R.KOLKWITZ
Jena, Gust^v Fischer
sjO- ^-'l*— ' ^Lfie^^-3^ /•&?&.
MAIN LIBRA WY- AGRICULTURE DEFT.
BIOLOGY
UBRARY
G
Pflanzenphysiologie
Versuche und Beobachtungen
an hoheren und niederen Pflanzen
einschlieBlich Bakteriologie und Hydrobiologie
mit Planktonkunde
Von
R. Kolkwitz
Zweite, umgearbeitete Auflage
Mit 12 zum Teil farbigen Tafeln und 153 Abbildungen im Text.
Jena
Verlag von Oustav Fischer
1922
Mid* In eermanv)
ai
Alle Rechte vorbehalten.
MAIN I m« » »•,'
-''I TLme DKPT
Aus dem Vorwort zur I. Auflage (1914).
Die vorliegende Veroffentlichung hat sich aus meinen ,,Pflanzeu-
physiologischenVersuchen zutibungen im Winter" 1899 (1)
entwickelt. Diese Ubungen bezweckten seinerzeit, d i e Studierenden
an der Berliner Universitat und Landwirtschaftlichen
Hochschule durch selbstandige Kursusiibungen , nicht durch blofie
Demonstrationen, in die physiologische Botauik einzufiihren.
Bei der Auswahl der Versuche wurde besonderer Wert darauf ge-
legt, aus der groBen Fiille des zur Verfugung stehenden Materials das-
jenige herauszufinden, dessen Durcharbeitung im Vergleich zur auf-
gewendeten Zeit die beste Belehrung bot und dabei doch den als Richt-
schnur gewahlten Zusammenhang wahrte. Nur keine MiBerfolge
beim Experiment, die im Objekt selbst liegen! Im Gegen-
teil, geschickt gewahltes Kursusmaterial soil bei griindlicher Unter-
suchung sogar neue wissenschaftliche Ergebnisse zeitigen konnen.
AuJBerdem sollten die Versuche den Experimentator fortwahrend be-
schaftigen und ihm das Resultat nach Moglichkeit sogleich oder in
kiirzester Zeit vor Augen fiihren.
Ahnliche Ubungen hielt ich auch mit Stud ienra ten und Asses-
soren des hoheren Lehramtes ab, also mit Herren, welche das
akademische Studium bereits beendet batten. Diese Kurse fanden in
amtlichem Auftrage in der PreuB. Hauptstelle f. d. naturw. Unter-
richt statt.
Bei diesen Studien wurden auch die niederen Pflanzen von Anfang
an beriicksichtigt, doch waren die Planktonorganismen und die Hydro-
biologie dabei zunachst nur schwach vertreten.
Meine Tatigkeit an der PreuB. Landesanstalt fur Wasser-
hygiene in Dahlem gab mir reiche Gelegenheit, das Gebiet der Hydro-
biologie zu pflegen, wodurch es sich von selbst ergab, die Wasser-
organismen mehr und mehr in meine Ubungen einzubeziehen und auch
in besonderen Kursen zu behandeln. Bei den Kryptogamen habe ich
die systematische Anordnung gewahlt, weil sich hierbei die Physio-
logic gerade dadurch besonders lehrreich gestaltet, daG man die ganze
Gruppe iiberblickt.
Bezuglich der Nomenklatur bin ich aus praktischen Grunden der
Regel in der Zoologie gefolgt, wonach alle Gattungsnamen grofi, alle
Artennamen klein geschrieben werden.
Yorwort zur 2. Auflage.
Zwischen der 1. und 2. Auflage liegt der lange Krieg. Die durch
ihn geschaifene Lage laCt es gegenwartig besonders erwunscht erscheinen,
beim Unterricht Versuche so einfach wie moglich zu gestalten,
ohne ihre Genauigkeit dadurch zu beeintrachtigen. Diesen Gesichts-
punkt habe ich iiberall zur Durchfiihrung zu bringen gesucht, oftmals
mit dem Wunsche, dafi die Versuche einem Kolumbus-Ei ahnelD
mochten.
Die vorliegende Bearbeitung enthalt einige neue Abschnitte (be-
sonders VIII und IX), durch welche das besprochene Gebiet vervoll-
standigt wird, so wie eine Heine neuer Abbildungen.
Die Behandlung des gesamten Stoffes geschah derart, daB das Buch
als Vereinigung einer theoretischen und einer praktischen
Physiologie gelten kann. Es ist also fur diejenigen bestimmt, welche
in dem Buch nicht nur lesen, sondern danach auch arbeiteu wollen.
Der grofite Wert ist auf eine genaue Angabe der Literatur gelegt
worden, um dem Benutzer das Nachschlagen in den Originalarbeiten zu
erleichtern. Das Schriftenverzeichnis wurde deshalb um rund 300
Nummern vergroBert.
Die niederen Pflanzen sind absichtlich wieder ausfiihrlicher be-
handelt worden, weil an derartigen Darstellungen in der Literatur
Mangel sein diirfte.
Zur Vermeidung einer wesentlichen Steigerung des Umfanges der
neuen Auflage habe ich mich entschlossen, unter dem allgemein ge-
haltenen Titel ,,Pflanzenforschung" einen laufenden Kommentar in
Heften herauszugeben, durch den es moglich wird, erganzende "Versuche,
Methoden usw. etwas ausfiihrlicher in einer Art kleiner Monographieu
mitzuteilen, wie ich es in meinen ,,EinzeldarstelluDgen" (2) z. T. schon
getan habe. Auf diese Weise ist es leicht, neuere Untersuchungeu
verhaltnismafiig schnell nachzutragen und bestehende Lticken auszufiillen.
Wahrend der Fertigstellung der neuen Auflage haben mich zahl-
reiche meiner Kollegen mit wertvollen Ratschlagen aufs freundlichste
unterstiitzt, wofiir ich ihnen an dieser Stelle vielmals danken mochte.
Ganz besonderen Dank schulde ich wieder Herrn Studienrat H. Bethge
fur seine freundschaftliche Mithilfe und fiir sein reges Interesse
an der zweckmafiigen Ausgestaltung der Arbeit. Auch dem Verleger,
Vorwort. ', ,« j *•• * V , y
Herrn Dr. Fischer, bin ich fur sein freundliches Emgg&Hu.aiif a
meine Plane und Vorschlage wiederum zu lebhaftem Dank verpflichtet.
Der groBen Liebenswiirdigkeit des Herrn Dr. Clemens Miiller
verdanke ich die nach natiirlichen Objekten gezeichnete Tafel III, welche
an die Stelle einer farbigen getreten ist.
Die zahlreichen neuen Textflguren stammen auch diesmal wieder
aus der bewahrten Feder des als Zeichner an der PreuB. Landesanstalt
fur Wasserhygiene tatigen Lithographen Herrn B. Grefrath.
Steglitz, im Marz 1922.
B. Kolkwitz.
Inhaltsubersicht.
Scite
Teil A. Phanerogamen.
I. Gruppe. Notwendige Elemente und Nahrsalze 3
II. „ Das Chlorophyll und seine Funktion -4
III. „ Diffusion, Osmose und Turgor J.9
IV. „ Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes 6l 33
V. „ Eiweifi 51
VI. „ Wasser und Luft . 58
VII. „ Atmung 68
VIII. „ Bewegung, Wachstum und Eeiz 75
IX. „ Fortpflanzung und Vererbung 94
Teil B. Kryptogamen.
I. Gruppe. Myxomycetes (Schleimpilze) 107
II. „ Schizomycetes, Bacteria (Spaltpilze) ....... Ill
III. ,, Eumycetes, Fungi.
1. Hefen 138
2. Schimmelpilze 146
3. Parasitische Pilze 155
4. Hohere Pilze . . . . . . * % . . . . . 160
IV. „ Lichenes, Flechten 172
V. „ Algen ; Neuston, Plankton und Benthos . .... . . 180
VI. „ Okologie der Gewasser 232
VII. „ Charophyta (Characeae), Armleuchtergewachse .... 244
VIII. „ Bryophyta (Muscineae), Moose 245
IX. „ Pteridophyta, Fame 259
Teil A.
Phanerogamen.
|Kolk\vitz, Pflarvienphywotogie. 2. Atifl.
I. Gruppe. Notwendige Elemente und Nahrsalze.
Allgemeincs. Fiir die Pflanzen sind, von einigen Ausnahmen ab-
gesehen, zum Aufbau 10 chemischeEJemente unentbehrlich, namlich
C, H, 0, N, S, P, K, Ca, Mg, Fe.
Der Kohlenstoff (C) wird von den griinen Pflanzen aus der
Kohlensaure der Luft aufgenommen, er 1st ein Hauptbestandteil des
pflanzlichen Ko'rpers und durch Verkohlen leicht nachweisbar.
Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) stehen im Wasser zur
Verfugung, der zum Atmen notige freie Sauerstoff in der Luft. C, H
und O werden hauptsachlich zu dem Kohlenhydrat Zucker verbunden.
Stickstoff (N), Schwefel (S) und Phosphor (P), mit den
drei ersten Elementen vereint, bilden in der Regel die unentbehrlichen
Bausteine des EiweiBes.
Kali urn (K), Calcium (Ca), Magnesium (Mg) und Eisen (Fe)
endlich sind Elemente, welche mehr im Dienste der Bildung und
Speicherung z. B. von Kohlenhydraten stehen, soweit ihnen nicht noch
andere Aufgaben zukommen (Kollo'idbeeinflussung usw.).
Zu den nicht fiir alle Pflanzen unbedingt erforderlichen Grund-
stoffen gehoren Natrium, Chlor, Silicium und einige andere.
Nachweis der Elemente. Analysiert werden entweder die ganzen
Pflanzen oder einzelne Organe oder bestimmte Zellbestandteile (mikro-
chemischer Nachweis). Die Mehrzahl der genannten Elemente ist durch
den Pflanzenkb'rper mehr oder weniger gleichmaflig verteilt, wahrend
z. B. K und Mg, oft auch P, vielfach lokalisiert sind; ihr Nachweis
geschieht darum mit Vorliebe in besonderen Pflanzenteilen, vor allem
in Speicherorganen. Wegen der Methoden muB hier auf die einschlagige
Literatur verwiesen werden, z. B. auf Molisch (2).
Niihrsalze. Die meisten der genannten Elemente werden mit dem
Wasser in Form von Nahrsalzen aufgenommen, eine Tatsache, die be-
sonders anschaulich durch Wasserkulturen, aber auch durch Topfkulturen
in prapariertem (gegluhtem) Sand nachgewiesen werden kann.
Die Richtung, in der die Salze wandern und sich ausbreiten, wird
durch die Stellen des Verbrauchs oder der Speicherung bestimmt. Bei
der Kultur von Hyazinthen in Glasern wandern die Salze beispielsweise
von der Zwiebel, also von oben her, in die Wurzeln ein.
Die bekanntesten Nahrsalzlosungen sind diejenigen von Knop,
Sachs, Pfeffer, Tollens und v. d. Crone. Mit Riicksicht auf die
praktischen Schwierigkeiten, die sich erfahrungsgemaB vielfach der Aus-
1*
Teil A. Phanerogamen.
;-fuh-rang solchef- Versuche mit Nahrsalzlosungen entgegenstellen, habe
"rclTneiie'i'dings'N ah rsalz-T ablet ten1) von je 1 g herstellen lassen.
von deren Anwendung spa'ter noch die Rede sein wird. Hire Zusammen-
setzung 1st folgende:
KNO3 20 g= 56,980 Proz. = 0,57 g je Tablette
CaS04 7. „ = 19,943 „ =0,20 „ „
KH2PO4 5 ,.= 14,245 „ =0,14 ,. „ „
MgSOj/. 3 „= 8,547 , =0,09 „ „
FeCl3_ 0,1_W=O,285^ ,. =0,003 „ „ „
Ausgangsgemisch 100,000 Proz. 1,003 g
Dieses Salzgemisch la'Bt sich ohne Bindemittel zu Tabletten pressen.
Gelost wird 1 g je Liter Wasser (Leit.W. oder dest. W.). Etwa verbleiben-
der geringer Bodensatz ist belanglos. Die Reaktion dieser Nahrlosung ist
neutral oder ganz schwach alkalisch, das Phosphorsalz allein reagiert sauer.
Diese Tabletten stellen die anorganischen Pflanzenbestandteile,
gleichsam die Pflanzenasche, dar, die in der Trockensubstanz nur in
wenigen Prozenten enthalten ist.
Bei intensiver Ackerkultur pflegt mit mineralischen Nahrsalzen in
Form von Superphosphat, Thomasmehl, Kainit usw. etwas reichlicher
gediingt zu werden.
Das vorstehend beschriebene Nahrsalzgemisch ist natiirlich nicht
dazu bestimmt, bereits seit langem bewahrte Nahrsalzlosungen allgemein
zu ersetzen, es erleichtert aber die Durchfuhrung der Kulturen in vielen
Fallen.
II. Gruppe. Das Chlorophyll uncl seine Funktion.
Allgemeines iiber Assimilation. Die synthetische Verkettung der
Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff geschieht durch die
Kohlenstoff -Assimilation. Diese ist einer der wichtigsten Lebens-
vorga'nge; sie erfolgt im Licht (Pho to syn these) unter Mitwirkung
des Blattgriins nach der Formel:
6 CO2 + 6 H2O = CeHli(06 + 6 O2.
Hiernach wird also von der Kohlensaure Sauerstoff abgespalten und
der verbleibende Kohlenstoff mit Wasser zu Zucker verarbeitet.
Da Kohlensaure in einer L 6 sung von Chlorophyll selbst unter dem
EinfluBdesLichtes,praktischgesprochen,bestandigist, entsteht die wichtige
Frage, wodurch die an dem Assimilationsvorgang beteiligten Stoffe in
der lebenden Zelle wirkungsfahig werden, d. h. wodurch hier die auf-
fallende Reaktionsgeschwindigkeit bedingt ist. Nach den eingehenden
Untersuchungen von O. Warburg (1) ist sie dadurch zu erkla'ren, dafi
Kohlensaure und Wasser an den Oberflachen der festen Zellbestandteile
(Chlorophyllkorper) einer kapillarchemischen Adsorption und damit der
1) Hergestellt von der Firma Paul Altmann, Berlin, NW, Luisenstrafie 47.
Preis 1921 : M. 1.— fur 10 Stiick.
Das Chlorophyll und seine Funktion. 5
Uinwandlung unterliegen. Zerstorung dieser Oberflachen (durch Ab-
sterben der Zellen) bedeutet Zerstarung der Reaktionsorte und damit
Aufhebung des Assimilationsvermogens.
Ohne den Chlorophyllfarbstoff findet in der hoheren Pflanze keine
Kohlenstoff-Assimilation statt. Ausnahmen davon finden sich unter
den Bakterien, bei denen insbesondere der Nitratbildner Bacterium
nitrobacter [vgl. Pfeffer (1), Bd. 1] und der Schwefelorganismus Beg-
giatoa [vgl. Keil (1)] autotroph sind [CO., (ohne Chlorophyll) verarbeitend].
Freilich liegen in beiden Fallen noch keine Messungen iiber die Bilanz
der Nahrstoffumsetzung' vor.
Das erste nachweisjbare Produkt der Assimilation diirfte Trau-
benzucker (C6H12O6) oder auch ein Disaccharid sein, das erste
sichtbare dagegen Starke. Die Gattung Allium (Schnittlauch, Zwie-
bel) bildet im Freien in den Blattern fast nur Zucker.
Nacli A. v. Baeyer entsteht als Z wischenprodukt bei der
Bildung des synthetischen Zuckers Formaldehyd (CH2O), das ein-
fachste Kohlenhydrat (von niedrigsten Molekulargewicht). Wenn dieser
Stoff auch von derselben Oxydationsstufe ist wie der Zucker, und
wenn aus ihm auch Fruktose kunstlich hergestellt werden kann, so
ist diese ganze Vorstellung bisher doch immer noch Hypothese; .vgl.
dazu H. Schroeder (1), S. 104, 116 u. 160; ferner Willstatter
u. Stoll (2), Arbeit 7: Untersuchung iiber Zwischenstufen der Assi-
milation.
Es ist trotz eingehender Untersuchungen noch fraglich, ob es nach-
weisbare Zwischenprodukte bei diesem ProzeB tiberhaupt gibt.
• A lie sichtbaren Strahlensorten des Spektrums ermoglichen die
Assimilation, aber in ungleicher Starke; vgl. z. B. Kniep u. Min-
der (I).
Die langwellig'en, an den Ultrabezirk grenzenden roten Strahlen
ermb'gliclien keine oder nur aufierst schwache Photosynthese.
Bei der Assimilation wird das absorbierte sichtbare Licht in hohem
MaJBe ausgeimtzt, auf jeden Fall besser als bei photochemischen Eeaktio-
nen in unbelebten Systemen ; der Nutzeffekt ist also betrachtlich.
Die AssimilationsgroBe ist dem Licht innerhalb gewisser Intensi-
tats- und Zeitgrenzen proportional; deshalb konnte Molisch (1) auch
Portratneg-ative und Ursprung (1) das Spektrum auf entstarkten
Blattern durch Lichtwirkung zur Abbildung bringen (Jodprobe).
Neben der Assimilation findet auch Atmung, die entgegengesetzt
wirkt, statt, die aber bei grofierer Lichtstarke wenig zur Geltung kommt.
Man kann sich das Zusammenwirken beider Vorgange durch folgendes
Beispiel veranschaulichen :
Assimilation : 66 CQ2 + 66 H,O = 11 C0H12Ot; + 66 O2
Atmung: CBH12O6 + 6 O2 = 6 CQ2 + 6 H, O
Es verbleiben trotzdem : 10 C(iH12O6 + 60 O2
(3 Teil A. Phanerogamen.
Blaschenversiich mit Elodea canadensis. Die Versuchsanord-
nung dient zum Sichtbarmachen des bei der Assimilation abgeschiedenen
Sauerstoffs. In einfachster Weise kann man den Versuch so gestalten,
daB man in ein gewohnliches mit Wasser gefiilltes Glas einen 10 — 15 cm
langen einfachen oder verzweigten Stengel von Elodea mit unverletzter
Spitze und frisch hergestellter Schnittflache (Schere, scharfes Messer)
in umgekehrter Lage hineinwirft und durch einen Glasstab am Auf-
steigen verlundert. Am besten wahlt man dichtbeblatterte, recht kraftige
Triebe; in Winterruhe befindliche Exemplare bewahre man erst einige
Zeit im Zimmer auf.
Schon 'bei Beleuchtung mittels Petroleumlampe wird man deutlich
Sauerstoffblaschen in schnellem Tempo (z. B. sekundlich) und in regel-
maBigen Abstanden aus der Schnittflache der von Luftkanalen (lurch-
setzten Stengel infolge eines natiirlichen inneren Uberdruckcs hervor-
treteu sehen. Direktes Sonnenlicht ist nicht crl'orderlich, beschleunigt
aber den ProzeB. 1m Mondlicht beobachtete Ur sprung (1) keine
Starkebildung. Im Dunkeln hort die Assimilation natiirlich auf, meist
soi'ort, wenn nicht ein erst noch auszugleichender Innendruck vorhanden
. ist. Audi im tiefen Schatten erzeugen manche Blatter keine nenncns-
werte organische Substanz ; sie produzieren nicht, sondern konsumicren
(atmen) nur. RegelmaBige Perlenstrome von Blaschen treten immer
nur aus Wunden aus, auch in Fallen, wo man solche Stromc in der
freien Natur o'der in Aquarien (an Elodea, MyriophyUum, Ceralo-
phyHum, P-otamogeton usw.) beobachtet.
Gelingt der Versuch nicht sogleich, so erneuert man ein- oder mehr-
mals die Schnittflache mittels Schere unter Wasser, zweckmafiig ober-
halb des nadisten Wirbels, da das dort befindliche Diaphragma hindernd
gewesen sein kann. In den seltenen Fallen, wo auch dann die Blaschen
ausbleiben, verwerfe man das betreffende Exemplar.
Bei Verwendung flacher GefaBe la'Bt sich das Ganze leicht pro-
jizieren. Sind die Ktivetten sehr flach (8—10 mm Plattenabstand), laBt
sich der Glasstab zum Festhalten entbehren, aber zum Entfernen storen-
der Luftblaschen an den Wanden gut benutzen.
FiirWasserpflanzen veranschatilicht die Blasche-nmethode (O2-Erzeu-
gung) die Beltiftung des Wasser s, fur Luftpflanzen bringt auch der
Verbrauch der Kohlensaure die ,,Verbesserung der Luft" mit sich.
Fiir historische Studien vgl. Ingen-Houss (1).
Assimilation und CO2-Menge. Bringt man den SproB von Elodea
in 10 Minuten gekochtes und wieder abgekuhltes Wasser, so unterbleibt
die Assimilation auch im Licht, weil keine Kohlensaure zur Verfiigung
steht.
Gibt man umgekehrt einige ccm Selterwasser hinzu (ev. verdiinnt
oder abgestanden), so wird das Tempo des Blaschenaufsteigens sehr
beschleunigt.
Abb. 1. Rcagentien
fur, dc£ Indigover-
such in Form von blauem
(links) und weifiem Pul-
ver (rechte). Inhalt der
Flaschen25-50ccm;ca.
if nat. Qr. (Orig.)
Das Chlorophyll und seine Funktion.
Indigoversuch (Taf. I, Abb. 1). Die Methode dient zum chemi-
schen Nachweis des Sauerstoffs. Sie ist jetzt mit Hilfe von nur zwei
pulverfonnigen Reagenzien1) (s. Abb. 1) sehr leicht auszuftihren. Das
Indigokarmin '-) (indigoschwefelsaures Natrium)
wird in Leitungswasser gelost, so daB in etwa
1 dm dicker Schicht eine tief himmelblaue Farbe
entsteht (ca. 0,1 g je 1 1). Von dem Natrium-
hydrosulfit (Na2S20,) :!), welches in fester
Form jahrelang haltbar ist, wird fine kleine Menge
in ein Reagensglas gegeben, mit der 5— lOfachen
Menge gewohnlichen Wassers iibergossen und
durch Umschwenken gelost. Mittels Glasstab4)
oder Planktonpipette in die blaue Losung gebrachte
Tropfen (ein oder mehrere auf 100 ccm) entfarben
das Indigoblau zu IndigoweiB5). Dieses wird
durch Einwirkung des Luftsauerstoffs sogleich
wieder blau, und zwar bei ruhigem Wasser nur
an der Oberflache, beim Schiitteln in alien Teilen.
Reduktion : t;) C^H^CX, + 2 H = CJ6H12N2O2
Indigoblau IndigoweiB
Oxydation: 2 C16H12N2O2 + O2 = 2 C1CH10N2O2 + 2 H20.
Als VersuchsgefaBe dienen KtivettenflaschenJ) nach L. Kny (s.
Taf I) oder runde Flaschen (kein Korkstopfen !). Diese werden, vollkom-
men gefiillt, mit einem durch Blei oder Eisendraht beschwerten tiefgriinen
und dichtbeblatterten Endstuck von Elodea8) oder mit einem Blatt9)
beschickt. Nach vorsichtiger Entfarbung (1 Tropfen zuviel kann den
Versuch verderben) wird der (ev. angefeuchtete) Stopsel unter Ver-
, drangen der tiberschiissigen Fliissigkeit aufgesetzt. Tritt, was ofter
vorkomint, bald eine allgemeine Blauung durch noch locker gebundenen
Sauerstoff auf, so muB noch einmal durch einen Tropfen der Reduk-
tionslosung cntfarbt werden.
1) Durch groftere chemische Fabriken zu beziehen, z. B. von Kahlbaum, Adlers-
hof bei Berlin.
2) Die Verwendung von Fuchsin, Nigrosin usw. ist nicht zu empfehlen.
3) Auch herzustellen durch Schiitteln von Zinkstaub mit einer Losung von
Natriumbisulfit (Natrium bisulfurosum siccum, NaHSO3); vgl. Kolkwitz (1).
4) Auch Hutnadeln mit schwarzem Glaskopf oder Stricknadeln mit Kork geeignet.
5) Indigokiipe der Flirber (cupa = Behalter), Kiipe im iibertragenen Sinne =
IndigoweiSlosung.
6) In den Formeln sind die unwesentlichen Teile fortgelassen worden. Die Oxy-
dationsgleichung ist verdoppelt, um atomistischen Sauerstoff auszuschlie6en.
7) Zur Projektion geeignet.
8) Venvendbar sind auch: Ceratophyllum, Myriophyllum, Potamoyeton, Rimilaria.
Spirogyra- und Cladophora-Waiten, Fontinalis, Hylocommm (nai3) u. a. m.
9) Man konnte auch grofio Praparatcngliiser oder groBe Flaschen mit viel Pflanzen-
material ver wen den.
8
Teil A. Phanerogamen.
Das Gefaft (s. Taf. I) wird nun auf oder gegen eine weifie Flache
gestellt und nicht mehr beriihrt. Als Lichtquelle konnen die ver-
schiedensten Beleuchtungsarten dienen, von der Kerze bis zum direkten
Sonnenlicht. Der Effekt der Blauung durch den bei der Assimilation
erzeugten Sauerstoff ist auf der Tafel I zu erkennen ; er tritt bei
guter Beleuchtung nach 10 — 20 Minuten deutlich hervor.
Blaschenausscheidung ist bei Anwendung der Indigomethode nicht
zu beobachten, weil die IndigoweiBlosung den Sauerstoff begierig schon
an den BlattfLachen aufnimmt.
Der Prozefi ist nach Willstatter u. Stoll (1) nicht anaerob,
weil latenter (locker gebundener) Sauerstoff in geringer Menge in der
Lb'sung zur Verftigung steht.
Im Dunkeln tritt keine Blauung ein, ebenso nicht im Licht bei
Verwendung chlorophyllfreier, befeuchteter Objekte (Wurzeln, Kartoffel-
stticke usw.). Vorlieriger Zusatz von einigen ccm Selterwasser kann
giinstig wirken. Nach Verlauf einer Stunde ist der Versuch nicht mehr
anschaulich, weil sich die Fliissigkeit durch-
weg geblaut hat, wenn sie nicht schwach
gelatiniert war.
Massenversuch zum O2-Nachweis.
Die Versuchsanordnung, welche mannigfach
geandert werden kann. geht ungefahr aus der
Abb. 2 hervor. Es handelt sich um einen
,,Blaschenversuch" unter reichlicher Verwen-
dung von Elodect -Material (mit frisch erneuten
Schnittflachen) oder von anderen Wasser-
pflanzen wie Myriopkyttum, Ceratophyllum
u. a. m. Ferner eignen sich fur diesen Versuch
auch Laubblatter ( 7Y/wr) . ( 'l(t<l<>i>hora-
Strahnen und Spirogyra-Watten, bei denen aber
kein regelmafiiger Blaschenstrom emporperlt.
Der Sauerstoff steigt oft erst nach Klopfen am
Glase oder nach Riihren mit einem Draht hoch.
Bindet man die Enden von Myriophylltint
zusammen, um sie in ein Glasrohr einschieben
zu konnen, so ist der Trichter entbehrlich
[vgl. Detmer (1), Noll, Man gin].
Zu den Versuchsbedingungen gehoren :
helles Licht (am besten direkte Sonne), CO.,
im Wasser (ev. Zusatz von nicht mehr perlendem
Selterwasser) und langere Versuchsdauer, nicht
unter 12 Belichtungsstunden.
Nach Herabdriicken des Trichters kann, wenn hinreichende O2-
Mengen entstanden sind, unter gleichzeitigem Offnen des Glashahns
das Glas durch ein umgekehrtes, mit Wasser gefiilltes Keagensrohr
Abb. 2. Auffangen des
i m Licht erzeugten
Sauerstoffs. Der Apparat
wird auf eine weifie Unterlage
gestellt; rd. V4 nat. Gr. (Orig.)
Das Chlorophyll und seine Funktion. 9
aufgefangen und ein glimmender Holzspan durcli den angesammelten
Sauerstoff cntflammt werden.
Bakterienmethode von Th. W. Engelmann. Zu diesem Versuch
bedient man sich sauerstoffbediirf tiger (aerotaktisch reizbarer) Bakterien
[z. B. Pseudomonas (Bacterium) fluoresc&ns], welche lebhaft beweg-
lich sind, wenn Sauerstoff zutreten kann, dagegen zur Ruhe kommen,
wenn er fehlt.
UbergieBt man ein hochstens fingergliedgroBes, geschabtes, mageres
Stiick rolien Fleisches oder etwa 10 zerkleinerte Erbsen mit 100 ccm
Leitungswasser, so entwickeln sich in dem Wasser sauerstoffbediirftige
Bakterien aus vorhandenen Keimen in wenigen.Tagen (bei hoherer Tem-
peratur schneller), vorwiegend an der Oberflache (Rohkultur). Auch
Kuhstalljauche mit darin befindlichen Spirillum kann verwendet werden.
Bringt man einen Tropfen davon auf den Objekttrager und legt ein
£70flteff-Blattstuck oder einen Faden von Spirogyra dazu, so wird man,
wenn das Deckglaschen so aufgelegt wird, daB keine Luftblasen ent-
stehen, schon bei einer 250fachen VergroBerung leicht wahrnehmen,
daB die meisten Bakterien dieses Gemisches sich nur in unmittelbarer
Nahe des assimilierenden Objektes bewegen, ein Beweis daftir, daB tat-
sachlich im Liclit durch die griinen Zellen Sauerstoff erzeugt v/ird. Im
Bedarfsfalle kann man das Deckglaschen mit einem Vasilinring umgeben.
Stiilpt man eine Papp- oder Blechpappe zwecks Verdunkelung iiber das
ganze Mikroskop, so kommen nach kurzer Zeit die Bakterien zur Ruhe,
uni bei erneuter Belichtung durch Abheben derKappe dieBewegung solort
wieder zu beginnen. Oft wird man auch in groBer Entfernung vom
Blatt noch vereinzelte Bakterien herumschwimmen sehen ^ diese gehoren
zu den Anaeroben und sind fur den Versuch nicht geeignet, da sie ihre
Beweglichkeit auch bei Mangel an Sauerstoff beibehalten.
Die Verwendung rein geztichteten Bakterienmaterials erhoht
nattirlich die Exaktheit des Versuches, da storende Nebenerscheinungen
fortfallen. Sollen brauchbare Reinkulturen langere Zeit zur Verftigung
stehen, so sind die Bakterien alle 2 — 3 Tage in neue Kulturrohrchen
tiberzuimpfen (vgl. den Abschnitt Bakteriologie).
Will man zeigen, daB es gerade die griinen Chromatophoren sind,
welche den Sauerstoff ausscheiden, so kann man das EYorfea-Blatt zer-
zupfen und das Wimmeln der Bakterien an den herausgetretenen Chro-
matophoren beobachten. Dann muB man aber die Vorsicht gebrauchen,
die Zellen unter dem Deckglaschen in eine etwa 10°/oige Rohrzucker-
losung zu legen, weil reines Wasser auf die Chromatophoren, welche
in der intakten Zelle mit Zuckerlfisung in Beriihnmg sind, todlich zu
wirken pflegt.
Sehr geeignete Objekte fiir vorliegende Versuche sind auch einzeln
oder in Verbanden lebende Diatomeen, Oscillatorien, Spiro-
gyren (s. dort) und viele anderc mehr. Vgl. Th. W. Engelmann (1).
1Q Teil A. Phanerogamen.
Zuckerbildung in Blattern. Zum Nachweis des synthelischen
Zuckers empfiehlt sich vor allem die Verwendung der Blatter von
Allium (Schnittlauch, Zwiebel und von anderen Liliaceen im frischen
odjer getrocknetem Zustand). Elodea ist als ,,Starkepflanze" weniger ge-
eignet. Die Blatter werden in Stticke geschnitten und im Beagensglas
unter mafiigem Erhitzen mit Wasser ausgelaugt. Der Nachweis des da-
bei ausgetretenen Zuckers geschieht durch Pehlingsche Losung (s.
Gruppe IV).
Die Zuckererzeugung lafit sich auch durch vermehrte Zufuhr von
Kohlensaure und Licht, nicht tiber ein gewisses Mafi steigern.
Der Nachweis von synthetischer Starke erfolgt makroskopisch
durch die Sachssche Jodprobe, die als bekannt vorausgesetzt wird.
Hier sei nochmals darauf hingewiesen, dafi die Zuckerbildung durch
Assimilation in Verbindung mit Nahrsalzgaben die Entwicklung vieler
griiner Pflanzen in Wasserkulturen restlos ermoglicht.
Assimilationsorgane. Grofiere Laubbaume tragen 100 — 200000
Blatter, Nadelholzer 10—40 Millionen Nadeln. Die gesamte Blatt-
flache eines Buchenwaldes ist etwa dreimal, diejenige eines Tannen-
waldes 5 — lOmal so grofi wie die entsprechende Bodenflache (Stand-
raum). Die starke OberflachenvergroBerung der Pflanze ermoglicht ihr
• erne gute Ausnutzung der Kohlensaure und des Lichtes. Auch der
feinere Bau des Assimilationsgewebes zielt zum Teil darauf ab.
Zur Veranschaulichung des anatomischen Baues der hauptsachlich
assimilatorisch wirkenden Gewebe und zur Darstellung der Einwir-
kung des Lichtes auf die Blattstruktur ist in Abb. 3 je ein Querschnitt
durch ein Schatten- und Sonnenblatt der Buche (Fagus silvatica)
nach L. Kny abgebildet.
Wegen anatomiscli-physiologischer Einzelheiten im Bau des Assi-
milationsgewebes sei auf Haberlandt (1) verwiesen.
Allgemeines und Theoretisches iiber Chlorophyll. Dieser
wichtige Earbstoff ist erst neuerdings durch die exakten quandtativen
Untersuchurigen von Willstatter u. Stoll (1) genauer bekannt ge-
worden. Er findet sich in der lebenden Pflanze im fettahnlichen (lipoi-
den) Zustande, ohne merkliche Fluomszenzerscheinungen.
Die genaue chemische Analyse hat das Vorhandensein von vier
Pigmenten in den Chloroplasten ergeben, zwei grtinen und zwei gelben,
von folgender Natur:
1. C55H72O5N4Mg (Chlorophyllkomponente a, in Losung grunblau),
2. C55H70OGN4Mg (Chlorophyllkomponente b, in Losung reingriin),
3. C40H56 (Karotin, Kristalle orangerot),
4. C40H56O2 (Xanthophyll, Kristalle gelb).
Die vier genannten Komponenten finden sich in alien griinen Pflan-
zen, gleichgtiltig, ob sie grasgriin, moosgriin oder tannengriin sind.
Das Chlorophyll und seine Funktion.
11
Der Gehalt der Blatter an Chlorophyll (a + b) betragt etwa 0,8 o/0
der Trockensubstanz, namlich 0,6 o/0 Chlorophyll a (blaulich) and 0,2 o/0
Chlorophyll b. Die gelben Karotinoide (so benannt von Tswett) machen
0,1 bis 0,2 o/o vom Trockengewicht aus, wo von auf Karotin 0,03—0,08,
auf Xanthophyll 0,07—0,12 o/0 entf alien.
Das Chlorophyll verkohlt beim Erhitzen ohne zu schmelzen und
hinterlafit beim (Utlhen 4,5 «/0 Asche von reiner Magnesia (MgO),
ohne Phosphor oder Eisen, obwohl Fe zur Bildung des Chlorophylls in
Schattenblatt
Abb. 3. Querschnitte durch das Blatt der Buche (Fergus silvatiea). Im
Schatten entwickeln sich Palisadenzellen und Schwammgewebe viel schwacher als in
der Sonne. Vergr. mittelstark. (Nach L. Kny.)
der lebenden Pflanze notig ist. Organische Magnesiumverbindungen
sind tiberhaupt sehr reaktionsfahig und ermoglichen leicht komplizierte
Synthesen.
Eine nahc chemische Verwandtschaft von Teilstucken (Pyrrolring)
des Chlorophylls und Hamatins im Blut ist ohne Zweifel vorhand.en.
Daraus darf man aber nicht auf die gleiche Funktion beider Verbin-
dungen schliefien, denn die physiologischen Eigenschaften des Chloro-
phylls sind nicht durch die Pyrrolkerne, sondern durch deren Seiten
12 Teil A. Phanerogamen.
glieder bedingt. Aber sowo'hl die assimilatorische Fahigkeit des Chloro-
phylls wie die respiratorische des Hamatins sind an die Gegenwart von
Metallen (Mg bzw. Fe) gekntipft.
Die Hauptfunktion des Chlorophylls wird durch die Komponenten a
und b bedingt, das Chlorophyll im engeren Sinne des Wortes (friiher
als Cyanophyll bezeichnet).
Nach EL Stahl (1) kommt dem Grim als solchem eine biologische
Bedeutung zu, namlich die, das Himmelslicht am besten ausnutzen zu
konnen.
In der Dunkelheit nehmen die meis-ten griinen Gewach&e gelbe
Farbe an (Etiolemen t, Bleichsucht), die meist durch die Karo-
tinoide (Kompenenten 3 und 4), bei manchen aber durch Flavone be-
dingt ist. Bel Belichtung setzt die Chrolophyllbildung sofort ein. Viele
Keimpflanzen der Nadelhb'lzer (auch viele Algen) bilden selbst im
Dunkeln Chlorophyll [vgl. Pfeffer (1), S. 318)]. Gelbe Farbtone an
sonst griinen belichteten Organen werden als Chlorose bezeichnet.
Diaphanoskop nach Kolkwitz. Durchleuchtete Blatter crschei-
nen in einfacher Lage griin, in dickeren Lagen (4 bis 6 ubereinandor)
sch on tiefrot.
Man befestigt den Halter des Apparates1) (Abb. 4) an cinem
Stativ und legt die Blatter auf das Loch der Blechhiille, welche die
elektrische Lampe umgibt. Im dunkeln Zimmer ist dann die geschil-
derfce Erscheinung leicht zu beobachten. Als Versuchsobjekt ko'nnen
alle griinen Blatter (frisch oder getrocknet ) diencn ; 'besonders empfohlen'
seien gut gesauberte Blatter von :
Aspidistra elatior Sambucus nigra
Brassica oleracea Sonchu* oleraceus
Cochlearia armoracia Xfnnacia oleracea
Fragaria vesea (Adern eher rot Symphoricarpus racemosa
werdend) Syringa vulgaris
Hedera helix (griine B.) Tri folium prate use.
Nymphaea alba
Statt des Diaphanoskops kann man auch eine frisch gefiillte
Taschenlampe benutzen und auf diese die (grofieren) Blatter direkt
auflegen.
Das gleiche Eot erhalt man, wenn man eine Flasche mit moglichst
gesattigter, klarer Chlorophyllosung vor die runde Offnung halt.
Die Erscheinung kommt dadurch zustande, dafi die an das Ultra-
rot grenzenden langwelligen Teile des Spektrums (bei der Linie A)
die Blatter oder die Chlorophyllosung passieren, wahrend das kurz-
vvelligere Rot, Orange, Gelb- Griin, Blau und Violett absorbiert werden,
so dafi ein im wesentlichen einfarbiges Licht entsteht. Betrachtet
man eine verdiinnte griine und eine konzentrierte, tintenartige Chloro-
1) Gefertigt von der Firma Leppin u. Masche. Berlin SO, Engelufer 22.
Das Chlorophyll und seine Funktion.
13
phyllosung durch einen Apparat mit zwei tibereinanderliegenden Ver-
gleichsspektren, so erkennt man leicht, dafi das Rot der satten Chloro-
phyllosung ultrarotwarts von dem bekannten Adsorptionsstreifen bei
C, wie ihn die verdiinnte Losung zeigte, liegt.
Dieses aufierste Rot ist bekanntlich der Bezirk,
in welchem die Assimilationskurve schnell ab-
fallt und in dem auch kaum ein Ergriinen etio-
lierter Pflanzen erfolgt. Wir haben es in dem
durchgelassenen Rot also mit einer fur die
Pflanzen ziemlich wertlosen Strahlensorte zu
tun, wahrend das kurzwelligere Rot zwischen B
und C die Assimilation bekanntlich sehr fordert.
Beide Lichtbezirke erscheinen dem Auge aber
so gut wie gleich und sind nur spektroskopisch
sicher zu unterscheiden. Wiirde man die Fenster
eines Gewachshauses aus Glas des einen Rot-
bezirkes, die eines zweiten aus Glas des anderen
Bezirkes herstellen, so wiirden nur die mit kurz-
welligerem Rot bestrahlten Pflanzen gut gedeihen.
Das Rot des einen Gewachshauses, vom Innern des
anderen her beobachtet, wurde, wenn beide dicht
beieinander liegen, naturgemafi schwarz ergeben,
ebenso auch das tiefe Chlorophyll-Rot, wenn es
mit Glas vom ungefahren Strahlenbezirk B bis
C betrachtet wiirde.
Die grofie Durchlassigkeit des Chlorophylls fur aufierstes sicht-
bares Rot ist iibrigens kerne auf das Blattgriin beschrankte Erschei-
nung; wir finden sie auch bei anderen Losungen besonders organischer
Farbstoffe (z. B. Gentianaviolett, Indigo, Lackmus, Methylenblau, Me-
thylgrun usw.), nicht aber bei Berliner Blau und Kupfersoilfat. Rot
wird ebenfalls durchgelassen durch dickere Lagen von Papier, Zeichen-
karton, Holz, Kartoffelgewebe usw. Aus physikalischen Gninden be-
steht also keine Moglichkeit fiir die grtinen Pflanzen, das langwellige
Rot in nennenswertem MaBe auszunutzen (Abfallstrahlen) [vgl. Kolk-
witz (2)].
Die lichtfiltrierenden Eigenschaften des Chlorophylls bringen es
mit sich, dafi den Bodenpflanzen im dichten Waldesschatten nur ein
gegentiber dem normalen verandertes Licht zur Verfiigung steht. Vgl.
auch Sachs (1). Trotzdem ist das Chlorophyll dieser Schattenpflanzen
dasselbe, wie das aller ilbrigen.
Chlorophyll: Extraction, Fluoreszenz, Spektrum. Ubergiefit
man frische grtine Blatter mit Alkohol und zerreibt sie unter Zufiigen
von Sand in einer Porzellanschale, so erhalt man eine Losung des wirk-
lichen Blattgriins in seinem naturlichen, unzersetzten Zustand, dessen
Spektrum dem im lebenden Blatt ahnlich ist. Schon nach kurzer Zeit
Abb. 4. Diaphanoskop.
Dicnt zum Durchleuchten
aufgelegter Gcgenstande.
Der Stiel wird angeschraubt
n nd an einem 8tativ be-
festigt. Die Lochweite
betragt 3 cm; rd. V nat.
Gr. (Orig.).
14 Teil A. Pbanerogamen.
treten aber kleine Veranderungen ein, die fur die folgenden Versuche
indessen nicht von Belang sind.
Man kann deshalb auch in der Weise verfaliren, dafi man die mit
Alkohol (ev. Brennspiritus) iibergossenen Blatter im Dunkeln einige
(bis 24) Stunden stehen lafit. Erwarmen ist dabei nicht anzuratee.
Dazu werden Blatter (nich't zu alte) der Brennessel (Urtica d&oiea
oder urens) grob zerschnitten oder zerzupft, in eine weithalsige Flasche
von etwa 60 ccm Inhalt dicht eingestopft (s. Abb. 6) und (ev. ,nach
schwacher Befeuchtung durch Wasser) mit 80 — 98 o/0 Alkohol iibergossen
, (vo'llig durchtrankt). Nach 6 — 24 Stunden ist die Extraktion beendet.
Die tief dunkelgrtine Losung wird abgegossen, moglichst filtriert oder
durch Absitzenlassen geklart und in einer viereckigen Flasche (z. B.
Pulverstandflasche) im Dunkeln aufbewahrt. Die extrahierten Pflanzcn-
teile erscheinen mehr oder weniger weifi. Das Brennesselgrtln ist
besonders haltbar und kann als Extrakt noch nach Monatcn [im
Winter1)] zu Versuchen verwendet werden. Dieser Echtheit wegen wird
es auch technisch z'um Farben von Likoren u. a. benutzt. Es empfiehlt
sich, eine zweite Losung mit Aceton (Essiggeist) herzustellen.
Stellt man die Flasche auf den Kopf, so erscheint die Fltissigkeit im
dtinneren Halsteil grtin, im dickeren Bauchteil im diirchfallenden liellen
Licht (z. B. einer guten Taschenlampe) dagegen rot (s. Diaphanoskop).
Die Fluor eszenz liefert im (seitlich) auffallenden Licht eine
blutrote Farbe, besonders bei dunklem Hintergrimd, am schonsten
in einem Sonnenstrahl, der in eine dunkle Zimmerecke fallt; verdiinnt
man die Losung und lafit mittels einer Linse einen Licht keg el in die.
grtine Fliissigkeit einfallen, so erscheint dieser durch Fluoreszenz rot.
Das Fluoreszenzrot liegt bei der Fraun hof erschen Linie C. Uber
das mikroskopische Studium der Chloropliyllfluoreszenz (in Kapillaren ),
vgl. Molisch (2).
Das Spektrum konzentrierter Chlorophyllos'ungen ist so gut wie
einfarbig, da es fast nur das langwelligste Rot enthalt. Ver-
dtinntere Losungen von Rohchlorophyll zeigen dagegen ein weit diffe-
renzierteres Spektrum. Man ftillt diese Losungen in Lindnersche
Flaschen (s. unter diesen) oder in Kiivetten und betracJitet diese je nach
der Konzentration von der Schmal- oder Breitseite. Als Lichtquelle
ist das Diaphanoskop mit mattglasiger Birne zu empfehlcn. Man er-
kennt Absorptionslinien in alien Farbbezirken des Spektnims, sehr deut-
lich im Rot bei der Fraunhof erschen Linie C, am schwachsten im
Grtin, wahrend Blau und Violett vollstandig ausgeloscht erscheinen.
Einzelheiten s. bei Wills tatter u. Stoll (1), S. 49 u. 169; (2), S. 266.
Nach Zusatz von Saure wird die Chlorophyllosimg braunlich
(Phaophy tin). Der Absorptionsstreifen im Griin tritt nun deutlich
1) Ira Notfall sind im Winter auch griine, gesiiubertc Efeublatter (vor starkcm
Frost) zur Extraktion ver \vendbar.
Das Chlorophyll und seine Funktion. 15
hervor (schon in diinner Schichfc bei Benutzung einer Planktonkam-
mer), ein sicheres Kennzeichen fiir zersetztes Chlorophyll. Vgl. auch
Molisch (2) S. 246 u. 247.
Im Spektrum des roten Blutes liegt der deutlichste Absorptions-
streifen im Gelb. Er ist leicht zu zeigen durch Unterlegen einer gut
brennenden Taschenlampe unter die seitlich aneinandergelegten Finger
einer Hand und Betrachten mit dem Spektroskop, am besten im ver-
dtinkelten Zimmer.
Statt mit Losungen kann man das Spektrum des Chlorophylls
auch an lebenden (ev. init Wasser injizierten) Blattern studieren; vgl.
Reinke (1), Kaiser (1).
Chlorophyll: Zerlegimg. Die griinen und gelben Bestandteile lassen
sich zu zwei und zwei leicht voneinander trennen. In die am besten
frisch bereitete Chlorophyllosung hangt man einen Streifen guten FlieB-
papiers, so dafi die Fliissigkeit frei verdunsten kann (Taf. I, Abb. 3).
Schon nach kurzer Zeit ist in der Regel der gelbe Farbstoff kapillar,
holier hinaufgezogen als der griine (Goppelsroeder's Kapillarana-
lyse). Man kann auch den Streifen zu einem Winkel falten und den
einen Schenkel in die Losung stellen. Die Zerlegung in die vier Be-
standteile bietet groBere Schwierigkeiten, ist aber von Tswett (lurch-
geliilirt.
Einc zweite Methode der Trennung besteht (nach G. Kraus)
darin, daB man zwei Losungsmittel benutzt, z. B. den alkoholischen
Extrakt mit Benzin oder Petrolather im Rohrchen vermischt. Setzt man
tropfenweise Wasser zu, so tritt eine Entmischung der Emulsion in zwei
scharf getrennte Schichteu ein (Taf. I, Abb. 2), eine obere dunkel- bis
blaugrtine Benzinschicht [Cyanophyll1)] und eine untere gelbe Alko-
holschicht (Xanthophyll im weiteren Sinne); die gleiche, meist
promptereWirkung, erlialt man durch Versetzen einer Aceton-Chlorophyll-
losung mit Benzin. Die obere Schicht fluoresziert blutrot, die untere
nicht (ev. zunachst langeres Stehen im Dunkeln). Die Spektren bei der
Teile (vgl. Wills tatter) sind ganz verschieden ; nur die dunkelgriine
obere Schicht en thai t noch den charakteristischen Absorptionsstreifen
im Rot, wahrend die untere, welche ihre Farbe den Karotinoiden ver-
dankt, nur im Blau und Violett Absorptionsstreifen zeigt.
Griinkohlversuch. Beim Vergilben der Blatter wird der griine
Anteil farblos, wahrend der gelbe zurtickbleibt. LaBt man ein tief-
grtines ausgewachsenes Blatt vom Griinkohl (z. B. im November) gegen
Austrocknen geschiitzt 1—2 Tage liegen, so wird es am Saum gelb,
nach elnigen weiteren Tagen ist es vollkommen vergilbt. Die Kom-
ponenten a -f- b sind also farblos geworden, ohne daB eine Ableitting
ihrer Abbauprodukte stattfand. Das Verschwinden des grunen Farb-
1) Die konzentrierte atherische Losung der Chlorophyllkomponente a kann man
(nach Willstatter) geradezu blau nennen.
16
Teil A. Phanerogamen.
stoffes 1st offenbar eine blofie Folge des Funktionsverlustes und steht
mit dein Ableiten von Nahrstoffen vor dem Blattfall nicht in Beziehung.
Herbstfarbung. Das Gelbwerden der Blatter im Herbst verlauft
oft ahnlich wie im vorstehend beschriebenen Palle. Nahrstoffe werden
vor dem Blattfall zwar in Zweige und Stamm abgeleitet, es bleiben aber
noch merkliche Mengen in den abgeworfenen Blattern zuriick, so dafi
eine Ableitung der im Chlorophyll enthaltenen minimalen Stick-
stoffmengen nicht in Betracht kommt; vgl. Kolkwitz (3). Das
Herbstgelb bzw. -braan wird b'fter verstarkt dureh Braunung der Mem-
branen (Farbung etwa wie bei der Zigarre). Die Rotfarbimg wird
haufig (z. B. beim wilden Wein) durch Anthocy an -Farbstoff be-
dingt, der im Zellsaft gelost 1st (wie in den Weinbeeren).
Abb. 5. ,,Kristallisiertes Chlorophyll" im Blatt (mikroskopischer Schnitt) von
Heradeum, nach der Borodinschen Methode gewonnen. (Neuzeichnung nach
Willstatter u. Stoll.)
Chlorophyll: Kristalle. Das Auskristallisieren der griinen Kom-
ponenten a + b kommt in der freien Natur nicht vor, gelang aber
im Laboratorium und war ftir die Erforschung des Chlorophylls von
grofler Bedeutung.
Chlorophyllkristalle wurden zum erstenmal 1881 von J. Boro-
din (1) in St. Petersburg an mit Alkohol behandelten mikroskopisohen
Praparaten beobachtet. Unter 776 daraufhin geprtiften Pflanzenarben
lieferten 190 Arten (also 24«/0) solche Kristalle. 1893 gelang es
N. A. Monteverde (1) ebenda, die Natur dieser Korper durch ein-
gehende Untersuchung des Spektrums an makroskopischen Proben als
Chlorophyll naher zu kennzeichnen.
Von 1907 ab veroffentlichte dann li, Willstatter (1) mit semen
Mitarbeitern ausftihrliche chemische Unter suchungen unter Verwendung
Pfianisenf)hysialoyie. 2.Aiifl.
Tafl.
Chlorophyll -
PWeiseJ.ith.Jena
Verkcj von Giistav Fisrher in Jena
Das Chlorophyll und seine Funktion.
17
grofier Men gen von Material, wodurch wir mit der chemischen
Natur dieser Kristalle ausgezeichnet bekannt geworden sind. Eine Ab-
bildung aus seinen Arbeiten findet sich vorstehend (Abb. 5).
Nach Zusatz von Holzgeist oder Spiritus spaltet sich aus Chloro-
phyll unter Mitwirkung des Fermentes Chlorophyllase ein hoherer
Alkohol von glyzerinart'iger Konsistenz, das Phytol (C20H40O), ab;
an dessen Stelle tritt Methyl oder Athyl, je nachdem man das erste
oder zweite Losungsmittel zum Ausziehen verwendet hat. Das Pro-
dukt der Kristallisation ist dann ein (phytolfreies) Methyl- oder
Athylchlorophyllid.
Obwohl das abgespaltene Phytol bei alien Pflanzen etwa 1/3 des
gesamten Chlorophylls ausmacht, kann man das Chlorophyll unbe-
denklich als ,,kristallisiertes Chlorophyll" bezeichnen, da es dessen
Haupteigenschaften an sich tragt. Die Herstellung der Kristalle
gelingt am einfachsten auf folgende Weise: Man stopft Blattstticke
des als Unkraut bekannten Doldengewachses Giersch (Aegopodium
podagraria) in eine Flasche und gieBt in diese Alkohol (Abb. 6). Nach
spatestens 24 Stun den ist ein dunkelgriiner Extrakt entstanden, von dem
eine kleine Menge auf mehrere Objekttrager verteilt wird. Die Objekt-
trager werden in einen zu verschliefienden Behalter (Schachtel) gelegt
(Abb. 6), damit die Ein-
dunstung langsam vor sich
geht. Dabei entstehen
zahlreiche mikrokristal-
linische dunkelgriine Drei-
ecke oder Sechsecke (meist
nesterweise verteilt) von
hochstens 0,2 mm Dtirch-
messer,welche bei raittlerer
VergroBerung gesucht und
bei stlirkerer (etwa 300X)
beobachtet werden. Wahr-
scheinlich liegt hier das
hexagonale System in
einer trigonalen Hemiedrie
vor. Weitere besonders geeignete Versuchsobjekte sind: Hohlzahn
(Gfileopsis tetrahit) , Waldziest (Stachys silvatieiis) , Wasserminze
(Mentka aq natica) , G e o r g i n e (Dahlia variability) , Spargelkraut
(Asparagus offidnahs) und K aim us (Acorns calamus).
Karotin und Xanthophyll : Kristalle, Nachweis und Verbrei-
tung. Neben den im vorigen Versuch beschriebenen Chlorophyllkristal-
len entstehen leicht auch die Kristalle der Karotinoide, meist in Form
mehr oder weniger langgestreckter rhombischer Plattchen (Tafelchen), in.
Rhomboedern odor inPrismen mit schwalbenschwanzformigen Einkerbungen
Kolkwitx, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. ^
Abb. 6. Herstellung von Kristallen des
Chlorophylls. Flasche mitBlattstiicken desGicrsch
(Aegopodium podayraria) in Alkohol. Schachtel mit
Objekttragern, auf welchen der Chlorophyllextrakt ein-
dunstet. l/0 nat. Gr. (Orig.).
18
Teil A. Phanerogamen
[Willstatter u. Stoll (1), Courchet (1), A. Zimmermann (1)].
Das Karotin (C40H56) zeigt aufierordentliche Neigung zur Bildung
von Kristallen. Es findet sich in dieser
Form reichlich in der Mohrrtibe (Daunts
carota) und kann dort bei stiirkerer inikro-
skopischer Vergroflerung leicht nach-
gewiesen werden.
Nach Molisch [vgl. (2), S. 250]
kann man die Karotinoide der griinen
Blatter nach der ,,Kalimethode" leicht
zum Kristallisieren bringen (Abb. 7)r
wenn man Blattstiicke (z. B. von Elodwi,
Clivia oder Aspidistra] I bis mehrere
Tage in alkoholische Kalilauge bringt
Man kann eine Losung von folgender
Zusammensetzung wahlcn :
Wasser .... 15 Teile
Alkohol .... 10 ,.
Kalilauge .... 5
Urn die Karotinoide aus den Pflanzen-
teilen zu extrahieren und nachzuvveisen,
verfahrt man in folgender Weise:
Abb. 7. Karotinkristalle, vor-
wiegend in Form rhombi-
scher Tafeln, aus dem Blatt
von Elodea canadensis, durch die
,,Kalimethode" gewonnen. Vergr.
mittelstark. (Nach H. Molisch.)
MohiTiiben z. B. werden auf einem Reibeisen zerrieben, dann ge-
trocknet und in einer Porzellanschale gepulvert. Beim Ubergiefien mit
Schwefelkohlenstoff, einem gut-en Losungsmittel ftir Karotin, farbt sich
dieser sogleich tief gelbrot. Der Schwefelkohlenstoff wird abfiltriert
(wobei das Filter niclit mit Wasser angefeuchtet werden darf) und
spektroskopisch geprtift. Es zeigt sich dabei, dafi im wesentlichen der
blaue und violette Teil des Spektrums absorbiert wird.
Oiefit man von der Flussigkeit eine Probe auf ein Uhrschalclien
und lafit den Schwefelkohlenstoff verdunsten, so bleibtalsRuckstand fast
reines Karotin. Dieses farbt sich nach Zusatz von konzentrierter Schwc-
felsaure schon blau, ahnlich wie manche roten Kaferfliigel im trockenen
Zustande, die zum Teil Karotinkristalle enthalten £vgl. Paul Schulze
(1)] ; nach Zusatz von JodLosung tritt Grtinfarbung ein. Besitzt der
Karotinbeschlag eine zu grofie Dicke, so konnen die Reaktionen bisweilen
versa.gen.
In gleicher Weise kann man mit herbstlich verfarbten Laiibblatrern,
im Finstern gezogenen Gersben- oder Weizenpflanzen (Etiolin) usw. ver-
fahren. tibergiefit man getrocknete, zerriebene griine Pflanzen mit
Schwefelkohlenstoff, so wird nur der gelbe Bestandteil des Chlorophylls
extrahiert.
Sehr schone Ilesultate, erhalt man beim Studium der roten, Bak-
teriopurpurin-lialtigen Schwefelbakterien (s. dort).
Diffusion, Osmose und Turgor. 19
Zu den Karotiuoiden rechnen auch:
das Gelb vieler Bliitenfarbstoffe (z. B. Lowenzahn),
das Rot des sogenannten Veilchenmooses,
das Gelbrot der Uredo-, Teleuto- und Acidiosporen,
die Augenflecke vieler Flagellaten und Schwarmsporen,
das Rot der Goldfische und Krebse,
das Gelb des Eidotters.
t'ber den gelben Farbstoff der Chromatophoren bei Diatomeen
vgl. Teil B.
Die Bedeutung der Karotinoide ist verhaltnismaBig wenig bekannt.
Sie sind in ilirer Bildung vielfach von der Anwesenheit reichlicher
Merigen von Reservestoffen, wie Stark e und Fett, abhangig. Mog-
licherweise sind sic ein Speichermaterial und gleichzeitig wahrschein-
lich Sauerstofftibertrager.
Beim Assimilationsprozefi haben sie nur eine Nebenbedeutuug, die
wa'hrscheinlich im Schutz des Chlorophylls vor Photooxydation besteht.
III. Gruppe. Diffusion, Osmose und Turgor.
Allgemeiues. Der durch den Assimilationsprozefi entstandene
Zucker spielt im Pflanzenkorper als wichtiger Nahrstoff eine liervor-
ragende Rolle, doch kommt ihm auch, im Verein mit gelosten Salzen,
in physikalischer Beziehung, vor allem bei der Erzeugung von
Spannkraften in der lebenden Zelle, eine besondere Bedeutung zu.
Diffusion tritt bei mischbaren Flussigkeiten cin und besteht
darin, dafi infolge von Molekularattraktion die einzelnen Komponenten
das Bestreben haben, sich gegenseitig zu durchdringen, so claB zum
SchluB ein homogenes Gemisch entstelit. Diese Erscheinung bpielt eine
wichtige Rolle bei der Stoffwanderung innerhalb der Pflanze, selbst
wenn dieser Vorgang, wie bei Keimlingen, gegen die Wirkung der
Schwerkraft erfolgt.
Unter Osmose (osmos=Antrieb) versteht man die Diffusion von
Flussigkeiten durch eine geeignete porose Scheidewand. Gewisse Mem-
bran en beeinflussen namlich die Diffusion derart, dafi sie vorwiegend
in einer Riditung erfolgt und dadurch bei Konzentrationsunterschieden
ein Druckgefalle hervorruft. Dieses Druckgefalle verschwindet bei
permeablen Membranen nach einiger Zeit, da hier nur die Geschwin-
digkeit des Durchtritts fiir Wass-er und geloste Stoffe eine verschiedene
ist und deshalb allmahlich ein Austausch der gelosten Stoffe durch die
Membran hin durch stattfindet (Tierblase, Pergamentpapier . . .). Semi-
perm cable (lialbdurchlassige) Membranen dagegen lassen nur Wasser
(richtiger das Losungsmittel), aber nicht die darin cnthaltenen Kristal-
loide passieren (Molektilfilter) (Ferrocyankupferhaut, homogene Ober-
flachenmembran des lebenden Protoplasmaschlauches . . .)•
20 Teil A. Phanerogameii.
Dabei ist zu bemerken, dafi das lebende Pro top. las ma die
Fahigkeit besitzt, im Bed,arf sf alle die Semipermeabiii -
tat vortibergehend mehr oder weniger aufzuheben. Durch
eine solche regulatorische Fahigkeit wird beispielsweise die verhaltnis-
maBig schnelle Ableitung wichtiger Bildungsstoffe, vielleicht unter Mit-
wirkung von Plasmaverbindungen (Speditionstatigkeit nach Pfeffer)
aus den Blattern oder Speicherorganen verstandlich. Diese Regulations -
fahigkeit wird in vielen Fallen dadurch erleichtert, daB es der Pflanze
spielend leicht moglich ist, den osmotisch wirksamen (gelosten) Zucker
imd die osmotisch unwirksame (ungeloste) Stark e wechselseitig inein-
ander .iiberzufuhren.
Unter Turgor (= Schwellung) versteht man die innere Spannung
der Zelle, hervorgerufen durch die osmotische Wirkung des Zellsaftes.
Sie aufiert sich als Druck des Zellinnern auf die Wandung und bedingt
die oft tiberrasohend hohe Festigkeit selbst zarter Pflanzenteile. Durch
Veranderung dieses Innendruckes konnen auffallige Kraftaufierungen
zustandekommen, die sioh z. T. als Bewegungen einzelner Pflanzenteile
auBern (vgl. Gruppe VIII).
Diffusion, tibersc'hichtet man in einem Becherglas eine gefarbte
Zuckerlosung vorsichtig mit reinem Wasser, so beobachtet man, daB die
anfangs scharfe Trennungsschicht zwischen beiden Fllissigkeiten sich all-
mahlich verwischt. Nach langerer Zeit bildet sich auch bei volliger
Ruhe in dem Glase eine einheitliche Mischung. Bei gegebenen Fltissig-
keitsmengen ist natiirlicli die Geschwindigkeit des ganzen Vorganges
in hohem MaBe von der GroBe der Bertihrungsflache abhangig.
Mohrriibenversuch. Exosmose. (exo -= auBen.) Man hohle eine
Mohrrlibe oder einen Teil derselben (Abb. 8) krater oder muldenartig
hochstens bis zu 1 cm tief aus, trockne die Innenwand ab, fiille in die
Hohlung feinkornigen Zucker und driicke diesen leichb fest. Die der
Wand anliegenden kleinen Zuckerkristalle schmelzen und entziehen
exosmotisch den Zellen durch deren Membranen hindurch Wasser (bei
kurzer Versuchsdauer nicht Saft). Die peripheren Zuckerteile werden
sehr schnell durchscheinend und schon nach l/2 Stunde pflegt ein Teil
und bald die gesamte 'Zuckermasse verfltissigt zu sein [vgl. Pfeffer (I),
Bd. 1, S. 263]. Rote Ruben, Kartoffeln u. a. m. konnen in iihnlicher
Wcise verwendet werden.
Nach einigen Tagen hat das Volumen der Zuckerlosung unter
Schrumpfen der Rube so stark zugenommen, daB die Fliissigkeit iiber-
lauft. Legt man die abgespiilte welke Rube in reines Wasser, so kommt.
nattirlich die Saugkraft des Saftes in den Rtibenzellen wieder zur Gel-
tung und stellt durch Wasseraufnahme die alte Festigkeit von neuem her.
Osmootisch wirksam, wie der Zucker, sind die sog. kristalloiden
Stoffe (Kochsalz, Kalisalpeter u. a.), dagegen sind die Kolloide praktisch
unwirksam; zu den letzteren gehoren auBer Srarke z. B. EiweiB, Gummi,
Diffusion, Osmose und Turgor. 21
Dextrin, Harze, (Me usw., die z. T. in der Pflanz© eine weite Ver-
breitung besitzen.
Verwendet man bei einem zweiten Versuch zum Ftillen der
Hohlung Starkemehl, so tritt kein Wasser aus den Rtibenzellen aus, und
die Starke bleibt se,lbst nach Tagen trocken.
Wasserundurchlassige Membranen verhindern osmotische Prozesse.
Uberstreut man z. B. unverletzte pralle Kirschen mit Zucker, so geben
sie kaum Wasser ab, weil ihre Oberhaut infolge
der Einlagerung von Fett und Wachs (Kutini-
sierung) Wasser nicht passieren lafit.
Zum Schlufi sei noch erwahnt, dafi die wasser-
entziehende Kraft des Zuckers auch in der Volks-
medizin mehrfach benutzt wird. Man hohlt einen
Rettig aus, durchsticht seinen Boden mittels eines
Abb. 8. Mohrrube,
Stiftes und fiillt Zucker ein. Der Zuckersait, Kopfteil. Zu einem
welcher bald unten aus dem Loch herausfliefit, osmotischen Versuch
hergerichtct. Ungefahr
schmeckt nacli Rettig und wird als Hustenmittel nat. Gr.
verwendet. Dem Zucker hat sich schliefilich Zell-
saft beigemischt, weil die die Hohlung umgebenden Zellen infolge der
sehr hohen Konzentration des Zuckers abgetotet sind und deshalb den
Zellsaft austreten lassen (s. auch Rotkohlversuch).
Ersetzt man den schmelzenden Zucker rechtzeitig wieder durch
t'esten, so wird schliefilich dem schrumpfenden Rettich osmotisch fast
alles Wasser entzogen.
Endosmose nacli Dnt rochet (endo == innen). Das Kugelrohr
(Abb. 9) ist unten durch eine Schweinsmembran sorgfaltig abge-
schlossen. Man fullt von oben her starke (bis 70<>/o), mit Indigokarmin
gefarbte Zuckerlosung, hochprozentigen Alkohol oder Kupfersulfatlosung
ein und taucht das Gauze in ev. angewarmtes Wasser, so dafi der Fltis-
sigkeitsspiegel innen und auBen gleich hoch steht. Endosmotisch tritt
Wasser durch die Membran in das Innere des Rohres, so dafi oft schon
nacli l/2 Stunde ein Steigen der Fliissigkeit im Innern des Rohres zu
beobachten ist. Nach einigen Tagen tritt ein Sinken der Fliissigkeits-
siiule ein, weil die Membran in merklichem Mafie auch Molektile in um-
gekehrter Richtung, d. h. von innen nach aufien, durchtreten iafit, wo-
durcli die osmotische Saugkraft der Innenfliissigkeit nachlafit.
Nach Entleerung und Reinigung ist der Apparat fur spatere Ver-
suclie ohne weiteres wieder gebrauchsfertig.
Kiinstliche Zelle nach Kolkwitz. In dem cben beschriebenen
Experiment kommt die Wirkung der Osmose bei rein physikalischer
Versuchsanordnung zum Ausdruck. Im folgenden sollen einige Versuche
beschrieben werden, die sich mehr an die Verhaltnisse in der Pflanzen-
zelle anlehnen. Wenn man die osmotisch wirksame Fliissigkeit ollseitig
abschliefit, so mufi sich die Wirkung der Wasseraufnahme durch die
22
Teil A. Phanerogamen.
Membran in einer Erhohung des Druckes auf die GefaBwand auBern.
Ersetzt man z. B. in dem Versuch von Dutrochet das Steigrohr durch
cin kurzes Ansatzstiick mit Ha'hn [Abb. 101)], so macht sich bei Fullung
mit nahezu sirupdicker (70— 75«/o) Zuckerlosung nach dem SchlieBen
des Hahnes der osmotisclie Druck durch starke Hervorwolbung der
Schweinsmembran nach auBen schon nach weniger als 24 Stunden2)
bemerkbar. In diesem Zustand laBt sich die Membran mit dem Finger
nur gewaltsam eindriicken. Fiir das Gelingen des Versuches ist aus-
schlaggebend die sorgfaltige Befestigung der durcli Waschen mit Seife
entfetteten Membran. Das Hauptaugenmerk ist dabei auf die Beseiti-
gung aller Falten unter der Befestigungsschnur zu richten. Man
pnife daraufhin mit der Lupe und beseitige selbst kleinste Mangel
durch Ziehen des freien Randes nach rechts und links.
Abb. 9. Endosmometer. Durchmesser der
Kiigel ca. 4 cm, Lange und lichte Weite des
Eohres rd.40 cm bzw. 5 mm. Etwa V4 nat. Gr.
Abb. 10. Kiinstliche Zelle nach
Kolkwitz in der Seitenansicht.
Oben rechts: Mittelteil des Hahn-
kegels nach einer Drehung von
90 °, oben links: Kapillarrohr mit
Schlauch zum Ansetzen an I).
V4 nat. Gr. (Orig.j.
Der Halm besitzt zwei Durclibohrungen A B und CD; die letztere
dient als Spritzrohr. Da in der Zelle ein Uberdruck von 1 — 1,5 Atm.
erreicht wird, so ist der Halm sorgfaltig zu fetten (am besten mit
Luftpumpenfett). Zu beachteii ist, dafl bei geschlossenem Halm der
Fltigel unter 45° gegen die Vertikale geneigt steht3).
1st die Membran stark nach aiifien vorgewolbt, so entspricht dies
dem Zustand einer turgescenten Zelle. Der Uberdruck lafit sich dadurch
sehr einfach demonstrieren, daB man den Hahn wagerecht stellt; durch
die Bohrung C D spritzt nunmehr ein Teil des Inhalts dieser ,,kilnst-
1) Der Apparat wurde von der Firm a Bleckmann u. Burger, Berlin, August-
strafie 3 a, gefertigt.
2) Einlegen in warmes Wasser beschleunigt die Wirkung.
3) Mufi der Apparat zum Versuchsort hin gefiillt transportiert werden, so stellt
man den Hahn quer und verzichte ev. auf das Ausspritzen.
Diffusion, Osmose und Turgor. 23
lichen Zelle" weit heraus1). Die Wurfweite der Parabel wird wesentlich
vergrofiert, wenn man bei D ein Ansatzstiick mit nadelfeiner Off-
nung aufsetzt. Die Hohe des Druckes bestimmt die Form der Parabel.
Setzt man Kapillaren auf (10 Glieder zu je 1 m), so ergibt sich eine
Steighohe von 9—10 in (ca. 1 Atm. Druck) innerhalb 1—2 Tagen.
Nac'h der Entleerung wird beim Trocknen (Halm offnen !) die Mem-
bran wieder so straff wie ein Trommelfell ; der Apparat kann dann von
neuem benutzt werden.
Uber osmotische Versuche an Hiihnereiern vgl. A. Ktihn (1), S. 15.
Kiinstliche Zelle nach Traube. In den Jahren 1864—1866
verdffentlichte Moritz Traube (1) ,,Experimente zur Theorie der
Zellenbildung und Endosmose". Diese Versuche behandeln die Herstel-
lung neuartiger ktinstlicher Zellen; sie bedeuteten seinerzeit die wich-
tigste Entdeckung in der Erforschung der Osmose. Die im folgenden ge-
schilderte Versuchsanstellung deckt sich nicht in alien Punkten mit der
Traubes, da er Kupferacetat verwendete, wahrend hier Kupfersulfat,
das bessere Resultate liefert, benutzt wird.
Man geht von einer vorratig gehaltenen konzentrierten (ca. 30%)
noch Kristalle als Bodensatz enthaltenden Kupfersulfatlb'sung in destil-
liertem Wasser aus. Eine Probe aus dieser Flasche wird abgegossen
und mit dem min des tens zweifachen und hochstens etwa siebenfachen
Volumen destillierten Wassers verdiinnt. Man kann auch direkt
die CuSO4-haltige Stammfltissigkeit der Fehlingschen Losung (d. s.
ca. 7 o/o ) fur den Versuch verwenden.
Wirft man ein stark hirsekorn- bis hochstens erbsengroBes, nicht
verwittertes Stuck gelben Blutlaugensalzes i» die blaue Flussigkeit, so
bildet sich durch die Bertihrung beider chemischen Substanzen kolloi-
dales Ferrocyankupfer, das als feine, rotbraune, osmotisch wirksame
Membran den am Boden liegenden Kristall von gelbem Ferrocyankalium
ringsum tiberzieht.
2 CuSO4 + K4Fe(CN)6 = Cu2Fe(CN)6 + 2 K,SOV
Kupfersulfat gelb. Blutlaugensalx. Ferrocyankupfer Kaliumsulfut
Das Kaliumsulfat kommt ftir diesen Versuch nicht in Betracht.
Der in die Kupfersulfatlosung geworfene Kristall umgibt sich unter
der rotbraunen Haut mit einer konzentrierten Losung seiner eigenen
Substanz, durch welche der blauen Losung schnell Wasser entzogen wird,,
aber nur Wasser, da es eine aufierst wichtige Eigenschaft der
semipermeablen Ferrocyankupfermembran 1st, weder Knpfervitriolmole-
kiile zuin Blutlaugensalz noch umgekehrt passieren zu lassen. Diese
Membran zeigt also physikalisch dieselben Eigenschaften wie
der lebende Protoplasmaschlauch der Zelle.
1) Verspritzen von Zellinhalt beobachtct man auch beim Abziehen der Epidermis
von Zwiebelschuppen, von der Unterhaut der Blatter von Lycium, von Aurikeln,
Dahlien. beim Platzen mancher Pollenkorner nach Einlegen in Wasser usw.
24 Teil A. Phanerogamen.
LaBt man das VersuchsgefaB ganz ruhig stehen, so wachst die
kiinstliche Zelle in der blauen Fliissigkeit meist in Gestalt einer
unregehnaBigen Keule oder eines Baumchens mit rotbrauner Hiille und
gelbem Inhalt empor (vgl. Taf. I, Abb. 4). Das Wachstum beginnt so-
gleich ; nach etwa einer halben Stunde pflegt der Versuch dann beendet
zu sein. Die treibende Kraft fur das Wachstum der kunstlichen Zelle
ist der besonders zu Anfang bestehende grofie Konzentrationsunterschied
zwischen der blauen und gelben Flilssigkeit.
Zur mikroskopischen Betrachtung kann man in der Weise ver-
fahren, daB man bei schwacher oder mittlerer VergroBerung auf einen
kleinen Kristall von Ferrocyankalium einstellt, nachdem man ein Deck-
glaschen daruber gelegt hat, und unter Vermeidung von Luftblasen mit-
tels Saugpipette die Kupfersulfatlosung zufiigt. Man erkennt dann
leicht, daB die rotbraune Membran bei ihrer Ausdehnung platzt und
sich durch Neubildungen wieder schlieBt. In dieser Beziehung erfolgt
das Wachstum etwas anders als das des schleimigen Plasmaschlauches.
In der unmittelbaren Umgebung des am Boden liegenden Kristalls
ist die Konzentration der Blutlaugensalzlosung am groflten, und dem-
entsprechend zeigt hier die Ferrocyankupfermembran ein Maximum
der Dicke. Da nun diese Haut an den Stellen geringster Festigkeit^
also entsprechend dem Konzentrationsabfall in ihrem oberen Teil sich
wcitet, so zeigt die kiinstliche Zelle ein deutliches ,,Spitzenwachstum".
Die Beobachtung kann auch in der Planktonkammer geschehen
(Taf. I, Abb. 4 und Taf. X), be.i vertikaler Stellung makroskopisch (mit
Lupe oder in Projektion), bei horizontaler Lage unter dem Mikroskop bei
20 — lOOfacher VergroBerung. Dreht man die vertikal stehende Kammer
um 180°, so sinkt die konzentrierte Losung von gelbem Blutlaugensalz
im Innern der kunstlichen Zelle herab, so daB, infolge der am Kopf der
Zelle verstarkten Konzentration, von neuem ein Baumchen (aus dem
ersten ) emporwachst.
Bei Verwendung konzentrierter Kupfersulfatlosung tritt begreif-
licherweise so gut wie kein Wachstum der kiinstlichen Zelle ein, da
dann beide Losungen ziemlich gleich starke osmotische Saugkraft be-
sitzen.
Ist die kiinstliche Zelle gewachsen, und wird dann die auBere
Fliissigkeit durch konzentrierte Losung ersetzt, so zieht sich die Zelle
nicht merklich zusammen, da die Haut von weniger schleimig-zaher Be-
schaffenheit ist als der lebende Protoplasmaschlauch.
Die kiinstliche Zelle kann jederzeit leicht dargestellt werden, da
der Versuch niemals mifigluckt.
tJber kiinstliche Silikatzellen vgl. man J. Eeinke (2). ,
Mit Hilfe von Wasserglas und verschieden gefarbten Metallsalzen
lassen sich gleicherweise farbenprachtige pflanzenahniiche G-ebilde er-
zeugen.
Diffusion, Osmose und Turgor.
25
Kiinstliche Zelle nach Pfeffer. Die Pfeffersche Zelle
[1877 (1)] schlieBt sich zwar eng an die Traubesche an, bedeutete
aber einen groBen Fortschritt, da mit ihr quantitative Studien mog-
lich waren. Der Bau der Zelle ergibt sich aus der untenstehenden
Abb. 11. Die Traubesche Zelle erhielt dadurch eine feste Stiitze, dafi
ihre Membran einer kleinen, porosen Tonzelle von innen angelagert
wurde (Fiillen mit Blutlaugensalz-, eintauchen in Kupfersulfat-
losung). Mit der Tonzelle ist ein geschlossenes Manometer verbunden,
das die Messung der auftretenden osmotischen Drucke gestattet.
Der Apparat wurde jedesmal mit der zu untersuchenden Losung
gefiillt und in ein GefaB mit reinem Wasser gestellt. Die Ver-
suche ergaben tiberraschend hohe Drucke, die man besonders von
schwachen anorganischen Salzlosungen nicht erwartet hatte.
Der Turgordruck in den lebenden Pflanzenzellen ergab dabei, von
Sonderf alien abgeseh en, Werte von etwa 4 — 10 Atm.
Damit war eine der Hauptquellen der pflanzlichen Kraftleist/ungen
Die Pf ef f erschen Versuche konnen als Laboratoriumsversuch nicht
wiederholt werden, da die Einlagerung einer einwandfreien Haut in das
TongefaB nur sehr schwer gelingt.
Abb.ll. Kunstliche Zelle
nach Pfeffer, vereinfacht
gezeichnet. Btwa J/2 nat- Gr.
Abb. 12. Kunstliche Zellen nach Leduc;
rd. V2 "at. Gr. (Orig.).
Kiinstliche Zelle nach Leduc. Diese Zelle ist im wesent-
lichen nur eine mit mehr als zwei Substanzen hergestellte Traubesche
Zelle. Leduc (1) wendete fiinf an, namlich gelbes Blutlaugensalz,
Kochsalz, Gelatine, Kupfersulfat und Zucker.
26 Teil A. Phanerogamen.
Um solche Zellen ohne grofie Miihe herzustellen, kann man folgen-
derm alien verfahren : Man lost in 100 ccm Wasser etwa 3,0 g Koch-
salz, 1,5 g gelbes Blutlaugensalz und 1,5 g Gelatine. Diese Losung
lafit man abkiihlen (15° C).) und in mindestens 10 cm holier Schicht
erstarren. Kurz vor dem Festwerden bringt man mittels Pinzette auf
den Eoden des Gefafies ein schwach erbsengrofies Kiigelchen aus etwa
2 T. Kupfersulfat und 1 T. Zucker (Bindemittel ev. Glycerin); dann
entstehen in der Losung innerhalb 24 Stunden Zellen almlich den hier
aJbgebildeten (bed. niedriger Temperatur breitere, bei hoherer sclimalere).
Die so emporgewachsenen ,,kunstlichen Pflanzen" sind noch kompli-
ziertere Gebilde als die Silikatzellen.
Die Ahnlichkeit ersterer mit manchen lebenden Organismen ist
naturlich nur rein aufierlich. Bemerkenswert ist aber immerhin, dafi
man durch ein in erster Linie physikalisches Verfahren so viele pflanzen-
und tierahnlic'he Formen herstellen kann. Man ersieht daraus, dafi fur
den leb/enden Organismus die Fortpflanzung und Regulationsfahigkeit
typisch ist und nicht die auBere Form.
Wegen naherer Einzelheiten tiber die Herstellung der Leducschen
Zclle mufi auf das Original verwiesen werden.
Isotonische Losuugen. Der Zellsaft der Pflanzen (z. B. Trau-
bensaft) enthalt ein oft seJir kompliziert zusammengesetztes Gemiscli
verschiedener osmotisch wirksamer Substanzen. Dieser Umstand macht
die Bestimmung des Turgordruckes zunachst ganz unmoglich. Es war
daiier eine aufsehenerregende Entdeckung, als es H. de Vries ge-
lang, den Turgordruck durch die wasseranziehende Kraft einer Kali-
salpeterldsung von bestimmter Konzentration zu ersetzen und so filr
jede Zellc einen entsprechenden ,,Salpeterwert" abzuleiten. Dadurch
war es inoglicli, die vorher durch die kiinstliche Zelle von Pfeffer er-
mittelten osmotischen Drucke in einfacher Weise ungefahr mit dem
Turgordruck zu vergleichen, ohne die Zellinhaltsstof fe zu kennen [U r -
sprung] (2).
Das Druckgefalle zu beiden Seiten einer semipermeablen Membran
ist, wie bereits erwahnt, abhangig von der Konzentration und von der
chemischen Natur beider Losungen. Solche Losungen, die keinen osmo-
tischen Druck gegeneinander erzeugen, nennt man isotonisch (isos
gleich, tonos = Spannung, Turgor). Beim Studium solcher Losungfen
fand de Vries (1) wichtige Gesetzmafiigkeiten. Bei verdtinnten
Losungen des gleichen Salzes ist der osmotische Druck proportional der
Konzentration, d. h. der Anzahl der gelosten Molektile. Bei hoheren
Konzentrationsgraden werden Abweichungen von diesem Gesetz be-
obachtet, da solche Losungen sich auch sonst physikalisch anders ver-
halten. Ahnliche Gesetze gel ben ftir gewisse Gruppen verschiedener
Stoffe, z. B. Zuckerarfcen, fiir Salze der Alkalien mit gleicher Anzahl
Metallatome im Molektil usw. Innerhalb jeder Gruppe ist der
osmotische Druck direkt proportional der Molekiilzahl. Isotonische
Diffusion, Osmose und Turgor. 27
Losungen sind also aqu imolekular. Daraus folgt, dafi die Mole-
kiile verschiedener Substanzen mit derselben Kraft Wasser anziehen.
Vergleicht man aber Losungen von Salzen, die nicht derselben
Gruppe angehoren, so erfahrt dieses Gesetz eine gewisse Abanderimg.
.Setzt man namlich nach de Vries die Grofte der Anzielmng eines
Molekiiles KNO3 = 3, so ist die entsprechende Kraft fur je 1 Molekiil
a) organischer metallfreier Verbindungen (z. B. Zucker,
Oxalsaure) = 2
b) der Salze der Alkalien mit je 1 Atom Metall im Mole-
ktil (z. B. Kochsalz, Kalisalpeter, Kaliumacetat) •-= 3
c) der Salze der Alkalien mit je 2 A to men Metall im Mole-
kiil (z. B. Kaliumsulfat) = 4
d) der Salze der Alkalien mit je 3 Atomen Metall im
Molektil (Kaliumcitrat K3C6H5O7) = 5
e) der Salze der Erdalkalien mit je 1 Saurerest (z. B.
Magnesiumsulfat)
f ) der Salze der Erdalkalien mit je 2 Saureresten im Mole-
kiil (z. B. Chlormagnesium) = 4
Diese Verhaltnisz,ahlen, welche abgerundete Werte darstellen, nannte
•de Vries ,,isotonisolie K oef f izienten".
Vergleicht man also Salzlosungen mit der gleichen Anzahl Mole-
ktile aus verschiedenen Gruppen (a bis f), so verhalten sich ihre osmo-
tischen Drucke wie die oben angegebenen ,,isotonischen Koeffi-
zienten". Man kann aucli sagen, dafi bei den Metallsalz -Losungen
(lurch die Dissoziation die Anzahl der gelosten Molekule im Verhaltnis
der isotonischen Koeffizienten gleichsam vergrofiert ist. Daher verhalten
sich in isotonischen Losungen aus verschiedenen Gruppen (a bis f)
die Konzentrationsgrade nicht wie die Molekulargewichte, sondern wie,
•die Verhaltniszahl zwischen Molekulargewicht und den oben genannten
Koeffizienten.
So hat man z. B. gefunden, dafi eine 1,5 % Ldsung von Kali-
salpeter, eine 0,8615 o/0 von Kochsalz und eine 7,62 o/0 von llohrzucker
isotonisch sind. Da Kalisalpeter und Kochsalz derselben Gruppe (b)
angehoren, so ist annahernd
1,5 101 Mol.-Gew. des Salpeters
587o~" Mol.-Gew. des Kochsalzes
Fiir Kalisalpeter und Eohrzucker dagegen gilt folgende Gleichung:
7,62 34^:^ = 171
1,5 = 101 : 3 ~ 33,7
Diese Gleichungen sind angenahert, da jc% die Voraussetzungen
streng nur fiir verdiinnte Losungen gelten. Immerhin ist leicht ein-
zusehen, dafi man mit Hilfe dieser Beziehungen das Molekulargewicht
ziemlich genau feststellen kann, wenn man durch Versuche den Kon-
zentrationsgrad elne.r Losung bestimmt, die mit einer bekannten iso-
28 Teil A. Phanerogamen.
tonisch ist. Dieser Weg 1st z. B. bei manchen Zuckerarten (Raffi-
nose) eingeschlagen worden.
Mit Hilfe seiner kunstlichen Zelle konnte Pfeff er (1) die osmo-
tischen Drucke verschiedener Losungen messen und dabei folgende
Zahlen feststellen :
1 o/o Bohrzucker = 0,69 Atm
1 °/o Traubenzucker = 1,25 „
1 <y0 Glycerin = 2,54 „
1 o/o Kalisalpeter = 4,50 „
1 o/o Kochsalz = 6,09 „
1 o/o Gummi arabicum — 0,085 ,,
(1 °/0 = 1 g losen und zu 100 ccm auffiillen).
Als ,,Indikatorpflanze" fiir seine Versuche benutzte de Vries
hauptsachlich Tradescantia (Rhoeo) discolor1). Man saubere die Unter-
seite des Blattes und fertige zarte Oberflachenschnitte aus dem roten
Gewebe tiber der Mittelrippe an. Legt man diese Schnitte teils in
2o/o Kalisalpeterlosung, teils in etwa 1,2% Kochsalzlosimg,2) (voll-
standig imtertauchen !) und beobachtet sie dann unter dem Mikroskop,
so erkennt man nach Verlauf von 10 — 20 Minuten, daB sich das Plasma
schwacli von den Ecken der Zellen zurtickgezogen hat; man nennt
diesen Vorgang Plasmolyse [lyo == losen]3). Die Beobachtung wird
hier dadurch sehr erleichtert, daB der Zellsaft durch Anthocyan rot
gefarbt ist. Die ,,plasmolytische Grenzlosung" ist dadurch gekenn-
zeichnet, daB ihre osmotische Kraft gerade hinreicht, urn den Turgor-
druck der Pflanz-enzelle aufzuheben. Es ist klar, daB man durch Er-
mittelung der Grenzkonzentration mit Hilfe der oben angegebenen
Tabelle den Turgordruck in Atmospharen ausdriicken kann. Werden
die Zellen von Tradescantia discolor sehr stark plasmolysiert, z. B. durch
ein Gemisch von cone. Kalisalpeterlosung (24 — 25%) mit etwa dem
gleichen Teid Wasser (vgl. Zuckerrube), so tritt die Plasmolyse natur-
gemaB sclmeller und ausgiebiger ein. Der rote Farbstoff im Zellsaft.
verdichtet sich dabei mehr und mehr (etwa bis zur Farbe des Rot-
weins), wahrend der farblose Plasmaschlauch infolge der Zusammen-
ziehung dicker wird. Er ist dann bei rd. SOOfacher VergroBerung
und guter Beleuchtung mit doppelten UmriBlinien zu sehen.
Wic genauere Versuche ergeben haben, schwankt der Turgordruck
der Pflanzcnzellen iimerhalb weitcr Grenzen. So ergab sich bei ganz
1) Ahnliche Dienste leisten die Zellen der roten Riibe, der schwarzen Liguster-
beeren (auch nach Frost) u. a. m.
2) Genauer 1,5 % bzw. 0,8615 °/0. Die letztgenannte Losung ist zufallig von akn-
licher Konzentration wie die physiologische Kochsalzlosimg; vgl. Das Deutsche Arznei-
buch (Pharmacopoea germanica), 1910, S. 483. — Der Inhalt der Blutkorperchen ist
mit einer 0,9—1,0% Kochsalzlosimg isotonisch.
3) Von der Plasmolyse (= Plasma-Loslosung) unterscheidet Balbt ani die Kon-
traktion kompakten Plasmas, wie sie z. B. bei Myxomyceten vorkommt, als Plas-
morhyse (rhysos = Schrumpfung).
Diffusion, Osmose und Turgor.
29
jungen Zellen, wie sie in Meristemen vorkommen, bei dem Fehlen von
Vakuolen kein wesentlicher Turgordruck, wahrend die folgenden Bei-
spiele hb'here Werte zeigen.
Tabelle iiber den Atmospharendruck in Pflanzenzellen.
Name der Pflanze
Organ
Turgordruck
in Atinospharen
Qurmera chilensis (Chilenischer
,,Rhabarber'')
Eochea falcata (Dickblatt)
Xolanum tuberosutn (Kartoffel)
Heracleum sphondt/lium (Baren-
klau)
Dipsaciis fullonum (Weberkarde)
Rheum officinaJe (Rhabarber)
('arum carvi (Kiimmel)
Rosa ht/brida (Rose)
<SY>r&w.y auctfparia (Eberesche)
Foeniculum milyare (Fenchel)
Blattstiel
Blattmark
Blattspreite
Blattstiel
Stengel
Blattstiel
Doldenstrahlen
Blumenblatter
junge Beeren
wachsende Sprosse
3,5-5
4
5,5
5,5
6
6
6,5
8
9
9-121)
Die groflten beobachteten Turgordrucke befinden sich in den Knoten
niancher G-raser (bis 50 Atmospharen) und in den Wurzeln einiger'
Wtistenpflanzen, wo der Druck bis auf etwa 100 Atmospharen ansteigt.
Die den Turgor erzeugenden Stoffe sind keineswegs bei alien
Pflanzen dieselben. Bei Rosa und Heracleum wirkt vor allem Glucose,
bei Rheum Oxalsaure, bei Rochea Apfelsaure, bei Gunnera Chlor-
kahum.
Eine kurze Erwahnung verdienen noch die Meerespflanzen und
die Halophyten des Strandes. Urn die Zellen dieser Grewachse zu plas-
molysiereii., bedarf es naturlich verhaltnismaBig hoch konzentrierter
Losungen.
Das Plankton der Fltisse wird beim Eintritt in stark salzige
Meere nattir'lich plasmolysiert und geht, falls sich nicht ein Teil dem
Meereswasser anpaBt, zugrunde.
Umgekehrt werden die Zellen vieler Meerespflanzen, wenn man sie
in SiiBwasser bringt, platzen.
Einige andere Versuche tiber Turgor und Plasmolyse. Urn
den Turgor in Geweben makroskopisch zu zeigen, kann man in folgender
Weise verf ahren : Man spaltet ein etwa 6 cm langes Hypokotyl der
Keimpflanze von Lupinus albus auf und legt die beiden Half ten
zum Plasmolysieren in eine starke, mehr als 4 o/0 Kalisalpeterlosung.
Nach etwa 1/2 Stunde tritt e.ine Verktirzung von 6 — 8 °/o ein. Legt
man die Gewebehalfteii nachher in reines Leitungswasser, so werden
1) Der Druck ira Danipfkessel einer starkcn Lokomotive bctriigt elwa 15 Atm.
3Q Teil A. Phanerogamen.
sie wiederum prall und dehnen sich auf ihre ursprtingliche Lange und
dariiber wieder aus. Soil ten sich die Objekte bei diesen Versuchen
stark krummen, so empfiehlt es sich, sie vorher zu schalen.
tibrigens kann man die plasmolysierte Hypokotylhalfte statt durch
osmotische Krafte auch durch Anhangen von Gewichten wieder auf
ihre ursprilngliche Lange dehnen. Dann entspricht die Gro'Be der
Zugkraft (abgesehen von Fehlern, die etwa durch Verzerrung des Zell-
netzes bedingt sind) dem osmotischen Druck in den Zellen. Die Gewichte
werden zweckmafiig in der Weise angebracht, daB man fiber die Enden
des Hypokotyls diinne Gummischlauchstticke zieht und diese durch
Klemmschrauben unverriickbar befestigt.
Die beschriebenen Versuche kann man mit demselben Erfoige auch
an lebhaft wachsenden Stengeln der Sonnenblume anstellen. Man schalt
zu diesem Zweck die Rinde und den Holzkb'rper ab und behandelt den
derart freigelegten Markzylinder in der oben angegebenen Weise ; freilich
steht geeignetes Material nur im Fruhling und Sommer zur Verfiigung.
ID den bisher genannten Beispielen bewirkte die Anderung des
Turgors eine Verlangerung oder Verkiirzung in der Langsrichtung.
Es sind aber auch Falle bekannt, wo diese Veranderung in (ler Quer-
richtung wirkt, namlich bei Wurzeln. So zeigen z. B. die jungen
•Wurzeln von Hyacinthus, Narcissus, Car-urn carvi, (Kiimmel), Commit
maculatum (Schierling), Lappa tvmentosa (Klette) und Taraxacum
(Lowenzahn) beim Einlegen in Wasser uberraschenderweise Zusammeji-
ziehung, bei der Plasmolyse Verlangerung, weil die parenchymatischen
Zellen soldier Wurzeln bei Zunahme des Turgors eine Dehnung senk-
recht zur Langsrichtung des Organs erfahren, vgl. auch Detmer (.1).
Da diese Krafte Verkiirzungen bis zu 70 °/o hervorrufeji konnen,
so ist z. B. die Tatsache leicht zu verstehen, dafi die Blatter der
Rosettenpflanze,n trotz des Langenwachstums des Stengels stets clem
Boden angedrtickt bleiben und daB Zwiebeln bis zu einer gewissen Tiefe
in den Boden eindringen konnen.
Gewebespannung. Trennt man im Filihjahr von einem 70 cm
langen Stengelsttick eines jungen lebenskraftigen WurzelschoBes des
Hollunders (Sambucus nigra) durch (vier) Langsschnitte Rinde und
Holz ringsum ab, so verlangert sich das Mark um etwa 4 mm. Es
war also im Gewebeverbande gestaucht, wahrend Rinde und Holz
dementsprechend gedehnt waren. Ahnlich verbal ten sich junge Stengel
der Sonnenblume (Helianthus anmms) und des Tafoaks (Nfcotiana),
wahrend Blattstiele von Begonia und Stengel von Ii/tpah'ens weniger
gut geeignet sind, aber als Zierpflanzen auch im Winter zur Verfugiing
stehen.
Legt man die vier abgetrennten Stiicke von Sambifous in Wasser,
so steigt der Turgor in den parenchymatischen Gewebeteilen ; inf olge
des durch denHolzteil beclingtenWiderstandes tritt dabeiKrti in lining ein.
Diffusion, Osmose und Turgor. 31
Im Gegensatz dazu tritt Verktirzung bzw. Wiedergeradestreckung
ein, wenn man mit rund 4 °/o, Kalisalpeterlosung plasmolysiert. Der
freie Markteil bleibt beim Einlegen in Wasser gerade, verlangert sich
aber. Sein Turgor iiimmt dabei wesentlich zu.
Die Dehnung der jungen Hollundermarkzellen bet-rag t ini normalen
Zustand rd. 8 °/o. Bei den alteren Markzellen ist im Gewebeverbande
infolge von Wachstum im Laufe des Sommers Entspannimg der Mem-
branen eingetreten. Dem Turgordruck wird dann im unverletzten Stengel
durch den Holzkorper das Gleichgewiclit gehalten.
Bekannt zur Ausftihrung von Versuchen iiber Gewebespannung sind
auch die Bliitenschafte des Lowenzahns (Taraxacum).
Die Rinde ist iibrigens nicht nur in der Langsrichtung, sondern
auch quer dazu gedehnt. Lost man z. B. an Weidenzweigen (am besten
ini Fruhling) ein ringformiges Stuck Rinde los, so verkiirzt es sick
quer zur Richtung des Organes. Versucht man es wieder in seine
urspriingliche Lage zu bringen, so mufi man es dabei um 4 — 5 % delmeiK
Diese Rindenspannung ist im Verlauf einer Wachstumsperiode keinen
wesentlichen Anderungen unterworfen, so dafi der frtiher behauptete Ein-
fluB auf die Bildung von Friihlings- und Herbstholz (Jahresringe)
nicht nachweisbar ist; vgl. Pfeffer (1. ), Bd. 2, S. 275. Die Rinden
spannung kann bei Baumen einen Druck bis zu 10 Atmospharen
erzeugen.
Eine Ausnutzung der Gewebespannung zur Hei'vorbringung von
Bewegungen findet in vielen Gelenkpolstern der Blatter statt. Hier
durchziehen die Gefafibiindel die Mitte der Polster, wahrend die paren-
chymatischen Zellen peripherisch gelagert sind. Steigt nun der Tur-
gor in der unteren oder oberen Polsterhalfte, so findet infolge Gewebs-
spannung gegen den Mittelstrang ein Heben oder Senken der Blatt-
organe statt. Naheres s. im Kap. Reizbewegung.
Permcabilitat des abgetoteten Plasmaschlauches. Totet man
die vorher (S. 28) erwalmten Zellen von Tradesoantia discolor, z. B.
durch Erwarmen, Gifte oder den Induktionsstrom, so gerinnt das Plas-
ma, und die Zellen lassen, wie die mikroskopische Beobachtung zeigt,
den Farbstoff austreten1).
Audi makroskopische Versuche lassen sich zur Darlegung des eben
Gesagten ausftihren, z. B. mit Blattern von Rotkohlkopfen2).
Man ftille zwei Becherglaser oder Reagensglaser mit destilliertem
Wasser (nicht Leitungswasser, da dieses alkalische Reaktion besitzt)r
schneide Rotkohlblatter in Stucke und bringe diese in die beiden
Glaser. Wird das Wasser in dem einen auf mehr als 50—60° C. er-
warmt, so tritt wegen des Abtotens der Plasmaschlauche der rote, im
1) Beziiglich Lebendfarbung vgl. man Pfeffer (1), S. 103 und Abderhaldcn.
2) Man halte die Blatter gegen belles Licht. Je deutlicher dabei die rote Farbe
hervortritt, um so geeigneter sind sie fur den Versuch.
32
Teil A. Phanerogamen.
Zellsaffc geloste Farbstoff aus (besonders stark nach 24 Std.), wahrend
das Wasser des nicht erwarmten KontrollgefaBes farblos bleibt.
Der gleiche Versuch gelingt auch sehr gut mit roten Kirschen,
etwa in der durch nebenstehende Abbildung angegebenen Form. Im Be-
darfsfalle konnte man auch die aufieren Teile von Radieschen benutzen.
Anthocyanhaltige Laubblatter sind im allgemeinen weniger gut verwend-
bar, dagegen dunkle Blumenblatter der Georgine geeignet.
Abb. 13. Kirschen versuch zur Veranschaulichung der Durehlassigkeit
abgetoteter Plasmaschlauche. Links: Wasser von Zimmertemperatur, farblos.
Rechts: Heifies Wasser, rot durch Kirschsaft.
Der ausgezogene Farbstoff zeigt meist ahnliche Reaktionen wie
Lackmus. Durch mafiigen Zusatz von Alkalien wird er blau ^ [daher
Anthocyan (Bltitenblau) genannt], durch Zusatz einiger Tropfen von
Sauren rot. Der Umschlag der Reaktion kann zu wiederholten Maien
vorgenommen werden.
Bei der Empfindlichkeit dieser Reaktion lafit sich der Farbenum-
schlag unter gtinstigen Umstanden auch in der lebenden Zelle hervor-
rufen. LaBt man verdtinntes Ammoniak einwirken, so verfarbt sich das
Anthocyan im Zellsaft in Blau, umgekehrt bei Einwirkung von Kohlen-
saure in Rot [z. B. bei IpomoeafCalystegia-jBlutenl.
Naheres tiber die Eigenschaften des Anthocyans siehe bei Molisch
(2), S. 261 ff.
Auch durch Kaltewirkung konnen saftige Zellen unter Turgorande-
rung zum Absterben (Erfrieren) gebracht werden, wie es scheint dann,
wenn im Zellsaft ein Gemisch von Eis und Salzen entsteht [Kryo-
hydratpunkt] 2). Die verschiedenen Organe desselben Indivicluums
konnen bei sehr ungleichen Temperaturen erfrieren, ein Apfel z. B. bei
- 3° C, ein Apfelbaumstamm erst unter -- 20° C.
1) Zu starker Zusatz bedingt Grunfarbung.
2) Dieser Pnnkt wird erreicht, wenn der Zellsaft zu einem (Jemisch von Salz und
Eis erstarrt.
Zucker, Btarke, Keservezellulose, fettes Ol. 33
IV. Gruppe. Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes 01.
Allgemeines. Man kann mit gutem Grunde die Behauptung auf-
stellen, dafi das Produkt der Kohl enstoff- Assimilation (S. 4), die Glukose
(Traubenzucker), Mr die Pflanzen, speziell die hoheren, eine iihnliche
Bedeutung hat, wie das Geld im menschlichen Leben. Aus Glukose
verschafft sich die Pflanze spielend leicht eine grofie Zahl wichtiger
anderer Substanzen, wie Starke (aufbau- und abbaufahig), Rohrzucker,
Zellulose, Eiweifi (unter Anfilgen von Stickstoffverbindungen) usw. Die
einzelnen Zuckerarten, wie Glukose, Saccharose, Trehalose, Melicitose,
Mannose, Xylose, Arabinose u. a. m. ineinander iiberzufiihren, ist im
gegebenen Falle ftir die Pflanze eine Kleinigkeit.
Die Zuckerarten sind die ersten Oxydationsprodukte mehrwertiger
Alkohole von Aldehyd- oder Ketoncharakter.
Zucker, Starke und Zellulose (Zellstoff) gehoren zu der
grofien Gruppe der Kohlehydrate, d. h. sie bestehen aus C, H und
O und cnthalten die beiden letzteren in demselben Verhaltnis wie das
Wasser (2:1); sie reagieren weder sauer noch basisch und sind teils
Kristalloide, teils Kolloide.
Nur bei ganz wenigen einfachen Zuckerarten ist die kunstliche
Syn these bisher auf umstandlichen Wegen gelungen. Das Material fur
die Weltproduktion der Kohlenhydrate wird daher wohl noch lange
Jahre hindurch von der Land- und Forstwirtschaft geliefert werden
[Zuckerriiben, Zuckerrohr, Getreide, Kartoffeln, Fichten (geben Zell-
stoff), Baumwolle] . Von den viekn Kohlenhydraten kommen nur verhalt-
nisinaBig wenige in grofierer Menge im Pflanzenreich vor. Unter den
Zuckern finden sich hauptsachlich von den Monosacchariden Glu-
kose (C6H12O6), von den Disacchariden Rohrzucker (C12H22Q11)
allgemein verbreitet. Der Starke schreibt man als einem Poly sac-
char id (wahrscheinlich gekoppelter Anhydro-Malzzucker) vorlaufig
die Formel (C6H10O5)6 zu; sie bildet in den Speicherorganen der
Pflanzen, vor allem in Samen bis zu etwa 3/4 des Gesamtgewichts. Be-
kanntlich liefert sie in Gestalt von Mehl unser wichtigstes N"ahrungs-
mittel.
Nach Pictet (1) u. Sarasin (Genf 1919) sind Starke und Zellu-
lose Polyosen des Lavo Glukosans, einer gelben, dickfltissigen, oligen
Substanz von Kohlenhydratnatur, welche in Wasser und anderen Fltis-
sigkeiten loslich ist.
Reservezellulose spielt demgegemiber in der Natur nur eine
imtergeordnete Rolle als Speicherstoff. Sie stellt gewissermaBen
ein Mittelding dar zwischen Starke und Holzstoff, indem, sie
.physiplogisch mehr der Starke, physikalisch mehr der gewahnlichen
Zellulose nahe steht. Reservezellulose findst sich z. B. in Dattelkernen
Kolkwitz, Pfl.-m/.enphysiologie. 2. Aufl. B
34 Teil A. Phanerogaraen.
sowie in den Samen der Palme Phytdephas, wo sie als ,,vegetabilisches
Elfenbein" technische Bedeutung erlangt hat.
