmiazin, bie zwifchen ihnen
emporftiegen; das ‘glänzende Waſſer des Arares, das durch das friſche
Grün des Thales dahinfloß, und die untere Gebirgäfette, welche die
112) Ritter 2, 704. Erſte Ausg.
12 —ã D, 10 nach Rennell.
re Porter, Reifen in Georgien, Perfien, Armenien ıc. aus dem Engli⸗
fhen. Erfter heil. Weimar, 1823. ©. 213. 3
115) Parrot, Reife zum Ararat 1, 78.
116). Ker Porter S. 212.
117) Derf. ©. 214.
Der Ararat. 419 -
Grundlage des fchauerlihen Denkmals ber vorfündflutlichen Welt ein-
faßte, das wie ein ungeheures Gelenk in der Gefchichte des Menfchen-
geſchlechts da zu flehen ſchien, welches bie beiden Menfchengefchlechter
vor und nad) der Sündflut mit einander vereinigte. Allein erft dann,
als wir auf der platten Ebene anlangten, ſeh ich den Ararat in ſeiner
ganzen Größe. Auf der Stelle, wo ich ſtand, ſchien es, als ob hier die
größten Berge von der Welt auf einander geſchichtet worden waͤren,
um dieſe einzige erhabene Unermeßlichkeit von Erde, Felſen und Schnee
zu bilden. Die Eisſpitzen ſeines doppelten Hauptes erhoben ſich maje-
ftätifh in den Klaren, moltenlofen Himmel; die Sonne warf ihren Glanz
auf fie, und das Zurüdprallen der Strahlen verbreitete. einen Glanz,
welcher andern Sonnen glih. Auf diefem Standpunkt fühlte man den
grandiofeften Eindruck, den Berg und Ebene überhaupt machen Tönnen;
allein die Gefühle, die ich beim Anblick des Berges empfand, Laffen fich
ſchwerlich befchreiben. Mein Auge, das nicht lange auf dem blendenden
Stanz feiner Gipfel verweilen konnte, lief an feinen, dem Anfcheine
nach, grenzenlofen Seiten hinab, bis ich ihre- ungeheuern Linien nicht
weiter in ben Nebeln des Horizonts verfolgen konnte, als daffelbe ein
unwiberftehliher Drang wieber auf den ſchauerlichen Glanz des Ararat
in die Höhe 309.
„Der Name, welchen die Türken dieſem hohen Berge geben, ift
Agribagh, d. i. fteiler Berg, und die Armenier nennen ihn Macis; alle
aber verehren ihn als den Hafen des großen Schiffes, das ben Water
bes Menfchengefchlechtd gegen die Gemäfler der Sündfluth fchügte” "°). —
Ein weites Thal, erzähle Ker Porter weiter, trenne bie beiden Gchnee-
häupter des Ararat. An einer andern Stelle befchreibt er, wie in ber
Tchönen Landſchaft „der Ararat immer allein, an Majeftät ohne Gleichen
und in jedes Licht des Himmels gekleidet“?19, da geflanden habe. Von
Erivan aus fieht er ihn wieder, vor ihm viele Denfmäler aus dem
Altertbume '?°) um die Grundlage diefes ungeheuern Berges her. Wirk⸗
lich berühren wir bier, fährt er fort, bie älteften Zeiten der Belt. Einige
-unferer älteften Städte in Europa fiheinen nur von geftern zu fein, wenn
man fie mit den Zeiten vergleicht, welche über die gewaltigen Trümmer
hinmweggegangen find, bie noch immer in dieſen uranfänglichen Ländern
vorhanden find.
Mit diefen Schilderungen Ker Porters flimmen die des Engländers
Morier ganz überein, von welchen ih nur Eine mittheilen will, da Mo-
rier den Berg von ber entgegengefegten Seite als Ker Porter, nämlich
von der Südſeite, erblidte ?'). „Nachdem wir”, erzählt er, „die Ebene
von Abbas⸗Abad nach Nakhivan durchzogen, genoffen wir eines fehr
fhönen Anblicks des Ararat. Seine Geftalt ift aͤußerſt ſchön, feine
118) Selbſt der chriftliche Armenier Fennt den Berg nicht unter dem Namen
Ararat. Parrot 1, .
119) Ker Porter‘ &. 22%.
120) Ebend. &. 231. Bu
121) Moriers zweite Meife. Nach der franzöfifchen Weberfegung. Theil IT.
27*
S
420 Der Uraraf.
tiefenhafte Größe ganz außerordentlich; mit ihm verglichen, verſchwinden
alle benachbarten Berge ; feine Geftalt ift in allen ihren Theilen voll»
kommen; Feine Contur ift hart, da ift Fein unnatürliher Auswuchs;
Alles ift Harmonie, Alles fcheint fich zu verbinden, um in ihm einen
der erhabenften Naturgegenftände zu bilden. Er erhebt fih auf einer
ungeheuern Bafis, der Abfall gegen feinen Gipfel zu ift fanft, ausge—
nommen in dem ſchneebedeckten Theile, wo er abgeriffenr. Wie eine
Zierde dieſes bewundernswürdigen Werkes ber Natur erhebt ſich ein Tiei-
ner Hügel auf berfelben Bafis; feine Geftalt, feine Verhältniffe find die.
felben, und an einem andern Plage würde er ein hoher Berg genannt
werden fönnen. Niemand fcheint feit der Sündflut feinen Gipfel erreicht
zu haben, und der abgeftürzte Abhang bes Schneegipfeld ſcheint mir
übrigens alle Anftrengungen, ihn zu erreichen, zu vereiteln. Wir können
verfichern, daß in den neuern Zeiten Niemand ihn erklimmt habe.’
Diefe Unerfteiglichkeit des Ararat ward, wie von Morier, fo aud)
von Ker Porter u. A. behauptet. Haithon, Fürft von Armenien (um
1300 n. Ehr.), fagte: wegen des dauernden Schnees mage Niemand den
Berg, weder im Sommer noch im Winter, zu befteigen. Leute, welche
Schad Abbas von Perfien abfchickte, um die Archenrefte auf dem Gipfel
des Ararat zu fuchen, berichteten ihm gleichfalls: der Berg fei unerfteig:
lich 22). — Die Armenier werfen fi) auf die Erde, machen das Kreuz
und beten, wenn fie deffen woltenfreien Gipfel erbliden. . Seit Noahs
Zeit, glauben fie, fei das Betreten diefes Gipfels durch ein göttliches
Geſetz jedem Sterblichen unterfagt, feiner dürfe ſich der Arche nähern.
Ein Mönch Jakob, fpäter Patriarch in Nifibis, habe im vierten Jahr⸗
hundert vergeblich alle Kräfte angeftrengt, den Ararat zu erreichen, da
habe Gott zur Belohnung dem Schlafenden durch einen Engel ein Stüd
von der Arche gefendet, welches heute noch in der Kathedrale von Etſch⸗
miazin als heilige Meliquie aufbewahrt wird. - „Unter den Armeniern
ift durch diefe, von ihrer Kirche fanctionirte Erzählung die Annahme von
der Unerfteiglichkeit des Ararat zu einer Art von Glaubensartifel ge
worden, dem fie um fo bereitwilliger anhängen, als er fie einer fehr
großen Mühe überhebt“ ).
Dies erzählt der Mann, welcher die Nichtigkeit jenes Glaubens:
artifeld Fackifch darthat, indem er ben Ararat erflieg, der Profeffor
Parrot in Dorpat. Er verließ am 30. März 1829 diefen feinen Wohn:
ort, reiſte über Charkow, Neu-Tſcherkask und Tiflis nach Etſchmiazin.
Von da ging er über den Araxes nach dem Dorfe Arguri, am Fuße des
Ararat gelegen, der Sage nach der Ort, wo Noah die Arche verließ,
opferte und Weinberge anlegte 2); von Arguri begab er ſich nach dem
armenifhen Kloſter St. Jakob, welches am Abfall des großen Ararat,
122) Nitter a. a. O. 747 fg.
123) Parrot 134. Es wurde ihm in Etſchmiazin „ein Stüd von der Arche
Noah, ein kleines dunkelbraunes, ſehr wohl erhaltenes, vierkantiges Bretchen
mit Schnitzwerk auf der einen Flaͤche“ gezeigt. S. 91.
124) Parrot 108. 110. Arghuri iſt armeni ufammengefeßt .aus argh:
bat gepflanzt und Urri: die Rebe. r ſch, zuſ seſet rab: er
Der Ardrat. 421
6000 Fuß hoch über dem Meere liegt. Nach zwei vergeblichen Ver⸗
fuchen, von St. Jakob aus den Berg zu erfleigen, glückte dem tapfern
ausdauernden Manne der dritte; am 9. Detober 1829 „um ein Viertel
nach drei Uhr” fiand er auf dem Gipfel des Ararat in Begleitung zweier
Landleute aus Arguri, zweier ruffifcher Solbaten und eines jungen ar⸗
menifchen Diaconus aus Etſchmiazin. Parrot übernachtete 13,036 Fuß
hoch, bei 13,300 Zuß Höhe beginnt der ewige Schnee; die Höhe des
Ararat ift 16,254 Fuß über dem Meere, 13,530 Fuß über ber Ebene
des Arares '”), welche unverfennbare Spuren einftiger Waſſerbedeckung
trägt '”°). Eine weite Ausficht vom Gipfel bes Ararat, über das große
Thal des Arares, auf deſſen Nordfeite das zadige Haupt bes Alaghes,
Erivan und die dunfelblaue Fläche feines Sees, in Oſten der Gipfel
bes Heinen Ararat ... Nach ?/ Stunden Verweilen flieg Parrot mit
feinen Begleitern hinab. Die Nacht lag ſchon auf den Thälern und
zog ſich, wie einft das Gewaͤſſer der Sündfluth, höher und höher den
Ararat hinan, während fein beeifter Gipfel noch von ben Strahlen ber
untergegangenen Sonne glänzte. Bald aber bededte auch ihn die Fin-
fterniß, da ging zum Xrofte der Neifenden in Often der Mond auf und
leuchtete ihnen '?”).
Das ift dee Berg, von welchem aus die buch die Sundflut von
lebendigen Kreaturen entblößte und ganz verödete Erde wieder mit Men-
fihen und XThieren bevölkert worden iſt. Faſſen wir jegt feine Rage in
Bezug auf die ganze alte Welt ind Auge.
1) Ritter '?®) nennt Armenien mehr bildlih eine Iuftige, waſſer⸗
reiche, fühle Berginfel. Kein Punkt des alten Eontinents dürfte aber
zugleich fo mitten im Feftlande und dennoch mit verhaͤltnißmäßig geringen
Unterbrechungen wahrhaft infelartig, rings von großen Waſſern umgeben
fein. Man faffe auf dem Globus bie Entfernung vom Ararat (etwas
füdliy von Erivan) bis ſüdlich von Suez in den Eirfel, ſchlage mit
diefem Halbmeffer einen Kreis, fo ſchneidet biefer Kreis das rothe Meer,
ben perfiihen Meerbufen, umfaßt die großen Seen Dan, Urmia, Ural,
das Eafpifche Meer, das afomwfche, ſchwarze und Marmormeer, und ſchnei⸗
det zulegt den Ofttheil bes Mittelmeeres ab. Scheint es nicht, ald wenn
Noch einst auf dem Ararat, ald auf der wahrhaften Berginfel der Vor-
zeit, gelandet fei, von beren mächtigen Höhen herab die Gewäſſer fich
nach allen Weltgegenden verlaufen hätten? —
2) In der alten Welt zieht fich ein großer Wüftenzug aus Weft-
füdweft in Oftnordoft '’%). Er beginnt an der Weftküfte Afrikas zwifchen
125) Parrot 118. 159. 163.
126) Der. 104.
127) Derf. 165. Gern theilte ih aus Parrots trefflihem Werke mehr mit,
wofern e8 mich nicht zu fehr vom eigentlichen Zwede diefer Abhandlung ent:
ferntes möchten meine Xefer durch das Mitgetheilte gereizt werden, jenes Werk
. &. 710. j
129) Bol. Humboldts Anfichten der Natur. IH. I. Ueber die Steppen und
Wüſten.
422 Der Ararat.
dem grimen Worgebirge und dem Weiche Marokko, zieht ald Sahara
und- uͤbyſche Wüfte nach Uegypten, deſſen kulturreiches Nilthal nur ein
ſchmaler Einſchnitt in dem weiten Sandmeere ift; weiter über die Land⸗
enge Sue; und das rothe Meer, bildet hier bie forifch-arabifchen Wüſten;
er zieht weiter mit kurzer Unterbrechung nach Perfien. Vom linken Ufer
bes Sihon an umgürtet er nämlich durch die niedere Bucharei und Perfien
bis Ghuzurate '°°) an ber Weftküfte Oftindiens das Weſtende des gemal-
tigen mittelaflatifchen Gebirgszuges, die Quellalpen des Gihon, Indus
und Ganges. Ueberfteigt man dieſe Alpen, fo tritt man in die, wie in
einem höhern Stockwerk ber Erde gelegene weite Wüfte Gobi; mit ihr
erreicht ungefähr im Norden von Peking ber Wüftenzug nahe am großen
. Weltmeer fein Ende. —
Der Flächeninhalt dieſer ungeheuern Wüſten ſetzt in Erſtaunen.
Die Sahara allein enthält mit Einſchluß der Daſen 110,000 Quadrat-
meilen, ift mithin neunmal größer als Deutfchland. Die indifche Wüſte
bat ungefähr bie Größe von Deutfchland, die Gobi erftredt fih an 400
beutfche Meilen von Weftfüdmweft in Oſtnordoſt, bei einer Breite von
30 bis 100 Meilen. Der Flächeninhalt fämmtlicher genannten Wüſten
bürfte den von Europa übertreffen; alle haben, wefentlic den gleichen
Charakter. Flugſand und Grus, dann fefter Thon, Hin und wieder
nadter Felsboden, bilden ihre Oberfläche. Trinkwaſſer ift in diefen, wie
zum Verſchmachten verfluchten, weiten, traurigen Einöben eine Selten-
heit; finden fih Seen, Moräfte, Brunnen, fo find fie gemöhnlich bitter
und ſalzig; Salzfruften überziehen das Land, und in geringer Ziefe
findet ſich Steinſalz. Die Wüfte von Kerman (Berfien) erfcheint '')
als das ausgetrocknete Bett eines dem Fafpifchen See ähnlichen-Binnen-
meeres. Als Ueberbleibfel des alten Waſſers dürfte man bier den Zareh-
fee betrachten, im welchen fich ber bedeutende Hirmendfluß ergieft. —
Wenn die hohe Wüſte Gobi jegt als ein ungehgurer, von den höchſten
Gebirgen der Welt rings umgebener Keffel erfcheint, von defien Wänden
nach allen Weltgegenden die größten Steome hinabfließen, fo mochte
auch fie in der Vorzeit ein großes Binnenmeer fein, von welchem noch
ber Zopfee übrig ift, in den fich ber bedeutende Tarimfluß ergießt, ande
ver Eleinerer Binnenfeen in derfelben nicht zu gebenfen. Ueberdies find
68 Flüffe und Bäche auf der Sefuitenkarte am Nande ber öſtlichen Gobi
verzeichnet, die fich meiftens in Flachfeen oder im Sande verlieren, und
115 Steppenflüffe am Sübrande der Tartarei.
So erfcheinen alle diefe Wüſten als unwirthbarer, allem Lebendigen
feindlicher alter Boden bitterfalziger Meere der Vorzeit '?).
Was foll aber hier die Betrachtung biefes Wüftenzuges? Der Lefer
nehme ben Cirkel, und er wird auf dem Globus finden, daß der Ararat
fat gerabe in der Mitte des Zuges, gleichweit vom Ausflug deö Senegal
a) vol. in Stielers Atlas Berghaus’ vortreffliche Karfe von Hochafien
131) Ritter II. 63.
132) Ritter I. 545. Erfte Ausgabe. Humboldt a. a. O, S. %,
Der Ararat. 423
und vom Norboftende des Zuges im Norden von Pecking, und ebenfo
faft gleihweit vom atlantifchen und vom flillen Dcean liegt.
3) Parallel dem Wüftenzuge lauft nördlich ein Binnenfeenzug aus
Weſtſüdweſt in Dfinorboft, vom Weftende bes mittelländifchen Meeres an
über das Marmor-, ſchwarze, afowfche, Zafpifche Meer, meiter zum Aral-
Akfakal- und Tſchaniſee, zu melden wir, abgefehen davon, daß fie mit
dem Eismeer '”) in Verbindung ftehen, noch den Saifan» und Baikal⸗
fee rechnen können. Wiederum liegt ber Ararat ziemlich in ber Mitte
diefes großen Binnenwafferzuges, in der Mitte zmifchen Gibraltar und
dem Baikalfee.
Ich enthalte mich aller Folgerungen, ich wollte nur Thatfachen aufe
ftellen, welche beweifen, daß ber Berg Ararat (ja ganz Armenien, bas
Duell-Land vom Euphrat, Tigris und Arares) eine höchft bedeutende
Lage habe: "
1) wegen der den Berg rings umgebenden Gewäffer ;
2) weil er faft in der Mitte des großen afrikanifch-afiatifchen Wüften-
zuges — wahrfcheinlich eines alten Meerbodens — und ebenfo,
3) faft in der Mitte zwifchen dem atlantifchen und flillen Dcean, und
4) bes Zuges der Binnenwaffer von Gibraltar bis zum Baikalſee liegt.
Hierzu tonımt, daß er
5) in ber Mitte der langften Berbreitungslinie ber Faufafifchen Raſſe
und zugleich bes indo-germanifchen Sprach- und Mythen-Stammes,
gleichmeit von der Südfpige WVorberindiens und ber Nordweſtſpitze
Islands liegt"); daß er zulegt
6) faft Mittelpunkt der größten Landlinie der alten Welt,
swifchen dem Kap der guten Hoffnung und ber Beh:
ringsſtraße ift.
133) Durch den Irtiſch und Jeniſey. Ueber die faft unzweideutigen Anzeigen
einer frühern Verbindung des fihwarzen Meeres mit dem Eafpifchen, diefed mit
dem Xralfee und der weitern Erftredung des Binnengewaflers von da gen Norden
und Oſten, wie von der gegenwärtig noch fortbauernden Austrodinung diefer Ge:
genden, fiehe den folgenden Auffag „der Pifon”. Am untern Gihon ſcheint der
Charakter des füdlihen Wüftenzuges mit dem des nördlichen Waflerzuges — als
auf der Grenze beider — fich wegen der tiefen Lage vermifcht zu haben; hier
ift an dürrem Wüftenfande ein großer Waflerreihthum. (Ritter II. 524 vor:
trefflich!).
134) Rudolf Wagner bemerkte ſchon, dag die kaukaſiſche (armeniſche?) Stamm:
rafle einen Gentralpunft am Ararat habe, und in gleicher Entfernung von ihr
nordöftlich die mongolifche, ſüdweſtlich die athiopifche Raſſe auftrete. Zur Pau:
kaſiſchen Raſſe, jedoch zum femitifchen Sprachftamm, gehören Juden und
Araber, Fremdlingsvölker mitten im Zuge der Indogermanen, Völker der Zu⸗
-Eunft, von denen die Wiedergeburt der Heiden, zum Heil und zum Unbeil, zum
Ehriftentbum und zum Muhammedanismus, ausging. — Beiden Völkern benadh:
bart und ſprachverwandt war ein drittes Volk der Zukunft, die Phönicier,
Vorläufer der europäifchen Handelskosmopoliten, diefer egoiftifchen unfreimilligen
Miffionsgehüffen, die Gold und Holz zum Tempel, welcher doch nicht ihren Göt-
tern erbaut wird, liefern, wie einft Hiram, woflir dieſem das Land Eabul zu
Zheil ward. 1 Kon. 9, 11—13. Ein befleres Erbtheil werde den chriſttiher
Kaufleuten, welche in neuerer Zeit fo herzlichen kraͤftigen Antheil an der Aus:
breitung des Reiches Gottes nehmen.
424 Der Piſon.
Ich mache, wie geſagt, keine Folgerungen. Möchte aber bad Ge⸗
ſagte binreichen, den ernften Leſer ahnen zu laffen, daß fein Zufall, fon»
bern „die Weisheit, welche ben Gerechten auf dem Wafler regierte” '°),
diefen Gerechten und Prediger ber Gerechtigkeit, ben zweiten Stamm»
vater der Menfchen, aus wohlbedachtem Rathe in feiner Arche auf dem
Berge Ararat landen lief.
- VIE Der Bifon.
Herr Buckland hat in feinem gründlichen Werke: Reliquiae Dilu-
vianae ziemlich evident dargethan, dag das Oberflächenanfehn ber Erbe
in feinen allgemeinften Umriffen durch die Sündflut nicht weſent⸗
lich umgewandelt worden fe. Was vor der Sündfluth feſtes Land
war, warb e8 nach Ablauf der Gemwäfler wieder. England, das nicht
hoch über den Spiegel des Meeres hinaustritt, war doch vor der Sünd⸗
flut von Öyänen, Elephanten u. f. w. bewohnt.
Nach der heiligen Schrift müffen felbft ſchon Flußthaͤler gegenwär⸗
tiger Flüffe vor der Sündfluth da geweſen, diefe Thäler daher nicht,
wenigftens nicht alle, durch die Sündflut gebildet fein. Denn bie
Schrift nennt den Hiddekel ober Zigris und den Phrat ald Flüffe bes
Paradieſes.
Dieſe Flüſſe ſind die uns gegebenen bekannten Größen, nach
welchen wir — wofern wir nicht willkürlich verfahren wollen — die
Lage des Paradieſes zu beſtimmen haben. Sie führen uns wieder auf
die luftige Berginſel Armeniens, zum Ararat, deſſen merkwürdige Lage
wir eben betrachtet haben. Wie zur zweiten, ſo ſcheint der Punkt auch
zur erſten Bevölkerung der Welt auserſehen geweſen zu fein. Gegen
Morgen lag der Garten in Eden für Mofes, der von Aegypten nad)
Paläftina 308 5 gegen Morgen (genauer Nordoften) lag ihm Ar
menien, bad Quell-Land vom Tigris und Euphrat. Daher haben Ne
land, Calmet, Michaelis, Faber u. A., ber Bibel getreu, das Paradies
in diefem Quell» Lande gefucht.
