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Full text of "Papyri und Talmud in gegenseitiger beleuchtung"

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Schriften 

herausgegeben  von  der  Qesellschaft  zur  Förderung  der 
Wissenschaft  des  Judentums 


Papyri  und  Talmud 
in  gegenseitiger  Beleuchtung 


.  Von 


Dr.  Ludwig  Blau 

Professor  an  der  Landes-Rabbinerschule  in  Budapest 


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Leipzig 

Buchhandlung  Gustav  Fock  Q.  m.  b.  H. 

1913 


Schriften 

herausgegeben  von  der  Gesellschaft  zur  Förderung  der 

Wissenschaft  des  Judentums 


Papyri  und  Talmud 
in  gegenseitiger  Beleuchtung 


Von 


Dr.  Ludwig  Blau 

Professor  an  der  Landes-Rabbinerschule  in  Budapest 


SP 


Leipzig 

Buchhandlung  Gustav  Fock  G.  m.  b.  H. 

1913 


Die  Gesellschaft  zur  Förderung    der   Wissenschaft   des 
Judentums  überläßt  den  Herren  Verfassern  die  Verant- 
wortung für  die  in  ihren  Werken  vorgetragenen  wissen- 
schaftlichen Meinungen. 


Druck   von    Hallberg  &  Büchling,  Leipzig. 


Allgemeines  Aufsehen  erregte  im  Jahre  1906  ein  Papyrusfund, 
tler  auf  der  Xilinsel  Elephantine  gemacJit  wurde,  denn  er  enthielt 
nichts  Geringeres,  als  zehn  in  aramäischer  Schrift  und  Sprache  ab- 
gefaßte Originalurkunden  einer  jüdischen  Familie,  die  im  5.  Jahr- 
hundert vor  unserer  Zeitrechnung  in  dieser  südlichsten  Grenzfestung 
Ägyptens  gelebt  hat.  Durch  spätere,  noch  wichtigere  Funde  ist  es 
außer  Zweifel  gesetzt  worden,  daß  diese,  nach  den  Regierungsjahren 
der  Perserkönige  datierten  Privaturkunden,  nicht  wie  man  anfänglich 
ohne  jeden  triftigen  Grund  leichthin  angenommen  hatte,  von  jüdischen 
Geldverleihern  herrühren,  sondern  von  den  Mitgliedern  einer  jüdischen 
Militärkolonie,  die  nachweisbar  reichlich  ein  Jahrhundert  hindurch 
erst  unter  den  Pharaonen,  dann  unter  den  persischen  Großkönigen 
die  ägyptiscli-nubische  Grenze  gegen  die  gefährlichen  Einbrüche 
wilder  Barbaren  erfolgreich  beschützte.  Überraschender  noch  als  das 
Familienarchiv  wirkte  das  später  an  derselben  Stelle  ausgegrabene 
Gemeindearchiv,  aus  welchem  man  die  ungeahnte  Tatsache  erfuhr, 
daß  die  jüdischen  Grenzwächter  schon  vor  dem  Jahre  525,  in  welchem 
Kambyses  das  ägyptische  Reich  erorberte,  ein  stattliches  Heiligtum 
besaßen,  in  welchem,  wie  im  jerusalemischen  Tempel,  ein  Opferkult 
eingerichtet  war. 

Wenig  Beachtung  haben  dagegen  bis  auf  die  Stücke,  in  welchen 
Juden  ausdrücklich  genannt  sind,  die  griechischen  Papyri  in  unseren 
Kreisen  gefunden,  als  wenn  sie  für  unsere  Wissenschaft  gar  kein 
spezielles  Interesse  besäßen.  Ich  will  nun,  soweit  meine  Kenntnisse 
reichen,  und  soweit  es  in  dem  engen  Rahmen  eines  Vortrages  möglich 
ist,  vorerst  einige  Betrachtungen  an  die  rein  historischen  Papyri  und 
ihre  Bearbeitungen  knüpfen  und  dann  das  gewaltige  neue  Material 
aus  einem  fremden  Lande  der  Reihe  nach  buch-,  sprach-  und  rechts- 
geschichtlich betrachten,  allerdings  nur  aus  der  Vogelperspektive, 
um  an  der  Hand  einiger  Beispiele  seine  hohe  Bedeutung  auch  für  die 

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Wissenscliaft  des  Judentums,  vornelimlicli  für  die  vertiefte  Erkenntnis 
des  Talmuds,  mit  welchem  Kamen  ich  kurz  die  gesamte  jüdische  Tra- 
dition bezeichne,  aufzuzeigen,  wobei  auch  der  Nachweis  geführt 
werden  soll,  daß  die  aramäischen  Rechtsurkunden  mit  den  griechischen 
in  ursächlichem  Zusammenhange  stehen.  Es  handelt  sich  dabei,  das 
möchte  ich  ausdrücklich  betont  haben,  nur  um  einen  ersten  Versuch, 
bloß  um  Streif  Züge  und  Streiflichter.  Bevor  ich'  jedoch  auf  mein 
eigentliches  Thema  eingehe,  wird  es  am  Platze  sein,  über  die  Papyri 
und  ihre  Entdeckung  einige  Worte  vorauszuschicken. 

Der  Papyrus  wurde  aus  der  Papyrusstaude,  die  in  den  Sümpfen 
und  Seen  Ägyptens  wächst,  mittels  eines  aus  Plinius  bekannten  tech- 
nischen Verfahrens  hergestellt.  ,, Durch  mehrere  Jahrhunderte  hin- 
durch ist  in  allen  antiken  Kulturländern  der  Mittelmeerwelt  neben 
den  anderen  gebräuchlichen  Schreibmaterialien  der  in  Ägypten  fabri- 
zierte Papyrus  ein  weitverbreiteter  Schreibstoff  gewesen.  Von  diesen 
Millionen  von  Papyri,  die  dort  beschrieben  worden  sein  müssen,  haben 
sich  ....  nur  an  zwei  Stellen  der  alten  Welt  Reste  wiedergefunden, 
in  Herkulaneum  und  in  Ägypten"^).  Der  trockene  Sandboden  Ägyptens 
hat  das  zarte  Pflanzenpräparat  Jahrtausende  hindurch  konserviert. 
Aus  Trümmer-  und  Schutthaufen,  Gräbern  usw.,  sind  die  beschriebenen 
Papyri  erst  durch  Zufall  —  der  bewährteste  Entdecker  — ,  dann  durch 
Ausgrabungen  zum  A^orschein  gekommen.  Zwischen  den  zwei  Ent- 
deckungsarten liegen  genau  hundert  Jahre.  ,,Im  Jahre  1778  wurden 
einem  europäischen  Kaufmann  etwa  50  Papyrusrollen  angeboten,  von 
denen  er  eine  kaufte.  Die  anderen  verbrannten  die  Araber  vor  seinen 
Augen  und  ergötzten  sich  an  ihrem  Duft.  Jene  eine  Rolle ....  stammte 
aus  der  mittelägyptischen  Provinz  el-Fayüm."  Nachdem  im  Jahre 
1877  ebendort  große  Funde  gemacht  wurden,  begann  man  im  Jahre 
1889  systematische  Grabungen  vorzunehmen.  In  Elephantine  wurden 
gleichzeitig  mit  den  von  mir  eingangs  erwähnten  aramäischen  Papyri 
auch  die  ältesten  griechischen  Papyri  gefunden.  Die  Zahl  der  publi- 
zierten Stücke  beläuft  sicli  auf  etwa  zehntausend,  und  sie  erstrecken 
sich  über  einen  Zeitraum  von  etwa  tausenddreihundert  Jahren  (311 
vor  bis  996  nach  unserer  Zeitrechnung.) 

Neben  dem  Papyrus  war  die  Tonscherbe  das  verbreitetste  Schreib- 
material der  antiken  Welt  der  Mittelmeerländer.  Die  Scherben  der 
zerbrochenen  Tongefäße  wurden  als  Beschreibstoff  benutzt,  nicht 
nur  von  Privatpersonen,  sondern  auch  von  Ämtern,  von  letzteren 


—   5    — 

hauptsäclilich  zu  Steuerquittungen.  Tausende  von  beschriebenen 
Scherben  sind  in  dem  Boden  Ägyptens  gefunden  und  von  Wilcken  in 
einem  bahnbrechenden  Werke  publiziert  worden^).  Es  hat  sich  gezeigt, 
daß  zwischen  der  Tonsclierbe  und  dem  Papyrus  als  Beschreibstoff  kein 
wesentlicher  Unterschied  besteht,  weshalb  man  die  Ostraka,  sowie 
auch  Stein-  und  Holztafeln  und  andere  zur  iVufnahme  von  Schrift 
dienende  Materialien  mit  begreift,  wenn  man  von  Papyri  spricht. 

,,Die  große  Masse  der  Papyri  ist  nichtliterarischer  Art:  Rechts- 
urkunden des  allerverschiedensten  Inhalts,  z.  B.  Pacht-  und  Miets- 
verträge, Rechnungen  und  Quittungen,  Heiratsverträge,  Scheide- 
briefe und  Testamente,  Erlasse  von  Behörden,  Anzeigen  und  Straf- 
anträge, Protokolle  von  Gerichtsverhandlungen,  Steuerakten  in  großer 
Zahl;  dann  auch  Briefe  und  Brief chen,  Schülerhefte,  Zaubertexte, 
Horoskope,  Tagebücher  usf.  Der  Inhalt  dieser  nichtliterarischen 
Stücke  ist  so  mannigfaltig ,  wie  das  Leben  selbst  ....  Sie 
repräsentieren  ein  großes,  wiederauferstandenes  Stück  antiken  Le- 
bens ....  Der  eigentliche  wissenschaftliche  Schatz  im  Acker  der 
ägyptischen  Bauern  ist  nicht  das  Stück  antiker  Kunst  und  Literatur, 
das  in  ilmi  ruht,  sondern  das  Stück  antiken  Lebens,  antiker  Wirklich- 
keit, greifbarer  Wirklichkeit,  das  hier  seiner  Wiederbelebung  harrt"^). 
,, Vielleicht  das  Schönste  aber  an  diesen  Quellen  ist,  daß  sie  uns  durch 
einen  Zeitraum  von  mehr  als  tausend  Jahren  hindurch  das  wirk- 
liche Leben  im  großen  und  kleinen  mit  packender  Deutlichkeit 
vor  Augen  führen"^). 

Mit  Recht  betonen  die  Papyrusforscher  den  archivalischen  Cha- 
rakter der  Papyri,  der  ihre  Daten  vor  denen  der  literarischen  Quellen 
auszeichnet.  Diese  Auszeichnung  kann  der  Talmud  wohl  nicht  für  sich 
beanspruchen,  doch  ist  er  andererseits  auch  nicht  einfach  Literatur. 
Die  altrabbinischen  Werke  sind  nicht  als  Schriftwerke  entstanden, 
haben  niclit  einzelne  Autoren  zu  Verfassern,  sie  sind  jahrhundertelang 
mündlich  fortgepflanzt  worden  —  eine  merkwürdige  Erscheinung  bei 
einem  so  alten  Literaturvolk,  wie  die  Juden  —  und  stellen  Samm- 
lungen von  Aussprüchen  einzelner  oder  von  Körperschaften  dar,  die 
sich  auf  die  Erscheinungen  des  alltäglichen  Lebens  beziehen.  ,,Di3 
Gelehrten  sprechen  von  den  gewöhnlichen  Vorkommnissen"  lautet 
ein  bekannter  talmudischer  Satz^).  Wir  können  demnach  sagen,  daß 
der  Talmud  eine  Mittelstelle  zwischen  Papyri  und  Literatur  einnimmt, 
mithin  den  Papyri  näher  steht,  als  das  gesarate  antike  Schrifttum, 


—    6    — 

die  griechische  Bibelübersetzung  und  das  Neue  Testament  nicht  aus- 
genommen. Man  versperrt  sich  von  vornherein  das  Verständnis  der 
Halacha  und  Agada,  wenn  man,  wie  dies  in  der  Regel  geschieht,  in 
den  Aussagen  der  Gesetzeslehrer  und  Schriftausleger  pure  Kasuistik 
und  müßige  Spekulation  sieht.  Die  alten  Rabbinen  standen  mitten 
im  Leben,  welches  sie  gesetzlich  und  moralisch  zu  regeln  trachteten, 
ihre  Anordnungen  und  Reden  beziehen  sich  eben  darum  auf  die  Wirk- 
lichkeit, wovon  Ausnahmen  nur  in  den  allerseltensten  Fällen  statuiert 
werden  dürfen.  Diese  prinzipielle  Anschauung  vom  Talmud,  welche  sich 
uns  in  allen  Beziehungen  bewährt  hat,  wird  sich  uns  auch  auf  unseren 
Streif  Zügen  auf  dem  Gebiete  der  Papyri  bestätigen. 