Die gewohnliche Zellulose bildet dagegen das Ausgangsmaterial ftir
die Herstellung von Baumwolle, Papier, Kunstseide, Zelluloid, Kol-
lodiumwolle, Stapelfaser usw. *).
Fette Ole spielen als Nahrstoffe ebenfalls im Pflanzenreich
eine Rolle. Sie diirfen nicht mit den atherischen Olen (Duftstoffe)
verwechselt werden, die einer ganz anderen chemischen Gruppe ange-
horen. Die in der Natur vorkommenden Fette sind vorwiegend Glyzerin-
Ester ho'hermolekularer Fettsauren, von denen besonders Palmitin-, Stea-
rin- und Olsaure in Betracht kommen. Die Pflanzenfette sind im
Gegensatz zu den tierischen meist fltissig, was auf einen hoheren Ge-
halt an Olsaure zuriickzufiihren ist. Beispiele hierfur sind Olivenol,
Riibol, Leinol, Mohnol und Nufio'l, wahrend Kakaobutter, Palmkernol
und Muskatbutter fest sind2).
Das 01 macht in Fettsamen meist i[z, bisweilen fast 3/4 der ge-
samten Trockensubstanz aus.
Die ktinstliche Darstellung der Fette ist im groBen bisher nocli
nicht gelungen.
Nachweis des Zuckers. Zum Nacliweis des Zuckers konnen
folgende, meist leicht zu beschaffende Objekte dienen :
1. Kuohenzwiebeln. Diese sind besonders geeignet, da man bei
ilmen den Zucker (3— 6°/o) nicht schon ohne weiteres durch den
Geschmack nachweisen kann. Die Zerkleinerung geschieht durch
Schaben mit dem Messer, auf dem Reibeisen oder durch die Zitronen-
presse. Gelegentlich kommen ziemlich stark sauer reagierende Zwie-
beln vor, bei denen der Zuckernachweis nur unter Verwendung groBc-
rer Reagensmengen geli'ngt 3).
Tulpen- und Hyazinthenzwiebeln en thai ten Starke statt Zucker.
2. Mohrrtiben (Daucus carota); sie enthalten etwa 4 °/o Zucker.
3. Fleischige Friichte, z. B. Apfel, Birnen, Pflaumen (an
Backpflaumen findet sich Zucker an der AuBenseite der Frucht als
ascheartiger Uberzug), Kirschen ,Wein,beeren (auch Rosinen), Man-
darinen und Apfelsinen (etwa gleichzeitig vorhandene Saure pflegt
in diesem Fall die Reaktion nicht zu storen), Feigen u. a. in.
1) Gute Watte und gutes Filtrierpapier bestehen aus Baumwolle.
2) Das bekannte Palm in (Pf Ian zenbu tier) stammt aus den Samen der Kokos-
palme, das sogenannte Palmo'l von der Fruchtschale der Olpalme (Elaeis).
3) Junge Oberhautzellen der Zwiebel (Allium cepa) eignen sich iibrigens aus-
gezeichnet zum Demonstrieren des Zellkerns. Er ist so gro6, dafi man ihn in den
Zellen abgezogener Haute im durchf alien den Licht mit einer 40fach vergroSernden
Lupe gut erkennen kann. Junge Epidermiszellen der Zwiebel lassen sich im mikro-
skopischen Gesichtsfeld besser iiberblicken als altere, die wiederum leichter zu pra-
parieren sind. Junge Zellen sind kurz und verhaltnismaBig plasmareich, altere lang-
gestreckt und inhaltsarm.
Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes Ol. 35
4. KokosnuB (Cocos1 nu&ifem). Man iiberzeuge sich durch
Schtitteln, daB sie Milch enthalt, bohre dann mit Messer oder Sohere
den Keimporus heraus und lasse die Milch in ein Becherglas laufen.
Hierauf kann man durch einige Hammer schlage die NuB in freiea:
Hand leicht in zwei Half ten zerlegen und das Fleisch fur den Ver-
such entnehmen. Das Fleisch ist auch geraspelt kauflich.
5. Kohlriiben, Runkelriiben, Zuckerriiben. Der Zucker
tritt in den Ruben vorwiegend als Traubenzucker (Glukose, 6 Koh-
lenstoff -Zucker) und Rohrzucker (Saccharose, 12 Kohlenstoff-Zucker)
auf.
Der Nachweis des Trauben zuckers (Glukose) geschieht ajn ein-
fachsten durch Fehlingsche Losung. Diese halt man in zwei Stamm-
losungen1) vorratig:
F eh ling I (mit Glasstopfen) enthalt Kupfersulfat,
F eh ling II (mit Gummistopfen) enthalt stark alkalische Losung von
Seignettesalz (weinsaures Kaliumnatrium).
Beide Stammlosungen werden, wenn es sich um quantitative Bestim-
mungen handelt, zu genau gleichen Teilen gemischt; 10 ccm ver-
brauchter Losung entsprechen dann 0,05 g Traubenzucker. Fur quali-
tative Untersuchung geniigt Abmessen nach AugenmaB.
Zur Auslaugung der zu prtifenden Teile werden 1 — -2 ccm der
zerkleinerten Pflanzenmasse mit eEwa 5 ccm Wasser tiber der Gas-
oder Spiritusflamine zum Abtoten des Plasmas gelinde erwarmt; man
giefit die Losung vom Bodensatz ab und versetzt sie in einem lleagens-
glas mit so viel Fehlingscher Losung (I-fII), daB die Fliissigkeit deut-
lich blau erscheint. Beim Kochen (Vorsicht, stofit!) findet ein Farben-
umschlag aus Blau in Rot statt, indem durch die reduzierende Wirkimg
des Traubenzuckers rotbraunes Kupferoxydul oder rotgelbes Kupfer-
oxydulhydrat entsteht.
Ein anderes, wichtiges Verfahren, Traubenzucker nachzuweisen,
wenn er in groBeren Mengen vorhanden ist, besteht darin, daB man mog-
lichst dicken Saft, z. B. aus der Mohrriibe, im Reagensrohr ctwa 20
Minuten lang auf dem Wasserbade mit essigsaurem Phenylhydrazin er-
hitzt. Es bilden sich dann Kristallbiischel von gelbem, nadelformigem
Glukosazon, deren Form unter dem Mikroskop studiert werden kann.
Vgl. dazu Strasburger-Koernicke (1), S. 182.
Zur quantitativen Ermittelung des Zuckers in kleinen Flussigkeits-
mengen bis zu 10 o/0 Konzentration (z. B. von ausgepreBten Pflanzen-
saften, Harn usw.) dient die Garmethode, welche sehr genaue Resul-
tate liefert (s. unter Hefe).
1) 1:34,639 g reines Kupfersulfat werden in dest. Wasser gelost und zu 500 ccm
aufgefiillt.
II : 173 g Seignettesalzc werden in 400 ccm dest. Wasser gelost und mit 100 ccm
einer 51,6 °/o NaOH-Losung vermischt.
Fehlingsche Losung ist in Apotheken kauflich.
3*
36
Teil A. Phanerogamen.
Brauchbar ftir diese Zwecke ist das Garungssaccharo meter
von Lohn stein (1), Abb. 14. Der Gang der Untersuchung 1st etwa
f olgender :
Die zu untersuchende Fliissigkeit wird unter Zusatz einer kleinen
Menge lebender Hefe an die Stelle a gebrach't und der kurze Schenkel
unter Einstellen auf den Nullpunkt dann verschlossen. Die bei der
Vergarung des Zuckers bei 20 °C oder 35 °C entstehende Kohlensaure
driickt das Quecksilber im Kugelschenkel herab, wodurch die Saule in
dem langen, offenen Schenkel steigt; an den Skalen, welche fur die
Garungsteinperaturen 20° bzw. 35° C gelten, kann dann
der Prozentgfchalt der Fliissigkeit an Zucker direkt ab-
gelesen werden. Eine genauere Gebrauchsanweisung
liegt jedem Garungsmesser bei.
Endlich kb'nnen quantitative Zuckerbestimmungen
auch unter Anwendung von Polarisationsapparaten aus-
gefuhrt werden, wie es in groBem MaBstabe in der
Zuckerindustrie geschieht.
Der Zuckernachweis durch Fehlingsche Losung,
wie oben beschrieben, gelingt in der einfachsten Weise
mit der Milch der KokosnuB, wenn man 10 ccm Milch
mit etwa 1 ccm Losung erhitzt. Bei der Verwendung
des Kokosf leisches versagt dagegen (ebenso wie bei
Zuckerrtibe) die Reaktion, obwohl fur den Geschmack
Milch und Fleisch etwa gleich siiB erscheinen.
Das Fleisch enthalt namlich Saccharose (Rohr-
zucker), die auf Fehlingsche Losung nicht wirkt. Dieses
Disaccharid nmfi erst in zwei reduzierend wirkende,
rechts und links drehende Monosaccharide invertiert
(zerspalten) werden nach der Formel :
a
Abb. 14.
Lohnsteinsches
Saccharometer
zur quantitativen
Bestimmung von
Zucker in Fliissig-
keiten.
012H,20U + H,,0 = C(iH1206 + C6H12Ot;
Rohrzucker Traubenzucker Fruchtzucker
(rechtsdrehend) (linksdrehend)
Die Zerlegung geschieht in der Weise, dafi man
den aus dem geschabten Fleisch der NuB unter Zusatz
von Wasser gewonnenen zuckerhaltigen Saft etwa eine
Minute lang mit einigen Tropfen Salzsaure erhitzt und diese dann durch
Soda abstumpft. Hierauf tritt mit Fehlingscher Losung Reduktion ein.
War die benutzte NuB noch unreif, was verhaltnismafiig selten vor-
kommt, so enthalt auch das Fleisch Traubenzucker. Das gleiche ist der
Fall, wenn das Fleisch stellenweise verschimmelt ist (durch Penicillium),
weil der Pinselschimmel an den Stellen seiner Entwicklung zur Inversion
befahigt ist. Diese erfolgt durch das Ferment Invertase, welches im
Pflanzenreich auch sonst haufig vorkommt; vgl. Lafar (1), Bd. 4,
S. 407.
Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes 01. 37
Rohrzucker 1st neben der Glukose im Pflanzenreich weit verbreitet,
da viele hohere Pflanzen ihn in geringerer Menge enthalten, wenigstens
in einzelnen Organen und in gewissen Vegetationsperioden. So enthalt
z. B. der im Friihling reichlich auftretende Birkensaft neben Trauben-
zucker und Eiweifisubstanzen auch Rohrzucker.
Bei den Versuchen liber den Nachweis des Zuckers hat man gute
Gelegenheit, die Brscheinung der sogenannten Brownschen Mole-
kularbewegung zu studieren. Es handelt sich dabei um die 1827 von
dem englischen Botaniker Brown gemachte Beobachtung, dafi kleine
unbelebte Korperchen « 3 n), welche im Wasser schweben, sich
zitternd und wimmelnd hin und her bewegen, tanzenden Miicken-
schwarmen vergleichbar. Diese Erscheinung zeigen auch die Kornchen
des loten Kupferoxyduls, die im vorliegenden Falle nicht mit klei-
nen lebenden Organismen untermengt sein konnen, da die Pltlssigkeit
zuvor gekocht werden mufite (Vergr. 300 u. mehr).
Je kleiner die Korperchen sind, um so lebhafter ist die zibternde
Bewegung, je gro'Ber sie sind, um so plumper. Die Bewegungen lassen
nicht mit der Zeit nach, aufier wenn die Kornchen am Glase festhaften.
Auch die Aufschwemmungen von chinesischer Tusche zeigen die
Erscheinung bei starker Vergrofierung (z. B. bei Olimmersion) sehr
schb'n, ebenso die Gipskristallchen in den sogenannten Endvakuolen
(Tanzstiibchen) von Closterium.
Nach den Untersuclmngen der Physiker, die sich dabei zum Teil des
Ultramikroskops bedienten, handelt es sich bei diesen Erscheinungen um
dieselben Gesetze, welche die molekularkinetische Theorie ftir die Mole-
kiile in Losungen annimmt. Mit steigender Temperatur nimmt die Be-
wegung in dem Grade zu, wie es die kinetische Gastheorie erwarten
lafit; naheres vgl. man z. B. bei J. P err in (1).
Lebende Bakterien bewegen sich unter dem Mikroskop wesentlich
anders; wahrend sie durch das Gesichtsfeld z. T. geradlinig fort-
schwimmen, bleiben die der Brownschen Bewegung unterliegenden
Korper innerhalb eines engen Bezirks, wenn man Stromungen in der
Pltissigkeit ausschlieBt.
Zuckerriibe und Zuckerrohr. Im grofien wird der Zucker vor-
wiegend aus zwei Pflanzen gewonnen, der Zuckerriibe (Beta mari-
tima var. altissima] und dem Zuckerrohr (Saccharum officinarwri).
Die erstgenannte gehort zur Familie der Melden (Chenopodiaceae),
die letztere ist eines der schonsten und kraftigsten Graser (Grami-
neae-Andropogoneae) der Tropen und Subtropen. Beide sind aus
wilden Stammformen hochgeziichtete Kulturgewachse. Der Zucker findet
sich in beiden in gro'Berer Menge aufgespeichert, bei der ersten in der
verdickten Wurzel, beim Zuckerrohr hauptsaclilich im Mark des Sten-
gels. Der Zuckergehalt des Riibenzellsaftes belauft sich gewohnlich auf
17—180/0, beim Rohr im Mittel auf 15— 17 o/0. Vgl. Abb. S. 38.
38
Teil A. Phanerogamen.
17,62%
Wie in der Rube ist auch im Zuckerrohr der Zucker ungleich ver-
teilt; die alteren, unteren Teile des Rohrs sind rohrzuckerreicher und
traubenzuckerarmer als die jtingeren.
Die chemische Analyse der frischen Zuckerrube ergibt etwa fol-
gende Werte:
Cellulose (und Gummiarten) .... 4—6 %
(davon Pektin 1 o/0)
Zucker . . ' r 12—18 %
„ . selten bis 25 %
Wasser . 75—80 °/0
Nichtzuckerstoffe, mineralisch ... 0,8 %
„ organisch . . . 0,5—1 °/o
Die letztgenannten Stoffe l) [vgl.
Wehmer (1) S. 181] bestehen aus:
Eiweifi, Oxalsaure,
Betain, Gerbsaure,
Glutamin, Apfelsaure,
Asparagin, Weinsaure,
Fett, Zitronensaure.
Die in der Zuckerrube iiberhaupt
vorkommenden Kohlenhydrate sind
nach W. Ruhland (1) :
1. Starke, 2. Raffinose, 3. Rohr-
zucker, 4. Glukose, 5. Fruktose.
Das natiirliche Pektin, welches
in fleischigen Wurzeln und Friichten
besonders reichlich vorkommt, ist
nach F. Ehrlich meist ein Ca-Mg-
Salz einer Arabinose-Galaktose-Ga-
lakturonsaure verbindung.
Isotonisch mit dem Zellsaft der Riibe sind rd. 4-5 % KNO3.
Man wird also zur wirksamen Plasmolyse der Zuckerrubenzellen nicht
unter 5 % KNO3 anwenden. Am bequemsten zur Erzielung der Plas-
mylose (Abb. 16) ist die Verwendung von leicht vorratig zu haltender
konz. KNO3-Losung (d. h. 24—25%), unter deren Einwirkung die
Plasmaschlauche mit ihrem Inhalt sich zu deutlichen Kugeln zusam-
menziehen, die das Licht verhaltnismafiig stark brechen, weil der
Zuckersaft fast zu sir upar tiger Beschaffenheit eingedickt ist.
In manchen, besonders in angeschnittenen Zellen, ist der Zell-
kern gut sichtbar. Der zarte Plasmaschlauch als solcher lafit sich da-
gegen meist erst nach An wen dung von Farbemitteln leicht beobachten.
AKK -IK IT- iv
Abb. 15. Verteilung des Zuckers
in derEiibe. Der Hpchstgehalt findet
sich unter dem Kopfteil. Zuckerrube
m der Langsansicht dargestellt. (Nach
Proskowetz.)
1) Diese wirken im Vcrein mit anderen Stoffen in den Abwassern der Zucker-
abriken zum Teil als Nahrstoffe fiir Leptomiins (s. dort).
Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes 6l.
39
Cellulosehaut
Luftraum
Plasmahaut
Die Schnitte durch die Zuckerrube dtirfen nicht zu diinn gemacht
werden, da sonst die ziemlich grofien Zellen durch das Messer verletzt
werden. Ftir plasmolytische Beobachtungen (auf dem Objekttrager)
sind noch kleine Schnitte, welche mit dem Taschenmesser gemacht
worden sind, gut verwendbar. Trotz einer gewissen Unregelmafiigkeit
der Zuckerrtibenzellen liefern Schnitte fiir mittlere (100 — 200fache)
mikroskopische Vergrofierungen ein ziemlich regelmafiiges Bild, bei
durch fall en dem sowohl wie auffallendem Licht.
Nach eingetretener Plas-
molyse kann man schliefilich
den urspriinglichen Zustand
der Zellen von neuem her-
stellen, wenn man wieder vor-
sichtig Wasser zusetzt.
Wegen des Studiums der
isotonischen Losungen sei auf
S. 26 verwiesen.
Die ausgesprochene Semi-
permeabilitat der Plasma-
schlauche in d.er Zuckerrube
ist wichtig fiir deren Aufgabe
als Speicherorgan. In den
Monaten August und Septem-
ber sind die Ruben auf den
Feldern schon zuckerreich und
doch tritt der Zucker bis zur
Erntezeit im Oktober trotz
hoher Turgorspannung der
Zellen nicht in den Boden
aus. Freilich wirkt neben
den Plasmaschlauchen die
Aufienhaut der Rube beim Zuriickhalten des Zuckers unterstiitzend mit.
Durch Einmieten iiber Winter verlieren die Zuckerriiben unter alien
Umstanden mindestens 1/2 % Zucker infolge von Atmung.
Bei dem zur Zuckergewinnung eingeleiteten Diffusionsprozefi
werden die Plasmaschlauche durch Erhitzen der Riibenschnitzel abge-
totet, worauf der Zucker leicht austreten kann. Das Zuckerrohr wird
hauptsachlich mechanisch ausgeprefit.
Die Zuckerrube enthalt, wie verschiedene andere Chenopodia-
ceen, z. B. Chenopodium album, deutliche Mengen von Salpeter, welche
chemisch leicht nachgewiesen werden kb'nnen ; die Nitrate sind ge-
eignet, die osmotische Saugkraft des Zellsaftes erhohen zu helfen.
Vgl. Molisch (2). Beide, Riibe und Rohr, sind verhaltnismafiig reich
an Kali.
Abb. 16. Zellen aus der Zuckerrube,
plasmolysiert. Man erkennt leicht die mehr
oder minder regelmafiige Zuriickziehung des den
Zuckersaft umschliefienden Plasmaschlauches von
der Zellwand. Vergr. mittelstark. (Orig.)
40 Teil A. Phanerogamen.
Infolge ihres spezifischen Saftgehaltes gefriert die Zuckerriibe erst
bei rd. - - 1 ° C (wobei der Zuckergehalt unverandert bleibt), wahrerid
sie erst unter --5°C erfriert; die Blattstiele der Pflanze ertragen
nur etwa - - 3° C.
Legt man Stengelstucke des Zuckerrohres in 98 o/o Alkohol1), so
kristallisiert der Rohrzucker in Form von kleinen, monoklinen Kristal-
len aus. Er kann auf in Alkohol eingelegten oder ausgetrockneten
Schnitten unter dem Mikroskop (bei etwa BOOfacher VergroBerung)
leicht beobachtet werden.
Ueber weitere Literatur vgl. H. de Vries (2), Strasburger-
Koernicke (1), Knauer-Hollrung (1), Kriiger (1), Wohry-
zek (1), Kny Taf. 9.
Bildung von Starke aus Zucker. Die meisten grunen Pflan-
zen sind nach 1 — 2tagigem Aufenthalt im Dunkeln frei von Starke,
aufler wenn es sich um starkespeichernde Organe handelt2). Belichtet
man sie wieder, so tritt von neuem Assimilation ein, und ein Teil des
dadurch erzeugten Zuckers wird infolge der Konzentrationssteigerung1
der Zuckerlosung in Starke umgewandelt. Die Grenze, bei der die
ertragliche Zuckermenge iiberschritten wird (Umwandlung des tiber-
schtissigen Zuckers in Starke) liegt bei manchen Pflanzen (z. B. vielen
Monocotyledonen) sehr hoch. So ist es erklarlich, dafi bei diesen in
der freien Natur in den Blattzellen (ausgenommen Spaltoffnungen) nur
Zucker nachweisbar ist, wahrend bei ktinstlicher, reicherer Zafuhr
von CO2 Starke auch1 bei diesen Pflanzen auftritt (S. 5).
Man kann die Bildung von Starke statt durch hohere CO2-Gaben
im Licht in gleicher Weise durch kiinstlichc direkte Zufuhr von Zucker
hervorrufen, z. B. durch Auflegen starkefreier Blatter auf mehr-
prozentige Zuckerlosung (auch Glyzerin kann unter Umstanden ver-
wendet werden ; dann bildet sich Starke auch im Dunkeln. Bei diesen
Versuchen handelt es sich um sogenannte transitorische Starke,
deren Kdrner verhaltnismaBig klein sind und durch Auflosung leicht
wieder verschwinden konnen (daher auch Wanderstarke genannt).
Der Nachweis kleiner Starke«fc&ngen geschieht unter dem Mikroskop am
besten mit Hilfe von stark konzentrierter Chloralhydratlosung (5:2),
die quellend wirkt, und nachtraglichem Zusatz von Jod-Jodkalium-
losung, wodurch Blaufarbung eintritt. Bei gro&eren Starkeko'rnern ge-
ntigt blofier Zusatz von verdtinnter Jod-Jodkaliumlosung3).
1) Als Kursusmaterial vorratig zu halten und jahrelang brauchbar.
2) tiber Verdunkelungsversuche durch Auflegen von Filzstiickchen, Korkscheiben
oder Stanniolstreifen vgl. Detmer (1) u. a. m.
3) Als Jod-Jodkaliumlosung benutzt man sehr zweckmaBig die Normaljod-
losung der chemischen Laboratorien (127 g J im 1), die zum Farben der Starke mit
Wasser bis etwa zur Farbe des Portweins verdiinnt wird.
Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes Ol.
41
Die Reservestarke in den Knollen der Kartoffeln, Tulpen,
Hyazinthen usw. ist nattirlich ebenfalls durch Umwandlung aus Trau-
benzucker, der als Assimilationsprodukt in den Blattern entstanden
und nach den unterirdischen Organen abgeleitet ist, gebildet worden.
Unreife Weizenkorner u. a. m. schmecken noch suJ3, weil der
Zucker in ihren Speicherzellen noch nicht in Stark emehl umgewandelt
ist. Die von gequollenen Gerstenkarnern mitsamt dem Schildchen ab-
praparierten Embryonen enthalten anfanglich Rohrzucker, nach 3 — 4
Tagen kleine transitorische Starkekorner.
Jedes Starkekorn bedarf zu seiner Entstehung eines eigenen Or-
gans, des Starkebildners, der aber in den meisten Fallen nur schwer zu
sehen ist, besonders bei grofikorniger Reservestarke.
Ein ausgezeichnetes
Objekt zum Studium
der Starkebildner ist
nach A. Do del (1) die
Urticacee Pellioniri
dnveauann. Die Pflanze
stammtaus Cochinchina
und wird in den Ge-
wachshausern der bota-
nischen Garten gezogen
wo sie wahrend des
ganzen Jahres ohne be-
sondere Pflege wuchert.
Man fertigt Quer-
schnitte durch den Sten-
gel an und betrachtet
bei starker Vergrb'Be-
rung (rd. 300) die
Rindenzellen. Man er-
kennt chlorophyllhal-
tige Kappen , welche
den Starkekornern auf-
sitzen, wie die Ab-
bildung zeigt. Nach Arth. Meyer (1), S. 253, zeigt sich nach Auf-
Ib'sen des Starkekornes, daB von dieser Kappe eine feine Plasmahaut
ausgeht, die das gesamte Starkekorn uinschlieBt. Infolge der Tatig-
keit des Starkebildners werden durch Apposition (Anlagerung)
Schichten von Starke erzeugt, die dann wahrscheinlich durch Intussus-
zeption (Einlagerung) in die Dicke wachsen, wodurch der kon-
zentrische Bau der Starkekorner verstandlich wird.
Setzt man zu dem Praparat (nach Abheben des Deckglases) ver-
dtinnte Jodlosung, so heben sich die blauviolett gefarbten Starkekorner
Abb. 17. Starkekorner mit griinen Starke-
bildnern, aus dem Stengel von Pellionia daveauana.
Vergr. mittelstark. (Orig., gez. nach A. Dodel.)
42 Teil A. Phanerogamen.
(vgl. die Abbildung bei den Florideen) wirkungsvoll von dem griinen1)
Stark ebildner ab.
Man kann die Stengel in Wasser unter Zusatz von Formalin im
Dunkeln aufbewahren. Zur Herstellung mikroskopischer Dauerprapa-
rate konnen die Stengelquerschnitte in Glyzeringelatine2) eingelegt
werden.
Sehr geeignet zum Studium der Starkebildner sind auch die
jungen Scheinknollen der Orchidee Phajus yrandifolius (kaui'lich)
und die Wurzelstocke der Schwertlilie (Iris germanica} ; s. Stras-
burger-Koernicke S. 165.
Starke (von zum Teil knochenformiger Gestalt) wird auch in Milch-
saftschlauchen gebildet (neben Kautschuk, Guttapercha, Harzen, athe-
risclien Olen, Alkaloiden, Gerbstoffen usw.). Beispiele fiir milchsaft-
ftihrende Pflanzen finden sich in den Familien der Papaveraceae,
Euphorbiaceae, Asclepiadaceae, Compositae usw.
In den unterirdischen Organen verschiedener Korbbliitler wie
Inula (Alant), HeUanthus tuberosus (Topinambur), Dahlia (Georgine),
Taraxacum (Lowenzahn) u. a. m. findet sich im Herbst und Winter
als haufiger Reservestoff das Inulin, ein der Starke, richtiger dem
Amylodextrin, verwandter Korper [wahrscheinlich (C6H10O5)3]. Dieses
Inulin verhalt sich insofern dem Zucker ahnlich, als es im Zellsaft
gelost ist. Nach mindestens achttagigem Einlegen in 50 o/0 Alkohol
fallt es in den Zellen aus und bildet farblose Kugelkristalle, die sich
durch Jod gewohnlich gelb farben. (Nicht zu verwechseln mit Kugel-
kristallen von Calciumphosphat.) Wie Starke zeigen die Inulinkugeln
im polarisierten Licht ein dunkles Kreuz. Vgl. auch Strasburger-
Koernicke (1), S. 185.
Wichtig ist, dafl als Abbauprodukt des Inulins Fruchtzucker
auftritt. Das kaufliche Inulin wird Zuckerkranken verordnct.
Beobachtungen an der Kartoffel. Die Starkebildner (Leuko-
p las ten) in den Kartoffelknollen sind verhaltnismafiig klein und ge-
wohnlich schwer sichtbar zu machen. Sie werden mit Saurefuchsin ge-
farbt; vgl. die Abbildung nach A. Zimmermann (I)3). Die farb-
1) Die assimilatorische Tatigkeit dieser griinen Starkebildner ist bcdeutungslos ;
diese Zellorgane sind bei den meisten iibrigen Pflanzen farblos; vgl. Strasburger-
Koernicke, S. 165 u. ff.
2) Gelatine 7 g
Wasser 42 ,,
Glyzerin 50 „
Thymol oder Karbolsaure 1 „
100T
(Vgl. Strasburger-Koernicke, 8. 751.) Glyzeringelatine kann kauflich bezogen
werden. Man halte sich fur jedes Praparat ein Wiirfelchen davon bereit. Durch zu
vieles Hineinstechen in eine kompakte Masse erhalt man Luftblasen in den Praparaten.
3) S. auch unter Eiweifi.
Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes 6l.
43
losen Starkebildner haben indessen die Eigenschaft, durch langere Be-
lichtung zu ergrtinen, wenigstens in den peripheren Teilen der Kartoffel-
knolle. Setzt man moglichst dtinnschalige Knollen mehrere Wochen lang
hellem Tageslicht aus, so nehmen die auBeren Teile eine mehr oder
minder deutlich griine Farbe an. Macht man nun durch die am starksten
ergriinten Teile etwas unter der Korkschicht zarte Schnitte, so treten
die nun grim erscheinenden Starkebildner deutlich hervor, wenn auch
meist niclit so schon wie bei der vorher erwahnten Pellionia.
Der chemische Nachweis der Starkekorner durch Farbung kann
makroskopisch geschehen. Man schneidet die Kartoffel durch oder
nimmt Stticke davon und betupft die Schnittflachen mit verdiinnter Jod-
Jodkaliumlo'sung (vgl. S. 40). Dadurch farben sich die Schnittflachen
roher Kartoffeln dunkel schwarzblau, diejenigen gekochter, bei denen
die Starkekb'rner gequollen snid, blau. Die gefarbten Korner auf den
Schnittflachen roher Kartoffeln kann man im auffallenden Licht bei
Abb. 18. Starkebildner in der Knolle
der Kartoffel (Solatium tuberosum). Der
abgebildete Zellinhalt stammt aus einer Paren-
chymzelle, welche wenige Schichten von der
Korkhiille entfernt war. Fixierung mit Sublimat-
Alkohol, Farbung mit Saurefuchsin. I Starke-
bildner (Leukoplast); .s Starkekorner; k Eiweifi-
kristall ; z Zellkern. (Nach A. Z i m m e r m a n n.)
Abb. 19. Starkekorner der
Kartoffel im polarisierten
Licht bei mittelstarker VergroBe-
rung. (Orig.)
schwacher mikroskopischer Beobachtung deutlich sehen. Nattirlich kann
der Nachweis auch unter dem Mikroskop geschehen, wenn man die
Schnittflachen auf dem Objekttrager unter Zusatz von wenig Wasser
abtupft, wobei man die einzelnen Korner beobachten kann. Das Zell-
gewebe tritt nach dem Verquellen der Korner durch Erwarmen des
Objekttragers tiber einem brennenden Streichholz oder einer Spiritus-
f lam me deutlich hervor.
Die achatartige, exzentrische Schichtung der einzelnen Starkekorner
ist nicht bei alien Kartoffelsorten gleich deutlich. Die Quellung der
Starkekorner mit alien Uebergangsstadien beobachtet man am besten
dadurch, daB man den Objekttrager mit dem Praparat vor der mikro-
skopischen Betrachtung der Korner nur an einer Seite erhitzt, oder da-
durch, dafi man den Vorgang des Quellens unter seinen Augen auf
einem hcizbaren Objekttisch, den man auch provisorisch herstellen kann,
verfolgt.
44 Teil A. Phanerogamen.
Der physikalische Nachweis der Starke geschieht mit Hilfe des
Polar isationsmikroskops (vgl. Kap. Quellung S. 83). Bei gekreuzten
Prismen (Nikols) erscheinen die Starkekorner ; wie die Abb. 19 zeigt,
auf schwarzem Grunde weifi mit dunklem Kreuz. Dieses Kreuz wird
bedingt durch die symmetrische Lagerung der doppelbrechenden Micellen
zu den Polarisationsebenen, die Arme des Kreuzes fallen mit den-
Schwingungsrichtungen der beiden Nikols zusammen. Fur die Beob-
achtung unter dem Polarisationsmikroskop konnen die Starkekorner her-
ausgeschabt oder in Schnitten betrachtet werden. Es konnen Schnitte.
mit einem scharfen Taschenmesser geniigen, wenn man auf die Rand-
teile einstellt. Man untersuche sie in Wasser und lege ein Deckglas
auf. Bei Benutzung des Hohlspiegels kann man bei etwa SOOfacher
Vergrofierung mit Okular 1 gentigend lichtstarke Bilder erzielen.
Legt man Schnitte durch die Kartoffel (zu mikroskopischen Pra-
paraten) in Glyzerin1) oder Glyzeringelatine ein, so bleiben bei ge-
eignetem Material die Schichten sichtbar. In jeder Zelle wird man etwa,
20 Korner beobachten.
Die Zusammensetzung der Kartoffel ergibt sich aus folgender
Uebersicht :
Frische ungekeimte Kartoffeln, Mittelwerte in Prozenten.
Wasser 75.0
Starke, Dextrin usw. 21,0
N-haltige Substanzen 2,0
(Amidoverbindungen u. EiweiB)
Fett 0,2
Rohfaser 0,7
Asche (besonders K und P) 1,1
Solanin (in kleinen Mengen ungiftig) 0,01
rd. 100,0
Die Schliffigkeit der Kartoffel beruht auf hoherem Wasser-
gehalt und der teilweisen Umwandlung der Starke zu Dextrin.
Das Siifiwerden besteht in dem Entstehen von Zucker (tiber
2,5%) bei niederer Temperatur (auch ohne Gefrieren). Bei Zimmefr-
temperatur tritt wieder Rlickbildung des Zuckers zu Starke ein.
Das Mehligwerden beim Kochen oder Rosten mancher Kar-
toffelsorten beruht, wie die mikroskopische Beobachtung lehrt, auf dem
unformlichen Aufquellen der Starkekorner, Trennen der Zellen und teil-
weisem Platzen der Zellhaute. Lit. Wagner (1), Marcker-Del-
brtick (1), Muspratt (1), Saare (1), de Vries (3).
1) Glyzerin 75 ccm
Wasser 25 „
Alkohol einige Tropfen.
Abschliefiender Rand durch Goldsize, venetianisches Terpentin, Kanadabalsam u. dgl.
Zucker, Starke, Reservezdlulose, fettes 6l. 45
Kiickbildimg des Zuckers aus der Starke. Die Umwandlung
cler Starke in Zucker bedeutet eine Molekiilverkleinerung; es handelt
sich aber weniger um eineri tiefgreifenden Abbau, als urn einen Um-
bildungsprozeB unter Anlagerimg von Wasser (Hydrolyse, analytischer
Zucker).
1. (CfiHioOs),; (S. 33) wird zu C^H^Ou durch das Enzym Diastase *),
Starke Maltose
(intermediar konnen Dextrine entstehen.)
2. C12H22OU wird zu C6H12O6 durch das Enzym Maltase.
Maltose Traubenzucker
Vgl. v. Lippmann (1), O. Emmerling (1), Jos. Klein (1),
Biedermann (1), Euler (1).
Die Enzyme finden sich reichlich im Malzkorn, d. h. in Gersfce,
die in bestimmter Weise gekeimt und wieder getrocknet ist1). Man
kann zu den Versuchen auch gequollene und eventuell wieder getrocknete
Ko'rner benutzen, ja selbst im ungequollenen Korn (auch inLaubblattern)
konnen sich geringe Mengen von Fermenten finden. Der Hauptsitz der
Diastase1) ist das Schildchen, mit welchein der Gerstenembryo dem
Mehlkorper anliegt.
a) Man bereite unter Erwarmen eine Pseudo-Losung (Starkekleister)
von Kartoffel- oder Reis-Starke (2o/0) und tiberzeuge sich an einer
kleinen Probe, daB diese Losung sich nach Jodzusatz deutlich blau
farbt. Hierauf ftige man zweckmafiig 10 o/0 Gelatine hinzu und gieBe
das Ganze in d (inner Schicht in ein Petrischalchen oder in eine flache
Schale aus. (Vgl. den Abschnitt iiber Bakteriologie.) Dann schneide
man sich aus Malzkornern einige Quer- oder Langsscheiben und lege
etwa vier von diesen in Abstanden von mindestens 4 cm voneinander
auf die inzwischen erstarrte Gelatineschicht.
Die Schale bzw. Schalen stelle man unter eine Glasglocke und
fiige, wenn moglich, ein kleines GefaB mit Chloroform bei, (lessen
Dampfe sterilisierend wirken und dadurch die Entwicklung von Bak-
terien verhindern, wahrend die Wirksamkeit der Diastase, welche aus
den Schnitten in die Gelatine iibergeht, nicht beeintrachtigt wird.
Nach einigen Tagen iibergieBe man die Gelatine mit Jodlosung. Man
wird dann leicht erkennen, daB jedes Malzkornsttick von einem etwa
pfenniggrofien hellen Hof umgeben ist, wahrend die tibrigen Teile
der Platte sich blau farben. In der Umgebung der Malzkornstucke
bleibt die Blaufarbung aus, weil die Starke in Zucker verwandeit wor-
den ist. Bisweilen entsteht auBer dem hellen Hof noch ein mit Jod
sich gelb farbender Ring, and zwar dadurch, daB hier die Starke erst
bis zum Dextrin abgebaut ist [vgl. Beijerinck (1)]. Statt durch Malz-
kornschnitte kann man die Verzuckerung auch durch auskeimende
Schimmelpilzsporen erhalten.
1) diastasis = Trennung. — Vorratige Malzkorner sind fiir immer haltbar.
46
Teil A. Phanerogamen.
Die Versuchsdauer lafit sich auf x/4 — 1/2 Stunde abktirzen, wenn
man fein zermahlene Malzkorner mit wenig Wasser unter mehrfachem
Umschiitteln (nicht kochen!) auslaugt und da von nach kurzem Stehen
einen Tropfen auf sehr diinne Kleister- oder besser Kleistergelatine-
schicht bringt. Schon nach 15 Minuten lafit sich meist die Wirkung
der Diastase mittels der Jodreaktion nachweisen.
Dieselbe auflosende Wirkung wie die Diastase zeigt auch der
menschliche Speichel (Ptyalin!), der eine grofie Bedeutung filr die Ver-
dauung hat.
b) Man zermahle Malzkorner in einer Kaffeemtihle und iibergiefie
das Pulver mit der gleichen oder doppelten Menge Leitungswasser,
so dafi ein nicht zu dicker Brei entsteht. Nach tiichtigem Durch-
schiitteln wird abfiltriert und das die Diastase enthaltende Filtrat
im Reagensglas zu dtinner, aber sich mit Jod noch deutlich blauender
Starkelosung gesetzt. Nach etwa 5 Minuten Einwirkung tritt nach
Jodzusatz Violettfarbung, nach rd. 10 — 20 Minuten wegen Bildung
von Erythrodextrin Braunfarbung, zuletzt Farblosigkeit ein.
c) Man ziehe etwa 1 — 10 cm hohe Keimpflanzen von Weizen
Triticum vulgare) oder Gerste (Hordeum vulgare} in Erde, Sagespanen,
zwischen Watte oder zwischen FlieBpapier (S. 61). Die gekeimten Korner
riechen wegen Bildung von Dextrin nach G-urke. Sie en thai ten eine.
milchige Fltissigkeit, die sich leicht zwischen zwei Fingern auspressen
lafit; man kann sie auch ohne Wasser-
zusatz direkt unter dem Mikroskop
betrachten. Man sieht in ein und
demselben Gesichtsfeld alle Stadien
des Angriffs durch Diastase; ange-
fressene, halbkorrodierte und fast
zerfallene Starkekorner (vgl. die Ab-
bildung). Was durch die Ferinente
gelost worden ist, ist zu Dextrin
oder Zucker geworden. Die kor-
rodierten Korner ahneln, wie die
Abbildung zeigt, Erbsen, welche durch
Kafer angefressen sind. Im unge-
keimten Korn findet sich naturlich
.
keine korrodierte otarke.
ES empfiehlt sich, nicht zu
hohe Keimpflanzen zum Versuch zu
wahlen, weil sich allmahlich Bakterien zwischen die Starkekorner
mischen und dadurch unter Umstanden das Bild reiner Diastasewirkung
verwischt werden kann.
Zu den Untersuchungen kann auch Alkoholmaterial verwendet
werden.
Abb. 20. Korrodierte Starkekorner
aus dem gekeimten Gerstenkorn. 1, 2.
3, 4 aufeinanderfolgende Stadien der
durch Diastase erfolgenden Auflosung,
wie sie sich nebeneinander vorfinden.
(Nach F. Noll.)
Zucker, Starke, Reservezellulose, fettes Ol. 47
d) Die Keimblatter dar Erbse sind voll von Starke; ist der Keim-
ling dagcgeii erst zu einer etwa spannehohen Keimpflanze herange-
wachsen, so 1st der Starkegehalt nur noch gering oder gleich Null. Auch
das spezifische Gewicht der Kotyledonen wird mit der Entleerung ge-
ringer, wovon man sich durch Hineinwerfen in Wasser tiberzeugen kann,
Ungekeimte Zwiebeln der Hyazinthe und Tulpe enthalten Unmassen
von Starke, dere:i Menge mit dem Erscheinen der Blatter abnimmt, urn
nach dem Entfalten der BItiten vollkommen oder beinahe ganz zu ver-
schwinden. Die Starkekb'rner sind also in Zucker umgewandelt, und
dieser ist zum Aufbau der Pflanzen verwendet worden. Die Tatsache,
daB ein Teil des Zuckers veratmet worden ist, soil hier unberiicksichtigt
blelben.
Umwandlung der Reservezellulose. Die Reservezellulose wird
nicht so wesentlich durch die chemische Natur als durch die leichte
Ldslichkeit bei Einwirkung verschiedener Stoffe gekennzeichnet. Man
hat sie deshalb auch passend als Hemizellulose bezeichnet.
Querschnitte durcli die Kotyledonen der Kapuzinerkresse ' (Tro-
paeolum majus) zeigen, daB die Zellwande ziemlich dick sind und
sich nach blofiem Zusatz von Jodlosung blau farben. Solche Zellulose
hat man auch als Amyloid bezeichnet. Derartige Querschnitte eignen
sich zu Dauerpraparaten, wenn auch die blasse Farbung nicht haltbar
ist. Die chemische Zusammensetzung der Reservezellulose ist nicht in
alien Fallen genau die gleiche.
Auch die Samen der Dattelpalme (Phoenix), von Phytelepluis
(bildet Mannose), AlUum, Co/fca und vielen anderen besitzen Reserve-
zellulose, die sich aber durchaus nicht in alien Fallen nach Zusatz von
Jodlosung blau farbt. Die hauptsachlichste Eigenschaft der Reserve-
zellulose bleibt, wie gesagt, ihre leichte Umwandelbarkeit in Nahr-
stoffc [Phoenix, Phytelephas (auch Strychnos) mit Plasmodesinen] .
Nach dem Auskeimen der Samen von Tropa&olum wird man be-
obachten, dafl die Zellen nur noch diinne Wande aufweisen, welche sich
durcli Jodlosung nicht mehr blau farben; der grb'Bte Teil der Wand ist
in Zucker tibergefiihrt und zum Aufbau des Keimlings verwendet worden.
Physiologic der Keimung von Kicinus. An dieser Stelle be-
schaftigt uns Eiainus wegen des physiologischen Verhaltens seines Fettes
bei der Keimung. Durch den hohen Olgehalt seines Samens (70%)
uriterscheidet sich seine Keimungsgeschichte wesentlich von derjenigen
der Gerste, Erbse usw. Der Same von Eiainus erinnert wegen der
Spei aliening von Fett und EiweiB an tierische Gebilde, z. B. an das
Hiihnerei.
Legt man cinen trockenen Samen von Pidnus (das Material ist in
jeder Samenhandlung kauflich) auf ein Drahtnetz und halt ihn so lange
in die Bunsenflamme, bis er brennt, so wird man leicht beobachten,
daB er nun von salbst weiter brennt; oft schiefien formliche Flammen-
48
Teil A. Phaneroganien.
zungen unter starker Rufientwicklung hervor, und an manchen Stellen
quillt das siedende Ol heraus. Starkehaltige Samen und reines Mehl
entwickeln bei gleicher Behandlung auf dem Platinblech oder auf
einem Glimmerblattchen ruhig brennende, nicht rufiende Flammen.
Man kann das 01 auch mit Alkohol ausziehen, denn Ricinus&l ge-
hb'rt zu den wenigen in Alkohol loslichen Olen.
Beim Zerreiben zwischen den Fingern filhlt sich das Nahrgewebe
fettig an.
Schnitte durch den trockenen Samen oder Stticke davon lege man
auf einen Objekttrager und setze konzentrierte Chloralhydratlosung hin-
zu; dann wird man das Ol seitlich in Menge hervortreten sehen. Wie
bereits bemerkt, lost es sich bei Zusatz von Alkohol auf.
Die Asche eines auf dem Drahtnetz verbrannten Samens benutzen
wir zum Phosphornachweis. Sie wird in einer Reibschale
mit etwas Salpetersaure verrieben, diese dann abfiltriert und nach
Zusatz von Ammoniumolybdat schwach erwarmt. Es fallt ein reich-
licher, gelber Niederschlag von molybdanphosphorsaurem Ammon aus.
Phosphor ist gewohnlich ein Bestandteil der Reservematerial speichern-
den Samen, lafit sich bei Ridnus dazu noch urn so mehr vermuten,
Abb. 21. Zelle aus dem Nahr- Abb. 22. Keimpflanze von Ricinus
gewebe (Endosperm) von Rid- cotnmunis. 1 Keimblatter ganz vom Nahr-
nus nommunis. Die sicben groBen gewebe umgeben, 2 von Resten des Nahr-
Aleuronkorner enthalten EiweiSkristalle gewebes umgeben, 3 nach Verbrauch des
und phosphorhaltige Globoide. (Nach Nahrgewebes. Fast nat. Gr. (Orig.).
E. St rasburger.)
als die bekannten Globoide seines Endosperms (Abb. 21 u. 22) phos-
phorhaltig sind. EiweiBkristalloide s. auf der Abb. 21 und in
der Gruppe ,,EiweiB".
Zum Keimen" legt man (hochstens 2jahrige) Samen imgequollen
in feuchte lockere Sagespane. Dieses Keimbett geniigt, da man hocli-
stens fingerhohe Keimpflanzen fiir die vorliegenden Versuche erzielen
will (vgl. Abb. 22). Es vergehen oft 3 Wochen, bis die Pflanzchen
hervorbrechen.
Beim Keimen kommt, wie gowohnlich, zuerst die Wurzel aus dem
Samen hervor. Hat sie mit dem Hypokotyl eine Lange von 6 — -8 cm
Zucker, Starke, Keservezellulose, fettes Ol. 49
erreicht, so trenne man das Ganze an der Basis ab, zerhacke es,
bringe es in ein Reagensglas uhd koche es mit etwas Wasser gelinde
aus. Die Fehlingsche Probe wird reichliche Menge von Zucker an-
zcigen. Aehnliches ist bei den olhaltigen Samen des Ktirbis (Cucur-
bita pepo) und der Ktichenzwiebel (Attium cepa) zu beobachten. Dieser
Zucker ist aus dem fetten 01 entstanden. Starke ist, wie bereits be-
tont, im ungekeimten Samen niemals vorhanden, ebensowenig natiirlich
Zucker, deshalb bleibt auch die Fehlingsche Probe mit ungekeimten
Sameii ergebnislos. Vgl. Sachs (2).
Man konnte die SuBigkeit in der jungen Wurzel vielleicht
schmecken, wenn nicht gleichzeitig Bitterstoffe vorhanden waren.
Wahrend die Wurzel auf etwa Fingerlange auswachst, fallt der Olgehalt
im Samen, bezogen auf Trockensubstanz, von 70 o/0 auf 60 o/o , wahrend
der Zuckergehalt dementsprechend in der Pflanze steigt; vgl.
Leclerc du Sablon (1).
Die Kotyledonen der gekeimten Samen bleiben einstweilen noch
im Endosperm stecken (vgl. die Abb. 22) und nehmen aus diesem
das Ol auf. Sie besitzen noch keine Spaltoffnungen. Die Oberhaut
ist, entsprechend ihrer Aufgabe als Aufnahmeorgan, sehr zart; die
Kotyledonen vertrocknen in 10—15 Minuten, wenn man sie heraus-
trennt und frei liegen lafit.
Der aus dem Ol entstandene Zucker kann sich in der Pflanze
zu transitorischer Starke umwandeln. Wir finden solche sehr reich-
lich im Hypokotyl, besonders in der sogenannten Starkescheide, wo die
Starke auch mit Jodlosung, am besten nach vorheriger Quellung durch
Chloralhydrat, leicht nachzuweisen ist.
Mit dem Ol nimmt auch das gespeicherte Eiweifi, welches in
groficr Menge in Form von Aleuronkornern vorhanden ist (Abb. 21
u. 23), beim Keimprozefi im Samen ab.
Das Vorhandensein von EiweiB lafit sich durch zwei einfache
chemische Eeaktionen leicht nachweisen. Mit Millons Reagens1),
das man ohne Zusatz von Wasser einwirken lafit, werden Schnitte durch
trockene Samen, die dick sein konnen, oder Stiicke davon in der Kalte
langsam, in der Warme schnell ziegelrot, zerriebene Teile mit Fehling-
scher oder ahnlich zusammengesetzter Losung violett (Biuret-Reak-
tion auf peptonartige Stoffe).
Eine dritte Reaktion ist die Xanthoprotein-Reaktion, bei
der durch konzentrierte Salpetersaure und nachfolgenden Zusatz von
Ammoniak orangerote Farbung eintritt.
1st die Wurzel erst etwa fingerlang, dann sind die Aleuronkorner
aus dem Endosperm verschwunden, wenigstens an den Stellen, wo letzt-
genanntes etwas wasserig erscheint; zuletzt enthalt das Endosperm, da es
ausgesogen wird, weder 01 noch Aleuronkorner.
1) Eine Losung von Quecksilbernitrat, welche freie Salpetersaure und salpetrige
Saure enthalt.
Kolkwit/, Pflanzcnphysiologie. 2. Aufl. 4
50 Teil A. Phanerogamen.
Durch welche Enzyme diese Korner bei der Keimung der Samen
von Eicinus gelost werden, ist wenig bekannt.
In Betracht kame vielleicht Pepsin (als Pulver kauflich), das
aber im Innern von Geweben nicht vorzukommen pflegt, well es einer
zu konzentrierten Saurelosung (1/3 °/o Salzsaure) bedarf, um wirken zu
kb'nnen. (Die kaufliche Salzsaure [Dtsch. Arzneibuch] enthalt etwa
25o/o HC1.) Wo Pepsin im Pflanzenreich beobachtet worden ist,
wird es nach auflen abgeschieden, zl B. beim Sonnentau (Drosem)
und bei der Kannenpflanze (Nepenthes}. Das Trypsin (enthalten in
dem in den Apotheken kauflichen Pankreatin der Bauchspeicheldriise)
wirkt am besten in alkalischer Lo'sung (0,5 — 1,5% Soda). Es
findet, sich sehr haufig bei Hefen und Bakterien, baut nur bestimm.te
Polypeptide ab und verfltissigt wie Pepsin die Gelatine; vgl. P. Lind-
ner (1) und W. Pfeffer (1) S. 511.
Wie Diastase auf Starke, so wirkt also Pepsin oder Trypsin auf
Eiweifi.
Die Vorgange beim Transport des Oles in der keimenden Pflanze
beanspruchen ganz besonderes Interesse. Die meisten Ole bestehen
aus Glyzerin und Fettsauren. Sie konnen in diese beiden Bestandteile
leicht zerspalten werden ; man spricht dann vom Kanzigwerden des
Oles. Im tierischen Korper besorgt ein Ferment des Pankreassaftes
diese Spaltung, im Pflanzenreich sind fettspaltende Enzyme (Lipasen)
ebenfalls beobachtet worden; vgl. W. Benecke (1), C. Fliigge (1),
R. H. Schmidt (1), Pfeffer (1), S. 510 u. Czapek (1).
Alles 01, welches als solches wandern soil, muB vorher fein zu
Tropfchen zerteilt (emulgiert) werden. Dieser hochst lehrreiche Zer-
teihmgsprozeB ist ohne Fettspaltung und gleichzeitige Gegenwart von
Alkalien nicht mo^lich. Er vollzieht sich folgendermafien : Zunjichst
wird durch ein Ferment oder durch die Tatigkeit des Plasmas ein
Teil des Fettes in Glyzerin und Fettsaure zerspalten. Das Glyzerin ist
fur unsere Betrachtungen unwesentlich, die Fettsaure aber sehr wichtig,
denu sic verbindet sich mit dem Alkalikorper (der sich z. B. im Plasma
befinden kann) zu einem Salz (Seife). Dieses bewirkt infolge der ver-
anderten -Oberflachenspannung ein Auflosen der Fettmasse in kleine
Ktigelchen, deren jedes von einer feinen Seif enmembran
umgeben ist.
Um diesen ProzeB zu veranschaulichen, verfahre man folgender-
mafien : Man vermische Kicinusol oder Olivenol, um es sauer zu raachen,
mifc etwa 10 <>/0 kauflicher, gewohnlicher Olsaure und bringe da-
von einen Tropfen auf den Objekttrager ; daneben trage man eine.
kleine Menge ca. l/2<>/oige,r Sodalosung auf und bringe beidle Fliissig-
keiten zur Beruhrung! Betrachtet man dann die Beruhrungszone unter
dem Mikroskop, ohne ein Deckglaschen aufzulegen, so wird man in
giinstigen Praparaten sehr schon das Abschntiren der feinen Oltropf-
EiweiB. 51
chen wahrnehmen und somit den Emulsionsprozefi in anschaulicher
Weise sich in seinen Feinheiten unmittelbar abspielen sehen. Durch
das Hinzuftigen freier Olsaure ist die Tatigkeit des olspaltenden
Enzymes ersetzt worden ; mit nicht sauer gemachtem Ol wurde der
Versucli mifigliicken. Makroskopische Versuche s. bei A. Ktihn (1).
Ob nun in der Pflanze die feinen Oltropfchen als solche von
Zelle zu Zelle wandern oder erst in ihre Bestandteile zerlegt und dann
wieder verbunden werden, ist ungewifi. Sicher ist aber, daB das Ol
ziemlich schnell von Zelle zu Zelle befordert wird [vgl. Pfeffer (1),
S. 85]. Von den nackten Plasmodien der Myxomyceten wird Ol
leicht aufgenommen.
Um das Wandern des Oles in der Pflanze zu zeigen, mache man
an einer an sich 6'lfreien Keimpflanze einen Einschnitt und ziehe nach
R. H. Schmidt einen mit Mandelol getrankten Streifen Fliefipapier
durch. Nach einigen Tagen kann man dann massenhaft Ol in den
Zellen mittels Osmiumsaure, besonders beim Erwarmen, nachweisen.
Das Glyzerin konnte beim Wandern der Fette in den Pflanzen
bisher weniger sicher als die freie Saure nachgewiesen werden. Offen-
bar wird das Glyzerin zur Bildung von Zucker verbraucht. Beim Faulen
olhaltiger Substanzen scheinen die Verhaltnisse ahnlich zu liegen.
Zum Schlufi sei nach erwahnt, daB das Ricinusol selbst fur Men-
schen und Tiere nicht giftig1) ist, wohl aber das im Samen enthaltene
(Toxalbumin?) Ricin, von dem schon winzige Spuren ein Meerschwein-
chen to'ten konnen.
Bezugiich Spezialliteratur sei verwiesen auf : Jul. Sachs (1), van
Tieghem (1) und Mesnard (1), Wehmer (1) S. 428.
V. Gruppe. Eiweifi.
Allg-emeines. Fur die ,,Assimilation des Stickstoffs" (N)
erschliefit die Pflanze im Gegensatz zur ,,Assimilation des Kohlenstoffs",
(von bestimmter Bakterientatigkeit abgesehen), die Atmosphare nicht.
Der Grund dafiir liegt in der geringen Bindungsfahigkeit des Stickstoffs.
Die Bezugsquelle ftir N ist denmach, aufiei- z. B. fur Parasiten, der
Boden und das Wasser. Die hauptsachlichen Stickstoffdungemittel sind
ftir die Landwirtschaft der Salpeter und Ammoniaksalze ; auch an Kalk
gebundener Stickstoff kommt in Betracht.
Der Hauptverbrauch des Stickstoffs findet zur Bildung von
Eiweifi, insbesondere des Protoplasmas statt; V? bis 1/5 des kompli-
zierten Eiweifimolekuls besteht aus N. Der Weg zu dessen Aufbau
scheint tiber die Aminosauren zu gehen. Euler (1), Bd. 3, S. 134.
1) Die Beschleunigung der Darmperistaltik wird durch den Glyzerinester der
Rizinusolsaure (Kizinolsaure) hervorgcrufen. Vgl. auch Wiesner (1), Bd. 1, S. 686.
52 Teil A. Phanerogamen.
Die Statten der Eiweifibildung scheinen nicht besonders lokalisiert
zu sein. Sie findet u. a. auch in den BLattern statt, doch 1st Licht
direkt zur Eiweifisynthese nicht erforderlich.
Die Schmetterlingsbriitler (Leguminosen) und einige andere
Pflanzen konnen in der N-Ernahrung abweichen. Sie gedeihen zwar auch
bei Diingung des Bodens init Nitraten, beziehen aber bei Mangel daran,
z. B. auf magerem Sandboden, freien Stickstoff aus der Luffc, und zwar
mit Hilfe von Kn ollchenbakterien (s. dort).
Erwahnung verdienen hier die gut untersuchten bakteriellen Pro-
zesse, durch welche die Eiweifimolektile wieder in ihre einfachsten
anorganischen Bestandteile abgebaut werden. Auch im Stoffwechsel der
hbheren Pflanzen findet neben der Bildung von Eiweifi gleichzeitig
auch dessen fortgesetzte weitgehende Zerspaltung statt (im Gegensatz
zum Tier kerne Harnstoffbildung). Ammoniak wird frei aus Cheno-
podium vulvaria, Bltiten von Sorbus u. a. m.
Werden organische N-Substanzen als Nahrung geboten, so mtissen
sie oft erst bis zu NH3 zertrtimmert werden, da zur Bildung von Ei-
weifi verschiedene Aminosauren aufgebaut werden mtissen [Neu-
bau eines Hauses aus alten Stein en, nicht aus Raumen (Zimmern)].
Die Eiweifisubstanzen konnen in der Pflanze gelost (z. B. Zirku-
lationseiweifi), und ungelost (z. B. Reserveeiweifi) vorkommen, letzt-
genanntes in Kristalloiden, amorph und als lebendes Protoplasma.
Die Leitung des EiweiBes findet hauptsachlich in den Siebrohren
der Gefafibtindel statt.
Ileaktion des EiweiBes. EiweiB an sich dtirfte im allgemeinen
neutral reagieren, doch sind ihm haufig geloste Salze beigemischt, welche
AlkaJeszenz verursachen ; auch das PI asm odium der Schleim-
pilze reagiert, soweit bekannt, alkalisch. In den Bltiten vieler Bor-
raginaceae steht das Protoplasma mit saurem roten oder alkalischem
blauen anthocyanhaltigen Zellsaft in Bertihrung.
Zu Versuchen werde das leicht zu beschaffende Htihnereiweili
verwendet. Dieses reagiert auf Lackmus alkalisch. Wird es aber
in einem Pergamentpapierschlauch unter der Leitung 24 Stunden lang
gewassert, so treten die alkalischen Salze durch die Schlauchwand her-
aus; das zuriickbleibende Eiweifi reagiert neutral und seine Gerin-
nung tritt bei etwas niedrigerer Temperatur ein.
Trockene Samen der weifien Bohne geben schwache amphotere
(amphoteros = beide) Rcaktion, wenn man sie quer durchschneidet und
auf feuchtes Lackmuspapier (blau u. rot) legt. Diese Reaktion wird, wie
in der Milch, offenbar durch Phosphorsalze bedingt.
Gelostes bzw. pseudogelostes EiweiB. Man zerreibe auf einem
Reibeisen eine mittelgrofie rohe Kartoffel mit Schale, presse den ver-
dtinnten Saft mittels eines Tuches ab und filtriere ihn durcih Fiiefi-
papier. Der klar abfliefiende Saft (meist gegen 10 ccm) ist frei von
Eiweifi.
53
Starke. Seine (belanglose) Umfarbung in Rotbraun rtihrt von oxydier-
ten Phenolverbindimgen her. Beim Erhitzen des Saftes im Reagens -
rohr entsteht ein kasig-flockiger Bodensatz von geronnenem Eiweifi.
Zum Hervorrufen der ,,Biuret -Reaktion" (Violettfarbung) (S. 49)
kann man Eehlingsche Losung verwenden. Der Gehalt der Kartoffeln
an Eiweifi ist im Vergleich zu ihrer Gesamtmasse gering (unter 1 o/o ) ;
vgl. S. 44; deshalb sind auch die Schlempen aus Starkefabriken ge-
haltarm.
Wegen des Vorkommens von Eiweifikristallen in der Kartoffel
vgl. S. 43. Der erwahnte Bodensatz von geronnenem Eiweifi farbt
sich nach Aufbringen auf Fliefipapier (zur Entziehung der Haupt-
wassermenge) mit Millons Reagens ziegelrot, besonders beim Er-
warmen. Jod ruft Braunfarbung hervor. Lit, Strasburger-Koer-
nicke, S. 140.
Ungelostes Eiweifi. Kotyledonen ungekeimter Erbsen farben sich,
hauptsachlich wegen ihres reichlichen Gehaltes an amorphen Aleu-
ronkornern, auch ohne Erhitzung stark rot mit Millons Reagens.
Abb. 23. Schnitt durch das Nahrgewebe von Ricinus. Vier Aleuronkorner mit
EiweiBkristallen und Globoiden. Die Oltropfchen sind aus dem Cytoplasma
mit Alkohol herausgelost. Vergr. rd. 25CX). Nach Arth. Meyer.
Wahrend des Austreibens der Keimpflanzen nimmt, wie die Reaktion
lehrt, der Eiweifigehalt der Kotyledonen mehr und mehr ab. Eiweifi
ist hier im Samen alinlich wie die Starke Speichermaterial. Keben
der Millonschen Probe kann man auch die X an thoprotein -Re-
aktion anwenden (vgl. S. 49), wie iiberhaupt zum Nachweis von Ei-
weifi eine einzelne Reaktion nicht geniigt; vgl. Molisch (2).
54 Teil A. Phanerogamen.
EiweiBkristalle finden sich bei Vertretern aller (auch der
niederen) groBen Gruppen des Pflanzen- und Tierreiches. Sie komraen
vor im Cytoplasma, im Zellkern, in den Chlorophyllkorpern, Aleuron-
kornern usw.
Molisch (2) betont die bemerkenswerte Tatsache, dafi der Zell-
kern im Gegensatz zum Cytoplasma auBer EiweiBkristallen keine Ein-
schltisse wie Starke, Kalkoxalat, Farbstoffe oder Gerbstoffe ftihrt, also,
nach den letzten drei zu urteilen, vor allem keine JExkrete.
Ktinstlich zum Auskristallisieren gebracht wurden EiweiBe aus der
Paranufi, KokosnuB, aus Milch, Hiihnereiern, Blut usw.
Die EiweiBkristalle sind quellbar (daher Kristal 1 o i d e ! ) und
schwach doppelbrechend. Beim Erhitzen gerinnen sie unter Verlust
der Doppelbrechung.
Das Kristallsystem ist meist schwer zu bestimmen ; es dtirften
iiberwiegend das regulare (Kartoffel S. 43) und hexagonale in Be-
tracht kommen. Ricinus besitzt Kristalle der tetraedrischen Hemiedrie
des regularen Systems (s. Abb. 23).
Die EiweiBkristalle sind gespeichertes Reservematerial. Ob beim
Losen Enzyme wirksam sind, ist wenig bekannt. Naheres s. bei Cza -
pek (1).
Die Synthese des EivveiBes. Man kultiviere hbhere grime Pflan-
zen, z. B. Tradesaantia viridis, Cinquanto-Mais (Zea mays) oder Buch-
weizen (Polygonum fagopyrum) in mineralischer Nahrlosung [vgl. S. 4
und Detmer (1), Molisch (1), Jost (1)].
Bei diesen Versuchen, wo Landpflanzen gleichsam als Wasser-
pflanzen gezogen werden, wird als StickstoffquellB Nitrat (oder auch
Ammoniaksalz) geboten, wahrend der Zucker von den Pflanzen selbst
durch Lufternahrung synthetisch hergestellt wird. Es wird demnach
folgende Synthese vollfiihrt:
Nitrate oder Ammoniaksalze -f Glukose == EiweiB.
Ahnliche Versuche lassen sich mit Bakterien, Hefen und Schim-
melpilzen anstellen, woriiber in den einschlagigen Kapiteln nachgelesen
werden mag. Aufgebaut werden durch diese zu EiweiB :
1) Weinsaures Ammon + Glukose.
2) Doppeltphosphorsaures Ammon -f Glukose.
3) Salpetersaures Ammon + Rohrzucker.
4. Asparagin -f Rohrzucker.
5) Nur Asparagin (vgl. Bacterium fluorescens).
Eine Synthese des Eiweifies durch Asparagin '+ Zucker findet auch
bei hoheren Pflanzen statt, z. B. bei Lupinus.
TJm das Asparagin auskristallisieren zu lassen, lege man et\va
fingerlange, am besten im Dunkeln gezogene Keirnpflanzen von Lupinus
albus in starken Alkohol. Nach mehreren Tagen findet man dann
die Kristalle auf der Oberflache der hypokotylen Glieder in Form von
EiweiB. 55
rhombischen Tafeln (ev. unter dem Mikroskop rollen!). Wegen der
Reaktionen auf Asparagin sei verwiesen auf A. Zimmermann (1) und
Molisch (2).
Rhombische Tafeln erhalt man bisweilen, wenn man kaufliches
Asparagin im Reagensrohr mit wenig Wasser lost und durch starken
Alkohol wieder fallt. Gefordert wird dabei die Bildung der Kristalle
in bekannter Weise durch Reiben mit einem Glasstabe an der Wand.
Hochst bemerkenswert sind die Eiweiftsynthesen aus NH3, C02
und H20 durch Salpeter- und Schwefelbakterien (vgl. S. 5), von denen
spater noch die Rede sein wird.
Abweichende Ernfthrung einiger Pflanzen. Im Anschlufi an
die vorstehenden Darlegungen sind im folgenden anhangsweise einige
Beispiele von ernahrungsphysiologisch bemerkenswerten hoheren Pflanzen
zusammengestellt, welclie ihre organischen Nahrstoffe ganz oder zuin
Tell von an Ben beziehen, also nicht autotroph, sondern mixo-
troph oder heterotroph1) sind.
Orchideen-Keimlinge. Die Samen wohl der meisten Orchi-
daceae keimen nur in Symbiose mit bestimmten Fadenpilzen auf Moos,
Baumrinde, Loschpapier usw. Zur Orientierung diene die umstehende
Abbildung einer tropischen Orchidee mit ,,endotrophem" Pilz nach
Burgeff (1). Bei vielen unserer heimischen Orchideen sind Mycor-
r h i z e n 2) beobachtet worden, d. h. Pilzwurzeln, durch welche der
Orchidee die Aufnahme von organischer Stickstoff- und anderer Nah-
rung, wohl auch von Kali und Phosphor aus dem Humusboden des
Waldes, der Wiesen usw. moglich wird. Siehe spater unter Mycorrhiza-
Pilz, ferner Kny u. Magnus, Wandtafel Nr. 117, Erlauterung S. 543.
Fich ten spar gel (Monotropa hifpopitys). Diese im Humus der
Walder wachsende, blattgrtinfreie Pirolacee besitzt eine ektotrophe
Mycorrhiza, bel welcher der Pilz also die Wurzel nur aufien umhiillt.
Es scheint die Pflanze demnach auf dem Pilz zu schmarotzen oder mit
ihm in Symbiose (s. Flechten) zu leben, so dafi man sie nicht als Sapro-
phyt bezeichnen dtirfte. Bonner Lehrbuch, 1921, S. 231 ; vgl. auch
Kny, Wandtafel Nr. 116.
Sonnentau (Drosern rotundi folia}. Legt man frisch gesammelte
Blatter von Drosera in eine Planktonkammer, so kann man die Schleim-
abscheidungen am Kopf der ftir die Sonderernahrung wichtigen Ten-
takeln mit Lupen sehr gut erkennen, mit 40fach vergrofiernden sogar
die einzelnen Zellen der Tentakeln. Diese sind reizbar und legen sich
tiber aufgeflogene Insekten. (s. Abb. 26) (insektenfressende,
f leischfressende oder karnivore Pflanzen). Uber die bei^ der
1) autos = selbst, heteros = anders, miktos = gemischt, trophe — Nahrung.
2) Fiir mikroskopische Studien sind Querschnitte durch die (wurmartigen) Wurzeln
der Nestwurz (Ncotlia nidus avis}, Sumpfwurz (Epipactis palustris) u. a. m.
zu empfehlen.
56
Teil A. Phanerogamen.
Reizung sich vollziehende Vakuolenbildung im Plasma der Tentakel-
zellen vgl. de Vries (4). Man sammle grofiere Torfmoospolster mit
claraufsitzendem Sonnentau ein, lege das Material zur Kultur in eine
Schale und bedecke das Ganze mit einer Glocke. Die Pflanzen rnussen
Abb. 24. Keimling eines Bastardes
der Orchidee Cattleya, im Innern mit
symbiontischen Wurzelpilzen. Mikroskopi-
sches Bild. (Nach H. Burgeff).
Abb. 25. Samlinge eines Hybriden
der Orchidee Odo ntoglossum , in
den Reinkulturen eines Wurzel-
pilzes (Myeorrht&a-Pilz). Die Pflanzchen
sind bewurzelt nnd 6V« Monate alt; sie
wurden wiederholt auf ein neues Substrat
iibertragen. (Nach H. Burgeff.)
sonnig gehalten und am besten mit weichem (oder abgekochtem) Wasser
begossen werden, da Kalk die Reizbarkeit lahmt. Vgl. auch Kap. Eeiz.
Fiir Fiitterungsversuche wahle man frisch entfaltete Blatter mit
Drtisentropfen. Als Nahrung empfehlen sich 1 — 2 cbmm groBe Stiicke
von rohem Pleisch, gekochtem EiweiB, weiBem Ease usw. (kein Brot).
Eiweifi. 57
Die Verdauung erfolgt in 12—24 Stunden. Bei Betrachtung mit einer
Lupe sieht man die ersten Kriimmungen sich schon nach einigen Minu-
ten regen. Drosera kann die Fleischnahrung (nach Stahl spielen mehr
die Kali- imd Phosphorsalze im Fleisch eine Rolle) entbehren, wird
aber gerade durch diese Nahrungszufuhr gefordert. Die Blatter gut er-
nahrter Pflanzen pflegen mehr nierenformig als rund zu sein (s. Abb.
26). In der Tat besteht auf den Torfmoospolstern im Freien begreif-
licher Mangel an Nahrung (Kny, Wandtafel 101).
Vgl. auch die Venusfliegenfalle (Dionaea) (Kny, Wandtafel
106 u. 107), den Wasserschlauch (Utricularia), das Fettkraut
(Pingw'cula), die Kannenpflanze (Nepenthes} u. a. m.
Abb. 26. Blatter des Sonnentaus (Drosera rotundifolia). LinkesBlatt mit
eingefangenem Kafer. Statt lebender Objekte werden auch feine Fleischstuckchen
verdant. Ebenfalls gute Btudienobjekte sind Drosera longifolia, intermedia und Droso-
phyllum. Etwa fiinffach vergrofiert. (Orig.)
Sommerwurz (Orobanchc speciosa] (Orobanchaceae). Samen
dieser OrobancJie wurden mit denen von Vicia faba Ende April ]0 cm
tief in die Erde gebraoht. Anfang Juni bltihte die Wirtspflanze Vicia,
Mitte Juli der Parasit Orobanche. Vgl. Heinricher (1) und die
Abbildung im Bonner Lehrbuch, 1921, S. 614 x). Obwohl Orobanohe
ganz geringe Mengen von Chlorophyll besitzt, ist sie doch als Parasit
zu bezeichnen, der seine gesamte Nahrung von der Wirtspflanze be-
zicht. Vgl. auch Goebel (1), S. 1310.
Typisch ftir viele Parasiten ist die Anpassung an bestimmte.
Arten und Rassen des Wirtes, eine Erscheinung, die offenbar durch die
Besonderheit des Plasmas bedingt wird.
1) 0. speciosa ist in den Mittelmeerlandern und Agypten eine Plage der Sau-
bohnenfelder.
58
Teil A. Phanerogamen.
Ahnliches gilt fur viele Uredineen (s. dort). Uber Gall en
(zeigen abweichende Ernahrungserscheinungen) vgl. Ktister (1).
Kleeseide (Cuseuta europaed). Die Samen von Cuseuta kei-
men leicht auf feuchtem FlieBpapier und auf Erde. Obgleich, die
ausgebildete Pflanze ein Parasit ist, besitzen die Keimling'e (s. Abb.
27) reichlich Chlorophyll (sind grim), wahrend die erwachsene Pflanze
fest frei davon ist. Die Organe des Parasiten sind stark zuriickge-
bildet, mit Ausnahme der Saugwarzen (Ha us tori en). Die keimende
Pflanze verhalt sich ungefahr wie ein windendes Gewachs (nutiere-nd),
die erwachsene wie eine Ranke (reizbar). Vgl. Kny, Wandtafel Nr. 104,
Brendel, Modell ; Goebel (1) S. 1304 u. 1311.
Abb. 27. Keimlinge des Schmarotzers Seide (Cuseuta europaea). KeirablJitter
fehlen. Die Spitze der Pflanzchen beschreibt langsam kreisende Bewegungen und
kommt dadurch in Beriihrung mit einer Wirtspflanze (Brennessel, Hopfen, Hanf,
Weide u. a.), in welche sie Haustorien entsendet. (Nach 0. Scnmeil.)
Cuseuta keim't bezeichnenderweise spater als die meisten anderen
Pflanzen.
Tiber die Schuppenwurz (Lathraca) vgl. Heinricher (1).
Halbschmarotzer (mit normalen grtinen Blattern!) sind der Klap-
pertopf \Alector6lophus (Rhinanthus)], der Augentrost (Euphrasia),
der Wachtelweizen (Melampyrum], das Sandelkraut (Thesmm]
u. a. m. ; sie schmarotzen auf sehr verschiedenen Pflanzen.
Die Mist el (Visowm) entnimmt dem Wirt im wesentlichen nur
Wasser und Nahrsalze; vgl. Mo ewes (1), v. Tubeuf , Flugblatt der
Biol. Reichsanstalt Nr. 32.
VI. Gruppe. Wasser und Luft.
Allgemeines fiber Wasser in der Pflanze. Diese Gruppe be-
schaftigt sich mit dem Trager der bisher behandelten Nahrstoffe im
Pflanzenkorper, dem Wasser, und im zweiten Teil mit den das Zell-
gewebe durchsetzenden Luftwegen.
Lebhaf'L wachsende Pflanzenteile pflegen wasserreich zu sein, wah-
rend z. B. stoffspeichernde Organe wie Samen wasserarm sind. So
Wasser und Luft. 59
entlialten beispielsweise junge Salatkbpfe rd. 94%, Walniisse nur rd.
.3 °/o Wasser. Im letzteren Falle sind lebhafte chemische Prozesse nicht
mehr mbglich, well dem Plasma, das sonst etwa 75 % H2O enthalt, das
Lbsungswasser fehlt.
Das wichtigste Aufnahmeorgan fur das Wasser und die in ihm
gelbsten Stoffe ist bei Landpflanzen die Wurzel. Sie ist oft weitgehend
verzweigt und zeigt (bei manchen) eine so starke (Luxus-)Entwicklung,
daO man der Pflanze einen Teil der Wurzeln [10( — 20%)] riehmen
kann, ohne das Gewachs sichtlich zu schadigen. Bin Uppiges Wurzel -
werJk sichert der Pflanze natiirlich eine mehr wie geniigende Wasserauf-
nahme. Diese erfolgt durch die feinen Wurzelenden und wird in vielen
fallen noch durch die Entwicklung von Wurzelhaaren unterstiitzt.
Die treibende Kraft fiir die Aufnahme ist die Endosmose (s. S. 21).
Dieselbe Kraft erzeugt auch den das ,,Bluten" bedingenden Wurzel-
druck, durch den ein Heben des Wassers, fiir hohe Baume freilich
bei weitem nicht ausreichend, bedingt wird. Dieses Aufsteigen findet
in kapillaren, langgestreckten, leblosen Zellgebilden (Gefa'Brohren und
Tracheiden) statt, von denen Wasser an die benachbarten lebenden
Parenchymzellen, auch senkrecht zur Richtung der Leitungsbahnen, ab-
gegeben werden kann.
Durch osmotische Krafte konnte das Wasser bis in die Blatter
•der hochsten Baume steigen, der ProzeB vollzieht sich aber sehr lang-
sain, so daB ein Wei ken der verdunstenden Blattflachen nicht zu ver-
hindernware. Diese Verdunstung erfordert in vielen Fallen einen gewaltig
grofien Wassernachschub, der durch Wurzel druckkr aft nicht im ent-
ferntesten gedeckt werden kann. Die ,,Tr an spi ration", also die
.Saugkraft, erweist sich aber als zu schwach, urn auf bedeutendc
Hb'hen zu heben1), es sei denn, sie wiirde mit der stark en Kohasions-
kraft des Wassers gepaart, deren Mitwirkung jedoch umstritten ist.
Audi Annahme der Wirksamkeit wechselnder Quellung der Zellmembra-
nen als wasserhebende Kraft ist blofie Vermutung (Bechhold).
Dio dauernde Durchspiilung der Pflanze mit einem aufsteigenden
lebhaften Wasserstrom kann fiir die Versorgtmg mit Nahrsalzen und fur
•die Kiihlung der Blatter von Nutzen sein. Fiir die Pflanzen trockner
und heifier Gegenden, bei denen das Offensein der Spaltoffnungen nur
•dem Eintritt der Kohlensaure dient, wird die Verdunstung aber als ein
notwendiges Ubel atifgefafit.
Lepidium-Versuch. Wurzelhaare. Die Wurzeln der Keim-
pflanzen der Gartenkresse (Lepidiitm sativum)2) eignen sich vor-
^iiglich zur Beobachtung der Wurzelhaare, welche als Ausstiilpungen
•der Epidermiszelien die Wurzeloberflache wesentlich vergrbfiern, oft
1) Dasselbe gilt von der kapillaren ,,Dochtwirkung".
2) Im Gegensatz zu Nasturtium officinale, Brunnenkresse, und Tropaeolum
majus, Kapuzinerkresse.
60
Teil A. Phanerogamen.
um das 6 — 12fache. Auf 1 qmm Wurzeloberflache konnen Hunderte
von Wurzelhaaren kommen.
Die Versuchsanstellung geht im wesentlichen aus der beigefiigten
Abbildung hervor. Die Sam en, welche uberall im Handel kauflich
sind, werden trocken beiderseits auf
das die Glasscheibe (z. B. photo-
graphische Platte 9X12 cm) be-
deckende, stark f euchte FlieBpapier ')
aufierhalb des Behalters aufgelegt.
mit der Wurzelspitze, welche durch
die Samenschale hindurch schon mit
der Lupe erkennbar ist, nach unten
gerichtet. Sogleich fangen die Epi-
dermiszellen der Samenschale an,
wie man auch mikroskopisch gut
beobachten kann, gallertartig auf-
zuquellen, so daB schnell eine will-
kommene Klebmasse entsteht, die das
Herabfallen der Samen verhindert.
GieBt man in das GefaB etwas
Wasser und stellt es verdeckt fort,
so beginnt bald das Hervorbrechen
der Wurzeln. Spatestens nach Ver-
lauf einer Woche bietet sich ein
lehrreiches Bild. (Die ersten Kei-
mungserscheinungen sind bequem in
der Planktonkammer, die hier als
f euchte Kammer wirkt, zu be-
obachten.)
Man erkennt bei dem Wurzel-
versuch folgende zum Teil spater
zu besprechende Einzelheiten:
1) Die Wurzelhaare2) bilden vom 2. Tag an ein weifies ,,Hoschen"
um die Wurzel. (GefaB moglichst nicht offnen!)
2) Die Hauptwaclistumszone der Wurzel ist frei von Wurzel-
haaren (Spitzenwachstum der Wurzel).
3) An den unversehrten Keimblattern werden bisweilen Tropf-
chen ausgeschieden ; diese zeigen den Wurzeldruck an.
4) Die Wurzeln (Hauptwurzeln) sind positiv geotropisch infolge
des Schwerkraftreizes (s. dort).
Abb. 28. Lepidium- Versuch. Dient
hauptsachlich zur Demonstration der
Wurzelharchen. (Orig.)
1) E. G. Pringsheim (1) benutzte gut gewassertes graues Pflanzenprefipapier.
Bei guter Feuchthaltung sind auch Schieferplatten geeignet.
2) In einfachster Weise bilden zwischen feuchtem FlieBpapier gute Wurzelhaare:
Kaps, Senf, Hafer, Gerste usw. Die am schnellsten keimenden Samen (meist C r u c i -
feren) brauchen rd. 8 Stunden bis zum ersten Hervorbrechen der Hauptwurzel.
Wasser und Luft. 61
5) Auf der Unterseite der schrag stehenden Scheibe wachsende
Wurzeln zeigen positiven Hydro tr op ism us, da sie bei richtigem
Auflegen lebenskraftiger Samen dera FlieBpapier angeschmiegt bleiben.
6) Die stengelartigen Teile sind negativ geotropisch und lassen
bei einseitiger Beleuchtung positiven Phototropismus erkennen.
Durch verschiedene Lagerung des GefaBes kann man den Versuch
mannigfach andern. Die Versuche gelingen stets sehr gut. Die Samen
konneu 4 Jahre alt sein.
Wie sehr Wurzeln imstande sind, den Boden zu erobern und
dem Wasserbedtirfnis der Pflanze zu entsprechen, beweist die Tatsache,
daB das Wurzelsystem einer Weizenpflanze etwa 15 Wurzeln erster
Ordnung, etwa 3000 Wurzeln zweiter, fast ebenso viele dritter und
etwa 500 Wurzeln vierter Ordnung haben kann.
Die Wurzelhaare schmiegen sich dicht an die Bodenpartikel an und
wirkeu angreifend auf feine kalkhaltige Gesteinsteilchen, hauptsachlich
durch Ausscheiden von Kohlensaure (Korrosionsversuche an ge-
scliliffenen und polierten Marmorplattchen, die dabei angeatzt werden).
Die Wurzeln verhalten sich den ihnen als Nahrung im Bodeoi
gebotenen mineralischen Nahrstoffen gegentiber nicht wahllos (nehmen
also die im Wasser gelosten Stoffe nicht rein physikalisch auf), sondern
treffen je nach Bedarf eine Auslese.
In Anpassung an den Standort wurzeln viele Wiistenpflanzen ganz
besonders tief. Andererseits zeigen Wasserpflanzen (untergetauchte Hy-
drophyten) vielfach eine starke Eiickbildung der Wurzeln, da die Ver-
dunstung fehlt und die Blatter zur Wasseraufnahme befahigt sind.
Lemna arrhiza (Tafel VII Abb. 108) besitzt uberhaupt keine Wur-
zeln ,obgleicli sie nicht vollig im Wasser untergetaucht lebt [Goe-
bei (1)].
Tranen. Guttation. Gerstenkorner (5 — 10 an Zahl) werden zur
Aussaat gebracht. Als GefaBe dienen 1 — 2 Vogelnapfe, kleine Ton-
zylinder oder dgl., mit feuchten FlieBpapierschnitzeln von der GroBe
eines in kleine Stiicke zerrissenen Briefes fast bis obenhin gefiillt.
Zum Feuchthalten der Luft wird eine mit nassem FlieBpapier aus-
gekleidete Glasglocke iibergestiilpt.
Nach etwa einer Woche sind die Keimpflanzen zur Beobachtung
geeignet1). Man sieht an ihren Spitzen groBe Wassertropfen, welche
aus sogenannten Wasserspalten (vgl. z. B. Haberlandt, Hydathoden)
ausgeschieden sind. Bedingt wird diese Ausscheidung durch den osmo-
tischen Druck des gegentiber dem oberirdischen Keim stark entwickelten
Wurzelsystems.
Guttation zeigen auch die Blatter des Frauenmantels (Alche-
milla), der Balsamine (fmpatiens) usw. Stall I (2) sieht die Tropf-
chenausscheidung als eine Art Driisentatigkeit an.
1) Die Korner konnen zur Beobachtung der korrodierten Starke (S. 46) ver-
wendet werden.
62
Teil A. Phanerogamen.
Wurzeldruck, Blutimgsdruck. Zur unmittelbaren Vorfiilirung
des Wurzeldruckes eignen sich gut entwickelte Topfpflanzen der Son-
nenblume (Helianthus annuus] und der Fuchsia, nach W. Detmer
auch im Winter besonders gut die Acanthacee Sanchezift nobilis,
ferner Urtica macrophylla und Boefwneria utilis. Man setze in der
Art, wie es die Abbildung zeigt, auf den Stumpf mittels Guinmi-
schlauch ein Kugelsteigrohr und beobachte
den Austritt des Saftes ')• Seine besonders
in der Warme reichliche Ausscheidung
(rd. 50 ccm in 1 Woche) kommt hatfptsach-
lich dadurch zustande, dafi durch osmotische
Saugkraft das Wasser aufgenommen und an
den Stellen geringerer Filtrationskraft (Ge-
fafie) wieder ausgeprefit wird. Der hierbei
entwickelte Druck betragt meist ;Yt — 2 Atmo-
spharen, also verha'ltnismaBig wenig2).
Die Birke (Betula verrucosa}, welche im
Friihjahr vor Entfaltung der Blatter aus
Schnitten oder Bohrlochern in der Nacht
und vormittags stark ,,blutet;', treibt den
Saft mit etwa 1,5 Atmospharen Druck hervor
und scheidet dabei in 24 Std. rd. 1 1 Saft ab,
wenn das Bohrloch eine Weite von knapp
1 cm besitzt.
Die an tropiscnen Holzgewachsen be-
obachteten Blutungsdrucke von 8 Atmo-
spharen sind nach M o 1 i s c h (1) durch Wund-
reiz bedingt, also nicht das Ergebnis des
gewohnlichen Wurzeldruckes.
Zurkiinstlichen Nachahmungdes Wurzel-
druckes dient die Hofmeister-Sachs sche
Zelle; vgl. Kolkwitz (4) u. S. 22.
Abb. 29. Demonstration
des Wurzeldruckes an
einer dekapitierten
Fuchsia-Pi lanze. Der aus-
geschiedene Saft sammelt sich
in einem aufgesetzten Kugel-
rohr. (Orig.)
Leitungsbahnen des Wassers. Setzt man Stengel von Im-
patiens noli tangere, parviflora u. a. Species mit frisch erneuter
Schnittflache in Eosinlosung (rote Tinte oder Losung von Indigokar-
min), so gewahrt man bei der Durchsichtigkeit der Stengel, dafi die
rote bzw. blaue Fltissigkeit in den Gefafibahnen aufsteigt.
Bei weifien Bliiten werden unter solchen Umstanden die .Nervan
rot oder blau gefarbt.
1) Man bringe zu Beginn des Versuches etwas Wasser auf die Schnittflache und
stelle den Topf eventuell in einen Untersatz mit Wasser. Derartigc Versuche werden
in sehr verschiedenen Formen angestellt.
2) Der (ganz anders geartete) ,,Blutdruck" in einer starken Aorta betragt meist
weniger als 0,5 Atmospharen.
Wasser und Luft. 63
Als Versuchsobjekte sind zu empfehlen:
Abendlichtnelke (Mela ndr yum album), weiBes Alpenveil-
chen (Cyclamen), Nieswurz (Helleborus niger) (bei frisch ge-
offneten Bliiten Versuchsdauer rd. 2 Stunden), Schneeglockchen
(Galcmthus nivalis) (bei hangenden Bl. Versuchsdauer rd. 2 Std.),
Maiglockchen (Canvallaria maialis), N a r z i s s e (Narcissus poc'ticus).
Bei Bingelungsversuchen an belaubten Baumzweigen, durch welche
an einer ringformigen Stelle die Binde entfernt wird, sieht man, wenn
die Zweige im Wasser stehen, kein Vertrocknen der Blatter, ein Be-
Zweis, daB das Wasser im Holzkorper aufsteigt.
Transpirationsnachweis durch die Kobaltprobe. Nach E.
Stahl (3) benutzt man Kobaltochlorid = Kobaltchlorur (CoCl2+6H20;
Abb. 30. Stahlsche Kobaltprobe zum Nachweis der Verdunstung von Wasser
aus Blattern. Die blauen Papierflachen werden an der Stelle, wo das verdunstende
Blatt liegt, rosa gefarbt. (Orig.)
Kobaltnitrat, ist niclit zu empfehlen) zum Nachweis der Verdunstung
von Wasser unter Benutzung des Umstandes, dafi das wasserhaltige Salz
rot, das wasserfreie dagegen blau ist.
Man tauche Stticke von Fliefipapier in der GroBe der photographi-
schen Platten 9x12 cm in rd. 5 o/0ige Losung des Salzes und trockne sie
freihangend. Es lassen sich auch grofiere Streifen durch ein -bis zwei-
64 Teil A. Phanerogaraen.
maliges Einlegen in die Fltissigkeit tranken, zum Trocknen aufhangen
und vorratig halten. Man vermeide es nach Moglichkeit, mit den
Fingern auf die Papierflache zu fassen.
Das gut getrocknete Papier ist blau. Legt man das Blatt einer
Pflanze zwischen zwei solcher Bogen oder einen Doppelbogen und be-
deckt sic mit trockenen Glasplatten, wie es die Abbildung zeigt, so
bildet sich das Blatt infolge von Verdunstung seines Wassers schon
nach einigen Minuten rot ab. Als Versuchsobjekte eignen sich alle
(vorher belichteten) weichen Blatter mit nicht stark hervortretender
Mittelrippe, z. B. Ribes, Philadelphus, Sambucus, Oolinsoga, im Winter
die Acanthacee Juslicia, ferner Pelargonium, Chlorophytum (Jung),
Bellis perennis u. a. m.
Aus der Beobachtung, daB in der Regel nur die Unterseite innerhalb
kurzer Zeit rotend wirkt, erkennt man, dafi die Verdunstung durch die
Haut gegenuber der durch die Spaltoffnungen wenig in Betracht kommt.
Wiederholt man den Versuch mit welken Blattern oder solchen,
welche langere Zeit im Dunkeln aufbewahrt sind, so wird die Rotung
des Kobaltpapiers ausbleiben oder lange Zeit erfordern, weil in beiden
Fallen die Spaltoffnungen sich geschlossen hatten.
Der Schutz sehr junger Blatter gegen Verdunstung geschieht
nicht durch die Kutikula, sonderh vielfach durch Knospenschuppen
und Haare.
In gleicher Weise wie die Kutikula wirkt natiirlich auch Kork-
gewebe verdunstungshemmend. Die Kartoffel ist hierfiir ein gutes
Beispiel.
Xerophyten (Bewohner trockner Standorte), bisweilen auch
Halophyten (Salzpflanzeti) zeigen infolge besonderer Einrichtungen
Beschrankung der Verdunstung. Hydrophyten (soweit sie zartblattrig
sind) verwelken in trockner Luft schnell. Vgl. Schimper (1), W ar-
ming-G raebner (1).
Quantitativer Verdunstungsversuch. Laubzweige von Buche,
Linde usw. mit 10 und mehr Blattern stellt man in ein GefaB mit
Nahrlosung, deren Oberflache man mit Petroleum, flussigem Paraffin
oder 01 iiberschichtet hat, und la'fit die Blatter im Freien verdunsiten.
Durch Wagen stellt man de'n Wasserverlust innerhalb bestimmter Zeit-
raume fest. Der Versuch kann in sehr verschiedener Form angestellt
werden; vgl. Detmer (1), Linsbauer (1) u. a. m. Urn die Ver-
dunstung rein physikalisch zu zeigen, kann ein mit Tierblase tiber-
bundener Topftrichter oder das S. 22 abgebildete Rohr in umgekehrter
Stellung benutzt werden (Heben einer Hg-saule). tiber Askenasys
Versuch vergleiche man Detmer (1), Jos't, S. 86.
Welken bei Kalte im Boden. Pflanzen von Calla, Nicotiana
Goldlack usw. werden mit dem Topf inzerkleinerteEisstticke gestellt und
dadurch stark abgekuhlt. Die Lebenstatigkeit der Wurzeln erlahmt
Wasser und Luft. 65
nunmehr, und die Blatter beginnen wegen zu starker Verdunstung zu
welken (Linsbauer S. 51).
Allgemeines iiber Luft in der Pflanze. Alle hoheren Pflanzen
sind von feinen Luftraumen (Interzellularen) durchsetzt, welche
fast jede Zelle begrenzen und somit einen ungehinderten Gasaustausch
gestatten, der bei den Luftpflanzen durch vorgebildete Offnungen
(Spaltdffnungen, Korkwarzen) direkt mit der Atmosphare statt-
findet. Bei Wasserpflanzen sind grofiere innere Luftraume vorhanden.
Der Austauscli der Gase erfolgt durch Diffusion, in ausgiebigerem
Mafie auch durch Wind- und Temperaturwirkungen.
In solchem Austausch mit der Atmosphare stehen besonders Koh-
le n sail re (fur die Assimilation) und Sauerstoff (fur die Atmung).
Organe ftir die Verarbeitung der ersteren sind vor allem die Blatter,
wahrend sich die Atmungstatigkeit tiber die lebenden Zellen des gesam-
ten Pflanzenkorpers erstreckt. Besondere Atmungsorgane sind selten
[Atcmwurzeln (s. Abb. 31), saugen Luft auf, finden sich auch bei
Taxodium; Kolben der Arongewachse (ortliche Warmebildung)].
Abb. 31. Exemplar eines der Charakterbaume aus einem Moore auf
Sumatra mit grofien Brett wurzeln, mit horizontal wachsenden ,,besenformigen Luft-
wurzeln" und aufrecht wachsenden, spargelformigen Pneumatophoren (Atemwurzeln).
(Calophyllum, Eugenia, Canarium, Myristica.} (Orig. von Koorders.)
Spaltoffnungen LStomata] *). Sie sind die in ihrer Weise regu-
lierbaren Ausmundungen der Interzellularen an der Oberflache der
Blatter und vielfach, wenn auch in weit geringerer Menge, der Stengel.
Sie sind besonders auf der Unterseite der Blatter so zahlreich, dafi sie
die Epidermis gleichsam siebartig durchlochern. An hellen warmen
Tagen ist der Einstrom der Luftkohlensaure besonders ergiebig, so da6
man Blattflachen mit absorbierenden Ldsungen von Kalilauge verglichen
hat. Vielfach finden sich Einrichtungen, durch welche die Spaltoffnim-
1) stoma = OfFnung.
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
66
Teil A. Phanerogamen.
gen gegen Verstopfen durch Wassertropfchen geschiitzt sind (Haare,
Wachstiberzug) ; vgl. Haberlandt.
Die Mechanik der SchlieBzellenbewegung [vgl. Schwendener (1)]
kann unter dem Mikroskop studiert werden. Plasmolyse bewirkt Ver-
schluB, erhdhter Turgor Offnung (s. Abb. 32) infolge ungleicher Dehnung
der verschieden stark verdickten Wande (Problem der Zellspannung).
Fur die Beobachtung sind folgende Objekte zu empf ehlen : Tradescantiii ,
TuUpa, Cyclamen; vgl. auch Strasburger-Koer n icke (1).
Injektion. Bin Zweig von Trrtdesw ntia nebrina mit 4—5 Blattern
vvird mit verkitteter Schnittflache in ein Glasgefafi unter Wasser ge-
Abb. 32. Offene Spaltoffnung von Abb. 33. Fliederblatt (Syringa) unter-
Tradeseantia viryinica. Epidermis der seits (u) mit Petroleum infil-
Blattunterseite. Den Kernen der die Spalt- triert, oberseits (o) wegen Mangel
oifnung umgebenden Oberhautzellen sind an Spaj.tofFnungen kein Eindringen.
rudimentare, f arblose Chromatophoren (Leuko-
plasten) aufgelagert. Spaltweite 7—8 (x. (Orig.)
Schwach verkl. (Orig.)
bracht und dann die Luft im Gefafi (mittels Wasserstrahlpumpe) aus-
gesaugt. Dabei dehnt sich die Luft im Innern der Blatter aus und
verlafit diese durch die Spaltoffnungen. Nach Herstellen des ursprting-
lichen Luftdruckes tritt auf demselben Wege Wasser in die Blatter
ein und macht sie mitsamt den hellen Streifen sogleich durchsichtig.
Besonders durchscheinend werden auoh so behandelte Blatter von Im-
patiens.
Infiltration. Belichtete Blattflachen haben offene Stomata. Sie
saugeu leicht Fliissigkeiten wie Petroleum, Xylol, Alkohol usw. ein und
werden dadurch an den (mittels des Stopfens) bestrichenen Stellen
Wasser und Luft.
67
durchsichtig (Abb. 33 bei u). Es geniigt, mit dem Flasdienstopsel
quer liber die untere Blattflache zu fahren, urn die Erscheinung sofort
eintreten zu sehen. 1st die Oberflache frei von Spaltoffnungen, wie bei
Syringa (s. Abb. 33 bei o), so tritt keine Anderung cler Durchsichtigkeit
ein, ebenso nicht bei unterseits bestrichenen w elk en oder verdunkelten
Blattera; vgl. Molisch (1). Weitere geeignete Blatter ftir diese Ver-
suche liefern :
Alchemilla Oaleopsis Populus
Bnjonia Heracleum Solanum
Brassica Papaver Sonchus
Caltha Plantago Taraxacum.
Chenopodium Polygonum
Korkwarzen oder Rindenporen [Lenticellen] 1). An etwa
1 cm dick en Zweigen von Hollander (Sambucus nigra), Flieder
(Syringa}, Rofikastanie (Aesculus, Pavia)
sieht man ziemlich reichlich kleine Hb'cker,
welch e die in Rede stehenden Organe dar-
stellen. Sie bilden luftdurchlassige, oft
ziemlich verwickelt gebaute Wucherungen
in der sonst luftdicht abschliefienden Kork-
haut und stellen die Miindungen der Inter-
zellularraume dar. Bezeichnenderweise
pflegen Korkwarzen unterhalb von Spalt-
offnungen zu entstehen. Lit. Klebahn (1),
Haberlandt (1), Strasburger-Koer-
nicke (1), Detmer (1).
Lenticellen haben im Gegensatz zu
Spaltb'ffnungen keine regulierbaren Ein-
richtungen zum Offnen und SchlieBen, noch
weniger solche zum energischen Einatmen
(Inspiration) und Ausatmen (Exspiration)
wie die Lungen. Sie sind, wie die mikro-
skopische Beobachtung lehrt. durch das
Vorhandensein von Luftliicken zwischen
den Zellen immer offen, falls sie nicht
durch sekundare Vorgange verstopft wer-
den. Die Durchlassigkeit dieser Gebilde
kann durch den Versuch leicht gezeigt
werdeu, da Luftblaschen aus ihnen hervor-
perlen, wenn man in die Zweige Luft preBt.
in der Abb. 34 tiabe ich eine einfache und sicher gelingende Ver-
suchsanordnung dargestellt. Ein reichlich fingerlanges Zweigsttick wird
Abb. 34. Korkwarzen des
Hollanders mit austreten-
den Luftblaschen. Im
Gummischlauch PreBluft. V, nat.
Gr. (Orig.)
1) lenticula = kleine Linse, wegen der Form der Korkwarzen.
68 Teil A. Phanerogamen.
ohne alle Zurichtimg an einer Seite luftdicht verklebt, wahrend tiber
die andere nacli Anfeuchten ein Gummischlauch gezogen und festge-
schntirt wird. In diesen lafit sich, unter Weitung urn einige mm,
mittels ciner kleinen Radfahrerluftpumpe ganz leicht Luft pressen1).
SchlieBt man hierauf den Schlauch mit einer Holz- oder Metallklemme
ab, so kann man das Zweigsttick bequem unter Wasser tauchen. So-
gleich siehl man meist mehr als 20 Perlenstrome aus den Kork-
warzen hervortreten und aufsteigen, aus jeder Warze in Ein-, seltener in
Zweizahl. Die Erscheinung zeigt, dafi die PreBluft im Schlauch an der
Schnittflache in die Interzellularraume eintritt und zunaclist deren
eigene CO2-haltige, spater die nachdriickende Luft zu den Lencicellcn
hinausprefit. Umgekehrt dringt unter normal en Verlialtnissen der zum
Atmen notige Sauerstoff zu den Korkwarzen herein. In bezug auf
den Gasaustausch kann man diese Gebilde also mit den Lungen ver-
gleichen.
Das Aufsteigen von BLaschen pflegt bei der geschilderten Ver-
suchsanstellung und bei einer Schlauchlange von rd. 20 cm l/2 — 1
Stunde zu dauern.
VII, Gruppe. Atmung.
Allgemeines. Neben dem Nahrungsstoffwechsel, wie er in
den vorhergeheuden Gruppen geschildert worden ist, findet in der
Pflauze auch ein chemischer Betriebsstoffwechsel statt, der unter
Verlust von Stoff auf Gewinn von nutzbarer Energie (ftir chemische,
elektilsche, osmotische und thermische Arbeit) abzielt (Energesis). Hier-
zu rechnen die Atmung und die Garungen (s. Teil B) in ihren ver-
schiedenen Formen.
Die Atmung aufiert sich hauptsachlich in der Form der Oxy-
dation (Vcrbrennung), doch brauchen die energiespendenden Vorgange
nicht immer Oxydationsprozesse zu sein. Vgl. Pfeffer (1), Jost (1),
NathansoD (1), Handworterbuch (1), Czapek (1) Bd. 3 u. a. m.
Von den bei der Assimilation (II. Gruppe) erzeugten organischen Stoffen
wii'd- nur ein Teil zum Aufbau und zur Speicherung verwendet, der
iibrige Teil wird abgebaut, in den meisten Fallen bis zur vollstandigen
Mineralisation, bei Dunkclkulturen unter Verlust von organischen Sub*
stanzen bis zu 50o/o.
Die gewohnliche Atmung der hoheren I'flanzen ist ein der Kohlen-
stoffassimilation entgegengesetzt verlaufender Vorgang, der unter Frei-
werden von Kalorien nach der Formel verlauft:
C6H12O(5 + 6 02 = 6 CO2 + 6 H2O.
1) Druckcrzeugung durch Quecksilber ist viel umstandlicher.
Atmung. 69
Hierbei 1st aiigenommen, dafi Traubenzucker veratmet wurde, es ko'nnen
aber auch Apfelsaure (Crassulaceen), fettes 01 oder Eiweifibestand-
teile. in Frage kommen. Bei der ,,Zuckeratmung" ist der respirato-
r^o
rische Quotient • ^-* = 1, bei der ,,Saureatmung" und ,,Olatmung" < 1.
^2
Die Atmung findet bei alien Pflanzen und Tieren Tag und Nacht
in alien Teilen des Protoplasmas statt, die Assimilation in blattgriinen
Organen dagegen nur im Licht und nur in den Chlorophyllkorpern
(unter Abgabe von O2). Uber das Wechselspiel zwischen beiden
Vorgangen vgl. S. 5.
Zu Atmungsversuchen kann man alle lebenden Pflanzenteile be-
nutzen (z. B. keimende Samen, Bltiten, Wurzeln, Pilze), doch miiti
bei Verwendung chlorophyllhaltiger Objekte (Blatter, Zweige usw.) Be-
liclitung vermieden werden.
Die Atmung wird durch das Licht niclit merklich beoin-
f hi fit, im Gegensatz zur Assimilation, welche ganz da von abhangt.
Die Starke der Atmung geht im allgem'dinen mit der Lebhaftig-
keit der Entwicklung Hand in Hand (junge Triebe, Bliiten, junge
Friichte usw. atmen am lebhaftesten, trockne Samen am schwachsten).
Na.cn O. Warburg (2) ist die Atmung, besonders nach dem Vernal -
ten gegenuber Narkoticis zu urteilen, ein kapillar-chemischer ProzeB
wie die Assimilation (vgl. S. 5). Analog werden z. B. gelostes Alanin,
Cystin und Leucin bei Adsorption durch fein verteilte Kohle (Blut-
kohle) auch bei gewohnlicher Temperatur ergiebig oxydiert, ohne
diese Verteilung aber nicht. Bei der lebenden Pflanze wirken die kapil-
lare Struktur des Plasmas oder von ihm gebildeter Enzyme in ent-
sprechender Weise.
Nachweis der Kohlensaureausscheidung. Vorversuch. Man
fiille in eine sogen. Gaswaschflasche etwa 5 — 6 cm lioch konz. klare
Barytlauge1), die man sich in einer Standflasche dauernd vorratigi
halt2). Der so hergerichtete Apparat dient zum einfachen Nachweis
der Lungenkohlensaure. Zunachst wird die Zimmerluft durch einen
Atemzug eingesaugt (die Lauge triibt sich nicht merklich), dann der
Mund an das andere Rohr der Waschflasche angesetzt (\veil sie sonst
als Spritzflasche wirken wurde) und dann dieselbe Luft durch die-
selbe Flussigkeit geblasen (die Lauge triibt sich stark wegen Bilduag
von Karbonat). Hiermit ist die Kohlensaure in der Atemluft nach-
gewiesen.
1) Wirksamer als Kalkwasser.