ſh Pe die Flüſſe Pifon und Gihon machten den Auslegern viel zu
affen,
Den Araxes mußten fie, da er in bderfelben Gegend mit Euphrat
und Tigris entfpringt, nothwendig ins Auge faffen. Der Pifon, fagt
Rofenmüller ’°°), fcheine der Phafis der Griechen zu fein, welcher mit
dem Arad und Arares identifh. Wie ſollen wir aber die Worte _erflä-
ren"): er fliefet um Das ganze Land Hevilah, und bafelbft findet man
135) Weisheit 10, 4.
136) Rosenmäller Scholia in vetus Testament. P. 1. p.50. Bgl. aud
Nitter II. 787. Mannert bewies zuerft, daß der Phafis Xenophons ber obere
Arares fei, nicht der kolchiſche Phafis,
137) 1 Mof. 2, 11,
Der Piſon. 425
Gold. Rofenmüller führt von ©. 5. Müller”) Folgendes an: „von.
den Ehmaliffen, einem Volke, das von den Meiften zum flavifchen
Stamme gerechnet wird, melden uns fremde Gefchichtfchreiber nichts,
fondern nur bie ruffifchen; aber auch biefe erwähnen fie nur felten. Sie
folen an der Wolga, nahe den Eafpifchen Meere, gewohnt haben. Ihr
Name wird abgeleitet von Chwala, was mit Slawa diefelbe Bedeutung
hat.” Nach diefem Volk ſei auch das Fafpifche Meer: „Chwalinskoye
More’ von den Rufen genannt worden.
So haben die Ausleger bie richtige erſte Spur möglichft weit ver«
folgt. Doc bleibt e8 biernach immer noch väthfelhaft, wie die Bibel
fagen fönne: ber Pifon umfließe bas ganze Land Hevilah. Ich
will verfuchen eine Erklärung zu geben.
Vieles deutet auf eine frühere Verbindung bes Eafpifchen Meeres
mit dem Aralfee '’). Die Alten geben den Umfang des kaſpiſchen Mee-
res viel größer an, als diefes gegenwärtig ift, Plinius 3.8. ungefähr dop-
pelt fo groß. Nach Herodot und Strabo fallen Oxus und SJarartes in
das kaſpiſche Meer, nicht, wie jegt, in den Aral, welcher ben Alten gar
nicht als eigenes Meer bekannt war; die Ausdehnung des Fafpifchen Mee-
res von Oſten in Weften wird von ihnen weit größer angegeben als bie
von Norden in Süden, da es fi) doch jegt umgekehrt verhält. Faſt
gewiß ift es, daß der Oxus noch um das Jahr 1660 einen Arm in das
tafpifche Meer fandte '%), fodaß ſchon hierdurch eine entfchiedene Waſſer⸗
verbindung zwiſchen dieſem Meere und dem Aralſee ſtattfand.
Im Norden und Dſten bed Aralſees ſind die großen Steppen ber
Kirgifen 2) bis Tobolsk ‚ohne relativ fichtbare Anhöhen” In den
Steppen frhleichende Binnenflüffe, bitterfalzige Brunnen, ſaizige Seen,
ſchleimige Lagunen, keine Ortſchaften auf Strecken von mehreren Hun⸗
dert Meilen, kein Gras, kein Holz; Pferde ſterben hier von Bitterkeit
der Waſſer und der Gewächſe; überall findet man beim Graben, in
2 Fuß Tiefe, Waſſer, das meiſt gelblich, ſtinkend, voll Wurmbrut. —
Vor hundert Jahren mündete der Saraſu noch in den Aralſee jetzt in
den Teleghul, fünf Tagereiſen vom Aral, „ein Bild im Kleinen vom
Gihon und kaſpiſchen und Aralſee im Großen.” — „Auch gegenwaͤrtig
verändert fich dort ftätig die Oberfläche, durch ein fortfchreitendes Trocken⸗
werben zwifchen dem untern Sihon, dem obern Irtiſch, dem Zobol und
dem Uralfluffe.” Alle Seen follen dafelbft immer mehr und mehr ver-
wachſen unb fich verfeinern, die Moräfte austrodnen, der Boden feſter
werden. Ja, feit Menfchengebenten ift diefes Austrocknen fehr merklich,
138) De Chwalissis populo a plerisque ad Slavorum prosapiam relato,
exteri scriptores nihil nos docent, sed soli russici, ipsi quoque raro illorum
mentionem facientes., Ad Wolgam proxime a Caspio mari feruntur habi-
tasse. Nomen eorum derivatur a Chwala, ejusdem cum Slawa signifi-
cationis.
139) v. Hoff, Geſchichte der dur Ueberlieferung nachgewiefenen natürlichen
Beränderungen der Erdoberfläche. Th. I. 6. 117. Ritter II. 670.
140) Ritter II. 667. Humboldts —S — 2, 446 fo.
141) Ritter IL. 648. -
426 Der Pifon.
auch bei den unzähligen Salzlachen, welche in biefen Reiten überall ver:
breitet liegen; und bie weiten ifchymfchen und barnaulſchen Salzmoraft-
fieppen, mit 2 Fuß hohen mulmigen Thon⸗ und Sandlagern überzogen,
fcheinen nichts Anderes als ein alter, feit Menfchengedenten troden ge-
legter Seeboben zu fein, ber vielleicht vor einem Sahrtaufenb im Zwit⸗
terzuftande zwiſchen See und Gontinent war und zum alten Fafpifchen
Seeboden gehörte." Wer follte nach den von Ritter angeführten That⸗
fachen nicht diefe feine Meinung theilen! Nach berfelben war alfo eine
Wafferverbindung zwifchen dem Aral und dem Irtiſch und durch biefen
und den Ob mit dem Eismeere.
Verfolgen wir jegt die Eismeerküfte von der Obmündung weſt⸗
wärts zum Ausfluß der. Petfchora, in deren Gegend eine Moorfteppe
von mehreren Zaufend Quabratmeilen angegeben wird, ald Zeuge alter
Waſſerbedeckung: wie nahe ift da bie Kama, ber große Nebenfluß ber
Wolga. Faͤnde ſich Hier aber irgend eine höhere Waſſerſcheide, fo ift doch
beftimmt zwifchen der weftlihern Dwina und der Wolga eine fehr unbe
deutende, weil beide Flüffe gegenwärtig durch Kanäle verbunden find.
Stiege das Lafpifche Meer um 500 Fuß, fo würde es (nach Ritter)
mit dem ſchwarzen in Verbindung fiehen.
Daß aber eine folhe Verbindung früher ftattgefunden, bezeugen
viele Zeugniffe der Alten '*) und gegenwärtige Naturzeugniffe. Skymnos
von Chios nimmt einen Zufammenhang zwifchen dem Tanais und Araxes
an. Nach Valerius Flaccus erſtreckte fi das ſchwarze Meer weit in
Norden und war bem mittelländifchen Meer an Größe gleich. Es finden
fih Salz und Mufcheln in der Steppe nördlich vom Fafpifhen Meere
bis zur Sarpa, und zwar Mufcheln, die mit denen im kaſpiſchen Meere
übereinftimmen. Die Verbindung zwifchen dem ſchwarzen und kaſpiſchen
Meere war nach Pallas in ber Richtung ded Manytfch, die Waflerfcheide
beider Meere beim Urfprung diefes Fluſſes TI Toifen, zwiſchen A—500
Fuß über dem aſowſchen Meere.
Sand aber in ber Vorzeit ein auch nur um 500 $. höherer Waſſer⸗
ftand des kaſpiſchen Meeres ftatt, wie Pallas ihn nachmweift, fo ergibt
fi mit großer Wahrfcheinlichkeit, daß eben dadurch folgende Waſſerver⸗
bindung ftattgefunden haben mürffe.
Vom hohen armenifchen Bergland firömte der Pifon oder Araxes
in das Eafpifhe Meer, welches mit bem Aralfee verbunden war; Diefer
See aber ftand mit dem Flußgebiete des Irtiſch in Communication, wie
die tiefliegendben Steppen mit falzigen Kettenfeen, dieſe Nefte des alten
ausgetrodineten und noch austrocdnenden Meeres, bezeugen. Der Irtiſch
führt uns in den Ob und zum Eismeere, von biefem Fehren wir durch
die Petſchora und Dwina zur Wolga ') und fo zum Eafpifhen Meere
zurüd; Die niedrige, jept von Kanälen durchfchnittene Waſſerſcheide zwi⸗
Shen Wolga und Divina mar bei bem angenommenen höhern Waſſer⸗
ftande überftrömt.
142) v. Hoff I. 106 fe.
143) Liegt doc ter Quellpunkt der Wolga nur 800 Fuß hoch Über dem
jebigen Meereöfpiegel,
Der Pifon. 427
Die eben angegebene Wafferverbindung würbe aber
einft das Uralgebirge umgürtet haben, an deffen MWeftfeite,
nach der Wolga zu, wir ſchon das Volk der Chmwaliffi, nach den frühern
Auslegern, die Bewohner des Landes Hevilah fanden '’*).
Diodorus Siculus erzählt, daß das ſchwarze Meer nebft dem afom-
ſchen einft mit dem Tafpifchen in Verbindung geftanden. Weftlich feien
fie bei Byzanz gefchloffen gemwefen, bis das Gewäſſer durchbrechend ben
Bosporus bildete, in das mittelländifhe Meer abfloß, und fo erft bie
Trennung zwifchen dem gefallenen Fafpifchen und ſchwarzen Meere hervor:
brachte. Damals würde diefe Uralinfel, dies umflofjene Land Hevilah,
mit bem übrigen Afien Ein Land geworben fein.
Mofes charakterifirt nun das Rand Hevilah fo: „und bafelbft findet
man Gold. Und das Gold des Landes ift Eöftlih, und dba findet man -
Bedellion und den Edelftein Onye.”
Was Bebdellion fei, iſt fchwer auszumitteln '), doch ſtimmt es mit
der gegebenen Anficht, dag Galenus und Aetius fagen: eine Art des
Bdellium fei arabifh, die andere ſcythiſch %). Eben fo wenig be-
flimmt ift der Begriff des Dnyr, dagegen der mineralogifche Begriff
Gold feit Menfchengedenten feftfteht. Charakterifirt nun Gold das be-
zeichnete Land Hevilah, die Uralinfel der Vorzeit? — Hierauf zur Ant-
wort folgende Thatfachen. Bei Berefowst (am Ural) find 70 Gruben
auf Gold; 1803 wurden 12 neue an ber MWeftfeite des Ural betrieben.
1814 murbe ein goldhaltiges Flög entdeckt, welches zu ben allergrößten
Hoffnungen berechtigte, 1824 hoffte man 1 Million Dufaten zu ge
winnen ). Ä
Folgendes ift das. Nefultat ber Unterfuhung des öftlihen Ural
durch eine ruflifche Commiſſion im Jahre 1823:
„Der dortige Goldfand fei nicht, wie man geglaubt, das Xocalproduct
einiger Uralgewäffer, fondern über eine an 1000 Werfte lange Strede
am öftlihen Abhange bes Gebirgs verbreitet, und die ganze Maffe
verwitterter Gebirgstrummer, womit die Oberfläche diefes Striche
bededt ift, enthalte bis auf eine gewiffe Ziefe überall mehr und we-
niger Goldtheile.” Zu
Und in dem Briefe eines Heren Tſchebotaref heißt es:
„Das Uralgebirge ift vielleicht eben fo reih an Gold, ald Mexiko,
Peru und Chili.” '
Diefe Anſicht Tſchebotarefs beftätigt fich mehr und mehr. Gewann
man im Jahre 1821: 1080 Pfund Gold, fo fteigerte ſich die Ausbeute
dermaßen, daß fie von 1821 bis 1830: 82,160 Pfund, im Jahre 1836
allein 11,746 Pfund eder 20,555 Mark betrug. Unter den uralifchen
Soldgefhieben in der Mineralienfammlung des Bergcorps zu Peters
144) Bgl. v. Hoff I. 108.
145) Rosenmüller |. c. Nil certi de hoc nomine definiri potest.
146) Reifen im Innern Rußlands, angeftellt von Erdmann.
147) Schweigger, Jahrbuch der Chemie und Phyſik. Neue Reihe. Bd. Ib.
Heft 2, S. 229, zum Theil nach Leonhard.
428 Die Glaubwürdigkeit des Joſephus.
burg befinden fi ſich Stüde von 7, 13, 16, ja eins von 24 Pfund Ge—
'& "hätte ich den Pifon und das goldreiche Land Hevilah, welches
er umflieft, nachzumeifen gefucht. Wahrſcheinlich hatte dies Land in der
vorſündflutlichen Zeit nicht bie gegenwärtige Reizloſi igteit und Rauhheit
des Ural, ſondern ein mildes und geſegnetes Klima, in welchem Ele⸗
phanten, Rhinoceroſſe, Hippopotamen u. a. jetzt tropiſche Thiere leben
und ſich nähren konnten. Dies bezeugen die vielen Ueberbleibſel jener
Thiere in Sibirien.
IX. Die Glaubwürdigkeit des Joſephus ).
Seit ich im Jahre 1834 in Tholucks Anzeiger den dritten Beitrag
zur bibliſchen Erdkunde mittheilte, gab ich mein kleines Werk „Palaͤ—⸗
ftina” heraus. Diefes wurde in mehrern Blättern recenfirt. Alle Re
cenfionen, welche mir zu Gefichte kamen (nur der Verf. einer derfelben
iſt mir dem Namen nach bekannt) tragen das Gepräge von Wohliwollen,
was ich dankbar anerfenne. Eben fo danke ich für fo manche Fritifche
Bemerkungen; ich nehme diefelben gern als Beiträge zur Vollkommnung
meines Buches auf, und betrachte jeden der Herrn Necenfenten als einen
treuen Mitarbeiter, welcher mir das Gemiffen ſchärft. Doc werben es
mir meine verehrten Heren Mitarbeiter nicht verüubeln, wenn ich ihnen
nach aufrichtiger Prüfung ihrer Ausftelungen nicht überall beipflichten
Tann, und mich und mein Buch vertheidige. Das beabfichtige ich aud)
im vorliegenden Auffag, welchen ich aber nicht Antikritik überfchreiben
will, weil das Wort einen fatalen perfönlichen Beigeſchmac bat; fpäter
gebenke ich ähnliche Auffäge folgen zu laffen.
Zwei meiner Herren Necenfenten tadeln mich „daß ich auf die Au-
torität des Joſephus fußend Srriges und Unglaubwürdiges in mein Werk
aufgenommen, namentlich die Angaben bes jüdifchen Gefchichtfchreibers
über die Bevölkerung Galiläas. Gegen einen folhen Vorwurf muß
fih, meines Erachtens, jeder Schriftfteller verwahren, fo weit er es
nach aufrichtiger Prüfung kann, er würbe durch feine Leichtgläubigteit
felbft unglaubwürdig.
Der faulen unklaren Leichtgläubigkeit will ich gewiß nicht das Wort
reden, ihr gegenüber fteht eine mache, gefunde, wahrheitfuchende Kritik.
Statt diefer herrfcht aber in unfrer Zeit ein höchſt verwerflicher unkriti⸗
ſcher und byperkritifcher Unglaube, und gibt fih für die echte Kritik
aus. Sch geftehe, daß ſich mein ganzes Weſen von diefer mephiftopheli-
fhen Art wegwendet, welhe nur am Verneinen und Wernichten ihre
148) Reife nach dem Ural ꝛc. von G. Rofe. S. XV. 39. Bgl, auch mein
Lehrbuch der allgemeinen Geographie. te Aufl. ©. 353.
149) Diefe Abhandlung erfchien zuerft in Tholucks Titerariihem Anzeiger
ee h g erſchien zuerſt h ſch zeig
Die Glaubwürdigkeit deB Joſephub. 229
Luft hat; ich wünſche nichts herzlicher, als daß balb ein reiner, zarter,
lebendiger Sinn für das pofitiv Wahre und eine innige Freude an dem⸗
: felben, an die Stelle jenes unglüdlichen Mordtriebs trete.
In diefer meiner Anfiht der Kritif glaube ich nun mit meinen
Herren Necenfenten ganz einig zu fein; wiewohl ich jedoch in thesi
mit ihnen übereinflimme, tritt dennoch im vorliegenden Falle eine Diffe-
renz unter uns hervor, Mir fcheint: fie haben es, von der herrfchenden
Verneinungsſucht ein wenig angeftedt, mit der Anklage des Jofephus zu
leicht genommen. j
- Daß ich mich bemühte, wachſam nach beften Kräften auch gegen
Joſephus die nöthige Kritik zu üben, ergibt fich ſchon aus meiner kurzen
Charakteriſtik feiner Schriften ©. 3, wo ich feine Abweichungen vom
A. T. anführe, die jedoch Feine eigentlichen Widerfprüche gegen baffelbe
find. Auf feine Zeitrehnung habe ich nirgends gefußt, Diefelbe nur fel-
ten erwähnt. Seine Nachrichten über auswärtige Völker fielen meift
nicht in den Bereich meiner Arbeit, dagegen vorzugswelfe bad, mas er
in Paläftina felbft gefehen und erlebt, ober was dort unmittelbar vor feiner
Zeit gefhah. Seiner Erzählung und Befchreibung dieſer vaterländifchen,
ihm faft oder ganz gleichzeitigen Dinge zu mißtrauen, habe ich keinen
Grund; ift unfer Gefchichtfchreiber Hinfichtlich derfelben auch nicht für
irrthumsfrei zu halten, fo würde ich ihn deshalb doch nicht unglaubwür-
dig nennen, wofern ich died nicht aufs Strengfte bemeifen könnte. Auch
dem längft Verftorbenen find wir einen folchen ftrengen Beweis fchuldig,
auch ihm gilt das de mortuis nil nisi bene, welches Pietät verlangt
gegen Todte, bie fich nicht vertheidigen können, wenn fie von einem
menfchlichen Zage gerichtet werden. Dem Sofephus dürften wir aber
eine folche Pietät doppelt fhuldig fein, da ihn der Herr wunderbar er-
halten und geführt zu haben feheint, damit er ald Augenzeuge das ent-
fegliche Ende Jerufalems getreu berichten könnte, die Erfüllung der Weif-
fagung und das Vorbild des zukünftigen Gerichts.
Meinen guten Glauben an die Wahrhaftigkeit des Joſephus befeftig-
ten die Zeugniffe der größten Heroen der Literatur, welche in ber Ha-
verfamp’fchen Edition zufammengeftellt find. Nur einige derfelben an-
zuführen, fo fagt Ä
Jos. Scaliger: De Josepho nos hoc audacter dieimus, non solum
in rebus Judaicis, sed etiam in externis tutius illi credı, quam omnibus
Graecis et Latinis. An einer andern Stelle: Adeundus est Josephus,
fidissimus, diligentissimus et eruditissimus scriptor.
Isaac Casaubonus: Josephi amor veri notissimus, fides constan-
tissima nisi quid illi fortasse humanitus contigerit; cui ad penitus
cognoscenda illa, de quibus scribebat, omnia praesidia abunde sup-
petebant.
Hugo 6Grotius: Josephi summa fides et diligentia, et. quae passim
in eo apparet intima cognitio rerum familiae Herodis meretur, ne quid
temere contra eum pronuntiemus.
Cl. Salmasius: Rabbini omnes in alia sunt sententia et Josephus
ipse, cujus auctoritatem pluris facio quam omnium Rabbinorum..
430 Die Glaubwürdigkeit deB Joſephub.
Is. Vossius: Ad Josephum dein calamum transfers, et scriptorum
omnium accuratissimo et veritatem amantissimo dicam intendis.
Ant. Pagius: Josephus rerum Judaicarum testis omnium- optimus,
Dionys. Petavius: Nobis facem praefert Josephi praestantissimi
scriptoris historia, qui unus Herodis initia resque gestas fidelissime
persecripsit.
Ich könnte die Zeugniffe des Daniel Heinfius, Bohart, Reland
und anderer großer, in der jüdifchen Gefchichte und Geographie einhel-
mifcher Gelehrten binzufügen, glaube aber, es feien deren der Zahl wie
bem Gewichte nach genug angeführt, um mich eines weitern Beweiſes
für die Glaubwürdigkeit des Jofephus zu überheben; ich wiederhole: für
die Glaubwürdigkeit, nicht für die Unfehlbarkeit deffelben.
Dagegen will ih nun diefe Glaubwürdigkeit in Bezug auf jenen
oben ſchon erwähnten Fall zu vertreten fuchen, welchen meine zwei Herren
Recenfenten als ein Beiſpiel der Unglaubmwürdigfeit unferes Gefchicht-
fchreibers und zugleich meiner Leichtgläubigkeit anführen. Ich fpreche
nämlich (S. 81) von Davids Volkszählung, nach deren Nefultat in
Palaſtina c. 10,000 Menfchen auf die Duadratmeile kaͤmen. „Dieſe
Stärke der Bevölferung”, fahre ich fort, „warb fpäter_ weit übertroffen,
wofern des Joſephus Angabe wahr ift: daß in Galiläa allein
204 Städte und Fleden gewefen, deren Eleinfter über 15,000 Einmoh
ner gehabt, welche Angabe allerdings durch des Dio Eaffius Nachricht
beftätige wird, daß unter Habdriand Regierung 985 Fleden der Juden’
zerftört worben ſeien“ 80), Hierzu bemerkt nun ber eine, mir übrigens
ſehr wohlmwollende Herr Recenfent: mein Vertrauen gegen Sofephus gebe
fo weit, „daß ich die abenteuerlichfien Angaben, wie z. B. die, daß in
Galilaͤa der Fleinfte Flecken über 15,000 Einwohner habe, wodurch wir,
da er anderwärts 204 Städte ober Flecken Galiläas erwähnt, für bie
eine Landfchaft eine Einwohnerzahl von 5 bis 10 Millionen erhielten,
auf feine Auctorität ohne alles Bedenken anführe.” — Nicht ohne alles
Bedenken führe ich dies an, da ich hinzufüge: „wofern des Sofephus
Angabe wahr iſt“; ja, ich hatte mein Bedenken zarter ausdrüden follen,
und würde es gewiß nicht fo gegen ben Gouverneur Galildas äußern,
wenn er vor mir fände. Reland aber (©. 128) und Rofenmüller
(2, 45) theilen wirklich des Joſephus Populationsangabe ohne alles Be-
denken mit. Daß nach bderfelben Galilia 5 bis 10 Millionen Einwohner
gehabt, folge nicht. Hatte jeder Ort 15,000 Einwohner, fo ergeben fich
3,060,000 Menfchen für die ganze Landfchaft; fügen wir wegen ber
größern Orte c. 1 Million hinzu, fo erhalten wir 4 Millionen. 44,000
Menfchen würden etma auf die Quadratmeile kommen, wenn man ganz
Galiläa ungefähr zu 90 Quadrameilen rechnet.