I. 

Die  neuen  Funde  haben  in  erster  Reihe  unsere  Kenntnisse  von 
der  jüdischen  Diaspora  in  Ägypten  in  erfreulicher  Weise  bereichert. 
Während  die  aramäischen  Papyri  die  Existenz  einer  jüdischen  An- 
siedlung  schon  für  das  6.  vorchristliche  Jahrhundert  an  der  entfernten 
ägyptisch-nubischen  Grenze  bezeugen,  zeigen  die  griechischen,  daß 
die  Juden  gleich  von  Beginn  der  mazedonischen  Griechenherrschaft  an 
•über  die  ganze  Landschaft  verteilt  waren.  Diese  nunmehr  archivalisch 
belegten  Tatsachen  bestätigen  durchaus  die  einschlägigen  Angaben 
der  griechisch-jüdischen  Schriftsteller,  welche  moderne  Historiker  in 
Zweifel  gezogen,  mitunter  für  glatte  Erfindungen  erklärt  hatten.  Es 
ist  noch  gar  nicht  lange  her,  daß  ein  Papyrologe  den  Anfang  der  ägyp- 
tischen Diaspora  in  die  nachmakkabäische  Epoche  verlegte,  also  auf 
Grund  scharfsinniger  Kritik  zumindest  um  ein  halbes  Jahrtausend  zu 
spät  ansetzte  ^).  Das  Mißtrauen  gegen  die  altjüdischen  Geschichts- 
•schreiber  sitzt  so  tief,  daß  ein  sonst  äußerst  besonnener  Historiker 
in  einem  Atem  von  dem  ,, fabulierenden"  Aristeas  und  der  Bestätigung 
seiner  Angaben  durch  die  Papyri  zu  reden  vermochte  ^).  Die  Historiker 
des  Spätjudentums  haben  mit  den  Papyri  die  gleichen  Erfahrungen 
gemacht,  wie  die  Bibelkritiker  mit  dem  alten  Denkmälern.  Auf  beiden 
Gebieten  wird  angesichts  der  überraschenden  Funde  neben  der  Rekti- 
fizierung der  Einzelbehauptungen  auch  eine  Revision  der  bislang  be- 
folgten Methode  am  Platze  sein.  An  die  Stelle  des  Mißtrauens,  mit 
welchem  man  von  vornherein  an  die  Quellen  herantritt,  wird,  un- 
beschadet der  historischen  Kritik,  wie  anderswo  üblich,  das  Vertrauen 
zu  setzen  sein. 


—    (    — 

Eini'O'e  Papyrusfragmente,  welche  mit  bewundernswerter  Gelehr- 
samkeit und  ebensolcher  Geschicklichkeit  entziffert  und  interpretiert 
■wurden,   liefern  neue  Beiträge  zu  den  Kämpfen  zwischen  Juden  und 
Griechen  in  Alexandrien,  welche  im  Verein  mit  anderen  neuen  Daten 
auch  in  eigenen  Monographien  verarbeitet  worden  sind^).    Dankens- 
werte Arbeiten  ausgezeichneter  Autoren.   Doch  müssen  die  von  ihnen 
gebrauchten   Ausdrücke    „Getto"    und   „Antisemitismus",    die   neu- 
zeitliche Begriffe  in  das  Altertum  hineintragen,  als  durchaus  unzu- 
treffend bezeichnet  werden.    Es  felüen   für  das  Altertum  alle  Merk- 
male des  Gettos.    Einerseits  waren  die  Juden  in  der  Wahl  ihrer  Wohn- 
sitze nicht  im  mindesten    beschränkt,    anderseits    stand  ihr  W^ohn- 
gebiet  auch  den  Heiden  offen.    Wllcken  selbst  sagt  von  Alexandrien 
wörtlich:  „Von  den  fünf  Stadtbezirken  nannte  man  zwei  die  jüdischen, 
weil  meistens  Juden  darin  wohnten ;  aber  auch  in  den  anderen  wohnten 
sie  zerstreut."    In  zwei  Stadtbezirken  wohnten  also  zumeist  Juden, 
aber  auch  Hellenen,  in  drei  Stadtbezirken  dagegen  wohnten  zumeist 
Hellenen,  aber  auch  Juden.    Laut  diesem  Tatbestand  sind  die  Stadt- 
quartiere der  Hellenen  gleichfalls  Gettos  gewesen.    Aber  selbst  wenn 
die  Juden  ausschließlich  in  eigenen  Quartieren  ihre  Wohnsitze  gehabt 
hätten,    wäre   die   Bezeichnung   „Getto",   dem   die  Vorstellung   der 
Ächtung  anhaftet,  nicht  angebracht.    In  der  kanadischen  Hauptstadt 
Montreal  sitzen  Franzosen  und  Engländer  noch  heute  durchaus  in 
getrennten  Stadtteilen,  ohne  daß  es  jemand  eingefallen  wäre,  von  einem 
französischen  oder  englischen  Getto   oder  gar  von  beiden  zu  reden. 
Das  Wort  ist  hier  nicht  Nebensache,  es  wirkt  suggestiv  auf  den  Autor, 
erweckt  in  ihm  die  Vorstellung  der  Rechtlosigkeit  des  mittelalterlichen 
(eigentlich  neuzeitlichen)  Gettos  und  steigt  so  zum  Argument  empor. 
So  sagt  der  genannte  berühmte  Gelehrte  selbst  mit  Wlllrich  von  den 
Juden  Alexandriens  wörtlich:  „sie  wohnten  hier  im  Getto,  was  allein 
schon  gegen  die  Behauptung  jüdischer  Quellen  spricht,  daß  die  Juden 
als   solche   hier   das   alexandrinische   Bürgerrecht  gehabt   hätten"^). 
Eine  veritable  petitio  principii,  ein  Schulbeispiel  für  den  Zirkelschluß. 
Ein  noch  irreführenderes  Wort  ist  ,, Antisemitismus".    Während  der 
ganzen  Ptolemäerzeit  und  auch  noch  in  den  ersten  Jahrzehnten  der 
Kaiserzeit,  rund  350  Jahre,  haben  Juden  und  Hellenen  auch  in  Ägypten 
in  Frieden  nebeneinander  gelebt.    Zu  einem  Kampfe  kam  es  erst,  als 
„die  Mazedonier"  von  den  Römern  aus  einem  Herrenvolk  zu  einem 
Sklavenvolk  herabgedrückt  wurden  und  in  ihren  jüdischen  Mitbürgern, 

3 


-    8    - 

die  zu  allen  Zeiten  ein  Element  des  Friedens  und  der  Ordnung  bildeten, 
daher  auch  keinen  Aufruhr  gegen  die  neuen  Oberherren  mitmachen 
wollten,  mit  Recht  politische  Gegner  sahen.  Für  politische  Feind- 
schaft, auch  für  die  grimmigste,  ist  aber  Antisemitismus  kein  adä- 
quater Ausdruck.  Denn  Antisemitismus  ist  nicht  der  bekannte  Men- 
schen- und  Völkerhaß,  etwa  eine  Art  von  Germano-  oder  Frankophobie, 
Antisemitismus  heißt,  im  Hassen  etwas  Übriges  tun,  ein  Hassen  in 
Bausch  und  Bogen,  samt  und  sonders.  Davon  findet  sich  in  der  an- 
tiken Welt  keine  Spur,  eine  antisemitische  Stimmung  ist  lediglich  aus 
der  Existenz  einer  antisemitischen  Literatur  erschlossen  worden. 
Die  Papyri  zeigen  aber,  daß  im  Volke  eine  solche  Stimmung  nicht 
existiert  hat.  Unter  10  000  Stücken  findet  sich  lediglich  ein  Brief 
vom  Jahre  41,  den  ein  Kaufmann  an  seinen  Geschäftsfreund  ge- 
schrieben, der  aber  in  der  Hauptsache  unklar  ist  und  obendrein  in  die 
Zeit  eines  blutigen  Straßenkampfes  der  beiden  Rassen  fällt,  in  dem 
die  Worte  vorkommen:  ,,Hüte  dich  vor  den  Juden".  Man  ist  nicht 
wenig  überrascht,  zu  diesem  farblosen  Satz  eine  Bemerkung  zu  lesen, 
die  folgendermaßen  lautet:  ,,Zum  erstenmal  in  der  ganzen  Literatur 
finden  wir  jetzt  eine  Andeutung,  daß  der  Vorwurf  des  W^uchers  gegen 
die  Juden  erhoben  wurde''^").  Zum  erstenmal  und  —  so  fügen  wir 
hinzu  —  zum  letztenmal.  Die  gesamte  antijüdische  Literatur  der 
Alten,  die  den  Juden  das  unsinnigste  Zeug  andichtet,  hätte  gerade 
diese  gemeinverständlichste  und  wirksamste  Anklage  gegen  die  Juden 
verschwiegen.  Das  Schweigen  der  Papyri  ist  sein:  beredt.  Welche  Zeug- 
nisse werden  zutage  treten,  wenn  man  einmal  die  Papyri  der  letzten 
Generation  ausgraben  wird.  Auch  hier  hat  das  Wort  mit  suggestiver 
Kjaft  gewirkt.  Der  Terminus  ,, Antisemitismus"  hat  mit  seinen  mo- 
dernsten, von  den  Alten  nie  erwähnten  und  ihnen  durchaus  fernstehen- 
den Schlagwörtern  von  ,, wirtschaftlicher  Spannung",  ,, wachsender 
Konkurrenz"  u.  dgl.  die  Federn  der  Gegenwart  gefüllt.  Die  Moderne  in 
antikem  Gewände.  Wenn  auch  der  Judenhaß  in  der  gebildeten  Ober- 
schicht von  Alexandria  und  Rom  fanatische  Vertreter  hatte  —  die 
gleichgültigen  und  den  Juden  nicht  feindlich,  vielleicht  gar  sympathisch 
gegenüberstehenden  Autoren  haben  geschwiegen,  was  auch  nicht  zu 
übersehen  wäre  — ,  so  ist  er  für  die  mittlere  und  untere  Schicht,  die 
das  eigentliche  Volk  ausmachen,  noch  durchaus  nicht  bewiesen. 