2) Die Flasche fafit zweckmiiSig l/9— 1 1 und hat standig einen Bodensatz von
Baryumhydroxyd. Die Losung wird nach teilweisem Verbrauch immer wieder mit
destilliertem Wasser aufgefiillt. Durch langeres Stehen klart sie sich von selbst.
Zwischen Glasstopsel und Hals muB ein Papierstreifen eingeklemmt werden.
70 Teil A. Phanerogamen.
Vergleich der ausgeatmeten Luft mit der reinen Luft:
Kohlen-
sfture
Sauerstoff
Stickstoff
Raummenge
,,Exspirationsluft"
4
16
79
99%(+ l°/0
Wasser)
atmospharische Luft
0.03
21
79
rd. 100%
Atmungsquotient -^ = — = 0,8.
U2 o
Nicht aller Sauerstoff wird hier zur Bildung von Kohlensaure benutzt.
Die in 24 Std. vom Menschen (311/2° C) ausgeatmete Kohlensaure
enthalt 240 g Kohlenstoff (= Gew. von etwa Y2 Prefikohle1), die in
1 Std. ausgcatmetc also 10 g.
70 kg Weizenkeimpflanzen (Gewicht des erwachsenen Menschen)
vcvlieren an Kohlenstoff durch Atmung innerhalb 24 Std. :
rd. 170 g bei 17 « C und rd. 500 g bei 37y2° C.
Nachweis der Kohlensaureausscheidimg bei normal at men-
den Pflanzen. Eine weithalsige .Glasflasche von rd. 300 ccm Inhalt
mit Korkstopfen wird zu J/4 mit hochstens 100 g Erbsen2) gefiillt
(vgl. Abb. 39), die mit Wasser tiberschichtet werden. Nach 12 — 24
Stimden werden sie in der Plasche zur Entfernung von Bakterien mit
reinem Wasser unter Umschwenken abgespiilt und bei vorgehaltenem
Korken von iiberschtissigem Wasser befreit. Die nassen Erbsen fiillen
nun das Gefafi bis zur Halfte und sind von sauerstoffhaltiger Luft
umsptilt. Das Glas bleibt nunmehr gut verschlossen 12 — 24 Std.
st.ehen, wobei die Erbsen lebhaft atmen3). Hin- und Hertragen des
Gefafies becintrachtigt den Verstich nicht. Wegen des Verbrauchs von
02 und der Erzeugung von CO2, die bald den ganzen Innenraum erftillt,
erlisc.ht ein brennendes Streichholz4) sofort, wenn man es mit
der Hand in das ruhig stehende, geoffnete Gefafi schon oberflachlich
taucht (in einer Kontrollflasche brennt die Flamme weiter). Hierauf
1) Die C-Menge kann auch durch einen Teller mit Holzkohlenstiicken anschaulich
gemacht werden. Kohlenstoff, der bei vollkommener Verbrennung zu CO2 oxydiert
wiirde, ist von blakenden Lampen und rufienden Flammen her bekannt.
2) Ferner konnen verwendet werden : Bohnen, Getreidekorner, Rapssamen, Riibsen
usw., ohne Wasserzusatz auch Bliiten (atmen lebhaft), Blatter (dunkel halten), junge
Friichte usw. Im Bedarfsfalle setze man mehrere Versuche an. Von Pilzen verwende
man beispielsweise rd. l/2 Pfd. Pfef ferlinge (Cantharellus) oder den Champignon. Bei
Beuutzung eiues zylindrischen Glases geniigt Abdeckung mittels befeuchteter Glas-
scheibe. Der CO2 -Nachweis kann bereits nach L/2 Stunde gelingen.
3) MuB man aufierer Griinde wegen auf das Ausspiilen verzichten, so iiberschichtet
man die Erbsen nur mit so viel Wasser, als sie zum Quellen benotigen, und lasse sie
in der von vornherein abgeschlossenen Luft atmen.
4) Verwendung einer Kerze ist iiberfliissig.
Atmung.
71
gieBt man die schwere Kohlensaure vorsichtig in ein kleines Boclier-
glas iiber, welches 1/i mit klarer Barytlauge geftillt ist. Bei schwachem
Schwenken tritt sofort starke Trubung der Lauge ein1).
Bei ungekeimten, trockenen Samen (z. B. der Gerste) ist die.
Atmung auBerst gering, so daB sie keine leicht nachweisbare Menge
Kohlensaure ausscheiden ; 1 kg luf ttrockener Korner erzeugt in 24 Std.
1,5 mg Kohlensaure. [Versuchsordnung s. bei Kolkwitz (5)]. Bei
Veratmung von Zucker ist die Raummenge verbrauohten Sauerstoffs
gleich derjenigen der erzeugten Kohlensaure (s. S. 69), so daB in dem
VersuchsgefaB kein Uberdruck entsteht. Bleiben die Erbsen mehrere
Tage in dem verschlossenen GefaB, so tritt Uberdruck ein infolge intra-
molekularer Atmung (s. dort).
Abb. 35. Sauerstof f verbrauch durch
atmende Pflanzenteile. '/- na^ Gr.
(Orig.)
Abb. 36. Intramolekular atmende
Erbsen in Barometerrohre und in Reagenz-
glas. Ed. Vis nat- Gr- (Orig-)
Nachweis des Sauerstoffverbrauches. Wie die Abb. 35 zeigt,
man mit 20 — 40 ccm Wasser, in welches man ein Stiickchen Atzkali wirf t,
laik sich der Versuch sehr einfach gestalten. Das auBere Glas fiillt
das innere2) mit sperrigem Pflanzenmaterial (z. B. Taxws-Zweigen,
Efeu-Blattern u. dgl. [im Dunkeln halten] 3). Nach 1 — 2 Tagen ist
die Fltissigkeit in dem Hals des inneren GefaBes emporgestiegen in-
folge des O2-Verbrauchs durch die Pflanzen. Die Kohlensaure wird
1) An dieser Stelle seien einige lehrreiche Experimente erwahnt, die an dem ver-
tieften Vorraum der Dunsthohle des Bades Pyrmont, welche Kohlensaure enthalt, ge-
zeigt werden:
a. Steigt man einige Stufen herab, so stellt sich das Gefiihl des Erstickens ein.
b. Seifenblasen bleiben langere Zeit an der Beriihrungsflache zwischen Kohlensaure
und Luft freischwebend stehen.
c. Ein glimmendes Strohbiischel erlischt, wenn man es in die Kohlensaureschicht
eintaucht.
2) Es kann auch eine Medizinflasche oder dgl. verwendet werden.
3) Gleichzeitige Verwendung von Queeksilber zum AbschluB ist bei kurzer Ver-
suchsdauer (einige Tage) unnotig.
72 Teil A. Phanerogamen.
clurch die Kalilauge gebunden. Wird nun Leitungswasser verwendet,
tritt kein Aufsteigen ein (-rp meist = l). Will man schnelles Auf-
steigen bewirken, muB man ein schmales Steigrohr einschalten.
Die vorstehend geschilderte Versuchsanstellung ist der Methylen-
blaumethode (Entfarbung infolge Reduktion) vorzuziehen.
Intramolekulare Atmung1. Pf luger-Bonn fand, dafi Frosche
viele Stunden lang in vollkommen sauerstofffreier Luft leben konnen
und dabei CO2 ausscheiden. Der zur Bildung dieser Saure notige
Sauerstoff stammt aus organisclien Verbindungen des Froschkorpers
(intramolekular). Ahnliche Vorgange beobachtet man auch bei Pflan-
zen, z. B. Erbsen, wie schon S. 71 angedeutet worden war1). C02-
erzeugung findet z. B. auch statt, wenn man Erbsen in durch Aus-
kochen luftfrei gemachtem Wasser oder in 01 atmen lafit.
Anschaulicher sind die Versuche, welche in der Abb. 36 wieder-
gegeben sind. In diesen lafit man 10 kleine gekeimte, angefeuchtete
Erbsen atmen: 1. iin Vakuum einer Barometer roll re2) und 2. im
Quecksilber eines damit vollkommen gefiillten Reagenzglases (nacli Fr.
Darwin). Zu beiden Versuchen sind insgesamt 2 — 2,5 kg Hg er-
forderlich. In der Barometerrohre ist das Hg nach l/2 Std. urn rd.
1 cm gesunkeiij nach mehreren Tagen um etwa 30 cm, so dafi der
Barometerdruck (groBtmb'gliche Schwankung 6 cm) vernachlassigt wer-
deri kann. Nach Beendigung des Versuches wircl ein erbsengrofies,
befeuchtetes Stiick Atzkali in die Rb'hre eingefiihrt, wo dwell die CO,
absorbiert wird (besonders schnell beim Neigen der Rohre) und das
Hg wieder steigt.
Beim Eeagenzrohr-Versuch tritt die Wirkung wegen des Gegen-
druckes der Atmosphare nicht sogleich sichtbar hervor. Nach einer
lleihe von Tagen sinkt aber auch hier das Quecksilber (oder Ol) um
etwa 15 cm. Die nachtriiigliche Absorption der CO2 erfolgt zweckiniiBig
durch Einfiihren von KOH-Losung. Der Versuch mit der Barometer-
rohre verdient den Vorzug.
Bei der intramolekularen Atmung tritt (nicht notwendigerweise)
neb en CO2 auch Alkohol (z. B. bei Birnen) auf, wie diese Atmung
iiberhaupt mit der Garung (s. Hefen) groBe Ahnlichkeit hat. Im Gegen-
satz zu dieser scheinen bei der intramolekularen Atmung aber bis-
weilen auch organische Sauren, Pepton und Glyzerin in den Betriebs-
stoffwechsel gezogen zu werden. Die normale Atmnung diirfte den
1) Die dort benutzten Erbsen konnen fur diesen Versuch welter verwendet werden.
2) Lange zweckmaSig 85 cm, Wandstarke fast 2 mm, lichte Weite 13 mm. Die
im Hg aufsteigenden Erbsen diirfen sich auf keinen Fall festklemmen. Der groSte
Durchmesser einer gequollenen Erbse betragt etwa 12 mm. Zur Vermeidung von
Hg-Verlusten setze man einen Schubkasten oder dgl. beim Fiillen unter.
Atmung. 73
ersten Antangen der intramolekularen gleich sein, dann aber durch
Weiteroxydation abzuweichen.
C6H12O6 = 2 C02 + 2 C2H60 (bei normaler Atmung weiter oxydiert zu CO, n. H,O)
Traubenzucker Alkohol
Bei den vorstehenden Versuchen iiber intramolekulare Atmung. war
kein Wachstum der Erbsen zu bemerken, also auch kein Fortschreiten
der Keimung. Uberhaupt kann die hohere Pflanze nur kurze Zeit O2
frei atmen. Bringt man Samen in verhaltnismaBig wenig Wasser und
uberschichtet dieses mit Paraffinol oder dgl., so tritt keine Keimung
ein, und die Samen ersticken schliefllich. Vgl. auch Godlewski (1).
Abb. 37. Bliiten der Primulacee Soldanella pusilla, welche mittels
Atmungswiirme eine Eisdecke durchschmolzen haben. Von der Pastura
di Lagalb beim Berninahospiz, bei 2500 m am 2. August 1910 aufgenommen. Bei den
Bliiten an der linken Seite ist das Eis 4 cm dick. (Nach E. Rub el.)
Warmebildung bei der Atmung. Die gewohnliche Atmung
fiihrt zur Warmebildung, da sie ein der Verbrennimg vergleichbarer
ProzeB ist. Wir konnen diese Atmungswarme an unserem eigenen
Kb'rper sehr leicht beobachten, bei Pflanzen dagegen tritt die Edgen-
warine ineist erst bei Massenanhaufungen deutlich hervor (Malzkorner,
Grashaufen, aufgeschichtete Tabakblatter). Kraftige, sich entfaltende
Knospen konnen ein Stiickchen aufgelegtes Eis schmelzen, selbst wenn
die umgebende Temperatur - - 1 ° C betragt.
Die Bliiten des Alpenglockchens Soldunella (Abb. 37) konnen
das Eis durchdringen, allerdings wohl meist unter Mitwirkung der
Warmestrahlen, die sie als farbige Korper physikalisch verschlucken1).
1 Ahnlich bewirkt Kohleschiittung auf Wegen schnellere Schneeschmelze.
74
Teil A. Phanerogamen.
Bedeutende Temperaturerhohung entsteht in dem Bliitenstand von
Arum1) u. a. m., wenn bei der Bliitenreife die Starkemassen in der
Keule ver,arbeitet werden; vgl. Deick (1 u. 2).
Abgeseheri von solchen besonderen Beispielen ist aber das ther-
mische Verhalten des Pflanzenkorpers, verglichen mit der seitens des
Kb'rpers hoherer Tiere erzeugten Warme wenig bemerkenswert. Ge-
wohnlich betragt der Temperaturiiberschufi im giinstigsten Falle 0,1
bis 0,3 ° C. Infolge von Verdunstung kann sich eine Pflanze bei sonst
wanner Wittenmg sogar kiihl anfuhlen.
Ein einfacher und lehrreicher Versuch zum deut-
lichen Nachweis der Atmungswarme ist in Abb. 38
wiedergegeben. Sie stellt eine Thermosflasche (V2 — 1 1
Inhalt) 2) dar, welche mit gekeimten Erbsen gefullt ist 3).
Das durch einen Wattebausch festgehaltene Thermo-
meter zeigt nach etwa 12 Stunden eine Zunahme der
Temperatur urn mindestens 5° C an4). Statt des nor-
malen Thermometers kann man auch ein Luftthermo-
ineter mit beweglichem Wassertropfen benutzen.
Verwendet man nach Molisch (1) Bliitenkopfe
der Kami lie .oder der Schafgarbe (dicht ge-
stopft), so erhalt man bei deren starker Atmungs-
tatigkeit einen noch bedeutenderen Temperaturanstieg.
Der g e r i n g e n iiberschiissigen Warme im
Pflanzenkb'rper scheint keine besondere biologische
Bedeutung zuzukommen. Ein Gewinn an Kalorien
(exothermischer Vorgang) ist an sich aber von Be-
deutung. O. Ohm an n (1) hat durch einen einfachen
Abb. 38. Thermos- Versuch den hohen Warmewert der Kohlenhydrate
flasche mit kei- veranschaulicht, Ein Starkestuck (Weizen) von 1 g
menden,warme- v ^
e'rzeugenden wurde angezundet und dann ledighch durch Anblasen
Samen (Erbsen); mj|- reinem Sauerstoff weiter verbrannt. Dabei wird
rd. V4 nat. GrolBe. . _T
(Orig.) eine langdauernde Warmeerzeugung beobachtet.
Zusammenfassung iiber die bisher behandelten Gruppen.
An dieser Stelle mag noch einmal kurz darauf hingewiesen sein, da6
nach unseren Versuchen der organische Stoffumsatz der Pflanzen sich
1) Findet sich in der Sammlung Brendelscher Modelle.
2) Die Flasche mufi vor der Verwendung die Temperatur des Versuchsraums an-
genommen haben.
3) Man kann dabei dieselben Erbsen verwenden, welche bei dem S. 70 beschriebenen
Atmungsversuch iibrig bleiben.
4) Bei Anwendung gewohnlicher Flaschen, die man in Holzwolle oder dgl. ver-
packt, ist der Temperaturausschlag weit geringer.
Wachstum, Bewegung und Reiz. 75
in folgender Weise abspielt : Zuerst sahen wir, wie aus der Kohlen-
saure das Kohlenhydrat Zucker entsteht und wie die osmotischen Pro-
zcssc in der Pflanze wesentlich durch das Vorhandensein von Zucker
bedingt sein konnen. Dann behandelten wir die Umwandlung des Zuckers
in Starke, 01, Zellulose usw.
Endlich erkannten wir, daB Zucker ein wesentlicher Bestandteil bci
der EiweiBsynthese ist und schlossen dann, nach Erledigung des Ab-
schnittes: ,,Wasser und Luft in der Pflanze", mit dem Kapitel At-
mung, durch wel'che die aufgebauten Molekiile schlieBlich wieder bis
zur Kohlensaure, von der wir ausgingen, zertrtimmert wurden.
Die folgenden Gruppen haben die bisher geschilderten Vorgange zur
Voraussetzung und behandeln hauptsachlich die besonderen Fahigkeiten
des Protoplasmas in bezug auf Gestaltung, Reizvorgange und Ver-
jiingung.
VIII. Gruppe. Wachstum, Bewegung und Reiz.
Allgemeines fiber Quellung und Wachstum. Die Vorgange
beim Wachstum sind besonders leicht verstandlich, wenn man zuvor
die Erscheinung des Quell ens (an Starke, Holz, EiweiBkristalloiden
usw. ) uaher betrachtet hat. Besonders genaue Untersuchungen in dieser
Kiclitung liegen an Stark ekornern und Zellulosehauten vor.
Die Bausteine der Membranen sind kristallinisch and werden nach
Naegeli als Micellen bezeichnet1).
Die. Micellen sind nach rontgenphotographischen Studien von Her-
zog u. Janke (1) [vgl. auch Zsigmondy (1)] experimentell nachge-
wiesen und als zum rhombischen System gehorig erkannt worden.
Sie werden auf etwa 1/100 n (= 0,00001 mm) Breite und vielleicht
gegen 1 M Lange geschatzt.
In den wT,asserdurchtrankten Membranen nimmt man nach Nae-
geli u. Schwendener die Micelle als allseitig von Wasserhiillen um-
geben an. Beim Wasserverlust verschmalern sich diese Hiillen oder
ve.rsclrwiiiden ganz, wahrend sie sich bei der Quellung wieder einstellen.
Die Quellung ohne Strukturveranderung kann bis zur Herstellung
des urspriinglichen Zustandes riickgangig gemacht werden.
Beim Behandeln mit heifiem Wasser oder sonstigen Quellungsmit-
teln tritt bei manchen Objekten Quellung mit Strukturveranderung
ein, .z. B. bei Starke, wenn sie verkleistert. Dieser Vorgang ist
nicht riickgangig zu machen.
Bei der Quellung findet keine Gewichtszunahme der festen
Bestandteile statt, im Gegensatz zum Wachstum der Zellen. Bei man-
chen Quellungsvorgangen iiberwiegt das Wasser so erheblich, daB form-
1) micella = Diminutiv von mica, Kriimchen.
76 Tell A. Phanerogamen.
liclie Verflussigung erfolgt (Quittenschleim), die feste Masse also stark
gegen das Wasser zurucktritt.
Die Kraft der Quellung kann Hunderte bis Tausende von Atmospha-
ren betragen. Sie wird bedingt durch die starke Anziehung der Micellen
fur Wasser. Das Zuriickgehen der Quellung auBert sich drastisch
z. B. im Schwinden und KeiBen der Holzer.
Beim Wachstum werden ahnlich wie bei der Quellung Stoffe.
eingelagert, aber nicht fltissige, sondern feste und wesensgleiche (In-
tussuszep tion) ; vgl. Traubesche Zelle u. S. 41. AuBerdem kommt
Anlagerung durch Lam ell en bil dung vor (Apposition). Der erste Fall
tritt hauptsachlich. beim Flach en wachstum, der zweite ofter beim
Dick en wachstum ein. Die Fahigkeit, feine Membranskulpturen zu
bilden, geht letzten Endes auf die inneren Eigenschaften des Proto-
plasmas zuriick.
Die Membranen lebender Zellen enthalten nach Hansteen-Cran-
ner (1) zwischen den Micellen Phosphatide (wasserlosliche und
wasserunlosliche organische Phosphorverbindungen), welclie zwar sehr
veranderlich, aber an sich von groJ&er Bedeutung sind. Von den Grenz-
schichten des Protoplasmas ausgehend, durchsetzen sie als ein maschiges
System das Membrangertist aus Cellulose (und Hemicellulose). Schiit-
teln, Druck, Plasmolyse usw. wirken stark auf die Phosphatide ein.
Unsere Vorstellung von der im wesentlichen rein mechanischen
Aufgabc der Zellhaute ist danach falsch.
Da diese Stoffe zuckerfuhrend sind, haben sie nach genanntem
Autor einen grofien EinfluB auf das Fliichen- und Dick en wachstum,
wegen des Gehaltes mancher Phosphatide an Fettsiiuren auch auf die
Kutinisierung (Verkorkung).
Bei z Stoffe und Hormone1) (durch inn ere Sekretion gebildete
Anregungsstoffe) sind vielleicht mit den Phosphatiden gleichbedeutend.
Wahrscheinlich iiben sie auch eine stark kapillaraktive (durch Ober-
fliichenkrafte bedingte) Wirkung in den Zellkernen, besonders bei deren
Teilung, aus. Vgl. hierzu Haberlandt (2).
Wohl zu unterscheiden vom Zell wachstum ist die Zellteilung,
welche ein bloBes Abteilen oder Fachern darstellt, So findet z. B. in
der Wurzelspitze hauptsachlich Teilung in dem daran anschlieBenden
Gewebe vorwiegend Wachstum statt.
Je kleiner die Zellen sind, um so groBer ist meistens ihre Tei-
lungsgeschwindigkeit. Bei Bakterien kann eine Zellteilung in 10 Mi-
nuten beendet sein, bei Hefe eine Sprossung in einigen Stunden. Bei
Tieren kommen derartig schnelle Teilungen wie bei Bakterien nicht vor.
GesetzmaBige Bezieliungen zwischen der Geschwindigkeit des Lan-
genwachstums und dem Mafi der Turgorausdehnung bestehen nicht.
Gelegentlich konnen beide aber Hand in Hand gehen. Die Abnahme
1) hormao = setze in Bewegung.
Wachstum, Bewegung und Eeiz.
77
in der Delmbarkeit und darait auch in der Turgorausdehnung der Zell-
wiinde ist nicht die Ursache der Wachstumsverminderung, sondern um-
gekehrt eine Begleit- oder Folgeerscheinung der veranderten Tntussus-
zeption.
AuBer dem im Vorstehenden gekennzeichneten Wachstum im
engeren Sinne unterscheidet man noch ein solches im weiteren,
gleichsam volkstiimlichen Sinne des Wortes. Danach versteht man
unter Wachstum die Zunahme und Formgebung der ganzen Organis-
men und ihrer Teile. [Entwicklung und Gestaltung (Yegetationspunkt,
Abb. 39.
Abb. 39. Ungequollene und gequollene Erbsen. In jeder Flasche dieselbe
Zahl Samen. Ed. */, nat. Gr. (Orig.)
Abb. 40. Apparat zum Messen der Quellungskraf t. Die Samen befinden
sich in dem Metallgefafi mit durchlochertem Boden. Zum Anfeuchten wird iiber dieses
ein GefaB mit Wasser von unten her geschoben. Das Laufgewicht am Hebelarm wirkt
dem Quellungsdruck entgegen. Ed. '/to nat- Gr. (Nach Groult.)
Streckungszone, Organbildung, Korrelation), Chemomorphose nach Pfef-
fer.] Dementsprechend sind z. B. Bakterien einfache, Baume ver-
wickelte Wachstumsformen.
Wachstum kann mit Abnahme des Rohgewichtes des ganzen
Organismus verbunden sein, z. B. beim Keimen der Samen, das Rein-
gewicht des Keimlings selbst zeigt aber cine Zunahme (Vermehrung
des Trockengewichts). Hierin liegt der Kernpunkt fur die Begriffsbe-
stimmimg des Wachstums. Nalieres s. bei Jost (1), S. 337 ff., War-
ming-Johannsen (1), S. 406.
Qnellimg der Samen. Trockene Bohnen oder Erbsen werden
in glcicher Menge in gleiche Flaschen gefullt (Abb. 39). Bedeckt man
78 Teil A. Phanerogamen.
sie in einer der Flaschen gerade mit (weicliem) Wasser, so quellen sie
etwa zum doppelten Rauminhalt auf. 100 g Sanien wiegen dann rcL
200 g. Besonders die Htllsenfriichte liefern stark quellungsfahige Samen.
Bei Lupinus luteus ist die Quellung zwar ergiebig, aber unregelmaBig,
wenn man die Samenscliale nicht verletzt.
An der Quellung sind hier vorwiegend die Membranen und die
Starkekb'rner beteiligt. Wachstum tritt erst mit Hervorbrechen der
Wurzeln ein. Will man es ganz sicher ausschalten, so benutze man alte,
nicht mehr keimungsfahige Samen. fiber schleimiges Verquellen von
Membranen vgl. Lepidium S. 60.
Quellungskraft. Trockene Erbsen (rd. 100 g) werden in eine.
Medizinflasche von etwa 150 ccm Inhalt bis zu deren (offenbleibendem )
Hals gefiillt. Hierauf wird die Flasche vollkommen mit (ev. ange-
warmtem) moglichst weicliem Wasser geftillt und sich selbst iiber-
lassen. Nach ungefahr 8 — 10 Stun den sind die Samen so stark gc-
quollen, dafi sie unter gegenseitigem Abplatten die Plasche mit maBig
stark em Knall zersprengen. Der hierbei entwickelte Druck betragt im
Augenblick des Zersprengens schatzungsweise einige Atmospharen. In
ahnlicher Weise konnen durch quellende Samen die Knochen von Scha-
deln auseinandergetrieben werden.
Genaue quantitative Werte konnen mit dem Quellungs-
messer (Physometer) von Groult gewonnen werden (Abb. 40).
Eiitspaimimgswachstum. In jungen Wurzelsprossen des Hol-
lunders (vgl. S. 30) sind die Zellulosehaute der lebenden Markzellen,
wie die Plasmolyse lehrt, um etwa 8°/o, in alteren oft kaum noch ge-
dehnt. Sie werden im Gewebeverbande allmahlich durch Wachstum
entspannt, ahnlich jungen Wurzeln, die eingegipst worden sind und
durch Entspannungswachstum den Zelldruck auf die Gipshiille tiber-
tragen.
Wachstum der Keimlinge. Beim Fortschreiten der Samen-
keimung (z. B. zwischen feuchtem Fliefipapier in Petrischalchen) be-
obachtet man sehr gut das Wachstum der Wurzeln und die Entfal-
tung der Plumula (s. auch Lepidium S. 60 u. Eicinus S. 48).
.Den Ort starksten Wachstums an Wurzeln, z. B. von Erbsen,
Feuerbo linen oder Victa faba1), ermittelt man in der Weise, dafi
man mit einem Pinsel 10 — 12 schwarze Tuschestriche in Abstanden
von etwa 1 mm auftragt und deren allmahliches Auseinanderweichen
beobachtet. Die Sanien werden mittels Nadel an der Innenseite
des Korken eines Gefafies von etwa 6 cm Durchmesser befestigt;
vgl. Detmer, S. 219. Die Wurzel kann durch wiederholtes Eintauchen
in Wasser feucht gehalten werden. Man beobachtet, dafi nicht die
1) Aufzucht s. unter Chemotropismus der Wurzeln.
Wachstum, Bewegung und Reiz. 79
aufierste Spitze, sondern der dicht anschliefiende Teil am starksten
wachst. Mit einem Horizontalmikroskop konnte man das Wachstum.
direkt verfolgen, durch einen ,,Zeiger am Boden" oder einen „ Spiegel
am Hebel" sogar noch weit starker vergrofiert zur Anschauung bringen.
Sehr geeignet zum Studium des Wachstums sind auch Pollen-
schlauche (S. 97) und Pilzfaden.
Wachstumskraft. Durch das Dickenwachstum der Wurzeln oder
S tarn me von Baumen konnen Blocke gehoben oder Felsspalten er-
weitert werden. Der dabei entwickelte Druck, bedingt durch Turgor
kraft und (zum kleineren Teil) durch Dickenwachstum der Membra-
nen, bet-rag t 10 — 20 Atm. Starke Eisenringe werden nicht ge-
sprengt, sondern tiberwallt; vgl. Pfeffer (1).
. Hervorwachsen newer Organe. Zweigstticke der Weide (z. B.
Salix fragilis) bilden, besonders iin Februar oder Marz, sehr leicht reich-
lich Wurzeln (vor allem an ihrem natiirlichen unteren Ende) und Seiten-
triebe (hauptsachlich am oberen Ende); vgl. Detmer, S. 295 und
Vochting (1).
Allgemeines iiber Bewegung und Reiz. Bei den festwurzeln-
den Pflanzen findet, abgesehen von Fortriicken durch unterirdische Wur-
zelstocke u. dgl. (Wandern der Dunengraser), kaum Ortswechsel statt,
dagegen konnen Kriimmungsbewegungen (bei Stengeln, Blatt-
stielen, beim Entfalten der Bltiten usw.) in so grofier Fiille und Mannig-
faltigkeit vorkommen, dafi man dabei in gewissen Fallen sogar psy-
chische Vorgange vermutet hat; doch entbehren solche Vermu,tungen
bisher jeder sachlichen Begrlindung.
Die genannten Bewegungen sind 1) physikalische, vorwiegend
hygroskopische (Selaginella lepidophylla auch lebend!) und 2) vitale
(lebenauBernde) Bewegungen, die meist durch aufiere Einfltisse angeregt
werden.
"Ober sogenannte ,,lokomotorische Bewegungen" (ortswecli-
selnde) s. Teil B.
Diejenigen Krafte, welche die vitalen Bewegungen hervorrufen,
sind entweder Wachstumskrafte, wie in den meisten Fallen, oder
Turgorkraf te (s. Blattgelenke).
Muskelkrafte kommen bei Bliitenpflanzen nicht vor, nur die
Cilienbewegungen niederer Pflanzen erinnern daran.
Zu den allgemein bekannten Bewegungen gehoren ferner die P 1 a s -
mastromu ngen in den Zellen, welche dauernde (primare) sein konnen
oder erst durch Verletzung entstehen oder beschleunigt werden (sekim-
dare).
Als Ursache fiir solche Bewegungen betrachtete man Anderungen
in der Oberflachenspannung des Plasmas, neuerdings sieht sie A. Meyer
(1) aber als durch innere Molekularkrafte bedingt an (s. spater).
80 Teil A. Phanerogamen.
Reizerscheinungen sind bei den Pflanzen weit verbreitet und
eingehend erforscht (Schwerkraftreiz, Lichtreiz, Beriihrungsreiz, chemi-
scher Reiz, Wundreiz usw.).
Sehr viele Bewegungen sind durch Reize verursacht, d. h. : die
Pi'lanze selbst besitzt in dem unsichtbaren, kunstvollen inneren Bau
ihres lebenden Plasmas die Spannkraft fur die Ausfiihrung der Be-
wegung, und nur die Auslb'sung wird durch aufiere Einfliisse be-
wirkt. Nach Pfeffer tragt die Mehrzahl der LebensauBerungen den
Charakter von Auslosungsvorgangen. Solche induzierten oder para-
t on i sch en Bewegungen (im Gegensatz zu sp on tan en oder auto-
nomen) sind mit Beispielen in der Tabelle S. 81 zusammengestellt.
Die pflanzlichen Reizerscheinungen sind zvvar verbreitet, aber
gegeniiber denen bei Tieren (mit Nerven) sehr einfach. Vgl. auch
Hesse-Doflein 1914. Diese Einfachheit zeigt sich schon in der ge-
ringen Geschwindigkeit der Reizleitungen. Sie betragt z. B. fur
geotropisch gereizte Wurzeln . . 0,003 mm je Sekunde
haptotropisch gereizte Ranken . . 0,06 „ „ „
Mimosa bis 10 cm „ „
Nerven beim Menschen .... 10 — 120 m „ „
Bezeiclmend auch fiir die pflanzlichen Reizvorgange und ihre Zer-
gliederung sind gewisse Erscheinungsformen und Gesetze, welche wir
zuni Teil an unserem eigenen, mit Nerven und Sinnesorganen ausge-
statteten Kb'rper (freilich in weit grb'Berer Mannigfaltigkeit) kennen
(Reizursache, Auslosung, Reizleitung, Reaktion, Reizschwelle, Prasen-
tationszeit, Weber-Fechnersches Gesetz usw.). Zum Studium von
Einzellieiten mufi auf die Sonderarbeiten hingewiesen werden (Pfeffer,
Jost, Handworterbuch, Pringsheim (1), v. Guttenberg (1),
Buder (1), Stark (1), sofern nicht bei Beschreibung der Versuche
noch Angaben gemacht sind.
Die ZweckmaBigkeit der Reizreaktionen leuchtet in vielen
(nicht alien) Fallen ein.
Sorgfaltige Studien sind aufier tiber die Zergliederung der einzelnen
Reizvorgange auch tiber das Wechselspiel zwischen gewissen Tro-
pismen angestellt worden, woriiber ebenfalls auf die Sonderarbeiten ver-
wiesen werden mufl. Ubrigens ist S. 61 schon ein Fall beschriebon,
wo der Hydrotropismus den positiven Geotropismus tiberwiegt.
Hy groskopische Bewegungen [Imbibitions- (Q u e 1 1 u n g s - )
mechanism en)]. Als vorzugliches Versuchsobjekt sind Kopfe der
E b e r w n r z oder W e 1 1 e r d i s i e 1 (( \irlina ncaulis] v) , auch diej enigtn
von CarUrta vidgaris, zu empfehlen. Nach Abtrennen der Laubblatter
konnen die Hiillblatter der Kopfe sich ungehindert hygroskopisch be-
wegen. Beim Eintauchen in heiBes Wasser tritt sofort SchlieBen ein,
1) Beim Transportieren anfeuchten !
Wachstum, Bewegung und Reiz.
Tabelle ttber Reizbewegungen.
81
Bewegungsart
auslosender Reiz
Beispiel
seismonastisch *) 2) S. 85 Erschiitterung
geotropisch 3)
phototropisch oder
heliotropisch 4)
photonastisch 4) 2;
nyktinastisch 5)
phototaktisch 6)
haptotropisch oder
thigmotropisch 7)
thermotropisch
thermonastisch 2)
chemotropisch
chemonastisch 2)
chemotaktisch 6)
aerotropisch 8)
aerotaktisch 6)
traumatotropisch 9)
hydrotropisch
rbeotropisch10)
86 Schwerkraft
Licht
„ 88
„ 89
„ 89 Licht (und Elek-
trizitat ?)
„ 90 j Licht
Beruhrung mit
„ 90 einem festen
Korper
„ 91 Warme
91
91
chemische Stoffe
(Salze, Sauren
usw.)
„ 93 gasformige Stoffe
„ 93 chemische Stoffe
„ 93 Luft
15
„ 93 Verletzung
„ 93 Wasser
,, 93 stromendes Was-
ser
Mimose
Berberis \
Mahonia > Staubblatter
CynareenJ
Lotlage der Stengel und
Wurzeln. Stellung der
Fichten u.s.w. an sehr
steilen Hangen
Sfcellung der Stengel und
Blatter zum Licht
Blatter von Sempervivum.
Bliitenkopfe von Calendula,
Bellis usw.
Tag- und Nachtstellung der
Blatter und Blttten
Bewegung der Chloroplasteu ;
s. auch Algen
Ranken
(nebensachlich) Anemone-
Bliitenstiele
Offnen und SchlieCen der
Tulpen- und Krokos-
bl u t en u. a. m.
Wurzeln, Wurzelhaare, Pol-
lenschlauche, Pilzhyphen,
Drosera
(nebensachlich) Urtica-, Mer-
cwn'afe-Blatter u. a. m.
s. Bakterien, Spermatozoiden
(nebensachlich) Wurzeln
s. Bakterien
Wurzeln
n
(nebensachlich) Wurzeln
1) seismos = Erschiitterung.
2) nastisch sind solche Bewegungen, welche von der Richtung des Reiz-
angriffes unabhangig sind. Warme kann z. B. auf Ober- und Unterseite eines dorsi-
ventralen Organes gleich sein und doch verschiedenes Wachstum auslosen.
3) ge = Erde, tropos = Wendung.
4) phos (Genitiv photos) = Licht, helios = Sonne.
5) nyx (Genitiv nyctos) = Nacht.
6) taxis = Einstellung, Ordnung (des ganzen Korpers).
7) hapto = ergreifen, anhaften. thigma = Beruhrung.
8) aer = Luft.
9) trauma = Wunde.
10) rheo = flieSe.
Kolkwit/, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 6
82
Teil A. Phanerogam en.
beim Trocknen Of f nen [xerochastisch]1). Das Erwarmen des
Wassers beschleunigt den Vorgang, ohne die Membranen zu schiidigen.
Die Rose von Jericho (Anastatica liierochuntica} zeigt lang-
s a mere Bewegungen (!/4 bis !/2 Std. bei Verwendung warmen "Wassers)
und ist als Bewohner trockener Klimate hygrochastisch.
Abb. 41. Hygroskopischer Mechanismns an der
Kapsel der Abendlichtnelke (Melandryum album),
Links im trockenen Zustande. Rechts nach Eintauchen in
(warmes) Wasser. (Orig.)
Weitere Beispiele sind: Reiherschnabel (Erodiwm cicut(irium)
gruinum usw.), Abendlichtnelke (Melandyrum album], (Abb. 41),
Kornrade (Agrostemma gith-ago) u. a. m. ; vgl. Jost S. 539.
Bei der Bewegung der Klappen an den Staubblattern (Abb. 42)
wirkt neben der Hygroskopizitat auch Schrumpfelung (terminus tech-
nicus!) infolge der Kohasion des Wassers (s. Fame) mit (Kohasions-
mechanismus infolge von Zug des verdunstenden Fullwassers).
Innenwand
Innenwand
Au8enwand
Aufienwand
Abb. 42. Kphasionsmechanismus in den Staubblattzellen des Finger-
hntes (Digitalis purpurea). A Liingswande einer Faserzelle ungefaltet. B Langs-
wande der Faserzelle gefaltet. C Tangentialschnitt durch zwei Faserzellen der Antheren-
wand. Eadialwande wellblechartig verbogen. Vergr. 900. (Nach C. Stein bri nek.)
Bestimmung der Lage der Quellungs- bzw. Schrumpf ungs-
aclisen. Die ungleichmafiige Quellung hangt mit der anisotropen
(optisch ungleichen) Struktur der Membranen zusammen, vvie sie sich
u. a. auch in deren Doppelbrechung auBert.
Da die Langsachsen der Micellen (S. 75) in den Membranen ge-
streckter Zelleii meist in steilen Schraubenlinien in Richtung der Poren
angeordnet sind (Steilstruktur), so ist verstandlich, dafi solche Zellen
1) xeros = trocken, chaino = klaflfen.
Wachstum, Bewegung und Reiz.
83
in der Richtung der Langsachse weit weniger quellen and schrumpfen
als senkrecht dazu (umgekehrt bei Flachstruktur).
Die hygroskopischen Kriimmungen von Organen beruhen zum Teil
darauf, dafi Zellemnembranen ungleicher Art einander gegentibergestellt
sind, so dafi die Micellarreihen der einen annahernd rechtwinklig zu
den en der Gegenseite gerichtet sind. Antagonistisch kb'nnen Membranen
oder Gewebe sein.
Die Lage der Micellen lafit sich in
der Regel leicht mittels der am Mikro-
skop anzubringenden Polarisations-
einrichtung unter gleichzeitiger Ver-
wendung eines Gipsplattchens ')
Rot I bestimmen (Abb. 43).
Fallen die Langsachsen der Micellen
mit denen des Gipses zusammen, so er-
hoht sich die Farbe zunfichst auf blau "-"
oder griin (Additionsfarben), kreuzen
sie sich, so erniedrigt sich die Farbe auf
rotgelb bis weiB und grau (Subtrak-
tionsf arben), vgl. Steinbrinck (1),
Ambronn (i).
Als Beobachtungsobjekte dienen z. B.
(Dauer-)Praparate von Flankenschnitten
der Aste von Anastatica, von Frucht-
haaren der Waldrebe (Clematis) u. a. m. 2).
Abb. 43. Mikroskop mit Polarisation
und Gipsplattchen. a Polarisator.
b Objekt, diagonal zu orientieren. Der Polari-
sator kann auch hier eingehangt oder festgebunden
werden. Deekglaschen ev. entbehrlich. c Gips-
plattchen, Hauptachse diagonal zu orientieren ,
d. h. Schrift in gewohnlicher Lage zura Be-
obachter. d Analysator, Zeiger am besten
zum Beobachter gekehrt, a (Polarisator) dazu ge-
kreuzt (Gesichtsfeld dunkel). Ed. 1L nat. Gr.
(Orig.)
Naheres s.
116—118.
b. Jost (1) und Strasburger-Koernicke, S. 29 u.
Vitale Beweguiigeu ohne Reiz. Das bekannte Zurtickschlagen
der Blatter beim Entfalten der Knospen im Ertihling ist cine
Entfaltungsbewegung aus rein inneren Grunden (autonom, selbstan-
dig). Auch das Aufspringen der Fruchte von Impatiens und der
Spring- oder Spritzgurke Momordica, sowie die Schleuder-
1) Im Bedarfsfalle nach Anleitung selbst herzustellen.
2) Man betrachte zum Vergleich auch Starkekorner unter Benutzung von Rot I.
6*
84
Teil A. Phanerogamen.
bewegung der Staubblatter von Urtica dtirfte ohne Reiz erfolgen
(vgl. Jost).
Autonom sind im allgemeinen auch die Plasmastromungen
(Zirkulations- und Rotationsbewegung) in den Zellen, z. B.
in Haaren (Tradescantia virginica, Stcliaria media usw.), El odea u. a. m.
Zur Erklarung der Plasmabewegungen wird vielfach die .,Ober-
f lachenkraf te-Theorie" herangezogen, nach Arth. Meyer (1)
liegt jedoch der Sitz der Bewegung an sich schon in jedem kleinsten
Abb. 44. Zellen der Blattoberseite von Elodea canadensis. Ca. GOOmal
vergr. Die lange schmale Zelle zur Linken befindet sich iiber der Mittelrippe. a— c
Kerne in Seiten- und Flachenansicht; f Plasmastrang ; g — i Chlorophyllkorner in
Teilung. (Naeh L. Kny, Bot. Wandtafel 1.)
Plasma teilchen selbst, und die Gesamtbewegung wird bedingt durch
eine Ordnung der Bewegung vonMolekiilen des Zytoplasmas (Spumoid)
[gerichtete Brownsche Molekularbewegung (s. S. 37)].
In manchen Fallen wird die Plasmabewegung durch Verwundung
bedeutend verstarkt, z. B. bei Eloden (Abb. 44); vgl. Kny, Wand-
tafel 1.
Die Blatter von Elodea zeigen in den Zellen deutlich die Be-
wegung des Protoplasmas. Da es sich dabei um einen Verletzungsreiz
(auch chemische Reize wirken) handelt, wird die Strom ung erst nach
Wachstum, Bewegung und Keiz. 85
rd. 10 Minuten deutlich. Schwaches Erwarmen kann den Vorgang
etwas beschleunigen.
Die lebhafteste Plasmastromung zeigen in der Regel die Zellen
an der Mittelrippe auf der Unterseite der Blatter.
Beispiele fiir unabhangige Bewegungen finden sich in groBerer Zahl
in der einschlagigen Literatur [vgl. z. B. die Schwingungen der Blatt-
chen bei der Telegraphenpfanze Desmodium (Hedysarium) gt/rans.]
Viele bekannte Bewegungen im Pflanzenreich werden aber, wie bereits
hervorgehoben, nicht durch innere Griinde bedingt, sondern durch
Reize ausgelost (s. Tab. S. 81).
Das schb'nste und anschaulichste Beispiel fiir Reizvorgange im
Pflanzenreich zeigt uns die Mimose (Kny, Wandtafel 102).'
Seismonastie (s. S. 81). Mimosa pudica^} u. a. Species, wie
M. speya-x,x,ini, senken bei Erschiitterung (Stofireiz), Ansengen mit-
tels Streichholz oder Sammellinse usw. in den Gelenken rasch ihre
Blatter und legen die Fiederchen zusammen, wobei man deutlich eine
Fortleitung des Reizes beobachtet. Umkehren der Pflanzen beein-
trachtigt nur das AusmaB, nicht die Art der Bewegungen. Die Be-
wegung dtirfte dadurch zustande kommen, daB der Turgordruck (in
den imtereri Half ten der Hauptgelenkpolster) infolge voriibergehender
Durchlassigkeit des Plasmaschlauches sinkt. Nach einiger Zeit kehren
die Blatter in ihre urspriingliche Lage zuriick. Ather, Chloroform,
heherc Warme usw. versetzen die Pflanze in einen Starrezu stand.
Die Fortleitung des Reizes scheint durch physikalische Krafte
(hydrostatische Druckschwankungen) zu erfolgen, doch sind auch
chemise he dafiir genannt worden. Schneidet man Blattchen mit der
Schere ab, so treten Wundtropfchen heraus. Die Reizleitung erfolgt ent-
weder in den wasserleitenden oder in besonderen eiweitileitenden Rb'hren
(Haberlandt), Sicheres daruber steht noch nicht endgiiltig fest. Nach
Goebel (2) sind bisher keine Beweise fiir einen bestimm ten Zweck
bei den Bewegungen der Sinnpflanzen erbracht worden.
Weitere Beispiele fiir StoBreiz sind Sauerklee (Oxalis aceto-
selift), Bellis [Goebel (2)], Staubblatter der Flockenblume (Centaurea
j«ce<t), (Jirsium lanceolatum (Abb. 45), Carduus crispus, Berberis,
Mahonia, Sparmannia, Biopktjtum usw. Kny, Taf. 102 u. 105 — 108.
Der Versuch mit der Distel (Cirsfium u. Carduus) laBt sich in fol-
gender Weise leicht ausfiihren: Ein Stengel, z. B. von Cirsium lancco-
1) Mimosa pudica lafit sich schon verwenden, sobald bei der Keimpflanze das
erste Fiederblatt entwickelt ist. Die Keimung der Samen erfolgt in Warmhausern
ziemlich rasch (nach 1—2 Wochen). Die jungen Pflanzen kann man in grofieren
Aquariumglasern im Zimmer weiterziehen. Man bedecke diese Glaser und sorge durch
Bestreuen des Bodens mit feuchtem Kies und durch Hineinstellen von Schalen mit
Wasser fiir die notige Feuchtigkeit. Das Ganze stellt man am besten in direktes
Sonnenlicht.
86
Teil A. Phanerogamen.
laiivm, mit gerade zur Entfaltung reifen Blutenknosperi wird in Wasser
gestellt. Am folgenden Tage haben sich die randstandigen Bliiten ent-
faltet. Beim Hinwegstreichen iiber diese ist deutliche Bewegung walir-
nehmbar, well die Faden der Staubblatter reizbar sind. Schneidet
man die randstandigen Bltiten ab (Abb. 45 bei a), so entfalten sich
neue, und der Versuch kann wiederholt werden. Nach Goebel (2) ist
ein Zweck auch ftir diese Bewegungen bisher nicht ermittelt.
Geotropismus (S. 81). Ein in Erde oder Sagespanen gekeimter
Same mit verhaltnismaBig starker, einige cm langer Wurzel (Feuerbolme,
Pferdebohne, Erbse, weifie Lupine) wird mittels Nadel innen am Korken
einer weithalsigen, zweckmafiig kantigen, Flasche befestigt1) (s. auch
Abb. 45.
TT\ \ Turbine
Abb. 46.
Abb. 45. Cirsium lanceolatum. Bliiten mit rcizbaren Staubfaden. Bei a
Stiimpfe der abgeschnittenen randstandigcn Bliiten. Fast nat. Gr. (Orig.)
Abb. 46. Wirkung der Zentrif ugalkraft auf Wurzeln. Sie entspricht der
Stellung des oben befestigten Pendels und kommt durch Wachstum zustande. Die
Neigung von etwa 45° tritt dann ein, wenn die Zentrifugalkraft gleich der Schwer-
kraft ist. Ed. 1/10 nat. Gr. (Neuzeichnung nach Pfeffer.)
Lepidium- Versuch). Diese wird mit 10 — 20 ccm Wasser gefullt und
horizontal umgelegt. Durch zeitweiliges Schwenken kann die Wurzel-
hinreichend benetzt werden. Sie kriimmt sich durch Wachstum (posi-
tiver Geotropismus) im vorderen Teil abwarts. Dabei vermag die
Wurzel, wie besondere Versuche lehren, in das spezifisch schwerere
Quecksilber aktiv einzudringen. Der Schwerkraftsreiz wird hauptsach-
lich von der Spitze perzipiert (aufgenommen), die Kriimmung er-
folgt aber an weiter zurtickliegenden Teilen : Abschneiden der Spitze
behindert die Reizaufnahme. Ob der Druck beweglicher Starkekorner
in der Wurzelhaube den Reiz auslost (Statolithentheorie), ist
1) Es empfiehlt sich, mehrere Versuche gleichzeitig anzustellen , da manche
Wurzeln mehr oder weniger versagen. Von kleineren Samcn ist Radieschen geeignet.
Wachstum, Bewegung und Reiz.
87
durch sorgfaltige Untersuchungen zu entscheiden versucht und wahr-
scheinlich gemacht; vgl. Haberlandt (1), Jost (1), Zollikofer (1).
Die mittelbar physiologisch wirkende Schwerkraft kann durch
Zentrifugalkraft (Schleuderkraft) ersetzt werden (Abb. 46).
Langsame Drehung urn eine horizontale Achse [Klino-
statenbewegung] l) hebt naturgemaB die Wirkung der Schwerkraft
auf, ebenso periodiscb.es (halb- bis emstiindiges) Umlegen der Flasche
(S. 86) urn jedesmal 180° (an tagonistische Reizung!). Seiten-
wurzeln (Beobachtung in geneigt aufgestellten, mit Erde gefiillten
Akkumulatorenglasern) wachsen unter dem physiologischen EinfluB
der Schwerkraft s c h r a g nach unten 2) (Beweisfiihrung durch lehr-
reiche Umkehrversuche) Klinogeotropismus), Grundstocke oft
h orizontal (Transversal-Geotropismus). Bei schrager
Lage der Hauptwurzel unterliegt die Reizbewegung dem Sinus-
g e s e t z. Beim Aufrichten des Bliitenstieles vom M o h n (Papaver)
u. a. m. tritt Umstimmung der geo-
tropischen Reizbarkeit ein, von -f- in — Seo~
tropisch. Das Eigengewicht der Knospe spielt
keine ausschlaggebende Rolle. Geotropis-
mus bewirkt auch die Drehung des Frucht-
knotens der Bliiten von Orchideen u. a. m.
Aufrichtung der Grashalme.
Wahrend sich die Stengel durch negativen
Geotropismus im allgemeinen im Bo gen lot-
recht stellen, richten sich die Grashalme an
den Blattknoten im Wink el auf (Abb. 47).
Die Aufrichtung geschieht durch Wachstum
der Unterseite [vgl.de Vries (5)]. Auch
Traclcscantia ist fur diesen Versuch geeignet.
Abb. 47. Gelenkartige
Aufrichtung ei ues Hal m-
stuckes vom Roggen an
einem Knoten. Schwach
vergr. (Orig.)
Winden der Pflanzen. Die kreisende Bewegung der Sprofi-
gipfel windender Pflanzen (Bohne, Hopfen, Winde) scheint von der
Schwerkraft abzuhangen [s. besonders Gradmann (1)]. Auf dem
Klinostaten hb'rt dementsprechend diese Bewegung der Hauptsache
nach auf, und der Stengel streckt sich mehr oder weniger gerade
(Autotropismus). Die mannigfaltigen Gestaltungen , welche diese
kreisende Bewegung beim Winden hervorbringt, sind formveranderlich
und tragen nicht den Charakter des Pertigen an sich. Da die end-
gtiltigen Windungen im Gegensatz dazu sehr regelmafiig und bleibend
sind, erfordert ihr Entstehen noch weitere, fixierende Krafte: span-
nende durch Krtiinmungen (Schwendener) und schniirende durch
1) Tiber einfache Klinostaten vgl. Claussen (1).
2) Seitenzweige (z. B. bei vielen Nadelholzern) schrag nach oben. Wird die Spitze
der Hauptachse entfernt, so richtet sich einer der Seitemvande auf (Umstimmung
der Reizbarkeit).
88
Teil A. Phanerogaraen.
Torsionen (Kolkwitz). Uber Einzelheiten vergleiche man die ein-
schlagige Literatur.
Phototropismus (Heliotropismus) (S. 81). Die allgemciu
bekannte Einstellung der Blatter und Stengel zum einseitigen Lichtein-
fall ist bis in seine Einzelheiten verbal tnismafiig gut untersucht und in
den Lehrbtichern eingehend geschildert.
Die phototropischen Krtimmungen sind Wachstumserscheinungen
(Tuschepunkte!), die durch ungleich stark e Reakt.ion auf den ver-
schieden belichteten Seiten bedingt werden (Licht-Schattenwirkungen,
Oltmanns' Glaskeilversuche). Hierbei pflegen die blauen und vio-
letten Strahlen am starksten zu wirken. Wie beitn Geotropismus lassen
sich auch hier unterscheiden : Reizaufnahme, Reizleitung und Reiz-
wirkung. So sind z. B. gewisse Blattflachen reizaufnehmend, wahrend
die Stiele die Einstellung bewirken (Transversal-Phototropis-
mus). An sehr sonnigen Standorten kommt auch Prof'il(Kanten-)
stelhmg solcher assimilierenden Organe vor.
Abb. 48. Phototropische Kammer mit Keimpf lanzen , im Innern mifr
mattschwarzem Papier ausgekleidet. R Ansatzrohr, b Spalt, c Verengerung; rd. l/4 nat.
Gr. (Nach Detmer.)
Durch Klinostatenbewegung (S. 87) werden die einseitigen
Lichtwirkungen naturgemafi ahnlich wie beim Geotropismus aufgehoben.
Narkotika bedingen auffallige Reizhemmungen. Umstimmung in
der phototropischen Reizbarkeit findet sich beispielsweise bei den Bliiten-
stielen des Cy mbelkrautes (Linaria ct/rnhnlfrria), die zunachst posi-
tiv, nach der Befruchtung der Blu'ten aber negativ phototropisch sind.
Phototropische Kammer. Diese Vorrichtung (Abb. 48) bietet
durch die scharfe Strahlenbegrenzung und das Fehlen von reflektiertem
Licht den Vorteil einer schnellen und ausgesprochenen Reaktion.
Als Versuchsobjekte dienen junge Keimlinge von Hafer, Hirse,
Weizen usw., Wicke, Lepidium sativum, Sinapis. Gute Wirkungen
kb'nnen schon nach einigen Stunden beobachtet werden. Manche Ke i in -
linge sind bei schwacherem Licht positiv, bei sehr grellem negativ
phototropisch. Um schon kleine Ausschlage bei der Kriimmung be-
obachten zu kb'nnen, stecke man ev. eine Stopfnadel oder ahnliches so
neben die Pflanze in den .Boden, dafi ihre Spitze unmittelbar neben den
Gipfel der Pflanze zu stehen kommt.
Wachstum, Bewegung und Reiz.
89
Prasentationszeit, Reaktionszeit und Reizmengen-
gesetz (vgl. Jost) kdnnen durch geeignete Versuche naher studiert
werden.
Rei tzleitung. 1) JLremz -Keimli nge von etwa 2cm Lange
werden rnit feiner lockerer Erde so weit eingeschuttet, dafi nur die
Spitzen (rd. 3 mm) der Koleoptile (Scheidenblatt) aus dem Boden
hervorragen. Bei einseitiger Beleuchtung krtimmt sich die ganze
Koleoptile zum Liclit, obwohl dieses nur die Spitze getroffen hat.
2) Junge Keimlinge von Panicum oder Setarici werden an der
Spitze (Koleoptile) durch kleine Stanniolkappen verdunkelt. Es tritt
keine Reaktion bei einseitiger Beleuchtung ein. Die Keimlinge werden
durch dieses Verdunkeln gleichsam blind.
3) Die Spitzen werden abgeschnitten und durch cine diinne Gela-
tineschicht (0,1 mm) wieder aufgeklebt. Es tritt bei ausschlieMcher
Abb. 49. Blatter der Feuerbohne (Phaseolus multiflorux), links in Tag-,
rechts in Nachtstellung. Am Grunde der Blattchen erkennt man deutlich die Gelenk-
polster. Zu Versuchen konnen Pflanzen in Topfen verwendet werden. Ed. '/2 nat. Gr.
Lichtreizung der Spitzen trotz dieses Eingriffes Krtimmung ein, da
wahrscheinlich chemische Reizstoffe durch das Gelatineplattchen hin-
durch zu der wachstumsfahigen Kriimmungszone weitergeleitet werden.
Photonastie (S. 81) ist eine Kriimmung bei Beleuchtungswechsel,
die ausschliefilich durcli den Organbau bedingt wird und von der
Lichtrichtung unabhangig ist. Vgl. Thermonastie. (Linnes Blumen-
uhr). Handworterbuch (1).
Nyktinastisehe (Schlaf-)Bewegungen (S. 81). Die bekaunte
Erscheinung der Tag- und Nachtstellung besonders der Blatter schlieflt
sich an die Photonastie an, doch werden die Bewegungen dabei durch
Turgorschwankungen in Gelenkpolstern bewirkt (Variationsbewcgun-
gen) im Gegensatz zu nyktinastischen Wachstumsbewegungen !). Nach
1) In jungen Gelenkpolstern wirken aber auch WachstumsvorgJinge mit.
90 Teil A. Phanerogamen.
den Untersuchungen von Rose Stoppel (1) scheinen auch tagesperio-
dische Anderungen in der elektrischen Leitfahigkeit der Luft den Vor-
gang zu beeinflussen. Als Versuchsobjekt konnen dienen : Pkaseolns
(Abb. 49) (im Gelenkpolster 20 Atm. Druck), junge Pflanzen von
Trifolium pratense, Acacia lophanta, Oxnlis stricta u. a. m.
tlber den etwaigen Nutzen der Schlafbewegungen (Schutz gegen
Betauung, Kaltestrahlung usw.) sind die Ansichten sehr geteilt; vgl.
z. B. Goebel (2).
Phototaxis (hier Bewegung der Chlorophyllkorper). In den Zellen
der untergetauchten Wasserlinse (Lemna trisulca) (Abb. 50) bewirkt
stark e Belichtung, dafi die Chromatophoren von den parallel zur Ober-
flache gerichteten Wanden auf die Seiten tibergehen, wie aus der Ab-
biidung ersehen werden kann. Man nimmt an, dafi dadurch das Chloro-
ph)7ll vor einer gewissen Zersetzung durch das Licht geschiitzt v/ird.
Eine entgegengesetzte Gruppierung der Chlorophyllkorner beobachtet
man an Exemplaren, welche 1 — -2 Stunden im Dunkeln gehalten Avorden
sind. Die bewegende Kraft liegt wahrscheinlich im farblosen Plasma.
Abb. 50. Lagerung der Chlorophyllkorner. a bei starker Belichtung,
b im Schatten bzw. im Dunkeln. Die Figuren stellen Querschnitte durch
die blattartigen Teile der untergetauchten Wasserlinse (Lemna trisulca] dar. (Nach
E. Stahl.)
Zur Beobachtung konnen Stiicke der Lemna trisulca direkt auf
den Objekttrager gebracht werden. Lit. Stahl (3), Senn (1).
Weitere geeignete Untersuchungsobjekte hierfiir sind nach E. Stahl
(3) die im Schatten entwickelten Blatter voin H oil under (Sambucus
nigra), vom Drehmoos (Funaria hygrometrica) und von griinen
Prothallien der Fame. S. auch Algen.
Haptotropismus oder Thigmotropismus (S. SI). Beruhrungs-
reiz wird hauptsachlich bei Ranken, nach P. Stark (1) auch an Keim-
pflanzen, z. B. der Kornrade (Agrostemma githago) u. a. m. be-
obachtet.
Ein vorziigliches Objekt zum Studium der Reizbarkeit der Ranken
ist in unserer Flora die Zaunriibe (Bryonia}, welche nicht selten an
Gebiischrandern wachst. Streicht man langs tiber eine gerade, lebens-
kraftige, safterfiillte Ranke ein oder einige Mai zart entlang, so
krummt sie sich bei warmer Witterung schon in einigen Minuten kreis-
fb'rmig ein1). Die Ranken von Gurke und K fir bis kriimmen sich oft
1) Unter den Gewachshauspflanzen liefert Passi flora geeignete Ranken.
Wachstum, Bewegung und Reiz.
91
erst nach etwa 1/2 Stunde, wahrend wilder Wein selir trage rcagiert. Bei
diesem kommen auch haufig Ranken mit Haftscheiben vor (Abb. 51).
Ein Wasserstrahl, Quecksilberstrahl oder ein weiches Gelatine-
stabchen vermogen keinen Reiz zu verursachen. Naheres siehe bei
Pfeffer (1), Jost (1), Detmer (1) u. a. m.
Tliormotropismus (S. 81) kann, im
Gegensatz zu Thermonastie, als nebensachlich
iibergangen werden.
Thermonastie (S. 81). Sie umfafit die
bekannte Erscheinung des Off nens und Schliefiens
der Tulpen- und Krokos-Friihlingsbliiten
im warmen (iiber 25 °C) bzw. kiihlen Zimmer.
Audi die Blutenkopfe vom Lowenzahn
(Taraxacum] kb'nnen verwendet werden. Die
Bewegungen erfolgen im wesentlichen durch
Wachstum.
Chemotropismus (S. 81). Die Wurzeln passen sich im Boden
in vielen Beziehungen den giinstigsten Lebensbedingungen an, wozu sie
durch eine Reihe von Eeizreaktionen befahigt sind.
Der hier zu besprechende Chemotropismus vollzieht sich in einem
wasserhaltigen Medium, im nachstehend beschriebenen Falle in (3-)
Gelatine.
Abb. 51. Haftscheiben-
ranken von Partheno-
cis sus (Ampelop si s)
radicaniissima. (Orig.)
Abb. 52. Chemotropismns der Wurzeln. a Eichtung der Wurzeln zu Anfang
des Versucb.es; b Hinkrummen der Wurzeln zur Amraonphosphatlosung ; e Fortkriimmen
der Wurzeln von der Kochsalzlosung. Zum Fcuchthalten geniigt auch bloBes Uber-
decken mit nassen Tiichern; rd. '/4 nat. Gr. (Orig.)
Die in destilliertem Wasser geloste Gelatine wird in runde Glas-
gefasse von etwa 15 cm lichter Weite und etwa 12 cm Hohe odei-
in Becherglaser u. dgl. eingefiillt. Solange die Gelatine noch flussig ist,
wird in den mittleren Teil ein Glasrohr von etwa 3 cm lichtem Durch-
messer (weites Eeagenzrohr, Lampenzylinder o. a. m.) eingestellt, das
92 Teil A. Phanerogamen.
spater, nach Herumfahren mit einer langen Nadel zum Zwecke der
Lockerung, zur Herstellung einer zentralen Hohlung herausgenommcn
wird. (Nadel wahrend des Herausziehens stecken lassen!) In diese
Hohlung wird die chemotropisch wirkende Losung eingefiillt. Man be-
reite vier Schalen vor und beschicke sie paarweise rait einer Losung von
(1-) 2o/oigem Ammoniumphosphat [(NH4)2HPO4, alkalisch)] bzw. (1-)
2o/oigem Kochsalz in destilliertem Wasser. Diese beiden Substanzen
eignen sich fiir die vorliegenden Versuche besonders gut [vgl. M. Li lien -
feld (1) und die beigeftigte Abbildung].
Als Versuchsobjekte dienen zweckmafiig Wurzeln von Lupimts
albus, wenn sie 1,5 — 4,0 cm lang sind. Die Samen werden am besten
zuvor zwischen nassem FlieBpapier 24 Stunden lang angequollen und
dann in gut durchfeuchtete, durch Reiben zwischen den Handen ge-
lockerte Sagespane in einer grofleren Saatschale (vgl. Abb. 53) wage-
recht flach eingelegt und mit einer diinnen Schicht von Sagespanen
iiberdeckt. Nach 4 — 5 Tagen pflegen die Wurzeln bis zu der ge-
wiinschten Lange herangewachsen zu sein. Man legt am besten einige
Dutzend Samen ein und wahlt spater zum Versuch nur schnurgerade
Abb. 53. Unglasierte Tonschalen ftir
Pf lanzenkulturen. Seitenlangen 5 — 20 cm;
rd. '/,0 nat. Gr.
gewachsene Wurzeln aus1). Diese werden in Wasser abgesptilt und
zu etwa je seclis rings um die Hohlung der Gelatine in dem aus der
Zeichnung ersichtlichen Abstand in die weiche Masse senkrecht direkt
hineingesteckt. Hierauf werden die Schalen in ein groJJeres, mit nassem
FlieUpapier ausgekleidetes GefaB gestellt und durch Uberdecken eines
dunklen Tuches (vgl. Abb.) gegen Licht geschtitzt, um die Dunkelheit
des Bodens nachzuahmen, was aber fiir den Ausfall des vorliegenden
Versuches von keiner Bedeutung 1st, da die Wurzeln von Lupinus
albus - im Gegensatz zu denen von Raphrmus sativus, timupis alba
und Hedera helix - nicht lichtempfindlich sind.
Nach einigen Tagen zeigt sich positiver Chemotropismus der Wur-
zeln nach der Ammonphosphatlosung, weiche in die Gelatine hinein-
diffundiert ist, wahrend sich die Wurzeln von der Ivochsalzlosung fort-
gekrummt haben. Die Phosphate sind gute Lockmittel, wahrend die
Chloride, Nitrate undSulfate in hoherer Konzentration abstoflend wirken.
Nach etwa einer Woche konnen Bakterienkolonien und Schimmel-
pilze in der Gelatine aufzutreten ; nach etwa 14 Tagen pflegt das Bild
besonders anschaulich zu sein: Im einen Falle sind die Wurzeln so
1) Gerade Wurzeln von besonderer Lebensfrische erhalt man nach E. Tiegs bei
Verwendung von lockeren Buch en -Sagespanen, auch dann ist aber bisweilen nur
etwa jede vierte Wurzel besonders gerade ; solche von Kiefernholz sollen wegen ihres
Harzgehaltes das Wachstum mancher Wurzeln beeintrachtigen. Claussen (1) empfiehlt
Spane von W e i B t a n n e.
Wachstum, Bewegung und Beiz. 93
weit vorgewachsen, dafi sie sich in der Mitte beriihren, im anderen
i'lieheu sie bis zur Glaswand. Allmahlich sind auch kleine Seitenwurzeln
hervorgewachsen und die Keimblatter frei geworden. Deutlich chemo-
tropische Reaktion (neben mechanischer und thermis'cher Reizbarkeit)
zeigen auch die Tentakeln vom Sonnentau (Drosern) ; vgl. S. 57
u. Kny, Taf. 101. Es handelt sich dabei urn Chemotropismus, nicht um
Chemonastie, wenigstens nicht ausgesprochene, da die Driisenhaare sich
auch nach der Seite (nicht zur Mitte) kriimmen konnen. Die Reizauf-
nahme findet besonders im Driisenkopf, die Kriimmung hauptsachlich
an der Sti el basis statt. Nach dem Aufhoren der Reizung strecken sich
die Tentakeln allmahlich wieder gerade.
Wegen des Verhaltens der Pollenschlauche (reagieren beson-
ders auf Eiweifistoffe und Zucker) sei auf die Literatur verwiesen.
Chemonastie (S. 81). Bringt man einen in Wasser gestellten
Zweig der N e s s e 1 ( Urt/ca] unter eine Glocke und legt (trocken
geniigt) eiri Stuck Calciumkarbid dazu, so entstehen geringe Mengen
von Acetylen. durch dessen Einwirkung sich die Blatter senken, um
sich nach tibertragen in normale Luft wieder zu heben (nach E. G.
Pringsheim).
Chemotaxis (S. 81) s. Teil B.
Aerotropismus (S. 100) ist der durch Sauerstoff hervorgerufene
Chemotropismus. Er kommt bei Wurzeln und Pollenschlauchen vor.
Aero tax is s. unter Bakterien.
Traumatotropismus (Schadigungskriimmung). Bewegungen
infolge von Wundreiz kommen bei Wurzeln und auch bei einzelnen
Zellbestandteilen vor. Vgl. Jost (1), Stark (1).
Die Frage iiber die Beziehungen des Traumatotropismus (Krtim-
mung infolge von Verletzung durch Brand-, Atzwunden usw.) zum
Chemotropismus ist zurzeit noch nicht vb'llig geklart.
Wie besondere Versuche von Otto Giinther gezeigt haben, be-
i'ahigt der Traumatotropismus die Wurzeln nicht, spitzen und scharf-
kantigen Steinen im Boden geschickt auszuweichen ; dazu miiBten die
Steine schon atzende oder sonst giftige Substanzen ausscheiden.
Hydrotropismus (S. 81). Durch Feuchtigkeitsverhaltnisse her-
vorgerufene Bewegungen sind ziemlich verbreitet. So wachsen Wurzeln
meist feuchten Stellen zu (Lej)idium-V&TS\ich S. 60), wahrend tiber-
mafiig nasse bei manchen Wurzeln entgegengesetzt wirken konnen.
tiber Hydrotaxis vgl. Teil B, besonders Myxomyceten.
Das Hineinwachsen von Wurzelzopfen in Drainrohren diirfte
auf Hydrotropismus und Trophotropismus (Hinwenden zur Nah-
ningsquelle) beruhen.
Rheotropismus (S. 81), d. h. Kriimmung gegen stromendes
Wasser wird (nicht haufig) bei Wurzeln beobachtet. Uber Rheotaxis
vgl. Myxomyceten.
94 Teil A. Phanerogamcn.
IX. Gruppe. Fortpflanzung und Vererbung.
Omnipotenz der Zellen (weitgehende En twicklungsmog-
lichkeit). Viele Lebewesen vermogen durch ihre Keimzellen ungeheure
Mengen von Nachkommen hervorzubringen, welt inehr als auf der
Erde zum Leben tiberhaupt Platz haben. Die meisten miissen deshalb
schon als Kelme zugrunde gehen. Aufierdem gilt tiberhaupt jede
lebenskraftige Zelle als ,,omnipotent", d. h. auch ihrerseits zur
Erzeugung von Nachkommen befahigt. Diesen Satz darf man nattirlicli
nicht zu extrem fassen, vor allem nicht auf Zellen mit besonders weit-
gehender Arbeitsteilung anwenden. So wird man nicht aus einem fertig
gebildeten Brennhaar eine Brennessel (Urtica) oder aus einer Bast-
zelle, die ihrer endgiiltigen Ausbildung nahe ist, eine Leinpilanze
(lAnum) zu voller Entwicklung bringen wollen. Auch scheint bei
gewissen Gruppen, z. B. den Nadelholzern, die Omnipotenz der Zellen
nicht in alien Teilen der Pflanze gleich groB zu sein. Gleichwohl gilt
aber ftir viele Organismen der Satz, dafi sie in der Tat vermoge ihres
zelligen Baues aus zahllosen solchen Keimen zur Bildung von Nach-
kommen bestehen, dafi diese aber niemals in ihrer Gesamtheit zur Eiit-
wickelung gelangen.
Gene (nach J ohannsen-Kopenhagen ; Stamm gen ••-= entstehen).
Diese eben erwahuten ,,Keime ftir Nachkommen" bestehen ihrerseits
wiederum aus einem Mosaik von ,,Anlagen ftir Einzeleigenschaften"
(z. B. zur Bildung von Wurzeln, Stengeln, Blattern von bestimmter Ge-
stalt). Diese Anlagen machen die Vererbungsstruktur aus und heifien
Gene. Die Gene als Stoff- und Wirkungszentren scheinen ihren Haupt-
sitz in den Zellkernen zu haben. Cytoplasma-Gene sind bisher
noch nicht nachgewiesen worden, vielleicht gelingt es aber spater,
solclie zu finden, z. B. in den Plastiden, aus denen sich bekanntlick
Chlorophyllkorner, Starkebildner usw. entwickeln.
Die Gene, so bedeutungsvolle Anlagen wichtiger Eigenschaften sie
sind, kb'nnen selbst bei starkster mikroskopischer VergroBerung nicht
waJirgenommen werden, es ist aber nach den Untersuchungen von Mor-
gan an der Frucht- oder Essigfliege Drosophila anzimehmen, dafi die
Gene in den Kernschleifen nebeneinander angereiht sind, so dafi man
wenigstens das Substrat sehen kann, in clem sie besonders inassenhaft
vorhanden sein mtissen.
Wegen der Kleinheit der Gene braucht es nicht wunderzu-
nchmen, da6 viele Fortpflanzungszellen sehr winzig (und doch omni-
potent) sind, z. B. Eizellen, Spermatozoiden und Sporen.
Bei der reichlichen Ausstattung der Organismen mit Genen darf
es nicht tiberraschen, dafi es die mannigfaltigsten Formen von Fort-
pflanzungsorganen auJBer in Bltiten auch an anderen Stellen des Pflan-
zenkorpers gibt, z. B. Brutknospen, Brutzwiebeln, Adventivsprosse usw.
Fortpflanzung und Vererbung. 95
Sie alle bergen Erbanlagen in sich, welche die Erzeugung neuer Indi*
viduen ermoglichen.
Genotypus und Phaenotypus. Der Inbegriff aller Gene eines
Organismus ist der Genotypus. Dieser stellt eine ideelle Konstruktion
dar ; er tritt als soldier nie rein in die Erscheinung, sondern in dem, was
er aus sicli heraus zu bilden vermag, immer nur durch die Umgebung be-
einflufit, als sogenannter Phaenotypus (= Erscheinungsform
Entwickeltes = • Kleid der Pflanze). Der Genotypus geht also im
Phaenotypus auf. Zur Erlauterung des eben Gesagten sei ein Bei-
spiel aus der Chemie herangezogen, das Indigokarmin (S. 7). Der Geno-
typus wird weder durch die Strukturformel der Indigo b 1 a u substanz
noch durch diejenige der Indigo weifi substanz dargestellt, sondern nur
durch den (nicht selbstandig existierenden) Grundstamm der Formel.
Indigoblau und Indigoweifi stellen den Phaenotypus dar.
Vererbt wird nicht der Phaenotypus, sondern der Genotypus.
Ungeschlechtliche (vegetative) Fortpflanzung. Diese bedeutet
eine blofie Neubildung des Mutterorganismus ohne Hinzutreten neuer
Eigenschaften. Sie ist im Pflanzenreich sehr weit verbreitet und
scheint, soweit bisher bekannt, nur wenigen Pflanzen zu fehlen, haupt-
sachlich einjahrigen wie dem Hirtentaschelkraut (Capselln bursa)
pastor is). Doch liefie sich bei folgerichtiger Durchfiihrung von Ver-
suchen vielleicht auch bei diesen ungeschlechtliche Fortpflanzung finden.
Den hoheren Tieren fehlt sie dagegen allgemein, wohl wegen ueren
besonders komplizierten Organisation.
Bryophyllam calycinum u. crenatum, Pflanzen, die etwa unserer
Fetthenne (Sedum maximum) in den warmeren Landern entsprechen,
liefern lehrreiche Beispiele fiir iiberraschende Ausgiebigkeit der unge-
schlechtlichen Fortpflanzung. Legt man ein Blatt in eine Schale unit
Wasser (am besten mit Deckel), so wachsen aus den Winkeln der
Blattzahne, in denen sich kleine ,,schlafende Augen" finden, in 8 — 14
Ta.gen bewurzelte Pflanzchen hervor (Abb. 54). Vgl. Goethe (.1),
Kerner (1), Goebel (1), ,,Bruchblatter" S. 1488 und (3)].
Carddmine pratensis (W iesenschaumkraut) gestattet ahnliche,
aber weniger schlagende Versuche mit den Rosettenblattern.
Dentaria bulbifera (Zahnwurz), die besonders in Buchenwal-
dern anzutreffen ist, besitzt in den Blattachseln (Abb. 55) zwiebelartige
Knospen, aus denen neue Pflanzen hervorgehen. Man kann die reifen
Brutkorper trocken aufbewahren und spater einpflanzen ; sie treiben auch
wahrend des "Winters sehr bald Wurzeln, selbst wenn sie bereits stark
geschrumpft waren. Weitere Beispiele s. bei Kerner (1).
Nach unseren bisherigen Erfahrungen liegen keine zwingenden
Grtinde zu der Annahme vor, daB die Organismen sich ohue Ge-
schlechtlichkeit nur begrenzt fortpflanzen konnen. So wissen wir, daB
Sch i If (Phragmites), Zuckerrohr (Saccharum), K aim us (Acorus)
9() Teil A. Phanerogamen.
usw. so gut wie nie reife Samen bilde-n, Schattenblume (Majanthe-
mum), Einbeere (Paris) u. a. m. nur selten. Und doch vegetieren
die genannten Gewachse an gunstigen Standorten sehr iippig. Schein-
bar widersprechende Beispiele wie Pyramid enpappel und "Wasser-
pest (Elodea) sind in bezug auf diese Frage noch nicht griindlich
genu.g untersucht.
Abb. 54. Bryopliyllum crenatum. Abb. 55. Dentaria bulb ifera (Zahn-
Nach Auflegen auf Wasser sind aus den wurz). Brutzwiebeln gesammelt irn Mai.
WinkelnderBlattzahneBrutpflanzchen Eechts: In Erde gekeimte Brutzwiebel
hervorgewachsen ; % na*- QT. (Orig.) mit Wiirzelchen. (Orig.)
Geschlechtliche Fortpflanztmg. Diese konnte im Gewachsreich
iiberfltissig erscheinen, da so gut wie alle Pflanzen mit ungeschlecht-
licher Fortpflanzung begabt sind. Gleichwohl ist auch die geschlecht-
liche Fortpflanzung fast durch das ganze Pflanzenreich verbreitet. Die
oft merkwtirdigsten und verwickeltsten Einrichtungen werden geschaffen,
um zwei Zellen verse hiedener Individuen zum Verschmelzen zu
bringen (Geschlechtsait). Selbstbetaubung wird, soweit moglich, oft
vermieden. Nach den bestehenden Ansichten zielt diese Verschmelzung
darauf ab, in den Nachkoinmen neue Gene hinzuzufiigen und
Eigenschaften zu vermischen, was bei der ungeschlechtlichen Fort-
pflanzung nicht moglich ist. Vielleicht sprechen aber auch andere,
bisher unbekannte Griinde mit. Erfolgreiche Sexualakte finden nur
zwischen nahestehenden Formen statt.
Da, wie gesagt, bei der Geschlechtlichkeit zwei Zellen und damit
die Kerne miteinander verschmelzen, so wtirden diese schliefilich ins
Endlose an GroBe zunehmen, wenn nicht vor dem jedesmaligen Ge-
schlechtsakt eine Verringerung der Kernmasse durch Reduktions-
teilung eintreten wiirde. H. Winkler hat durch Verschmelzung
vegetativer Zellen Pflanzen mit grofien Kernen (Bur don en1) ge-
1) burdo = Maultier (Hengst X Eselin).
Fortpflanzung und Vererbung. 97
ztichtet, wobei Individuen mit abweichendeu Merkmalen entstanden
sind.
Malva silvestris ist ein ausgezeichnetes Objekt zur Beobaehtung
der Narbenbestaubung mit Pollen. Man entfernt von Bltiten mit
reifen Narben die Hiille und legt sie, so hergerichtet, in eine trockene
Planktonkammer. Schon mit 14fach vergrofiernder Lupe wird man
sehr deutlich die grofien (feinstacheligen) Pollenkorner auf den Narben
wahrnehmen. (Eeiclilicher Insektenbesuch durch Bieneu usw.)
Impatiens noli tangere u. parviflora eignen sich vorziiglich zur
Beobaehtung der (sofort eintretenden) Pollenkornkeimung und des Aus-
waclisens der Pollenschlauche; es geniigt, besonders bei der erst-
genannten Pflanze, bloftes Einlegen in Wasser, vor allem bei Be-
nutzung von Pollen aus Bliiten, die kurz vor dem Offnen stehen. Es
empfiehlt sich Beobaehtung im hangenden Tropfen unter Verweadung
der Planktonkammer, doch gentigen im Notfall auch Objekttrager. Nar-
cissus tazeiifl, (u. a. m.) ist fiir Studien im Winter zu empfehlen.
Die Pollenkorner keimen in einigen Stunden in 3 — 5 °/oiger Rohrzucker-
losung mit l*/2 % Gelatine,; vgl. auch Strasburger-Koernicke
S. 594.
Mondtropa hyp6pitys (Fichtenspargel) liefert, am be,sten frisch,
doch auch nach Einlegen in Alkohol (aber vgl. Strasburger-Koer-
nicke, S. 611) sehr gutes Material zum Beobachten der Embryosacke
und ihrer Kerne in den sehr durchsichtigen Samenanlagen, zu denen
die Pollenschlauche hinwachsen; vgl. Kny, Wandtafel 10, 19, 20.
Man kann bei der gro£en Durchsichtigkeit der Samenanlagen die
Befruchtung des Eies und in gtinstigen Pallen auch die zweite Befruch-
tung, welche den Ausgangspunkt fur die Bildung des Nahrgeweibes
(Endosperms) darstellt, beobachten (Doppelbef ruchtung).
Weitere geeignete Objekte sind Orchideen, Narzissen und vor
allem der Rachenbliitler Torenia asiatica, bei dem das Vordringen der
Pollenschlauche zur weiblichen Anlage besonders leicht zu beobachten
ist. Auf nahere Einzelheiten soil hier nicht eingegangen werden.
Honigbienen sind als fleifiige Pollentibertrager an schonen Tagen
fiir die Befruchtung wichtig. Eine Biene besucht in der Minute etwa
10 Bliiten und bestaubt, bei fast 7 Arbeitsstunden im Preien, gegen
4000 Bltiten an einem Tage. Mindestens zwei Drittel bis drei Funftel
der jahrlichen deutschen Obsternte verdanken wir den Bienen.
Bei der Omnipotenz der Zellen und der weiten Verbreitung der
ungeschlechtlichen Fortpflanzung im Pflanzenreich ist es nicht zu vcr-
wundern, daB gelegentlich Eier auch ohne Befruchtung [Partheuo-
genese1), Jungfernzeugung] bei Pflanzen zur Entwickelung kom-
mcn. Nach diesem Gesichtspunkt waren auch die ,,Nucellareinbryo-
nen" zu beurteilen. Jungf ernfruchte (Parthenocarpie) ent-
1) parthenos = Jungfrau, genesis = Erzeugung.
K o I k w i t z , Pf lanzenphysiologie. 2 . Auf 1 .
98 Teil A. Phanerogamen.
steheu dann, wenn trotz ausbleibender Samenbildung das Pleisch der
Samen und Priichte sich ausbildet. Beispiele hierfiir sind: Korinthen-
Rosinen (Vitis vinifera var. apyrena), man die Birnen, z. T. Gurken,
Bananen u. a. m. (Handworterbuch d. Naturw., Bd. 4, S. 262), So-
rauer (1).
Aufspaltungsgesetze (Mendeln). Diese Gesetze sind von groJ3-
ter Wichtigkeit, da sie 1. ein genaues Studium der Kern-Gene ge-
statten und 2. die experimentelle Herausztichtung ,,reiner Linien" (s,
unten) ermoglichen.
Die Spaltungsgesetze warden 1865 durch den Benediktinerabt Gre-
gor Mendel in Briinn (daher der Ausdruck Mendeln) zuerst gefunden,
dann langere Zeit nicht beachtet und erst gegen 1900 von Oorrens,;
Tschermak und de Vries neu entdeckt. Bei den Kreuzungsver-
suohen gent man von Eltern aus, die sich durch bestimmte Merkmale
etwas voneinander unterscheiden (nahestehende Pormen) und beob-
achtet danu die folgenden Generationen unter strenger Anwendung
von Selbstbestaubung. Solche Inzucht ftihrt, wenigstens nach den
bisherigen etwa 20jahrigen Erfahrungen bei planmafiigen Untersuchun-
gen an Pflanzen nicht zur Entartung (Degeneration).
Im Pflanzenreich gibt es auch in der freien Natur viele Selbst-
bestauber.
Bekannte, in den Lehrbtichern anschaulich behandelte Beispiele
sind: Erbse (Pisrnn) mit gelben bzw. grtinen Samen, Lowenmaul
(Antirrhinum) mit weiBen und roten Bltiten, Wunderblume (Mira-
lilis) mit weiJBen und rosafarbigen Bliiten und Nessel (Urtica)
mit scharf gesagten und schwach gezackten Blattern. Es tritt bei einem
bestimmten Teil der Versuchspflanzen ein gesetzmafiiges Aufspalten der
Vererbungsmassen in den Kernen auf (daher die Moglichkeit des Stu-
diums der Gene) und als Folge davon eine Kernreinheit unter den Nach-
kommen, die ihrerseits wieder in grower Pormbestandigkeit ihren Aus-
druck findet.
Die Versuche fangen mit heterozygotischem1) Material an
und enden mit homozygotischem1), wenn die nebenbei wieder cnt-
stehenden heterozygotischen Exemplare ausgemerzt werden. Diese nur
durch sorgfaltige Ziichtungsversuche zu erzielenden homozygotischen
Pflanzen geben die beriihmten reinen Linien.
Die Ursachen der Aufspaltung liegen im Kern; das von der
Natur damit verfolgte Ziel ist zurzeit unbekannt.
Reine Linien, Elementararten. Die reinen Linien erhalt
man, wie vorstehend geschildert wurde, bei den Aufspaltungsverstichen
(Mendeln). Nicht die Linneschen Spezies, sondern diese rei-
nen Linien sind die letzten systematischen Einheiten. Eei-
1) heteros = anders, homos = gleich, zygon = Geschlechtszelle.
Fortpflanzung und Vererbung.; 99
ner als in den reinen Linieu kann der Genotypus nicht zum Ausdruok
kommen. Beim Fortztichten der reinen Linien kommen, \vie bei der
ungeschlechtlichen Fortpflanzung, keine neuen Merkmale hinzu, es sei
denn durch Mutation (s. dort).
Die Elementararten, von denen z. B. beim Hungerblttmc)ien
(Erophila verna) gegen 200 vorkommen, sind z. T. noch mehr auf-
spaltbar, wahrend ein anderer Teil rein sein wird. Der Begriff der
Elementararten ist, weil darunter auch unreine Formen verstandsn
werden. noch viel zu grob; die Spezies Erophila verna wird sich
also in ttber 200 reine Linien aufteilen lassen.
Die Herausztichtung reiner Linien hat fur die Landwirtschaft und
Gartnerei naturgeinaJB ein grofies praktisches Interesse.
Mischlinge (Bastarde, Hybride) im gewohnlichen Sinne des
Wortes (also mit besonders au?gepragten Kennzeichen) konnen mit
mehr als ein em Merkmalspaar mendeln, wodurch das Stadium wesent-
lich erschwert wird.
Sogenannte Pfropfbastarde (Chimaren)1) sind (nach E. Baur
u. H. W inkier) nur Verwachsungs-, nicht VerschmelzungsgeJbilde.
Sie entstehen selten, namlich beim Pfropfen (Kopulieren) von zwei ver-
schiedenen Pflanzen an den Wundstellen. Hier konnen Vegetations-
scheitel aus verwachsenen Bestandteilen zweier Organismen entstehen.
Der eine Organismus kann den anderen wie ein Mantel den Kern als
Haul iiberziehen (Periklinalchimare, Cytisus adami) oder Langs-
streifen an ihm bilden (Sektorialchimare, Tomate X Nachtschatten).
Entstehung neuer Formen. Bei der Bildung von Bastarden
werden bestimmte Anlagen verschiedener Arten in den Nachkommen
verteilt. Vortibergehend entsteht durch die Kreuzung ein neuer Typus,
aber keine neue Art, ein neues Mosaik, aber kein absolut neues Gen.
Die Erfahrung lehrt nun aber, dafi tatsachlich neue Anlagen ent-
stehen und damit neue Arten. Uber die Vorstellung betreffs der Art
und Weise ihres Zustandekommens stehen sich zwei Bichtungen gegen-
tiber, welche den artbildenden Faktor sehen 1) in der Mutation2)
(betont durch de Vries; auch die Darwinsche Lehre steht auf dem
Bo den der Mutation), 2) in der direkten Bewirkung (betont durch
Naegeli; auch die Lehre von Lamarck steht bis zu einem ge-
wissen Grade auf diesem Boden).
Durch Mutation entstehen sprungweise plotzlich neue Gene und da-
mit richtungslose, erbliche Veranderungen ; f(ir die Anhanger dieser
Richtung ist die Mutation die Allmacht der Neubildung.
1) Chimaera = sagenhaftes Ungeheuer mit Lowenkopf, Ziegenleib und Schlangen-
schwanz.
2) mutatio = Veranderung.
7*
100 Teil A. Phanerogamen.
Durch direkte Bewirkung unter dem Einflufi der Aufien-
bedingungen bilden sich nach. den Anhangern der zweiten Richtung
Umpragungen des Genotypus, wodurch bestimmte Anpassungen fixiert
werden, gleichgtiltig, ob sie zweckmafiig sind oder nicht.
Ftir den reinen S el ek t ions- Stan dpunkt 1st es unwesentlich, welche
dieser beiden Ansichten zutrifft. Die Selektion (= Auswahl und Er-
haltung) bringt in jedem Falle in das neu Entstandene die Richtung
hinein.
Die Veranderung der Arten erfolgt ungleich schnell und ausgiebigi
Sclion innerhalb historischer Zeit scheinen gewisse Wandlungen im Aus-
aehen der Pflanaen stattgefunden zu haben, z. B. bei den Getreiden, da
die agyptischen Mumienformen gegen die heutigen Getreide kleine Ab-
weichungen zeigen.
Wegen Literatur u'ber die IX. Gruppe sei auf E. Baur (1) u.
Handworterbuch (1) verwiesen, wo sich auch Angaben tiber weitere
Arbeiten fin den.
Teil B.
Kryptogamen
Vorbemerkuiigen.
Die physiologischen und b'kologischen Versuche und Beobachtungen
bei den Kryptogamen sind absichtlich unter Zugrundelegung einer syste-
matischen Disposition behandelt worden. Eine solche bietet den Vorteil,
daB an jeder Stelle die Stoffanordnung leicht iiberblickt werden kann
und dafi verwandte Typen in groBerer Zahl nebeneinander verglichen
werden konnen.
Eine gewisse Kenntnis der Physiologie der Kryptogamen bietet ein
wertvolles Rustzeug auch fiir das Studium der hb'heren Pflanzen und
vor allem auch fiir das Versta'ndnis des Kreislaufes der Stoffe in der
freien Natur.
tifoer Lupen und Mikroskope.
Den Besprechungen iiber die Physiologie der Kryptogamen seien
einige Erb'rterungen iiber Lupen, Mikroskope und Nebenapparate voraus-
geschickt.
1. Lupen haben vor Mikroskopen den Vorzug eines unvergleichlich
grb'Beren Gesichtsfeldes und einer bemerkenswerten Tiefen-
wirkung, wahrend Mikroskope hauptsachlich nur in einer be-
stimmten Horizontalebene abbilden.
Lupen vom Aplanattypus nach
Steinheil wendet man in der Regel
fiir schwachere, solche vom Anastig-
mattypus mehr fiir sta'rkere Ver-
grbBerungen an 1). Die anastigmatische
Planktonlupe von C. ZeiB ver-
grofiert 40mal linear. (Taf. X.)
2. Sehr starke Lupen, die auf Exkursionen
schon ein schwach vergrb'Berndes Mi-
Abb. 56. Planktonkammer mit Lupe auf Ge-
s tell. Rechts Schattenwerfer, unten Halter, das Ganze
kann leicht zusammengeklappt und in ein Etui gelegt
werden. Originalkonstruktion in fast nat. Gr.
1) Nach meinen Erfahrungen ist fiir kleine Objekte eine 10— 15fache Vergrofierung
ein besonders gangbares MittelmaB, dann folgt ca. 25- und endlich ca. 40fache-Ver-
grofierung. Auf Ausfliigen fiihre ich stets drei solcher Lupen mit.
Alle groSeren Mikroskopfirmen fertigen Aplanatlupen in ausgezeichneter Qualitat
als Exkursionslupen bis zu betrachtlichen VergroBeningen.
104 Teil B. Kryptogamen.
; ikroskop teilweise ersetzen kbnnen, machen es erwiinscht, die sie
haliende Haiid aufzulegen oder an eine (eventuell mit Wasser
zu fullende) kleine Beobachtungsglaskammer mit planparallel
geschlif fener Grund- und Deckscheibe (Planktonkammer rj anzu-
legen oder beide, Lupe und Kammer, auf einem Gestell zu be-
festigen (vgl. Abb. 56). S. auch Taf. I u. X.
3. Bei Benutzung stark vergrb'Bernder Lupen hat man im allge-
meinen nicht das richtige Empfinden von ihrer Leistungsfahig-
keit. Es erklart sich das aus psychologischen Griinden. Die
durch Annaherung des Auges an das Objekt bewirkte Ver-
grbBerung wird nicht geniigend nachhaltig wahrgenommen, weil
der Vergleich fehlt.
4. Mikroskope erzeugen durch ihre Objektive im Gegensatz zu
Lupen reelle, linsenverkehrte Bilder. Die Abb. 57 stellt links
ein kleines, mit dem Riicken der Schreibfeder auf einen trockenen
Objekttrager gezeichnetes F dar. Das Bild dieses Gegenstandes,
welches in 9-facher VergrbBerung abge-
bildet ist, wird bei guter Beleuchtung im
F / \ Mikroskop sichtbar, wenn man das Okular
herausnimmt, Olpapier auf den Rand des
Tubus auflegt, die Einstellung etwas regelt,
das Auge in etwa 25 cm Entfernung vom
Abb. 57. Darstellung Olpapier bringt und zur Abhaltung auf-
kehrendenWirkungdes halt. Man kann dann auf dem Pauspapier
Objektivs. (Orig.) bequem zeichnen, wenn man einen Objekt-
trager als Stiitze unter dieses legt.
Das Mikroskop wirkt also wie ein Skioptikon. Das Okular
kann man zum Auge rechnen, da es als Lupe fur die Betrachtung
des Bildes dient. Auf Reisen ist die Mitnahme eines Exkursions-
mikroskops und -besteckes in einer Form, die kein besonderes
Gepackstuck bedingt (Abb. 58 u. 59), sehr zu empfehlen, da sich
allenthalben Gelegenheit zu seiner Benutzung bietet. Das In-
strument wiegt etwa 600 g und lost Pleurosigma (Abb. 60) auf.
5. Zur ungefahren Orientierung iiber den notwendigerweise geringen
Durchmesser des Gesichtsfeldes bei schwachen mikroskopischen
Vergrb'Berungen kann geeignetes mm-Papier verwendet werden,
falls man kein Objektmikrometer zur Hand hat. Bei rd. 100-facher
VergrbBerung pflegt das Gesichtsfeld nur etwa den Durchmesser
eines mittleren Stecknadelkopfes oder von vier dicht zusammen-
liegenden FeingrieBkb'rnern aufzunehmen. Durch Anwendung
schwacher Objektive und sehr starker ^iOkulare (z. B. Kom-
1) Solche Plankton kammern liefern bzw. beschaffen alle groSen Mikroskopfirmen
oder Werkstatten fur Chemie und Bakteriologie.
Uber Lupen und Mikroskope.
105
pensation Nr. 12), kann man fur bestimmte Falle bei ziemlich
starker Vergro'Berung ein verhaltnismafiig groBes Gesichtsfeld
erhalten. Da auch der Arbeitsabstand bedeutend 1st, braucht
man, was oft erwiinscht sein kann, kein Deckgla'schen auf das
Praparat zu legen.
Deck-
glaser
Abb. 59.
Abb. 58.
Abb. 60.
Abb. 58. Reise(Exkursions-)mikroskop. Das Instrument besteht aus
Aluminium-Nickellegierung (Fufi, Saule, Tisch). Die Optik 1st die normale.
Vergr. 100 u. 400. Ed. »/„ nat. Gr.
Abb. 59. Kleines Besteck zum Reisemikroskop. Mit Objekttragern, Deck-
glascben, Pinzette und Pipette. Rd. 1/9 lin. nat. Gr. Ong.
Abb. 60. Pleurosigma .angulatum, Ausschnitt aus der Schale (links
ein Stuck der Rapbe). Bei Olimmersion aufgenommen. (Nach Rich. Volk.)
6. Das Zeichnen der vergro'Berten Objekte, so weit es nicht frei-
handig vorgenommen wird, geschieht zweckma'Big mittels Spiegel-
zeichenapparates nach Abbe oder unter Verwendung des mit
elektrischem Licht beleuchteten Zeichenprojektionsapparates nach
Edinger, der nach Art eines Skioptikons wirkt. Vgl. auBer-
dem Strasburger-Koernicke (1).
Durch Bilder, welche mittels Zeichenapparate gewonnen sind,
kann auch leicht die Vergrb'Berung bestimmt werden. Die direkte
Grb'fienbestimmung der Objekte muB durch MeBokulare geschehen.
Die Leistungsfahigkeit der Mikroskope kann bei starken Ver-
groBerungen leicht nach der Auflosung des Testobjektes Pleuro-
106 Teil A. Kryptogamen.
sigma angulatuin (Abb. 60) und noch feiner strukturierter Kiesel-
algen, wie sie auf J. D. Mo Hers Diatomeen-Typenplatte
enthalten sind, beurteilt werden; je nach der Leistung der Ob-
jektive erkennt man Streifen, Punktreihen, Felder oder Sieb-
Ib'cher auf den Schalen von Pleurosigma. Die genaue Form der
Sieblocher 1st in der Regel erst bei Anwendung von Olimmer-
sionssystemen, deren Frontlinse nach innen zu halbkugelig ist,
sichtbar zu machen. Vgl. auch Testplatte nach Abbe.
7. Farbenerscheinungen an tatsachlich farblosen Objekten vermeidet
man am besten durch Anwendung von Apochromatobjektiven
in Verbindung mit K ompensationsokularen.
8. Strukturierte mikroskopische Objekte wirken als Beugungsgitter,
ahnlich wie ein Planktonsieb (Phosphorbronze Nr. 260) eine
brennende Kerze zerlegt. Zur Aufnahme der Beugungsbilder
sind ein groBerOff-
nungswinkel des
Objektives oder
schiefe Beleuch-
tung notig. Die
Abb. 61 zeigt den
Strahlengang nach
Durchgang durch
einen Abbeschen
Abb. 61. Vereinigung der Lichtstrahlen KnnrlpTiqnr aiifcrp
durch einen Abbeschen Kondensor. Die ^01 }r' aul&e
Strahlen gehen durch den Objekttriiger (schraffiert) nommen beim Pas-
und vereinigen sich an der Stelle, wo sich'das Ob-
jekt befindet. Vergr. ca. Sfach. Naheres siehe bei
OT.ori
W. Scheffer (1), Schmehlick (1). strahlen durch
Uranglas. Dieser
Strahlenkegel ist in voller Intensitat, bei teilweiser Abblendung
und in Schiefstellung ein wichtiges Hilfsmittel in den Handen
des Mikroskopikers.
9. Die modernen Dunkelfeldbeleuchtungen unter Verwendung von
Mikro-Nernstlampen oder ahnlichen starken Lichtquellen (kleinen
Bogenlampen) lassen die mikroskopischen Objekte auf dunklem
Grunde auch bei starken VergroBerungen hell erscheinen. Die
Dunkelfeldbeleuchtung mit ihren seitlich und von oben her
auffallenden Lichtstrahlen entspricht den naturlichen Verhalt-
nissen mehr als die Beleuchtung der Objekte im durchfallenden
Licht. Auch das polarisierte Licht kann bei Verwendung eines
drehbaren Objekttisches sehr charakteristische Bilder mit vielen
Feinheiten lief ern ; vgl. auch S. 83.
10. Die aufierste Grenze, bis zu welcher kleine Objekte in ihren
naturlichen Umrissen noch erkannt werden konnen, betragt bei
Anwendung von ultravioletten Strahlen und Mikrophotographie
etwa 0,11 — 0,15 ft. (GroBte Kolloidpartikel.)
I. Gruppe. Myxomycetes (Mycetozoa, Phytosarcodina).
107
11. Zum Beobachten kleinster Suspensionen, besonders in Flussigkeiten,
dient das mit sehr starken Lichtquellen arbeitende Ultramikroskop
von Siedentopf und Zsigmondy. (Kleinste Kolloid-
partikel rd. 1 /t/^u.) ( 1 /nu = Viooo /")•
12. Zum Studium der Mikroskope und ihrer Nebenapparate ist die
Durchsicht der Firmenkataloge sehr geeignet. Naheres siehe bei
W. Scheffer (1), R. Schmehlick (1), Strasb.-Koern. (1).
I. Gruppe. Myxomycetes (Mycetozoa, Phytosarcodina)
(Schleimpilze).
Fuligo varians = Aethalium septicum (Name von fuligo — RuB und
aithale = RuB) Lohpilz, Lohbliite. Der Schleimpilz derLoh-
bliite ist durch sein auffalliges, gelbes, bei kompakter Gestalt riihrei-
ahnliches Plasmodium allgemein bekannt. Er findet sich sehr verbreitet
in Waldern und auf
Gerberlohe, in der man
den Pilz im Laboratorium
langere Zeit in Rohkultur
zuchten kann, auf Moos
am Boden, auf Baum-
stiimpfen usw. , ent-
sprechend seinem Feuch-
tigkeitsbediirfnis meist
im Innern des Substrates.
Fuligo bildet, wenn man
sie sich auf dem Objekt-
tra'ger ausbreiten lafit,
ein vorzugliches Objekt
zum Studium der Be-
wegungen nackter
Plasmamassen, zumal hier
die Bewegung eine ziem-
lich rasche ist (vgl.
Abb. 62).
Nach kolloidchemi-
schen Begriffen wird
man derartiges , leicht
bewegliches Plasma am
richtigsten als Sol, bei
etwas f esterer Konsistenz
wohl auch als Spumoid [Rhumbler (1)], schwerlich aber als Gel be-
zeichnen.
Die Reaktion des lebenden Plasmodiums ist alkalisch.
Legt man Stttcke des Schleimpilzes auf die Mitte einer Glasscheibe
unter eine feuchte Glocke, so breitet er sich nach alien Seiten flach aus
Abb. 62. Fuligo varians. Lohpilz. Rand eines
Plasmodiums, an dem die Bewegung nackter Plasma-
massen gut studiert werden kann. Vergr. schwach.
(NachL. Kny.)
108 Teil B. Kryptogamen.
und liefert so bis tellergrofie Praparate1). Die Plasmodien besitzen in
hohem Mafie die Fahigkeit, umherzukriechen. Manche tropische Formen
steigen sogar bis in die Kronen der Baume empor.
Junges Plasmodium ist (vgl. S. 93)
1. negativ phototaktisch,
2. bei einer Temperatur bis etwa 35 ° C positi v thermotaktisch,
3. fur Loheextrakt positiv chemotaktisch,
4. fur Kochsalz negativ chemotaktisch,
5. fur mafiige Wasserstrb'mung positiv rheotaktisch,
6. positiv hydrotaktisch (vgl. S. 81). Mit beginnender Sporen-
bildung pflegt Umstimmung in negative Hydrotaxis einzutreten.
Die Sporen eignen sich zu Keimungsversuchen, doch versagen meist
mehr als die Halfte. Vgl. Kienitz-Gerloff (1). Naheres iiber die
Weiterentwicklung der Keimprodukte bei Myxomyceten siehe unter
Reticularia und bei Strasburger-Koernicke (1), z. B. S. 533.
Weiteres iiber experimental-physiologischeUntersuchungen an Myxo-
mycetes- Plasmodien siehe bei E. K ii s t e r (1) und L. K n y (1), Nr. 115.
Reticularia lycoperdon. Bovist-Schleimpilz. Die Sporangien
dieses Schleimpilzes haben, wie schon der Name sagt, bovistartiges Aus-
sehen (Durchmesser etwa 3—5 cm) und finden sich in Waldern an den
unteren Partien der Baume auf der Rinde, auf Baumstiimpfen, auf altem
Holz usw., besonders in den Monaten April und Mai. Die Sporangien
sind im Innern dicht erfiillt von Kapillitium und den umbrabraunen
Sporen, welche nach den Darstellungen von E. Jahn (1) besonders leicht
keimen.
Frisch gesammelte, trockene Sporen 2) konnen in destilliertem oder
Leitungswasser schon nach 15 Minuten bei Zimmertemperatur im Licht
oder im Dunkeln keimen, doch darf man nicht immer mit so schneller
Keimung rechnen. Bringt man frisch gesammeltes Material aus dem
Walde mit, so kann solches ohne weiteres verwendet werden. Die Sporen
werden (in nicht zu geringer Menge) mit gewohnlichem Wasser auf dem
Objekttrager verruhrt, damit sie gut benetzt werden und dann mit einem
Deckglaschen bedeckt. Man beobachtet nun bei mindestens 300 — 400facher
Vergrb'Berung und bemerkt bald, dafi die Sporen, soweit sie durch
Schrumpfen etwas zusammengefallen waren, sich in kurzer Zeit durch
Wasseraufnahme abrunden. Erfolgt die Keimung nicht sehr bald, so
setzt man an der Seite des Deckglaschens von Zeit zu Zeit etwas Wasser
zu, falls man das Praparat nicht in eine feuchte Kammer legen will.
Mehr als 2 Stunden wird man auf die Keimung wohl nie zu warten
brauchen (Abb. 63, Didymium).
1) Diese Praparate konnen durch Antrocknen konserviert und mit einer schiitzenden
Deckscheibe versehen in einem Eahmen aufgestellt werden.
2) Am besten keimen diejenigen Sporen, welche bei heifiem Sonnenschein zu
trocknem Pulver ausgereift sind.