Ih kenne nun Feine Angaben anderer Hiftoriter über die Bevölke⸗
rung Galiläas, welche der ded Iofephus mwiderfprächen; um die Glaub»
würdigkeit der jofephinifchen Nachricht anzugreifen, bleibt uns daher
150) Diefelbe Angabe wiederhole ih S. 105. — Wie viel Ortſchaften Paläftinas
mochten nicht fehon in den frühern Kriegern, befonders zur Zeit des Veſpafian
und Titus zu Grunde gegangen fein! Man vgl. Heſek. 36, 37.38. -
Die Glaubwürdigkeit deb Joſephub. 431
nichts übrig, als die Unmöglichkeit einer ſolchen Bevölkerung irgendwie
darzuthun, die Unmöglichkeit, daß fo viele Menfchen in dem beftimmten
Raume Galildas fich ernähren konnten. Ob nun diefe Unmöglichkeit
wirklich fattfinde, ergibt fich mieber vornehmlich aus dem Verhaͤltniß ber
auf jenem Raume probucirten Lebensmittel zur Quantität deffen, was
jene Menfchenzahl zur Ernährung bebarf.
Nun fehildere Zofephus '°') Galilaͤa ald ganz ausgezeichnet fruchtbar
und angebaut. „Die ganze Landfchaft”, fagt er, „iſt fett und weiden⸗
reich, bat Anpflanzungen von Bäumen mancherlei Art, fo daß fie durch
ihre Fruchtbarkeit felbft folche anlodt, welche gar wenig Neigung zum
Aderbau haben. Es ift von den Bewohnern durchaus cultivirt, kein
Theil deffelben ift unbenugt; auch liegt hier eine Menge Städte unb
DOrtfchaften, welche wegen bes Leberfluffes fehr bevölkert find, fo daß bie
Eleinfte über 15,000 Einwohner bat. Wenn Galilia daher auch Flei-
ner als Peraͤa ift, fo ift es doch ftärker, weil ed ganz angebaut unb
duch und durch fruchtbar.”
Sofephus fucht hiernach feine Angabe von ber ftarken Bevölkerung
buch Schilderung des Reichthums an Lebensmitteln verftändig zu be
währen. Je mäßiger und nüchterner nun Menfchen leben, um fo mehr
Eönnen ſich von einem beflimmten Quantum Lebensmittel ernähren. Wie
mäßig aber der Drientale fei, ergibt fih aus einer Angabe Burd.-
hardts. „Die Genügſamkeit ber Beduinen“, fagt diefer, „iſt beifpiellos.
Meine Gefährten, die wenigſtens 5 Stunden taͤglich marfchirten, behalfen
fih, ohne alle weitere Nahrung, 24 Stunden lang mit einem anderthalb:
pfündigen Stück Brod.“ Wenn nun Galilda größte Fruchtbarkeit mit
größter Mäßigkeit feiner Bewohner verband, fo konnte ed eine ausgezeich-
net: große Volksmenge ernähren.
Ich verglich die Bevölkerung Galilaͤas mit der englifchen, und fand
(nad) ben Angaben in Murrays Geography), daß bei Zufammenfaffung
der Population von 9 Graffchaften Englands im Durchſchnitt 12,000
bis 13,000 Menfchen auf die Quadratmeile kamen. In der Graffchaft
Middlefer, in welcher freifih ein Theil von Xondon liegt, eben fogar
3,358,000 Menfchen auf 13% Quadratmeilen, ungefähr 300,000 Men-
fhen auf einer Quadratmeile. Es hat aber den Anfchein, daß die eng-
liſche Bevölkerung, welche feit dem Jahre 1780 fich faft um das Dop-
pelte vermehrt hat, fort und fort anmwachfen werde, ohne zu verhungern.
Das Nahrungsquantum, welches ein Engländer bedarf, ift gewaltig groß,
gehalten gegen das eines Drientalen. In einem gewiffen englifchen
Armenhaufe befommt, jeder Arme in der Woche viermal Fleiſch,
Ya Dfund Butter, 7 Pinten Bier, 7 Pfund Brod, Sonntags Pudding,
endlich Gemüfe fo viel er nur effen Tann (Vegetables of various sorts,
as much as he can eat) '). Hiernach dürfte ein Armer im engli-
151) Bell. Jud. 3, 3, 2. |
152) England von F. v. Raumer I, 175. Wer glauben follte, England fei
wegen der ftarfen Einfuhr von Lebensmitteln nicht anzuführen, der kann aus
Demi angeführten Buche ©. 597 erfehen, daß die Gefammteinfuhr an Getreide
von 1816 bis 1828 nur Ya, ded Bedarfs betrug.
432 Die Glaubwürdigkeit des Joſephub.
ſchen Armenhaufe mindeſtens dreimal mehr verzehren, ald ein Bebuine,
und fonach würde England mindeftens dreimal mehr Orientalen, als eng-
lifche Arme ernähren können, ſtatt 13,000 Menfchen ihrer 39,000 auf
- eine Quadratmeile, ungefähr fo viele als Galiläa nach Joſephus.
Man mißverftehe mich nicht; es kann nicht meine Abficht fein, dar⸗
zuthun: bes Joſephus Populationsangabe fei entfchieden richtig; ich will
nur gegen meine Herren Recenſenten zu beweifen fuchen, daß jene An-
gabe nicht gegen alle Möglichkeit, daß fie nicht unbedingt als abenteuer
li zu vermwerfen fei. Zur Beſtaͤtigung jener Möglichkeit ftehe bier
noch Folgendes.
Der Benetianer Marco Polo durchreifte im dreizehnten Jahrhundert
einen großen Theil Aſiens. Zurückgekommen in fein Vaterland, berichtete
er wunderbare Dinge, befonders von Chinas Bevölkerung und Riefen-
ftäbten. Am Kiang lagen z. B., nad feiner Erzählung, 200 Städte,
deren jede 500 Fahrzeuge auf dem Strome hielt; unter diefen Städten
waren unerhört große. Das einzige Quinfey (d. i. Stadt des Himmels)
hatte 300 Li (an 7’% beutfche Meilen) im Umfange und 600,000, fage
600,000 Familien zu Bewohnern. — Nach dem Zeugnif bes Jacopo
di Aqui machte man fich jedoch über Marco Polo, um biefer Erzaͤh⸗
lungen millen, in folhem Maße Tuftig, daß es lange Zeit nach feinem
Tode auf den Masteraden von Venedig ftets eine Perfon gab, melde
-feinen Namen annahm, ihn vorftellte und das Volt dadurch ergögte, daß
fie die unwahrſcheinlichſten Dinge erzählte '°).
Wie fpricht aber Alerander von Humboldt von dem verfpofteten
Manne? Der „berühmte Marco, fagt er, welcher, um mich des glüd.
lichen Ausdruds des alten Sanfovino zu bedienen, eine neue Welt vor
Cofumbus entdedte, und von dem wir das bemundernswürdige Wert
befigen, weiches zuerft unter dem etwas fatgrifchen Namen des Messer
Marco Milione .befannt war.” ... Den Namen erhielt er vornehmlich
für feine Berichte über Chinas Bevölkerung.
Mebereinftimmend mit Humboldt urtheilt Ritter über Marco
Polo *9). Er fpricht von ber chinefifchen „„Uebervölferung und Städte
menge, bie in Verwunderung fegt”, von Marco Polo's 200 Städten
am Kiang. „Das Land”, fährt Ritter fort, „ift voll Flüffe und Städte.
Zu gleicher Zeit Tagen ſchon damals (zur Zeit M. Polo’8) die volkreich⸗
ften Städte dicht beifammen, deren jede dem heutigen Peking oder Nan-
fing nicht viel nachftehen möchte.” Unter Anderm führt nun Ritter
aus bes Venetianers Meifebefchreibung das oben charakterifirte Quinſai an
und fügt hinzu: „Gaubil fagt '‘°): bei der Eroberung ber Stadt (Quinſai)
im Jahre 1237 brannten bier 530,000 (fage: fünf hundert und dreißig
Taufend) Häufer ab. Es ift ein bloßer Wis, M. Polo den Meifter
Million zu nennen. — Dan konnte diefe Angaben für Prahlereien ber
Ehinefen und für Lügen M. Polo’s halten, wenn der oft verfannte edle
153) Kritifche Unterfuchungen ıc. von X. v. Humboldt, 1836. &. 193. 194.
154) Erdkunde, erfte Ausg. Th. 1. ©. 658. j
155) Histoire des Mongous p. 177.
Der tertiäre Kalkſtein bei Paris ıc. 433
Benetianer nicht durch alle genaueren und neueften Beobachtungen auf
das treuefte befunden worden wäre. Derfelbe Strich wurde von der
britifchen Gefandtfchaft 1794 durchreifet, und dicht neben jenen (von
M. Polo) genannten Städten ftehen bdafelbft auch heute noch — bie
vielen großen Städte fo dicht beifammıen, daß es unmöglich ift, fie hier
aufzuzählen. — Es folgte Ort auf Ort; die Zahl derfelben nimmt zwi⸗
fhen beiden Strömen fo zu, daß gegen den Jantſekiang in der That
Stadt an Stadt hängt, und dazwiſchen ift der Boden cultivirt und be⸗
voltert wie das Gartenland zunachft um London. |
Man vergleiche diefe Nachrichten mit denen "des Joſephus über
Galiläa. An einem chinefifhen Strome 200 Städte, darunter außer
ordentlich große. Das eine Duinfai mit feinen 560,000 Häufern und
600,000 Familien hatte ja allein fo viel Einwohner als ganz Galiläa
nach Sofepbus. Wenn nun Gaubil und Ritter die verfpottete Glaub»
würdigkeit des Marco Polo trog diefer feiner Nachrichten über China
mit Recht in Schug nehmen, wenn Humboldt den edeln DBenetianer
bem Columbus gleichftellt: fo darf ich mich auch nicht fcheuen, die Glaub⸗
würdigkeit des Joſephus binfichtlich feiner Angaben über die Bevölkerung
Saliläas zu vertreten. Als der jüdifche Gefchichtfchreiber den Landſturm
in Galiläa gegen die Römer organifirte, hatte er die befte Gelegenheit,
bie Stärke dieſer Bevölkerung genau kennen zu lernen; auf jeden Fall
kannte er fie beffer als ich, der ich fo viele Hundert Meilen und Jahre
vom Galilaͤa des erften Seculi entfernt lebe. Darum will ich die Hand
auf den Mund legen, und den Sofephus gewiß nicht Messer Milione
nennen, um fo weniger, als ich der warnenden Worte des Hugo Grotius
eingedent bin: Qui Josephum tam diligentem rerum Judaicarum in-
quisitorem deceptum putant, eos ipsos valde decipi arbitror.
X. Der tertiäre Kalkſtein bei Paris und der
Kalfftein des weſtlichen Paldftine.
Prokeſch reifte vom Carmel nad Cäfarea am Mittelmeer. Auf
diefem Wege fand er ſüdlich von Athlit „eine Menge alter Brunnen
und in den Feldgrund abgeteufter Kornmagazine. Diefelben gleichen,
Schreibt er, an Form den Amphoren und antifen Krügen, worin man
Del oder andere Flüffigkeiten bewahrt. Sie haben einen runden ver-
hältnißmäßig fchmalen Hals von 2 bis A Zuß im Durchmeffer und
bauchen fi dann auf 40 und mehr Fuß aus’ '°). 0
Der Sarmel gehört zur Kreideformation; Kreide und Ereidiger Kalk
ftein dürften, wie fi aus Zufammenftellung vieler Angaben der Reifen-
den ergibt, in Paläftina, wie in der Wüfte von Arabia Peträa vorherr-
fchen, vieles erinnert dort an die tertiären Formationen des nördlichen
Frankreichs und der Niederlande.
—
156) Prokeſch, Reiſe ins heilige Land. S. 25.
Raumer, Paläftina. Ite Aufl. ‘ 28
434 Der tertiäre Kalkſtein bei Paris ıc.
Der Pariſer Kalkſtein (Calcaire grossier), welcher mittelbar die
Kreide bedeckt, zeigt ein ganz eigenthümliches Vorkommen, an wel⸗
ches ich duch das von Prokeſch Mitgetheilte erinnert wurde. Ich gab
von jenem Vorkommen folgende Beichreibung '”). „Der Kalkſtein bil-
bet (bei Ranterre unweit Paris) ziemlich mächtige horizontale Schichten.
Die Steinbrüche find theild Tagebrüche theild unterirdifch grottenartig.
Im horizontalen Kalkfteindache biefer Grotten fieht man eine Menge
Höhlungen. Sie gleihen Kuppeln, und find von einer Spanne bis
zum Lachter im Durchmeffer. Unter ſolchen Kuppeln trifft man auf
bem Boden Ketten, Sand- und Feuerfteine. Sie find aus ihnen herab-
gefallen, wie die ähnlichen Weberbleibfel in ben Kuppeln zeigen. In den
Tagebrüchen fieht man ben fenkrechten Durchſchnitt diefer eigenen Bil-
dungen. Sie zeigen ſich auf den Schihtungsklüften als längliche Nieren
don grünem und rothem Ketten, ‚oder, wo biefer heraus ift, als Höhlum-
gen. Größere Nieren ziehen fi in die obern und untern Schichten tie
fer hinein, ja einige wachfen in dem Maße, daß fie fich durch bie zu-
näcft angrenzenden, ja durch mehrere Schichten hindurch erweitern. Die
örperliche Geſtalt diefer Maffen ließe fich mit ber eines großen (bauchigen)
Schlauchs vergleichen. Das Beftein ift fcharf vom Kalkflein getrennt,
zunächſt an biefem ift meift grüner 2etten, und in biefem, wenn bie
Maſſen groß find, wiederum rother lettiger Sand und Feuerſteine. Al.
les dieſes zeigt durchaus kein Aufbraufen mit Säuren, wir fanden aud)
feine Conchylien barin, da doch braufender Kalkftein mit Geriten biefe
Bildungen von Leiten, Sand und Feuerſteinen um und um einfchließt.
Denn nur felten floßen diefelben bis zu Tage aus, meift ziehen ſich
mächtige Kalkfteinfchichten über fie hinweg, fo daß an Feine Ausfullung
von oben zu benten if. Der nahe lettige Sand mit Feuerſteinen —
am Wege von Mont Calvaire nach Nanterre — welcher den Kaltftein
bedeckt und den genannten Bildungen ganz ähnlich, ift, könnte zu biefer
Hypotheſe verführen.” — Die befchriebenen Höhlungen nennt man in
Paris Cloches, Gloden; ich fah ähnliche im Kalkftein bei Maaftricht. —
Prokeſch Befchreibung reichte nicht aus, um die Identität der von ihm
beobachteten amphborenähnlichen fich weit ausbauchenden Höhlungen mit
denen der parifer Gegend nachzumeifen. Daß die Form jener Höhlun-
gen, wenn man diefelbe für kuͤnſtliche anfähe, feltfam, ja faft unbegreif-
lich wäre, leuchtet ein.
Beobachtungen, welche Profeſſor Robinfon machte, Iaffen jedoch
faum einen Zmeifel an jener Jbentität übrig. Im weitlichen Hügellande
Paläſtinas, wenige Meilen vom Mittelmeere, etwa 14 Meilen füblicdh
von dem Punkte, wo Prokeſch die bauchigen Höhlungen fah, fand Ro
binfon bei Deir Dubban im '*) weichen Kalkftein oder freidigen
Selfen unregelmäßige Gruben, einige beinahe vieredig und alle etma 15
oder 20 Fuß tief, mit perpendiculären Seiten. „Ob biefelben natürlich
oder Tünftlich find, erzählt Robinfon, das möchte ſchwer zu fagen fein.
In den Seiten find unregelmäßige Thüren ober niedrige gemwölbte,
157) Geognoftifche Verfuche von Engelhardt und Raumer, 1815. &. 94.
158) Robinfons Paläftina 2, 610. .
Der tertiäre Kalkſtein bei Pariß ıc. 435
ftart mit Schutt verftopfte Durchgaͤnge, welche zu großen Höblungen
in den Felfen, an Geftalt hohen Kuppeln vergleichbar, oder gloden-
formigen Kammern, binführen. Die Höhe diefer Kammern fleigt von
20 bis zu 30 Fuß, der Durchmeffer von 10 ober 12 Fuß bis zu 20 Fuß
und drüber... Sie find alle fehr regelmäßig gehauen; aber viele find
zum Theil eingeffürzt, und es ift nicht unmöglich, daß die Gruben felbft
dur) das Einfallen ähnliher Kuppeln entitanden find. Einige von
ben Kammern find entweber nahe am Boden oder hoch oben, oder beides
zugleich, mit Reiben Meiner Löcher oder Nifchen, wie die Löcher in einem
Zaubenfchlage, um bie ganze Band herum verziert. — Was Tonnte wol
der Zweck biefer Höhlen geweſen fein? Zu Steinbrüchen Zonnten fie
kaum gedient haben, da der Stein zu Gebäuden nicht hart genug iſt ...
Dder, wenn es Steinbrüche waren, warum höhlte man fie in einer fo
eigentbümlihden und fohwierigen Form aus, ba alles fo nabe
bei der Oberfläche liegt? Die Form an umd für ſich gleicht der von den
unterirbifchen Getreidemagazinen in der Umgebung vieler Dörfer jegiger
Zeit, und führt natürlich auf den Gedanken, daß auch diefe Höhlungen
zu ©etreibemagazinen beftimmt gewefen fein mögen. Uber ihre große
Zahl und der Umftand, daf fie mit einander zufammenhangen, verträgt
fi) nicht mit einer ſolchen Hypotheſe. Ich vermag das Raͤthſel nicht
- zu löfen, und die ähnlichen Aushöhlungen, welche wir fpäter fahen, bie-
nen nur dazu, die ganze Sache. noch unerklaͤrlicher zu machen.”
Sn dem *) „kreidigen Kalkflein” von Beit Dſchibrin fand
Nobinfon Gruppen von Höhlen. „Dieſe befichen“, fagt er, „hauptſäch⸗
lich aus glodenförmigen, von oben erhellten Kuppeln, obgleich einige
bloß Hohe gewölbte, in ber Felſenwand ausgehöhlte und vorn ganz
offene Kammern find. Der Felfen ift hier weicher und ſehr viele von
ben Kuppeln find eingeftürzt.”
Am füblichen Ende beffelben Berges ‚war eine andere Reihe von
ungeheuern Aushöhlungen”. „Mit mehreren Lichtern“, erzählt Robinfon,
„Tchritten wir durch einen engen Bang und befanden uns in einem dun⸗
fein Labyrinth von Galerien und Gemädern, alle aus bem Helfen ge
hauen und. durch die Eingeweide des Berges verbreitet. Hier waren
einige Tuppelfürmige Kammern wie vorhin, andere waren weite Räume
mit Dächern von Säulen getragen, die aus dem Zelfen beim Aushöhlen
ftehen geblieben und alle dem Anſchein nach ohne Ordnung ober Plan
Durch Gänge mit einander verbunden.” Andere Kammern „haben au
die Geftalt von hohen Kuppeln, etwa 20 Zuß im Durchmeffer und 20
bis 30 Fuß hoch.“
Vergleichen wir die von mir vor 26 Jahren niebergefchriebene Be⸗
fchreibung der Cloches im Kalkſtein ber parifer Gegend mit ben von
Mobinfon gegebenen Brichreibungen des paläftinenfifchen Kalkfteins und
feiner feltfamen Aushöhlungen,, fo fpringt bie Aehnlichkeit beider Vor⸗
Tommniffe in die Augen. in weicher, kreidiger Kalkſtein in Palaͤſtina
wie bei Paris. Robinſon zweifelt, daß er zum Bauftein brauchbar fei;
159) Robinfon 2, 661664. |
28 *
436 Der tertiäre Kalkſtein bei Parts ıc.
er mag jedoch vielleicht eben fo brauchbar fein, als ber von Paris und
Maaftricht, welche beide -fo weich find, daß fie ſich leicht in Quadern
fügen laffen. — Die Belchreibung, welche Robinfon von den unterirdi-
ſchen Labyrinthen gibt, erinnert lebhaft an bie labyrinthifchen Steinbrüde
von Paris und Maaſtricht. Bei wagerechter Schichtung bes Gefteins
baut man hier Gänge aus, das horizontale Kalkſteindach wird von Säu-
len getragen, welche man ſtehen läßt.
Robinſon erflärt: daß ihm die Entflehung und Beflimmung ber
paläftinenfifchen Aushöhlungen ein Raͤthſel fe. Das Unerklärliche liegt
vornehmlich in ben feltfamen Formen, diefe Seltfamfeit aber vermuthlich
in der Mifchung von Natur und Kunfl. Wahrfcheinlich rühren jene
labyrinthifchen Grotten von Troglodyten ber, welche fie in dem meichen,
kreidigen Kalkftein aushieben, um barin zu wohnen. Der Drt Beit Dſchi⸗
brin, bei welchem Robinſon biefelben fand, ift nad ihm höchſt wahr⸗
fheinlih das alte Eleutheropolis; in der Gegend von Eleutheropolis
wohnte aber das Bolt, wie Hieronymus berichtet '°), wegen großer
Sonnenhige in Höhlen. Ob diefe Höhlen nicht bei ber Erbauung von
2 urheropohi ale Steinbrüche benugt und ermeitert wurden, ift die
vage.
Lagen nun im Kaltflein von Beit Dſchibrin nieren- und baudhig-
fhlauchförmige Maffen von Leiten, Sand und Feuerfteinen, wie bei
Paris, fo mußten fih, wenn die Troglodyten bei ihrer Steinmegarbeit
auf folhe Maffen fließen, wohl ober übel Höhlungen bilden von ber
Form, melde Robinfon angibt. Gebraucht er doch bei Befchreibung
biefer Formen genau die Ausdrüde, welche von ben parifer Höhlungen
gebraucht wurben. Wiederholt nennt er fie glodenförmig, der Parifer
nennt fie Glocken (cloches), wieberholt vergleicht er fie mit Kup⸗
peln; in meiner Befchreibung hieß es: bie parifer Höhlungen ‚gleichen
Kuppeln“. Wenn Robinfon fagt: an den fentrechten Wänden ber
Kammern feien „Reihen Peiner Löcher oder Nifchen, wie die Löcher in
einem Taubenſchlage“, fo heißt es in meiner Befchreibung: die Bil-
dungen zeigen fih auf den Schichtungsklüften als Tängliche Nieren von
grünem und rothen: Letten, ober, wo biefer heraus ift, als Höhlungen.