Gegen    eine    einseitig     orientierte   Geschichtschreibung,    welche 
lediglich  von  Judenhaß  zu  berichten  weiß,  kann  nicht  laut  genug  be- 


-    9    - 

tont  werden,  daß  das  Gefühl,  das  die  wandernden  Söhne  Judas  aus 
den  antiken  Völlvern  auslösten,  die  Sympathie  und  nicht  die  Antipathie 
gewesen  ist.  Dies  gilt  nicht  nur  von  den  großen  Herrschern  der  alten 
AVeit,  wie  Cyrus,  Alexander  dem  Großen,  den  Ptolemäern,  Cäsar  und 
Augustus,  die  die  Juden  mit  weitreichenden  Privilegien  auszeichneten, 
sondern  auch  von  allen  alten  Völkern.  In  hellen  Haufen  scharten  sie  sich 
als  Voll-  und  Halbproselyten  um  die  jüdischen  Gemeinden,  so  daß  die 
ganze  alte  Welt,  wie  christlich-theologische  Historiker  bemerken, 
auf  gutem  Wege  war,  jüdisch  zu  werden.  Diese  eine  Tatsache,  wie 
nicht  minder  die  andere,  daß  die  heidnischen  Völker  nach  dieser  ge- 
waltigen Vorarbeit  auf  ferneres  Betreiben  jüdischer  Apostel  eine  von 
Juden  gestiftete  Religion  endgültig  angenommen  haben,  wiegt  sämt- 
liche Äußerungen  gehässiger  Literaten  auf,  welche  einer  kurzsichtigen 
Historiographie  als  alleinige  vertrauenswürdige  Geschichtsquelle  dienen. 
Verhaßte  und  Verachtete,  als  welche  die  Juden  der  griechisch-römischen 
Zeit  dargestellt  werden,  hätten  die  Völker  nie  und  nimmer  in  ihren 
geistigen  Bannkreis  zu  ziehen  und  viel  weniger  vollständig  zu  erobern 
vermocht  11). 

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Neues  Licht  haben  die  Papyri  über  die  Ausbreitung  der  Juden  ge- 
bracht. Sie  wohnten  in  allen  drei  Teilen  Ägyptens,  neben  den  Städten 
auch  in  Dörfern,  und  hatten  überall  eigene  Bethäuser.  In  Fayüra, 
der  Hauptstadt  des  gleichnamigen  Gaues,  wo  sie  kraft  der  in  ihrer 
Mitte  fortlebenden  hellenischen  Kultur  noch  tausend  Jahre  später 
durch  Saadia,  den  ersten  wissenschaftlichen  Gaon,  so  mächtig  in  die 
Geistesgeschichte  der  Juden  eingriffen,  befand  sich  ihre  Proseuche  am 
Wasserkanal.  In  einem  Papyrus,  der  die  Liste  der  Einnahmen  der 
städtischen  Wasserleitung  enthält,  figurieren  zwei  jüdische  Bethäuser 
mit  einem  ansehnlichen  Posteni'^).  Wie  die  Apostelgeschichte  (16,  13) 
erzählt,  gingen  die  Apostel  ,,am  Tage  des  Sabbats  zum  Tore  hinaus 
am  Flusse  hin,  wo  sie  einen  Betplatz  vermuteten".  Merkwürdigerweise 
bezeugt  die  Sitte,  das  Bethaus  am  Flußufer  zu  bauen,  schon  eine  alte 
palästinische  Schriftdeutung,  derzufolge  Moses  nur  außerhalb  der 
Stadt  beim  Wasser  gebetet  habe,  wie  denn  Gott  mit  allen  Propheten 
lediglich  beim  Wasser,  an  reinem  Orte  gesprochen  habe^^).  Das  Wort 
nqooEvyj^,  das  die  Übersetzung  von  nbsn  n^i  ist,  dürfte  aus  vor- 
synagogaler  Zeit  stammen,  somit  uralt  sein.    Die  übliche  Benennung 


--    10    — 

„Synagoge"  kommt  dalier  in  den  Papyri,  soweit  ich  sehe,  kein  einziges 
Mal  vor.  Dieses  Wort  bedeutet  eigentlich  Versammlung  und 
ist  eine  genaue  Wiedergabe  des  hebräischen  niD'D.  Es  hatte  so 
tiefe  Wurzeln  gefaßt,  daß  es  auch  die  alten  Christen  übernahmen; 
noch  im  Mailänder  Toleranzedikt,  das  Galerius  311  zugunsten  der 
Christen  erlassen,  ist  nicht  von  Kirchen,  sondern  von  conventi- 
c  u  1  a  die  Rede,  was  eine  sklavische  Übersetzung  von  Synagoge  ist^^). 
Es  ist  uralte  Sitte  bei  eingewanderten  Juden,  daß  sie  sich  nach  ihrem 
Stammlande  zu  einer  Synagoge  zusammentun.  So  hatten  schon  die 
Alexandriner  in  Jerusalem  ihre  eigene  Synagoge^^),  gleich  den  spa- 
nischen Exulanten  am  Ausgang  des  Mittelalters  in  ihren  neuen  Wohn- 
stätten und  wie  noch  heute  z.  B.  die  eingewanderten  russischen  Juden 
in  New  York.  Es  ist  nun  nicht  uninteressant,  auf  einem  Papyrus 
von  Jahre  113/114  in  einer  Metropole  von  Mittelägypten  „die  Proseuche 
der  Thebäer",  d.  h.  die  Proseuche  der  aus  Theben  in  Oberägypten 
Eingewanderten  erwähnt  zu  sehen^^).  Das  hunderttorige  Theben, 
die  ehemalige  Reichshauptstadt,  wurde  im  Jahre  88  (vor)  wegen  eines 
großen  Aufstandes  der  Nationalägypter  völlig  zerstört^  ^).  Bei  dieser 
Gelegenheit  werden  die  Juden  nach  dem  Fayüm  übergesiedelt  sein.  Es 
wird  hierdurch  die  große  jüdische  Ansiedlung  im  Fayüm,  die  noch  im 
10.  Jahrhundert  ansehnlich  war,  gut  verständlich,  zugleich  die 
Lesung  T  h  e  b  a  i  o  n  gegen  Emendation  durch  J  u  d  a  i  o  n  geschützt. 
In  einer  Nekropole  in  Alexandria,  wo  Söldner  aus  der  früheren  Ptole- 
mäerzeit  begraben  sind,  ist  auf  einer  Grabstätte  in  aramäischer  Schrift 
,,Akabja,  Sohn  des  Elioenai"  zu  lesen.  Dies  und  noch  mehr  ein  ara- 
mäischer Papyrus  von  Theben  aus  dem  Ende  des  2.  vorchristlichen 
Jahrhunderts  ,, beweist  das  Fortleben  der  aramäischen  Sprache  bei 
den  Juden  auch  noch  in  griechischer  Zeit"^^).  Den  Gebrauch  der 
aramäischen  Sprache  bezeugt  der  Talmud  noch  für  etwa  200  Jahre 
später  bei  Alexandrinern,  deren  von  Hillel  eingeforderte  Heirats- 
briefe in  dieser  (nicht  griechischer)  Sprache  abgefaßt  waren^^).  Der 
Papyrus  verbürgt  die  Zuverlässigkeit  und  Genauigkeit  der  talmudischen 
Erzählung.  Es  kann  nicht  zweifelhaft  sein,  daß 
es  in  der  hellenistischen  Welt  selbst  neben  der 
griechischen  Diaspora  auch  eine  aramäische 
gegeben  habe. 

Von  einer  ägyptischen  Diaspora  wurde,  soweit  mir  bekannt, 
noch  nie  gesprochen.    Und  doch  ist  diese  Frage  ernstester  Erwägung 


—  11  — 

wert.  Ob  etwa  in  den  koptischen  Papyri  und  Ostraka  von  Juden  die 
Rede  ist,  und  ob  aus  ihrer  möglichen  Erwähnung  irgendwelche  Schlüsse 
in  besagter  Richtung  gezogen  werden  können,  weiß  ich  nicht.  Doch 
folgt  aus  einer  bedeutsamen  Xotiz  des  Talmuds,  die  ich  vor  nunmehr 
20  Jalu-en  ans  Licht  gezogen  und  zur  Diskussion  gestellt  habe,  mit 
voller  Gewißheit,  daß  es  ägyptisch  redende  Juden  in  ansehnlicher  Zahl 
gegeben  haben  müsse.  In  einer  uralten  Baraitha  heißt  es  wörtlich: 
„Bibelexemplare,  die  geschrieben  waren  ägyptisch,  medisch,  ibrisch, 
elymäisch,  griechisch,  obgleich  es  nicht  gestattet  ist,  aus  ihnen  (beim 
öffentlichen  Gottesdienst)  zu  lesen,  dürfen  dennoch  (auch  am 
Sabbat)  vor  Feuersgefahr  gerettet  \verden"20).  Von  der  Esterrolle 
heißt  es:  „hat  man  sie  ägyptisch,  ibrisch,  elymäisch,  medisch,  griechisch 
gelesen,  hat  man  seiner  Pflicht  nicht  genügt;  aber  man  liest  sie  ägyp- 
tisch den  Ägyptern,  ibrisch  den  Ibrern,  elymäisch  den  Elymäern, 
medisch  den  Medern,  griechisch  den  Griechen"2i).  An  erster  Stelle 
stehen  Ägypter  und  ägyptisch,  an  letzter  Stelle  Griechen  und  griechisch, 
ein  Beweis  der  Authentizität  wie  des  hohen  Alters  dieser  Überlieferung. 
Ein  späterer  Autor  hätte  das  Griechische  an  die  erste  Stelle  gesetzt. 
Vorzüglich  paßt  zu  dieser  Baraitha  die  berühmte  Stelle  der  Apostel- 
geschichte 2,5—11,  derzufolge  die  feurigen  Zungen  am  Pfingstfeste 
in  Jerusalem  zu  Parthern,  Medern,  Elymäern,  Mesopotamiern,  Ägyptern 
und  anderen  Nationalen  in  ihren  eigenen  Sprachen  geredet  hatten. 
Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  daß  die  Juden  in  Theben,  von  welchen 
oben  die  Rede  war,  sich  des  ägyptischen  Idioms  als  Umgangssprache 
bedienten.  Die  Ägyptisierung  der  Juden  am  Ml  hat  zumindest  250 
Jahre  vor  der  mazedonischen  Eroberung  eingesetzt  und  ist  von  der 
Hellenisierung  trotz  ilirer  Machtmittel  nie  ganz  verdrängt  worden. 
Noch  R.  Akiba  hatte  einen  Proselytenschüler  ägyptischer  Nationalität, 
der  davon  sprach,  daß  er  seine  Kinder  gleichfalls  mit  ägyptischen 
Proselyten  verheiraten  werde^s). 

Nach  der  Zerstörung  Jerusalems  legte  Vespasian  allen  Juden, 
wo  sie  auch  wohnen  mochten,  eine  jährliche  Kopfsteuer  von  zwei 
Drachmen  auf,  die  sie  fortan  an  den  Tempel  des  Jupiter  Capitolinus 
in  Rom,  wie  früher  an  den  Tempel  in  Jerusalem,  zu  entrichten  hatten23). 
Die  Juden  sollten  von  der  Zerstörung  ihres  Heiligtums  keinen  mate- 
riellen Nutzen  ziehen,  den  halben  Schekel  also  nach  wie  vor  weiter 
zahlen.  Eine  Einforderungsliste  aus  der  Metropole  des  Fayüm  vom 
Jahre   72/73   {ct/cmxriGiuov   rov  "[oida'i/.ov  veXtauarog)   zeigt ,     daß 


—    12    — 

diese  Abgabe  vom  3.  bis  60.  Lebensjahr  von  beiden  Geschlechtern, 
einschließhch  der  Sklaven,  gezahlt  wurde.  Dieses  Telesma  Ju- 
d  a  i  0  n  hat  Wessely  mit  der  Halbschekelabgabe  identifiziert.  Diese 
Identifikation,  nach  welcher  die  neue  Steuer  gleich  im  ersten  Jahre 
nach  der  Tempelzerstörung  ins  Leben  getreten  ist,  hat  Schürer  in 
Zweifel  gezogen,  weil  die  Didrachmonsteuer,  der  halbe  Schekel,  nur 
von  erwachsenen  männlichen  Israeliten  zu  zahlen  war.  ,, Diese  Beob- 
achtung weist,  wie  Wilcken  zugibt,  auf  eine  starke  sachliche  Differenz 
hin."  Nach  der  Bibel  hätte  Schürer  allerdings  recht;  wenn  Vespasian 
vor  Einführung  dieser  ersten  Judensteuer  der  Weltgeschichte  df>s 
Halbschekelgesetz  in  der  Bibel  nachgelesen  hätte,  würde  er  das  Te- 
lesma Frauen,  Kindern  und  Sklaven  tat  sächlich  nicht  auferlegt  haben. 
Allein  er  ging  von  der  lebendigen  Praxis  aus,  nach  welcher  der  halbe 
Schekel  auch  für  die  Genannten  entrichtet  wurde.  Diese  Praxis  wider- 
spiegeln die  folgenden  Bestimmungen  der  Mischna:  ,,Hat  der  Vater 
für  sein  minderjähriges  Kind  den  Schekel  zu  leisten  angefangen,  darf 
er  dies  nicht  mehr  unterlassen"  (Schekalim  1,3).  ,, Frauen,  Sklaven  und 
Kinder  dürfen  für  den  Schekel  nicht  gepfändet  werden"  (1,2).  ,,Wer 
für  Priester,  Frauen,  Sklaven,  Kinder Arme,  Nachbarn,  Lands- 
mann zahlt"  usw.  (ebd.  6.  7).  Erst  jüngst  sind  von  Wessely  mehrere 
Ostrakonquittungen  veröffentlicht  worden,  welche  viele  Einzelheiten 
über  diese  kulturhistorisch  so  merkwürdige  Steuer  enthalten"^^). 