I. Gruppe. Myxomycetes (Mycetozoa, Phytosarcodina).
109
Zu Beginn der Keimung tritt durch einen RiB der Membran ein
hyalines Plasmaknb'pfchen hervor, und im Verlauf von etwa 5 Minuten
dra'ngt sich aus der runden braunen Spore ein farbloses, langliches,
nacktes Plasmagebilde hervor, welches sich zunachst zitternd umher-
bewegt. Die vollkommen entleerten Sporen erscheinen dann ein wenig
durchsichtiger als die noch ungekeimten. Will man die Skulptur (auf
der einen Ha'lfte) der Membranen studieren, mufi man Olimmersion bei
dermikroskopischenBe-
obachtung verwenden.
DiemehramRande
des Deckglaschens lie-
genden Sporen keimen
am reichlichsten.
Eine sehr einfache
m a k r o s k o p i s c h e
Versuchsanstellung be-
steht darin, daB man
auf den Boden eines
Wasserglases eine nur
etwa 1 mm hone Schicht
von gewbhnlichem Was-
Abb. 63. Didymium dif-
forme. a eine trockene, zu-
sammengefaltete Spore, 6 eine
geschwollene Spore, c und d
Austritt des Inhalts aus der
Spore, e, f und g Schwarm-
sporen , h Ubergang des
Schwarmers zur Myxamobe,
* jiingere, k altere Myx-
amoben, /aneinanderliegende
Myxamoben kurz vor der
Verschmelzung zweier , m
ein kleines Plasmodium, n
Teil eines ausgewachsenen
Plasmodiums, a— m 540mal,
n 90mal vergroBert.
(Nach Str as burger.)
ser bringt und auf dieses die Sporen wie Zimmt aufstreut. Nach spa-
testens 2 Stunden ist sehr reichliches Keimen zu beobachten.
Das entstandene Keimprodukt ist nicht wie bei vielen anderen Pilzen
ein Faden, sondern (wie bei Fuligo) ein bewegliches, ziemlich stark licht-
brechendes Gebilde, an dem man bald eine GeiBel und am hinteren Ende
eine pulsierende Vakuole erkennt; vgl. Abb. 63 betreffend Didymium,
das sich ahnlich verhalt. Im Plasma findet sich ha'ufig Glykogen in
Form von Kiigelchen.
In einer Rohrzuckerlb'sung von ca, 4 % (= 2,5 — 3,0 Atm. osmotischem
Druck) ist keine Keimung mehr mbglich, leicht aber nach (Jberfiihren
dieses Materials in Leitungswasser.
HO Teil B. Kryptogamen.
Die trockenen Sporen kann man in Papier oder in einem mit Watte
verschlossenen Glaschen aufbewahren. Haben sie 6 — 8 Monate lang
trocken gelegen, so kb'nnen sie bei etwa 21° C in destilliertem Wasser
in ungefahr 30 Minuten keimen, werden sie aber in solchem Wasser
5 Minuten lang in einen Thermostaten von 37 ° C gelegt, so keimen sie
schon in etwa 11 Minuten aus. Die Sporen bleiben gegen 4 Jahre lang
keimfahig (Abb. 63).
Nach einiger Zeit nehmen die Myxomonaden die Gestalt von
Amoben an (My x am o ben). Zwei solcher Amoben verschmelzen (Ge-
schlechtsakt nach Jahn) und bilden bei ihrer Weiterentwicklung ein
Plasmodium (Abb. 63).
Amaurochaete atra. Dieser Schleimpilz, welcher sich auf Holz und
Rinde der Kiefer findet, besitzt ebenfalls leicht keimende Sporen.
Stemonitis splendens, confluens u. a. m. erzeugen Schwarmer, die
sich einige Stunden nach dem Ausschliipfen teilen.
Lycogala epidendron. Die groBen Fruchtkb'rper bilden sich, in kleinen
Herden zusammenstehend, auf altem Holz, besonders Baumstiimpfen. Sie
enthalten Sporen, welche zu Keimungsversuchen nicht geeignet sind.
Badhamia titricularis. Dieser Schleimpilz besitzt ein chrom-
gelbes Plasmodium, welches im Herbst auf sich zersetzenden Pilzen
(besonders Stereum kirsutum und Polyporus versicolor) lebt; es hat
die Fahigkeit einzutrocknen (z. B. auf FlieBpapier) und nach dem An-
feuchten wieder aufzuleben. Schon nach rd. 20 Stunden kann man dann
bei Versuchen das Plasmodium in einem Glase umherkriechen sehen (in
1 Stunde mehrere Millimeter weit). Bei Ernahrung mit Pilzabkochung
kann es lange in Entwicklung gehalten werden.
Wegen Abbildungen von Schleimpilzen vgl. Lister (1) und
A. Kerner, Bd. 1, S. 102; wegen Nahrungsaufnahme Pfeffer (3).
Wegen der Ahnlichkeit gewisser Entwicklungszustande der Myxo-
mycetes mit Amoben (und Rhizopoden iiberhaupt), sei hier kurz
darauf hingewiesen, wie und wo man diese letztgenannten finden kann.
Fundorte von Amoben und anderen Ehizopoden.
1. In normalem Schlamm (bisweilen vermischt mit Heliozoen); auch
im organischen Filz biologischer Korper (siehe die spa'ter folgenden
Abbildungen und zugehorigen Erlauterungen).
2. In Flussen, deren Schlamm durch starke Stromung aufgeruhrt ist
(z. B. in der stromenden Elbe).
3. Zwischen sowie auf Schilf und anderen Sumpf- und Wasserpflanzen
an flachen, schlammigen Ufern. Beim Fischen mit dem Planktonnetz
unter Beriihren der Pflanzenstengel und -blatter erhalt man in der
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
Ill
Regel Difflwjia u. dgl, auch Heliozoa (vgl. die Abbildungen
tierischer Wasserorganismen).
4. In Uferbesatz (organischem Filz) in der Emersionszone von Gewassern
verschiedener Art, besonders an Bohlenwerken u. dgl.
5. An Deckglaschen, welche man an der Oberflache geeigneter Aquarien
schwimmen laBt. Das Einfetten des Glaschenrandes ist in der Regel
unnotig. Auch am Grunde der Aquarien und an den Glasscheiben
(Objekttrager einhangen !), besonders ganz nahe der Wasseroberflache.
6. In Erde, auf Stroh usw., in der Regel als Cysten.
7. Nach Kienitz-Gerloff (1) erhalt man Amoben leicht, wenn man
Wasserpflanzen von normalen Standorten in eine Schale mit Wasser
bringt, an deren Boden Objekttrager liegen. Auf diesen finden sich
die Amb'ben nach einiger Zeit.
Na'heres iiber die Kultur der Amoben siehe beiKisskaltu. Hart-
man n (1). Abbildungen von Rhizopoda s. Tafel: Tiere des Wassers.
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria (Spaltpilze).
Art der Beobachtung. Mit blofiem Auge im Freien sicht-
bar z. B.:
1. Rote Uberziige von Schwefelbakterien (z. B. Chromatium, Lampro-
cystis, Tkiopoly coccus), auf zersetzlichem, schwefelwasserstoffhaltigem
Schlamm, verrotteten Blattern und morschem Holz unter Wasser oder
auf Fladen an der Oberflache.
2. Schleierartige, weifie Schlammuberzuge und zarte Uferbesatze von
Schwefelbakterien (Beggiatoa, Ihiothrix) in nach Schwefelwasserstoff
riechendem Wasser.
3. Fellartige Besatze von Abwasserbakterien (Sphaerotiliis).
4. Ablagerungen von Eisen- und Manganbakterien
in Wiesengraben und Brunnen (Chlamydothrix,
Gallionella, Crenoihrix, Clonothrix).
5. Zoogloea ^-Klumpen , d. h. Massenanhaufungen
von Bakterien zu Schleimklumpen oder -ha'uten.
- Die Abb. 64 zeigt den Zoogloea -Test2), d. h.
die Bildung einer mehr oder weniger schleimigen
Schwimmschicht, wie sie auch im Freien Ofter
beobachtet wird.
Bei etwa 300facher Vergrofierung
gut sichtbar, z. B.:
1) Wortlich: Lebender Schleim.
2) Dieser Test ist dadurch wichtig, dafi er in einem
halbgereinigten nicht mehr faulnisfahigen Abwasser das
Vorhandensein unvollkoramen zersetzter Nahrstoffe andeutet.
Durch Eieselboden oder Oxydations- (biologische) Korper gut
gereinigte Abwasser sollen eine solche Schicht nicht bilden.
Abb. 64. Zoogloea-
Test. Schwimmschicht
auf unvollkommen ge-
reinigtem, gestandenen
Abwasser; ca. 1/2 nat.
Gr. (Orig.)
112 Teil B. Kryptogamen.
1. Essigsaure- und Milchsaurebakterien (Bacterium] aus Weifibiersatz,
2. Schraubenbakterien (Spirillum) aus fauligem Wasser,
3. Tafelkokken (Lampropedid) und Paketkokken (Sarcina) aus Schlamm
usw.
Bei etwa lOOOfacher Vergrb'fierung gut sichtbar:
Fast alle Bakterien. Geifieln mtissen fast immer gefarbt oder bei
guter Dunkelfeldbeleuchtung betrachtet werden.
Man pflegt die meisten Praparate erst bei mittlerer VergroBerung
einzustellen, urn die besten Stellen herauszufinden.
Ultramikrobien, d. h. Lebewesen von solcher Kleinheit, daB
sie mit unseren starkst vergrbfiernden Mikroskopen nicht mehr sichtbar
gemacht werden kbnnen, sind mit absoluter Sicherheit bisher noch nicht
nachgewiesen worden.
Dagegen ist es moglich, mit dem Ultramikroskop von Siedentopf
und Zsigmondy unbelebte Teilchen, z. B. kleinste Goldteilchen, von
einer Grofienordnung nachzuweisen - - wenn auch nicht der Form nach
zu erkennen — , wie wir sie nach der kinetischen Gastheorie groBen
Molektilen zuschreiben mtissen (gegen 1 ///<).
Bei Dunkelfeldbeleuchtung, z. B. mittels Paraboloidkondensors, kann
man sehr instruktive Bilder von Bakterien erhalten. Die Zellen er-
scheinen hell auf schwarzem Grunde, und bei beweglichen Formen sind
die Geifieln mit aller Scharfe, ebenfalls hell, zu erkennen. Diese weit-
gehende Definition (optische Auflb'sung) mikroskopischer Objekte iiber-
rascht um so mehr, als sonst die Geifieln nur in seltenen Fallen an ge-
trockneten Exemplaren direkt, sonst nur durch sorgfaltige Farbung nach
voraufgegangener Beizung wahrzunehmen sind.
Zur Beleuchtung dienen bei solchen Beobachtungen, wie bereits be-
merkt, Nernst- oder Mikrobogenlampen.
Sollen viele Personen hintereinander das mikroskopische Bild beob-
achten, empfiehlt sich das Umstellen einer glasernen Schutzhulle um
das Mikroskop, dessen Mikrometerschraube dann (durch Ubertragung)
von aufien bin und her bewegt wird. (Firma Rockhausen, Waldheim i. Sa.)
Schnelle und einfache Beschaffung von Bakterienrohmaterial.
1. Aus Weifibiersatz.
2. Aus Kanal-, Stalljauche usw.
3. Aus Sumpfwasser usw., nach Einwerfen von Erbsen, Brotkriimeln,
Semmelstuckchen, toten Pflanzenteilen, toten Flufischwammen usw.,
ferner aus dem Wasser der Blumenvasen, das auch viele Infusorien
enthalten kann. Schwimmschicht mit dem Deckglaschen abschopfen!
4. Durch Faulen einer Bohne (mit Schale) im Reagensglas mit Wasser,
das eine Spur Schlamm enthalt. (Vgl. Bacterium ftuorescens}.
5. Durch Abdriicken einer durchschnittenen Kartoffel oder von Mohr-
riibenscheiben auf den Fufiboden oder durch Bestreichen der Kar-
toffel mit Brot, das mit schlammigem Sumpfwasser durchtrankt ist
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
113
(nachheriges Feuchthalten zwecks Kultur unter einer Glocke); es
stellen sich auch Schimmelpilze ein.
6. Durch Stehenlassen toter Daphnien in Wasser usw.
Sterilisation. Die Sterilisation bezweckt allgemeine Abtotung
oder Zuriickhaltung von Keimen, die Desinfektion speziell die Ver-
nichtung pathogener Bakterien. Sterilisieren kann man durch:
1. Kochen (Pasteurisieren geschieht bei 55 — 60 °C): s. Abb. 65.
2. geeignetes Filtrieren ; s. Abb. 66. Neuerdings sind ,,Membran-
filter" mit abgestuften Porenweiten von der Firma de Hae'n
in den Handel gebracht.
3. Alkohol, der in einer Konzentration von 70% am besten wirkt.
4. starkes Trocknen und Belichten.
5. Ozon.
6. Formalin usw.
Abtotung von Sporen erfordert me.ist ganz besonders energisches oder
wiederholtes Sterilisieren.
Abb. 65. Abb. 66.
Abb. |65. Historisch beriihmte Sterilisation sversuche. Die mit Wasser
und Erbsen gefiillten Kolbchen werden erhitzt. Sodann wird a (nach Spallanzani,
1785) der Hals zugeschmolzen, b {nach Schroter und Dusch, 1857) mit Watte
verstopft, c (nach Pasteur, 1862) der in eine diinne Rohre ausgezogene Hals haken-
formig umgebogen. Es bilden sich weder Bakterien, noch tritt Faulnis ein. (Nach
Ferdinand Cohn.)
Abb. 66. Bakterienfilter, Tonfilter nach Pukall oder Kieselgurfilter nach Berke-
feld zum keimfreien Filtrieren von Fliissigkeiten von auSen nach innen. a keimfrei
filtrierte Fliissigkeit; b Filter; c Verbindungsrohr ; d AnschluSstuck fur die Vakuum-
pumpe; e bakterienhaltige Flussigkeit.
Kulturmedien.
N ah r bouillon. Wasser . . „ . . . » . . . . 100 ccm
Peptonum siccum (Witte) . . . '. . 1 g
Liebigs Fleischextrakt 1 g
Kochsalz 0,5 g
Zur Erreichung schwacher Alkaleszenz wenig Soda
(Lackmuspapierl)
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie, 2, Aufl, 8
114
Teil B. Kryptogamen.
Wenn es nicht auf genaue Innehaltung der Vorschrif't fur diese
Na'hrbouillon ankommt, kann Fleischextrakt durch dieS.4 erwa'hnte Tablette
ersetzt und Kochsalz fortgelassen werden.
Die Fliissigkeit wird am besten im Dampftopf sterilisiert. Na'here
Einzelheiten siehe bei Abel (l),0hlmuller u. Spi tta(l), Strasb.-K.(l).
Die meisten Bakterien bevorzugen im Gegensatz zu Schimmelpilzen
alkalischeii Na'hrboden.
Pepton kann in solchen Fallen, wo man Eiweifi synthetisieren lassen
will, durch Asparagin, milchsaures Ammon u. a. m. ersetzt werden. [(Vgl.
Pseudomonas (Bacterium) flitoreseens.]
Na'hrgelatine. Na'hrbouillon 100 ccm
Gelatine 10 g
Na'hrgelatine schmilzt bei etwa 28 ° C.
Na'hragar. Na'hrbouillon 100 ccm
Agar 1,5—2 g
Na'hragar schmilzt bei fast 100° C und erstarrt
bei etwas iiber 40° C.
Agar (aus Floridp.en gewonnen) wird im Gegensatz zu Gelatine durch
Bakterien nicht verfliissigt (mit Ausnahme von Bacterium gelatlcum und
wenigen anderen).
tiber weitere Nahrboden vergleiche man die einschlagigen Hand- und
Lehrbticher. Es mag nur noch kurz erwahnt werden, dafi ein gutes Substrat
fur Bakterienwachstum auch Bierwiirzegelatine lief era kann, und
zwar wegen der unvergleichlich gut ernahrenden Malzpeptone.
Abb. 67. Bakterienkulturen in Eeagensglasern. a Gelatine-Stichkultur ;
b dgl., Gelatine bereits stark verfliissigt; c Agar-Strichkultur; d Agar-Stichkultur;
e Kartoffelkultur. (Nach K. Kolkwitz.)
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
115
Reinkulturen in Rohrchen. Man unterscheidet (s. Abb. 67):
Agar-Strichkulturen Gelatine-Stichkulturen,
Agar-Stichkulturen Gelatine-Rollkulturen,
Kartoffelkulturen Bouillon-Kulturen,
Gelatine-Strichkulturen Lackmus-Molke-Kulturen usw.
DieHerstellungsolcherKulturen kann nur schwerbeschrieben werden;
sie wird am besten in Kursen erlernt. Betreffs Herrichtung der Kartoffel-
nahrbdden vergleiche man die nebenstehende Abbildung.
Fiir schwieriger zu kultivierende Bakterien gilt im allgemeinen der
Grundsatz, dafi man sie zunachst auf denjenigen Nahrboden zu zuchten
versucht, auf denen sie in der Natur besonders gut wachsen.
Abb. 68. Herstellung von Kartoffelnahrboden. Die Kartoffeln werden ge-
biirstet, gewaschen, fiir Herstellung von halbierten Zylindern mittels abgeflammten
Messers geschalt und dann sterilisiert. (Nach L. Heim.)
Kultur durch PlattenguB. Die Gelatineplatten mtissen in den
Kulturschalchen [Petrischalchen, nach Petri, Bakteriologe am Reichs-
gesundheitsamt] gut erstarrt sein. Um die Verbreitung der Bakterien
in der Natur zu erlautern, seien einige praktische Beispiele angefiihrt.
Zahl der Keime (ent-
beobachtet sprechend den ge-
nach Tagen wachsenen Kolonien)
8 ca. 50
8 0-2
8 0
8 0-2
8 einige
Kopfhaar von etwa 2 cm Lange (s. Abb.)
Zungenberiihrung
Hauch1)
Kupfermunze
Nickelmiinze ,
Leitungswasser 2), 1 ccm (bei Rollrohrchen 0,25
bis 0,5 ccm verwendet)
Gestandenes Wasser aus Tischtrinkglas; 1 ccm
(zum Plattengufi 0,1—0,2 ccm verwendet)
2 oder mehr
9 in 1 ccm (Berlin)
(gezahlt mit schwach
vergrolBernder Lupe)
2 oder mehr ca. 1800 in 1 ccm
1) Fliigge hat nachgewiesen, daS bei HustenstoBen ein aufierst feiner Spriihregen
entstehen kann, welcher als eine Art Nebel zum Teil stundenlang in der Luft schweben
und dadurch etwaige Krankheitskeime verbreiten kann, ahnlich wie durch infektiosen
Staub.
2) Vgl. Ohlmiiller-Spitta (1), H. Klut (1).
116
Teil B. Kryptogamen.
Luft (nach '/s— Istiindigem Offenstehen der Platte)
Kontrollplatte
beobachtet
nach Tagen
ca. 20
Zahl der Keime (ent-
sprechend den ge-
wachsenen Kolonien)
je nach der Staubmenge
4 bis einige hundert
(Bakterien und Schim-
melpilze) l)
0
Vgl. hierzu die Abbildungen auf Taf. II.
Abb. 69. Bakterienkolonien an
einem menschlichen Haar, auf
Nahrgelatine geziichtet. Nat. Gr.
(Orig.)
Abb. 70. Eeinkultur in F-Form,
hergestellt durch Ausstreichen nicht
verfliissigend r Bakterien (von einer der
abgebildeten Petrischalchenkulturen auf
einer Gelatineplatte) mittels Platinnadel.
Nat. Gr. (Orig.)
Abb. 69.
Abb. 70.
Zu diesen Versuchen waren erforderlich:
ca. 12 Petrischalchen (trocken sterilisiert in einer Kupferbiichse 2)),
ca. 12 Rohrchen mit 10 ccm Nahrgelatine (fur Rollkulturen 5 ccm),
ca. 3 Pipetten a 1 ccm (keine Auslaufpipetten), trocken oder durch
Auskochen sterilisiert,
2 sterile, leere Reagensrohrchen fur Wasserentnahme 3).
Staub-Bakterien-Platten. Die vorstehend erwa'hnten, auf
Taf. II abgebildeten Flatten (am besten mit Agar hergestellt)
sind ein vorziigliches Mittel, urn Bakterien, Schimmel-
pilze und manchmal auch Hefen fiir die Beobachtung leicht
einzufangen.
Material fiir Sammlungen. Um zu Demonstrationen Bakterien-
kulturen vorratig zu haben, kann man solche in verhaltnismafiig stark-
wandigen Glasern von Reagensrohrform auf festem Nahrboden zuchten,
durch Zusatz von einigen Tropfen Formalin konservieren und die Rohr-
chen zuschmelzen lassen. Die Rohrchen konnen dann in ahnlicher Weise
1) Unter den Fadenpilzen konnen Penieillium und Cladosporium herbarum haufig
sein. Sie wachsen trotz der alkalischen Eeaktion des Nahrbodens.
2) Eisenbiichsen sind nicht zu empfehlen,^ da sie leicht rosten. Im Notfall sind
die Buchsen auch entbehrlich. Statt normaler Petrischalchen konnen fiir qualitative
Untersuchungen im Bedarfsfalle kleinere Doppelschalchen verwendet werden.
3) Fiir Probeentnahmen aus tieferen Schichten eines Gewassers kann man den
im Abschnitt der Algen erwahnteu Abschlagapparat benutzen.
Kolkwitz, Pflanxenphysiologie. 2. Aufl.
Tafel II.
Keime aus Wasser (Baktenen).
Keime aus StraSen- oder Zimmerluft (Bakterien und Schimmelpilze).
Zwei Petrischalchen mit Bakterienkolonien. Oben: Verflussigende
und nichtverfliissigende Kolonien aus 0,1 ccm Wasser, welches eine Woche lang in einem
Trinkglase gestanden hat. Unten: Bakterien und Schimmelpilzkolonien auf einer
Gelatineschicht, welche J/2 Stunde lang der Luft ausgesetzt war. Nat. Gr. (Orig.)
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria. 117
in Etuis aufbewahrt werden, wie es fur das Plankton empfohlen ist.
Man kann auch gewohnliche Kulturrohrchen in ein mit Stopsel ver-
schlossenes Glas setzen, welches am Boden etwas Formalin enthalt.
Nichtverfliissigende Kolonien (z. B. von Bacterium coll) kann man
auf Gelatine in Petrischalchen ziichten, die Innenseite des Deckels zum
Abtoten des Materials mit etwas Formalin bestreichen und den Spiel-
raum zwischen Deckel und Boden mit Paraffin ausgieBen 1). Solche
Praparate sind vorziiglich haltbar, lassen sich auch in flachen runden
Biichsen, am besten aus Kupfer, sehr bequem in der Tasche trans-
portieren.
Zum Farben von Bakterien streiche man die zu behandelnden
Objekte in diinner Schicht auf reinem Objekttrager oder Deckglaschen
aus (mit Platindraht oder Deckgla'schenkante) und lasse sie antrocknen.
Hierzu und zu dem Folgenden vgl. Abel (1).
Hierauf wird mit frisch bereiteter Fuchsinfliissigkeit (destilliertes
Wasser 50 ccm, konz. abs. alkoholische Fuchsinlosung 5 ccm) [oft ge-
niigt auch sehr einfach das Farben mittels Kopierstift nachFried-
berger und Einar Naumann] unter gelindem, kurzem Erwarmen
gefarbt, abgespiilt, getrocknet und in Kanadabalsam oder Zedernol ein-
gebettet2). Bacterium tuberculosis (s. dort) muB ebenso wie Sporen-
material seiner schweren Farbbarkeit wegen in wirksamerer Weise be-
handelt werden.
Das Farben der Bakterien zur blofien Sichtbarmachung der a'ufieren
Form hat oft nur dann Wert, wenn man Dauerpraparate anlegen will.
Man kann nach Burri auch in der Weise verfahren, daB man die
Bakterien mit chinesischer Tusche (Pelikantusche) vermischt, auf dem
Objekttrager in diinner Schicht ausstreicht und dann antrocknen lafit.
Die Bakterien erscheinen dann hell auf schwarzem Grunde. Vgl.
Abel (1).
Zur GeiBelfarbung bei Bakterien ist in der Regel vorheriges
Beizen mit Tanninlb'sung u. a. m. erforderlich [vgl. Abel (1), C. Giin-
ther (1)].
An gutem, lebendem Material, das am besten nicht iiber 20 Stunden
alt ist, kann man die GeiBeln, wie bereits erwa'hnt, bei Dunkelfeld-
beleuchtung sehen (Paraboloidkondensor).
Viel leichtere und einfache Geifiel- und Wimperstudien lassen sich
an lebenden Cilia ten und Flagellaten machen.
1) Schalen von hierfiir besonders geeigneter Form sind ira Handel zu haben.
2) Will man auf die Objekttrager direkt schreiben, so tauche man die betreffen-
den Stellen zuvor in eine Losung von etwas Zelloidin in Alkohol-Athergemisch. — Neuer-
dings verwendet man auch fliissiges Paraffin statt Zedernol zum Einbetten der Pra-
parate.
118 Teil B. Kryptogamen.
System der Schizomycetes (Bacteria)1).
(Abbildungen siehe auf Tafel VII ,,Pflanzen des Wassers" und im Text.)
1. Coccaceae, Kugelbakterien.
Streptococcus mesenterioides, Lampropedia hyalina,
Micrococeus phosphoreus, Sarcina ventriculi.
2. Bacteriaceae, Stabchenbakterien.
A. GeiSeln fehlend oder peritrich.
I. Ohne Sporen Baefrnum
II. Mit Sporen Bacillus
B. GeiSeln polar, einzeln oder in Biischeln ; Zellen nicht schraubig.
Pseudomonas.
Bacterium aceti Bacillus subtilis
,, lactis acidi „ amylobacter
„ coli „ calf actor
„ prodigiosum „ cellulosae
,, vulgar e Pseudomonas fluorescens
„ denitrifieans „ violacea
„ nitrobacter „ europaea]
„ radicicola
„ tuberculosis
3. Spirillaceae, Schraubenbakterien.
Microspira desulfuricans
Spirillum undula.
4. Chlamydobacteriaceae, Scheidenbakterien.
Crenothrix polyspora
Sphaerotilus natans.
5. Beggiatoaceae, farblose Schwefelbakterien.
Beggiatoa alba.
6. Rhodobacteriaceae, Purpurbakterien (mit und ohne Schwefel).
Chromatium okenii
Ehodospirillum.
Besprechung von zahlreichen Beispielen siehe bei E. Kolkwitz (6),
Lehmann und Neumann (1) u. a. m.
Streptococcus mesenterioides. Froschlaichpilz. Bildet Kugel-
ketten mit dicken Gallerthiillen in Baumflussen ; kann Dextranga'rung
des Zuckerriibensaftes verursachen.
Micrococeus (Bacterium) phosphoreus. Leuchtbakterie. Zur
Kultur lege man ein kleines Stuck kauflichen, nicht faulen Seefisch-
fleisches in eine Doppelschale und iibergiefie es so weit mit einer 3 % igen
Kochsalzlosung, dafi der obere Teil des Fleisches noch aus der Fliissig-
keit emporragt. Schon am nachsten Tage wird man im Dunkeln ein
deutliches Leuchten des Fleisches wahrnehmen. Unter Umstanden kann
es vorteilhaft sein, die Schale in den Eisschrank zu stellen, sie beson-
ders im Sommer auf nicht mehr als etwa 6° C zu halten, urn die gleich-
1) Die Verwandtschaft vieler Spaltpilze mit den Spaltalgen unterliegt keinem
Zweifel, doch stehen serologische Versuche zur experimentellen Ermittlung der Ver-
wandtschaft zwischen beiden Gruppen nach den Methoden von Friedenthal,
W. Magnus und C. Mez noch aus.
II. Gruppe. Schizomycetes," Bacteria. 119
zeitige Entwicklung anderer Bakterien, besonders Faulnis bewirkender,
zu hemmen. Der Pilz ist auf gekochte Salzkartoffeln iibertragbar.
Reinkulturen [vgl. Kolkwitz (2)] sieht man besonders bei Be-
trachtung mit 3 — 14fach vergrb'Bernden Lupen in schb'n griinlichem
Licht erstrahlen, auch im Halbdunkel. Die Ubertragung des Sauerstoffes
auf die zu oxydierende Substanz geschieht durch ein Ferment. Man
vergleiche Laf ar (1) und Molisch (2). Abb. s. auf der Tafel ,,Pflanzen
des Wassers".
Das Leuchten scheint meist eine chemische Begleiterscheinung ge-
wisser physiologischer Vorgange zu sein. Beim Johanniskafer (Lam-
pyris) diirfte es als Erkennungsmittel der Geschlechter dienen. Das
Leuchten vieler Tiefseefische, z. B. von Melanostomias, untersttitzt offen-
bar die Funktion der Augen.
Wegen Meeresleuchten vergleiche auch Ceratium tripos und
Noctiluca miliaris. Das Leuchten der Nordsee wird vielfach durch
Bacterium phosphorescens bedingt. Die ostliche Ostsee leuchtet selten.
Lampropedia hyalina. FarbloseTafelkokken. Bildet zierliche
farblose Tafelchen oder grb'Bere . Flachen von in einer Ebene gelagerten
Kokken. Diese Anordnung ist dadurch bedingt, daB die Zellen sich,
ahnlich wie bei der blaugriinen Spaltalge Merismopedia, nach zwei Rich-
tungen des Raumes teilen. Vgl. Tafel VII: Pflanzen des Wassers.
Die Tafelchen kb'nnen planktonisch sein, wahrend grb'Bere Haute
Uberzuge auf Schlamm oder auf der Wasseroberflache iiber dem Schlamm
bilden.
Der Organismus ist geeignet, die verwandtschaftlichen Beziehungen
zwischen Spaltpilzen und Spaltalgen zu zeigen. Die Parallelform unter
den Schwefelbakterien ist Thiopedia rosea.
Lampropedia gehb'rt zu den verhaltnismaBig wenigen Spaltpilzen,
zu deren sicherem Erkennen die Morphologic gentigt.
Sarcina ventriculi. Magen-Paketkokken.
(Name von saicina = Paket, nicht von sarx [Fleisch]. Verdeutscht Sarclnen
betont).
Diese zuerst (1842) im kranken Magen gefundene Sarcine ist wahr-
scheinlich keine einheitliche Species. Sie zeichnet sich bekanntlich durch
ihre besondere GroBe aus und bildet deshalb ein geschatztes Beob-
achtungsobjekt.
Es ist im allgemeinen wenig bekannt, daB sie sich in Rohkulturen
leicht vermehren laBt.
Beijerinck hat in Gemeinschaft mit Goslings und Moll das
folgende Kulturverfahren angegeben. Man fttgt zu Nahrbouillon 3 bis
10% Malzextrakt und sauert mit Milch- oder Phosphorsaure an (6 bis
10 ccm Normalphosphorsaure auf 100 ccm Bouillon). Die Fliissigkeit
wird in ein offenes Gefafi (z. B. Erlenmey er-Kolben) gefiillt und
mit einer groBeren Menge Erde beimpft, so daB ein Bodensatz von
120 J"eil !*• Kryptogamen.
mindestens 5 — 7 mm Hb'he entsteht. Bei 37° entsteht schon nach
12 Stunden eine lebhafte Garung unter Uberquellen von Schaum.
In der am Boden des GefaBes abgesetzten Erde hat sich Sarcina ven-
triculi in ungeheurerMenge vermehrt und ist zu grofien Zellpaketen
ausgewachsen. Etwaiges Uberimpfen muBte erfolgen, solange noch die
voile Garung im Gange ist. Das bei der Garung entstehende Gas be-
steht zu etwa drei Viertel aus Kohlensaure und zu etwa ein Viertel
aus Me than.
Nach meinen eigenen Erfahrungen kann man statt Erde mit bestem
Erfolg auch Schlamm nehmen, und zwar solchen, der schlecht beliiftet
und schwefeleisenhaltig ist. Am geeignetsten ist halb ausgefaulter, von
Natur etwas teerig riechender, schwarzer Schlamm. Solcher ist der am
meisten typische Fundort filr Sarcina paludosa Schroeter, die offenbar
nichts weiter als eine Kiimmerform von Sarcina ventricidi ist und
durch die genannte Nahrlb'sung zu iippiger Entwicklung angeregt werden
kann. Eine gute Fundstelle fiir diese Sarcinen ist auch der normale
Schlamm der Emscherbrunnen (Abwasser-Klaranlagen). Vgl. Tafel VII:
Pflanzen des Wassers.
Weitere Vertreter der Gattung sind Sarcina aurantiaca und lutea,
haufig im Staub der Luft, S. viscosa, verdirbt Bier, S. maxima usw.
Bacterium aceti. Essigpilz, Essigstabchen. Der Essigpilz
kann in Gemeinschaft mit Hefe und Milchsaurebakterien leicht im
Bodensatz von WeiBbier aufgefunden und bei
etwa SOOfacher Vergrb'Berung beobachtet werden.
Die Form der Zellen ist rund, kurz- oder lang-
stabchenfb'rmig, nicht selten fadig oder auch un-
regelmafiig. Bisweilen findet sich Bewegungs-
vermogen, niemals Sporenbildung (Abb. 71).
Gute Unterscheidungsmerkmale bieten das
Sauerungsvermogen der verschiedenen Zucker-
arten und die Anspruche an die Ernahrung.
Abb. 71. Bacterium Man unterscheidet unter den vielen Arten
aeett, Lssigsaure- . .
pilz, au einer Stelle zu nach Henneberg: Maische- bzw. Wurzeessig-
einer Haut zusammen- bakterien . ferner Milch-, Bier-, Weinessig- und
gelageit. lOOOtach vergr. .
(Nach E. Chr. Hansen.) Schnellessigbakterien. Alle verlangen zu mrem
gunstigen Wachstum Sauerstoff, Zucker und
Alkohol, dabei meist eine Temperatur von 20—35° C (Maximum 40° C).
Die Schnellessigbakterien sind sehr anspruchslos im Gegensatz zu den
Bieressigbakterien.
Die Essigsaurebildung ist ein OxydationsprozeB und verlauft nach
der allgemeinen Formel:
C2H60 + 02 - C2H402 + H20.
Alkohol Essigsaure
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria. 121
Wenn man in einem Petrischalchen Gelatine-Traubenzucker-Kreide-
platten gieBt und mit wenig WeiBbiersatz vermischt, so bilden sich urn
die Kolonien der Essigsaurebakterien durchsichtige Hb'fe, da sich hier
der ungeloste kohleasaure Kalk in gelostes essigsaures Kalzium um-
wandelt.
Diejenigen Arten, welche stark (6—14,5%) und aromatisch (Ester-
bildung) sauern und den blanken Essig erzeugen, finden in den Essig-
fabriken Anwendung.
Vielfach sind die Essigpilze arge Schadlinge, z. B. in den Brauereien,
Hefefabriken und vor allem in den Weinkeltereien (,.Essigstich"). Essig-
saure ist ein starkes Hefegift.
Viele Arten oxydieren die Essigsaure weiter zu Kohlensaure und
Wasser, eine in den Fabriken gefiirchtete Erscheinung.
Wahrend bei manchen Arten die Hautbildung (Essigmutter) auf
Fliissigkeiten eine lederartig feste ist (Bad. xylinum, Abb. 72), erscheinen
sie bei anderen Arten staubartig, schleierartig oder seidenpapierahnlich.
In der Natur finden sich manche Arten an Baumen mit Schleim-
fliissen, an Friichten usw. neben und nach der alkoholischen Garung
durch Hefe. Lit. Henneberg (1 u. 2), Lafar (1), Bd. 5.
Bacterium xylinum. Schleim-Essigpilz.
Dieses in Abb. 72 dargestellte Bakterium bildet eigentiimliche,
lederig-gallertige Gebilde, welche der Reaktion nach der Cellulose nahe
stehen. Lafar (1), Bd. 5, S. 562-568; Cbl. Bakt., II. Abt, 1921,
Emmerling (1).
Es ist in Asien, Ost- und Westeuropa verbreitet und wird in
manchen Gegenden dem schwach gesiifiten (2— 3°/o) Tee zugesetzt, um
dadurch ein die Darmtatigkeit giinstig beeinflussendes GetrSnk zu er-
halten [Batschinskaja (1)].
Man kultiviert den Pilz in solcher Flussigkeit oder in 2 % Glyzerin
(unter Zusatz von Na'hrsalzen). Wird die Nahrfltissigkeit b'fter ge-
wechselt, entwickelt er sich in einigen Wochen gut.
Bacterium lactis acidi. Milchsaurebakterium. Es gibt viele
Arten, die sich morphologisch (rund, eiformig, kurz- und langstabchen-
formig) und vor allem physiologisch (Temperatur, SauerungsvermOgen,
Nebenstoffe) unterscheiden. Sie finden sich sehr oft mit Hefen zu-
sammen in der freien Natur (und im Haushalt), wo Zucker vorhanden
ist (z. B. an ,,blutenden" Baumen, in Komposthaufen, Zuckerfabriken,
Riibenschnitzeln, verunreinigtem Wasser, Molkereien, Sauerfutter, Sauer-
kohlfabriken,Sauergurkenfabriken). Nur die Arten, welche Milchzucker
sauern, spielen in der Milch und bei deren Verarbeitung (Butter, Kase)
eine Rolle. Die gewohnliche Art der sauren Milch ist Bad. lactis acidi
Leichmann (auch Streptococcus acidi lactiti genannt), eine rundliche,
eiformige Art, oft in kurzen Ketten, bewegungslos und sporenlos wie
alle eigentlichen Milchsaurepilze; Wachstumstemperatur etwa 10 — 35 °C.
122
Teil B. Kryptogamen.
Abb. 72. Bacterium xylinum, Schleim -Essigpilz.
(Figurenerkiarung siehe nachste Seite oben.)
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria. 123
1. Zoogloea-Haut, lederlappenartig entwickelt. 2. Guramiartige Gebilde, in einer Flasche
mit 5°/0 Hirabeersaft gewachsen. 3. Ein Stuck von 2, am Boden ernes GefaSes mit
gezuckertem Tee, nach der Oberflache zu eine zartere Zoogloea entwickelnd. Oben ver-
unreinigt durch Kolonien des Pinselschimmels Penicillium. 4. Reinkultur (nach
Batsch.inskaja).'im Gegensatz zur Rohkultur (Nr. 3). 5. Kunstleder (Buchleder)
aus Boat, xylinum. (Fast natiirl. GroBe, Original.)
Die Milchsaurebildung 1st in der Hauptsache eine Spaltungsgarung :
C6H1206 = 2 C3H603 oder C12H220U + H2O = 4 C3H6O,.
Traubenzucker Milchsaure Milchzucker Milchsaure
Gewisse Milchsaurebakterien des Ka'ses bilden nach F. Ehrlich
aus Aminosaure die entsprechenden Amine unter C02-Abspaltung (wie
Faulnisbakterien). So ist p-Oxyphenylathylamin ein regelmafiiger
Bestandteile des Eases, besonders des Emmentaler.
In der Milch bei 40—45° C kommt eine langgestreckte Art (der
sogenannte Bacillus lactis acidi Leichmann) zur Entwicklung, die in der
Kaserei und in manchen Milchsaurefabriken ausgenutzt wird. Ahnlich
ist der Bacillus bulgaricus im Yoghurt, der Sauermilch der Balkanvolker.
In Maltose und Dextrose enthaltenden Maischen (Kartoffelbrennerei,
Kornbrennerei, Hefefabrik, Milchsaurefabrik) wird der Bacillus delbruecki,
dessen Sauerungstemperatur bei 50° C liegt, angewandt. Man benutzt
die Milchsaurebakterien zum Reinhalten der Hefegarung, da deren
Schadlinge gegen die Saure meist empfindlicher sind als die Kulturhefe.
Die in Milchsaurefabriken hergestellte Milchsaure findet in der Technik
vielfache Verwendung (Lederfabrik, Limonadenfabrik, Farberei).
Schadlich sind manche Arten in der Brauerei und Weinkelterei
(,,Milchsaurestich"), eine bestimmte Art ist in der WeiBbierbrauerei er-
wiinscht. Lit. Henneberg (1), Henneberg u. Bode(l), Lafar(l),
Bd. 2.
Bacterium coll. Darmbakterie. Lebt im Darm des Menschen
und sehr vieler, besonders warmbliitiger Tiere; aber auch im Darm von
Fliegen. Die Stabchen dieses beweglichen Bacterium kb'nnen leicht in
Ausstrichen von Fazes auf Objekttrager beobachtet werden, besonders
nach Farbung mit Fuchsinlosung. Ist aufierlich dem Bacterium typhi
ahnlich. Tiber die Garungsprobe bei 46 ° C auf B. coli als Hilfsmittel
bei der Trinkwasseruntersuchung vergleiche man C. Eijkman (1).
B. coli vergart lebhaft die verschiedensten Zucker unter Er-
zeugung von organischen Sauren, Kohlensaure und Wasserstoff. Lafar
(1), Bd. 3.
Bacterium phytophthorum. Pflanzenzerstorendes Bak-
terium. Erreger der Schwarzbeinigkeit der Kartoffel, durch welche
Kraut und Knollen geschadigt werden kb'nnen. Vgl. Taf. IV, Abb. 2.
Die Pflanzeu pflegen plotzlich von unten her abzusterben und umzu-
fallen; ist auch pathogen fur Tomate (Solanum lycopersicum], Lupinus,
Gurke (Oucumis sativus), Mohrriibe (Daucus carota) u. a. m.
124 leil ^- KryptogameJi.
Die giinstigste Entwicklung findet dieser Erreger und der ihm ver-
wandte Formenkreis in feuchtwarmen Jahren auf dem Felde und zur
Winterszeit in den Kartoffelmieten. Beziiglich der Bekampfung vgl.
0. Appel (1).
Bacterium prodigiosum. Wundermonade, Hostienpilz. Dieser
Spaltpilz wird seiner intensiv roten Farbe und deshalb meist leichten
Erkennbarkeit wegen vielfach als Versuchsobjekt verwendet. Er wachst
gut auf Langsschnitten halbgar gekochter Kartoffeln, Polenta und 10 %
Gelatine mit Kartoffelwasser und 0,02 % Magnesiumsulfat. Lit. Lafar
(1), Lehmann u. Neumann (1).
Bacterium vulgare (— Proteus vulgaris}. Faulnisbakterium.
Findet sich in fauligem Fleischwasser. Erbsenwasser, Kanaljauche usw.
verursacht stinkige Zersetzung der EiweiBkorper unter reichlicher Bil-
dung von Schwefelwasserstoff ; wachst aerob und anaerob.
Es bildet schlanke, bewegliche Stabchen von mannigfaltiger Form,
Abb. s. Taf. VII, Nr. 17. Bacterium termo ist ein Sammelname fiir
Gemische verschiedener Faulnisbakterien.
Aus Harnstoff wird Ammonkarbonat gebildet. Fiillt man bakterien-
haltige Stalljauche in eine Kristallisierschale und bedeckt diese voll-
standig mit einer Glasplatte, so macht sich nach einiger Zeit ein in-
tensiver Ammoniakgeruch bemerkbar (wohl auch unter Mitwirkung von
Micrococcus ureae). Liiftet man die Glasplatte ein wenig und bringt
einen Glasstab mit konzentrierter Salzsaure in die Nahe, so entwickeln
sich weifie Salmiakdampfe. Vgl. auch Pseudomonas (Bacterium] fluores-
cens und Lafar (1), Bd. 3.
Bacterium denitrificans. Salpeterfresser. Bildet aus Nitraten
und Nitriten freien Stickstoff und kann dadurch unter anderem den
Wert des Dunges beeintrachtigen.
Bacterium nitrobacter. Salpeterbakterie. Wiewohl die Sal-
peterbakterien des Chlorophylls entbehren, sind sie doch keine Sapro-
phyten, sie vermb'gen sich autotroph zu ernahren (vgl. S. 5). Den Ge-
winn ihrer Betriebsenergie ermb'glichen sie durch Oxydation von an-
organischen Stickstoff verbindungen zur hochsten Oxydationsstufe,
den Nitraten, z. B.
NaN02 + 0 = NaN03
Nitrit Nitrat
Andere Bakterien sind imstande, den elementaren Stickstoff zu,
Salpeter zu oxydieren, wahrend einige nur Ammoniakverbindungen in
Nitrite umzuwandeln vermogen, z. B. Pseudomonas europaea.
Salpeterbildung als Endprozefi organischer Zersetzungen findet
reichlich in Rieselboden und biologischen Korpern statt
(Abb. 73—75), in welchen gleichzeitig eine komplizierte biologische
Oxydationsreinigung stattfindet, Absorption und Regeneration wechseln
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
125
Abb 73 Schemati'scher Querschnitt (lurch ein Rieselfeld mit vorge-
schaltetem Absitzbecken. Am Zulauf : Abwasser, vorwiegend Eiweifl- und ammoniak-
haltig. Im Vorbecken : Abwasser, Sinkstoffe und Schwimmschicht. Auf dem Kieselfeld :
Graskulturen. f 1m Boden : Drainrohren ; liber diesen der reinigende und filtnerende Sand.
Am Auslauf : Nitrathaltiges Drain wasser. Das aufgeleitete Wasser braucht zum Passieren
des Bodens etwa 1 Stunde. (Orig.)
Abb. 74. Biologischer Tropf-
korper. Das faulnisfahige Abwasser
wird durch einen Drehsprenger iiber
einen Schlackekorper verteilt und beim
Durchrieseln desselben durch Orga-
nismentatigkeit in etwa 10 Minuten
faulnisunfahig gemacht. Die Menge und
Mannigfaltigkeit der vorhandenen Lebe-
wesen 1st sehr groS.
Abb. 75. BiologischeTropfkorper vonBerlin-Wilmersdorf (bei Stahnsdorf).
Der Durchmesser jedes Korpers betragt[20,0 m' seine Hohe 2,5 m. (Nach R. Kol kwitz.)
126 Teit B. Kryptogamen.
bei intermittierendem Betrieb miteinander ab1). In den Drainabflussen
beider gelingt leicht der Nachweis von Ammoniakverbindungen und
Nitraten, vgl. H. Klut (1), Molisch (2).
Salpeterplantagen sind mit Jauche iibergossene Kalkhaufen.
Rezept fiir Rohkulturen von Salpeterbak terien
Wasser 100 ccm
(NH4)2S04 0,05 g
KH2P04 . . . . • 0,1 g
MgCOs 1 g
Erde (z. B. von Rieselfeld oder bio-
logischem Korper) ...."... kleine Menge
Wartezeit bis einige Monate
KulturgefaS Erlenmeyerkolben o. dgl.
Bacterium radicicola. K n o 1 1 c h e n -
.-- ,-» bakterium. Die Knollchenbakterien finden
sich besonders in knotigen Wurzelanschwel-
lungen der Leguminosen (Abb. 76) (un-
bewegliche Form). Sie sammeln den elemen-
taren Stickstoff der Luft, der dann den be-
Abb. 76. Bacterium radicicola. Bakterien-
knollchen der Lupine, daneben 1000 fach vergrofierte
Bakterien (unbewegliche Form) und Bakteroiden.
wohnten Pflanzen zugute kommt (1886). Hierauf beruht der Wert von
Griindiingung durch Lupinen. Die Keime dringen durch die Wurzel-
haare ein.
Die Wurzeln mit den Kno'llchen eignen sich zu Alkohol- oder Formol-
praparaten. Lit. Jost (1), Lafar (1), Bd. 3, S. 34.
Bacterium (Mycobacterium) tuberculosis. Tuberkelbakterie;
s. Abb. Sputumschleim wird zum Fa'rben in diinner Schicht auf den
Objekttrager oder auf das Deckglaschen ausgestrichen, antrocknen gelassen
und dreimal kurz durch die Flamme gezogen. Hierauf wird kaufliche
E h r 1 i c h sche Anilinwasser-Farbstof f Ib'sung oder Z i e 1 sche Karbolfuchsin-
losung auf das Praparat aufgetropfelt, das Ganze iiber der Gasflamme
etwa eine halbe Minute lang bis zum Aufwallen erhitzt und noch eine
Minute lang warm gehalten. Dann wird abgespiilt, mit rd. 3%igem
Salzsaurealkohol (100 ccm abs. Alkohol, 3 ccm Salzsa'ure) eine Minute lang
ausgewaschen, wieder abgespiilt und mit schwacher, meist wasseriger
Methylenblaulosung nachgefarbt. Hierauf wird das Praparat getrocknet und
in Kanadabalsam oder Zedernol eingebettet, nachdem man es vorher ohne
Deckglaschen durchmustert hat. Die schwere Farbbarkeit beruht auf dem
Gehalt der Stabchen an wachsartigen Stoffen. Die Tuberkelbakterien
I) Biologische Korper konnen fiir Laboratoriumsversuche auch im kleinen
hergestellt werden.
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
127
Abb. 77. Tuberkelbakterien aus
einem gefarbten Schnitt durch eine
Bronchialdriise, in situ am Rand einer
kleinen Arterie. Vergr. 500fach.
(Nach Rob. Koch.)
(Abb. 77) des Praparates erscheinen rot, die Gewebepartien blau; man
benutze zur mikroskopischen Betrachtung Olimmersion ; vgl. auch A b el (1),
C.Giinther (1), Lehmann u. Neumann (1). Die Tuberkelbakterien
scheinen mit der Gattung Actinomyces
verwandt zu sein, welche verzweigte
Faden bildet. Lieske (1).
Bacillus subtilis. Heubazillus.
Dieser weit verbreitete Bazillus findet
sich im Boden, im Abwasser, in Jauche,
auf Mist usw. An der Oberflache von
Jauche kann er Haute bilden. Bei
30° 0 wachst er reichlich auf unge-
hopfter Wtirze, findet sich auch in
diinnen Bieren, die in der Regel einen
muffigen Himbeergeruch bekommen und
dann ,,Limonadenbiere" genannt werden.
Heubazillus heifit er deshalb, weil er
auf Wasser, in welchem Heu l) abgekocht
wird, Haute bildet. Seine sehr wider-
standsfahigen, ovalen Sporen ertragen
die Siedehitze. Gerade darauf beruht die Gewinnung reiner Kulturen
durch Kochen von Heuinfus. Vgl. Lafar (1).
Nach den Untersuchungen von A. Nestler (1910) werden die Sporen
des Heubazillus tiber 92 Jahre alt; sie fanden sich noch lebensfahig in
der Erde von Moosen aus alten Herbarien.
Sporenpraparate werden — ahnlich wie Tuberkelbakterien in Schleim
oder Gewebe — doppelt gefarbt, nur koche man 5— 6mal mit der Fuchsin-
Ib'sung auf. Die vegetativen Partien erscheinen im Praparat blau, die
Sporen rot (Doppelfarbung).
B. subtilis gehbrt zu den schnell beweglichen Spaltpilzen; er legt
5_6 fj. pro Sekunde zuruck. Abb. s. Taf. VII, Nr. 18.
Bacillus amylobacter. Buttersaurebazillus. Diesen Organismus
erbeutet man sehr sicher, wenn man eine Nahrlosung mit 5% Zucker,
5°/0 Fibrin2) und 1/2 — 1 Tablette (S. 4) herstellt (modifiziert nach
Beijerinck, Cbl. Bakt., Bd. 2) und unter Zufugen von Erde oder
Schlamm bei Bruttemperatur halt. Bei kurzer Versuchsdauer kann vor-
heriges Kochen und Zusatz von Karbonat unterbleiben. Sporen (Vergr.
mindestens 400 X) (Abb. 78) treten nach einigen Tagen auf. Typisch ist
Geruch nach Buttersaure (wie bei ranziger Butter). Ihre Bildung erfolgt
wahrscheinlich nach der Formel:
1) Sehr geeignet ist Heu von Uberschwemmungswiesen in FluStalern.
2) Kauflich in Chem. Fabriken, z. B. Kahlbaum, Berlin-Adlershof, Preis 1922 =
7,50 M. fur 20 g.
128
Teil B. Kryptogamen.
,0
06H12O6 = C4H8O2 + 2 H2 -f- 2 CO2 (auch Rohrzucker ist verwendbar).
Trauben- Butter-
zucker saure
Nach O. E m m e r 1 i n g (2) koche man Milch und bringe sie in fest ver-
schlossene Flaschen. Beim Aufbewahren bei ca. 37 ° C tritt eine sehr lebhafte
Buttersauregarung ein, deren gasfb'rmige Produkte bisweilen die Flaschen
zertriimmern. In diesem Falle wird die Buttersaure aus Milchsaure (C3H6O3)
gebildet. (Methode nach Botkin.)
Der Buttersaurebazillus findet sich in den meisten Erdbodenarten.
Er entwickelt sich obligat anaerob, d. h. ohne Gegenwart von Sauerstoff.
Es scheint aber auch Arten zu geben, welche aerob Buttersaure erzeugen.
Anaerobe Bakterien scheiden vermutlich Stoffe aus, welche begierig
Sauerstoff anziehen und dadurch eine chemische Schutzhtille fur die
Zellen bilden.
Die Stabchen des Bacillus amylobacter sind beweglich und chemo-
taktisch (z. B. positiv fur Fleischextraktlbsung) ; bei der Sporenbildung
(die alien Arten der Gat-
tung Bacillus eigentiimlich
ist) werden sie, wie Abb. 78
zeigt, meist spindelformig,
keulig oder trommel-
schlagelfbrmig. Sie ver-
mbgen den freien Stick-
stoff der Luft zu assimi-
lieren und sind vielleicht
im Verein mit Axotobacter
an der stickstoffberei-
chernden Wirkung der Brache des Bodens beteiligt. Bei der Flachsrotte
nehmen sie an der Zersetzung der Pektinsubstanzen teil (s. S. 38).
Wegen Herstelhmg von Reinkulturen der Anaerobien vgl. Abe 1(1).
Nach Herzfeld und Paetow sind Butter- und Milchsaureerreger
Schadiger von Zuckersirupen. Man kann nach den genannten Autoren
ihreschadigenden Wirkungen durch Zusatz von FluBsaure, Fluorammonium
und Fluornatrium hemmen.
Bacillus calfactor, Heizungsbazillus. Dieser Spaltpilz ist in
erster Linie an der Selbsterwarmung des Heus (Miehe) beteiligt, in
welchem er bei 70° C vegetieren kann.
Bacillus cellulosae methanicus. Sumpfgasbildner. Der Erreger
der Sumpfgasbildung ist durch die intensive Gasbildung bekannt. welche
er durch Zersetzung von Zellulose erzeugt. Das brennbare Methan wird
in Sumpfen, Teichen, Faulkammern (s. Abb. 79 und K. Thumm) oft in
groBen Men gen beobachtet, findet sich auch in dem Darm von Wieder-
Abb. 78. Bacillus amylobacter. Zelle mit
GeiBeln (nach Loffler gefarbt), mit beginnender
Sporenbildung. Verschiedene Formen sporenhaltiger
Zellen bei sehr starker Vergrofierung. (Nach Brede-
mann.)
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria. 129
kauern. Reine Baumwollzellulose (z. B. Fliefipapier) wird leichter ange-
griffen als Holzzellulose. Vgl. Naheres bei Omelianski in Lafar(l).
Abb. 79. Zwei hintereinander geschaltete Faulraume (englisch: septic tanks)
im Querschnitt. Stark verkleinert. Das einstromende Abwasser entledigt sich im ersten
Becken seiner groberen Sinkstoffe und bildet unter dem Schutze zweier Eintauch-
bretter eine feste Schwimmdecke; im zweiten Becken sind die Ablagerungen nur noch
relativ gering. Aus dem Schlamm bildet sich unter dessen teilweiser Verzehrung
viel Methan, aus den gelosten, oft weitgehend zersetzten Faulstoffen des Wassers viel
Ammoniak infolge Mineralisation durch Bakterien.
Pseiulomonas ' i (Bacterium) fluorescens. Fluoreszierender
Spaltpilz. Dieser sehr weit verbreitete Organismus 1st nach K oik-
wit z (2) allenthalben aus Wasser sehr leicht undsicher in Massen-
anhaufungen zu gewinnen, und zwar durch Zufugen eines Nahrsalzes2)
von folgender Zusammensetzung:
Asparagin 4 Gewichtsteile
Monokaliumphosphat 1 Teil
Magnesiumsulfat 1 „
Man fiillt ein Glas (z. B. Honigglas) oder eine weithalsige offene Flasche
mit etwa 200 ccm Wasser, (aus der Leitung, aus einem Oberflachen-
gewasser, Regenwasser usw.) und ftigt Va — 1 % des genannten Nahr-
salzgemisches, das sich ohne Erwarmen bald lost, hinzu.
Die im Wasser befindlichen Keime beginnen sich in der farblosen
Fliissigkeit bald zu entwickeln und triiben sie in einigen Tagen (bei
Zimmertemperatur). Hierbei treten Bacterium vulgare (= Proteus) und
Bacterium fluorescens (meist liquefaciens] reichlich auf. Nach 4—6 Tagen
entsteht in den oberflachlichen Schichten die bekannte griinliche
Farbe des B. fluorescens, die in den folgenden Tagen an Starke und
Umfang noch zunimmt. Die .Fliissigkeit und die dariiber befindliche
Luft reagieren durch das aus dem Asparagin entstandene Ammoniak
auf Lackmuspapier deutlich alkalisch.
Manche Formen sind besonders stark aerotaktisch (S. 81).
Das Far ben unter dem Mikroskop gelingt leicht mittels Kopier-
stift. Vgl. auch Bakterienmethode S. 9.
Pseudomonas (Bacterium] violacea. Veilchenblauer Spaltpilz.
Nach den Untersuchungen von Beijerinck (Folia microbioJogica] er-
halt man diesen bekannten Farbstoffbildner leicht auf folgende Weise:
1) Pseudomonas ist, wie schon vorher bemerkt, polar begeifielt, Bacterium und
Bacillus diffus, wenn iiberhaupt mit Cilien versehen.
2) Dosierte Pulver zu 1 g unter dem Namen Fluorescens-Nahrsalz liefert
die Firma Paul Altmann, Berlin NW. 6, LuisenstraUe 47.
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie 2. Auf I. 9
130 Teil B. Kryptogamen.
Man wascht und schiittelt zermahlene Gerstenkb'rner ttichtig mit
Wasser, bis alles anhangende Mehl vollig verschwunden ist. Die Korner
werden dann auf feuchtes Filtrierpapier gelegt, welches in einem grofien,
mit Leitungswasser gefullten Becherglas treibend gehalten wird (z. B.
mittels Korkring). Der Rand des Papieres hangt in das fliessende
Wasser. Die Griitzekorner werden nach 2 — 3 Tagen tief violett.
Einen noch einfacheren Versuch schildert B e i j e r i n c k nach
H. C. Jacob sen. Man legt ein Stuck Weifibrot unter den Hahn einer
Wasserleitung, welche langsam tropft, und zwar so, dafi das Wasser erst
auf den Boden des Beckens aufschlagt und von da auf das WeiBbrot
spritzt. Das Wasser laugt das Brot aus und entfernt die Exkretions-
produkte der Bakterien. Nach einigen Tagen tritt eine tief violette
Farbung des Brotes auf.
Nach meinen eigenen Erfahrungen gelingt der Versuch auch mit
Berliner Leitungswasser, aber nicht immer absolut sicher.
Ein weiteres fur B. violaceum giinstiges Substrat ist folgendes:
Destilliertes Wasser 100 ccm
Agar 2 g
trockenes Fibrin oder Eiereiweifi 1 — 2 „
Ohlorkalium 0,02 „
Der Nahrboden wird mit Wasser iibergossen, in welchem Gartenerde ge-
schiittelt und zum Absetzen gebracht worden ist. Das nun bei 22 — 25°
entstehende B. violaceum erzeugt reichlich Farbstoff.
Pseudomonas (Nitrosomonas) europaea. Nitritbildner. Bildet
aus Ammoniaksalzen Nitrite und ernahrt sich autotroph.
(NHJ2 C08 -1- 3 O2 = 2 HNO2 + C02 + 3 H2O.
Ammoniakverbindung (Nitrit)
Vgl. Lafar (1), Bd. 3.
Microspira desulfuricans. Gipszerstorer. Wenn Gips unter
Wasser wfault", handelt es sich dabei nach den Untersuchungen von
Beijerinck (3) urn die Reduktionswirkungen durch diese im Sumpf,
besonders in Ktistengebieten, verbreitete Microspira:
CaS04 + 8 H = 4 H2O + CaS,
Beduktionsmittel
CaS + CO2 + H2O = CaC03 + H2S.
Man kann den ProzeB im Laboratorium, besonders bei Brutwarme,
leicht nachahmen.
Spirillum undula. Schraubenbakterie.
(spira = Windung, unda = Welle.)
Tritt fast stets auf, wenn man frisches stadtisches Abwasser eine
Zeitlang (einige Tage und mehr) stehen la'Bt. Solches Wasser pflegt eine
wahre Fundgrube fur Bakterien und Protozoen, besonders farblose Flagel-
laten und Ciliaten, zu sein. Ferner in Tiimpeln mit stark zersetztem
Laub und in Jauche aus Kuhstallen, auch zwischen Saprolegnia zu finden.
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
131
Beriihrt man mit der Flache eines Deckglaschens die oberflachliche
Schicht einer solchen Fliissigkeit, so erhalt man meist ausgezeichnete
Klatschpraparate. Lit. Lehmann und Neumann (1).
Eisenbakterien.
Crenothrix polyspora. F. Cohn. Brunnenfaden (s. Abb. 81, Nr. 12).
(Name von crene — Quelle, Brunnen und thrix = Haar.)
Der Brunnenfaden gehb'rt zu den Chlamydobactermceae (Scheiden-
bakterien), bei denen die Zellfaden in einer Scheide stecken. Er rechnet
mit Chlaniydothrix ockracea,
OallioneUa ferruginea, Clono-
thrix fusca und Siderocapsa
treubii zu den Eisen- und
Manganbakterien, welch e sich
gern an Lokalitaten finden,
die einen gewissen Gehalt an
Ferrobikarbonat[Fe(HC03)2J
auf weisen , z. B. Wiesen-
graben und Grundwasser.
In Wasserwerken, Brunnen
usw. entwickeln sich Eisen-
bakterien oft massenhaft und
konnen dann zu Kalamitaten
beitragen. Diese werden in
der Regel dadurch vermieden,
daB man die Eisenverbin-
dungen durch Rieseln unter
Beliiftung (Enteisenungsan-
lagen) ausfallt (Kontakt und
Prellwirkung) und dann ab-
filtriert. (Abb. 80, Enteise-
nungseinrichtung.) Hierbei
findet 02-zehrung statt. Die
Berliner Wasserleitung wurde Abb.80. Enteisenungsanla^efur Brunnen-
besonders in den Jahren 1877 wasser, bestehend aus Eieselkorper (mit Koks,
und 1878 in HPHPTI man Fnt Schlacke oder Steinen) und Sandfilter. Es werden
L8^», in denen man Kntr Eisenverbinduugen und zum Teil auch organische
eisenungsverfahren noch Substanzen entfernt. (Nach Dr. E. Haack.)
nicht kannte, von einer
schweren Crenothrix-K&la.Kiita,t heimgesucht.
tiber die Reinkultur von Eisenbakterien vergleiche man besonders
die Arbeiten von Molisch (4). Danach gelingt es, diese Organismen
auch ohne nachweisbare Mengen von Eisenverbindungen zu normaler
Entwicklung zu bringen, doch andern solche Versuche mit Reinkulturen
nichts an der Tatsache, daB die hier behandelten Bakterien in der
freien Natur eisenhaltige Standorte bevorzugen. Wahrscheinlich
132
Teil B. Kryptogamen.
Abb. 81. Eisenbakterien. (Orig.)
L Chlamydothrix ochracea, Scheiden und Flockchen von Eisenoxydhydrat.
„ „ Scheiden mit und ohne Gallert, im Innern einzelne Zellen.
3 „ „ Faden mit deutlich iiikrustierter Scheide.
4 „ „ alte Scheide mit starken Einlagerungen von Eisenoxydhydrat.
5 „ „ zwei mit ihren Scheiden verklebte alte Faden; mit Ein-
und Auflagerungen von Eisen- und Manganoxydhydrat.
6 Gallionella ferruginea, zwei verklebte Faden (Spirophyllum ?).
7 „ „ mutmaSlicher junger Faden.
8 „ „ gekriimmte und verschlungene Faden.
9 „ „ verschlungener Faden, stark vergroflert.
10 Clonothrix fusca, Faden mit feinen Verzweigungen. 11 Siderocapsa trevhii, Vergr.
ca. 700-fach. 12 Crenothrix polyspora, Faden in verschiedenen Entwicklungstadien.
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria. 133
verwenden sie hier Eisenazetat und ahnliche Verbindungen [vgl. Kolk-
witz (6)], oder leben bei Mangel an organischen Nahrstoffen autotroph,
bei Energiegewinn aus Eisenverbindungen (Bonner Lehrb. S. 343).
2 Fe(HCO3)2 + O + H20 = Fe^OH^ + 4 CO2
(farbloses (braunes
Ferrobikarbonat) Eisenoxydhydrat)
Faden von Eisenbakterien erhalt man oft, wenn man 100 1 und
mehr Leitungswasser in starkem Strahl durch ein Planktonnetz oder
Planktonsieb abfiltriert. Diese Methode, sich schnell Eisenbakterien zu
verschaffen, ist an vielen Orten uberraschend einfach.
Gute Exemplare der Eisenbakterien eignen sich ausgezeichnet zur
Anfertigung von mikroskopischen Dauerpraparaten in Glyzeringelatine.
Die Braunung der Scheiden von Crenothrix durch Eisen- oder Mangan-
verbindungen ist meist schwach, doch geben die Praparate gute Bilder
von der Form und Entwicklung dieses hochdifferenzierten fast grb'fiten
aller Spaltpilze. Die Vermehrung geschieht durch Fadenteilung, grofie
und kleine unbewegliche Sporen.
Chlamydothrix ochracea. Gemeine Eisenbakterie (Abb. 81, No. 1).
(chlamys = Mantel, Scheide und thrix = Haar.)
Sehr ha'ufig in ockerhaltigen Wiesengraben, Grundwasserwerken usw.
Zellen ohne Scheide meist ca. 1 ^ dick. Scheide in der Jugend dtinn
und wenig gefarbt, spater sich verdickend und gelb bis braun werdend.
Knorrige, alte Fa'den sind bisweilen mit Stielen von Anthophysa ver-
wechselt worden. Lit. Winogradsky, Lafar (1) u. Lieske (1919).
Einar Naumann versenkte Glasplatten, z. B. photographische
Flatten vom Format 8X8 cm, in Schweden zur Untersuchung der ver-
schiedensten Gewasser (Glasscheibenmethode), und erbeutete da-
durch besonders Eisenbakterien, die sich nach meinen Erfahrungen
iibrigens auch in Deutschland auf diese Weise leicht einfangen lassen,
auch aus Wasserleitungswasser.
Gallionella ferruginea. Gedrehte Eisenbakterie.
(Name nach Gaillon, Zolleinnehmer in Dieppe.)
Besonders in Eisenquellen ha'ufig und unter dem Mikroskop durch
seine gewundene Gestalt auffallend (Abb. 81). Faden haufig auch ge-
streckt. Gallionella ist noch ungeniigend erforscht. Naheres siehe bei
Lieske (1).
Clonothrix fusca. Verzweigte Eisen- und Manganbakterie
(Name von clones = Zweig.)
Eine stattliche und besonders durch ihre Verzweigung charak-
teristisch aussehende Eisenbakterie in Grundwassern und in der Ufer-
region von Oberflachengewassern (Abb. 81). Scheide stets deutlich wahr-
nehmbar; im Gegensatz zu Crenothrix stark inkrustiert.
Kann braun bis schwarzlich erscheinende, mehr oder weniger flockige
Schlammabsatze in Brunnen und Hochbehaltern von Wasserleitungen
134
Teil B. Kryptogamen.
bilden. Oft in Gesellschaft von Crenothrix. Anhaufungen von mangan-
haltigen Faden erscheinen dunkel wie Kaffeegrund, manchmal fast schwarz
(dann meist abgestorben).
Das Mangan la'Bt sich leicht
und einfach dadurch nachweisen, da6
man eine Probe solchen Materials auf
dem Platinblech mit einem trockenen
Soda-Salpetergemisch in der be-
kannten Weise schmilzt. Es entsteht
dann eine sehr deutliche blaugriine
Farbe.
Clonothrix ist physiologisch noch
wenig untersucht.
Siderocapsa treubii. Eisen-
Kugelbakterie.
(Name von sideros = Eisen, capsa =
Kapsel, Hiille und Treub, holland. Bo-
taniker [1851-1910J, friiher Direktor des
botanischen Gartens in Buitenzorg auf
J a v a).
Die Gattung ist neuerdings von
M o 1 i s c h beschrieben. Bildet kleine
(bis 30 /< grofie) braune Flecken auf
Elodea, Vaucheria, Cladophora u. a. m.,
welche in der Planktonkammer mit
Lupen leicht beobachtet werden kon-
nen. Bisweilen entstehen auch durch
Verschmelzen von Kolonien formliche
Uberziige. Zellen kugelig. Kolonien
nicht mit Haftscheiben von Faden-
algen verwechseln! Die Physiologie
ist noch nicht studiert.
Sphaerotilus natans, wich-
tigste Abwasserbakterie.
(Name von sphaera == Kugel und tilos
m Fiocke.)
Zellen etwa 2 // dick und 4 bis
6 /< lang, wegen der Scheiden zu
langen Faden zusammengehalten.
Taf. VII, Fig. 21.
Der Pilz bildet, wie Abb. 82
zeigt, fellartige,weifiliche Uberziige in
mit ernahrenden organischen Abwassern (aus Stadten, Zellulosefabriken,
Zuckerfabriken usw.) vermischten, fliefienden (mindestens 20 cm/sek)
Abb. 82. Sphaerotilus natans, Be-
satz auf einem Schilf blatt. Nat. Gr. (Orig.).
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria. 135
oder durch den Wind bewegten Gewassern von p- bis a m-Charakter
(vgl. auch Leptomitus und die Abbildung auf Taf. VII. Die zottigen,
schleimigen Besatze erscheinen bei besonders guter Ernahrung weifi-opak
wie Starkekleister, bei Festkleben von Eisenoxydhydrat und Detritus auch
gelblich und grau. Bei guter Durchmischung und Verdtinnung der dimgenden
Zufliisse kann die Entwicklung des Pilzes verhindert werden. Er findet
sich festsitzend an Faschinen, Holzbohlen, Weidenzweigen, Schilf, Steinen
usw. Sandufer bieten ihm keine genttgenden Anheftungspunkte. Bei sehr
starker Stromung kann er sich zwar am Ufer und stellenweise am Grunde
entwickeln, wird aber durch die Scharfe der Stromung standig in feinen
Fetzen abgeschoren. Wenn in ein verunreinigtes stehendes GewSsser
eine gro'Bere, reine Wasserader einflieBt, kann in der Na'he dieser Stelle
infolge der stattfindenden Bewegung und Beluftung trotz gleichzeitig ein-
tretender Verdiinnung der latent vegetierende Pilz lokal zu uppigerer
Entwicklung angeregt werden.
Sphaerotilus wa'chst auch bei niedriger Temperatur des Wassers
schnell, falls die notigen Na'hrstoffe vorhanden sind. Werden reichlich
entwickelte Zotten entfernt, so wa'chst er im Verlauf einiger Wochen zu
fruherer Uppigkeit heran, selbst wenn die Temperatur des Wassers nur
4° C oder noch weniger betragt. Seine zum Teil klumpigen Flocken
konnen sich in Fischernetzen festsetzen und diese verschleimen, auch an
Stellen mit schwacher oder fehlender Stromung absinken und faulen
(sekundare Verunreinigung).
Unter ungiinstiger werdenden Ernahrungsbedingungen treten die
Scheiden und Pseudodichotomien (Cladothrix dichotomd) deutlicher hervor.
Naheres s. bei Kolkwitz (6) und Linde (1). Bei mittlerer Ver-
grofierung erscheinen die Fa'den wie feine Linien.
Zoogloea ramigera (s. Taf. VII, Abb. 23) kann durch Vergallertung
von Faden entstehen; oft in Gemeinschaft mit Sphaerotilus.
Sphaerotilus ist einer der wichtigsten Organismen zur Beurteilung
der Gewasser; in nahrstoffreichen Vorflutern ist er oft massenhaft ent-
wickelt, in mineralisierten, reinen fehlt er.
Beggiatoa1) alba. WeiBeSchwefelbakterie. Taf . VII, Abb. 25.
Beygiatoa bildet kriechend bewegliche Zellfaden, welche im auffallenden
Licht weiB erscheinen, hauptsachlich wegen des Vorhandenseins feiner
Schwefeltropfchen, welche im Zellinnern durch Oxydation aufgenommenen
Schwefelwasserstoffs entstehen. Bei H2S-Hunger verschwinden die
Schwefeltropfchen wieder. Die Querwande, welche die Faden gliedern,
sind bei gewohnlicher mikroskopischer Beobachtung meist nicht zu sehen,
wohl aber bei Dunkelfeldbeleuchtung auf nicht ganz abgeschattetem
Untergrund.
1) Nach F. S. Beggiato, Arzt in Vicenza. (Der Name kann so gesprochen werden,
wie er geschrieben wird.)
136 '-Teil B. Kryptogamen.
Bei Massenentwicklung bildet Beggiatoa in stehenden oder langsam
fliefienden Gewassern mehr oder weniger dichte weifie Haute, welche in
der Regel dem Schlamm auf-
liegen, wie Abb. 83 zeigt. Sie
kann nur da gedeihen, wo
freier Schwefelwasserstoff
vorhanden ist, da sie, wie
Winogradsky zuerst fand
[vgl Lafar (1) Bd. 3], aus
dessen Oxydation Betriebs-
energie gewinnt.
2 H2S + O2 = 2 H2O + 28
+ 122 Kalorien.
Abb.83. Stuck eines Schleiers
von Beggiat oa in natiirlicher
Gro'Be, auf schwefeleisenhaltigem
Schlamm ausgebreitet. Die Locher
sind durch Hervorbrechen von Gar-
blasen erzeugt. (Nach A. Engler.)
Der Schwefel wird weiter oxydiert zu Schwefelsaure, die durch
Kalzium- oder Natriumsalze gebunden wird.
2 S + 3 O2 + 2 H20 = 2 H2S04 -f 282 Kalorien.
Nach den Untersuchungen von F. K e i 1 (1) an reinen Kulturen konnen
sich Beggiatoa und die verwandte Thiothrix rein autotroph ernahren, also
ohne Aufnahme organischer Nahrung. Den Kohlenstoff liefert dann die
Kohlensaure,wahrend der Stickstoff aus Ammoniaksalzen auf genommen wird.
Im Freien findet man fa'dige Schwefelbakterien in Schwefelquellen
(H2S aus Sulfaten!) oder auf fauligem Schlamm (H2S durch Faulnis!)
Rezept fur Rohkulturen von Schwefelbakterien:
Wasser 11 (SchichthShe rd. 5 cm)
Lockerer Schlamm (mit Faden von Beggiatoa) . . . rd. 50— lOOccm
Zerkleinerte Wasserpflanzen oder Salatblatter u. dgl. 1 ESloffel
Gips (zu unterst) als H2S-Quelle knapp 1 Teeloffel
GefaSform Kristallisierschale oder
Blumentopf-Untersatz
Wartezeit .... • einige Wochen.
Eine sehr grofie, bis 45 (.1 dicke Spezies, Beggiatoa mirabilis, findet
sich an den Kiisten, z. B. des Meeres am Grunde des Kieler Hafens, und
im Solgraben von Artern.
Chromatium okenii. Rote Schwefelbakterie. Die Zellen sind
durch GeiBeln beweglich, von roter Farbe und normalerweise mit deut-
lichem Gehalt an Schwefeltropfchen. Der Organismus findet sich plank-
tonisch in schwefelwasserstoffhaltigen Siimpfen, zwischen Algenfladen
und an der Oberfla'che von im Wasser zersetzten Substanzen; ofter in
II. Gruppe. Schizomycetes, Bacteria.
137
Abb. 84. a Positive Chemotaxis von Ctiro-
ma Hum weissii; die Kapillare enthalt 0,3 °/0
Ammonnitrat; gezeichnet unmittelbar nach dem Ein-
schieben der Kapillare. b Negative Chemo-
taxis von Chromatium weissii; die Kapillare
enthalt 0,5% Apfelsaure. (Nach Miyoshi.)
Gemeinschaft mit Osdllatoria chlorina, Ghloronium mirabile Buder und
Thiospirillum [Buder (1,2)]. Auf Teichen, welche stadtische Abwasser
enthalten, bildet er nicht
selten grofiere Flecken von
der Farbe des Rotkohls.
Manche Tiimpel farbt er
rot, dafi sie wie mit Kirsch-
saft erfiillt erscheinen (pro
1 ccm mehrere tausend
Exemplare). Chromatium
fangt sich in Lichtstellen
bei sonst dunklem Gesichts-
feld, wenn es zufallig
nach einer solchen Stelle
schwimmt (Lichtfalle,
,,Schreckbewegung" beim
Versuch, ihr zu ent-
fliehen). [En gel man n (3)].
Nach den Studien von Skene (1) scheinen sich die roten Schwefel-
bakterien autotroph zu ernahren; vgl. auch Buder (1, 2).
Chromatium weissii, das dem Chr. okenii ahnlich, aber etwas kleiner
ist, wird nach den Untersuchungen von Miyoshi durch verdiinnte Lbsungen
von Schwefelwasserstoff, Ammoniumtartrat, Ammoniumphosphat und
Kaliumnitrat positiv, dagegen durch hohere Konzentration dieser Stoffe
und durch 0,5% Apfelsaure negativ chemotaktisch beeinflufit (vgl.
Abb. 84). Der rote Farbstoff schlagt nach Zusatz von konz. Schwefelsaure
in blau urn (Karotinreaktion, S. 18).
Lamprocystis roseo-persicina. PfirsichbliitfarbeneSchwefel-
bakterie. Dieser Spaltpilz ist eine unbewegliche rote Schwefelbakterie,
deren Zellen zu Eolonien von oft charakteristischer
Form vereinigt sind; vgl. Taf. VII, Abb. 27.
Purpurbakterien. Rohkulturen von diesen
schwefelfreien Spaltpilzen verschafft man sich im
allgemeinen leicht in der Weise, dafi man Faul-
flussigkeiten oder Leitungswasser mit Schlamm unter
Zugabe eines frischen Knochens (nach H. Molisch)
- in hohen, schmalen Gefafien (Glaszylinder, PrS,-
paratenglaser, hohe Bierglaser usw.) — langere Zeit (bis
monatelang) belichtet stehen lafit (Abb. 85). Die hohen
Gefafie werden gewahlt, urn den Luftzutritt zu er-
schweren.
Abb. 85. Kultur von Purpurbakterien. Im Gefafi, das mit
einer halben Petrischale zugedeckt ist, Wasser, Schlamm und
ein Stiick Knochen. An der dem Licht zugekehrten Seite hat sich
einBesatz von Pupurbakterien gebildet. Etwa l/4 nat. Gr. (Orig.)J
138
Teil B. Kryptogamen.
III. Gruppe. Eumycetes. Fungi.
1. Hefen.
Vorkommen der Hefen. In der freien Natur kann man wilde Hefen
vor allem da finden, wo zuckerhaltige Fliissigkeiten ausgeschieden werden,
z. B. an Wundstellen suBer Beeren, in Baumfliissen und in den Honig J)
sezernierenden Organen der Bliiten.
Als Nektarorganismen sind bekannt : Etwa 10 Hefen, gegen 20 Bak-
terien und zwei Ow&ww-a'hnliche Pilze.
Nektarhefe fand sich z. B. bei: Anthyllis vulneraria, Lathyrus sil-
vester, Delphinium ajacis, Lamium album, Epilobium angustifolium u. a. m.
Das Uberwintern und langere Ausdauern der Hefen findet in der
Regel im Boden statt.
Hefen finden sich haufig auch im Darm des Menschen und hoherer
Tiere, ferner auch in Insekten und Kleinkrebschen.
Ganz allgemein bekannt ist die
Verbreitung der Kulturhefen in
Weinmost und Bier. Ihre Rein-
ziichtung im groBen hat sehr viel
•zur Sicherheit des Betriebes bei der
Bereitung von Getranken durch
2. ^"""W 15s ^ Garung beigetragen. Sehr leicht
kann man sich schone SproBbaum-
chen von Hefen (s. d. Abb.) aus
Abb. 86.
Abb. 87.
Abb. 86. Typen sparriger Hefe-SproSverbande. Keimungsbilder von Prefihefen
in der Lindnerschen Tropfchenkultur.
Abb. 87. Typen lockerer Hef e-SproSverbande. Keimungsbilder von unter-
garigen Bierhefen in der Lindner schen Tropfchenkultur (nach 24 Stunden). Die einzelnen
Glieder sind nur noch in lockerem Zusammenhang.
WeiBbiersatz verschaffen. Die kaufliche PreBhefe enthalt in der
Hauptsache nur Einzelzellen. (Farbung in der Regel mit Eosin oder
Kopierstift.)
1) Bien en ho nig 1st in der Hauptsache mit Bliiten nektar identisch, doch sind
noch Enzyme aus dem Bienenkorper beigemischt.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
139
System und Verwandtschaft der Hefen. P. L i n d n e r unterscheidet
eine Reihe von durch wichtige Charaktere abgegrenzten Gruppen in der
Ordnung der Saccharomycetineae.
1. Gruppe: Die Zellen bilden in zuckerhaltigen Nahrfliissigkeiten
sofort Bodensatzhefe. Die Sporen sind glatt, rund oder oval.
Die meisten Arten dieser Gruppe rufen Alkoholgarung hervor.
Hierher gehb'rt die bekannte, von Meyen 1838 aufgestellte
Saccharomyces cerevisiae und die durch Kopulation der Zellen
ausgezeichnete Zyyosaccharomyces.
2. Gruppe: Die Zellen bilden in zuckerhaltigen Nahrfliissigkeiten sehr
rasch eine Kahmhaut, also eine Oberflachenhaut (von stumpfem
Aussehen). Die Sporen sind halbkugelig, eckig, hut- oder zitronen-
oo CP
Abb. 88. Darstellung verschiedener Hefearten.
a Saccharomyces cerevisiae (Bierhefe).
b Saccharomyces pastorianus.
c Saccharomyces ellipsoideus I (Weinhefe)
d Saccharomyces ellipsoideus II
e Saccharomyces ellipsoideus I als Haut
wachsend.
f Saccharomyces ellipsoideus I als SproS-
mycel wachsend.
1000 fach vergroSert.
g Saccharomyces cerevisiae mit Sporen.
h Saccharomyces pastorianus mit Sporen.
i Saccharomyces ellipsoideus I mit Sporen.
k Saccharomyces ellipsoideus II mit Sporen.
I Saccharomyces ludwigii, Sporenkeimung
nach 18, 20, 26, 28, 29, 30'/2 und
33Stunden. DieVerschmelzung zweier
Keimlinge ist fakultativ.
(Nach E. Chr. Hansen.)
140 ^eu & Kryptogamen.
fOrmig. Die meisten Arten zeichnen sich durch ihre Esterbildung
aus, einige rufen keine Garung hervor. Viele wachsen, aber garen
nicht. Sie verbrauchen Alkohol, bilden ihn aber nicht. Hierher
gehort z. B. Willia anomala (Syn. Saccharomyces anomalus).
3. Gruppe: Den Zellen fehlt das Merkmal der Sprossung; sie ver-
mehren sich durch Teilung und heifien deshalb Spalthefen, Schizo-
saccharomycetes (s. S. 152). Sie finden sich ausschlieBlich in
wa'rmeren Gegenden. Sch. pombe z. B. im Negerbier.
4. Gruppe: Sporenbildung fehlt.
Mycoderma hat langgestreckte bis ovale Zellen mit Fett-
trb'pfchen.
lorula hat runde Zellen mit Fettrb'pfchen. Hierher gehoren
rote Hefen. Ihr Farbstoff ist ein Karotin vgl. H. Will (1).
Die meisten Hefen haben ihren Ausgangspunkt in der Reihe der
Endomycetes (s. dort), in Formen a'hnlich dem End. fibuliger [Abb. bei
P. Lindner (2)]. Die Endomycetes finden sich an blutenden Birken-
und Eichenstiimpfen, Baumrinden usw. Sie bilden ein schimmelartiges
Mycel mit seitlichen Schlauchsporen bildenden Zellen, mit Oidien und
mit Chlamydosporen. Vgl. spater.
Als Inhaltsbestandteile der Hefen kommen vor allem in Betracht:
EiweiB, Fett und Glykogen.
Kulturmedien und KulturgefHBe. Die Reinkultur der Hefen kann
in ahnlicher Weise vorgenommen werden wie bei Bakterien, nur wird
man einen anderen Na'hrboden nehmen, z. B.:
Abb. 89. Riesenkolonien von vier verschiedenen Hefen, aus einem kleinen
Impftropfchen entstanden. Das Alter betragt etwa 4 Wochen. Die Kolonie in der
ersten Flasche hat die als Nahrsubstrat dienende Gelatine verfliissigt. l/t der natiirlichen
GroSe. (Nach P. Lindner.)
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
141
Malzextrakt
Pepton . .
Gelatine
Wasser .
5 g
0,2 g
10 g
100 ccm
Pepton enthalt Stickstoff und Kohlenstoff als organische Nahrung,
ferner Phosphor, oft auch Kali, aber meist keinen Schwefel. Der Malz-
extrakt erganzt in geeigneter Weise die bei alleiniger Gabe von Pepton
Abb. 90. Riesenkolonien von drei verschiedenen Hefen auf Wiirzegelatine,
etwa 4 Wochen alt. Nat. Grofie. Die Eiesenkolonien geben sehr charakteristische Merk-
male zur Unterscheidung der Arten ab. (Nach P. Lindner.)
fehlenden oder ungeniigend vorhandenen Stoffe. Zum Herstellen von
Reinkulturen auf Malz- oder Wiirzeagar verwendet man zweckmafiig
Lindnersche Flaschen (Abb. 89) an Stelle der Reagensrb'hrchen.
Abb. 91. Impf strichkulturen von sieben verschiedenen Hefen auf Wurze-
felatine, etwa 4 Wochen alt. Die Kolonien sind nicht aus einer Zelle entstanden, son-
ern aus nebeneinanderliegenden Zellen, welche durch Ziehen eines Striches rait der
Platinnadel aufgetragen worden sind. Nat. Grofie. (Nach P. Lindner.)
Als Kulturfliissigkeiten kommen unter anderen in Betracht:
1. KartoffelpreBwasser (sogenanntes Fruchtwasser) mit Zuckerzusatz.
2. Sehr gut garende NahrlOsungen, enthaltend: Malzextrakt oder Malz-
bonbon ohne Fenchel, Rohrzucker, Pepton.
3k Pasteursche Nahrlosung (zur Demonstration der Synthese des Ei-
weifies; s. S. 54) enthaltend: Traubenzucker, weinsaures Ammon und
Nahrsalze; vgl. Pasteur (1) u. (2) und Naegeli (1).
Die Lbsung soil rein weifi, nicht gelb sein. Hier findet EiweiB-
synthese aus weinsaurem Ammon und Traubenzucker statt. Das Ei-
142 Teil B. Kryptogamen.
weifi in der sich entwickelnden Hefe gibt gute Rotfarbung mit
Mi lions Reagens (S. 49). Der Eiweifigehalt der Hefe ist hoch,
ahnlich dem des frischen Fleisches.
4. Beijerincks Nahrlb'sung, en thai tend: Traubenzucker, Biammon-
phosphat und Nahrsalze. Hier wird EiweiB aus Biammonphosphat
und Traubenzucker gebildet.
5. Hayducksche Nahrlosung, enthaltend: Rohrzucker, Asparagin und
Nahrsalze; vgl. P. Lindner (1).
6. E. Chr. Hansensche Nahrlbsung, enthaltend: Zucker (verschiedene),
Pepton Witte und Nahrsalze.
Als Kulturgefa'Be konnen verwendet werden:
1. Glaskolben von Y2 — 1 1 Inhalt.
2. Erlenmeyer-Kolben von 100 — 200 ccm Inhalt.
3. Hohle Objekttrager mit VerschluB durch fliissiges Paraffin am Rande
des Deckglaschens. Oft wird man dabei die fur viele wissenschaft-
liche Arbeiten unentbehrliche Tropfchenkultur von P. Lindner
anwenden konnen, da sich in derselben die ungestb'rte Entwicklung
der Organismen wochenlang verfolgen lafit und hb'chst charakteristi-
sche Habitusbilder entstehen.
Die Lindner sche Adhasionskultur (diinne Nahrlbsungs-
lamellen an dem Deckglachen des hohlen Objekttragers) gibt streng
ebene Kolonien, welche fur Mikrophotographie sehr geeignet sind und
zum Studium von Vegetationsgemischen im natiirlichen Nahrsubstrat
(Speichel, Milch, Blut usw.) dienen.
4. Garflaschen von verschiedener Konstruktion [s. Abb. 95 l)].
Grarversuche.
1. Eine kra'ftige und schnelle Garung kann man zum Studium des Gar-
prozesses erzielen, wenn man rd. 20 g Zucker in etwa 200 ccm lau-
warmem Wasser lo'st (am besten in einer Kasserole) und bei hochstens
40° C darin mit der Hand 10 g Prefihefe (die kleinste kaufliche
Menge) verriihrt. Statt Zucker konnte man auch Pflaumensaft,
Apfelsaft (Pomril), Malzextrakt (Wiirze), Sirup u. a. m. verwenden.
Vgl. auch S. 36. Zusatz einer Nahrsalz-Tablette (S. 4) oder von
Pepton (N-Quelle) ist nur dann erf orderlich , wenn Wachstum der
Hefe erwimscht ist. Die hergestellte Menge reicht zur gleichzeitigen
Ausfiihrung der meisten folgenden Versuche.
Die Alkoholgarung ist in der Hauptsache ein Spaltungs-
prozeB, welcher, wenn man nur die Endprodukte beriicksichtigt und
von Nebenreaktionen absieht, nach der Formel verlauft:
C6H1206 = 2 C2H5OH + 2 CO2
Traubenzucker Athylalkohol
180 g 92 g 88 g (= rd. 44 1)
1) Von Ehrhardt und Metzger in Darmstadt, Ph. Braun in Mainz usw.
Flaschen von mehreren Litern Inhalt kosten einige Mark.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
143
Eohrzucker wird erst durch Invertase in Monosaccharide ver-
wandelt werden miissen, ehe die Zymase ihn angreift.
Werden Hefen durch Einwerfen in Azeton getotet, so bleibt die
von E. Buchner 1896 entdeckte Zymase (Gemisch von Enzymen)
als wirksamer Bestandteil zurtick, nachdem das Azeton verdunstet
ist. Vgl. Lafar (1), On slow (1920).
2. Nach 10—20 Minuten beginnt die Ga'rung bei 25 — 35° C; nach
Y2 Stunde ist sie bereits sehr lebhaft. Man giefit nun nach dem
Umschwenken der Fliissigkeit einen Teil derselben in ein Becher-
oder Wasserglas und stellt ein mit der ga'renden Fliissigkeit bis zum
Rand gefiilltes Reagensglas hinein. Nach etwa 30 Minuten wird
dieses sich bereits bis etwa zur Ha'lfte mit Kohlensaure gefilllt haben,
obgleich bei weitem nicht die ganze Kohlensa'ure hineinsteigt, welche
in dem Becher- bzw. Trinkglas entsteht.
Das ganze Reagensglas kann sich nach einiger Zeit mit Kohlen-
sa'ure fiillen, dadurch hochgehoben werden und herausfallen.
C03
CO,
Abb. 92.
Abb. 93.
Abb. 94.
Abb. 92. EinfacheGarrohre, mit garender Fliissigkeit gef ullt. Biegungsstelle durch
ein Stiick Gummischlauch ersetzt. Beirn Fiillen und Entleeren wird der Apparat gerade
gestreckt. Rd. 1f4 nat. Grofie. (Orig.).
Abb. 93. Garflasche unterWasser, mit Vorrichtung zum Auf f angen der Kohlen-
saure. Ed. ]/4 na*- Grofie. (Orig.).
Abb. 94. Apparat zum Messen des Gardruckes. Beim Aufsteigen des Hg in-
folge des Druckes der Garungskohlensiiure bis zum oberen Strich waren 8 Atm. Gesamt-
druck erreicht. '/8 nat. Grofie. (Orig.)
144
Teil B. Kryptogamen.
3. Einen einfachen Garversuch kann man auch in der Weise anstellen,
dafi man in ein Reagensglas Garlosung fiillt und dieses mit einem
Gummistopfen verschlieBt, durch den ein rechtwinklig gebogenes
Glasrohr gefuhrt ist. Dreht man das Ganze um, so tropft aus dem
Rohr, in dem MaBe wie sich Kohlensaure bildet, Fliissigkeit heraus.
4. Sehr einfach und anschaulich gestaltet sich der Versuch in der Form,
wie ihn Abb. 92 wiedergibt. Fullung und Reinigung sind sehr leicht.
Schnelle Absorption der CO2 erfolgt (bei Neigen) durch ein Stuck
Atzkali.
5. Nach Abb. 93 lafit sich die gebildete CO2 leicht sehen, horen und
auffangen. Das nach unten gebogene Glasrohrchen kann mittels
Stopfen, Gummischlauch oder nassem Papier auf die kleine Flasche a
(50 — 150 g) aufgesetzt werden. Soil der Versuch quantitativ sein.
muB das "Wasser in den groBen Gefafien b u. c gleich zu Beginn mit
CO 2 gesattigt werden.
6. Um den entstehenden Gardruck zu messen, bediene man sich des
in Abb. 94 wiedergegebenen Apparates J) [Vgl. auch Kolkwitz (7)].
Die druckfesten Kugeln werden mit rd. 100 ccm
Garfliissigkeit gefiillt. Nach SchlieBen des gut
gefetteten Hahnes (ev. noch durch Leukoplast-
heftpflaster zu befestigen), wird durch die
entstehende CO2 das Hg im geschlossenen
Schenkel emporgedriickt. Die mogliche Steig-
hb'he betragt 12 cm; bei 6 cm herrscht 1 Atm.
Luftdruck + 1 Atm. CO,-Druck = 2 Atm.,
bei 9 cm = 4 Atm. Hier wird der Hahn-
kegel meist herausgetrieben. Bei guter Be-
Abb. 95. Garflasche mit hydraulischem Giir-
verschluU. Etwa '/8 na^- GroSe.
festigung des Kegels konnen 8 Atm. (hochstens) erreicht werden.
Bei Ventilverschliissen entstehen iiber 60 Atm. Druck.
7. Garversuche in etwas groBerem MaBstab kann man in der Flasche
Abb. 95 ausfiihren 2). Man benutze z. B. Malzextraktlosung mit Zucker
und Weinsteinsaure, fiige zwei Nahrsalztabletten (S. 4) hinzu und be-
wirke die Garung (rd. 8 Wochen) in vollkommen gef till ter Flasche
durch (kaufliche) sudlandische Hefe. Nach Lagern von mehreren
Monaten auf Flaschen entsteht ein klarer, aromahaltiger Wein.
8. Setzt man zuckerhaltige Nahrlosungen mit nektarienfuhrenden Bliiten
an, so beginnt bei genugendem Luftzutritt zunachst ein Wachstum
1) Angefertigt von der Firma Bleckmann und Burger, Berlin N, August-
strafie 3a.
2) Im GroBbetrieb wird Alkohol erzeugt in Brennereien, Brauereien, Weinkeltereien
und manchen Zellstoffabriken (Zellulosesprit aus 2— 3 °/0 Zucker der Kocherlaugen)
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
145
der Nektarhefen. Fiihrt man dann die Garung unter LuftabschluB
und ev. Druck welter, so entstehen kohlensaurehaltige, aber alkohol-
arme Getra'nke von besonderem Aroma.
9. Klein ga'rm e th o de nach Lindner. Man bringe eine kleine Menge
ga'render Nahrlosung auf einen hohlgeschliffenen Objekttra'ger und
schiebe unter Vermeidung von Luftblasen ein Deckgla'schen iiber.
Man wird sogleich Blaschen von Kohlensaure entstehen sehen, welche
man durch seitliches Zufiigen von Kalilauge wieder absorbieren kann.
Man beobachte diese Absorption unter dem Mikroskop.
Die weiter ausgebaute Kleingarmethode macht die Prttfung der
Verga'rbarkeit der verschiedenen Zuckerarten iiberaus leicht und hat
fiir die Kennzeichnung der einzelnen Garungserreger besondere Be-
deutung erlangt.
Bei nichtgarenden roten Hefen entstehen naturgema'B bei.dem
Versuch mit dem hohlgeschliffenen Objekttra'ger keine Kohlensa'ure-
blaschen. In diesem Falle wird Zucker nur zum Wachstum der Hefe-
zellen verbraucht, aber nicht durch enzymatische Wirkung zerstb'rt.
10. Den bei der Ga'rung entstandenen Alkohol kann man mit Hilfe
der Jodoformmethode feststellen. Man fiige zu diesem Zwecke zu
der filtrierten Fliissigkeit reichlich metallisches Jod unter schwachem
Erwa'rmen und setze dann etwas nicht alkoholische Kalilauge hinzu.
Beim Abkiihlen wird
man einen Nieder-
schlag von gelbem,
typisch riechendem
Jodoform erhalten.
Die einzelnen Kri-
stalle haben im allge-
meinen die Form
sechsseitiger Pla'tt-
chen.
Der Alkohol lafit
sich auch leicht durch
Hitze austreiben
und anziinden.
Will man nicht einen
Glaskolben mit Ian-
gem aufgesetztem
Rohr benutzen, so
kann man die Appa-
rate Abb. 96 ver-
wenden.
Bei Verwendung von We in (oder star ken Bieren) erha'lt man
lange Flammen, die in giinstigen Fallen einige Minuten brennen.
1
Abb. 96. Versuchsanordnung zum Austreiben des
durch Garung entstandenen Alkohols. [Alu-
minium-, Emaille- und KupfergefaS (sog. Dampf-
erzeuger.)] Die Gefafie werden zu etwa '/3 gefiillt. Ed.
Ve nat. Grofie. (Orig.)
Kolkwitz, Pflanzenphysiologic. 2. Aufl.
10
146
Teil B. Kryptogamen.
11. Nach Neuberg und Reinfurth (1) wandelt sich bei der Garung
der Zucker schrittweise in Brenztraubensaure (hierbei Ab-
spaltung von C02), Acetaldehyd und
Alkohol um. Das Zwischenprodukt Acet-
aldehyd lafit sich leicht binden (Abfang-
methode) wenn man etwa 10 % mog-
lichst frischen Kalziumsulfits (CaS03) zu-
setzt. Nach etwa 10 — 60 Minuten fiille
man ein Reagensglas nur etwa ein
Viertel mit dieser Fliissigkeit voll und
fiige die aus Abb. 97 ersichtlichen Reagentien
zu. Es tritt bei Gegenwart von Acet-
aldehyd deutliche Blaufarbung ein.
Bei der intramolekularen At-
mung (S. 72) treten ahnliche Stoffe auf.
vielleicht nur bis zur Brenztraubensaure ab-
Abb. 97. .Reagentien zum
Nachweis des Zwi-
schenproduktes Azet-
aldehyd bei der Hefe-
garung. Rd. 1/a nat. GroBe.
(Orig.)
Nach F. Ehr-
Bisweilen wird
gebaut.
12. Alkoholische Garung der Aminosauren.
lich (1) bereite man folgende Losung:
Wasser 100 ccm
Zucker (unentbehrlich) . 10 g
Leu ein rd. 0,25 g
Prefihefe 2 g
Na'hrsalze ev. zusetzen.
Es bildet sich optisch inaktiver, auf Zusatz von Isoleucin optisch
aktiver Amylalkohol (Fuselol). Die Hauptbestandteile der Fusel-
b'le sind als Produkte des normalen Eiweifistoffwechsels der lebenden
Hefen anzusehen. AuJBer bei Garungen finden sich Fuselb'le in der
Natur noch in geringen Mengen in atherischen Olen vieler
Pflanzen meist in Form von Estern; beim Schalen der Bananen-
fruchte z. B. verbreitet sich ein deutlicher Geruch nach Amyl-
a c e t a t.
Aus Tyro sin bilden Hefen Tyro sol (p-Oxyphenylathylalkohol)
und Tryptophol (/Mndolylathylalkohol), neben Glyzerin, Bernstein-
saure und Fuselol regelmafiige Produkte der alkoholischen Zucker-
HefegSrung (F. Ehrlich, Biochem. Zeitschr. 1917).
2. Schimmelpilze.
Rohkulturen einfachster Art. Das unvermeidliche Verschimmeln
vieler feuchter Substrate beweist, dafi eine Reihe von Schimmelpilzen
leicht ausreichende Ernahrungsbedingungen findet.
Rohkulturen verschiedenster Art kann man sich in der Regel schnell
verschaffen, und zwar auf folgende Weise:
1. Man tranke Brot, Semmel oder Pflanzenprefipapier mit
Zuckerwasser, verdiinntem Sirup, Pflaumendekokt, Malzextrakt oder
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi. 147
dergleichen und bewahre sie feucht auf. Dann werden in fast alien
Fallen Schimmelpilze zu reichlicher Entwicklung gelangen, oft so
reichlich, dafi das ganze Laboratorium durch die massenhafte Ver-
breitung der Sporen gleichsam verseucht werden kann.
2. Frischer Pferdemist, unter einer Glasglocke aufbewahrt, ist
ohne jede Zutat ein vorziigliches Nahrsubstrat, besonders fiir Muvor
(S. 149).
3. Man driicke eine halbgar gekochte Kartoffel mit der Schnittflache
auf dem Fufiboden oder auf der Erde ab und lege sie unter eine
Glocke, welche mit etwas feuchtem Fliefipapier ausgekleidet ist und
in einer wasserhaltigen Schale steht.
4. Man bewahre eine durchschnittene Zitrone (am besten feucht) auf.
Man kann dann mit Sicherheit die Entwicklung von Penicillium auf
den Schnittflachen meist nach etwa einer Woche erwarten. Dabei ist
zu bemerken, dafi frische Zitronen schwerer schimmeln als alte, bereits
gedriickte. Vgl. auch S. 152.
Schimmelpilze bevorzugen im Gegensatz zu den meisten Bakterien
sauere Substrate. Sie scheiden haufig auch selbst Sauren aus und ver-
mogen dementsprechend Marmorplatten zu korrodieren.
Reinkulturen und KulturgefRBe. Es lassen sich folgende Ver-
fahren anwenden:
1. Petrischalchen mit Bakteriennahrgelatine (S. 116) geben die MOglichkeit
auch zur Entwicklung von Schimmelpilzen, wenn man die Flatten
einige Zeit (z. B. eine halbe Stunde lang) der Luft aussetzt. Es
entwickelt sich dabei in der Regel bald Penicillium.
Lafit man die Platte nach einer etwa halbstundigen Exposition
noch 1—2 Wochen stehen. so entwickelt sich oft noch das Cladosporium
herbarum (S. 154).
2. In gleicher Weise kann man statt Bakteriennahrgelatine solche mit
Malzextrakt, Pflaumendekokt oder dergleichen anwenden.
Pflaumendekokt bereitet man in der Weise, dafi man Back-
pflaumen mit so viel Wasser iibergiefit, daB alle Fruchte gerade unter-
tauchen. Der mit den Nahrsalzen aus den Pflaumen auskristallisierte
Zucker lost sich in diesem Wasser. Nach 24 Stunden giefie man
dieses Wasser ab, ohne die Pflaumen auszudrucken, da sich sonst
Schleimsubstanzen beimischen konnten. Hierauf filtriert man die
Losung zweckmafiig und dickt sie dann auf dem Wasserbade zu einem
Sirup ein. Dieser ist seiner Konzentration wegen unbegrenzt haltbar.
Um eine Nahrlosung herzustellen, wird einfach ein Teil dieses
Sirups mit Wasser verdiinnt. Die Konzentration kann, wenn sie
nicht ubermafiig groB ist, ganz nach Belieben gewahlt werden, da
viele Schimmelpilze in bezug auf diesen Punkt absolut nicht wahlerisch
sind. Die Losung reagiert sauer und ist deshalb, wie bereits an-
gedeutet, fiir die Kultur der meisten Bakterien wenig geeignet.
10*
148 Teil B- Kryptogamen.
3. Diakono wsche Na'hrlb'sung:
Wasser 11
Chinasa'ure (unvergarbar) . . . . 50 g
Ammoniumnitrat 1,0 g
Monokaliumphosphat . . . . 1,5 „
Magnesiumsulfat 0,5 „
Chlorkalzium 0,1 „
GieBt man von dieser farblosen Fliissigkeit, welche die Synthese
von Eiweifi aus Chinasa'ure und Ammoniumnitrat zu demonstrieren
gestattet, in flacher Schicht in eine Kulturschale aus, so kann man
darin Schimmelpilze sehr leicht kultivieren.