Die Form diefer Höhlungen hätte ich auch mit Nifchen oder Löchern in
einem Taubenfchlage vergleichen Fönnen. Wie bei Paris gehen die Kup
peln der Grotten von Beit Diehibrin theils als Lichtlöcher zu Lage aus,
theild nicht.
Trafen nun bie troglodytifchen Steinmegen auf jene fchlauchförmi-
gen Ketten, Sand- und Feuerfteinmaffen, fo mußten fie. das herab
fallende Gerülle wegfchaffen und bis auf den gefunden Kaltftein weg-
bauen, damit ed nicht brödlicht und Ioder, für fie gefährlich hängen blieb.
So nun entftanden bie „Kuppeln“ und „Glocken“. Holten fie den bröd-
lichten Letten, wie er fich befonders auf den horizontalen Schichtunge-
— — — —
160) Omnis australis regio Idumaeorum de Eleutheropoli usque ad
Petram et Ailam in specubus habitatiunculas habet, et propter nimios
calores solis, quia meridiana provincia est, subterraneis tuguriis utitur.
Hieronymus in v. 5. 6. Obad.
Der Zug der Iſraeliten aus Aeghpten nach Kanaan. 437
linien ber ſenkrechten Kalkſteinwaände zeigte, heraus, fo bildeten ſich (für
die Bewohner brauchbare) „Niſchen“ und „Köcher, „wie die Löcher an
einem Zaubenfchlage”. — Die urfprüngliche Geftalt der im Kalkftein
eingefhloffenen Ketten» und Sandmaſſen, nicht freie Wahl der Stein-
megen, veranlaßte demnach bie räthfelhafte, feltfame, unregelmäßige Form
"be Aushöhlungen; doch fcheint man biefelben zum Theil künſtlich erwei⸗
tert und vegelmäßiger geftaltet zu haben.
So glaube ich jene Erſcheinung, welche für Robinfon unbegreiflich
war, erklärt unb zugleich für Identificirung ber paläftinenfifchen Kalt
—* — mit der tertiären Nordfrankreichs einen neuen Beweis gegeben
zu haben
XI. Zur Abhandlung über den Bug der Iſrae⸗
. Titen aus Aegypten nad Kanaan.
1. Von Raemfes nach Pi Hachiroth am rothen Meere.
Seit ich meine Heine Schrift: „ber Zug der Sfraeliten aus Aegyp⸗
ten nach Kanaan“ herausgab,. erfchien Hengftenbergs Werk: „die Bücher
Moſe's und Aegypten” und Robinfons „Palaſtina“. Beide Verfaffer
haben über den Zug der Sfraeliten aus dem Lande Gofen bis zum
tothen Meere eine von der meinigen verſchiedene Anſicht.
Ueber die Lage des Landes Goſen ſind wir, nach Anleitung der
heiligen Schrift, im Ganzen einig. Hengſtenberg Hält den tanitifchen,
Robinſon den pelufifhen Nilarm für die Weſtgrenze jenes Landes. Auf
Robinſons Karte fällt die Südgrenze deſſelben in die Nähe von Abu
Zabel; berückſichtigen wir die Nachricht bes Joſephus 109: Pharao habe
Jakob und feinen Kindern Heliopolis eingeräumt, fo mußte jene Grenze
noch etwas weiter nach Süden reichen.
Wir dürften der Wahrheit am nächften fommen, wenn wir an-
nehmen: das Land Gofen fei der von Heliopolis aus Südweſt nad
Nordoſt laufende Saum bes cultivirten Landes, welcher gegen Morgen
von ber arabifhen MWüfte, gegen Abend von den öftlichen Armen des
Nils begrenzt wird; yon liegt jegt die Provinz Shurkiyeh, ein fehr ge-
fegneter Landſtrich '*
Mit Berufung uf Palm 78 macht Hengftenberg es fehr wahr.
f&heinlich, daß Pharao in Zoan (oder Tanis) zur Zeit der Wunder war.
Raemſes hält er für identifch mit Heroopolis, das nad) Champollion und
den franzöfifchen Gelehrten der ägyptifchen Erpebition „an einem Drte
lag, welcher jegt Abu Keifcheid genannt wird”. Nur 12 römifche Mei-
len von Heroopolis gibt das Itinerar. Antonini einen Ort Thum an,
161) Arch. 2, 7, 6.
162) Robinfon 1, 86
438 Der Zug ber Ifeaeliten auß Aegypten nad Kanaan.
welcher mit dem berobatifchen, nahe Bubaſtis gelegenen Patumos, Pa⸗
tumos aber mit dem Exod. I, 33 neben Naemfes genannten Pithom
identifch fein fol. Jene franzöftfchen Gelehrten fegten Pithom baher
nicht weit von Abu Keifheid, an ben Ort des jegigen Abaffich.
So beftimmt Hengftenberg bie Lage von Raemſes, den Ort, von
welchem der Zug Iſraelsd aufbrach; Robinſon hat Raemſes auf der Karte
an berfelben Stelle verzeichnet’). Beide nehmen nun an: bie Ifraeli-
ten feien von biefem Raemſes in füböftlicher Nichtung direct nach der
Nordſpitze des Meerbufens von Suez gezogen; gegen jede andere längere
Straße ftreite die Angabe der Meifezeit im Pentateuch. Nach dieſem
fei das zahlreiche Volt mit feinen Heerden ꝛc. binnen 3 Zagen von
Raemſes bis an das rothe Meer gefommen; in fo kurzer Zeit hätten fie
weder den 28ftündigen Weg aus der Nähe von Heliopolis nah Sue, —
wie Niebuhr meine — nod den 26ftündigen über Beffatin zurücklegen
tönnen, welchen legtern ich, nach) dem Vorgang von Sicard u. A., für
den wahren halte, ,
Diefes Hauptargument gründet fih auf bie Annahme: fo viele
Lagerftätten ber Ifraeliten im Pentateuch angegeben feien, fo viele Tage
reifen habe das Volk zurückgelegt. Diefe Annahme ift aber entfchieden
unrichtig, wie ſich ans vielen Stellen des Erobus und der Rumeri er
gibt. Sch will nur dies anführen. Am 15. Tage des erften Monats
brechen die Sfraeliten von Raemſes auf, am 15. Tage bed zweiten Mo
natd kommen fie in bie Wüfte Sin’). Für die Zeit dieſes Monate,
db. i. für mindeſtens 28 Tage, find nur 6 Kagerpläge angegeben. Hier⸗
nach würde auf je 4 bis 5 Zagereifen ein Lagerplag kommen, ein Raft-
tag, ober eine längere Raſtzeit.
Klar ausgefprochen ift aber der Unterfchied zwifhen Tagereiſen und
Lagerftätten Num. 33, 8, wenn es heißt: von (dem Lagerplag) Hahiroth
zogen fie aus und gingen mitten durchs Meer in die Wüſte, und rei⸗
feten 3 Zagereifen in der Wüſte Etham und lagerten fich in
Marah. Sie reifeten alfo 3 Tagereifen, ohne einen Rafttag zu machen,
erft am vierten rafteten fie. Eben fo heißt es Num. 10, 33: Alfo 30
gen fie von dem Berge bed Heren 3 Zagereifen, und die Lade des Bun⸗
des 308 dor ihnen her die 3 Tagereifen, ihnen zu weifen, wo fie ruhen
folten. In Num. 33, 15. 16 werben die 2 Stationen Sinai und
Zuftgräber ganz fo unmittelbar nach einander genannt, wie V. 5. 6. 7
die Stationen Succoth, Etham und Pi Hahiroth, wiewohl zwifchen dem
Zage, ba fie fih am Sinai und dem, da fie bei den Luſtgräbern lager⸗
ten, mehr als ein Jahre inne Liegt. — Hieraus ergibt fih, daß ber
Dentateuch über die Dauer bed Zuges von Raemſes nach dem rothen
Meere nichts Beſtimmtes und nur dies berichtet, daß die Ifraeliten auf
‚163) Robinfon (1, 425) eitirt eine Stelle Strabo’3, nach welcher Heroopolis
yım Winkel des arabifchen Meerbufens nah Aegypten zu‘, in der Nähe von
tfinoe lag. Ein fo gelegenes Heroopolis konnte nicht mit dem Heroopolis ber
LXX „im Lande Rameffe”, d.i. Gofen, identifch fein. An einem andern Drte
mehr bierüber.
164) Exod. 16, 1.
Der Zug der Iſraeliten auß Aegypten nach Kanaan. 439
diefem Zuge zweimal zu Suchoth und Etham geraftet, keineswegs daß
fie den Weg binnen 3 Tagen zurüdgelegt.
Es ift auch eine irrige Vorftellung, wenn man meint: der Feind
fei den Ifraeliten von Raemfes bis zum Meere auf den Ferfen gefolgt,
da fei an Fein Raſten zu denken geweſen. Eilten fie auch um erften
Zage fort, um nicht von Pharao zurüdgehalten zu werden, wenn er
etwa noch einmal feinen Entfchluß änderte, fo wurden fie doc) zuerft fo
wenig von ihm gehalten oder verfolgt, daß er ja vielmehr Mofen und
Aaron zu fi) befchied und fie aufforberte mit Iſrael fortzuzichen. Sa,
alle Aegyptet „bdrungen das Volt, daß fie es eilend aus dem Lande
trieben‘ 16%), Erſt nad) ber zweiten Raft, da Pharao glaubt: die Ifrae
liten feien in dee Wüſte verirst, erft da ſcheint er ben Entfchluß gefaßt
zu haben, ihnen nachzujagenz; die Nachricht, welchen Weg die Ifraeliten
eingefchlagen, konnte er, weil Kagerftätten, nicht. Tagereifen gemeint find,
der Zeit nach fehr wohl in Zanis erhalten.
So ift der Anftoß mweggeräumt, welcher ſich aus der Verwechfelung
. von Lagerftätten mit Zagereifen ergab, und mit ihm fallen eine Menge
Einwürfe meg, welche fich einzig auf jene Verwechfelung grünbeten.
Ich will nun, mit Benugung ber Hengftenbergfchen Unterfuchung,
in ber Kürze meine gegenwärtige Anficht vom Zuge Iſraels geben.
Pharao war in Zoan, Mofes und Yaron in Naemfes. Mofes hatte
bie Aelteſten Ifraeld zu fic) gefordert und ihnen aufgetragen, das Volt
in ber Nacht bed 14., nach dem Genuß des Pafjahlamms, zum Auszie-
ben bereit zu halten. „Und gehe kein Menſch, ſprach er, zu feiner Haus⸗
thür Binaus bis an den Morgen.” Raemſes kann nicht wohl der Sam⸗
melplag der Sfraeliten gemwejen fein. Wohnten biefe von Heliopolis bis
Raemſes auf einer Linie von etwa 16 Stunden, fo konnten bie Ent-
fernteren unmöglich am 15. bei Raemſes verfammelt fein, da fie ja bis der
Morgen anbrach, zu Haufe bleiben follten. Am bequemften wäre es daher
anzunehmen, unter Raemſes werde nicht die Stadt, fondern die yn Pa-
pioon, 898 ganze Land Gofen verflanden, es fein am 15. alle im
ganzen Lande Gofen mohnenden Sfraeliten aus ihren Wohnfigen aufge-
brochen. Wäre aber die am nordöftlichen Ende Goſens gelegene Stadt
Raemſes gemeint, würde fie genannt, weil Mofes und Aaron, nah un-
ſerer Art zu fprechen, bort ihr Hauptquartier hatten, fo wäre anzunch-
men, biefe feien von bier fübmweftmärts, auf Heliopolis zu, gezogen.
Ale auf dieſem Striche wohnenden, rveifeferfig barrenden Sfraeliten
fchloffen ſich an, jeder wenn ber von Rordoften herwogende Zug feinem
Wohnort nahe Fam. Zuletzt ergoß ſich das gefammte Volk über die
. Stätte, wo fpäter Babylon fland, nad Beffatin. Ueber jene Stätte
zogen fie nach dem Bericht des Joſephus.
Hinſichtlich des weiten Zuges von Beffatin nach dem rothen Meere
verweiſe ich auf meine Abhandlung. Ä —
Hengſtenberg verläßt die Iſraeliten, nachdem er ſie bis Suez ge⸗
bracht, ohne von dem Durchzug durchs rothe Meer zu ſprechen; Robinſon
165) Exod, 12, 33.
440 Der Zug ber Ifraeliten auß Aegypten nad Kangan.
läßt fie aber, wie Niebuhr, durch die fchmale, won Suez nördlich aus»
laufende Meereszunge burchpaffiren, wiewohl er felbft von Suez, dem
Südende jener Zunge, nur I Stunde 35 Minuten brauchte, um das
Nordende derfelben zu erreihen umd zu umgehen. — Was id) in mei-
ner Schrift: „der Zug der Sfraeliten” näher ausgeführt, wiederhole ich
bier kürzlich: es ift vollig unbegreiflich, warum die Iſraeliten verzweifel-
ten, warum ein Wunder gefchehen mußte, wenn fie ganz bequem um
die Beine Mafferzunge herumziehen Tonnten. Lagerten fie aber, wie
ich, Sicard folgend, annehme, auf der Ebene Bede, vor fi das Meer,
zu beiden Seiten Berge, hinter ſich die Aegypter, da fah es freilich mit
ihnen verzweifelt aus.
Ein Umftand,. bemerkt Robinfon, werfe die Hypothefe: als fei der
Durchgang Iſraels von der Ebene Bede (Wady Tawärik) aus gefchehen,
‚ganz über den Haufen, der Umſtand: daß dort das Meer 3 Meilen
breit fei._ Man. müffe annehmen, das Volk habe nur 2 Stunden Zeit
zum Durchgang gehabt. Denn der Wind habe einige Zeit gebraudit,
um Bahn zu machen; die Ebbe, welche, er verftärkte, könne höchftens
4 Stunden gedauert haben. So dürften: die Sfraeliten, bei aller Eile,
nicht vor Mitternacht aufgebrochen fein, um die Zeit der Morgenwache
fei der Durchgang fihon vollendet geweifen. Binnen 2 Stunden habe
aber die große Volksmaſſe unmöglich einen Weg von 6 Stunden zurüd.
legen tönnen.
Der Hauptgrund Robinfons gegen ‚den Durchzug von der Ebene
Dede aus beruht, näher betrachtet, auf feiner Hypothefe: ein Norbnord-
oftwind habe, in Verbindung mit der Ebbe, Bahn gefegt. Aber die
heilige Schrift weiß nichts von Norbnordoftwind, fondern fagt: Oſtwind
babe die Waffer zertheilt, daß fie zur Rechten und Linken wie Mauern
geftanden, von Ebbe ift nicht die Nede, daher die Dauer der Ebbe nicht
in Betracht fommt. Um welche Zeit ber Durchzug begann, ift nicht genau
angegeben; der Wind, heißt es, wehte bie ganze Nacht; wann er angefan-
gen zu mehen, iſt nicht gefagt. — Aber abgefehen hiervon, konnten die
Sfraeliten, wenn fie die ganze Nacht, bis zum Anbrucd des Morgens,
10 bis 12 Stunden Zeit zum Durchgange hatten, in biefer Zeit fehr
gut 6 Stunden Weges zurüdlegen.
Ein Wort Luthers, aus feiner Auslegung ber Erzählung vom
Durchgang der Kinder Ifrael durchs rothe Meer, fchließt fih unferer
Unterfuhung fhilih an: „Ich muß glauben, fagt er, dag Gott könne
das Meer wegfprüen ald ein Stäublein, und. baß er könne die Berge
verfegen und auch bie Erde wegthun. Denn hat er doch Himmel umb
Erbe gemacht.”
Und Baco fagt: „Wenn Gott durch Wunder (die immer als eine
neue Schöpfung angefehen werben können) die Gefege der Natur über-
tritt, fo thut er e8 nie anders und allemal nur in Hinficht des Erlö⸗
fungswerts, das fein größeres Werk ift, und darauf alle Gottes-
zeichen und Wunder fich beziehn.“ Alle, auch der Durchgang durchs
sothe Meer. nn
* *cð
*
Der Zug der Iſraeliten aus Aegypten nach Kanaan. 441
Späterer Zufag.
Seit ich im Jahre 1837 meine Abhandlung über den Zug Iſraels
ſchrieb, find noch mehrere Schriftfteller der Anficht beigetreten, daß jener
Zug über Beſſatin zum rothen Meere ging. So Schubert (2, 243.
2372), Wilfon, Dlin, Lieder. — Wilfon, deffen Neifebefchreibung ich
vor Kurzem erhielt, nahm den Weg über Beffatin... Wady Ramliyeh
an das rothe Meer. Er gedenkt des Einfchnitts in ber von Cairo zum
Meere oftmärts ftreichenden Bergkette, burch welchen die Straße von Gendely
nad) Suez läuft.- Hier — in der Nähe von Gendely — ſucht Miffionar
Lieder das Etham ber heiligen Schrift und den Punkt, wo die Sfraeli-
ten fich rechts wendeten, ftatt die links, norboftwärts laufende, Straße
einzufchlagen (Wilfon 1, 129). |
Dies flimmt ganz mit dem überein, was ich über jene Wendung
in meiner citirten Abhandlung (dev Zug der Sfraeliten S. 12. 13) ge⸗
ſagt 66). Wilfon. (1, 132) berichtet: er und feine Reifegefährten feien
einftimmig der Meinung gewefen: daß der Weg, den fie von Beffatin
gekommen, practicabel für die Ifraeliten war. Die Zeit, in welcher dieſe
ihn zurücklegten, -fei nicht auf 3 Tage zu befchrünten, da ein Unterfchieb
zwifchen Stationen und Tagereiſen zu machen fei. — Eine Linie von
der Nordfpige der Ebene Beba, am Fuß des Atakah, über das rothe
Meer nah Nas Mefallah gezogen ift nach Wilfon 1/ beutfche Meile
lang (is exactly six and a half geographical miles. 60 —= 1°). Gegen
Nobinfons Anficht des ifraelitifchen Durchgangs bei Sue; fpriht Wil-
fon entfhieden (und ebenfo die Amerikaner Beard und Dlin), rationa⸗
Uftifche Tendenz habe auf ihn hierbei Einfluß geübt (Wilfon 1, 127—
136. 149—160).
In Bezug auf folden Einfluß bemerfe ih noch: Daß Mofes ben
Durchgang als ein wahres Wunder berichtet, daß er auch ben fpä-
tern Iſraeliten dafür galt, wie befonders die Pfalmen bezeugen, das ift
ar. — Der Ausleger fol feinen Autor treu auslegen, nichts in ihn
hineinlegen. Ob das, was er fo findet, ihm zufage oder nicht, ob ex
ed für wahr halte oder nicht, das kommt nicht in Betracht. Voß fand
3. B., daß Homer die Erde für eine Freisförmige vom Meer umfloffene
Scheibe hielt; danach verzeichnete er bie Homerifche Weltkarte, obgleich
er fehr wohl wußte: die. Erde fei eine Kugel. Eine ähnliche Verpflich⸗
tung hat der Ereget des Erodus, wenn er auch fehr wohl zu wiffen
meint: es gebe Feine Wunder. .
166) Man vgl. auf meiner Karte von Paläftina (in Stieler’s Atlas) das
Nebenblatt: „Der Zug der Iſraeliten“. Als ich die Abhandlung über den Zug
der Ifraeliten fchrieb, Fannte ich die Beflatinftraße von Cairo nad Suez (S. 10)
und nahm fie bei Erklärung der Wendung Ifraeld zum Anhalte; aber fpätere
| Zorſchungen beſtimmten mich erſt, Sukkoth bei Beſſatin, Etham bei Gendely
zu ſetzen.
—
442 Der Zug ber Ifeaeliten von Aegppten nad Kanaan.
2. Vom rothen Meer bid Kades.
Ueber den Zug längs der Oftfeite bes Meerbufens von Suez, über
bie Lagerftätten Mara, Elim ift man einverftanden. Die Station am
Schilfmeere dürfte bei ber Mündung des Waby Taibe ober am kleinen
See Morkha zu fuchen fein.
Vermuthlich zogen die Sfraeliten von bier in das Thal Naffeb,
folgten von da ununterbrochen ben Thälern bis zum Sinai dur) Wady
Motattab (mo die Station Sin) und Wady Feiran in ben Wady Sheik,
welcher fie zuerft nach Raphidim, zulegt zum Sinai führte, wo biefer
Wady feinen Anfang nimmt). |
So habe ich den Zug Iſraels in meiner Abhandlung bargeftellt
und fah_mich nicht veranlaft, an diefer Darflelung etwas wefentlich zu
ändern. Dagegen find mir hinſichtlich meiner Darftellung des Weges
vom Sinai bis Kades einige Zweifel gelommen. |
Die Lage von Kades iſt von ber heiligen Schrift in verfchiebenen
Stellen fo genau angegeben, daß mir ben Ort mit ziemlicher Beftinmt-
beit auffinden können '®). Dom Horeb bis Kades find es 11 Tagereifen
nah Deut. I, 2. Diefe Angabe ſtimmt ganz mit ben von Robinfon
. (1, 438 fg.) mitgetheilten, ungefähr gleichlautenden NReiferouten, da vom
Sinai bis Gaza 10 und 11 Tagereiſen gerechnet wurben.
Am natürlichften fcheint e8 biernach, anzunehmen: Iſrael Habe vom
Sinai aus den naͤchſten, ungefähr LI Tagereifen langen Weg nach Kades
eingefchlagen, welcher durch Wady Zalazah nach el Yin führt. Aber es
zeigen ſich Schwierigkeiten gegen diefe Annahme. Vom Sinai ziehen
nämlich die Sfraeliten 3 Zagereifen zu der Station Luftgräber. Dort
führt ihnen der Wind „vom Meer” Wachteln zu. Num. II, 31.