In  dem  Papyrus  über  diese  erste  Judensteuer,  die  die  Weltge- 
schichte kennt,  figuriert  auch  noch  eine  andere  Judensteuer,  die  Aparche 
heißt  und  pro  Kopf  1  Drachme  beträgt^^).  ^Artaq^p]  ist  die  Erstlings- 
steuer 26).  Warum  gerade  diese  jüdische  Abgabe  von  den  vielen  an- 
deren gleichzeitig  mit  dem  Telesma  eingeführt  wurde,  ist,  soweit  ich 
sehe,  nicht  gefragt  worden.  Nun  haben  aber  die  Erstlinge  mit  dem 
Halbschekel  das  gemein,  daß  sie  nur  zur  Zeit  des  Tempelbestandes 
Geltung  haben.  Zum  biblischen  Gesetz  (Ex.  23,19):  ,,Die  Erstlinge 
deines  Bodens  bringe  in  das  Haus  des  Ewigen  deines  Gottes"  wird 
bemerkt:  ,,Gibt  es  ein  Haus,  gibt  es  Erstlinge;  gibt  es  kein  Haus, 
gibt  es  keine  Erstlinge"^'^).  Man  sieht  demnach  aus  dem  Talmud, 
daß  Vespasian  gut  beraten  war,  und  daß  er  bei  der  Umwandlung  der 
Tempelsteuern  nichts  wesentlich  verschärft,  sondern  der  bestehenden 
jüdischen  Gepflogenheit  gefolgt  ist. 

Im  Pan-Tempel  zu  Edfu  in  Oberägypten  liest  man  die  folgende 
Weihinschrift;  ,,Es  preist  Gott  Ptolomäos,  Dionysos'  Sohn,  ein  Jude". 


-    13    - 

„Preis  Gott,  Theodotos,  Dorioiis  Sohn,  ein  Jude,  gerettet  aus  dem 
Meere"  (C  IG  4838c).  Hierzu  bemerkt  Bludau^s):  „Die  Reisenden 
waren  wolü  ägy|5tische  Juden,  die  von  einer  weiten  und  gefährlichen 
Handelsreise  zurückkehrten."  Diese  Annahme  einer  weiten  und 
gefährlichen  Handelsreise  ist  ganz  überflüssig.  Schon  der  Psalmist 
sagt:  „Die  sich  in  Schiffen  auf  die  See  begeben,  preisen  Gott"  (107, 
23 — 31).  Die  Mischna  (Gittin  6,5)  erklärt  jede  See-  und  Karawanen- 
reise für  lebensgefährlich;  hat  man  sie  glücklich  überstanden,  muß 
man  Gott  danken  (Berach.  54  b);  der  Heide  feierte  kultlich  den  Tag, 
an  welchem  er  ans  Festland  stieg  (Ab.  Zara  1,3).  Rab  sagt:  Vier  müssen 
Gott  danken :  Wer  von  einer  Seereise  heimkehrt  usw.  (Berach.  54  b)'^^). 

III. 

Als  Schreibmaterial  wurden  in  Ägypten  nach  Ausweis  der  aus- 
gegrabenen Originale  hauptsächlich  Papyrus  und  Tonscherben  ver- 
wendet. Dasselbe  Bild  zeigt  im  Umriß  der  Talmud.  Doch  war  dem 
Ostrakon  als  Schriftträger  in  Palästina  ein  weiteres  Feld  eingeräumt, 
als  in  Ägypten,  dem  Heimatlande  des  Pa])yrus.  Während  in  dem 
Ostrakonwerk  von  Wllcken  von  1624  Ostraka  bloß  zwei  Stück  Kon- 
trakte enthalten,  sind  Ostrakonkontrakte  in  Palästina  eine  alltägliche 
Erscheinung  gewesen,  wie  dies  die  folgenden  Zitate  aus  dem  Talmud 
beweisen:  ,,Wie  ist  die  Urkunde  gemeint?  Wenn  der  Eigentümer  auf 
Papyrus  oder  Tonscherbe  schreibt:  Mein  Feld  sei  dir  verkauft,  mein 
Feld  sei  dir  geschenkt"^«).  Als  man  in  einem  gewissen  Falle  den  Be- 
sitzer einer  Sklavin  zwingen  wollte,  diese  gegen  einen  Schuldschein 
in  Freiheit  zu  setzen,  bemerkte  ein  Schriftgelehrter:  ,,er  hält  eine 
Perle  in  der  Hand,  und  wir  geben  ihm  dafür  eine  Tonscherbe"^!). 
,, Schreibt  der  Mann  auf  Papyrus  oder  Tonscherbe:  Deine  Tochter  sei 
mir  angelobt,  ist  die  Verlobung  gültig,  obgleich  das  verwendete  Material 
keinen  Heller  wert  ist"^").  ,,Wenn  die  der  Untreue  verdächtige  Frau 
ihre  Schuld  eingesteht,  z  e  r  b  r  i  c  h  t  sie  ihren  Ehekontrakt"^^).  ,,Wenn 
man  den  Scheidebrief  geschrieben  hat  auf  die  Tonscherbe  eines  durch- 
löcherten Napfes,  ist  er  gültig"^^).  Wollte  man  einen  Scheidebrief  für 
ungültig  deklarieren,  sagte  man:  er  sei  eine  Scherbe,  wie  eine  Scherbe^^j. 
Dasselbe  sagte  man  von  jeder  anderen  Urkunde ,  die  ungültig 
geworden^^).  Tonscherben  dienten  auch  als  Etiketten.  Eine  Mischna 
lautet :  ,,Hat  jemand  unter  seinen  Münzen  eine  Tonscherbe  gefunden,  auf 
welcher  das  Wort„Zehent"  geschrieben  steht,  so  ist  das  Geld  alsZehent 


'   "   I    —    14    — 

zu  betrachten^'").  Mit  Weinfässern  geschiclcte,  aus  dem  9,  Jaliriiitndlei-t 
vor  unserer  Zeitrechnung  stammende  Ostralca  wurden  erst  m  jim^stef 
Zeit  in  Palästina  ausgegraben.  Merkwürdigerweise  wird  etwas  Älm- 
liches  noch  reichlich  ein  Jahrtausend  später  im  selben  Lande  er- 
wähnt^^).  Auf  Tongefäßen  stand  nicht  selten  das  Wort  „Hebe"  o,de-r 
,, Opfer"  geschrieben^^).  Vom  Papyrus  als  Schreibstoff  der  Urkunde  ist 
so  oft  die  Rede,  daß  es  besonderer  Belege  nicht  bedarf.  Alle  Arten 
Von  Urkunden  wurden  auf  Papyrus  geschrieben;  nachdem  sie  un- 
gültig geworden,  wurden  sie  zerrissen.  Doch  war  in  Palästina  der 
Papyrus  wohl  der  gangbare,  aber  nicht  der  einzige  Pflanzensclirelbstoff. 
In  unseren  öffentlichen  Bibliotheken  und  Museen  sieht  man  nicht 
selten  als  Raritäten  Bücher  ausgestellt,  die  auf  Palmenblättern  oder 
sonstigen  exotischen  Schreibstoffen  geschrieben  sind.  All  dies  wird 
von  einem  Satze  des  Talmuds  in  den  Schatten  gestellt.  Es  werden  in 
einem  Atem  ausdrücklich  Oliven-,  Johannisbaum-,  Kürbis-,  Zwiebel-, 
Rosen-,  Grünzweigblätter  und  dabei  noch  im  allgemeinen  andere 
dauerhafte  und  nicht  dauerhafte  Pflanzen  genannt.  Gemeint 
sind  Schreibstoffe,  welche  aus  diesen  Vege- 
tabilien  hergestellt  werden,  die  sicherlich  teils  im 
heiligen  Lande  selbst,  teils  anderwärts  fabriziert  wurden  und  durch 
Pilger,  Einwanderer,  durch  heimgeschickte  Scheidebriefe  zur  Kenntnis 
der  Talmudlehrer  gelangten.  Ein  Bild  der  weltweiten 
Diaspora.  Für  die  Aufnahme  eines  kürzeren  Textes  werden 
nebeneinander  genannt:  Holztafel,  Papyrus  oder  Leder*"). 

Wir  können  auf  Grund  gelegentlicher  Angaben  des  Talmuds 
mit  Sicherheit  konstatieren,  daß  das  heilige  Land  hinsichtlich  der 
Mannigfaltigkeit  des  Schreibstoffes  Ägypten  weit  überflügelte. 

All  dies  war  aber  nur  für  Privatskripturen  gestattet,  während  für 
die  heilige  Schrift,  im  Gegensatz  zu  Ägypten,  ausschließlich  Tierhaut, 
der  altnationale  Beschreibstoff  der  Juden,  gebraucht  wurde.  Diese 
alte  Sitte,  sowie  die  andere,  lediglich  aus  einem  geschriebenen 
Buche  zu  lesen,  hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten,  wie  denn 
die  Torarolle  der  Synagoge  das  einzige  überlebende  Buch  des  Alter- 
tums ist.  Die  Synagogenrolle  trägt  schon  äußerlich  die  Merkmale  des 
antiken  Buches  an  sich:  sie  ist  eine  Rolle,  kein  Kodex,  wie  unsere 
Bücher,  der  Schreibstoff  ist  bloß  von  innen,  nicht  auf  beiden  Seiten 
beschrieben.  Nun  kann  aus  ägyptischen  Papyrusrollen  klassischer 
Literaturwerke  bewiesen  werden,  daß  dieser  in  der  Gegenwart  einzige 


—    15    — 

Repräsentant  der  alten  Bücherwelt  auch  bezüglich  der  Schreibweise 
die  antike  Tradition  bewalirt  hat.  Ich  beschränke  mich  auf  zwei 
Punkte,  auf  je  einen  für  den  Sclireiber  und  den  Korrektor. 

Die  biblischen  Schriften  kennen  keine  Zeichen  für  die  Satztrennung; 
solche  würden  nämlich  als  Zusätze  zum  heiligen  Texte  empfunden 
worden  sein.  Bloß  die  Sinnabschnitte  werden  durch  einen  leeren  Raum 
markiert,  und  zwar  in  zweierlei  Weise.  Bei  kleineren  Abschnitten 
wird  ein  Raum  von  neun  Buchstaben  leer  gelassen  und  dann  die 
Schrift  in  derselben  Zeile  weiter  fortgesetzt,  bei  größeren  wird  die 
Zeile  unterbrochen  und  die  Schrift  dann  in  der  nächsten  Zeile  wieder 
begonnen.  Man  nennt  die  beiden  Abschnitte:  die  geschlossene,  bzw. 
die  offene  Parascha.  Dieses  Verfahren  ist  für  sämtliche  biblische  Bücher 
genau  fixiert. 