4. Raulinsche Nahrlosung: Sie entha'lt Rohrzucker, Weinsaure, Am-
moniumnitrat und andere Nahrsalze, aufierdem Reizstoffe, wie Zink-
sulfat. Diese Nahrlosung nach Raul in (1) liefert ein gutes Substrat,
ist aber unnotig kompliziert zusammengesetzt (vgl. Benecke).
5. Kultur in Lindnerschen runden Pilzglasern auf Wiirzegelatine.
Diese Lindnersche Methode erinnert in manchen Punkten an die
in der Bakteriologie erwahnten Esmarchschen Rollkulturen in Reagens-
rohrchen.
Zahlreiche Photographien von in Reinkultur gewachsenen Schimmel-
pilzen finden sich in dem von P. Lindner (2) verb'ffentlichten Atlas,
Kulturmethoden von groBer Einfachheit bei vollkommener Exaktheit in
seiner ,,Mikroskopischen Betriebskontrolle".
ftbersickt iilber die Schimmelpilze. (Taf. III.)
Phy corny cetes:
Tafelfig. 1. Mucor (mucedo),
„ 2. Rhizopus nigricans,
„ 3. Syzygites megalocarpus (Sporodinia grandis),
„ 4. Thamnidium elegans,
S. 150. Phycomyces nitens,
Tafelfig. 5. Pilobolus longipes,
„ 6. Saprolegnia monoica,
S. 151. Leptomitus lacteus.
Ascomy cetes:
S. 152. Endomyces decipiens,
Tafelfig. 7. Aspergillus niger,
„ 8. Penicillium glaucum.
Erlauterungen zu Tafel III.
1. Mneor (mucedo) im opt. Querschnitt. Vgr. rd. 200. 2. Rhizopus nigricans. Vgr.
rd. 150. 3. Sporodinia yrandis. Vgr. 120 u. 70. 4. Thamnidium elegans. Vgr. 100.
5. Pilobolus longipes. Vgr. rd. 40. 6. Saprolegnia monoiea. Vgr. 250. 7. Asper-
gillus niger im opt. Querschnitt. Vgr. 200 u. 600. 8. Penicillium glaucum. Vgr. 250.
9. Botryiis cinerea. Vgr. 250 u. 500. 10. Cladospomum herbarum. Vgr. rd. 250.
(Original von Clemens Muller nach Praparaten von M. O. Eeinhardt.)
Kolkwitz, Pflantenphysiologie. 2. Aufl.
Tafel III.
Schimmelpilze.
Erlauterungen s. im Text.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
Hyphomycetes (Fungi imperfect!):
S. 153. Oidium (Oospora) lactis,
„ 154. Monilia sitophila,
Tafelfig. 9. Botrytis cinerea,
„ 10. Cladosporium herbarum,
S. 154. Mycorrhiza-Pilz.
1. Mucor (mucedo). (Sammelart.) Kopfchenschimmel (Phy co-
rn ycetes). Es wurde bereits erwahnt, daB man Mucor sehr einfach
und sicher auf frischem Pferdemist ziehen kann, doch wachst er auch
auf anderen in Zersetzung befindlichen Substraten, auf Brot und auf
gezuckerten Nahrboden.
Die schwarzlichen Kopfchen sind von verschiedener Grb'Be
(Fig. 1); ihre Membran zerfliefit bei Wasserzusatz leicht, wodurch
Sporen und Kolumella frei werden.
Diese Kopfchensporen sind unmittelbar nach erfolgter Reife
keimfahig. In Mistdekokt, Malzagar oder dergl. ubertragen, schwillt
die Spore zunachst an und bildet dann den Keimschlauch, der sehr
rasch in die Lange wachst, sich verzweigt und ein so gut wie quer-
wandfreies Mycel bildet.
Bildung von Zygosporen aus dib'cischen (h eteroth al-
ii sch en) Mycelien ist bei Wachstum auf Pferdemist usw. be-
obachtet worden. [0. Brefeld (1), Bonner Lehrbuch S. 391.]
Wahrend M. mucedo ein Luftschimmel ist, kb'nnen M. racemosus
und M. (xygorrhynchus) (Azygosporen) Wasserschimmel sein, welche
die Ufer nahrstoffreicher Gewasser wie mit Schaffellen auszukleiden
vermogen; vgl. Gruppe VI.
2. Rhizopus nigricans (= Mucor stolonifer}. Dieser bekannte Kb'pfchen-
schimmel bildet Auslaufer (Stolonen) mit biischeligen Haftfaden
(Fig. 2). Sein Mycel wachst sehr rasch. Die Kopfchensporen
sind eckig; die Kolumella sinkt oft schirmartig ein (Fig. 2). Auch
hier entstehen die Zygosporen aus heterothallischen Mycelien.
3. Syzygites megalocarpus (Ehren berg, nach den Zygosporen) = Sporodinja
grandis (nach den Sporangien). Der Pilz wachst saprophytisch auf den
verschiedensten fleischigen Pilzen (Boletus, Lepiota, Lactarius, Rus-
sula usw.). Er ist leicht reinzuziichten. Klebs (1) zeigte die
weitgehende Beziehung der Fortpflanzungsformen zur Beschaffenheit
des Substrates [vgl. auch Falck (1)]. In Fig. 3 ist ein Ast eines
Sporangiumtragers, die beginnende Kopulation (homothallisch) und
eine Zygospore dargestellt; auch Azygosporen kommen vor, wie
iiberhaupt eine Rtickbildung der Geschlechtlichkeit bei den Phy co-
rn ycetes nicht selten eintritt. Die (zahlreichen) Zygotenkerne
verschmelzen paarweise miteinander. Die Zygosporen keimen schon
im destillierten Wasser, wenn sie vorher nicht vb'llig ausgetrocknet
waren. Kny,_Wandtaf.?109 und 110.
Teil B. Kryptogamen
Nach Kniep 1st die geschlechtliche Fortpflanzung keine physio-
logische, wohl aber eine okologische (Gruppe VI) Notwendig-
keit (vgl. auch S. 96). Morphologische Geschlechtsgleichheit
1st mit physiologischer Geschlechtsverschiedenheit verbunden.
4. Thamnidium elegans. Der Pilz findet sich haufig auf Mist und
verschiedenen zersetzlichen Substanzen. An demselben Trager finden
sich gewOhnlich ungleiche Sporangien, vielsporige am Ende
und wenigsporige (Nebensporangien) an seitlichen Verzweigungen
(Fig. 4). Auch hier sind Zygosporen (ahnlich denen bei Mucor) be-
obachtet worden.
- Phycomyces nitens. Dieser durch seine groBen, stark phototropisch
empfindlichen Sporangientrager [Sierp (1), Buder (2)] bekannte Pilz
bildet nach B lakes lee ebenfalls +- Mzcelien und — Mycelien, bei
Abb. 98.
Abb. 99.
Abb. 98. Phycomyces nitens, die Sporangientrager infolge einseitiger Beleuchtung
zum Licht gekriimrat. Glocke rechtsseitig innen matt geschwarzt. Rd. 1/e nat. Grofie.
(Neuzeichnung nach Pfeffer.)
Abb. 99. Phy corny ess nitens, +- und — Mycelien beim Zusammentreffen ge-
schlechtlich Zygosporen bildend. Rd. l/a nat. Grofie. (Orig.)
deren Zusammentreffen Zygosporen (Abb. 99) leicht auf dem Sub-
strat entstehen. Das (wahrscheinlich weibliche) — Mycel verarbeitet
den Zucker besser als das +- Mycel. Der Pilz findet sich besonders
in Olmiihlen und Stearinfabriken an Fassern. Er la'Bt sich leicht
auf Bierwiirze-, Pflaumenagar usw. ziichten. Die Zygosporen keimen
schwer ; sie lief ern ein zwitteriges Mycel mit £, 9 und $ Sporangio-
sporen.
Absidia ylaiuca ist ebenfalls heterothallisch und erzeugt die Zygoten
in der Luft. Der Pilz la'Bt sich auf Bierwiirzeagar ztichten.
5. Pilobolus crystallinus. Hutwerfer. Man sammele frische [noch
glanzende1)] Hirsch- oder Rehlosung im Walde und bewahre sie
unter einer Glasglocke oder in einer Doppelschale in feuchter
Luft auf. Es wird sich nach meinen bei Berlin gesammelten Er-
1) Stumpf und mehr gran erscheinendes Material kann schon mehrere Jahre alt sein.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
151
fahrungen mit absoluter Sicherheit der zierliche Pilobolus crystallinus
entwickeln, an dem experimentelle Beobachtungen tiber Phototropis-
mus der kb'pfchentragenden Hyphen (Fig. 5, P. longipes) und iiber
die Schleuderkraft infolge hydrostatischer Entspannung angestellt
werden konnen.
Naheres s. bei O. Brefeld (1) und Jost (1).
H. Saprolegnia monoica (u. a. Species). Wirft man tote Fliegen oder
halbe Mehlwiirmer (welche durch heifies Wasser getotet wurden) in
eine groBe Schale mit Wasser und etwas Sumpfschlamm, so ent-
wickelt sich an den Wundstellen des Nahrkbrpers bei uber 12° C
der Wasserschimmel Saprolegnia in Form von weiBen aus-
strahlenden Biischeln [Taf. VII und Kolkwitz (2)J.
Die Gattungen Saprolegnia, Achlya, Aphanomyces u. a. m. be-
fallen auch Fische und Krebse; dabei liegt aber meist fakultativer
Parasitismus vor, da vollkommen gesunde Tiere in infiziertem Wasser
pilzfrei und lebenskraftig zu bleiben pflegen,
Fig. 5, Taf. Ill, stellt ein junges und ein reifes SchwaTm-
sporangium mit Durchwachsungen dar, aufierdem die Befruchtung.
Der Pilz ist leicht reinzuzttchten.
Leptomitus lacteus = (Apodya lactea). Der Pilz wachst eben falls
auf Mehlwurmern; man muB aber in der Hegel eine kleine Probe
Abb. 100. Leptomitus Lacteus. Verzweigter Faden mit Gemme, Sporangium mit
veifen Schwarmsporen , gekeimte Schwarmsporen. VergroBerung mittelstark. (Qrig.)
des Mycels direkt auf die Schnittflache aufimpfen. Er ist die einzige
Saprolegniacee. welche in Massenbestanden im Freien vorkommt,
und zwar als schaffellartiger Besatz in flieBenden Gewassern mit
152
Teil B. Kryptogamen.
organ ischen, ernahrenden Substanzen. Na'heres s. unter Nr. 102 der
pflanzlichen Wasserorganismen.
Die nebenstehende Abbildung zeigt ein verzweigtes Fadensttick
mit Gemme, ein Sporangium mit reifen Sch warmsporen und
junge Keimpflanzchen. . Geschlechtsorgane sind zuverlassig nicht
bekannt.
Endomyces decipiens (Ascomycetes). Der weifie Pilz Abb. 101
lebt in der freien Natur im garenden SchleimfluB der Eichen und
•^ auf zersetzten Hutpilzen. Er
bildet Oidien,'gemmenartige
*^\ /£Tx Chlamydosporen und Asko-
sporen (Abb. 101 rechts).
E. magnusii zeigt Bezie-
hungen zu den Spalthefen, E.
fg) ^ ^°f^$&> ftbidiger zu den SproBhefen.
Vgl.^S. 140.
Abb. 101. Endomyces decipiens,
rechts rait Askussporen, links
mit Chlamydosporen und abge-
gliederten O i d ie n. Vergroflerung rd.
300-fach. (Nach Brefeld.)
7. Aspergillus niger. Kolbenschimmel. Der Pilz gedeiht sehr gut
in Diakono wscher Na'hrlosung u. a. m., eignet sich auch zur Kultur
in Lindnerschen Rundglasern. Sein Mycel ist weiB, wahrend die
Sporen schwarze Farbe besitzen (welche in Ammoniakwasser loslich
ist). Er scheidet krystallisierte, dendritische Stoffwechselprodukte
aus, wahrscheinlich Amine (vgl. Oidium). Ein Habitus- und Detail-
bild s. Fig. 7, Taf. III.
A. herbariorum entsteht, mit Askusfruchten, ziemlich ha'ufig
zwischen feuchtem gebrauchten Pflanzenprefipapier.
8. Penicillium glaucum. Griiner Pinselschimmel (u. a. Species).
Der Pilz ist 1874 von O. Brefeld besonders sorgfaltig beschrieben
und abgebildet worden. Die Sporen, welche iiberall verbreitet sind,
keimen mit 1 — 6 Keimschla'uchen. Das entstehende Mycel ist reich
gegliedert, benachbarte Aste konnen miteinander fusionieren. Die
Form der pinselfdrmigen Konidientrager geht aus der Abbildung
hervor. Fig. 8 der Tafel zeigt einen Sporentrager mit langlichen
Kernen. Die Bildung der Askusfriichte scheint selten stattzufinden.
Man kann den Pilz auf Gelatineplatten leicht aus Luft einfangen,
wie S. 147 bereits bemerkt wurde. Solange seine Konidientrager noch
etwas unreif sind, d. h. noch wenig grime Farbung angenommen
haben, eignen sie sich ausgezeichnet zum Studium der Ver-
zweigung der pinselartigen Tra'ger. Man legt zweckmaBig ein Deck-
glaschen auf und bringe die Petrischale mit der Kultur unter das
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
153
Mikroskop. (Vergrb'Berung 200 — 300-fach; eventl. Kompensations-
okular 12.) Lit. West ling (1), Tiegs (Wasserschimmel).
P. glaucum und Aspergillus niger sind in ungewohnlichem Grade
befahigt, auf konzentrierten Losungen unter Bewahrung der Tur-
geszenz zu gedeihen. Die lebenden Zellen speichern Kongorot.
Abb. 102. Penieillium glaucum, Pinselschimmel. A 120-fach, B 730-fach
vergrofiert. A stellt ein kleines Mycel des Pilzes rait ungeschlechtlichen Sporentragern t
dar. Bei a die Keimspore. B zeigt den oberen Teil des Sporentragers starker ver-
groSert; b sind dessen Basidien, c stellt eine Konidien-(Sporen-)Kette dar. Die jiingsten
Sporen liegen an der Basis der Ketten. (Nach O. Brefeld).
P. luteum (ka'uflich) besitzt ein rotes Mycel und gelbe Sporen.
Es eignet sich gut zu Kulturen in Lindnerschen Glasern.
P. brevicaule dient zum Nachweis von Arsen; vgl. Abel und
Buttenberg (1) und Lafar (1), Bd. I, Johan-Olsen (1).
Bei Kulturen in Glasern und Petrischalen beobachtet man ofter
ringformiges Wachstum nach Art der Hexenringe. Bei manchen
Schimmelpilzen, z. B. Penieillium luteum, entstehen diese Ringe unter
dem EinfluB der Belichtung beim Wechsel von Tag und Nacht.
Oidium (Oos^ora)lactis. Milchschimmel (Hyphomy cetes). Dieser
Pilz findet sich ha'ufig im Rahm saurer Milch, erregt aber nicht die
Milchsauregarung. Er gedeiht auch auf frischer siifier Milch, Brot,
Mist usw. (vgl. auch Endomyces). Bei Kultur in Lindnerschen
Glasern tritt der Seidenglanz seiner Kolonien besonders deutlich
154
Teil B. Kryptogamen.
hervor. Der Pilz wachst ausgezeichnet in mineralischen Nahrlosungen
mit Alkohol als alleinige Kohlenstoffquelle. Er spaltet, wie auch
Penicillium u. a. m., nach F. Ehrlich (2) Aminosauren, bildet aus
Hordenin Tyrosol (S. 146) und aus Betaiu Glykolsaure.
- Monilia sitophila (= Oidiiim lupnli). Dieser Pilz zeichnet sich
durch sein schnelles Wachstum aus. Er ist kauflich und zu Kulturen
in Lindnerschen Glasern geeignet. Das Mycel enthalt nach Went
Karotinoide.
M. frnctigena und M. cinerea konnen auf Obstbaumen parasitaren
Charakter tragen (S. 159).
9. Botrytis cinerea. Grauer Schimmel. Der Pilz lebt meist sapro-
phytisch auf Pflanzenteilen und ist weit verbreitet. Ein Habitus- und
Detailbild ist auf Taf. Ill dargestellt. Bei einigen Arten der Gattung
finden sich ebenso wie bei der vorliegenden Sklerotien, welche
an diejenigen von Sclerotinia fuclteliana erinnern. Er kann leicht
auf Gelatinenahrboden geziichtet werden.
B. bassicwia totet die Seidenraupen.
10. Cladosporium herbarum (= Dematium pullukms .= Hormodendron
cladosporioides, wahrscheinlich auch = Mycosptmerella tulasnei). Der
Pilz entwickelt sich oft auf (langere Zeit aufbewahrten) Gelatine-
platten in Petrischalen , welche staubiger Luft ausgesetzt waren
(S. 147), in Form schwarzgruner Kolonien (mikrosk. Bild s. Taf. III).
Die jiingsten Sporen entwickeln sich an der Spitze. In der
freien Natur lebt er meist saprophytisch (selten parasitisch) auf
Pflanzenteilen.
Nach neueren Untersuchungen
von Ch. Ternetz und H. Froeh-
lich scheint er den freien Stickstoff
der Luft zu assimilieren.
Ein bekannter Schimmel unter
den Fungi imperfecti ist auch
Trickothedum roseum, z. B. auf
faulenden Tomaten.
Mycorrhiza. Wurzelpilz. Ver-
schiedene hohere Pflanzen haben
Pilzwurzeln, besonders Orchida-
ceae, Pinaceae, Fagaceae
(Abb. 103) und Ericaceae. Mycor-
rhiza-Pilze von Orchideen sind
von H. Burgeff in Reinkulturen
gezogen worden (vgl. auch S. 56).
Die Pilze scheinen bei uns, wenig-
stens zura Teil, zum Rohrling
(Boletus] und zur Lorchel ((lyro-
initra] zu gehoren.
Abb.103. Pilzwurzel der Buche.
Das Pilzgeflecht auch den Boden
durchziehend. Schwach vergroSert.
(Nach Kienitz-Gerloff.)
111. Gruppe. Eutnycetes, Fuugi. 155
Abbildungen ektotropher und endotropher Mycorrhizen s. bei
L. Kny und W. Magnus, Wandtafeln Nr. 116 und 117.
Zum naheren Studium der niederen Pilze sei noch verwiesen auf
G. Lindau (2) u. (3), P. Lindner (1) u. (2) und Handworterbuch (1).
3. Parasitische Pilze.
Die durch Pilze an Pflanzen und Tieren erzeugten Krankheiten bzw.
Umbildungen beanspruchen ein ernahrungsphysiologisches Interesse in
ahnlicher Weise wie die Parasiten unter den Phanerogamen, welche im
Teil A kurz behandelt sind. Die feinere Physiologie der Ernahrung ist
bei den Schmarotzerpilzen noch verhaltnismaBig wenig erforscht, wir
sind deshalb in erster Linie auf die Schilderung solcher Erscheinungs-
formen in dieser Gruppe angewiesen, welche physiologische Ausblicke
gestatteu; vgl. auch H. Klebahn (1).
Beziiglich der Bekampfungsmethoden krankheitserzeugender Pilze
sei auf die von der Biologischen Reichsanstalt fur Land- und Forst-
wirtschaft in Dahlem herausgegebenen Flugblatter verwiesen, ferner auf
die a. a. 0. genannte Literatur, auch auf G. Lindau (1). Die Abbildungen
sind samtlich Neuzeichnungen, teils Originate, teils nach den Arbeiten
von Aderhold, Appel, Eriksson, Laubert u. a.
Eine kurze, aber inhaltsreiche Ubersicht fiber die durch Pflanzen
und Tiere erzeugten Krankheiten unserer Kulturpflanzen findet
sich in der mit zahlreichen Abbildungen ausgestatteten Arbeit von
0. Appel (1). Ausfiihrlicheres s. im Handworterbuch (1), bei
Eriksson (1) und P. Sorauer (1).
Ubersicht iifoer einige Typen parasitischer Pilze.
Myxomycetes (wohl richtiger zu den Chytridineen zu rechnen).
Tafelfig. 1. Plasmodiophora brassicae.
Schizomycetes (s. dort).
Tafelfig. 2. Bacterium phytophthorum.
Phycomycetes.
Tafelfig. 3. Empusa muscae,
„ 4. Cystopus (Albugo) candidus,
„ 5. Peronospora viticola.
Ascomycetes.
Tafelfig. 6. Exoascus pruni,
„ 7. Rhytisma acerinum,
„ 8. Sphaerotheca mors uvae,
„ 9. Cordyceps militaris,
„ 10. Claviceps purpurea,
„ 11. Nectria cinnabarina.
„ Monilia (Sclerotinia) cinerea.
156 TeU B. Kryptogamen.
Basidiomycetes.
Tafelfig. 12. Ustilago avenae,
„ 13. Puccinia graminis (Aecidium berberidis),
„ 14. Exobasidium vaccinii.
Fungi imperfect!.
Tafelfig. 15. Phoma rostrupii.
1. Plasmodiophora brassicae. Hernie1) derKohlarteu. Die Ab-
bildung stellt eine Erkrankung der weiBen Rube dar.
Plasmodiophora lebt als Schmarotzer in Form von Schleim-
korpern in lebenden Zellen der Wurzeln von Kreuzbliitlern, an
denen er gallenahnliche Bildungen hervorruft. Hauptsachlich werden
Kohlpflanzen (Brassicd) befallen. Es entstehen Anschwellungen an
Haupt- und Nebenwurzeln, durch welche die Pflanze stark leidet
(siehe Abbildung auf Taf. IV).
Die Krankheit ist aufierdem an einer Reihe anderer Kreuzbliitler
beobachtet word en, z. B. Raphanus, Sinapis, Camelina, Capsella,
Thlaspi, Cardamine, Cheiranthus, Iberis.
Wenn im Spatherbst die Sporen nach Verfaulen der erkrankten
Wurzeln frei werden, infizieren sie den Boden. Im Friihling tritt
aus der Spore ein Schwarmer heraus, der sich in junge Wurzelfasern
einbohren und dadurch neue Erkrankungen hervorrufen kann.
Die Krankheit wird durch feuchten Boden begiinstigt, durch
trockneren kalkreichen gehemmt. Chrysophlyctis s. Flugbl. 53.
2. Bacterium phytophthorum. Erreger derSchwarzbeinigkeit
der Kartoffel. Naheres siehe im Abschnitt Bakterien und im
Flugblatt Nr. 28.
Die Krankheit wird dadurch bekampft, dafl man die befallenen
Pflanzen vernichtet und fur gesundes Saatgut sorgt, das vor dem
Legen nicht zerschnitten werden darf. Die zur Aussaat bestimmten
Kartoffeln miissen im Winter trocken und kiihl lagern.
3. Empusa muscae. Schimmel der Stubenfliege. Der Pilz ist
besonders auffallig an Fliegen, welche an Fensterscheiben verendet
sind. Man erkennt deutlich einen weiCen Hof von Pilzsporen um
die toten, aufgedunsenen Tiere; dieser Hof entsteht auch, wenn man
matte Fliegen totet und auf den Objekttrager legt.
Empusa ist stark pathogen und infiziert gesunde Tiere, welche
man mit kranken unter eine Glocke bringt (Brefeld). Die keimenden
Sporen durchdringen die Chitinhaut und durchwuchern den Fliegen-
korper. Die Kultur des Pilzes als Saprophyt auf geeignetem Nahr-
agar ist moglich, aber schwierig.
4. Cystopus (Albugo] candidus. ,,WeiBer Rost". Die Abbildung zeigt
den Pilz als weiBen, Deformationen bedingenden tiberzug an dem
1) Hernie bedeutet die beim ,,Bruch" entstehenden Vorwolbungen.
Kolkwii%, Pflanzenphysiologie. 2. Au/l.
Tafel IV.
Parasitische Pilze.
Erlauterungen im Text.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi. 157
Fruchtstand des Hirtentaschelkrautes (Capsella bursa pastor is.) Er
befallt aufierdem auch die Stengel und Blatter. Andere Cruciferen,
wie Sinapis, Thlaspi usw., werden ebenfalls von dem Pilz bewohnt.
Der durch ihn hervorgerufene landwirtschaftliche Schaden 1st nur
gering. Naheres siehe bei de Bary (1) und im Handworter-
buch (1). Die Wirtspezialisation ist wenig weitgehend.
5. Peronospora (Plasmopara) viticola. Falscher Mehltau des
Wei n stocks. Der Pilz erzeugt weiBliche Schimmelrasen besonders
auf der Unterseite der Blatter, welche dadurch erkranken und ab-
fallen. In den Trauben erzeugt er ,,Lederbeeren". Unter dem Mikro-
skop erscheinen diese Rasen zusammengesetzt aus baumchenformigen
Konidientragern, welche aus den Spaltoffnungen hervorragen. Die
Keimprodukte der Sporen infizieren, besonders bei regnerischer
Witterung, die Weinstocke von neuem.
Der falsche Mehltau stammt aus Nordamerika ; er ist fast noch
gefahrlicher als der echte (Oidium tuckeri = Undnula spiralis =
Aescherig), der in erster Linie Beerenkrankheiten, aber auch Blatt-
befall verursacht Seine Bekampfung geschieht durch Bespritzen
der Weinstocke mit Kupferkalkbruhe, wahrend gegen Oidium haupt-
sachlich Schwefeln angewendet wird. Man vergleiche Flugblatt Nr. 41.
Phytophthora infestans, ein schmutziggrauer Blattschimmel, be-
wirkt die Krautfaule der Kartoffelpflanzen. Uber seine einfache
Kultur vgl. Kolkwitz (2).
Olpidium luxurians (nicht abgebildet). Parasitiert auf im Wasser
schwimmenden Pollenkornern, besonders der Kiefer. Lafit sich durch
Aufstreuen von Pollen auf Oberflachenwasser einfangen. Eine gute
Ubersicht tiber die Substrate, auf denen Chytridineen und
Ancylistineen leben, flndet sich bei M. v. Minden (1). Uber
Ghytridiwn olla vgl. Oedogonium. Vgl. auch Zopf.
6. Exoascus pruni. Taschenkrankheit der Pflaumen. Der Pilz
verunstaltet die Friichte bestimmter Pflaumensorten. Das Mycel
durchzieht parasitisch auch Teile der Zweige und erzeugt Askuslager
als gelbgrauen Reif auf den kranken Friichten unter der Kutikula.
Diirre Witterung hemmt seine Entwicklung. Er wird in der
Weise bekampft, daB man die kranken Friichte unschadlich macht
(z. B. durch Verbrennen oder Eingraben) und die befallenen Zweige
zuriickschneidet (s. im Flugblatt Nr. 30).
7. Rhytisma acerinum. (rhytis = Eunzei.) Teerfleckenkrankheit
der Ahornblatter, Runzelschorf. Das Bild zeigt die Krank-
heit auf einem Blatt des Spitzahorns (Acer platanoides). Die Mern-
branen der Pilzfaden sind schwarzlich gefarbt. Askuslager entstehen
auf den schwarzen Partien erst im Fruhjahr, nachdem die abgefallenen
Blatter wahrend des Winters auf dem Boden gelegen haben.
158 Teil B. Kryptogaraen.
Der Pilz 1st kein besonderer Schadling. Man beseitigt ihn leicht,
wenn man die kranken, abgefallenen Blatter verbrennt oder vergrabt
(s. Flugblatt Nr. 29).
8. Sphaerolheca mors uvae. Erzeuger des amerikanischen
Mehltaues des Stachelbeerstrauches. Der Pilz befallt die
Blatter, Triebe und Friichte des Stachelbeerstrauches. Auf den
Beeren erzeugt er braune, derbe Flecken, auf welchen Askusfruchte
entstehen (s. Flugblatt Nr. 35).
9. Cordyceps militaris. Der Pilz vermag, wie Versuche gezeigt haben,
auch gesunde Raupen zu befallen und zu toten. Sein weiBes Mycel
verbreitet sich in dem Korper der Raupe und treibt aus dieser die
Askusfrucht in Form gelbroter; auffalliger Keulen von mehreren,
bis 6 cm Hohe.
Man findet den Pilz in manchen Jahren ziemlich haufig in
Waldern; die Raupen liegen flach unter der Erde, wahrend die
gelbroten Keulen hervorragen.
10. Claviceps purpurea. Mutterkorn. Der Pilz erscheint zunachst
als sogenannter ,,Honigtau" an den Bliiten mancher Graser, be-
sonders des Roggens, in seiner Konidienform. Mit dem Reifen der
Ahren verdichtet sich das Mycel in den Fruchtknoten zu dem
MMutterkorn". Dieses ,,Sklerotium" (Hartmycel) enthalt Gifte
[z. B. das Alkaloid Ergotinin (C35H40N40(;)], sonst aber, wie alle
Speicherorgane, auch wertvolle Nahrstoffe, wie Phosphor, Lecithin
und Fett (bis 35 %)•
Die Sklerotien konnen zum Austreiben gebracht werden, wenn
man sie bald nach der Getreideernte auf feuchten Sand oder feuchte
Erde legt und damit nur teilweise bedeckt. Nach Verlauf von drei
oder mehreren Monaten beginnen die in der Abbildung wieder-
gegebenen Stiele mit einem Kopfchen, in dem Perithecien mit Askus-
schlauchen eingesenkt sind, sich zu entwickeln. Kny, Taf. 41 — 44.
Die Keimung gelingt auch mit Ciav. microcephala (auf Molinia).
Der Pilz wird dadurch bekampft, dafi man die Mutterkorner
beseitigt und zur Saat mb'glichst reines Material verwendet; vgl.
auch Flugblatt Nr. 21.
11. Nectria cinnabarina. Rotpustelkrankheit derBaume. Dieser
Pilz macht sich besonders durch rotliche Knotchen auf meist ab-
gestorbenen Asten vieler Geholzarten bemerkbar: die Polster treten
nach Sprengen der Rindenpartien hervor.
Die Konidienlager sind hellrot, die Askusfruchte dunkelrot. Die
Farbstoffe, welche ihren Sitz in den Membranen haben. sind mit
Schwefelkohlenstoff extrahierbar.
Der Pilz kanii auBer als Saprophyt auch als Wuiidparasit auf-
treten.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
159
Nectria ditissima erzeugt Krebs bei manchen Apfelsorten (Graven-
steiner sind fast krebsfrei). Vgl. Flugblatt Nr. 17 und 25.
Weitere Baumschadiger siehe unter Polyporus.
Monilia (Sclerotinia) cinerea. Abb. 16. Diese Monilia befallt be-
sonders Kirschen und macht die Friichte faul. ScL fruetigena findet
sich raehr auf Kernobst (Abb.
104). Monilia eignet sich a u s -
gezeichnet zu Infek-
t ion en, besonders bei Kir-
schen und Birnen; Kolk-
witz (2).
Die Bekampfung der Krank-
heit geschieht dadurch, daft man
alles Kranke verbrennt oder ver-
grabt (s. im Flugblatt Nr. 14).
12. Ustilago avenae. Flugbrand
des Hafers. Das Mycel des
Brandpilzes wachst mit der sich Abb. 104. Monilia fructigena; nach
entwickelnden PBanze empor
und zerstort die Bliiten, in durchwucherte Frucht. Etwas verkleinert.
denen sich die bekannten ver-
staubenden dunklen Brand-
sporen entwickeln. Die Fig. 12 zeigt einen Teil einer Hafer-
rispe, in der die Zerstorung an den unteren Partien der Spelzen
sichtbar ist. Der Pilz kann die ganzen Ahrchen in eine schwarz-
liche Masse verwandeln. In No. 48 : Flugbrand v. Gerste u. Weizen.
Man bekampft ihn durch vorsichtiges Behandeln des Saatgutes
mit Formalin oder HeiJRwasser, wodurch die Sporen abgetotet werden;
vgl. Flugblatt Nr. 38.
Tilletia caries verursacht den Stinkbrand (Trimethylamin !) des
Weizens. Die Sporen keimen leicht im Wasser. Naheres siehe im
Flugblatt Nr. 26.
13. Puccinia graminis. Rost der Getreidepflanzen. (Nach Thomas
Puccini, Professor der Anatomie am Lyzeum zu Florenz.) Der Pilz findet
sich auf alien Getreidesorten und auf vielen anderen Grasern; er
erzeugt hier rotgelbe Uredosporen und braune Teleutosporen.
Die Aecidiumbecher entstehen auf den Blattern der Berberitze
(Wirtswechsel) oder auf denen von Mahonia aquifolium als Berbe-
ritzen-Fleckenrost oder -Becherrost (siehe die Abbildung).
Schon mit etwa 14-fach vergrofternden Lupen kann man oft
ausgezeichnet beobachten, daft die Teleutosporenlager (z. B. auf
Schilfblattern) unter der Epidermis hervorbrechen.
Will man von solchen Sporen mikroskopische Dauerpraparate
anfertigen, so befeuchte man sie zuvor mit Alkohol und kratze sie
dann mit einer Nadel oder dergleichen ab.
160 Teil B. Kryptogamen.
Die Aecidium-Becher1) eignen sich sehr gut zu mikroskopi-
schen Trockenpraparaten auf schwarzen Objekttragern mit auf-
gekittetem Ring. Die Praparate liefern bei schwacher mikroskopi-
scher VergroBerung sehr gute Bilder, wenn man sie von oben her
mit einer hellbrennenden elektrischen Taschenlampe beleuchtet.
Auch Teleutosporen, besonders von Phragmidium rosarum, lassen
sich auf diese Weise gut beobachten.
Klima und Boden sind von EinfluB auf die Heftigkeit, mit
welcher die Krankheit auftritt.
Die bekannte Umgestaltung der Wolfsmilch (Euphorbia cypa-
rissias) wird durch das Aecidium- Stadium von Uromyces pisi
(von ura = Schweif, nicht von uron = Harn) bewirkt.
Naheres s. bei H. Klebahn (1) u. (2).
14. Exobasidium vaccinii. Der Pilz schmarotzt auf den Arten der
Gattung Vacdnium, besonders auf den PreiBelbeeren ( F. vitis idaea),
deren Blatter und Stengel er befallt und fleischig auftreibt. Die
weiBen Lager der Basidien (Hymeniumschicht) entstehen unter der
Epidermis und brechen durch diese hervor.
15. Phoma rostrupii. Dieser Pilz befallt die Mohrriibe (Daucus carota)
an Wurzeln und Stengeln. Die geschadigten Stellen bilden die
Herde zur Entwicklung von Pykniden in Form von kleinen Knotchen.
Die Sporen treten aus diesen als wurstartige Gallertmassen aus.
Die durch den Pilz befallenen Mohrriibenpflanzen setzen in der
Regel keine Friichte an. Die Krankheit tritt hauptsachlich in Ge-
genden mit Seeklima auf.
16. Monilia cinerea. Siehe unter Ascomycetes S. 159.
Fusicladium dendriticum (nicht abgebildet) erzeugt die bekannten
schorfigen, harten Flecken, besonders auf Apfeln, ohne sie eigentlich
zu verderbeu. Auf der Birne findet sich F. pirinum\ s. Flugblatt
Nr. 1, 5. Aufl., 1911.
4. Hohere Pilze.
Die Physiologie der hoheren Pilze ist zurzeit noch wenig erforscht,
jedenfalls nicht so griindlich wie ihre Morphologie und zum Teil auch
Entwicklungsgeschichte. Die Standortsverhaltnisse und sonstige Lebens-
und Formeneigentumlichkeiten dieser Gruppe bieten aber so viele Hin-
weise auf ihre Ernahrung und ihren Stoffwechsel, daB sich immerhin
ein einigermaBen abgerundetes Bild von ihrer Lebensweise in Beziehung
zum ernahrenden Medium geben laBt.
Die Hauptentwicklung der hoheren Pilze findet in der freien Natur
im Spatsommer und Herbst statt, wenn vorwiegend feuchtes und warmes
Wetter herrscht. Durch die um diese Jahreszeit im Boden erfolgenden
1) Solche Becher finden sich in der Sammlung Brendelscher Modelle.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
161
Zersetzungsprozesse werden die Ausbreitung des Mycels1) im Boden
und das Hervorbrechen der Pilzkorper wesentlich begiinstigt. Viele
Pilze zeigen eine sehr schnelle Entwicklung, da sie iiber Nacht empor-
schiefien konnen, sie sind vielfach aber auch rasch verganglich, be-
sonders dadurch, dafi sie vonden Maden der verbreiteten Pilzmucke
(Mycetophila) und von Nacktschnecken (Arion subfuscus] zerfressen oder
von Bakterien zersetzt werden. Die zur Herbstzeit lebhaften Ver-
moderuugsprozesse kommen vor allem im Buchenwald zum Ausdruck.
Die naheren Beziehungen zum Standort treten vor allem bei mist-
bewohnenden Pilzen hervor, ferner bei solchen auf morschem Holz;
auch hier zeigen sich offensichtlich die Beziehuugen zu organischen
Substanzen. Die Ernahrung der sandbewohnenden Pilze bedarf noch
eines weiteren Studiums.
Typisch sind im Pilzkorper einige Zucker und verwandte Stoffe:
Trehalose2) (Pilzzucker, C12H220U) findet sich neben Trauben-
zucker vielfach bei Pilzen (besonders hoheren), wahrend Rohrzucker
und Starke fehlen [C z a p e k (1)J.
Mannit3) (Zuckeralkohol, C6HU06) entsteht auJBerordentlich
leicht und schnell aus Trehalose.
Glykogen (sogen. tierische Starke) ist bei Pilzen ebenfalls
haufig. Vgl. auch Abderhalden (2) S. 96.
Ubersicht iiber die Mheren Pilze.
Fur die Besprechung hauptsachlich physiologischer und okologischer
Fragen sollen die folgenden Vertreter etwas naher behandelt werden.
Alle Abbildungen sind Neuzeichnungen, teils Originale, teils nach den
Arbeiten von Cooke, Hennings uud Michael.
Nach Kniep sind die hoheren Pilze vielfach heterothallisch (vgl.
S. 149 u. 150.
Ascomycetes.
Tafelfig. 1. Peziza aurantia,
„ 2. Morchella conica,
Tuber melanosporum,
„ 3. Xylaria hypoxylon.
Basidiomycetes — Keulenpilze.
Tafelfig. 4. Clavaria pistillaris,
Clavaria botrytis,
Sparassis crispa.
Basidiomycetes — Stachelpilze.
Tafelfig. 5. Hydnum auriscalpium,
Hydnum imbricatum.
Basidiomycetes — Locherpilze.
Tafelfig. 6. Merulius lacrymans,
„ 7. Polyporus vereicolor,
„ 8. Boletus bulbosus.
Basidiomycetes — Blatterpilze.
Cantharellus cibarius,
Tafelfig. 9. Coprinus comatus,
,, 10. Marasmius alliatus,
Marasmius oreades,
„ 11. Nyctalis parasitica,
„ 12. Lactaria deliciosa,
„ 11. Bussula adusta,
1) Mycelium = Pilzmutter, Nahrung aufnehmender Teil des Pilzes.
2) Nach der Manna Trehala (Puppengehause auf persischen Echinops-A.Tten).
3) Sehr verbreitet in der Manna -Esche. Dulcit und S or bit (dem Maunit
stereoisomer) finden sich ebenfalls bei Pilzen.
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
11
162
Teil B. Kryptogamen.
Tafelfig. 13. Galera (Derminus) hypni,
„ 14. Omphalia fibula,
„ 15. Mycena sanguinolenta,
„ 16. Colly bia tuberosa,
„ 17. Tricholoma equestre,
Hypholoma fasciculare,
Cortinarius species,
Psalliota campestris,
„ 18. Armillaria mellea,
Lepiota procera,
Tafelfig. 19. Amanita mappa,
Amanita muscaria,
Eozites gongylophora.
Basidiomycetes — Bauchpilze.
Phallus impudicus,
Tafelfig. 20. Lycoperdon gemmatum,
„ 21. Scleroderma vulgare.
Abb. 105. Pex,i%a re -
p anda, Fruchtformen. Links:
Askus mit 8 Sporen; rechts:
Konidientrager. (Nach O.
Brefeld.)
1. Peziza auranlia. Orange-Becher.
pilz. Die Pezizen wachsen meist
herdenweise auf blofier Erde oder auf
verschiedenen zersetzlichen Pflanzen-
teilen. Die Fruchtkorper sind in der
Regel fleischig weich und kahl. Die
Asci sitzen auf der Innenseite der
Becher. Die reifen Askussporen
werden in weiBen Wolkchen ausge-
stoJSen, sobald man den Pilz in trockene
Luft bringt.
Einige Verwandte von Pexixa leben
im Wasser.
Peziza ist ein hochstehender Asco-
mycet mit zwei Fruchtformen (siehe
Abb. 105).
2. Morchella conica. Spitzmorchel.
Die Fruchtkorper dieses Pilzes ent-
wickeln sich besonders vom Marz bis
Mai, selten vom August bis Oktober.
Helvetia (Gyromitra) esculenta, die Lorchel, kann in rohem
Zustande bisweilen deutliche Mengen der sehr fliichtigen Helvella-
saure (C12H2007) enthalten, welche giftige (hamolytische) Eigen-
schaften besitzt. Durch Erhitzen und Trocknen des Pilzes wird das
Gift zerstort. [Vgl. Lafar (1), Bd. 1, S. 276.J
Tuber melanosporum. Perigordtriiffel. Die als Truffeln be-
kannten Askusfriichte finden sich meistens 5—6 cm tief unter der
Oberflache im Humus der Laubwalder, besonders auf kalkhaltigem
Boden. Das Mycel des Pilzes steht mit den Wurzeln der Baume
in Verbindung.
Die sehr aromatische Perigordtruffel, eine Form von Tuber
brunmle, findet sich besonders in Frankreich und Italien, sehr ver-
einzelt auch in den Rheinwaldern Badens.
3. Xylaria hypoxylon. Geweihformiger Holzpilz. Das Stroma
des Pilzes mit den eingesenkten Perithecien ist meist schwarz, an-
Kolkwitx,, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
Tafel Va.
Ho'here Pilze I.
Erlauterungen im Text.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Kollcwitz, P/lanzenphysiologie. 2. Aufl.
11
H d h e r e P i I z e II.
Erliiiiterungen im Text.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi. 163
fangs durch die Konidien weiB bestaubt. Er wachst hauptsachlich
auf Baumstumpfen.
4. Clavaria pisiillaris. Herkuleskeule. Der Pilz tragt die Basidien
auf der Oberflache der Keule. Er flndet sich meist einzeln auf
grasigem Boden, besonders in Laubwaldern. und wird bis 25 cm hoch.
Clavaria botrytis. Hirschpilz, Korallenpilz. Die Gestalt
dieses Speisepilzes erinnert an Blumenkohl. Er wachst besonders
in Buchenwaldern zwischen Moos und Gras.
Sparassis crispa. Krauser Ziegenbart, Glucke. Die Frucht-
korper von Sparassis gleichen in der Form einem groBen Schwamm
oder Schwammkorallen mit blattformig zusammengedruckten Asten.
Sie konnen bis 60 cm Durchmesser erreichen. Man findet sie haupt-
sachlich an Stiimpfen von Kiefern.
5. Hydnum auriscalpium. Ohrlb'ffelpilz. Dieser Stachelpilz wachst
auf in Zersetzung beflndlichen Kiefern- und Tannenzapfen.
Hydnum imbricatum (Jung eCbar) gedeiht auf Erde, besonders
in Kiefernwaldern. Sein Aussehen von oben hat zur Bezeichnung
Habichtspilz, sein Anblick von unten zur Bildung des Namens
Rehpilz Anlafi gegeben.
0. Merulius lacrymans. Hausschwamm. Der Pilz ist mehrfach als
Saprophyt reingezuchtet worden. Lebenskraftige Sporen des Merulius
keimen bei 25 ° C innerhalb 24 Stunden in ca. 2,5 %iger Malzextrakt-
losung mit 1 % Mono-Ammoniumphosphat.
Der Hausschwamm ist als gefahrlicher Holzzerstorer beruchtigt.
Er macht wie verschiedene andere Pilze das Holz miirbe und rissig.
Sein Mycel bildet weiRe Watten mit derben Leitstrangen (Nahrmycel),
wie sie die Abbildung zeigt. Er dringt auch in Mauerwerk ein (02-
Entzug totet ihn nicht ab) und kann sich von dort aus wieder auf
Holzteile weiter ausbreiten. SchlieBlich bilden sich lappige Frucht-
korper mit brauner, grubiger Oberflache. Ausgezeichnete Abbildungen
des Hausschwammes finden sich bei R. Falck (1). Vgl. auch
A. Moller (1), v. Tubeuf (1) und Lafar (1).
An mikroskopischen Schnitten durch befallenes Holz erkennt
man, daB der Pilz die Zellulosemembraneu durchdringt. (Cytase-
wirkung). Vgl. F. Czapek (2). Der Pilz enthalt auch Diastase.
7. Polyporus versicolor. Bunter Locherpilz. Die perenniereuden,
lederig-holzigen, mit bunten Zonen versehenen Fruchtkorper dieses
Pilzes finden sich sehr haufig an Baumstumpfen, meist in dach-
ziegelartiger Anordnung; er lebt saprophytisch. Andere Poly-
pore en sind Baumzerstorer und vielfach echte Parasiten. Naheres
siehe bei R. Hartig (1), A. Moller (1), Engler-Prantl (1).
Nach den eingehenden Untersuchungen von H. Munch (1) ist
ll*
164 Teil B. Kryptogamen.
wassersattes uiid dabei luftarmes Holz ziemlich immun gegen
den Befall durch zahlreiche Pilze.
Uber das Verhalten der inkrustierenden Holzsubstanzen (Hadro-
mal und Lignin) gegeniiber Pilzen vergleiche man z. B. J. Lind-
roth (1).
8. Boletus bulbosus. (edalis). Steinpilz.
(Name von bolites, bei den Griechen ein eSbarer Pilz.)
Der Steinpilz ist an seiner Form, der Netzzeichnung am Stiel
und an den brauneu Sporen, welche an den Wanden der Locher
sitzen, kenntlich (Versuch s. S. 172). Fehlt das Netz, so liegt in der
Regel Boletus (= Suillus) castaneus mit weifiem Sporenpulver vor.
Der Steinpilz enthalt, wie viele audere Speisepilze und frisches
Gemiise, ca. 87 — 90% Wasser1). Neben EiweiB sind durch die
Analyse nachgewiesen : Mannit, Traubenzucker, Fett, auBerdem
ziemlich reichlich Kali uiid Phosphorsaure ; vgl. A. Konig (1).
Die Blaufarbung des Fleisches mancher Boletus -Arten scheiut
durch laccase-ahuliche Oxydasen bewirkt zu werden.
Wenn im Steinpilz Gifte entstehen, handelt es sich um alte,
zersetzte Exemplare. in welchen sich durch EiweiBzerfall Putrescin
bildet.
Cantharellus cibarlus. Pfefferling.
[Diminutiv von cantharus, Name fiir ein becherartiges, weitbauchiges Trink-
gefaB (Humpen).]
Der Pilz, welcher allgemein geuossen wird, wachst mit Vorliebe
in Kiefernwaldern. Im rohen Zustande hat er einen schwach pfeffer-
artigen Geschmack. Vgl. auch S. 70.
9. Coprinus comatus (= porcellanus). Tintenpilz.
(Name von copros = Dung, Mist.)
Der Pilz zerflieBt, wie auch die Abbildung zeigt, beim Absterben
zu einer schwarzen, tintenartigen Masse, an deren Bildung auch
Mikrobien beteiligt sind, welche dem Bacterium chitinovorum nahe
stehen. Die Membraneu zeigeu nach der chemischen Analyse
chitinartige Bestandteile. Das Zerflieften findet auch bei jungen.
festen Exemplaren statt, wenn man sie vom Substrat abtrennt und
in ein Glas legt.
Die schwarzen eiformigen Sporen der zerflossenen Exemplare
dieser Art, auch von Coprinus atramentarius (atramentum = Tinte),
kann man in groiierer Menge in mit Formalin versetztem Wasser
aufbewahren und zu mikroskopischen Sporenpraparaten in Glyzerin-
gelatine verwenden.
Coprinarius (Panaeolus) campanulatus und andere schwarzsporige
Pilze (Atrosporeae) mit kleineu Hiiten kann man zum Nachweis
1) Rindfleisch enthalt ca. 75°/0 Wasser.
III. Gruppc. Eumycetes, Fungi.
des Ausfallens der Sporen auf einen Objekttrager legeu. Auf diese
Weise gewinnt man lehrreiche makroskopische und zugleich mikro-
skopische Sporenbilder (s. Abb. 107).
Manche Coprinus-Arten scheiden in feuchter Luft nach F. Knoll (1)
mittels Hydathoden am Stiel Wassertropfchen aus, welche Kalium-
oxalat, das bei Pilzen nicht selten ist, enthalten.
Coprinus stercorarius, ein typischer Mist-Tinteupilz, ent-
wickelt sich auch im Winter leicht, wenn man frischeu Pferdemist
einige Zeit unter einer Glocke stehen lafit. Er bildet Sklerotien,
bei dereu Austreiben man die Abnahme von EiweiB leicht fest-
stellen kaun.
10. Marasmius alliatus (= M. scorodonius). Musseron.
(Name von marasmos — Verwelken, da der Pilz meist vertrocknet und nicht
ver fault.)
Der Pilz riecht und schmeckt nach Knoblauch und dient als
Gewiirz an Speisen. Die Spezies M. alliaceus (auf morschen Buchen-
stiimpfen) riecht noch weit starker.
Der Musseron wachst besonders an Waldrandern auf Graswurzeln,
auf abgefallenen Zweigen und an Baumstumpfen.
M. rotula, der dem Musseron ahnlich sieht. aber nicht riecht,
wachst herdenweise an dtinnen Zweigen und zeigt deutlich geo-
tropische Krummungen der Hutstiele.
Iricholoma graveolens, der Mai schwa mm, wird ebenfalls als
Musserou bezeichnet.
11. Nyctalis parasitica (nyctaios = schiafrig, schiaff). Der Pilz wachst, wie
die Abbildung zeigt, auf Hiiten von Russula adusta und auf den
verhaltnismaJBig widerstandsfahigen Fruchtkorpern von Eussula
nigricans (enthalt Tyrosin).
12. Lactaria deliciosa. Echter Reizker. Dieser Speisepilz enthalt
reichliche Mengen eines lebhaft gelbroten Milchsaftes. Dieser findet
sich in durch Fusionen gebildeten Rohren von verhaltnismafiig weitem
Durchmesser.
Die Milchsaftrohreu der Pilze scheinen wie bei den hoheren
Pflauzen zum Teil der Leitung plastischer Baustoffe zu dienen. Der
Pilz ist ziemlich reich an F e 1 1 e n (5—6 °/o) ; nach Em. Bourquelot
enthalten die Lactarien auch ziemlich viel Maunit.
Lactaria piperata enthalt einen bei Verletzung milchig aus-
fliefienden Saft von scharf brennendem Geschmack, von dem keine
Giftwirkung bekanut ist. Das Brennen auf der Zunge wird nicht
durch Rhaphiden erzeugt. L. tormiuosa (Birkenreizker) gilt als
schwach giftig.
Russula Species. Abbilduug siehe unter Nyctalis. Taubliug. Die
Gattung der Taublinge ist sehr artenreich. Sie ist anatomisch ge-
166
Teil B. Kryptogamen.
kennzeichnet (lurch zwei Hyphengewebe (wie Lactaria), aber es fehlt
der Milchsaft Auflerlich fallen die Russula- Arten durch die straffen
Lamellen auf, welche sich gut zum Beobachten der Basidien an
groben Querschnitten eignen (Planktonkammer, Lupe!) (Abb. 106).
Russula hat weifie, Eussulina gelbliche Sporen.
Abb. 106. [Russula rubra,
Lamellenschnitt.
sh subhymeniale Schicht,
b Basidien,
s Sterigmen,
sp Sporen,
p Paraphysen,
c Cystide.
(Nach Strasburger.)
Sporen einer jeden Basidie nach
Kniep (1922) wahrscheinlich in
vielen Fallen geschlechtlich differen-
ziert.
Der bei Russula weit verbreitete rote Farbstoff der Hutober-
flache laitt sich in Wasser oder verdiinntem Alkohol ausziehen;
vgl. Zopf (1).
Russula- Arten, soweit sie bisher untersucht sind, enthalten das
Ferment Tyrosinase, welches Aminosauren angreift.
13. Galera (Derminus) hypni. Haubenpilz.
(Name von galerum = Kappe.)
Hut sehr dunnfleischig, fast nur hautig, ohne Schleier am Rande
(Evelatae). Sporenpulver und Pilz braun. Gern auf feuchter Erde
zwischen Moos wachsend, bis ins Hochgebirge verbreitet.
14. Omphalia fibula. Nabelpilz.
(Name von omphalos = Nabel, Buckel und fibula = Heftnadel, Bolzeri.)
Die gelblichen kleinen, zarten Pilze wachsen an feuchten Wald-
stellen zwischen Moos.
15. Mycena sanguinolenta. Purpurschneidiger Helmpilz.
(Name wahrscheinlich von mykes = Pilz, sanguinolentus = blutig.)
Der zarte Pilz wachst in Waldern zwischen Blattern, Moos usw.
Er enthalt einen blaBschmutzigroten Saft.
Mycena galericulata : biischelweise an Baumstiimpfen.
„ alcalina u. ammoniaca: riechen stark laugenartig.
„ leptocephala : riecht laugenartig, auch an salpetrige
Saure erinnernd.
„ pura: riecht rettichartig ; vgl. Rick en (2).
III. Grtippe. Eumycetes, Fungi. 157
16. Collybia tuberosa. Knolliger Rub ling.
(Nrame von kollybos — kleine Miinze, wegen Ahnlichkeit der oft kleinen und
flachen Hiite mit Geldstiicken.)
Der Stiel der Colly ^-Arten hat eine knorpelige Haut und 1st
innen hohl oder mit schwammigem Mark erfullt. Die Fruchtkorper
der vorliegenden Art wachsen aus Sklerotien (Hartmycel) hervor.
17. Tricholoma equestre. Grtinling. Der Stiel, das Fleisch und die
Lamellen dieses Pilzes sind gelb, oft mit eiuem Stich ins Griinliche.
Der Pilz wachst in sandigen Kiefernwaldern und bricht meist
erst nach ziemlich weiter Entwicklung aus dem Boden hervor. Er
ist ein guter Speisepilz.
Hypholoma fasciculare. Schwefelkopf. Der Pilz wachst in
Biischeln an Baumstiimpfen, morschem Holz usw. Seine purpur-
schwarzbraunen Sporen fallen leicht aus.
Cortinarius Species. Haarschleierling.
(cortina = Hutsaum, Eandschleier.)
Die Arten der Gattung Cortinarius sind brauusporig (Phaeo-
sporeae), haben ein mehr oder weniger haarschleierartiges Velum
parti ale und zeichnen sich hauflg durch Schleimbildung aus.
Psalliota campestris (= Agaricus campestris). Champignon. Der
Champignon besitzt dunkelpurpurne Sporen (Amaurosporeae),
welche in Masse gebildet werden und reichlich ausfallen (Abb. 107).
Abb. 107. Psalliota campestris, Champignon. Links: Sporen aus dem Kopf auf
Papier ausgefallen; rechts: Langsschnitt durch den Pilz, nach einem Herbarexemplar.
1I, nat. GroBe. (Orig.)
Ein Exemplar kann einige Kubikzentimeter Sporenmasse erzeugen.
Der Stiel tragt einen Ring (Ann ulatae). Der Pilz wird im grofien
kultiviert. Ebenfalls kultivierbar (meist aus in Wasser auf-
geschwemmten Sporen) sind von hoheren Pilzen noch:
Morchella esculenta, Pleurotus ostreatus,
Helvetia esculenta, Clitopilus prunulus,
Russula virescens, Pholiota mutabilis,
Collybia Species, Armillarm mellea,
Russuliopsis laccata, Amanita rubescens
u. a. m.
168 Teil B. Kryptogamen.
Nebenstehend 1st das Champignonhaus der Gartnerlehraustalt
zu Dahlem abgebildet 1), welches sich durch gut durchdachte Kon-
struktion auszeichnet.
Abb. 108. Blick in das Champignonhaus der Gartner,lehra'nstalt zu
Dahlem,
Abb. 109. Querschnitt durch das Champignonhaus, die Kulturbeete und die
Ventilationseinrichtungen zeigend.
Zu erfolgreicher Kultur 1st die Innehaltung einer Reihe von Be-
dingungen unerlaBlich:
1) Die Abbildungen sind dem mir freundlichst von Herrn Direktor Okonomierat
Th. Echtermeyer zur Verfuguug gestellten Bericht der Gartnerlehranstalt zu Berlin-
Dahlem fiir die Jahre 1906 bis 1907 entnommen worden.
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi. 169
a) Die Innentemperatur des Hauses soil nicht unter + 10 ° C
und nicht iiber +17° C betragen; gewohnliche Zimmertemperatur
1st in der Regel schon zu warm.
Fiir den Winter mufi eine Heizvorrichtung vorgesehen sein,
wenn man wahrend dieser Zeit Pilze ziichten will. Bei primi-
tiven Anlagen sind Friihling und Herbst die besten Kulturzeiten.
b) Der Raum muC sich in alien Teilen gut liiften lassen. Das
Kulturhaus muB mindestens 2— 21/* m hoch und darf nicht nafi
sein.
c) Der Raum wird vor Beginn der Kultur grundlich gescheuert
und mit frischer Kalkmilch ausgespritzt, welcher zur Bekampfung
der sogenannten Champignonfliege etwas Alaun zugesetzt ist.
d) Der fur die Kulturbeete benutzte Pferdemist wird mit Stroh
(Mycelleiter) und Lehm vermischt. Er mufi abgaren, darf also
nicht mehr stechend riechen, und mufl noch eigene Feuchtigkeit
besitzen.
e) Champignonbrut kann im Freien gesammelt werden, wird
aber besser von guten Firmen gekauft, da man in diesem Falle
bestimmte, bewahrte Sorten ziehen kann.
18. Armillaria mellea (= Agaricus melleus). Hallimasch.
(Name von armilla = Armband, Manschette.)
Der Hallimasch ist auJBer am Habitus sehr leicht kenntlich an
der charakteristischen fleckigen Beschuppung seiner oft honiggelben
Hutoberflache. Der Saft des Hutes reagiert deutlich sauer. Das
Mycel des Pilzes wachst im Holz und in der Rinde hauptsachlich
von Baumen, besonders von Kiefern, und totet diese allmahlich ab.
Nach Munch ist der Befall eines Baumes vom Luftgehalt seines
Holzes abhangig. Durch Beschadigung der Holzkanale entstehen
Harzergusse nach auBen.
Die Rhizomorpha subterranea, eine strangartige, auBen
schwarzliche , derbe Mycelform, besitzt in ihren jungen Teilen
(Spitzen) die Fahigkeit, im Dunkeln zu leuchten, ebenso das Mycel
des Holzes. Rhizomorphen konnen auf Wiesen in Drainrohren
eindringen und diese durch Bildung armstarker Biindel verstopfen.
Der Pilz ist bei geeigneter Versuchsanstellung im Laboratorium
z. B. auf Brot kultivierbar ; vgl. v. Tubeuf (1). Siehe auch Flug-
blatt Nr. 22. Uber die Beobachtung der Basidien vgl. S. 166.
Lepiota procera. Parasolpilz.
(Name von lepion = kleine Schuppe, wegen der Schuppen auf seiner Oberflache.)
Der erwachsene Pilz besitzt die Gestalt eines aufgespannten,
bis 30 cm breiten Schinnes. Er ist unter den Annulatae der
stattlichste deutsche Vertreter. Er wachst in Waldern, Gebiischen,
auf Feldern usw. Auf zersetzten Exemplaren findet sich Sporodinia
(S. 149); selten mit Zygosporen.
170 Teil B. Kryptogamen.
19. Amanita mappa. Gelber Knollenblatterpilz. Bei Amanita
findeu sich efibare (A. pustulata = rubescens) uud giftige Arten
(A. pantherina}. Unter diesen 1st der Phallin und andere Gifte
enthaltende griine Knollenblatterschwamm der gefahrlichste ; der
Genufi zweier Exemplare dieses Pilzes kann schon einen Menschen
toten. Die Sporen des Pilzes sind weilL S. auch L. Klein (1).
Die Erscheinung, daft in ein und derselben Gattung efibare und
giftige Arten vorkommen, ist nichts Seltenes. Unter den Bakterien
z. B. beobachtet man ahnliches; so ist Bacterium typhi pathogen,
das nahe verwandte Bacterium coli dagegeu in den meisten Formen
nicht.
Amanita muscaria. Fliegenpilz.
(Frisch Fliegen totend.)
Die Gifte dieses Pilzes, das Alkaloid Muskarin (C5H15NOS) und
ein Toxin, scheinen an manchen Standorten und in mauchen Ge-
genden zu fehlen.
Aus der roten, abgezogenen Oberhaut kann der Farbstoff mit
Wasser teilweise ausgezogen werden; besser noch wirkt Alkohol.
Der extrahierte Farbstoff fluoresziert griin.
Der Pilz laBt besonders gut die Eigentiimlichkeiten der Vol-
vatae erkennen, bei denen die Gesamthtille (Velum universal e)
nach der Eutfaltung teils am Grunde als Scheide (volva), teils auf
dem Hut als Fetzen zuriickbleibt. Die Kraft, mit der sich der Hut
entfaltet, ist ziemlich erheblich, da er kleine Gesteinplatten empor-
heben kann. (Vgl. S. 79.)
Rozites gongylophora. A me is en pi lz.
(Name von gongylis — Kohlrabi.)
Der Pilz wird nach den Angaben von A. Holier in Brasilieu
von Ameisen auf zu Brei zerkleinerten Blattstuckchen kultiviert.
Die Tiere ernahren sich von kohlrabiahnlichen Gebilden (Pilzkohl-
rabi), welche am Mycel des Pilzes entstehen. Vgl. Neger (1),
S. 490.
Phallus impudicus. Stinkpilz. Die Abbildung des Pilzes ist die
photographische Wiedergabe einiger von G. Her pell fur das Her-
bar praparierter Exemplare (vgl. auch S. 172).
In der Jugend besitzt der Pilz ungefahr die Gestalt und Farbe
eines Hiihnereies. Er sitzt der Erde auf und entnimmt seine Nahr-
stoffe durch starke, wurzelahnliche Mycelstrange. Legt man ein
solches eiartiges (vollig reifes") Jugendexemplar, das man ohne Ver-
letzen der Basis vom Substrat losgelost hat, in ein Wasserglas mit
feuchtem, weiBem Sand oder Moos, so kann sich der Stiel des
innerhalb der gallertigen Hiille vorgebildeten Pilzes im Verlauf einiger
Stunden unter leisem Knistern zu seiner vollen Lange strecken
(manchmal erst nach tagelangem Liegen). Wahrend das eiartige
III. Gruppe. Eumycetes, Fungi.
171
Stadium geruchlos 1st, verbreitet der entwickelte Pilz einen wider-
lichen Duft, der Insekten, welche die Sporen verbreiten, anlockt.
Wahrend in dem ,,Hexenei" Zuckerstoffe fast fehlen, finden sich
6_g Stunden nach dem Aufbrecheu rd. 2% Trehalose, 1% Mannit
tn/t
Abb. 110. Phallus impudicus Linn. Herbarexemplare ans den Waldern bei
St. Goar. Herbst 1898. Junge und entwickelte Exemplare in der Aufsicht und im
Querschnitt. J/a na*- Grofie. (Nach G. Her pell.)
172 Teil B. Kryptogamen.
und 10% Traubenzucker. Auch Glykogen ist beobachtet (vgl.
Err era).
Die Familie der Phallaceae hat ihre Hauptverbreitung in
den Tropen.
20. Lycoperdon gemmatum. Bovist. Die Bovistpilze sind bis in das
Hochgebirge weit verbreitet. Ihr Inneres ist im Alter trocken und
mit Kapillitium uud Sporen erfiillt. Diese verstauben durch eineu
Rifi am Scheitel bei trockenem Wetter.
Lycoperdon (Olobaria) bovista (Rieseustaubkugel) erreicht
einen Durchmesser bis zu 50 cm.
21. Scleroderma vulgare. Hartbovist, falsche Triiffel. Der
Fruchtkorper dieses Sand-Xerophyten mit dicker korkahnlicher Haut
wachst auf der Erde oder halb unterirdisch. Der Pilz gilt als giftig.
Praparieren der hohcren Pilze, Sporcnausfall. Viele hohere
Pilze lassen sich, was vielfach nicht bekannt ist, ahnlich den hoheren
Gewachsen und groJBeren Algen, in Pflanzenpressen trocknen (ver-
anschaulicht den Wassergehalt der Pilze!). Besonders die Hutpilze
eignen sich dazu vielfach ausgezeichuet. Ein naturgetreues Bild der
Lamellen bzw. der Rohren mit ihren Sporen erhalt man durch Auflegeu
des vom Stiel befreiten Hutes auf Papier, einen Teller, Objekttrager
oder dergleichen. Die Sporen sind nach etwa 10 Stunden und mehr
auf die Unterlage reichlich ausgefallen und haben dadurch auf dieser
den Verlauf der Lamellen abgebildet (vgl. Coprinus und Psalliotd). Sie
werden nicht nach oben geschleudert (S. 162).
Nahere Angaben iiber die feineren Einzelheiten der Methode flndeu
sich bei Herpell (1) und 1. Aufl. S. 129.
Litcratur iiber hohere Pilze.
Cooke (1), Zopf (1),
Gillet (1), Lindau (1)
Hennings (1), Michael (1),
Schroeter (1), Gramberg (1),
Ricken (1) u. (2), Herter (1).
Zur kurzen Orientierung sei noch verwiesen auf das:
Pilzmerkblatt. Bearbeitet im Reichs-Gesundheitsamt. Hierzu
eine Pilztafel mit farbigen Abbildungen. Verlag von Jul. Springer, Berlin.
IV. Gruppe. Lichenes (Flechten).
Allgemeines. Flechten sind nach den Untersuchungeu von S ch wen-
den er (2) u. (3) Doppelwesen, zusammengesetzt aus Fadenpilzen und
meist einzelligen Algen [Cystococcus, Protococcux, Pascher (1)]. Beide
leben in Symbiose[deBary (2)] miteinander. Symbiose im weiteren
IV. Gruppe. Lichenes (Flcchten).
173
T
Sinne umfafit auch den Parasitismus. im engeren Sinne, in dem das
Wort jetzt allgemein gebraucht wird, versteht man darunter eine Lebens-
gemeinschaft zu gegenseitigem Vorteil. Der Pilz bezieht von der Alge
meist reichlich organische Nahrstoff'e, die Alge
vom Pilz anorganische, aber wahrscheinlich auch
gewisse spezifische organische [z. B. nach Bei-
jerinck(5) peptonartige Stoffe, nach To bier (2)
organische Sauren], wenigstens bei einer grb'fiereu
Zahl von Flechten. In einzelnen Fallen dringen
die Pilzfaden in das Innere der Algenzellen ein und
schmarotzen somit in diesen. Die Bildung der
farbigen Flechtensauren (mit Gerbstoff verwandt)
scheint erst durch das Zusammenleben beider
Komponenten bedingt zu sein. Ihre physiologische
Bedeutung ist uubekannt; man vermutet in ihnen
ein Schutzmittel gegen TierfraB.
Als Beispiel zur Kennzeichnung des Lebens
der Flechten ist die weitverbreitete und haufige
Renntierflechte, Cladonia rangiferina1} (trotz man-
cher komplizierter Verhaltnisse) besonders geeignet.
Abb. Ill stellt einen Thallus vertical is
dar, wahrend der Thallus horizontalis bereits
vergangen ist.
Die Bekleidung der unebeneu Oberflache des
sich entwickelnden Fruchtkorpers geschieht haupt-
sachlich durch die bei Cladonia sehr hauflgen
Soredien2) (welche zahlreich besonders durch
den Wind angeweht werden), in selteneren Fallen
wohl auch durch anfiiegende Algen (Protococca-
ceae). Die Oberflache wird dadurch allmahlich
kornig rauh. Bei manchen Arten (z. B. Cl. squamosa) wachsen diese sore-
dialen Bildungen zu Thallusschiippchen aus, welche gleichsam als Blatter
erscheinen; bei Cl. rangiferina bilden sie nur eine Art griiner Rinde, die
durch seitliches Verwachsen der Soredienbruthaufchen entsteht. Soweit
bisher bekannt, entwickeln sich auf einer bestimmten Cladonia immer
nur die Soredien der gleichen Art, doch konnen artgleiche Algen
wohl auch von anderen Flechten stammen.
Die Soredien und Thallusbildungen an der Peripherie der Frucht-
korper sind als Assimilationsorgane von hoher ernahrungsphysiologischer
Wichtigkeit.
Diese Funktion ist gerade fur CL rangiferina von ausschlaggebender
Bedeutung, weil hier nicht bloJB der Thallus horizontalis, sondern auch
1) Die Namen der Flechten gel ten dem Pilz.
2) Name von soros = Hiiufchen. Soredien sind Thalluskriimel, welche aus Pilz
und Alge bestehen.
Abb. 111. Cladonia
rangiferina (sil-
vatica). Habitusbild.
Nat. GroSe. [Nach G.
Krabbe (1).]
174
Teil B. Kryptogamen.
die Basis des Fruchtkorpers abstirbt. Der Basalteil vermag dann nur
solche Nahrstoffe aus dem Substrat zu beziehen, welche innerhalb des
abgestorbenen Teiles mit dem Wasser kapillar emporsteigen. Eigene
Statten zur Bildung organischer Nahrstoffe sind deshalb fiir die Frucht-
korper von Cl. rangiferina unerlaBlich. Diese wachsen lange (jahrlich
etwa 3—5 mm), sicher iiber 100 Jahre lang, wenn sich an den Spitzen
der Fruchtkorper nicht Askushymenien bilden.
Mikroskopisches Bild. CftwfomVz- Soredien sind zum Beobachten
der beiden Flechtenbestandteile vorziiglich geeignet. An der Rinde
von Baumen (Birken, Linden usw.) beobachtet man oft patinagriine
(feucht) oder weifigriinliche (trocken) Uberziige, welche meist aus
Soredien des Thallus horizontalis von Cladonien bestehen. (Reingriine
tJberziige stammen von Pleurococcus vulgaris.}
Sind solche Soredienlager zu einem lockeren Pulver (nicht
Plattchen; vgl. Psora) zerfallen, liefern sie gutes Beobachtungsmaterial,
das unbegrenzt lange aufbewahrt
werden kann. Bringt man eine
kleine Menge davon mit Wasser
auf den Objekttrager und zerreibt
sie durch mafiigen Druck auf das
Deckglaschen zu einer griinlichen
Wolke, so erhalt man ohne weiteres
die in Abb. 112 dargestellten Bilder.
Man erkennt leicht die beiden
Bestandteile Pilz und Alge in
charakteristischer Vereini-
gung (Stadium der Umspannung,
Umwindung, Krallen-, Beriihrungs-,
Einhtillungsstadium usw.).
Die Standorte der Flechten sind Erde, Baumrinden, Holz, Steine,
Felsen. Sie lieben in der Regel einen hellen, den Witterungseinflussen
ausgesetzten Standort, z. B. die Wetterseite der Baume. Gewisse Stein-
flechten sind, stellenweise in Gemeinschaft mit manchen Laubmoosen,
die letzten Pioniere des pflanzlichen Lebens bis an die Schneegrenze
und dariiber hinaus. Sie ertragen dort groCe Kalte, Trockenheit und
intensive SonnenbestrahluDg.
Die Gesteinsflechten diirften, nach ihrem Standort zu urteilen, ganz
besonders auf die von ihren Algen produzierte orgauische Nahrung an-
gewiesen sein. Durch Abscheidung von Kohlensaure und Flechtensauren
tragen sie zur Verwitterung des Gesteins, vor allem zur Losung des
Kalksteins, bei. [Otto Warburg (1)], Kny, Taf. 68—73.
Abb. 112. Symbiose zwischen Alge
und Pilz aus Soredien der Flechte Cla-
donia. Vergrofierung ca. 400-fach. (Orig.).
Ubersicht iiber Habitustypen der Flechten. Die hier gegebene
Einteilung nimmt auf die verwandtschaftlichen Verhaltnisse keine Ruck-
IV. Gruppc. Lichenes (Flechten).
175
sicht. Die einzelnen Gruppen sind durch Ubergange miteinander ver-
bundeu.
Strauchflechten Blattflechten
Gallertflechten
Krustenflechten
Cladonia
Evernia
Usnea
Xanthoria
Parmelia
Peltigera
Collema
Ephebe
Lichina
Lecanora
Rhinocarpon
Or aphis
Die Blattflechten unterscheiden sich von den Kru stenflechten
durch eine weniger innige Verschmelzung ihres Thallus mit dem Substrat.
Samtliche Figuren der nachfolgend behandelten Flechten (Taf. VI)
sind nach der Natur gezeichnet. Auf genauere physiologische Einzelheiten
konnte nur an einigen Stellen hingewiesen werden, da die Ernahnmg
der Flechten gegenwartig noch wenig eingehend studiert ist.
Cladonia rangiferina. Renntierflechte. (Abb. 111.)
(Name Cladonia Diminutiv von clados = Sprofi, Zweig. Dem Renntier
[Cervus rangifer] niitzlich.)
Diese Spezies ist im Vorstehenden ausfuhrlich besprochen. Sie
ist liber die ganze Erde verbreitet.
1. Cladonia macilenta. Saulchenflechte.
(macilentus = mager.)
Die Podetien *) haben stiftformige Gestalt, sind bisweilen etwas
verzweigt imd tragen hochrote Apothecien ; die Farbe hat ihren Sitz
in der Membran der Paraphysen. Die Flechte ist auf Holzstiimpfen
und Erde weit verbreitet. An der Zeichnung ist auch der Thallus
horizontalis deutlich kenntlich.
2. Cladonia pyxidata. Becherflechte.
(pyxidatus = mit Becher versehen.)
Die Podetien sind becherformig. Die Art wachst vorwiegend
auf Sand- und Waldboden. Vgl. auch Kerner (1) Bd. I, Taf. bei
S. 234.
Cetraria islandica. Sog. ,,islandisches Moos".
(Name von cetra = kleiner, lederner Schild.)
Der aufrechte, glanzende Thallus ist grofilappig, nach, geweih-
artig und bis 10 cm hoch. Er enthalt Dextrane uud Galaktane.
Die Flechte wachst auf dem Boden zwischen Moosen und Heide-
kraut und iiberzieht oft weite Strecken. Sie ist besonders in Ge-
birgen und in arktischen Gegenden verbreitet.
3. Evernia prunastri. Bandflechte.
(Name von euernes = schon sprossend. prunastrum = Pflaumenbaum.)
Der mit Haftscheibe befestigte Thallus ist strauchig und meist
hangend; seine einzelnen Lappen sind flach. Die Farbe ist ober-
1) podetium = Gestell, d. s. die aus dem Thallus horizontalis hervorwachsenden,
die Apothecien tragenden Teile
176 Tdl B. Kryptogamen.
seits weifigriin, unterseits weiB. Apothecien werden nur sehr selten
gebildet.
Die Flechte 1st an der Rinde von Laub- und Nadelbaumen
iiberall gemeiu, von der Ebene bis ins Gebirge. Sie enthalt Evern-
saure (C17H1607) u. a. m. [Czapek (1)].
Parmelia furfuracea ist ihr in manchen Jugendstadien ahnlich,
doch auf der Unterseite schwarz.
Die Flechte kann, wie Flechten im allgemeinen iiberhaupt, ohne
ihre Lebensfahigkeit zu verlieren, vollkommen austrocknen, so stark,
daB sie sich zwischen den Fingern zu Pulver zerreiben lafit.
4. Usnea barbata. Bartflechte.
(usnea vielleicht abgeleitet von uson = Strick.)
Der Thallus bildet, besonders an den Zweigen alter Tannen,
wehende, phantastische Flechtengehange, findet sich aber auch an
Birken, altem Holzwerk usw.
Die von der Bartflechte befallenen Zweige sterben oft ab; es
handelt sich dann aber urn Zweige, welche durch Lichtmangel oder
sonstige ungiinstige Einfliisse bereits geschwacht waren.
Die Bartflechte enthalt die auch bei vielen anderen Flechten
verbreitete, chemisch wohlcharakterisierte Usninsaure (C18H1607);
vgl. E. Abderhalden (1) und Fr. Czapek (1).
Roccella tinctoria. Lackmusflechte.
•froccella aus dem franzosischen Worte roche = Felsen von Linne gebildet.)
Der strauchige Thallus enthalt die Alge Trentepohlia \ er liefert
den Lackmusfarbstoff (C7H7N04).
Die Flechte findet sich auf Felsen an den Kiisten Afrikas, der
Kanaren und an anderen Orten warmerer Gegenden.
5. Xanthoria parietina. Gel be Wandflechte.
(Name von xanthos = gelb; paries = Wand.)
Der durch Physciol1) (C16H1205, friiher Chrysophansaure ge-
nannt) gelbe Thallus ist blattartig ausgebreitet und liegt dem Sub-
strat an; bisweilen nimmt er etwas krustige Beschaffenheit (friiher
Lepra genannt) an. Die Apothecien sind meist reichlich entwickelt.
Die Anlage der Schlauchfnichte erfolgt, wie wohl bei den meisten
Flechten, zur kalteu Jahreszeit. Vgl. auch Hillmanii.
Die gelbe Wandflechte ist iiberall gemein an Rind en, Zaunen,
Mauern usw.
Die Apothecien von Xanthoria eignen sich gut zur Beobachtung
der Asci. Man bettet sie zum Schneiden in Stearin oder Paraffin
ein, das man von einer brennendeu Kerze auf sie tropfen lafit. Im
Bedarfsfalle kann man das Paraffin (z. B. durch ein brennendes
1) Dieser gelbe Farbstoff (Parme'lgelb), welcher in Form von Kornchen auf den
Hyphen abgelagert ist, lafit sich durch Einlegen der Flechten in Alkohol ausziehen.
K o Ikwitz, Pflamenphysiologie. 2. Aufl.
7
9
Typen charakteristischer Flechten.
Erliiuterungen itn Text.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
IV. Gruppe. Lichenes (Flechten). 177
Nachtlicht) langere Zeit fliissig erhalten. Vgl. auch Strasburger-
Koernicke S. 525.
6. Parmelia physodes. Blasige Schtisselflechte.
(Name von parme = runder Schild, wegen der Gestalt der Apothecien.
physodes gebildet aus physa = Blase und eidos = Ansehen, nach dem Hohlraum
zwischen Rindenschicht und Mark.
Der Thallus bildet die allgemein bekannten, grauen, rundlichen
und gelappten Gebilde auf Kiefern, Tannen, Brettern usw. Er bleibt
infolge meist reichlicher Bildung von Soredien in der Regel steril,
wenigstens im Flachlande. Die Flechte ist sehr lebenszah und in
Nadelwaldern sehr haufig. Sie enthalt Physodin (C2oH12015).
7. Peltigera canina. Schild flechte.
(Name von pelte = kleiner Schild.)
Peltigera ist eine typische, leicht kenntliche groBe Laub flechte,
welche als lappenformiges, im feuchten Zustand oberseits braunliches
bis grunliches Gebilde als Schattenpflanze am Boden von Waldern,
z. B. Buchenwaldern, gedeiht, besonders an Wegrandern. Die Ab-
bildung zeigt die Flechte zwischen Moos und Buchenknospenschuppen.
Die Askusfriichte entstehen in Form brauner Scheiben am Rande
des Thallus. Die Asci mit ihren langgestreckten, fadenformigen
Sporen (6—8 in einem Askus) sind an Querschnitten durch die
Apothecien leicht zu beobachten.
Die Arten von Peltigera fiihren als Algen Nostoc oder Oystococcus.
8. Gyrophora cylindrica. Kreisblattflechte, Felsblatt.
(Name von gyros = Kreis und pherein = trageri.)
Die in trockenem Zustand schwarzgraue Flechte wachst, meist
zu Gruppen vereinigt, an nacktem, sonnigem, fast immer kiesel-
haltigem Felsgestein und ist auf diesem mit einem mehr oder weniger
zentralen, etwa 4 qmm groBen Nabel befestigt. Sie scheint ihren
N-Bedarf aus dem Staub zu decken.
Die auf der FlUche stehenden Apothecien, welche an den ab-
gebildeten Exemplaren fehlen, entwickeln sich besonders reichlich
auf Gebirgshohen.
Die gezeichneten Exemplare stammeu von der Schneekoppe.
9. Psora ostreata. Kratze flechte.
(Name von psora = Kratze.)
Der Thallus besteht aus kleinen, schinnenartigen Schuppen,
welche dachziegelig gedrangt stehen (s. die vergroBerte Abbildung)
und eine gewisse Ahnlichkeit mit Austernschalen (Ostrea = Auster)
haben konnen. Die Farbe ist meist stumpf olivgrun. Die Apothecien
werden ziemlich selten gebildet.
Psora ist besonders auf der Borke am Grunde alter Kiefern
haufig. Sie enthalt Lecanorsaure (C16HU07).
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 12
17*
Teil B. Kryptogamen.
Die Flechte eignet sich gut zu Dauerpraparaten in Luft auf
schwarzen Objekttragern (s. spater). Als Beleuchtung dient zweck-
maBig eine gut brennende elektrische Taschenlampe.
Psora darf nicht mit Soredienanfliigen verwechselt werden.
Coilema pulposum. Gallertflechte.
[Name von colla = Leim, Gallert, pulposus = vvie weiches Fleisch (pulpa).]
Der rosetteuformige, ziemlich dicke, in feuchtem Zustand gallert-
artige Thallus (Abb. 113) ist meist von griinlich-schwarzer Farbe.
Abb. 113. Coilema pulposum. Links trocken, rechts durch Feuchtigkeit ge-
quollen. Bei Coilema tritt der Askomycet an Masse gegen die Alge zuriick. Schwach
vergroSert. (Orig.)
Er enthalt Nostoc als Alge. Die Flechte
findet sich an Baumstiimpfen , Moosen,
Mauern, auf Erde usw. An Coilema lassen
sich oft leicht die Geschlechtsorgane der
Flechten beobachten (Abb. 114).
Ephebe (im Gebirge) enthalt Stigonema,
Lichina (an Granitblocken im Meer, z. B.
Ostkiiste von Riigen) die Rivulariacee
Calothrix als Alge.
10. Lecanora subfusca. Teller flechte.
(Name von lecane — Teller, Schiissel.)
Eine der gemeinsten Flechten, die sich
auf der ganzen Erde findet; an Baumen,
auf Holzwerk und an Gestein. Sehr variabel.
Der meist weiBlich-graue Thallus ist krusten-
formig. Die braunen 0,5( — 1) mm grofien
Apothecien sind kreisrund und deutlich be-
randet.
Abb. 114. Coilema crispum. A Karpogon c mit
Trichogyn t. Vergrofierung 405. B Spitze des Trichogyns
mit Spermatium s. Vergrofierung 1125. (Nach E. Baur.)
B
Lecanora esculenta, die Manna flechte der Wtiste, halt in der
freien Natur im heiflen Sand Erhitzung bis zu 70° C aus (Xero-Gel-
Struktur des Plasmas). Abbildung der Flechte s. bei Kerner,
Bd. II, S. 537.
Letidea (Scheibenflechte) ist eine krustenformige, in ver-
schiedenen Species echte Stein flechte (zum Teil eudolithisch) mit
IV. Gruppe. Lichenes (Flechten).
179
schwarzen Apothecien; sie wachst z. B. auf Granit, Porphyr und
Basalt. Die Steinflechten konnen mit ihren Rhizinen sogar in Glas
eindringen. Farbige Abbildungen von Steinflechten auf Felsen finden
sich bei Kerner, Bd. II, Tafel bei S. 643.
11. Rhizocarpon (Lecidea) geographicum. Landkartenflechte.
(Name von rhiza = Wurzel und carpos = Frucht, weil die Friichte auf dem
unteren Thallueteil entspringen ; geographicus wegen der Ahnlichkeit des gefelderten
Thallus mit einer Landkarte.)
Rhizocarpon wachst fast immer auf kieselhaltigem Gestein, be-
sonders an Felsen, seltener auf Kalk (hier verblassead) oder auf
Dachziegeln, im Gebirge und in der Ebene. Sie steigt am Monte
Rosa bis ca. 4638 m Hohe. (Dringt bis 3 cm tief in Risse.)
Die Flechte kann ganze Felsen wie mit einer weithin sichtbaren,
durch Usninsaure gelben bis gelbgriinen, nicht abwischbaren Kruste
iiberziehen. Der Thallus ist durch das Hervortreten des schwarzen
Hypothallus fein gefeldert. Die Apothecien sind zwischen den
Feldern als schwarze Fleckchen eingesprengt.
Abb. 115. Rhizocarpon geo-
graphicum, erster Thallus-
anflug. Die Ausstrahlungen sind
die blauschwarzen PilzfJiden des
,,Prothallus", welche im Weiter-
wachsen auf dem Gestein Algen zur
Flechtensyn these finden. Im Zen-
trum hat sich die erste griingelbe
,,Thallusareole" bereits gebildet.
Viele solcher ,,Areolen" bilden
schlieSlich, wenn sie zusammen-
gestoSen sind, den Gesamtthallus.
Vergr. 500-fach. [Nach P. Beck-
inann in C. Schroeter (1).]
12. Graphis scripta. Schriftflechte.
(Name von graphis = Griffel zum Schreiben. Also die mit Griffel Geschriebene.)
Die Schriftflechte enthalt nicht Cystococcus oder Protococcus als
Flechtenkomponente, sondern Trentepohlia1). Sie wachst wie diese
auf der Rinde von Baumen, namentlich der glatten von Buchen und
Eschen. Der Thallus entwickelt sich erst unter der Rinde, so daB
die Algen zunachst keine wesentliche Rolle spielen konnen, und
bricht dann spater zum Teil hervor, meist als sehr zarter, weifigrauer
Schorf. Die schwarzen Apothecien sehen wie Schriftzeichen aus.
Die Flechte ist besonders an den Zweigen, weniger an den
Stammen der Baume haufig.
1) Die Gattung Trentepohlia ist farbig abgebildet (an ihrem Standort im Freien)
bei Kerner, Bd. II, Tafel bei S. 605 (in einer anderen Species als bei Graphis).
12*
180 Teil B. Kryptogamen.
Pertusaria communis und andere Arten.
(Name von pertusus = durchlochert, wohl wegen der wie Poren erscheinenden
Apothecien.)
Die soredienlosen Pertusarien und soredienbildenden Variolarien
(variola = Blattem) finden sich besonders an den Stammen der Buchen
in Form weiBer, an strichab.nl icher, oft auffallender Uberziige.
Die gelben oder griingelben lockeren Krusten von Coniocybe
chlorina finden sich haufig an Sandsteinfelsen.
Literatur. Engler-Prantl, I. Teil, Abt. 1* 1907, bearbeitet von
M. Fiinfstiick und A. Zahlbruckner. -- G. Lindau (1). -- Job.
Leunis (1). -- Otto Warburg (1). - Weitere Zitate finden sich in
den genannten Werken.
V. Gruppe. Algen; Neuston. Plankton und Benthos.
Algen.
Die Ernahrung der Algen ist in neuester Zeit erfolgreich und ein-
gehend studiert worden, vorwiegend nach der physiologischen Seite in
Reinkulturen. Dabei ist zu beachten, daB das physiologische Ver-
halten im Laboratorium sich mit dem hier mehr betonten okologi-
schen in der freien Natur nicht in alien Punkten zu decken braucht.
Ein gates Beispiel zur Erlauterung von in dieser Hinsicht bestehenden
Differenzen ist fur die Eisenbakterien (vgl. auch S. 133) bekannt. Gewisse
Arten konnen in Reinkulttir das Eisen (in irgendwie nennenswerter
Menge) entbehren, kommen aber in der freien Natur ausgesprochen an
eisenhaltigen Standorten vor, nehmen es hier auch auf. Viele Algen
ernahren sich an ihren naturlichen Standorten mit Vorliebe mixotroph,
wahrend sie in kiiustlichen Reinkulturen autotroph leben konuen. Dieser
Unterschied diirfte sich leicht dadurch erklaren, daB sie in der freien
Natur oft mit Bakterien und anderen Organismen in Konkurrenz treten
und diesen die organischen Stoffe wegzunehmen genotigt sind, wenn sie
nicht von den Bakterien, welchen meist wirksame Kampfenzyme zur
Verfiigung stehen, unterdruckt werden wollen.
Die meisten Algen leben im Wasser; sie finden aber, wie schon
ihr Vorkommen in Flechten beweist, auch auEerhalb dieses Mediums
Existenzbedingungen , z. B. manche Vertreter unter den Oscil-
latoriaceae, Nostocaceae, Bacillariaceae, ferner Pleurococeus
(als Anflug an Baumen), Hormidium, Irentepohlia, Botrydium und manche
Arten von VaucJieria.
System der Algen.
Schizophyceae (Cyanophyceae, Spaltalgen). Anhang : Schizomycetes.
Flagellatae J) mit Chlorophyll.
1) Die chlorophyllfiihrenden Flagellaten sind aus physiologischen Griinden zu den
Algen gerechnet.
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos. 181
Peridiniales (Peridineeu).
I Bacillariales (Diatomeeu)^
Zygophyceae
[ Conjugatac.
(Protococcales,
Gonfervales,
Siphoneae.
Phaeophyceae (Braunalgen, Tange).
Rhodophyceae (Rotalgen, Florideen).
An die Besprechung1 der Algen schliefit sich die einiger holier
organisierten Pflanzeu, um den Blick auf die G e s a m t vegetation im
Wasser zu lenken.
Uber das System der Wasserorganismen nach ernahnrngsphysio-
logischen Gesichtspunkten vergleiche man Kolkwitz und Mars son (1),
sowie die farbigen Tafeln in Rubners Handbuch, E. Naumann (1).
Uber die Okologie der marinen Saprobien vergleiche man J. Wil-
helmi (1), Hayren (1922).
Pflaii/en (vorwiegend Algen) dcs Wassers, s. Taf. VII.
Die Abbildungen sind durchgehends Neuzeichnungen, ebenso wie die der anhangs-
weise besprochenen Tiere. Es handelt sich teils um Originate, teils um Zeichnungen
nach den Werken von Blochmann,Ehrenberg,Lampert,Lemmermannu. a. m.
Ich legte Wert darauf, das zu behandelnde Material so weit zu sichten, dafi es
auf je einer Tafel vereinigt werden konnte.
Schizophyceae = Spaltalgeu (schizein =- spalten), Cyanophyceae
= blaugriine Algen, Myxophyceae = Gallertalgen.
Der Name leitet sich von schizein = spalten ab, da die Ver-
mehrung der Zellen durch Zweiteilung erfolgt. Sie leben im Wasser
und an feuchten Orten in der Luft. Fast alle planktonischen Ver-
treter dieser Gruppe sind unbeweglich.
1. Chroococcus limneticus.
Name von chroa = Farbe.
Zellen blaugriiu, zu mehrereu in einer Gallerthulle vereinigt.
Durchmesser der Zellen etwa 6—12 ^. Planktonisch.
- bei Geringproduktion o — *)
2. Microcystis (Polycystis) aeruginosa.
Name von aerugo = Griinspan.
Zellen klein, sich nach drei Richtungeu des Raumes teilend,
mit Schwebe(?)(Pseudo-)vakuolen, zu Kolonien vereinigt,
welche schon makroskopisch wie Staubklttmpcheu, Kringel u. dergl.
erscheinen, haufig auch gitterartig durchbrochen sind (daher friiher
1) Wegen der Bezeichnungen j>, a. in, p >n und o vergleiche man Gruppe VI,
Okologie der Gewasser. Bei dieser okologischen Einordnung ist zwischen Gering- und
Hochproduktion zu unterscheiden. Es sind also qualitative und quantitative Merkmale
zu beach ten.
182
Teil B. Kryptogamen.
Pflanzen des Wassers
(Entsprechende Abbildungen von Tieren s. Taf. VII])
Schizophyceae:
1. Chrococcus limneticus.
2. Microcystis aeruginosa.
3. Merismopedia glauca.
4. Oscillatoria agardhii.
5. — limosa.
6. Spirulina (Arthrospira) jenneri.
7. Pnormidium uncinatum.
8. Nostoc species.
9. Anabaena spiroides.
10. Aphanizomenon flos aquae.
11. Tolypothrix lanata.
12. Rivularia (Gloiotrichia) echinulata.
Schizomycetes (als Anhang):
13. Micrococcus phosphoreus.
14. Lampropedia hyalina.
15. Sarcina ventriculi.
16. Azotobacter chroococcum.
17. Bacterium vulgare.
18. Bacillus subtilis.
19. Pseudomonas fluorescens.
20. Spirillum undula.
21. Sphaerotilus natans.
22. Cladothrix dichotoma.
23. Zoogloea ramigera.
24. — uva.
25. Beggiatpa alba.
26. Thiothrix nivea.
27. Lamprocystis rosep-persicina.
28. Cb-romatium okenii.
Chrysomonadales:
29. Mallomonas acaroides.
30. Synura uvella.
31. Uroglena volvox.
32. Dinobryon sertularia.
Silicoflagellata:
33. Distephanus speculum.
Coccosphaerales:
34. Pontosphaera huxleyi.
Cryptomonadales:
35. Cryptomonas erosa.
Euglenales:
36. Euglena viridis.
37. Phacus longicauda.
38. Trachelomonas hispida.
39. — volvocina.
Peridiniales:
40. Ceratium hirundinella.
41. Ceratium tripos.
42. Peridinium divergens.
43. — tabulatum.
Bacillariales (Diatomaceae):
44. Melosira granulata.
45. — varians.
46. Stephanodiscus hantzschianus.
47. Triceratium favus.
48. Fragilaria crotonensis.
49. — capucina.
50. Synedra ulna.
51. — acus.
52. Asterionella formosa.
53. Diatoma elongatum.
54. Tabellaria flocculosa.
55. — fenestrata.
56. Rhoicosphenia curvata.
57. Cocconeis pediculus.
58. Navicula (Pinnularia) nobilis.
59. — — viridis.
60. Navicula cryptocephala.
61. — atomus.
62. — cuspidata.
63. Stauroneis phoenicenteron.
64. Amphipleura pellucida.
65. Pleurosigma acuminatum.
66. Gomphonema acuminatum.
67. Cymbella lanceolata.
68. Amphora ovalis.
69. Epithemia turgida.
70. Nitzschia sigmoidea.
71. — acicularis.
72. Hantzschia (Nitzschia) amphioxys.
73. Cymatopleura solea.
74. Surirella biseriata.
Con jugatae:
75. Closterium moniliferum.
76. Cosmarium botrytis.
77. Staurastrum gracile.
78. Mougeotia genuflexa.
79. Spirogyra porticalis.
80. Zygnema stellinum.
Protococcales:
81. Chlamydomonas species.
82. Polytoma uvella,
83. Pandorina morum.
84. Eudorina elegans.
85. Volvox aureus.
86. Rhaphidium polymorphum.
87. Scenedesmus acutus.
88. — quadricauda.
89. Pediastrum boryanum.
90. Actinastrum hantzschii.
91. Richteriella botryoides.
Confer vales:
92. Ulothrix zonata.
93. Conferva bombycina.
94. Stigeoclonium temie.
95. Oedogonium rivulare.
96. Cladophora fracta.
97. Vaucheria species.
Florideae:
98. Lemanea fluviatilis.
99. Chantransia chalybaea.
Eumycetes:
100. Fusarium aquaeductuum.
101. Saproleguia monoica.
102. Leptomitus lacteus.
103. Mucor (zygorhynchus).
104. Nitella flexilis.
Bryophyta:
105. Fontinalis antipyretica.
Pteridophy ta:
106. Isoetes lacustris.
Monocotyledoneae:
107. Hydrocharis morsus ranae.
108. Lemna arrhiza.
Dicotyledoneae:
109. Myriophyllum spicatum.
110. Ceratophyllum demersum.
Ko Ikwitx, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
Tafel VIL
Pflanzen (vorwiegend Algen) des Wassers.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
V. Gruppe. Algcn; Neuston, Plankton and Benthos. 183
Clathrocystis genannt). Bildet bei iippiger Entwicklung zur wai men
Jahreszeit besonders in der Uferregion der Gewasser dicke griinspan-
farbige Uberziige auf der Wasseroberflache. (In Planktonkammer
beobachten!) Kolouien bisweilen mit Vorticelliden und kleinen
Kieselalgen besetzt. Sehr haufig; im Winter meist nur ganz ver-
einzelt im Plankton. - meist o, in Hochproduktion bis (3 m -
3. Merismopedia glauca. Tafel-Blaualge.
Name von merisma — Teil, und pedos = Platte, Tafel.
Parallelform zu Lampropedia. Zellen blaugriin, 3 — 6 (i dick.
Zellteilung nach zwei Richtungen des Raumes. Wohl meist nur
erratisch planktonisch. — o -
4. Oscillatoria agardhii. Benannt nach dem scheiubaren Peudeln der
Spitze beim Kriechen der Grundformen. Planktonisch in Seen,
Fliissen usw., das Wasser besonders zur warmeii Jahreszeit oft triib-
griin verfarbend. Vgl. Aphanixomenon u. a. m. Mit Schwebevakuolen.
In 1 ccm oft iiber tausend Faden. Beim Absterben geben
angehaufte Massen, ebenso wie bei anderen Spaltalgen, leicht einen
wasserloslicheu blauen Farbstoff (Phycocyan) ab, unter Umstanden
bei manchen Spaltalgen so massenhaft, daB das Wasser wie mit In-
digo gefarbt erscheint. Die physiologische Bedeutung des Farb-
stoffes ist unbekannt. - o, bei Hochproduktion (3 m -
5. Oscillatoria limosa. Faden gegen 15 ^ dick, mit niedrigen Zellen
wie Talerrollen; von triibgruner Farbe, unter Drehung kriechend.
Versuch: Man bringe Faden auf den Objekttrager in einen
mit chinesischer Tusche (festes Stuck, dessen Reibflache nach Be-
nutzung wieder getrocknet wird!) verriebenen Wassertropfen. Die
Tuschepartikel werden bald festkleben und, auch wenn der beob-
achtete Faden still liegt, entsprechend der Bewegung des extra-
membranosen Plasmas, in Spiralwindungen um den Faden herum-
wandern.
Haufig in Gemeinschaft mit kriechenden Kieselalgen sogeuannte
Oscillatorien-Diatomeen-Filze bildend, welche als Fladen,
durch Assimilations- oder Garungsgase getragen, an die Oberflache
steigen konneu. Uber Kulturversuche mit Osc. limosa vgl. B.
Schindler (1); s. auch E. G. Pringsheim (1). - [3m -
(i. Spirulina (Arthrospira) jenneri. Blaugriine, unter Drehen kriechende
Spaltalge, welche in die polysaprobe Zone vorriickt. Meist in Ge-
meinschaft mit Beggiatoa. - p bis a m -
7. Phormidium uncinatum.
Name von phormos = geflochtene Matte.
Bildet oft dunkle hautige Lager, Zellen mit Scheideu. -am-
184 Teil B. Kryptogamen.
8. NostOC Species. (Von dera deutschen Wort Nostok fiir solche gallertige Klumpen.
Herkunft des Namens vollig unbekannt.)
Faden perlschnurartig mit Heterocysten. Gewisse Arten treten
(oft periodisch) auf feuchtem Boden auf; andere sind Wasseralgen
und bilden dann oft grofie Bestande in der Sub- und Elitoralzone
der Seen. Manche Arten kommen auch endophytisch in Cycadeen-
Wurzeln und als Flechtengonidien vor.
Ahnlich gallertig sind Ophrydium und Rivularia.
Nodularia spumigena.
(Name von nodulus = Knoten.)
Faden mit kurzen, scheibenformigen Zellen, Grenzzellen, und zu
Zeiten auch Sporen, 8—12 ^ breit. Im Plankton der Ostsee, bis-
weilen Vegetationsfarbung verursachend ; Sjostedt 1922. Auch in
siiBem Wasser,
9. Anabaena spiroides. Das Lockchen.
(Name von anabainein = sich erheben.)
Typisch planktonisch. Korkzieheiartig gedreht. Mit deutlicheu
Grenzzellen und Schwebevakuolen. Die Grenzzellen (Heterocysten)
sehen zwischen den iibrigen Fadenzellen wie helle Oltropfchen aus.
Im mikroskopischen Praparat bzw. in der Planktonkammer schweben
die Fadeu meist dicht unter dem Deckglaschen. A. flos aquae, dr-
tinalis, solitaria u. a. sind die bekanntesten Arten. Kann Wasser-
bliite bilden, auch in Gemeinschaft mit Polycystis und Aphani%omenon.
bei Geringproduktion o -
10. Aphanizomenon flos aquae. Sagespan-Alge.
(Name von aphanizein = unsichtbar machen; weil die Wasserbliite schnell
erecheint und dann schlieBlich wieder fiir das Auge ganz verschwindet.)
Faden meist mit Grenzzellen und oft mit Sporen, bei typischer
Entwicklung zu sagespanahnlichen Btindeln paketartig vereinigt.
Mit Pseudovakuolen. Unter normalen Verhaltnissen unbeweglich.
Farbe graugrtin, abgestorben blaugriin. Sehr wichtiger Plankton-
organismus. Bildet bisweilen eine Sahne von Wasserbliite. In
Haffen neben anderen als Haffbliite bezeichnet. Vgl. auch die
Farbentafel. Die Farbe der konservierten Probe ist unbegrenzt
haltbar.
Osc. agardhii ist vielleicht identisch mit Aphanizomenon.
- o, bei Hochproduktion p ui -
11. Tolypothrix lanata.
(Name von tolype = Knauel.)
Faden (ca. 10 ^ dick) mit Basis und Spitze, von einer Scheide
umgeben. Pseudodichotomie unter einer Grenzzelle erfolgend. Ahn-
liche Pseudodichotomie besitzt Cladothrix. An untergetauchten
Pflanzen festsitzend. — o —
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 185
12. Rivularia (Gloiotrichia) echinulata.
(Name von rivulus = Bachlein , well einige Arten der Gattung in Bachen
leben.
Kolonien etwa 1 mm groB, durch Teilung und Verzweigung
der Faden entstehend, meist graugriin, von der Gestalt eines ge-
kugelten Igels. (Planktonkammer!) Faden peitschenformig mit End-
knopf (Grenzzelle) und Spore wie Handgriff (manubrium).
Besonders in Seen mit grtiner Eigenfarbe des Wassers. Tritt
meist erst von August an auf und verschwindet nach der Sporen-
bildung im Herbst. Die Sporen sinken zu Boden. Deshalb sehr
ausgepragt periodisch planktonisch. Betreffs der Biologie
vgl. auch 0. Pliimecke (1). - meist o —
E. natans bildet weiche, im Alter schwimmende Gallertmassen
(braun bis oliv) von WalnuBgrofie und dariiber. Vgl. Nostoc.
E. haematites speichert Kalk. Uber Ca-Ablagerungen s. E. N a u -
mann (Arch. f. Hydrobiol., 1921).
Schizomycetes (als Anhang zu den Spaltalgen).
Streptococcus mesenterioides.
(Name von streptos — Halskette.)
Vgl. Gruppe Bakterien S. 118.
13. Micrococcus phosphorous. Leuchtbakterie. Vgl.S.118. Weitere
Arten sind von H. Molisch (2) beschrieben.
14. Lampropedia hyalina. Tafelkokken.
(Name von lampros = glanzend, und pedos = Platte.)
Vgl. S. 119. Im Plankton, wohl auch auf Schlamm. - p m -
15. Sarcina ventriculi. Paketkokken. Vgl. S. 119 auch betreffs S.
paludosa. Die Abbildung zeigt eine entwickelte Kolonie. GroBe der
einzelnen Zellen einige [x. - meist p, anaerob -
16. Azotobacter chroococcum.
(Name von 1'azote = Stickstoff.)
Besitzt die Fahigkeit, reichlich freien Stickstoff zu assimilieren.
Heftet sich auf planktonischen und benthonischen Schlamm- und Ufer-
organismen fest. Auch im Boden. GroBe der Zellen meist gegen 4 jt.
17. Bacterium vulgare. Eine der haufigsten Faulnisbakterien. Vgl. Gruppe
Schizomycetes s. 124.
18. Bacillus subtllis. Heubazillus. Bewegliche Faden, 0,8—1,2 [x im
Durchmesser, fur Bakterien also ziemlich dick. Vgl. Kap. Bacteria.
19. Pseudomonas fluorescens. Vgl. Kap. Schizomycetes S. 129.
20. Spirillum undula. Haufig in verdorbenem Wasser. Vgl. Kap. Schizo-
mycetes. - am, bei Massenentwicklung p —
186 Teil B. Kryptogamen.
Eisenbakterien s. unter Kap. Schizomycetes. Uber Eisenerz-
Ablagerungen s. E. Naumann, Arch. f. Hydrobiol. 1921, Uber die
Eisenbakterien des Planktons und Neustous 1922.
21. Sphaerotilus natans.
(Name von sphaera = Kugel, und tile = Flocke.)
Typischer Abwasserorganismus. Fad en 2 |x breit, also viel
diinner als Leptomitus. Vgl. auch Kap. Schizomycetes.
- p bis a m —
Sph. roseus ist von rosenroter Farbe, nicht, wie bisweilen
Fusarium, ziegelrot.