Deutet dies nicht auf eine Kagerftätte am Meere?
Bon ber Station Luftgräber ziehen fie nad Hazeroth, was Burck⸗
hardt, Robinfon u. X. für den unmelt bed Meeres gelegenen Brunnen
el Hadrah Halten. '
. : Dies Hazeroth wird nun Deut. 1, 3 mit Difahab verbunden, als
zwei Drte, an benen Mofes zum Volke Sfrael geredet. Difahab iſt von
Burkhardt, Robinfon u. A. mit dem jegigen Dahab zufammengeftellt
worden. Dann müßten bie Sfraeliten auf ihrem Zuge nah Dahab ge-
kommen fein. ü '
Wie wenn fie nun vom Sinai aus zuerft dem Wady Sheifh gefolgt
und barauf rechts ab durch das Thal bes Wady Zadal nah Dahab
gezogen wären? Laborde nahm diefen Weg und fagt: jenes Thal führe
ganz allmälig an das Meer nach Dahab hinunter '®).
u —
167) Vom Wady Mokattab ging Burdihardt im Thal vom Waby Shellal
zum See Morkha hinab. Dies fei die Beduinenftraße von Suez nach Wady
Keiran. Rah Laborde's Karte geht der 8 von Morkha zunaͤchſt in das untere
Thal Naſſeb. Bol. Burckhardt 978983. Mein „Zug der Ifraeiten” 24.
Robinfon 1, 116. -
168) Zug der Sfraeliten ©. 34.
168) Laborde (englifh) 89. Bei Robinfon heißt das Thal: Wady Bugherap.
N
Der Zug der Iſraeliten and Aegypten nach Kanaan. 443
Wie, wenn die Station „Buftgräber” bei Dahab zu fuchen wäre ?
Dom Sinai zog Ifrael 3 Tagereifen bis zu diefer Kagerflätte, in 3 Ta⸗
gen konnten fie gut vom Sinai nad Dahab kommen. Hier fand Burd-
hardt 7%) „das befte Waffer, das er auf diefer Küfte in ber unmittel-
baren Nachbarſchaft des Meeres irgendwo angetroffen.” Dort hätten die
Sfeaeliten daher Leinen Durft gelitten, aber nach Fleifch hatten fie Ge⸗
lüſte. Als Jehovah ihnen Fleifh im UWeberfluß verfpricht, fo begreift
Mofes nicht, woher es kommen foll für die Menge. „Soll man ihnen,
fagt er, alle Zifche des Meeres zufammenbringen, daß es genug fei für
fie? — eine Frage, weldhe mitten in der Wüfte, fern vom Meere,
feltfam, am Meeresufer aber fehr natürlich gewefen wäre. Den fol
genden Tag treibt ber Wind „Wachteln vom Meere” in ungeheurer
Menge rings um das ifraelitifche Lager "). Eine große Zahl des un-
gehorfamen, fleifchgterigen Volks ſtirbt. „Und man nannte den Namen
felbiges Drte® ‚Gräber der Lüſternheit“, meil fie dafelbft begruben die
Lüfternen unter dem Volke.”
Nun erzähle Burckhardt: „Mitten auf der kleinen Halbinfel Dahab
findet fi) etwa ein Dugend Haufen unregelmäßig zufammengefchichteter
Steine, welche alle Spuren zeigen, baß fie einft vereinigt gewefen. Kei⸗
ner biefer Haufen ift hoher. als 5 Fuß. Die Araber nennen fie Kobar
el Nofara, oder Gräber der Ehriften; diefen Tegten Ramen geben fie
nämlih allen Völkern, die vor Einführung bes Islam in
ihrem Lande wohnten.”
Pie, follte in diefer Einfamkeit '?), fern von allen Straßen der
Welt, ſich vieleicht eins der älteften Monumente erhalten haben? follten
dies bie Luftgräber fein und unter jenen Steinen die Gebeine fo vieler
Sfraeliten begraben liegen $
Don Difahbab (Dahab, Luftgräber) wäre nun das Volt nad) Haze
roth, d. i. nach dem in gerader Linie, etwa 5 deutfche Meilen entfernten
Brunnen Hadhra gezogen “).
Wozu aber der Ummeg über Difahab? dürfte man fragen. Warum
nahm -Sfrael nicht den gerabeften Weg nad, Kanaan über den Traänke⸗
plag Zalakah auf el Ain? Vielleicht aus demfelben Grunde, warum fie
der Herr „nicht auf bie Strafe durch der Philifter Land, die am nächften
war, führte, denn Gott gedachte, es möchte das Volk gereuen, wenn fie _
ben Streit fähen” .(Exod. 13, 17). Der nädhfte Weg nach el Yin
führte dem Thale des Wady Sheikh nach, zu dem Drte der Station
Raphidim, wo Iſrael mit den Amalekitern Fämpfte; follte Mofes nicht
170) Burckh. 2, 847 fa. '
171) Als den Ifraeliten auf der nicht am Meere gelegenen Station Six
Wachteln zufliegen, fo heißt ed nur: am Abend kamen Wachteln herauf und
bedeckten das Heer. Exod. 16, 13.
192) Laborde fand dort nur 4 arme Araber. ©. 91.
- 173) Im Rorden von Dahab, jenfeits Ras Methma erwähnt Burdhardt (844)
ein Thal Omyle, worin „höher hinauf ein Brunnen mit gutem Wafjer, Tereibe
an „orden Wady zogen die Iſraeliten vielleicht vom Meer nach Haze:
roth hinauf.
444 Der Ing der Ifraeliten and Aegypten nad Kanaan.
einen zweiten Kampf vermieden haben unb beforgt geweſen fein, mit die⸗
fen Bebuinen in derfelben Gegend wieder zufammenzutreffen?
Bon Hazeroth geht der Zug Iſraels nach Kades '"").
Ich hatte verſucht, die Lage diefed Drtes nach Anleitung des Pen-
tateuch und des Buchs Joſua zu beflimmen, und fuchte es füdlich vom
todbten Meere, in ber Niederung zwifchen dem Gebirge der Edomiter und
dem der Amoriter. — Der Engländer Legh ftieg ben fteilen Felspfad
von Zumeirah zum todten Meere hinab, Seegen, von Hebron kommend,
den Felfenfteig, welcher zu der Ebene führt, über welche fih der Berg
Madara erhebt. Diefe beiden Felſenſteige, bemerkte ich, ‚‚gebören dem
ſüdlichen Abfall des Gebirges Juda an. An biefem Abfall lag Kader,
wo Mofes ſprach: ihr feid an das Gebirge der Amoriter gefommen,
ziebet hinauf.” Robinſon und Schubert beftätigten meine Anſicht.
Zwiſchen dem Felfenfteige von Madarah und dem von Zumeirah fanden
fie an demfelben Gebirgsabfall den. Paß es⸗Sufah, welchen Robinfon
für den Paß Zephath hält. Es ift der Paß, welchen die flörrigen
Iſraeliten erftürmen wollten, aber von den Kanaanitern und Amalefitern
das Gebirg hinab bis Horma gejagt wurden. Mofes und die Bundes
lade zogen nicht mit hinauf, fondern blieben in Kades.
Mo lag nun Kades ’”)% Robinſon glaubt es in dem jegigen Yin
el Weibeh gefunden zu haben, befonders weil bei diefem Orte eim
Duelle ift, deren Waſſer jedoch, nach Schubert, einen falpetrigen Ge⸗
fhmad hat. Gegen Robinfond Annahme feheint aber dies zu fprechen.
Die Araber, welche ihn führten, Bannten keinen directen Weg von Alin
el Weibeh zum Paffe Sufah, fondern pflegten „längs der Arabah nörd⸗
lich bis zum Wady el Khurar hinzugehen und dann jenen Paß hinauf:
zufteigen.” Sollten wir daher nicht auch Kades nörblih von Yin d
Weibeh fuchen, dort, wo der Weg im Wady el Khurar zum Paſſe
Sufah anfteigt? Sollte e8 nicht an einem Punkte liegen, wo die Iſrae⸗
liten diefem Paſſe näher waren, mo er ihnen vor Augen lag. Legteres
ift, nah Schuberts Beichreibung zu ürtheilen, in Yin el Weibeh nid
der Fall. Sollte nicht das, nahe bei Ain el Khurar gelegene Yin
Hasb, Kades fein? Es ift nur 2% Meilen vom Paffe Sufah entfernt,
174) Meine Unterfuchung über Paran (4 Mof. 10, 12. 13, 1. 27), welde
zu feinem befriedigenden Nefultate führte, ward fpäter durch Hengſtenberg
berichtigt (Geſch. Bileams 222). Er jagt: im Pentateuch fei nur von Einem
Paran die Rede, von dem, in welchem Kades Ion: Wenn ed 4 Mof. 10, 12
heiße: die Kinder Iſrael brachen auf aus der Wüſte Sinai und es lagerte fid
die Wolke in die Wüfte Paran; fo werde hier Paran als der erfle Ort genannt,
wo fi die Ifraeliten längere Zeit aufbielten, naͤmlich für Kades in Paran.
Nach der Angabe des Terminus a quo und ad quem folge nun erft ber nähere
Reifebericht.
175) Da Ain el Weibeh ungefähr mit der Lage von Kades ſtimmt (ed ban-
delt fi nur darum, ob es nicht einige Meilen nördlicher gefucht werden müffe),
fo Batte ich mich fehon, wiewohl ungern, zu NRobinfons Annahme bequemt. Die
mündliche Bemerkung meines MRündner Recenjenten: dag Kades unmittelbar am
Zuße des Paſſes Sufah gelegen haben möchte, veranlaßte mich zu einer Unter
fuhung, welche zu den mitgetheilten Refultaten führte.
‘
%
Der Zug bee Ifeneliten aub Aegypten nad Kanaan. 445
Ain el Weibeh dagegen über 4 Meilen. Nach Ausfage der Araber ift
bei Ain Hasb ein natürlicher mit füßem lebendigen Waſſer angefüll-
ter Teich, ber von vielem ‚Grün unb mit einigen Spuren von Ruinen
umgeben if. Vom Paß el Khurar fah Robinfon, in einer Entfernung
von faft zwei beutfchen Meilen, diefes Grün und das Waffer von Hash,
beide müffen daher von bedeutendem Umfang fein. Bei Ain el Weibeh
finden fich keine Ruinen; follten die Ruinen bei Ain Hasb nicht Nefte
von Kades fein? Das Iebendige Wafler des Teiches deutet auf eine
Duelle.
Auch dies beftimmt mich, Kades nördlicher als Ain el MWeibeh zu
ſuchen. Es lag auf der Südgrenze Paläftinas wie bes Stammes Juda.
Diefe Grenze lief vom Südende bed todten Meeres, mittäglic) von
Akrabbim auf Zin und Kades, weiter zum Bach Aegyptens. Robinſon
hält nun eine Klippenreihe, die im Süden des todten Meered quer durch
das Ghor läuft, für Alrabbim. In Weſtſüdweſt von diefen Klippen
liegt Yin Hash. War dies Kades, fo mochte die Grenze von da ben
Wady Khurar hinauffteigen, in der Richtung des Berges Madarah nach
Elufa zum Wady el Khuberah laufen, und diefem nad in den Bad
Aegyptens. — Dagegen ſcheint e8 unmahrfcheinlich, daß jene Grenzlinie
von Akrabbim an 3 Meilen weit in füdlicher Richtung bis Yin Weibeh
309, tief in den Bereich ber gegen Iſrael feinblihen Ebomiter hinein.
Man könnte aber fragen: ob Kades nicht unmittelbar am Fuße des
Paffes gelegen habe, d. i. unmittelbar am Fuße des fteil und hoch an-
fteigenden Gebirgs der Amoriter, etwa da, wo Robinſon Ruinen eines
Wartthurms angibt. Dem fcheint aber die Erzählung zu widerfprechen,
wie die Ifraeliten den Paß Zephath Hinangeftürmt, von den Kananitern
aber bis Horma binuntergefehmiffen worden. War nämlich Mofes mit
den bei ihm bleibenden Sfraeliten und ber Bunbeslade fo dicht am Fuße
des Paffes, dann würden die verfolgenden Feinde in fein Lager einge-
drungen fein. Davon ſchweigt aber die Erzählung, Mofes mußte fich
weiter entfernt vom Kriegsgetümmel befinden. — Wo lag aber Horma?
Dies hieß früher Zephath, fpäter exft bekam es ben Namen Horma,
d. i. der Verbannung geweiht! Die Septuaginta überfegt es: Anathema.
Wie über die Amaleliter, weil fie das Volt Gottes bei Raphidim an-
gegriffen, der Fluch durch Ifrael, wenn auch erft fpät, erfüllt wurbe, fo
über Horma, welches zur Zeit der Richter durch Juda und Simeon er-
obert und verbrannt. warb. j
Sollte ſich vielleicht das Andenken an biefe Vertilgung unter den
Wüftenbemohnern erhalten haben, um fo mehr, da die Erinnerung der-
felben durdy den Namen Horma felbft befeftigt war? Darauf deutet
dies hin. Der Berg Madarah erhebt fi) (am Fuße des Paſſes Sufah)
über die Ebene. Auf ihm, fo erzählten Bebuinen an verfchiedene Rei⸗
fende, an Segen, Schubert, Robinfon und Lindfay, auf ihm fland vor
Zeiten eine Stadt, über welche Gott gezürnt, fo daß er diefelbe vertilgt
babe. Iſt nicht die größte MWahrfcheinlichkeit, daß Horma, die ber Ver-
tilgung gemeihte Stadt, hier lag, daß die Sfraeliten bis dorthin vom
Paſſe Hinuntergefchmiffen wurden ?
S
446 Der Zug der Sfeaeliten auß Aegypten nad) Kanaan.
Es fragt fih nun: welden Weg nahmen die Sfraeliten von Haze
roth nach Kades? Nobinfon läßt es babingeftellt, ob fie „nach dem Ufer
des öſtlichen (ailanitifhen) Meerbufens und fo die Arabah entlang oder
über den Tih und auf der hohen weftlihen Wüſte nördlich von dieſem
Berge heraus’ gezogen feien. Im legten Falle feien fie aber nothwendig
„den Dijerafeh bis nach feiner Vereinigung mit der Arabah, dem Berge
Hor gegenüber, hinabgezogen und ber Grenze Paläflinas laͤngs dem
kegtern Thal nahe gefommen. Ich meine: Iſrael zog durch die Wüſte
et⸗Tih, dann den Diarafeh hinab, nicht aber längs der Arabah. Dafür
foricht dies, daß der Zug vom Horeb nach Kades (Deuter. 2, 19) be
fonder8 hervorgehoben wird, als ein Zug „durch die ganze Wüſte, die
groß und graufam iſt“. So wird er von dem jahrelangen Hin- und
Herziehen in der Arabab länge dem Gebirge Seir (Deuter. 2, 1) be
flimmt unterfchiedben. In früherer Zeit dürfte die Arabah auch mwohn-
licher gemwefen ſein; Weftwinde führen ihr aus der Wüſte et-Tih Sand⸗
wolken zu, welche fi) am Edomitergebirg brechen und fie mehr und mehr
verfanden '’°).
Robinfon theilt (3, 788) die Stationen der Sfraeliten mit. Seine
Anficht, daß die Iſraeliten zweimal in Kades geweien, ſtimmt ganz mit
dem überein, was ich in meiner Abhandlung über den Zug der Ifraeliten
(S. 39) nachwies, befonders durch Vergleichung von 4 Mof. 33, 30—36
mit 5 Mof. 10, 6. 7. Aus biefer Vergleichung ergab es fih, 1) daß
die im Verzeichnif der Kagerftätten V. 31—35 angegebenen Stationen:
Moſeroth, Bne Jakan, Hor Gidgad ... Ezeongaber, in der Richtung
von Norden nad Süden auf einander folgen, da Moſeroth am Berge
Hor, in Norden von Ezeongaber, lag. Jene Stationen find alfo nicht
zwifchen Hazeroth und Ezeongaber zu fuchen, fo daß die Ifraeliten von
Hazeroth über ... Moferoth, Horgidgad ... Ezeongaber nordwärts
nad) Kades gezogen wären. 2) ergab es ſich, daß jene Stationen Mofe-
roth ... Ezeongaber auf dem vom Herrn befohlenen Zuge von Kades
zum Schilfmeere befucht wurden (5 Mof. 2, 1); 3) daß die zmei (4 Mof.
33, 35. 36) auf einander folgenden Lagerftätten: Ezeongaber und Kades,
die von Süden nad) Norden gerichtete Rückkehr Iſraels nach Kades be»
176) Welcher entfeglihe Sandfturm überfiel Schubert in der Arabah! Robinfon
glaubt: Iſrael fei längs der Arabah (auf dem Wege von Sinai nah Kades)
gezogen; „denn, fagt er, die Bibel fcheint anzudeuten, daß ihr Weg dem Ge:
birge Seir entlang ging.” Er beruft fi auf Deut. 1, 2. Wird aber diefer
Vers Überfegt: „Eilf Zagereifen find von Horeb auf dem Wege zum Gebirge
Seir, bis Kades Barnea’’ (fo überfegt de Wette), dann fpricht er gegen Ro:
binfons Anſicht und beweift, daß bie Ifraeliten keineswegs dem Gebirge Seir
entlang gezogen, fondern erft, von Weiten ber, bei Kades, an dies Gebirge ge:
tommen. Diefe Auslegung erfcheint um fo mehr ald die richtige, da derſelbe
hebraͤiſche Ausdruck in demſelben Kapitel V. 10 gebraucht wird, wenn e8 heißt:
„Da braden wir auf vom Horeb und zogen dureh die ganze Wüfte, auf ber
Straße zum Gebirge der Amoriter, und Famen bis gen Kaded. Da ſprach id:
ihr feid nun an dad Gebirg ber Amoriter getommen.” Daß bier
nicht überfept werden Tann: dem Gebirg der Amoriter entlang, ift Mar. Bgl.
ah 2 Moſ. 13, 17.
- —— — — — — — —
Der Zug der Ifraeliten auß Aegypten nach Kanaan. 447
zeichnen. Nun drängt ſich aber die Frage auf: Wenn die Stationen:
Moferoth, Horgidgad ... Ezeongaber auf dem ſüdwärts gerichteten
Mege von Kades zun Schilfmeer Tagen, welche Stationen gehören denn
dem nordbwärts gerichteten, an 25 Meilen langen Zuge von Hazeroth
nad) Kades an, welche diefer Stationen bezeichnet den nördlichen Wende⸗
punkt, nämlich Kades? Diele Frage, welche ich, fo gut es ging, zu
beantworten fuchte, bat Robinfon gar nicht aufgeworfen '). Die
4 Mof. 33, 18— 35 zwiſchen Hazeroth und Kades aufgeführten 18 .
Stationen feien, wie er fagt, „ohne Zweifel auf die 38° Wanberjahre
zu beziehen, während welcher das Volk zulegt in bie Nähe von Ezeon⸗
gaber kam und fpäter zum zweiten Male norbwärts nad) Kades zurück⸗
kehrte.“ Dies „ohne Zweifel” zerhaut den Zweifelknoten, welchen wir
nicht Töfen Fönnen.
3. Kades nah Rowlands.
Der im vorigen Abfchnitt aufgeftellten Anficht über die Lage von
Kades widerfpricht die vom Engländer Rowlands in einem Neifebericht
ausgefprochene, welcher im Anhange zu Georg Williams Werk über
Serufalem mitgetheilt if. Rowlands ging von Gaza füboftwärts nad)
dem el- Khulafa Robinfons, Chalaffa Ruſſeggers. on bier folgte er
zunächſt derfelben Straße, auf welcher Robinſon, Ruffegger .u. X. vom-
Sinai nach Hebron reiften. Weber Rohebeh (er-Ruhaibeh Nob.) fam
er nad) Moilahi, dem Brunnen Moyle Ruffeggers (3, 66), welcher
nach Robinfon (1, 514) im Wady el-Kufaimeh liegt. Rowlands hält
diefen Brunnen entfchieden für den Bir Lahai-Noi, den Gen. 16, 14
erwähnten Brunnen des Kebendigen. In OSO. von Moilahi ward
ihm eine Quelle Yin Käbes genannt und Rowlands glaubte hier Kades
gefunden zu haben.
Gegen bie legtere Annahme hatte ich ſchon Einiges niebergefchrieben,
als mir durch die Güte bes Herrn Prof. 3. Olshauſen eine Widerlegung
jener Annahme von Seiten Robinfons mitgetheilt warb "°). Ich freute
177) Die Station. Bne Jakan halt Hengftenberg für Kades; fie ijt aber viel
mehr in der Nähe von Moferothb und des Berges Hor, wo Aaron flarb, zu
fuhen. Wenn naͤmlich 5 Mof. 10, 6 Moferoth ald der Zodesort Aaron ge:
nannt wird, fo beißt es im Onomasticon: Beroth filiorum Jacim in deserto
locus, in quo obiit Aaron; et ostenditur usque hodie in decimo lapide urbis
Petrae in montis vertice. — Was die Verzeichnung der Zuglinie Iſraels auf
der Karte betrifft, fo Läuft fie I) vom Sinai nach Kaded,.2) von Kades füd-
wärts nad Ezeongaber, 3) von Ezeongaber zurüd nach Kades, 4) von Kades
nad) dem Südende des Edomitergebirgd und um daflelbe (durch den Wady Ithm
[Sethum]) herum. Die Linien 2 und 3 reprafentiren das vieljährige Hin» und
Derwandern der Sfraeliten längs dem Gebirge Seir und dürfen nicht fehlen,
. wofern man den zweimaligen Aufenthalt in Kades und jenes Wandern Überhaupt
veranfchaulichen will.
178) Notes on biblical Geography, May 1849, p. 377 fg. Ich übergebe
Robinfons Widerlegung von Rowlands Behauptung: er-Nuhaibeh fei Abra-
bame, Rehoboth und der Brunnen „Moilahi“ fei der „Brunnen des Leben⸗
igen”. "
448 Der Zug der Sfraeliten and Aegypten nach Kanaar.
nich, mit Robinfon im Weſentlichen ganz zu barmoniren; nur in Einem
konnte ich ihm nicht beipflichten, wenn er fagt: Rowlands habe den
Namen (Yin el») Kudeirät mit dem Namen Kades ibentificirt. Dieſer
bemerkt vielmehr: „Adar und Azmon, zwei Grenzorte (4 Mof. 34, 4),
die wir in den Namen Adeirat und Afeimeh entdedt haben, welche zu-
weilen Kadeirat und Kafeimeh genannt werben, find jegt und waren
vielleicht zu aller Zeit nur Namen von Brunnen oder Quellen und
liegen im Weſten von Kades.“ Nach Rowlande Maßangaben
würde fein Kades faft auf den Punkt fallen, mo ber Meridian von
el- Khulafah und der Parallel von Ain-el-Weibeh fich fchneiden 79.