Dasselbe  Verfahren  ist  jetzt  für  die  griechische  Papyrusrolle  des 
4.  Jahrhunderts  vor  unserer  Zeitrechnung  durch  Originalhandschriften 
bezeugt.  Vor  einem  Jahrzehnt  fand  man  in  Abusir  neben  Kairo  in 
einer  Begräbnisstätte  neben  einer  Mumie  einen  zusammengerollten 
Papyrus,  der  den  Schluß  des  bis  dahin  nur  aus  Zitaten  bekannten 
dithyrambischen  Gedichtes  „Die  Perser"  enthält.  Es  war  das  be- 
rühmteste Werk  des  Timotheos  von  Milet.  In  diesem  Papyrus  ,,wh'd 
bei  größeren  Sinnabschnitten  die  begonnene  Zeile  nicht  ausgefüllt .  .  ., 
und  der  neue  Gedanke  setzt  mit  der  nächsten  Zeile  ein".  W.  Schubart"*!) 
faßt  in  einer  Studie  aus  der  Berliner  Papyrussammlung  seine  ein- 
schlägigen Beobachtungen  in  folgende  Sätze  zusammen:  ,,Die  Alten 
haben  aber  auch  einen  Anlauf  genommen  zu  dem  nahe  liegenden  Ver- 
fahren, die  Sätze  durch  einen  lerenRaum  voneinander  zu  sondern, 
und  zwar  auffallend  oft  in  den  ältesten  Buchhandschriften  in  Poesie 
und  Prosa,  ein  Gebrauch,  der  wiederum  nach  längerer  Unterbrechung 
erst  spät  von  neuem  auftritt.  Bei  gi'ößeren  Sinnabschnitten  wird 
häufig  die  letzte  Zeile,  wenn  der  Satz  sie  nicht  ganz  füllt,  frei  gelassen, 
der  neue  Abschnitt  also  mit  der  neuen  Zeile  begonnen."  Diese  Be- 
schreibung paßt  buchstäblich  auf  die  „offene  Parascha".  Nur  haben 
die  jüdischen  Toraschreiber  den  einmal  eingeführten  Gebrauch  nicht 
mehr  aufgegeben,  sondern  konsequent  bis  auf  den  heutigen  Tag  fest- 
gehalten, ein  Beweis,  daß  er  bei  ihnen  älter  und  daher  auch  tiefer  ein- 
gewurzelt war.  Man  hat  es  demnach  mit  einem  Sclireibverfahren  zu 
tun,  das  entweder  rein  jüdischen  oder  allgemein  altorientalischen 
Ursprungs  ist,  welches  das  hellenistische  Buch  zu  übernehmen  einen 


-    16    - 

Anlauf  genommen.  Jedenfalls  steht  „der  offene  und  geschlossene 
Abschnitt"  des  hebräischen  heiligen  Buches  nunmehr  nicht  vereinzelt 
da,  sondern  als  Erscheinung  des  allgemeinen  Buchwesens,  deren 
hohes  Alter  eben  dadurch  sichergestellt  wird^^^  Man  wird  demnach 
ohne  Bedenken  sagen  dürfen,  daß  die  Gliederung  des  Toraexemplars 
in  fünf  Bücher  und  54  Abschnitte  durch  größere  und  kleinere  Spatien 
sowie  die  ähnliche  Gliederung  der  übrigen  Bücher  der  heiligen  Schrift 
gleichfalls  aus  dem  grauen  Altertum  stammt.  Dies  wird  um  so  mehr 
der  Fall  sein,  als  die  Einteilung  in  Bücher  der  Gliederung  des  Textes 
in  Sinnabschnitte  ganz  sicher  voraufgegangen  sein  wird. 

Und  nun  zum  Korrektor.  Im  Pentateuch  finden  sich  an  zehn, 
in  den  übrigen  Büchern  an  fünf  Stellen  Punkte  über  einzelnen  Buch- 
staben oder  ganzen  Wörtern.  Diese  außergewöhnlichen  Punkte  haben, 
wie  aus  dem  Talmud  noch  ersichtlich,  kritische  Bedeutung.  Esra  habe 
sie  als  Korrektor  gesetzt,  um  die  Tilgung  der  betreffenden  Buch- 
staben anzudeuten.  Dasselbe  Verfahren  befolgten  nach  Ausweis  der 
Papyri  die  antiken  Schreiber.  Das  barbarische  Durchstreichen  des 
fehlerhaften  Wortes,  das  bei  ihnen  gleichfalls  üblich  war,  ist  jedoch 
den  Bibelschreibern  nicht  erlaubt  gewesen^^)^  d^s  Überpunktieren 
als  Tilgungszeichen  war  nach  zahlreichen  Zeugnissen  hebräischer  Frag- 
mente, welche  in  neuerer  Zeit  gleichfalls  in  Ägypten,  in  der  Geniza 
von  Fostat  nämlich,  gefunden  wnirden,  noch  lange  nach  dem  Jahre  1000 
gang  und  gäbe,  ein  interessanter  Mitbeweis  der  festen  Schreibtradition 
der  jüdischen  Berufsschreiber  und  gleichzeitig  des  altjüdischen  Kon- 
servatismus. 

IV. 

Von  den  rund  1500  griechischen  (und  lateinischen)  Lehnwörtern, 
welche  im  Talmud  und  Midrasch  vorkommen,  sind  nach  dem  kom- 
petenten Urteil  Im.  Lciws^^)  800  nicht  befriedigend  identifiziert.  An 
diesem  bedauerlichen  Mißstand  tragen  gewiß  nicht  die  betreffenden 
Spezialforscher  die  Schuld,  sondern  die  mangelhaften  Quellen  für  die 
Kenntnis  der  hellenistischen  Weltsprache,  der  sog.  xon-rj  jener 
Zeiten.  Die  Juden  haben  nämlich  die  griechischen  Wörter  der 
lebendigen  Umgangssprache,  nicht  der  Literatur,  entnommen,  für 
das  gesprochene  Griechisch  jener  Tage  fehlt  es  aber  bisher 
an  Sprachmaterial.  Dies  ist  nunmehr  in  dem  Sprachgut  der  Papyri, 
ganz   besonders   in   Briefen,   Protokollen   von   Zeugenaussagen   usw. 


—    17    - 

reichlich  vorhanden,  deren  systematische  Durchforschung  den  be- 
rührten Mißstand  ohne  Zweifel  beheben  wird.  Ich  will  dies  an  einigen 
Beispielen  erläutern,  wobei  ich  mich  auf  bekannte  Wörter  beschränke. 

Der  berufsmäßige  Schreiber  heißt  hebräisch  S  o  f  e  r.  Neben 
diesem  Xamen  kommt  sehr  oft  auch  liblar  l"^ib  vor;  so  nannte 
sich  z.  B.  der  berühmte  Gesetzeslehrer  R.  Meir,  der  einer  griechischen 
Proselytenfamilie  entstammte.  Die  Bedeutung  des  Wortes  ist  ganz 
klar,  nur  beztiglich  der  x\bleitung  besteht  eine  Meinungsdiff^erenz ; 
manche  stellen  es  zu  1  i  b  r  a  r  i  u  s  ,  andere  zu  1  i  b  e  1 1  a  r  i  u  s.  Nun 
findet  sich  in  einem  berühmt  gewordenen  Papyrusbrief,  den  ein  Ägypter 
und  römischer  Soldat  im  2.  Jahrhundert  an  seinen  Vater  nach  dem 
Fayüm  geschrieben  und  der  jetzt  in  Berlin  aufbewahrt  wird,  der 
folgende  Leitvermerk:  „Gib's  ab  bei  der  ersten  Kohorte...  dem 
Liblarios  von  Apion".  Das  talmudische  Wort  ist  also  das  lateinische 
1  i  b  r  a  r  i  u  s ,  das  aber  auf  dem  Wege  der  griechischen  Volkssprache 
in  der  Form  liblar  in  die  Sprache  der  Juden  als  Lehnwort  einge- 
drungen ist45).  Der  Ankläger  heißt  griechisch  Kategoros,  im 
Talmud  häufig  und  konsequent  K  a  t  e  g  o  r.  Obgleich  das  Wort  auch 
in  der  Apokalypse  vorkommt  (12,10),  hält  man  die  kürzere  Form  für 
eine  hebräische  oder  aramäische.  Nun  findet  man  aber  K  a  t  e  g  o  r 
jetzt  in  einem  Zauberpapyrus  nichtjüdischen  Ursprungs.  „KarrjycoQ 
ist  eine  vulgäre  Rückbildung  aus  dem  Genitivus  Pluralis,  der  wie 
öy^cÖqvjv  empfunden  wurde"'.^^)  Während  die  griechische  Bibel- 
übersetzung, wie  auch  das  Neue  Testament  das  fragliche  Wort  in 
seiner  literarischen  Form  geben,  übernimmt  es  der  Talmud  aus  der 
lebendigen  Umgangssprache.  Es  kann  demnach  nicht  zweifelhaft  sein, 
daß  auch  das  talmudische  Sanegor  (Verteidiger)  auf  ein  volks- 
tümliches Gcvrf/viQ  zurückzuführen  ist ,  wenn  es  auch  bisher  aus 
den  Papyri  nicht  belegt  werden  kann.  Liblar  und  K  a  t  e  g  o  r  sind 
Belege  dafür,  daß  im  Talmud  das  Sprachgut  der  hellenistischen  Volks- 
sprache treu  aufbewahrt  ist,  treuer  als  in  LXX  und  im  NT. 

Eines  der  bekanntesten  Wörter  der  Misclma  ist  K  i  k.  Es  figuriert 
in  der  Liturgie.  Kiköl  ist  für  die  Sabbatlampe  nicht  gestattet.  Aus 
den  Papyri,  in  welchen  man  yü/u,  ilaiov  rov  yu/uov,  /u/uocQyoi, 
d.  h.  Kikipflanze,  Kikiöl,  Kikiarbeiter,  oft  begegnet^"),  erfahren  w^ir, 
daß  dieses  Krotonöl  schon  im  3.  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung 
königliches  Produktions-  und  Verkaufsmonopol  gewesen,  das  ganz 
sicher  auch  für  das  in  jener  Zeit  unter  ptolemäischer  Oberherrschaft 


—    18    — 

stehende  Palästina  gegolten  hat.  500  Jahre  später  dürfte  die  Pro- 
duktion nicht  mehr  geblüht  haben,  denn  um  diese  Zeit,  identifiziert 
ein  Talmudlehrer  K  i  k  schon  mit  einem  Vogel.  Jedenfalls  ist  dieses 
ägyptische  Wort  das  einzige,  das  auch  heute  noch  im  Munde  vieler 
lebt,  es  wird  nämlich  Freitagabend  ,, gesagt".  Was  für  Kik,  gilt  auch 
für  das  im  Talmud  erwähnte  Zytos,  das  ägyptische  Bier.  Es  war 
gleichfalls  Monopol  und  findet  sich  öfters  in  den  Papyri^^j. 