22. Cladothrix dichotoma. Farblos. Mit Pseudodichotomien. Entwicklungs-
form von Sphaerotilus bei Nahrungsabnahme. - meist (3m —
23. Zoogloea ramigera. Bildet weifiliche, hirschgeweihartige Kolonieu
von 1 — 1,5 mm Lange. - bei Massenentwicklung p -
24. Zoogloea uva. Traubenformige Zoogloea. Tritt an unter-
getauchten Wurzeln, Halmen usw. in Form von etwa erbsen- bis
kir&chengroflen, traubig gehauften, meist imgefarbten Gebilden auf.
Stabchen in der Schleimmasse meist langgestreckt iuid etwas tiber
1 ^ dick. - meist p -
25. Beggiatoa alba. Faden nach Art der Osdllatoria auf (s chwef el-
was serstoff ha Itigem) Schlamm usw. kriechend. Vgl. auch
S. 135. - p bis m bis o -
26. Thiothrix nivea. Bildet weiBe Besatze in schwefelwasserstoff-
haltigen Gewassern (auch in Wasserleitungen). Faden im Gegen-
satz zu Beggiatoa unbeweglich. Die Abbildung zeigt die Faden auf
Cladophora festsitzend.
27. Lamprocystis roseo-persicina. Kolonien pfirsichbliitenrot (in Plankton-
kammer beobachten!), oft gitterartig durchbrochen. Parallelform
unter den Schwefelbakterien zu Microci/stis (Polycystis) aeruginosa,
In schwefelwasserstoffhaltigen Gewassern.
28. Chromatium okenii. Kirschrote Schwefelbakterie, meisc ca. 8 [x lang.
Oxydiert Schwefelwasserstoff. Vgl. Kap. Bacteria, S. 136.
Rhodospirillum. Purpurspir ilium. Zellen rot, schwefelfrei. In
Sumpfwasser. Uber Kultur der Purpurbakterien vgl. das Kapitel
Schizomycetes, S. 137.
Chrysomonadales. Goldgelbe Monaden.
Zu dieser Gruppe, welche bewegliche Formeii umfaCt, gehoreu
viele Vertreter des Planktons; grofiere seit langem bekannte, und
kleinere (Nannoplankton), erst in neuerer Zeit studierte. Viele be-
sitzen charakteristisch gestaltete Gehause. Die Ernahrung erfolgt
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 187
pflanzlich oder tierisch. Als Assimilate treten Fett oder fettahnliche
Bestandteile auf. Die Chrysomonadales sind haufig und weit
verbreitet. Ihre sehr vergangliche Natur erfordert meist, wenn es
sich nicht um skelettfiihrende Formen handelt, ein Studium am
lebenden Objekt.
29. Mallomonas acaroides. Pelzmonade.
(Name von mallos = Zotte, Haar und acarus = Milbe.)
Planktonisch ; meist ca. 25 [x lang, gelb. Pro 1 ccm bisweilen
Dutzende. Stacheln mit feinen Blattchen festsitzend. Preparation
der nadelartigen Gewachse am besten durch Eintrocknen. (E. Nau-
mann 1917, mit Tafel.) - meist o -
Chromulina rosanoffii. (Nicht abgebildet.) Vermag auf die Wasserober-
flache emporzukriechen und als Neuston (s. S. 222) durch Lichtreflex
Goldglanz zu erzeugen. Nach einer Mitteilung von E. Naumann
findet man je Quadratmillimeter des Chromulina- Neuston 1000 — 2000
Teilungsstadien. Vorwiegend in Tumpeln und Wasserkiibeln.
- bei Geringproduktion o -
30. Synura uvella. Kolonien freischwimmend, rundlich (ca. 60 [i) oder
langlich. Farbe gelb, Geruch nach frischen Gurken. Entwickelt
sich mit Vorliebe in der kalteren Jahreszeit.
- o (bei Hochproduktion (3 m) -
31. Uroglena volvox. Kolonien gel blich, echt planktonisch, bis 300 [t groJB.
(Mit Planktonkammer beobachten !) Geruch unangenehm flschig-tranig,
sich bisweilen der umgebenden Luft mitteilend. In 1 ccm Wasser
bis gegen 25 Kolonien (trtibend!). Meist in Seen; in den oberen
Wasserschichten. - o —
32. Dinobryon sertularia. Trichterbaumchen1). Die umherschwim-
menden Trichterbtischel (meist buschiger als abgebildet) sind fur
das Plankton vieler Gewasser charakteristisch. Bei Massenentwick-
lung (Dutzende von Kolonien in 1 ccm Wasser) erscheinen die
Netz- oder Siebfange gallengelb mit einem Stich ins Griine. Eine Vege-
tationsfarbung des Wassers zeigt sich schon bei einer Frequenz von
1000 auf 1 ccm (E. Naumann, Bot. Not. 1919). .Die Trichter be-
stehen vorwiegend aus Zellulose. Systematik s. bei Pascher (1).
- bei Geringproduktion o —
Silicoflagellata.
33. Distephanus speculum. Gehause aus Kieselstaben gebildet. Nanno-
plankton; marin. Gattung auch fossil (Lim Fjord).
1) Nach frdl. Vorschlag von Frau Dr. L. V. Meyer. Von Ehrenberg seiner
Zeit als Wirbel-Moostierchen bezeichnet.
188 Teil B. Kiyptogamen.
Coccosphaerales.
34. Pontosphaera huxleyi. Zellen mit Kalkplatten (Coccolithen). Naiiuo-
planktou; marin. Einzelplatten im Bodenschlamm.
Cryptomonadales.
35. Cryptomonas erosa. Laoge 15-32 \L. Farbe meist olivgriiu. Bildet
Starke. Schwimmbewegung oft durch Springen unterbrochen. Uberall
verbreitet; besonders typisch bei Hochproduktion als p-mesosaprober
Planktout. Wird von vielen Radertieren u. a. m. gefressen. In
1 ccm Wasser sehr oft Hunderte und viel mehr Exemplare. Lit.
A. Pascher (1). - in Hochproduktion (3 m -
Euglenales.
36. Euglena viridis. Mit Augenfleck (Euglena = schones Auge). Bildet
bei massenhaftera Vorkommen als Neuston saftgriine Uberziige auf
der Wasserobeiflache; kann auch grime Verfarbuog des Gesamt-
wassers bewirken. Besonders in verunreinigten Dorfteichen und
Abwasserpfiitzen. - p bis a m -
Sehr geeignet zu phototaktischen Versucheu. Korper metabolisch.
Im Zimmer halt sich diese Spezies leider meist nicht lange ; Euglena
deses pflegt widerstandsfahiger zu sein.
Versuch: Bringt man ein gewohnliches Objekttragerpraparat
mit zahlreichen, lebhaft beweglicheu Exemplaren von Euglena viridis
unter das Mikroskop, so wird man leicht beobachten, daB alle uor-
malen Individuen direkt nach der dem Lichte zugekehrteu Seite des
Deckglaschens hinschwimmen. Nach E. Naumann konnen zu
solchen Versuchen mit Vorteil auch Zentrifugate der verschiedensten
Flagellaten und Chlamydomonaden gebraucht werden. Dreht
man den Objekttrager um 180°, so wird dessen vorher dunklere
Seite starker belichtet und die Euglena kehren samtlich um; vgl.
auch das Kapitel Assimilation. Hat man reichliche Mengen von
Material zur Verftigung, so kann man diesen Versuch auch makro-
skopisch anstellen, am besten unter Verwendung einer parallel-
wandigen Glaskiivette, deren Schmal- oder Langsseite man dem
Licht zukehrt. Die Phototaxis wird durch den C02-Gehalt des
Wassers beeinflufit.
Durch Zusatz starker Jodjodkaliumlosung zu mikroskopischen
Praparaten kann man bei Euglena viridis leicht die GeiJBel nach-
weisen. Als Assimilationsprodukt tritt Paramylum auf, das sich
mit Jodlosung nicht blau farbt [vgl. Pascher (1)].
Der sogenannte Augenfleck am vorderen Teil der Zellen ist fur
die Perzeption des Lichtes nicht maBgebend ; es finden sich ganzlich
farblose Flagellaten, welche ebenfalls phototaktisch sind.
P. Rabbas hat von griinen Flagellateu Lumiere - Moment-
aufnahmen gemacht, an denen der rote Augenfleck gut sichtbar ist.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 189
Kuglena sanguined siehe auf der Farbentafel IX. Der Farbeuton
des Organismus spielt ofter ins Braunrote. Bildet als Neuston rote
Massenfarbungen ; Produktion dann gegen 400 Organismen je
Quadratmillimeter (E. Naumann 1915).
37. Phacus longicauda.
(Name von phakos = Linse.)
Zellen flach, grun, gegen 100 [x lang, mit einer GeiCel. Par-
amylumkorn scheibenformig. — o, in Hochproduktion (3m-
38. Trachelomonas hispida.
(Name von trachelos = Hals.)
Die Gehause haben bisweilen einen kragenartig aufgesetzten
Hals. Sie sind meist brauu, 20 — 30 p. lang und enthalten innen
griine Chromatophoren. - in Hochproduktion (3 m -
39. Trachelomonas volvocina. Zellen meist kugelig, in der Regel gegen
10 {t im Durchmesser. Membran oft schwarzbraun. Nach E. Nau-
mann (Bot. Not. 1918) bisweilen bis 175000 Zellen in 1 ccm
Wasser. - in Hochproduktion (3 m -
Peridiniales.
Zellen mit zwei Geifieln, von denen die eine aquatorial verlauft.
Chromatophoren gelbbraun. Reinplanktonisch. Die Peridinium- Arten
verursachen ofter Vegetationsfarbungen. Das Minimum diirfte fur
kleinere Formen bei etwa 2000 im Kubikzentimeter liegen. Vgl.
Sjostedt 1921, Lindemann (1).
Gymnodinium palustre. Ahnlich manchen Arten von Peruiinium, aber
ohue Panzer. Im SiiKwasser und im Meere finden sich ziemlich
haufig kleine farblose Arten. welche noch wenig studiert sind.
- in Seen o -
40. Ceratium hirundinella. Schwalbenschwanzalge. Sehr charak-
teristisch gestaltet. Durch Langs- und AquatorialgeiCel beweglich.
Mit getafeltein, vorwiegend aus Zellulose bestehendem Panzer. Be-
sonders im Plankton der Seen. In eutrophen Seen (Gruppe VI) oft-
mals eine Vegetationsfarbung verursachend. - o -
41. Ceratium tripos. Mann, auch in der Ostsee (Herbst). Einzeln oder in
Verbanden. Erzeugt wie Noctiluca und mauche Bakterien Meeres-
leuchten. Wichtiger Vertreter im Vegetations-Maximum.
42. Peridinium divergens. Marin. Oft haufig, z. B. acht Zellen in 1 ccm
Wasser. Ernahrung pflanzlich. Wahrscheinlich kosmopolitisch.
43. Peridinium tabulatum. Gelbbraun, lebhaft und wackelnd beweglich,
mit gefeldertem, vorwiegend aus Zellulose bestehendem Panzer.
Korper etwas flach gedriickt. - bei Geringproduktion o -
190 Teil B. Kryptogamen.
Bacillariales (Diatomaceae). Kieselalgen.
Membranen stark kieselsaure- und auch pektinhaltig1. Zellen
VOD Schachtelbau, aus zwei Schalenhalften bestehend (Bonner Lehr-
buch S. 352). Chromatophoren meist gelb bis gelbbraun, assimilierend,
erstes sichtbares Assimilationsprodukt meist 01. Ausgeschiedene
Sauerstoffblaschen sieht man iiber Diatomeenuberzugen oft in grofier
Menge wie silberne Kiigelchen stehen.
Die Rhaphe bildet den Austrittsspalt fur das bewegende Plasma.
Fast alle planktonischen Kieselalgen sind rhaphefrei und unbeweglich.
Das Praparieren der Kieselschalen robusterer Formen geschieht
durch Gliihen moglichst reinen Materials auf dem Platinblech oder
durch Kochen in Schwefelsaure unter Zufiigen von Salpeter zum
Oxydieren der organischen Substanzen. Planktonformen enthalten
meist weniger Kieselsaure, dagegen findet man die Schalen bentho-
nischer (S. 223) Vertreter, von der Natur selbst prapariert. haufig
im Schlamm. Als Einbettungsmittel dient am besten Styresin. Vgl.
Strasburger-Koernicke (1). Luftblasen entfernt man unter
der Luftpumpe. Diatomeentypenplatten sind im Handel kauflich.
Die Rohkultur geschieht am besten in flachen Schalen bei nied-
riger Wasserschicht und ktihler Temperatur. Man kann dem Wasser
einige Grasstiicke, andere Pflanzenreste oder Schlamm beifiigen.
Fur Reinkulturen, z. B. von Naviculeen, benutzt man folgendes Nahrmedium:
Wasser 1000 ccm
Gelatine1) oder Agar 100 g bzw. 15 g
K2HP04 0,2 „
MgS04 0,2 „
FeSO4 Spur
Alkaleszenz notig
Silikat nicht notig.
Als Stickstoffquelle gibt man 0,2 g KNOg oder Asparagin; vgl. auch O. Richter (1).
Verwendbar sind auch die Nahrstofftabletten (S. 4).
44. Melosira granulata. Faden-Kieselalge des SiiBwassers.
(Name von melos = Glied und seira = Schnur.)
Zellwande mehr oder weniger deutlich punktiert. SchluBzellen
mit Stachel. M. binderiana besonders zartwandig. In 1 ccm
Wasser bisweilen einige tausend Faden, die das Wasser etwas ver-
farben. - bei Geringproduktion o -
45. Melosira varians. Uferorganismus oder erratisch planktonisch. Die
diinnen Faden verhaltnismaCig haufig Auxosporen bildend. Leicht
kenntlich an den Einkerbungen der Fadenaufienwande zwischen zwei
Zellen. Kann braune Uberziige bilden. Kennzeichnet die Zone ab-
klingender Selbstreinigung. - bei Hochproduktion typisch (3 m -
1) Die Gelatine mufi von feinster Qualitat, der Agar 2—3 Tage gewassert, zuletzt
mit destilliertem Wasser ausgespiilt sein.
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos.
191
46. Stephanodiscus hantzschianus. In Norddeutschland die Form pusillus
im Plankton besonders haufig. Bisweilen mit langen, sehr zarten
Randstacheln, welche besonders bei Dunkelfeldbeleuchtung gut zu
sehen sind. Manchmal zu Faden vereinigt. In 1 ccm Wasser
nicht selten gegen 6000 Zellen der kleinen, etwa 10 [A im Schalen-
durchmesser betragenden Form (Vegetationsfarbe).
- bei Hochproduktion typisch J3 m -
Rhizosoienia semispina. Haufiger Planktont der Meere; in der Ost-
see, Nordsee und besonders den nordischen Meeren.
Rhizosolenia- und Attheya- Arteu sind auch im SuBwasser haufig,
aber ihrer Zartheit wegen oft iibersehen. Der Nachweis gelingt
leicht durch Trockenpraparate oder (nach Einar Naumaiin) unter
Anwendung der Tinteustiftmethode. Die Schalen farben sich dann
schwach blau.
Chaetoceras whighamii. Zwischen den Stacheln Gallerthaute, welche
die Schwebefahigkeit erhohen konuen. Chaetoceras ist eiu cliarak-
teristischer Planktont, besonders im Fruhjahr in nordlichen Meeren.
Abb. 116. Chaetoceras whighamii mit Hiillgallerte (sichtbar nach Einlegen in
Tusche. Vergr. 700-fach. (Nach Br. Schroder, 1911.)
47. Triceratium favus. Marin. Nicht im Plankton. Wird auch fossil ge-
funden.
48. Fragilaria crotonensis. Kammalge. Zellen zu einer Art Doppel-
kamm aneinauder gereiht. Haufig im Plankton der Fltisse und
Seen. Oft mit regelma'Gig angeordneten Oltropfchen.
- o (bis (3 m) —
49. Fragilaria capucina. Bildet flache, auch bei ziemlich starker Ver-
grofierung ebene (kaum gewolbte) Bander, die iiberraschend lang
werden kounen. Im Plankton haufig. — o —
192 Teil B- Kryptogamen.
50. Synedra ulna. Die Elle.
(synedra = zusammensitzend.)
Sehr haufig, in mesosaprobem Wasser bisweilen braune Uber-
ziige bildend. Hit ihren Varietaten: - o bis m -
51. Synedra acus. Die Nad el. Unbeweglich. Haufig im Plankton,
in 1 ccm Wasser bisweilen mehrere tausend, das Wasser danu
triibend. Passiert leicht die Haschen des Planktonnetzes und -siebes.
Lang nadelformig gestreckte Formen werden als S. delicatissima be-
zeichnet. - o, in Hochproduktion bis (3 m -
52. Asterionella formosa. Sternalge; lebt perennierend im Plankton.
Die Kolonien sind 4 — 17- (und mehr-)strahlig. Im letztgenannten
Falle sind sie in flacher Schraubenlinie angeordnet, welche drei Um-
gange haben kann. Normale dreistrahlige Kolonieu scheinen nicht
vorzukommen; beobachtet man sie, so handelt es sich urn zer-
brochene mehrstrahlige oder urn die der Asterionella bisweilen ahn-
liche Diatoma elongatum. Strahlen in den Liicken (nach A. Voigt)
oft durch Gallertfaden verbunden. In selteneren Fallen tritt Aste-
rionella auch in Form von Zickzackketten oder kurzen Bandern auf.
In Auflosung begriffene Zellen zeigen oft gebogene Form [E. N au-
ra a un (Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1919)]. In 1 ccm Wasser konnen
mehrere Tausend, das Wasser verfarbende Kolonien von Asterionella
vorkommen, besonders bei Beginn der warmeren Jahreszeit (Friih-
lingsmaximum). Nicht selten mit Diplosiga u. a. besetzt. Beziiglich
der Reinkultur von Asterionella vgl. man 0. Richter (1).
Bringt man mit dem Planktonnetz oder -sieb gewonnene An-
haufungen von Asterionella, Diatoma oder Melosira in ein dem
direkten Sonnenlicht ausgesetztes Gefafl (z. B. Planktonglas) , so
steigeu infolge der Assimilation Sauerstoffblasen empor, meist in
Abstanden von eiuigen Sekunden. Das in den Zellen vorhandene
Chlorophyll kann man dadurch sichtbar macheu, dafl man die gelb-
liche Kieselalgen-Planktonmasse erwarmt, wodurch sie deutlich grim
wird. [Vgl. Molisch (2).]
Von der Sternalge kann man in einfacher Weise durch An-
trocknenlassen auf dem Objekttrager oder Deckglaschen befriedigende
Dauerpraparate in Luft herstellen (vorher in destilliertes
Wasser I). Wegen Photographien auf Gaslichtpapier vgl. E. Nau-
mann. — o, bei Hochproduktion p m —
53. Diatoma elongatum (= Diatoma vulgare var. elongatum}. Langswande
fein punktiert. Planktonisch. In der Spree und Havel besonders
haufig. In 1 ccm oft Dutzende und mehr.
- o, bei Hochproduktion p m -
54. Tabellaria flocculosa. Zellen ahnlich der T. fenestrata, aber ge-
drungener. Im Plankton. - bei Geringproduktion o -
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos.
55. Tabellaria fenestrata. Zellen im Innern mit unvollkommenen Scheide-
wanden, gestreckt. Statt im Zickzack auch in sternformigen Ver-
banden (var. asterionelloides). Im Plankton, besonders der Seen.
- bei Geringproduktion o -
56. Rhoicosphenia curvata.
(Name von rhoicos = krumm und sphen = Keil.)
Zellen, von der Giirtelseite aus betrachtet, gekrummt.
- typisch (3 m bis a m —
57. Cocconeis pediculus. Schildlaus-Kieselalge.
(Name von coccus = Korn und naus = Schiff.)
Haufig; festsitzend auf vieleu Fadenalgen, besonders Clado-
phora. — o bis p m -
58. Navicula (Pinnularia) nobilis. Grofie Schlamm-Diatomee. Bis etwa
400 (A lang. Auch an Bruchstiicken erkennbar. In der Seitenlage
ist oft die Schachtelstruktur gut sichtbar. — meist o -
59. Navicula (Pinnularia) viridis. Ziemlich groJSe Schlamm-Diatomee. Bis
125 [A lang. Oft von griinlicher Farbe im Gegensatz zu den sonst
meist braungelben Vertreteru dieser Gruppe. - meist o -
60. Navicula cryptocephala. Meist nur gegen 25 (A lang. Im Verein
mit anderen kleinen Navicula und Nifoschia oft massenhaft auf
Schlamm. Beweglich, wie alle Arten von Navicula. - (3 m -
61. Navicula atomus. Kleinste (atomhafte) Naviculee. Lange 5— 17 (A.
- p m -
62. Navicula cuspidata. Schon gestaltete Uferdiatomee ; bis 140 [A lang.
Enden der Schalen etwas vorgezogen. - (3 m -
63. Stauroneis phoenicenteron. Charakteristisch durch das weifie Kreuz
auf der Schale. Im Schlamm. - (3 m —
64. Amphipleura pellucida. Leicht kenntlich an den Verdickungen auf
den Flachen der Enden. Benthonisch. - o bis p m -
65. Pleurosigma acuminatum. Meist Ufer-Diatomee, aber auch plank-
tonisch. — meist o -
PL angulatum dient als Testobjekt bei der Priifung der Mikro-
skope (s. 105).
66. Gomphonema acuminatum.
(Name von gomphos = Nagel, Keil.)
Festsitzende Uferdiatomee von charakteristischer Form. - o -
67. Cymbella lanceolata.
(Name von cymbe = Kahn.)
An Gallertstielen festsitzeude Uferdiatomee.
Kol k witz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 13
194 Teil B. Kryptogamen.
68. Amphora ovalis.
(amphora bedeutet GefaB.)
Uferdiatomee von charakteristischem Aussehen. Mit 01 und
Volutin. - o -
69. Epithemia turgida.
(Nach epithema, das Aufgesetzte.)
Schalen- und Giirtelansicht. Mit der konkaven Seite auf Algen
und anderen Wasserpflanzen festsitzend. Querrippen in der Mitte
konvergierend. Lange etwa 25—100 |x. - o —
Bacillana paradoxa. (Nicht abgebildet.) Stabformige Zellen zu band-
formigen Ketten verbunden. Beim Kriechen werden die Zellen wie
die Glieder einer Feuerwehrleiter gegeneinander verschoben. In
Brack- und SiiBwasser. Hier besonders zur kalteren Jahreszeit. Die
Zahl der Permutationen durch Lageanderung der Zelleu gegenein-
ander ist als endlos zu bezeichnen. - o -
70. Nitzschia sigmoidea.
[Nach C. L. Nitzsch (Halle).]
Grofie Schlamm-Diatomee, bis Y2 mm grofi. - o bis (3 m -
71. Nitzschia acicularis. Bis 70 (x lang; beweglich. Die etwas ahnliche
Synedra acus ist unbeweglich. - (3 m -
72. Hantzschia (Nitzschia) amphioxys.
[Nach C. A. Hantzsch (Dresden).]
Ziemlich leicht kenntlich an der einseitigen schwachen Kon-
kavitat und den meist ein wenig vorgezogenen Enden. Lange bis
gegen 100 [x, aber meist erheblich kleiner. - typisch a m -
73. Cymatopleura solea. Pantoffel-Diatomee.
(Name von kyma — Welle, und pleura = Seite.)
Schlamm-Diatomee, von schwankender Grofle, wie die Abbil-
dungeu zeigen. 300 {x und mehr lang. - o -
74. Surirella biseriata.
(Herkunft des Namens unbekannt.)
GroBe Schlamm-Kieselalge, bis gegen 300 jx lang.
Conjugatae. In den Klar- und Humusgewassern vom oligotrophen
Typus (VI. Gruppe) spielen eine ganze Reihe von Desmidiaceae,
welche in den Gewassern des eutrophen Typus nicht vorkommeu,
eine ganz besondere Rolle. [S. West und E. Naumann (1917).]
75. Closterium moniliferum. Spindelalge. Zellen bis l/2 mm lang,
jedoch meist kiirzer. Haufig in der Uferregion. Auch im Plankton,
z. B. mancher Fliisse; an den Enden der Zellen wie bei vielen Des-
midiaceen Blaschen mit zitternden Gipskristallen (Tanzstiibchen).
Weitere bekannte Arten sind : Cl. acerosum, lunula, dianae und
setaceum. — o —
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 195
76. Cosmarium botrytis.
Name von kosraos = Schmuck.
Zellhalften schwach trapezformig. Membran etwas warzig. Farbe
der Chromatophoren reingriin. In Teichen, Torfgewassern u. dgl.
- Pm -
77. Staurastrum gracile.
(Name von stauros = Pfahl, Kreuz, und astron = Stern.
Erne der wenigen Desmidiaceae des Planktons. — o -
78. Mougeotia genuflexa.
[Nach dem Arzt und Botaniker Mougeot (1776-1858).]
Faden gegen 30 [i dick. Bildet auf Teichen und in Graben oft
Fladen von meist hell- und gelbgriiner Farbe und weichstrahniger
Konsistenz. Jede Zelle mit plattenformigem Chromatophor, welches
sich bei starker Belichtung hochkant stellt (Versuch !). Im Plankton
finden sich bisweilen sehr feinfadige Arten (z. B. M. quadrangulata).
Kopulation meist in der Weise, daB sich zwei 'Faden knieartig gegen-
einander biegen (genu = Knie). [Oltmanns (1).] - o -
79. Spirogyra porticalis. Schraubenalge. Die Alge ist als Objekt
fur physiologische Versuche, z. B. solche betreffend Assimilation,
und fur mikroskopische Zellstudien sehr bekannt. Die Zahl der
Chlorophyllbander betragt je nach der Spezies 1 — 6. Sp. porticalis
(= Sp. quinina) hat in jeder Zelle ein Chlorophyllband. Der Zell-
durchmesser betragt ca. 40 JJL. Die Beobachtung gestaltet sich beim
Vorhandensein nur eines Bandes am einfachsten. Der Kern kann
unter einem solchen Band liegen und ist dann ohne Farbung schwer
zu sehen, oder er ist an Plasmafaden, welche ihn mit den Starke-
herden (Pyre noi den)1) verbinden, in der Mitte der Zelle aufge-
hangt und dann ohne Anwendung von Farbungsmitteln ausgezeichnet
zu sehen. Man findet sie in der Hegel in der Form schwimmender
Watten in der Uferregion von Teichen, Wasserbecken, in Fluftbuchten
und in Graben mit vorwiegend stehendem Wasser. In Rieselfeld-
drainwasserteichen kommt sie, besonders in der Spezies crassa (etwa
100 [A dick), in zentnerschweren Anhaufungen vor. Uber Assimi-
lationsversuche vgl. Teil A, S. 9.
Die bekannte Kopulation zwischen zwei Faden, wobei der eine
der aufnehmende ist (Abb. 117), ist in der freien Natur nicht iiberall
haufig zu beobachten; sie kann aber im Laboratorium kiinstlich
hervorgerufen werden, indem man kleine Watten in flache Schalen
mit Wasser oder 2— 4-proz. Rohrzuckerlosung bringt und, was wichtig
ist, gut belichtet [vgl. K 1 e b s (2)]. Manchmal findet Kopulation
zwischen zwei benachbarten Zellen eines und desselben Fadens statt
(friiher Rhynchonema genannt).
1) Bei alien Arten von Spirogyra tritt als erstes sichtbares Produkt der Assi-
milation Starke auf.
13*
196
Teil B. Kryptogamen.
Faden mit reifen Zygosporen konnen in Schalen einfrieren und
nach dem Auftauen im gleichen Wasser auskeimen, wobei die Sporen-
haut aufreifit.
Abb. 117. Spirogyra (nitida), zwei Faden in Kopulation. Links oben Zygospore.
Vergr. ca. 400fach. (Nach L. Kny.)
Die Spirogyra-Zelle ist in der Sammlung Brendelscher Mo-
delle vorhanden. Spirogyra setiformis ist auf der Wandtafel No. 103
von L. Kny dargestellt.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 197
80. Zygnema stellinum.
(Name von zygon = Joch.)
Unverzweigte Faden, mit je zwei stern formigen Chromatophoren
in jeder Zelle. Breite der Faden oft etwa 50 [x. Farbe blaftgriin.
— o bis (3 m -
Protococcales.
81. Chlamydomonas species. Haufig in Masseii in Regenpfiitzen, Tumpeln,
Dorfteichen u. a. auftretend. Sowohl im Plankton wie im Neuston
vorkommend. Nach E. Naumann (1) bisweilen 240000Zellen in
1 com Wasser. Liefert, wenn reichlich Material zur Verfiigung steht,
instruktive Bilder bei Dimkelfeldbeleuchtung. Alle Volvocaceae
sind planktonisch und mit GeiBeln ausgestattet.
— in Hochproduktion m -
82. Polytoma uvella. Zelleu farblos, etwa 25 (t lang. Haufig in ge-
standenem stadtischen Abwasser sich entwickelnd. Bevorzugt nach
E. G. P r i n g s h e i m (1) Amido-Essigsaure. — in Hochproduktion p —
83. Pandorina morum. Kolonien meist IGzellig, mit ziemlich deutlich
abgegrenzter Gallerte. Zellen in der Mitte der (meist etwas ovalen)
Kolonien zusammenstoflend. In 1 ccm Wasser bisweilen zahlreiche
Kolonien. — o bis p m —
84. Eudorina elegans. Kolonieu beweglich, meist mindestens 32zellig;
Zellen peripher. Verbreiteter Planktonorganismus. Kolonien viel
kleiner als diejenigen von Volvox. In 1 ccm Wasser bisweilen
Dutzende von Kolonien. Vgl. auch die Farbentafel IX. — o, P m —
85. Volvox aureus. Kugelalge. Kolonien mit tausenden von peripher
gelagerten, begeiJSelten Zellen. (In Planktonkammer beobachten!)
Oospore glatt, wie die Abbildung zeigt. Im Innern der Kolonien
bisweilen Enkelblasen. Zellen durch feine Plasmafaden, bei V. glo-
bator durch dicke Plasmastrange, verbunden. Die Abbildung zeigt
die Kolonie bei geringer VergroBerung. Phototaktisch, wahrschein-
lich auch geotaktisch. — o bis P m —
Botryococcus braunii. Kolonien unbeweglich, dem blofien Auge als
Kornchen erscheinend, bisweilen siegellackrot durch olartige Substanz.
Spezifisches Gewicht oft kleiner als Wasser, daher an der Oberflache
schwimmend, bisweilen Wasserbliite verursachend. Zellen selbst
griin, radiar angeordnet, Vermehrung durch Schwarmer. Vgl. auch
Abb. 124. - bei Geringproduktion o —
— Chlorella species. Kleine grime Kugelzellen, welche manche gediingte
Wasser griiu farben. In 1 ccm Wasser dann 4—10 Millionen Zellen
(E. Naumann, Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. 1919). Weil diese nur
einige Mikromillimeter im Durchmesser haben, passiert solches
198 Teil B. Kryptogamen.
Wasser das Planktonuetz ebenso griin, wie es hineiiigegossen wird.
Chlorellen leben auch in Spongitta, Hydra viridis, Ophrydium,
im Flechtenthallus, in Trinkwasserkaraffen, Losungen in chemischen
Laboratorien usw. Meist mixotroph. In Reinkultur gezogen.
— in Hochproduktion meist a m -
86. Rhaphidium polymorphum.
(Name von rhaphidion = kleine Nadel.)
Zellen gerade oder gekriimmt, nadelforraig, einige Mikromilli-
meter dick, zu Biischeln vereinigt. Im Plankton der Uferregion.
- o, in Hochproduktion (3 m -
87. Scenedesmus acutus (= Sc. obliquus = Dactylococcus infusionum).
(Name von skene = Hiitte und desmos = Band.)
Zellen zu Kolonien vereinigt, an beiden Enden zugespitzt. Nach
E. Naumann (1919) bei Vegetationsfarbung gegen acht Millionen
Kolonien im Kubikzentimeter. — o, in Hochproduktion (3 m —
88. Scenedesmus quadricauda (= caudatus). Zellen zu vier und mehr
vereinigt. Sehr haufig. Meist im Plankton in der Uferregiou. Bis
gegen 50000 Kolonien im Kubikzentimeter.
- o, in Hochproduktion {3m-
89. Pediastrum boryanum. Tafelsternalge.
[Name von pedos = Platte, und dem franzos. Eeisenden Bory (1780—1840).]
Meist 32- bis 64-zellig. Zellen, aus deneu die Schwarmer (welche
sich zu neuen Kolonien zusammenlegen) ausgetreten sind, lassen
meist deutlich ein langgestrecktes Loch in der Membran erkennen.
Meist nicht typisch planktonisch, sondern mehr der Uferregion an-
gehorig. - o, bei Hochproduktion {3 m -
P. duplex, dessen Platte netzartig durchbrochen ist, typischer
planktonisch.
P. boryanum ist in der Sammluug Brendelscher Modelle ver-
treten.
90. Actinastrum hantzschii. Kolonien meist 4- oder 8-zellig. Zellen
schwach kegelformig. Charakteristischer Planktonorganismus.
— bei Geringproduktion o -
91. Richteriella botryoides.
(Nach P. Richter, Algologe in Leipzig.)
Im Plankton. Leicht kenntlich an den ziemlich derben, nach
dem Ende zu verjiingten Stacheln. Erscheint bei etwa 1000-facher
VergroJBerung wie ein grimes Heliozoon. Nur in (3-mesosaprobem
Wasser iippig entwickelt, sonst mehr einzeln.
Golenkinia radiata bei Hochproduktion in etwa 50000 Individuen
je Kubikzentimeter.
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos. 199
Ulotrichales (frtiher Confervales).
- Ulva lactuca. Meersalat. (Nicht abgebildet.)
(ulva = Name einer Sumpfpflanze bei Virgil.)
Bildet salatblattartige grime Flachen, welche an Steinen usw.
festgeheftet sind, im Laufe der Entwicklung sich aber loszulosen
und frei am Boden zu liegen pflegen. Ulva bedarf nach Angaben
in der Literatur zu seinem Wachstum des Natriums. Verbreitet im
nordlichen Eismeer, an der Kiiste von Nordamerika, in der Nordsee,
Ostsee, an der englischen, franzosischen und spanischen Kiiste, im
Mittelmeer. Die Entwicklung dieser Pflanze wird durch ins Meer
geleitete organische Abwasser begunstigt.
Enteromorpha intestinalis. Darmalge. (Nicht abgebildet.) Bildet
unregelmaBig-darmartig gestaltete griine Schlauche, von mehreren
Millimetern Durchmesser, ofter zu schwimmenden Massen vereinigt.
Vgl. Hayren (1922).
Ent. lima u. a. m. im Meere an Steinen und Holzpfahlen.
92. Ulothrix zonata. Kraushaaralge.
(Name von ulos — kraus.)
Faden uuverzweigt, bisweilen sehr dick (75 (i). Chromatophor
sattelformig, in der Einzahl in jeder Zelle. Oft schliipfen unter den
Augen des Beobachters die Schwarmsporen aus.
Manche Arten von Ulothrix bevorzugen abwasserfuhrende Ge-
wasser. - meist o -
93. Conferava (Tribonema] bombycina.
[Name von einer Wasserpflanze bei Plinius, welche gebrochene Knochen zu-
sammenheilen soil (confervere).]
Faden von 5—15 ^ Dicke, unverzweigt, an der H-Struktur und
den 01 erzeugenden Chromatophoren kenntlich. Bildet schwim-
mende oder schwebende, ofter an Wasserpflanzen festhaftende griine
Watten. Teiche, welche durch diese Fadenalge verkrauten, konnen
unter geeigneten Verhaltnissen durch Einsetzen von Schwanen rein
gehalten werden. — [3m —
94. Stigeoclonium tenue. Die etwa 10—15 \L dicken Faden bilden fest-
sitzende, s aft griine Rasen, manchmal auch nur eine sogenannte
Stigeoclonium-Solale. -am bis p m -
Sehr polymorph, z. B. verzweigt und unverzweigt. Trotzdem
meist darau kenntlich, daB jede Zelle ein sattelformiges Chromato-
phor enthalt, welches die Mitte der Zelle einmmmt, wahrend der
freie Teil weiG bleibt, daher Stigeoclonium, d. h. gefleckter Zweig,
genannt. Die Schwarmsporen besitzen vier GeiCeln. Man erhalt sie
meist leicht, wenii man das eingesammelte Material auf einen weiflen
Teller in Wasser legt und an das Fenster stellt. Am nachsten Tag
wird man einen griinen Saum von Schwarmsporen an der dem Licht
200 Teil B. Kryptogamen.
zugekehrten Seite des Tellers beobachten. Eine der hauligsten
Fadenalgen.
Draparnaldia und Chaetophora sind mit Stigeoclonium verwandt.
95. Oedogonium rivulare.
(Name von oidao = ansehwellen.)
Faden unverzweigt, ziemlich dick (bis etwa 45 (i), die mann-
lichen etwas zarter als die (hier abgebildeten) weiblichen. Faden
an Kappen und Scheiden (wie alle Oedogonium- A^rten) meist leicht
kenntlich. Diese hochorganisierte Alge lebt in der Regel festsitzend
auf Schilf u. a. m. Auf den Oogonien schmarotzt Chytridiwn olla.
— bei starker Entwicklung {3 m -
Losgeloste Watten konnen beira Zuriicktreten des Wassers ein-
trocknen und ausbleichen. Sie sind in dieser Form (ahnlich Clado-
phora) als Meteorpapier, Wiesenleder, Oderhaut usw. beschrieben
worden.
Die Gallerte der Oedogonien ist oft sehr reich an gefalltem
Eisenoxydhydrat, eine Erscheinung, die auch sonst bei gallert-
fiihrenden Algen haufig vorkommt. Die Physiognomic (der Aus-
druck der Erscheinungsform) kann hierdurch besonders gekenu-
zeichnet sein. E. Naumann, welcher diese Verhaltnisse in kalk-
armen Urgebirgsgewassern studiert hat, bezeichnete 1922 (Abder-
haldens Handbuch) diese Erscheinung als Sideroplastie
(Eisenbildung). tiber diesen Vorgang bei Meeresalgen vgl.
Sjostedt (Bot. Not., 1921).
96. Cladophora species. Diese Fadenalgen bilden mehr oder weniger
auffallige grime, nicht schleimige Besatze in Fliissen, Graben, an
Meereskiisten usw.; sie sind im allgemeinen daran leicht kenntlich,
dafi die Faden ziemlich fest sind und dementsprechend dem Zer-
reiBen einen gewissen Widerstand entgegensetzen. Jungbrut von
Fischen kann sich in dem festen Algenfadengewirr verfangen und
darin absterben. In Fliissen konnen sie unter Umstanden abseihend
auf das Plankton wirken, vergleichbar den Barten des Wales. In-
folge der Anhaufung kanii dann allmahlich eine geringe Zersetzung
eintreten, welche eine starkere Entwickluug mancher Radertiere zur
Folge hat.
Wahrend CL glomerata meist ziemlich kurze Besatze bildet, kann
Cl. crispata an Wehren und in Rieselfeldgraben in riesenhaften
Strahnen von 9—10 m Lange auftreten. Bildet Meteorpapier (siehe
Oedogonium}.
CL profunda tritt als bemerkenswert wenig lichtbediirftige Alge
in kurz-biischeligen, straifen Besatzen in 10 und mehr Metern Tiefe
in grofien klaren Seen auf.
Cl. (Aegagropila) sauteri bildet in manchen Seen griine, massige,
nicht schleimige Kolonien bis zur GroBe einer kleinen Kegelkugel.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos.
201
Diese Alge wurde im Botanischen Garten iu St. Petersburg in mit
Wasser gefiillten grofien Blumentopfen, deren Boden mit Sand be-
deckt ist, im Licht mit bestem Erfolg kultiviert.
Cl. rupestris bildet fellartige, zottige Besatze an Stein en und
Felsen der Meereskiisten, was auf Festigkeit der Anheftung und der
Faden schlieBen lafit, wie sie im SMwasser kaum beobachtet wird.
Die Faden von Cladophora sind haufig mit Kieselalgen, wie
Cocconeis, Rhoicosphenia und Oomphonema, besetzt.
97. Vaucheria.
[Nach dem Botaniker Vaucher in Genf (1763—1841).]
Die ,,Schlauchalge" findet sich im Wasser und auf feuchter Erde.
Im Drainwasser von Rieselfeldern und in manchen Bachen kommt
sie oft zu derartig massenhafter Entwicklung, daB sie zeiitnerweise
eingesammelt werden konnte. Die Faden stehen dann vom Substrat
Abb. 118. Vaucheria ungeri. Schwarmspore, aus dem Sporangium hervortretend.
Schwarmspore frei beweglich. Schwarmspore keimend. ca. 200 mal vergroBert. (Nach
L. Kny).
oft wie die Haare ernes straffen Fuchsfelles ab. Auf feuchtem Torf-
mull (KorngroCe moglichst nicht iiber 5 mm) konnen manche Arten
leicht kultiviert werden, wenu man fur geniigende Feuchtigkeit sorgt
und die KulturgefaBe mit einer Glasscheibe iiberdeckt.
Die Erzeugung von Geschlechtsorganen gelingt in der Regel
leicht bei Kultur in 2— 4°/0iger Rohrzuckerlosung. [Vgl. K 1 e b s (2)
und Heering (1), ferner F. v. Wettstein (1).]
202 Teil B. Kryptogamen.
Bringt man auf Exkursionen Faden von Vaucheria in eiue
Planktonkammer , so kann man sie mit einer etwa 25mal ver-
groBernden Lupe in bezug auf Einzelheiten sehr gut beobachten.
Die Faden sind bisweilen mit Eisen- und Mangankrumeln bedeckt,
welche durch die Eisenbakterie Siderocapsa erzeugt sein konnen.
Caulerpa ist eine reichgegliederte Gattung der Siphoneen
in den warmeren Meeren [vgl. Oltmanns (1)].
Phaeophyceae. Braunalgen.
Laminaria saccharina. Zuckertang. Reich an Mannit, der beim
Trocknen an der Oberflache der Alge als weifiliches Pulver aus-
wittert.
Abb. 119. Laminaria Species, a L. digitata. b L. hyperborea (alt und Jung),
c L. saccharina. ca. ^ nat. Grofie. (Neuzeichnung nach P. Kuckuck.)
In Bestanden lebend und bei Ebbe hervortauchend. Die
Laminarien siud Charakterpflanzen der nordlichen Meere; sie
fehlen dementsprechend in den Tropen. Die Fortpflanzung findet
im Winter statt. Sie wurden friiher zur Jodbereitung verwandt.
Abbildung s. beistehend.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 203
Laminaria digitata (= Lam. flexicaulis). Fingertang). Beim
Durchschneiden des Stieles quillt keine Gallerte hervor. Bei Helgo-
land haufig, in der westlichen Ostsee nicht selten.
Laminaria hyperborea (= Lam. cloustoni}. Palmentang. Beim
Durchschneiden des Stieles tritt in Menge Gallerte hervor.
Laminarien eignen sich gut zum Nachweis von Jod in Meeres-
algen. Nach H. Molisch (2) werden diinne Spane getrockneter
Laminaria in eine Glaskammer (z. B. Planktonkammer) gebracht
und mit einigen Tropfen konzentr. HC1 befeuchtet. Auf die Unter-
seite der Deckscheibe bringt man mit einem Tropfchen Wasser
etwas Starke, legt die Platte auf und beobachtet die Biauung der
Starke durch das freiwerdende Jod. Die stattfindende Umsetzung
kann man sich durch folgende Formel veranschaulichen :
NaJ + HCl = NaCl + HJ;
aus dem HJ wird Jod leicht frei. Ahnlich wird die Umsetzung
verlaufen, wenn das Jod in der Pflanze organisch gebunden ist.
Vgl. J. Babiy (1). Will man groBere Stucke von Tang (auch Fucus,
Nordsee, Mittelmeer!) verwenden, so koche man etwa flngerlange
Stucke im Reagenzrohr aus und mache das Jod durch etwas
rauchende Salpetersaure frei. Starkekleister wird jetzt tief blau
gefarbt; Chloroform oder Schwefel-
kohlenstoff nehmen violette Farbe an.
Trockene Laminaria-Stiele, welche
auch in Apotheken kauflich sind,
eignen sich sehr gut zu Quellungs-
versuchen (S. 76). Sie vermehren
nach Einlegen in Wasser ihr Volumen
sehr bedeutend, wie auch das mikro-
skopische Bild zeigt.
Abb. 120 *) stellt eine Vegetation
Tnarinpr AWn fhaiiTit<jfl>hliVh Ta- Abb. 121. Eizelle von Fucus,
manner Algen (nauptsacniicn La- umgcnwarmt Von Spermatozoiden.
minariaceae) von der Kiiste der stark vergrofiert. (Nach Thuret.)
Aleuteninseln nach Postels und
Ruprecht dar. Es zeigt links Iridaea (Florideae) und Lami-
naria, in der Mitte Constantinea rosa marina (Florideae), Alaria
und Agarum, rechts Macrocystis, Nereocystis und Thalassiophyllum.
Fucus vesiculosus. Gemeiner Blasentang.
[fucus = Tang. (Nicht abgebildet.)]
Die mit wenigen Ausnahmen marinen Brauntange weisen sehr
mannigfach gestaltete Vertreter auf; einfach-fadenformige, wie Spha-
celaria und Ectocarpus, aber auch massig entwickelte, hochgegliederte,
1) Ich verdanke die Vorlage zu dem Bild der Freundlichkeit des Herrn Professor
Dr. Nad s on in St. Petersburg.
204
Teil B. Kryptogamen.
3
d
g
•fe
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos. 205
wie Fucus, Ascophyllum u. a. m. Der Blasentang 1st in der Nord-
und Ostsee haufig und oft bestandbildend, z. B. auf steinigem Sub-
strat und an Holzwerk.
In der Ostsee nimmt er mit fallendem Salzgehalt des Wassers
ostwarts mehr und mehr ab. Fur seine Verbreitung in vorwiegend
oberflachlichen Schichten ist das Licht mafigebend. Die Vegetation
der Blasentange wird im Winter nicht unterbrochen.
LaBt man lebende fertile Thallusteile von Fucus, z. B. Fucus
serratus, eiu wenig eintrocknen, so tritt aus den mannlichen Kon-
zeptakeln eine orangefarbige Schleimmasse, welche makroskopisch
deutlich sichtbar ist, hervor. Sie besteht aus zahllosen, aerotaktischen
Spermatozoiden. Die umstehende Figur gibt ein Bild von der Art,
wie die mannlichen Befruchtungskorper ein Ei von Fucus um-
schwarmen. Nach Befruchtung durch ein en Schwarmer bildet das
Ei eine Hiille uud beginnt mit Teilung und Wachstum.
— Sargassum bacciferum. Golfkraut.
(sargasso im Portugiesischen = Seegras.)
Im Sargassomeer zusamniengeschwemmt.
Florideae, Rotalgen.
[floridus = von lebhafter Farbe]. Vgl. Oltmanns (1), Bonner Lehrbuch
8. 380.
Zarte Rotalgen prapariert man fiir das Herbar in der Weise,
daB man sie in einer Schale oder einem Teller mit Wasser (auch
Siifiwasser) in ihrer natiirlichen Lage iiber einem untergetauchten
Bogen Papier oder einem Karton ausbreitet. Dann hebt man sie
vorsichtig heraus und preBt sie gelinde zwischen Fliefipapier.
Johnstone und Croell (1) haben zarte Meeresalgen auf
Zinkstocken festtrocknen und die geatzten Flatten direkt zum Druck
(einer Art Naturdruck) verwenden lassen.
98. Lemanea fluviatilis. Borsten-Floridee.
[Nach dem franzosischen Botaniker S. Leman (1781—1829).]
Die Faden dieser Alge sind meist gegen 10 cm laiig und im
mittleren Teil etwa 2 mm dick. Sie leben mit Vorliebe in den
Kaskaden der Gebirgsbache, aber auch an Wehrabstiirzen in Fliissen.
Ausgiebige Beliiftung ist die Hauptbedingung fiir ihre Entwicklung.
Manche Chantransia sind Jugendstadien von Lemanea. - o —
— Batrachospermum moniliforme. Froschlaichalge. (Nicht abge-
bildet.) Diese Alge bildet schliipfrige zottige Besatze in Teichen,
Bachen usw., an Stengeln, Holz, Schnecken, Schneckengehausen und
Steinen. Wegen der biischeligen Wirtel erscheinen die Faden perl-
schnurartig und im Verein mit der gallertigeu Beschaffenheit frosch-
laichartig.
Die Farbe der Rasen ist haufig purpurrot oder blaugrun; im
letztgenannten Falle eriuuern sie makroskopisch kaum noch an
206
Teil B. Kryptogamen.
Florideen. Die ungleiche Farbung wird, wie auch bei anderen
Florideen, durch Kombination verschiedener Farbstoffe bedingt, die
entsprechend den wechselnden chemischen und physikalischen Er-
nahrungsbedingungen bald in dieser, bald in jener Nuance iiber-
wiegen. Es sind das nach den Untersuchungen von H. Kylin:
1. Chlorophyll, der alkohollosliche Assimilationsfarbstoff;
2. Phycoerythrin, das wasserlosliche Rot der Florideen,
3. Phycocyan, das wasserlosliche Blau der Spaltalgen.
Man nimmt an, daB die Farbstoffe 2. und 3. bei schwacherer
Beleuchtung Lichtstrahlen absorbieren, die dem Chlorophyll bei seiner
assimilatorischen Tatigkeit zugute kommen. - meist o -
99. Chantransia chalybaea.
(Nach dem franzosischen Algologen G. Chantrans in Besancon.)
Die Faden dieser besonders in Gebirgsbachen haufigen, aber
auch in Fliissen verbreiteten Alge bilden kurze Rasen (auf Stengeln
und Steinen) von stahlblauer (chalybaeus) bis braunlicher Farbe.
Abb. 122. Delesseria
sanguined. Thallus
eines neu ausgeschla-
genen Fruhlingsexem-
plares. Nat. Grofie.
Auf der alten Rippe
sitzen auBer den jungen ,,Blatt-
chen" die iru Laufe des Winters
zur Reife gelangten Cysto-
karpien. Pflanzen mit
Tetrasporen sehen sehr
ahnlich aus, nur treten an die
Stelle der kugeligen, gestielten
Friichte Blattchen von ahn-
licher Gr66e. Die mann-
lichen Organe entstehen
eben falls an solchen kleinen
Thailuslappchen, sind aber
im Friihling langst vergangen,
da sie nach Befruchtung der
Karpogone absterben.
Winterexemplare
bestehen nur aus alten Rippen,
Sommerpflanzen entfalten die
,,Blatter" fast bis zu Spannen-
lange.
Die alten, zweigartigen
Rippen zeigen einen so reich-
lichen Vorrat an Starke, daft
diese dem Querschnitt durch die Rippe ein elfenbeinweifies Aussehen verleiht.
(Nach R. Kolkwitz.)
Die Seitenaste sind aufgerichtet und den Hauptasten parallel gestellt.
Mit dieser Alge kann das mesosaprobe Carchesium vergesellschaftet
seiu, wenn nur geniigender Sauerstoff vorhanden ist.
- meist o bis p m -
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos.
207
Delesseria sanguinea.
[Nach dem franzos. Botaniker B. Delessert (1773—1847).]
Hochentwickelte Rotalge der Nordsee usw., reichlich z. B. bei
Helgoland. Der Thallus erscheint in Staram und Blatt gegliedert.
Die ,,Blatter" werden im Winter abgeworfen.
Nebenstebend sind auBer der Alge verschiedene Reaktionen des
Jod auf Florid eenstarke, die von der gewohnten Blaufarbung viel-
fach abweichen, im Vergleich zu denen von Kartoffel und Macis
abgebildet. Die Abweichungen sind auf verschiedene chemische Zu-
sammensetzung der Starkekoruer zuriickzufiihren. Vgl. Kolkwitz (8).
a
Abb. 123. Starkereaktion mittels Jod-Chloralhydratlosung. a Myristica
fragrans. Muskatnuflarillus (Amylodextrin). b Laurencia pinnatifida (Tetrasporen),
Cijstocloniwn. c Delesseria, Fureellaria. d Solanum tuberosum, Kartoffel. (Nach
R. Kolkwitz.)
- Ceramium rubrum. Horn-Rottang. (Nicht abgebildet.) Die
festsitzenden, verzweigten, bis 1 dm langen, fadigeu Buschel dieser
Floridee sind von hell Oder dunkel brauuroter Farbe. Ceramium
deslongchampii besitzt schwarzlich griine Farbuug. Die paarweise
stehenden Endzweige sind zangenformig einander zugekriimmt. Der
Horn-Rottang ist wahrend des ganzen Jahres an den Meereskiisten
weit verbreitet und fast iiberall sehr haufig. Er fiudet sich in den
oberen sowohl als auch in den tieferen Wasserschichten.
- Corallina officinalis. Korallenalge. (Nicht abgebildet.) Coral-
Una, Lithothamnion und Melobesia bilden die Kalkalgen unserer
heimischen Meere. Sie besitzen steinharte Konsistenz infolge Ein-
lagerung von kohlensaurem Kalk in ihre Membranen. Die Auf-
uahme des Kalkes geschieht aus dem Wasser unter allmahlicher
Anreicheruug. Das Aleerwasser ist durch seinen Gelialt an Gips
und Magnesiumchlorid sehr hait. Vgl. auch das Kap. Plankton.
Manche Kalkalgeii, besonders Lithothamnion, sind an der Bildung
fossiler Kalkablagerungen beteiligt. Sie bilden starre Kalkmasseu,
welche vvie Korallen aussehen.
Eumycetes.
100. Fusarium aquaeductuum und andere Spezies. Bildet ausgedehnte
fell- und troddelartige Besatze von weiClicher oder rotlicher Farbe
in Bachen mit Faschinen, an Wehren usw., wenn die Vorfluter Ab-
wasser aus Zellstoffabriken u. a. m. aufnehmen. Vertragt schwach
saure Abwasser. Manche Arten scheinen Kohlenhydrate, andere
208 Teil B. Kryptogamen.
mehr eiweiGartige Stoife zu bevorzugen. Vgl. auch Appel u.
Wollenweber (1). -- a m -
101. Saprolegnia monoica.
[Name von sapros = faul und legnon — Saum (well einen Saum um tote
Tiere bildend.)] Naheres s. 8. 151.
102. Leptomitus lacteus (= Apodya lactea). Besonders iu Vorflutern mit
stadtischen und Zuckerfabrikabwassern entwickelt, hauptsachlich zur
kalten Jahreszeit. Vgl. S. 151 . — a m -
103. Mucor (zygorhynchus). Wasser-Mucor.
(mucor = Schimmel; zusammenhangend mit mucus = Schleim.)
Wahrend die meisten Mucor (z. B. M. mucedo) hauptsachlich
kohlenhydratliebende Luftschimmel sind, vegetieren einige unter
Wasser, vielleicht unter Bevorzugung von mehr eiweiBartigcr
Nahrung; dabei bilden sie weiBliche fellartige Besatze (z. B. an
Faschinen) von erheblicher Ausdehnung. Makroskopisch dem Lepto-
mitus ahnlich ; auch Mncor racemosus kann solche Felle bilden.
Dicke der Faden haufig ahnlich wie bei Leptomitus, aber Ein-
schntirungen fehlen. - a m -
Charales. Armleuchtergewachse. Stelluug im System etwas unbestimmt.
104. Nitella flexilis.
(Name von nitella = Glanz.)
Zellen im Gegensatz zu Cham ohue Berindungsfaden. Jedes
Glied einzellig. Zellen also sehr grofi (bis 12 cm lang). In Graben,
Teichen uud der Uferpartie von Seen festgewurzelt. Vgl. Gruppe VII.
Bryophyta.
105. Fontinalis antipyretica. Quellmoos. Wachst meist in dunkel-
griinen oder braun erscheinenden Buschen, welche oft viele Detritus-
partikel und Organismen zwischen ihren Zweigen beherbergen; an
Steinen, Bohlen usw. Vgl. auch das Vegetationsbild und den Ab-
^chnitt Moose. - meist o bis [5 m -
Pteridophyta.
- Salvinia natans.
(Name nach A. M. Salvinius in Florenz.)
Im Herbst besonders zwischen FloBholzern an der Oberflache
des Wassers schwimmend. Vgl. Gruppe IX.
106. Isoetes lacustris. Brachseukraut.
(Name von isos = gleich und etos = Jahr, well das ganze Jahr hindurch
gleichbleibend.
Einziges heimisches Farukraut, welches ganz untergetancht lebt.
In reinen Seen bisweilen formliche Wiesen bildend. Mit Makro-
u nd Mikrosporen.
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos. 209
Monocotyledoneae.
— Potamogeton perfoliatus. Lai ch kraut. Abb. auf Vegetationsbild.
In Ufernahe oft dichten Krautbestand bildend.
— Zostera marina. Seegras. (Nicht abgebildet.)
(zoster = Name einer Pflanze bei Theophrast.)
Zu den Potamogetonaceae gehorig. 1st der einzige Ver-
treter der hoheren Pflanzen in unseren nordischen Meeren. Es
pflegt grofie unterseeische Wiesen zu bilden.
- Alisma plantago. Froschloffel. Vgl. das Ufer vegetation sbild
unter ,,0kologie".
107. Hydrocharis morsus ranae. Froschbifl. Abb. s. auch auf Vege-
tationsbild. In der Uferregion stehender Gewasser. Uberwintert
durch ruhende Knospen.
- Elodea canadensis. Wasserpest.
(Name von elodes = sumpfig. 8. Tafel I bei: Assimilation.)
Phragmites communis. Schilf. Vgl. Vegetationsbild im Kap.
Okologie.
- Glyceria aquatica. Schwadengras. Vgl. Vegetationsbild.
- Carex vulgaris. Sumpfsegge.
(Name von carere = kratzen, weil das Kraut zum Blankmachen dient. Vgl.
Vegetationsbild.
Lemna trisulca. Tauch-Wasserlinse. Vgl. Vegetationsbild und
das Kapitel uber Phototaxis. - meist o -
108. Lemna arrhiza. Eine der kleinsten Phanerogamen. Bildet 1 bis
2 mm grofie, griine Polsterchen, welche an der Oberflache des
Wassers schwimmen. Selten. Vgl. das Kapitel iiber Wasser-
aufnahme durch Wurzeln.
Dicotyledoneae.
— Callitriche vernalis. Wassers tern. In Gebirgsbachen lang flutend,
in stehenden Gewassern mit sternformiger Blattrosette. Gelegentlich
auch auf feuchtem Schlamm als niedrige Landpflanze in reicher
Entwicklung. - meist o —
109. Myriophyllum spicatum. Tausendblatt. Uferpflanze stehender
Gewasser. Bliitenahre uber Wasser sich entfaltend. Stengel bis
2 m lang.
110. Ceratophyllum demersum. Hornkraut. Uferpflanze stehender
Gewasser. Bei uppiger Entwicklung Blattwirtel quastenartig.
Lit. Gliick (1), Neger (1), Warming-Graebner (1).
Kolkwitz, Pflanzenphyslologie. 2. Aufl. 14
210
Teil B. Kryptogamen.
Tiere des Wassers.
(Entsprechende Abbildungen von Pflanzen s. Taf. VII.)
Ehizopoda:
1. Amoeba proteus.
2. Amoeba (Hyalodiscus) Umax.
3. Difflugia pyriformis.
4. Arcella vulgaris.
5. Cyphoderia margaritacea.
6. Euglypha alveolata.
7. Trinema enchelys.
8. Diplophrys arcneri.
Heliozoa:
9. Actinophrys sol.
10. Actinosphaerium eichhorni.
Flagellata:
11. Diplosiga frequentissima.
12. Mon as vivipara.
13. Bodo ovatus.
14. Anthophysa vegetans.
15. Spirochaete plicatilis.
Ciliata:
16. Coleps hirtus.
17. Lionotus (Loxophyllum) fasciola.
18. Colpidium colpoda.
19. Chilodon^cucullulus.
20. Glaucoma scintillans.
21. Paramaecium caudatum.
22. Halteria grandinella.
23. Spirostomum ambiguum.
24. Stentor roeseli.
25. Stylonychia mytilus.
26. Euplptes charon.
27. Vorticella microstoma.
28. Epistylis plicatilis.
29. Carcnesium lachmanni.
Suctoria:
30. Acineta grandis.
Spongiae:
31. Spongilla (Euspongilla) lacustris.
Hydroidea:
32. Hydra fusca.
Vermes:
33. Planaria gonocephala.
34. Nephelis vulgaris.
35. Tubifex rivulorum.
Rotatoria:
36. Callidina elegans.
37. Rotifer actinurus.
38. Philodina aculeata.
39. Asplanchna priodonta.
40. Synchaeta tremula.
41. Polyarthra platyptera.
42. Euchlanis dilatata.
43. Colurus species.
44. Brachionus urceolaris.
45. Anuraea aculeata.
46. Anuraea cochlearis.
Bryozoa:
47. Plumatella repens.
Mollusca:
48. Limnaea stagnalis.
49. Limnaea (Gulnaria) auricularia.
50. Planorbis come us.
51. Paludina vivipara.
52. Bythinia tentaculata.
53. Valvata piscinalis.
54. Sphaerium (Cyclas) corneum.
55. Dreissensia polymorpha.
Crustacea:
56. Asellus aquaticus.
57. Gammarus pulex.
58. Cyclops leuckarti.
59. Nauplius.
60. Diaptomus graciloides.
61. Cypris fusca.
62. Daphnia pulex.
63. Hyalodapnnia cucullata.
64. Bosmina longirostris.
65. Bosmina coregoni.
66. Chydorus sphaericus.
67. Leptodora hyalina.
Hydrachnidae:
68. Hydrachna globosa.
Tardigrada:
69. Macrobiotus macronyx.
Thysanura:
70. Podura aquatica.
Orthoptera:
71. Perla bicaudata.
72. Cloe diptera.
73. Agrion puella.
Neuroptera:
74. Pnryganea grandis.
75. Hydropsyche.
76. Sialis lutaria.
Hemiptera:
77. Notonecta glauca.
78. Corixa striata.
Diptera:
79. Eristalis tenax.
80. Stratiomys charaaeleon.
81. Simulium ornatum.
82. Chironomus plumosus.
83. Ceratopogon communis.
84. Corethra plumicornis.
85. Culex pipiens.
Coleoptera:
86. Dyticus marginalis.
87. Acilius sulcatus.
Pisces:
88. Alburnus lucidus.
Amphibia:
89. Rana esculenta.
90. Triton taeniatus.
Kolkwitz, Pflanxenphysiologie. 2. Aufi.
Tafel VIII.
Tiere des Wassers.
(Algen-, Bakterien-, Detritusfresser usw.).
Verlag von Gust a v Fischer in Jena.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 211
Tiere des Wassers (als Anhang).
An dieser Stelle seien in einem besonderen Kapitel einige okologisch
wichtige Tiere des Wassers abgebildet, weilsieals Algen-, Bakterien-
und Detritus fresser usw. grofien EinfluB auf das Schicksal der
Kleinpflanzen haben und dadurch ein wichtiger Faktor fur die Okologie
der Gewasser sind. Sie kommen auch als Zerstorer pathogener
Keime im Wasser in Betracht. Ferner spielen sie als Schlamm-
verzehrer zum Teil eine wesentliche Rolle, regeln das okologische Gleich-
gewicht und sind wichtig bei Aquarienstudien [vgl. E. Bade (1)]. Es
sind auch hoher organisierte Tiere beriicksichtigt worden, um den oko-
logischen Charakter in der Darstellung zu betonen.
Die normalerweise chlorophyllfuhrenden Flagellaten sind aus physio-
logisch-okologischen Griinden zu den Pflanzen gerechnet worden.
Ausfiihrungen zu Taf. VIII.
Rhizopoda. WurzelfiiBler.
1. Amoeba proteus (= A. prince ps). Der nackte, etwa y2 mm grofle
Korper ist durch Formveranderung der Pseudopodien amoboid be-
weglich. Lebt mit Vorliebe in krautreichen Gewassern auf Schlamm.
Stengeln usw. Vgl. S. 110. — o — *)
2. Amoeba (Hyalodiscus) limax. Meist langgestreckt und regelmafiig
gestaltet wie eine Nacktschnecke. Sammelspezies. Lange gegen 100 |i,
In Abwassern, biologischen Tropfkorpern 2) und nahrstoffreichen Ge-
wassern, z. B. im organischen Filz. - p bis (3 m — 2)
3. Difflugia pyriformis. Gehause aus Fremdkorpern aufgebaut, mehr
oder weniger flaschenformig. Lange bis x/2 mm- Vorwiegend in
krauthaltigen Gewassern. — o bis (3 m -
4. Arcella vulgaris. Obere Schalenseite uhrglasformig , untere flach,
Schale meist braunlich, areoliert, bis etwa 150 [x breit. Lebt mit
Vorliebe auf Schlamm verkrauteter Gewasser und in Wasser von
biologischen Tropfkorpern, das man einige Zeit stehen lafit.
- P m, bei Massenentwicklung a m -
5. Cyphoderia margaritacea (= C. ampulla). Schale retortenformig,
aus feinen Plattchen zusammengesetzt. Lange 100 — 170 |i. — o -
6. Euglypha alveolata. Schale farblos, aus rundlichen Flatten bestehend.
Miindung gezackt. Hinderende mit und ohne Stacheln. Lange gegen
100 it. - p m —
1) Uber die Bedeutung dieser Bezeichnungen vergleiche man den Abschnitt iiber
Okologie der Gewasser u. S. 181.
2) Naheres siehe im Abschnitt Schizomycetes.
14*
212 Teil B. Kryptogamen.
7. Trinema enchelys. Schale mehr oder weniger deutlich gefeldert,
bis 100 [i lang. Die Offnung der Schale befindet sich an der Seite.
Der Organismus ist typisch fur reinere Partien von Rieselboden und
Tropfkorpern. — meist am-
8. Diplophrys archeri. Schale kugelig. Korper innen mit groBem 01-
tropfen, der dem Beobachter bisweilen das ganze Objekt als 01-
tropfen erscheinen lafit. -am —
Heliozoa. Sonnentierchen.
9. Actinophrys sol. Korper etwa 50 [i im Durchmesser. Ent-
wickelt sich, haufig in Gemeinschaft mit Arcella vulgaris, oft reichlich
in biologisch gereinigtem Wasser, wenn dieses einige Zeit steht.
Haufigstes Sonnentierchen. - (3 m, bei Massenentwicklung am —
10. Actinosphaerium eichhorni. Erreicht einen Durchmesser von 1 mm,
ist also groBer als Actinophrys. Lebt von anderen Kleintieren.
Findet sich in Gewassern mit lockerem, beluftetem Schlamm.
— a m bis (3 m -
Fl agellata.
11. Diplosiga frequentissima. Doppelkragenmonade. Dieser Orga-
nismus ist durch sein Vorkommen bemerkenswert. Er sitzt oft
massenhaft den Strahlen der Sternalge Asterionella auf und bewegt
diese oft durch das Schlagen seiner Geifieln fort (passiv planktonisch).
Grofie gegen 12 (i. - meist o -
12. Monas vivipara. Bis etwa 30 [i lang. Freibeweglich und festsitzeiid.
- a m -
13. Bodo ovatus. Mit drei kontraktilen Vakuolen an der Geifielbasis
Mit anderen Bodonen haufig in Aufgiissen und halbmineralisiertem
Wasser. Bakterienfresser, wie experimentell ermittelt. Bodonen siud
im Wasser sehr verbreitet. - a m -
14. Anthophysa vegetans. Stiele der Kolonien meist braun (durch Eisen-
oxydhydrat, auch durch Humate). Konnen mit Eisenbakterien ver-
wechselt werden, sind aber von ihnen durch ihre seilartige Struktur
verschieden. Zellkolonien farblos. Anthophysa entsteht in groCer
Menge fast regelmaBig, wenn stadtisches, nicht stark faulendes Ab-
wasser einige Zeit steht, besonders in der darauf sich bildenden
Zoo^/oea-Schwimmschicht. Kann im Freien an geeigneten Stellen
leicht unter Anwendung der Glasscheibenmethode von
E. Naumann nachgewiesen werden. Gut in der Planktonkammer
zu beobachtenl Vgl. S. 215. - typisch a m -
15. Spirochaete plicatilis. Sumpf-Spirochaete. Korper sehr biegsam
und beweglich. Haufig in unteren Schichten biologischer Tropfkorper
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 213
und in Schlamm, welcher nach H2S riecht, aber von reinerem Wasser
bedeckt 1st. Systematische Stelluug noch etwas unsicher. Vgl. auch
Kraus-Uhlenhuth (1). - meist a m -
C ill at a.
16. Coleps hirtus. Tonncheninfusor. Korper von tonnchenartiger
Gestalt; Bewegung schwankend. Mundoffnung mit sagenartigem
Saum. Sehr gefraBig. Kann sich reiehlich in mesosaprobem Wasser
entwickeln, dem man einige Semmelkriimel oder dgl. zusetzt.
- p m, bei Massenentwicklung a m -
17. Lionotus (Loxophyllum) fasciola. Bis 200 [i lang, abwechselnd vor-
warts uud riickwarts schwimmend. - (3 m bis a m -
18. Colpidium colpoda. Korper etwas nierenformig, gegen 100 [x lang.
Sehr hauflg in faulnisfahigem Wasser. Kann schlecht gereinigtes
Grabenwasser milchig triiben. — a m -
19. Chilodon cucullulus. Korper abgeplattet. Die fischreusenartigen
Schlundstabe sind charakteristisch. FriBt besonders Kieselalgen.
- p m bis a m -
20. Glaucoma scintillans. Der eiformig gestaltete Organismus 1st an
den standig sich bewegenden undulierenden Membranen des Mund-
saumes kenntlich. Findet sich in Gesellschaft von Bodo und vielen
anderen sehr haufig im Wasser der Blumenvasen usw.
— am bis p m -
Viele Protozoen kanii man in Rohkultur erhalten, wenn man
temperiertem Teich-, Flufiwasser oder dgl. eine der aufgezahlten
Substanzen hinzufugt:
Pflanzenstengel, Milchtropfen,
Bananenschale, Bluttropfen, Mist,
Heu, Abwaschwasser von Fleisch,
Salat (getrocknet), Fleischextrakt (vgl. J olios).
Von Zeit zu Zeit impft man in neu zubereitete Fliissigkeiten tiber.
21. Paramaecium caudatum. Pantoffeltierchen. Mund in der
Mitte der Bauchseite, die Nahrung in Vakuolen befordernd, welche
die unverdauten Partikel an der Oberflache wieder entleeren. Hinter-
seite des Korpers mit langeren Zilien. In der Planktonkammer mit
Lupe Form zu erkennen. Im Plankton nahrstoffreichen Wassers.
— a m -
22. Halteria grandinella. Kleiner (30—40 ji), ziemlich haufiger Plankton-
organismus ; passiert meist die Maschen des Planktonnetzes. Typisch
ist fur diesen Organismus die springende Fortbewegung.
- meist m -
214 Teil B. Kryptogamen.
23. Spirostomum ambiguum. GroBtes Wimperinfusor, bis mehrere Milli-
meter lang. Korper sehr flexil.
- (3 m, bei reichlichem Vorkoramen a m -
24. Stentor roeseli. Trompetentierchen. Meist festsitzend, bis
V2 mm lang. Kern langgestreckt, nicht rosenkranzformig. Die
Trompetentierchen fressen Cryptomonas und andere Kleinorganismen.
— am bis {3m-
Stentor coeruleus. (nicht abgebildet). Blau bis blaugriin. Negativ
phototaktisch. Ertragt H2 S. - typisch am —
25. Stylonychia mytilus. Korper mehr oder weniger keilformig. Be-
wegung meist laufend, oft stoBweise. - a m bis (3 m -
26. Euplotes charon. Lange 70—80 p. Korper flach. Die Tiere pflegen
auf den starken Cirren zu laufen und zu stehen. Die Seitenansicht
ist in der Abbildung bei starkerer VergroJBerung wiedergegeben als
die Flachenansicht. - (3 m bis a m -
27. Vorticella microstoma. Glockentierchen. Korper auf nicht ver-
astelten, kontraktilen Stielen, mehr oder weniger eiformig, am Pe-
ristomende verengt. Typisch fur mehr oder weniger faulige Wasser.
Friflt Bakterien. — p bis a m —
Vorticella nebulifera findet sich in re in em Wasser.
Betrachtet man Glockentierchen, welche auf einem Fflanzenrest
festsitzen, mit Lupe in einer Planktonkammer, so kann man schon
bei 40-facher VergroBerung das Herbeistrudeln der Nahrungspartikel
beobachten, wenn man durch geeignetes Abschatten mittels des
Fingers eine Art Dunkelfeldbeleuchtung erzeugt. Vgl. S. 103.
28. Epistylis plicatilis. Korper kontraktil, Stiele nicht kontraktil. Lange
der Zellen gegen 100 |i. Lebt oft auf den Gehausen von Schnecken.
— am bis [3m-
29. Carchesium lachmanni. Sehr leicht kenntlich. (Planktonkammer I)
Kontraktile Stiele der Kolonien verzweigt; jeder Nebenast mit be-
sonderem Muskel. Frifit Bakterien, ernahrt sich aber wohl auch
durch geloste organische Substanzen. Sehr typisch fur mittelstark
verschmutzte Gewasser; hier oft weifie, kurzrasige Uberziige an
Stengeln, Blattern usw. bildend. Abgerissene, treibende Fladen wie
bei Abwasserpilzen werden nicht beobachtet. - a m -
Zum Studium der Gewasser und Aquarien werden oft zweck-
mafiig feste Gegenstande (Teller, Holzteile usw.) am Ufer oder am
Grunde der Gewasser befestigt, urn die allmahliche Ansiedlung
von Organismen zu studieren. Mit solchen Studien ist besonders
Hentzschel planmaCig vorgegangen, indem er Schieferplatten
(Dachschiefer) von ca. 30 cm Lange und 15 cm Breite in der Elbe
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 215
bei Hamburg versenkte und die hier rasch erfolgende Besiedlung
(mit Carchesium, Vorticella, Acineta, Sphaerotilus usw.) studierte.
Die Flatten wurden durch Einritzen gefeldert, und die Besatz-
organismen durch Auszahlen, meist mittels eines binokularen Mikro-
skopes registriert. Diese „ Schieferplattenmethode" gestattet
aus der Art und Starke der Besiedlung der Flatten Schltisse auf
die Produktionskraft der Gewasser. — Vgl. S. 133 u. 212. — am —
Ophrydium versatile (nicht abgebildet). Bildet bis faustgroBe,
wasserig-gelatinose Kolonien (durch Chlorella meist grim gefarbt),
welche in der Uferregion in der Nahe der Wasseroberflache schwimmen ;
auch am Boden. Wird bisweilen mit Nostoc verwechselt, doch
konnen die glockentierahnlichen Einzelorgauismen an Ort und Stelle
in der Planktonkammer leicht erkannt werden.
Suctoria.
30. Acineta grandis. Sauginfusor. Fangt mit seinen Tentakeln
andere Protozoen und saugt sie aus. An Pflanzen, Detritus usw.
festsitzend. — (3 m —
Spongiae.
31. Spongilla (Euspongilla) lacustris. SiiBwasserschwamm.
Stocke gelblich oder durch Algen griin. Larven frei umher-
schwimmend, weiB, fast mit bloBem Auge erkennbar. — oft (3 m —
Auf der Tafel ist auch eine Nadel (Spongiolin und Kieselsaure)
abgebildet. - meist {3m-
Hydroidea.
32. Hydra fusca. Brauner SiiBwasserpolyp. Fangt mit seinen
Armen und Nesselkapseln hauflg Daphnia u. a. m. Verbreitet, be-
sonders an Wurzeln von Wasserlinsen.
Hydra viridis ist griin durch Chlorella. — o bis ^ m —
Vermes.
33. Planaria gonocephala. Strudelwurm. Korper mit feinen Wimpern
iiberzogen, die in standiger Bewegung sind. Leben zwischen Wasser-
pflanzeu, unter Steinen im Wasser usw. Kriechen an die Glaswande,
wenn man Kraut in ein Gefafi tut. Eikapseln kugelig, gestielt. — o -
34. Nephelis vulgaris. Schlammegel. Meist einige Zentimeter lang,
von grauschwarzlicher Farbe. An vielen Stellen sehr haufig in sich
frisch zersetzendem Schlamm. Sehr widerstandsfahig. Ernahrt sich
von Protozoen uud Crustaceen, soil auch Paluditw aussaugen.
- meist (3 m, bei Massenentwickluog am —
- Haplotaxis gordioides == Phreoryctes menkeanus. (Nicht abgebildet.)
Drahtartig starrer, rotlicher Wurm von etwa 1 FuB Lange, welcher
bisweilen durch feuchten Boden in Grundwasserleitungen, besonders
216 Teil B. Kryptogamen.
in Gebirgsgegenden gelangt und aus den Zapfhahnen der Leituugen
hervorkommen kann. Er 1st hygienisch unschadlich und kann durch
geeignetes Spiileu entfernt werden. — o -
35. Tubifex rivulorum. Schlammwurm. Die in etwa naturlicher
GroJBe abgebildeten Tiere stecken mit dem Kopfteil im Boden und
bewegen den frei ins Wasser ragenden hinteren Teil bin und her.
Sie fressen den Schlamm durch ihren Korper. In fauligem Schlamm
oft so massenhaft, daB sie Uberzuge von roter Farbe bilden.
Stampft man am Ufer kraftig mit dem Fufi, ziehen sie sich plotzlich
zuriick. Kann einige Zeit in sauerstofffreiem Wasser leben. Eine
ausfiihrliche Darstellung der Okologie der Tubificiden gab 1922
G. Alsterberg. (Lund's Univ. Arsskrift) - p bis [3 m -
Nematoden. Fadenwiirmer. (Nicht abgebildet.) Vom Aussehen
des Essigalchens. Sehr verbreitet im Schlamm und organischen
Detritus; bei reichlicherem Auftreten auch erratisch im Plankton
Vielfach irrtiimlich als Anguillula bezeichnet. — am bis (3 m -
Rotatoria. Radertiere. Die Nahrung wird durch das Raderorgan
herbeigestrudelt.
Viele Radertiere fressen Algen. Da ihr Korper durchsichtig
ist, erkennt man die Farbe der Algen im Darminhalt. Dieser kann
erscheinen :
griinlich durch Chlorella und Cryptomonas,
gelblich durch Stephanodiscus,
schwarzbraun durch Trachelomonas,
weinrot durch Chromatium,
Nach E. Naumann sind in ernahrungsbiologischer Hiusicht
uuter den Radertieren des Limnoplanktons folgende Typen zu unter-
scheiden :
1. Formen, welche das Meso- und Mikroseston (S. 222) auf-
nehmen, z. B. Asplanchna und Synchaeta
2. Formen, welche das feinste Nanno- und das Ultraseston ein-
strudeln. Sie arbeiten dabei z. T. mit, z. T. ohne Auswahl, wie
Anuraea und Conochilus.
Fur die Mehrzahl der Formen spielt der staubfeine Detritus
nebst Nannoplankton demnach als Nahrung die Hauptrolle.
36. Callidina elegans. Lebt vorwiegend in der Ufer- und Schlamm-
region. Augen fehlend. Haufig. — a m -
37. Rotifer actinurus. Korper lang teleskopartig ausziehbar. Vermag
in sehr sauerstoffarmem Wasser zu leben, vertragt H2 S.
- a m bis p -
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 217
38. Philodina aculeata. Augen im Nacken, nicht am Rtissel wie bei
Rotifer. Raderorgan bei dem abgebildeten Tiere eingezogen. Vor-
wiegend in der Uferregion. - o bis p m -
39. Asplanchna priodonta. Korper ziemlich hyalin, bis 1 mm lang.
FriBt Algen, Radertiere (z. B. Anuraea cochlearis; s. Abbild.) und
Kleinkrebschen. Echt planktonisch. - o bis (3 m —
40. Synchaeta tremula. Planktonisch. Lange 0,1—0,2 mm. (Die ahn-
liche S. pectinata ist etwa 0,3 mm grofi.) — (3 m bis o
41. Polyarthra platyptera. Bewegt sich schwimmend und stoBweise fort-
schnellend. Im Plankton haufig. - p m bis o -
42. Euchlanis dilatata. Planktonisch, vorwiegend in der Uferregion.
Lange 0,3—0,4 mm. - o bis (3 m -
43. Colurus species. Korper mit Panzer. FuB mit zwei Zehen.
- p m bis a m -
44. Brachionus urceolaris. Der Vorderrand des etwa 0,3 mm groBen
Tieres tragt sechs Dornen. Planktonisch. In der Kammer mit Lupen
gut zu erkennen. Hauflg im Plankton von [3 m-Wassern.
45. Anuraea aculeata. Sehr verbreitet im Plankton. FriBt u. a. Crypto-
monas. - o bis (3 m -
46. Anuraea cochlearis. An ahnlichen Orten wie A. aculeata. Sehr
charakteristischer Planktonorganismus. - o, bis p m -
Bryozoa.
47. Plumatella repens. Moostier. Bildet oft dicke, fllzartige tJber-
ztige von knolliger und lappiger Form an Briickenpfeilern, Pfahlen,
und Steinen. Kann Rohrleitungen verstopfen. Die ungeschlechtlich
entstehenden Statoblasten (mit Schwimmring) im Plankton. Die
Kotkriimel enthalten viel Kleinplankton. — P m -
Mollusca.
48. Limnaea stagnalis. Schlammschnecke. FriBt besonders Wasser-
pflanzen und weidet ihren Algenbesatz ab. — o, bis (3 -
49. Limnaea (Gulnaria) auricularia. Ohrschnecke. Lebt meso-
saprob. Ist ziemlich widerstandsfahig. - (3 m -
50. Planorbis corneus. Posthornschnecke. Haufig in Siimpfen.
— o bis p m —
51. Paludina vivipara (== Vivipara vera). Sumpfschnecke. Gehause ge-
bandert, durch einen Deckel verschlieBbar. Lebt gern auf nahrstoff-
reichem Schlamm. Kann Abwasserpilze fressen. — (3 m bis a m -
218 Teil B. Kryptogamen.
52. Bythinia tentaculata. Hohe der Schale 10 mm. Haufig im Schlamm
der Fliisse usw. Verwandt mit Paludina. Junge Exemplare in der
Planktonkammer beobachten! - p m bis a m -
53. Valvata piscinalis.
(piscina = Fischteich.)
Hohe der Schale 6—8,5 mm. Lebt auf schlammigem Grunde.
- p m -
54. Sphaerium (Cyclas) cortieum. Kugelmuschel. Lebt im Schlamm,
besonders an nahrstoffreichen Stellen. — meist a m -
- Anodonta mutabilis. Teichmuschel. (Nicht abgebildet.) Lange
bis ca. 11 cm. Vertragt auch sauerstoffarmen, schwefeleisenhaltigen
Schlamm. Strudelt das Wass.er durch das Innere der Schalen.
- o bis P m —
55. Dreissensia polymorpha. Wandermuschel, Dreikantmuschel
oder Schafklaumuschel. Lebt meist gruppenweise auf Holz,
Schilfstengeln, Steinen usw. Larven beweglich, planktonisch. Sehr
bezeichnend fur die gute Beschaifenheit eines Wassers. - o —
Crustacea. — Isopoda.
56. Asellus aquaticus. Wasserassel. Kanii in der a-mesosaproben
Zone zu tippiger Entwicklung kommen. FriCt vorwiegend Detritus
und Pflanzenreste. Skelettiert verrottete Blatter. Lebt meist auf
Schlamm und zwischen Kraut. Gut in der Plaoktonkammer zu be-
obachten. Dient Fischen zur Nahrung. - a m bis {3 m —
Crustacea-Amphipoda.
57. Gammarus pulex. Flohkrebs. In natiirlicher Grofle abgebildet.
Riicken ohne Dornen. Lebt besonders in sauerstoffreichen Gewassern.
0. fluvmtilis, am Riicken mit Dornen, ist widerstandsfahiger als
G. pulex.
Der Flohkrebs laCt sich sehr gut in der kleinen Planktonkammer
beobachten, wo er in dem engen Raum mit der Lupe in alien Teilen
leicht iibersehbar bleibt.
Der verwandte Strand fl oh, Orchestia littorea, der im Nord-
und Ostseegebiet verbreitet ist, lebt gern zwischen ausgeworfenem
Tang und nahrt sich zum Teil von diesem. - o bis p m -
Copepoda.
Nach E. Naumann kommen in ernahruugsbiologischer Hinsicht
folgende Typen unter den RuderfiiBern des Planktons vor:
1. Raubtiere, wie Heterocope und Cyclops- Arten ; auch grob
filternd.
2. Feinfiltratoren, welche teils Algen, teils den feinen Detritus
abflltrieren, wie die Diaptoimis-Arteji.
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos. 219
58. Cyclops leuckarti. Hiipferling. Mit anderen Spezies haufig uud
weit verbreitet. GefraBig; verzehrt Organismen und Detritus. Ziemlich
widerstandsfahig. - p m —
59. Nauplius. Krebschenlarve. Meist Larve von Cyclops. Sehr
haufig in der planktonischen Region. Ziemlich widerstandsfahig.
- meist p m bis a m —
- Canthocamptus staphylinus. (Nicht abgebildet.) Krebschen von ca.
1 mm Lange. Meist umherlaufend, nicht schwimmend. Lebt be-
sonders in der Uferregion ; haufig auch in den Sandschichten mancher
Trinkwasserfilter, durch diese sich hindurcharbeitend.
— meist p m -
60. Diaptomus graciloides. Schnurrbartkrebschen. Ausgezeichnet
durch lange Fuhler. In groBen Satzen umherschwimmend. Mit
Lupen sehr gut erkennbar. Im Plankton (in Kammer beobachtenl).
D. gracilis in Gebirgsseen. In Meeren Calanus. - o —
61. Cypris fusca. Muschelkrebschen. Lange ca. 1,5 mm. Lebt
auf Schlamm und in den Uferregionen ; vgl. Aim (1). — o bis p m —
Cladoceren.
Nach E. Naumann konnen die Wasserflohe des Planktons
ernahrungsbiologisch folgendermaflen angeordnet werden:
1. Raubtiere, wie Bythotrephes, Leptodora und Polyphemus.
2. Filtratoren, welche das Wasser auf Nanno- und Ultraseston ab-
filtrieren; hierher gehoren alle iibrigen Formen.
Die Technik des Nahrungserwerbs laBt sich unter Anwendung
von Cladoceren besonders gut zeigen (E. Naumann, 1921).
Nach demselben Autor eignen sich frisch gesammelte Cladoceren
sehr gut zu Versuchen iiber Phototaxis, Geotaxis undRheo-
taxis (1921). — Vgl. auch Nordqvist.
62. Daphnia magna und pulex. Der gemeine Wasser fl oh. Liefert
die bekannte Fischnahruug. In Dorfteichen, Tumpeln usw. oft in
solchen Schwarmen, daB er das Wasser rotlich farbt, wobei oft mehr
als 10 Exemplare im ccm vorkommen. In Planktonkammer beob-
achten! - a m bis (3 m -
Bringt man Wasserflohe in ein GefaB, das durch Bakterien ge-
getrubtes Wasser enthalt (d. h pro 1 ccm weit mehr als 1 Million),
so machen diese das Wasser bis zum nachsten Tage klar. Die
Daphnien filtrieren das Wasser auf das feinste Seston wahllos
ab und verwenden das so erhaltene Filtrat als Nahrung (E. Nau-
mann, 1921).
Massenkulturen von Daphnien gewinnt man durch Zusatz von
frischem Kuh- oder Taubenmist; vgl. z. B. v. Depp (1). Nach
220 Teil B. Kryptogamen.
Sjostedt (1921) liegt die gunstigste Konzentration fur Wasser-
vogelmist bei rd. 2,5 %0; fiir Pferdemist bei 2— 2,5 %o (Naumann).
63. Hyalodaphnia cucullata. Helm-Wasserfloh. Vorwiegend in
Seen. Euplanktonisch. Variiert mit der Jahreszeit ; ist mit Daphnia
pulex durch Ubergange verbunden. - o -
64. Bosmina longirostris. Riisselkrebschen. Haufig im Plankton.
Variabel. Vgl. Brauer (1). Frifit Algen, Detritus u. a. (In der
Planktonkammer beobachten!) - o bis (3 m -
65. Bosmina coregoni. Buckelkrebschen. Euplanktonisch in Seen.
Wahrend B. longirostris mehr Uferform ist, bevorzugt B. coregoni
das freie Wasser grofier Seen. Beide Spezies konnen sich ahneln,
doch sind die extremen Formen von B. coregoni leicht kenntlich;
vgl. auch die Arbeiten von Ruhe. - o -
66. Chydorus sphaericus. In der Uferregion und auf Schlamm , aber
auch pelagisch; vgl. Ap stein (1896) und 0. Pliimecke (1).
- p m -
67. Leptodora hyalina (= L. kindtii). Glaskrebs. GroBtes SiiJBwasser-
krebschen (bis 1 cm lang). AuBerst durchsichtig. Kann durch seine
kraftigen Schwimrnbewegungen leicht dem Fang durch das Plankton-
netz entgehen. Sehr rauberisch. - o -
Hydrachnidae.
68. Hydrachna globosa. Rote Wassermilbe. Planktonisch in der
Uferregion meist stehender Gewasser. Erscheint wie eine blutrote
Kugel, bis 5 mm groft. - (3 m -
Tardigrada.
69. Macrobiotus macronyx. Wasser barchen oder Bartierchen.
Bis 1 mm lang. Zwischen Algen und anderen Wasserpflanzen.
- p m -
Thysanura.
70. Podura aquatica. Wasser-Springschwanz. Schwarzblau ca.
1 mm lang. Auf stehendem Wasser. - meist p m -
Orthoptera.
71. Perla bicaudata. Larve der After-Fruhlingsfliege. Rauberisch. --o-
72. Cloe diptera. Vertreter der Eintagsfliegen. Larve mit kraftigen Mund-
werkzeugen und mit flimmernden Kiemenblattchen. An Wasser-
pflanzen und unter Steinen, schwimmen aber auch sehr behende.
- o bis p m -
73. Agrion puella. Rauberische Larve der Wasserjungfer.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 221
Neuroptera.
74. Phryganea grandis. Sprock. Larve der Kocherlliege. Links Ge-
hause aus Sand, rechts aus Pflanzenresten (Schilf, Erie, Cham usw.),
die langs und quer liegen konnen. - o bis (3 m —
75. Hydropsyche. Larven in der Uferregion. In manchen Fliissen haufig,
z. B. im Mittellauf der Elbe. - (J m -
76. Sialis lutaria.
(lutum = Schmutz.)
Larve der Wasserflorfliege. Sehr widerstandsfahig.
- meist a m -
Hemiptera.
77. Notonecta glauca. Riickenschwimmer. Mordlustiger Fleisch-
fresser; sticht empfindlich. Greift auch Fischbrut an. Kann umher-
fliegen. — meist o -
78. Corixa striata. Ruderwanze. Fleischfresser, fliegt auch uraher.
- o —
— Nepa cinerea. Skorpion-Wasserwanze. Ergreift andere In-
sekten und saugt sie aus. — o —
Hydrometra lacustris. Wasserlaufer. Auf der Wasseroberflache.
Nahrt sich von anderen Insekten. - o —
Dipt era, Fliegen, Mticken.
79. Eristalis tenax. Rattenschwanzlarve. Larven der sogenannten
,,Schlammbiene". Leben in schmutzigem Wasser. Fiihren ihre
teleskopartig ausziehbaren Atemrohren an die Oberflache des Wassers
empor. Ertragen bis 16% Kochsalz. — p bis a m —
80. Stratiomys chamaeleon. Larve der Waffenfliege. Meist im
Schlamm von Grabeu und Tumpeln. -am —
81. Simulium ornatum. Larve der Kriebelmiicke. Festsitzend nur
in flieBendem Wasser. Strudelt sich als Nahrung Kieselalgen, De-
tritus u. a. herbei. Wilhelmi (2). — [3 m bis a m -
82. Chironomus plumosus. Zuckmiicke. Die kirschroten Larven
dieser Zuckmiicke sind besonders in stinkigem, sauerstofffreiem
oder -armem Schlamm haufig. Konnen Flocken von Sphaerotilus in
ihren Rohrenbau verweben. Kleinere, gelbliche Larven finden sich
in reineren Gewassern. Chironomus (= Tewfej?es)-Larven bilden eine
gute Fischnahrung. Sehr eingehende Studien iiber Chironomus
(Tendipes] verdauken wir A. Thienemann. — pbism —
83. Ceratopogon communis. Larve der Bartmiicke. In der Uferregion
der Gewasser. -[3m-
222 Teil B. Kryptogamen.
84. Corethra plumicornis. Larve der Biischelmiicke. Mit zwei Luft-
sackchen zur Erhaltung der Horizontallage. Sehr gefraBig.
— o, aber widerstandsfahig —
85. Culex pipiens. Larve und Puppe der Stechmiicke. Die Larven
leben von pflanzlichen Stoff'en. Larven und Puppen werden durch
Fische vertilgt. - meist p m —
Coleoptera, Kafer.
86. Dyticus marginalis. Gel brand. Larveu und Kafer sehr rauberisch ;
saugen ihre Beute aus. - o bis (3 m -
87. Acilius sulcatus und Verwandte. Rauberische Larve eines Schwimm-
kafers. Der zugehorige Kafer 1st 15 — 16 mm lang. i/2 nat. Grofie.
Saugt Mollusken, Insekten, junge Fische und Amphibien aus.
— o -
Pisces, Fische.
88. Alburnus lucidus. Uekelei. Junges Fischchen (Brut) in nat. GroBe.
FriBt, wie Fischbrut iiberhaupt (und wie Stint, kl. Marane und Renken),
Plankton. - meist (3 m -
Amphibia.
89. Rana esculenta. Kaulquappe des Wasserfrosches. Weidet mit
Vorliebe Algen- und Detritusbesatze ab. - meist (3 m -
90. Triton taeniatus. Kleiner Wassermolch. Die Larveu leben
in der Uferregion. - o -
Zur Kenntnis des lebenden Sestons L) [Ncuston 2) u. Plankton].
Abb. s. Taf. VII-XI.
1. Plankton3), d. h. nach V. Hensen (1887) die Gesamtheit der
im freien Wasser willenlos umhertreibenden Schwebewesen, wirdrge-
nauer deflniert als:
Naturliche Lebensgemeinschaft derjenigen Organismen, welche
im Wasser, bei starkerer Stromung willenlos treibend, freilebend
normale Existenzbedingungen haben.
Algen, Protozoen, Radertiere und Kleinkrebschen bilden die
Hauptbestandteile des Planktons; Quallen und Fischbrut einerseits,
Bakterien andererseits rechnen, streng genommeu, ebenfalls dazu4).
1) Seat on (Abgesiebtes, Absiebbares) = alles, was im Wasser aktiv oder passiv
schwebt, leben d oder tot, grofi oder klein.
2) Neuston (naus, neos = Schiff ) = Lebensgemeinschaft des Oberflachenb.au tchens.
3) pi an kt os = in die Irre getrieben, umherschweifend.
4) Als Gegenstiick zu Plankton bezeichnet R. H. France (1) die Gesamtheit der
im Bod en lebenden Kleinorganismen als Edaphon (edaphisch nach F. Sc him per
= den Boden betreffend), auch Geobios genannt.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos.
223
Gegen schwachere Strom ung kann Rheotaxis stattfinden.
Benthos (d. h. Grund, Tiefe) umfaBt die festsitzenden oder
kriechenden Ufer- und Grundorganismen (Bodenbesiedelung).
2. Plankton wird qualitativ und quantitativ erbeutet mit feinen Netzen
(s. spater), Sieben, dichten Filtern und durch Schopfen von Wasser-
proben (direktes Beobachten, Sedimentieren, Zentrifugieren). Grund-
satzlich gilt die Regel : Kleine Formen werden geschopft, grofie ab-
gesiebt.
Zur Beurteilung der Fangmethoden.
Methode
Vorteil
Nachteil
Netz
ergibig, wenig zeitraubend
Verluste
Sieb
haltbar, sterilisierbar, faser-
FlieBpapier
frei
wenig Verlust
zeitraubend
Feinsand
Kohlefilter
Berkefeldfilter
fast kein Verlust
Zentrifuge
Gewinnung von Klein-
bisweilen kleine Verluste
Sedimentation nach Konser-
vieren
plankton
meist Verlust
abtoten, zeitraubend
Sedimentation des lebenden
Materials
Gewinnung auch von
nur teilweise Sedimentation
Schopf-( Plankton)kammer
Kleinplankton
kein Verlust
kleine Wassermenge
Das Neuston wird einfach durch Abheben des Oberflachen-
hautchens durch die Deckscheibe der Planktonkammer erbeutet.
Aus vorstehender Ubersicht ergibt sich, daJB es eine Einheitsmethode,
welche alien Anforderungen gerecht wird, nicht gibt und daft des-
halb, wenn es sich um die Gewinnung des Gesamtplanktons handelt,
verschiedene Methoden kombiniert werden mussen. Naheres s. bei
E. Naumann in Abderhaldens Handbuch 1922.
] Das in grofierer Menge eingesammelte Material kann folgender-
mafien behandelt werden:
Lebend
Konserviert
Gefarbt
a) sogleich untersucht
b) nach ca. 24 Std. unter-
sucht (Sammelflasche
kiihl halten, z. B. bei
10° C)
c) Lebendfarbung durch
Methylenblau,
Lebendfarbung durch
Chresylviolett
d) stark bewegliche in
Qiiittenschleim gebracht
a) durch 0,5 —1,0 ccm kauf-
lichen Formalins (fast all-
gemein angewendet) auf
10—20 ccm Wasser
b) durch Alkohol
c) durch die iiblichen Fixie-
rungsmittel (z. B. Pikrin-
Essigsaure)
a) durch Hamatoxylin (fur
feinere Kernstudien)
b) durch Nigrosin, Eosin
usw. (rohe Farbungen)
c) durch mehrere Farbstoffe
(Doppelfarbung usw.)
d) durch Farbstifte. Gegen-
tarbung durch chines.
Tusche.
224
Teil B. Kryptogamen.
3. Das Studium des Planktons und Neustous wird dadurch sehr er-
leichtert, dafi man das Material miihelos erbeuten und fiir viele
Studien, ohne zu schneiden oder zu praparieren, direkt betrachten
kann, oft zweckmafiig zunachst mit guten Lupen, dann mit dem
Mikroskop. Das Plankton kommt meist allgemein vor, wahrend das
Neuston weniger auffallend 1st. Die vorstehende Darstellung bezieht
sich deshalb vorwiegend auf das Plankton.
4. Die Bedeutung der pi anktonischen Algen liegt vor allem darin,
daB sie die Urnahrung in den Meeren ausmachen. Auch ini SiiB-
wasser spielen sie (ev. indirekt) als Nahrung eine Rolle, auBerdem als
Faktor der Selbstreinigung und bei Beurteilung der Beschaffenheit
der Gewasser. Im SiiBwasser kommt dazu der allochthone (anders-
erdige) Detritus (griech. Tripton).
5. Die moderne Planktologie hat gezeigt, daB in methodischer, physio-
logischer und okologischer x) Hinsicht nahe Beziehungen
zwischen Planktonk unde und Bakteriologie bestehen
(Methoden, Reinkultur, Verbreitung).
Tahelle zur Yeranschaulichung der okologisch-physiologischcn Be-
ziehungen zwischen Planktonalgen- und Bakterienentwicklung in
der freien Natur.
Polysaprobien 2)
Mesosaprobien
Oligosaprobien
Organische Nahrung
obligatorisch
meist obligatorisch
fakultativ
Chlorophyllfunktion
f akultativ ?
obligatorisch
obligatorisch
Beisp. von Organismen
Euglena viridis
Stephanodiscus
hantzschianus
Asterionella formosa
Davon Zellen pro ccm
bei Wasserbliite
iiber 100000
bis 58000
bis 6000
Bakterien pro ccm
ca. 1000000
meist < 100 000
meist <500
Kein Kubikzentimeter normalen Oberflachenwassers kann frei sein
von Kleinplankton , da ein kleiner Plankton organ is mas
(10 ji,3) in 1 ccm ebensoviel Platz hat wie ein mittel-
groBer Fisch (1 dm3) in einem See von 1 Million Kubikmeter
Inhalt :
10 ti3_ 1 dm3
Iccm ~~ 1000 000 cbm
Auch der Staub der Luft wird pro 1 ccm gemessen; vgl.
Kohler (1).
6. Die Schwebefahigkeit der Planktonten wird gewahrleistet durch
geringes speziflsches Gewicht, Erhohung der Reibung gegen das
Wasser und durch aktive Bewegungen, also durch:
1) Okologie = Lehre vom Genossenschafts- und Wirtschaftsleben.
2) Vgl. Gruppe VI Okologie.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos.
225
Spezifisches Gewicht Eeibung aktive Bewegungen
6l und Fett, Kleinheit1) Zilien,
Gallert, Borsten, GeiBeln,
Luftvakuolen, Band form, Fallschirm, Ruderfiifte.
Ubergewicht
binkgeschwindigkett = Formwiderstand X Viskositat.
7. In nahrstoffarmen Gewassern, S. 243,
1st das Plankton der Menge nach
viel weniger reichlich entwickelt
(manchmal mit Ausnahme der Zeit der
Fruhlingsumwalzung der Wasser-
massen) als in nahrstoffreichen Tiim-
peln und langsam flieftenden Fliissen.
SchnellflieBeude, kurze Gebirgswasser
sind planktonarm, da es zur Entwick-
lung von Schwebewesen an Zeit fehlt
(24 Stunden geniigen bei flieBendem
Wasser nicht). Vgl. auch Abb. 124.
Trinkwasser ist gut geschont
(geklart), wenn es pro 1 cbm weniger
als 1 ccm Abgesiebtes 2) (Seston) ent-
halt. Abwasser ist mechanisch gut
geklart, wenn es pro 1 cbm moglichst
unter 100 ccm (pro 50 1 unter 5 ccm)
Abgesiebtes (nicht durch Stehenlassen
der Gesamtwassermenge Abge-
setztes) enthalt.
Abb. 124. Planktonrohrchen in nat.
Grofie. (Schreibflachen matt geatzt.) Links:
auf dem Wasser Botryococcus , am Boden vor-
wiegend Crustaeeen, wenig Detritus. Im ganzen
2,5 ccm; mit Planktonnetz erbeutet. Kon-
serviert. Rechts: vorwiegend Detritus, mehr
vereinzelt Kieselalgen und Klein krebschen.
0,6 ccm. Die Befunde lassen sich bequem auf
Millimeterpapier eintragen, bezogen auf Rohr-
chen von 16 mm lichtem Durchmesser. Vgl.
auch Kraus-Uhlenhuth (1). (Original.)
ccm
5
1) Das Volumen eines kugeligen Korpers nimmt ab nach der dritten Potenz (Kubus),
die Oberflache nach der zweiten Potenz (Flache).
2) Abgesiebt werden im vorliegenden Falle hauptsachlich diejenigen Partikel, welche
grower sind als ^ mm, d. h. im Minimum mit blofiem Auge einzeln noch gerade wahr-
genommen werden konnen.
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 15
226
Teil B. Kryptogamen.
pro 50 1
also pro 1 ccm
Bezeichnung
0,2 ccm
0,6 ,
$
3,0 ,
4,0 ,
4 ccm
12 „
20 „
40 „
60 „
80 „
sehr wenig Plankton oder Seston
wenig Plankton oder Seston
nicht viel Plankton oder Seston
maBig viel Plankton oder Seston
ziemlich viel Plankton oder Seston
viel Plankton oder Seston
Auch bei schnell stromenden Fliissen, welche mehr Schlick als Organismen fiihren,
liegt die Menge dee Abgesiebten meist unter 4,0 ccm pro 50 1 Wasser.
vafey t
ccm 0,2 0,6
1,0
2,0
3,0
4,0
Abb. 125. Netz- oder Siebplankton bzw. -Seston aus 50 1 Oberflachen-
wasser; am Grunde von mit Wasser gefiillten Normalplanktonglasern abgesetzt. 1 cm
Hohe = 2 ccm Inhalt. (Nat. Grofie. (Original.)
Das Verhaltnis betragt im ersten Falle
zweiten 7
Tabelle zur Veranschaulichung der Beziehungen zwischen physi-
kalischen, chemischen und Mologischen Faktoren.
Maximale
Sichttiefe
Farbe im durch-
fallenden Licht
Kaliumperman-
ganatverbrauch
pro 1 1
Planktonmenge
pro 1 cbm
Genfer See
21 m
blau
1-3 mg
ca. 1 ccm
Banner Talsperre
9,5 m
griin
ca. 6 — 7 mg
Jahres-
durchschnitt
ca. 4,0 ccm
Tegeler See
3 m
gelb
25—40 mg
bei Wasserbliite
iiber 100 ccm
8. Im Winter kann Plankton auch unter dem Eis gesammelt werden,
in der Regel aber in geringerer Menge und in einformigerer Zu-
sammensetzung als im Sommer. In nahrstoffreichen Teichen kann
aber auch im Winter ein reicher Gehalt an Plankton vorhanden sein.
Uberhaupt scheint der chemische EinfluB der Ernahrung weit
haufiger eine ausschlaggebende Rolle zu spielen als der physikalische
Faktor der Temperatur (S. 229).