Wenngleich hiernach Rowlands Kades nicht bei Ain el- Kudeirät
zu fuchen ift, wohin es NRobinfon verlegte, fondern etwa 2 Meilen öft-
licher, fo hat dies Mißverſtändniß doc feinen Einfluß auf die übrigen
Gründe Robinfons gegen Rowlands’ Annahme. Es find im Wefent-
lichen folgende:
1) Die Sfraeliten follten auf ihrem Zuge von Aegypten nah Kanaan
das Land ber Philifter vermeiden; der Weg, welchen fie nach Romlande'
Anſicht nahmen, würde fie aber nach Berfeba, an die Grenze ber Phi
lifter, geführt haben ’*°).
2) Kades lag an der Grenze bes Landes Edom, d. i. nahe dem
weftlichen Abfall des Edomitergebirgs in die Arabah. Rowlands' Kades
liegt 9— 10 deutſche Meilen von diefer Grenze.
3) Als die Ifraeliten nach Kades gefommen, fagt Mofes: „ihr
feid an das Gebirge der Amoriter gekommen“. Dies Gebirge „zogen
die Sfraeliten hinauf”, die Amaleliter und Kananiter „herab“ (4 Mof.
14, 40 - 45; 5 Mof. 1, 42—44). Uber Romwlands’ Kades liegt c. 10
deutfche Meilen entfernt vom Gebirge Südjudäas, das fich erft zmifchen
Berfeba und Hebron erhebt. Nuffegger, auf feiner Reife vom Sinai
nach Serufalem , erblidte jene® Gebirge zuerft, aber in „„bebeutender
Ferne” vom Wady Erheba (er-Ruhaibeh Rob.) aus, wiewohl er hier
ungefähre nur halb fo weit von bemfelben entfernt war, als Rowlande’
Kades '?').
4) Als Edom ben Iſraeliten den Durchzug (oftwärts) durch fein
Land verweigerte, fo „wichen“ diefe und zogen zum Berge Hor. Xag
Kades da, wo Rowlands ed gefunden zu haben meint, und zugleich an
der Weftgrenze Edoms, fo mußten die Sfraeliten, wie ein Blick auf die
Karte zeigt, oftwärts mehrere Tagereifen durch das Land Edom ziehen,
179) Es würde etwas füdlicher ald el Weibeh liegen. — Died dad Ergebnif
von Meflungen nad) Rowlands' Diftanzangaben auf NRobinfons und Ruffeggers
‚Karten.
180) Vgl. Robinfon 3, 170.
181) Robinfon (1, 337) Fam zwifchen dem Wady Murtubeh und Berfeba
auf eine Höhe, wo ſich ihm „die Ausficht auf einen breiten niedrigen Landſtrich
eröffnete, in deflen Hintergrund fein Bli zum erften Male die Berge
von Juda, im Süden von Hebron, begrüßte. Der Punkt liegt diefen Bergen
um c. 7 deutfche Meilen näher ald Rowlands' Kades.
Der Jordan und die Beſchiffung des todten Meeres. 449
um an den Hor zu fommen, ja ber Hor felbft mußte ein edomitifcher
Berg fein ').
5) Nach dem Onomasticon und nad Hieronymus zu Gen. 14, 7,
welcher jagt: Significat locum apud Petram, qui fons judicii nomina-
tur, id est Cadesh, ift Kades nahe Petra zu fuhen, Rowlands' Kades
liegt aber c., 10 Meilen von ba.
Diefe Gründe ‚reichen hin zur. Wiberlegung der Anficht Rowlands.
XII. Der Sordan und die Beſchiffung des
| todten Meeres.
So lautet die Weberfchrift eines Vortrags, den Ritter im wiffen-
ſchaftlichen Vereine zu Berlin bielt, welcher mir aber erft zu Geficht
kam, als der Drud gegenwärtigen Buchs ſchon weit vorgeſchritten mar.
In jenem Vortrage find höchſt wichtige geographifche Unterfuchungen der
Engländer und Ameritaner mitgetheilt; ein Auszug aus Ritters Schrift
ſtehe bier als Zufag zu dem (©. 57 fg.) über.das Chor Gefagte '*°).
1844 hatte der englifche Schiffslieutenant Symonds einen Theil
von Palafting trigonometrifch aufgenommen. |
Schs Jahre fpäter, 1847, erhielt Kieutenant Molineux den Auf:
trag von der britifchen Admiralität, vom Tiberiasſee auf dem Zordan
in das todte Meer zu fahren. Er brauchte 8 Tage zu der Fahrt von
30 Wesftunden, und Fam, wiederholt von Beduinen angegriffen, mit ge-
nauer Noch bis zum Geftlde Jericho; feine Barke ward geplündert, feine
Gefährten wurden großentheils in die Wüſte zerfprenge. Am 3. Sep-
tember fuhr Molineug auf der wieder ausgerüfteten Barke ins todte
Meer, aber von einem Sturm fortgeriffen, landete er nach zwei ſchreck⸗
lihen Tagen, farb jedoch fehr bald darauf in Folge Übermäfiger An-
firengungen. | nn
Im folgenden Jahre, 1848, ſchickten die nordamerifanifchen Frei
flaaten ein Schiff nach Palaͤſtina. Es mar verfehen mit Proviant, In⸗
firumenten und tüchtiger Mannfchaft und fand unter wiffenfchaftlicher
Zeitung der OÖberoffiziere Lynch und Dale. Sie führten zwei metallene
Barken mit fi, die eine von Eifen, die andere von Kupfer gezimmert,
welche vom Landungsplatz Acre auf Kameelen nach Tiberias getragen
wurden. nt |
Dom See Tiberias fuhr nun Lynch den Sordan hinunter und cr-
reichte am 18. April die Mündung deffelben. Bon dort fehrieb er der
Admiralitäe nach Waſhington: „Wir- haben in 10 Tagen deh 30 Stun-
182) Daß die Arabah zu Mofes Zeit die Weftgrenze der Ebomiter wur,
babe ich anderweitig nachgewiefen.
- 183) Die.erfte Nachricht von der amerifanifhen Erpedition gab uns bie Zeit:
fchrift der deutfchen morgen!. Gefellih. 1849, Bd. 3, S. 349, welche diefe Nach⸗
richt aus der Biblioth. sacra, Nov. 1848, entnahm.
Raumer, Palähina. Ste Aufl. 29
450 Der Jordan und die Beſchiffung des todten Meere.
den langen Strom durchſchifft; er ſteht im Jegten Stabium feines Hod-
waffers; ein paar Tage fpäter und die Beſchiffung wäre unmöglich ge-
wefen. Wir find auf ihm mit unfern beiden Metallbooten 27 drohende
große Katarakten glüdlich hinabgeftürzt und über eine mehr als dreifache
Zahl geringerer. Der Jordan hat noch meit mehr Krümmungen '*') in
feinem Laufe ald der Mifiifippi ... Alles ift gefund und wohl auf.“
Im obern Kaufe, berichtet Lynch, fließe der Jordan zwifchen Zelfen,
an denen eine hölzerne Barke der Amerikaner zerfchellte; näher Jericho
ſeien feine Ufer mit dider Waldung bedeckt, in denen Öyänen, Leopar⸗
den und andere Raubthiere hauften.
Die zweite Aufgabe ber amerikaniſchen Erpebition war bie Beſchif⸗
fung und die Aufnahme des todten Meeres; es möge Nitterd Beſchrei⸗
bung diefer Erpedition mit deffen eigenen Worten folgen. — „Hier tra
.ten, fagt er, andere Beſchwerden und Schwierigkeiten auf. Ein wibdriger
Schwefelgeruch begleitete bie beiden Metalboote zur Jordaneinmündung
in ben See. Der heftige Nordweſtwind ſchlug nach kurzer Fahrt in einen
: wilden, ungaftlihen Sübfturm um, der bie Wellen zu Schaummogen
- emporpeitfchte, die mit ihrem umbherfprügenden Salzfhaum die Kleider
dere Sciffenden mit flarren Salzeruften bededten, und Haut wie Augen
mit Brennen und Juden erfüllten. Der graufige Sturm drohte bald
mit feinen ſtarken Salzwogen, bie wie ſchwere Zitanenhämmer gegen die
zitternben Metallwände der Boote fchlugen, dieſe berften zu machen, ober
fie mit dem ſchweren Salzwaffer zu überfchütten. Es dünkte den Offi⸗
zieren, als wären fie zu einer verbotenen Pforte des todten Meeres ein-
gefahren, an welcher die grimmigen Wächter auf Sturmesfchwingen ihnen
ein Gebot entgegenriefen: bier fei kein Einlaß zu dem ewigen Grabe
der Tobten! — Aber die Gefahr ging vorüber, der Sturm wich, die
Boote ſchaukelten hinüber zur MWeftküfte an die Mündung des Kidron-
badyes, unser Die Klippe Feſchchah, wo auch die Landkarawane nad) ei⸗
. net kurzen Verirrung fich einfand, und die Freude der Errettung tie
des Wieberfindens groß mar. Dem Sturm folgte eine ftille Mondnacht,
in deren Einſamkeit man, höchſt überraſchend, die Mitternachtglocke des
RKloſters St. Saba von ben benachbarten Felshöhen durch das Kidron⸗
chal berübertönen hörte! Kin großartiger Eindruck am todten Meere,
in der größten Wildniß ſich doch mit menfhlichen Weſen durch das
chriſtliche Gebet vereinigt zu wiſſen.“ |
— — Tage verwandte man zur Beſchiffung des Salzſees und
aller feiner Geſtade, von Vorgebirg zu Vorgebirg, und ſchlug die von
Dirt zu Ort gewechfelten Lager da auf, wo nur einigermaßen eine wirth-
Ude Stelle fich zeigte, wenn e& auch nur eine brafifche, oder eine laue
Quelle war,. die das unentbehrlichfte Waſſer geben konnte. Unter der
ſüßen und reihlichfien Quelle von Engaddi wurde natürlich dad Haupt⸗
Inger eingerichtet, wohin aller Proviant von Serufalem und Hebron
dirigirt ward, und von wo alle Kreuz und Querfahrten über den See
184) Ritter zählte auf ber forgfältig gearbeiteten Originalkarte von
150 größere und kleinere Krümmungen. Die Länge bes Fluſſes, Pie Bindunaet
eingerechnet, verhielt fich zu feiner Länge in gerader Linie — 200: ON.
|
Der Jordan und die Beſchiffung des todten Meere. 451
gemacht wurden, durch welche man mit dem Sentblei an 155 verfchie-
denen Stellen die Tiefe des Seebeckens ergründete. Nur bie fetiden
Schmefelmafferquellen, die in Menge den See umgeben, mied man, weil
ihr Gas, bei der furchtbaren Hige bes ſengenden Sonnenſtrahls in ber
abfolut großen Tiefe des Seefpiegels und dem dadurch bei tropifcher
Schwüle verftärkten Luftdrucke, einen fehr nachtheiligen, lähmenden Ein-
flug auf Körper» und Seelenfiimmung ber Sciffenden ausübte. Trat
noch ein heifer Sübwind, ein glühender Stirocco mit Badofenluft und
beftändigem Wetterleuchten hinzu, wie das nicht felten der Fall war,
fo erfchlafften bald Aller Kräfte unwiderftchlih, und ben Capitän, den
Einzigen, dem bie Seelenfraft blieb, fein Auge nicht zu fchließen und das
. Steuer fortzulenten, um nit wirklih in ein Verderben zu rennen,
konnte in ber Mitte feiner durch Starrfinn in dumpfen Schlaf und in
Todtenſtille verfuntenen, erbleichten Schiffmannfchaft der fchaudererrägende
Gedanke an Charons Nahen auf der Fahrt zur Unterwelt wohl be-
ſchleichen.“
.„Dennoch wurden, nach wiedererwachten und geſtaͤrkten Lebens⸗
geiſtern und vielfachen Wechſeln der Zuſtände, die Arbeiten zur Auf-
nahme ber Vermeffung des ganzen Sees zu Ende gebracht und bie erfte
Karte danach entworfen. Sein Beden zeigt fich in zmei Seeboden ge⸗
theilt, von denen der nördliche (73) in einen Abgrund von 1000 bis
1300 und an einer Stelle bis 1970 Fuß unter feine Spiegelfläche (nach
Symonds) hinabfinft, während ber füdlihe CK) des Sees nur eine flache
Salzlagune von nicht über 18, meift nur unter 6, bis zu 1 u. Yı Buß Tiefe
darbietet. Diefen flachen Boden füllte meift nur ein falziger Seefchlamm,
der von heifen Quellen aus ber Tiefe zu fehr erhigt wurde, mm im
ohne Befchwerbe durchwaten zu können, ald man bie Boote zmückluffen
mußte, und doch das Ufer am äußerften Südende erreichen wollte, um
auf ihm bie berühmte Salzfäule Usdums, an 40 Fuß hoch, zu erklim⸗
men, in der fi der Name Sodoms mit geringer Umänderung erhalten
hat und bie Sage von Lots Weibe. Diefe Salzfäule ift aber nur der
vorbderfte Pfeiler eines langen Zuges von Steinfalz, der tiefer in das
Edomiterland einfegt. Die wenigen UÜferanwohner eines ſchwächlichen
Fellahgeſchlechts, die nie ein Schiff gefehen, fegten. bie beinen Barken,
die fie für Thiere hielten, in Erftaunen, weit fie nicht begreifen Tonnten,
. daß dieſe, ohne Beine zu haben, doch auf dem Waffer gehen Fdnnten,
bis man ihnen die Ruder als Beine zeigte. Nur einer der dortigen
Negerinaben that bei ihrem Anblid einen lauten Freudenſchrei, denn in
feiner Seele saudhte plöglih bie Erinnerung an Barken auf, die er als“
Kind einſt auf dem Nil hatte ſchwimmen ſehen.“
„Als nun alle Theile des Sees umpibhfft und unterfucht, feine Na»
turprobucte eingefammelt und durch Meſſung bie tiefe Lage des See⸗
fpiegeld unter dem Spiegel des Mittelmeeres feitgeftellt war, Tehrte man
zum Nordende bed todten Meeres zurüd. Nicht. nur die Metallboote
waren durch bie falzige, corroſive Lauge bes Seewaſſers zerfreffen und
leck geworden, auch die ganze Saiftgsfeifhaft, war. durch die drüdende
Atmofphäre und das Uebermaß der Anfteingung dazu genöthigt, ein
anderes Klima mie dieſes ſchwüle tropifche, in dem man überall indifch-
" . 29*
452 Zur Karte.
teopifchen Wegetationen begegnet war, aufzufuchen, um Krankheiten zu
entgehen, deren Symptome ſchon fich zu zeigen begannen. ”
„Im legten Lager am See zimmerte die amerifanifche Erpedition
noch ein großes Floß, um auf hohem Signal bie Flagge der Vereins-
ſtaaten für längere Zeiten zu tragen, bie man als Zeichen der errunge-
nen Herrfchaft über das tobte Meer, fern vom Ufer, mo es den Ara-
bern unerreihbar blieb, in einer Seetiefe von 480 Zuß durch Anke
befeftigte, dem Hauptlager von Engaddi gegenüber, welchem Gapitän
Lunch, det Sommandeur ber Erpedition, feierlich den Namen ihres großen
Begründers der Freiftaaten Nordamerikas, den Namen Camp Wafhington
beilegte.
* *
*
In einem Nachtrag theilt Nitter aus einem fpäter erſchienenen
Rapport von Lynch folgende Höhenangaben mit:
Spiegel bes Tiberiasſees unter dem mittelländ. Meer — 612 Fuß (parif.)
Spiegel des tobten Meere -. . - . . . — 1235 ⸗
Sordangefälle zmifchen beiden Meern . . . . 6923 -
Größte Tiefe des tobten Meere . . . . . 1227 »
. X Sur Karte
Unter den Karten von Paläfting benugten wir vorzüglich die von
Berghaus und Kiepert. Was Berghaus für bas oftiordanifche, das
leiſtete Kiepert für das weftjordanifche Land, indem Beide mit großen
Geſchick und gewiffenhafter ausdauernder Mühſamkeit den ausgezeichnet-
ften Neifeberichten folgten, Berghaus denen von Burdharbt, Kiepert
denen von Robinfon und Smith. "
Unfere Karte ift vorzugsweiſe beftimmt, zum Berftänbniß ber
Bibel zu bienen.
Dem Hauptblatte, welches das wigentliche Paläftina befaßt, find
mehrere kleinere hinzugefügt. Das oberfte erfte Blatt begreift faft alle
Länder, welche in der heiligen Schrift erwähnt werben. Nur Stalien
und Malta, die Ap.⸗Geſch. 28 vorkommen, mußten wegen Mangel an
Raum megbleiben; daß die Völkertafel, 1 Mof. 10, nicht berudkfichtigt
werden konnte, leuchtet ein. — Grimm’s Karte zu Neander’s Wet
„das apoftolifche Zeitalter” und Böttger's fleißige Unterfuchungen wur
den vorzüglich bei diefem Blatte .benugt. .
Die zweite Karte, „Zug der Iſraeliten“, ift großentheil® Kopie
der Karte, welche ich meiner Schrift: „Der Zug der Sfraeliten von
Aegypten nach Kanaan“ beigefügt. Cinige Aenderungen, welche gemadt |
worben, babe ich in. meinen „Beiträgen zur. biblifhen Geographie” me-
tivirt. Aus diefen Beiträgen nahm ich das dritte Blatt, ben ‚„„Höhen-
burchfchnitt vom Sinai bis zum großen Hermon” auf. .
Gr Den drei. übrigen Blättern liegen. meift Kiepert's Arbeiten zu
unbe.
Zur Karte. 453
Die biblifhen Ortsnamen find nach ber Orthographie der Tutheri-
ſchen Bibelüberfegung gefchrieben und durch flehende Schrift hervor-
gehoben. In Bezug auf Angabe größerer und Bleinerer Diftricte Pald-
ſtinas weicht unfere Karte öfters von den frirheren ab; die Gründe habe
ich im Buche angegeben. Ä
Mar es meift unmögli, eine genaue farbige Begrenzung der ver-
fchiebenen Diftricte zu geben, fo wandten wir dagegen die größte Sorg-
falt auf richtige Stellung und Ausdehnung ber gefchriebenen Namen,
wie fi aus Vergleichung diefer Namen mit bem, über den Ort und
die Ausdehnung der benannten Provinzen Stämme ꝛc. im Werke über
Palaͤſtina Gefagten ergibt. So reichte 3. B. der Stamm Benjamin von
Kirjath Jearim im Weften bis zum Norbende bes tobten Meeres im
Dften, und eben fo weit reicht der Name Benjamin auf der Karte.
Erftes Negifter, \ =
der angeführten Derfonen, Sachen, Länder, Flüſſe, Berge,
Städte u. f. w.
a.
Abarim 62.
Abdon 100.
Abel Beth Mache 1
Abel: Halch : Sittim f. ittim 233.
Abel Keramim 225.
Abel Mehola 131.
. Abel Mizraim f. Bethagla 151.
Abit |. Abel Beth Maecha 106.
Abila 212.
Abila Lyfaniä 212,
Abilene Lyſaniä A Pre Lyfania 212.
Abilim f. Jabne 1
St. Abraham f. Sebion 181.
Ace 106.
Adabara 106.
Achſaph 106.
Achſib 106.
Aderbau in P. 366.
Adam 131.
Adama 239.
Adar |. Arad 154.
Adafa 151.
Adida 151.
Aditha ſ. Adida 151.
Adora f. Adoraim 152.
Adoraim 152.
Adraa f. Edrei 217.
Adratum f. Edrei 217.
Adſchelun 61. 205.
Adſchun f. Sion 115.
Adfraat |. Edrei 217.
Adullam 152.
Adummim 152.
Aegaden (Macedonier) 96.
Aenon ſ. Salem 142.
Aere f. Szanamain 225.
Affaräa ſ. happaraim 139.
Afka f. Aphek 107.
zgala f. Eglaim 238.
Ayla ſ. Beipagla 159.
g auge 66
dire T Elath 244.
Ain 152.
Ain Mefrad ſ. Masreck 245.
Ajalon 153.
Afaba f. Elath 244.
Alabet Alla f. Elath 244.
Alta f. Alto 106.
Akkaron 167.
Alto 106.
Akra Serufalems (dee Syrer) 309. 379.
Akrabi f. Akrabbim 153.
Akrabbim 153.
Are (Ebene) 44.
(el) Alfa (roee) 361.
(el) AL f. Eleale 229.
Alarira 199.
Alba Specula ſ. Blancha guarda 164.
Albinus, Procurator 343
Aiexander m. 328.
Alexander Jannaͤus 332.
Alexandrium ſ. Scandalium 123.
Alerandrium in Judaͤa 165.
Ai Ebn Harami f. Upollonia 132.
Amon 1593.
Aloe 88.
Alfadamus 208.
Amaleliter 248.
Amatha f. arm atguß 213.
Amathus 2
Ameime 3*
Amman ſ. Rabbath Ammon 235.
Ammoniter 233.
456 Erſteb Regiſter.
Amoriter 322,
Anab 153.
Anathoth 154,
Anem f. Engannim 112,
Aner 1
Anim 154.
Annius Rufus, og orurafer 338.
Anob f. Rob
Anthedon —
Antigonus, Ariſtobuls Sohn 334.
Antilibanon 26.
Antiochus Epiphanes 330.
Antipater, Baler Herodis m. 332.
Antipatris 1
Antonia, Bu 387.
Antonius Marcus in Pal. 333.
Anua 154.
Anuath f. Anua 154.
Aphek a. 107. b. 154. c. 213.
Apollonia 132.
Ar 237.
Araayr ß roer Rubens 226.
Araba 1
Arabia tn 2340.
Arabien 251.
Arad 154,
Ararat 418,
Arbela 108.
—2 155.
Archelaus, Ethnarch 338.
Ard el Malahha ſ. Tarichea 125.