Josua  ben  Perachja,  ein  Synedrialhaupt  um  100  vor  unserer 
Zeitrechnung,  sagte:  ,,Der  Weizen,  der  auf  Schiffen  aus  Alexandria 
komme,  sei  unrein  wegen  der  avvlla  der  Alexandriner."  Da  sagten 
die  Weisen:  ,,Wenn  dem  so  ist,  so  soll  der  Weizen  unrein  sein  für  Josua 
ben  Perahja,  aber  rein  für  ganz  Israef^s).  xJber  diese  alte  Tosiftastelle 
gibt  es  bereits  eine  ganze  Literatur,  Talmudisten,  Historiker  und  Lexi- 
kographen streiten  über  den  Sinn  des  Wortes  A  n  1 1  i  a  ,  sowie  der 
ganzen  Stelle^o-)^  gj^  enthält  ein  Stück  alte  Geschichte  und  ist  nicht, 
aus  dem  Talmud  und  dem  griechischen  Lexikon  allein  zu  erklären, 
sondern  aus  der  Geschichte  des  alten  Alexandrias  und  der  altägyp- 
tischen Landwirtschaft,  welche  jetzt  aus  den  Papyri  besser  bekannt 
sind.  Alexandria,  der  Mittelpunkt  der  Weltkultur  und  des  Welt- 
handels, besaß  in  der  Ptolemäer-  und  Kaiserzeit  die  größten  Korn- 
kammern auf  dem  ganzen  Erdenrund.  Das  Korn  sämtlicher  Saatfelder 
Ägyptens,  soweit  es  nicht  an  Ort  und  Stelle  verbraucht  werden  sollte, 
wurde  vor  allem  nach  Alexandria  in  die  großen  Reichsspeicher  trans- 
portiert. Die  Kornschiffe,  die  von  Alexandria  das  Getreide  nach  Be- 
darf weitertransportierten,  bildeten  eine  eigene  Flotte^^).  Unsere 
Stelle  lehrt,  daß  Palästina  auf  den  alexandrinischen  Kornimport  an- 
gewiesen war,  es  wurde  also  als  eine  Kalamität  empfunden,  wenn  diese 
Verpflegsader,  gleichviel  aus  welchem  Grunde,  unterbunden  wurde. 
Dies  drücken  die  Weisen  aus,  indem  sie  Josua  spitzig  antworten: 
,,Wenn  dem  so  ist,  so  möge  der  alexandrinische  Weizen  für  dich  unrein 
sein."  Es  handelt  sich  um  eine  große  Frage  der  Volksernährung,  wobei, 
wie  beim  Brot  und  Öl  der  Heiden,  neuen  halachischen  Bedenken  kein 
souverän  entscheidendes  Wort  zugebilligt  wurde.  Soviel  zur  Sacli- 
erklärung.  Was  nun  die  Worterklärung  betrifft,  so  entscheiden  die 
Papyri  endgültig,  daß  a  n  1 1  i  a  den  Zieheimer  bezeichnet.  Wie  be- 
kannt, hängt  die  Fruchtbarkeit  des  ägyptischen  Bodens  von  der  Nil- 
überschweramung  ab.  Das  der  Überschwemmung  zugängliche  Land 
heißt  ßeßQeyf.uvij,  das  Land,  das  seiner  Lage  nach  der  Überschwem- 


-    19    - 

mung  nicht  zugänglich  ist,  heißt  yjgaog-  Soweit  es  durch  künstliche 
Bewässerung  fruchtbar  gemacht  werden  kann,  ist  es  trcärvlrixog  yij  ^-). 
,,Beim  avTlelv  werden  wir  an  die  (in  Ägypten  in  der  Gegenwart  in 
Gebrauch  stehenden)  Zieheimer  zu  denken  haben",  sagt  Wilcken 
fS.  328).  Wir  können  also  konstatieren,  daß  der  jüdische  Synedrial- 
präsident  den  in  seiner  Zeit  technischen  Ausdruck  für  das  durch 
Bewässerung  bearbeitete  Saatland  gebraucht  hat.  Wie  alt  diese  Art 
der  Bodenbearbeitung  ist,  sieht  man  aus  der  Bibel.  Im  fünften  Buche 
Mosis  (11,  20)  lesen  wir  nämlich:  ,,Denn  das  Land,  in  das  du  hinein- 
ziehst, ...  ist  nicht  wie  das  Land  Ägypten,  aus  dem  ilu-  weggezogen  seid, 
das  du,  wenn  du  es  mit  deinem  Samen  besät  hattest,  (durch)  mit  deinem 
Fuße  (getriebene  Schöpfräder)  bewässern  mußtest"  (Kautzsch). 

Wie  gut  die  alt  jüdischen  Prediger  die  staatlichen  Einrichtungen 
kannten  und  wie  geschickt  sie  dieselben  anzuwenden  wußten,  sieht  man 
aus  dem  folgenden  Gleichnis.  ,,Ein  König  hatte  zwei  Strategen. 
Der  eine  sagte :  Ich  will  den  Tagesdienst  versehen ,  und  der 
der  andere  sagte :  Ich  will  den  Tagesdienst  versehen.  Da  ließ  der 
König  den  ersten  rufen  und  sagte  zu  ihm:  der  Tag  wird  dein  Gebiet 
sein ;  dann  ließ  er  den  zweiten  rufen  und  sagte  zu  ihm :  die  Nacht  wird 
dein  Gebiet  sein.  Das  meint  die  Schrift:  Gott  nannte  das  Licht  Tag 
und  die  Finsternis  nannte  er  Nacht,  d.  h.  er  rief  das  Licht  und  sagte 
zu  ihm:  der  Tag  \md  dein  Gebiet  sein,  er  rief  die  Finsternis  und  sagte 
zu  ihr:  die  Nacht  wird  dein  Gebiet  sein"53).  Schon  Strabo  zählt  unter 
den  Beamten  den  Nachtstrategen  auf,  den  man  dann  in  den  Papyri 
Jahrhunderte  hindurch  verfolgen  kann.  Der  vivaooTQdTriyog 
{vvAieQivdg  orgarriyog)  war  nach  unserem  Gleichnis  ein  königlicher 
(nicht  städtischer)  Beamter,  wofür  ihn  auch  Wilcken  richtig  hält^*). 

Die  Existenz  eines  Judengriechisch,  das  man  in  der  Sprache  der 
griechischen  Bibelübersetzung  und  des  Neuen  Testaments  gesehen 
hat,  ein  Wahn,  der  psychologisch  aus  der  Existenz  des  (durch  Aus- 
schließung der  Juden  am  Ausgang  des  Mittelalters  entstandenen) 
Judendeutsch  zu  erklären  ist,  hat  Adolf  Deißmann  durch  seine 
nach  Inhalt  und  Form  gleich  ausgezeichneten  Arbeiten  auf  Grund 
der  Papyri  mit  durchschlagendem  Erfolg  bekämpft.  Der  griechische 
Wortschatz  der  rabbinischen  Werke  wird  sein  Resultat  bestätigen, 
indem  er  vornehmlich  bezüglich  der  Wortform  und  Wortbedeutung 
neue  Belege  für  die  Übereinstimmung  der  „jüdischen"  Wörter  mit 
den  Wörtern  der  gesprochenen  Umgangssprache  liefern  wird.    Die 


-    20    - 

Juden  hatten,  wie  die  Umschreibungen  der  ägyptischen  und  persischen 
Wörter  in  der  Bibel  und  in  den  jüngst  entdeckten  aramäischen  Papyri 
beweisen,  ein  sehr  feines  Ohr,  ein  unvergleichlich  feineres  als  die 
Griechen.  So  sagt  Spiegelberg,  ,,daß  diejenigen  ägyptischen  Eigen- 
namen usw.,  welche  sich  mit  Sicherheit  deuten  lassen,  im  masoretischen 
Texte  vortrefflich  gegeben  sind"^^),  sie  werden  also  auch  das  Griechische 
ganz  genau  übernommen  und  nicht  verdreht  haben. 


Von  eminenter  Bedeutung  sind  die  griechischen  Papyri  für  das 
vergleichende  Studium  des  talmudischen  Rechts,  für  welches  bisher 
zumeist  das  römische  Recht  herangezogen  wurde.  Mit  kläglichem 
Erfolg,  denn  es  besteht  zwischen  den  zwei  Rechtssystemen  gar  kein 
historischer  Zusammenhang,  während  dies  bei  dem  Recht  der  Papyri 
augenscheinlich  der  Fall  ist.  Ich  will  dies,  dem  Ziele  meines  Vortrages 
entsprechend,  an  der  Hand  einiger  gemeinverständlicher  Beispiele  be- 
weisen. 

Bei  jedem  ägyptischen  Immobiliarverkauf  wurden  zwei  Urkunden 
errichtet,  von  denen  die  eine  ,,die  Urkunde  des  Silbers",  die  andere 
,,die  Urkunde  des  Fernseins"  (griechisch  arcoGvaaiov)  hieß.  Während 
mit  der  ersteren  das  Kaufgeschäft  abgeschlossen  wird,  wird  mit  der 
letzteren  das  Kaufobjekt  dem  Käufer  überlassen;  in  unserer  Rechts- 
sprache nennt  man  dies:  eine  Auflassungsurkunde.  Nun  nennen  sich 
von  den  aramäisch-jüdischen  Rechtsurkunden  von  Assuan  und  Ele- 
phantine  nicht  weniger  als  drei  ausdrücklich  priTa  nSD,  d.  h.  buch- 
stäblich ,,die  Urkunde  des  Fernseins".  Das  Abtreten  des  Objekts  wird 
in  beiden  Urkunden,  so  in  der  aramäischen  wie  in  der  griechischen,  durch 
,,ich  entferne  mich  davon  von  heute  an  bis  in  Ewigkeit"  ausgedrückt. 
Ein  anderer  Terminus  für  dieselbe  Sache,  für  die  Auflassung  nämlich, 
ist  TtaQayvjQrjOig  {TcaQayjoQeli') ,  der  wörtlich  ,, Weichen",  Zession 
bedeutet.  Im  rabbinischen  Recht  heißt  die  Zessionsurkunde  gleich- 
falls „W  eichen"  (s:pi"::nD12),  und  der  p"i:D  nrnr  findet  sich  auch 
heute  noch  in  den  rabbinischen  Formularsammlungen.  Während 
aTtoGvaoiov  und  TtaQaxcoQtjoig  Äquivalente  eines  ägyptischen  und 
aramäischen  Terminus  sind,  ist  ■/.arayQag)'q  ein  wirklich  technischer 
Ausdruck  der  altgriechischen  Rechtssprache.  Gerade  dieser  Terminus 
kommt  in  der  Ptolemäerzeit  selten  vor,  weil  er  eben  keinem  national- 
ägyptischen entspricht. 


-    21    - 

Der  Verkäufer  übernimmt  für  die  verkaufte  Sache  die  Garantie, 
d.  li.  er  wird  den  Käufer  gegen  jede  Anfechtung,  die  ihm  aus  diesem 
Rechtsgeschäfte  erwachsen  könnte,  schützen.  Diese  Verpflichtung 
lautet:  ,,Ich  will  die  Sache  dir  reinigen  gegen  jede  Urkunde'". 
Die  Garantie  wird  auch  in  den  jüdisch-aramäischen  Papyri  über- 
nommen, wenn  auch  nicht  mit  denselben  Worten  ausgedrückt.  Merk- 
würdig aber  ist,  daß  der  Terminus  ,,ich  werde  reinigen"  noch  im 
4.  Jahrhundert  (post),  also  900  Jahre  später,  in  Babylonien  gang  und 
gäbe  war.  In  einer  Diskussion  wird  Baba  Mezia  15a  die  Gewährleistungs- 
formel des  Kaufbriefes  angeführt,  die  folgendermaßen  lautet:  ,,lch 
werde  aufstehen  .  .  .  und  reinigen  .  .  .  (diesen  Kauf)."  Der  Garant 
detailliert  in  der  Regel,  vor  wem  er  seinen  Kontrahent?n  schützen  wird. 
Da  werden  genannt:  Vater  und  Mutter,  Bruder  und  Schwester,  Sohn 
und  Tochter,  Verwandter  und  Fremder  usw.  Es  werden  bald  mehr, 
bald  weniger  erwähnt,  auch  die  Reihenfolge  variiert,  aber  die  Formel 
ist  beiden  Urkunden,  so  der  ägyptischen  wie  der  aramäischen,  eigen. 
Bloß  Vater  und  Mutter  kommt  in  letzterer  nicht  vor.  Es  ist  nun 
überaus  üben'aschend,  dieselbe  Formel  bei  Juda  bar  Barzilai  im 
11.  Jahrhundert  in  Barzelona  wiederzufinden  und  sie  in  den  zahl- 
reichen Formularsammlungen  bis  in  die  Gegenwart  verfolgen  zu  können. 
Ein  genauer  Vergleich  lehrt,  daß  die  jüdisch-aramäische  Urkunde  in 
Ägypten  mit  der  griechischen  bis  auf  geringe  x\bweichungen,  die  kaum 
in  Betracht  kommen  können,  vollkommen  übereinstimmt.  Die 
Urkunden  der  talmudischen  Zeit  sind  nicht  erhalten,  soweit  sie  aber 
durch  Zitate  bekannt  sind,  stimmen  sie  gleichfalls  überein.  Dies  gilt 
im  großen  und  ganzen  von  der  mittelalterlich-rabbinischen  Urkunde. 
Wir  können  demnach  mit  Hilfe  der  aramäischen  und  griechischen 
Papyri  konstatieren,  daß  rabbinische  Urkunden,  die  noch  in  der 
Gegenwart  gebraucht  werden,  dem  Wesen  nach  auf  ein  Alter  von 
etwa  2500  Jahren  zurückblicken. 