9. Seen mit blauer Eigenfarbe des Wassers (reines H20 ist in dicker
Schicht im durchfallenden Licht blau; s. Taf. IX) und blaue Meere
sind im Vergleich zu solchen mit griiner oder g el ber Eigenfarbe
(blaues H20 + gelbe Huminstoffe + farblose begleitende Nahrstoffe)
haufig (nicht iramer) planktonarm. Vgl. auch Kolkwitz (10).
Kolkwit*,, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
Tafcl IX.
1.
2.
3.
4.
5.
Wasser- und Planktonf arben.
1. Genfer See. 3. Euglena sanguinea.
2. Tegeler See. 4. Eudorina elegans.
5. Aphanizomenon flos aquae.
Die mit Plankton gefiillten Rohrchen sind in natiirlicher Grofie wiedergegeben.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
V. Gruppe. Algen ; Neuston, Plankton und Benthos. 227
Streng wissenschaftliche Vergleiche der verschiedenen Gewasser
untereinander, z. B. zwischen tropischen und arktischen Meeren, sind
zurzeit nur unvollkommen durchgefiihrt, da vergleichende Werte fast
n ur fiir abgesiebtes, nicht auch fur geschopftes Plankton vorliegen.
Und gerade das geschopfte Kleinplankton kann fiir die Beurteilung
des Chemismus der Gewasser der Meere sowohl wie des SiiBwassers,
besonders wichtig sein.
Vergleichende Untersuchungen iiber die biologische Produktions-
kraft der verschiedenen Meere sind auch dadurch schwierig, daB
man ofter nicht sicher weiB, ob die Planktonten sich standig rasch
vermehren und fortwahrend auch absterben und zu Boden sinken.
Wasserstromungen konnen aus der Tiefe Nahrstoffe in die
oberen Schichten fiihren und dadurch die Entwicklung der Plankton-
organismen beeinflussen. Vgl. dazu Nathanson.
10. Die Zusammensetzung des Planktons ist meist derart, daB
man von einem Mischplankton sprechen kann. Wird eine Mengen-
entfaltung fiir das bloBe Auge durch eine Verfarbung des Wassers
sichtbar1) (vgl. die Farbentafel), so spricht man von Neuston- oder
Planktonfarbungen. Hauft sich die Masse in der Wasseroberflache
an, so spricht man von einer typischen Wasserbliite. Es gibt
Neuston- und Planktonfarbungen in alien Farben des Spektrums.
Bekannte Beispiele sind
Polycystis aeruginosa, Euglena viridis,
Aphanizomenon flos aquae, Euglena sanguinea,
Anabaena flos aquae, Lamprocystis roseo-persicina,
Rivularia echinulaia, Daphnia magna.
Ziemlich haufig beobachtet man, daB Organismen, denen man
im Plankton in der Regel vereinzelt begegnet, an Stellen mit fiir
sie giinstigen Ernahrungsbedingungen zur Massenentwicklung ge-
langen.
Die blaugriinen Wasserbliiten im besonderen konnen neben der
Durchsetzung der oberen Wasserschichten wegen ihres geringen
spezifischen Gewichtes auch eine Art Sahne an der Oberflache
bilden, welche wie griine Olfarbe erscheint.
11. Die Hauptentwicklung des Planktons findet im SiiBwasser in den
oberen 10—40 m statt, im Meere bis zu einigen 100 m Tiefe. MaB-
gebend fiir diese Verteilung ist hauptsachlich das Licht, welches
auch fiir die mit zunehmender Tiefe verbundene Abnahme der Ufer-
vegetation bestimmend ist (Abb. 126).
12. Uber die Verteilung und Anpassung in den verschiedenen Tiefen
der Hochsee gibt die folgende Tabelle eine Ubersicht.
1) Man kann Planktonproben in groBeren Mengen mit 1—2 ccm kauflichen For-
malins konservieren, in Glaschen einschmelzen, wie es die Farbentafel zeigt, und in
Etuis aufbewahren. (S. 223.)
15*
228 Teil B. Kryptogamen.
Tiefe
Organismen
0—150 m
Lichtzone
1.
2.
3.
Plankton
Salpen, Quallen, Fische usw. (meist hyalin oder blau gefarbt)
Jugendformen, auch der Tiefseetiere
150—500 m
Schatten zone
1.
2.
Krebse, Tintenfische, Fische usw. (meist grau oder silberfarbig)
Leuchtorgane, groBe Augen (in den Tropen Plankton al gen)
iiber 500 m (Tief see)
Dunkelzone
1.
2.
Krebse, Medusen, Tintenfische, Fische usw. (schwarz oder rot)
Augen meist klein oder fehlend (blind) (nach Hjort)
Die tieferen Zonen erhalten mehr oder weniger veranderte Planktonnahrung aus
den oberen.
13. Beispiele.
Mischplankton (nach Netzfangen) aus dem Kleinen Wannsee
bei Berlin; 20. Juli 1913.
Lampropedia byalina Selenastrum bibraianum
Polycystis aeruginosa Scenedesmus quadricauda
Microcystis ichthyoblabe „ opoliensis
„ stagnalis „ obliquus
Merismopedia glauca „ acuminatus
Aphanizomenon flos aquae Pediastrum boryanum
Anabaena spiroides „ duplex
Phacus longicauda „ ehrenbergii
Melosira helvetica Actinastrum hantzschii
„ binderiana Richteriella botryoides
Cyclotella kuetzingiana Coelastrum microporum
Stephanodiscus h. pusillus Crucigenia rectangularis
Asterionella formosa Kirchneriella lunata
Synedra acus Brachionus pala
Closterium acerosum Anuraea cochlearis
Staurastrum gracile „ aculeata
Pteromonas alata Cyclops, Nauplius
i Im ganzen 34 Spezies.
50 — 80 und mehr verschiedene Spezies in einer Probe sind ver-
haltnismaBig selten zu linden.
Ententeich bei Wendisch-Wilmersdorf.
Kammerplankton in 1 ccm Wasser (a m). Mitte Juli 1910.
Chromatium okenii ca. 2000
Thiospirillum sanguineum ca. 600
Lamprocystis roseo-persicina, kleine Kolouien . . . ca. 700
Thiopedia rosea, Kolonien ca. 400
Phacus caudata .1
I f»Q 1 ( W)( )
Euglena acus var. rigida J
Das Wasser erschien in der Flasche rot wie diinner Kirschsaft.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos. 229
Kreuzpfuhl bei Berlin. Freilandbecken im Botani-
In 1 ccm Wasser (a m). schen Garten in Lund.
18. Marz 1910. In 1 ccm Wasser (a— p m).
Chlamydomonas deba- 18. Mai 1912.
ryana ....... ca. 300 Ankistrodesmus (Rha-
Chlorella . . . ... . ca. 1000000 phidium) falcatus var.
Das Wasser erschien auch in der spirilliformis . . ca. 10000000
Planktonkammer griinlich getriibt.
Derartige Hochproduktionen zahlt man am besten mit der
Thoma-Kammer (vgl. E. Naumann 1919, und Abderhalden,
Lfg. 43 S. 183).
Plankton desNils bei denPyramidenvonGizeh(beiKairo).
5. Juli 1908.
Nach konservierten Proben, die mir Herr Prof. Bitter (Kairo)
freundlichst gesandt hatte. Das Plankton war nicht durch Netze er-
beutet, sondern durch Berkefeldfilter abfiltriert worden. Es konnte dem-
nach nichts Konservierbares verloren gehen. Es bestand hauptsachlich
aus organischem und mineralischem Detritus. Die Algen fanden sich
mehr vereinzelt.
Detritus reichlich. Synedra delicatissima,
Aphanizomenon flos aquae, Gomphonema angustatum,
Anabaena spiroides, Surirella ovalis,
„ solitaria, Coelastrum microporum,
Melosira granulata, Scenedesmus quadricauda,
Amphora ovalis, Pediastrum simplex.
Dieses Beispiel zeigt, daB die bekannten Planktonorganismen weit
tiber die Erde verbreitet sind.
Toma-See, Quellsee des Vorderrheins. 27. August 1911.
In 1 ccm des geschopften Wassers:
Gesteinssplitterchen, sehr fein Tausende
Chrysomonadinen 8
Gymnodinium 1
Kleine Protozoen vereinzelt.
Bodensee, zwischen Romanshorn und Friedrichshafen. 28. August 1911.
In 1 ccm des geschopften Wassers:
Tonartige Korperchen, aufierst fein Hunderte
Detrituspartikel, kleine . ca. 30
(Coccen-)Zoogloea 1
Cryptomonas .3
Uroglena volvox . . . 0—1
Gymnodinium 1
Peridinium J
Glenodinium 1
Ceratium hirundinella 1 — 2
Cyclotella-Zellen, in talerartiger Rolle 8
Schroederia setigera 1
230 Teil B. Kryptogamen.
Bildliche Darstellungen von Kammerplankton pro 1 ccm siehe bei
E. Nitardy (1).
Rhein bei Koblenz. Oberhalb der Stadt bei der Eisenbahnbrucke.
Linke Stromseite. 1. September 1911.
In 1 ccm des geschopften Wassers:
Sphaerotilus-Faden .... einzeln Synedra actinastroides, Kolo-
Anabaena-Faden ..... 1 nien zu 6 und 12 Zellen . 2
Cryptomonas erosa .... 1 Dictyosphaerium \ ..„
Flagellaten, klein Dutzende Hariotina J '
Gymnodinium 1 Scenedesmus obtusus \
Chlamydomonas 1 „ caudatusi
Phacotus lenticularis .... 1 „ acutus J r
Lepocinclis ovum 1 Conferva (depauperata), Faden 2
Stephanodiscus 20 Anthophysa mit Kopf ... 1
Nitzschia acicularis .... 6 Detritus, grobere Partikel . . Dutzende
„ communis .... 2 „ feinere Partikel . . einige 100
Nordsee an der Miindung des Rheins (zur Zeit der Flut).
5. September 1911.
In 1 ccm des geschopften Wassers:
Ceratium tripos 2 Coscinodiscus 2
„ fusus 2 Cyclotella-Schalen 2
Peridinium divergens ... 1 Pleurosigma 1
Chaetoceras, lebend .... 8 Navicula 2—4
„ Schalen .... 2 Tintinnopsis 1
Rhizosolenia 2 Protozoen, klein vereinzelt.
Eucampia-Zellen 3
Atlantischer Ozean (freies Meer).
Pro 1 ccm:
Coccolithophoridae 8 — 15
(nach H. Lohmann).
Christiania fjord.
Pro 1 ccm:
Coccolithophoridae 5000
(nach H. H. Gran).
Mittellandisches Meer bei Monaco. 22. Marz 1911.
Pro 1 ccm in 100 m Tiefe:
Chrysomonadinen, nackt 25
Coccolithophoride 1
Mineralische und organische Detrituspartikel .... Dutzende
Holzfaserreste 2
Eisenoxydhydratpartikel 1
(nach R. Kolkwitz).
14. Die Sauerstoffproduktion durch das assimilierende Plankton
ist von wesentlicher Bedeutung fur die Durchluftung des Wassers.
Bestimmungsmethode fur im Wasser gelosten Sauerstoff nach L. W.
V. Gruppe. Algen; Neuston, Plankton und Benthos.
231
Winkler [vgl. H. Klut (1)] Abbildung der MeCinstrumente s.
Taf. X No. 11 und 12.
ID biologischer Beziehung sind solche Bestimmungen besonders
fur die mesosaprobe Zone wichtig, da in dieser beachtenswerte Zu-
nahme und Abnahme an Sauerstoff stattfinden kann. 1st der Gehalt
an pflanzlichem, chorophyllfuhrendem Plankton in einem Gewasser
nicht zu grofi, so kann die durch die chemische Untersuchung er-
mittelte Sauerstoffzehrung und das Sauerstoffdefizit in
bezug auf Sattigung einen Anhalt fur die Menge der ira Wasser
vorhandenen organischen zersetzbaren Stoffe liefern.
Sattigungsmenge des Sauerstoffs pro 1 1 Wasser.
(Erhalten durch Schutteln mit Luft; L. W. Winkler.)
t
ccm
mg
t
ccm
mg
0° (
i
10,19
= 14,56
13° (
i
7,35
= 10,50
1°
9,91
= 14,16
14°
7,19
= 10.28
2°
9,64
= 13,78
15°
7,04
= 10,06
3°
9,39
= 13,42
16°
6,89
= 9,85
4°
9,14
= 13,06
17°
6,75
= 9,65
5°
8,91
= 12,73
18°
6,61
= 9,45
6°
8,68
= 12,41
19°
6,48
= 9,26
7°
8,47
= 12,11
20°
6,36
= 9,09
8°
8,26
= 11,81
21°
6.23
= 8,90
9°
8,06
= 11,52
22°
6,11
= 8,73
10°
7.87
= 11,25
23 n
6,00
= 8,58
11°
7,69
— 10,99
24°
5,89
= 8,42
12°
7,52
= 10,75
25°
>
5,78
= 8,26
Die Volumina beziehen sich auf 760 mm Druck.
Auf gelegentlich von der Norm abweichende Schwankungen im
Sauerstoffgehalt der Gewasser, welche nicht durch Organism entatig-
keit bedingt werden, haben 0. Kriimmel (1), K. Dost (1) und
Grosse-Bohle (1) hinge wiesen.
15. Fiir Planktonstudien im Brackwasser und im Meere ist es haufig
von Bedeutung, die Menge der im Wasser vorhandenen Chloride
(gemessen als Cl) festzustellen ; s. H. Klut (1), Ohlmuller-
Spitta (1).
Beispiele fiir Cl-Zahlen. Vgl. auch H. Klut (1).
Spree bei Berlin . . ... . 30—60 mg Cl
Oder bei Stettin ., . ... ca. 22 „ „
Elbe bei Altona 150-250 „ „
Ostsee bei Rugen 8-10 g NaCl
Nordsee, Oberflache .... 35 g „
Bodensee 0,4 mg Cl
Leitungswasser GroB-Berlin ca. 22 — 48 *) „ „
pro 1 1
„ 1 1
„ 1 1
„ 1 1
„ 1 1
» 11
1 1
1) Etwa 180 mg Cl (ca. 300 mg NaCl) konnen unter Umstanden schon durch
den Geschmack wahrgenommen werden. Mehr soil ein gutes Kesselspeisewasser auch
nicht enthalten.
232 Teil B. Kryptogamen.
1st nur Chlornatrium vorhanden, wird umgerechnet nach der Gleichung
mg Cl X 1,65 = mg NaCl
Schwankungen im Salzgehalt eines Wassers werden besonders leicht
und schnell durch die elektrische Leitfahigkeit ermittelt, be-
stimmt durch die Pleifinersche Tauchelektrode [vgl. H. Klut (1)].
Ohlmiiller-Spitta (1).
16. Die Harte des Wassers kann fur das Vorkommen gewisser Plank-
tonten, besonders auch mancher Ufer- und Grundbewohner, von Be-
deutung sein.
Die Harte des Wassers wird durch die Gegenwart von Kalk-
und Magnesiasalzen bedingt. Meereswasser ist sehr hart, da
es einen ziemlich hohen Gehalt an Gips und vor allem an Magnesium-
chlorid aufweist.
Die Bestimmung der Harte durch Schiitteln mit Seifen-
losung gibt weniger geuaue Werte als die neuerdings von C. Blacher
veroffeutlichte Titriermethode unter Verwendung einer 1/10 n-gly-
zerin- athylalkoholischen Kaliumpalmitatlosung (in
chemischen Fabriken kauflich). Nahes daruber s. u. a. bei H.
Klut.
Harteskala.
1 deutscher Hartegrad = 10 mg CaO in 1 1 Wasser
Deutsche Hartewerte.
0—4° Gesamtharte = sehr weich 12 — 18° Gesamtharte = ziemlich hart
4—8° „ = weich 18—30° „ = hart
8-12° „ = mittelhart iiber 30° „ = sehr hart.
Als Beispiele seien genannt:
Oder bei Stettin == 9—10° Harte,
Trinkwasser von Berlin = ca. 12° Harte,
Talsperre bei Remscheid = 1 — 4° Harte.
Literatur.
Fr. Blochraann (1). W. Migula (1).
B. Eyferth (1). Neger (1).
F. A. Forel (1). A. Pascher (1).
H. Gliick (1). P. Regnard (1).
O. Kirchner (1). Ad. Steuer (1).
Kolkwitz, Reichle, Schmidt- R. Volk (1).
mann, Spitta, Thumm (1). Wesenberg-Lund (1).
K. Larapert (1). Woltereck (1).
O. Lemmermann (1). O. Zacharias (1 u. 2).
C. Mez (1).
VI. Gruppe. tikologie der Gewasser.
Die Okologie1) gibt uns einen vertieften Einblick in das Zusammen-
leben der Organismen in der freien Natur. Dieses Studium ist sehr
1) Okologie (Haus, Lehre); vgl. 8. 224.
VI. Gruppe. Okologie der Gewasser. 233
reizvoll, aber wegen des Ineinandergreifens zahlreicher Faktoren ziem-
lich schwierig.
Die hier zu behaudelnde Okologie der Gewasser ist indessen immer
iioch einfacher und iibersichtlicher als diejenige der Landorganismen,
da das Wasser das Reich des GleichmaBes, das Land das der Gegen-
satze ist (Sim roth). Dementsprechend haben viele Studien allgemeiue
Geltuug, zumal zahlreiche Wasserorganismen Kosmopoliten sind. Vgl.
auch Warming-Graebner (1), Schroeter (2).
Die Regionen der Gewasser.
Urn deu Zustaud eines Gewassers zu charakterisieren, ist nach Mog-
lichkeit die Benicksichtigung der drei Regionen des freien Wassers,
des Ufers und des G run des geboten. Um diese drei Regionen kurz
charakterisieren zu konnen, sei auf die Abb. 126 verwiesen, welche den
Querschnitt durch einen Teich, eine Flulttmcht od. dgl. zur Darstellung
bringt.
Die Plankton region (das freie Wasser), welche hier von groberer
Flora und F'auna frei ist, dagegen zahlreiche Vertreter niederer Orga-
nisraen, die ihrer Kleinheit wegen in diesem Ubersichtsbild nicht wieder-
gegeben werden konnten, zu enthalten pflegt, ist an der rechten Seite
zu erkennen. Auf der Oberflache des Wassers sieht man eine schmale
Schicht (Neuston-Zone) der wasserbliitebildeuden Spaltalge Microcystis
aeruginosa.
Die Uferregion, die litoralen Zonen nmfassend, zeigt auf vor-
stehendem Bilde sumpfige Partien (die eulitorale, periodisch trocken
gelegte Zone) mit Carex vulgaris und Alisma plantago, an den flachen
Wasserstellen schwimmende Watten von Spirogyra crassa, longata u. a. m.
Hierauf folgt die dauernd unterseeische Litoralzone oder das Sub-
litoral. Sie umfafit einen oberen Teil, welcher durch die Rohrgewachse
gekennzeichnet ist, und einen unteren, durch die Schwimmblattformation
gebildeteu.
Vertreter des oberen Sublitorals sind z. B. das Schwadengras,
Glyceria aquatica, und Schilf, Phragmites communis. Die Rohrsumpf-
gewachse mit ihren meist horizontal fortwachsenden Grundstocken konnen
im Verein mit anderen Pflanzen zur Verlandung beitragen und durch
ihren dichteu Wuchs deii Wellenschlag des offenen Wassers am Ufer
abschwachen. So werden fur die hier schwimmenden Wasserpflanzen,
wie Wasserlinse, Lemna trisulca, uud Froschbifi, Hydrocharis morsus
ranae, giinstige Lebensbedingungeu geschaffen, ebenso fur Schilfstengel
bewohnende Algen und Tiere. Weiter in der Tiefe wurzeln dann Laich-
krauter, wie Potamogeton perfoliatus, Teichrosen u. a. m.
• Verfolgt man dann in dem Bilde die Vegetation weiter abwarts, so
horen die hoheren Gewachse auf und an ihrer Stelle finden sich Quell-
moos, Fontinalis antipyretica, und Armleuchtergewachse, Chara fragilis,
sowie andere mehr. Dazwischen und weiter abwarts konnen im oiga-
234
Teil B. Kryptogamen.
nischen Filz des Ranges mikroskopisch kleine Algeii, meist Dmtomaceae,
und diinne Haute bildende Spaltalgen, Schixophyceae, auftreten. Durch
diese Elitoralzone gehen die litoralen Zonen in das wenig oder gar
nicht belichtete Profundal tiber.
Die Grundregion endlich, auch Tiefen- und Schlammregion ge-
nannt, enthalt, wie die Abb. 126 zeigt, zum gro'JBeren Teil Reste ab-
gestorbeuer und abgesunkener Pflanzen und Tiere, an deren Zersetzung
weder ein sehr mannigfach gestaltetes Heer von lebenden Schlamm-
organismen beteiligt sein kann.
Abb. 126. Querschnitt durch die Randpartie eines Gewassers. Stark
verkleinert. (Zeichnung von E. Ni tardy.)
Zur Untersuchung der drei Regionen der Gewasser sind eine Reihe
von Instrumenten erforderlich, deren Besprechung und bildliche Wieder-
gabe hier eingeschaltet sein moge. Lit. E. Naumann, Abder-
haldens Handb., 1922, Steiner (1).
Planktonnetz. Netze von Riesendimensionen werden fur quan-
titative biologische Meeresuntersuchungen, kleinere fur das Studium der
SuBwasser angewendet. Der Stoif der Netze besteht aus Seidenstoff
(meist Miillergaze Nr. 20 oder 25). Die Maschenweiten betragen ca.
YJS — Y2o mm- Mit Netzen kann man nur einen Teil des Planktons er-
Kolkwit%, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
Entnahme- und Untersuchungs- Instrumente.
1. Ausziehstock 1/4.
2. Planktonkammer l/i.
3. Planktonlupe l/i.
4. Sichtscheibe '/4.
5. Sclinurrbrett '/io.
6. Planktonnetz '/6.
7. Netz mit Wassermesser 1/14.
8 Planktonsieb 1/4.
Aluminiumbecher !/4.
Formalinflasche 1/4.
Sanerstoffflasche 1/5.
Sauerstoffpipette 1/4 (Original.)
13. Schilfmesser 1/3.
14. Pfahlkratzer 1/4.
15. Schlammheber 1/6.
16. Dretsche 1/9.
17. Sieb Vs.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
VI. Gruppe. Okologie der Gewasser. 235
beuten. Bei groBeren Gewassern durchfischt man die Plauktonregioii
am besten vom Boot aus, wobei das Netz au einer Schnur oder am
Ausziehstock befestigt wird. Tiefenfange werden mittels SchlieBnetz
oder Planktonpumpe ausgefiihrt. Der Riickstand des Netzbechers wird
(nach Naumann zum Beobachten mit Lupen eventuell zweckmaBig aus
Glas, falls man nicht in die Kammer fiillt) in ein Planktonglas gefiillt
und im Bedarfsfalle mit Y2 — 1 ccm Formalin konserviert. F. Romijn
hat ein Planktonnetz konstruiert, welches in der oberen Halfte grob-
maschig, in der unteren feinmaschig 1st. Dadurch entgehen groBere
Organismen weniger leicht dem Fange (S. 220).
Plaiiktonsiel). Ahnlich dem Planktounetz dient das Planktonsieb
zum Abfangen von Planktonorganismen und ihren Beimengungen. Bei
einem Kupfersieb Nr. 260 enthalten die an gegentiberliegenden Seiten
aufgeloteten Siebflachen a 50 qcm im ganzen eine Million Maschen
a Vis mm Seitenlange, fast doppelt so viel als die gleiche Flache Netz-
seide enthalt. Man kann auch Siebe mit nur einer filtrierenden Flache
mit Vorteil verwenden. Die Siebe lassen sich mit Stucken von Atz-
natron und eventuell Salzsaure reinigen (und durch Alkohol oder Hitze
sterilisieren). (Abgesiebtes — Seston, S. 222). Die Siebe finden in
erster Linie fiir quantitative Fange Verwendung, konnen aber auch fur
qualitative Fange und zum Auswaschen von Algenwatten u. dgl. be-
nutzt werden.
Der Bodensatz in den kleinen Sieben wird durch Umkippen in
Planktonglaser (S. 225) eingefiillt.
Literfoecher aus Aluminium. Der Becher besitzt eine verstellbare
Ausatzhulse fiir den Ausziehstock und einen konkaven Wulst als Aichungs-
linie.
Mit dem Literbecher schopft man Wasser (meist am besten 50 1)
bis zu etwa 1 m Tiefe und gieBt es durch ein Netz oder Sieb. Das
Kupfersieb wird beim Transport in den Becher gesteckt.
Ausziehstock. Der aus Messing gefertigte Stock ist teleskopartig
ausziehbar (Glieder neuerdings feststellbar) und zum Aufstecken einer
Reihe von Instrumenten bestimmt. Das bequemste Format dieses Stockes
ist ausgezogen 1,2 m, zusammengeschoben etwa 30 cm lang.
Planktonglaser. Die Planktonglaser (Abb. 124) besitzen im all-
gemeineu reagensglas-ahnliche Form. Ihre Lange betragt 14 (oder 28) cm,
ihr lichter Durchmesser 16 mm. Dabei ist 1 cm Hohe = 2 ccm Inhalt.
Sie dienen dazu, das abgesiebte, konservierte Setzvolumen aus moglichst
50 1 (auch umgerechnet auf 1 cbm) Oberflachenwasser (bzw. Abwasser)
oder aus moglichst 1 cbm Trinkwasser zu bestimmen. (Vgl. S. 225,
Formalinkonservierung S. 223.)
Da sich das Absetzen in zylindrischeu Glasern am einwand-
freisteu vollzieht, \vahlt man konisch zugespitzte Glaser zweckmaBig nur
236 Teil B- Kryptogamen.
zum Abmessen kleiner Volumina, Die Rohrchen sind von 1 — 5 ccm
graduiert.
Fiir den Transport bestimmte Proben sollen fast bis zum Korken
rait Wasser gefullt sein.
Planktonkammer. Die 1 ccm-Planktonkanimer besteht aus einer
flachen Glaskiivette von 22 mm Durchmesser und 2,63 mm Hohe mit
planparallel geschliifenen Scheiben. Die Deckscheibe kann mit Teil-
strichen versehen sein, um das Auszahlen der umgekehrt gelegten
Kammer zu erleichtern. Sie ist in eine Messinghiilse eingepaBt, an der
ein Stift oder Biigel das Hinausgleiten verhindert. Taf. I u. S. 103.
Die automatische Entnahme ernes Kubikzentimeters Wassers ge-
schieht durch einfaches Untertauchen (samt Hiilse, ohne den Stift heratis-
zuziehen) bei genugend weit zuriickgeschobener Deckscheibe. Diese halt
nach der Fiillung durch Adbasion von selbst fest und schlieBt so dicht
ab, dafi sich das Wasser wochenlang darin halt.
Die Kammer wird auf ihren Inhalt im durchfallenden Licht (Abb. 56)
zunachst mit guten Steinheil- oder Anastigmatlupen von ca. 14facher Ver-
groBerung (zur Orientierung), 25facher (zum teilweisen Bestimmen) oder
40facher (als Mikroskop) durchmustert und dann bei starkerer VergroBe-
rung unter das Mikroskop gelegt. [Vergr. 100— 250fach (eventuell Apo-
chromate und Kompensationsokulare!) ; auch ProjektioD.] Hat die Kammer
etwa 10 Minuten laug horizontal gelegen, so sinken die meisten Orga-
nismen allmahlich auf die Bodenscheibe ab; bewegliche kann man in
Warmestarre versetzen oder nach E. Nau man n narkotisieren. Manche
Spaltalgen, deren spezifisches Gewicht kleiner ist als das des Wassers,
sammeln sich unter der Deckscheibe an. Einen gevvissen Grad von
Dunkelfeldbeleuchtung kann man schon auf einfache Weise dadurch
erzeugen, daB man den Finger iiber die Mitte des Spiegels legt.
Bei solchen Planktonfangen beobachtet man die Organismen und
ihre Beimengungeu unter den naturlichsten Verhaltnissen gleichsam in
einem Mi kro aquarium. Will man das Kleinplankton (Nannoplankton
Lohmanns) konzentrieren, so wird es aus den Wasserproben aus-
zentrifugiert. Bei sehr groBem Reichtum an Kleinplankton kann man
zum Zahlen auch eine l/20 ccm-Kammer (Tropfenkammer) oder Thorn a-
Kammer (S. 229) benutzen. Die bildliche Darstellung der Assoziationen
erfolgt am besten fur 1 qmm, und zwar unter einer Produktionstiefe
(Wassersaule) von 1 m, 1 mm und Vio mm- Vgl. E. Naumann, Arch,
f. Hydrobiol.
Das Reinigen der Planktonkammer geschieht mechanisch am ein-
fachsten durch ein gut zugespitztes Streichholz.
Fiir das quantitative Studium grofierer Organismen (z. B. Gloiotrichia
und Daphnia) kann eine 20 ccm- Planktonkammer verwendet werden,
wofern nicht Netzfange besser sind. Vgl. Granvik (1919) u. Sjostedt
(1922).
VI. Gruppe. Okologie der Gewasser. 237
Beide, die kleine und die grofie Kammer, werden zweckmaBig auch
zum Beobachten konzentrierten Planktons (EingieBen, ohne Pipette!)
ferner von Moosen, Insekten und dergleichen im durchfallenden, manchmal
auch auffallenden Licht benutzt [vgl. H. Bethge (1)], und zwar unter
Verweudung von Lupen, Projektionsapparaten oder des Mikroskops (Grob-
schraube !). Die Bilder werden nicht verzerrt, da man durch planparallele
Scheiben sieht, vertragen also gut starke LupenvergroBerung. Man kanu
sie leicht standig bei sich fiihreu, so daB man stets ein Sammel- und
ein Beobachtungsglaschen zur Hand hat.
Zur Entnahme von Wasserprobeii von Briicken und hochbordigen
Dampfern (auch wahrend der Fahrt) kann man mit bestem Erfolg ein
Flaschchen von 25 — 30 ccm Inhalt mit weitem Hals (an Schnur) benutzen.
Um Wasserproben zu planktologischen Untersuchungen aus groBer
Tiefe zu entnehmen, bediene man sich der in der Bakteriologie iiblichen
Abschlagapparate, der R. Volkschen Planktonpumpe oder des bei
Meeresuntersuchungen angewendeten Richardschen Wasserschopfers.
WeLBe Sichtscheibe. Fur marine Uutersuchungen wurden Scheiben
von 1— 3 m Durchmesser mit Beschwerungsgewicht benutzt, fiir solche
im SiiBwasser sind erheblich kleiuere, meist aus Porzellan gefertigte,
im Gebrauch. Schon Scheiben von 9X12 cm Grofie (mit Messingkette
und Teilmarken in 20 cm Abstand) konnen gute Dienste leisten. Bei
Untersuchung in stromendem Wasser steckt man die Spitze des Aus-
ziehstockes durch das seitliche Loch der Scheibe, um deren Seitwarts-
treiben zu verhindern.
Das Instrument dient zur Bestimmnng der Far be des Wassers
im durchfallenden Licht und zur Ermittelung der Sichttiefe, d. h.
derjenigen Entfernung unter der Wasseroberflache , bei welcher die
Scheibe fiir das Auge verschwindet.
Die Sichttiefe kann von folgeuden Faktoren abhangen: 1. geloste
Farbstoffe, 2. Planktonorganismen, 3. feine unbelebte Trubungskorper,
4. grobere unbelebte Triibungskorper.
Beispiele fiir Sichttiefen s. S. 226.
Pfahlkratzer. Rahmen und Schueide dieses wichtigen Instrumentes
bestehen aus Messing, der Beutel aus KongreBstoff. Er dient zum Ab-
kratzen bewachsener Pfahle, von Bohlenwerk und Steinen, kann aber
auch mit bestem Erfolg zum Einsammeln von Schlamm, Krautmassen,
Algenwatten, Kleinkrustern und Fischbrut sowie zum Aussieben von
Schlamm verwendet werden. Fiir inanche Untersuchungen ist ein
groflerer und fester gebauter Pfahlkratzer zu empfehlen [Kraus-
Uhlenhuth (1)].
Schilfmesser. Dieses Instrument besteht in seinem Hauptteil aus
eiuer kraftigen Stahlkliuge und wird am Ausziehstock befestigt. Es
238 Teil B. Kryptogamen.
kann mit bestem Erfolg dazu verwendet werden. Schilf-, Rohr-
kolben-, Seerosenstengel usw., deren Besatz an Algen, Schwammen u. a.m.
eingesammelt werden soil, tief unter Wasser mit einem kurzen Ruck
abzuschneiden. Das so gewonnene Material wird oft zweckmaBig ohne
Zugabe von Wasser transportiert
Schlammhefoer. Der etwa 250 ccm fassende Metallbecher wird an
eine feste Schnur gekniipft und zur Entnahme von Grundprobeu (meist
der oberen Schichten) eine Strecke weit iiber den Boden hingezogen.
Scharrnetz (Dretsche) und Sieb. Die viereckige Klappdretsche
dient zur Entnahme groBerer Grundproben. Wegen ihrer Schwere
(2,6 kg) greift sie auch tieferliegende Schlammpartien und liefert
deshalb einwandfreiere Proben als der Schlammheber. Die Gleitbiigel
halten das Scharrnetz wahrend des Ziehens in der richtigen Lage und
gewahrleisten so eine groBe Greifsicherheit.
Das erbeutete Material kann teils direkt untersucht, teils aut ge-
eigneten Schlammsieben ausgewaschen werden. Naheres iiber Fang-
methoden siehe auch beiHeymons, Kolkwitz, Lindau, P. Magnus
und Ulbrich (1), Steiner (1).
Quantitative Aufschliisse iiber Besiedelung uiid Ban der Unter-
wasserboden konnen indessen erst durch eine Profillotungstechnik er-
mittelt werden. tJber derartige Apparate (Ekman-Birge), ebenso
wie iiber die limnische Schlammkunde im allgemeinen vgl. E. Nau-
mann (Arch. f. Hyg., 1922), Gunnar Aim (2).
Kehren wir zu dem am Anfang dieses Kapitels besprochenen Vege-
tationsbilde zuriick, so werden wir ihm an seinen Organismeu sogleich
ansehen, dafi es sich um einen relativ stationar gewordenen Zustaud
handelt, in dem die Organismenbestande ihr Bild innerhalb gewisser
Zeitraume nicht wesentlich andern werden.
Ganz anders werden sich die Verhaltnisse gestalten, wenn einer der
wichtigsten Faktoren, die Ernahrung, eine wesentliche und durchgreifende
Anderung erfahrt, z. B. durch nachhaltige organische Diingung (Ex-
perimentalokologie). 1st diese stark, z. B. durch Abwasser, so
kann sich eine Faulniszone mit Uberwiegen von Faulnisorganismen und
ihnen nahestehenden Lebewesen bilden.
Eine solche Zone ist immer nur im Gleichgewicht, solange die
Nahrung zuflieBt Hort die Zufuhr der organischen Nahrstoffe auf, so
beginnen die Faulnisbewohner zuriickzutreten und den friiheren normalen
Bestanden wieder Platz zu machen. SchlieBlich tritt ein neues biolo-
gisches Gleichgewicht ein, letzten Endes der Art, wie es vorher war.
Man nennt diesen wichtigen ProzeB: die biologische Selbst-
reinigung, chemisch gesprochen die Mineralisation, weil EiweiR-
substanzeu zu Kohlensaure, Ammoniak usw. abgebaut werden; man vgl.
auch M. Mars son (1).
VI. Gruppe. Okologie der Gewasser. 239
In diesem Prozefl lassen sich in ausgepragten Fallen drei wichtige
Phasen (nach Studien in der palaarktischen Region) unterscheiden :
1. die Phase der uberwiegenden Reduktion,
2. die Phase der Uberwindung der Reduktion und des lebhaften
Einsetzens der Oxydation,
3. die Phase der (moglichen) Vollendung der Oxydation.
Der Vorgang kann auch sogleich mit der zweiten Phase einsetzen.
Diese Prozesse und einige ihrer Begleiterscheinungen seien an dem
beigefiigten Schema auf Taf. XI erortert. Die Erlauterungen zu den
verschiedenfarbigen Feldern sind dem Bilde beigefugt. Die drei Zonen
stellen Querschnitte dar durch drei aufeinanderfolgende Teiche, welche
durch Graben verbunden sind, oder drei aufeinderfolgende, dann durch
Ubergange verbundene Fluftstrecken.
I. Zone der Reduktionen (chemisch definiert),
Zone der Polysaprobien1) (biologisch definiert),
Zone der Diingung (Abwasser) (praktisch definiert),
p = polysaprob.
In dieser Zone finden ausschliefilich oder vorwiegend Faulnisprozesse
durch Reduktionen und Spaltungen statt. Zersetzt werden hauptsachlich
Eiweifistoffe, Polypeptide und ihre hoheren Abbauprodukte 2), Kohlen-
hydrate usw. An der Oberflache, welche in dem Schema die obere
Reihe bildet, findet man oft reichliche Besatze von Abwasserorganismen,
am Grande dunklen Schlick und schwarzes Schwefeleisen (FeS) und
endlich im Wasser (in der Mitte) zahlreiche Bakterien, unter Umstanden
mehr als eine Million im Kubikzentimeter Wasser. Der Sauerstoffgehalt
des Wassers ist Null oder sehr niedrig. Sedimentation findet meist
reichlich statt.
Beispiele von Vertretern dieser Zone sind im Vorstehenden genannt in
Bacterium vulgare, Polytoma uvella,
Bacillus subtilis, Colpidium colpoda,
Chromatium okenil, Zoogloea ramigera.
Chlorophyllfiihrende Organismen treten in der Regel zuriick. Sphae-
rotilus leitet schon zu Zone II tiber.
II. Zone der einsetzenden Oxydation (chemisch definiert),
Zone der Mesosaprobien (biologisch definiert),
Zone des Ubergangs.
m = mesosaprob.
Mit dieser Zone beginnen lebhaftere Oxydationsprozesse, vorwiegend
biologischer Natur, infolge reichlichen Auftretens chlorophyllfuhrender
Beliifter, aber auch rein chemische Oxydationen, z. B. Uberfuhrung von
schwarzem Schwefeleisen in gelbbraunes Eisenoxydhydrat, wie es in der
Schlammregion angedeutet ist. Die Mesosaprobien vollfuhren den eigent-
1) poly = viel, sapros = Zcrsetzung, bios — Leben.
2) Beygiatoa ist anf H2S (hier Produkt der Faulnis) angewiesen.
240 Teil B. Kryptogamen.
lichen speziflschen ProzeB der Selbstreinigung, die Bio - Oxydation im
Gegensatz zur Bio-Reduktion, der Faulnis. Die Bio-Oxydation bewirkt
weitgehende Entfaulung ohne starkes Auftreten stinkiger Geriiche, ahnlich
der Bodenwirkung und der Wirkung von Oxydationskorpern, also Mine-
ralisation unter Ausschaltung der Faulnis.
Uber die geschichtliche Entwicklung in der Erforschung des Pro-
blems vergleiche man Lafar (1).
Die Zone der Mesosaprobien, in welcher die Mineralisation bis zu
einer mittleren Stufe fortgeschritten ist, zeigt dadurch eine deutliche
Asymmetrie, dafi der in der Figur nach links gelegene Teil (a) natur-
gemafi starkere Zersetzungen aufweist als der nach der Reinwasserzone
gekehrte (3-Teil.
a-mesosaprob = am ist im allgemeinen vorwiegend die Zone der
beim Abbau hochmolekularer Verbindungen entstehenden Aminosauren
u. a. m.
(3-mesosaprob = (3m ist im allgemeinen die darauffolgende Zone
der (einen weiteren Abbau bedeutenden) Ammoniakverbindungen der
Fettsauren usw.
In der Abbildung ist die Asymmetrie durch die Abnahme der
Bakterienzahl angedeutet.
Sind zwar noch Anklange an die p-Zone geblieben, so sieht man
auf einen Blick die veranderte Sachlage. Das lebenspendende Atmungs-
gas Sauerstoff hat das Auftreten eines reichen Lebens an Tieren (niederen
und hoheren) ermoglicht, die wegen ihrer Frefitatigkeit ein wichtiger
Faktor der Reinigung sind, teils durch Verdauung, teils durch Inkarnation
des Gefressenen. Im a -Teil konnen Fische leben, aber in warmen,
dunklen Nachten kann durch Sauerstoffmangel Atemnot eintreteu. An-
gesammelte Drainwasser von Rieselfeldern pflegen mesosaproben Cha-
rakter zu tragen. Sie sind reich an Fischnahrung.
Die Uferbesatze , welche im p- und a m-Teil mehr zottiger und
schleimiger Natur sein konnen, pflegen vom (3 m-Teil an mehr erdig-
filzigen Uberziigen Platz zu machen.
Im Laboratorium kann man die p-, a m- und [3 m-Wasser angenahert
, nachahmen :
p-Wasser ist z. B. Wasser mit mehr oder weniger stark wahrnehm-
barer Faulnis (Infusionen),
am-Wasser ist Wasser, das mit Heu, etwas zersetzten Algenwatten
usw. einige Zeit gestanden hat (schwache Infusionen) s. Abb. 64,
(3m- Wasser ist z. B. solches, welches in diinner Schicht iiber nor-
malem Schlamm steht.
Alle diese Wasser reinigen sich bei langerem Stehen selbst, wenn
nicht von neuem sekundare Zersetzungsherde entstehen.
Als Vertreter (bei Hochproduktion) seien fiir die II. Zone genannt:
Kolkivilz, Pflanxenphysiologie. 2. Aufl.
Tafel XL
Xonuale foiologische Selbstreinigung
•DID! Ill
D D D
D D D
III
I. Poly-Saprobien
(Abwasserzone)
D
III III
••••I III
a-Teil /9-Teil
II. Meso-Saprobien III. Oligo-Saprobien
(Ubergangszone) (Reinwasserzone)
Gestfirte biologische Selbstreinigurig
III III
D D D
D
D
Sekundare
Verunreinigung
Selbstverunreinigung
Erlauterungen
Abwasserpilze
und Prbtozoen
(Entfiiulcr)
DBakterien (Faulnis-
erreger und Entfiiuler)
• Fauliger Schlamm
(init Schwefeleisen)
Pflanzen mit Blattgriin
(Durchlufter)
Tiere (Entfiluler und
Fischfutter)
Normaler Schlamm
(mit Eisenoxydhydrat)
Hochwas ser
w i r k u n g
Abgestorbene Abwasser-
pllze
Pflanzen mit
Blattgriin
Tiere
Schema betr. den VerJauf der biologischen Selbstrein igung. (Original.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
VI. Gruppe. Okologie der Gewasser. 241
Oscillatoria limosa, Arcella vulgaris,
Cryptomonas erosa, Vorticella campanula,
Melosira varians, Brachionus pah,
Stephanodiscus hanteschianus, Gammarus fluviatilis.
III. Zone der vollendeten Oxydation (Mineralisation)
(chemisch definiert),
Zone der Oligosaprobien1) (biologisch definiert),
Zone des Reinwassers (praktisch definiert),
o == oligosaprob 2).
Diese Zone wird durch das rechte Bild des Schemas dargestellt.
Der Schlamm ist vollkommen oxydiert, die Bakterien sind stark zuriick-
getreten (wenn auch nicht verschwunden), normales Pflanzen- und Tier-
leben ist reichlich entwickelt. Alle stiirmisch verlaufenden Zersetzungs-
prozesse haben im Wasser aufgehort, doch kann naturgemafi der
Schlamm als Ablagestelle aller natiirlichen Abfallprodukte stellenweise
noch mesosaproben Charakter tragen.
Den Organismen dieser Zone stehen vorwiegend mineralisierte
Stickstolfverbindungen u. a. m. zur Verfiigung.
Das Wasser dieser Zone ist, wenn nicht vegetationsgefarbt, meist
klar und sauerstotfreich. Viele biologische Seenstudien fallen unter
diesen Abschnitt. Uber die Physik der Seen vergleiche man For el (1),
Penck (1) und Merz (1) und (2).
Beispiele fur diese Region siehe bei Kolkwitz und Marsson (1)
Katharobien3) endlich, eine Bezeichnung in dem das Wort sapros
fehlt, kann man die Organismen des ganz reinen Wassers nennen, doch
ist dabei zu bemerken, daft es diesen Organismen mehr auf kiihle Tem-
peratur oder hohen Sauerstoffgehalt des Mediums als auf Vermeidung
organischer Substanzen anzukommen pflegt.
Auf die oberen Figuren des Schemas folgen noch einige Beispiele
fur gestorte biologische Selbstreinigung, namlich:
1. Sekundare Verunreinigung: durch Abreifien von Pilzfladen
usw. und deren Absinken nach Passieren von Zonen, in denen die
Stadien der Mineralisation schon durchschritten sind.
2. Selbstverunreinigung: durch Absterben von Pflanzen im Herbst
und durch Absinken von Tieren. (Massenhaft absinkendes Plankton
z. B. kann zu ziemlich starken Zersetzungen im Schlamm ftihren).
Die erstgenannte Verunreinigung pflegt starker zu sein als die Selbst-
verunreinigung. Sehr bekannt sind die vom Meeresstrande durch
ausgeworfenen Tang entstehenden Zersetzungen. Beide Prozesse
kommen oft in Kombination vor.
1) oligos = wenig.
2) Die Bezeichnungen p, am, £J m und o sind mehr fur das okologische als
fiir das physiologische Verhalten gepragt.
3) katharos = rein.
Kolkwitz, PflanzenphysiologLe. 2. Aufl. lg
242
Teil B. Kryptogamen.
3. Die Einwirkung von Hochwaser endlich pflegt die biologische
Formationsgliederung zu storen und die Wucht mechanischer
Faktoren zur Geltung zu bringen.
Die oben angefiihrten Mineralisationsstufen sind indessen auch unter
naturlichen Voraussetzungen zu finden.
18
Abb. 127. Unbelebte Bestandteile des Sestons bei mikroskopischer Betrachtung.
1. Stengel- oder Wurzelrest.
2. Blattrest.
3. Spiralfaser.
4. Nadelholzfasern, zersetzt.
5. Hanffaser.
6. Baumwollfaser.
7. Wollfaser.
8. Eattenhaar.
9. Vogelfederstrahl.
10.
11. Leibesring.
12. Chitinrest.
(Original.)
13. Fleischmuskelfaser.
14. organ ischer Detritus.
15. Gesteinssplitter.
16. Kohlepartikel.
17. Eisenoxydhydrat.
18. Sandkornchen.
Die in der freien Natur als Abfall auftretenden organischen Stoffe
unterliegen nicht allgemein so weit der Mineralisation, daB mit ihnen
reiner Tisch gemacht wiirde. Wir sehen deshalb Schlammanhaufungen
auftreten, die zur Kohlenbildung [vgl. Potonie (1)] fiihren konnen,
ferner Verlandungsprozesse sich abspielen und Torfmassen in Mooren
entstehen.
In den Meeren und groBen reinen Seen pflegen Sedimente (Radio-
larien, Globigerinen, Diatomeen) von ihren organischen Sub-
stanzen ziemlich weitgehend befreit zu werden, da die relative Armut
VI. Gruppe. Okologie der Gewasser. 243
an Plankton in diesen Gewassern an die biologische Selbstreinigung
keine sehr groflen Anforderungen stellt.
(xcwitssertypen. Auf der Grundlage regional durchgefiihrter Unter-
suchungen, die auch durch Versuche gepruft sind, hat Naumann (4)
folgendes System aufgestellt:
Die heterotrophe Formation. Die Urproduktion ist prin-
zipiell heterotroph (vgl. S. 55). Die Assoziationen sind p oder a m
(S. 239). Beispiele sind: kleinere, verkrautete Gewasser nahrstoffreicherer
Gegenden und das Bodenwasser der Seen.
Die autotrophenFormationen. Die Urproduktion ist grund-
satzlich mehr oder minder autotroph (S. 55). Die Assoziationen ge-
horen dern Typus (3 m, o und k an (S. 241). Hierbei werden zwei Arten
der Ausbildung unterschieden :
a) Die eutrophe Formation. Gewasser, welche mit Riicksicht
auf das Wasser als eutroph (eu = gut) zu bezeichnen sind, treten unter
natiirlichen Voraussetzungen nur in den (agrikulturchemisch gesprochen)
besseren Gebieten auf. Stickstoff und Phosphor sind als mg/1 nach-
weisbar. Die Produktion an Phytoplankton ist eine hohe. Vegetations-
farbungen sind haufig; Wasserbliite ist von grofier Bedeutung. Die
Assoziationen schwanken zwischen (3 m und o.
b) Die oligotrophe Formation. Gewasser, welche mit Riick-
sicht auf das Wasser als oligotroph (oligos = wenig, gering) zu bezeichiien
sind, treten vor allem in den Urgebirgsgegenden auf. Der Gehalt an
Stickstoff und Phosphor ist minimal. Die Produktion an Phytoplankton
ist eine sehr geringe. Eigentliche Vegetationsfarbungen kommen nicht
vor. Die Wasserbliite ist ohne Bedeutung.
Die geschilderte Forschungsrichtung hat sich bereits zu einer Lehre
von den Gewassertypen entwickelt. Vgl. auch A. Thienemann
und H. Nordqvist
Zusatz. Neben den Organismen spielen im Haushalt eines Ge-
wassers auch die unbelebten Bestandteile wie Detritus, Sandpartikel,
Gesteinssplitter usw. (Abb. 127) eine Rolle. Ihr EinfluB ist vor allem
in den Miindungsgebieten von Fliissen auffallig. Die Menge und das
Schicksal dieser Stoffe lassen sich im Verein mit den Organismen des
Wassers besonders leicht in schnellstromenden Flussen ohne nennens-
werte Sedimentation (aufier in eingeschalteten Seen) quantitativ und
qualitativ studieren.
Beriicksichtigt man in der Hauptsache diejenigen Bestandteile,
welche im Wasser durch gute Augen gerade noch einzeln wahrgenommen
werden konnen (>Vis mm), so kann man sie durch Netze oder Siebe
schnell aus groBeren Wassermeugen (z. B. 50 1) absieben und in Glasern
sedimentieren lassen (Abb. 124).
16*
244
Teil B. Kryptogamen.
Auf solche Weise Abgesiebtes (Seston, S. 222) ist in Abb. 128
fur den Rhein aus dem regenarmen Sommer 1911 dargestellt. Man
am __ iM tiila E2J — isea a
1 [2 3 4 56 78 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Abb. 128. Sestonkurve und Rheinlauf mit den Untersuchungsstellen. Die
eckigen Felder sind senkrechte Ausschnitte aus den Bodensatzen der Planktonglaschen
in nat. Grofie. (Original.)
*
erkennt leicht den EinfluC gesteinsfiihrender Gebirgswasser, des Boden-
sees mit seiner Sedimentierwirkung, der Industrie- und Wohnzentren
mit ihren Abfallstoffen und die Beseitigung dieser durch Verdiinnung
und biologische Selbstreiuigung. Bei Wesel war die Sestonmenge nicht
wesentlich anders als bei Andernach; eine merkliche Addition fand
also nicht statt. Im Miindungsgebiet mit seiner Stauwirkung durch die
Flut des Meereswassers endlich findet neben der Sedimentation auch
eine wesentliche Beeinflussung des Planktons statt. Naheres siehe bei
R. Kolkwitz (9).
Ein reiner See ist ein Mikrokosmos, der sich selbst geniigen
wurde, da Produkte und Bediirfnisse (besonders 02 und C02) bei
Pflanzen und Tieren entgegengesetzt sind. Ein belichteter, dicht ver-
schlossener grofierer Glasbeh alter bewahrt sein Leben jahrelang.
Die organisierte Materie geht von eiuem Wesen zum anderen und
macht eine Reihe von Inkarnationen durch, ehe sie in die fundamental
Masse der toten Materie zuriickkehrt; diese kann dann von neuem in
den Kreislauf gezogen werden.
VII. Gruppe. Charophyta (Characeae) Armleuchtergewachse.
Friiher bezeichnete man diese Gruppe auch als ,,R6hrenalgen", doch
besteht bei dem eigenartigen Baue ihrer Vertreter weder ein direkter
AnschluB an die Algen noch an die Moose. Dieser Bau wird hier als
bekannt vorausgesetzt [vgl. z. B. Bonne r Lehrbuch (1), Engler-
Gilg (1), Oltmanns (1)].
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose. 245
Wahrend Nitella (Taf. VII, E'ig. 104) meist kleinere (reine) Gewasser
bevorzugt, findet sich Cham (Abb. 126) vielfach auch in groBen Seen und
brackigeu Meeresbuchten, oft in grofien Bestanden (Bodensee, rugener
Bodden). Ihr Sauerstoffbediirfnis, bei manchen Arten auch das Licht-
bediirfnis, ist im allgemeinen ziemlich gering.
Alle Gattungen und Arten, die Char en starker, die Nit ell en
schwacher, sind ganz oder teilweise mitKalk inkrustiert, der nach
Zusatz von HC1 meist stark aufbraust. (Char ace e n -Kalklager).
Die Zellen von Nitella, weil ohne Berindungsfaden, sind sehr ge-
eiguet zum Stadium der Plasmastromung (S. 84). die hier nicht
erst durch Verletzungsreiz ausgelost wird. Umgibt man das Deck-
glaschen mit Eisenstaub, so kommt die Stromung des Plasmas infolge
Mangels an Sauerstoff bald zum Stillstaud, urn nach Entfernen des
Eiseupulvers wieder zu beginnen. Der wandstandige ,,Indiffer enz-
streifen", welcher zwischen dem aufsteigenden und absteigenden
Plasmastrom liegt, ist frei von Chlorophyllkornern.
Bei Chara lafit sich diese Stromung meist am besten an den
Knospen wahrnehmen (auch im Winter).
Die Fortpflanzungsorgane der Armleuchtergewachse lassen
sich sehr gut in der Planktonkammer mit Lupen (10 — 25mal) beobachten.
Dabei erscheinen die Antheridien rot, die Oogonien grun oder
braun.
Die ,,Friichte" (berindete Oosporen) sind reich an Stark e, die
sich mit Jod blau farbt.
Sammelt man Schlamm, auf dem Char en wachsen, ein, so kann
man die in ihm beflndlichen ,,Fruchte" leicht mit griinen Faden (Vor-
keim) unter Wasser austreiben sehen. Wegen der Verkorkung ihrer
aufieren Hulle erhalten sie sich leicht in fossilem Zustande (Jura).
Bei C}mra crinita kommt somatische (d. h. nicht durch echtes Keim-
plasma bedingte) P art heno gene se (s. S. 97) vor.
Vegetative Vermehrung findet durch Wurzelknollchen, Stengel-
knollchen, isolierte Knoten und Vorkeime statt.
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose.
Systematische tibersicht.
1. Klasse. Hepaticae (Leber- 2. Klasse. Musci (Laub-
moose, Schleuder moose), moose),
Marchantiales, Sphagnales,
Anthocerotales, Andreaeales,
Jungermanniales. Bryales.
Die Moose wachsen im allgemeinen unter ziemlich ahnlichen Lebens-
bedingungen wie die Flechten. Man findet sie deshalb vielfach mit-
einander vergesellschaftet. Absterbende Moose sieht man haufig von
246 Tell B. Kryptogamen.
Flechten uberwuchert und umgekehrt. An besonders freiliegenden Stellen
jedoch, wie z. B. auf den hochsten Alpenspitzen, in heiJBen Wusten, an
den Enden diinner Baumzweige usw. nehmen es die Moose im Wettstreit
mit den Flechten meist nicht auf, da die Moose immer etwas Detritus
(in Ritzen) notig haben und nie auf ganz glattem Gestein wachsen.
Doch dringen einige, z. B. Orimmia alpestris und Andreaea nivalis (meist
kieselliebend) weit auf die Gipfel der Alpen in die Schneeregion vor.
Auf Strohdachern machen die Flechten den Moosen meist keine Kon-
kurrenz, weil das Substrat fur die sehr langsam wachsenden Flechten
zu wenig dauerhaft sein dtirfte.
In den arktischen Gegenden ist die Moosvegetation verhaltnis-
maBig einforinig ; Sphagnum und Rhacomitrium hypnoides (= Rh. lanu-
ginosum) sind hier bekannte Vertreter, besonders in den Tundren.
In den Tr op en und antarktischen Regenwaldern dagegen kommen
die Moose nach Gattungen und Arten vielfach zu sehr iippiger Ent-
wicklung, vor allem in nebeligen Bergwaldern (Hangemoose). Auch bei
uns sind feuchte Schluchten, Buchenwalder usw. ergiebige Fundstellen
fiir Moose.
An gedungten Stellen und in schlechter Stadtluft fehlen Flechten,
nicht aber Moose, unter denen es ausgesprcchene Saprophyten gibt, z. B.
Splachnum ampullaceum auf Kuhmist in feuchten Waldmooren und die
hochalpine Voitia nivalis auf Mist an Lagerstatten von Schaf- und
Rinderherden. Die Sporen solcher Moose werden durch SchmeiJSfliegen
verbreitet; diese werden durch Duftstoffe (Indolverbindungen)
angelockt, welche von dem Urnenhals ausgeschieden werden. Moose
von so ausgesprochenem Saprophytismus, dafi sie chlorophyllfrei wiirden,
gibt es nicht.
Im Wasser treten die Flechten hinter den Moosen so vollkommen
zuriick, dafi sie hier so gut wie als fehlend zu bezeichnen siud, wahrend
die Moose oft iippige Bestande Widen konnen. Sie fruchten aber nicht
unter Wasser. Wahrend indessen die Flechte LicMna im Meerwasser
gedeiht, fehlen hier Moose vollstandig.
Die Kultur der Moose auf Agarnahrboden unter Zufugen minera-
lischer Nahrsalze wird von P. Janzen (1) und (2) geschildert. Die
Verwendbarkeit des Tablettensalzes (S. 4) ist noch nicht ausprobiert.
(Die Brutkorper von Aulacomnium androgynum keimen hierbei
sehr gut.)
Die Keimung der Sporen erfordert, wenn die Aussaat in den ersteu
Monaten des Jahres vorgenommen wird, nach den bisherigen Wahr-
nehmungen 4 Tage bis etwa 4 Wochen. Als bestes Versuchsobjekt gilt
nach genanntem Verfasser zurzeit das sehr kleine, xerophytisch auf
Mergel- und Lehmboden wachsende Phascum curvicollum.
Das Wachstum des Protonemas der Moose ist in der Regel sehr
von der Wahl einer richtigen Beleuchtung fur die Kulturplatten ab-
hangig. Man vergleiche aufierdem C. Servettaz (1).
III. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose.
247
Wegen der ,,Blutezeit" der Moose s. Grim me (1).
Weitere Feststellungen , welche bei den Moosen wesentliche Ge-
sichtspunkte bieten, mogen im folgenden bei den einzelnen als Typen
herausgegriffenen, bekannten Vertretern besprochen werden.
Marchantia l) polymorpha. Brunnenmoos.
(Von Linn 6 nach N. Marchant (f 1678), Gartendirektor des Herzogs
Gaston v. Orleans in Blois, benannt.)
Dieses diocische hochorganisierte Moos (s. die Abbildungen) ge-
deiht am besten an feuchten Felsen, Mauern (Stein und Holz) an
Quellen, an Bachen, auf nassen Wiesen usw. Es scheint eine ge-
wisse Vorliebe fiir nitrathaltige Standorte zu haben. Kultivieren
Abb. 129. Marchantia polymorpha. Mannliche Pflanze, mit Brutkorbchen. (Nach
L. Kny.) Teilfiguren starker vergrofiert.
1) Marchantia findet sich in der Sammlung Brendelscher Modelle.
248 Teil B- Kryptogamen.
lafit sich Marchantia auf lehmiger Rasenerde, welcher man Kuhdung
und etwas Sand zusetzt. Die Gartner konnen sich stellenweise seines
Wucherns kaum erwehren.
Abb. 130. Marchantia polymorpha. Weibliche Pflanze. Vergrofiert. (Nach L. K n y.)
Die Geschlechtsreife tritt mehr im Friihling, die Sporenreife
meist im Hochsommer ein. Die Anlockung der Spermatozoiden
scheint durch Proteinstoffe zu erfolgen. Die vegetative Vermehrung
geschieht durch flache Brutkorper, welche ihre Rhizoiden aus be-
sonders vorgebildeten Zellen an der dem Licht abgekehrten Seite
entwickeln, was sich experimentell leicht zeigen laBt [vgl. L. Kny (1)
und W. Pfeffer]. Das Assimilationsgewebe (Abb. 131) ist gut aus-
gebildet Das Innere eines jeden der kleinen Thallusfelder steht durch
eine Offnuug mit der Atmosphare in Verbindung.
AuBer Marchantia gibt es bei uns noch zwei besonders stattliche
Lebermoose :
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose.
249
Fegatclla conica (Name nach fegato = Leber) mit sehr deutlichen, bei
Lupenbetrachtung fast warzenartigen Beluftungs-Poren auf den
Thallusfeldern. Riecht beim Reiben terpentinartig.
Preissia commutata [benannt nach Balthasar Preifi (1765—1850, Regimentsarzt
in Prag)]. Mehr im Gebirge lebend, mit klein und zart gefeldertem
Thallus.
Abb. 131. Marchantia polymorpha. Langsschnitt durch eine Luftkammer des Thallus,
mit Assimilationszellen und Atemoffnung. Die Gestalt der Luftkammern hangt von
der Beleuchtung ab. Vgl. SStahl. Mittelstark vergr. (Nach L. Kny.)
1. Riccia fluitans.
(Von Michel i 1729 nach Pietro Francesco Ricci, Senator und Mitglied der
Botan. Ges. in Florenz, benannt.)
Dieses an seiner regelmaBigen Gabeluug leicht kenntliche Leber-
moos lebt haufig im Wasser untergetaucht, meist zwischen Schilf und
anderen Uferpflanzen, und ist bei solcher Lebensweise stets steril.
Geschlechtsorgane und Rhizoiden werden nur von der etwas derberen
Schlammform gebildet [Goebel (1)]. Die Pflanze wird haufig in
Aquarien gehalten.
R. natans schwimmt auf dem Wasser, andere Arten sind Land-
bewohner.
2. Lophocolea [friiher Jungermannia1)] heterophylla.
(Name von lophos = Hahnenkamm und koleos = Scheide, wegen der ge-
lappten uud kammartig gezackten Kelchmundung ; heterophylla wegen der un-
gleichen Gestalt der basalen und der naher an der Spitze des Stengels stehenden
Blatter.
Dieses zierliche Lebernioos wachst dem Substrat meist dicht an-
geschmiegt, mit besonderer Vorliebe auf morschen Baumstiimpfen
1) Von Linne benannt nach Ludw. Jungermann (1572 — 1653), aus Leipzig,
Professor der Botanik in Giefien. Die beblatterten Zweige der Jungermanniaceen
erscheinen im Gegensatz zu denen der meisten Laubmoose in der Regel flach, gleich-
sam Selaginella-axtig.
250 Teil B. Kryptogamen.
der Fichte (Piced). Man flndet es fast immer mitSporogonen,
deren schwarze Kapseln auf weiJBen Seten stehen. Bei Kultur unter
einer feuchten Glocke entwickeln sich die Fruktifikationsorgane be-
sonders reichlich. Wie die Abbildung eines vergro'JBerten Zweiges
zeigt, decken sich die Blatter dachziegelig. Die dritte Blattreihe,
an der Unterseite, ist in der Zeichnung nicht sichtbar.
Die unter Wasser konservierten Kapseln eignen sich nach
Kolkwitz (2) vorziiglich zum Studium des Kohasionsmecha-
n ism us (S. 82) der Schleuderzellen. Kamerling (1), Stein-
brinck (1), Goebel (1).
Lepidozia reptans (Name von lepis — Schuppe und ozos = Zweig) ist eines
der zartesten und zierlichsten Lebermoose auf Waldboden, zer-
setzten Baumstumpfen usw. Es ist mit bloBem Auge kaum noch
als echtes Moos zu erkennen.
Frullania dilatata (1820 benannt nach dem Geh. Staatsrat Leonardo Frul-
lani in Florenz) lebt als Xerophyt an Rinden. besonders an Buchen-
stammen. Die Farbe ist dunkelgriin oder braun [K. M tiller (1)].
Die Oberblatter haben beutelformige Lappen und werden bis-
weilen von Radertieren bewohnt. Vgl. Kerner, Bd. I, S. 243.
- Metzgeria furcata.
(Von Raddi 1820 nach dem ihm befreundeten Kupferstecher J. Metzger aus
Staufen i. Br. benannt.)
Dieses xerophytisch lebeude Lebermoos erinnert in seiner
Gestalt an Riceia fluitans. Es flndet sich besonders an der Rinde
von Buchen und Eichen.
3. Sphagnum Cymbifolium. [Die Moosbezeichuung Sphagnos bei Plinius leitet
sich wahrscheinlich von spongos (Schwamm) ab.] TorfniOOS. Die Toi'f-
moose, welche die Hochmoore charakterisieren , zeichnen sich
durch ihre Fahigkeit, besonders grofie Mengen von Wasser aufzu-
saugen, in bemerkenswerter Weise aus. Beim Ausdrucken tippig
entwickelter Polster fliefien iiberraschend groCe Wassermengen ab,
welche kapillar durch die perforierten Wasserzellen der
Stengel und Blatter festgehalten waren. Die Pflanze besitzt keine
Rhizoiden. Die Torfbildung der Sphagnen beruht auf ihrer
Widerstandsfahigkeit gegen Zersetzung, wohl infolge ihres Gehaltes
an Saure (Lackmuspapier 1) ; vgl. Paul (1).
Die meisten Torfmoose verlangen weiches (nicht alkalisches)
Wasser. Die Wasserstellen zwischen ihren Polstern sind an regen-
freien Tagen meist reich an Desmidiaceen.
Bemerkenswert ist bei Sphagnum der Mechanismus beim Auf-
springen der Sporenkapsel [vgl. Nawaschin (1)]. Wenii
man Polster von Sphagnum mit gut entwickelten Sporangien (im
Juli und August) aus dem Freien ins trockene Zimmer oder in die
direkte Sonne bringt, wird man die Deckel von den Kapseln mit
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose.
251
deutlichem, knipseudem Gerausch abfliegen horen und eine Sporen-
staubwolke aus jeder Kapsel hervorpuflen sehen.
Nawaschin kommt mit Schimper
zu der Ansicht, daB die infolge des Ein-
trocknens im Innern der Kapsel kompri-
mierte Luft das Platzen bewirke, und die
Sporen wie aus einem Tesching hervor-
schiefien. Er hat ermittelt, dafi die ein-
geschlossene Luft bis auf mindestens 3 At-
mospharen komprimiert wird. Das Ab-
springen des Deckels wird noch dadurch
Abb. 132. Sphagnum cymbifolium. Wasserzellen und Abb. 133. Sphagnum cym-
chlorophyllfuhrende Zellen bei 120facher Vergr. nach bifolium. Kapsel in rund
H. Schenck. Desgl. bei 30facher (Lupen-) Vergr. nach lOfacher Vergr. (Orig).
H. Bethge. (Neuzeichnungen.)
erleichtert, daB dieser durch verdickte Parenchymzellen starr ist und
deshalb der Kontraktion der iibrigen Kapselteile nicht folgen kanii.
- Andreaea petrophila. Spaltkapsel-Moos.
(Nach dem Apotheker Andreae in Hannover.)
Vgl. Taf. XII. Abbild. 8 und K. 0 s t e r w a 1 d (1). Fossil im Devon.
4. Dicranum scoparium. Besenmoos.
(Name von dikranos = zweikopfig, zweizinkig, wegen der meist in zwei Schenkel
gespaltenen Peristomzahne. scopa = Besen.)
Die stattliche Pflanze wird 10—18 cm hoch; die Blatter sind
meist sichelformig uach einer Seite gebogen. Sie wachst in trockenen
Kiefern- und Laubwaldern am Boden, oft bestandbildend.
D. maius wachst fast ausschliefllich in Laubwaldern.
5. Ceratodon purpureus. Hornzahnmoos.
(Name von keras = Horn und odus — Zahn ; wegen der widderhornartigen
Peristomzahne.)
Die Blatter sind in charakteristischer Weise gekielt (wie eiu
Schiff). Die Seta ist meist rot, die Kapsel rotlichbraun. Im Fruhling
252 Teil B. Kryptogamen.
fallen die jungen, glauzend purpurroten Kapselstiele in den Rasen
dieses Mooses besonders in die Augen. Die Pflanze ist variabel,
allenthalben gemein und weit verbreitet (kosmopolitisch) auf Sand-
boden, Strohdachern, Mauern, in Siimpfen usw. ; sie steigt bis
hoch in die Gebirge auf.
Die Sporen frisch entdeckelter Kapseln werden nach Stein-
brinck durch die (sich in ihreii Bewegungen hemmenden und dann
zuriickschnellenden) Schenkel der Peristomzahne umhergeschleudert.
Die Abbildung stellt einen fruchtenden Rasen auf Boden und
ein steriles Bolster von einem Strohdach dar.
6. Leucobryum glaucum. WeiBmoos.
(Name von leucos = weifi und bryon = Moos.)
Die Pflanze wachst in dichten, mehr oder weuiger halbkugelig
gewolbten, bis 15 cm hohen Rasen, welche oben blaulich grun, innen
weifilich siud. Die sehr dicht gestellteu Blatter haben Wasser- und
Chlorophyllzellen, ahnlich Sphagnum, doch von etwas anderem Bau.
Abbild.siehebei Kerner, Bd. II, S. 208; vgl. auchC. Warnstorf (1).
Leucobryum lebt am Boden von Nadelwaldern, Erlenbriichen, Heiden
usw. Seine Lebensweise kann oft als hemixerophytisch bezeichnet
werden. Es scheint Kalkboden zu meiden.
Barbula unguiculata. Bartmoos.
(Name von barba = Bart, wegen der langen fadenformigen, gewundenen
Peristomaste.)
Die Rippe der Blatter tritt als kurze Stachelspitze am Blattende
aus, die Rasen sind gelbgriin. Die Pflanze gedeiht besonders an
Wegrandern und auf festgetretenen Gartenwegen (wie
Bryum argenteum und Ceratodon purpureus), auch auf Tuft'steingrotten
in Garten.
Verwandt mit Barbula ist die Gattung Tortula. Von dieser wachst
die sehr verbreitete T. muralis besouders auf alten Mauern, T. ruralis
auf Sandfeldern und auf alten Strohdachern in Dorfern.
7. Grimmia pulvinata. Zwergmutzenmoos.
(Name nach Dr. K. Grimm, Leibarzt in Gotha, f 1821.)
Das Moos lebt echt xerophytisch weitverbreitet auf Steinen,
Mauern usw., oft mit Kapselfriichten formlich iibersat (Mai, Juni).
Die Spezies von Grimmia finden sich auch auf erratischen Blockeu.
(Die Annahme, daB sich auf solchen Steinen bei uns Relikte aus der
Eiszeit gehalten haben, erscheint unhaltbar.) Es besitzt die Fahigkeit,
stark auszutrocknen und beim Befeuchten wieder aufzuleben. In
diesem Punkte verhalten sich die Moose graduell verschieden.
Die Peristomzahne von Grimmia verschliefien, wie bei den
meisten Moosen, bei Feuchtigkeit die Kapsel, wahrend sie bei Trocken-
heit spreizen; Abb. s. bei Kerner, Bd. II, S. 568. Der Mecha-
nismus steht im Dieuste der Sporenverbreitung. Die hygroskopischen
Kolk\wit%, Pfiamenphysiologie. 2. Aufl.
Tafel XII.
Moose.
Erlauterungen im Text.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose.
253
Bewegungen der Zahne an den Mooskapseln (vgl. S. 82) lassen sich
bei schwacherer VergroBerimg und auffallendem giinstigem Licht aus-
gezeichnet beobachten (Taschenlampe).
8. Rhacomitrium sudeticum. Zackenmtitzenmoos.
(Name von rhacos = zerschlitzt und mitra = Miitze.)
Die Pflanze wachst mit Vorliebe an kalkfreien Felsen. Neben
ihr 1st ein Rasen von Andreaea angesiedelt. Das Material stammt
von der Schneekoppe im Riesengebirge.
9. Funaria hygrometrica. Drehmoos.
[Name von funis = Sell, wegen der seilartig gedrehten Fruchtstiele (Seten).]
Das Moos lebt meist truppweise auf feuchtem Sand, an Wald-
platzen (mit veraschtem Holz), auf porosem, steinigem Substrat usw.
an belichteten Partien. Es fallt durch seine im unreifen Zustand
saftgrunen, in der Reife rotbraunen Sporogone mit hygroskopischer,
gedrehter Seta auf (Versuche mit Polstern).
Die Blatter eignen sich zu Versuchen uber den EinfluB des
Lichtes auf die Lage der Chlorophyllkorner (S. 90 u. S t a h 1) und zu
Beobachtungen uber die Teilung dieser Korner ; vgl. Strasburger
und Koernicke (1), S. 156-159.
Uber die Kultur von Funaria s. P. Janzen (2).
Schistostega osmundacea. Leuchtmoos. Dieses bemerkenswerte
Moos wachst mit Vorliebe in engen Felshohlen der Sandsteingebirge
Abb. 134. Schistostega osmundacea. Vorkeim bei schwacher VergroSerung.
(Neuzeichnung nach F. Noll.)
(Fichtelgebirge, Sachsische Schweiz usw.) und zeichnet sich durch
ein auch in seinem oberirdischen Teile bleibendes Protonema
init rundlichen Zellen aus, welche, ahnlich den Katzenaugen, das
254 Teil B. Kryptogamen.
Licht auf die hintere Wand konzentrieren und von dort wieder re-
flektieren. Dadurch strahlen sie ein uberraschend mildes, chlorophyll-
griines Licht, das natiirlich mit Phosphoreszenz nichts zu tun hat,
zuriick; vgl. Abb. 135 und Chromulina.
Abb. 135. Schistostegn osmundoeea. Verlauf der Lichtstrahlen in einer Proto-
nemazelle bei Brennpunktlage der Chloroplasten. A Zentralstrahl, B Randstrahl. Die
Strahlen treffen an der hinteren Wandpartie unter grofierem Einfallswinkel auf, als der
Grenzwinkel der Totalreflexion (hier 45°) betragt. Die Randstrahlen in B konnen
wegen der Kleinheit des links gelegenen Winkels aus der Zelle seitlich entweichen.
Vergr. 1500-fach. Neuzeichnung nach G. Senn.
Eine farbige Abbildung von Leuchtmoos-Protonema in einer
Felshohle findet sich bei Kerner, Bd. I, S. 374. Zum Gedeihen
der Vorkeime gehort eine richtige Abstimmung von Licht und
Feuchtigkeit.
Die Kultur des Protoneraas auf Agarnahrbodeii ist P. Janzen (1)
bis jetzt nicht gelungen, doch haben Versuche im Botanischen Garten
in Miinchen gezeigt, daC man es lauge Zeit in Saatschaleu im Ge-
wachshaus ziehen kann, wenn man es mit Mutterboden aushebt.
10. Bryum argenteum. Silbermoos.
Name von bryon, bei Dioscorides Bezeichnung fiir Moos (auf Rinden).
Die niedrigen Rasen sind in trockenem Zustand silberweiB
glanzend. Sie bestehen aus dicht anliegend beblatterten, katzchen-
formigen Sprossen. Die vegetative Vermehrung erfolgt reichlich
durch Brut- und Bruchknospen. Die hangenden Kapseln haben
ein kompliziertcs Peristom, welches eine ganz allmahliche
Ausstreuung der Sporen gewahrleistet ; man vergleiche dazu L.
Loeske (2), S. 117.
Das Moos ist auf der ganzen Erde verbreitet; z. B. gemein auf
festgetretenen Wegen, zwischen Pflastersteinen, auf Ackern usw.
Es ist oft erster Pionier in frischen feuchten Sandausstichen, da es
sehr geniigsam und zahlebig ist, nach C. Warnstorf darin dem
Polygonum aviculare vergleichbar. Auf Rieselfeldem vertragt es
Berieselung mit Abwasser.
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose. 255
Weitere Pioniere auf kahlen Sandflachen sind Bryum pendulum,
Br. caespiticium, Ceratodon purpureus u. a. m. Die Sporen un.d
Brutorgane werden nach Ausstichen usw. auf weiten Strecken be-
sonders durch Vogel, auf kurzeren auch durch Wind verbreitet.
11. Mnium punctatum. Sternmoos.
Name von mnion, im Altertum Bezeichnung fiir Moos oder Alge.
Die Blatter sind rundlich und von ansehnlicher Grofle, ihre
Zellen groB und punktformig erscheinend (daher punctatum, Plankton-
kammer!). Die Blatter eignen sich sehr gut und leicht zum Studium
der Chlorophyllkorner. Man braucht nur ein Blatt unter Zugabe
eines Wassertropfens unter das Mikroskop zu legen und kann dann
die Chloroplasten ohne weiteres betrachten. Das Moos gedeiht an
Waldbachen, auf feuchtem Boden der Laubwalder usw. Vgl. die
farbige Tafel in Kerner, B. II S. 57.
Mn. cuspidatum ist synocisch.
Mn. undulatum ist eines der stattlichsten und schousten unserer
heimischen Moose. Es hat eine gewisse Ahnlichkeit mit Catharinaea
undulata1), welche aber im vegetativen Zustande durch die relativ
stumpfe Blattspitze und durch das Fehlen der Assimilationslamellen
auf den Blattern von ihm unterschieden werden kann.
Viele Moose am Grunde schattiger Laubwalder (Waldmoose)
gedeihen am besten bei mafliger Belichtung.
Der Generationswechsel der Moose ist in einem Brendelschen
Modell an Mnium dargestellt.
12. Buxbaumia aphylla. Schorfmoos.
Nach Prof. J. C. Buxbaum in Petersburg (f 1730) benannt.
Die groJBe Kapsel steht auf dickem Stiel und ist verkehrt huf-
ahnlich gestaltet. Wachst xerophytisch, besonders an kahlen Weg-
abstichen in Kiefernwaldern. Die Blatter sind sehr verganglich und
daher selten zu linden; sie konnen demnach zur Ernahrung der
Pflanze, wie sonst bei Moosen, wenig beitragen. Vgl. dazu Haber-
landt (3), S. 480. Das Protonema kann auf Agarnahrboden kulti-
viert werden.
13. PolytrJChum Commune. (Wegen der langbehaarten Kalyptra als vielhaarig be-
zeichnet.) Widerton-Moos2). Dieses stattliche, hochorganisierte
Moos (s. die Abb.) ist ein Hygrophyt (Polytrichum juniperinum da-
gegen ein Xerophyt); es vermag auf Moorboden und sonstigeu
feuchten Stellen in schwellenden, dunkelgriinen Rasen weite Strecken
zu iiberziehen, auch an triefenden Felsen ausgedehnte Rasen zu
bilden. Die Pflanze kann zur Torfbildung beitragen.
1) Benannt nach der Kaiserin Catharina II. von Rufiland.
2) Bedeutet: Wider das Antun, Behexen.
256
Teil B. Kryptogamen.
Beim Trocknen fiihren die Blatter mehr oder weniger ausge-
sprochene Verbiegungen und Drehungen aus, bei deren Zustande-
kommen Kohasionsmechanismen im Spiel zu sein scheinen.
Die Blatter zeigen auf der Ober-
flache zahlreiche, langsverlaufende
Lamellen, durch welche die Assimi-
lationsflachen vergroCert werden.
Die aufrechten Kapseln be-
sitzen Spaltoffnungen, welche sich in
der Einschnurung zwischen Hals und
Urne befinden. Das Peristom ist
einfach gestaltet, wie bei aufrecht-
stehenden Kapseln uberhaupt (gleich-
sam Mohnkopftypus).
Die Pflanze besitzt eine Art
inneren Leitgewebes fur Wasser,
scheint aber nach Oltmanns auch
auBerlich, wie viele andere Moose,
das Wasser kapillar aufzusaugen und
fur ihre Zellen zu verwerten.
Die Sporenreife fallt auf Ende
Mai und Juni, die Geschlechtsreife
in den Hochsommer, doch findet
man, wie bei vielen Moosen uber-
haupt, gut entwickelte Geschlechts-
organe schon im Monat Mai. (Be-
obachtung der Spermatozoiden.)
P. juniperinum wachst xero-
phytisch auf Sandboden und an
anderen Orten. Pogonatum (Poly-
trichum) nanum hat ein sehr uppig
entwickeltes Protonema, das aus-
gedehnte, smaragdgriine Rasen auf
Erdabhangen bildet. Protonemen linden sich haufig auch auf Blumen-
topfen, namentlich in Gewachshausern ; man vergleiche Schisto-
stega, Hypnum cupressiforme und die Abb. 152.
FontinaliS antipyretica. QuellmOOS. [Antipyreticus = gegen Feuers-
brunst schiitzend, well friiher die Blockhauser mit diesem Moos gefugt wurden.J
W. Ph. Schimper (1). Die Pflanze ist Taf. VII, No. 105 abgebildet.
Sie bildet meist kraftige, unter Wasser lebende Biischel von dunkel-
griiner bis braunlicher Farbe. Die Stammchen konnen bis 50 cm
und mehr lang werden, besonders in flieftenden Gewassern. Das
Moos wird haufig in Aquarien gehalten.
Abb. 136. Mannliche und weib-
liche Geschlechtsorgane eines
Laubmooses. Nach He d wig, Ge-
sammelte Abhandl., Leipzig 1793.
VIII. Gruppe. Bryophyta (Muscineae) Moose- 257
Amblystegium riparium wachst mehr in der Emersionszone,
auch in Brunnentrogen, an Wassermuhlen usw. ; auch Rhynchostegium
rusciforme siedelt sich gern auf holzernen Miihlradern an.
14. Brachythecium rutabulum. Kurzbiichsen-Moos.
Name von brachys = kurz, und theke = Biichse, wegen der meist dicken,
kurzen Kapsel, rutabulum = Ofenkriicke, wegen der gekriimmten Aste.
Die breiteiformigen, zugespitzten Blatter sind ziemlich locker
gestellt, oft fast wagerecht abstehend. Das Moos wachst in Ge-
biischen und Waldungen, haufig auch in wenig besonnten Garten
(z. B. in nach Norden gelegenen Hausgartchen), in denen es deu
Wuchs des Rasens unterdriickt.
Uberhaupt gedeihen viele Laubmoose gut im Schatten, wodurch
sie befahigt sind, an weniger belichteten Stellen den Rasen, der meist
lichtbediirftig ist, zu unterdriicken oder ihn mit Moos zu durchsetzen.
Rhynchostegiella tenella, ein in West- und Siiddeutschland be-
sonders an Kalk, Sandsteinmauern und trockenen Felsen verbreitetes
Moos, findet sich nach Veroffentlichungen von Fr. T h o m a s -Ohrdruf
in der var. cavernarum bei dem verhaltnismaBig schwachen Schein
einer elektrischen Gluhlampe in der Dechenhohle bei Iserlohn in
fruchtendem Zustand. Das elektrische Licht vermochte also das
Sonnenlicht zu ersetzen.
Amblystegium jnratzkanum, das im gleichen Rasen vorhanden
war, fruchtete ebenfalls.
Bryum capillare gedeiht in der Hermannshohle bei Rubeland
im Harz, nach den Feststellungen von G. Lindau, ebenfalls im elek-
trischen Licht.
- Hypnum (Stereodon) cupressiforme. Zypressen-Astmoos.
(hypnos = Moosname im Altertum. — stereos = fest, odus = Zahn.)
Dieses nachst Ceratodon gemeinste Moos [C. Warnstorf (1)]
bildet mit Vorliebe teppichartige, ausgedehnte tJberzuge auf Baum-
stammen-, stiimpfen usw. Die Uberziige! haben im trockenen Zu-
stand hellgriines seidiges Aussehen.
Seine weite Verbreitung und die Fahigkeit, an trockenen Baum-
stammen u. dgl. zu leben, verdankt das Moos als Xerophyt seiner
Widerstandsfahigkeit gegen Austrocknen. Ahnliches gilt von den
Moosen auf den Strohdachern der Bauernhauser, z. B. von Ceratodon
ptirpureus.
Wie Abb. 137 zeigt, kann man aus der Seta von H. cupressiforme
das Protonema (stellenweise schiefe Querwande) durch geeignete
Kultur hervorbringen, also die beblatterte Moospflanze (Geschlechts-
generation) unterllmgehung derSporen unmittelbar aus dem
Gewebe der Sporogongeneration erzeugen; vgl. auch das Kapitel
Fame, Marchal (1) u. Stahl (7).
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl. 17
258 Teil B. Kryptogamen.
- Hypnum schreberi.
(Mit rotem Stengel.)
Lebt xerophytisch und bildet, besonders in Kiefernwaldern, sehr
ausgedehnte Bestande.
Abb. 137. Protonema von Hypnum cupressiforme aus einem Stiick in feuchten
Sand eingepflanzter brauner Seta hervorwachsend. In diesem Falle entsteht das Proto-
nema aus der Sporengeneration unter Uberspringen der Sporen. Vergr. ca. 30fach.
(Nach N. Pringsheim.)
15. Hypnum purum.
(Mit g run em Stengel.)
Wachst ahnlich, 1st aber ein weniger ausgesprochener Xerophyt.
H. (Calliergon) cuspidatum 1st vorwiegend Hygrophyt (Charakter-
moos der sauren Wiesen und Moore). Hypnum (Ctenidium) mollus-
cum 1st ftir Kalkgebiete charakteristisch.
Kalkmoose, welche in ahnlicher Weise wie die Armleucliter-
gewachse Kalk in ihren Membranen ablagern, gibt es nicht, wohl
aber konnen sich aus hartem Wasser Kalkinkrustationen auf Moosen
niederschlagen.
- Hylocomium squarrosum. Sparrigblattriges Waldmoos.
(Name von hyle = Wald und kome = Haar, Laub.)
Das Moos lebt in feuchten Gebiischen und Waldern, oft in aus-
gedehnten Bestanden. H. triquetrum ist als Kranzmoos bekannt.
Hylocomium splendens. Etagenmoos.
Die Pflanze bildet neben Hypnum, purum und H. schreberi haufig
Massenbestande in trockenen Laub- und Nadelwaldern. Dadurch,
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame. 259
dafi es jahrlich einen neuen aufstrebenden Ast bildet, entgeht es
leicht der Eindeckung durch abfallendes Laub [Goebel (1)].
Literatur und Sammlungen.
E. Bauer (1), Europaisches Laubraoosherbar.
Job. Hedwig (1), Prachtwerk mit farbigen Tafeln.
V. Schiffner (1), Europaisches Lebermoosherbar.
(Vgl. auch Engler-Prantl.)
W. Ph. Schimper (1), Prachtwerk mit schwarzen Tafeln.
Trocken gewordene Moose kann man meist mit bestem Erfolg
wieder zu ihrer natiirlichen Form aufweichen; Jungermanniaceen
z. B. durchgehends , wenn auch manchmal erst nach langerer Zeit.
Riccien lassen sich mit Wasser nicht aufweichen, Marchantien nur
schlecht.
Brotherus u. a. (1). Loeske(l), Anordnung nach Standorten.
Correns (1). Lorch (1).
Giesenhagen (1). Migula (1).
Goebel (1 und 2), betr. Moose und Fame. Warnstorf (1).
Haberlandt (3). Wunsche (1), Anordnung nach Stand-
Limpricht (1). orten.
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame.
1. Die Sporengeneration der Fame.
Die Einteilung der Fame geschieht nach der Sporengeneration in
folgende vier hier in Betracht kommende Klassen:
a) Filicales: c) Equisetales:
Hymenophyllaceae, Equisetaceae.
Cyatheaceae, Calamariaceae, fossil,
Polypodiaceae, d) Lycopodiales:
Osmundaceae, Lycopodiaceae,
Marsiliaceae, Selaginellaceae,
Ophioglossaceae, Lepidodendraceae, fossil,
Pecopterides (u. a. m.), fossil. Sigillariaceae, fossil,
b) Sphenophyllales: Isoetaceae.
Salviniaceae,
Sphenophyllaceae, fossil.
Umstehend ist eine Sumpflandschaft fossiler Fame abgebildet, welche
ein Bild von machtig entwickelten Sporengenerationen vergangener Zeiten
gibt und an die physiologischen und chemischen Prozesse erinnern soil,
welche durch die Assimilation im Licht und dann durch Zersetzung der
Pflanzensubstanz, Bildung von Faulschlamm (mit FeS) usw. zur Entstehung
von Steinkohle AnlaB gegeben haben1); vgl. Potonie (1).
1) Es sei daran erinnert, daS nach neueren Anschauungen Eeste von Wasser-
und Sumpfpflanzen auch an der Bildung von Petroleum beteiligt sind.
17*
260
Teil B. Kryptogamen.
Im Laufe der Entwicklung unserer Erde sind die Riesenfarne der
Vorzeit, offenbar infolge Anderung der klimatischen Verhaltnisse, mehr
und mehr zuriickgegangen. Besonders die Barlappgewachse, auch die
Schacbtelhalme, stellen gegenwartig nur noch kleine Formen einst be-
deutungsvoller Geschlechter dar. Nach H. Bruchmann scheinen bei
den Lycopodiales in dem lockeren, humosen Boden in der Vorzeit,
der durch verrottende Stamme bei der Uppigkeit der Vegetation immer
von neuem aufgefullt wurde, die Bedingungen fur die Entwicklung der
unterirdisch sich entwickelnden Geschlechtsgeneration ganz besonders
giinstig gewesen zu sein.
Abb. 138. Waldmoor der Steinkohlenzeit. Links: Vorn ein Lepidodendron,
ein Farnbaum (Pecopteris) und eine kletternde Sphenopteris. Am Boden liegend ein
Megapkyton-St&mva. Mitte: Im Wasser Sphenophyllum cuneifolium. Rechts: Vorn
Sigillaria-Baum und kletternde Fame, dahinter grofie und kleine Cordaites (bandformig-
blatterig und facher-blatterig). Zum Teil im Wasser Catamites ramosus. [Nach Potoni^
(2), Wandtafel betr. eine Landschaft der Steinkohlenzeit.]
Gegenwartig haben wir in den tropischen Baumfarnen (z. B. Cyathea
und Alsophila) noch einigermafien hochstammige Formen. Von den in
Europa wachsenden Gattungen vermag nur noch der Konigsfarn (Osmunda
regalis) dicke kurze Stamme zu bilden (im Kaukasus).
Die Wedel der Fame tragen die Sporangien mit den darin ent-
haltenen Sporen an lokal begrenzten Stellen auf ihrer Unterseite oder
am Rande, z. B. Aspidium (Dryopteris) filix mas, Scolopendrium vulgare,
Pteris aquilina und Polypodium vulgare. Bei anderen dagegen fiihrt die
Bildung der Sporangien zum Verschwinden der griinen Blattspreite und
damit zu wesentlichen Veranderungen in der Eruahrung dieser Wedelteile.
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame.
261
Beispiele hierfur sind in der folgenden Zusammenstellung genannt :
Umbildnng sporangienMldender Wedelteile.
Beispiele
Sterile, griine Wedel
Fruchtbare Wedel
Struthiop teris germanica
Blechnum spicant
Osmunda regalis
Marsilia quadrifolia
Ophioglossum vulgatum
Botrychium lunaria
Equisetum arrense
Lycopodium clavatum
doppelt fiederspaltig
fiederteilig
doppelt gefiedert
mit vier Blattchen
zungenformig
meist einfach gefiedert
scheidenformig
schmales Blattchen
ahnlich, aber zu einerArt brauner
Straufienfeder umgebildet
ahnlich, aber die Flachenteile iast
bis auf die Hauptnerven reduziert
ahnlich, aber zu einer Art brauner
Rispe umgebildet
auSerdem mit bohnenformiger
,,8porenfrucht" ')
aufierdem mit ahrenformigem Teil
aufierdem mit meist doppelt ge-
nedertem, spreitenlosem, sporen-
tragendem Teil
schildformig
breites, gelbliches Blattchen mit
einem Sporangium2) (Oberseite)
Zum naheren Studium der zu Sori vereinigten Sporangien eignen
sich Aspidium filix mas (s. die Abb.), Polypodium vulgare, Scolopendrium
offtcinale u. a. m. Man halte sich Herbarmaterial (nicht unreif!) in ge-
Abb. 139. Aspidium filix mas. Querschnitt durch einen Sorus^die Sporangien unter
dem Indusium zeigend. Mittelstark vergroSert. (Nach L. Kny.)
1) Offnet man eine solche (ev. viele Jahre alte) ,.Sporenfrucht", so quillt beim
Einlegen in Wasser ein Gallertstiel mit den daran sitzenden Sporangien hervor.
2) Die Sporen von Lycopodium (fast 50% Fett) dienen in den Apotheken zum
Einbetten von Pillen.
262 Teil B. Kryptogamen.
niigender Menge vorratig. Um zunachst ein Ubersichtsbild fiber die
Sporangienhaufchen zu gewinnen, verfahre man folgendermaBen:
Man lege Teile des Blattes von Polypodium vulgare (bei dem die
Sporangien nicht durch ein Indusium bedeckt sind), trocken auf den
Objekttrager und betrachte sie bei schwacher (40 — lOOfacher) VergroBe-
rung im auffallenden Licht, bei Beleuchtung mit einer hell leuchtenden
elektrischen Taschenlampe. Man wird ausgezeichnet in situ die braunen
Sporangien, den braunroten, wie eine Raupe erscheinenden Annulus und
die umherliegenden gelblichen Sporen sehen, besonders wenn das Material
nicht tiberreif war1); Strasburger-Koernicke, S. 548.
Die Sporangien zeigen einen sehr bemerkenswerten Mechanismus zum
Fortschleudern der Sporen, welcher nachstehend besprochen werden soil.
Der Offnungs- und Schleuderniechanismus der Farnsporangien.
Die reifen Sporangien von Aspidium filix mas, Polypodium vulgare
Scolopendrium officinale u. a. m. besitzen eine im wesentlichen iiber-
einstimmende Einrichtung zum Fortschleudern der Sporen.
Um diese zu beobachten, verfahrt man in folgender Weise:
Man schabt das Sporangienmaterial 2) vom Wedel ab und weicht
es auf einem Objekttrager ein (bei frischem Material nicht notig),
ohne ein Deckglaschen aufzulegen. Es wird zunachst bei schwacher
(20maliger oder noch schwacherer) mikroskopischer VergroBerung be-
trachtet, weil man dann ein groBes Gesichtsfeld hat. Infolge der Be-
feuchtung sind die Sporangien geschlossen ; sobald das Wasser aber ver-
dunstet, streckt sich der Annulus zusehends, kriimmt sich, wie die Ab-
bildung zeigt, zuriick und springt dann plotzlich in seine urspriingliche
Lage. Dabei werden Sporangien und Sporen fortgeschleudert (bei im
Sorus festsitzenden Sporangien werden diese naturgemaB nur erschiittert,
die Sporen aber auch hier umhergeschleudert). Das Springen auf dem
Objekttrager ist so lebhaft, daB manche Sporangien aus dem Gesichts-
feld verschwinden, andere, die vorher nicht sichtbar waren, hinein-
springen. Die Sporen fliegen allenthalben umher.
Das Springen kann erst beginnen, wenn auf dem Objekttrager keiu
blankes Wasser mehr zu sehen ist. Man saugt deshalb mittels FlieB-
papiers das Wasser zweckmaBig von vornherein so weit ab, daB das
Praparat stumpf erscheint, Wenn das Wasser in den Zwischenraumen
der Sporangienmasse ruckweise verdunstet, ist der Moment des Springens
ziemlich nahe. Man kann den ProzeJS dadurch beschleunigen, daB man
vorher gelinde erwarmt.
1) Stiicke solcher sporangientragenden Wedel konnen sehr gut ztir Anfertigung
von Trocken praparaten auf schwarzem Objekttrager dienen.
2) Die Sporangien eignen sich zu Dauerpraparaten in Glyze ingelatine. Modelle
finden sich in der Brendel sehen Sammlung.
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame.
263
Wahrend mau das Springen beobachtet, halt man zweckmaBig den
feuchten Atem durch die Hand oder einen Hauchschirm ab.
Der Versuch kann au demselben Material durch erneutes Befeuchten
wiederholt werden.
Der Mechanismus, welcher der vorliegenden Erscheinung zu-
grunde liegt, ist besonders durch Schrodt (1) und Steinbrinck (2)
studiert worden. Das Wasser verdunstet durch die diinnen Membran-
stellen des Annulus. Dadurch verringert sich das Volumen der Zellen,
wobei durch Adhasion des Wassers an der Wand und durch seine K o -
Abb. 140. Asjiidium ftlix mas. VergroSerte Sporangien. 2. Bei Beginn des Offnens.
4. Vollstandig geoffnet. 5. Nach dem Springen. (Nach Leclerc du Sablon).
hasion der Ring sich zuruckkriimmt. Ist ein Maximum der Spannung
tiberschritten, so reiiU das Wasser auseinander und es entstehen luft-
verdiinnte Raume, welche unter dem Mikroskop wie Luftblasen erscheinen
(s. die Abb.). Das Auftreten solcher Raume erklart sich dadurch, daJB
das Wasser durch Verdunsten heraus, die Luft durch die Wande der
Annuluszellen aber nicht hinein kann. Sobald das Wasser reiCt, schlagt
der Ring zuriick und bewirkt durch die plotzlich eingetretene Er-
schiitterung das Umherschleudern der Sporen.
Ungestielte Sporangien, z. B. die- •*&%&&
jenigen von Botrychium, besitzen
keinen Schleuder-, wohl aber einen
Off'nungs- und SchlieBmechanismus.
Bei feuchtem Wetter sind die Spor-
angien geschlossen; Abbildung siehe
bei Kerner, Bd. II, S. 568.
Bei der Bewegung der Schleuder-
bander an den Sporen des S ch a cht el-
fa alms (Equisetum) handelt es sich
wie bei den Zahuen an der Mooskapsel (S. 252) um rein hygro-
skopische Bewegungen [de Bary (3)].
Abb. 141. Equisetum arvense. Sporen-
haufen trocken (links) und feucht. (Nat.
Gr.). Einzelne Sporen trocken u. feucht
(schwach vergr.). Vgl. auch Kerner,
Bd. II, S. 569. (Orig.)
264
Teil B. Kryptogamen.
2. Die Prothallieiigeneration der Fame.
Die Prothallien der Fame bilden als Trager der Antheridieu (<$)
und Archegonien (?) die Geschlechtsgeneration.
Die Prothallien entwickeln sich:
a) oberirdisch bei Aspidium, Polypodium, Equisetum u. a. m.
und haben dann Chlorophyll;
b) unterirdisch bei Lycopodium, Ophioglossum und Botrychium
und sind dann chlorophyllfrei ;
c) in der Spore, wenigstens zum groBeren Teil, z. B. bei Sal-
vinia, Selaginella und Isoetes.
Naheres zeigen die Abbildungen.
Abb. 142. Abb 143.
Abb. 142. Lycopodium clavatum. Prothallien und junges Pflanzchen in nat. Grofie. (Orig.)
Abb. 143. Ophioglossum vulgatum. Links: GroBere Prothallien in nat. Grofie, einfach,
verzweigt und zum Teil von der Basis her absterbend. Kechts: Keimpflanze mit ent-
faltetem griinem Blatt in natiirlicher Grofie. (Neuzeichnungen nach H. Bruchmann.)
(Handworterbuch, Bd. 3, S. 974.)
Die Prothallien von Aspidium ftlix mas und verwandten Vertretern
findet man im Freien am leichtesten an feuchten Felswanden farnreicher
Taler, am Boden von Waldern, auf Erlensttimpfen usw., meist in Form
kleiner, herzformiger Blattchen von etwa LinsengroBe. In Gewachshausern
erscheinen sie haufig auf der Ob.erflache von Blumentopfen in Farn-
hausern.
Die saprophytischen Prothallien des Barlapps (Lycopodium) finden
sich nach H. Bruchmann (1) etwa in Y2 — 10cm Tiefe im Waldboden,
bisweilen so haufig, dafi in 1 1 Erde etwa 10 Exemplare zu finden sind,
am besten an solchen Stellen, wo die Sporen durch Erdarbeiten im
Walde eingedeckt sind. Die Ausbildung der Prothallien von L. davatum
erfordert im Freien schatzungsweise 7 — 12 Jahre. Sie sind, wie die
Abbildung zeigt, unregelmafiig wulstig gestaltet und von gelblich-weifier
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame.
265
Farbe. Die Geschlechtsorgane sind mehr oder weniger tief in die Peri-
pherie des Gewebes eingesenkt.
Die Prothallien der Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) fand
H. Bruchmann (2) etwa 2— 10 cm tief unter der Erdoberflache, unter
1 qm Boden durchschnittlich acht Exemplare. Sie stellen in der Regel
wurmformige Gebilde von braunlicher Farbe dar, welche mehr oder
weniger vertikal gerichtet sind. Die Dicke betragt ca 1 mm, die Lange
hochstens 6 cm. Die Prothallien sind monocisch, ihre Antheridien und
Archegonien in grofier Zahl in das Gewebe eingesenkt. Ihr Alter be-
tragt schatzungsweise 3— 20Jahre; Symbiose mit Wurzelpilzen ist wahr-
scheinlich.
Abb. 144. Botrychium lunaria. Bechts:
Prothallien und Keimpflanzen in nat.
Grofie an ihrem Standort im Freien.
Links: Geschlechtsreife Prothallien bei
schwacher VergroSerung.
(Neuzeichnungen nach H. Bruchmann.)
Botrychium lunaria (s. die Abbildung) erzeugt Prothallien, welche
1—3 cm tief zwischen Wurzelgeflecht unter der Erdoberflache wachsen.
Sie finden sich bisweilen gleichsam nesterweise in Form kleiner ei-
formiger, mitunter auch herzformiger Korper von etwa 1—2 mm Lange
Abb. 145. Saloinia natans. Pflanze von oben betrachtet und in der Seitenansicht (mit
Sporangienbehaltern). Nat. GroSe. Kechts: Makrpspore mit Prothallium und Keim-
pflanze, schwach vergrofiert. (Links: Nat. GroSe, Original; Mitte: nach G.W. Bischof f ;
rechts: nach Pringsheim.)
266 Teil B- Kryptogamen.
und Y2 — 1 mm Breite, von weiMcher Oder schwach hellbrauner Farbe
und sind allseitig mit Rhizoiden besetzt. Die Prothallien sind monocisch
und tragen die Geschlechtsorgane auf der der Erdoberflache zugekehrten
Seite.
Die Mikrosporen von Salvinia natans1) sind eigentlich nur die
Behalter fiir die Spermatozoiden, wahrend die Makrosporen dicht
mit Proteinkornern, 01 und Starke erfiillt sind; sie enthalten gleichsam
die Dottermasse fiir den heranwachsenden Embryo [Goebel (1)]. Die
Befruchtung und nachfolgende Keimung kann schon im Februar be-
ginnen, wenn die Pflanzen den Winter iiber im geheizten Zimmer ge-
halten werden. Die Keimpflanze schwimmt auf dem Wasser (Abb. 145).
Auch die Sporen der verwandten Pilularia keimen leicht.
* *
*
Als Studienobjekt fiir physiologische Beobachtungen wahlen wir die
Prothallien von Aspidium (Dryopteris) fitix mas (s. Abb. 146 — 148).
Um giinstiges Sporenmaterial zur Anzucht
von Prothallien zu erhalten, sammelt man gut
entwickelte Farnwedel (Sporangien mit der Lupe
priifen!) im Freien (moglichst nicht aus Garten),
weil man auf diese Weise am sichersten gut keim-
fahige Sporen erhalt. Man legt die Wedel auf
weiBes Papier und la'Bt die Sporen bis zum
nachsten Tag von selbst ausfallen. Das einge-
sammelte Sporenmaterial wird dann in mit Datum
versehenen Papierhiilsen einige Wochen auf-
Abb 146 Beginn der bewahrt. Ein eigentliches Nachreifen findet nicht
Prothallienbildung nach statt; sie sind (nach Trocknen) ohne weiteres
de(NaSrLkKnyn)g' keimfahig- Die Keimkraft der Sporen bleibt etwas
iiber ein Jahr erhalten.
Die Sporen werden zur Anzucht der Prothallien auf zerkleinertem,
am besten durch ein Sieb von etwa 5 mm Maschenweite gesiebten Torf-
mull2) in Saatschalen von etwa 20 cm Durchmesser und ca. 8 cm
Hohe diinn ausgesat und durch Eingiefien von Wasser in den Untersatz
standig feucht gehalten. Die Schale bleibt von Anfang bis zu
Ende mit einer Glasscheibe bedeckt. Besteht die Gefahr einer Infektion
mit Vaucheria, wird das Substrat vorher durch UbergieBen von heifiem
Wasser sterilisiert.
Die Entwicklungsdauer bis zur Entstehung geschlechtsreifer Pro-
thallien kann sich je nach der Zeit der Aussaat erstrecken vom August
bis Oktober, Oktober bis Januar, Januar bis Marz usw. Vgl. auch
Strasburger-Koernicke (1).
1) Salvinia natans 1st eine einjahrige, wurzellose Wasserpflanze. Die diocischen
Sori sitzen an den wur/elahnlichen Wasserblattern. Fundort: z. B. Potsdam-Kietz.