Areceme ſ. Sela 242.
Areopolis ſ. Ar 237.
Arethuſa 155.
Arga 213.
Arga f. Ragaba 223.
aeimathia Ramla 197.
Aroer 155.
(et) Ariih 109,
Ariftobulus, Sonnäi Sohn 332.
Arke f. Sela
Arkiter 3
Armenier in Serufalem 284.
Arnon 64.
Aroer in Zudaͤa 155.
Aroer Gads 226.
Aroer Rubens 226.
Arpha 213.
Arfid ſ. Aſſur 133.
Arſuf ſ. Aſſur 133.
Aruma 132.
Arvaditer 322.
Aſan 155.
Asdod 156.
—S
alan, Fluß 47.
Asfalon 155.
Askar ſ. Sihem 144.
7
Aſochis 108.
Afphalt 58.
Afer, Stamm 102.
Aſſer, Ort 132.
Affur 133.
Aſtharoth 214.
Atad |. Bethagla 159.
Ataroth 226.
roth Sofan 226.
Atlik ſ. Athlit 133.
Attarus 62.
Zunuftus und Herodes m. 335.
Aulon 48
Auranitis 61. 2307.
Awadſch 63
Awith 247.
Ayra ſ. Aroer Gads 226.
Azem ſ. Sem 172.
Amon 1
B.
Baala ſ. Kirjath Jearim 178.
Baalath 157.
Baal Gad ſ. Caͤſarea Phil. 215.
Baal Hazor 133.
Baal Meon 226.
Baal Saliſa 158.
Baal Thamar 158.
Baaru 226. 230.
Bad Aegyptens 47.
Bach Elifä 50.
Bären 95.
Baetogabra 167.
Bahr el Merdfhi 63.
Bahurim 158.
Balfamflrau 87.
Bamoth 226.
Banias, Fluß 49.
Banjas- fi Chfaen Philippi 215.
Barcochba
Barrada *
Basaltes 84,
—I im Dftjordanland 65.
Baſaltthüren ıc. 69.
Bafan 206.
Basanites 84.
Baska f. Baskama 214.
Baskama 214.
Batanda 207.
Bit Szaida ſ. Fa 109,
Bauart in Pal. 3
Baumwolle 86.
Erſtes Regifter.
Bazekath 158.
Bazra 243.
Bealoth 158.
Beelmaus |. Baal Meon 226.
Beeroth 178.
Deefthra 214.
Beit Djibrim bo Baetogabra 167.
Beit Dſchaͤla 280.
Belamon 134.
Belinas ea Gäfaren Phil. 215.
Bella 711.
Baifenpon f. Baal Hazor 133.
Belueir 109.
Belus 44.
Benjamin, Stamm 100.
Berenice 343.
Berg der Seligkeiten 32.
Berg des Aergerniffes 273.
Bergpredigt 32.
Berotha 108.
Berfab 108. -
Berfeba 158.
Beſeth |. Betbzeha 163. -
Beſimoth |. Beth: Sen imoth 9327.
Beſira f. Borbafira 1
Beſor 0. Wady —28 47. ’
Befleyra |. Bazra 243.
Betarus 134.
Betarus in Zudäa 159.
Beten 100. or
Bethabara
Bethalaga |. 2 Betbbafi 160.
Bethanath 109.
Bethania f. Bethabara 227.
Betbanien
Beth: Anoth 159.
Beth Araba 160.
Beth Arbeel f. Arbela 108.
Bethaven f. Bethel 160.
Beth Baal Meon f. Baal Meon 226.
Bethbafi 160.
Bethbeten f. Beten 109.
Beth Car 160.
Bethcherem ſ. Thekoa 202.
Beth Dagon 160.
Bethel 160.
Bethelia 161.
Bethennim ſ. Anim 154.
—28 Teich 262.
Bethgebrim f. Baetogabra 167.
— 2 ſ. Thekoa 202.
Bethhagla 159.
Beth⸗Haram 227.
Beth⸗-Horon 162.
Beth⸗-Jeſimoth 227.
Bethlehem 276.
— Bisthum 279.
Beth» Rimra 227.
457
Beth⸗Peor 228.
Bethphage 274.
Bethramta f. Beth: Haram 237.
Bethſaida
a. in Galilaͤa 1.
b. in Perda 109.
ER 134. -
Beth: Semes 169.
—28 36.
Beth⸗Thapuah 163.
Bethul ſ. Bethelia 181.
Bethulia 135. 202.
Beth Zacharia 163.
Bethzecha 163.
Beth: Zur 163.
Betogabri |. Baetogabra 167.
Betonim 228.
Bettenuble f. Nob 195.
Bevölkerung Pal. 81.
Bezek 136. 164.
Bezer 228,
Bezetha 315.
Bibliothefen in Pal. 368.
Biene 92.
Bileam 136.
Bilin 164.
Birket Lut 55.
Birket Refa 61.
Bir f. Mihmas 193.
Bir Szaben f. Berfeba 158.
Blancha guarda 164. -
Blutader |. Hakeldama 270.
Bne:Barak 164.
Bohnen 86.
Borhafira 165.
Bofor |. Bazra 243.
Bosra 214.
Bosra bei Banias 214.
Boftra f. Bosra 214.
Boftrum f. Bosra 214.
(el) Botthin 205.
Bozra |. Bazra 243.
Brunnen Davids 276.
— RNehemiä 270.
Büffel 96.
Bukolonpolis f. Erocodilon 138.
Dura je Dabrath 111.
Bus 2
Bullereth f. Bosra 214.
Byblus 24.
— Bethſean 134.
C.
Caesarea maritima f. Caͤſarea Pald-
ftina 136.
Caͤſarea Paldftina 136. -
458 Erfie Regifker.
Cäfarca Pippi 215.
alamellı
—* 3
Caligula 340.
Campus Legionis 35.
— Fabae 35.
— Sabae 35.
Caparcotia 402.
Capetoliſſa ſ. Capitolias 216.
a He 169.
Caphira f. Gibeon 178.
Caphthorim 326.
Capitolias 216.
Capor cotani f. Hadab Rimmen 402.
Carmel 39. 165
Eaffius in Syrien 334.
Caſtelletum 111.
Castrum Peregrinorum f. Athlit 133.
Cavan 216.
Cedar 216.
Ceder HI.
Sederwald des Libanon 27.
Certa f. Kartha 141.
Geftius von Juden gefitagen 34.
Chabolo |. Sebulon 123.
(el) Chaditeh |. —X 151.
Chalamis F Rowa 222.
———— 17.
Cherbet el Somra ſ. Samaraim 204.
efit ſ. Sghelia 161.
eſſalon 1
Cheſulloth *
Chisloth 5 Eveſutoch III.
Choba ſ. Kokab
Chorazin 111.
Chriſtus geboren 330.
gekreuzigt 330.
von ephus aa il rt 339.
Cimana f. Eyamon 1
Einnereth, See 50.
Eitronen und Drangen 88.
Civitas Bernardi de Stampis f. Edrei
l
Claudius, Kaifer 341.
Clermont, Contcil 319.
Coenaculum 259.
Coponius, Procurator 338.
ẽorea 165.
Craſſus in Pal. 333.
Crith 59.
Crocodilon 138.
Cubeibi ſ. Emmaus 160.
Cufr Eudt 402.
Eumanus, Procurator 342.
Eufpius Fadus, Procurator 342.
Syamon 138.
Cypreſſe 88.
Eypros 166.
Ebrenius, Schatzung 338.
Cyrus 328.
D.
Dabaritta f. Dabrath 111.
Dabrath 111.
—R ſ. Dabrath 111.
—E III.
Damaskus 25.
Straße nach Dam. 37.
Damhirſch 9. .
Dan, Ort 111.
— Fuß 49.
— Stamm 101.
Dannaba 228. 238.
Daria 217.
Darius Hyſtaspis 328,
Dathema 217.
Davidstburm 259. 312.
Debir 166.
Dedan 246.
Deir Reye f. Daria 217.
Dekapolis 212.
Denuny f. Endor 112.
Demetrius Phalereus 330.
Destrictum f. Athlit 113.
Dhana f. Dedan 246.
Dia f. Dium 32317.
Diban 2 ‚Dibon 228.
Dibon 228
Zieepeie & —8 190.
Diſahab 4
Dium 17
Dot 166.
Dolmeticher 330.
Dor 138.
Dothaim ſ. Dothan 138.
Dothan 138.
Draa f. Edrei 217.
Drufilla, Det Behr Weib 342.
ke am —*
Dſchebel Hauran 70. 208.
Dſchebel Heiſch 29. 77.
>| ebel Kefiue 61.
Dſchebel Fjaffad 41. 77.
Dſchedur 6
Dſchelaad Bg. 61.
Dſchennie ſ. Ginaͤa 139.
et f. Geraſa 219.
Dſcholan 6
Erfied Regiſter.
Duma 166.
Durra 86.
E.
Ebal 38.
Eben Ezer 166.
Edomiter 240.
Edomiter Gebirg Seir 72.
Edrei 217.
Eglaim 238.
ns 166.
ital.
che, 3.
Eifen 84
Efron 167.
Terebinthenthal 6.
Ekſall (Eskall) f. Cheſulloth 111.
Elath 244.
Eleale 229.
Eleazar, Rottenhaupt 344.
Eleutheropolis 167.
Elkos 112.
Eltheke 169.
Eltholad ſ. Tholad 204.
Elthece |. Thekoa 202.
Eme 228.
Emim 325.
Emmaus 169.
‚Enals- Kinder 325.
Endor 112.
En⸗Eglaim 170.
Engadbi 170.
Engannim 112.
Enon f. Salem 142.
Ephra ſ. Ophra 142.
Ephraim, Orbirge 37.
Stadt 171.
— Stamm 101.
Ephrem I Sobraim 171.
Ephron 2
— F Hamath 113.
—8 80.
Eremmon ſ. Rimmon 199.
Ernte 78.
Esdraela ſ. Jesreel 140.
Esdrelom, Ebene 34.
— J Asdod 156.
Eſſ
Eſthaol 11.
Eſthemo 171.
Ether 171.
Euftohium 278.
Ezem 172.
Ezeon Saber 244.
459
F.
Faba 112.
Feigenbaum 80.
Feik ſ. Aphek 213.
Felix, Procurator 342.
Feſtus, Procurator 343.
Beue, gritiges 288.
iſche
Fisk über das b. Grab 292. .
Flachs 86.
Bladdernholz 83.
Böhrenhol; 88.
Frankenberg |. Thekoa 202.
Sranziöfaner 283.
Friedrich u. greifen) in Paläftina 364.
Frühregen 7
Füchſe 95
G.
Gaba ſ. Geba 176.
Gabaa ſ. Gibea Benjamin 177.
Gabaath ſ. Gibea 194.
Gabaatha ſ. Gibea 177.
Gabara 112.
Gabatha 113.
a f. Diben enjamin 177.
Gabe ſ. Hepha 13
Gabinius in Pal. —
Gad, Stamm 211.
Sadara 218.
Sadora f. Gedera 176.
Saliläa, Landſchaft 104.
Saliläer (Ehriften) 105.
Galilaͤiſches Meer 50.
Sallim 172.
Gamala 219.
Garizim 38.
Safer 172.
Gath 172.
Gath Hepher 113.
Gath Rimmon 173.
Saulan f. Golan 2%.
Gaulanitis 61. 207.
Gaza 173.
Gazellen 95.
Geba 176.
Gebalene 240.
Geburtshähle Ehrifti 277.
Gedera 1
—8
Gedor 176.
Gedrus ſ. Gederoth 176.
Geliloth ſ. Gilgal 179.
Genezareth, See 50.
Gerar 176.
| 460 Erfted Regiſter.
Geraſa 219
—5 Gadara 218. 323.
Geſer ſ. Safer 172.
Geſſius Florus, Procurator 343.
Geſſuri 206.
Geth ſ. Gath 172.
Gethſemane 272.
Gewerbe in Palaͤſtina 367.
Ghor 48.
Ghoweythe 62.
S. Giacomo ſ. Japhia 115.
Gibea 177.
Gibea Benjamins oder Sauls 177.
Gibea Pinehas 138.
Gibeath ſ. Gibea Benjamins 177.
Gibelim Ri gEleutheropolis 167.
Gibeon 178.
Gibethon 179.
Gibliter 24. -
Gideons Sieg 36.
Gilboa, Gebirge 38.
Gilead, Gebirge 61. 71.
— Berg 208
— Land 306. 208.
Silgal, a. in Samaria 139.
b. in Judäa 179.
Silo 180.
Simfo 1X.
Ginaͤa 139.
Ginnabris 113.
Golgatha 264.
Somorra 97. 239.
Gophna 180.
Sottesdienft in der Grablirdye 285.
Gottfried von Bouillon Grab 265.
— Eyberung Jeruſalems 320.
Graal 1
Grab, heiliges 394. -
Gräber der Könige 275. 396.
— der Richter 275.
Grabkirche, Bau 267.
Sranaten 89.
Sratus, Procurator 338.
Griechen Lan Serufalem 284.
Surfen
9,
Hadad Rimmon 139. 402.
Hadid f. Adida 151.
Hadrian reftaurirt Serufalem 361.
Hakeldama 270.
Halhul 180.
Halil Rabman f. Hebron 181.
Gemakbiter
Hamathiter 322.
andel Palaͤſtinas 366.
apharaim 139.
Haram ſ. Apollonia 132.
Har⸗Jearim ſ. Cheſſalon 165.
Haroſeth der Heiden 114.
Hasbeny 49.
Haſen 95.
Hasmonaͤer 331.
Hauran 61.
nen 181.
azar»Enan 2%.
a 181.
azars Qual 181.
Hazar⸗Suſa .181.
gareton Thamar f. Engeddi 170.
azor 114. 181.
—S —5 — ſ. Hazor 181.
ebron 1
Deibe er
Helim f. Alla 244.
Helkath 114. .
Hepha 139. .
Hermon a. der große 29.
b. ber Bleine 35.
Herodes Agrippa I. 340.
Herodes Agrippa II. 342.
Herodes Antipas 338.
Herodes m. 334.
Herodes Palaft 313.
Herodias 340.
Herodium f. Thekoa 202.
Hesbon
Hefi ſ. Bethelia 161.
Dethiter 322.
Heufhrede 92.
en 323.
Se f. Hazor 181.
elim ſ. Jabne 184.
Seromarı Sarmuf 63.
Hieronymi Höhle 278.
ne 373.
immelögegenden 17.
Hippikus Thurm 312.
Hippus 220.
irſche 94.
olon 184.
Hor 242.
Horma 184.
dorenain 238.
Hoſſa 114
Sudan 13 Hesbon 229.
Hukok
9 Su, Eee 30.
Erfted Regifter.
Hyrkanus jun. 332.
Hyrkanus, Simons Sohn 331.
Sabes in Silead 2%.
Jabne 184.
Sabot 64. .
Jaeſer 229.
Jaffa, a. in Judäa 185.
b. in Galilda 115.
Jagbeha |. Knath 221.
Jahr, fiebentes 82.
Sabza 230.
— 50.
Jakobskirche der Armenier 258.
Jaktheel ſ. Sela 242.
Jamnia ſ. Jabne 184.
Janoha, a. in Judaͤa 186.
b. in Galiläa 186.
c. bei Legio 186.
Sue 115.
Sapbo f. Saffa 185.
Sarmuth a. Samarias 140.
b. in Judäa 186.
Jathir-ſ. Ether 171.
Ibenum f. Jabne 184.
Ibrahim Far in Yaläftina 369.
Idumaͤa 22
St. Jean d’Aere L Akko 106.
-Seblaam 115.
Zebufiter 322.
Zedna 187.
Jemni f. Ginaͤa 139.
Jericho 187.
Jericho, Sefilde 52.
Jermucha f. Sarmuth 186.
Serufalem, Lage 254.
Mauern 255. 312.
Rame 20.
Erbauung 29.
zu weldem Stamm 300.
Davids Stadt 300.
Pre 301.
rem anna
tft. Juda 301.
—5 von Nebukadnezar 304.
eiſſagungen Jer. betveH. 303.
Biedererbauung nach der Ge⸗
fangenfhaft 306.
wie ed zu Titus Reit war MM.
im Mittelalter 319.
von Zitus belagert 348.
zerftort 353.
II
461
Serufalem, Borzeichen d. Zerftörung 354.
— Aelia Capitolina genannt 361.
zum Patriarchat erhoben 362.
von Perfern erobert 362.
von Heraclius 363.
von Omar 369.
von Fottfried von Bouillon 32V.
Jeſana 140.
Zesreel, Ort 140.
— Ebene 34.
Jeſus, Anani Sohn 355.
Jethan f. Juta 188.
Sion 115.
Johannes der Täufer 339.
Johannes Levi, NRottenhaupt 346.
Sohannisbrotbaum . 88.
Sofneam 141.
Soppe f. Saffa 185.
Sordan 48. 449.
Jordan Gefilde 51.
Jotapata 115.
Irſames f. Beth Semes 162.
Sfafhar, Stamm 101.
Ismaels Rachkommen 250.
Iſtar ſ. Sihen 144.
Sturaa 61. 207.
Sthnan 188.
Subeljahr 103.
Zuda am Jordan 405.
Iuda, Gebirge 41.
Juda, Iudäa. Judiſezes Land 21.
Judaͤa, Landſchaft 1
Judas Makkabaͤus 331.
Zuda (Stadt) f. Juta 189.
Zuda, Stamm 98.
Zuden, altteftamentliche Geſchichte 327.
— Aufruhr in der Eyrenaifa 359.
— unter Hadrian 360.
— in Serufülem 293.
Zudenliturgien ‚203.
Judenrechte unter den Römern 333.
Julias f. Beth⸗Haram 227.
Julias f. Bethſaida 109.
Sulianus alpoftata, verfuchter Zempel:
%
Zutius Severus gegen Barcochba 360. -
Suta 1
K.
Kades 189. 444. 447.
Kades Barnea ſ. Kades 180.
Kaft -el- Kamah ß agelueit 108.
Kaipha f. Hepha
Kalaat Hamam |. cbera 108.
Kalaat Ibn Maan f. Arbela 108.
Kallirhoe 230.
462 Erfted Regiſter.
Kameel 95.
— durch's Nadelöhr ıc. 95.
Kamon 2320.
Kana 116.
Kanaan 20. ’
SKanaaniter 323.
Konnanitifhe Stämme 321.
Kanah, Bach 46.
Kanneytra 220.
Kanuath f. Knath 221.
Kaparoria f. Eleutheropolis 167.
Kapernaum 116.
Kapbarfaba f. Antipatris 131.
Kara |. Kir Moab 237.
Karaka f Kir Moab 237.
Karkor |. Knath 221.
Karnaim f. Aftharoth 214.
Karte von peläftina 452.
Kartha 141.
Kedarener 250.
Kedemoth 230.
Kedes in Salilda 118. .
— in Judäa f. Kades 189.
Kefer Kenna |. Kana 116.
Kegila 189.
Keilah ſ. Kegila 189.
Kelb Hauran 208.
Keniter 325.
Kepha f. Hepha 139.
Kepbarnome ſ. Kapernaum 116.
Keratha 221.
Kerek, Stadt, |. Kir Moab 237.
— Diſtrict 63.
(el) Khalil ſ. Hebron 181.
Khan Leban ſ. Libona 190.
Kibzaim 141.
Kidron 99.
Kinnereth 118.
Kir⸗Hares ſ. Kir Moab 237.
Kir⸗Hareſeth ſ. Kir Moab 237.
Kirjathaim 230
Kirjath⸗Arba f. Hebron 181.
ae Baal f. Kieiath sZearim 178.
Kirjath: Benjamin 178.
Kirjath - Jearim 178.
Kirjath⸗ Bepber f. Debir 166.
Kirioth 2
Kirmel ſ. Kara 165.
Kir Moab 237.
Kifion 118.
Kiſon 44.
Klein - Serinum |. Jesreel 140.
Kleopatra und Herodes m. 334.
Klofter &. Johann 281.
Klofter des 5. Kreuzes 281.
Knath 221.
Kokab 221.
Koradfche 46.
Koranftudium in Pal. 368.
Kosroed 362.
Krak f. Kir Moab 237.
Kreideformation 69. 84.
Kreuzerfindung 265.
Kreuzzüge 363.
Krieg, i idiſher, bricht aus 344.
Krokodile 9
—ã 46.
Kümmel 86.
Künſte u. Wiſſenſchaften in Pal. 367.
L.
Lachis 190.
Lagerſtaͤtten 438.
Lais (Leſem) |. Dan 111.
Land, dad heilige 20.
— der Hebräer 20.
— der Verheißung 21.
— Jehovas 20.
— Sfraels 20.
Laris 199.
Larron f. Latrun 169.
Laſa ſ. Kallirhoe 230,
Latrun (a Atrun) f. Emmaus 169.
Lattich 86
Laura f. ©. Saba 200;
zari Grab 274.
Lechi ſ. Kleutperopotis 167.
kedſcha 61. 70. 207.
— Gè iai.
Legio 141. 402.
Libanon 26.
Libna 190.
Libona 190.
Lifta 190. \
Lilien 86.
£infen 86.
Livias ſ. Dei gzheram MT.
Lod |. ggproe 1
Lolch 85
Loreto 121.
Löwe 94.
Lucullus 332.
Ludd f. Lybda 190.
Luhit 238.
Lus f. Bethel 160.
eydda 190.
M.
Zaadathi 206.
Maan ſ. Theman 245.
Machaerus 230.
Maein ſ. Baal Meon 226
Madmena 191.
Erfted Regiſter.
Magdala 118.
Magdiel f. Athiit 133.
Mahanaim 221.
Mahomeria |. Bilin 164.
Majuma 191
Makeda 191.
Makkabaͤer 331.
Malatha ſ. Molada 195.
Manafle (Oft) 211.
— (Beft) Stamm 108.
Mandhur 63.
Manith ſ. Minnith 232.
Mansiones 19.
Maon 191.
Marefa 192.
Maris Brunnen 371.
— Grabmal 273.
— Höhle 278.
Mariae de Praesepio Kirche 277.
Marienkirche 0. coenaculum 259.
Mafada 192.
— ſ. Mathana 231.
Masreck
Mathana 3.
Mauer Solimans 255.
Mauithier 96.
Marimianopolis f. Megiddo 142. 402.
Medaba f. Mebba 231.
Medan 60.
Medba 231.