Xoch  merkwürdiger  ist  die  Übereinstimmung  der  biblischen  und 
talmudischen  Urkunde  mit  der  griechischen  der  Ptolemäerzeit  be- 
züglich der  doppelten  Ausstellung.  L.  IVIitteis  sagt  über  letztere :  ,, Eigen- 
tümlich sind  der  giiechischen  Objektivurkunde  der  Ptolemäerzeit  die 
zur  Sicherung  gegen  Fälschungen  Platz  greifenden  Maßnahmen.  In 
den  ältesten  Syngraphophylaxurkunden  wird  der  Kontext  auf  dem- 
selben Papyrus  zweimal  geschrieben  (z.  B.  Hib.  84  a  [131];  91;  96; 
Amh.  42;  Rein.  22  u.  a.).    Das  Stück  des  Papyrus,  auf  welchem  die 


-    22    - 

erste  Fassung  steht,  wird  zusammengerollt,  mit  einem  Bastfaden 
durchzogen,  und  auf  diesen  werden  die  Siegel  der  Zeugen  und  Aus- 
steller gesetzt,  so  daß  ohne  Bruch  der  Siegel  nicht  möglich  ist,  diese 
,, Innenschrift"  zu  eröffnen;  sie  wird  erst  im  Streitfall  eröffnet,  um 
den  authentischen  Text  zu  erhärten.  Bis  daher  genügt  die  ,, Außen- 
schrift", d.  h.  die  zweite  auf  dem  Papyrus  stehende  Ausfertigung, 
welche  unverschlossen  bleibt;  dieselbe  ist  andererseits  notwendig, 
damit  sich  jede  Partei  über  den  Vertragsinhalt  auch  ohne  Eröffnung 
der  Innenschrift  vergewissern  kann." 

Dieselbe  Urkunde  haben  wir  in  dem  Kaufbrief  zu  sehen,  den 
Jeremias  schreibt  und  dabei  dreimal  den  versiegelten 
und  offenen  Kaufbrief  nennt.  Den  fertigen  Kaufbrief  übergibt 
er  dann  Baruch  in  Gegenwart  der  Zeugen  zur  Aufbewahrung.  Baruch 
erscheint  hier  als°^)  ein  veritabler  Syngraphophylax,  als  ein  Urkunden- 
hüter. 

Schon  der  Talmud  hat  die  Prophetenstelle  in  derselben  Weise  er- 
klärt, er  kennt  diese  Art  von  Urkunden  auch  für  Schuldscheine  und 
bezeugt  deren  Existenz  noch  für  das  5.  Jahrhundert  der  gewöhnlichen 
Zeitrechnung  in  Babylonien.  Wir  können  also  die  griechische  Syn- 
graphophylaxurkunde  der  Ptolemäerzeit  vom  Propheten  Jeremia  bis 
zu  einem  der  letzten  Amoräer,  also  ein  volles  Jahrtausend  hindurch 
verfolgen^'^). 

Bemerkenswerterweise  finden  sich  auch  die  entscheidenden  For- 
meln des  jüdischen  Heiratsbriefes  (der  Kethuba)  und  sogar  des  jüdischen 
Scheidebriefes  (des  Get)  in  griechischen  Urkunden.  Wie  in  einer 
Kethuba,  sogar  in  derselben  Reihenfolge  werden  die  Pflichten  des 
Mannes  in  einem  griechischen  Ehekontrakt  stipuliert:  „Es  sollen  die 
Heiratenden  zusammenleben  ohne  Tadel,  indem  der  Mann 
der  Frau  nach  Kräften  Unterhalt  und  Klei- 
dung gibt  und  was  einer  Frau  gebührt,  die  Frau 
aber  tadellos  und  vorwurfsfrei  sich  benimmt"  ^^).  Die  gangbare 
Scheidungsformel,  die  schon  in  dem  rund  2400  Jahre  alten  jüdisch- 
aramäischen Ehekontrakt  der  Assuan-Papyri  zu  lesen  ist  (Pap.  G), 
kommt  auch  in  zwei  griechischen  Papyri  vor,  in  einem  Scheidungs- 
akt vom  Jahre  123  und  in  einem  anderen  vom  Jalu^e  305/6.  Im  letzteren, 
der  in  der  großen  Oase  ausgefertigt  wurde,  erklärt  der  Mann  ganz  wie 
in  einem  jüdischen  Scheidebrief  der  Gegenwart:  er  entlasse  seine  Frau 
und  werde  fortan  keine  Ansprüche  an  sie  machen,  und  schließt  mit 


-    23    - 

den  Worten:  „sondern  es  sei  ihr  gestattet,  hinwegzuziehen  und  zu 
heirtaten,  wen  sie  will''^^). 

,,Wenn  in  einer  Stadt  zwei  Personen  gleichen  Namens  wohnen, 
beide  heißen  z.  B.  Joseph  ben  Simon,  können  sie  keinen  Schuldschein 
gegeneinander  produzieren,  noch  kann  ein  dritter  dies  gegen  einen 
von  beiden  tun.  Was  sollen  sie  nun  tun?  Sie  sollen  sich  auch  des 
Namens  des  Großvaters  bedienen.  Wenn  aber  auch  ihre  Großväter 
gleichnamig  waren,  dann  schreiben  sie  ein  Zeichen  ein."  Klein  oder 
groß  von  Statur,  weiße  oder  schwarze  Hautfarbe  (Kommentare). 
So  die  Mischna**Oj  ^j^e  überraschende  Analogie  bieten  die  griechischen 
Papyrusurkunden,  in  welchen  nicht  selten  von  den  Parteien  „eine 
steckbriefartige  Personsbeschreibung  gegeben  wird  ...  da  wird  Alter, 
Statur,  Hautfarbe,  Gesichtsform  und  womöglich  .  .  .  noch  ein  der 
Person  eigentümliches  Merkmal  (Narbe,  Warze  u.  dgl.)  namhaft  ge- 
macht"6i).  Aus  dem  Talmud  sieht  man,  daß  das  Signalement  der 
Personen  nicht  darum  gegeben  wurde  „um  eine  Fälschung  zu  er- 
schweren", wie  Mitteis  meint,  sondern  wTgen  der  sicheren  Identi- 
fikation der  Rechtspartei.  Da  die  Papyri  datiert  sind,  bilden  sie  ein 
geeignetes  Mittel  zur  Feststellung  des  Alters  des  rabbinischen  Ge- 
setzes. Man  kann  jetzt,  woran  man  zu  denken  nie  den  Mut  gehabt 
hätte,  in  vielen  Fällen  mit  Sicherheit  bis  in  die  Zeit  Esras,  des  ersten 
Schriftgelehrten,  zurückgehen. 

In  dem  grundlegenden  vierbändigen  Werke  „Grundzüge  und 
Chrestomathie  der  Papyruskunde",  das  die  zwei  Altmeister  der  Papy- 
rologie  L.  M  i  1 1  e  i  s  und  U.  W  i  1  c  k  e  n  zu  Verfassern  hat  und  im 
Laufe  dieses  Jahres  herausgekommen  ist  (Leipzig-Berlin  1912),  äußert 
sich  letzterer  über  die  Verarbeitung  des  gewaltigen  Materials  mit 
folgenden  Worten:  „Nichts  wäre  aber  verderblicher,  als  wenn  dieses 
neue  Material  zugunsten  einer  selbständigen  ,Papyruswissenschaft' 
isoliert  würde.  Vielmehr  ist  die  Hauptaufgabe 
der  P  a  p  y  r  u  s  f  0  r  s  c  li  u  n  g  darin  zu  sehen,  daß  sie 
auf  der  soliden  Basis  eines  gemeinsamen  Unter- 
bauesdie  neuen  Materialien  in  die  verschie- 
denen historisch  arbeitenden  Wissenschaften 
h  i  n  ü  b  e  r  1  e  i  t  e  t ,  um  d  i  e  f n  e  u  e  n  E  i  n  z  e  1 1  a  t  s  a  c  h  e  n 
wieder  in  die  großen  Zusammenhänge  zu  brin- 
gen,   aus  denen   sie  einst  hervorgegangen   sin  d". 


-    24    - 

Zu  den  „historisch  arbeitenden  Wissenschaften",  in  welche  „die 
neuen  Materialien  hinüberzuleiten"  sind,  ist  auch  die  Wissenschaft 
des  Judentums  zu  zählen,  zumal  Ägypten  und  Palästina,  das  alte 
Kulturland  und  das  heilige  Land,  seit  unvordenklichen  Zeiten  ein 
festes  kulturelles  Band  umschlossen  hielt.  In  dem  Wunderlande  am 
Nil  hat  sich  auch  unserer  Wissenschaft  ein  sprudelnder  Quell  aufgetan, 
aus  dem  sie  reichlich  zu  schöpfen  haben  wird,  ein  Jungbrunnen,  ver- 
mittels dessen  sie  sich  zu  verjüngen  vermag.  Es  gilt,  ein  neues  großes 
Arbeitsfeld  zu  erobern.  Diese  Ehrenpflicht,  so  ist  zuversichtlich  zu 
hoffen,  wird  durch  das  tatkräftige  Eingreifen  unserer  Gesellschaft,  die 
sich  des  Dornröschens  unter  den  Wissenschaften  liebevoll  angenommen, 
in  vollem  Maße  erfüllt  werden. 


^)  Wilcken  in  dem  am  Ende  dieses  Vortrages  genannten  Werke  I,  1, 
S.  XVI.    Auch  das  Weitere  zum  Teil  nach  Wilcken. 

2)  Wilcken,  U.,  Griechische  Ostraka  aus  Ägypten  und  Xubien  I — IL 
Leipzig  und  Berlin  1899. 

3)  Deißmann,  A.,  Licht  vom  Osten,    L  Aufl..  Tübingen   1908,  S.   18  f. 
*)  Wilcken,  a.  a.  O.,  S.  XV. 

'=)  Älischna  Sabbat  6,  9;  b.  66  b.     Jebamot  15,  2. 

^)  Willrich,  H.,  Juden  und  Griechen  vor  der  makkabäischen  Erhebung. 
Göttingen  1895.  Daß  der  Autor  seine  These  unter  dem  Eindruck  der  neuen 
Funde  zurückgenommen  hat,  ändert  nichts  an  ihrer  symptomatischen  Be- 
deutung. 

')  Schürer  in  der  Theol.  Literaturzeitung,  XXXII,   1907,  Spalte  7. 

^)  StäheUn,F.,  Der  Antisemitismus  desAltertums,  Basel  1905. —  Bludau, 
Aug.,  Juden  und  Judenverfolgungen  im  alten  Alexandria,  Münster  i.  W.  1906. 
—  Wilcken,M.,  Zum  alexandrinischen  Antisemitismus,  Leipzig  1909.  (S.-A.  aus 
Abh.  Sachs.  Ges.). —  Reinach, Th.  in  den  Jahrg.  der  Revue  des  Etudes  Juives. 