2) Torfmull kann aus Samenhandlungen bezogen werden.
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame.
267
Man kann die Prothallien auch leicht in Wasserkulturen bis zur
volligen Reife ziehen [vgl. H. Fischer (1) und Abb. 148], am ein-
fachsten unter Verwendung der Tabletten (S. 4). Man erspart dann das
lastige BegieBen.
Abb. 147. Aspidium filix mas. Entwickeltes, geschlechtsreifes Prothallium
bei mittelstarker Vergrofierung. (Nach L. Kny.)
Haben die griinen Prothallien eine gewisse Reife erlangt, so pflegen
sie reichlich Antheridien (rf) und Archegonien (?) zu erzeugen, die bei
Aspidium filix mas nicht immer auf demselben Prothallium vorhanden
zu sein brauchen. [Bei Equisetum1} ist die Zweihausigkeit der Pro-
thallien die Regel.J Die Ausbildung der Prothallien und ihrer Geschlechts-
Abb. 148. Schalen zur Kultur von Prothallien. Links: auf Torf. Der Unter-
satz wird mit etwas Wasser gefiillt, die Saatschale mit einer Glasscheibe bedeckt; rund
VB nat. GroBe. Rechts: auf wasseriger Nahrlosung; rund 1/a nat. Gr66e. (Original.)
1) Die Prothallien von Equisetum entwickeln sich ebenfalls auf Nahrlosungen.
Die Sporen miissen frisch (nicht eingetrocknet) sein. Vgl. auch Buchtien (1),
Stahl (8).
268
Teil B. Kryptogamen.
orgarie 1st abhangig von der Dichtigkeit der Sporenaussaat, von even-
tuellem Pikieren, von der Belichtung usw.; man vergleiche dazu
0. Schlumberger (1).
Kurz vor der Untersuchung halte man die Kulturen nicht zu nati,
weil sonst die Spermatozoiden aus den Antheridien vorzeitig aus-
schliipfen konnen.
Zur Untersuchung nehme man ein Pro thallium mit der Pinzette
heraus und entferne (z. B. mittels einer Nadel) die zwischen den Rhi-
zoiden haftenden Torfpartikelchen. Fiir die mikroskopische Beobachtung
wird das Prothallium mit der Unterseite nach oben unter Zusatz von
Wasser auf den Objekttrager gebracht. Man sucht nun bei mittlerer
VergroBerung nach Geschlechtsorganen und ftihrt dann die genauere
Untersuchung bei starkerer mikroskopischer Vergrofierung aus.
Die Geschlechtsorgane sind manchmal so liaufig, daB fast eines das
andere beruhrt; das ganze Gesichtsfeld kann bisweilen voll von An-
theridien oder Archegonien seiu. Im
Durchschnitt pflegen sich einige
Dutzend d1 und ? Organe am Pro-
Abb. 149. Aspidium filix mas. Reifes Antheridium ($), geoffnetes Antheridium und
freies Spermatozoid bei starker VergroSerung. (Neuzeichnung nach L. Kny.)
thallium zu finden ; die mannlichen Organe uberwiegen aber in der
Mehrzahl der Falle die weiblichen.
Die mannlichen Organe (sehr lebenszah) sind von kugeliger Ge-
stalt. Kurz vor der Reife sieht man deutlich die Spermatozoidmutter-
zellen in ihnen. Am deutlichsten erkennt man den Bau des Antheri-
diums, wenn dieses am Rand des Prothalliums steht und dariiber hinaus-
ragt. Die schmalen, keulenformigen Gebilde am Rande der Prothallien
sind Ear zdrii sen, welche mit der Fortpflanzung nichts zu tun haben.
Die erwachsenen Antheridien sind farblos. Nach 5—10 Minuten wahrender
Beriihrung mit dem Praparatwasser pflegen die Spermatozoiden heraus-
zutreten und dann sehr bald in Schrauben-(Sprungfeder-)form umher-
zuschwimmen. Ein gelinder Druck auf das Deckglaschen kann bisweilen
das Platzen der Antheridien etwas beschleunigen. Sehr schon lassen
sich die mannlichen Befruchtungskorper beobachten, wenn sie vereinzelt
im Antheridium zuriickgeblieben sind.
IX. Gruppe. Pteridophyta, Fame.
269
Alte Autheridien sind meist braun und erscheinen wie runde Boviste
mit Scheiteloffnung.
Die weiblichen Organe haben eine gedrungene wulstige Form
(nicht flaschenformige wie bei Laubmoosen, wo sie leichter zu beob-
achten sind) und zeigen eine schwache
Kriimmung. Sie pflegen den mittleren
mehrschichtigen Teil des Prothalliums,
gleichsam die Rippe, einzunehmen (Abb.
147). Im erwachsenen Zustande sind
die Archegonien ebenso wie die Anthe-
Abb. 150. Aspidinm filix
mas: Reifes geoffnetes Arche-
gonium (9) in der Seitenansicht
und Halszellen im optischen
Querschnitt. Stark vergroflert.
(Neuzeichnung nach L. Kny.)
ridien farblos; der Hals besteht, wie die mikroskopische Betrachtung
lehrt, aus vier Langsreihen von Zellen, in denen die Kerne oft sehr
deutlich und klar erscheinen konnen. Blickt man direkt von oben auf
ein Archegonium, so erkennt man die charakteristische Kreuz-
teilung, welche zur Entstehung der Halszellen fiihrt.
Abb. 151. Asplenium bulbiferum. Beidiesem palaotropischen Farn entwickeln sich
auf den Wedeln Knospen, aus denen kleine Adyentiv-Pflanzcheh hervorgebrochen sind.
(Original nach Gewachshausmaterial.)
Im gleichen Gesichtsfeld sieht man bin und wieder geschlossene und
offene Archegonien nebeneinander, an letztgenannten die Miiridungszellen
bisweilen gerade im Stadium des Klaffens. Im Halskanal beobachtet
man haufig einen meist kornigen Schleimpfropf. Das Ei im Bauchteil
ist ohne Preparation nicht deutlich zu erkennen.
Abgestorbene (nicht befruchtete) Archegonien erscheinen innen braun.
Ist ein Ei durch Eindringen ernes Spermatozoids in das Archegonium
infolge der Anlockung durch Apfelsaure und ihre Salze (nach W. Pf effer,
Bd. 2, S. 800) befruchtet worden, so wachst sehr bald eine junge Farn-
pflanze (die sporentragende Generation) heran.
270
Teil B. Kryptogamen.
Vom vegetativen Teil des ProthaUiums verdienen noch die als Aus-
stulpungen von ziemlich betrachtlichem Durchmesser erscheinenden Rhi-
z oid en, welche die Bodennahrung aufnehmen, Erwahnung, ebenso die
in den Prothallienzellen reichlich vorhandenen Chlorophyllkoruer
mit ihren Teilungsstadien : rund, eiformig, eingeschniirt, doppelscheibig.
Das Chlorophyll der Prothallien entsteht auch bei volligem Licht-
abschlufi. was als Anpassung an das Waldesdunkel gedeutet werden kaun.
Die Prothallien eignen sich zu Dauerpraparaten in Glyzerin und
Glyzeringelatine.
Fame Blutenpflanzen
© urtgeschlechtliche 5poi*en. ® mannliche-, ®weibliche Fbrtpflanzungsorgane.
Abb. 152. Entwicklung der Cormophyten urul der Homologien ihrer Or-
gan e. Schematische Darstellung. Neuzeichnun'g nach R. v. Wettstein (1).
Der Generationswechsel zwischen Prothallium- und Sporen-
pfianze ist im allgemeinen obligatorisch, doch gibt es auch Ausnahmen.
So entstehen z. B. bei Asplenium bulbiferum (s. die Abbild.) und bei
Cystopteris bulbifera (s. Kerner, Bd. II, S. 33 u. 572) auf den Wedeln
unter Uberspringen der Geschlechtsgeneration neue Pflanzchen; vgl.
auch Abb. 137.
An der Hand der Abb. 152 konnen wir ersehen, wie bei der Luft-
generation die Prothalliumentwicklung mehr und mehr zuriickgegangen ist.
Bei den Cycadeen (und einigen mehr) sind bereits normale Pollen-
schlauche ausgebildet, aber in diesen entstehen noch typische Sperma-
IX. Gruppe. Pfceridophyta, Fame.
271
tozoiden, wie sie Abb. 153 zeigt. Ihre Ubertragung ist nicht mehr vom
Meteorwasser abhangig. Bei den Bltitenpflanzen endlich ist auch dieses
Kennzeichen der Kryptogamen zum Verschwinden gekommen, die Bio-
logie der Bliiten aber in besonderer Weise entwickelt worden.
Abb. 153. Zamia floridana. Pollensc,hlauche mit Spermatozoiden (in
Entwicklung) und frei schwimmendes, reifes Spermatozoid. Vergr. 150 X-
Links: Ginkgo biloba, Langsschnitt durch die Samenanlage (Makrosporangium).
(Nach Coulter und Chamberlain und H. J. Webber.)
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Register.
Abbe, Kondensor 106.
— , Zeichenapparat 105.
Abendlichtnelke, hygroskopische Kapseln
82.
— , Saftleitung in Bliiten 63.
Abschlagapparat 237.
Absidia glauca 150.
Absitzbecken 125.
Absorptionsspektrum des Chlorophylls 14.
Abwasser, Seston 225.
Acer platanoides, Blattkrankheit 157,
Taf. IV.
Aceton 14, 143.
Achlya, fakult. Parasitismus 151.
Acilius sulcatus 222, Taf. VIII.
Acineta grandis, Nahrung 215, Taf. VIII.
Actinastrum hantzschii, Plankton 198,
Taf. VII.
Actinophrys sol 212, Taf. VIII.
Actinosphaerium eichhorni 212, Taf. VIII.
Additionsfarben 83.
Adhasionskultur nach Lindner 142.
Aecidiosporen, Farbe 19.
— , Kostpilz 159.
Aecidium berberidis 156, 159, Taf. IV.
Aegopodium, kristall. Chlorophyll 17.
Aerotaxis bei Bpermatozoiden 205.
Aerotropismus 93.
Aethalium septicum, Lebensweise 107.
Agar, Btichkulturen 114.
— , Strichkulturen 114.
Agaricus campestris 167.
— , melleus 169, Taf. V.
Agrion puella 220, Taf. VIII.
Agrostemma 82, 90.
Ahorn, Blattkrankheit 157, Taf. IV.
Albugo Candida 156, Taf. IV.
Alburnus lucidus 222, Taf. VIII.
Algen, Lebensweise 180.
— , Sagespan- 184, Taf. VII.
— , System 180.
Algenfresser 211.
Aleuronkorner 49, 53.
Alisma plantago 209.
Alkoholgarung 142.
Allium, Reservezellulose 47.
— , Zucker in der Zwiebel 10, 34.
Amanita mappa 170, Taf. V.
— muscaria 170.
— pustulata 170.
— rubescens 170.
— pantherina 170.
Amaurochaete atra HO.
Amaurosporeae 167.
Kolkwitz, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl.
Amblystegium riparium 257.
Aminosauren bei Eussula 166.
— , Garung 146.
— , in Gewassern 240.
Aramoniakverb. d. Fettsauren 240.
Ammoniummolybdat, Phosphornachweis
48.
Ammoniumphosphat, Chemotropisnms 92.
Amoeba proteus 211, Taf. VIII.
Amoben, Fundorte 110.
Ampelopsis, Eanken 91.
Amphipleura pellucida 193, Taf. VII.
Amphora ovalis 194, Taf. VII.
Amyloid 47.
Anabaena Spezies 184, Taf. VII.
Anaerobe Atmung 72, 146.
— , Bakterien 128.
— , Wiirmer 216.
Anastatica hierochuntica 82, 83.
Anastigmatlupen 103, Taf. X.
Ancylistineen 157.
Andreaea petrophila 251, Taf. XII.
Anemone, thermotropisch 81.
Annulatae 167, 169, Taf. V.
Annulus der Sporangien 262.
Anodonta rautabilis 218.
Anpassung, Halophyten 64.
— , Wasserpflanzen 61.
— , Wiistenpflanzen 61.
— , Xerophyten 64.
Antheridien, Aspidium 28.
Antheridien, Moose 256.
Anthocyan 16, 28, 32.
Anthophysa, Lebensweise 212, Taf. VIII.
Anuraea aculeata 217, Taf. VIII.
— cochlearis 217, Taf. VIII.
Apfel, Zuckernachweis 34.
Apfelsaure, Chemotaxis 269.
— , Zuckerriibe 38.
Apfelsine, Zuckernachweis 34.
Aphanizomenon flos aquae 184, Taf. VII.
Aphanomyces 151.
Aplanatlupen 103.
Apochromat-Objektive 106.
Apodya lactea 151, 208, Taf. VII.
Apothecien 167.
Apposition, Wachstum 41, 76.
Arabinose 38.
Arcella vulgaris, Vorkommen 21 1 , Taf. VIII.
Archegonien der Fame 269.
Arion subfuscus, Pilzfresser 161.
Armillaria mellea 169, Taf. V.
Armleuchtergewachse 244.
Arsennachweis durch Penicillium 153.
19
290
Begister.
Arthrospira 183, Taf. VII.
Arum maculatum, Warmebildung 74.
Ascomycetes 148, 161.
Asellus aquaticus 218, Taf. VIII.
Askogene Hyphen 178.
Askus-Hymenien 174.
Asparagin in Lupinus 54.
— , Nahrung der Hefen 142.
— in Zuckerriibe 38.
Aspergillus niger 152, Taf. III.
Aspidium filix mas 261.
Asplanchna, Nahrung 217, Taf. VIII.
Asplenium bulbiferum 269.
Assimilation 4.
— , Gewebe 11.
— , Starke 5, 40.
— , Wirkung der Spektralfarben 5, 12.
Assirnilationslamellen 25(5.
Asterionella, Assimilation 192, Taf. VII.
Astmoos 257.
Atemnot durch Sauerstoff mangel 73, 240.
Atemwurzeln, Funktion 65.
Atmospharendruck osmotisch wirksamer
Losungen 28.
Atmung 68 ff.
— , Nachweis 69.
— , intramolekulare 72.
— , Warmebildung 73.
— , anaerobe 72, 128.
Atrosporeae 164.
Aufspaltungsgesetze 98.
Augenfleck der Flagellaten und Schwarmer
19, 188.
Austrocknen der Moose 256, 259.
Ausziehstock 235, Taf. X.
Autonome Bewegungen 80, 83, 85.
Autotrophe Ernahrung 55, 124, 133.
Autotrophe Formation 243.
Autotiopismus 87.
Azeton, siehe Aceton.
Azotobacter 128, 185.
Bacillaria paradoxa, Bewegung 194.
Bacillariales 190.
Bacillus amylobacter 127.
— calfactor 128.
— cellulosae methanicus 128.
- subtilis 127, 185, Taf. VII.
Bacteriopurpurin 18, 137.
Bacterium aceti 120.
- chitinovorum 164.
— coli 123.
- denitrificans 124.
- fluorescens 9, 129, Taf. VII.
- gelaticum 114.
— lactis acidi 121.
- uitrobacter 5, 124.
— phosphor escens 118.
- phytophthorum 123, 156, Taf. IV.
— prodigiosum 124.
— radicicola 126.
— termo 124.
— tuberculosis 117, 126.
— typhi 123.
— violaceum 129.
— vulgare 124, 185, Taf. VII,
- xylinum 121.
Badhamia utricularis 110.
Baeyers Hypothese 5.
Bakterien, Begeifielung 118.
Farbung 117.
Filter 113.
Fundorte 111, 112.
Kultur 113 ff.
sauerstoffbediirftige 9.
System 118.
Bakterienfresser 211.
Bakteroiden 126.
Bandflechte 175, Taf. VI.
Barbula unguiculata 252.
Barklaue 16, 29.
Bartflechte 176, Taf. VI.
Bartierchen 220, Taf. VIII.
Bartmoos 252.
Barytlauge, Kohlensaurenachweis 69.
Basidien bei Russula 166.
Basidiomycetes 156, 161.
Bastarde (Mischlinge) 99.
Batrachospermum moniliforme, Farbe 205.
Baumfarne 260.
Baumwollfaser 242.
Baumzerstorende Pilze 158, 163.
Becherflechte 175, Taf. VI.
Becherpilz, Peziza 162.
Becherrost 159.
Beggiatoa alba 111, 135, 186, Taf. VII.
— mirabilis 136.
Begonia, Gewebespannung 30.
Beijerincksche Methode, Diastasewirkung
45.
Bellis, Erschiitterungsreiz 85.
— perennis, Offnen und SchlieBen der
Bliitenkopfe 81.
Benthos 223.
Berberis, Keiz 85.
Berberitze, Aecidien des fiostpilzes 159.
Berkefeldfilter 113.
Besenmoos 251, Taf. XII.
Beta maritima 37.
Be tain, Zuckerriibe 38.
Betula, Blutungsdruck 62.
-, Saft 37, 62.
Beugungsbilder 106.
Bewegung, Allgemeines 79 ff.
Bewegung, autonome 83.
— der Chlorophyllkorner 90.
- durch mechanische Eeize 81, 86.
— , phototaktische 90.
— , nyktinastische 81, 89.
— , vitale 83.
Bierwiirzegelatine 114.
Bio-Oxydation 240.
Bio-Reduktion 240.
Biologische Selbstreinigung 238.
Biologische Tropfkorper 125.
Biophytum, Reiz 85.
Birke, Blutungsdruck 62.
— , Saft 37, 6*.
Birne, Zuckernachweis 34.
Biuretreaktion, EiweiSnachweis 53.
Blaschenmethode, Assimilationsnachweis 6.
Blasentang 203.
Blattflechten 175.
Blattschimmel 157.
Register.
291
Blattstruktur, mikroskopische 11.
Bluten, Farbstoffe 19.
Bliiten, Offnen und Schlieflen 81.
Blutkorperchen, Osmose 28.
Bodensee, Plankton 229.
Bodo ovatus iu Aufgiissen 212, Taf. VIII.
Bohnen, Quellung 77.
Boletus bulbosus (=edulis) 164, Taf. V.
- castaneus 164.
Borodinsche Methode fur Chlorophyllkri-
stalle 16.
Bosmina, Plankton 220, Taf. VIII.
Botrychium lunaria 265.
Botryococcus braunii, a. d. Oberfl.
schwimmend 197.
Botrytis cinerea 154, Taf. III.
Bouillon kulturen 113.
Bovist, Bauchpilz 172.
- -Schleimpilz 108.
Brachionus urceolaris 217, Taf. VIII.
Brachsenkraut 208, Taf. VII.
Brachythecium , unterdriickt Gras 257,
Taf. XII.
Brandpilz 159.
Brassica, Atmung 70.
Braunalgen 202.
Brettwurzeln 65.
Brownsche Molekularbewegung 37, 194.
Bruchblatter 95.
Brunnenfaden 131.
Brunnenmoos 247.
Brutzwiebeln 94, 96.
Bryonia alba, Ranken 90.
Bryophyllum calycinum, crenatum 95.
Bryophyta 245.
Bryum argenteum 254, Taf. XII.
— capillare 257.
Buchweizen, EiweiBsyn these 54.
Burdonen 96.
Burri, Bakterienfarbung 117.
Buttersaure, Bazillus 127.
— , Garung 128.
Buxbaumia, Lebensweise 255, Taf. XII.
Bythinia tentaculata 218, Taf. VIII.
Calanus, Plankton 219.
Calendula, Bewegung d. Bluten 81.
Callidina elegans 216, Taf. VIII.
Callitriche vernalis 209.
Calophyllum 65.
Calothrix 178.
Caltha, Infiltration 67.
Canarium 65.
Cantharellus cibarius 70, 164.
Canthocamptus, Lebensweise 219.
Capsella bursa pastoris, Wirtspflanze des
weiBen Rostes 156, Taf. IV.
Carchesium lachmanni a m 214, Taf. VIII.
Cardamine, Adventivbildungen 95.
Carduus crispus, Reiz 85.
Carex vulgaris 209, 233.
Carlina, Hygroskopizitat 80.
Catharinaea undulata 255.
Cattleya, Keimling 56.
Caulerpa 202.
Cellulose, siehe Zellulose.
Centaurea jacea, Reiz 85.
Ceramium rubrum, Farbe 207.
Ceratium hirundinella, Schwalbenschwanz-
alge 189, Taf. VII.
Ceratium tripos 119, 189, Taf. VII.
Ceratodon purpureus, Lebensweise 251,
Taf. XII.
Ceratophyllum demersum 209, Taf. VII.
Ceratopogon communis 221, Taf. VIII.
Cetraria islandica 175.
Chaetoceras whighamii, Gallerthaut 191.
Champignon 167.
— , Brut 168.
— , Fliege 169.
— , Haus 168.
Chantransia chalybaea 206, Taf. VII.
Chara crinita 245.
- fragilis 233.
Chara, Plasmastromung 245.
Charophyta 244.
Chemomorphose 77.
Chemonastie 93.
Chemptaxis 93.
- bei Chromatium 137.
— bei Farnen 269.
- bei Fuligo 108.
Chemotropismus bei Wurzeln 91.
Chenopodium enthalt Nitrate 39.
Chilodon cucullulus 213, Taf. VIII.
Chimaren (Pfropfbastarde) 99.
Chinesische Tusche, Bakterienfarbung 117.
— , Molekularbewegung 37.
— , Oscillatoria-Bewegung 183.
Chironomus 221, Taf. VIII.
Chitinrest 242.
Chlamydomonas species, pro 1 ccm 197,
Taf. VII.
Chlamydosporen bei Endomyces 140, 152.
Chlamydothrix 133.
— , Fundort 111.
Chloralhydrat, Starkenachweis 40, 207.
Chlorella, Menge 229.
— , Spezies 197.
Chloride, im Wasser 231.
Chlorophyll 4 ff.
— Extraktion 13.
— Fluoreszenz 13.
— Kapillaranalyse 15.
— Komponenten 10.
— Korner 11, 84, 255, 270.
— Kristalle 16.
— Losung 13.
— Spektrum 14.
— Zerlegung 15.
— Zersetzung 14, 15, 90.
Chlorophyllase 17.
Chlorophyllid 17.
Chloroplasten 10, 81, 255.
Chlorzahlen 231.
Chromatium okenii 111, 136, 186, Taf. VII
— , Farbstoff 18, 137.
— weissii 137.
Chromatophoren 9.
Chromulina rosanoffii 187.
Chroococcus limneticus 181, Taf. VII.
Chrysomonadales 186.
Chrysophansaure 176.
Chrysophlyctis, Kartoffelkrebs 156.
19*
292
Register.
Chydorus sphaericus 220, Taf. VIII.
Chytridineen 155, 157.
Chytridium olla 157, 200.
Cirkulationsbewegung bei Tradescantia 84.
Cirsium lanceolatum, Reiz 85, 86.
Cladonia macilenta 175, Taf. VI.
- pyxidata 175, Taf. VI.
- rangiferina 175.
- Soredien 174.
— squamosa 173.
Cladophora, Assimilation 8.
— , Vorkommen und Kultur 200, Taf. VII.
Cladosporium herbarura 116, 147, 154,
Taf. III.
Cladothrix dichotoma 135, Taf. VII.
Clathrocystis 183.
Clavaria botrytis 163.
— , pistillaris 163, Taf. V.
Claviceps purpurea 158, Taf. IV.
Olivia nobilis, Karotio 18.
Cloe diptera 220, Taf. VIII.
Clonothrix 133.
— , Fundort 111.
Closterium acerosum 194.
Closterium, Spezies 194, Taf. VII.
— , Tanzstubchen 37, 194.
Coccolithen 188.
Coccolithophoridae 230.
Cocconeis pediculus, Schildlaus-Kieselalge •
193, Taf. VII.
Cocos nucifera, Zuckernachweis 36.
Coelastrum microporum 228.
Coffea, Reservezellulose 47.
Coleps hirtus, Lebensweise 213, Taf. VIII.
Collema pulposum 368.
Collybia tuberosa 167, Taf. V.
Colpidium colpoda. Lebensweise 213, Taf.
VIII.
Colurus species 217, Taf. VIII.
Compositen, Inulin 42. .
Conferva bombycina 199, Taf. VII.
Coniocybe chlorina 180.
Coprinarius campanulatus 164.
Coprinus atramentarius 164.
— comatus 164.
— stercorarius 164.
Corallina officinalis, Kalk 207.
Cordyceps militaris 155, 158, Taf. IV.
Corethra plumicornis 222, Taf. VIII.
Corixa striata 221, Taf. VIII.
Cortinarius, Schleim 167.
Cosmarium botrytis, reingrun 195, Taf. VII.
Crenothrix 131.
— , Fundort 71.
Crocus, Offnen und Schlieflen derBliiten 81.
Cruciferen, Nahrpflanzen der Plasmodio-
phora 156.
— , Nahrpflanzen des weiBen Rostes 156.
Crucigenia rectangularis 228.
Crustacea 218.
Cryptomonadalcs 188.
Cryptomonas, Lebensweise 188, Taf. VII.
Cucumis sativus, Ranken 90.
Cucurbita pepo, Ranken 90.
— , Ol in Samen 49.
Culex pipiens 222, Taf. VIII.
Cuscuta europaea 58.
Cyanophyceae 181.
Cyanophyll 15.
Cycadeen, Nostoc 184.
— , Spermatozoiden 271.
Cyclas 218, Taf. VIII.
Cyclops leuckarti 219, Taf. VIII.
Cyclotella kuetzingiana 228.
Cymatopleura solea 194, Taf. VII.
Cymbella lanceolata, Gallertstiele 193,
Taf. VII.
Cyphoderia, Schale 211, Taf. VIII.
Cypris fusca 219, Taf. VIII.
Cystiden bei Russula 166.
Cystococcus in Flechten 172.
Cystokarpien 206.
Cystopus candidus 156, Taf. IV.
Cytase, Wirkung 163.
Dampftopf 114.
Daphnia, Nahrung 219, Taf. VIII.
Darmalge 199.
Daucus carota, Glukosenachweis 34.
— , Karotin 18.
— , Osmose 20.
— , Pilzkrankheit 160.
— , Zuckernachweis 34.
Delesseria sanguinea, Starkeumsatz 207.
Dentaria bulbifera, Brutzwiebeln 96.
Derminus hypni 166, Taf. V.
Desinfektion 113.
Desmidiaceen, zwischeu Torfmoos 250.
Desmodium gyrans, Blattbewegung 85.
Detritusfresser 211.
Dextrane bei Cetraria 175. .
Dextrangarung 118.
Dialyse d. EiweiB 52.
Diaphanoskop 12.
Diaptomus graciloides, Plankton 219, Taf.
VIII.
Diastase 45.
Diatoma elongatum 192, Taf. VII.
Diatomeen, Assimilation 9.
— , Farbstoff 19, 192.
— , Lebensgeschichte 190ff.
— , Reinkultur 190.
— , Typenplatte 106.
Dicranum scoparium 251, Taf. XII.
Dictyosphaerium 230.
Didymium difforme 109.
Diftlugia, Fundorte 111.
— pyriformis 211, Taf. VIII.
Diffusion 19.
Digitalis purpurea, Antheren 82.
Dinobryon Species 187, Taf. VII.
Dionaea muscipula 57.
Diplophrys, a m 212, Taf. VIII.
Diplosiga, passiv planktonisch 212, Taf.
Diptera 221.
Direkte Bewirkung 99.
Disaccharide 33, 36.
Distephanus speculum 187, Taf. VII.
Doppelbrechung der Membranen 82.
Drain rohren 125.
Drainwasser 240.
Drehmoos 253, Taf. XII,
Dreissensia polymorpha 218, Taf. VIII.
Register.
293
Dretsche 238.
Drosera, Halbsaprophyt 57.
— , Kultur 56.
— , Pepsinabsonderung 50.
Diinengraser, Wandern 79.
Dunkelfeldbeleuchtung 106.
— , Bakterienbeobachtung 112.
Dyticus marginalis 222, Taf. VIII.
Edaphon 222.
Edinger, Zeichenapparat 105.
Eisenbakterien 132 ff.
Eisenoxydhydrat 242.
EiweiS 51 ff.
— bei Hefen 142.
— Dialyse 52.
— Kristalle 43, 48, 53.
— Nachweis 49, 53.
— Reaktion 49.
— Synthese 54.
Elastizitat der Zellmembran 28, 30.
Elateren, hygroskopisch 250.
Elenaentararten 98.
Elemente, unentbehrliche 3.
Elitoralzone der Gewasser 234.
Elle (Synedra) 192 Taf. VII.
Elodea, Assimilation 6, 209, Taf. I.
— , Karotin 18.
Empusa muscae 156, Taf. IV.
Emulsion, Fett 50.
endolithisch 178.
Endomyces 152.
Endomycetes 140, 152.
Endosmose 21.
Endosperm bei Ricinus 48.
Engelmanns Bakt. Methode 9.
Enteisenung 131.
Enteromorpha intestinalis 199.
Entspannungswachstum 78.
Enzymwirkungen bei Pilzen 163.
Eosinlosung, Nachweis der Saftleitung 62.
Ephebe 178.
Epistylis auf Gehausen v. Schnecken 214,
Taf. VIII.
Epithemia turgida auf Wasserpflanzen 194,
Taf. VII.
Erbsen, Quellung 77.
Erfrieren der Pflanzen 32.
Eristalis tenax 221, Taf. VIII.
Ergotinin 158.
Erodium, Grannen 82.
Erythrodextrin 46, 207.
Essigmutter 121.
Essigpilz 120.
Essigsaure, Bakterien 120.
— , Garung 120.
Etagenmoos 258.
Etiolement 12.
Eucampia-Zellen 230.
Euchlanis dilatata 217, Taf. VIII.
Eudorina elegans 197, Taf. VII.
Eugenia (Myrtaceae) 65.
Euglena acus var. rigida 228.
- viridis 188, Taf. VII.
Euglena, Phototaxis 81, 188.
Euglypha alveolata 211, Taf. VIII.
Eulitorale Zone der Gewasser 233.
Eumycetes 138ff.
Euphorbia cyparissias, Rostkrankheit 160.
Euplotes charon 214.
Euphrasia officinalis 58.
Eutrophe Formation 243.
Evelatae 166.
Evernia prunastri 175, Taf. VI.
Evernsaure 176.
Exkursionsbesteck 105.
Exkursionsmikroskop 105.
Exoascus pruni 157, Taf. IV.
Exobasidium vaccinii 160, Taf. IV.
Experimentalokologie 238.
Extraktion des Chlorophylls 13.
Fadenwiirmer 216.
Farbe, Wasser 226.
Fame 259.
Faulschlamm 239, 259.
Farnsporangien, Mechanismus 262.
Faulkammer 129.
Faulnisbakterium 124, 129, Taf. VII.
Fegatella conica 249.
Fehlingsche Losung, Zuckernachweis 35.
Fermente, fettspaltende 50.
— , oxydierende 53, 164.
— j starkelosende 45.
Ferrocyankupfermembran 23.
Fett, bei Diatomeen 190, 191.
— bei Hefen 140.
— in Ricinussamen 48.
— , Petroleumbildung 259.
Filze, Algen 183.
— , organische 234.
Fingerhut, Antheren 82.
Fingertang 203.
Fischbrut frifit Plankton 222, Taf. VIII.
Fischnahrung 240.
Flechten 172.
— Band- 175, Taf. VI.
— Bart- 176, Taf. VI.
— Becher- 175, Taf. VI.
— Blatt- 175, Taf. VI.
— Gallert- 175, 178.
— Gonidien 174.
— Kratze- 177, Taf. VI.
— Kreisblatt- 177, Taf. VI.
— Krusten- 175.
— - Lackmus- 176.
— Landkarten- 179, Taf. VI.
— Manna- 178.
— Saulchen- 175, Taf. VI.
— Sauren 173.
— Scheiben- 178.
- Schild- 177, Taf. VI.
— Schrift- 179.
— Schussel- 177, Taf. VI.
— Standorte 174.
— Stein- 178.
— Strauch- 175.
— -Synthese 172, 174.
— Teller- 178.
— Verwitterung v. Gestein 174.
— Wand-, gelbe 176, Taf. VI.
Fleischmuskelfaser 242.
Fliegenpilz 170.
Flohkrebs 218, Taf. VIII.
294
Register.
Florideae 205.
Flugbrand d. Hafers 159, Taf. TV.
Fluoreszenz d. Chlorophylls 13.
Fluoreszierender Spaltpilz 129.
Flufiplankton 230.
Fontinalis antipyretica 7, 208, 233, 266,
Taf. VII.
Formaldehyd, Assimilationsprodukt 5.
Fortpflanzung 94.
Fragilaria capucina, Bander 191, Taf. VII.
— crotonensis 191, Taf. VII.
FroschbiB 209, Taf. VII.
Froschlaichalge 205.
Froschlaichpilz 118.
Froschloffel 209.
Fruktose in Zuckerriibe 38.
Frullania dilatata 250.
Fuchsia, Wurzeldruck 62.
Fucus serratus, Spermatozoiden 205.
— , vesiculosus, Befruchtung 203.
Fuligo varians 107.
Funaria hygrometrica 90, 253, Taf. XII.
Fungi 138.
Fusarium aquaeductuum 186, 207, Taf. VII.
Fusicladium dendriticum 160.
— pirinum 160.
Galaktane bei Cetraria 175.
Galeopsis tetrahit, Chlorophyll 17.
Galera hypni 166, Taf. V.
Gallenbildungen 58.
Gallertflechte 178.
Gallionella 133.
— , Fundort 111.
Gaminarus pulex 218, Taf. VIII.
Garflasche 144.
Garmethode, Zuckernachweis 36.
Garung, Alkohol 145.
— , Buttersaure- 127.
— , Dextran- 118.
— , Druck 143.
— , durch Bakterien 119 ff.
— , durch Hefen 142 ff.
— , Essigsaure- 120.
— , Methan- 128.
— , Milchsaure- 121.
— , Salpeter- 124.
— , Schwefelwasserstoff- 136.
Gebirgswasser, Plankton, 225, 229.
Geifieln, Bakterien 112, 118, Taf. VII.
— , Farbung 117, 188.
Gelatine, Plattenkulturen Taf. II.
— , Rollkulturen 115.
— , Stichknlturen 114.
— , Strichkulturen 114.
Gelbrand 222, Taf. VIII.
Gelenkpolster, Mechanismus 31.
Gene, Vererbungsanlagen 94.
Generationswechsel 257, 270.
Genotypus 95.
Geotropismus 86.
Gerbsaure in Zuckerriibe 38.
Gerstenkorner, Atmung 70.
— , transitorische Starke 41.
— , Warmeentwicklung bei Atmung 73.
Geschlechtsakt 96.
Getreiderost 159, Taf. IV.
Gewassertypen 243.
Gewebespannung 30.
Gipszerstorer, bakterielle 130.
Glaskrebs 220, Taf. VIII.
Glaucoma, Kultur 213, Taf. VIII.
Globigerinen 242.
Glockentierchen 214, Taf. VIII.
Globoide bei Ricinus 48, 53.
Gloeotrichia, planktonisch 185, Taf. VII.
Glukosazon 35.
Glukose, in Zuckerriibe 38.
— , Nachweis 34.
Glutamin, in Zuckerriibe 38.
Glyceria aquatica 209, 233.
Glycerin, zum Einbetten 44.
Glyceringelatine, zum Einbetten 42.
Glycogen, Hefen 140.
— , Myxomyceten 109.
— , Phallus 172.
Goldglanz bei Algen 187.
Golfkraut 205.
Gomphonema acuminatutn 193, Taf. VII.
Goppelsroeders Kapillaranalyse 15.
Graphis scripta 179, Taf. VI.
Grashalm, Knoten 87.
Grenzzellen bei Spaltalgen 184.
Grimmia pulvinata 252, Taf. XII.
Gro'Benbestimmung, mikrosk. Objekte 105.
Grundregion 234.
Griindungung durch Lupinen 126.
Griinkohlversuch, Chlorophyllzersetzung
15.
Grunling (Tricholoma) 167.
Gulnaria 217, Taf. VIII.
Gymnodinium palustre 189.
Gyrophora cylindrica 177, Taf. VI.
Habichtspilz 163.
Hafer, Flugbrand 159, Taf. IV.
Haffblute 184.
Hallimasch 169, Taf. V.
Halophyten, Osmose 29.
— , Anpassung 64.
Halteria grandinella, Plankton 213, Taf.
VIII.
Hanffaser 242.
Hantzschia amphioxys, Ernahrung 194,
Taf. VII.
Haplotaxis gordioides 215.
Haptotropismus 90.
Hartbovist 172.
Harte des Wassers 232.
Hartebestimmung 232.
Harteskala 232.
Harzergiisse, durch Pilze hervorgerufen 169.
Hausschwamm 163, Taf. V.
Haustorien 58.
Hedysarum gyrans 85.
Hefen 138 ff.
— , System 139.
— , untergarige 138.
Heizungsbazillus 128.
Helianthus annuus, Wurzeldruck 62.
Helio(Pholo-)taxis bei Euglena 188.
— , bei Fuligo 108.
Heliotropismus, s. Phototropismus 88.
Heliozoen, Fundorte 110.
Register.
295
Heliozoen, Lebensweise 212.
Helvella esculenta 162.
Helvellasaure 162.
Hemizellulose 47.
Hepaticae (Lebermoose) 245.
Heracleum sphondylium 16.
Herbarium fiir Pilze 172.
Herbstblatter, Farbung 16.
Herkuleskeule 163, Taf. V.
Hernie, Kohl, 156, Taf. IV.
Heterocysten 184.
Heterotrophe Ernahrung 55.
Heterotrophe Formation 243.
Heterozygotische Keimzellen 98.
Heu, Selbsterwarmung 128.
Heubazillus 127, 185, Taf. VII.
Hexenringe bei Penicillium 153.
Hirschpilz (Clavaria) 163.
Hirtentaschelkraut, Wirtspflanze d. weiBen
Rostes 156, Tafel IV.
Hochwasser, Einwirkung 242.
Hohlzahn, Chlorophyll 17.
Holunder, Chlorophyllkorner 90.
Holzfasern, zersetzt 242.
Holzkorper, Saftleitung 62.
Holzpilz (Xylaria) 162.
Homothallische Mycelien 149.
Homozygotische Keimzellen 98.
Honigtau der Graser 158.
Hopfen, Winden 87.
Hordeum, Atmung d. Samen 70.
— , Warmebildung bei Almung 73.
Hormone, Reizstoffe 76.
Hornkraut 209, Tafel VII.
Hornzahnmoos 251, Taf. XII.
Hoschen d. Wurzelhaare 60.
Hostienpilz 124.
Hiipferling 219, Taf. VIII.
Hutwerfer (Pilobolusj 150.
Hyalodaphaia , euplanktonisch 220,
Taf. VIII.
Hyalodiscus Umax 211, Taf. VIII.
Hybride (Mischlinge) 99.
Hydathoden 165.
Hydnum auriscalpium 163, Taf. V.
— irnbricattim 163.
Hydra, frifit Daphnien 215, Taf. VIII.
Hydrachna globosa 220, Taf. VIII.
Hydrocharis morsus ranae, Froschbifi 209,
Taf. VII.
Hydrolyse der Starke 45.
Hydrometra lacustris 221.
Hydrophyten 64.
Hydropsyche 221, Taf. VIII.
Hydrotropismus bei Wurzeln 93.
Hygrochastisch 82.
Hygroskopische Mechanismen 80, 263.
Hylocomium squarrosum 7, 258.
— splendens 258.
Hypholoma fasciculare 167.
Hyphomycetes 149.
Hypnum cupressiforme 257.
- cuspidatum 218.
- molluscum 258.
— purum 258.
— schreberi 258.
Imbibitionsmechanismen 80.
Iinpatiens, Nachweis d. Leitungsbahnen 62.
— , — Springfrucht 83.
Impfstrichkulturen bei Hefen 141.
Indigomethode 7.
Indusium 262.
Infiltration der Blatter 66.
Injektion der Blatter 66.
Interzellularraume 65.
— bei d. Zuckerrube 39.
Intramolekulare Atmung 72.
Intussusceptionswachstum 76.
Inulin bei Kompositen 42.
Inversion des Rohrzuckers 36.
Invertase 36.
Jod, Starkenachweis 203.
Jod-Jodkalium, Starkenachweis 40.
Jodoform, Nachweis v. Alkohol 145.
Iris, Starkebildner 42.
Islandisches Moos 175.
Iboetes lacustris 208, 264, Taf. VII.
Isosmotische Losungen 26.
Isotonischer Koeffizient 27.
Isotonische Losungen 26.
Jungermannia 249, Tafel XII.
Justicia carnea, Verdunstung d. Blatter 64.
Kahmhaut beim Heubazillus 127.
— bei Hefen 139.
Kalimethode fiir Karotin 18.
Kalkalgen 207.
Kalkmoose 258.
Kammalge 191, Taf. VII.
Kammerplankton 228.
— , Bilder davon 230.
Kampfenzyme 180.
Kannenpflanze, Pepsinabsonderung 50.
Kapillaranalyse d. Chlorophylls 15.
Kapillitium 108, 172.
Karotin, 10, 17.
— bei Hefen 140.
— , Kalimethode 18.
— , Kristalle 18.
Karotinoide 11.
— bei Schimmelpilzen 154.
Karpogon 178.
Kartoffel, Korkgewebe 43.
— , Kulturmedium fiir Bakterien 113 ff.
— , Schwarzbeinigkeit 156.
— , Starke 43.
— , Substrat fiir Schimmelpilze 147.
Katharobien 241.
Kaulquappe 222, Taf. VIII.
Keimlinge, Wachstum 78.
Keimung, Moossporen 246.
— , Myxomycetensporen 108.
— , Pollenkorner 97.
Kieselalgen 190 ff.
Kirchneriella lunata 228.
Kirschen, Krankheit 159.
— , Osmose 32.
— , Zuckernachweis 34.
Klatschpraparate 131.
Klee, Schlafstellung d. Blatter 90.
Kleingarmethode 145.
Klinostatenbewegung 87, 88.
Knollchenbakterium 126.
296
Register.
Knollenblatterpilz 170, Taf. V.
Knopsche Nahrlosung 3.
Kobaitprobe, Nachweis der Transpiration
63.
Kocherf liege 221, Taf. VIII.
Kochsalz, Chemotropismus 92.
— , Wirkung auf Plankton 29.
Kohasion d. Wassers 56, 222.
Kohasionsmechanismen 262.
Kohl, Hernie 156, Taf. IV.
Kohlenhydrate in Zuckerriiben 38.
— als Nahrstoffe 141, 142.
Kohlenbildung 259.
Kohlensaure, Assimilation 4.
— , Ausscheidung 69.
— , bei Garung 142 ff.
— , Nachweis 69.
Kohlenstoffassimilation 4, 190.
Kohlepartikel 242.
Kokosnufi, Zuckernachweis 36.
Kolbenschimmel 152.
Kolloidales Ferrocyankupfer 23.
Kompensations-Okulare 106.
Konidien bei Penicillium 153.
— , Konidientrager bei Peziza 162.
Koniferen* Keimlinge 12.
Konigsfarn, 260, 261.
Kontraktion dutch Plasmolyse 31.
Kopier (Tinten-) stift-Methode 117.
Korallenalge 207.
Korallenpilz (Clavaria) 163.
Korkgewebe, Verdunstungshemmung 67.
Korkwarzen 67.
Korrelation 77.
Korrosion der Starkekorner 46.
- von Marmorplatten durch Wurzeln 61.
Kotyledonen d. Erbse, Starkegehalt 53.
Krankheiten der Kulturpflanzen 155.
Kratzeflechte 177, Taf. VI.
Kraushaaralge 199, Taf. VII.
Krebschenlarve 219, Taf. VIII.
Krebspanzer, Farbstoff 19.
Kreisblattflechte 177, Taf. VI.
Kreislauf der Materie 244.
Kreuzbliitler, Nahrpflanzen der Plasmo-
diophora 156.
Kriebelmiicke 221, Taf. VIII.
Krustenf lech ten 175.
Kryohydratpunkt 32.
Kiichenzwiebel, Zuckernachweis 34.
Kugelalge, 197, Taf. VII.
Kugelmuschel, 218, Tafel VIII.
Kugelkristalle von Inulin 42.
Kultur, Bakterien 113 ff.
- hoherer Pilze 167 ff.
— , Diatomeen 190.
— , Farnprothallien 264.
— , Tonschalen 92.
Kulturgefafie fiir Schimmelpilze u. Hefen
147 ff .
Kulturhefen 139 ff.
Kulturmedien fiir Bakterien 113.
- fur Hefen 141.
— fiir Algen 190.
Kiirbis, Ranken 90.
— , 01 in Samen 49.
Kutikulare Transpiration 64.
Laccase 164.
Lackmusflechte 176.
Lackmus-Molke-Kulturen 115.
Lactaria deliciosa 165, Taf. V.
— piperata 165.
Laichkraut 7, 209, 233.
Laminaria, Abbild. 202.
— , Jodnachweis 203.
- saccharina, Mannit 202.
— , Quellung 203.
Lamprocystis roseo-persicina 137, 186,
Taf. VII.
— , Farbstoff 137.
— , Standort 111.
Lampropedia 119, 185, Taf. VII.
— , Fundort 112.
Landkartenflechte 179, Taf. VI.
Lathraea squamaria 58.
Laubmoose 245.
Lebermoose 245.
Lecanora esculenta 178.
— subfusca 178, Taf. VI.
Lecanorsaure 178.
Lecidea 179.
Lederbeeren bei Trauben 157.
Leguminosen, Knollchen 126.
— , Schlafstellung 90.
Leitungsbahnen d. Saftes 62.
Lemanea fluviatilis in Kaskaden 205, Taf.
VII.
Lemna arrhiza, Anpassung 61, 209.
- trisulca 90, 209, 233.
Lenticellen 67.
Lepidium, sativum 60.
Lepidozia reptans 250.
Lepiota procera 169.
Lepocinclis ovum 230.
Lepra, Flechten 180.
Leptodora, rauberisch 220, Taf. VIII.
Leptomitus lacteus 151, 208, Tatel VII.
Leuchtbakterien 118, Taf VII.
Leuchtmoos 253.
Leucobryum glaucum 252, Taf. XII.
Leukoplasten 66.
Lichenes 172.
Lichina 178.
Lichtlage der Blatter 88.
Limnaea auricularia 217, Taf. VIII.
- stagnalis 217, Taf. VIII.
Limonadenbiere 127.
Linaria cymbalaria, Phototropismus 88.
Lindnersche Flaschen 140.
— Tropfchenkultur 142.
Lionotus 213, Taf. VIII.
Literbecher aus Aluminium 235, Taf. X.
Litorale Zone der Gewasser 233.
Locherpilz (Polyporus) 163.
Lohnsteins Saccharometer 36.
Lohpilz 107.
Lophocolea 249, Taf. XII.
Loxophyllum fasciola 213, Taf. VIII.
Luftstrome in der Pflanze 65.
Luftwurzeln 65.
Lupen 103 ff , Taf. X.
Lupinus albus, Asparaginnachweis 54.
— , Chemotropismus 91.
— , Gewebespannung 29.
Register.
297
Lupinus albus, Plasmolyse 29.
- luteus, Quellung d. Samen 78.
Lycogala epidendron 110.
Lycoperdon bo vista 172.
— , gemmatura 172, Taf. V.
Lycopodium 264.
- clavatum 264.
Macrobiotus macronyx 220, Taf. VIII.
Macrocystis 203.
Magnesiumchlorid, Meerwasser 207.
Mahonia, Reiz 85.
Mais, EiweiBsyn these 54.
Maischwamm (Tricholoma) 165.
Makrosporen 266.
Mallomonas acaroides 187, Taf. VII.
Maltase 45.
Maltose 45.
Malva silvestris, Bestaubung 97.
Malz, -Agar 141.
— , -Korner, Diastasewirkung 45.
— , -Peptone 114.
— , -Zucker 45.
Mannaflechte 178.
Mannit bei Pilzen 161, 171.
-, bei Tangen 202.
Mannose 47.
Manubrium 185.
Marasmius alliaceus 165.
- alliatus 165.
- rotula 165.
- scorodonius 165.
Marchantia polymorpha 247.
— , Kultur 248.
— , Assimilationszellen 249.
Mark, lebendes 30.
Marsilia quadrifolia 261.
Mechanisrnus der Farnsporangien 262.
Meeresdiatomeen 191.
Meerespflanzen, Osmose 29.
Meer, Sedimente 242.
Meersalat 199.
Mehltau d. Stachelbeere 158.
- d. Weins 157.
Melampyrum 58.
Melandryum, hygroskopische Kapseln 80.
— , Saftleitung in Bliiten 62.
Melicitose 33.
Melosira Species 190, Taf. VII.
Mendel-Gesetze 98.
Mercurialis, Cheraonastie 81.
Merismopedia glauca 119, 183, Taf. VII.
Merulius lacrymans 163, Taf. V.
Mesosaprobien 239.
Metzgeria, xerophytisch 250.
Micellen 75.
Micrococcus phosphorous 118, 185, Taf. VII.
— ureae 124.
Microcystis aeruginpsa 181, Taf. VII.
Microspira desulfuricans 130.
Mikrokosmos, Seen 244.
Mikrophotographie 106.
Mikroskope 103 ff.
Mikroskop, horizontales 79.
Mikrosporen 266.
Milchsaft bei Pilzen 165.
— in hoheren Pflanzen 42.
Milcbsaure 121.
Milchsaurebakterium 121.
Millons Reagens, Eiweifinachweis 49.
Mimosa pudica 85.
— , Geschw. d. Reizleitung 80.
Mineralisation 238.
Mischplankton 228.
Mittelmeer, Kammerplankton 230.
Mixotrophe Ernahrung 55, 180.
Mnium, Chlorophyllkorner 255, Taf. XII.
Mohrrube, Glukosenachweis 34.
— , Karotin 18.
— , Osmose 20.
— , Pilzkrankheit 160.
— , Zuckernachweis 34.
Molekulargewicht, bestimmbar durch iso-
tonische Losungen 27.
Mollers Diatomeen-Typenplatte 106.
Momordica, Springfrucht 83.
Monaden, goldgelbe 186.
Monas vivipara 212, Taf. VIII.
Monilia cinerea 159, 160, Taf. IV.
- sitophila 154.
Monosaccharide 33.
Mon6tropa hypopitys 55, 97.
Moos, Moose 245.
—, Ast- 257.
— , Austrocknen 256, 259.
— , Bart- 252.
-, Besen- 25 L, Taf. XII.
-, Dreh- 253, Taf. XII.
-, Etagen- 258.
— auf Garten wegen 252.
— , Geschlechtsorgane 255.
— , Hornzahn- 251, Taf. XII.
- in Hohlen 257.
— , islandisches 175.
— , Kalk- 258.
— , Keimung d. Sporen 246.
— , Kultur 246.
— , Lebensbedingungen 246.
— , Leucht- 255.
— als Pioniere 254.
— , Quell 256.
— , Saprophyten 246.
— , Torf- 250, Taf. XII.
, Wasserzellen 250.
— , Tropen- 246.
— , Wald- 255.
— , Wasserleitung der 256.
— , Weifi- 252, Taf. XII.
Moostier 217, Taf. VIII.
Moosvegetation , Arktis 246.
— , Tropen 246.
Morchella conica 162, Taf. V.
— esculenta 162.
Mougeotia genuflexa, Chromatophorenstel-
lung 195, Taf. VII.
Mucor, Luftschirnmel 149, Taf. III.
-, Wasserschimmel 149, 208, Taf. VII.
Miindungsgebiete d. Fliisse 29, 244.
Muscarin 170.
Muschelkrebschen 219, Taf. VIII.
Musci 245.
Muscineae 245.
Musseron 165.
Mutation 99.
298
Register.
Mutterkornpilz 158, Taf. IV.
Mycel 161.
Mycelleiter 169.
Mycena Species 166, Taf. V.
Mycetophila 161.
Mycoderma 140.
Mycorrhiza 154.
- bei Saprophyten 55.
— , ektotrophe 155.
— , endotrophe 155.
Myriophyllum spicatum 7, 209, Taf. VII.
Myristica 65, 207.
Myxamobe 109.
Myxpmycetes 107.
— , Olgehalt 51.
Nabelpilz 166, Taf. V.
Nacktschnecken als Pilzfresser 161.
Nahragar 114.
Nahrboden fiir Bakterien 113 ff.
- fur Hefen 140.
- fur Diatomeen 190.
Nahrbouillon 113.
Nahrgelatine 114.
Nahrlosung fiir Hefen 141.
- fiir Schimmelpilze 147.
— nach Beijerinck 100.
— nach Diakonow 148.
— nach Hansen 142.
— nach Hayduck 142.
- nach Kolkwitz 142.
— nach Pasteur 141.
- nach Kaulin 148.
Nahrsalz, mineralisch, Losungen 3, 4, 54,
267.
— , Tabletten 4.
Nannoplankton 187, 223, Taf. VII.
Narcissus, Keimung d. Pollenkorner 97.
Naturselbstdruck 205.
Nauplius 219, Taf. VIII.
Navicula Species, Standorte 193, Taf. VII.
Nectria cinnabarina 158, Taf. V.
— ditissima 159.
Nektarorganismen 138.
Nematoden 216.
Neottia nidus avis 55.
Nepa cinerea 221.
Nepenthes als Halbsaprophyt 57.
— , Pepsinabsonderung 50.
Nephelis, Nahrung 215, Taf. VIII.
Neuston, Definition 222.
Nitella, Plasmastromung 245.
— , Okologie 208, 245, Taf. VII.
Nitratbildner 124—126.
Nitrate in Chenopodium 39.
Nitritbildner 130.
Nitrosomonas europaea 130.
Nitzschia acicularis 194, Taf. VII.
- sigmoidea 194, Taf. VII.
Noctiluca miliaris 119.
Nodularia spumigena, Ostsee 184.
Nordsee, Plankton 230.
Nostoc in Flechten 177, 178.
— punctiforme 184.
- verrucosum 184, Taf. VII.
Notonecta glauca 221, Taf. VIII.
Nucellar-Embryonen 97.
Nutation, revolutive 87.
Nyctalis parasitica 165, Taf. V.
Nyktinastische Bewegungen 89.
Objekttrager, schwarze 262.
Odontoglossum mit Wurzelpilz 56.
Oedogonium rivulare 200, Taf. VII.
Oekologie der Gewasser 232.
Offnungsmechanismus der Farnsporangien
262.
Ohrloffelpilz 163, Taf. V.
Ohrschnecke 217, Taf. VIII.
Oidium lactis 153.
— tuckeri 157.
Ol in Bizinussamen 48.
— Nachweis 51.
— Transport 50.
— Umwandlung in Zucker 49.
— Zerspaltung 50.
Oligosaprobien 241.
Oligotrophe Formation 243.
Olpidium luxurians 157.
Omnipotenz der Zellen 94.
Omphalia fibula 166, Taf. V.
Ophioglossum vulgatum 264.
Ophrydium versatile, gelatinos 184, 215.
Orchestia litorea 218.
Orchidaceen, Symbiose 56.
Orchideen, Drehung des Fruchtknotens 87.
Organischer Detritus 242.
— Filz 234.
Orobanche speciosa 57.
Oscillatoria agardhii 183, Taf. VII.
- limosa 183,.. Taf. VII.
Oscillatorien, Okologie 183.
Osraiumsaure, Nachweis von Fett 51.
Osmose 19 ff.
Oxalis, Sto6-(Erschutterungs-)reiz 85.
Oxalsaure in Zuckerriibe 38.
Oxydasen 164.
Oxydationsreinigung 125.
Ozean, Plankton 230.
Ozon zum Sterilisieren 113.
Paketkokken 119.
Palisadenzellen 11.
Palmentang 203.
Paludina vivipara 217, Taf. VIII.
Panaeolus campanulatus 164.
Pandorina morum 197, Taf. VII.
Pantoffel-Diatomee 194, Taf. VII.
Pantoffeltierchen 213, Taf. VIII.
Paraboloidkondensor, Bakterienbeobach-
tung 112.
Paraffin, Einbettung 176.
Paramaecium caudatum a m 213, Taf. VIII.
Paraphysen bei Eussula 165.
Parasiten, hohere Pflanzen 57, 58.
— , Pilze 155 ff.
Parasolpilz 169.
paratonische Bewegungen 80.
Parenchym im Schwammgewebe 11.
- in der Zuckerriibe 39.
Parmelgelb 176.
Parmelia physodes 177, Taf. VI.
Parthenocarpie 97.
Parthenocissus, Ranken 91.
Register.
299
Parthenogenesis 97.
Pasteurisieren 113.
Pediastrum Species 198, Taf. VII.
Pellionia daveauana, Starkebildner 41.
Peltigera canina 177, Taf. VI.
Pelzmonade 187, Taf. VII.
Penicillium brevicaule, Arsenprobe 153.
- glaucum 153, Taf. III.
in KokosnuB 36.
— , Keime in Luft 116.
Pepsin 50.
Peridinium divergens 189, Taf. VII.
— tabulatum 189, Taf. VII.
Perigordtriiffel 162.
Periodisch planktonisch 185.
Peristom 256.
Peristomzahne 252.
Perla bicaudata 220, Taf. VIII.
Permeabilitat des Plasmaschlauches 20, 31 .
Peronospora viticola 157, Taf. IV.
Pertusaria communis 180.
Petrischalen 115, Taf. II.
Petroleumbildung 259.
Peziza aurantia 162, Taf. V.
Pfahlkratzer 237, Taf. X.
Pfefferling 164.
Pferdemist fur Kultur von Mucor 147, 149.
Pflanzenzerstorendes Bakterium 156,
Taf. IV.
Pflaume, Zuckernachweis 34.
Pflaumendekokt 147.
Pfropfbastarde 99.
Phacotus lenticularis 230.
Phacus longicauda 189, Taf. VII.
Phaenotypus 95.
Phaeophyceae 202.
Phaeosporeae 167.
Phajus grandifolms, Starkebildner 42.
Phallus impudicus 170.
Phascum curvicollum 246.
Phaseolus multiflorus, Schlafstellung d.
Blatter 39.
Phenylhydrazin, Zuckernachweis 35.
Philadelphus, Verdunstung d. Blatter 64.
Philodina aculeata 217, Taf. VIII.
Phoenix, Reservezellulose 47.
Phoma rostrupii 160, Taf. IV.
Phormidium uncinatum 183, Taf. VII.
Phosphatide 76.
Phosphorbronze 235.
Phosphor in Rizinussamen 48.
— , Nachweis 48.
Photon astie 89.
Phototaxis 90.
Phototropismus 88.
Phragmidium rosarum 160.
Phragmites communis 209.
Phreoryctes menkeanus 215.
Phryganea, Gehause 221, Taf. VIII.
Phycocyan 183.
Phycoerythrin, Bedeutung 206.
Phycomyces nitens 150.
Phycomycetes 148.
Physciol 176.
Physodin 177.
Phytelephas, Reservezellulose 47.
Phytol, in Chlorophyll 17.
Phytophthora infestans 157.
Picea excelsa, Papierfabrikation 33, 34.
Pilobolus 150, Taf. III.
Pilze, hohere 138 ff.
— , parasitische 155 ff.
— , Schimmel- 146 ff.
— , Schleim- 102 ff.
— , Spalt- 111 ff.
Pinguicula vulgaris 57.
Pinnularia 193, Taf. VII.
Pinselschimmel 152.
- in KokosnuB 36.
Planaria, animalische Nahrung 215, Taf.
VIII.
Plankton, Definition 222.
— Fangmethoden 223.
— Glaser 235.
— Hauptbestandteile 222.
— Kammer 103, 236, Taf. 1, X.
— Konservierung 223.
Kunde u. Bakteriologie 224.
- -mengen 225, 229.
- -nahrung 228.
— -netz 234.
— , Osmose 29.
-, Okologie 233.
— pumpe 237.
— -region 233.
Kohrchen 225.
— , Sauerstoffproduktion 230.
— , Schwebefahigkeit 224.
- -sieb 106, 235, Taf. X.
— -zusammensetzung 227.
— in 1 ccm 229 ff.
— Misch- 228.
— Seen- 225.
— Tiefen- 228.
- Winter- 226.
- u. Wasserbeschaffenheit 226, 240.
— Urnahrung 224.
— Bodensee 229.
— Rhein 230, 244.
— Mittelmeer 230.
- Nordsee 230.
— Atlantischer Ozean 230.
— Gebirgsseen 229.
— Gebirgsbache 225.
Planorbis corneus 217, Taf. VIII.
Plasma, extramembranos 183.
— , Stromung 79, 84, 245.
Plasmodiophora brassicae 156, Taf. IV.
Plasmodium 107.
Plasmolyse 28, 31.
Plasmopara viticola 157.
Plasmorhyse 28.
PlattengieBen 115.
Pleurosigma, Testobjekt 105, 193.
- acuminatum 193, Taf. VII.
Plumatella repens 217, Taf. VIII.
Pneumatophoren 65.
Podetien 175.
Podura aquatica 220, Taf. VIII.
Polarisation, Mikroskop 83.
— , Zuckernachweis 36.
Polaritat d. Zweige 79.
Pollen, bei Cycas 270.
— , Keimung 97.
300
Register.
Polyarthra platyptera 217, Taf. VIII.
Polycystis aeruginosa 181, Taf. VII.
Polygonum fagopyrum, Eiweifisynthese 54.
Polyp (Hydra) 215, Taf. VIII.
Polypodium vulgare 262.
Polyporus versicolor 163, Taf. V.
Polysaprobien 239.
Polytoma uvella, farblos 197, Taf. VII.
Polytrichum, Bau u. Leben 255, Taf. XII.
Pontosphaera huxleyi 188, Taf. VII.
Posthornschnecke 217, Taf. VIII.
Potamogeton perfoliatus 7, 209, 233.
Praparieren, hohere Pilze 172.
Preifielbeeren, Pilzkrankheit 160, Taf. IV.
Preissia commutata 249.
Preflhefe 142.
Primordialschlauch 28, 39.
Produktionskraft der Gewasser 227.
Profundal der Gewasser 234.
Proteus 124.
Prothallien, Anzucht 267.
— von Aspidium 267.
- von Botrychium 265.
— des Barlapps 264.
- -generation 264.
— der Natternzunge 264.
Prothallium, geschlechtsreif 267.
Protococcus in Flechten 174.
Protonema 253.
— aus Seten 258.
— bei Pogonatum 256.
Protoplasma 84.
- -Schlauch 28, 39.
Psalliota campestris 167.
Pseudodichotomie 135, 184.
Pseudomonas europaea 130.
~ fluorescens 9, 129, Taf. VII.
— violacea 129.
Psora ostreata 177, Taf. VI.
Pteridophyta 259.
Pteromouas alata 228.
Puccinia graminis 159, Taf. IV.
Purpurbakterien 137, Taf. VII.
Purpurspirillum 186.
Putrescin 164.
Pykniden auf Mohrriibe 160.
Pyramidenpappel, Wipfeldiirre 96.
Pyrenoide 19o.
Quellmoos 208, 256, Taf. VII.
Quellung, Allgemeines 75.
- der Starkeko'rner 43.
Quellungsdruck, -kraft 76, 77, 78.
Quellungsmesser (Physometer) 78.
Radertiere 216.
Radiolarien 242.
Raffinose in Zuckerriibe 38.
Rana esculenta 222, Taf. VIII.
Rauken 90.
Rattenhaar 242.
Rattenschwanzlarve 221, Taf. VIII.
Reduktionsteilung 96.
Rehpilz (Hydnum) 163.
Reine Linien 98,
Reinkulturen, Bakterien 113 ff.
— , Hefen 140 ff.
Reinkulturen, Schimmelpilze 147 ff.
— , Diatomeen 190.
Reiz, Allgemeines 79.
Reizbewegung bei Mimosa 85.
- bei Ran ken 90.
Reizbewegungen, Tabelle 81.
Reizleitung, Geschwindigkeit 80.
— , Graser 89.
— , Mimosa 85.
— , Ranken 80, 90.
Reizker (Lactaria) 165.
Reizmechanismus bei Mimosa 85.
Reizschwelle 80.
Reizstoffe, Hormone 76.
Renntierflechte 175.
Reservestarke 43, 207.
Reservezellulose 47.
Reticularia lycoperdon 108.
Revolutive Nutation 87.
Rhacomitrium sudeticum 253, Taf. XII.
Rhaphidium polymorphum 198, Taf. VII.
Rhein, Plankton 230, 244.
— , Seston des 244.
Rheotaxis 108, 223.
Rheotropismus 93.
Rhinantnus 58.
Rhizocarpon geographicum 179, Taf. VI.
Rhizoiden 270.
Rhizomorpha subterranea 169.
Rhizopoden, Fundorte 110.
Rhizopus nigricans 149, Taf. III.
Rhizosolenia semispina 191, 230.
Rhodospirillum 186.
Rhoicosphenia curvata, Ernahrung 193,
Taf. VII.
Rhynchostegium rusciforme 257.
Rhytisma acerinum 157, Taf. IV.
Ribes, Verdunstung der Blatter 64.
Riccia fluitans 249, Taf. XII.
Richteriella botryoides, Ernahrung 198,
Taf. VII.
Ricin 51.
Ricinus communis. Gewebespannung 30.
— , Globoide 48, 53.
— , Keimung 47.
— , Olgehalt des Samens 48.
Riesenfarne der Vorzeit 260.
Rindenspannung 31.
Ringelungsversuche, an Zweigen 63.
Rivularia, Lebensweise 185, Taf. VII.
Roccella tinctoria 176.
Rohrzucker, in Zuckerriibe 38.
— , Kristalle 40. •
Rollkulturen nach Esmarch 115.
Romijns Planktonnetz 235.
Rost des Getreides 159.
— , weiBer an Cruciferen 156.
Rotalgen 205.
Rotationsbewegung des Plasmas 84.
Rotatoria, Nahrung 216.
Rotifer actinurus 216, Taf. VIII.
Rotkohl, Anthocyan 31.
Rotpustelkrankheit der Baume 158, Taf. IV.
Rottanne, Papierfabrikation 33.
Rozites gongylop.hora 170.
Riibenschnitzel, Diffusion 39.
Riibsen, Atmung 70.
Register.
301
Riickenschwimmer 221, Taf. VIII.
Runkelriibe, Zuckernachweis 35.
Russelkrebschen 220, Taf. V11I.
Russula adueta 165, Taf. V.
— nigricans 165.
— rubra 165.
Russulina 165.
Saccharometer 36.
Saccharomyces 139.
Saccharose 36.
Saft, Leitungsbahnen 62.
Sagespan-Alge 184, Taf. VII.
Salix fragilis, Austreiben 79.
Salpeterbakterien 124.
— , EiweiSsyn these 5.
— , Rohkultur 126.
Salpeterfresser 124.
Salpeterplantagen 126.
Salvinia natans 208, 265.
Sambucus nigra, Chlorophyllkorner 90.
— , Gewebespannung 30.
— , Lentizellen 67.
— , Verdunstung der Blatter 64.
Sanchezia nobilis, Wurzeldruck 62.
Saprobien, Okologie 181.
— , marine 181.
Saprolegnia raonoica 161. 208, Taf. Ill u.
VII
Saprophyten, Moose 246.
Sarcina, 119, 185, Taf. VII.
Sargassum bacciferum 205.
Sauerstoff, Ausscheidung 4.
— , Bestimmung 231.
— , Produktion durch Plankton 230.
— , Sattigungsmenge 231.
— -Ubertrager 19.
— , Verbrauch bei Atmung 71.
Sauginfusor 215, Taf. Till.
Saulchenflechte 175, Taf. VI.
Scenedesmus Species 198, 228, Taf. VII.
Scharrnetz 238, Taf. X.
Schattenblatt 11.
Schaumstruktur des Zellgewebes 39.
Scheibenflechte 178.
Schildflechte 177, Taf. VI.
Schilf 234.
Schilfmesser 237, Taf. X.
Schiramel der Stubenfliege 156.
Schimmelpilze 146 ff.
Schistostega osmundacea 253.
Schizomycetes, Farbung 117.
— , Fundort 1 11 ff.
— , Geifleln 112.
— , Kultur 113 ff.
— , System 118.
Schizophyceae 181.
Schizosaccharomycetes 140.
Schlafbewegungen 89.
Schlammegel 215, Taf. VIII.
Schlammheber 238, Taf. X.
Schlammschnecke 217, Taf. VIII.
Schlammsieb 238, Taf. X.
Schlammwurm 216, Taf. VIII.
Schlauchalge 201, Taf. VII.
Schleier, bei Beggiatoa 136.
— , bei Pilzen 167.
SchleimfluS, Organismen 152.
Schleimpilze 107.
Schleudermechanismus der Sporangien 262.
Schlingpflanzen 87.
Schmarotzer, hohere Pflanzen 57, 58.
Pilze 155 ff.
Schraubenalge 195, Taf. VII.
Schraubenbakterien 118.
— , Fundort 112.
Schriftflechte 179, Taf. VI.
Schrumpfelung bei Antheren 82.
Schiisselflechte 177, Taf. VI.
Schwadengras 209, 233.
Schwammgewebe 11.
Schwammnadel 215.
Schwarzbeinigkeit d. Kartoffel 156, Taf. IV.
Schwebevakuolen 181—184.
Schwefelbakterien 135.
— , EiweiBsyn these 5.
— , Fundorte 111.
— , Rohkulturen 136.
Schwefelkopf (Hypholoma) 167.
Schweinsblase, Osmose 22.
Schwimmschicht 129, 183.
Scleroderma vulgare 172, Taf. V.
Sclerotinia cinerea 159, Taf. IV.
Seismonastie 85.
Sekundare Verunreinigung 241.
Seegras 209.
Seenplankton 225.
Seenstudien 241.
Selaginella 79, 264.
Selektives Verhalten der Wurzeln 61.
Selbstverunreinigung 241.
Selektion 100.
Selenastrum bibraianum 228.
Semipermeable Membranen 19.
- bei Zuckerrube 39.
Sempervivum, Blattbewegung 81.
Septic- tank 129.
Seston 222, 225.
— , Abbildung, S. 242.
- des Rheins 244.
Sialis lutaria 221, Taf. VIII.
Sichtscheibe 237, Taf. X.
Sichttiefe 226, 237.
Siderocapsa treubii 134, 202.
Silbermoos 252, Taf. XII.
Silicoflagellata 187.
Silikatzellen 24, 26.
Simulium ornatum 221, Taf. VIII.
Sinkstoffe 129.
Sklerotium des Mutterkorns 158.
- bei Schimmelpilzen 154.
Skorpion-Wasserwanze 221.
Solanum tuberosum, s. Kartoffel.
Soldanella, Warmebildung 73.
Sonnenblatt 11.
Sonnenblume, Wurzeldruck 62.
Sonnentau, Kultur 56.
— , Pepsinabsonderung 50.
Sonnentierchen 212, Taf. VIII.
Sored ien 173.
Sori der Fame 261.
Spaltalgen 181.
Spalthefen 140.
Spaltoffnungen, bei Tradescantia l(j.
302
Register.
Spaltoffnungen, Funktion 66.
Spaltpilze, Begeifielung 118.
— , Farbung 117.
— , Fundorte 111, 112.
— , Kultur 113 ff.
— , System 118.
Sparassis crispa 162.
Sparmannia, Reiz 85.
Speichel, Wirkung auf Starke 46.
Spermatozoiden bei Cvcadeen 271.
- bei Farnen 268.
Sphaerium corneum 218, Taf. VIII.
Sphaerotheca mors uvae 158, Taf. IV.
Sphaerotilus 134, 186, Taf. VII.
— roseus 186.
Sphagnum cymbifolium 250, Taf. XII.
Sphagnum, Saure 250.
— , Sporangienmechanismus 251.
Spindelalge 194, Taf. VII.
Spiralfaser 242.
Spirillum undula 130, 185, Taf. VII.
Spirochaete plicatilis 212, Taf. VIII.
Spirogyra nitida 196.
— , porticalis 195, Taf. VII.
Spirogyra, Assimilation 7.
— , Kopulation 195.
— , Starkebildung 195.
Spirostomum ambiguum 214, Taf. VIII.
Spirulina, Lebensweise 183, Taf. VII.
Spitzmorchel 162, Taf. V.
Spongilla lacustris 215, Taf. VIII.
Spontane Bewegungen 80.
Sporangien, Springen 262.
— , Schleudermechanismus 262.
Sporen, bei Bakterien 127, Taf. VII.
— , bei Hefen 139.
— , Keimung bei Myxomyceten 108.
— , Praparate 165.
— , bei Farnen 261 ff.
Sporenfarbe der hoheren Pilze 172.
Sporenfrucht 261.
Sporengeneration 259.
Sporenkapsel, Mechauismus 251.
Sporodinia grandis 149, Taf. III.
Springschwanz 220, Taf. VIII.
Sproflhefen 138.
Sputumschleim, Tuberkelbakterien 126.
Stachelbeere, Mehltau 158, Taf. IV.
Stahlsche Kobaltprobe, Nachweis der
Transpiration 63.
Starke, in Florideen 207.
— , in Getreidekornern 46.
— , in Zuckerriiben 38.
~, in Zwiebeln 34.
— , Korrosion 46.
— , Nachweis 43, 44.
— , Polarisation 43, 83.
— , Quellung 43.
— , transitorische 40, 41.
— , Umwandlung in Dextrin und Zucker
45.
Starkebildner 41.
Starkeherd 196.
Starkereaktionen 43, 44.
Starkescheide 49.
Starrezustand 85.
Statoblasten 217.
Statolithentheorie 86.
Staurastrum gracile , planktonisch 195,
Taf. VII.
Stauroneis phoenicenteron 193, Taf. VII.
Stechmiicke 222.
Stein flechte 178, Taf. VI.
Steinheillupen 103.
Steinkohle. Entstehung 259.
Steinkohlenzeit, Waldmoore 260.
Steinpilz 164, Taf. V.
Stellaria media, Plasmastromung 84.
Stentor coeruleus, am 214.
Stentor roeseli, Ernahrung 214, Taf. VJII.
Stephanodiscus hantzschianus 191, Taf. VII.
Sterigmen bei Russula 166.
Sterilisation 113.
— , Versuche 113.
Sternalge 192, Taf. VII.
Stickstoff, Assimilation 51.
Stigeoclonium tenue, Schwarmsporen 199,
Taf. VII.
Stigonema 168.
Stinkbrand des Weizens 159.
Stinkpilz 170.
Stomata 66.
StoSreiz 85.
Stomatare Transpiration 64.
Strandfloh 218, Taf. VIII.
Stratiomys chamaeleon 2^1, Taf. VIII.
Strauchflechten 175.
Streptococcus mesenterioides 118, 185,
Taf. VII.
Stromungen und Plankton 223.
Strudelwurm 215, Taf. VIII.
Strychnos nux vomica, Plasmaverbin-
dungen 47.
Stylqnychia mytilus 214, Taf. VIII.
Sublitoral der Gewasser 233.
Subtraktionsfarben 83.
Sumpfgasbildner 128.
Sumpf-Segge 233.
Sumpfschnecke 217, Taf. VIII.
Surirella biseriata, Schlamm-Kieselalere 194,
Taf. VII.
Symbiose bei Flechten 172.
- bei Orchideen 56.
Synchaeta tremula 217, Taf. VIII.
Synedra acus, Plankton 192, Taf. VIII.
Synedra ulna, brauneUberziige 192, Taf. VII.
Synthese, des Eiweifi 54.
- der Flechten 172, 174.
Synura uvella, Gurkengeruch 187, Taf. VII.
Syringa vulgaris, Lentizellen 67.
Syzygites megalocarpus 149, Taf. III.
Tabellaria fenestrata. Planktonisch 193,
Taf. VII.
— flocculosa 192.
Tafelkokken 119, Taf. VII.
— , Fundort 112.
Tafelsternalge 198, Taf. VII.
Tanzstiibchen bei Closterium 37, 194.
Taraxacum, Gewebespannung 31.
Taschenkrankheit der Pflaume 157, Taf. IV.
Taubling (Russula) 165.
Tausendblatt 209, Taf. VII.
Register.
303
Teerfleckenkrankheit des Ahorns 157,
Taf. IV.
Teichmuschel 218.
Telegraphenpflanze 85.
Teleutosporen, Far be 19.
— , vom Rostpilz 159, Taf. IV.
Tellerflechte 178, Taf. VI.
Tendipes 221.
Testobjekt fiir Mikroskope 105.
Tetrasporen 20b.
Thallusareole 179.
Thai I us horizon tails 173.
- verticalis 173.
Thamnidium elegans 150, Taf. III.
Thermotropismus 91.
Thermotaxis bei Fuligo 108.
Thigmotropismus 90.
Thiopedia rosea 119.
Thiospirillura sanguineum 137, 228.
Thiothrix nivea 187, Taf. Vll.
Tiefenplankton 228.
Tilletia caries 159.
Tintinnopsis 230.
Thiopolycoccus 111.
Thiothrix 186, Taf. VII.
Tintenpilz 164, Taf. V.
Tolypothrix Janata 184, Taf. VII.
Tonncheninfusor 213, Taf. VIII.
Tonschalen f. Pflanzenkulturen 92.
Torfbildung 210.
Torfmoos 250, Taf. XII.
Torsionen bei Windepflanzen 88.
Torula 140.
Trachelomonas, Bau 189, Taf. VII.
— , Haufigkeit 189, Taf. VII.
Tradescantia, Spaltoffnungen 66.
— , Zellsaft 28.
— , Zirkulationsbewegung des Plasmas 84.
Transpiration, Nachweis 63.
— , kutikulare 64.
— , stomatare 64.
Transversalgeotropismus 87.
Traubes kiinstliche Zelle 23.
Traubenzucker 4, 34.
— , Abbau durch Zymase 143.
Traumatotropismus 93.
Trehalose 161, 171.
Trentepohlia iolithus 19, 179.
— in Flechten 176, 179.
Tribonema (= Conferva) 199.
Triceratium favus 191, Taf. VII.
Tricholoma equestre 167, Taf. V.
- graveolens 165.
Trichothecium roseura 154.
Trifolium pratense, Schlafstellung der
Blatter 90.
Trinema enchelys, Vorkoramen 212,
Taf. VIII.
Trinkwasser, Seston 225.
Triton taeniatus 222, Taf. VIII.
Trompetentierchen 214, Taf. VIII.
Tropaeolum majus, Zellulose 47.
Tropen moose 246.
Tropfchenkultur nach Lindner 142.
Tropfenkammer 236.
Tropismen, Wechselspiel 80.
Triiffel 162.
Triiffel, falsche 172, Taf. V.
Trypsin 50.
Tuber brumale 162.
— melanosporum 162.
Tuberkelbakterien 126.
Tubifex rivulorum, Lebensweise 216.
Taf. VIII.
Tulipa, Offnen und SchlieSen der Bliiten 81.
— , Reservestarke 34, 47.
Turgor 20 ff.
— , kiinstlicher 22.
Tyrosin 165.
Tyrosinase in Russula 166.
Uekelei 222, Taf. VIII.
Uferregion 233.
Ulothrix zonata, Schwarmsporen 199,
Taf. VII.
Ultramikrobien 112.
Ultramikroskop 106.
Ulva lactuca, Ernahrung 199.
Uncinula spiralis 157.
Untergarige Hefen 138.
Uredosporen, Farbe 19.
— , vom Rostpilz 159, Taf. IV.
Uroglena volvox, Geruch 187, Taf. VII.
Uromyces pisi 160.
Urtica, Bewegung d. Stbblatter 84.
Urtica macrophylla, Wurzeldruck 62.
Usnea barbata 176, Taf. VI.
Usninsaure 176.
Ustilago avenae 159, Taf. IV.
Utricularia 57.
Vaccinium, Pilzkrankheit 160, Taf. IV.
Valvata piscinalis 218, Taf. VIII.
Variolarien 180.
Vaucheria, Ernahrung 201, Taf. VII.
Veilchenblauer Spaltpilz 129.
Veilchenmoos, Farbstoff 19.
— , Standort im Freien 179.
Velatae 167.
Vererbung 94.
Verletzungsreiz 79.
Viscum album 58.
Vogelfederstrahlen 242.
Voitia nivalis, auf Mist 246.
Volvatae 170.
Volvox aureus, Plasmaverbindungen 197,
Taf. VII.
Vorticella, Ernahrung 214, Taf. VIII.
Wachstum, Allgemeines 75 ff.
Wachstumskraft 79.
Waldmoose 255, 258.
Wandermuschel 218, Taf. VIII.
Wandflechte, gelbe 176, Taf. VI.
Warmebildung bei Atmung 73.
Wasser als Nahrstoff 58 ff.
Wasserassel 218, Taf. VIII.
Wasserbarchen 220, Taf. VIII.
Wasserbeschaffenheit und Plankton 226.
Wasserbliite 184, 226, Taf. IX.
Wasser, Eigenfarbe 226, Taf. IX.
Wasserentziehung durch Osmose 21, 28.
Wasserfloh 219, Taf. VIII.
Wasser laufer 221.
304
Register.
Wasserlin.se 90, 209, 233.
Wassermilbe 221, Taf. VIII.
Wasser-Mukor 149, 208, Taf. VII.
Wasserpest 209, Taf. I.
Wasserschimmel 207, 208.
Wasserschopfer nach Richard 237.
Wasserstern (Callitriche) 209.
Wasserzellen bei Torfmoos 251.
- bei Leucobryum 252.
Weber-Fechner'sches Gesetz 80.
Wedel der Fame 261.
Weiden, Nachweis der Polaritat der Zweige
79.
WeiSmoos 252, Taf. XII.
Wein, Ran ken 91.
Weinbeere, Zuckernachweis 34.
Weinsaure in Zuckerriibe 38.
Weizen, Stinkbrand 159.
Willia anomala 140.
Windepflanzen 87.
Winter-Plankton 226.
Wollfaser 242.
Wundermonade 124.
Wurzeagar 141.
Wiirzegelatine 141.
Wurzel, Atem- 65.
— Brett- 65.
— Chemotropismus 91.
— -Druck 60, 62, 61.
— Geotropismus 86.
— Haare 60.
— Hydrotropismus 93.
— Luft- 65.
— Phototropismus 92.
— Reizleitung 80.
— selektives Verhalten 61.
— Spitzenwachstum 60, 78.
Wur/elhaare, Chemotropismus 81.
Wurzelpilz s. Mycorrhiza-Pilz.
Wurzelwachstum 78.
Wustenpflanzen, Wasserversorgung 29, 64.
Xanthophyll 10.
Xanthoproteinreaktion zum Eiweifinach-
weis 49, 53.
Xanthoria parietina 176, Taf. VI.
Xerochastisch 82.
Xerophyten 64.
Xylaria hypoxylon 162, Taf. V.
Xylose 33.
Yoghurt 123.
Zea mays, EiweiJBsynthese 54.
Zeichenapparat 105.
Zeiger am Bogen 79.
Zelle, Demonstration 34, 84, 196, 254.
— , kiinstliche 21-25.
Zeilkern 43, 66, 84.
— , Vorkommen in Zwiebel 34.
- bei Spirogyra 196.
Zellteilung 76.
Zellulose, Zersetzung durch Bakterien 128.
Zellulosehaut der Zellen 39.
Zellsaft, Osmose 20, 39.
Ziegenbart 163.
Zitronensiiure in Zuckerriibe 38.
Zone der Reduktionen 239.
Zone des Reinwassers 241.
Zoogloea ramigera 186, Taf. VII.
— uva 186, Taf. VII.
Zoogloea-Test fiir Wasserpriifung 111.
Zostera marina 209.
Zucker, Bildung aus Starke 45 ff.
— , osmotische Wirkung 20 — 22.
— , Vergarung 142.
Zuckerrohr 37.
Zuckerriibe, Osmose 39.
— , Zuckernachweis 36.
Zuckertang 202.
Zygnema stellinum 197, Taf. VII.
Zygosaccharomyces 139.
Zymase 143.
Druckfehierberichtigung.
8. 30, lies Wurzelschosses statt WurzelschoBes.
S. 35, Seignettesalz statt Seignettesalze.
S. 58, Latnraea statt Lathraca.
S. 74, Leick statt Deick.
S. 78, Vicia statt Victa.
S. 79, Zeiger am Bogen statt Zeiger am Boden.
S. 89, Reiz statt Reitz.
8.173, neben anderen Arten, hinter Cladonia rangiferina.
8.176, Physcion-Parietin statt Physciol.
Taf.X, Schnurbrett statt Schnurrbrett.
Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena — 4997
Verlag YOU tiustav Fischer in Jena.
Die angegebenen Preise sind die imJunil9%2 giltigen; filr das Ausland erhohen siv sic/i dnrclt
den vorgeschriebenen Valuta-Zuschlag . Die Preise filr gebunden e Buchersindunverbindiicli.
Die Sii6wasser» Flora
Deutscblands, Oesterreicbs und der Scbweiz.
Bearbeitet von Prof. Dr. G. Beck v. Mannagetta und Lerchenau (Prag), Dr. 0. Borge
(Stockholm), J. Brunnthalerf (Wien), Dr. R. Gronblad (Helsingfors), Dr. W. Heering f
( Hamburg), Prof. Dr. R. Kolkwitz (Berlin- Steglitz), Dr. E. Lemmermann f (Bremen),
Dr. J. LlitkemiUler f (Baden b. Wien), W. Monkemeyer (Leipzig), Prof. Dr. W. Migula
(Eisenach), Dr. M. von Minden (Hamburg), Prof. Dr. A. Pascher (Prag), Dr. H. Printz
(Drontheim), Prof. Dr. V. Schiflner (Wien), Prof. Dr. J. Schiller (Wien), Prof. Dr.
A. J. Schilling (Darmstadt), H. von Schb'nfeldt (Eisenach), C. H. Warnstorf (Berlin-
Friedenau), Prof. Dr. F. N. Wille (Christiania), Kustos Dr. A. Zahlbruckner (Wien).
Herausgegeben von
Prof. Dr. H. Pascher
Prag
*) Heft 1: Flagellatae I. Allgemeiner Teil von A. Pascher; Pantostomatinae,
Protomastiginae, Distomatiime von E. Lemmermann. Mit 252 Ab-
bildungen im Text. IV, 138 S. 1914 Mk 42.—, geb. Mk 63.—
*) Heft 2 : Flagellatae II. Chrysomonadinae, Cryptomonadinae, Eugleninae, Chloro-
monadinae undgefarbte Flagellaten unsicherer Stellung. von A. Pascher
und E. Lemmermann. Mit 398 Abbildungen im Text. IV, 192 S.
1913 Mk 60.-, geb. Mk 81.-
*) Heft 3: Dinoflagellatae (Peridineae) (Flagellatae III). Von A. J. Schilling.
Mit 69 Abbildungen im Text. IV, 66 S. 1913 Mk 21.60, geb. Mk 42.—
Heft 4: Volvocales (Flagellatae IV, Chlorophyceae I.) mit dem allgemeinen Teile
der Chlorophyceae. Von A. Pascher und H. Printz.
*) Heft 5: Tetrasporales, Protococcales. (Chlorophyceae II.) Von E. Lemmer-
mann, J. Brunnthaler und A. Pascher. Mit 402 Abbildungen im
Text. IV, 250 S. 1915 Mk 76.80, geb. Mk 99.—
*) Heft 6: Ulotrichales, Microsporales, Oedogouiales. (Chlorophyceae III.) Von
W. Heering. Mit 385 Abbildungeu ira Text. IV, 250 S. 1914
Mk 72.—, geb. Mk 93.—
*) Heft 7: Siphonales, Siplionocladiales (Chlorophyceae IV.) Von W. Heering f,
Hamburg. Mit 94 Abbildungen im Text. IV, 103 S. 1921
Mk 30.—, geb. Mk 50.—
Heft 8: Desmidiaceae. Von J. Liitkemuller und E. Gronblad.
*) Heft 9: Zygnemales. Von O. Borge und A. Pascher. Mit 89 Abbildungen
im Text. IV, 51 S. 1913 Mk 18.—, geb. Mk 39.—
*) Heft 10: Bacillariales (Diatomeae). Von H. v. Schonfeldt. Mit 379 Ab-
bildungen im Text. IV, 187 S. 1913 Mk 48.—, geb. Mk 69.—
Heft 11: Heterokontae. Von A. Pascher. — Phaeophyceae. Von A. Pascher.
- Rhodophyceae. Von J. Schiller. — Charales. Von W. Migula.
Heft 12: Schizophyceae. Von F. N. Wille.
Heft 13: Schizomycetes. Von R. Kolkwitz. — Fungi. Von M. v. Minden.
Lichenes. Von A. Zahlbruckner.
*) Heft 14: Bryophyta (Sphagnales, Bryales, Hepaticae). Von C. H. Warnstorf,
W. Monkemeyer, V. Schiffner. Mit 500 Abbildungen im Text.
IV, 222 S. 1914 Mk 67.20, geb. Mk 90.—
Heft 15: Pteridophyta, Anthophyta. Von G. Beck v. Mannagetta.
Heft 16: Phytoplankton. Von A. Pascher.
Die mit *) versehenen Hefte sind bereits erschienen. — Jedes Heft ist einzeln kauflch.
Hedwigia 1914, Heft 1/2: ... eine Fiille von vorziiglichen cbarakteristischen
Abbildungen, teils Originale und teils Kopien aus oft unzuganglicher, neuester Literatur,
iibersichtliche Tabellen fiir Gruppen, Gattungen und Arten, nicht zuletzt Hinweise auf
verwandte Formen, kritische Bemerkungen iiber system atische Stellung derselben und
Literaturnachweise, liefern dem Beuulzer ein Material von noch nie gebotener
Vollst and igkeit, so daB die praktische Arbeit, das Bestimmen und Untersuchen auch
der sehwierigslen Formen Freude und GenuB bieten muB. . E. Irmscher.
Die botanlSChe MikrOteChnlk. Ein Handbuch der mikroskopischen Arbeits-
verfahren. Von Dr. Hans Schneider. Zweite Auflage des gleichnamigen
Werkes von Prof. Dr. A. Zi mmerman n. Mit 220 Abbild. im Text, XII, 458 S.
gr. 8° 1922 Mk 120.-, geb. Mk 155.—
Das in Fachkreisen hoch geschatzte Werk von Zimmermann war langc Zeit
vergriffen. Anstelle des Verfassers hat Dr. H. Schneider cine Neubearbeitung iibcr-
nommen, aus der infolgc des groBen Zwischenraumes zwischen der ersten und dieser
neuen Auflage ein fast vollig neues Buch geworden 1st. Das Buch ist kein bloBes Prak-
tikuin, in welchcm der Stoff die Anordnung bestimmt, sondern es ist aufgebaut auf dem
leitenden Prinzip der Technik. Ein auf solcher Grundlage bearbeitetes Werk fehlte bisher
fiir die Botaniker.
Einfiihrung in die botanische Mikrotechnik. v«... Hubert sieben,
Techniker am Botanischen Institut der Universitat Bonn. Zweite, vermehrte
und verbesserte Auflage. Mit 22 Abbildungen im Text. IX, 114 S. kl. 8°
1920 Mk 20.—, geb. Mk 48.—
Zeitschrift fur Botanik. Bd. V. (1913): Sieben gehort zu den Mikro-
lechnikern, welche uber die reichste Erfahrung in der Herstellung botanischer Praparate
verfiigen. Seine ,,Einfuhrung" zeigt, daB er aufierdem auch die Gabe besitzt, den An-
fanger in klarer und knapper Darstellungsweise theoretisch und praktisch an-
zuleiten. Jedef Student wird sich nach diesen Anleitungen die wesentlichen Handgriffe
der Mikrotechnik, d. h. des Fizierens, Einbettens, Schneidens und Farbens leicht zu eigen
machen konnen. Abgesehen von Einzelheiten und Winken, die vom Verf. herriihren, sei
auf die von ihm angegebene ,,Einbettetrommel" besonders hingewiesen. Sehr niitzlich
sind schlieBlich die ,,praktisohen Anweisungen fur den Anfanger", welche die geeignetsten
Objekte fur das Studium der haploiden und diploiden Kernteilungen, der Befruchtungs-
vorgange usw. anfuhren.
Das Werkchen, welches die Traditionen des Strasbu rgerschen Institutes lebendig
erhalten wird, kann fiir die Einarbeitung in die zytologische Mikro-
technik aufs beste empfohlen werden. Hannig.
botaniSChe Praktiklim. Anleitung zum Selbststudium der mikro
skopischen Botanik fiir Anfanger und Geubtere, zugleich ein Handbuch der mikro-
skopischen Technik. Von E. Strasburger f. Sechste Auflage, bearbeitet von
Dr. Max Koernicke, Professor der Botanik an der landwirtschaftlichen Hoch-
schule Bonn-Poppelsdorf und der Universitat Bonn. Mit 247 Holzschnitten und
3 farbigen Abbildungen im Text. XXVI, 873 S. gr. 8° 1921
Mk 240.—
Aus der Natur, 1913, 9. Heft: . . . ein Werk, das fur den Anfanger wie fiir
den Geubteren in gleicher Weise unentbehrlich ist und das in jedem biologischen Labo-
ratorium (auch in hoheren Lehranstalten) seine Statte finden muB. Sn.
Das kleine botanische Praktikum fiir Anfanger. Anieitung zum
Selbststudium der mikroskopischen Botanik und Einfiihrung in die mikro
skopische Technik. Von Eduard Strasburger. Neunte, verbesserte
Auflage, bearbeitet von Dr. Max Koernicke, Professor der Botanik an der
landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf und der Universitat Bonn. Mit
138 Holzschnitten und 3 farbigen Abbildungen im Text. X, 272 S. gr. 8° 1921
Mk 80.-, geb. Mk 112.—
Pharmazeutische Zeitung, 1913, Nr. 101: . . . fiir den Anfanger die
denkbar beste Einleitung in die Botanik als Wissenschaft, die sich mit
lebenden Dingen und nicht nur mit Pflanzenleichen beschaftigt, gedacht. Dem Lehrer
und dem Pharmazeuten gibt sie ein uberaus klares Bild dessen, was er von der Botanik
als allgemeiner Disziplin wissen soil.
Das Buch wird gerade jenen eine Freude an der Botanik wecken, die nur zu leicht
geneigt sind, diese Wissenschaft als etwas Trockenes zu betrachten. An der Hand
dieses Buches ist jeder Lernenwollende fahig, sich allein eine
vorziigliche botanische Bildung zu schaffen und sich die mikroskopische
Technik anzueignen. Dr. Reno Muschler.
Pflanzen physio logie als Theorie der Gartnerei, yon Dr.
o. 6. Prof, und Direktor des pflanzenphysiologischen Institute an der Universitat
Wien. For Botaniker, Gartner, Landwirte, Forstleute and Pflanzenfrennde.
Vierte, neubearbeitete Auflage. Mit 150 Abbild. im Text. X, 337 S. gr. 8°
1921 Mk 80.-, geb. Mk 104.—
In halt: I. Ernahrung. 1. Die Wasserkultur. 2./3. Die unentbehrlichen und
die entbehrlichen Aschenbestandteile. 4. Stickstoff. 5. Der Boden. 6. Die Dungung.
7. Die Kohlensaureassimilation. 8. Das Wasser und seine Bewegung. 9. Die Transpiration
und der Transpirationsstrom in Beziehung zu gartnerischen Arbeiten. 10. Die Wanderung
der Assimilate. 11. Die Ernahrung der Pilze. 12. Ernahrungsweisen besonderer Art. —
II. Atmung. — III. Wachstum. 1. Allgemeines. 2. Wachstum und AuBenbedin-
gungen. 3. Wachstumsbewegungen. 4. Organbildung. 5. Ruheperiode, Treiberei und
Laubfall. IV. Vom Erfrieren und Gefrieren der Pflanzen. — V. Die unge-
schlechtliche und die geschlechtliche Fortpflanzung. — VI. Die
Keimung der Samcn. — VII. Variabilitat, Vererbung und Pflanzen-
ziichtung. — Sachregister.
Das Erscheinen von vier Auflagen innerhalb 5 Jahren ist wohl die beste Empfehlung
fiir dieses Buch ; es nimmt bereits einen ehrenvollen Platz in der gartnerischen und in
der botanisch-fachwissenschaftlichen Literatur ein.
mlkrOSkOpiSCheS PraktJkUm. Eine Einfuhrung in den Gebrauch
des Mikroskopes und in die Anatomic der hOheren Pflanzen. Zum Gebrauch in
den botanischen Laboratorien und zum Selbstunterrichte. Fiir Botaniker, Zoologen,
Studierende des hOheren Lehramtes, Pharmazeuten und Chemiker. Von Dr.
Arthur Meyer, o. 6. Prof, der Botanik und Direktor des botanischen Gartens
an der Universitat Marburg. Dritte, ver vollstandigte Auflage. Mit
110 Abbildungen im Text. V, 255 S. gr. 8° 1915 Mk 78.—, geb. Mk 120.—
Das Buch soil Anfanger in die Methoden der mikroskopischen Beobachtung ein-
fiihren. Als Objekt der mikroskopischen Arbeiten wird der anatomische Bau der
hoheren Pflanzen benulzt. Das Buch belehrt deshalb den Anfanger zugleich iiber die
Anatomic der Pflanzen, welche auf Grundlagen der neuesten Forschungen vorgetragen
wird. Durch seine genauen Anleitungen fur die Aibeiten und durch die allgemeinen Er-
lauterungen aus dem Gebiete der Anatomic ist das Praktikum nicht nur als Leitfaden
in den wissenschaftlichen Instituten, sondern auch zum Selbstunterricht brauchbar und
wird alien denen, welche einc Erziehung zur pflichtgctreuen Arbeit als ein wichtiges
Ziel eines jeden Uuterrichts betrachten, willkommen sein. Die neue Auflage ist durch
eine Anzahl Kapitel, welche nur von denen bearbeitet werden sollen, die sich spater
noch weiter mit Botanik beschaftigen wollen, und ferner noch einigc Abschnitte, welche
in die Mikrotom- und in die Farbetecbnik einfuhren sollen, vermehrt worden.
Praktikum der botanischen Bakterienkunde. Einfuhrung in die Me-
thoden der botanischen Untersuchung und Bestimmung der Bakterienspezies. Zum
Gebrauche in botanischen, bakteriologischen und technischen Laboratorien sowie
zum Selbstunterrichte. Von Dr. Arthur Meyer, o. 6. Prof, der Botanik und
Direktor des Botanischen Gartens an der Universitat Marburg. Mit 31 Abbild.
im Text und einer farbigen Tafel. VII, 157 S. 1913 Mk 54.-, geb. Mk 84.—
Kompendium der biologischen Beurteilung des Wassers. von
Prof. Dr. Julius Wilhelmi, Wissenschaftl. Mitglied der Landesanstalt fiir
Wasserhygiene Berlin- Dahlem. Mit 148 Abbildungen im Text. IV, 66 S. gr. 8°
1915 Mk 31.20, geb. Mk 60.—
In halt: I. Allgemeines, kurze hiatorische Uebersicht und die wichtigere Literatur.
— II. Binnengewasser und Abwasser. — III. Brack- und Meerwasser und die Einwirkung
von Abwassern auf dasselbe. — IV. Bedeutung der Biologic fur die Trinkwasserversorgung.
Zeitschrift fiir M edizinalbeamte vom 20. November 1915: . . . Ueberall
tritt der erfahrene Fachmann hervor, der nicht blofi iiber reichliches wissenschaftliches
Konnen, sondern fiber ebenso reiche praktische Erfahrungen verfugt und daraus ho'chst
wertvolle Schlusse zieht. Die Ausstattung des Kompendiums durch zahlreiche Abbildungen
tragt wesentlich zum besseren Verstandnis seines Inhaltes bei. Rpd.
tier Pflanze. Von Dr. Hans Mollsch, o. 6. Prof, und Direktor
des pflanzenphysiologischen Institutes an der Universitat Wien. Zweite, neu-
bearbeitete Auflage. Mit 139 Abbildungen im Text. VI, 153 S. gr. 8° 1922
Mk 24.—, geb. Mk 34.—
Molischs ,,Anatomie" hat in kurzer Zeit weitcste Verbreitung und grofien Anklang
gefunden, weil es bisher an einer kurzen und iibersichtlich gefaBten Zusammenstellung
der wichtigsten pflanzenanatomischen Grundlagen gefehlt hat. Die vorlicgende neue Auf-
lage ist sorgfaltig uberpriift und an zahlreichen Stellen erganzt worden. Wer sich fiber
den Bau der Pflanzen schnell unterrichten will, ohne zu den groBeren Lehr- und
Handbiichern zu greifen, findet in diesem Buch das Wissenswerteste zusammengefaBt.
Vor allem wird den Studierenden der Botanik und Biologic die neue Auflage wilder
willkommen sein.
Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen. Begrundet 1894 von Ed.
Strasburger, F. Noll, H. Schenck, A. P. Wilh. Schimper. Bearbeitet von
Prof. Dr. Hans Fitting, Bonn; Prof. Dr. Ludwig Jost, Heidelberg; Prof.
Dr. Heinrich Schenck, Darmstadt; Prof. Dr. George Karsten, Halle a. S.
Fiinfzehnte, umgearbeitete Auflage. Mit 849 zum Teil farbigen Abbild. im
Text. VIII, 701 S. 8° 1921 Mk 88.— geb. Mk 125.—
Monatshefte fur den naturwiss. Unterricht, Bd. X, Heft 10/11 : . . . Es
eriibrigt sich, uber das an erster Stelle aller Lehrbucher der Botanik stehende
Buch und seine vollendete Abrundung und groBe Reichhaltigkeit noch weiteres zu sagen*
Bastian Schmid.
Pharmazeutische Zeitung. 15. Juni 1921: . . . Ueber dieses Werk, das zu
den wcsenhaftesten der botanischen Unterrichtsliteratur gehort, kann kein Lob gesagt
werden, das nicht Wiederholung friiherer Anerkennung ware.
Morphologie und Biologie der Algen. von Dr. priedrich oitmanns,
Prof, der Botanik an der Universitat Freiburg i. Br. Zweite, umgearbeitete
Auflage.
Erster Band: Chrysophyceae — Chlorophyceae. Mit 287 Abbild. im Text-
VI, 459 S. gr. 8° 1922 Mk 100.—, geb. Mk 130.—
In halt: 1. Chrysophyceae. 2. Heterocontae. 3. Cryptomonadales. 4. Euglenaceae.
5. Dinoflagellata. 6. Conjugatae. 7. Bacillaviaceae. 8. Chlorophyceae (Volvocales,
Protococcales, Ulotrichales, Siphonocladiales, Siphonales). Charales.
Mil; dem vorliegeaden ersten Band erscheint das seit langerer Zeit vergriffeue
Buch uber die Algen in zweiter, vollig umgearbeiteter Auflage. Aus praktischen
Griiuden wird das Werk diesmal in drei Banden, die in rascher Folge erscheinen
werdeu, herausgegeben. Der erste Band enthalt die Flagellaten im weitesten Sinne
und das, was sich unmittelbar an sie anschlieBt, wie auch die griinen Algen. Der
zweite Band soil Phaeophyceen und Rhodophyceen bringen, der dritte Band wird
die allgemeinen Fragen behandeln. Was in den letzten Jahrzehnten an Erkenntnis
uber die niedersten Algen und uber die Flagellaten gewonnen worde, ist in der
neuen Auflage beriicksichtigt. Im ubrigen sind die Grundsatze, nach denen ge-
handelt wurde, im wesentlichen dieselben gebjieben. Die meisten Kapitel sind unter
Verarbeitung der Literatur aus den Jahien 1914 — 1921 vollkommen umgearbeitet
worden.
Morphologische und physiologische Analyse der Zelle der
Pflanzen Und Tiere. Grundzuge unseres Wissens uber den Bau der Zelle
und uber dessen Beziehung zur Leistung der Zelle. Von Dr. Arthur Meyer,
o. 6. Prof, der Botanik u. Direktor des botan. Gartens a. d. Universitat Marburg.
ErsterTeil: All gemeine Morphologie der Protoplasten. Ergastisehe Gebildc.
Zytoplasma. Mit 205 Abbild. im Text. XX, 629 S. gr. 8° 1920 Mk 152.—
ZweiterTeil:]. Liefg. : Die Beweguug des nonunion Zytoplasma. Die Meta-
bolie des Zytoplasmas. Die alloplasmatischen (Jebilde und die Muskelzelle. Mit
69 Abbild. im Text. S. 631—792. gr. 8° 1921 Mk 50.—
Das Buch ist fur Botaniker wie fiir Zoologen und Anatomen von groBer Bedeutung.
Der Verfasser behandelt Morphologie und Stoffkunde der Zelle in enger Verbindung.
Er nennt seine Arbeit eine Analyse der Zelle, denn sie sucht die mikroskopisch erkenn-
baren Bestandteile der Zelle in ihrer allgemeinen Bedeutung fiir die Lebenserscheinungen
zu sichten und zu ordnen und ebenso die Stoffe, welche die Protoplasten zusammen-
setzen, ihrer chemischen, physikalischen und biologischen Natur und Bedeutung nach zu
erforschen und zu bewerten. ,
THIS BOOK IS DUE ON THE LAST DATE
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WILL BE ASSESSED FOR FAILURE TO RETURN
THIS BOOK ON THE DATE DUE. THE PENALTY
WILL INCREASE TO SO CENTS ON THE FOURTH
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IV! A v 26 194
JAN 2 6 1942
APK 24 1947
?958
AUG 2 8 1958
1 1 1958
) 8 M b
LD
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