(ed) Medfchdel |. Magdala 118.
Meer, das todte 34.
‚Megiddo 142. a2.
— Ebene 35
Mebola he dee Mehola 131.
ep | Paſcha
Meilen 1
Melaba 135.
aenadbere | ß Mandhur 63.
Mephaat 23
Werdſch Si Aamer 34.
Mergium ſ. Toronum 127.
Merom, See 50.
Meſchta ſ. Mathana 231.
Mezareib ſ. Aſtharoth 214.
Michmas 193.
Michmethath 142.
Michmieth |. Gath Hepher 113.
Midianiter 249.
igron 193.
Mineralien 84.
Minnith 232.
Miſeal 119.
Miſſema ſ. Phaina *
Mittelmeer 43.
Mizpa, Land 30.
— Ort in
udäa 193.
lead 232.
Mizpa, Drt in Moab 238.
463
Mispe Silead ſ. Reath Mizpe 232.
Mies ſ. Sadara 2
Moab, Gefilde 53.
Moabiter 35.
Modin 194.
Moerad GI.
Molada 195.
Mons regalis 247.
Movefchetb: ⸗Gath 195.
Moriah, Berg 259.
Mukattua 44.
Mutationes 19.
Myrobalanus 87.
Myrrhenbaum 87.
R.
Naaratha 195.
Naaſon ſ. Hazor 119.
Rablus |. Sichem 144.
Rachtigall BA.
Nahalal 119.
—32*— 232.
Xahr Abi Fothrus 46.
Nahr Amman 64.
Rahr el Arſuf ſ. Aſſur 46.
Nahr el Audſcheh 46.
Nahr Rubin 46.
Nain 119.
Naphoth Dor ſ. Dor 138.
Naphthali, Gebirge 30.
— Stamm 102.
Kapoleon in Palaͤſtina 364.
Rarbata 1
Narde 3
“ Rabzera |. Nazareth 119.
Nazareth 119.
Neapolis f. Sichem 144.
Neara ſ. Naaratha 195.
Reballat 185.
Rebathäer 250.
Nebo, Berg 62. 232.
— Stadt 232.
Rebuladnezar 328.
Nemrin f. Beth⸗Nimra 227.
Nero 349.
Neve ſ. Nowa 222.
. Reib 195.
Nikopolis |. Emmaus 160.
Rimrin 238.
Kineve |. Nowa 222.
Rob 19.
Nobah f. Knath 221.
Nowa 2722.
Nowaran 222.
Ruaram f. Nowaran 222.
Nußbaum 89
464 .
D.
Odollam |. Adullam 152.
Delbäume 89.
Delberg 272.
Derman f. Philippopolis 223.
Dgs Reichsgrenze 206.
Dm Keis |. Sadara 218.
Dno 196.
Ophni f. Gophna 180.
Ophra a. in Samaria 142.
— b. in Judaͤa 1%.
Drofaraye 62.
Drone 5 Re 238.
Oſcha B
Pacorus 334.
Pagu 247.
—2* 21.
Bevölkerung 81.
— Eintpeilung zu verichiedenen Zei:
eeühere — jetzige Un⸗
fruchtbarkeit 80.
Gebirge, Ebenen, Gewaͤſſer 26.
Klima 77.
Kage, Grenzen, Größe 22.
Namen 20.
Raturerzeugniffe 84.
vier Landfchaften, ihre Städte
und Flecken 104.
prima, secunda, tertia 362.
tertia, salutaris 72.
Panther 94.
Palme 90.
Palmer f. Boar 240.
Paneas |. Cäfarea Philippi 215.
Paneum f. Caͤſarea Philippi 215.
Zatriarchet Jeruſalem 398.
Paula
Pella 22.
Peraͤa 205.
Petra f. Sela 242. 411.
Petra deserti f. Kir Moab 237.
Petra incisa f. Athlit 133.
Pferd 95.
Phaina 223.
Fbaratbon ſ. Pireathon 142.
Phaſaelis 196.
Phereſiter 323.
Phiala, Quelle 49.
Philadelphia f. Rabbath der Ammoniter
©. Holen, Dorf 280:
Phifippopoli 223.
Il
Erſtes Regiſter.
Philippus, Herodis m. Sohn 338.
Philiſter 326.
Philoteria 223.
Phunon 246.
Pireathon 142.
Dilanercaitel 312.
Pompejus in Ierufalem 332.
Pontius Pilatus 339. .
Deflen Palaft 262.
Porphyreon |. Hepha 139.
Pſephinos Thurm 315.
Ptolemais ſ. Akko 106.
Ptolemaͤus Philadelphus 330.
Purpurſchnecke 91.
Q.
Quarantania, Berg 41.
Quirinus 338.
N.
‚Rabatpamana f. Nabbath der Ammo—
niter 239.
Rabathmom f. Ar 237.
Nabba f. Ar 237.
Rabbath der Zimmoniter 235.
Rabbath f. Ar 2
Rabbatd Moab n ir 237.
Raben 9
Nabmatbon f. Ar 237.
Ragaba 223.
Rahels Grab 276.
Kama Affers 197.
Rama Benjamin 197.
Rama Raphthali 197.
Ramathaim Zophim 197.
Ramath Lei |. Eleutheropolis 107.
Ramat) Mizpe oder Ramath in Gi-
lead 232.
Ramath Negeb 197.
Ramla 197. 404.
Ramola f. Ramla 197.
Fe f. Raphon 224.
ap) ia 199.
Kapben 224.
Rebhuhn 94.
Recem f. Sela 242.
Nefa |. Raphia 1.
Regen 78.
Rehob 122.
Rehob (Paß) 143.
Reis 86.
. Erſtes Regiſter.
Religionen in Pal. 370.
Rhinokolura 199.
Richa ſ. Jericho 52.
Rieſenvölker 325.
Rimmon in Galilaͤa 122.
— in Judaͤa 199.
Jinder 96.
gen 86.
a 46.
Be cavea 60.
Roob, Drt 60.
Rofen 36.
Roſe von Iericho 86.
Ruben, Stamm 211.
©.
Saalim 200.
St. Saba 200.
Sabbatherweg 19.
Saelabin 200. °
Safuri |. Sepphoris 123.
Sagitta |. Sidon 124.
Saida ſ. Sidon 124.
Sahara, Mofchee 260.
Saladdin 363.
Salcha 224.
Salem 142.
— ob Ierufalem? ‚290.
Saliſa 143.
‚ Salmanafler 328.
Salome f. Szanamein 235.
Salome Zeiche, verfiegelter Brunnen
Salton f. Szalt 233.
Salzmeer 54.
Samaris, | era 127.
Samariter 128.
Samir 144.
Sammefumim 325.
Samochonitis See 30.
Sannoah 200.
San Salvador Klofter 268.
Sanur f. Bethulia 135.
Saphet 122..
| Sandon f. Beth Nimra 227.
Sared 65.
Sarepta der Sidonier f. Zarpath 127.
Sarfend f. „aariphäa ul.
Sariphäa 2
Saron, Ebene. 45.
- &candalium 123.
Schafe] 97.
Schakal 95.
Scera 2340.
Scheriat el Mandhur 63. -
Raumer, Baläftina. Ste Aufl.
654
(a8) Schaubekh f. mons regalis 247.
Schlacht bei Hittin 32. 363.
Schlange 9.
Schnee 79.
Schobak f. Mons regalis 47.
Schomron ſ. Samaria 143.
Scorpio hottentottus 91.
Schwefel 84.
Schwein 9.
Seythopolis Bethfean 134.
Sebafte ſ. Samaria 143.
Sebulon, Stadt 123.
— Stamm 102.
Segor f. Zoar 239.
Seide 86.
Seir 0. Eoomitergebirg 72. 713. 240.
Sela 242
Seleucia 22.
Selim g Sultan) 364.
Senf 86
Sennabris ſ. Sinnabris 113.
Sephela 46.
Seppboris 123.
Siagon |. gieutheropolis 167.
Sibama 23
Sicarier
Sichem 144.
Sidon 124.
Sidoniter 323.
Zipons Feichsgrenze 203:
Sihor 4
Sihor Waoath 44.
Silhim |. Salem 142. u
Silo 201.
Siloah, —8 Quelle 271. 296 ꝛc.
Simeon, Stamm 9.
Simon bon HFeraſa, Rottenhaupt 345.
— hingerichtet 354.
Simonias 124,
Siniter 322.
Sion 124.
Siph 201.
Sir Yin f. Iesreel 140.
Sitten in Pal. 368.
eittim 53 233.
Socho 202 -
Sodom 57. 239.
Sodomsäpfel 58.
Sogane f. Seleucia 224.
Spaͤtregen "78.
Speifungen (wunderbare) 110. :
Sperlinge 94.
Sprahen in Pal. 365.
- Stadien 19
Steinfalz 57. 84.
Stepbansthor, Lage vefkiben 3535. 275.
en
*
466
Stradela |. Jesreel 140.
Straton Burg ſ. Cäſarea Paldftina
Suchoth, Ort 224.
Thal
I 228.
Sueida 224.
Suite 225.
Sukkot ſ. Suchoth 224.
Sulem ſ. Sunem 124.
Sunem 124.
Sycaminus f. Hepha 139.
Sychar f. Sichem 144.
Sykomorus 89.
Sylveſters II. Bulle 319.
Syria, Syria Palaestina 22.
Syria Sobal 240. oo:
Szaffad f. Saphet 122.
Szalkhat |. Sala 224.
Salt 233.
Szanamein 225.
2.
Taback 86
Zabaria f. Ziberiad 125.
Tabor 32.
Zadmor 25.
Zafyle 246.
Tafue (Belad) |. Thapuah 148.
Tagereiſen 18. 438.
Zageszeiten 77.
Zantura 5 Dor 138.
Tarfuye 62
Tarichea 125.
Zaube 94.
Teich a. der obere 269,
b. der untere 269.
Tel el Karas 61.
Zelem 202.
Ze Hum f. Kapernaum 116.
Zempel Salomos 301.
— zweiter 306.
— von Herodes m geneut 315.
Tennak f. Thaanach 1
Terebinthe 88.
Zerebinthenthal 46.
(el) we ! Kirjathaim 230.
Thaanach 148.
Thabatha 202.
. Zhaenath - Silo 148.
Thal Ben ‚Sinnom 269. 270.
Thalcha 202.
: hal Rephaim 276.
Thau 78.
Thamara f. Engeddi 170
Shapuah 148.
Thapſakus |. Thipſah 25.
Erſtes Regiſter.
Thebez 148.
Shefoa 202.
Theleim f. Zelem 202.
Thella a. in Galiläa 125.
b. in Iudäa f. Thalcha 202.
Schema |. Theman 245.
Theman 245.
Ihena |. Zhaenath: Silo 148.
Theudas, Aufruͤhrer 342.
Thimnath o. Thimna 204.
Thimnath Heres 148.
Serach ſ. Thimnath Heres 148.
Thipſah a. in Samaria 149.
b. am Euphrat 25. 149.
Thirza 149.
Thisbe 125.
Tholad 204.
Thopheth 271.
Tiber, Kaiſer 339.
Tiberias, See 125.
— Ort 125.
Tih, Gebirge 74.
‚Zivun ſ. Toronum 74.
Titus in Palaͤſtina 345.
— belagert Jeruſalem 348.
— Xempelbrand 352.
— zerſtört Ierufalem 354.
— triumpbirt 354.
Zopardhieen 150. - -
Zoronum 127.
Zortura ſ. Dor 138.
Trachonitis 207.
Zraconitis 68.
Traubenſyrup 90.
Tricomias 204.
Zfeit |. Capitolias 216.
Zubäß ſ. Thebez 148. |
Zürkentyrannei in Paläftina 365.
Tyropöon 390.
u.
Ulamma 127.
Ulatha 225.
Urban II. 319.
U; 246.
V.
Vallis Moysi ſ. Sela 242.
Verklaͤrung 33.
Veronika
Verſuchung Chriſti 41.
Veſpaſian gegen die Juden 345.
— nimmt Iotapata 346.
— nimmt Joſephus gefangen 346.
— erobert Iudaa, wird Kaifer 347.
Erite Regiſter. | 467
Nia dolorosa 262. 3 _
Vitellius 347. 348. . ’
Bögel 94. | Babulon, Ebene 31.
Zacharias, Baruchs Sohn 347.
MR, | Saenan f. Benan 204.
Zakkumbaum 87.
Wachtel 94. Samaraim 204. .
Wady Beny Hammad 65. Banna |. Sannoah 200.
— ce Ahſa 65. Zantih f. Ginäa 139.
— Zabeſch 64. Zara ſ. Esra 225.
— Kerek 65. Zarahein ſ. Jesreel 140.
— Modſcheb 64.- Zarea ſ. Eſthaol 171.
— Muſa ſ. Sela 242. Zaredatb⸗ ſ. Surthan 149.
— Schoeb 64. Barpath 127.
— Simſim —— 47. Zarthan 149.
— Sumt o. Elah 46. Zauberer 343.
Waͤrme 78. Zeb 235.
Waſſermangel in Pal. 81. 82. Zeboim 239.
Weinſtock 89. Bela 204.
Weitenmaße der Bibel 18. Bemariter 322. .
- Weizen 85. Senan 204.
Winde 78. Se ß Horma 184.
Wolf 9. Zerk
Wuͤſte 73. Serka Rain 64.
— et⸗Tyh 74. Zib ſ. Achſib 106.
— S. Johann 281. Biegen 96.
Ziflag 204.
Bin 23.
x, Sion, Berg 258.
. aiph f, Siph 201.
&yftus 313. | Soar 239.
Borah f. nd 171.
Bord f. Esra 218.
Y. ala 1. Era 318,
Yfop 91. Zuckerrohr 87. _
30*
Zweites Regiſter,
der angeführten hebräiſchen Wörter.
N
Mayana DIN
D992 238
| arg DIN
a, 2 IR
dyeað
—X
DIN
DIR -
DATE
Sp RS
ORT, NRTS
ITI8
IN
FTIR, DIN
TOR
NOIK, MON
EUER
MEIN
TOR, YoR, EN
TO
EN)
TRNAS
N
PEN, PIER
PER, IRDN
38
IITE
RR
TS
8, MAN
DS
Tore
BAT YIS
m YI8
OR VI
TOR
Manag, Yamdg
jo
NR
ZU
797 72
pa 136
dung
93
—X
IR ma
Seite
92
322
132
9
94
95
64
20
20
20
156
155
133
171
171
178
158
165
164
158
109
228
160
Zweites Negifter. |
Seite
yım a92 na 226
ya ma 160
nano na 227
by na 927
wear 150
yarına 162
“2 nm 160
many na 227
Za32 ma 297
my nn 109
‚mass na 160
“we nı2 228
w 163
jsöün 134
ündns 163
men 163
oxrdba 136
nina, >92 nima 226
p33 2 164
yıny 92 233
nıya 158
“er ya 133
jı9m >22 226
me) by 158
noya 157
"am >22 158
manoya 214
nnxa 158
“33. 228
may3 214 243
aM.
“2 85
oma, 88
Don, vpa 87
-
3
y33 176
023 178
ma, ya nyaa 177
on nema
SR 233
raa
nn
173
233
gt.
2293
>33
wa
>73
193
Waz
Er
3
n3
“on na
m na
7
17, 8
5
Kar)
+77
7377
”7
71
m”
yıatı
2
’7
37
| -
an m 139
near
pri
DIOR ir
mm ar
469
Seite
138
177
179
176
176
92
172
38
139
172
95
89
323
38
176
172
113
173
138
95
92
166
111
‚93
246
166
228
112
111
138
402
114
115
37
41
410
J
N
Dmamı
nr
man
IM
art,
on
on
Blur:
man
97
mon
onen
Sr 114
mp Sen
090 Nr
192. 72
Is ayıı
Ppr
a7
TRY
—X
Ba m
yadn
an
wit
am
7:
PX
v2.
Seite
201
89
325
200
181
323
85
114
.184
180
113
322
114
139
181
181
181
220
181
115
184
29
238
114
229
322
202
322
184
64
220
“ Zweiteß Regifter.
Seite
mem 21
ur) 189
enyarı 140
my 230
722 9
nad 54
TTmn 54
Warp on 54
| va 18
7123 186
“192 229
wı 185
vn 115
Sanaa Dyıp), Byap 1al
benpr 242
In 48 449
Drayım 254
m 187
mn 140 186
vranyau 250
un 140
Yım 171
jn! 187
Po)
pa 922. 5l
53 95
m» 86
1222 20
2922
n932, nm, na 50
nos Al
Diane 328
Yoay 39 165
1)
> 190
mu» 190
232 26
323
Zweites Regifter.
Seite
nmD
wa
D
Ama, ya 142
ap V>!
pm
am
BE
mon
n3 non
DM
A3TR
BI m
22m
ons, unm
naar
n’ın
7799
TExN 193
TR
-b
Ding
Ton
NUR
—IX
mn
>>
32)
—
22
Sa
SR aa
BY 112
IR Oma
un
ze
238
190
402
193
249
191
235
195
195
221
231
0
231
193
142
232
191
232
191
87
86
192
119
245
231
195
232
250
18
119
232
47
46
93
195
>
mb
pie)
a2
1039
Dr
on
219
3
2,
may
IR rode
2
53%
DB
12
"a 72
DI
IT 32
BY2ag 32
19
pre 2, DRY
may 149
Erany, Moy
32 ray
224
224
242
106
166
152
86
94
173
153
133
157
152
38
115
152
170
112
112
170
106
153
248
328
153
154
325
107
154
196
171
244
472
Zweites Negifter.
o*?
mx2
SR?
„IMRR
in ma?
axyn 322
IE
ar
an
2
197
DYIP niandy, mama
nr
SB
3x8
—
DmaB
EINE»
—X
yınyaa
ER
NE
“ax
TE
ya
yx
12%
Seite
172
157
9.
167
52
53
154
226
237
323
155
214
171
86
246
21
326
223
323
142
86
97
95
124
323
204
392
204
204
239
18
204
87
171
r
—
> mE
—
ap
na
TR.
vu
„a3 Um, EM
Br
ann TR
yorp
727
IR
IR
TO
mM
Drag AIR
”
my
—
RIP
ep
»2n3)
an
Dir
- m
dor Banmy
Mpx nn
Sa nn,
U
2% na
—XR
p
—&
On
je
Seite
127
149
141
17
230
250
118
189
325
237
44
220
46
221
189
238
178
230
141
118
235
129
197
122
197
232
197
325
97
202
18
86
Zweited Regiſter.
Seite
233
85
124
95
pl)
RP
Ty
9
En
To ryRn
Han
yan
TraR, Taın
jan 18
don mau
am, Man
“RR
gan
nen
naan
zIpn
mn
473
Seite
46
89
45
89
148
32
148
204
245
148
204
90
148
148
149
202
149
Drittes Negifter,
A
’Ayyal 152.
"Adpaodg 217.
Adpravn Ildroa 242.
Adoroc, rap, neooyalog 157.
"Ara 244.
Alsirau 247,
’Axapov 167.
"Ayxapuv 167.
"Ay 107.
"Axpaßßelv 153.
"Axpıdes 92.
"Axyo 106.
’Adayn 19.
’AAcpvXcı 326,
’Audaın 322.
’Auadoüg 213.
"Anoßdalor 322.
’Avadena 184.
’Avurarols 131.
Aopoxræ Alan 54.
Acoo .I14.
"Artapyarteiov 214.
Adoinc 247.
’Avaxcı 108,
der angeführten griechiſchen Wörter.
—
B
Bauusayavem 168.
BauswpWv 162.
Barrovta 160.
Beru)ooo 135.
Bravla 227.
BrIapapafov 227.
. Bnseila 162.
BrnSoaide 109,
Buoo)tov 162.
Birämpa 134.
Béooo 228.
Bovbtig 222.
Bvooo( 86.
. T
Taßa 176.
Taßadsaoum 177.
Toßàòd Zaovrov 177.
Taßao, T'aBauv 178.
Tadapı 218,
Tata 173.
Tage, Tafnpa 172.
Tat 152.
Tordola rõv EIvav 104.
Tanodırımn 219.
Tes 172.
T'spysoator 218. 323.
Tn ’Iopanı 20.
I’ivra 172.
A
Aovpa 138.
E
"Einvorai 151.
"Eppaoug 169.
”Eydogov 112,
’Eoeßuv 229.
Evaldor 323.
"Egpaw 217.
Z.
Zukanov 85.
Zoyspa, Zodba 239.
H
"Mon 153,
8
Gcoõũ rpocunov 26.
Bnva 148.
Bloßn 125..
Bvivov Euiov 88,
I
Iaßynp 184.
‚logüp 230.
Tapvıröv Ayınv 184.
Tdovpalor 240.
“Ispoodiun.a« 299,
’Iraßuptov 32.
Dritte Negiiter. 475
K
Kaßapßapıya 165.
"Kaßapoaßa 131.
- Karsapera 9 Drilnrov 215,
Karsapera hg Hocdauorivng 136.
Kappava 138. .
Kava 116.
- Kavadı 221.
Karapöopsa 167.
Koarepvaoup 116.
Kapviov 214.
Kinpovylar 150.
Kooxodsduv mödız 131.
Kuxapn 221.
Kon Tuvlag 222.
Koun Kopeatng 221.
Kuyaßa 221.
A
Aadpar 200.
Avdda 190.
M
Maydadı 118.
Mapo 246.
Maooa 193.
Moval 19.
Muwöelv 194.
| N
Nataper 119.
Neatv 113,
6)
"Orig 87. |
’Opos üAyıov 33.
u
LMGSGCTvot 326,
716 Drittes Regiſter.
Tagen Borat 222. | Itaspot 19.
Ilsölov neya 34. 53. 113. Suxaıyvos, Zuxömopos 89.
° T
>> Tocxovttic 68,
Zadelp, Zarnp. 142. 144. | ®
Zarrov 233. . Dalvoug 246.
Zoanapsla, Zapopeits 127. Pevoũc 223.
Zeßouvra 229. | Pevovrog 223. 246.
Qtayav 167. Pıyov 246.
Zuyop 239. |
Zlxapa 145. x
Zxudov rodıg 134. Xavavaiocı 323.
Zremain Baodına 396. Xerraicı 322.
Drud von F. A. Brockhaus in Leipzig.
N
— — — —
Stielers Hand-Atlas N? 42°
> F IDEE. ENGE Mini ur on nerebung