»)  Wilcken,  I,  1,  S.  24  (vgl.  auch  63);  II,  2,  Nr.  60. 
^°)  Wilcken,  1.  c.  In  der  Anmerkung  wird  noch  bemerkt:  ,,]VIißtrauen 
gegen  die  Aussage  eines  Juden  tritt  in  Fay.  123  (a.  100)  hervor.""  Sonst  liegt 
rüchts  vor.  Der  Brief  lautet  in  Schubarts  Übersetzung  (Tausend  Jahre  am  Nil, 
S.  50,  Nr.  42)  mit  Weglassung  des  Eingangs  und  des  Schlusses  wie  folgt:  ,,Im 
übrigen  erhielt  icli  also  von  dem  Aralier  den  Brief,  las  ihn  und  betrübte  mich. 
Folge  dem  Ptollarion  zu  jeder  Stunde;  vielleicht  kann  er  dich  los  machen. 
Sag'  ihm:  ,,ich  bin  etwas  anderes  als  alle  anderen,  ich  bin  ein  Kind:  für  ein 
Talent  hab'  ich  dir  meine  Waren  verkauft.  Ich  weiß  nicht,  was  ich  tun  soll, 
so  viele  Gläubiger  haben  wir.  Richte  uns  nicht  ganz  zugrunde."  Bitte  ihn 
täglich,  vielleicht  kann  er  sich  deiner  erbarmen.  Wo  rücht,  so  sieh'  auch  du, 
wie  alle  tun,  dich  vor  den  Juden  vor.  Eher  wirst  du,  wenn  du  ihm  folgst,  seine 
Freundschaft  gewinnen  können.  Sieh'  zu,  ob  mit  Hilfe  desDiodoros  die  Schreib- 
tafel von  der  Frau  des  Statthalters  unterschrieben  werden  kann.  Wenn  du 
deine  Sache  betreibst,  bist  du  nicht  zu  tadeln.  Grüße  den  Diodoros  sehr". 
Ptollarion,  den  Herakleides  anfleht,  er  möchte  ihn  rücht  ganz  zugrunde 
richten,  war  kein  Jude,  sondern  ein  Hellene.  Was  hatte  übrigens  dieser  ver- 
krachte Herakkides  noch  zu  verlieren,  das  er  vor  Wucherern  gewarnt  werden 
mußte?  Von  einem  Hellenen  wird  er  ganz  zugrunde  gerichtet  und  vor  jü- 
dischen Wucheren  wird  er  gewarnt,  wie  auch  Schubart  annimmt. 

^^)  Schür  er,  E.,  der  die  heidnischen  Schriftsteller  abhört,  findet 
„63  befremdlich,  daß  überhaupt  die  jüdische  Propaganda  erhebliche  Erfolge 


—    26    - 

unter  der  heidnischen  Bevölkerung  erzielt  hat,  denn  die  8  t  i  m  m  u  n  g  der 
griechiscli- römischen  Welt  gegen  die  Juden  war  keines- 
wegs eine  sympathische".  (Gesch.  d.  jüd.  Volkes  III^,  150.)  Ferner:  „Die 
Gesamtstimmung,  welche  in  der  griechisch-römischen  Welt  gegenüber  dem 
Judentum  herrschte,  war  nicht  sowohl  die  des  Hasses,  als  die  der  Verachtung" 
(154).  Hierauf  bemerkt  Schürer  selbst:  ,,Man  fragt  sich  billig,  wie  bei  dieser 
Stimmung  der  griechisch-römischen  Welt  überhaupt  ein  E  r  f  o  1  g  d  e  r  jü- 
dischen Propaganda  möglich  war"  (155).  Auf  diese  Frage  gibt  es 
nur  eine  logische  Antwort:  die  Prämisse  sei  falsch,  das  Volk  habe  die  Juden 
nicht  gehaßt,  wie  der  alexandrirüsche  Apion,  und  nicht  verachtet,  wie  der 
aristokratische  Tacitus.  Keinesfalls  verliert  die  Gegeninstanz  etwas  von  ihrer 
Kraft,  weil  sie  Seh.  selbst  wahrgenommen.  Eine  ausreichende  Erklärung  für 
den  von  ihm  selbst  geschaffenen  Zwiespalt  der  historischen  Erscheinung  ver- 
mag er  nicht  zu  geben.  Was  er  von  ,, Beschönigung  der  jüdischen  Religion" 
usw.  sagt,  hebt  den  Widersprucli  zwischen  Verachtung  und  religiös-moralischer 
Unterwerfung  nicht  auf.  Obendrein  sind  die  von  Schürer  geltend  gemachten 
Gründe  ohne  tatsächlichen  Gehalt. 

12)  Schürer,  IIP,  48. 

1^)  Mechilta-Einleitung,    Anf.     Ausführlich    meine    Zeitsclirift    M.    Zs. 
Szemle  X  (1893),  492—96  und  XX  (1903),  370. 

1")  Ebenda  XX,  361. 

i'*)  Tosefta  Megilla  3  (2),  6  p.  224  Zuckerm.;  b.  Meg.  26  a;  Apostel- 
geschichte 6,  9. 

1«)  Schürer  III*,  48;  Wilcken  I,  1,  S.  62  (in  Arsinoe). 

17)  Schubart,  W.,  Tausend  Jahre  am  Nil,  Berlin  1912,  S.  XV  und  S.  9  f. 

18)  Schürer  HI*,  42  und  49. 

19)  Tos.  Keth.  4,  9  (264,  30);  j.  28  d  unten;  B.  Mezia  104  a  (vgl.  meine 
Jüdische  Ehescheidung  II,  74). 

20)  Sabb.  115  a:  rr^D^"'?  niiaS»  JT^Ta  V-Jit"^^  'psirs  1''n. 

21)  Meg.  18  a:  diit^p  rr'nu  D-i-aP'ys  r^-ob^s  ,ci^-r3  r*'-i2r  •c::2*':b  n''::E"': 
CSIT^b  n^Jlli-  Ausführlich  behandelt  in  meiner  Zur  Einleitung  in  d.  H.  SchriiL 
70  ff.  Zu  beachten  ist  die  Wortform  „Gipt".  Die  Araber  sagten  später  genau  so 
Q  i  b  t ,  woraus  unser  ,, koptisch"  stammt. 

2-^)  Tos.  Kidduschin  5,4  (342,6). 

23)  Josephus,   Bellum  Jud.  VII  6,6. 

24)  Siehe  Schürer,  IIP,  46  f.,  117;  Wessely,  C,  Neue  Texte  zu  dem 
Judaion  Telesma,  Wien  1910.  (AusS.  W.  A.  W.  Jg.  1910);  Wilcken  I,  1,  S.  198; 
I,  2,  S.  85,  Nr.  61,  S.  346,  Nr.   295;  M.  Zs.  Szemle  XXVI,  229  f. 

25)  Wilcken  I,  2,  S.  87,  Zeile  206:  v^tQ  clnan/i?}^-)  (^on/ua)  tf 
lyi'vovTtti )   ( Öqh/u  ai  ou, 

26)  LXX  überseizen  Ex.  23,  19  '■■r^lX  t-,1^2  r*rX1  nüt  r«?  umco/r)^  töv 

noMTOyfVTjfl  CtTtOV. 

")  Tos.  Sciiekalim  3,23.24  (Parall.). 

28)  Juden  und  Judenverfolgungen  im  alten  Alexandria,  S.  9. 

29)  M.  Zs.  Szemle  XXIV,   183. 


-    27    -~ 

30)  Ividd.  26  a,  Baba  Batra  51  a. 

31)  Kidd.   18  a. 

22)  Kidd.  9  a,  Jebam.  52  a;  j.  Kidd.  58  c,  33. 

33)  Sota  1,5. 

34)  Gittin  21  b. 

35)  Gittin  32  b. 

36)  B.  Batra  32  b. 

37)  Maaser  Seh.  2,  10. 

38)  X.  Baba  Mezia,  2,  4  (373,22):  r'zr.  'S  ;r  ■-:-  c-n::  =r3 

39)  Maaser  Seh.  2,  10.  11. 

^°)  Tos.  Gittin  2,  3 — 5;  vgl.  Sabb.  12,  4.  5.  Siehe  mein  Althebräisches 
Buchwesen  S.  16 f. 

*i)  Das  Buch  bei  den  Griechen  und  Römern,  BerUn  1907,  S.  32  und  76. 

*2)  Mehr  in  La  letteratura  moderna  sul  libro  considerata  dal  punto  di 
vista  del  liro  ebraico,  Firenze  1910,  S.  50  ff.  (S.-A.  aus  Rivista  Israelitica 
V— VII).    Vgl.  auch  Wilcken  I,  1,  S.  XLVI. 

■*3)  Masor.  Untersuchungen  6ff. ;  Wilcken  I,  1,  p.  XLVII. 

■»*)  Bei  Krauß,  Lehnwörter  II,  622. 

^5)  Deißmann.  Licht  vom  Ostens,  118,30;  Wilcken,  Grundzüge,  I,  2, 
Xr.  480  (S.  566,  7.  29):  llnuäog  .  .  .  Uß/.aom  ano  lijiim'og.  Krauß,  Lehn- 
wörter II,  303.  Trotz  M.  Zs.  Szemle  XXVI,  345  hält  Krauß,  Archäologie  III, 
169  und  320  (A.  298)  an  Libellar  fest  und  schreibt  sogar  hße).kaniog. 

46)  Deißmann,  a.  a.  O.  59;  M.  Zs.  Sz.  a.  a.  O. 

")  Wilcken,  Ostraka,  I,  691,  696;  Grundzüge  I,  1,  S.  171  (A.  5),  240, 
247:  I,  2,  Xr.  299;  Sabb.  2,1;  Low,  Aram.   Pflanzennamen  352. 

"8)  Wilcken  I,  1,  S.  251  f. 

49)  Tos.  Machschlrin  3,  4  (675,21). 

^°)  I.  Low,  bei  Krauß,  Lehnwörter  II,  71. 

51)  Wilcken  I,  1,  S.  181,  376  ff. 

52)  Wilcken,  1.  c.  273. 

^^)  j.  Berach.  12  c.  7;  Gen.  R.  3,6. 

54)  A.  a.  O.  S.  16,  46,  353,  414,  416;  I,  2,  Xr.  404. 

55)  Randglossen  zum  Alten  Testament,  Straßbiirg  i.  E.  IGOi,  Voiwort. 

56)  Jerenüa  Kap.  32. 

5')  Belege  siehe  in  meiner  Abhandlung  ,,Zur  demotischen  und  griechischen 
Papyrusurkunde"  in  Cohen-Festschrift  (Judaika),  Berlin  1912,  S.  207—226;  über 
den  Kaufbrief  Jeremias  siehe  auch  L.  Fischer,  Zeitschrift  f.  A.  W.  XXX,  136 — 142. 

53)  Xietzold,  J.,  Die  Ehe  in  Ägypten  zur  p'co'emäisch-römischen  Zeit, 
Leipzig  1903,  S.  2.  Das  Ganze  erinnert  an  ;-;:■-•'  r"~~  "b;":.'  cifs  biblischen 
und  rabbinischen  Gesetzes.  In  der  gangbaren  Kethuba  heißt  es:  „ich  werde 
dir  geben  ....  deine  Xahrung  und  Kleidung  und  deinen  Bedarf  und  werde 
zu  dir  eingehen  nach  allgemeiner  Sitte"  (z.  B.  ••--  ;-p   Venedig  1552,  Xr.  4). 

59)  Mein  Die  jüd.  Ehescheidung  und  der  jud.  Scheidebrief  11,20. 
69)  Baba  Batra  10,  7. 
61)  Mitteis  I,  75. 


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